Skip to main content

Full text of "Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der Chirurgie"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commcrcial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automatcd  qucrying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  aulomated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogX'S  "watermark" you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  andhclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http  :  //books  .  google  .  com/| 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  fiir  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .corül  durchsuchen. 


► 


Boston 

Medical  Library 

8  The  Fenway 


//j 


JAHRESBERICHT 


ÜBER  DIE 


FORTSCHRITTE 


AUF  DEM  GEBIETE  DER 


CHIRURGIE. 


JAHRESBERICHT 


ÜBER  DIE 


FORTSCHRITTE 


AUF  DEM  GEBIETE  DER 


CHIRURGIE 


UNTER  MITWIRKUNG  VON 

Db.  Bartholdt  (Wiesbaden),  Dr.  Becker  (Hiloesheim),  Prof.  von  Bonsdorff  (Hklsinofors), 
Bk.  Borchard  (Poseh),  Dr.  B.  Bosse  (Berun),  Prof.  Dr.  Bötticher  (Giessen),  Dr.  Brunner 
iMüssrrliiigen),  Prof.  Dollinger  (Budapest),  Prof.  Dr.Ehsich  (Rostock),  Dr.  Giani  (Turin), 
D&.  GoKDBuis  (Dkventer),  Prof.  Goldmann  (Freibuko),  Dr-.  äAOFiiBACH  (Basel)  Prof.  Hildebrand 
(Beruh),  Prof.  Hoffa  (Berlin),  Dr.  Huster  (Altona),  Dr.  KAMMSTER^BERtiN),  Prof.  Kölliker 
iLeipiig),  Dr.  Maass  (New  York),  Dr.  Mac  Gillavrt  (Amsterdam),  Prof.  Sa^  Martin  (Madrid), 
Dr.  Mertkhs  (Brjemebhaven),  Dr.  Meyer  (Dresden),  ^Dr;  von  Mrysr  (Franh^urt  a/m.),  Dr.  H. 
Mohr  (BiKi:jcrBi.D),  Dr.  E.  Moser  (Zittau),  Dr.  A.  Müller  (Basel),  Dr.  Neck  (Chemnitz),  Dr. 
pAGSssmcHER  (WIESBADEN),  Pbof.  Partsgh  (Brsslau),  'Prof^  Pbls-Leusden  (Berlin),  Dr.  Pertz 
'Karlsruhe),  Prof.  Rkerink  (Freiburg),  Prof.  Ritsghl- (Freiburq),  Prof.  Rotgans  (Amsterdam), 
Dr.  Sackrbruch  (Greifswald),  Dr.  Schaldemosb  (Kopenhagen),  Dr.  Schönstadt  (Berlin), 
Dr.  Schultzx  (Duisburg),  Dr.  Schulz  XBarmen),  Prof.  Setdel  (München),  Dr.  Stoianoff 
(Plev5a),  Dr.  Sdter  (Basel),  Dr.  ürbanik  (Krakau),  Dr.  Volkmann  (Dbssau),  Dr.  E.  Voswinckel 
(Berlin),  Dr.  Waldvogel  ((3Attinqen),  Dr.  Willemer  (Ludwigslust),  Dr.  Ziegler  (München), 

Dr.  Zimmermann  (Dresden). 

REDIGIERT   UND   HERAUSGEGEBEN 

VON 

PROF.  DR.  HILDEBRAND 

IN  BERLIN. 


XI.  JAHRGANG. 

BERICHT    ÜBER   DAS   JAHR   1905* 


WIESBADEN. 

VERLAG  VON  J.  F.  BERGMANN. 

1906. 


Nachdrack  verboten. 
Übersetzungsrecht  in  alle  Sprachen  vorbehalten. 


Druck  der  Kgl.  UniverBit&todrucker«!  von  H.  Stflrtz  in  Wanbnrg. 


Inhalt. 


I.  Allgemeine  Chirurgie. 

Seit« 

I.  NtrkMe,  Narkotika,  Anaesthetika.    Ref.  Prof.  Dr.  A.  Rltsclil,  Freibarg  .  3    — 48 

Allgemeines  über  Narkose  and  Narkotisierang 8    —  11 

Ghloroformnarkose  und  Chloroformsaaerstoffnarkose 11  —  21 

Äthernarkose 21  —  23 

ithy]chlorid 28  —  25 

Slischnarkose 25  —  26 

Skopolamin-Morphin-Narkose 26  —  83 

Lokale  Anästhesie 33  _  89 

Rfickenmarksanftsthesie 39  —  48 

n.  AUgeneiae  Operatioiislelire.    Ref.  Prof.  Dr.  A.  Ritschl,  F reibarg     .    .    .  48  —  63 

OL  Vertiftnflgea.    Ref.  Oberarzt  Dr.  Ernst  Pagenstecher,  Wiesbaden  .     .    .  68  —  66 

IV.  Verbreooa^efl   oad   Erfriemogeo.     Ref.  Oberarzt  Dr.  E.  Pafeostecher, 

Wiesbaden 67  —  69 

A.  Yerbrennangen 67  —  69 

B.  Erfrieraogen 69 

V.  Aüfeaidiie  Qeschwalatlehre.    Ref.  Dr.  R.  Volkmaon,  Dessau 69  —  90 

Ätiologie  der  malignen  GeschwQlste 69  —  78 

Histologie  der  Geschwülste 78  —  81 

Klinik  nnd  Kasuistik  der  Geschwülste 81  —  90 

VI.  Vertetzang eo  ood  chinirgische  Krankheiten  der  Haut  und  des  Snbkntan- 
fcwcbes.    Ref.  Kgl.  Kreisarzt  Dr.  E.  Becker,  Hiidesheim 91  —126 

Allgemeines 91  —  93 

Spezielles 98  —126 

I.  Verletzungen 93  —  99 

1.  Frische  Verletzungen 93 

2.  Narben  behandlang,  Plastik,  Transplantation 94  —  99 

II.  Chirurgische  Erkrankungen 99  — 126 

1.  Zirkulationsstörungen 99  —101 

2.  EntzQndungen 101 

3.  Spezifische  Entzündungen 101—107 

4.  Progressive  Ernährungsstörungen 107—121 

a)  Hypertrophie 107—112 

b)  Geschwülste 112-121 


VI  Inhalt. 

5.  Regressive  Ernährungsstörungen 1. 

6.  Epitheliale  Anhangsgebilde  der  Haut 1^ 

7.  Seltene,  durch  Parasiten  erzeugte  Hantkrankheiten    .    .     .     .     li 

VII.  Tuberkulose,   Syphilis,   Lepra,   Aktinomykose,    Mllibrand,  Maul-  uod 
Klaueuseuche,  Echinococcus.  Ref.  Priv.-Doz.  Dr.  R.  Waldvogel,  Göttin  gen 
•  und  Medizinalrat  Dr.  A.  Borchard,  Posen 12 

Tuberkulose.    Ref.  Priv.-Doz.  Dr.  R.  Waldvogel,  Göttingen    .     .     12 

Botryomykose,  Rotz,  Noma,  Aktinomykose,  Echinococcus, 
Milzbrand,  Lepra.  Syphilis.  Ref.  Medizinalrat  Dr.  A.  Borchard» 
Posen 18 

Botryomykose,  Rotz,  Noma 18 

Aktinomykose 181 

Echinococcus 18^ 

Milzbrand 18( 

Lepra 18^ 

Syphilis 18£ 

VIII.  Erkrankungen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  und  Muskeln.    Ref.  Prof.  Dr. 

E.  Qoldmann,  Freiburg 19g 

'    IX.  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blutgefässe,  der  Lymph- 

gefXsse  und  Lymphdrüsen.    Ref.  Prof.  Dr.  E.  Ehrich,  Rostock    .    .    .  205 

Allgemein.es 205 

Hämophilie 210 

Blutstillung.    Hämostatika 211 

Venaesektion.  —  Intravenöse  Infusion 213- 

Heilwirkung  der  Hyperämie 214 

Gefässverletzung.  —  Unterbindung.  —  Gefässnaht 215- 

Arterienerkranknng 221- 

Das  Aneurysma 2^6- 

Phlebitis.    Thrombose.    Varicen 232- 

Lymphdrüsen-  und  Lymphgefässerkrankungen  236- 

Gefässgeschwülste 242- 

X.  Verlegungen  und  chirurgische  Erkrankungen  der  peripherischen  Nerven. 

Ref.  Prof.  Dr.  Th.  Kölliker,  Leipzig 243- 

Lehrbttcher    

Nervenanatomie 

Nervendegeneration.    Nervenregeneration    .... 

Pathologie  der  Nerven . 

Nervenluxation 

Nervennaht  ......    

Nerven-Anastomose 

Nervenlösung 

Nervendehoung 243—! 

Nervenresektion 

Intrakranielle  Trigeminusresektion 

Sympathicus-Resektion 

Periphere  Paralyse 

Neuralgie 

Neuritis 

Neurora 1 

Nachtrag  zu  1904 ^ 

XI.  Allgemeines  über  Frakturen  und  Verletzungen  der  Gelenke.    Ref.  Geh. 

Med.-Rat  Prof.  Dr.  A.  Hoffa.  Berlin 255-2; 


Inhalt.  VII 

Betto 

Xil.  Die  Ericraiilaiiiffea  der  Koocheo.    Ref.  Prosektor  Dr.  C.  Hnefer,  Alton a  271-291 

Allgemeines 275—278 

Anomalien  des  Knochen  Wachstums 278—280 

Osteomyelitis,  Ostitis  fibrosa 280-281 

Tnberkalose,  Lnes,  Typhus,  Lepra 281—282 

Ostitis  defonnans,  Osteoarthropathie 282—283 

Osteomalacie 288-284 

Rachitis  and  Barlowsche  Krankheit 284—285 

Akromegalie 285—286 

Knochen  plombier  ang,  osteoplastische  Operationen 286—288 

Zysten  und  GeschwQre 288—291 

XID.  Erkraaknafen  der  Gelenke.    Ref.  Dr.  K.  Bartholdy,  Wiesbaden.    .    .  291-306 

Allgemeines 291^294 

Erkrankungen  der  Gklenke  bei  akuten  Infektionen 294—295 

Chronische  Erkrankungen  der  Gklenke 295—303 

Sonstige  Erkrankungen 303-806 

XIV.  WiiBdheilaiif t  Stönmgea  der  Wandheiloot»  Waodlofektlooserref er  (Ent- 
zifldaaf ,  Eiteroof ,  Erysipel,  iiyogene  Allgemeiaerkrankaafen,  Toxlmie, 
Sephthimie).  Waadbehaadlans:,  Aseptik,  Antiseptlk,  Antiseptika.    Ref. 

Chefarzt  Dr.  K.  Bmnner,  Mflnsterlingen 306—331 

1.  Wandheilung,  Störungen  der  Wundheilung 806—314 

a)  Allgemeines.  Experimental Untersuchungen,  Bakteriologisches  Aber 
Wundinfektion-  und  Eitererreger 306-309 

b)  Phlegmone,  Gangrftn,  Noma,  Furunkel,  Karbunkel,  Staphylokokken- 
Infektion 309—310 

c)  Streptokokkeninfektion.    Erysipelas.    Antistreptokokkenserum     .  310—313 

d)  Pyogene   Allgemeinerkraokungen.     Toxftmie,    Sephth&mie,   Pyo- 
sephthftmie 913—314 

2.  Wandbehandlung 314-331 

a)  Aseptische  Wundbehandlung.    Geschichtliches.    Bedingungen  der 

Aseptik.    Allgemeines 314—317 

h)  Desinfektion  der  Hände  und  des  Operationsfeldes 317—319 

c)  Sterilisation  des  Naht-  und  Unterbindungsmateriales 820 

d)  Sterilisation  des  Verbandmateriales,  der  Instrumente,  Schwämme  881 

e)  Antiseptik,  Antiseptika 322—325 

f)  Behandlung  von  Verletzungen  und  infizierten  Wunden    ....  326—327 

g)  Behandlung  akuter  Entzündungen  mit  Biers  Stauungshyperämie  327—331 

XV.  Tetaoiis.    Ref.  Chefarzt  Dr.  K.  Bmnner,  Münsterlingen 332-338 

L  Pathogenese,  Wirkung  des  Tetanusgiftes.  Symptomatologie.  Kopftetanus  332—335 

n.  Therapie 335—338 

XVI.  Wnt    Ref.  Chefarzt  Dr.  K.  Branner,  Mansterlingen     ......  338—340 


IL   Spezielle  Chirurgie. 

I.  Kopf. 

L  Die  Verletznngen  und  chinirf  Ischen  Krankheiten  des  SchXdels  und  Gehirns. 
Ref.  Dr.  E.  von  Meyer,  Frankfurt  a/M 343—367 

Allgemeines  Ober  Hirnchirurgie  und  Trepanation 843—346 

Verletzungen  des  Schädels  und  Qehirns  durch  Schuss  und  andere  Ge- 
walten.   Traumatische  Meningitis  und  Himabszesse 346—354 


VIIT  Inhalt. 

Sc 

Erkrankungen  der  Stirn-  und  Eeilbeinhöhlen 354 

Hydrocephalus,  Meningocelen,   Encephalocelen,  Meningitis   und   nicht 

otogene  Thrombosen 856 

Trigeminusneuralgie 357 

Epilepsie 857 

Tumoren  und  Zysten 860- 

Otitische  Erkrankungen 864- 

N achtrag:  Ausländische  Referate 867 

II.  Verletzuoi:ea  ood  chlrorfische  Krankheiten  des  äusseren  Anges,   des 
äosseren  Ohres  und  der  Nase.    Ref.  Dr.  Q.  Zimmermann,  Dresden  und 

Dr.  W.  L  M^er,  Dresden 368- 

A.  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  äusseren 
Auges.    Ref.  Dr.  W.  L.  M^er,  Dresden 368- 

B.  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  äusseren 
Ohres  und  der  Nase.    Ref.  Dr.  Q.  Zimmermann,  Dresden  .    .  398- 

1.  Ohr 398- 

2.  Nase 402- 

III.  Die  Verletzungen  und  die  chirurgischen  Krankheiten  des  Gesichts,  der 
Spelcheldr&sen,  des  Mundes,  der  Zunge,  des  Gaumens,  der  Gesichtsnerven, 
der  Mandeln,  der  Kiefer  und  der  Zähne.    Ref.  Prof.  Dr.  C.  Partsch, 

Breslau 410— 

Erkrankungen  des  Gesichts 410— 

Erkrankungen  der  Gesichtsnerven 418— 

Angeborene  Missbildungen          421— 

Erkrankungen  der  Mundschleimhaut 424— 

Erkrankungen  der  Speicheldrüsen 426— 

Erkrankungen  der  Zunge 432— 

Erkrankungen  des  Gaumens 436— 

Erkrankungen  der  Mandeln 441  — 

Erkrankungen  der  Kieferhöhlen 446— 

Erkrankungen  der  Kiefer  und  Zähne 451—^ 

n.  Hals. 

IV.  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Halses  und  der  Schilddrüse. 

Ref.  Dr.  D.  Mac  Gillavry,  Amsterdam 462— £ 

Schilddrüse.    Morbus  Basedow 462—4 

Andere  Halsorgane 489—5 

V.  Chirurgische  Erkrankungen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.  Ref. 
Priv.-Doz.  Dr.  F.  Sauerbruch,  Greifs wald 503—5 

Rachen 503-5 

Ösophagus 506—5! 

VI.  Kehlkopf,  Luftröhre,  Bronchien.    Ref.  Prof.  Dr.  C.  Bötticher,  Gi essen  .  526-51 

A.  Kehlkopf 526-5( 

B.  Luftröhre  und  Bronchien 533— 5^ 

m.  Brust. 

VII.  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Thorax.    Ref.  Prof.  Dr.  C. 
Bötticher,  Gi  essen 538-54 

VIII.  Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der  Brustdruse.    Ref. 

Prof.  Dr.  G.  Bötticher,  Giessen 547-55 

Angeborane  und  entzündliche  Störungen  der  Brustdrüse 547—54: 

Geschwülste  der  Brustdrüse 549-55' 


Inhalt.  IX 

Seite 

OL  Verietmfeo  aad  chirnrtische  Krankheiten  der  Pleura  und  Lnnfe.  Ref. 

Okcrant  Dr.  J.  Schnlz,  Barmen 555—594 

Heora 555—567 

Longe 567—594 

I  Erfcraafaiafea  des  Denens  und  des  Herzbeutels.    Ref.  Dr.  B.  Bosse, 

fierlin 595-629 

MisBbildaogen,  teila  angeboren,  teils  erworben 597—598 

Experimentelle  Physiologie  nnd  Pathologie  des  Herzens 598—599 

Hendilatation 599—601 

Spontane  und  posttiaomatische  Herz-  und  Gefässyeränderangen  .    .    .  601 — 604 

Fremdkörper 604 

Digitalis  und  Ersatzmittel 604-606 

Entzfindongen 606—609 

Geachwfilste 609—611 

Herzanenrysmen 611 

Aortenanenrysmen 611—612 

Aneorysmen  anderer  Gefftsse 613—614 

Stich-  und  Scbassyerletzongen 614—616 

Operative  Herzchirurgie 616—620 

IT.  Bauch. 

XL  Verfetznufea  nnd  chirursische  Erkrankungen  des  Magens.    Ref.  Dr.  B. 

Meser,  Zittau 621—714 

A.  Allgemeines 621—667 

B.  Spezielles 668—714 

a)  Verletzungen,  Ulcus  ventriculi  traumaticum  und  Fremdkörper    .  668—670 

b)  Gastroptose.  Magendilatation.   Postoperative  und  parenchymatöse 
Magenblutungen 670—679 

c)  Yolyulus  des  Magens 679 

d)  Kongenitale  Pylorusstenose.    Kongenitaler  Sanduhrmagen  .    .    .  679 — 684 

e)  Entzündungen,  Geschwftre  und  deren  Folgeerscheinungen  .    .    .  685—703 

f)  GeschwfllBte,  Lues,  Tuberkulose 703—714 

Xn.  Die  Verletznngen  nnd  chirurgischen  Krankheiten  des  Darmes.   Ref.  Dr.  E. 

Hagenbach,  Basel  und  Dr.  B.  Voswinckel,  Berlin 714—827 

Allgemeines.    Technik.    Ref.  Dr.  £.  Hagenbach 714—738 

Kongenitale  Störungen.    Ref.  Dr.  E.  Hagen bach 733—735 

Verletzungen.    Fremdkörper.    Ref.  Dr.  £.  Hagen  bach 735—740 

Tumoren.    Ref.  Dr.  E.  Hagenbah 740—747 

Entzfindnngen,  Geschwfire,  Strikturen,  Divertikel,  Perforation    Ref.  Dr. 

E.  Hagenbach 747—767 

1.  Kolitis,  Sigmoiditis 747-750 

2.  Tuberkulose,  Syphilis 750—755 

3.  Geschwfire,  Gangrftn 755—758 

4.  Stenosen 759—761 

5.  Dilatation,  Hirschsprungsche  Krankheit,  chronische  Konstipation  761—763 

6.  Perforation,  insbesondere  bei  Typhus  abdominalis 763—764 

7.  Divertikel,  Prolaps,  Fisteln,  Enteroptose,  Varia  , 765—767 

Appendicitis.    Ref.  Dr.  E.  Voswinckel,  Berlin 768—818 

Darmverschluss.    Ref.  Dr.  E.  Hagenbach   . 818—827 

1.  Allgemeines 818—820 

2.  Strangulation,  Knickung,  Kompression 820—821 

3.  Volvnlus 821—824 

4.  Invagination 824—827 

5.  Heus  durch  Meokelsehes  Divertikel,  Wfirmer  etc 827 


X  Inhalt. 

XIII.  Erkraakaagea  der  Banchwand  und  des  Peritoneums.  Ref.  Oberarzt  Dr. 
Ernst  Pafeostecher,  Wiesbaden 82 

Bauch.    Allgemeines 82 

Erkranknngen  der  Banchwand 83 

Erkrankangen  des  Nabels *.     .       83; 

Verletzungen  des  Bauches * 831 

Akute  Peritonitis 83t 

Tuberkulose  Peritonitis 84€ 

Aszites 841 

Geschwülste 84.= 

Krankheiten  des  Mesenteriums  und  Netzes 846 

Bretroperitoneales  Gewebe 85C 

Nachtrag::  Italienisshe  Literatnr.    Ref.  Dr.  R.  Qiani,  Turin    .    .    .    .  851 

XIV.  Verletzungen  und  chirargisclie  Krankheiten  des  Rektums.  Ref.  Dr.  Fr. 
Mertens,  Bremerhaven 853 

A.  Allgemeines 853 

B.  Spezielles 858 

a)  Kongenitale  Störungen 858 

b)  Verletzungen.    Fremdkörper 858 

c)  Entzflndungen,  GescbwQre,  Strikturen 858 

d)  GeschwtQste,  Prolapse,  Hämorrhoiden 860- 

XV.  Die  Hernien.    Ref.  Dr.  E.  Kammeyer,  Berlin 866 

Allgemeines 867- 

Inguinalhemien 874- 

Kruralhernien 879- 

ümbilikalhernien 882- 

Innere  Hernien 883- 

Seltene  Hernien 884- 

XVI.  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Leber  und  Qallenblase. 

Ref.  Oberarzt  Dr.  Ernst  Pagenstecher,  Wiesbaden 891- 

Allgemeines 891— 

Verletzungen  der  Leber  und  der  Gallenblase 893— 

Schnflrleber,  Wanderleber,  Leberdrrhose,  Tuberkulose,  Syphilis    .    .  896— 

Echinokokken  der  Leber 899— 

Leberabszess,  Leberen tzflndung,  Cholangitis 906— 

Tumoren  der  Leber,  Gallenblase  und  Gallengänge   .......  902— 

Erkrankungen  der  Gallenblase  und  des  Ductus  cysticus  ausschliesslich 

Tumoren 905— 

Erkrankungen  des  Ductus  choledochus  und  hepaticus  (ausschliesslich 

Tumoren) 911— 

Galienstoinileus 914 

Nachtrag:  Italienische  Literatur.    Ref.  Dr.  R.  Qiaai,  Turin   ....  915- 

XVII.  Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der  Milz.    Ref.  Dr. 
Achilles  Maller,  Basel 920- 

Verletzungen 920— 

Akute  Entzündungen 921— 

Chronische  Entzündungen 922— 

Hyperplasien 923— 

Zysten 929- 

Varia 931-  ! 

XVIII.  Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der  Nieren  und  Harn- 
leiter.   Ref.  Priv.-Doz.  Dr.  P.  Ziegler,  M  ü  n  c  h  e  n   ......  934- 1( 


Inhalt.  XI 

Seite 

Aogeborene  Missbildangeii 934—  986 

ADatomie  und  Physiologie 936—  937 

NierenTerletzongen 937—  938 

Wanderniere 938—  944 

Hjdronephroee 944—  946 

Aknte  Pyelitis,  I^onephritis,  Pyonephrose,  Nieren abszesse  .    .    .  946 —  949 

Para-Perinephritis 949 

Tuberkulose 949—  955 

Nephrolitbiasis 955—  960 

Anurie 960—  961 

Funktionelle  Nierendiagnostik 961—  968 

Geschwülste  und  Zysten 869-  976 

a)  Zysten 971—  974 

b)  Geschwülste 974—  976 

Operationen 977—  979 

Akute  und  chronische  Entzündung 979—  992 

Chirurgie  der  Harnleiter 992—  998 

Kasuistik  und  Lehrbücher 998—1003 

Chirurgie  der  Nebenniere 1008—1005 

Adrenalin  usw 1005—1007 

Syphilis 1007 

Varia 1007 

XIX.  Die  VerietzBogea  und  chirargiscbeo  Krankheiten  der  Blase.    Ref. 

Prof.  Dr.  H.  Reerink,  Freibnrg  i.  Br 1011-1035 

Anatomie  und  Physiologie  der  Blase 1011—1012 

Allgemeines  Ober  Blasenchirurgie 1012—1020 

Ektopie,  MissbUdungen,  Divertikel 1020—1022 

Yerletzongen  der  Blase 1022—1024 

Zystitis,  Perzystitis 1024—1027 

Tuberkulose  der  Blase 1027 

Fremdkörper  der  Harnblase 1027—1028 

Blasensteine 1028-1030 

Geschwülste  der  Blase 1080—1035 

XX.  IKe  Verletznngen  ood  chirargiscbea  Krankheiten  der  männlichen 
Genitalien.    Ref.  Dr.  H.  Mohr,  Bielefeld 1035-1120 

Allgemeines.    Penis.    Skrotum 1035 — 1047 

Hüllen  des  Hodens  und  Samenstranges 1047—1051 

Hoden,  Nebenhoden  und  Samenstrang 1041—1068 

Prostata,  Samenbläschen,  Cowpersche  DrQsen 1068—1111 

Nachtrag.    Italienische  Referate 1112—1120 

XXI.  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Urethra.  Ref.  Prof. 

Dr.  F.  Pels-Lensden,  Berlin 1120-1133 

XXII.  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  oberen  Extremität. 

Ref.  Or.  C.  Neck,  Chemnitz 1133-1151 

Angeborene     Krankheiten,     Missbildungen,     Entwickelungshem- 

mungen  etc 1133—1136 

Krankheiten  der  Haut 1136-1137 

Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Gefässe 1187 

Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Nerven 1137—1188 

Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Muskeln,  Sehnen,   Sehnen- 
scheiden, Schleimbeutel  und  Faszien 1138—1139 

Erkrankungen  der  Knochen  und  Gelenke 1139—1142 


XII  Inhalt 

Frakturen 11^ 

Luxationen 114 

Verschiedenes HS 

XXIII.  Die  Verletzuni^en  uad  chlnirKlscben  Krankheiten  der  unteren  Extre- 
mität. Ref.:  Oberarzt  Dr.  P.  Schnitze,  Duisburg,    Medizinalrat 

Dr.  A.  Borchard,  Posen,  Dr.  P.  Snter,  Basel 115: 

Angeborene  Missbildungen  und  Difformitäten  der 
unteren  Extremität.  Ref.  Oberarzt  Dr.  P.  Schnitze,  Duis- 
burg    115! 

Eongenitale  Luxation  der  Hüfte 1151 

Coxa  vara 1151 

Coxa  valga 1161 

Genu  recurvatum  und  Genu  valgum 1161 

Kongenitale  Luxation  des  Fussgelenks   .  116^ 

Klumpfuss  und  Hohlfnss 1163 

Plattfuss 1166 

Metatarsns  varus 1168 

Halux  valgus 1168 

Kongenitale  Defekte 1168 

Verletzungen    der  Knochen    und  Gelenke   der   unteren 

Extremität.    Ref.  Medizinalrat  Dr.  A.  Borchard,  Posen  .    .  1170 

Allgemeines 1170 

Frakturen  und  Luxationen  im  Bereich  des  Beckens 1170 

Luxationen  im  Hüftgelenk 1171- 

Frakturen  des  Schenkelhalses 1172- 

Frakturen  des  Oberschenkels 1174- 

Knie 1175- 

Luxation  der  Patella 1176 

Streckapparat  des  Knies 1176- 

Verletzungen  der  Semilunarknorpel,  Kreuzbänder  usw 1179 

Unterschenkel 1179- 

Luxationen  im  Bereich  des  Fusses 1191 

Frakturen  im  Bereich  des  Talus  und  Calcaneus 1182 

Mittel-  und  Vorderfuss 1182- 

Die  Erkrankungen  der  unteren  Extremität  unter  Aus- 
schluss der  angeborenen  Missbildungen,  der  Diffor- 
mitäten, Frakturen  und  Luxationen.   Ref.  Dr.  P.  Snter, 

Basel 1184- 

Lehrbflcher,  Anatomie,  Allgemeines,  Operationsmethoden,  Apparate  1184- 

Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Weichteile 1193- 

Haut  und  Anhangsgebilde 1193 

Blutgefässe 1194- 

Nerven 1196 

Sehnen,    Sehnenscheiden,    Faszien,    Muskeln,    Schleimbeutel, 

Lymphgefässe  und  Lymphdrüsen 1196- 

Varia 1199- 

Verletzungen  und  Erkrankungen  der  Knochen 1206— 

Becken 1106 

Oberschenkel 1206- 

ünterschenkel 1208- 

Knochen  des  Fusses      1211— 


Inhalt.  XIII 

Seite 

Erkrankangen  der  Gelenke 1212—1226 

Dee  Hfiftgeleukes 1212-1215 

Des  Kniegelenkes 1215—1225 

Des  Fussgelenkes 1225—1226 

XXIV.  OieVerletzaoteo  und  chinirgischea  Krankheiten  der  Wirbelsinle  uod 

des  Rnckenmarks.   Ref.  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  A.  Hoffa,  Berlin  1227-1265 

Frakturen,  Lnxationen  und  sonstige  Verletzungen  der  Wirbelsäule  1227—1231 
Osteomyelitis,   trsumatische  Erkrankungen   und  chronische  Ent- 
zündungen der  Wirbelsäule 1231—1285 

Spondylitis  tuberculosa 1235—1239 

Skoliose 1289-1253 

Tumoren  der  Wirbelsäule,   des  Rückenmarks  und  seiner  Häute, 

Spina  bifida,  Missbildungen 1254—1258 

Traumatische  Rückenmarkserkrankungen  1258—1260 

Nachtrag:  Italienische  Referate 1260—1265 

XXV.  Kdatienolo^e.    Ref.  Dr.  A.  Perti,  Karlsruhe 1265—1293 

XXVL  Die  Lehre  voo  den  Instmmenteii,  Apparaten  und  Prothesen.    Ref. 

Prof.  Dr.  0.  Hildebrand»  Berlin 1294-1296 

XXVII.  Kriepchimrfie.    Ref.  Generalarzt  Prof.  Dr.  K.  Seydel,  München  1297-1305 

XXVUL  Italienische  Literatur  von  1905.    Ref.  Dr.  R.  Qlaui,  Turin     .        .  1305-1345 

III. 

HisMiches;  Lehrbiicher;  Berichte.  Aufsätze  allcemeinen  Inhalts.  Ref.  Prof. 

Dr.  0.  Hildebrand,  Berlin 1349—1364 

Geschichte  der  Chirurgie 1349—1350 

Lehrbücher 1350-1351 

Jahresberichte  von  Krankenhäusern  etc 1352 — 1354 

Aufsätse  allgemeinen  chirurgischen  Inhalts 1354 — 1364 

AntMta-Rccister 1365—1388 

Sacl-R^ster 1389 


Die  Redaktion  des  von  Prof.  Dr.  O.  Hildebrand  (Berlin)  he 
gegebenen  Jahresberichtes  richtet  an  die  Herren  Fachgenosser 
Forscher,  welche  in  dessen  Gebiete  Gehöriges  und  Verwai 
publizieren,  die  ergebene  Bitte,  sie  durch  rasche  Übersendung 
Separat-Abdrücken  ihrer  Veröffentlichungen  sowie  durch  einschlag 
Mitteilungen  baldigst  und  ausgiebigst  unterstützen  zu  wollen. 

Zusendungen  wolle  man  an  Herrn  Professor  Dr.  O.  Hildebr; 
Berlin  N.W.,  Kronprinzen  Ufer  61.,  richten. 


Berichtigungen. 


Aaf  S.  23 — 24  mass  e»  mehrfach  statt  Fluorixio  PhloridEin  heüeten. 

Aaf  S.  4,  26  und  27  mu.ss  es  statt  Dick  Dirk  heisHeD. 

Aaf  S.  783  8.  Zeile  von  unten  muKs  es  statt  Laminariatherapie  Scrumtherapie  heinsen. 


I.  Teil. 


Allgemeine  Chirurgie 


Jabrctbwieht  fBr  Chinirgie  1905. 


I. 


Narkose,  Narkotika,  Anästhetika. 


Referent:  A.  Ritschl,  Freiburg. 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

I.  ^Appftreil  ponr  raneethdaie  par  an  m^lange  d'air,  de  chloroforme  et  d'oxygöne.  (Appa- 
leil  de  Both-Dräger-Goglielminetti.)  Joamal  de  m^d.  et  de  chir.  prat,  1905.  li«r  cahier. 
p.  35. 

1  Armand  et  Bertier,  Da  danger  des  yapears  chlorozycarboniqaes.  Rev.  de  chir.  1905. 
Nr.  7. 

3.  Baeker-GrOndahl,  Über  den  Einflass  der  Äthemarkose  anf  die  Nieren.  Ein  Beitrag 
ZOT  Frage  nach  der  Schftdlichkeit  der  Narkose.  (Aas  dem  Erankenhaase  zn  Stavanger.) 
Norsk  Magazin  for  Liegevidenskapen  1905.  H.  5.  511. 

4.  *Barancjr,  AnesthMe  par  la  stovaine.    Joam.  de  mM.  1905.  Nr.  41. 

b.  Bellamy  Gardner,  A  tongae  clip  for  use  in  anaesthesia.  British  med.  joam.  1905. 
Aag.  26. 

6. The  recent  discassion  on  Chloroform  anaesthesia.  The  Lancet  14.  I.  1905.  p.  117. 

7.  Betagh,  Observations  cliniqnes  et  recherches  exp^rimentales  sar  les  effets  du  chloro- 
forme administrö  dans  les  piäces  oa  brCllent  des  becs  de  gaz.  Ref.  in  Sem. 'm^.  1905. 
Nr.  6.  p.  68. 

&  Bier,  Über  den  jetzigen  Stand  der  Rflckenmarksanästhesie,  ihre  Berechtigung,  ihre 
VorteQe  und  Nachteile  gegenflber  anderen  Anästhesierangsmethoden.  Verhandlungen 
der  Deutschen  Gesellschaft  fttr  Chirurgie  84.  Kongress  1905. 

9.  *Blondeau,  Sur  l'emploi  de  la  stoyaine.   Joum.  de  m^.  de  Chir.  prat.  1905.  25  Aoüt. 

10.  *Bockenheimer,  Technik  und  Indikationen  der  lokalen  Anästhesie  Zeitschrift  für 
ftrztL  Fortbildung.  Nr.  7,  10,  11,  15. 

II.  Bonachi,  Über  die  Racbistovainisation.    Revista  de  Chirurgie  1905.  Nr.  5  (rumänisch). 

12.  Borchgrevink,  0.,  Chloroform  oder  Äther.  (Aus  den  Verhandlungen  der  med.  Ge- 
sellschaft zu  Christiimia.)    Norsk  magazin  for  Lffigevidenskapen  1905.  Nr.  4.  p.  23. 

13.  *Brat,  Über  einen  neuen  Sauerstoffatmungsapparat.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  15  (Diskussion  Nr.  18). 

li  Braun,  Die  Lokalanästhesie,  ihre  wissenschaftlichen  Grundlagen  und  praktische  An- 
wendung.   Leipzig  1905.  Verlag  von  Jos.  Ambr.  Barth. 

15.  ->  Über  Mednllaliaranästhesie.  Med.  Gesellschaft  Leipzig.  Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  24. 

16.  —  Ober  einige  neue  örtliche  Anästhetika  (Stovain,  Aljpin,  NovokainV  Deutsche  med. 
Wochenschrift  1905.  Nr.  42. 

17.  B  rev  er,  Chloroform  anaesthesia  complicated  by  a  fit.    Lancet  21.  1.  1905.  p.  187. 

IS.  Broaardel,  Sur  Tintoxication  par  la  cocalne.  Journal  de  m^decine  et  de  Chirurgie 
pratiqnes  1905.  Cahier  18. 

1* 


4  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

19.  *Carle8,  Un  nonvel  anaesthMqne,  ]a  Bcopolamine.   (Kurzer  Bericht  über  die  Sl 
minnarkoseO    Journal  de  mäd.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  12. 

20.  Gernezzi,  A.,  L'  aneatesia  locale  con  la  stovaina  e  con  la  miarela  atoTaino-fl 
linica  nella  chirurgia  generale.    Riforma  medica.  Marzo  1905. 

21.  Goakley,  Report  of  the  uae  of  atovaine.    Med.  News  1905.  April  15. 

22.  *Goenen,  Die  Technik  der  Lumbalpunktion.    Zeitachr.  für  ftrztl.  Fortbildung. 
28.   *Cohen,  Danger  of  Chloroform.    Med.  Newa  1905.  Nov.  4.  p.  909. 

24.  Golombani,  Erfahrungen  über  lumbale  Analgesie   mit  Tropakokain.     Wienei 
Wochenschr.  1905.  Nr.  21. 

25.  '^Daniell,  Records  of  100  administrationa  each  of  chloride  of  ethyl  and  of 'aomn 
alone  and  in  mixture  with  nitrous  oxide.    Lancet  1905.  Oct.  21.  p.  1177. 

26.  * —  Some  obaervationa  on  anaeathetic  mixtures  and  sequencea  in  general  anaesl 
The  Edinburgh  med.  joum.  Febr.  1905. 

27.  Danielsen,  Poliklinische  Erfahrungen  mit  dem  neuen  Lokalanästhetikum  Nov 
Münchener  med.  Wochenachrift  1905.  Nr.  46. 

28.  Defontaine,  Sur  l'emploi  de  la  acopolamine  comme  anaesth^sique.  Soc.  de  Chir. 
Nr.  24. 

39.  Delbet,  Instruments  ä  Inhalation  chloroformique.  BulL  et  m^m.  de  la  aoc.  de 
de  Paria  1905.  Nr.  20/21. 

80.  * —  Ghloroformiaation  en  pr^sence  des  foyers  de  combustion.  Arch.  g^n.  de  m^d. 
Nr.  88. 

81.  D^lorme,  Note  sur  un  propulseur  de  la  machoire  inf^rieure.  Soc.  de  chir.  1905.  N 

82.  D  e  n  u  c  ^ ,  Administration  of  water  before  giying  Chloroform  to  prevent  vomiting. 
in  The  Lancet  1905.  p.  178. 

88.  * —  Absorption  d*eau  avant  la  chloroformisation  etc.  Gaz.  hebdomad.  de  Bordeaux 
Nr.  52. 

34.  Dick,  Morphium-Hyoscin-Narkose.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10.  p.  2 

35.  Diez,  J.,  Ricerche  sulla  possibilitä  dl  impedire  il  Tomito  nella  cloronarcosi.  Gl 
Modema  1905.  Nr.  17. 

36.  Dirk,  Über  die  Skopolamin>  Morphium -Narkose.  Deutsche  med.  Wochenschr.  ] 
Nr.  10. 

87.   DOnitz,  Technik,  Wirkung  und  spezielle  Indikation  der  Rfickenmarkaanftsthesie. 
handlungen  der  deutschen  Gesellschaft  für  Ghirurgie  und  Diskussion.    Verhandln] 
der  deutschen  Gesellachaft  für  Ghirurgie.  84.  Eongress  1905. 

38.  Drury  and  Thomaon,  A  nasal  inhaler  for  the  administration  of  ether.  La 
18.  in.  1905.  p.  724. 

39.  *£lliot,  The  action  of  adrenalin.  British  med.  Journal  1905.  Jnly  15.  (Betrifft  phj 
logiaehe  Stadien  über  die  Wirkung  auf  glatte  Muskelfasern  und  die  allgemeinen  < 
Wirkungen  dea  Mittela.) 

40.  Engelken,  Ein  neuer  Beitrag  zur  Frage  der  Überdrucknarkoae.  Deutsche  med.  Woc 
achr.  1905.  Nr.  12. 

41.  Faure,  100  cas  d'anesth^ie.    Soc.  de  Ghir.  5.  XII.  1905. 

42.  ^Fedoroff,  Hedonal-Ghloroformnarkose.  Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  36. 

43.  Filliatre,  Rachioocainisation :  noavelle  technique  permettant  une  immunite  abso 
Joum.  de  m^.  de  Paria  1905.  Nr.  29—31. 

44.  ^Finder,  Lokale  Anftsthetika  und  Analgetika  —  Ozaena.  Berliner  klin.  Woc bens 
1905.  Nr.  8. 

46.  Fischer,  Über  Arterienerkrankungen  bei  Adrenalininjektionen.  Berliner  klin.  Wocl 
Schrift  1905.  Nr.  19.  p.  583. 

46.  Füster,  Erfahrungen  über  Spinalanalgesie.    Beiträge  zur  klin.  Ghirurgie.  Bd.  XL 

Heft  1. 

47.  ^Gardner,  The  comeal  reflex  the  most  reliable  guido  in  anaesthesia.  Brit  med.  joi 

4.  II.  1905.  p.  244. 

48.  Gauss,  Die  Skopolamin-Morphinm-Narkoae.  Mflnch.  med.  Wochenschr.  1906.  Nr. 
p.  1998. 

49.  Gemuseas,  Das  Stovain,  ein  neues  Lokalanfisthetikum.    Inaug.-Dissert    Bern  19 

50.  Goebell,  Anwendung  der  NebennierenprSparate  in  der  chirurgischen  Praxis.  (M 
Gesellschaft  in  KieL)    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

51.  Gross  et  Sencert,  Maasage  du  coeur  dans  la  syncope  chloroformique.  Arch.  g 
de  med.  5.  IX.  1905. 


Ritsch],  Narkose,  Narkotika,  Anftsthetika.  5 

52.  Goioard,  Morte  subite  par  emboiie  au  d^bnt  de  la  ehloroformisation.  Bulletins  et 
mänoires  de  la  soeiötö  de  chir.  de  Paris,  p.  1115. 

53.  Gathrie,  Od  acidaria  (acetonoria)  as  the  caase  of  deatbs  foUowing  the  admiDistration 
of  Chloroform  and  ether.    The  Lancet  1905.  Ang.  26. 

hi.  ^Halstead,  Spinal  anaesthesia.    Med.  News  1905.  Sept.  9. 

55.  fieineke  nnd  La  wen,  Experimentelle  Untersuchungen  und  konische  Erfahrungen 
flb^  die  Yerwertbarkeit  von  Novokain  fQr  die  örtliche  Anästhesie.  Deutsche  Zeitachr. 
für  Chirai^e.  Bd.  80. 

56.  H^resco-Strominger,  La  rachisto vainisation  dans  les  maladies  des  Yoies  urinaires. 
AnnaL  des  mal.  des  org.  g^n.-urin.  1905.  Nr.  8. 

57.  Herescu,  Über  Rachistovainisation.    Revista  de  Chirurgie  1905.  Nr.  4  (rumänisch). 
58   Von  Herff,  Eokainsuprarenintabletten.    Eorreapondenzbl.  fflr  Schweizer  Ärzte  1905. 

Nr.  11.  p.  362. 

59.  Hildebrandt,  Die  Lumbalanästhesie.    Berliner  kiin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  84. 

€0.  —  Die  Anwendung  des  Adrenalins  in  der  chirurgischen  Praxis.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  1. 

61.  *—  Über  die  neueren  Methoden  der  Lokalanästhesie.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  18. 

ei  ^Hilliard,  Ethyl  chloride  an  anaesthetio  in  general  practice.  The  Practit.  Febr.  1905. 

61  *yan  Hook,  Nitrous  oxide  anaesthesia.    Med.  News  1905.  Sept.  9. 

64.  *Hatchin8,  Effects  of  surg.  anaesthesia  and  oper.  up.  anaemic  patients.  JohnHopk. 
hosp.  Bull.  1904.  NoY. 

fö.  Kr.  Igelsrnd,  Über  Eokainanästhesie  des  Rückenmarks.  Tidskrift  for  den  norske 
Lsegeforening  1905.  Nr.  11.  p.  889. 

66.  Imbert,  D^composition  des  vapeurs  de  chloroforme.    Gaz.  des  Hdp.  1905.  Nr.  62. 

67.  —  Noaveanx  appareils  ä  ehloroformisation.    Gaz.  d.  Höp.  1905.  Nr.  97  et  98. 

66.  —  Note  aar  50  anästhdsies  faites  avec  Tappareil  de  Ricard.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc. 
de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  20. 

69.  Impena,  Über  Lokalanästhesie.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

70.  V.  Karas,  Zur  Rflckenmarksanästhesie.  Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  20  u.  21. 

71.  *K  atzen  stein,  Methode  der  Funktionsprafung  des  Herzens.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  16.  p.  480. 

72.  Kendirdjy  nnd  Bnrgaud,  140  neue  Fälle  von  Rachi-Sto vainisation.  AUgem.  med. 
Zentralzeitung  1905.  Nr.  24. 

73. 140  nonveaux  cas  de  rachi-stovalnisation.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  43. 

74.  Eochmann,  Zur  Frage  der  Morphin -Skopolaminnarkose.  Mflnchener  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  17. 

75.  ^oder,  Über  Lumbalanästhesie.    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  87. 

76.  *Köllner,  Über  die  Bedeutung  des  Aljpins  für  die  Augenheilkunde.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  43. 

77.  ^Kraus,  Über  Bewusstseinsstörungen  und  Kollaps.  Zeitschr.  fQr  ärztl.  Fortbildung. 
Nr.  1. 

78.  Krongiline,  La  narcose  par  voie  rectale.    Sem.  m^d.  1905.  Nr.  3.  p.  29. 

79.  Kurzwelly,  Medullaranästhesie  mittelst  Kokain -Suprarenin.  Zeitschr.  für  Chirurg. 
Bd.  78. 

8G.  ^Kurzman,  Eine  neue  Methode  der  Anästhesierung  (subkutane  Lnjektion  von  Hyosci- 
nom  mnriaticum).    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 

81.  La  mortalitä  de  l'anesthösie  g^närale  par  la  scopolamine- morphine.  Sem.  möd.  1905. 
Nr.  2.  p.  15. 

82.  Landau,  Der  Tod  in  der  Morphium  •  Skopolaminnarkose.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  28. 

83.  Lane,  The  recent  discnssion  on  Chloroform  anaesthesia.  The  Lancet  11.  II.  1905.  p.  887. 

84.  *Lannois-G14ment,  La  tr^pidation  ^pileptolde  du  pied  pendant  Tanesthösie.  Lyon 
m^.  1905.  Nr.  22.  p.  1196. 

85.  Leg  neu,  De  la  ehloroformisation  avec  Tappareil  de  Ricard.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc. 
de  cbir.  de  Paris  1905.  p.  1130. 

86.  Levy,  A  regulating  Chloroform  inhaler.    Lancet  27.  V.  1905. 

87.  Lop,  Da  chlorure  d'öthyle  comme  anesthäsique  g^nöral  en  obst^trique  et  en  Chirurgie 
g^n^rale.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  73. 


6  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  TeiL 

88.  Lncas-Championniere,  Fhtoomtoes  physiologiqQeB  et  diniqaee  qui  doiTi 
d*iinportance  capitale  poar  la  chloroformiaatioD.  Jounu  de  m^  et  de  cidr.  pra 
Nr.  5. 

89. Gonaeils  pratiqaee  poor  radminiatration  da  chloroforme.  —  Les  appareüs  m 

et  lenr  usage.    Joom.  de  m^  et  de  chir.  prat  1905.  Nr.  8. 

90.  Luke,  Some  remarica  on  post-anaesthetic  sickneas.  The  Edinborg  med.  joan 
Sept 

91.  —  ADaeathetiea  with  hiatorical  aketch.    Med.  Press  1905.  Aug.  2.  p.  105. 

92.  ^Maass,  Neaeste  Arbeiten  Aber  Narkose.  (Ein  Sammelreferat.)  Therapeat  2 
hefte  1905.  Nr.  8. 

93.  ^ManceavTe  de  Guillot  dans  la  respiration  artifidelle.    Ball.  m^.  755. 

94.  Martin,  Die  Anästhesie  in  der  ärztlichen  Praxis.  München  1905.  Lehmanns 

95.  —  Präsentation  d'nn  appareil  poor  TaneethMe  an  chlorore  d'^thjle.  Lyon  m^( 
Nr.  2.  p.  67. 

96.  Manrans,  Comment  on  menrt  dans  TanesthMe  gte^rale  par  la  scopolamine-mo 
La  Sem.  med.  1905.  Nr.  45. 

97.  ^Maygrier,  Les  aneeth^qaes  dans  les  acconchements.  Jonm.  de  m^.  de  Cfaii 
10  Aoftt 

98.  Mc  Cardio,  Ethyl  chloride  as  a  general-anaestfaetic.    Lancet  1905.  Oct.  7.   p 

99.  Meyer,  Zwei  neue  Lokalanästhetika  in  der  rhino-laryngologischen  Praxis  (milcfa 
Enkain,  Stovain).    Therapeutische  Monatshefte  1905.  Nr.  5. 

loa   *—  The  theorie  of  narcosis.    Med.  Newa  1905.  Oct.  14.  p.  759.    (Vortrag  bei 
die  Narkotika  vom  physiologtsch-diemischen  Standpunkt.) 

101.  *Miies,  The  limitationa  of  local  anaesthesia.  The  Edinburgh  med.  joum.  1905. 

102.  Mintz,  Über  Hedonal-Chloroform-Narkose.    Zentralbl.  für  Chir.  Nr.  3. 

103.  Monod,  A  propos  de  la  scopolamine.    Sod^t^  de  chir.  1905.  Nr.  27. 

104.  Monprofit  et  Koger,  Appareil  ä  anesth^ie  chloroformique.    Arch.  prov.  de 
1906.  Nr.  11. 

105.  *Morel,  L*anesthMe  chloroformique  rationelle.    Le  Progrto  m^.  1905.  Nr.  18 
rieht  fiber  neuere  Chloroformapparate.) 

106.  Morton,  Local  anaesÜiesia  by  cataphoresis  and  by  mechanical  pressure.    IM 
News  1905.  Mareh  18. 

107.  Müller,  Animisierung  und  Lokalanästhesie.    Zentralbl.  für  Gyn.  1905.  Nr.  2. 

108.  —  Chloroform  und  Äther.    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  14. 

109.  —  Lumbalanästhesie  in  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie.    Monatsschr.  for  Ge 
hilfe  21,  2. 

110.  —  Über  Herzmassage  bei  Tod  durch   Ersticken  und  Vergiftung,  sowie  bei  Syi 
in  der  Narkose.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  50—52. 

111.  Müller,  B.,  Über  Mischnaikosen  im  Vergleich  zur  reinen  Chloroform-  oder  i 
narkose.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  8. 

112.  —  Über  den  Einfluss  der  Gasgemischnarkosen  auf  die  inneren  Organe.    Archi 
klin.  Chirurgie.  Bd.  77. 

113^  Müller,  Ch.,  Zur  Praxis  der  Lokalanästhesie.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  N 

114.  Murray,  Ethyl  chloride  as  an  anaesthetic  for  iofants.  Lancet  1905.  Noy.  25.  p. 

115.  *Neuenborn,  Äthylchloridnaikose  in   der  Hals -Nasen -Ohrenpraxis.    Mfioch. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  30. 

116.  ▼.  Niederhäusern,  Die  Skopolamin-Morphinm-Narkose.    Inang.-Diss.   Bern  19i 

117.  ^Norris,  Scopolamine-morphine  anaesthesia.  Univ.  of  Pennsylvania  med.  bull. 
Oct    Ref.  im  Zentralbl  f&r  Chirurgie  1906.  Nr.  4. 

118.  Palermo,  N.,  La  narcosi  morfio-scopolaminica  associata  alla  doroformica.  LaRif< 
medica.  Luglio  1905. 

119.  ^Pedersen,  A  regnlable  combined  dropping  and  pouring  device  for  the  adnÜDistri 
of  anaesthetics.    Ann.  of  Surg.  Jan.  1905. 

120.  Peiser,  Cber  Anwendung  der  Kokain-Adrenalinan&sthesie  bei  grösseren  chirorgisi 
Operationen.    Strassbnrger  med.  Zeitung  1905.  Heft  1. 

121.  *Peter8on,  Ether  or  Chloroform.    Med.  News  1905.  Sept  9.  p.  519  520. 

122.  Pletzer,  Äthemarkose  und  postoperative  Entzündungen  der  Luftwege.  Med.  El 
1905.  Nr.  20.  p.  490. 

123.  Poenaru  Caplescu,  Beitrag    zum  Studium  des  Stovains  als  lokalem  and  ii 
rachischen  AnSsthetikum.    Revista  de  chimrgie  1905.  Nr.  1  (rumänisch). 

124.  —  Das  Resultat  der  Rachistovainisation.    Spitalul  1905.  Nr.  19  u.  20  (nimftnisch) 


Ritschl,  Narkose,  Narkotika,  Anftsthetika.  7 

i^  Preiadlsberger,  Weitere  Mittefliingen  Aber  Rfickenmarksanäathesie.  Wiener  klin. 

Woefaeoschr.  1905.  Nr.  26. 
126L  Preleitner,  Über  Spinalanalgesie  im  Eindesalter.    Wiener  klin.  Wochenscbr.  1905. 

Nr.  26.  p.  709. 
l?r.  ^dePrenderyille,  Some  anaestbetic  difficnlties  and  bow  to  combat  them.    Med. 

Pteas  5.  IV.  1905. 

128.  Pnscbnig,    Ober  neaere  Narkosenmittel  und   Methoden,   insbesondere  Morphinm- 
Skopolamin.     Wiener  klin.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  16. 

129.  "Quintin,  La  stovalne.    Le  progres  m^d.  beige  1905.  Nr.  18. 

läO.  B^non,  L'anesthösie  g^närale  cbez  les  cardiaqnes.    Archives  gönörales  de  m^deeine 

1905.  Nr.  10. 
131.  Beport  of  special  Chloroform  committee.  Brit  med.  Joam.  1905.  Jnly  22.  p.  181 — 189. 
ISS.  fieynier.  Des  m^langee  titrte  pour  Tanesth^ie  chloroformiqne  et  Discossion.  Bull. 

de  1  Acad.  de  mM.  1905.  Nr.  4  et  5. 
1^  Ricard,  Nonveaox  appareils  ä  chloroforme.    Gaz.  des  H6p.  1905.  Nr.  16. 
ISi  — Appareil  ä  chloroforme  et  Discossion.   Bulletins  et  m^moires  de  la  soo.  de  ohir.  de 

Pans  1905.  p.  89,  56,  126,  168,  197,  247,  297. 
IS-x  *Ries,  Seopolamine  morphine  anaesthesia.    Annais  of  surgery  1905.  Aug. 
1^  BShricht,  Elinische  Beobachtungen  über  Olykosurie  nach  ÄÜiemarkosen.   Zentralbl. 

für  Cfaim^e  1905.  Nr.  88. 
IS7.  Roithy    Zur  kombinierten  Skopolamin-Morphin-Chloroformnarkose.    Münchener  med. 

Wochensehr.  1905.  Nr.  46. 
loS.  *ROmer,    Meine  Erfahrungen  mit  Faranephrin-Eokaingemisch  zur  Erzielung  von 

LokalanSsthesie  bei  zahnftrztl.  Operationen.  Deutsche  zahnärztl.  Wocbenschr.  VII.  80. 

Ret  in  Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  1.  p.  82. 

139.  *Ro8enberg,  Die  Lokalanästhesie  in  der  Zahnheilkunde.  Berlin,  klin.  Wocbenschr. 
1905.  Nr.  89. 

140.  *Roth,  Zar  Sauerstoff-Cbloroformnarkose.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  1.  (Aufforderung 
zu  einer  Statistik.) 

141.  Rothfachs,  Zur  Frage  der  Sauerstoff- Chloroform -Narkose.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  17. 

141  Rydygier,  jun..  Über  die  Rückenmarksnarkose  mittelst  Tropakokain  modo  Gui na rd- 

Kozlowski.    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  1.  p.  80. 
14S.  Sartorari,   S.,   Di  una  nuova  miscela  anesteticah    U  Policlinico  1905.    Sez.  prat 

Fase.  37. 

144.  Schiff,  Ober  Stovain  als  lokales  Anftsthetikum.  Deutsche  med.  Wocbenschr.  1905. 
Nr.  85. 

145.  Schifone,  Die  Chlorflthylnarkose.  Geschichtliches  nebst  klinischen  und  experimen- 
tellen Untersuchungen.  La  narcosi  cloro-etilica.  Storia.  Osserrazioni  diniche  e  speri- 
mentalL    Policlinico  1905.    Sez.  chirurgica.  Fase.  4. 

146.  Schmidt,  Über  NoTokaln-HOchst.    Münch.  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  46. 

147.  Schopf,  Zur  Narkosefrage.    Wiener  klin.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  20. 

148.  Scott,  Carmichael  and  B e a tt i e ,  Delayed  Chloroform  poisoning.  The Lancet  1005. 
Aug.  12. 

149.  Seelig,  Seopolamine -morphine  as  an  adjuvant  in  the  administration  of  general 
anaeatiiesia.    Annais  of  Surgery  1905.  Aug.  Nr.  2. 

loO.  Seeligsohn,  Über  Alypin,  ein  neues  lokales  Anftsthetikum.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  85. 

151.  Sikemeier,  Erfahrungen  über  Adrenalin  und  die  Kokain  •  Adrenalin  -  Anftstbesie. 
Langenbecks  Archiv.  Bd.  78. 

152.  Sinclair,  Gangrene  of  the  skin  following  the  use  of  stovaine,  a  new  local  anaestbetic. 
Joum.  of  cut.  dis.  1905.  Jnly. 

153.  ^Sodety  of  anaestbetists.  Brit.  med.  Journal  Jan.  21.  1905.  (Besprechung  des  Narkosen- 
apparates von  Vernon-Harcourt.) 

154.  Sonnenburg,  Rflekenmarksanftsthesie  mittelst  Stovain.  Deutsche  med.  Wochen- 
sehrift  1905.  Nr.  9. 

155.  —  Versuche  mit  Stovain  zur  Rückenmarksanftsthesie.  Berl.  klin.  Wocbenschr.  1905. 
Nr.  16.  p.  480. 

156.  Stolz,  Die  Spinalanalgesie  mit  besonderer  Berücksichtigung  ihrer  Verwendung  in  der 
Gynäkologie  und  Geburtshilfe.    Arch.  für  Gynftkol.  73.  8. 

157.  Stotzer,  Das  Alypin.    Inaug.-Diss.    Bern  1905. 


8  JahreBbericht  für  Chirurgie.    L  Teil. 

158.  ^Stoyain  (Sammelreferat).    Therap.  Monatsh.  1905.  Nr.  4. 

159.  Terrier  et  Deejardins,  La  scopolamine  comme  anesth^siqoe  gön^ral  eii   cI 
La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  18. 

160.  *Terrier,  Note  sar  im  cas  d'emploi  d'une  injection  de  scopolamine  en  chimi 
naire.    Bull,  et  mäm.  de  la  soe.  de  Ghir.  de  Paris  1905.  Nr.  12. 

161.  —  Note  sur  Temploi  de  la  scopolamine  etc.    Ball,  et  m4m.  de  la  Soc.  de   i 
Paris  1905.  Nr.  6.  p.  176. 

162.  Thompson,  Preliminaiy  note  on  renal  activity  doring  anaesthesia.     Britii 
joum.  25.  III.  1905. 

168.   Tilmann,  Lnmbalanftsthesie  mit  Stovain.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.   34 

164.  Tis  so  t,  Les  proportions  des  gaz  du  sang  artöriel  pendant  le  cours  de  Taiiei 
Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  19.  p.  222. 

165.  —  Ghloroformisation.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  80.  p.  856.  Nr.  36.  p.  426. 

166.  —  Becherches  expörimentales  sur  les  relations  entre  la  pression  arterielle  et  lei 
de  chloroforme.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  21.  p.  245. 

167.  Toubert,  Appareil  pour  la  chloroformisation.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc  de  c 
Paris  1905.  p.  569. 

168.  Tuffier,  Appareil  pour  la  chloroformisation.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  C 
Paris  1905.  Nr.  19. 

169.  —  L^anesth^sie  par  Tatropomorphine  et  le  chloroforme.  La  Presse  m^  1905.  ] 

170.  * —  La  rachicocaXnisation.    Massen  et  Co.    Paris  1904. 

171.  Vilette,  Comment  utiliser  la  faradisation  dans  les  syncopes  chloroformiqae 
Presse  m^.  1905.  18  Sept 

172.  —  La  faradisation  dans  les  syncopes  chloroformiques.    Joum.  de  m^d.  de  Paris 
Nr.  41. 

178.  Völker,  Medullaranalgesie  mit  Tropakokain.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  1 

174.  Walther,  De  Tanesth^ie  par  le  chloroforme.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Cl 
Paris  1905.  Nr.  22. 

175.  —  M^ningo  -  my^lite  consöcutive  ä  une  rachicocalnisation.    BulL  et  m^m.  de    h 
de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  7.  p.  214. 

176.  ^Weidlich,  Über  pulmonale  Narkose.    Prager  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  44,  4 

177.  Weil,  Alypin,   ein  neues  Lokalanftsthetikum.    Ailgem.   med.  Zentral-Zeitung 
Nr.  86. 

178.  * —  £.,  L'action  des  anesthäsiques  sur  le  sang.   La  Presse  m4d.  1905.  Nr.  13.   (K 
Referat  über  neuere  Arbeiten  auf  diesem  Gebiet.) 

179.  *Willett,  The  Vemon-Harcourt  inhaler  and  discussion.   Lancet  14.  I.  1905.  p. 

180.  Winter,  Wirkungen  des  Nebennierenextraktes  auf  das  durch  grosse  Chloroforms 
Yergiftete  Säugetierherz.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1905.  Nr.  20.  p.  525. 

181.  *Wohlgemuth,  Die  Narkose  und  der  Narkotiseur.  Zeitgemftsse  Betrachtungen. 
Klinik  1905.  Nr.  20. 

182.  Wolownik,  Experimentelle  Untersuchungen  über  das  Adrenalin.    Yirchow  j 
Bd.  180.  Heft  2. 

183.  Zahradnicky,  Ober  die  medullftre  AnSsthesie,  kombiniert  mit  Adrenalin  oder  Si 
renin.    Ailgem.  Wiener  med.  Zeitung  1905.  Nr.  5. 

184.  —  Über  die  Narkose  mit  Skopolaminmorphium.    Ailgem.  Wiener  med.  Zeitoog  ] 
Nr.  5.  p.  55. 

185.  Ziffer,  Skopolamin-Morphinm-Narkose.    Monatsschr.  f.  Geb.  21.  1. 

1.  Allgemeines  fiber  Narkose  und  Narkotisierung. 

Müller  (108)  fasst  in  einem  far  den  praktischen  Arzt  bestimmten  A 
satz  die  Hauptkontraindikationen  des  Chloroforms  und  Äthers  zusammen, 
die  Gefahren  der  Mittel  hinweisend.  Durch  die  richtige  Wahl  der  Nark 
sierongsmittel,  unter  denen  Chloroform  und  Äther  die  gebräuchlichsten, 
sich  aber  gleichwertige  Mittel  darsteUen,  sowie  durch  die  richtige  Meth( 
der  Anwendung  können  die  Gefahren  der  Narkose  auf  ein  Minimum  reduzi 
werden. 

Luke  (91)  bespricht  in  einem  klinischen  Vortrage  ohne  Neues  zu  bring 
die  Erfordernisse  eines  guten  Narkotikums  und  die  Notwendigkeit,  dass  c 


Ritsch L,  Narkose,  Narkotika,  Anäathotika.  9 

Airkotiseur  die  Tlieorie  und  Praxis  des  Narkotisierens  gründlich  erlerne.  Ein 
Röckbück  auf  die  Zeit,  ehe  es  die  Narkose  gab,  wird  in  den  Vortrag  ein- 
gedochteiL 

In  einem  Vortrage  beschäftigt  sich  Luke  (90)  mit  den  Ursachen  und 
der  BehaDdlüDg  des  Erbrechens  während  und  nach  der  Narkose.  Für  die- 
selbe ist  von  Bedeutung  das  zur  Verwendung  kommende  Anästhetikum,  die 
>atar  der  Operation  und  ihre  Dauer,  der  Grad  yon  Sorgfalt,  mit  der  nar- 
kotisiert wird,  die  Vorkereitung  und  Nachbehandlung  des  Operierten,  der 
Zustand  des  Kranken  zur  Zeit  der  Operation,  besonders  soweit  es  sich  um 
die  Verdaaongsorgane  handelt,  endlich  das  Alter,  Geschlecht  und  Temperament 
des  Kranken.  Die  Behandlung  muss  darauf  gerichtet  sein,  das  in  den  Geweben 
beiindliche  Narkotikum  möglichst  schnell  zur  Ausscheidung  zu  bringen,  sowie 
die  im  Magen  befindlichen,  mit  dem  Narkotisierungsmittel  erfüllten  Massen 
20  beseitigen.  Die  Auscheidung,  welche  durch  die  Lungen,  die  Haut,  den 
Darm  nnd  die  Nieren  erfolgt,  sollte  durch  künstliche  Erhöhung  der  Funktionen 
dieser  Organe  befördert  werden. 

Schopf  (147)  hält  die  vielen  neuen,  zum  Teil  recht  komplizierten 
ipparate  zur  Narkotisierung  für  überflüssig,  da  sich  die  Dosierung  mit  Hilfe 
einer  gewöhnlichen  Maske  in  bester  Weise  erreichen  lasse;  denn  in  jedem 
Fall  sei  die  zur  Herbeiführung  der  Narkose  notwendige  Menge  des  Narkoti- 
kums Terschieden  gross  und  selbst  während  der  Narkose  müsse  mit  der  Zu- 
fiihr  des  Narkotikums  ein  rascheres  oder  langsameres  Tempo  eingeschlagen 
Verden.  AU  dieses  richtig  zu  beurteilen  und  auszuführen  sei  Sache  des  Nar- 
kotisierenden. Durch  Todesfalle  vom  Gebrauch  von  reinem  Chloroform,  Äther, 
Billroth-Mischung  abgeschreckt,  hat  Schopf  sich  neuerdings  für  Schleichs 
Siedegemisch  entschieden,  welches  er,  ohne  einen  Todesfall  zu  erleben,  nun- 
mehr 7  Jahre  in  Gebrauch  hat.  Die  interne  oder  subkutane  Darreichung  von 
Narkoticis  verwirft  Schopf  aus  dem  Grunde,  weil  er  nur  solche  Methoden 
für  erlaubt  hält,  die  eine  alhnähliche,  dem  Fall  angepasste  Zufuhr  des  Nar- 
kosemittels bis  zur  Erreichung  des  vorgesteckten  Zieles  gestatten.  Diesen 
Anfordenmgen  genügt  aber  nur  die  Inhalationsnarkose.  Um  deren  Gefahren 
ZD  umgehen,  empfiehlt  Schopf  die  möglichst  ausgedehnte  Anwendung  und 
veitere  Verrollkommnung  der  lokalen  Anästhesie.  Selbst  die  Morphiuminjek- 
tionen vor  der  allgemeinen  Narkose  hält  er  für  bedenklich.  Die  lumbale 
Anästhesie  hat 'neben  beschränktem  Anwendungsgebiet  den  Nachteil  unan- 
genehmer Allgemeinwirkungen  (Kollaps)  und  birgt  die  Gefahren  der  Menin- 
gitis in  sich. 

Engelken   (40)  hat  den  Apparat  zur  Einleitung   des  Überdruckver- 
iahrens,  den  er  in  einer  Arbeit  des  vorigen  Jahrgangs  (Ref.  S.  10)  beschreibt, 
in  verschiedener  Hinsicht  verbessert.    Der  den  Narkotiseur  aufnehmende,  luft- 
dicht« Kasten  hat  sechseckige  Gestalt  erhalten,  die  drei  vorderen  Seiten  des 
Oberbaaes  sind  aus  Glas  hergestellt,  und  es  kann  der  Kasten  bei  drei  Zentner 
Gewicht  #on  einer  einzelnen  Person   dirigiert   werden.     Durch  Mikrophone 
i^t  für  leichten  Verkehr  des  Narkotisierenden  mit    dem  Operateur  gesorgt. 
Die  Entlüftnngsvorrichtungen  sind  vereinfacht,  das  Manometer  für  die  Druck- 
bestimmong  dem  Narkotisierenden  und  dem  Operierenden   gleichzeitig  sicht- 
^'  Praktische  Versuche  ergaben,  dass  ohne  besondere  Belästigung  für  den 
Narkotiseur  mehrere  Narkosen  nacheinander  ausgeführt  werden  können,    da 
iiä  einer  Entfernung  von  30  cm  von    der  Maske   von  Chloroform   nichts   zu 
riechen  ist.   Wesentliche  Besonderheiten  bietet  die  Narkose  unter  Überdruck 


10  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

nicht,  es  sei  denn,  dass  zu  deren  Unterhaltung  dem  Patienten  eine  wesent- 
lich geringere  Ghlorofornimenge  zuzuführen  ist.  Die  Vorrichtung  bewährte 
sich  bei  verschiedenen  eingreifenden  Lungenoperationen  bestens,  inbesondere 
verliefen  die  Narkosen  durchaus  befriedigend. 

Thompson  (162)  stellte  durch  Versuche  an  Hunden  fest,  dass  die 
Narkose  einen  bestimmten  Einfluss  auf  die  Urinsekretion  ausübt,  dergestalt, 
dass  bis  zum  Eintritt  voller  Anästhesie  die  Urinabsonderung  vermehrt  ist, 
während  der  tiefen  Narkose  aber  so  gut  wie  völlig  versiegt  und  zwar  bei 
Äthergebrauch  in  noch  höherem  Grade  ate  bei  Ghloroformgebrauch.  Nach  der 
Narkose  erholen  sich  die  Nieren  ausserordentlich  schnell  und  produzieren  für 
eine  gewisse  Zeit  eine  beträchtlich  reichere  Urinmenge  als  unter  gewöhnlichen 
Verhältnissen. 

Guthries  (53)  Aufsatz  beschäftigt  sich  mit  jenen  eigentümlichen  Todes- 
fällen, die  kürzere  oder  längere  Zeit  nach  der  Narkose  auftreten ,  nachdem 
heftiges,  unstillbares  Erbrechen,  Erregung,  DeUrien,  gelegentlich  Ikterus  und 
schliesslich  Bewusstlosigkeit  und  Koma  vorausgegangen.  Der  Tod  erfolgt 
durchschnittlich  am  fünften  Tage,  manchmal  später,  manchmal  schon  nach 
12 — 48  Stunden.  Guthries  Beobachtungen  gipfeln  in  folgenden  Sätzen: 
Äther  und  Chloroform  sind  unter  gewissen ,  zurzeit  noch  unbekannten 
Bedingungen  gefährlich.  Die  Erscheinungen  weisen  auf  eine  Säureintozikation 
hin  durch  die  giftigen  Vorstufen  des  Azetons;  diese  Gifte  (/f-Oxybuttersäure 
und  ähnliches)  entstehen  durch  Spaltung  von  Fett.  In  fast  allen  Todesfallen 
Hess  sich  fettige  Metamorphose  in  den  meisten  Organen,  besonders  der  Leber, 
nachweisen.  Die  Säureintoxikation  hängt  mit  solcher  Fettmetamorphose  eng 
zusammen.  Wenn  allgemeine  Fettmetamorphose  prolongierten  Chloroform- 
narkosen folgt,  so  ist  doch  kaum  anzunehmen,  dass  sie  durch  kleine  Mengen 
Chloroform  bei  kurzen  Operationen  entstehen  kann.  Der  Äther  ist  nicht 
fähig  ähnliche  Veränderungen  wie  das  Chloroform  hervorzurufen,  dennoch 
werden  solche  in  derselben  Ausdehnung  bei  Todesfällen  nach  Äther  gefunden. 
Hieraus  ist  zu  folgern,  dass  |die  Fettmetamorphosen  bereits  vor  der  Ätheri- 
sierung bestanden  haben.  Die  Spaltung  des  Fettes  in  Säuregifte  mag  dem 
zuzuschreiben  sein,  dass  Chloroform  und  Äther  den  normalen  Stoffwechsel 
schädigen  oder  auf  irgend  eine  Weise  die  Wirkung  im  Darme  vorhandener 
bakterieller  Toxine  fördern.  Jedenfalls  muss  eine  fettige  Umwandlung  höheren 
Grades  vorausgegangen  sein,  um  eine  Vergiftung  mit  Fettsäuren  zu  erklären. 

Wahrscheinlich  ist,  dass  die  fettigen  Veränderungen  in  der  Leber  physio- 
logisch sind  und  ihrer  Natur  nach  mehr  infiltrative  als  degenerative.  Wenn 
die  Dinge  so  lägen,  wäre  es  verständlich,  warum  die  Anästhetika  zu  gewissen 
Zeiten  gefährlich  sind,  zu  andern  aber  nicht,  sofern  nämlich  der  eigentliche 
Grund  der  Gefahr  in  einer  übergrossen  Menge  von  Fett  bestände,  die  zur 
Zeit  der  Operation  in  der  Leber  vorhanden  ist.  Der  übergrosse  Fettgehalt 
der  Leber  kann  bedingt  sein  durch  Zufuhr  grosser  Mengen  von  Lebertran 
und  Fett,  wie  sie  zur  Kräftigung  rachitischer  und  schwächlicher  Kinder  so 
oft  angewandt  werden,  womöglich  bei  gleichzeitigem  Mangel  an  Körperbe- 
wegung. 

Aus  Vorstehendem  zieht  Guthrie  für  die  Narkotisierung  von  Kindern 
folgende  praktische  Schlüsse:  1.  Vor  der  Operation  bei  fetten  und  scheinbar 
gesunden  Kindern  sollte  sorgfaltig  nach  Verdauungsstörungen  (^bilious  attacks^) 
gefahndet  werden,  da  diese  in  Wirklichkeit  durch  Säurevergiftung  bedingt 
sein  könnten.     2.  In  allen  Fällen,  wo  Überschuss   an  Fett   und  Mangel   an 


Ritschl,  Narkose,  Narkotika,  Anftathetika.  11 

EörperübuBg  angenommen  werden  kann,  sollte  mit  der  Operation  gewartet 
und  einige  Tage  lang  fettfreie  Nahrang  gegeben  werden.  Milde  Abführmittel 
sind  während  dieser  Zeit  jedenfalls  nützlich.  Der  Urin  sollte  auf  Acid.  dia- 
cetic.  untersucht  und  bei  positiver  Reaktion  Alkalien,  wie  Natr.  bicarbonicum 
gegeben  werden.  3.  Es  sei  femer  daran  zu  denken,  dass  Hunger  und  Furcht 
Azetonurie  hervorrufen.  Guthrie  empfiehlt  daher  Nährklistiere  zwei  Stunden 
Tor  und  unmittelbar  nach  der  Operation  zu  geben,  zumal  sich  die  Furcht 
vor  der  Operation  nicht  immer  wirksam  bekämpfen  lasse.  4.  Treten  Sym- 
ptome Ton  Säureintoxikation  nach  Operationen  auf,  so  sind  folgende  Mittel 
anzuwenden:  Aderlass,  Eochsalzinfusion  und  Klistiere  von  Natronbikarbonat- 
lösung. 

Müller  (110),  welcher  über  Herzmassage  experimentell  gearbeitet  hat, 
empfiehlt  zur  Wiederbelebung  neben  der  Massage  des  Herzens  nach  Eröffnung 
des  Brustkorbes  und  Herzbeutels  die  gleichzeitige  intravenöse  Infusion  von 
Sauerstoff  und  warmer  Kochsalzlösung.  Durch  dieses  Verfahren  gelang 
es  Müller  Hunde,  die  infolge  von  Ghloroformvergiftung  20 — 25  Minuten 
ohne  Puls  und  Atmung  gewesen  waren,  wiederzubeleben.  Er  glaubt  daher 
dieses  Verfahren,  für  welches  er  zum  Gebrauch  beim  Menschen  besondere 
Vorschriften  erteilt,  auch  bei  Vergiftungs-  und  Erstickungstod  den  Ärzten 
empfehlen  zu  können. 

Bellamy  Gardners  (5)  Zungenzange  soll  beim  Vorziehen  der  Zunge 
Quetschungen  vermeiden  und  trägt  an  der  einen  der  breiten,  die  Zunge  um- 
fassenden Branchen  eine  Metallspitze,  die  sich  beim  Gebrauch  in  die  Zunge 
einbohrt.  Das  kurz  gebaute  Instrument  ist  an  der  Vereinigungsstelle  der 
Branchen  soweit  ausgebogen,  dass  es  mit  dem  durchgesteckten  Daumen  der 
linken  Hand  gehalten  werden  kann,  so  dass  die  übrigen  Finger  noch  zum 
Vorschieben  des  Unterkiefers  gebraucht  werden  können.' 

Delorme  (31)  zeigt  in  der  Soci6t6  de  Chirurgie  de  Paris  einen  Apparat, 
den  Haury  ersonnen  hat,  um  während  der  Narkose  den  Unterkiefer  in  vor- 
geschobener Stellung  zu  erhalten.  Er  besteht  aus  einer  Art  Rahmen  oder 
Gestell,  von  dem  jederseits  zwei  Säulen  ausgehen.  Die  Nackengegend  ruht 
auf  ersterem,  während  die  an  den  Enden  der  Säulen  befindlichen,  durch 
Schrauben  in  der  erforderlichen  Lage  feststellbaren  Pelotten  einen  Druck  gegen 
die  aufsteigenden  Kieferäste  ausüben.  Der  Apparat,  der  den  Narkotiseur 
entlasten  soll,  hat  sich  in  verschiedenen  Krankenanstalten  bewährt. 

2,  Chloroformnarkose  und  Ghloroformsauerstoffnarkose. 

Der  Bericht  des  Chloroformkomitees  der  Britischen  medizinischen  Ge- 
sellschaft von  1905  (131)  enthält  weitere  Untersuchungen  Sherringtons  und 
Miss  Sowtons  über  die  Wirkung  cbloroformhaltiger  Ernährungsflüssigkeit 
auf  die  Muskulatur.  Objekte  der  Untersuchung  waren  der  Skelettmuskel,  die 
Muskulatur  der  Gefässe  einer  Extremität  und  die  Muskularis  des  Dünn- 
darms. Es  zeigte  sich  im  allgemeinen,  dass  der  lähmenden  Wirkung  des 
Chloroforms  ein  Stadium  erhöhter  Erregbarkeit  vorauszugehen  pflegt,  die  sich 
insbesondere  an  den  Gefässen  in  einer  vorübergehenden  Verengerung  kund 
gibt,  der  später  eine  längere  Zeit  andauernde  Erweiterung  folgt.  Im  Ver^ 
gleich  zum  Herzmuskel  ist  der  Skelettmuskel  weniger  empfindlich  gegenüber 
dem  Chloroform,  denn  der  gleiche  Chloroformgehalt  des  Blutes,  der  bei  jenem 
schwächend  und  schliesslich  lähmend  wirkte,   übte  einen  merkbaren  Einfluss 


12  JahreBbericht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

auf  diesen  nicht  ans.    Das  Chloroform  wirkte  femer  in  Blut  gelöst  weniger 
giftig  als  in  Kochsalzlösung. 

Yernon  Harconrt  ist  mit  noch  nicht  abgeschlossenen  Versuchen 
beschäftigt,  den  dhloroformgehalt  der  Inspirations-  und  Exspirationsluft 
Chloroformierter  zu  ermittehi.  Er  konnte  feststellen,  dass  mehr  als  die  Hälfte 
des  inspirierten  Chloroforms  wieder  exspiriert  wird. 

Lucas  Championniäre  (88)  yeröffientlicht  zwei  klinische  Vorträge,  in 
denen  er  seine  Ansichten  über  die  Chloroformnarkose  darlegt.  Im  ersten  wendet 
er  sich  gegen  die  von  den  Physiologen  vertretene  Lehre,  dass  bei  der  Narkose 
verschiedene,  regelmässig  ablaufende  Stadien  unterschieden  werden  könnten 
und  warnt  davor,  die  bei  Tierversuchen  gemachten  Erfahrungen  auf  die  mensch- 
liche Praxis  zu  übertragen.  Er  weist  hin  auf  die  grosse  Mannigfaltigkeit, 
mit  der  die  Vergiftung  durch  Chloroform  (der  Ausdruck  Chloroformschlaf  ist 
unpassend,  weil  er  die  falsche  Ansicht  erwecken  könnte,  es  handle  sich  um 
einen  dem  physiologischen  Schlaf  nahestehenden  und  demgemäss  ungefähr- 
lichen Zustand)  vor,  während  und  nach  der  Narkose  verlaufe  und  führt  die- 
selbe zurück  auf  die  verschiedene  Intensität,  mit  der  die  Vergiftung  die 
einzelnen  Körperorgane  ergreift.  Praktisch  folgert  Championniere  aus 
diesen  Erwägungen,  dass  wir  nicht  das  Recht  haben,  das  Chloroform  innerhalb 
der  von  den  Physiologen  bestimmten  Grenzen  bis  zur  Sättigung  zu  geben, 
sondern  dass  es  Pflicht  ist,  in  jedem  einzelnen  Fall  mit  einem  Minimum  von 
Chloroform  auszukommen. 

Im  zweiten  klinischen  Vortrage  behandelt  Lucas  Championni^re 
(89)  die  Kegeln  der  Chloroformierung.  In  erster  Linie  ist  die  Respiration  zu 
überwachen  und  dem  Patienten  der  freie  Zutritt  möglichst  reiner  Luft  zu  ermög- 
lichen. Die  Beschaffenheit  des  Chloroforms  hängt  weniger  von  der  Art  seiner 
Darstellung  ab,  als  von  seiner  absoluten  Reinheit,  die  gesichert  wird  durch 
öfteres  Nachdestillieren  und  das  Aufheben  des  Chloroforms  in  kleinen  gefärbten 
Fläschchen.  Bei  Herzkranken  ist  die  Chloroformnarkose  weniger  gefährlich  als 
bei  Lungenkranken.  Es  sollte  daher  der  Zustand  der  Lungen  vor  der  Narkose 
gründlich  untersucht  werden.  Bei  Lungenkranken  ist  äusserste  Vorsicht  bei 
der  Chloroformierung  geboten.  Nervöse  Personen  werden  wie  Alkoholiker 
leicht  von  stärkeren  Erregungszuständen  in  den  Anfangsstadien  der  Nar- 
kose ergriffen.  Dem  kann  man  begegnen  dadurch,  dass  man  für  möglichste 
Ruhe  sorgt  und  solche  Personen  nicht  in  geräuschvollen  Operationssälen 
narkotisiert.  Für  die  Belebung  Asphyktischer  kommt  nur  die  künstliche 
Atmung  unter  Vorziehung  der  Zunge  in  Betracht.  Die  Labordeschen 
Zungentraktionen  wirken  durch  Erregung  der  Pharynxreflexe.  Wenn  aber 
die  Reflexe  verschwunden  sind,  hat  dieses  Verfahren  keinerlei  Zweck.  Ebenso- 
wenig schätzt  Lucas  Championni^re  die  Anwendung  der  Elektrizität  und 
der  Flagellationen  zur  Wiederbelebung.  Durch  IV«  Stunden  geübte  künstliche 
Atmung  gelang  esChampionni^re  die  Zirkulation  aufrecht  zu  erhalten 
und  danach  durch  Tracheotomie  und  folgende  Einblasung  von  Sauerstoff  die 
Atmung  wieder  herzustellen.  Weiterhin  gibt  Lucas  Championniere  all- 
gemeine Ratschläge  für  die  Handhabung  der  Narkose,  warnt  vor  jeder  Über- 
hastung und  bespricht  die  bekannten  kleineren  Hilfeleistungen  bei  gestörter 
Narkose.  Zum  Schluss  gibt  er  Anweisungen  über  die  Behandlung  der  Patienten 
während  und  nach  dem  Erwachen.  Anhangsweise  werden  noch  verschiedene 
der  neueren  Chloroformapparate  erwähnt  (Dubois  und  Vernonu.  Harcourt) 
und   der  von  Ricard,   sowie  von  Dupont  und  Reynier  besprochen  (Ab- 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anfisthetika.  13 

iädimgeii).  In  der  Konstruktion  des  Both-Drägerschen  Chloroformsauerstoff- 
ipparates  erblickt  Lucas  Championniere  einen  wichtigen  Fortschritt, 
insofern  die  Darreichung  reinen  Sauerstoffs  die  Unreinlichkeiten  der  Atmo- 
sphäre in  einem  Operationssaal  ausschaltet,  und  gewisse  schädliche  Verun- 
reinigungen des  Chloroforms  durch  den  Sauerstoff  unschädlich  gemacht  zu 
Verden  scheinen. 

Tissot  (165)  kritisiert  die  Lehre  der  Physiologen,  dass  beim  Atmen 
Ton  Chloroformluftgemischen  das  Chloroform  sich  im  Blut  solange  löst,  bis 
€5  die  gleiche  Spannung  erreicht  hat,  als  das  Chloroform  in  der  Luft;  femer 
da^  Chloroformluftgemische  bis  zu  12  :  100  ungefährlich  seien.  Er  weist 
mch  1.  dass  ein  solcher  Ausgleich  in  der  Dampfspannung  im  Blute  nicht 
stattfinden  kann,  weil  die  Dosis  7 — 12 :  100  die  tödliche  Dosis  schon  über- 
schreiten würde,  2.  dass  sich  ein  stabiles  Gleichgewicht  der  Spannungen  in 
Loft  und  Blut  zu  keiner  Zeit  einstellt,  3.  dass  der  Chloroformgehalt  des 
Bhtes  yielmehr  fortwährend  schwankt  je  nach  der  Schnelligkeit,  mit  dem  das 
Chloroform  ins  Blut  eindringt  und  wieder  ausgeschieden  wird,  und  abhängt 
TGQ  der  Qualität  der  Atmung. 

Auf  die  Beobachtung  der  Atmungstiefe  legt  Tissot  beim  Chloro- 
&fniieren  praktisch  das  grösste  Gewicht,  weil  bei  gesteigerter  Atmung  leicht 
fe&hrliche  Intoxikationen  auftreten  können,  zumal  wenn  stärkere  Chloroform- 
kftg^nische  zur  Anwendung  kommen,  deren  Chloroformgehalt  6—8 :  100 
nicht  überschreiten  sollten.  Die  Tropfmethode  hält  er  für  ein  sehr  zweck- 
mässiges Verfahren,  wenn  man  darauf  halte,  das  gefahrliche  Exzitations- 
stadium  (polypnöe)  nicht  gewaltsam  abzukürzen  und  in  jedem  Stadium,  in 
welchem  die  Atmung  gesteigert  sei,  das  Chloroform  vorsichtig  gebe. 

Tissot  (164)  stellte  durch  Thierexperimente  folgende  Tatsachen  fest: 

Die  Mei^enverhältnisse  der  im  arteriellen  Blut  befindlichen  Gase  werden 
durch  die  Chloroformierung  nur  dann  verändert,  wenn  die  Atmung  in 
stärkerem  Masse  Not  leidet.  Eine  erheblichere  Beeinträchtigung  des  Luft- 
wechsels in  der  Lunge  während  der  Chloroformnarkose  führt  zu  einer  Ver- 
armung des  Blutes  an  Sauerstoff.  Schwache  Chloroformdosen  bedingen  beim 
Tier  eine  erhebliche  und  dauernde  Steigerung  des  Gaswechsels  in  der  Lunge 
und  demgemäss  indirekt  einen  gesteigerten,  über  das  Normale  hinausgehenden 
Gehalt  des  Blutes  an  Sauerstoff. 

Tissot  (166)  studierte  auf  experimentellem  Wege  die  Wirkung  des 
Chloroforms  auf  das  Herz  und  dessen  nervöse  Zentren,  indem  er  Beobachtungen 
über  den  Blutdruck  anstellte. 

Ein  Sinken  des  Blutdrucks  gab  in  präziser  Weise  Auskunft  über  bevor- 
stehende Gefahren,  noch  ehe  an  der  Respiration  Veränderungen  bemerkbar 
waren.  Ausser  ihrem  verspäteten  Erscheinen  sind  die  Erscheinungen  von 
Seiten  der  Atmung  auch  oft  schwer  richtig  zu  beurteilen. 

Bellamy  Gardner  (6)  bemerkt  in  einer  Zuschrift  an  die  Herausgeber 
der  .,Lancet^^,  dass  die  Verwendung  eines  Chloroformdampf- Luftgemisches 
Ton  bestimmtem  Chloroformgehalt  sich  auch  bei  folgenden  Klassen  von  Patienten 
als  unzureichend  erwiesen  habe:  1.  bei  solchen,  die  an  Tropenfieber  gelitten 
haben,  2.  bei  Emphysematikem,  3.  im  Fieber.  Bei  ersteren  bedurfte  es 
ausserordentlich  starker  Chloroformgaben,  um  die  Muskeln  für  Bauchoperationen 
m  erschlaffen.  Bei  Emphysematikem  ist  infolge  der  verminderten  Beweglich- 
keit des  Thorax  und  der  Erweiterung  der  Lufträume  in  der  Lunge  die  Gas- 
diffosion  verlangsamt.    Bei  stark  Fiebernden  ist  zu  berücksichtigen,  dass  die 


14  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Gase,  sofern  sie  eine  erhöhte  Temperatur  annehmen  müssen,  sich  in  geringerem 
Grade  im  Blute  lösen.  Seiner  Erfahrung  nach  ist  Chloroform  weniger  im- 
stande, reflektorische  Spasmen  fernzuhalten,  als  Äther.  Bellamy  Gardner 
war  öfter  genötigt,  bei  Operationen,  die  eine  Erweiterung  des  Sphincter  ani 
und  des  Gervix  uteri  oder  Ziehen  an  den  Becken-  oder  Abdominalorganen  er- 
forderten, Äther  zu  geben. 

Beynier  (132)  weist  in  einem  vor  der  Aead^mie  de  m^decine  gehaltenen 
Vortrage  auf  die  Wichtigkeit  hin,  die  Chloroformdämpfe  in  einer  bestimmten 
Verdünnung  mit  Luft  zu  geben  und  beruft  sich  hierbei  auf  die  bekannten 
Versuche  Paul  Berts.  Zur  Bereitung  bestimmter  Chloroformdampf-Luft- 
gemische hat  ein  Schüler  Reyniers,  namens  Dupont,  mit  Unterstützung 
Chabauds  und  Thurneyssens  einen  handlichen  Apparat  konstruiert. 
Dieser  ist  nach  dem  Prinzip  gebaut,  dass  aus  dem  Inneren  einer  Flasche,  in 
der  Chloroform  verdampft,  nach  Belieben  grössere  oder  kleinere  Mengen 
Chloroformdampf  der  Atmungsluft  beigemengt  werden  können.  Der 
Apparat  selbst  besteht  aus  einer  geräumigen  Metallflasche,  die  teilweise  mit 
Chloroform  gefüllt  wird.  In  den  Deckel  der  Flasche  sind  eingelassen  1.  ein 
Thermometer,  das  in  das  Chloroform  eintaucht  und  gestattet,  dessen  Tempe- 
ratur, die  auf  15  — 16^  zu  halten  ist,  abzulesen;  2.  ein  weiteres  Rohr, 
welches  den  Zutritt  von  Luft  in  den  Innenraum  der  Flasche  gestattet,  jedoch 
durch  eine  mit  Zeiger  verbundene  Schiebervorrichtung  ganz  oder  teilweise 
geschlossen  werden  kann;  3.  ein  engeres  Rohr,  welches  oberhalb  des  Deckels 
in  einen  wagerechten,  offenen  Schenkel  mündet,  durch  den  der  zu  Nar- 
kotisierende atmet.  Das  Rohr  wird  zu  diesem  Zwecke  mittelst  Gummi- 
schlauchs  mit  einer  dem  Gesicht  eng  anliegenden  Maske  verbunden.  Der 
Atmungsluft  werden  um  so  mehr  Chloroformdämpfe  beigemischt,  je  weiter  die 
Verschlussklappe  am  Rohr  1  geöffnet  wird.  Der  Zeiger  gibt  den  Grad  der 
Beimischung  von  Chloroformdämpfen  zur  Atmungsluft  in  "/o,  und  zwar  0— 12  Vo 
(12  g  Chloroform  auf  100  1  Luft)  an.  Beim  Gebrauch  wird  der  Schieber 
zunächst  auf  0  eingestellt.  Der  Kranke  atmet  alsdann  reine  Luft,  nun  wird 
langsam  steigend  mehr  und  mehr  geöffnet.  Mit  8  ^/o  igen  Gemischen  gelingt 
es  oft  schon,  die  Narkose  herbeizuführen.  Darauf  wird  auf  5 — 6*^/o  zur 
Unterhaltung  der  Narkose  zurückgestellt.  Der  Apparat  wurde  bei  125  Nar- 
kosen mit  vorzüglichem  Erfolge  gebraucht,  sofern  die  Narkosen  viel  ruhiger 
verliefen  und  die  Folgen  weit  weniger  belästigend  waren.  Man  hat  bei  Be- 
nutzung dieses  Apparates  noch  den  Vorteil,  dass  man  die  Narkose  auch 
ungeübten  Händen  anvertrauen  kann,  da  eine  Überdosierung  damit  ausge- 
schlossen ist. 

In  der  Diskussion  zu  diesem  Vortrag  ergreift  Lucas  Championni^re 
das  Wort.  Er  führt  zunächst  aus,  dass  beim  Menschen  die  Chloroform- 
narkose durchaus  nicht  nach  einer  von  den  Physiologen  an  Tieren  festgestellten 
Gesetzmässigkeit,  vielmehr  je  nach  der  individuellen  Empfänglichkeit  des 
Einzelnen  sehr  verschieden  verlaufe,  dass  auch  die  Dosis  sich  beim  Einzelnen 
nie  im  voraus  bestimmen  lasse.  Daher  erfordere  jede  einzelne  Narkose 
Individualisierung.  Zudem  seien  die  verschiedenen  Chloroformsorten  in  ihrer 
Wirkung  ungleich  und  ein  selbst  von  Chemikern  als  rein  befundenes  Chloro- 
form enthalte  bisweilen  Beimischungen  die  für  die  Narkose  schwer  ins  Gewicht 
fallen.  Diese  sind  leicht  zu  beseitigen  durch  Redestillation.  Für  Chloroform- 
apparate  zur  Dosierung  schwärmt  Lucas  Championni^re  im  allgemeinen 
nicht,  insbesondere  hält  er  den  Apparat,  den  Reynier  empfohlen  hat,  auch 


Ritsohl,  Narkose,  Narkotika,  Anftsthetika.  15 

nicki  for  ▼ollkommen,  besonders  weil  die  zur  Wirkung  kommende  Dosis 
sowohl  mit  der  Temperatur  als  auch  je  nach  der  Zahl  und  der  Tiefe  der 
Athemzage  wechseln  muss.  Von  allen  neuen  Apparaten  bedeutet  nach  Lucas 
Championni^re  nur  der  Rothsche  einen  erheblichen  Fortschritt.  Worin 
dieser  besteht,  wird  im  einzelnen  herTorgeboben. 

Folgt  noch  je  eine  Erwiderung  von  Beynier  und  Lucas  Championni^re, 
die  sich  vor  aUem  um  die  Bedeutung  der  Ergebnisse  der  Tierphysiologie  für 
die  ärztliche  Narkosenpraxis  dreht,  sowie  um  den  Wert  der  neueren  Chloro- 
formapparate, speziell  des  Roth- Drägerschen  und  des  Dupont-Chabaud- 
Thurneys  senschen. 

Nach  ähnlichen  Prinzipien  wie  der  Dupontsche  Chloroformapparat  ist 
der  des  Engländers  Levy  (86)  konstruiert,  den  er  an  der  Hand  von  Ab- 
bildungen beschreibt. 

Tnf  f  ier  (168)  hat  von  Collin  einen  handlichen  Apparat  zur  Dosierung 
Ton  Chloroformdampf-Luftgemischen  anfertigen  lassen,  der  von  den  bekannten 
Apparaten  den  Vorzug  hat,  dass  er  ganz  aus  Metall  besteht  und  der  Maske 
immittelbar  aufsitzt.  Er  ist  nach  dem  Prinzip  gebaut,  dass  die  Inspirations- 
Inft  dorch  eine  Kammer  streift,  in  der  Chloroform  verdampft.  Ein  an  der 
Seitenflache  der  Maske  angebrachte  verstellbare  Öffnung  lässt  gleichzeitig 
mehr  oder  weniger  atmosphärische  Luft  zutreten. 

Bei  der  Vorstellung  ^eses  Apparates  in  der  AcadSmie  de  Chirurgie  de 
Paris  entspinnt  sich  zwischen  Tuff  ier  und  Reynier  ein  Streit,  ob  und  in- 
wieweit sich  mit  den  neueren  Chloroformapparaten  eine  genaue  Dosierung  des 
Chioroforms  ermöglichen  lasse. 

Ricard  (132)  unterzieht  die  neueren  Chloroformapparate  (Roth- 
Drägers,  Vernon-Harcourt's,  Dupont-Chabaud-Thurneyssens) 
einer  Kritik,  wobei  er  dem  letzteren  den  Mangel  an  Ventilen  vorwirft.  Das 
Spiel  der  Ventile  erleichtere  ungemein  die  Beobachtung  der  Atmung.  Da- 
gegen lasse  sich  das  Thermometer  in  letzterem  Apparat  gut  entbehren,  da 
man  bei  niederer  Temperatur  den  Ausfall  an  Chloroformdampf  durch  Ver- 
minderung des  Luftzutritts  ausgleichen  könnte  und  umgekehrt.  Ricard 
hat  nach  ähnlichen  Prinzipien  einen  Apparat  konstruiert  mit  Ein-  und  Aus- 
atmungSYentil.  Die  Inspirationsluft  streicht  durch  ein  Glasgefäss,  in  welchem 
Chloroform  verdampft.  Ihr  Gehalt  an  Chloroform  kann  durch  Öffnen  und 
Schliessen  einer  Anzahl  von  Öffnungen  reguliert  werden.  Zugleich  enthält 
der  Apparat  im  Innern  eine  höher  und  tiefer  stellbare  Scheibe,  die  es  ermög- 
licht, das  Zuströmen  von  Chloroformdämpfen  zu  der  Inspirationsluft  gänzlich 
auszuschalten.  Die  Konstruktion  ist  im  Original  nachzusehen,  woselbst  der 
Apparat  abgebildet  ist.  Bei  200  Narkosen  bewährte  sich  der  Ricard  sehe 
Apparat  bestens. 

Imbert  (68)  berichtet  über  50  Narkosen  mit  dem  Chloroformapparat 
Ricards,  die  sehr  günstig  verliefen.  Der  Chloroformverbrauch  betrug  durch- 
schnittlich pro  Stunde  25  g.  Die  Narkose  trat  in  2 — 10  Minuten  ein,  die 
Kranken  erwachten  3—5  Minuten  nach  Beendigung  der  Chloroformzufuhr. 
Erbrechen  während  der  Narkose  nur  in  7  Fällen.  Die  Narkosen  verliefen 
auffallend  ruhig  und  gleichmässig  und  wurden  durch  keinerlei  beunruhigende 
Zufälle  unterbrochen. 

Faure  (41)  hat  100  Narkosen  mit  dem  Ricard  sehen  Apparat  aus* 
gefuhrt.  Seine  Erfahrungen  mit  demselben  sind  etwa  die  gleichen,  wie  die 
Imberts. 


16  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Leguen  (84)  hat  ebenfalls  günstige  Erfahrungen  mit  dem  Bicard- 
schen  Apparat  bei  200  Narkosen  gemacht.  Er  lobt  die  Gleichmässigkeit 
und  Einfachheit  der  Technik,  das  Fernbleiben  des  Exzitationsstadiums ,  das 
seltene  Vorkommen  Ton  Erbrechen  und  den  geringen  Verbranch  von  Chloro- 
form. 

In  der  Pariser  chirargischen  Gesellschaft  entspinnt  sich  eine  lange,  sich 
über  mehrere  Sitzungen  hinziehende  Diskussion  über  die  Chloroformierung 
unter  Anwendung  der  neueren  Apparate  zur  Dosierung  von  Chloroformluft-  und 
Chloroformsauerstoffgemischen.  Den  Anlass  hierzu  gibt  die  Demonstration 
seines  Chloroformapparates  durch  Ricard  (134),  der  in  der  folgenden  Sitzung 
Reynier  die  des  Dupont sehen  Apparates  folgen  lässt.  Die  Erörterungen, 
die  im  einzelnen  wiederzugeben  der  Raum  eines  Referates  nicht  zulässt,  drehen 
sich  teils  um  die  Erfolge  mit  den  einzelnen  Apparaten,  teils  um  ihre  Bau- 
art, ob  Ventile  zweckmässig  sind  oder  nicht,  endlich  auch  um  die  Frage,  ob 
es  denn  einen  wirklichen  Vorteil  bedeute,  dass  man  das  althergebrachte  Ver- 
fahren, das  Chloroform  auf  der  Kompresse  oder  Maske  zu  geben,  durch  die 
Anwendung  nicht  stets  und  überall  zugänglicher  Apparate,  die  die  Aufmerk- 
samkeit des  Narkotisierenden  vom  Kranken  abzulenken  geeignet  seien,  ersetzen 
wolle  (Berger),  abgesehen  davon,  dass  das  Schematische  der  Narkotisierung 
mit  den  Apparaten  den  Narkotisierenden  zu  geringerer  Aufmerksamkeit  ver- 
leiten und  ferner  dazu  führen  könnte,  dass  man  verlernen  würde  das  Chloro- 
form in  der  einfachsten  Weise,  d.  h.  auf  der  Kompresse  zu  geben. 

Delbet  (29)  demonstriert  der  Pariser  chir.  Gesellschaft  einen  Apparat, 
der  ohne  Tubage  die  Zufuhr  von  Chloroformdämpfen  unmittelbar  zum  Aditus 
laryngis  zu  bewerkstelligen  und  so  die  Unterhaltung  der  Narkose  bei  Ope- 
rationen im  Gesicht,  in  der  Nase,  im  Mund  und  seiner  Umgebung  ungestört 
vorzunehmen  gestattet.  Der  Apparat  besteht  aus  einem  den  Larynx  ab- 
schliessenden Teil,  der  seinen  Halt  findet  in  der  Furche,  welche  die  Epiglottis  mit 
der  Zungenbasis  verbindet  sowie  in  den  seitlichen  Ausbuchtungen  des  Pharynx, 
während  der  untere  Rand  dieses  Teils  des  Apparates  bis  zur  Cartilago  cri- 
coidea  hinabreicht.  An  diesen  schliesst  sich  ein  Röhrensystem,  welches  die 
Chloroformdämpfe  heranführt  und  in  die  Mitte  des  Mundes  zu  liegen  kommt. 
Für  Zungenamputationen  und  Gaumenoperationen  hat  Delbet  das  RöhreD- 
system  derart  abgeändert,  dass  es  seitlich  aus  den  Mundwinkeln  herausgeleitet 
werden  kann.  Die  Form  des  Apparates  ist  auch  im  Original  nicht  recht 
verständlich,  da  Abbildungen  dem  Text  nicht  beigegeben  sind. 

In  der  Diskussion  wird  die  Zweckmässigkeit  des  Apparates  von  Tuffier 
anerkannt. 

Eine  Vorrichtung,  um  durch  die  Nase  die  Chloroformdämpfe  unmittelbar 
in  den  Pharynx  zu  bringen,  hat  Toubert  (167)  erdacht  und  demonstriert 
sie  in  der  Pariser  chir.  Gesellschaft.  Sie  besteht  aus  einem  geräumigen  Metall- 
trichter, der  mit  einer  Platte  geschlossen  werden  kann.  Eine  Öffnung  dieser 
Platte  gestattet  das  tropfenweise  Einbringen  von  Chloroform  in  das  Innere 
des  Trichters,  woselbst  es  von  einem  Wattebausch  aufgenommen  wird.  Das 
Rohr  des  Trichters  enthält  eine  seitlich  aus  dem  Trichtergefäss  herausgeleitete 
Röhre,  die  zwischen  sich  und  der  Trichterwand  noch  einen  freien  Raum  lässt, 
durch  den  die  Chloroformdämpfe  entweichen  können.  Das  Ende  dieser  Röhre 
wird  mit  einer  Fahrradluftpumpe  verbunden,  dem  Trichterrohr  ein  Gummi- 
schlauch aufgesetzt,  der  nach  Kokainisierung  durch  ein  Nasenloch  bis  in  dea 
Pharynx  eingeführt  wird. 


Ritechl,  Narkose,  Narkotika,  Anftathetika.  17 

Der  neue  Chloroformapparat  Moni  profus  and  Rogers  (104)  besteht 
ans  einem  Röhre&system  von  der  Form  eines  h.  Das  freie  Ende  des  kürzeren 
vertikalen  Schenkels,  an  dem  seitlich  das  Ezpirationsventil  angebracht  ist, 
wird  durch  einen  Gummischlauch  mit  der  eng  anschliessenden  Gesichtsmaske 
Terbnnden.  Der  längere  vertikale  Schenkel  trägt  am  oberen  Ende  einen 
Tropfapparat,  der  genaue  Einstellung  der  Tropfenzahl  durch  einen  Zeiger 
gestattet.  Das  im  Innern  der  Röhre  verdampfende  Chloroform  mischt  sich 
der  Atemloft  bei,  die  ein  im  queren  Schenkel  des  h  gelegenes  Inspirations- 
v^itil  passiert. 

Imbert  (68)  beschäftigt  sich  in  einem  längeren  Aufsatz  mit  dem  Wert 
der  Chloroformierungsapparate,  von  denen  er  neun,  darunter  die  neuesten 
französischen  bespricht.  Er  hebt  zum  Schluss  hervor,  dass  die  Bestrebungen  der 
Qtirurgen,  dosierte  Chloroformluftgemische  anzuwenden,  sich  auf  die  von  Paul 
Bert  ausgegangenen  Anregungen  zurückführen  lassen,  dass  dieser  jedoch  nur 
die  toxische  Apnoe  studiert  habe.  Es  gebe  indessen  noch  andere  Zufalle, 
die  sich  durch  dosierte  Mischungen  nicht  mit  Sicherheit  vermeiden  Hessen. 
Wenn  auch  die  neuesten  Modelle  der  Chloroformapparate  den  älteren  gegen- 
über durch  ihre  Handlichkeit  und  die  Einfachheit  sie  zu  bedienen  auszeich- 
neten, so  sei  doch  noch  weitere  Vereinfachung  ihrer  Konstruktion  erwünscht. 
Wenn  femer  diese  Apparate,  die  einen  wirklichen  Fortschritt  der  chirurgischen 
Technik  bedeuteten,  dazu  beigetragen  hätten,  die  Zahl  der  üblen  Zufalle,  vor 
allem  auch  der  Todesfalle  durch  die  Chloroformnarkose  zu  vermindern,  so 
müsse  man  sich  doch  stets  bewusst  bleiben,  dass  eine  absolut  sichere  auto- 
matische Methode  der  Chloroformienmg  nicht  existiere  und  die  klinische 
Beobachtung  daher  nach  wie  vor  notwendig  und  nicht  zu  vernachlässigen  sei. 

Lane  (83)  spricht  sich  gegen  den  Gebrauch  komplizierter  Apparate 
zur  Dosierung  des  Chloroforms  aus.  Er  begründet  seine  Ansicht  damit,  dass 
die  Menge  Chloroforms,  die  ins  Blut  aufgenommen  werde,  in  letzter  Linie 
von  der  Atmung  abhängig  sei,  dass  ebenso  wie  Chloroform  aufgenommen, 
solches  auch  durch  die  Lungen  wieder  ausgeschieden  werde  (künstliche  Atmung). 
Es  sei  demnach  die  Resorption  von  Chloroform  in  den  Lungen  einem  .fort- 
währenden Wechsel  unterworfen,  der  sich  durch  den  Gebrauch  von  gleich- 
massig  dosierenden  Apparaten  nicht  beseitigen  lasse.  Diese  Apparate  hätten 
den  Nachteil,  dass  man  sich  gegen  Überdosierung  gesichert  fühlte,  femer  dass 
die  Aufmerksamkeit  des  Narkotiseurs  durch  die  Bedienung  dieser  Apparate 
geteilt  und  vom  Patienten  abgelenkt  werde,  während  es  im  Literesse  desselben 
unerlasslich  sei,  dass  ihm,  besonders  seiner  Atmung,  die  volle  Aufmerksamkeit 
zuteil  werde. 

Winter  (180)  stellte  an  dem  nach  der  Lange ndorffschen  Methode 
isolierten,  überlebenden  Säugetierherz  (Katze)  Versuche  an,  um  die  von  ver- 
schiedenen Forschem  erwähnten,  kardiotonischen  Wirkungen  der  Nebennieren- 
präparate zu  ergründen.  Nach  Sherrington  und  Sowton  bedarf  es  einer 
f  4^00  igen  Chloroformlösung,  um  das  Herz  der  Katze  in  neun  Minuten,  einer 
solchen  von  IV^Voo,  um  es  in  60  Sekunden  in  dauernden  Stillstand  zu  ver- 
setzen. Winter  gelang  es  nun  fast  regelmässig  das  Katzenherz  durch  Supra- 
reninlösnng  wieder  zu  beleben,  selbst  wenn  die  letale  Dosis  um  ein  mehr- 
faches überschritten  worden  war.  Durch  eine  zweite  Versuchsreihe  wurde 
am  blossgelegten  Tierherzen  festgestellt,  dass  durch  Injektionen  von  1  com 
1^'ooiger  Suprareninlösung  in  die  linke  Herzkammer  das  durch  das  3 — 6  fache 
der  bisher  für  tödlich  befundenen  Chloroformmenge  zum  Stillstand  gebrachte 

Jaliresberidit  flu*  Ghlmrgie  1905.  2 


18  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    L  Teil. 

Herz  der  Katze  wieder  in  rhythmischen  und  andauernden  Gang  zn  bringen  ist, 
selbst  wenn  schon  ein  gewisser  Grad  von  Starre  des  Herzmuskels  eingetreten 
war.  Die  Wiederbelebung  gelang  in  einem  Falle,  nachdem  der  Herzstillstand 
bereits  12  Minuten,  in  einem  weiteren,  nachdem  er  sogar  32  Minuten  gedauert 
hatte  und  künstliche  Atmung  und  energische  Herzmassage  unwirksam  geblieben 
waren.  Im  letzten  Fall  kamen  ausser  drei  Injektionen  und  energischer  Massage, 
nachdem  das  Herz  einigermassen  in  Gang  gebracht  worden  war,  noch  eine 
intravenöse  Injektion  zur  Anwendung,  die  eine  beträchtliche  Steigerung  des  Blut- 
drucks bewirkte.  Zur  Wiederbelebung  ist  eine  intravenöse  Injektion  'an  sich, 
wie  ein  Versuch  lehrte,  unwirksam,  weil  es  darauf  ankommt,  das  Mittel  mög- 
lichst direkt  den  Ernährungsgefässen  des  Herzens  zuzuführen.  Winter 
glaubt  die  Injektion  von  Nebennierenextrakt  ins  linke  Herz  zur  Wiederbele- 
bung bei  Chloroformsynkope  empfehlen  zu  können,  wenn  alle  anderen  Mittel 
versagt  haben. 

Diskussion:  Eönigstein  hat  bereits  auf  Grund  eigener  Unter- 
suchungen im  Jahre  1897  und  1898  bei  drohendem  Herztod  speziell  in  der 
Chloroformnarkose  Nebennierenextrakt  empfohlen  und  schUesst  sich  daher  dem 
Schlusssatze  Winters  vollkommen  an. 

Thenen  fand,  dass  Kaninchen,  welche  durch  intradurale  Injektion  von 
V* — ^Z«  ccm  einer  2 — 5%  igen  Kokainlösung  in  der  Höhe  des  zweiten  Hals- 
wirbels in  schweren  Shock  mit  Blutdrucksenkung  unter  35  mm  Hg  versetzt 
waren,  durch  Suprareniniujektionen  in  die  Venen  sich  im  Verlauf  von  10 
bis  20  Minuten  unter  Bückkehr  normalen  Blutdrucks  und  regelmässiger  Spon- 
tanatmung wieder  erholten.  In  einem  Falle  gelang  es  ein  40  Minuten  zuvor 
verendetes  Kaninchen,  bei  dem  die  künstliche  Atmung  nicht  sistiert  war, 
durch  Injektion  von  Va  ccm  Suprareninlösung  (1 :  2000)  in  die  rechte  Jugular- 
vene  innerhalb  27  Minuten  wieder  völlig  zu  beleben. 

Gross  und  Sencert  (51)  berichten  über  einen  Fall  von  Chlorofonn- 
synkope  während  einer  Bauchoperation.  Da  die  üblichen  Belebungsmittel 
nach  7 — 8  Minuten  nicht  zum  Ziel  geführt  hatten,  und  von  der  Laparotomie- 
wunde  aus  keinerlei  Pulsationen  an  der  Aorta  zu  fühlen  waren,  begann  der 
Operateur  durch  das  erschlaffte  Zwerchfell  hindurch  das  Herz,  welches  sich 
von  unten  her  leicht  fassen  Hess,  rhythmisch  zu  komprimieren.  Nach  fünf 
Minuten  begann  das  Herz,  welches  sich  schlaff  und  weich  anfühlte,  härter  zu 
werden,  und  es  stellte  sich  alsbald  die  Herzaktion  und  nicht  lange  danach 
auch  die  Atmung  wieder  ein.  Der  Kranke  genas  vollständig.  Im  Anschlüsse 
an  die  Mitteilung  dieses  Falles  liefern  Gross  und  Sencert  eine  kritische 
Studie  über  die  bisherigen  Bestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  Wiederbelebung 
scheintoter  Chloroformierter.  Sie  kommen  zu  folgenden  Schlussfolgerungen: 
Unter  den  üblichen  Methoden  der  Wiederbelebung  ist,  vorausgesetzt  dass  die 
Organe  gesund  sind,  die  Herzmassage  das  wirksamste  Mittel.  Man  kann  zum 
Herzen  gelangen  auf  dreifachem  Wege:  1.  Durch  die  Thoraxwand.  Dies  ist 
der  gefahrvollste  Weg.  Auch  hat  diese  Methode  noch  niemals  Erfolg  gehabt. 
2.  Der  Weg  durch  das  Zwerchfell  mit  Eröffnung  desselben.  Eine  gleichfalls 
komplizierte  Methode.  3.  Der  Weg  durch  das  Zwerchfell  ohne  Eröffnung  von 
unten  her.  Diese  Methode  ist  die  einfachste  und  schonendste,  zugleich  aber 
wirksamste,  denn  sie  allein  hat  bisher  drei  positive  Resultate  aufzuweisen. 

Villette  (171)  weist  darauf  hin,  dass  die  einfache  Kompression  des 
Thorax  bei  Chloroformsynkope  deshalb  häufig  unwirksam  ist,  weil  der  Thorax 
sich  in  Exspirationsstellung  befindet.    Der  ausgeübte  Druck  lässt  wohl  die 


Ritscill,  Narkose,  Narkotika,  Anftathetika.  19 

jZ^rrelnft  ans  der  Lunge  entweichen,  es  fehlt  aber  an  einer  hinreichenden 
InspiratiaDsbewegang  beim  Nachlassen  des  Druckes.  Um  eine  solche  wirksam 
herbeizuführen,  empfiehlt  Villette  die  Faradisation  der  Pektoralmuskeln  bei 
senkrecht  emporgehobenen  Armen  mit  kräftigem  Strom.  Der  Zug  der  sich 
kontrahierenden  Mnskelgmppen  hebt  energisch  die  lüavikula  und  die  ersten 
sechs  Bippen  nnd  veranlasst  eine  ausserordentlich  ei^ebige  Inspirationsbe- 
wegimg. Bei  Tieren  konnte  auf  diese  Weise  eine  3— 4  mal  hintereinander 
erzeugte  Chloroformasphyxie  jedesmal  prompt  beseitigt  werden. 

Renon  (130)  teilt  Erfahrungen  mit  über  den  Verlauf  und  Ausgang  von 
vier  Chloroformnarkosen  bei  Herzkranken.  In  einem  der  Fälle  (Kardiosklerose) 
trat  am  zweiten  Tage  Tod  an  Lungenödem  ein.  R6non  bespricht  im  An- 
schlösse  daran  kurz  die  Indikationen  und  Kontraindikationen  der  Chloroform- 
narkose  bei  Herzkranken,  die  sich  mit  den  Ansichten  Huchards  (siehe 
Jahi^.  1903,  S.  50)  decken. 

Über  den  Wert  der  von  Krawkof  f  und  Fedor  of  f  empfohlenen  Hedonal- 
Chloroformnarkose  urteilt  Mintz  (102)  auf  Grund  von  176  Beobachtungen 
'128  Mäimem  und  47  Frauen).  Es  wurden  je  nach  Alter  und  Geschlecht  bis 
zu  5  g  Hedonal  gegeben.  Abgesehen  davon,  dass  das  Mittel  in  einer  be- 
deiit«iiden  Zahl  von  Fällen  den  gewünschten  Schlaf  nicht  herbeiführte,  zeigten 
sich  Terhaltnismässig  häufig  unangenehme  Nebenerscheinungen,  wie  Exzitation 
Tor  und  nach  der  Narkose,  Erbrechen,  anhaltende  Blässe  usw.  Zudem  bewirkt 
das  Hedonal  ein  vorzeitiges  Erlöschen  der  Reflexe  und  vorzeitige  Pulsverlang- 
samang,  so  dass  die  Tiefe  der  Narkose  nicht  an  den  üblichen  Erscheinungen 
geprüft  werden  kann.  Mintz  steht  auf  dem  Standpunkte,  dass  es  nicht 
statthaft  ist,  durch  nicht  gleichgültige  Narkotika  Bewasstseinsverlust  vor  der 
Chloroformnarkose  herbeizuführen. 

Scott  Carmichael  und  Beattie  (148)  berichten  über  einen  Fall 
ton  protrahiertem  Chloroformtod,  den  sie  vor  allem  nach  der  pathologisch- 
anatomischen  Seite  sehr  genau  verfolgt  haben.    Das  betreffende  3V«  Jahre  alte 
Kind  war  zum  Zwecke   einer  Ellenbogengelenksresektion  wegen  Tuberkulose 
30  Minuten  lang   chloroformiert   worden   und   starb   42  Stunden  nach   der 
Operation.    Es   war  nach  dem  Erwachen  unruhig,   sehr  blass,  klagte  über 
starken  Darst,   erbrach  dreimal,  zuletzt  sechs  Stunden  vor  dem  Ende  kaffee- 
satzartige Massen.     Die  Leichenuntersuchung  ergab  fettige  Degeneration   in 
Lmigen,  Leber,  Niere.    Die  Magenblutung  konnte  nur  zurückgeführt  werden 
aaf  eine  fettige  Degeneration  der  Kapillarendothelien  der  Magenschleimhaut. 
Ein  Fall    von   plötzlichem  Tod  während  der  Narkose,   bei   dem,   wie 
die  Sektion  ergab,  eine  Embolie  die  Todesursache  war,  gibt  Guinard  (32) 
Veranlassnng  auf  die  Möglichkeit  solcher  Ereignisse  während  der  Narkose 
hinzuweisen.    Manche  derartige  Unglücksfälle,   die  mit  der  Chloroformierung 
mchts  gemein  haben^  werden  unter  die  Chloroformtodesfalle  gerechnet.    Vor 
Irrtümern  kann  nur  die  Obduktion  schützen,  bei  der  vor  allem  die  Venen  in 
der  Nachbarschaft  des  Krankheitsherdes  einer  gründlichen  Untersuchung  zu 
unterziehen  sind. 

Brever  (17)  berichtet  über  folgenden  Fall: 

Ein  82 jahriger,  früher  gesunder  Mann  zog  sich  beim  Fallen  vom  Fahrrad,  während 
«r  nnehte,  eine  Verletzung  des  Mandbodens  zu.  Zur  genaaeren  Untersuchung  wurde  er 
cblorofonniert  und  bekam  einen  epileptischen  Anfall,  der,  nachdem  das  Chloroform  entzogen, 
Mhr  bald  anfhdrte.  Zugleich  setzte  die  Atmung  aus.  Tracheotomie.  Kompression  des  Thorax. 
^«T  Patient  erholt  sich,  bekommt  jedoch  alsbald  einen  zweiten  Anfall  und  2  Stunden  später 
einen  dritten.  Nach  den  AnfäUen  befand  er  sich  in  delirierendem  Zustande.  Tod  am  folgenden 

2* 


20  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Tage.  Der  in  der  Blase  befindliche  Drin  enthielt  Eiweiss,  die  Nieren  waren  gesunc 
in  der  Zunge  und  Phlegmone  im  Nacken. 

Es  blieb  die  Frage  offen,  ob  epileptischer  oder  nrämischer  Ani 

Denuce  (33)  lässt,  um  Erbrechen  während  nnd  nach  der  Na: 
yerhindem,  mit  gutem  Erfolge  VI»  Stunden  vor  Beginn  der  Narkose  t 
bis  800  ccm,  Wasser  trinken.  Er  will  durch  Anfüllung  des  Mag 
Wasser  verhindern,  dass  die  Magenschleimhaut  in  unmittelbare  Be 
kommt  mit  verschlucktem  Speichel,  der  während  der  Chloroforminha 
reichlich  mit  Chloroform  imprägniert  ist  und  daher  auf  die  Schleimha 
starken  Reiz  ausübt.  Da  anhaltendes  Erbrechen  nach  der  Narkose  b< 
bei  Magenkranken  meist  darauf  beruht,  dass  zäher,  chloroformhaltiger 
an  der  Magenschleimhaut  haftet,  so  empfiehlt  es  sich  durch  Magenaus 
diese  Schleimmassen  mechanisch  zu  entfernen. 

Diez  (35)  teilt  die  von   ihm  zur  Verhinderung  des  Erbrechens 
Chloroformnarkose  angestellten  Untersuchungen  mit. 

Trinken  von  frischem  Wasser  vor  der  Chlorformnarkose  (Hess-  D  < 
Ausspülung  des  Magens ;  Waschen  des  Blutes  mittelst  Hypodermokl jse  ^ 
xmd  nach  der  Chloroformnarkose;  lokale  Anästhesie  der  Magenscbk 
mit  Kokain  allein  und  mit  Kokain  im  Verein  mit  Adrenalin;  das  De 
von  Saiep  und  sonstige  von  Lewin  zum  Schutze  der  Magenschle 
gegen  die  Chloroformeinwirkung  in  Vorschlag  gebrachte  muzilaginö 
tränke;  die  von  Grad  vorgeschlagenen  Ergotininjektionen :  alle  diese 
erwiesen  sich,  die  einen  mehr,  die  anderen  weniger,  ungeeignet  zur  ^ 
derung  des  Erbrechens. 

Diez  griff  zuletzt  zum  Skopolamin,  welches  in  Verbindung  mi 
phium  schon  als  ein  Mittel  zur  Erreichung  der  allgemeinen  Anästhesie, 
aber,  um  das  durch  Chloroform  drohende  Erbrechen  zu  verhindern,  e 
worden  war. 

Er  machte  seine  Beobachtungen  an  80  Operierten.    Er  injizierte 
Skopolamin  mit  1  cg  Morphium  10  Minuten  vor  Beginn  der  Chloroformi 
Von  80  Chloroformierten  haben  nur  vier  einigen  Brechreiz  12  Stunden 
gehabt.    Mit  diesem  Mittel  wird  die  Aufregungsperiode  herabgesetzt,  un( 
erreicht  die  allgemeine  Anästhesie  mit  einer  geringeren  Dosis  Chlorofor 

Die  Skopolamin-  und  Morphiuminjektion  wurde  wirksam  gefunden 
in  einem  Falle  von  nicht  zu  bewältigendem  Erbrechen  bei  einer  mit  Wi 
niere  behafteten  und  in  einen  bejammernswerten  Zustand  herabg< 
menen  Frau. 

Er  hatte  niemals  irgendwelche  Übelstände  infolge  des  Gebrauches  < 
Mittels  zu  beobachten,  weshalb  er  es  nur  empfehlen  kann.  R.  Gia 

Armand  und  Bertier  (2)  haben  die  sich  bei  der  Verbrennunj 
Chloroformdämpfen  in  der  Luft  entstehenden  Gase  zum  Gegenstand  c 
scher  und  experimentell  toxikologischer  Untersuchungen  gemacht,  wob< 
Bekanntes  nochmals  bestätigen.  Für  den  Narkotisierten  hat  die  pho 
haltige  Luft  insofern  die  übelste  Bedeutung,  als  die  Intoxikation  sich 
die  heftigen  Reizerscheinungen  vollzieht  wie  bei  Gesunden  und  plötzlicli 
Cyanose  und  respiratorischer  Synkope  einsetzt.  Zur  Vorbeugung  wird  empfo 
wenn  nicht  elektrische  Beleuchtung  zu  haben  ist,  anstatt  Chloroform  i 
zur  Narkose  zu  verwenden. 

Betagh  (7)  berichtet,  dass  in  der  chirurgischen  Universitätskiini 
Messina  zur  Erwärmung  des  Operationssaals  ein  Gasofen  aufgestellt  wi 


Ritachl,  Narkoee,  Narkotika,  Anäathetika.  21 

Üs  man  ihn  zum  erstenmal  bei  zwei  Operationen  in  Benutzung  nahm,  kam  es 
durch  Einwirkung  der  offenen  Flammen  auf  die  sich  im  Baume  verbreitenden 
CUoroformdämpfe  zur  Entwickelung  der  bekannten  reizenden  Gase,  die  weniger 
den  Fortgang  der  Operationen  hinderten ,  als  bei  den  Operierten  und  den 
Iizten  mehr  oder  weniger  schwere  Folgen  hervorriefen.  Beschränkten  sich 
diese  bei  den  Ärzten  auf  Kopfschmerzen  und  Übelkeit,  so  kam  es  bei  einer 
AD  Ovahalcyste  Operierten  zu  heftigstem  Erbrechen  mit  Synkope  und  Kon- 
Tulsionen,  begleitet  von  Albuminurie  und  schwachem,  schnellem  Pulse.  Einige 
Tage  laug  enthielt  der  Urin  ausserdem  Hämoglobin,  Blutkörperchen  und 
Zylinder,  daneben  bestand  leichter  Ikterus.  Ein  zweiter.  Bruchoperierter  ging 
an  einer  Nachblutung  vor  Ablauf  der  ersten  12  Stunden  zugrunde,  ohne  dass 
sich  bei  der  Antopsie  eine  Ruptur  grösserer  Gefässe  hätte  nachweisen  lassen. 
Betagh  stellte  über  die  Wirkimg  der  bei  Chloroformverbrennung  entstehen* 
den  Gase  experimentelle  Untersuchungen  an.  Hierbei  fand  er,  dass  längere 
einmaUge  Chloroformnarkosen  oder  mehrfache  kürzere  Narkosen  in  Gegenwart 
einer  offenen  Flamme  Kongestionen  und  Hämorrhagien,  besonders  im  Gebiete 
der  Nieren,  zuweilen  auch  degenerative  Veränderungen  in  Leber,  Herz  und 
Nieren  bewirken.  Ausserdem  ergab  die  spektroskopische  Blutuntersuchung 
die  Absorptionsstreifen  des  Oxjhämoglobins. 

Im  her  t  (66)  warnt  gleichfalls  vor  der  Aufstellung  von  Gasöfen  in 
Operationsräumen  und  verbreitet  sich  über  die  Zersetzungsprodukte,  die  das 
Chloroform  unter  verschiedenen  Umständen  liefert. 

Die  aus  dem  Hamburger  Hafenkrankenhause  stammende  Mitteilung  von 
Kothfuchs  (141)  betrifft  Unzulänglichlichkeiten  der  Sauerstoff-Chloroform* 
Darkose  mit  dem  Roth-Dräg  er  sehen  Apparat.  Ein  mit  alten  perikarditi- 
schen Narben,  Fettbewachsung  und  leichter  fettiger  Degeneration  des  Herz- 
moskels  behafteter  Kranker  starb  in  der  Narkose,  nachdem  er  4Vs  g  Chloro* 
form  geatmet  hatte.  Lästig  ist,  dass  sich  bei  Benutzung  des  Apparates  der 
Eintritt  der  Toleranz  verzögert,  offenbar  weil  Sauerstoff  ein  Antidot  des  Chloro- 
forms ist  (Roth).  Bei  Alkoholikern  wurde  zur  einfachen  Tropfnarkose  zurück- 
gegriffen, weil  die  mit  dem  Apparate  zu  gewährende  maximale  Chloroform- 
menge nicht  ausreichte,  um  einen  Alkoholiker  über  das  Exzitationsstadium 
hinwegzabringen.  Nach  diesen  Erfahrungen  ist  der  Roth-Drägersche 
Apparat  noch  in  manchen  Beziehungen  verbesserungsbedürftig. 

3.  Äthernarkose. 

Borchgrevink  (12)  betont,  dass  der  Äther  so  viele  und  unzweifelhafte 
^  orteile  besitze,  dass  er  als  generelles  Betäubungsmittel  vorzuziehen  sei. 

Hj.  V.  Bonsdorff. 

Krougiline  (78)  hat  die  zuerst  von  Pirogoff  1847  geübte  Narkoti- 
sienmg  mit  Äther  per  rectum  der  Vergessenheit  entrissen  und  berichtet  über 
^ine  an  43  Kranken  gemachten  Erfahrungen.  Nach  voraufgehender  Ent- 
leenu^  des  Rektums  werden  Ätherdämpfe,  die  durch  Eintauchen  einer  mit 
Äther  gefüllten  Flasche  in  45^  warmes  Wasser  erzeugt  sind,  durch  einen  Schlauch 
niit  Glasansatz  in  das  Rektum  geleitet.  Zu  vermeiden  ist  Äther  in  Substanz 
auf  die  Schleimhaut  des  Rektums  zu  bringen.  Im  Beginn  der  Prozedur  emp- 
findet der  Kranke  ein  schmerzhafteß  mit  Stuhldrang  verbundenes  Gefühl, 
welches  nach  1—3  Minuten  verschwindet.  In  den  meisten  Fällen  gelingt  es 
in  bner  Zeit  eine  zur  Vornahme  von  Operationen  hinreichende  Anästhesie 


22  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

zu  erzeugen;  bei  ungenügender  Narkose  wnrde  Chloroform  mitgegeben.  Das 
Verfahren  wird  besonders  für  solche  Fälle  empfohlen,  wo  Lungenkrankheiten 
die  Anwendung  von  Ätherinhalationen  verbieten.  Ausser  Diarrhöen,  die  ge- 
wöhnlich nur  einen  Tag  bestehen  (nur  in  einem  Fall  hielten  sie  drei  Tage 
an),  waren  unangenehme  Folgen  der  Rektalnarkose  nicht  zu  bemerken. 

Erougiline  ist  zu  der  Ansicht  gekommen,  dass  das  Verfahren  allge- 
meiner Verbreitung  wert  sei  und  namentlich  bei  Operationen  an  Kopf  und 
Hals  besondere  Vorteile  biete.  Eontraindiziert  ist  dasselbe  selbstverständlich 
bei  Erkrankungen  des  Darmes  und  Peritoneums. 

Um  den  Einfluss  der  Äthemarkose  auf  die  Nieren  zu  ermitteln,  hat 
Backer-Gröndahl  (3)  92 Patienten  untersucht.  Bei  diesen  Untersuchungen 
ist  nicht  nur  das  Vorkommen  von  Albuminurie,  sondern  auch  von  Zylindrurie 
in  Betracht  gezogen  werden.  Die  Ergebnisse  sahen  folgendermassen  aus. 
Nach  75  einfachen  Narkosen  ist  27  mal  (36  ^/o)  Albuminurie  gefunden  worden. 
Dieser  hohe  Prozentsatz  der  Albuminurie  erklärt  sich  nach  der  Ansicht  des 
Verfs.  daraus,  dass  die  in  Betracht  kommenden  Kranken  im  allgemeinen 
grösseren  und  langwierigen  Operationen  unterzogen  worden  waren.  Albuminurie 
trat  auf  am  Ausgang  des  ersten  Tages  in  20  Vo,  nach  dem  Ausgang  des  ersten 
Tages  in  16  7o  der  Fälle.  Die  Albuminurie  hat  durchschnittlich  7 — 9  Tage 
angedauert.  Von  Einfluss  sind  auf  die  Albuminurie  gewesen  das  Alter  der 
Patienten,  die  Operationsart,  die  Operationszeit  und  die  angewandte  Äther- 
menge. Bei  wiederholten  Narkosen  ist  die  Albuminurie  zwar  nach  jeder  Be- 
täubung aufgetreten,  hat  aber  dabei  an  Intensität  abgenommen.  Eine  Intoxi- 
kationsnephritis  würde  der  Äther  also  nicht  hervorrufen. 

Hj.  V.  Bonsdorf  f. 

Röhricht  (136)  hat  die  Urine  von  100  unter  Athernarkose  Operierten 
auf  Zucker  untersucht.  In  12  Fällen  konnte  Glykosurie  nachgewiesen  werden. 
Zuckerausscheidung  bis  zu  l^/o.  Bö  bricht  glaubt  dem  zunehmenden  Alter 
eine  gewisse  Disposition  für  das  Auftreten  der  Narkosenglykosurie  zusprechen 
zu  können.  Dass  nicht  das  Trauma,  sondern  die  Äthemarkose  die  Ursache 
an  der  abnormen  Hambeschaffenheit  trägt,  konnte  Röhricht  durch  die 
Untersuchung  des  Harns  von  22  Unfallverletzten  und  von  6  nur  einer  Narkose 
Unterworfenen  feststellen.  Von  ersteren  zeigte  kein  einziger  Glykosurie,  von 
letzteren  zwei  spontane  und  1  alimentäre  Glykosurie. 

Drurys  uud  Thomsons  (38)  Äthemarkoseapparat  soll  zur  ungehin- 
derten Ausführung  von  Mund-  und  Kieferoperationen  dienen  und  besteht  aus 
einer  geräumigen  Metallröhre,  deren  eines  Ende  mit  einer  nur  die  Nase 
deckenden  Maske  rechtwinkelig  verbunden  ist,  während  das  andere,  gleich- 
falls rechtwinkelig  abgebogene  Ende  einen  Gummibeutel  nach  Art  der  Clo- 
v ersehen  Maske  trägt,  der  über  die  Scheitelpartie  des  Kopfes  zu  liegen 
kommt.  Am  hinteren  Ende  der  Röhre  befindet  sich  eine  Öffnung,  die  durch 
eine  Klappe  geschlossen  werden  kann,  dazu  bestimmt,  das  zur  Einleitung  der 
Narkose  verwendete  Äthylchlorid  dem  Röhreninneren  zuzuführen.  Im  Mittel- 
teil der  Röhrenwand  befindet  sich  eine  zweite^  gleichfalls  verschliessbare, 
grössere  Öffnung,  die  auf  ein  im  Röhrenlumen  befindliches  Schwammstück 
führt.  Auf  diesen  Schwamm  wird  der  zur  Unterhaltung  der  Narkose  dienende 
Äther  aufgegossen.  Der  Apparat,  welcher  sich  in  der  Praxis  gut  bewährt 
haben  soll,  ist  im  Original  abgebildet.   Er  lässt  sich  durch  Kochen  sterilisieren. 

Pletzer  (122)  empfiehlt  zur  Verhinderung  postoperativer  Entzündungen 
der  Luftwege  wärmstens  die  Morphium-Äthertropf narkose  nach  den  Witz el- 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Aoästhetika.  23 

sehen  Grandsaizen.  Er  sieht  in  der  prophylaktischen  Desinfektion  des  Mundes 
und  Rachens,  in  der  Tieflagemng  des  Kopfes  während  und  nach  der  Narkose 
bis  zum  TöUigen  Erwachen  und  endlich  in  systematischem  Tiefatmen  nach 
der  Operation  das  wirksamste  Mittel  postoperative  Erkrankungen  der  Luft- 
wege za  Yerhindem. 

Seelig  (149)  rühmt  auf  Grund  von  65  Fällen  die  Äthylchlorid-Äther- 
Xarkose  mit  ^/t  Stunde  Yoraufgehender  Injektion  von  Skopolamin  (Vioo  grain) 
mid  Morphin  (V<  grain).    Die  Kombination  hat  folgende  Vorzüge: 

Es  wird  erheblich  weniger  Äther  gebraucht,  die  Speichelsekretion  ist 
nicht  gesteigert,  das  Exzitationsstadium  wird  yermieden,  die  Neigung  zum 
Erbredien  wesentlich  seltener  beobachtet  und  nach  der  Operation  Ruhe  und 
Schmerzlosigkeit  für  ca.  24  Stxmden  erzielt.  Zur  Allgemeinnarkose  mit  Äthyl- 
chlorid und  Äther  bedient  sich  Seelig  eines  von  ihm  für  die  Anwendung 
des  Athylchlorids  besonders  hergerichteten  Bennet  sehen  Narkotisierungsappi^ 
rates,  Ton  dem  sich  im  Original  eine  Abbildung  vorfindet. 

Äthylchlorid. 

Mo  Cardio  (98)  verbreitet  sich  in  einem  längeren  Artikel  nochmals 
^frühere  Publikationen  1901  und  1903)  über  das  Äthylchlorid.  Er  reiht  es 
nach  den  mit  ihm  gemachten  Erfahrungen  ein  zwischen  das  Lachgas  und 
den  Äther.  Er  hält  es  für  toxischer  als  jenes  und  für  fast  so  gefahrlos  wie 
diesen,  wenn  es  in  ausgesuchten  Fällen  benutzt  wird.  Durch  seine  Unge- 
fahrlichkeit  bildet  das  Lachgas  xmter  den  Anästhetika  eine  Klasse  für  sich. 
Daher  sollte  es,  wenn  immer  möglich,  in  erster  Linie  in  Anwendung  kommen. 
Zum  Ersatz  von  Chloroform  und  Äther  lässt  Mc  Cardio  das  Äthylchlorid 
wohl  gelten,  niemals  aber  zum  Ersatz  von  Lachgas.  Sei  für  kurze  Operationen 
eine  längere  und  tiefere  Anästhesie  erforderlich,  als  sie  Lachgas  oder  Lachgas 
—  Sauerstoff  zu  liefern  vermöchten,  so  empfiehlt  Mc  Cardio  das  Äthyl- 
chlorid, besonders  aber  zur  Einleitung  der  Äthemarkose.  Kontraindikationen : 
Verdickung  der  Weichteile  des  Nackens,  Laryngitis,  Larynxödem  und  Ver- 
engerungen der  oberen  Luftwege. 

Schifone  (145)  hat  über  die  Chloräthyl-Narkose  klinische  und  experi- 
mentelle Untersuchungen  angestellt.  Wie  aus  den  ersteren  folgt,  kann  das 
Chlorathyl  bei  Alkoholisten  und  Neuropathikem  eine  langwierige  und  heftige 
Reizungsperiode  hervorrufen  und  sogar  die  Narkose  immöglich  machen;  in 
dieser  Periode  kann  die  Atmung  notleiden  und  Asphyxie  auftreten;  vollständige 
Muskelentspannung  ist  selten  und  das  Erwachen  nicht  frei  von  den  gewöhnlichen 
Störungen  (Ekel,  Erbrechen,  Kopfschmerz  usw.).  Die  experimentellen  Unter- 
suchungen wurden  an  Hunden  und  Kaninchen  angestellt.  Bei  den  Hunden  nahm 
man  vor  und  nach  der  Narkose:  1.  die  Harnuntersuchung,  2.  den  Nachweis  der 
Nierendurchgängigkeit  mittelst  des  Methylenblaus,  3.  den  Nachweis  der  fluori- 
zinischen  Glykosurie  vor.  Der  Harn  wurde  durch  Katheterismus  gewonnen.  Die 
Anästhesie  wurde  durch  das  von  der  Soci6t6  chimique  des  usines  du  Rhone 
gelieferte  Chloräthyl  hervorgebracht,  indem  man  5  ccm  des  Anästhetikums 
auf  eine  in  vier  Schichten  gefaltete  und  in  die  Hohlhand  gelegte  Gazekom- 
presse goss  und  die  letztere  an  der  Tierschnauze  anlegte.  Die  Narkosen 
dauerten  von  15  Minuten  bis  1^/2  Stunden,  wobei  man  die  Erscheinungen  der 
Narkose  und  die  Menge  des  Anästhetikums  aufzeichnete.  Bei  der  Harn- 
untersuchung,   ausser   der  Methylenblau-    und   Fluorizinprobe ,    wurden    die 


24  Jahresbericht  ftlr  Chirurgie.    I.  Teil. 

gewöhnlichen  Methoden  verwendet.  Zur  Dosierung  der  Chloride  wende 
die  Methode  von  Gansse  an.  Die  bei  den  Hnnden  ausgeführten  'Kb 
sind  durch  eine  lange  Reizungsperiode  mit  nachträglicher  Anästhesie  g 
zeichnet,  während  vollständige  Muskelspannung  selten  ist.  Das  Sn 
erfolgt  in  rascher  Weise.  In  dieser  Periode  beobachtete  man  Trisrnr 
Opisthotonus,  welche  wenige  Minuten  dauern,  zusammen  mit  einem  Tr 
heitszustand.  Während  der  Narkose  nehmen  die  Pulsschläge  an  Zahl  i 
der  Blutdruck  steigt  herunter,  um  nach  dem  Erwachen  zur  Norm  zur 
kehren. 

Bei  den  Kaninchen  fehlt  die  Reizungsperiode,  die  Anästhesie  uz 
Muskelerschlafifung  sind  vollständig ;  im  übrigen  verhält  es  sich  wie  bei  Hi 
Aus  der  Harnuntersuchung  ergab  sich  Folgendes:  1.  das  Eiweiss  tr 
geringer  Menge  auf  und  verschwindet  am  ersten  oder  zweiten  Tage  nac 
Narkose,  auch  bei  verlängerten  (90  Minuten)  Narkosen  und  bei  grö 
Gaben  von  Anästhetikum  (240  ccm)  und  wiederholten  Narkosen.  2. 
Veränderung  der  normalen  Harnbestandteile.  3.  Der  mikroskopisch 
fund  fällt  negativ  aus.  4.  Unter  den  neun  Versuchen  traten  sec 
Grallenfarbstoffe  auf,  um  in  den  zwei  der  Narkose  folgenden  Tagen  zi 
schwinden.  5.  Die  Ausscheidung  des  Methylenblaus  erfolgt  in  normaler  \ 
6.  Die  Fluorizin-Glykosurie  geht  normal  vor  sich.  7.  Die  Durchgang 
und  Funktionsfahigkeit  der  Niere  ist  also  normal.  —  Bei  der  Sektion  c 
behandelten  Tiere,  sowohl  nach  der  Narkose  als  nach  den  Methylenblau- 
Fluorizinproben  ausgeführt,  beobachtete  man  nur  Nierenkongestion;  be 
mikroskopischen  Untersuchung  trübe  Schwellung  des  Epithels  der  gesr 
Hamröhrenkanälchen ;  nichts  in  der  Leber  und  in  den  Lungen. 

Verf.  kommt  also  zu  den  Schlüssen:  1.  Das  Aethylenum  chloratum 
besser   als   das  Chloroform  und   der  Äther   ertragen,   ist   aber   nicht 
unschädlich.    2.  Es  bewirkt  unvollständige  Erschlaffung  und  zu  rasches 
wachen,   ausserdem  eine  lange  Reizungsperiode  bei  Alkoholisten  und  N< 
pathikem;   es  ist  also  nur  zu  kleinen  Operationen   geringer  Bedeutung 
kurzer  Dauer  tauglich,  bei  welchen  die  örtliche  Anästhesie  wohl  genügt. 

R.  Giani  (Roc 

Lop  (87)  hat  das  Chloräthyl  420  mal  in  der  Chirurgie,  Gynäkologie 
Geburtshilfe  als  allgemeines  Anästhetikum  gebraucht  und  empfiehlt  es  s 
da  er  keinen  einzigen  Unglücksfall  damit  erlebte.  Er  gibt  das  Mittel 
einem  zu  einem  Trichter  geformten  Taschentuch,  in  welches  er  ein  S 
hydrophile  Watte  legt.  Durch  Nachgiessen  von  3—4  ccm  Chloräthyl  ( 
jede  Minute  lässt  sich  die  einmal  gewonnene  Narkose  beliebig  bis  zu  einer  Sti 
unterhalten.  Gleich  gute  Resultate  hatten  Roux  (Marseille)  bei  ca.  1 
und  Mal  herbe  bei  3000  Narkosen. 

Murray  (114)  empfiehlt  auf  Grund  grosser  Erfahrung  das  Athylchl» 
zur  Ausführung  von  Operationen  bis  zu  20  Minuten  Dauer  in  der  Kin( 
Praids.  Im  ersten  Lebensjahre  hat  Murray  150 mal  mit  Äthylchlorid  i 
kotisiert,  das  jüngste  Kind  war  erst  fünf  Tage  alt.  Von  Vorteil  ist,  c 
die  Äthylchloridnarkose  ausser  einigen  Stunden  Nahrungsenthaltung  keine 
Vorbereitungen  bedarf  und  man  nach  dem  Erwachen  die  Patienten  alsb 
nach  Hause  nehmen  lassen  kann.  Kinder  unter  sechs  Monaten  erhal 
als  erste  Dosis  3  ccm,  über  sechs  Monaten  5  ccm  in  die  Maske  gespritzt. 
ist  wichtig,  neben  dem  Äthylchlorid  genügend  Luft  atmen  zu  lassen.  Dadui 
assen  sich   alle   üblen  Zufälle,  die  in  erster  Linie  von  der  Atmung  droh 


Ritsehl,  Narkose,  Narkotika,  Aoästhetika.  25 

im  sicheisten  Termeiden.  Unangenehme  Folgen  nach  dem  Erwachen  wie 
Erbrechen,  Konvulsionen  würden  nie  beobachtet,  ersteres  auch  nicht,  wenn 
akbald  nach  dem  Erwachen  Nahrung  gegeben  wnrde. 

Martin  (95)  beschreibt  eine  neue  von  Siffre  ersonnene  Äthylchlorid- 
maske,  die  das  Entweichen  von  Äthylchloriddämpfen  in  die  umgebende  Luft 
möglichst  Terhindem  und  eine  genauere  Dosierung  gestatten  soll.  Sie  besteht 
aus  einem  Mund  und  Nase  bedeckenden  Mantel  aus  weichem  Kautschuk,  an 
de^en  Anssenseite  eine  mit  dem  Innenraum  des  Mantels  durch  eine  Öffnung 
Terbondene  Kaatschukröhre  befestigt  ist.  In  diese  wird  die  eine  bestimmte 
Menge  von  Äthylchlorid  enthaltende  Glasröhre  hineingesteckt.  Sofern  letztere 
in  der  Mitte  eine  Einschnürung  besitzt,  gelingt  es  leicht,  sie  in  situ  zu  zer- 
brechen^ worauf  sich  der  Inhalt  durch  die  in  den  Maskeninnenraum  führende 
<>£iung  auf  eine  dortselbst  befindliche  Gazekompresse  ergiesst. 

5.  Mischnarkose. 

Müller  (112)  beobachtete  den  Blutdruck  bei  der  Sauerstoff-Chloroform- 
earkose  nnd  fand,  dass  dieser  vom  Beginn  der  Toleranz  bis  zum  Ende  der- 
selben konstant  sinkt,  um  nach  dem  Erwachen  wieder  anzusteigen,  dass  dieser 
Fall  d^  Blutdrucks  jedoch  bedeutend  geringer  und  ebenmässiger  ist  als  bei 
der  reinen  Chloroformnarkose.  Die  Respirationsfrequenz,  welche  durch  Chloro- 
form beträchtlich  sinkt,  hält  sich  in  der  Chloroformsauerstoffnarkose  mehr 
auf  normaler  Höhe. 

Auch  auf  die  inneren  Organe  wirkt  die  Chloroformsauerstoffnarkose 
weniger  schädlich.  Wenn  auch  unter  ihrem  Einfluss  fettige  Degeneration  in 
den  Organzellen  stattfindet,  so  erreicht  diese  doch  nicht  den  Grad  wie  bei 
der  einfachen  Chloroformnarkose.  Dies  zeigte  sich  z.  B.  sehr  deutlich  beim 
iftndeherzen  nach  zweistündiger  Mischnarkose,  sofern  nur  stellenweise  die 
Qaerstreifang  verschwunden  war  und  nur  hier  und  da  in  der  Gegend  der 
Kerne  einige  Fetttröpfchen  zu  finden  waren.  Anderseits  schützt  der  Sauerstoff 
nicht  vor  einer  bedeutenden  Verschlimmerung  der  Fettmetamorphose,  wenn 
die  Narkose  bald  wiederholt  wird.  In  ähnlicher  Weise  wie  am  Herzen  ver- 
hielten sich  die  Befunde  an  Lungen,  Nieren,  Leber.  Starke  Blutverluste 
erhöhen  in  beträchtlichem  Masse  die  Neigung  zur  fettigen  Degeneration.  Der 
Sauerstoff  wirkt  günstig,  sofern  er  die  Kohlensäure  verdrängt  und  die  Wider- 
standskraft der  Zellen  vermehrt.  Bei  der  Mischnarkose  wird  zudem  an  Chloro- 
form bedeutend  gespart. 

Die  Sauerstoff -Äthernarkose  erhöht  den  Blutdruck  über  die 
Norm,  wirkt  auf  die  inneren  Organe  schwächer  als  reiner  Äther,  besonders 
was  Salivation  und  Fettmetamorphose  anbetrifft,  besitzt  aber  auch  geringere 
narkotische  Kraft  als  die  einfache  Äthemarkose.  Durch  die  kombinierte 
Chloroform -Äther-Sauerstoffnarkose  lassen  sich  die  Nachteile  der  einzelnen 
Narkosearten  vermindern.  Unerlässlich  sind  auch  bei  ihr  exakteste  Dosierung, 
genaueste  Beobachtung  des  Kranken  und  Kenntnis  der  Indikationen  und 
Kontraindikationen  für  das  einzelne  Narkotikum.  Die  kombinierte  Sauer- 
stoffinarkose  ist  zweifellos  die  beste  Methode,  die  wir  besitzen,  denn  bei  ihrer 
Vielseitigkeit  lässt  sich  für  den  Organismus  jedes  Kranken  eine  geeignete 
Kombination  herstellen. 

B.  Müller  (111)  ist  durch  Tierversuche  zu  der  Überzeugung  gekommen, 
dass  der  Wert   der  Mischnarkose   bedeutend    überschätzt  wird.     Denn  wenn 


26  Jahresbericht  fttr  Ghirargie.    I.  Teil. 

sie  auch  gewisse  äussere  Vorteile  bietet,  so  summieren  sich  bei  ihr  di 
Wirkungen  der  zur  Verwendung  kommenden  Gase;  so  z.  B.  die  schädlicl 
kung  des  Äthers  auf  die  Lunge  mit  der  Eigenschaft  des  Chloroform] 
metamorphose  in  den  inneren,  parenchymatösen  Organen  zu  erzeugen. 

6.  Skopolamin-Morphin-Narkose. 

y.  Niederhäusern  (116)  steUte  unter  Dumonts  Leitung    Vc 
über  die  Wirkung  von  Skopolamin-Morphiuminjektionen  yerschiedener 
an  und  kommt  zu  folgenden  Ergebnissen: 

1.  Durch  Skopolamin-Morphininjektionen  lässt  sich  in  zuverlässiger 
eine  yoUständige ,  tiefe  Narkose  nicht  erzielen,  da  Stärke  wie  Dan 
Wirkung  starken  individuellen  Schwankungen  ausgesetzt  sind. 

2.  Weder  die  Weite  der  Pupille,  noch  die  Steigerung  der  Pulsfr« 
können  als  Mass  für  das  Überwiegen  der  Skopolaminwirkung  (und  f 
Stärke  der  narkotischen  Wirkung  überhaupt)  genommen  werden.  Beid 
ebenfalls  individuellen  Schwankungen  sehr  unterworfen. 

3.  Es  ist  nach  den  Erfahrungen  v.  Niederhäuserns  überhaupt 
möglich  durch  Gaben,  welche  die  Maximaldosen  nur  wenig  überschi 
eine  vollständige  Narkose,  die  zu  operativen  Eingriffen  genügte,  zu  erz< 

4.  Kleine  Gaben,  5  dmg  Skop.  4~1  cg  Mo.,  eine  halbe  Stunde  tg 
Athemarkose  injiziert,  wirken  ähnlich  wie  1  mg  Atropin  -|- 1  cg  Mo.  an 
Verlauf  der  ÄÜiemarkose  ein:  Das  Exzitationsstadium  wird  ganz  \ 
drückt,  oder  stark  herabgesetzt;  es  findet  keine  übermässige,  störende 
vation  statt.  Nach  der  Operation  ist  der  Schlaf  ruhig  und  lang,  und 
operatives  Erbrechen  kommt  fast  nie  vor.  Bei  Skop.-Mo.  ist  der  Äth( 
brauch  durchschnittlich  etwas  geringer  als  bei  Atropin-Mo.  und  der  postopei 
Schlaf  vielleicht  etwas  länger. 

Roith  (137)  stellt  sämtliche  Publikationen  über  die  Skopolamin-Mor 
Narkose  zusammen  und  berichtet  über  230  eigene  Beobachtungen   aus 
Münchener   und   Heidelbei^er   gynäkologischen  Klinik.    Er  kommt   zu 
Endresultat,  dass  die  Skopolamin-Morphin-Narkose,  wenn  man  kleine  I 
in  entsprechenden    Zwischenräumen    gibt    (Dosierung    von   Kor  ff  UI 
Kümmel),  gefahrios  ist.    Der  Hauptwert  der  Methode   besteht   in  der 
seitigung   der   postnarkotischen   Beschwerden  und  Gefahren.     Sie  ist  l 
umständlicher  und  ebenso  verlässlich  wie  jede  andere  Narkose,  ergibt 
ebensowenig  wie  diese  immer  ideale  Erfolge,  ausserdem  ist  sie  schemat 
und  jeder  kann  mit  ihr  sichere  und  gute  Erfolge  erzielen. 

Dirk  ^36)  berichtet  in  der  freien  Vereinigung  der  Chirurgen  Be 
über  Erfahrungen  mit  der  Skopolamin-Morphin-Narkose,  die  im  St.  Hed^ 
Krankenhause  an  260  Fällen  gewonnen  wurden  (hierunter  118  Laparotom 
Die  Kranken  erhielten  zwei  Stunden  vor  der  Operation  ^'t  mg  Skopola 
4-  1,5  cg  Morphin,  eine  Stunde  vor  der  Operation  Vs  mg  Skopolamin  -j-  ^ 
Morphin.  In  144  Fällen  musste  noch  durch  die  Inhalationsnarkose  mit  Ä 
(60—100  ccm),  in  87  Fällen  mit  Chloroform  (10—30  ccm)  und  Äther  50— 80( 
nachgeholfen  werden.  Nur  in  29  Fällen  genügte  die  Skopolamin- Morph! 
Wirkung  allein.  Drei  Operierte  im  Älter  von  69,  73  und  76  Jahren,  die 
Darmkrebs  litten,  starben  am  Operationstage.  Sie  waren  sämtlich  so  st 
geschwächt,  dass  sie  eine  Inhalationsnarkose  nicht  vertragen  haben  ¥rür( 
Als  Nachteil  der  neuen  Xarkoseart  wurde  vor  allem  die  Notwendigkeit 


Ritschl,  Narkose,  Narkotika,  Anästhetika.  27 

H^enrachuiig  der  Patienten  vor  und  nach  der  Operation  empfunden.  Als 
Vorteile  werden  herrorgehoben:  1.  Ausschaltung  der  psychischen  Erregung 
ror  der  Operation.  2.  Wegfall  des  Angst-  und  Erstickungsgefuhls  bei  Ein- 
leitung der  Inhalationsnarkose.  3.  Es  fallen  die  üblichen  Störungen  der  ge- 
wüfaolichen  Narkose,  Salivation,  Trachealrasseln,  Husten,  Brechreiz,  Asphyxie 
nnd  Kollaps  fort.  4.  Durch  den  der  Operation  folgenden  Schlaf  wird  der 
Kranke  Yom  ersten  Wundschmerz  nicht  belästigt.  5.  Nach  Bauchoperationen 
tritt  kein  Erbrechen  infolge  von  Nahrungsaufnahme  ein.  6.  Alte  schwächliche 
Leute,  bei  denen  Äther  und  Chloroform  gefahrlich  sein  würden,  können 
ohne  besondere  Gefahr  mit  Skopolamin-Morphium  betäubt  werden. 

Diskussion:  Israel  hat  die  Skopolamin-Morphiumnarkose  in332  Fällen 
benutzt  und  bestätigt  die  Ausführungen  des  Vorredners.  Er  injizierte  auf 
einmal  0,0008  Skopolamin  und  0,02  Morphin.  In  grossen  Betrieben  entstehen 
bei  Anwendung  des  Verfahrens  mitunter  dadurch  Schwierigkeiten,  dass  sich  bei 
der  Aufeinanderfolge  mehrerer  Operationen  Zeit  und  Dauer  nicht  genau  Yoraus 
bestimmen  lassen,  so  dass  unter  Umständen  die  Zeit  des  tiefsten  Schlafes 
lerpasst  werden  kann.  In  32  Fällen  (9,6  ^/o)  war  kein  anderes  Narkotikum 
nötig.  Obwohl  immer  bestes  Mercksches  Skopolamin  benutzt  wurde,  war 
die  Wirkung  individuell  oft  sehr  verschieden,  sowohl  bezüglich  der  Tiefe  des 
ScUafes  und  seiner  Dauer  als  auch  bezüglich  der  Wirkung  auf  Pupillen  und 
Herz.  Israel  hatte  einen  Todesfall  nach  der  üblichen  Dosis  Skopolamin- 
Morphium  und  40  g  Äther  bei  einem  Patienten,  der  nach  achttägiger  Anurie 
in  desolatem  Zustande  zur  Operation  kam  und  beim  ersten  Hautschnitt  starb. 
In  zwei  Fällen  trat  der  Tod  einige  Tage  nach  der  Operation  unter  auffälligen 
Begleiterscheinungen  (Benommenheit,  hoher  Pulsfrequenz,  Koma  etc.)  ein  und 
es  zeigten  sich  bei  den  Obduktionen  Veränderungen  des  Herzens  und  der 
parenchymatösen  Unterleibsorgane  wie  bei  Phosphorvergiftung.  Israel  gibt 
zn  bedenken,  ob  diese  Schädigungen  nicht  aus  der  Kombination  des  Chloro- 
foims  mit  dem  Skopolamin  erwachsen  sind. 

Rotter  hält  die  Unbequemlichkeiten  der  Skopolamin-Morphin-Narkose 
nicht  für  erheblich.  Ihm  ist  auch  die  Ungleichmässigkeit  der  Wirkung  auf- 
gefallen, die  wohl  auf  individueller  Verschiedenheit  in  der  Empfänglichkeit 
der  Enmken  beruht.  Er  ist  sehr  zufrieden  mit  dieser  sehr  humanen  Narkose. 
Die  bei  ihm  vorgekommenen  Todesfalle  bezieht  er  mehr  auf  die  bestehenden 
Leiden  als  auf  die  Narkose. 

Dick  (34)  teilt  Erfahrungen  über  die  Morphium-Hyoszin-Narkose  mit. 
Von  der  Dosis  0,001  Hyoszin  und  0,025  Morphin  wurde  die  eine  Hälfte  zwei, 
die  andere  eine  Stunde  vor  der  Operation  gegeben.  Meist  war  noch  Äther 
60-100  g)  oder  Chloroform  (10 — 30  g)  erforderlich.  Drei  Todesfälle  betrafen 
^te^  schwerkranke  Individuen. 

Israel  erwähnt  in  der  Diskussion,  dass  er  die  gleiche  Narkosenart  in 
332  Fällen  anwandte  und  drei  Todesfälle,  darunter  einen  bei  einem  bereits 
acht  Tage  an  Anurie  leidenden  Patienten  erlebte.  Die  beiden  anderen,  vier 
Tage  nach  der  Operation  sterbenden  Patienten  zeigten  bei  der  Sektion  schwere 
fettige  Degeneration  der  inneren  Organe,  so  dass  auf  eine  schwere  Vergiftung 
geschlossen  werden  musste. 

Terrier  und  De j ardin  (161)  schildern  die  Skopolamin-Morphin-Nar- 
kose, die  zum  erstenmal  in  Frankreich  am  5.  Dezember  1904  in  der  Klinik 
der  Pitie  angewandt  wurde.  Terrier  und  D6 jardin  haben  die  neue  Methode 
26iDal  mit  zufriedenstellendem  Erfolge  benützt.    In  26  ^/o  der  Fälle  kamen  sie 


28  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

ohne  Chloroform  ans.  Es  wurden  in  1  ccm  Wasser  1  mg  Skopolamin  nnd  1  cg 
Morphin  gegeben  nnd  je  eine  Einspritzung  vier  Stunden,  zwei  nnd  eine  Stunde 
Tor  der  Operation  gemacht.  Nach  Terrier  und  Dejardin  überwiegen  die 
Vorteile  der  Methode  deren  Nachteile.  Zu  den  letzteren  rechnen  sie  die  ge- 
fässerweitemde  Wirkung  des  Skopolamins,  sowie  die  Spannung  der  Bauch- 
muskulatur, die  sich  durch  Chloroform  nicht  beseitigen  lässt  und  die  Skopo- 
lamin-Morphin-Narkose  in  der  Bauchchirurgie  kontraindiziert.  Durch  eine 
nur  einmalige  Injektion  von  1  mg  Skopolamin  lassen  sich  indessen  diese 
störenden  Wirkungen  vermeiden,  während  die  Mehrzahl  der  Vorteile  besteben 
bleiben.  Die  bisher  bekannt  gewordenen  Todesfalle,  12  an  der  Zahl,  werden 
zum  Schluss  im  Auszuge  mitgeteilt  und  festgestellt,  dass  es  sich  zumeist  um 
Patienten  in  Extremis  gehandelt  hat,  von  denen  auch  das  Skopolamin  den 
drohenden  Exitus  nicht  abzuwenden  yermochte. 

Terrier  (161)  berichtete  über  seine  Erfahrungen  mit  dem  Skopolamin 
auch  in  der  Pariser  chirurgischen  Gesellschaft.  Auf  diese  Mitteilung  hin  hat 
Walther  (175)  die  neue  Anästhesierungsmethode  versucht  und  ist  mit  seinen 
Erfolgen  so  zufrieden,  dass  er  seine  an  56  Fällen  gewonnenen  Erfahrungen 
gleichfalls  der  chirurgischen  Gesellschaft  unterbreiten  zu  müssen  glaubt.  Im 
Gegensatz  zu  Terrier  hat  Walther  nur  eine  einzige  Injektion,  enthaltend 
1  cg  Morphin  und  1  mg  Skopolamin,  eine  Stunde  vor  der  Operation  ge- 
macht und  regelmässig  Chloroform  gegeben  (Ricard  scher  Apparat).  Auf  die 
Injektion  hin  kommen  die  Patienten  teils  schlafend,  teils  schläfrig  auf  den 
Operationstisch  und  bedürfen  nur  wenig  Chloroform,  um  in  tiefe  Anästhesie  zu 
geraten.  Hierbei  fehlte  selbst  bei  Alkoholikern  ein  ausgesprochenes  Exzita- 
tionsstadium.  Mit  dem  Eintritt  voller  Chloroformwirkung  wird  der  zuvor 
schnelle  Puls  langsam.  Der  Schlaf  ist  gleichmässig  und  ruhig,  niemals  wurde 
Blässe  des  Gesichts  und  Störungen  der  Atmung  beobachtet.  Die  Pupille  ist 
leicht  erweitert.  Nach  der  Chloroformnarkose  bleibt  der  Kranke  noch  für 
2 — 5  Stunden  in  leichtem  Schlaf.  Die  Urinsekretion  scheint  nach  der  Skopo- 
lamininjektion  auffallend  gesteigert.  Durch  die  Anwendung  von  nur  1  mg  Skopo- 
lamin sind  die  ungünstigen  Wirkungen  desselben  entsprechend  abgeschwächt, 
so  die  Gefasserweiterung,  so  dass  eine  nennenswerte  Steigerung  der  Blutung 
nicht  beobachtet  werden  konnte,  auch  die  Eontraktion  der  Bauchmuskeln 
Hess  sich  stets  durch  hinreichende  Vertiefung  der  Chloroformnarkose  be- 
seitigen. Die  meisten  der  Operierten  hatten  Erbrechen  am  gleichen  oder  dem 
folgenden  Tage.  Frische  Lösungen  vermochten  an  der  Häufigkeit  des  Er- 
brechens nichts  zu  ändern.  Jedenfalls  scheint  das  Skopolamin  dem  Chloro- 
formerbrechen gegenüber  keinen  Einfluss  auszuüben. 

In  der  Diskussion  teilt  Terrier  mit,  dass  er  weitere  53  Fälle  unter 
Skopolaminanästhesie  operiert  habe.  Auch  er  hat  statt  drei  Injektionen  neuer- 
dings nur  eine  einzige  gemacht,  zumal  er  genötigt  war,  bei  der  ersten  Serie 
von  Narkosen  in  74 ^/o  Chloroform  zu  geben.  Er  gibt  dieser  Methode  den 
Vorzug,  auch  weil  die  ungünstigen  Wirkungen  des  Skopolamins  in  Wegfall 
kommen.  Erbrechen  tritt  dann  leicht  ein,  wenn  die  Skopolaminmorphinlösungen 
gekocht  werden,  weil  hierbei  nicht  nur  das  Morphin  unter  Bildung  von  Apo- 
morphin  zersetzt  wird,  sondern  auch  das  Skopolamin  sich  in  Hyoszin  imd 
Atroszin  spaltet.  Man  soll  daher  entweder  frische  Lösungen  mit  sterilem 
Wasser  ansetzen  und  nicht  nachträglich  kochen  oder  tyndalisieren  (d.  h.  die 
Lösung  sechsmal  auf  70^  erhitzen). 

Defontaine    (28),   welcher    eine    Chloroform-    oder    Äthemarkose 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anfiathetika.  29 

sDter  allen  Umständen  für  einen  bedeutungsvollen  Eingriff  halt,  hat  schon 
früher  besonders  bei  Hernien,  Gastroenterostomien,  OTariotomien  etc.  ohne 
Xirkose  nach  einer  blossen  Morphiuminjektion  operiert.  Für  derartige  Fälle 
hat  er  neuerdings  auch  zum  Skopolamin  gegriffen,  von  dem  er  in  Ver- 
bindimg  mit  Morphin  (0,01)  0,001  eine  Stunde  vor  der  Operation  gibt.  Bei 
3(t  Operationen  kam  viermal  kein  Chloroform,  24  mal  Chloroform  in  Ä.nwen- 
doog.  Er  ist  vom  Skopolamin  sehr  befriedigt;  selbst  wenn  kein  Chloroform 
gebraucht  wurde,  und  die  Kranken  während  der  Operation  über  Schmerzen 
kkgten,  erinnerten  sie  sich  später  nicht  mehr  daran.  Die  Chloroformnarkose 
lerläuft  nach  Skopolamininjektion  weit  ruhiger  und  ungefährlicher  als  ohne 
sie,  ist  leichter  zu  handhaben,  und  es  bedarf  geringerer  Mengen  des  Inhala- 
tionsmittels. Deshalb  kam  es  bei  den  Operierten  niemals  zum  Erbrechen. 
Defontaine  erblickt  aus  diesen  Gründen  in  der  Chloroformnarkose  mit  vor- 
aosgeschickter  einmaliger  Skopolaminmorphininjektion  einen  bedeutungsvollen 
Fortschritt  auf  dem  Gebiete  der  Narkose. 

Monod  (103)  berichtet  in  einer  späteren  Sitzung  der  Pariser  chirurgi- 
schen Gesellschaft  über  eine  schwere  Synkope,  welche  bei  einer  sonst  gesunden 
Frau  nach  vollendeter  Cholecystektomie  eintrat.  Die  Person  hatte  eine  relativ 
rosse  Menge  (50  ccm)  Chloroform  erhalten,  sowie  eine  Skopolaminmorphin- 
injektion in  üblicher  Dosis  zwei  Stunden  vor  Beginn  der  Operation.  Monod 
scUiesst  aus  dieser  Erfahrung,  dass  selbst  in  schwachen  Dosen  die  Anwendung 
des  Skopolamins  gefahrlich  sei. 

Walther  weist  auf  die  hohe  Cbloroformdosis  hin  und  bemerkt,  dass 
er  unter  112  Anästhesien  etwas  Ähnliches  wie  Monod  niemals  erlebt  habe. 

Zahradnicky  (184)  hat  232 mal  die  Skopolamin-Morphin-Narkose  nach 
Kor  ff  zur  Ausfuhrung  gebracht  (zweimalige  Injektion  von  0,001  Sk.  und 
0.O25,  in  den  31  letzten  Fällen  0,02  Mo.  IV»  nnd  V»  Stunde  vor  der  Opera- 
tion). In  132  Fällen  war  Nachhilfe  mit  Äther  oder  Chloroform  nötig.  Die 
Narkose  for  sich  genügte  nur  in  47,7  ^/o  der  Fälle.  Viermal  wurde  starke 
Zyanose  beobachtet,  die  in  einem  Falle  unter  schwerer  Dyspnoe  letal  endete. 

Nach  Hinweis  auf  die  verschiedenen  in  der  Chirurgie  in  Gebrauch 
stehenden  anästhetischen  Mischungen  und  auf  die  physiologische  Wirkung  des 
Skopolamins  kommt  Palermo  (118)  auf  die  neuere  Vereinigung  der  Mor- 
phinm-SkopoIamin-Narkose  mit  der  Chloroformnarkose  zu  spechen. 

Palermo  hat  184  klinische  Fälle  von  erwachsenen  Individuen  beob- 
achtet, welche  chirurgische  Eingriffe  von  verschiedener  Intensität  und  verschie- 
dener Dauer  durchmachten.  Die  Morphium-Skopolamin-Injektion  wurde  in 
einigen  Fällen  10  Minuten  in  anderen  30  Minuten  vor  der  Chloroformnarkose 
vollzogen:  die  injizierte  Quantität  betrug  einen  Kubikzentimeter  wässeriger 
Losung  mit  einem  Gehalt  an  Skopolaminbromhydrat  von  einem  Milligramm 
ond  an  Morphiumchlorhydrat  von  einem  Zentigramm. 

Verf.  kommt  alsdann  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  30  Minuten  vor  der  allgemeinen  Chloroformanästhesie  vorgenom- 
mene Morphium-Skopolamin-Injektion  erzeugt  einen  Zustand  der  Halbbewusst- 
bigkeit,  welche  den  Zustand  der  Ängstlichkeit  des  zu  Operierenden  mit  allen 
ihren  möglichen  Folgen  verhütet. 

2.  Sie  hebt  die  Willensperiode  der  Chloroformnarkose  auf. 

3.  Sie  setzt  die  Aufregungsperiode  herab  imd  hebt  sie  zuweilen  auf. 

4.  Sie  bereitet  günstig  die  Periode  der  Muskehresolution  und  der  chirurgi- 
schen Toleranz  vor. 


'dO  Jahi^bericht  für  Chirnrgie.    I.  Teil. 

5.  Sie  erhöht  den  Blutdruck  und  steigert  die  Herzsystole,  wodurch  die 
exagerierte  Exzitation  der  Nervenelemente  des  Bulbus  und  der  Wurzeln  des 
Vagus  ausgeglichen  und  so  der  Stillstand  des  Herzens  durch  die  Wirkung 
des  Chloroforms  verhütet  wird. 

6.  Sie  verhindert  Erbrechen  während  der  Chloroformnarkose. 

7.  Sie  gestattet  eine  tiefe  Narkose  mit  geringsten  Chloroformmengen  zu 
erhalten. 

8.  Sie  hält  den  Patienten  in  tiefem,  ruhigen  Schlaf  für  wenigstens  zwei 
Stunden  nach  dem  Operationsakt:  unterdrückt  in  den  meisten  Fällen  das  Er- 
brechen nach  der  Operation  und  belässt  so  die  Verdauungsorgane  heilsamer- 
weise in  Buhe.  E.  Giani. 

An  der  Freiburger  Frauenklinik  wurden,  wie  Gauss  (48)  berichtet, 
300  Gebärende  mit  Skopolamin-Morphium  (I.  Injektion:  Skopolamin  0,00045, 
Morph.  0,0015,  H.  Injektion:  Skopolamin  0,00015,  Morph.  0,0015)  behandelt. 
Lässt  die  Wirkung  der  ersten  Injektion  nach  mehreren  Stunden  nach,  so 
wird  eine  zweite  gemacht,  eventuell  sogar  eine  dritte,  bei  der  das  Morphium 
ganz  wegfallen  kann.  Bei  4,7  °/o  der  Fälle  versagte  die  Wirkung,  weil  die 
Geburt  zu  rasch  verlief,  16,3  ^/o  der  Frauen  hatten  erhebliche  Linderung  der 
Schmerzen  und  78®/o  verfielen  in  leichten  Dämmerschlaf.  Auf  die  Wehen 
hatte  das  Mittel  keinen  nennenswerten  Einfluss.  Von  den  Rinden  wurden 
56,4  ®/o  lebensfrisch,  27,1  Vo  oligopnoisch  und  14,2  ^/o  asphyktisch  geboren. 

Diskussion.  Eroemer  (Giessen)  kam  etwa  zu  den  gleichen 
Besultaten. 

V.  Steinhüchel  (Graz)  lobt  das  Mittel  besonders  bei  protrahierten 
Geburten.  Zwei  Todesfalle  nach  gynäkologischen  Operationen  mussten  dem 
Skopolamin  zur  Last  gelegt  werden. 

Ziffer  (185)  ist  durch  seine  Erfahrungen  an  der  Budapester  Landes- 
hebammenschule zu  einem  warmen  Verehrer  der  Skopolamin-Morphiumnarkose 
geworden,  die  er  für  völlig  ungefährlich  hält.  Von  einer  Lösung,  die  auf 
10  g  Aq.  dest.  0,005  g  Skopolamin  und  0,1  g  Morphin  enthält,  wurden  für 
Operationszwecke  gewöhnlich  drei  Pravazspritzen,  und  zwar  2V«,  1*/»  und  V* 
Stunde  vor  der  Operation  gegeben.  Eine  vierte  Injektion  wurde  unter  Um- 
ständen noch  während  der  Operation  gemacht,  wenn  ausnahmsweise  viel 
Chloroform  nötig  war.  Der  Verbrauch  an  Chloroform,  der  sich  gewöhnlich 
nicht  umgehen  liess,  war  ausserordentlich  gering  und  betrug  durchschnittUch 
pro  Minute  nur  0,14  g.  Somit  ist  die  Gefahr  einer  Überdosierung  des 
Chloroforms  ausgeschlossen,  ebenso  die  Gefahr  einer  tödlichen  Spätwirkung 
des  Chloroforms  bei  langdauernden  Operationen.  Da  die  Herzfunktion  stark 
gesteigert  ist,  ist  Synkope  nicht  zu  befürchten.  Ein  Exzitationsstadium  ist 
meist  nicht  vorhanden,  oder,  wenn  es  vorkommt,  kurz  und  milde.  Erbrechen 
erfolgt  während  der  Narkose  niemals,  nach  ihr  sehr  selten,  meist  nur  dann, 
wenn  verhältnismässig  viel  Chloroform  gebraucht  wird.  Nach  dem  Erwachen 
fühlen  sich  die  Kranken  wohl,  klagen  nicht  über  Schmerzen  und  können  als- 
bald wieder  Nahrung  zu  sich  nehmen.  Die  Skopolamin-Morphiumnarkose  hält 
Ziffer  für  einen  wichtigen  Ersatz  der  Chloroformnarkose,  wenn  diese  wie 
bei  Kachexie,  Arteriosklerose,  Vitium  cordis,  hochgradiger  Anämie,  Diabetes, 
Albuminurie  und  vorgeschrittenem  Lebensalter  kontraindiziert  ist.  Mit  Chloro- 
form kombiniert  ist  sie  der  reinen  Chloroformnarkose  vorzuziehen,  weil  an 
Chloroform  gespart,  und  dadurch  die  Gefahr  erheblich  verringert  wird. 


BitBchl,  Narkose,  Narkotika,  AnäsÜietika.  31 

In  Form  der  Halbnarkose  empfiehlt  Ziffer  die  Skopolamin-Morphium- 
oirkose  bei  kleinen  operativen  Eingriffen,  wo  nicht  so  sehr  gegen  den  Schmerz 
als  gegen  die  Furcht  und  Aufregung  der  Kranken  angekämpft  werden  muss. 
Der  Nutzen  des  Skopolamin-Morphins  ist  in  der  Geburtshilfe  gleichfalls 
ein  grosser.  Hier  kommt  vor  allem  die  Halbnarkose  in  Frage  zur  Linderung 
schmerzhafler  Wehen,  bei  Abnormitäten,  die  jeden  Augenblick  operatives  Ein- 
greifen erfordern  können,  und  wo  nötigenfalls  Chloroform  oder  Äther  ange- 
wandt werden  müssen.  Femer  bei  deliriumartigen  Zuständen  während  der 
Gebart,  Tetanie  des  Uterus  und  Eklampsie  eventuell  in  Verbindung  mit 
(lilorofonn. 

Kochmann  (74),  der  sich  experimentell  mit  den  pharmakodynamischen 
Eigenschaften  des  Skopolamins  beschäftigt  hat,  ergreift  das  Wort,  um  vor 
einer  leiditferügen  Anwendung  der  Skopolamin-Morphin-Narkose  zu  warnen. 
Der  verwirft  die  Morphin-Skopolamin-Kombination  zur  allgemeinen  Narkose 
gänzlich,  weil  die  erforderlichen  Dosen  zu  hoch  sind  und  die  individuelle 
Wirkung  beim  Menschen  zu  verschieden  ist.  Deshalb  sollte  das  Mittel  nur 
lor  Unterstützung  der  Inhalationsnarkose  zur  Verwendung  kommen.  Durch 
Tierversuche  stellte  Kochmann  fest,  dass  das  Skopolamin  bei  Personen  mit 
Herz-  und  Nierenaffektionen  besonders  schädlich  wirkt,  sofern  es  in  grösseren 
Dosen  eine  Blutdrucksenkung  durch  Schädigung  des  exzitomotorischen  Apparates 
des  Herzens  hervorruft. 

Kochmann  rät  in  der  Dosierung  nicht  über  0,01 — 0,02  g  Morphin 
bjdrochl.  und  0,0005  —  0,001  g  Skopolamin.  hydrobrom.  hinauszugehen  und 
die  Narkose  mit  Chloroform  oder  Äther  zu  vertiefen.  Für  eine  folgende  Äther- 
narkose hat  das  Skopolamin  den  Vorteil,  dass  es  die  Hypersekretion  der 
Speichel-  und  Schleimdrüsen  unterdrückt,  und  so  eine  Ursache  der  Äther- 
pnemnonien  in  Fortfall  kommt. 

Da  die  Methode  zur  Zeit  noch  in  den  Einderschuhen  steckt,  eignet  sie 
sich  noch  nicht  für  die  allgemeine  Praxis.  Ihre  Gefährlichkeit  lehrt  auch 
die  Statistik  —  auf  1200  Narkosen  12  Todesfälle  =  ein  Todesfall  auf  100 
Narkosen  — ,  wenn  auch  unter  diesen  mindestens  zur  fiälfte  ganz  hoffnungs- 
lose Kranke  sich  befinden,  die  vielleicht  auch  jeder  anderen  Narkose  erlegen 
irären.  ^ 

Koch  mann  gibt  zum  Schluss  die  Anregung,  die  Morphin- Skopolamin- 

iBJektioneu  mit   der  Schi  eich  sehen  Infiltrationsanästhesie  zu  kombinieren. 

Landau  (82)  hebt  die  hohe  Mortalität  der  Morphium-Skopolamin-Nar- 

kose  hervor  und  berichtet  über  einen  neuen  Todesfall,  der  sich  in  der  Privat- 

kiinik  Dr.  Karewskis  ereignete,  nachdem  das  Verfahren  in  17  Fällen  sich 

M  allgemeinen  bewährt  hatte.    Es  wird  hervorgehoben ,   dass   gerade   alte, 

vorzeitig  gebrechliche  Leute  das  Skopolamin  auffallend  gut  vertrugen.    Der 

Todesfall  betraf  einen  66jährigen  Mann,  der  ausser  an  asthmatischen  Anfallen 

nie  an  einer  ernsteren  Krankheit   gelitten   hatte   und   einer  Hämorrhoidal- 

operation  unterzogen  wurde.     Er  erhielt  0,9  mg  Skopolamin  und   2  cg  Mor- 

plun,  überstand  die  Operation  gut,   starb  aber  drei  Stunden  nach  dieser  an 

HenkoUaps,  für  den  in  erster  Linie  die  Giftwirkung  des  Skopolamins  ver- 

^tvortlich  gemacht  werden  musste. 

Die  Publikationen  über  die  Skopolaminnarkose,  bei  der  in  85  Prozent  der 
ralle  noch  Chloroform  gegeben  werden  muss,  veranlassen  Tuffier  (169) 
seiner  Erfahrungen  zu  gedenken,  die  er  in  früherer  Zeit  mit  einer  ähnlichen 
Kombination,  dem  Atropin-Morphin  und  Chloroform  gemacht  hat  (Verfahren 


32  Jahresbericht  fOr  Ghinirgie.    I.  Teil. 

von  Dastre  und  Morath).  Tnffier  verbreitet  sich  über  die  p1 
sehen  Grundlagen  dieser  Methode,  die  sich  besonders  beim  schvrei 
formierbaren  Hunde  als  vollkommen  stichhaltig  erwiesen  hatten,  so 
Verfahren  der  Experimentalchirurgie  grossen  Nutzen  brachte.  Die 
beim  Menschen  (Injektion  von  1 — 2  cg  Morphin  +  V«  mg  Atropin  */ 
vor  der  Chloroformdarreichung)  habe  er  nach  wenigen  Versuchen  i^ie 
lassen,  weil  die  Patienten  nach  Einatmung  von  nur  2 — 3  g  Chlore 
einen  solchen  Znstand  der  Depression  gerieten,  dass  sie  eher  einei 
nahe  zu  sein  schienen.  Der  geringste  Zufall  würde  genügt  haben,  um  S' 
Lebensgefahr  herbeizuführen.  Auch  das  Erwachen  war  in  zwei  Fälh 
gradig  verzögert. 

In  einem  Artikel  der  Semaine  m^dicale  (81)  wird  auf  die  höh 
lichkeit  der  Skopolamin-Morphiumnarkose.  (12  Todesfalle  auf  1189  ^ 
=  ca.  1  ^/o)  hingewiesen,  die  diejenige  der  Chloroformnarkose  um  das  i 
die  der  Äthemarkose  um  das  50  fache  übertrifft.  Es  bleibe  daher 
ständlich,  dass  man  auch  neuerdings  in  Frankreich  für  diese  Narl 
Stimmung  zu  machen  versuche. 

In  einem  zweiten  Artikel,  der  10  Monate  später  erschien,  kom 
Verf.  des  letzten  Artikels  Maurans  (96)  nochmals  in  einem  länger 
satz  auf  die  Skopolamin-Morphiumnarkose  zurück  und  stellt  weiter  10 
fälle  aus  der  Literatur  zusammen,  um  nochmals  energisch  vor  dem 
Verfahren  zu  warnen. 

Puschnig  (128)  steUt  700  Narkosen,  die  in  den  letzten  sechs 
in  der  geburtshilflich-gynäkologischen  Abteilung  des  Landeskrankenha 
Klagenfurt  nach  verschiedenen  neueren  Methoden  ausgeführt  wurde 
sammen.  Den  gemachten  Erfahrungen  nach  sind  Morphin-Skopolami 
tionen  vor  Chloroformnarkosen  Morphininjektionen  vorzuziehen,  w 
vor  der  Narkose  wesentlich  stärker  beruhigend  wirken,  in  der  Narkc 
Exzitation  ausschalten,  das  Antetoleranzstadium  kürzen,  die  Chloroforu 
verringern,  nach  der  Narkose  die  Ruhe  des  Patienten  fördern  und  c 
brechen  hinausschieben.  Irgendeine  der  Injektion  zuzuschreibende  ung 
Beeinflussung  speziell  der  Herzfunktion  ist  nicht  zu  konstatieren.  Die  < 
formerspamis  ist  aber  eine  geringe,  die  Gefährlichkeit  der  Chloroforms 
wird  dementsprechend  auch  nur  in  geringem  Masse  herabgesetzt.  Die 
Chloroformnarkose  nach  Witzel  hat  vor  anderen  Methoden  spezie 
Chloroformnarkose  den  Vorzug  der  Ungefährlichkeit  und  der  Geringfüi 
der  der  Narkose  folgenden  Störungen.  Auch  hier  empfiehlt  sich  eine  \ 
gehende  Morphin-Skopolamininjektion ,  weil  sie  sekretionsvermindemd 
und  Erbrechen  und  Aspirationskatarrhe  seltener  macht.  Der  dritte  Te 
Arbeit  beschäftigt  sich  mit  der  Anwendung  von  Morphin-Skopolamin 
Geburtshilfe.  Die  analgesierende  Wirkung  von  Injektionen  von  V»  mg  i 
lamin  und  0,01  Morphin  erwies  sich  günstig  bei  aussergewöhnlich  sei 
haften  Wehen.  Diese  werden  reguliert,  die  Pausen  länger  bei  ungescbwi 
Intensität  der  Kontraktionen.  Die  Nachgeburtszeit  wurde  nicht  ungi 
beeinflusst,  die  Frucht  nicht  geschädigt.  Zum  Schluss  empfiehlt  Pusc 
Injektionen  von  Skopolamin  (0,0005)  +  Morphin  (0,01)  auch  zur  bl 
Schmerzstillung  an  Stelle  der  üblichen  Anwendung  des  Morphiums  alleii 
den  verschiedensten  schmerzhaften  Zuständen,  insbesondere  zur  Bekam] 
des  Wundschmerzes  nach  Operationen.    Sie  haben  vor  den  einfachen  Morpl 


Ritschi,  Narkoae,  Narkotika,  Anftsthetika.  33 

js/ektionen  den  Vorteil,  dass  ihre  Wirkung  intensiver  und  langanhaltender  ist 
und  zugleich  Schlaf  erzeugt  wird. 

7.  Lokale  Anästhesie. 

In  seinem  Hand-  und  Lehrbuch  der  Lokalanästhesie  schildert  Braun  (14) 
den  gegenwärtigen  Stand  dieses  wichtigen  Kapitels  der  allgemeinen  Chirurgie. 
Er  war  durch  seine  grundlegenden  Arbeiten  über  die  wissenschaftlichen  Vor- 
aussetzungen der  Lokalanästhesie  und  durch  seine  reichen  praktischen  Er- 
tähmngen  wohl  wie  kein  anderer  berufen,  die  bisherigen  Errungenschaften 
der  örtlichen  Betäubung,  ihre  Indikationen  und  Kontraindikationen,  ihren 
Wert  und  ihre  Grenzen  in  einer  ausführlichen  Monographie  wiederzugeben. 
Als  besondere  Vorzüge  des  grossangelegten  Werkes  darf  die  Gründlichkeit 
•l'-r  Arbeit,  die  Übersichtlichkeit  und  die  Klarheit  der  Darstellung  hervor- 
gehoben werden.  Für  den  Praktiker  bildet  das  Werk  Brauns  einen  zuvor- 
lissigen  Ratgeber  auf  allen  Gebieten  der  Lokalanästhesie,  für  den  wissen- 
srliäftlich  Arbeitenden  bietet  es  eine  Fülle  der  Anregung  und  Belehrung.  Von 
^•^nderem  Werte  sind  die  im  zweiten  Teile  des  Werkes  an  der  Hand  zahl- 
rtieher  Abbildungen  erläuterten  Vorschriften  der  Anästhesierung  der  verschie- 
denen Körperregionen  zur  Ausführung  typischer  Operationen. 

Martin  (94)  hat,  um  dem  praktischen  Arzt  die  Orientiernng  auf  dem 
stindig  wachsenden  Gebiete  der  lokalen  Anästhesie  zu  erleichtern,  ein  35  Seiten 
haltendes  Büchlein  verfasst,  welches  alles  praktisch  Wichtige  in  gedrängter 
Kürze  enthält. 

In  einem  für  den  praktischen  Arzt  geschriebenen  Aufsatz  grenzt 
Maller  (113)  die  Indikationen  der  Lokalanästhesie  und  der  allgemeinen 
Narkose  ab,  bespricht  die  Dosierung  und  die  Technik  der  Kokaininjektionen. 
Brouardels  (18)  Artikel  (erschienen  in  den  Annales  d'hygiene,  Sept. 
1905)  enthält  kasuistische  Mitteilungen,  die  beweisen,  dass  die  Giftwirkung 
des  Kokains  anf  verschiedene  Individuen,  ja  auf  das  gleiche  Individuum  zu 
verschiedenen  Zeiten  eine  sehr  ungleiche  ist,  anderseits  aber  die  bedeutende 
Giftigkeit  des  Mittels  illustrieren. 

P eiser  (120)  berichtet  aus  der  Strassburger  chirurgischen  Klinik  über  Er- 
iahnmgen  mit  der  unter  Zuhilfenahme  des  Adrenalins  erzeugten  Lokalanästhesie, 
soweit  diese  bei  grösseren  Eingriffen  Verwendung  fand.    Die  injizierte  Lösung 
bestand  aus  nenn  Teilen  einer  0,5  7o  Kokain-  oder  /7-Eukainlösung,  der  ein  Teil 
^er  1  Voo  Adrenalinlösung  zugefügt  war.   Beim  Gebrauche  von  10  ccm  wird  die 
Maximaldosis  des  Kokains  erreicht,  jedoch  kann  man  ohne  Bedenken  auf  15 
bis  20  ccm  hinaufgehen,   weil   ein   beträchtlicher  Teil  der   Lösung  bei   der 
Operation  wieder  aus  den  Geweben  abfliesst.    Die  Anästhesie  tritt  gewöhnlich 
nacb  15—20  Minuten  ein,  bei  Amputationen  empfiehlt  es  sich  30 — 45  Minuten 
zn  warten.    Über  zwei  Stunden  pflegt  die  Anästhesie  nicht  anzuhalten.     Bei 
ien  Injektionen   soll  planmässig  im  Sinne  der  beabsichtigten  Operation  vor- 
gegangen werden,   wodurch  auch  an  Injektionsflüssigkeit  gespart  wird.    Um 
nicht  in  grössere  Gefässe  zu  injizieren,  was  wegen  der  unmittelbaren  Wirkung 
des  Adrenalins  aufs  Herz  bezw.  das  vasomotorische  Zentrum,  vermieden  wer- 
den mnss,  tut  man  gut  sich  durch   öfteres  Abnehmen  der  Spritze  von  der 
Kanüle  zn  vergewissem,   dass  kein   Blut  ausfliesst.    Vor  intrakutaner  Ein- 
^tzung  ist  zn  warnen,  weil  durch  das  Adrenalin  leicht  Nekrosen  entstehen. 
Weiser  schildert  die   Methode  der  Anästhesierung  bei  Operationen  an   der 

]«la«Wridit  Ar  Chirnrsie  1906.  8 


34  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Schilddrüse,  bei  Amputationen,  Operationen  im  Gesicht,  Bruchoperationen, 
Laparotomien  usw.  Über  die  Leitungsanästhesie  spricht  sich  P  eis  er  auf 
Grund  seiner  Erfahrungen  dahin  aus,  dass  diese  an  den  grossen  Nerven- 
stämmen, wenigstens  wenn  man  an  der  üblichen,  gefahrlosen  Dosierung  fest- 
hält, nicht  zu  erreichen  ist  und  nur  an  den  kleineren  Nervenstämmen  in  den 
peripheren  Teilen  der  Extremitäten  brauchbare  Resultate  mit  ihr  zu  erzielen 
sind.  Gegenüber  der  Leitungsanästhesie  hält  er  die  systematisch  durchge- 
führte Querschnittsanästhesie  in  den  peripheren  Teilen  der  Extremitäten  für 
das  einfachere  und  sicherere  Verfahren. 

Die  von  Sartorari  (143)  ersonnene  anästhetische  Mischung  ist 
folgende:  Kokainhydrochlorat  5  cg,  Dionin  2  cg,  Chlomatrium  20  cg.  Aqua 
dest  50  g.  Man  lässt  die  Chlornatrium lösung  kochen  und  gibt  die  Alkaloide 
hinzu,  wenn  die  Temperatur  auf  60^  C  gesunken  ist;  alsdann  pasteurisiert 
man,  indem  man  darauf  bedacht  ist,  dass  die  Temperatur  nicht  über  diesen 
Grad  steigt.  Die  Injektion  wird  in  das  Unterhautzellgewebe  acht  Minuten 
vor  Beginn  des  Operationsaktes  vorgenommen,  und  zwar  sind  bei  einem  Bruche 
30  ccm  der  Lösung  ausreichend.  Eine  Morphiumeinspritzung  eine  halbe  Stande 
vorher  erhöht  die  Wirksamkeit  des  Anästhetikums  bedeutend. 

Der  Verf.  hat  diese  anästhetische  Mischung  mit  gutem  Erfolg  in  sieben 
Fällen  von  Leistenbruch,  in  zwei  Fällen  von  Geschwulst  der  Brustdrüse  und 
bei  einem  Unterzwerchfellabszess  benutzt.  R.  Giani. 

Sikemeier  (151)  gelangte  auf  Grund  von  Tierversuchen  und  Opera- 
tionen über  den  Wert  des  Adrenalins  zu  wesentlichen  anderen  Resultaten  als 
Braun;  so  kam  er  bei  der  Lösung  der  Frage,  ob  und  inwieweit  das  Kokain 
durch  Zusatz  von  Adrenalin  in  seiner  Giftwirkung  abgeschwächt  wird,  zu 
einem  negativen  Ergebnis.  Auch  konnte  sich  Sikemeier  von  einer  Erhöhung 
der  Kokainwirkung  durch  das  Adrenalin  nicht  überzeugen.  Bei  einer  doppel- 
seitigen Bruchoperation,  bei  der  auf  der  einen  Seite  Kokain  allein,  auf  der 
anderen  Kokain- Adrenalin  zur  Anästhesierung  verwandt  war,  konnte  ein  Unter- 
schied in  der  Stärke  der  Anästhesie  nicht  wahrgenommen  werden.  Die 
anämisierenden  Eigenschaften  des  Adrenalins  erkennt  Sikemeier  voll  an, 
dagegen  leugnet  er  dessen  Wert  für  die  Lumbalanästhesie,  wenigstens  soweit 
das  Adrenalin  hier  die  Wirkung  des  Kokains  steigern  und  seine  Giftigkeit 
herabsetzen  soll.  Nach  Ziegan  lässt  sich  durch  subdurale  Injektion  von 
Adrenalin  allein  schon  Anästhesie  hervorrufen.  Diese  Wirkung  summiert  sich 
mit  der  des  Kokains,  daher  der  durch  die  Kombination  gewonnene  Vorteil 
für  die  Spinalanalgesie. 

Hildebrandt  (60)  schildert  die  Vorteile  der  Nebennierenpräparate 
als  Styptika  und  als  Zusatz  zu  anästhesierenden  Lösungen.  Nach  seiner 
an  der  chirurgischen  Klinik  der  Charit^  besonders  mit  dem  Suprarenin  ge- 
wonnenen Erfahrung  sollte  man  bei  subkutanen  Injektionen  die  Dosis  von  15 
bis  20  Tropfen  nicht  überschreiten,  da  hiernach  schon  leichte  Vergiftungs- 
erscheinungen auftreten  können.  Anderseits  können  Gewebsnekrosen  eintreten, 
wenn  man  Lösungen  von  1 :  5000  verwendet.  Zur  Unterbrechung  des  Kreis- 
laufes in  den  Kapillaren  genügen  aber  solche  von  1 :  10000  vollauf.  Für  die 
Anästhesierung  von  Schleimhäuten  ist  eine  5^/o  Kokain-  oder  Eukainlösung 
empfehlenswert,  der  man  einige  Tropfen  sterilisierten  Adrenalins  1:1000 
zusetzt.  Vortrefflich  bewährte  sich  die  von  Braun  empfohlene  Kombination 
des  Schleichschen  und    Hackenbruchschen  VerfaJirens   der   zirkulären 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anftsthetika.  35 

iiuigebierong  mit  0,05  —  0,1  ^/o  Kokain-  oder  Eakainlösungen,  zn  denen 
oin  aof  je  50  ccm  5 — 10  Tropfen  Adrenalinlösnng  zusetzt. 

Goebell  (50)  rühmt  die  Wirkung  der  Nebennierenpr&parate  sowohl  zur 
Blntstillnng  insbesondere  bei  Leberresektionen,  bei  der  Resektion  des  DI.  Astes 
des  y.  trigeminus  am  Foramen  ovale ,  bei  Operationen  an  der  Mund-  und 
NasenscUeimhaut  sowie  zur  Abtragung  von  Granulationen  bei  Transplantationen 
nach  Thiersch,  als  auch  als  Hilfsmittel  die  Wirkung  der  Infiltrations- 
sTiästhesie  zn  verlängern.  An  den  Fingern  und  Zehen  liegt  kein  Grund  vor, 
die  bewährte  Oberstsche  Anästhesie  durch  die  regiönere  Anästhesie  mit 
Kokain-Adrenalin  bezw.  Suprareninlösungen  zu  ersetzen. 

Fischer  (45)  stellte  an  Kaninchen  fest,  dass  intravenöse  Injektionen  von 

Nebennierenpräparaten  ebenso  wie  solche  toxisch  wirkender  Substanzen  im 

iflgemeinen  Arterionekrose   verursachen,    die    zur  Bildung  von  Beeten   und 

Aneoiysmen  der  Aorta  führt.    Später  treten  reaktiv  entzündliche  Vorgänge 

ioza  —  MesarteriitiB  —  Endarteriitis.     Am  Herzen  findet  sich  Myofibrosis, 

Myoearditis   inierstitialis    und    zuweilen  Verkalkung    von  Herzmuskelfasem, 

bklig  auch  grossere  und  kleinere  Apoplexien.     Bei  subkutanen  Adrenalinin- 

ktionen  blieben  die  Veränderungen  aus;   beim  Hund  auch,  wenn  intravenös 

ir  iziert  wurde. 

Wolowniks  (182)  experimentelle  Untersuchungen  über  das  Adrenalin 
betreffen  die  Eigenschaft  der  Nebennierenextrakte  Glykosurie  und  Temperatur- 
btrabsetznng  herbeizuführen. 

Müller  (107)  tritt  in  einem  Artikel  des  Zentralblattes  für  Gynäkologie 
Frennd  entgegen,  der  Eukain- Adrenalingemische  für  besser  bezeichnet  hatte, 
iis  Kokain-Adrenalingemische.  Müller  hat  durch  vergleichende  Tierversuche 
festgestellt,  dass  kein  Tropfen  Blut  fliesst,  wenn  man  in  Verbindung  mit  0,0001 
Saprarenin  0,01  Kokain  verwendet,  die  Anämisierung  aber  eine  sehr  geringe 
ist  wenn  man  in  gleicher  Dosis  Tropakokain  oder  Eukain  benutzt.  Es  beruht 
dis  darauf,  dass  die  beiden  letztgenannten  Substanzen  die  Wirkung  des 
Adrenalms  abschwächen.  Will  man  gleichzeitig  Anämisierung  und  Lokal- 
msthesie  mit  Eukain  und  Tropakokain  in  Verbindung  mit  Adrenalin  er- 
zeugen, so  kommt  man  der  Maximaldosis  des  Adrenalins  leicht  sehr  nahe 
uder  übersteigt  sie  sogar  speziell  beim  Gebrauch  in  der  Gynäkologie. 

Braun  (16)  stellt  an  ein  zur  Lokalanästhesie  dienendes  Mittel  folgende 
Anforderungen :  Dass  es 

1.  im  Verhältnis  zu  seiner  örtlich  anästhesierenden  Potenz  weniger 
giftig  ist  als  Kokain, 

2.  resorbiert  wird,  ohne  das  Gewebe  im  geringsten  zu   reizen  und  zu 

schädigen, 

3.  in  wässeriger  Lösung  einigermassen  beständig  und  womöglich  auch 
anf  einfache  Weise  zu  sterilisieren  ist, 

4.  sich  mit  Suprarenin  kombinieren  lässt^  ohne  dessen  gefassverengemde 
Wirbng  zu  beeinträchtigen, 

5-  wenn  es  für  Schleimhäute  geeignet  sein  soll ,  schnell  in  diese  ein- 
dringt 

Stovain  erfüllt  die  zweite  Forderung  schlecht,  scheint  aber  für  die 
Medüllaranästhesie  von  Vorteil  zu  sein. 

Alypiu  hat  stark  reizende  Eigenschaften,  erfüllt  Forderung  3,  4,  5  jedoch 

sehrgttt 


36  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

NoYokain  ist  ungiftig,  reizlos  nnd  dem  Kokain  in  seiner  Wirkung 
zum  mindesten  ebenbürtig.  In  Verbindung  mit  Suprarenin,  dessen  Wirkung 
es  noch  zu  steigern  scheint,  bewährte  es  sich  vortrefflich. 

Schiff  (144)  berichtet  aus  der  chirurgischen  Klinik  der  Charit^  über 
Versuche  mit  Stovain  zur  Herstellung  lokaler  Anästhesie.  Vor  dem  Kokain 
hat  das  Stovain  den  Vorzug  einer  einhalbmal  geringeren  Giftigkeit  bei  gleich 
starkem  Anästhesierungsvermögen  und  der  grösseren  Wohlfeilheit.  Die  gefäss- 
erweiternde  Wirkung  gestattet  das  Operieren  am  sitzenden  Kranken,  verur- 
sacht aber  auch  starke  Blutung  und  verhindert  die  bei  Kokaininjektionen  so 
deutliche  Weissfärbung  der  Quaddeln.  Durch  Zusatz  eines  Nebennieren- 
präparates lässt  sich  dieser  Übelstand  beseitigen,  doch  muss  man  auf  Nach- 
blutungen gefasst  sein,  wenn  die  Wirkung  aufhört,  wie  Schiff  bei  einem 
Kranken  erfahren  musste.  Die  Anästhesie  befriedigte  unter  196  Fällen  in 
92,5  ^/o,  war  dagegen  in  7,5  7o  ungenügend.  Die  Misserfolge  kamen  haupt- 
sächlich bei  Zahnextraktionen  und  Abszessen  vor,  während  bei  Panaritien 
die  Anästhesie  stets  befriedigte.  Es  kamen  je  nach  Lage  des  Falles  Vs^  ^/« 
und  1  ^/o  Lösungen  zur  Anwendung,  entsprechend  den  verschiedenen  Methoden 
der  lokalen  Anästhesie.  Nur  in  einem  Fall  folgten  zwei  Stunden  nach  einer 
Zahnextraktion  unter  Stovain  unangenehme  Erscheinungen  (Herzklopfen,  Übel- 
keit, allgemeine  Mattigkeit). 

Coakley  (21)  hält  das  Stovain,  in  2^/oiger  Lösung  bei  Hals-  und  Nasen- 
operationen angewandt,  dem  Kokain  für  ebenbürtig,  soweit  es  sich  um  die 
Stärke  der  Anästhesie  und  die  Schnelligkeit  ihres  Eintritts  handelt.  Die 
Schleimhaut  zieht  sich  nicht  so  stark  zusammen  wie  bei  Anwendung  gleich- 
starker Kokainlösung  und  das  Gefühl  der  Konstriktion  ist  weniger  ausge- 
sprochen. Dagegen  hat  Stovain  einen  fauligen  Geruch  und  einen  bitteren 
Geschmack.    Vergiftungserscheinungen  kamen  nicht  vor. 

Meyer  (99)  prüfte  das  /?-Eukainnm  lacticum  an  30  Fällen  meist 
bei  Operationen  in  der  Nase.  Es  kam  eine  15  ^/o  ige  Lösung  in  Anwendung, 
mit  der  getränkt  Wattebäusche  fünf  Minuten  lang  auf  das  Operationsgebiet 
gelegt  wurden.  Zur  Anämisierung  wurde  zuvor  1  ^/oo  ige  Adrenalinlösung  auf- 
gepinselt.   Für  submuköse  Injektionen  diente  eine  2Voige  Lösung. 

Weitere  Versuche  betreffen  das  Stovain,  welches  in  der  Nase  in  5  bis 
10^/oiger  Lösung  angewandt  wurde,  zur  submukösen  Injektion  in  V»%iger 
unter  Zusatz  von  Vio  Teil  Adrenalin. 

Beide  Mittel  sind  nach  den  Erfahrungen  Meyers  geeignet  das  giftigere, 
teuerere,  nicht  sterilisierbare  Kokain  zu  ersetzen.  Das  Stovain  ist  dem  Eukain 
an  Wirkung  überlegen.  Im  Larynx  versagte  Eukain  völlig.  Stovain  erzeugte 
in  einem  Teil  der  Fälle  hinreichende  Empfindungslosigkeit  und  kann  unter 
Umständen  dazu  dienen  Kokain  zu  sparen. 

Gemuseus  (49)  stellt  in  seiner  Dissertation  zunächst  alles  zusammen, 
was  über  die  physiologischen  Eigenschaften  des  Stovains  und  dessen  Wirkungs- 
weise auf  den  tierischen  Organismus  bekannt  geworden  ist  und  bespricht  so- 
dann die  therapeutische  Anwendung  des  Mittels.  Er  hat  das  Stovain  selbst 
in  100  Fällen  der  Landpraxis,  darunter  95  mal  bei  Zahnoperationen  erprobt. 
Über  die  einzelnen  Fälle  berichtet  er  eingehend.  Er  verwandte  1 — 4%  ige 
Lösungen.  In  einem  Falle  (Extraktion  von  10  Zähnen)  verstieg  sich  Gemuseus 
zu  einer  Dosis  von  0,32  g  Stovain  ohne  üble  Folgen.  Die  Beobachtungen  von 
Gemuseus  ergeben,   dass  Stovain  3— 4 mal  weniger  giftig  ist  als  Kokain, 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anästhetika.  37 

•üss  es  keine  äblen  Nebenerscheimmgen  macht  und  den  Vorteil  besitzt,  dass 
man  es  auch  am  sitzenden  Patienten  anwenden  kann. 

Cernezzi  (20)  berichtet  nach  einer  knrzen  Würdigung  der  Literatur 
aber  experimentelle  Untersuchungen  an  sechs  Kaninchen  zum  Studium  der 
darch  Stoyain- Adrenalinmischungen  erzielbaren  lokalen  Anästhesie.  Er  kommt 
zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Dass  das  Stovain  als  lokales  Anästetikum  wegen  seiner  mit  einem 
grieichen  anästbetischen  Vermögen  vereinten  geringeren  Toxizität  dem  Kokain 
Tonniziehen  ist. 

2.  Dass  die  Stovain-Adrenalinmischung  die  Erreichung  einer  kompleten 
lokalen  Anästhesie  gestattet  und  zwar  von  grösserer  Dauer  als  blosse  Stovain- 
einspritzung. 

Verf.  betont  dann  den  Umstand,  dass  die  Stovain-Adrenalinmischung 
die  meisten  chirurgischen  Operationen  schmerzlos  zu  vollführen  gestattet,  auch 
ao  entzündeten  Geweben;  er  verwendet  eine  0,5% ige  Stovainlösung  und  gibt 
n  je  drei  Kubikzentimeter  derselben  einen  Tropfen  einer  1  ®/oo  igen  Adrenalin- 
iäsnng  hinzu  (stärkste  Dose  40 — 50  cg  Stovain  und  1  mg  Adrenalin). 

Schliesslich  teilt  er  noch  eine  Statistik  von  38  der  verschiedensten 
<}perationsakte  mit,  unter  ihnen  eine  Laparotomie  für  Ileokolostomie  in  einem 
Fall  von  ulzerierter  Tuberkulose  eines  Stückes  des  Grimmdarmes,  bei  denen  er 
mit  Vorteil    die  oben  angegebene  Stovain-Adrenalinmischung   angewandt  hat. 

R.  Giani. 

Poenaru-Caplescu(123)  berichtet  über  24  operierte  Fälle,  wo  er  die 
lokale  Anästhesie  mit  0,03  bis  0,06  Stovain  mit  gutem  Erfolge  anwandte« 
In  46  Fällen  wurde  die  Rachistovainisation  mit  denselben  Dosen  in  den 
verschiedensten  Fällen  mit  sehr  gutem  Erfolge  angewandt. 

Stoianoff  (Varna). 

Sinclair  (152)  warnt  vor  der  Anwendung  des  Stovains  zur  lokalen 
Anästhesie.  Auf  Grund  von  fünf  Beobachtungen  hat  er  sich  folgende  Ansichten 
Aber  das  Stovain  bilden  können: 

1.  Dass  die  anästhesierende  Wirkung  die  des  Kokains  nicht  erreicht, 
besonders  was  die  Dauer  derselben  anbetrifft. 

2.  Dass  bei  subkutaner  Anwendung  Intoxikationserscheinungen  ähnlich 
denen  des  Kokains  auftreten. 

3.  Dass  es  eher  gefährlicher  ist  als  Kokain,  sofern  es  chronisches  Ödem 
und  Gangrän  in  den  Geweben  hervorruft,  in  die  es  injiziert  wurde,  wenn  es 
in  2^'oiger  Lösung  zur  Anwendung  kam. 

4.  Dass  der  Heilungsprozess  durch  Stovain  ungünstig  beeinilusst  und  um 
mehrere  Wochen  verzögert  wird. 

Heine ke  und  La  wen  (55)  berichten  über  Versuche  mit  Novokain. 
Es  wurde  zunächst  an  Kaninchen  festgestellt,  dass  Novokain  etwa  7  mal 
veniger  giftig  ist  als  Kokain,  dass  die  Vergiftung  sich  in  Lähmung  der 
Kürpermuskulatur  und  endlicher  Lähmung  der  Atmung  äussert,  dass  die 
Konzentration  der  injizierten  Novokainlösung  keinen  Einfluss  auf  die  Gift- 
wirkung  hat,  dass  die  Vergiftung  durch  Suprareninzusatz  bei  grossen  Dosen 
^em^ert,  bei  kleineren  herabgesetzt  wird,  endlich  dass  Novokain  die  gefäss- 
verengemden  Eigenschaften  des  Suprarenins  nicht  beeinträchtigt.  In  der 
Praxis  erwies  sich  das  Novokain  als  ein  zuverlässiges  und  brauchbares  Lokal- 
^thetikom.  Die  osmotische  Spannung  der  Novokainlösungen  zeigt  grosse 
l'bereinstimmuiig  mit  der  der  Kokainlösungen.     Es  wird  daher  empfohlen, 


38  Jahresbericht  fttr  Chirurgie,    L  Teil. 

Lösungen  bis  IVo  0,9 ^/o  Kochsalz  zuzusetzen,  Konzentrationen  von  5% 
an  mit  destilliertem  Wasser  herzustellen.  Das  Anästhesierungsvermögen  des 
Novokains  steht  dem  des  Kokains  wenigstens  in  höheren  Konzentrationen 
und  bei  Suprareninzusatz  wenig  nach.  Auf  die  Gewebe  wirkt  es  nicht  schädlich. 
Die  Lösungen  können  unbeschadet  sterilisiert  werden.  Auch  für  die  Me- 
dullaranästhesie  scheint  das  neue  Mittel  Vorzüge  zu  haben,  sofern  die  Nach- 
wirkungen noch  geringer  waren  als  die  nach  Stovainanwendung.  Vor  diesem 
hat  das  Novokain  auch  noch  den  Vorzug,  dass  es  die  motorischen  Nerven 
weniger  in  Mitleidenschaft  zieht. 

Danielsen  (27)  spricht  sich  auf  Grund  von  Erfahrungen,  die  an  der 
Marburger  chirurgischen  Poliklinik  mit  Novokain  an  60  Fällen  gewonnen 
wurden,  sehr  günstig  übdr  das  Mittel  aus.  Er  bezeichnet  das  Novokain  als 
ein  reizloses,  schnell  und  intensiv  wirkendes  Lokalanästhetikum,  bei  dem  keine 
toxischen  Nebenwirkungen ,  keine  Reizerscheinungen  oder  nekrotisierenden 
Wirkungen  beobachtet  worden  sind.  Zudem  beeinträchtigt  es  die  Wirkung 
des  Suprarenins  in  keiner  Weise  und  lässt  sich  gut  sterilisieren.     Es  kam  in 

1  und  2 ^/o igen  Lösungen  zur  Infiltrations-Injektion  und  zur  regionären  (Obers t- 
schen)  Anästhesie  zur  Verwendung,  zur  Pinselung  von  Schleimhäuten  in 
10°/oiger  Lösung. 

Auch  Schmidt  (146)  berichtet  über  günstige  Erfahrungen  mit  Novokain 
aus  der  Privatklinik  Haenels  (Dresden). 

Impens  (69)  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  ein  neues  Lokalanästhetikum 
das  ^Alypin^  (primäres  salzsaures  Salz  des  Benzoyltetramethyldiaminoäthyl- 
dimethylkarbinols).  Es  ist  ein  in  Wasser  leicht  löslicher,  schön  kristallisierter, 
nicht  hygroskopischer  Körper.  Die  Lösungen  reagieren  neutral  und  trüben 
sich,  mit  massigen  Natriumbikarbonatmengen  versetzt,  nicht.  Sie  können,  ohne 
dass  die  anästhesierende  Wirkung  leidet,  5 — 10  Minuten  gekocht  werden. 
2 — 4^0 ige  Lösungen  halten  sich  gut,  dünnere  können  schimmelig  werden. 
Von  den  Schleimhäuten  und  vom  subkutanen  Zellgewebe  wird  Alypin  leicht 
aufgenommen.  Auch  4—5  ^/o  ige  Lösungen  verursachten  an  der  Injektions- 
stelle weder  Entzündungen  noch  Nekrosen.  An  anästhesierender  Kraft  scheint 
das  Alypin  dem  Kokain  noch  überlegen  zu  sein.  Am  Menschenauge  beobachtete 
man  schon  nach  längerer  Applikation  einer  0^025  ^/o  igen  Alypinlösung  eine 
Abstumpfung  der  Homhautempfindlichkeit,  bei  einer  0,05  ^/o  igen  Konzentration 
wird  der  Kornealrefiex  ausgelöscht.  1 — 2^0  ige  Kollyrien  anästhesieren  die 
Kornea  nach  60 — 75  Sekunden  vollständig.    Kurz  nach  der  Instillation  einer 

2  ^/o  igen  Alypinlösung  stellt  sich  ein  leichtes  Brennen  mit  Hyperämie  der 
Bindehaut  ein,  welches  nach  einer  Minute  mit  dem  Eintritt  der  Anästhesie 
aufhört.  Die  Anästhesie  dauert  8 — 10  Minuten;  nach  Abklingen  der  Anästhesie 
nimmt  das  Auge  wieder  sein  normales  Aussehen  an.  Mydriasis  und  Störung 
der  Akkommodation  treten  nicht  ein.  Die  Dosis  letalis  des  Alypins  beträgt 
bei  Hund  und  Katze  annähernd  das  Doppelte  derjenigen  des  Kokains.  Beim 
Warmblüter  kommt  es  nach  grossen  Dosen  zu  Verlangsamung  der  Pulsfrequenz. 
Kleinere  Dosen  stören  die  Herzaktion  nicht.  Bei  lokaler  Applikation  bewirkt 
das  Alypin  eine  Gefässerweiterung  peripheren  und  zentralen  Ursprungs.  Eine 
schwach  lähmende  Wirkung  übt  es  auf  das  Protoplasma  aus,  es  hemmt  in 
2^/oiger  Lösung  vollständig  die  Gärung  der  Bierhefe. 

Stotzer  (157)  berichtet  in  seiner  Dissertation  über  Versuche  mit  Alypin. 
Er  kommt  zu  folgenden  Scblussfolgerungen :  Das  Alypin  eignet  sich  vortrefflich 
zur  Lokalanästhesie.    Besonders   in  stärkeren  Lösungen  ist  es  dem  Kokain 


Ritsehl,  Narkose,  Narkotika,  AnästheUka.  89 

• 

d^bmtig;  es  lässt  Erhitzen  der  Lösungen  auf  120^  zu  ohne  Zersetzung,  ist 
in  Losongen  haltbar.  Üble  B'olgen  wurden  nicht  beobachtet.  Zudem  reizt 
es  an  der  Injektionsstelle  nicht  und  ist  billiger  als  Kokain. 

Weil  (177)  spricht  sich  aber  die  Eigenschaften  des  Alypins  in  der 
Aogenheilkimde  sehr  günstig  aus.  Es  hat  vor  dem  Kokain  nicht  nur  den 
Yoizag  geringerer  Giftigkeit  und  des  geringeren  Preises,  sondern  verursacht 
nicht  wie  dieses  Mydriasis,  Akkommodationslähmung  und  Erhöhung  des  intra- 
okularen Druckes.  Die  Beizwirkung  (Brennen  nach  der  Ein t rauf elung)  ist 
nicht  stärker  als  beim  Kokain.  Austrocknung  der  Bindehaut  wurde  nicht 
beobacht-et. 

Seeligsohn  (150)  verwandte  das  Alypin  auch  bei  eingreifenden  Ope- 
rationen am  Auge  und  ist  mit  der  Wirkung  sehr  zufrieden  gewesen. 

Morton  (106)  hat  die  Methode,  Arzneistofife  mit  Hilfe  des  galvanischen 
Stroms  in  den  Körper  hineinzubringen,  benutzt,  um  lokale  Anästhesie  zu 
erzeugen.  Er  verwandte  eine  Mischung  von  Guajakol  und  Kokain,  mit  der 
er  Löschpapier  tränkte.  Dieses  wurde  auf  die  zu  anästhesierende  Körper- 
steiie  gelegt  und  nun  ein  galvanischer  Strom  von  sechs  Milliamperes  sechs 
Kinuten  lang  einwirken  gelassen.  Der  Erfolg  war  durchaus  zufriedenstellend. 
Morton  empfiehlt  das  Verfahren  besonders  für  die  kleine  Chirurgie,  hält  sie 
aber  auch  for  grössere  Eingriffe  für  geeignet  Neuerdings  hat  er  besonders 
gute  Erfolge  mit  einer  Mischung  von  Kokain  und  Adrenalin  gehabt. 

Morton  hat  ausserdem  Versuche  gemacht,  durch  Gasdruck  und  mecha- 
nischen Dmck  Medikamente  in  die  Körperoberfläche  zum  Eindringen  zu 
bringen,  insbesondere  um  Anästhesie  zu  erzeugen.  So  applizierte  er  eine 
Probierröhre,  in  welche  er  ein  Gemisch  von  Guajakol,  Äther  und  Kokain- 
loänng  gebracht  hatte  für  einige  Minuten  mit  ihrer  Öffnung  festschliessend 
gegen  seinen  Arm  und  konstatierte  danach,  dass  die  Haut  anästhetisch  geworden 
war.  Die  Wirkung  schreibt  er  der  Druckwirkung  der  sich  entwickelnden 
Atherdiunpfe  zu,  welche  mechanisch  ein  tieferes  Eindringen  des  Guajakols 
und  Kokains  bewirken.  Er  empfiehlt  dieses  Verfahren  besonders  zur  Her- 
stellung von  Zahnanästhesie.  In  die  Höhlung  des  Zahns  wird  ein  Watte- 
bäoschchen  mit  der  obengenannten  Mischung  gebracht  und  die  Öffnung  mit 
einem  weichen  Kautschukstopfen  verschlossen.  Die  Methode  hat  in  der  Zahn- 
heilknnde  für  die  schmerzlose  Entfernung  der  Pulpa  und  des  Nerven  an  Stelle 
der  Arsenikbebandlung  bereits  warme  Anerkennung  gefunden. 

8.  Bfickenmarksanästhesie. 

Bier (8)  erblickt  in  der  Entdeckung  des  Stovains  durch  Fourneau  einen 
weiteren  Schritt  in  der  Vervollkommnung  der  ßückenmarksanästhesie.  Es 
wurde  von  Bier  in  102  Fällen  verwandt.  Neben-  und  Nacherscheinungen 
waren  nur  in  einem  geringen  Teile  der  Fälle  vorhanden,  erreichten  keine 
grosse  Höhe  und  gingen  bald  vorüber.  Vier  seither  bekannt  gewordene  Todes- 
fille  sind  dem  Stovain  wahrscheinlich  nicht  zuzuschreiben.  Auch  dürften  sich 
die  Gefahren  des  Stovains  durch  Zusatz  von  Nebennierenpräparaten  vermin- 
dern lassen.  Jedenfalls  hat  sich  der  Zusatz  von  Nebennierenpräparaten  (Bier 
T»wendet  besonders  Paranephrin  oder  Suprarenin)  bei  der  ßückenmarks- 
anästhesie mit  Kokain  als  äusserst  vorteilhaft  erwiesen.  Die  anästhesierende 
Wirkung  des  Stovains,  die  sonst  zu  wünschen  übrig  lässt,  wird  jedenfalls 
dorch  Nebemiierenpräparate  sehr  wesentlich  verlängert.     Bier   ist  der  Mei- 


40  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

• 

nung,  dass,  wenn  auch  die  Rückenmarksanästhesie  noch  weiterer  Yervol 
nung  bedürftig  sei,  sie  nunmehr  doch  Anwendung  finden  dürfe  in 
Fällen,  wo  die  Allgemeinnarkose  gefahrlich  ist,  besonders  bei  alten  dek 
Leuten,  die  Operationen  bedeutend  besser  überständen,  wenn  ihnen  i 
gemeinnarkose  erspart  bliebe.  Wenn  der  Rückenmarksanästhesie  mri 
Vergiftung  Gefahren  anhafteten,  so  sei  anderseits  zu  bedenken,  dass  d 
kotisierte  Organismus  auch  weit  schwerere  Verletzungen  vertrage  i 
wache.  So  sei  ein  Hauptverdienst  der  Anästhetika,  dass  sie  den  Shoi 
hinderten. 

Die  mehr  allgemein  gehaltene  Auskunft  Biers  über  die  jün^s^ 
fahrungen  mit  der  Rückenmarksanästhesie  wird  von  Dönitz  (37)  durc 
teilung  von  Einzelheiten  ergänzt.  Im  ganzen  wurden  an  der  Bonner 
407  Personen  der  Rückenmarkanästhesie  unterworfen,  davon  102  mit  S 
7  mit  Eucain.  lactic,  die  übrigen  mit  Kokain.  Von  allen  Mitteln  h. 
bisher  das  Stovain  am  besten  bewährt.  Zu  etwa  80 ^/o  der  Fälle 
während  der  Anästhesie  alle  üblen  Nebenerscheinungen,  blieben  auch 
im  Anschluss  daran  aus.  In  den  übrigen  Fällen  kamen  Blässe  des  Gc 
Erbrechen,  Übelkeit  und  Kopfschmerzen  vor,  jedoch  in  weit  milderer 
als  bei  Verwendung  von  Kokain. 

Manchmal  breitete  sich  die  Anästhesie  nicht  in  der  wünscheus' 
Weise  aus,  es  wurde  z.  B.  nur  das  eine  Bein  anästhetisch.  Diese  ai 
ersten  Blick  launenhafte  Ausbreitung  der  injizierten  Flüssigkeit  hat  ibi 
Sache  weniger  in  der  Lagerung  des  Patienten,  sondern  beruht  darauf, 
die  Injektion  nicht  in  der  Mittellinie  vorgenommen  wurde.  Bei  seil 
Injektion  breitet  sich  die  Flüssigkeit,  wie  Dönitz  durch  Versuche  ai 
Leiche  festgestellt  hat,  in  den  zwischen  den  Nervenbündeln  der  Cauda  b 
liehen,  schmalen  Spalten  in  der  Längsrichtung  aus  und  diffundiert  er 
zweiter  Linie  in  querer  Richtung.  Dieses  Verhalten  ist  am  auffallen 
wenn  die  Flüssigkeit  dicht  unter  dem  Conus  terminalis  zwischen  die  hu 
sonders  dicht  angeordneten  Nervenbündel  gerät.  Die  Injektion  hat  dam 
besten  Erfolg,  wenn  es  gelingt,  in  den  von  den  beiden  Caudahälften  < 
schlossenen,  von  Liquor  cerebrospinalis  erfüllten  Raum  (Cysterna  termi 
zu  gelangen.  Alsdann  fliesst  der  Liquor  im  Strahle  ab  und  die  inji: 
Flüssigkeit  kann  sich  nach  allen  Richtungen  ungehindert  verbreiten.  Eni 
sich  der  Liquor  langsam,  tropfend,  so  befindet  sich  die  Nadelspitze  nici 
dieser  günstigsten  Stelle,  sondern  ist  gewöhnlich  mehr  seitlich  in  den  Be 
der  eng  aneinanderliegenden  Nervenbündel  geraten,  die  seine  Verbrei 
hemmen.  Es  muss  demnach  möglichst  genau  in  der  Medianlinie  eingesto 
werden.  Pur  die  Wirkung  der  Kader  sehen  Beckenhochlagerung,  dk 
Verteilung  der  injizierten  Flüssigkeit  nach  oben  in  der  Bonner  Klinik 
oft  angewandt  wird,  ist  gleichfalls  Vorbedingung,  dass  die  Injektion  in 
Cysterna  terminalis  erfolgt  ist.  Die  Scheidung  des  RückenmarkskanaL 
eine  vordere  motorische  und  hintere  sensible  Sphäre  durch  die  Ligg.  d< 
culata  hindert  das  Übertreten  der  injizierten  Flüssigkeit  auf  motorisches 
biet,  was  bei  der  Anwendung  des  Stovains  von  Wichtigkeit  ist,  weil  diest 
viel  höherem  Grade  als  Kokain  auch  auf  die  motorischen  Nerven  wirkt 
bei  hohem  Aufsteigen  auf  der  vorderen  Seite  des  Rückenmarks  gefährj 
Störungen  der  Atmungs-  und  Herztätigkeit  bewirken  könnte.  Um  die  Flüs 
keit  sicher  nur  in  den  hinteren  Abschnitt  des  Subarachnoidalraums  zu  brin( 
empfiehlt  Dönitz  die  Punktion  ohne  Mandrin.    Man  bemerkt  dann  am  i 


Bitschi,  Narkose,  Narkotika,  Anftsthetika.  41 

iiessen  des  Liqaor  sofort,  dass  man  tief  genug  eingedrungen  ist  und  ver- 
meidet so  auch  am  leichtesten  Verletzungen  von  Nerven  und  Blutgefässen. 
Die  Kopfstauung  wurde  noch  nicht  genügend  oft  angewandt,  um  über  sie  ein 
abschliessendes  Urteil  zu  gewinnen.  Sie  wirkt  derart,  dass  durch  Überfüllung 
der  Venen  des  Kopfes  der  Liquor  in  den  Rückenmarkskanal  gepresst  wird 
nnd  unter  einen  bis  auf  das  doppelte  gesteigerten  Druck  gerät.  Durch  An- 
legen oder  Abnehmen  der  Halsbinde  zu  verschiedenen  Zeiten  (d.  h.  vor,  nach 
der  Injektion,  während  der  Anästhesie)  kann  man  auf  die  Lage  des  Stovain- 
depots  einwirken.  Sofern  auch  beim  Erbrechen  und  Pressen  Druckschwan- 
hi^en  im  Lig.  cerebrospinalis  auftreten,  kann  man  sich  erklären,  dass  hier- 
durch die  Lage  des  Stovaindepots  und  demgemäss  auch  die  Ausbreitung  der 
Anästbföie  verändert  werden  kann.  Herabsetzen  kann  man  den  Liquordruck 
in  den  unteren  Abschnitten  des  Rückgratkanales  durch  invertierte  Lage  sowie 
durch  Entfernung  grösserer  Mengen  von  Liquor  und  dadurch,  wie  ein  Fall 
lehrte,  die  anästhetische  Zone  nach  oben  verschieben. 

Die  den  Xacherscheinungen  der  Spinalanalgesie  mit  Kokain  und  £ukain 
jisrande  liegende,  aseptische  Meningitis  wird  durch  Stovain  bei  weitem  nicht 
m  gleichem  Masse  erregt,  und  daher  eignet  sich  das  Mittel  besonders  gut  zur 
Rückenmarksanästhesie.     Dönitz  empfiehlt  eine  isotonische  4% ige  Stovain- 
feung  unter  Znsatz  von  0,11  Vo  Kochsalz  und  0,01%  Nebennierenpräparat, 
oder  5  ^lo  Stovainlösung,  die  an  sich  isotonisch  ist,  mit  0,01  ^/o  Nebennieren- 
Präparat    Zur  Lösung  im  abgelassenen  Liquor  Hess  Dönitz  Tabletten    mit 
folgender  Zusammensetzung  anfertigen:  Stovain  0,02,  Suprarenin  boric.  0,00013, 
Gummi  arab.   q.  s.     (2 — 3  Stück  in  Liquor   zu  lösen).     Um    an   Stovain  zu 
sparen  und  durch    eine   möglichst  geringfügige  Vergiftung    den  Nacherschei- 
nnngen  vorzubeugen,  ist  es  theoretisch  am  rationellsten  die  Injektion  so  vor- 
zunehmen, dass  nur  die  Wurzeln  der  zum  Operationsgebiet  ziehenden  Nerven 
umspült  werden.   Hierzu  genügen  im  allgemeinen  0,04  Stovain.    Da  jedoch  die 
Gefahr  einer  Verletzung    des   Rückenmarks    der  allgemeinen  Durchführung 
dieses  Prinzips   im  Wege  steht,   empfiehlt  Dönitz  möglichst  hoch  (zwischen 
2.  und  3.  oder  1.  und  2.  Lendenwirbel)  zu  injizieren  und  durch  Beckenhoch- 
lagenmg  oder    Kopfstauung   die  Flüssigkeit   an    die   gewünschte   Stelle    des 
Rückenmarks  zu  verschieben.     Auf  diese  Weise   gelingt    es  auch   eigentliche 
Dorsalanästhesien  zu  erzeugen.     Ob  es  möglich  ist  durch  Vorsichtsmassregeln 
die  Nacherscheinungen  völlig  auszuschalten,   ist  fraglich ,    da  bekanntlich  die 
einfache  Lumbalpunktion  nicht  selten  von  Kopfschmerz  und  Erbrechen  gefolgt 
ist,  die  nach  Bier  auf  einer  sekundären  Hyperämie  des  Zentralnervensystems 
bemhen  dürften.     Durch    medikamentöse  Behandlung,    vor   allem  den  aus- 
giebigen Gebrauch  von  Rizinusöl,   lassen  sich  die  Beschwerden  mildem  bezw. 
beseitigen. 

Die  Stovainanästhesie  ist  kürzer  als  die  Kokainanästhesie.  Sie  kann 
Terlangert  werden  einmal  durch  Zusatz  von  Nebennierenpräparaten,  sodann 
dadurch,  dass  man  darauf  bedacht  ist ,  die  Lösung  möglichst  konzentriert 
anf  die  hauptsachlich    in   Betracht   kommenden   Nervenwurzebi    wirken   zu 

lassen. 

Im  allgemeinen  ist  es  am  rationellsten  möglichst  geringe  Mengen  des 
Usongsmittels  (1  ccm)  zu  verwenden,  nur  wenn  der  Abfluss  von  Liquor  zu 
väoscben  übrig  lässt,  empfiehlt  es  sich  grössere  Mengen  zu  verwenden,  um 
^m  in  die  Nervenbnndelzwischenräume   gebrachtes    Stovaindepot    mehr   zur 


42  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Verteilung  zu  bringen.    Zu  diesem  Zweck  kann  man  auch  nach  der  Ii 
mehrmals  Liquor  aufziehen  uad  wieder  zurückspritzen. 

Infektionen  der  Einstichöffnungen  sind  bei  der  nötigen  Vorsicht 
gemeinen  nicht  zu  befürchten,  wurden  aber  bei  gleichzeitigen  pyäi 
Prozessen  zweimal  beobachtet.     Daher  Vorsicht  bei  solchen! 

Zum  Schluss  wird  die  Technik  der  Injektionen,  die  sich  zum  I 
obigen  Ausführungen  ergibt,  nochmals  in  ihren  Hauptzügen  geschilder 

Es  schliesst  sich  eine  längere  Diskussion  an. 

Gzerny  ist  mit  der  Kückenmarksanästhesie  zufrieden,  seitdem  e 
des  Kokains  Stovain  verwendet.  Injektion  von  0,06—0,1  Stovain.  Zi 
2.  und  3.  Lendenwirbel,  nachdem  die  zur  Hälfte  mit  10^/oiger  Lösnng  { 
Spritze  mit  Liq.  spinalis  vollgesogen. 

Hermes  berichtet,  dass  im  Krankenhause  Moabit  90 mal  die  I^ 
marksanästhesie  mit  Stovain,  darunter  45  mal  bei  Laparotomien  inAnwi 
gebracht  wurde.  Viermal  versagte  das  Verfahren,  zweimal  bei  dem  gi 
Patienten.  Demnach  scheint  mit  einer  individuellen  Empfänglichkeit  ger 
werden  zu  müssen.  Bei  Bruchoperationen  kam  mehrfach  kalter  Schweiz 
Ausbruch  mit  Blässe  und  kleinem  Puls ,  so  dass  einmal  Kampfer  g< 
werden  musste.  Kopfweh  wurde  öfters  geklagt,  hielt  einmal  acht  Tag< 
mal  bei  einem  kräftigen  Manne  sogar  acht  Wochen  an.  Dosis  0,04- 
Glänzend  bewährte  sich  die  Methode  bei  zwei  75  und  76  jährigen  Pat 
mit  eingeklemmten  Brüchen  und  hochgradigen  Lungen-  und  Herzvei 
Hingen. 

S  i  I  b  e rm  a r  k  hat  300  Spinalanalgesien  auf  der  v.  M os  e  t i  g sehen  S 
des  Wiener  allgemeinen  Krankenhauses  ausgeführt  ohne  alle  üblen  F 
Er  lässt  nur  eine  Gegenanzeige  gelten,  nämlich  ein  Alter  unter  16  j£ 
Üble  Nachwirkungen  kommen  weniger  bei  alten,  dekrepiden  Leuten  vor 
bei  jungen,  kräftigen  Menschen.  Gänzlich  ungefährlich  ist  die  Spinalanal 
wenn  man  kein  Kokain,  sondern  Tropakokain,  Eukain  oder  Stovain  be 
und  gewisse  Kleinigkeiten  in  der  Technik  beachtet.  Man  soll  sich  hüte] 
Hautreinigung  gebrauchtes  Desinfiziens  in  die  Tiefe  zu  verschleppen. 
Injektion  wird  am  sitzenden  Patienten  vorgenommen,  Beckenhochlagerung 
mieden.  In  4^/o  (einmal  bei  Stovain)  blieb  die  Analgesie  aus.  Bulbän 
scheinungen  (Brechreiz,  Erbrechen,  Kollaps)  lassen  sich  vermeiden,  bezw 
schwächen,  wenn  man  höchstens  1  ccni  Liquor  abfiiessen  lässt,  dagegen  2 
Injektionsflüssigkeit  verwendet,  um  eine  Herabsetzung  des  Druckes  im  Sp 
kanal  zu  vermeiden.  Entsteht  Unterdruck,  so  wird  die  injizierte  Flu 
keit  je  mehr  und  mehr  nach  aufwärts  verschleppt  und  kann  so  bis  zur  Me« 
gelangen. 

Neugebauer  hat  480  Spinalanalgesien  ausgeführt,  meist  mit  Tr 
kokain,  seltener  mit  Eukain  und  Stovain,  ohne  je  lebensgefährliche  Fe 
erlebt  zu  haben.  Am  besten  eignet  sich  Tropakokain,  doch  hinterliess  i 
dieses  in  30°/o  der  Fälle  Kopfschmerzen.  Eukain  und  Stovain  machten 
öfter  Kopfschmerzen  und  vor  allem  Erbrechen.  Zusatz  von  resorptions 
langsamenden  Mitteln  (Gelatine)  scheint  eine  wesentliche  Verbesserung  zu 
sprechen.  Für  Laparotomien  eignet  sich  die  Rückenmarksanästhesie  ni 
weil  grössere  Dosen  erforderlich  sind  und  daher  Vergiftungen  leicht  eintr( 
können. 

Preindlsberger  referiert  über  260  zumeist  mit  Tropakokain  vo 
nommenen  Rückenmarksanästhesien.    Mit  Eukain  (5  Fälle)  war  er  nicht 


Rjtaohl,  Narkose,  Narkotika,  AnAstbetika.  43 

frieden,  Anasthesin  (1  Fall)  wurde  seiner  geringen  Löslichkeit  wegen  wieder 
«ofgegeben. 

Preindlsberger  beschränkte  sich  auf  Operationen  bis  zur  Unterbauch- 
^egend.  Die  Wirkung  war  14  mal  oberflächlich,  14  mal  fehlte  sie  ganz,  4  mal 
mosste  zur  Narkose  wegen  Unruhe  des  Patienten  geschritten  werden,  2  mal 
miselaDg  die  Punktion  des  Rückenmarkkanales.  Einmal  kam  schwerer  Kollaps 
vor,  der  rasch  vorüberging,  sechsmal  leichte  Kollapserscheinungen.  Temperatur- 
steigenmgen  in  8  Fällen  bis  38,5^  und  darüber  zu  40,0^.  Kopfschmerzen 
in  35  Fällen  leicht,  in  2  Fällen  schwer,  in  einem  Fall  7  Tage  anhaltend. 
Dosis  0,04 — 0,07.  Punktion  in  Seitenlage,  danach  leichte  Beckenhochlagerung. 
Göbel  benutzte  in  Alexandrien  zur  Rückenmarksanästhesie  Tropakokain 
Qiid  zwar  nur  an  Eingeborenen  (Fellachen),  die  von  der  Zivilisation  noch  nicht 
als  degeneriert  angesehen  werden  können.  Die  unangenehmen  Nebenerschei- 
trangen  (bes.  Kopfschmerzen)  wurden  selbst  dann  nicht  besser,  als  an  Stelle 
der  zur  Lösung  verwandten  Kochsalzlösung,  abgelassener  Liquor  zur  Verwen- 
dung kam.  Göbel  gab  deshalb  nach  45  Versuchen  die  Rückenmarksanästhesie 
wieder  auf. 

Im  Schlusswort  warnt  Bier  vor  der  Beckenhochlagerung,  es  sei  denn, 
däss  Xebennierenpräparate  mit  injiziert  würden,  deren  Verwendung  er  für 
sehr  wesentlich  hält.  Misserfolge  hängen  gewöhnlich  von  der  Technik  ab; 
Bier  rät  die  von  Dönitz  ausführlich  geschilderte  Methode  genau  zu  befolgen. 
Für  Laparotomien  hält  er  die  Rückenmarksanästhesie  im  allgemeinen  nicht 
för  geeignet.  Diese  sei  immernoch  kein  fertiges  Verfahren,  könne  aber  bei  alten, 
elenden  Leuten  empfohlen  werden,  bei  denen  die  allgemeine  Narkose  kondra- 
iodiziert  ist.  Die  Anästhesie  über  die  Darmbeinschaufel  künstlich  nach  oben 
äoszadehnen,  ist  wegen  der  dadurch  verstärkten  Nacherscheinungen  nicht  zu 
empfehlen. 

Filii atre  (43)  empfiehlt  auf  Grund  von  452  Fällen  vor  der  Injektion 
der  Kokainlösnng  in  den  Rückgratskanal  reichlich  Liquor  cerebrospinalis  zu 
entleeren.     Er   benützt  zur  Injektion   das  Interstitium   zwischen  5.  Lenden- 
wirbel und  Kreuzbein,  weil  sich  dieses  durch  seine  Weite  auszeichnet  und  die 
Nervenbündel  der  Cauda  hier  weniger  dicht  liegen,  als  weiter  oben.    Die  11 
bis  12  cm  lange,   in  der  Lichtung  1  mm  messende  Platiniridium-Nadel  führt 
Filliatre  ano   sitzenden  Patienten  IVt  cm  unterhalb  und  rechtsseitlich  von 
der  Mitte  des  Dornfortsatzes  des   5.  Lendenwirbels  ein,   indem  er  zugleich 
die  Nadel  nach  rechts  und  abwärts  um  45  ^  senkt.    Vor  der  Injektion  wartet 
Filliatre,  bis  mindestens  10  com  Liquor  abgeflossen  sind.    Entleert  sich  der 
Liquor  im  Strom,  so  wartet  er,  bis  er  tropft  und  lässt  alsdann  noch  10  ccm 
abtropfen.    Im  Mittel  wurden  18  ccm,  im  Maximum  80  ccm  Liquor  abgelassen. 
Durch  dieses  Verfahren  sollen  die  üblen  Nachwirkungen  der  Lijektion  so  gut 
vie  ganz  in  Fortfall  kommen.    Nur  hin  und  wieder  wurde  ein  leichter,  niemals 
länger  als   10   Minuten   dauernder   Zustand   von   Übelkeit    beobachtet,    den 
Filliatre   auf   die  Verminderung   des  Druckes   im    Liquor    cerebrospinalis 
zurückfuhrt.     Einen  Ersatz  des  Kokains  durch  Stovain  hält  Filliatre  auf 
Gnmd  von  acht  Beobachtungen  nicht  für  angezeigt,  weil  die  Kokainisierung 
nach  der  geschilderten  Methode  sich  der  Stovainisierung  in  jeder  Beziehung 
(Begleiterscheinungen,  Qualität  und  Dauer  der  Analgesie)  als  überlegen  ge- 
zeigt habe. 

Kurzweil  7  (79)  teilt  mit,  dass  auf  der  chirurgischen  Abteilung  des  Dia- 
^onissenhauses  Leipzig  in  53  Fällen  die  MeduUaranästhesie  in  Anwendung  ge- 


44  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

zogen  wurde.  Es  kamen  die  Brauneschen  Tabletten  (0,01  Kokain  und  C 
Suprarenin)  in  Liq.  cerebrospinalis  gelöst  zur  Verwendung,  für  Operal 
an  Damm  und  After  eine,  an  Beinen  und  Becken  zwei  Tabletten.  Inj< 
meist  zwischen  3.  und  4.  Lendenwirbel  in  Seitenlage;  daher  meist  un^ 
massige  Anästhesie  der  Beine.  Die  Anästhesie  trat  nach  10  Minuten, 
wohl  später  ein  und  hielt  eine  Stunde  an.  Nebenerscheinungen  ward 
13  Fällen  beobachtet,  darunter  dreimal  schwererer  Art  (Erbrechen,  Ko 
Besonders  haben  junge  Patienten  darunter  zu  leiden  gehabt.  Nachwirki 
kamen  nur  in  fünf  Fällen  vor,  am  Operationstage  oder  am  nächsten 
auftretend,  bestehend  in  Kopfschmerz,  Erbrechen  und  Temperatursteigeri 
bis  38,9 ^  In  fünf  Fällen  Misserfolge,  die  auf  abnorme  Absackungei 
Subarachnoidalraum  zurückgeführt  wurden.  Die  vorgenommenen  Operat 
gingen  nicht  über  das  Liq.  inguinale  hinaus. 

Den  gleichen  Inhalt  hat  Brauns  (15)  Vortrag  über  Medullaranäst 
gehalten  in  der  Leipziger  medizinischen  Gesellschaft 

In  16  Fällen  von  Operationen  im  Unterleib  und  an  den  Unterextremit 
hat  Igelsrud  (65)  mit  gutem  Erfolge  Kokainisierung  des  Rückenmarkes 
gewandt.  Hj.  von  Bonsdori 

Preleitner  (126)  hat  die  Spinalanalgesie  auch  auf  Operationei 
Kindern  ausgedehnt,   die,  wie  er  berichtet,   während   der  Operationen 
schlafen,   teils  wach   aber  ruhig  und   einer  Ablenkung  zugänglich  sind, 
kam  auf  die  Methode,  weil  eine  größere  Zahl  von  Kindern  zur  Operation 
Bronchitis  behaftet  eingeliefert  vmrden,  und  daher  eine  Allgemeinnarkose 
denklich  erschien.    Die  Dosis  des  in  3^/o  Lösung  zur  Anwendung  gelangei 
/J-Eukains  schwankte  zwischen  0,03 — 0,045  und  0,06  je  nach  dem  Alter 
Kindes  und  der  Dauer  der  auszuführenden  Operation.    Das  jüngste  Kind 
472  Monate  alt.     Unter  40  Fällen  war  die  Anästhesie  33 mal  gut,   fünf 
ungenügend,  zweimal  versagte  sie  und  es  trat  statt  ihrer  sogar  Hyperästh 
auf,  so  dass  die  Kinder  bei  leisester  Berührung  schrien  und  zuckten, 
jektionsmethode  nach  Tuffier.    In  der  Hälfte  der  Fälle  kam  es  6 — 10 
nuten  nach  der  Einspritzung  zu  Brechreiz  oder  einmaligem  Erbrechen.     I 
in  jedem  Falle  stieg  die  Temperatur  am  Operationstage  abends  auf  37,8 
39,2^,   erreichte  aber   am  dritten  Abend   stets  die  Norm.     Bei  einem  ne 
jährigen  Mädchen  zeigten  sich  nach  Injektion   von  zweimal  0,03  g  Euk 
Intoxikationserscheinungen  und  längere  Zeit  anhaltende  Incontinentia  urin 
Letztere  auch  viermal  bei  anderen  Kindern,   um  nach  2 — 3  Tagen  wieder 
verschwinden.      Preleitner   glaubt   nach    diesen   Erfahrungen   die   Spin 
analgesie  im  Kindesalter  für  solche  Fälle  empfehlen  zu  können,   wo  die  / 
gemeinnarkose  kontraindiziert  erscheint. 

Zahradnicky  (183)  wandte  die  MeduUaranästhesie  bisher  in  60  Fäll 
an  (der  jüngste  Krüike  12  Jahre,  der  älteste  71  Jahre).  In  sechs  Fällen  war 
Tropakokain  (0,05),  in  51  Eukain  (0,03)  entweder  mit  Adrenalin  (dreimal)  od 
Suprarenin  (57  mal),  letztere  in  der  Dosis  von  0,0005  gebraucht.  Alle  Flüssi 
keiten  wurden  sterilisiert  Nur  in  zwei  Fällen  musste  Inhalationsnarkose  lii 
zugefügt  werden.  In  58  Fällen  erzielte  man  vollständige  Anästhesie,  welcl 
gewöhnlich  gegen  drei  Stunden  dauerte.  Im  Stadium  der  Anästhesie  hat 
man  Imal  Kollapserscheinungen,  9  mal  Sphinkterparese,  4  mal  Erbrechen,  18  m 
Parese  der  Unterextremitäten ;  nach  der  Anästhesie  kamen  in  13  Fällen  Ten 
peratursteigerungen  bis  höchstens  38,2®,  3 mal  Erbrechen,  Imal  sehr  schwei 
und  11  mal  massige  Kephalalgie  vor.     Die  Kombination  mit  Adrenalin  od( 


RitBchl,  Narkose,  Narkotika,  Anftsthetika.  45 

Suprarenin  TerTollkommnet  die  Mednllarnarkose ,    so    dass   sie  keine   üblen 
Nebenerscheinungen  hat  und  immer  von  Erfolg  begleitet  ist. 

Fäster  (46)  berichtet  über  die  Erfahrungen,  welche  durch  235  Fälle 
Ton  Spinalanalgesie  an  der  Grazer  chirurgischen  Klinik  gewonnen  wurden.  Es 
kam  durchweg  Tropakokain  (0,07  g)  zur  Anwendung,  welches  in  Liquor 
cerebrospinalis  (7  ccm)  gelöst  wurde.  Füster  kommt  zu  folgenden  Schluss- 
folgerungen :  die  Spinalanalgesiemng  mit  Tropakokain  unter  den  nötigen  asepti- 
schen Eaatelen  ist  ein  quoad  yitam  gefahrloser  Eingriff.  In  der  grössten 
Mehrzahl  der  Fälle  genügte  die  Anästhesie,  um  Eingriffe  von  etwa  einer  Stunde 
Daaer  in  den  von  Nabelhöhe  abwärts  gelegenen  Körperregionen  auszuführen. 
Von  besonderem  Vorteil  erwies  sich  die  Methode  bei  solchen  Personen,  die 
durch  langdanemde  Krankheitsprozesse,  Tuberkulose,  chronische  Eiterungen, 
Arteriosklerose,  Marasmus  herabgekommen  waren  und  eine  Inhalationsnarkose 
schlecht  vertragen  haben  würden.  Bis  auf  einen  Fall  waren  die  Folgeerschei- 
DUDgen  niemals  bedrohlicher  Natur.  Ein  Mangel  des  Verfahrens  besteht  darin, 
dass  bei  dem  heutigen  Stande  der  Technik  die  Anästhesie  in  einem  Teile  der 
Fälle  (4,7  ^/o)  versagt  und  die  Punktion  in  einigen  Fällen  nicht  gelingen  will. 
Eine  nach  voraufgegangener  Spinalanalgesiemng  aus  irgend  einem  Grunde  ein- 
^i;leitete  Inhalationsnarkose  verläuft  gewöhnlich  gutartiger  als  sonst  und  der 
Aufwand  an  Narkotikum  ist  zur  Herstellung  voller  Anästhesie  beträchtlich 
geringer  als  gewöhnlich.  Bei  Kindern  unter  10  Jahren  sowie  beim  Bestehen 
akut  entzündlicher  Prozesse  ist  die  Spinalanalgesie  kontraindiziert. 

Völker  (173)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  mit  der  Medullar- 
anästhesie.  Er  verwandte  trocken  sterilisiertes  Tropakokain  in  der  Dosis  von 
0,0^0,07  gelöst  im  aufgefangenen  Liq.  cerebrospinalis.  Unter  40  Kranken 
blieben  26  von  üblen  Neben-  und  Nachwirkungen  gänzlich  verschont,  13  hatten 
ein  bis  mehrere  Tage  leichte  Kopfschmerzen  und  spärliches  Erbrechen  und 
nur  drei  Kranke  mussten  diese  Störungen  in  heftigem  Grade  erdulden. 

Während  die  Analgesie  für  Operationen  am  Damm,  an  den  äusseren  Ge- 
nitalien, der  Scheide,  am  Uterus  und  an  den  unteren  Extremitäten  befriedigte, 
genügte  sie  nicht,   wenn  am  Peritoneum  manipuliert  werden  musste.     Daher 
ist  die  Mednllaranästhesie  unbrauchbar  bei  solchen  Cöliotomien,  bei  denen 
aaf  stärkere  Adhäsionen  oder  entzündliche  Verwachsungen  zu  rechnen  ist.   Aus 
den  gleichen  Gründen  empfiehlt  es  sich  im  allgemeinen  nicht  Laparotomien 
unter  Spinalanalgesie  vorzunehmen,   es  sei  denn,  dass  der  Zustand  der  zu 
Operierenden  eine  allgemeine  Narkose  verbietet ;  denn  gerade  dekrepide  Leute 
Tertragen  die  Spinalanalgesie  auffallend  gut  und  es  genügt  eine  sehr  geringe 
Menge  von  Äther  oder  Chloroform,  um  volle  Schmerzlosigkeit  zu  erzeugen. 
Eine  ausführliche  Arbeit  über  die  Spinalanalgesie  in  der  Gynä- 
kologie und  Geburtshilfe  liefert  Stolz  (156).    Mit  grosser  Ausführlich- 
keit schildert  er  die  Entwickelung  der  neuen  Methode,  um  dann  über  eigene 
Erfahnmgen   zu   berichten.     Sein  Beobachtungsmaterial   umfasst  165  gynä- 
kologische und  25  geburtshilfliche,  operative  Eingriffe.    Es  kam  stets  Tropa- 
kok^n  zur  Anwendung  in   Dosen  von  0,04 — 0,08  (meist  0,05  und  0,07  g), 
gewohnlich  direkt  gelöst  im  abgelassenen  Liquor  cerebrospinalis.    Nur  aus- 
i^^^weise  wurden  geringfügige  Folgeerscheinungen  beobachtet.     Die  Spinal- 
^algesie  eignet  sich  nach  Stolz  vorzüglich  für  alle  Operationen  am  Anus 
^i  am  äusseren  Genitale.    Überschreiten  diese  nicht  45  Minuten  Dauer,  so 
genügen  0,05  g  Tropakokain.     Für  länger  dauernde  Operationen,  Kolpocölio- 
tomien  imd  Cöliotomien  sind  0,07 — 0,08  g  erforderlich.    Viele  Laparotomien 


46  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

(56,3 ^/o)  konnten  allein  unter  Spinalanalgesie  beendigt  werden,  30,9  ^/o  der- 
selben erforderten  zur  Vollendung  noch  der  Inhalationsnarkose  und  12,7  Vo 
konnten  nur  unter  gleichzeitiger  allgemeiner  Narkose  ausgeführt  werden. 

In  der  Geburtshilfe  kamen  0,05  g  Tropakokain  zur  Anwendung,  die  für 
eine  Stunde  wirksam  zu  sein  pflegen.  Die  Wehentätigkeit  blieb  in  ihrer 
Stärke  und  Dauer  unbeeinträchtigt,  eher  Hess  sich  eine  Steigerung  wahrnehmen. 
Die  reflektorische  Aktion  der  Bauchpresse  wird  ausgeschaltet,  doch  kann  die 
Bauchpresse  willkürlich  in  Tätigkeit  versetzt  werden.  Für  operative  Eingriffe 
in  der  Geburtshilfe  eignet  sich  die  Spinalanalgesie,  doch  ist  die  Lumbal- 
punktion technisch  bei  Schwangeren  erschwert. 

V.  Karas  (70)  schildert  in  kurzen  Zügen  die  Geschichte  der  Rücken^ 
marksanästhesie  und  berichtet  zum  Schlüsse  über  seine  an  22  Fällen  (Militär- 
personen) gewonnenen,  günstigen  Erfahrungen.  Er  bediente  sich  des  Tropa- 
kokains,  welches  er  im  aufgefangenen  Liq.  cerebrospinalis  löste.  Trotz  Ver- 
wendung von  0,06—0,1  g  des  Mittels  kamen  ausser  Temperatursteigerungen 
(zweimal  bis  38,6  und  40,7^),  vom  Charakter  des  aseptischen  Fiebers,  keine 
unangenehmen  Neben-  und  Nachwirkungen  vor. 

Kydygier  jun.  (142)  ging  bei  der  Einleitung  der  Rückenmarksanästhesie 
so  vor,  dass  er  das  Tropakokain  direkt  innerhalb  einer  Lu  er  sehen  Spritze, 
deren  Kolben  entfernt  war,  und  in  welcher  die  Zerebrospinalflüssigkeit  auf- 
gefangen wurde,  auflöste.  Die  Nadel  wurde  zwischen  erstem  und  zweiten 
Lendenwirbel  eingeführt.  Bei  49  Patienten  war  der  Erfolg  sechsmal  unzu- 
reichend, so  dass  Chloroform  notwendig  wurde.  Ausser  leichten  Kopfschmerzen 
und  vereinzeltem  Erbrechen  wurden  keine  Komplikationen  beobachtet,  es  sei 
denn  Steigerungen  der  Körpertemperatur  auf  37,8 — 38,6^,  die  jedoch  nur  von 
kurzer  Dauer  waren. 

Colombani  (24)  teilt  seine  Erfahrungen  über  die  Lumbalanalgesie 
mit,  die  er  an  100  Patienten  im  Alter  von  17 — 72  Jahren  machte.  Nach 
kurzer  geschichtlicher  Einleitung  kritisiert  er  die  Methode  Guinard-Kos- 
lowski,  die  er  wegen  der  damit  verbundenen  Infektionsgefahr  verwirft.  Er 
selbst  benutzt  steriUsierte  Phiolen  der  Firma  E.  Merck,  enthaltend  10  cg 
Tropakokain,  gelöst  in  1  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung.  Hiervon  bedurfte 
er  annähernd  den  vollen  Inhalt,  durchschnittlich  7 — 8  cg  Tropakokain. 
Weder'  durch  Überschreiten  dieser  Dosis  noch  durch  Beckenhochlagerang 
gelang  es  Colombani  die  Anästhesie  über  Nabelhöhe  auszudehnen.  Mit 
Ausnahme  von  fünf  Fällen  trat  niemals  irgend  eine  störende  Nachwirkung 
zutage,  es  blieb  auch  fraglich,  ob  die  beobachteten  Störungen  auf  die  Lumbal- 
anästhesie zurückzuführen  waren.  Trotz  dieser  ausserordentlich  günstigen 
Ergebnisse  hält  Colombani  die  Medullaranasthesie  nicht  für  ein  harmloses 
Verfahren  und  rät  sie  nur  dann  anzuwenden,  wenn  man  mit  der  Lokal- 
anästhesie nicht  auskommt.  Weder  allgemeine  Schwäche  noch ;  hohes  Alter, 
sieht  er  als  Kontraindikation  an,  dagegen  höhere  Grade  von  Arteriosklerose 
wegen  def  Möglichkeit  bei  der  Punktion  Gefässe  zu  verletzen  und  eine  epi- 
durale Blutung  zu  erzeugen. 

Preindelsberger  (125)  gibt  eine  Übersicht  über  345  Rückenmarks- 
anästhesien, darunter  337  von  ihm  selbst  eingeleitet.  Seine  Erfahrungen  hat 
er  bereits  auf  dem  Chirurgenkongress  (siehe  Diskussion  S.  45)  mitgeteilt. 
Bezüglich  der  Dosierung  betrachtet  er  als  Maximaldosis  für  Tropakokain  0,07  g. 
Bei  Operationen  an  den  unteren  Extremitäten  genügen  0,05 — 0,06  g,  bei  Ope- 
rationen am  Damm  0,04 — 0,05  g.   Preindelsberger  benutzt  eine  ganz  ans 


Ritsohl,  Narkose,  Narkotika,  Anftathetika.  47 

Metall  bestehende,  zerlegbare,  1  g  fassende  Spritze  mit  graduiertem  Stiel.  Die 
Lumbalpunktion  wird  in  Seitenlage,  die  Injektion  nach  Abfluss  einer  geringen 
Menge  Liquors  ausgeführt. 

Hildebrandt  (59)  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  den  heutigen  Stand 
der  Lumbalanästhesie.  Nach  den  Erfahrungen,  welche  auf  der  chirurgischen 
Abteilung  der  Charite  gemacht  wurden,  ist  das  Verfahren  nach  der  Einführung 
des  Stovains  zu  einer  wesentlich  höheren  Vollkommenheit  gediehen.  Es  eignet 
sich  die  Spinalanalgesie  besonders  für  solche  Patienten,  die  die  allgemeine 
Narkose  schlecht  vertragen,  so  für  ältere  Leute  mit  Bronchitis,  Emphysem, 
Arteriosklerose  und  durch  langes  Kranksein  heruntergekommene  Personen, 
ferner  für  an  Lungentuberkulose  und  Herzfehlem  Leidende  und  Potatoren. 
Auch  bei  Heus  und  schweren,  mit  Shock  verbundenen  Verletzungen  der 
unteren  Körperregionen  ist  sie  der  allgemeinen  Narkose  vorzuziehen,  besonders 
wenn  man  dem  Stovain  Epirenan  zusetzt,  um  den  Blutdruck  zu  heben. 
Weniger  bedeutungsvoll  ist  die  Methode  für  die  Kriegschirurgie,  weil  man 
der  Asepsis  hier  niemals  so  sicher  sein  kann  und  die  Verwundeten  durch 
Blutverlust  und  Strapazen  gewöhnlich  so  erschöpft  sind,  dass  sie  nur  sehr 
geringe  Quantitäten  Chloroform  bedürfen.  Kontraindikationen  sind  sep- 
tische Zustände  und  A£fektionen  des  Rückenmarkes.  Bei  Benützung  des  Sto- 
Tains  traten  unangenehme  Neben-  und  Nacherscheinungen  nur  in  17  ^/o  der 
Fälle  auf,  während  beim  Kokain  (mit  Adrenalin)  in  70  ^/o,  beim  Kokain  unter 
Zusatz  von  Adrenalin  und  Lösung  in  Liquor  spinalis  in  30  ^/o,  beim  Tropakokain 
unter  Zusatz  von  Adrenalin  in  28  7o,  beim  Eukain  in  20,5  Vo  toxische  Nach- 
wirkungen beobachtet  wurden.  Stovain  in  Dosen  von  0,03 — 0,04  g  macht  den 
Damm  schon  nach  drei  Minuten  unempfindlich,  für  Eingriffe  unterhalb  der 
Leistenbeuge  genügen  0,06  g,  für  Laparotomien  unterhalb  des  Nabels  0,07 
bis  0,08  g.  Die  Analgesie  tritt  bei  Stovaingebrauch  meist  nach  10 — 15  Minuten 
ein  und  hält  45—90  Minuten  an. 

Sonnenburgs  (154)  Versuche  mit  Stovain  zur  Rückenmarksanästhesie 
erstrecken  sich  auf  57  Patienten.  Durchschnittlicher  Verbrauch  0,05 — 0,07 
in  10^/oiger  Lösung.  Die  Anästhesie,  welche  sich  gewöhnlich  nach  ca.  5Vs 
Minuten  einstellte,  reichte  verschieden  hoch  und  war  zugleich  mit  motorischer 
Lähmung  verbunden.  Sie  war  auch  in  den  tieferen  Schichten  sehr  vollkommen. 
Nachwirkungen  in  Form  von  Kreuz-,  Bein-,  Magenschmerzen  und  Durstgefühl 
waren  sehr  nnbedeutend.  In  11  Fällen  versagte  die  Anästhesie  wohl  infolge 
fehlerhafter  Technik.  Eine  Patientin  ging  10  Tage  nach  der  Operation  an 
Meningitis  zugrunde.  Seiner  geringeren  Giftigkeit  wegen  empfiehlt  Sonnen- 
burg  das  Stovain  zu  weiteren  Versuchen. 

Tilmann  (163)  hat  42  mal  Lumbalanästhesien  mit  Stovain  ausgeführt. 
Er  injizierte  ohne  anderweitigen  Zusatz  0,04 — 0,06  Stovain  und  erzielte  stets 
ausreichende  Anästhesie.  Der  Puls  blieb  fast  immer  ganz  normal,  nie  kam 
Erbrechen  vor,  doch  wurden  33V8^/o  der  Kranken  von  Kopfschmerzen  befallen 
Die  Lähmungserscheinungen  gingen  alle  prompt  zurück.  Indikationen  sind: 
Herz-  und  Lungenkrankheiten,  Potatorium,  Fettsucht.  Durch  Stovaininjektionen 
mit  nachfolgender  forcierter  Beugung  wurden  mehrere  schwere  Ischiasfälle 
erheblich  gebessert. 

Ihrem  Bericht  über  64  Operationen  unter  Rückenmarksanästhesie  mittelst 
Stovains  (siehe  1904  S.  27)  lassen  Kendirdjy  und  Burgaud  (72  und  73) 
einen  solchen  über  weitere  140  Fälle  folgen.  Bei  kleinen  Eingriffen  an  den 
äusseren  Genitalien  und  am  Damm  gingen  sie  mit  der  Dosis  auf  0,03  g  hinunter. 


48  Jahresbericht  fflr  Chimrgie.    I.  Teil. 

Die  Wirkung  befriedigte  in  allen  Fällen.  Gegen  Stovain  refraktäre  1 
scheint  es  nicht  zu  geben.  Eine  Anzahl  Kranke  wurden  innerhalb  einiger  ^ 
mehrere  Male  der  Prozedur  unterworfen  ohne  unangenehme  Nebenwirk: 
Auffallend  ist,  dass  nach  dem  Aufliören  der  eigentlichen  Anästhesie  der  '^ 
schmerz  für  viele  Stunden  ausgeschaltet  ist.  Üble  Nebenerscheinungen  ] 
während  der  Operationen  so  gut  wie  gar  nicht  vor  und  waren  auch  na^ 
Operationen  nur  vereinzelt  und  nie  erheblich. 

Heresco   und  Strominger  (56)  haben  die  Rückenmarksanäs 
mittelst  Stovains  nach  11  maligem  Gebrauch  bei  Operationen  an  den 
wegen  der  zahlreichen,  unangenehmen  Folgezustände  wegen  wieder  aufgei 

Herescu  (57)  wandte  die  Kachistovainisation  in  10  Fällen  von 
genitalkrankheiten  an.  Gebrauchte  Dosen  0,025 — 0,05,  leichte  Kopfschm 
Temperatursteigerungen  wurden  bemerkt.  In  der  Diskussion,  die  vo: 
Chirurgen-Gesellschaft  zu  Bukarest  stattfand,  trat  Kacoviceanu,  der 
1000  Rachikokainisationen  verfügte,  gegen  das  Stovain  auf,  dessen  Nac 
er  angibt.  Stoianoff  (Van 

Bon  ach  i  (11)  macht  vor  der  Bukarester  Chirurgen-Gesellschaft 
Mitteilung  über  23  verschiedene  Fälle,  wo  mit  geringen  Nachteilen  die  I 
stovainisation  Anwendung  fand.  Stoianoff  (Yarr 

In  seinem  Studium,  das  ganz  ähnlich  dem  zitierten  Bonachi-Stn 
ist,  fügt  Poenaru-Caplescu  (124)  den  oben  erwähnten  46  Fällen 
122  neue  Fälle  von  Rachistoavinisation  aus  derselben,  Prof.  Jonnescu's,  h 
bei.  Dieselben  kleinen  Nachteile  wie  Cephalalgie,  Erbrechen,  kleine  Te 
raturerhöhungen ,  alles  vorübergehend.  Sonst  zufrieden  mit  diesem  r 
Anästhetikum.  Stoianoff  (Vam 

Walther  (175)  teilt  einen  Fall  von  Meningomyelitis  mit,  der  sich 
einer  Kokaininjektion  in  den  Rückgratskanal  entwickelte.    Die  Erscheinu 
setzten  am  dritten  Tage  nach  der  Operation  ein  und  dauern  jetzt  zwei  J 
lang  an. 


IL 


Allgemeine  Operationslehre. 


Referent:  A.  Ritschl,  Freiburg  i.  Br. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Bonge,  Zur  Technik  der  Erzielang  tragffthiger  Diaphysenstümpfe   ohne  Onteoplfls 
Beiträge  znr  klinischen  Chirorgie.  Bd.  XLVII.  Heft  3. 

2.  *Craig   and    Ellis,  An   ezperimental   and    histological  study   of  cargile  membr 
(Peritoneum  of  the  oz)  with  reference  to  1)  its  efficacj  in  preventing  adhesions  in 
abdominal  and  cranial  cavitles  and  around  nerres  and  tendons,  and  2)  its  oltimate  f 
in  the  tissues.    Annais  of  surgeiy.  Jone  1905. 


RitBchl,  Allgemeine  Operationslehre.  49 

l  Cr ile,  Blood-pressare  in  sargery.    Philadelphia  und  London  1903. 
i  Dawson,  The  eondition  of  the  blood  after  Operation  and  fracture.  Edinb.  med.  joanu 
1905.  Nor.  p.  426. 

5.  Dalore-Dnteil,  De  renMe  de  Tair  dans  les  yeines.    Rer.  de  chir.  1905.  Nr.  8. 

6.  Doyen,  Les  proc^^  de  lentenr  et  les  proc^dte  de  yitesse  en  techniqne  op^ratoire. 
ArdL  g6o6niL  de  mM.  1905.  Nr.  42. 

7.  Estor,  De  rhämoatase  proyisoire  et  präventive  dans  les  dtearticulations  scapnlo- 
hom^nle  et  coxoffimorale  et  dans  les  amputations  interessant  le  qnart  snp^riear  des 
membres.    Sem.  möd.  1905.  Nr.  10. 

8.  Frey,  L'extension  continne  de  la  pean  comme  traitement  palliatif  de  la  bri^vete  des 
Iimbeanz  d'ampatation.    Ija  Semaine  med.  1905.  Nr.  36. 

9.  Friedrich,  Die  k&nstliche  subkutane  Ernährung  in  der  praktischen  Chirurgie.  Archiv 
f&r  klio.  Chirurgie.  Bd.  73.  Heft  2. 

10.  'Holunder,  Zur  Technik  der  Hautnaht.    Zeitschrift  für  ftrztliche  Fortbildung  1906. 
Nr.  1. 

11.  *Happ,  The  teachings  of  failures.    Med.  News  1905.  Oci  14. 

12.  Isnardi,  Über  eine  Vereinfachung  der  Technik  der  Transplantation  nach  Thierse h. 
Zentralbl.  t  Chir.  1905.  Nr.  14. 

13.  Karewski,  Über  Wechselwirkungen  zwischen  Diabetes  und  chirurgischen  Eingriffen. 
Berliner  Uin.  Woehenschr.  1905.  Nr.  10—12. 

14.  Kelling,  Über  Pneumonien  nach  Laparotomien  und  Diskussion.  Verhandlungen  der 
deotachen  6e«eUschaft  fttr  Chirurgie  1905. 

1).  Ladenburger,  Über  Operationen  im  Hause  des  Patienten.    Münch.  med.  Wochen- 

aehiiit  1905.  Nr.  49. 
1&  *Liehtenauer,   Die  operativen  Zugänge  zu  den  Beckeneingeweiden.    Berliner  klin. 

Wodienschr.  1905.  Nr.  15.  p.  449. 
17.  Malcolm,  The  conditien  of  the  blood  vessels  during  shock.  TheLancet  1905.  Aug.  26. 

15.  Morison,  Indications  for  Operation.    Lancet  17.  VI.  1905. 

19.  Müller,  Die  künstliche  Em Ahrung  mit Bioson  nach  schweren  Operationen  und  langem 
Krankenlager.    AUgem.  med.  Zentral-Zeitg.  1905.  Nr.  21/22. 

20.  Picqa^,  Pathog^nie  et  traitement  du  delirium  tremens.  BuU.  et  möm.  de  la  soc.  de 
Chir.  de  Paris  1905.  p.  407,  425  et  484. 

il.  PriDgle,  Bier'a  oeteoplastio  amputation.    Lancet  1905.  Nov.  18.  p.  1465. 

'^  Kaff,  Zur  Frage   des   Coma  diabeticnm  nach  operativen    Eingriffen.    Wiener  klin. 

Woehenschr.  1905.  Nr.  10. 
li  *Rath,  Curettage  in  septic  cases.    Med.  News  1905.  Oct.  21.  p.  814. 
U.  Schieffer,   Beitrag  zur   Shock  Wirkung  bei   Schrotschflssen.    Deutsche  Zeitschr.   für 

Chir.  76.  4—6. 

25.  Steinbttchel,  Eine  seltene  Komplikation  der  diagnost.  Probeexzision.  Mfinch.  med. 
Woehenschr.  1905.  Nr.  39. 

'X  Siernberg,  Üher  Operationen  bei  gleichzeitig  bestehenden  Infektions-  und  Stoffwechsel- 
krankheiten.   Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  25. 

Ti.  Thomas,  Operative  und  mechanische  Chirurgie.  Monatsschr.  f.  Unf.  u.  Invalidenw. 
1905.  Nr.  10. 

28.  Tnrini,  De  Tamputation  ost^oplastique  de  GrittL  Rev.  möd.  de  la  Suisse  Rom.  1905. 
Nr.  5  et  7. 

^.  Wainwright,  Clinical  studies  in  blood-pressure  and  shock  in  traumatic  surgery.  Med. 
News  25.  UL  1905. 

Morison  (18)  führt  in  einem  Vortrage  aus,  dass  die  Mehrzahl  der 
Operationen  ansgeführt  werden  zur  Verhinderung  von  Sepsis,  zur  Stillung  von 
Blatongen,  zur  Entfernung  eines  Krankheitsherdes.  Diese  Indikationen  illu- 
striert er  durch  Fälle  seiner  Praxis  und  stellt  die  Forderung,  dass  Affektionen, 
die  ZQ  Sepsis  führen  können,  wie  Schädelverletzungen ,  Perityphlitis,  Heus, 
Nieren-  und  Gallensteine,  Hals-,  Nasen-  und  Ohrkrankheiten  so  früh  als  mög- 
lich ond  unter  allen  Umständen  operiert  werden  sollten.  Blutungen  müssen 
coergiscb  angegriffen  und  blutende  Gefasse  gehörig  freigelegt  werden,  um 
sicher  und  schnell  zum  Ziel  zu  gelangen.    Von   dieser  Art  des  Vorgehens 

Jihmbtiickt  Ar  CUmrgle  1906.  4 


50  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    L  Teil. 

schliesst  er  auch  rezidivierende  Magenblutungen  und  geplatzte  Extr 
Schwangeschaft  nicht  aus.  Ein  besonderes  Kapitel  ist  den  Bauchivun 
widmet.  Schusswunden  sollen  im  Kriege  in  Ruhe  gelassen,  dagc 
der  Friedenspraxis  sofort  operativ  behandelt  werden.  Bei  Yerle 
durch  stumpfe  Gewalt  hängt  das  Handeln  vom  Allgemeinzustande  , 
schaffenheit  usw.  ab.  Ist  der  Bauch  gespannt  und  aufgetrieben,  de] 
gelähmt,  so  ist  ein  radikaler  Eingriff  zu  vermeiden  und  höchstend  eine 
stomie  vorzunehmen.  Bei  tuberkulösen  Leiden,  insbesondere  bei  Hals 
tuberkulöse  operiert  Morison  so  früh  als  möglich.  Auch  für  Gelen 
kulose  zieht  er  ein  aktives  Vorgehen  der  konservativen  Methode  im  all^e 
vor,  lässt  aber  letztere  für  Personen  unter  35  Jahren  und  besonders  : 
Handgelenk  gelten.  Bei  Krebs  kann  man  nicht  frühzeitig  genug  op« 
Bei  Verdacht  auf  Darmkrebs,  soll  man  sich  vor  einer  Probelaparotomi 
scheuen.  Die  Beschwerden,  welche  inoperable  Karzinome  verursachen, 
sich  durch  Femhaltung  von  Infektion  und  Beseitigung  von  Jauchung 
lieber  gestalten. 

Thomas  (27)  fordert  für  die  physikalische  (mediko-mechanische)  S 
lung  chirurgischer  Kranker  besondere  ärztliche  Leitung,  insbesondere 
nung  der  operativen  und  mechanischen  Chirurgie,  da  letztere  nur  dann  i» 
segensreich  wirken  könne,  wenn  der  betreffende  behandelnde  Arzt  sv 
auf  seine  bezüglichen  Aufgaben  konzentrieren  könne. 

Ladenburger  (15)  führte  selbst  bedeutende  Operationen,  unter  a: 
Pylorusresektionen,  Gholedochotomien ,  Myomoperationen,  Exstirpatior 
Pyosalpinx  von  oben,  etc.  in  Privathäusem  aus,  im  ganzen  88  Operai 
Er  sucht  durch  seine  guten  Erfolge  den  Beweis  zu  erbringen,  dass  bei  : 
entsprechender  Herrichtung  der  Operationsutensilien  sowie  des  Open 
Zimmers  den  Anforderungen  der  Asepsis  in  vollstem  Masse  auch  in  den 
nungen  der  Patienten  genügt  werden  könne. 

Doyen  (6)  spricht  sich  in  einem  längeren  Artikel  über  die  Schnei 
aus,  mit  der  chirurgische  Eingriffe  vorzunehmen  sind.  Er  teilt  die  < 
tionen  im  allgemeinen  in  drei  grosse  Gruppen  ein  in  1.  Exstirpationc 
nachträglicher  Versorgung  des  Operationsgebietes,  2.  reine  Exstirpat 
3.  plastische  Operationen.  Die  Freilegung  des  zu  ezstirpierenden  K< 
teiles  (Geschwulst)  und  die  Exstirpation  sollen  von  einem  geübten  Opei 
in  einem  Minimum  von  Zeit  ausgeführt  werden.  Für  die  Blutstillung 
Herstellung  günstiger  Heilungsbedingungen  in  der  entstandenen  Wunde  sol 
der  Operateur  dagegen  die  nötige  Zeit  nehmen.  In  gleicher  Weise  erfo 
plastische  Operationen  der  Müsse,  wenn  sie  gut  gelingen  sollen.  Mit  Rücl 
auf  die  erhöhte  Gefahr  der  Wundinfektion  und  den  Operationsshock  vei 
Doyen  zu  langsames  Vorgehen,  wie  denn  das  Zeichen  eines  geübten  0 
teurs  vor  allem  auch  die  Sicherheit  und  Schnelligkeit  ist,  mit  der  er 
seiner  Aufgabe  entledigt. 

Sternberg  (26)  behandelt  in  einem  lesenswerten  Vortrage  die  i 
plikationen,  die  dem  operativen  Eingreifen  durch  gleichzeitig  bestehend 
fektions-  und  Stoffwechselkrankheiten  erwachsen.  In  den  Bereich  s 
Betrachtungen  zieht  er  von  den  akuten  Infektionskrankheiten  den  Typhus 
Diphtherie,  die  akuten  Exantheme,  Influenza,  das  Erysipel,  von  den  ch 
sehen  die  Syphilis,  die  Tuberkulose,  Malaria  und  Lepra,  indem  er  deres 
fluss  auf  den  Verlauf  der  Operationen  und  die  Wundheilung  zum  Teil  an 
Hand  von  Krankengeschichten  feststellt.    Er  wendet  sich  sodann  zu  den 


Ritsch  1,  Allgemeine  Operationslehre.  51 

sdtntionsanomalieD,  der  Chlorose  und  Anämie,  bespricht  die  perniziöse  pro- 
jET^sire  Anämie,  Lieukämie,  Hämophilie  und  andere  Formen  hämorrhagischer 
Diathese,  Skorbut,  femer  die  Fettleibigkeit,  die  Hamsänrediathese.  Dem 
Diabetes  widmet  er  eine  längere  Besprechung.  Er  steht  auf  dem  Standpunkte, 
dass  jeder  als  notwendig  erkannte  operative  Eingriff  auch  beim  Diabetiker 
aosgefahrt  werden  darf,  dass  die  Diät  zu  überwachen  ist,  eine  spezielle  Vor- 
bereitungsknr  wünschenswert,  aber  nicht  Bedingung  ist,  somit  also  der  Zeit- 
punkt für  die  Operation  ganz  vom  Befinden  des  Patienten  abhängig  gemacht 
werden  soll.  Die  Narkose,  Operationsmethode  und  Wundbehandlung  sind  so 
einfach  als  möglich  zu  wählen.  Bei  Azidose  ist  die  Zufuhr  von  Alkalien  not- 
wendig. Zum  Schlüsse  erwähnt  Sternberg  kurz  die  Phosphaturie,  die  sich 
in  bezug  auf  chirurgische  Komplikationen  dem  Diabetes  sehr  ähnlich  verhält. 
Dawsons  (4)  Untersuchungen  des  Blutes  nach  Operationen  und  Knochen- 
brächen hatten  folgende  Ergebnisse: 

Nach  Operationen  steigt  die  Temperatur  gewöhnlich  um  P,  selbst  bei 
normaler  Heilnng  kann  diese  Steigerung  2—3  Tage  anhalten.  Nach  jeder 
Operation  yermehren  sich  die  Leukozyten.  Die  Vermehrung  erreicht  ihr 
Maximum  einige  Stunden  nach  der  Operation.  Die  vielkemigen  Leukozyten 
rennehren  sich  sowohl  verhältnismässig  als  auch  ihrer  absoluten  Zahl  nach 
am  stärksten,  eine  Zunahme  der  grossen,  einkernigen  Leukozyten  macht  sich 
am  meisten  bemerkbar,  wenn  die  letztgenannten  wieder  an  Zahl  abnehmen. 
Die  kleinen,  einkernigen  Zellen  verringern  sich  relativ  wie  absolut  und  er- 
reichen ihr  Minimum  am  Tage  nach  der  Operation,  desgleichen  die  eosinophilen 
Zellen,  während  die  Mastzellen  sich  verschieden  verhalten.  In  manchen  Fällen 
wurde  an  den  vielkemigen  Zellen  leichte  Glykogenreaktion  festgestellt. 

Die  Leukozytose  ist  nicht  abhängig  von  der  Grösse  des  Blutverlustes, 
ebensowenig  von  der  Schwere  der  voraufgehenden  Operation,  der  Narkose,  der 
der  Operation  folgenden  Temperatursteigerung^  den  vorbereitenden  Massregeln 
(Abfdhrmittel)  etc. 

Dawson  erblickt  in  der  auffallenden  Blutveränderung  eine  Abwehr- 
massregel des  Körpers  gegen  die  selbst  bei  strengster  Asepsis  nicht  zu  ver- 
meidende, geringe  Wundinfektion.  Er  stellt  sich  vor,  dass  die  Vermehrung 
der  Leukozyten  stattfindet,  um  durch  Phagozytose  die  in  der  Wunde  anwesen- 
den Mikroorganismen  unschädlich  zu  machen. 

Friedrich  (9)  empfiehlt  für  Fälle  schwerer  Ernährungsstörungen,   bei 
denen  wegen  dauernden  Erbrechens  keine  Nahrungsauftiahme  per  os,    und 
wegen  der  Unfähigkeit  sie  zu  halten,   Nährklistiere  nicht  angewandt  werden 
können,  bei  denen  femer  entzündliche  Prozesse  des  Bauchfelles  die  Anlegung 
Ton  Emährungsfisteln  nicht  zulassen,  die  künstliche  subkutane  Ernährung. 
Es  gelang  Friedrich  Patienten  mit  Darmperforation  und  Peritonitis  allein 
kierdnrdi  10 — 14  Tage  hinreichend  zu  emäluren,   bis  nunmehr  wieder  auf 
natürlichem  Wege  die  Nahrungsaufnahme   vor  sich  gehen  konnte.    Über  die 
sobkaUne  Einverleibung  von  Olivenöl  und  Traubenzucker  hat  sich  Friedrich 
bereits  im  Jahre  1902  auf  dem  Chirurgenkongress  ausgesprochen.  Dem  Mindest- 
bedarf des  Körpers  entsprechen  1200  Kalorien,   denen  man  mit  subkutaner 
Einverleibung  von  je  100  g  Olivenöl  und  Traubenzucker  gerecht  wird.    Der 
Traubenzucker  ist  in  blutisotonischer,  3,38  *^/oiger  Lösung  zu  verwenden.    Für 
die  Praxis  empfiehlt  Friedrich   pro  Dosi  500  —  2000  g  einer  Lösung  zu 
uqmeren    (Skarpiusches    Dreieck,    Fossa    infraclavicularis,    auch   Wade    und 
Oberann  usw.),    die    auf  1—2  Liter  Wasser  2^/00   NaCl   und  30  — 35^/oo 

4* 


52  Jabresbericht  f&r  Cbinirgie.    I.  Teil. 

chemisch  reinen  Traubenzucker  (Merck)  enthält  und  durch  10  Minuten 
Kochen  sterilisiert  wurde.  Das  Öl  wird  gleichfalls  sterilisiert  an  beli 
Stelle  in  Mengen  von  30 — 100  g  langsam  eingespritzt.  An  einem  zu 
kutanen  Injektion  geeigneten  Eiweisskörper  fehlte  es  bisher,  denn  d 
diesen  Zweck  versuchten  Peptonpräparate  führten  ausnahmslos  zu  Ve. 
rungen  des  Blutdruckes  und  der  Blutalkaleszenz ,  zu  Gestaltsverändei 
der  Blutkörperchen,  Temperatursteigerungen  und  beeinflussten  die  Gerii 
keit  des  Blutes.  Erst  durch  Siegfried  gelangte  Friedrich  in  den 
eines  absolut  reinen,  albumosefreien  Peptonpräparates  des  Pepsinfibrinpe 
welches  von  diesen  schädlichen  Eigenschaften  frei  ist  und  bei  einer  ^. 
dosis  von  20  g  ganz  zur  Verbrennung  gelangt,  so  dass  der  Urin  von  F 
und  Eiweiss  völlig  freibleibt.  Man  gibt  diesen  Körper  am  besten  in 
Lösung  oder  injiziert  ihn  mit  der  Traubenzucker -NaCl- Lösung  komb 
(0,2  Kochsalz,  2,0  Traubenzucker,  4,0  Pepsinpepton  auf  100  oder  2,0  ] 
salz,  30,0  Traubenzucker,  15 — 20  g  Pepton  auf  1000  Wasser).  Dbä 
Pepsinfibrinpepton  befindet  sich  leider  nicht  im  Handel. 

Müller  (19)  empfiehlt  das  Bioson,  ein  Eisen-Lecithin-Eiweisspräi 
zur  Hebung  der  Ernährung  bei  heruntergekommenen  Patienten  vor  der 
führung  einer  eingreifenden  Operation,  sowie  zur  Beschleunigung  der  H« 
valeszenz  nach  einer  solchen.  Das  Mittel  hat  den  Vorzug,  dass  es  auch 
schwächsten  und  empfindlichsten  Magen  gut  vertragen  wird  und  weger 
Beimischung  von  Kakao  einen  angenehmen  Geschmack  besitzt,  sowie  da) 
billig  ist. 

Crile  (3)  hat  in  einem  420  Seiten  starken  Buche  seine  mit  gro 
Fleisse  durchgeführten  experimentellen  und  klinischen  Untersuchungen 
den  Blutdruck  in  der  Chirurgie  niedergelegt.  Die  Ergebnisse  laufen  da 
hinaus,  dass  in  vielen  Fällen  die  Kontrolle  des  Blutdruckes  gleichbedeu 
ist  mit  der  Kontrolle  des  Lebens.  Der  unter  den  Erscheinungen  des  Sh 
eintretende  Abfall  des  Blutdruckes  ist  weniger  auf  eine  Beeinträchtigung 
Herzens  und  seiner  Zentren  als  auf  eine  Erschöpfung  der  vasomotorisc 
Zentren  in  der  Medulla  zurückzuführen.  Kollaps  beruht  demgegenüber 
einer  Störung  der  Herzfunktion  oder  auf  Blutverlusten.  Nervöse  Beize, 
das  Manipulieren  an  den  Baucheingeweiden  oder  das  Brennen  an  den  Ex 
mitäten  bewirkt  zunächst  eine  Steigerung  des  Blutdruckes,  die  nach  der 
Schöpfung  des  vasomotorischen  Zentrums  in  den  Abfall  übergeht.  In  die; 
Erschöpfungszustande  Stimulantien  zu  geben  ist  unlogisch.  Erregungsmi 
sind  dagegen  bei  Kollaps  angebracht,  weil  hier  eine  solche  Erschöpfung  nJ 
besteht.  Crile  hat  den  Wert  der  gebräuchlichsten  Belebungsmittel  an  z2 
reichen  Tierversuchen  studiert  und  fand,  dass  Strychnin  bei  Shock  in  thc 
peutischen  Dosen  wirkungslos  ist,  in  physiologischen  gefährlich,  ja  tödl 
werden  kann.  Salzwasserinfusionen  haben  bei  Shock  nur  geringen  W< 
grösseren  bei  Kollaps;  das  Blut  verträgt  nur  eine  massige  Verdünnung  i 
Salzwasser;  Infusionen  bei  Shock  steigern  nur  ganz  vorübergehend  den  El 
druck.  Adrenalin  wirkt  auf  das  Herz  und  die  Blutgefässe,  erhöht  be 
normalen  Tiere  den  Blutdruck  wie  auch  beim  enthaupteten,  bei  kokainisiert« 
Rückenmark  und  bei  allen  Graden  von  Shock;  es  vrird  durch  die  Gewe 
und  das  Blut  sehr  rasch  oxydiert,  seine  Wirkung  ist  daher  flüchtig  und  mi 
deshalb  durch  wiederholte  Gaben  unterhalten  werden.  In  übermässiger  Dos 
wirkt  es  erregend  auf  den  Herzhemmungsapparat.  Sein  klinischer  Wert  ist  m 
nicht  genügend  erprobt   Um  dem  gesunkenen  Blutdruck  auf  mechanischem  Wei 


Bit  sohl,  Allgemeine  Operationalehre.  53 

aofzahelfen,  konstmierteCrile  einen  doppelwandigen,  den  ganzen  Körper  tun- 
^chliessenden  aufblasbaren  Gummianzug,  mit  dem  es  gelingt  einen  allseitigen, 
gleidunassigeii,  dosierbaren  Druck  auf  die  Körperoberääche  auszuüben.  Diese 
Methode  gewährt  eine  Kontrolle  des  Blutdruckes  innerhalb  25—60  mm  Hg 
imd  hat  sich  in  Terschiedenen  Spitälern  Amerikas  bereits  bei  schweren  Opera- 
tionen and  Verletzungen  bewährt.  Weniger  wirksam  erwies  sich  die  Einwick- 
InDg  der  Extremitäten  und  des  Leibes  unter  gleichzeitiger  Hochstellung  des 
Fönendes  der  Bettstatt.  Durch  Kombination  von  künstlicher  Atmung,  rhythmi- 
schem Druck  auf  die  Herzgegend  und  Adrenalininfusion  gelang  es,  Tiere,  die 
anscheinend  schon  15  Minuten  tot  waren,  wiederzubeleben.  Durch  das  gleiche 
Verfahren  und  Anwendung  des  Gummianzuges  konnte  ein  Patient,  der  infolge 
schwerer  Hirnverletzung  augenscheinlich  schon  neun  Minuten  tot  war,  für 
32  Minuten  soweit  wiederbelebt  werden,  dass  kräftige  Herzschläge  widurge- 
Dommen  werden  konnten  und  er  imstande  war  seinen  Kopf  zu  bewegen. 

Wainwright  (29),  welcher  zu  Beginn  seines  Aufsatzes  die  Arbeiten 
Criles  auf  diesem  Gebiete  würdigt,  berichtet  über  klinische  Erfahrungen  in 
der  Bekämpfung  Ton  Shock.     Das  Sphygmomanometer  von  Riva  Rozzi  be- 
wahrte sich  in  der  Praxis  zur  Beobachtung  des  Blutdruckes  und  der  Wirkung 
rerschiedener  therapeutischer  Hilfsmittel.    Dem  Blutverlust  ist  oft  ein  erheb- 
licher Teil  des  Blutdruckrückganges  zuzuschreiben.    Herzshock  ganz  auszu- 
schliessen,  findet  nicht  die  Bestätigung  seitens  der  Physiologen.    Die  Behand- 
hing  hat  zweierlei  zu  erfüllen:  1.  die  Nervenimpulse  fernzuhalten,  2.  den  Blut- 
dniduibfall  zu  bekämpfen.    Für  ersteres  kommt  vor  allem  Morphin  in  Betracht, 
f^ner  die  möglichst  baldige  Herrichtung  einer  zerfetzten  Wunde,  bei  der  von 
zerquetschten  und  biossliegenden  Nervenstämmen  fortwährende  Reize  ausgehen. 
Wainwright  ist  aus  diesem  Grunde  bei  schweren  Extremitätenverletzungen 
fnr  primäres  Amputieren.    Zur  Hebung  des  gesunkenen  Blutdruckes  empfiehlt 
Wainwright   in  erster  Linie  den  Cril eschen  Gummianzug  oder  die  Ein- 
Wicklung  der  Extremitäten  samt  dem  Abdomen.   Von  Kochsalzlösung-Infusionen 
sah  Wainwright  in  manchen  Fällen   von   Pulslosigkeit   Vorzügliches.    Er 
empfiehlt  die  Matthew  sehe  Lösung  bestehend  aus  Ghlornatrium  0,9;  Chlor- 
kaüum  0,3,  Chlorkalzium  0,2,  Aqu.  100,0.    Von  Strychnin  und  Digitalin  sagt 
Crile,  dass  sie  in  leichteren  Fallen  von  Shock  nützlich  seien.    In  schweren 
Fallen  dürften  sie  günstig  wirken,  wenn  auf  mechanischem  Wege  der  Blut- 
(Inick  geregelt  und  dadurch  ein  mittlerer  Grad  von  Shock  künstlich  herbei* 
geführt  wurde.    Doch  sollten  diese  Mittel  in  nicht  zu  kleinen  Dosen  ange- 
wandt werden.     Alkohol  ist  bei  Shock  zu  verwerfen.    Erst  nach  der  Wieder- 
hersteUong  normalen  Blutdruckes  kann  seine  Anwendung  bei  elenden  Patienten 
als  leicht  diffusibler  Nährstoff  von  hoher  potentieller  Energie  wie  bei  schweren 
Infektionskrankheiten  notwendig  werden.    Diese  seine  von  denen  Criles  in 
nuncher  Beziehung  abweichenden  Ansichten  belegt  Wainwrigth   durch  12 
Knnen,  die  teils  von  schwer  Verletzten,  teils  von  Patienten  stammen,   die 
schweren,  chirurgischen  Operationen  unterzogen  wurden.  Anhangsweise  kommt 
Wainwright  noch  auf  die  Temperaturverhältnisse  des  Shocks  zu  sprechen. 
£r  stellt  fest,  dass  das  Verhalten  der  Temperatur  inkonstant,  zuweilen  erhöht, 
zaneilen  erniedrigt  ist.    Dieses  Verhalten  steht  in  Widerspruch  zuKinamans 
Beobachtung  bei  Tierversuchen,  der  im  Shock  die  Temperatur  stets  erniedrigt 
iuA  tmd  zwar  etwa  proportional  dem  Abfall  des  Blutdruckes. 

S Chief f er  (23)  stellte  fest,    dass  Hunde,  wenn  sie  durch  Kokaininjek- 
{mssk  in  den  Rückenmarkskanal  anästhetisch  gemacht  waren,  nicht  wie  normal 


54  JahreAbericht  fOr  Chirurgie.    I.  TeiL 

fühlende  Tiere  durch  Schrotschüsse,  die  aus  Entfernungen  von  30 — 40  Schritt 
auf  sie  abgegeben  wurden,  momentan  zugrunde  gingen,  sondern  wegliefen  oder 
wenigstens  den  Versuch  dazu  machten.  Diese  Versuche  sind  ein  Beweis  für 
die  Richtigkeit  der  Leyden-Gröningschen  Shocktheorie,  die  dahin  lautet, 
dass  ein  heftiger,  das  Rückenmark  entweder  direkt  oder  durch  Vermittlung 
eines  peripheren,  sensiblen  Nerven  treflFender  Reiz  eine  so  starke  Reflexhem- 
mung (Ermüdungszustand  des  Rückenmarkes)  hervorruft,  dass  sämtliche  Funk- 
tionen (Motilität,  Sensibilät,  Einfluss  auf  Herz,  Gefässnerven  und  Respira- 
tion) gelähmt  oder  auf  ein  Minimum  herabgesetzt  sind.  Die  Shockwirkung 
der  Schrotschüsse  erklärt  sich  durch  das  gleichzeitige  Getroffenwerden  einer 
Menge  von  nervösen  Endapparaten  und  Sympathikusgeflechten,  vor  allem  der 
nervösen  Endapparate  des  Herzens  neben  der  grossen  Erschütterung,  die  die 
Stauchung  der  Geschosse  verursacht.  Durch  die  Rückenmarksanästhesie  wer- 
den die  Zentralorgane  den  durch  die  peripheren  Nerven  vermittelten  Reizen 
entzogen  und  dadurch  die  Shockwirkung  ferngehalten. 

Malcolm  (17)  bespricht  den  Zustand  der  Blutgefässe  im  Shock.  Die 
Verletzung  eines  Nerven  führt  zur  Kontraktion  der  Arteriolen  des  ganzen 
Körpers.  Bei  genügend  starker  und  anhaltender  Reizung  setzt  sich  die  Ver- 
engerung auch  auf  grössere  Gefasse  fort.  Das  Blut  strömt  nach  einiger  Zeit 
nach  zentralen  Körperteilen,  dehnt  die  hier  befindlichen  Blutgefässe  aus,  der 
Druck  im  Pfortadersystem  steigt,  während  er  in  den  peripheren  Arterien  fällt. 
Infolge  erhöhten  Drucks  wird  das  Blutplasma  durch  die  Gefässwände  in  die 
umliegenden  Gewebe  gepresst,  so  dass  das  spezifische  Gewicht  des  Blutes 
steigt.  Bei  der  Behandlung  des  Shocks  kommt  es  demnach  darauf  an,  die 
Reizung  des  Nerven  zu  vermindern  und  den  Blutdruck  in  den  oberflächlichen 
Gefässen  zu  erhalten.  Ersteres  kann  man  erreichen  durch  Kokainisierung  der 
Hauptnervenstämme  vor  der  Operation,  durch  Injektion  von  Morphium.  Die 
Narkose  muss  tief  genug  sein  und  die  Kranken  müssen  warm  gehalten  werden. 
Da  sie  die  Gefässe  erweitem,  wirken  Nitroglyzerin,  Alkohol  und  Äther  günstig. 
In  gleichem  Sinne  wirken  Reiben  der  Haut,  Sen^flaster  und  andere  Rube- 
fazientien.  Strychnin,  Ergotin,  Adrenalin,  Bauchkompression  und  Einwickeln 
der  Extremitäten  haben  nur  vorübergehenden  Wert,  können  sogar  gefährlich 
werden,  weil  sie  die  Herzarbeit  bedeutend  vermehren.  Auch  Kochsalzinfusionen 
haben  nur  sehr  vorübergehenden  Nutzen,  weil  die  Salzlösng  sehr  rasch  aus 
den  Gefässen  in  die  Gewebe  übertritt. 

Delore  und  Duteil  (5)  beschreiben  einen  Todesfall,  der  sich  bei  der 
Exstirpation  einer  grossen  sarkomatösen  Geschwulst  am  Halse  ereignete,  nach- 
dem durch  eine  Öffnung  in  der  stark  erweiterten  V.  jugul.  externa  eine  grössere 
Quantität  Luft  aspiriert  war.  V«  Stunde  nach  diesem  für  sämtliche  Umste- 
hende hörbarem  Ereignis  hörte  das  Herz  auf  zu  schlagen.  Eine  aspiratorische 
Punktion  des  rechten  Herzohres  förderte  Blut  mit  einer  grossen  Quantität 
Luft  zutage,  konnte  aber  den  Exitus  nicht  abwenden.  Delore  und  Duteil 
nahmen  Veranlassung,  die  Geschichte,  Symptomatologie,  die  Pathogenese  und 
Therapie  des  Lufteintritts  in  die  Venen  zu  besprechen,  die  Punktion  des 
rechten  Herzohres,  die  ihrer  Ansicht  nach  im  vorliegenden  Fall  nicht  erfolg- 
reich war,  weil  sie  zu  spät  ausgeführt  wurde,  halten  sie  für  eine  ungefährliche 
aber  wirksame  Methode  und  geben  zu  ihrer  Ausführung  am  Menschen  tech- 
nische Vorschriften. 

Steinbüchel  (25)  warnt  vor  der  Verallgemeinerung  der  zu  diagnosti- 
schen Zwecken  auszuführenden  Probeexzision  in  der  gynäkologischen  Praxis, 


Ritsch],  Allgemeine  Operaüonslelire.  55 

fie  sie  Winter  zur  frühzeitigen  Erkennung  des  Karzinoms  auch  dem  unter 
QBgüiistigen  äusseren  Verhältnissen  operierenden  Praktiker  empfohlen  hatte. 
Steinbüchel  gründet  diese  Warnung  auf  einen  durch  die  Probeexzision  ver- 
anlassten Todesfall  an  Sepsis,  den  er  in  der  Grazer  Frauenklinik  erlebte. 
Offenbar  war  die  Infektion  durch  den  getrübten  Inhalt  einiger  angeschnittenen 
Ofola  Nabothi  ausgegangen  und  wirkte  so  deletär,  weil  die  kleine  Wunde  durch 
zwei  Nähte  geschlossen  wurde.  Steinbüchel  räht  daher  zu  grösster  Vor- 
sicht bei  diesen  an  und  für  sich  geringfügigen  Eingriffen. 

Karewski   (13)   behandelt  in  einem  sehr   lesenswerten  Vortrage    auf 
(irand  reicher  eigner  Erfahrung  die  Stellung  des  Chirurgen  zum  Diabetiker. 
Diesem  drohen  von  seiten  eines  blutigen  Eingriffs  zwei  Gefahren,   das  Koma 
und  die  Infektion.     Letztere  im  allgemeinen  um  so  mehr,  je  höher  der  Grad 
der  Gljkosurie,  werden  doch  z.  B.  die  Wirkungen  des  Staphylococcus  aureus 
im  Tierkörper,   wie  Bujwid  nachwies,    durch  intravenöse  Zuckerinjektionen 
gesteigert.    Lässt  sich  auch  durch  strengste  Asepsis  die  Infektion  vermeiden, 
so  dass  selbst  grosse  chirurgische  Eingriffe  bei  starker  Glykosurie  mit  bestem 
Erfolge  vorgenommen  wurden,  so  ist  dieser  Ausgang  doch  immerhin  unsicher 
wi  daher,  wenn  möglich,  jeder  Operation  eine  antidiabetische  Behandlung 
Toranszaschicken.     Wichtig  ist  femer  der  allgemeine  Ernährungszustand  des 
Diabetikers.  Je  schlechter  dieser,  um  so  höher  die  Neigung  zu  Gewebszerfall 
und  nm  so  geringer   die  Heilungstendenz.    Es   kann   demnach   ein  Kranker, 
dessen  Urin  hohen  Zuckergehalt  aufweist,  besser  gegen  die  Wundinfektion 
geschätzt  sein,  weil  er  sich  in  gutem  Allgemeinzustand  befindet,  als  ein  anderer 
mit  massigem  Zuckergehalt  aber  von  schlechter  Konstitution.  Eine  Operation 
bon  einerseits  bestehende  Glykosurie  steigern  oder  scheinbar  geheilten  Dia- 
betes wieder  zum  Vorschein  bringen,  andererseits  (Absetzung  brandiger  Glied- 
massen) alle  Symptome  des  Diabetes  zum  Schwinden  bringen.     Der   Einfluss 
einer  Operation  nach  der  einen  oder  anderen  dieser   Richtungen  ist  jedoch 
nicht  yorausznbestimmen ;  Karewski  rät  unter  diesen  Un^ständen,  sofern  ein 
Aufschub  des  operativen  Eingriffs  möglich  ist,  die  Entzuckerung  herbeizuführen 
und  die  Konstitution  zu  verbessern ,  zugleich  aber  die  Chancen  des  Wund- 
wlanfs  mit  in  Rechnung  zu  stellen. 

Die  Bedingungen,  unter  denen  das  Koma  auftritt,   sind  sehr  mannig- 
faltig. Wenn  auch  Fälle  bekannt  sind,  wo  trotz  zuckerfreien  Urins  und  trotz 
TÖilig  reaktionslosen  Wundverlaufes  der  Tod  an  Koma  erfolgte,   so  ist  im 
Allgemeinen   doch    das    Auftreten    dieser    Komplikation    nach    Operationen 
geknüpft  an  höhere  Grade  von  Glykosurie  (4 — 6**/o),  vor  allem  aber  zugleich 
an  Acetonnrie  und  Aceturie.  Begünstigend  wirken  femer  die  Narkose,  besonders 
die  Chloroformnarkose ,  Veränderungen  in  der  Ernährung  des  Kranken,  wie 
exklusive  Fleischkost ,  Fasten,   Dursten  oder  Massnahmen  zur  Reinigung  des 
Magendannkanals  bei  Abdominaloperationen,  femer  die  Aufhebung  der  freien 
Körperbewegung  und  seelische  Alteration,  zumal  durch  psychische  Erregung 
<lie  Zackerausscheidung   unter   Umständen   rapide   ansteigt.     Im   Einzelfalle 
dürfte  dem  Zusammenwirken  mehrerer  dieser  Ursachen  der  Ausbrach  des 
Koma  zazQschieben  sein.    Zu  seiner  Vermeidung  kann  man  weiter  nichts  tun, 
^  diejenigen  Massnahmen  mit  besonderer  Strenge  durchführen ,   die  bei  der 
Behandlong  schwer  Zuckerkranker  zur  Vorbeugung  gegen  das  Koma  ange* 
wendet  werden. 

Die  Art  des  chirurgischen  Eingriffs  erleichtert  im  allgemeinen  das  Auf- 
^ten  des  Komas,  wenn  sie  wie  Abdominaloperationen  Nervenshock  begfin- 


56  Jahreabericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

stigt,   sowie  wenn  die  voraufgehende  Krankheit  (Darmokklusion,  eingekl 
Hernien,   intraperitonale  und  sonstige  Eiterungen)  Infektionsgefahr   Vo 
leistet.    Im  allgemeinen  aber  ist  man  bezüglich  des  Ausganges  einer  Op^ 
nirgends  so  grossen  Überraschungen  nach  der  positiven  me  nach   der 
tiven  Seite  ausgesetzt  als  gerade  beim  Diabetes.    Trotzdem  ist  die  recht 
Erkennung  der  Glykosurie  von  der  grössten  Bedeutung,  denn  sie    vej 
unter  allen  Umständen  jede  überflüssige  und  vermeidbare  Operation, 
mehr,  je  schwerer  sie  ist,  oder  wenn  sie  mit  Arteriosklerose,  Myokard  iti 
Nephritis  vergesellschaftet   ist.     Ist  das  Blut  bereits  mit  Säuren   über 
so  darf  nur  die  Frage  der  Lebensrettung  den  Ausschlag  geben.     Unter 
Umständen  sollen  möglichst  vor,  jedenfalls  aber  nach  dem  Eingriff    i 
Quantitäten  Alkalien  zugeführt  und  vor  und  nach  der  Operation  bedec 
Flüssigkeitsmengen  unter  Zusatz  von  Alkalien  verabfolgt  werden,   eventu 
Form   hypodermatischer  Infusion.     Man  operiere,  um  Fasten  zu  vermi 
früh  morgens.    Von  Fall  zu  Fall  muss  über  die  Narkotisierungsart  entsch 
werden.     Auch   die   lokale   Anästhesie   hat   beim   Diabetiker   ihre    Gef; 
(psychische  Erregung).    Die  Schi  eich  sehe  Anästhesie  ist  unbrauchbar, 
die   Gewebe   dabei   in   zu    starke  Spannung   geraten.     Man   kann   Adre 
unbedenklich  verwenden,   künstliche  Blutleere   aber   soll  vermieden    we 
Bei  der  Ausführung  der  Operation  ist  vor  allem   auf  Herstellung  güns 
Wundverhältnisse  zu  sehen  und  alles  zu  vermeiden,   was  der  Ernährung 
Gewebe  hinderlich  sein  könnte.     Bei  der  Nachbehandlung  ist  ausreicb 
und  geeignete  Ernährung  Haupterfordernis,  daneben  möglichst  baldige  Mu. 
arbeit.    Kosmetische  Operationen,  blutige  Eingriffe  bei  Deformitäten  und 
artigen  Geschwulstbildungen  sind  unstatthaft.   Unter  Umständen  kann  je< 
bei  günstigem  Verhalten  der  Grundkrankheit  aus  sozialen  Gründen  eine  ] 
tive   Indikation    auch  für  einen  Eingriff  zur  Beseitigung   eines  nicht   di 
lebensgefährlichen   Zustandes   bestehen.     Drohende    gangränöse  Prozesse 
Darm  (Hernien,  Ileus,  Peritjrphlitis)  erfordern  operatives  Eingreifen  bald 
weil  durch  Zuwarten  die  Chancen  für  die  Erhaltung  des  Lebens  abnehn 
denn  die  Erfahrung  lehrt,  dass  am  gesunden,  lebensfähigen  Darm  ohne  Scha 
für  den  Diabetiker   operiert   werden  kann.     Bei  malignen  Neubildungen 
der  Einsatz  kein  erheblicher,    der  Gewinn   in   den   meisten   Fällen   ein 
sicherer.     Am  ungünstigsten  liegen  die  Verhältnisse  beim  Mastdarmkarzin 
Für  die  Exstirpation  sollte  man   in  der  Auswahl  sehr  vorsichtig  sein  unc 
ausgedehntem  Masse  von  der  Anlegung  eines  Anus  praeternaturalis  Gebra 
machen.     Beim  Magen-  und  Dickdarmkrebs  hegen  die  Verhältnisse  desl 
günstiger,  weil  hier  aseptisch  operiert  werden  kann.    Bei  eiterigen  und  bi 
digen  Prozessen  in  der  Peripherie  soll  man,   wenn   möglich    exzidieren    i 
nicht  inzidieren  (Furunkel,  Karbunkel),  selbst  dann,   wenn  Koma  bereits  b 
gebrochen  ist,  oder  falls  die  totale  Entfernung  des  Eiterherdes  nicht  mög 
ist,   nach  allgemein  chirurgischen  Grundsätzen  möglichst   radikal   zu  We 
gehen.     Für  den  Ort  einer  Amputation  wegen  Gangrän  kommt  vor  allem 
Asepsis  und  die  hinreichende  Blutversorgung  in  Frage  (Arteriosklerose,  Lym 
angitis).     Ist  diese    gesichert,    wird    man   ceteris  paribus.  die  Absetzung 
tieferen  Teilen  vorziehen.   Komplizierte  Amputationsmethoden  sind  verweilSJ 
von  der  primären  Wundnaht  ist  Abstand  zu  nehmen. 

R  u  f  f  (22),   der  einen  Todesfall  bei  einer  schwer  diabetischen  Frau 
Koma  erlebte,   die   wegen  eines  perityphlitiscben   Abszesses   operiert  wur 
unterzieht   die  Frage   des  Coma  diabeticum   nach    operativen  Eingriffen 


Bitsohl,  Allgemeine  Operationslehre.  57 

der  Hand  der  Literatur  einer  kritischen  Untersuchung.  Er  kommt  zu  dem 
Endergebnis,  dass  auf  diesem  Gebiete  noch  gar  nichts  Sicheres  bekannt  ist, 
wBder  bänglich  der  Häufigkeit  des  Komas  nach  Operationen,  noch  bezüglich 
der  Prognose,  noch  der  eigentlichen  Ursachen  dieser  Komplikation.  Daher 
auch  die  sehr  yerschiedenen  Ansichten  der  Autoren  über  die  Gefahren  einer 
Operation  beim  Diabetiker.  Unter  diesen  Umständen  bezeichnet  Ruff  die 
Operation  bei  einem  Diabetiker  als  ein  Hazardspiel,  bei  dem  das  Leben  des 
Patienten  den  Einsatz  darstellt.  Demgemäss  steht  er  auf  dem  Standpunkt, 
dass  Operationen  nur  unternommen  werden  dürfen,  wenn  es  gilt,  das  Leben 
des  Patienten  vor  dem  sicheren  Tode  zu  bewahren.  Er  unterscheidet  1.  lebens- 
rettende, nicht  aufzuschiebende  Operationen,  2.  lebensrettende  Operationen, 
die  hinausgeschoben  werden  können,  3.  lebenverläDgernde  Operationen,  die 
nur  dann  gestattet  sind,  wenn  der  gegenwärtige  Zustand  der  Kranken 
unerträglich  ist.  Alle  sonstigen  Operationen  sind  im  allgemeinen  zu  ver- 
werfen. Für  Gruppe  2  und  3  ist  eine  entsprechende  Vorbereitung  am  Platze 
bestehend  in  1.  vorsichtiger  psychischer  Vorbereitung  des  Kranken.  2.  Anti- 
diabetischer Diät  bis  zur  möglichsten  Entzuckerung  und  Überfütterung  mit 
Alkalien.  3.  Untersuchung  des  Urins  auf  Ammoniak.  Beträgt  hier  die  aus- 
geschiedene Tagesmenge  mehr  als  2  g,  so  ist  von  der  Operation  Abstand  zu 
nehmen.  4.  Möglichster  Vermeidung  der  Allgemeinnarkose.  Wenn  nötig,  lieber 
Äther  als  Chloroform.  5.  Bei  Laparotomien  ist,  um  eine  Entwässerung  zu 
vermeiden,  von  einer  stärkeren  Anwendung  von  Abführmitteln  und  Irrigationen 
abzusehen.  6.  Vor  der  Operation  soll  die  Entziehung  von  Nahrungsmitteln 
so  kurz  als  möglich  dauern  und  nach  dieser  die  Nahrungszufuhr  sobald  als 
möglich  wieder  beginnen  eventuell  per  rectum. 

Auf  dem  Chirurgenkongress  1905  hält  Kelling  (14)  einen  einleitenden 
Vortrag  über  Pneumonien  nach  Laparotomien,  an  den  sich  eine  ausgedehnte 
Diskussion  anschliesst.  Er  führt  aus,  dass  als  prädisponierende  Faktoren  in 
Betracht  kommen :  Alter,  Alkoholismus,  karzinomatöse  Kachexie,  Herzschwäche, 
Emphysem,  längerdauemde  Rückenlage  und  nervöse  Beize  (Schmerz,  vaso- 
motorische Stase  und  Abkühlung).  Laparotomierte  haben  eine  Neigung  zu 
Stasen  in  den  Lungen,  besonders  im  rechten  Unterlappen. 

Die  Entzündungserreger  gelangen  in  die  Lunge:  1.  auf  dem  Bronchial, 
vege,  2.  auf  dem  Blutwege,  3.  auf  dem  Lymphwege. 

1.  Findet  statt  durch  Aspiration  des  Inhaltes  der  Mundhöhle,  der  Nasen- 
höhle, der  Speiseröhre  und  des  Magens  beim  Erbrechen.  Am  gefahrlichsten 
ist  die  Bronchitis  wegen  der  Aspiration  des  Sputums  in  andere  Teile  der 
Lunge.  2.  Embolische  Pneumonien  durch  Thrombenbildung  in  den  Venen. 
Eiiunal  stehen  die  Venen  mit  der  Vena  cava  direkt  in  Verbindung  (Magen, 
Uteras  usw.),  andererseits  handelt  es  sich  um  Thromben  in  den  retroperi- 
toneaJen  Venen,  weil  die  Lymphgefässe  der  Venenwände  mit  denen  der  Mesen- 
terien in  Verbindung  stehen  (bei  eiterigen  Typhlitiden  und  eingeklemmten 
Brüchen).  3.  Der  Lymphweg  geht:  a)  Durch  die  perforierenden  Lymphgefässe 
iu  der  Pleura.  Eine  Pneumonie  wird  aus  der  Pleuritis  dann,  wenn  das 
Langengewebe  durch  Stase  ödematös  wird,  b)  In  die  Blutgefässe  des  Zwerch- 
fells. Dadurch  entsteht  Sepsis  mit  Hypostasen  und  lobären  Entzündungen 
und  Thrombenbildnngen  an  anderen  prädisponierten  Stellen  des  Venensystems. 

Redner  führt  femer  aus,  dass  bei  Laparotomien  der  Luftinfektion  eine 
grossere  Bedeutung  zuzusprechen  ist  als  sonst  bei  Wunden. 


58  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

« 

Die   Prophylaxe    bei   postoperativen  Pneumonien   ergibt  sich     at 
Pathogenese.     Die  Hauptsache  ist  die  Vermeidung  der  Infektion  der  ( 
gewebe,  der  Mesenterien  und   der  freien  Bauchhöhle.    Die  Zahl    der 
operativen  Pneumonien  geht,   wenn  man  von  den  Aspirationspneumoziii 
sieht,  parallel  der  Infektion. 

Diskussion. 

Czerny  hat  nach  1300  Laparotomien  Ö2mal  Pneumonien  mit  21  ' 
fallen  beobachtet,  jenseits  des  40.  Lebensjahres  wohl  wegen  Residuen  fri 
Krankheiten  die  doppelte  Zahl.  Die  Geschlechter  sind  gleich  stark  bet 
Obesitas  vorwiegend.  Das  Narkotikum  ist  von  nebensächlicher  Bedei 
eher  die  Technik  der  Narkotisierung  (Aspirationspneumonien).  Aspi: 
scheint  häufiger  bei  genähten  Wunden  aufzutreten,  weil  die  grösseren  Schm 
Atem  und  Husten  unterdrücken  lassen.  Operationen  in  der  Nähe  des  Zv 
feiles  begünstigen  die  Infektion,  weil  sie  die  Atembewegungen  hemmen, 
rechte  Seite  ist  die  häufiger  befallene.  In  der  Ätiologie  spielt  auch  die  Bc 
hochlagerung  eine  Rolle.  Prophylaktisch  wichtig  ist  die  Vorbereitung 
Mundhöhle,  der  Bronchien  und  strenge  Asepsis. 

Kümmel  hält  die  Wahl  des  Narkotisierungsmittels  für  bedeu 
Äther  erleichtert  das  Zustandekommen  von  Pneumonien.  Die  Chloroforms 
Stoffnarkose,  noch  mehr  die  Skopolamin-Morphiumnarkose  scheint  bezt 
der  Pneumoniegefahr  günstig,  letztere  auch  wegen  der  austrocknenden  Wii 
des  Skopolamins.  Bei  Anwendung  des  letzteren  kamen  fünfmal  we 
Todesfälle  an  Pneumonie  vor.  Die  Kranken  sollen  zu  frühzeitigem,  ti 
Atmen  angehalten  werden. 

Unter  dem  Material  der  Innsbrucker  chir.  Klinik  spielt  die  embol 
Pneumonie,  vrie  Scbloffer  an  einer  Tabelle  darlegt,  eine  nicht  unbetri 
liehe  Bolle.  Bei  Bruchoperationen  lieferte  besonders  die  Bassinische  Met 
embolische  Pneumonien,  was  Schloff  er  darauf  zurückführt,  dass  sich 
leichter  Thromben  im  Plexus  pampiniformis  bilden  und  durch  Hustens 
verschleppt  werden  können  als  bei  der  Wolf  1er sehen  11.  Methode,  di 
abwechselnd  mit  der  Bassinischen  ausführte,  ohne  hierbei  jemals  eine 
bolische  Lungenkomplikation  zu  erleben. 

Trendelenburg  hatte  nach  Laparotomien  5%  Pneumonien,  i 
sonstigen  Operationen  nur  l^/o.  Die  ersteren  verteilen  sich  auf  bestin 
Operationen  folgendermassen :  Gastrostomien  3  Vo,  6allensystemoperati( 
6,4  ^/o,  schwere  Kontusionen  15%,  Perityphlitis  5^/o,  Probelaparotomien  4,' 
weibliche  Genitalien  2,8  ^/o,  männliche  Operierte  5  Wo,  weibliche  2^/o.  I 
talität  eOVo. 

Franke  erlebte  vor  mehreren  Jahren  eine  solche  Häufung  von  Lud] 
entzündungen  nach  Bauchoperationen,  dass  er  an  das  Vorhandensein  einer 
demischen  Ursache  denken  musste.  Mit  sehr  gutem  Erfolge  verwandte 
folgende  Medikation  event.  per  anum:  Inf.  fol.  Digitalis  1,5:150,0,  N 
salicyl.  7,0,  Antipyrin  3,0  event.  Sirup,  ad  175,0;  28tündl.  ein  Esslöffel. 
irgend  leerem  Pulse  wird  zugesetzt  Nitroglyzerin  0,015 — 0,02,  nach  Bedarf 
starkem  Hustenreiz  Kodein,  bei  trockenem  Husten  Liqu.  Ammonii  anisat. 

Kau  seh  ergänzt  die  Statistik  He  nies  aus  der  Breslauer  Klinik  du 
weitere  1880  Laparotomien  mit  2,4  ^/o  Pneumonien  und  1,4  ^/^  Mortalität 
solchen.  Die  agonalen  Pneumonien  und  11  Embolien  sind  nicht  mitgerechi 
Prophylaktisch  wird  auf  Fernhaltung  jeder  Abkühlung  gehalten,  Einwickelt 


Ritschl,  Allgemeioe  Operationslehre.  59 

der  Beine,  Spülrmgen  mit  warmer  Kochsalzlösung,  Erwärmung  des  Bettes,  femer 
Entleerung  des  Magens  bei  Ileus,  Verwendung  der  Kausch sehen  Sonde,  um 
Aspirationen  zu  verhindern.  Pneumonien  sind  häufiger  nach  Zwerchfell-  als 
nach  Mastdarmoperationen;  wahrscheinlich  geht  die  Infektion  eher  auf  dem 
Lyinph-  als  dem  Blutwege  vor  sich  (Zuruckleiben  von  Infektionskeimen  in  der 
Nähe  der  Zwerchfellkuppen).  Lungenembolien,  die  fast  nur  vorkommen,  wenn 
Veoen  des  grossen  Kreislaufes  lädiert  wurden,  haben  mit  postoperativen  Pneu- 
monien nichts  zu  tun.  Die  Anwendung  des  Äthers  vermehrt  die  Zahl  der 
PDeomonien  nicht.  Die  lokale  Anästhesie  brachte  eher  schlechtere  Resultate, 
Skopolamin  verspricht  jedenfalls  keine  besseren. 

Mühsam  spricht  über  Lungenkomplikationen  bei  1000  Appendizitis- 
operationen  (Sonnenburgsche  Klinik).  Es  kamen  unter  45  Pneumonien  37 
embolische  vor.  Von  9  Oberschenkelthrombosen  waren  6  mit  Lungenentzün- 
iimg  kompliziert.  Von  den  embolisch  entstandenen  Pneumonien  entfallen  14 
aaf  die  Spital-,  23  auf  die  Privatpraxis;  in  letzterer  sind  die  Patienten  meist 
in  einem  mehr  heruntergekommenen  Zustande.  Männer  scheinen  der  Embolie 
mehr  ausgesetzt  als  Weiber,  während  gegenüber  nicht  embolischen  Pneumonien 
kein  Unterschied  besteht.  Die  Erscheinungen  sind  oft  nur  geringfügig. 
Prophylaktisch  empfiehlt  es  sich  bei  alten  Leuten  und  schlechter  Herzaktion 
Strophantus  zu  geben. 

Heusner  hält  die  Erweiterung  der  anatomischen  Kenntnisse  über  die 
AbSusswege  der  Lymphe  aus  der  Bauchhöhle  für  wichtiger  als  die  Statistik. 
Nach  den  bisherigen  anatomischen  Untersuchungen  sei  eine  direkte  Einwan- 
derung von  Keimen  in  die  Lunge  nicht  möglich.  Auch  Heusner  erlebte 
eine  Epidemie  von  Pneumonien  bei  Laparotomierten.  Er  stellt  sich  vor, 
dass  bei  der  grossen  Verbreitung  der  Pneumokokken,  diese  auch  im  Blute 
kreisen  können  und  zu  Zeiten  erhöhter  Infektiosität  durch  Gelegenheitsur- 
^hen,  wie  Verschlucken  von  Mundsekret,  starke  Abkühlung^  den  Reiz  der 
Athernarkose ,  in  der  Lunge  Fuss  fassen  können.  Der  Narkose  möchte 
Hensner  keinen  wesentlichen  Einfluss  auf  die  Entstehung  der  Pneumonien 
einrinmen.  Auffallenderweise  habe  er  mehr  Pneumonien  erlebt  zu  einer  Zeit, 
als  er  Sauerstoff  bei  der  Narkose  verwandte.  Der  Zufall  spiele  eine  ent- 
schiedene Rolle. 

König  sen.  hält  bakteriologische  Untersuchungen  für  erforderlich,  um 
sicher  zu  entscheiden,  wie  oft  es  sich  um  Pneumokokken-Pneumonien,  wie 
oft  am  andere  (hypostatische,  embolische  etc.)  handelt.  Die  Kardinalfrage  sei, 
ob  in  diesen  Fällen  überhaupt  hämatogene  Pneumonien  vorliegen. 

Rehn  bestreitet  auf  Grund  reicher  Erfahrungen  die  Behauptung  Kel- 
ÜDgs,  dass  nach  Operationen  eiteriger  Prozesse  im  Bauche  besonders  viele 
Pnenmonicn  vorkommen. 

König  jun.  hat  nach  sonst  gut  verlaufenden  Perityphlitisoperationen 
iwei  Patienten  durch  Embolie  verloren.  Nach  ihm  ist  jeder  Perityphlitiker 
Thrombenbesitzer.  Die  Äthemarkose  disponiere  zu  Thrombenbildung,  weil, 
^tm  die  erregende  Wirkung  des  Äthers  aufhöre,  ein  Rückschlag  in  Form 
Ton  Kollaps  oder  Herzschwäche  eintrete ,  der  die  Entstehung  von  Gerinnsel- 
bildongen  begünstige.    Hier  sei  prophylaktisch  Digitalis  am  Platze. 

Friedrich  hält  die  Statistik  nicht  für  das  geeignete  Mittel,  um  die 
vorliegenden  Fragen  zu  lösen.  Es  kommt  zumeist  auf  eine  scharfe  Scheidung 
der  Pneumonien  nach  der  ätiologischen  Seite  an.  Seiner  Ansicht  nach  handelt 
«s  Mct  Yorwiegend  um  Aspirationspneumonien,  krupöse  Formen  kommen  über- 


60  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

haupt  nicht  in  Betracht,  die  embolischen  gehören  nicht  in  da^s  ] 
die  hypostatischen  stehen  wohl  immer  mit  Atmungsinsuffizienz  and  i 
thoner  Entwickelung  von  in  den  Langen  vorhandenen  Bakterien 
sammenhang.  Um  der  Aspirations-  und  der  hypostatischen  Pneumonie 
gegnen,  fehlen  nach  Lage  des  Einzelfalles  öfters  die  Mittel.  Für  die 
tionsformen  ist  die  Art,  Tiefe  nnd  Daner  der  Narkose,  für  die  hypas) 
die  Erschwerung  der  Atmung  nach  der  Operation  von  vorwiegender  Bed 
Hieraus  lässt  sich  die  Art  der  Prophylaxe  unmittelbar  ableiten.  Dsl  S< 
haftigkeit  der  Bauchwand  vor  allem  die  Atmung  beeinträchtigt,  ist  AI 
zu  empfehlen. 

Rotter  spricht  sich  zugunsten  der  Morphium-Skopolaminnarkose  a 
deren  Anwendung  er  wohl  Bronchitiden,  aber  keine  Pneumonien  geseh€ 

Henke  hält  systematische  Untersuchungen   über  die  Bakteriolo^ 
postoperativen  Pneumonien  für  erforderlich.    Er  hat   bei  Sektionen   de 
druck  gewonnen,  dass  die  Noxen  hauptsächlich  auf  dem  Luftwege  die 
erreichen.  Infarkte  kommen  selten  zur  Beobachtung,  häufig  dagegen  asthc 
und  hypostatische  Pneumonien. 

M ei  sei  teilt  mit,  dass  Kraske  dreimal  bei  hohem  Steinschnitt 
monie  erlebte  und  für  deren  Entstehung  die  invertierte  Lage  verantw* 
macht,  sofern  hierbei  durch  Druck  der  Unterleibsoi^ane  gegen  das 
Herz  Zirkulationsstörungen  in  der  Lunge  geschaffen  wurden.  Bei  ein 
dominal -  sakralen  Mastdarmexstirpation ,  der  Bluterbrechen,  Atemnot 
hypostatische  Pneumonie  folgte,  fand  sich  bei  der  Autopsie  Blut  im  i 
änderten  Darme,  welches  wohl  infolge  der  invertierten  Lage  durch  ZI 
tionsstöruugen  im  Pfortadergebiet  zum  Austritt  gelangte. 

Payr  berichtet  über  Tierversuche,  die  deutlich  zeigen,  dass  eine 
leitung  von  Keimen  aus   dem  Bauchraum   durch  die  Lymphbahnen    ii 
Brusthöhle  möglich  ist. 

Lenharz  wurde  durch  Leichenbefunde  bei  postoperativen  Pnenm 
an  solche  bei  Typhus  lebhaft  erinnert.  Seiner  Ansicht  nach  sind  sie 
Aspirationspneumonien.  Der  Schmerz,  der  auf  Operationen  in  der  Näh< 
Zwerchfells  folgt,  hindert  die  freie  Atmung  und  Ventilation  der  Lunge.  1 
mng  auf  die  gesunde  Seite  und  Tiefatmen  ist  bei  beginnender  Hypo 
ein  sehr  wirksames  Heilmittel.  Pneumokokken  zirkulieren  verhältnism 
selten  im  Blut  und  dürften  im  allgemeinen  erst  von  dem  pneumoniscl 
krankten  Teil  der  Lunge  aus  ins  Blut  gelangen. 

Krönlein  hat  bei  1409  Laparotomien  nur  5,6 Voo  Pneumoniemorbid 
2,8  ^/oo  Mortalität.    Erkältung  als  Ursache  leugnet  er.    Seine  günstigen 
folge  schiebt  er  darauf,  dass  nur  beste  Qualität  Äther  zur  Narkose  verw 
und  dieser  in  sparsamster  Weise  verabfolgt  wird.    Aus  diesem  Grunde  i 
die  Desinfektion   vor  Beginn  der  Narkose  vollendet  sein.     Femer  wird 
Krönlein   jede  Malträtierung   des  Peritoneums  sorgfältigst  vermieden 
strengste  Asepsis  beobachtet. 

Trendelenburg  bittet  den  Wert  der  Statistik  nicht  zu  unterschät 
Braun  erklärt  die  Unterschiede  im  Prozentsatz  der  Pneumonien 
den  verschiedenen  Operateuren  dadurch,  dass  von  manchen  schon  leic 
Lungenerscheinungen  als  Pneumonien  gedeutet  wurden,  von  anderen  nii 
Es  sollte  zur  Stellung  der  Diagnose  Dämpfung,  blutiges  Sputum  und  broncbi^ 
Atmen  verlangt  werden. 


Ritschl,  Allgememe  Operationslehre.  61 

Eelling  bemerkt  im  Schlnsswort  Rehn  gegenüber,  dass  die  Infektion 
^ier  Baachhöble  mit  eiterigen  Stoffen  keineswegs  gleichgültig  sei.  Eiterige 
Prozesse  sollten  daher  ohne  Not  unter  keinen  Umständen  durch  die  freie 
Bauchhöhle  hindurch  operiert  werden.  Heusner  entgegnet  er,  dass  das 
Zwerchfell  Ton  der  Bauchhöhle  nach  der  Pleura,  wie  Tierversuche  ergeben 
haben,  durchgängig  ist. 

Eine  lebhafte  Diskussion  schliesst  sich  an  einen  Vortrag  Picques  (20) 
in  der  Pariser  chirurgischen  Gesellschaft ,  in  dem  er  darzulegen  sucht,  dass 
dää  Delirium  tremens  in  vielen  Fällen  nicht  auf  Alkoholismus,  sondern 
auf  einer  Wundinfektion  beruhe.  Das  rationelle  Heilverfahren  bestehe  dem- 
eemäss  in  einer  chirurgischen  Behandlung  des  eiterigen  Prozesses.  Dieser 
rieorie  wurde  von  Broca,  Lucas-Ghampionniere  und  Reynier  leb- 
haft widersprochen.  Letzterer  gibt  zu,  dass  sich  in  manchen  Fällen,  wo 
Alkoholismus  und  Infektion  vorliege,  nicht  bestimmt  sagen  lasse,  welcher  der 
l<eiden  Zustände  für  das  ausbrechende  Delirium  hauptsächlich  verantwortlich 
sei,  doch  stehe  fest,  dass  der  Alkoholismus  zu  Delirien  disponiere  ebenso  wie 
mdere  erworbene  oder  angeborene  Gehimveränderungen,  unter  deren  Einfluss 
£iDche  Kranke  schon  bei  geringen  Temperaturen  delirierten,  während  andere 
veit  höhere  Temperaturen  ohne  zu  delirieren  vertrügen.  In  einer  längeren 
Erwiderung  verteidigt  Picque  seine  Ansicht  und  knüpft  daran  die  praktische 
Fordenmg,  dass  eben  wegen  der  notwendigen  chirurgischen  Behandlung  deli- 
rierende Kranke  nicht,  wie  in  Frankreich  üblich,  den  psychiatrischen  An- 
stalten überwiesen  werden  sollten,  sondern  Vorsorge  getroffen  werden  müsste, 
soldie  Kranke  in  den  allgemeinen  Krankenhäusern  selbst  zu  isolieren.  In  der 
deichen  Sitzung  wird  über  die  Behandlung  des  Delirium  tremens  debattiert. 
IHe  meisten  Redner  sprechen  sich  für  den  Alkohol  in  Form  von  Rotwein  unter 
Znsatz  von  Opium  (60  Tropfen  auf  eine  Flasche)  aus.'  Qu6nu  empfiehlt  die 
Injektion  von  kunstlichem  Serum  von  dem  Standpunkt  aus,  dass  das  Delirium 
tremens  der  Ausdruck  einer  Vergiftung  sei  und  es  darauf  ankomme  den 
Kranken  zu  entgiften.  Bei  Herzschwäche  gibt  Quenu  gleichzeitig  Strychnin- 
solfat  sabkutan.  Mit  dieser  Behandlung  hat  er  sehr  zufriedenstellende  Resul- 
tate gehabt. 

Bnnge  (1)  kommt  in  einer  ausführlichen  Arbeit  auf  seine,  auf  demChi- 

nirgenkongress   1901    (siehe  Jahrg.   1901  Seite  70)   mitgeteilte  Methode   der 

Bildung  tragfahiger  Diaphysenamputationsstümpfe  ohne  Osteoplastik  zurück. 

12  inzwischen   nach   den   bekannten  Prinzipien    ausgeführte  Unterschenkel- 

unpntationen  ergaben  bis  auf  eine  (Amputationsneurome)  völlig  unempfindliche 

Stümpfe,  auch  zeigte  der  empfindliche  Stumpf  eine  bei   lokalisiertem  Druck 

%iunerzfreie,   knöcherne   Stumpffläche.    Bunge   schildert    noch   einmal    die 

Technik  seines  Amputationsverfahrens,  die  im  allgemeinen  darauf  hinausläuft 

1-  die  Hautnarbe   in  seitliche  Partien   des  Stumpfes   zu   verlegen;    2.    eine 

Koochenneubildung  am  Stumpfende   durch  Entblössen  des  Knochenendes  von 

Periost  und  Knochenmark  auf  einige  Millimeter  fernzuhalten.     Anhangsweise 

vird  noch  über  drei  nach  verschiedenen  Richtungen   anatomisch  ungünstig 

beschaffene  Amputationsstümpfe  (adhärente,   zarte  Narbe;  Knochenzacke  an 

^erOehfläche  bei  derber  Stumpfbedeckung;   periostale,  unregelmässig  zackige 

Wacheningen  am  Stumpfende)  berichtet,  die  trotzdem  unempfindlich  und  trag- 

^hig  waren.  Bunge  schliesst  daraus,  dass  zur  Erzielung  tragfähiger  Stümpfe 

iDAimigfache  Umstände  beitragen  können. 


62  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Pringle  (21)  bat  das  Bier  sehe  osteoplastische  Amputationsve: 
24inal,  15 mal  am  Unterschenkel,  sechsmal  am  Oberschenkel,  zwein 
Oberarm  and  einmal  am  Vorderarm  ausgeführt  und  ist  mit  dem  funkti 
Erfolge  sehr  zufrieden. 

Frey  (8)  hat  zur  Verlängerung  der  Hautlappen  nach  einer  Amp 
mit  Erfolg  eine  mehrtägige  Gewichtsextension  auf  die  Lappen  wirken 
Es  wurden  an  der  Haut  oberhalb  der  Wunde  auf  10  cm  Länge,  5  cm 
Heftpflasterstreifen  befestigt,  während  die  Wunde  durch  Jodoformgaze  ge 
war,  die  Streifen  25  cm  unterhalb  des  Stumpfendes  vereinigt  und  ei 
sprechendes  Gewicht  angehängt,  während  das  Glied  auf  einem  Plenun 
natum  gelagert  war. 

Turinis  (28)  Arbeit  über  die  Gritti^sche  Operation  liegen  ach 
(eine  doppelseitige  Operation)  zugrunde,  die  vonRoux  (Lausanne)  o 
wurden,  ferner  128  Fälle,  die  der  Literatur  entnommen  sind.  Von  d< 
R  o  u  X  operierten  Patienten  benutzten  drei  das  Stumpfende  zur  direkten  1 
Zweimal  kam  es  zur  Verschiebung  der  Kniescheibe  durch  Zug  des  Quad 
Einmal  musste  die  Kniescheibe  reponiert  werden  und  blieb  in  guter 
einmal  wurde  die  eingetretene  Verschiebung  erst  lange  Zeit  nach  de 
lassung  aus  der  Klinik  bemerkt.  Geringe  Lappengangrän,  die  keinen  E 
auf  das  funktionelle  Endresultat  hatte,  kam  in  drei  Fällen  vor  und  wj 
allgemeine  Ernährungsstörungen  der  Glieder  zurückzuführen.  Ein  Fall 
mit  Eiterung,  es  entstand  eine  adhärente,  empfindliche  Narbe  am  Stump 
Der  FaU  hätte  sich  mangels  genügenden  Lappenmaterials  eher  zu  einei 
putation  des  Femur  im  unteren  Drittel  geeignet. 

Als  Anhang  wird  über  drei  Fälle  (eine  doppelseitige  Operation)  beri 
die  von  Roux  de  Brignoles  (Marseille)  mit  gutem  funktionellem  Re 
operiert  wurden. 

Estor  (7)  hat  ein  Verfahren  ausgebildet,  welches  auch  bei  Operai 
im  Wurzelgebiet  der  Extremitäten  (hohe  Amputationen  und  Exartiknlatj 
die  Esmarchsche  Blutleere  anzuwenden  gestattet.  Es  besteht,  kurz  g* 
darin,  dass  man  durch  Erfassen  von  Hautfalten  mittelst  kräftiger  Koc 
scher  Unterbindungspinzetten  sich  einen  Wall  bildet,  der  das  Abrutsche 
umschnürenden  Gummischlaucbes  hindert.  Die  Pinzetten  werden  währen 
Anlegung  des  Schlauches  von  der  Assistenz  senkrecht  zur  Körperoberi 
gehalten,  alsdann  nach  der  Körpermitte  zurückgeschlagen  und  vermi 
eines  zweiten,  durch  die  ringförmigen  Handgriffe  gezogenen  Gummischi 
in  dieser  Lage  erhalten.  Estor  gibt  an  Schulter  und  Hüfte  die  t 
massigsten  Punkte  für  die  Anlegung  der  Pinzetten  an  und  veranschai 
die  Technik  an  einer  Anzahl  von  Abbildungen.  Die  Methode  wurde  ar 
Leiche  ausprobiert  und  ihre  Wirkung  durch  zentralwärts  von  dem  abs( 
renden  Schlauch  vorgenommene  Lijektionen  einer  gefärbten  Flüssigkeit  i 
einem  dem  arteriellen  etwa  gleichkommenden  Druck  kontrolliert.  In 
Praxis  bewährte  sich  das  Verfahren  bei  einer  Amputation  des  Obersche; 
im  obersten  Viertel  wegen  Osteosarcoma  femoris  vortrefflich.  Aus 
A.  femoralis  entleerte  sich  kein  Tropfen  Blut. 

Isnardi  (12)  glaubt  die  Transplantation  von  Thierschschen  Läpp 
auf  intakte  Granulationsflächen  als  etwas  Neues  empfehlen  zu  sollen  i 
hat  diese  Methode  schon  seit  12  Jahren  stets  befolgt).  Natürlich  muss 
Granulationsfläche,  wenn  die  Anheilung  gelingen  soll,  aseptisch  und  ge^ 
sein.   Die  aufgetragenen  Läppchen  fixiert  Isnardi  mit  einer  einfachen  I 


Pagenatecher,  Yergiftangeo.  63 

weitmaschiger  Gaze,  die  entweder  an  den  Wundrändem  mit  Kollodium  befestigt, 
oder  deren  Enden  um  das  Glied  herumgeführt  und  dort  geknotet  oder  ver- 
näht werden.  Über  diese  bis  zur  Anheilung  der  Läppchen  liegenbleibende 
Schicht,  kommt  ein  feuchter  Wundverband  mit  3,5  Voiger  Borlösung,  der  alle 
12  (Eiterung)  bis  24  Stunden  gewechselt  wird.  Unter  den  Läppchen  sich 
verhalltes  Blut  oder  Eiter  wird  beim  Verbandwechsel  mit  einem  Gazetupfer 
ao^edrackt,  eyentuell  zu  diesem  Zweck  das  Läppchen  skarifiziert.  Isnardi 
hatte  bei  Befolgung  dieser  Vorschriften  stets  günstige  Resultate. 


m. 


Vergiftungen. 


Referent:  E.  Pagenstecher,  Wiesbaden. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  *Babcs,  Infeetion  et  intoxication  par  des  viandes.    L'acad.  de  m^d.  1905.  Oct  80. 
p.172. 

2.  Bokorny,  Beitr.  snr  ErklArong  der  heftigen  Giftwirkttng  von  Sublimat    Münchener 
med.  Wochenflchr.  1905.  Nr.  20. 

Z,  *Brat,  Üb«r    einen  neuen  O-Atmungsapparat.     Deutsche  med.  Wochenschrift  1905. 
Nr.  15. 

4.  Dop f er.  Über  einen  Todesfall  mit  Anwendung  der  offizin.  Borsalbe  bei  einer  Brand- 
wunde.   Mündiener  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  16. 

5.  *I)iinlap,  A  case  of  lead  poisoning  .  .  .    Med.  News  1905.  Oct.  14.  p.  763. 

6.  *Ecker,  Gas  inMresaant  de  cr^osotisme.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  82. 

7.  *£lbe,  HgClt-Vergiftnng.    Yirchows  Archiv.  182.  Bd. 

8.  Ford,  Antitoxin  for  Mnshroom  intoxication.    Med.  News  1905.  Oct.  21. 

9.  Ffirbringer,  Schwefelwasserstoffvergiftung.    Arztl.  Sachver8t.-Ztg.  1905.  Nr.  19. 

10.  Gnllan,  Acute  poisoning  by  a  Single  castor-oil  seed.    Brit.  med.  Journal  6.  V.  1905. 

11.  *Harvey,  Aniline  poisoning.    Lanoet  1904.  Oct  1.  p.  948. 

11  *Hatfield,  Meningitis  caused  by  camphor  poisoning.   Lancet  18.  Nov.  1905.  p.  1472. 

13.  *Kef  erst  ein,  Merkmale  einer  Sublimatvergiftung  etc.   Zeitschr.  fQr  Medizinalbeamte. 

xvn.  11. 

14.  Kelly,  Acid  intoxication  etc.    Ann.  of  Surg.  1905.  Kehr. 

15.  *Kobert,  Erste  ftratliche  Hilfe  bei  Vergiftungen.  Zeitsohr.  für  ftrza  Fortbildg.  1905. 
Nr.2S. 

16.  Krumb  holz,  Über  Ernährungsstörungen  des  Gehirns  und  der  Haut  nach  Koblenoxyd- 
bexw.  Leuchtgasvergiftung.  (Encephalomalacie  und  Hautgangrän.)  Wiener  med.  Wochen- 
achr. 1905.  Nr.  83. 

17.  L«bl,  VergiftangsfftUe.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  84. 

1&  Lneas-Championniöre,  Intoxication  par  une  injection  d'iodoforme.  Bull,  etm^m. 
de  la  soc  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  17. 

19.  *MaaB8y  Über  Pilzvergiftungen.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  26. 

20.  Mahne,  Über  Wismut-Vergiftung.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 

21.  Malafosse,  Un  empoisonnement  ä  forme  stup^fiante  etc.  Gaz.  des  HOp.  1905.  Nr.  10. 


64  Jahresbericht  fQr  Ghirargie.    I.  Teil. 

22.  *M artin,  Methode  g^nörale  de  traitement  des  empoisonnements  aigas.  Joam.  demöd. 
de  Paris  1905.  Nr.  8. 

23.  M  artinet,  Intoxication  hydrargyrique  par  obtnration  dentaire.  Presse  m6ä,  1905. 
JuiU.  8. 

24.  Meier,  Zur  Behandlung  von  Strichninvergiftungen.  Allg.  med.  Zentral •  Zeitg.  1905. 
Nr.  20. 

25.  *Meyerhof,  Ein  Fall  von  Arsenvergiftang.    Berliner  klln.  Wochenschr.  Nr.  33. 

26.  Mnrrel,  A  case  of  oxalic  acid  poisoning  etc.    The  Med.  Press  1905.  25.  I. 

27.  *Pettera,  Zwei  Fälle  von  Antotoxikose  und  Azeton.  Prag.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  15. 

28.  Plowright,  Poisoning  by  Fungi.    Brit.  med.  Journal  9.  Sept.  1905. 

29.  *Polland,  Ein  Fall  von  Jodpemphigus  mit  Beteiligung  der  Magenschleimhaut.  Wiener 
kllD.  Wochenschr.  1905.  Nr.  12. 

30.  Pool  er,  Gase  of  acute  strychnine  poisoning  in  a  child:  recovery.  Brit.  med.  Joam. 
8.  IV.  1905. 

31.  *Potel-Dubar-Montenni8,  Les  piqüres  d'areignöe.  Phlegmon  etc.  ißcho  m^ical 
du  Nord.    Ref.  in  Joum.  de  m^d.  et  de  chir.  prat.  1905.  2«  cah.  p.  64. 

32.  ^Sliwinski,  Ein  Fall  von  Morphiumvergiftung  usw.  Ärztl.  Sachverst-Zeitg.  1905. 
Nr.  6. 

33.  Sugden,  A  fatal  case  of  acute  mercurial  poisoning.   Brit.  med.  journ.  8.  lY.  1905. 

34.  Thompson,  A  case  of  carbon  monoxide  poisoning.    Med.  Press  26.  IV.  1905. 

35.  Waldvogel,  Vergiftung  mit  Isosafrol.    Münchener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 

36.  Zeliony,  Path.-histolog.  Verftnderongen  der  quergestreiften  Muskeln  an  der  InjektioDa- 
stelle  des  Schlangengiftes.    Virchows  Arch.  179.  1. 

37.  Poisoning  by  wood  spirit»    The  Med.  Press  1905.  1.  II. 

38.  Arthur  Dean  Bevan  and  Henry  Baird  Favill,  Acid  intoxication,  and  lata 
poisonous  effects  of  anesthetics.  The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  SepL  2 
and  Sept  9. 

Kelly  (14)  hat  400  chirurgische  Fälle  während  vier  Monate  auf  das 
Vorkommen  einer  Säureintoxikation  untersucht.  Davon  wurden  in  46  Sym- 
ptome leichterer  oder  schwererer  Art  gefunden  und  zwar  in  12  von  Appendi- 
zitis, 14  von  Frakturen  und  Kontusionen,  2  von  Magenerkrankung,  2  von 
Karzinom,  3  von  äusseren  Wunden,  2  von  lokalen  eiterigen  Prozessen,  2  von 
Himerschütterung,  1  von  Salpingitis,  1  von  multipler  eiteriger  Osteomyelitis, 
von  Wandemiere,  von  Kotfistel,  von  Epilepsie,  tuberkulösen  Lymphomen,  Typhus, 
diabetischer  Gangrän,  Hämorrhoiden  und  Alkoholismus.  In  12  Fallen  traten 
sie  im  Anschluss  an  Narkosen,  in  16  während  des  Spitalaufenthaltes  ohne 
sichtbare  Ursache  auf.  Azeton  und  Azetessigsäure  zusammen  fanden  sich 
24 mal,  Azeton  allein  20mal,  A.-Essigsäure  zweimal  allein,  beide  mit  Zucker 
zusammen  dreimal.  Azeton  und  Zucker  einmal.  In  schweren  Fällen  schien 
die  Natronbehandlung  ohne  wesentlichen  Nutzen.  Guter  Erfolg  wurde  von 
Kocbsalzinfusion  mit  Adrenalin  1:50000  bei  Kindern  200,  Erwachsene 
500  cm  mit  merklicher  Wirkung  auf  den  niederliegenden  Puls  und  Blutdruck 
gesehen. 

Bevan  (38).  Die  Symptome  der  Säureintoxikationen,  Unruhe,  Kon- 
vulsionen, Koma  traten  nach  den  bisherigen  Beobachtungen  10—150  Stunden 
nach  der  Narkose  auf.  Der  Ausgang  der  Erkrankung  ist  fast  immer  letal. 
Es  handelt  sich  meist  um  Individuen,  deren  Vitalität  herabgesetzt  ist.  Die 
Obduktion  ergibt  gelbe  Atrophie  der  Leber  als  konstantesten  und  am  meisten 
augenfälliger  Befund.  Die  Erscheinungen  treten  meist  nach  Chloroform  nur 
selten  nach  Äther  auf  und  zwar  um  so  häufiger,  je  länger  die  Narkose  gedauert 
hat.  Die  Mehrzahl  der  Kranken,  17  unter  30,  war  über  10  Jahre  alt.  Ver- 
dacht auf  Inusffizienz  der  Leber  besonders  bei  Kindern  ist  demnach  eine 


Pagen  Stecher,  YergiftiiDgeiL.  85 

Kontraindikation  zur  Chloroformnarkose.    Alle  Massnahmen,  anch  alkalische 
Kochsalzinfosionen  haben  sich  bisher  als  nutzlos  erwiesen. 

Maass  (New-York). 

Bokorny  (2)  fand,  dass  Algen  durch  eine  Lösung  yon  1  Sublimat  auf 
1000  Millionen  Hektoliter  Wasser  getötet  werden.  Versuche  ergaben,  dass  eine 
Ansammlung  des  Giftes  durch  die  lebenden  Zellen  stattfindet.  Erst  die  grössere 
Menge  ist  imstande,  die  Spirogyrenzellen  abzulösen,  die  Sublimatwirkung  ist 
eine  quantitative  chemische  Reaktion.  Sublimat  vermag  von  Spirogyrenplasma 
die  200fache  Menge  seines  Gewichtes  bis  zum  Auflösen  der  Lebenserscheinungen 
zu  yerandem. 

Zelionys  (36)  Material  stammt  aus  den  Untersuchungen  von  Wysso- 
ko witsch  über  Injektion  von  Schlangengift.  Dabei  fanden  sich  ander  Ein- 
stichfitelle  bedeutende  Veränderungen  der  quergestreiften  Muskulatur.  Schon 
Dach  einer  halben  Stunde  werden  die  Fasern  nebst  Kern  und  Sarkolemm  nekro- 
tisiert  und  erleiden  hauptsächlich  wachsgradige  Degneration.  Nach  einigen 
StaDden  erscheinen  Leukozyten,  die  dann  zerfallen.  Die  Muskelkeme  werden 
nach  10 — 12  Stunden  yermehrt  gefunden,  werden  rund  oder  eckig.  Es  bilden 
sich  an  den  Muskelfasern  Myoblasten.  Ein  Teil  geht  zugrunde;  ein  Teil 
leitet  die  Regeneration  durch  Wachstum  ihres  Protoplasmas  und  Teilung  ihrer 
Kerne  ein. 

Eine  eigentfimliche  Degeneration  beschreibt  Zeliony  als  kömig-fSdige^ 
die  auch  nach  Injektion  von  20  ^/o  Glyzerin  oder  Karbolsäure  entsteht.  Es 
erscheinen  im  Sarkoplasma  Kömchen  oder  Fäden  die  mit  Hämatoxylin  violett^ 
mit  Safranin  rot  sich  färben,  in  Reihen  gelagert. 

Plowright  (28).  Vergiftung  durch  Genuss  von  Pilzen  sei  in  England 
weniger  häufig  als  anderwärts  und  meist  durch  eine  Art,  Amanita  phalloides^ 
verorsacht.  18  Fälle,  darunter  drei  neu  mitgeteilte,  werden  zusammengestellt. 
Symptome  sind:  Erbrechen,  Diarrhöe,  Magenkrämpfe,  Kollaps,  Delirien,  sub- 
normale Temperatur.    Therapeutisch  wird  Atropin  subkutan  empfohlen. 

Ford  (8)  konnte  durch  Einverleibung  steigender  Dosen  yon  Schwanmi- 
gift  bei  Kaninchen  ein  Serum  herstellen,  welches  antitoxische  und  antihämo- 
lytische Eigenschaften  bezüglich  des  Phallin  zeigte. 

MalafoBse  (21).  Drei  FäUe  yon  tödlicher  Yergiftnng  darch  Genuss  des  Safte» 
der  Pflanze  Atrsctylis  gnmmifera,  einer  algerischen  Pahne.  Erbrechen,  Somnolenz,  Herz- 
und  Respirationslfthmang. 

6  all  an  (10).  Arbeiter  geniesst  einen  Rizinussamen.  Sofortiger  schwerer  Kollaps* 
Magenspalang,  Exzitantien.    Heilang. 

Löbl  (17).    Kasnistische  Mitteilang  über  Kampfer-  and  Atropin  Vergiftung. 

Pool  er  (30).  Strychnin,  zur  Behandlung  postdiphtherischer  LAhmung  bei  einem 
8  jähr.  Kind  gegeben,  und  versehentlich  in  zu  grosser  Menge  gegeben,  verursacht  Vergiftungs- 
eischeinungen  (tonische  Krämpfe). 

fi.  Meier  (24)  nahm  steigende  Dosen  Strycbnin,  bis  Vergiftungserscheinungen  ein- 
traten, welche  durch  Bromokoll  intravenös  sehr  schnell  beseitigt  wurden. 

Krnmbholz  (16)  teilt  zwei  Fälle  von  Kohlenoxyd-  resp.  Leuchtgasvergiftung  mit, 
in  welchen  es  nach  einigen  Tagen  neben  zerebralen  Symptomen  zu  Hautnekrosen  an 
Terachiedenen  Körperstellen  kam.  Die  Ursache  liegt  in  Schädigung  der  Gefässwand  oder 
herabgesetzter  Zirkulation  mit  folgenden  Thrombosierungen.  Der  erste  Fall,  ins  Wasserbett 
gelegt,  endete  tödlich  durch  Sepsis,  im  zweiten  wurden  die  Nekrosen  abgetragen  und  ent- 
sprechend verbunden;  er  heilte. 

Thompson  (34)  berichtet  über  einige  Fälle  von  Kohlenoxyd  Vergiftung. 

Farbringer  (9)  teilt  sein  Obergutachten  in  einem  strittigen  Fall  von  Schwefel- 
wasserstoffvergiftung mit  Die  Sektion  war  zweifelhaft  gewesen,  es  bestand  auch  chronische 
Kephritis.      Farbringer    spricht    sich    positiv    aus    nach    den    klinischen    Symptomen: 

Jahieabwieht  für  CSiinirgie  190&.  5 


66  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    I.  Teil. 

Mattigkeit,  Atembeschwerden,  frequenter  Puls,  Aufgeregtheit,  Hin-  und  Herwand' 
nommenheit,  lallende  Sprache,  Muskelspannung  in  den  Gliedern  und  Kiefern,  zulet^a 
wusstlosigkeit. 

Dopfer  (4)  behandelte  eine  oberflächliche  Verbrennung  am  Vorderarm   eines 
jfthrigen  Kindes  mit  offiz.  Borsalbe.    Es  entstand  ein  Scharlach  Ahnliches  Ezanthez 
ganzen  Körper  mit  blftnlich-schwarzer  Verfärbung  an  Händen  und  Füssen.    Matügkei 
brechen,  Diarrhöen,  Tod.    Sektion  negativ. 

Mahne  (20).  Schwächliche  Frau  mit  ausgedehnten  Verbrennungen  2.  und  3.  G 
an  Brust,  BUcken,  Armen  und  Oberschenkelii  wird  mehrere  Wochen  zweimal  täglic! 
10  ^oiger  Wismutborsalbe  verbunden.  Nach  einigen  Wochen  Stomatitis,  blauschwarzer  < 
am  Zahnfleisch,  ulzeröse  Flecke  an  Zunge  und  Zahnfleisch,  Durchfälle,  Eiweiss  and  Zyl 
im  Urin,  frische  Granulationen  auf  der  Wunde.  Tod  trotz  Weglassen  der  Salbe.  i^ 
Schleimhaut  schwarz  verfärbt    Parenchymatöse  Nephritis. 

Martin  et  (23).    Mehrmaliges  Auftreten  von  akuter  Quecksilberintoxikation 
Einlegen  einer  Zahnplombe  von  Amalgam. 

Sugden  (33).    Tödliche  Sublimatvergiftung  infolge  Verwechslung  mit  Phenazei 

Murrel  (26)  berichtet  Ober  einen  Selbstmordversuch  durch  Trinken  von  Oxals 
Tod  nach  drei  Tagen  an  Pneumonie.  Die  Schleimhäute  von  Bachen,  Ösophagus  und  M 
geschwollen  und  gerötet,  verdickt,  ohne  Ulzerationen. 

Lucas-Ghampionni^re  (18)  berichtet  &ber  einen  Fall  von  Jodoformintoxik^ 
bei  einem  19jährigen  Kranken,  bei  welchem  in  einen  kalten  Abszess  ca.  10  g  Jodofor 
Emulsion  injiziert  waren.  Sehr  früh  trat  eine  intensive  Bötung,  Schwellung  und  BL 
bildung  zuerst  am  Kopf,  dann  an  den  Armen  auf.  Nach  Entleerung  des  Jodoform  ra 
Heilung.  Der  Fall  gleicht  den  von  sog.  Jodoformekzem  nach  lokaler  Applikation 
Wunden.  Das  Gemeinsame  liegt  in  der  Idiosynkrasie.  In  der  Diskussion  wurden  sc 
Fälle  von  Idiosynkrasie  mitgeteilt  und  vor  der  Anwendung  grösserer  Dosen  gewarnt. 

Waldvogel  (35).    Nach  Verbrühung  mit  kochendem  Isosafrol   und  Einatmen 
Dämpfe  bekommt  ein  an  Stauungen  im  Venensystem  (Emphysem)  leidender  Mann  an  and 
Haul^artien  Stauungserscheinungen,  so  dass  das  Blut  die  Venen  an  den  Klappen   ku§ 
vorwölbt    Die  Haut  reagiert   hier   mit  Bötung,   Epithelabschilferung,   Geschwüren. 
Schummerung  in  Anfällen.    Jahrelanges  Bostehen  an  den  Armen.    Das  Hautjucken  bl< 
sobald  die  Haut  warm  wird.    Ein  neurasthenischer  Zustand  schliesst  sich  an. 

Tierversuche    ergaben     intensive    Giftwirkung    auf    Nervensystem,     Gefässe 
Parenchymzellen. 

Beim  Menschen  ist  eine  Disposition  nicht  auszuschiiessen. 

Genuss  von  Methylalkohol  (37)  fährte  in  Amerika  häufig  zu  Y 
giftongen,  deren  Symptome  Kopfschmerz,  Magenschmerz,  Pnpillendilatati 
partielle  oder  komplette  Blindheit,  in  schwereren  Fällen  Dyspnoe,  Stertor,  1 
waren. 


Pagenstecher,  Yerbrennongen  und  Erfrierungen.  67 


IV. 


Verbrennungen  und  Erfrierungen. 


Referent:  E.  Pagensteclier,  Wiesbaden. 


Die  mit  *  bezeichneten  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Terbrennungen. 

1.  ^Combemale,  Traitement  du  coup  de  froid.    Consultat  mödico-chirurg.   Paris?  chez 

0.  Dein. 
%  Doering,   Über  das   Verhalten  der  Hftmolysine  bei   schweren  Hautverbrennungen. 

Langenbecks  Arch.  76.  Bd. 

I.  Parascondolo,  Über  Gifte  im  allgemeinen  mit  besonderer  Berttcksichtignng  desVer- 
brennungsgiftes.    Wiener  med.  Wocfaenschr.  1905.  Nr.  20—82. 

4.  Pfeiffer,   Experimentelle  Beitrfige   zur  Ätiologie  des   primftren  Verbrennungstodes. 
YirchowB  Arch.  Bd.  180. 

5.  Beuter,  Über  die  anatom.  Kennzeichen  des  Verbrennungstodes.   Wien.  klin.  Wochen- 
Bchr.  1905.  Nr.  23. 

6.  Sonnenbarg,  Verbrennung  und  Erfrieren.    Zeitschr.  f.  ärztL  Fortb.  1905.  Nr.  18. 

T*  Weidenfeld,  Über  die  Therapie  schwerer  Verbrennungen.  Wiener  med.  Presse  1905. 
Nr.  24  und  25. 

Parascondolo  (3)  gibt  ein  ansführliches  Referat  über  tierische  Gifte, 
Toxine  und  Antitoxine  und  berichtet  über  seine  Experimente  an  Hunden, 
Pferden  und  Eseln  das  Yerbrennungsgift  (nach  der  Methode  B riegers)  her- 
zustellen und  Hunde  durch  steigende  Dosen  zu  immunisieren.  Das  Gift  bildet 
dch  in  den  Organen  Verbrannter;  es  steht  dem  Schlangengift  sehr  nahe,  ist 
den  Toxinen  im  allgemeinen  durch  seine  chemischen  Eigenschaften  und  seine 
Wirkimg  auf  dem  Organismus  verwandt.  Er  konnte  10  Hunde  immunisieren. 
Das  Serum  derselben  besitzt  Heilwirkung.  0,00015  g  Gift  in  1  g  Wasser 
töteten  ein  Meerschwein  von  500  g  in  2 — 4  Tagen.  Die  komplette  Immuni- 
aenmg  dauerte  2  Monate.  Das  Gift  hat  hämolytische  Eigenschaften.  Wie 
for  das  Schlangengift  existieren  2  verschiedene  Arten  der  Wirkung,  eine  von 
den  Komplementen  herrührende  und  eine  andere  von  solchen  Substanzen  ab- 
stammende, welche  nur  durch  Erwärmen  wirksam  werden.  Die  Wirkung  des 
Ambozeptors  im  Gift  kann  man  sich  so  erklären,  wie  sie  Ehrlich  und 
Morgenrot  für  die  Ambozeptoren  des  Blutserums  dachten.  Es  existieren  ausser 
den  zytophilen  Gruppen  2  haptophore  Komplexe,  von  denen  einer  in  ge- 
wämlicher  Weise  Komplemente  bindet,  der  andere  sich  mit  anderen  Elementen 
▼erbinden  kann. 

Döring  (2)  bestätigt  auf  Grund  eigner  Untersuchungen  der  von  Burk- 
hardt  (Arch.  f.  klin.  Chir.,  Bd.  75)  gegebenen  Mitteilungen  über  hämolytische 
Erscheinungen  nach  schweren  Hautverbrennungen,  insbesondere  zur  Wider- 
legang  der  Ansicht  von  Dieterich,  daß  nach  schweren  Verbrennungen 
Aotolfsine  im  Blut  auftreten  sollen. 

5* 


68  Jahresbericht  ftr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Pfeiffers  (4)  exakte  and  wichtige  Arbeit  über  die  Ätiologie  des  pri- 
mären Verbrennongstodes  stützt  sich  auf  eine  grosse  Zahl  Yon  Experimenten 
an  Kaninchen  und  erörtert  folgende  Fragen:  1.  Sind  die  Ton  anderen  Autoren 
nachgewiesenen  Giftstoffe  imstande,  die  klinischen  und  pathologisch-anatomischen 
Erscheinungen  Verbrannter  herbeiführen?  2.  Wie  charakterisiert  sich  che- 
misch und  biologisch  das  Gift?  3.  Welche  Stellung  muss  in  genetischer  und 
ätiologischer  Hinsicht  den  Organveränderungen  gegenüber  den  Giftbefunden 
eingeräumt  werden  und  inwieweit  sind  diese  an  und  für  sich  geeignet  den 
Tod  herbeizuführen?  4.  Lässt  sich  im  Fall  von  I  ein  antitoxisches  Serum 
herstellen  ? 

Pfeiffer  fand,  dass  in  der  Tat  dem  Harn  und  den  Seren  verbrannter 
Tiere  bestimmte  und  zwar  für  die  eigene  wie  auch  für  fremde  Spezies  wirk- 
same giftige  Eigenschaften  innewohnen.  Die  Giftigkeit  des  Harns  steigt  in 
den  sieben  Stunden  an  und  sinkt  dann  bis  zum  Tod  ab.  Die  Giftigkeit  des 
Serums  ist  erst  nach  einiger  Zeit,  meist  aber  nach  24  Stunden  nachweisbar 
und  steigt  dann  bis  zum  Tode  an.  Die  obige  erste  Frage  ist  zu  bejahen. 
Dem  Gift  ist  keine  Inkubationszeit  bei  Einbringung  in  andere  Tiere  eigen* 
Hämolytische  und  agglutinophore  Giftgruppen  sind  nicht  vorhanden.  Die  auf 
Gewebe  nekrotisierend  wirkende  Komponente  vermag  auf  Erythrozyten  nicht 
zerstörend  einzuwirken.  Über  die  Natur  des  Körpers  Hess  sich  kein  Anhalts- 
punkt gewinnen;  er  ist  weder  ein  Ptomain  noch  hat  er  etwas  mit  derPyridin- 
gruppe  zu  tun. 

Es  konnte  weder  aus  dem  Verbrennungsorte  gleich  nach  der  Hitze-Ein- 
wirkung, noch  aus  Eiweisskörpem,  die  bis  zur  Koagulation  und  darüber  hinaus 
erwärmt  wurden,  ein  Gift  gewonnen  werden.  Die  Angaben  Weidenfelds 
über  Giftigkeit  von  gekochten  Hautstücken  bei  subkutaner  Einbringung  wurden 
nicht  bestätigt.  Autor  nimmt  an,  dass  durch  Hitze  das  Eiweissmolekül  so 
verändert  wird,  dass  daraus  giftige  Produkte  sich  nachher  abspalten,  dass  also 
das  Gift  sich  nicht  am  Ort  der  Verbrennung  und  durch  sie  allein  bildet. 

Die  Blutveränderungen  (Hämoglobinämie  und  Hämoglobinurie  sind  allein 
auf  die  Blutschädigung  durch  die  Hitze  zurückzuführen. 

Der  Tod  hat  eine  verschiedene  Ätiologie.  In  den  zirka  2 — 6  Stunden 
ist  er  Folge  der  Shockwirkung.  Später  ist  die  Intoxikation  verantwortlich 
zu  machen.  Im  Spättod  spielt  die  primäre  Gefässschädigung  und  Schwächung 
des  Organismus  durch  die  Gifte  eine  Rolle. 

Reuter  (5).  Aus  den  an  der  Leiche  vorgefundenen  Verbrennungen 
ersten  bis  dritten  Grades  allein  lässt  sich  nicht  entscheiden,  ob  die  Verbren- 
nung während  des  Lebens  oder  erst  nach  dem  Tode  stattgefunden  hat.  Es 
ist  zur  Entscheidung  dieser  Frage  immer  auch  der  Befund  an  den  inneren 
Organen  heranzuziehen.  (Aspirierte  Russpartikel,  Kohlenoxydvergiftung.)  Auch 
postmortal  können  an  ödematösen  Körperstellen  serumgefüllte  Blasen  erzeugt 
werden.  Sie  sind  meist  sogen.  Verdrängungsblasen,  wie  sie  ja  auch  bei 
intensiven  Ödemen  beobachtet  werden. 

Sonnenburg  (6).  Brandwimden  sind  nach  aseptischen  Grundsätzen 
zu  behandeln.  Die  Hauptsache  ist  sorgfältige  Reinigung  der  betreffenden 
Stellen  durch  Waschen.  Darüber  ein  steriler  Verband.  Auch  bei  Anwendung 
der  Brandbinde  soll  man  vorher  reinigen. 

Weidenfeld  (7)  bestimmte  bei  schweren  Verbrennungen  das  Verhältnis 
zwischen  Körperoberfläche  und  Verbrennungsfiäche.  Es  ergab  sich,  dass  die 
Zeit  bis  zum  Eintritt  des  Todes  im  umgekehrten  Verhältnis  mit  der  Ver- 


Yolkmann,  Allgemeine  Geachwolstlehre.  69 

bcimiiDgsfliche  steht.  Ansserdem  kommt  der  Grad  der  Verbrennang  in 
Betracht;  bei  zweitgradiger  totaler  Yerbrühang  pflegt  der  Tod  nach  derselben 
Zeit  einzatreten,  nach  welcher  er  bei  drittgradiger  schon  bei  einem  Drittel 
der  Hut  eintritt.  Es  verhält  sich  im  ganzen  und  grossen  die  drittgradige 
Verbreimang  zur  zweitgradigen  wie  1 : 3.  Die  Todesursache  liegt  in  Gift- 
stoffen, welche  ans  der  verbrannten  Haut  resorbiert  werden  und  durch  Wasser 
extrahiert  werden  können.  Ihre  Menge  hängt  von  der  verbrannten  Masse  ab. 
Sie  müssen  kumulativ  wirken,  da,  wenn  sie  immer  wieder  ausgeschieden 
worden,  sich  niemals  jenes  Verhältnis  von  Zeit  und  Ausscheidung  ergeben 
könnte. 

Anf  Grund  dieser  Resultate  entschloss  sich  Weidenfeld  die  ver« 
brannte  Haut  zu  entfernen,  indem  er  mit  einem  Thierschschen  Transplan* 
taüonsmesser  die  yerbrannten  Teile  parallel  zur  Oberfläche  abschnitt  bis  zur 
Blntong.  Die  Verschorfung  ragt  zwar  mittelst  Fasern  noch  tiefer,  immerhin 
Verden  die  verschorften  Partien  zum  grossen  Teil  entfernt.  Die  Resultate, 
die  denmächst  zusammengestellt  werden  sollen,  sind  die,  dass  alle  Fälle, 
bei  denen  ^/s — ^U  der  Oberfläche  verbrannt  war,  mit  dem  Leben  davon 
kamen,  was  allerdings  noch  durch  keine  Methode  erreicht  ist. 

B.  Erfrierungen. 


V. 


Allgemeine   Geschwulst  lehre. 


Referent:  R.  Volkmann,  Dessau. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

I.   Ätiologie  der  malignen  Geschwülste. 

1.  Baihford,.Are  the  problems  of  cancer  insoluble.    Lancet  1905.  Dec.  9. 

2.  -Marray,  Gramer,  Einige  Ergebnisse  der  experimentellen  Krebsforschung.    Berl. 
klin.  Wochenschr.  Nr.  46. 

3.  —  The  Problems  of  cancer.    Brit.  med.  joum.  9.  XII.  1905. 

4.  Besrd,  Cancer  geneais.    Laaeet  7.  I.  1905.  p.  56. 

5.  *—  The  Cancer  problem.    Lancet  4.  II.  1905.  p.  281. 

6.  -  The  Cancer  problem  and  cancer  research.    The  Lancet  11.  II.  1905.  p.  385. 

7.  Beats on,  The  etiology  of  Carcinoma.    Brit.  med.  joom.  29.  IV.  1905. 

ä.  Bin  Dl,  DntersQchnngen  über  das  Vorkommen  parasitärer  Organismen  in  Geschwülsten. 
Virehowa  Arch.  179,  8. 

9.  Borrmann,  Die  Entstehung  und  das  Wachstum  des  Hautkarzinoms  etc.    Zeitschr. 
f.  Krebeforsch.  1904.  Bd.  IL  Heft  1  u.  2. 

10.  —  EDtatehong  dea  Karzinoms.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  42. 


70  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  TeiL 

11.  Campische,  Erebsforschang  in  England.    Korrespondenzbl.  f.  Schweizer  Ärzte 
15.  Sept 

12.  *Chiene,  On  ihe  causation  of  diaease,  with  special  reference  to  tnmoor  groi?v^th 
Edinburgh  med.  jonm.  1905.  Juni. 

13.  *Gohn,  Die  mit  dem  Karzinom  in  ursächliche  Verbindung  gebrachten  tierische] 
pflanzlichen  Mikroorganismen.    Zeitsehr.  f.  klin.  Med.  56,  1  u.  2. 

14.  Dagron,  A  propos  de  la  contagiosit^  du  Cancer  etc.    Joum.  de  med.  de  Paria 
Nr.  15. 

15.  Delbet,  Un  rapport  sur  la  s^roth^rapie  du  Cancer  par  la  möthode  du  Doyen.     Sc 
Chir.  1905.  Nr.  25. 

16.  *Doyen,  Le  s^ro-diagnostic  du  cancer  etc.    Bull,  et  mäm.  de  la  Soc.  anat.   de 
1905.  Nr.  3.  p.  207/9. 

17.  * —  Traitement  du  cancer.    Sem.  m^.  1905.  Nr.  41. 

18.  —  Traitement  du  cancer  d*aprte  la  möthode  de  Doyen.    Le  progrös  m^.  beige 
Nr.  11. 

19.  —  Le  röle  pathogdne  du  micrococcus  neoformans.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  6.  p.   529 

20.  —  Le  micrococcus  neoformans.    Soc.  anat.  1905.  May.  p.  457. 

21.  Ehrlich  und  Apolant,  Maligne  Mftusetumoren.    Berliner  klin.  Wochenschr. 
Nr.  28. 

22.  Farmer-Moore-Walker,  Resemblances  existing  between  the  ''Flimmer 's  boi 
of  malignant  growths.    Lancet  27.  Y.  1905. 

28.   Fe  in  borg,  tfber  die  feinere  Histologie  der  Epithelgeschwülste.  Berliner  klin.  >Voc 
sehr.  1905.  Nr.  19.  p.  582. 

24.  Goebel,  Über  die  bei  der  Bilharziakrankheit  vorkommenden  Blasentumoren  mit 
sonderer  Berücksichtigung  des  Karzinoms.    Zeitsehr.  f.  Krebsforschung  IIl,  3. 

25.  Hansemann,  Was  wissen  wir  Aber  die  Ursache  der  bösartigen  Geschwülste?     J 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  12. 

26.  Hodgson,  A  plea  for  tke  nerve  origine  of  cancer.    Med.  Press  1905.  Aug.  9. 

27.  Hosemann,  Mitteilungen  über  Mäusetumoren.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  N 
p.  142. 

28.  Jaboulay,  Les  myxosparidies  sont  les  parasites  des  Cancers  et  des  tumeurs.     L 
mM.  1905.  Nr.  38.  p.  460. 

29.  Jakobs,  Le  micrococcus  n^formans.    Le  progrte  möd.  beige  1905.  Nr.  6. 

30.  Isch-Wall,  A  propos  de  la  contaglosit^  du  cancer.    Joum.  de  m^.  de  Paris  11 
Nr.  45. 

31.  Israel,  Die  biogenetische  Theorie  der  G^ohwülste  usw.    Berliner  klin.  Wochens« 
1905.  Nr.  13. 

32.  Kolb,  Wege  der  Sammelforschung  über  Krebs.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr. 

33.  Krebsdebatte.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  13,  14. 

34.  V.  Leyden,  Über  die  parasitäre  Theorie  in  der  Ätiologie  der  Krebse.    Med.  Bläl 
1805.  Nr.  14. 

35.  —  Über  die  parasitäre  Theorie  in  der  Ätiologie  der  Krebse.    Berliner  klin.  Woch 
sehr.  1905.  Nr.  13. 

36.  Loeb,  On  experimentally  produced  Variation  in  the  energy  of  tumor  growth.    M 
News  1905.  Sept.  9.  p.  521. 

37.  '*'Lutaud,  L*6tiologie  et  la  transmissibilitö  du  cancer.    Joum.  de  m^.  de  Paris  19< 
Nr.  6.  p.  60. 

38.  Maffei,  Le  röle  des  traumatismes  dans  Tötiologie  des  tumeurs  malignes.    Joum. 
möd.  de  Paris  1905.  Nr.  16.  p.  162. 

39.  May  et,  De  cancer  exp^rimental  obtenu  chez  le  chien.  Lyon  möd.  1905.  Nr.  29.  p.  1( 

40.  —  Cancer  chez  le  chien  par  injection  etc.    Lyon  mM.  1905.  Nr.  25.  p.  1356. 

41.  Metchuikoff-Gallois,  La  question  du  cancer.    Le  progrto  m^.  beige  1905.  Nr. 

42.  Orth,  Die  Morphologie  der  Krebse  und  die  parasitäre  Theorie.  Berliner  klin.  Woche 
Schrift  1905.  Nr.  11. 

43.  Redaktion  der  .Medizin.  Klinik*:    Umfrage  über  die  Ätiologie  des  Krebses.    Medizi 
Klinik.  Nr.  17,  20,  22. 

44.  ^Ribbert,  Die  Entstehung  des  Karzinoms.    Bonn  1905.  C.  Cohen. 

45.  Robertson  and  Wade,  The  etiology  of  Carcinoma.    Lancet  28.  I.  1905.  p.  244. 

46.  *R5pke,  Die  Bedeutung  des  Traumas  für  die  Entstehung  der  Karzinome  und  Sarkom* 
Langenbecks  Arch.  Bd.  78. 

47.  *Ro-mme,  Les  th^ories  pathog^m'ques  du  cancer.    La  Presse  m^  1905.  Nr.  33. 


Yolkmaon,  Allgemeine  Geschwulatlelire.  71 

ii  Seh&ller,  M.,  Mitteilangen  über  die  Erebsparasiten.  Wiener  klin.  Rnndschan.  Nr.  39. 
4'^.  *—  Chromatiiikörper   der  Krebs-   und  Sarkomparasiten   des  Menschen.    Zentralbl.   für 
Biktenol.  37,  4. 

50.  *—  Bemerkung  zu  der  Besprechung  meiner  Broschüre  .Parasitäre  Krebsforschung'  etc. 
ZeDtralbl.  f.  prakt.  Anat.  1905.  Nr.  1. 

51.  Shaw  Mackenzie,  Local  irritation  and  Cancer.    Lancet  14.  I.  1905.  p.  120. 

ht  Thomson,  Doyen  on  the  etiology  and  treatment  of  cancer.  The  Edinburgh  med. 
jooni.  1905.  April. 

53.  Unoa,  Pseudoparasitftre  Krebseinschlüsse.  Monatsschr.  f.  prakt.  Dermatol.  1904.  89,6. 

54.  Weinberg,  Ätiologische  Statistik  des  Krebses.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Sr.  50. 

55.  Zimmermann,  K.,  Ober  den  Micrococcus  neoformans  Doyen.  Chirurg.  Sektion  des 
Budapester  kgl.  Ärztevereins,  Sitzung  vom  13.  lY.  1905.  Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  80. 
( Ungarisch.) 

Über  die  Methoden  und  Wege,  welche  die  Krebsforschung  einzuschlagen 
habe,  um  der  Ätiologie  auf  die  Spur  zu  kommen,  stellte  Weinberg  (54)  in 
einer  Sitzung  des  Komitees  für  Krebsforschung  Thesen  auf,  die  sich  zum 
kurzen  Referat  nicht  eignen. 

Dasselbe  gilt  von  den  Ausführungen  Kolbs  (32)  über  das  gleiche  Thema 
und  über  eine  Sammelforschung  betreffs  der  Karzinomgenese. 

Die  Soc.  mödic.  des  IX.  Arrond.  in  Paris  (14)  hat  eine  Kommission  ein- 
gesetzt, die  unter  den  Ärzten  einen  Fragebogen  zirkulieren  Hess,  der  Material 
beibringen  sollte  betreffs  Entscheidung  der  Frage,  ob  das  Karzinom  kontagiös 
sei  oder  nicht.  Von  62  Befragten  äusserten  sich  34  dahin,  dass  ihre  Er- 
fahrung in  der  Praxis  ihnen  keinerlei  Grund  zu  der  Annahme  einer  Konta- 
giosiiat  gegeben  habe.  Die  anderen  nennen  je  eine  Anzahl  von  Fällen,  wo 
die  Kontagiosität  eine  Rolle  spielen  soll.  Die  Fragestellung  ist  aber  so  all- 
gemein, dass  dabei  etwas  Sicheres  gar  nicht  kerauskommen  kann. 

Ebenda  trug  Isch-Wall  (30)  eine  Reihe  von  Einzelfällen  vor,  welche 
ihm  die  Kontagiosität  des  Krebses,  der  Übertragbarkeit  auf  die  Personen  der 
Umgebung  zu  beweisen  scheinen.  In  der  Diskussion  behielt  die  Ansicht  die 
Oberhand,  dass  dies  Material  nichts  beweise  und  dass  die  Frage  nicht  spruch- 
reif sei. 

Die  kurzen  Bemerkungen  Maffeis  (38)  über  den  Einfluss  der  Traumen 
auf  die  Entstehung  maligner  Neubildungen  bringen  gar  nichts  Neues,  ebenso- 
wenig der  Artikel  Bashfords  (3)  ^Ist  die  Krebsfrage  lösbar?"  und  Beards 
"4,  5,  6)  über  Krebsgenese. 

Campiche  (11)  berichtet  über  die  Arbeitsstätten  und  Arbeitsmethoden 
der  eDglichen  Krebsforschung,  die  er  aus  eigener  Anschauung  kennt. 

In  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft  hat  eine  grosse  Aussprache 
über  das  Wesen  und  ^ie  Ätiologie  des  Krebses  stattgefunden.  Orth,v.  Hanse- 
mann  und  Israel  traten  zunächst  als  Gegner  der  parasitären  Theorie  auf. 

Orth  (42)  hielt  einen  eingehenden  Vortrag  über  den  heutigen  Stand 
der  Kenntnisse  von  der  Morphologie  der  Krebse  und  die  parasitäre  Theorie, 
IQ  dem  er  leugnet ,  dass  zur  Erklärung  der  Krebse  eine  parasitäre  Ursache 
notwendig  sei  und  die  Forderungen  aufstellt,  denen  die  Anhänger  dieser 
Theorie  genügen  müssten,  wenn  sie  die  parasitäre  Natur  des  Krebses  beweisen 
voilten.    Seine  Schlusssätze  sind: 

1.  Das  wesentliche  bei  allen  Krebsen,  primären  wie  sekundären,  sind 
<li€  Krebszellen ;  ohne  Krebszellen  keine  Krebsmetastasen. 

2.  Zur  Erklärung  der  Metastasenbildung  brauchen  wir  keine  Parasiten, 
^a  reichen  wachstumsfähige  Krebszellen  vollkommen  aus. 


72  Jahreaberioht  f&r  Chirurgie.    I.  Teil. 

3.  Eine  Analogie  der  Krebsmetastasen  mit  den  metastatischen  Eitemngen, 
Tuberkelbildnngen  oder  sonstigen  infektiösen  Granulomwnchemngen  liegt  nicht 
vor,  somit  kann  auch  kein  Analogieschlnss  aaf  eine  parasitäre  Entstehung 
des  Krebses  gemacht  werden. 

4.  Die  gelungenen  Übertragongen  von  Krebs  auf  ein  anderes  Individuum 
können  ohne  Zuhilfenahme  der  Parasitentheorie  durch  die  Annahme  einer 
durch  übertragene  Zellen  vermittelten  Metastase  auf  ein  anderes  Individuum 
erklärt  werden. 

5.  Was  von  Parasiten  bisher  beschrieben  worden  ist,  ist  noch  weit  ent- 
fernt davon,  für  wissenschaftliche  Theorien  eine  geeignete  Grundlage  zu  bieten 
oder  mit  anderen  Worten:  die  parasitäre  Theorie  schwebt  für  die  Krebse 
immer  noch  völlig  in  der  Luft. 

Israel  (31)  bestreitet  auch  die  Möglichkeit  einer  parasitären  Ur- 
sache der  Krebserkrankung,  und  zwar  aus  biogenetischen  Gründen.  Er  weist 
darauf  hin,  dass  bei  jeder  Neubildung,  auch  dem  physiologischen  Ersatz  von 
Defekten,  der  Regeneration,  immer  vom  Körper  ein  Plus  von  Material  geliefert 
werde,  und  dass  die  normale  Ersatzproliferation  ohne  scharfe  Grenze  in  die 
pathologische  Wucherung  in  exzessivem  Masse  übergehe.  Die  Auffassung,  dass 
ein  in  eine  Zelle  eingedrungener  Parasit  diese  zur  Teilung  anregen  könne,  sei 
direkt  falsch,  die  Zelle  vermehre  sich  nicht  deshalb,  sondern  gehe  zugrunde. 
Die  genaueren  Deduktionen  müssen  im  Original  nachgelesen  werden.  Der 
Autor  schliesst  mit  den  Worten:  ;, Wichtig  für  den  Fortschritt  ist  aber,  dass 
wenn  spezifische  Krebsparasiten  auch  hypothetisch  nicht  erlaubt  sind,  die 
kostbare  Arbeit,  die  zu  ihrer  Auffindung  angewandt  wird,  nutzlos  bleiben 
muss.^ 

V.  Hansemann  (25).  Man  sucht  im  allgemeinen  den  Krebs  auf  dreierlei 
Weise  erklären:  1.  durch  die  Annahme  einer  parasitären  Ursache;  2.  durch 
die  Vererbung;  3.  durch  traumatische  Einflüsse.  Was  die  parasitäre  Theorie 
anbelangt,  so  sind  nach  v.  Hanse  mann  die  Überimpfungen  von  Mensch 
auf  Tier  bisher  noch  nie  gelungen.  Die  angeblich  gelungenen  Experimente 
haben  entzündliche,  nicht  neoplastische  Geschwülste  erzeugt.  Die  Überpflan- 
zungen von  Tier  auf  Tier  sind  oft  gelungen  (die  Jen  senschen  Tumoren 
hält  aber  v.  Hansemann  nicht  für  Karzinome);  haben  aber  für  das  mensch- 
liche Karzinom  gar  keine  Bedeutung. 

Die  Beobachtungen  angeblicher  direkter  Ansteckungen  durch  Krebs  von 
Mensch  zu  Mensch  sind  gleichfalls  nicht  beweiskräftig.  Die  Zahlen  sind  zu 
gering  und  der  Zufall  spielt  hier  bei  der  so  sehr  häufigen  Erkrankung  auch 
eine  Rolle.  Die  angebliche  Zunahme  der  Krebse,  die  auch  ihre  Infektions- 
natur beweisen  soll,  erkennt  v.  Hansemann  nicht  an.  Betreffs  des  Nach- 
weises der  Krebserreger  fällt  v.  Hansemann  das  harte  Urteil:  „Man  muss 
sagen,  dass  diejenigen,  die  bisher  die  Existenz  von  Krebsparasiten  behauptet 
haben,  entweder  nichts  von  Parasiten  verstehen,  oder  nichts  von  Krebsen, 
oder  auch  von  beiden  nichts.^  Die  Behauptung  der  Erblichkeit  ist  gleichfalls 
bei  genauerer  Nachprüfung  hinfallig.  Was  die  Traumen  als  ätiologisches  Mo- 
ment anbetrifft,  so  ist  v.  Hanse  mann  der  Ansicht,  dass  chronische,  durch 
Traumen  hervorgerufene  Entzündungsvorgänge  wohl  eine  ursächliche  Rolle 
spielen  können,  dass  aber  auf  diese  Weise  keineswegs  alle  Karzinome  ent- 
standen sein  können.  In  Summa  ist  es  nach  v.  Hansemann  beim  Krebs 
ebenso  wie  bei  anderen  pathologischen  Prozessen,  d.  h.  es  spielen  Reiz  und 
Reizbarkeit  die  ausschlaggebende  Rolle.    Die  Reize  sowohl   wie  die  Reizbar- 


Yolkmann,  Ailgemeine  Greaehwnbtlohre.  73 

sisd  qnaiitaÜY  und  quantitativ  in  jedem  Falle  yenchieden  und  es  ist 
deshalb  a  priori  falsch,  anzunehmen,  dass  es  eine  einzige  Ätiologie  des 
Karzinoms  geben  könnte ;  dieselbe  wird,  wenn  sie  überhaupt  einmal  aufgeklärt 
wird,  eine  yielfache  sein. 

Leyden  (34,  35)  verfocht  gegen  diese  drei  seinen  bekannten  entgegen- 
gesetzten Standpunkt. 

Er  fuhrt  aus,  warum  ihm  die  parasitäre  Theorie  die  annehmbarste  sei, 
wezm  die  Ribbertsche  und  andere  Auffassungen  der  pathologischen  Ana- 
tomen nicht  genügten,  und  hält  an  seinen  vogelaugeähnlichen  Zelleinschlüssen 
ab  ursächlichen  Krebserregem  fest.  Wesentlich  Neues  wird  nicht  vorgebracht, 
sondern  nur  der  Standpunkt  präzisiert. 

Die  Frage  wurde  weiter  von  sehr  zahlreichen  Rednern  beider  Parteien 
in  fiertagiger  Debatte  erörtert.  Ein  Referat  darüber  ist  in  kurzem  nicht  zu 
geben.  Eine  Einigung  der  Anschauungen  konnte  natürlich  dadurch  nicht  er*- 
zielt  werden.     Debatte  (33). 

Sc  hu  11  er  (48)  behauptet,  die  von  ihm  gefundenen  und  beschriebenen 
Organismen  erfüllen  die  Postulate,  welche  Orth  zum  Beweise  der  parasitären 
Theorie  gefordert  hatte,  vollkommen.  Er  habe  auch  durch  Injektion  der  Ver- 
suchstiere mit  den  Parasitenkulturen  allein  (nach  Abtötung  der  Epithelzellen) 
E&rzinome  erhalten.  Sc  hü  11  er  fordert  dann  nochmals,  dass  man  bei  Nach- 
prüfang  seiner  Untersuchungsergebnisse  seine  Untersuchungsmethode  anwende, 
weil  nur  so  die  Krebsparasiten  zur  Anschauung  zu  bringen  seien. 

Beats on  (7)  verteidigt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  über  das 
histologische  Verhalten  der  Karzinomzellen  seine  Ansicht,  dass  das  Karzinom 
lediglich  eine  Zellwucherung  im  Epithel  sei,  für  deren  parasitäre  Natur  nichts 
spreche.  In  praktischer  Beziehung  hält  er  die  Kastration  bei  Karzinomatösen 
Dach  wie  vor  für  ein  wertvolles  therapeutisches  Mittel. 

Farmer,  Moore  und  Walker  (22)  beschreiben  und  bilden  ab  die 
in  den  Keimzellen  der  Hoden  von  Säugetieren  regelmässig  zu  findenden  Ge- 
bilde^ welche  den  sogen.  PI imm ersehen  Krebskörperchen  gleichen. 

Robertson  und  Wade  (45)  behaupten,  die  Plasmodiophora  brassicae 
sei  identisch  mit  den  Krebsparasiten,  die  sie  gefunden  haben.  Sie  beschreiben 
die  Entwidcelnngsstadien  dieser  Parasiten. 

Jaboulay  (28)  bringt  mit  seinen  Bemerkungen  über  die  Myxosporidien 
der  Tumoren  nichts  Neues. 

Unnas  (53)  Ausführungen  über  die  pseudoparasitären  Zelleinschlüsse 
des  Karzinoms  und  die  hyaline  Zelldegeneration  eignen  sich  nicht  zum  kurzen 
Referat  Zum  gleichen  Resultat,  dass  die  vielumstrittenen  Zelleinschlüsse  der 
Karzinome  als  Parasiten  nicht  gedeutet  werden  können,  kommt  Blum  (8). 

Feinberg  (23)  hat  auf  dem  Kongress  für  innere  Medizin  in  Wiesbaden 
über  die  feinere  Histologie  und  die  Ätiologie  der  gutartigen  und  bösartigen 
Epithelgeschwülste  gesprochen.  Er  glaubt  in  den  schon  früher  von  ihm  be- 
schrieb^en  Histosporidien  die  Erreger  der  Karzinome  sicher  nachgewiesen 
m  haben  und  berichtet,  dass  er  die  Lebensweise  dies  Protozoen  weiterverfolgt 
habe.  Er  nimmt  an,  dass  die  Sporenbildung  dieser  Parasiten  in  eine  Zwischen- 
tirt,  und  zwar  in  den  in  langsam  fliessendem  Wasser  lebenden  Cyklopiden 
und  Daphniden  vor  sich  geht.  Durch  Benutzung  stehenden  oder  langsam 
liessenden  Wassers  infiziere  sich  auch  (beim  Baden,  durch  Gefässauswaschen  etc.) 
der  Mensch  mit  den  freischwimmenden  Sporen.     Das  Karzinom  komme  vor- 


74  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

wiegend  in  Orten  vor,  die  an  solchen  stehenden  oder  langsam  fliessenden  Ge- 
wässern liegen. 

Die  Redaktion  der  ^Medizinischen  Klinik^  (43)  hat  eine  Um- 
frage betreffend  die  Ätiologie  des  Krebses  veranstaltet  und  folgende  Fragen 
dabei  gestellt: 

1.  Entstehung  der  Krebszellen; 

2.  Infektiosität  der  Krebskrankheit; 

3.  Massnahmen  zur  Bekämpfung  der  Krebskrankheit. 

Sie  veröffentlicht  die  daraufhin  eingegangenen  längeren  und  kürzeren 
Ausführungen  von  Aschoff,  Ziegler,  Marchand,  Bibbert,  Czerny, 
Henke  und  Bashford. 

Von  diesen  Autoren  ist  Czerny  der  einzige,  der  die  parasitäre  Natur 
des  Krebses  verficht.  Die  Infektiosität  des  Karzinoms  wird  von  allen  ge- 
leugnet, nur  Czerny  spricht  sich  darüber  sehr  unbestimmt  aus. 

Shaw-Mackenzies  (51)  Brief  betreffend  die  Entstehung  des  Gallen- 
blasenkarzinoms ist  unwesentlich. 

Die  folgende  Gruppe  von  Arbeiten  befasst  sich  mit  der  Übertragung 
maligner  Geschwülste  von  Tier  auf  Tier: 

Ehrlich  und  Apolant  (21)  geben  die  Resultate  ihrer  Karzinoms- 
übertragungsversuche von  Mäusen.  Sie  haben  in  zwei  Jahren  die  primären 
Tumoren  von  164  Mäusen  untersucht;  die  Mäuse  waren  sämtlich  weibliche 
Tiere  und  die  Karzinome,  so  sehr  sie  auch  auf  der  Körperoberfläche  ver- 
streut waren,  immer  auf  die  Mamma  resp.  aberrierte  Mammateile  zurück- 
zuführen. Es  waren  reine  Adenome  oder  Adenokarzinome,  oft  mit  Zysten- 
bildung. 71  Primärtumoren  wurden  weiter  verimpft.  Alter  und  Geschlecht 
der  Impflinge  spielten  keine  Rolle  für  das  Gelingen  oder  Misslingen  der  Über- 
tragung. Es  ergab  sich  zunächst  1.  dass  die  Virulenz  eine  sehr  variable  ist 
und  2.  dass  (der  Gegensatz  zu  Jensens  Erfahrungen)  die  Virulenz  sich  mit 
der  fortgesetzten  Weiterverimpfung  immer  mehr  steigerte.  Von  den  71  ver- 
impften Tumoren  waren  10  übertragbar.  Ein  Stamm  wurde  durch  60  Gene- 
rationen gezüchtet.  In  einem  Falle  wurde  die  Entstehung  eines  Sarkoms  auf 
dem  Boden  eines  Karzinoms  beobachtet.    Der  Fall  wird  genauer  beschrieben. 

Basford,  Murray  und  Gramer  (2)  haben  in  den  letzten  2 V2  Jahren 
mehr  als  10000  Übertragungsversuche  von  bösartigen  Geschwülsten  gemacht. 
Das  Material  dazu  stammt  von  12  spontanen  und  4  transplantierten  Mäuse- 
Karzinomen,  sowie  von  14  verschiedenen  Karzinomen  und  Sarkomen  von 
Ratten,  Hunden,  Katzen  und  Pferden.  —  Nur  die  Mäusekarzinome  haben 
sich  :als  übertragbar  erwiesen;  die  900  Versuche  an  anderen  Tieren  waren 
vergeblich.  Die  entgegengesetzten  positiven  Resultate,  die  in  der  Literatur 
mitgeteilt  werden,  halten  der  Kritik  nicht  stand ,  da  Fehlerquellen  nicht  aus- 
geschaltet sind,  über  die  Bashford  sich  genauer  verbreitet  und  die  im  Ori- 
ginal nachzulesen  sind. 

Hosemann  (27)  berichtet  über  die  Verschiedenartigkeit  des  Baues  der  ma- 
lignen Mäusetumoren,  die  alle  gewöhnlich  als  Karzinome  bezeichnet  werden. 
Er  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  es  sich  meist  wahrscheinlich  um  Endotheliome, 
und  zwar  Saftspalten-Endotheliome  handelt. 

Loeb  (36)  hat  bei  Inokulationen  von  Tumoren  bei  Tieren  gefunden,  dass 
die  Virulenz  des  Materials  mit  der  Zahl  der  Generationen,  durch  die  der  Tu- 
mor gezüchtet  wurde,  sich  insofern  ändert,  als  sie  in  den  ersten  beiden  Ge- 
nerationen zu  —  und  dann  dauernd  abnimmt. 


Volkmann,  AUgemeine  Geschwulstlehre.  75 

May  et  (39)  demonstriert  einen  eigrossen,  in  den  Mesenterialdrüsen 
eines  Hundes  entwickelten,  mikroskopisch  noch  nicht  untersnchten  Tumor, 
Jer  ,Jes  characteres  d'un  Cancer  enc^phaloide'^  zeigt.  Der  Tumor  ist  ex*- 
perimentiell  erzeugt  und  hat  sich  in  6  Monaten  entwickelt,  nachdem  dem 
Hunde  eine  filtrierte  Mazeration  eines  gutartigen  Fibroms  vom  Menschen  in 
die  Leber  injiziert  worden  war.  Mayet  Poncet  (in  der  Diskussion)  finden 
besonders  interessant,  dass  hier  ein  maligner  Tumor  durch  Inokulation  des 
!ilazerats  eines  gutartigen  Tumors  erzeugt  sei.  Das  lasse  Schlüsse  auf  die 
nahe  Venrandschaft  aller  Tumoren  zu.     (?  Ref.) 

Derselbe  (40)  zeigt  in  einer  anderen  Sitzung  den  Fachgenossen  mikro- 
skopische und  makroskopische  Präparate  eines  „Cancer"  (grossspindelzelligen 
Tumors)  Tom  Hunde,  der  in  der  Milz  nach  Injektion  eines  Mazerats  vom 
oenschlichen  Cterusmyom  entstanden  sein  soll.     Genaueres  fehlt. 

In  einer  Reihe  von  Publikationen  an  verschiedenen  Orten  verficht  Doyen 
;16— 20  etc.)  seinen  Micrococcus  neoformans  als  Krebserreger  und  berichtet 
aber  die  Tumoren,  die  er  durch  Injektion  dieser  Kulturen  bei  Tieren  erzeugt 
hat  und  über  seine  Serumbehandlungsmethode  am  Menschen.  Das  eine  Mal 
i'M  demonstrierte  er  Präparate  von  2  mit  Micrococcus  neoformans  injizierten 
Händen,  in  deren  Lungen  dieser  Organismus  eine  echte  epitheliale  Zellwuche- 
nmg  und  im  zweiten  Falle  ein  echtes  Enchondrom  erzeugt  haben  sollte. 
Brault  und  Letulle  wiesen  in  der  Diskussion  diese  Deutung  und  Auffassung 
ak  irrtümlich  zurück. 

In  einer  späteren  Sitzung  der  Soc.  anatomique  zeigte  derselbe  (89) 
Photogramme  und  mikroskopische  Präparate  der  Lungen  von  weissen  Ratten, 
in  denen  er  experimentell  Enchondrombildung  hervorgerufen  zu  haben  glaubte, 
und  zwar  durch  Injektion  von  seinem  Micrococcus  neoformans  in  die  Bauch* 
hohle  der  Tiere.  Ausserdem  glaubte  er  in  die  Lymphdrüsen  der  Tiere  epi- 
theliale Neoplasmen  dadurch  erzeugt  zu  haben.  —  In  der  Diskussion  meint 
Branlt,  die  angeblichen  Enchondrommassen  in  den  Lungen  seien  weiter 
nichts  als  Schleim,  und  die  epithelialen  Zellhaufen  in  den  Lymphdrüsen  seien 
oiir  entzündliche  Wucherungen  der  dortigen  Endothelien.  Dieser  Ansicht  ist 
ändi  Cornil. 

Femer  gab  derselbe  (18)  im  Progres  mädical  beige  die  Statistik  seiner 
Krebskranken  für  die  Zeit  vom  L  Oktober  1904  bis  1.  April  1905.  Er  hat 
seine  Serumtherapie  in  76  Fällen  angewandt,  und  zwar  35  ohne  Operation, 
41  mit  Operation.  Das  ;,Endresultat^  ist  kurz :  2  Fälle  blieben  unbeeinflusst) 
43  noch  in  Behandlung;  ;,dans  31  cas  le  resultat  peut  etre  considere,  des 
äajonrd'hni ,  comme  satisfaisant.^  Von  den  35  nicht  operierten  Fällen  sind 
n  ^favorables^,  die  anderen  noch  in  Behandlung.  Das  Genauere  kann  hier 
sidit  referiert  werden.  Er  gibt  folgende  Schlusssätze:  Viele  maligne  Tumoren 
künnen  vorteilhaft  ohne  Operation  behandelt  werden.  In  gewissen  Fällen 
bon  man  durch  interstitielle  Injektionen  (des  Krebsheilmittels)  die  Ausstossung 
der  Knoten  und  dauerhafte  Vemarbung  erzielen.  Durch  Ligatur  der  zu- 
fahrenden Arterien   kann  man  die  Wirkung  des  Mittels  unterstützen 

Bedii^ungen  für  den  Ersatz  seiner  Behandlungsmethode  sind,  dass  der  Fall 
eicht  allzu  vorgeschritten  sei,  dann  der  Kräftezustand  des  Patienten  noch 
^t  sei  und  dass  er  Geduld  und  Ausdauer  genug  habe. 

Einen  wenig  überzeugenden  Versuch,  Doyens  Entdeckung  und  Krebs- 
!Khandlui^methode  zu  schützen  und  zu  empfehlen  macht  Jacobs  (29).  Er 
^ht  eine  genaue  Beschreibung  des  Doyenschen  Micrococcus  neoformans,  des 


76  JfthrMbericht  far  Chiruigie.    I.  T«U. 

Doyen  sehen  Verfahrens  der  Krebsbehandlnng  und  die  Krankengeschic 
eigenen  10  Fälle^  die  er  mit  dem  Doyen  sehen  Serum  behandelt    Ixi 
Ton  diesen  kein  einziger  geheilt  ist  und  sie  alle  noch  in  Behandlung 
können  sie  für  den  Wert  der  Therapie  nichts  beweisen. 

Thomson  (52)  berichtet  kurz  über  Doyens  Anschauungen 
der  parasitären  Ätiologie  des  Krebses,  seine  Untersuchungen,  sein  Labore 
und  seine  therapeutischen  Resultate  bei  Anwendung  der  Toxine,    die 
Kulturen  der  Micrococcus  neoformans  herstellen  lässt.    Keine  Kritik. 

Zimmermann  (55)  züchtete  aus  den  Axillardrüsen  eines  Mam 
zinomes  den  Doyen  sehen  Micrococcus.    Er  ist  der  Meinung,   dass 
bei  diesem  Mikrococcus  um  eine  Sekundär-Infektion  der  Nährböden    £ 
Luft  handle.  Gergö  (Bada] 

Metchnikoff  (41)  hat  im  Institut  Pasteur  die  Angaben  D 
betr.  den  Micrococcus  neoformans  in  Krebsgeschwülsten  nachgeprüft  n 
Organismen  gefunden,  deren  Eigenschaften  sich  mit  den  von  Doy< 
schriebenen  decken. 

Gallois  (41)  hat  gleichfalls  die  Organismen  aus  den  Anstrichs 
raten  der  Tumoren  wachsen  sehen ,  er  drückt  sich  aber  sehr  Torsichti 
Die  Beobachtungszeit  sei  viel  zu  kurz,  um  ihm  ein  Urt-eil  zu  ermöglicl: 
könne  nur  von  einem  ^Eindruck^  sprechen,  den  er  von  der  Sache  hab 
dieser  sei  ;,fayorable^. 

Zu  einem  ganz  anderen,  geradezu  vernichtenden  Urteil  ist  abe: 
Kommission  gekommen,  welche  von  der  Soc.  de  Chir.  in  Paris  zur 
Prüfung  der  Doyen  sehen  Angaben  eingesetzt  worden  war.  Der  Re 
D  e  1  be  t  (15)  gibt  folgende  Erfahrungen  bei  der  Krebsbehandlung  nach  L 
zu  Protokoll:  26  Kranke  wurden  nach  der  Doyenschen  Serum- Methoi 
handelt,  teils  mit,  teils  ohne  Operation.  Die  Resultate  waren  folgend 
wesen:  1.  Serumtherapie  ohne  Operation:  3  Fälle,  3  Verschlimmen 
2.  Dasselbe  bei  Rezidivtumoren:  7  Fälle,  5  Verschlimmerungen,  2  Fäl 
verwertbar.  3.  Serumtherapie  mit  Operation :  16  Fälle,  12  Verschlimmere 
2  unverändert,  1  Lymphosarkom  ohne  Rezidiv,  1  unverwertbar.  Aue 
zeitweilige  Besserungen  wurden  trotz  langdauemder  Behandlungen  ni 
erzielt.  Endergebnis:  Die  Doyen  sehe  Krebsheilmethode  ist  völlig  w( 
weil  sie  keinerlei  bessernde  Einwirkung  auf  Karzinome  ausübt. 

Hodgson  stellt  auf  1  Druckseite  (!)  die  Behauptung  auf,  das 
einem  sei  eine  Erkrankung  des  Nervensystems.  Wenn  im  verschreit^ 
Alter  dessen  Spannkraft  nachlasse,  träten  Karzinome  auf.  Die  als  Er 
mehrfach  geschilderten  Körperchen  seien  nicht  die  Ursache,  sondern  Pro< 
der  Karzinoms.  Die  Therapie  müsse  auch  deshalb  in  erster  Linie 
Nervensystem  kräftigen  (!). 

Borrmann  (9),  der  früher  schon  in  einer  ausführlichen  Monogrj 
die  Entstehungs-  und  Wachstumsart  der  Magen-  und  Darmkarzinome 
schrieben  hatte,  hat  sich  nun  der  Entstehung  und  dem  Wachstum  der  l 
karzinome  in  einer  170  Seiten  umfassenden,  mit  14  Tafeln  ausgestati 
Monographie  zugewendet.  Er  hatte  schon  für  das  Schleimhautkarzinora 
funden,  dass  die  Annahme,  dass  man  aus  den  Randpartien  der  Tumoren 
aus  den  Wacbstumstellen  auf  den  Entstehungsmodus  schliessen  könne,  ü 
sei.  Wachstum  und  Entstehung  seien  zwei  verschiedene  Dinge  und  übri 
wachse  das  Karzinom  auch  an  den  Randpartien  nicht,  wie  vielfach  noch 
genommen,   durch   weitergehende  Erkrankung  der   umgebenden  Epithelze 


YolkmanD,  AllgMneioe  Q«ftebwalstlehre.  77 

sondern  unter  Verdrängung  dieser  aas  sich  selbst  heraus.  —  Ans  der  opera- 
ÜTen  Tätigkeit  zahlreicher  Chirorgen  stammen  die  265  Fälle  kleinster  Haut- 
^  karzinome,  die  Borrmann  untersuchte  und  die  im  allgemeinen  nicht  über 
2—3  cm  gross  waren.  Das  kleinste  bestand  nur  aus  ca.  40  Zellen.  Borr* 
mann  unterscheidet  das  Koriumkarzinom,  das  im  Korium  entsteht  und 
nicht  verhornt,  und  das  Plattenepithelkarzinom,  das  im  Plattenepithel 
entsteht  und  verhornt.  Zu  den  ersteren  gehören  nach  Borrmann  fast  alle 
in  der  Literatur  als  Endotheliome  beschriebenen  Tumoren. 

Zunächst  bespricht  Borrmann  detailliert  das  Wachstum  der  Korium- 
karzinome  und  dann  ihre  Entstehung  an  der  Hand  der  aUerkleinsten  Tumoren. 
Er  fand,  dass  sie  nicht  wie  bisher  angenommen  (als  ^Basalzellenkarzinome^) 
in  der  untersten  Schicht  des  Bete  Malpighi  entstehen,  sondern  unter  dieser 
im  Karzinom,  aus  dislozirten  Zellhaufen,  embryonal  verlagerten  Zellkomplexen 
hervorgehen.  Das  Genauere  muss  im  Original  nachgelesen  werden.  Unter 
80  Fällen  von  Koriumkarzinom  fand  Borrmann  15 mal  Multiplizität  der 
Entstehung.  Es  folgt  die  Besprechung  der  Wachstumsart  der  Plattenepithel- 
karzinome, die  sich  nicht  durch  karzinomatöse  Entartung  des  Epithels  an 
ihrem  Rande,  sondern  durch  Wachstum  aus  sich  selbst  heraus  und  Verdrän- 
gung und  Substituierung  der  Epidermis  vergrössem;  dann  die  Entstehung 
derselben,  wobei  Borrmann  auf  allerkleinste  Karzinome,  die  in  der  Um- 
gebnng  grösserer  entstanden,  rekurriert  (einer  derselben  mass  nur  0,15:0,1 
mm).  Auch  die  allerkleinsten  Tumoren  wachsen  nur  aus  sich  heraus 
und  nicht  unter  Beteiligung  des  umgebenden  Epithels.  Sie  entstehen,  indem 
ein  isolierter,  versprengter,  von  vornherein  selbständiger  Zellenhaufen  anfängt 
zn  wachsen.  Dem  Einwachsen  des  Epithels  in  das  Bindegewebe  geht,  wie 
Ribbert  betont,  immer  eine  entzündliche  Veränderung  des  Bindegewebes 
voraus;'  nie  wächst  das  Epithel  ohne  diese  primär  in  das  Bindegewebe  ein. 
Den  Uranfang  der  Karzinome  stellen  aber  immer  kleinste  Zelldystopien  dar; 
die  parasitäre  Theorie  des  Krebses  ist  mit  diesen  Ergebnissen  unvereinbar. 
Wahrscheinlich  stammen  die  meisten  dieser  Dystopien  aus  embryonaler  Zeit. 
Ailes  Nähere  siehe  das  Original,  bezw.  die  zahlreichen  vorzüglichen  Zeichnungen. 

Borrmann  (10)  kommt  dann  noch  einmal  auf  seine  Auffassung  der 
Krebsentstehung  zurück  und  betont,  dass  es  ein  Fehler  sei,  immer  das  Wachs- 
tum und  die  Entstehung  des  Krebses  durcheinander  zu  werfen.  Die  Wachs- 
tamsfrage  sei  ziemlich  geklärt,  die  Entstehung  noch  ganz  unklar,  weil  Kar- 
zinome, die  wirklich  im  ersten  Entstehen  sind,  eben  nicht  zur  Untersuchung 
ZQ  kommen  pflegen,  und  aus  dem  Wachstum  auf  die  Entstehung  zu  schliessen, 
sei  falsch. 

Goebel  (24)  hat  während  6 jähriger  ärztlicher  Tätigkeit  in  Alexandrien 
TJelfach  Gelegenheit  gehabt,  die  Bilharziakrankheit  zu  beobachten.  Seinen 
früheren  Publikationen  über  diese  Erkrankungen  fügt  er  jetzt  seine  Beob- 
achtungen über  Blasentumoren  an,  die  durch  Bilbarzia  erzeugt  sind  und  die 
er  operiert  hat.  Er  beschreibt  zunächst  15  gutartige  Geschwülste,  von  denen 
13  als  Granulationsgeschwülste,  2  als  Zottenpolypen  bezeichnet  werden  müssen 
und  die  oft  zugleich  mit  Steinbildung  und  schwerer  Zystitis  vorkamen.  Die 
malignen  Tumoren  waren  ausschliesslich  Karzinome  der  Blase,  von  den 
18  Tumoren  waren  6  solide  Karzinome  und  12  Kankroide.  Dazu  kommt 
ein  zweifelhafter  Fall  von  Sarkom.  Den  Kankroiden  ging  stets  ein  leuko- 
plakieartiger  Zustand  der  Blasenschleimhaut  voraus.  Die  Bilharziawürnier 
^d  ihre   Eier  wurden  in  den   Tumoren  gefunden.     Goebel  sieht  in    den 


78  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    L  Teil.     . 

Bilharziakarzinomen  der  Blase  ein  Analogon  zu  den  Narben-,  Kuss-,  P^ 
etc.  Krebsen,  also  den  ^Reizkarzinomen^.  Sie  sprechen  gegen  die  par 
Krebstheorie.  Den  Übergang  gutartiger  Bilharziatumoren  in  bösarti« 
Goebel  nicht  beobachten  können.  Dreizehn  Tafeln  mit  Abbildunge 
der  Arbeit  beigegeben. 

II.  Histoiog^ie  der  Geschwülste. 

56.  Bashford,  The  growth  of  Cancer.    Lancet  I.  lY.  1905. 

57.  Bindi,  Da  tissu  ^lastique  dans  les  tameara.    Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  7. 

58.  Goenen,  Geschwülste.    Langenbecks  Arch.  78.  Bd. 

59.  Gornil -Goudray,  Sar  les  tumeurs  ä  myöloplaxes.  Le  progr^s  m^dical  1905.    ] 

60.  Ernst,  Ober  die  Verbreitung  des  Krebses  in  den  Lymphbahnen  der  Nerven.  Zi 
Beitr.  znr  pathol.  Anat.  VII  und  Korrespondenzbl.  für  Schweizer  Ärzte  1905.  N 

61.  Farmer-Moore,  On  the  behaviour  of  lencocythes  in  malignant  growths.     Bri 
joum.  1905.  Aug.  12. 

62.  Fischer,  Embryom  der  Wade.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38. 

63.  *Forbe8-Ross,  Gertain  features  ezhibited  by  cells  in  their  relation  to  Cancer, 
med.  joum.  1905.  Oct.  28.  p.  1101. 

64.  *6riffon,  Hypoplasie  des  organes  chez  les  canc^reuses.    Joum.  de  möd.  et  d 
prat.  1905.  Nr.  7. 

65.  *Henke-Miodowski,  Über  die  fragl.  Fähigkeit  gewisser  Hefestftmme,  Neubilc 
im  Tierkörper  hervorzurufen.    Yirchows  Arch.  Bd.  181. 

66.  Hoffmann,  Vorkommen  von  Spirochäten  bei  ulzerierten  Karzinomen.    Berlin e 
Wochenschr.  1905.  Nr.  28. 

67.  '''Kirchner,  Bösartiges  Endotheliom.    Deutsche  militärftrztl.  Zeitschr.  1905.  Hei 

68.  Mal  herbe,  A.  et  Mal  herbe,  H.,  Becherches  sur  le  sarcome.  Le  Progrös  m^d. 
Nr.  19. 

69.  Milne,  Golloid  Carcinoma.    Brit.  med.  Joum.  1905.  Oct.  14.  p.  925. 

70.  Monte  errat,  Garcinoma.    Med.  Press  14.  VI.  1905. 

71.  *Moore-W  alker,  On  the  behaviour  of  leucocytes  in  malignant  growths.   The  I 
1905.  August  5. 

72.  Neu  borg,  Ghemisches  zur  Karzinomfrage.    Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5 

73.  Petersen-,   Zur  Histologie  der  Schleimhautkarzinome.    Berl.  klin.  Wochenschr. 
Nr.  19.  p.  580. 

74.  —  und  Golmers,  Anatomische  und  klinische  Untersuchungen  über  die  Magen- 
Darmkarzinome.    Beitr.  z.  klin.  Ghir.  XLIII.  Heft  1. 

75.  Pick,  Der  Schilddrüsenkrebs  der  Salmoniden  (Edelfische).    Berliner  klin.  Wochei 
Nr.  46. 

76.  '''Pick,  Zur  Frage  der  Entstehung  des  Ghorioepithelioms  etc.  Yirchows  Arch.  I 

77.  Ritter,  Die  Ursachen  der  Nekrosenbildung  im  Karzinom.  Berl.  klin. Wochenschr. 
Nr.  19.  p.  580. 

78.  —  G.,  Die  Ursache  der  Nekrose  im  Krebsgewebe.   Arch.  für  klin.  Ghir.  Bd.  77.  Hc 

79.  Romme,  La  cellule  canc^reuse.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  31. 

80.  ^Schmidt,  Die  Verbreitungswege  der  Karzinome  und  die   Beziehung  generalisi 
Sarkome  zu  den  leukämischen  Neubildungen.    Jena  1903.   Gnst.  Fischer. 

81.  Sternberg,  Zur  Kenntnis  des  Ghloroms.    Zieglers  Beitr.  zur  path.  Anat  XXX 
Heft  3. 

Petersen  und  Colmers  (74)  bringen  eine  grosse,  mit  vielen  Ta 
und  Textabbildungen  versehene,  eingehende  Studie  über  die  Histologie  i 
Klinik  der  Magen-  und  Darmkarzinome  auf  Grund  der  Untersuchungen 
66  Magen-,  22  Kolon-  und  212  Rektumkarzinomen  der  Heidelberger  Klii 
Das  200  Seiten  starke  Buch  lässt  sich  in  kurzem  nicht  referieren.  Di 
mögen  die  wichtigsten  der  Schlusssätze,  in  die  die  Verff.  ihre  Resultate 
sammenfassen,  hier  angeführt  werden: 

;,Das  periphere  Wachstum  des  Magen-  und  Darmkarzinoms  erfolgt  ni^ 
dui'ch   eine   fortschreitende,   krebsige    Entartung   der   benachbarten  Drüs 


Volkmann,  Allgemeine  Geschwnlstlehre.  70 

(multizentrisch),  sondern  ganz  überwiegend  durch  Yermehrong  der  Tumor* 
elefflente  ans  sich  heraus  (unizentrisch).  —  Es  gibt  verschiedene,  wohl  charak- 
terisierte Formen  des  peripheren  Wachstums:  a)  das  expansive,  b)  das  in- 
filtrierende, aa)  das  interglanduläre,  bb)  das  intragkmduläre  Wachstum. 
a  und  aa  sind  leicht  als  unizentrisch  zu  erkennen,  bb  ist  sehr  ver¥rickelt 
und  schwer  zu  deuten ;  es  erzeugt  mannigfache  Täuschungsbilder  ....  Wegen 
des  überwiegend  unizentrischen  Wachstums  sind  die  Randpartien  der  Magen- 
und  Darmkarzinome  zu  histogenetischen  Studien  nur  mit  allergrösster  Vor- 
sicht zu  benutzen ;  es  bleiben  jedoch  einige  Bilder  übrig,  die  für  eine  primäre 
krebsige  Entartung  des  Epithels  ohne  wesentliche  Beteiligung  des  Bindegewebes 
sprechen.  —  Die  Verbreitungswege  des  Karzinoms  sind  sehr  verschieden  beim 
Magen,  Kolon  oder  Rektum ;  innerhalb  desselben  Organs  sind  sie  wieder  sehr 
verschieden  je  nach  der  anatomischen  Form  des  Karzinoms.  Das  Magen- 
karzinom verbreitet  sich  mit  Vorliebe  innerhalb  der  Magenwand  selbst  und 
zwar  oft  sehr  weit  über  die  makroskopischen  Grenzen  hinaus.  Es  bevorzugt 
dabei  die  kleine  Kurvatur;  sehr  häufig  überschreitet  es  auch  den  Pylorus. 
Das  Kolonkarzinom  bleibt  sehr  lange  auf  umschriebene  Stellen  der  Darm- 
vand  beschränkt.  Das  Rektumkarzinom  dehnt  sich  innerhalb  der  Darmwand 
gleichfalls  nur  relativ  wenig  aus,  dagegen  dringt  es  ziemlich  frühzeitig  in 
das  pararektale  Gewebe  ein.  Innerhalb  der  Magen-  und  Darmwand  wächst 
das  Karzinom  fast  ausschliesslich  kontinuierlich;  auf  die  Lymphdrüsen  da- 
gegen springt  es  häufig  diskontinuierlich  über Die  verschiedenen  ana- 
tomischen Karzinomformen  zeigen  bezüglich  ihrer  Malignität  im  Magen  nur 
geringe,  im  Rektum  dagegen  sehr  bedeutende  Unterschiede.  Beim  Rektum- 
karzinom muss  daher  die  durch  Probexzision  festzustellende  anatomische  Form 

bei  der  Indikation  zur  Operation  unbedingt  mit  herangezogen  werden 

Nicht  von  jedem  zurückgelassenen  Karzinomherd  muss  unbedingt  ein  Rezidiv 
ausgehen ;  es  spielen  die  Heilungsvorgänge  beim  Karzinom  eine  grössere  Rolle, 

als  bisher  angenommen  wurde Die  Rezidivfrage  fällt  nicht  stets 

zusammen  mit  der  Drüsenfrage Die  Wachstumsverhältnisse  des 

Magen-  und  Darmkarzinoms  erscheinen  bis  jetzt  unvereinbar  mit  einer  parasi- 
tären Ätiologie.*' 

Einen  Auszug  aus  dieser  Arbeit  trug  Petersen  (73)  auf  dem  Chirurgen- 
kongress  vor. 

Pick  (75)  gibt  die  Beschreibung  und  Abbildungen  eines  endemisch  auf- 
tretenden Kaltblüterkarzinoms,  des  Schilddrüsenkrebses  bei  Salmoniden  (Bach- 
saibling). 

Neubergs  (72)  Mitteilungen  über  normale  fermentative  Vorgänge  beim 
Krebs  in  seinem  Vortrag  ;, Chemisches  zur  Karzinomfrage^  müssen  im  Original 
Dachgelesen  werden. 

Montserrat  (70)  schlägt  in  kurzen  Sätzen  vor,  die  Tumoren  rein 
morphologisch  zu  bezeichnen  und  Namen  wie  Endotheliom  etc.  fallen  zu  lassen. 
Alle  Nomenklaturen,  die  vom  rein  morphologischen  Prinzip  abwichen,  wirkten 
nnr  verwirrend.  Der  Bezeichnung  Karzinoni  resp.  Sarkom  solle  man  dann, 
wenn  das  Muttergewebe  nachweisbar  sei,  die  histogenetische  Eigenschaft  des 
betreffenden  Tumors  in  einem  entsprechenden  Adjektivum  hinzufügen. 

Ritter  (77,  78)  bringt  eine  interessante  Studie  über  die  Nekrosen- 
bildong  im  Karzinomgewebe.  Die  Art  und  Ursache  der  Nekrosenentstehung 
ist  nach  Ritter  trotz  der  sehr  zahlreichen  Erklärungsversuche  noch  ganz 
unerklärbar,   wenn  man  nicht  annimmt,   dass  ein  parasitäres  Agens  im 


80  Jahresbericht  fttr  Chirai^e.    I.  Teil. 

Zentrum  des  NenbUdimgsberdes  ebenso  einen  deletaren  Einflnss  anf  die  Ge- 
Schwulstzellen  ausübt,  wie  dies  im  Zentrum  der  tuberkulösen  und  syphilitischen 
Herde  der  Fall  ist.  Nach  Ritter  ist  das  Karzinom  den  infektiösen  chroni* 
sehen  Granulationsgeschwülsten  insoferne  analog,  als  man  es  auffassen  kann 
als  eine  durch  parasitäre  Schädigung  erzeugte  Reaktion  des  Epithels.  Also 
nicht  die  Krebszellen  seien  das  zerstörende  Element,  sondern  der  Parasit. 
Die  Epithelwucherung  sei  ein  reaktiver  Vorgang  des  Organismus  und  nicht  die 
Krankheit  selbst.  Damit  stimme  überein,  dass  oft  in  der  Peripherie  der  Krebs- 
herde jede  reaktive  Abwehrmassregel  des  Organismus  fehle,  was  unbegreiflich 
sei,  wenn  die  Krebszellen  selbst  das  schädigende  Element  wären.  Ritter 
stellt  sich  den  Vorgang  so  vor,  dass  der  hypothetische  Parasit  das  Epithel 
zur  Nekrose  bringe,  doch  versuche  das  Epithel  durch  reaktive  Wucherung 
dagegen  anzukämpfen.  Daher  zentraler  Verfall  und  periphere  Wucherung. 
Die  Art  der  Nekrosenbildung  wird  sehr  detailliert  beschrieben  (Mammakarzinom) 
und  ausführlich  dargelegt,  weshalb  alle  früheren  Erklärungen  der  Nekrotisierung 
im  Karzinomgewebe  (Zirkulationsstörungen,  Druck;  verminderte  Vitalität  etc.) 
zur  Erklärung  nicht  hinreichten.  Ritter  behauptet  nicht,  dass  der  Parasi- 
tismus sicher,  oder  dass  gar  der  Parasit  schon  gefunden  sei,  aber  er  hält  die 
Nekrosenbildung  im  Krebsgewebe  für  eine  Erscheinung,  welche  kaum  anders 
als  durch  Annahme  einer  parasitären  Ursache  der  Erkrankung  erklärt  werden 
könne. 

Hoff  mann  (66)  hat  bei  drei  ulzerierten  Karzinomen  (1  Zervixkarzinom 
und  2  Hautkrebsen)  in  der  sezemierten  Flüssigkeit  Spirochäten,  und  zwar 
sowohl  die  Refringens  als  auch  die  Pallida  gefunden.  Er  rät  auf  derartige 
Vorkommnisse  zu  achten. 

Rommes  (79)  kurzer  Aufsatz  betreffs  der  parasitären  Natur  des  Kar- 
zinoms referiert  nur  mit  Erstaunen  die  Ansichten  der  in  der  Berliner  Dis- 
kussion aufgetretenen  Gegner  der  parasitären  Theorie:  Orth,  v.  Hanse- 
mann, Israel  und  die  von  Marchand,  Aschoff,  Ziegler,  Ribbert 
u.  a.  gesandten  Antworten  an  die  Redaktion  der  ;,Mediz.  Klinik^  in  der  Um* 
frage  (s.  Nr.  43!). 

Mi  Ine  (69)  hat  bei  einem  13  jährigen  Jungen  ein  Kolloidkarzinom  des 
Rektum  beobachtet,  an  dem  der  PiBitient  starb. 

An  einer  Anzahl  Tumoren  verschiedener  Art  (2  Angiomen,  5  Fibromen 
und  Sarkomen,  5  Karzinomen  der  Mamma,  Haut  und  Zunge)  hat  Bindi  (57) 
das  Verhalten  der  elastischen  Fasern  studiert.  Er  fand,  dass  das  elastische 
Gewebe  in  Angiomen  nur  an  den  grösseren  Gefässen  und  in  der  Kapsel  des 
Tumors  vorkommt;  in  den  Bindegewebstumoren  ist  es  sehr  spärlich,  ebenso 
in  den  Karzinomen,  wo  es  nur  in  den  Bindegewebssepten  vorkommt  und  aus- 
nahmsweise in  den  in  diesen  Geschwülsten  oft  enthaltenen  Herden  kleinzelligen 
Gewebes. 

Einen  äusserst  interessanten  Fall  von  echtem  primärem  Embryom  der 
Wade  beschreibt  Fischer  (62)  und  er  erörtert  in  sehr  klarer  Weise  die 
bisherigen  Theorien  über  die  Enlstehung  der  Embryome.  Fischer  kommt 
zu  dem  Schlüsse,  dass  es  drei  Möglichkeiten  für  die  Entstehung  von  Embryomen 
gibt:  1.  aus  befruchteten  Polzellen  (sehr  unwahrscheinlich);  2.  aus  verlagerten 
Blastomeren  (Marchand-Bonnet);  3.  aus  Geschlechtszellen.  Vielleicht  be- 
stehen alle  drei  Möglichkeiten.  Die  genaue  Analyse  seines  Falles  führt  ihn 
zu  dem  Schlüsse,  dass  dieser  Fall  ausschliesslich  durch  die  Marchand- 
Bonn  et  sehe  Blastomeren -Theorie  erklärbar  ist,  und  dass  es  in  dieser  Be- 


Volkmann,  Allgemeine  Geschwalstlehre.  81 

re^DBg  ein  Unikum  darstellt.  Der  Aufsatz  ist  ausserordentlich  klar  und 
Qbtneagend  geschrieben. 

Farmer-Moore  (61)  hat  in  drei  Fällen  von  beginnendem  Karzinom 
g^fonden,  dass  die  Leukozyten  massenhaft  in  die  Epithelzellen  an  der  Grenze 
drr  Wacherung  eindrangen  und  dass  diese  Epithelzellen  dann  allmählich  in 
KarzinomzeUen  übergingen,  indem  oft  gleichzeitige  Karyomitose  der  Epithel- 
zelle imd  der  eingeschlossenen  Leukozyten  erfolgte (!). 

Ernst  (60)  hat  systematisch  die  Yerbreitungsart  des  Karzinoms  in  den 
Ljmphbahnen  der  Nerven  studiert  und  berichtet  die  interessanten  Ergebnisse. 
Die  Krebszellen  brechen  in  das  Perineurium  ein  und  wachsen  genau  den 
Lmphspalten  entsprechend,  wie  durch  Kontrollversuche  mit  Farbinjektionen 
der  Nervenscheiden  festgestellt  wurde ;  meist  in  Form  einer  einfachen ,  kon- 
tinuierlichen Krebszellplatte  an  der  Innen-  und  an  der  Aussenwand  des 
ringförmigen  Spaltramns.  Die  Endothelzellen  gehen  dabei  allmählich  passiv  zu- 
gnmde.  Die  Markscheiden  der  Achsenzylinder  werden  dadurch  zum  Schwund 
Erbracht  und  Ernst  wirft  die  Frage  auf,  ob  nicht  dieser  Markverlust  der 
Nrrven  die  heftigen  Neuralgien  bei  Krebskranken  bedinge.  Wenn  die  heftigen 
Schmerzen  Krebskranker  so  zu  deuten  wären,  so  würde  das  prognostisch 
richtig  sein  für  die  Behandlung  des  Karzinoms.  —  Li  der  folgenden  Dis- 
hssion  meint  v.  Her  ff,  dass  die  Annahme  sehr  wahrscheinlich  sei  und 
dass  man  dann  bei  den  so  viel  Schmerzen  verursachenden  Uteruskarzinomen 
innehmen  müsse,  dass  die  Plexus  ischiadici  bereits  erkrankt  seien  —  ein 
Fingerzeig,  dass  die  radikalen  Versuche  weitgehendster  Ausräumung  vergeb- 
lich sein  mnssten,  da  wir  die  Plexus  doch  nicht  entfernen  können. 

M.  und  H.  Malherbe  (68)  haben  nach  dem  Referat  im  Progr^s  medical 
fin  Sarkomwerk  (1.  Band  609  Seiten)  verfasst,  das  mir  im  Original  nicht 
Torgelegen  hat.  Es  soll  das  einzige  Werk  sein ,  das  in  dieser  Vollkommen- 
h^rit  das  Sarkom  behandelt. 

An  dem  Fall  von  Chlorom,  den  Sternberg  (81)  beschreibt,  ist  be- 
f<:iDder8  bemerkenswert  eine  starke  Beteiligung  von  Knochenmarkselementen 
i:i  der  Zusammensetzung  der  Tumoren.  Sternberg  unterscheidet  deshalb 
eine  Ijmphoide  und  eine  myeloide  Form  des  Chloroms  (Ghlorolymphosarkom 
ind  Chloromyelosarkom). 

Cornil  und  Coudray  (59)  handeln  kurz  über  einige  Riesenzellen- 
sarkome in  histologischer  und  klinischer  Beziehung.  Sie  betonen  die  Wichtig- 
keit der  Probeexzision.  Weim  man  Spindelzellbau  mit  Riesenzellen  findet, 
iunn  man  zunächst  konservativ  operieren;  falls  es  sich  aber  um  Rundzell- 
sarkome  mit  Riesenzellen  handelt,  soll  man  sofort  ganz  radikal  operieren. 

Coenen  (58)  beschreibt  vier  maligne  Gaumengeschwülste,  die  er  als 
Adenokarzinome  (nicht  als  Endotheliome)  bezeichnet  und  auf  kongenitale 
Keim?erlagerungen  zurückführt. 

IIL   Klinik  und  Kasuistik  der  Geschwülste. 

^  ^Adamkiewtcz,  Ober  die  Abtötang  der  Krebselemente  durch  das  Kankroin  und  die 

hkidi  bewirkte  HeUang  des  Krebses.    Deutsche  Ärzte-Zeitung  1905.  Nr.  2.- 
^  Andrews,  The  law  of  acceleiating  risk  in  Cancer.    Ann.  of  Surg.  1905.  Dec. 
^.  AroBperger,    Bpätrezidive   maligner  Tumoren.    Zieglers  Beitr.  zur  prakt.  Anat. 

Btvn. 

^  *B4goiiin,  Traitement  du  Cancer  par  Tintervention  chirurgicale  associ^e  aux  appli- 
citiooB  de  la  pAte  arsönicale.    Jonrn.  de  möd.'  de  Bord.  1905.  Nr.  26.  p.  478. 

lakmbwieki  Ar  Chirargia  1905.  6 


82  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

87.  von  Bergmann,  Über  Krankheiten,  die  dem  Krebs  vorangehen.  Berl.  kÜD.  V 
sehr.  1905.  Nr.  80. 

88.  Bernhard,  Einige  grosse  solide  Tamoren.  Korrespondenzbl.  f.  Schweiz.  Arzt 
Nr.  11. 

89.  Braalt,  Les  tumeors  malignes.    Gaz.  des  höp.  1905.  Nr.  87. 

90.  '^Cordero,  Konservative  Behandlung  von  Sarkomen.    Gazz.  d.  ospedali.  Nr. 

91.  Carl,  The  treatment  of  elephantiasis.    The  Joum.  of  Cut.  Dis.  1905.  Sept. 

92.  Dollinger,  J.,   Die   Dauererfolge   der   operativen  Behandlung   des  Krebses 
chirurgischen  Universitätsklinik  Nr.   I   zu  Budapest     Orvosi   Hetilap    1105.    1 
(Ungarisch.) 

93.  —  Die  Dauererfolge  der  operat.  Behandlung  des  Krebses  in  der  chirur^.   Univ. 
Nr.  1  in  Budapest.     Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  37. 

94.  Drage,  Cinnamic  salts  in  the  treatment  of  Cancer.    Brit.  med.  Joum.  29.  lY 

95.  Duroux,  Auto-inoculation  cancöreuse.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  30.  p.  157. 

96.  Fraenkel.  Zur  Frage  der  Konstitution   der  Krebskranken.    Wiener  klin.   W 
sehr.  1905.  Nr.  3. 

97.  Fuld,   Über   die   Kellingsche   Serumreaktion   bei   Karzinomatösen.    Berlioej 
Wochenschr.  1905.  Nr.  18. 

98.  Gull  an,  Two  cases  of  Addison's  disease  and  the  effect  of  the  administrat 
suprarenal  extract.    The  Lancet  1905.  Aug.  19.  p.  523. 

99.  Harvey  etc.,  Spontaneous  eure  in  cancer.    Med.  News  1905.  Nov.  4.  p.  910/11 

100.  Hirschberg,  Heilung  eines  Hautepitbelioms.    Berl.  klin.  Wochenschr.   1905.  1 

101.  Horand,   Essais  de  traitement  du  Cancer  par  les  injections  de  trypanroth. 
m6d.  1905.  Nr.  81.  p.  181. 

102.  K.  K.  Gesellschaft  der  Ärzte  in  Wien:    Principiis  obsta!    Wiener  klin.  Woche 
1905.  Nr.  52. 

103.  Keetley,  Prevention  of  Cancer.    Medical  Press  1905.  July  5. 

104.  Kelling,  Blutserumreaktion  der  Karzinomatösen.    Berliner  klin.  Wochenschr. 
Nr.  29  und  30. 

105.  Landau,  Krebs  und  Sarkom  am  gleichen  Menschen.  MOnch.  med.  Wochenschr. 
Nr.  14. 

106.  ^Legres,  Les  rayons  de  Roentgen  et  le  traitement  du  Cancer.    Bull,  de  TAcj 
m^.  1905.  Nr.  34. 

107.  Lewin,    Stoffwechseluntersuchungen   bei   Karzinomatösen.    Deutsche   med.    Wo 
sehr.  1905.  Nr   6. 

108.  *Marie,  L*agglutination  du  microbe  de  Doyen.    Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  ' 

109.  Moldovan,  Kongenitale  Sarkom-  und  Fibrombildung  der  Haut.  Prager  med.  W^o 
sehr.  1905.  Nr.  29  und  30. 

110.  Oberndorfer,  Über  Multiplizität  von  Tumoren.    MQnch.  med.  Wochenschr. 
Nr.  31. 

111.  Owen,  The  "eure"  of  Cancer.    Lancet  15.  IV.  1905. 

112.  Pulvermacher,  Fall  von  primärem  Sarkom  des  Beckenbindegewebes.     Zentral 
Gyn.  1905.  Nr.  2. 

113.  Pusey,  X-ray  in  Carcinoma.    Ann.  of  Surg.  1905.  Dec. 

114.  Rah  au  d,  L'amnios  et  les  productions  cong^nitales.  Arch.  g^när.  de  m^d.  1905.  N 

115.  Richards,  Morbid  growths,  with  a  Suggestion  or  to  treatment.  Lancet  1905.  Sep 

116.  Richter,  Zur  Kasuistik  der  multiplen  primären  Karzinome.    Wiener  klin.  Woi 
sehr.  1905.  Nr.  33. 

117.  Robson,  Krebs  und  seine  Behandlung.    Allg.  med.  Zentral-Zeitg.  1905.  Nr.  46  u 

118.  Rosenbach,  Ejisuistischer  Beitrag  zur  Multiplizität  primärer  E[arzinome.  Vircii 
Arch.  179,  3. 

119.  Schkarin,   Rflckbildung  von  Neoplasmen  nach  operativen  Eingriffen.    Prager 
Wochenschr.  1905.  Nr.  37  und  38. 

120.  Schiff,  Über  nichtoperative  Behandlung  von  Epitheliomen.  Wiener  med.  Presse  1 
Nr.  14. 

121.  Schmidt,  Weitere  Resultate  einer  spezifischen  Therapie  des  Karzinoms.  Mflnch.  i 
Wochenschr.  1905.  Nr.  3.  p.  143. 

122.  ^Sohmincke,  Zur  Kasuistik  primärer  Multiplizität  maligner  Tumoren.    Yircho 
Arch.  183,  1. 

123.  Shoemaker,  Sarcoma  of  pelvic  organs  not  controUed  by  the  x-ray  or  by  col 
fluid.    Annala  of  Surg.  1905.  July. 


VolkmanDf  AllgemeiDe  Geschwulsilehre.  83 

1%  Steiner,  Paul,  Beiträge  zar  Statistik  des  Krebses,  mit  besonderer  Rflcksicht  der 
Dtnererfolge  durch  die  operative  Behandlung  an  der  chirurgischen  Universitfttsklinik 
Nr.  I  zu  Budapest  (Direktor  Prof.  Dr.  Julius  D ollin ger).  Orrosi  Hetilap  1905. 
Nr.  40-44. 

125.  *Stieker,  Infektion  and  krebsige  Geschwülste  an  den  äusseren  Geschlechtsorganen 
des  Hundes.     Langenbecks  Arch.  Bd.  78. 

126.  Swoboda,  Ober  Selbstheilung  von  Angiomen.  Medizin.  Blätter  1905.  Nr.  10  und 
Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  8. 

127.  Tedeschi,  Les  difförentes  albnmines  et  les  Behanges  nntrifs  dans  les  n^phrites  et 
le  eancer.    La  Sem.  mM.  1905.  Nr.  44.  p.  522. 

1^  Tei ssier,  Rhumatisme  chroniqne  et  Cancer.    Lyon  m^.  1905.  Nr.  17.  p.  935. 

129.  Toffier,  Les  sönuns  non  sp^ifiques  dans  le  traitement  des  tumeurs.    Presse  m^. 

1905.  Nr.  4. 
190.  *Viilar,  Plaralit^  de  n^plasmes  chez  la  mdme  malade.    Jonm.  de  m^d.  de  Bord. 

1905.  Nr.  12.  p.  202. 
ISl  Werner,    Berechnung  des    .absoluten  Heilprozentes*    in   der   Statistik   der  Uterus- 

karzinome.     Zentralbl.  f.  Gyn.  1905.  Nr.  1. 
131  Wiesner,  Moderne  medikamentöse  Behandlung  des  Krebses.  Wiener  klin. Rondschatt 

19(fö.  Nr.  42. 

In  einem  Sammelreferat  yod  Wieener  (131)  ist  eine  Übersicht  über 
die  moderne  medikamentöse  BehandluDg  des  Krebses  gegeben.  Als  Heilmittel 
sind  Tor  allem  versacht  worden :  Natrium  kakodylicmn,  Arrhenal,  Nektrianin^ 
Chinin,  snlfomariat.,  Lysol,  Osmiumsäure,  Muzin,  Ameisensäure,  Formaldehyd, 
Thyreoidin  mit  Kastration,  Adrenalin,  Hemisin,  Doyens  „Heilserum^,  Eosin, 
lokale  Erfrierung  durch  Ghloräthyl,  flüssige  Kohlensäure  und  flüssige  Luft, 
Natrium  hydrocarbonicum,  die  Arsenikpasten,  die  Radi  umstrahlen.  Als  an^ 
äbthesierende,  roborierende  und  sekretionshindemde  Mittel  sind  noch  empfohlen 
vorden:  Glykogenal,  Calcium  chlorat.  pur.  cryst.,  Wasserstoffsuperoxyd,  Ortho- 
form,  Eukain,  Dionin,  Xeroin,  Anästhesin.  Aspirin,  Pyramiden,  Veronal.  — 
Das  Sammelreferat  umfasst  nur  einen  Teil  der  betreffenden  Literatur;  so 
fehlen  die  Versuche  der  Serumbehandlung  und  Antitoxinbehandlung  (z.  B.  der 
Franzosen),  das  Kankroin«  die  Röntgentherapie,  die  Trunezeksche  und 
Kellingsche  Methode  etc.,  dennoch  zeigt  schon  diese  Zusammenstellung  die 
Vielseitigkeit  der  Krebsheilversuche. 

Über  die  Krankheiten,  die  dem  Krebs  vorangehen,  sprach  v.  Berg- 
mann (87)  mit  Krankendemonstration.  Er  behandelt  die  Narben-,  Paraffin-, 
Psoriasis-,  Lupas-,  Fistelgangkrebse  etc.  und  die  Beziehung  der  Maler  zu  den 
K&mnomen.    Nichts  Neues. 

Palvermacher  (112)  berichtet  über  ein  primäres  Sarkom  des  Becken- 
bindegewebes  (Ligam.  latum),  das  in  der  Landau  sehen  Klinik  exstirpiert 
vnrde,  bald  rezidivierte  und  zur  Obduktion  kam.  Es  handelte  sich  um  ein 
grosszeUiges  Spindelzellsarkom,  das  in  keiner  Beziehung  zum  Uterus  oder  den 
Adnexen  stand.  Pulvermacher  zitiert  eine  Arbeit  von  P.  über  primäre 
^rkome  des  Lig.  latum  und  meint,  dass  bisher  16  Fälle  dieser  Erkrankung 
beobachtet  worden  seien. 

Die  Ausführungen  Werners  (131)  über  Berechnung  des  absoluten  Hei- 
longsprozentes  in  der  Statistik  der  Uteruskarzinome  wenden  sich  gegen  die 
Terschiedenartige  Berechnungsweise  der  Autoren,  die  unvergleichbare  Zahlen 
^ebe.  Er  macht  Vorschläge,  die  im  Original  nachgesehen  werden  müssen, 
md  die  darin  gipfeln,  dass  die  Statistiken  nicht  Heilungsprozente,  sondern 
folgende  vier  Zahlen  geben  sollten : 

6* 


84  Jahresbericht  fftr  Chimripe.    I.  Teil. 

1.  Zahl  der  aufgenommenen  Patienten; 

2.  Zahl  der  operierten  Patienten; 

3.  Zahl  der  primär  gestorbenen  Patienten; 

4.  Zahl  der  (nach  5  Jahren)  danernd  geheilten  Patienten. 

Wie  die  Verschollenen  etc.  eingereiht  werden  sollen,  darüber  verbreitet 
sich  Werner  genauer.  Ans  diesen  vier  Zahlen  lassen  sich  die  Prozente 
leicht  berechnen  und  von  Laien  nachrechnen. 

Einen  Fall  von  Anto-Inoknlation  von  Sarkom  (Kontakt-Sarkom  des  Ober- 
kiefers nach  primärem  Sarkom  des  Unterkiefers)  teilt  Duronx  (95)  mit. 
Der  primäre  Tumor  war  eine  periostale  Neubildung  des  Alveolarfortsatzes 
gewesen.    Über  den  histologischen  Befund  ist  nichts  mitgeteilt. 

Hör  and  (101)  stellt  eine  noch  in  Behandlung  befindliche  Kranke  mit 
inoperablem  Mammakarzinom  vor,  die  er  mit  Injektionen  von  Trypanrot 
behandelt  und  gebessert  hat.  Er  beobachtete  jedesmal  nach  den  Injektionen 
bedeutende  Leukozytose.  Das  Allgemeinbefinden  hat  sich  gebessert,  der  Tumor 
verkleinert.    Kein  Endresultat. 

Rabaud  (114)  wendet  sich  in  einer  eingehenden  Untersuchung  gegen 
die  Theorie  G.  St.-Hilaires,  nach  der  die  von  ihm  als  Entwickelungshem- 
mung  aufgefassten  Monstrositäten,  Teratome  und  kongenitalen  Abnormitäten 
durch  den  Einfluss  des  Amnions  (Verwachsungen,  Druck  etc.)  verursacht  sind. 
Rabaud  weist  nach,  dass  die  Abnormitäten  des  Amnions  nur  mechanische 
Hinderungen  und  pathologische  Veränderungen  hervorrufen  könne,  aber  nie- 
mals die  Differenzierung  der  Gewebe  und  Organe  oder  deren  Wachstumsrich- 
tung beeinflussen  könne. 

Betreffs  der  verschiedenen  Sera  die  zur  Behandlung  von  Karzinom  emp- 
fohlen werden  und  speziell  betr.  des  Löffl ersehen  äussert  sich  Tuffier 
(129)  kurz  dahin,  dass  alle  nicht  spezifischen  Sera  zeitweise  eine  vorüber- 
gehende Verkleinerung  von  Tumoren  herbeiführen  könnten,  weil  sie  alle  eine 
Leukozytose  verursachen.  Es  sei  ganz  gleichgültig,  ob  man  einem  Krebskranken 
Diphtherieserum  oder  Tetanusserum  oder  ein  Krebsserum  einspritze,  die 
Wirkung  sei  immer  die  gleiche;  ein  auf  die  Dauer  günstiger  Einfluss  werde 
von  keinem  einzigen  Präparat  auf  das  Karzinom  ausgeübt. 

Brault  (89),  Professor  der  Mediz.  Schule  in  Algier,  tritt  der  von  meh- 
reren deutschen  Autoren  aufgestellten  irrigen  Behauptung  entgegen,  dass  die 
eingeborene  farbige  Bevölkerung  tropischer  Länder  nicht  oder  nur  extrem 
selten  von  der  Krebskrankheit  befallen  werde.  Er  hat  selbst  unter  der  musel- 
männischen Bevölkerung  Algiers  in  den  letzten  10  Jahren  16  Fälle  von  ma- 
lignen Tumoren,  und  zwar  13  Krebse  und  3  Sarkome  beobachtet  und  er 
bringt  von  einigen  Fällen  Photogramme.  Er  ist  überzeugt,  dass  bei  genauer 
Führung  der  Statistik  die  Zahl  der  Erkrankungen  bei  der  farbigen  Bevölke- 
rung sich  als  gamicht  so  klein  zeigen  werde,  um  so  mehr  als  bis  jetzt  die 
Frauen  so  gut  wie  nie  zur  Untersuchung  und  Behandlung  kommen. 

Otto  Schmidt  (121),  der  schon  früher  über  seine  Krebsheilmethode  (Im- 
munisierung mit  einem  aus  malignen  Tumoren  in  Reinkultur  gezüchteten  Para- 
siten) berichtet  hat,  bringt  weiteres  Beobachtungsmaterial.  Von  40  Fällen 
sollen  3  geheilt  sein.  Die  Tumoren  waren  inoperable  Rezidive  untersuchter 
Karzinome.     Detaillierte  Daten  fehlen. 

In  der  Diskussion  äussert  Dreesmann  seine  lebhafte  Bedenken  be- 
treffs der  Beweiskraft  der  Mitteilung.     Zeitweiliges  Schwinden  der  Tumoren 


Yolkmann,  Allgemeine  Geschwalstlehre.  85 

bedente  noch   keine  Heilung.    Zudem  sei  klinisch  manches  Berichtete  sehr 
ioffallend.     Genaueres  siehe  Original. 

Dollinger  (93)  publiziert  kurz  die  Dauerfolge  der  operativen  Krebs- 
behandlung in  seiner  Klinik.  1897 — 1901  wurden  226  Krebse  operiert.  Von 
den  einmal  operierten  sind  auf  3jährige  Rezidivfreiheit  berechnet  41,937o 
geheilt  worden,  auf  5  jährige  berechnet  41,93%,  also  hat  die  gleichen  Zahlen« 
Bei  den  mehrfach  operierten  sind  die  betreffenden  Zahlen  32  Vo  und  38%; 
alle  zusammengerechnet:  40%  und  41,25 ^/o.  Bemerkenswert  ist,  dass  die 
Mammakarzinome,  als  nur  die  Pektoralfaszie  entfernt  wurde,  nur  16 ^/o 
Heilnngen  ei^aben;   später,  als  der  Muskel  radikal  entfernt  wurde,  41,17  ^/o» 

Fuld  (97)  hat  sich  der  grossen  Mühe  unterzogen,  die  Angaben  Kellings 
•5.  frühere  Jahrgänge !)  über  eine  Serumreaktion  bei  Krebskranken  nachzuprüfen 
und  zwar  in  16  Fällen.  Das  Ergebnis  —  über  die  Details  kann  hier  nicht 
berichtet  werden  —  ist,  dass  er  bei  peinlicher  Innehaltung  der  Kelling- 
schen  Vorschriften  ;,die  Existenz  der  von  ihm  als  charakteristisch  für  das 
Serum  Krebskranker  angegebenen  (und  sogar  als  diagnostisch  wertvoll  ange- 
sehenen) Reaktion  in  keinem  Falle  mit  Bestinmitheit,  höchstens  in  einem 
Falle  andeutungsweise  feststellen  konnte''. 

Darauf  antwortet  Kelling  (104)  in  einem  langen  Aufsatz,  der  sich 
koiz  hier  nicht  referieren  lässt.  Kelling  schliesst:  „Ich  kann  als  Resultat 
mit  Sicherheit  behaupten,  dass  es  Fälle  von  Karzinom  gibt,  bei  denen  im 
Blute  eigentümliche  Präzipitine  kreisen,  die  bestimmte  Beziehungen  zu  einem 
dem  menschlichen  Körper  fremden  Art  Ei  weiss  aufweisen;  ferner,  dass  man 
diese  Reaktion  bei  anderen  Krankheiten  nicht  findet  und  dass  man  auf  die 
Reaktion  hin,  wenn  sie  bei  einwandsfreier  Technik  deutlich  zutage  tritt, 
okkiilte  Karzinome  mit  Sicherheit  diagnostizieren  kann.  Hingegen  beweist  der 
negativen  Ausfall  der  Reaktion  nichts  gegen  das  Bestehen  eines  Karzinoms.^ 

Hiergegen  wendet  sich  Fuld  (104)  nochmals  in  einem  polemischen 
Artikel. 

Keetley  (103)  glaubte  eine  genügende  Prophylaxe  gegen  Karzinome  im 
Interesse  des  Einzelnen  und  der  Allgemeinheit  in  folgenden  Regeln  zu  finden : 
1.  Sterilisation  aller  Nahrung,  Sauberkeit  der  Küche.  2.  Vernichtung  aller 
Produkte,  die  von  ülzerationen  stammen  (Sekrete,  VerbandstoflFe  etc.).  3.  Früh- 
zeitige gründliche  Operation  der  diagnostizierten  Fälle.  4.  Enthaltung  von 
köq)erlichen  Berührungen  Anderer  nach  Möglichkeit.  5.  Enthaltung  von 
Alkohol,  Tabak  und  allen  reizenden  Nahrungsmitteln,  die  den  Boden  des 
Digestionsapparates  durch  chronische  Alteration  zur  Krebserkrankung  emp- 
iai^iich  machen  könnten. 

Aus  der  Heidelberger  Klinik  berichtet  Arnsperger  (85)  über  11  Fälle 
^on  Karzinomrezidiven,  die  6—19  Jahre  nach  der  Entfernung  des  Primär- 
tnmors  aufgetreten  waren. 

Teissier  (128)  weist  auf  das  häufige  ZusammentreflFen  von  chronischen 
Rhenmatismus  und  Karzinom  hin;  über  die  Art  des  eventuellen  Zusanunen- 
^ängs  wird  aber  in  der  kurzen  Mitteilung  nichts  Genaueres  gesagt. 

Owen  (111)  bringt  eine  wertlose  Mitteilung  über  einen  Fall  von  mehr- 
{acb  operiertem  Mannnakarzinom,  der  schliesslich  geheilt  wurde. 

Hirschberg  (100)  hat  an  sich  selbst  die  Abheilung  eines  Epithelioms 
der  Ohrmuschel  (nicht  mikroskopisch  untersucht)  durch  Sonnenstrahlung  während 
«ines  winterlichen  Aufenthalts  in  der  Umgebung  von  Genf  erlebt ;   er  richtet 


86  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

die  Aufmerksamkeit  der  Dermatx)logen  auf  die  auch  für  derartige  Affektionen, 
wie  er  meint,  segensreiche  Einwirkung  der  Winterkuren  im  Hochgebirge« 

Andrews  (84)  will  eine  mathematische  Formel  gefunden  haben,  nach 
der  man  ausrechnen  kann,  welche  Chancen  der  einzelne  Fall  von  Karzinom 
hat,  durch  Operation  geheilt  zu  bleiben  oder  nicht.  Einige  Messungen  ge- 
Ikügen  ihm,  um  das  festzustellen.  (!) 

Curl  (91)  bildet  zwei  Fälle  von  Elephantiasis  der  Beine  und  des  Ge- 
sichts ab,  ersteren  vor  und  nach  der  sehr  erfolgreichen  Behandlung,  die  in 
Exzision  von  grösseren  Stücken  der  Haut  und  der  Subkutis  in  mehreren 
Sitzungen  bestand. 

Gullan  (98)  hat  zwei  Fälle  von  Morbus  Addisonii  Suprarenin  angewandt, 
und  sehr  günstige  Einwirkung  davon  gesehen.  Er  ist  überzeugt,  dass  die 
Fälle,  bei  denen  die  Nebennierenerkrankung  das  einzig  Wesentliche  ist,  die 
Suprareninbehandlung  helfen  eventuell  heilen  kann;  dass  aber  bei  stärkerer 
Erkrankung  des  Plexus  symphathicus,  die  nur  in  einem  Teil  der  Fälle  vorliegt, 
die  Suprareninbehandlung  versagen  wird. 

A.  Fraenkel  (96)  hat  die  vielfach  verbreitete  Annahme,  dass  Paralyse 
und  Karzinom  sich  gegenseitig  ausschlössen,  an  1744  Obduktionsprotokollen  von 
Paralytikern  nachgeprüft  und  gefunden,  dass  5  Fälle  von  Karzinom  dabei 
waren ;  dies  ist  aber  doch  eine  erstaunlich  geringe  Zahl.  Der  Grund,  warum 
Paralytiker  so  selten  an  Karzinom  erkranken,  sieht  Fraenkel  in  der  Tat- 
sache, dass  die  Paralytiker  durchweg  an  schwerer  vorgeschrittener  Arterio- 
sklerose und  konsekutiven  Herzveränderungen  leiden,  während  es  für  die  Kar- 
zinomkranken im  Gegenteil  charakteristisch  ist,  dass  ihr  Herz-  und  Blutge- 
fässapparat  intakt  und  meist  besonders  gut  und  kräftig  entwickelt  ist.  Bei 
Karzinomkranken  (die  noch  nicht  kachektisch  sind)  findet  man  fast  eine 
Ateriosklerose.  Benecke  hat  bei  systematischen  Untersuchungen  festgestellt, 
dass  für  die  Konstitution  der  an  Karzinom  Verstorbenen  charakteristisch  ist : 
1.  Kräftig  entwickeltes  Herz;  2.  weites  oder  zu  weites  arterielles  System; 
3.  relativ  engePuImonalis;  4.  kleine  oder  zu  kleine  Lunge;  5.  gut  entwickelte 
Leber;  6.  kräftiges  Muskel-  und  Knochensystem.  Also  ein  diametraler  Gegen- 
satz zur  phthisischen  Konstitution  und  zur  Konstitution  der  Paralytiker,  die 
demnach  zur  Krebserkrankung  nicht  prädestiniert  sind. 

Die  K.  K.  Gesellschaft  der  Arzte  in  Wien  (102)  hat  ein  Karzinom- 
Komitee  gewählt,  welches  in  der  „W.Kl.Wochenschr.'^^einen  Aufruf  an  die  prak- 
tischen Ärzte  erlässt,  in  dem  auf  die  grosse  Bedeutung  der  Frühdiagnose  und 
Frühoperation  des  Karzinoms  eindringlich  hingewiesen  wird.  Der  allgemeinen 
Begründung  folgt  eine  Besprechung  der  einzelnen  Karzinome  und  Körper- 
regionen und  der  Symptome,  welche  bei  der  Erkrankung  der  einzelnen  Organe 
an  Krebs  denken  lassen  müssen. 

Der  Vortrag  von  Schiff  (120)  über  nicht  operative  Therapie  der  Epi- 
theliome ist  kurz  und  bringt  nichts  Neues. 

Robson  (117)  hat  seine  „Bradshaw  Lecture"  auch  in  der  deutschen 
Sprache  erscheinen  lassen  unter  dem  Titel  „Der  Krebs  und  seine  Behand- 
lung**.    Es  ist  ein  referierender  Vortrag. 

Bei  zwei  tödlich  verlaufenen  operierten  Fällen  von  multiplen  Peritoneal- 
sarkommetastasen  hat  Schkarin  (119)  eine  auffallend  rasche  Rückbildung 
von  Tumormassen  nach  der  Probelaparotomie  gesehen.  Er  ist  überzeugt, 
dass  im  Anschluss  an  die  Operation  ein  rascher  fettiger  Zerfall  der  Tumoren 


Yolkmann,  Allgemeine  Geschwalstlehre.  87 

r-Li^etreten  ist,  da  er  in  den  Präparaten  des  einen  Falles  fettige  Degene- 
ration der  Sarkommassen  fand. 

Shoemaker  (123)  veröflFentlicht  einen  Fall  von  Unterleibs-Spindelzell- 
sarkom«  der  ihm  deshalb  interessant  erscheint,  weil  er  durch  Röntgenstrahlen 
ond  Coleys  Toxinbehandlung  nicht  geheilt  wurde  (!  (Ref.) 

In  einer  Krebsdebatte  in  New-York  (^9)  sprach  Harwey  zuerst  über  die 
Bü&g  zn  beobachtende  Spontanheilung  des  Karzinoms  bei  Mäusen  und  über 
den  entwickelungshemmenden  Einfluss,  den  normales  Blutserum  auf  inoku- 
lierte Krebse  aasübe. 

Coley  macht  darauf  aufmerksam,  wie  oft  offenbar  bereits  infizierte 
Lymphdrüsen  zurückgingen,  wenn  nur  der  Primärtumor  entfernt  werde,  also 
eine  Spontanheilung.  Frederic,  Dunning  und  Noble  wollen  jeder  einen 
Fall  Ton  völliger  Spontanheilung  eines  festgestellten  Karzinoms  gesehen  haben 
(Details  fehlen).  Betreffs  der  Kontagiosität  konnte  keine  Einigung  der  An- 
^ichten  erzielt  werden.  Coley  hält  das  Karzinom  für  so  übertragbar,  dasa 
er  meint,  jeder  Karzinomatöse  müsse  mit  eben  der  Vorsicht  behandelt  werden» 
wie  ein  Septischer,  wenn  die  Umgebung  nicht  infiziert  werden  solle.  Er  hat 
öbrigens  bei  40  Mammakarzinomen  nicht  eine  einzige  Heilung  und  auch  keine 
ilt^erung  durch  die  Röntgenbehandlung  gesehen.  Die  bei  Sarkomen  so  wirk- 
>Ämen  Toxine  versagen  völlig  beim  Karzinom. 

Spontanheilung  von  prominenten  Angiomen  bei  Kindern  hat  Swoboda 
^126)  viermal  beobachtet.  Einmal  ging  der  Tumor  zugrunde,  weil  intra  partum 
Thrombose  eingetreten  war,  der  die  völlige  Schrumpfung  folgte.  Die  anderen 
Male  waren  Entzündungen  durch  äussere  Verletzungen  (Kratzen  etc )  die  Ur- 
sache des  Zerfalls  und  der  narbigen  Spontanheilung. 

Vier  Fälle  von  kongenitalem  Sarkom  und  Fibrom  der  Haut  hat  Mol- 
doYan  (109)  untersucht.    Die  Literatur  enthält  nur  wenige  analoge  Fälle. 

Mehrere  Fälle  multipler  primärer  Karzinome  verschiedenartigen  Baues 
hat  Richter  (116)  beobachtet  (1  Adenosarkom  der  Schilddrüse  mit  Karzinom 
des  Uterus ;  1  Adenosarkom  der  Mamma  mit  Karzinom  des  Uterus ;  1  Adeno- 
sarkom der  Flexura  hepatica  mit  Karzinom  des  Ovariums. 

Bernhard  (88)  publiziert  die  Abbildungen  von  vier  kolossalen,  soliden 
Tumoren,  die  durch  Operation  geheilt  wurden.  Ein  Fibrom  der  Nates  wog 
12  kg,  ein  solches  der  Brust  IOV2  kg. 

Richards  (115)  empfiehlt  nach  allgemeinen,  hier  nicht  referierbaren 
Mexionen  für  alle  malignen  Tumoren  die  Behandlung  mittelst  des  elek- 
trischen Stromes. 

Lewin  (107)  hat  StoflFwechseluntersuchungen  an  11  Karzinomkranken 
angestellt.  Er  fand,  dass  ebenso  wie  bei  der  Tuberkulose-Kachexie  auch  bei 
dw  Krebs-Kachexie  eine  vermehrte  Ausscheidung  der  Mineralsalze  gegenüber 
der  Nahrungsaufnahme  stattfindet  („Demineralisation").  Betreffs  der  aroma- 
tbckn  Substanzen  (Phenol,  Indikan)  fand  Lewin:  Karzinomkranke  mit 
n^ativer  N-Bilanz,  d.  h.  mit  Kachexie  zeigen  eine  weit  stärkere  Vermehrung 
der  aromatischen  Substanzen  im  Urin  als  solche  mit  positiver  N-Bilanz,  also 
ohne  Körpereiweisszerfall.  Diese  Vermehrung  ist  nicht  allein  die  Folge  von 
vermehrter  Darmfaulnis  oder  jauchigem  Zerfall  der  Krebsmassen ;  es  ist  viel- 
mehr wahrscheinlich,  dass  sie  durch  den  toxischen  Eiweisszerfall  bewirkt  wird. 
cie  we  damit  zum  Teil  eine  Folge  von  Vorgängen  im  intermediären  Stoff- 
wechsel, bei  denen  bakterielle  Einflüsse  keine  Rolle  spielen. 


88  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    I.  Teil. 

Rosenbach  (118)  berichtet  über  einen  Fall  von  Multiplizität 
Karzinome.  Bei  einer  Obduktion  fanden  sich  in  einer  Leiche  ein  Kslu 
des  Ösophagus  und  ein  Drüsenkrebs  des  Magens.  Beide  hatten  Meta^ 
gemacht. 

Krebs  und  Sarkom  am  gleichen  Menschen  hat  Landau  (105)  in 
rewskis  Klinik  beobachtet.  Der  38jährige  Mann  litt  gleichzeitig  am  e 
Adenokarzinom  des  Rektums  und  einem  Fibrosarkom  der  Mamma.  ; 
wurden  exstirpiert  und  Patient  war  nach  7  Monaten  noch  rezidivfrei-  A 
diesen  beiden  Tumoren  hatte  er  noch  mehrere  spitze  Exostosen  und 
grosses  Osteom  am  Unterkiefer  und  an  verschiedenen  Stellen  bohnen^ 
Naevi  pigmentosi. 

Über  primäre  Multiplizität  von  Tumoren  bringt  Oberndorfer 
einen  zusammenfassenden,  klinischen  Vortrag. 

Tedeschi  (127)  hat  Nieren-  und  Krebskranke  systematisch  mit 
schiedenartigen  Eiweissstofifen  ernährt,  hat  aber  gefunden,  dass  die  Real 
des  Körpers  in  den  einzelnen  Fällen  eine  sehr  verschiedene  ist.  Er  empl 
für  die  ;,dyskrasischen  Formen*'  der  Nephritis  vorwiegend  Pflanzeneiwe 
weniger  tierisches  Eiweiss  zu  verwenden.  Milchdiät  nur  zeitweise,  nich 
lange.  Die  ;, anderen  Formen^  der  Nephritis  erfordern  Milchdiät,  die  zeit\> 
durch  andersartige  Eiweissnahrung  ersetzt  wird.  Betrefifs  der  Krebskrai 
bringt  die  Untersuchung  nichts  Brauchbares. 

D rage  (94)  hat  ulzerierte  Karzinome  mit  zimtsauren  Salzen  behau 
und  gefunden,  dass  dadurch  der  Geruch  gemildert  und  die  Schmerzen 
ringert  wurden.    Eine  Heilung  oder  Besserung  fand  ebensowenig  statt 
bei  den  nicht  ulzerierten  Fällen. 

Pusey  (113)  hat  bei  allen  oberflächlicher  gelegenen  Karzinomen  a 
sehr  grosser  Ausdehnung  immer  sehr  bedeutende  Besserung  und  oft  v 
Vemarbung  nach  Behandlung  mit  Röntgenstrahlen  gesehen.  Wenn  Drüi 
beteiligung  schon  da  ist,  ist  die  Operation  sicherer.  Er  führt  einige  Beisp 
an.    Nichts  Neues. 

Im  Auftrage  seines  Chefs,  Prof.  Dollinger,  zog  Steiner  (124) 
hebungen  über  das  Schicksal  von  226  Krebskranken  ein,  die   in  der  Kli 
Dollingers   im  Zeiträume  vom   1.  September  1897   bis  1.  September  U 
operiert  wurden.    Das  Resum6  seines  detaillierten  Ausweises  ist,  den  einzeli 
Organen  nach  geordnet,  folgendes: 

1.  Gesicht. 

a)  Primärer  Krebs:  15  Fälle. 

Rezidivfrei  nach  3  Jahren   38,40  ^/o, 

„     5      „        37,500/0. 

b)  Rezidive:  8  Fälle. 

Rezidivfrei  nach  3  Jahren   28,60  Vo, 

„     5       „        40,00  °/o. 

2.  Lippen. 

a)  Primärer  Krebs:  56  Fälle. 

Rezidivfrei  nach  3  Jahren   70,45^/0, 

„     5      „        72,000/0. 

b)  Rezidive:  15  Fälle. 

Rezidivfrei  nach  3  Jahren   20,00  "/o, 

„     5      ,        27,30  «/o. 


Volkmann,  Allgemeine  Geschwnlstlehre.  89 

(NB.  Ans  den  statistischen  Erhebungen  geht  hervor,  dass  die  Rezidive 
mehr  als  in  der  Hälfte  der  Fälle  in  den  ersten  6  Monaten  nach  der  Operation 
inftreten,  in  25  ^/o  der  Fälle  hingegen  erst  nach  3  Jahren.  Im  Falle  sich 
wiederholender  Rezidive  scheinen  wiederholte  Eingriffe  das  Leben  der  Kranken 
zu  Teriängem.) 

3.  Mnnd-Rachenhöhle:  17  Fälle. 

Rezidivfrei  nach  3  Jahren  29,40  ^/o. 

4.  Znnge  und  Znngengrund:  13  FäUe. 

Operative  Mortalität  in  5  Fällen;  die  übrigen  Kranken  sind  inner- 
halb eines  Jahres  an  lokalen  und  regionären  Rezidiven  gestorben. 

5.  Kehlkopf:  3  Fälle. 

Operative  Mortalität  in  1  Falle;  ein  Kranker  lebt  über  5  Jahre 
rezidivfrei;  das  Schicksal  des  dritten  ist  unbekannt. 

6.  Brustdrüse:  108  Fälle. 

a)  Primärer  Krebs: 

Rezidivfrei  nach  3  Jahren    43,70%. 

b)  Rezidive:  Der  Zeitraum  nach  der  Operation  —  seit  dem  Ein- 
fuhren der  radikalen  Methode  von  Halsted-Kocher  —  ist  zu 
kurz,  um  die  Fälle  verwerten  zu  können. 

7.  Magen. 

Ein  radikaler  Eingriff  geschah  in  5  Fällen;  zweimal  führte  Prof. 
Dollinger  die  totale  Magenexstirpation,  zweimal  die  Pylorusresek- 
tion  und  einmal  eine  partielle  Magenezstirpation  aus.  2  Kranke 
starben  nach  der  Operation  auf  der  Klinik,  einer  zu  Hause  nach  7 
Monaten,  die  zwei  Kranken  mit  totaler  Magenexstirpation  leben  und 
sind  gesund  —  der  eine  5,  der  andere  10  Jahre  nach  der  Operation. 

8.  Blinddarm:  2  Fälle. 

Operative  Mortalität  keine.  (NB.  Auch  bei  5  weiteren  Blinddarm- 
resektionen wegen  Tuberkulose  und  Fibrom  hatte  Dollinger  keine 
operative  Mortalität.)  Ein  Kranker  starb  5  Monate  nach  der  Ope- 
ration an  Rezidiven,  der  andere  befand  sich  5  Jahre  nach  der  radi- 
kalen Operation  noch  wohl. 

9.  Mastdarm:  6  radikal  operierte  Fälle. 

Operative  Mortalität  33,3  <>/o. 

Definitive  Heilung  (rezidivfrei  über  5  Jahre)  25  ^/o. 

10.  Penis:  6  Fälle. 

Rezidivfrei  nach  3  Jahren  3  Fälle. 

11.  Gliedmassen:  4  radikal  operierte  Fälle  ohne  Rezidiven  bisher. 
Die  Zusammenfassung  dieser  verschiedenen  Dauererfolge  bei  den  ein- 

zehen  Organen  ergibt  als  Resultat:  dass  die  Operation  von  den  wegen  pri- 
mären Krebses  operierten  Kranken  42  ®/o,  von  den  wegen  Rezidiven  operierten 
Kranken  ungefähr  39 ^/o  geheilt  würden.  6 ergo  (Budapest). 

Dollinger  (92)  Hess  an  jene  Kranke  seiner  Klinik,  die  in  dem  vier- 
jährigen Zeiträume  vom  1.  September  1897,  wo  er  die  Leitung  der  Klinik 
übernahm,  bis  1.  September  1901  daselbst  an  Krebs  operiert  wurden,  Frage- 
bogen ergehen,  um  sich  über  die  Dauererfolge  zu  unterrichten.  Es  wurden 
in  dem  erwähnten  Zeiträume  226  Krebskranke  operiert ;  von  diesen  wurden 
an  193  primäre  Radikaloperationen  ausgeführt,  33  kamen  wegen  Rezidiven  in 
chimrgische  Behandlung. 


90  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

A.  Dauererfolge  der  einmal  operierten  Krebskranken. 

1.  Auf  dreijährige  Rezidivfreiheit  berechnet.  In  dem  be- 
züglichen Zeiträume  wurden  193  Krebskranke  operiert ;  das  weitere  Schicksal 
ist  Ton  150  Kranken  bekannt. 

Von  diesen  sind  au  Komplikationen  des  Wund- 
verlaufes gestorben 13  =     8,66^0 

An  interkurrenten  Krankheiten  gestorben  ...        4  =    2,68  „ 

Rezidive  bekamen 71=  47,33  ;, 

Rezidivfrei  blieben 62  =  41,33  „ 

150  =  99,98^/0. 

2.  Auf  fünfjährige  Rezidivfreiheit  berechnet.  Es  wurden 
in  dem  bezüglichen  Zeiträume  83  Krebskranke  operiert.  Davon  ist  bei  62 
das  weitere  Schicksal  bekannt. 

Von  diesen  sind  an  Komplikationen  des  Wund- 
verlaufes gestorben 2  =     3,22  7© 

Rezidive  bekamen 34  =  54,83  jy 

Rezidivfrei  blieben 26  =  41,93  „ 

62  =  99,98  7o. 

6.  Die  Dauererfolge  der  mehrmals  operierten  Krebskranken. 

1.  Auf  dreijährige  Rezidivfreiheit  berechnet.  Operiert  wur- 
den in  dem  bezüglichen  Zeiträume  33  Rezidivkrebse. 

Von  diesen  bekamen  Rezidive 17  =    68,0  ®/o 

Rezidivfrei  blieben 8  =    32,0  y^ 

25  =  100,0  «/o. 

2.  Auf  fünfjährige  Rezidivfreiheit  berechnet.  Es  gelangten 
in  dem  bezüglichen  Zeiträume  26  Rezidivkrebse  zur  Operation;  das  weitere 
Schicksal  wurde  bei  18  Kranken  ermittelt. 

Von  diesem  bekamen  Rezidive 11  =  61,11  **/o 

Rezidivfrei  blieben 7  =  38,88  „ 

18  =  99,99^/0. 

C.  Die  Dauererfolge  der  einmal  und  der  mehrmals  operierten 

Krebskranken  zusammen. 

Es  leben  von  sämtlichen  Operierten  —  zusammen  die  einmal  und  mehr- 
mals Operierten  —  rezidivfrei: 

mindestens  3  Jahre  nach  der  Operation    .     .     40,00  ®/o 

T)  ^         u  V  rj  y)  •       •      41,20    /o. 

Delling  er  hoflft,  dass  sich  mit  der  technischen  Vervollkommnung  der 
operativen  Krebstherapie,  als  auch  bei  frühzeitigem  chirurgischen  Eingreifen, 
wozu  in  erster  Linie  eine  Aufklärung  des  grossen  Publikums  über  die  Krebs- 
krankheit notwendig  ist  —  auch  diese  hier  mitgeteilten  Dauererfolge  sich 
bedeutend  besser  gestalten  werden.  Gergö  (Budapest). 


Becker,  Yerletzongen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  91 


VI. 


Verletzungen  und  ehirurgisehe  Krankheiten  der  Haut 

und  des  Subkutangewebes. 


Referent:  E.  Becker,  Hildesheim. 


Die  mit  *  venehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Allgemeines. 

1.  Bonnal,  Des  iojectione  hjpodermiqaea.    Joam.  de  mäd.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  42. 
1  £schweiler,  Das  histologische  Verhalten  des  Paraffins  zum  lebenden  Grewebe.   Areh* 

fOi  Ltryngologie.  Bd.  17.  Heft  1. 
l  Holl&nder,  Zur  Technik  der  Hantnaht.    Zeitschrift  für  Ärztliche  Fortbildung   1905. 

Nr.  1  and  2. 

4.  Laqaeur,  Die   therapeutische   Verwendung  der  Lichtwärmestrahlen.     Berliner  klin, 
Wocfaenschr.  1905.  Nr.  16. 

5.  Mie  Leod,  Tropical  diseases  of  the  skin.  Brit.  med.  journ.  1905.  Not.  11.  p.  1266. 

6.  Talke,  Über   die  grossen  DrQsen  der  Achselhöhlenhaut  des  Menschen.    Archiv  fdr 
mikioskop.  Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte.  Bd.  61.  p.  537. 

7.  Zieler,  über  die  Wirkung  des  konzentrierten  elektrischen  Bogenliohtes  (nach  Finsen) 
lof  die  normale  Haut.    Dermatolog.  Zeitschrift.  Bd.  XIII.  Heft  1. 

In  Arcachon  an  der  Westküste  Frankreichs  gibt  es  einen  Phantasten 
namens  Bonnal  (l),  der  seit  25  Jahren  bei  Skrofulösen  und  Phthisikem 
Stewasser  sabkntan  einspritzt,  ausgehend  von  dem  Gedanken:  La  mer  est 
on  grand  mystere,  qui  garde  ses  secrets  et  nous  röserve  bien  des  surprises. 
Bei  Phthisikem  im  ersten  und  zweiten  Stadium  konstatiert  er  schon  am 
nreiten  und  dritten  Tage  ^^sehr  glückliche  Erfolge^:  Rückkehr  des  Schlafes, 
des  Appetits  und  leichter  Verdauung,  Aufhören  der  Nachtschweisse,  Besserung 
des  Allgemeinbefindens  usw.  Er  schöpft  das  Meerwasser  direkt  aus  dem  Ozean 
ZOT  Flntzeit,  filtriert  es  und  injiziert  es  bei  richtiger  Temperatur  sofort;  auf 
Flaschen  zu  ziehen  wiederrät  er,  da  dann  das  Seewasser  seine  Wunderkraft 
einbässe.  Er  injiziert  2 — 3mal  die  Woche  6 — 10,  höchstens  40  Gramm.  Er 
schliesst  seine  Arbeit  mit  den  Worten:  En  un  mot,  la  mer  est  un  serum 
Mtnrel,  la  s^ve  biologique  par  excellence. 

Eschweiler  (2)  studierte  das  histologische  Verhalten  des  Paraffins  zum 
lebenden  Gewebe  an  einem  Stückchen,  welches  er  einer  23jährigen  Patientin 
entfernt  hatte ;  ihr  war  vor  Jahresfrist  von  anderer  Seite  zur  Beseitigung  einer 
syphilitischen  Sattelnase  eine  ausgiebige  Injektion  von  Hartparaffin  gemacht 
und  dadurch  ein  hässliches  Resultat  erzielt  worden.  Er  folgert  aus  seinen 
Mparaten,  dass  das  Schicksal  des  injizierten  Paraffins  völlige 
Aufsaugung  und  Ersatz  durch  Bindegewebe  sei.  Wie  im  einzelnen 
das  erfolgt,  ist  noch  unaufgeklärt ;  jedenfalls  geht  lange  Zeit  darüber  hin. 
Im  einzelnen  erfolgt  der  Umwandelungsprozess  in  älteren  Depots  von  Paraffin 
flüt  hohen  Schmelzpunkten  folgendermassen:   Sehr  kleine  Paraffinpartikelchen 


92  Jahresbericht;  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

werden  von  wuchernden,  fixen  Bindegewebszellen,  die  zu  Riesenzellen  zusammen- 
fliessen,  umgeben.  Durch  Zusammenscbluss  benachbarter  Riesenzellen  wird 
eine  grosse,  nunmehr  das  Paraffinklümpchen  beherbergende  Zelle  geschaffen, 
welche  die  Aufsaugung  des  Paraffins  bewirkt.  Nach  dem  Verschwinden  des- 
selben erfolgt  die  Rückverwandlung  der  Riesenzelle  in  epitheloide  (fixe)  Binde- 
gewebszellen,  welche  ihrerseit  Bindegewebsfasern  bilden.  Aus  dem  jungen 
zellreichen  Bindegewebe  wird  später  eine  derbe  Bindegewebsschwarte. 

Etwas  grössere  Paraffindepots  werden  in  ihrer  Bindegewebsalveole  von 
Riesenzellen  umgeben.  Diese  Riesenzellen  suchen  nicht  nur  Kontakt  mit  ihren 
Nachbarriesenzellen,  sondern  sie  treiben  protoplasmatische  Fortsätze  in  das 
Paraffin  hinein,  und  zwar  vorzugsweise  in  die  Spalten  zwischen  den  Paraffin- 
schollen. Fortsätze  gegenüber  liegender  Riesenzellen  können  sich  in  dieser 
Weise  vereinigen  und  eine  paraffingefüllte  Alveole  in  mehrere  Abteilungen 
zerlegen,  wodurch  die  Schnelligkeit  der  Resorption  gefördert  wird.  In  dem 
Masse,  wie  das  Paraffin  aufgesogen  wird,  wachsen  die  Riesenzellen.  Sobald 
sie  sich  eine  gewisse  Strecke  in  das  Paraffin  „hineingefressen^  und  demgemäss 
von  der  Alveolarwand  entfernt  haben,  beginnen  nahe  der  letzteren  die  Riesen- 
wellen in  kleinere  Zellen  zu  zerfallen,  die  nunmehr  Bindegewebsfasern  pro- 
duzieren. So  kommt  es  von  einer  Seite  her  oder  konzentrisch  zu  einem 
Wachsen  des  Alveolarbalges  resp.  zu  einer  Verkleinerung  des  Alveolenlumens. 
Schliesslich  ist  die  frühere  grosse,  paraffingefüllte  Alveole  sehr  verkleinert  und 
statt  mit  Paraffin  mit  einem  Konglomerat  von  Riesenzellenresten  und  epi- 
theloiden  Bindegewebszellen  gefüllt.  Der  vorher  deutlich  von  der  Nachbar- 
schaft abgesetzte  Bindegewebsbalg  lockert  sich  auf  und  zerfasert  sich  sowohl 
nach  innen  hin  in  das  neugebildete  Bindegewebe  hinein,  wie  auch  nach  seiner 
Nachbarschaft  hin.  Der  alveoläre  Charakter  geht  auf  diese  Weise  allmählich 
ganz  verloren. 

Als  therapeutische  Nutzanwendung  ergibt  sich,  dass  der  definitive  Er- 
satz des  Paraffins  durch  Bindegewebe  und  damit  der  beste  Erfolg  demgemäss 
am  sichersten  und  raschesten  durch  Erzeugung  vieler  kleiner,  statt  weniger 
grosser  Paraffindepots  erzeugt  wird. 

Talke  (6)  hat  histologische  Untersuchungen  über  die  sogen,  grossen 
Drüsen  der  Achselhöhlenhaut  des  Menschen  angestellt.  Schon  makroskopisch 
haben  die  grossen  Schweissdrüsen  ihre  Besonderheiten.  Sie  liegen 
ausschliesslich  im  Unterhautbindegewebe  und  bilden  hier  eine  fast  zusammen- 
hängende Platte,  die  nach  oben  an  die  Kutis  und  nach  der  Tiefe  zu  an  die 
Achselhöhlenfaszie  stösst.  Sie  stellt  ein  Oval  dar  von  ungefährem  Längs- 
durchmesser eines  Hühnereies  bei  einer  Dicke  von  2 — 8  mm  und  zeichnet 
sich  im  frischen  Zustande  durch  eine  opak-weissliche  oder  rötliche  Farbe  aus, 
mit  braungelblicher  Beimischung,  so  dass  sie  in  dem  weissen  Bindegewebe 
und  dem  gelben  Fettgewebe  ohne  weiteres  mit  blossem  Auge  erkennbar  ist. 
Präpariert  man  sie  an  der  unteren  Hautfläche  frei,  so  erkennt  man  einen 
Zerfall  in  einzelne  Läppchen,  deren  Drüsenkörper  Erbsen-  bis  Kleinbohnen- 
grösse  haben.  Nirgends  finden  sich  übrigens  Übergänge  zwischen  den  kleinen 
und  grossen  Achseldrüsen.  Jeder  Drüsenkörper  zerfällt  wieder  in  10 — 30 
kleinere  Drüsenkörper,  die  durch  eine  bindegewebige  Hülle  umfasst  werden; 
letztere  enthält  zahlreiche  elastische  Fasern.  Der  mikroskopische  Befund, 
welcher  durch  eine  Tafel  vorzüglicher  Abbildungen  erläutert  wird,  beschäftigt 
sich  hauptsächlich  mit  dem  feinen  Bau  der  Drüsenepithelien  in  den  verschie- 
denen  Phasen  der   Sekretion   und   mit   den  Pigmentbildungen  innerhalb   der 


Becker,  Verleizangen  und  chirorg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  93 

EpitiielieiL  'Es  fragt  sich  noch,  ob  diese  Zelleinschlüsse  Fett  sind,  möglicher- 
weise sind  sie  als  Sekretionsprodnkte  aufzufassen.  Das  Sekret  der  Achsel- 
drüse ist  breiartig;  auch  wässerige  Absonderungen  sind  beobachtet  worden. 
Wegen  Einzelheiten  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Ziel  er  (7)  hat  die  Wirkung  des  konzentrierten  elektrischen  Bogen- 
licht^s  (nach  F  i  n  s  e  n)  auf  die  normaleHaut  in  mikroskopischen  Schnitten, 
die  zu  Terschiedenen  Zeiten  exstirpiert  wurde,  studiert.  Er  experimentierte 
teils  am  Kaninchenohr,  teils  am  eigenen  Vorderarm,  benützte  den  Apparat 
TOD  Finsen-Reyn  bei  einer  Stromstärke  von  15,  18  bezw.  20 — 21  Ampere 
and  einer  Spannung  von  50  Volt;  als  positive  Elektrode  diente  eine  12  mm 
"Starke  Dochtkohle,  als  negative  eine  8  mm  starke  Homogenkohle ;  Bestrahlungs- 
dauer 75  Minuten.  Er  fasst  die  durch  die  Finsenlampe  hervorgerufenen 
Veränderungen  als  einen  Entzündungsprozess  auf;  auf  die  örtliche  Gewebs- 
>chldigung  und  die  Veränderungen  der  Zirkulationsverhältnisse  mit  Hyper- 
ifflie  und  gesteigerter  Exsudation  aus  den  Gefässen  folgen  reaktive  und  byper- 
plastische  Gewebswucherungen.  Die  durch  das  Licht  hervorgerufene  Ent- 
zändnng  tritt  spät  ein,  steigt  langsam  an  und  ist  im  Vergleich  zu  den  ersten 
Erscheinungen,  zumal  der  schweren  Schädigung  bestimmter  Elemente,  eine 
verhältnismässig  oberflächliche  und  milde  verlaufende.  Es  dürfte  das  in  erster 
Linie  der  durch  die  enorme  Hyperämie  ermöglichten  besseren  Ernährung  der 
geschädigten  Bezirke  zuzuschreiben  sein.  Wir  unterstützen  also  mit  der 
Finsenbestrahlnng  die  Heilbestrebungen  (natürlichen  Schutzmittel)  des  Orga- 
nismus, indem  wir  sie,  die  allein  nicht  zur  Überwindung  der  Schädlichkeit 
ansreichen,  soiiireit  steigern,  dass  sie  erfolgreich  gegen  den  krankmachenden 
Prozess  wirken  können.  Das  wesentlichste  Moment  ist  also  die  Erzeugung 
»:mer  akuten  Entzündung  mit  ihren  Folgen.  Sie  haben  wir  als  den  hervor- 
ragendsten Heilfaktor  anzusehen.  Die  durch  die  Finsenbestrahlnng  hervor- 
gtnifene  Reaktion  ist  ein  klassischer  Beweis  für  die  Heilkraft  der  Entzündung, 
die  irir  als  einen  nützlichen  Vorgang  ansehen  müssen  (B  i  e  r). 

Laqueur  (4)  gibt  einen  zusammenfassenden  Überblick  über  die  thera- 
f»entische  Verwendung  der  Licht-Wärme-Strahlen  ohne  speziell .  chirurgisches 
Interesse. 

MacLeods(5)  Vorlesung  über  Tropenkrankheiten  ist  ohne  chirurgisches 
Interesse. 

Holländer  (3)  bespricht  die  verschiedenen  Methoden  der  Hautnaht 
ohne  neues  zu  bringen. 

Spezielles. 

L  Verletzungen. 

1.  Frische  Verletzungen. 

Herrn  »DO,  Emphyaema  sabcntanenm  während  des  Qebäraktes  entstanden.  Zeitscbr.  f.  Geb. 
TL  Gyn.  bS,  3. 

Hermann  beschreibt  ein  subkutanes  Emphysem,  welches  bei  einer  Erst- 
gebärenden infolge  des  Fressens  entstanden  war.  Zuerst  schwoll  das  linke 
iDleriid,  dann  das  linke  Oberlid  und  schnell  darauf  Stirn,  Kopf,  Hals,  Brust, 
Böcken,  Bauch  bis  zum  Nabel  und  linke  Oberextremität.  Auf  der  rechten 
iiatte  die  Frau  gelegen;  sie  war  unbeteiligt.  Die  Luft  muss  nach  der  ganzen 
Iiitstehnngsgeschichte  nicht  aus  geplatzten  Lungenhläschen,  sondern  von  der 
Nase  ans  anter  die  Haut  ausgetreten  sein. 


94  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

2.  Narbenbehandlung,  Plastik,  Transplantation. 

1.  Beitzke,  Neuere  Arbeiten  über  NarbenbildaDg  and  Regeneration.  Berl.  klin.  W 
sehr.  1905.  Nr.  19.  p.  575. 

2.  Bnrkbardt,  Experimentelle  Studien  über  Lebenedauer  und  Lebensfähigkeit  3\ 
dermiszellen.  Zugleich  ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Hauttransplantation.  I>€ 
Zeitschrift  für  Chirurgie.  Bd.  79. 

8.  Eeetley,  Piastic  surgery.    Lancet  4.  III.  1905. 

4.  Kennedy,  Grafting  of  completely-separated  skin-flaps  in  the  treatment  of  contrj 
dae  to  cicatrices.    Brit.  med.  Journ.  29.  IV.  1905. 

5.  Lerda,  Guido,  SulV  evoluzione  della  sensibilitä  nelle  cicatrici,  nelle  plastiche 
innesti.    (2  Note  dai  Rendiconti  della  R.  Accademia  dei  Lincei.    Vol.  XIV.   1^ 
Serie  5a,  fasc.  9^  e  10^.    Ebenfalls  veröffentlicht  in  den  Archives  italiennes  de  b 
XLIV,  fasc.  1,  und  in  denResoconti  del  coogresso  di  Psicologia,  8ez.  sperimentale 

6.  Malcolm  Morris,  The  treatment  of  scars  and  cheloid.    Practitioner  1905.  Dec 

7.  Meilin,   Thiosinamin   bei  Narbenkontrakturen.    Deutsche   med.  Wochenschrift- 
Nr.  5. 

'  8.   Mendel,   Fibrolysin,   eine   neue  Thiosinaminverbindung.     Therap.  Monatshefte 
Nr.  2. 

9.  Neumann,  Die  Transplantation  nicht  bösartiger  Gewebe.    Dissert.    Berlin  190^ 

10.  Stegmann,  Die  kosmetische  Behandlung  der  Blatternarben  mit  Vaselin  und  Ölv 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  13. 

11.  Sueve,  The  treatment  of  b'ums  and  skin  grafting.    Journ.  of  the  americ.  med. 
1905.  July  1. 

12.  Taddei,  Sulla  questione  delle  fibre  elastiche  nel  cheloide  cicatriziale.  Lo  speriin 
1905.  Fasc.  V. 

13.  Veyrassat,  De  Temploi  de  la  Solution  physiologique  chaude  dans  le  traiteraei 
niedres.    Rev.  möd.  de  la  Suisse  Rom.  1905.  Nr.  6  und  8. 


er 


Beitzke  (1)  bespricht  die  neueren  Arbeiten  über  Narbenbildun 
Regeneration  in  sämtlichen  Gewebsarten.  Die  Hautnarben  hat  Miner 
genauer  studiert.  Die  Narbenschrumpfung  kommt  durch  den  Vernarbi 
prozess  selbst  zustande  und  tritt  nicht  etwa  erst  in  der  fertigen  Narbe 
Von  wesentlichem  Einfluss  auf  die  Konfiguration  der  Narbe  ist  ihre  Ste 
zur  Faserrichtung  in  der  Haut.  In  dieser  Richtung  findet  ein  bestän< 
Zug  statt,  der  zunächst  das  KlafiFen  der  Wundränder  verursacht.  So( 
stellen  sich  die  das  junge  Narbengewebe  konstituierenden  Fibroblasten 
ihrer  Längsrichtung  parallel  zur  Faserrichtung  ein.  In  der  Richtung 
stärksten  Hautspannung  tritt  die  geringste  Schrumpfung  ein.  Bei  i 
Narben  zeigt  sich  dann  eine  allmähliche  ;,Veroberflächigung^  derart,  dass 
ursprünglich  auf  dem  Durchschnitte  sitzende  Narbe  an  der  Oberfläche  hn 
wird  und  sich  aus  der  Tiefe  vollkommen  nach  oben  zieht.  Es  hypertropl 
das  anstossende  gesunde  Gewebe  und  sucht  unterhalb  der  Narbe  gleich 
seine  Kontinuität  wieder  zu  gewinnen.  Ein  Stillstand  in  diesen  Vorgäi 
erfolgt,  sobald  zwischen  Spannung  und  Widerstandskraft  in  der  Narbe 
deren  Umgebung  Gleichgewicht  eingetreten  ist.  Die  Neubildung  elastis( 
Fasern  beginnt  nach  J  o  r  e  s  in  der  per  primam  geheilten  Narbe  4—6  Woc 
nach  der  Verletzung.  Haare  w^erden  in  Hautnarben  nicht  neu  gebildet;  ^ 
aber  ein  genügend  grosser  Haarstumpf  zurückgelassen,  so  kann  das  B 
wieder  emporsprossen,  wobei  die  Zellen  des  Haarbalges  sich  an  der  Epidei 
sierung  des  Defektes  beteiligen. 

Neumann  (9)  gibt  in  seiner  Dissertation  eine  historische  Darstelli 
über  die  Transplantation  nicht  bösartiger  Gewebe,  die  klar  und  kritik 
geschrieben  ist,  sich  zum  Referate  aber  um  so  weniger  eignet,  als  eigj 
Untersuchungen  nicht  angestellt  sind.    Er  kommt  zu  dem  Schlüsse:   „iii 


Becker,  Yerletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Haut  ete.  95 

den  bisherigen  Untersuchungen  kann  man  den  Unterschied  zwischen  gut- 
artigem und  bösartigem  Gewebe  bei  den  Übertragungen  dahin  zusammen- 
fassen, dass  es  wohl  gelingt,  bei  gutartigem  Gewebe  ein  gewisses  Wachstum 
an  der  Übertragungsstelle  zu  erzielen.  In  den  meisten  Fällen  aber  kommt 
es  früher  oder  später  zu  einer  Rückbildung.  In  keinem  Falle  ist  es  möglich  ge- 
wesen, durch  derartige  Übertragungen  eine  Krankheit  mit  malignem  Charakter 
fu  erzeugen." 

Veyrassat  (13)  schildert  die  an  der  Rev er dinschen  Klinik  in  Genf 
übliche  Methode  der  Irrigation  von  Wunden  mit  warmer  Kochsalzlösung  nach 
dem  Vorgange  von  Reclus  (1888),  welche  seit  Anfang  1903  ausgeübt  wird. 
In  einer  historischen  Einleitung  über  die  Rückwirkung  der  Wärme  und 
speziell  des  warmen  Wassers  und  warmer  Luft  bei  Wunden  und  Geschwüren, 
welche  auf  Hippokrates  zurückgreift,  hätten  wohl  auch  Biers  Bestrebungen 
erwähnt  werden  können.  Sodann  bespricht  er  in  einem  Kapitel  die  physio- 
lo^sche  Wirkung  des  warmen  Wassers,  welche  die  lokale  Stase  bei  der  ent- 
zündlichen Hyperämie  beseitigt,  entzündliche  Exsudate  rasch  zur  Resorption 
bringt,  das  Odem  zum  Verschwinden  bringt  und  dadurch  auch  den  schmerz- 
haften Spannungsdruck  auf  die  Nerven  beseitigt.  Die  meisten  Mikroben 
werden  ebenfalls  durch  50°iges  Wasser  abgetötet,  nicht  allerdings  die  spe- 
ziellen Eitererreger  (Pyogenes  aureus  und  albus),  geschweige  denn  ihre  Sporen. 

Die  Methode  wird  folgendermassen  ausgeübt:  Man  braucht  einen  Irri- 
gator mit  IV«  Meter  Gummischlauch  (um  unter  Druck  einwirken  zu  können) 
und  4 — 5  Liter  0,7°/oige  physiologische  Kochsalzlösung  von  50*^  Celsius. 
Man  irrigiert  direkt  die  Wunde  und  besonders  deren  Ränder.  Bei  sehr  empfind- 
lichen Patienten,  welche  diese  Hitzegrade  nicht  gut  ertragen  können,  spritzt 
man  in  Absätzen  einen  Strahl  heissen  Wassers  auf  die  Wunde.  Sehr  energische 
Menschen  ertragen  dagegen  sogar  Wasser  von  55°  Celsius.  Sodann  bedeckt 
man  die  Wunde  mit  Gazekompressen,  welche  in  50°iges  Wasser  getaucht 
sind,  um  das  Geschwür  möglichst  unter  der  Einwirkung  des  warmen  Wassers 
m  erhalten.  Darüber  kommt  Watte  und  ein  sorgfältig  mit  gleichmässiger 
Kompression  angelegter  Bindenverband.  Solange  die  Geschwürsflächen  noch 
infiziert  sind,  schmierigen  Belag  aufweisen  oder  atonische  Granulationen,  irri- 
giert man  täglich  einmal,  sobald  frische  Granulationen  auftreten,  was  nach 
etwa  3 — 4  Malen  einzutreten  pflegt ,  nur  alle  2 — 3  Tage.  Die  Verbände 
müssen  natürlich  später  wieder  mit  grosser  Vorsicht  entfernt  werden.  So- 
bald die  Überhäutung  ordentlich  in  Gang  gekommen  ist,  genügt  die  Irrigation 
alle  4 — 5  Tage.  Seine  Darstellung  belegt  er  durch  zahlreiche  Krankenge- 
schichten ,  denen  er  zwei  Fälle  von  Milzbrandpusteln  voraufschickt ,  die 
gleichfalls  geheilt  wurden.  Es  folgen  einfache  Krampfadergeschwüre,  spezi- 
fische ünterschenkelgeschwüre,  traumatische  Geschwüre,  Verbrennungen  und 
Erfrienmgen.     Er  beschliesst  die  Arbeit  mit  folgenden  Sätzen : 

1.  50®  ige  warme  Kochsalzlösung  in  Form  von  Irrigationen  ist  das  beste 
Heilmittel  für  einfache  Geschwüre  und  schlecht  heilende  Wunden. 

2.  Eline  Lösung  von  55  ^  ist  noch  wirksamer  und  beschleunigt  die  Heilung 
noch  mehr,  ist  allerdings  nur  bei  sehr  energischen  Menschen  anwendbar  wegen 
der  Schmerzhaftigkeit  der  Applikation. 

3.  Die  Methode  ist  wohlfeil,  ungiftig  und  leicht  auch  ausserhalb  von 
Krankenhäusern  verwendbar,  und  beseitigt  Ödem  und  Schmerzen  selbst  bei 
Wanden  mit  kal  lösen  Rändern. 


96  JahroBbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

4.  Sie  hat  den  grossen  Vorzug,  dass  sie  nicht  mit  Bettruhe  kombiniert 
zu  werden  braucht  und  daher  die  Kranken  in  der  Ausübung  ihres  Berufes 
wenig  stört. 

Die  Untersuchungen  von  Taddei  (12)  dienen  als  Ergänzung  zu  dem  von 
ihm  über  Genese  und  Entwickelung  der  elastischen  Fasern  im  Narbengewebe 
angestellten  Studium  und  haben  weiterhin  den  Zweck,  die  Annahme  Gold- 
manns auf  ihren  Wert  zu  untersuchen,  welcher  meinte,  in  der  ausgeglichenen 
Entwickelung  der  elastischen  Fasern  das  Wesen  des  Keloid  erkennen  zu 
können  und  damit  die  wichtigsten  histologischen  und  klinischen  Eigentüm- 
lichkeiten des  Keloid  zu  erklären. 

Verf.  macht  vor  allem  darauf  aufmerksam,  dass  nicht  in  dem  ganzen 
oberflächlich  von  dem  narbigen  Epithel  bezeichneten  Gebiete  jene  Stränge  von 
kollagener  Natur  mit  leicht  fibrillärer  oder  homogener  Struktur  bestehen,  die 
von  den  verschiedenen  Beobachtern  beschrieben  worden  sind.  Dieselben 
nehmen  mehr  oder  weniger  ausgedehnt  die  tiefliegenden  und  zentralen  Teile 
ein.  In  diesen  wahrscheinlich  aus  reproduzierten  und  untereinander  ver- 
schmolzenen koUagenen  Fasern  gebildeten  Strängen,  in  denen  die  dreifache 
Färbung  von  Apathy  auch  eine  besondere  chemische  Affinität  nachweist 
(Gelbfärbung,  während  man  bei  den  gewöhnlichen  kollagenen  Elementen  eine 
rote  Färbung  bekommt),  fehlen  die  elastischen  Fasern  vollständig. 

Hingegen  ist  es  in  den  subepithelialen  Schichten  flPapillarschicht  der 
Derma),  in  den  peripheren  Schichten  und  auch  in  den  fibrozellulären  Scheide- 
wänden, welche  die  in  verschiedentlicher  Weise  untereinander  verflochtenen 
homogenen  Stränge  trennen,  möglich,  eine  mehr  oder  weniger  reichliche  und 
entwickelte  Neubildung  von  elastischen  Fasern  zu  erkennen. 

Das  heisst,  dieselben  bilden  sich,  wo  ausgewachsene  Bindegewebselemente 
mit  normalen  Eigenschaften  bestehen. 

Verf.  weist  nach,  dass  es  nicht  möglich  ist,  für  die  regenerierten  elasti- 
schen Fasern  einen  anderen  Ursprung  anzunehmen  als  den  aus  den  Binde- 
gewebselementen. 

Hieraus  schliesst  Verf.,  dass  das  Fehlen  elastischer  Fasern  in  dem 
narbigen  Keloid  nicht  als  primär  anzusehen  ist,  sondern  als  sekujndär  nach 
der  besonderen  Alteration,  die  das  Neubildungsbindegewebe  trifft. 

B.  Giani. 

Burckhardt  (2)  hat  an  Hunden  Hautläppchen  von  der  Haut  der 
Hinterschenkel  entnommen,  teils  trocken,  teils  in  feuchter  Kammer  eine  Zeitr 
lang  aufbewahrt  und  dann  auf  die  Muskulatur  zwischen  den  Schulterblättern, 
deren  Haut  vorher  exstirpiert  war,  aufgepflanzt.  Ein  grosser  Teil  der  Ver- 
suche misslang  wegen  der  Unruhe  der  Tierei  Die  positiven  Ergebnisse  be- 
stätigen Wentschers  Beobachtungen,  dass  Hautläppchen,  die  24  Stunden 
nach  der  Entnahme  aufgepflanzt  wurden,  in  ihrer  Lebens-  und  Proliferations- 
fähigkeit  ebenso  gut  zur  Anheilung  kamen,  wie  sofort  nach  der  Entnahme 
aufgelegte  Stücke.  Ausserdem  gelang  Anheilung  bei  einem  8  Tage  lang 
feucht  und  bei  einem  12  Tage  lang  trocken  aufbewahrten  Läppchen.  Be- 
züglich der  Einzelheiten  wird  auf  das  Original  verwiesen.  Burckhardt 
legt  das  Hauptgewicht  auf  die  feste  Verbindung  der  gut  gestalteten  Epi- 
dermiszellen  mit  ihrer  bindegewebigen  Unterlage  und  auf  in  das  Bodengewebe 
sich  einsenkende  zapfenförmige  Fortsätze,  während  dem  Nachweise  von  Mitosen 
(W entscher)  weniger  Wert  beigelegt  wird.  Den  Hauptanteil  an  der  Neu- 
bildung der  Epidermis  haben  jedenfalls  die  untersten  Zellen  der  Schleimhaut 


Becker,  Verlaizangen  und  cbirurg.  Krankheiten  der  Hant  etc.  97 

der  Epidermis,  die  Basalzellen ,  die  als  die  jOngsten  begreiflicherweise  die 
iröste  ProliferatioBS&higkeit  besitzen.  Die  oberflächlichen  Zelllagen  werden 
.>ft  nekrotisch.  Gute  mikroskopische  Bilder  veranschaulichen  die  histologische 
Beschmbnng.  Bnrckhardt  hat  24  Stnnden  lang  aufbewahrte  Läppchen 
namentlich  dort  in  der  Praxis  verwandt,  wo  wegen  starker  Granulations- 
hhitimg  die  Lä{>pchen  nicht  sogleich  aufgelegt  werden  konnten.  Er  legte 
dann  tags  daraiif  die  Läppchen  auf  die  trockene  Wunde.  Er  bestätigt  femer 
die  Angaben  Isnardis  und  anderer,  dass  es  nicht  nötig  ist,  die  Granula» 
tionen  vorher  abzukratzen. 

Lerdas  (5)  Studien  betreffen  die  Entwickelung  der  Sensibilität  in  den 
Xarbeo,  den  Hautplastiken  und  Transplantationen.  Er  kommt  zu  folgenden 
ScUösseii: 

1.  Das  Granulaüonsgewebe  ist  für  Reize  jeglicher  Art  unempfindlich. 

1  Die  Abrasionen  der  Haut  verletzen  in  kaum  nennenswerter  Weise 
die  spenfische  Sensibilität,  welche  in  sehr  kurzer  Zeit  wieder  normal  wird. 

3.  Die  Narben  atrophieren  nicht,  wie  mehrfach  behauptet  wird,  sondern 
«erden  YoUer  und  mit  Haaren  und  Drüsen  ausgerüstet  und  erlangen  schliess- 
lich einen  leidlichen  Grad  von  Sensibilität. 

4.  Die  Sensibilität  stellt  sich  in  den  Narben  und  Thier  seh  sehen  Trans* 
pJantaüonen  langsam  vom  Rande  her  wieder  ein. 

5.  Bei  der  Wiederkehr  der  Sensibilität  kann  man  sehr  häufig  eine 
Trennnng  der  Qualitäten  insofern  beobachten,  als  das  Berührungsvermögen 
die  Schmerzempfindlichkeit  und  diese  gelegentlich  die  Wärmeempfindlichkeit 
überholt. 

6.  Die  Sensibilität  erreicht  die  frühere  Vollkommenheit  erst  wieder 
mch  sehr  langer  Zeit;  bei  Läsionen  von  einigem  Umfang  vergehen  mehrere 
Jahre  darüber.  Der  funktionelle  Reiz  übt  einen  wohltätigen  Einfluss  auf  den 
Verhmf  aus. 

7.  Im  Vergleich  zu  den  Narben  werden  die  transplantierten  Läppchen 
ifi  demselben  Masse  mit  Verspätung  wieder  sensibel ,  als  die  Zeitdauer  der 
Vemarbuig  abgekürzt  ist. 

8.  Was  die  funktionelle  Sensibilität  anlangt,  so  erreichen  die  durch 
Verschiebung,  durch  Drehung  oder  nach  der  italienischen  Methode  gebildeten 
Haatlappen  unter  allen  Methoden  am  schnellsten  und  besten  wieder  ihre 
Sensibüität. 

Mal  com  Morris  (6)  bespricht  in  einem  klinischen  Vortrage  die  Be- 
biDdlnng  der  Narben  und  Keloide,  nachdem  er  den  histologischen  Befund  ge- 
schildert hat.  Er  macht  insbesondere  auf  das  spontane  Verschwinden  oder 
mindestens  das  Stationärbleiben  der  Keloide  nach  einer  Reihe  von  Jahren 
aufmerksam.  Bezüglich  der  Behandlung  bespricht  er  nur  die  dermatologischen 
Methoden,  die  alle  ebenso  unzuverlässig  sind,  wie  die  chirurgische  Entfernung 
der  Kek)ide.  Ausgezeichnete  kosmetische  Erfolge  erhielt  er  dagegen  mit 
rmsenlicht  z.  B.  bei  Lupusnarben,  Drüsennarben  am  Halse,  Verbrennungs- 
Qtfben  usw.  Damen  konnten  wieder  ausgeschnittene  Kleider  tragen.  Blättern- 
den eignen  sich  nicht  für  diese  Methode ,  weil  immer  nur  kleine  Bezirke 
l^trahlt  werden  können.  Bei  Keloiden  wurden  auch  Röntgenstrahlen  erfolg- 
nridi  Terwandt. 

Sneve  (11)  teilt  acht  Fälle  schwerster  Verbrennung  und  Verbrühung 
üt  Seine  Behandlung  besteht  darin,  die  ganz  offen  der  Luft  ausgesetzten 
Verbrennungen   ersten   und   zweiten   Grades    mit    Zinkstearat   zu  bestreuen 

lakrabcrkht  für  Ghimrgle  1905.  7 


9S  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

unter  peinlichster  Reinhaltung ,  bis  sich  ein  fester  Schorf  gebildet  hat.  Die 
Verbrennungen  dritten  Grades  werden  nur  der  Luft  ausgesetzt,  häufig  abge- 
tupft und  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  abgewaschen.  Das  Kranken- 
zimmer soll  sehr  warm  (Blutwärme!)  gehalten  werden.  Die  gesunden  Teile 
der  Haut  werden  mit  kaltem  Wasser,  Spiritus  oder  dergl.  abgerieben,  die 
Qlieder,  soweit  ohne  Schmerzen  ausführbar,  in  gutem  Zustande  gehalten. 
Stärkere  Desinfektionsmittel  sind  zu  vermeiden.  Grössere  Granulations- 
flächen werden  nach  Thiersch  transplantiert.  Durch  das  Fehlen  des  Ver- 
bandes wird  das  Hineinwachsen  der  Granulationen  in  den  Verbandstoff  ver- 
mieden, welcher  ausserdem  infolge  der  Durchtränkung  mit  Wundsekret  als 
feuchter  Verband  wirkt,  die  Hautatmung  verhindert  und  leichtere  Grade  der 
Verbrennung  in  schwere  verwandelt.  Der  Schmerz  soll  bei  offener  Behand- 
lung viel  geringer  sein ;  nur  in  den  ersten  Stunden  bestehen  heftige  Schmerzen, 
die  mit  Morphium  bekämpft  werden.  Die  Narben  sollen  bei  diesem  Ver- 
fahren viel  zarter  und  verschieblicher  sein,  als  bei  anderen  Behandlungs- 
methoden.    Subkutan  gelegene  Narben  werden  frühzeitig  exzidiert. 

Kennedy  (4)  teilt  ausführlich  einen  Fall  von  Narbenexzision  mit  unge- 
stielter Lappenplastik  mit.  Ein  19  jähriger  Mann  hatte  infolge  einer  Petroleum- 
explosion eine  Verbrennung  des  rechten  Handrückens  und  der  Rückseite  des 
Daumens  erlitten,  welche  trotz  antiseptischer  Behandlung,  Bäder  und  passiver 
Bewegungen  zur  fixen  Kontraktur  des  Daumens  in  Hj'perextension  gefülirt 
hatte.  Die  Narbe  wurde  exzidiert  und  durch  einen  ovalen  Hautlappen  vom 
Oberschenkel  (4  Zoll  lang,  2^lt  Zoll  breit)  gedeckt.  Beim  ersten  Verband- 
wechsel nach  drei  Wochen  war  der  Lappen  per  primam  angeheilt.  Nach 
sechs  Wochen  die  Daumenbewegungen,  wie  durch  Photographie  bewiesen  wird, 
wieder  normal,  die  Sensibilität  erst  nach  13  Wochen. 

Keetley  (3)  bringt  hübsche  Beiträge  zur  plastischen  Chirurgie,  die  im 
Original  nachgelesen  werden  müssen;  prinzipiell  neue  Methoden  sind  nicht 
darunter. 

Stegmann  (10)  hat  in  einem  Falle  von  Blatternarben  einen  kosmeti- 
schen Erfolg  erzielt  durch  Einspritzung  von  Vaseline  und  Ölvaseline  nach 
Gersunys  Empfehlung.  In  sieben  Sitzungen  jeden  zweiten  Tag  wurden 
5  ccm  Vaseline  und  20  ccm  Ölvaseline  im  ganzen  injiziert.  Der  Erfolg  war 
deshalb  so  gut,  weil  es  ein  sehr  mageres  Gesicht  war.  Verf.  empfiehlt,  das 
Verfahren  auf  solche  Fälle  zu  beschränken. 

M  e  1 1  i  n  (7)  berichtet  über  einen  Fall  von  ausgedehnter  Narbenkontraktur 
nach  Kleiderbrand  bei  einer  53  jährigen  Frau,  welche  in  25  Injektionen  2,3  g 
Thiosinamin  erhielt  (dreimal  wöchentlich  eine  Spritze,  später  alle  14  Tage 
eine  Spritze).  Wenn  auch  Massage  und  medio-mechanische  Übungen  die  Be- 
handlung noch  weiter  unterstützten,  so  ist  doch  die  schnelle  Erweichung  der 
Narben  und  Lösung  der  Kontrakturen  in  erster  Linie  dem  Thiosinamin  zu 
verdanken.  Verwendet  werden  15 — 20% ige  alkoholische  Lösungen,  von 
denen  in  steigender  Dosis  ^/s-— 1  Pravazspritze  voll  eingespritzt  wird. 

Mendel  (8)  empfiehlt  das  von  ihm  dargestellte  Fibrolysin,  ein 
Doppelsalz  des  Thiosinamins  und  Natrium  salicylicum  (Verhältnis  1 : 0,5)  sehr 
warm  zur  Behandlung  aller  möglichen  Narben.  Es  wird  in  braunen,  zuge- 
schmolzenen Ampullen  von  Merck  in  Darmstadt  in  den  Handel  gebracht, 
die  2,3  ccm  einer  Lösung  von  1,5  Fibrolysin  in  8,5  Wasser  enthalten; 
der  Inhalt  jeder  Ampulle  entspricht  0,2  Thiosinamin.  Die  Einspritzung  er- 
folgt subkutan,   intramuskulär  und  intravenös   alle  1—2—3  Tage.     Die  Zahl 


Becker,  Verleizangea  luid  chiraig.  Krankheiten  der  Haut  etc.  B9 

dtf  Injektionen  schwankt  zwischen  5  und  50.  Unangenehme  Nebenwirkungen 
smd  nicht  beobachtet.  Schon  wenige  Minuten  nach  der  Einspritzung  ändern 
die  Narben  ihre  Farbe »  werden  durchscheinend,  teigig  und  gequollen.  Das 
yUttel  besitzt  also,  wie  das  Thiosinamin ,  eine  elektive  Wirkung  gegenüber 
dem  Narbengewebe.  Die  Einspritzung  ist  aber  viel  weniger  schmerzhaft  als 
beim  Thiosinamin.  Angewandt  wurde  es  mit  bestem  Erfolge  bei  Narben» 
Keloid,  Ulcus  cruris,  pleuritischen  Schwarten,  Gelenkankylosen,  parametrischem 
Exsudat,  Ischias  und  sogar  bei  traumatischer  Epilepsie.  Verf.  kommt  zu 
folgenden  Schlnssfolgerungen : 

1.  Das  Fibrolysin  hat  dieselben  pharmakodynamischen  Eigenschaften, 
wie  das  Thiosinamin,  vor  dem  es  folgende  Vozüge  besitzt. 

2.  Es  ist  sowohl  subkutan,  wie  intramuskulär  und  intravenös  ohne  be- 
sondere Belästigung  oder  Schädigung  der  Patienten  zu  verwenden. 

3.  Es  ist  leicht  löslich  und  wird  deswegen  schneller  resorbiert  und  ist 
deshalb  wirksamer  als  das  Thiosinamin. 

4.  Die  Herstellung  der  Fibrolysinlösung  in  Ampullen  ermöglicht  dem 
Arzte  die  billigste  Anwendungsweise  und  leistet  gleichzeitig  Garantie  für  ein 
absolut  steriles  und  unzersetztes  Medikament. 

n.  Chirurgische  Erkrankungen. 
1.  Zirkulationsstörungen. 

I.  Bö  DD  ig  er.  Elastische  SpaDoaiig  der  Haut  und  deren  Beziehang  zum  Odem.  Zeitschr. 

f.  exper.  Path.  u.  Ther.  Bd.  1. 
1  Dopt  er,  £tiide  des  altärations  histologiqnes  des  nerfs  p^riph^riqnes  dans  les  oedömes 

duoniqoes.     Gaz.  des  HAp.  1905.  Nr.  4. 
S.  Esckweiler,  HautOdem.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10.  p.  405. 
1  *Gerber,  Infektiöse  idiopathische  Purpura.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  19. 

5.  Mac  Gowan,   The  use  of  adrenalin  chloride  in  diseases  of  the  skin.    The  joum.  of 
cotan.  dia.  1905.  Februar,  p.  72  ff. 

6.  Mann,  The  caiises  and  treatment  of  oedema.    Brit  med.  joum.  20.  Y.  1905. 

7.  Morean,  Contribotion  a  Tötude  de  Toeddme  du  traumatique.  Procds  verb.  Acad.  roy. 
de  vM.  de  Belg.  81.  XII.  1904.    Ref.  in  Gaz.  des  Hdp.  1905.  Nr.  11. 

8.  Stainforth,  Oeddmes  durs  traumatiques.    Arch.  möd.  beiges  1905.  Nov. 

9.  Urj,  Beitrag  zur  Kasuistik  zur  Erythromelalgie.    Dies.    Rostock  1905. 

10.  Ziegler,  Histolog.  Untersuchungen  Aber  das  ödem  der  Haut  und  des  Unterhautzeil- 
gewebea.    Zieglers  Beitr.  zur  path.  Anat.  36.  3. 

Mac  Gowan  (5)  teilt  seine  Erfahrungen  mit,  die  er  bei  innerlicher 
Darreichiing  von  Adrenalin  bei  den  verschiedenartigsten  Hautblutungen  und 
Blutungen  in  den  Hamwegen  und  den  Darm  gemacht  hat.  Interessant  ist 
es,  dass  er  einem  Neugeborenen  mit  Darmblutungen  während  der  ersten 
Lebenswochen  alle  zwei  Stunden  einen  halben  Tropfen  der  einpromilligen  Lö- 
sung mit  gutem  Erfolge  gegeben  hat. 

Eschweiler  (3)  hat  innerhalb  zweier  Jahre  bei  17  Gefangenen,  welche 
sich  in  Einzelhaft  befanden,  Ödeme  an  den  Füssen  und  Unterschenkeln  be^ 
obachtet,  die  gelegentlich  sich  sogar  auf  den  Oberschenkel,  Skrotum,  Bauch, 
Brust  und  Gesicht  ausdehnten.  Es  waren  Männer  im  Alter  von  17 — 59 
Jahren,  die  im  übrigen  vollkommen  gesund  waren  und  auch  keinerlei  Be< 
schwerden  von  den  Ödemen  hatten.  Letztere  kamen  und  gingen  schnell,  wie- 
wohl Reste  oft  noch  lange  bestehen  blieben.  Die  kürzeste  Dauer  betrug  5 
Tage,  die  längste  6  Wochen.     Die   kürzeste  Frist  zwischen  der  Einlieferung 


100  JakrMbfihcht  fftr  Chirurgie.    I.  Teil. 

in  das  Gefängnis  und  dem  Auftreten  der  Ödeme  betrug  S  Tage,  die  längste 
5Vt  Wochen.  Verf.  nimmt  an,  dass  die  fast  vollkommene  Ruhe,  der  plötzliche 
Wegfall  der  früher  gewohnten  Bewegung  zusammen  mit  der  plötzlichen  Ab« 
derung  der  gesamten  Lebensweise  und  den  durch  die  Veihaftung  gesetzten 
psychischen  Einflüssen  das  ausschlaggebende  Moment  für  das  Entstehen  dieser 
bislang  nicht  beschriebenen  (wohl  aber  bei  vielen  Gefangenen  auch  von  an- 
deren Gefangnisärzten  schon  beobachteten  Bef.)  Hautödeme  gebildet  haben. 

Nach  Boenniger  (1)  ist  die  elastische  Spannung  der  Haut  abhängig 
vom  Alter  und  vom  Ernährungszustände  des  Patienten  und  ist  beim  Ödem 
erhöht.  Die  Elastizität,  von  welcher  die  Spannung  abhängt,  ist  nicht  hoch- 
gradig und  wesentlich  durch  das  Alter  beeinflussi  Zustände  von  Überdehnung 
der  Haut  gibt  es  im  allgemeinen  nicht.  Die  elastische  Vollkommenheit  der 
Haut  geht  beim  Ödem  nicht  verloren. 

Ziegler  (10)  hat  die  feineren  histologischen  Gewebsveränderungen  der 
Haut  und  des  Unterhautzellgewebes  bei  verschiedenen  Formen  des  Ödems  fest* 
gestellt,  wabei  er  sich  besonders  über  das  Auftreten  und  das  Schicksal  der 
sog.  freien  Zellen  ausspricht.  Ausserdem  werden  die  fixen  Zellen,  die  ela»« 
tischen  und  Bindegewebszüge,  Kapillaren,  Ödemflüssigkeit  usw.  eingehend 
berücksichtigt.  Er  unterscheidet  nichtentzündliche  und  entzündliche  Ödeme. 
Bei  letzteren  herrschen  ein-  und  vielkemige  Leukozyten  in  der  Ödemflüssig- 
keit vor. 

Mann  (6)  bringt  eine  längere  Abhandlung  über  das  Ödem  und  unter- 
scheidet dasjenige,  welches  durch  Herzstörungen  hervorgerufen  wird,  von  dem- 
jenigen, welches  durch  Nierenerkrankungen  veranlasst  ist.  hx  beiden  Fällen 
9chiebt  er  dem  Chlornatrium  eine  besondere  Bedeutung  zu.  Wenn  viel  Chlor- 
natrium vorhanden  ist,  so  bestehe  auch  viel  Ödemflüssigkeit  und  umgekehrt. 
Er  bespricht  sodann  die  Kryoskopie  und  den  osmotischen  Druck  bei  dieser 
Erkrankung  und  geht  zum  Schluss  auf  die  Behandlung  ein.  Die  Arbeit  hat 
aber  mehr  für  den  inneren  Arzt  Interesse. 

Stainforth  (8)  bringt  zur  Kasuistik  des  harten  traumatischen  Ödems 
(Secr^tan)  einen  Beitrag.  Ein  Soldat  zog  sich  eine  Quetschung  der  rediten 
inneren  Kniegegend  zu,  konnte  jedoch  noch  Dienst  tun.  Nach  zwei  Tagen 
starke  Schwellung  des  Gelenkes,  an  welche  sich  eine  Schwellung  an  der  Luien- 
seite  des  Oberschenkels  anschloss.  Letztere  bildete  sich  zu  einem  ^^hartem 
Ödem^  aus.  Heilung  in  zwei  Monaten.  (Es  ist  mir  zweifelhaft,  ob  es  sich 
hier  nicht  vielmehr  um  die  häufige  Form  der  gerade  am  Oberschenkel  vor- 
kommenden Myositis  ossificans  vom  Femurperiost  ausgehend  gehandelt  hat. 
Die  klassiche  Stelle  für  das  Secretansche  Ödem  ist  vielmehr  der  Hand- 
rücken.    Ref.) 

Moreau  (7)  beschreibt  einen  Fall  von  sogenanntem  hartem  trauma- 
tischen  Ödem,  welches  bekanntlich  zuerst  Secrötan  beschrieben  hat.  Der 
Fall  ist  aber  dadurch  bemerkenswert,  dass  die  Erkrankung  im  Oberschenkel 
sass  und  nicht  wie  gewöhnlich  an  den  Händen.  Er  vergleicht  die  Erkrankung 
mit  der  von  Beclus  beschriebenen  sogenannten  Holz-Phlegmone  und  glaubt, 
dass  in  der  Tat  beide  Krankheiten  dieselben  sind.  Er  kommt  zu  folgenden 
Schlussfolgerungen : 

1.  Unter  dem  Einfluss  abgeschwächter  Bakterien  kann  sich  mehr  oder 
weniger  schnell  im  Bindegewebe  eine  spezifisch  chronische  Infiltration  aus- 
bilden, welche  sich  von  dem  gewöhnlichen  Ödem  nur  durch  ein  entzündliches 
Exsudat  unterscheidet. 


Becker,  Verletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  101 

2.  Diese  Infiltration  hat  eine  grosse  Neigang  sich  in  hartes  fibröses 
Geirebe  umzubilden  und  dieses  wird  in  der  Regel  erst  nach  einer  sehr  langen 
Zeit  resorbiert. 

3.  Es  kann  zwar  deutlich  abgegrenzt  sein,  wie  das  beim  harten  trau- 
matisdien  Ödem  an  Hand  und  Fuss  der  Fall  ist  und  ebenso  auch  bei  der 
Holzphlegmone.  Es  kann  aber  auch  vorkommen,  dass  es  nicht  begrenzt  ist 
and  mehr  die  Neigung  hat,  sich  auszubreiten. 

4.  Das  Charakteristische  an  dem  ganzen  Vorgang  ist,  dass  er  unbe- 
grenzt lange  dauern  kann  und  dass  er  allen  Behandlungsmethoden,  welche 
sonst  beim-gewöhnlichen  Ödem  und  allen  entzündlichen  Vorgängen  nützen,  trotzt* 

Dopt  er  (2)  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die  histologischen  Verände- 
rungen der  pheripheren  Nerven  beim  chronischen  Ödem,  nachdem  er  mehrere 
Fälle  von  Ödem  infolge  von  Nieren-,  Herz-  oder  Venenerkrankung  hat  mikro- 
skopisch untersuchen  können  und  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Kranke  mit  chronischen  Gliederschwellungen  infolge  von  Herzstörung, 
Nephritis  oder  Phlebitis  zeigen  in  den  infiltrierten  Partien  Störungen  der 
Motilität  und  Sensibilität,  welche  unter  dem  unmittelbaren  Einfluss  von 
NeTvenstörungen  stehen. 

2.  Diese  Störungen  sind  zweierlei  Art:  a)  eine  hyaline  Degeneration; 
b  eine  Segment-Nekrose  um  den  Achsenzylinder  herum. 

3.  Die  Segment  Nekrose  entsteht  unter  dem  unmittelbaren  Einfluss  der 
eindringenden  Ödemflüssigkeit  durch  den  Segment-Ring.  Von  hier  aus  breitet 
sie  sich  in  der  ganzen  Ausdehnung  von  einem  bis  zum  anderen  Segment  aus, 
zerstört  nach  und  nach  die  Markscheide,  greift  aber  den  Achsenzjlinder 
nicht  an. 

4.  Ist  der  Achsenzylinder  aber  erst  einmal  hinreichend  angegriffen,  so 
dass  er  die  Leitung  nicht  hinreichend  mehr  versehen  kann,  so  beginnt  die 
typische  absteigende  Degeneration  desselben. 

2.  Entsttndnngen. 

I.  LedermanD,  Ein  Fall  von  Pyodermite  v^götanie.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905^ 

Nr.  6. 
1  Pflanz,  Ober  Dermatitis  nach  Frimnla  obeonica.    Inang.-DiB8ert.    Rostock  1905. 

Pflanz  (2)  stellt  in  seiner  Doktor-Dissertation  einige  Fälle  von  Derma- 
titis nach  Primula  obeonica  zusammen.  Die  Arbeit  ist  ohne  chirurgisches 
Interesse. 

Ledermann  (1)  beschreibt  einen  Fall  von  pyodermite  v6getante  (Hal- 
lopeau)  bei  einem  Mädchen  von  26  Jahren,  bestehend  im  Auftreten  von 
Äl^essen  und  Pusteln  auf  der  ganzen  Körperoberfläche.  Die  Arbeit  hat  vor- 
wiegend dermatologisches  Interesse. 

S.  Speiiilsche  Entzündungen. 

1.  Anglade   et  Jacqnin,   Syndrome  addisonien.    Joum.  de  möd.  de  Bordeaux  1905. 
Nr.  27.  p.  493. 

2.  Andry,  Gonococde  mötastatiqne  de  la  peao.  Ann.  de  dermatologie  et  de  sypb.  1905» 
p  544. 

3.  Balz  er,   Dermatite   bnlleose   et  onyxis    tropho-neurotiqne  au  coura  de  rhumatisme 
blenDorrhagiqoe.    Progrds  m^d.  21.  i,  1905.  p.  690. 

i  *—  Contribntion  k  T^tnde  clioiques  du  lupua  exanth^matique.    Ann.  de  derm.  et  de 
syph.  1905.  Nr.  7.  p.  605. 


102  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

5.  Bensaude-Rivet,  Les  formes  chroniques  de  porpura  faömorrhagique  etc.    Arch. 
de  m^d.  1905.  Nr.  4. 

6.  Bolton  and  Er e wer,  A  caae  of  extensive  cntaneous  diphtheria  with  an  ez&imna 
of  the  nervous  System.    Lancet  29.  IV.  1905.  p    1131. 

7.  *Darier  et  Walter,  Tubercnlides  papulo-n^crotiques.  Soc.  de  Denn,  et  de  Sypfa.  I 
Nr.  7   p.  621.  Juill. 

8.  Doutrelepont,   Histologische  Untersachungen  über  die  Einwirkung  der    Fins 
bestrahlung  bei  Lapns.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  32. 

9.  Dreuw,  HGl-Bebandlung  des  Lupus.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  14.   p.  ^ 

10.  Fordyce,  Finsen  institut  at  Kopenhagen.    Journ.  of  cut.  dis.  1905.  Nr.  11. 

11.  Graham,  Aesculin  in  conjunction  with  Finsen  light  in  the  treatment  of  lupns  valgra 
Lancet  1905.  Dec.  16. 

12.  Juliusberg,  Über  Tuberkulide  und  disseminierte  Hauttuberkulosen.  Mitteilangen 
den  Grenzgebieten.  Bd.  XIII.  Heft  4,  5. 

13.  —  Gefrierbehandlung  bei  Hautkrankheiten.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.   IC 

14.  Elingmüller-Halberstädter,  Über  die  bakterizide  Wirkung  des  Lichtes    bei 
Finsenbestrahlung.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1905.  Nr.  14. 

15.  Lesser,  Zur  Finsenbehandlung  des  Lupus.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.   Nr.  4 

16.  Diskussion  Aber  Lessers  Vortrag  betreffend  die  Finsenbehandlung  bei  Lupus.    Berli: 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6.  p.  159. 

17.  Morestin,  Lupus  de  la  face  dorsale  de  la  main  etc.    BulL  et  m^m.  de  la  soc.  an 
de  Paris  1905.  Nr.  2.  p.  166. 

18.  Morris,  The  light-treatment  of  lupus  vulgaris.    Lancet  1905.  Oct.  28.  p.  1241. 

19.  Praetorius,  Über  Muskelgummen  im  Frahstadium  der  Syphilis.  Dlss.  Rostock  19* 

20.  Robert,  Purpura  h^morrhagique  et  tuberculose  chrönique.    Th^se  de  Paris  1904.  R 
in  Arch.  g^n.  de  möd.  1905.  Nr.  5.  p.  299. 

21.  ALSlatineanu,  Die  Lupusbehandlung  durch  Tuberkulin.    Revista  Stiintzelor  Me 
cale  1905.  Nr.  2.  p.  104  (rumAnisch). 

22.  Strebel,  Über  kombinierte  Behandlung  des  Lupus.  Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  4 

23.  *U  n  n  a ,  Einiges  Aber  die  Lupustherapie  der  Zukunft  und  der  Vergangenheit  Theraf 
der  Gegenwart  Jan.  1905. 

24.  Vi  dal.  Du  traitement  du  lupus.    Bull,  de  Tacad.  de  möd.  1905.  8.  Oct  p.  203. 

Anglade  und  J acqn in  (1)  beschreiben  einen  Fall  von  Addison sch< 
Krankheit  bei  einem  12jährigen  idiotischen  und  epileptischen  Mädchen  un 
teilen  den  Sektionsbefund  mit,  bei  welchem  sich  eine  allgemeine  Drüsei 
tuberkulöse  und  eine  Schrumpfung  der  Leber,  der  Nieren  und  der  Nebei 
nieren  fand.  Sie  gehen  von  der  kühnen  Voraussetzung  aus,  dass  die  Epilepsi 
eine  „Sclerose  cerebrale**  sei  und  glauben  so  den  Fall  am  besten  erklärt  z 
haben. 

Bolton  und  Brewer  (6)  berichten  über  einen  Fall  von  Diphtheri 
der  Haut  bei  einem  IV2  jährigen  Mädchen,  die  an  einer  Wunde  in  der  Weichen 
gegend  entstanden  war,  ob  nach  vorherigen  Kratzeflfekten ,  ist  zweifelhaft 
Die  Wunden  heilten  unter  antiseptischen  Verbänden.  Das  Kind  starb  abe; 
nach  einigen  Wochen  unter  den  Erscheinungen  von  Herzschwäche.  Diphtherie 
bazillen  wurden  in  Reinkulturen  nachgewiesen.  Bei  der  Sektion  Jane 
sich  fettige  Myodegeneratio  cordis,  fettige  Degeneration  der  Nierenepithelien, 
keine  nennenswerten  Veränderungen  am  Zentralnervensystem.  Der  Fall  isl 
ein  Beleg  dafür,  dass  ohne  bakteriologische  Untersuchung  die  Diagnose  a«i 
Hautdiphtherie  klinisch  nicht  gestellt  werden  kann. 

Audry  (2)  behandelte  in  Tonlose  einen  19jährigen  Kaffeekellner  an 
Tripper  mit  folgenden  Hautkomplikationen:  1.  polymorphen,  scharlachartigen 
Erythemen,  2.  gonokokkenhaltigen  Pusteln,  3.  subkutanen  Abszessen,  4.  gonor- 
rhoischem Panaritium.  Der  histologische  Befund  exzidierter  Stücke  wird  mit- 
geteilt. Da  die  Krankheiten  der  Haut  infolge  von  Tripper  bislang  nur  (?) 
von  deutschen  Autoren  beschrieben   sind  und  dieser  Kranke  ebenfalls  deut- 


Beeker,  YerletzuDgen  und  chlrurg.  Krankheiten  der  Haut  eto.  1(J3 

scher  Abkunft  ist,  so  sieht  Verf.  darin  eine  Prädisposition  der  germanischeii 
Rasse  (!  ?L 

Balz  er  (3)  teilt  folgende  Beobachtung  mit:  32  jähriger  Sattler  mit 
Tripperrheumatismus  im  Schulter-,  Ellbogen-,  Hand-  und  Kniegelenke.  Plötz- 
licher Ausbruch  einer  sehr  schmerzhaften  Dermatitis  bullosa  an  Handtellern 
imd  Fusssohlen,  mit  nachfolgender  hartnäckiger  Exfoliation.  Gleichzeitig 
iosfall  der  Nägel.  In  der  Blase  wurden  Tripperkokken  nicht  gefunden. 
Verf.  halt  die  Erkrankung  für  tropho-neurotischer  Natur, 

Praetorius  (19)  konnte  ein  Muskelgumma  in  frühzeitiger  Syphilis, 
welches  am  rechten  Unterarm  eine  pflaumengrosse  Geschwulst  im  Pronator 
tcres  bildete,  exzidieren  und  mikroskopisch  untersuchen.  Dabei  fanden  sich 
Bindegewebszüge  in  Form  eines  feinfaserigen,  sehr  zellreichen  Gewebes.  Aä 
den  Gefassen  bestand  eine  deutliche  Wucherung  der  Adventitia  und  Intima, 
so  dass  das  Gefass  gelegentlich  völlig  obliteriert  war.  Im  Zentrum  des  Prä* 
(•arates  fanden  sich  mehrere  nekrotische  Herde;  Riesenzellen  sind  nicht  ge* 
fanden.  —  Ähnliche  Fälle  stellt  er  aus  der  Literatur  zusammen  und  kommt 
zn  folgenden  Schlussfolgerungen: 

Die  Krankheitsdauer  beträgt  beim  ersten  Auftreten  der  Gummen  durch- 
schnittlich 2 — 7  Monate,  bei  gutartigem  Verlaufe  2 — 10  Monate.  Das  männ- 
liche Geschlecht  überwiegt ;  Lebensalter  schwankt  zwischen  20  und  30  Jahren, 
Der  Sitz  der  Erkrankung  war  in  drei  Fällen  die  Zunge,  in  einem  der  Kopf- 
tiicker  und  in  sämtlichen  übrigen  Fällen  die  Extremitätenmuskulatur.  Die 
(jrösse  des  Tumors  schwankt  ionerhalb  weiter  Grenzen,  von  Haselnuss-  bis 
Apfelgrösse.  Die  Konsistenz  ist  gleichmässig  derb.  Bei  eintretender  Ein- 
schmelzong  ent^steht  Fluktuation.  —  Verlauf  ist  gutartig.  Nach  eingeleiteter 
Behandlung  verschwindet  die  Geschwulst  in  14  Tagen  bis  3  Monaten;  in 
vielen  Fällen  wird  ausdrücklich  bemerkt,  dass  eine  erkennbare  Verletzung 
der  Muskulatur  oder  sonstige  äussere  Schädigungen  nicht   vorgelegen  haben. 

Jnliusberg  (12)  teilt  die  Beobachtungen  der  Neisserschen  Klinik 
über  sogen.  Tuberkulide  mit  und  beschreibt  zunächst  Liehen  und  Acne 
^c^oph1llosorum.  Tuberkulide  mit  zentraler  Nekrose  sind  der  Lupus  erythe- 
matodes disseminatus  (Boeck)  oder  Folliclis  (Barthelemy).  Meist  zu 
Beginn  der  kalten  Jahreszeit  treten  auf  den  Streckseiten  der  Extremitäten 
Knötchen  auf,  die  im  Zentrum  zerfallen,  ein  kleines  Geschwür  bilden  und 
einer  deprimierten,  mit  einem  Pigmentsaum  umgebenden  Narbe  heilen.  Ahn* 
lieh  und  kaum  nnterscheidbar  sind  die  „Tuberculides  nodulaires",  auch  die 
Falle  Ton  Erythema  indurativum  mit  platten  Infiltraten.  Die  Prognose  aller 
dieser  Erkrankungen  ist  günstig.  Gelegentlich  hat  man  Tuberkelbazillen  in 
ihnen  gefunden ;  oft  scheinen  sie  indessen  nur  durch  Tuberkeltoxine  verur- 
sacht zu  sein.     Sie  reagieren  prompt  auf  Alt-Tuberkulin. 

Bensaude  und  Rivet  (6)  besprechen  die  chronischen  Formen  der 
Pwpnra  haemorrhagica,  welche  grosse  Seltenheiten  sind.  Sie  selbst  haben 
U  Fälle  derart  beobachtet  und  in  der  Literatur  etwa  20  vorgefunden.  Die 
Krankheit  tritt  in  zwei  verschiedenen  Formen  auf.  Die  erstere,  sogenannte 
kontinuierliche  Form  ist  sehr  selten.  Er  handelt  sich  um  Kranke,  die  meist 
an  Magen-  und  Darmstörungen  leiden  und  sehr  elend  aussehen.  Untersucht 
man  sie  genauer,  so  findet  man  bei  ihnen  einige  Ekchymosen  oder  Purpura- 
Flecke,  worauf  sie  erklären,  dass  sie  diese  schon  seit  Jahren  hätten,  denselben 
aber  keine  Bedeutung  beilegten,  da  sie  schnell  immer  wieder  verschwunden 
wären.  Die  Kranken  neigen  zu  Nasen-  und  Zahnfieischblutungen.   Die  zweite, 


101  Jahresbencht  für  GhirOrgie.    I.  Teil 

sogenannte  intermittierende  Form,  scheint  häufig  vorzukommen.  In  Zwischen- 
räumen von  Monaten  und  Jahren  -treten  häufig  isolierte  Blutungen,  Nasen-, 
Magen-  und  Hautblutungen  auf.  Es  ist  dieses  das  klassische  Bild  der  soge- 
nannten Werl  ho  ff  sehen  Krankheit.  Die  Kranken  haben  das  Gefühl  der 
allgemeinen  Ermattung,  der  Gliederschwere  und  sehen  blass  aus.  Die  Krank- 
heit dauert  verschieden  lange,  oft  recht  lange  Zeit,  selbst  länger  als  20  Jahre. 
Die  freien  Zwischenräume  können  auch  7,  8,  10,  in  einem  Falle  sogar  17 
Jahre  lang  dauern.  Die  Kranken  sterben  meist  an  einer  interkurrenten 
Krankheit.  Kie  Krankheit  darf  nicht  mit  Hämophilie  verwechselt  werden, 
welche  in  einer  mangelhaften  Gerinnungsfähigkeit  des  Blutes  beruht  und  bei 
der  der  Blutkuchen  sich  unter  der  Einwirkung  von  Wärme  in  normaler  Weise 
zusammenzieht.  Bei  der  Purpura  haemorrhagica  dagegen  gerinnt  das  Blut 
zwar  zur  normalen  Zeit,  aber  der  Blutkuchen  zieht  sich  absolut  nicht  zu- 
sammen. Ausserdem  besteht  eine  deutliche  Verminderung  der  roten  Blut- 
körperchen. Es  liegt  nahe,  anzunehmen,  dass  die  Krankheit  auf  irgend  einer 
Blutveränderung,  wie  bei  der  Cholämie  oder  toxischen  Prozessen  infolge  von 
Magen-  und  Darmstörungen,  oder  endlich  infolge  von  Mikrobeneinwirkung 
wie  bei  der  Malaria  beruht.  Letzterich  hat  einen  Bazillus  dafür  verant- 
wortlich gemacht.  Die  Verfasser  haben  ebenfalls  danach  gesucht,  aber  ver- 
geblich. Dagegen  haben  sie  in  fünf  Fällen  den  Tuberkelbazillus  nachweisen 
können  und  in  fünf  weiteren  Fällen  halten  sie  die  Tuberkulose  für  sehr 
wahrscheinlich. 

Robert  (20)  hat  in  seiner  Doktor-Dissertation  ebenfalls  Beweise  er- 
bracht, dass  Purpura  haemorrhagica  und  Tuberkulose  vielfach  miteinander 
Hand  in  Hand  gehen.  Es  bleibt  abzuwarten,  ob  diese  Behauptung  auch 
anderweitig  Bestätigung  finden  wird. 

Fordyce(lO)  gibt  einen  kurzen  Reisebericht  über  das  Finseninstitut 
in  Kopenhagen  und  die  dortige  Lupusbehandlung,  die  ausser  dem  Lichte  auch 
alle  anderen  Heilfaktoren  berücksichtigt.  Täglich  werden  oft  200  Kranke 
behandelt;  den  anderen  Kliniken  ist  das  Material  entzogen. 

Max  Juliusberg  (13)  hat  in  der  Neisserschen  Klinik  sich  einen 
kleinen  Brausekopf  von  IV»  cm  Durchmesser  mit  mehreren  Öffnungen  auf 
eine  Kohlensäurebombe  montieren  lassen  und  gefriert  damit  die  Haut  ein. 
Schon  nach  wenigen  Sekunden  ist  die  Haut  fest  und  hart  gefroren  und  bleibt 
etwa  20 — 30  Sekunden  in  diesem  Zustande.  An  exzidierten  Stücken  konnte 
er  mikroskopisch  alle  Stadien  der  Entzündung  feststellen.  Es  schliesst  sich 
dauernd  eine  zerstörende  und  ätzende  Wirkung  in  den  oberflächlichen  Schichten, 
Bei  nachfolgender  Salzsäureätzung  (nach  Dreuw)  werden  auch  die  tieferen 
Schichten  nekrotisch.  Letztere  Methode  wird  daher  vorwiegend  bei  Lupus 
und  Kankroid  in  Frage  kommen. 

D  r  e  u  w  (9)  demonstrierte  im  Hamburger  ärztlichen  Vereine  seine  bereits 
mehrfach  publizierte  (vgl.  Jahrgang  1904,  S.  130)  Methode  der  Salzsäureätzung 
des  Lupus,  welche  sich  besonders  für  den  praktischen  Arzt  sehr  eigne,  und 
zeigte  an  mikroskopischen  Bildern  die  Ätzwirkung.  Seine  Resultate  sollen 
gut  sein. 

Vi  dal  (24)  macht  der  Acad^mie  de  Medecine  eine  Mitteilung  über  die 
Behandlung  des  ulzerierten  Lupus  und  anderer  Tuberkulosen  mittelst  direkter 
Sonnenstrahlen.  Es  werden  vier  geheilte  Fälle  mitgeteilt:  1.  Ulzerierter  Lupus; 
2.  tuberkulöse  Halsdrüsenfisteln ;  3.  mehrjährige  Kniegelenktuberkulose ;  4.  ;, Ar- 
thritis sicca  mit   chronischen  Hygromen   an  beiden   Knien^.     In  allen  vier 


Becker,  Verletsangen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Hant  etc.  105 

FMkai  soUen  Seeluft,  Wärme  und  gute  Emähmng  wirkungslos  geblieben  sein. 
Eine  Diskussion  schloss  sich  an  den  Vortrag  nicht  an. 

Strebe!  (22)  behandelt  die  verschiedenen  Methoden  der  Lupusbehand- 
huig  Tom  dermatologischen  Standpunkte  und  zieht  in  temperamentvoller  Weise 
aber  die  ^klägliche  Pfuscharbeit^  der  Chirurgen  her,  welche  ;,ihre  Hände 
lieber  davon  lassen^  sollten,  statt  Lupus  zu  exstirpieren.  Andererseits  warnt 
er  Tor  zu  übertriebenen  Hoffnungen  bei  der  Lichttherapie.  Am  wichtigsten 
ist  die  Beurteilung,  wie  tief  der  Lupus  sitzt.  Die  Lichtstrahlen  haben  wenige 
ebe  primäre,  keimtötende  Kraft,  sondern  sie  erregen  vielmehr  eine  neue 
Entzündung  in  einer  alten,  trägen,  spezifischen  Entzündungszone  und  dadurch 
werden  die  Bakterien  abgetötet.  Natürlich  bedarf  man  dazu  grosser  Strom- 
stärken. Auch  die  Qualität  des  Lichtes  spielt  eine  Rolle.  Für  tiefere  Lupus- 
herde eignet  sich  z.  B.  das  konzentrierte  Eisenlicht  absolut  nicht.  Streng  zu 
rö^en  ist  die  nachlässige  Behandlung  der  Apparate,  über  die  viel  geklagt 
wird;  Hautverbrennungen  und  ausbleibender  Erfolg  sind  die  Folge.  Schlecht 
oder  gar  nicht  für  die  Lichttherapie  eignet  sich  der  Lupus  tumidus  und  die- 
jenigen flächenhaften  Lupusformen,  welche  tiefbraune  Knotenherde  in  sich 
enthalten.  Auch  jene  Formen  von  Lupus,  wo  bereits  grosse  Strecken  in 
Xärbengewebe  verwandelt  sind,  und  wo  sich  unterhalb  der  Narben  neue 
Knoten  bilden,  sowie  Lupus  verrucosus  wird  man  schwerlich  beeinflussen 
können.  Gute  Resultate  bekommt  man  dagegen  beim  disseminierten,  serpigi- 
oösen  sowie  ulzerösen  Lupus.  Hieran  anschliessend  bespricht  er  die  ^^von 
ihm  in  die  Therapie  eingeführten  Methoden^  mit  Induktionsfunkenlicht, 
£lektix>-Photokaustik,  Hochfrequenzfunken  und  Kathodenstrahlen,  sowie  Rönt* 
gentherapie  und  Radiotherapie.  Von  der  Sensibilisierungsmethode  (Dryer) 
und  der  Eosinmethode  (Jessionek)  hält  er  nichts.  Etwas  mehr  schon  von 
Heissluftmethode  (Holländer),  Thermokauter,  Exzision  und  chemischen  Ätz^ 
methoden. 

Lesser  (15)  hielt  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft  einen  Vor- 
trag über  die  Finsenbehandlung  des  Lupus.  Um  ein  endgültiges  Urteil 
über  das  Fembleiben  von  Rezidiven  sich  zu  bilden,  ist  der  seit  Einführung 
der  Methode  verstrichene  Zeitraum  von  10  Jahren  zu  kurz.  Indessen  ist 
erwiesen,  dass  Rezidive  nach  der  Finsenmethode  länger  ausbleiben  als  nach 
der  Mehrzahl  der  anderen  Behandlungsmethoden.  Das  geht  unzweifelhaft  aus 
den  Kopenhagener  Zusammenstellungen  über  800  Fälle  hervor.  Hinsichtlich 
dfö  kosmetischen  Erfolges  wird  die  Finsenmethode  durch  keine  andere  er- 
reicht. Die  Art  der  Wirkung  beruht  darin,  das  die  Lichtstrahlen  elektiv 
wirken,  nur  das  Kranke  zerstören  und  im  umgebenden  gesunden  Gewebe 
Entzündungserscheinungen  hervorrufen.  Falsch  ist  es,  die  Lichtbehandlung 
als  Allheilmittel  hinzustellen,  sie  ist  aber  eines  der  besten  Mittel.  Zum  Schluss 
Tergieicht  er  sie  kurz  mit  den  übrigen  bekannten  Methoden.  In  der  an- 
schliessenden Diskussion  (16)  bestreitet  Levy-Dorn  zunächst,  dass  die 
Finsen  Wirkung  ausschliesslich  auf  der  Einwirkung  der  chemischen  Strahlen 
benihe.  Dass  eine  Wärmewirkung  dem  Patienten  nicht  zum  Bewusstsein 
käme,  läge  daran,  dass  die  abgekühlten  Kompressorien  dieses  verhüteten. 
Trotzdem  könnten  aber  die  Wärmestrahlen  wirksam  sein.  Er  empfiehlt  einen 
Apparat  von  Marie,  bei  dem  die  Bogenlampe  direkt  am  Kompressorium 
befestigt  ist,  so  dass  der  Abstand  von  Lampe  bis  Haut  nur  ö  cm  beträgt. 
Holländer  empfiehlt  seine  Heissluftapparate  als  besonders  für  den  Schleim- 
hautlnpus   geeignet,    der   bekanntlich   in  60  7o    der   Fälle   vorliege   und   für 


106  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Finsenbehandlung  unzugänglich  sei.  Blaschko  tritt  für  die  chemischen 
Mittel  (Kalilauge,  Salzsäure,  Pyrogallussäure)  und  insbesondere  das  Alttuber- 
kulin  ein.  Auch  Senator  empfiehlt  letzteres.  Fritz  Lesser  betont,  dass 
der  kosmetische  Erfolg  der  Finsenbehandlung  zu  teuer  erkauft  werden 
müsse.  Für  die  ärmere  Bevölkerung  kämen  nur  Methoden  in  Frage,  die 
schnelle  und  gründliche  Heilung  herbeiführten. 

Malcom  Morris  (18)  teilt  seine  Erfahrungen  über  die  Lichtbehand- 
lung des  Lupus  vulgaris  mit,  welche  er  in  5^/2  jähriger  Praxis  gewonnen  hat. 
Er  benutzt  die  Reynsche  Modifikation  der  Finsenlampe,  weil  sie  wohl- 
feiler, aber  gleich  wirksam  ist.  Die  Lorten-Genoud-Lampe  ist  nutzlos, 
da  ihre  Strahlen  nicht  tief  genug  eindringen.  Er  hat  Erfolge  mit  dieser 
Methode  erzielt,  die  diejenigen  aller  anderen  Methoden  in  den  Schatten 
stellen.  Der  Lupus  vulgaris  ist  aber  bekanntlich  so  variabel,  dass  es  für  ihn 
keine  Universalmethode  geben  kann;  insbesondere  sind  alle  Fälle,  in  denen 
bereits  eine  Allgemeininfektion  eingetreten  ist,  für  alle  Methoden  verloren.  Wo 
der  Lupusherd  nur  klein  ist  und  nicht  in  die  Tiefe  dringt,  ist  Finsens 
Methode  die  beste  von  allen.  In  Fällen,  wo  der  Lupus  sich  schnell  auf  die 
Nachbarschaft  ausdehnt,  empfiehlt  sich  die  Kombination  mit  Röntgenbestrah- 
lungen; letztere  eignen  sich  besonders  bei  sehr  ausgedehnten  Erkrankungen. 
Da  die  Röntgenstrahlen  überdies  eine  grössere  zerstörende  Kraft  und  Tiefen- 
wirkung entfalten,  die  Expositionszeit  und  der  Nachschmerz  kürzer  ist,  so 
haben  sie  ebenfalls  ihre  Vorteile;  insbesondere  auch  bei  allen  ulzerierten 
Fällen,  wo  sich  die  Kombination  mit  Chemikalien  empfiehlt.  Von  seinen  75 
Fällen  stellten  21  kleine,  31  mittelgrosse  und  18  sehr  ausgedehnte  Herde 
dar;  in  23  Fällen  waren  die  Schleimhäute  erkrankt.  Von  der  ersten  Kate- 
gorie ist  die  Mehrzahl  geheilt  und  jahrelang  rezidivfrei  geblieben.  In  der 
Mehrzahl  der  Fälle  der  zweiten  Gruppe  wurde  nur  eine  zeitweilige  Heilung 
erzielt,  Rezidive  waren  häufiger.  In  nur  zehn  Fällen  der  dritten  Gruppe 
wurde  nach  mehrfachen  Rezidivoperationen  Heilung  erzielt,  die  übrigen  Kranken 
waren  wegen  Rezidiven  in  andauernder  Behandlung.  Daraus  ergibt  sich,  dass 
die  Lichtbehandlung  in  ihren  Endeffekten  nicht  andauernder  ist  als  andere 
Methoden.  Vorteile  der  Methode  sind  die  guten  kosmetischen  Erfolge,  Nach- 
teile die  lange  Behandlungsdauer  und  ihre  Kostspieligkeit.  Alles  in  allem 
ist  die  Methode  in  ihrer  Nutzanwendung  sehr  beschränkt.  Da  sie  nur 
oberflächlich  wirkt,  so  wird  die  Mehrzahl  der  Fälle,  welche  vom  Naseninnem 
ausgeht,  durch  sie  nicht  beeinflusst. 

Doutrelepont  (8)  teilt  ausführlich  das  Ergebnis  seiner  histologischen 
Untersuchung  bei  der  Lupusbehandlung  mit  der  Finsen-Reyn-Lampe  mit^ 
auf  welche  im  einzelnen  verwiesen  werden  muss.  Nach  ihm  kommt  es  dabei 
so  .gut  wie  nie  zur  Abtötung  der  Tuberkelbazillen,  sondern  nur  zu  neuer 
heftiger  Entzündung,  mit  dem  Endresultat,  dass  die  pathologischen  Zellen 
nekrotisch  werden  und  Bindegewebe  neugebildet  wird,  entweder  aus  Lympho- 
zyten oder  aus  den  Kernen  der  epitheloiden  Zellen  oder  der  fixen  Binde- 
gewebszellen. 

Klingmüller  und  Halberstädter  (14)  kommen  auf  Grund  von 
Tierversuchen  zu  dem  Ergebnisse,  dass  bei  der  Finsenbehandlung  selbst 
verhältnismässig  oberflächlich  gelegene  Tuberkelbazillen  nicht  abgetötet  werden, 
dass  also  die  dem  Licht  zukommende,  sehr  starke,  bakterientötende  Kraft 
keine  Rolle  spielt  bei  der  Behandlung  der  Hauttuberkulose.     Es  können  also 


Becker,  Yerletzungen  und  chiiiirg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  307 

di>  so  überaus  günstigen  Erfolge  der  Finsenbehandlung  beim  Lnpus  vul- 
jTiris  nicht  auf  der  bakteriziden  Wirkung  des  Lichtes  beruhen. 

Graham  (11)  hat  bei  der  Finsenbehandlung  des  Lupus  die  Kmi 
>»>nsibilisiert  durch  Einspritzungen  von  Äskulin,  einem  Glykosid,  welches  aus 
der  Borke  der  Pferdekastanie  (Aesculus  hippocastanum)  gewonnen  wird,  ins- 
besondere im  März,  vor  Beginn  der  Blütezeit.  Es  muss  frisch  bereitet  und 
in  alkalischer  2 — 3^/oiger  Lösung  verwendet  werden.  Der  Urin  zeigt  15 
Minuten  nach  der  Lijektion  Fluoreszenzerscheinungen.  Er  hat  bis  zu  100  In- 
jektionen bei  demselben  Kranken  gemacht,  ohne  üble  Symptome  beobachtet 
m  haben.  Äskulin  soll  nach  seinen  Studien  kräftig  die  ultravioletten  Strahlen 
absorbieren  und  dadurch  die  Wirkung  des  Fi nsen lichtes  unterstützen.  Die 
Narben  sind  keloidartig.     (Zweifelhafter  Vorteil?   Ref.) 

In  einem  Falle  von  Lupus  der  Nase  wandte  Slatineanu(21)die  Tuberkulin- 
mjektionen  an, mit  vorübergehender  Besserung.  Stoi'anoff  (Vama). 

Morestin  (17)  beschreibt  einen  bemerkenswerten  Fall  von  Lupus  deft 
H^drückens  und  der  Finger  infolge  einer  Gelenktuberkulose  am  Mittelfinger^ 
welche  bereits  10  Jahre  lang  bestand  und  niemals  ordentlich  behandelt  war. 
I^r  Mittelfinger  musste  entfernt  werden  und  die  gesamte  Haut  der  Hand, 
des  Zeigefingers  und  vierten  Fingers  wurde  vollständig  entfernt.  Um  diese 
grosse  Wunde  zu  decken,  bildete  er  aus  der  Bauchhaut  unterhalb  des  Nabels 
i'inen  grossen  viereckigen  Lappen  mit  der  Basis  nach  unten,  fixierte  die  Hand 
ä]if  den  Bauch  und  schlug  den  Lappen  über  Handrücken  und  Finger  hinüber. 
Xach  drei  Wochen  durchtrennte  er  den  Stiel  des  Lappens,  welcher  auf  dem 
ILmdrücken  gut  angewachsen  war.  Um  nun  den  kolossalen  Defekt  in  der 
Banchhaut  zu  decken,  unterminierte  er  dieselbe  in  weiter  Ausdehnung  nach 
allen  Richtungen  hin.  Am  meisten  hinderlich  war  der  Nabel ,  weil  hier  die 
Hant  verwachsen  war  und  sich  nicht  verziehen  liess.  Er  umschnitt  ihn  des- 
yb,  so  dass  er  wie  mit  einer  Art  Halskrause  umgeben  war,  zog  jetzt  kräftig 
'lie  Haut  nach  nnten  und  machte  an  einer  höher  gelegenen  Stelle  ein  Knopf- 
loch durch  die  Haut,  durch  welches  er  den  Nabel  herauszog  und  mit  einigen 
Mhten  fixierte.  Auf  diese  Weise  liess  sich  der  anfangliche  Defekt  von  14  cm 
Länge  und  9  cm  Breite  durch  die  direkte  Naht  schliessen.  Die  Hand  war 
dnrch  die  Hautlappenbildung  wieder  brauchbar  geworden.  Beide  Wunden 
heilten  tadellos.  —  Allerdings  hat  die  Kranke  später  ein  Rezidiv  bekommen. 

4.  Progressive  ErnShrungsstörungen. 

a)  Hypertrophie. 

1.  ßearmaniiy  Psomsis  et  ichthyose.    Ann.  de  denn,  et  syph.  1905.  Nr.  11.  p.  873. 
2-  ~  Cb^oldes  secondaireB  ä  des  cicatrices  syphilitiqaeB  (nature  infectiease  des  chöloYdes). 

AojL  de  derm.  et  syph.  1905.  Nr.  12. 
3.  Broasse  et  Brnc,  üo  cas  de  pemphigas  foliac^  primitif.  Ann.  de  denn,  et  de  syph.  1905» 

Nr.  11. 

^  Brimacombe,  The  histo-pathoiogy  of  sebon-hoea  etc.    The  Lancet  18.  IL  1905. 

^.  Conder,  On  Addison's  disease.    The  Edinbiirgh  med.  joarn.  1905.  March. 

^.  Gaoeher,  Le  Mycosis  fongolde.    6az.  des  Höp.  1905.  Nr.  15  et  25. 

".  Hallopeau  et  Dnranton,  Sar  an  cas  de  mycosis  fongoYde  ä  grands  crat^res  con-f 

flaoites  avec  proliföration  locales  in  situ  et  k  distance.    Ann.  de  derm.  et  sypb.  1905. 

Nr.  11.  p.  862. 
^<  —  et  Gran  Cham  p,  Sar  an  mykosis  fongolde  a  forme  lichenoide  et  en  placards  avec 

localisation  initiale  et  disposition  en  groapes  circin^s.    Annales  de  dermatolog.  et  de 

«yphü.  1905.  Nr.  11.  p.  864. 


108  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

9.  Kuhn,  Zur  Kasuistik  und  Therapie  der  Elephantiasis.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  21. 

10.  Markwald,  Lipomatosis  einzelner  Extremitäten.  Deutsche  med.  Wocheuschr.  1905. 
Nr.  11.  p.  448. 

11.  Merk,  Hautsymptome  der  Pellagra.  Wiener  med.  Blfttter  1905.  Nr.  46.  Bdl.  Halb- 
monatsschrift fQr  Haut-  etc.  Krankh. 

12.  —  Mykosis  fungoides.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  15.  p.  894. 

13.  Mibelli,  A  propos  de  deuz  nouveaux  cas  de  Porokeratose.  Aon.  de  dermat.  et 
syph.  1905.  Nr.  6.  p.  503. 

14.  Nicolan,  Contribution  k  l'^tude  clinique  et  histologique  des  manifestations  cutan^es 
de  la  leuc^mie  et  de  la  pseudo-leuc^mie.  Annales  de  dermatolog.  et  de  syphiL  1904^ 
Nr.  8  et  9. 

15.  Nicolas  et  Fayre,  Scl^rodermie  et  maladie  de  Raynaud  etc.  Lyon  m4d.  1905.  Nr.  5. 
p.  230. 

16.  Pelagati,  Mykosis  fungoides  und  Leukämie.  Monatshefte  für  prakt.  Dermatologie. 
Bd.  89.  Nr.  7. 

17.  Riehl,  Ichthyosis  congenita.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  21.  p.  500. 

18.  *Robbin8,  Some  observations  on  leucoderma  (Addison*s  keloid).  Med.  News  1905. 
Dec  30.  p.  1260. 

19.  Sorrentino,  Über  einen  Fall  von  Elephantiasis  nostras  ▼ulvaris.  Arch.  f.  Denn.  u. 
Syph.  Bd.  71.  Heft  2  u.  3. 

20.  Stintzing,  Ad  Keloide.    MOnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2.  p.  94. 

81.   Swoboda,   Sog.   Elephantiasis   congenita.    Wiener  med.  Wochenschr    1905.  Nr.  40. 

p.  1926. 
22.   Thibierge,  Scl^rodermie  syst^matis^  de  la  face.  Ann.  de  dorm,  et  syph.  1905.  Nr.  12. 
28.  Truffi,  Sur  un  cas  de  Porokeratose  systämatisöe.    Ann.  de  dorm,  et  syph.  1905. 

Nr.  6.  p.  521. 
2i.   Westphal,  Zwei  Fälle  von  Elephantiasis  bei  Dementia  praecox.    Deutsche  medisin. 

Wochenschr.  1905.  Nr.  15.  p.  612. 

Brimacombe  (4)  bespricht  die  Histopathologie  der  Seborrhoea  und 
Psoriasis,  die  er  für  einander  nahe  verwandt  hält  und  kommt  zu  folgenden 
Schlnssfolgerungen :  Bei  beiden  zeigt  die  Haut  wichtige  Veränderungen.  Das 
Bindegewebe  ist  verdickt,  hat  geschwollene  Bündel  und  zeigt  eine  Wucherung 
seiner  Zellen.  Die  Lymph-  und  Blutgefässe  sind  erweitert  und  die  Umgebung 
ihrer  Wandungen  mit  Leukozyten  bedeckt.  Die  Talgdrüsen  sind  atrophisch ; 
in  besonders  hervorragendem  Masse  aber  die  Schweissdrüsen  und  deren  Aus- 
führungsgänge. Dort)  wo  die  Epithelzellen  geschwollen  sind,  ist  die  Lichtung 
des  Ganges  sowohl  wie  der  Drüsen  erweitert  und  wo  die  Epithelzellen  atro- 
phisch sind,  da  ist  die  Lichtung  verengt  bis  zur  Berührung  der  Zollager. 
Der  Ausführungsgang  der  Schweissdrüsen  zieht  sich  in  die  Länge.  In  lange 
bestehenden  Fällen  von  Psoriasis  verschwindet  das  Ödem  des  Bindegewebes 
und  die  Tiefe  der  Kutis  nähert  sich  mehr  dem  Normalen.  Li  diesen  Fällen 
ist  also  die  Atrophie  der  Schweissdrüsen  und  ihrer  Ausführungsgänge  das 
Primäre,  was  am  meisten  charakteristisch  ist.  Die  begleitende  Entzündung 
muss  als  ein  sekundärer  Prozess  im  Gegensatz  zu  Unnas  Ansicht  betrachtet 
werden,  welcher  sie  als  primäre  und  nicht  als  eine  sekretionale  Störung 
auffasst. 

C  o  n  d  e  r  (5)  bringt  zunächt  eine  ausführliche  Darstellung  der  Geschichte, 
Symptomatologie  und  pathologischen  Anatomie  der  Addisson sehen  Krankheit 
und  teilt  sodann  drei  eigene  Fälle  mit,  in  deren  einen  die  Nebennieren  und 
der  Plexus  solaris  intakt  waren.    Die  Arbeit  hat  wenig  chirurgisches  Interesse. 

Stintzing  (20)  stellt  in  der  Naturwissenschaftlich-Medizinischen  Ge- 
sellschaft zu  Jena  einen  36  jährigen  Kranken  mit  zahlreichen  Keloiden  vor, 
welche  vor  11  Jahren  begonnen  hatten.     Eine  Ursache   dafür  war  nicht  an- 


Becker,  Yerletsmigen  md  ohirnrg.  Knakheitea  der  Haut  etc.  109 

iQgeben;  Verletzungen  ausgeacUossen.  Das  grösste  und  älteste  Keloid  fand 
sieh  üb^  dem  Brostbein,  hatte  eine  rechteckige  Gestalt  von  6 : 3,5  cm  and 
überragte  das  Niveau  der  Haut  um  1  cm.  Nach  Ezzision  haben  sich  mehr- 
fach Rezidive  gebildet,  Einspritzungen  von  Thiosinamin  sind  wirkungslos  ge- 
wesen, ebenso  Finsenbehandlung.  Verkleinert  haben  sich  nur  einige  der  Röntgen- 
Bestrahlung  ausgesetzte  grössere  Herde. 

Beurmann  und  Gougerot  (2)  beschreiben  bei  einem  27  jährigen 
Manne  mit  rapid  verlaufender,  sehr  maligner  Syphilis  sekund&r  auftretende 
Keloide  und  schliessen  daran  Beobachtungen  über  die  Wahrscheinlichkeit  der 
infektiösen  Natur  der  Keloide. 

Beurmann  und  Gougerot  (1)  teilen  einen  Fall  von  gleichzeitigem 
Vorkonmien  von  Psoriasis  und  Ichthyosis  bei  einem  28jährigen  Erdarbeiter 
mit;  ohne  chirurgisches  Interesse. 

Riehl  (17)  stellte  in  der  Wiener  Gesellschaft  der  Ärzte  ein  1  Vi  jähriges 
Mädchen  mit  angeborener  Ichthyosis  als  ungemein  seltenen  Fall  vor. 
Der  ganze  behaarte  Kopf  war  von  einer  harten  zerklüfteten  Homschale  be- 
deckt, beide  Ohrmuscheln  in  schwielige  Hommasse  eingebettet  und  an  der 
Schädelwand  fixiert.  Der  ganze  Rumpf  ist  mit  einem  Hompanzer  massiger 
Dicke  bekleidet,  der  durch  ein  Furchensystem  in  einzelne  Schilder  geteilt  ist. 
Die  Mächtigkeit  der  Homauflage  beträgt  1 — 3  mm.  Kinder  mit  Keratosis 
uniTeisalis  foetalis  werden  entweder  tot  geboren  oder  sterben  einige  Stunden 
nach  der  Geburt.    Daher  ist  dieser  Fall  besonders  bemerkenswert. 

Nico I an  (14)  bespricht  einleitend  die  heutigen  Ansichten  über  Leu« 
kämie  und  Pseudoleukämie  und  schildert  dann  an  zwei  Krankengeschichten 
ans  der  Bemer  Haut- Klinik  die  verschiedenartigen  Hauterscheinungen  bei 
diesen  Krankheiten,  welche  man  in  zwei  Gruppen  teilen  kann:  1.  Bildung 
TOD  Geschwülsten  zumal  im  Gesicht  bei  Leukämie;  2.  pruriginöse  Derma- 
tosen, welche  häufiger  bei  Pseudoleukämie  auftreten. 

In  der  Vereinigung  Niederrheinisch -Westfälischer  Chirurgen  zeigt  Mark- 
wäld  (10)  zwei  schöne  Präparate  einer  höchst  seltenen  und  merkwürdigen 
Veränderung  der  Gewebe  der  unteren  Gliedmassen.  Es  handelt  sich  um  eine 
exzessive  Wucherung  des  Fettgewebes,  infolge  derer  die  Extremität  ein  plumpes 
monströses  Äussere  gewinnt,  das  der  Elephantiasis  sehr  ähnlich  sieht,  mit 
dieser  aber  gamichts  zu  tun  hat.  Es  ist  eine  reine  Lipomatose.  Seit 
20  Jahren  sind  einzelne  Fälle  derart  in  der  Literatur  beschrieben :  Das  eine 
Präparat,  der  Hnke  Fuss  eines  20  jährigen  Mädchens,  zeigt  eine  enorme  Ver- 
grösserung  der  grossen  und  zweiten  Zehe.  Am  zweiten  Präparate,  das  von 
einem  fünfjährigen  Knaben  stammt,  erstreckt  sich  die  WucherungsancMnalie 
anf  den  ganzen  Unterschenkel  und  Fuss.  Ätiologie  unklar.  Bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  findet  sich  überall  normales  Gewebe,  nur  die  Epi- 
dermis ist  etwas  verdickt.  Die  Lymphgefasse  sind  dünnwandig,  an  den 
Senen  nichts  Krankhaftes.  Nur  das  Fettgewebe  wuchert  schrankenlos.  Die 
Verdickung  und  plumpe  Form  des  Fusses  wurde  bei  dem  Knaben  bereits  bei 
der  Geburt  entdeckt,  im  ersten  Jahre  führte  die  Wucherung  bereits  zur  Ver- 
steifung des  Fussgelenkes.  Auch  zeigte  sich,  dass  der  Knochen  des  erkrankten 
linken  Unterschenkels  dick^  als  der  rechte  war.  Die  Fettwucherungen  gingen 
in  den  Knochen  hinein,  so  dass  dieser  von  ihnen  durchsetzt  war.  Es  bildet 
sich  Fettmark  und  unter  dem  Einflüsse  der  Wuchenmgsvorgänge  kann  auch 
das  Längenwachstum  der  Extremität  in  abnormer  Weise  zunehmen. 


110  Jahresbericht  fflr  Chirargie.    I.  Teil. 

Brousse  und  Bruc  (3)  beschreiben  einen  Fall  von  Pemphigus  foliaceus 
bei  einem  46  jährigen  Manne,  der  tödlich  endete.  Ohne  chirurgisches  Inter- 
esse.    Eine  Tafel  Abbildungen. 

Thiebierge  (22)  beobachtete  bei  einem  15jährigen  Mädchen  Sklero- 
dermiestreifen  im  Gesicht,  welche  senkrecht  von  der  Glabella  bis  Nasen- 
wurzel und  von  dem  rechten  Ohre  über  die  Wange  verliefen.  Vor  3  Jahre 
Beginn,  seit  einem  Jahre  Stillstand  des  Leidens. 

Nicolas  und  Favre  (15)  teilen  einen  Fall  von  Sklerodermie  und 
Raynaud  scher  Krankheit  mit.  Es  handelt  sich  um  ein  22  jähriges  Mädchen 
die  beide  Erkrankungen  in  ausgedehntem  Masse  hatte.  Auf  die  Einzelheiten 
kaim  nicht  näher  eingegangen  werden ;  bemerkenswert  ist,  dass  bei  der  Rönt- 
gen-Photographie  das  Knochengewebe  der  Finger-Phalangen  raretiziert,  am 
Endglied  des  Mittelfingers  geradezu  wie  abgenagt  erschien  und  bis  zur  Hälfte 
vollständig  geschwunden  war.  Am  rechten  Zeigefinger  bestand  dieselbe  Er- 
scheinung, nur  nicht  in  so  ausgedehntem  Masse.  Röntgen-Bilder  sind  bislang 
in  diesen  Fällen  nur  selten  gemacht. 

Die  Arbeiten  von  Mibelli  (13)  und  Truffi  (23)  behandeln  eine  sel- 
tene Hautkrankheit,  die  ersterer  1893  entdeckt  und  als  Porokeratose  be- 
zeichnet hat.     Ohne  chirurgisches  Interesse. 

K  u  h  n  (9)  teilt  die  Krankengeschichte  einer  45jährigen  Frau  mit,  welche 
seit  15  Jahren  alljährlich  oft  mehrere  Erysipele  an  den  Beinen  gehabt  hat. 
Jedesmal  blieben  neue  chronische  Bindegewebsverdickungen  zurück.  Durch 
mehrere  gute  Abbildungen  wird  dieser  Fall  von  kolossaler  Elephantiasis 
gut  illustriert.  Wegen  Herzfehlers  konnte  sie  nicht  narkotisiert  werden.  Es 
wurde  ihr  daher  ohne  Narkose  in  zwei  Sitzungen  je  ein  grosser,  2  bezw. 
6  Pfund  schwerer,  gestielter  Tumor  entfernt.  Beide  Male  heilte  die  Wunde 
nach  vorübergehender  Lymphorrhöe  gut.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
ergab  das  bekannte  Bild  der  chronischen  Entzündung  mit  Bindegewebsneu- 
bildung  und  Gefassverdickung. 

Westphal  (24)  stellte  zwei  Patientinnen  mit  Dementia  praecox  vor, 
welche  an  Elephantiasis  litten:  bei  der  einen  fand  sich  die  Erkrankung 
am  rechten  Unterschenkel  und  Fuss,  bei  der  anderen  Kranken  an  den  Scham- 
lippen. Möglicherweise  kann  man  sich  die  Fälle  so  erklären,  dass  die  mangel- 
hafte Reinlichkeit  der  Haut  bei  Geisteskranken  zu  Ödemen  führt  und  aus 
diesen  bekanntermassen  sehr  leicht  elephantiastische  Verdickungen  hervor- 
gehen. 

Sorrentino  (19)  fand  bei  einer  Frau,  die  vor  vier  Jahren  einen 
Tripper  mit  Bubonen  durchgemacht  hatte ,  eine  binnen  sechs  Monaten  ent- 
standene Elephantiasis  der  grossen  und  kleinen  Schamlippe.  Er  amputierte 
sie  und  vernähte  die  Wunden.  Genaue  Beschreibung  des  mikroskopischen 
Befundes  mit  3  Tafeln,  Abbildungen.  Hält  den  Trippercoccus  für  ursächlich 
für  die  Elephantiasis.     Einzelheiten  im  Original  nachzulesen. 

Sowoboda  (21)  beschreibt  einen  weiteren  Fall  (vergl.  Jahresbericht 
für  1904,  Seite  138)  von  kongenitaler  Elephantiasis  des  rechten  Armes  bei 
einem  Neugeborenen,  der  nach  sechs  Tagen  starb.     Sektion  verweigert. 

Hallopeau  und  Duranton  (7)  und  Hallopeau  und  Granchamp 
(8)  bereichem  die  Fälle  von  Mycosis  fungoides  um  kasuistische  Mitteilungen. 
Siehe  Original. 

Pelagati  (16)  beobachtete  einen  zwar  nicht  ganz  typischen  Fall  von 
Mycosis  fungoides,  bei  dem  er  einen  Blutbefund  wie  bei  myelogener  Leukämie 


Becker,  Yerletzangen.and  chinirg.  Krankheiten  der  Haat  etc.  111 

erhob.    Er  fasst  die  Hautefloreszenzen  als  Metastasen  der  Leukämie  anf.    Der 
Fäll  regt  dazn  an,  in  Fällen  von  Mykosis  stets  das  Blut  zu  untersuchen. 

Merk  (12)  berichtet  kurz  über  einen  Fall  von  Mycosis  fungoides  bei 
einem  56 jahrigen  Manne,  der  seit  sechs  Jahren  an  chronischen,  sehr  hart- 
nackigen Ekzemen  litt.  Allmählich  bildeten  sich  eigentümliche  Infiltrationen 
und  derbe  7  knotige  Schwellungen  in  der  Achselhöhle  und  Brusthaut.  Es 
lautete  also  die  Diagnose  auf  Mycosis  fungoides  am  Ende  des  prämykotischen 
Stadiums. 

(ran eher   (6)  bespricht   in  zwei   ausführlichen    Artikeln    die  Mycosis 
fungoides.      Im   ersten  Artikel   bespricht  er  zunächst   die  Prädromalerschei- 
Dungen  und  die  eigentliche  Krankheit,  im  zweiten  dagegen  den  Verlauf,   die 
Diagnostik    und    die   Behandlung.      Der   eigentlichen   Erkrankung   gehen   in 
vitalen  Fällen  Erkrankungen  der  verschiedensten  Art  vorauf,  insbesondere  Ek- 
»fme  von  lebhaft  roter  Farbe,  die  zu  Pruritus  neigen,  ferner  Psoriasis,  deren 
Flecke   sehr   stark   über  die  Hautoberfiäche  hervorragen,   femer  Liehen   und 
«rtidlich  Urtikaria,  ebenfalls  durch  ein  lebhaftes  Rot  ausgezeichnet.    Alle  diese 
Eruptionen  haben   eine   lange  Dauer,   erscheinen  und   verschwinden   wieder, 
alx^r  sie    sind   doch    im   allgemeinen  hartnäckig   und  bestehen   oft  mehrere 
.lahre  hindurch.    Gerade  dieses  ist  charakteristisch  für  das  spätere  Auftreten 
der  Mykosis.     Im   Laufe  der  Jahre    werden   diese  Eruptionen  hartnäckiger, 
verschwinden  seltener   und  man  merkt  in  ihrer  Umgebung  eine  rötliche  Ver- 
härtung der  Haut,    die  allmählich  mehr  in  die  Tiefe  fortschreitet  und  so  zu 
«•iner  wirklichen  ausgebreiteten  harten  Geschwulst   wird.     Indessen  muss  be- 
merkt werden,   dass   diese  Hauterkrankungen   auch   allmählich  verschwinden 
können,  ohne  jegliche  Spuren  zu  hinterlassen.    Dieses  Vorstadium  dauert  sehr 
lange,   selbst  bis   zu  20  Jahren,    aber  es  ist  interessant,    dass  man  hieraus 
schon  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  auf  die  spätere  Mykosis  schliessen  kann. 
Die  Tumoren  der  letzteren  sind  sehr  charakteristisch,  haben  die  Grösse  einer 
Haselnuss  oder  Walnuss,   eines  Eies,   sind  häufig  gelappt  und    erinnern   in 
Kestalt  und  Farbe  auffallend  an  Tomaten.  —  Gesellen  sich  Blutungen  hinzu, 
so  erscheinen  sie  violett  und  selbst  schwarz.*    Die  Geschwulst  sitzt  auschliess- 
lich  in  der  Haut  und  lässt  sich  gegen  die  Unterlage  hin   und  her  bewegen. 
Am  häufigsten  sitzt  sie  auf  dem  Rücken,  sowie  an  den  Schultern  und  der  Hüfte. 
In  allen  Fällen  können  die  Geschwülste  eine  Zeitlang  stationär  bleiben. 
Eine  grosser  Teil  von  ihnen  verschwindet,  ohne  Spuren  zu  hinterlassen,   was 
wichtig  für   die  Behandlung  ist.     Man  braucht   sich   nicht  einzubilden,   dass 
däs  Arzneimittel,   welches  man  anwandte,  geholfen  hat,   denn  bald  erscheint 
wieder  eine  neue  Geschwulst  und  die  Krankheit  nimmt  ihren  verhängnisvollen 
Verlauf.   Am  allerhäufigsten  zerfallt  der  Tumor,   entleert  eine  fadenziehende, 
aber  nicht  stinkende  Flüssigkeit,   welche  zu  dicken  Borken  eintrocknet.     Die 
Milz  vergrössert  sich,  wie  bei  allen  Infektionskrankheiten,   selbst  die  Lymph- 
drusen sind  häufig  verjgrössert  und  verhärtet.     In   einer  gewissen  Reihe  von 
FäUen  sind   die  weissen  Blutkörperchen  vermehrt.     Der  Verlauf  der  Krank- 
heit ist  oft  langsam;   sie  dauert   10  Jahre   und  mehr.    Es  gibt  nur   einen 
Vall,  welcher   wirklich   geheilt  ist.      Im  letzten   Stadium   treten  Durchfalle 
hinzn,  Lungenentzündung  und  allgemeine  Kachexie.  —  Bei  der  Sektion  findet 
man  Geschwülste ,   welche  aus  Bindegewebe  mit  einem  feinen  Netzwerk   be- 
stehen, in  denen  zahlreiche  junge  Bindegewebszellen  angehäuft  sind.     Der 
^aU  gleicht  am  meisten  demjenigen  eines  Rundzellensarkoms,   wie  überhaupt 
der  Verfasser  seit  Jahren  die  Theorie  verficht ,   dass  die  Mykosis   fungoides 


112  Jahreeborichi  fttr  Chunxrgi».    I.  Toil. 

nicbts  weiter  sei  als  eine  besondere  Art  von  Hantaarkom.  Die  meisten 
deutschen  Antoren  schliessen  sich  seiner  Ansicht  an,  während  französische 
Forscher  die  Krankheit  für  eine  L3rmphadenitis  der  Haut  ansehen.  — 
Philipson  hat  gezeigt,  dass  die  anfänglichen  Haut-Eruptionen  mikroskopisch 
denselben  Bau  wie  die  schliessUohen  Tumoren  haben.  Die  Ursache  der  Er- 
krankung ist  unbekannt.  Sie  tritt  nach  dem  40.  Jahre  auf  und  befällt  haupt- 
sächlich das  männliche  Geschlecht,  ist  nicht  erblich  und  scheint  auch  nicht 
ansteckend  zu  sein,  wiewohl  anzunehmen  ist,  dass  ein  Mikrobe  ihr  zugrunde 
Uegt.  Die  Diagnostik  ist  in  einer  grösseren  Anzahl  von  Fällen  sehr  schwer, 
besonders  Wenn  es  sich  um  die  prodromalen  Hauteruptionen  handrit.  Die 
Behandlungsmethoden  sind  machtlos;  feuchte  Verbände,  Kauterisieren  und 
Radiotherapie  bringen  nur  Yoriibergehenden  Nutzen. 

Merk  (11)  charakterisiert  kurz  die  klinischen  Zeichen  der  Pellagra  auf 
der  Naturforscherversammlung  in  Meran  1905;  ohne  chimrgisohes  Interesse. 


b)  Geschwulste. 

1.  ^Aviragnet,  Tumears  cutaii^ee  multiples  de  natiire  sarcoraatense.  Abb.  de  Denn,  et 
Sypli.  1905.  Nr.  7.  JaUL 

2.  Bevaeqaa»  CiliBdroma  cataneo  dell«  regiene  ligoiDato  geniena.  Gieniale  iniwnasioiial« 
di  soienze  mediclie  1905.  Nr.  5. 

8.   Borrmann,  Statistik  und Easaietik  aber  290  histologisoh  untorsachte Haatkarzinomc. 
Deutsche  Zeitschrift  iQr  Chirurgie.  76.  Bd.  d.  404. 

4.  —  Das  nicht  vom  Deckepithel  ansgehende  HautkarKinora.    Deotsefae  medizin.  Wochen- 
sobrift  1905.  Nr.  la  p.  785. 

5.  GUjat,  Vermes  plantairea.    Journ.  d«  mtfd^  de  Bord.  1905.  Nr.  2L  p.  375. 

6.  Cheatle,  The  points  of  incidence  compared  in  Cancer,  lencoderma  and  acleroderma. 
Brit.  med.  ioum.  29.  IV.  1905. 

7.  Coenen,  über  Endotheliome  der  Haut.    Langenbecks  Arch.  76.  Bd. 

8.  * —  Ad  Haatkrehs.    Lang enb ecke  Arch.  78.  Bd. 

9.  Darier,  Traitement  de  r^pithölioma  par  le  Radiam.    Le  Radium  1905^  15  Sept 

10.  Fran^ais,  Un  cas  de  sarcoides  aoua^catanös  multiplea.    Ann.  de  denn.  1905.  Nr.  3. 

11.  Genevois,   Los  myomes  cutante.    Journ.  de  m^d.  et  de  chir.  prat  1905.  Nr.  23. 
p.  908. 

12.  Glimm,  Ungewöhnliche  Form  der  Verhornung  bei  einem  Hautkarzinom.    Archiv  fOr 
klin.  Chirurgie.  Bd.  77.  Heft  1. 

18.  Jesionek  und  v.  Tappeiner,  Behandlung  der  Hautkarzinome  mit  fluoreszierenden 
Stoffen.    Deutsches  Arch.  fftr  klin.  Med.  Bd.  82.  Heft  8  u.  4. 

14.  Johnston,  Melanoma.    The  Journal  of  cutan.  dis.  1905.  Jan.-Febr. 

15.  Lang,  Garcluoderma  pigmentosum.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  8.  p.  205. 

16.  M  a  c  E  e  e ,  The  treatment  of  chancroidal  herpetic  and  varicose  ulcerations  by  the  high- 
frequenzy  spark.    Journ.  of  cat.  dis.  1905.  Nr.  12. 

17.  Manby,  Radium  bromide  in  the  treatmeot  of  rodent  uloer.    British  med.  journ.  1905. 
July  1. 

18.  Mangelsdorf,  Über  einen  Fall  von  Hautmelanomen  des  Oberschenkels  etc.    Diasert. 
Berlin  1905. 

19.  Mibelli,  Die  Epitheliome  und  ihre  Behandlung.    Monatsh.  fflr  prakt  Dermat.  1904. 
Bd.  89.  Heft  6. 

20.  Monzardo,  G.,  Considerazioni  cliniche  et  anatomo-patologische  a  proposito  d'un  caso 
di  morbo  di  Becklinghausen.    La  Riforma  medica.  Settembre  1905. 

21.  *Pels-Lensden,   Symmetr.  Lipomatosis.    Berliner  klin.  Wochenschr.   1905.  Nr.  10. 
p.  276. 

22.  Pietzner,  Ober  traumatische  Epithelzysten.    Dissert.    Rostock  1905. 

28.   *R  ohrer,  Venereal  warts  etc.   Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sciences  Nov.  llKH.  Ref.  in 

The  Med.  Chron.  1905.  Jan.  p.  249. 
24.   Runge,  Über  einen  Fall  von  Xanthoma  tuberosum  multiplex.  Dias.  Strasaburg  1905 


Becker,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  113 

25.  Schamberg-Hirschler,   Epithelioma  of  the  forehead.    The  journ.   of  cntaneona 
diseases  1905.  Nr.  10. 

26.  Schein,  Die  Behandlang   des  Condyloma  acnminatam  mittelst  Erfriemng.    Wiener 
klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  5. 

Ti.  Sick,  Schanmzellentamor  der  Haut.    Virchows  Arch.  179.  8. 

Pietzner  (22)  hat  in  der  Rostocker  Hautklinik  2  Fälle  von  trauma- 
tischen Epithelzysten  mikroskopisch  untersucht  und  73  Fälle  aus  der  Lite- 
ratur zusammengestellt.    Er  zieht  folgende  Schlüsse: 

Zwischen  dem  Trauma  und  der  Entstehung  der  Zyste  liegt  ein  Zeitraum 
von  1  Monat  bis  zu  24  Jahren.  Die  Zysten  haben  keinen  typischen  Sitz, 
kamen  aber  68  mal,  also  nur  mit  wenigen  Ausnahmefällen  an  den  Händen  vor* 

Nur  10  mal  handelt  es  sich  um  weibliche  Personen,  sonst  um  Männer. 
Das  Alter  schwankt  zwischen  20  und  80  Jahren;  Imal  ist  ein  8 jähriger 
Knabe,  3  mal  Personen  zwischen  15  und  20  Jahren  genannt.  Meistens  fanden 
sich  die  Zysten  an  der  Beugeseite  der  Finger,  nur  in  2  Fällen  an  der  Rück- 
seite, 9maJ  am  Daumen,  21  mal  am  Zeigefinger,  13  mal  am  Mittelfinger,  5  mal 
am  Ringfinger  und  3  mal  am  kleinen  Finger.  In  43  Fällen  wurde  ausdrück- 
lich eine  Verletzung  als  Ursache  angegeben,  so  z.  B.  Hundebiss,  Schlag  mit 
dem  Hammer,  Schnittverletzung,  Eindringen  eines  Holzstückchens,  Stichver- 
letzimgen,  Quetschungen  etc.  Die  Grösse  der  Zysten  schwankt  vom  Hanf- 
korn bis  Taubenei.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  fand  sich  gelegent- 
lich ein  Zusanmienhang  zwischen  äusserer  Haut  und  Zyste,  aber  nicht  immer. 
Die  beiden  Fälle  des  Verfassers  sind  Typen  für  beide  Möglichkeiten.  Im 
ersteren  Falle  fand  sich  eine  mit  Epithel  ausgekleidete  Zyste  tief  im  Korium 
ohne  Papillenbildung  und  ohne  Zusammenhang  mit  der  Oberfläche  der  Haut, 
im  zweiten  Falle  dagegen  fand  sich  eine  Zyste,  die  einen  bald  mehr  bald 
weniger  entwickelten  Papillarkörper  aufweist  und  direkt  mit  dem  Epithellager 
der  Haut  im  Zusammenhange  stand.  Im  ersteren  Falle  hat  offenbar  das 
Trauma  ein  Stückchen  Epithelgewebe  mit  den  versorgenden  Gefässen  in  die 
Tiefe  verlagert,  nachdem  es  von  dem  übrigen  Gewebe  gleicher  Art  völlig  los- 
getrennt war.  Im  zweiten  Falle  dagegen  wurden  Teile  des  Epithels  von  diesem 
nicht  völlig  getrennt,  sondern  verblieben,  in  die  Tiefe  gestossen,  in  Verbindung 
mit  demselben. 

Die  von  Felix  Franke  s.  Z.  aufgestellte  Ansicht  von  der  embryonalen 
Entstehungsart  der  Fingerzysten  wird  durch  diese  wie  durch  die  Arbeiten 
der  letzten  Jahre  überhaupt  zurückgewiesen. 

Die  Behandlung  kann  nur  in  einer  gründlichen  operativen  Entfernung 
bestehen. 

Clejat  (5)  beschreibt  einen  Fall  von  Warzen  unter  der  Fusssohle  bei 
einer  Frau,  die  seit  etwa  einem  Jahre  bestanden.  Unter  dem  Köpfchen  des 
3.  Mittelfuss-Knochens  fand  sich  eine  Schwiele  von  etwa  der  Grösse  eines 
Franksstücks,  in  deren  Mitte  ein  kleiner  zapfenförmiger  Tumor  etwa  von  der 
Grösse  einer  Erbse  hervorwuchs.  Die  Geschwulst  ist  äusserst  schmerzhaft. 
i^eit  einigen  Tagen  entwickelt  sich  auch  am  Köpfchen  des  6.  Mittelfuss- 
Knochens  eine  kleine,  linsengrosse,  ähnliche  Anschwellung.  In  einem  2.  Falle 
bemerkte  er  dieselbe  Erkrankung  bei  einem  20jährigen  Soldaten,  der  infolge 
dieser  Störung  dienstunfähig  war. 

In  beiden  Fällen  hat  er  die  Geschwulst  mit  dem  scharfen  Löffel  heraus- 
gehoben, nachdem  die  umgebenden  Schwielen  mit  dem  Messer  schichtweise 
abgetragen  waren.     Man  sieht  diese  Erkrankung  nur  selten,  weil  die  meisten 

Jahresberieht  IQr  Chirurgio  1905  8 


114  Jahresbericht  für  Chirargie.    I.  Teil. 

Menschen  sie  für  Htihnerangen  halten  und  sich  dem  Barbier  anvertrauei 
nicht  dem  Arzte.  In  der  Literatur  will  er  nur  24  solcher  Fälle  gefi 
haben.  Einige  Male  ist  die  Warze  so  gewuchert,  dass  ihre  Ränder  übe 
Schwiele  herüberhingen  und  die  Gestalt  eines  Champignons  annahm.  Ir 
tenen  Fällen  wuchert  sie  auch  unter  der  Obei'fläche.  Die  Erkankiirij 
äusserst  schmerzhaft,  hindert  im  Gehen  und  wird  besonders  durch  We 
der  Temperatur  und  der  Luftfeuchtigkeit  beeinflusst.  Ausserliche  £in^"irkii 
scheinen  eine  grosse  Rolle  zu  spielen,  insbesondere  Druck  und  Reibuna 
Schuhwerks.    Die  Behandlung  besteht  in  Auslöffelung  unter  Lokal-Anästh 

Schein  (26)  empfiehlt  die  spitzen  Kondylome  mittelst  der  Äthylchic 
watte  an  der  gesamten  Oberfläche,  der  Basis  und  allenfalls  auch  am  t 
zum  Erfrieren  zu  bringen.  Die  gesunde  Umgebung  wird  mittelst  trockc 
Watte  oder  Gaze  geschützt.  Sobald  das  Gerüst  und  seine  Basis  hart 
weiss  geworden  ist,  ist  die  Prozedur  vollendet.  Das  Kondylom  stirbt  ii 
einigen  Tagen  ab  und  fällt  von  selbst  ab.  Der  Schmerz  des  Erfriereiis 
erträglich.  In  vielen  Fällen  war  einmalige  Erfrierung  ausreichend;  nur  i\ 
nahmsweise  waren  Wiederholungen  nötig.  Auch  bei  Rezidiven  wurde  dasse 
Verfahren  geübt.  Man  muss  besonders  darauf  achten,  dass  der  ÄthylcliJor 
strahl  ein  starker,   energischer  ist   und  auch  die  Basis  des  Kondyloms    trii 

Sick  (27)  untersuchte  eine  eigrosse,  derbe  Geschwulst,  die  auf  ci 
Aussenseite  im  oberen  Drittel  des  Oberschenkels  gesessen  hatte.  Die  Ha 
über  ihr  war  rot  und  trocken:  die  Geschwulst  war  verschieblich  und  s 
abzugrenzen.  Sie  wurde  in  der  K ochschen  Klinik  exstirpiert.  Der  mikr 
skopische  Befund  wird  sehr  ausführlich  mitgeteilt.  Demnach  handelt  es  sie 
um  eine  aus  Bindesubstanzelementen  hervorgegangene  Geschwulst  mit  scliai 
miger  »Hypertrophie  des  Protoplasmas.  Wegen  der  Einzelheiten  wird  auf  ih 
Original  verwiesen. 

Genevois   (11)   hat   in   seiner   Lyoner   Dissertation   die  Myome   d(^ 
Haut   besprochen;    sie   bestehen   histologisch   aus   glatten   Muskelfasern.     Sit 
kommen  am  häufigsten  an  den  Oberextremitäten,  zumal  in  der  Schultergegend 
seltener  unterhalb  des  Nabels   und  an  den  Beinen  vor.     Es  gibt  zwei  Arten 
ganz  kleine,   von  höchstens   Linsengrösse   und   grosse,   von  Mandel-  bis  Man- 
darinengrösse ;   die  grösseren   haben  eine  rötliche  Farbe   und  können  sich  im 
Wachstum  schliesslich   so  abheben,   dass   sie   gestielt   scheinen.    Sie  wachsen 
sehr  langsam  und  sind  vorwiegend  schmerzlos.   Nach  langem  Bestehen  werden 
sie   allerdings   oft   Sitz   lebhafter  Schmerzen,   zumal   bei  Temperatiirwechseln, 
die  so  heftig  werden  können,   dass   schon   bei   der  Einwirkung  der  äusseren 
Luft  unerträgliche  Schmerzen  sich  einstellen.   Dann  verdammen  sie  die  Kranken 
zu  absoluter  Untätigkeit.   Die  einzige  Behandlung  besteht  in  der  Exstirpation, 
falls  sie  nicht  zu  zahlreich  sind. 

Monzardo  (20)   berichtet   über   einen   Fall  von   Recklinghausen- 
scher  Krankheit  mit  zahlreichen  umfangreichen  sitzenden  und  gestiehen,  über 
die    ganze    Körperoberfläche    zerstreuten   Fibrombildungen,    bei   dem  keine 
psychischen  Alterationen  noch  solche  des  Nervensystems  zu  erkennen  waren. 
Kein  Tumor  war  längs   des  Verlaufes   der   oberflächlichen  Nerven  bemerkbar. 
Bei  der  histologischen  Untersuchung  der  exstirpierten  Tumoren  fand  Verf.  die 
typische   Struktur   des   Fibroma   molluscum,   traf  aber   in   den  Neubildungen 
keine  Spur  von  Nervenelementen  an.     Er  schliesst  sich  daher  den  Ansichten 
Landowskys  und  Ramonds  an,  welche  die  Existenz  einer  hyperplastischen 
Faserdiathese   annehmen,   welche   zu  Tumoren  verschiedenen    Ursprungs  auf 


Becker,  Yerletzimgeii  und  chirarg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  115 

Kosten  der  Bindegewebshüllen  der  Geßisse,  Nerven  und  Drüsen  Anlass  gibt, 
ohne  wie  Recklinghausen  den  Ursprung  der  Neubildungen  für  konstant 
ans  dem  Perineurium  hervorgehend  anzusehen. 

Da  in  dem  Blute  des  Patienten  verschiedene  in  polinukleärer  Leuko- 
zrthämie  and  Eosinophilie  bestehende  Alterationen  infolge  vorgeschrittener 
Malanainfektion  vorgefunden  wurden,  so  denkt  Verf.  schliesslich,  dass  diese 
Infektion   in  diesem  Falle  als  ermöglichende  Ursache  habe   wirken  können. 

R.  Giani. 
Rnnge  (24)  beschreibt  in  seiner  Dissertation  die  Krankheitsgeschichte 
eines  32  jährigen  Reisenden,  der  mit  Xanthomeruptionen  übersät  war.  Arsenik- 
palver  brachten  einen  bedeutenden  Rückgang.  Am  exzidierten  Hautstückchen 
war  die  Epidermis  vollkommen  normal.  Die  Neubildung  war  durch  einen 
schmalen  Streifen  normalen  Kutisgewebes  von  der  Epidermis  getrennt  und 
las  in  der  Kutis,  nach  keiner  Richtung  hin  scharf  begrenzt ;  die  Papillen  ab- 
geflacht, die  Subkutis  normal.  In  der  Mitte  der  Eruption  haben  sich  grössere 
HoMraume  gebildet  dadurch,  dass  hier  die  fettige  Umrandung  derselben  am 
weitesten  gediehen,  die  Zellwände  zum  Platzen  kamen  und  der  fettige  Inhalt 
zusammenfloss.  Der  Prozess  reicht  höchstens  bis  zur  Höhe  der  Schweiss- 
drüsen.  Es  handelt  sich  um  die  seltene  perifollikäre  Form  des  Xan- 
thoma tuberosum  multiplex.  Klinische  und  ätiologische  Natur  der 
Erkrankung  ist  unaufgeklärt. 

Fran^ais  (10)  behandelte  eine  45jährige  Kassiererin,  welche  seit  ihrem 
37.  Lebensjahre  an  Innen-  und  Aussenseite  beider  Oberschenkel  schmerzhafte 
Geschwülste  bemerkt  hatte,  die  allmählich  grösser  geworden  waren.  Im  übrigen 
war  die  Person  kräftig  und  gut  genährt  und  alle  Geschwülste,  welche  die 
verschiedenartigsten  Grössen  hatten,  lagen  im  Unterhaut -Bindegewebe  und 
varen  nicht  mit  der  Haut  verwachsen.  Die  Lymphdrüsen  waren  nicht  ge- 
schwollen; es  bestand  beständig  Fieber  bis  zu  38  Grad.  Einige  Knoten 
irurden  herausgeschnitten  und  mikroskopisch  untersucht.  Sie  enthielten 
Lymphozyten  und  epithelioide  Zellen.  Verfasser  kommt  zu  dem  Schluss,  dass 
es  sich  um  multiple  Sarkome  im  ünterhautzellgewebe  handele,  welche  in 
einer  gewissen  Beziehung  mit  einer  besonderen  Form  der  Tuberkuliden 
stehen. 

Bevacqua  (2)  berichtet  einen  Fall,   in  dem  ein  Tumor  der  Jochbein- 
r^on  exstirpiert  wurde.   Es  wurden  Schnitte  daraus  hergestellt,  fixiert,  zum 
Teil  in  Zenker  scher  Lösung,  die  übrigen  in  70°/oigem  Alkohol:  die  Schnitte 
sind  gefärbt  mit  Hämalaun  und  Eosin.    Mit  blossem  Auge  bemerkt  man  helle 
farblose  Räume  von  verschiedentlicher  Form  und   Grösse  unter  der  Haut, 
welche  nach  der  Tiefe  hin  baumförmig  werden  bis  zur  Bildung  eines  äusserst 
feinen   Plexus.     Der  Tumor    steht    nicht    in    Beziehung    zur    Schleimschicht 
nnd  ist  von  der  Haut  durch  das  Unterhautbindegewebe  getrennt.  Die  Drüsen 
sind  normal.     Die  oben   angegebenen  Räume  sind   mantelartig  von  Zellenele- 
menten umgeben:   sie   stellen  farblose,  durchsichtige,   von  hyalinem  myxoma- 
tösem  Bindegewebe    durchsetzte  Zylinder    dar.     Der  Tumor   resultiert    dem- 
nach aus  Zellanhäufungen,   deren  Zellen  einen  dicken,   leicht  färbbaren  Kern 
besitzen  und   voneinander  durch  dünne,   dazwischen  gelagerte  Fäserchen  ge- 
trennt sind,  wodurch  man  unregelmässig  angeordnete  Stränge  bekommt.    Ge- 
fiisse  in  dem  Stroma  des  Tumors   fehlen.     Verf.  ist   der  Meinung,   dass  die 
Zellen  einen  analogen  Ursprung  hätten  wie  die  der  Endotheliome.    An  einigen 
Stellen  beobachtet  man  deutlich   oft  auf  beträchtliche   Massen  ausgedehnte 

8* 


116  Jahresbericht  für  Chirurgie.    L  Teil. 

Metaplasie,  derart,  dass  manchmal  wirkliche,  myxomatöse  Netze  bestehen. 
Die  oben  angegebenen  hellen  Räume  schwanken  nach  Form,  Grösse,  Inhalt. 
Einige  haben  das  Aussehen  eines  Lymphgefasses.  Im  Innern  siebt  man 
Schleimgewebe,  in  anderen  hyaline  Massen.  Sie  sind  zurückzuführen  auf 
Schleimmetamorphose  der  Geschwnlstelemente.  Spärlich  ist  das  Bindegewebs- 
stroma,  welches  gegeben  ist  durch  zarte  Bündel  mit  unregelmässigem  Verlauf, 
welche  die  hyaline  und  Schleimmetamorphose  erfahren.  In  den  Zellsträngen 
finden  sich  eiförmige,  glasige,  homogene,  lichtbrechende  Körper,  die  aus  einer 
Veränderung  der  neoplastischen  Zellen  herrühren;  in  ihnen  fand  er  nie  die 
Reaktion  des  Glykogens.  Es  handelt  sich  um  ein  zylindromatöses  Endotheliom. 
Nach  einigen  Beobachtungen  schliesst  der  Verf.,  dass  die  Epithel-  und  Binde- 
gewebsgeschwülste  im  allgemeinen  die  zylindromatöse  Form  annehmen  können 
und  das  die  Bezeichnung  Cylindroma  histologisch  den  Begriff  der  besonderen 
Form  eines  Tumors  gibt,  nicht  seiner  Natur.  R.  Giani. 

Mangelsdorf  (18)  beschreibt  die  Krankengeschichte  einer  39jährigen 
Frau,  welche  an  der  Vorderfläche  des  rechten  Oberschenkels  rapid  wachsende 
dunkelgefarbte  Tumoren  hatte.  Bei  der  Sektion  waren  beide  Eiterstöcke  in 
grosse,  zystische  Tumoren  verwandelt.  An  der  Haut  des  rechten  Oberschenkels 
fand  sich  eine  grosse  Anzahl  Melanosarkome,  ein  Hämangiom  der  Leber  nnd 
Zystangiome  beider  Ovarien.  Er  beschreibt  genau  den  mikroskopischen  Be- 
fund und  ist  der  Ansicht,  dass  die  Ovarientumoren  mit  den  primären  Haut- 
geschwülsten nichts  zu  tun  haben.  Im  übrigen  muss  auf  die  Einzelheiten  ver-. 
wiesen  werden. 

Johnstons  (14)  Arbeit  über  melanotische  Geschwülste  mit  18  Mikro- 
photogrammen  und  einer  Tafel  farbiger  Abbildungen  erschöpft  das  Thema  in 
vorzüglicher  Weise.    Er  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Abgesehen  von  der  natürlichen  Einteilung  in  Chorioidea-  und  Haut- 
tumoren, zeigen  die  melanotischen  Geschwülste,  welche  man  wegen  ihres  ver- 
schiedenartigen Ursprungs  am  besten  Melanomata  nennt,  mancherlei  Ver- 
schiedenheiten. 

2.  Die  gewöhnlichste  und  deshalb  wichtigste  Geschwulst  entsteht  aus 
weichen  Muttermälem  und  ist  ein  Lymphgefässendotheliom.  Nävomelanome, 
deren  Histogenese  man  nicht  bestimmen  kann,  müssen  ihnen  zugerechnet 
werden. 

3.  Es  gibt  eine  zweite  Varietät  mit  demselben  mikroskopischen  Bilde, 
die  nicht  aus  dem  Nävus  entsteht  und  deren  Ursprung  direkt  auf  das  Endo- 
thelium,  wahrscheinlich  ebenfalls  der  Lymphgefässe  zurückgeht.  Hierher  ge- 
hört das  melanotische  Nagelgeschwür  und  der  bösartige  Leberfleck  der 
Franzosen. 

4.  Die  dritte  Gruppe  ist  epithelialen  Ursprungs,  obwohl  es  geleugnet 
worden  ist.  Diese  Tumoren  stellen  verschiedene  Typen  dar  und  haben  nur 
eine  sehr  langsame  Wachstumstendenz,  eine  Tatsache,  welche  genügt,  um 
einen  Hauptunterschied  gegenüber  den  Melanoendotheliomen  darzutun,  deren 
Fähigkeit  in  dieser  Hinsicht  kaum  übertroffen  werden  kann. 

5.  Die  histologische  Untersuchung  ist  die  einzig  mögliche  Methode,  um 
beide  Gruppen  zu  unterscheiden. 

B  o  r  m  a  n  n  (3)  hat  im  Laufe  von  drei  Jahren  die  ihm  von  etwa  60  Chi- 
rurgen zugesandten  kleinsten  Hautkrebse  mikroskopisch  untersucht  und 
bringt  in  einer  umfangreichen,  von  hervorragendem  Fleisse  und  Sachkenntnis 
zeugenden  Arbeit  wertvolles  Tatsachenmaterial.     Das  Material  ist  vor  allen 


Becker,  Verletzangen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  117 

Dingen    yom   statistischen  Standpunkte  sehr  gründlich  bearbeitet,  nachdem 
Verf.  seine  histologischen  Untersuchungen  bereits  1904  in  der  Zeitschrift  für 
Krebsforschung  eingehend   mitgeteilt  hat.     Er  zieht  auch  ältere  Statistiken 
zum  Vergleich   hinzu  und  konstatiert  dabei  in  erster  Linie,   dass  die  Heil- 
erfolge jetzt  viel  bessere  sind  als  früher.    Es  ist  nicht  möglich,   die  Arbeit 
in  Kürze  so  ausführlich  zu  referieren,    wie  sie  es  verdiente.    Er  teilt  die 
Hantkarzinome  ein  in  verhornende  und  nicht  verhornende.    Letztere  nennt 
er  Koriumkarzinome  und  lässt  sie  aus  subepidermalen  Zellhaufen  entstehen, 
die  im  Fötalleben  abgegrenzt  waren.    Sie  stellen  etwa  ^/s  seines  Materials 
dar.    Von  den  253  Hautkarzinomen  sassen  235  im  Gesicht  =  93  ^/o.  Benutzt 
er  auch  die  Statistiken  von  v.  Bergmann,  v.  Winiwarter,  Trendelen- 
burg  und  Schmitz,  so  ergibt  sich  eine  Gesamtstatistik  von  1231  Gesichts- 
karzinomen.   Davon  war  der  Sitz  in  45,6%  die  Unterlippe,  in   14,7  ®/o  die 
!sÄse,   in  11,8%  das  Auge,  in  11,4%  die  Wange,   in  4,6%   die  Stirn,  in 
3,8%  das  Ohr,  in  3,6%  die  Schläfe,   in  2,9^/0  die  Oberlippe  und  in  1,1% 
das  Kinn   und  die  Unterkiefergegend.    Dem  Geschlechte  nach  kommen  von 
den  Gesichtskrebsen  nach  seiner  Statistik   131   auf  Männer  =  55,7  ^/o  und 
104  auf  Frauen  =  44,3%,  so  dass  erstere  nur  um  ^U  prävalieren,  während 
nach  den  anderen  grossen  Statistiken  die  Männer  dreimal  an  Zahl  die  Frauen 
übertrafen,  nämlich  892  Männer  =  72,6%  und  339  Frauen  =  27,3^/0.    Für 
diese  auffallige  Mehrbeteiligung  des  weiblichen  Geschlechtes  fehlt  vorderhand 
die  Erklärung.  Das  höchste  Durchschnittsalter  liegt  bei  seinen  235  Patienten 
beim  Unterlippenkrebs  mit  65  Jahren  und  das  niedrigste  beim  Ohrkrebs  mit 
Ö6,2  Jahren;   für  sämtliche   Kranken  ergibt  sich  ein  Durchschnittalter  von 
Ton  61,4  Jahren.    Die  Zeitdauer  des  Bestehens  des  Krebsleidens  ist  in  des 
Verfs.  Statistik  entschieden  geringer,   als  in  den  älteren  Statistiken;   denn 
56,4^/0  aller  umranken  kamen  bereits  im  ersten  Jahre  des  Krankheitsbestehens 
in  die  Hände   des  Operateurs.    Besonders  Unterlippenkrebse,  Wangen-  und 
Nasenkrebse,  die  durch  ihren  Sitz  dem  Kranken  frühzeitig  auffallen,  suchten 
frühzeitig  ärztliche  Hilfe  nach.     Dem  entspricht  auch  die  durchweg  geringe 
Grösse  der  Geschwülste,  ein  Umstand,  der  bei  den  älteren  Statistiken  keines- 
wegs hervortritt.    Ziemlich  genau  die  Hälfte  der  Fälle  (115)  waren  nur  1  cm 
gross  und  noch  kleiner,  Geschwülste  von  4  oder  5  cm  im  Durchmesser  äusserst 
selten.    Die  kleinsten  untersuchten  Karzinome  hatten  nur  einen  Durchmesser 
Ton  1  mm!     Hinsichtlich   der  Ätiologie  sind  einige  Fälle  von  Kombination 
mit  Lupus    und  Hauttuberkulose  erwähnenswert.    Unter  seinen  235  Fällen 
fand  er  51  mal  multiple  Karzinome  =  21,7  ^/o,  was  in  den  bisherigen  Sta- 
tistiken noch  nie  so  oft  festgestellt  ist.    Er  fand  21  mal  lokale  Multiplizität 
(41,2 ^/o)  und  18mal  getrennte  Multiplizität  (35,3 ^/o).   Erstere  führt  er  darauf 
zorfick,  dass  die   „embryonalen  Zelldystopien^,  die  nach  seiner  Ansicht  die 
Ursache  der  Krebsentwickelung  sind,  meist  dicht  zusammenliegen.    Weiteres 
Wachsen  der   benachbarten   kleinsten  Krebsherde  führt   natürlich  zur  Kon- 
flnenz,   so    dass    aus  ursprünglich    multiplen    Krebsen  schliesslich   ein   ein- 
facher wird.     Das  ändert  aber  nichts  an  der  Tatsache  der  ursprünglichen 
Multiplizität.    In  einem  Falle  fanden  sich  gleichzeitig  6  Karzinome  an  ver- 
schiedenen Stellen.    Bezüglich  der  Operationsresultate  legt  er  den  Hauptwert 
auf  die  Kombination   histologischer   Untersuchungen   der   Randpartien    des 
Tnmors  mit  klinischer  Weiterbeobachtung  des    Falles.     Die  Resultate   sind 
deshalb  für  den  Chirurgen  besonders  interessant  und  wichtig,  weil  sie  vor 
allem  zeigen,  ob  wirklich   im  Gesunden  operiert  worden  ist.     Er  kann  in 


118  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil 

diesem  Sinne  nur  136  Fälle  yerwerten  für  die  Rezidiyfrage,  weil  sie  klinis« 
veiterbeobachtet  und  histologisch  genau  untersucht  sind.  Von  diesen  IZ 
Fällen  wurden  111  =  81,6^/o  im  Gesunden,  25  =  18,4  im  Kranken  operiex 
Die  weiteren  Nachforschungen  ergaben,  dass  von  136  an  Gesichtskrebs  of>i 
rierten  Kranken  105  rezidivfrei  am  Leben  blieben  =  77,2  ^/o.  Das  Gesichte 
karzinom  ist  also  relativ  ein  sehr  giüistiges.  Im  Anschluss  hieran  gibt  e 
noch  kurz  eine  Übersicht  gleicher  Art  für  die  nicht  im  Gesichte  sitzendej 
Karzinome,  welche  er  untersuchen  konnte.  Dieserhalb  sei  auf  das  Origina 
verwiesen.  Die  ganze  Arbeit  kann  jedem  zum  Studium  dringend  empfohlei 
werden. 

Borrmann  (4)  teilte  in  der  Göttinger  medizinischen  Gesellschaft  seine 
bekannten  Untersuchungen  über  das  Koriumkarzinom  mit. 

Schamberg  und  Hirschler  (25)  teilten  einen  Fall  von  EpitheUom 
der  Stimhaut  mit.     Bei  einem  24jährigen  Manne  hatte  seit  der  Geburt  ein 
Naevus  papillaris  von  3  cm  Durchmesser  und  blassroter  bis  gelblicher  Ober- 
fläche bestanden.     Vor  zwei  Jahren  war  der  Naevus  durch  einen  Schlag  mit 
einem  Schirm  getroffen  und  einige  Monate  nachher  schnell  gewachsen.     Er 
wurde  exstirpiert.    Der  mikroskopische  Befund  wird  eingehend  geschildert 
und  durch  drei  Tafeln  guter  Abbildungen  erläutert.    Interessant  an  dem  Falle 
ist  das  jugendliche  Alter  des  Kranken,   das  Wachstum  im  Anschluss  an  ein 
Trauma  und  die  Entstehung  aus  einem  nichtpigmentierten  Male. 

Coenen  (7)  berichtet  über  Endotheliome  der  Haut,  welche  neuerdings 
von  einer  Reihe  von  Autoren  anders  beurteilt  werden.     Borrmann  glaubt 
z.  B.  auf  Grund  seiner  ausgezeichneten  Untersuchungen,   dass  die  fraglichen 
Geschwülste  aus  kongenital   verlagerten  Basalzellen  entstehen,   die  entweder 
durch   den  Schluss    der   fötalen   Gesichtsspalten   oder   bei    der  Bildung   der 
Haarbälge  und  Hautdrüsen  in  das  Korium  verlagert  würden.    Denn  normaler- 
weise macht  die  Keimschicht  des  Hautepithels  in  das  darunter  liegende  Korium 
Einstülpungen,    aus  denen   sich  Haarbälge,   Talg-  und  Schweissdrüsen  ent- 
wickeln.    Tritt  in  dieser  Entwickelung  eine  Störung  ein,   schnürt  sich  z.  B. 
eine  solche  Epitheleinstülpung  oder   ein  Teil   derselben  ab,   so  gelangt  auf 
diese  Weise  ein  Epithelkeim  ins  Korium,   der  nicht  mehr  mit  dem  Epithel 
der  Keimschicht  der  Epidermis  in  Zusammenhang  steht.     Je  nachdem  dieser 
Epithelzapfen  noch  nicht  differenziert  war  oder  schon  die  Differenzierung  zu 
Drüsenzellen  oder  Haarbalgepithel   durchgemacht  hat,   wird   die  Wucherung 
den   Charakter    der   Basalzellen   oder    der  Drüsenzellen  oder   des  Haarbalg- 
epithels darbieten.    Eine  Reihe  derartiger  Geschwülste  beschreibt  Verf.  klinisch 
und   mikroskopisch    und    kommt    auf  Grund   seiner   Studien   ebenfalls  zum 
Schluss,   dass  die  meisten  als  Endotheliome  der  Gesichtshaut  beschriebenen 
Geschwülste  keine  Endotheliome,  sondern  Epitheliome  sind  und  aus  kongenital 
verlagerten  Zellen  der  Keimschicht  des  Rete  Malpighi  entstehen. 

Auf  dem  V.  internationalen  Dermatologenkongresse  im  September  1904 
in  Berlin  hat  Mi  belli  (19)  seine  Erfahrungen  über  die  Arsenikbehandlung 
der  Epitheliome  mitgeteilt.  Von  20  Patienten  heilten  15  vollständig  und 
dauerhaft.  Nach  seinen  histologischen  Untersuchungen  übt  das  Arsenigsänre- 
Anhydrid  eine  ätzende  Wirkung  auf  die  Epithelzelle  aus  und  bringt  sie  zum 
Absterben,  ohne  die  darunter  liegende  Kutis  anzugreifen.  Für  diese  Be- 
handlungsmethode eignen  sich  aber  nur  „gutartige^  Epitheliome  ^wenigstens 
in  ihrem  Anfangsstadium ^,  die  ;,auf  dem  Boden  sogenannter  ;, präkarzinoma- 
töser Dermatosen^  entstehen,  wie  z.  B.  das  Hauthorn,  das  Keratoma  senile, 


Becker,  Verletzungen  and  ehirorg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  119 

die  seborrhoische  Warze,  oder  auch  solche,  welche  ohne  vorausgegangene 
andere  krankhafte  Lokalerscheinungen  mit  dem  charakteristischen  Initial- 
Stadium  des  sogen.  Perlknötchens  auftreten.^  Er  will  die  Behandlung  nur 
auf  diese  Formen,  die  ;,man  quasi  Epitheliome  der  Dermatologen  nennen 
könnte",  beschränkt  wissen.  Man  wird  dem  Verf.  die  Frage  vorlegen  müssen, 
ob  das  denn  überhaupt  Epitheliome  im  chirurgisch-pathologischen  Sinne  sind! 
Von  den  verschiedensten  Zubereitungen  hat  er  eine  Arsenik -Äther -Alkohol- 
mischung  von  2,0 : 2,5 :  100,0  als  besonders  praktisch  befunden ;  ein  mit  der 
Flüssigkeit  getränkter  Wattebausch  wird  dauernd  unter  fixem  Verbände  mit 
der  Geschworsobertläche  in  Kontakt  gehalten,  nachdem  die  letztere  gereinigt 
und  ^aufgefrischt^  (V)  worden  ist.  Er  stellt  zum  Schlüsse  folgende  Leit- 
satze auf: 

1.  Mit  einer  direkt  aufgetragenen  flüssigen  AsgOs-Mischung  kann  man 
das  Hautepitheliom  radikal  heilen. 

2.  Ein  nach  dieser  Methode  geheiltes  Epitheliom  lässt  eine  flache,  kleine, 
iienig  sichtbare  Narbe  zurück.  Unter  den  kosmetischen  Methoden  ist  somit 
die  Arsenikbehandlung  die  beste. 

3.  Die  spezifische  therapeutische  Wirkung  der  As^Os  ist  auf  die  toxi- 
schen Veränderungen  zurückzuführen,  welche  diese  Substanz  im  Protoplasma 
der  Epithelzellen  der  epithelialen  Neubildungen  hervorruft.  Diese  Verände- 
rungen sind  besonderer  Art  und  substantiell  verschieden  von  denjenigen,  welche 
dieselbe  Substanz  im  Bindegewebe  und  im  Gefässsystem  veranlasst. 

4.  Die  beschriebene  Methode  ist  beim  beginnenden  Hautepitheliom  jedes- 
mal indiziert,  wenn  keine  ausgesprochene  Bösartigkeit  vorliegt,  ebenso  in 
allen  Epitheliomen,  die  in  der  Art  und  Weise,  wie  sie  entstehen  und  in  ihrer 
klinischen  und  histologischen  Symptomatologie  nicht  jene  ausgesprochenen 
Zeichen  von  Bösartigkeit  zeigen  (oder  bei  denen  sie  wenigstens  nicht  so  rasch 
Terlaufen),  welche  zuweilen  den  Abschluss  der  Krankheit  bildet,  welche  Form 
und  Schwere  dieselbe  auch  im  Anfange  gezeigt  haben  mag. 

5.  Mit  der  As^Og  lassen  sich  nicht  die  schweren,  entschieden  bösartigen 
Formen  von  Hautepitheliomen  heilen,  aber  auch  in  diesen  Fällen  lässt  sich 
mit  Hilfe  dieser  Behandlungsweise  eine  mehr  oder  weniger  dauerhafte  Besserung 
erzielen. 

6.  Ein  unvollständiger  Erfolg  der  Arsenikbehandlung  verschlimmert  die 
lokalen  Bedingungen  in  bezug  auf  die  spätere  Anwendung  einer  anderen  Be- 
handlungsmethode in  keiner-  Weise. 

7.  Zuweilen  nach  vermeintlicher  vollständiger  und  definitiver  Heilung 
kommt  es  nach  mehr  oder  weniger  langer  Zeit  zu  einem  Rezidiv;  dann  ist 
es  aber  sehr  oft  möglich ,  bei  nochmaliger  Anwendung  genau  derselben  Be- 
handlungsmethode die  dauernde  Heilung  der  rezidivierten  Neubildung  zu  er- 
reichen. 

8.  Die  Alkohol-Äther-Mischung,  unter  fixem  Verbände  appliziert,  ist 
unter  allen  Anwendungsweisen  der  As^Os  diejenige,  welche  die  besten  Re- 
sultate gibt. 

Manby  (17)  berichtet  kurz  über  recht  gute  Erfolge  bei  Behandlung 
TOD  Ulcus  rodens  im  Gesichte  in  drei  Fällen  mit  einer  Kapsel,  enthaltend 
5  mg  Radiumbromid.  Durch  26  Sitzungen  von  durchschnittlich  20  Minuten 
Dauer  bezw.  19  und  7  Sitzungen  von  50  Minuten  Dauer  wurde  schnelles 
Verschwinden  der  Geschwüre  und  glatte  Überbäutung  erreicht.  Heilung 
zweifelhaft,  da  die  Beobachtungszeit  zu  kurz. 


120  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Darier  (0)  spricht  sich  lobend  über  die  Behandlung  des  Ulcus  t*oc 
mit  Radium  aus.  Er  benutzt  Radiumbromid  und  prüft  zunächst  die  W 
samkeit  des  Präparates  am  eigenen  Vorderarme.  Nach  5,  15,  20  IVIinu 
langer  Bestrahlung  entwickeln  sick  kleine  rosa  bis  tiefrote  entzündliche  Hg 
nach  Ablauf  von  8,  14  bis  20  Tagen.  Ist  das  Präparat  sehr  rein,  so  ks 
die  Verbrennungswirkung  sofort  nach  der  Applikation  einsetzen.  Er  ifsrern 
Sitzungen  von  20  bis  30  Minuten  Dauer  an  und  wiederholt  sie  alle  2  bis 
bis  8  Tage.  Ein  Fall  von  erfolgreicher  Behandlung  eines  Ulcus  rodens  i 
Oberlide  einer  52jährigen  Dame  wird  ausführlich  mitgeteilt;  keine  S|] 
einer  Narbe  ist  zurückgeblieben. 

MacKee  (6)  bringt  einige  Krankengeschichten,  aus  denen  die  heilen« 
Wirkung  hochfrequenter  Ströme  auf  Geschwüre  ersichtlich  ist;  diese  berui 
anscheinend  auf  der  Erzeugung  einer  starken  Hyperämie,  da  eine  bakterizic 
Wirkung  ihnen  nicht  inne  wohnt.  Zunächst  teilt  er  sechs  Krankengescliicb^^ 
von  Herpes  progenitalis  und  weichem  Schanker  mit.  Darauf  fertigt  er  di 
„chronischen  Kankroide^  mit  der  Bemerkung  ab,  dass  sie  ;,nicht  erwäihnens 
wert^  seien  mit  einer  Ausnahme,  bei  welcher  kein  Erfolg  konstatiert  wäre 
Daran  schliesst  er  drei  Krankengeschichten  von  Krampfadergeschwüre  n.  Ii 
allen  drei  Fällen  waren  voraufgehende  antiseptische  Behandlungsmethoden  er 
folglos  geblieben,  während  die  hochfrequenten  Ströme  nach  wenigen  Bestrab* 
lungen  endgültige  Heilung  brachten.  Wegen  der  Einzelheiten  muss  auf  das 
Original  verwiesen  werden. 

Jesionek  und  v.  Tappeiner  (13)  bringen  auf  sechs  Doppeltafeln 
Photogramme  von  Patienten  mit  Hautkarzinomen  vor  und  nach  der  Behand- 
lung mit  fluoreszierenden  Stoffen  und  erklären  sie  durch  kurze  Kranken- 
geschichten. 

1.  70jährige  Frau  mit  multiplem  Karzinom  im  Gesicht.  Täglich  Be- 
strahlung mit  direktem  Sonnenlicht,  Tageslicht,  Bogenlicht  (25  Ampere)  unter 
ständiger  Bepinselung  mit  stark  konzentrierten  wässerigen  Lösungen  von 
Eosin  und  wiederholter  Injektion  dieser  Lösungen  in  das  Gewebe  und  die 
Tumoren.  Wiederholte  Gesichtserysipele.  Wachstumszunahme  der 
Geschwülste.     Schliesslicher  Ausgang  nicht  mitgeteilt. 

2.  60jähriger  Taglöhner  mit  Ulcus  rodens  auf  der  Glabella.  Behandlung 
wie  vor;   starb  an  Erysipelas  faciei  ungeheilt. 

3.  64jährige  Frau  mit  Ulcus  rodens  der  Nase  und  Unterlippe.  Be- 
strahlung unter  Verwendung  von  Magdalarot.  Nach  6  monatlicher,  zeitweise 
unterbrochener  Behandlung  —  interkurrentes  Erysipell  —  geheilt. 

4.  63  jährige  Mann  mit  Kankroid  der  Nase  (Rezidiv).  Bepinselung  mit 
l°/oigem  Fluoreszin,  später  l®/oigem  Eosin.  ErysipelasI  Schliesslich 
geheilt. 

5.  50 jähriger  Mann  mit  Ulcus  rodens  der  Unterlippe.    Eosin;  geheilt. 

6.  50jährige  Frau  mit  Ulcus  rodens  der  Nase.  Bepinselung  mit  5 bö- 
igem Eosin,  später  IVoigem  dichloranthracendisulfosaurem  Natron. 

Auffällig  sind  die  häutigen  Erysipele.  Der  Beschreibung  des  objektiven 
Befundes  ist  nicht  mit  absoluter  Sicherheit  eine  Heilung  zu  entnehmen;  in 
einer  Fussnote  ist  gesagt,  dass  die  letzten  Fälle  bis  12.  Dezember  1904  rezidiv- 
frei geblieben  seien ;  die  Behandlung  dauerte  aber  vielfach  bis  Sommer  1904. 
Also  unsicher! 

Lang  (15)  stellte  in  der  Wiener  Gesellschaft  der  Arzte  einen  52 jäh- 
rigen Herrn  vor,   der  vor  28  Jahren  Lues  überstanden  hatte.    Im  Gesichte 


Becker,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Haat  etc.  121 

fanden  sich  ausgedelmte  Ulzerationen,  das  rechte  Angenlid  fehlt;  an  Stirn, 
Nase,  Ohr  krebsförmige  und  flache  Geschwüre.  Die  Haut  am  ganzen  übrigen 
Körper  ist  schmutzig-graubraun  infolge  zahlreicher,  dicht  angeordneter,  kaum 
st^dnadelkopfgrosser  Pigmentierungen.  Die  Schleimhaut  ist  frei.  Die  Ge- 
schwülste erweisen  sich  mikroskopisch  als  echte,  alveolär  gebaute  Basalzellen- 
karzinome.  In  der  flachen,  pigmentierten  Haut  fand  man  Epithelstränge  in 
die  Tiefe  ziehen,  die  sich  kolbig  verdicken,  in  die  Kutis  eindringen,  Seiten- 
äste anssenden,  sich  verzweigen  und  ausgedehnte  Zellstränge  und  Netze  bilden. 
Charakteristisch  für  die  Erkrankung  ist  die  Ausbreitung  über  grosse  Terri- 
torien, die  Pigmentierungen,  die  Atrophien  und  die  karzinösen  Plaques,  end- 
lich der  überaus  chronische  Verlauf.  Obwohl  Ähnlichkeit  mit  Xeroderma 
pigmentosum  besteht,  unterscheidet  sich  die  Krankheit  doch  sehr  wesentlich 
daTOD.  Lang  schlägt  die  Bezeichnung  Garcinoderma  pigmentosum 
TOT.  Die  Prognose  ist  wegen  des  chronischen  Verlaufes  nicht  so  unbedingt 
schlecht.     Souveränes  Mittel  ist  Röntgenbestrahlung. 

Cheatle  (6)  stellt  die  Theorie  auf,  dass  Leukämie,  Skleroderma  und 
Ulcus  rodens  im  Gesichte  und  Rumpf  an  Stellen  auftreten,  wo  die  Nerven 
die  Haut  erreichen.  Diese  Stellen  entsprechen  den  Head sehen  Nerven- 
pnnkten.  Die  neuropathologische  Ätiologie,  die  für  Leukoderma  und  Sklero- 
derma schon  vielfach  anerkannt  sei,  müsse  auch  auf  das  Ulcus  rodens  über- 
tragen werden.  Wenn  diese  Annahme  richtig  ist,  so  würde  sie  hinsichtlich 
der  Entstehung  des  Karzinoms  mehr  für  die  embryonale  als  parasitäre  Theorie 
sprechen.  Nach  der  Lehre  von  Head  beweist  ein  mehrfaches  Befallensein 
seiner  Nervenpunkte  im  Gebiete  eines  und  desselben  Nerven,  z.  B.  beim 
Herpes  zoster,  eine  zentral  bedingte  Ursache  der  Erkrankung,  ein  einfaches 
Befallensein  eine  peripher  bedingte.  Demnach  müsste  für  das  Ulcus  rodens 
der  neuropathische  Faktor  peripher  bedingt  sein. 

Glimm  (12)  beschreibt  eine  ungewöhnliche  Form  der  Verhornung  bei 
einem  Hautkarzinom  in  der  Achselhöhle  eines  61  jähriges  Mannes,  welches 
seit  einem  Jahre  bestand ,  vor  sechs  Wochen  aufgebrochen  war  und  ständig 
Bkt  und  gelbe,   krümelige  Massen  entleert  hatte.    Der  Tumor  war  6  cm 
lang,  5V>  cm  breit  und  2  cm  hoch  und  machte  in  der  Tiefe  an  der  Faszie 
Halt.   Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  fand  man  ein  ausgesprochenes 
infiltratives  Wachstum,    kompakte    Krebszellenstränge,    Epithelnester,    Riff- 
zellen   und    Zellen    mit   Keratohyalin ,    daneben    alle  Stadien    der    Zerstö- 
ning  des  Bindegewebes.     In  der  Nähe  des  Tumors  zeigte  das  Oberflächen- 
epithel eine  starke  Wucherungstendenz,  die  Verhomungszone  war  sehr  breit. 
Bas  Stratum  granulosum  umfasste  sechs  Zelllagen,   Matrixzellen   setzten  sich 
fingerförmig   in  die  Tiefe  fort,   Talgdrüsen  und  Uaarbälge   fehlten.     In  den 
Umphknoten  der  Achselhöhle  fanden   sich  entzündliche  Erscheinungen.     Bei 
Anwendung  der  verschiedensten  Färbemethoden   entstanden  übereinstimmend 
Bilder,  die   für   ;,Verhornung'^   sprachen.     Die   verhornten  Zellkomplexe   er- 
reichteü  fast  Erbsengrösse.    was  in  diesem  Umfange   bei  Hautkrebsen  sonst 
nicU  beobachtet  wird. 


5.  Regressive  Ernährungsstörungen. 

1-  Dinkler,  Über  akute  multiple  Hautgangräu.    Arcb.  für  Derm.  u.  Syph.  71.  1. 
2.  v.Kirclibaa  erfBehaudlung  der  Furunkulose  und  Follikulitis  mit  Hefepräparaten.  Deutsch, 
med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  18. 


122  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

3.  Marcus,   Eine   neue  lokale  Behandlungsmethode  der  Furunkulose   und  KarbnnkeL 
Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  21. 

4.  ^Meisels-Brunner,  Versuche  mit  Cerolin  bei  Behandlung  von  Furunkulose   und 
Obstipation.    Pharm,  u.  therap.  Rundschau  1905.  Nr.  5. 

5.  Schmidlechner,  Ulcus  vulvae  rodens  Virchow.    Archiv  fOr  Oynftkologie.  Bd.  74. 
Heft  1. 

6.  Schmincke,  Zur  Frage  der  .Holzphlegmone'  etc.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  1. 

7.  Thalmann,  Das  Ulcus  gonorrhoicum   serpiginosum.    Arch.  für  Dermat.  und  Syph. 
Bd.  71.  Heft  1. 

8.  £örner,  Konzentrierte  Earbolsfture    gegen  Furunkulose.    Münch.  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  42. 

9.  Waelsch,  Hautkrankheiten  und  Stoffwechselanomalien.  Prager  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  43-46. 

10.  Watson,   A   case   of  widespread  ulceration  of  skin  and  connectiv   tissue.    Lancet 
3.  VI.  1905. 

11.  Zieler,  Zur  Pathogenese  der  Dehnungsstreifen  der  Haut  (Striae   cutis   distensae). 
^  Mflnchener  med.  Wochenschrift  1905.  Nr.  87. 

12.  —  Über  akute  multiple  Hautgangrftn  nebst  Untersuchungen  über  durch  rohe  Salzs&ure 
hervorgerufene  Nekrosen.    Deutsche  Zeitschr.  für  Nervenheilk.  Bd.  XXVIII.  p.  184. 

Ziel  er  (11)  hat  zwei  fetten  Studenten  ans  der  Banchhant  frisch  ent- 
standene Striae  ausgeschnitten,  welche  14  Tage  bezw.  6 — 8  Monate  bestanden 
haben  sollten.  Er  beschreibt  genau  die  mikroskopische  Struktur  und  kommt 
zu  dem  Ergebnisse,  dass  es  sich  lediglich  um  Dehnungszerreissungen  der 
elastischen  Elemente  der  Haut  ohne  jede  Spur  einer  reaktiven  Entzündung 
wie  sie  Jores  angenommen  hatte,  handelt.  Es  ist  eine  Überdehnung  der 
Haut  und  Umordnung  der  faserigen  Elemente,  wobei  zunächst  zwar  die 
elastischen  Fasern  wohl  noch  standhalten.  Erst  ganz  allmählich  nach  einem 
längeren  stationären  Zustande  setzt  die  Regneration  elastischer  Fasern  vom 
Rande  her  ein.  Man  bezeichnet  daher  den  Prozess  besser  nicht  als  Striae 
atrophicae,  sondern  als  Distensio  cutis  (Langer)  oder  als  Striae  cutis 
distensae  (Köbner)  bezw.  Dehnungsstreifen  der  Haut  (Kalten- 
bach);  denn  die  mechanische  Dehnung  ist  die  Hauptsache. 

Waelsch  (9)  bespricht  in  einem  klinischen  Vortrage  die  Beziehungen 
der  Hautkrankheiten  zur  Diabetes,  Gicht  und  Fettsucht.  In  therapeutischer 
Hinsicht  berührt  er  zum  Schlüsse  eingehend  die  Furunkelbehandlung.  Bei 
beginnendem  Furunkel  Einstossen  des  Spitzbrenners  und  trockener  Verband,  im 
vorgeschrittenen  Stadium  Kreuzschnitt  und  essigsaure  Tonerde -Verbände, 
häufige  Bäder.  Bei  Achselhöhlenfurunkeln  keine  enge  Kleidungsstücke,  gute 
Schweissblätter. 

Marcus  (3)  behandelt  den  Furunkel  und  Karbunkel  in  folgender  Weise: 
solange  noch  keine  Eiterung  besteht,  sticht  er  eine  Epilationsnadel,  die  den 
Minuspol  darstellt,  unter  einem  Strom  von  1—2  M.-A.  ein,  steigert  den  Strom 
bis  zu  10  M.-A.,  rührt  mit  der  Nadel  die  FollikelöflFnung  um,  wobei  sich 
Wasserstoff  entwickelt,  und  unter  Schäumen  die  verätzten  Gewebsteile  her^ 
ausdringen.  Dann  wird  die  Nadel  entfernt,  der  Strom  gewendet,  so  dass  jetzt 
der  Pluspol  in  dem  Follikel  steckt  und  sich  Sauerstoff  entwickelt.  Ist  schon 
Eiter  vorhanden,  so  nimmt  er  stärkere  Nadeln,  wiederholt  die  Prozedur  zwei 
mal  am  Tage  und  entfernt  bei  grösserer  Zerstörung  den  Eiterpfropf  mit  der 
Haken-Pinzette.  Selbst  mächtige  Karbunkel  will  er  auf  diese  Weise  binnen 
5  —  6  Tagen  derartig  gereinigt  haben,  dass  die  Heilung  beginnen  konnte. 

Körner   (8)    behandelt    Scrophuloderma   und    Furunkel    mittelst    einer 
konzentrierten  Auflösung  von  reiner  kristallisierter  Karbolsäure  in  absolutem 


Becker,  Yerletzimgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Haut  etc.  123 

oder  retifiziertem  Alkohol ;  hierüber  einen  indifferenten  Salbenverband.  Die 
Furnskel  behandelt  er  mit  einer  feinen  Nadel  oder  Sonde,  die  er  in  die 
Karbolsiore  getaucht  hat.  Die  Touchiemng  erfolgt  täglich  einmal,  oft  genügt 
eise  einzige  Betnpfang,  manchmal  muss  das  Verfahren  (bis  zu  8  Tagen)  wieder- 
holt werden. 

Y.  Kirch  bau  er  (2)  fasst  seine  Erfahrungen  über  die  Behandlung  der 
Funmkulose  und  FoUikulitis  mit  Hefepräparaten  in  folgenden  Sätzen  zu- 
sammen: 

1.  Die  interne  Behandlung  (dreimal  täglich  einen  Kaffeelöffel  voll  Levu- 
nnose  vor  dem  Essen)  mit  Hefepräparaten  bei  Akne,  Furunkulose  und  Follir 
klitis  zeigt  bei  ^einer  Infektion  von  innen^  ;,sehr  gute  Erfolge^. 

2.  Bei  einer  Infektion  von  aussen  verspricht  die  interne  Behandlung 
nicht  viel.  Hier  tritt  die  erstere  Behandlung  mit  Hefeseife  in  ihre  Rechte, 
am  besten  mit  Salizylschwefelhefeseife  (Dampfseifenfabrik  George  Meyer  &  Co; 
in  Hamburg  stellte  ihm  eine  Hefeseife  her,  die  aus  2  Teilen  Salizylsäure, 
'i  Teilen  Sulfnr  praecipitat.  und  91  Teilen  Hefegrundlage  bestand). 

3.  Eine  kombinierte  Behandlung  ist  nur  da  indiziert,  wo  man  sich  über 
die  Ätiologie  des  Falles  nicht  klar  ist  oder  falls  bei  einer  Infektion  voa 
aussen  Infektionsstoffe  auf  dem  Wege  der  lymphatischen  Resorption  bereits  in 
die  Blutbahn  gelangt  sind. 

Schmincke  (6)  hat  bei  einem  tödlich  verlaufenen  Falle  von  Reclus- 
scher  Holzphlegmone  mikroskopisch  Karzinomzellen  gefunden  und  warnt  vor 
der  etwaigen  Auffassung  der  Erkrankung  ohne  mikroskopische  Untersuchung, 
Er  polemisiert  gegen  Merkel  (Zentralblatt  f.  Chirurgie  1904  No.  48),  welcher 
den  Befand  bezweifelt  hatte. 

Schmidlechner(5)  teilt  einen  Fall,  der  äusserst  selten  vorkommenden 
nachVirchow  benannten  Form  den  Ulcus  vulvae  rodens  mit.  Er  definiert 
diese  Krankheitsform  als  eine  in  der  Vulvae  sich  entwickelnde  chronische 
Ulzeration,  welche  von  der  diffusen  Hyperplasie  der  benachbarten  Teile  be- 
gleitet wird  und  deren  Histologie  ein  von  anderen  ulzerösen  Prozessen  ab- 
weichendes Bild  ergibt.    Heilungstendenz  fehlt  vollständig. 

Watson  (10)  behandelte  einen  61jährigen,  sehr  heruntergekommenen 
Mann  mit  Geschwüren  unbekannter  Ätiologie,  die  den  ganzen  Körper  seit 
5  Jähren  bedeckten,  mit  Bettruhe,  guter  Ernährung,  Lebertran,  antiseptischen 
Verbänden  und  Arm-  und  Beinbädem  von  einstündiger  Dauer  und  erzielte  in 
4  Monaten  komplette  Heilung. 

Thal  mann  (7)  beschreibt  aus  der  Lesser  sehen  Klinik  einige  Fälle 
Ton  Ulcus  gonorrhoicum  serpiginosum,  in  denen  er  Tripperkokken  gefunden 
liat  and  fordert  dazu  auf,  dass  solche  Fälle  genauer  bakteriologisch  untersucht 
werden  möchten. 

Znr  Frage  der  akuten  multiplen  Hautgangrän  bringt  Zieler 
12]  einen  Beitrag.  Bei  einem  22  jährigen  aus  gesunder  Famile  stammenden 
anämischen,  aber  neuropathisch  nicht  veranlagten  Mädchen  traten  seit  */«  Jahre 
ohne  erkennbare  Veranlassung  Hauteffloreszenzen  auf,  die  sich  als  quaddel- 
artige Erhebungen  auf  entzündlich  gerötetem  Grunde  charakterisieren  und 
nach  12—24  Stunden  wieder  ins  Niveau  der  Haut  zurücksinken.  Ein  ober- 
Sächlicher  Schorf  stösst  sich  nach  8  Tagen  ab,  darunter  findet  sich  normale 
Haut.  An  einzelnen  Stellen  tritt  indessen  tiefer  gehende  Gangräm  ein,  die 
auf  die  verschiedenartigsten  therapeutischen  Einwirkungen  kaum  reagiert. 
Die  Effloreszenzen  treten  bald  hier,  bald  dort  regellos  auf  Rumpf  und  Glied- 


124  Jahresbericht  fQr  Cbirargie.    I.  Teil. 

massen  auf;  irgend  welche  Gesetzmässigkeit  ist  nicht  zu  erkennen.  Nach 
einem  zweiten  kurzen  Klinikaufenthalt  erfolgte  der  Tod  an  Lungentuberkulose ; 
die  Sektion  wurde  verweigert.  Selbstbeschädigung  war  sicher  ausgeschlossen; 
sonstige  ätiologische  Momente  fehlten.  Dauer  der  Erkrankung  2  Jahre, 
Grösse  der  Nekrosen  schwankte  zwischen  Linsen-  bis  Fünfmarkstückgrösse. 
Der  histologische  Befund  exzidierter  Stückchen  aus  den  verschiedenen  Eut- 
wickelungsstadien  wird  genau  mitgeteilt  und  durch  Abbildungen  erläutert. 
Hiernach  scheinen  vasomotorische  Vorgänge  die  Hauptrolle  zu  spielen,  obwohl 
die  letzte  Ursache  als  eine  selbständige  Neurose  im  Sinne  Doutreleponts 
aufzufassen  ist.  Zum  Vergleiche  erzeugte  Verfasser  bei  einer  Wärterin  mit 
roher  Salzsäure  Nekrosen,  die  er  exzidierte  und  mikroskopierte  und  kommt 
dann  zu  folgendem  Endergebnisse :  Bei  der  akuten  multiplen  Hautgangrän  finden 
sich  Veränderungen,  die  nur  auf  in  der  Kutis  ablaufende  Prozesse  bezogen 
werden  können,  während  jede  Andeutung  einer  von  der  Hautoberfläche  kom- 
menden Einwirkung  fehlt.  Bei  der  Salzsäurenekrose  dagegen  können  die  vom 
Papillarkörper  ausgehenden  Veränderungen  nur  als  Reaktion  auf  den  von 
aussen  einwirkenden  Reiz  aufgefasst  werden,  dessen  Einfluss  auch  sonst  sich 
vorwiegend  auf  die.  äussersten  Schichten  der  Haut  erstreckt,  während  die 
tieferen  jede  Beeinflussung  vermissen  lassen. 

Da  die  klinischen  Symptome  für  eine  Differentialdiagnose  frischer,  akuter 
multipler  Hautgangrän  und  artefizieller  Nekrose  nicht  genügen,  so  muss  stets 
der  mikroskopische  Beweis  vorliegen,  soll  eine  artefizielle  Entstehung  der 
Gangräne  mit  Sicherheit  ausgeschlossen  werden. 

D  in  kl  er  (1)  behandelte  eine  junge  Lehrerin  mit  akuter  multipler  Haut- 
gangrän und  kommt  zu  folgenden  Schlussfolgerungen: 

1.  Die  akute  multiple  Hautgangrän  ist  eine  leicht  erkennbare,  wohl 
umschriebene  Hauterkrankung,  welche  in  Schüben  verläuft  und  während  der 
Anfälle  zu  sensiblen  und  vasomotorisch-trophischen  Störungen  führt;  die  ersten 
Erscheinungen  sind  teils  subjektive  (initiales  Jucken  und  Brennen)  teils  ob- 
jektive (Hypästhesie,  Hyperästhesie  und  Anästhesie).  Als  vasomotorisch-tro- 
phische  Veränderungen  werden  beobachtet :  Rötung,  Schwellung,  Blasenbildung 
oder  Einsinkung,  grün-gelbliche  Verfärbung,  Schrumpfung,  Nekrose  oder  Gan- 
grän der  befallenen  Hautstellen  mit  oder  ohne  sekundäre  Eiterung. 

2.  Die  neurotische  Basis  des  Leidens  wird  durch  das  relativ  häufige 
Vorhandensein  hysterischer  und  verwandter  nervöser  Störungen,  sowie  durch 
die  initialen  und  späteren  sensiblen  Störungen  nahegelegt;  der  Nachweis  der 
degenerativen  Veränderungen  in  den  Nervenstämmchen  der  erkrankten  Haut- 
bezirke vermag  diese  Annahme  zu  stützen. 

Bei  der  Behandlung  scheinen  allgemeine  kräftigende  Massnahmen  (diäte- 
tischer, hydriatischer  Art)  in  Verbindung  mit  subkutanem  Gebrauche  von 
Natrium  arsenicosum  von  entschiedenem  Nutzen  zu  sein;  Femhalten  trauma- 
tischer Einwirkungen  auf  die  Haut  sowie  Schutz  der  entstandenen  Nekrosen 
vor  eitriger  Sekundärinfektion  erscheinen  dringend  geboten. 

6.  Epitheliale  Anhangsgebilde  der  Haut. 

1.  Kromayer,  £ine  neue  sichere  EpUationsmethode :   das  Stanzen.    Deutsche  medizin. 
Wochenschrift  1905.  Nr.  5. 

2.  Maren se,   Ein   Fall   von   Hypertrichosis   sacralis.    Mflnch.  med.  Wochenschr.   1905. 
Nr.  6.  p.  261. 


Becker,  Yerletzangen  nnd  cliirarg.  Kranklieiten  der  Haut  etc.  125 

Maren se  (2)  bespricht  einen  Fall  Yon  ausserordentlich  hochgradiger 
Haarentwickelung  in  der  Krenzbeingegend  bei  einem  Arbeiter.  Wenn  die  Haare 
einige  Jahre  nnbeschnitten  blieben,  so  erreichten  sie  eine  Länge  bis  zur  Mitte 
des  Oberschenkels.  —  Im  übrigen  bietet  der  Fall  nichts  Interessantes. 

Kromayer  (1)  beschreibt  sein  seit  sechs  Jahren  geübtes  Verfahren 
der  Epilation.  Mittelst  feiner  rotierender  Zylindermesser,  welche  durch  eine 
Tretmaschine  oder  Motor  in  Drehung  versetzt  werden,  wird  der  Haarschaft 
nebst  Wurzelscheide  und  Papille  aus  der  Haut  heraus  geschnitten,  d.  h.  es 
werden  aDe  diejenigen  Teile,  von  denen  bei  allen  bisherigen  Epilationsmethoden 
das  Haarrezidiv  ausging,  mechanisch  und  gründlich  entfernt.  Wegen  der 
Einzelheiten  verweise  ich  auf  das  Original. 

7.  Seltene  durch  Parasiten  erzeugte  Hautkrankheiten. 

1.  Ad  am  8  00,  On  the  treatment  of  ringworm  of  the  Bcalp  by  means  of  the  X-Rays. 
LtDcet  24,  VI.  1905. 

2.  Brandweiner,  Blastomykose  der  Hant  etc.  Arch.  f&r  Derm.  u.  Syph.  71.  1. 

0.  Kättner,  über  teleangiektstische  Granulome.    Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  sogen. 

Botryomykose.    Bmns  Beitrftge.  47.  Bd. 
4.  Wolbach,  The  life  cyclo  of  the  organism  of  ''dermatitis  coccidioides."  Jonrn.  of  cat. 

diseases  1905.  Nr.  1. 
0.  Zambilovici,  Ein  Fall  von  Botryomykose  beim  Menschen.  Bevista  de  chirurg.  1905. 

Nr.  6.  p.  259  (mmftnisch). 

Küttner  (3)  beschreibt  vier  Fälle  von  Botryomykose.     Der  Sitz  der 
Geschwulst  war  einmal  die  Hand,  einmal  das  Kinn  und  zweimal  der  Fuss. 
Die  kleinen  gestielten  Geschwülste  neigen  zu  Blutungen ,  deren  Residuen  ge- 
legentlich Anlass  zu  Verwechselungen  mit  Melanosarkomen  Anlass  geben.    Die 
Neignng  zu  Blutungen   rührt  von  dem  exzessiven  Gefässreichtum  her.    Der 
histologische  Bau  ist  typisch:   es  sind  Granulationsgeschwülste,  in  denen  die 
Kapillaren  an  Zahl  und  Ausdehnung  ganz  enorm  zugenommen  haben;   aus 
eioer  Wucherung  der  Endothelien  sind  die  Zellmassen  der  Geschwulst  hervor- 
gegangen.   Nach  Küttners  Untersuchungen  sind  die  in  den  Geschwülsten 
gefundenen  Kokken  gewöhnliche  Staphylokokken.     Gegen  die  Spezifität  der 
Erreger  sprechen   die   geringen   Unterschiede    gegenüber   den   gewöhnlichen 
Staphylokokken,  das  Fehlen  einwandsfreier  Resultate  im  Tierexperimente,  das 
überwiegende  Vorkommen  der  Kokken  in  den  oberflächlichen,  einer  Infektion 
TOD  aussen  am   leichtesten  zugänglichen  Teilen  der  Geschwülste,  ihr  inkon- 
stantes Vorkommen  überhaupt  und  die  Möglichkeit  einer  Verwechselung  mit 
zelligen  Degenerationsprodukten.     Küttner   ist  der  Ansicht,   dass  für  die 
Entstehung  der   Granulome    traumatische   Einwirkungen   eine   Rolle   spielen 
Bevorzugung  der  exponierten  Stellen  an  Hand  und  Fuss!).    Er   fasst  den 
ganzen  Prozess  als  eine  schleichende  Infektion  mit  Staphylokokken  auf,  wobei 
es  nicht  zur  Eiterung,  sondern  zur  Bildung  von  Granulationsgewebe  kommt. 
Die  auffallend  starke  Gefässwucherung  führt  er  auf  häufige  Gefässscbädigungen 
t>ei  Gelegenheit  häufiger  Traumen  zurück.     Da   nach    seiner  Ansicht   jeder 
Anhaltspunkt  dafür  fehlt,   dass  es  sich  um  eine  Infektionskrankheit  handelt, 
so  bezeichnet  er  die  Geschwülste  nach  ihrem  Bau  als  teleangiektatische  Granu- 
lome und  empfiehlt  die  Bezeichnung  Botryomykose  fallen  zu  lassen. 

Im  Falle  Zambilovicis  (5)  handelte  es  sich  um    ein    exstirpiertes 
Tiermarkstückgrosses  Botryomykom  der  Fussohle.  Stoianoff  (Varna). 


12()  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    I.  Teil. 

Brandweiner  (2)  beschreibt  einen  Fall  von  Blastomykose  der  >^ 
haut,  welche   mit   der  Folliculitis    exulcerans    serpiginosa    nasi    nstcb. 
posi  grosse  Ähnlichkeit  hatte.    Die  Arbeit  hat  vorwiegend  dermatolo^is 
Interesse. 

Adamson  (1)  beschreibt  eingehend  sein  Verfahren,  den  Herpes 
sorans  (Ringworm  der  Engländer)  der  Kopfhaut  mit  Röntgenstrahleo  zu 
handeln.  Die  Behandlung  geschieht  in  einer  Sitzung,  die  Strahleninteni 
¥rird  mit  Hilfe  radiometrischer  Pastillen  von  Sabouraud  gemessen  ,  di 
Anwendung  er  als  einfach  und  genau  empfiehlt.  Das  Ausfallen  der  üi 
und  damit  das  Erlöschen  der  Krankheit  begann  zwei  Wochen  nach  der  Si  tsri 
sechs  Wochen  später  beginnt  das  Wachstum  neuer  Haare.  Die  Einzeihe 
dieser  praktisch  bedeutenden  Arbeit  sind  im  Original  nachzulesen. 

Wobbach  (4)  beschreibt  eingehend  seine  Züchtungs versuche  bei  eii 
Fall  von  Blastomykose,  welche  er  als  ^^Dermatitis  coccidioidi 
bezeichnet.  Nach  seinen  Angaben  sollen  nur  40  Fälle  derart  (Ref.  ?)  in  < 
Literatur  bekannt  sein,  in  denen  17  verschiedene  Mikroorganismen  gefuni 
sind.  Alle  gehören  aber  in  die  Klasse  des  Oidium.  Die  Arbeit  wird  dui 
3  Tafeln  mit  17  Mikrophotogrammen  erläutert. 


vn. 


Tuberkulose,  Syphilis,  Lepra,  Aktinomykose,  Milzbrand 
Maul-  und  Klauenseuche,  Echinococcus. 


Referenten:  R.  Waldvogel,  Göttingen  und  A.  Borchard,  Posen. 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Tuberkulose. 

Referent:  R.  Waldvogel,  Göttingen. 

1.  Allen,  Studies  on  immanity:  the  properties  of  the  serum  of  immunized  rabbits.  "Med. 
News.  Sept.  30. 

2.  Angion i,  G.,   Sal  valore  terapeutico  della  iodogelatioa  Sclavo  nelle  varie  forme  di 
tuberculosi  chirurgica.    D  Policlinico.  Sez.  prat.  Fase.  40.  1905. 

3.  A  rthaud,  L'häröditä  et  la  contagion  de  Ja  tuberculose  d'aprös  la  statistique.  LeProgres 
ni6d.  1905.  Nr.  41. 

4.  Aufrecht,  tTber  die  Lungenschwindsucht.  Magdeburg  1904.  Faberache  Bucbdrackerei. 
h,   —  Pathologie  und  Therapie  der  Lungenschwindsucht.    Wien  1905. 

6.  Bail,  0.,  Über  das  Aggressin  des  Tuberkel-Bazillus.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  21. 

7.  —  Der  akute  Tod  von  Meerschweinchen  an  Tuberkulose.    Wiener  klin.  Wochenschr. 
Nr.  9. 


Waldvogel,  Tuberkulose.  127 

^.  Barbier-BoDTot,  Traitement  de  la  taberculose  pulmonaire  par  leg  injections  intra- 

traeb^ales.    Paris.  Vigot  fröres  1905. 
9.  Bartel,  Die  Infektionswege  der  Fütterungstuberknlose.  Wiener  klin.  Woehenscbr.  1905. 

Nr.  7. 

10.  —  Lymphatisches  System  nnd  Tuberkulosemfektion.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  34. 

11.  —  and  Fr.  Spieler,  Der  Gang  der  natflrlichen   Tnberkuloseinfektion  beim  jungen 
Meerschweinchen.    Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  9. 

12.  Bassano,  Five  cases  of  tuberculosis  treated  with  Dr.  Marmorek's  Serum.  The  Lancet 
1905.  Sept.  9. 

13.  V.  Baumgarten,  Tuberkelbazillen  an  der  Eingangspforte  der  Infektion.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  Nr.  42. 

14.  —  aod  Hegler,  Über  Immunisierung  gegen  Tuberkulose.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  3. 

15.  Beitzke,  Über  Untersnchungen  an  Kindern  in  Rücksicht  auf  die  v.  Behring  sehe 
Taberknlose-Infektionstheorie.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

1^  —  Einiges  über  die  Infektionswege  bei  der  Lungentuberkulose.  Berliner  klin.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  3. 
IT.  Behring,  La  gn^rison  de  la  tuberculose.   Ref.  Joum.  de  möd.  de  Paris  1905.  Nr.  42. 
1$.  Beraneck,  Une  nouvelle  Tuberculine.    Rev.  m^d.  de  la  Suisse  möd.  1905.  Oct.  20. 

19.  Berliner,  Ein  Beitrag  znr  Tuberkulosebehandiung.   Allgem.  med.  Zentral- Zeilg.  1905. 
Nr.  23. 

20.  Bialyk,  Menachim,  Zur  Diagnose  der  Skrofulotuberknlose  im  frühen  Eindesalter. 
Inaag.-Diss.    Berlin. 

21.  Cheinisse,  Le  Congräs  internst,  de  la  tuberculose.    La  Semaiue  m^d.  1905.  Nr.  41. 
32.  Le  Congrte  de  la  tuberculose.    Journ.  de  m^d.  1905.  Nr.  42. 

23.  La  Intte  contre  la  tuberculose  d'apres  les  traveauz  du  congr^s  de  Paris.    La  Sem, 
med.  1904.  Nr.  42. 

24.  Daly,  The  symptomatic  treatment  of  tuberculosis.    Med.  News  1905   Oct.  14.  p.  727. 

25.  Edhem,  La  prötuberculose.    Arch.  gön.  de  m^d.  1905.  Nr.  15. 

26.  Ferran,  Etudes  sur  le  saprophytisme  des  bacilles  tuberculog^nes  et  sur  la  vaccination 
antituberculeuse.    Arch.  g4n.  de  möd.  1905.  Nr.  47. 

27.  Ferranini,  La  Para-tuberculose.    Arch.  gdn.  de  m4d.  1905.  Nr.  40. 

2S.  Freymuth,   Über   Anwendung  von  Tuberkulinpräparaten  per  os.    Münchener  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

29.  Friedmann,  Experimentelle  Beiträge  zur  Frage  kongenitaler  Tuberkelbazillenüber- 
tragung  und  kongenitaler  Tuberkulose.    Yirchows  Archiv.  Bd.  181. 

30.  *GaBton,  La  scrophule.    Paris  1904.  0.  Dein. 

31.  *6hedini,  Verhalten  des  Tuberkelbazillus  unter  der  Einwirkung  des  Heilserums.  Gazz. 
d.  ospedali.  Nr.  16. 

32.  Hance,  Treatment  of  tuberculosis.    Med.  News  1905.  Nov.  11.  p.  939. 

S^.  Hofmann,  Verfinderungen  im  Granulationsgewebe  fistulöser  fungöser  Herde.  Münchn. 

med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  89. 
Vl  Hold  he  im.  Die  Tuberkulintherapie  in   der  ambulanten  Praxis.    Zeitschr.  für  ärztl. 

Fortbildung  1905.  Nr.  10. 

35.  flnggard   and  Morland,  The   action  of  yeast  in  tuberculosis  and  its  influence  on 
the  opBonic.  index.    Lancet  8.  VI.  1905. 

36.  Issakowitsch,  P.,  Der  heutige  Stand  der  Frage  über  die  Verwandtschaft  zwischen 
Rinder-  und  Menschentuberkulose.    In.-Diss.    Berlin  1905. 

37.  jQrgens,  Tuberkulin- Behandlung  und  Tuberkulose-Immunität.  Berliner  klin.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  34. 

^S.  Kinghorn,  The  serum  diagnosis  of  tuberculosis.    Med.  News  1905.  Sept.  80.  p.  647. 

39.  Klemperer,  F.,  Experimenteller  Beitrag  zur  Tuberkulose- Frage.    Zeitschr.  für  klin. 
Medizin.  Bd.  56.  Heft  3  u.  4. 

40.  Kohl  er,  Tnberkulindiagnose  in  der  CJnfallbegutachtung.    Ärztl.  Sachverst.-Zeitg.  1905. 
Nr.  15. 

41.  KoBsel,  Human  and  bovine  tuberculosis.    Brit.  med.  Joum.  1905.  Dec.  2. 

42.  Kraemer,  Über  die  Nachbehandlung  der  chirurgischen  Tuberkulose.   Zeitschr.  f.  Chir. 
Bd.  79. 

43.  Eataeher,  Neuere  Arbeiten  über  die  Bakterien  der  Tuberkelbazillen-Gruppe.  Berliner 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 


128  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

44.  Kutscher,  Neuere  Arbeiten  über  die  Epidemiologie  der  Tuberkulose.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  20. 

45.  Laffont,  Tuberculine  nouvelle.  Son  action  combin^e  ä  ceile  d*un  sörum  artificiel 
invigorateur.    Le  Progr^s  m^.  1905.  Nr.  40. 

46.  Lallemand,  Mödication  intra-trach^ale  dans  la  iuberculose  pnlmonaire.  Arch.  göo. 
de  med.  1905.  p.  288. 

47.  Lannelongue,  Tranmatisme  et  tuberculose,  inflaence  des  traumatismes  et  des  mouve- 
ments  sur  T^yolution  des  ostäo-arthrites  tuberculeuses.  Graz,  des  Höp.  1905.  Nr.  19. 
p.  223. 

48.  Lawson,  D.  and  Stewart,  J.  St.,  A  study  of  some  points  in  relation  to  Uie  ad- 
ministration  of  Tuberculin  (T.R.).    The  Lancet.  Dec.  9. 

49.  Ledderhose,  Trauma  und  chirurgische  Tuberkulose.  Arztl.  Sachverst-Zeitg.  1905. 
Nr.  11. 

50.  Leray,  Ist  der  Tuberkelbazillus  nur  ein  Saprophyt?    M^.  mod.  1902.  Nr.  45/46. 

51.  —  Sur  la  pr^tendue  contagiosit^  de  la  tuberculose.  Journ.  de  mM.  de  Paris  1905.  Nr.  50. 

52.  Letulle,  La  lutte  contre  la  tuberculose.    Presse  roöd.  1905.  Nr.  77. 

58.   —  Le  dispensaire  antituberculeux  de  la  Yiile  de  Paris.  Presse  m^d.  1905.  Nr.  70. 

54.  Lewin,  Marmoreks  Antituberkulose-Serum.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  21. 
p.  668. 

55.  Mariani,  Les  ötudes  modernes  sur  la  tuberculose.    La  Sem.  m6d.  1905.  Nr.  44. 

56.  *Menzer,  Die  Behandlung  der  Lungenschwindsucht  d.  Bek&mpfung  der  Mischinfektion. 
Berlin  1904.  Greorg  Reimer. 

57.  Meriggio,  La  iodogelatina  Sclavo  nella  sierosite  multipla  tubercolare.  Giomale  intei^ 
nazionale  di  scienze  mediche  1905.  Fase.  6. 

58.  0 eh  1er,  Über  sekundäre  Tuberkulose.    Allgem.  med.  Zentral-Zeitg.  1905.  Nr.  6. 

59.  Orth,  Zur  Frage  der  Disposition  bei  Tuberkulose.    Med.  Blfttter  1905.  Nr.  1. 

60.  Petruschky,  Kochs  Tuberkulin  und  seine  Anwendung  beim  Menschen.  Berliner 
Klinik  1904.  H.  188. 

61.  Philip,  The  tuberculosis  problem  as  affected  by  the  international  congress  on  tuber- 
culosis.    Edinb.  med.  .Toum.  1905.  Dec. 

62.  y.  Pirquet  und  Schick,  Zur  Frage  des  Aggressins.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  17.  p.  428. 

63.  Poncet  et  Lerio he,  Tuberculose  inflammatoire.   Lyon  m^d.  1905.  Nr.  23.  p.  1213. 

64.  Raw,  Nathan,  Human  and  bovine  tuberculosis.  Brit  med.  Journ.  1905.  Oct.  21. 
p.  1018. 

65.  Redard,  La  mödication  oxyg^oöe.    Gaz.  d.  Höp.  1905.  Nr.  138. 

66.  Ribbert,  Ober  die  Miliartuberkulose.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  1. 

67.  Romme,  Les  aggressines  et  les  propriät^s  aggressives  des  microbes.  La  Presse 
m^dicale.  May  17. 

68.  —  Les  aggressines,  l'anaphylaxie  et  les  s^rums  antiaggressifs.  La  Presse  m^d.  1905. 
Nr.  39  et  41. 

69.  Salus,  Das  Aggressin  des  Kolibakterium  mit  besonderer  Rücksicht  auf  seine  Spezifi- 
zität.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  25.  p.  660. 

70.  V.  Schroen,  Der  neue  Mikrobe  der  Lungenphthise  und  der  Unterschied  zwischen  Tube]> 
kulose  und  Schwindsucht.    München  1904. 

71.  Sciallero.A  new  eztract  from  tubercle  bacilli  and  its  action.  Ref.  in  Brit.  med. 
Jonm.  28.  L  1905   p.  16.  Lit.-Beil. 

72.  Serge nt,  Syphilis  et  tuberculose.    Arch.  göo.  de  möd.  1905.  Nr.  40. 

73.  Silbergleit,  Beitrag  zur  Entstehung  der  akuten  aUgemeinen  Miliartuberkulose. 
Virchows  Arch.  179.  2. 

74.  S i  m  m  o  n  d  s ,  Über  Frühformen  der  Samenblasentuberkulose.  Virchows  Arch.  183.  1. 

75.  Sofer,  Tuberkulose  als  Yolkskrankheit.    Med.  Blätter  1905.  Nr.  40. 

76.  Stanley-Parkinson,  Nouvel  öl^roent  de  rechercbe  du  terrain  tuberculeux.  Arch. 
g^D.  de  m^d.  1905.  Nr.  34. 

77.  Stephanie,  Contribution  au  traitement  de  la  tuberculose  pulroonaire  par  le  s^rum 
antituberculeux  de  Marmorek.    Le  Progräs  m4d.  1905.  Nr.  25. 

78.  St^phany,  Resultats  statistiques  de  l'action  du  s^rum  antituberculeux  de  Marmorek. 
Le  progr^s  möd.  1905.  Nr.  46. 

79.  Traitement  de  la  tuberbulose  articulaire.  Premier  congres  international  de  Chirurgie. 
Sem.  möd.  1905.  Nr.  40.  p.  478. 


Waldvogel.  Tuberkulose.  129 

60.  Trudeau,  Two  experiments  in  artif  ciel  immunity  against  tuberculosis.  Med.  News  1905. 

Sept  ao. 

^.  Tarban.  Demonstration  und  Erläuterung  mikroskopischer  Präparate  von  Tuberkulose. 

Verband!  des  Kongr.  für  innere  Med.  1905. 
Ü  !▼  ich  eil,  The  vitality  of  tubercle  bacilü  in  Sputum.    Med.  News  1905.   Sept.  SO. 

p.  642. 
53.  VioIJet,  L'injection  trach^le  simplifi^e,  notes  rectijßcatives  ä  un  article  du  Dr.  MendeL 

ArcL  gen.  de  m^d.  1905.  Nr.  3.  p.  165. 
^,  Weichsel  bäum  und  Bartel,  Zur  Frage  der  Latenz  der  Tuberkulose.    Wiener  klin. 

Wocbenschrift  1905.  Nr.  10. 
^.  Wright,  General  principles  of  the  therapeuticjnoculation  of  bacterial  vaccins  as  applied 

to  trsatment  of  tuberculosis  infection.    Lancet  1905.  Dec.  2  and  Dec.  9. 

Cheinisse  (21).  Es  gab  zuviel  auf  dem Kongress,  es  war  keine  Auswahl 
getroffen  und  so   ging  unnützerweise  viel  Zeit  verloren.  Die  Teilnahme  der 
Tageszeitungen  führte  zu  üblen  Reklamen.    Im  Kongress  kann  man  nicht  zugleich 
TissenschafÜiche  Fragen  erledigen   und  antituberkulöse  Propaganda  treiben. 
Die  Schaffung  von  vier  Sektionen  störte  die  Arbeit  und  bewirkte,  dass  derselbe 
liegenstand  vor  zwei  Sektionen  behandelt  wurde,   es  fehlte  an  einer  einheit- 
lichen Initiative,  die  Frage  nach  dem  vergleichenden  Studium  der  verschiedenen 
Tuberkulosen   wurde    vor   der   chirurgischen   Sektion   verhandelt.     Was    die 
SteUang  der  Rinder-  und  Menschenbazillen  anlangt,  so  hat  unter  denen,  welche 
ander  Diskussion  teilnahmen,  nur  Lignieres  die  Einheit  bekämpft.     Die 
Muglichkeit  der   Übertragung   von  Rindertuberkulose  auf  den  Menschen  ist 
nicht  mehr  bestritten,   das  ist  ein  grosser  Schritt  vorwärts.     Die  Kuhmilch 
\>i  gefahrUch,   danach  haben  sich   die  Behörden  zu  richten.     Im  Gegensatz 
züQi  Berliner  Kongress  wurde  auf  diesem   der  Erblichkeit  und  dem  tuberku- 
lösen Boden  ein  breiterer  Raum  gewährt.   Die  Erhöhung  des  respiratorischen 
Stoffwechsels   nach    Robin   wurde   nicht    anerkannt.     Nach   Burckhardt 
Terschlechtert  die  Schwangerschaft  die  Prognose  der  Lungentuberkulose  nicht, 
nach  Bouchard  soll  ein  tuberkulöses  Mädchen  nicht   heiraten.     Sie   wird 
m  tun  kinderlos  zu  sein,   wird  sie  schwanger,   so  hat  man  nicht  das  Recht 
einer  verurteilten  Mutter  zuliebe  ein  Kind  zu  opfern ,   das  vielleicht  weniger 
prädisponiert  ist  als  andere.     Nach   Goff  entwickelt  sich   die  Lungentuber- 
blose  nur  ausnahmsweise    bei  Diabetikern ,    welche   einer  Behandlung  und 
einem    strengen     Regime    unterworfen    sind.      Zwischen    Intermittens    und 
Tuberkulose   besteht   kein   Antagonismus,    ebensowenig  ist   die  Phthise    bei 
Arthritis  chronica  stets  eine  schrumpfende.     Das  Trauma   ist  bei   der  Ent- 
steaung  der  Tuberkulose  ein  Accidens,    ohne  dasselbe  würde  sich  die  Tuber- 
kulose unter  einem  andern  Einfluss  haben  zeigen  können,  eine  bestehende 
Tuberkulose  kann   durch   ein  Trauma   verschlimmert   werden.     Die  Mehrzahl 
df-r  neuen  diagnostischen   Verfahren  verlangen   eine  zu   exakte  Ausführung, 
unterliegen  vielfacher  Deutung,  können  also  nicht  ärztliches  Gemeingut  werden. 
I)ie  rein  klinischen  ältesten  Verfahren  bleiben  die  Grundlage  der  Frühdiagnose, 
nach  Turban   bleibt  die  Röntgendiagnostik    weit   hinter    der  Auskultation 
ziirück.  Die  Semmreaktion  nach  Arloing  und  Courmont  bildet  eine  nütz- 
liche Vervollständigung  der  anderen  Untersuchungsmittel,  erfordert  aber  viel 
Sorgfalt  und  Geschicklichkeit,  die  Abwesenheit  derselben  lässt  den  Gedanken 
in  Tuberkulose  nicht  schwinden;   ist  sie   positiv   bei  einem  Menschen  ohne 
Fieber,  so  wird  man   das  Bestehen   derselben   vermuten;  nach   Besangon 
I     ^ind  die  Agglutinationen  nicht  spezifisch.     So   wurde  ein   Tumor  albus  nach 
der  Serumreaktion  für  tuberkulös  gehalten  und  die  Amputation  vorgeschlagen, 

I  })l)mb«rieht  für  Chirurgie  1905.  9 


130  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Qnecksilberbehandlang  beseitigte  ihn.  Ein  Ansteigen  des  Blutdruckes  ist  von 
guter,  ein  Sinken  von  schlechter  Vorbedeutung,  eine  Hypertension  bedarf  als 
Ursache  der  Hämoptoe  der  Behandlung.  Von  den  therapeutischen  Gesichts- 
punkten betreffen  die  einen  die  Ernährung,  die  andern  die  Serumtherapie. 
Bei  der  Ernährung  der  Tuberkulösen  ist  übertrieben  worden,  die  Überernäh- 
rung ist  mit  mehr  Kritik  zu  verwenden,  es  soll  heissen:  ;,Iss  viel,  aber  verdaue 
gut^.  Die  Vielheit  der  Sera  und  der  Tuberkuline  ist  der  beste  Beweis  gegen 
die  Güte  des  einzelnen  als  spezifisch  gepriesenen.  Das  ostentative  Sichfern- 
halten aller  derjenigen,  die  in  Paris  mit  dem  Marmore kschen  Serum 
gearbeitet  haben,  sprach  nicht  zu  gunsten  desselben.  Maragliano  mit  dem 
antituberkulösen  Serum,  Denys  mit  der  filtrierten  Bouillon  des  Menschen- 
bazillus brachten  ihre  therapeutischen  Versuche  in  Erinnerung,  v.  Behring 
ist  es  gelungen,  den  Bazillus  von  gewissen  schädlichen  Prinzipien  zu  befreien 
und  ihn  in  eine  amorphe  Masse  überzuführen,  die  von  den  Ljmphzellen  glatt 
resorbiert  wird  und  den  Tierkörper  immun  macht ;  er  selbst  hat  darauf  hin- 
gewiesen, dass  das  Mittel  experimentell  und  klinisch  zu  prüfen  sei.  Abge- 
sehen vom  vergleichenden  Studium  der  verschiedenen  Tuberkulosen  hat  dieser 
Kongress  unsere  Kenntnisse  über  die  Tuberkulose  nicht  erweitert,  in  der 
Diagnostik  wahrt  die  Klinik  ihre  Rechte. 

Als  bemerkenswert  vom  Tuberkulosekongress  (22)  werden  hervorgehoben 
der  Bericht  Courtois-Suffits  über  die  Dispensarien  und  die  Vorschläge 
Regniers  über  die  Unterbringung  tuberkulöser  Kinder  in  Hospitälern.  Die 
Erklärung  des  berühmten  Bakteriologen  Behring  über  die  Heilung  der  Tuber- 
kulose, welche  der  „Matin^  unter  der  Überschrift  brachte:  „Professor  Behring 
sagt,  dass  er  die  Tuberkulose  vor  Ablauf  eines  Jahres  würde  heilen  können"", 
kann  nicht  mit  Stillschweigen  übergangen  werden,  sie  lautet  wörtlich:  Im 
nächsten  August  spätestens  werde  ich  die  neue  Heilmethode  der  Tuberkulose, 
zu  der  mich  meine  Arbeiten  geführt  haben,  bekannt  geben.  Es  ist  kein  Serum, 
kein  Vaccin,  es  ist  ein  nicht  allein  schützendes,  sondern  heilendes  Mittel. 
Wie  ich  es  beim  Diphtherieserum  tat,  reserviere  ich  mir  auch  für  einige  Zeit 
das  Geheimnis  dieses  Mittels;  ich  werde  allen  meine  Methode  auseinander- 
setzen und  die  Anwendung  den  Ärzten  überlassen,  aber  ohne  die  Natur  des 
Mittels  aufzudecken,  denn  ich  glaube  das  Recht  zu  haben,  einen  Augenblick 
die  Wohltaten  meiner  Entdeckung  zu  wahren,  die  mich  in  den  Stand  setzen 
werden  später  anderen  Arbeiten  nachzugehen.^  Einige  Tage  nach  dieser  Er- 
klärung hat  Behring  ein  theoretisches  Apergu  dieser  Entdeckung  zu  geben 
sich  veranlasst  gefühlt,  welches  wiedergegeben  und  an  das  die  Frage  geknüpft 
wird,  warum  Behring  mit  der  Bekanntmachung  des  Mittels  bis  zum  August 
wartet. 

Philip  (61)  gibt  trotz  der  durch  die  enorme  Menge  der  Vorträge  be- 
dingten Schwierigkeiten  eine  Generalübersicht  über  das,  was  der  Kongress  in 
bezug  auf  Pathologie,  Diagnose,  Prophylaxe  und  Behandlung  wesentlich  ge- 
fördert hat.  Betreffs  der  hauptsächlichen  ätiologischen  Faktoren  bestand  be- 
merkenswerte Uneinigkeit.  Robin  gab  an,  dass  der  respiratorische  Stoff- 
wechsel bei  Kindern  tuberkulöser  Eltern  erhöht  sei  und  durch  Lebertran, 
Kai.  arsenicos,  Kai.  cacodylicum  und  Adrenalin  herabgesetzt  werden  könne. 
Bei  Betrachtung  der  Ähnlichkeiten  zwischen  den  Menschen-,  Rinder-,  Geflügel- 
bazillen kommt  man  zu  dem  Schluss,  dass  es  sich  nur  um  Varietäten  der- 
selben Spezies  handelt;  diese  inkonstanten  Varietäten  beruhen  auf  Unterschieden 
des  Kulturmediums  usw.     Menschen-  und  Rinderbazillen  sind  derselben  Art 


Waldrogel,  Taberkolose.  131 

and  gegenseitig   übertragbar,   doch  gehen  Tierbazillen  nur   selten  auf  den 
Menschen  über   im  Vergleich  zu  der  Übertragung  von  Mensch  zu  Mensch. 
Calmette  nnd  Gervais  zeigten  Präparate,  welche  dartun,  dass  Menschen-, 
Rinder-  nnd  Geflügeltuberkulose    durch  tuberkulöse   Affektionen  des  Euters 
aaf  Ziegen  übertragen  werden  kann.    Die  Sektion  kam  zu  dem  Schluss :  der 
KoDgress  erklärt,  dass  es  nicht  allein  notwendig  ist,  die  Kontaktinfektion  von 
Mensch  zu  Mensch  zu  verhüten,  sondern  auch  gegen  die  Rindertuberkulose 
prophylaktische  Massnahmen  zu  treffen,  und  dass  man  sich  gegen  alle  Arten 
von  Tiertuberkulose  schützen  soll.     Koch  hat  seine  gegenteilige  Ansicht  da- 
mals als  noch   nicht  feststehend  bezeichnet.    Nach  Courmont  scheint  die 
Beobachtung  zugunsten  der  Identität  aller  säurefesten  Bazillen  zu  sprechen, 
selbst  die  Resultate  der  Impfung  geben  nicht  immer  die  Möglichkeit,   die 
Taberkelbazillen   abzutrennen.    Alkohol  hat  keine  Wirkung  auf  Tuberkulose, 
bim  aber  den  Widerstand  der  Tiere  gegen  Infektion  erhöhen,  andere  Autoren 
fanden,  dass  der  fortgesetzte  Genuss  von  Alkohol  das  Fortschreiten  der  Tuber- 
kulose begünstigt.    Die  auf  die  Diagnose  zielenden  Arbeiten  brachten  wenig 
Neaes  oder  Sicheres.    Temperatur-  und  Pulserhöhung  beantworten  bei  Tuber- 
kulösen körperliche  Übung,  Ermüdung,  Erschöpfung.    Mangelhafte  Entwick- 
lang der  Thoraxmuskulatur,  besonders  der  Schulterblattthoraxmuskeln  verdient 
Beachtung.    Dass  die  Auskultation  der  Perkussion  bei  der  Erkennung  früher 
Veränderungen  vorgezogen  wurde,  hält  Verf.   für  einen  Fehler.     Stellt  das 
Röntgenbild  Veränderungen  fest,   so  handelt  es  sich  nicht  mehr  um  Initial- 
stadien; ein  Vergleich  der   Leistungen   der   Durchleuchtung   mit   denen   der 
anderen  physikalischen  Methoden  ist  schwer.     Die  Anschauungen  Möllers 
über  die  diagnostische  Bedeutung  des  Tuberkulins  stimmen  mit  denen   des 
Verf.  zusammen,   den  das  Tuberkulin  in  zweifelhaften  Fällen  nie   im  Stich 
gelassen  hat.    Die  Zytodiagnose  erfuhr  keine  Bereicherung.     Die  Sanatorien 
dienen  oft  nur   einfach  der  Isolierung  vorgeschrittener  Fälle.    Erzieherisch 
spielt  das  Sanatorium  eine  wichtige  Rolle,    die  Bedeutung  der  Sanatorien 
trat  zu  sehr  in  den  Vordergrund,  sie  sollen  mit  weniger  Luxus  gebaut  werden. 
Die  Dispensarien  haben  eine  umfassendere  Aufgabe,  sie  dienen  der  Belehrung, 
der  WohnungskontroUe ;   Arzneien,  Spuckfiaschen,   Nahrungsmittel  sollen  von 
ilmen  verteilt  werden,  sie  sollen  für  Desinfektion  sorgen.    Die  Organisation 
gegen  die  Tuberkulose   soll  von  Staatsautoritäten  gefördert  werden   als   be- 
sonderes Department.    Mit  der  Zunahme   der  Tuberkulosebehandlung  in  In- 
stituten fallt  die  Sterblichkeitsziffer.    Alle  Fälle  von  vorgeschrittener  Tuber- 
blose  sollen  zur  Kenntnis  gebracht  werden.     Die  Desinfektion  ist  nicht  nur 
nach  dem  Ablauf  der  Krankheit,   sondern  auch  im  Verlauf  auszuführen.    In 
Deutschland  spielt  das  System  der  Zwangsversicherung  eine  grosse  Rolle  im 
Kampf  gegen   die  Tuberkulose;  Bielefeldt   bringt  das  starke  Abfallen  der 
Tuberknlosemortalität  damit  in  Zusammenhang,   die  Versammlung  beschloss 
im  grossen  und  ganzen  eine  Nachahmung  der  deutschen  Verhältnisse.    Verf. 
gibt  dann  den  Vortrag  v.  Behrings  (s.  Ref.  17)  ausführlich  wieder.    Es  ist 
zu  bedauern,  dass  die  für  die  vollständige  Untersuchung  und  kritische  Nach- 
profong  notwendige  Zeit  nicht  beendet  war,  ehe  ein  einziges  Wort  besonders 
Tor  Laien  darüber  gesprochen  wurde.    Der  Berliner,  der  Britische,  der  Pariser 
KoDgress  litten  an  der  Verkündigung  unfertiger  Untersuchungen,  die  Erinne- 
nmg  an  die  Resultate  der  beiden  früheren  drängt  zu  dem  Wunsche:   absit 
omen.   Es  ist  traurig,  dass  wenn  das  Thema  von  dem  unzweifelhaften  Wert 
desKochschen  Tuberkulins  berührt  wird,  all  die  alten  Argumente  aus  Zeiten, 

9* 


132  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

in  denen  es  unzweckmässig  verwandt  wurde,  wieder  aufgewärmt  werden. 
Beranecks  neues  Tuberkulin  enthält  extrazelluläre  Toxine  und  intrazellu- 
läre, ist  leicht  toxisch,  hat  aber  ausgesprochene  bakterizide  Eigenschaften,  es 
löst  eine  aktive  Phagozytose  aus;  Verf.  glaubt,  dass  das  B6ra  neck  sehe 
Tuberkulin  bei  allen  Formen  von  Tuberkulose  grossen  Wert  hat.  Das  Serum 
Marmoreks  erzielt  in  den  meisten  Fällen  deutliche  Besserung  und  die 
Methode  ist  gefahrlos.  Die  Ernährung  mit  rohem  Fleisch  führt  zu  bemerkens- 
werter Besserung  des  Allgemeinbefindens,  sie  ist  von  therapeutischer  Bedeu- 
tung und  muss  systematisch  durchgeführt  werden.  Die  alten  Behandlungs- 
methoden des  Lupus  sind  noch  nicht  ganz  verdrängt,  manche  Fälle  trotzen 
alten  und  neuen  Methoden.  Die  Lichtbehandlungsresultate  sind  befriedigen- 
der als  die  mit  anderen  Verfahren  erzielten,  die  Röntgenstrahlen  kommen 
mehr  bei  ausgedehnten  Prozessen  in  Betracht,  bei  Schleimhautlupus  und  viel 
Ulzerationen.  Frühzeitige  Lumbalpunktion  bei  tuberkulöser  Meningitis  wird 
empfohlen,  von  chirurgischen  Eingriffen  kann  bei  lokalisierten  Formen  etwas 
erwartet  werden.  Bei  36  Fällen  von  Solitärtuberkeln  hatte  Dur  et  23  Er- 
folge und  11  Todesfälle,  24  sassen  in  den  Hemisphären,  12  im  Kleinhirn. 
Die  Erfolge  mit  3  Ausnahmen  betrafen  Tuberkel  der  Hemisphären,  bei  Kindern 
sind  die  Tuberkulome  leicht  multipel.  Beim  Kapitel  des  Kinderschutzes  wurde 
wenig  Wichtiges  vorgebracht.  Schulärzte  sollen  die  Schüler  in  Perioden  be- 
aufsichtigen, die  Klassenräume  und  das  Erziehungssystem  kontrolUeren.  Be- 
achtenswert scheint  der  Vorschlag,  für  tuberkulöse  Kinder  besondere  Schulen 
auf  mehr  physiologischer  Basis  einzurichten. 

Nach  Mariani  (55)  ist  die  Einheit  der  Tuberkelbazillen  und  die  Mög- 
lichkeit der  Übertragimg  auf  den  Menschen  und  von  Menschen  auf  Tiere 
allgemein  anerkannt.  Die  Serumreaktion  ist  nicht  nur  diagnostisch,  sondern 
auch  prognostisch  wichtig.  Das  Studium  des  respiratorischen  Stoffwechsels 
besitzt  keine  grosse  diagnostische  Bedeutung.  Die  Tuberkulose  ist  keine  direkt 
erbliche  Krankheit,  aber  die  Kinder  tuberkulöser  Eltern  sind  zur  Tuberkulose 
prädisponiert,  diese  Prädisposition  kann  durch  hygienische  und  therapeutische 
Massnahmen  bekämpft  werden.  Die  Erbauung  von  Sanatorien  ist  teurer  als 
nützlich,  man  soll  die  Dispensaires  vorziehen.  Statt  der  Überernährung  soll 
man  eine  eiweissreiche  Nahrung  einführen.  Bazillenprodukte  erzeugen  bei 
Mensch  und  Tier  Schutzstoffe;  das  neue  Mittel  v.  Behrings  beruht  auf 
diesen  Prinzipien. 

Sehr  früh  hat  Auf  rech  t  (4)  auf  die  Mitwirkung  der  ererbten  Anlage  und 
der  sozialen  Misstände  bei  der  Entstehung  der  Tuberkulose  aufmerksam  ge- 
macht, die  Wichtigkeit  der  Disposition  erhellt  aus  den  Untersuchungen  Naegelis. 
Verf.  hat  bis  auf  den  heutigen  Tag  im  Krankenhause  keinen  Fall  gesehen, 
der  ihm  die  Vermutung  nahegelegt  hätte,  dass  die  Krankheit  durch  Einatmung 
des  Tuberkelbazillus  entstanden  sei,  auch  ist  von  Ärzten  und  Pflegepersonal 
keiner  an  Lungenschwindsucht  oder  einer  anderen  Form  von  Tuberkulose  er- 
krankt. Gegenüber  Cornets  statistischen  Angaben,  dass  die  Mitglieder  von 
katholischen  Pflegerinnenorden  von  der  Tuberkulose  furchtbar  heimgesucht 
werden,  hebt  Aufrecht  hervor,  dass  schon  unter  den  Bewerberinnen  um  An- 
stellung in  der  inneren  Station  in  67  j8  ^/o  Veränderungen  der  Lungenspitzen  nach- 
gewiesen werden  können  und  dass  er  bei  seinen  Autopsien  in  82^0  bei  Erwachsenen 
krankhafte  Veränderungen  in  den  Lungenspitzen  fand.  Verf.  erkannte,  dass  die 
ersten  tuberkulösen  Lungenveränderungen  gar  keinen  Zusammenhang  mit  den 
Luftwegen  haben,  sondern  von  kleinsten  Gefässen  ausgehen,  in  deren  Wand  sich 


Waldvogel,  Tuberkulose.  133 

die  Bazillen  zuerst  festsetzen  und  vermehren.     So  tritt  eine  Schwellung  der 
Ge&swand  ein  und  der  zugehörige  Abschnitt  der  Lunge  verwandelt  sich  in 
einen  käsigen  Tuberkel.     Die  Bazillen  kommen  durch  die  unversehrte  Wand 
aas  verkästen   bazillenhaltigen   Drüsen  in   den  Blutstrom.     Von   10   heraus- 
genommenen Gaumen-  und  16  Rachenmandeln  waren  je  2  und  3  mal  Tuberkel 
und  Bazillen  zu  finden.   Goerdeler  fand  bei  Sektionen  von  21  Kindern  unter 
1  Jahr  2 mal  Tuberkel   bezw.  Bazillen  in  den  Gaumenmandeln,  während  der 
übrige  Körper  ganz  frei  war ;  bei  9  Kindern  bis  zu  1  Jahr  1  mal  in  den  ver- 
grösserten  Gaumenmandeln  und  in  den  am  Kieferwinkel  lagernden  Halsdrüsen 
Tuberkel,   Imal   nur  eine  tuberkulöse  Unterkieferdrüse.      Unter   17  Fällen, 
einige  schon  im  jugendlichen  Alter,  fanden  sich  1  mal  Tuberkel  in  der  Gaumen- 
mandel, in   den  Hals-  und  Mediastinaldrüsen,  Imal  Tuberkel  in  der  Rachen- 
mandel, den  Unterkieferwinkel-,  den  Halsdrüsen  und  denen  des  Mediastinums 
Imal  in  der  Gaumenmandel,   den  Hals-  und  Mediastinaldrüsen.    Aufrecht 
bat  femer  tuberkulöskäsige  Massen  bei  7  Kaninchen  im  Halse  in  der  Gegend 
der  Mandeln    verrieben,   eins  ist  nach   8  Tagen   gestorben   mit  3  hellgrauen 
Knötchen  in  der  Mandel,   einzelnen  an  der  Zungenwurzel,  ein  zweites  nach 
4  Monaten  mit  freien  Mandeln,  Rachen-  und  Unterleibsorganen;  hier  waren 
in  beiden  Lungen  verkäste  Knoten,  in  den  Mediastinaldrüsen  Verkäsung  und 
eitrige  Verflüssigung,  in  den  Halsdrüsen  frische  Schwellung,  Mediastinaldrüsen 
und  Lungenknoten  enthielten  Bazillen.    Ein  drittes  wurde  nach  4  Monaten 
getötet,  Lungenknötchen  enthielten  Bazillen,  sonst  Befund  wie  im  vorigen  Fall, 
2  Tiere  haben  erheblich  abgenommen.     So  scheinen  also  gerade   die  von  der 
Halsschleimhaut  aus  eingedrungenen  Bazillen   beim  Tier  wie  beim  Menschen 
Zunächst  die  alleinige  Erkrankung  der  Lungen  herbeizuführen,  während  auf 
anderem  Wege  in  den  Tierkörper  eingebrachte  Bazillen  mehr  eine  allgemeine 
Tuberkulose  zur  Folge  haben.    P'ür  die  Lungentuberkulose  kann  der  Eintritt 
des  Bazillus  durch  den  Darm  nicht  in  Betracht  kommen  wegen  der  Seltenheit 
der  Darmtukerkulose,  weil  Menschen  mit  nur  durch  die  Sektion  feststellbarer 
Lungentuberkulose  überaus  selten   tuberkulöse  Mesenterialdrüsen   oder  tuber- 
kulöse Darmgeschwüre  zeigen  und  weil   bei  tuberkulösen  Mesenterialdrüsen 
Lungentuberkulose  überaus  selten  ist.  Die  Entstehung  von  Lungentuberkulose 
bei  tuberkulösen  Mesenterialdrüsen  wird  begünstigt,  wenn  die  Bazillen  von 
diesen  Drüsen  zu  denen  des  Mediastinums  hinaufwuchem.    In  den  Mund  der 
Kinder  können  Bazillen  leicht  geraten,  man  sehe  sich  bei  der  Wahl  der  Kinder- 
päegerinnen  vor,   die  die  Kinder  nicht  auf  den  Mund  küssen  dürfen,   man 
lasse  etwas  ältere  Kinder  nicht  auf  dem  Fussboden,  nicht  mit  Sand  spielen. 
Man  verabfolge  Kindern   die  Milch  nur  im  gekochten  Zustande,   man  lasse 
die  Entfernung  geschwollener  Mandeln  in  jedem  Fall  vornehmen.    Bei   der 
Skrofulöse    sind    die  Gefdsswände    abnorm    durchlässig,  chronische  Mandel- 
schwellungen sind   die  Folge  eines    dadurch    vermehrten  Austrittes   weisser 
Blutkörperchen    in    das   Gewebe    dieser  Mandeln.      Haben  bei  Kindern  die 
Drüsen  am  Hals  allmählich  ohne  vorhergegangene  akute  Krankheit  eine  be- 
liichtlicbe  Grösse  erreicht,  so  sind  dieselben  operativ  zu  entfernen.   Erkranken 
Ohr  und  Hirnhäute  isoliert,  so  sind  die  Bazillen   aus  den  Halsdrüsen  in  die 
.^rien  des  Halses  gedrungen;  die  Tuberkel  der  Hirnhäute  sind  nichts  anderes 
als  umschriebene  Verdickungen  der  Wand  kleinster  Hirngefässe.    Die  Lungen- 
tuberkulose überwiegt,  weil  sie  2  Bezugsquellen  hat,  einmal  die  Venen  und 
dann  die  Lungenarterien,  selten  führt  die  Bauchtuberkulose  zu  der  der  Lungen. 
Die  Krankheit   setzt   symptomlos   ein,    durch   heftige  Hustenstösse   kommen 


184  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Zemmgen  des  zwischen  den  Tuberkeln  liegenden  Lungengewebes  und  Blut- 
stauungen zustande,  die  zu  entzündliche  Veränderungen  führen.  Der  Bazillus 
erscheint  erst  spät  im  Auswurf,  in  der  Magdeburger  Untersuchungsstation 
wurden  bei  852  Untersuchungen  nur  238  mal  Bazillen  gefunden.  Dass  der 
Staub  an  und  für  sich  die  Krankheit  nicht  erzeugt,  ist  sicher,  die  Lungen- 
substanz zeigt  selbst  bei  reichlicher  Absetzung  von  Kohle  nie  Verdichtungen. 
Die  Lungenschwindsucht  lässt  sich  verhüten,  wenn  wir  die  entzündlichen  Ver- 
änderungen des  zwischen  den  Tuberkeln  liegenden  Gewebes  verhüten,  und  das 
können  wir.  Aufrecht  hofft,  dass  die  unfruchtbare  Hypothese,  dass  die 
Lungenschwindsucht  durch  Einatmung  des  Bazillus  entsteht,  bald  verdrängt 
wird,  denn  aus  seiner  Auffassung  lassen  sich  Verhaltungs-  und  Verhütungs- 
massregeln ableiten. 

Aufrecht  (5)  gibt,  gestützt  auf  eigene  Beobachtungen  und  Unter- 
suchungen, mit  kritischer  Verwertung  der  neuesten  Literatur,  eine  Praktikern 
wie  Theoretikern  gleich  wertvolle  Pathologie  und  Therapie  der  Lungentuber- 
kulose. Im  Kapitel  Pathogenese  und  pathologische  Anatomie  der  Lungen- 
schwindsucht weist  er  die  Entstehung  derselben  durch  Einatmung  zurück 
und  führt  die  Anfänge  des  Leidens  auf  eine  Erkrankung  der  Wand  kleinerer 
Blutgefässe  mit  Nekrose  des  von  ihnen  versorgten  Gewebsgebietes  zurück.  In  der 
Gefässwand  lassen  sich  Bazillen  nachweisen,  ein  genetischer  Zusammenhang 
mit  den  miliaren  grauen  Tuberkeln  ist  auszuschliessen.  Der  miliare  graue 
Tuberkel  ist  nur  der  Durchschnitt  durch  ein  Gefäss  mit  verdickter  Wand. 
Ausser  dem  grauen  und  dem  käsigen  Tuberkel  hat  an  dem  Prozess  der  Lungen- 
schwindsucht einen  sehr  beträchtlichen  Anteil  die  käsige  Pneumonie,  die  aus 
einer  parenchymatösen  Erkrankung  der  Lunge  in  der  Umgebung  der  käsigen 
Tuberkel  hervorgeht;  bei  der  Perlsucht  aber  entstehen  mehr  interstitielle 
Prozesse.  In  die  Blutgefässe  gelangt  der  Bazillus  hauptsächlich  von  Hais- 
und Mediastinaldrüsen  aus,  und  in  diese  von  der  Aussenwelt  durch  die  Hals- 
schleimhaut, bezw.  die  Tonsillen.  Es  entstehen  so  drei  Verlaufsweisen  der 
Lungentuberkulose,  die  chronische,  die  subakute  und  die  akute,  welch  letztere 
nur  eine  Teilerscheinung  der  allgemeinen  Miliartuberkulose  ist.  Die  Wichtig- 
keit der  Disposition  ist  besonders  klar  durch  Nägeli  erweisen.  In  den 
Mund  kann  der  Bazillus  gelangen  durch  den  Kuss  phthisischer  Menschen,  durch 
Schmutz  an  den  Händen,  durch  Milch  perlsüchtiger  Kühe,  dass  er  erst  in 
den  Darm  und  dann  zu  den  Lungen  gelangt,  ist  nicht  anzunehmen.  Schon 
den  Tonsillen  dürfte  eine  verschiedenartige  Disposition  betreffs  des  Durch- 
trittes der  Bazillen  zukommen.  Ist  der  Bazillus  in  die  Drüsen  gelangt,  so 
ist  die  Skrofulöse  der  wichtigste  Faktor  für  seine  Vermehrung,  das  Wesen 
der  Skrofulöse  besteht  in  einer  erhöhten  Permeabilität  für  austretende  Leuko- 
zyten und  eintretende  Bakterien,  eine  hereditäre  Anlage  besteht  insofern, 
als  die  Skrofulöse  zwischen  der  Tuberkulose  der  Eltern  und  der  der  Kinder 
vermittelt.  Bei  einer  ausschliesslichen  tuberkulösen  Bazillenmeningitis  können 
die  Bazillen  nur  durch  einen  Zweig  der  Karotis  von  einer  Halsdrüse  aus  ins 
Gehirn  geführt  sein,  durch  die  Venae  mesaraicae  in  die  Leber,  in  die  Lungen 
aber  gelangen  sie  sowohl  auf  dem  Wege  peripherer  Venen  als  auch  von 
Mediastinaldrüsen  direkt  durch  die  Art.  pulmonalis.  Die  günstigeren  Bedingungen 
für  das  Haftenbleiben  in  den  Spitzen  sind  gegeben  durch  den  Bau  der  oberen 
Thoraxapertur,  erschwerte  Zirkulation.  Die  bedeutsamsten  disponierenden 
Momente  für  das  Auftreten  der  desquamatio-pneumonischen  Prozesse  sind  Bron- 
chialkatarrhe,    Hämoptoe,    Traumen,   Inhalation  von  Staub.     Die  chronische 


Waldvogel,  Taberkolose.  135 

Phthise  teilt  Aufrecht  in  drei  Stadieo,  zwischen  erstem  und  zweitem  tritt 
InsveileD  Hämoptoe  auf.   Durch  Perkussion  und  Auskultation  kann  festgestellt 
Verden,  welches   die  frühesten  Veränderungen  bei  der  chronischen  Lungen- 
tuberkulose sind,  Thorakometrie,    Spirometrie,  Pneumatometrie  und  Radio- 
skopie haben    geringere  Bedeutung.     Das    wichtigste  Moment    für  das  Auf- 
treten der  hänfig  vorkommenden  Hämoptoe  sind  körperliche  Anstrengungen. 
Zwischen  Husten  und  der  tuberkulösen  Affektion  existiert  zumal   im  Anfang 
kein  direkter  Zusammenhang,  bisweilen  besteht  im  Beginn  nur  häufiges  Räu- 
spern.   Der  Husten  kann  bei   symptomlos   yorhandenen   käsigen   Tuberkeln 
in  der  Spitze    desquamativ-pneumonische   Prozesse   in  ihrer   Umgebung   an- 
regen.   Fehlen    Bazillen,    so  ist  es  nicht  unrichtig,    unter  gewissen  Bedin- 
gungen probatorische  Tuberkulininjektionen  vorzunehmen,   obwohl  sie,  zumal 
im  Anfangsstadium^  keine  volle  Sicherheit  bieten.   Die  prophylaktischen  Mass- 
nahmen sind:   Tötung  der  Bazillen  in   den  Sputis,  durch  Desinfektion  der 
Kleidung  und  Wohnung,  durch  Ausmerzen  perlsüchtigen  Rindviehs,  Verhütung 
des  Eindringens  in  den  Körper  durch  Verkehr  von  Kindern  mit  Tuberkulösen, 
durch  Schmutz  an  den  Händen,  Hautverletzung,  Zirkumzision,  Tätowierung, 
Vernichtung   an    der  Eintrittsstelle   durch  Entfernung   zumal    der  Tonsillen, 
Bekämpfung  der   Skrofulöse,  Verhütung   des  Hinzutretens  desquamativ-pneu- 
monischer Prozesse  durch  Vermeidung  körperlicher  Anstrengungen,  Bronchial- 
kätarrhe,  Staubinhalation.     Zur  Beseitigung  etwa  vorhandenen  Hustens  ist 
medikamentöse  Behandlung  und  zweckentsprechende  Herrichtung  der  Schlaf- 
räume erforderlich.     Die  hygienisch-diätetische  Behandlung  kann  gegen   den 
eTitstehenden  pneumonischen  erst  die  Phthise  bedingenden  Prozess  sehr  nutz- 
bringend sein.    Der  Nutzen  der  Heilstätten  würde  nicht  angezweifelt  werden, 
wenn  die  Indikationen  für  die  Freiluftkur,  für  die  Anwendung  kalten  Wassers 
und  der  Medikamente  genauer  als  bisher  beachtet  würden.     Das  Anfangs- 
stadiom  bei  fieberlosem  Verlauf  bedarf  keiner   spezifischen  Behandlung,    bei 
fiebernden,  sonst  weniger  Aussicht  auf  Heilung  bietenden  Fällen  lässt  sich 
durch  Anwendung  minimaler  Tuberkulindosen  Erfolg  erzielen. 

Bei  der  von  den  deutschen  Pathologen  stets  hochgehaltenen  Disposition 
TQX  Tuberkulose  handelt  es  sich  um  relative  Eigenschaften  der  Gewebe ;   die 
EoDstitntion,  der  feinere  Bau  und  der  Stoffwechsel  der  Gewebe  kann  gegen- 
über der  einen  Krankheitsursache  eine  schlechte,  gegenüber  einer  anderen 
eine  gute  sein.     Wir  sind  von  der  Erkennung  der  feineren  morphologischen 
Tind  biologischen  Grundlagen  der  Disposition  noch  weit  entfernt  und  müssen 
zufrieden  sein,  wenn  es  gelingt,  für  das  Bestehen   einer  Disposition  gröbere 
Xeränderangen    der  Gewebe    als  Grundlage   nachzuweisen.     Bei    der    disse- 
minierten akuten  Miliartuberkulose   sind  nach  Orth  (59)   die  Knötchen   im 
Oberlappen  grösser,  opak,  nekrotisch,  umgeben  von  einer  mehr  oder  weniger 
breiten  Zone   käsiger  Pneumonie,  während   sie  im  Unterlappen  kleiner,  sub- 
lüiliat  fast  immer  noch  grau  erscheinen.     Die  Knötchen   im  Oberlappen  sind 
älter  nnd  da  in  der  Zufuhr  der  Bazillen  ein  Unterschied  nicht  wohl  sein  kann, 
80  besteht  in  der  Spitze  eine  grössere  Vulnerabilität,  geringere  Widerstands- 
l^raft.  kurz    eine  Disposition    zur  Erkrankung.     Orth  zeigt  dann  das  Prä- 
parat eines   Falles,   in  dem   neben   massiger  Lungenphthise  ausgesprochene 
Tuberkulose  des  Ösophagus  im  ganzen  Bereich  der  durch  Salzsäure  verätzten 
iiulüeren  und    unteren    Abschnitte    bestand    mit    Bazillen.      Es    ist    nicht 
^möglich,    dass   die  Bazillen   durch   das  Blut   an   den  durch  die  Verätzung 
{letzten  Locus  minoris  resistentiae  gelangt  sind,  zumal  wir  wissen,  wie  häufig 


136  Jahresbericht  ffir  Ghirargie.    I.  Teil. 

Blutgefässe  bei  tuberkulösen  Veränderungen  besonders  in  den  Lungen 
sind,  und  wir  uns  der  Vorstellung  nicht  entziehen  können,  dassauch  bei   kl^in, 
Herden  öfters  Bazillen  ins  Blut  gelangen.   Im  2.  Fall  fanden  sich  ausgede^b^:; 
Halsdrüsentuberkulose,  eine  geringe  Lungenschwindsucht,  Verkäsung  und  Ve 
kalkung  von   tracheobronchialen   und   bronchopulmonalen  Lymphdrüsen ,      e 
Darmgeschwür.     An  einem  typischen   chronischen  Magengeschwür,   das    selb 
völlig  frei  von  Tuberkulose  war,  lag  eine  ganz  von  Tuberkulose  durchsetzl 
Lymphdrüse  mit  zahlreichen  Bazillen,   während  die  Nachbarschaft  fast    völlii 
frei  von  Tuberkulose  war.     Das  Magengeschwür  hat  wohl   den  Bazillen     di 
Pforte    zum  Eindringen   in    die   benachbarte  Lymphdrüse   geöffnet.     In     de 
Magenwand  war  der  Boden  für  die  Ansiedelung  der  Bazillen  nicht  geeignet 
Ln  ganzen  sind  100  Fälle  plazentarer  Tuberkelbazillenübertragnngr   be 
kannt,  die  Zahl  der  leidlich  gut  beschriebenen  Fälle  aber,  in  denen  ein  tTber- 
gang  der  Tuberkulose  vom  Vater  auf  die  Frucht  angenommen  werden   muss, 
beträgt  nur  zwei,  nämlich  von  Sarwey  und  Landouzy;  Friedmann  (29)  sncht 
diesen  Fragen  auf  experimentellem  Wege   beizukommen.    Er  fand,   dass    bei 
7 — Stägigen  Kaninchenembryonen,  welche  von  Vatertieren  abstammen,   denen 
einige  Wochen  vor  der  Zeugung  menschliche  Tuberkel-  oder  Perlsuchtbazillen  in 
die  Samenleiter  gespritzt  waren,  in  der  Regel  solche  Bazillen  nachweisbar  waren, 
ebenso  bei  solchen,  die  von  Vatertieren  absfÄmmten,  denen  einige  Wochen  vor 
der  Zeugung  Tuberkelbazillen  in  beide  Hoden  injiziert  waren.  Fand  die  Begattung 
erst  nach  vier  oder  mehr  Wochen  statt,  so  erfolgte  keine  Konzeption  melir, 
in  einem  Fall  hörte  die  Begattung  auf.  Werden  die  Bazillen  in  die  Lungen  ge- 
bracht und  der  Prozess  kommt  zum  Stillstand,  so  sind  die  7  tägigen  Embryonen 
stets  bazillenfrei  und  entwickeln  sich  zu  gesunden  Tieren,  bei  intraperitonealem 
Infektionsmodus  breitet  sich  die  Tuberkulose  zu  schnell  aus  und   die  erfolg- 
reiche Begattung  dürfte  nur  selten  noch  stattfinden.    Sechstägige  Kaninchen- 
embryonen,  deren  Vatertieren  wenige  Wochen  vor  der  Zeugung  Bazillen  in- 
travenös   injiziert   wurden,    enthalten   bisweilen   wenig   Bazillen.     Fand    die 
Zeugung   etwas  längere  Zeit  nach  der  Infektion  statt,   so  lassen  sich  in  den 
sechstägigen  Embryonen  in  der  Regel  keine  Bazillen  nachweisen,    doch  sind 
nach  Ausweis  der  mikroskopischen  Untersuchung  und  Meerschweinchenimpfung 
einige  Bazillen  auch    dann  noch  ganz  vereinzelt,   aber  offenbar  avirulent  in 
Organen  einiger  Neugeborener  nachzuweisen.  Bazillen,  die  gleich  nach  der  Be- 
gattung Kaninchenweibchen  intravaginal  injiziert  wurden,  Hessen  sich  in  sieben- 
tägigen Embryonen  in   der  Regel  vereinzelt  nachweisen;   sie   hindern  jedoch 
die  normale  Entwicklung  der  Früchte  in  keiner  Weise.    Das  negative  Resultat 
kann  vielleicht  zum  Teil  auf  die  relative  Unempfänglichkeit  des  Kanineben- 
körpers gegen  menschliche  Tuberkulose  bezogen  werden.    Auch  die  Versuche 
V.  Baumgartens  und  Maffuccis  an  Hühnereiern  fielen  nur  mit  Hühner- 
tuberkelbazillen sofort  positiv  aus.    Die  Muttertiere  blieben  in  Friedmanns 
Versuchen  stets  gesund.     Intraperitoneal  oder  intravenös  infizierte  und  kurze 
Zeit  darauf  begattete   Meerschweinchen-   oder  Kaninchen weibchen  scheinen, 
falls  die  Infektion  schon  vorgeschritten,  überhaupt  nicht  mehr  zu  konzipieren. 
Es  tritt  Gravidität  und  normale  Entwickelung  der  Föten   ein,   welche  frei 
sind  von  Tuberkeln  und  Bazillen,   wenn  die  Infektion  einige  Tage  nach  der 
erfolgreichen  Begattung  geschehen  war.    Bei  subkutaner  Infektion  des  Mutter- 
tieres mit  kurz  darauffolgender  Begattung  können  einzelne  Bazillen  durch  die 
Plazenta  in  die  Fötalleber  übergehen,    rufen  hier  jedoch  keine  histologischen 
Veränderungen  hervor,  verhalten  sich  hier  in  der  Regel  avirulent.    Bei  Unter- 


Waldyogel,  Tuberkalose.  137 

5üchimg  Ton  6  Paar  Nebenhoden  nnd  Hoden  von  Lungenphthisikem  auf  Serien- 
cchnitten  fand  sich  nur  in  einem  der  Fälle  je  ein  Bacillus  in  der  äussersten 
Zellschicht  eines  Hodenkanälchens  und  in  einem  Nebenhodenkanal.  Die  Ver- 
haltnisse beim  Menschen  fär  das  Zustandekommen  einer  kongenitalen  tuber- 
kak>sen  Infektion  liegen  insofern  günstiger  als  in  diesen  Versuchen,  als  der 
im  Menschen  gezüchtete  Bacillus  direkt  ohne  Zwischenwirt  und  ohne  Ein- 
schaltung eines  Nährbodens  in  den  Keim  eines  Individuums  der  gleichen 
Spezies  eintritt  und  das  Leben  eines  Menschen  so  viel  länger  ist.  Dass  also 
die  Vererbung  keineswegs  kurz  von  der  Hand  zu  weisen  ist,  dürfte  keinem 
Zweifel  unterliegen;  wie  gross  ihr  Anteil  an  der  Entstehung  menschlicher 
Tuberkulose  ist,  darüber  zu  entscheiden,  dürfte  trotz  mühseliger  pathologisch- 
anatomischer Forschung  wohl  auch  für  die  Zukunft  unmöglich  bleiben. 

Simmonds  (74)  will  unter  Zugrundelegung  von  15  Frühformen  der  Samen- 
biasentuberkulose   über  die  ersten  Veränderungen,   die  der  Tuberkelbazillus 
in  der  Samenblase  hervorruft  und   die  weitere  Ausbreitung  des  tuberkulösen 
Prozesses  in  der  ersten  Periode  der  Erkrankung  berichten  und  im  Anschluss 
daran   seine   Ansicht   über  die   Pathogenese    derselben   entwickeln.     In   den 
frühesten  Fällen  ist  nur  der  Inhalt  eitrig,  ohne  dass  selbst  mikroskopisch  an 
der  Schleimhaut  Strukturstörungen  erkennbar  sind ,  es   besteht  eine   eitrige 
Spermatocystitis  auf  tuberkulöser  Basis.     Erst  später  ergreift  der  anfänglich 
oberflächliche,  sich  durch  Epithelproliferation,  Rundzelleninfiltrate,  regressive 
Metamorphosen  dokumentierende  Prozess   die  tieferen  Schichten  der  Mukosa, 
die  Erkrankung  nimmt  vom  Inhalt  der  Samenblasen  ihren  Anfang,  nicht  von 
der  Wandung.     Wie  soll  man  sich  den  Weg  der  Infektion  denken  ?    In  vier 
Fällen  in  denen  der  Nebenhoden  verkäst  war,  ist  wohl  ohne  weiteres  zuzu- 
geben, dass  von  hieraus  eine  Verschleppung  der  Bazillen  in  die  Samenblasen 
mit  dem  Sekretstrom  erfolgen  konnte.     Dass   von   der  Prostata  aus,    in   der 
nur  kleine,    völlig  feste  Herde  sich  befanden,    die  Infektion  der  Samenblasen 
aasgegangen  sei,  erscheint  Simmonds  nicht  wahrscheinlich.   In  den  übrigen 
11  F^en  wird  folgende  Entstehung  angenommen:   Die  in  den  gesunden  Hoden 
tuberkulöser  Individuen   ausgeschiedenen  Bazillen  gelangen  mit  dem  Sekret- 
strom in  die  Samenblasen,    vermehren  sich  hier  im  zeitweise  stagnierenden 
Inhalt  und   erzeugen  zunächst  eitrigen  Katarrh.     Es   ist   zu  vermuten,   dass 
die  angegebenen  Entstehungsweisen   die  regelmässigen  sind.     In   den  Samen- 
blasen mit  intakten  Wandungen  und   freien  Ausführungsgängen  fanden   sich 
regelmässig  sehr  grosse  Mengen  von  Bazillen  imd  daneben  in  manchen  Fällen 
völlig  normal  aussehende  Spermatozoen,  es  läge  also  die  Gefahr  der  Infektion 
des  Eies  vor.     Die   Erfahrungen   des  Verfs.  über  die  Tuberkulose   des  weib- 
lichen Genitalsystems  lassen  deren  Entstehung  durch  mit  dem  Sperma  ejaku- 
lierte  Bazillen  als  mindestens  recht  selten  erscheinen. 

Welchen  Anteil  die  Erblichkeit,  welchen  der  Kontakt  an  der  Ver- 
breitung der  Tuberkulose  haben,  ist  durchaus  unklar;  Ar thaud  (3)  versucht 
es  zu  entscheiden  an  der  Hand  der  Statistik  und  der  klinischen  und  patho- 
logisch-anatomischen Tatsachen.  Die  einfache  Prüfung  der  absteigenden  Mortali- 
tatskurre  lässt  die  Idee  der  Erblichkeit  nicht  ausschliessen ,  dieser  Faktor 
scheint  in  Paris  im  ersten  Lebensjahr  sehr  wichtig  zu  sein.  Es  erscheint 
veuig  logisch,  wenn  man  die  überwiegende  Sterblichkeit  an  Tuberkulose  auf 
Rechnung  einer  speziellen  Empfänglichkeit  des  Kindes  setzen  will.  Die  Mortalität 
mmmt  vom  1. — 15.  Lebensjahr  ab,  um  dann  anzusteigen,  das  spricht  für  eine 


138  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    I.  Teil. 

erhöhte  Widerstandsfähigkeit  in  dieser  Periode.    Die  klinische   ]VfortaJitä 
Statistik  ergibt  für  das  erste  Jahr  90  Vo  Lymphdrüsentuberkulose  und   relat 
wenig  solche  der  Lungen.    Diese  letzteren  nehmen  bis  zum  3.  Lebensjahr 
bis  auf  70  Vo,  beide  Formen  nehmen  bis  zum  25.  Jahr  ab  bis  auf  öO^'/o,   m 
60  Jahren  erreicht  die  Zahl  der  Tuberkulosen  wieder  75  ^/o.    Morbiditats-  ui 
Mortalität skurye  laufen  fast  parallel,   nur  vom  45.  Jahre  ab  mehrt    sich    di 
Zahl  der  anderen  zum  Tode  führenden  Krankheiten,  sie  ergeben,  dass  Kontal 
und  Heredität  einen  fast  gleichen  Anteil  haben,  dass  die  erstere  Ursache  siel 
nach  dem  25.  Lebensjahr  bemerkbar  macht,  die  letztere  vor  dieser  Zeit.     Di 
Prozentzahlen,    welche  durch  klinische  Tatsachen  geliefert  werden,    sind    di\ 
höchsten,   dann  die  durch  Autopsien  gewonnenen  und  die,  welche    nach    dej 
Statistik   angeben,   wie   viel  Todesfälle   in  jedem  Alter   auf  Tuberkuiose    zv 
rechnen  sind,  treffen  in  der  Mitte  des  Lebens  zusammen,   sie  betragen    nacb 
den  verschiedensten  Autoren  50— 60^0,   aber  im  Kindes-  und  Greisena/terj 
gehen  sie  weit  auseinander.    Für  das  Alter  ist  die  Erklärung  leicht,    denn 
im  Alter  ist  die  Tuberkulose  latent,  wenn  nicht  inaktiv,   hn  Kindesalter  sind 
die  Verhältnisse  weniger  eindeutig.    Beim  Kinde   und  bis  zu  15  Jahren   ist 
die  Drüsentuberkulose  sehr  häufig,   mit   dem  Alter  abnehmend,  währezzd  die 
Lungenveränderungen  bis  zum  3.  Jahr  zu  und  dann  langsam  abnehmen.    Die 
Schwere   der  Krankheit  wächst  mit  dem  Alter.    Wenn  man  die  Hypothese 
der  Vererbung  zulässt,  so  kann  es  keinem  Widerspruch  begegnen,    dass   die 
Tuberkulose,   beim  Kinde  wesentlich  eine  der  Drüsen,   sich   mit  der  Zeit  in 
den  Meningen,  Lungen  und  im  Peritoneum  lokalisiert  und  dass  die  Häufig* 
keit  dieser  Lokalisationen  grösser  erscheint  bei  einem  gegebenen  Satz   von 
Tuberkulösen.  Die  Anhänger  der  Kontaktinfektion  würden  nicht  erklären  können, 
warum  unter  3  Jahren  die  Kontaktinfektion  sehr  gross  und  jenseits  jenes 
Alters  fast  0  ist,   da   die  Sterblichkeit  abnimmt.     Die  Mikropolyadenie  des 
Kindes  ist  die  anatomische  Grundlage  dessen,   was  man  die  erbliche  Anlage 
nennt.     Auf  Grund  der  relativen  Widerstandsfähigkeit  des  Kindes  beträgt  die 
Sterblichkeit  an  reiner  Tuberkulose  nur  3^/o,  aber  die  grosse  Letalität  der 
Kinder  von  Tuberkulösen  geht  weit  über  diese  Ziffer,  die  anderen  sterben  im 
ersten  Lebensjahr  an  Krankheiten,  unter  denen  sich  die  Tuberkulose   sehr 
häufig  darstellt,  Meningitis,  Bronchopneumonie,  so  kommen  10— 20^/o  heraus^ 
das  ist  die  Zahl  der  bei  der  Autopsie  konstatierten  Tuberkulosen,  in  welcher 
sich  der  Einiluss  der  Erblichkeit  ausdrückt,  die  Gesamtsumme  der  paratuber- 
kulösen Erkrankungen  ist  ungefähr  90  Vo   aller  Todesfälle.    Die  Tuberkulose 
des  ersten  Lebensjahres  ist  also  nicht  selten,   bei  den  paratuberkulösen  Er- 
krankungen ist  die  Tuberkulose  prädisponierend,  ihre  Zahl  nimmt  bis  zum 
15.  Lebensjahre  ab,  Masern,  Keuchhusten,  typhoide  Fieber  der  Heranwachsen- 
den sind  nur  larvierte  Formen  oder  verbunden  mit  einer  verkannten  Tuber- 
kulose.   Aus  einer  Zusammenstellung  der  Mortalitätskurven  nach  den  Lebens- 
altern aus  verschiedenen  Ländern  zieht  Verf.  den  Schluss,  dass  in  den  kälteren 
Klimaten   die  Kontaktinfektion  die  Sterblichkeit  an  Tuberkulose   beeinäusst, 
in  den  warmen  die  Heredität  dominiert;  in  den  wärmeren  Ländern  herrschen 
die  akuten  Formen  vor.     Der  Einfluss  der  Heredität,  der  den  Wert  der  Sterb- 
lichkeit im  ersten  Lebensjahr  in  die  Höhe  treibt,   trägt  durch  Abschwächnng 
dazu  bei,  dass  das  Alter,  in  dem  der  Herangewachsene  der  Mortalität  seinen 
Tribut  zahlt,  ein  höheres  wird.     Die  Kontaktinfektion  erreicht  ihr  Maximum 
in  der  zweiten  Hälfte   des  Lebens   bewirkt  die   Schwere  der  Erkrankungen, 
erhöht  die  Zahl  für  das  Maximum  der  Mortalität,  in  welchem  Alter  sie  sich 


Waldvogel,  Taberknlose.  139 

auch  nacli  den  Klimaten  einstellt.    Erblichkeit  und  Kontakt  üben  wenigstens 
in  Frankreich  auf  Morbidität  und  Mortalität  einen  gleich  grossen  Einfluss  aus. 
Neu  ist  an  v.  Behrings  Lehre  seine  Theorie  von  der  infantilen  tuber- 
kniösen  Infektion.    Die  Annahme  einer  voraufgegangenen  disponierenden  In- 
fektion ist  aber  nach  Beitzkes  (lö)  Ansicht  für  die  Erklärung  der  Schwind- 
sachtsentstehung    absolut   nicht    erforderlich.     Die   infantile  Infektion  setzt 
nach  T.  Behring  keine  anatomischen  Veränderungen,   der  Pathologe   kann 
ihren    Nachweis    also   nur   führen,    indem    er  die   Bazillen  im  Blute    sucht. 
Beitzke  hat  daher  Kinder  im  Alter  von  zwei  Tagen  bis  neun  Jahren  unter- 
sucht,   indem  er  das  Blut  mit  einer  Spritze  aus  dem  rechten  Ventrikel   zog 
und    mindestens   in    der  Menge    von    1  ccm  Meerschweinchen   subkutan  und 
peritoneal  einspritzte;  die  Herzgerinnsel  wurden  der  Inoskopie  nach  Jousset 
unterworfen.    Zur  Prüfung  der  angewandten  Verfahren  wurden  dieselben  auch 
bei  sechs  Fällen  von  Miliartuberkulose  und  schwerer  Lungentuberkulose  benutzt, 
in   drei  Fällen  wiesen  die  Meerschweinchen  tuberkulöse  Veränderungen  auf, 
währ^id   die  Inoskopie  nur  einmal  ein  positives  Resultat  förderte;  letztere 
Methode  ist  nicht  einwandsfrei.   Bei  47  genau  durchsuchten,  anatomisch  nicht 
tuberkulösen  Kindern  hat  sich  weder  durch  den  Tierversuch  noch  durch  die 
Inoskopie  der  geringste  Anhalt  für  die  Anwesenheit  von  Tuberkel  bazillen  im 
Blut  ergeben,     v.  Behrings  Behauptungen  von  der  Existenz  einer  latenten 
infantilen  Infektion  erfahren  durch  diese  Untersuchungen  zum  mindesten  keine 
Stütze. 

Die  bisher  benutzten  Befunde  sind  nicht  geeignet,  um  aus  ihnen  ganz 
bestimmte  Schlüsse  auf  die  Art  des  Eindringens  der  Tuberkelbazillen  zu  ziehen. 
Für  die  Behauptung,  dass  ein  latenter  Zustand  der  Bazillen  sehr  häufig  vor- 
komme, sind  bisher  keine  überzeugenden  Beweise  beigebracht  worden.  Die 
Untersuchungen  von  Weichselbaum  und  Bartel  (84)  wurden  so  ange- 
stellt, dass  aus  Kinderleichen  ohne  makroskopisch  wahrnehmbare  Tuberkulose 
die  Gaumentonsillen  und  alle  Hals-,  Brust-  und  Mesenteriallymphdrüsen  heraus- 
prapariert  und  jede  Gruppe  getrennt  verarbeitet  wurde.  Die  eine  Hälfte  der 
Drüsen  wurde  mikroskopiert,  die  andere  mit  Fleischbrühe  verrieben  auf  Meer- 
schweinchen anfangs  intraperitoneal,  später  subkutan  verimpft.  Aus  den  Be- 
fimden  wird  geschlossen,  dass  in  den  angeführten  8  Fällen  in  einer  Anzahl 
Ton  Lymphdrüsen  und  auch  in  den  Tonsillen  lebende  Bazillen  vorhanden  waren, 
dass  diese  aber  in  den  Organen  noch  keine  spezifischen  tuberkulösen  Verände- 
nmgen  gesetzt  hatten.  Auch  Kälble,  Mac  Fadyen  und  Macconkey  haben 
in  ganz  vereinzelten  makro-  und  mikroskopisch  tuberkulosefreien  Drüsen  tier- 
pathogene Bazillen  gefunden.  Durch  diese  Untersuchungen  ist  erwiesen,  dass 
in  Lymphdrüsen  gelangende  lebende  Tuberkelbazillen  sich  in  diesen  eine  ge- 
wisse Zeit  hindurch  lebensfähig  erhalten  können,  ohne  dass  es  hierbei  zu 
spezifisch  tuberkulösen  Veränderungen  zu  kommen  braucht.  In  4  von  den 
8  Fällen  wurde  durch  Verimpfung  eine  Allgemeintuberkulose  freilich  erst  nach 
45  Tagen  bis  zu  5  Monaten  erzeugt.  Schlüsse  über  die  Eintrittspforte  sind 
mit  Vorsicht  zu  ziehen. 

Dass  die  Tuberkelbazillen  bei  ihrem  Eindringen  in  den  Körper  die  Ein- 
pangspforte  ungehindert  passieren  und  erst  in  den  regionären  Lymphdrüsen 
sich  ansiedeln,  kann  v.  Baumgarten  (13)  nach  seinen  experimentellen  Erfah- 
rungen nicht  für  richtig  halten,  nur  in  einigen  wenigen  Fällen  bedurfte  es 
ZOT  Feststellung  der  Primärerkrankung  an  der  Infektionspforte  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  nämlich  bei   kürzerer  Lebensdauer  und  schwachem 


140  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Infektionsresaltat.     Damit   stimmen   im   grossen  und  ganzen  die    objeki 
Befunde  der  Autoren  zusammen,   fast  vollständig  bei  Impfungen  an  doi* 
kutis,  der  vorderen  Augenkammer  und  am  Peritoneum.  Doch  auch  bei    ei^ 
lieh  kutanen  Impfungen,  bei  Inhalationen  und  Fütterungsexperimenten    stii 
die    Mehrzahl    der    Versuche    mit   Baumgartens   Anschauungen     iibei 
Den   Co rnet sehen    Impfexperimenten    an    der    Kutis    und    den     äuss« 
Schleimhäuten,   bei  denen  eine  mikroskopische  Untersuchung  der  Infekt i 
stelle  nicht  vorgenommen  wurde,   stehen  die  zahlreichen  Versuche  des    ^^€ 
gegenüber,  der  niemals  ein  Ausbleiben  des  tuberkulösen  Prozesses  an  der  In 
stelle  vermisste.  Auch  in  den  Fütterungsversuchen  des  Verfs.  war  ausnahm: 
die  Schleimhaut  des  Digestionstraktus  schwer  erkrankt,  nur  bei  frühem    1 
musste  man  zum  Mikroskop  greifen,   konnte  dann  aber  in  den  Follikeln 
Tonsille,  des  Darms  oder  der  Rachenwand  eine  mindestens  gleichaltrige    oi 
sogar  voi^erücktere  Tuberkulose  als  in  den  regionären  Lymphdrüsen  nachweis 
wo  die  Bazillen  auf  einen  viel  kleineren  Raum  zusammengedrängt  eine  stä.rk< 
Wirkung  entfalten  können.     In  der  Wand  des  Digestionskanals  können   wt 
charakterisierte  tuberkulöse  Produkte   vorhanden  sein,   ohne   makroskopise 
Veränderungen  zu   setzen.     Bei  einer   Reihe   von  Autoren,   welche   sich    n 
der  Fütterungstuberkulose  beschäftigend  keine  Veränderungen  des  Digest ior 
traktus  fanden   und  doch  eine  Infektion   des  Körpers   von  dieser  Stelle  ai 
annahmen,    tritt  die  Lungenerkrankung  derartig  in   den   Vordergrund,    da 
eine  primäre  Erkrankung  dieser  und  sekundäre  Infektion  von  Drüsen  am  Hai 
an   den  Bronchien   und  im  Mesenterium  anzunehmen   ist,    ein   verschluckt« 
Teil  der  gefütterten  Bazillen  könnte  wirkungslos  geblieben  sein.     Der  grösst 
Teil  aber  erzeugt  im  Verdauungstraktus  eine  primäre  Tuberkulose,  sei  es  in  dei 
oberen  Wegen  und  der  Darmwand,  oder  der  Darmwand  und  den  oberen  Wege: 
allein.     Von  einem  Beweis,    dass  inhalierte  Bazillen  durch  die  Schleimhäute 
der   oberen  Luftwege   in   den   Körper   eindringen   und    daselbst  Tuberkulo5^( 
erzeugen  können,  ohne  dass  es  zu  einer  tuberkulösen  Erkrankung  der  Schleim- 
häute selbst  kommt,  kann  nicht  die  Rede  sein.     Cornets  Versuche  für  einti 
primäre  Bronchialdrüsentuberkulose  ohne  Lungenafifektion  sind  nicht  beweisend. 
denn  die  Lungen  sind  nicht  mikroskopisch  untersucht  und  die  Infektion  Her 
Bronchialdrüsen   vom  Nasenrachenraum   ist   nicht   ausgesshlossen.    Aus    den 
Versuchen  v.  Baumgartens,   der   homogene  Suspensionen  von  Bazillen  in 
minimaler  Menge   unter  Vermeidung  einer  lokalen  Infektion  in  die  Lungen 
von  der  Trachea  aus  blrachte,  geht  einwandsfrei  hervor,  dass  die  Lunge  nicht 
durchgängig   ist   und   dass    der  Bronchialdrüsentuberkulose   die   der  Lungen 
vorausgeht.   Beim  Menschen  liegen  betreffs  der  Verhältnisse  an  der  Eingangs- 
pforte die  Dinge  ebenso.     Findet  man   isolierte  Lymphknotenerkrankung,   so 
können  diese  auch  von  anderen  Gebieten  als  den  an  ihrem  Quellengebiet  liegen- 
den  infiziert   sein ,    zweitens    auf   hämatogenem  Wege ;    auch    hierfür  kann 
V.  Baumgarten  beweisende   Tierexperimente  beibringen.     Zudem  bestände 
die  Möglichkeit  einer  kongenitalen  bazillären  Infektion.    Andererseits  ist  doch 
grosse  Vorsicht  geboten,  wenn  man  aus  vorhandenen  Erkrankungen  der  Ein- 
trittspforten schliessen  will,  dass  die  Infektion  hier  eingedrungen  ist,  denn 
die  hämatogene  Infektion  steht  dem  im  Wege ;    das  gilt  auch  für  die  Tuber- 
kulose der  Lymphdrüsen.     Die  Lungen  lassen  sich  von  entfernten  Stellen  in- 
fizieren, der  Weg  der  Tuberkulose  lässt  sich  nicht  immer  verfolgen,  Narben 
verschwinden,    konzeptionelle  oder  namentlich  plazentare  Infektion  kann  ihre 
Ursache   sein.     Für  die  primäre  Darmtuberkulose,  tritt  die  hämatogene  In- 


Waldvogel,  Taberkulose.  141 

fektic«!  zurück,  die  primäre  enterogene  Infektion  muss  aber  nicht  immer  eine 
TiOEStaterine  sein.  In  den  meisten  Fällen  ist  ims  die  Erkenntnis  der  Herkunft 
und  der  Eintrittsstelle  des  Infektionserregers  verschlossen. 

Beitzke  (16)  kommt  an  der  Hand  der  vorliegenden  Literatur  zu  fol- 
genden   Ergebnissen   betreffs  der  Infektionswege  bei  der  Lungentuberkulose. 
Die  Bedeutung  der  germinativen  Infektion  ist  für  den  Menschen  vorerst  noch 
eine  problematische,  der  plazentaren  muss  jedenfalls  für  die  Tuberkulose  der 
ersten    Lebensmonate   eine  Rolle  zuerteilt   werden.     Die  anatomische   Unter- 
suchung ist  nicht  imstande,  im  einzelnen  Falle  bestimmte  Schlüsse  auf  die  Her- 
kunft  der  Bazillen  zu  machen,  nur  wenn  bei  einem  grossen  Material  die  Ein- 
trittspforte in  der  überwiegenden  Anzahl  der  Fälle  in  einem  und  demselben 
Hrgan    gefunden   wird,   kann   ein  Rückschluss   auf  das  Vorherrschen    eines 
bestimmten  Infektionsmodus  gezogen  werden.  In  neuester  Zeit  hat  Abrikosoff 
die    aerogene  Infektion   durch    sorgfältige  Untersuchung  in  acht  Fällen  mit 
kleinsten  primären  tuberkulösen  Herdchen  in  der  Lunge  höchst  wahrscheinlich 
e^macht.    Bei  Kindern  findet  sich  die  erste  Lokalisation  in  den  Lymphdrüsen. 
Nach    den  neuesten  Untersuchungen  von  Lubarsch   würde  sich   die  Wag- 
^hale    zugunsten   der  aerogenen   Infektion   senken,    da   Gornets   Einwen- 
dungen nicht  stichhaltig  erscheinen.     Die  höchsten   bei  der  primären  Darm- 
tuberkulose ermittelten  Zahlen  würden  nicht  ausreichen,  der  Behringschen 
Hypothese  von  der  infantilen  tuberkulösen  Infektion  eine  anatomische  Grund- 
hkze  zu  geben.     Die  Anschauung  von  Beck  und  Wassermann,  nach  der 
die  Bazillen  von  der  Mund-  und  Kachenhöhle  aus  die  Supraklavikulardrüsen 
innzieren  und  auf  die  Lungenspitze  übergreifen,  ist  nach  Bei tzk es  Befunden 
nicht  haltbar,  da  die  Erkrankung  der  entsprechenden  Lunge  stets  älter  war. 
Pur  die  Annahme  v.  Behrings,   die   infantile  Infektion  könne  ohne  ana- 
tomische Spuren  verlaufen,  sind  keine  Beweise  erbracht.   Der  schwindsüchtige 
Mensch  ist  also  die  Hauptgefahr  für  die  tuberkulöse  Infektion,  aber  auch  der 
KinderbaziUus  kann  dem  Menschen  verderblich  werden. 

Tropfte  Bartel  (9)   Tuberkelbazillen   in  Kulturaufschwemmung  in  das 
Were  ]^faul  der  Versuchstiere,  so  entstand  allgemeine  Lymphdrüsentuberkulose, 
dabei  traten  tuberkulöse  Veränderungen  der  inneren  Organe  auf,  die  Schleim- 
Laute    blieben    anscheinend   intakt.     Waren   Tuberkel  bazillen   in   Kulturauf- 
H'iiwemmung  der  Nahrung  beigemengt,  so  Hessen  sich  Zeichen  einer  Bazillen- 
Invasion  am  regionären  lymphatischen  Gewebe  der  oberen  und  unteren  Wege 
des  Digestionstraktus  nachweisen,  doch  waren  die  Mesenterialdrüsen  häufiger 
bfftroffen.     Waren  die  Bazillen  in  tuberkulöse  Organstückchen  eingeschlossen, 
k)  trat   die  Beteiligung  der  Lymphdrüsen  der  oberen  Speisewege  gegenüber 
der  der  Mesenteriallymphdrüsen  fast  völlig  in  den  Hintergrund.    Makroskopisch 
ergaben  sich  niemals  Anhaltspunkte  für  eine  tuberkulöse  Erkrankung  an  irgend 
einer  Stelle  des  Organismus,  mikroskopisch  fanden  sich  Epitheloidzellentuberkel, 
isolierte  Riesenzellen,   zumeist  auch  Tuberkelbazillen.    Bei  Impfversuchen  er- 
gaben  sich   an  die  Impfstelle  gebundene  Veränderungen,   seltener  war  eine 
weitere  Verbreitung  auf  Lymphdrüsen  oder  die  Organe  bemerkbar.    Bronchial- 
iymphknoten  fand  Verf.  bei  Fütterung  mit  der  Nahrung  beigemengten  Bazillen 
gelegentlich  nicht   vor  3  Wochen  mitbetroffen,   dabei  war  Aspiration  ausge- 
sciilossen.     £s  liess  sich  feststellen,  dass  das  regionäre  lymphatische  Gewebe 
des  Verdauungs-  und  Bespirationstraktus    bereits    von    der  Bazilleninvasion 
betroffen    war,    bevor   eine   Veränderung   spezifisch    tuberkulöser    Natur   im 
lymphatischen  Gewebe  des  Fütterungstieres  konstatiert  werden  konnte.     Die 


142  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

an  Meerschweinchen,  welche  mit  dem  lymphatischen  Gewebe  der  Fütterangs- 
tiere geimpft  waren ,  festgestellten  Veränderungen  wiesen  anf  eine  Virulenz- 
steigerung hin.  Ältere  Impfprodukte  zeigten  Organisationsvorgänge,  mit  deren 
Eintritt  die  Bazillen  zn  schwinden  begannen.  Die  lokal  gebliebenen  Verände- 
rungen bei  der  Impfung  mit  schwach  virulenten  Kulturen  waren  nicht  durch 
tote  Bazillen  hervorgerufen.  Nach  104  Tagen  Hessen  sich  bei  den  Impftieren 
allgemeine  Tuberkulose  hervorrufende  Bazillen  aus  dem  lymphatischen  Ge- 
webe der  Tonsillen,  Hals-  und  Mesenteriallymphknoten  nachweisen,  ohne  dass 
mikroskopisch  Veränderungen  tuberkulöser  Natur  beim  Fütterungstier  aufzu- 
finden waren.  Wir  müssen  ein  Stadium  der  Tuberkulose  annehmen,  in  dem 
lediglich  Erscheinungen  allgemeiner,  nicht  spezifischer  Natur  den  Ausdruck 
der  Infektion  bilden  und  dieses  Stadium  kann  geraume  Zeit  andauern.  Waren 
bei  dem  Fütterungsversuch  des  Verfs.  die  Bazillen  schon  über  alle  Lymphdrüsen 
verbreitet,  so  liegt  die  Möglichkeit  nahe,  dass  eine  manifeste  Tuberkulose 
nicht  immer  an  die  regionären  Lympbdrüsengruppen  der  Infektionsstelle  ge- 
bunden zu  sein  braucht,  die  Prophylaxe  muss  also  alle  möglichen  Eintrittspforten 
berücksichtigen.  Ausserdem  scheint  eine  wechselnde  Empfänglichkeit  des 
lymphatischen  Gewebes  für  die  tuberkulöse  Infektion  zu  bestehen.  Schon  nach 
Stunden  sind  die  Bazillen  ohne  Schädigung  der  Schleimhaut  bei  der  Fütterung 
von  Bazillen  in  den  Mesenteriallymphknoten  nachweisbar  mit  geringer  Viru- 
lenzschädigung. Letztere  scheint  erst  in  den  Lymphdrüsen  soweit  erreicht  zu 
werden,  dass  zunächst  die  eingewanderten  Bazillen  sich  dem  Nachweis  durch 
Tierversuch,  Kultur  und  histologische  Veränderungen  einige  Zeit  hindurch  ent- 
ziehen. Erst  nach  einiger  Zeit  ist  es  möglich,  sie  nachzuweisen  und  zw^ar 
kommt  es  teils  zu  mikroskopischen  Veränderungen  im  lymphatischen  Gewebe, 
teils  bleibt  dasselbe  im  spezifischen  Sinne  unverändert.  Dann  liefern  Impf- 
versuch und  Kultur  den  Nachweis.  In  noch  späterer  Zeit  scheinen  die  Bazillen 
in  den  Lymphdrüsen  wiederum  eine  Steigerung  ihrer  Pathogenität  erfahren 
zu  können,  ohne  dass  deshalb  mikroskopische,  geschweige  denn  makroskopische 
Veränderungen  der  lymphatischen  Gewebe  spezifischer  Natur  nachweisbar  wären. 
Vielleicht  ist  das  Stadium,  in  dem  die  Bazillen  zugleich  eine  erhöhte  Wachs- 
tumsenergie auf  künstlichen  Nährböden  zeigen,  ein  Stadium,  in  dem  Bazillen 
längere  Zeit  in  Lymphdrüsen  sich  latent  erhalten  können,  auch  ohne  vorder- 
hand spezifische  Veränderungen  zu  erzeugen.  So  könnte  man  Behrings 
Überzeugung  von  der  lang  dauernden  Latenz  der  Bazillen  ohne  Erzeugung 
pathologischer  Erscheinungen  zum  mindesten  beachtenswert  finden. 

Der  Teppichversuch  Cor nets  und  die  Experimente  Möllers,  der  Meer- 
schweinchen von  Phthisikern  aus  einer  Entfernung  von  40  cm  anhusten  Hess, 
können  nicht  ernstlich  für  diesen  oder  jenen  Infektionsmodus  beim  Menschen 
als  massgebendes  Vergleichsbild  benutzt  werden.  Barte  1  und  Spieler  (11) 
Hessen  deshalb  28  durchwegs  junge  Meerschweinchen  verschiedene  Zeit  lang 
in  einer  Familienwohnung  mit  hustenden  Phthisikern  leben  teils  im  Käfig, 
teils  frei  umherlaufend,  sie  wurden  dann  im  Institut  entweder  sofort  ver- 
arbeitet oder  erst,  nachdem  sie  einige  Zeit  im  Stall  bei  guter  Pflege  verweilt 
hatten.  Von  den  getöteten  oder  spontan  verendeten  Tieren  wurden  unter 
sterilen  Kautelen  Zungen-  und  Rachenschleimhaut,  Hals-,  Bronchial-  und  Mesen- 
teriallymphknoten,  in  einer  Reihe  von  Fällen  auch  Lungen  und  Trachea  zu 
Impfversuchen  an  Meerschweinchen  und  zu  histologischen  Zwecken  verwandt. 
Es  kann  nach  den  Resultaten  nicht  bezweifelt  werden,  dass  bei  völlig  natür- 
licher Infektionsgelegenheit  Tuberkelbazillen  mit  dem  Luftstrom  auch  in  die 


Waldvogel,  Tuberkalose.  143 

tieferen  Respirationswege  —  die  Lungen  —  gelangen  können.  Eine  unbe- 
dingt Torherrschende  Rolle  bei  der  Entstehung  der  Tuberkulose  im  allgemeinen 
und  der  Lungentuberkulose  im  besonderen  kann  diesem  Infektionsmodus  nicht 
zugeschrieben  werden.  Mundhöhle,  Nasenrachenraum,  Darmkanal  sind  im 
Kindesalter  die  wichtigeren  Eingangspforten  der  Tuberkulose.  Das  Augen- 
merk ist  auch  auf  den  Eauakt  resp.  das  Zahnfleisch  als  Eingangsstelle  der 
Infektion  zu  lenken,  die  Tonsilleninfektion  ist  selten.  Bei  den  Tierversuchen 
stossen  wir  wiederum  auf  ein  Stadium  der  Tuberkuloseinfektion,  bei  dem  ledig- 
lich Erscheinungen  allgemeiner  nicht  spezifisch  tuberkulöser  Natur  am  lym- 
phatischen Apparat  den  Ausdruck  desselben  bilden.  Ein  Tier  zeigte,  wie  der 
Organismus  nur  einmal  kurze  Zeit  der  lufektionsgelegenheit  ausgesetzt,  der 
Infektion  erst  in  einem  Alter  erliegt,  in  dem  längst  Geschlechtsreife  erreicht 
wurde,  ohne  dass  bis  kurz  vor  seinem  Exitus  Krankheitserscheinungen  auf- 
traten. 

In  einem  gewissen  äusserlich  nicht  charakterisierten  Stadium  der  Tuber- 
kulose erlagen  Meerschweinchen  der  neuerlichen  Einführung  von  grösseren 
Mengen  reiner  Tuberkelbazillen  in  nach  Stunden  bemessener  Krankheit,  das 
dabei  gefundene  peritonitische  Exsudat  enthält  in  den  höchsten  Graden  von 
Überempfindlichkeit  fast  ausschliesslich  Lymphozyten;  in  kleinen  Auflagerungen 
auf  Milz,  am  Leberrande  und  Netz  finden  sich  polynukleäre  Leukozyten  und 
Makrophagen   mit  stärkster   Phagozytose   von    Bazillen.     Ähnliche   Exsudate 
kann  man  auch  nach  Einspritzung  hinreichender  Mengen  von  Tuberkulin  und 
gelegentlich  auch   beim  natürlichen  Tod  an  Tuberkulose  finden.     Neben   den 
reinen   Fällen   von   Überempfindlichkeit    kamen  solche    mit   15—24  Stunden 
langer  Krankheitsdauer  vor,   bei  der  jedoch  die  Bauchhöhlenflüssigkeit  vor- 
wiegend Makrophagen  und  polynukleäre  Leukozyten  enthält  mit  so  ausgiebiger 
Phagozytose,    dass    freie   Bazillen   nur   noch   spärlich   vorhanden   sind.     Die 
Exsudatflüssigkeit  typisch  überempfindUcher  Tiere  mit  Lymphozyten  und  mit 
grösseren   Mengen   von  Tuberkelbazillen    ist  imstande  Meerschweinchen  von 
ca.  200  g  Gewicht  binnen  kurzer  Zeit  zu  töten,  was  die  Flüssigkeit  und  die 
reinen  Bazillen  allein  nicht  vermögen.   Die  Ursache,  warum  gewisse  Bakterien 
die  Abwehrkräfte  des  Organismus  lahm  legen  können,   beruht  auf  der  Aus- 
scheidung besonderer  StoflTe,  der  Aggressine.   Der  Tuberkelbazillus  haftet  in  den 
kleinsten  Mengen  im  Meerschweinchen  und  vermehrt  sich,  er  ist  nach  Bail  (7) 
echter  Parasit,  das  Moment  der  Vergiftung  tritt  bei  ihm  nicht  hervor;  für 
das  bereits  tuberkulöse  Meerschweinchen  ist  er  aber  nur  Halbparasit,  er  muss 
in  grösserer  Menge  eingeführt  werden  und  tötet  durch  Endotoxine;  so  ist  es 
auch  bei  der  Überempfindlichkeit.    Das  bei  ihr  festzustellende  Krankbeitsbild 
nach  neuerlicher  Bazilleneinspritzung  ist  ganz  zweifellos  das  einer  Vergiftung, 
das  Gift  muss  durch  Auflösung  frei  geworden  sein.    Die  Ursache  des  Ausbleibens 
dieser  Vergiftung  beim  normalen  Meerschweinchen  muss  in  einer  Schutzvorrich- 
tung liegen,  die  beim  tuberkulösen  auf  natürliche  Weise,  beim  akuten  Tod  ge- 
sander Tiere  durch  gleichzeitige  Einführung  von  Exsudat  und  Bazillen  künstlich 
beseitigt   wird;   diese  Schutzvorrichtung   wird  durch   eine  Ansammlung   von 
Leukozyten  in  der  Bauchhöhle  geliefert,  beim  überempfindlichen  Tiere  über- 
wogen die  Lymphozyten.   Die  Versuche  B  a  i  1  s  zeigen  deutlich,  dass  der  durch 
gleichzeitige  Einspritzung  von  Tuberkelbazillen  und  geeignetem  Exsudat  her- 
vorgerufene akute  Tod  gesunder  Meerschweinchen  bei   grosser  Zellarmut  der 
Bauchhöhle  eintritt;  das  ist  keine  Tuberkulinwirkung,  wohl  aber  vermag  das 
Exsudat  hochgradig  tuberkulöser  und  dann  mit  Tuberkulin  getöteter  Tiere 


144  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

den  akuten  Tod  hervorzurufen;  aber   auch  von  selbst  entstandene  £x:si:tcl2.i 
bei  spontan  gestorbenen  Tieren  können   diese  Wirkung   entfalten,  docb     nie 
jedes  Exsudat  tuberkulöser  Meerschweincheu   ist  zur  Erzeugung  des    a^kut 
Todes  geeignet,  ausgesprochene  Lymphozytose  ist  unbedingt  erforderlich,    £>  oc 
dieser  klar  zentrifugierten  Flüssigkeit  und  100  mg  möglichst  junger  Bazille 
kulturen  v^erden   stets  zum  Ziel  führen.     Aber  es  liegen  noch  komplizierte 
Vorgänge  bei  diesen  Versuchen  vor,  z.  B.  erleiden  erwärmte  (Va  Stunde  aof  6C> 
Exsudate  nicht  nur  keine  Einbusse,   sondern  sogar  eine  Verstärkung      ihr« 
Wirkung  und  kleinere  Mengen  des  gleichen  Exsudats  führen  akuten  Tod    liei 
bei,  grössere   aber  nicht.     Das  Exsudat  überempfindlicher  Tiere  besitzt     ul 
Eigenschaften,  um  mit  dem  Tuberkelbazillus  dieselbe  Wirkung  zu  entfialte 
wie  ein  Choleraaggressin  mit  Choleravibrionen,   bei  beiden  führt  Leukozyt  er 
abhaltung  den  Tod  herbei,  es  steht  also  nichts  im  Wege,  das  Vorhandenseii 
von  Tuberkuloseaggressinen   in   solchen  Exsudaten   anzunehmen.     Alles     ^waj 
die  Auflösung  von  Bazillen  und  damit  das  Freiwerden  der  Endotoxine  hindert, 
z.  B.  das  Ausbleiben    der  Bakteriolyse  innerhalb  der  Organe,   das  landarme 
Eintreten  derselben  unter  der  Haut  und  vor  allem  die  Phagozytose,  ist  Schatz- 
vorrichtung des  Körpers,  der  eigentliche  Körperschutz  gegen  Vergiftung   fängt 
erst   mit   der  Leukozyteneinwanderung  an,    besonders   bei  der  Tuberkulose. 
Man  kann  sich    den  Verlauf  der   Tuberkuloseinfektion  nach   der  Aggressin- 
hypothese  folgendermassen  vorstellen :  Der  Bazillus  bildet  sehr  langsam  Aggres- 
sine,  der  ganze  Prozess  beschränkt  sich  innerhalb  des  tuberkulösen  Gewebes. 
Das  Aggressin  dringt  in  die  Umgebung  und  erleichtert  die  Tuberkulisieruiig 
des  Körpers.     Mit  der  Lähmung  der  Leukozyten  durch  das  überall  verteilte 
Aggressin  schwindet  jeder  Schutz  vor  Vergiftung,  sobald  ein  Bazillus  aas  dezz2 
tuberkulösen   Gewebe  hinauskommt   und  durch   die  Körpersäfte  gelöst  wird. 
Die  Vergiftung  tritt  infolge  der  durch  die  Langsamkeit  des  ganzen  Prozessen 
gesteigerten   Autolyse   mit  Abmagerung  und   dergl.   in  die  Erscheinung   and 
führt  schliesslich  den  Tod  herbei.     Spritzt   man  einem  völlig  mit  Aggressin 
überschwemmten  Tier   neue  Bazillen  ein,  so  addieren  sich  die   vorhandenen 
mit  dem  eingeführten  Gift,   ist  die   Aggressinüberschwemmung   noch  unvoll- 
ständig,   so  erfolgt  mehr  oder  minder  ausgiebiger  Schutz  durch  Leukozytose. 
Salus  (70)  berichtet  über  das  Aggressin  des  Kolibakterium  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  seine  Spezifität.     Das   Aggressin   befähigt  die   Bakterien   sich 
die  Leukozyten  vom  Leibe  zu  halten.     Die  aggressiven  Eigenschaften  müssen 
besonders  am  Ort  der  ersten  Ansiedlung  zum  Vorschein  kommen,  Bail  wies 
sie    im   lokalen   Milzbrandödem,   im  Peritonealexsudat    bei    intraperitonealer 
Impfung  für  Typhus  und  Cholera,  Kikuchi  für  Dysenterie  nach,  während  Weil 
bei  intrapleuraler  Verimpfung  von  Hühnercholerabakterien  das  Brustfellexsudat 
der  Kaninchen  mit  aggressiven  Eigenschaften  ausgerüstet  fand.    Die  Autoren 
bezeichnen  diese  Flüssigkeiten  als  mit  Aggressinen  ausgerüstet,  ohne  damit  prä- 
judizieren  zu  wollen,  ob   diese  Qualitäten   an   besondere  Stoffe  oder  nur  an 
einen   physikalisch-chemischen   Zustand    dieser   Körperflüssigkeiten  gebunden 
sind.   Die  Aggressine  bedingen  an  sich  keine  Giftigkeit,  aber  das  betreffende 
Exsudat  kann  daneben    Toxine   enthalten.      Zum   Nachweis    der   aggressiven 
Eigenschaften  dienen  mannigfache  Mittel.    Fügt  man  der  untertödlichen  Dosis 
eines  Bazillus  ein  Aggressin  zu,   dann  wird   sie  zur   tödlichen.     Ein   weiterer 
Nachweis  liegt  im  Fembleiben  der  Leukozyten,  ferner  paralysiert  das  Aggressin 
die  Wirkung  eines  in  die  Bauchhöhle  des  Meerschweinchens   gleichzeitig  mit- 
injizierten bakteriellen  Immunserums,  schliesslich  kann  man  mittelst  Aggressin- 


Waldvogel,  Tuberkulose.  145 

belumdlang  bei  Tieren  eine  eigenartige  Immunität  erzielen,  welche  von  der 
bakteriziden  total  verschieden  ist.  Bisher  war  eine  Spezifität  der  Aggressine 
lucht  zn  erkennen,  wir  haben  in  der  Aggressivität  einen  neuen  Massstab  für 
den  Grad  der  Verwandtschaft  der  Bakterien. 

V.Pirquet  und  Schick  (62)  diskutieren  die  von  B  a  i  1  aufgestellte  Ag- 
gressintheorie,    sie  glauben,   dass   es  nicht  notwendig  ist,  zur  Erklärung  der 
Wirkung  des  Exsudates  und  der  Überempfindlichkeit  eine  bakterielle  Substanz 
anzunehmen,   sondern    dass  Reaktionsprodukte   des  Organismus   vollkommen 
aasreichen  die    beiden  Grundversuche  Bails  zu  erklären.     Dieselbe  Über- 
empfindlichkeit wird  bei  Erkrankungen  gefunden,  die  nicht  durch  vermehrungs- 
fabige  Substanzen  mit  Sekretion  hervorgerufen  werden,  z.  B.  bei  der  Serum- 
krankheit.    Bei  der  ersten  Injektion   von  artfremden  Serum  treten  erst  am 
8.— 12.  Tage  typische  Krankheitssymptome  auf,  erfolgt  die  Reinjektion  inner- 
halb der  Inkubationszeit,  so  erzeugt  sie  für  sich  keine  Krankheit,   erfolgt  sie 
später,  so   tritt  sofortige  Reaktion  ein,  am  schönsten  nach  einem  Intervall 
von  3--6  Wochen.    Impft  man  ein  tuberkulös  infiziertes  Meerschweinchen 
nach  4 — 6  Wochen,  so  entsteht  an  der  Impfstelle   eine  Nekrose  mit  flacher 
Ulzeration,   welche  gewöhnlich  schnell  und   dauernd  heilt,  wäre  nach  Bail 
das  tuberkulöse  Meerschweinchen  mit  Aggrossin  überschwemmt,  so  wäre  dieser 
Verlauf  der    zweiten   Infektion  ganz   unerklärlich.     Mit  Bails   Theorie   ist 
ferner  unvereinbar,  dass  auch  Vorbehandlung  mit  toten  Tuberkelbazillen  akuten 
Tod  bei  der  Reinjektion   erzeugt.    Heckes  hat  auch  Exsudate  beobachtet, 
wo  nicht  nur  keine  Aggressinwirkung,  sondern  sogar  eine  Art  Schutzwirkung 
eintrat.    Die  Überempfindlichkeit  an  tuberkulösen  Meerschweinchen  ist  nicht 
durch  ein  vom  Bakterium  sezerniertes  Aggressin,  sondern  durch  antikörper- 
artige Reaktionsprodukte  des  infizierten  Organismus  bedingt. 

Die  Aggressinhypothese  soll  nach  Bail  (6)  zwei  auffällige  Erscheinungen 
erklaren,  1.  dass  tuberkulöse  Meerschweinchen  in  einem  gewissen  Stadium  der 
Krankheit  nach  neuer  intraperitonealer  Einspritzung  grösserer  Bazillenmengen 
binnen  wenigen  Stunden  mit  charakteristischem  Befunde  sterben  (Überempfind- 
lichkeit], 2.  dass  gesunde  Tiere  von  etwa  200  g  in  kurzer  Zeit  sterben,  wenn 
sie  grössere  Mengen  von  Tuberkelbazillen  mit  dem  Exsudat  überempfindlich 
gestorbener  Tiere,  das  in  grösserer  Menge  angewendet  werden  und  bestimmte 
Bedingungen  erfüllen  muss,  intraperitoneal  erhalten  (akuter  Tod).    Daraus  er- 
gibt sich  nicht,  dass  die  Körperflüssigkeiten  Tuberkulöser  einen  Stoff  enthalten, 
welcher  in  Verbindung  mit  Tuberkelbazillen  ein  Gift  für  das  Meerschweinchen 
ist,  wie  V.  Pirquet  und  Schick  gefolgert  haben;   das  Gift  wird  von  den 
Bazillen  geliefert,   das  Exsudat  hält  in  Verbindung  mit  Tuberkelbazillen  die 
Leukozyten   fem.    Auch   soll   nicht   gesagt   sein,    dass   die  Körperflüssigkeit 
Taberkulöser   schlechthin  einen  Stoff  von  den  Eigenschaften  des  Aggressins 
enthalten  müsste.    Die  Vergiftung  erfolgt  nicht  deshalb,  weil  bei  gleichzeitiger 
Injektion  von  Bazillen  und  Aggressin  etwa  ein  neuer  giftiger  Stoff  entstünde 
oder  weil  das  Aggressin  selbst  aus  den  Bazillen  Gift  frei  macht,  sondern  weil 
die  onkozytären  Schutzkräfte  abgehalten  werden  das   auf  irgend  eine  Weise 
trei  werdende  Gift  zu  paralysieren  oder  dessen  Resorption  zu  verhindern.    Ob 
das  wirklich  tödliche  Stoffe  sind,   darüber  soll  das  Wort  Aggressin  nichts 
Inwidemifliches  sagen. 

Romme  (67)  gibt  in  dieser  Arbeit  die  Ansichten  Bails,  Hokes  und 
^uknchis  über  die  Aggressine  wieder,  die  dazu  dienen,  eine  neue  Theorie 
über  Infektion  und  Immunität  aufzustellen.    Das  Wort  Aggressin  soll  die  ganzen 

Jakretbrneht  IQr  Chirurgie  1905  10 


146  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    I.  Teil. 

Erscheinungen  umfassen,  die  es  bewirken,  dass  die  einen  Mikrobien  sich  im 
Körper  vermehren,  ohne  eine  Toxiinfektion  zusetzen,  die  anderen  nicht.  Bail 
glaubt  annehmen  zu  können,  dass  die  ersteren  imstande  waren,  die  Yerteidigni^s* 
kräfte  des  Organismus  zu  annullieren,  dadurch  aggressive  Eigenschaften  gegen 
die  Zellen  des  Körpers  zu  erhalten,  denn  das  Meerschweinchen,  das  längere  Zeit 
tuberkulisiert  ist,  stirbt  in  wenigen  Stunden  mit  allen  Zeichen  einer  akutesten 
Vergiftung,  wenn  man  Tuberkelbazillen  in  seine  Bauchhöhle  injiziert.  In  dem 
trüben  Bauchexsudat  dieser  Tiere  findet  man  fast  nur  Lymphozyten.  Inji- 
ziert man  massenweise  Tuberkelbazillen,  welche  zur  Entfernung  des  Tuber- 
kulins gewaschen  sind,  bei  einem  frischen  Meerschweinchen,  so  treten  gleiche 
Ereignisse  nicht  ein;  auch  bei  ihnen  entsteht  ein  Exsudat,  aber  mit  grossen 
Polynukleären,  die  sich  der  Tuberkelbazillen  bemächtigen.  Die  Dinge  ver- 
laufen in  fast  gleicher  Weise,  wenn  man  einem  frischen  Meerschweinchen  eine 
Mischung  von  Bazillen  und  Tuberkulin  injiziert.  Man  kann  aber  den  Tod 
eines  normalen  Meerschweinchens  schnell  herbeiführen,  wenn  man  statt  des 
Tuberkulins  eine  gewisse  Menge  zentrifugierten  Peritonealexsudats  nimmt,  das 
von  einem  tuberkulösen  Meerschweinchen  stammt,  getötet  durch  eine  frische 
Infektion  mit  Tuberkulose,  man  findet  dann  im  Bauchexsudat  wieder  Lympho- 
zyten. Die  den  schnellen  Tod  herbeiführenden,  im  Bauchexsudat  übertnber- 
kulinisierter  Meerschweinchen  vorhandenen  Substanzen,  die  im  Tuberkulin 
fehlen,  sind  die  Aggressine.  Die  von  den  Bazillen  abgesonderten  Aggressine 
werden  auf  dem  Lymphwege  resorbiert  und  führen  zu  einer  Sättigung  des 
Körpers  damit;  in  dem  Augenblick  ist  die  Wirkung  der  Bazillen  uneinge- 
schränkt und  es  erscheinen  die  Zeichen  der  Intoxikation.  Der  rapide  Tod 
tuberkulöser  Meerschweinchen,  die  infolge  einer  neuen  intraperitonealen  In- 
jektion gewaschener  Bazillen  übertuberkulisiert  sind,  erklärt  sich  auf  folgende 
Weise.  Nach  der  Injektion  in  die  Bauchhöhle  entsteht  ein  Aggressine  ent- 
haltendes Exsudat,  diese  verhindern  die  Phagozyten  am  Eintritt  in  die  Bauch- 
höhle; es  erscheinen  nur  Lymphozyten.  Dadurch,  dass  die  Leukozyten  nicht 
wirken,  verfallen  die  Bazillen  der  Bakteriolyse ,  die  Gifte  werden  frei  und 
töten.  So  wirkt  nicht  nur  der  Tuberkelbazillus,  sondern  Hoke  hat  gezeigt, 
dass  die  pleuritischen  Exsudate  bei  Pneumokokkeninfektion  auch  Aggressine 
enthalten.  Kukuchi  zeigte,  dass  der  Dysenteriebazillus  eine  veritable  In- 
fektion mit  Beteiligung  aller  Organe  hervorrufen  kann,  wenn  man  ihn  kulti- 
viert, indem  man  das  Peritonealexsudat,  in  dem  er  sich  befindet,  direkt  von 
einer  Bauchhöhle  in  die  andere  überträgt.  Unsere  Anschauungen  über  die 
Phagozytose  werden  durch  diese  Arbeiten  wesentlich  erweitert,  in  gewissen 
Fällen  wenigstens  dient  die  Phagozytose  dem  Schutz  des  Organismus,  wenn 
sie  sich  der  Bakteriolyse  entgegenstellt,  die  allerdings  bislang  selbst  als  ein 
Verteidigungsmittel,  die  Heilung  sichernd,  angesehen  ist. 

Die  Kenntnis  der  Aggressine  musste  zur  Entdeckung  von  antiaggres- 
siven Seris  führen  und  Bail  hat  zwei  antiaggressive  Sera  mit  immuni- 
sierenden und  heilenden  Eigenschaften,  eines  gegen  Typhus,  eines  gegen 
Cholera,  demonstriert,  während  Kukuchi  ein  spezifisches  Serum  gegen  Dysen- 
terie bekannt  gibt.  Die  Hypothese  der  Agressine  ist  von  Bail  aufgestellt, 
um  die  ganz  akute  Intoxikation  übertuberkulisierter  Meerschweinchen  zu  er- 
klären und  diejenige  von  jungen  Meerschweinchen,  denen  man  ins  Peritoneum 
eine  Mischung  von  gewaschenen  Tuberkelbazillen  und  von  Peritonealexsudat, 
das  von  übertuberkulisierten  Meerschweinchen  herstammt,  injiziert.  Nach  dieser 
Hypothese  werden,   wenn  der  tuberkulöse  Organismus  mit  Aggressinen  über- 


Waldvogel,  Taberkuloae.  147 

satdgt  ist,  welche  die  phagozytäre  Verteidigung  aufheben,  die  injizierten  Koch- 
seben Bazillen,   wenn  sie  ins  Peritoneum  eines  Meerschweinchens  gespritzt 
werden,  aufgelöst,  ohne  von  Phagozyten  aufgenommen  zu  werden  und  führen 
darch  ihr  in  Freiheit  gesetztes  Tuberkulin  die  Vergiftung  des  Tieres  herbei. 
Welches  auch  der  Ursprung  der  Aggressine  ist,  ob  sie  vom  infizierten  Orga- 
nismus gebildet  werden,  wie  das  Pirquet  und  Schick  vermuten,  oder  ob 
sie  Ton  den  Bazillen  gebildet  werden,  wie  das  Bai  1  behauptet,  jedenfalls  sind, 
wie  Romme  (68)  meint,  die  Tatsachen,  welche  die  antiaggressiven  Sera  betreffen, 
sehr  bemerkenswert.  Man  stellt  sie  dar,  indem  man  ein  Tier  mittelst  subkutaner 
bjektionen  peritonitischen  oder  pleuritischen  Exsudats  immunisiert,  das  von 
Tieren  stammt,  welche  eine  intraperitoneale  Injektion  von  Typhus-,  Dysenterie- 
bazillen oder  Choleravibrionen  bekommen  haben.    Das  Exsudat  ist  selbstver- 
ständlich vor  der  Injektion  zentrifugiert,  sterilisiert  und  auf  die  Abwesenheit 
lebender  Mikrobien  geprüft.  Ein  Meerschweinchen,  durch  ein  aggressives  Exsudat 
iminnnisiert  —  aktive  Immunisation  —  erträgt  die  intraperitoneale  Injektion 
des  aggressiven  Exsudats  und  von  Typhusbazillen  in  Dosen,  welche  die  Tiere 
anfehlbar  sonst  töten.    Ebenso  wirkt  die  prophylaktische  Injektion  von  anti- 
aggressivem  Serum  —  passive  Immunität  — ,  doch  lässt  diese  Art  zuweilen  im 
Stich.  Der  Mechanismus  dieser  Immunisierung  und  Heilung  würde  ein  anderer 
sein  als  der   der  antitoxischen  und  bakteriziden  Sera.     Die  antiaggressiven 
Sera,  wenigstens  das  gegen  die  Typhusbazillen,  sind  nicht  bakterizid,  Bail 
bat  in  diesen  Seris  sehr  energische  agglutinierende  Eigenschaften  festgestellt 
selbst  im  Verhältnis  1 :  100000. 

Die  Tuberkulose  ist  bei  natürlicher  Infektionsgelegenheit  eine  Infektion 
exquisit  lymphogenen  Ursprungs.    Man  unterscheidet  bei  der  Skrofulöse  der 
Lymphdrüsen  die  tuberkulöse,  die  pyogene  Form  und  eine  Kombination  beider 
Prozesse,  besonders  Com  et  bringt  schon  pathologisch-anatomisch  die  Tuber- 
kuloseinfektion in  einen  gewissen  Gegensatz  zur  pyogenen  und  baut  auf  dieser 
anatomischen  Grundlage  Anschauungen  über  den  klinischen  Verlauf  der  pyo- 
genen nnd  tuberkulösen  Skrofulöse  auf.    Demgegenüber  will  Bart  et  (10)  auf 
übereinstinunende  Ergebnisse  neuester  Forschung  hinweisen,   die  geeignet  er- 
scheinen, jede  trennende  Schranke  zwischen  Tuberkulose  und  anderweitigen 
Ijmphogenen  Infektionen  in  pathologisch-anatomischer  und    damit    auch  in 
klinischer  Beziehung  in  vielen  Punkten   als  unhaltbar  erscheinen  zu  lassen. 
Es  gelang  nämlich,  wie  schon  früheren  Untersuchem,  Weichselbaum  und 
Bartel  im  lymphatischen,  nicht    spezifisch  tuberkulös  veränderten  Gewebe 
nmlenie  Bazillen  nachzuweisen;  solche  lediglich  geschwollenen  Lymphdrüsen 
mit  virulenten  Tuberkelbazillen  wiesen  mikroskopisch  nur  lymphoide  Hyper- 
plasie ohne  stärkere  Hyperämie  auf,  Veränderungen,  die  sich  mit  denen  des 
ersten  Stadiums  der  pyogenen  Infektion  decken.     Diese  Befunde  müssen  den 
Gedanken  wachrufen,  dass  die  Wirkung  des  Bazillus  im  lymphoiden  Gewebe 
auch  eine  kleinzellige  Hyperplasie  hervorbringen  kann  und   dass  sie  mit  der 
Bildong  typischer  Tuberkel  abgeschlossen  erscheint.     Wir  müssen    also  im 
lymphoiden  Stadium  die  vernehmlichsten  Eingangspforten  suchen,  indem  wir 
ein  grösseres  Gewicht  auf  die  Infektion  durch  den  Digestionstraktus  und  nicht 
zun  wenigsten  durch  den  Hals  legen,  wie  Harbitz  betont.   Die  Tuberkulose 
i^t  nach  Ansicht  des  Verf.   im  Stadium  manifester  Veränderungen  in  noch 
^el  weiterem  Masse  als  Infektion  kryptogenetischen  Ursprungs  anzusehen  als 
fö  bei  der  pyogenen  Infektion  der  Fall  ist,  denn  letztere  setzt  doch  in  vielen 
Fällen  typische  Veränderungen  der  Eintrittspforten.     Weichselbaum  und 

10* 


148  JafarMbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Bartel  halten  sich  für  berechtigt  eine  längere  Latenz  der  Bazillen  im  noch 
nicht  spezifisch  veränderten  lymphatischen  Gewebe  anzunehmen.  Die  Filtration 
in  den  Lymphdrüsen  ist  wohl  eine  unvollkommene,  aber  man  muss  bei  der 
Vermehrung  der  Lymphozyten  an  eine  Schutzwirkung  denken,  die  ausreichen 
kann,  eine  Zeitlang  das  Entstehen  von  manifesten  Veränderungen  aufzuhalten, 
wie  auch  wohl  eine  Infektion  im  Stadium  der  kleinzelligen  Hyperplasie  aus- 
heilen mag.  Gegenüber  diesem  hemmenden  Einfluss  der  Lymphozyten  ergaben 
Kontrollversuche  mit  Blutserum  und  Leukozytenexsudaten  ein  negatives 
Resultat. 

Ribbert  (66)  hält  seine  Bedenken  gegen  die  Lehre  Weigerts  von 
der  Entstehung  der  Miliartuberkulose  in  den  wesentlichsten  Punkten  aufrecht, 
wenn  er  seine  Anschauung  auch  in  manchen  Punkten  modifiziert  hat.  Der 
plötzliche  Einbruch  von  Bazillen  in  das  Gefasssystem  ist  für  die  meisten  Fälle 
theoretisch  konstruiert,  nirgendwo  sicher  nachgewiesen  und  überall  unwahr- 
scheinlich. Die  hämatogene  Entstehung  der  chronischen  Lungenphthise  ist 
häufig.  Die  Tuberkel  sind  nicht  alle  zugleich,  sondern  während  eines  längeren 
Zeitraumes  nacheinander  zustande  gekommen.  Es  bleibt  also  nur  die  Mög- 
lichkeit, dass  bei  der  Miliartuberkulose  die  Bazillen  immer  wieder  aufs  neue 
in  den  Kreislauf  gelangten  und  sich  in  den  Organen  festsetzten.  In  einer 
Lunge  müssen  bei  Miliartuberkulose  mindestens  viele  Tausende  von  Intima- 
tuberkeln  vorhanden  sein,  Ribbert  gibt  an,  wie  man  sie  suchen  muss.  Auch 
die  Intimatuberkel  sind,  da  sie  nicht  alle  gleiches  Alter  aufweisen,  durch  eine 
sich  über  längere  Zeit  erstreckende^  immer  erneute  Ansiedelung  von  Bazillen 
entstanden.  Nachdem  Bazillen  aus  dem  primären  Einbruch  ins  Blut  gelangt 
sind,  werden  die  Bazillen  nicht  nur  von  den  kleinen  Intimatuberkeln  geliefert, 
sondern  es  kommen  dieselben  in  den  Fällen,  in  denen  wirklich  eine  plötzliche 
Eröffnung  eines  erweichten  Herdes  stattgefunden  hat,  auch  weiterhin  noch 
aus  diesem.  Bazillen  gelangen  auch  bei  Phthisikem  nicht  selten  ins  Blut, 
eine  Miliartuberkulose  entsteht  aber  bei  ihnen  nicht,  weil  nur  einzelne  Bazillen 
aus  kleinen  Gefassen  austreten  und  nur  spärliche  Intimatuberkel  erzeugt 
werden,  die  Miliartuberkulose  ist  von  der  Existenz  umfangreicher  Gefassherde 
abhängig.  Aber  sie  entsteht  nur  bei  Individuen,  die  infolge  günstiger  Ent- 
wickelungsbedingungen  grosse  Intimatuberkel  entstehen  lassen,  während  bei 
Phthisikern  eine  Endangitistuberkulose  im  allgemeinen  nicht  zustande  kommt. 
Auch  die  Bazillen  werden  sich  bei  den  Disponierten  in  den  defekten  Gefass- 
herden  und  den  miliaren  Intimatuberkeln  dauernd  vermehren.  Die  gleich- 
massige  Verteilung  der  miliaren  Tuberkel  in  der  Lunge  hat  ihren  Grund  in 
der  Tatsache,  dass  die  Bazillen  sich  in  den  letzten  Pulmonalarterienästen  in 
der  Intima  festsetzen,  diese  engen  Arterien  verlaufen  neben  den  lymphatischen 
Herdchen  oder  durch  sie. 

Silbergleit  (73)  hat  die  im  pathologischen  Institut  zu  Posen  in  den 
Jahren  von  1900 — 1904  gesammelten  Fälle  von  akuter  allgemeiner  Miliar- 
tuberkulose eingehend  bearbeitet  und  gibt  zunächst  die  Sektionsprotokolle  von 
11  Fällen  von  Lungenvenentuberkulose,  von  3  Fällen  von  Tuberkulose  anderer 
Venen,  von  5  Fällen  von  Tuberkulose  des  Ductus  thoracicus,  von  3  Fällen 
von  Herz-  und  Arterientuberkulose  imd  9  negativen  Fällen.  In  den  letzten 
9  Fällen  darf  man  äussere  Umstände  für  die  Fehlresultate  mit  grösster  Sicher- 
heit verantwortlich  machen.  Die  Zahl  der  gefundenen  Einbruchsherde  bei 
akuter  und  allgemeiner  Miliartuberkulose  ist  mit  der  grösseren  Übung  der 
Obduzenten  gewachsen.    Von  den  Fällen  Silbergleits  bleiben  23  sachgemäss 


Waldvogel,  Tuberkulose.  149 

imtersacht,  in  95,6 ®/o  wurde  der  Ausgangspunkt  nachgewiesen,  die  Gefäss- 
taberkel    yerteilten   sich   auf  folgende   Blutgefässe:   Lungenvenen   11,  Vena 
soprarenalis  1,  rechtes  Herz  1,  Ductus  thoracicus  4,  Aorta  thoracica  1,  Arteria 
pnlmonalis  1,  Ductus  thoracicus  und  Vena  pulmonalis  1,  Vena  jugularis  und 
pnloioixalis  1,  Vena  suprarenalis  und  Aorta  abdominalis  1  Fall.     Stets  war 
der    Zusammenhang  mit  dem  Blutstrom  nachweisbar.    Ribbert  hat  gegen 
Weigerts  Lehre  die  verschiedene  Grösse  der  Miliartuberkel  angeführt,  Verf. 
hat    die  Grössendifferenz   der  Lungentuberkel  nicht  regelmässig,  kaum  sehr 
häufig     gefanden.     Zum  Beweise   dafür,  dass,    während  ein  infektionsfähiger 
W  ei  gertscher  Gefasstuberkel  noch  nie  ohne  Miliartuberkulose  gefunden  ist, 
eine  Kndarteriitis  tuberculosa  bei  ausgedehnten  chronischen  Lungentuberkulosen 
oft  festzustellen  ist,  gibt  Verf.  4  Untersuchungsprotokolle;  in  diesen  ist  aber 
Ton  hämatogenen  tuberkulösen  Veränderungen  wenig  zu  finden.    Sehr  wichtig 
ist,    dass  in  Fällen  von  akuter  miliarer  Tuberkulose,  in  denen  die  Lungen 
ganz  frei  von  älteren  tuberkulösen  Herden  waren,  keine  Ribbertschen  Ge- 
fasse  gefunden  wurden.     Es  ist  also  wahrscheinlicher,  dass  nicht  die  tuber- 
kulösen  Herde   des   Lungengewebes    von    den   Gefassherden   aus   entstehen, 
sondern  umgekehrt  diese  von  den  Lungenherden  aus.     Die  Ähnlichkeit  der 
Kinder -Allgemeintuberkulose  mit  der  akuten   allgemeinen  Miliartuberkulose 
hat    dazu  geführt,  dass  bei  einigen  Autoren  der  Prozentsatz  der  gefundenen 
Gefasstuberkel  ein  zu  geringer  war.    Nach  5  vom  Verf.  mitgeteilten  Proto- 
kollen   ist    die    Unterscheidung    in    jedem    einzelnen    Fall    deutlich    genug. 
G^en  die  Ribbert  sehe  Theorie   spricht,    dass   seine   Froliferationsstellen, 
nämlich  die  Bazillenklumpen  in  den  Kapillaren  und  die  Miliartuberkel  der 
Lungenspitzen,  nicht  konstant  nachweisbar  sind,    dass  sie  unzureichend  er- 
scheinen, dass  sie  ohne  akute  Miliartuberkulose,  ja  sogar  ohne  jede  hämato- 
gene  Ausbreitung  der  Tuberkulose  gefunden  werden.    Die   tuberkulösen  Ge- 
fassherde  entstehen  nur  ausnahmsweise  durch  Übergreifen  tuberkulöser  Herde 
der  Nachbarschaft,  sondern  meist  durch  Ansiedelung  vereinzelter  hämatogen 
verschleppter  Tuberkelpilze  in  die  Gefässwand.    Relativ  häufig  werden  mehrere 
infektionstüchtige  Blutgefassherde  gefunden,  dadurch  findet  die  ungleiche  Grösse 
der  Terschiedenen  Miliartuberkel  in  demselben  Organ  und   in  verschiedenen 
ihre  Erklärung.    Weigerts  Theorie  gilt  nur  für   die  Fälle  von  akuter  all- 
gemeiner Miliartuberkulose,    welche    charakterisiert    sind  durch  die  gleiche 
Grosse  der  miliaren  Knötchen  und  ihre  gleichmässige  Verteilung;  eine  gewisse 
Ähnlichkeit  einzelner  Formen  der  menschlichen  Allgemeintuberkulose  mit  der 
akuten  allgemeinen  Miliartuberkulose  ist  ja  vorhanden,  im  allgemeinen  sind 
die  3  Formen  der  generalisierten  Tuberkulose,  akute  Allgemeintuberkulose, 
Übergangsformen,    chronische  Allgemeintuberkulose    leicht  von  einander   zu 
trennen.  Gerade  für  die  akute  allgemeine  Miliartuberkulose  dürfte  die  Ribbert- 
sche  Annahme  einer  Disposition  tiberflüssig  erscheinen. 

Der  Menschen-  und  Rinderbazillus  unterscheiden  sich  nach  Kos  sei  (41) 
deutlich,  wenn  man  sie  aus  den  kranken  Organen  des  Menschen  resp.  des 
Rindes  nach  derselben  Methode  züchtet,  erstere  sind  länger  und  schlanker, 
sie  wachsen  üppig  auf  künstlichen  Nährböden,  auf  der  Bouillon  bilden  sie  eine 
dicke  Haut,  sie  erzeugen  in  3 — ^5^/oiger  Glyzerinbouillon  zunehmende  Mengen 
Ton  Säure,  Kaninchen  widerstehen  ihnen  länger.  Der  Unterschied  zwischen 
den  beiden  Typen  ist  besonders  deutlich  bei  Einatmung  oder  Verschlucken  der 
Bazillen.  Der  Bazillus  der  Vogeltuberkulose  weicht  wieder  von  diesen  bei- 
den Typen  &b.    Eine  Kultur  aus  Rindertuberkulose  erzeugt  stets  beim  Rind 


150  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

progrediente  Tuberkulose,  wenn  man  5  cg  subkutan  verimpft,  die  Über- 
tragung von  Gewebsstückchen  gibt  keine  Entscheidung.  Die  Versuche  A  r  1  o  i  n  g  s 
und  de  Jongs,  welche  glauben,  dass  man  bei  Rindern  mit  Bazillen  vom 
Typus  humanus  Tuberkulose  erzeugen  kann,  sind  mit  zu  grossen  Bazillen- 
mengen angestellt,  die  Experimente,  nach  denen  eine  Umformung  des  Rinder- 
typus in  den  menschlichen  und  umgekehrt  möglich  sein  soll,  sind  nicht 
beweisend;  die  wiedergefundenen  Bazillen  bei  Aufenthalt  im  Tierkörper 
brauchen  nicht  aus  den  einverleibten  entstanden  zu  sein,  zumal  sie  bei  der 
langen  Zeit  auf  unkontrollierbaren  Wegen  eingedrungen  sein  können.  Kossel 
erhielt  selbst  bei  fünfmaliger  Passage  des  Ziegen-  und  mehrfacher  durch  den 
Rinderkörper  immer  typische  Menschenbazillen  wieder,  mit  diesen  Resultaten 
stimmen  die  von  Gratia,  Möller  und  Ligniferes  überein.  Die  Tatsache, 
dass  man  Rindvieh  mit  Hilfe  von  Menschenbazillen  gegen  die  des  Rindes 
immunisieren  kann,  zeigt,  dass  es  sich  bei  dieser  Immunitätsreaktion  nicht 
um  eine  in  dieser  Beziehung  spezifische  handelt.  Die  weitverbreitete  Rinder- 
tuberkulose ist  ausschliesslich  auf  Infektion  mit  dem  Rindertypus  zurückzu- 
führen, Schweine  sind  in  hohem  Grade  empfänglich  für  den  Rinderbazillus, 
weniger  für  den  menschlichen  Typ.  In  10  ^/o  menschlicher  Tuberkulose  fand 
Verf.  Rinderbazillen ,  vorzugsweise  bei  Kindern  im  Intestinaltraktus  und  in 
Mesenterialdrüsen ,  bei  Phthisen  wurde  nur  der  Menschenbazillus  festgestellt, 
aber  beide  Arten  kommen  auch  bei  einem  Menschen  vor.  Die  menschliche 
Tuberkulose  entsteht  hauptsächlich  aus  der  Infektion  mit  Menschentuberkel- 
bazillen, sie  werden  von  Mensch  zu  Mensch  übertragen.  Findet  man  beim 
Menschen  Bazillen  vom  Rindertypus,  so  ist  die  Nahrungsinfektion  sehr  wahr- 
scheinlich. Da  die  Tatsache,  dass  ein  Kind  an  primärer  Darmtuberkulose 
leidet,  nicht  beweist,  dass  seine  Bazillen  tierischer  Abkunft  sind,  so  kann  man 
bei  primärer  Darmtuberkulose  Bazillen  vom  menschlichen  ebenso  oft  finden 
wie  vom  Rindertypus.  Die  Hauptquelle  für  die  Infektion  mit  Rindertnber- 
kulose  ist  die  Milch  von  Kühen,  welche  an  Eutertuberkulose  erkrankt  sind. 
Aus  den  bisherigen  Experimenten  folgt,  dass  eine  Infektion,  die  ein  Mensch 
sich  vom  Rinde  zuzieht,  nicht  leicht  auf  andere  Menschen  übertragbar  ist 
und  nicht  zur  Verbreitung  der  Tuberkulose  beiträgt.  Die  Rolle,  welche  die 
Infektion  vom  Rindvieh  aus  in  der  Verbreitung  der  Tuberkulose  beim  Menschen 
spielt,  ist  gegenüber  der  Gefahr,  welche  von  einem  Phtbisiker  ausgeht,  gering. 
Die  Massregeln  gegen  die  erste  Art  der  Übertragung  sollten  in  ihrer  jetzigen 
Ausdehnung  Geltung  behalten. 

Nach  Raws  (64)  Ansicht  werden  die  Lungen  durch  Inhalation  von 
Bazillen,  die  einem  anderen  Phthisisfalle  entstammen,  infiziert  oder  durch  zu- 
fallige Einatmung  trockener  Bazillen;  das  trifft  für  die  grosse  Mehrzahl  der 
Lungentuberkulosen  zu.  In  wenigen  Fällen  wird  die  Lungenspitze  ergriffen 
durch  die  Ausbreitung  in  den  Halslymphdrüsen,  das  hat  Raw  unter  3500 
Fällen  von  Tuberkulose  mit  650  Autopsien  3mal  beobachtet.  Besonders  bei 
Kindern  nehmen  die  Bazillen  häufig  ihren  Weg  von  den  Mesenterialdrüsen 
durch  das  Diaphragma  in  die  Lungen,  wenn  der  Darm  durch  Milch  infiziert 
ist.  Menschen-  und  Rinderbazillen  sind  verschiedene  Varietäten  derselben 
Art,  sie  können  je  nach  Lebensalter  und  Ort  der  Infektion  verschiedene  Krank- 
heitsbilder erzeugen.  Primäre  Intestinaltuberkulose  und  Tabes  mesaraica 
stammen  gewöhnlich  vom  Rinde,  auch  die  Miliartuberkulose  ist  durch  Rinder- 
bazillen erzengt.  In  den  meisten  Fällen  von  Tuberkulose  ist  der  Prozess  fast 
immer  auf  die  Lungen  beschränkt.     Von  diesen  Phthisefällen  waren  nur  in 


Waldvogel,  Taberkalose.  151 

15  Halsdrosen  und  Gelenke  erkrankt,  in  vorgeschrittenen  Fällen  sind  Darm  und 
Mes^tmaldrüsen    oft    sekundär    affiziert,    die    meisten   Menschen    sterben 
sTJschen  30  und  40  Jahren  an  Phthise,  alle  anderen  Formen  der  Tuberkulose 
sind   beim   Erwachsenen    selten,    Menschen    mit    diesen   Tuberkuloseformen 
sterben  gewöhnlich  an  einer  nicht  tuberkulösen  Krankheit,   an  Amyloid,  Er- 
schöpfung oder  Miliartuberkulose.    Menschen-  und  Rinderbazillen  erscheinen 
klinisch  als  Antagonisten.    Die  Tuberkulose  des  Intestinums,  der  Mesenterial- 
driisen  und  der  serösen  Häute  bei  Kindern  ist  wahrscheinlich  durch  Infektion 
mit  Rinderbazillen  hervorgerufen.    Die  Tabes  mesaraica  ist  vor  dem  Alter 
TOD  3  Jahren   häufiger  als  später,  Verf.  beobachtete  davon  382  Fälle,  von 
denen  103  zur  Sektion  kamen,  er  hat  häufig  gefühlt,  dass  vergrösserte  Mesen- 
terialdrüsen  kleiner  wurden,  das  Kind  genas.    Die  Sterblichkeit  der  Kinder 
an  Bauchtuberkulose  hat  ebenso  wie  die  Tuberkulose  unter  den  Rindern  zu- 
genommen.    Handelsmilch  enthält  nach  mehreren  Untersuchern   15,5 — 30  Vo 
Tnberkelbazillen.     Menschenbazillen,  durch  Milch  einer  tuberkulösen  Mutter 
eingeführt,   können  beim  Brustkinde  primäre  Bauchfelltuberkulose  erzeugen, 
doch  das  lässt  sich  nicht  beweisen,  aber  bei  46  Todesfallen  an  Tabes  mesa- 
raica waren  nur  4mal  phthisische  Eltern  zu  eruieren.  Die  Milchinfektion  beginnt 
in  den  Mesenterialdrüsen  mit  oder  ohne  Darmulzeration,   breitet  sich  darauf 
au{  retroperitoneale  und  durch  das  Diaphragma  auf  die  Drüsen  des  hinteren 
Mediastinums  aus  und  befäUt  dann  Pleura  und  Lungen,  in  13  letal  verlaufenen 
Yällen  waren   die  Lungen  überhaupt  nicht  affiziert.     So  verläuft  auch  die 
Füttemngsinfektion  beim  Kalb,    der  Ductus  thoracicus  vermittelt  zwischen 
Bauch  und  Brust.    Die  Bazillen  sind  weit  häufiger  in  den  Mesenterialdrüsen 
als  bei   der  Autopsie    gefunden    wird.     Die    Bauchfelltuberkulose    ist    eine 
lokalisierte  Lifektion  mit  Rinderbazillen,  die  am  Absterben  sind,  Rindertuber- 
hlose  ist  für  Kinder  virulenter  als  menschliche.     Bei  400  Fällen  von  Tabes 
mesaraica  wurde  mit  Ausnahme  von  2  Fällen,  in  denen  die  Mutter  phthisisch 
war,  kein  stets  an  der  Brust  ernährtes  Kind  angetroffen.     Auch  nach  den 
Resultaten  der  deutschen  Kommission  war  in  6  von  66  Fällen  der  Rinder- 
bazillos  der  Erreger.    Kinder  mit  vergrösserten  Halsdrüsen,  tuberkulösen  Ge- 
lenken und  Wirbelsäule  genesen  meist,  Phthisiker  haben  in  einer  verschwin- 
dend geringen  Anzahl  Lymphdrüsen-,  Gelenk-  und  Wirbelsäulentuberkulose.   Die 
Halsdrosen  können  auch  durch  eine  von  den  Lungenspitzen  aufwärts  steigende 
Tuberkulose  ergriffen  werden.    Der  Menschenbazillus  dringt  nicht  in  die  Hals- 
drüsen,  sie  werden  durch  Milch  infiziert  und  sollten  stets  entfernt  werden. 
Die  Miliartuberkulose  nach  Drüsen-  und  Knochentuberkulose  ergreift  vorzugs- 
weise die  serösen  Häute,  wie  die  Rindertuberkulose.    Die  tuberkulöse  Menin- 
gitis tritt  meist   in  der  Milchtrinkperiode  auf  und  ist  oft  das  einzige  tuber- 
kulöse Symptom.     Von  123  solchen  Meningitisfällen  war  keiner,  in  dem  nur 
die  Bmst  gereicht  wurde ,   nur   bei  3  bestand  daneben  Phthise ,   Phthisiker 
haben  selten  Hirnsymptome.    Auch  der  Lupus  ist  aus  denselben  Gründen  eine 
Infektion  mit  Rinderbazillen.     Der  Mensch  wird  demnach  von  2  Varietäten 
des  Bazillus  heimgesucht,  die  eine  erzeugt  bei  Erwachsenen  Phthise,  die  andere 
Ton  Rindern  stammend,  ergreift  Kinder  während  der  Periode  des  Milchtrinkens, 
beide  wirken   antagonistisch,    die  Rindertuberkulose   immunisiert  gegen   die 
Wirkungen  des  Menschenbazillus;  es  soll  das  Serum  tuberkulöser  Rinder  prophy- 
laktisch gegen  Phthise  injiziert  werden.    Kinder  sollen  keine  ungekochte  Milch 
trinken. 

Durch  kritische  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Literatur  kommt 


152  Jahresbericht  fflr  Chirui'gie.    I.  Teil. 

Issakowitsch  (36)  zu  folgenden  Schlüssen  betreffend  die  Frage  n&ch  d 
Verwandtschaft  zwischen  Rinder-  und  Menschentuberkulose.  Die  'Möglic 
keit  der  Übertragung  der  Menschentuberkulose  auf  Rinder  ist  eirwiese 
mehr  können  weitere  Impfversuche  an  Rindern  zur  Lösung  dei*  Fra.(^ 
nicht  beitragen.  Das  Vorkommen  von  Rinderbazillen  in  menseblichc 
Organen  ist  bewiesen.  Für  die  Beantwortung  der  Frage  nach  der  Veriraürfi 
Schaft  beider  Arten  spielt  die  Häufigkeit  der  tuberkulösen  Darmerkra^nkange 
so  lange  keine  entscheidende  Rolle,  bis  nachgewiesen  wird,  dass  die  T>arni 
tuberkulöse  nur  durch  Rindertuberkelbazillen  hervorgerufen  wird.  ^Weiten 
Untersuchungen,  ob  und  unter  welchen  Bedingungen  die  Menschen tnberkf»/ 
bazillen  in  die  Rinderbazillen  umgezüchtet  werden  können,  würden  für  di<! 
Lösung  der  Frage  von  nicht  zu  unterschätzendem  Nutzen  sein. 

Kutscher  (43)  referiert  zunächst  die  Ansichten  von  Koch  und 
Behring  über  das  Verhalten  der  menschlichen  Tuberkelbazillen  zu  denen' 
der  Rindertuberkulose  und  über  die  Infektion  des  Menschen  mit  beiden 
Arten.  Nach  den  Untersuchungen  von  Kossei,  Weber,  Heuss  sind  mor- | 
phologisch  und  kulturell  Rinderbaziilen  von  denea  des  Menschen  zu  unter- 
scheiden, es  bestehen  femer  gewaltige  Virulenzunterschiede,  erstere  ver-  i 
breiten  sich  auch  nach  Becks  Untersuchungen  mehr  im  Tierkörper.  Es 
besteht  kein  Grund,  die  mangelnde  Pathogenität  der  Rinderbazillen  für  den 
Menschen  nicht  auch  anzuerkennen.  Betreffs  des  Verhältnisses  der  Erreger 
der  Geflügeltuberkulose  zu  den  Säugetiertuberkelbazillen  haben  die  Arbeiten  ron 
Weber,  Bofinger,  Rabinowitsch  ergeben,  dass  die  ersteren  sowohl 
nach  ihren  kulturellen  als  nach  ihren  pathogenen  Eigenschaften  als  ein  dritter 
besonders  für  sich  alleinstehender  Typus  des  Tuberkelbazillus  anzusehen  sind. 
Der  Geflügelbazillus  steht  der  Gruppe  der  Säugetiertuberkelbazillen  noch  ferner 
als  die  zu  letzterer  Gruppe  gehörigen  Rinder-  und  Menschentuberkelbazillen 
untereinander;  für  die  Infektion  des  Menschen  scheint  er  gar  nicht  in  Be- 
tracht zu  kommen;  doch  hat  Vage  des  von  Menschen  Bazillen  gezüchtet,  die 
sich  kulturell  wie  Geflügeltuberkulose  verhielten.  Die  Kaltblütertuberkelbaziliej} 
scheinen  mit  den  Erregem  menschlicher  Tuberkulose  nichts  zu  tun  zu  haben ; 
es  ist  nicht  erwiesen,  dass  echte  Menschenbazillen  sich; durch  Kaltblüter- 
passage in  Kaltblütertuberkelbazillen  verwandeln  lassen.  In  Rücksicht  auf  die 
Zugehörigkeit  der  drei  einzelnen  Typen  der  Tuberkulosebazillen  zu  einer  ge- 
meinsamen grossen  Bakteriengruppe  konnte  erwartet  werden,  dass  immuni- 
satorische Beziehungen  der  einzelnen  Tuberkuloseerreger  zueinander  bestehen, 
Koch  und  Neufeld  haben  nach  dem  Prinzip  Jenners  Kälber,  Ziegen  mid 
Esel  durch  intravenöse  Injektion  lebender  menschlicher  Tuberkelbazillen  gegen 
die  tödliche  Dosis  virulenter  Perlsucht  immunisiert.  Ob  nach  dem  Ver- 
fahren Behrings  Rinder  ohne  Schädigung  der  Tiere  zuverlässig  gegen  die 
natürliche  Infektion  zu  immunisieren  sind,  muss  durch  weitere  Erfahrungen 
festgestellt  werden.  Versuche  mit  Kaltblütertuberkelbazillen  gegen  mensch-  , 
liehe  Tuberkulose  zu  immunisieren,  sind  von  Dieudonn^  ohne  Erfolg  ver- 
sucht. Die  Angaben  Mo e Hers  über  erfolgreiche  Immunisierungsversuche 
von  Meerschweinchen  mit  den  Erregem  der  Blindschleichentuberkulose  sind 
unbestätigt,  Friedmanns  Resultate  mit  dem  Schildkrötenbazillus  gründen 
sich  auf  zu  wenig  positive  Versuche. 

Nach  V.  Schroen  (70)  werden  Phthise  und  Tuberkulose  von  zwei  ver- 
schiedenen Erregem  erzeugt,  der  Erreger  der  ersteren  ist  ein  Fadenpilz,  der 


Waldvogel,  Taberknlose.  153 

in  den  käsigen  Massen  zu  finden  ist,  er  bildet  in  der  Lunge  verfilzte,  anfangs 
geschlossene  Massen,  welche  käsig  und  schleimig  erweichen  und  später  durch 
die  Kommonikation  mit  einem  Bronchus  zu  offenen  käsigen  Herden  werden. 
So  erzeugt  der  Fadenpilz,  dessen  Reinzüchtung  bislang  nicht  gelungen  ist, 
die  grossen  Kavernen,  deren  Wand  er  in  Form  eines  dicken  dreischichtigen 
Belages  auskleidet.  Der  Erreger  der  Tuberkulose  ist  der  Tuberkelbazillus, 
beide  Prozesse,  Phthise  und  Tuberkulose  können  gleichzeitig  in  einer  Lunge 
vorhanden  sein,  dann  ist  der  Tuberkelbazillus  zuerst  eingedrungen. 

Verwendet  man  heisses   alkalisches  Earbolfuchsin  zur  Bazillenfarbung, 
so  sind  in  den  Bazillen  keine  Lücken  zu  erkennen,  wohl  aber  reichUch  die 
bekannten  kugeligen  Kömer,  die  Turban  (81)  als  Vorläufer  von  beimTuberkel- 
bazillns  nicht  zur  Entwickelung  gelangenden  Sporen  ansieht.    In  sehr  alten 
Kaltaren    kann    man  mit  Delasfields  Hämatoxylin    eine    Hülle    nachweisen. 
^iU  man  elastische  Fasern  und  Bazillen  im  Sputum  zugleich  färben,  so  ist 
Karbolfuchsin,   dann  Salzsäurealkohol,  dann   Weigertsche    Färbung  zu   ver- 
wenden.   Im  frischen  Sputum  sieht  man  auf  den  elastischen  Fasern  Auflage- 
rungen, die  von  Engel  als  Fettorganisation  gedeutet  sind  und  wahrscheinlich 
^us  verkästen  Zellen  stammen.    In  einem  Fall  von  Lungentuberkulose  und 
primärem  Langenkrebs   grenzten  Krebszellen  und  Tuberkel  unmittelbar  an- 
einander. 

T  wich  eil  (82)  hat  zahlreiche  die  natürlichen  Verhältnisse  der  Praxis 
nachahmende  Versuche  darüber  angestellt,  wie  lange  die  Bazillen  im  Sputum 
sich  lebensfähig  erhalten.  Die  beiden  verwandten  Sputa  stammten  von  Patienten 
mit  progredienter  Phthise  und  enthielten  nach  Injektion  in  die  Leistenbeuge 
Ton  Meerschweinchen  bei  denselben  ausgedehnte  tuberkulöse  Veränderungen 
setzende  Bazillen.    Mit  jeder  Probe  wurde  ein  Meerschweinchen  geimpft,  fand 
sich  nach  2 — 3  Wochen  keine  Vergrösserung  der  Drüsen,  wurde  ein  zweites  mit 
demselben  Material  infiziert.    BUeben  die  Meerschweinchen  4 — 6  Wochen  am 
Leben,  so  wurden  sie  getötet;  bei  der  Autopsie  wurden  Ausstrichpräparate 
Ton  Drüsen  und  Tuberkeln  gemacht  und  mikroskopisch  untersucht.    Bazillen 
des  Sputums  in  paraffinierten  Flaschen,  untergebracht  in  einem  dunklen  feuchten 
Verschlag,  erzeugten  Tuberkulose  nach  170  Tagen,  nicht  nach  188,  untergebracht 
in  einem  dunklen  Klosett,  waren  virulent  nach  160  Tagen,  nicht  nach  188,  in 
einem  diffus  belichteten  Zimmer  nach   124,   nicht  nach  175,  dem  direkten 
Sonnenlicht  ausgesetzt,  nach  einer  Stunde,  nicht  nach  7,  in  Thermostaten  nach 
33  Tagen,  nicht  nach  100.   Sputum  in  mit  Baumwolle  verschlossenen  Flaschen, 
aufgehoben  in  einem  feuchten  dunklen  Verschlage,  erzeugt  Tuberkulose  nach 
157,  nicht  nach  172  Tagen,  aufgehoben  in  einem  dunklen  Klosett,  nach  100 
Tagen,  aber  nicht  nach  141.    Sputum  im  Sand  an  einem  hellen  feuchten  Platz 
enthalt  virulente  Bazillen  nach  123,  nicht  nach  148  Tagen,  an  einem  trockenen 
kellen  Platz  nach  30  Tagen,  nicht  nach  70.    Mit  einem  Sputum  im  Taschen- 
tuch erzeugte  man  Tuberkulose  nach  70  Tagen,  nicht  nach  110,  mit  dem  an 
einem  Teppich  nach  39,   nicht  nach  70,   mit  dem  auf  Holz  nach  70,  nicht 
nsch  110,   mit  Sputum   auf  einer  wollenen  Bettdecke  nach  70  Tagen,  nicht 
nach  110.    Mit  Sputum,  in  offenen  Flaschen  draussen  in  den  Wintermonaten 
aufgehoben,  erzeugte  man  Tuberkulose  nach  110,  aber  nicht  nach  132  Tagen. 
Mit  Sputum  in  Eis  erhielt  Twi  che  11  ein  positives  Resultat  nach  102  Tagen, 
nicht  nach  153.    Die  Lebensdauer  der  Tuberkelbazillen  im  Sputum  wird  also 
Yerlängert  durch  Dunkelheit   und  Feuchtigkeit,   so  lebten  sie  noch  nach  5^^ 
Monaten.     Die  Temperatur  von  37^  ist  ungünstiger  für  sie  als  die  Zimmer- 


154  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

temperatur,  ebenso  die  Temperatur  nahe  dem  Gefrierpunkte.   Direkte    Sonne 
strahlen  töten  die  Bazillen  in  wenigen  Stunden. 

Neben   die  Tuberkulosen  mit  wohl  charakterisierten  histologisohezi   Pn 
zessen  haben  Poncet  undLeriche  (63)  die  septikämische  und  entzimdiicZi 
Form  gestellt,  letztere  ist  am  häufigsten  an  den  Gelenken  und  auf  den  seröse 
Häuten,  diese  Erscheinungen  setzen  den  tuberkulösen  Rheumatismus  zasammei; 
Aber  alle  Gewebe  und  Organe  des  Körpers  können  durch  Toxine  der  Tuberkel 
bazillen  ohne  charakteristische  anatomische  Läsionen  erkranken,  man    siebt  h 
den  bindegewebigen  Partien  Kundzellen,  welche  mit  den  aus   den  Gefassei 
kommenden  Leukozyten  identisch  sind;  nur  ausnahmsweise  erscheinen   mnde 
Herde,   epitheloide  Riesenzellen;  der  Tuberkel  ist  nichts  für  den  Tuberkel- 
bazillus  Charakteristisches.    Nur  die  Klinik  kann  die  tuberkulöse  Nartur  der 
einfachen  Entzündungen  aufdecken,   die  sich  in  allen  Organen  lokalisieren 
kann  und  bisher  in  ihrer  Ätiologie  unbekannte  Prozesse  aufklärt.     Die  ent- 
zündliche Tuberkulose  des  Magens  äussert  sich  in  zwei  Formen,  der  hyper- 
trophischen und  einer  ulzerösen,  denen  die  VerfF.  noch  eine  rein  bindege^webi^e 
anreihen.    Mukosa  und  Peritoneum  sind  dabei  meist  intakt.    Patel  hat  einen 
hierher  gehörenden  Fall  mitgeteilt,  jede  andere  Ätiologie  für  die  Pylorus- 
stenose war  auszuschliessen ,   das  Alter  des  Kranken,   die  Anwesenheit   von 
Lymphknoten  machen  die  Tuberkulose  wahrscheinlich,   2  Monate  nach    der 
Gastroenterostomie  bekam  er  ein  wenig  Ascites.  Gleiche  A£Pektionen  sind  auch 
bei  Tuberkulösen  gesehen.    Pate  Ha  hat  in  2  Fällen  von  Pylorusstenose  bei 
torpiden  Lungentuberkulosen  Bindegewebsknoten  neben  dem  verdickten  Pylorus- 
ring  gefunden,  die  er  der  Tuberkulose  zuweist.    Gleiche  Veränderungen  finden 
wir  in   dem  Ueocökalteil  des  Darms,   im  Dickdarm;   einzelne   und   multiple 
Stenosen,  die  man  bisher  als  rein  entzündlich  angesprochen  hat,  lassen  den 
tuberkulösen  Charakter  nicht  erkennen,   da  die  heilende  Sklerose  jede  bazil- 
läre Läsion  verschwinden  lässt,  andere  Autoren  sind  allmählich  zur  Ansicht 
der  Verfi.  über  die  tuberkulöse  Natur  dieser  Prozesse  gekommen.    Chronische 
knotenförmige  Mastitis,   subakute  chronische  Thyreoiditen ,   Kröpfe,  Indura- 
tionen des  Corpus  cavernosum,  Verkürzung  der  Palmaraponeurose,  Knoten  der 
Sehnenscheiden  gehören  alle  in  dies  Gebiet. 

Die   Tuberkulose  im   vorbazillären  Stadium  zu   erkennen  ist  wertvoll, 
Edhem  (25)  will  mit  dem  Ausdruck  Prätuberkulose  einen  scharf  geprägten 
klinischen  Typus  umfassen,  der  oft  einen  grossen  Teil  der  kleinen  Zufälle 
der  Tuberkulose   besitzt,    der  aber  nichtsdestoweniger  charakteristisch   vom 
klinischen  Standpunkt  ist.     Diese   Verhältnisse  kommen  am  besten  in  drei 
poliklinischen  Beobachtungen  zum  Ausdruck.    Ergibt  die  Anamnese  hereditäre 
Belastung,  so  muss  die  Tuberkulose  geargwöhnt  werden,  man  muss  auf  Beruf 
und  Lebensweise,  die  zu  einem  längeren  Kontakt  mit  Bazillen  zwingen,  achten. 
Das  Nervensystem  der  Tuberkulösen  ist  durch  eine  reizbare  Schwäche  charak- 
terisiert, die  Depression  dominiert,  die  Prätuberkulösen  klagen  über  die  ver- 
schiedensten Schmerzen:   Kopfschmerz,  Interkostalneuralgien,  toxische  Neuri- 
tiden,   besonders  Ischias,   Gelenk-,   Magen-  und  Muskelschmerzen.     Die  prä- 
tuberkulöse Anämie   drückt  dem  Gesicht  einen  besonderen  Stempel  auf,  das 
tuberkulöse  Gift  erzeugt  eine  kardio-vaskuläre  Asthenie,  Tachykardie,  Herab- 
setzung des  Blutdrucks.    Auch  die  Schrumpfung  der  Mitralklappe  gehört  unter 
die  kleinen  Zufälle   bei  der  Tuberkulose.     Das  Blut  zeigt  Abnahme  der  Azi- 
dität, in  27 ^/o  ist  nach  Arloing  und  Courmont  die  Agglutination  positiv. 
Aus   einer  Hyperchlorhydrie  im  Anfang  wird  langsam  bei  Tuberkulösen  eine 


Waldvogel,  Taberkolose.  155 

£jpochlorhydrie,  die  Motilität  des  Magens  ist  verlangsamt,  bei  den  Prätaber- 
kalösen  bestehen  die  Zeichen  einer  gastrischen  Hyposthenie,  Appetitlosigkeit, 
Terlangsamnng  der  Motilität,  Konstipation,  Gastralgie.     Thoraxde^ormitäten, 
Abnahme  der  Thoraxkapazität,  leichte  Dyspnoe,  Schmerzen  in  der  Brust,  ver- 
schleierte nnd  schwache  Stimme,  leichter  Husten,  Pleuritis  nach  Erkältungen, 
Steigerung  des  respiratorischen  Chemismus  begleiten  im  Gebiet  der  Luftwege 
die  Pratuberkulose.    Im  Urin  finden  sich  Eiweiss,  herabgesetzte  Azidität  und 
von  Autophagie  Zeugnis  ablegende  Stoffwechselprodukte,  wie  Phosphate,  Chlo- 
ride, Sulfate,  Harnstoff,  Harnsäure,  Kreatin,  Leuzin,  Tyrosin.     Dazu  kommt 
der  tuberkulöse  Rheumatismus  in  allen  seinen  Formen,   von  der  Arthralgie 
und  dem  Hydrarthros  bis  zu  akuten  Gelenkrheumatismen  und  deformierenden 
Arthropathien,   meist  sich  im  Knie  lokalisierend.     Alle  Knochentuberkulosen, 
die  lokalisiert  bleiben,   gehören  der  Prätuberkulose  an,  sie  ist  eine  bazilläre 
Toxinämie.    Die  prätuberkulösen  Lokalisationen  in  den  Lymphwegen  gehören 
zur  Skrofulöse,    Akne    und  Furunkulose  sind  toxischen  Ursprungs.    Die  all- 
gemeine Ernährung  wird  charakterisiert  als  ein  Fieber  in  der  Ernährung,  es 
besteht  Autophagie,  auch  in  der  Prätuberkulose  besteht  eine  Vermehrung  der 
Kohlensäure,  des  gesamten  aufgenommenen  Sauerstoffs  und  des  absorbierten, 
der  respiratorische  Stoffwechsel  ist  erhöht.     Die  Temperatur  macht  etwas 
höhere  Tagesschwankungen.     Es  gibt  keine  Prätuberkulose,  aber  Prätuber- 
kulöse.  Zur  Feststellung  der  Prätuberkulose  haben  wir  noch  mehrere  Labora- 
toriomsverfahren.    Das  Tuberkulin  ist  vor  allem  ein  Heilmittel  der  Prätuber- 
kulose, diagnostisch  und  therapeutisch  braucht  man  seine  Anwendung  nicht 
zu  fürchten,  von  der  Injektion  künstlichen  Serums  erwartet  Verf.  nicht  viel, 
die  Abnahme  der  Eosinophilen  in  der  Blasenflüssigkeit  würde  in  einigen  Fällen 
aushelfen;   das  sicherste  Verfahren,  um  Prätuberkulose  festzustellen,  ist  die 
Serumreaktion  von  Arloing  und  Courmont.    Doch  dazu  gehören  Labora- 
torien, die  Diagnose  der  Prätuberkulose  ist  aber  vor  allem  eine  klinische,  sie 
wird  sicher  durch  die  Trias  der  Anämie,   der  Magen-  und  Kopfschmerzen. 
Alle  die  verschiedenen  und  verschieden  wirkenden  Giftstoffe  der  Bazillen  sind 
die  Ursache  der  Prätuberkulose.    In  diesem  Stadium  ist  der  Körper  zu  kräftigen, 
das  wenig  eingreifende  Tuberkulin  Marechals  komme  zur  Anwendung. 

0 eh  1er  (58)  bezeichnet  die  Tuberkulosen  als  sekundär,  bei  denen  ein 
stillstehender  oder  vernarbter  Herd  durch  Trauma,  Erschöpfungszustände  zum 
Fortschreiten  angeregt  und  zur  bedrohlichen  Gefahr  wird.  Im  ersten  zum 
Beweis  beigebrachten  Fall  löste  ein  im  Bronchus  sitzender  aspirierter  Knopf 
die  zum  Tode  führende  Tuberkulose  aus.  Dieser  Ausgang  ist  nach  Verf. 
nicht  ungewöhnlich.  Ähnlich  wie  die  von  einem  Fremdkörper  bewirkte  Bron- 
chitis und  Peribronchitis  kann  auch  der  Insult  einer  Pneumonie  mit  Empyem 
wirken,  so  im  zweiten  Fall,  in  dem  der  Patient  zwei  Jahre  nach  dem  Auftreten 
eines  vom  Hausarzt  lange  konservierten  Empyems  starb.  Im  dritten  Fall 
fahrte  ein  perityphlitisches  Exsudat  bei  nichttuberkulösem  Wurmfortsatz  zu 
Eiteransammlung  über  der  Leber,  im  Pleuraraum,  im  kleinen  Becken  —  hier 
lag  der  Kotstein  — ,  es  entstanden  Fisteln.  Die  Sektion  ergab  Verwachsungen 
der  rechten  Lunge,  Tuberkel  im  Herzbeutel,  käsige  Knoten  im  Netz,  auf  der 
Darmserosa,  Darmwand  und  Schleimhaut  frei  von  Tuberkulose,  einige  käsige 
Knoten  in  der  Milz,  auf  der  Leber,  Lebergewebe  frei.  Ausgegangen  war  die 
Tuberkulose  wohl  von  den  Mesenterialdrüsen,  angeregt  durch  die  Perityphlitis- 
eitening.  Diese  sekundären  Tuberkulosen  sind  wohl  nicht  selten,  selten  ist 
die  Einsicht    in    ihre  sekundäre  Natur.     Viele    der  Lungentuberkulosen   der 


156  Jahresbericht  für  Chirurgie*    I.  Teil. 

jungen  Leute  werden  wohl  sekundär  sein,  ausgelöst  durch  Not,  Mangel,  Übei^ 
anstrengung,  Schwangerschaft,  Pubertät.  Der  Rückgang  der  Tuberkulose- 
sterblichkeit beruht  gewiss  nicht  auf  den  Leistungen  der  Lungenheilstätten, 
sondern  auf  der  Hebung  des  Wohlstandes.  Zwischen  Infektion  und  Ausbruch 
der  Krankheit  können  Jahrzehnte  der  Ruhe  liegen. 

Ferranini  (27)  will  feststellen,  ob  das  Gros  der  Symptome  bei  Kindern 
tuberkulöser  Eltern  einfach  auf  einen  besonders  günstigen  Boden  für  die  Ent- 
Wickelung  der  Tuberkulose  hinweist  oder  ob  sie  bereits  Zeichen  einer  statt- 
gehabten, sehr  abgeschwächten  Toxiinfektion  sind.  Die  von  den  Eltern  auf 
die  Embryonen  übertragenen  tuberkulösen  Toxine  erzeugen  Dystrophien  der 
Muskeln  und  Knochen,  und  so  können  auch  die  Anomalien  des  Thorax  und 
der  Lungenfunktion  auf  eine  Infektion  der  tuberkulösen  Deszendenten  zurück- 
geführt werden.  Dasselbe  gilt  für  die  anderen  Symptome  der  Prädis- 
ponierten, sie  sind  eine  Mischung  von  Infantilismus,  wenigstens  Juvenilismus 
und  Lymphatismus,  auch  das  können  tuberkulöse  Toxine  hervorrufen  entweder 
direkt  oder  durch  Einwirkung  auf  die  Drüsen  mit  innerer  Sekretion.  Die 
Skrofulöse  wird  ja  von  manchen  Autoren  schon  als  abgeschwächte  Tuber- 
kulose angesehen.  Die  Anomalien  am  Gefassapparat  sind  ebenfalls  Stigmat-a 
des  Infantilismus,  es  fehlt  an  Tonus  und  Elastizität  der  Gefässwände.  Nach 
Teissier  ist  auch  die  orthostatische  Albuminurie  einer  unvollständigen  Ent- 
wickelung  der  Niere  zuzuschreiben.  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  bei  zur  Tuber- 
kulose prädisponierten  Menschen  die  Zeichen  der  Hypotonie  und  mangelhaften 
Elastizität  zur  Insuffizienz  des  chromophilen  Gewebes  in  der  Medullarsubstanz 
der  Nebennieren  führen  kann.  Die  Zeichen  der  Myasthenie,  Psychasthenie, 
Angiohypotonie  sind  klassische  Symptome  des  Addison,  bei  Tuberkulösen  mit 
diesen  Symptomen  verbunden  mit  Schwarzfärbung  der  Haut  findet  man  Sklerose 
des  Plexus  solaris,  der  Nebennierenkapseln ;  diese  Sklerose  kann  von  der  Wir- 
kung tuberkulöser  Toxine  abhängen,  wie  Tierexperimente  von  Oppenheim 
undLoeper  zeigten.  Auch  die  Autophagie  kann  man  mit  Toxinen  erzeugen, 
die  anderen  lokalisierten  Zeichen  der  Prädisposition  sind  meist  solche  einer 
abgeschwächten  Tuberkulose,  zu  denen  sie  von  manchen  Autoren  gerechnet 
werden.  Die  Tuberkulinreaktion  war  bei  96  Kindern  tuberkulöser  Eltern 
negativ,  während  die  eine  schwache  Tuberkulose  anzeigende  Serumreaktion 
von  Arloing  und  Courmont  bei  Kindern  tuberkulöser  Eltern  langdauern- 
der und  beträchtlicher  ist  als  bei  Kindern  gesunder;  daher  ist  die  Zahl  der 
von  Tuberkulose  heimgesuchten  Kinder  in  den  ersten  Jahren  relativ  niedrig, 
trotzdem  Gelegenheit  zur  Einführung  von  Bazillen  reichlich  vorhanden  ist. 
In  einem  Bergwerksbezirk  ist  nach  Richter  die  abgeschwächte  Form  der 
Tuberkulose  sehr  verbreitet,  trotz  schlechter  äusserer  Verhältnisse  sterben  aber 
wenig  Menschen  im  Alter  von  25 — 40  Jahren  an  Tuberkulose,  während  in 
Breslau  bei  geringer  Kindertuberkulose  in  abgeschwächter  Form  viel  Erwachsene 
an  Tuberkulose  sterben.  Im  allgemeinen  leiden  die  Kinder  Tuberkulöser  an 
milderen  lokalisierten  Formen,  auch  die  Nachkommen  von  Vögeln,  welche  mit 
Vogeltuberkulose  geimpft  sind,  überwinden  2 — 3  aufeinander  folgende  Infek- 
tionen leichter  als  die  gesunder  Tiere.  Bei  der  Syphilis  kann  man  dasselbe 
beobachten,  man  spricht  hier  von  parasyphilitischen  Erscheinungen  und  nicht  von 
Prädisposition  zur  Syphilis,  so  sollte  man  die  Erscheinungen  bei  Kindern 
tuberkulöser  Eltern  paratuberkulös  nennen.  Das  sind  nicht  Namensunterschiede, 
sondern  hinter  ihnen  steckt  eine  ganz  andere  Auffassung;  die  positive  Agglutina- 


Waldvogel»  Tuberkulose.  157 

don  und  negative  Reaktion  auf  Tuberkulin  würde  zur  Diagnose  der  Para- 
toberkolose  herangezogen  werden. 

Gegenwärtig    ist   der  Wert  der  Serumdiagnose   bei  Tuberkulose  noch 

zweifelhaft)   normales  Serum  und  das  anderer  Krankheiten  erzeugt  ebenfalls 

Agglutination,  tmd  Patienten  mit  ausgesprochenen  Tuberkulosesymptomen  im 

b^innenden  oder  yorgerückten  Stadium  lassen  die  Reaktion  vermissen.    Der 

Hauptgrund  für  die  verschiedenen  Resultate  der  Autoren  beruht  in  der  Test* 

äussigkeit.    Kinghorn  (38)  hat  von  Courmont  ihm  überlassene  homogene 

Kultur  verwandt;  gezüchtet   wurde  in   dem  vom  selben  Autor  angegebenen 

Stadium.   Als  positiv  wurde  die  Reaktion  angesehen,  wenn  in  einer  Verdünnung 

TOD  1:5  nach  5  Stunden  in  einer  Aufschwemmung  der  Bazillen  in  physiologischer 

KochsalzIösuDg    mit  blossem  Auge  erkennbare  Flocken   erzeugt  wurden  und 

dann  Sedimentation  und  Klärung.    Der  Verf.  kommt  zu  folgenden  Resultaten : 

In  Torgeschrittenen  Fällen  mit  sehr  ausgedehnten  Veränderungen  ist  die  Re* 

akiion  gewöhnlich  negativ,   positiv   ist  sie  am  häufigsten  in  den  günstigsten 

Fallen,  bei   einer  gewissen  Zahl  günstiger  Fälle  mit  deutlichen  Zeichen  der 

Krankheit    fehlt    die  Agglutination.     Neun  von  den  zwölf  robusten  Leuten 

reagierten,  6  von  den  9  standen  in  nahen  Beziehungen  zu  tuberkulösen  Kranken« 

In  den  Fällen  von  Tuberkulose  war  die  durchschnittliche  Agglutinationskraft 

1:10,  in  den  normalen  Fällen  1 :  23.  Die  Agglutination  ist  also  kein  zuverlässiges 

Beweismittel  für  klinische  Tuberkulose. 

6  i  a  1  y  k  (20)  will  die  verschiedenen  Merkmale,  die  bei  Skrofulöse  in  den 
ersten  Stadien  auftreten,  darlegen,  um  womöglich  schon  frühzeitig  diese  Krank- 
kit zu  erkennen ;  er  fast  sie  als  lokale  Tuberkulose  auf.  Das  wichtigste  Symptom 
ist  ein  bei  zwei-  bis  dreistündlichen  Messungen  feststellbares,  länger  an- 
dauerndes Fieber;  die  Reaktion  auf  Tuberkulin  ist  ebenfalls  wertvoll.  Ein 
Fall  illustriert  die  Schwierigkeiten  der  Diagnose,  bei  dem  man  schliesslich 
an  eine  tuberkulöse  Erkrankung  der  Wirbelsäule  denken  musste. 

Insbesondere  bei  Pleuritiden  nach  Traumen  ist  es   nicht  unwichtig  zu 
entscheiden,   ob  es  sich  lediglich  um  traumatische  Rippenfellreizungen  oder 
nm  die  ersten  Anzeichen  einer  Tuberkulose  handelt.   Köhler  (40)  zieht  nun 
ans  den  vorliegenden  Erfahrungen  über  das  Tuberkulin  den  Schluss,   dass 
nach  dem  Ausfall   der  Tuberkulinreaktion  allein  sich  unser  Urteil  über  den 
traumatischen  Charakter  der  Erkrankung  nicht  richten  darf.    Köhler  teilt 
dann  die  Geschichte  eines  Unfallkranken  mit  traumatischer  Hysterie   nach 
Verbrennung  und  Lokalisation  der  Beschwerden  in  der  Brust  mit,   bei  dem 
im  Krankenhause  im  Jahre  1903  nach  Probeinjektionen  von  Alttuberkulin  in 
den  nächsten  24  Stunden  Temperatursteigerungen  von  1 — 2^,  Störungen  des 
Allgemeinbefindens,  Schmerzen,  Appetitverlust  eintraten.    Schon  damals  wurde 
betont,  dass  kein  klinischer  Fingerzeig  für  eine  tuberkulöse  Erkrankung  be- 
stehe, und  Köhler  hat  den  Kranken  nach  2  Jahren  genau  untersucht,  ohne 
Spuren  eines  oiganischen  Leidens  nachweisen  zu  können.   Er  glaubt  demnach 
dass  die  Tuberkulinreaktion ,   wenn  die  klinische  Diagnose  nicht  auf  Tuber- 
kulose lautet,  für  die  Begutachtung  solcher  Unfälle  nicht  ausschlaggebend  ist. 
Bei  Phthisikem  ist  nach  den  Untersuchungen  von  Stanley-Parkin- 
son (76)  die  respiratorische  Kapazität  herabgesetzt,    der  Thorax    mangel- 
haft entwickelt,  wahrscheinlich  auch  die  Lungen.    Die  Vermehrung  der  Atem- 
H^  zeigt,  dass   die  Umsetzungen  in  den  Organen  erhöht  sind  und  zugleich 
die  dies  anzeigende  Menge  der  Purinkörper  des  Harns.    Die  Resultate  der 
Prüfung  des  respiratorischen  Chemismus  ergaben  gleichfalls  eine  Vermehrung. 


158  Jahresbericht  für  Chirurgie.    L  Teil. 

Es  ist  oft  schwer  zu  entscheiden,  ob  die  Syphilis  oder  die  Tuberkulo 
das  ätiologische  Moment  bestimmter  Erscheinungen  sind,  Syphilis  uxicl  Tub€ 
kulose  haben  enge  Beziehungen    zueinander.     Haut  und  Schleimhautulzer 
tionen  der  Syphilis  können  direkt  tuberkulös  werden,  besonders  die   Isuryngi 
tracheale  Syphilis  gibt  Veranlassung  zu  einer  Inhalationstuberkulose,    aber  d\ 
direkte  Tuberkulisation  Syphilitischer  ist  selten,  jedoch  die  indirekte    koznizi 
häufiger  vor  und  Sergent  (72)  zögert  nicht  die  Syphilis  in  das  ätiologisch 
Kapitel  der  Lungentuberkulose  einzureihen;  die  Syphilis  schafft  ein  günstige 
Terrain  für  die  Tuberkuloseinfektion  besonders  bei  Kindern  tuberkulöser  Eutern 
Unter  den  Syphilitischen,  die  tuberkulös  werden,   muss  man  zwei   Grixppei 
unterscheiden,  die  einen  werden  gleich  im  Beginn  der  Syphilis  tuberkulös,  dk 
anderen  später,   wenn  die  Syphilis  erloschen  scheint.     Man  muss  also   dem 
frisch  Infizierten  das  lange  Zusammensein  mit  Phthisikem  untersagen    und 
ihn  in  gute  hygienische  Verhältnisse  bringen.    Die  Tuberkulose  im    Verlauf 
tertiärer  Syphilis  ist  nicht  selten.     Die  Prädisposition  zur  Tuberkulose,    ge- 
schaffen durch  die  Syphilis,   breitet  sich  auf  die  Nachkommenschaft  aus,  die 
Kinder  erben  das  syphilitische  Terrain  für  die  Tuberkulose.    Bei  der  Syphilis 
können  sich  Virus  und  Terrain  vererben  oder  das  Terrain  allein.   Die  heredi- 
täre Syphilis  hat  Beziehungen  zur  Skrofulöse,  Verf.  führt  5  Fälle  von  Tuber- 
kulose an,  die  sich  bei  5  Deszendenten  von  Syphilitikern  entwickelte,    für 
hereditäre  Syphilis  fand  sich  kein  Stigma.    Die  Skrofulöse  hat  oft  keine  andere 
Ätiologie  als  die  Syphilis  der  Eltern,  wir  würden  bei  exaktem  Nachforschen 
diese  Ursache  häufig,  wenn  nicht  immer,  finden.    Die  Tuberkulose  bei  Syphi- 
litikern ist  der  antisypbilitischen  Behandlung  in   der  grossen  Mehrzahl  der 
Fälle  zugängig,  Jod  ist  in  diesen  Fällen  zu  verwerfen,   Quecksilber  das  ge- 
gebene Mittel.    Eine  Lungentuberkulose  bei  einem  Manne  mit  unzweifelhaft 
syphilitischen   Hautulzerationen    besserte    sich    unter   Quecksilberinjektionen 
schnell,  die  Bazillen  schwanden,  der  Lungenbefund  ging  zurück,  der  Kranke 
nahm  10  Pfd.  zu.     Die  Syphilis   begünstigt  oft  die  Vemarbung  tuberkulöser 
Läsionen,   Tumor  albus,   Lupus  sind  durch  Schmierkuren  geheilt,   weil  das 
Quecksilber  das  ererbte  oder  erworbene  Terrain  modifiziert,  für  den  Bazillus 
ungeeignet  gemacht  hat.     Prophylaxe  der  Syphilis  und  Tuberkulose  sind  eng 
miteinander  verknüpft. 

Das  Gesetz  der  allgemeinen  Pathologie,  dass  ein  Trauma  an  dem  Ort, 
wo  es  einwirkt,  eine  generalisierte  oder  anderswo  lokalisierte  Infektion  lokalisiert 
ist  nach  den  Untersuchungen  von  Lannelongue  (47)  besonders  für  die  Tuber- 
kulose nicht  richtig.    Benutzt  man  sterilisierte  Produkte  menschlicher  Tuber- 
kulose oder  reine  Kulturen,   die  Schul  1er  nicht  verwandte,   so  erhält  man 
niemals    beim   Meerschweinchen,    selbst  nicht  beim  Kaninchen    tuberkulöse 
Osteoarthritiden  im  Bereich  grosser  und  kleiner  Gelenkkontusionen  von  Frak- 
turen, Luxationen,  Epiphysentrennungen,  und  doch  sind  alle  fast  100  betragende!} 
Versuchstiere  an  Tuberkulose  eingegangen.    Dagegen  erhielten  Lannelongue 
und  Achar  d  eitrige  Arthritis  und  tuberkulöse  Osteitis  bei  Verwendung  unreiner 
Produkte  menschlicher  Tuberkulose,  wie  Blut,  Sputum,  bei  der  Autopsie  gewon- 
nener Lungenteile.   Beim  Menschen  wird  die  Bedingung,  damit  sich  der  Bazillus 
in  einem  traumatischen  Herd  lokalisiert,  nämlich  die  Infektion  des  Blutes,  fast 
niemals  erfüllt.    Verf.  hat  bei  Menschen,  die  an  Lungen-  oder  Knochentuber- 
kulose leiden,  eine  grosse  Anzahl  von  Traumen  gesehen,   niemals  wurde  aus 
dem   traumatischen   Herd   ein   tuberkulöser.    Das    Trauma   deckt   nur  eine      , 
latente  oder  nicht  erkannte  Tuberkulose  auf,  damit  stimmen  andere  Autoren 


WaldTOgel,  TaberkuloM.  159 

oberein.  Aus  zahlreichen  Erfahrungen  am  Kaninchen  geht  heryor,  dass,  wenn 
Dan  tuberkulöse  Gelenke  erzeugt  und  2  mal  10  Minuten  leichte  Bewegungen 
mit  dem  kranken  Gelenk  ausfuhren  lässt,  der  Verlauf  ein  viel  schnellerer  und 
au^esprochener  ist;  es  bildet  sich  eine  Kontraktur,  die  bei  Kontrolltieren  aus- 
bleibt. Die  anatomischen  Untersuchungen  der  Bewegungen  unterworfenen  und 
nach  124  Tagen  getöteten  Tiere  ergaben  ausgesprochene  Knorpelveränderungen, 
Entblössung  der  knöchernen  Gelenkenden,  Knochennizerationen  und  Osteitis 
tuberculosa,  Bilder,  die  mit  den  in  menschlichen  tuberkulösen  Gelenken 
Torkommenden  identisch  sind.  Heftige  Verletzungen  bei  Tieren  unter 
denselben  Bedingungen,  die  aber  keine  Bewegungen  ausführten,  erzeugten 
nichts  Gleiches.  Diese  Resultate  sprechen  für  die  Immobilisierul^  tuberkulöser 
Gelenke. 

Die  Mehrzahl  der  Skeletttuberkulosen  sind  metastatischen  Ursprungs; 
es  ist  aber  nicht  gelungen  im  Experiment  diejenigen  Bedingungen  nachztiahmen, 
welche  beim  Menschen  ursächliche  Beziehungen  zwischen  Trauma  und  Gelenk- 
tuberkulöse  begründen  können.   Gegen  die  Auffassung,  dass  durch  das  Traulüa 
die  Tuberkulose  aus  einem  klinisch  latenten  in  einen  manifesten  Zustand  über* 
geführt  wird,  lassen  sich  mancherlei  vorläufig  nicht  zu  beseitigende  Bedenken  er- 
heben. Nach  dem  vorliegenden  Material  darf  man  annehmen,  dass  nur  bei  einem 
Fünftel  bis  Viertel  der  Fälle  von  tuberkulöser  Erkrankung  der  Knochen  und 
Gelenke  Traumen  als  Gelegenheitsursachen  beschuldigt  werden  können.     Wir 
sind  also  nur  berechtigt  mit  mehr  oder  weniger  grosser  Wahrscheinlichkeit 
die  Annahme  einer  traumatischen  Entstehung  der  Tuberkulose  zu  machen 
imd  sollen  an  die  einzelnen  Fälle  mit  der  Mutmassung  herantreten,  dass  die 
behauptete  traumatische  Ätiologie  von  vornherein  unwahrscheinlich  ist.    Nach 
Ledderhoses  (49)  Beobachtungen  ist  die  Zahl  der  als  entschädigungspflichtig 
anerkannten  Knochen-   imd  Gelenktuberkulosen  bei  den    landwirtschaftlichen 
Berafsgenossenschaften  grösser  als  in  den  gewerblichen,  die  Ärzte  haben  wohl 
manchmal  wissenschaftliche  Forschungsresultate  und  Anschauungen  in  dieser 
Frage  nicht  im  Auge  behalten.    Man  kann  niemals  mehr  als  die  Wahrschein- 
lichkeit zugeben  und  auch  nur  dann  ein  bejahendes  Urteil  über  den  Zusammen- 
hang der  Tuberkulose  mit  dem  Trauma  aussprechen,  wenn  diese  Wahrschein- 
lichkeit durch  glaubwürdige  Angaben  und  einwandsfreie  Tatsachen  und  Gründe 
gestützt  werden  kann. 

Kutscher  (43)  berichtet  über  neueste  Arbeiten  über  die  Epidemiologie 
der  Tuberkulose.     Aus   Cornets  Arbeiten   geht  ohne  Zweifel   hervor,    dass 
sich  die  Lehre  v.  Behrings  von  der   infantilen  Infektion  in  keiner  Weise 
mit  der  Statistik  der  Tuberkulose  als  Todesursache  in  Einklang  bringen  lässt. 
Dank  den  vom  kranken  Menschen   als  Ansteckungsquelle  ausgehenden  Mass- 
nahmen zur  Bekämpfung  der  Tuberkulose  ist  diese  Krankheit  heute  bei  uns 
in  der  Abnahme  begriffen.    Das  Ergebnis  der  auf  Veranlassung  von  Flügge 
dnrch  Speck  angestellten  Ermittelungen  über  die  Ernährung  von  Patienten 
der  Limgenheilstätten  als  Säuglinge  war,  dass  von  5770  tuberkulösen  Kranken 
}155  ausschliesslich    mit   Frauenmilch   ernährt   waren;    das  Verhältnis   der 
spater  tuberkulös  gewordenen  Brustkinder  zu  den  im  Säuglingsalter  mit  Kuh- 
milch ernährten  stellte  sich  wie  73  :  27.   Japan,  in  dem  die  Ernährung  durch 
die  Mutter  als  Regel   gilt,   hat   nach  Heymanns  Arbeit    etwa  die  gleiche 
Taberkulosemortalität  in  den  Jahren  1891 — 95  wie  England.    NachKitasato 
stehen  Menschen-  und  Rindertuberkulose  in  Japan  in  keiner  Beziehung  zu- 
einander, ähnlich  liegen  nach  Rieder-Pascha  die  Verhältnisse  in  Konstan- 


160  JahreBb«richt  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

tinopel,  obwohl  die  Ernährung  fast  ausschliesslich  durch  Mutter  oder  Axoi 
geschieht,  ist  die  Tuberkulose  ausserordentlich  verbreitet.  In  Gröol^sj 
betrug  die  Sterblichkeit  an  Schwindsucht  in  den  Jahren  18öO — 1861  32,6  ^ 
aller  Todesfälle,  Kuhmilch  findet  aber  so  gut  wie  gar  keine  Verwenduxa 
Gleiches  ergeben  auch  die  Mitteilungen  von  Fisch  über  die  Verhältnisse  £ 
der  Goldküste.  Zudem  berücksichtigt  v.  Behring  nicht  genügend,  dass  in  ei 
gekochte  Kuhmilch  verabreicht  wird.  Dass  die  bakteriziden  Schutzsioffe  d.< 
rohen  Milch  für  die  Verhütung  der  Tuberkulose  in  Betracht  kommen,  ersclieii 
nach  den  Versuchen  mit  anderen  Bakterienarten  zweifelhaft.  In  der  JFoi 
malinmilch  beginnt  nach  zwei  Tagen  eine  starke  Bakterienvermehrung  b( 
normalem  Aussehen  und  Geschmack,  ihre  Verabreichung  kann  also  Säuglingen 
gefährlich  werden.  Nach  wie  vor  muss  in  grossen  Städten  in  grossem  M&ss 
Stabe  einwandsfreie  Säuglingsmilch  beschafft  werden. 

Die  Tuberkulose  ist  nach  Sofer  (75)  eine  Proletarierkrankheit.     Verf 
führt  an   der  Hand  der  Wiener  Verhältnisse  aus,   dass   der  Parallelismas, 
welcher  zwischen  Wohnungsdichtigkeit  und  Tuberkulosesterblichkeit  besteht, 
nicht  dazu  führen  darf,  den  Komplex  aller  Faktoren,  die  die  Sterblichkeit  an 
Tuberkulose  beeinflussen,  mit  der  Wohnungsdichtigkeit  zu  identifizieren.    Das 
weibliche  Geschlecht  wird  in  auffallender  Weise  weniger  von  der  Tuberkulose 
betroffen,  3,2  gegenüber  5,2  p.  m.  bei  Männern,  die  Weiber  sind  den  Schä.den 
gewerblicher  Arbeit  und  dem  Alkoholismus  weniger  ausgesetzt.    Die  Schaff'ung 
von  Gartenstädten  wäre  so  ein  Zukunftsideal.    In  Österreich-Ungarn  stecken 
die  Bestrebungen  um  Volksheilstätten  und  Walderholungsstätten  noch  in  den 
Kinderschuhen.    Wichtig  ist  die  Aufklärung  des  Volkes  durch  Vorträge  über 
das  Wesen  und  die  Verhütung  der  Tuberkulose. 

Die  Tuberkulose  zu  heilen  ist  eine  der  Wirklichkeit  noch  sehr  ferne 
Illusion,  sie  zu  verhüten  ist  praktisch  von  grösserer  Wichtigkeit.    Um  das  zu 
erreichen,  ist  die  Frage  zu  beantworten,  ist  die  Tuberkulose,  wie  fast  allge- 
mein angenommen  wird,   eine  kontagiöse  Krankheit,  ist  die  Verbreitung  der 
Bazillen  durch  getrocknete  Sputa  der  wirkliche  und  Hauptgrund  des  Übels? 
Leray  (50)  zitiert  eine  ganze  Reihe  berühmter  Kliniker  aus  Frankreich  und 
anderen  Ländern,   die  trotz  ausgiebigster  Gelegenheit  keinen  Fall  von  durch 
Ansteckung  entstandener  Tuberkulose  gesehen  haben  und  die  die  Kontagiosität 
der  Tuberkulose  entweder  ganz  leugnen  oder  sie  nur  in  ganz  geringem  Masse 
als  bestehend  anerkennen.  Krankenpersonal  wird  durch  die  Pflege  vonPhthisikem 
nicht  infiziert.    Und  wie  viel  Zufälligkeiten  können  bei  einer  so  verbreiteten 
Krankheit  unterlaufen,   wenn  wirklich  Fälle,  welche  eine  Kontagiosität  der 
Tuberkulose  beweisen  sollen,  gefunden  werden!    In  einer  Stadt  wie  Paris  mit 
so  vielen  Phthisikem  müssten   in  kurzer  Zeit  alle  Einwohner  infiziert  sein. 
In  allen  Beobachtungen,  die  von  klassischer  Kontaktinfektion  berichten,  wird 
von  besonders  herkulischen  Menschen  berichtet,  die  infiziert  wurden,  sie  starben 
schneller  als  der  sie  infizierende  schwächliche,  wer  hat  nun  von  beiden  das 
geeignetste  Terrain  für  den  Bazillus?    Das  Meerschweinchen  mit  seinem  so 
ausserordentlich  günstigen  Boden  für  die  Entwickelung  der  Tuberkulose  leidet, 
obwohl  es  denselben  Kontaktgefahren  ausgesetzt  ist  wie  der  Mensch,  nie  selbst 
an  dieser  Krankheit.    Manche  Autoren  identifizieren  die  Erreger  der  Menschen- 
und  Geflügeltuberkulose  und  doch  kann  man  bei  Hühnern,  die  mit  45—^  kg 
Sputum  gefüttert  sind,  keine  Spur  von  Tuberkulose  nachweisen.     Die  Wider- 
sprüche in  der  experimentellen  Medizin,   welche  mit  biochemischen  und  bio- 
physischen Differenzen  ihrer  Versuchsobjekte  nicht  rechnet,  lässt  heute  diese, 


Waldvogel,  Tuberkulose.  161 

Eargen  jene  Theorie  entstehen,   das   lehrt  der  Streit  über  die  Identität  der 
Bazillenarten.     Man   soll  den  alten  Klinikern,   welche   die  Kontagiosität  der 
Taberknlose  leugneten,  mehr  Beachtung  schenken.     Fort  darum  mit  den  ein- 
schränkenden und  grausamen  Gesetzen,   man  darf  nicht  bei  einigen  Fällen, 
die  ohne  Zweifel  für  Kontagiosität  sprechen,  das  Dogma  aufstellen,  ,,eine  Tuber- 
talose  entsteht  aus  der  andern'',  jeder  schafft  sich  selbst  seine  Tuberkulose 
durch  unhygienisches  Leben.     Mit  der  Verfolgung  des  Bazillus  hat   man   in 
l)eatschland  Hunderte  von  Millionen  vergeudet,  wie  S  a  v  o  i  r  e  in  einer  wichtigen 
Arbeit  gezeigt   bat.     In  England  hat  sich  die  Tuberkulose  vermindert,  weil 
man  gut«  Luft,  gute  Nahrung  bot,  gegen  Alkoholismus  und  Völlerei  ankämpfte. 
Auch  die  Deutschen  glauben  nicht  mehr  wie  auf  dem  Berliner  Kongress, 
dass  die  Schaffung  von  Sanatorien  den  ganzen  Kampf  gegen  die  Tuberkulose 
bedeutet,  auf  dem  Pariser  (23)    hat   die  Sache   der  Sanatorien  wieder   eine 
Niederlage  erlitten,  der  Arbeiter  findet  in  denselben  seine  Arbeitskräfte  nicht 
wieder,  auch  die  Prophylaxe  wird  durch  den  Aufenthalt  im  Sanatorium  nicht 
gehoben,  die  Leistungen  stehen   in  keinem  Verhältnis  zu  den  Aufwendungen, 
die  ganze  soziale  Lage,  die  Wohnung  muss  gebessert  werden.     Der  Luxus  der 
Sanatorien  soll   geringer  sein  und  sie  sollen  ausschliesslich  den  Tuberkulose- 
Vandidaten  reserviert  werden,  die  grosse  Masse  ausgesprochener  Phthisen  gehört 
in  Krankenhäuser  mit  Absonderung.     Für  die  Dispensaires  ist  es  zu  schwer 
selbständig  vorzugehen,  weil,  wenn  sie  nach  den  Ideen  ihres  Urhebers  gebaut 
werden,  ihr  Budget  zu  hoch  ist;    es  ist  ihnen  unmöglich,  sich  ausschliesslich 
der  Konsultation  zu  widmen,  ohne  dass  sie  zu  unnützen  Polikliniken  degene- 
rieren, die  sogar  gefährlich  werden.    Sie  sollen  Dispensaires  der  Verhütung 
sein,  die  zur  Tuberkulose  Prädisponierten  entdecken ,  die  Heilbaren  ins  Gebirge, 
«m  die  See,  ins  Sanatorium   dirigieren.     Die   grosse  Mehrzahl    der   während 
der  Schuiperiode   beobachteten    Tuberkulosen    sind    auf   Familienkontagium 
zQriickznführen   und   sind  entstanden   vor   dem  Eintritt    des  Kindes   in   die 
Schule,  es  handelt  sich  meist  um  latente,  geschlossene,  nicht  kontagiöse  Formen. 
Die  Schule  muss   daher  weniger  die   Gefahr  der  Kontaktinfektion  im  Auge 
haben  als  die  Sorge,  wie  sie  die  Kinder,   welche  prädisponiert  oder  Träger 
latenter  Tuberkulosen  sind,  schützt,   sie   darf  nicht  Kinder  vom  Unterricht 
aasschliessen,   ohne  ihnen  einen  Ersatz  zu  schaffen.     Wohnt  das  Kind  nicht 
mit  einem  Tuberkulösen  zusammen,  so  ist  es  relativ  leicht  zu  schützen,  indem 
man  die  Milch,  seine  Spaziergänge,  seine  Spiele  beaufsichtigt;  ist  ein  Fall  von 
ofener  Tuberkulose  in  der  Familie,  so  ist  er  zu  entfernen,  ist  dies  unmöglich, 
so  sind  die  verschiedenen  Massregeln  zu  treffen,  um  die  direkte  oder  indirekte 
Berührung  zu  verhüten.     Die  Familienprophylaxe  bleibt  in   armen  Familien 
ohnmächtig  und  muss  der  sozialen  weichen,   es  kommen  Seehospize,   Ferien- 
kolonien, öffentliche  Gärten,  Höhensanatorien  in  Betracht,  aber  das  Geleistete 
ist  infolge  des  Mangels  an  Geldmitteln  geringe   der  Staat  muss  Volksgärten, 
Spiel-  und  Sportplätze  unterhalten.    Leider  hat  sich   der  Kongress  fast  aus- 
schliesslich auf  die  Wohnungefrage  beschränkt.     Die  Bestimmung  ungesunde 
Wohnungen  niederzureisen  ist  völlig   unzureichend,    sie  steht  nur   auf  dem 
Papier.  Es  gilt  die  Lebensbedingungen  zu  bessern,  die  Hungerlöhne  zu  unter- 
drücken, die  Beziehungen  zwischen  Kapital  und  Arbeit  sind  zu  modifizieren« 
Behring  (17)  führt  aus,  dass  die  immunisierende  Wirkung  seines  Bovo- 
Taccins  auf  der   Gegenwart  einer  Substanz   beruht,   welche   den   Giften  der 
Tüherkulose  entstammt  und  T.  C.  genannt  wird.     Wird  dies  in  den  lebenden 
Zellen  des  behandelten  Organismus  verändert,  so  bezeichnet  es  B  e  h  r  i  n  g  als  T.  H. 

JahiMborieht  Ar  Chinirgi«  1005.  11 


162  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

T.  C.  repräsentiert  das  Quasilebensprinzip  der  Bazillen,  es  ist  die  Ursache  für 
die  Überempfindliohkeit  gegen  das  Tuberkulin  Kochs  und  der  Schutzreaktion 
des  Körpers.  Das  Mittel  ist  berufen  die  durch  Phthise  bedrohten  Menschen 
Tor  den  schädlichen  Folgen  der  tuberkulösen  Infektion  zu  schützen.  Behring 
hat  definitiv  darauf  verzichtet  lebende  Bazillen  in  den  Menschenkörper  ein- 
zuführen. Mit  Hilfe  von  Erfahrungen  in  vitro  hat  er  die  aktive  Immuni- 
sierung in  eine  passive  verwandelt,  dem  Körper  wird  das  lange  und  ge- 
fahrvolle Herausarbeiten  des  T.  C.  erspart.  Um  das  T.  C.  von  Substanzen 
zu  befreien,  welche  seine  therapeutische  Wirkung  hindern,  ist  es  gut  drei 
Gruppen  bazillärer  Substanzen  zu  unterscheiden,  eine  wasserlösliche  mit  fermen- 
tativen  und  katalytischen Eigenschaften,  von  Behring  T.  V.  genannt,  von  der 
ein  Gramm  Substanz  im  Trockenzustande  virulenter  ist  als  1  Liter  Koch- 
sches  Tuberkulin,  eine  nur  in  Salzlösungen  lösliche  globulinartige  TGl,  eben- 
falls giftig  nach  der  Art  des  Koch  sehen  Tuberkulins,  drittens  mehrere  nicht 
toxische  nur  in  Alkohol,  Äther,  Chloroform  löslich.  Nach  Entfernung  dieser 
Substanzen  bleibt  der  Bestbazillus  mit  der  Form  und  den  tinktoriellen  Eigen- 
schaften der  Tuberkelbazillen;  er  kann  in  eine  resorbierbare  amorphe  Sub- 
stanz verwandelt  werden.  Die  amorphe  Substanz  wird  von  den  lymphatischen 
Zellen  der  verschiedenen  Tiere  umgewandelt,  diese  Zellen  werden  oxyphil  oder 
eosinophil,  parallel  mit  den  Metamorphosen  der  Zellen  unter  dem  Einfluss  des 
T.  C.  entwickelt  sich  die  Immunität.  Das  T.  C.  kann  Tuberkel  erzeugen, 
die  niemals  verkäst  oder  erweicht  werden.  Aus  dem  T.  C.  kann  in  vitro 
ein  Heilmittel  ohne  Gefahren  bereitet  werden.  Erst  wenn  Kliniker  die 
Wirksamkeit  und  Unschädlichkeit  desselben  festgestellt  haben,  wird  der  thera- 
peutische Teil  des  von  Behring  angekündigten  Buches  erscheinen. 

Marmorek  hält  die  Mitteilung  von  Behrings  für  absolut  unklar. 
Wenn  sein  Bovovaccin  die  Grundlage  seiner  Entdeckung  ist,  so  hat  sie  nichts 
Positives,  denn  das  Bovovaccin  ist  unwirksam;  Behring  bringt  nur  Hypo- 
thesen, die  Trennung  der  3  Gruppen  ist  persönliche  Auffassung,  Marmoreks 
Serum  ist  spezifisch,  Behring  hätte  die  Resultate  mit  seinem  T.  C.  angeben 
können.  Niemand  in  der  Welt  kann  ein  Resultat  kontrollieren  oder  berichtigen, 
über  das  man  keine  ernsthafte  Angaben  besitzt. 

Die  konservative  Methode  in  der  Behandlung  der  Gelenktuberkulosen 
ist  auf  dem  ersten  internationalen  Chirurgenkongress  (79)  eingehend  emp- 
fohlen, einige  der  Methoden  überraschen  etwas  und  man  müsste  die  Kranken 
sehen.  Bier  reseziert  nur  Fuss  und  Knie,  offene  und  geschlossene  Tuber- 
kulosen werden  gestaut,  kalte  Abszesse  werden  inzidiert  und  aspiriert, 
die  im  Anfang  nützliche  Immobilisierung  kann  früh  aufgegeben  werden, 
durch  aktive  und  passive  Mobilisierung  erhält  man  schliesslich  ein  gut 
funktionierendes  Gelenk.  Der  Schlauch  wird  täglich  2  —  3  Stunden  umge- 
legt, er  darf  keine  Schmerzen  verursachen,  die  Behandlung  dauert  wenigstens 
9  Monate.  Von  17  Handtuberkulosen  wurden  15  geheilt,  2  gebessert,  Behand- 
lungsdauer durchschnittlich  12  Monate,  von  11  Ellbogentuberkulosen  8  geheilt, 
3  gebessert,  Dauer  9  Monate;  von  13  Fusstuberkulosen  sind  8  geheilt,  3  ge- 
bessert, bei  1  kein  Resultat,  bei  1  sekundäre  Amputation,  Dauer  10  Monat; 
Knietuberkulosen  3  Heilungen,  2  Besserungen  (in  8  anderen  Resektion  nach 
kurzem  Stauungsversuch);  1  Schultertuberkulose  mit  vollkommener  Funktion 
geheilt.  Nach  Broca  ist  die  Immobilisation  die  Grundlage  jeder  Behandlung, 
die  Resektionen  geben  traurige  Resultate  infolge  der  Verkürzungen,  bei 
eitrigem  Tumor  albus  greift  man  zu  Punktionen  und  Injektionen  von  Jodoform- 


Waldvogel,  Tuberkaloae.  163 

Ither  10^/oig,    Broca  spricht  nur  von  Kindern.     Nach  Willems  ist  die 
konserrative   Behandlung    bei  Erwachsenen  weniger  glücklich,   er  greift  zur 
Amputation  nur   bei  vorgeschrittener  viszeraler  Tuberkulose  oder  vielfachen 
ertemen   Lokalisationen.     Die   Besektion    ist   angezeigt    bei   gewissen   ganz 
schweren  Formen,  bei  denen,  die  langer  konservativer  Behandlung  trotzen,  bei 
geschlossenen   eitrigen  Formen,  die  Jodoforminjektionen  nicht  weichen,   bei 
offenen  eitrigen  und  bei  Sequestern  der  Erwachsenen.  Die  Indikationen  wechseln 
nach  den^Gelenken,  sie  passt  am  besten  fürs  Knie  der  Erwachsenem,  ist  selten 
zu  machen  an  der  Hüfte  und  am  Handgelenk,  viel  häufiger  am  Ellbogen,  am 
Fuss  imd  an  der  Schulter.    Auch  für  Bradford  ist  die  operative  Behandlung 
die  Ausnahme.     Do  Hing  er  tritt   für  absolut  konservative  Therapie  ein,   er 
hX  80 '^jo  Heilungen,  er  kombiniert  die  Stauung  mit  völliger  Immobilisation. 
Walt  her  nnterlässt  alle  grossen  Resektionen,   selbst  bei  Erwachsenen  und 
am  Knie.     6arr6  verwendet  im  allgemeinen  Immobilisation   und  Jodoform, 
die  regelmässigen  Injektionen  lassen  sich  aber,    wenn  man   in  einer  grossen 
Provinz  die   Kranken  selten  sieht,  nicht  immer  durchführen,   er  ist  daher 
ofierativ  eingeschritten  bei  Knie  und  Fuss,   er  machte  8  Arthrektomien  und 
ITT  Resektionen    mit  94°/o  unmittelbaren    guten  Resultaten,   die    späteren 
waren  funktionell   gut  in  92,3  ^/o  schlecht  in  7,7 ;   die   konservative  Methode 
lieferte  ihm  am  Fuss  43 ^/o  Erfolge,  die  Resektion  nach  König  80 ^/o,  Miss- 
erfolge in  10**/o;   lO^/o  starben  an  anderweitiger  Tuberkulose.    Wie  Garre 
halt  Sinclair  White  die  Resektion  für  die  Methode   der  Wahl   bei  Knie- 
taberkulose  in  der  Spitalpraxis.     Verneuil   verteidigt  die  Vereinigung  ohne 
Drain  bei  der  Resektion,  bei  der  eitrigen  Koxitis  macht  er  zahlreiche  grosse 
Einschnitte,  lässt  alles  offen,  tamponiert  mit  Gaze.     Auch  Kocher  tritt  für 
das  operative  Verfahren  ein,  wenn  ein  Knochenherd  besteht,  der  total  ezstirpiert 
werden  kann,   wenn  das  Gelenk  in  falscher  Stellung  feststeht,   wenn  die  Re- 
sektion wahrscheinlich  ein  besseres   funktionelles  Resultat  liefert  als  die  Im- 
mobilisierung,   z.  B.    am  Ellbogen.     Schlechte   Resultate    bei  der  Resektion 
kommen  oft  auf  Kosten  der  Mischinfektion,  diese  Sekundärinfektion  muss  auf 
jede  Weise  verhütet  werden,   darauf  besteht  auch  de  Quervain;  die  Ärzte 
müssen  auf  die  ernste  Bedeutung  der  Punktionen  und  kleinen  Inzisionen  hin- 
gewiesen werden. 

Es  fehlt  zurzeit  noch  ein  befriedigender  Abschluss  der  Behandlung  der 
cbirnrgischen    Tuberkulose.     Kranke   der   Art   sollen   nach    Beendigung   der 
ersten  Behandlung  auf  das  Vorhandensein  weiterer  tuberkulöser  Herde  an 
gleicher  oder   entfernter  Stelle   untersucht   und    davon   befreit    werden.     Es 
QDterliegt  keinem  Zweifel,   dass  wir  im  Tuberkulin  bei  sachgemässer  Anwen- 
dung ein  untrügliches  Mittel  zur  Erkennung  auch  der  latenten  Tuberkulose 
besitzen,  auch   die  Frage    der  Heilbarkeit   der  Tuberkulose   in  der  hier  in 
Betracht    kommenden    latenten    oder    wenig    vorschrittenen    Form    glaubt 
Kraemer  (42)  bejahen  zu  können.    Die  Hauptsache  bleibt  immer  der  Nach- 
weis der  Heilung   durch   den  negativen  Ausfall   der  Tuberkulinnacfaprüfung, 
die  Methode  der  Behandlung  ist  an  und  für  sich  irrelevant.     Ein  Hauptein- 
vaiid  von  Seiten  der  Chirurgen,  dass  eine  ganze  Reihe  ihrer  Kranken  nach  der 
operativen  oder  konservativen  Behandlung  gesund  bleibt,  wird  durch  die  Erwä- 
gungen beseitigt,  dass  ohne  Tuberkulinprüfung  ein  gewisses  Urteil  darüber  nicht 
abzugeben  ist  und  dass  das  Zurückbleiben  manifester  oder  besonders  latenter 
Herde  doch  häufig  ist  Ein  Trauma  kann  wieder  die  schwersten  Prosesse  aus« 
lösen,  die  chirurgisch  Kranken  gehen  sehr  häufig  an  Schwindsucht  zugrunde. 


164  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Es  ist  vor  der  Vernachlässigung  latenter  Tuberkuloseherde  dringend  z 
warnen.  Nach  Rastration  der  einen  Seite  erkrankt  die  zweite  in  26  ^/o,  w;* 
bei  lege  artis  Nach  behandelten  nicht  mehr  vorkommen  dürfte.  Die  lokalt 
Reaktion  bei  der  Tuberkulinin jektion  weist  dabei  oft  auf  den  Sitz  latent  ei 
Herde  hin.  Stellen  wir  das  Vorhandensein  von  Herden  bei  chirurgisch 
behandelten  Tuberkulösen  fest,  so  schützen  wir  auch  andere  durch  das  Spatui22 
gefährdete  Menschen  und  wir  verhindern,  dass  die  Krankheit  auf  die  Kinder 
vererbt  wird. 

Hof  mann   (33)   hat  das   Granulationsgewebe    bei  zum  erstenmal    be- 
handelten Kranken  vor  und  nach  dem  Saugen  mit  den  bekannten  App&raten 
aus    fistulösen   fungösen   Lymphomen   und   Knochenherden   oberflächlich     mit 
scharfem  Löffel  oder  Schere  entfernt  und  untersucht.    In  den  oberflächlichen 
Granulationen  dieser  Fisteln  finden  sich  nur   selten  Tuberkel,   Riesenzellen, 
sowie  Verkäsung.    Nach  dem  V«  stündigen  Saugen  unterscheidet  sich  dos  Ver- 
hältnis von  roten  und  weissen  Blutkörperchen  in  den  Gefässen  kaum  von  dem 
normalen  Befunde,  im  Interstitium  sind  fast  alle  Leukozyten  verschwanden, 
die  Gewebsmaschen  erweitert  und  mit  serösem  Gerinnsel  erfüllt,  man  glaubt 
ein  ganz  anderes  Gewebe  vor  sich  zu  haben.     Das  Granulationsgewebe   wird 
von  Leukozyten  freigewaschen,  die  sich  im  gewonnenen  Extravasat  befinden,     i 
Mit  den  Elementen  des  Blutes  werden  in  allererster  Beihe  Bakterien    mit- 
genommen.    Geringfügige  Hämorrhagien  haben  keine  Bedeutung.     Man  kajin 
die  obersten  Schichten   einer  normalen   Epidermis  voll  Leukozyten  sangen. 
Die  Gefasswand  erstarkt  im  Verlauf  der  Saugbehandlung  an  bindegewebigen 
Elementen,   die  Sprossung  wird  günstif;  beeinflusst.     Man  muss  sich  bewnsst 
sein,   dass  sich  so  komplizierte  Veränderungen  im  Blutkreislauf  keineswegs 
durch  histologische  Bilder  erklären  lassen. 

hl  Ergänzung  einer  früheren  Arbeit  (s.  Jahresber.  1904.  S.  78)  berichten 
Baumgarten  und  Hegler  (14)  jetzt  über  einen  Versuch,  bei  dem  Kalb  I 
82  ccm   Immunserum  subkutan  injiziert  bekam,  dann  5  ccm   einer  bazilJeii- 
reichen  Perlsuchtemulsion,  Kalb  II  5  ccm  Bazillenemulsion  und  dann  70  ccm 
des  Kinderimmunserums,   Kalb  III  nur  5  ccm  der  Bazillenmulsion.    Alle  drei 
Tiere  hatten   auf  Tuberkulin  nicht   reagiert,   das  Immunserum  stammte  von 
einem  Tier,  welches  nach  vorangegangener  Impfung  mit  menschlichen  Tuberkel- 
bazillen  5  mal  nacheinander  mit  virulentem  Perlsuchtmaterial  subkutan  infiziert 
war,  ohne  nennenswerte  Krankheitserscheinungen  dargeboten  zu  haben,  auch 
die    Tuberkulinprobe    war  während    der   ganzen    Beobachtung  negativ.     Die 
Entnahme  des  Serums  geschah   zwei  Monate  nach   der  letzten  Probeimpfung. 
Kalb  II  wurde  in  moribundem  Zustande  nach  39  Tagen  geschlachtet,  es  zeigte 
tuberkulöse  Knoten  an  der  Impfstelle,  Drüsentuberkulose  und  Miliartuberkulose 
in   den  Lungen    und  Nieren    ähnlich  wie  Kalb   lU,    das    im   abgemagerten 
Zustand  nach  130  Tagen  geschlachtet  wurde.    Das  am  selben  Tage  geschlachtete 
Kalb   I  zeigte   nur    in   der    kaum  vergrösserten   rechten  Bugdrüse    einzelne 
zweifelhafte   gelbliche  Knötchen,    sonst   im    ganzen  Körper  keine  Spur  von 
makroskopischer  Tuberkulose.    Es  liegt  demnach  der  Schluss  nahe  genug,  dass 
Kalb  I  durch  die  Vorbehandlung  mit   dem  Rinderimmunserum  gegen  die  In- 
fektion mit  Perlsuchtvirus  in  vollständigster  Weise  immunisiert  wurde,  während 
bei  Kalb  II  die  mit  der  Gifteinverleibung  einsetzende  und  zwei  Wochen  danach 
fortgesetzte  Serumbehandlung  ohne  Erfolg  bUeb.   Das  schliesst  nicht  aus,  dass 
nicht  doch  durch  Verstärkung  der  Serumbehandlung  oder  schwächere  Infektion 
therapeutische  Erfolge  mit  dem  Serum  erzielt  werden  können. 


Waldvogeli  Tuberkulose.  165 

Die   Behringsche  Impfung  entfaltet    ihre  Wirkung  auch   vom   Sub* 
htangewebe ,    Klemperer  (39)   hat   die   subkutane  Zufuhr   von  Menschen- 
bazillen zwecks   nachträglicher  Immunisierung  perlsuchtkranker    bezw.    perl- 
suchtinjGzierter    Rinder    in    regelmässigen ,    meist    8  tägigen  Intervallen    mit 
steigenden  Dosen  wiederholt.    Jede  stärkere  Reaktion  nach  der  Injektion  der 
Menschenbazillen  blieb  bei  den  perlsüchtigen  Tieren  aus.   Dann  wurden  Kälber 
mit  Perlsnchtmaterial   infiziert,    das   entweder  direkt  in  Kochsalzlösung  auf- 
geschwemmt wurde  oder  nach  einmaliger  Passage  des  Meerschweinchenkörpers. 
Das  Menschenbazillenmaterial  war  aus  Phthisikersputum  gewonnen,   das  auf 
Meerschweinchen    übertragen  wurde;  jedesmal  wurden    die  frischen  Drüsen 
eines  neuen  Meerschweinchens   mit  Kochsalzlösung   verrieben,   so  dass   eine 
kiiftige  Virulenz  der  Bazillen  gewährleistet  war.    Aus  diesen  Versuchen  ergab 
sich  ein  dentlicher  Einfluss  der  nachträglichen  Immunisierung  mit  Menschen- 
haziüen  auf  die   tuberkulöse  Infektion  des  Kalbes,   doch  ist  dieser  Einfluss 
ein  begrenzter,   intravenöse  und  intraperitoneale  Infektion  werden  in  ihrem 
Verlauf  nicht  aufgehalten,  immerhin  ist  bei  zweimaliger  subkutaner  Infektion 
und  einem  Beginn  der  Nachbehandlung  21  Tage  nach   der  ersten  Infektion 
eine  Hemmnng  des  Krankheitsverlaufes  unverkennbar.    Auch  beim  Menschen  ist 
eine  aktive  Immunisierung  nur  durch  lebende  Bakterien  zu  erzielen  und  Verf. 
hat  zimächst  geprüft,  ob  die  Zufuhr  abgeschwächter  oder  artfremder  lebender 
Taberkelbazillen  beim  Menschen  ohne  Gefahr  möglich  ist.  Er  injizierte  sich  0,25 
ccm  einer  Rinderbazillenaufschwemmung  aus  Meerschweinchendrüsen,  Hess  die 
Schwiele  exzidieren;   die  Untersuchung  ergab  gut  organisiertes  Granulations- 
gewebe mit  Riesenzellen,  keine  Verkäsung,  keine  Bazillen.   Ferner  wurden  einem 
sich  zur  Verfügung  stellenden  schwerkranken  Phthisiker  14  mal  Rinderbazillen 
subkutan  injiziert,  auch  hier  trat  keine  akute  Reaktion  auf,   Patient  bekam 
eine  Reihe   von  Abszessen.     Nun  ging  Klemperer    zur   subkutanen  Ein- 
verleibung von  Rinderbazillen  bei  Tuberkulösen  über,  deren  Erkrankung  weniger 
vorgeschritten  war.     In  vier  Fällen  wurden  39  Einspritzungen  gemacht,   die 
Noblen  Beschwerden  waren  wenig  erheblich,  4  mal  entstand  ein  Abszess,  die 
Patienten  berichteten  über  subjektive  Besserung,  nahmen  zum  Teil  an  Gewicht 
zu.   Es  bleibt   zu   prüfen,    ob   der  Mensch   mittelst   subkutan   eingeführter 
Rindertuberkelbazillen  zu  immunisieren  ist.    Verf.  will  anregen,  eine  grössere 
kmki  von  Tuberkulösen  in  möglichst  frühem  Stadium  auf  diese  Art  in  ge- 
eigneten Instituten  zu  behandeln. 

Allen  (1)  versuchte  einen  tieferen  Einblick  in  den  Mechanismus  des 
spezifischen  erworbenen  Widerstandes  gegen  menschliche  Bazillen  bei  Kanin- 
cW  zu  gewinnen,  welche  mit  intravenösen  Injektionen  von  Bazillen  geringer 
Virulenz  vorbehandelt  waren.  Für  die  vorbehandelten  Tiere  ergab  sich  während 
isx  ersten  10  Tage  eine  durchschnittlich  höhere  Temperatur  als  bei  den  Kon- 
trolltieren, dies  ging  parallel  mit  der  anatomisch  konstatierten  Hyperämie  in 
fen  Tagen,  in  den  nächsten  10  Tagen  aber  war  die  Temperatur  der  Kon- 
troQtiere  höher.  Bei  den  geimpften  Tieren  entwickelten  sich  weit  mehr  Ag- 
{lutinine  als  bei  den  KontitUtieren,  sie  sind  also  ein  spezifisches  Reaktions* 
Produkt.  Ob  der  Agglutination  auch  eine  wichtige  Rolle  im  Kampf  gegen 
iie  Infektion  zukommt,  ist  gegenwärtig  weniger  sicher.  Die  Sedimentation 
in  Kochs  Emulsion  war  ganz  deutlich  in  den  meisten  geimpften  Seris  vom 
3—30.  Tage  nach  der  virulenten  Impfung,  ihr  Maximum  von  1 :  50  in  2  Seris 
erreichend  und  konstanter  zwischen  dem  5.  und  12.  Tage.  Alle  Sera  waren 
vor  der  Impfung  und  während  der  ersten  2  Tage  und  nach  dem 


166  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

30.  Tage  nach  der  Impfung.  Nur  9  von  26  Kontrolltieren  zeigten  eine  Ag- 
glutination, am  höchsten  am  9.  Tage,  im  Verhältnis  1  :  20.  Was  die  Phago- 
zytose anlangt,  so  ergab  sich  zwischen  den  geimpften  und  Eontrollseris  vor 
und  nach  der  virulenten  Infektion  kein  Unterschied;  im  allgemeinen  war  die 
Phagozytose  vollständiger,  wenn  das  Serum  die  Bazillen  agglutinierte.  Die 
intensive  Reaktion  der  geimpften  Meerschweinchen  wurde  nur  in  den  Lungen 
beobachtet,  wo  die  meisten  Bazillen  sich  aufhalten  und  in  wenigen  Fällen 
folgte  derselben  eine  solche  Abnahme  der  Resistenz,  dass  statt  der  Resorption 
sich  grosse  Käseherde  entwickelten,  stärker  als  bei  den  Kontrolltieren. 

Nach  W rights  (85)  Untersuchungen  folgt  der  Einverleibung  eines 
Vaccins  eine  Periode  der  Intoxikation,  die  durch  die  Abnahme  des  opsonischen 
Faktors  des  Blutes  charakterisiert  ist  Diese  negative  Phase  kann  sich  der 
klinischen  Beobachtung  kund  tun  durch  einen  Anstieg  der  Temperatur  und 
eine  Störung  des  Allgemeinbefindens ;  der  negativen  Phase  folgt  eine  positive, 
angezeigt  durch  ein  Anwachsen  der  antibakteriellen  Kräfte  des  Blutes  und 
der  vermehrten  Widerstandskraft,  die  Kurve  sinkt  darauf  zuerst  schnell,  dann 
langsamer.  Das  Blut  kann  dann  für  eine  verschieden  lange  Periode  auf  einer 
etwas  höheren  antibakteriellen  Kraft  erhalten  werden  als  sie  vor  der  Impfung 
bestand,  diese  Kraft  kann  aber,  und  das  ist  bei  der  Einverleibung  des  Tuberkel- 
vaccins  das  Gewöhnlichste,  in  10  —  14  Tagen  wieder  ihren  alten  Standpunkt 
einnehmen.  Durch  Wiedereinimpfung  in  der  positiven  und  negativen  Phase  ist 
es  unmöglich,  einen  stärkeren  Ausschlag  der  positiven  zu  erzielen,  während 
man  mit  einer  Steigerung  der  negativen  rechnen  muss.  Es  können  maximale 
Immunisierungswerte  erzielt  werden  durch  die  Einverleibung  von  Tuberkulin- 
dosen,  ohne  dass  eine  Störung  des  Gesamtorganismus  stattfindet.  Der 
Immunisierungsvorgang  kann  durch  kleine  Reize  in  Gang  gebracht  werden. 
Verf.  hält  es  demnach  für  wichtig,  mit  den  kleinsten  eine  genügende  Reaktion 
hervorrufenden  Dosen  anzufangen  und  sie  nur  zu  wiederholen,  wenn  der  Effekt 
der  vorhergehenden  völlig  verschwunden  'ist,  er  beginnt  mit  Viooo  mg  des 
Bazillenpulvers  und  geht  nicht  über  Veoo  mg.  Werden  die  Zeichen  der  nega- 
tiven Phasen  nach  jeder  Einimpfung  ausgesprochener ,  so  ist  die  Dosis  über- 
schritten ,  nehmen  sie  ab ,  so  kommt  man  gut  vorwärts.  Strikt  lokalisierte 
Infektionen  tendieren  wie  der  Lupus  nicht  zur  Heilung,  Infektionen  des  ganzen 
Systems  enden  gewöhnlich  mit  Tod  oder  in  eine  nicht  unbegrenzt  hinaus- 
geschobene Heilung.  Die  Vermehrung  der  Bakterien  im  Organismus  kommt 
dadurch  zustande,  dass  sie  sich  nicht  in  dem  fliessenden  Blut,  welches  alle 
bakteriziden,  agglutinierenden  und  antibakteriellen  Elemente  enthält,  aufhalten, 
sondern  im  Gewebe,  wo  sie  diesen  Einflüssen  fast  entzogen  sind.  Bei  der  Be- 
handlung lokaler  Tuberkulose  ist  zu  berücksichtigen,  dass  die  antituberkn- 
lösen  Hilfsmittel  des  Blutes  geringer  sind  als  im  normalen,  dass  die  immuni- 
sierenden Reize  fehlen,  dass  die  Bazillen  unter  günstigen  Bedingungen  wachsen, 
dass  eine  Vermehrung  der  antibakteriellen  Kräfte  durch  Einverleibung  von 
Tuberkelvaccin  erzielt  werden  kann,  dass  wir  Mittel  besitzen,  den  Lymph- 
strom durch  den  Herd  zu  verstärken  und  damit  mehr  antibakterielle  Sub- 
stanzen an  den  Herd  heran  zu  bringen.  Betreffs  der  Mittel,  welche  diesem 
letzteren  Zweck  dienen,  bemerkt  Wright,  dass  die  Durchströmung  des  Herdes 
in  dem  Fall,  wo  die  Lymphe  nur  geringe  antibakterielle  Kraft  besitzt,  gefahr- 
voll sein  kann,  man  daher  diese  Mittel  durch  Autoinokulation  oder  künstliche 
Impfung  vermehren  soll,  dass  man  einen  reichlichen  Lymphstrom  erzielen  kann 
mit  Zitronensäure,  dass  m  Fällen,  in  denen  der  Herd  in  einer  Lymphdrüse 


WaldTogel,  Tuberkulose.  167 

]ie^  auch  auf  das  dazu  gehörige  Gebiet  der  Blntstrom  gerichtet  wird.    Das  alte 
Tuberkulin  kann    in   solchen  Fällen  zur  Vermehrung   des  Lymphflusses  Ver- 
wendung finden ;  bei  eiternden  Fisteln  kann  ein  entkalkendes  in  einer  konzen- 
trierten Salz-  oder  Zuckerlösung  gelöstes  Mittel  gebraucht  werden,  der  Finsen- 
behandlnng  sollen  Impfprozeduren    vorhergehen.     Von  den  chirurgischen  Be- 
handlungen  soll  man  nur  einen  Transport  bakterieller  Elemente  ins  Blut  er- 
warten, sie  öffnen  die  Lymphräume,  oder  Massage  und  Muskelbewegungen  akti- 
rieren  den  Lympbstrom.    Die  Erfolge  mit  Kochs  Neutuberkulin  bei  Lupus  sind 
nur  teilweise  günstig,  es  ist  zu  wünschen,  dass  die  Finsenbehandlung  hinzu- 
kommt.   Gut  waren  die  Resultate  bei  tuberkulöser  Ulzeration  des  subkutanen 
Gewebes  selbst    in   Fällen,   die   der  gewöhnlichen  chirurgischen  Behandlung 
getrotzt  hatten.     Den  zweitbesten  Beweis  für  die  Wirksamkeit  der  Vaccin- 
betiandlung    lieferten  die  Ausgänge  der  Drüsentuberkulose,   chirurgische  und 
klimatische  Behandlung  müssen  zurücktreten.   Die  Tuberkulose  des  Urogenital- 
traktus  liefert-e   in  einer  Beziehung  mehr,  in  anderer  weniger  überzeugende 
Erfolge  als  die  an  Stellen  lokalisierte,  welche  unserem  Blick  und  Gefühl  zugäng- 
lich sind.    Bei  diesen  günstigen  Erfolgen  mit  Bakterienvaccinen  soll  der  Chirurg 
etwas  Ton  seiner  Überzeugung  aufgeben,   dass  nur  Exstirpation  und  Anwen- 
dung von  Antisepticis  bei  lokaler  Tuberkulose  zum  Ziele  führen.     Verf.  gibt 
dann  die  7  Fälle  von  tuberkulöser  Ulzeration  des  subkutanen  Gewebes  und  der 
Knochen,  die  mit  Tuberkulin  behandelt  sind,   darauf  die  5  von  Drüsentuber- 
kulose  und  die  5  von  Urogenitaltuberkulose  ausführlich  wieder  und  beantwortet 
dann  die  Frage,  ob  bei  Infektionen  des  ganzen  Körpers  mit  Rücksicht  darauf, 
dass  der  Mechanismus  der  Immunisierung  spontan  in  Bewegung  gesetzt  wird, 
ein  Vorteil  von  der  Einverleibung  bakterieller  Vaccine  erwartet  werden  kann. 
Zieht  sich  eine  fieberhafte  Infektion  ohne  Innehaltung  eines  bestimmten  Typus 
lange  Zeit  hin  und  kommen  die  Bakterienvaccine  bei  subkutaner  Einverleibung 
in  konzentrierter  Wirkung  auf  das  subkutane  Gewebe  zur  Geltung,  so  können 
wir  zur  Immunisierung  wohl  beitragen,   ohne  die  Intoxikation  von  Herz  und 
Nerven  zu  vermehren.    Körperliche  Anstrengungen,  geistige  Überanstrengung, 
Erregmigen  führen  bei  lokaler   fieberhafter  Tuberkulose  zum  Übertritt  von 
tuberkulösen  Giften  ins  Blut  und  zum  Sinken  des  Immunitätsindex  weit  unter  1. 
Dießettruhe  und  die  die  Gerinnung  und  Viskosität  des  Blutes  erhöhende  Milchdiät 
wirken  dem  entgegen.    Schneidet  man   aber  die  Zufuhr  der  Gifte  ins  Blut 
ab,  so  steht  der  Immunisierungsprozess  still  und  die  dauernde  Ruhe  hat  dann 
auch  noch  den  Nachteil,  dass  der  Kranke  bei  der  Rückkehr  zur  Beschäftigung 
vieder  aus  seinen  Geweben  tuberkulöse   Stofi'e  aufnimmt.    Bei   fieberhaften 
Wibisen  oder  anderen  lokalisierten   Tuberkulosen  sollen   wir    die  Infektion 
zQDächst  auf  den  Standpunkt  einer  reinen  lokalisierten  zurückbringen,   dann 
an  die  Stelle   der  ungleichmässigen  Autoinokulation  eine  wirkungsvolle  Im- 
mnnisieniDg   durch  genau  geregelte  Impfung  mit  Tuberkelvaccin  setzen  und 
vm  Scbluss  bei  genügender  Immunität  die  Schutzstoffe  durch  geregelte  Be* 
wegang,  Beachtung  des  Blutdrucks,  Herabsetzung  der  Blutkoagulabilität  überall 
\vm  transportieren. 

Das  Hauptergebnis  der  immunisatorischen  Bestrebungen  gegen  die  Tuber- 
Wose  ist,  dass  die  Immunität  nicht  durch  Toxine,  sondern  durch  Impfung 
mit  lebenden,  aber  abgeschwächten  Bazillen  erzielt  wird.  Die  Abschwächung 
Vaniv  dadurch  hervorgerufen  sein,  dass  die  betreffenden  Bazillen,  z.  B.  von 
Kaltblütern  stammend,  überhaupt  keine  Virulenz  für  den  zu  schützenden  Orga- 
lüsmug  besitzen  oder  dadurch,   dass  virulente  Bazillen  lange  auf  künstlichen 


168  Jahresbericht  für  Ghirargie.    I.  Teil. 

Nährböden  gezüchtet  wurden.  Kaninchen  und  Meerschweinchen  sind  keine 
idealen  Objekte  für  die  Immunisation.  Trudeau  (80)  prüfte  nun  zunächst, 
ob  ein  lebender  Bazillus  nötig  sei,  um  den  höchsten  Grad  der  Immunität  zu 
erzeugen  oder  ob  tote  Bazillen  gleich  wirksam  seien.  12  Meerschweinchen 
wurden  infiziert  mit  einem  halben  Milligramm  lebhaft  wachsender  abge- 
schwächter Menschenbazillen,  12  mit  denselben  Bazillen,  nachdem  sie  15  Minuten 
in  Dampf  sterilisiert  waren;  nach  einem  Monat  bekamen  die  Meerschwein- 
chen dieselben  abgeschwächten  Kulturen  in  der  Dosis  von  1  mg  intraperitoneal. 
Nach  einem  weiteren  Monat  wurde  1  mg  virulenter  menschlicher  Tuberkel- 
bazillen den  Meerschweinchen  in  die  Leistenbeuge  injiziert  zugleich  mit  acht 
nicht  vorbehandelten  Kontrolltieren.  Das  letzte  der  Kontrolltiere  starb  nach 
20  Tagen,  zu  dieser  Zeit  waren  erst  4  von  den  mit  toten  Bazillen  geimpften 
eingegangen,  während  die  mit  lebenden  vorbehandelten  alle  lebten.  Zur  selben 
Zeit,  als  das  letzte  der  Kontrolltiere  starb,  wurde  je  eins  der  beiden  Versuchs- 
reihen getötet,  es  bestanden  bei  den  Kontrolltieren  und  den  mit  toten  Bazillen 
vorbehandelten  verkäste  Lymphknoten,  grosse  Käseherde  in  Milz,  Leber  und 
Lungen;  in  den  Organen  der  mit  lebenden  Bazillen  vorbehandelten  Tiere  ist 
mit  blossem  Auge  nichts  von  Verkäsung  zu  sehen.  Die  durchschnittliche 
Lebensdauer  der  Kontrolltiere  betrug  70 ^/a  Tage,  die  der  mit  toten  Bazillen 
vorbehandelten  99,  die  der  mit  lebenden  geimpften  155;  ein  gewisser  Eintiuss 
der  Impfung  mit  toten  Bazillen  ist  also  auch  erkennbar.  Tötete  Verf.  die 
Bazillen  nicht  durch  Hitze,  sondern  durch  Sonnenlicht,  so  war  in  letzterem 
Fall  der  Schutz  weniger  ausgesprochen.  In  der  zweiten  Versuchsreihe  wollte 
Verf.  bestimmen,  ob  ein  Unterschied  in  der  Schutzwirkung  besteht  bei  Ver- 
wendung abgeschwächter  Menschenbazillen  und  der  von  Kaltblütern,  ferner 
ob  der  Grad  der  Abschwächung ,  der  durch  prolongiertes  Wachstum  erzielt 
wird,  parallel  geht  mit  der  Schutzwirkung.  Je  12  Meerschweinchen  wurden 
vorbehandelt,  1.  mit  etwa  15  Jahre  auf  Nährböden  weitergezüchteten  Bazillen, 
2.  mit  über  20  Jahre  kultivierten,  3.  mit  Frosch-,  4.  mit  Blindschleichenbazillen, 
nur  die  Tiere  der  1.  Serie  reagierten  auf  Tuberkulin  in  einer  einen  leichten 
tuberkulösen  Prozess  anzeigenden  Weise.  Nach  33  Tagen  erhielten  alle  Tiere 
Vio  mg  virulenter  Menschenbazillenkultur  subkutan,  44  Tage  nach  dieser  letzten 
Impfung  wurden  alle  getötet.  Trudeau  kommt  zu  folgenden  Resultaten. 
Tote  Bazillen  vermehren  in  ganz  geringem  Grade  den  Widerstand  gegen  eine 
folgende  Impfung,  lebende  abgeschwächte  verursachen  einen  stärkeren  Grad 
von  Immunität  als  dieselben,  durch  Hitze  getötet.  Der  Grad  der  Abschwächung 
zeigt  bestimmte  Beziehungen  zu  dem  Schutz,  welcher  beim  Meerschweinchen 
gegen  Infektion  mit  virulenten  Menschenbazillen  erzielt  wird.  Eine  Kultur, 
welche  noch  in  geringem  Grade  Zellen  zerstört  und  sich  zu  den  benachbarten 
Lymphdrüsen  ausbreitet,  schützt  mehr  als  eine,  welche  kaum  lokale  Verände- 
rungen erzeugt.  Kaltblüterbazillen,  welche  nur  bei  Zimmertemperatur  wachsen, 
erzeugen  keine  bemerkbare  Immunität.  Der  Grund  dafür,  dass  durch  Hitze 
abgetötete  Bazillen  weniger  Schutz  erzielen  als  dieselben  Bazillen  nicht  er- 
hitzt, liegt  nicht  in  chemischen  Veränderungen,  die  durch  die  Hitze  bewirkt 
sind.  Toxinimmunität  oder  die  durch  tote  Keime  erzielte  ist  nie  so  intensiv 
und  lang  dauernd  als  die  durch  das  lebende  Virus  erzeugte.  Der  Grad  der 
Abschwächung  beeinflusst  den  Grad  der  Immunität. 

Der  Koch  sehe  Tuberkel  bazillus  unterliegt  nach  Ferran  (26)  grossen 
Schwankungen  auch  in  seinen  konstantesten  Eigenschaften,  diese  Variabilität 
gehorcht    aber    bestimmten    Gesetzen,    wir    müssen    ihn    trotzdem    als    um- 


Waldvogel,  Taberknlose.  169 

schriebene  Art  auffassen,  er  ist  kein  Saprophyt  und  kann  sich  in  der  Aussen-^ 
weit  nicht  vermehren;   er  ist  obligater  Parasit,   so  dass   schon  aus  diesem 
Grund  Zweifel  daran,  dass  er  der  Erreger  einer  so  verbreiteten  Krankheit  ist, 
gestattet  sind.     Wenn  Gewebe,   Flüssigkeiten   ohne  den  K ochschen  Bazillus 
bei  Überimpfung    übertragbare  Tuberkulose  erzeugen,   so  muss  man  zugeben, 
dass  dieses  säurefeste  Bakterium    noch   andere   uns    unbekannte  biologische 
Phasen  durchmacht.    Die  Genese  der  spontanen  Tuberkulose  des  Menschen  ist 
Modifikationen    unterworfen,    welche   unter    dem    Einfluss    des    Milieus    der 
Chemismus  anderer  nicht  säurefester  Bazillen  mit  saprophytischen  Eigenschaften 
herrorbringen  kann.    Diese  Bazillen  erwerben,  wenn  sie  in  einem  Organismus, 
den  sie  passend  verändert  haben,  ein  Parasitendasein  führen,  die  Eigenschaften 
des  säurebeständigen  K ochschen  Bacillus.    Man  hat  säurebeständige  Bazillen 
in  den  Dejektionen  von  Typhuskranken  gefunden.    Die  Wi dal  sehe  Reaktion 
war  bei  einigen  Kranken  mit   galoppierender  Phthise  positiv;    die  zufällige 
od^r  experimentelle  Übertragung  Koch  scher  Bazillen  auf  die  Haut  erzeugt 
niemals  ganz  akute  Tuberkulosen  wie  die  spontan  auftretende;  so  ist  die  aus- 
^hliessliche  ätiologische  Stellung   des    säurebeständigen   Kochschen  Bazillus 
hei  der  Genese  der  Tuberkulose  stark  erschüttert;  dazu  sind  die  Eigenschaften 
demselben   ausserordentlich   wandelbar.     Der  Koch  sehe   Bazillus    behält   die 
Eigenschaft  Tuberkulose  zu  erzeugen,   wenn  auch  in  abgeschwächtem  Masse, 
wenn  ihm  alle  seine  spezifischen  Charaktere  wie  das  Wachsen  in  Haufen,  die 
Farbenreaktion,  die  Produktion  aromatischer  Substanzen  genommen  sind;  durch 
Kultor  in  einer  Bouillon,  die  Meerschweinchenblut  enthält,  kann  man  die  Viru- 
lenz dieser  Bazillen  erhöhen,  spritzt  man  sie  intravenös  ein,  so  dass  der  Tod 
erfolgt,  ehe  die  Bakterien  von  Phagozyten  aufgenommen  werden,  so  kann  man 
ans  den  Geweben  eine  virulente  Art  gewinnen,  die  in  den  Kochschen  Bazillus 
Terwandelt  ist.     Erzeugt  man  Tuberkulose  mit  Geweben  oder  Flüssigkeiten, 
in  denen  Koch  sehe  Bazillen   nicht   zu   finden,  sind,   so   existiert   eben   ein 
Tuberkel  erzeugender  Bazillus,   der  noch  nicht  säurebeständig,  aber  mit  dem 
Kochschen  Bazillus  verwandt  ist.    Solche  Tuberkulose  mit  solchen  Bazillen 
ist  bei  Tieren  häufiger  als  beim  Menschen.    Diese  Verwandlung  der  saprophy- 
tischen  wenig  tuberkulogenen  Arten  in  säurebeständige  tuberkulogene  hängt 
mit  der  Zunahme  von  Fettsubstanzen  zusammen,   wenn  man  sie  zwingt  Eiter 
zu  produzieren;  auch  durch  Serum  von  mit  Kochschen  Bazillen  überimmuni- 
sierten Pferden  behandelten  Meerschweinchen  wird  die  Entwickelung  dieser  Bak- 
terien zum  säarebeständigen  Typus  begünstigt.    In  spontan  tuberkulösen  Orga- 
nismen besteht  neben  dem  tuberkulogenen,  säurebeständigen  ein  anderes  ebenso 
tuberknlogenes,  aber  nicht  säurebeständiges  Bakterium,  das  in  den  Kochschen 
Bacillus  verwandelt  werden  kann.     Infiziert  man   statt  mit  Reinkultur  mit 
Käse  ans  einem  Lymphknoten   eine  Reihe   von  Meerschweinchen ,  so  sterben 
die  Tiere  nach  langer  Zeit  und  die  Bauchorgane  sind  in  Tuberkelhaufen  ver- 
ifaudelt,  80  dass   das  Tier  am   Mangel   der  Bauchorgane  stirbt,    das  Virus 
steigert  sich  nicht,  der  Bazillus  kann  nicht  wieder  saprophytisch  werden,  er  ist 
am  Ende  seiner  bakteriellen  Entwickelung.    Die  menschliche  Tuberkulose  endet 
ganz  anders,  oft  vor  der  Entwickelung  von  Tuberkeln,  eine  interstitielle  Ent- 
^iimg  herrscht  vor,  Kachexie  und  Fieber  sind  ausgesprochener.   Impft  man 
Meerschweinchen  mit  tuberkulogenen,  nicht  säurebeständigen  virulenten  Bazillen, 
^  ist  das  Bild   beschränkt  auf  Fieber,   Kachexie,   interstitielle  Entzündung ; 
<lerTod  tritt   so  schnell  ein,   dass  sich  keine  Tuberkel   entwickeln  können. 
^"^  gibt  Übergänge   zwischen   diesen   beiden  extremen  Arten ,   manche  nicht 


170  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

säurebeständige  behalten  ihre  tuberkulogene  Virulenz  und  produzieren   keine 
säurebeständigen.    Bis   die  tuberkulogenen  nicht  säurebeständigen  Bakterien 
den   höchsten    Grad  der  Anpassung  an  die  Zellen    des  höheren  Organismus 
gewonnen  haben,  sind  sie  züchtbar  und  können  ein  Leben  wie  vulgäre  Sapro- 
pbyten  führen.  Gelingt  es  sie  aus  Sputum  oder  tuberkulösen  Geweben  zu  isolieren, 
so  lassen  sie  sich  durch  Serum   der  Tuberkulösen,  von  denen  sie  stammen, 
agglutinieren,   sie  spielen  die  Rolle,   die  man  jetzt  dem  K ochschen  Bazillus 
zuerteilt.    Sehr  zahlreiche  Versuche  haben  den  Verf.  belehrt ,  dass  weder  Milch 
noch   Serum  überimmunisierter  Tiere   die  Wirkung  einer  Impfung  mit  dem 
tuberkulösen  Virus  aufhalten  kann ;  die  löslichen  Toxine  erzeugen  Entzündung, 
Fieber,  Kachexie,  die  festen  Toxine  den  Tuberkel,  gegen  die  löslichen  Toxine 
kann  man  eine  Immunität  nur  erzielen  mit  dem  Filtrat  sehr  virulenter  Kulturen 
von  Arten,  die  nicht  säurebeständig  sind,  aber  stark  phthisiogen,  während  die 
fixen  Toxine  nicht  gegen  ihre  eigenen  Wirkungen  immunisieren.  Der  Tuberkel  ist 
nur  das  Caput  mortuum  eines  spezifischen  infektiösen  Prozesses,  wie  der  Sequester 
bei  einer  Knochenentzündung,   in  leichten  Fällen  entsteht  kein  Tuberkel,    sie 
entgehen  dem  Kliniker  und  erzeugen  die  spontane  Immunisierung;  Verf.  im- 
munisiert gegen  die  der  Tuberkelbildung  vorausgehenden  Prozesse.   Immunisiert 
man  Meerschweinchen,   indem   man  ihnen  2— 3 mal  tote  Kulturen  des  tuber- 
kulogenen Saprophyten  einspritzt,  und  setzt  sie  der  Spontaninfektion  aus  zu- 
gleich mit  anderen  nicht  vorbehandelten,  so  sterben  letztere  tuberkulös,  indem 
sie  das  mit  ihren  Dejektionen  verunreinigte  Wasser  trinken  oder  Nahrung  ge- 
messen, die  mit  einer  Kultur  dieser  Saprophyten  vermischt  ist,   die  immuni- 
sierten bleiben  gesund.    Aus  Experimenten  folgt,  dass  die  Nachkommen  tuber- 
kulöser Eltern  eine  leichte  Immunität  besitzen,  welches  das  Auftreten  der  ersten 
lokalen  Manifestationen  verzögert. 

Petruschky  (60)  bespricht  zunächst  die  diagnostische  Verwendung 
der  Koch  sehen  Tuberkulinpräparate,  von  denen  das  Neutuberkulin  fast  nur 
zu  therapeutischen  Zwecken  gebraucht  wird ;  er  kommt  zu  dem  Schluss,  dass 
das  Auftreten  des  Symptomenkomplexes  der  toxischen  Wirkung  (Entzündungs- 
erscheinungen, Steigen  der  Körpertemperatur,  Reaktionen  der  Erkrankungs- 
herde, Störung  des  Allgemeinbefindens)  nach  Einspritzung  einer  unter  10  mg 
liegenden  Dosis  des  alten  Tuberkulins  mit  wissenschaftlicher  Sicherheit  das 
Vorhandensein  eines  Tuberkuloseherdes  im  Körper  beweist,  man  soll  sich  nicht 
mit  einer  einzigen  Injektion  begnügen,  bei  Personen  mit  gestreckter  Kurve  kann 
die  Prüfung  ohne  Gefahr  ambulatorisch  vorgenommen  werden.  Petruschky  s 
Ansichten  über  die  Pathogenese  der  Tuberkulose  sind  kurz  folgende:  Sie 
wird  relativ  früh  erworben,  meist  im  Kindesalter,  nur  ausnahmsweise  vererbt, 
die  Übertragung  geschieht  durch  Einatmung  und  Kontakt,  die  gewöhnlichen 
Eintrittspforten  sind  die  oberen  Luftwege,  Nasenrachenraum,  Mandeln^  der 
erste  Teil  des  Bronchialbaumes,  seltener  der  Magendarmkanal.  Lymphknoten 
sind  regelmässig  die  erste  Ansiedelungsstelle  der  Bazillen,  es  besteht  ein  langes 
Inkubationsstadium.  Verf.  unterscheidet  das  Primärstadium  der  Lymphknoten- 
infektion, das  Sekundärstadium  der  Metastasenbildung,  das  Tertiärstadium  des 
Gewebszerfalls,  im  letzten  wird  die  Tuberkulose  eine  ofl'ene.  Die  bisher  als 
disponiert  angesehenen  Menschen  sind  bereits  infiziert,  wie  die  Prüfung  mit 
Tuberkulin  sicher  stellt.  Die  Nachkommen  Tuberkulöser  scheinen  nach  neueren 
Statistiken  eher  eine  zähere  Widerstandsfähigkeit  gegen  Tuberkulose  zu 
besitzen  als  andere  Menschen.  Eine  Mobilisierung  der  Tuberkelbazillen  durch 
Tuberkulin  ist  niemals  zu  fürchten.     Die  allgemeine  Durchführung   der  vor- 


Waldvogel,  Taberkalose.  171 

hei2g€iideii  Behandlung  des  Primärstadiums  mit  Tuberkulin  wäre  der  gegen- 
wärtig einzig  mögliche  Weg  zur  Ausrottung  der  Tuberkulose.     Oft  können 
Fälle  mit  erheblicher  doppelseitiger  Tuberkulose  unter  Tuberkulin  über  Er- 
warten gut  heilen,  während  Fälle  mit  geringeren  klinischen  Krankheitszeichen 
nicht  recht  Torwarts  kommen  und  schliesslich  sekundären  Infektionen  erliegen. 
Noch  geeignet  sind   offene  Tuberkulosen   bei   gutem  Allgemeinzustand  ohne 
Fieber.    Mit  einer    einzigen  Kur  kann   eine  völlige  Ausheilung  nicht  erzielt 
werden,  es  empfiehlt  sich  nach  8 — 10  wöchentlicher  Behandlung  eine  ebenso 
Linge  Pause  eintreten  zu   lassen  und  dann  die  Kur  zu   wiederholen.     Verf. 
gebt  dann  genauer  auf  die  Technik  der  Tuberkulinbehandlung  ein,  die  thera- 
pfutische  Dosenfolge  wird  an  der  Hand  von  Beispielen  erläutert.    Nur   der 
Verlust  der  Reaktionsfähigkeit  auf  Tuberkulin  und  das  dauernde  Verschwinden 
des   Bazillenauswurfes   sind  sicherste  Kennzeichen  der  Heilung.     Die  Nach- 
prüfung ist  zwei  bis  drei  Monate  nach  Abschluss  einer  Kuretappe  mit  etwas 
höheren  Dosen  von  altem  Tuberkulin  vorzunehmen   als   bei   der  Vorprüfung. 
Nach  zweimaligem  negativem  Ausfall  der  Prüfung  kahn  Patient  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit   als  geheilt  angesehen  werden.     Petruschky   setzt  dann 
sein  System  der  Tuberkulinkur   auseinander.     Die  Behandlung  ist   seit   1893 
völlig  abgeschlossen  bei  92  Fällen,,  von  den  38  offenen  Tuberkulosen  starben 
«5(»''o,  sind  geheilt  40,  von  den  54  geschlossenen  starb  keiner,  100  ^'o  heilten. 
Die  Tuberkulintherapie  ist  aus   dem  Versuchsstadium   heraus.     Statt  der  in 
langer  Zeit  sich  yerwirklichenden  Hoffnungen   Behrings  will  Petruschky 
durch  die  Tat  gezeigt  haben,  dass  der  gegenwärtigen  Generation,  auch  wenn 
Tiie  bereits  infiziert  ist,   durch  die  K ochschen  Tuberkulinpräparate  geholfen 
werden  kann. 

Koch  suchte  bei  der  Verwendung  seiner  neuesten  Tuberkulinpräparate 
den  Versuchstieren  durch  Behandlung  mit  Bakterienkulturen  Immunstoffe  zu 
Terschaffen  und  glaubte,  dass  man  das  Agglutinationsvermögen  als  einen  Wert- 
messer für  den  erzielten  Grad  der  Immunität  betrachten  kann.  Dass  dieser 
Zusammenhang  bestand,  schliesst  Koch  aus  dem  klinischen  Verhalten  seiner 
Patienten,  deren  Befinden  mit  dem  Eintritt  der  agglutinierenden  Eigenschaften 
mh.  besserte,  ohne  Bücksicht  auf  anatomische  Untersuchungen  Virchows, 
die  auch  heute  noch  zu  Recht  bestehen.  Jürgens  (37)  hat  nun  Meer- 
&ch weinchen  nach  den  von  Koch  gegebenen  Vorschriften  mit  Tuberkulin 
behandelt  und  den  Effekt  dieser  Behandlung  auf  die  Agglutinationsfähigkeit 
des  Blutserums  dann  mit  dem  anatomisch  nachweisbaren  Resultat  der  künst* 
liehen  Infektion  mit  Tuberkelbazillen  verglichen.  Diese  Untersuchungen 
bben  ergeben,  dass  bei  sämtlichen  gesunden  und  tuberkulös  erkrankten  Ver- 
suchstieren durch  Einspritzungen  mit  Neutuberkulin  das  Blutserum  in  hohen 
Verdünnangen  die  Fähigkeit  erlangt  Tuberkel bazillen  zu  agglutinieren,  dass 
aber  trotzdem  in  keinem  einzigen  Falle  eine  Immunität  gegen  Tuberkulose 
zustande  gekommen  ist;  es  traten  wohl  erhebliche  Veränderungen  der  experi- 
mentellen Tuberkulose  auf,  aber  keine  Heilung,  kein  Stillstand.  Die  Aggluti- 
ninbildung  ist  also  lediglich  abhängig  von  dem  injizierten  Präparat,  nicht 
aber  von  den  gebildeten  Schutzstoffen.  Wie  bei  diesen  Tierversuchen  war  das 
Resultat  der  Tuberkulinbehandlung  auch  bei  Phthisikem,  auch  in  den  günstigsten 
Fällen  konnte  kein  anderer  Erfolg  erzielt  werden,  als  er  auch  ohne  Tuber- 
kulin erwartet  werden  durfte,  gewöhnlich  behielt  die  Tuberkulose  ihren  pro- 
^essiven  Charakter  bei,  trotzdem  fast  stets  eine  Steigerung  des  Agglutinations- 
vennögens  möglich  war.   Die  Agglutininbildung  steht  also  überhaupt  in  keiner 


172  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

nachgewiesenen  Beziehung  zur  Immunität,  sondern  ist  lediglich  eine  A 
auf  die  Tuberkulinvergiftung.  Aber  auch  im  Blute  nicht  mit  Tub< 
behandelter  Patienten  finden  sich  manchmal  ziemlich  hohe  Agslutim 
werte  unabhängig  von  dem  anatomisch  nachweisbaren  Krankheitsprozes 
sind  abhängig  von  der  Resorption  der  Bakteriengifte  wie  bei  den  mit  Tube 
Behandelten  von  diesem.  Bei  Gesunden  und  leicht  Kranken  lässt  sie 
Agglutinationsvermögen  höher  treiben  als  bei  Phthisikern,  wo  die  Anwei 
grösserer  Tuberkulindosen  wegen  der  bedenklichen  Reaktionen  überha^upt 
ausführbar  ist.  Da  die  Bakterienprodukte  beim  Phthisiker  nicht  in 
massiger  Weise  ins  Blut  gelangen,  so  gibt  es  keine  typische  Agglutinai 
kurve  wie  bei  anderen  Infektionen.  Bei  einer  leichten  tuberkulösen  Lui 
Spitzenerkrankung  mit  Ausgang  in  Heilung  kann  deshalb  dauernd  die  Ag^ 
nationsreaktion  fehlen,  bei  einer  progressen  Phthise  kann  sie  hoch 
Ist  sie  es  nicht  immer,  so  ist  zu  bedenken,  dass  die  klinischen  Erst 
nungen  der  Lungenphthise  nicht  allein  durch  tuberkulöse  Prozesse  bec 
sind.  Die  durch  Bakteriengifte  erzeugten  Antikörper  stehen  zu  irgend  weh 
Schutzkörpem  in  keiner  nachweisbaren  Beziehung.  Die  Vorstellungen  i 
die  heilende  Wirkung  des  Tuberkulins  sind  also  durch  ätiologische  Vn 
suchungen  ebenso  wenig  begründet  wie  die  Annahme  einer  Heilwirkung  du 
klinisch-anatomische  Erfahrung  gestützt  werden  kann. 

Freymuth  (28)  gibt  das  Tuberkulin  per  os  und  zwar  so,  dass  morg 
nüchtern  zuerst  eine  Messerspitze  Natr.  bicarb.,  10  Minuten  später  das  Tul; 
kulin  in  keratinisierten  Pillen,  nach  1  Stunde  das  erste  Frühstück  verabrei< 
wird.  Von  17  Fällen  mit  Bazillenausscheidung  reagierten  mit  ansehnlich 
Temperaturanstieg  5,  das  Reaktionsgefühl  war  schwächer  als  bei  der  lDJekti( 
die  Latenzzeit  betrug  einige  Stunden,  der  Temperaturgipfel  war  steil,  ho( 
In  5  weiteren  Fällen  war  der  Einfluss  auf  die  Temperatur  geringer,  in  7  fehl 
er,  mehrmals  wurden  lokale  Reaktionen  beobachtet  und  die  Empfindlichkc 
wurde  nach  der  ersten  Dosis  grösser.  Auch  unter  den  geschlossenen  Tube 
kulosen  reagierten  65  7o  auf  Tuberkulin  per  os.  Die  untere  wirksame  Dos 
betrug  5 — 10  mg,  die  höchste  100.  Es  bestehen  Relationen  zwischen  d( 
Empfindlichkeit  ein  und  desselben  Individuums  gegen  die  Einwirkung  vo 
Tuberkulin  per  os  und  per  injectionem.  Auch  protrahierte  Reaktionen  kamei 
vor,  die  Methode  ist  also  ebenfalls  nicht  absolut  harmlos.  Eine  Wirkung  de 
Tuberkulins  per  os  ist  sicher,  sie  ist  viel  unsicherer  und  schwächer  als  be 
der  subkutanen  Injektion.  Intern  reagierende  Patienten  sind  meist  hocl 
empfindlich.  Verf.  hofft,  dass  nach  diesen  Ergebnissen  die  probatorische  Tuber 
kulinanwendung  insbesondere  für  die  ambulante  Praxis  an  Yerwertbarkeit  ge- 
winnt, ob  auf  diesem  Wege  therapeutische  £rfoIge  zu  erzielen  sind,  ist  noch 
nicht  zu  beurteilen. 

H  o  1  d  h  e  i  m  (34)  ist  auch  bei  ambulatorischer  Anwendung  von  der  ab- 
soluten Unschädlichkeit  des  Alttuberkulins  in  jedem  Falle  bei  richtiger  Ver- 
wendung überzeugt  und  kann  nicht  von  einem  einzigen  Fall  berichten,  in  welchem 
es  ihn  im  Stich  gelassen  hat.     Bei  der  einzig  sicheren  probatorischen  Tuber- 
kulinimpfung  spritzt  er  als  erste  Dosis  0,5  mg,   bei  fehlender  Reaktion  nach 
9  Tagen  1  mg,  die  weitere  Dosenfolge  ist  3  mg,  5  mg  und  bei  nun  noch  aus- 
bleibender Reaktion  10.     War  der  Kräftezustand  nicht  befriedigend,  bestand 
Fieber,   so  wurde  Heilstättenbehandlung  vorausgeschickt.     Der  Patient  kann 
trotz  der  Einspritzung  seinen  Berufspflichten  nachgehen ;  er  nimmt  die  zwei- 
stündlichen Temperaturmessungen  vor.  Gespritzt  wird  zweimal  pro  Woche,  in 


Waldvogel,  Taberkulose.  173 

F  liVn  ohne  probatorische  Vorimpfung  sind  die  Dosen  0,0025  mg,  0,005,  0,01, 
OjxS.  OJ,  0,2,  0,3  mg  usw.  Die  Behandlung  wird  bis  100  mg  ey.  bis  500  mg 
ic  4—5  Monaten  fortgeführt.  Die  Lösungen  werden  von  der  Apotheke  in 
sterilisierten  Glasröhrchen  bezogen.  Zur  Feststellung  der  Dauerheilung  wurde 
nach  3 — 4  Monaten  eine  Nachprüfung  mit  Tuberkulin  angestellt,  die  ev.  nach 
rinem  weiteren  halben  Jahr  wiederholt  wurde.  Von  den  20  bisher  ambula- 
htorisch  behandelten  Patienten  unterbrachen  5  die  Kur,  von  den  15  übrigen 
hätten  9  bei  Beginn  der  Kur  massenhaft  Bazillen  im  Sputum,  die  anderen 
reagierten  auf  Tuberkulin.  Die  Bazillen  verschwanden,  5  Kranke  haben  auf 
zweimalige  in  Zwischenräume  von  4  Monaten  angestellte  Probeimpfungen  nicht 
mehr  reagiert,  bei  einem  ist  die  Zeit  nach  der  Kur  zu  kurz. 

Lawson  und  Stewart  (48)  haben  bei  Lungentuberkulosen  ohne  Fieber, 
miher  in  Sanatorium-  und  klimatischer  Behandlung  tägliche  Blutuntersuchungen 
aos^stellt  und  zwar  kurz  vor  dem  Beginn  der  Tuberkulininjektionskur  und 
täglich  nach  derselben  und  wollen  in  dieser  vorläufigen  Mitteilung  einige  Fragen 
beantworten.    "Während  bei  normalen  Menschen  der  opsonische  Index  0,9  bis 
1.2  beträgt,  ist  er  bei  solchen,  welche  nach  allen  Untersuchungsmethoden  ge- 
sund zu  sein  scheinen,  aber  früher  nachweislich  an  tuberkulöser  Lungenerkran- 
kung  gehtten   hatten,  in  16  von  30  untersuchten  Fällen  entweder  unter  0,9 
iJer  über  1,2,  in  Fällen  von  unzweifelhafter,  nicht  akuter  Lungentuberkulose 
ist  er  durchgehends  niedrig;   das  kann  für  die  Diagnose  verwertet  werden. 
Spritzt  man  gesunden  und  kranken  Menschen  Tuberkulin  ein,   so  folgt  bei 
Taberbilösen  die  sogenannte  negative  Phase  Wrights,  die  Schutzkraft  sinkt^ 
vährend  sie  bei  normalen  sofort  zu  hohen  Werten  ansteigt.    Die  Temperatur- 
terhältnisse  nach  der  Tuberkulininjektion  geben  über  die  Anwesenheit  von 
Taberkalose  keine  Auskunft,  in  über  50  ^'o  der  Fälle,  die  eine  negative  Phase 
zeigten,  machte   sich  die  Reaktion  nicht  in  einer  Temperatursteigerung  be- 
merkbar.   Aus  diesen  Befunden  werden  folgende  Schlüsse  für  die  Praxis  der 
LuDgentnberkuIosebehandlung    gezogen.     Die   Wiederholung   der  Tuberkulin- 
injektion muss  Hand  in  Hand  gehen  mit  der  Blutuntersuchung  und  darf  nicht 
stattfinden,  wenn  der  opsonische  Index  ein  Überwiegen  toxischer  Produkte 
anzeigt;  ein  Zwischenraum  von  14  Tagen  setzt  die  Gefahr,  dass  wir  die  Ver- 
giftung des  Organismus  steigern,  sehr  herab.    Erreicht  man  von  Zeit  zu  Zeit 
trio  starkes  Ansteigen  des  opsonischen  Index,  so  beweist  das  nicht  notwendig, 
dass  Besserung   eintritt.    Die  Injektionen  in  Fällen  von  miliarer  Tuberkulose 
leisteten  nichts  Gutes.    Wurden  Patienten,  weiche  nach  langer  Sanatorium- 
und  Heilstättenbehandlung  einen  niedrigen  opsonischen  Index  aufwiesen ,   so 
loit  Tuberkulin  behandelt ,  dass  die  negative  Phase  vermieden  wurde ,   so  er- 
&aimte  man  im  Tuberkulin  einen  wichtigen  Heilfaktor;  es  kommt  nicht  darauf 
an  einen  hohen  opsonischen  Index  zu  erzielen,  sondern  einen  normalen.    Wie 
lange  der  durch  Tuberkulininjektionen  geschaffene  Schutz  anhält,   ist  noch 
liicht  anzugeben. 

Sciallero  (71)  hat  aus  den  Tuberkelbazillen  eine  fettige  Substanz  ex- 
trahiert, der  sie  ihre  charakteristische  Färbung  verdanken;  von  diesem  Pro- 
dukt injizierte  er  je  2  ccm  bei  2  Meerschweinchen,  sie  erlagen  einer  Vergif- 
tung olme  Mikroorganismen.  Injizierte  er  nur  1  ccm  und  zugleich  V&  einer  töd- 
lichen Dosis  von  Tuberkulin  oder  gewaschenen  und  getrockneten  Bazillen,  so 
übte  das  Extrakt  eine  kumulative  Wirkung  aus,  die  Tiere  starben  am  folgen- 
fcnTs^.  Diese  Wirkung  blieb  bei  Giften  wie  Strychnin  aus.  Immunisie- 
ningsfersache  zeigten,  dass  man  bis  auf  7 — 11  ccm  in  die  Höhe  gehen  kann^ 


174  Jahresbericht  f&r  Chirargie.    I.  Teil. 

die  agglutinierende  Kraft  des  Blutes  stieg  während  der  Immunisiei'uii. 
1 :  3  auf  1 :  40  oder  1 :  60.  Solche  Meerschweinchen  konnten  grosse  AI 
lebender  Bazillen  ertragen,  es  entstand  eine  lokale  Reaktion,  voriibers 
des  Fieber  und  leichter  Gewichtsverlust,  die  Bazillen  waren  nicht  ixis  Gi 
gedrungen.  Während  der  Behandlungsperiode  nahmen  die  Tiere  st^Lirk  a. 
wicht  zu. 

Obwohl  eine  doppelte  oder  dreifache  Zeit  nötig  wäre,  damit  die  ü 
täte  vollen  Wert  haben,  hat  Stephanie  (77)  doch  seine  Erfahnxng'e/i 
dem  Marmorekschen  Antituberkuloseserum  an  sieben  Kranken,  ^veelch« 
13  Injektionen  und  685  ccm  des  Serums  behandelt  wurden,  mitgeteilt ,  d^ 
die  Beobachtungen  anderer  bestätigen.  Die  hypodermatische  Injektion 
Rücken  verläuft  mit  geringerer  Lokalreaktion,  die  grosse  Yerschiedenbei/ 
individuellen  Reaktion  zwang  oft  vom  vorgeschriebenen  Schema  abzuweic 
bei  massiger  Reaktion  wurden  täglich  während  drei  Wochen  5  ccm  eingespi 
mit  nachfolgender  Ruhepause  von  drei  Wochen.  Die  meisten  Kranken  blei 
nur  eine  Stunde  nach  der  Injektion  im  Bett.  Lokal  entsteht  ein  Eryth 
bald  verschwindend,  die  Fieberreaktion  kann  ganz  ausbleiben,  nur  bei  eii 
Kranken  wurden  38,5  bis  39,2^  erreicht;  eine  Hämoptoe  trat  einmal  a 
Zusammenhang  mit  den  Injektionen  auf,  bei  schneller  Resorption  entstel 
Übelsein,  Zyanose,  leichte  Bewusstseinstr Übung,  Schmerzen,  man  soll  d£ 
mit  feiner  Nadel  langsam  einspritzen.  Eine  während  der  Behandlung  e 
tretende  Gewichtsabnahme  weicht  schnell,  bald  nach  der  Applikation  wurc 
Rasselgeräusche  hörbarer,  Sputum  reichlicher.  Eine  Vergrösserung  der  Hen 
eine  Verschlimmerung  des  Zustandes  ist  nie  eingetreten.  Die  behandelt 
Fälle  werden  mitgeteilt.  In  drei  war  das  Resultat  überraschend,  auch  bei  extr 
pulmonalen  tuberkulösen  Lokalisationen  kann  das  Serum  sehr  gutes  leiste 
vielleicht  ist  die  Wirkung  an  eine  bestimmte  Entwickelungsphase  des  Tuberkti 
bazillus  gebunden. 

Seit  einem  Jahr  hat  Stephanyim  Sanatorium  von  Montana  therapeutiscli 
Versuche  mit  dem  Marmorekschen  Antituberkuloseserum  bei  Kranken  az^g^ 
stellt,  die  der  Höhenkur  nicht  zugänglich  waren  und  bei  denen  schwere  Forme; 
vorlagen,  es  waren  17  Fälle  mit  295  Injektionen  von  1290  ccm  Serum.    Dei 
besten  Wegweiser  für  die  Wiederholungen  der  Injektion  lieferte  die  Temperatur 
es  wurde  kein  Schema  befolgt.    Die  Zeit  ist  zu  kurz,  als  dass  ein  Urteil  übej 
Dauerheilung  abgegeben  werden  kann,   als  Belege  für  nur  dem  Serum  zuzu- 
schreibende wesentliche  Besserung  werden   zwei  Beispiele  angeführt.     Naci 
gleichen  Beobachtungen  anderer  Autoren  erzeugt  das  M arm oreksche  Serum 
bei  schweren  Tuberkulosen  unzweifelhafte  Heilung  in  50  ^/o,  in  50  ist  kein 
Einfluss,  wederein  guter  noch  ein' schlechter,  festzustellen.    Verf.  hat  oft  das 
Serum  auf  bestimmte  Symptome  einwirken  sehen,  frische  Lungenherde  gingeo 
zurück,  Reibegeräusche  verschwanden,  eine  hartnäckige  Fieberkurve  fiel,  Knochen- 
herde  vernarbten,  besonders  schwand  der  Schmerz.    In  manchen  Fällen  wurde 
das  Fortschreiten  einer  schweren  Tuberkulose  aufgehalten  und  das  sonst  ver- 
lorene Leben  erhalten.    In  3  von  5  Fällen  werden  lokale  Symptome  behoben^ 
in  5  von  7  das  Leben  erhalten.     Verschlimmerung,   grössere  Ausbreitung  ist 
trotz  Hyperämie  der  Krankheitsherde  nie  eingetreten,  das  Serum  ist  in  allen 
Stadien  verwendbar,  die  3  Knochentuberkulosen  wurden  am  besten  beeinflusst, 
bei  geschlossenen  Tuberkulosen  ist  die  Wirkung  des  Serums  gross,  auch  in 
den  Fällen  mit  Höhienbildung   war  der  Effekt  ein  gleicher,   die  Misserfolge 


Waldvogel,  Tuberkulose.  175 

traten  hervor  bei  bindegewebiger  Infiltration  oder  käsig-bindegewebiger,   bei 
bn>n€hitischen  und   hepatisierenden  Formen.     Verf.   setzt  die  Versuche  fort. 
Bassano  (12)  behandelte  in  16  Monaten  5  Fälle  von  Tuberkulose  mit 
2Ü(K)  ccm  antituberkulösen  Serums  von  Marmorek,  er  gibt  die  Kranken- 
geschichteu  ausführlich  und  ist  durch  diese  geringe  Erfahrung  so  ermutigt, 
däss  er  ausgedehntere  Versuche  machen  und  andere  dazu  veranlassen  möchte. 
Das  best«  Resultat  gibt  das  Serum  bei  chirurgischer  Tuberkulose.    Das  Serum 
richtet  keinen  Schaden  an,  die  geringen,  in  3  Fällen  völlig  fehlenden,  leichten 
Krankheitserscheinungen,  Urticaria,  Schmerzen  an  der  Injektionsstelle,  leichtes 
allgemeines  Unbehagen,    hängen    mit  der  Einführung   des  Pferdeserums    zu- 
sammen und  schwinden  schnell.    Fieber  und  Schmerzen  verschwinden,  ersteres 
Dach  einem  geringen  Anstieg,  letztere  auch  bei  Peritonitis  und  Koxitis.  Die  Menge 
des  Sputums  nimmt  nach  einer  anfänglichen  Vermehrung  ebenfalls  ab,   das 
Gewicht  nimmt  zu,  das  Allgemeinbefinden  bessert  sich.    Verf.  hielt  sich  nicht 
immer  streng  an  die  Vorschriften  Marmoreks,   der  einen  um  den  anderen 
Tag  8  ccm  injiziert  3  Wochen  lang,   dann   3  Wochen  pausiert  und  wieder 
3  Wochen  einspritzt;  er  hat  mit  gutem  Resultat  einmal  in  12  Tagen  60  ccm 
tinverleibt.     Der  Ort  der  Injektion  sei  die  Bauch  wand,   man  wechsle   häufig, 
•lie  Nadel  wurde  tief  eingeführt.     Während    der  Serumkur  wurden  nur  den 
Stuhl  regelnde  Medikamente  gegeben.    Im  ersten  Fall  bestand  Lungen-  und 
Peritonealtuberkulose,  die  Prognose  erschien  absolut  hoffnungslos.     Das  Peri- 
toneum wurde  eröffnet,  mit  zeitweisem  Erfolg,  dann  brachten  die  Injektionen 
Völliges  Freisein  von   irgend   einer  Form   der  Tuberkulose.     Im  zweiten  Fall 
7aren  linker  Hoden  und  Nebenhoden  wegen  Tuberkulose  exstirpiert,   es  ent- 
wickelte sich  dann  Tuberkulose  des  rechten  Nebenhodens,  es  entstand  eine  Fistel. 
Nach  den  Seruminjektionen  schien  die  Heilung  vollständig  zu  sein.     Der  dritte 
Patient  ist  noch  in  Behandlung,  er  litt  an  einer  fistulösen  Nebenhodentuber- 
kulose, die  nach  Seruminjektionen  geheilt  ist,   an  einer  Thoraxfistel,   welche 
sich  schloss,   und    an  einer  Koxitis,  die  soweit  gebessert  ist,   dass  er  kurze 
Strecken   mit   dem  Stock  geht.     Beim  vierten  mit  Marmoreks  Serum   be- 
handelten   Kranken    bestand    ein    tuberkulöser    Abszess,     der    Sack    wurde 
exstirpiert,  es  blieben  Fisteln,  diese  wurden  gespalten,  da  sie  sich  nicht  schlössen, 
die  Injektionen  hoben  das  Körpergewicht  und  Allgemeingefühl,   die  Wunden 
heilten  schnell.  Über  den  fünften  Fall  mit  Lungentuberkulose  kann  ein  definitives 
Urteil  noch  nicht  abgegeben  werden,  das  Gewicht  hob  sich,  Husten  und  Aus- 
mrf  nahmen  ab. 

Lew  in  (54)  hat  im  Laboratorium  Marmoreks  Tierversuche  ausgeführt, 
welche  zeigen,  dass  Marmoreks  Serum  einen  günstigen  Einfluss  auf  die 
Heilung  von  tuberkulösen  Wunden  ausübt.  Nach  drei  Wochen  hatten  die 
KoDtroIltiere  vollkommen  ausgebildete  Tuberkulose,  während  bei  den  mit  Serum 
behandelten  Tieren  jegliches  Anzeichen  von  lokaler  oder  generalisierter  Tuber- 
kulose fehlte.  Lewin  hat  die  verschiedenen  Ärzte,  welche  das  Serum  ver- 
wandten, aufgesucht,  das  klinisch  verwendbare  Material  war  recht  gross,  es 
lagen  Geschichten  von  gegen  400  Fällen  vor,  V«  waren  Lungentuberkulosen, 
TOD  ihnen  war  in  ungefähr  100  eine  solche  Besserung  eingetreten,  dass  man 
versacht  wäre  sie  als  geheilt  zu  betrachten.  Von  21  Fällen  von  Meningitis 
waren  zwei  geheilt.  Von  100  Fällen  chirurgischer  Tuberkulose  war  in  80  7o 
eine  entschiedene  Besserung  oder  Heilung  eingetreten.  Klinische  Unter- 
SQchnngen  und  Tierexperimente  haben  dem  Verf.  ergeben,  dass  Marmoreks 
Senun  Gr^enstand  einer  eingehenden  klinischen  Prüfung  werden  müsse. 


176  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Laffont  (45)  hat  ein  künstliches,  hypertonisches,  die  Phagozyten 
tigendes  Serum  konstruiert,  das  im  ccm  0,5  g  Dimethyl-Brucin  oder  Stry< 
enthält,  es  ruft  subkutan  starken  Fettansatz  und  Leukozytose  hervoi*. 
Einverleibung  von  reinen  Bazillen  lebten  die  mit  diesem  Serum  belia.nd 
Meerschweinchen  3  mal  länger  als  die  nicht  behandelten.  Bis  zum  End^i 
Jahres  1904  sind  134  Tuberkulöse  mit  dem  Serum  behandelt,  fast  a.11 
3.  Stadium,  unter  ihnen  32  im  kachektischen,  gestorben  sind  21,  die 
vornherein  kachektisch  waren,  6  Todesfälle  sind  der  Torheit  der  ]Pa,tie 
zuzurechnen.  Von  den  übrigen  sind  41  noch  in  Beobachtung,  alle  befii 
sich  wohl,  führen  ein  hygienisches  Leben,  ihre  Lungenveränderungen  sind  i 
den  Einspritzungen  des  Cytophilins  fibrös  geworden ,  sie  husten  nicht , 
fieberfrei.  Da  aber  auch  die  Kontrolltiere  die  Injektion  lange  überie6 
wartete  Verf.  mit  der  Behandlung  bis  zur  Abmagerung  und  I>rüj 
Schwellung  und  nahm  als  Kontrolltier  das  Tier,  dessen  Infektion  am  wenigs 
vorgeschritten  war.  Er  hat  dann  ein  Tuberkulin  hergestellt,  indem  er 
Gewebe  von  Tieren,  welche  deutlich  und  schwer  infiziert  und  dann  durch  * 
Serum  des  Verfs.  gekräftigt  waren,  bei  der  Temperatur  des  Blasenaufsteig 
in  geeigneter  Weise  auszog  und  ein  zweites  bei  noch  nicht  70*^.  Die  i 
diesem  Tuberkulin  vorbehandelten  und  dann  infizierten  Tiere  sind  die  am  erst 
und  schwersten  erkrankten.  Mit  diesem  Tuberkulin  und  gleichen  Meng 
Cytophilins  nach  der  Infektion  behandelte  Tiere  blieben  unbegrenzt  lange  i 
Leben,  hiervon  wurde  das  neue  Tuberkulin  gewonnen.  Von  47  mit  die^^ 
Tuberkulin  behandelten  schwerkranken  Phthisikern  starben  2,  von  den  ander« 
haben  die  meisten  die  Gesundheit  wieder  erlangt.  Es  wird  ein  Fall  mitg 
teilt,  bei  dem  die  Injektionen  von  Cytophilin  und  Tuberkulin  die  schwere 
Lungenerscheinungen,  den  Diabetes  und  eine  Meningitis  heilten.  Mit  da 
Tuberkulin  Nr.  2  lassen  sich  Tiere  am  Leben  erhalten,  selbst  wenn  sie  schwc 
infiziert  waren  und  die  Behandlung  erst  30  Tage  nach  der  Impfung  begani 
Tiere,  denen  eine  Emulsion  hypertrophischer  Drüsen  von  Tieren  beigebracfa 
war,  welche  mit  einer  Mischung  von  Tuberkulin  1  und  von  Cytophilin  b£ 
handelt  waren,  zeigten  eine  sehr  langsam  verlaufende  Tuberkulose. 

Die  Serumtherapie  der   Tuberkulose  hat   ihr   letztes  Wort  noch   nich 
gesprochen,  die  auf  sie  gesetzten  Hoffnungen  sind  nur  relativ  erfüllt,  die  durclj 
Tuberkuline  erzeugte  Immunität  ist  dauernder  als  die  durch  Serotherapie.  .Untei 
Tuberkulintherapie   fasst   Bäraneck   (18)    die    prophylaktischen   und   Heil- 
impfuDgen  zusammen,  erzielt  entweder  mit  lebenden  oder  toten  Bazillen  selbst 
oder  mit  aus  den  Bazillenkörpem  gewonnenen  Extrakten  oder  mit  löslichen 
Produkten,  welche  von  den  Bazillen  in  den  Kulturmedien  erzeugt  sind.    Die 
aktive  Immunisierung  der  Laboratoriums-  und  Haustiere  ist  völlig  durchführbar 
durch  Einführung  von  lebenden  oder  selbst  toten  Bazillen,   während  die  Im- 
munisierung  durch  das  Kochsche  Tuberkulin  und  ähnliche  Bazillenextrakte 
es  nicht  ist.    Das  Kochsche  Tuberkulin  repräsentiert  nicht  das  wahre  Toxin 
des  Tuberkelbazillus.     Beraneck  hat  deswegen  ein  neues   hergestellt,  das 
sich  von  den  anderen  Tuberkulinen  unterscheidet  durch  die  Zusammensetzung 
des  Nährbodens   und   durch   die  Gegenwart   einer  spezifischen,   albuminoiden 
Substanz,  die  durch  Orthophosphorsäure  den  Bazillen  entzogen  ist.    Sein  Tuber- 
kulin ist  also  eine  Mischung  von  extrazellulären  oder  Stoffwechseltoxinen  uod 
von  intracellulären ,   welche   durch   die  Orthophosphorsäure ,  die  den  Bazillen 
nur  einen  Teil  der  protoplasmatischen  Komponenten  entzieht,  in  Lösung  ge- 
bracht sind.     Das  Tuberkulin  Beranecks  erzielt  bei  Meerschweinchen  eine 


WaldTogel,  Taberkalose.  177 

halende  und  schützende  Wirkung,  die  aber  bei  den  so  empfindlichen  Tieren 
Bidit  bis  zar  vollständigen  Immunisierung  geht.  Das  chemische  Studium  der 
Stoffwechselprodnkte  und  der  protoplasmatiscben  Komponenten  der  Bazillen 
ist  durchaus  unToUendet.  Soviel  wir  jetzt  wissen,  sind  alle  bis  jetzt  ge- 
wonnenen Tuberkuline  nicht  identisch  und  es  muss  gelingen  Substanzen  aus 
iben  zu  gewinnen,  welche  mehr  immunisierend  und  weniger  toxisch  sind  als 
die  im  Koch  sehen  Tuberkulin  enthaltenen.  Das  Tuberkulin  des  Verfs.  wird 
in  Terschiedenen  Krankenhäusern  geprüft,  jedenfalls  wird  es  bessere  Resultate 
erzielen  am  Menschen  als  bei  den  Tierversuchen,  bei  denen  eine  lokiJe  Reaktion 
fast  völlig  fehlte.  Den  Heilwert  bei  Meerschweinchen  erweisen  zwei  Versuchsserien, 
in  deren  erster  die  b^andelten  Tiere  im  Durchschnitt  31,  in  deren  zweiter 
^  Tage  länger  lebten  als  die  unbehandelten.  Die  Schutzwirkung  geht  daraus 
berror,  dass  7  Meerschweinchen,  die  4^/2  Monate  lang  vorbehandelt  waren  mit 
Beranecks  Tuberkulin  und  während  dieser  Zeit  39  Injektionen  erhielten, 
oäcbdem  ihnen  mit  6  Kontrolltieren  8  Tage  nach  dem  Ende  der  Behandlung 
0.25  com  einer  Bazilienemulsion  eingespritzt  war,  durdischnittlich  135  Tage 
langer  lebten  als  die  nicht  immunisierten. 

Nach  negativen  Resultaten,  die  Mendel  selbst  am  Menschen  erzielte, 
und  Versuchen  am  Hunde,  die  Vi  olle  t  unternahm,  hat  Mendel  seine  Methode 
der  intratrachealen  Injektion    zum  drittenmal  geändert ,  bei  dieser  Technik 
wirft  er  mit  einer  gewissen  Kraft  seine  Lösung  gegen  die  hintere  oder  Seiten- 
vand  des  Pharynx  und  sieht  sie  der  Yorderfläche  der  Arytenoidknorpel  ent- 
lang in  die  offene  Larynxhöhle  fliessen.     Yiollet  (83)  hat  anerkannt,  dasa 
durch  diese  neue  Methode  wenigstens  bei  gewissen  geübten  Kranken  und  mit 
geübten  Händen    eine   intratracheale  Injektion   sich   ohne  Einführung   einer 
Kanüle  in  den  Larynx  ausführen  lässt,  aber   nur  unter  der  unerlässlichen 
Bedingung,  nämlich,  dass  nicht  geschluckt  wird;  den  letzten  Punkt  bat  Mendel 
nicht  berücksichtigt,  er  hält  sein  Verfahren  für  so  leicht,  dass  es  jeder  Prak* 
tiker  bei  jedem    eben   gekommenen   Kranken   verwenden    kann.     Mendel 
schent  sich   nicht    die  Möglichkeit   des  Schluckens    zu   leugnen,   wenn   der 
Kranke  den  Mund  offen  und  die  Zunge  ausserhalb  des  Mundes  festhält.  Violett 
hält  zar  Verhinderung  des  Schluckens  einen  Gewaltakt  für  notwendig,  Mendel 
aber  nennt  seine  Methode  zart,  sie   bringt  nach  ihm  keinen  Reflex,  keinen 
Spasmus,  keinen  Husten  zustande.     Viollet  will  feststellen,  dass  er  sich  in 
sachlicher  Weise  mit  der  Kritik  der  Methode  Mendels  befasst  hat. 

Lal  lern  and  (46)  empfiehlt  an  der  Hand  einiger  Fälle  die  intratrache- 
alen Injektionen  zuerst  von  Gabianol ,  wenn  dies  von  den  Patienten  zurück- 
gewiesen wird,  von  Eucalyptol.  Die  intratracheale  Einverleibung  hat  vor  der  in 
den  Magen  den  Vorzug,  dass  sie  kein  Brennen  und  Aufstossen  erzeugt.  Die 
Technik  dieser  Injektion  ist  einfach,  Verf.  macht  sie  im  Hospital  beim  Voiv 
übergehen  am  Bett,  die  Lungentuberkulose  wird  durch  sie  wirksam  und  leicht 
beeinflusst,  weniger  schwere  Fälle  heilen,  die  unheilbaren  Kranken  spüren 
Erleichterung.  Die  Injektionen  kommen  nicht  in  den  Ösophagus.  Intratracheale 
Antipyrininjektionen  bringen  Hämoptoen  zum  Stehen. 

Barbier-Bouvet  (8)  gibt  eine  Gesamtübersicht  über  den  Stand  der 
Frage  mtratrachealer  Injektionen,  er  erwähnt  die  älteren  Verfahren  mit  Ein- 
stich in  die  Trachea,  Kathetmsmus  des  Kehlkopfes,  dann  geht  er  ausführlich 
anfdasIajektioBsverfahren  Mendels  ein,  der  die  Flüssigkeit  gegen  diePharynx- 
vand  wirft,  damit  sie  sich  von  da  leicht  in  den  Kehlkopf  und  die  Luftröhre 
ergiesst.    Verf.   bestreitet  die  Schlüsse  dieses  Autors  und  rechtfertigt  seine 

Jabretbcrieht  fOr  Chirurgie  1905  12 


178  JahreBbericht  für  Chirorgie.    I.  Teil 

Kritik  über  die  Mendel  sehe  Methode   durch   persönlich  mit  Hilfe    H^ 
angestellte  Experimente.     Wird  Flüssigkeit  durch  Katheterismus  des    LäS 
injiziert,   so  auskultiert  man  ein  charakteristisches  Geräusch,   das    b^i 
20  Versuchen  nach  Mendelschem  Verfahren  nur  einmal  auftrat.   Dei:*  Kr 
muss  die  Schluckreflexe  unterdrücken,  die  Technik  Mendels  ist  unznverl 
und  schwer,  die  einzig  verwendbare  Methode  ist  der  Katheterismus  des  JLiO. 
unter  Kontrolle  des  Spiegels,  sie  kann  bei  Patienten  mit  Lungentnbex-ki 
im  Anfangsstadium   eine  gewissse  Anzahl  von  Heilungen   herbeifulii~ez2 
scheint  besonders  in  der  Armenpraxis  verwendbar,  in  der  die  Arbeit    a.ii 
Verwendung  anderer  hindert.     Zum  Beweis  führt  Verf.  Beobachtungi'err 
statistische  Daten  des  Dr.  Lacombe  aus  Paris  an,  der  als  Injektionsflü« 
keit  eine  Mischung  von  Eukalpytusessenz  und  Guajakol,  in  Öl    suspexid^ 
benutzt  und  sie  unter  Leitung  des  Spiegels  durch  Katheterismus  des  Kehlko] 
einbringt. 

Ha  nee  (32)  gibt  bis  ins  kleinste  gehende  Vorschriften  für  die  Beha.ndl 
der  Tuberkulose,  sie  ist  heilbar,  Osler  gibt  7,5 ^/o  geheilte  Lungenaffektioi 
Biggs  30^0  an,  von  12  Ärzten}  die  Verf.  beobachtete,  wurden  8  gesu 
Nach  Lawrason  Browns  Erfahrungen  blieb  fast  ein  Drittel  von  Patien 
aller  Klassen  2  Jahre  und  länger  gesund.  Die  Idealbehandlung  wird  in  c 
Sanatorien  gewährleistet,  in  der  Umgebung  der  Sanatorien  ist  die  Sterblichk 
an  Tuberkulose  zurückgegangen.  In  der  Praxis  muss  die  Sanatoriumbehandlu 
nachgeahmt  werden.  Von  frischer  Luft  sei  ausgiebig  Gebrauch  gemacht,  ( 
Furcht  vor  Erkältung  ist  zu  beseitigen,  für  den  Aufenthalt  im  Freien  wer 
warmhaltende  Oberkleidung  bevorzugt,  die  leicht  abzulegen  ist.  Absok 
Bettruhe  ist  angezeigt  in  den  Fällen  mit  Blutung,  bei  höherem  Fieber,  b 
über  100  Pulsen,  bei  täglichem  Frost,  während  der  ersten  Wochen  der  Beobac 
tung,  bei  Pleuritis,  wenn  der  Husten  durch  Bewegung  stärker  wird  od< 
Flüssigkeit  vorhanden  ist,  wenn  der  Patient  dauernd  abnimmt  oder  sein  Gi 
wicht  konstant  bleibt  aber  unterhalb  seines  ihm  zukommenden  Masses,  wen 
die  Fälle  akut  verlaufen  oder  ein  chronischer  akut  aufflackert.  Die  Ernährun 
spielt  eine  wichtige  Rolle,  der  Appetit  werde  lieber  durch  natürliche  Mitt( 
als  durch  Drogen  gehoben.  Fleisch  werde  zweimal  am  Tage  genossen,  danebe: 
6  Eier,  Milch,  Fett,  Früchte,  Vegetabilien,  Cerealien  sind  nach  Wunsch  zuzu 
fügen.  Der  schrankenlose  Genuss  von  Tee,  Kaffee,  Süssigkeiten,  Torten,  Ein 
gepöckeltem  und  stark  Gewürztem  ist  zu  vermeiden.  Alkohol  ist  selten  zi 
verwenden,  körperliche  Übung,  wenn  nicht  Ruhe  notwendig  ist,  darf  keim 
Überermüdimg  erzeugen.  Für  die  Verwendung  des  Wassers  werden  genaue 
Vorschriften  gegeben.  Zähne  sind  nachzusehen,  es  werde  kleingekaut,  genügende 
Zeit  für  die  regelmässig  genonmienen  Mahlzeiten  sei  vorhanden,  tägliche  £nc- 
leerung  erfolge.  Die  einfachste  Methode  der  Sputumzerstörung  ist  die  Ver- 
brennung. Arzneien  sind  nur  bei  bestimmter  Indikation  zu  verschreiben,  in 
Betracht  kommen  für  den  Verf.  Kodein,  Heroin,  Kreosotcarbonat,  Hypo- 
phosphitsirup,  Lebertran.  Der  Kranke  ist  über  seinen  Zustand  aufzuklären, 
der  Arzt  soll  um  seinen  Kranken  in  jeder  Beziehung  besorgt  sein,  dann  wird 
er  ihm  und  der  Menschheit  einen  grossen  Dienst  leisten. 

Wird  die  Tuberkulose  früh  entdeckt,  so  kann  sie  durch  Behandlnng 
in  frischer  Luft  und  Regelung  der  Lebensweise  hintangehalten  werden,  doch 
fehlen  den  meisten  Menschen  dazu  die  Mittel,  auf  Arzneimittel  will  Daly  (24) 
aber  nicht  verzichten.  Der  Husten  ist  am  besten  mit  reizmildernden  Mittein 
zu   behandeln.     Gegen   den   pleuritischen    Schmerz   wirken   Umschnüren  der 


Waldvogel,  Taberknlose.  179 

Brost  auf  der  kranken  Seite  während  der  Exspiration  und  Opiate,  Reizmittel 
vd  der  Hant  der  kranken  Seite.    Als  Schlafmittel  sollte  Chloral  nur  mit  grosser 
Bäcksicht  aufis  Herz  gegeben  werden,  Brompräparate  bei  nervöser  Schlaflosigkeit. 
In  allen  Fallen,    ausser  wenn  der  Patient  durch  grosse  Schwäche  ans  Bett 
gefesselt  ist,  verordnet  Daly  ein  Bad,  femer  Heisswasserflaschen  an  die  Beine 
and  Umschläge  aufs  Abdomen.   Reichen  diese  mechanischen  Mittel  nicht  aus, 
so  kommen  Yeronal,  bei  Schmerzen  Morphium   in  Betracht.    Bei  Schmerzen 
Tom  Larynx  aas   beim  Schlucken  verhilft  in  milden  Fällen  Einsprayen  von 
Kokainlösungen    Yor    dem    Essen,    in    schwereren    Äthylchorid    zur    lokalen 
Anästhesie,  das  Verf.  sehr  empfehlen  kann.    Bei  Schweissen  mit  keiner  oder 
geringer  Schwäche  versagen  oft  die  Antihidrotica,  man  fügt  ihnen  dann  Brom 
hinza.    Als  Anhidrotica  wurden  Atropin,  Eumydrin,  letzteres    mit  Vorzug, 
Terwandt,  weil  es  schneller  wirkt  und  keine  Trockenheit  in  der  Brust  erzeugt. 
Berliner  (19)  injiziert  bei  Lungentuberkulose  5  ccm  einer  40  ^/o  igen  Men- 
thol-Rizinusauflösung wöchentlich  einmal,  später  lautete  das  Rezept :  Ol.  euca- 
lypti 10,0,  Ol.  floricin.  p.  15,0,  Menthol  crystall  10,0,  Florizinöl  ist  nicht  zer- 
setzlich.   Die  damit  behandelten  Kranken  waren  fast  überwiegend  solche  mit 
ansgedehnten  Prozessen,  die  meisten  mit  Bazillen  im  Auswurf.    Zunächst  fiel  die 
aasserordenüiche  sedative  und  antispasmodische  Wirkung  auf,  Nachtschweisse 
vurden  unterdrückt.    Weit  vorgeschrittene  Fälle  wurden  ihrem  Geschick  nicht 
entzogen,  bei  den  anderen  Patienten  nahm  die  Affektion  fast  immer  einen 
günstigen  Verlauf,  wenn  er  auch  erst  nach  20  Einspritzungen  erreicht  wurde. 
Pnls  mid  Temperatur  gingen  zurück,  die  Expektoration  wurde  leichter,  spärlich, 
in  einer  Reihe  von  Fällen  schwanden  die  Bazillen,  perkutorische  und  auskul- 
tatorische Phänomene  gingen  mit  diesen  Veränderungen  parallel.    Die  Art  der 
^irknng  genauer  anzugeben   ist  nicht  ganz  leicht.     Eine  Hämoptoe  traf  nur 
znfallig  mit  den  Injektionen  zusammen.     Schonung  der  Kräfte,  ein  gewisses 
Mass  von  Ernährung  wirkten  unterstützend,  später  wurden  leicht  durchführ- 
bare Atemübungen  verordnet. 

Redard  (65)  verwendet  in  vielfachen  Modifikationen  bei  der  Behand- 
lung der  lokalen  Tuberkulose  das  Wasserstoffsuperoxyd,  es  gibt  nach  ihm  bei 
kälten  Abszessen,  oberflächlichen  und  am  Knochen  liegenden,  gute  Resultate 
in  Lösung  und  bei  Verwendung  des  Gases.    Das  Gas  findet  auch  Verwendung 
bei  offenen  Abzessen,  tuberkulösen  Fisteln,   indem  es  vor  allem  gegen  die 
MischinfektioB  wirkt.    Die  Wasserstoffsuperoxydmedikation  ist  auch  sehr  wirk- 
sam bei  Osteitis  und  Osteoarthritis  tuberculosa,  bei  tuberkulösen  Knochenfisteln. 
Verf.  kombiniert  es  mit  anderen  antituberkulösen  Mitteln,  bei  Abszessen  punktiert 
ernnd  spritzt  folgende  Lösungen  ein:  lO^oige  Natriumphosphatlösung  75  ccm, 
Wasserstoffsuperoxydwasser  (12  Vol)  25  ccm;  auch  wird  es  mit  Borsäure 
kombiniert.    Das  sich  entwickelnde  Gas   dringt  in  alle  Gänge  und  Rezessus. 
Bei  offenen  und  infizierten  Abzessen  lässt  Redard  tagelang  einen  Wasser- 
stoffsnperoxydgasstrom  durchziehen.    Bei  geschlossenen   kalten  Abszessen  ist 
die  Heilang  die  Regel ,   sie  stellt  sich  schneller  ein  als  bei  Verwendung  von 
Jodoformöl. 

H  n  g  g  a  r  d  und  M  o  r  I  a  n  d  (35)  haben  systematische  Untersuchungen  über 
den  Eiofluss  per  os  einverleibter  Hefe  auf  Tuberkulose  in  den  letzten  zwei 
Jahren  angestellt.  In  keinem  Fall  war  der  Einfluss  ein  schlechter,  das  klinische, 
an  36  Fällen  gewonnene  Resultat  war,  dass  in  fast  jedem  Fall  irgend  eine 
Besserung  bemerkt  wurde,  in  dem  das  Mittel  wenigstens  einen  Monat  lang 
dauernd  gebraucht  wurde.    Bazillen  waren  mit  Ausnahme  eines  Falles  in  allen 

12* 


180  JahreBl>ehckt  für  Chirorgie.    I.  Teil. 

vor  B^nn  der  Behandlung  vorbsudea,  in  5  verscliiranden  sie  und  die  K 
heit  T^urde  sichtiich  g^e8sei%  in  7  Fällen^  die  zur  Heilung  tendierten,  i 
8ie  beschiennigt;  11  Fälle  von  mitüerer  Intensität  und  zweifelhafter  Pro 
besserten  sich  mit  AnsnaAme  eines^  anch  bei  12  vorgeschrittenen,  van  € 
9  niedrigeres  oder  höheres  Fieber  hatten,  wurde  das  Al^emeinbefiiideii  ^ 
beeinflusst.  Die  Verff.  suchten  den  Eii^ass  der  Hefe  durch  Untersne/itj 
des  Blutes  auf  den  opsonischen  Index  Wrights  2n  kontrollieren,  d&für  "wx 
25  Fälle  verwertet,  in  20  von  "diesen  hob  sich  der  Index,  in  einem  blie 
unbeeinflusst,  von  den  bleibenden  4,  bei  denen  der  Index  sank,  waren  in  di 
interkurrente  Erkrankungen  überstanden,  in  dem  vierten  Hess  sich  kein  Gj 
fär  das  Sinken  auffinden.  Die  Hefe  bewirkt  ein  Ansteigen  der  Leukoz} 
zahlen,  das  bei  Tuberkulösen  geringer  ausfiel.  Neben  der  Hefe  -mrurde 
frühere  Medikation  fortgesetzt.  Auf  das  Fieber  hat  die  Hefe  kdnen  Kinil 
Am  meisten  wurde  Presshefe  verwandt,  zweimal  am  Tage  ein  walnussjgra 
Stück. 

Letulle  (52)  gibt  eine  detaillierte  Beschreibung  des  Familien -Sa 
toriums  zu  Montigny-en^Ortrevant  mit  vielen  Abbildungen,  das  im  Nor< 
Frankreichs  liegt.  Er  schildert  die  Lage  der  einzelnen  Geb&ude,  ihre  £ 
richtung,  den  Betrieb  der  ganzen  Anstalt,  deren  Charakteristikum  24  oni 
grossen  Bäumen  verstreute  Villen  sind,  von  denen  jede  für  eine  Familie  1 
stimmt  ist.  Der  Verf.  erwartet  wohl  mit  Recht,  dass  das  Sanatorium  c 
Bewunderung  des  internationalen  Tub^kulosekongresses  hervorrufen    wen! 

Zahlreiche  ^Dispensaires^,  poliklinische  Heilstätten  sind  in  Frankrei< 
in  den  letzten  Jahren  gegründet,  Paris  besitzt  deren  allein  25—30.  Letul 
(53)  gibt  zunächst  eine  Beschreibung  des  ^Dispensaire  de  h  ville  de  Paris 
das  seit  einem  Jahre  arbeitet;  er  beschreibt  seine  Lage  und  Einrichtung.  Di 
Tätigkeit  dieses  Dispensariums  erstreckt  sich  nicht  nur  auf  das  Innere  de 
Etablissements,  indem  es  jeden  Tag  den  heilbaren  Tuberkulösen  Bad  un 
Dusche,  eine  Mahlzeit,  Gelegenheit  zum  Liegen  in  frischer  Luft  gewährt 
sondern  es  desinfiziert  die  beschmutzte  Wäsche,  es  vertraut  den  Kranken  eine] 
Taschenspucknapf  an  und  gibt  gedruckte  Vorschriften  und  Belehrungen  ii 
die  Hand.  Die  Geldmittel  sind  gering,  öffentliche  und  private  Wohltätigkeit 
Lotterien  müssen  aushelfen. 

Nachdem  Meriggio  (57)  mit  verschiedenem  Glück  verschiedene  Heil' 
mittel  versucht  hatte,  versuchte  er  die  Jodgelatine  Sclavo:  er  berichtet 
einen  Fall,  in  dem  er  die  Jodjodeinspritzungen  nach  Durante  versuchte,  die 
er  jedoch  infolge  Intoleranz  des  Patienten  aussetzen  musste;  keinerlei  ße- 
sultate  erzielte  er  mit  Mercks  Jedipin,  bis  er  schliesslich  die  Jodgelatine 
verwandte  und  zwar  in  Einspritzungen  von  5  ccm,  die  ersten  25,  tägh'ch, 
die  weiteren  einen  Tag  um  den  anderen.  Er  hatte  keine  Erscheinungen  von 
Jodismus,  das  Fieber  nahm  ab,  die  Diurese  nahm  zu,  das  Exsudat  wurde 
resorbiert  mit  progessiver  Besserung  im  Allgemeinbefinden. 

Infolge  des  Umstandes,  dass  die  Heilung  mit  der  Jodgelatine  Sdaro 
eingeleitet  war,  preist  er  deren  Vermögens-  und  Wirkungskraft.     R  Giasi. 

Angioni  (2)  hat  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Cagliari  lange  zaerst 
das  Jodserum  und  dann  die  Jodgelatine  Sclavo  bei  chirurgischen  Formen  der 
Tuberkulose,  sei  es  der  Lymphdrüsen,  sei  es  der  Knochen  oder  Grelenke  vtnd 
auch  der  Epididymis  verwandt,  wodurch  er  manchmal  wirkliche  Heilungen, 
manchmal  bedeutende  Besserung  der  Afi'ektion,  stets  jedoch  ein  beträchtücbes 
Wiederaufblühen   der  Kräfte  und  de^  Aligemeinbefindens  des  Patienten  er- 


Borchard,  BotiyomykooQ,  Soüw  NoQia,  Aktinomykoae,  Echinococcaa  etc.         181 

zielte.    In  bezog   auf   den  Gehrauch   der  Jodgelatine  SclaYO   schliesat  der 
Verfasser: 

1.  Die  Jodgetatine  ist  gänzlich  onschädlich  und  mit  der  grössten  Leichtig- 
keit za  injizieren ; 

2.  dieselbe  wird  örtlich  nnd  allgemein  Tollkommen  ertragen  auch  bei 
taglichen  Injektionen  des  Medikaments.  R.  Giani. 


B.  Botrjomyfcose,  Rotz,  Nonta,  AktiBomykose,  EekiMcocens,  Milz- 

brand,  Lepra,  Sypliilis. 

Referent:  A.  Borchard,  Posen. 
Die  mit  *  b^eiGkiMtQii  Arbeiten  eind  nieht  referiert  worden. 

Botryomykose^  Rots,  Nona. 

1.  Barde sca,  N.«  Die  Botryoiaykoee  beim Mens^^hen.  SpitaloL  Nr.  9.  p.  225  (ramftniach)« 
%  Bärge  ten»  BotiyQmyeoae  de  la  comäeb    Th^se  de  Lyon  1904.   Ref.  in  Qaz.  desHdp. 
1905.  Nr.  12. 

3.  ^Boaygaes,  Denx  cae  de  Botryomycoae.    Joum.  de  m^d.  de  Paris  1905.  Nr.  35. 
i  *ChaQ8  86,  Etüde  aar  la  Botryomycoae  ohes  le  chevaL  Soo.  anat.  de  Paris.  Juin  1905. 

l.  Gutowaki,  Ein  Beitrag  zar  Easoistik  des  Malleos  acatua  beim  Menschen.  Medycyna 
1903.  Nr.  4,  5.    Kef.  in  Wiener  käu.  Rondschaa  1905.  Nr.  1.  p.  14. 

6.  *Marcondäs,  Conrtes  remarques  aar  an  cas  de  noma.    Ref.  in  Arch.  g^n.  de  m^d. 
1905.  Nr.  2.  p.  118. 

7.  Motchane,  Le  traitement  de  noma  par  la  lomi^re  rouge.    Sem.  m^d.  1905.  Nr.  5. 

Bardescu  (1)  berichtet  in  Kürze  über  ein  erbsengrosses  Botryomykom 
einer  Zehe  des  Fusses,  bei  einem  7  jährigen  Knaben.  Exstirpation,  Genesung. 
Mibroskopisch  reine  Staphylokokkenknlturen  und  charakteristischer  Befand. 

Stoianoff  (Vama). 

Die  Mitteilungen  über  Botryomykose  sind  spärlicher  geworden.  Der  von 
Bargeton  (2)  mitgeteilte  Fall  ist  wegen  seines  Sitzes  unter  der  Haut  (Kornea) 
^i  ^en  der  Ähnlichkeit  mit  einer  sarkomatösen  Neubildung  interessant. 

Marcondes  (6)  wandte  in  einem  Falle  von  ausgedehntem  Noma  Spray 
^OB  1^/oiger  Karbollösung  mit  Erfolg  an. 

Sokolow  hat  schon  vor  fünf  Jahren  einen  Fall  von  Noma  mitgeteilt, 
ifi  welchem  er  durch  Bestrahlung  mit  rotem  Licht  einen  sehr  guten  thera- 
pentischen  Erfolg  erzielt.  Sein  Assistent  Motchane  (7)  hat  die  Versuche 
vieier  aufgenonunen  und  berichtet  über  einen  Noma-Fall,  welcher  ebenfalls 
dorch  die  obige  Behandlungsmethode  zur  Heilung  gebracht  wurde.  Eine 
Hsolampe  von  16  Kerzen  mit  konischem  Reflektor,  so  dass  die  Strahlen 
iof  die  Wunde  begrenzt  werden  konnten,  wurden  in  einer  Entfernung  von 
^  cm  von  der  Wunde  aufgestellt.  Die  Strahlen,  welche  durch  rotes  Glas 
geleitet  wurden,  wirkten  Tag  und  Nacht.  Nach  drei  Tagen  waren  die  Schmerzen 


182  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

verschwunden,   traten  aber  sofort  wieder  auf,  als  die  Bestrahlung  aufhörte. 
Vom  zehnten  Tage  an  waren  überall  frische  Granulationen  zu  sehen. 

In  dem  von  Gutowski  (5)  mitgeteilten  Fall  von  akuter  Rotzkrankheit 
trat  zuerst  eine  Pleuritis  unter  schweren  Krankheitserscheinungen  auf,  zehn 
Tage  später  kamen  subkutane  Infiltrationen  hinzu  und  erst  vier  Jahre  vor 
dem  Tode  zeigten  sich  spezifische  Pusteln.  Verf.  betont  die  geringe  Infek- 
tiosität, hebt  aber  die  grosse  Malignität  hervor.  Die  in  der  Literatur  be- 
schriebenen Fälle  von  Heilung  dieser  Krankheit  verdienen  kein  Vertrauen. 

•  -  •  -  -     ■ 

Aktinomykose. 

1.  ^Actinomycosis.    Ann.  of  Sarg.  1905.  April,  p.  627  ff. 

2.  Bevan,  Actinomycosis.    Annals  of  Surgery  1905.  Nr.  5. 

3.  Cotte,  Actinomycose  cervicale.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  8.  p.  107. 

4.  Crawford,  Two  cases  of  actin omycosis.    The  Lancet  1905.  Joly  15.  p.  157. 

5.  Hesserth,  Actinomycosis  of  jaw.    Annals  of  Surgery  1905.  Nr.  5.  p.  792. 

6.  *Hichens,  Actinomycosis  of  the  längs.    Brit.  med.  joam.  4.  XI.  1905. 

7.  Ho  ff  mann,  Ein  Fall  von  Aktinomykose  der  linken  Halsseite.    Monatsschr.  f.  Ohren- 
beilk.  1905.  Nr.  1.  p.  26. 

9.   Kieseritzky-Bornhaapt,  Üb&r  einige  unter  dem  Bilde  der  Aktinomykose  verlaufende 

Affektionen.    Langenbecks  Arch.  76.  Bd. 
9.   Manninger,  W.,  Fälle  von  Aktinomykose.    Ärzte-Gesellschaft  der  Eonununalspit&Jer 

zu  Budapest,  Sitzung  vom  20.  XU.  1905.    Orvosi  Hetilap  1906.  Nr.  6.  (Ungarisch.) 

10.  *Neukirch,  Aktinomycetenfrage.    Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  48.  Heft  B. 

11.  *Poiteau,  Etüde  sur  l'actinomycose  de  la  r^gion  mammaire  etc.    Thtee  de  Lille  1904. 
Ref.  in  Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  2.  p.  20. 

12.  Poncet,  Actinomycose.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  26.  p.  1898. 

13.  Villi ers,  Pseudo-actinomycose.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  38.  p.  261. 

14.  Zupnik,  Ober  gattungsspezifische  Behandlung  der  Aktinomykose.    Deutsche  medizin. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  5.  p.  208. 

15.  Zwintz,  Pseudoparametrit.  actinomycosa.    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  10. 

Nach  Kieseritzky  und  Bornhaupt (8)  verlaufen  unter  dem  klinischen 
Bilde  der  Aktinomykose  auch  Erkrankungen,  die  nicht  durch  den  Strahlen- 
pilz hervorgerufen  sind.  Diejenigen  Erkrankungen,  welche  von  den  Mikro- 
organismen hervorgerufen  worden,  die  der  Ciadothrix  liquefaciens  und  den 
von  Berestnew  beschriebenen  Pilzen  ähnlich  sind,  unterscheiden  sich  am 
wenigsten  von  der  echteu  Aktinomykose.  Wenn  die  den  Sawtschenko- 
schen  Stäbchen  ähnliche  Mikroorganismen  gefunden  werden,  so  unterscheidet 
sich  das  Krankheitsbild  von  der  echten  Aktinomykose  durch  den  stinkenden 
Eiter,  einen  milden,  gutartigen  Verlauf,  durch  die  Möglichkeit  einer  primären, 
zentralen  Enochenerkrankung.  Andere  beobachtete  Fälle  unterscheiden  sich 
von  der  echten  Aktinomykose  durch  eine  schnell  zunehmende  Menge  des  Eiters, 
der  einen  üblen  Geruch  besitzt,  durch  ein  rapides  Fortschreiten  des  Prozesses 
bei  hoher  Temperatur  ohne  Neigung  zur  Heilung,  durch  einen  schnellen 
Kräfteverfall,  der  relativ  schnell  zum  Tode  führt.  In  Fällen  von  Aktino- 
mykose und  Pseudoaktinomykose  muss  die  Therapie  auf  möglichst  radikale 
Beseitigung  des  Infektionsherdes  gerichtet  sein. 

Bevan  (2)  berichtet  über  sechs  Fälle  von  Aktinomykose.  Hesserth  (5) 
stellt  ein  Mädchen  von  15  Jtshren  mit  Aktinomykose  des  Unterschenkels  vor» 
das  anfangs  den  Eindruck  einer  Nekrose  mit  Zellgewebsentzündung  machte. 
Bei  der  Operation  gelangte  man  in  eine  derbe  feste  Masse,  der  Knochen  war 
entblösst.  Später  zeigten  sich  Aktinomyceskömchen.  Jodkali  brachte  die 
Affektion  zur  Heilung. 


Borchard,  Botryomykose,  Rotz,  Noma,  AktinomykoBe,  Echinococcus  eio.         18S 

Poncet  (12)  berichtet  über  einen  Kranken,  der  schon  einmal  der  Gegen^ 
stand  einer  Publikation  in  Lyon  medic.  3  juillet  1904  war,  und  der  an  einer 
Aktinomykose  des  Gesichtes  und  Halses  litt,  welche  ausgezeichnet  war  durch 
ausserordentlich  heftige  Schmerzen,  als  deren  Grund  Poncet  eine  Neuritis 
actinomycotica  ansieht. 

Der  von  Cotte  (3)  mitgeteilte  Fall  von  Aktinomykose  bietet  keine 
Besonderheiten. 

Die  Mitteilung  Villiers  (13)  betriflft  einen  Fall  von  Pseudoaktino- 
mykose,  bei  welchem  wohl  die  gelben  Körperchen  vorhanden  waren,  bei  dem 
aber  die  mikroskopische  Diagnose  im  Stich  Hess. 

Hoff  mann  (7)  sah  einen  Patienten  mit  Aktinomykose  der  linken  Hals- 
seite, der  nach  mehrjährigem  Leiden  und  erfolgloser  Jodkalitherapie  ad  exitum 
kam.  Die  Sektion  ergab  mehrere  gut  abgekapselte  bis  hühnereigrosse  aktino- 
mykotische  Abszesse  in  den  Weichteilen  der  linken  Halsseite,  namentlich 
hinter  dem  linken  Stemokleidomastoideus.  In  die  Trachea  führten  mehrfache 
Fistelgänge,  deren  Eiter  zur  Bildung  mehrfacher  bronchopneumonischer  Herde 
gefuhrt  hatte.  Im  Anschluss  hieran  berührt  Traut  mann  einen  im  Jahre 
1896  von  Füth  beschriebenen,  von  Rotter  beobachteten  Fall  von  Aktino- 
mykose der  Wirbelsäule  und  der  Lungen. 

Zwintz  (15)  teilt  einen  Fall  von  ausgedehnter  Aktinomykose  des  Para- 
metriums,  des  Peritoneums  mit,  bei  dem  aber  der  Beweis,  dass  es  sich  um 
eine  genitale  Affektion  handelt,  nicht  unbedingt  gebracht  ist. 

C  r  a  w  f  o  r  d  (4)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Aktinomykose,  von  denen 
eine  an  der  Haut  des  Oberschenkels  und  der  Inguinalgegend,  der  andere  an 
der  Haut  des  Kinnes  sass,  beide  wurden  durch  Exzision  geheilt. 

Die  gattungsspezifische  Therapie  besteht  in  der  Behandlung  von  Infek- 
tionskrankheiten mit  Produkten  von  Bakterien,  die  den  Krankheitserregern 
wohl  gattungsverwandt,  für  die  betreffenke  Tierspezies  unschädlich  sind.  Nach 
diesem  Prinzip  hat  Zupnik  (14)  einen  15jährigen  Aktinomyceskranken  be- 
handelt, bei  dem  sich  ein  den  ganzen  rechten  und  einen  Teil  des  linken 
Quadranten  des  Abdomens  einnehmender  Tumor  fand.  Die  Jodtherapie  war 
erfolglos.  Der  Kranke  bekam  im  Laufe  eines  halben  Jahres  etwa  30  Tuberkulin- 
(yetus)-injektionen  und  zwar  zuerst  an  entfernten,  dann  an  benachbarten 
Stellen,  zuletzt  über  der  Geschwulst  (von  0,0002  bis  3,5  com  Tuberkulin  an- 
steigend). Der  Tumor  ist  um  die  Hälfte  kleiner  geworden,  zwei  Fisteln  haben 
sich  geschlossen. 

Bei  der  Aktinomykose  sah  Manninger  (9)  nach  Verabreichung  einer 
10*^/oigen  Jodipinlösung,  Kaffee- resp.  Esslöffelweise  3 — 9  mal  täglich,  —  spä- 
testens in  einigen  Monaten  stets  Heilung.  Sein  chirurgisches  Handeln  be- 
schränkte sich  während  dieser  Kuren  nur  auf  das  Notwendigste,  höchstens, 
dass  er  hier  und  da  einen  Abszess  eröffnete. 

Demonstration  zweier  Kranken,  welche  vor  kurzem  in  seine  Behandlung 
kamen,  und  von  denen  der  eine  schon  nach  einer  Jodipinkur  von  zwei  Mo- 
naten fast  vollkommen  genas.  Gergö  (Budapest). 

EchinococGus. 

1.  Broese,  Ein  Fall  von  Becken-Echinococcus.     Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6 
p.  159. 

2.  Basile,  N.  S.,  ün  caso  raro  di  ciati  di  echinococco  delle  pareti   addominali  di  una 
bambina.    La  Riforma  medica.  Luglio  1905. 


181  Jabreabaicht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

S.   Ehrhardt,  Über  Echinokokken  der  SchilddrOae.    Berliner  klin.  Wochensciir 

Nr.  16. 

4.  *Gnyon,  Lee  kystes  hydatiqnee  pelviena.  Abb.  des  mal.  des  org.  göD.-ariii.  1905. 

5.  Kablukoff,  Die  Eohinokokkenkrankbeit.    Langenbecks  Arch.  Bd.  78.  p.   8-5 

6.  *Mabit,  Des  kystes  hydatiques  de  rabdomen.    Rot.  de  Ghir.  1905.  Nr.  5. 

7.  Oliver,  Traitement  des  kystes  hydatiques.  Reyista  de  la  Sociedad  med.  Argent. 
Jan.-Febr.  p.  168—185.    Ref.  in  Arch.  gön.  de  m^d.  1905.  Nr.  1.  p.  52. 

8.  Port,  Leberechinokokken.    Deutsche  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  16.  p.  656. 

9.  Rausch,  Ober  Gallenfluss  nach  Echinokokken<Operation.  Langenbecks  Arcb. 

10.  Rnpp,  Über  Ecbinoooccus  im  Beckenbindegewebe.    Inaug.-Diss.    Berlin  1905. 

11.  *Santucci,  Primftre  Lnngenechiookokken.    Gau.  d.  ospedali  1904.  Nr.  148. 

12.  *Souliö,  Eyste  hydatique  alv^Iaire  des  mnscles.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  6. 

18,  Yegas-Aguilar,  Dextrocardie  cons^catiye  ä  des  kystes  hydatiques.     La   sen 
möd.  1995.  Nr.  4.  p.  42. 

14.   Zirkelbach,  Über  die  Gefahren  der  Punktion  der  Echinococcuszysien.     Wiener 
Wochenscbr.  Nr.  86. 

Ein  21  jähriger  Patient  hatte  seit  drei  Jahren  eine  Anschwellang 
Jugulum  bemerkt.  In  der  letzten  Zeit  war  erhebliche  Anschwellung  ein 
treten.  Es  wurde,  da  die  Anschwellung  deutlich  fluktuierte,  eine  Kropfzj 
angenommen  und  dieselbe  durch  den  Koch  ersehen  Kragenschnitt  fre  igele 
Die  Muskeln  zeigten  sich  mit  der  Zyste,  deren  jetzt  erfolgte  Punktion  wass 
klare  Flüssigkeit  ergab,  fest  verwachsen.  Die  weitere  Operation  der  aJiseil 
fest  verwachsenen  und  tief  in  das  Mediastinum  reichenden  Zyste  erforder 
eine  breite  Inzision  derselben,  wobei  sich  Echinokokkenblasen  entleerten.  B 
der  Exstirpation  musste  die  Trennung  im  Schilddrüsengewebe  vorgenommc 
werden.  Die  Tracheairinge  waren  zum  Teil  usuriert,  so  dass  die  Luftröhi 
an  einzelnen  Stellen  nur  einen  häutigen  Schlauch  darstellte.  Ehrhardt  {i 
ist  nicht  ganz  sicher,  ob  der  Echinococcus  primär  in  der  Schilddrüse  en( 
standen  ist.  Es  liegt  auch  die  Möglichkeit  vor,  dass  derselbe  im  Mediastinum 
primär  entstanden  ist.  Auffallend  waren  ferner  die  überaus  starken  Atem 
beschwerden. 

Broese  (1)  operierte  eine  40jährige  Frau,  die  nach  dem  Untersuchangs- 
befunde  an  einem  Karzinom  des  Ovariums  und  anscheinend  an  Metastasen  in 
dem  kleinen  Becken  litt.    Bei  der  Operation  sass  ein  Tumor  subserös  unter 
dem  Musculus  rectus  und  konnte  mit  Resektion  eines  Teiles  des  Peritoneum 
parietale  entfernt  werden.    Zwei  andere  Tumoren  sassen  auf  der  Blase  dicht 
am  Uterus.     Die  jetzt  vorgenommene  Untersuchung  ergab,  dass  es  sich  um 
Echinokokken   handelte.     Andere  Tumoren   sassen   im  Douglas.    Sämtliche 
wurden  exstirpiert.    Wenn  dieselben  auch  scheinbar  intraperitoneal  lagen,  so 
hält  Broese   das   doch  nicht  für  einen  Beweis,   dass  dieselben  sich  intra- 
peritoneal  entwickelt  haben.     Vielmehr  liegt  auch  hier  die  Annahme  nahe, 
dass  ursprünglich  der  Sitz  ein  subseröser  war. 

Nach  Oliver  (7)  behandelt  man  die  Echinokokkenzysten  der  Muskeln, 
des  Unterhautzellgewebes,   oder  wenn   sie  in  weniger  wichtigen  Organen  ge- 
legen oder  die  Funktion  des  Organes  völlig  vernichtet  haben,  am  besten  mit 
Exstirpation.     Vereiterte  Säcke,  oder  solche  mit  blutigem  Inhalt  oder  Kalk- 
ablagerung in  der  Wand  werden  drainiert.     Zysten  mit  weichen  Wandungen 
werden  eröffnet,    l^oige  Formollösung  injiziert,   nachdem  zuvor  Mutter- und 
Tochterblasen  herausgelassen  sind.    Mit  Rücksicht  auf  die  häufig  eintretenden 
postoperativen  Eiterungen  ist  es  zweckmässig,  die  Zystenwand  zu  fixieren  und 
den  Kranken  unter  etwa  zweimonatlicher  Beobachtung  zu  halten.   Füllt  sich 


Borehard,  Botryomykoaa,  Rots,  Noma,  Aktmomykosa,  Echinococcaa  etc.         185 

die  Zjste  wieder,  bleibt  Fieber  bestehen,  so  öSbet  man  am  besten  die  Zyste 
an  einer  kleineii  Stelle. 

Zirkelbach  (14)  sah  nach  der  Punktion  von  Echinococcnszysten  in 
zvei  Fällen  schwere  Symptome  eintreten.  Im  ersten  Falle  trat  eine  Stnnde 
nach  der  Funktion  Atemnot,  Dyspnoe,  Schwäche  der  Herztätigkeit  ein.  Diesem 
folgte  Temperaturerhöhung  und  Somnolenz.  Der  Patient  starb  9  Stunden 
nach  der  Punktion.  Im  aweiten  Falle  folgten  die  schweren  Symptome  noch 
schneller  und  trotz  sofortiger  Operation  erfolgte  der  Tod  nach  fünf  Tagen. 
Bei  der  Ergebnislosigkeit  der  Obduktion  ist  es  nicht  anders  als  anzunehmen, 
dass  der  Tod  durch  die  Toxizität  der  Echinokokkenflüssigkeit  verursacht 
▼orde.  Durch  die  Punktionsstelle  wurde  die  Flüssigkeit  in  die  Baoch-  oder 
Brvstköhle  gepresst  und  hier  resorbiert. 

Basile  (2)  erläutert  einen  Fall  von  Echinococcuszyste,  der  als  eine 
grosse  Seltenheit  angesehen  werden  darf  nicht  nur  wegen  ihres  Änlagesitzes 
in  der  Dicke  des  inneren  schiefen  Bauchmuskels,  sondern  wegen  des 
zarten  Alters  des  Patienten,  in  dem  sie  gefanden  wurde;  handelt  es  sich 
ioch.  um  ein  Tjähriges  Mädchen.  R.  Giani. 

Port  (8)  berichtet  über  einen  glücklich  operierten  Fall  von  Leber- 
echinococcus.  Zweizeitige  Operation.  Nach  30  Tagen  liess  sich  der  ganze 
Echinococciissack  aus  der  Wunde  ziehen. 

Rausch  (0)  berichtet  über  einen  Patienten,  bei  dem  nach  der  zwei* 
zeitigen  Operation  eines  Leberechinocoocus,  wobei  gleichzeitig  die  Gallenblase 
exstirpiert  wurde,  ein  Monate  lang  andauernder,  allen  operativen  Heilungs- 
Ycrsachen  widerstehender  Gallenausfluss  bestand.  Es  wurde  deshalb  als  wahr- 
scheinlich die  Verlegung  des  Hepatikus  oder  Choledochus  durch  eine  Echino- 
kokkenblase angenommen.  Dieselbe  wurde  zwar  bei  der  Operation  nicht  ge- 
funden, der  Patient  aber  durch  Choledochotomie  und  Hepatikusdrainage  der 
Heilung  zugeführt.  Im  weiteren  Verlauf  wurde  durch  Ausspülen  eine  Echino- 
kokkenblase entleert,  die  vielleicht  die  Gallengänge  verlegt  hatte. 

In  dem  von  Rupp  (10)  mitgeteilten  Falle  wurde  der  im  Beckenbinde- 
gewebe gelegene  Echinococcus  nach  Einnähung  des  Sackes  in  die  vordere 
Bauchwand  inzidiert  und  zur  Ausheilung  gebracht.  In  einer  zweiten  Operation 
Turden  zwei  Blasen  aus  dem  grossen  Netz,  eine  aus  dem  Ligamentum  hepato^ 
dsodenale,  eine  aus  dem  Ligamentum  hepatorgastricum  exstirpiert.  Die  Blasen 
im  grossen  Netz  waren  schon  bei  der  ersten  Operation  festgestellt. 

Vegas  (13)  berichtet  über  einen  Fall  von  Dextrokardie,  bei  welchem 
iie  Operation  eine  mannskopfgrosse  Echinokokkenzyste  der  linken  Seite  er- 
gab, welche  mit  den  Bronchien  kommunizierte. 

Unter  86  Fällen  von  Echinococcuskrankheit  eigener  Beobachtung  fand 
Kabhkoff  (ö)  nur  7,  in  welchen  der  Echinococcus  multipel  aufgetreten 
v&r.  Diese  relative  Seltenheit  erklärt  er  zum  Teil  dadurch ,  dass  er  jede 
Probepnnktion  vermied  und  auch  bei  der  Operation  die  Bauchhöhle  auf  das 
^rg&ltigste  schützte.  Zwei  seiner  Fälle  von  multiplen  Echinokokken  waren 
entstanden  nach  auswärts  vorgenommener  Probepunktion  nach  einer  traumati* 
sclieD  Zjstenmptur.  Manche  der  Fälle  zeigten  eine  Dissemination  wie  bei 
einer  malignen  Geschwulst.  Von  des  6  Operierten  starben  4,  ein  Zeichen 
h  die  Schwere  der  Erkrankung. 

Kablukoff  (5)  berichtet  in  demselben  Heft  von  „L.  A/  über  7  Fälle 
^o& Milzechinokokken ,  von  denen  6  nach  der  Methode  von  Lindemann 
operiert  wurden;    bei   einem    wurde   die  Milzexstirpation   gemacht.     Andere 


186  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Lokalisationen  des  Echinococcus   waren  nicht  vorhanden.     Die  Geschwülste 
hatten  sämtlich  eine  erhebliche  Grösse.    Heilung  in  allen  Fällen. 

Milzbrand. 

1.  ^Anderson  etc.,  Gases  of  glanders  in  maD.    Glasgow  med.  joum.  1905.  Oct.  p.  280. 

2.  *B  au  mann,  Nachweis  von  Miizbrandbazillen  auf  unbelebtem  Materiale.  Hygien.  Rund- 
schau 1905.  Nr.  1.   Ref.  in  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10.  Lit.- Auszug  p.  IS. 

3.  Bell,  A  discussion  on  anthrax.    Brit.  med.  joum.  14.  X.  1905. 

4.  Bowlby-Andrewes,   A  second   case    of  cutaneous   anthrax.     Brit.   med.  Journal 
11.  n.  1905. 

5.  Gourtellemont,  Examen  microscopique  d*une  pustule  maligne.    Arch.  gön.  de  m6d. 
1905.  25  Juill. 

6.  — Weill-Hall^,  Deux  cas  de  pustule  maligne  guöris  par  exöröse.    Soc  m^.  des 
Höp.  13.  I.  1905.    Ref.  in  6az.  des  Hdp.  1905.  Nr.  6.  p.  68. 

7.  *6ilruth,  Immunisation  against  anthrax  etc.    Lancet  4.  U.  1905.  p.  309. 

8.  Guinard,  Pustule  maligne.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Ghir.  de  Paris  1905.  Nr.  10. 

9.  Legge,  Industrial  anthrax.  Brit.  med.  joum.  11.  III.,  18.  III.,  25.  III  and  1.  lY.  1905. 

10.  Lockwood-Andrew  es,  A  case  of  cutaneous  anthrax  etc.  Brit.  med.  joum.  7. 1. 1905. 
p.  16. 

11.  Mitchell,  Gase  of  cutaneous  anthrax  treated  without  excision  with  Sclavos  anti- 
anthrax  serum.    British  med.  joum.  1905.  July  15. 

12.  *Sassi,  Earbolsäureeinspritzungen  bei  Milzbrand.    Gazz.  d.  ospedali.  Nr.  148. 

13.  *Scaglio8i,  Veränderte  Eigenschaften  des  Bac.  anthracis.    Zentralbl.   f.  Bakt.  37,  5. 

14.  *Stephenson,  A  case  of  glanders.    The  Dublin  joum.  1905.  Jan. 

15.  Stretton,   A  case  of  anthrax   (malignant  pustule)  treated  with  professor  Sclavo'a 
serum.    Lancet  4.  II.  1905.  p.  292. 

16.  Teacher,  Gase  of  human  anthrax  septicaemia.    Glasgow  med.  joum.  1905.  Aug. 

17.  '''Thö  mm  essen,  Darstellung  des  Anthrakoseimmunproteidin  etc.    Zentralbl.  f.  Bakt. 
I.  Abt.  Bd.  XXXn.  Heft  11. 

18.  Thomas,  A  case  of  malignant  pustule.    Brit.  med.  joum.  7.  I.  1905.  p.  18. 

19.  *Toupet-Lebret,  Heilung  eines  Falles  von  Milzbrand  durch  Injektion  von  LipiodoL 
Gaz.  des  Hdp.  Nr.  27. 

20.  Wilms,  Serum behandlung  des  Milzbrandes.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  23^. 

Legge  (9).  Alle  Fälle  von  Anthrax,  welche  in  den  verschiedenen  In- 
dustrien in  England  vorkommen,  müssen  angezeigt  werden.  Am  meisten 
werden  die  Wollarbeiter  (Sortierer  und  Kämmer)  betroffen  sowie  Leute,  die 
mit  Rosshaar  zu  tun  haben.  Im  ganzen  kamen  in  dem  Zeitraum  von  189& 
bis  1904  261  Fälle  zur  Anzeige.  Am  meisten  sind  die  Arbeiter,  welcba 
asiatische  Wolle  verarbeiten,  gefährdet.  Die  Mortalität  betrug  25,6  ^/o.  Am 
gefahrlichsten  ist  der  Anthrax  des  Gesichtes  und  Halses.  Von  den  Arbeitern» 
welche  mit  Wolle  aus  Neuseeland  oder  Australien  zu  tun  hatten,  erkrankte 
keiner.  Gefährlich  ist  die  persische,  türkische  Wolle  und  das  chinesische 
und  russische  Wollhaar.  Die  Pustel  wurde  meist  exzidiert  und  die  Wunde 
mit  Ipekakuanha  bepudert,  daneben  Ipekakuanha  innerlich.  Jedoch  ist  es 
ratsam,  die  Exzision  der  Pustel  nur  bei  sehr  früh  in  Behandlung  kommenden 
Fällen  vorzunehmen.  Die  Erfahrungen  mit  dem  Sclavo sehen  Serum  waren 
sehr  gute  und  auch  die  kosmetischen  Resultate  waren  glänzend.  Auch  bei 
intravenöser  Injektion  ist  das  Serum  unschädlich.  Die  Infektion  zu  verhüten 
ist  trotz  der  genauesten  Vorschriften  in  den  Betrieben  sehr  schwierig. 

Mitchell  (11)  drückt  sich  noch  vorsichtig  über  die  Erfolge  des  Serum- 
behandlung aus.  Er  glaubt,  dass  grosse  Anfangsdosen  die  besten  Resultate 
geben,  dass  es  aber  doch  nicht  gerechtfertigt  sei,  mit  Serum  allein,  ohne 
Exzision  der  Pustel  zu  behandeln,  vorausgesestzt ,  dass  eine  Exzision  nach 
dem  anatomischen  Sitz  der  Pustel  möglich  ist. 


Borchard,  Botryomykose,  Rotz,  Noma,  Aktinomykose,  Echinococons  etc.         187 

Wilms  (20)  teilt  zwei  Fälle  von  Milzbrandinfektion  im  Gesicht  mit, 
Teiche  beide  einen  sehr  schweren  Verlauf  zeigten  und  nach  intravenöser  In- 
jektion Ton  Milzbrandserum  in  Heilung  übergingen.  Wenn  auch  der  Erfolg 
nicht  unbedingt  der  Heilwirkung  des  Serums  zuzuschreiben  ist,  so  ist  doch 
der  gänstige  Einfluss  bei  den  Fällen,  selbst  wenn  man  auch  noch  so  skeptisch 
ist.  m(^t  zweifelhaft.  Irgend  eine  schädigende  Nebenwirkung  wurde  nicht 
beobachtet.  Die  Injektionen  wurden  intravenös  (Vena  med.)  zu  je  20  ccm 
gemacht.  Im  ersten  Falle  waren  sechs  Injektionen  zum  Teil  subkutan,  zum 
Teil  intravenös  je  einmal  am  Tage  nötig,  im  zweiten  Falle  zwei. 

Te  ach  er  (16)  bespricht  einen  ungewöhnlich  schwer  und  schnell  tödlich 
Terianfenden  Fall  von  intestinalem  Anthrax,  der  durch  Infektion  durch  den 
Terdauungstraktus  entstanden  war  und  während  des  Lebens  keinerlei  Anhalts- 
punkte für  die  Milzbranddiagnose  geboten  hatte.  Die  Sektion  und  Tierexperi-i 
mente  klärten  erst  den  Fall  auf. 

Thomas  (18)  behandelte  eine  Pustula  maligna  am  Vorderarm  mit  Er- 
folg durch  Exzision,  nachheriger  Kauterisation  und  Einpudern  mit  Pulv.  ipecac. 
Innerlich  wurde  Ipekakuanha  und  Morphium  gegeben. 

Lockwood-Andrewes  (10)  behandelten  einen  Milzbrand  in  der  Nähe 
des  Auges  mit  gutem  Erfolg  mit  dem  Serum  von  Sclavo. 

In  der  Mitteilung  Chalmers  (Lancet  1.  4.  05)  handelt  es  sich  um 
einen  Fall  von  intestinalem  Anthrax,  der  durch  Infektion  mit  den  in  der 
Fabrik  gebrauchten  Gegenständen  entstanden  war. 

Stretton  (15)  berichtet  über  einen  Fall  von  Anthrax,  wo  die  Exzision 
der  Pustel  erst  nach  drei  Tagen  vorgenommen  werden  konnte,  also  zu  einer 
Zeit,  in  welcher  wenig  Nutzen  mehr  von  diesem  Vorgehen  sonst  gesehen 
wurde  und  wo  nach  Injektion  von  Serum  völlige  Heilung  eintrat. 

Guinard  (8)  berichtet  über  ein  Pustula  maligna  der  Tabatiere,  welche 
er  durch  Exzision  und  Injektion  von  Jod  zur  Heilung  brachte. 

Bowlby  und  Andrewes  (4)  berichten  über  einen  zweiten  erfolgreich 
mit  Semm  behandelten  Fall  von  Anthrax.  Während  bei  der  Aufnahme  des. 
Patienten  in  dem  Bläschen  reichlich  Anthraxbazillen  nachweisbar  waren,  war 
der  Inhalt  dieser  Bläschen  19  Stunden  nach  der  Seruminfektion  steril  und 
blieb  es  auch  im  weiteren  Verlauf. 

Bei  der  Behandlung  des  Anthrax  empfehlen  in  der  von  Bell  (3)  er- 
öffneten Diskussion  die  meisten  Autoren  Exzision  und  Seruminjektion.  Bei 
Anthrakoämie,  bei  ausgedehntem  Ödem  ist  Injektion  von  Serum  das  einzig 
anwendbare  Mittel. 

In  den  beiden  von  Courtellemont  und  Weil-Halle  (6)  mitgeteilten 
Fülen  von  Anthrax  war  die  Prognose  einmal  wegen  des  Alters  des  Patienten, 
im  anderen  Falle  wegen  der  lokalen  Ausdehnung  der  Affektion  sehr  zweifel- 
kft.  Es  wurde  in  einem  Abstand  von  2  cm  die  Pustel  exstirpiert,  der  Grund 
käQterisiert  und  in  die  Haut  sowie  in  die  Drüsen  2%  ige  Jodlösung  ein- 
gespritzt. 

Nach  der  mikroskopischen  Unter^chung  einer  Pustula  maligna  hält 
Courtellemont  (5)  es  für  sicher,  dass  es  Pusteln  epidermoidalen  Ursprungs 
gibt.  Interessant  war  die  massenhafte  Anhäufung  von  roten  Blutkörpem  in 
im  Krankheitsherd.    Dieses  gibt  die  charakteristische  schwarze  Farbe. 


188  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Lepra« 

1.  Bassewitz,  Spielen  die  Erätzmilben  eine  RoUe  bei  Lepra?    Mtlnch.  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  41. 

2.  *Lepra.    Bibhotheea  intemat.  1904.  Vol.  TV.  Faso.  4. 

3.  L.  O'Connell,  A  phase  of  the  ^ellow  periL    Med.  News  25.  XL  1905. 

4.  Deyeke-Resohad,  Nene  Gesichtspunkte  in  der  Leprafrage.    Deatsche  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  13. 

5.  Duque,  Traitement  de  la  l^pre  par  le  PaUtayier  ou  Manglier  rouge.    Paris  1905. 

6.  *Dyer,  The  eure  of  leprosy.    Med.  News  1906.  Jnlj  29.  p.  199. 

7.  *EhIers,  Die  Lepra  aaf  den  dänischen  Antillen.  Lepra.  BibKoth.  intemat  1904  VoL  4. 
Fase.  2,  3. 

8.  ^Graham,  A  case  of  leprosy.    Lancet  21.  X.  1905.  p.  1175. 

9.  Leredde-Paatrier,   Diagnose   der  Lepra.    Soc.   de  biologie  1902.  5  D^c.    Ret  in 
Wiener  klin.  Randschao  1905.  Nr.  4.  p.  64. 

10.  *Literatiarreferate  Aber  Lepra.    Ann.  de  derm.  et  de  syph.  VI,  1.  p.  90. 

11.  *Manicatide-Galasche8ca,  Fall  von  gemischter  Lepra.    Spitalol.  Nr.  21/22. 
lla.*Ormsby,  Ein  klinischer  Fall  von  Lepra.    Joarn.  of  Amer^  Assoc.  Nr.  27. 

12.  *Rochet-Billet,  ün  cas  de  Idpre.    Ann.  de  denn,  et  de  syphil.  1905.  Nr.  5. 

18.   *TourtoaIinBey,  Subkutane  Chaulmoograöl- Einspritzungen  gegen  die  Lepra.  Monats- 
hefte für  prakt.  Dermatol,  40,  2. 

L.  O'Connell  (3)  weist  auf  die  Gefahr  der  in  Tahiti  bestehenden,  zu 
enormen  Vergrösserungen  der  Gliedmassen  (cf.  Abbildungen)  führenden  Ele- 
phantiasis hin,  als  deren  Heilmittel  schliesslich  nur  die  Amputation  der  mon- 
strösen Gliedmassen  übrig  bleibt. 

Leredde  und  Pautrier  (9)  empfehlen  auf  Grund  zweier  Beobach- 
tungen bei  negativen  Ausfall  der  Untersuchung  der  Nase  auf  Leprabazillen 
die  Darreichung  von  4  g  Jodkali,  um  eine  Hypersekretion  der  Nase  herbeizu- 
führen. Ob  das  Mittel  in  allen  Fällen  wirksam  sein  wird,  muss  dahin  ge- 
stellt bleiben. 

D  0  u  q  u  e  (5)  empfiehlt  ein  Extrakt  von  PalStuvier  oder  Manglier  rouge 
als  ein  leicht  handliches  Mittel  gegen  die  Lepra.  Er  hält  es  für  das  beste 
Heilmittel,  was  die  Medizin  bis  jetzt  gegen  diese  Krankheit  besitzt.  In  der 
ersten  Periode  der  Erkrankung  heilen  100  Vo  in  8 — 12  Monaten.  In  der 
zweiten  Periode  werden  noch  60%  Heilungen  und  40  Vo  wesentliche  Besse- 
mngen  in  2 — 5  Jahren  erzielt.  In  der  dritten  Periode  beobachtet  man  mehr 
oder  weniger  deutliche  Besserungen. 

Nach  Deycke-Reschad  (4)  ist  man  imstande  mit  relativ  einfachen 
Mitteln  aus  nicht  farbebeständigen  Diphtherideen  säurefeste  Bazillen  zu  machen. 
Die  Diphtheridee  ist  die  Anpassungsform  des  Leprabazillus  an  künstliche 
Existenzbedingung,  und  der  Bazillus  des  menschlichen  Lepragewebes  die  ad- 
äquale  säurefeste  Anpassungsform  an  das  parasitische  Dasein. 

Höchstwahrscheinlich  bildet  ein  mit  Krätze  behafteter  Lepröser  eine 
Tiel  grössere  Ansteckungsgefahr  für  seine  gesunde  Umgebung,  wie  andere 
nicht  Skabiose  Leidensgenossen.  Nach  Ansicht  Bassewitz  (1)  erfolgt  in 
dem  mitgeteilten  Falle  die  Übertragung  der  Lepra  durch  die  Krätzemilben. 
Jedenfalls  ist  es  dennoch  vom  grössten  Interesse,  den  Nachweis  zu  fuhren, 
ob  in  den  Skoroptesmilben  Aussätziger  der  Hansenscbe  Bazillus  nachzu- 
weisen ist.  Fernerhin  ist  an  der  Mitteilung  bemerkenswert  der  mit  Sicher- 
heit geführte  Nachweis,  dass  die  Übertragung  des  Krankheitsgiftes  der  muti- 
lierenden  anästhetischen  Lepra  auf  Gesunde  den  Typus  des  Knotenaussatzes 
hervorzurufen  vermag. 


Borcliard,  Botryomykose,  ftoiz,  Nomii,  Aktinomykose,  Echinococcus  etc.         189 

87pliilis. 

1.  Andry,  Not«  pr^liminaire  aar  r*diiuiii8imtiou  du  meroare  par  la  voie  rectale.    Abb. 
de  Dem.  et  de  Sypk  1905.  Nr.  10. 

2.  *6abe8,  Fatkokgiache  Vertademiigen  und  Spirochaete  pallida  bei  koageoit.  Syphilia. 
Beri  Uin.  Waekeaadir.  1905.  Nr.  28. 

3.  ^^-Faaea,  Spirodiaete  pallida  bei  kongenitaler  Sypbilia.  Berl.  klin.  Wochenachr.  48. 

4.  Bandler,  Spiroohätenbefiuiie  bei  Syphilia.    Prager  med*  Wocheaachr.  1905.  Nr.  84. 

5.  Beck  hold,  Die  Hemmung  der  Nyl  and  er  sehen  Zuckerreaktion  bei  Quecksilber-  und 
OüorofonBkarD.    Hoppe-Seylers  Zeitschr.  f.  phyaiol.  Chemie.  Bd.  XLYI.  Heft  4. 

6.  *BodiB,  Spirochaete  pallida.    Ann.  de  Denn,  et  de  Syph.  1905.  Nr.  7.  Juill. 

7.  *Boix,  A  propos  du  microibe  de  la  ^yphüis.    Arch.  g^n.  de  mM.  1905.  Nr.  24. 
&    ^Boohoff,  Spirochaiete  vaccisa«.    Berl.  med.  Wochenachr.  Nr.  86. 

9.   Brandweiner,  YerBuche  Aber  aktive  Immunisierung  bei  Lues.   Wiener  klin.  Wachen- 
sehr.  1905.  Nr.  45  u.  48. 

10.  Baschke-Fibcher,  Ober  die  Lagerang  der  Spirochaete  pallida  im  Gewvbe.  Berliner 
klin.  Wochenschr.  190&  Nr.  1. 

11.  Campbell,  The  oonsideratieiia  of  late  heveditaiy  syphilia.    Med.  News  1905.  Oct  7. 

12.  Cipollina,  ün  nouveau  serum  antisyphilite.    La  Semaine  m^.  1905.  Nr.  44. 

13.  DaridsoB,  SpirocklleBteboi^  mit  Kresylvidett    Berliner  Uin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.^ 

14.  *Doit-on  continuer  ä  donner  de  Tiodure  dans  le  traitement  de  la  syphäis»    La  Presse 
n^  1905.  9  Sept 

15.  ^Exp^nmeatal  syphflis  aad  the  spirillon  of  syf^lia.    Jeum.  of  cut  dia.  1905.  July. 

16.  Flexa  er,  Etiolegy  ef  ayphilis.    Med.  News  1905.  Nr.  24.  Dec  9. 

IT.  Fraenkel«  C,  Über  das  Yerkonunen  der  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis.    Münch. 
med.  Wockensohr.  1905.  Nr.  24. 

18.  «Freund,  Über  Cytorrhyctes  hüs  Siegel    Manch,  med.  Wockensekr.  1905.  Nr.  88. 

19.  ^alli-Vallerio  eft  Lasauenr,  Sar  la  pr^sence  de  spirochätes  dans  les  IMons  syplii- 
Htiqaes.    Bev.  m^d.  de  la  Snisae  rom.  1905.  20  JuilL 

iO.  *6aston,  L'eau  de  mer  en  injections  sous-cntan^es  dans  la  Syphilis.    Soc  de  Derm. 

et  de  Syph.  1905.  JailL  Nr.  7.  p.  647. 
21.  ^Iflck,  Erworbene  recente  Syphilis  der  Kinder.  Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  43. 
tl  *Hallopean-Laffite-Krantz,  Sur  an  cas  de  syphilia  h4r4d.  etc.    Ann.  de  Derm» 

et  de  Syph.  VI,  1.  p.  77. 

'23.  *Herxkeimer,  Ober  den  Bau  der  Spiieohaete  pallida.  MOoch.  med.  Wochenachr.  1905. 

Nr.  46. 
21.  -  Spirochaete  pallida.    Mikncfa.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  89. 
tk  *H  och  Singer,  Ein  Fall  von  Potymyositia  berede  ayphilitioa  im  Säuglingaalter.  Wiener 

med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  27. 
iS.  -  Stadien  fiber  die  faeredttire  Syphilis.  H.  Teil.  Leixig  u.  Wien  1904.  Frans  Deatioke. 
ft,  *Hoetz,  Treatment  of  Syphilis  by  the  mounth.    Jontn.  of  out  diu.  190ü.  Nr.  II. 

28.  Hoffmann,  Ober  einen  Fall  von  z.  T.  gangränösen  Chancrea  miztes  an  Lippe  und 
Zange  mit  apiter  auftretendem  Psendo-Chancre  am  Unterarm.  Derm.  Zeitachr.  Bd.  XIL 

29.  —  Weitere  Mitteil,  aber  das  Vorkommen  der  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis.  Berliner 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  32. 

^.  ^  Die  Bedeutung  der  neueren  Versuche,  Syphilis  auf  Tiere  zu  übertragen.  Berliner 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6. 

31.  —  Spirochaete  pallida.    Berliner  klio.  Wochenschr.  Nr.  46. 

32.  *—  Über  die  Spirochaete  pallida.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 

^  Hopmann,  Kasuistische  Beitrftge  zur  Frage  der  Schwerhörigkeit  und  Taubheit  auf 
Grand  von  Syphilis.    Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nov.  1.  Heft. 

34.  Jancke,  Über  Zytorrhyktenbefunde.    Mttnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  45. 

3d.  Kilma,  Eongenitale  latente  Hypoplasien  der  drüsigen  Organe  bei  der  kongenitalen 
Syphilia    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  31  u.  32. 

%.  *—  Eongenitale  latente  Hypoplasien  der  drüsigen  Organe  bei  der  kongenitalen  Syphilis. 
Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  39  u.  40. 

37.  *—  Kongenitale  latente  Hypoplasien  der  drüsigen  Organe  bei  der  kongenitalen  Syphilis.. 
Wiener  med.  Wochenschr.  Ar.  49,  50,  51,  52. 

38.  *Kiomenoglon-v.  Cube,  Spirochaete  pallida.  Münch.  med. Wochenschr.  1905.  Nr. ^7. 


190  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  TeU. 

39.  Kraus,  Ober  Syphilis.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  41. 

40.  —  Yorkommeo  der  Spirochaeta  pallida  im  syphilitischen  Gtowebe.  Wiener  kJin.  '^ 
sehr.  1905.  Nr.  37. 

41.  *—  Ad  Spirochaete  pallida.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  22.  p.  592. 

42.  —  Ad  Syphilis-Übertragung.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6.  p.    149. 

'43.   —  Versuche  über  aktive  Immunisierung  bei  Lues.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  l 
44.    Krefting,  Sublimatinjektion  bei  Syphilis.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.   38. 
-45.   Lane,  A  review  of  some  recent  work  on  Syphilis.    The  Practitioner  1905.  Aug 

46.  Lesser,  Zur  Pathogenese  der  Rezidive  der  Syphilis.    Beitr.  zur  klinischen  Mi 
Senators  Festschrift. 

47.  Levaditi,  Syphilis  congönitale  et  Spirochaete  pallida  Schandinn.  La  Presse  m^d. 
Nr.  43. 

48.  ^ —  Ad  Spirochaete  pallida.    Presse  m^d.  1905.  Nr.  78. 

49.  Marshall,  Syphilis  of  the  third  generation.    The  Lancet  1905.  Aug.  26.  p.  591. 

50.  *Metchnikoff-Roux,  Becherches  microbiologiqnes  sur  la  Syphilis.     Arch.  ^e 
m4d.  1905.  Nr.  21. 

51. Becherches  microbiologiqnes  sur  la  Syphilis.   Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  57.  p. 

52.   —  La  Syphilis  exp^rimentale.    Arch.  g^n.  de  m4d.  1905.  Nr.  26. 

•53.   * Becherches  microbiologiqnes  sur  la  Syphilis.    BulL   de  TAcad.  de  jn4d.  1 

Nr.  20. 

54.  Meyer,  £.,  Syphilis  und  Trauma.    ÄrztL  Sachverst.-Ztg.  1905.  Nr.  21. 

55.  *Mulzer,  Vorkommen  der  Spirochäten  bei  syphilitischen  und  anderen   Krankhei 
Berliner  med.  Wochenschr.  Nr.  36. 

56.  *Murrel.  Ad  Syphilis.    Med.  Press  1905.  Oct.  11.  p.  370. 

57.  Merck,  Über  den  Gytoryktes  Luis  (Siegel).    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.    Nr. 

58.  Neumann,  Über  präkolnmbiscbe  Knoohenfunde  im  Hinblick  auf  die  Frage  Aber 
Provenienz  und  das  Alter  der  Syphilis.    Wiener  klin.  Bnndschau  1905.  Nr.  4. 

59.  —  Spirochaete  pallida  Schaudinn.    Mfioch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38.  p.  1848 

60.  Nicolas,  Micro-photographies  du  spirochöte.    Lyon  mäd.  1905.  Nr.  29.  p.  123. 

61.  * — ,  Favre,  Syphilis  et  spirochaete  pallida.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  40. 

62.  van    Niessen,    Der   heutige    Stand    der    Syphiiserkeontnis.     Die   medizin.   Wod 
Nr.  43-48. 

63.  Noeggerath-Stähelin,  Zum  Nachweis  der  Spirochaete  pallida  im  Blut  Syphilitische 
Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  31. 

64.  Oppenheim-Sachs,  Über  Spirochätenbefunde  in  syphilitischen  und  anderen  Krani 
heitsprodukten.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  45. 

65.  Ploeger,  Spirochäten  bei  Syphilis.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

66.  *Pritchard,  Intracranial  syphilis  etc.    Med.  Becord  14.  V.  1904. 

67.  Polland,  Spirochätenbefunde.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  47. 

68.  *B  h  e  i  n  e  r ,  Klinischer  Beitrag  zur  Lues  hereditaria  Infant.  Eorrespondenzbl.  f.  Schweiz«! 
Ärzte  1905.  Nr.  21. 

•69.  Bibbert,  Über  protozoenartige  Zellen  in  der  Niere  eines  syphilitischen  Neugeborenen 
und  in  der  Parotis  von  Kindern.  Zenti*albl.  für  allg.  Pathologie  und  pathol.  Anatomie 
1904.  Bd.  XV.  Nr.  23. 

70.  *Bichard8,  Ad  spirillum  in  the  blood  of  patients  secondary  syphilis.   Lancet  I90ö. 
Sept  30.  p.  963. 

71.  Bille,  Spirochätenbefunde  bei  Syphilis.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

72.  *—  Weitere  Spirochätenbefunde  bei  Syphilis.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  34. 
p.  1621. 

73.  Bo scher,  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  44. 

74.  * —  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  45. 

75.  * —  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  46. 

76.  Salmon,  Diagnostic  clinique  du  chancre  syphilitique.  Arch.  g6n.  de  m6d.  1905.  Nr.  42 

77.  Schaudinn-Hoffmann,  Über  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis.   Berl.  klin.  Wochen- 
sehr.  1905.  Nr.  22. 

78.  * Über  Spirochätenbefunde  im  Lymphdrüsensaft  Syphilitischer.   Deutsche  med. 

Wochenschr.  1905.  Nr.  18. 

79. Vorläufiger  Bericht  über  das  Vorkommen  von  Spirochäten.    Arb.  ans  dem  kais. 

Gesundheitsamt  22,  2.    Bef.  in  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  23.  p.  729. 
80.   *Schulze,  Cytorhyctes  luis  Siegel.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  21. 


Borchard,  Botryomzkoae,  Botz,  Noma,  Aktinomykose,  Echinococcus  etc.         191 

81.  ^Sie^el,  Die  neuesten  ätiologischen  SjrphilisforsohnDgen.    Halbmonatsschr.  fllr  Haut- 

n.  Handraikh.  1905.  Nr.  10/1.  (Beilage  zu  den  medizin.  Blättern.  Nr.  12). 
^2,   —  Untersuchungen  über  die  Ätiologie  der  Syphilis.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  28. 
53»   —  Ätiologie  der  Syphilis.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

84.  —  Untersttchongen  über  die  Ätiologie  der  Pocken,  der  Maul-  und  Klauenseuche,  des 
Scharlachs  und  der  Syphilis.    Medizinische  Klinik  1905.  Nr.  18. 

S5.   *Simonelli,  Über  die  Anwesenheit  der  Spirochaete  pallida  in  sekundär-syphilitischen 
Manifestationen.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  85. 

85.  Sobernheim.  Spirochaete  pallida.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  89. 

S7.   *Sowinski,  Über  Inokulationsversuche  der  Syphilis  auf  Ferkel.  Przeglad  lekarski  1904. 

Nr.  9—10. 
&S.   *Spiroehaete  in  syphilis.    Lancet  1905.  Nov.  IL  p.  1407. 
S9.    "Ad  Spirochätenfrage.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  23.  p.  731. 
$0.    Spitzer,  Über  Spirochätenbefunde  im  syphilitischen  Gewebe.    Wiener  kin.  Wochen- 
schr. 1905  Nr.  31. 
91.   * —  Zur  ätiologischen  Therapie  der  Syphilis.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  45. 
^  *S tenner,  TherapeutiBche  Versuche  mit  Jedipin  bei  Hautkrankheiten   und  Syphilis. 

Monographie  Jassy  1904. 
93.   *Sflpfle,    Spirochäteubefunde   in  Vakzinelymphe.    Münch.   med.  Wochenschr.    1905. 

Nr.  38 
9i.  ^Syphilis  and  the  spirochaete.    Med.  Press  1905.  Nov.  8.  p.  492. 
^  The  sing,  Zur  Spirochaete  pallida  bei  Syphilis.  Münch.  med.  Wochenschr.  1904.  Nr.  28. 

p.  1337. 
96.   * —  Ad  Spirochäten  bei  Syphilis.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  22.  p.  694. 
Vt.  Thibierge,  Ravaut,    Inoculation    de  produits    syphilitiques    au  bord  libre  de  la 
paupidre  chez  les  singes  Macaques.    Ann.  de  Dorm,  et  de  Syph.  1905.  Nr.  7.  Juillet. 
96,  * —  Le  chancre  simple  de  la  paupiöre  chez  les  singes.   Ann.  de  Deim.  et  de  Syph.  1905. 

Nr.  10. 
99.  Tomasczewski,  Zur  subkutanen  Jodipinanwendung.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 

Nr.  50. 
!(<<).  Variot,  Traitement  de  la  syphilis  höröditaire.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  33.  p.  391. 
101. *Mc  Weeney,  Spirochaete  in  syphilis.    Brit.  med.  Joum.  10.  IV.  1905. 
10*2.  *—  Spirochaete  in  syphilis.    Dubl.  Joum.  1905.  Dec. 

Nach  ihrer  ersten  Mitteilimg  hatten  Schaudinn  und  Hoffmann  (79) 
in  7  Primäraffekten,  9  Sekundärpapeln  und  12  typisch  erkrankten  Leisten- 
drüsen die  Spirochaete  pellida  gefunden,  ebenso  im  Milzblut.  Trotzdem  liegt 
es  ihnen  fem,  ein  abschliessendes  Urteil  über  die  ätiologische  Bedeutung 
dieses  Kleinlebewesens  zu  geben.  In  der  Mitteilung  in  der  deutschen  med. 
Wochenschrift  berichten  die  Autoren  über  die  Untersuchungsbefunde  von  den 
Leistendrüsensaft  Syphilitischer.  Es  wurde  in  sämtlichen  8  Fällen  ein  positiver 
Befimd  erhoben. 

Schaudinn  und  Hoff  mann  (77)  können  die  Tatsache  feststellen,  dass 
nicht  nur  an  der  Oberfläche  syphilitischer  Papeln  und  Primäraffekte,  sondern 
auch  in  der  Tiefe  des  Gewebes  und  in  indolenten  geschwollenen  Leistendrüsen 
bei  klinisch  unverkennbarer  Syphilis  echte  Spirochäten  in  frischen  und  gefärbten 
Präparaten  nachweisbar  gewesen  sind.  Ob  zwischen  den  bei  spitzen  Kondy- 
lomen gefundenen  und  den  bei  Syphilis  vorhandenen  Parasiten  sichere  Unter- 
scheidungsmerkmale sich  herausfinden  lassen,  muss  die  weitere  Forschung 
lehren. 

Hoff  mann  (29)  hat  im  ganzen  206  syphilitische  Krankheitsprodukte 
auf  das  Vorkommen  der  Spirochaete  pallida  untersucht,  184  mit  positivem, 
22  mit  negativem  Erfolg,  bei  32  Primäraffekten  waren  3 1  positive  Ergebnisse ; 
der  eine  negative  Ausfall  ist  wohl  darauf  zurück  zu  führen,  dass  zu  tiefe, 
ih.  unterhalb  des  eigentlichen  Infiltrates  gelegene  Partien  zu  den  Saftaus- 
strichen benutzt  wurden. 


192  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    I.  TüL 

Drösenpunktionen  wurden  38  mal  gemacht,  SOmal  mit  posititivem, 
mit  negativem  Erfolge.    Auch  in  dem  Reizsemm  der  nässenden   Papeii 
geschlossenen  syphilitischen  Papeln  und  Pusteln,  in  impetiginösen   Stell  ez 
behaarten  Kopfhaut  wurde  die  Spirochäte  gefunden,  niemals  aber    in    e 
Präparate  von  nichtsyphilitischen  Krankheitsprodnkten  der  Patienten. 

In  einer  weiteren  Mitteilung  geht  Hoffmann  (31)  auf  die  von  and 
Autoren  erhobenen  Befunde  ein  und  kommt  auf  Grund  weiterer  Untersuch  a^ 
zu  dem  Schluss,   dass  die  Spirochaete  pallida  in  den  verschiedensten  Ki*. 
heitsprodukten  der  Syphilis,  welche  nach  klinischen  und  experimentellen 
fahrungen  das  Virus  beherbergen,  mit  immer  grösserer  Regelmässigkeit 
funden  ist,  so  dass  ein  konstantes  Vorkommen  bei  rezenter  Syphilis  wohl 
hauptet  werden  kann;  bei  unkomplizierten  Fällen  von  akquiri^*ter  Sypl 
ist  sie  in  der  Tiefe  der  Primäraffekte  und  Genitalpapeln,  in  den  Lymphdrü^ 
in   den  mannigfaitigen   Ezanthemformen   und   endlich   in  einer  Anzahl 
Fällen  auch  im  Blut  rein  und  ohne  Beimischung  anderer  Keime  nachgewie 
worden.    In  den  inneren  Organen,  den  spezifischen  Exanthemen  und  mitan 
im  Blut  kongenital-syphilitischer  Kinder  ist  ihr  Nachweis  zahlreichen  Antoi 
gelungen.  Bei  nicht  syphilitisch  Erkrankten  und  Gesunden  ist  die  Spirochai 
pallida  bisher  stets  vermisst  worden.    Auch  bei  syphilitisch  experimentell 
fizierten  Affen  wurde  sie  gefunden,  so  dass  wohl  kaum  ein  anderer  Schlc 
möglich  ist,  als  dass  die  Spirochaete  pallida  der  Erreger  der  Syphilis    h 

Auch  Oppenheim-Sachs  (64)  fanden  die  Spirochaete  pallida  an 
schliesslich  im  syphilitischen  Gewebe. 

In  der  Sitzung  vom  16.  Mai  besprachen  Metchnikoff  und  Ron 
ihre  Erfahrungen  über  die  Spirochaete  pallida.  Wenn  es  dennoch  auch  In 
dem  Fehlen  neuer  Reinkulturen  noch  vieler  Untersuchungen  bedarf,  so  spricl] 
doch  die  ganze  Reihe  der  Tatsachen  dafür,  dass  die  Syphilis  eine  chronisch 
Spirillose  ist,  hervorgerufen  durch  die  Spirochaete  pallida  Schaudinn. 

Davidsohn  (13)  erzielt  durch  die  Färbung  mit  wässeriger  Kresyl violett 
lösung,  welche  ausserordentlich  einfach  und  billig  ist,  dieselben  Resultate  wi< 
mit  Giemsa scher  Losung.  Eine  Messerspitze  Kresylviolett  auf  100  g  Wasser^ 
die  Deckglasanstriche  kommen  Vs~l~4Ä  Stunden  (mit  demselben  Resultat] 
in  die  frisch  filtrierte  Lösung.  Nach  Ablaufen  oder  Abspülen  der  Lösung 
werden  die  Präparate  getrocknet. 

Nach  Kraus  (39)  kann  man  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  die  Spiro- 
chaete pallida  als  Erreger  der  Syphilis  ansehen.  Pal  tauf  legt  der  Ent- 
deckung ebenfalls  grosse  Bedeutimg  bei.  Volk  fand  in  Sklerosen  und  Papeln 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  Spirochaete  pallida.  Ebenso  bestätigen  Ehrmann, 
Lipschütz,  Oppenheim  die  Befunde. 

Wenn  auch  nach  Spitzer  (90)  es  noch  nicht  möglich  ist,  die  Spiro- 
chaete pallida  als  Erreger  der  Syphilis  anzusprechen,  so  ist  doch  das  fast 
regelmässige  Vorkommen  derselben  in  luetischen  Produkten,  das  konstante 
Fehlen  derselben  in  nicht  luetischen  Bildungen  recht  bedeutsam.  Bezüglich 
der  Therapie  ist  es  wichtig,  dass  Patienten  sowohl  im  Beginne  der  ersten 
Allgemeintherapie  als  auch  am  Ende  derselben  Spirochäten  in  den  Eroptions- 
stellen  oder  deren  Residuen  hatten.  In  aufgetretenen  Rezidiven  fanden  sich 
ebenfalls  Spirochäten.  Mithin  beeinflussen  die  therapeutischen  Massnahmen 
den  rein  morphologischen  Befund  der  Spirochäten  nicht  sichtbar. 

Kraut  und  Prentschaft  (40)  fassen  ihre  Untersuchungen  dahin  zu- 
sammen,  dass  die  Spirochaete  pallida  im  gesunden  Gewebe  der  Menschen 


Borchard,  Botryomykose,  Rotz,  Noma,  Aktinomykose,  Echinococcus  etc.         193 

und  Affen  und  auch  in  andersartig  nicht  syphilitisch  erkrankten  Geweben 
nicht  Torkommt.  Dagegen  liess  sie  sich  konstant  in  syphilitischen  Produkten 
bei  Menschen  und  Affen  nachweisen. 

Bnschke  (10)  teilt  in  der  Diskussion  über  den  Vortrag  von  Schau- 
dinn  und  Hoffmann  mit,  dass  es  ihm  bei  einem  hereditär  syphilitischen 
Kinde  gelangen  sei,  Spirochäten  im  Blute  nachzuweisen.  Pill  icke  hat  die 
UstersnchnDgen  von  Schaudinn  und  Hoffmann  nach  seinen  Arbeiten 
nar  bestätigen  können.  Besonders  treten  die  Autoren  dem  Einwände,  der 
Ton  anderer  Seite  gemacht  wurde,  entgegen,  dass  es  sich  um  etwaige  Yer- 
unreinignngen  der  Farbstofflösung  gehandelt  habe. 

Die  Syphilis  (Metchnikoff  [52])  ist  eine  chronische  Spirillose,  er- 
zeugt durch  eine  Spirochäte,  welche  nicht  allein  für  Menschen,  sondern  auch 
für  Affen  pathogen  ist.  Das  Fieber  ist  immer  auf  Mikroben  zurückzuführen, 
die  ebenfalls  für  den  Menschen  wie  für  den  Affen  pathogen  sind. 

Röscher  (73)  hat  in  frischen  Fällen  bezw.  in  den  erfahrungsgemäss 
äDsteckenden  Produkten  der  Frühperiode  dieser  Krankheit  so  gut  wie  kon- 
stant die  Spirochaete  pallida  gefunden,  während  dieselbe  bei  anderen  Er- 
krankungen bisher  stets  vermisst  ist.  Wenn  bei  klinisch  noch  unsicherer 
Diagnose  die  Spirochaete  pallidae  gefunden  wurde,  so  treten  im  weiteren  Yer- 
lanfe  stets  unzweifelhafte  Erscheinungen  von  sekundärer  Syphilis  auf. 

Hoff  mann  (28)  gelang  der  Nachweis  der  Spirochaete  pallida  in  einem 
eben  entstehenden  Initialeffekt  eines  Macacus  rhesus,  welcher  mit  dem  Blut 
eines  vor  wenigstens  sechs  Monaten  mit  Syphilis  infizierten,  noch  unbehandelten 
Mannes  geimpft  war. 

Flexner  (16)  fand  in  drei  Fällen  von  Syphilis  die  Spirochaete  pallida^ 
wahrend  in  zwei  nichtsyphilitischen  Fällen  dieselbe  fehlt. 

Levaditi  und  Petresco  (47)  fanden  die  Spirochäte  in  den  Flüssig- 
keitsergüssen nnter  den  durch  das  Fliegenpflaster  gezogenen  Blasen  bei 
Syphilitikern^  sei  es,  dass  das  Pflaster  auf  den  syphilitischen  Stellen  oder  in 
der  Nachbarschaft  derselben  aufgelegt  war. 

Noeggerath  (63)  und  Staehelin  gelang  der  Nachweis  der  Spiro- 
chaete pallida  in  dem  Blut  eines  unbehandelten,  sekundär  luetischen  Patienten. 
Es  wurde  1  ccm  Blut  in  der  zehnfachen  Menge  VsVoiger  Essigsäure  aufge- 
fallen. Nach  Zentrifugieren  wurden  die  Ausstrichpräparate  nach  Giemsa 
gefärbt 

Levaditi  (47)  fand  die  Spirochaete  pallida  konstant  in  den  Haut- 
erkrankungen und  Organen  von  Neugeborenen  mit  kongenitaler  Syphilis,  nicht 
aber  in  nicht  spezifischen  Affektionen. 

Wenn  auch  noch  eine  grosse  Anzahl  Tatsachen  gesammelt  werden 
rnnss,  so  glauben  doch  Metchnikoff  und  Roux  (51),  dass  das  bisher 
Gefundene  sehr  für  die  ätiologische  Rolle  der  Spirochaete  pallida  spricht. 

Galli-Vallerio  und  Lassueur  (19)  fanden  in  den  Kondylomen 
einer  Syphilitischen  und  in  den  Schleimhautplaques  von  fünf  Syphilitikern 
onter  sechs  die  Spirochaete  pallida.  Dass  er  dieselbe  einmal  nicht  gefunden 
hat  und  auch  in  den  Drüsen  und  hartem  Schanker  nicht,  spricht  nicht  gegen 
die  Annahme  einer  Spezifizität  der  Spirochaete  pallida,  da  die  Untersuchung 
relativ  schwierig  und  zuweilen  nicht  das  genügende  Material  zu  erhalten  ist. 
Fränkel(17)  ist  der  sicheren  Ansicht,  dass  die  von  Schaudinn  und 
Hoffmann  zuerst  beschriebenen  Spirochäten  als  Erreger  der  Syphilis  anzu- 
sehen sind.    Demgegenüber  haben  Kiolemeno  gl on  (38)  undv.  Cube  auch 

J&bniberiebt^fOr  Chirurgie  1905  13 


194  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    L  Teil. 

in  nicht  syphilitischen  Produkten  die  Spirochaete  pallida  gefunden   soi^ii 
stagnierenden  Sekreten.     Sie  glauben ,   dass  die  Spirochäten  ausgespr-ool 
Saprophyten  sind  und  halten  die  obige  Anschauung  Fraenkels   gegen l 
der   reservierten   Ausdrucks  weise    von   Schaudinn    und   Hoffmann 
etwas  voreilig. 

Ploeger  (65)  gibt  eine  einfache  Färbungsmethode  der  Spirocli£ 
pallida  (1  Minute  in  Karbolgentianaviolett-Lösung,  wie  sie  von  Czaple^rs 
für  die  Gram  sehe  Methode  angegeben  ist,  Abspülen  mit  Wasser)  an,  gla 
aber  im  übrigen,  dass  in  der  Angelegenheit  es  noch  sehr  viel  zu  klärea  ^ 
ehe  die  Frage  nach  der  Ätiologie  gelöst  werden  kann. 

Nach  Rille  (72)  muss  man  zugeben,  dass  die  Spirochäten  einen  gersul< 
konstanten  Befund  verschiedener  rezent  syphilitischer  Produkte  darstelle 
Die  von  Donne  im  Jahre  1837  gefundene  Vibrio  lineola  wird  wohl  < 
Spirochaete  refringens  gewesen  sein. 

In  der  anderen  Mitteilung  Rill  es  (71)  handelt  es  sich  um  Spirocliätc 
befunde  bei  tertiärer  Syphilis.  Entweder  handelt  es  sich  um  Spirochae 
pallida,  oder  es  gibt  Spirochätenformen,  deren  Differenzierung  als  Pallida  od 
Refringens  zurzeit  unmöglich  scheint.  Baudi  und  Simonelli  (85)  fand« 
in  einem  Falle  von  sekundärer  Syphilis  in  dem  dem  Grunde  von  Schleimhau 
Zellen  entnommenen  Material  eine  ausserordentlich  grosse  Zahl  von  Spirochäte] 
die  meist  die  Merkmale  der  Spirochaete  pallida  hatten.  Am  Grunde  di 
Schleimhautzellen  lagen  auch  in  diesem  Falle  grosse  Zellen  mit  offenbar  i 
Zerfall  geratenem  Protoplasma,  die  in  der  Kemsubstanz  Spirochäten  enl 
halten  (Zellenparasitismus).  Neumann  (59)  fand  in  6  Fällen  von  Syphih's 
erkrankungen  5  mal  die  Spirochäte.  Der  Fall,  welcher  ein  negatives  Resulta 
ergab,  war  schon  fast  abgeheilt.  Süpfle  (93)  fand  in  sechs  verschiedene! 
animalen  Lymphproben,  sowie  einmal  im  Inhalt  einer  siebentägigen  Vakzine« 
pustel  spirochätenähuliche  Gebilde.  Bonhoff  hat  früher  ebenfalls  Spiro- 
chäten im  Vakzinematerial  gefunden. 

Sobernheim  und  Tomaszewski  (86)  sehen  die  Spirochaete  pallida 
als  regelmässige  Begleiterin  der  infektiösen  Produkte  der  Syphilis  an.  In 
nicht  syphilitischen  Produkten  haben  sie  dieselbe  nicht  gefunden.  Wenn 
auch  noch  keine  Reinkulturen  vorliegen,  so  glauben  sie  doch  nicht,  an  der 
ätiologischen  Natur  der  Spirochäten  zweifeln  zu  dürfen. 

Nach  Herxheimer  (23)  ist  die  Behauptung  Thesings,  dass  die 
Spirochaete  pallida  ein  typisches  Bakterium  sei  und  nichts  für  ihre  Protozoen- 
natur spräche,  unhaltbar. 

Herxheimer  und  Löser  gelang  es.  Geissein  bei  der  Spirochaete 
pallida  nachzuweisen.  Dieselben  stellen  sehr  dünne  Gebilde  dar  von  der 
Länge  einer  halben  Spirochäte  und  sitzen  an  beiden  Polen. 

Nach  Nicolas  (60),  Favre  und  Andre  sprechen  das  Vorkommen 
der  Spirochäte  auf  den  syphilitischen  Produkten  im  Stadium  der  Virulenz, 
sowie  bei  hereditärer  Lues  für  die  Spezifität.  Dagegen  spricht  das  nicht 
konstante  Vorkommen  bei  virulenten  syphilitischen  Produkten,  die  Vergesell- 
schaftung mit  anderen  Parasiten  in  den  Drüsen,  die  Anwesenheit  der  Spiro- 
chäte in  gewöhnlichen,  nicht  syphilitischen  Affektionen  und  die  schwere 
Unterscheidung  von  der  Spirochaete  refringens.  Ausserdem  sind  die  Fälle, 
in  welchen  die  Spirochaete  pallida  im  Blute  gefunden  wurde,  noch  sehr  wenig 
zahlreich.  Es  müssen  noch  neue  Charakteristika  zur  Individualisierung  der 
Parasiten  gebracht  werden. 


BoTcliard,  Botryomykose,  Rotz,  Noma,  Aktinomykoae,  EchinococcuB  eto.         195 

Pollaodt  (67)  berichtet  über  drei  Fälle  von  Nosokomialgangrän  bei 
Untersdienkelgeschwären,  welche  durch  fusiforme  Bazillen  verursacht  würde. 
Er  nimmt  bezüglich  dieser  Spirochäten  an,  dass  sie  eine  besondere  Patho» 
genital  nicht  besitzen. 

Kraus s  (43)  wirft  in  Erwiderung  auf  den  Aufsatz:  ;, Versuche  über 
aktive  Immunisierung  bei  Lues^  Brandweiner  vor,  dass  er  einmal  die 
Yälie  zu  spät  in  Behandlung  genommen  habe  und  ausserdem  nicht  genau  nach 
der  Vorschrift  verfahren  sei. 

Trotz  Spirochaete  pallida,  trotz  experimenteller  Inokulation  von  Syphilis 
ist  es  nach  Salmon  (76)  doch  in  manchen  Fällen  noch  nötig,  bei  sekundären 
Erscheinungen  abzuwarten,  um  die  Diagnose  eines  syphilitischen  Schankers 
sicher  stellen  zu  können. 

In  der.  „Med.  Presse^  gibt  Wieney  (6)  ein  Referat  über  die  Spiro- 
chaete pallida. 

Die  Arbeit  Bandlers  (4)  ist  ein  Sammelreferat  der  bis  zum  August 
1905  erschienenen  Arbeiten  über  die  Spirochaete  pallida. 

Thesing  (95)  begründet  eingehend  seine  Ansicht,  dass  der  Beweis  für 
die  Protozoennatur  der  Spirochäten  wie  für  die  ätiologische  Bedeutung  der 
Spirochaete  pallida  noch  ausstehe. 

Siegel  (82)  hat  bei  der  Maul-  und  Klauenseuche,  den  Pocken,  dem 
Scharlach,  der  Syphilis  Parasiten  gefunden,  die  anscheinend  derselben  Proto* 
zoengattung  angehören. 

Siegel  (83)  glaubt  den  Cytorrhyctes  luis,  dessen  Morphologie  er  ein- 
gehend schildert,  als  den  Erreger  der  Syphilis  bezeichnen  zu  müssen,  da  auch 
die  Tierexperimente  ihm  ein  positives  Ergebnis  zu  haben  schienen. 

Der  Cytorrhyctes  luis  (Siegel)  tritt  nach  Merk  (57)  im  Menschenblut 
einige  Zeit  nach  Erscheinung  der  Sklerose  auf.  Er  hält  sich  lange  Jahre 
ond  weicht  den  Injektionen  sehr  schwer,  schneller  den  Inunktionen.  In 
schwereren  Fällen  tritt  er  auch  in  die  roten  Blutscheiben  ein.  Merk  glaubt, 
dass  er  nicht  zu  allen  Tages-  und  Nachtstunden  im  selben  Individuum  in 
gleicher  Häufigkeit  zu  finden  sei. 

Jancke  (34)  hatte  in  sämtlichen  Fällen  von  Lues  in  allen  untersuchten 
Präparaten  einen  positiven  Befund  von  Cytorrhyctes  luis,  während  die  von 
sicher  gesunden  Frauen  kommenden  Plazenten  keine  einzige  Form  aufwiesen. 
Bibbert  (69)  fand  in  der  Niere  eines  syphilitischen  Kindes  und  in 
zwei  der  Parotis  entnommenen  Präparaten,  in  denen  keine  Vermutung  auf 
Syphilis  vorlag,  grosse  protozoeuähnliche  Gebilde  ähnlich  den  von  Jesionek 
und  Kiolemenoglon  beobachteten.  Über  die  Bedeutung  dieser  Gebilde, 
die  wahrscheinlich  als  Protozoen  aufzufassen  sind ,  lässt  sich  zurzeit  noch 
nichts  Bestimmtes  aussagen. 

Niessen  (62)  bespricht  in  der  ;, Medizinischen  Woche^  den  heutigen 
Stand  der  Syphiliserkenntnis. 

Thibierge  (97)  kommt  zu  bemerkenswerten  Resultaten  bei  experimen- 
teller Syphilisübertragung  an  Affen.  Es  gelang  ihm  z.  B.  den  gewöhnlichen 
Schanker  an  mehreren  bis  drei  Impfstellen  des  Augenlides  hervorzurufen. 
Hoff  mann  (30)  gibt  ein  ausführliches  Referat  über  die  bis  jetzt  von 
terschiedenen  Autoren  angestellten  Experimente  der  Übertragung  von  Syphilis 
anf  Tiere  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Bedeutung  derartiger  Versuche. 
Kraus  (42)  glaubt  mit  Metchnikoff  und  Roux  aus  seinen  Ver* 
Sachen  schliessen    zu  können,    dass   es   gelingt,    syphilitisches  Virus    auch 

13* 


106  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

auf  nicht  anthropoide  Affen  zu  übertragen.     Die  Affektion   lokalisiez*!^ 
aber  bloss  an  der  Impfstelle  und  führt  nicht  zur  generalisierten  Syx^hilis 
beim   Menschen   und  Schimpansen.      Jedoch  ist  der  experimentell       ei*z£ 
Primäraffekt  als  ein  syphilitisches  Produkt  anzusehen. 

Das  Vorkommen  (58)  syphilitischer  Knochenveränderungen  von  Skelel 
die  mehr  als  500  Jahre  alt  sind,  sowie  grössere  Häufigkeit  derartiger  Kxick: 
in  Europa  reicht  allein  schon  hin,  um  die  Hypothese  des  amerikaxiisc 
Ursprungs  der  Syphilis  zu  widerlegen. 

Hochsinger  (26)  teilt  einen  Fall  von  Polymyositis  heredo-sypliili 
im  Säuglingsalter  mit.  Bis  jetzt  ist  kein  anatomisch  sicher  gestellter  I 
von  durch  Rückenmarkssyphilis  bedingter  Armlähmung  im  Säugliiigsa.lter 
kannt.  Der  Fall  Hochsingers  erscheint  geeignet,  auf  die  besondere  Wicht 
keit  der  myopathischen  Genese  der  syphilitischen  Extremitätenlähmung  < 
Säuglinge  hinzuweisen. 

Eine  ausführliche  Besprechung  der  kongenitalen  latenten  Hypoplasi 
der  drüsigen  Organe  bei  kongenitaler  Syphilis  gibt  Kilma(35)  anschlieseei 
an  eine  Reihe  früherer  Publikationen.  Diese  Affektionen  sind  schon  im  ei 
bryonalen  Leben  angelegt  und  haben  ihren  Ursprung  in  einer  Hemmung  od< 
Beschränkung  der  normalen  embryonalen  Entwickelung  in  ihren  verschiedene 
Phasen.  So  glaubt  auch  Kilma,  dass  das  syphilitische  Virus  unter  günstige 
Bedingungen  vor  allem  einen  hemmenden  Einfluss  auf  die  Entwickelang  de 
zukünftigen  Individuums,  besonders  auf  die  Entwickelung  seiner  Drüsenorgan« 
ausübt. 

Marshall  (49)  teilt  einen  Fall  von  Syphilis  hereditaria  in  der  dritten 
Generation  mit.  Die  Grossmutter  hatte  Gummata  an  beiden  Knien,  die  Mutter 
zeigte  mit  16  Jahren  ein  Gumma  in  der  Poplitealgegend  und  eine  Zerstörung 
des  Gaumens.  Sie  heiratete  mit  19  Jahren  und  das  erste  Kind  trug  deut- 
liche Zeichen  der  Syphilis. 

Unter  Berücksichtigung  auch  der  ausländischen  Literatur  berichtet 
Ampbell  (11)  über  einen  Fall  von  Syphilis  hereditaria  tarda.  Derseibe 
betrifft  ein  16jähriges,  gesundes  Mädchen,  das  bis  zum  15.  Jahre  keinerlei 
Erscheinungen  von  Syphilis  geboten  hatte  und  dann  an  Schmerzen  und  syphi- 
litischer Affektion  der  Beine  erkrankte. 

Nach  Hop  mann  (33)  soll  man  einen  Patienten  in  infantilem  oder 
juvenilem  Alter,  bei  dem  trotz  Fehlens  von  schwereren  Mittelohrveränderungen 
eine  beiderseitige,  starke  Schwerhörigkeit  mit  sehr  beeinträchtigter  oder  auf- 
gehobener Knochenleitung,  mit  oder  ohne  heftigen  Schwindel  und  subjektiven 
Geräusche  auftritt  und  bei  dem  auch  die  übrigen  Symptome  der  Hutchin- 
son sehen  Trias  oder  andere  hereditär-luetische  Erscheinungen  vorhanden  sind, 
sofort  einer  energischen  antiluetischen  Kur  unterworfen.  Am  besten  ist  Queck- 
silber. Nur  so  kann  man  vom  Gehör  retten ,  was  noch  zu  retten  ist.  Die 
Schmierkur  ist  mehrmals  im  Laufe  von  2 — 3  Jahren  zu  wiederholen. 

Bei  dem  Patienten  Hoffmanns  (28)  waren  nach  einem  Cunnilingus 
gangränöse  Ulcera  mixta  an  Lippe  und  Zunge  entstanden,  femer  ein  Chancre 
successif  an  der  Kniefurche  und  ein  von  spezifischer  Lymphangitis  und  Lymph- 
adenitis gefolgter  Pseudoprimäraffekt  am  linken  Unteraum. 

Nach  Lessers  (46)  Annahme  wird  im  Eruptionsstadium  der  Syphilis 
der  ganze  Körper  mit  dem  Gift  überschwemmt.  Es  bleiben  an  zahlreichen 
Orten  zuerst  in  gleichmässiger  Weise  Reste  des  Giftes  liegen,  von  welchen  aus 
dann   im   weiteren  Verlauf  Rezidive  ausgeben.     Je  grösser  der  seit  der  In- 


Borchard,  Botryomykose,  Botz,  Noma,  Aktinomykose,  Echinococcus  etc.         197 

fektion  verflossene  Zeitraum  wird,  um  so  mehr  geben  die  restierenden  Keime 
zagnmde.  Es  ist  diese  Annahme  auch  eine  wesentliche  Begründung  für  die 
Zweckmässigkeit  und  Notwendigkeit  der  intermittierenden  Quecksilberbehand- 
long  der  Syphilis. 

Cipollina  (12)  hat  mit  Rossi  ein  Serum  antisyphiliticum  durch  In- 
jektion von  grossen  Dosen  defibrinierten  Blutes  sekundär  Syphilitischer,  welche 
noch  keine  spezifische  Behandlung  erfahren  hatten,  erhalten. 

Dies  Serum  wurde  bei  40  Patienten  mit  sekundären  oder  tertiären  Er- 
scheinungen angewandt  und  erwies  sich  sowohl  bei  den  sekundären  Erschei- 
nungen als  wie  besonders  den  tertiären  im  Ulzerationsstadium  wirksam. 

Spitzer  (90)  hat  Versuche  mit  Serumbehandlung  der  Syphilis  gemacht 
und  glaubt,  dass  in  einzelnen  rechtzeitig  injizierten  Fällen  die  vorgenommenen 
Injektionen  vielleicht  nicht  ohne  Einfluss  gewesen  sein  können. 

Brandweiner  (9)  berichtet  über  negative  Ergebnisse  der.  aktiven 
Immunisierung  und  glaubt  auch  nicht,  dass  man  sich  von  diesen  Versuchen 
etwas  versprechen  kann. 

Lane  (45)  bespricht  in  dem  Rückblick  über  einige  neue  Werke  aus 
dem  Gebiete  der  Syphilis  die  Behandlung  derselben  in  der  Armee,  die  experi- 
mentellen Untersuchungen  über  Syphilis,  die  allgemeine  Paralyse  im  Gefolge 
der  Syphilis,  die  Abortivbehandlung  derselben,  die  intramuskulären  Injektionen 
von  Kalomel  bei  Syphilis,  intramuskuläre  Jodipininjektionen  im  tertiären 
Stadium. 

Nach  verschiedenen  Versuchen  glaubt  Andry  (1),  dass  Suppositörien 
TOD  ^huile  grise^  gut  vertragen  werden,  und  dass  sich  das  Quecksilber  auch 
als  Ausscheidung  im  Urin  nachweisen  lässt.  Bei  der  leichten  Anwendbarkeit 
der  Methode  empfiehlt  er  dieselbe  zur  Nachprüfung,  wenn  er  selbst  auch  zu 
sicheren  Resultaten  nicht  gekommen  ist. 

Tomaszewski  (99)  bespricht  die  Technik  der  subkutanen  Jodipin- 
anwendung. 

Variol  (100)  rühmt  sehr  das  alte  Mittel  „Mercurium  cum  crela^  gegen 
Syphilis  hereditaria.  Ausser  einer  spezifischen  Wirkung  ist  es  von  gutem 
Einfluss  bei   der  Gastroenteritis.     Variol  gibt  es  in  einer  Dosis  von  3  cg. 

Krefting  (44)  empfiehlt  zur  regulären  ambulatorischen  Behandlungs- 
weise  der  Syphilis  wöchentliche  Sublimatinjektionen  von  10  g  einer  V2^/oigen 
Sublimatlösung  und  zwar  sowohl  bei  schweren  als  bei  leichten  Fällen. 

Nach  Bechhold  (5)  wird  durch  Quecksilber  und  Chloroform-Harn  die 
Wirkung  des  Nyl  and  ersehen  Reagens  aufgehoben.  Es  ist  deshalb  nötig, 
bei  Menschen,  welche  sich  mit  Sublimat  waschen,  bei  Syphilitikern,  die  eine 
Qaecksilberkur  gebrauchen,  beim  negativen  Ausfall  der  Nylan  der  sehen  Probe 
eine  andere  Probe  anzustellen.  Ebenso  wird  natürlich  durch  das  Auswaschen 
der  Nachtgeschirre  mit  Sublimat  die  Reaktion  beeinträchtigt.  Das  Versagen  der 
Reaktion  zeigt  ferner  an,  ob  bereits  eine  Quecksilbersättigung  des  Organismus 
eingetreten  ist. 

In  der  Frage  ^Syphilis  und  Trauma"  erwachsen  bei  der  Beurteilung 
TOD  Unfallverletzten  oft  Schwierigkeiten  dadurch,  dass  zwar  Zeichen  frischer 
oder  alter  Syphilis  vorhanden  sind,  dass  aber  nicht  klarzustellen  ist,  ob  die 
vorliegende  Lokalisation  des  syphilitischen  Prozesses  durch  den  Unfall  be- 
dingt ist.  Die  Beschwerden  der  Kranken  können  von  traumatischen  Stö- 
nmgen   herrühren,    Syphilis  und  Trauma  können    als  ursächliche  Momente 


198  Jahresbericht  für  Chimrgie.    I.  Teil. 

nebeneinander  bestehen,  oder  es  kann  die  Syphilis  allein  die  Urs&olie 
Beschwerden  sein.    Zwei  mit  diesen  Fragen  sich  beschäftigende  Gmt&ol 

teilt  Meyer  (54)  mit. 


vm. 


Erkrankungen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  und 

Muskeln. 


Referent:  E-  Goldmann,  Freiburg. 


Die  mit  *  veraehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Aleesandri,  Ün  caao  di  angioma  cavemoso  del  muscolo  trapezio.  Policlinico.  Sezioii 
chirargica  1905.  F'asc.  3. 

2.  BrOning,  Zwei  seltene  Fälle  von  aubkataner  Sehnenzerreisaang.    Mflnchener  mec 
Wochenschr.  1905.  Nr.  40. 

3.  Delfino,   £.,   Sni  tnmori  primitivi   delle  borae   aierose.    La'riforma  medica    I90o 
Settembre. 

4.  Ferrarini,  G.,  ,Sopra  la  fnntione  dei  mnacoli  immobilizzati".    Stadie  rioerche  speri 
mentali.    Archivio  di  Ortiopedia  1905.  Anno  22.  Faac.  6. 

5.  Frftnkel,   James,    Sehnenoperationen.    Berliner  klin.  Wochenschrift   1905.   Nr.    45, 
p.  1428. 

6.  Frank,   Beitrag   zur  tranmatiscben  Moskelverknöcherang.    Langenbecks  Archiv. 
Bd.  76. 

7.  Grünbaum,  Zur  Kasuistik  der  Myositis  osaifioans  traumatica.    Wiener  med.  Presse 
1905.  Nr.  39  und  40. 

8.  Heine,  Myositis  ossificans  traumatica.    Monatsschrift  für  Unfall-  und  Invalidenkande 
1905.  Nr.  8. 

9.  Hilde br and,  Ischämische  Muskellähmungen.  Berliner  klin. Wochenschr.  1905.  p.  1058. 

10.  Hildebrandt,  Über  eine  neue  Methode  der  Muskeltransplantation.    Langenbecks 
Archiv.  Bd.  78. 

11.  Kaiser,   Zur  Kenntnis  der  primären   Muskeltuberkuiose.     Langenbecks  Archiv. 
Bd.  77. 

12.  *Keen,  William  W.,  Rupture  of  the  tendon  of  the  biceps  flexor  cubiti.    Aonals  of 
surgery  1905.  May. 

13.  Krau  SS,   Eine   praktisch   wichtige  Form   von  Sehnenzerrung.    Medizin.  Blätter  190l5. 
Nr.  43  und  44. 

14.  Küttner,  Über  subkutane  Sehnen-Scheidenhämatoroe.    Beiträge  zur  klin.  Chiruigie. 
Bd.  XLIV. 

15.  *Lange,  Sehnenverpflanzung.    Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortbildung  1905.  Nr.  22. 

16.  Marcus,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Muskelabmagerung.    Monatsschr.  f.  Unfall- 
heilkunde 1905.  Nr.  7. 

17.  Mignon,  Hypertrophie  partielle  des  mnscles  strito.    Soc.  de  diir.  1905.  Nr.  26. 

18.  P^hu  et  Heraud,  La  myosite  ossifiante  progressive.    Gaz.  d.  Höp.  1905.  Nr.  140. 

19.  Pellegrini,  A.,  Ossificazione  traumatica  del  legamento  coUaterale  tibiale  del ginocchio 
(con  tre  figure).    La  Clinica  Modema.  Anno  XI.  Firenze  1905. 

20.  Poncet,  Hypertrophie  musculaire  essentielle  donnant  lieu  ä  une  erreur  de  diagnostic 
Lyon  m6d.  1905.  Nr.  31. 


Goldmann,  Erkrankungen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  und  Muskeln.  1JD9 

21.  Poncet.  Bypertropfaie  mnseulaire  partielle  donnant  lieu  ä  des  exreurs  de  diagnoatic 
SocMe  de  chir.  1905.  Nr.  27. 

22.  *Reboul,  Absence  congönit.  sym^triqne  des  muscles  pectoraux.    Rev.  d'orthop.  1905. 
Nr.  4. 

2S.   *Stern,  Walther  G.,  Die  chirurgische  Behandlung  paralytischer  Deformit&ten.   New- 
Yorker  med.  Monataschxift  1905.  April. 

24.  StransB,  Zar  Kenntnis  der  sogenannten  Myositis  ossificans  traumatica.    Langen - 
beeks  Archiy.  Bd.  78. 

25.  Tnbby,  The  treatment  of  paralysis  by  tendon  transplantation  and  arthrodesis.    The 
Prmct.  1905.  Not.  p.  682. 

26l   Tnrner,  £inige  Ergftnznngen  zur  Technik  der  Sehnentransplantationen.   Zeitachr.  Ar 

ortbc^id.  Chirurgie  1905.  Bd.  14. 
27.    Wollen  borg,  Arterienversorgung  von  Muskeln  und  Sehnen.    Zeitschr.  fOr  orthopftd. 

Cbirnzgie  1905.  14,  7. 

S  trau  SS  (24)  berichtet  über  einen  Fall  von  Verknöcherung  im  Qnadri- 
ceps  cmris  nach  einmaliger  Verletzung  des  Muskels  beim  Fussballspiel.  Das 
Osteom  hing  mit  dem  Femur  breit  zusammen  und  veranlasste  vor  allem  Be- 
schwerden in  den  Beinspangen  des  Kniegelenks. 

Durch  die  Entfernung  der  Geschwulst  sind  die  Beschwerden  gehoben 
worden.  Dieselbe  stellte  eine  muschelähnliche  Knochenzyste  dar,  in  deren 
Innerem  eine  serös-sanguinolente  Flüssigkeit  sich  befand.  Die  genaue  histo- 
logische Untersuchung  zeigte,  dass  das  Osteom  sowohl  einer  Wucherung  des 
intermusknlären  Bindegewebes   als  des  Periostes  seine  Entstehung  verdankte. 

Im  Anschluss  an  diesen  Fall  unterwirft  der  Verfasser  die  Frage  nach 
der  Pathogenese  der  Myositis  ossificans  traumatica  einer  eingehenden  kriti- 
schen Besprechung  und  stützt  seine  Ansichten  vor  allem  auf  die  Ergebnisse 
äusserst  sorgfältiger  Studien  der  Literatur. 

Neue  Gesichtspunkte  für  die  Entstehung  und  das  Wesen  des  Leidens 
wurden  jedoch  nicht  zutage  gefordert. 

Bezüglich  der  Behandlung  vertritt  der  Verf.  die  operative  Therapie  in 
allen  Fällen,  in  denen  durch  das  Osteom  erheblichere  Beschwerden  veranlasst 
worden. 

Hildebrandt  (10).  In  einem  Falle  von  ausgedehnter  Lähmung  der 
Schultermuskulatur  mit  konsekutiver  Entwickelung  eines  Schlottergelenks  ist 
eine  Besserung  der  Funktion  und  des  Gelenkzustandes  in  folgender  Weise 
erzielt  worden.  Hart  an  seinem  stemalen  Ursprünge  ist  der  Pectoralis  major 
abpräpariert  und  von  der  Brustwand  losgelöst  worden,  wobei  die  grossen 
Muskelgefasse  und  die  ihn  versorgenden  N.  thoracici  anteriores  geschont 
wurden.  Der  Muskel  ist  dann  um  80^  gedreht  und  sein  freies  Ende  am 
akromialen  Klavikularende  bezw.  am  Akromion  vernäht  worden.  Die  Muskel- 
fasern liefen  somit  senkrecht  zum  Oberarm  herunter.  Der  Verlauf  der  Ope- 
ration war  ein  günstiger.  Der  Kranke  konnte  den  Arm  nach  vorne  bis  bei- 
nahe zur  Horizontalen  erheben.  — 

Die  Berechtigung  zu  so  ausgedehnten  Loslösungen  von  Muskeln  wird 
TOD  experimentellen  Untersuchungen  abgeleitet,  die  folgendes  Ergebnis  ge- 
liefert haben:  ;,Es  gelingt  einen  Muskel,  welchen  man  fast  vollkommen  aus 
der  Zirkulation  ausgeschaltet  hat,  im  Körper  wieder  einzuheilen  und  funktions- 
fähig zu  erhalten,  wenn  man  ihm  seinen  Nerv,  d.  h.  den  Zusammenhang  mit 
dem  Zentrum,  sowie  die  diesen  versorgenden  Gefässe  lässt.  Der  grösste  Teil 
der  Fasern  geht  allerdings  zunächst  zugrunde,  doch  bleibt  die  Regenerations- 
faliigkeit  vollkommen  erhalten.^ 


200  Jahresbericht  für  Ghinirgie.    I.  Teil. 

In  zwei  Fällen  wurden  Tumoren  vorgetäuscht  durch  eine  m 
wahre  Hypertrophie  eines  Muskels.  In  dem  einen  Falle  glaubte  Pon.ce 
eine  Geschwulst  der  Wange  vor  sich  zu  haben.  Bei  der  Operation  ze^ig 
sich  aber,  dass  nur  eine  umschriebene  Volumenszunahme  des  Massetez*  ^c 
Nach  Entfernung  der  vorspringenden  Partie  war  der  Zustand  dauemd  g^ 
In  dem  zweiten  Fall  wurde  an  der  inneren  Seite  der  Kniekehle  eine  Zuz 
vorgenommen  in  dem  Glauben,  dass  ein  Schleimbeutelhygrom  vorla.^. 
zeigte  sich  aber  lediglich  eine  umschriebene  Hypertrophie  der  inneren  I^oi 
des  Gastrokmenius. 

Ähnliche  Beobachtungen  in  der  Lumbaigegend  erwähnt  Durand. 

Ganz  besonders   bei  der   Übertragung   der  Kniebeugemuskeln    SLVif 
Strecker  erweisen  dieselben  sich  häufig  zu  kurz.    Um  nun  die  „Seidenselin< 
nach  Zange  zu   umgehen,    schlägt  Turner  (26)  vor,    eine  Periostknoch 
lamelle  an  der  Insertionsstelle  der  zu  transplantierenden  Sehne  abzupräparien 
und  vermittelst  derselben  die  Verlängerung  zu  beweckstelligen. 

Frank  (6)  beschreibt  zwei  Fälle,  in  denen  nach  einmaligem  Xnsi 
(Huf schlag,  Luxation)  eine  Verknöcherung  im  Quadriceps  und  im  Brach  ia 
internus  sich  gebildet  hatte.  Im  ersten  Falle  sass  das  Osteom  breit  auf  de 
Femurknochen  auf,  im  zweiten  fand  sich  neben  einem  freien  Osteom  i 
Brachialis  internus  eine  Knochengeschwulst,  die  mit  dem  Proc.  coronoidei; 
ulnae  zusammenhing. 

Starke  Störungen  in  den  betreflfenden  Gelenken  wurden  durch  die  opera 
tive  Entfernung  der  Geschwülste  gehoben. 

Bezüglich  der  Ätiologie  dieser  traumatischen,  ossifizierenden  Mjosih'i: 
nimmt  der  Verfasser  einen  vermittelnden  Standpunkt  ein,  indem  er  sie  so- 
wohl auf  eine  Schädigung  des  Periostes  als  auch  des  intermuskulären  Binde- 
gewebes zurückführt.  Je  nach  der  Schwere  der  Läsion  ist  die  ossifizierende 
Tätigkeit  im  Periost  oder  im  Muskelbindegewebe  stärker  und  dementsprechend 
die  Knochengeschwulst  mit  dem  Knochen  verwachsen  oder  frei  im  Muskel. 

Die  Knochenbildung  selbst  könnte  nach  Ansicht  des  V^erf.  als  eine 
funktionelle  Anpassung  des  geschädigten  Muskelbindegewebes  aufgefasst  werden. 
Ein  operativer  Eingriff,  der  sich  auf  die  Entfernung  der  Knochengeschwulst 
beschränken  kann,  erscheint  bei  funktionellen  Schädigungen  der  Muskeln  oder 
der  benachbarten  Gelenke  geboten. 

Bei  einer  70jährigen  Frau  fand  Kaiser  (11)  eine  Tuberkulose  im  Ge- 
biete des  Glutaeus  max.,    gastrocnemius   und  des  Palmaris  longus,   welche 
klinisch    sich    als    fluktuierende   Anschwellungen    der    betreffenden   Muskeln 
kimdgab.     Die   Impfversuche  und  die   histologischen  Nachforschungen  bestä- 
tigten die  Annahme  einer  Muskeltuberkulose.    Bei  der  Autopsie  der  Patientin 
zeigten  sich  die   benachbarten  Knochen   und  Gelenke  intakt.     In  der  linken 
Lungenspitze  wurde  ein  älterer  tuberkulöser  Herd  gefunden,  femer  ein  tuber- 
kulöser Thrombus  der  Vena  jugular.  int.,   der  zu  einer  Miliartuberkulose  im 
kleinen  Kreislauf  den  Anlass  gab. 

Die  geringe  Veränderung  in  der  Lungenspitze,  ihre  völlige  Abgrenzung 
Hessen  dem  Verf.  es  wahrscheinlich  erscheinen,  dass  die  Muskeltuberkulose 
die  allgemeine  Verbreitung  der  Tuberkulose  bedingt  hat. 

Die  einschlägige  Literatur  ist  sehr  sorgfältig  berücksichtigt. 

Poncet  (21)  bespricht  die  beiden  bereits  oben   referierten  Fälle  aber- 
mals.   Im  Anschluss  an  seinen  Vortrag  berichten  Arron   und  Faure  über 


Goldmann,  Erkranknogen  der  SehnoD,  Sehnenscheiden  and  Muskeln.  201 

Üioliche  Pseudotumoren  der  Wange  und  des  inneren  Fussrandes,  die  nur 
aus  quei^estreifter  Muskelsubstanz  bestanden. 

Ähnlich  den  Beobachtungen  von  Poncet  sind  diejenigen  von  M  i  g  n  o  n  (1 7), 
die  den  Masseter  gastrocnemius  und  soleus  betreffen.  Stets  fanden  sich 
Pseudotumoren,  die  bei  der  Kontraktion  des  betreffenden  Muskels  härter 
wurden  und  zunahmen,  und  die  bei  der  Exstirpation  sich  als  normale,  quer- 
gestreifte Muskelsubstanz  erwiesen. 

Da  Hernie  und  Ruptur  ausgeschlossen  waren,  nimmt  der  Verf.  eine 
lokalisierte  Hypertrophie  des  Muskels  an. 

Seinen  Ausführungen  treten  Potberat  und  andere  bei,  während  Poi- 
rier  die  Ansicht  äussert,  dass  es  sich  in  derartigen  Fällen  immer  um  par- 
tielle Muskelrupturen  handelt. 

Nach  einer  schweren  Quetschung  des  Oberschenkels  bildete  sich  an 
dessen  Aussenseite  eine  durch  Röntgenstrahlen  nachgewiesene  Knochenzyste, 
Ton  der  Heine  (8)  annimmt,  dass  sie  primär  durch  Reizung  des  Periostes 
am  Knochen  sich  entwickelte  und  in  die  Weichteile  sekundär  ge¥nichert  ist. 

Blondere  Beschwerden  hat  sie  nicht  verursacht.  Eine  Behandlung  fand 
nicht  statt. 

In  drei  Fällen  hat  Marcus  (16)  Atrophien  der  Interossei,  partielle  des 
Deltoideus  und  des  Yastus  internus  beobachtet,  die  als  Inaktivitätsatrophien 
sich  nicht  deuten  Hessen,  vielmehr  auf  eine  direkte  Schädigung  der  motorischen 
oder  trophischen  Nerven  der  betreffenden  Muskeln  zurückgeführt  werden 
mussten. 

Entartungsreaktionen  und  Sensibilitätsstörungen  fehlten. 

Die  Atrophie  setzte  rasch  ein.  In  demselben  Muskel  war  die  Atrophie 
ungleich  verteilt. 

Die  übliche  Behandlung  der  Inaktivitätsatrophie  versagte  vollkommen. 
Für  gewöhnlich  wird  der  Ausfall  von  Muskelkraft  durch  kompensatorische 
Hypertrophie  der  erhaltenen  Fasern  ersetzt. 

Verf.  tritt  für  eine  energische,  frühzeitige  Behandlung  dieser  Form  von 
Atrophie  ein,  die  nach  seiner  Ansicht  häufiger  als  bisher  angenommen,  vor- 
kommt. 

Durch  Injektionen  mit  Terpentinquecksilber  und  nachträglicher  Röntgen- 
photographie  hat  Wollenberg  (27)  das  Gefasssystem  der  Muskeln  und 
Sehnen  bei  Neugeborenen  und  Erwachsenen  vortrefflich  zur  Ansicht  gebracht. 

Von  seinen  Resultaten  seien  nur  folgende  Punkte  erwähnt: 

Jeder  einheitliche  Muskel  besitzt  ein  fast  in  sich  abgeschlossenes  Gefass- 
srstem,  in  dem  die  Verbindungen  mit  der  Nachbarschaft  fein  und  spär- 
lich sind. 

Zur  Längsrichtung  des  Muskels  verlaufen  quer  oder  umgreifen  denselben 
die  Gelasse  am  M.  biceps  femoris,  semimembranosus,  tibialis  anticus  u.  a. 

Parallel  zur  Längsrichtung  der  Muskelfasern  verlaufen  die  Hauptgefässe 
im  M.  gracilis  und  semitendinosus. 

Die  Sehne  erhält  ihre  Gefasse  vorwiegend  aus  dem  Peritenonium  und 
dessen  Gefasse  stammen  entweder  aus  dem  benachbarten  Muskel  oder  an- 
grenzenden Knochen,  Bändern,  Fett-  oder  Zellgewebe. 

Nach  Ahpräparieren  des  Peritenoniums  bleibt  fast  kein  Gefäss  in  der 
Sehne  sichtbar. 

Dieses  Verhalten  scheint  dem  Verf.  von  praktischer  Bedeutung  für  die 
Frage,  ob  bei  Sehnentransplantationen  zirkuläre  Durchschneidungen  von  Sehnen 


202  JahreBberioht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

deren  peripheres  Ende  gefährden.  Eine  solche  Gefahr  besteht  nicht.  Viel- 
mehr hat  man  bei  Sehnenoperationen  lediglich  darauf  zu  achten,  dass  man 
die  Sehne  nicht  auf  zu  grosse  Strecken  von  ihrem  Peritenonium  entblösst. 

Der  Arbeit  sind  zahlreiche  Abbildungen  von  Röntgenaufnahmen  bei- 
gegeben. 

Tubby  (25)  hält  die  Verbindung  von  Sehnen transplantation  mit  Ar- 
throdese für  angezeigt;  er  hat  von  der  isolierten  Sehnentransplantation  be- 
sonders an  der  oberen  Extremität  keinerlei  sonderlichen  Erfolge  gesehen. 

P6hu  et  Heraud  (18)  stellen  lediglich  bekannte  Tatsachen  aus  der 
Geschichte  und  dem  Verlauf  der  Erkrankung  aus  der  Literatur  zusammen, 
ohne  eigene  Beobachtungen. 

Einen  Fall  dieser  seltenen  Verletzung  beobachtete  Eiittner  (14)  bei 
einem  Studenten,  der  auf  die  ausgestreckte  Hand  fiel.  Genau  entsprechend 
der  Sehnenscheide  des  M.  digitorum  communis  und  des  M.  poUids  longas 
entwickelte  sich  an  der  Dorsalseite  der  Hand  eine  fluktuierende  Geschwulst, 
die  auf  Massage  zurückging. 

Die  Diagnose  eines  Sehnenscheidenhämatoms  wurde  aus  dem  Verlauf 
und  der  Form  der  Geschwulst  gestellt,  femer  aus  der  Tatsache,  dass  bei 
Beugung  und  Streckung  der  Finger  die  Geschwulst  sich  mitbewegte. 

Die  bisher  in  der  Literatur  beschriebenen  Fälle  von  Sehnenscheiden- 
hämatom  betrafen  stets  die  dorsalen  Scheiden  der  Finger  und  Hand,  was  der 
Verf.  von  ihrer  oberflächlichen  Lage  ableitet. 

Das  Hämatom  kann  nur  bei  unverletztem  parietalem  Blatt  sich  ent- 
wickeln oder  aber  unter  Verhältnissen,  in  denen  der  Riss  des  parietalen 
Blattes  etwa  durch  Eongestion  erschlossen  ist.  Das  Blut  kann  von  einem 
Riss  in  dem  viszeralen  Scheidenblatt  herrühren  oder  von  einem  benachbarten 
Gelenk,  wenn  unter  normalen  Verhältnissen  eine  Verbindung  zwischen  Gelenk 
und  Sehnenscheide  vorliegt. 

Grünbaum  (7)  teilt  8  neue  Fälle  von  Muskelosteom  mit.  Sie  betrafen 
entweder  den  Quadriceps  oder  den  Brachialis  internus  und  hatten  sich  alle 
mehr  oder  weniger  rasch  nach  Quetschungen  des  Oberschenkels  oder  Traumen 
der  Ellenbogengelenksgegend  entwickelt. 

Verfasser  vertritt  die  Ansicht,  dass  solche  Osteome  sich  primär  im 
Muskel  entwickeln  können  und  von  der  Grösse  des  Blutergusses  abhängig 
sind.  Er  tritt  dabei  für  frühzeitige  Behandlung  durch  heisse  Luftbäder  und 
Massage  ein  und  vertritt  die  schonendere  operative  Behandlung  nur,  wenn 
stärkere  funktionelle  Beschwerden  vorhanden  sind. 

Kraus  (13).  Bei  jugendlichen  Individuen  soll  nach  einmaliger  stärkerer 
Anstrengung  in  der  Gegend  des  äusseren  Leistenringes  bei  Knaben,  in  der- 
jenigen der  grossen  Tube  bei  Mädchen,  eine  druckempfindliche  Geschwulst 
auftreten,  die  die  Erscheinungen  eines  eingeklemmten  Darmwandbruches  bezw. 
diejenige  einer  Appendizitis  vortäuschen  kann.  Die  Affektion  konunt  vor- 
wiegend auf  der  rechten  Seite  vor. 

^Die  Hauptsymptome  sind  Schmerz  und  Schwellung  in  der  Leisten- 
gegend, reflektorische  Stuhlverhaltung,  normale  Temperatur,  Unmöglichkeit 
zu  gehen,  Druckempfindlichkeit  einer  schmalen  Zone  zwischen  dem  Mac 
Burney sehen  Punkte  und  dem  Os  pubis.^ 

Mit  Salben  und  Dunstumschlägen  ist  die  Affektion  vom  Verfasser  be- 
seitigt worden. 


Goldmann,  Erkrankungeii  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  und  Muskeln.  20B 

Hildebrand  (9)  vertritt  die  Ansicht,  dass  bei  der  sogenannten  ischäm. 
Muskellämiong  ein  Teil  der  Symptome  nervösen  Ursprungs  ist.  Bei  Yer- 
Jetznng  der  Ellenbogengegend  werden  die  Knbitalgefasse  tbrombosiert  und 
die  Nerreiistamme  in  ihrer  Ernährung  geschädigt.  Bei  Vorderarmfrakturen 
erzeugt  der  unzweckmässige  Verband  eine  Muskelstarre.  Die  starren  Muskeln 
komprimieren  N.  ulnaris  und  medianus.  Durch  Präparation  der  Nerven- 
stämme aus  den  starren  Muskeln  und  Verlagerung  unter  die  Haut  hat  Ver- 
fasser eine  Besserung  der  Lähmung  erzielt. 

Fränkel  (ö)  vertritt  die  Ansicht,  dass  auch  bei  progessiven  Nerven- 
leiden Seimenoperationen  berechtigt  sind,  wenn  die  Aussicht  besteht,  dass 
tur  längere  Zeit  eine  Verbesserung  der  Motilität  zu  erwarten  ist.  In  einem 
Falle  von  neurotischer  progessiver  Muskelatrophie  hatte  der  Patient  einen 
starken  Pes  equino-varus  Nach  modellierenden  Bedressement  des  Klumpfussea 
wurde  eine  Verlängerung  der  Achillensehne  nach  Bayer  und  eine  Verkürzung 
der  Strecker  nach  Hoffa  vorgenommen,  fand  eine  Verlagerung  des 
Th.  anticus  an  die  Aussenseite  des  Fusses.  Der  Erfolg  der  Operation  war 
ein  ausgezeichneter. 

Brünning  (2)  beschreibt  zunächst  einen  Fall  von  subkutaner  Zerreissung 
der  peripheren  Bizepssehne  hart    an    ihrem    radialen  Ansätze.    Diese  Zer- 
reissung zog  sich  der  Patient  beim  Verladen  einer  schweren  Kiste  zu.    Die- 
selbe gab  sich  durch  geschwächte  Beugefähigkeit  des  Vorderarmes  und  durch 
eine  Einsenkung  des  Bizepswulstes  zu  erkennen.    Vermittelst  der  Naht  etwa 
4  Wochen  nach  der  Verletzung  wurde  eine  vollständige  Heilung  erzielt.    In 
dem  zweiten  Falle  lag  eine  Zerreissung  des  Tib.  anticus  vor,  die  durch  mini- 
male Kontraktion  der  Fussstrecker  bei  fixiertem  Fusse  sich  ereignete.     Die 
Ausfallserscheinungen  waren  gering  und  kompensiert  durch  die  Zehenstrecker 
ond  dem  Tub.  pothicus.  —  Auch  hier  hat  die  Naht  nach  4  Wochen  vollen 
Erfolg  gehabt. 

Ferrarini  (4)  machte  seine  Untersuchungen  an  Kaninchen,  denen  er  eins 
der  Hinterbeine  für  eine  Zeitdauer  bis  zu  3  Monaten  mittelst  eines  Verbandes 
in  Extension  immobilisierte.  Mit  diesen  Tieren  erzielte  er  graphische  Dar- 
stelhingen,  indem  er  gleichzeitig  mit  einer  einzigen  elektrischen  Quelle  beide 
Nervüjschiatici  reizte  und  die  Sehnen  der  Gastrocnemii  mit  zwei  unterstellten 
in  ihrem  Bau  identischen  Myographen  verband.  Mit  dieser  Anordnung  studierte 
Verfasser  die  Funktion  des  immobilisierten  Muskels  im  Vergleich  zu  der  des 
geisanden  und  hatte  besonders  im  Auge:  die  Reizbarkeit,  den  Stoss,  die 
Ergographie  und  den  Tetanus. 

Auf  diese  Weise  hat  Verf.  konstatieren  können,  dass  der  immobilisierte 
Muskel  in  bezug  auf  den  gleichnamigen  gesunden  1.  weniger  reizbar  ist  und 
diese  Herabsetzung  gering  und  bis  zu  einem  gewissen  Punkt  an  die  Dauer 
der  Immobilisation  gebunden  ist ;  2.  einen  langsameren  und  bedeutend  weniger 
energischen  Stoss  gibt,  und  dass  die  Energieherabsetzuug  ebenfalls  bis  zu 
einem  gewissen  Punkt  an  die  Dauer  der  Immobilisation  gebunden  ist;  3.  eine 
erheblich  geringere  mechanische  Arbeitsfähigkeit  besitzt;  4.  eine  rasch  ab- 
fallende Anstrengungskurve  gibt ;  5.  einen  leichter  vollständigen  Tetanus  gibt, 
bei  dem  die  prätet^anische  Elevation  eher  verschwindet,  wodurch  die  Linie 
des  Tetanus  selbst  anstatt  rasch  und  vertikal,  langsam  und  geneigt  wird. 

Der  Verf.  schliesst  so  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  mit  der  Be- 
bauptung,  dass  die  Merkmale  der  Funktion  des  immobilisierten  Muskels  in 
ihrsD  Hauptzügen  ähnlich  sind  denen,  welche  man  bei  der  Funktion  des  ge- 


204  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Sunden  und  müden  Muskels  vorfindet,  weshalb  man  sagen  kanix,  das 
lang  hinausgezogene  Immobilisation  eines  Muskels,  anscheinend  i^eni^ 
dessen  Funktion  in  derselben  Weise  wie  die  Anstrengung  verändeirt. 

R.    GisL 

Nach  eingehender  Besprechung  der  über   den  Gegenstand  vorliege 
Literatur  beschreibt  Delfino   (3)  einen  Fall  von   einem  fibromyxoma 
Tumor,  der  sich  primär  an  dem  zwischen  dem  inneren  Ende  des    AI.    ga 
cnemius  und  der  Sehne  des  Semimembranosus   bestehenden  Schleimsack 
wickelt  hatte.  R.    G  isn 

Nach  Hinweis  auf  die  grosse  Seltenheit  primärer  Bandverknöchera] 
illustriert  Bellegrini  (19)  einen  Fall  von  traumatischer  Verknöclienmg 
Lig.  coUat.  tib.  des  Knies.  Es  handelte  sich  um  einen  36  jährigen  Mi 
der  sechs  Monate  vorher  aus  einer  Höhe  von  2  Metern  herabgestürzt 
mit  der  Innenfläche  des  Knies  heftig  auf  einen  eisernen  Behälter  aufgesch/a 
war.  Es  fand  sich  eine  taubeneigrosse  Anschwellung  von  länglicher  F( 
und  knöcherner  Konsistenz,  die  fest  auf  dem  Epicondylus  femoralis  aufsi 
Mit  Hilfe  der  klinischen  Daten  und  der  radiographischen  Untersuchung  kon 
die  Diagnose  gestellt  werden  und  es  wurde  die  Exstirpation  Yorgenomm 
Bei  der  Operation  fand  man,  dass  die  Yerknöcherung  mit  breiter  Basis  i 
dem  Epikondyl  angesetzt  war  und  dass  sie  mit  dem  Lig.  coUat.  tib,  o 
Knies  ein  Ganzes  bildete.  Nach  Zerlegung  des  pathologischen  Stückes  l 
merkte  man ,  das  die  Ossifikation  den  zentralen  Teil  des  Ligaments  auf  ' 
seiner  Länge  einnahm. 

Die  histologische  Untersuchung  zeigte  an  der  Grenze  der  OssiGkatic 
die  Umbildung  von  Sehnengewebe  in  Knochengewebe ;  Verf.  nimmt  daher  ai 
dass  ein  Teil  der  Yerknöcherung  sich  auf  Kosten  des  Bandes  unabhängig  ro 
dem  Periost  gebildet  haben  könne;  andererseits  kann  unter  Berücksichtigun 
der  engen  Verwachsung  der  Verknöcherung  mit  dem  Schenkelbein  und  ihre 
stärkeren  Entwicklung  an  dieser  Stelle  nicht  ausgeschlossen  werden,  das 
auch  das  Periost  zur  Bildung  dieser  Verknöcherung  beigetragen;  er  schliess 
deshalb,  dass  ein  einziger  Reiz  (das  Trauma)  zu  gleicher  Zeit  eine  abnorme 
Ossifikation  von  seiten  des  Periosts  und  eine  Umbildung  von  Bandgewebe  m 
Knochen  bedingt  hat. 

Die  Verknöcheruug  entwickelte  sich  als  direkte  Folge  eines  einzigen, 
heftigen,  bei  der  Arbeit  davongetragenen  Traumas ;  es  ist  deshalb  diese  Ver- 
letzung im  Hinblick  auf  die  Schadenersatzleistung  als  ein  bei  der  Arbeit  er- 
littener Unfall  zu  betrachten.  R.  Giani. 

Alessandri  (1)  nimmt  von  einem  Falle  von  kavernösem  Angiom  des 
M.  trapezius  den  Anlass,  um  die  diesbezügliche  Literatur  zusammenzustellen. 
Dann  beschreibt   er  den   von   ihm  operierten  Fall   und   berichtet   über  den 
mikroskopischen  Befund,  welcher  dem  von  anderen  Autoren  schon  beschrie- 
benen vollständig  glich.    Es  handelte  sich   um   eine  29jährige  Frau,   welche 
eine   halborangengrosse ,    weiche,    fluktuierende    Geschwulst   in    der   rechten 
Rückengegend    aufwies.     Da   man   das  Kriterium  der  Reduzierbarkeit  ihres 
Umfanges  nicht  feststellen  konnte,  so  dachte  man  zuerst  an  eine  Lymphocele 
oder  an   ein  zystisches  Lymphangiom.     Beim  operativen  Eingriff  offenbarte 
sich  die  wahre  Beschaffenheit  der  Geschwulst.  R.  Giani  (Rom). 


Eh  rieh,  Yerletznngen  und  chinirg.  Krankheiten  der  Blutgefilsae  etc.  205 


IX. 


Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blut- 
gefässe, der  Lymphgefässe  und  Lymphdrüsen- 


Referent;  E.  Ehrich,  Rostock. 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Allgemeines. 

I.  Barte],  J.,  Die  Bedeutung  der  Lymphdrüse   als  Schutzorgan  gegen  die  Tuberkulose- 
iofektion.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  41. 

t  Bier,  A.,  Bemerkungen  zu  Katzensteins  Arbeit:  .Über  Entstehung  und  Wesen  des 

Uteriellen  KoUateralkreislaufs".    Deutsche  Zeitschr.  f.  Cbir.  Bd.  79. 
3.  Bondet-Piöry,   Sur  un  cas  de  maladie  des  plongeurs  (hämatomyölie  chez  un  sca- 

pkaodrier  p^cheur  d'öponges).    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  26.  p.  1406. 
i  Bosse,  Postoperative  Leukozytose.    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  38. 
5.  Delamare  et  Tanasesco,  Recherohes  sur  les  artöres  du  sympathique  cöphalique. 

Ball  et  m^m.  de  la  Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  6.  p.  548. 
6. Les  art^res  du  sympathique  abdominal.    Bull,  et  m^m.  de  la  Soci^tö  anat.  de 

Paris  1905.  Nr.  6.  p.  547. 
'.  *Farabeuf,  Sur  les  vaisseaux  sangoins  des  organes  gönito-urinaires  du  p^rin^e  et  du 

pelvis.    BoU.  de  TAcad.  de  m^d.  1905.  Nr.  15. 
i  Fiori,  P.,  Influenza  dell*  allacciatura  delle  giugulari  sugli  esiti  della  legatura  dei  gross! 

troDchi  arteriosi  del  coUo.    La  riforma  medica  1905. 

9.  Hildebrand,  Scholz,  Wieting,  Das  Arteriensystem  des  Menschen  im  Stereoskop. 
Höntgenbild.  IT.  Aufl.  Wiesbaden  1904.  J.  F.  Bergmann. 

10.  Holobat,  Beziehungen  zwischen  Blutdruck  und  Znsammensetzung  des  Blutes.  Wieuer 
Uin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  49. 

II.  Israel,  0.,  Über  aktive  Lymphozytose  und  die  Mechanik  der  Emigration.    Berliner 
klio.  Wochenschr.  1905.  Nr.  18. 

12.  Katzenstein,  W.,  Über  Entstehung  und  Wesen  des  arteriellen  KoUateralkreislaufs. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  LXXVII. 

1^  -  Über  Entstehung  und  Wesen  des  arteriellen  KoUateralkreislaufs.    Eine  Entgegnung 

an  Herra  Prof.  Bier.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  80. 
R  MÜDer,  Die  sogenannten  Stauungsblutungen  infolge  Überdrucks  im  Rumpf  und  dessen 

verschiedene  Ursachen.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  76.  2,  8. 

13.  -  Nachtrag  zu  dem  Aufsatz  „Über  die  sog.  Stauuugsblutungen  infolge  Überdrucks  im 
Humpf*.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  76.  4—6. 

16.  Most,  Klinische  und  topographisch-anatomische  Untersuchungen  über  den  Lymphgefäss- 

appant  des  Kopfes  und  des  Halses.    AUgem.  med.  Zentral-Ztg.  1905.  Nr.  47. 
!'■  Reich,  Über  die  Glykogenreaktion  des  Blutes  und  ihre  Verwertbarkeit  bei  chirurgischen 

Affektioneo.    Beitr.  zur  klin.  Chir.  1904.  Bd.  XLII. 
1<.  ^chridde,  Wanderungsf^bigkeit  der  Lymphozyten.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 

Kr.  39. 
^^  Stadler,  £.  und  Hirsch,  C,  Meteorismus  und  Kreislauf.    Eine  Experimentalunter- 

rachoiig.   Grenzgeb.  der  Chir.  und  Med.  1905.  Bd.  15. 

Bartel  (1)  gelang  es  in  vitro  durch  längere  Einwirkung  von  Lympho- 
zyten (Milz,  Mesenterialdrüsen  vom  Hund)  die  zwischen  ihnen  suspendierten 
^überkelbazillen  in  ihrer  Wirkung  im  Impfversuch  am  Meerschweinchen  voll- 


206  JAhresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil 

ständig  zü  hemmen,  während  Kontrollversnche  mit  aktivem  und  inaktivem 
Serum  keine  hemmenden,  sondern  nur  eine  leicht  abschwächende  Wirkung 
ergaben.  Auf  Grund  seiner  Versuche  betrachtet  er  die  Lymphdrüse,  im  all- 
gemeinen den  Lymphozyt,  nicht  nur  als  Schutzorgan,  sondern  zugleich  als 
wichtigen  Heilfaktor  gegen  die  Tuberkuloseinfektion  und  will  in  diesem  Sinne 
eine  Therapie  ausbauen,  für  die  er  den  Weg  vorzeichnet. 

Bondet  und  Piery  (3)  beschreiben  einen  typischen  Fall  von  „Taucher- 
krankheit^, die  hinsichtlich  ihrer  Ätiologie  und  ihres  Symptomenbildes  der 
Caissonkrankheit  an  die  Seite  zu  stellen  ist.  Die  ersten  Erscheinungen,  die 
sich  bei  dem  Patienten  nach  dem  Aufstieg  aus  einer  Tiefe  von  72  m  zeigten, 
bestanden  in  Ohrensausen,  Schwindelgefühl,  Hitzempfindung  im  Leibe.  Innerhalb 
von  4  Stunden  entwickelte  sich  eine  vollständige  Paralyse  sämtlicher  Extre- 
mitäten, die  an  den  unteren  mit  einer  kompleten  Anästhesie  einherging. 
Während  sie  sich  an  den  oberen  nach  15  Tagen  wieder  zurückbildete,  ent- 
wickelte sich  aus  der  schlaffen  Lähmung  der  unteren  gegen  Ende  des  4.  Monats 
ein  Zustand  spastischer  Paraplegie.  Urinretention  bestand  einen  Monat  hin- 
durch. Als  Ursache  des  Krankheitsbildes  sprechen  die  Verff.  Blutungs-  und 
sekundäre  Erweichungsherde  im  Rückenmark  bis  zur  Höhe  des  2.  Dorsal- 
segments an. 

Nach  den  Untersuchungen  Busses  (4)  ist  die  postoperative  Hyperleuko- 
zytose  als  eine  regelmässige  Erscheinung  anzusehen  und  zwar  ist  die  Ver- 
mehrung am  geringsten  bei  extraperitonealen  Operationen,  stärker  bei  solchen 
in  unmittelbarer  Nähe  des  Peritoneums  und  am  stärksten  bei  intraperitonealen 
Eingriffen.  Sie  verschwindet  in  gesetzmässigem  Abfall.  Wertvoll  ist  ihr 
Nachweis  besonders  dadurch,  dass  Komplikationen  im  Heilungsverlauf  meist 
2 — 3  Tage  vorher  sich  dokumentieren.  Vereinzelte  Male  erwies  sich  das  Mittel 
unzuverlässig. 

Delamare  und  Tanasesco  (5  und  6)  teilen  die  Ergebnisse  ihrer 
Untersuchungen  über  die  arterielle  Versorgung  des  sympathischen  Nerven- 
systems des  Bauches  und  des  Kopfes  mit.  Zum  kurzen  Referat  nicht  ge- 
eignet. 

F  i  o  r  i  (8).  Es  handelt  sich  um  eine  Präventivmitteilung,  in  der  Verf. 
13  an  Hunden  und  Kaninchen  angestellte  Versuche  darlegt,  bei  denen  er 
zweizeitig  beide  Carotiden  und  die  beiden  Vertebralarterien  unterband,  indem 
er  bei  einigen  derselben  primär  die  Vena  jugularis  externa  und  interna  auf 
der  einen  Seite  ligierte.  Auf  Grund  dieser  Versuche  schliesst  der  Verf.,  dass 
die  Unterbindung  der  Venae  jugulares  nicht  die  Folgen  der  Ligatur  der 
grossen  Arterienstämme  des  Halses  verschlimmert.  R.  Giani. 

Hildebrand,  Scholz,  Wieting  (9).  Die  erste  Lieferung  der  in 
2.  Auflage  erscheinenden  Sammlung  von  stereoskopischen  Röntgenbildern  aus 
dem  Krankenhause  Hamburg-Eppendorf  bringt  10  Photographien  vom  Arterien- 
system des  Menschen.  Die  Aufnahmen  wurden  von  Leichenteilen  gewonnen, 
in  deren  Arterien  eine  Terpentinquecksilbermasse  injiziert  worden  war.  Die 
vorzüglich  reproduzierten  Bilder  liefern  ein  äusserst  klares  und  anschauliebes 
Bild  von  der  Verteilung  der  Arterien  im  Körper  bis  in  die  feinsten  Ver- 
zweigungen. 

Holobut(lO)  hat  Untersuchungen  über  die  Beziehungen  zwischen  Blut- 
druck und  Zusammensetzung  des  Blutes  an  Kaninchen  angestellt,  indem  bei 
ihnen  Blutdruck  Veränderungen  entweder  mechanisch,  oder  durch  Faradisieren 
oder  durch  chemische  Mittel:  Strychnin,  Adrenalin,  Nikotin,  Pilokarpin  erzeugt 


Eh  rieh,  Yerletzcuigeii  und  ohirurg.  Krankheiten  der  Blutgefftase  etc.  207 

urarden.  Er  kommt  zu  folgenden  Ergebnissen :  Im  Gegensatz  zu  den  bisherigen 
iDschaaungen  geht  die  Blutdrucksteigerung  nicht  immer  mit  einer  Zunahme 
der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  einher,  wie  auch  andererseits  nicht  immer 
bei  Blatdruckemiedrigung  eine  Abnahme  ihrer  Zahl  stattfindet.  Die  Zu*  und 
Abnahme  der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  darf  nicht  immer  als  ein  Zeichen 
der  Neubildung  resp.  des  Zerfalls  derselben  angesehen  werden.  Als  Hauptursache 
der  Schwankungen  der  Blutkörperchenzahl  in  der  Raumeinheit  bei  Blutdruck- 
Teranderungen  sind  die  Schwankungen  des  Volumens  der  roten  Blutkörperchen 
zu  betrachten.  Die  Trockensubstanz  des  Blutes  und  des  Plasmas  unterliegt 
bei  Blatdmckwechsel  im  allgemeinen  nur  unbedeutenden  Schwankungen. 

Israel  (11)  hält  die  Untersuchungsmethoden,  mittelst  derer  in  einigen 
neueren  Arbeiten  der  Nachweis  der  Emigrationsfahigkeit  der  Lymphozyten 
geführt  ist,  für  unzureichend  und  weist  auf  die  Schwierigkeiten  hin,  die  sich 
der  Beantwortung  dieser  Frage  entgegenstellen.  Nach  seiner  Ansicht,  die  sich 
auf  eigene  Untersuchungen  stützt,  kann  der  Beweis  für  die  aktive  Emigrations- 
lahigkeit  der  Lymphozyten  bis  jetzt  nicht  als  erbracht  gelten.  In  die  Exsu- 
date der  serösen  Häute  sind  sie  sicher  eingeschwemmt.  Zu  einem  sicheren 
Ergebnis  in  dieser  Frage  kann  nur  die  Untersuchung  des  entzündeten  Ge- 
webes selber  führen. 

Katzenstein  (12)  liefert  zunächst  eine  kritische  Zusammenstellung  der 
in  der  Literatur  über  die  Ursachen  des  arteriellen  KoUateralkreislaufs  nieder- 
gelegen  Ansichten,  indem  er  besonders  gegen  die  von  Bier  vertretene  Theorie 
Stellung  nimmt,  und  gibt  dann   die  Resultate  seiner  eigenen  Forschungen 
vieder,   die  an  einem  grossen  Tiermaterial  gewonnen  wurden.     Es  werden 
nacheinander  die  Vorgänge  besprochen,  die  sich  nach  Unterbindung  grösserer 
Gefasse  abspielen:  1.  zentral  von  der  Ligaturstelle;  2.  an  dem  intermediären 
Gefassbezirk,  d.  h.  an  den  Kollateralen;  3.  an  dem  pheripherischen  Gefassab- 
schnitt.   Die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  sind  im  wesentlichen  folgende : 
Die  Ausbildung  des  arteriellen  KoUateralkreislaufs  ist  in   erster  Linie  vom 
Vorhandensein  kleiner  Verbindungsbahnen  zwischen  zentralem  und  pheriphe- 
rischem  Gebiet  abhängig.   Die  nur  auf  diesen  Bahnen  mögliche  Blutströmung 
in  das  unterbundene   Gebiet  kommt  infolge  der  grossen  Differenz   des  im 
zentralen    und    peripherischen   Gebiete  herrschenden    Blutdruckes    zustande. 
Die  Grösse   der  Differenz  ist  vorzugsweise  abhängig  von  der  Höhe  des  Blut- 
druckes im  zentral  gelegenen  Gebiet,  die  ihrerseits  durch  die  vermehrte  Tätigkeit 
des  Herzens  hervorgerufen  wird.  Dem  Vorhandensein  grösserer|Widerstände,  die 
durch   die  erwähnten  Verbindungsbahnen  dargestellt  werden,   passt   sich  das 
Herz  durch  vermehrte  Tätigkeit  an.     Die  Beanspruchung  dieser  Verbindungs- 
bahnen bewirkt  eine  allmählich  entstehende  Anpassung  dieser  Gefässe,  deren 
Lumen  sich  langsam  erweitert  und  deren  Wand  sich  verdickt.    Mit  der  Aus- 
dehnung der  Kollateralen  werden  die  in  ihnen  vorhandenen  Widerstände  ge- 
ringer, die  Herzensenergie  lässt  allmählich  nach,  die  Differenz  des  Blutdrucks 
im  zentralen  und  peripherischen  Gebiet  wird  geringer,  bis  sie  gleich  Null  ist. 
Durch  die  nunmehr  ausgedehnten  Verbindungsbahnen  wird  die  gleiche  Menge 
Blut  in   das  unterbundene  Gebiet  befördert  wie  vorher,   der  daselbst  herab- 
gesunkene Druck   hat  seine  frühere  Höhe  wieder  erreicht   und  damit  ist  der 
Kollateralkreislauf  ausgebildet. 

Bier  (2)  tritt  der  von  Katzenstein  an  seiner  Theorie  des  Kollateral- 
kreislaufes  geübten  Kritik  entgegen  und  wendet  sich  gegen  die  Auffassung 
dieses  Autors,  dass  die  wesentliche  Ursache  der  Entstehung  des  Kollateral- 


206  Jahresbericbt  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

kreislaufes  eine  Blutdruckerhöhung  sei.  Wenn  die  letztere  bei  'dei^  JJnt4 
bindung  sehr  grosser  Gefässe  eine  wichtige  Rolle  spiele,  so  handle  es  si 
hier  jedoch  um  künstlich  geschaffene  Ausnahmefalle.  Dagegen  sei  es  bei  di 
alltäglich  vorkommenden  Kreislaufstörungen  in  erster  Linie  die  Verminderu] 
des  Widerstandes  in  den  kleinen  Gefässen  des  anämischen  Gewebes,  die  zi 
Anlockung  des  Blutes  führe,  wofür  Bier  einige  Beispiele  aus  seixien  Ve: 
suchen  zum  Beweise  anführt.  Auf  einige  weitere  Bemerkungen  ßiers  z 
der  Frage  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden. 

Eatzenstein  (13)  hält  in  einer  Entgegnung  an  Bier  an  seiner  Be 
hauptung  fest,  dass  die  nach  Lösung  einer  temporären  Gefässliga.tur  auf 
tretende  Hyperämie  im  anämischen  Bezirk  die  Folge  des  plötzlicheii  AuS' 
gleichs  der  grossen  Druckdifferenz  im  Gefässsystem  ist.  Die  Theorie  Biers 
von  der  Anlockung  des  Blutes  durch  das  anämische  Gewebe  werde  durch 
dessen  Versuche  nicht  bewiesen. 

Milner  (14)  gibt  an  der  Hand  von  fünf  Fällen  sogen.  Stauungisb/a- 
tungen  infolge   Überdrucks-  im  Rumpf,    die  innerhalb  eines  Jahres    in    der 
Charite  zu  Berlin  zur    Beobachtung  kamen,   und  unter  Mitverwertusg*   der 
einschlägigen  Literatur  eine  Schilderung  des  Symptomenbildes  dieser  Affektion 
und  beschäftigt  sich  besonders  eingehend  mit  dem  Mechanismus  ihrer  £/2^ 
stehung.     Die  Ergebnisse  seiner  Erwägungen  sind   folgende:   Die  Stauungs- 
blutungen am  Kopf  und  Hals,  die  nach  Bumpf  kompression,  nach  Erbrecfae/z, 
epileptischen  Anfallen,   Keuchhusten  und  schweren  Entbindungen,   femer  bei 
Strangulierten  und  endlich  bei   im  Gedränge  stark  Gequetschten  auftrete!? 
können,  entstehen  hauptsächlich  dadurch,   dass  der  starke  Überdruck  in  den 
Rumpfhöhlen  zu  einer  ßückschleuderung  von  Venenblut  in  das  klappenlosa 
Wurzelgebiet  der  Cava  superior  führt.     Damit  diese  Rückschleuderung  des 
Blutes  zustande  kommt,   ist  eine  passive  einmalige  Kompression  des  Thora^r 
meist  nicht  ausreichend,   sondern  es  muss  der  Kontusion   meist   eine  reflek- 
torische Lispiration   mit   nachfolgender    Glottisschliessung    und    Anspannung 
der  Bauchdecken  vorausgehen.     Dazu  gesellt  sich  häufig  der  gleichgerichtete 
Einfluss   späterer  Abwehrbewegungen  der  Eingeklemmten,    durch   die   auch 
eine   beträchtliche  arterielle  Fluxion  nach  oben   herbeigeführt  wird,    femer 
eine  COg-Intoxikation  und  die  mechanische  Behinderung  des  venösen  Rück- 
flusses.     Zur  Entstehung  der  Stauungsblutungen  ist  nicht  eine  sehr  hoch- 
gradige   Rumpfkompression    notwendig    und   bei   nur   ;,momentaner^    Dauer 
w^ürde  eine  solche  allein  wahrscheinlich  fast  niemals  zur  Erzeugung  schwerer 
Zirkulationsstörungen  der  beschriebenen  Art  hinreichen,  ohne  gleichzeitig  die 
inneren  Organe  schwer  zu  verletzen. 

In  einem  Nachtrag  zu  vorstehender  Arbeit  teilt  Milner  (15)  einen 
weiteren  hierhergehörigen  Fall  mit,  der  insofern  von  Interesse  ist,  als  die 
vorgenommene  Sektion  seine  Ansicht,  dass  die  Mitwirkung  eines  reflektorischen 
Glottis  verschlusses  im  Augenblick  der  Gewalteinwirkung  bei  der  Entstehung 
des  Symptomenbildes  eine  wichtige  Rolle  spiele,  bestätigte.  Es  fanden  sich 
oberhalb  der  Glottis  bis  zur  Epiglottis  einschliesslich  sehr  reichUche  Sugil- 
lationen  und  Petechien,  während  an  der  subglottischen  und  der  trachealen 
Schleimhaut  nur  spärliche,  kleine  Ekchymosen  nachweisbar  waren. 

Most  (16)  hat  sehr  gründliche  systematische  Untersuchungen  über  den 
Lymphgefässapparat  des  Kopfes  und  Halses  angestellt.  Aus  den  Ergebnissen, 
die  besonders   für  den  Chirurgen  von  praktischer  Bedeutung  sind ,    sei  hier 


Ehr  ich,  Yerletzmigen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.  209 

nar  folgendes  angeführt:  Die  Lymphe  strömt  in  seitwärts  und  abwärts  ge- 
richtetem Yerlanf  aus  den  Qnellgebieten  an  Kopf  und  Hals  den  regionären 
Drnsen  zu,  und  zwar  im  grossen  und  ganzen  aus  den  vorderen  Gesichts- 
partien zu  den  submaxillaren  und  submentalen  Drüsen,  aus  den  seitlichen 
Partien  des  Kopfes  zu  den  Drüsen  an  und  in  der  Parotis  und  von  der 
Scheitelhöhe  nach  rückwärts  zu  den  retroaurikulären  und  okzipitalen  Drüsen 
oder  vielmehr  direkt  zu  den  tiefen  Zervikaldrüsen.  Die  Lymphe  aus  den 
Schleimhäuten  der  oberen  Luft-  und  Yerdauungswege  begibt  sich  im  wesent- 
lichen direkt  zu  den  tiefen  Zervikaldrüsen,  nachdem  sie  die  beschriebenen, 
naher  der  Mittellinie  gelegenen  Drüsen  vielfach  passiert  hat.  Nur  aus  den 
vordersten  Teilen  der  Nasen-  und  Mundhöhlenschleimhaut  und  aus  der 
Wangenschleimhaut  gelangen  Gefälle  zu  den  submaxillaren  Drüsen.  Un- 
regelmässigkeiten, wie  ein  Hinübertreten  zu  benachbarten  Drüsengruppen,  ein 
Überschreiten  der  Mittellinie,  konmien  vor. 

Reich  (17)  hat  an  einem  grossen  Krankenmaterial  der  Tübinger 
Klinik  Untersuchungen  über  die  Verwertbarkeit  der  Glykogenreaktion  des 
Blutes  bei  chirurgischen  Affektionen  angestellt  und  benutzte  dazu  die  von 
Ehrlich  und  von  Z  o  1 1  i  k  o  f  e  r  angegebenen  Jodreaktionen.  Die  Jodreaktion 
im  Blute  darf  als  Glykogenreaktion  bezeichnet  werden,  da  die  aus  dem  Blute 
dargestellte  jodophile  Substanz  sich  weder  chemisch,  noch  polarimetrisch  noch 
morphologisch  von  derjenigen  der  Leber  unterscheidet.  Wahrscheinlich  ist 
sie  als  ein  Zeichen  der  Degeneration  jodophiler  Leukozyten  aufzufassen.  Was 
die  Resultate  der  klinischen  Untersuchungen  anbetrifft,  so  erweist  sich  die 
Jodreaktion  bei  entzündlichen  und  eiterigen  Prozessen  bis  zum  gewissen 
Masse  als  Gradmesser  der  Wirkung,  den  die  Infektion  auf  den  Gesamt- 
organismns,  speziell  auf  das  Blut  ausübt.  Je  intensiver  und  länger  eine 
positive  Reaktion  dauert,  um  so  wahrscheinlicher  ist  das  Bestehen  einer 
Eiterung.  Jedoch  ist  die  Leukozytenzählung  der  Jodreaktion  überlegen.  Bei 
chirurgischen  Tuberkulosen  kann  das  Verfahren  zum  Nachweis  einer  Misch- 
infektion wertvoll  sein,  bei  Tumoren  ist  es  ohne  Bedeutung.  Das  ResumÄ 
der  Untersuchungen  bildet :  Der  Chirurg  kann  ohne  Nachteil  auf  die  Jodprobe 
verzichten. 

Schridde  (18)  hat  in  einem  Falle  von  Lymphozythämie  eines  Neu- 
geborenen mittelst  einer  besonderen  Färbemethode  in  Lymphknoten  die 
Wanderungsfahigkeit  der  Lymphozyten,  denen  nach  der  Lehre  Ehrl  ich  s 
eine  aktive  Beweglichkeit  fehlen  soll,  nachgewiesen  und  zwar  sprachen  die 
Befunde  für  eine  Immigration  der  Zellen,  nicht  für  eine  Emigration.  Er 
hält  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch  unter  normalen  Verhältnissen  eine 
solche  Immigration  der  Lymphozyten  in  die  Kapillaren  stattfindet.  Unent- 
schieden bleibt,  ob  die  im  Blute  kreisenden  Lymphozyten  diese  Wanderungs- 
fihigkeit  bewahren. 

Stadler  und  Kirsch  (19).  Während  Hamburger  die  im  Beginn 
einer  Erhöhung  des  intraabdominalen  Druckes  auftretende  Steigerung  des 
Blutdruckes  auf  die  durch  eine  Kompression  der  Venen  im  Bauch  bedingte 
Erschwerung  des  Kreislaufs  zurückführt,  fanden  die  Verff.,  die  anstatt  der 
Einführung  einer  Kochsalzlösung  in  die  Bauchhöhle  eine  Steigerung  des 
Druckes  durch  Aufblähung  der  Därme  erzielten,  dass  die  Blutdrucksteigerung 
beim  Meteorismus  eine  dyspnoische  ist.  Sie  tritt  stets  synchron  mit  der  Er- 
schwerung der  Atmung  durch  Hochdrängen  des  Zwerchfells  ein. 

Jaln-Mbcricht  für  Chimrgio  1905.  14 


210  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

2.  Hämophilie. 

1.  Bovis,  De  Fh^mophilie  chez  la  femme.    Semaine  möd.  1905.  Sept.  6. 

2.  Malherbe,  Note  sur  an  cas  d'hömatarie  grave  d'origine  h^roophilique  sunrenue    cl 
rhomme  ä  la  suite  d'un  cathöt^risme.   Annal.  des  malad,  des  org.  g^n.-urin.  190^-    Ni~< 

3.  Moses,  H.,  Psoasbämatome  bei  Hämophilie.    Bruns  Beitr.  Bd.  47. 

4.  Perthes,  Lokale  Anwendung  defibrinierten  Blutes  zur  Stillung  der  Blutung  bei  BS.iz 
philie.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 

5.  Bomme,  L'hör^dit^  dans  rhömophilie  et  le  purpura  h^morrhagique  chroniqiz«.       J 
Presse  m^dic.  1905.  Nr.  11. 

6.  Sahli,  H.,  Über  das  Wesen  der  Hämophilie.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  56. 

7.  Weil,  Emile,  L*Hömophilie.  Pathog^nie  et  Söroth^rapie.  La  Presse  m^d.  1905.    IS  Oc 
Nr.  84. 

8.  Wilson,  John  J.,  Haemophilia.    Practit.  1905.  Dec.  p.  829. 

Bovis  (1)  weist  darauf  hin,  dass  das  Vorkommen  der  Hämophilie  bei/7 
weiblichen  Geschlechte  keineswegs  so  selten  ist,  wie  vielfach  angenoinnie] 
wird.  Häufig  sind  auf  ein  Organ,  insbesondere  auf  den  Uterus  beschränkt/ 
oder  rudimentäre  Formen.  TJnter  26  Bluterfamilien  entstammenden  Frauen 
die  selber  nicht  Bluterinnen  waren,  war  bei  19  die  Periode  abnorm  reichlich. 
Die  Besonderheiten  in  dem  Krankheitsbilde  beim  weiblichen  Geschlecht 
werden  genauer  besprochen. 

Malherbe  (2).    Bei  einem  Patienten  mit  Gonorrhöe  trat  während   der 
Sondenbehandlung    eine    schwere,    anhaltende  Hämaturie  auf,   die   sich     als 
hämophilen  Ursprungs  herausstellte.     Nachdem  alle  anderen  Mittel   versagt 
hatten,   kamen  am  7.  Tage  Adrenalin  (30  Tropfen  in  3  Portionen)  und  6  g 
Chlorkalzium  in  wässeriger  Lösung  zur  Anwendung.    Am  nächsten  Tage  ver- 
ringerte sich  die  Blutung,  um  bald  ganz  zu  sistieren.    Verf.  ist  geneigt,  dem 
Chlorkalzium  den  glücklichen  Verlauf  zuzuschreiben.    Als  Quelle  der  Blutung 
wurde  der  Blasenhals  angesprochen. 

Moses  (3).     Mitteilung   dreier  Fälle  von  Psoashämatomen  bei  Hämo- 
philie aus  der  Königsberger  Klinik,  die  spontan  entstanden  waren.     Aus  der 
Literatur   konnte  Verf.    im   ganzen   nur    17  Fälle   von  Psoashämatomen   zu- 
sammenstellen, die  jedoch  fast  sämtlich  traumatischen  Ursprungs  waren.    Die 
Diagnose   ist   schwierig,    da   die   klinischen  Symptome  nicht   wesentlich   von 
denen  anderer  Affektionen  im  Bereich  des  Psoas  abweichen  und  somit  Ver- 
wechslungen mit  Lues,  kalten  Abszessen,  Echinococcus,  Osteomyelitis,  Psoitis, 
Sarkom  vorkommen.     Sichere  Aufklärung  bringt  nur  die  Probepunktion,   die 
zwar  nicht  unbedenklich,    aber  erlaubt  ist,    da  die   nach   innen   erfolgende 
Blutung  durch  Kompression  seitens  des  Hämatoms  zum  Stehen  kommt. 

Perthes  (4)  hat  bei  einem  hämophilen  Knaben  eine  sehr  hartnäckige 
Zahnfleischblutung,  die  allen  anderen  Massnahmen  getrotzt  hatte,  durch  ört- 
liche Anwendung  defibrinierten  Blutes  zum  Stillstand  gebracht. 

ßomme  (5)  weist  kurz  darauf  hin,  dass  die  Purpura  haemorrhagica, 
die  in  einer  kontinuierlichen  und  intermittierenden  Form  auftreten  kann,  der 
Hämophilie  im  klinischen  Bilde  sehr  ähneln  kann,  sich  jedoch  dadurch  von 
ihr  unterscheidet,  dass  das  Leiden  nicht  erblich  ist. 

Sahli  (6)  hat  sehr  eingehende  Blutuntersuchungen  bei  vier  Blutern,  die 
aus  drei  verschiedenen  Familien  stammten  und  deren  Krankengeschichten 
ausführlich  wiedergegeben  werden,  angestellt.  Aus  den  Ergebnissen  der 
Arbeit  sei  folgendes  angeführt :  Die  morphologische  Untersuchung  des  Blutes 
bei  dreien  ergab  eine  massige  Verminderung  der  prozentischen  Zahl  der  neutro- 


Ehr  ich,  Yerletzongen  und  chirorg.  Krankheiten  der  Blntgefässe  etc.  211 

philen  Leukozyten  mit  prozentischem  Überwiegen  der  Lymphozyten.  Die  6e- 
jinnbarkeit  des  Blutes  erwies  sich  in  allen  vier  Fällen  znr  Zeit,  wo  die 
Kranken  keine  Blutungen  hatten,  als  hochgradig  verlangsamt  gegenüber  der 
2(orm,  eine  so  konstante  Erscheinung,  dass  sie  diagnostisch  verwertbar  ist. 
Zar  Zeit,  wo  der  eine  Patient  an  einer  schwer  stillbaren  Blutung  litt,  zeigte 
das  aus  der  Verletzung  tropfende  Blut  unter  Bildung  eines  starken  Fibrin- 
koagulums  auf  der  Wunde  hochgradige  Beschleunigung  der  Gerinnung,  in- 
folge der  Beladung  des  aussickernden  Blutes  mit  Fibrinferment  aus  dem 
Koagulum,  über  welches  es  floss.  Aber  auch  das  aus  einer  anderen  frischen 
Stichwunde  zu  dieser  Zeit  entnommene  Blut  gerann  rascher  wie  in  der  Norm 
oder  mindestens  normal  rasch.  Die  Fortdauer  der  hämophilen  Blutung  trotz 
hochgradiger  Gerinnungsbeschleunigung  kann  nur  auf  die  abnorme  Qualität 
der  lädierten  Wandungen  der  blutenden  Gefasse  zurückgeführt  werden,  welche 
wahrscheinlich  ungenügende  Mengen  von  Thrombokinase  oder  zymoplastischer 
Substanz  liefern.  Die  mangelhafte  Gerinnungsfähigkeit  des  Blutes  in  den 
Intervallen  zwischen  den  hämophilen  Blutungen  ist  eine  der  genannten  fehler- 
haften chemischen  Beschaffenheit  der  Gefässwände  koordinierte  Erscheinung 
und  vielleicht  als  eine  allgemeine,  durch  das  Keimplasma  vererbbare 
Eigenschaft  der  Zellen  des  hämophilen  Organismus  aufzufassen.  Therapeutisch 
ist  gegen  die  Konstitutionsanomalie  als  solche  nur  die  Indikation  der  Kräfti- 
gung des  Gesamtorganismus  rationell  begründet.  Die  Bevorzugung  von  Yege- 
tabüien  hat  keinen  Sinn.  Gegen  die  Blutungen,  soweit  sie  äusserlich  zu- 
gänglich, erweisen  sich  Kompression  und  Gelatineverbände  wirksam,  während 
vor  dem  Versuch,  dieselben  durch  die  Allgemeinwirkung  subkutan  injizierter 
Gelatine  zu  stillen,  zu  warnen  ist.  Für  die  Wirksamkeit  anderer  inner- 
licher Mittel  zur  Blutstillung  sind  bisher  keine  sicheren  Anhaltspunkte  vor- 
handen. Kontraindiziert  ist  die  innerliche  oder  subkutane  Anwendung 
des  Adrenalins. 

Emile- Weil  (7)  hat  in  einem  Falle  von  Hämophilie  wiederholte  Blut- 
untersuchungen  angestellt,  wozu  das  Blut  aus  einer  Vene  durch  Einstich  ent- 
nommen wurde  (ohne  dass  es  zu  gefährlichen  Nacliblutungen  kam).  Er  fand, 
dass  als  Ursache  dieser  hämorrhagischen  Diathese  eine  mangelhafte  Gerin- 
nungsfähigkeit des  Blutes  anzusehen  sei,  und  die  letztere  ihren  Grund  in 
einer  mangelhaften  Produktion  von  Fibrinferment  habe.  Setzte  er  dem 
Hamophilenblut  im  Reagenzglas  einige  Tropfen  normalen  menschlichen  oder 
tierischen  Blutserums  hinzu,  so  erfolgte  die  Gerinnung  ebenso  schnell  wie 
beim  normalen  Blut.  Auf  Grund  dieses  Ergebnisses  hat  er  Versuche  mit 
intravenösen  Seruminjektionen  bei  dem  Hämophilen  angestellt.  Er  erzielte 
dadurch  bei  dem  Patienten  eine  normale  Gerinnungsfähigkeit  des  Blutes, 
eine  Wirkung,  die  jedoch  nach  einigen  Wochen  sich  wieder  verringerte. 

Wilson  (8)  bringt  einen  kurzen  Aufsatz  über  die  Geschichte,  die  Patho- 
logie und  Therapie  der  Hämophilie. 

3.  Blutstillung.    Hämostatika. 

1.  *Ahlberg,  A  propoB  de  la  constriction  hemostatique.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  1.  p.  33. 

2.  Hare,  Fr.,    The  medical  treatment  of  deep-seated  haemorrhage.    The  LaDcet  1904. 
Aag.  20.  p.  522  and  Oct.  1.  p.  942. 

3.  Lanenatein,  Zar  praktischen  Anwendung  der  Esmarch sehen  Blutleere.    Verhandl. 
der  dentschan  Ges.  f.  Ghir.  1905.  I.  p.  60. 

4.  MQlIer,  Ein  neues  Verfahren  der  Blutstillung.    Berl.  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  6. 

14* 


212  Jahresberickt  fQr  Gkinirgie.    I.  Teil. 

5.  Perm  an.  Die  Aogiotripsie  in  der  operativen  Chinirgie.  ZentralbL  fär  CbiK-.  1^ 
Nr.  38. 

6.  Schlee,  Physikalische  Betrachtungen  über  hftmostatische  fijraft  der  Heissluft-^w^ Jr-Ic u 
Arch.  f.  Orthop.  1905.  Bd.  III.  Heft  3. 

7.  —  Ober  Blatstillang  an  parenchyroaiGsen  Organen  (Leber,  Niere)  mittelst  }3^^I»»lii 
dusche.    Deutsche  med.  Wochenscbr.  1995.  Nr.  8. 

8.  '"Vorn er,  Kaliumpermanganat  als  billiges  lokales  Hämostatikum.  München ^ir  m^ 
Wochenscbr.  1905.  Nr.  38. 

9.  WrYght,  A.  E„  and  Paramore,  W.  Erasmus,  On  certain  points  in  cowrem^x^m* 
with  the  exaltation  and  reduction  of  blood  coagulability  by  therapeutic  m&SLSVMre 
Lancet  1905.  Oct  14.  p.  1097. 

Hare  (2)  hält  es  für  unzweckmässig,  bei  inneren  Blutungen  MSt^i^e 
die  eine  allgemeine  Vasokonstriktion  verursachen,  wie  besonders  das  kdren-SLlin 
zu  verabfolgen,  da  die  Folge  dieser  gefassverengemden  Wirkung  ein  Stoi^ei 
des  Blutdruckes  und  damit  eine  vermehrte  Blutung  ist.  In  der  Absicht,  st  aH 
dessen  durch  Erzeugung  einer  Gefassdilatation  eine  Blutung  zu  bekämpfen,  Irsti 
Verf.  Versuche  mit  Einatmenlassen  von  Amjlnitrit  gemacht.  Das  Yerfahi-en 
hatte  in  4  mitgeteilten  Fällen  von  schwerer  Hämoptoe  einen  prompten  Erfolg^. 
—  Nach  einer  späteren  Mitteilung  des  Verf.  hat  sich  die  Methode  gut  be- 
währt. Unter  13  Fällen  von  Hämoptoe  gelang  es  bei  12  die  Blutung  inner- 
halb von  3  Minuten  zum  Stillstand  zu  bringen. 

Lauenstein  (3)  empfiehlt,    um  bei  Anwendung   der  Esmarchscheri 
Blutleere  Nervenlähmungen  zu  vermeiden,  imter  die  elastische  Binde  eine  aixf- 
gerollte  Binde  in  der  Richtung  der  Arterie  zu  legen,  wodurch  der  Druck  der 
elastischen  Binde  auf  die  Arterie  verstärkt  wird,  während  die  übrigen  Weieli- 
teile  vor  unnötigem  Druck  bewahrt  bleiben,  —  ein  Verfahren,   das  in   der 
Bostocker  chirurgischen  Klinik  unter  Garr^  ebenfalls  geübt  wurde  (Ref.). 

Müller  (4)  hat  ein  Verfahren  gefunden,  mit  welchem  er  eine  mit  Supra- 
renin imprägnierte  Watte  und  Gaze  herstellt,  welche  einen  bestimmten  Pro- 
millegehalt  unzersetzter  wirksamer  Substanz  enthält  und   dabei  vollkommeo 
steril  ist.  Er  hat  sich  von  der  günstigen  blutstillenden  Wirkung  der  Verband- 
stoffe in  vielen  Fällen  überzeugt.    (Bezugsquelle:  Firma  Arnold-Chemnitz.) 

Per  man  (5)  gibt  die  Beschreibung  und  Abbildung  einiger  für  die 
Angiotripsie  bestimmter  Instrumente.  Er  hat  von  denselben  bei  einer  grossen 
Zahl  von  Operationen  Gebrauch  gemacht,  warnt  aber  vor  der  Anwendung  der 
Angiotripsie  bei  intraperitonealen  Operationen,  da  hier  eine  Nachblutung 
lebensgefährlich  werden  könnte. 

Schlee  (6)  gibt  dem  Ha  huschen  elektrischen  Heissluftbrenner  den 
Vorzug  vor  dem  Instrument  von  Holländer,  da  ersterer  infolge  seiner 
grösseren  Austrittsöffnung  und  der  reichlicheren  Zuführung  von  Heissluftmenge 
eine  weit  ausgedehntere  Wirkung  auf  blutende  Flächen  auszuüben  imstande 
ist.  —  Nach  einer  weiteren  Mitteilung  (7)  hat  er  mit  dem  Brenner  bei  experi- 
mentellen Leber-  und  Nierenwunden  eine  prompte  Blutstillung  erzielt. 

Wright  und  Paramore  (^)  stellten  Versuche,  um  die  Gerinnbarkeit 
des  Blutes  zu  steigern,  mit  Kalziumchlorid,  Kalziumlaktat  und  Magnesinm- 
karbonat  an,  das  innerlich  verabfolgt  würde.  Die  beabsichtigte  Wirkung  trat 
nach  einer  Einzeldosis  von  durchschnittlich  4  g  innerhalb  1  Stunde  ein  und 
hielt  3 — 17  Tage  an  (längere  Zeit  beim  Kalziumlaktat  wie  beim  Kalzium- 
chlorid). Auch  durch  eine  ausschliessliche  Kuhmilchdiät,  die  reichlich  Kalk- 
und  Magnesiumsalze  enthält,  Hess  sich  eine  Erhöhung  der  Gerinnbarkeit  er« 
zielen.   Vor  der  subkutanen  Anwendung  des  Kalziumchlorid  warnen  die  Verff. 


Efarioh,  Yerletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Blutgefftsse  etc.  213 

Das  E&Iziumlaktat  darf  in  höchstens  öVoiger  Lösung  injiziert  werden.  Ver- 
sDche,  die  Gerinnbarkeit  des  Blutes  zu  verringern,  die  mit  Zitronensäure 
mgestellt  wurden,  hatten  nur  einen  vorübergehenden  Erfolg. 

4.  Yenaesektiou.  —  Intravenöse  Infusion. 

1.  Abel,  Über  Salzwaaserinfiision.    Deutsche  militfträrxtl.  ZeiUchr.  1905.  Heft  9. 
t  ^Bnrford-JohiiBtone,  Tranafaaion  snbcutaneous  and  intravenous  in  gynaecological 
practice.    Med.  Press  24.  V.  1905.  p.  531. 

3.  Evart,  Y enaesection :  its  indications  from  a  physiological  Standpoint.  The  Med. 
Chron.  1905.  May. 

4.  Frank,  £.,  Die  intraTenOse  Injektion  und  ihr  gegenwärtiges  Anwendungsgebiet.  2jeit- 
acbr.  fOr  ärztL  Fortb.  1905.  Nr.  22. 

5.  Hall ion- Carrion,  Le  .s^rum  physiologique*.  Son  efficiacitö  th^rapeutique.  Son  mode 
d'action.  Son  titrage  rationnel.  Avantage  du  s^rum  marin.  Arch.  gön.  de  möd.  1905. 
Nr.  25. 

6.  Maass,  Th.  A.,  Intravenöse  Injektionen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  iO. 

7.  Schiele,  Die  sabkntane  Verwendung  von  alkoholischer  Eochsalslösung.  Zeitschr.  fttr 
Krankenpflege  1905.  Nr.  i. 

Abel  (1)  betrachtet  die  Salzwasserinfusionen  als  ein  ausserordentlich 
wirksames  Mittel,  wenn  sie  in  geeigneten  Fällen  und  mit  der  nötigen  Kritik 
angewandt  werden.  Bei  Anämien  wirkt  die  Infusion  flüssigkeitersetzend, 
wärmezufuhrend,  die  Regeneration  der  Blutelemente  beschleunigend  und  blut- 
stillend. Bei  geeigneten  Vergiftungsfallen  besteht  die  Hauptwirkung  der  In- 
fusion in  der  Blut-  und  Giftverdünnung,  dann  in  der  Erhaltung  der  Nieren- 
titi^eit.  Bei  Infektionskrankheiten  beseitigt  sie  die  Wasserverarmung  d^ 
Gewebe  und  die  Gefässerschlaffung  und  wirkt  toxinverdünnend  und  Sekretion- 
anregend. 

Ewart  (3)  behandelt  in  einer  längeren  Abhandlung  die  Viskosität  des 
Blutes  in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  und 
erÖTtert  im  Anschluss  daran  die  Bedingungen,  unter  denen  der  Aderlass  in 
Enmkheitszuständen  berechtigt  ist.  Diese  Bedingungen  sind  vor  allem:  eine 
\)est«bende  Vermehrung  der  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  über  die  Norm 
und  ein  intaktes  Zirkulationssystem.  Als  besondere  Indikationen  für  Aus- 
iühnmg  des  Aderlasses  sind  asphyktische  Zustände  im  allgemeinen  und  Nar- 
kosenznfalle  anzusehen. 

Franck  (4)  liefert  eine  zusammenfassende  Besprechung  der  Geschichte, 
der  Technik  und  des  Anwendungsgebietes  der  intravenösen  Injektion.  Begründet 
imch  Landerer,  der  zuerst  grössere  Mengen  von  Kochsalzlösung  bei  akuter 
Animie  direkt  in  die  Armvene  injizierte  und  dann  seine  Hetolbehandlung 
vüf  diesem  Wege  durchführte,  hat  das  Verfahren  in  den  letzten  Jahren  eine 
immer  mehr  zunehmende  Anerkennung  gefunden.  Verf.,  der  reichliche  Er- 
(alurangen  auf  diesem  Gebiete  gesammelt  hat,  tritt  warm  für  die  intravenöse 
Injektion  ein.  Er  hat  sehr  gute  Erfolge  mit  der  Einverleibung  von  Fibrolysin, 
rittritin^  (an  Stelle  der  Salizylsäure),  ganz  besonders  mit  den  französischen 
Arsen-  und  Eisenpräparaten,  dem  ^Arsykodile"  und  dem  ^jFerrikodile^  Le- 
prince  erzielt. 

Hai  Hon  tmd  Carrion  (5)  verbreiten  sich  in  einer  kritischen  Studie 
^ber  die  Bedeutung  der  Kochsalzinfusion.  Für  den  Wert  und  die  Un- 
schädlichkeit derselben  sprechen  vielfältige  klinische  Erfahrungen.  Dass  durch 
^lieselben  eine  vermehrte  Elimination  toxischer  Stoffe,  ein  ;,  Lavage  du  sang^ 


214  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

erzielt  wird,  lässt  sich  wissenschaftlich  nicht  beweisen.  Während  viele  Anton 
eine  9®/oige  Lösung  benutzen,  wollen  VerfF.  eine  7,5  ®/o  ige  angewandt  -wisse] 
Dem  Plasma  ist  zwar  eine  9^/ooige  Lösung  isotonisch,  dem  NaCI-Geh&lt  d< 
Blutes  entspricht  jedoch  eine  6®/ooige,  darum  wählen  sie  die  mittlere  Zah 
Schliesslich  treten  Verft.  sehr  warm  für  die  von  Quinten  empfohlenen  Ir 
fusionen  von  Meerwasser  ein.  Dieselben  sind  nach  den  Experimenten  de 
letzteren,  wenigstens  beim  Tier,  zweimal  weniger  toxisch  und  geben  vorzüg 
liehe  Resultate  in  der  Behandlung  von  Syphilis  und  Tuberkulose. 

Maass  (6)  weist  auf  die  Vorzüge  der  intravenösen  Einverleibung  voi 
Arzneimitteln  hin.  Bewährt  haben  sich  bislang  in  dieser  Anwendungsfonri! 
das  KoUargol  bei  der  puerperalen  Sepsis,  das  ^Digalen^  bei  Herzinsuffizienz, 
Salizylpräparate  beim  Gelenkrheumatismus  und  das  Fibrol jsin  als  narbezilösendes 
Mittel.  Die  Methode  hat  neben  ihren  Vorteilen,  unter  denen  die  Schnelligkeit 
der  Wirkung  an  erster  Stelle  steht,  auch  ihre  Schattenseiten. 

Schiele  (7)  hat  bei  einem  Patienten,  bei  dem  sich  im  Verlaufe  einer 
Peritonitis  ein  Delirium  tremens  entwickelte,  einen  wesentlichen  Erfolg  durch 
subkutane  hifusion  einer  8  ^/o  igen  alkoholischen  Kochsalzlösung  erzielt. 

5.   Heilwirkung  der  Uyper&mie. 

1.  Clement,  6.,  L'byperhtoie  en  th^rapeutique.    Rev.  möd.  de  la  Suisse  roni.  Nr.  12. 

2.  Joseph,  Einige  Wirkungen  des  natürlichen  Odems  und  der  künstlichen  ödemisierung. 
Münch.  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  40. 

3.  Stich,  R.,  Zur  Behandlung  akuter  Entzündungen  mittelst  Stauungshyperämie.   Berliner 
klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  49  und  50. 

4.  Tillmanns,  H.,  Über  Behandlung  durch  venöse  Stauung.    Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  4. 

5.  Volk,  R.,   Zur  Therapie  der  entzündlichen  Leistendrüsen.    Wiener  med.  Presse  2^5. 
Nr.  48  und  49. 

Clement  (1)  bespricht  die  verschiedenen  Arten  der  Hyperämie  und 
die  Indikationen  für  die  therapeutische  Anwendung  derselben  unter  Zugrunde- 
legung der  verschiedenen  Arbeiten  Biers  über  den  Gegenstand.  Er  tritt 
warm  für  die  neue  Heilmethode  ein,  die  er  an  der  Bi ersehen  Klinik  selber 
zu  studieren  Gelegenheit  hatte. 

Joseph  (2)  hat  durch  das  Tierexperiment  den  Nachweis  geführt,  dass 
das  Stauungsödem   in  gleicher  Weise   entgiftend   wirkt,   wie  das  natürliche 
Ödem  bei  bakteriellen  Infektionen  das  produzierte  Gift  durch  Verdünnung 
unschädlich  macht.     Kaninchen,   denen   er  0,004  g  Strychnin  in  den   vorher 
künstlich  ödemisierten  Oberschenkel  spritzte,  blieben  am  Leben  und  bekamen 
nur  leichte  Vergiftungserscheinungen,  während  die  Kontrolltiere  bei  der  gleichen 
Dosis    sehr   schnell  starben.     Neben    dieser  direkten,    diluierenden  Wirkung 
hat  das  Ödem  noch   eine   indirekte,   resorptionshemmende ,    da  es  durch  die 
Raumbeengung  die  Zirkulation  stört  und  Anämie  erzeugt,  die  die  Resorption 
der[  Gifte    verzögert.     Ferner    gewährt   die    künstliche    Ödemisierung    noch 
den  Vorteil  einer  einfacheren  und  sanfteren  Wundbehandlung,   da  durch  die 
reichlichere  Sekretion   die  Wundränder  —  bei  schweren  Infektionen  —  von 
selber   klaffen  bleiben,    nicht  durch   Tamponade    offen  gehalten  zu  werden 
brauchen. 

Stich  (3).  Die  Erfahrungen  mit  der  Stauungshyperämie  bei  akuten 
Entzündungen  aus  der  Garr eschen  Klinik  lauten  recht  günstig.  Bei  Pana- 
ritien  und  Phlegmonen  gelang  es,   beginnende  Entzündungen  wiederholt  sehr 


Ehrich,  Yerleizongen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.  215 

schnell  zum  Rückgang  zu  bringen,  bei  schweren  Fällen  von  Sehnenscheiden- 
phlegmone  die  Sehne  nnd  ihre  Funktion  zu  erhalten.  Desgleichen  waren  die 
Fesnltate  bei  Furunkeln,  Abszessen,  Mastitiden  gute.  Dagegen  versagte  die 
üethode  bei  schweren  Fällen  von  Osteomyelitis,  abgesehen  von  der  schmerz- 
lindernden Wirkung.  Stich  hält  die  Technik  für  keineswegs  einfach  und 
sieht  die  Hauptschwierigkeit  in  der  richtigen  Dosierung  der  Hyperämie. 
Femer  erfordert  die  Behandlung  eine  viel  schärfere  Kontrolle  wie  die  bis- 
her bekannten  Behandlungsmethoden  akuter  Entzündungen. 

Tillmanns  (4)  bespricht  in  einem  klinischen  Vortrage  die  Technik 
der  Bi ersehen  Stauungshyperämie,  die  Theorien  über  die  Wirkung  derselben 
anf  den  Lymphstrom  und  die  Indikationen  für  ihre  therapeutische  Anwendung. 
Tillmanns  tritt  warm  für  das  Verfahren  ein. 

Nach  einem  Überblick  über  die  früher  geübte  Behandlungsmethode  der 
entzündlichen  Leistendrüsen  teilt  Volk  (5)  die  Resultate  mit,  die  mit  der 
Stauungshyperämie  an  der  Abteilung  von  Prof.  Lang  erzielt  wurden.  Unter 
58  Fällen,  in  denen  sie  eingeleitet  wurde,  brauchten  nur  12  operiert  zu 
werden,  ein  Eingriff,  der  oft  nur  in  einer  einfachen  Exkochleation  bestand. 
Volk  empfiehlt  deshalb  die  Methode,  die  ihm  auch  bei  verschiedenen  anderen 
Affektionen  gute  Erfolge  ergeben  hat,  wärmstens  bei  Lymphadenitiden.  Sie 
darf  jedoch  nicht  dem  Wartepersonal  anvertraut  werden. 

6*   GefBssverletzung.  —  Unterbindung.  —  GefSssnaht. 

1.  Boari,  A.,  Allacciatnra  simnltanea  della  giugolare  interna  e  della  carotide  interna, 
n  Foliclinico  1905.  sez.  prat  fasc.  34. 

2.  Bornkaapt,  L.,  Gefftssverletzuogen  und  tranmatische  Aneurysmen  im  russisch-japa- 
nischen Kriege.    Langenhecks  Arch.  1905.  77,  3. 

3.  Dan  gel.  Über  die  Unterbindung  der  Vena  jugularis  interna.     (Ein  Fall  von  doppel- 
seitiger Unterbindung.)    Tnaug.-Diss.    Königsberg  1905. 

4  DeGaetano,  Luigi,  Allacciatura  di  grossi  vasi  per  lesione  traumatiche.    Giornale 

intemazionale  di  scienze  mediche  1905.  Nr.  3. 
5.  *6ayet,  Plaie  de  Tart^re  azillaire.    Ligature.    Revue  de  chir.  1905.  Nr.  2.  p.  287. 
5.  Gold  mann,  E.,  Über  die  Unterbindung  von  grossen  Venenstftmmen.    Beitr.   z.  klin. 

Chir.  XLVn,  1. 

7.  Yon  Graff,  Zur  Therapie  der  operativen  Verletzungen  des  Ductus  thoracicus.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1. 

8.  Honzel,  Rteultat  öloignö  de  la  ligature  de  la  veine  cave  införieure.    Arch.  prov.  de 
Chir.  1905.  Nr.  9. 

9.  Jacobsthal,  H.,  Über  die  Naht  der  Blutgefässe.    Samml.  klin.  Vortr.  N.  F.  Nr.  396. 
Serie  XIV.  Heft  6. 

10.  Jiann,   Joan,   Die   Sutur   der   Blutgefässe.     Revista   de   Chirurgie.   Nr.    11    und   12 
(rumänisch). 

11.  —  Beitrag  zur  experimentellen  Chirurgie  der  Aorta  abdominalis.  Spitalul.  Nr.  10.  p.  270 
(romanisch). 

12.  Katzenstein,  Die  Unterbindung  der  Aorta,  ihre   physiologische  und   ihre   therapeu- 
tische Bedeutung.    Langenhecks  Arch.  Bd.  76,  3. 

13.  Enödler,  A.,  Die  Unterbindung  und  die  Resektion  der  Vena  femoralis  unterhalb  des 
Ligamentum  Poupartii.    Dissert.    Berlin  1905. 

14.  Martin,  Suture  of  the  femoral  artery.    Ann.  of  Surg.  1905.  Oct.  p.  618. 

15.  Lebram,  Störungen  des  Gehörorganes  nach  Unterbindung  der  Karotis.    Zeitschr.  für 
Ohrenheilk.  1905.  L.  2. 

16.  Qoodbach,  A.,  Über  die  Verletzung  der  Arteria  vertebralis  dicht  unterhalb  des  Hinter- 
hauptes.   Inang.-Diss.    Rostock  1905. 

17.  *Racoviceanu,  Die  Sutur  der  grossen  Blutgefässe.  Experimentelle  Präparate.  Revista 
de  Chirurgie.  Nr.  5.  p.  231  (rumänisch). 


216  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

18.  Bevenstorf,  Ober  tranmatisehe  Aortenwandraptaren  mit  besonderer  BerfieksB «?H t.i & 
dea  Mechanismoa  ihrer  Entatehung.    Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  XIV.  4. 

19.  Botter,  J.,  Die  Blutungen  aus  den  grossen  Gefftssen.    Zeitschr.  für  ärztlicb^       ^' 
bildung  1905.  Nr.  13. 

20.  Trevisan,  Due   casi  di   ferita   della  gingulare   interna.    Rivista  veneta   di       »oiöJ 
mediche  1905.  Fase.  5. 

21.  ünterberger,  Fr.,   Über   operative  Verletzungen   des   Ductus  thoracicoa.      ^B  *" " 
Beitr.  Bd.  47. 

22.  Weiss,  Fall  von  isolierter  doppelter  Durchstechung  der  Arteria  axillaris.  Wieaer  Jcl 
Wochenschr.  1905.  Nr.  15.  p   390. 

In  einem  Falle,  in  dem  infolge  eines  in  selbstmörderischer  Absicht:  sl\ 
gegebenen  Revolverschusses  derartig  starke  unmittelbare  und  sekundäre  ^BIi 
tungen  auftraten,  dass  das  Leben  des  Patienten  durch  sie  bedroht  war,  nn 
zwar  mit  einem  Symptomkomplex],  infolge  deren  die  Lokalisation  der  X"^r 
letzung  entweder  in  dem  Sinus  cavernosus  oder  in  dem  den  Sinus  dnroli 
ziehenden  Karotisabschnitte  angenommen  werden  musste,  griff  Boari  <1 
nach  einem  erfolglosen  Versuche  mit  anderen  einfacheren  Hilfsmitteln  zu-j 
gleichzeitigen  Unterbindung  der  Carotis  interna  und  der  Jugularis  profcizi<ifl 
und  erzielte  die  Genesung  des  Patienten,  eines  älteren  Mannes  und  chronisciien 
Alkoholikers,  ohne  nach  der  Operation  irgend  ein  bemerkenswertes  Fakt^uzn 
zum  Nachteile  des  Gehirns  zu  beobachten. 

Der  Verf.  nimmt  Veranlassung  zur  Besprechung  der  Unannehmlichkeiten 
der   Unterbindung  der  Carotis  primitiva,   welche  geringer  oder  gleich  Xuli 
werden,  wenn  man  mit  der  Unterbindung  der  Carotis  primitiva  auch  die  dex" 
Jugularis  profunda  verbindet,   und  erklärt  sich  für  einen  Anhänger  der  von 
Ceri  aufgestellten  Theorie:  ;,die  gleichzeitige  Unterbindung  der  Vene  und  der 
Arterie  setzt  die  Herabsetzung  des  Blutrückflusses   in  das  rechte  Verhältnis 
mit  der  Herabsetzung  des  Zuflusses  und  bewahrt  besser  das  Gleichgewicht 
der  Gehimzirkulation".  R.  Giani. 

Bornhaupt  (2)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  über  Gefäss-Schuss- 
Verletzungen  aus  dem  russisch-japanischen  Kriege.     Unter  22  Fällen  wurde 
3  mal  wegen  Blutung  operiert  mit  1  Todesfall   an  Sepsis.     Von  8  arteriellen 
Aneurysmen  wurden  5,  unter  11  Fällen  gleichzeitiger  Verletzung  von  Arterie  und 
Vene  9  arteriovenöse  Aneurysmen  mit  gutem  Erfolg  exstirpiert.    Nach  Ansicht 
des  Verf.  erfordern  die  Gefässverletzungen  im  allgemeinen  keinen  operativen 
Eingriff  auf  dem  Schlachtfelde,  ausgenommen  bei  profuser  Blutung.     Die  zur 
Bildung   eines  Aneurysma   bestehende  Tendenz   soll   durch    den   aseptischen 
Verband  und  namentlich  durch  die  Immobilisierung  beim  Transport  unterstützt 
werden.    Die  Gefässe  weichen  der  Kugel  nicht  aus,   sondern  können  von  ihr 
sowohl  gestreift  wie  durchbohrt  werden  (Lochschuss).     Arterielle  Aneurysmen 
können  spontan  heilen.     Die  Exstirpation  des  Aneurysma,  4  Wochen  nach 
der  Verletzung  bei  verheiltem  Schusskanal  und  bei  strenger  Asepsis  ausgeführt, 
garantiert  am  sichersten  die  radikale  Heilung. 

Dangel  (3).  Bei  einem  33jährigen  Manne  musste  bei  der  Exstirpation 
karzinomatöser  Halsdrüsen  beiderseits  die  V.  jugularis  int.  unterbunden  werden. 
Nach  vorübergehender  Zyanose  und  Pulsbeschleunigung  stellte  sich  die  normale 
Zirkulation  wieder  her.  Durch  die  4  Wochen  später  vorgenommene  Sektion 
wurde  festgestellt,  dass  der  Ausgleich  der  Zirkulation  durch  die  Anastomosen 
im  Foramen  occipitale  magnum  erfolgt  war.  Die  rechte  Vertebralvene  und 
ein  anderer  vor  der  Wirbelsäule  verlaufender  Venenast  waren  hochgradig  er- 
weitert. Das  Zustandekommen  des  KoUateralkreislaufes  in  diesem  Falle  wurde 


Ehrich,  Verletzongen  und  chirarg.  Kranldieiten  der  Blutgefässe  etc.  217 

offenbar  durch  mehrere  Umstände:  das  verhältnismässig  jugendliche  Alter, 
^te  Herztätigkeit,  die  allmähliche  Erweiterung  der  Anastomosen  infolge  der 
Um^rachsnng  der  Jugularvenen  vom  Tumor  begünstigt. 

In  der  Absicht,  die  Statistik  zu  bereichern  und  die  verschiedenen  Zu- 
fälligkeiten und  Varietäten  der  Verwundungen  unter  die  Augen  zu  rücken  und 
zur  Ersichtlichmachung  der  verschiedenen  Operationsmodalitäten,  berichtet 
de  Gaetano  Luigi  (4)  verschiedene  Fälle,  in  denen  er  eingriff. 

Er  beginnt  mit  zwei  Fällen  von  Unterbindung  der  Karotis,  in  denen  er 
die    durch   das  Verwundungsinstrument  (Revolverkugel  im   ersten   Falle,    im 
zweiten    Stich-    und    Schnittwunde)    geschaffene    Bresche    erweiterte,    eine 
Ligatur   unter  der  Karotis    durchzog,   sie    zusammenschnürte   und   Heilung 
erzielte.    £in  Fall  von  Forcipressur  der  Achselschlagader  hoch  oben   infolge 
einer  Stich-  und  Schnittwunde  und  darauffolgende  Unterbindung  der  Schlüssel- 
beinarterie:   Exitus   durch    septische    Infektion.    Heilung    erzielte    er   auch 
bei    einer  Unterbindung  der  Arteria  humeralis  und  bei  einer  Unterbindung 
der  Radialis  und  Gubitalis,  und  Naht  des  N.  cubitalis.    Infolge  einer  Schuss- 
wnnde    und   darauffolgender   höchst   ausgedehnter    Blutgeschwulst   nahm    er 
Laparotomie  vor  mit  transperitonealer  Unterbindung  der  Arteria  iliaca  externa 
und  erzielte  Heilung.    Er  unterband  weiter  transperitoneal  die  Arteria  iliaca 
communis   und  nahm  auch  die  Gastrorrhaphie  und  Enterorrhaphie  vor,  um 
für  eine  Schusswunde  Hilfe  zu  schaffen;  doch  weder  die  Operation  noch  die 
H vpodermoklyse  vermochten  den  Patienten  zu  retten,  der  an  dem  starken  Blut- 
verlust starb.     Zweimal  unterband  er  die  Glutaea   und  in  einem  Fall  starb 
der   Patient    an  Gasgangrän.      Heilung  erzielte    er  durch  Unterbinden  der 
Arteria   und  Vena  femoralis  wegen  Quetschwunde  und  ein  anderes  Mal  mit 
demselben  Elingriff  wegen  Stich-   und  Schnittwunde.    Infolge  einer  Revolver- 
schnsswunde  unterband  er  die  Vena  femoralis  und  der  Kranke  genas  sehr 
gut.    Schliesslich  genasen  zwei  Individuen,  bei  denen  er  die  Vena  tibial.  ant. 
unterband. 

Den  beiden  ersten  Fällen  misst  er  grosse  Bedeutung  bei,  da  Pilz  und 
Friedländer  die  Unterbindung  der  Carotis  primitiva  für  gefahrvoll  halten, 
da  sie  19 — 32®/o  Gehirnstörungen  und  10 — 18®/o  Sterblichkeit  gebe,  während 
bei  seinen  beiden  Operierten  nichts  Derartiges  sich  ereignete.  Vor  der  Forci« 
pressur  der  Subclavia  gibt  er  in  der  Folge  wegen  Misserfolgen,  die  Kollegen 
aus  diesem  Operationsakt  erhielten,  der  Unterbindung  den  Vorzug. 

Verf.  schliesst  damit,  dass  er  zu  schnellbereiter  Kühnheit  zu  derartigen 
Eingriffen  auffordert,  indem  man  sich  nicht  durch  die  Qualität  der  verwundeten 
Gefasse  schrecken  lässt,  sondern  einzig  und  allein  sein  Augenmerk  darauf 
richtet,  der  Blutung  Einhalt  zu  tun.  R.  Giani. 

Goldmann  (6)  teilt  folgende  Fälle  von  Unterbindung  grosser  Venen- 
stämme mit:  1.  Unterbindung  der  V.  cava  inf.  wegen  Rissverletzung  bei  der 
Exstirpation  einer  tuberkulösen  Pyonephrose.  Exitus  nach  14  Stunden,  ohne 
dass  irgend  welche  Kreislaufstörungen  eingetreten  wären.  Dass  die  Unter- 
bmdung  des  Gefasses  unterhalb  der  Vv.  renales  eine*  berechtigte  Operation 
ist,  zeigen  einzelne  klinische  Erfahrungen,  Tierversuche,  Injektionen  nach 
Ausschaltung  der  V.  cava.  —  2.  Unterbindung  der  V.  subclavia  bei  der  Re- 
sektion der  tuberkulös  erkrankten  1.  Rippe.  Heilung.  —  3.  Unterbindung  der 
V.  juguL  comm.,  der  V.  subclav.  und  der  V.  anon.,  infolge  Blutung  bei  der 
Exstirpation  tuberkulöser  Lymphome  mit  Übergreifen  des  Prozesses  auf  die 
Gefisswand.    Heilung. 


218  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Der  venöse  Kollateralkreislauf  darf,  wie  Verf.  ausführt,  nicht  allein 
anatomischen  Gesichtspunkten  aus  berücksichtigt  werden,  sondern  seixi 
Standekommen  wird  von  der  physiologischen  Dignität  des  betr.  Gefässes,  t 
des  Organs  mitbestimmt  (Ausbleiben  desselben  bei  plötzlichem  Verschluss  < 
Pfortader,  sowie  der  V.  cava  oberhalb  der  Vv.  renales).  Der  Ausgleich  eij 
Kreislaufstörung  an  einer  Vene,  die  lediglich  eine  ^Leitungsfunktion*^'  h 
erfolgt  im  allgemeinen  leichter,  als  einer  solchen,  die  nebenher  nooli  ei 
Emährungsaufgabe  hat.  Für  die  unmittelbare  Herstellung  des  venösen  IC 
lateralkreislaufes  sind  entscheidend:  unversehrte  Kollateralbahnen,  norxna.] 
Blutdruck,  offene  Lymphbahnen  etc. 

E.  V.  G  raff  (7)  teilt  einen  Fall  von  Verletzung  des  Ductus  thoracic 
mit,  die  sich  bei  der  Exstirpation  tuberkulöser  Halsdrüsen  ereignete  ui 
durch  die  Ligatur  des  Ganges  schnell  geheilt  wurde.  Wie  die  Zusanunei 
Stellung  von  27  in  der  Literatur  niedergelegten  Fällen  ergibt,  ist  die  bei  odc 
nach  Operationen  am  Halse  auftretende  Ghylorrhöe  immer  durch  eine  Ve: 
letzung  des  Ductus  thoracicus  bedingt,  und  zwar  wurde  dieselbe  nur  bei  Opc 
rationen  an  der  linken  Halsseite  beobachtet.  Wenn  die  Ghylorrhöe  auc! 
meistens  nur  eine  vorübergehende  schwere  Ernährungsstörung  bedingt,  s< 
kann  sie  doch  bei  Hinzutreten  anderer  Schädlichkeiten  auch  zum  Tode  führen 
Die  beste  Art  der  Behandlung  besteht  in  der  sofort  auszuführenden  Li^atui 
des  Duktus,  die  keinerlei  schädliche  Folgen  nach  sich  zieht,  bez.  in  der  Nabi 
des  Ganges.  Erst  in  2.  Linie  kommt  die  Tamponade  zur  Behandlung  der 
Ghylorrhöe  in  Frage. 

Houzel  (8).     Bei   einer  36jährigen  Frau  kam  es  bei  der  Exstirpation 
einer  rechtsseitigen  fistulösen  Pyonephrose  zu  einem  Einriss  der  Vena  cava  inf. 
Nach   einem   erfolglosen  Versuch ,   denselben  zu  nähen ,  wurde  die   doppelte 
Unterbindung  des  Gefässes  zentral  und  peripher  von  dem  Riss  vorgenommen. 
Die  Heilung  erfolgte  ungestört,    ohne  dass  sich  sichtbare  Zeichen  dafür  ge- 
boten hätten,   in  welcher  Weise  sich  der  Kollateralkreislauf  entwickelt  hätte. 
Ein  geringes  Ödem   der   unteren  Extremitäten  blieb   längere   Zeit   bestehen. 
4  Jahre  später  fanden  sich  bei  der  Patientin,  die  völlig  gesund  geblieben  war, 
leichte  Venenerweiterungen  an  den  Unterschenkeln,  wie  man   sie  meist  und 
zwar  gewöhnlich  in  höherem   Grade  bei  Frauen   des  Alters,   die    mehrmals 
geboren  haben,  antrifft. 

Jacobsthal  (9)  gibt  einen  Überblick  über  die  historische  Entwickelung 
der  Naht  der  Blutgefässe,   die  Methoden  derselben,   ihre  Resultate  und  über 
die  histiologiscben  Heilungsvorgänge  an  der  Gefässwand,  die  er  selber  genauer 
studiert  hat  (s.  diese  Jahresber.  VI,  S.  166).    Von  40  Arteriennähten,  die  er 
in  der  Literatur  ausfindig  machen  konnte,   waren  5  zirkuläre,   die  übrigen 
partielle,  denen  er  einen  neuen  Fall  aus  der  Riedeischen  Klinik  hinzufügt 
(Naht  der  A.  femoralis  mit  gutem  Erfolg  trotz  eintretender  Eiterung).    Die 
Zahl  der  erfolgreich  ausgeführten  Venennähte  lässt  sich  gar  nicht  mehr  be- 
rechnen.    Von  hohem  Interesse  sind  die  neuesten  Bestrebungen,   die  Gefäss- 
naht  zu  benutzen,  um  erfolgreicher,   als  bisher  möglich,   die  Transplantation 
von  Organen  auszuführen. 

In  seiner  langen,  systematischen,  noch  nicht  fertigen  Studie  beschreibt 
Jianu  (10)  die  Geschichte  der  Blutgefässnaht.  Er  zitiert  alle  bis  jetzt  be- 
kannten Fälle,  um  endlich  auf  seine  eigenen,  beim  Hunde  operierten  Fälle 
überzugehen.  Stoianoff  (Vama). 


Ehrich,  Yerletzoogen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  Blatgefftsse  etc.  219 

Jiann  (11)  beschreibt  seine  sechs  Fälle  von  Sntur  der  Aorta  abdomi- 
B3Jis  beim  Hände  und  seine  eigene  Technik.  Er  benützt  eine  spezielle  ge- 
bcigene  Klemme,  um  nur  diejenige  Portion  des  Gefasses,  die  zu  nähen  ist,  za 
üsseiiy  ohne  die  Zirknlation  in  der  bleibenden  Portion  zu  stören.  So  näht 
er  mit  penetrierenden,  separaten  oder  fortlaufenden  Nähten  mit  Zwirn  oder 
Seide,  die  mit  steriler  Vaseline  imbibiert  ist,  zur  Vermeidung  der  Hämor- 
rhagie  durch  die  Nahtpunkte.  Er  nähte  so.  die  Wunde  der  Länge  oder  der 
(^ere  nach,  die  Aorta,  mit  gutem  Erfolge,  ohne  Thrombose  zu  bekommen, 
seitdem  er  seine  Klemme  und  nicht  die  temporären  hämostatischen  Ligaturen 
benutzt.  Stoianoff  (Vama). 

Katzenstein   (12)  hat  zur  Entscheidung  der  Frage,  ob   die  Unter- 
bmdang  der  Aorta  am  Menschen  eine  berechtigte  Operation  ist,   eine  grosse 
Zähl  von  Tierversuchen   angestellt,   deren  Ergebnisse  sich  von  denen  durch 
Sonne nburg   gewonnenen  wesentlich  unterscheiden.     Während  nach  letz- 
terem der   Kollateralkreislauf  sich   in   allerkürzester  Zeit  nach   der  Ligatur 
herstellen  kann,  fand  Verf.,  dass  der  Blutdruck  bedeutend  stärker  sinkt  und 
der  Pols  viel  längere  Zeit  verschwindet,   als  nach  den  Sonnenburgschen 
Experimenten,  bei  denen  nach  seiner  Ansicht  wahrscheinlich  keine  komplete 
Unterbindung   des  Gefasses   stattgefunden  hatte.     Bei  einem  Tier,    das   am 
Leben  blieb ,   wurde  die  ursprüngliche  Höhe  des  Druckes ,  gemessen  an  der 
Femoralis,   erst   nach  ca.  13  Wochen  erreicht.     Katzenstein  nimmt  auf 
Grund  seiner  Ergebnisse  an,  dass  die  Bahnen,  in  denen  sich  der  Kollateral- 
kreislauf entwickelt,   Arterien  kleinsten  Kalibers  oder  auch  Kapillaren  sind, 
und  es  gelang   ihm  auch ,   dieselben ,   deren  Zahl  zunächst  nach  der  Unter- 
bindung minimal  ist,   dann  relativ   rasch   zunimmt,   durch  Injektion  nachzu- 
weisen.   Die  eigentliche  Ursache  der  Entstehung  des  KoUateralkreislaufs  ist 
die  Erhöhung  der  Herztätigkeit ,   messbar  an  der  Erhöhung  des  allgemeinen 
Blutdrucks,  die  sich,   wenn  bei   der  Operation  alle  blutdruckemiedrigenden 
Momente   vermieden  werden,   sofort   nachweisen  lässt.      Die   Mehrbelastung 
des  Herzens  hat  zunächst  eine  Dilatation  desselben,    dann  eine  Hypertrophie 
des  linken  Ventrikels  zur  Folge.     Die  beim  Hunde   nach  der  Unterbindung 
der  Aorta  oberhalb  der  Bifurkation  auftretenden  Lähmungen  der  hinteren 
Extremitäten  und  der  Blase  —  die  in  den  ersten  Tagen  schwere  Zirkulations- 
-tönmgen  aufweist  —  sind  peripherischer  Natur,  da  eine  anatomische  Schädi- 
gung des  Rückenmarkes  nicht  nachweisbar  ist  und  die  Lähmungen  vorüber- 
gAend  sind. 

Aus  einer  Zusammenstellung  sämtlicher  beim  Menschen  ausgeführten 
Vülerbiiidungen  der  Bauchaorta  geht  hervor,  dass  keine  einzige  Erfolg 
katte,  sondern  sämtliche  Operierte  zugrunde  gingen.  Zwecks  Heilung  eines 
lÄtipteriach  gelegenen  Aneurysma  hat  die  Unterbindung  wegen  der  baldigen 
Ausbildung  des  KoUateralkreislaufs  nicht  die  geringste  Aussicht  auf  Erfolg. 
Knödler  (13)  liefert  einen  Überblick  über  die  Geschichte  der  Ligatur 
^i  der  Resektion  der  Vena  femoralis  unterhalb  des  Lig.  Poupartii  und  tritt 
wi  der  Hand  der  Statistik ,  der  er  einen  neuen ,  hierhergehörigen  Fall  aus 
<i«r  Charite  in  Berlin  hinzufügt,  für  die  Berechtigung  der  Operation  ein. 

Martin  (14)  führte  mit  Erfolg  die  Naht  eines  2  cm  langen,  durch 
^men  Stahlsplitter  entstandenen  Loches  der  Art.  femoralis  zwischen  mittlerem 
^4  unterem  Drittel  aus.  Die  Pulsation,  die  durch  den  Druck  des  Hämatoms 
iD  den  peripherischen  Arterien  aufgehoben  war,  war  sofort  nach  der  Naht  wieder 
^Ibar.  Martin  hält  es  für  bemerkenswert,  dass  in  keinem,  der  bisher  ver- 


220  Jahresbericht  für  Chinirgie.    I.  Teil. 

öffentlichten  Fälle  von  Arteriennaht  sich  nax^hträglich  ein  Aneurysma  an  der 
Nahtstelle  entwickelt  hat. 

Lebram  (15).  Bei  der  Durchsicht  eines  Materials  yon  ca.  1200  Fällen 
von  Ligatur  der  Karotis  fand  Lebram  8  (0,6 ^/o),  in  denen  Störungen  des 
Gehörorgans  der  betreffenden  Seite  sich  an  den  Eingriff  anschlössen.  6  mal 
handelte  es  sich  um  Schwerhörigkeit,  die  durch  Anämie  des  inneren  Ohres 
zu  erklären  sei,  2 mal  um  eine  Otalgie,  die  Verf.  als  Folge  einer  Thrombo- 
sierung der  Carotis  interna,  durch  Druck  derselben  auf  den  Plexus  tympanicos 
auffasst. 

Quodbach  (16).  Mitteilung  des  sehr  seltenen  Falles  einer  Stich- 
Verletzung  der  Art.  vertebralis  zwischen  Hinterhaupt  und  Atlas.  Die  Ligatur, 
die  am  Orte  der  Verletzung  unmöglich  gewesen  wäre,  wurde  an  der  Abgangs- 
stelle von  der  Art.  subclavia  ausgeführt.  Exitus  infolge  diffuser  Meningitis 
haemorrhagica  cerebrospinalis.  Es  zeigte  sich  bei  der  Sektion,  dass  sich 
das  peripherische  Ende  der  Arterie  vollständig  in  die  Kopf  höhle  zurückgezogen 
hatte  und  beide  Arterienenden  thrombosiert  waren. 

Kevenstorf  (18)  beschäftigt  sich  auf  Grund  eines  grösseren  Sektions- 
materials und  an  der  Hand  von  Tierexperimenten  eingehend  mit  dem  Mecha- 
nismus der  Ruptur  gesunder  Aorten.  Zu  unterscheiden  ist  zwischen  Platz- 
ruptur, die  durch  übermässige  Steigerung  des  Innendruckes,  und  Überdehnungs- 
ruptur, die  durch  Dehnung  der  Arterienwand  in  der  Längsrichtung  zustande 
kommt.  Der  erste  Mechanismus,  der  namentlich  bei  den  Rupturen  des  auf- 
steigenden Teils  der  Aorta  von  Bedeutung  ist,  kommt  dadurch  zustande,  dass 
das  Brustbein  gegen  die  Wirbelsäule  gepresst  und  damit  das  abführende  Ge- 
fässrohr  verschlossen  wird.  Die  Rupturen  des  absteigenden  Teils  der  Aorta 
sind  in  einem  Teil  der  Fälle  als  Dehnungsrupturen  aufzufassen:  Durch  die 
komprimierende  Gewalt  wird  das  Herz  nach  links,  die  Lungen  nach  oben 
gedrängt.  Dadurch,  dass  der  linke  Bronchus,  der  mit  der  Aorta  durch 
Bindegewebsstränge  ziemlich  fest  verbunden  ist,  der  Bewegung  der  Lunge 
folgt,  kommt  es  zu  einer  Zerrung  des  an  der  Wirbelsäule  fixierten  Gefäss- 
rohrs  und  zum  Einreissen  der  Gefässwand. 

Rotter  (19)  liefert  eine  für  den  Praktiker  bestimmte  Darstellung  der 
Lehre  von  den  Verletzungen  der  grossen  Gefasse.  Es  werden  nacheinander 
die  verschiedenen  Arten  der  traumatischen  Blutungen  besprochen,  unter  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  Schussverletzungen,  die  Formen  der  Nach- 
blutung, sodann  die  Symptome  der  Verletzungen,  indem  besonders  auf  den 
örtlichen  Befund  an  dem  verletzten  Gefässrohr  eingegangen  wird.  Schliesslich 
werden  die  wichtigsten  Grundsätze  der  Therapie  (Frage  des  Transportes,  des 
Verbandes,  Art  der  Ligatur)  erörtert. 

Trevisan  (20).  In  dem  ersten  Falle  wurden  nach  VerschUessung  der 
Wunde  der  Jugularis  interna  mittelst  einer  Pinzette,  dann  mit  Gatgut  Nr.  0 
die  Muskebi  und  die  Aponeurose  vereinigt ;  nach  9  Tagen  war  Heilung  erfolgt. 
Nach  dem  aus  einer  sonstigen  Ursache  20  Tage  nach  der  Heilung  erfolgten 
Tode  des  Verwundeten  zeigte  die  anatomische  und  histiologische  Untersuchung 
das  Gefässlumen  gangbar,  obgleich  der  Durchmesser  reduziert  war,  das  Endothel 
wieder  gebildet,  aktive  Neubildung  des  elastischen  Gerüstes,  einige  pro- 
liferierende Elemente  der  Muskelhaut  und  narbiges  Bindegewebe  in  direktem 
Zusammenhang  mit  den  Fasern  des  Stemo-cleidom. 

In  dem  zweiten  Falle  erfolgte  vollständige  Heilung. 


Ehrich,  VerletzuDgen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.  221 

Durch  Versuche,  die  er  ausführte,  überzeugte  er  sich  von  der  Bedeutung 
der  Aponeiirosis  cervicalis  media,  insofern  sie  durch  den  Omohyoideus  gestützt 
ist:  der  intakte  Stemo-cleidom.  komprimiert  die  Wunde  und  die  Gefahren 
werden  so  verringert;  in  dem  zweiten  Falle  wurde  die  Gasembolie  durch 
das  enge  Lumen  der  Wunde  und  die  damit  einhergehende  arteriöse  Läsion 
vermieden. 

Unter  Betrachtung  der  Fälle  anderer  Autoren  bemerkt  Verf.,  dass  die 
CTefässonterbindung  nur  dann  auszuführen  ist,  wenn  ungefähr  die  Hälfte  der 
Zirkumferenz  des  Gefassrohrs  verletzt  ist;  dass  die  laterale  Unterbindung 
besser  als  die  Naht  bei  Stichwunden,  die  Naht  dagegen  angebracht  ist,  wenn 
die  Venenwände  und  die  Scheide  morsch  sind.  R.  GianL 

Unterberger  (21).     Bei   der  Exstirpation  eines  sehr  verwachsenen 

Haladrüsenpaketes  linkerseits  kam  es  zu  einer  gleichzeitigen  Verletzang  der 

Vena  subclavia  und  des  Ductus  thoracicus.    Die  Venenwunde  wurde  genäht^ 

der  Ductus  ligiert.   Nach  vorübergehender  geringer  Chylorrhöe  Heilung.    Auf 

Gnmd    einer  Zusamm^istellung  von   29  Fällen  von  Verletzung   des  Ductua 

thoracicus  bei  Operationen  in  der  linken  Supraclaviculargrube  empfiehlt  Verf. 

als    die   sicherste  Behandlungsmethode   die   Ligatur   des   Ganges.     Erst   in 

zweiter  Linie  kommt   die  Tamponade  in  Betracht  ^  wenn  die  Unterbindung 

unmöglich  ist.     An  Varietäten  im  Verlauf  des  Ductus  thoracicus  kommen  in 

Betracht:    Einmündung  auf  der  rechten  Halsseite  bei  anormaler  oder  auch 

normaler  Lage  der  Gefasse,  deltaartige  Einmündung,  Einmündung  in  andere 

Geiaase. 

7.  Arterienerkrankuiig. 

1.  Binmler,  Ist  die  Arteriosklerose  eine  AlJgemeinkrankheit?    Berliner  klin.  Wochen- 
Schrift  1905.  Nr.  44a. 

2.  Bmri^,  L'art^rite  aignS  rhamatiBmale.    La  Presse  möd.  1905.  Nr.  24. 

3.  *Beck,  C,  Sclerosis  and  ossification  of  veins.    New  York  med.  joarn.  1904.  April. 

4.  Braun,  Znr  Frage  der  Arteriosklerose  nach  intrayenGser  Adrenalinznfuhr.    Wiener 
klin.  Wochensehr.  1905.  Nr.  6.  p.  150. 

5.  Batera  Sillitti,   C,  Occlasione  dell*  arteria  mesenterica  snperiore.    II  Policlinico. 
Sex.  prat  Faac.  40.  1905. 

6.  Demmler,  Amputations  faites  pour  des  gangr^nes  par  oblit^raiion  arterielle.    BulL 
et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  18.  p.  488. 

7.  Eloy,  The  valae  of  nitroglycerine  in  the  practice  of  surgery.  Brit.  med.  Joarn.  7. 1.  1905. 
p.  16. 

8.  Eseat,  L'^pistaxis  grave  des  artörio-sclörenx.    Presse  m^.  1905.  Nr.  72. 

9.  Etienne,  Role  dn  froid  intense  dans  Ja  pathogänie  des  acropathies.    Arch.  g^n.  de 
m^.  1905.  Nr.  52. 

10.  Fischer,  Experimentelle  Arterieuerkrankungen  durch  Adrenalininjektionen.    Münch. 
med.  Wochensehr.  1905.  Nr.  1.  p.  46. 

11.  Forssner,  Fall  von  chronischer  Aortentnberkul ose  mit  sekundftrer,  akuter  allgemeiner 
Miliartaberkulose.    Zentralhl.  f.  allgem.  Pathol.  n.  pathol.  Anat.  1905.  Nr.  1. 

12.  Hoffmann,  E.,  Venenerkrankungen   im  Yerlaaf  der   Sekundttrperiode   der   Syphilis» 
Arch.  f.  Dermat.  u.  Syph.  LXXIII, 

18.  Lissaner,  Experimentelle  Arterienerkrankungen  beim  Kaninchen.   Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  22. 

14.  Michelsi  E.,  and  F.  P.  Weber,  Obliterative  arteritis.    Brit.  med.  jonm.  8.  IV.  1905. 

15.  ^P^hn   et   Qennet,   Oblit^ration   complHe  de  Taorte  abdominale  k  sa  terminaison» 
Lyon  m^d.  1905.  Nr.  28. 

16.  Beitter,  Zur  Diagnose  der  Erobolie  der  Art.  mesar.  sup.    Münch.  med.  Wochensehr. 
1905.  Nr.  5. 

17.  Ribbert,  H.,  Über   die  Genese   der  arteriosklerotischen  Veränderungen  der   Intima. 
Yerhandl.  der  deutBcheu  pathoL  Ges.  1904.  YlII. 


222  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

18.  Rome  et  Bombes  deVilliers,  Aortite  septiqae  ulcero-v^götante  de  natare 
ment  tabercaleose.    Lyon  m^d.  Id05.  Nr.  84. 

19.  Roque-Corneloup,  Deux  cas  d'aortite  abdominale.  Lyon  m^d.  1905.  Nr.  24.     p. 

20.  Rumpf,  Über  Arteriosklerose.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1.  p.  4S. 

21.  Steinsberg,  Zur  Behandlung  der  Arteriosklerose.    Berliner  klin.  Wochensclizr.     J 
Nr.  19. 

22.  Thurston,£.  Owen,   2  cases  of  gangrene  with  spontaneous  amputation.        X^i^i 
20.  V.  1905. 

28.   *  Witte,    Über  Perforation  der  Aorta  durch  akute    bakterielle  Aortitis   bei    Pj^^ 
Zieglers  Beitr.  zur  path.  Anat.  XXXVII,  1. 

Bau  ml  er  (1)  erörtert  die  verschiedenen  mechanischen,  toxischen, 
fektiösen  nnd  nervösen  Einflüsse,  die  zur  Entstehung  der  unter  ^Ai-tei 
Sklerose^  zu  verstehenden  Arterienerkrankung  führen.  Mit  der  Zeit,  ^w 
4urch  fortwirkende  Ursachen  (Lebensweise,  Nierenerkrankung)  oder  duroli 
in  der  Arterien-  oder  in  hinzutretender  Herzerkrankung  begründete  slUi 
meine  Kreislaufsstörung  oder  durch  Lokalerkrankungen,  die  von  beschränkl 
Zirkulationsstörungen  abhängig  sind,  der  Organismus  in  Mitleidenschaft  g 
zogen.  Die  Allgemeinerkrankung  ist  also  eine  sekundäre  Erscheinung ,  d 
Primäre  sind,  abgesehen  von  den  genannten  ätiologischen  Faktoren,  die  Sto 
Wechselanomalien,  vor  allem  die  auf  Nephritis  beruhenden  und  die  von  d 
Arterienerkrankung  abhängigen  Kreislaufstörungen. 

Barie  (2).  Im  Verlaufe  des  akuten  Gelenkrheumatismus  komme 
ausser  entzündlichen  Prozessen  am  Herzen  solche  am  arteriellen  System  vo\ 
In  dem  Falle  des  Verf.,  der  im  übrigen  ohne  Komplikationen  verlaufen  wai 
trat  der  Prozess  am  16.  Krankheitstage  an  der  rechten  Arteria  brachiaii 
auf.  Gewöhnlich  dokumentiert  sich  die  Erkrankung  durch  Spontan-  um 
Druckschmerz  und  abnorm  starke  Pulsation.  In  einzelnen  Fällen  wiird< 
hinterher  eine  Dilatation  des  Gefässes  beobachtet.  Im  Falle  des  Verf.  kart 
es  späterhin  zu  einer  wesentlichen  Abschwächung  des  Pulsschlages.  Während 
in  diesem  und  in  anderen  Fällen  ungestörte  Heilung  erfolgte,  führte  die  Er- 
krankung bei  einer  zweiten  Gruppe  von  Beobachtungen  zu  einer  Obliteration 
des  Gefässes  mit  mehr  oder  minder  schweren  Zirkulationsstörungen. 

Braun  (4)  hat  zur  Entscheidung  der  Frage,   ob  die  nach  wiederholter 
intravenöser  Adrenalinzufuhr  bei  Kaninchen  sich  entwickelnde  Arteriosklerose 
durch  die  drucksteigernde  Wirkung  des  Adrenalins  oder  durch  toxische  Wir- 
kung desselben  auf  die  Gefässwand  zustande  kommt,   Tierversuche  angestellt 
in  der  Weise,   dass   er  mit  dem  Adrenalin  gleichzeitig  Amylnitrit  zur  Aus- 
schaltung  der    drucksteigemden    Wirkung   des    ersteren   injizierte.     Da   nun 
trotzdem  die  gleichen  Gefässveränderungen  auftreten,  so  spricht  dieser  Um- 
stand für  die  toxische  Genese  dieser  Arteriosklerose,  ein  Ergebnis,  das  anderer- 
seits darauf  hinweist,   dass  die   bei  der  menschlichen  Arteriosklerose  meist 
nachweisbare  Drucksteigerung  nicht  Ursache,  sondern  BegleiterscheinuDg  des 
die  Gefässveränderungen  bewirkenden  Prozesses  ist. 

Butera  Sillitti  (5).  Zwei  Fälle  von  Embolie  des  Krummdarms,  in 
denen  äusserst  rasch  der  Tod  eintrat.  Bei  der  Sektion  fand  man  gangrä- 
nösen Brand  von  ungefähr  4  m  Dünndarm  und  Blinddarm,  dicken  ischämischen 
Infarkt  des  entsprechenden  Mesenteriums  und  Klappenendokarditis.  Butera 
verbreitet  sich  über  die  Schwierigkeit,  am  Lebenden  derartige  Fälle  diagno- 
stizieren zu  können.  R.  Giani. 

Demmler  (6).  Mitteilung  eines  Falles  von  infektiöser  Endarteriitis  der 
rechten  Femoralis,   die  im  Anschluss  an  eine  Influenzapneumonie  entstanden, 


Ell  rieh,  Verletzongen  und  chimrg.  Krankheiten  der  BlutgefäsBe  etc.  223 

lur  Gangrän  des  Beines  führte.    Amputation  im  Oberschenkel.  Einige  Wochen 

nach    erfolgter  Heilung  Tod  an  Kachexie.    Bei   der  Sektion  zeigte   sich   die 

Arteriitis  bis    zum    Stamm   der  Iliaca   fortgeschritten.     Der  Gefössthrombus 
enthielt  in  reichlicher  Menge  Bacterium  coli. 

Elvy  (7)  empfiehlt  den  Gebrauch  des  Nitroglyzerins  nicht  nur  bei  be- 
ginnender seniler  Gangrän,  sondern  auch  in  allen  Fällen  von  vermindertem 
Blutzufluss  infolge  hochgradiger  Kontraktion  der  Arterien.  Er  hat  in  einem 
Falle  von  beginnender  Gangrän  der  Hand  und  bei  einem  Nackenkarbunkel 
einen  günstigen  Einfluss  des  Mittels  beobachtet. 

Escat  (8)  hat  an  einem   grösseren  Krankenmaterial  Untersuchungen 
über  den  genaueren  Sitz  der  Blutung  am  Nasenseptum  bei  den  verschiedenen 
Formen   des   Nasenblutens    angestellt   und    erläutert   seine   Befunde   an 
einigen  Abbildungen.     Die   typische  Stelle  bildet  für  das  Gros  der  leichten 
Fälle  ein  2  cm  im  Durchmesser  haltender  Bezirk  am  vorderen  unteren  Teil 
der  Scheidenwand,  der  im  wesentlichen  von  der  Art.  spheno-palatina  int.  ver- 
sorgt wird.    In  der  Umrandung  dieses  Bezirks  finden  sich  vier  Punkte,  ent- 
sprechend den  zuführenden  Arterien,  die  die  Quelle  für  schwerere  Blutungen 
bilden,  aber  noch  leicht  zugänglich  sind.     Bei  den  schweren  Blutungen,   wie 
sie   bei  der  Arteriosklerose   häufig  sind,    handelt  es  sich  in  der  Regel  um 
Rupturen    eines    der   drei  Äste    bezw.    des  Stammes   der  Art.   sphenopalat. 
an  dem  hinteren  Abschnitt  des  Septums,  deren  Sitz  deshalb  schwerer  festzu- 
stellen ist.    Was  die  Therapie  anbetrifft,  so  genügen  in  den  leichteren  Fällen 
Ätzungen,  in  den  schwereren  empfiehlt  sich  die  Tamponade  mit  Watte,  even- 
tuell getränkt  mit  Wasserstoffsuperoxyd,  die  48  Stunden  liegen  bleibt,  eventuell 
mit  nachfolgender  Verschorfung  der  betreffenden  Stellen. 

£tienne  (9)  berichtet  über  drei  Fälle,  in  denen  sich  im  Anschluss  an 
die  Einwirkung  starker  Kälte  an  den  Händen  schwere  Sensibilitäts-  und  Zir- 
kulationsstörungen entwickelten,  die  zur  Gangrän  von  einzelnen  Fingern 
führten.  Letztere  trat  bei  zweien  der  Fälle  erst  auf,  nachdem  jene 
Störungen  längere  Zeit  bestanden  hatten,  in  dem  dritten  Falle,  in  dem  sich 
im  Anschluss  an  die  Kälteeinwirkung  eine  Polyneuritis  entwickelt  hatte,  im 
Gefolge  einer  massigen  Überanstrengung.  Bemerkenswert  war  in  dem  zweiten 
Falle  die  Verminderung  des  Pulses  der  linken  Radialis,  die  Verf.  auf  eine 
lokale  Endarteritis  obliterans  zurückführt. 

Fischer  (10)  hat  an  Kaninchen  durch  Adrenalininjektionen  schwere 
Gefässveränderungen ,  insbesondere  an  der  Aorta  erzeugt,  die  in  einzelnen 
Fällen  die  Bildung  wirklicher  Aneurysmen  zur  Folge  hatten.  Diese  Verände- 
rungen, die  sich  von  der  menschlichen  Arteriosklerose  makroskopisch  und 
mikroskopisch  wesentlich  unterscheiden,  können  nach  Ansicht  des  Verfs.  nicht 
allein  auf  den  gesteigerten  Blutdruck  zurückgeführt  werden,  sondern  die  nach 
der  Injektion  auftretende  Kachexie  und  Glykosurie  bei  den  Tieren  zeigt,  dass 
schwere  Störungen  des  Stoffwechsels  mit  im  Spiele  sind. 

Forssner  (11).  Beschreibung  eines  Falles  von  chronischer  hämato- 
gener  Tuberkulose  der  Aorta,  in  dem  alle  drei  Wandschichten  von  der  Er- 
krankung ergriffen  waren.  Forssner  nimmt  an,  dass  es  sich  um  eine  pri- 
märe Tuberkulose  der  Media  gehandelt  hat,  da  nach  den  bisherigen  Beobach- 
tungen eine  Intimatuberkulose  sehr  geringe  Tendenz  hat,  auf  die  Media 
überzugreifen,  da  femer  in  dem  vorliegenden  Falle  keine  endarteriitischen  Ver- 
änderungen  vorhanden  waren.     Die  Tuberkelbazillen   sind   der  Aortenwand 


224  Jaliresbericlit  fOx  ChimrgM.    I.  Teü. 

wahrscheinlich  von  einem  primären  Bronchialdrüsenherd  durch  die  Vasa  vasis 
zugeführt. 

Hoffmann  (12)  liefert  in  seiner  Habilitationsschrift  auf  Grund  sehr 
eingehender  eigener  Untersuchungen  und  unter  Verwertung  der  einschlägigen 
Literatur  eine  umfassende  Darstellung  der  Pathologie  der  in  der  Frühperiode 
der  Syphilis  auftretenden  Venenerkrankungen,  die  nicht  so  selten  sind,  als 
man  früher  angenommen  hat.  Aus  den  Ergebnissen  der  Arbeit  sei  folgendes 
angeführt:  Die  erste  Form  der  Erkrankung,  die  strangformige  Phlebitis,  die 
mit  Vorliebe  Männer  im  Durchschnittsalter  von  28  Jahren  befällt,  betrifft 
zumeist  die  Vena  saphena  magna  und  zwar  gewöhnlich  grössere  Abschnitte 
derselben.  Sie  entsteht  meist  ziemlich  plötzlich  unter  Schmerzen  und  doku- 
mentiert sich  durch  das  Auftreten  eines  harten,  zylindrischen,  verschieblichen 
Stranges,  an  dem  sich  oft  knotige  Verdickungen  entsprechend  den  Klappen 
nachweisen  lassen.  Histiologisch  ist  sie  ausgezeichnet  durch  eine  bedeutende 
Wandverdickung,  insbesondere  der  Media  und  der  Intima.  Der  Prozess  geht 
wahrscheinlich  von  den  Vasa  vasorum  aus  und  hat  eine  mehr  oder  minder 
ausgedehnte  Thrombose  zur  Folge.  In  der  peripherischen  Schicht  der  Thromben 
finden  sich  regelmässig  sehr  zahlreiche  Riesenzellen.  Die  zweite  Form,  das 
nodöse  Syphilid,  ist  charakterisiert  durch  kugelige  und  spindelförmige  Knoten- 
bildung, die  mit  Vorliebe  bei  Frauen  um  variköse  Unterschenkelvenen  ent- 
steht und  ihren  Ausgang  von  der  Venenwand  nimmt.  Für  die  Annahme,  dass 
die  dritte  Form,  das  Erythema  nodosum  et  multiforme  syphiliticum  von  einer 
Phlebitis  kleiner  subkutaner  bezw.  kutaner  Venen  ausgeht,  konnte  Verf.  in 
einem  typischen  Falle  der  ersteren  Unterabteilung  den  Nachweis  führen. 

Lissauer  (13)  erzeugte  durch  wochen-  und  monatelang  fortgesetzte 
Adrenalininjektionen  beim  Kaninchen  krankhafte  Veränderungen  der  Aorten- 
wand, die  im  Gegensatz  zu  der  menschlichen  Arteriosklerose,  welche  sich  im 
wesentlichen  an  der  Intima  abspielt,  ihren  Sitz  in  der  Media  haben,  eine 
Lokalisation,  die  in  der  Gefässpathologie  des  Menschen  nur  bei  der  syphi- 
litischen Aortensklerose  und  der  sogen,  neurotischen  Angiosklerose  zur  Be- 
obachtung kommt.  Gegenüber  der  von  anderer  Seite  vertretenen  Ansicht, 
dass  die  Ursache  der  Erkrankung  in  toxischen  Einflüssen  und  der  blutdruck- 
steigemden  Wirkung  des  Adrenalins  zu  suchen  ist,  glaubt  Verf.,  dass  die 
starke  Kontraktion  der  Vasa  vasorum  unter  der  Wirkung  des  Mittels  die 
Ernährungsstörung  der  Media  verursacht. 

Michels  und  Weber  (14)  fügen  den  beiden  im  Vorjahre  publizierten 
einen  neuen  Fall  von  Arteriitis  obliterans  an  der  unteren  Extremität  hinzu, 
der  einen  39jährigen  Patienten  betraf  und  die  Amputation  unterhalb  des 
Knies  nötig  machte.  Aus  dem  anatomischen  Befunde  ist  die  auffallend 
schwache  Entwickelung  der  Poplitea  bemerkenswert.  Hinsichtlich  der  Ätio- 
logie halten  die  Verff.  es  für  möglich,  dass  ungünstige  soziale  Verhältnisse 
und  Rasseneigentümlichkeit  —  zwei  Patienten  waren  Juden  —  eine  Rolle 
spielten.     Alkoholismus,  Lues  etc.  waren  sicher  auszuschliessen. 

Pehu  et  Gennet  (lö).  Demonstration  eines  Präparates  von  Thrombose 
des  Endteiles  einer  atheromatösen  Aorta.  Bemerkenswert  war,  dass  in  dem 
betreffenden  Fall  zu  Lebzeiten,  abgesehen  von  herabgesetzter  Temperatur  und 
fleckenförmiger  livider  Verfärbung  an  den  unteren  Extremitäten,  keine  nennens- 
werten Störungen  bestanden  hatten. 

Reitter  (16).  Bei  einer  Patientin  mit  inkompensiertem  Herzfehler, 
die   bereits   einen  Lungeninfarkt  überstanden   hatte,    traten  schwere  Darm- 


Shrich,  Verletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.  225 

störuBgen:  Auftreibimg,  Schmerzhaftigkeit  des  Leibes,  Erbrechen,  blutige 
Stähle  aof,  die  die  Annahme  einer  Embolie  der  Art  mesent.  sup.  nahelegten. 
Bei  der  Aatopsie  fanden  sich  ausgedehnte,  multiple,  gangränöse  Stellen  am 
lleiun,  wahrscheinÜch  infolge  einer  schweren  Entzündung  der  Darmwand, 
dagegen  keine  Embolie.  Verf.  zieht  aus  der  Beobachtung  den  Schluss,  dass 
in  yIto  die  Diagnose,  ob  Darmnekrose  infolge  Entzündung  oder  Embolie  vor- 
liegt» überhaupt  nicht  zu  stellen  ist,  nicht  einmal  bei  nachgewiesenem  mög- 
lichen Urspmngsort  von  Embolis. 

Ribbert  (17).  Nach  den  Untersuchungen  des  Verfs.  sind  die  arterio- 
sklerotischen Veränderungen  der  Intima  (und  teilweise  auch  der  Media)  auf 
Eindringen  von  Blutplasma  zurückzuführen.  Das  letztere  wird  infolge  der 
Erhöhung  des  Blutdruckes  vom  Lumen  der  Arterien  aus  in  die  Intima  hinein- 
gepresst,  und  zwar  besonders  dort,  wo  umschriebene  Ausbuchtungen  zustande 
kommen.  Die  Fibrillen  werden  auseinandergedrängt,  die  Spalträume  werden 
erweitert,  die  faserige  Grundsubstanz  quillt  auf  und  es  fallen  Eiweisskörper 
in  festem,  geronnenem  Zustand  aus. 

Rome  et  Bombes  de  Villiers  (18).  Während  die  septische,  ulze- 
röse Form  der  Aortenentzündung  gewöhnlich  durch  Fortleitung  des  Prozesses 
Ton  den  Semilunarklappen  her  entsteht,  ist  das  Vorkommen  dieser  Affektion 
ohne  jede  Erkrankung  dieser  Klappen  ein  sehr  seltenes.  In  dem  hierher  ge- 
hörigen, klinisch  und  anatomisch  genau  beschriebenen  Falle  der  Verff.,  der 
das  Bild  der  septischen  Endokarditis  bot  —  voraufgegangen  waren  multiple 
Geienkschmerzen  —  fand  sich  bei  der  Autopsie  eine  Ulzeration  von  Frank- 
stnckgrösse  an  der  Aorta  ascendens,  während  die  Aortenklappen  nur  Schrump- 
fung und  Verdickung,  keine  frischen  Veränderungen  darboten.  Gegenüber 
den  Fällen,  wo  der  ulzeröse  Prozess  von  atheromatösen  Veränderungen  der 
Wand  ausgeht,  fehlten  solche  hier  ganz.  Mit  Rücksicht  auf  ältere  tuber- 
kulöse Veränderungen  in  den  Lungen  und  den  positiven  Ausfall  der  Tuber- 
kulinreaktion  sind  die  Verff.  geneigt,  den  ulzerösen  Prozess  der  Aorta  als 
tuberkulöser  Natur  aufzufassen,  trotzdem  die  histologische  Untersuchung  keine 
sicheren  Zeichen  hierfür  ergab. 

Soque  und  Corneloup  (19)  berichten  über  zwei  Fälle  von  Aortitis 
abdominalis.  In  dem  einen  Fall  entwickelte  sich  im  Anschluss  an  eine  Influenza 
zonäcbst  eine  Entzündung  des  Anfangsteils  der  Aorta,  die  stenokardische  Anfälle 
Temrsachte,  und  eine  Erweiterung  des  Gefässrohres  zur  Folge  hatte.  Zehn 
Monate  später  traten  Anfälle  von  Kolikschmerzen,  Durchfällen,  Druckempfind- 
lichkeit der  Bauchaorta  auf,  Erscheinungen,  die  Verff.  durch  Fortschreiten  des 
entzündlichen  Prozesses  auf  letztere  erklären.  Bei  dem  zweiten  Patienten  stellten 
sich  14  Tage  nach  Überstehen  einer  ;,Influenza^  heftige  Schmerzen  im  linken 
Fasse  ein,  Kältegefühl  und  blaurote  Verfärbung  mit  kleinen  Blutaustritten. 
Der  Puls  in  der  A.  dorsalis  pedis  war  beiderseits  unfüblbar,  ebenso  in  der 
linken  Tibialis  postica,  während  das  entsprechende  Gefäss  rechts  eine  erhöhte 
Spannung  aufwies.  Die  Bauchaorta  erwies  sich  erweitert  und  äusserst  druck- 
empfindlich. Die  Zirkulationsstörungen,  die  anfänglich  am  linken  Fuss  eine 
Gangrän  befürchten  Hessen,  verloren  sich  in  einigen  Wochen.  —  Ähnliche 
Erscheinungen  von  Spasmus  der  peripheren  Arterien  mit  vorübergehender 
Unterbrechung  der  Zirkulation  haben  Verff.  bei  der  interstitiellen  Nephritis 
beobachtet,  wofür  ein  Beispiel  angeführt  wird.  Sie  erklären  sie  hier  als 
toxischer  Natur,  in  obigem  Falle  als  reflektorischen  Ursprungs. 

JakresbMielit  für  Gbinirgie  1905.  15 


226  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Rumpf  (20)  hat  Untersuchungen  darüber  angestellt,  ob  bei  der  Arteri 
Sklerose  Abweichungen  in  den  chemischen  Bestandteilen  des  Blutes  und  d 
Gewebe  mit  den  degenerativen  Veränderungen  der  Gefässe  einhergehen.  ] 
fand  in  initialen  Fällen  des  Leidens  eine  Erhöhung  des  Fettgehaltes  und  eii 
sehr  beträchtliche  Vermehrung  des  Kalkes  in  der  erkrankten  Aorta,  nvährei 
Kalium  und  Natrium  vermindert  war,  in  fortgeschrittenen  Fällen  neben  d 
Vermehrung  der  Erdalkalien  eine  Herabsetzung  des  Wassergehaltes  des  Blnt 
und  teilweise  auch  des  Herzens  und  der  Leber.  Für  die  Entstehung  d< 
degenerativen  Prozesses  in  der  Gefässmuskulatur,  der  die  Vorbedingung  für  di 
Ablagerung  der  Kalksalze  ist,  sind  vermutlich  infektiöse  und  toxische  Eii 
fiüsse  zu  beschuldigen.  Verf.  knüpft  daran  einige  Bemerkungen  über  di 
Behandlung  der  Arteriosklerose. 

Steinsberg  (21)  skizziert  die  moderne  Behandlungsweise  der  Arteric 
Sklerose  in  ihren  Hauptzügen.  Vor  allem  kommt  es  auf  eine  frühzeitige  Er 
kenntnis  des  Leidens  an.  Die  kombinierte  Jod-Bädertherapie  ist  am  meistei 
erfolgversprechend. 

Thurston  (22)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Gangrän  mit  Spontan- 
amputation, die  wegen  der  Ausdehnung  des  Prozesses  bemerkenswert  sind. 
Der  eine  betraf  den  linken  Vorderarm  bei  einem  50jährigen,  der  andere  den 
rechten  Unterschenkel  bei  einem  40  jährigen  Hindu.  In  dem  ersteren  war 
wahrscheinlich  eine  Thrombose,   in  dem  letzteren   eine  Embolie  die  Ursache. 

8.  Das  Aneurysma. 

1.  *Allan,   Gase  of  aneurysma  of  the  aorta.    Qlasgow  med.  Journal  1905.  Nov.  Nr.  h. 
p.  375. 

2.  Baliance,  Hamilton,  A  case  of  sacculated  Aneurysm  of  the  arcb  of  the  aorta. 
The  Lancet  1904.  Oct  1.  p.  939. 

3.  Barling,  H.  Gilbert,  Aneurysmal  dilatation  of  the  right  Bubclavian  artery,  the  \ddo- 
minate  and  tbe  first  part  of  the  common  carotid.    Lancet  1905.  Sept.  16.  p.  822. 

4.  B^dart,  Le  diagnostic  radioscopique  des  an^vrismes  de  l'aorte.  Echo  m^d.  de  Nord 
1905.  Nr.  4.    Ref.  in  Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  13.  p.  153. 

5.  Bobbio,  L.,  Raro  caso  di  ferita  della  faccia.  (Aneurisma  falso  della  carotide  interoa. 
Lesione  del  vago  e  deir  ipoglosso.)  Nota  clinica.  Communicazione  fatta  alla  R.  Accä- 
demia  di  Medicina  di  Torino  nella  seduta  del  27  gennaio  1905. 

6.  ^Lucas-Gbampionniöre,  An^vrisme syphilitiqae  du  pli  de  Taine.  Ligature de Tiliaque 
externe.   Guörison.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  cbir.  de  Paris  1905.  Nr.  11.  p.  330. 

7.  *Glark,  Gase  of  ligature  of  the  profunda  femoris  artery,  common  iliac  artery  on  the 
same  side  with  perfect  recovery.    Brit.  med.  journ.  1905.  Oct.  7.  p.  850. 

8.  Gurrie,  Transperitoneal  ligature  for  aneurism  of  external  iliac  artery.  Annais  of 
surg.  1905.  April. 

9.  LeDentu,  Anövrisme  traumatic  du  tronc  tibio-p^ronier  on  de  la  tibiale  post^rieare  a 
sa  partie  la  plus  ölevöe,  traite  et  gu^ri  par  des  injections  sous-cutanöes  de  seruni 
g^latin^.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  de  Paris  1905.  Nr.  10- 

10.  *Dnnn,  Innominate  Aneurysm:  simultaneous  ligature  of  right  carotid  and  sabclavian 
arteriös:  recovery.    Brit.  med.  journ.  1905.  Oct.  7.  p.  851. 

11.  Faure,  An^vrisme  poplitä.  Extirpation.  Gangrene  de  la  jambe.  Bull,  et  möm.  de  k 
soc.  de  Ghir.  de  Paris  1905.  Nr.  11. 

12.  *G  essner,  Hermann  B.,  The  Matas  Operation  for  aneurism.  Annals  of  surgery  1905. 
January. 

13.  Gib 80 n,  Some  cases  of  aneurysm.    The  Practitioner  1905.  May. 

14.  Griff! tbs,  Gornelius  A.,  A  case  of  sacculated  aneuiysm  of  the  abdominal  aort«, 
treated  by  the  introduction  of  silver  wire  and  the  passage  of  constant  current  The 
Lancet  1905.  August  12. 

15.  Guinard,  An^vrisme  f^moro-poplit^.  Extirpation.  Gu^rison.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc. 
de  Ghir.  de  Paris  1905.  Nr.  14. 


Ehrich,  Yerletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.  227 

R  Halbron,  Raptnre  d'on  an^vrjsme  de  Taorte  abdominale.    Soc  anat.  de  Paris  1905. 

Nr  4. 
17.  IsraSl,  ÜBterbindung  der  A.  h3>'pogastr.  dextr.  wegen  Aneurysma  der  Art  glut.  inf, 

Deatache  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  5. 

IS.  Kallenberger,  Beitrag  zur  Lehre  yom   Aneurysma  spurium.    Yirchows  Archiv. 
Bd.  179.  Heft  3. 

19.  ^Latour,  Anöviisme  art^rio-veineuz  du  triangle  de  Scarpa.    La  presse  möd.  1905. 
Nr.  66. 

*20.  Luff ,  A.  P.,  An  extreme  case  of  thoracic  aneurysma.    Lancet  1905.  Sept.  23.  p.  899. 

21.  Lilien thal,  Aneurysm  of  the  right  subclavian  artery.  Annals  of  Surg.  1905.  Aug.  2. 
p.  271-279. 

22.  Mecdes,  Des  an^vrysmes  carotidiens.    Rev.  de  Chir.  1905.  Nr.  4., 

fB,  Mignon,  Andvrisme  art^rio-veineux  de  la  base  de  Taisselie  droite.    Bull,  et  mäm.  de 

U  80C.  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  19. 
24  Morestin,  Qaatre  cas  d'an^vrysmes  fömoraux.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  7.  p.  607. 
^5.  Moty,  AnÖTiisme  thoracique.   Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  19. 

26.  Mouriqaand,  Anevrysme  de  Taorte  abdominale  avec  ph^nomänes  d'occlusion.    Lyon 
m^.  1905.  Nr.  7.  p.  353. 

27.  Osler,  W.,  Aneurysma  of  the  abdominal  aorta.    Lancet  1905.  Oct.  14.  p.  1089. 

2^,  Owen,  Popliteal  aneurysm  in  a  boy  cnred  byHunter's  Operation.  Lancet  1905.  Oct.  21. 

p.  1171. 
29.  Plnyette  et  Bruneau,  Des  an^yrysmes  artörio-veineux  de  la  sous-clayiäre.    Rev* 

de  Chir.  1905.  Nr.  7. 
.30.  Beynier  et  Savariand,  Anövrisme  sous-claviculaire.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de 

Cbir.  de  Paris  1905.  Nr.  11.  p.  329. 

51.  Le  roides  Barres,  An^vrisme  de  l'artöre  f^morale  dans  le  canal  de  Hunter.    Gaz. 
des  Höp.  1905.  Nr.  39. 

52.  Kontier,  An^vrisme  faux  circoncrit  de  l'artdre  radiale.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de 
Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  21. 

3^  ^Schwalbe,  Aneurysma  arteriovenosum  der  Carotis  cerebralis.   Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  16.  p.  480. 

34.  *Sonnenbarg,  Aneurysma  arteriovenosum  der  Subclavia.  Berliner  klin.  Wochenscbr. 
1905.  Nr.  16.  p.  480. 

35.  Sheen,  Ligature  of  the  innominate  artery.    Annal.  of  Surgery  19Q5.  July. 

Ballance  (2)  führte  in  ein  Aneurysma  des  Aortenbogens  unter  Lokal- 
anästhesie  mittelst   einer  feinen  Hohlnadel    einen    8  Fuss  langen,    dünnen 
Silberdraht  ein,   der  vorher  aufgerollt  war,   in  der  Erwartung,   dass  er  sich 
i\ach  der  Einführung  in  den  Sack  wieder  zusammenrollen  würde,  und  Hess 
4ö  Minuten  lang  den  elektrischen  Strom  durch  den  Körper  gehen.    Das  Ende 
des  Drahtes   wurde  in  das  Aneurysma  versenkt.    Nachdem  Patient  längere 
Zeit  sehr  an  Schmerzen  in  dem  Aneurysma  gelitten  hatte,  machte  sich  von 
der  vierten.  Woche  ab  eine  zunehmende  Verkleinerung  und  ein  Härterwerden 
desselben  bemerkbar.    Exitus  10  Monate  post  operationem.    Bei  der  Sektion, 
die  ein  sackförmiges  Aneurysma  des  ersten  Abschnitts  des  Aortenbogens  er« 
gab,  fand  sich  nur  ein  Teil  des  Drahtes  in  dem  Sacke ,   der  übrige  Teil  war 
in  die  Aorta  bis  zum  Abgang  der  linken  Carotis  comm.  und  bis  zum  Boden 
des  linken  Ventrikels  vorgedrungen. 

Bari  in  g  (3).  Bei  einem  Aneurysma  der  rechten  Arteria  subclavia  be* 
absichtigte  Verf.,  die  proximale  Ligatur,  die  ihm  im  allgemeinen  sehr  gute 
Resultate  ergeben  hat,  auszuführen.  Da  sich  aber  bei  der  Operation  sowohl 
der  Anfangsteil  dieser  Arterie  sowie  die  Innominata  und  der  unterste  Teil 
der  Karotis  erweitert  erwiesen,  unterband  er  die  Axillaris  im  obersten  Ab- 
schnitt und  die  Carotis  comm.  oberhalb  der  Erweiterung.  Der  Erfolg  war 
«in  vollständiger. 

15* 


228  Jahresbericht  fftr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Bedart  (4)  weist  darauf  hin,  dass  die  Diagnostik  von  AortenAZieiirjs 
men  mittelst  Röntgenstrahlen  immer  noch  recht  schwierig  sei.  Eine  Ver 
längerang  und  Verlagerung  des  Aortenbogens,  wie  sie  gelegentlich  die  Folgt 
von  atheromatösen  Veränderungen  ist,  kann  Schatten  auf  dem  Sohirm  er^ 
zeugen,  die  falsch  gedeutet  werden.  In  manchen  Fällen  dagegen  ^ebezi  die 
X-Strahlen  viel  genauere  Aufschlüsse  über  den  Sitz  und  die  Ausdehnuzig  des 
Aneurysmas,  als  sie  die  gewöhnlichen  Untersuchungsmethoden  zu  liefern 
vermögen. 

Bobbio  (5).    Verf.  berichtet  die  Geschichte  eines  20 jährigen  BurscAezi, 
der  infolge  eines  bei  einer  Rauferei  erhaltenenen  Messerstiches  in  die   linke 
Wange  sich  in  der  Klinik  mit  einem  enormen  Haematoma  cervico-faciale  und 
mit  Sprech-  und  Atembeschwerden   einfand.      Expektative  Behandlung    für 
mehrere  Tage.    Das  Hämatom  wird  spontan  resorbiert.    Nach  zwölf  Tagen 
stellt  die  laryngoskopische  Untersuchung  Lähmung  des  linksseitigen  Rekurrens 
fest  und  man  bemerkt  ebenfalls  offensichtliche  Lähmung  des  Hypoglossns  der 
linken  Seite.     Nach  einem  Monat  wird  das  —  auf  das  Volumen  der  Faust 
eines  Erwachsenen  reduzierte,   in  der  Parotisregion  zusammengezogene  —  in 
iien  Pharynx  hineinragende  Hämatom  deutlich  pulsierend.     Nach  sorgfaltiger 
Untersuchung  wird  die  Diagnose  auf  falsches,   traumatisches  Aneu- 
rysma  der   inneren  Karotis   gestellt.     Ligatur   der   Carotis   primitiva. 
Heilung  des  Aneurysma,  welches  sofort  aufhört  zu  pulsieren  und  bald  darauf 
vollständig  verschwindet. 

Als  definitive  Folgeerscheinung  verblieb  Lähmung  des  Rekurrens  und 
des  Hypoglossus.  Nach  Erörterung  des  Falles  gibt  Verf.  seiner  Ansicht 
dahin  Ausdruck,  dass  das  in  die  Wange  eingedrungene  Messer  in  den  Maxillo- 
pharyngealraum  hinabgeglitten,  zwischen  dem  Kronfortsatz  und  dem  Gelenk- 
kopf des  Unterkiefers  hindurchgegangen  und  Carotis  interna,  Vagus  und 
Hypoglossus  verletzt  habe.  Die  Verletzung  ist  also  von  einer  ausnahmsweisen 
Seltenheit.  R.  Giani. 

Currie  (8)  führte  in  einem  Falle,  in  dem  vor  drei  Jahren  die  Ligatur 
der  rechten  Arteria  femoralis  wegen  Poplitealaneurysma  vorgenommen  war, 
wegen  sackförmigen  Aneurysmas  der  Arteria  iliaca  externa  die  trans- 
peritoneale  Ligatur  dieses  Gefässes  mit  Erfolg  aus.  Er  empfiehlt  ein 
derartiges  Vorgehen  für  solche  Fälle,  in  denen  man  bei  der  Grösse  des 
Aneurysma  mit  der  Möglichkeit  rechnen  muss,  die  Iliaca  communis  zu  ligieren. 

Le  Den  tu  (9).  Im  Anschluss  an  eine  Stichverletzung  an  der  Innen- 
seite des  Unterschenkels  12  cm  unterhalb  des  Kniegelenks  entwickelte  sieb 
ein  Aneurysma,  das  von  der  unteren  Hälfte  der  Kniekehle  bis  16  cm  unter- 
halb des  Gelenkspaltes  reichte.  Da  es  fraglich  war,  ob  der  Sack  oberhalb 
des  Abgangs  der  Tibialis  ant.  oder  unterhalb  desselben,  von  der  Tibialis 
postica  seinen  Ausgang  genommen  hatte,  sah  Verf.  von  der  Exstirpation  ab 
mit  Hinblick  auf  die  Möglichkeit  des  Eintritts  einer  Gangrän  nach  Unter- 
bindung der  Poplitea.  Durch  subkutane  Gelatineinjektionen,  die  siebenmal 
innerhalb  von  zwei  Monaten  ausgeführt  wurden  unter  gleichzeitiger  Anwen- 
dung von  massiger  Kompression,  wurde  völlige  Heilung  erzielt. 

Faure  (11).  Nach  der  Exstirpation  eines  Aneurysma  der  Arteria 
Poplitea,  das  oberhalb  der  Teilungsstelle  derselben  und  des  Abgangs  der 
unteren  Arteriae  articulares  sass,  kam  es  zur  Gangrän  des  Beins.  Verf.  lässt 
es  unentschieden,    ob   die   hier  angewandte   Es  mar  ch  sehe   Blutleere  oder 


Ehrich,  Yerletzangen  and  chirnrg.  Krankheiten  der  Blatgefässe  eto.  229 

Tieimehr  die  schlechte  Beschafifenheit  des  Arteriensystems   für  den  Ausgang 
yerantwortlich  zn  machen  sei. 

Gibson  (13)  bespricht  fünf  Fälle  von  Aneurysma  des  horizontalen  Teils 
des   Aortenbogens  unter  Beifügung  der  Skiagramme.      Nur  in  einem  Falle 
stimmte  die  Dämpfnngsfigur  nicht  mit  dem  Schatten  auf  dem  Röntgenbilde 
überein,    eine   Differenz,    die   möglicherweise   auf   das   bestehende   Lungen- 
emph3rsem  zurückzuführen  war.    Verf.  fügt  einen  Fall  hinzu  von  chronischer 
Myokarditis  mit  sehr  grossem  Herzen,   einhergehend  mit  linksseitiger  Stimm- 
bandlahmung,  der  ein  Aortenaneurysma  hätte  vortäuschen  können.    Es  fehlte 
jedoch  ein  entsprechender  Schatten  auf  dem  Skiagramm.    Während  die  Pro- 
gnose   der  Aortenaneurysmen   im  allgemeinen    zweifelhaft   ist,    demonstriert 
Gibson  einen  weiteren  Fall,  in  dem  durch  subkutane  Gelatineinjektionen 
ein  wesentlicher  Erfolg  erzielt  war.    Hier  hatten  Symptome  bestanden,   die 
auf  einen  Druck  des  Aneurysmas  auf  den  Ductus  thoracicus  schliessen  liessen. 
Griffiths  (14).    In  einem  Falle  von  kokosnussgrossem  Aneurysma  der 
Bauchaorta  wurde  vom  Laparotomieschnitt  aus  ein  Silberdraht  in  den  Sack 
eingeführt    und    15  Minuten   lang   der   galvanische  Strom  angewandt.     Das 
Aneurysma  fühlte  sich  hinterher  härter  an,   die  Pulsation  verschwand.    Tod 
nach  fünf  Stunden.    Bei  der  Autopsie  zeigte  sich,    dass  eine  Schlinge  des 
Drahtes  bis  in  die  Brustaorta  vorgedrungen  war. 

Guinard  (15).  Exstirpation  eines  faustgrossen  Aneurysma  der  Femo- 
ralis  im  Hunt  er  sehen  Kanal.  Ungestörte  Heilung,  abgesehen  von  ober- 
flachlichen  Nekrosen  an  der  Wade  und  Hacke.  Verf.  hält  es  für  wichtig, 
die  Exstirpation  mit  der  Unterbindung  der  Arterie  unterhalb  des  Sackes 
zu  b^;innen,  um  dem  Eintritt  von  Embolien  durch  das  Manipulieren  an  dem 
Sack  vorzubeugen. 

Halbron  (15).  Ein  Aneurysma  der  Bauchaorta  hatte  zu  hartnäckigen, 
seit  Monaten  bestehenden  Schmerzen  im  Bereich  der  Arteria  sacroiliaca 
rechterseits  Veranlassung  gegeben,  deren  Ursache  zu  Lebzeiten  unaufgeklärt 
blieb.    Der  Tod  erfolgte  durch  Verblutung  in  die  Bauchhöhle. 

Israel  (17)  unterband  wegen  eines  kindskopf grossen  Aneurysma  der 
Ärteria  glutea  inf.  die  Hypogastrica,  die  ein  doppelt  so  starkes  Kaliber  hatte, 
wie  die  Iliaca.  Nach  der  Ligatur  trat  eine  ödematöse  Schwellung  beider 
Unterschenkel  auf,  die  sich  erst  nach  längerer  Zeit  wieder  verlor.  Das 
Aneurysma  wurde  vollständig  geheilt. 

Während  die  meisten  Autoren  hinsichtlich  der  Entstehung  des  Aneu- 
rysma spurium  die  Ansicht  vertreten,  dass  das  durch  die  Arterienwunde  in 
die  Umgebung  fliessende  Blut  zuerst  diffus  in  dieser  sich  verbreitet  und  dann 
eine  Begrenzung  durch  einen  bindegewebigen  Sack  erhält^  der  von  der  ent- 
zündlich gereizten  Umgebung  geliefert  wird,  schliesst  sich  Kallenberger  (18) 
auf  Grund  der  Untersuchung  zweier  traumatischer  Aneurysmen  der  Ansicht 
Ton  Roser,  Hain  und  Schultz  an,  dass  —  wenigstens  in  einem  Teil  der 
Fälle  —  die  Arterienwunde  im  Anfang  durch  einen  Plättchen-  und  Fibrin- 
thrombns  geschlossen  wird,  dieser  sich  dann  infolge  des  Blutdrucks  ausweitet 
und  damit  den  Sack  des  Aneurysmas  darstellt. 

Luff  (20).  Es  handelte  sich  um  ein  Aneurysma  der  Brustaorta,  das 
zur  Perforation  des  Sternum  und  Bildung  eines  pulsierenden  Geschwürs  an 
der  Vorderfläche  geführt  hatte.  Durch  Jodkali  und  subkutane  Gelatine- 
injektionen vorübergehende  wesentliche  Besserung.  Später  Tod  durch  Ruptur 
des  Sackes.     Das  Aneurysma  war  vom  Aortenbogen  ausgegangen. 


230  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Lilienthal  (21)  ligierte  wegen  eines  enteneigrossen  Aneurysma  der 
rechten  Subclavia  im  mittleren  Drittel  das  Gefäss  im  ersten  Drittel  nnd 
unterband  gleichzeitig  die  Carotis  commun.  Bei  der  Inzision  des  Sackes 
kam  es  zu  einer  starken  Blutung.  Naht  der  Inzisionswunde.  Heilung  des 
Aneurysma. 

Mendes  (22)  betrachtet  bei  den  Aneurysmen  der  Karotis  die  Ex- 
stirpation  des  Sackes  als  die  Methode  der  Wahl,  trotz  der  Schwierigkeiten,  die 
die  Operation  haben  kann.  Ihre  Resultate  sind  gute,  wie  die  in  der  Literatur 
mitgeteilten  Fälle  und  zwei  neue  Beobachtungen  des  Verf.,  die  ausführlich 
beschrieben  werden,  lehren.  In  dem  einen  Falle  handelte  es  sich  um  ein 
seit  16  Monaten  bemerktes  Aneurysma  von  Mandarinengrösse  bei  einem 
62jährigen  Manne,  das  mit  dem  Sympathikus  verwachsen  war  und  sich  bis 
zum  Processus  mastoideus  erstreckte.  Patient  war  aphonisch,  seine  rechte 
Pupille  erweitert  und  lichtstarr.  In  dem  zweiten  Falle  hatte  das  taubenei- 
grosse  Aneurysma  zu  Erscheinungen  der  Sympathikuskompression:  Pulsver- 
langsamung,  Ptosis  und  Verengerung  der  Pupille  und  subjektiven  Beschwerden 
verschiedener  Art  Veranlassung  gegeben.  Bei  der  Operation  kam  es  zur 
Verletzung  der  Vena  jugularis,  die  unterbunden  werden  musste.  Zum  Schluss 
werden  die  zerebralen  Störungen,  die  nach  Ligatur  der  Carotis  communis 
auftreten  können,  besprochen. 

Mignon  (23)  gibt  die  Beschreibung  und  Abbildung  eines  durch  Messer- 
stich entstandenen  Aneurysma  arterio-venosum  der  Achsel.  Der  Radialpuls 
war  stark  geschwächt,  die  Hautvenen  des  Arms  erheblich  erweitert.  Es  be- 
standen Kompressionserscheinungen  seitens  des  Nervus  ulnaris.  Bei  der  Ope- 
ration erwies  sich  die  Arteria  axillaris  in  Kommunikation  mit  zwei  Venen, 
von  denen  die  grössere,  die  Axillarvene,  thrombosiert  war.  Doppelte  Unter- 
bindung der  Arterie  uud  der  kleineren  Vene  nnd  Resektion  des  betreffenden 
Stücks  beider  Gefässe,  während  die  thrombosierte  Vene  belassen  wurde,  un- 
gestörte Heilung. 

Morestin  (24)  hat  viermal  wegen  Aneurysma  der  Aorta  femoralis 
operiert.  Bei  einer  74jährigen,  sehr  heruntergekommenen  Frau  beschränkte 
er  sich  auf  die  Ligatur  der  Iliaca  externa  in  Lokalanästhesie,  um  der  drohenden 
Perforation  des  Sackes  vorzubeugen.  Tod  am  nächsten  Tage  an  Entkräftung. 
Zwei  Patienten  wurden  durch  Exstirpation  des  Aneurysmas  geheilt.  In  dem 
einen  Falle  handelte  es  sich  um  einen  Tumor  im  mittleren  Drittel  des  Ober- 
schenkels von  einer  Grösse,  dass  er  kaum  mit  zwei  aufgelegten  Händen  be- 
deckt werden  konnte,  in  dem  zweiten  um  ein  eigrosses  Aneurysma  im  Hunt  er- 
sehen Kanal.  Hier  musste  die  V.  femoralis  mitreseziert  werden.  In  dem 
letzten  Falle  bestanden  zwei  Aneurysmen  der  rechten  Femoralis,  das  obere  war 
drei-querfinger-,  das  untere  zwölf-querfinger-hoch,  von  enormer  Grösse,  beide 
getrennt  durch  eine  vier-querängerbreite  Brücke.  Die  Exstirpation  des 
kleineren  gelang  leicht,  bei  dem  grösseren  musste  Verf.  sich  auf  die  Ligatur 
der  zu-  und  abführenden  Gefässe  und  Spaltung  des  Sackes  beschränken,  da 
die  Exstirpation  wegen  schwerer  Verwachsungen  —  der  Sack  war  offenbar 
früher  geplatzt  —  nicht  möglich  war.  Patient  starb  im  Shock  bald  nach  der 
Operation.  Nach  Ansicht  des  Verf.  wäre  der  unglückliche  Ausgang  vielleicht 
vermieden,  wenn  die  Operation  in  zwei  Akten  ausgeführt  worden  wäre. 

Moty  (25).  Bei  einem  Aortenaneurysma  erwies  sich  die  Gelatine- 
behandlung (innerhalb  eines  Monats  sechs  subkutane  Injektionen  von  135  bis 
200  g  einer  2 — 4  7o  igen  Lösung)  nutzlos,  der  Patient  ging  infolge  Perforation 


Ehrich,  Yerletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.  231 

des  Aneurysmas  nach  aussen  zugrunde.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  ein 
äusserer  Blatsack,  der  Grösse  von  ^/s  Lit.  entsprechend,  der  einen  Sequester 
der  zweiten  Kippe  enthielt  —  die  2. — 4.  Rippe  waren  arrodiert  — ,  kommu- 
nizierend  mit  einem  faustgrossen  inneren  Sack.  Letzterer  stand  durch  ein 
grosses  Loch  in  Verbindung  mit  dem  Anfangsteil  der  bis  zur  Höhe  des 
Tierten  Dorsalwirbels  stark  erweiterten  Aorta. 

Monriquand  (26).  Ein  Aneurysma  der  Bauchaorta  hatte  zu  inter- 
mittierenden Erscheinungen  von  Darmverschluss  Veranlassung  gegeben.  Der 
Befund:  Ein  daumengrosser  Tumor  neben  der  Wirbelsäule  hätte  an  eine  Neu- 
bildung des  Darms  oder  Magens  denken  lassen  können,  wenn  nicht  die 
Anenrysmasymptome  ausgesprochen  gewesen  wären.  Der  Tod  erfolgte  durch 
Ruptur  des  Sackes  mit  enormer  Blutung  in  das  retroperitoneale  Gewebe.  Die 
Wand  der  Aorta  war  stark  verkalkt. 

Osler  (27)  teilt  seine  an  16 —  tabellarisch  aufgeführten  —  Fällen  von 
Aneurysma  der  Bauchaorta  gewonnenen  Erfahrungen  mit.     Davon  betrafen 
14  das  männliche  Geschlecht.     Die  Symptomatologie  wird  eingehend  erörtert 
und  besonders  auf  die  Schwierigkeit  der  Diagnose  hingewiesen.    In  drei  Fällen, 
die  ausführlich  wiedergegeben  sind,  handelte  es  sich  um  abnorm  grosse  Blut- 
säcke.   In  dem  einen,   bei  dem  eine  Probepunktion  gemacht  wurde,  war  ein 
Sarkom  diagnostiziert  worden.    Ein  zweiter  Fall  starb  während  der  Operation 
an  Verblutung,   ohne  dass  eine  Kompression  der  Aorta  oberhalb  ausführbar 
var.    In  sieben  Fällen  wurde  die  elektrolytische  Behandlung  mittelst  einge- 
führtem Silberdraht  angewandt,  bei  einzelnen  davon  mit  vorübergehendem 
Erfolg  von  kürzerer  oder  längerer  Dauer.    Die  in  der  Lit-eratur  mitgeteilten 
Fälle  von  Unterbindung  der  Aorta  bei  dem  Leiden  verliefen  sämtlich  tödlich« 
Bessere  Resultate  hat  die  Kompression  oberhalb  des  Sackes  aufzuweisen. 

Owen  (28).  Bemerkenswerter  Fall  von  Aneurysma  der  Poplitea  bei 
einem  12jährigen  Knaben,  das  nach  Bruch  des  Femur  oberhalb  des  Knies 
entstanden  war.  Heilung  durch  Ligatur  der  Femoralis  im  Hunt  er  sehen 
Kanal. 

Pluyette  und  Bruneau  (29)  beschreiben  einen  Fall  von  Aneurysma 
arteriovenosum  der  Aorta  und  Vena  subclavia  rechterseits,  der  durch  Nahschuss 
entstanden  war.  Unmittelbar  nach  der  Verletzung  völlige  sensible  und  mo- 
torische Paralyse  der  oberen  Extremität,  die  bald  zurückging.  Die  Erschei- 
nungen des  Aneurysma  traten  nach  sechs  Tagen  hervor.  Der  Radialpuls  war 
verspätet  und  schwächer  wie  links.  Nach  einigen  Monaten  war  er  nicht  mehr 
zu  fühlen.  Eine  Beschränkung  in  der  Beweglichkeit  des  Armes  bestand  fort. 
Die  galvanische  Erregbarkeit  der  Muskeln  war  gering,  die  faradische  stärker 
heral^esetzt.  Das  sausende  Geräusch  über  dem  Aneurysma  hatte  sich  wesent- 
lich vermindert,  so  dass  auf  eine  Heilung  zu  hoffen  war.  Yerff.  haben  aus 
der  Literatur  19  einschlägige  Fälle  zusammengestellt  und  geben  eine  ein- 
gehende Schilderung  der  Ätiologie,  Pathologie  und  Therapie  des  Krankheits- 
bildes. Wegen  der  grossen  Schwierigkeiten,  die  die  operative  Behandlung 
bietet  und  der  schlechten  Resultate  derselben  (43 7o  Mortalität  gegenüber 
8^/o  bei  den  nicht  operierten)  raten  sie  zur  exspektativen  Behandlung. 

Reynier  und  Saveriand  (30)  heilten  ein  Aneurysma  der  rechten 
Subclavia  durch  Exstirpation,  nachdem  vorher  mit  Erfolg  —  wie  das  Präparat 
zeigte  —  Gelatineinjektionen  nach  der  Lancereauxschen  Methode  ange- 
wandt waren.  Sechs  Monate  hinterher  bestanden  noch  gewisse  Motilitäts- 
und  Sensibilitätsstörungen  an  der  oberen  Extremität. 


232  Jahresbericht  fQr  Chinirgie.    I.  Teil. 

Le  roi  des  Barres  (31)  exstirpierte  mit  glücklichem  Erfolge  ei 
zitronengrosses  Aneurysma  der  Femoralis  im  Hunte r sehen  Kaixarl,  nachdei 
sich  die  voraufgehende  Behandlung  mittelst  Kompression,  Schmierkur  un 
Jod  intern  erfolglos  erwiesen  hatte.  Der  spindelförmige  Sack  war  stellen  weis 
sehr  dünn  und  wies  atheromatöse  Veränderungen  auf. 

Routier  (32).  Ein  durch  Exstirpation  geheiltes,  zirkumskriptes,  falschem 
Aneurysma  der  Arteria  radialis,  das  im  Anschluss  an  eine  Maschineoverletzuzi^ 
entstanden  war. 

Sheen  (35)  unterband  bei  einem  46jährigen  Patienten  mit    Aneurysma 
der  rechten  Subclavia  die  Arteria  innominata  und  die  Carotis  communis.    Da 
die  Pulsation  am  nächsten  Tage,   allerdings  in  vermindertem  Masse,    wieder- 
kehrte, während  die  Konsistenz  des  Sackes  derber  Wurde,  versuchte  Verf.  sieben 
Wochen  später  die  Innominata  zentral  von  der  ersten  Ligatur  noch    einmal 
zu  unterbinden,  musste  aber  wegen  heftiger  Blutung  davon  Abstand   nehmen. 
Durch  einen  dritten  EingriflF  14  Tage  darauf  wurde  die  Subclavia  dicht  neben 
dem  Aneurysma  doppelt  ligiert  und  dadurch  definitive  Heilung  erzielt.     ^Tach 
der  Zusammenstellung  des  Verfs.  wurde  die  Ligatur  der  Innominata  bislang, 
den  beschriebenen  Fall  eingerechnet,  achtmal  mit  Erfolg  ausgeführt,   während 
28  Fälle  (78^0)  unglücklich  endeten:  durch  Eiterung  und  sekundäre  Blutung 
(13),  durch  Sepsis  (3),   durch  zerebrale  Störungen  (3).    Seit  Einfühmng  der 
Antisepsis  hat  sich  die  Prognose  gebessert.    Die  Operation  ist  berechtigt  bei 
zirkumskriptem  Aneurysma,   kontraindiziert  beim  A.  fusiforme   und    bei   6e- 
stehender  Arteriosklerose.    Sheen  hält  es  für  erforderlich,  die  Innominata  plus 
Carotis  communis  zu  ligieren,  am  besten  aber  in  zwei  Sitzungen,  um  dem  Ein- 
tritt zerebraler  Störungen  vorzubeugen. 

< 
9.  Phlebitis.    Thrombose.    Taricen. 

1.  "'Audry,  Seborrhoides  circinOes  hOmorrhagiques  sur  des  jambes  variqueoses.    Ann.  de 
denn,  et  de  syph.  VI,  1.  p.  87. 

2.  ^Gordier,  Phlebitis,  foUowing  abdominal  and  pelvic  Operations.    Med.  News  1905. 
July  29.  p.  225. 

3.  *Desfosses,  Dilatation  Enorme  d'une  veine  de  la  rögion  de  Scarpa  rempli  de  c&iMots 
et  prise  pour  une  hernie  crnrale.    Bull,  et  mOm.  de  la  soc.  anat  de  Paris  1905.  Nr.  6. 

4.  *6aalejac,  Noavelle  pathogOnie  des  varices.    La  Presse  m6d,  1905.  Nr.  50. 

5.  Graupner,  Pyämie  nach  Verschlucken  einer  Nähnadel.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  13.  p.  524. 

6.  Halbron,  Phl^bite  pr^coce  des  tuberculeux.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  22. 

7.  Eallenberger,  Beitrag  zur  Pathogenese  der  Varicen.    Virchows  Arch.  180,  1. 

8.  Kashimura,  S.,  Die  Entstehung  der  Varicen  der  Vena  saphena  in  ihrer  Abhängigkeit 
vom  Gefässnervensystem.    Virchows  Arch.  1905.  Bd.  179. 

9.  Ledderhose,  6.,  Studien  über  den  Blutlauf  in  den  Hautvenen  unter  physiologischen 
und  pathologischen  Bedingungen.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  und 
Chirurgie.  Bd.  XV.  p.  355. 

10.   M  ar  cha i  s ,  Comment  on  doit  aujourd'hui  traiter  les  phlöbites.  Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  13« 
IL  * —  Le  traitement  des  phl^bites.    Journ.  de  mäd.  de  Paris  1905.  Nr.  14.  p.  144. 

12.  Reymond  et  Sönöchal,  Un  cas  de  phlöbite  variqueuse.    Suppl^ance  veineuse  anor- 
male.   BulL  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1905.  May.  p.  394. 

13.  Roh  in,  Sur  le  traitement  de  la  phl^bite.    Journ.  de  m^d.  et  de  chir.  prat  1905.  Nr.  5. 

14.  Scagliosi,  Über  Phlebektasie.    Virchows  Arch.  180,  1. 

15.  Schwarz,  G.,  Phlebitis  migrans  (non  syphilitica).    Virchows  Arch.  Bd.  182. 

16.  Souli^,  Deux  cas  de  phlöbite  de  la  saph^ne  interne.  Gu^rison  par  la  r^section  partielle 
de  la  veine.    Arch.  prov.  de  chir.  1905.  Nr.  5. 

17.  —  Sur  quatre  observat.  de  r^section  de  la  saphdne.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir. 
de  Paris  1905.  Nr.  18. 


Ehr  ich,  Verletzungen  nnd  chimrg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.  233 

IS.  Le  Tohie,  Stade  cliniqae  sur  les  thromboses  de  la  veine  cave  sap^r.  Th^se  de  Paris 

1904.  Bef.  in  Gaz.  des  H6p.  1905.  Nr.  5.  p.  56. 
]9.  Yaqnez,  Le  traitement  de  la  phläbite  des  membres.    La  Semaine  mäd.  1905.  Nr.  SO. 
d).  Yiannaj,  Etüde  critiqae  sar  Top^ration  de  Trendelenbourg.   Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  1. 

Granpner  (5).  Bei  einem  Patienten,  der  an  Bauchfell-  und  Lungen- 
entzündung erkrankte  und  plötzlich  unter  den  Erscheinungen  einer  Embolie 
surb,  fand  sich  bei  der  Sektion  an  der  Verbindungsstelle  der  V.  jugularis 
sin.  comm.  und  der  V.  subclavia  eine  Nähnadel  in  Thrombenmasse  eingelagert. 

Halbron  (6).  Kurzer  Hinweis  darauf,  dass  im  Anfangsstadium  der 
LoDgentuberknlose  nicht  selten  Phlebitiden  der  Vena  saphena  vorkommen,  die 
regelmässig  durch  einen  leichten  Verlauf  ausgezeichnet  sind.  Man  soll  in 
derartigen  Fällen  von  Phlebitis  stets  eine  genaue  Untersuchung  der  Lungen 
Tomehmen. 

Kallenberger  (7)  kommt  auf  Grund  sehr  eingehender  histiologischer 
Tutersuchungen  eines  grossen  Varix  der  V.  saphena  magna  zu  dem  Ergebnis, 
dass  für  die   Entstehung   desselben   als  wesentliches  Moment   eine  primäre 
Roptur  der  Elast,  intern,   und  extern,   anzusehen  ist,  sei  es,   dass  dieselbe 
primär  durch   ein  Trauma  —  wozu  die  Lage  des  Varix  (an  der  Innenseite 
des  Knies)  eine  Prädisposition  abgab  —  sei  es,  dass  sie  sekundär  durch  Deh- 
Bung  der  Gefasswand,  die  die  Erscheinungen  der  diffusen  Phlebosklerose  auf- 
wies, verursacht  wurde.     Die  Untersuchung  eines  anderen  klinisch  als  Varix 
der  V.  jugularis  externa  bezeichneten  Präparates  ergab,  dass  es  sich  um  ein 
KonTolut  von  erweiterten  und  zusammengeflossenen  Venen,   um  einen  Varix 
^nastomoticns  handelte,  dessen  Entstehung  Verf.  auf  eine  angeborene  Schwäche 
der  Venenwand  im  Gebiet  einer  kongenitalen  Missbildung  zurückgeführt. 

Eashimura  (8).    Den  Ausgangspunkt  der  unter  Rick  er  angestellten 

Vntersuchungen  über  die  Entstehung  der  Varicen  bildet  die  Tatsache,   dass 

<lie  Venen  Organe  mit  einem  vom  sympathischen  Nervensystem  abhängigen 

Tonus  sind.     Ihre  Arbeitsleistung  hängt  von  einer  ebenfalls  unter  Einfluss 

des  Nervensystems  stehenden  Durchströmung  mit  Blut  in  dem  Gefässnetz  der 

Venenwand  ab.    Treffen  abnorm  starke  und  zahlreiche  Reize,  wie  eine  Blut- 

dmcksteigerung  oder  auch  andere,  etwa  chemische,  im  gleichen  Sinne  wirkende, 

das  Nervensystem  der  Venenmuskulatur ,   so  wird  diese  hyperplastisch ,   ein- 

Wachstumsvorgang,  der  mit  vermehrter  Arbeit  der  Venenmuskulatur  zu  denken 

ist.   Gleichzeitig  mit  jener  Reizung  der  Gefässnerven  der  Saphena  werden 

die  Vasa  vasis  erweitert,  verstärkt  durchströmt  und  mit  Hilfe  des  vermehrten 

Blutes  wird  die   erhöhte  Arbeit  geleistet.    Folgt  der  Periode  der   erhöhten 

Beizong  die  herabgesetzte  Erregbarkeit,  so  nimmt  die  Geschwindigkeit  des 

Blutes  in  der  Vene  und  in  den  Vasa  vasis  ab,  es  entsteht  Stauungshyperämie, 

<lie  Schwund  der  Muskel-  und  Zunahme  der  Kollagenfasern  zur  Folge  hat. 

Die  schliesslich  aus  Kollagenbindegewebe   bestehende  Wand  wird   durch  den 

BIntdrnck  gedehnt.    Die  Elastinfasern  verhalten  sich  in  bezug  auf  Vermehrung 

^d  Verschwinden  durchaus  inkonstant. 

Ledderhose  (9)  beschäftigt  sich  zunächst  mit  den  Bewegungsvorgängen, 
di«  sich  bei  der  Atmung  in  den  normalen  und  den  varikös  erweiterten  Haut- 
tenen  abspielen  und  die  er  auf  dem  Wege  direkter  Beobachtung  studiert  hat. 
Die  Beobachtung,  dass  synchron  mit  den  Phasen  der  Atmung  die  Strömung 
io  den  Venen  der  oberen  und  unteren  Extremitäten  in  entgegengesetztem 
^nme  beeinfinsst    wird,    derart,    dass    an  der  unteren  Extremität  bei  der 


234  Jahresbericht  für  Chirorgie.    I.  Teil. 

Inspiration  Anschwellung,  bei  der  Exspiration  Abschwellnng  eintritt,  wäh- 
rend an  der  oberen  das  Verhalten  ein  umgekehrtes  ist,  findet  im  fol- 
genden ihre  Erklärung:  Bei  der  Inspiration  findet  Dnickabnahme  im  Thorax 
statt,  der  eine  Ansaugung  des  Blutes  und  damit  eine  Erleichterung  der  Strö- 
mung für  das  ganze  Gebiet  der  Cava  superior  zur  Folge  hat,  während 
die  gleichzeitig  entstehende  intraabdominelle  Druckerhöhung  den  venösen  Zu- . 
fluss  aus  den  Beinvenen  hemmt  und  umgekehrt.  Was  ferner  die  physio- 
logische Bedeutung  der  Venenklappen  anbetriflft,  so  führt  Verf.  den  Nachweis, 
dass  die  herrschende  Lehre  von  der  Abschwächung  des  hydrostatischen  Druckes 
in  den  Venen  —  d.  h.  des  von  der  Blutsäule  auf  die  Gefässv/and  und  die 
Venenwurzeln  ausgeübten  Druckes  —  durch  die  Klappen  eine  irrtümliche  ist. 
Dies  ergibt  sich  daraus,  dass  bei  dem  in  einer  beliebigen  Stellung  befindlichen 
Menschen  die  Klappen  offen  stehen,  so  lange  der  Kreislauf  nicht  aus  einem 
Grunde  eine  schwere  Störung  erleidet.  Nur  in  letzterem  Falle  mögen  sio  be- 
rufen sein,  rückläufige  Bewegungen  des  Blutes  aufzuhalten.  Bei  ihrem  regel- 
mässigen Sitz,  distal  von  der  Einmündung  der  Seitenäste,  haben  sie  vielleicht 
die  Aufgabe,  als  Wehre  zu  dienen,  indem  sie  das  Einströmen  aus  den  letzteren 
in  die  Hauptbahn  sich  leichter  vollziehen  lassen.  Was  den  Effekt  der  Tr en- 
de lenburgschen  Operation  anbetrifft,  so  ist  ihre  Wirkung  darin  zu  erblicken, 
dass  beim  Gehen  eine  weitgehende  Entleerung  der  Varicen  in  die  tieferen 
Unterschenkelvenen  stattfindet,  und  dass  die  dadurch  herbeigeführte  Entlastung 
der  Venenwand  allmählich  deren  verloren  gegangene  Elastizität  wiederkehren 
lässt.  Die  Tatsache,  dass  der  grösste  Durchmesser  des  Varix  nicht  zentral- 
wärts,  sondern  peripherisch  von  der  Klappe  liegt,  hat  darin  ihren  Grund,  dass 
bei  Erschlaffung  der  Venenwand  die  Stelle  des  Klappenansatzes  infolge  ihres 
festeren  Gefüges  enger  bleibt  und  nun  die  diktierende  Kraft  des  Blutstroms 
distal  von  der  Klappe  um  so  mehr  zur  Geltung  kommt. 

Marchais  (10).  In  der  Entwickelung  der  Phlebitis,  wofür  Verf.  als 
Beispiel  die  puerperale  Form  wählt,  sind  drei  Stadien  zu  unterscheiden: 
1.  Die  Bildung  des  primitiven  Blutgerinnsels.  2.  Die  Bildung  des  sekundären 
im  Gefässlumen  flottierenden  Gerinnsels,  das  gefährliche  Stadium.  3.  Die 
feste  Verbindung  des  Thrombus  mit  der  Gefässwand.  Zur  Beurteilung  der 
Frage,  wann  mit  der  Mobilisierung  der  Extremität,  mit  der  nicht  zu  lange 
gewartet  werden  soll ,  zu  beginnen  ist ,  sind  genaue  Temperaturmessungen 
nötig.  Odem  und  Schmerzen  sind  unzuverlässige  Symptome.  Für  die  Be- 
handlung stellt  Verf.  folgende  Regeln  auf:  Während  der  Fieberperiode  und 
der  darauf  folgenden  15  Tage  absolute  Ruhe.  Lagerung  des  Beines  in  eine 
Schiene  ist  entbehrlich.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  die  vier  ersten  Tage:  pas- 
sive Bewegungen  und  leichte  Streichmassage,  ausser  an  der  Innenseite  des 
Beines,  vom  fünften  Tage  ab  aktive  Bewegungen.  Ende  der  ersten  Woche 
Bewegungen  des  Knies  und  Muskelmassage.  Um  den  15.  Tag  herum  kann 
Patient  einige  Schritte  gehen.  Elastische  Bandagen  sind  zu  vermeiden,  trotz 
des  auftretenden  Ödems. 

Reymond  et  Senechal  (12)  geben  die  genaue  Beschreibung  eines 
durch  Exstirpation  gewonnenen  Präparates  einer  varikösen  Vena  saphena  mit 
thrombophlebitischen  Veränderungen.  Bemerkenswert  war  das  Vorhandensein 
mehrerer  Kollateralen,  von  denen  die  am  stärksten  entwickelte  in  ungewöhn- 
licher Weise  unter  der  Schenkelfascie  verlief. 

Roh  ins  (13)  Behandlungsart  der  Phlebitiden  ist  eine  sehr  vielseitige. 
Es  werden  nacheinander    zunächst  die   Massnahmen   bei   den   verschiedenen 


k. 


EIhrich»  Yerletzangen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.  235 

u^en  der  Erkrankung  —  unter  Anführung  einer  Anzahl  von  nützlichen 
halben-  und  Bäderrezepten  —  besprochen,  dann  die  Therapie  der  Kompli- 
kationen erörtert  und  schliesslich  für  die  ätiologisch  verschiedenen  Formen 
der  Phlebitis  verschiedene  therapeutische  Vorschriften  gegeben. 

Scagliosi  (14)  vertritt  gegenüber  den  Autoren,   die  als  die  primären 
Erscheinungen  bei  der  Entstehung  der  Phlebektasien  die  sich  an  den  elasti- 
schen Fasern  abspielenden  Veränderungen  betrachten,  die  Ansicht,  dass  viel- 
mehr die  Muskelfasern  der  Media  diejenigen  anatomischen  Elemente  derselben 
darstellen,  welche  primär  bei  der  Phlebektasie  erkranken  und   dass   die  ela- 
stisdien  Fäden  erst  sekundär  in  Mitleidenschaft  gezogen  werden.     Erst  wenn 
die  degenerativen  Veränderungen   in  der  Media  einen  höheren  Grad  erreicht 
haben,  kommt  es  zur  Endophlebitis:  einer  Wucherung  der  Zellen  der  Intima 
und  einer  Neubildung  elastischer  Fasern  in  derselben.    Eine  aktive  Einwir^ 
Icimg  des   vermehrten  Blutdrucks  spielt  für  die  Entstehung  der  Intimaver- 
dickung keine  Rolle,  sondern  letztere  ist  als  Ausdruck  einer  kompensatorischen 
Leistung  aufzufassen,  um  die  Widerstandsfunktionen  der  Media  zu  übernehmen» 
Denn  sie  tritt  nur  dort   auf,  wo  die  Media  so  sehr  verändert  ist,   dass  sie 
ihre  medianische  Funktion  nicht  mehr  leisten  kann. 

Schwarz  (15).     Der  als  ^^Phlebitis  migrans^  bezeichnete  Krankheits- 
prozess  kam  bei  zwei  Phthisikem  im  Endstadium  zur  Beobachtung  und  war 
durch  folgende  Erscheinungen  charakterisiert.     Ohne  spezielle   Störung  des 
Allgemeinbefindens  trat  akut  eine  zirkumskripte  schmerzhafte  Entzündung  im 
Verlauf  einer  Vene  ein,  wobei  dieselbe  selbst  an  der  betreffenden  Stelle,  ohne 
ihre  Durchgängigkeit  zu  verUeren,   spindelförmig  anschwoll  und  das  umge- 
bende Gewebe,  besonders  die  bedeckende  Haut,  gleichfalls  entzündliche  Ver- 
änderungen zeigte.    Der  knotenförmige  Entzündungsherd  schritt  dann,   sich 
genau  an  das  Gefäss  haltend,  mit   dem  Blut-  und  Lymphstrom  oder  gegen 
denselben  fort,  an  der  Haut  keine  sichtbaren  Spuren  hinterlassend,  während 
eine  geringe  Verdickung  des  Gefässes  weiter  bestehen  blieb.   Als  anatomisches 
Substrat  fanden  sich  an  den  Venen  entzündliche  Veränderungen  der  Adven- 
tiüa  und  Media,  während  die  Intima  völlig  intakt  war.    Eine  genaue  klinisch- 
anatomische Präzisierung  dieser  eigentümlichen  Venenerkrankung,  für  die  Verf. 
nur  zwei  Beispiele  in  der  Literatur  finden  konnte,   speziell  auch   nach  der 
Richtung,  ob  man  eine  syphilitische  und  eine  nicht  syphilitische  Form  unter- 
scheiden darf,  ist  vorderhand  nicht  möglich. 

Soulie  (16)  hat  in  zwei  Fällen  von  Phlebitis  der  V.  saphena,  von  denen 
der  eine  schon  früher  mitgeteilt  ist,  durch  die  partielle  Resektion  der  Vene 
schnelle  Heilung  erzielt  und  empfiehlt  deshalb  die  Operation  bei  dieser  Affek- 
tion. In  dem  letzten  Falle,  wo  Soulie  im  unteren  und  oberen  Drittel  des 
Oberschenkels  eine  Resektion  vornahm,  wies  das  untere  Stück  der  Vene  eine 
Verdickung  der  Wand  und  Verengerung  des  Lumens  auf. 

Femer  berichtet  er  (17)  über  günstige  Erfolge  der  Operation  bei  meh- 
reren Fällen  von  Varicen  und  varikösen  Geschwüren.  In  dem  einen  Falle 
wurde  die  Überhäutung  des  Geschwürs  durch  Überpflanzung  von  Kaninchen- 
hant  und  Thiersch  sehen,  von  dem  Patienten  entnommenen  Läppchen  wesent- 
lich beschleunigt. 

Le  Tohic  (18).  Die  Ursachen  der  Thrombose  der  oberen  Hohlvene 
sind:  1.  Infektiöse  Krankheiten  und  septische  Wunden.  2.  Krankhafte  Affek- 
tionen in  der  Nachbarschaft,  die  das  Gefäss  komprimieren  und  dasselbe  in 
Mitleidenschaft  ziehen.    3.  Herzklappenerkrankungen.    Das  Leiden  entwickelt 


236  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

sich  häufig  unter  unbestimmten  Symptomen,  so  dass  die  Diagnose  schwierig 
ist.     Die  Prognose  ist  sehr  ernst,  aber  nicht  absolut  schlecht. 

Vaquez  (19)  gibt  eine  Darstellung  der  von  ihm  geübten  Behandlung 
der  Phlebitis  in  ihren  verschiedenen'  Formen.  Bei  der  Phlegmasia  alba  ist 
zunächst  eine  länger  dauernde  Immobilisierung  erforderlich,  deren  Anwendungs- 
form genauer  erörtert  wird.  Mit  der  Mobilisierung  soll  erst  begonnen  werden, 
wenn  der  Patient  20  Tage  fieberfrei  ist,  der  Druckschmerz  sich  verloren  hat 
und  das  Ödem  zurück  geht.  Bei  derjenigen  Form  der  Phlebitis',  der  eine 
örtliche  Infektion  der  Venen  zugrunde  liegt,  wie  sie  häufig  bei  Varicen  vor- 
kommt, spielt  zunächst  die  Prophylaxe  eine  wichtige  Rolle.  Die  eigentliche 
Behandlung  kann  die  gleiche  sein  wie  bei  der  vorigen  Form.  Wenn  man 
operativ  eingreift,  ist  dafür  Sorge  zu  tragen,  dass  man  an  einer  Stelle  ligiert. 
wo  das  Gefäss  gesund  ist,  da  sich  der  Prozess  sonst  weiterverbreitet.  Bei  der 
rezidivierenden  Phlebitis  empfiehlt  sich  oft  die  Exstirpation.  Schliesslich  wird 
die  Behandlung  der  Besiduen  der  verschiedenen  Formen  der  Erkrankung  aus- 
führlich besprochen. 

Yianney  (20)  fasst  alle  Operationen  am  Stamm  der  V.  saphena,  die 
bestimmt  sind,  eine  definitive  Unterbrechung  ihres  Blutstroms  zu  liefern, 
unter  der  Bezeichnung  ;,Tren  de  len  bürg  sehe  Operation^  zusammen,  da 
Trendelenburg  als  erster  den  Methoden  eine  wissenschaftliche  Begründung 
gegeben  hat.  Verf.  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  die  verschiedenen  vor 
und  nach  Trendelenburg  geübten  Methoden  und  kritisiert  sie  hinsichtlich 
ihres  Wertes.  Dass  nicht  nur  nach  der  einfachen  Ligatur,  sondern  auch  nach 
Resektion  eines  grösseren  Stückes  der  Vene  sich  die  Zirkulation  in  derselben 
wiederherstellen  kann  durch  Entwickelung  von  EoUateralen,  bewies  eine  eigene 
Beobachtung.  Um  die  Ursachen,  die  dem  nicht  seltenen  Versagen  der  Ope- 
ration zugrunde  liegen,  klar  zu  stellen,  hat  Verf.  eine  Anzahl  von  Leichen- 
versuchen angestellt.  Er  fand  in  47  ^/o  eine  Kollateralvene,  die  in  verschie- 
dener Höhe  am  Oberschenkel  in  die  Saphena  einmündete,  in  6,5 ^/o  eine 
doppelte  Saphena.  Hieraus  ergibt  sich,  dass  die  Unterbindung  im  unteren 
Drittel  ganz  unzuverlässig  ist  und  nur  die  Ligatur  hoch  oben  im  Scarpa sehen 
Dreieck  mit  Resektion  unter  Berücksichtigung  einer  doppelten  Saphena  sichere 
Resultate  geben  kann.  Die  ausgedehnte  Exstirpation  der  Vene  ist  meistens 
entbehrlich. 

10«   Lymphdrüsen-  und  Lymphgef&sserkrankungen. 

1.  Bergoniä,  Sar  Taction  nettement  favorable  des  rayons  X  dans  les  ad^nopathies  taber- 
culeuses.    Dödnctions  ä  entirer.    Joum.  de  med.  de  Bord.  1905.  Nr.  47. 

2.  Browning,  C.  Hamilton,  A  case  of  mixed-cell  leukaemia,  with  a  short  accoant  of 
recent  views  on  atypical  leukaemias.    The  Lancet  1905.  Aug.  19.  p.  507. 

8.   CapaanOyM.,  Tubercolosi  ghiandolare  e  cora  col  metodo  Dorante.    Policlinico.  Sez. 
prat.  Fase.  18.  1905. 

4.  Cleland,  J.  Bnrton,  Some  remarks  on  the  germ  centres  of  Ijmphatic  glands  and 
secondary  carcinomatous  deposits.    The  Lancet  1905.  Sept  16.  p.  820. 

5.  Dubreuilh,  Prurigo  lymphadänique.    Ann.  de  Dermat.  et  de  Syphil.  1905.  Ang.-Sept. 
Nr.  8-9. 

6.  *Debove,  Snr  un  cas  de  neurofibromatose  de  Recklinghausen.    Leucömie  myelogene. 
Journ.  de  möd.  de  Ghir.  1905.  10  Aoüt. 

7.  Du  er  0  8,  Zytodiagnostik  eines  Falles  von  Lymphdrüsenkrebs.    Zeitschr.  f.  klin.  Med. 
Bd.  56.  Heft  1  u.  2. 

8.  Gassmann,  Les  bubons  ramollis  idiopathiques  de  la  Syphilis  r^cente.    Rev.  ro^.  de 
Suisse  rom.  Nr.  12. 


Ehrich,  Yerletzimgeii  und  chimrg.  Krankheiten  der  Blutgefässe  eto.  237 

i  Gross,  H.,   Die  Lymphangiektasie  der  Leiste  und  andere  Folgeerscheinungen   der 

Ljmphstaniuig.     I.  Teil:    Die  Lehre  der  Adenolymphocele  und  ihre  Bedeutung  fflr  die 

franzteische  Literatur.    Langenbecks  Arch.  76.  Bd. 
10  Gütig,  C,  Über  die  Beziehungen  der  Hypolenkozytose  zum  Knochenmark.    Berliner 

klio.  Wochenschr.  Nr.  84. 
11.  Hirschfeld,  H.,  Zur  Kenntnis  der  atypischen  myeloiden  Leukämie.    Berliner  klin. 

Wochenschr.  1905.  Nr.  32. 
[t  Helly,  Zur  Frage  der  sogenannten  atypischen  myeloiden  Leukämie.    Berliner  klin. 

Wochenschr.  Nr.  38. 
13.  Eflhnel,  Ein  Fall  von  Perforation  einer  verkästen  Bronchialdrflse  in  den  Ösophagus 

und  in  den  rechten  Hauptbronchus.    Wiener  klin.  Wochenschr.  liK)5.  Nr.  19. 
H.  LeTy-Cl^ment,  Adönites  cervioales  chroniques,  causes,  signes,  diagnostic  et  traite- 

ment    Gas.  des  H6p.  1905.  Nr.  17  et  20. 
15.  Merkel,  Zur  Kenntnis  der  metaplastischen  Knochenbildung  in  lymphat.  App.   Mflnch. 

med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  26. 
1!.  MQbius,  Rätselhafte  Drfisenerkrankung.    MQnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  83. 
IT.  Moorhead,  T.  Gillman,  A  case  of  lymphosarcoma,  with  remarks  on  the  relation 

of  tbat  proceea  to  Hodgkin's  disease.    Med.  Press  1905.  Nov.  15.  p.  511. 
Ib.  Mnir,  On  leucocythaemia,  lymphadenoma  and  allied  diseases.   The  Glasg.  med.  journ. 

1905.  Sept. 
V>.  liowack,  Beiträge  zur  Pseudoleukämie-Frage.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 
*>i.  *Park,  Status  lyniphaticus  and  the  dnctless  glands.  Med.  News  1905.  Aug.  12.  p.  321. 
il.  Peieocke,  Hodgkin*s  disease.    The  Dublin  journ.  1905.  Jan.  p.  65. 
23.  Perassi,  A.,  Esiti  immediati  di  sette  eure  operative  per  affezioni  tubercolari.  llPoli- 

clinico.  Sez.  prat.  1905.  Heft  18. 
2ä.  Payhaubert,   Abc^s  de  fixation  local  dans  une  lymphangite.    Journ.  de  möd.   de 

Bordeaux  1905.  Nr.  32. 
2i  Ritter,  Neubildung  von  Lymphdrüsen  im  Fettgewebe.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905» 

Nr.  16,  p.  651. 
2x  Ssvariaud,  Ad^no-phlegmons  iliaqnes  et  pelviens  consäcutifs  aux  lymphangites  du 
membre  införieur.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  19. 

26.  Schrotte r,  L.  von,  Ein  seltener  Fall  von  Tuberkulose.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  43. 

27.  Scbwedenberg,  Th.,  Über  die  Karzinose  des  Ductus  thoracicus.  Virchows  Arch. 
Bd.  181. 

'2^.  äiegel,  Traitement  des  adönites  cervicales  tuberculeusee.  La  Presse  mM.  1905.  Nr.  33» 
*^.  *Tigonroux  et  Co  11  et,  Tuberoulose  hypertrophiante  des  ganglions  abdominaux  et 

de  la  rate,  avec  gönäralisation  terminale  chez  un  hypocondriaque.   Bull,  et  mäm.  de  1& 

80C.  aoat  de  Paris.  Nr.  3.  p.  181. 
•:''.  Warn  ecke,  Über  die  Hodgkinsche  Krankheit.   Mitteil,  aus  den  Grenzgeb.  der  Med. 

nod  Chir.  XIV,  3. 
)1.  Weil-Clerc,  La  Leucömie  chez  les  animauz.    Presse  möd.  1905.  Nr.  72. 

Bergonie  (1)  hat  in  mehreren  Fällen  von  tuberkulöser,  nicht  eiteriger 
lymphdrüsenentzündung  —  unter  denen  bei  zweien  die  Diagnose  durch  eine 
Probeexzision  sicher  gestellt  war  —  durch  Röntgenstrahlen  regelmässig  eine 
^rWiche  Verkleinerung  der  Drüsen  erzielt.  Die  Bestrahlungen,  von  5 — 10 
Minuten  Dauer,  wurden  in  5 — Stägigen  Zwischenräumen  1 — 3  Monate  lang 
ing^ivendet.  Bei  Bestrahlung  der  einen  Halsseite  blieben  die  auf  der  anderen 
Seite  befindlichen,  gegen  die  Einwirkung  der  Strahlen  geschützten  Drüsen, 
?m  unverändert. 

Browning  (2)  bespricht  die  neueren  Ansichten  über  die  atypischen 
dornen  der  Leukämie  an  der  Hand  eines  Falles,  der  im  allgemeinen  die 
Cliaraktere  der  myelogenen  Leukämie  darbietend,  durch  einen  starken  Gehalt 
grosser,  Licht  gekörnter  Zellen  im  Blut  ausgezeichnet  war.  Die  myelogene 
Leukämie  beruht  auf  einer  Hyperplasie  des  myeloiden  Gewebes.  Durch  un- 
^Wte  Tirsächliche  Momente  kann  es  entweder  zum  Vorwiegen  gekörnter 


238  Jahresbericht  f5r  Chirargie.    I.  Teil 

Zellen  kommen  oder  ein  gemischtzelliger  Blntbefund  resultieren.  Bei  der 
letzteren  Form  der  Leukämie  handelt  es  sich  entweder  um  eine  Rückkehr 
der  myeloiden  Zellen  zum  embryonalen  Typus  oder  um  eine  Reaktion  oder 
eine  mechanische  Störung  myeloiden  Gewebes  infolge  lymphoider  Hyperplasie. 

Capuano  (3).  Vier  Fälle  von  Tuberkulose  der  Lymphdrüsen,  welche 
mit  der  Kurmethode  nach  Dur  ante  behandelt  und  geheilt  wurden. 

R.  Giani. 

Cleland  (4)  weist  darauf  hin,  dass  die  Keimzentren  in  den  Lymph- 
drüsen oft  sehr  grosse  Ähnlichkeit  mit  Karzinommetastasen  darbieten  und 
deshalb  mit  solchen  verwechselt  werden  können.  Unter  den  Unterscheidungs- 
merkmalen ist  das  wichtigste,  dass  die  —  etwas  grösseren  —  Krebszellen 
scharf  von  den  benachbarten  Lymphozyten  abzugrenzen  sind,  während  die 
Keimzentrumzellen,  die  wie  die  Lymphozyten  konzentrisch  angeordnet  sind, 
«Ue  Übergänge  zu  den  letzteren  zeigen. 

Dubreuilh  (5)  hat  aus  der  Literatur  16  Fälle  von  Prurigo  bezw.  pru- 
rigoähnlichen  HantafFektionen  bei  leukämischen  und  pseudoleukämischen  Er- 
krankungen gesammelt  und  fügt  dazu  zwei  eigene  Beobachtungen,  die  sehr 
ausführlich  wiedergegeben  werden.  Das  männliche  Geschlecht  wird  von  dem 
Leiden  wesentlich  häufiger  betroffen  wie  das  weibliche,  und  zwar  vorwiegend 
junge  Leute.  Der  Pruritus  ist  stets  ausserordentlich  quälend  und  hartnäckig. 
Die  Hautveränderungen  können  verschiedenartig  sein.  Die  Drüsenschwellong 
betraf  stets  vorwiegend  die  Halslymphdrüsen,  in  den  Fällen  des  Verfs.  einher- 
gehend mit  einer  ödematösen  Schwellung  der  Nachbarschaft,  femer  besonders 
die  mediastinalen  und  bronchialen  Drüsen.  In  den  Fällen,  in  denen  eine 
Vermehrung  der  weissen  Blutkörperchen  bestand,  betraf  dieselbe  stets  die 
polynukleären  Leukozyten.  Über  die  näheren  Beziehungen  des  Pruritus  zu 
den  genannten  Erkrankungen  sowie  über  die  Ätiologie  der  letzteren  lässt  sich 
vorderhand  nichts  Bestimmtes  sagen. 

Du  er  OS  (7).  In  einem  Fall  von  Polyserositis  ohne  jede  nachweisbaren 
Organ  Veränderungen  ermöglichte  es  allein  der  zytodiagnostische  Befund  Tuber- 
kulose auszuschliessen,  wegen  des  Fehlens  der  für  dieselbe  typischen  Lympho- 
zytose, und  die  Diagnose:  malignes  Neoplasma  zu  stellen. 

Gassmann  (8)  hat  während  des  Primärstadiums  der  Syphilis  eine 
chronisch  verlaufende  Erweichung  und  Einschmelzung  von  Bubonen  beobachtet, 
ohne  dass  eine  Sekundärinfektion  im  Spiele  war.  Die  histologische  Unter- 
suchung der  Drüsen  ergab  eine  Art  von  Nekrose,  keine  Eiterung.  Prompte 
Rückbildung  unter  Quecksilberbehandluug. 

Gross  (9).  Der  Prozess  der  sogen.  Adenolymphocele  und  die  mit  ihm 
verbundene  Lehre,  die  auf  N61aton  und  seinen  Schüler  Anger  zurückgeht, 
haben  sich  bei  den  Franzosen  bis  in  die  neueste  Zeit  des  lebhaftesten  Inter- 
esses erfreut.  Gross,  der  sich  die  Erforschung  der  lymphektatischen  Pro- 
zesse zur  Aufgabe  gestellt  hat,  beschäftigt  sich  in  der  vorliegenden  Arbeit, 
der  weitere  Aufsätze  folgen  sollen,  mit  der  französischen  Auffassung,  indem 
er  unter  Verwertung  eines  umfangreichen  Materiales  Kritik  an  ihr  übt.  Er 
weist  nach,  dass  diese  Lehre,  die  mit  der  Bezeichnung  Adenolymphocele  den 
anatomischen  Begriff  eines  ^Lymphdrüsen-Lymphangioms^  verbindet,  eine 
unrichtige  ist,  trotzdem  viele  französischen  Chirurgen  noch  an  ihr  festhalten. 
Bezüglich  vieler  Einzelheiten  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Gütig  (10).  Bei  einer  18jährigen  Patientin,  die  an  einer  Kombination 
von  Pseudoleukämie  und  Miliartuberkulose  litt,   fand  sich  eine  auffällige  ab- 


Eh  rieh,  Verletzangen  und  chimrg.  Krankheiten  der  Blatgefässe  etc.  239 

sdote  Vermindernng  der  weissen  Blutzellen.  Die  Anoabme,  dass  derselben 
eine  weitgehende  anatomische  Veränderung  des  Knochenmarks  zugrunde  liege, 
lurde  durch  die  Sektion  bestätigt,  die  ein  hochgradig  lymphadenoides  Kno- 
chenmark ergab. 

Nach  der  Ansicht  von  Hirschfeld  (11)  lässt  sich  die  von  Ehrlich 
und  Lazarus  gegebene  Definition  der  myeloiden  Leukämie  hinsichtlich  des 
Blntbefundes  in  der  engen  Begrenzung  nicht  mehr  aufrecht  erhalten.  Verf. 
zifalt  ans  der  Literatur  die  Fälle  auf,  die  jenen  Kriterien  nicht  stand  hielten 
und  fugt  dazu  eine  eigene  Beobachtung.  Dieselbe  sei  deshalb  bemerkenswert, 
Teil  es  sich  hier  um  den  Übergang  einer  typischen  in  eine  atypische  myeloide 
Leukämie  handelte,  indem  neben  dem  Auftreten  anderer  Veränderungen  die 
Mizellen  ganz,  die  eosinophilen  fast  verschwanden.  Dass  als  Ursache  dieser 
Veränderung  des  Blutbildes  die  angewandte  Röntgenbestrahlung  anzusehen  sei, 
stellt  er  in  Abrede. 

Helly  (12)  setzt  in  einer  Entgegnung  an  Hirschfeld  auseinander, 
weshalb  dessen  FaU  nicht  zur  atypischen  myeloiden  Leukämie  gerechnet  werden 
könne.  Einerseits  habe  Verf.  sich  nicht  genügend  an  die  von  Ehrlich  ge- 
gebene Definition  gehalten,  sodann  erklärten  sich  die  Abweichungen  des  Blut- 
bildes, die  übrigens  erst  im  Endstadium  der  Krankheit  aufgetreten  sein,  durch 
die  hochgradige  Anämie  und  die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen. 

Kähnel  (13)  beschreibt  den  seltenen  Fall  von  Perforation  einer  ver- 
kästen Bronchialdrüse  in  den  Ösophagus  und  in  den  rechten  Hauptbronchus 
bei  einer  66  jährigen  Patientin.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  zunächst  die  Per- 
foration der  Drüse  in  den  Ösophagus,  von  ihm  aus  die  jauchige  Infektion  der 
Drüse  und  ihrer  Umgebung  erfolgte,  die  dann  durch  Ausbreitung  auf  den 
Bronchus  die  fötide  Bronchitis  und  weiterhin  den  Durchbruch  des  Bronchus 
ZOT  Folge  hatte. 

L6vy  und  Clement  (14)  geben  eine  zusammenfassende  Darstellung 
der  Pathogenese,  Symptomatologie  und  Therapie  der  verschiedenen  chronisch 
entiündlichen  und  neoplastischen  Lymphdrüsenschwellungen  des  Halses.  Voraus- 
geschickt wird  eine  eingehende  anatomische  Beschreibung  der  einzelnen  Lymph- 
irüsengruppen  des  Kopfes  und  Halses. 

Während  nach  den  Mitteilungen  von  Lubarsch  und  Pol  lack  das 
Vorkommen  von  metaplastischer  Knochenbildung  in  Lymphdrüsen  nur  dann 
beobachtet  wird,  wenn  dieselben  vorher  tuberkulös  verändert  waren,  beobachtete 
^lerkel  (15)  eine  ausgedehnte  Knochenbildung  in  einer  völlig  krebsig  in- 
itrierten  abdominellen  Lymphdrüse.  Er  hält  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dass 
iure)}  den  Reiz  der  einwachsenden  Krebszellen  das  periglanduläre  Bindegewebe 
m  metaplastischen  Knochenbildung  angeregt  wurde  —  das  Knochengewebe 
^ab  schalenartig  die  hochgradig  vergrösserte  Drüse  — ,  während  hier  von 
einer  embryonalen  Verlagerung  von  Knochen  nicht  die  Rede  sein  konnte. 

Möbius  (16).  Eine  ältere  Frau  erkrankte  an  Abmagerung,  Tachykardie, 
Drnsenschwellungen,  leichten  geistigen  Störungen,  Erscheinungen,  die  sich  nach 
lodgebrauch  beträchtlich  verschlimmerten,  nach  Aussetzen  des  Mittels  sich 
zun  Teil  besserten.  Verf.  weist  auf  die  Analogie  des  Krankheitsbildes  mit 
TO  Morbus  Basedowii  hin  und  wirft  die  Frage  auf,  ob  nicht  eine  primäre 
Erkrankung  der  Lymphdrüsen  vorkomme,  bei  der  in  denselben  ein  dem  Basedow- 
Sift  ähnliches  Gift  entstände. 

Moorhead  (17)  berichtet  über  einen  Fall,  der  monatelang  das  typische 
Bildder  Hodgkinschen  Krankheit  darbot  und  schliesslich  unter  den  Er- 


240  Jahresbericht  für  Chirurgie.    1.  Teil. 

scheinungen  des  Lymphosarkoms  znm  Ende  führte.  Er  erörtert  im  Asscbit 
daran  die  verschiedenen  Merkmale,  die  gewöhnlich  für  jede  der  beicieii  Kran 
heiten  als  charakteristisch  angesehen  werden  und  spricht  schliesslicli  die  A 
sieht  aus,  dass  das  Lymphosarkom  und  die  akute  Hodgkinsche  Krankhe 
wahrscheinlich  ein  und  derselbe  Erankheitsprozess  seien. 

Muir  (18)  bespricht  zunächst  die  verschiedenen  Formen  der  tienkozyte 
und  gibt  dann  eine  ausführliche  Darstellung  der  Blut-  und  OrganbefarKle  bei  de 
verschiedenen  Arten  der  Lymphomatose.  Er  unterscheidet  in  dieser  Hinsicht  fol 
gende  Formen:   1.  Die  lymphatische  Leukämie  und  die  Pseudoleukämie.      Daj 
wesentliche  Merkmal  für  beide  ist  die  Vermehrung  der  Lymphozytexi    in  dei 
Drüsen.  2.  Die  progressive  Erkrankung  einzelner  Drüsengruppen,  wie  sie  gelegent 
lieh  bei  der  Tuberkulose  vorkommt.  3.  Eine  Form,  die  von  den  genannten  zu 
trennen  ist  und  als  Hodgkinsche  Krankheit  bezeichnet  werden  kann.     Die- 
selbe ist  infektiöser  Natur,   aber  unbekannter  Ätiologie.    4.  Das    Lympho- 
sarkom.   Falls  der  Blutbefund  keinen  bestimmten  Aufschluss  gibt,   kann    die 
Differentialdiagnose  in  vielen  Fällen  auf  Grund  der  histiologischen  Verände- 
rungen der  Drüsen  gestellt  werden. 

Wie  der  von  Nowack(19)  genau  untersuchte  Fall  lehrt,  lässt  sich  die 
von  Pinkus  gegebene  Einteilung  der  Pseudoleukämie  in  drei  Gruppen:    Die 
Lymphosarkomatose,  die  Lymphdrüsentuberkulose  und  die  ^wirkliche^'  Pseudo- 
leukämie nicht  auf  alle  Fälle  anwenden.    Die  ersten  zwei  Formen  Hessen  sich 
in  jenem  Falle  sicher  ausscbliessen,  andererseits  fehlte  hier  gerade  das  Cba- 
rakteristikum,  das  Pinkus  als   ausschlaggebend  für  die  Pseudoleukämie  im 
engeren  Sinne  ansieht,   die  Leukozytose,   es   bestand  vielmehr  eine  —  sehr 
ungewöhnliche  Leukopenie.    Verf.  hält  es  heutzutage  noch  nicht  für  möglich, 
ein  nach  dem  hämatologischen  Befunde  gut  charakterisiertes  KrankheitsbiiJ 
als  ^ wirkliche^   Pseudoleukämie    herauszuheben,    ebensowenig    als    man    die 
Diagnose  Pseudoleukämie  nur  nach  den  klinischen  Erscheinungen  stellen  kani?. 

Peacocke  (21).    Kurze  Mitteilung  einer  Beobachtung  Hodgkin  scher 
Krankheit  bei  männlichen  Zwillingen  im  Alter  von  vier  Jahren. 

Zwei  Fälle  von  nicht  durch  Hautulzeration  komplizierter  Inguinal- 
poliadenitis  und  zwei  Fälle  von  durch  Hautulzeration  komplizierter  Adenitis 
der  eine  an  der  Leiche,  der  andere  am  Abszess,  bei  denen  Perassi  (22)  die 
Exstirpation  der  Drüsensäcke  und  der  Fistelsinus  mit  Ausgang  in  Heilung 
vornahm.  Ebenfalls  mit  gutem  Erfolg  inzidierte,  entleerte,  schabte  und  drai- 
nierte  er  einen  oberflächlichen,  einseitigen  parapleuralen  Klepsydraabszess 
längs  des  siebten  Interkostalraumes  von  oben. 

In  einem  Falle  dagegen  von  schwammiger  Osteoarthritis  des  linken 
Sprunggelenkes  musste  er  nach  einem  erfolglosen  Versuch  der  ostealen  Arthr- 
ektomie  zur  Amputation  des  Gliedes  schreiten.  R.  Giani. 

Puyhaubert  (23)  wandte  in  einem  Falle  von  phlegmonöser  Schwellung 
des  Handrückens  und  Lymphangitis  des  Armes  eine  subkutane  Lijektion  von 
Terpentinöl  an,  worauf  es  sehr  schnell  zur  lokalen  eitrigen  Einschmelznog 
und  Rückgang  der  entzündlichen  Erscheinungen  kam. 

Ritter  (24)  hat  wiederholt  bei  verschiedenen  Karzinomen  Lymphdrüsen 
gefunden,  die  den  Eindruck  machten,  als  ob  sie  erst  in  Bildung  begriffen 
seien.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  eine  derartige  Neubildung  von  Lymphdrüsen 
die  Reaktion  des  Körpers  auf  eine  Invasion  von  Krebsinfektionsstoff  ist. 
Wenn  sich  diese  Ansicht  bestätigt,  würden  die  Injektionsversucbe  zum  Studium 
der  Verbreitung  des  Krebses  auf  dem  Lymphwege  sehr  an  Wert  verlieren. 


Ell  rieh,  YerletziiBgeo  und  chirorg.  Krankfauten  der  BlutgefäsBe  eic.  241 

Savariaud  (25)  weist  unter  Mitteilmig  von  drei  diesbezüglichen  Beob- 
achtungen darauf  hin,  dass  sich  nicht  selten  im  Anschlnae  an  eine  Lymph- 
ijtgküi  der  unteren  Extremität  Abszesse  in  der  Fossa  iliaca  und  im  Becken 
entwickeln.  Der  Vereiterung  der  betreffenden  Lymphdrüsen  gebt  stets  eine 
Entzündung  der  Inguinaldrüsen  voran.  Der  Sitz  der  Abszesse  ist  entweder 
die  Gegend  oberhalb  des  Schenkelkanals  oder  der  prävesikale  Raum,  indem 
sie  in  letzerem  Falle  häufig  Erscheinungen  von  Dysurie  bedingen. 

V.  Schrötter  (26).  Bei  einem  2ö jährigen  Mann,  der  eine  Rekurrens- 
lähmnng  und  einige  geschwollene  Supraklavikularlymphdrüsen  aufwies,  fand 
sich  eine  kolossale  Dämpfung  in  der  Herzgegend,  die  nur  zum  Teil  durch 
eine  Fiüssigkeitsansammlung  im  Perikard  bedingt  sein  konnte.  Statt  des 
diagnostizierten  Sarkoms  ergab  die  Autopsie  eine  chronische  uniyerselle  Tuber- 
kolose  der  Lymphdrüsen,  insbesondere  derer  des  Mediastinums,  die  einen 
TnmoT  von  16,5  cm  Querdurchmeeser  bildeten. 

Schwedenberg  (27).  Nach  den  Ergebnissen  der  Arbeit,  die  sich  auf 
12  &asfiihrlich  mitgeteilte  P'älle  aus  dem  Krankenhaus  Hamburg-Eppendorf 
stützt,  ist  die  Karzinose  des  Ductus  thoracicus  keine  so  seltene  Erkran- 
kung. Sie  kommt  für  gewöhnlich  zustande  durch  direkten  Transport 
der  Zellen  Ton  einem  Organ  der  Bauchhöhle  aus.  Gleichgültig  aber,  ob  der 
Duktus  karzinomatös  verändert  ist  oder  nicht,  stellt  er  den  Hauptweg  dar, 
auf  dem  die  Krebszellen  von  der  Bauchhöhle  nach  der  Brusthöhle  gelangen. 
Entweder  auf  retrogradem  Lymphwege  oder  häufiger  durch  das  rechte  Herz 
wandern  die  Tumorelemente  in  die  Lungen,  die  sie  passieren,  meistens  ohne 
hier  sekundäre  Geschwülste  zu  bilden.  Aber  auch  aus  den  in  den  grossen 
Kreislauf  gelangten  Keimen  entsteht  nicht  immer  eine  Metastase;  sehr  viele 
Zellen  gehen   auf  dem  Wege  zugrunde. 

Siegel  (28)  bespricht  die  verschiedenen  medizinischen  und  chirurgischen 
Methoden,  die  für  die  Behandlung  der  tuberkulösen  Halsdrüsen  in  Frage 
kommen.  Bei  der  Exstirpation  soll  man  mit  Rücksicht  auf  die  spätere  Narbe 
grosse  Sdmitte  möglichst  vermeiden.  Bei  einzelnen  geschwollenen  Drüsen 
k&nn  man  an  Stelle  der  Exstirpation  Injektionen  von  Thymolkampfer  an- 
wenden, die  gewöhnlich  eine  Einschmelzung  der  Drüsensubstanz  zur  Folge 
haben. 

Warneckes  (30)  Untersuchungsergebnisse,  die  an  vier  zur  Sektion  ge- 
kommenen Fällen  Hodgkin  scher  Krankheit  und  sechs  FäUen  von  exstirpierten, 
sogen,  malignen  Lymphomen  gewonnen  wurden,  bilden  eine  Bestätigung  der 
Ton  Chiari  u.  a.  vertretenen  Ansicht,  dass  es  möglich  ist,  von  der  grossen 
Gruppe  der  Pseudoleukämie  durch  die  pathologisch  anatomischen  Befunde  die 
Hodgkin  sehe  Krankheit  abzugrenzen.    Konstante  Befunde  derselben  bilden 
unter  anderen  die  Schwellung  des*  gesamten  lymphatischen  Apparates  und 
die  Enotenbildung  in  dem  lymphadenoiden^  präformierten  Gewebe  der  Organe, 
besonders  der  Milz.    Mikroskopisch  ist  vor  allem  charakteristisch  die  ausser- 
ordentliche Variabilität  der  Zellformen:    Epitheloidzellen,  Fibroblasten   und 
Biesenzellen.    Dass  die  Krankheit  durch  den  typischen  Tuberkelbazillus  ver- 
Qisacht  wird,  ist  ganz  unwahrscheinlich,  wenn  auch  nicht  direkt  ausgeschlossen 
ist)  dass  es  sich  um  eine  abgeschwächte  Form  der  Tuberkulose  handelt.    Die 
Itaufige  Kombination  mit  Tuberkulose  fasst  Verf.  als  eine  sekundäre,  zufallige 
Infektion  auf. 

Emile- Weil  und  Giere  (31)    berichten  über   die  Ergebnisse   ihrer 
Untersuchungen  über  die  Leukämie  der  Tiere,  die  in  klinischer  Hinsicht  dem 

JihnilMrieht  für  Chirurgie  1905.  16 


242  Jahresbericht  für  Ohimrgie.    I.  Teil. 

Krankheitsbilde  beim  Menschen  gleicht,  pathologisch-anatomisch  bislaxig  nie 
genügend  erforscht  ist.  Einzelne  interessante  Blutbefunde  werden  genan 
mitgeteilt.  Versuche,  die  Krankheit  auf  andere  Tiere  zu  übertragen,  hatt 
stets  ein  negatives  Resultat.  Durch  Röntgenbehandlung  wurde  bei  eine 
Hunde  eine  ganz  erhebliche  Verringerung  der  Zahl  der  weissen  Blutkörperch^ 
und  eine  Verkleinerung  der  Lymphdrüsentumoren  erzielt. 

11.  Gefässgeschwülste. 

1.  Beck,  Durch  Operation  geheilter  Fall  von  Angioma  racemosam.    Aus  der  New-Tork 
med.  Wochenschr.  Dez.  1903. 

2.  Hardouin,  Un  cas  d'angiome  du  qoadriceps  femoral.   Bull,  et  mto.  de  la  soc  ana 
de  Paris  1905.  Nr.  3.  p.  261. 

3.  *Horand,  Lymphangiome  du  cou.    Revue  de  Ghir.  1905.  Nr.  2.  p.  288. 

4.  NoY^-Josserand,  Lymphangiome  kystique  du  cou.  Rev.  de  Chii.  1905.  Nr.   3.  p.  415! 

5.  Satter,  H.,  Beitrag  zu  der  Frage  von  den  primären  Muskelangiomen.   Deatsc^he  Zeit 
sehr.  f.  Chir.  76,  4—6. 

6.  Yignard,  P.,  et  G.  Mouriquand,  Du  p^rith^liome.    Rev.  de  Chir.  1905.  Nr.  10. 

Beck  (1).  Erfolgreiche  Exstirpation  eines  sehr  ausgedehnten  Angioma 
racemosum,  das  die  ganze  behaarte  Kopfhaut  und  den  oberen  Teil  des  Ge- 
sichtes einnahm.  Einige  Zeit  vorher  waren  nacheinander  ohne  wesentlicbeu 
Effekt  die  Art.  temporales,  frontales  und  angulares  unterbunden  worden. 
Histiologisch  glich  die  Geschwulst  einem  Angiosarkom,  während  das  klinische 
Verhalten  mehr  für  einen  gutartigen  Charakter  derselben  sprach. 

Hardouin(2)  beschreibt  ein  Angiom  des  Vastus  internus  oberhalb  des 
Kniegelenkes,   das   eine  tuberkulöse  Affektion  vorgetäuscht   hatte.     Bei    der 
Exstirpation  zeigte  sich,    dass   dasselbe   ganz   diffus   in   der  Muskulatur   ge- 
wachsen war  und  aus  bis  fingerdicken  Gefässen  bestand.     Es  folgt  die  Mit- 
teilung des  histiologischen  Befundes. 

Nov6-Josserand{4)  operierte  ein  zystisches  Lymphangiom  des  Halses 
bei  einem  Kinde,  das  mit  dem  Gefässbündel  der  betreffenden  Seite  nicht  ver- 
wachsen war,  dagegen  —  sich  vor  der  Trachea  auf  die  andere  Seite  er- 
streckend —  hier  an  der  V.  jugularis  adhärent  war.  Die  Zysten  enthielten 
serös-blutige  Flüssigkeit.  Eine  Kommunikation  mit  den  benachbarten  Venen 
bestand  nicht. 

Sutter  (5)  fügt  den  40  in  der  Literatur  beschriebenen  Fällen  von  pri- 
märem Muskelangiom,   die  tabellarisch  aufgezählt  werden,   fünf,  neue  Beob- 
achtungen hinzu,  von  denen  vier  einer  eingehenden  histiologischen  Untersuchung 
unterzogen  wurden.    In  klinischer  Hinsicht   wird  auf  die  Schwierigkeit  der 
Diagnose,  da  die  meisten  Muskelangiome  nicht  komprimierbar  sind,   und  auf 
die  Möglichkeit  der  Rezidive,  besonders  bei  den  diffus  verbreiteten  Tumoren, 
hingewiesen.     Hinsichtlich  der  Struktur  sind  zu  unterscheiden  kavernöse  und 
teleangiektatische  Formen.    Von  besonderem  Interesse  sind  die  Fälle,  die  mit 
einer  Hyperplasie  der  glatten  Muskulatur  einhergehen.    Dieselbe  tritt  als  kon- 
zentrische oder  exzentrische  Wucherung  an  der  Media  auf  und  kann  weiter- 
hin zu  geschwulstartigen  Tumormassen  Veranlassung  geben.     Hand  in  Hand 
mit  dieser  Wucherung  der  Gefässwandelemente  geht,  als  sekundärer  Vorgang, 
die  Wucherung  des  Bindegewebes  und  das  Auftreten  von  Fettgewebe  als  Er- 
satz der  zugrunde  gegangenen  quergestreiften  Muskulatur.   Die  dünnwandigen 
Bluträume   bei  den  kavernösen  Formen  sind  zum  Teil  auf  Stauungsvorgänge 
zurückzuführen. 


Kölliker,  Verletzungen  und  chirurg.  Illrkrankangen  der  peripher.  Nerven.  243 

Vignard  und  Mouriquand  (6).  Es  handelte  sich  am  einen  apfel- 
grossen,  angiomartigen  Tnmor,  der  sich  bei  einem  60  jährigen  Manne  seit 
drei  Jahren  in  der  linken  Wangen-  und  Unterkiefergegend  entwickelt  hatte 
find  zu  häufigen  profusen  Blutungen  Anlass  gab.  Trotz  vorausgeschickter 
Ligatur  der  Carotis  communis  war  die  Exstirpation  der  Geschwulst  mit  be- 
tiichÜichem  Blutverlust  verbunden.  Tod  unter  Erscheinungen  von  Anämie. 
Die  histologische  Untersuchung  ergab  die  Struktur  eines  Perithelioms, 
einer  Geschwnlstform^  die  bisher  nur  an  den  Meningen  und  an  der  Glandula 
carotica  beobachtet  ist. 


X. 


Verletzungen  und  chirurgische  Erkrankungen  der 

peripherischen  Nerven. 


Referent:  Th.  Kölliker,  Leipzig. 


Die  mit  *  ▼ersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Lehrbücher. 

1.  Marion,  George,  Ghirorgie  da  Systeme  nerveux.  Avec  320  fig.  dans  le  texte.  Paris. 
6.  Steinheil  1905.  Preis:  18  Frs.  Der  dritte  Abschnitt  behandelt  die  allgemeine  und 
speiielle  Chirurgie  der  peripherischen  Nerven. 

2.  Head,  H.,  The  afferent  nervoas  System  from  a  new  aspect.  London.  John  Bale  sons 
tfld  Banielaen  1905. 

2.  Nerven-Anatomie. 

2a.*Reich,  Über  die  feinere  Stmktar  der  Zelle  der  peripheren  Nerven.  Jahresversammlung 

des  Deutschen  YereiDS  fflr  Psychiatrie  in  Dresden  am  28.  u.  29.  April  1904.    München^ 

med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  24.  p.  1170. 
ä.  *Braa8,  Kxperimentelle  Beiträge  znr  Frage  nach  der  Entwickelnng  peripherer  Nerven. 

Anat.  Anzeiger  1905.  Bd.  XXVI.  Nr.  17  \l  18. 
i  *Köliiker,  A.  v.,  Die  Entwickelang  der  Elemente  des  Nervensystems.    Zeitschr.  f&r 

wiaaeDschaftl.  Zoologie  LXXXIL 
b.  *Schaltze,  0.,  Die  Kontinuität  der  Organisationseinheiten  der  peripheren  Nervenfasern. 

Ärch.  für  die  ges.  Physiologie.  Bd.  108. 
6.  *—  Weiteres  zur  Entwickelung  der  peripheren  Nerven  mit  Berücksichtigung  der  Nerven- 

Tegeneration  nach  Nervenverletzungen.    Yerh.  d.  physik.-med.  Ges.  zu  Würzburg.  N.  F. 

Bd.  XXXVII.  Nr.  7.  Würzburg  1905. 

8.  Nervendegeneration,  Nerrenregeneration. 

1.  Bethe,  Über  Nervenheilung  und  polare  Wachstumserscheinungen  an  Nerven.  Naturw.- 
med.  Verein  zu  Strassburg.  Sitzong  der  med.  Sektion  am  12.  Mai  1904.  Münch.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  25. 

16* 


244  Jahretbericlit  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

8.  *l[i  1t i  n  g  1 0  n ,  An  investigation  on  the  regeaeratiofi  of  aervee.  Britisk  med«  Joarn.  1905. 
Nr.  2318.  p.  9S5.  9  Fig. 

9.  *Lapiiisky,  Michael,  Ober  Degeneration  nnd  Regeneration  periph^riaober  Nervea. 
Yirchows  Archiv  1905.  Bd.  181.  Heft  8.  p.  452-508. 

10.  *Merzbacher,  L.,  Zur  Biologie  der  Nervendegeneration  (Ergebnisae  an  Transplan- 
tationsversuchen).    Nenrol.  ZentralbL  1905.  Jg.  24.  Nr.  4.  p.  150—155. 

11.  Okada,  Experimentelle  ünterenchungen  Ober  die  vaakalire  Tropbik  de«  peripheren 
Nerven,  Arbeiten  aus  dem  nenrol.  Institut  an  der  Wiener  Univeraitit»  herauag.  vea 
Obersteiner  1905.  Bd.  12.  Heft  59. 

12.  Perroncito,  Salla  questione  della  rigenerazione  autogena  delle  fibre  nervöse.  Bollettino 
della  societä  medico-chirnrgica  di  Pavia.  Seduta  del  19.  Maggie  1905. 

13.  —  La  rigenerazione  delle  fibre  nervöse.  Bollettino  della  soc.  med.-chir.  di  Pavia. 
Seduta  del  3.  Nov.  1905. 

14.  RoccoCaminiti,  Beitrag  zur  pathologischen  Histologie  des  Gasserschen  Oanglions. 
Chir.  Klinik  der  kgl.  Univ.  zu  Neapel.    Archiv  für  klin.  Chir.  Bd.  47.  Heft  4. 

15.  *Odier,  R^önöration  des  terniinaisons  motrices  des  nerfs  coupte.  Arch.  de  m^d. 
ezp^r.  et  d'anat  pathol.  Annte  17.  1905.  Nr.  4.  p.  508—505.  1  Taf. 

4.  Pathologie  der  Nerven. 

16.  Dopter,  iStude  des  alt^rations  histologiques  des  nerfs  pöriphöriques  dans  les  oedtoes 
chroniques.    Oaz.  des  h6p.  Annäe  78.  1905.  Nr.  4  p.  39-^42.  2  Fig. 

5.  Nervenluxation. 

17.  Tsutsumi  Atsuma,  Zur  Kenntnis  der  Luxation  des  Nervus  ulnaris  und  deren 
operative  Behandlung. 

6.  Nervennaht 

18.  '*Boeckel,  J.,  Paralysie  de  la  brauche  profonde  du  nerf  radial  aprös  traumatisme. 
Sutore  tardive.    Gu^rison.    Bull,  de  Tacad.  de  möd.  68.  ann.  3.  sär.  Nr.  17  et  18. 

19.  *Bonnet,  Section  de  la  branche  motrice  du  nerf  radial.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de 
Chir.  de  Paris  1905.  XXX.  Nr.  40. 

20.  Chaput,  De  la  rtetauration  rapide  des  fonctions  ä  la  suite  des  sutures  nerveuses. 
Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  de  Chir.  de  Paris  1904.  Nr.  18. 

21.  *^  Section  du  nerf  radial.    Ibidem.  Nr.  85. 

22.  *Rieffel,  Sur  la  suture  de  la  branche  postörienre  du  nerf  radial.  Bull,  et  m^m.  de 
la  Soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  XXXI.  Mr.  1. 

23.  Steinmann,  Über  traumatische  Sehnen-  und  Nerventrennung.  Konrespondenzb).  fQr 
Schweizer  Ärzte  1905.  p.  587.  (Verf.  verlangt  aufmerksame  Untersuchung,  damit  nicht 
vollkommene  und  teilweise  NervendurchschDeiduogen  Übersehen  werden.) 

24.  Wolfler,  Sekundäre  Nervennaht  des  N.  hypoglossus.  Verein  deutscher  ÄrztO  in  Prag, 
Sitzung  am  3.  Febr.  1904.  Manchen,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10  und  Beitr.  zar 
klin.  Chir.  Bd.  45.  p.  294. 

7.  Neryen-Anastomose. 

25.  *Bruandet-Humbert,  De  la  texture  des  nerfs.  Application  k  l'anastomose  nerveuse. 
Arch.  g^n.  de  m^d.  1905.  Nr.  11. 

26.  Cushing,  The  special  field  of  neurological  surgery.  John  Hopkins  hospital  buU.  1905. 
Mftrz.  (Im  Abschnitt  über  Chirurgie  der  peripheren  Nerven  wird  die  Nervenpfropfung 
besprochen.    Drei  eigene  Fillle  am  Fazialis.) 

27.  Füret,  F.,  Traitement  chirurgical  de  la  paraljeie  faciale.  Rev.  hebd.  de  laiyng.^ 
d'otol.  et  de  rhiool.  1905.  Nr.  32. 

28.  Gluck,  Nervenplastik  (greffe  nerveuse)  nebst  Bemerkungen  Aber  Übungstherapie  bei 
Lfthmungen.    Zeitochr.  fflr  difttetiscbe  und  physikal.  Therapie  1905.  Bd.  IX.  Heft  1. 

29.  Hackenbruch,  Zur  Behandlung  der  spinalen  Kinderlähmung  durch  Nerven pfropfnng. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  25. 

SO.  —  Zur  Behandlung  der  spinalen  Kinderl&hmung  durch  Nervenpf^opfung.  Verhandl.  d. 
deutschen  Ges.  f.  Chir.  XXXIV.  Kongress  1905. 


ESlliker»  YerletzimgeB  «nd  ebirarg.  ErkraBkangen  der  peripher.  Nerven.         245 

3Qi.Pflaomer,  Tratamieiito  quirurgioo  de  U  parälisie  facial.    Revue  de  la  eoc.  m^. 

ifgentine  1905.  Nr.  75. 
IL  *Siek,  Anastomose  dea  peripheren  Fazialiseodes  and  des  Akzessorina.    Deutsche  med. 

Wochenachr.  1905.  Nr.  16.  p.  652. 
^  *Spiller-Frazier,  Behandlung  der  Poliomyelitis  acuta  anterior  durch  Nerventranaplan- 

tatien.    Joom.  of  Amer.  Assoc.  Nr.  8. 
33.  Spitzj»  H.,  Zur  allgemeinen  Technik  der  Nervenplastik.  Wiener  klin.  Wochenachr.  1905. 

Nr.  a. 
$i  —  Bie  Ohtturatorins-Kmraliaplastik.    Aus  den  Grenzgebieten  der  Chirurgie  und  Neuro- 

logia.    ZeitBchr.  ftr  orUiop.  Chirurgte.  Bd.  XIY.  Heft  1. 
3d.  Young,  Report  of  a  case  of  nerve  anastomosis  for  the  eure  of  infantile  paralysie. 

The  americ.  jovul  of  orthop.  snrg.  Vol  IL  Nr.  1. 

8.  Neryenlösiuig^. 

M.  Hildebraod,  Über  isehAniische  Muskelifthmnng  und  ihre  Behandlang.    Freie  Ver- 

einigang  der  Chirurgen  Berlins.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  30. 
17.  ran  Lier,  £.  H.,  Über  Nervenkompreasion«    Beitr.  anr  klin.  Chir.  Bd.  XLVI.  p.  711. 

9.  NerYeHdehnung^. 

38.  ^Gerber,  Ein  Fall  von  Geburtalfthmnng  des  Armes,  gebeilt  durch  Plexusdehnung. 

Inaug.-Diss.     Breslau  1905. 
3^.  *MoTt,  Caaa  of  tranmatie  stretching  of  the  lowre  cervical  nerve  roeta.   The  Glasgew 

med.  Joum.  May  1905. 
^.  'Gernassi,   Male  perforante  del  piede  guarito  coUo  striamento  del  nervo  plantare 

iatemo.  Rifonna  m^d.  Vol.  XXI.  Nr.  35. 

10.  Nerrenresektioii. 

41.  ^Bardescn,  La  r^ection  dea  nerfs  dans  la  gangr^ne  douloureuse  des  membres.  Presse 
m^.  1905.  18  Juillet  n.  Spitalul  1905.  Nr.  21/22. 

42.  Lexer,  Vereinfachung  der  Resektion  dea  dritten  Trigeminuaaatee  an  der  Schädelbasis. 
Yoh.  der  deutachen  Ges.  für  Chirurgie.  XXXIV.  Kongress  1905. 

42a. Martin,   Klinisches   und   Experimentelles    zur  Vagotomie   am   Halae.     XI   policlinico 
D«.  1905.  Jannar  1906. 

43.  Po t berat,  £.,  Nevraglie  faciale.    R^ection  du  nerf  maxillaire  aup^rieur.    Bull,  et 
mtei.  de  la  soe.  de  chir.  de  Paris.  T.  XXXL  p.  227. 

11.  Intrakranielie  Trigeminusresektion. 

41  Cafaen,  F.,  Exstirpation  des  Ganglion  Gassen.    Allg.  ärztl.  Verein  zu  Köln.    Sitzung 

am  6.  Febr.  1905.    Mftncben.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 
4-5.  Perthes,   Über  Nervenregeneration  nach  Extraktion  von  Nerven  wegen  Trigeminus- 

neoralgie.     Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  77.  Heft  4/6. 

12.  Sympathikus-Resektion« 

46.  *D6lbet,  De  la  rdsection  du  grand  sympathique  dans  la  n^vralgie  faciale.    8oc.  de 
^  chir.  1905.  Nr.  27. 

4".  *Poirier,  Sur  la  r^section  du  grand  sympathique  contre  la  n^vralgie  faciale.    See.  de 
Chir.  1905.  Nr.  29. 

IS.  Periphere  Paralyse. 

^  *A.renheim,  Ein  Fall  von  isolierter  peripherer  Lähmung  des  N.  medianus.    Monats- 

ichr.  f&r  Unfallheilkunde  1905.  Nr.  5. 
^'  Berohardt,  Über  einige  seltener  vorkommende  peripherische  Lähmungen.    Berliner 

klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  18. 
^-  *-  Isolierte  Lähmung  des  rechten  N.  muscnlo-cutaneus  nach  Tripper.    Rerliner  klin. 

Wochenschr.  1905.  Nr.  35. 


246  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

51.  Blenke,  Über  Lfthmungen  im  Gebiete  der  ünterschenkelnerven  bei  Rabenarbeitem 
Zentralbl.  f.  phyaik.  Therapie.  Bd.  I.  Heft  12.  Weitere  Fälle  von  Peronaea»-  und  Tibialis 
parese  bei  Rfibenarbeitem.   (S.  Ref.  Schnitz,  Jahrg.  X.  p.  195.) 

52.  *Bovin,  Emil,  Über  die  während  der  Entbindung  entstandene  Armplezusparalyac 
bei  dem  Fötus.    Hygiea  1905.  Nr.  3. 

53.  F  e  8  8 1  e  r ,  Die  Lagerung  des  Nervus  radialis  bei  Oberarm briichen  der  Diaphy se.  Deutsche 
Zeitschr.  für  Chir.  Bd.  78.  Heft  1/3. 

54.  *Flataa,  Über  einen  Fall  traumatischer  Nervenerkrankung.    ÄrzÜ.  Sacfaver8t.-Zeit«« 

1905.  Nr.  4. 

55.  *F  r  i  s  c  h  a  a  e  r ,  Ein  Fall  von  Erb  scher  Plexuslähmung.  Wiener  klin.  Wochensclir.  190o. 
Nr.  47. 

56.  ^Hirschfeld,  Über  eine  bisher  noch  nicht  bekannte  Begleiterscheinung  der  Parese  des 
N.  peronaeus.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  11. 

57.  Kiefer,  Plexuslähmung  bei  Luxation  des  Schultergelenkes.  Ärztl.  Verein  in  Nürnberg, 
Sitzung  am  19.  Januar  1905.    München,  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  12. 

58.  *Minor,  Über  Unfallslähmungen  des  Nervus  facialis.  Monatsschr.  f.  Unfailheilk.  1905. 
Nr.  9. 

59.  Monro,  Two  cases  of  muscnlar  atrophy  of  the  peroneal  type.    Glasgow  med.  joom. 

1906.  Jan. 

60.  *Piper,  Kurt,   Fractura  humeri  mit  Verletzung  des  N.   radialis.    Inaug. - Dissertat 
Kiel  1905. 

61.  ^Sossinka,  W.,   300   Fälle  von   peripherischer  Fazialislähmung.     Inaug.  -  Dissertat 
Leipzig  1905. 

62.  *Voltz,  Beitrag  zur  chirurgischen  Therapie  und  Nachbehandlung  praktisch  -wichtiger 
traumatischer  Lähmungen.    Wiener  med.  Presse  1904.  Nr.  46. 

63.  Weber,  Demonstration  einer  ROntgenplatte,  auf  der  eine  einseitige  Halsrippe  sichtbar 
ist,  die  zu  einer  unteren  Plexuslähmung  geführt  hat.  Rheinisch-westfälische  Gesellschaft 
fftr  innere  Medizin  und  Nervenheilkunde.  V.  ordentliche  Versammlung  am  21.  Mai  1905 
zu  Düsseldorf.  München,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  33.  Baldige  Bessemiig  der 
Lähmung  nach  Resektion  der  Halsrippe. 

14.  Neuralgie. 

64.  *Bardenheuer,  Geheilte  Neuralgie  des  111.  Trigeminusastes.   Deutsche  med.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  2. 

65.  *Cabannes-Tenliäres,  Sur  un   cas  de  tic  de  la  face  ä  la  soite  d'une   paralysie 
faeiale  p^riphörique.    Joum.  de  m^d.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  3. 

66.  *C  ramer,   Gipsverbandbehandlung  nach  Ischias.    Zeitschr.  für  Orthopäd.  Chir.  1905. 
Bd.  XIV. 

67.  Demaillasson,  Les  injections  analg^siantes  ,loco  dolenti'  dans  les  növralgies  peri- 
phöriques.    Revue  frauf.  de  m^d.  et  de  chir.  1905.  Nr.  31. 

67a.  Grame  gna,  Wirkung  der  Röntgenstrahlen  bei  Trigeminusneuralgie.    Rif.  med.  1905. 
Nr.  49. 

68.  *Harburn,  Some  points  in  the  treatment  of  brachialgia  and  sciatica.  Brit.  med.  jooni. 
4.  n.  1905.  p.  245. 

69.  Hutchinson  jun.,  J.,  The   surgical  treatment  of  facial  neuralgia.    London.   J.  Bale 
and  sons  and  Danielsen  1905.  151  S.  22  Fig. 

70.  '''Lange,  Zur  Therapie  der  Ischias.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  3. 

71.  *Sondaz,  Traitement  des  n^vralgies.   Journ.  de  mäd.  et  de  chir.  1905.  10  Oct.  p.  755. 

72.  Spitzmüller,  W.,   Zur   Therapie   der   Neuralgie.    Wiener   med.  Wochenschr.   1905. 
Nr.  40. 

73.  *Weisz,  fijrankhafte  Gangarten  bei  Ischias.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  24. 

74.  *Wolf,  Mechanische  Behandlung  der  Ischias.    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  23. 

75.  *Zuelzer,  Diagnose  und  Therapie  der  Ischias.    Zeitschr.  f.   ärztl.  Fortbildung  1905. 
Nr.  11. 

15*  Neuritis. 

76.  *Bittorf,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Beschäftigungsparese.  Aus  der  med.  Univ.* 
PolikL  zu  Leipzig.    München,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  27. 

77.  H.  Gurschmann,   Beiträge   zur  Lehre   der   Beschäftigungsneuritts.    Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 


Kdlliker,  Yerleizangen  and  chirurg.  Erkrankapgen  der  peripher.  Nerven.  247 

7S.  *Hönck,   Über  Krankheitserscheinungen  von  seiten  des  Sympathikus.    Wiener  klin. 

Rundschau  1905.  Nr.  2. 
79.  V.  Grinka,  A  case  of  peripheral  nerve  syphilis.    Joum.  of  the  americ.  med.  assoc. 

VoL  45.  1905.  Nr.  3. 
^0.  *L6pine-Porot,  N^vrite  alcoolique  avec  gangr^ne.    Lyon  m4d.  1905.  Nr.  14.  p.  746. 
81.  H»  P.  Lie,  Lepra  im  Rückenmark  und  der  peripheren  Nerven.    Arch.  f.  Dermatol.  u. 

Syph.  1905.  Bd.  73.  Heft  1.  p.  3-38  u.  Heft  2/3.  p.  171-214.'  7  Taf. 
81  Stewart,  Some  affecttons  of  the  cervical  sympathetic.    The  Practit.   Fehr.  1905. 

16.  Neurom. 

S3.  ^Borger,  Sarcome  du  nerf  sciatique  ä  son  ^mergence  du  hassin  traitö  par  l'^xstir- 

patioD.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  31. 
84.  ^Bourcy-Laignel-Lavastine,  Maladie  de  Recklinghausen.    Soc.  möd.  des  Höp. 

13  Jan.  1905. 
^).  *BTault,  J.f  et  J.  Tanten,  Sur  un  cas  de  nenro-fibromatose  gön^ralis^e.  Arch.  g^n. 

de  möd.  Annöe  82.  1905.  T.  2.  Nr.  39.  p.  2433—2440.  3  Fig. 
^.  *Brault,  Neuro -fihromatose,  volumineuse  neuro -fibro- sarcome  du  nerf  radial  droit. 

Soc  de  Chir.  1905.  Nr.  25. 
87.  H/availlon,  Neuro-fibromatose.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  3. 
$^.  ^Litlewood,  Telling  and  Scott,   A  case  of  multiple  neuro -fibromatose.    Lancet 

1905.  Aprü  8. 
S9.  *Loison,  Fibrome  de  nerf  sciatique.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  35. 

90.  ^Raymond,  Huet  et  Alquier,  Paralysie  faciale  pöriph^rique  due  ä  un  fibrosarcome 
enclobant  le  nerf  ä  sa  sortie  du  bulbe.  Arch.  de  neurol.  Vol.  19.  1905.  Nr.  109.  p.  1—9. 
S  Fig. 

91.  Winkelhansen,  Über  Neurome.  Mitteilung  der  in  der  chirurgischen  Universitäts- 
klinik zu  Jena  beobachteten  Stamm-  und  Rankenneurome.    Inaug.-Di8S.    Jena  1905. 

17.  Nachtrag  zu  1904. 

Nervennaht. 

^I  *Kennedy,  The  treatment  of  the  hirth  paralysis  of  the  upper  extremity  by  suture 
of  the  fifth  and  sixth  cervical  nerves.    Brit.  med.  Joum.  22.  X.  1904.  p.  1065. 

Periphere  Paralyse. 
$3.  *Spadaro,  Radialisparalyse  nach  Unfall.    Gaz.  d.  ospedali  1904.  Nr.  148. 

Neurome. 

9i  *J.  H.  L  a  d  k  i  n ,  A  case  of  multiple  fibroma  (fibro-neuroma)  of  the  nervs  of  the  lower 
eziremities  with  diffuse  eniargement  of  the  sicatics.  Complicating  sarcoma  and  meta- 
stases  in  the  lungs.  Studies  fr.  Depart.  of  Pathology  of  the  Coli,  of  Phys.  and  Surg., 
Colmnbia  Univ.  New  York.  Vol.  9.  1903,1904. 

9-5.  Nebaky,  Neuro-fihromatose  g^nöralis^e  avec  moUascum  pendnlum  de  la  moiti^  droite 
de  Ift  face  et  ptosis  de  l'oreille.  Ann.  de  dermat.  et  de  syph.  1904.  Nr.  11.  Die  Fibro- 
mata  pendula  und  das  schlaff  herabhängende,  hypertrophische  Ohrläppchen  führt  Verf. 
auf  Dennatolyse  znrfick. 

Bethe  (7)  beantwortet  zunächst  die  Frage,  ob  sich  der  zentrale  Stumpf 
eines  beliebigen  Nerven  mit  dem  peripheren  Ende  eines  anderen  beliebigen 
Nerven  funktionell  verbinden  kann.  Diese  Frage  ist  durch  cbirurgische  Nerven- 
Implantationen  schon  bejaht.  Verf.  machte  noch  folgenden  Versuch:  Er 
b^iizte  bei  einem  Hunde  die  Ischiadici  beider  Seiten.  Da  die  Nerven  zu 
^  sind,  nähte  er  zwischen  dem  zentralen  linken  und  peripheren  rechten 
Stumpf,  und  umgekehrt,  ein  10 — 11  cm  langes  Stück  des  Ischiadikus  eines 
anderen  Hundes  ein.  Die  Funktion  stellte  sich  nicht  vollkommen  her,  nur 
^en  die  Reize  auf  der  Seite  lokalisiert,  auf  der  der  Nerv  ins  Rückenmark 
eintrat,  bei  Reiz  des  rechten  Fusses  hebt  das  Tier  das  linke  Bein.    Inkoordi- 


248  Jahresbericht  fflr  ChmiTgie.    I.  Teil. 

nationen  bestanden  nicht,  trotzdem  die  Oberscfaenkelmuskeln  gleicbseiti|$,    die 
des  Unterschenkels  und  Fusses  gekreuzt  ionenriert  sind.  Die  Frage,  ob  ^eoBibla 
und  motorische  Nerven  funktionsfähig  miteinander  verwachsen,  wird  vonieint- 
Präganglionäre  Fasern  verbinden  sich  sowohl  untereinander,    als  acK^    mit 
motorischen  Fasern,  und  zwar  der  zentrale  Stumpf  präganglionärer    Bendel 
mit  dem  peripheren  Stumpf  eines  motorischen  Nerven,  Halssymphatikna«   und 
Laryngeus,  Phrenikus  und  Halssympathikus.     Postganglionäre  Fasern  können 
sich  nicht  funktionell   mit  präganglionären  verbinden,   auch  nicht  mit     den 
peripheren  Stümpfen  motorischer  Nerven.    Zwei  zentrale  Stümpfe  verwÄchsen 
nur  äusserlich,  aber  nicht  histologisch  und  funktionell  miteinander.    Die    zen- 
tralen Enden  zweier  peripheren  Stümpfe  können  sich  bei  eingetretener   SLuto- 
gener  Regeneration  funktionell  miteinander  vereinigen,  so  dass  bei  Reizung 
des  einen  Stumpfes  auch  die  von  anderen  innervierten  Muskeln  zucken.     Aus 
der  Kontinuität  eines  Nerren  faerau^eschnittene  Stücke  eines  Nerven  heilen 
nur  dann  ein,  wenn  in  der  gleichen  Lage   vernäht  wurde,   aber  nicht,    wenn 
sie  um  180^  gedreht  wurden.    Nach  Versuchen  von  Bethe  scheint  es  auch 
vahrscbeinlidi,  dass  bei  Bildung  eines  Ringes  aus  einem  eszidierten  Nerven* 
stück  eine  vollkommene  Vereinigung  der  Fasern  zustande  kommen  kann,   ^renn 
autogene  Regeneration  eintritt. 

Okada  (11)  fand  Wal  1er sehe  Degeneration  am  Ischiadikus  nach  Unter- 
bindung  der  Art.  glutaea  inferior  oberhalb  des  Abganges  der  Art.  comitans  nerv. 
ischiad.  Bezüglich  der  Regeneration  spricht  sich  Verf.  gegen  die  autochthone 
Regeneration  der  Nerven  aus. 

Perroncito  (12)  führt  den  Nachweis,  dass  alle  im  distalen  Nerven- 
stumpfe vorhandenen  Nervenfasern  ausschliesslich  vom  proximalen  Nerven- 
stumpf  herstammen.  Die  autogene  Nervenregeneration  leugnet  er.  Die  Be- 
obachtungen von  Tizzoni,  Galeotti  und  Levi,  v.  Büngner,  Bethe, 
Bailance  und  Stewart  (siehe  die  Referate  in  den  früheren  Jahrgängen  der 
Jahresberichte)  sind  nach  Perroncito  unrichtig  und  beruhen  auf  ungenü- 
gende Untersuchungsmethoden.  Verf.  stellt  ausführliche  Mitteilungen  seiner 
Versuche  und  Untersuchungen  in  Aussicht.  So  bringt  Perroncito  die  alte 
Theorie  der  Nervenregeneration  vom  proximalen  Nervenstumpf  aus  wieder  zu 
Ehren,  eine  Theorie,  die  Ref.  auch  stets  verteidigt  hat. 

Perroncito  (13)  beschreibt  die  von  den  Achsenzyiindern  des  proxi- 
malen Ner?enstumpfes  ausgehende  Nervenregeneration,  die  nach  seinen  Be- 
obachtungen sehr  zeitig  beginnt.  Schon  zwei  Tage  nach  der  Nervendurch- 
schneidung bestehen  neugebildete  Nervenfasern.  Die  Vorgänge  im  distalen 
Nervenende  sind  weniger  durchsichtig  und  stellt  Verf.  weitere  Beobachtungen 
in  Aussicht.  Die  Arbeit  wird  durch  drei  schöne  Tafeln  mit  24  Abbildungen 
illustriert. 

Caminiti  (14)  ist  der  Ansicht,  dass  zahlreiche  Veränderungen  der  im 
Ga  SS  er  sehen  Ganglion  beschriebenen  Nervenzellen  nicht  charakteristisch 
für  Trigeminusneuralgie  sind.  Viele  dieser  Erscheinungen  sind  normale  Be- 
gleiterscheinungen des  vorgerückten  Alters  und  des  Greisenalters,  viele  sind 
in  den  verschiedensten  Krankheiten  beobachtet  worden.  Als  Veränderungen, 
bei  denen  die  Neuralgie  auf  pathologische  Vorgänge  im  Ganglion  selbst  zu- 
rückzuführen sind,  können  nur  jene  angesprochen  werden,  die  sich  auf  die 
Fasern  und  das  Bindegewebe  des  Ganglion  beziehen,  Störungen,  die  mit  der 
Rückbildung  und  mit  der  Sklerose  endigen. 


-^ 


Kolli k er,   Verletzungen  and  chirarg.  Erkrankungen  der  peripher.  Nerven.         249 

Tsatsami  (17)  berichtet  über  eine  operativ  behandelte  Luxation  des 
y.  olnaris  aus  der  Rostocker  Klinik.  Müller  schaffte  ein  sicheres  Lager 
för  den  Nerven  in  der  Weise ,  dass  er  einen  Periostknochenlappen  aus  dem 
Epicondylns  medialia  bildete,  diesen  nach  aussen  umlegte  und  mit  der  Trizeps- 
seime  vernähte. 

Wolf  1er  (24)  vernähte  den  bei  einem  Selbstmordversuch  durchschnit- 
tenen rediten  N.  hypoglossus  4^/t  Monate  nach  der  Verletzung.  Erst  nach 
Yielen  Monaten  besserte  sich  der  Zustand  der  Zungenmuskulatur,  die  Beweg- 
lichkeit der  Zunge  und  die  Sprache.  Es  ist  das  der  erste  Fall  von  Nerven- 
naht  am  N.  hypoglossus.  Wölflen  berichtet  ferner  über  sechs  weitere  Fälle 
Ton  Verletzungen  des  Hypoglossus,  und  zwar  drei  Schnitt-  und  drei  Schuss- 
lerletzungen,  bei  denen  aber  eine  Naht  nicht  angelegt  wurde. 

Füret  (27)  gibt  eine  zusammenfassende  Arbeit  über  Akzessorius-  und 
Hrpogiossus- Anastomose  bei  Fazialislähmung.  Er  befürwortet  die  Hypoglossus- 
Anastomose  nnd  empfiehlt  den  Fazialis  in  ein  Knopfloch  im  Hypoglossus  zu 
befestigen,  nm  der  Atrophie  der  Zungenmuskulatur  zu  begegnen. 

Gluck  (28)  beschreibt  eine  erfolgreiche  Vereinigung  des  Fazialis  mit 
dem  Eopfnickeraste  des  Akzessorius.  Die  totale  Fazialislähmung  bestand  bei 
der  Operation  schon  fünf  Jahre.  Ein  Jahr  nach  der  Nervenpfropfung  zeigte 
sich  Mitbewegung  im  Fazialisgebiet.  Durch  systematische  Übungen  erlernte 
der  Kranke  die  Willensimpulse  zu  trennen  und  eine  koordinierte  Tätigkeit 
der  Muskeln  beider  Gesichtshälften  auszuführen. 

Hackenbruch  (29)  hat  bei  spinaler  Kinderlähmung  in  drei  Fällen 
eine  Nerrenpfropfung  in  der  Weise  ausgeführt,  dass  er  ein  Drittel  der  Tibialis 
in  den  gelähmten  Peronaeus  einpflanzte.  In  einem  Falle  war  die  Operation 
erfolgreich,  in  den  beiden  anderen  bildeten  sich  Narbenkeloide,  die  den  Er- 
folg vereitelten. 

Bei  einem  Fall  von  doppelseitiger  Lähmung  der  Peronaei  und  Extensores 
digit.  comm.  longi  et  breves  erzielte  er  (30)  einen  vollen  Erfolg  durch 
Pfropfung  eines  vom  N.  tibialis  abgespaltenen  Lappens  in  den  geschlitzten 
N.  peronaeus. 

Bei  einer  Fazialislähmung  im  Anschlüsse  an  eine  Radikaloperation  eines 
eitrigen  Mittelohrkatarrhs  hat  Pflaum  er  (30  a)  drei  Monate  nach  der  Durch- 
schneidnng  des  Fazialis  eine  Anastomose  zwischen  Fazialis  und  Akzessorius 
angelegt.  Der  Fazialis  wurde  hart  am  Proc.  styloideus  freigelegt  und  mit 
dem  Akzessorius,  der  unter  dem  oberen  Drittel  des  Kopfnickers  aufgesucht 
wurde,  nach  Durchschneidung  des  Nerven  vernäht.  Vollkommene  Wiederher- 
stellung der  Funktion  nach  18  Monaten.  Nur  bei  starker  Aktion  der  Gesichts- 
mnskeln  tritt  eine  Kontraktion  derCucullarisauf,  umgekehrt  erfolgen  Zuckungen 
der  Gesichtsmuskeln  bei  vertikaler  Erhebung  des  Armes. 

Bei  isolierter  Lähmung  eines  Nerven,  bei  der  der  Lähmungsinsult  an 
imzuganglicher  Stelle  oder  im  Zentralnervensystem  selbst  liegt,  können  nach 
Spitzy  (33)  die  Muskeln  des  Lähmungsbezirkes  wieder  zur  Innervierung  ge- 
bracht werden,  wenn  der  betreffende  Nerv  an  das  Leitungssystem  eines 
benachbarten  intakten  Nerven  angeschlossen  wird.  Beschreibung  der  Technik 
fir  zentrale  und  periphere  Implantation  und  einer  Anzahl  vom  Verf.  ge- 
brauchter Instrumente.  In  der  zweiten  Arbeit  (34)  bespricht  Spitzy  die 
Neurotisierung  des  Kruralis  durch  den  Obturatorius.  Er  empfiehlt  die  zen- 
trale Implantation  des  oberflächlichen  Obturatoriusastes  in  den  gelähmten 
Kruralis  speziell  bei  poliomyelitischer  Quadrizepslähmung. 


252  Jahresbericht  fiir  Cliinii^ie.    I.  Teil. 

her  gehören  die  meisten  der  Radialisverletzungen  in  ganz  typischer  Weisi 
Bei  Brächen  im  unteren  Drittel  drückt  am  ehesten  das  nach  oben,  auasei 
dislozierte  untere  Fragment  gegen  den  Nerven.  Bei  Brächen  dicht  oberhall 
des  Ellbogengelenkes  kommt  am  äusseren  Ende  des  Nervenspiralganges  da 
obere  nach  aussen,  unten  und  vom  aufgeklappte  Brucbende  am  häufigste] 
dem  Radialnerven  zu  nahe. 

Bezüglich  der  Therapie  empfiehlt  Fessler: 

1.  Für  Humerusfrakturen    und  Radialislähmung    ohne  Weicbteilwund< 
Schienenverbände,  die  die  gefährdete  Stelle  an  der  Aussenseite  des  Oberarme 
durch  Polsterung  ober-  und  unterhalb  der  Frakturstelle  vor  Druck    schützeii 
und  einen  mehr  nach  der  Innenseite  des  Oberarms  vorspringenden   stumpfen 
Winkel  der  Bruchenden  anstreben,  noch  besser  aber  nach  Bardenheuei 
Extension  des  im  Fillbogen  rechtwinklig  gebeugten  Armes  am  Ellbogen  in  der 
verlängerten  Achse  des  Oberarmes  mit  5  kg  nach  unten,  Kontraextension  an 
der  Schulter  nach  oben  mit  5  kg,  femer   gleichzeitig  je  eine  Heftpflaster- 
schleife  mit  2—5  kg  Gewicht  ober-  und  unterhalb  der  Bruchstelle  nach  innen 
über  die   Brust  horizontal  nach  der  anderen  Seite  des  Bettes  hin,    um   die 
beiden  Bruchenden  gegen  den  Rumpf  bin  nach  innen  konvex  vorspringend 
abzulenken.    Auf  diese  Weise  werden  die  übereinander  geschobenen  Fragmente, 
an  deren  Enden  die  Überdehnung  des  Nerven  stattfindet,  am  ehesten   repo- 
niert, durch  Gegenzug  lässt  sich  sogar  ein  Abweichen  der  Fragmeute   nach 
der  entgegengesetzten  Richtung  erzielen.    Nach  8—14  Tagen   lässt  sich   der 
Streckverband  durch  einen  Gipsverband  ersetzen.    Während  des  Anlegens  des 
Gipsverbandes  lässt  sich  durch  zwei  Bindenzügel,   die  die  Bruchendeu  nach 
innen  ziehen,  sowie  durch  einen  weiteren  Bindenzügel,  der  am  rechtwinkelig 
gebeugten  Ellbogengelenke  nach  unten  zieht,  die  Extension  ausüben.     Unter 
diesen  Massnahmen  wird   sich  in   leichteren  Fällen  die  Lähmung  allmählich 
bessern.    Dahin  gehören  vor  allem  diejenigen  Formen,  in  denen  es  sich  um 
eine  einfache,  einmalige  Quetschung  des  Nerven  handelt.    Erholt  sich  in  den 
nächsten  3 — 6  Wochen  der  Nerv  nicht,  dann  wird  man  besser  daran  tun,  den 
Nerven,  ehe  er  durch  die  zunehmende  Überdehnung  in  grösserer  Ausdehnung 
atrophisch  geworden  ist,  bloss  zu  legen,  durch  Neurolyse,  Unterfütterung  mit 
einer  Muskelschicht,  Abtragung  der  prominenten  Knochenkanten,  Entfernung 
der  einschnürenden  Bindegewebs-  und  Kallusmassen  zu  befreien,  bei  vollkom- 
mener Zerstörung  anzufrischen,  durch  Dehnung  etwas  zu  verlängern  und  durch 
die  Naht,   eventuell  unter  Eontinuitätsresektion  des  Humerus  zu  vereinigen. 

2.  Für  Humerusfrakturen  und  Radialislähmung  mit  Weichteilverletzuogen, 
die  mit  der  Bruchstelle  in  Verbindung  stehen,  ergibt  sich  bei  kleinen  und 
reinen  Hautwunden  zunächst  die  gleiche  konservative  Behandlung,  der  nach 
Wochen,  falls  erforderlich,  der  operative  Eingriff  folgen  kann.  Hierher  ge- 
hören auch  die  Mehrzahl  der  Schussverletzungen. 

Handelt  es  sich  unter  den  gleichen  Verhältnissen  um  ausgedehnte  Weich- 
teilverletzungen ,  die  breit  zur  Bruchstelle  führend  den  Nerven  blossgelagt 
haben,  so  ist  bei  nicht  tief  infizierter  Wunde  und  vollkommener  Nervendurch- 
trennung die  Nervenaht  auszuführen,  der  Nerv  ist  dabei  durch  Einbetten  in 
Weichteile  vor  Verletzungen  durch  die  Bruchstücke  zu  schützen. 

Ist  die  Wunde  der  Infektion  verdächtigt,  so  tamponiert  man  und  schreitet 
erst  bei  aseptischer  Wunde  zur  Nervennaht. 

Kiefer  (57)  beschreibt  drei  Fälle  von  Lähmungen  des  ArmnenrenplexQS 
bei  Luxationen  des  Schultergelenkes.     Einer  dieser  Fälle  trat  erst  bei  Repo- 


Kölliker,  YerletznBgan  tind  ehimg.  Erkrankiuig«!  dar  peripher.  Nerren.         2a^ 

sitiofi  der  Lnzation  ein.  In  allen  drei  Fällen  handelte  es  sich  um  totale 
PlexnsliUminngen:  die  zurückgebliebenen  partiellen  Lähmungen  stellen  die  drei 
Tjpen  der  partiellen  Plexuslähmung  dar,  die  Lähmung  des  oberen,  mittleren 
«id  unteren  Primärstammes. 

I.  Fall.  Gelähmt  sind  aus  dem  Gebiete  des  Ulnaris  die  Muskeln  des 
Kleinfingerballens,  der  M.  adductor  pollicis,  die  Mm.  interossei  und  lumbri- 
cales  III— V.  Paretisch  sind  aus  dem  Gebiete  des  Radialis  die  Extensoren 
der  Hand  und  der  Finger.  Die  Sensibilität,  ausser  dem  Temperaturgefühl,  ist 
im  Verbreitungsgebiet  des  Glnaris  aufgehoben.  Der  Ulnaris  geht  aus  dem 
unteren  Sekundärstamro  hervor,  der  Radialis  und  Axillaris  entstehen  aus  dem 
hinteren  Sekundärstamm.  Eine  Wurzel  des  hinteren  Sekundärstammes  und 
die  Wurzel  des  unteren  Sekundärstammes  finden  aber  ihren  Ursprung  im 
unteren  Primärstamm. 

IL  Fall.  Gelähmt  oder  paretisch  sind  aus  dem  Gebiete  des  Radialis 
die  Mm.  extensores  carpi,  extensor  digitorum,  extensor  pollicis  longus  et 
brevis,  abdnctor  pollicis  longus,  ferner  der  Axillaris  mit  dem  Deltoideus,  der 
>^.  mnscnlo-cntaneus  mit  dem  Bizeps  und  Brachialis  internus.  Die  Sensibilität 
ist  fast  im  ganzen  Radialisgebiet  abgestumpft.  Die  Nn.  radialis  und  axillaris 
entspringen  gemeinschaftlich  aus  dem  hinteren  Sekundärstamm.  Dieser  be* 
zieht  aber  eine  seiner  drei  Wurzeln  aus  dem  mittleren  Primärstamm.  Der 
N.  musculo-cutaneus  entsteht  direkt  aus  dem  oberen  Sekundärstamm  und 
dieser  kommt  mit  einer  Wurzel  ebenfalls  aus  dem  mittleren  Primärstamm. 

ni.  Fall.  Typus  der  Erbschen  Lähmung.  Gelähmt  sind  der  N.  mus- 
culo-cutaneus mit  dem  Bizeps  und  Brachialis  internus,  aus  dem  Gebiete  dea 
Medianus  die  Mm.  opponens  und  abductor  pollicis  brevis,  aus  dem  Gebiete 
des  Radialis  die  Mm.  supinator  longus  et  brevis,  femer  der  Axillaris  mit  dem 
Deltoideus,  der  N.  suprascapularis  mit  der  Mm.  supraspinatus  und  infraspinatus. 
Die  Sensibilitätsstörung  ist  nicht  umschrieben.  Der  obere  Primärstamm,  in 
dessen  unmittelbarer  Nähe  der  N*  suprascapularis  verläuft,  der  manchmal  auch 
erst  aus  ihm  entspringt,  entsendet  eine  vordere  Wurzel  zum  oberen  Sekundär- 
stamm für  den  N.  musculo-cutaneus  und  einen  Teil  des  N.  medianus  und  eine 
hintere  Worzel  zum  hinteren  Sekundärstamm  für  den  N.  radialis  (speziell  für 
den  M.  supinator)  und  den  N.  axillaris. 

Monro  (59)  beschreibt  zwei  Fälle  von  juveniler,  progressiver  Muskel- 
atrophie (Charcot,  Marie,  Tootb)  bei  Geschwistern  von  10  und 
13  Jahren.  Die  Peronaeusparese  trat  das  eine  Mal  im  3.  Lebensjahre  nach 
Masern  ein,  im  zweiten  Falle,  bei  dem  die  Lähmung  sich  im  5.  Lebensjahre 
entwickelte,  Hess  sich  eine  Ursache  nicht  feststellen. 

Kokaineinspritzungen  an  der  schmerhaften  Stelle  sind  nach  Demaillasson 
;67)  dann  wirksam,  wenn  es  sich  um  eine  periphere  Neuralgie  handelt,  tritt 
die  schmerzstillende  Wirkung  erst  bei  Einspritzung  oberhalb  der  schmerz- 
haften Stelle  ein,  dann  handelt  es  sich  um  eine  Neuralgie  faszikulären  Ur- 
sprungs. Bei  Neuralgien,  die  vom  Rückenmark  oder  den  sensiblen  Wurzeln 
ausgehen,  ist  nur  die  subdurale  Einspritzung  von  Erfolg.  Nach  Demaillasson 
lassen  daher  die  Einspritzungen  auch  einen  Schluss  zu,  ob  eine  Operation 
und  welche  am  Platze  ist. 

In  einem  Falle,  bei  dem  weder  die  intrakranielle  Trigeminusresektion  noch 
die  Sympathiknsresektion  Erfolg  gehabt  hatte,  erwies  sich  Gramegna  (67a) 
die  Durchleuchtung  mit  Strahlen  von  geringem  Penetrationsvermögen  wirksam. 


254  Jahresbericht  für  Ghimrgie.    I.  Teil. 

Hutchinson  (69)  legt  bei  der  Behandlung  der  TrigeminusneuraJgie  daji 
Hauptgewicht  auf  eine  exakte  Diagnose  der  typischen  Trigeminnsneuralgiti 
Für  eine  solche  spricht  einseitiger  Sitz,  Beginn  der  Schmerzen  im  2.  oder 
3.  Trigeminusast,  Übergang  auf  den  zunächst  nicht  befallenen  dieser  beiden 
Äste,  Spasmen  der  Gesichtsmuskulatur  im  Anfalle.  Während  der  zweite  und 
und  dritte  Ast  in  60®/o  der  Fälle  erkrankt  ist,  findet  sich  Erkrankung  aller 
drei  Aste  nur  in  25  ^o. 

Handelt  es  sich  um  Infraorbitalneuralgie,  so  reseziert  Hutchinson 
diesen  Nerven  extrakraniell,  intrakraniell  nur  dann,  wenn  die  Gaumenäste 
mit  ergriflfen  sind.  Isolierte  Neuralgie  des  N.  mandibularis  wird  durch  Re- 
sektion im  Unterkiefkanal  behandelt.  Ist  der  Auriculo-temporalis  betroffen, 
so  wird  der  dritte  Ast  mit  dem  anliegenden  Abschnitt  des  Ganglion  Gasseri 
reseziert.  Sind  der  zweite  und  dritte  Ast  ergriffen,  dann  entfernt  Hutchinson 
wegen  der  Ausfallserscheinungen  vom  ersten  Aste  aus  bei  Exstirpation  des 
ganzen  Ganglion  Gasseri,  das  Ganglion  bis  auf  den  obersten  Abschnitt  behufs 
Schonung  des  Augenastes. 

Spitzmüller  (72)  empfiehlt  bei  Neuralgien  Injektionen  einer  halben 
Pravazspritze  von  Kokain  0,3,  Aq.  dest.  20,0,  Suprarenin  gtt.  VI.  Die  In- 
jektionen, die  in  kürzester  Zeit  den  Schmerz  beheben,  müssen  in  die  nächste 
Umgebung  des  betreffenden  Nerven  gemacht   und  öfters  wiederholt  werden. 

Curschmann  (77)  beschreibt  Fälle  von  peripheren  Paresen,  so  des 
Plexus  brachialis  infolge  von  Belastung  der  Schulter  beim  Tragen  von  jungen 
Bäumen,  des  Peronaeus  und  im  Gebiete  des  Tibialis  durch  andauerndes  Ar- 
beiten im  Knien,  des  Ulnaris  durch  fortgesetzte  Reizung  der  periphersten 
Hautmuskelgebiete. 

Winkelhausen  (91)  bespricht  11  Fälle  von  Stammneuromen  und  zwei 
Fälle  von  Rankenneuromen  aus  der  Jenaer  chirurgischen  Klinik.  Unter  den 
11  Stamnmeuromen  fanden  sich  drei  Neurofibrome,  das  eine  am  N.  medianus, 
zwei  am  N.  peronaeus,  superficialis,  ein  Fibromyxom  des  Ulnaris,  sieben  Neuro- 
Sarkome  bezw.  Myxosarkome,  fünf  am  N.  ischiadicus,  je  eines  am  N.  tibialis 
und  N.  intercostalis  XII.  Von  den  11  Stammneuromen  konnten  acht  bei  der 
ersten  Operation  unter  Schonung  der  Kontinuität  des  Nerven  ausgelöst  werden 


Hoffa,  Allgemeines  fiber  Frakturen  und  Verletzungen  der  Gelenke.  255 


XI. 


Allgemeines  über  Frakturen  und  Verletzungen 

der  Gelenke. 


Referent:  A.  Hoffa,  Berlin. 


1.  Barden  he aer  und  Gra essner,  Die  Technik  der  Extensionsverbände  bei  der  Behand- 
lung der  Frakturen  und  Luxationen  der  Extremitäten.    Stattgart.  Ferd.  Enke  1905. 

2.  Graeasner,  Die  Prinzipien  der  Bardenheu  ersehen  Frakturbehandlung.  Berliner 
Klinik  1905.  Sept. 

3.  Berger,  Sur  le  traitement  des  fractures  par  les  appareils  de  marche.  Bull,  et  möm. 
de  la  aoc.  de  chir.  de  Paris.  T.  XXIX.  p.  1134.    Discussion  p.  1153. 

4.  Bickham,  The  operative  treatment  of  fractures  in  general.  (Post  graduate  1905. 
p.  XX.  Nr.  3.  March.)  Vortrag  in  der  Chir.  soc.  of  the  New  York  Post  graduate  med. 
schoo]  and  hospital. 

5.  Bier,  A.,  Die  Bedeutung  des  Blutergusses  fttr  die  Heilung  des  Enochenbruches,  Heilung 
Ton  Pseudarthrosen  und  von  verspäteter  Eallusbildung  durch  Bluteiuspritzung.  Med. 
KÜDik  1905.  Nr.  1  u.  2. 

6.  Bourgeois,  Les  fractures  chez  les  ^pileptiqoes.  Revue  fran^aise  de  m4d.  et  de 
chir.  1904.  Nr.  46. 

7.  Blech  er.  Über  Infraktionen  und  Frakturen  des  Schenkelhalses  bei  Jugendlichen. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  LXXVII.  p.  302. 

S.  Chamnionniöre,  L.  L.,  Traitement  des  fractures  par  la  mobilisation  et  le  massage. 
Annalea  des  Chir.  et  d'Orthopödie.  T.  XVIII.  Nr.  K 

9.  Codivilla,  Sulla  terapia  dell'  accorciamento  nelle  deformita  dell'  arto  inferiore.  Arch. 
di  ortopedia  1904.  Nr.  5. 

10.  Deatschlftnder,  Die  funktionelle  Behandlung  der  Knochenbrüche.  Vortrag  im  ärztl. 
Verein  in  Hamburg.  Sitzung  am  4.  April  1905.  MOnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  75. 

11.  D Gering,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  idiopathischen  Osteopsathyrosis.  Deutsche  Zeit- 
8cbr.  f.  Ohir.  Bd.  LXXVII.  p.  284. 

12.  Dnjarier,  Gh.,  Du  traitement  des  fractures  r^centes  fermöes  par  Tagrafage  metallique. 
ReTue  de  chir.  XXFV.  ann.  Nr.  8. 

Id.  Felizet,  Fracture  de  jambe  ä  grand  chevauchement.    Appareil  en  deux  temps.    Bull. 

et  mäm.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris.  T.  XXXI.  p.  207. 
U.  Fried  heim.  Ein  Apparat  zur  Herstellung  jeder  Art  von  Extension.    Manch,  med. 

Wochenschr.  1904.  Nr.  48. 

15.  Förtner,  Zur  Kasuistik  der  Pseudarthrosenoperation.    Diss.    Eiel  1904. 

16.  Gebele,  Über  Drahtgipsbindenverbände.    Münch.  med.  Wochenschr.  1904.  Nr.  2. 

17.  —  Über  Frakturenbehandlung.    MOnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  39. 

!&>  Grunert,  Über  pathologische  Frakturen  (Spontanfrakturen).  Deutsche  Zeitschr.  fDr 
Chirurgie  1905.  Bd.  70.  Heft  2  u.  3. 

19.  Henneqnin,  Le  traitement  des  fractures.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris. 
T.  XXIX.  p.  1047. 

20.  Hennig,  über  subperiostale  Frakturen,  ihre  klinische  Diagnose  und  Erkennung  im 
BGntgenbflde.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chirurgie.  Bd.  LXXV.  p.  263. 

21.  Hoffa,  Die  erste  Hilfe  bei  Knochenbrachen  und  Verrenkungen.  Zeitschr.  fOr  ärztl. 
Fortbüdnng  1902.. Nr.  5. 

22.  Klapp,  Mobilisierung  versteifter  und  Streckung  kontrakturierter  Gelenke  durch  Sang- 
apparate.   Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

2S.  Kohl,  Über  eine  besondere  Form  der  Infraktion.    Die  Faltung  der  Knochenkortikalis. 
2i  KOnig,  Fritz,  Über  die  Berechtigung  frQhzeitiger  blutiger  Eingriffe  bei  subkutanen 
Knochenbrüehen.    v.  Langenbecks  Arch.  Bd.LXXVI.  Heft  3. 


256  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

25.  EOper,  Em  Fall  von  traamatischer  Exostosis  bnrsata  (Abriss  der  peripheren  Sehoe 
des  Bioeps  bracbii)  nebst  Bemerkungen  Aber  die  Bildung  freier  Körper  in  Gelenken  und 
in  Börsen.    Arch.  f.  Orthopädie  etc.  Bd.  IIL  Heft  1. 

26.  Lane,  Arbnthnot,  The  operative  treatment  of  simple  fractares.  The  British  Medical 
Jonmal  1905.  Nov.  18. 

27.  Meyer,  Über  Gelenkkörper  mit  besonderer  Berücksichtigung  derjenigen,  die  entstanden 
sind  durch  Absprenguag  vom  Condylna  internus  femoris. 

28.  Messer,  Über  Behandlung  von  Gelenksteifigkeiten  mit  Röntgenstrahlen. 

29.  Rovsing,  Traitement de  Tarthrite tranmatiqne  stehe  par  iojection  de  yaseline.  Hospitals- 
titende 1904.  p.  1241.    La  Presse  m^dicale  25  Janyier  1905. 

80.  Ruckert,  Zur  Kenntnis  der  Knochentumoren  und  der  dabei  vorkommenden  Spontan- 
frakturen.   Diss.    Göttingen  1904. 

31.  Schemel,  Beitrag  zur  Nachbehandlung  verletzter  Knochen  und  Gelenke.  Dissertat. 
Leipzig  1904. 

32.  Scheuermann,  Über  Lähmungen  im  Anschlnss  an  Frakturen.    Diss.   Mönchen  1904. 

33.  Schmieden,  Experimentelle  Studie  zur  Bi ersehen  Behandlung  der  Pseudarthrosen 
mittelst  Blnteinspritzung.  Sonderabdr.  ans  den  Sitzungsber.  der  Niederrhein.  Ges.  fOr 
Natur-  u.  Heilkunde  zu  Bonn  vom  24.  Okt.  1905. 

34.  Schulz,  Über  Frakturen  der  Fiogerphalangen.  Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chirurgie. 
Bd.  76.  Heft  2  und  3. 

35#   V.  Z schock,   Erfahrungen   Aber   operative   Fraktnrbehandlung    an   der   Heidelberger 

chirurgischen  Klinik.    Diss.    Heidelberg  1904. 
86.  Ünimited  Fractnres  in  Gases  of  Delayed  Union.   The  american  med.  assoc  Med.  News 

1905.  July  29. 

37.  The  '*Cure"  of  Fraetures.    The  Lancet  1905.  Jan.  21. 

38.  Kensington,  Brauch,  Philadelphia  County  Medical  Society.  Medical  News  1905. 
July  15. 

Hennig  (20)  bespricht  an  der  Hand  von  sieben  in  der  Kieler  Klinik 
beobachteten  Fällen  die  klinische  Diagnose  sabperiostaler  Frakturen  nnd  deren 
Erkennung  im  Röntgenbilde.  P'ür  die  klinische  Diagnose  bleibt  in  den  Fällen, 
bei  denen  das  Periost  vollkommen  eingerissen  ist  und  Dislokation  und  abnorme 
Beweglichkeit  fehlen,  nichts  übrig,  was  sichere  Anhaltspunkte  für  das  Vor- 
handensein einer  Fraktur  abgäbe,  und  deshalb  wird,  falls  keine  Röntgenauf- 
nahme gemacht  worden,  eine  solche  Verletzung  meist  als  Kontusion  resp. 
Distorsion  aufgefasst  werden.  Die  Heilung  wird,  da  für  den  Verletzten  nur 
geringe  Beschwerden  bestehen,  meist  auch  ohne  komplizierte  Behandlung  von 
statten  gehen  und  in  ihrem  Resultate  günstige  Aussichten  bieten.  Vor  der 
Zeit  der  Röntgenuntersuchung  sind  solche  Fälle  sicher  meist  nicht  erkannt 
worden,  und  ihre  Zahl  wird  wohl  grösser  sein,  als  man  bisher  annahm.  Be- 
sonders veranlagt  zu  einer  solchen  Verletzung  erscheinen  rhachitische  Knochen 
und  die  Knochen  im  Kindesalter,  wo  ja  das  Periost  noch  weicher  und  elasti- 
scher ist  als  beim  Erwachsenen. 

Kassabian  (38),  Leonhard  und  Brady  heben  die  grosse  Bedeutung 
der  Röntgenstrahlen  für  die  sichere  Diagnosenstellung  bei  Frakturen  lieryor. 
Die  Schmerzlosigkeit  der  Untersuchungsmethode,  die  nicht  beschränkt  wird 
durch  Schwellung  und  Verbände,  die  Sicherheit,  mit  welcher  auch  die  Art 
der  Fraktur,  die  Lage  der  Bruchstücke  etc.  etc.  erkannt  wird,  femer  der 
grosse  Vorteil  einer  negativen  Diagnose  sind  hervorragende  Errungenschaften. 
Wird  die  negative  Diagnose  gestellt,  d.  h.  ist  keine  Fraktur  vorhanden,  dann 
erspart  man  die  langdauemde  Immobilisation  mit  aU  ihren  lästigen  Folgen 
und  dem  Patienten  und  Arzt  viel  Beschwerden  und  Arbeit. 

Kohl  (23)  berichtet  über  fünf  Fälle,  in  denen  nach  einem  Sturz  auf 
die  vorgestreckte  Handfläche  ungefähr  3  cm  oberhalb  des  Proc.  styloid.  radii 
eine  umschriebene  Druckempfindlichkeit  und  Schwellung  auftrat,  ohne   dass 


Hoffa,  Allgemeines  über  Fraktaren  und  Verletzungen  der  Gelenke.  257 

die  der  typischen  Radinsfraktnr  zukommende  Deformität  nachzuweisen  gewesen 
Täre.  Das  Röntgenbild  zeigte  dabei  stets  eine  zwar  über  die  Dorsalfläche 
des  Radios  ziehende  buckeiförmige  Faltung  an  der  bezeichneten  Stelle.  An 
der  Yolarfläche  des  Radius  ist  kein  Bruchspalt  vorhanden.  Diese  Faltung 
der  Enochenrinde  ist  jedenfalls  durch  eine  Biegung  des  Radius  entstanden, 
deren  Sitz  die  dorsale  Radiusfläche  ist.  Ähnliche  Knochenbiegungsinfraktionen 
sind  von  Gurlt  experimentell  erzeugt . worden  mit  dem  Unterschiede,  dass 
dabei  gleichzeitig  an  der  konvex  gebogenen  Knochenfläche  ein  klaffender  Riss 
entstand.  Die  mitgeteilten  Fälle  sind  demnach  eine  Vorstufe  zu  solchen  Infrak- 
tionen.  Verf.  teilt  femer  eine  ähnliche  Beobachtung  am  Humerus  eines  14- 
jährigen  Mädchens  mit,  das  nach  einem  Fall  auf  den  Arm  über  Schmerzen 
in  diesem  klagte  und  demonstriert  die  gleiche  Erscheinung  an  einem  Rönt- 
genbild. 

Hoffa  (21)  gibt  in  einem  Vortrage  den  praktischen  Ärzten  eine  Reihe 
von  Yerhaltungsmassregeln,  die  bei  der  ersten  Hilfeleistung  gelegentlich  frischer 
Knochen-  und  Gelenkverletzungen  zu  beobachten  sind.  Als  obersten  Grund- 
satz stellt  auch  er  das  Primum  non  nocere  hin ,  indem  er  vor  jeder  brüsken 
Untersuchung  der  verletzten  Extremität,  vor  jedem  Berühren  einer  frischen 
Wunde  mit  Finger  oder  Sonde  ausdrücklichst  warnt.  Möglichste  Schonung  emp- 
fiehlt er  beim  Transport  der  Verletzten,  möglichste  Exaktheit  in  der  Reposi- 
tion der  Bruchstücke  und  Anlegung  des  fixierenden  Verbandes.  Vor  aJlem 
aber  empfiehlt  er,  ob  Fraktur  oder  Luxation,  ^tets  ein  Röntgenbild  machen 
zn  lassen,  damit  man  nicht  nach  Abnahme  selbst  des  bestangelegten  Ver- 
bandes dauernden,  niemehr  zu  behebenden  Schaden  vorfinden  muss.  Die  Im- 
provisation des  ersten  Verbandes  an  dem  Orte  des  Unfalles  wird  sich  stets 
nach  den  vorhandenen  Mitteln  richten  müssen  und  es  wird  der  Geschicklich- 
keit und  der  Geistesgegenwart  des  einzelnen  überlassen  bleiben  müssen,  da 
den  richtigen  Weg  zu  finden.  So  sehr  er  die  Vorteile  der  mobilisierenden 
Bebandlungsweise  anerkennt,  die  besonders  von  Lucas  Champion niere 
ausgebildet  worden,  so  glaubt  Verf.  doch  nicht,  dass  sie  in  der  Hand  des 
praktischen  Arztes  die  erfolgreiche  Anwendung  finden  kann,  die  man  sich 
von  ihr  verspricht.  Denn  es  sei  leichter,  ein  durch  den  Verband  steif  ge- 
wordenes Gelenk  wieder  zu  mobilisieren,  als  einen  ohne  Verband  schlecht 
geheilten  Gelenkbruch  zu  redressieren. 

Gebele  (17)  gibt  in  kurzen  Zügen  ein  Bild  von  der  Frakturenbehand- 
lang,  wie  sie  an  der  Münchener  chirurgischen  Klinik  gehandhabt  wird.  Nach 
einer  kleinen  historischen  Entwickelung  der  jetzt  herrschenden  gegensätzlichen 
Anschauung  in  der  Behandlung  der  Frakturen:  hier  dauernde  Fixation  — 
dort  Mobilisation  und  Massage  hebt  Gebele  die  Vorteile  beider  Behandlungs- 
methoden besonders  hervor  und  schildert  an  der  Hand  von  ca.  1200  Extremi- 
tätenfrakturen das  Vorgehen  an  der  Münchener  chirurgischen  Klinik  in  den 
^nzelnen  Fällen. 

Für  die  Behandlung  der  Brüche  der  oberen  Extremitäten  empfiehlt  er 
im  allgemeinen  auf  jeden  Fall  eine  kurz  dauernde  Fixation,  z.  B.  bei  typi- 
schen Radiusfrakturen  Fixation  auf  der  Sched eschen  Schiene  6-- 8  Tage, 
Brachen  am  oberen  Radiusende,  isolierten  Ulnafrakturen,  Epiphysenbrüchen 
am  Humerus  etc.  14tägige  Fixation  usw.  Die  Behandlung  der  Oberarmfrak- 
tnren  erfolgt  gleichfalls  mittelst  Fixation  resp.  Extension  und  in  besonderen 
Fallen  mittelst  der  horizontalen  Extension  nach  Bardenheuer. 

Jakrtsberielit  tOx  Oliinix«i«  1905.  17 


258  Jahresbericht  für  Chirargie.    I.  Teil. 

Für  die  blutige  Behandlung  der  unkomplizierten  intra-  uad  paraarti- 
kulären  Brüche,  ebenso  der  apo-  und  epiphysären  Frakturen  erscheint  dem 
Verf.  der  Erfolg  nicht  im  Verhältnis  zu  stehen  zu  den  Gefahren  des  Ein- 
griffes. 

Für  die  Frakturen  der  unteren   Extremitäten  empfiehlt  Gebele    fast 
ausschliesslich  die  Gehverbände.    Nachdem  die  gebrochene  Extremität  ca.  acht 
Tage  auf  eine  Schiene  gelagert  und  gleich   von  Beginn  an  massiert   ii^orden 
ist,  wird  ein  Gehverband  angelegt,  und  zwar  ohne  jegliche  Polsterung  (Modell- 
verband).    Am  Tage  nach  Anlegung  dieses  Verbandes  gehen  die    Patienten 
schon  einher.    Auf  diese  Weise  heilen  Malleolarfrakturen  (der  Verband   bleibt 
14  Tage  bis  3  Wochen  liegen)  in  4 — 5  Wochen,   Unterschenkelfrakturen  — 
der  Verband  liegt  3 — 4  Wochen  —  in  4 — 6  Wochen.     Bei  Oberschenkelschaft- 
und  Schenkelhalsbrüchen  lassen  sich  keine  Modell  verbände  anlegen.      GebeJe 
empfiehlt  deshalb  lieber,   den  Heftpflasterstreckverband   von  Bardenheuer 
zu  verwenden  mit  Hinzufügung  von  Quer-  und  Kotationszügen  und  einer  ent- 
sprechenden,  nicht  wie  gewöhnlich  zu  geringen  Gewichtsextension.      Er  fasst 
seine    Anschauung    über    Frakturenbehandlung    folgendermassen    zasammen. 
^Nachdem  die  funktionelle  Heilung  der  Fraktur  wichtiger  ist  als    die    ana- 
tomische, ist  man  verpflichtet,  bei  Behandlung  der  Frakturen  die   Gelenk- 
versteifungen,  die  Atrophie   der  Muskulatur,   die   Stauungsödeme   möglichst 
hintanzuhalten  und  zwar  durch  Abkürzung  der  Fixationszeit  der  Fragmente. 
Das  Röntgenbild  kann  für  die  Beurteilung  einer  Frakturbehandlung  nur  mit- 
bestimmend, nicht  ausschlaggebend  sein.    Gebele  empfiehlt  als  den  für  den 
Praktiker  gangbarsten  Weg  die  Vereinigung  von  mobilisierender  Behandlung 
und  Fixation. 

Bardenheuer  und  Grässner  (1,  2)  geben  in  ihrer  Technik  der 
Extensionsverbände  bei  der  Behandlung  der  Frakturen  und  Luxationen  der 
Extremitäten  eine  genaue  ausführliche  Beschreibung  aller  Verbandmethoden, 
wie  sie  für  jeden  Bruch  bezw.  jede  Verrenkung  im  Bürgerhospital  in  Köln 
erprobt  und  angewendet  sind.  Grässner  schildert  in  der  Arbeit  die  Prin- 
zipien der  Bardenheuerschen  Frakturbehandlung  eingehend  die  leitenden 
Grundsätze  in  ganz  gleicher  Weise,  wie  es  im  allgemeinen  Teil  der  erstge- 
nannten Arbeit  geschehen  ist. 

L.  L.  Championniere  (8)  bespricht  ausführlich  die  grossen  Vorteile 
der  von  M.  Lucas-Championniere  inaugiu-ierten  Methode  der  Behand- 
lung der  Frakturen  mittelst  Mobilisation  und  Massage.  Er  stellt  die  Haupt- 
regeln dieser  Behandlung  etwa  folgendermassen  zusammen: 

1.  Die  Mobilisation  ist  nötig  für  die  Vitalität  und  die  Festigkeit  des 
Knochens. 

2.  Die  Massage,  in  der  speziellen,  von  M.  Championniere  eingeführten 
Form,  stellt  eine  besondere  Art  der  Bewegung  dar,  welche  bei  der  Behand- 
lung  der  Frakturen  die  Hauptrolle  spielt. 

3.  Das  erste  Resultat  dieser  Massnahmen  —  welche  unter  keinen  Um- 
ständen Schmerzen  verursachen  dürfen  —  ist  das  Schwinden  der  Schmerzen 
an  der  Bruchstelle. 

4.  Gleichzeitig  mit  den  Schmerzen  oder  wenigstens  kurze  Zeit  nachher 
verschwinden  die  Muskelkontrakturen,  die  sich  mehr  weniger  nahe  der  Bruch- 
stelle eingestellt  haben. 

5.  Die  ganze  Zeit  der  Wiederherstellung  ist  viel  kürzer.  Man  sieht, 
dass  unter  dem  Einfluss  von  Bewegung  und  Massage  der  Bluterguss  unend- 


Hoffa,  Allgemeines  Aber  Frakturen  and  Verletzungen  der  Gelenke.  259 

lieh  Tiel  rascher  yerschwindet,  dass  die  Resorption  viel  besser  erfolgt  und  die 
Baal»  die  durch  die  Immobilisation  so  leidet,  in  viel  besserem  und  frischerem 
Zustand  erhalten  bleibt. 

Eis  wird  auch  hervorgehoben,  dass  es  eine  irrige  Anschauung  bedeutet, 
venn  man  die  Immobilisation.  in  der  Frakturbebandlung  für  die  einzig  richtige 
Methode  hält.  Wohl  kann  sie  gegen  das  Eintreten  starker  Deformitäten 
schützen  und  so  zu  einer  guten  Funktion  des  Gliedes  beitragen.  Aber  die 
Bedeutung  einer  kleinen  Verschiebung  bei  einer  vollkommen  normal  funktio- 
nierendeii,  kräftigen  Extremität  darf  man  nicht  zu  hoch  einschätzen,  jeden- 
falls nicht  so  hoch,  dass  man  auf  Kosten  der  Funktion  das  Zurückbringen 
in  die  vollkonmieu  normale  Gestalt  zu  sehr  in  den  Vordergrund  der  Behand- 
lung stellt. 

Championniere  spricht  ferner  über  die  Art  und  Anwendungsweise 
dieser  oben  besprochenen  Massnahme  und  weist  besonders  darauf  hin,  dass 
die  Massage  äusserst  sorgfältig,  schonend  und  schmerzlos  vorgenommen  werden 
niuss.  Sie  soll  bezwecken,  die  Muskelkontrakturen  durch  Beseitigung  der 
Schmerzen  aufzuheben  und  soll  für  die  ihr  folgenden  einfachsten  und  wenig 
ausgiebigen  aktiven  Bewegungen  den  Boden  vorbereiten. 

Deutschländer  (10)  berichtet  in  seinem  Vortrage  ^über  die  funktionelle 
Behandlung    der    Knochenbrüche^    über    die    Resultate    bei    140    Knochen- 
brüchen,   die   unter   Verzicht   auf   die   fixierenden   Dauenrerbände   nur   mit 
^lassage,   passiven   und  aktiven  Bewegungen   behandelt   worden  waren.     Die 
Resultate    waren    durchweg    zufriedenstellend.      Die    Massage    wirkt    durch 
eine  arterielle  Hyperämie  an  der  Frakturstelle:  der  Stoffwechsel  wird  dadurch 
an  der  betreffenden  Stelle  erhöht  und  es  kommt  auf  diese  Weise  nicht  zur 
Ausbildung   der  so  gefürchteten  Inaktivitätsatrophie.     Wenn  auch  die  Form 
des  Knochens  nach  der  Heilung  nicht  immer  eine  ideale  zu  nennen  ist,   so 
ist  doch  die  Funktion  desselben  jedesmal  eine  ausgezeichnete.    Das  Verfahren 
hat  demnach  drei  nicht  zu  unterschätzende  Hauptvorteile:  eine  günstige  Pro- 
gnose, die  Schnelligkeit  und  das  gute  funktionelle  Resultat,   was  Deutsch- 
land er   an   einer  grossen  Zahl   von  Röntgenbildern    und   an   einer  Anzahl 
frischer,  noch  in  Behandlung  befindlicher  Fälle  zu  beweisen  sucht. 

In  einem  Aufsatz  The  „Cure^  of  Fractures  des  Lancet  (37)  wendet  sich 
der  Verf.  gegen  die  oft  sorglose  Art  der  Ärzte  in  der  Frakturbehandlung. 
Er  hebt  hervor,  dass  die  beste  anatomische  Heilung  dem  Verletzten  nichts 
bedeuten  kann,  wenn  während  derselben  die  benachbarten  Gelenke  steif  ge- 
worden, die  Sehnen  und  Muskeln  sich  verkürzt  haben,  der  Patient  schliesslich 
seine  Extremität  nicht  ordentlich  brauchen  kann.  Ein  Kurpfuscher  —  Bone- 
setter  —  der  dann  die  Extremität  in  die  Hand  bekommt,  löst  mit  einer 
gewaltsamen  Bewegung  die  Adhäsionen,  und  wenn  Fat.  auch  erst  nach  längerer 
Zeit  seine  Gliedmassen  gebrauchen  kann,  so  ist  doch  der  Bonesetter  derjenige, 
der  endUch  Hilfe  gebracht.  Und  von  dem  Kurpfuscher  hört  man  eigentlich 
in  der  Öffentlichkeit  nur  gutes.  Hat  er  irgendwo  Schaden  angerichtet,  so 
böten  sich  die  Angehörigen  des  Patienten,  ihre  eigene  Sorglosigkeit  durch 
Berufung  eines  Kurpfuschers  noch  an  den  Pranger  zu  stellen.  Ebenso  ver- 
hält es  sich  mit  den  Ankylosen.  Eine  genaue  Untersuchung  und  eine  ge- 
wissenhafte, zielbewusste  Behandlung  wird  gewiss  mehr  erreichen,  als  das 
blinde  Eingreifen  eines  routinierten  Empyrikers. 

Hennequin  (13)  kritisiert  in  äusserst  scharfer  Weise  die  Gehbehand- 
lüQg  der  Frakturen  an  den  unteren  Extremitäten,  besonders  des  Oberschenkels, 

17* 


260  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

indem  er  behauptet,  dass  die  Stützpunkte  keines  portativen  Apparates  aus- 
reichen können,  um  bei  Schrägbrüchen  eine  Wiederverschiebung  der  Bruch- 
stücke unter  dem  Einflüsse  der  Muskelkontraktion  und  der  Körperschwere  zu 
verhindem.  Er  weist  dabei  hin  auf  die  nichts  weniger  als  befriedigenden 
Resultate  der  von  Reclus  und  Delbet  in  der  Pariser  chirurgischen  Gesell- 
schaft vorgestellten  Fälle  und  betont,  dass  es  nur  relativ  selten  von  solchem 
Vorteil  ist,  die  Patienten  nur  für  ganz  kurze  Zeit  im  Bett  halten  zu  müssen. 
Er  empfiehlt  die  Anwendung  seines  bekannten  Streckapparates. 

Berger  (3)  spricht  sich  fast  völlig  ablehnend  gegen  die  ambulante 
Behandlung  der  Oberschenkelbrüche  aus,  während  er  der  Extensionsbehand- 
lung  mittelst  des  Henne  quin  sehen  Apparates  das  glänzendste  Zeugnis  aus- 
stellt. Das  Prinzip  des  Verfahrens:  ;, Ausübung  des  Zuges  am  unteren 
Fragmente  durch  Zug  an  dem  im  Kniegelenk  halb  gebeugten  Unterschenkel^ 
hält  er  für  unangreifbar.  Es  entspricht  diese  Stellung  der  grössten  Kapazität 
des  Kniegelenks,  also  derjenigen  Stellung,  welchen  das  gebrochene  Bein  wegen 
des  die  Fraktur  meist  begleitenden  Flüssigkeitsergusses  in  das  Kniegelenk 
von  selbst  einzunehmen  strebt.  Bei  halber  Beugung  des  Kniegelenks  befinden 
sich  alle  Muskeln,  besonders  die  vom  Becken  zum  Unterschenkel  ziehenden, 
in  gleicher  Spannung  und  erleiden  durch  die  Extension  gleichmässige  Zug- 
wirkung. Die  mehr  weniger  ausgesprochene  Abduktionsstellung  des  Beines, 
in  welcher  der  Hennequinsche  Apparat  wirkt,  hat  den  Vorteil,  dass  sie 
das  untere  Fragment  entsprechend  dem  in  Abduktion  stehenden  oberen 
Fragment  festgehalten  wird.  Fuss-  und  Kniegelenk  bleiben  frei,  und  so  wird 
auch  die  im  Kontentivverband  drohende  Versteifung  des  Kniegelenks  aus- 
geschaltet. 

Bergers  Erfahrungen  haben  ergeben,  dass  alle  Oberschenkelfrakturen  ohne 
oder  mit  nur  minimalster  Verkürzung  und  Vermeidung  von  Versteifung  und 
Muskelatrophie  unter  Anwendung  des  Hennequ  in  sehen  Apparates  heilen. 
Dabei  ist  die  Anwendung  des  genannten  Apparates  ohne  grosse  Mühen  mög- 
lich und  jedem  Arzte  zugänglich. 

Der  ambulanten  Behandlung  der  Oberschenkelbrüche  macht  Berg  er 
eine  Menge  schwerer  Nachteile  zum  Vorwurf:  die  Apparate  bezw.  Verbände 
sind  schwer  anzulegen,  verlangen  beständige  Überwachung,  sind  schwer  und 
unbeholfen,  lassen  eine  wirklich  freie  Bewegung  doch  nicht  zu,  führen  leicht 
zur  Versteifung  der  Glieder,  vor  allem  aber  vermögen  sie  einer  Dislokation 
und  Heilung  mit  starker  Verkürzung  nicht  entgegenzuarbeiten. 

Für  die  Behandlung  der  Unterschenkelbrüche  will  Verf.  die  ambulante 
Behandlung  der  einfachen  Querbrüche  ohne  Dislokation  oder  isolierter  Brüche 
eines  der  beiden  Diaphysen  oder  nur  eines  Knöchels  mit  Kontentivverbänden 
gestatten;  für  alle  anderen  Brüche  mit  grösserer  Neigung  zur  Dislokation 
verlangt  er  Bettbehandlung. 

Diesen  Grundsätzen  schliessen  sich  Lucas  Championniere,  Qu4nu, 
Michaux,  Broca,  Bazy  fast  vollkommen  an;  alle  erkennen  die  grossen 
Vorzüge  des  Henne  quin  sehen  Apparates  für  die  Behandlung  der  Ober- 
schenkelbrüche an.  Bezüglich  der  unmittelbar  oberhalb  der  Kondylen  sitzenden 
Oberschenkelbrüche  ist  L.  Champonniere  anderer  Meinung,  da  er  in 
solchen  Fällen  die  Anwendung  des  genannten  Apparates  für  sehr  schwierig 
hält;  bei  Schenkelbrüchen  hält  er  den  Apparat  för  überflüssig;  da  lässt  er 
den  Patienten  schon  frühzeitig  umhergehen. 


Hoffa,  Allgemeines  über  Frakturen  and  Verletzungen  der  Grelenke.  261 

Dag^en  heben  Qnenu,  Michaux  und  Bazy  gerade  für  Schenkel- 
brüche die  vorzügliche  Brauchbarkeit  des  Apparates  hervor,  da  er  die  Patienten 
fast  sofort  von  ihren  Schmerzen  befreit,  ihnen  das  Sitzen  ermöglicht  und  das 
Hüftgelenk  vor  Versteifung  bewahrt. 

Die  nach  Frakturen  eingetretenen  Dislokationen  erfordern  verschieden 
starke  Gewichtsintensionen  zu  ihrer  Beseitigung,  je  nachdem  sie  längere  oder 
kürzere  Zeit  bestanden  haben.  CodivillaO)  stellt  nun  eine  mathematische 
Formel  auf,  nach  welcher  die  Kraft  berechnet  werden  kann,  die  genügt,  um 
den  Widerstand  der  VtTeichteile,  speziell  der  Muskeln  zu  beseitigen  und  auf 
diese  Weise  winkelige  Dififormitäten  zu  strecken  oder  durch  Übereinander- 
schieben  der  knöchernen  Teile  entstandenen  longitudinalen  Verkürzungen 
auszugleichen. 

Nach  der  Osteotome  von  Deformitäten  empfiehlt  Codivilla  nicht  die 
dauernde  Extension  im  Streckverband,  sondern  ein-  oder  mehrmalige  Extension 
auf  dem  Extensionstisch  und  Fixierung  des  so  erhaltenen  Resultats  im  Gips- 
verband. Er  warnt  gleichzeitig  vor  der  plötzlichen  Anwendung  besonders 
starken  Zuges,  wegen  schlimmer  Folgeerscheinungen,  die  er  danach  berechnet 
hat.  Zum  Schluss  bespricht  Verf.  noch  die  Art  der  Fixation  nach  mehr- 
maUgen  Traktionen.  Der  Gipsverband,  der  von  der  Hüfte  bis  etwa  zum 
unteren  Drittel  des  Unterschenkels  reicht,  wird  an  der  Operationsstelle  zirkulär 
durchschnitten  und  nach  entsprechender  Extension  mittelst  Gipsbinden  wieder 
vereinigt.  Zur  Regulierung  der  Stellung  des  Fusses  wird  etwas  hinter  der 
Sprunggelenklinie  ein  4—7  cm  langer  Nagel  durch  den  Calcaneus  durchge- 
trieben. Dieser  Nagel  kann  mittelst  einer  Flügelschraube  in  zwei  seitlich  im 
Gipsverband  angebrachten,  bis  zur  Sohle  herabreichenden  Schienen  fixiert 
werden. 

Dujarier  (12)  berichtet  über  vier  frische,  durch  perkutane  Fixierung 
mit  Metallklammem  behandelte  Frakturen  —  zwei  der  Tibia,  eine  Femur-, 
eine  Radiusfraktur  —  und  gibt  Abbildungen  besonders  des  Instrumentariums 
und  der  Frakturen.  Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  gibt  Dujarier  ungefähr 
folgende  Verhaltungsmassregeln.  Vor  allem  sind  grosse  Schnitte  nötig.  Die 
Brnchenden  werden  ergiebig  herausgehebelt  und  mit  dem  Tuffierschen  ge- 
bogenen Fussapparat  zum  Bohren  der  Löcher  festgehalten,  dann  exakt  reponiert. 
Das  Hauptstück  ist  die  genaue  Distanzierung  der  Bohrlöcher:  sind  sie  zu 
nahe,  entstehen  Sprünge  und  Abbiegungen  beim  Eintreiben  der  Klammem; 
letzteres  auch,  wenn  sie  zu  weit  auseinander  liegen.  Zum  Eintreiben  der 
Klammem,  deren  neues  Modell  verstärkte  Winkel  besitzt,  haben  Verf.  sich 
mit  Vorteil  eines  Instmmentes  bedient,  das  die  Verletzung  der  Weichteile 
verhindert. 

Ist  die  Asepsis  ohne  Lücke,  dann  werden  tief  angelegte,  von  Muskel- 
massen bedeckte  Klammem  allem  Anscheine  nach  gut  ertragen,  wogegen 
oberflächlich  gelegte  (Schienbein  z.  B.)  zu  Reizungen  zu  führen  scheinen. 

Die  Klemmennaht  frischer  Brüche  soll  im  allgemeinen  erst  dann  ausge- 
fdhrt  werden,  wenn  die  Röntgenaufnahme  im  fixierenden  Verband  ungenügende 
Retention  ergibt,  sowie  bei  Leuten,  wo  es  auf  die  Herstellung  vorzüglicher 
Koaptation  ankommt  —  vor  allem  im  jugendlichen  Alter.  Komminativbrüche, 
auch  wenn  nur  ein  grösserer  Splitter  sich  zwischen  die  Bruchenden  einschiebt, 
eignen  sich  nicht  für  das  Verfahren.  Die  Kallusbildung  ist  reichlich  und  tritt 
frühzeitig  ein. 


262  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Bickham  (4)  vertritt  im  allgemeinen  den  Standpunkt,  dass  man  nur 
unter  ganz  bestimmten  Verhältnissen  die  Frakturen  operativ  angehen  soll, 
dass  man  langdauemde  Fixation  bei  allen  Frakturen  vermeiden,  frühzeitig 
mit  Massage  und  nach  erfolgter  Konsolidation  mit  aktiven  Bewegungen  be- 
ginnen soll.  Das  Resultat  der  Frakturbebandlung  soll  nicht  allgemein  aus 
dem  Röntgenbilde,   sondern  wesentlich  nach   der  Funktion  beurteilt   -werden. 

Zur  Vereinigung  angefrischter  Knochenenden  empfiehlt  Verf.    vor  allem 
resorbierbares  Material,  und  zwar  Känguruhsehnen  oder  Chromcatgut,    ausser- 
dem erwähnt  er  die  anderen  Materialien:   Silberdraht,  Nägel,   Elfenbeinstifte, 
Schrauben,  Zwingen,  Klammem  und  Rahmen.     Hierauf  bespricht  er   die  ver- 
schiedenen Methoden   der  Knochentransplantation  und  beschreibt   einen  Fall 
von   Transplantation    der    Knochen   von    einem   Hund   auf  die   Tibia     eines 
Menschen  sehr  ausführlich.     Als  Indikationen   für   einen  operativen    Eingrift 
bei  einfachen  unkomplizierten  Frakturen  stellt  Verf.  auf:  Ein  operativer  Ein- 
griff ist  vorzunehmen 

1.  wenn  die  Bruchenden  nicht  gut  adaptiert  sind  und  in  gut  adaptierter 
Stellung  nicht  in  anderer  Weise  festgehalten  werden  können  als  durch  ope- 
rative Fixation; 

2.  bei  Frakturen  in  der  Nähe  von  Gelenken  oder  in  Gelenken    selbst; 

3.  bei  komplizierenden  Nerven-  und  Muskelzerreissungen; 

4.  bei  gleichzeitiger  Schädigung  grosser  Gefässe. 

In  all  diesen  Fällen  sollte  man  aber  nicht  erst  abwarten,  sondern  sofort 
operieren. 

Besonders  häufig  werden  die  Indikationen  sein  bei  Schrägbrücken  der 
Tibia,  bei  Frakturen  des  Humerus  nahe  dem  Schulter-  und  Ellbogengelenk. 
Des  ferneren  an  beiden  Gelenkenden,  der  Kniescheibe,  sowie  bei  Fraitureii 
der  Wirbelsäule  und  des  Schädels. 

Femer  wird  man  auch  bei  verzögerter  oder  fehlender  Konsolidation, 
sowie  bei  mit  störender  Dislokation  eingetretener  Heilung  operativ  eingreifen 
müssen. 

Komplizierte  Frakturen  empfiehlt  Verf.  im  allgemeinen  mit  operativer 
Freilegung  der  Bruchenden  und  mehrtägiger  primärer  Drainage  und  Des- 
infektion zu  behandeln.  Komminutivfrakturen  werden  nur  dann  freigelegt, 
wenn  klinischer  Befund  xmd  Röntgenbild  eine  genügende  Heilung  nicht  zu 
versprechen  scheinen. 

Bei  Epiphysenlösung  empfiehlt  Verf.  genaueste  Adaption,  wie  sie  am 
besten  durch  Operation  zu  erreichen  ist. 

Wie  Bennet  (1900)  durch  eine  Umfrage  bei  300  englischen  Chirurgen 
festgestellt  hat,  waren  nur  5^/o  Anbänger  des  prinzipiell  operativen  Verfahrens, 
30%  befanden  sich  etwa  auf  dem  Standpunkt,  welchen  der  Verf.  einnimmt 
und  60%  wollten  die  Operation  nur  auf  wenige  Ausnahmefälle  beschränkt 
wissen. 

Arbuthnot  Lane  (26)  bespricht  in  einem  Aufsatz  die  operative  Be- 
handlung einfacher  Frakturen.  Er  hebt  hervor,  dass  es  in  vielen  Fällen  das 
Einfachste  ist  die  Fraktur  gleich  operativ  anzugehen,  da  dies  das  beste  Re- 
sultat verspricht.  Die  vielfach  beklagten  Misserfolge  anderer  Chirurgen  erklärt 
Verf.  dadurch,  dass  man  die  doppelt  notwendige  Vorsicht  in  bezug  auf  Asepsis 
wohl  ausser  acht  gelassen  hätte.  Denn  es  sei  dort,  wo  es  sich  darum  han- 
delte, ein  grosses  Stück  Metall,  sei  es  Silberdraht  oder  ein  Nagel  oder  eine 
Klammer,  in  die  Wunde  zu  lassen,   mehr  als  anderswo  nötig  auch  die  Mög- 


Hoffa,  Allgemeines  über  Frakturen  und  Verletzungen  der  Gelenke.  263 

lichkeit  des  Imports  irgenwelcher  Schädlichkeiten  von  der  Wunde  fernzuhalten. 
Und  deshalb  empfiehlt  Verf.  wieder  das  Operieren,  ohne  dass  der  Finger  die 
Wände  berührt  und  ohne  dass  die  Haut  des  Patienten,  sei  es  direkt  oder 
indirekt,  mit  der  Wunde  in  irgendwelchen  Kontakt  kommt.  Verf.  beschreibt 
hierauf  die  Yon  ihm  verwendeten  Fasszangen  und  empfiehlt  als  das  sicherste 
Mittel  einer  dauernden  Vereinigung  die  Schraube.  Einige  beigefügten  Röntgen- 
bilder vor  und  nach  der  Operation  zeigen  deutlich  die  schöne  Vereinigung 
der  Bruchstücke,  wie  sie  mittelst  Schraube,  Silberdraht  und  Klammer  ausge- 
führt werden. 

König  (24)  hält  im  Gegensatz  zu  Bardenheuer  die  operative  Ver- 
einigung der  [Bruchstücke  in  einer  Reihe  schwerer  Knochenbrüche  für  die 
aussichtsreichere  Methode,  da  die  Extensionsbehandlung  gerade  in  solchen 
Fällen  nicht  immer  tadellose  Resultate  ergibt.  Die  Operation  wird  am  besten 
in  der  zweiten  Woche  vorgenommen,  wo  schon  eine  wesentliche  Umwandlung 
an  der  Bruchstelle  vor  sich  gegangen  ist.  König  hält  es  nicht  für  ratsam 
alle  zertrümmerten  Gewebsstücke  zu  entfernen,  da  sonst  eine  Verzögerung  der 
Kallusbildung  leicht  eintreten  kann,  er  will  nur  die  groben  Repositionshinder- 
nisse  beseitigt  wissen.  Zur  Naht  empfiehlt  er  Draht,  oft  zusammen  mit  Elfen- 
beinstiften, die  dann  besonders  zur  Aufnahme  der  Drähte  hergerichtet  sein 
müssen.  Als  besonders  wichtig  für  die  Nachbehandlung  empfiehlt  auch 
König  frühzeitige  Massage  und  Bewegung,  je  nach  der  Art  des  Bruches. 

Bei  Schaftbrüchen  hält  König  die  Operation  selten  für  erforderlich, 
am  ehesten  noch  bei  stark  dislozierten  Brüchen  eines  Vorderarmknochens  und 
bei  Oberschenkelbrüchen ,  die  nach  2 — 2^«  Wochen  eine  starke  Dislokation 
and  unausbleibliche  Verkürzung  aufweisen.  Je  mehr  aber  die  Fraktur  in  die 
Nahe  des  Gelenkendes  rückt,  desto  häufiger  wird  die  operative  Therapie  Platz 
greifen  müssen.  Die  Ursache  für  den  Eingriff  wird  meist  die  bestehende 
Gefahr  einer  Bewegungsbeschränkung  durch  das  dislozierte  Knochenbruch- 
6täck  oder  durch  starke  Kallusbildung  bei  ungenügender  und  unmöglicher 
exakter  Reposition  sein.  Für  die  Behandlung  der  Schenkelhalsfrakturen  will 
Verf.  bei  allen  Brüchen  im  trochanteren  oder  lateralen  Teil  des  Schenkel- 
halses von  einem  Eingriff  absehen;  nur  wenn  bei  nicht  eingekeiltem  Bruch 
die  Bruchlinie  sich  am  Röntgenbilde  nahe  am  Kopfe  zeigt  und  neben  der 
starken  Aussenrotation  sich  eine  völlig  abnorme  Beweglichkeit  zeigt,  kann 
mm  sich  zu  einer  Operation  entschliessen.  In  solchen  Fällen  ist  es  zweck- 
mässig, nach  ca.  8  Tagen  den  Eingriff  auszuführen,  da  die  konservative  Be- 
handlung die  Aussichten  der  Operation  verschlechtert.  Auf  Grund  eines  selbst 
beobachteten  Falles  halt  König  die  Adaptierung  der  Fragmente  allein  nicht 
für  ausreichend  und  hebt  die  Notwendigkeit  hervor,  die  zerrissene  Kapsel  in 
möglichstem  Umfang  wieder  zu  vernähen. 

Sharpless,  Martin,  Huntington,  Sherman  und  Hunkin  (36) 
besprechen  in  einer  Diskussion  über  unvereinigte  Frakturen  die  Ursachen  der 
nicht  gelungenen  Reposition  sowie  die  Mittel  und  Wege  diesem  unangenehmen 
Eieignis  zu  begegnen.  Die  meisten  von  ihnen  sind  der  Ansicht,  dass  eine 
deutliche  Krepitation  von  einer  Vereinigung  der  Frakturen  zeuge,  dass  die 
ßöutgenstrahlen  eine  wesentliche  Unterstützung  der  Diagnose  sind,  aber  nicht 
aosschliessiich  auf  Kosten  der  anderen  Methoden  zur  Diagnose  verwendet 
werden  sollten ,  und  dass  man ,  ob  mit  oder  ohne  Operation,  auf  eine  gute 
Adaption  der  Knochenenden  sehen  müsse.     Bei  der  Operation  käme  es  sehr 


264  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

daranf  an,  das  Periost  zu  schonen,  denn  nur  so  könnte  man  eine  gute  Kon- 
solidation erzielen. 

Schemel  (31)  bringt  in  seiner  Dissertation  eine  kurze  und  übersicht- 
liche Zusammenstellung  aller  nur  bei  der  Nachbehandlung  verletzter  Knochen 
zur  Verfügung  stehender  Hilfsmittel.  Er  berichtet  über  die  Anwendung  von 
Stauungshjperämie  zur  Mobilisierung  von  versteiften  Gelenken  und  über  das 
ganze  Arsenal  der  übrigen  Nachbehandlungsmethoden  ohne  wesentlich  Neues 
zu  bringen. 

V.  Zschock  (35) bespricht  zunächst  übersichtlich  die  unblutigen  Methoden 
der  Pseudarthrosenbehandlung,  von  denen  er  besonders  dem  .«Heilgehen^   das 
Wort  redet,  um  dann  sich  eingehender  mit  den  die  direkte  Fixation  der  Frag- 
mente anstrebenden  Methoden  zu  befassen.    Es   ist  nicht  möglich   hier    die 
grosse  Menge   der  vom  Verf.   einzeln   besprochenen  angegebenen   Verfahren 
näher  zu  erörtern  und   es  ist  dies  auch  nicht  nötig,   da  sie  ja  allgemein   be- 
kannt sein  dürften.     Die  Methode  der  Knochennaht  steht  an  den  bekannten 
Methoden   immer  noch  an  erster  Stelle.     In   der  Heidelberger  Klinik,    über 
deren  in   den   letzten   zehn  Jahren  operierte  Frakturen  die  Dissertation    be- 
richtet, wird  die  Naht  zumeist  angewandt,  und  zwar  im  allgemeinen  die  ein- 
fache Naht,  in  seltenen  Fällen  eine  Doppelnaht  oder  eine  Naht  in  Verbindung 
mit  Drahtumschnürung.     Die   sekundäre  Operation  wurde  im   ganzen  19  mal 
ausgeführt,   und  zwar  4  mal  am  Schlüsselbein,   2 mal  am  Oberarm,   2  mal  am 
Unterarm,  4  mal  am  Oberschenkel,  4  mal  am  Unterschenkel  und  2  mal  an  der 
Kniescheibe.    Primär  wurde  die  blutige  Knochenvereinigung  10  mal  ausgeführt, 
3  mal  am  Unterarm,  7  mal  am  Unterschenkel.     Nicht   mitgerechnet  sind    die 
Unterkiefer-  und  Olekranonbrüche,  welche  weder  in  der  Ausführung  der  Ope- 
ration noch  im  Verlauf  etwas  Besonderes  boten.    12  mal  handelte  es  sich  um 
komplizierte,  in  den  übrigen  Fällen  um  einfache  Frakturen.    Sämtliche  primär 
operierte  Fälle  waren   kompliziert.     In  Verwendung  kam   bei  diesen   einmal 
Elfenbeinstiftverzapfung   zur  Vereinigung   des   frakturierten    Radius,    einmal 
Hanse  mann  sehe  Verschraubung  bei  einer  Tibiaf raktur ;   in   den   übrigen  8 
Fällen  —  2  Vorderarm-  und  6  Tibiafrakturen  —  Drahtnaht  resp.  Drabtum- 
wickelung.     Sekundär    wurden   zwölf   Pseudarthrosen    behandelt,    bei    denen 
7 mal  eine  Interposition  von  Weichteilen   die  Ursache  war;   im   übrigen  han- 
delte es  sich  um  schlechte  Stellungen  oder  Nervenlähmungen.     Die  Kranken- 
geschichten der  einzelnen  Fälle  sind  wiedergegeben  und   im  Anschluss  daran 
werden  die  in  der  Klinik  geltenden  Prinzipien  bezüglich  der  Operationstechnik 
und  Indikationsstellung   erörtert,   die   sich   im  grossen  und  ganzen   auch  mit 
den  anderwärts  üblichen  decken.    Im  einzelnen  sind  für  die  sekundären  Ope- 
rationen zur  Anwendung  gelangt :  2  mal  Elfenbeinstiftverzapfung  zur  Vereinigung 
einer  Klavikula  und  Tibia,  1  mal  Bildung  einer  Periostknochenlappens  zur  Be- 
seitigung einer  trotz  primärer  Knochennaht  entstandenen  Pseudarthrose   der 
Tibia;  5 mal  die  Gussenbauersche  Klammer  und  12 mal  die  Drahtnaht  Der 
Wundverlauf  gestaltete  sich   in  den  meisten  Fällen  günstig.     Von  den  24  in 
Betracht  kommenden  Fällen  (4  sind  nicht  verwertbar,   2  kamen  zur  Ampu- 
tation, bei  2  ist  das  Resultat  unbekannt),  erfolgte  in  21  Fällen  Heilung,  d.  h. 
feste  Wiedervereinigung  des  frakturierten  Knochens.    In  den  3  anderen  Fällen 
war  2  mal  Besserung  durch  die  Operation  erzielt,  während  in  einem  Falle  ein 
Misserfolg  infolge  zu  frühzeitiger  Lockerung  der  Klammer  zu  verzeichnen  war. 
Zum  Schluss  seiner  sehr  lesenswerten  Arbeit  fasst  Verf.  die  Prinzipien,  welche 


Hoffa,  Allgemeinee  über  Frakturen  and  Verletzungen  der  Gelenke.  265 

die  Heidelberger  Klinik   zur  Zeit  in  der  Frage  der  Frakturbehandlung  ein- 
nimmt in  folgenden  Sätzen  zusammen: 

Die  primäre  Operation  erscheint  indiziert: 

1.  Bei  komplizierten  Frakturen  der  leicht  zugänglichen  Knochen,  bei 
denen  man  so  wie  so  zu  einem  operativen  Eingriff  genötigt  ist. 

2.  Bei  solchen  subkutanen  Frakturen,  bei  welchen  auf  unblutigem  Wege 
eine  Reposition  der  Fragmente  nicht  zu  erzielen  ist,  resp.  sich  die  Fragmente 
idcht  durch  den  Verband  in  guter  Stellung  fixieren  lassen.  Selbstverständlich 
verlangt  auch  zweifellos  nachgewiesene  Muskelinterposition  die  primäre  Kno- 
chennaht. 

3.  Bei  Frakturen  mit  schweren  Nervenstörungen,  sobald  sie  nach  Ein- 
richtung der  Fraktur  nicht  zurückgehen,  desgleichen  bei  Kompression  eines 
wichtigen  Gefasses. 

Die  sekundäre  Operation  wird  ausgeführt: 

4.  Bei  allen  Pseudarthrosen ,  nachdem  das  konservative  Verfahren  im 
Stiche  gelassen  hat, 

Friedheim  (14)  hat  eine  äusserst  einfache  Vorrichtung  angegeben,  die 
eine  wirksame  Extension  an  jedem  Bett  anzubringen  erlaubt.  Sie  besteht 
aus  einer  festschraubbaren  Klammer,  die  zwei  zueinander  senkrecht  stehende 
Öhre  trägt,  und  vier  Ansatzstücken,  von  denen  zwei  mit  Rollen  versehen 
sini  Diese  Ansatzstücke  können  mit  Hilfe  von  Schrauben  in  jeder  beliebigen 
Höhe  und  Richtung  befestigt  werden,  so  dass  mit  Hilfe  dieses  Vorrichtung, 
selbst  die  kompliziertesten  Extensionen  ausgeführt  werden  können. 

Fe  Hz  et  (13)  empfiehlt  zur  Behandlung  von  Unterschenkelbrüchen  mit 
starker  Dislokation  und  Reiten  der  Bruchstücke  aufeinander  folgendes  Ver- 
fahren. Nach  anfanglicher  Fixation  der  gebrochenen  Extremität  unter  ziem- 
licher Ausgleichung  der  bestehenden  Verschiebung  im  Gipsverband  wird 
mehrere  Tage,  nachdem  Schmerzen  und  krankhafte  Muskelkontraktionen  nach- 
gelassen, der  Gipsverband  in  der  Höhe  der  Bruchstelle  aufgesägt  und  am 
unteren  Bruchstück  mittelst  eines  um  den  Gipsverband  in  der  Höhe  des  Fuss- 
gelenkes  kreuzförmig  herumgeführten,  15 — 20  cm  dicken  Gummischlauches 
ein  kräftiger  elastischer  Zug  ausgeführt.  In  wenigen  Minuten  soll  unter  Aus- 
einanderweichen der  Gipshülsen  das  Bein  sich  strecken  und  die  Bruchstücke 
so  beweglich  werden,  dass  man  leicht  eine  vollkommene  Korrektur  erreichen 
kann.  Die  Ränder  der  Gipshälften  sollen  sich  erst  4 — 5  cm  voneinander 
entfernen,  damit  sich  der  Zug  von  der  Haut  genügend  stark  auf  die  Bruch- 
stücke selbst  fortpflanzen  kann.  Hierauf  wird  um  die  Gipshülsen  in  der 
koirigierten  Stellung  ein  Gipsverband  angelegt,  nach  dessen  Erhärtung  der 
elastische  Zug  entfernt  wird.  —  In  der  auf  diesen  Vortrag  folgenden  Dis- 
kussion erklärt  Pierre  Delbet,  dass  er  ohne  das  vorher  beschriebene  Ver- 
fahren zn  kennen,  in  ganz  ähnlicher  Weise  vorgegangen,  aber  wie  die  Röntgen- 
photographien  vor  und  nach  Einwirkung  der  Extension  gezeigt  hätten,  an 
der  Stellung  der  Bruchstücke  kaum  eine  Veränderung  habe  erzielen  können. 
Der  Gegensatz  in  den  Resultaten  Hesse  sich,  wie  auch  Referent  selbst  ver- 
fahren, dadurch  erklären,  dass  sich  die  Gipshülsen  an  der  Extremität  ver- 
schieben. 

Um  dem  Gipsverband  besondere  Festigkeit  zu  geben,  empfiehlt  Gebele 
(16)  die  von  der  deutschen  Drahtgipsbindenfabrik  München,  Landwehrstrasse  63, 
hergestellten  Binden  aus  Steifgaze  und  einem  feinen,  sehr  biegsamen  Messing- 


266  Jahresbericht  ftkr  Chirurgie.    I.  Teil. 

draht,  die  allerdings   den  einen  Nachteil  haben,   dass  sie  teuerer  zu  stehen 
kommen,  als  der  gewöhnliche  Holzspangipsverband. 

Grunert  (18)  verweist  zunächst  auf  die  zusammenfassende  Darstellung 
der  pathologischen  Frakturen  von  Bruns  aus  dem  Jahre  1886  und  berichtet 
hierauf  zusammenfassend  die  in  der  Literatur  von  1886—1904  niedergelegten 
Mitteilungen  über  dieses  Thema. 

Was  die  Bezeichnung  Spontanfrakturen  betrifft,  will  Verf.,  da  es  Spontan- 
frakturen im  eigentlichen  Sinne  nicht  gibt,  diese  ungenaue  Bezeichnung  künftig 
durch  die  Namen  pathologische  Frakturen  ersetzt  wissen. 

Er   teilt    die   pathologischen   Frakturen   in   zwei   grosse   Grruppen    ein. 

1.  Knochenbrüchigkeit    infolge    lokaler    Veränderung    des    Knochensystems, 

2.  Knochenbrüchigkeit  infolge  einer  allgemeinen  Erkrankung. 

Zur  ersten  Gruppe  rechnet  er  die  pathologischen  Frakturen  durch  Ge- 
schwülste (Sarkome  und  Karzinome,  Schilddrüsentumoren,  Enchondrome  und 
Zysten,  Echinococcuszysten)  und  durch  entzündliche  Erkrankungen  (Infektiöse 
Osteomyelitis,  Tuberkulose  der  Knochen  [Aneurysma])  endlich  durch  Syphilis. 

Was  die  Frakturen  bei  Karzinomen  und  Sarkomen  anlangt,    so   findet 
sich  hauptsächlich  der  Unterschied,   dass   bei  den   ersteren  immer  schon  ein 
anderes  Organ  von  Karzinom  befallen  gewesen  sein  muss,  bevor   es  infolge 
der  Knochenmetastase  zu  einer  Fraktur  kommt,   während  beim  Sarkom  die 
Praktur  oft  das  erste    Symptom   der    bestehenden  Knochenerkrankung    sich 
darstellt.     Auch   wird  bei  beiden  Arten   der  Geschwülste  die  Therapie   eine 
verschiedene  sein,  indem  man  bei  einem  primären  Sarkom  die  Absetzung  der 
Extremität  nicht  hinausschieben  wird,  während  man  einem  Karzinomkranken, 
der  schon  Metastasen  aufweist,  den  Rest  des  Lebens  dem  Patienten  nicht  noch 
durch  eine  Amputation  verschlimmem  wird.     Eine  Reihe  von  Frakturen  bei 
bestehenden   Karzinomen   anderer  Organe  wird  auf  Grund   einer   infolge   der 
Erkrankung  bestehenden  allgemeinen  Diathese  zu  erklären  sein. 

Die  Frakturen  bei  malignen  Adenomen  der  Schilddrüsen  heilen  des 
öfteren  vollkommen,  ^es  muss  also  unzweifelhaft,  da  sonst  bei  rein  metastatischen 
bösartigen  epithelialen  Geschwülsten  eine  Heilung  nicht  beobachtet  wurde, 
eine  Wechselwirkung  zwischen  Schilddrüse  und  Knochensystem  bestehen. 

Sehr  viel  seltener  sind  die  Frakturen  bei  Enchondromen  und  Knochen- 
zysten. Sind  letztere  sehr  zahlreich,  so  kann  es  multiple  Frakturen  bei  ganz 
geringer  Gewalteinwirkung  geben.  Entsprechend  dem  seltenen  Auftreten  des 
Echinococcus  im  Knochen,  kommt  es  verhältnismässig  selten  zu  Frakturen 
infolge  eines  solchen  Prozesses. 

Die  Frakturen  bei  infektiöser  Osteomyelitis  sind  relativ  recht  selten  und 
noch  weniger  häufig  sind  die  pathologischen  Frakturen  bei  der  tuberkulösen 
Osteomyelitis. 

Auch  die  Syphilitis  ist  verhältnismässig  selten  die  Ursache  einer  patho- 
logischen Fraktur.  Solche  Frakturen  sind  ebenso  wie  bei  der  Tabes  häufig 
ohne  Schmerz. 

Zur  zweiten  Gruppe  rechnet  er  die  Knochenbrüchigkeit  infolge  einer 
allgemeinen  Erkrankung.  Hierher  gehören  die  Erkrankungen  des  Zentralnerven- 
systems, besonders  des  Rückenmarkes.  Obenan  in  der  Häufigkeit  die  Tabes 
dorsalis.  So  ist  oft  eine  ohne  jegliche  stärkere  Gewalteinwirkung  entstandene 
Fraktur  oft  das  erste  Symptom  einer  Tabes.  Das  hauptsächlichste  Kenn- 
zeichen einer  tabischen  Fraktur  ist  die  vollkommene  Schmerzlosigkeit. 


Hoffa,  Allgemeines  Aber  Frakturen  und  Verletzungen  der  Gelenke.  267 

Häufig  sind  auch  pathologische  Frakturen  bei  der  Syringomyelie.  Hier 
«iod  es  im  Gegensatz  znr  Tabes  vorzüglich  die  Knochen  der  oberen  Extremi- 
täten, velche  brechen. 

Bezäglich  der  Geisteskrankheiten,  speziell  der  progressiven  Paralyse  sind 
die  Ansichten  über  die  Entstehung  der  Frakturen  noch  geteilt.  Ein  Teil 
niiDmt  trophoneurotische  Störungen,  welche  zur  Knochenatrophie  führen  als 
Uisache  der  Frakturen  an  andere  behaupten,  da  es  sich  meist  um  Rippen- 
irsktnren  handelt,  dass  die  Frakturen  durch  ein  Trauma  veranlasst  würden 
imd  besonders  auf  die  rohe  Behandlung  durch  das  Pflegepersonal  zurückzu- 
fübren  seien. 

Ansser  bei  den  nervösen  Erkrankungen  findet  sich  zu  Knochenbrüchen 
disponierende  Knochenatrophie  besonders  im  Greisenalter,  bei  verschieden 
chronischen  Krankheiten,  bei  Inaktivitätsatrophie,  femer  bei  Skorbut.  Die 
Tendenz  des  Skorbuts  zu  Blutungen  kann  den  Zusammenhang  dieser  Frak« 
tnren  mit  der  Erkrankung  erklären. 

Rachitis  und  Osteomalazie  führen  erfahrungsgemäss  ausserordentlich 
laicht  zn  pathologischen  Frakturen. 

Als  dritte  Hauptgruppe  führt  Verf.  die  idiopathische  Osteopsathyrose 
an,  eine  Knochenbrüchigkeit  der  eine  andere  als  die  bisher  bekannte  Ursache 
xtignmde  liegen  mnss.  Auffallend  bei  diesen  Fällen  ist  die  Erblichkeit  und 
die  Moltiplizität  der  Frakturen,  sie  scheint  besonders  oft  in  England  und 
Amerika  vorzukommen. 

ßnckert  (30)   bespricht  in  seiner  Dissertation  zunächst  die  verschie- 
denen Ursachen,  welche  zu  einer  leichteren  Brüchigkeit  der  Knochen  führen 
können  nnd  hebt   einige  Beispiele   aus  der  Literatur  hervor,   welche  die  Be- 
dpQtnng  dieser  verschiedenen  Ursachen  beleuchten.    Er  bespricht  ferner  das 
weitere  Schicksal   solcher  sogenannter  Spontanfrakturen  und  erklärt  die  ent- 
stehende Kallusbildung  aus  der  sehr  häufig  infolge  der  Fraktur  eintretenden 
vermehrten  Blutzufuhr  zum  Periost  durch  Schwellung  und  Entzündung  der 
Weichteile.    Die  zweite  grosse  Gruppe   der  Spontanfrakturen  verdankt   ihre 
Entätehnng  der  Zerstörung  des  Knochens  infolge   von   Geschwülsten.     Hier 
zeigt  sich  in  bezag  auf  das  weitere  Schicksal   der  Fraktur  ein  wesentlicher 
Unterschied.    Trotz  sorgfaltigster  Behandlung  bleibt   die  Konsolidation  aus, 
b  kommt  fast  nie  zu  einer  knöchernen  Vereinigung  der  Bruchenden  und  die 
Amputation    bleibt    meist    als    das    einzige    Mittel    übrig,    um    das    Leben 
i^  Kranken  zu   retten.   —    Zum   Schluss   wendet    sich    Verf.    speziell    der 
Bedeutung  des  Sarkoms  zu  und  berichtet   über  die  in  der  Literatur  nieder- 
gelegten Angaben  über  die  Behandlung  der  Knochensarkome.    Ihre  Häufigkeit 
z'^igt  er  an  einer  Zusammenstellung  aller  Knochensarkome   aus  den  Sanitäts- 
Wrichten  von  1886—1901. 

Döring  (11)  berichtet  über  einen  interessanten  Fall  von  idiopathischer 
I  ^Meopsathyrosis.  Es  handelte  sich  um  einen  bis  zu  seinem  vierten  Lebens- 
jähre  vollkommen  gesunden,  hereditär  nicht  belasteten  Jungen,  der  durch 
I  mn  leichten  Fall  einen  Bruch  des  linken  Oberschenkels  erlitten.  Der  Bruch 
ütilte  in  der  gewöhnlichen  Zeit  ohne  Folgen  aus.  Im  Laufe  der  nächsten 
Jähre  kam  es  dann  jedesmal  durch  unbedeutende  Gewalteinwirkungen  zu 
neoen  Frakturen,  deren  Zahl  bis  zum  15.  Lebensjahr  22  erreichte;  davon 
Strafen  16  die  untere  Extremität,  4  die  obere  und  2  die  Rippen.  Mit  Aus- 
nahme des  rechten  Oberarms  blieb  kein  langer  Röhrenknochen  verschont.  Die 
Melle  bellten  in  der  gewöhnlichen  Zeit,  die  Schmerzhaftigkeit  der  einzelnen 


268  JahreBbericht  für  Chirargie.    I.  Teil, 

Frakturen  war  gering.  Auf  die  näheren  Details  der  sehr  interessanten  Arbeit 
einzugehen,  ist  hier  nicht  Raum.  Nur  so  viel  sei  hervorgehoben,  dass  die 
Röntgenbilder  eine  ausserordentliche  Atrophie  der  Diaphysen  der  Röhren- 
knochen aufweisen,  was  ja  zu  den  typischen  Eigenheiten  der  Erkrankung  ge- 
hört, während  die  Epiphysen  von  normaler  Gestalt,  Grösse  und  Bildung  sind 
und  die  Gelenke  normale  Struktur  und  Funktion  zeigen. 

Die  Knochenbrüche,  welche  bei  Epileptikern  während  oder  ausserhalb 
der  Anfälle  zustande  kommen,  bespricht  Bourgeois  (6),  Er  fand,  dass  die 
Frakturen  im  Anfalle  besonders  häufig  sind  und  meist  die  kurzen  Knochen 
betreflFen.  Letztere  haben  wohl  eine  besondere  Brüchigkeit,  für  welch  durch- 
gemachte Rachitis  häufig,  Osteomalacie  seltener  verantwortlich  gemacht  werden 
könnte.  Die  Ursachen  dieser  Knochenbrüchigkeit  beruhen  aber  wohl  meist 
auf  allgemeinen  oder  örtlichen  trophischen  Störungen,  die  als  Folgezustände 
der  Epilepsie  eventuell  auch  einer  vorausgegangenen  nervösen  Störung  zu  be- 
trachten sind.  Immerhin  sind  Fälle  von  besonders  ausgeprägter  Brüchigkeit 
der  Knochen  bei  Epileptikern  selten.  Die  Frakturen,  welche  durch  direkte 
Gewalteinwirkung  entstehen,  sind  häufiger,  als  die  durch  indirekte  Gewalt, 
bei  welch  letzteren  wohl  die  Torsion,  besonders  wenn  die  Extremität  im  An- 
falle irgendwie  fixiert  ist,  eine  grosse  Rolle  spielt.  Auch  eine  Hyperflexion 
im  Anfall  kann  die  Entstehung  einer  Fraktur  in  Betracht  kommen.  Durch 
Muskelkontraktion  allein  wird  indes  bei  Epileptikern  selten  eine  Fraktur  zu- 
stande kommen. 

Bier  (5)  zeigte  praktisch  durch  die  Behandlung  von  Pseudarthrosen 
mittelst  Bluteinspritzungen,  dass  der  Knochen  sich  einerseits  durch  die  künst- 
liche Zufuhr  von  Nährstoffen,  d.  h.  von  Blut  passiv  ernähren  lässt,  dass  an- 
dererseits der  Bluterguss  bei  einem  Knochenbruch  gleichzeitig  als  entzündimgs- 
erregender  Reiz  wird.  Von  Natur  aus  scheint  der  Bluterguss  also  schon  sicher 
nützlich.  Wird  er  nun,  wie  das  beispielsweise  bei  Diaphysenbrüchen  geschieht, 
die  genäht  werden,  oder  komplizierten  freigelegten  Frakturen  weggeschafft, 
so  kommt  es  häufig  zu  einer  verminderten  Kallusbildung ,  wird,  und  das  be- 
weisen die  Mitteilungen  Biers,  künstlich  ein  Bluterguss  durch  Bluteinspritzung 
ersetzt,  so  tritt  die  gleiche  Wirkung  auf  die  Knochensubstanz  ein.  In  sieben 
von  den  zehn  mitgeteilten  Fällen  war  der  Erfolg  ein  vollständiger,  in  einem 
ein  teilweiser,  in  einem  blieb  er  ganz  aus.  In  dem  noch  übrig  bleibenden 
Falle  wurde  eine  Knochennaht  ausgeführt  und  es  kann  zweifelhaft  erscheinen, 
ob  die  Bluteinspritzungen  zu  seiner  Heilung  beigetragen  haben. 

Bezüglich  der  Technik  werden  folgende  Angaben  gemacht.  Eine  sehr 
gut  schliessende,  stärksten  Druck  aushaltende  30  cm  Spritze  mit  Lederkolben 
und  weiter  und  starker,  am  besten  exzentrisch  angesetzter  Hohlnadel  wird 
nach  24  stündigem  Liegen  in  5°/oiger  Karbollösung  durch  die  Haut  in 
eine  gestaute  Armvene  eingestochen,  voll  Blut  gesaugt  und  sofort  auf  die 
Bruchenden,  womöglich  zum  grossen  Teil  unter  die  Knochenhaut  und  wenn 
das  nicht  geht,  zwischen  die  Bruchenden  unter  starkem  Druck  eingespritzt. 
Die  Bruchstelle  unterliegt  einer  erheblichen,  reaktiven  Entzündung  und  Über- 
ernährung. Das  Blut  dient  als  Nährstoff  und  verdichtet  sich  bald  zu  einem 
harten,  festen  Ringe,  der  unmittelbar  in  die  Kallusbildung  übergeht. 

Leuten,  deren  Knochenbrüche  trotz  erheblichen  Blutergusses  nicht  fest 
werden,  fehlt  wahrscheinlich  im  Blute  der  genügende  Reiz  zur  Knochenneubildung. 
In  zwei  solchen  Fällen  wurde  Blut  anderer  Menschen  eingespritzt.  Einen 
noch  stärkeren  Reiz  würde  Hammel-  oder  Hundeblut  abgeben. 


Hoffa,  AllgemeineB  Aber  Fraktaren  und  VerletzuDgen  der  Grelenke.  269 

Trotz  alledem  ist  daran  festzuhalten,  dass  bei  frischen  Knochenbrüchen 
ein  übermässig  starker  oder  in  den  Weichteilen  befindlicher  Blnterguss  durch 
kräftige  Massage,  besser  noch  durch  Heissluftbehandlung  bekämpft  wer- 
den mnss. 

Schmieden  (33)  hat  in  einer  Reihe  yon  Tierexperimenten  den  Ver- 
geh gemacht,   das  Bier  sehe  Verfahren  der  Behandlung  der  Pseudarthrosen 
durch  Blnteinspritzung  experimentell  zu  begründen.    Von  19  Doppel  versuchen 
mit  yerschiedenartiger  Anordnung  mussten  zunächst  7  als  unbrauchbar  aus- 
§rt-schieden  werden,   weil   entweder  kein  Bluterguss   oder  Vereiterung  einge- 
triften  war.     Die  übrigen  12  Doppelversuche  ergeben  nun  folgendes  Resultat. 
In  7  Fällen  konnte  insofern  ein  deutlicher  Einfluss  des  Blutergusses  auf  die 
Kallusbildung  nachgewiesen  werden,   als  die  Kallusbildung  beschleunigt  und 
die  Bmchenden  früher  miteinander  yerschmolzen  waren.    Allerdings  darf  man 
dabei  nicht  vergessen,  dass  für  eine  beschleunigte  Kallusbildung  und  früheres 
Verwachsen  der  Bruchstücke   auch  die  Stellung  der  Bruchstücke  zueinander, 
der  Verlauf   der  Bruchlinie  etc.    verantwortlich    gemacht    werden    könnten» 
JedenfaUs  konnte  bei  keinem  Versuche  ein  Befund  erhoben  werden,  der  gegen 
die  Theorie  sprach,  dass  der  Kallus  durch  Blutergüsse  ernährt  werden  könnte. 
Auch  die  übrigen  fünf  Fälle  heilten  gleich  schnell  und  mit  kräftiger  Kallus- 
bildung auf.     Verf.   glaubt  nun  in  diesen  Versuchen  eine  Stütze   der  Bi er- 
sehen Pseudarthrosenbehandlung  zu  erblicken.     Die  gleichzeitig  zur  Beurtei- 
lung der  ganzen  Frage  vorgenommenen  mikroskopischen  Untersuchungen  haben 
zü  keinem  einwandsfreien  Resultat  geführt. 

In  einem  genau  beschriebenen  Fall  gibt  Förtner  (15)   einen  Beitrag 
ZOT  Kasuistik  der  Pseudarthrosenoperation.     Es  handelt  sich  um  eine  Pseud- 
arthrose  bei  einem   20jährigen  Mädchen.     Es  wurden   zunächst   die  Fraktur- 
enden  freigelegt,   reponiert  und  zur  Anregung   der  Kallusbildung  aneinander 
gerieben-     Die   Frakturstelle   freigelegt,   ein   Hämatom    entleert,   ein   ausge- 
>prengtes  Knochenstück  entfernt,  die  obere  Spitze  des  unteren  Frakturstückes 
abgesägt  und  die  Fläche  des  oberen  abgemeisselt.    In  das  obere  der  winkelig 
nach  oben   unter  scharfen  Zug  gebeugten   Frakturstücke  wird   ein  ca.  5  cm 
langes,  ca.  1  cm  dickes,  ausgekochtes,  stiftartiges  Stück  eines  Femur  gesteckt 
nnd  das  untere  Frakturstück  auf  das  freie  Stiftende  gedreht,  bis  das  untere 
Frakturstuck  das  obere  berührt.    Dann  wird  noch  ein  dicker  Silberdraht  hin- 
durchgezogen.   Nach  einem  Monat  ist  die  Bruchstelle  vollkommen  konsolidiert, 
keine  abnorme  Beweglichkeit,    reiche  Kallusbildung.     Es  besteht  eine   Ver- 
kürzung von  5  cm.    Trotz  dieser  Verkürzung  ist  das  erzielte  Resultat  bei  der 
Kompliziertheit  und  Hartnäckigkeit  des  Falles   als   ein  günstiges  anzusehen. 
Verf.  bespricht  das  hier  angewandte  Verfahren,   das  seiner  Ansicht  nach  bei 
älmlicher  Lage   der  Verhältnisse   in  erster  Linie  Berücksichtigung  verdient, 
noch  eingehender   und  geht  sodann   noch  kurz  auf  die  verschiedenen,   bei 
Psendarthrosen  eingeschlagenen  Heiherfahren  ein  unter  Prüfung  der  gegen- 
seitigen Wertigkeit. 

Scheuermann  (32)  bereichert  die  Kasuistik  der  Lähmungen  im  An- 
scUnss  an  Frakturen  um  vier  Fälle.  Es  handelt  sich  um  eine  Ulnarislähmung, 
um  zwei  Radialislähmungen  nach  Humerusfraktur  und  um  eine  Lähmung  des 
Plexus  brachialis  nach  Schlüsselbeinfraktur.  Im  ersten  Falle  wurde  durch 
die  Operation,  Entfernung  eines  Knochenvorsprungs,  über  welchem  der  Nerv 
gespannt  war,  nach  Ablauf  eines  Jahres  eine  vollkommene  Restitutio  ad  inte- 
grum erzielt.    Im  zweiten  Falle  —  der  Nerv,  radialis  war  in  einer  durch  den 


270  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    L  Teil. 

Kallas  gebildeten  Rinne  fixiert  und  komprimiert,  konnte  durch  die  Au£lüsnng| 
des  Nerven  keine  wesentliche  Besserung  erreicht  werden.    Im  dritten  FalUi 

—  Lähmung  des  Nerv,  radialis  infolge  dauernder  Kompression  durch  ein  dis- 
loziertes Knochenstück  —  wurde  nach  Beseitigung  des  komprimierenden 
Knochenstückes  rasch  völlige  Wiederherstellung  geschaffen.     Im  vierten  Falk 

—  Lähmung  des  Plexus  brachialis  infolge  dauernden  Druckes  der  stark  dis- 
lozierten Bruchstücke  einer  Klavikularfraktur  —  konnte  eine  Besserung  nicht 
erreicht  werden. 

Schulz  (34)  macht  kasuistische  Mitteilungen  über  Frakturen  der  Finger- 
phalangen unter  Beibringung  mehrerer  recht  interessanter  Röntgenbefiinde. 
Auf  einzelne  Details  dieser  Arbeit  einzugehen  würde  zu  weit  führen.  Im 
übrigen  enthält  sie  nichts  wesentlich  Neues. 

Blecher  (7)  berichtet  über  mehrere  Fälle  von  Infraktionen  und  Frakturen 
des  Schenkelhalses  bei  Jugendlichen,  bei  20 — 22jährigen  Soldaten,  bei  denen 
die  Verletzung  nach  einem  unverhältnismässig  geringen  Trauma  stattgefunden. 
Erst  im  weiteren  Verlauf  und  oft  erst  nach  Hinzutritt  eines  wiederhoJten, 
wenn  auch  nur  leichten  Traumas  kommt  es  zu  den  schweren  Funktions- 
störungen und  Krankheitserscheinungen,  die  dann  auf  die  Schwere  der  Ver- 
letzung hinweisen.  Rechtzeitige,  bezw.  frühzeitige  Röntgenaufnahme  wird 
dann  stets  vor  falschen  Diagnosen  schützen  können.  Die  Therapie  bietet 
nichts  Besonderes,  nur  muss  sie  rechtzeitig  einsetzen,  um  dififorme  Heilungen 
zu  verhüten. 

Klapp  (22)  berichtet  über  einige  Modifikationen,  die  er  an  den  Bi er- 
sehen Saugapparaten  angebracht  hat  und  die  bei  gleichbleibender  Hyperämie 
eine  leichtere  Mobilisation  des  versteiften  Gelcinks  ermöglichen.  Eine  aus- 
führliche Beschreibung  dieser  Modifikationen  würde  zu  weit  führen,  v^reshalb 
auf  das  Original  hingewiesen  werden  muss. 

Ein    von    Köper  (25)    beschriebener  Fall   beweist   die   seinerzeit    von 
Rindfeisch    aufgestellte    Hypothese,    dass    die   über    einer    traumatischen 
Exostose  befindliche  Bursa  durch  eine  Ausstülpung  der  Gelenkkapsel  entsteht, 
die  durch  allmähliche  Separation  später  zu  einer  selbständigen  Bildung  wird. 
In  dem  Köper  sehen  Falle  hatte  das  Trauma  zu  einer  Abreissung  des  Mus- 
culus biceps  an  der  Tuberositas  radii  geführt.     An  der  Stelle  dieser  Sehnen- 
abreissung  hatte  sich  von  Seiten  des  mitverletzten  Periosts  eine  Knochenneu- 
bildung entwickelt.    Über  diese  Exostose  stülpte  sich  nun  die  wahrscheinlich 
mitverletzte  Kapsel   des  Ellenbogengelenks   aus;   dieser  ausgestülpte  Teil  der 
Gelenkkapsel  schloss  sich  dann  im  weiteren  Verlaufe  des  Prozesses  mehr  und 
mehr  gegen  das  übrige  Gelenk  ab,  so  dass  allmählich  aus  der  traumatischen 
Exostose  eine  Exostosis  bursata  entstand.    In  dieser  Bursa  entstanden  später 
durch  die  üppige  Kalluswucherung  an  der  Tuberositas  radii  freie  Gelenkkörper, 
deren  Herkunft   durch  die  mikroskopische  Untersuchung  klargestellt  werden 
konnte.     Die  häufigste  Ursache  der  Entstehung  freier  Gelenkkörper  ist  nach 
Köpers   Ausführungen   die  Arthritis   deformans,    ferner   die   Arthritis  der 
Tabiker.     Auch  die  Rachitis  prädisponiert  zur  Bildung   freier  Gelenkkörper, 
ebenso  ist  lipomatöse  Entstehungsweise  der  letzteren  klar.    In  der  Synovialis 
selbst  können  sich  Knorpelplatten  bilden  und  ebenso  in  den  Zottenenden,  die 
dann  gelegentlich  durch  ein  Trauma  zur  Ablösung  kommen  können.     Ferner 
können   vom  Perioste  Knochenwucherungen   ausgehen  und  in  seltenen  Fällen 
Fibrinniederschläge  und  Blutkoagula  zur  Bildung  freier  Gelenkkörper  führen. 
Die  Frage  der  Osteochondritis  dissecans  lässt  Köper  offen. 


Hoffa,  Allgemeines  ül)er  Frakturen  und  Yerletzangen  der  Gelenke.  271 

Meyer  (27)  teilt  die  Krankengeschichten  zweier  Fälle  von  Gelenk- 
i.5rp€rn  im  Kniegelenk  ans  der  chirurgischen  Universitätsklinik  zu  Leipzig 
jüit  und  bespricht  gleichzeitig  in  ausführlicher  Weise  die  Entwickelung  der 
Streitfrage,  ob  ein  Trauma  die  Ursache  für  den  Prozess  der  Loslösung  von 
Teilen  aus  der  Gelenkfläche  abgibt  oder  ob  in  derartigen  Fällen  eine  Osteo- 
chondritis dissecans  vorliegt.  Auf  Grund  seiner  gemachten  Beobachtungen 
uTid  Studien  kommt  Verf.  zu  dem  Schluss,  dass  weder  die  Tatsache  noch  die 
Art  des  Traumas  uns  irgend  welchen  positiven  Aufschluss  gibt.  Wir  können 
ein  Trauma  als  Ursache  für  den  Gelenkkörper  annehmen,  und  auf  der  anderen 
Seite  spricht  nichts  gegen  die  Annahme  einer  Osteochondritis  dissecans. 

Moser  (28)  berichtet  auf  dem  Naturforscher-  und  Ärztekongress  1904 
unter  Vorstellung  von  vier  Patienten  über  recht  ermutigende  Resultate  in 
der  Behandlung  von  Gelenksteifigkeiten  mittelst  Röntgenstrahlen.  Ursache 
dieser  Erkrankungen  war  zweimal  Gicht,  einmal  Tuberkulose  und  einmal 
Lues«  Schon  nach  verhältnismässig  wenigen  Bestrahlungen  waren  merkliche 
Besserungen  zu  verzeichnen.  Die  Erklärung  dieser  therapeutischen  Wirkung 
der  Röntgenstrahlen  steht  noch  aus. 

Rovsing  (29)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Arthritis  traumatica  sicca 
des  Hüftgelenks  —  der  eine  Fall  ist  wohl  eine  Arthritis  defocmans,  der 
andere  eine  alte  mit  partieller  Ankylose  ausgeheilte  tuberkulöse  Koxitis  — 
welche  er  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  mit  Lijektionen  von  Vaseline  in  das 
Gelenkinnere  behandelt  hat.  Er  hebt  hervor,  dass  man  nicht  zu  kleine 
Mengen  von  Vaseline,  also  etwa  20 — 25  ccm  zur  Injektion  verwenden  soll 
und  glaubt,  dass  die  wenig  ermutigenden  Resultate  von  Büdinger  auf  die 
zu  geringe  Menge  der  injizierten  Flüssigkeit  zurückzuführen  sind.  Delagniere 
hat  gleichfalls  Mitteilung  von  einem  günstigen  Falle  gemacht. 


xn. 


Die  Erkrankungen  der  Knochen. 


Referent:  C.  Hueter,  Altonau 


Die  mit  *  bezeichneten  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

L  Allgemeines. 

1.  T.  Aberle,  Subkutane  Osteotomie.    Zeitschr.  f.  orthopfld.  Chir.  1905.  Bd.  14. 

1  AroBperger,  Endemisches  Auftreten  myeloider  Leakämie.    Münchener  med.  Wochen- 

sehhft  1905.  Nr.  1. 
l  Bier,  Die  Bedeutung  des  Blutergusses  für  die  Heilung  des  Kuochenbruchs.    Heüung 

TMi  Paeodarthrosen  und  von  verspAteter  Kallnsbildnng  durch  Bluteinspritzong.  Medizin. 

Klinik  1905.  Nr.  1/2.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 
i  Blamtnthal  und  Hirsch,  Ein  FaU  angeborener  Missbildung  der  Tier  Extremitäten. 

Zdtschr.  f.  Orthopäd.  Chir.  1905.  Bd.  14. 


272  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.   J.  Teil. 

5.  Broca,  Möcanisme  des  döcollemeDts  epiphysaires.    La  Presse  m^cale  1905.  Nr.  1^ 

6.  Conrtois-Suffit,  Sor  les  rapports  de  la  goatte  et  da  rhnmatisme  chronique.  GazetI 
des  höpitauz  1905.  Nr.  78. 

7.  Ferrier,  Les  pertes  et  les  gains'en  chaux  chez  rhomme.    Arch.  g^u.  de  mäd.  190^ 
Nr.  26. 

8.  —  Le  poids  specifique  du  corps  et  le  diagnostic  pr^oce  de  Tost^malacie.  Ref.  in  Press 

mödicale  1905.  Nr.  8. 

9.  Heussner,  Beiträge  zur  BehandluDg  der  Enochenbrüche.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Ciiii 
1905.  Bd.  80. 

10.  y.  Hovorka,  Über  Spontanamputationen.    Zeitschr.  f.  Orthopäd.  Chir.  1905.  Bd.  15. 

11.  Jones,  Notes  on  the  microscopical  examination  of  bone  marrow.    British  med.  joait 
25.  IL  1905. 

12.  East,  £in  Fall  yod  doppelter  Spontanfraktur.  Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4d 
18.   König,  Über  die  Berechtigung  frühzeitiger  blutiger  Eingriffe  bei  subkutanen  Knochen 

brfichen.    v.  Langenbecks  Arch.  1905.  Bd.  76. 

14.  1^  ortet,  Pr^entation  d'os  pathologiques  de  singes.    Lyon  mädical  1905.  Nr.  23. 

15.  *Moffatt,  Myelopathie  albumosuria.    Lancet  28.  L  1905. 

16.  Openshaw,  The  treatment  of  serere  curvatures  in  the  tibiae  by  means  of  maonal 
osteoclasis.    Lancet  4.  IIL  1905. 

17.  Retterer,  Sutnre  des  os  chez  les  poissons  osseux.  Gazette  des  höpitaux  1905.  Nr.  86, 

18.  Stieda,  Über  umschriebene  Knochenverdichtungen  im  Bereiche  der  Substantia  spoo' 
giosa  im  Röntgenbilde,    v.  Brunssche  Beitr.  1905.  Bd.  45. 

19.  Zuppinger,   Automatische  Apparate  zur  Permanentextension  von  Knocfaenbracheir. 
Korrespondenzblatt  fQr  Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  22. 

n.  Anomalien  des  Knochenwachstums. 

20.  Aren,   Kinfluss   der  Alkalien  auf  das  Knochen  Wachstum.    Pflügers  Archiv  1905. 
Bd.  106. 

21.  Broca  et  Herbinet,  De  Tost^opsathyrosis  ou  fragilit^  osseuse  dite  essentielle.  Rerne 
de  chir.  1905.  Nr.  12. 

22.  Devon,  Gase  of  precocious  development.    Glasgow  med.  joum.  1905.  Nov.  Nr.  5. 

23.  D  u  r  a  n  t  e ,  Les  microm^lies  congenitales  (dyaplasie  periostale).    Gazette  des  höpitaax 
1905.  Nr.  70. 

24.  Filhouleau,  Angiome  diffus  du  membre  införienr  gaul|ie  avec  allongement  du  membre. 
Revue  d'orthop6die  1905.  Nr.  6.  "   • 

25.  Gross  et  Sencert,  Lösions  du  squelette  chez  un  castrat  naturel.  Revue  de  chir.  1905. 
Nr.  11. 

26.  Helmbold,  Zwei  rachitische  Zwerginnen.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 

27.  Hohlfeld,  Über  Osteogenesis  imperfecta.  MUnchener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  7 
und  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  12. 

28.  Ho  ran  d,  Observations  d'achondroplasie  et  de  dyschondroplasie.  Revue  de  chir.  1904. 
Nr.  4. 

29.  Lepage,  ün  cas  d'achondroplasie  chez  un  foetus  extrait  par  Operation  cösarienne  chez 
une  femme  achondroplasique.    Revue  d'orthopödie  1905.  Nr.  2. 

30.  Looser,  Zur  Kenntnis  der  Osteogenesis  imperfecta  congenita  und  tarda  (sogenannte 
idiopathische  Osteopsathyrosis).  Mitteil,  aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  und  Chi- 
rurgie 1905.  Bd.  15. 

31.  Monro,  Gase  of  sporadic  cretinisme  with  skiagram  showing  delayed  ossification  of 
the  long  bonos.    Glasgow  med.  joum.  1905.  February. 

32.  Nathan,  Osteogenesis  imperfecta  (so-called  fragilitas  ossium).  American  joum.  of 
the  med.  sciences  1905.  January. 

33.  Sevestre,  Sur  un  cas  d'achondroplasie.    Bullet,  de  Tacad.  de  mäd.  1905.  Nr.  23. 

lU.  Osteomyelitis.  Ostitis  fibrosa. 

34.  *Bass,  Über  Periostitiden  und  Myositiden  im  Verlauf  der  heurigen  Influenzaepidemie. 
Med.  Blfttter  1905.  Nr.  34. 

35.  Bier,  Behandlung  akuter  Eiterungen  mit  Stauungshyperftmie,  akute  Osteomyelitis. 
Mttnchener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6. 


Hueter,  Die  Erkrankongeii  der  Knochen.  273 

%  f^.  Bronn,  Coxa  yara  im  Gefolge  von  Ostitis  fibrosa.   Beitr.  zar  klin.  Chirorgie  1905. 
Bd.  45. 

S7.  Dentschlinder,  Ostitis  albnminosa  des  rechten  Radius.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905. 

Nr.  10. 
^  *Gerber,  Über  WandYerflnderangen  bei  Eiterungen  in  starrwandigen  Knochenhohlen. 

Deotaehe  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  14. 
19.  Labeyrie,   Les  ost^ites  non  tnbercaleuses  de  la  colonne  yertöbrale   chez  Tadnlte. 

Gazette  des  höpiUox  1905.  Nr.  99. 

40.  Lissaner,  Eio  Fall  Ton  Ostitis  fibrosa.    Monatsschr.  f.  ünfallheilk.  1905.  Nr.  2. 

41.  Mohr,  Über  Osteomyelitis  im  SAuglingsalter.    Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  7. 

42.  Most,    Über    symmetrisch    anftretende    Osteomyelitis    und    Periostitis.    Medizinische 
Klinik  1905.  Nr.  41. 

4d.  ^Malier,  Ein  Fall  Yon  traumatischer  Osteomyelitis.   Monatsschr.  f.  ünfallheilk.  1905. 

Nr.  1. 
U.  Nov6-Jo88erand,  Ost^omy^lite  iliaque.    Ablation   totale  de  Tilion.    Regeneration 

oasense.    Revue  de  chir.  1905.  Nr.  3. 
^.  Tignard  et  Mouriquand,  Osteomyeiite  du  maxillaire  inf^rieur  en  particulier  chez 

1  enfant    Gazette  des  höpitauz  1905.  Nr.  146. 

IV.  Taberkulose,  Lues,  Typhus,  Lepra. 

4&.  Battle  aod   Dudgeon,  Suppurative  Periostitis    following   typhoid    fever.     Lancet 

22.  IV.  1905. 
AI  Cbristidös,  Les  IMons  m^tatyphiques  du  systäme  osseux.    Presse  m^dicale  1905. 

Kr.  61. 
48.  Camston,  Eztra-articular  tuberculosis  of  the  bonos.   Dublin  Journal  1905.  November. 
4d.  Deycke  Pascha,  Knochen  Veränderungen  bei  Lepra  nervorum  im  Röntgenbilde.  Fort- 
schritte auf  dem  Gebiet  der  Röntgenstrahlen  1905.  Bd.  9.  Heft  1. 
oQ.  Gangolphe,  Knochentuberkulose.    Internationaler  Tuberkulosekongress  Paris.    Ref. 

Mfiochener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 
51.  Landow,  Zur  Pathologie  und  Chirurgie  der  Osteomyelitis  gummosa  der  langen  Röhren« 
knoehen.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  1905.  Bd.  79  und  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  19. 
5i  Mitinian,  Contribution  ä  Tötude  de  la  tuberculose  Chondro- costale.  Procädö  opöra- 

toire  de  M.  le  Prof.  Roux.    Revue  m^d.  de  la  Suisse  Rom.  1905.  Nr.  2. 
oi  *Pel8-Leu8den,  Die  Behandlung  der  Knochen-  und  Qelenktuberkulose.  Wiener  klin. 
Rundschau  1905.  Nr.  10. 

Y.  Ostitis  deformans,' Osteoarthropathie. 

54.  Aoffret,  Maladie  de  Paget  d'origine  probablement  syphilitique.    Revue  d'orthop^die 
1905.  Nr.  6. 

55.  Dsser,  Ober  einen  Fall  von  Osteitis  deformans  (Paget).    MQnchener  med.  Wochen- 
aehrift  1905.  Nr.  34. 

56.  Hall,  Hypertrophie  pulmonary  osteoarthropatby  with  an  account  of  two  cases.  Edin- 
burgh med.  joum.  1905.  August. 

VI.  KitLger,  Über  Osteoarthropathie  hypertrophiante  pneumique.  Mflnch.  med.  Wochen- 
Khr.  1905.  Nr.  35. 

58.  Perthes,  Ostitis  deformans  (Pagets  Krankheit  der  Knochen).  Deutsche  med.  Wochen- 
sebrift  1905.  Nr.  16. 

59.  (Vincent),  La  maladie  oaseuse  de  Paget   Ref.  in  Gazette  des  höpitauz  1905.  Nr.  95. 

yi.  Osteomalacie. 

^'  Berger,  Sur  nn  cas  d'ost^malacie  ayant  dötermin^  des  d^formations  eztrdmes  da 
iqaelette  et  termin^  par  une  rötrocession  spontan^  des  l^ions.  Gazette  des  höpitauz 
Mi.  Nr.  89  und  Presse  m^dicale  1905.  Nr.  32. 

Q-  Gayet,  Osttemalacie  localis^.    Lyon  mödical  1905.  Nr.  88. 

^  MeSweeny,  Pronounced  general  osteoporosis.    Medical  News  1905.  September  2. 

^  Popoff,  Ein  Fall  von  Osteomalacie.  Letopissi  na  lekarskija  sajuz  v.  Bulgaria  1905. 
Hr.  1. 

Jiknibtricht  fllr  Gbirnrgie  1905.  18 


274  Jahieabericht  für  Chirorgie.    I.  Teil. 

64.  Sehlesinger,  Sjphilitische   und    hysterische  Psendo-Osteomalacie.    Deutsche  me 
Wochenschr.  1906.  Nr.  1. 

65.  Vincent,  Snr  Tost^omalacie  locale,  le  rachitisme  et  divers  aper^as  aar    l'ostöogeD^ 
provoquöe.    Lyon  mödical  1905.  Nr.  37. 

TU«  Rachitis  und  Barlowsche  Krankheit. 

66.  An  SS  et,  La  maladie  de  Barlow  et  son  traitement.    Joamal  de  m^d.  de  Paris  190^ 
Nr.  4. 

67.  Bartenstein,  Beiträge  zur  Frage  des  kflnstlichen  Morbus  Barlow  bei  Tieren.     Jahi 
buch  für  Kinderheilkunde  1905.  Bd.  61. 

68.  Brandenberg,  Stellungs-  und  Haltungsanomalien  rachitischer  Kinder.     Zeitschr.   f&j 
orthop.  Gbir.  1905.  Bd.  15. 

69.  GharrinetlePlay,  Existence  du  rachitisme  intra-ut^rin.  Grazette  des  höpitaax  1905 
Nr.  15. 

70.  Gurschmann,  Ober  Rachitis  tarda.   Mitteil,  aus  den  Grenzgebieten  der  Med.  und  dei 
Ghir.  1905.  Bd.  14. 

71.  Ebbel,  Le  rachitisme  ä  Madagascar.    Ref.  in  Arch.  g4n.  de  möd.  1905.  Nr.  2. 

72.  Höbert,  Rachitisme  tardif  au  cours  du  myxoedäme.    Reyue  d'orthop.  1905.  Nr.  6. 

73.  ^Koplik,  The  rachitic  band.    Arch.  of  Pediatrics  1904.  October. 

74.  Lepski,  Zur  Phosphortherapie  der  Rachitis.    Diss.    Berlin  1905. 

75.  RouBseau-Saint  Philippe,  Du  rachitisme  et  sa  prophylaxie  par  les  gonttes  de  laiL 
Journal  de  möd.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  46. 

76.  Schlesinger,  Zur  Symptomatologie  der  Barlowschen  Krankheit.    Mfinchener  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  43. 

77.  Schmor],  Über  Rachitis  tarda.    Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  1905.  Bd.  85. 

78.  Siegert,  Die  Ätiologie  der  Rachitis  auf  Grund  neuerer  Untersuchungen.     Mflnchener 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  13. 

78a.*Stoeltzner,  Pathologie  und  Therapie  der  Rachitis.    Berlin  1904.    S.  Karger. 

79.  Weill-HalU,  La  maladie  de  Barlow.    Gazette  des  hdpij;aux  1905.  Nr.  44  et  47. 

VIII.  Akromegalie. 

80.  Bleibtreu,  Ein  Fall  von  Akromegalie  (Zerstörung  der  Hypophysis  durch  Blutung). 
Müncbener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 

81.  Gange,  Acrom^^ie  et  c^cit^.    Arch.  g4n.  de  m^d.  1905.  Nr.  41. 

82.  Gurschmann,  Über  regressive  Knochenverftnderungen  bei  Akromegalie.   Fortschr.  aaf 
dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen  1905.  Bd.  9. 

83.  Moyer,  Incipient  acromegaly.    Med.  News  1905.  Nr.  22. 

84.  Pel,  Familiäres  Vorkommen  von  Akromegalie  und  Myxödem  auf  luetischer  Grundlage. 
BerL  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  44a  (Festnummer  für  Ewald). 

85.  Perry,  A  peculiar  form  of  acromegaly  possibly  resulting  from  injury.    British  med. 
joum.  1905.  December  30. 

86.  Schoenborn,  Akromegalie.   Zieglers  Beitr.  zur  path.  Anat  VIL  Supplement,  Fest- 
schrift für  Arnold. 

87.  *Vidal,  Sur  un  cas  d'acrom^galie  avec  glykosurie  consid^rable.   Journ.  deMöd.  et  de 
Chir.  prat.  1905.  10  Döcembre. 

88.  —  et  Boidin,  Präsentation  d'un  acromögalique  göant.    Gazette  des  höpitaux  1905. 
Nr.  86. 

IX.  Knochenplombierung,  osteoplastische  Operationen. 

89.  GamintieGatalano,  Süll' impiombatura  delle  ossa.  Gazetta  internationale  diMed. 
1905.  Giugno. 

90.  Ekehorn,  Zur  Behandlung  grösserer  schwer  heilender  Knochenhohlen  in  den  langen 
Röhrenknochen.    Nordiskt  medicinskt  Archiv  1905.  Bd.  38.  Abt  I. 

91.  Eisberg,  On  the  treatment  of  chronic  Osteomyelitis  and  of  chronic  hone  cavities  bj 
the  Jodoform  wax  fiUing.    Med.  News  15.  IV.  1905. 

92.  Huntington,  Gase  of  hone  transference,  use  of  a  segment  of  fibula  to  supply  a  defect 
in  the  tibia.    Annais  of  surgery  1905.  Februaiy. 


Haeter,  Die  firkrankaogen  der  Knochen.  275 

93.  Mayrhofer,   Zwei    etwas    modifizierte  Anwendungsweiaen  der  v.   Mosetigschen 
Knochenplombe.    Wiener  klin.  Wochenechr.  1905.  Nr.  15. 

94.  ^Moore,  The  treatment  of  hone  cayities.  Jonm.  of  the  americ.  med.  assoc.  20.  V.  1905. 

95.  ▼.  MoBetig-Moorhof  and  Jones,  Ezperience  with  Jodoform  hone  plagging.  Lancet 
21.  L  1905. 

96.  Murphy,  Ankylosis.    Arthroplasty,  cUnical  and  experimentaL    Joum.  of  the  americ. 
med.  assoc.  20.  Y.  1905. 

X.  Zysten  und  Geschwulste. 

97.  Bleeher,  Beitrag  zar  Behandlang  der  myelogenen  Sarkome  der  langen  Röhrenknochen. 
Deutsche  Zeitschr.  fttr  Ghir.  1905.  Bd.  78. 

98.  DaroaxetCorneloap,  Myxome  par  des  os.    Lyon  mödical  1905.  Nr.  26. 

99.  Glimm,  Zar  Ätiologie  tamorverdflchtiger  Zysten  der  langen  Röhrenknochen.  Deutsche 
Zeitschr.  fttr  Ghir.  1905.  Bd.  80. 

100. Haberer,  Zur  Kasuistik  der  Knochenzysten.    Arch.  f.  klin.  Ghir.  1905.  Bd.  76. 
lOl.Howard  and  Grile,  A  contribation  to  the  knowledge  of  endothelioma  und  perithe- 

lioma  of  hone.    Annale  of  surgery  1905.  September. 
102. Kir missen,  Exostoses  multiples  coincidant  avec  une  scoliose  et  diiOförents  arrdts  de 

d^Teloppemeot  du  e6t6  des  membres.    Revue  d'orthop^ie  1905.  Nr.  3. 
103.Lenormant,  Les  troubles  de  croissance  dans  les  exostoses  ostöog^niques  et  les  chon- 

dromes  des  os.    Revue  d'orthop^ie  1905.  Nr.  3. 
104. Marie,  Levi  et  Beaulieu,  Sur  deux  cas  d'exostoses  ostäog^niques  multiples.   Gaz. 

des  hdpitaux  1905.  Nr.  78. 
105. Menno,  Zar  Kenntnis  der  Myelomzellen.    Virchows  Archiv  1906.  Bd.  183. 
106.M6ry  et  M^tayer,  Observation  d'un  cas  d'exostoses  ostäogöniques.  Gazette  des  höpi- 

Uux  1905.  Nr.  9. 
107.  Petrin,  Beiträge  zur  Symptomatologie  der  Karzinose  des  Rumpfskeletts.   Mitteil,  aus 

den  Grenzgebieten  der  Med.  und  der  Ghir.  1905.  Bd.  14.  Heft  4. 
108.Beboul,  Deux  cas  de  fibro-lipomes  ost^o-p^riostiques  d'origine  costale  dävelopp^s  dans 

la  paroi  abdominale.    BuU.  et  möm.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris  1905.  Nr.  19. 
109.Schwartz  et  Ghevrier,  Lipome  p^riostique.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  de 

Paris  1005.  Nr.  18  (Diskussion  Nr.  19). 
llO.Sebileau,  Sur  les  fibro-lipomes  p^riostiques  congänitaux.    Bull,  et  möm.  de  la  soc. 

de  chir.  de  Paris  1905.  Nr.  23. 

111.  Walt  her,  Sur  les  lipomes  p^riostiques.  BuU.  et  möm.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris  1905. 
Nr.  20. 

112.  Wilma,  Knoohenzyste.    MOnchener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38. 

I.  Allgemeines. 

Retterer  (17)  hat  festgestellt,  dass  bei  gewissen  Fischen  ein  osteoides 
Knochengewebe  vorhanden  ist,  das  für  immer  seinen  embryonalen  Charakter 
beibehält. 

Die  Arbeit  von  Jones  (11)  enthält  technische  Bemerkungen  zur  Unter- 
sachimg des  normalen  Knochenmarkes  und  eine  Einteilung  der  verschiedenen 
Zellformen. 

Stieda(18)  macht  auf  eigentümliche  im  Gebiet  der  spongiösen  Substanz 
der  kurzen  Knochen  und  der  Epiphysen  der  Röhrenknochen  liegende,  bei 
der  Röntgenuntersuchung  sichtbar  werdende  Schatten  aufmerksam,  die,  von 
mnder  oder  ovaler  Gestalt,  durchaus  nicht  regelmässig  gelagert  sind.  Sie 
bestehen  mikroskopisch  aus  kompaktem  Knochengewebe  und  sind  vom  prak- 
tischem Interesse,  weil  sie  mit  pathologischen  Befunden  verwechselt  werden 
können. 

L  ort  et  (14)  demonstrierte  deformierte  Knochen  von  Affen,  die  in  Ägypten 
ausgegraben  waren.  Nach  der  Art  der  Bestattung  konnten  sie  4 — 5000  Jahre 
alt  sein.    Über  die  Bedeutung  dieser  Knochendeformationen  wurden  in  der 

18* 


276  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Diskussion  verschiedene  Ansichten  geäussert.  Die  Mehrzahl  der  sich  daran 
Beteiligenden  wax  der  Meinung,  dass  es  sich  um  rachitische  Deformitäten 
bandelt. 

Nach  Ferrier  (7)  beruht  der  abnorm  geringe  Kalkgehalt,  resp.  der 
abnorme  Kalkverlust  des  Organismus  auf  dem  geringen  Kalkgehalt  des  Trink- 
wassers und  besonders  auf  einer  fehlerhaften  Ernährung  (zu  viele  und  zn 
reichliche  Mahlzeiten).  Solche  Leute  leiden  häufig  an  Zahnkaries  und  allge- 
meinen Ernährungsstörungen.  Ferrier  konnte  in  solchen  Fällen  durch  Ände- 
rung der  Diät  und  Darreichung  von  Kalkpräparaten  Besserung  herbeiführen. 

Der  menschliche  Körper  ist  spezifisch  schwerer  als  Wasser,   in  seltenen 
Fällen,  auf  die  man  beim  Baden  aufmerksam  wurde,  jedoch  leichter.      Da 
diese  Individuen  nicht  besonders  fett  waren  und  keine  Abnormitäten    ihrer 
Muskulatur  ^ieigten,   so   ist  der  Schluss  berechtigt,   dass  ihr  Knochengewebe 
leichter  als  in  der  Norm  war.     Dass  in  der  Tat  das  Gewicht,  resp.  der  Kalt- 
gehalt der  Knochen  für  das  spezifische  Gesamtgewicht  des  Körpers  massgebend 
ist,  konnte  Ferrier  (8)  nachweisen.    Das  spezifische  Gewicht  der  Leute,  die 
einige  Zeit  mit  Kalkpräparaten  gefüttert  waren,   nahm  zu.    Ferrier  glaubt 
nun,  dass  abnorme  Leichtigkeit  des  Knochensystems  (Osteocie)  ein  frühzeitiges 
Symptom  der  Osteomalacie  sei.    Eine  Verwertung  desselben  für  die  Diagnose 
ist  praktisch  schwierig.    Nach  Ferrier  kann  man  mit  Osteocie  behaftete 
Individuen  an  schlechten  Zähnen  erkennen. 

Der  von  Blumenthal  und  Hirsch  (4)  mitgeteilte  Fall  betrifft  ein 
Mädchen,  dessen  vier  Extremitäten  Missbildungen  aufwiesen. 

Ad  SteUe  der  rechten  oberen  Extremität  befindet  aioh  ein  kurzer  Stumpf,  der  nur 
den  Humerus  enthält.  Die  linke  obere  hat  einen  Oberarm,  an  dessen  medialer  Seite  sich 
direkt  ein  Finger  ansetzt.  An  der  rechten  unteren  Extremität  sitzt  an  der  Masse  des  Ober> 
Bohenkels  ein  kleines  fossähnliehes  Gebilde  mit  nur  zwei  Zehen.  An  der  linken  unteren 
fehlt  die  Fibula,  die  Tibia  ist  verkQrzt,  nur  vier  Metatarsi  sind  vorhanden,  drei  normal» 
Zehen ,  die  vierte  und  ffinfte  haben  eine  gemeinschaftliche  erste  Phalanx,  die  Patella  fehlte 
ebenso  das  koxale  Femurende,  beiderseits  besteht  knOcherne  Verwachsung  an  Stelle  des- 
Kniegelenks. 

Die  Verf.  erklären  die  Missbildungen  durch  amniotische  Verwachsungen, 
welche  Abschnürung  (fötale  Amputation)  und  Verkümmerung  der  Extremitäten- 
anlagen zur  Folge  hatten. 

V.  Hovorka  (10)  berichtet  über  eine  angeborene  Missbilduug  bei  einem 
4  jährigen  Knaben.  Statt  des  linken  Unterarmes  besass  er  einen  kurzen  ab- 
gerundeten Stumpf  mit  rudimentärem  Radius  und  Ulna.  Auf  der  Haut  des 
Stumpfes  befand  sich  ein  bewegliches  Hautwärzchen  mit  5  kleineren  Tochter- 
wärzchen, welche  die  rudimentären  Finger  darstellen.  Es  handelt  sich  dem- 
nach nicht  um  eine  sogenannte  Spontanamputation,  sondern  um  eine  Hemmungs- 
bildung, eine  Hypoplasie  resp.  Aplasie,  verursacht  durch  einen  abschnürenden 
Amnionstrang.  Im  Anschluss  an  diese  Beobachtung  bespricht  Verf.  die  Syste- 
matik der  intrauterinen  Gliedablösung  an  der  Hand  der  einschlägigen  Lite- 
ratur und  befürwortet  eine  prägnante  Trennung  der  echten  fötalen  Spontan- 
amputation (Abschnürung  ganzer  Glieder)  von  den  intrauterinen  Bildungs- 
hemmungen und  Wachstumsstörungen,  die  durch  pathologische  Prozesse  der 
Frucht  und  Fruchthäute  oder  durch  Trauma  entstehen  können. 

Nach  Courtois-Suffit  (6)  sind  die  Beziehungen  der  Gicht  zu  dem 
chronischen  Rheumatismus  von  jeher  etwas  zweifelhaft  gewesen.  Wenn  Tophi 
fehlen,  kann  häufig  die  Differentialdiagnose  schwer  sein.  Vielfach  sind  die 
Symptome  des  chronischen  Rheumatismus  auf  Gicht  bezogen  worden,  häufig 


Haeter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  277 

beide  Erkrankungen  zusammengeworfen  worden  (Rhumatisme  goatteux). 
Der  vom  Verf.  mitgeteilte  Fall  (multiple  Tophi,  schwerer  deformierender  Rheu- 
matismus der  Hände  und  Füsse,  wie  aus  Anamnese  und  radiographischer 
Uniersachnng  hervorgeht)  beweist,  dass  Gicht  und  deformierender  chronischer 
Rheumaüsmus  nebeneinander  vorkommen  können. 

Arnsperger  (2)  berichtet  über  endemisches  Auftreten  von  lymphoider 
Leukämie.     Es  handelte  sich  um  5  sichere   und  weitere  6  nicht  absolut  ein- 
wandfreie  Fälle    aus    nahe  gelegenen  Dörfern  im  Enztal.     Ätiologisch  liess 
sich  nichts  Sicheres  eruieren,   in  einigen  Fällen  war  Typhus  vorausgegangen. 
Y.  Aberle  (1)  bespricht  die  historische  Entwickelung  der  Lehre  von 
der  subkutanen  Osteotomie  und  ihre  verschiedenen  Methoden.     Er  empfiehlt 
sodann   die  seinige  im  Verein  mit  Lorenz  ausgebildete,  welche  die  Vorteile 
der  bis   dahin  geübten  Methoden  vereinigen  soU.     Sie  gestattet  subkutane 
Ausfuhrong  und  ist  an  allen  Knochen  der  Extremitäten  anwendbar.  Der  dabei 
benützte   Meissel  hat  Holzgriff,  ist  keilförmig  zugeschärft,   die  schneidende 
Kante  nur  1  cm  breit.    Das  Instrument  wird  durch  die  Haut  auf  den  Knochen 
durchgestossen,  senkrecht  aufgesetzt,   und  nun  wird  rinnenförmig  die  Korti- 
kalis   durchgemeisselt,  der  so  geschwächte  Knochen  infrangiert  und  sofort 
Gipsverband  angelegt  (Subkutane  Zirkumferenzosteotomoklasie). 

Openshaw  (16)  befürwortet  bei  rachitischer  Verkrümmung  des  Tibien 
die  manuelle  Osteoklase,  die  er  allen  anderen  Methoden  vorzieht  und  von 
der  er  in  40  Fällen  keinen  Misserfolg  gesehen  hat. 

Käst  (12).  Ein  31  jähriger  bis  dahin  ganz  gesund  gewesener  Mann  erlitt 
im  Bette  liegend  durch  Drehung  seines  Oberkörpers  eine  doppelte  linksseitige 
Femnrfraktur  ohne  lebhafte  Schmerzempfindung.  Auch  später  war  die  Un- 
empfindlichkeit  der  verletzten  Extremität  sehr  auffallend.  Heilung  mit  mäch- 
tiger Kallusbüdung.  Wegen  dieses  Befundes,  der  abgeschwächten  Sehnen- 
reflexe  und  der  sehr  träge  auf  Licht  reagierenden  Pupillen  dachte  man  an 
eine  beginnende  Tabes.  Doch  liess  eine  5jährige  Beobachtung  kein  weiteres 
Symptom  auftreten ,  das  diesen  Verdacht  gerechtfertigt  hätte  oder  zur  Er- 
klärung der  damals  erlittenen  Fraktur  ätiologisch  verwertet  werden  konnte. 
Broca  (ö)  bespricht  die  Mechanik  der  Epiphysenablösung  bei  den 
grossen  Gelenken.  Ausser  der  Epiphysentrennung  durch  direkte  Gewaltein- 
wirkung erwähnt  er  besonders  die  Mechanik  dieser  Verletzung  durch  Ab- 
reissong  (Zug).  Dabei  verhalten  sich  die  einzelnen  Gelenke  verschieden  nach 
ihrem  anatomischen  Bau  und  der  Insertion  der  Gelenkbänder.  Je  nachdem 
sich  die  Gelenkbänder  an  die  Epiphysen  oder  Diaphysen  inserieren,  ist  die 
Mi^Iichkeit  einer  Epiphysenablösung  gegeben.  Zum  Schluss  erwähnt  Verf.  noch 
die  partielle  Epiphysenablösung.  den  Bluterguss  ins  Gelenk  und  die  nach  der 
Epiphysentrennung  auftretenden  Wachstumsstörungen. 

Zuppinger  (19)  hat  neue  automatisch  wirkende  Apparate  konstruiert, 
die  eine  permanente  Extension  zur  Frakturbehandlung  ermöglichen  und  zwar 
für  Femurfrakturen,  ünterschenkelfrakturen  und  für  Vorderarmbrüche.  Das 
gemeinsame  Prinzip  besteht  darin,  dass  die  Extremitäten,  während  sie  mit 
Flexion  des  Knies  resp.  Ellenbogengelenks  in  der  Schiene  fixiert  werden,  durch 
die  eigene  Schwere  extendiert  werden,  wobei  die  Apparate  zugleich  in  der 
Nähe  der  Fraktur  noch  Kontraextension  ausüben. 

Heussner  (9)  tritt  bei  Frakturen  der  unteren  Extremitäten  für  die 
Anwendung  von  Gehverbänden  ein,  die  er  nach  anfänglicher  Extensionsbe- 
kndlung  nach  etwa  einer  Woche  anlegt.     Die  Technik  dieser  Gehverbände, 


278  JahreBbericht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

sowie  der  Verbände  bei  Frakturen  der  oberen  Extremität  wird  ausfuhrlich 
mitgeteilt  und  muss  im  Original  nachgesehen  werden. 

Von  der  theoretischen  Erwägung  ausgehend,  dass  der  Blnterguss 
Heilung  von  Knochenbrüchen  notwendig  und  wichtig  ist,  hat  Bier  (3) 
sucht,  in  Fällen  von  Pseudarthrosen  und  verzögerter  Kallusbildong  durch 
die  Bruchstelle  eingespritztes  Blut  den  fehlenden  Beiz  für  die  Knochenbildiing 
künstlich  zu  erzeugen.  Er  hatte  in  7  von  10  so  behandelten  Fällen  vollen 
Erfolg.  Die  Blutinjektion  hat  deutlich  wahrnehmbare  lokale  Entzündungser- 
scheinungen  zur  Folge.  Die  mit  Lederstempel  armierte  Spritze  muss  30  com 
fassen.  Das  Blut  muss  unmittelbar  auf  oder  womöglich  zwischen  die  Brach' 
enden  gespritzt  werden. 

König  (13)  begründet  die  Berechtigung  blutiger  Operationen  bei   ge- 
wissen Frakturen   durch   die  Unzulänglichkeit   der   bisherigen   Behandlungs- 
methoden und  die  durch  die  Radiographie  nachweisbaren  schlechten  Heilungs- 
resultate, welche  auf  der  Schwierigkeit  der  Reposition  und  Retention    der 
Bruchenden  beruhen.    In  derartigen  Fällen  will  er  blutig  vorgehen,  doch  soll 
mit  dem  blutigen  Eingriff  einige  Tage,  bis  in  die  zweite  Woche  hinein   ge- 
wartet werden.    In  technischer  Beziehung  empfiehlt  er  die  Knochennaht  und 
zwar  unter  Zuhilfenahme  eines  Elfenbeinstifts  oder  einer  dickeren  Elfenbein- 
prothese, welche  in  die  Markhöhle  eingefügt  und  durch  Drahtnaht  hier  fixiert 
werden.    In  einem  zweiten  Abschnitt  behandelt  er  die  speziellen  Indikationen 
für  gewisse  Frakturformen.    Es  sind  besonders  Frakturen  am  oberen   und 
unteren  Humerusende  und  die'  intrakapsuläre  Femurfraktur,  für  die  er   die 
blutige  Reposition  und  Naht  warm  empfiehlt. 

II.  Anomiilien  des  Knochenwachstums. 

Die  von  Helmbold  (26)  mitgeteilten  Fälle  betreffen  zwei  Zwerginnen 
mit  ausgesprochen  rachitischem  Zwergbecken,  die  durch  Kaiserschnitt  ent- 
bunden wurden.  Daran  werden  Betrachtungen  über  die  verschiedenen  Formen 
des  Zwergwuchses  geknüpft. 

In  einer  vorläufigen  Mitteilung  macht  Aron  (20)  auf  den  Einfluss  auf- 
merksam, den  der  Gehalt  der  Nahrang  an  Kali  und  Natrium  auf  den  Kalk- 
ansatz und  die  Knochenbildung  hat.  Kälber,  deren  Nahrung  bei  genügender 
Zufuhr  von  Phosphor  und  Kalk  sehr  arm  an  Natrium  und  reich  an  Kali  ist, 
bleiben  in  ihrem  Knochenwachstum  zurück. 

Devon  (22)  berichtet  über  einen  nahezu  11jährigen  Knaben,  dessen 
körperliche  Entwickelung  der  eines  Erwachsenen  glich.  Die  Epiphysen  waren 
bereits  verknöchert,  die  Bart-  und  Schamhaare  waren  entwickelt,  die  Oenita- 
lien  ausgebildet,  wie  bei  einem  Erwachsenen.  Die  acht  Geschwister  waren 
in  keiner  Weise  abnorm. 

Filhouleau  (24)  fand  bei  einem  9jährigen  mit  einem  sehr  grossen 
kongenitalem  Angiom  (Naevus  vasculosus?)  am  Fuss  und  Unterschenkel  be- 
hafteten Mädchen  die  betreffende  Extremität  von  3  cm  verlängert.  Die  Ver- 
längerung, die  nur  den  Unterschenkel  betraf,  war  durch  Beckenverschiebung 
und  Skoliose  ausgeglichen. 

Mo  uro  (31)  teilt  einen  Fall  von  Kretinismus  mit,  der  ein  23  jähriges 
Mädchen  von  sehr  kleiner  Statur  betraf.  Die  Epiphysen  waren  noch  nicht 
verknöchert,  (untere  Epiphyse  von  Femur  und  Tibia,  obere  von  Radius  und 
Ulna,  Epiphysen  der  Fingerphalangen).     Unter  Darreichung  von  Thyreoid- 


Hneter,  Die  ErkraDkangen  der  Knochen.  279 

pfiparaten    allgeineine  Besserung,  Zunahme  der  Körpergrösse  von  zwei  Zoll 
]BDerhaIb  von  drei  Monaten. 

Gross  und  Sencert  (25)  fanden  bei  einem  56jährigen  mit  doppel- 
seitigem KrTptorchismos  behafteten  Manne,   der  Charaktere  eines  Kastraten 
darbot,    Spuren  der  Epiphysenknorpel  im  Röntgenbild,   femer  einen  älteren 
geheilten    Knochenbmch  am  oberen  Humerusende  und  eine  frische  Femur- 
traktar,  deren  radiographische  Untersuchang  darauf  hinwies,  dass  es  sich  am 
Humems  vielleicht  um  eine  Epiphysenablösung  gehandelt  habe,  während  die 
F^nurfraktur,  nach  geringfügigem  Trauma  entstanden,   wahrscheinlich  auf 
eine   unvollkommene  Ossifikation  der  Epipbyse  des  grossen  Trochanters  hin- 
deutete.    Nach  Verf.  hat  unvollkommene  Hodenentwickelung,  resp.   mangel- 
hafte Funktion  der  Hoden  zweifellos  Wachstumstörungen  zur  Folge.    Wie  die 
Experiniente  an  kastrierten  Tieren  beweisen  und  Untersuchungen  von  Eunuchen 
ergeb^i    haben,   kommt  es  bei  solchen  Individuen  zu  einer  Verzögerung  der 
Epiphysenverknöcherung  und  einem  gesteigerten  Wachstum.     Die  Knochen 
der  Extremitäten,  besonders  der  unteren,  übertrafen  in  dem  besprochenen 
Falle   die  durchschnittliche  Länge  der  Knochen  gleich  grosser  Individuen  um 
ein  erhebliches. 

Hör  and  (28)  demonstrierte  zwei  Kinder  mit  Wachstumsanomalien.  In 
dem  einen  Falle  handelte  es  sich  um  typische  Chondrodysplasie  mit  sehr 
kurzen  Extremitäten.  Der  zweite  betraf  ein  Kind  von  sechs  Jahren,  dessen 
Körpergrösse  der  eines  einjährigen  Kindes  entsprach.  Aus  der  Betrachtung 
der  Röntgenbilder  ergab  sich  völliges  Fehlen  der  epiphysären  Knochenkeme 
(Ächondroplasie).  Bei  beiden  Kindern  fehlte  die  Schilddrüse,  Zeichen  von 
Myxödem  waren  nicht  vorhanden. 

Sevestre  (33)  teilt  einen  Fall  von  Chondrodystrophie  mit,  welcher  ein 
siebenjähriges  Mädchen  betrifft.  Mit  seiner  Körpergrösse  von  87  cm  erscheint 
es  wie  ein  Kind  von  3^-4  Jahren.  Die  Kleinheit  beruht  auf  einer  abnormen 
Kürze  der  Extremitäten.  Der  Röntgenbefund  wird  nicht  mitgeteilt.  Von 
Interesse  ist  die  Tatsache,  dass  der  Vater  des  Kindes  in  derselben  Weise 
missgebildet  ist. 

Lepage  (29)  berichtet  über  eine  23jährige  mit  Chondrodystrophie  be- 
haftete Frau,  deren  Epiphysen  verknöchert  waren.  Ihre  sämtlichen  Geschwister 
waren  von  normalem  Körperbau.  Wegen  intensiver  Beschwerden  am  Ende  der 
Gravidität  musste  die  Entbindung  durch  Kaiserschnitt  vollzogen  werden.  Das 
Kind  zeigte  dieselbe  Wachstumsanomalie  wie  die  Mutter.  Dieser  Fall,  wie 
der  eben  erwähnte  Sevestres  beweisen,  dass  Chondrodystrophie  erblich  sein 
kann,  wie  schon  aus  wenigen  in  der  Literatur  niedergelegten  Beobachtungen 
henrorgeht. 

Dur  ante  (23)  betont,  dass  kongenitale  Mikromelie  auf  verschiedene 
Ursachen  zurückgeführt  werden  kann,  als  solche  nennt  er  Rachitis,  Ächondro- 
plasie und  periostale  Dysplasie  (Osteogenesis  imperfecta).  Die  Differential- 
diagnose dieser  Erkrankungen  in  anatomischer  und  klinischer  Hinsicht  wird 
kurz  besprochen. 

Looser  (30)  berichtet  über  einen  Fall  von  idiopathischer  Osteopsa- 
tfajrose.  Die  dem  Patienten  amputierten  beiden  Unterschenkel  lieferten  das 
Material  zu  einer  genauen  histologischen  Untersuchung.  Auf  Grund  der- 
selben stellt  Verf.  fest,  dass,  wie  schon  früher  von  einigen  Autoren  vermutet 
(Schnchardts  periostale  Dysplasie),  idiopathische  Osteopsathyrose  und 
Osteogenesis  imperfecta,  congenita  et  tarda,  anatomisch  identisch  sind. 


280  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Nathan  (32)  gelangt  auf  Gmnd  zweier  klinisch  beobachteter  Fälle  Yon 
Osteogenesis  imperfecta  (Alter  l^/a  und  17  Jahre)  zu  der  Auffassung,  dass 
diese  Erkrankung  und  idiopathische  Fragilitas  ossium  nur  zwei  Namen  für 
denselben  pathologischen  Prozess  bedeuten. 

Hohlfelds  Fall  (27)  von  Osteogenesis  imperfecta  betrifft  ein  neuge- 
borenes Kind  mit  weichem,  abgeflachten  Hinterhaupt  und  multiplen  Frakturen 
der  Extremitäten,  darunter  eine  frische  Humerusfraktur  (intra  partum  ent- 
standen) und  multiple  ältere  intrauterine  an  Femur,  Humerus  und  Tibia  mit 
deutlich  erkennbarem  Kallus.  Die  Differentialdiagnose  (Rachitis,  Ghondro- 
dystrophie)  wird  besprochen. 

Broca  und  Herbinet  (21)  berichten  über  vier  Fälle  von  idiopathi- 
scher Osteopsathyrose.  Zwei  Fälle  betrafen  Schwestern,  bei  denen  eine  ab- 
norme Knochenbrüchigkeit  erst  im  Alter  von  8  resp.  11  Jahren  bemerkt 
wurde. 

III.  Osteomyelitis,  Ostitis  flbrosa. 

Aus  der  grösseren  Abhandlung  Biers  (35)  über  die  Behandlung  akut 
eiteriger  Prozesse  sei  hier  nur  die  therapeutische  Beeinflussung  der  akuten 
Osteomyelitis  durch  Stauungshyperämie  erwähnt.  Bier  hat  eine  Anzahl  der- 
artiger Fälle  und  zwar  nicht  nur  leichte  im  ersten  Stadium,  sondern  auch 
schwere  mit  grossen  Abszessen,  Gelenkvereiterungen  und  Epiphysenlösung  mit 
Stauung  behandelt.  Die  Abszesse  wurden  vorher  punktiert  oder  der  Eiter 
durch  kleine  Inzisionen  entleert,  einigemal  wurden  auch  diese  Inzisionswunden 
nach  der  Eiterentleerung  wieder  zugenäht.  Drainage  oder  Tamponade  wurde 
nicht  angewandt.  Die  Erfolge  waren  gut.  Von  neun  Fällen  akuter  eiteriger 
Osteomyelitis  heilten  vier  ohne  Nekrose,  zwei  mit  geringer  Nekrose,  in  zweien 
trat  ausgedehnte  Nekrose  ein.  Das  Fieber  fiel  häufig  steil  ab,  ohne  wieder- 
zukehren. In  ganz  schweren  septischen  Fällen  soll  man  die  Stauungsbehand- 
lung am  besten  gar  nicht  versuchen. 

Mohr  (41)  gibt  eine  Übersicht  über  Ätiologie,  Eingangspforten  der  In- 
fektion, Häufigkeit  und  Komplikationen  der  akuten  Osteomyelitis  im  Säug- 
lingsalter. Die  zwei  mitgeteilten  Fälle  betreffen  akute  Osteomyelitis  der 
Hüftgelenksgegend  bei  Säuglingen.  Heilung  mit  guter  Funktion  des  Gelenks 
im  ersten  Fall,  im  zweiten  Eiterung  und  Epiphysenlösung,  nach  zwei  Jahren 
post  operat.  2  cm  Verkürzung. 

In  den  beiden  von  Most  (42)  mitgeteilten  Fällen  von  akuter  Osteo- 
myelitis trat  die  Erkrankung  gleichzeitig  an  symmetrischen  Knochenpartien 
der  Extremitäten  auf.  In  beiden  Fällen  handelte  es  sich  um  die  Tibien  bei 
12-  und  15 jährigen  Individuen. 

Deutschländer  (37)  demonstrierte  einen  Fall  von  Ostitis  albuminosa 
des  Badius.  Ein  45jähriger  Luetiker  hatte  eine  komplizierte  Fraktur  des 
Ellenbogengelenks  erlitten.  Neun  Monate  nach  dem  Unfälle  traten  Entzündungs- 
erscheinungen im  Ellenbogengelenk  auf.  Eine  Fistel  sezemierte  klare  Flüssig- 
keit. Bei  der  Operation  fand  sich  seröses  Exsudat  zwischen  Periost  und 
Knochen,  nirgends  Eiter,  Nekrose  des  oberen  Badiusendes. 

Nov^-Josserand  (44)  berichtet  über  einen  Fall  von  akuter  Osteo- 
myelitis des  Os  ilei.  Bei  der  Operation  wurde  die  ganze  sequestrierte  Hüft- 
pfanne entfernt,  der  Fermurkopf  reseziert.  Glatte  Heilung  mit  knöcherner 
Regeneration.    3  cm  Verkürzung  der  Extremität. 


Haeter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  281 

Vignard  und  Mouriquand  (45)  besprechen  in  ausführlicher  Weise 
die  Osteomyelitis  des  Unterkiefers  und  zwar  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  beim  Kinde  beobachteten  Formen« 

Labeyrie   (39)   hat   in   der   Literatur   55    Fälle   von    akuter   Osteo- 
myelitis   der    Wirbelsäule    gefunden,    von    diesen    betrafen    nur    11     £r- 
vacbsene.     Bei  diesen  war  10  mal  der  Lumbal  teil  der  Wirbelsäule  der  Sitz 
der  Affektion.    In  10  Fällen  trat  der  Tod  ein.    Die  Symptomatologie  und 
Diagnose  dieses  Leidens  werden  besprochen.    Eine  zweite  subakute  Form  der 
eiterigen  Spondylitis  ist  nach  Verf.  am  wenigsten  gekannt,  doch  häufiger  vor- 
kommend,  als   die  erst  genannte.     Nur  zwei  Beobachtungen,   darunter  eine 
neue   des  Verf.,  werden  mitgeteilt.     Als  eine  dritte  Form  führt  Verf.  die 
&knte   oder  subakute  nicht  eiterige  Spondylitis  an,  als  deren  Typus  er  die 
Spondylitis  typhosa  bezeichnet,  deren  klinische  Erscheinungen  mitgeteilt  werden. 
Ausser  Typhus  kommen  für  diese  Form  andere  Infektionen  der  Wirbelsäule 
weniger  in  Betracht.    Verf.  führt  nur  drei  gut  beobachtete  Fälle  nichteiteriger 
SpondyUtis  an,  in  diesen  waren  Pneumonie,  Empyem,  akute  Osteomyelitis  der 
Spondylitis  vorausgegangen.     In  einem  vierten  Kapitel  bespricht  Verf.  aus- 
führlich die  chronische  ankylosierende  Spondylitis  und  zwar  ihre  pathologische 
Anatomie,  Ätiologie,  Symptomatologie  und  Diagnose.    Die  Literatur,  auch  die 
deatsche,  ist  zum  Schluss  angeführt. 

Der  von  Lissauer  (40)  beschriebene,  in  mannigfacher  Hinsicht  inter- 
essante Fall  von  Ostitis  fibrosa  war  durch  starke  Knochenverdickungen  und 
Verbiegungen  besonders  an  den  unteren  Extremitäten,  femer  durch  anfalls- 
weise auftretende  heftige  ruckartige  Schmerzen  in  den  Beinen  charakterisiert. 
Die  Kopf-  und  Beckenknochen  waren  frei,  es  bestand  Albuminurie,  Lues  lag 
nicht  vor.  Die  mikroskopische  Untersuchung  der  befallenen  Knochen  ergab  das 
typische  Bild  der  Ostitis  fibrosa,  als  Nebenbefund  ein  Riesenzellensarkom  an 
einem  Finger,  doch  keine  Metastasen  desselben  in  den  anderen  Knochen. 

V.  Brunn  (36)  teilt  einen  Fall  von  Ostitis  fibrosa  beider  Oberschenkel 
mit.  Der  Fall  betraf  ein  10  jähriges  Mädchen,  das  vor  einigen  Jahren  multiple 
Frakturen  beider  Oberschenkel  erlitten  hatte.  Jetzt  hatte  sich  eine  so  hoch- 
gradige Verbiegung  im  Sinne  der  Coxa  vara  herausgebildet,  dass  die  Beine 
vollständig  überkreuzt  waren.  Abduktion  der  Extremitäten  unmöglich.  Es 
vnrde  eine  einseitige  Keilosteotomie  unterhalb  des  Trochanters  vorgenommen. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  des  erhaltenen  Knochenmaterials  ergab 
Ostitis  fibrosa. 

lY.  Tuberkulose,  Lues,  Typhus,  Lepra« 

Cumston  (48)  gibt  eine  ausführliche  Darstellung  der  Pathologie  und 
Therapie  der  Knochentuberkulose  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  par- 
artikulären  Herde  und  ihrer  frühzeitigen  Behandlung. 

Gangolphe  (50)  empfiehlt  bei  tuberkulösen  Knochenabszessen  an  Stelle 
der  Spaltung  die  Entleerung  des  Eiters  durch  Punktion,  dieser  lässt  er  In- 
jektion von  einfachem  Serum  folgen.  Die  Punktion  muss  gegebenenfalls 
wiederholt  werden,  sie  genüge  in  den  meisten  Fällen,  um  Heilung  zu  erzielen. 
Inder  Diskussion  bezweifelt  Lannelongue,  dass  man  in  allen  Fällen  mit 
der  Punktion  allein  auskomme. 

Die  Schwierigkeit,  tuberkulöse  Knochen-  und  Knorpelherde  der  Rippen 
ond  des  Stemums  nach  Resektion  zur  Heilung  zu  bringen,  ist  nach  Matinian 
(52)  dadurch  b^pründet,   dass  bei  der  Operation  leicht  eine  tuberkulöse  In- 


282  Jahresbericht  für  Chirargie.    L  Teil. 

fektion  der  Wnnde  entsteht  und  die  nach  der  Resektion  des  Periosts  resp. 
Perichondriums  beraubten  Knochen-  nnd  Enorpelenden  als  Fremdkörper 
wirken  und  dadurch  leicht  Fisteln  zurückbleiben.  Zur  Vermeidang  dieser 
Misstände  empfiehlt  Verf.  das  von  Roux  geübte  Verfahren.  Dieses  besteht 
in  einer  zweizeitigen  Operation.  Zuerst  wird  der  Erkrankungsherd,  der  un- 
berührt bleibt,  durch  je  eine  Rippensektion  isoliert.  Erst  wenn  die  dadurch 
gesetzten  Wunden  vollständig  vernarbt  sind,  wird  in  einer  zweiten  Sitzung 
das  erkrankte  Rippenstück  samt  Weichteiltuberkulose  exzidiert.  Es  werden 
vier  Krankengeschichten  mitgeteilt,  bei  denen  die  Roux  sehe  Methode  erfolg- 
reich angewandt  wurde.  In  einem  Fall  wurde  das  ganze  Stemum  weggenommen, 
Operation  in  drei  Sitzungen,  glatte  Heilung. 

Landow  (51)  berichtet  über  einen  Fall  von  multipler  gummöser  Osteo- 
myelitis (Tibia,  Humeri,  Metacarpus,  Schädel)  bei  einer  16jährigen  Patientin, 
der  diagnostische  Schwierigkeiten  darbot  und  erfolgreich  operiert  wurde.  In 
diagnostischer  Hinsicht  betont  Verf.  das  eigentümliche  schwefelgelbe  Aus- 
sehen des  erkrankten  Knochens. 

Cristides  (47)  teilt  eine  Anzahl  instruktiver  Fälle  von  posttyphöser 
Ostitis  und  Chondritis  mit,  Periostitis  beider  Schambeine  ohne  Eiterung  bei 
einem  17  jährigen  Mädchen,  femer  Nekrose  des  ganzen  Alveolarfortsatzes  des 
Oberkiefers,  eiterige  Osteochondritis  einer  Rippe,  schwere  nekrotisierende  Pen- 
chondritis  der  Kehlkopfknorpel  und  schliesslich  Fälle  von  Spondylitis  typhosa. 
In  einem  mit  Incontinentia  urinae  einhergehenden  Falle  ist  Verf.  geneigt, 
eine  toxische  Meningo-Myelitis  anzunehmen.  In  einem  anderen  handelte  es 
sich  nach  Verf.  um  eine  Kombination  von  Spondylitis,  wie  fast  inmier  im 
Lendenteil,  mit  Meningo-Myelitis. 

Battle  und  Dudgeon  (46)  berichten  über  einen  Fall  von  typhöser 
Periostitis  des  Femur.  Bei  der  Operation  zeigte  sich  ein  subperiostaJer  Ab- 
szess,  der  indiziert  wurde.  Das  verdickte  Periost  war  im  ganzen  Umfang 
des  Knochens  abgelöst.  Der  Eiter  enthielt  Typhusbazillen  in  Reinkultur. 
Glatte  Heilung  ohne  Nekrose. 

Deycke  Pascha  (49)  macht  Mitteilung  über  die  bei  Nervenlepra  vor- 
kommenden Knochenveränderungen.  Ausgezeichnete  Röntgenbilder  illustrieren 
die  mitgeteilten  Befunde.  Die  bei  der  tuberösen  Form  der  Lepra  vorkom- 
menden leprösen  Periostitiden  sind  selten,  viel  häufiger  werden  nicht  spezi- 
fische Knochenprozesse  bei  Nervenlepra  beobachtet,  welche  rein  destruktiver 
Natur  sind  und,  wenn  nicht  kompliziert,  stets  ohne  entzündliche  Erschei- 
nungen verlaufen.  Bei  lepröser  Spontanfraktur  kommt  es  nie  zu  Kallusbildung. 
Knöcherne  Ankylosen  bei  leprösen  Gelenkkontrakturen  werden  nicht  beobachtet. 
Als  Ursache  der  schweren  Knochenveränderungen  kommt  eine  Verminderung 
des  Kalkgehaltes  in  Betracht,  welche  auf  nervöse  Einwirkung  zurückzu- 
führen ist. 

V.  Ostitis  deformans,  Osteoarthropathie. 

Auf  fr  et  (54)  teilt  einen  Fall  von  Ostitis  deformans  mit;  derselbe  be- 
trifft einen  45  jährigen  Mann  mit  typischen  Deformitäten  der  Tibien,  der 
Claviculae  und  des  Schädels.  Auf  Grund  der  Anamnese  kommt  Verf.  zu  der 
Annahme,  hereditäre  Lues  als  ätiologischen  Faktor  der  Erkrankung  anzu- 
sehen. 

Der  von  Das  er  (55)  publizierte  Fall  von  Ostitis  deformans  betrifft  eine 
50jährige  Frau,   die  siebenmal   schwanger  gewesen  war.     Die  Oberschenkel 


Haeter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  283 

waren  stark  verdickt  und  verkrümmt,  dergestalt,  dass  die  Beine  überkreuzt 
sind,  dabei  sehr  schmerzhaft.  Die  Röntgenbilder  zeigen  Yerdicknng  und  an- 
regehnässigen  Kalkgehalt  der  Kortikalis,  die  Markhöhlen  waren  gleichmässig 
Yerengt 

Perthes  (58)  stellte  einen  43jährigen  Kranken  mit  Ostitis  deformans 
Tor.  Es  bestanden  Yerbiegangen  nnd  Verdickungen  der  Femora  und  der 
TibieiL 

Die  Abhandlung  Nr.  59  bespricht  in  Anlehnung  an  die  These  Vincents 
die  Pathologie  der  Paget  sehen  Knochenkrankheit,  Symptomatologie,  Diagnose 
und  Differentialdiagnose. 

Die  beiden  von  Hall  (56)  beschriebenen  Fälle  von  Osteoarthropathie 
betreffen  Individuen  42  und  14  Jahre  alt.  Bei  dem  ersteren  fanden  sich 
multiple  Bronchiektasien.  Die  Mitteilung  des  zweiten  Falles  ist  von  Interesse 
durch  den  schneüen  Verlauf,  die  Entwickelung  der  typischen  Symptome  bald 
nach  der  Exartikulation  einer  Hüfte  wegen  Femursarkom.  Die  Autopsie 
ergab  eine  Sarkommetastase  der  rechten  Lunge,  die  sich  über  alle  drei  Lappen 
ausgedehnt  hatte. 

Krüger  (57)  stellte  eine  52jährige  Patientin  mit  Osteoarthropathie  vor. 
In  ätiologischer  Beziehung  kommt  vielleicht  eine  maligne  Struma,  resp.  eine 
Metastase  derselben  in  der  Lunge  in  Betracht.  Die  Röntgenbilder  ergaben 
periostale  Auflagerungen  an  den  Knochen  der  Hände  und  Füsse,  femer  Rare- 
fikationsvorgange  der  inneren  Knochenstruktur. 

Tl.  Osteomalacie. 

McSweeny  (62)  demonstrierte  das  Skelett  einer  40jährigen  Frau  mit 
hochgradiger  Osteoporose  des  ganzen  Knochensystems,  doch  ohne  Deformi- 
täten imd  ohne  Frakturen.  Der  Fall  war  klinisch  nicht  beobachtet.  Die 
Osteoporose  wurde  als  durch  Osteomalacie  bedingt  angesehen. 

Der  Fall  Popoffs  (63)  betrifft  eine  sextipare  40jährige  Jüdin,  bei 
welcher  während  der  letzten  Schwangerschaft  die  Osteomalacie  sich  entwickelte 
mit  Inkorvation  der  Wirbelsäule,  Deformität  der  Pubes,  Schmerzen  etc. 

Stoi'anoff  (Vama). 

Berger  (60)  berichtet  über  einen  Fall  von  schwerer  Osteomalacie  beim 
Manne  mit  erheblichen  knöchernen  Deformitäten,  der  zuerst  jeder  Therapie 
getrotzt  hatte  und  der  nachher  spontan  sich  besserte.  Die  Seltenheit  dieses 
Vorkonunnisses  bei  schweren  Fällen  wird  vom  Verf.  besonders  hervorgehoben. 

Bei  einem  9jährigen  Mädchen,  das  seit  seiner  Geburt  aus  geringfügigen 
Anlassen  zahlreiche  Frakturen  erlitten  hatte  und  ausserdem  Zeichen  über- 
standener  Rachitis  aufwies,  traten  in  der  Nähe  der  Frakturen  Erweichungen 
und  Verlegungen  auf.  Diesen  Prozess  bezeichnete  Vincent  (6ö)  als  lokale 
Osteomalacie. 

Gay  et  (61)  nimmt  Bezug  auf  die  von  Vincent  und  anderen  vorge- 
tragenen Fälle,  er  hält  die  Erweichung  und  Verkrümmung  der  Knochen  im 
Gefolge  von  Frakturen  für  eine  trophische  Störung  und  rät,  Elektrizität, 
Manage,  eventuell  einen  Gehapparat  anzuwenden.  Des  tot  hält  weiterhin  in 
^er  Diskussion  den  Namen  ^lokalisierte  Osteomalacie^  nicht  für  geeignet  zur 
Bezeichnung  solcher  Prozesse,  die  er  ebenfalls  für  das  Resultat  trophischer 
Störung  hält.  Er  will  indessen  die  Fälle  von  Vincent  und  einem  anderen 
Autor  nicht  mit  der  knöchernen  Dystrophie  traumatischen  Ursprungs  (akute 


284  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Knochenatrophie  ?   Ref.)  in  Verbindung  bringen,   da  bei  diesen  ersteren  Ver- 
dickungen der  Knochen  vorhanden  sind. 

Schlesinger  (64)  führt  an  der  Hand  von  einschlägigen  Fällen  aus^ 
dass  die  Osteomalacie  im  Initialstadium  diagnostische  Schwierigkeiten  bieten 
kann.  So  kann  die  Syphilis  einen  der  initialen  Osteomalacie,  bezüglich  Knochen- 
nnd  Muskelerscheinungen  sowie  der  Reflexe  durchaus  ähnlichen  Symptomen- 
komplex hervorrufen.  Ebenso  kann  Hysterie  Osteomalacie  vortäuschen,  so 
lange  Knochendeformitäten  fehlen.  Wenn  osteomalacische  Symptome  Tor- 
handen  sind,  jedoch  Funktionsstörungen  und  Schmerzen  rasch  sich  ändern 
nnd  durch  Suggestion  zu  beeinflussen  sind,  wird  man  bei  Anwesenheit  an- 
derer hysterischer  Stigmata  eine  Pseudo-Osteomalacia  hysterica  annehmen. 

VII.  Bachitis  und  Barlowsche  Krankheit; 

C  harr  in  und  le  Play  (69)  vertreten  die  Ansicht,  dass  Rachitis  intra- 
uterin vorkommt.  Nach  ihnen  ist  vielleicht  Chondrodystrophie  eine  fötale 
Manifestation  der  Rachitis. 

Siegert  (78)  erörtert  die  Ätiologie  der  Rachitis.  Es  kommt  nach  Ab- 
lehnung von  Abnormitäten  des  Kalkstoffwechsels  und  der  Infektionstheorie 
als  ätiologische  Faktoren  auf  Grund  neuerer  Untersuchungen  zu  der  Auf- 
fassung, dass  neben  der  künstlichen  Ernährung  und  chronischen  Störungen 
der  Respirations-  und  Verdauungsorgane  als  prädisponierende  Momente  haupt- 
sächlich die  Heredität  in  ätiologischer  Hinsicht  verantwortlich  zu  machen  sei. 
Nach  Ebbel  (71)  kommt  Rachitis  in  Madagaskar  häufig  vor,  besonders 
werden  Störungen  der  Ossifikation  der  Schädelknochen  und  Rosenkranz  oft 
beobachtet,  seltener  Epiphysenanschwellungen  und  Verengerungen  des  Beckens. 

Brandenberg  (68)  berichtet  über  eine  Abhandlung  Hagenbach- 
Burckhardts:  „Klinische  Beobachtungen  über  die  Muskulatur  der  Rachi- 
tischen^, deren  Inhalt  er  zustimmt.  Aus  der  genannten  Arbeit  geht  hervor, 
dass  gewisse  sogenannte  Deformitäten  rachitischer  Kinder  besser  als  Stellongs- 
nnd  Haltungsanomalien  bezeichnet  werden,  weil  sie  durch  Schlaffheit  und  In- 
suffizienz gewisser  Muskelgruppen  bedingt  werden.  Als  Beispiele  dieser 
Myasthenie  führt  er  den  rachitischen  Plattfuss  an,  ferner  gewisse  Fälle  von 
Skoliose  und  Kyphose  bei  rachitischen  Kindern.  Massage,  aktive  Bewegungen 
und  Elektrizität  sind  als  therapeutische  Massnahmen  indiziert. 

Rousseau-Saint-Philippe  (75)  empfiehlt  zur  Bekämpfung  der,  wie 
er  glaubt,  auf  Ernährungsstörungen  und  gastrointestinaler  Intoxikation  be- 
ruhenden Rachitis  eine  rationelle  Milchversorgung  für  die  Säuglinge  durch 
Milchverteilungsanstalten,  die  zugleich  die  Ernährung  der  Kinder  überwachen, 
Ratschläge  erteilen  und  zur  Aufklären  des  Publikums,  besonders  der  Mütter 
beitragen  sollen. 

L  e  p  s  k  i  (74)  berichtet  über  eine  Reihe  von  Rachitisfällen  bei  Kindern, 
die  mit  Phosphor  behandelt  wurden.  Er  schreibt  die  günstigen  Erfolge  der 
Therapie  weniger  dem  Phosphor,  als  den  gleichzeitig  angewendeten  allgemeinen 
hygienischen  Massnahmen  zu.  Eine  spezifische  Wirkung  auf  den  rachitischen 
Prozess,  resp.  seine  anatomische  Grundlage  hat  der  Phosphor  nicht. 

Schmor  1  (77)  teilt  die  anatomischen  und  histologischen,  bei  der  Unter- 
suchung des  Knochensystems  von  vier  Fällen  von  Rachitis  tarda  erhobenen 
Befunde  mit.  Die  betreffenden  Individuen  standen  im  Alter  von  21,  19,  18 
nnd  9  Jahren. 


Hneter,  Die  ErkraDkongen  der  Knochen.  285 

Cnrschmann  (70)  bespricht  unter  Mitteilung  eines  einschlägigen  Falle» 
\fti  einem  17  jährigen  Mädchen  die  Dififerentialdiagnose  dieses  Falles  und  die 
jTmptomatologie  der  Spätrachitis.  Ein  zweiter  Fall  eines  18  jährigen  Patienten 
4  von  Interesse,  weil  er  zeigt,  dass  die  Rachitis  tarda  wegen  der  im  Beginn 
Ifs  Leidens  auftretenden  Gehstörungen  zu  Verwechselung  mit  spinalen  Er- 
krankungen Veranlassung  geben  kann,  Ein  dritter  mitgeteilter  Fall  beweist, 
bä  das  Genu  valgum  adolescentium  ein  Frühsymptom  und  eine  Teilerschei- 
rnns  der  Rachitis  tarda  sein  kann,  wie  dies  seinerzeit  von  Mikulicz  hervor- 
lehoben  worden  ist.  Verf.  rät  in  allen  Fällen  von  Genu  valgum  und  varum 
adolescentium,  besonders  im  Initialstadium,  zu  einer  spezifischen  internen  6e- 
iandlong  der  Rachitis. 

H6bert  (72)  glaubt,  dass  sich  häufig  Symptome  von  Rachitis  tarda  im 
Piefolge  von  Infektionskrankheiten  einstellen.  Er  teilt  einen  Fall  mit,  in  dem 
er  die  rachitischen  Symptome  auf  Myxödem  zurückführt.  Der  Fall  betrifft 
ein  16jähriges  Mädchen,  das  früher  nie  rachitisch  gewesen  war.  Es  hatte 
deutliche  Symptome  von  Myxödem  und  war  in  den  letzten  zwei  Jahren  nicht 
mehr  gewachsen.  Die  Schilddrüse  war  vergrössert,  ihre  Konsistenz  vermehrt. 
Es  bestand  doppelseitiges  Genu  varum  und  Skoliose  der  Wirbelsäule.  Die 
subjektiven  Klagen  waren  allgemeine  Müdigkeit  und  Schmerzen  in  den  Knien 
und  Knöcheln.    Besserung  nach  Behandlung  mit  Schilddrüsenpräparaten. 

Die  Experimente  Bartensteins  (67)  betreffen  die  künstliche  Erzeugung 
teBarlow sehen  Krankheit  bei  Tieren.  Er  unterzog  die  Untersuchungen 
Bolles,  der  glaubte,  einen  künstlichen  Morbus  B.  erzeugt  zu  haben,  einer 
^äctipmfang.  Das  Resultat  seiner  Untersuchungen  war,  dass  es  ihm  nicht 
gelang,  die  Barlowsche  Krankheit  bei  Tieren  zu  erzeugen  und  damit  die 
Bolle  sehen  Experimente  zu  bestätigen.  Durch  Milchfütterung  (rohe  und 
sterilisierte)  mit  etwas  Heu  und  Kleie  als  Zusatz  erhielt  er  bei  jungen  Tieren 
fine  Erkrankung  des  Knochensystems ,  die  durch  eine  fibröse  Degeneration 
des  Knochemnarkes  mit  sekundärer  Atrophie  der  Knochen  charakterisiert  war. 
k  den  hochgradig  osteoporotischen  Knochen  traten  schliesslich  Spontanfrak- 
türen  auf. 

Weill-Hall6  (79)^  Ausführliche  klinische  Studie  der  Barlowschen 
Krankheit,  die  Symptomatologie,  Diagnose,  pathologische  Anatomie,  Ätiologie 
^d  Therapie  umfasst. 

Schlesinger  (76)  teilt  einen  Fall  von  Barlow scher  Krankheit  bei 
tinem  achtmonatlichen  Knaben  mit,  der  mit  Cratoschem  Kindermehl  genährt 
w.  Als  erstes  charakteristisches  Symptom  der  Erkrankung  trat  ein  orbitales 
Hämatom  mit  Protrusion  des  Bulbus  auf.  Im  weiteren  Verlauf  wurde  auch 
«las  andere  Auge  ebenso  affiziert  und  es  folgten  als  eine  seltene  Lokalisation 
vukperiostale  Blutergüsse  an  beiden  oberen  Femurepiphysen.  Nach  Änderung 
der  Diät  (Milchnahrung)  rasche  Heilung. 

Nach  Aus s et  (66)  kommen  bei  der  Behandlung  der  Barlowschen 
Krankheit  folgende  Massnahmen  in  Betracht,  gute  hygienische  Verhältnisse, 
Reinlichkeit,  Bäder,  Ammenmilch  oder  einwandfreie  frisch  sterilisierte  Kuh- 
niilch,  KartoflFeln,  Fleischsaft,  Saft  frischer  Früchte,  auf  das  blutende  Zahn-- 
feh  Applikation  von  Zitronensaft  oder  Sauerstoffwasser. 

Till.  Akromegalie. 

Schönborn  (P6)  gibt  die  klinische  Geschichte  und  anatomischen  Be- 
W  eines  Falles  von  Akromegalie  (Lymphangioendothelioma  der  Hypophysis).. 


286  Jahresbericbt  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Bleibtreu  (80)  fand  bei  der  Obduktion  eines  Falles  von  Akromegalie 
und  Riesenwuchs  die  Hypophysis  in  eine  stark  pigmentierte  bindegewebige 
Masse  verwandelt,  in  der  mikroskopisch  nur  Reste  von  Drüsengewebe  nach- 
weisbar waren.  Diese  Veränderung  der  Hypophysis  wurde  auf  eine  Zerstörung 
durch  Blutung  bezogen.  Verf.  erwägt  die  Frage,  ob  die  Akromegalie,  wie  in 
seinem  Falle,  überhaupt  auf  einem  Ausfall  der  Hypophysisfunktion  beruhe, 
anstatt  auf  einer  pathologischen  Funktionssteigerung,  wofür  fiühere  Befunde 
bei  Akromegalie  zu  sprechen  scheinen. 

Perrys  (85)  Fall  von  Akromegalie  betrifft  einen  20  jährigen  Kreolen, 
der  sich  in  früher  Jugend  durch  Fall  von  einem  Baum  eine  Depressionsfraktur 
des  Stirnbeines  zugezogen  hatte.  Im  Alter  von  sechs  Jahren  fingen  seine  Finger 
und  Zehen  an,  sich  zu  verdicken.  Andere  Abnormitäten  und  Symptome  von 
Akromegalie  waren  nicht  vorhanden.  Verf.  erwägt  die  Frage,  ob  nicht  die 
vorhandenen  Veränderungen  auf  die  früher  erlittene  Fraktur  und  dadurch 
bedingte  Schädigung  der  Hypophysis  zurückzuführen  sei. 

Moyer  (83)  demonstrierte  eine  23jährige  Frau  mit  beginnender  Akro- 
megalie. Es  bestand  bitemporale  Hemianopsie,  Kopfweh,  Vergrösserung  des 
Gesichtes  und  der  Finger.  Ein  von  anderer  Seite  in  der  Diskussion  betontes, 
für  Akromegalie  charakteristisches  Symptom,  abnorme  Zwischenräume  zwischen 
den  Zähnen  des  Unterkiefers,  war  in  Moyers  Fall  nicht  vorhanden. 

Gange  (81)  berichtet  über  einen  Fall  von  Akromegalie  bei  einem  25- 
jährigen  Mann,  bei  welchem  man  durch  seine  Erblindung  zur  Diagnose  der 
bis  dahin  unbemerkt  gebliebene  Akromegalie  gelangte. 

Nach  Curschmann  (82)  kommen  bei  Akromegalie  ausser  den  hjper- 
plastischen  Sjiochenveränderungen  auch  regressive  in  Betracht,  die  sich  radio- 
graphisch durch  Rarefikation  der  Knochensubstanz  bemerkbar  machen.  Für 
diese  Prozesse  sind  lange  Dauer  der  Erkrankung,  Stillstand  der  hypertrophi- 
schen Vorgänge  und  allgemeine  Kachexie  von  Bedeutung.  In  einem  Falle, 
wo  letztere  fehlte,  waren  auch  atrophische  Prozesse  an  den  Knochen  nicht 
nachweisbar. 

Pel  (84)  berichtet  über  zwei  von  luetischem  Vater  stammende  Geschwister, 
von  denen  das  22jährige  Mädchen  Zwergwuchs,  Myxödem  und  Infantilismus 
zeigte.  Die  Schilddrüse  war  nicht  zu  palpieren,  Verf.  nimmt  einen  kongeni- 
talen Bildungsdefekt  der  Glandula  thyreoidea  an.  Der  Bruder  litt  an  Akro- 
megalie und  wies  ebenfalls  Symptome  von  Infantilismus  auf.  Bei  beiden 
Geschwistern  waren  nachweisbare  Anzeichen  von  Lues  nicht  vorhanden. 

Vi  dal  und  Boidin  (88)  demonstrierten  einen  jungen  Mann  von  23 
Jahren,  der  eine  Kombination  von  Akromegalie  und  Riesenwuchs  darbot.  Die 
akromegalischen  Symptome  waren  im  wesentlichen  auf  die  Knochen  des  Kopfes 
beschränkt.  Die  Radiographie  wies  eine  nur  geringfügige  Ausweitung  der 
Sella  turcica  nach,  die  Epiphysen  waren  verknöchert.  An  den  inneren  Organen 
keine  Symptome  von  Infantilismus,  keine  psychischen  Abnormitäten,  auffällige 
Pulsverlangsamung. 

IX.  Knocbenplombierung,  osteoplastische  Operationen. 

V,  Mosetig  und  Jones  (95)  berichten  über  die  Technik  und  Anwen- 
dung der  Jodoformplombe  des  erst  genannten  Autors  und  zwar  bei  Verschluss 
von  Knochenhöhlen  als  auch  bei  Gelenkaffektionen,  im  wesentlichen  eine  eng- 
lische Bearbeitung  der  im  vorigen  Jahrgang  referierten  Abhandlung  v.  Mosetigs 
über  diesen  Gegenstand. 


Hueter,  Die  Erkrankangen  der  Knochen.  287 

Mayrhofer  (93)  hat  die  Mos  et  ig  sehe  Jodoformknochenplombe  auch 
2ar  Aosfullang  von  Knochendefekten,  die  nach  Zahnwnrzeloperationen  zurück- 
blieben,  verwendet.  Es  hat  die  Zusammensetzung  der  Plombe  dahin  modi- 
fiziert, dass  er  an  Stelle  des  50  ^/o  Jodoformgehaltes  nur  20  Vo  Jodoform  der 
)Ia^e  zusetzt.  Diese  ist  dann  im  flüssigen  Zustande  klar  und  durchsichtig. 
Er  empfiehlt  dieselbe  wegen  des  fester  haftenden  und  leichter  zu  verarbeiten- 
den durchsichtigen  Materiales  auch  zur  Ausfüllung  nicht  tuberkulöser  Knochen- 
hohlen. 

Eisberg  (91)  berichtet  über  die  Resultate  seiner  Operationen,  bei  denen 
er  ZOT  Ausfullunig  knöcherner  Hohlräume  die  Mosetigsche  Jodoformplombe 
anwendete.  Er  empfiehlt  vor  Applikation  der  Plombe  die  Esmarchsche 
Binde  zu  lösen.  Oft  dauerte  es  lange,  bis  die  eingegossene  flüssige  Masse 
hart  wurde.  Deshalb  presste  er  die  in  Kittkonsistenz  erstarrte  Masse  mit 
den  Händen  in  die  Höhle  ein.  Heisse  Luft  zur  Austrocknung  der  Höhlen 
wurde  nicht  angewendet.  Seine  Resultate  waren  nicht  besonders  gut.  In 
einigen  Fällen  wurde  die  Plombe  wieder  ausgestossen ,  doch  trat  danach 
öfters  bald  Heilung  ein.  In  einem  Falle  zeigten  sich  Symptome  von  Jodo- 
formintoxikation.  Trotz  seiner  Misserfolge  betrachtet  er  die  Methode  als 
einen  Fortschritt  und  hofft  bei  besserer  Aneignung  der  Technik  bessere 
Kesnitate  zu  erzielen. 

Caminti  und  Catalano  (89)  geben  eine  Übersicht  über  die  ge- 
bräuchlichen Methoden  für  den  Ersatz  von  Knochendefekten,  insbesondere 
aber  die  Methode  der  Knochenplombierung  und  berichten  dann  über  ihre 
Eiperimente  an  Hunden,  an  welchen  sie  künstlich  angelegte  Knochendefekte 
mit  der  Mosetigschen  Jodoformplombe  erfolgreich  plombierten.  Drei  weitere 
mitgeteilte  klinische  Fälle  illustrieren  die  Anwendung  dieser  Methode  zur  Plombie- 
rong  Ton  osteomyelitischen  und  tuberkulösen  Knochenhöhlen.  Die  Verf.  betrachten 
diese  Methode  als  einen  wahren  Fortschritt  der  chirurgischen  Therapie,  sie 
kann  vielleicht  wegen  der  zuerst  von  ihnen  geübten  Anwendung  der  Plomben- 
masse zur  Ausfüllung  von  Weichteilhöhlenwunden  geeignet  sein,  in  gewissen 
FäDen  die  Injektionen  von  Jodoformglyzerin  zu  ersetzen. 

Um  grosse  Knochenhöhlen  in  den  langen  Knochen  besonders  im  Femur 
zur  definitiven  Heilung  zu  bringen,  hat  Ekehorn  (90)  in  einigen  Fällen  mit 
gntem  Resultat  die  Wände  der  Knocbenhöhle  durch  Hauttransplantionen  nach 
Thiersch  gedeckt.  v.  Bonsdorff. 

Huntington  (92)  ersetzte  den  Schaft  derTibia,  welche  durch  Osteo- 
myelitis verloren  gegangen  war,  durch  ein  Segment  der  Fibula.  Nachdem  das 
obere  Ende  der  Fibula  in  den  oberen  Rest  der  Tibia  eingelassen  und  die 
Wnnde  verheilt  war,  liess  er  den  Kranken  mit  Schienen  umhergehen.  Hier- 
durch entstand  eine  Veränderung  im  Fussgelenk,  welche  das  funktionelle  Re- 
sultat, nachdem  in  zweiter  Sitzung  die  unteren  Enden  beider  Knochen  ver- 
einigt waren,  sehr  beeinträchtigte.  Es  ist  demnach  zweckmässig,  bei  der- 
artigen zweizeitigen  Operationen  die  Kranken  in  der  Zwischenzeit  nicht  gehen 
za  lassen.  M  a  a  s  s  (New-York). 

Mnrphy  (96)  berichtet  über  eine  Anzahl  von  Ankylosenoperationen  an 
Knie-,  Hüft-  und  Ellenbogengelenken,  bestehend  in  Lösung  der  Adhäsionen 
nüt  Meissel  und  Messer,  Exstirpation  der  Kapsel  und  Einlagerung  eines  die 
ganze  Gelenkfläche  deckenden  Faszienlappens.  Das  Kniegelenk  wurde  durch 
seitliche  Längsschnitte  oder  Querschnitte* mit  Durchsägung  der  Patella  eröffnet 
und  die  Faszienfettlappen  lateral  oder  medial  und  lateral  vom  Yastus  genommen. 


288  Jahresbericht  ftSr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Beim  Hüftgelenk  wurde  znnächst  ein  U-förmiger  Hantfaszienlappen,  dessen 
Mitte  ungefähr  der  Spitze  des  Trochanters  entsprach,  nach  oben  geschlagen, 
wodurch  das  Gelenk  genügend  frei  wurde,  um  die  Verwachsungen  zu  lösen 
und  die  Kapsel  zu  exstirpieren.  Der  Faszienlappen  wurde  von  der  Unterflache 
des  zuerst  gebildeten  Hautfaszienlappens  gewonnen.  Beim  Ellenbogengelenk 
wurde  zunächst  nach  Längsschnitt  über  dem  Oberarm  Haut^  und  Unterhaut- 
fettgewebe nach  beiden  Seiten  zurückpräpariert  und  dann  ein  etwa  4Vs  Zoll 
langer  und  2Vs  Zoll  breiter  Faszienlappen  mit  Basis  nach  unten  gebildet. 
Die  £rö£hung  des  Gelenks  erfolgte  durch  Absägen  des  Olekranon  mit  Ketten- 
säge. Mehr  oder  minder  Beweglichkeit  wurde  in  allen  aseptisch  verlaufenden 
Fällen  erzielt.  Die  Resultate  haben  sich  gebessert,  seitdem  vollständige 
Kapselresektion  gemacht  wurde  und  die  Knochenenden  in  ganzer  Ausdehnung 
der  Gelenkflächen  Faszienzwischenlagerung  erhielten.  Wenn  Faszie  nicht  vor- 
handen, kann  Muskel-  oder  Fettgewebe  genommen  werden.  Die  Nachbehand- 
lung besteht  zunächst  in  Extension  und  passiver  Bewegung,  sobald  der  Zu- 
stand der  Wunde  es  gestattet.  Maass  (New -York). 

X.  Zysten  und  Geschwüre. 

Wilms  (112)  beschreibt  einen  Fall  von  Knochenzyste  des  Radius  bei 
einem  21jährigen  Mädchen,  das  diesen  Knochen  bereits  zweimal  gebrochen 
hatte.  Die  Zyste  erstreckte  sich  von  der  Epiphysenlinie  8  cm  weit  in  den 
Schaft  hinein,  sie  zeigte  sich  bei  der  Operation  mit  blutiger  Flüssigkeit  ge- 
füllt. Von  der  Wand  konnte  man  eine  dünne,  sehr  gefassreiche  Bindegewebs- 
membran  ablösen.  Zusammendrücken  der  Zystenwand,  glatte  Heilung.  Für 
die  Pathogenese  der  Zyste  kommt  wahrscheinlich  das  angiomartige  Binde- 
gewebe der  Zystenwand  in  Betracht. 

Glimm  (99)  berichtet  über  einen  Fall  von  solitärer  Knochenzyste  des 
Femur  bei  einem  12jährigen  Knaben.  Ein  Trauma  hatte  zur  Infraktion  der 
dünnen  Knochenschale  Veranlassung  gegeben.  Aufmeisselung,  Exkochleation, 
Abtragung  der  Knochenschale,  Heilung  durch  Granulationsbildung  nach  Tam- 
ponade der  Höhle.  Mikroskopisch  waren  in  der  Zystenwand  keine  Geschwulst- 
reste zu  erkennen.  Der  vorliegende  Fall  und  eine  kritische  Übersicht  der 
einschlägigen  Literatur  (36  Beobachtungen)  veranlasst  Verf.  für  die  Entstehung 
der  solitären  Zysten  in  den  langen  Röhrenknochen  im  jugendlichen  Alter  die 
Einschmelzung  solider  Tumoren  auszuschliessen  und  eine  entzündliche  Ursache 
anzunehmen.  Des  weiteren  berichtet  Verf.  über  eine  Beobachtung,  bei  welcher 
sich  ein  zystenähnlicher  nach  Trauma  durch  Absprengung  eines  Kortikal- 
stückes  der  Tibia  entstandener  Hohlraum  fand.  Die  Pseudozyste,  im  Röntgen- 
bild sichtbar,  lag  im  Gebiet  der  Kortikalis,  letztere  und  das  Periost  waren 
stark  verdickt. 

Von  den  beiden  von  Hab  er  er  (100)  mitgeteilten  Fallen  von  Knochen- 
zyste ist  der  eine  interessantere  bereits  im  vorigen  Jahrgang  besprochen 
worden.  Hinzugefügt  mag  werden,  dass  die  mikroskopische  Untersuchung 
eines  exzidierten  Stückchens  Riesenzellensarkom  ergab.  Hab  er  er  rechnet 
deshalb  seinen  Fall  dem  von  Mikulicz  aufgestellten  Krankheitsbild  der 
Osteodystrophia  cystica  nicht  zu.  Die  Tatsache,  dass  aus  multipel  auftretenden 
Riesenzellensarkomen  des  Skeletts  Zysten  entstehen  können,  die  einen  relativ 
gutartigen  Verlauf  nehmen,  muss  in  Zukunft  bei  allen  Fällen  von  Knochen- 
zysten erwogen  werden  und  das  therapeutische  Handelil  beeinflussen. 


Haeter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  289 

Mery  und  M^tayer  (106)  demonstrierten  einen  12jährigen  Knaben 
jnit  überaus  zahlreichen  Exostosen.  Bemerkenswert  ist  für  den  Fall  die 
exquisite  Heredität.  Die  Affektion  soll  in  der  Familie  bereits  in  fünf  bis 
sechs  Generationen  vorgekommen  sein.  Die  Verff.  konnten  bei  dem  Vater, 
tirossrater  und  einem  Onkel  des  Knaben  noch  Exostosen  nachweisen.  I 

Die  Exostosen  sassen  in  den  beiden  von  Marie,  Levi  und  Beaulien  ' 

r]04)  mitgeteilten  Fällen  nicht  nnr  in  der  Nähe  der  Epiphysen,  sondern  auch 
weit  davon  entfernt  (epiphysäre  und  periostale  Exostosen).  Ihre  Entwickelung 
ging  in  dem  einen  Fall  sehr  schnell  und  war  im  ersten  Lebensjahr  vollendet, 
im  zweiten  erfolgte  sie  langsam  und  war  im  35.  Lebensjahr  noch  nicht  zum  ' 

Stilistand  gekommen. 

Von  den  beiden  von  Kirmisson  (102)  mitgeteilten  Fällen  betrifft  der 
erst«  ein  12jähriges  Mädchen  mit  multiplen  Exostosen  und  Wachstums- 
stöTxmgen,  das  zugleich  mit  einer  Skoliose  behaftet  war.  Im  zweiten  Fall 
handelte  es  sich  um  ein  9 jähriges  Mädchen  mit  multiplen  Exostosen,  das 
zugleich  an  ein  Genu  valgum  und  doppelseitigem  Pes  valgus  litt.  Wegen 
dieser  Befunde  und  der  Anamnese  der  Fälle  glaubt  Kirmisson  die  Exostosen 
im  Sinne  Volkmanns  auf  Rachitis  zurückführen  zu  sollen. 

In  einer  grösseren  Arbeit  unter  eingehender  Würdigung  der  einschlägigen 
Literatur,  besonders  auch  der  deutschen,  und  Mitteilung  eigener  Fälle  bespricht 
Lenormant  (103)  die  Wachstumsstörungen  bei  kartilaginären  Exostosen 
Tmd  Enchondromen  der  Knochen.  Was  die  ersteren  anlangt,  so  besteht,  wie 
Verf.  bemerkt,  keine  konstante  Beziehung  zwischen  der  Grösse  der  Verkürzung 
und  der  Anzahl  der  Exostosen  an  dem  befallenen  Knochen.  Bei  ausgedehnten 
Wachstumsstörungen  bleibt  das  Wachstum  des  ganzen  Körpers  zurück,  es 
besteht  Disproportion  zwischen  den  verkürzten  Extremitäten  und  dem  Rumpf, 
femer  Asymmetrie  in  der  Länge  der  entsprechenden  Glieder.  Ulna  und  Fibula 
sind  mit  Vorliebe  beteiligt,  Exostosen  an  ihnen  können  Verkrümmungen  und 
Gelenkaffektionen  nach  sich  ziehen.  Unter  den  Chondromen  machen  besonders 
diejenigen  der  Finger  und  Zehen  Verkürzungen,  die  sich  auch  bei  den  anderen 
Knochen  der  Extremität  bemerkbar  machen  können.  Auch  hier  ist  die  Ulna. 
vorwiegend  beteiligt.  Exostosen  wie  Chondrome  und  Wachstumshemmungen 
sind  nicht  direkt  voneinander  abhängig,  sondern  beide  bedingt  durch  eine; 
Abnormität  der  Osteogenese,  die  einerseits  zu  frühzeitiger  Ossifikation  oder 
fonktioneller  Insuffizienz  des  Epiphysenknorpels  führt,  andererseits  zur  Ab- 
Sprengung  von  Knorpelteilen,  die  später  verknöchern,  oder  aus  denen  Knorpel- 
geschwülste hervorgehen. 

Rebonl  (108).  Bericht  über  zwei  Falle  von  periostalem  Fibrolipom^ 
ausgegangen  von  der  9.  und  10.  Rippe,  an  der  Ansatzstelle  keine  Ex- 
ostosen. Bei  der  einen  30  jährigen  Patientin  war  ein  jedesmaliges  Wachstum 
vährend  der  Menstruation  bemerkenswert,  während  welcher  sich  auch  die 
durch  die  Geschwulst  verursachten  Beschwerden  verstärkten. 

Bei  den  Lipomen  der  Knochen  muss  man  unterscheiden  zwischen  den 
in  den  Knochen  eindringenden  seltenen  osteoperiostalen  Lipomen  und  den  ge- 
Töhnlichai  periostalen  Lipomen.  Schwartz  und  Chevrier  (109)  berichten 
über  innf  Fälle  der  letzteren  Art.  Ihr  Sitz  war  die  Klavikula,  Metakarpus, 
Femor  (zweimal),  Domfortsatz  der  Wirbelsäule.  Die  Anheftung  der  Lipome 
an  ias  Periost  kann  auch  sekundär  erfolgen.  Bei  den  primären  periostalen 
Lipomen  kann  die  Adhärenz  der  Tumoren  an  das  Periost  nur  geringfügig  oder 
sehr  fest  sein.     Die  Lipome  sind  häufig,  doch  nicht  immer,  in  der  Mähe  des 

JilirMb«rieht  für  Chinirgi«  1905  19 


290  JahroBbericht  für  Ghirargie.    I.  TeiL 

Epiphyseoknorpels  dem  Periost  angeheftet.  In  einem  Fall  befand  sich  eine 
Exostose  an  der  Adhäsionsstelle  (Femun  entstanden  nach  Trauma,  Frau  von 
58  Jahren).  In  einem  anderen  fand  sich  eine  Verbiegung  des  Femur  und 
ein  Genu  yalgum,  das  Lipom  hatte  einen  intraartiknlären  Fortsatz  in  das 
Kniegelenk.  Die  Lipome  wachsen  bei  Kindern  oft  recht  schnell  und  können 
mit  Sarkomen  verwechselt  werden.  Es  werden  auch  bei  diesen  öfters  Allge- 
meinerscheinungen (Abmagerung)  beobachtet. 

In  der  Diskussion  zu  dem  Vortrag  von  S ch  war tz  werden  einige  inter- 
essante kasuistische  Mitteilungen  gemacht.  Die  periostalen  Lipome  wurden 
zum  Teil  gestielt  gefunden.  In  dem  Falle  Gruinards  handelte  es  um  ein 
kongenitales  Lipom,  ausgehend  vom  Periost  der  Skapula,  das  drei  Jahre  nach 
operativer  Entfernung  rezidivierte.  Jedesmal  vor  der  Operation  war  das 
Allgemeinbefinden  der  Patientin  schlecht  (Abmagerung,  Diarrhöe,  Husten). 
Nach  der  Operation  des  Lipoms  schnelle  Besserung.  Ferner  wird  mehrfach 
die  Schwierigkeit  der  Diagnose  hervorgehoben  (Verwechselung  mit  Abszess 
oder  Sarkom). 

Walther  (111)  berichtet  über  einen  Fall  von  grossem  Lipom  am  Ober- 
schenkel bei  einem  13jährigen  Mädchen.  Die  Geschwulst  war  mit  fibrösem 
Stiel  unterhalb  des  kleinen  Trochanter  dem  Periost  angeheftet.  Vier  ähn- 
liche Fälle  mit  demselben  Ausgangspunkt  der  Geschwulst,  der  der  Epiphjsen- 
linie  des  kleinen  Trochanters  entspricht,  werden  erwähnt. 

Der  Fall  Sebileaus  (110)  stellt  ein  Analogon  dar  zu  dem  von  Walther 
publizierten.  Sehr  grosses  Lipom  am  Oberschenkel,  periostale  Insertion  des 
Stiels  unterhalb  des  kleinen  Trochanter.  Nach  der  vor  drei  Monaten  vorge- 
nommenen Operation  war  ein  Rezidiv  aufgetreten,  das  schnell  gewachsen  war. 

Duroux  und  Corneloup  (98).  Eine  Anschwellung  des  Kniegelenkes 
bei  einem  21jährigen  jungen  Mann,  zuerst  für  einen  tuberkulösen  Hydrops 
gehalten,  erwies  sich  bedingt  durch  ein  Myxom  des  unteren  Femurendes,  das 
zystisch  erweicht  war  und  zu  Blutungen  in  das  Gelenk  geführt  hatte.  Trotz 
Amputation  bald  Rezidiv  am  Amputationsstumpf  und  Metastasen  der  Pleura 
(Hämothorax).  Der  Tumor  erwies  sich  mikroskopisch  als  reines  Myxom  ohne 
sarkomatöse  Bestandteile.  Die  Verff.  betonen  die  Seltenheit  des  Myxoms  der 
Knochen  und  die  in  diesem  Fall  hervorgetretenen  Malignität  einer  sonst  all- 
gemein für  gutartig  angesehenen  Geschwulst. 

Menne  (105)  konmit  auf  Grund  von  Untersuchung  des  zwei  Fällen  von 
Myelom  entstammenden  Materiales  zu  der  Auffassung,  dass  die  Matrix  der 
Myelomzellen  ursprünglich  in  einer  indifferenten  Bildungszelle  des  Knochen- 
marks zu  suchen  sei.  Aus  dieser  können  Zellformen  mit  dem  Charakter  der 
Plasmazellen,  Erythroblasten  und  Myelozyten  hervorgehen,  wodurch  sich  die 
verschiedenen  Arten  der  Myelomzellen  erklären.  Selten  kommt  es  zur  Bil- 
dung echter  Myelozyten  mit  Ehr  lieh  sehen  Granulis,  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle  fehlt  die  Granulierung  (Pseudomyelozyten). 

Howard  und  Crile  (101)  haben  aus  der  Literatur  19  Fälle  von  Endo- 
theliom  und  Peritheliom  der  Knochen  zusammengestellt,  denen  sie  vier  neue 
Fälle  anreihen.  Dieselben  betreffen  ein  Peritheliom  des  Humerus  mit  Meta- 
stase der  Nasenspitze,  ein  Peritheliom  des  Humerus  mit  multiplen  Metastasen, 
ein  Lymphangioendotheliom  der  Wirbelsäule  mit  multiplen  Metastasen  und 
schliesslich  ein  solches  des  Femur  mit  Metastasen  der  inguinalen  Lymphdrüsen. 
In  den  ersten  beiden  Fällen  wsu"  Spontanfraktur  eingetreten,  im  ersten  machte 
sich  Pulsation  an  der  Frakturstelle  bemerkbar,  es  wurde  die  Amputation  vor- 


Bftrtholdy,  Erkrankungen  der  Gelenke.  291 

leQommen.  In  allen  Fällen  letaler  Ausgang.  Die  histologischen  Befunde 
Verden  mitgeteilt.  Eine  ausführliche  Besprechung .  der  23  Fälle  in  patho- 
{(^h-anatomischer  und  klinischer  Hinsicht  bildet  den  Schluss. 

Blech  er  (97)  hat  in  einem  Fall  von  myelogenem  grosszelligem  Sarkom 
des  Homerüs  14  cm  des  oberen  Humerusendes  subperiostal  reseziert  und  da- 
sach  Heilung  mit  relativ .  gutem  funktionellem  Resultat  erzielt.  Der  Periost- 
zrlinder  war  mit  Jodoformgaze  tamponiert  gewesen,  was  dem  Verf.  für  die 
Knochenregeneration  von  Wichtigkeit  erscheint.  Kein  Rezidiv  seit  einem 
halben  Jahr« 

Petren  (107)  hat  vier  Fälle  von  metastatischer  Skelettkarzinose  kli- 
Bisch  beobachtet  und  unter  Verwertung  derselben  und  der  bezüglichen  Lite- 
ratur untersucht,  ob  eine  frühzeitige  Diagnose  der  Metastasen  in  der  Wirbel- 
säule und  den  Beckenknochen  möglich  ist,  ehe  objektiv  wahrnehmbare  Ver- 
ändenmgen  der  Skelettteile  oder  schwere  Erscheinungen  (Difformitäten,  Kom- 
pression  des    Rückenmarks,   Wurzelsymptome)   eingetreten    sind.     Diese  Er- 
scheinungen werden  sehr  oft  überhaupt  vermisst,  am  häufigsten  bei  Metastasen 
nach  Prostatakrebs,  aber  auch  nach  Brustkrebs.   Nach  Verf.  sind  massgebend 
für  die  Existenz  solcher  Metastasen  im  Skelettsystem  Schmerzen ,   lange  an- 
daaemd,  mit  unbestimmter,  wechselnder  Lokalisation,   oft  auch  anfallsweise 
anftretend  mit   vollkommen    freien  Intervallen ,    häufig    in  Verbindung  mit 
Schwerfälligkeit  der  Bewegungen  des  Rumpfes,  des  Ganges,  oder  mit  Unfähig- 
keit zu  gehen.     Unter  diesen  Umständen  wird  die  Diagnose  der  krebsigen 
Metastasen  der  Wirbelsäule  und  des  Beckens  sehr  wahrscheinlich,   besonders 
wenn  für  die   genannten  Symptome  keine  anderweitige  Erklärung  gefunden 
werden  kann. 


XIII. 


Erkrankungen  der  Gelenke. 


Referent:  K.  Bartioldy,  Wiesbaden. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

L  Allgemeines. 

1.  Garschmann,  Znr  Methodik  der  Maskel- nnd  Gelenkaensibilitätsbestimmung.  Deutsche 

med.  Wochensobr.  1905.  Nr,  31. 
1  Bam,  Die  Behandlung  von  Gelenkerkrankungen  mittelst  Stanung.  Wiener  med.  Presse 

1905.  Nr.  3. 

3.  Klapp,  Mobüisiemng  versteifter  nnd  Streckung  kontrakturierter  Gelenke  durch  Sang- 
appante.    Mfincb.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

4.  NorstrOm,  Diseases  of  joints  and  their  treatment  by  massage.     New  York  medw 
jounal  1904.  Oct.    Eef.  in  The  medic.  Ghron.  1905.  Jan. 

19* 


292  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

5.  Moser,  Über  Behandlung  von  Gelenksteifigkeiten  mit  Röntgenbestrablang:.     76.  Ver- 
samml.  deutscher  Naturl  und  Ärzte  1904. 

6.  *Wei8z,  Yerhfitnng  der  Kontrakturen  bei  akaten  Qelenkerkranknngen.     Wiener  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  26. 

7.  * —  Bewegung  und  Heilgymnastik  in  der  Gelenktherapie.    Wiener  med.  Presse  1905. 
Nr.  18/19. 

8.  Lorenz,  Kozitisbehandlung.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  21. 

9.  ^Rovsing,  Behandlung  von  trockner  traumatischer  Arthritis  mit  Vaselininjektionen. 
Uospitalstid.  1904.  Nr.  52. 

10.  Drehmann,  Deformitäten  nach  Gelenkentzündungen.  Zeitschr.  für  orthop.  Chir.  1905. 
Bd.  XIY.    IV.  Eongress  der  deutsch.  Gesellsch.  f.  orthop.  Chir.  lY.  1905. 

11.  KOlIiker,  Über  Coxa  valga.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  5.  Sept. 

12.  *Borle,  Contribution  ä  F^tude  de  Tembolie  greisseuse  aprte  le  redressement^     Ber. 
m^.  de  la  Suisse  rem.  1905.  Nr.  8/4. 

13.  L  e  w  a  n  d  0  w  s  ky ,  Über  subkutane  und  periartikuläre  Yerkalkungen.  Y  i  r  c  h  o  w  s  Arch. 
Bd.  181.  Heft  1. 

14.  Seggel,  Experimentelle  und  histologische  Beiträge  zur  Anatomie  und  Pathologie  des 
Gelenkknorpels.    Deutsche  Zeitschr.  für  Chir.  76.  1. 

15.  Fasoli,  Sul  comportamento  delle  cartilagini  nelle  ferite.  Riforma  medica  1905.  Kr.  2. 

16.  Kennedy,  Some  cases  of  Joint  excision.    Med.  Press  24.  XU.  1905. 

Gurschmann  (1)  gibt  zur  Bestimmimg  der  Mnskel-  und  Gelenksensi- 
bilität eine  eigene  Methode  an,  die  quantitative  Messung  erlaubt.    Das  Muskel- 
kontraktionsgefiihl  wird  festgestellt  bei  möglichster  Isolierung  der  Extremität 
(Fränkel)   durch  Bestimmung  der  Minimalzuckung  des  Muskels  und   dann 
der  Empfindungsschwelle  des  Kontraktionsgefiihles   desselben  Muskels.     Die 
eventuelle  Differenz  zeigt  den  Grad  der  Herabsetzung  der  Kontraktionssensi- 
bilität an;  normal  fallen  beide  Reaktionen  zusammen.    Zur  Bestimmung  des 
Gelenkgefühles  wird  durch  galvanomuskuläre  Reizung  die  kleinste   sichtbare 
Bewegung  des  Gelenkes  eruiert,   dann  die  Gefühlsschwelle  für  die  Gelenk- 
bewegung.  Normal  fallen  beide  Momente  zusammen.   Bei  Tabes,  hemianästbe- 
tischen  Hemiplegien,  Syringomyelie,  Myelitiden  zeigen   sich  Dififerenzen.     Die 
Methode  ergibt  sehr  genaue  und  vor  allem  messbare  Resultate. 

Für  die  Behandlung  mittelst  Stauung  sind  nach  Bum  (2)  geeignet  die 
gonorrhoische  Gelenkveränderung,  der  akute  Gichtanfall,  der  akute  und  sub- 
akute Gelenkrheumatismus.  Femer  eignen  sich  Gelenkversteifungen  und  Ge- 
lenktuberkulose. Arthritis  deformans,  chronischer  Gelenkrheumatismus  (mit 
Ausnahme  der  hyperplastischen  Form)  und  Hydropsie  der  Gelenke  wurden 
unter  gleichzeitiger,  sonst  üblicher  Behandlung  günstig  durch  Stauung  be- 
einflusst. 

Klapp  (3)  hat  zur  Mobilisierung  versteifter  Gelenke  die  Bi ersehen 
Saugapparate  derartig  modifiziert,  dass  in  eine  Öffnung  an  der  Seite  des  Saug- 
kastens eine  Gummikappe  luftdicht  eingesetzt  ist.  Beim  Absaugen  der  Luft 
aus  dem  Kasten  stülpt  sich  diese  Kappe  ein  und  kann  nun,  wenn  sie  auf 
ein  gebeugtes  Gelenk  trifft ,  entweder  beugend  oder  streckend  auf  dieses  je 
nach  seiner  Lage  wirken. 

Norströro(4)  erläutert  den  Wert  der  Massage  bei  Gelenkerkrankungen. 
Synovitis  bedingt,  wenn  lange  dauernd,  einen  Verlust  der  Elastizität  der 
Bänder  und  abnorme  Beweglichkeit  im  Gelenk  und  Erguss.  Massage  bewährt 
sich  hier  gut,  indem  sie  organischen  Veränderungen  vorbeugt  und  Muskel- 
atrophie verhindert.  Bei  akuter,  traumatischer  Arthritis  ist  Massage  nur  bei 
eiteriger  Arthritis  kontraindiziert.  Bei  chronischer  Arthritis  ist  selbstver- 
ständlich die  tuberkulöse  und  gonorrhoische  Form  Kontraindikation  für  Mas- 


Bartholdjr,  Erkrankaogen  der  Gelenke.  29^ 

sage,  da  hier  Produkte  zur  Absorbtion  gebracht  würden,  welche  spezifische 
Elemente  enthalten.  Bei  rezidivierendem  Hydrops  ist  Massage  sehr  gut.  Auch 
irüiritis  deformans  gibt  gute  Resultate  bei  Massage,  ebenso  Gelenkrheuma- 
tismus im  Stadium  des  Abklingens. 

Moser  (ö)  hat  bei  vier  Kranken  mit  Gelenkversteifungen  verschiedenster 
Ätiologie  (Gicht,  Tuberkulose,  Lues)  sehr  günstige  Resultate  durch  Röntgen- 
strahlen erreicht.  Nicht  nur  bei  Eapselerkrankungen,  sondern  auch  beiVer- 
waclisungen  der  Gelenkenden  können  Röntgenstrahlen  lockernd  wirken,  ob 
direkt  oder  indirekt,  bleibt  fraglich.  Bei  einem  Falle  wurde  bei  alleiniger 
Bestrahlung  eines  Kniegelenkes  eine  günstige  Fernwirkung  auf  andere  ver- 
steifte Gelenke  konstatiert.  Moser  nimmt  an,  dass  entweder  durch  die  Be- 
strahlung gewisse,  innerlich  wirkende  Sto£fe  im  Körper  gebildet  werden,  oder 
dass  an  der  bestrahlten  Stelle  pathologische  Produkte  aufgesaugt  und  in  den 
Blutkreislauf  gebracht  wurden,  die  nun  als  Reiz  wirken,  um  an  anderen 
Stellen  den  Aufsaugungsprozess  auszulösen.  In  der  Diskussion  weist  Heile 
t Breslau)  auf  seine  experimentellen  Beobachtungen  hin,  die  die  Heilwirkung 
der  Kontgenstrahlen  als  Autolyse  erklären. 

Lorenz  (8)  betont  seine  guten  Resultate  der  Behandlung  der  Coxitis 
tüberculosa.  Er  verzichtet  auf  jede  Extension,  lässt  die  Kinder  mit  fixiertem 
(jelenke  auf  der  erkrankten  Extremität  auftretend  laufen,  abgesehen  von 
kuner  Schonungszeit  bei  Schmerzen.  Er  will  eine  starre,  eventuell  knöcherne 
Ankylose  erreichen.  In  der  Diskussion  weist  Mosetig  auf  die  schweren 
Me  hin,  welche  mit  Eiterung,  Spontanluxation  etc.  einhergehen  und  ener- 
gischen operativen  Eingriff  erfordern  (Resektion). 

Drehmann  (10)  weist  auf  Grund  mehrerer  Falle  von  Deformitäten 
nach  Gelenkentzündungen  im  frühesten  Säuglingsalter  darauf  hin,  dass  solche 
Tälle  den  Eindruck  angeborener  Deformitäten  machen  können.  Zwei  Fälle 
zeigten  Hüftgelenkluxationen,  ein  Fall  Genu  varum  und  Luxation  im  Schulter- 
gelenk  mit  Verkürzung  des  Oberarms.  Die  Gelenkentzündungen  sind  gonor- 
rhoisch. 

Kölliker  (11)  beobachtete  zwei  Fälle  von  Coxa  valga  mit  Neigungs- 
vinkel  156®  (2  Abbildungen).  Der  eine  der  Patienten,  ein  76  Jahre  alter 
Herr,  erhtt  einen  Bruch  des  Trochanters  durch  Fall,  der  bei  fehlender  Coxa 
Taiga  sowohl  einen  Schenkelhalsbruch  bedingt  hätte. 

Lewandowsky  (13)  beschreibt  knötchenförmige  Verkalkungen  sub- 
btan  und  periartikulär  an  Hand  und  Vorderarm.  Im  mikroskopischen  Bilde 
iuiden  sich  Kalkablagerungen  in  teils  unverändertem,  teUs  entzündlichem, 
RiesenzeUen  enthaltenden  Bindegewebe.  Lewandowsky  nimmt  eine  Stoff- 
^echselaDomalie  an. 

Seggel  (14)  (s.  hier  1904)  fand  bei  künstlich  erzeugten Enorpeldefekten 
m  Femnr  von  Kaninchen,  dass  die  Narbe  sich  im  wesentlichen  aus  Binde- 
gewebe Zusammensetzt.  Knorpelneubildung  mit  Neubildung  von  Grundsubstanz 
ist  nur  in  geringem  Grade  vorhanden.  Das  Knochenmark  und  Kapsel  oder 
Ligamente'  liefern  reichlich  Bindegewebe,  falls  sie  im  Wundgebiete  liegen. 
Ganz  zentral  und  oberflächlich  gelegene  Defekte  bleiben  bestehen.  Umwand- 
lung bindegewebiger  Narben  in  Knorpel  erkennt  Seggel  nicht  an.  —  In 
tuberkulösen  Gelenken  ist  das  Bild  des  Knorpels  ein  äusserst  wechselndes,  je 
nach  der  Schwere  des  Prozesses;  in  leichten  Fällen  Wucherung  der  Knorpel- 
zellen, in  schweren  Fällen  Absterben  der  Knorpelzellen,  bei  Pannusbildung 
^rd  der  Knorpel  durch  Granulationszellen  und  Fibroblasten  verbraucht. 


2M  '    Jahresbericht  fQr  Ghirnrgi«.    I.  Teil. 

Fasoli  (15)  studiert  den  Emeuernngsprozess  bei  Knorpelwiinden. 

In  einer  Reihe  von  Versuchen  erzeugt  er  aseptische  Wunden  in  dem 
Inkrustationsknorpel  der  Schenkelkondylen  des  Kaninchens,  ohne  die  Gelenk- 
kapsel in  ausgedehnter  Weise  zu  öffnen.  24  operierte  Kaninchen:  am  Leben 
erhalten  7  bis  215  Tage.  Bei  den  nur  den  Knorpel  betreffenden  Schnitt- 
wunden findet  er  Nekrobioseerscheinungen  längs  der  Wundränder:  aktive 
Proliferation  der  angrenzenden  Knorpelzellen  mit  evidenten  karyokinetischen 
Figuren  in  den  ersten  Tagen  nach  dem  Trauma  und  Produktion  nener  Grund- 
substanz, die  den  Substanzverlust  in  oft  übermässiger  Weise  aufEuUt.  Die 
allzu  ausgedehnten  Läsionen  werden  nicht  vollständig  wieder  ersetzt,  sondern 
durch  von  den  Seiten  stammendes  Bindegewebe  bedeckt.  Fällt  der  Schnitt 
in  die  Nähe  von  Sehneninsertionen  oder  von  Umbiegungen  der  Synovialis,  so 
wird  der  Substanzverlust  durch  junges  von  diesen  herstammendes  Bindegewebe 
ersetzt.  Wenn  der  Schnitt  so  weit  ging,  dass  er  den  darunterliegenden 
Knochen  in  Mitleidenschaft  zog,  so  hat  von  dem  blossgelegten  Mark  aus  eine 
aktive  Proliferation  der  Markelemente  statt,  welche  in  die  Läsionen  fortgesetzt 
hineinwuchem:  manchmal  bilden  sie  sogar  einen  Knorpelcallus. 

In  der  zweiten  Reihe  studierte  er  das  Verhalten  der  aseptischen  Schnitt- 
wunden des  elastischen  Ohrenknorpels.  22  beiderseitig  operierte  Kaninchen^ 
am  Leben  erhalten  durch  einen  von  4  bis  190  Tage  schwankendenden  Zeit- 
raum: Knorpelschnitt  durch  die  ganze  Dicke. 

Er  findet  Nekrobioseerscheinungen  längs  der  Wundränder:  die  an- 
grenzenden Knorpelzellen  verbleiben  ganz  und  gar  untätig.  Von  dem  Pen- 
chondrium  und  den  nahe  gelegenen  Geweben  aus  hat  aktive  Bildung  von 
jungejh  Bindegewebe  statt,  welches  den  Substanzverlust  ausfüllt  durch  Er- 
zeugung eines  Kallus,  in  dem  nach  30  Tagen  die  Knorpelmetamorphose  be- 
ginnt, welche  von  den  dem  vorher  bestehenden  Knorpel  nächstgelegenen 
Schichten  aus  einsetzt.  Das  elastische  Gewebe  entsteht  direkt  aus  der  nea- 
gebildeten  Grundsubstanz,  unabhängig  von  den  elastischen  Fasern  des  Peri- 
chondrium,  der  umliegenden  Gewebe  und  des  nahen  normalen  Knorpels.  Die 
sehr  ausgedehnten  Substanzverluste  werden  nur  durch  Bildung  von  schlaffem 
Bindegewebe  erneuert.  R.  Giani. 

Kennedy  (16)  berichtet  einige  Fälle  von  Gelenkexzision.  Im  ersten 
Falle  einer  Kniegelenkresektion  wegen  Tuberkulose  benutzte  er  zur  Fixierung 
der  Knochenenden  den  Tob  in  sehen  Tasterzirkel,  der  nach  Art  einer  Klammer 
wirkt  und  die  Enden  absolut  feststellt.  Diese  Fizierungsmethode  soll  sehr 
gut  und  sicher  sein.  Es  bedarf  weiter  keiner  Schienen  etc.,  es  kann  keine 
Verbiegung  und  keine  Verschiebung  eintreten  und  die  Schmerzen  nach  der 
Operation  sollen  infolge  der  absoluten  Ruhigstellung  der  Knochenenden  sehr 
gering  sein.    (Abbildung). 

II.  Erkrankungen  der  Gelenke  bei  akuten  Infektionen. 

1.  Nattan-Larrier,  Un  cas  d'arfchrite  ä  pneamocoqne  chez  an  nonveau-n^  Arch.  g^o« 
de  möd.  1905.  Nr.  9. 

2.  Henbner,  Der  akute  Gelenkrheumatismus  im  Eindesalter.    Berliner  klin.  Woeben- 
sehr.  1905.  Nr.  88. 

8.   Hu  tan,  Artbrites  aiguGs  des  nonveau»n^s.    Revue  fran^aise  de  möd.  et  de  chir.  1905. 
Nr.  23. 

4.  Rubner,  Die  intravenöse  Salizylbebandlung.  Deutsche  med.  Wocbensebr.  1905.  Nr.  3. 

5.  Ifendel,  Die  intravenöse  Salizylbebandlung  und  ihre  diagnostiscbe  Bedeutung.  Münch. 
med.  Wocbensebr.  1905.  Nr.  4. 


Bartholdy,  Ericranknngeii  der  Qelenke.  295 

Xattan-Larrier  (1)  sah  eine  Arthritis  pumlenta  des  Schültergelenkes 
bedingt  durch  Pneumokokken  bei  einem  Neugeborenen.  Die  Erkrankung  trat 
am  siebenten  Tage  nach  der  Geburt  in  Erscheinung,  ohne  dass  eine  Er- 
krankung der  Mutter  vorausgegangen  war.  Der  Eiter  der  Gelenke  enthielt 
reichlich  Pneumokokken.  Als  Eingangspforte  wurde  die  Wunde  einer  Hasen- 
schartenoperation, welche  am  vierten  Lebenstage  vorgenommen  war,  nachge- 
TieseD.  Es  fanden  sich  in  dieser  Wunde,  welche  vereitert  war,  zahlreiche 
Pneumokokken.  An  der  rechten  Schulter  war  insofern  ein  Trauma  als  be- 
günstigend für  die  Entwickelung  der  Eiterung  anzuerkennen,  als  das  Kind 
in  L  Schadellage  Rücken  links  geboren  wurde,  wobei  nicht  selten  gerade  die 
rechte  Schulter  im  Geburtsmechanismus  etwas  geschädigt  wird. 

Heubner  (2)  hat  zahlreiche  Fälle  von  akutem  Gelenkrheumatismus  der 
Kinder  gesehen.    Di4  Erkrankung  ist  für  Kinder  eine  sehr  gefährliche,  da  sie 
ungleich  häufiger   als  beim  Erwachsenen  eine    schwere  Herzkrankheit,    die 
obliterierende  Perikarditis  bedingt.    In  den  letzten  fünf  Jahren  hat  Heubner 
sieben  Todesfalle  an  Rheumatismus  gesehen.    Alle  sieben  zeigten  obliterierende 
Perikarditis.     Zwei  noch    in  Behandlung  befindliche  Fälle    geben    schlechte 
Prognose.    Der   Verlauf  ist  folgender.     In  der  zweiten  bis  dritten  Woche, 
manchmal  später,.  Endokarditis,  früher  oder  später  tritt  die  Perikarditis  ein. 
Grosses  Exsudat  bildet  sich,   wird  behandelt,   ev.  punktiert.     Das  Exsudat 
pht  znruck,   aber  das  Kind  erholt  sich  nicht.    Pleuritis  folgt.     Die  Kinder 
siechen  langsam  hin,  oft  tritt  plötzliche,  nach  Monaten  schnell  letal  endende 
Herzschwäche  auf.   Heubner  erinnert  an  die  Kardiolyse  (Brauer)  zur  Ab- 
wehr der  schweren  Folgen.     (Ein  operierter  Fall  noch  in  Beobachtung.) 

Die  akuten  Gelenkentzündungen  der  Neugeborenen  gehen  nach  Hu  tan  (3) 
immer  von  einer  Konjunktivitis  seltener  von  einer  -Vulvitis  gonorrhoica  aus. 
Meist  wird  nur  ein  Gelenk  und  zwar  zumeist  das  Kniegelenk,  seltener  das 
Handgelenk  befaUen.  Bei  polyartikulärem  Auftreten  werden  grössere  Gelenke, 
»ach  wieder  Knie-  und  Handgelenk  befallen.  Komplikationen  seitens  des 
Herzeiis,  der  Nieren  usw.  sind  bei  Neugeborenen  nicht  bekannt.  Die  Morta^ 
litat  beträgt  20®/o,  die  Heilungsdauer  1— -4  Wochen. 

Rubner  (4)  hat  die  von  Mendel  (Therapeutische  Monatshefte.  April 
1904)  empfohlene  intravenöse  Salizylinjektion  gegen  akuten  Gelenkrheumatis- 
mus [(Natr.  salicyl.  17,5,  Coffein  2,5,  Aqua  dest.  ad  100,0  =  Attritin)  (2  ccm 
intravenös)]  mit  gutem  Erfolge  angewandt. 

Mendel  (5)  gibt  die  spezielle  Technik  seiner  Salizylinjektion  (Attritin). 
Im  Änschluss  daran  weist  er  auf  die  Wichtigkeit  dieser  Injektionen  als 
Merentialdiagnostisches  Mittel  zwischen  rheumatischen  und  anderen  Er<^ 
krankimgen  (Tuberkulose,  Tumoren)  hin,  welche  letztere  im  Beginn  bisweilen 
fheumatische  Beschwerden  geben.  Das  sofortige  Nachlassen  der  Beschwerden 
beweist  den  rheumatischen  Charakter,  zumal  wenn  ev.  vorhandene  Schwellung 
zurückgeht.    Bei  ca.  2000  Injektionen  hat  Mendel  nie  Schaden  gesehen. 

III.  Chronische  Erkrankungen  der  Gelenke. 

(Toberkolose,  chrou.  Gelenkrheamatismus,  Arthritis  deform  ans,  Gonorrhöe,  Gicht.) 

1.  Bier,  Behandlung  der  Gelenktaberkolose.    Gongr^s  de  la  boc\M  internationale  de 

Cfainn^e.    Brflasel  1905. 
2«  Broca,  Traitement  de  la  tubercolose  articolaire.   (1.  c). 
3.  Willems,  Traitement  de  la  tuberculose  articolaire.    (1.  c). 
^  Godivilla,  Traitement  de  la  tuberculose  articulaire.    (1.  c). 


296  Jahresbericht  für  Chirargie.    I.  Teil. 

5.  Bradford,  Traifcement  de  la  tabercolose  ariicalaire.   (I.  c). 

6.  Diacoasion  ad  1 — 5. 

7.  Qarrä,  Über  die  Indikationen  zar  konaervativen  und  operativen  Behandlang;  der  Gelenk- 
tnberkiüose.    Dentache  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  47/48  (aiehe  unter  6). 

8.  Loreuzoni,  Contribnto  clinico  aUa  cara  conaerrativa  nella  inbercnloai    delle  artico- 
lazionL    Riviata  Yeneta  di  Scienze  Mediche  1905.  Faac  X. 

9.  Galdwell,  When  ahall  we reaect  in  tabercaloua diaeaae  of  jointa?  Med. New^a  14.  L  1905. 
p.  44. 

10.  *Hoffa,  Behandlung  der  Gelenktnberkuloae  im  kindlichen  Lebenaalter.      Wflrzborger 
Abhandinngen  8.  XII.  1904. 

11.  Rocher,  La  r^frig^ration  locale  par  la  glace  dana  le  traitement  de  la  toberculoae 
oatöo-articulaire.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  24. 

12.  Oauthier,  Rhumatiame  tuberculeux  ankyloaant    Revue  d^orthop^die  1905.  Nr.  4. 

13.  W  iart  et  Gontelaa,  Le  rhumatiame  tuberculeux:  arthralgiea  tuberculeases.     Revue 
de  la  tuberculoae.  IL  1905.    Ref.  in  Journal  de  m^d.  de  Chir.  J905.  JuilL 

14.  *Poncet-Leriche,  Rhumatiame  tuberculeux  ankyloaant,  arthritea  plaatiqaes,    aiikj- 
loaea  oaaenaea  d'origine  tuberculeux.    Revue  de  Chir.  1905.  Nr.  1. 

15.  Le  riebe,   Rhumatiame    tuberculeux    chronique    däformant.    Revue  d'orthop^d.  1905. 
Nr.  3. 

16.  *Maillard,  Rhumatiame  articulaire  aigue  tuberculeux.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  8. 

17.  *Verhogen,  Le  rhumatiame  tuberculeux  n'exiate  paa.    Le  progr^a  möd.  bellte  1905. 
15  Sept. 

18.  Lannelongne-Achard,  Traumatiame  et  tuberculoae;  influence  de  monrement  aur 
Tevolution  dea  oat^o- arthritea  tuberc    Bull,  de  TAcad.  de  m^d.  1905.  Nr.  7. 

19.  Teiaaier,  Lea  formea  cliniquea  du  rhumatiame  chrooiquea.    Ija  aemaine  möd.  1905. 
27  Sept. 

20.  Brnnton,  Diacuaaion  on  rheumatic  arthritia.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Dec.  2. 

21.  Ibrahim,  Arthritia  chronica  bei  einem  V/t  Jahre  alten  Mädchen.  Mflnch.  med.  Wochen- 
achr. 1905.  Nr.  85. 

22.  *Parron-Papinian,  Pathog^uie  et  traitement  du  rhumatiame  chronique  articulaire. 
La  preaae  m^d.  1905.  Nr.  1. 

23.  *Lejara,  L'intervention  op^ratoire  dana  le  rhumatiame  chronique  d^formant.  Semaine 
möd.  1905.  Nr.  8. 

24.  Schüller,  Über  den  Nach weia  der  hanteiförmigen  Bazillen  bei  der  chroniachen  zotten- 
bildeoden  Polyarthritia  und  Aber  Beziehungen  der  Syphilia  zu  deraelben.  Berliner  klint 
Wochenachr.  1905.  Nr.  40. 

25.  *Painter,  Chronic  rheumatiam.    Med.  Newa  1905.  Dec.  23. 

26.  Abrahame,  Arthritia  deformana  an  ita  alliea.    Brit.  med.  Journ.  22.  lY.  1905. 

27.  Alexander,  Mit  groaaen  Araendoaen  behandelter  Fall  von  Arthritia  deformaas.  Journ. 
of  Americ.  Aaaoc.  1905.  Nr.  8. 

28.  ^Abrahame,  Akute  Arthritia  deformana.    Brit.  med.  Journal  9.  XII.  1905. 

29.  Laqueur,  Zur  phyaikaliachen  Behandlung  der  gonorrhoiachen  G-elenkerkranknngen. 
Beriiner  klin.  Wochenachr.  1905.  Nr.  23. 

80.  Hirach,  Behandlung  der  Arthritia  gonorrhoica  mit  Bier  acher  Stauung.  Berliner  klin. 
kiin.  Wochenachr.  1985.  Nr.  39. 

81.  Frauenthal,  Gonorrheal  arthritia.    Med.  Newa  13.  V.  1905. 

82.  ^Füller,  The  relation  of  gonorrheal  rheumatiam  .  .  .  Annale  of  Surgery  1905.  Nr.  6. 

83.  Minkowaki,  Die  Behandlung  der  Gicht.    Deutache  med.  Wochenachr.  1905.   Nr.  11. 

84.  Wataon,  Reaaona  for  abendoning  the  uric  acid  theory  of  Joint.  Brit.  med.  Journ. 
21.  I.  1905. 

25.  Holger-Trautne,  La  goutte  et  le  bacterium  coli  commune.  Nordiakt  Medicinskt 
Archiv  1904.    Ref.  in  Arch.  gön.  de  möd.  1905.  Nr.  2. 

86.  Ranaon,  üric  acid  —  ita  influence  in  Joint.    Med.  Newa  11.  III.  1905. 

87.  Gourtuia-Suffit,  Lea  rapporta  de  la  goutte  et  du  rhumatiame  chronique.  Gazette 
dea  h6pitaux  1905.  Nr.  78. 

88.  May  et,  Traitement  de  la  goutte  par  la  citarin.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  32. 

89.  Roaenbacb,  Zur  pathologischen  Anatomie  der  Gicht.  Virchowa  Arch.  Bd.  179. 
Heft  2. 

40.  *J  0  n  e  a ,  Caaea  of  Joint  awellinga  aimulating  gout  and  rheumatiam.  The  Briatol  med.- 
ehir.  Journal  1905.  Nr.  88. 


Barth oldy,  Erkrankungen  der  Gklenke.  297 

Die  Frage  der  Behandlung  der  Gelenktnberkolose  wurde  auf  dem  I.  Kon- 
gress  der   internationalen  chirurgischen   Gesellschaft  in  Brüssel   ausfuhrlich 
erörtert.     Bier  (1)  verlangt  vor  allem   bei  der  Behandlung  mit  Stauungs- 
hyperamie   die  richtige  technische  Anlage  der  Binde.    Der  Puls   soll   fühl- 
bar bleiben,  das  Glied  warm  bleiben.    Dauer  der  Stauung  eine  bis  höchstens 
drei  Stunden.    Bei  längerem  Liegen  der  Binde  entstehen  leicht  grosse,  kalte 
Abszesse.     Es  soll  femer  ein  chronisches  Ödem  des  erkrankten  Gliedes  ver- 
mieden  werden.     (Bei   eventuellem   Eintritt    desselben   Hochlagerung.)     Bei 
offenen  Tuberkulosen  muss  der  Verband  abgenommen  oder  gelockert  werden. 
Kalte  Abszesse  sind  mit  kleinem  Schnitt  zu  spalten  und  eventuell  mit  Saug- 
apparaten zu  entleeren.  (Keine  Auskratzung.)  Beginnende  Amyloiddegeneration 
nnd    schwere   Lungenphthisen    sind   Kontraindikationen.   (Amputation.)    Die 
konservative  Behandlung  soll  nicht  aufgegeben  werden,  wenn  Verschlimmerung 
eintritt.     Die  kalten  Abszesse  bei  Stauuugshyperämie  sind  immer  wieder  zu 
spalten.    Jodoformbehandlung  in  Verbindung  mit  Stauungshyperämie  hat  Bier 
aufgegeben,  weil  die  Erfolge  keine  guten  waren.    Bei  grossen,  die  ganze  Ge- 
lenkhöhle füllenden,  kalten  Abszessen  ist  Stauungshyperamie  nicht  angezeigt. 
Bier  verzichtet  bei  Stauungshyperämie  auf  Ruhigstellung.    Bei  Kniegelenks- 
nnd  Fnssgelenktuberkulose  erhalten  die  Patienten  abnehmbaren,   festen  Ver- 
band, der  nur  bei  Belastung  der  Gelenke  (Gehen,  Stehen)  getragen  wird.   Aus 
der  gegebenen  Statistik  sehr  günstiger  Resultate  hebt  Bier  selbst  hervor, 
(kss  gerade    beim  Knie  aus  unbekannten  Gründen  die  Resultate   nicht  so 
günstig  sind.    Beim  Handgelenk  88  7o  Heilung,  beim  Ellenbogengelenk  72,7  Vo, 
beim  Fussgelenk  61,8%  Heilung. 

Broca  (2)  erkennt  das  Vorkommen  eines  Hydrops  tuberculosus  an, 
^ber  nicht  in  der  häufigen  Form  wie  Poncet  ihn  sehen  will.  Broca  emp- 
fiehlt Punktion,  Jodoformglyzerininjektion,  Ruhigstellung.  Osteoarthritis  tuber- 
calosa  erfordert  Ruhigstellung  im  Verein  mit  Kompression.  Die  nach  Re- 
dressement  auftretenden  miliaren  Erkrankungen  sind  zufallige  Ereignisse,  da 
^ieningitis  auch  bei  grossen  Serien  nur  mit  Extension  behandelter  Patienten 
häufig  sein  können.  Broca  bespricht  dann  von  bekannten  Gesichtspunkten 
äos  die  Resektion  und  die  Arthrektomie,  ferner  die  Mittel  zur  Injektion  nach 
Punktion. 

Willems  (3)  gibt  eine  Übersicht  über  die  Erfolge  und  Indikationen 
der  operativen  Behandlung  der  Gelenktuberkulose.  Die  Indikationsstellung 
lum  operativen  Eingreifen  hat  zu  berücksichtigen:  1.  den  lokalen  Zustand, 
2.  den  Allgemeinzustand,  3.  die  Lokalisation.  Nichteiterige  Tuberkulosen  der 
Kinder  können  konservativ  behandelt  werden,  ausgedehnte  Erkrankungen  ohne 
Neigong  zur  Heilung  soUen  operiert  werden.  Fisteln  erfordern  nicht  unbe- 
dingt operativen  Eingriff;  sie  sollen  zunächst  konservative  Behandlung  er- 
fahren. Exstirpation  der  Fisteln  allein  ist  zwecklos.  Sequester  erfordern 
operativen  Eingriff.  Schwerere  allgemeine  Erkrankungen  wie  Intestinaltuber- 
kalose  oder  Amyloiddegeneration  der  Nieren  etc.  erfordern  Amputation.  Die 
Kaiegelenkstuberkulose  der  Kinder  erfordert  konservative  Behandlung.  Wird 
doch  operative  Behandlung  nötig,  so  ist  die  Amputation  der  Resektion  vor- 
zuziehen, da  die  Resektion  bei  Kindern  Verkürzung  und  Kontrakturen  zur 
Folge  hat.  Beim  Erwachsenen  gibt  die  Resektion  die  besten  Resultate.  Für 
das  Ellenbogengelenk  ist  frühzeitige  Resektion  zu  empfehlen,  ebenso  für  die 
Schalter,  wegen  der  Häufigkeit  der  Sequesterbildung  und  der  frühzeitigen 
Atrophie^des  Deltoides.    Das  Handgelenk  erfordert  erst  nach  schweren  Zer- 


298  Jahresbericht  für  Chinixgie.    I.  Teil. 

störangen  die  Resektion.    Das  Fassgelenk  soll   bei  Kindern  konservativ»   bei 
Erwachsenen  fräh  mit  Resektion  behandelt  werden. 

Codiyilla  (4)  verlangt  anch  für  die  Kniegelenkstuberkulosen  der  Kin- 
der die  Resektion  mit  Schonung  der  Epiphysenlinie.  Drohende  Flexionsstel- 
lung hiemach  soll  durch  Tenotomie,  Verpflanzung  der  Beugesebnen  an  die 
Streckseite  verhindert  werden. 

Bradford  (5)  weist  auf  die  Folgen  der  Muskelspasmen  hin,  welche  den 
Femurkopf  gegen  das  Acetabulum  pressen  und  so  diesen  schädigen.  Druck- 
entlastung durch  Extension  sei  daher  während  der  Zeit  der  Spasmen  not- 
wendig. Neben  der  chirurgischen  Behandlung  darf  der  grosse  günstige  Ein- 
fluss  der  Behandlung  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden. 

Aus  der  Diskussion  zur   Gelenktuberkulosenfrage  (6)  sei  folgendes    er- 
wähnt.   Lebrun  (Namur)  hat  seit  Jahren  bei  Kindern  nicht  mehr  reseziert, 
sondern  konservative  Behandlung  bevorzugt ;  bei  frischen  Prozessen  ist,   solange 
kein  Knochenherd  anzunehmen  ist,  die  Arthrektomie  zu  machen,  da  bei  Kin- 
dern gerade  die  synoviale  Erkrankung  häufig.    Blutstillung  und  Aseptisierung 
der  Wunde  mit  Thermokauter ;  Drainage.     Garre  (Breslau)  behandelt  Hüft- 
und  Handgelenk  konservativ.    Das  Kniegelenk  gibt  bei  konservativer  Behand- 
lung wenig  gute  Resultate.    Das  Fussgelenk  erfordert  radikales  Vorgehen  (bei 
konservativer  Behandlung  56%  Misserfolge).    Hoffa  (Berlin)   weist    auf  die 
Wichtigkeit  der  orthopädischen  Nachbehandlung  hin.    Walt  her  (Paris)  emp- 
fiehlt die  Chlorzinkinjektionen  (exklusive  Hüftgelenk).     Beim  Hüftgelenk   ist 
das  Vorhandensein   eines  abgegrenzten  Herdes   (Röntgenbild),   welcher   ganz 
und  aseptisch  entfembar,  Indikation  zur  Operation  (gründliche  Ausräumung, 
Ätzung  mit  Karbolsäure).     Delling  er  erkennt  soziale  Indikationen  nicht  an 
(öffentliche  Fürsorge).     Bier  sehe    Stauung   hat  er  verlassen.    Er  bevorzugt 
die  Behandlung  mit  Ruhigstellung  ohne  Injektion  bei  frischen  Fällen.  Gelpke 
(Basel)  nimmt    an,   das  Serum  des  tuberkulösen  Hydarthros  sei  bakterizid, 
verliere  nach  einiger  Zeit  seine  bakterizide  Kraft;   nach  Punktion  bilde  sich 
neues  bakterizides  Serum.     Darum   punktiere   man    nicht  zu  früh,   sondern 
erst,  wenn,  nach  dem  Verlauf  zu  urteilen,  die  bakterizide  Kraft  im  Abnehmen 
sei.    Die  Wirkung  des  Jodoformglyzerins  beruhe  auf  der  sekretionsanregenden 
Einwirkung  des  Glyzerins,  das  Jodoform  sei  gleichgültig  oder  schädlich. 

Nach  Aufführung  der  verschiedenen  Mittel,  die  man  bisher  für  die  Be- 
handlung der  Gelenktuberkulosen  besitzt,  konstatiert  Lorenzoni  (8),  dass 
der  operative  Eingriff  immer  mehr  Boden  verliert,  sei  es,  weil  die  Läsion 
des  Epiphysenknorpels  das  Wachstum  der  Knochen  anhält,  sei  es,  weil  nicht 
immer  dadurch  der  tuberkulöse  Herd  aus  dem  Organismus  entfernt  wird. 

Die  in  den  vom  Verf.  berichteten  Fällen  angewandte  konservative  Be- 
handlung besteht  in  Fixationsverband,  Punktur,  Ausräumung  und  Ausspülung 
der  Gelenke  und  Injektionen  von  Jodtinktur  und  Glyzerin  zu  gleichen  Teilen: 
innerliche  Verabreichung  von  Jodoform,  Aufenthalt  in  freier  Luft  und  Über- 
ernährung. Er  teilt  28  operierte  Fälle  mit,  von  denen  19  in  einem  von  45 
Tagen  bis  zu  4  Jahren  schwankenden  Zeiträume  zur  Heilung  kamen.  4  der- 
selben wurden  dann  immobilisiert  und  nach  den  Vorschriften  der  konser- 
vativen Chirurgie  behandelt ;  4  mussten  ungeachtet  der  ersten  Operation  am- 
putiert werden ;  1  wurde  erstzeitig  amputiert ;  3  starben  vor  der  Vemarbung 
des  Herdes  an  verallgemeinerter  Tuberkulose. 

Von  151  nach  der  konservativen  Methode  behandelten  Fällen: 


Barth oldy,  Erkrankaageii  der  Gelenke.  299 

106  heilten  in  einem  von  2  Monaten  bis  2  Jahre  und  7  Monate  schwan- 
kenden Zeiträume. 

37  erzielten  Besserung  mit  Aussicht  auf  sichere  Heilung. 
5  starben  an  schon  vor  Beginn  der  Behandlung  ersichtlicher  Verallge- 
meinemng  des  Prozesses. 

4  weigerten  sich  die  Behandlung  fortzusetzen. 

Unter  Hinweis  darauf,  dass  das  operative  Verfahren  als  Folgezustände 
Fistelgange,  Verkürzungen,  Ankylosen  hinterlässt,  wenn  ganz  der  Zweck  er- 
reicht wird,  schliesst  Verf.:  der  Prozentsatz  der  Amputationen  in  zweiter 
Zeit  und  des  Exitus  an  Eingeweidetuberkulose  ist  ein  hoher. 

Mit  der  konservativen  Behandlung  hingegen  bekommt  man  einen  grösseren 
Prozentsatz  an  Heilungen :  und  weiter  kann  die  auf  die  Immobilisation  folgende 
Ankylose  in  der  Folge  bemeistert  werden:    die  gewissenhaft  dTurchgeführte 
Behandlung  vermeidet  die  Gefahr  einer  Diffusionsbegünstigung  des  Prozesses. 
Punktnr  und  Ausspülung  regen  mit  den  injizierten  antiseptischen  Substanzen 
die  Bindegewebsnenbildung  an,  welche  den  Prozess  beschränkt.    In  schweren 
FäUen  mit  Fistelgängen  usw.  ist  es  vorteilhaft,   die  Gänge  aufzuspalten,   die 
schwammartigen  Bildungen,  die  käsigen  Massen  zu  entfernen,  Jod  anzuwenden, 
wobei  man  die  Immobilisation  fortsetzt;   dabei  muss  man  sich  jedoch  gegen- 
wärtig halten,  dass  die  äusserst  schweren  Fälle  kein  anderes  Rettungsmittel 
besitzen  als  die  Amputation.     Er  schliesst  in  dem  Sinne,   dass,   solange  man 
noch  nicht  das  Spezifikum  'gegen  den  Koch  sehen  Bazillus  besitzt,   es  das 
Beste  ist,  den  Organismus  zu  kräftigen.  R.  Giani. 

Caldwell  (9)  erörtert  die  Frage,  wann  man  ein  Gelenk  bei  tuberkulöser 
Erkrankung  resezieren  soll ;  er  bringt  nur  die  allgemein  gültigen  Indikationen* 
Aach  hier  werden  die  Resultate  der  Resektion  des  Fussgelenkel  als  ungünstig 
bezeichnet. 

Rocher  (11)  glaubt  durch  Behandlung  tuberkulöser  Knochen-  und  Ge- 
lenkprozesse bei  Kindern  und  jugendlichen  Erwachsenen  mit  Eis  eine  Ein- 
wirkung auf  die  krankhaften  Erscheinungen  ausüben  zu  können.  Der  Ein- 
floß soll  sich  einerseits  geltend  machen  durch  Schmerzmilderung  infolge 
Wirkung  auf  die  Blutfülle  der  Gefasse  und  zwar  als  Yasokonstriktion,  anderer- 
seits durch  Wirkung  auf  die  Bazillen  direkt,  indem  Veränderungen  in  der 
Blntzirknlation  den  Kampf  des  Organismus  gegen  die  Bazillen  erleichtem.  Ein 
direkter  Einfluss  auf  die  Bazillen  ist  nicht  anzunehmen.  Besonders  bei  der 
Koxitis  der  Kinder  soll  die  Schmerzlinderung  eine  hervorragende  sein.  Die 
Kälte  soll  nicht  allein,  sondern  im  Verein  mit  den  üblichen  Behandlungs- 
methoden verwandt  werden. 

Gauthier  (12)  bringt  für  das  von  Poncet  und  Leriche  im  Vor- 
jahre beschriebene  Krankbeit&bild  des  ankylosierenden  Rheumatismus  tubercu- 
losus  einen  neuen  Fall,  bei  welchem  der  Sitz  der  Erkrankung  die  ganze 
Wirbelsäule  ist  Bemerkenswert  sind  als  analoge  sklerosierende  Prozesse,  in 
diesem  Falle  eine  alte  Iritis  und  doppelseitige  trockene  Otitis  auf  tuberku- 
löser Basis. 

Wiart  et  Coutelas  (13)  geben  eine  Zusammenstellung  der  klinischen 
Erscheinungen  der  tuberkulösen  Arthropathien  und  die  differentialdiagnosti- 
schen Merkmale  gegenüber  den  ähnlichen  Krankheitsbildem  der  gonorrhoischen 
und  syphilitischen  Gelenke. 

Leriche  (15)  berichtet  über  zwei  Fälle  hochgradiger  deformierender 
Gelenkveränderungen  an  den  Händen  bei  gleichzeitigen  schweren  tuberkulösen 


aOO  Jahresbericht  für  Chimzgie.    L  Teil. 

Erkrankungen  anderer  Organe  (Drüsen,  Knochen);  diese  deformierenden  Verl 
änderangen  fasst  er  als  chronischen  deformierenden  tuberkulösen  Gelenkt 
rheumatismus  auf. 

Lannelongue  und  Achard  (18)  zeigen  an  Versuchen  von  Kaninchen 
den  Einfluss  der  Bewegungen  bei  der  Entwickelung  der  Knochen-  und  Gelenki 
tuberkulöse.  Bewegungen  erleichtem  das  Entstehen  von  Knorpel-  und  Knochen 
herden.  Die  Versuche  beweisen  den  schädigenden  Einfluss  aktiver  und  passivel 
Bewegungen  bei  der  Behandlung  der  Gelenktuberkulose  des  Menschen  un<j 
zeigen  den  hohen  Wert  der  Immobilisation  und  der  Extension. 

Teissier  (19)  nimmt  für  jede  Form  des  chronischen  Gelenkrheumatis- 
mus eine  Infektion  an.    Diese  kann  entweder  indirekt  wirken,  indeoti  primär 
das  Gift  oder  die  Toxine  auf  das  Zentralnervensystem  und  die  Wurzeln  des 
Bückenmarkes  wirken  (Trophoneurose),  oder  sie  kann  direkt  wirken    durch 
die  Bakteriengifte  auf  Synovialis  und  das  periartikuläre  Gewebe.     Teissier 
unterscheidet  zwei  grosse  Gruppen:   Erstens  den  chronischen  deformierendezi 
Rheumatismus  mit  den  zwei  Varietäten  des  progressiven  polyartikulären  und 
partiellen  Rheumatismus,    und   zweitens   den   chronischen    infektiösen    oder 
Pseudorheumatismus   mit   verschiedenen   Infektionsursachen   (Staphylococcas, 
Gonococcus,  Tuberkelbacillus). 

Nach  Brunton  (20)  kann  eine  Arthritis  rheumatica  auch  gastrointesti- 
nalen  Ursprungs  sein. 

Ibrahim  (21)  berichtet  einen  Fall  von  Arthritis  chronica  bei  einem 
Vif  Jahre  alten  Kinde.  Beginn  der  Krankheit  in  den  Füssen  und  Händei]. 
Die  Erkrankung  schritt  zentralwäxts  weiter  von  den  kleineren  Gelenken  zu 
den  grösseren,  bis  zum  Ellenbogengelenk  und  Fussgelenk.  Es  handelt  sich 
um  die  nach  Teissier  und  Roque  als  Rhumatisme  chronique  deformant 
bezeichnete,  in  diesem  Alter  seltene  primäre  chronische  Arthritis. 

S  c  h  ü  1 1  e  r  (24)  verlangt  die  strenge  Scheidung  der  Polyarthritis  chronica 
villosa  von  dem  chronischen  Gelenkrheumatismus  und  der  Arthritis  deformans. 
Nur  für  den  ersteren  Prozess  gelten  seine  Bazillenbefunde  in  der  Form  der 
hantelformigen  Bazillen.  Zur  Züchtung  der  Bazillen  entnimmt  man  am  besten 
direkt  lymphatische  Gelenkzotten,  bewahrt  diese  einen  oder  mehrere  Tage 
in  einem  sterilen  Glase  im  Brutschrank,  impft  dann  auf  Bouillon,  Peptonagar, 
gekochte  Kartoffel  etc.  Ein  einfaches  Verfahren  besteht  darin,  dass  man  die 
gewonnene  Gelenkflüssigkeit  zentrifugiert  und  dann  entweder  sofort  oder  nach 
einiger  Zeit  (dunkel  aufbewahren)  auf  oben  genannte  Nährböden  impft. 

Auch  direkt  aus  dem  Zentrif  ugat  lassen  sich  Ausstrichpräparate  machen. 
Ist  kein  Liquor  im  Gelenk,  so  kann  man  physiologische  Kochsalzlösung  oder 
steriles  Wasser  einspritzen  und  wieder  auslaufen  lassen  zwecks  Gewinnung 
bakterienhaltiger  Flüssigkeit. 

Sind  trotz  des  Bakterienbefundes  Veränderungen  vorhanden,  welche  das 
Bild  einer  einfachen  Arthritis  deformans  zu  bieten  scheinen,  so  handelt  es 
sich  nach  Schul  1er  um  einen  abgelaufenen  syphilitischen  Prozess,  auf  dessen 
Boden  sich  der  zottenbildende  Prozess  entwickelt  hat.  Schüller  macht 
weiterhin  noch  darauf  aufmerksam,  dass  man  bei  den  an  zottenbildender 
Synovitis  erkrankten  Gelenken  häufig  einen  flacheren  oder  tieferen  grubigen 
Defekt  am  Rande  des  einen  Gelenkendes  bei  sorgfältiger  Palpation  nachweisen 
kann.    (Bei  Arthritis  deformans  nie  vorhanden.) 

Abrahams  (26)  erläutert  verschiedene  Formen  der  Arthritis  deformans 
und  ähnlicher  Krankheitsbilder.     ^Stills  Krankheit^  der  Kinder  wird  meist 


Bmrtholdy*  Erkrankungen  der  Gelenke.  301 

rbemnatische  Arthritis  der  Kinder  genannt,  ist  aber  von  dieser  streng  zu 
trennen.  Sie  ist  ein  infektiöser  Prozess  und  geht  einher  mit  Yergrössening 
der  Milz  und  der  Lymphdrüsen.  Die  Krankheit  tritt  mehr  bei  Knaben  auf 
aztd  ergreift  die  Finger  spät.  Es  handelt  sich  eine  chronische,  spezifische 
Infektion,  welche  eine  Synoyitis  mit  sekundären  Veränderungen  der  Knorpel 
bedingt.  Die  senile  Osteo-arthritis  stellt  anfangs  einen  degenerativen  Prozess 
dar,  als  Zerfasemi^  und  Schwinden  des  Gelenkknorpels;  die  Hypertrophie 
der  SynoTialfalten  sind  sekundäre  Prozesse  und  fast  als  eine  kompensatorische 
Erscheinung  anfzufassen.  Anämie  fehlt.  Besonders  befallen  sind  die  grossen 
(jelenke.  Bei  anderen  Formen  rheumatischer  Arthritis  besteht  deutliche 
Anämie.  Bei  jüngeren  Frauen  beginnen  die  arthritischen  Veränderungen 
bisweilen  mit  Niedergeschlagenheit  und  zu  früher  Menopause. 

Bei  einer  seit  6  Jahren  bestehenden  schweren  Arthritis  deformans  eines 
23jährigen  Mannes  erzielte  Alexander  (27)  wesentliche  Besserung  durch 
grosse  Dosen  Arsen  (Solut.  Fowleri  bis  3  mal  tägl.  16  Tropfen). 

Laqneur  (29)  betont  in  der  Frage  der  physiologischen  Behandlung  der 
gonorrhoischen  Geienkerkrankungen,  dass  der  frühere  Standpunkt  der  abso- 
loten  Immobilisierung  verlassen  sei  und  mit  Recht  erstrebt  werde,  möglichst 
bald  in  der  Behandlung  mit  Bewegungen  zu  beginnen.  Im  ersten  akuten 
Stadium  bewährt  sich  Ruhe  und  Watteeinpackungen.  Dann  aber  soll  starke 
Hyperämie  durch  Stauung  oder  lokale  fleissluftbäder  erzeugt  werden,  wobei 
frühzeitige  Bewegungen  erreicht  werden  können.  Später  soll  die  Massage  zur 
Anwendung  kommen. 

In  der  Diskussion  lobt  Burwinkel  (Nauheim)  Umschläge  mit  abso« 
lotem  Alkohol  und  Guttaperchapapier  darüber  als  ein  glänzendes  Mittel  zur 
Behandlung  gonorrhoischer  Gelenke.    (Aktive  Hyperämie.) 

Zabludowski  (Berlin)  weist  darauf  hin,  dass  der  Chirurg  wohl  meist. 
BOT  sehr  schwere  Formen  der  Arthritis  gonorrhoica  zur  Behandlung  bekommt. 
und  daher  nicht  die  günstigen  Resultate  der  Vorredner  kennt  und  erwartet.. 
Fol  die  schweren  Fälle  ist  die  Immobilisation  nicht  zu  umgehen  trotz  der 
bekannten  Gefahr  der  Vernichtung  der  Gelenkbeweglichkeit. 

Wintern itz  (Wien)  erinnert  daran,  dass  entzündete  Gelenke  gegen 
faradische  Ströme  fast  unempfindlich  sind,  andererseits  aber  nach  Durch- 
kitnng  allmählich  gesteigerter  Ströme  schliesslich  leichte  Bewegungen  ohne 
^ymierzen  zulassen.    (Verfahren  nach  Drosdorff.) 

Hirsch  (30)  hat  35  Fälle  gonorrhoischer  Arthritis  mit  Bier  scher 
Stannng  behandelt.  Er  konmit  zu  dem  Resultat,  dass  die  Dauer  der  Be- 
Wdlong  nicht  abgekürzt  wird  gegenüber  den  alten  Behandlungsmethoden 
and  dass  die  funktionellen  Resultate  ebenfalls  keine  besseren  sind.  Er  erkennt 
UL,  dass  die  Methode  eine  bequeme  ist  und  dass  häufig  promptes  Schwinden 
der  Schmerzen  nach  Einleitung  der  Stauung  erreicht  wird. 

Frauenthal  (31)  gibt  einen  geschichtlichen  Überblick  über  die  Er- 
kenntnis der  Arthritis  gonorrhoica.  Er  berichtet  weiter:  Von  600  Kindern 
litten  70  an  Gonorrhöe,  von  diesen  10  an  Arthritis.  Bei  Kindern  ist  die 
Temperatur  meist  höher  als  bei  den  Erwachsenen.  Er  sah  zwei  tödlich  yer- 
lanfene  Falle  bei  Erwachsenen,  bei  welchen  diagnostische  Schwierigkeiten 
erwachsen  waren  (Endokarditis).  Bei  Fussgelenkgonorrhöe  ist  auf  spätere 
Plattfiissbildung  zu  achten.  Ein  Fall  von  Erkrankung  der  Hüfte,  welcher 
erst  ab  zentrale  Myelitis,  dann  als  Tuberkulose  galt,  ergab  später  gonorrhoische 
Entzündung.    Kniegelenke  behandelt  er  mit  Heissluft  20*- 30  Minuten,  dann 


302:  Jfthresberichi;  für  Gbirorgie.    I.  Teil. 

Credesalbe,  dann  galvanische  Ströme  und  schliesslich  Salbe  bedeckt  mit  Olseida 
Das  Bein  wird  in  Gipsschienen  gelagert. 

Minkowski  (33)  führt  aus,  die  gichtischen  Ablagerungen  aus  kristalli« 
nischem  sauren  hamsauren  Natron  und  der  Mehrgehalt  des  Blates  an  Haraj 
säure  sind  nicht  die  Folge  vermehrter  Hamsäurebildung  im  Organismus,  son^ 
dem  die  Folge  von  Unregelmässigkeiten  in  der  Harnsäureausscheidnng.  Dai 
abnorme  Verhalten  der  Harnsäure  ist  keine  für  sich  bestehende  Stömngi 
sondern  die  Folge  einer  komplizierten  Stoffwechselanomalie.  Die  abnormei] 
Vorgänge  im  Stoffwechsel  spielen  sich  ab  in  der  Substanz  der  Zellkerne.  Dei 
akute  Gichtanfall  ist  der  Ausdruck  einer  auf  die  Beseitigung  der  abgelagerten 
Urate  hinzielenden  Reaktion  des  Organismus.  Die  der  Gicht  zugrunde  liegende 
Stoffwechselanomalie  beruht  auf  hereditär  übertragbarer  Anlage,  die  £nt- 
Wickelung  der  Gicht  wird  begünstigt  durch  übermässige  Nahrungszufuhr, 
Mangel  an  Bewegung,  Alkoholmissbrauch,  Bleiintoxikation.  Besondere  Be- 
deutung haben  die  Affektionen  der  Verdauungsorgane.  Die  Behandlung  der 
Gicht  hat  die  Bekämpfung  der  primären  Stoffwechselanomalie  zu  erstreben. 
Regelung  der  Ernährung,  Anregung  des  Stoffwechsels.  Überladung  des  Orga- 
nismus mit  Harnsäure  wird  vermindert  durch  Fernhalten  von  nukleinreicher 
Nahrung  (Thymus,  Leber,  Nieren);  Fleisch  ist  ebenso  wie  Fleischextrakt  nur 
in  massigen  Dosen  zu  gestatten. 

Abführmittel  bei  Gicht  wirken  vielleicht  deshalb  günstig,   weil  die  an 
Purinbasen  reichen  Darminhalte  aus  dem  Körper  mitgehen.    Verminderaog 
der  Hamsäurebildung  durch  Medikamente  ist  fraglich  (Urosin,  Sidonal,  Chino- 
tropin,  Neu-Sidonal).     Beförderung  der  Hamsäureausscheidung   kann   durch 
Anregung  der  Hamsekretion  erreicht  werden  (reichliche  Wasserzufuhr,   be- 
sonders Mineralwässer).     Versuche,  die  Oxydation  der  Harnsäure  zu  beschleu- 
nigen (Zufuhr  von  AlkaJien,  Inhalation  von  Sauerstoff,  Thyreoidsubstanz,  Spermin 
Poehl)  waren  zwecklos.    Erhöhung  der  Löslichkeit  der  Harnsäure   im  BJüt 
und  Gewebssäften  war  therapeutisch  noch  am  aussichtsvoUsten.     Aber  Al- 
kalien, Lithium,  Piperazin  etc.  ohne  wesentlichen  Erfolg.    Grösseren  Erfo]^ 
verspricht  die  Idee,   die  Harnsäure   in  festere,   nicht  salzartige,   aber  leicht 
lösliche  Verbindungen  mit  anderen  organischen  Atomkomplexen  überzuführes 
(Harnstoff-,  Nukleinzufuhr  ohne  Erfolg).     Formaldehyd  gibt  mit  Harnsäure 
eine  lösliche  Verbindung,  daher  der  gute  Erfolg  yon   Urotropin  bei  ham- 
sauren Steinen.      Formaldehyd   mit   Zitronensäure  =  Zitarin   hat  gute   Er- 
folge.    Nervina  und  Antineuralgika  sind  für  die  Schmerzen  indiziert.    Die 
guten  Erfolge  der  Kolchikumpräparate  sind  unaufgeklärt. 

Zur  symptomatischen  Behandlung  kommt  für  den  akuten  Anfall  in  Frage 
Ruhigstellung,  kalte  oder  warme  Umschläge,  schmerzstillende  Mittel  (Kolchikum- 
präparate), Fieberdiät.  Die  chronischen  Residuen  erstreben  vor  allem  physi- 
kalische Heilmethoden,  Massage,  lokale  Wärmezufuhr  (Breiumschläge,  beisse 
Sandbäder,  Fango,  lokale  Heissluftapparate,  Heissluftduschen,  Glühlicht- 
bäder etc.).  Chirurgische  Behandlung  erfordern  nur  gichtische  Tophi,  die 
durch  ihre  Grösse  oder  ihren  Sitz  stören,  und  fistulöse  Tophi.  Ob  die  Aus- 
räumung des  meist  zuerst  befallenen  Grosszehengelenkes  nach  Riedel  die 
Wiederkehr  der  Anfalle  verhindern  kann,  ist  noch  fraglich.  Je  nach  der  Art 
vorhandener  Störungen  bestimmter  Organsysteme  kommen  die  verschiedensten 
Bäder  als  balneo therapeutische  Hilfe  in  Frage. 

Watson  (34)  nimmt  an,   dass  die  Gicht  nicht  durch  die  Harnsäure 
hßryorgerufep  wird,  sondern  dass  die  Harnsäure  nur  die   Form   der  Ent- 


Bartholdy»  Erkrankongen  der  Gelenke.  3(B 

liftdong  an  Ort   und  Stelle  bedingt,    während  als  eigentliche  Ursache  des 
Ennkheitsbildes  eine  Infektion  vom  Darm  ans  anzusehen  sei. 

Holger-Trantne  (36)  glaubt,  dass  alle  Gichtiker  an  Affektionen  des 
I»igestionstraktiis  leiden  und  die  ersten  Erscheinungen  der  Gicht  in  einer 
Colitis  mucosa  zu  suchen  seien  und  zwar  infektiösen  Ursprungs.  Während 
der  Zeiten  Yon  Verstopfung  oder  ungenügendem  Stuhlgang  ist  der  Harnsäure- 
gehalt  des  Urins  vermehrt.  Danach  bewahrheite  sich  der  alte  Satz:  Bene 
curat,  qui  bene  lajcat,  insofern  durch  reichliche  Stuhlentleerung  viel  resorbier- 
bare Stoffe  aus  dem  Körper  ausgeführt  werden.  Das  Bacterium  coli  com- 
mime  bildet  im  Stuhl  eine  organische  Substanz,  welche  umgebildet  wird  in 
Xanthin  und  Harnsäure  während  der  Passage  durch  das  Blut. 

Ranson  (36)  gibt  zunächst  einen  Überblick  über  die  Entwickelung  der 
Theorien  der  Gicht  resp.  der  Bildung  der  Harnsäure  und  des  Harnstoffes. 
Die  Harnsäure  im  Urin  kann  exogenen  Ursprunges  sein,  d.  h.  aus  den  Nahrungs- 
mitteln stammen,  oder  sie  kann  endogenen  Ursprunges  sein,  d.  h.  aus  den 
Zellen  stammen.  Im  Blute  entstehen  sie  erstens  durch  vermehrte  exogene 
oder  endogene  Produktion,  zweitens  durch  mangelhafte  Ausscheidung,  drittens 
durch  mangelhafte  Oxydation. 

Courtois-Suffit  (37)  beschreibt  einen  Fall  von  Gicht  kombiniert 
mit  chronischem  deformierenden  Gelenkrheumatismus.  Die  Differentialdiagnose 
wird  auf  Grund  von  Röntgenbildern  ermöglicht  und  gegeben. 

Für  die  Behandlung  der  Gicht,  insbesondere  auch  der  chronischen 
Falle  wird  von  May  et  (38)  das  Zi tarin  sehr  empfohlen,  das  sich  ihm  auch 
ab  Prophylaktikum  sehr  bewährt  hat. 

Rosenbach  (39)  fand  nach  mikroskopischen  Untersuchungen  zweier 
FäUe  von  Gicht,  dass  Uratniederschläge  in  den  verschiedensten  Geweben  mit 
Nekrose  einhergehen,  dass  jedoch  die  Uratkristalle  sich  auch  ohne  Nekrose 
der  Gewebe  ausbilden  können.  Um  die  nekrotisierten  Herde  bildet  sich 
Granalationsgewebe  mit  Fremdkörperriesenzellen.  Auch  in  Knochen  fand  sich 
Irata\isscheidung  in  den  Knochenkörperchen,  in  der  Grundsubstanz  und  im 
Knocbeiunark.  Im  Mark  finden  sich  um  die  abgestorbenen  Herde  ebenfalls 
^ieseuaellen  in  dem  entzündlich  neugebildeten  Gewebe. 

IV.  Sonstige  Erkrankungen. 

(Arthropathien,  Tumoren,  Hämophilie,  GelenkmAase,  kongenitale  Erkrankangen.) 

1.  Cohn,  Ober  Knochen-  nnd  GelenkverAnderungen  bei  Tabes  dorsalis.  Zentralblatt  für 
Chir.  1905.  Nr.  13.  p.  355. 

2.  Fehres,  Über  einige  Fftlle  von  Gelenkerkrankuagen  bei  Syringomyelie.  Dissertat. 
Rostock  1905. 

^.  )lfti«h,  Tfaree  caaes  of  intermittent  hydrops  of  the  Joint.    Med.  Press  1905.  April. 

4.  Gingele,  Über  entzündliche  FettgeschwOlate  am  Knie-  und  Fassgelenk.  Mflnch.  med. 
Wocbenschr.  1905.  Nr.  70. 

5.  Mohr,  Znr  Kenntnis  der  tiefliegenden  paraartikalftren  Lipome.  Mflnch.  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  38. 

^-  ¥ioelich.  Abnorme  Formen  von  Blutergelenken.  Zeitschr.  für  orthop.  Chir.  1905. 
Bd.  Xiy.   IV.  Kongreas  der  deutsch.  Gesellsch.  f.  orthop.  Chir.  1905. 

7>  Cornil-Coudray,  Des  corpa  ötrangers  articulaires  et  en  particulier  des  corps  trau* 
matiqae  au  point  de  vue  exp^rimental  et  histologiqne.    Rerue  de  chir.  1905.  Nr.  4. 

S. Note  enr  les  corps  ötrangera  articulaires.    Bullet,  de  TAcad.  möd.  1905.  Nr.  11. 

^. Corpa  ötrangers  articulaires.    Gazette  des  Höpitaux  1905.  Nr.  31. 

10.  Roskoschny,  Ein  Fall  von  angeborener  vererbter  Verbildnng  beider  Knie- und  Ellen- 
bogengelenke.   Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  1905.  Bd.  76. 


304  JahreBbericht  fflr  Chirurgie.    L  TeiL 

Gohn  (1)  bat  zahlreiche  8kiaj;rapbische  Untersuchangen  tabischer  Arthro« 
patbien  an  dem  Materiale  des  Krankenhauses  Moabit  gemacht.  Die  über-< 
reiche  Kallasbildung,  die  bei  tabischen  Spontanfrakturen  häufig  ist,  sieht  zu 
dem  Gmndleiden  in  keiner  Beziehung.  Selten  ist  ein  Fall  doppelseitiger 
Handgelenksarthropathie,  die  sich  auf  Grund  eines  Radiusbruches  entwickelte. 
Cohn  macht  noch  auf  das  Vorkommen  von  tabischen  Spontanbrüchen  der 
Patella  aufinerksam.  Zell  er  bemerkt  in  der  Diskussion,  er  habe  drei  Fälle 
von  Kissfrakturen  der  Patella  beobachtet,  die  beim  Herabsteigen  einer  Treppe 
entstanden.  Bei  den  Patienten  wurden  nach  1  bis  1^/4  Jahren  Symptome  der 
Tabes  konstatiert. 

F  ehr  es  (2)  bringt  die  Krankengeschichten  von  sechs  Fällen  von  Gelenk- 
erkrankungen bei  Syringomyelie.  Zwei  Falle  sind  dxurch  Benutzung  von  Gut- 
achten und  Obergutachten  erläutert  und  weisen  auf  das  immer  noch  häufige 
Vorkommen  der  Syringomyelie  in  der  Unfallspraxis  hin. 

Marsh  (3)  hat  in  drei  Fällen  von   intermittierendem  Hydrops    durch 
kleine  Dosen  von  Arsen  vorzüglichen  Erfolg  erzielt  (Heilung).    In  den  beiden 
ersten  Fällen  trat  der  Erguss  alle  14  Tage  auf,  im  dritten  Falle  alle  12  Tage. 
Im  ersten  Falle  wurde  einmal  durch  Punktion  klare  Flüssigkeit  (Gelenkschmiere 
verdünnt  mit  Serum)  entleert.     In  der  Diskussion  rät  Wallis  Punktion;   er 
nimmt  ätiologisch  eine  Infektion  an.    Poynten  glaubt,  die  Mikroorganismen 
befinden  sich  in  den  subendothelialen  Gewebsschichten,  nicht  in  der  Flüssigkeit 
des  Gelenkes.    Forbes  Ross  glaubt,  es  handle  sich  um  eine  seröse  Hämor- 
rhagie.    Marsh  glaubt  nicht  an  eine  infektiöse  Erkrankung,   da  nie   eine 
Veränderung  im  Gelenk  zu  finden  ist. 

G äugele  (4)  gibt  zu  dem  von  Hoffa  beschriebenen  Krankheitsbild  der 
fibrösen  hyperplastischen  Entzündung  des  unter  dem  Ligamentum  patellae  ge- 
legenen Fettgewebes  vier  neue  Fälle,  welche  operativ  behandelt,  gute  Resultate 
geben.  Die  gleichen  entzündlichen  Fettgewebe  wurden  bei  zwei  Patienten  mit 
Plattfüssen  am  Malleolus  extemus  beobachtet,  wo  man  ja  häufig  beim  Pes  planus 
umschriebene  schmerzhafte  Schwellung  findet.  Exstirpation  ergab  beide  Male 
den  Zusammenhang  mit  dem  Fussgelenk  und  anatomisch  das  Bild  entzünd- 
licher Wucherung  des  Fettgewebes. 

Mohr  (5)  liefert  zur  Kenntnis  der  tiefliegenden  paraartikulären  Lipome 
einen  neuen  Fall,  der  insofern  selten  ist,  als  er  das  Ellenbogengelenk  betrifft 
(am  häufigsten  befallen  das  Kniegelenk).  Die  Geschwulst,  welche  operativ 
entfernt  wurde ,  ging  aus  vom  Spatium  interosseum  des  Vorderarmes ,  dicht 
am  Ansatz  der  Gelenkkapsel.  Von  paraartikulären  Lipomen  in  der  Nähe 
des  Ellenbogengelenkes  fand  Mohr  in  der  Literatur  sechs  Fälle.  Im  vorlie- 
genden Falle  bestanden  Druckerscheinungen  auf  Nerven  und  Gefasse. 

Froelich  (6)  beschreibt  zwei,  vom  gewöhnlichem  Bilde  der  Blutergelenke 
abweichende  Formen  von  Blutergelenken.  Die  eine  Form  betrifft  das  Hüft- 
gelenk und  spielt  sich  unter  dem  Bilde  einer  Osteomyelitis  acuta  ab  (Fieber, 
Schmerzen,  Schwellung).  Es  fehlt  die  entzündliche  Rötung.  Rückgang  der 
Erscheinungen  nach  ca.  10  Tagen,  dem  volle  Heilung  folgt.  Die  andere  Form 
nennt  Froelich  die  Arthritis  haemophilica  tardiva  tritt  bei  Patienten  auf, 
die  in  ihrer  Jugend  keine  oder  nur  geringe  Zeichen  von  Hämophilie  hatten. 
Im  Alter  von  17—23  Jahren  besteht  ein  Krankheitsbild  ähnlich  dem  Tumor 
albus.  (Tuberkulininjektion  ohne  Reaktion.)  Resektion  hat  keine  gefahrlichen 
Folgen,  während  bei  Fällen  der  ersten  Form  bei  operativem  Eingriff  durch 
Verkennen  des  Krankeitsbildes  hohe  Gefahr  (Exitus)  besteht. 


Bartholdy,  Erkrankungen  der  Gelenke.  dO& 

Cornil  und  Condray  (7,8,9)  haben  bei  Hunden  künstliche  Gelenkkörper 
erzeugt,   indem    sie   an  den  Kondylen  intraartikulär  Knochenknorpelstücke 
loslösten,  die  sie  entweder  an  Ort  und  Stelle  liegen  Hessen,  oder  in  der  Ge- 
lenkhöhle Yerlagerten  oder  mit  einer  schmalen  Knochenbrücke  im  Zusammen- 
bog mit  dem  Kondylus  liessen.  Es  ergaben  sich  folgende  Resultate.  Experi- 
menteU  erzeugte   traumatische  Körper  sind  fast  niemals  frei;    meist  findet 
man  dieselben  entweder  an  der  knöchernen  Ursprungsstelle  fixiert  oder  in 
der  Synovialis.     Im    ersteren   Falle    ist    ausnahmsweise    Knochenfläche    mit 
Knochenfläche  vereinigt  durch  knöchernes  Gewebe,  welches  aus  den  Markräumen 
des  Kondylus  und  des  Gelenkkörpers  sich  entwickelt  ohne  Bildung  von  Knorpel- 
gevebe.    Häufiger  ist  der  Körper  mit  der  Kondylenfläche  durch  Faserknorpel 
Terbnnden.    Am  häufigsten   wird  die  Verbindung  hergestellt  durch  die  Syno- 
vialis, und  zwar  wird  von  ihr  entweder  fixierendes  Gewebe   zwischen  Körper 
und  Kondylus  geliefert  oder  der  Körper  wird  ganz  von   ihr  umgeben.     Die 
Yeisiiche  ergaben,   dass  das  Volumen  der  Körper  zunimmt,   bisweilen   sogar 
sehr  stark  und  zwar  entweder  durch  Produktion  von  Bindegewebe  oder  durch 
Neubildung  von  Bindegewebsknorpel.  Alle  Körper  zeigen  zuerst  ein  mehr  oder 
weniger  starkes  Schwinden  der  lebenden  Zellen.     Auf  der  Knochenfläche  des 
Körpers  finden  sich  sehr  bald  nekrotische  Felder  und  in  gleicher  Zeit  neuge- 
bildete Felder,   die  aus  den  Markräumen  hervorgehen.     Konstant  findet  man 
ferner  an  der  Oberfläche  des  Knorpels  einen  Reizzustand,  der  sich  durch  eine 
Vermehrung   der    Knorpelzellen   kennzeichnet.     An    der    Knochenfläche    des 
Körpers  ist  Knorpelneubildung  nichts  Konstantes,  weder  bei  freien  noch  bei 
adhärenten.  Oft  findet  man  nur  Bindegewebe.  Knorpel  und  zwar  Faserknorpel 
fand  sich  besonders  in  denjenigen  Fällen  reichlich,  in  welchen  der  Körper  in 
Kontakt  blieb  mit  der  Knochen -Knorpel -Zone,   von  der  er  stammte.     Der 
Knorpel  entwickelt  sich  aus  den  Markräumen  des  freien  Körpers.  Der  Knorpel 
der  freien  Körper  bleibt  lange  erhalten,   wenn  sie  nicht  von  Synovialis  um- 
geben sind.    Im   anderen  Falle  wird  er  schnell  durch  Bindegewebe  von  der 
Oberfläche  aus   ersetzt;   schliesslich  dringt  auch  von  den   Markräumen  aus 
Bindegewebe  ein,   welches   sich  mit  dem  ersteren  vereinigt.     Die  Umbildung 
der  freien  Körper  geschieht  so  sehr  schnell. 

Die  Verfasser  beschreiben  des  weiteren  ein  Corpus  mobile  eines  Knie- 
gelenkes eines  Menschen,  gewonnen  durch  Operation. 

Der  kirschgrosse  Körper,  der  mit  einem  langen  Bindegewebsstiele  an 
der  Tibiafläche  ansass,  war  bedeckt  von  einer  bindegewebigen  Hülle,  darunter 
lag  eine  Knorpelschicht,  die  nicht  vom  Bindegewebe  durchsetzt  war.  Dieser 
Veline  Knorpel  zeigte  ausserordentlich  starke  Vermehrung  der  Knorpelzellen. 
Der  knöcherne  Kern  zeigte  ebenfalls  starke  aktive  Prozesse.  Dieser  Körper 
schien  von  einer  Ekchondrose  zu  stammen.  Es  folgt  noch  die  Beschreibung 
eines  tuberkulösen  Sequesters  in  einem  Kniegelenk,  der  vollkommen  das  Bild 
eines  traumatisch  entstandenen  Corpus  mobile  bot.  Das  Vorkommen  einer 
Osteochondritis  im  Sinne  Königs  halten  die  Verfasser  bisher  als  nicht  be- 
wiesen; sie  glauben  in  solchen  Fällen  an  eine  Mitwirkung  tuberkulöser 
Vorgänge. 

Hoskoschny  (10)  veröflfentlicht  einen  Fall  von  angeborener,  vererbter 
Verbildnng  beider  Kniegelenke  und  Ellenbogengelenke.  Es  handelt  sich  um 
einen  30jährigen  Mann  und  dessen  4  Jahre  alten  Sohn,  welchen  beiden 
doppelseitiges  Genu  valgum  angeboren  war.  Im  Röntgenbild  zeigt  sich  bei 
Widen  ein  isoliert  an  der  medialen  Seite  des  Kniegelenkes  liegendes  Knochen- 

Jakmberiebt  fOr  Cbirargie  1905.  20 


906  Jahreabericht  fOr  Chirurgie.    L  Teil. 

gebilde,  welches  mit  Tibia  und  Femur  artikuliert.  Boskoschny  glaubt, 
dass  es  sich  hier  um  einen  isoliert  entwickelten  Condylus  internus  handelt, 
indem  die  Femurdiaphyse  2  Knochenkeme  enthielt,  aus  deren  medialem  das 
Enochenstück  sich  bildete.  Bei  beiden  Patienten  war  femer  im  Ellenbogen 
eine  angeborene  Erkrankung,  welche  sich  funktionell  in  starker  Behinderung 
der  Pro-  und  Supination  geltend  machte.  Beim  Vater  (Böntgenbild)  bestand 
beiderseits  Verrenkung  des  Bädiusköpfchens  nach  hinten;  beide  Vorderarm- 
knochen  stark  verkürzt  und  verkrümmt. 


XIV. 


Wundheilung,  Störungen  der  Wundheilung,  Wund- 
infektionserreger ( Entzündung,  Eiterung,  Erysipel, 
pyogene  Allgemeinerkrankungen,  Toxämie,  Sephth- 
ämie),Wundbehandlung,  Aseptik,  Antiseptik,  Antiseptika. 


Referent:  Konrad  Bmnner,  Miinsterlingen. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Wundheilung,  Störungen  der  Wundheilung. 

a)    Allgemeines.    Experimental Untersuchungen.    Bakteriologisches 

über  Wundinfektion-   und  Eitererreger. 

1.  Canon,  Die  Bakteriologie  des  Blutes  bei  Infektionskrankheiten.    Jena.    8.  Fischer. 

2.  *Garle8,  Les  abc^s  de  fixation  et  le  poavoir  bact^ricide  da  sang.    Joom.  de  m^d.  de 
Bord.  1905.  Nr.  3. 

3.  Conradi,    Spontane   Wachstumshemmung    der   Bakterien    infolge    Selbstvergiftung. 
Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  37. 

4.  *Boxer,  Strepto-  und  Diplokokken  auf  Blutn&hrböden.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  16.  p.  419. 

5.  *£ Hermann,  Bakterielle  Nekrose  beim  Menschen.    Zentralbl.  f.  Bakt.  38,  4. 

6.  *Grünbaum,  Diagnostic  value  of  the  leucocyte.    Practit.  1905.  Dec.  p.  767. 

7.  Harbordt,  Typhus-Reaktion  in  Abszessinhalt  und  Blut  nach  23  Jahren.    Zentralbl. 
f.  Chir.  1904.  Nr.  44. 

8.  *Holmes,  Natur  und  Bedeutung  der  Leukozytose.    Journ.  of  Amer.  Assoc.  Nr.  4. 

9.  Jayle,  La  Septic^mie  des  plaies  par  autoinfection.    La  Presse  m^.  1905.  Nr.  90. 

10.  Israel,  Ober  aktive  Lymphozytose  und  die  Mechanik  der  Emigration.    Berliner  klin. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  18. 

11.  *Jochmann,  Über  die  Bakteriämie  und  die  Bedeutung  der  bakteriologischen  Blat- 
untersuchung  usw.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  1904.  Bd.  54.  Heft  5  u.  6. 

12.  Kranepuhl,  Abszessbildung  durch  Bacillus  paratyphosus  B.    Mflnch.  med.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  28. 

13.  Marcuse,  Alkohol  und  Infektion.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  35. 


Branner,  Wondheilnng,  Störungen  der  Wandheilong  etc.  307 

li  Paasini,  F.»  Über  Giftstoffe  in  den  Knltoren  des  Guphlegmonebazillas.  Wiener  Uin. 

Woehenaclir.  1905.  Nr.  86. 
li  Renner,  Künailiche  Hyperlenkosytoee.    Grenzgeb.  der  Med.  a.  Chir.  1905.  Bd.  15. 

16.  ^e  Rny,  Mierobiame  latent    Arch.  gön.  de  möd.  1905.  Nr.  86. 

17.  lieber,  Baktarienfeindliehe  Stoffe  dea  Blutflbrina.    Zentralbl.  f.  Hakt.  8S,  5. 

18.  «Sehiimbarg,  Kontaktinfektion.    Zeitachr.  f.  ftrztl.  Fortb.  1905.  Nr.  1& 

19.  Waaaermann-Citron,  Die  lokale  Immunität  der  Gewebe  and  ihre  prakt.  Wichtig- 
keit.   Deutache  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  15. 

Renner  (15).  Nachdem  Miyake,  einer  Anregang  von  v.  Mikulicz 
folgend,  an  Tieren  Versuche  unternommen  hatte,  um  die  Widerstandsfähig- 
keit der  Gewebe  durch  künstlich  erzeugte  Hyperleukozytose  zu  erhöhen,  und 
diese  Versuche  wenigstens  bei  Infektion  des  Peritoneum  mit  Bacterium  coli 
anscheinend  recht  günstige  Ergebnisse  geliefert  hatten,  ging  y.  Mikulicz 
daran,  die  praktischen  Schlussfolgerungen  aus  ihnen  zu  ziehen,  indem  er 
versuchte,  auch  Menschen  durch  künstlich  erzeugte  Hyperleukozytose  gegen 
eine  eyentnelle  operative  Infektion,  speziell  des  Peritoneum,  widerstandsfähiger 
zu  machen.  Renner  fiel  nun  die  Aufgabe  zu,  diese  Fälle  genau  zu  beob- 
achten und  hierüber  zu  berichten.  Verf.  kommt  in  diesen  sehr  ausfuhrlichen 
Berichten  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  Hefenukleinsäure  ruft  beim  Menschen  bei  subkutaner  Injektion 
nach  kurz  dauernder  Hypoleukozytose  mit  Sicherheit  eine  Hyperleuko- 
zytose hervor. 

2.  Ihre  Wirkung  ist  bei  subkutaner  Anwendung  fast  ebenso  prompt,  wie 
bei  intraperitonealer,  und  dieses  aus  humanen  Gründen  vorzuziehen. 

3.  Nebenwirkungen  sind  bei  Anwendung  2^/oiger  Lösung  und  einer  Ge- 
samtmenge von  1  g  Nukleinsäure  zwar  sicher  vorhanden,  aber  ohne 
irgend  schädliche  oder  besonders  unangenehme  Folgen. 

4.  Wenn  man  aus  der  geringen  Zahl  unserer  statistisch  verwertbaren 
Fälle  einen  Schluss  ziehen  darf,  so  kann  man  sagen,  dass  sie  für  eine 
Wirkung  der  subkutanen  Injektionen  von  Hefenukleinsäure  auf  eine  Ver- 
mehrung der  Resistenz  des  menschlichen  Peritoneum  gegen  Bacterium  coli 
sprechen  und  wahrscheinlich  auch  gegen  andere  pathogene  Bakterien. 
Zum  mindesten  aber  fordern  unsere  Resultate  zu  einer  weiteren  Prüfung 
der  Methode  auf.  Vielleicht  erfüllen  sich  noch  einmal  im  Sinne  unserer 
Bestrebung  List  er  s  vorausahnende  Worte,  dass  die  Phagozytose  das 
Hauptmittel  der  Verteidigung  lebender  Organismen  gegen  die  Invasion 
ihrer  mikroskopischen  Feinde  sei  und  dass  dieses  Ergebnis  auch  für 
das  praktische  Handeln  des  Arztes  nützlich  sei. 

Wir  dürfen  dabei  aber  nicht  vergessen,  dass  es  sich  immer  nur  um 
Termehnmg  der  Resistenz  handelt,  nicht  um  eine  spezifische  Immunität,  und 
dass  sie  rasch  vorübergeht. 

Die  Entscheidung  der  Frage,  ob  es  sich  bei  der  Resistenzvermehrung 
nm  eine  reine  Phagozytose  oder  um  Alexinwirkung  handelt,  gehöre  nicht  vor 
das  Forum  der  Chirurgen. 

Canons  (1)  verdienstvolle  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Blutbak- 
teriologie  sind  in  früheren  Referaten  dieses  Jahresberichtes  ^)  schon  gewürdigt 
vorden.  Im  vorliegenden  Werke  wird  uns  das  Umfassendste  geboten  von 
allem,  was  auf  diesem  Gebiete  produziert  worden  ist,    Die  Monographie  zer- 

1)  Vergl.  Jahresbericht  1904. 

20* 


306  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

fallt  in  drei  Hauptteile,  einen  speziellen  und  einen  allgemeinen.  Im  dritten 
Teile  werden  ,die  auf  dem  Blutwege  entstandenen  hämatogenen,  oder  zu-weilen 
so  entstehenden  lokalen  Krankheiten  beschrieben  und  sodann  die  Therapie 
abgehandelt.  Den  Schluss  bildet  ein  umfangreiches  Literaturverzeichnis.  Die 
Literatur  ist  im  ganzen  in  sorgfaltiger  Weise  verwertet,  wovon  sich  der- 
jenige, der,  wie  Referent,  auf  diesem  Gebiete  sich  selbst  betätigt  hat,  bald 
überzeugt. 

Im  Abschnitte  Terminologie  sagt  Verf.:   „Wir  werden  gut   tun,    ehe 
wir  Näheres  über  die  Toxine  wissen,   die  Worte  „Sepsis**  und  „septisch'^   aJs 
Sammelbezeichnungen  weiter   zu  gebrauchen.    In   der  Praxis,   wo  bakterio- 
logische Untersuchungen  oft  nicht  vorliegen,   wird  es   sich  empfehlen,     alle 
durch  Bakterien  hervorgerufenen  Allgemeininfektionen  so  zu  nennen,    welche 
ähnlich  verlaufen,   wie  die  durch  die  eigentlichen  Eiterkokken  verursachten. 
Diese  Terminologie  hat  auch  Lenhartz  in  seinen  septischen  Krankheiten 
angewendet.    In  wissenschaftlichen  Abhandlungen  und  da,  wo  die  Krankheits- 
erreger bekannt  sind,    würde    es    aber    vielleicht   zweckentsprechender    sein, 
das  Wort   ^septisch"   nur  bei  den  durch  Streptokokken  und  Staphylokokken 
hervorgerufenen  Infektionen  anzuwenden,  wie  es  in  der  vorliegenden  Arbeit 
durchgeführt  ist"  ^). 

Aus    Untersuchungen    und    Beobachtungen    von    Wassermann     und 
Citren  (19)  geht  hervor,  dass  Gewebe,   die  mit  Infektionsstoffen 
in  Berührung  kommen,   lokal  auf  diese  in  immunisatorischer 
Hinsicht  reagieren.     Diese  Tatsache  ist  praktisch  von  grosser  Wichtig- 
keit.    Jeder  Chirurg  weiss,   dass   die  verschiedenen  Gewebe   des  Organismus 
sich  sehr  verschieden   tolerant  gegenüber  Infektionserregern   zeigen.     „So  ist 
das  Gewebe   des   Mastdarms,   das  Gewebe   der  Mundhöhle   von  Haus  aus   in 
bezug  auf  die   Infektionsgefahr  nicht  zu  vergleichen  mit   dem   Gewebe    ge- 
schlossener Höhlen,   wie  beispielweise   der  Peritonealhöhle,   des  Pleuraraumes 
oder  der  Gelenkhöhlen.     Manche  Gewebe   sind  gegen  eine   bestimmte   Bak- 
terienart  absolut   unempfänglich,   während   dieselbe  Bakterienart  für   andere 
Gewebe  wiederum  einen  in  hohem  Masse   entzündungserregenden  und  patho- 
genen  Mikroorganismus   darstellt.     Dasselbe   Bacterium   coli,  das  für  die 
Darmschleimhaut   des  erwachsenen  Menschen   völlig   unschädlich  ist,   erregt 
die  ausgesprochensten  und  unter  Umständen  gefährlichsten  infektiösen  Ent- 
zündungserscheinungen,   wenn    es    auf    die   Schleimhaut    des   uropoetischen 
Apparates,    in    das   Nierenbecken  wie   in   die    Ureteren    gelangt.     Bei   dem 
Versuch   der  Erklärung  dieser  Differenzen    ist  vor  allem   zu  betonen,   dass 
die  Gewebe,  welche  von  Natur  aus  stets  steril  sind,   am  allerempfindlichsten 
sich  gegenüber  Mikrobien  verhalten,  während  die  Gewebe,  welche  wir  als  die 
tolerantesten  bezeichnen,  beispielsweise  das  Gewebe  der  Mastdarmschleimhaut, 
der  Mund-  und  Rachenhöhle,   ununterbrochen  in  dem  innigsten  lokalen  Eon- 
takt mit  allen  möglichen   saprophytischen  und  parasitären  Mikrobien  stehen. 
Daraus  resultiert   die  Vermutung,   dass  durch  den  immerwährenden  Kontakt 
eines  Gewebes  mit  Mikrobien  eine  gewisse  lokale  Immunität  gegenüber  diesen 
Lebewesen  erfolgt. 

Einen  Einblick  in  die  Erklärung  dieser  merkwürdigen  und  praktisch  so 
wichtigen  Tatsachen  scheinen  die  erwähnten  Experimente  über  lokale  Reaktion 


1)  Fast  muss  man  verzweifeln,  dass  hier  je  eine  Einigang  anf  abgekiftrte  Begriffe 
stattfindet.    Referent. 


Brunner,  Wundbeilung,  Störungen  der  Waüdbeiiang  etc.  d09 

der  Gewebezellen  im  Anschlags '  an  Bakterieneinverleibung  za  bieten..  Diese 
Versuche  lehren,  dass  die  Zellen  den  Kontakt  mit  Bakterien  durch 
immanisierende  Reaktionen  beantworten. 

Nach  Israel  (10)  kann  bis  jetzt  der  Beweis  für  die  aktive  Emi- 
grationsfähigkeit der  Lymphozyten  nicht  als  erbracht  gelten;  in 
die  Exsudate  der  serösen  Häute  sind  sie  sicher  eingeschwemmt.  Ihte  Kon- 
tr&ktilität  ist  eine  integrierende  Eigenschaft  ihrer  protoplasmatischen  Zell- 
kürper;  dass  einzelne  Exemplare  mit  besonders  grossen  Zellkörpern  bei  be- 
sonders schwerer  Läsion  von  Gefassen  auch  extravasieren,  kann  als  möglich 
Zugegeben  werden,  obwohl  auch  hierfür  der  Beweis  fehlt,  dass  sie  dies  aktiv 
bewerkstelligen.  Das  ändert  nichts  daran,  dass  den  physikalisch  so  gut  für 
Wanderzellen  ausgerüsteten  polymorphkernigen  Zellen  die  aktive  Rolle  bei  der 
Eiterbildung  im  wesentlichen  allein  zufällt. 

Die  Untersuchungen  von  Conradi  und  Kurpjuweit  (3)  knüpfen  an 
die  fieobachtungen  van  Eijkmanns  an,  nach  welchen  der  Wachstumsstiil- 
stand  älterer  Kulturen  nicht  auf  einem  Auf  brauch  der  Nährstoffe,  sondern 
auf  der  Bildung  thermolabiler,  diffusibler  Stoffwechselprodukte  beruht.  Die 
Verff.  gelangten  zu  dem  Ergebnisse,  dass  die  Bakterien  von  der  ersten  Stunde 
ihres  Wachstums  an  entwickelungshemmende  Stoffe  bilden.  Ihre  Wirksamkeit 
äbertreffe  den  antiseptischen  Wert  der  Karbolsäure.  Die  Bildung  der  Hem- 
muogsstoffe  und  die  Intensität  der  Bakterienvermehrung  halten  gleichen 
Schritt.  Es  ist  anzunehmen,  dass  die  entwickelungshemmenden  Stoffe  der 
Bakterien  enzymartige  Körper  sind  und  wahrscheinlich  mit  den  intrazellulären 
Fermenten  in  nahe  Beziehung  zu  bringen  sind,  welche  die  Selbstzersetzung 
der  Bakterien  bedingen. 

Passinis  (14)  Versuche  zeigen,  dass  sich  in  Reinkulturen  des  Gas- 
phlegmonebazillus  zwei  vollkommen  voneinander  differente  Giftsubstanzen 
bilden  kömien,  deren  eine  den  raschen  Tod  der  Versuchstiere  durch  Störungen 
des  Atmungszentrums  resp.  der  die  Zirkulationsorgane  innervierenden  Apparate 
hervorruft,  während  die  andere  analoge  Erscheinungen  erzielt,  wie  das  „Sepsin 
Faost".  Die  Tatsacheii  zeigen  femer,  dass  auch  die  normalerweise  im  Darm- 
traktus  vorhandenen  anaeröbisch  wachsenden  Mikrobien  in  den  Kulturen  Stoff- 
wechselprodukte erzeugen  können,  denen  schädigende  Wirkungen  zukommen. 
Marcuse  (13)  gibt  ein  Sammelreferat  über  das  Thema  Alkohol  und 
Infektion.  Die  Ergebnisse  der  experimentellen  Forschungen  sollen  beweisen, 
dass  bereits  kurzdauernde,  nur  durch  wenige  Tage  fortgesetzte  Behandlung 
mit  grossen  Alkoholdosen. imstande  ist,  die  Produktion  antibakterieller  Körper 
sebr  vrdsentlich  zu  beeinflussen. 

Eranepnhl  (12).  Bei  einem  Falle  ruhrartiger  Darmerkrankung  entstand 
un  Obereehenkel  an  der  Stelle  einer  Salzinfusion  ein  Abszess,  ans  welchem  B.  para- 
ijphosns  gezüchtet  wurde. 

Harbordt  (7).  61jfthr.  Mann  macht  1881  Typhus  durch.  10.  Jahre  später  traten 
Abszesse  anf,  aas  denen  Typhusbazillen  gezüchtet  wurden.  Das  Serum  des  Blutes 
»gglatinierte  in  typischer  Weise  Typhusbazillen. 

1^' Phlegmone,   Gangrän,   Noma,   Furunkel,   Karbunkel,   Staphylo- 

kokkeninf  ektion. 

1*  *BaIdnzzl,  Pyogenes-Infektionen.    Gazz.  d.  ospedali.  Nr.  13. 

^<  Fichtner,  Ober  leichte  Formen  der  Holzphlegmone.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 

Nr.  35. 

^  Friedrichs,  Ein  merkwürdiger  Fall  von  Allgemeininf ektion  durch  Staphylokokken. 
Deutaelie  militärftrztl.  Zeitschr.  1905.  Nr.  8. 


310  Jahresbericht  i&r  Chirurgie.    I.  Teil. 

4.  *Lejar8,  Le  phlegmon  ligneox.    La  Sem.  m^d.  1905.  Nr.  5.  p.  52. 

5.  *Parmentier,Iie  phlegmon  ligseux.    Le  progree  m^.  beige  1905.  Nr.  17. 

6.  *R6iia,  Über  NosokomialgangrAo.    Arch.  f.  Denn.  n.  Syph.  71,  2 — 8. 

Fichtner  (2)  berichtet  über  ;,leichte  Formen  der  Holzphleg- 
mone^,  bei  denen  die  Infiltration  sich  anf  die  Lymphdrüsen  und  deren 
nächste  Umgebung  beschränkte.    Bakteriologische  Untersuchung  fehlte. 

Friedrichs  (3).  Fall  von  Allgemeininfektion  durch  Staphylokokken 
nach  geringfügiger  Fussverletzung,  bedingt  durch  Schuhwerk. 

c)  Streptokokkeninfektion.    Erysipelas.    AntiStreptokokken- 

serum. 

1.  Aronson,  Über  Streptokokkenserum.    Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  8.  p.  216  ff. 

2.  Anch^,  ErysipMe  erratiqne.    Joam.  de  m^d.  da  Bord.  1905.  Nr.  16.  p.  269. 

8.  *Boueh4,    Ein  komplizierter  Fall    von  Erysipel    AUgem.  Wiener  med.  Zeitg.  1905. 
Nr.  14. 

4.  ^Bnrckhard,  Senuntherapie  der  Streptokokkeninfektion  etc.    Zeitochr.  f.  Gelrartsh. 
u.  Gyn.  58,  8. 

5.  *F eidmann,  Erfolgreiche  Behandlung  eines  Falles  von  Erysipel  mit  Argent.  colloid. 
Dentsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  8. 

6.  ^Fischer,  Bedeutnng  der  Agglutination  für  die  Diagnose  der  patliol.  and  saprophyt. 
Streptokokken.    Zentralbl.  f.  Bakt  87,  4. 

7.  FrAnkel,  £.,  Über  menschenpathogene  Streptokokken.  MfLoch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  12. 

8.  Franke,  Eontagioeität  des  Erysipels.    Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  78. 

9.  *6aaltier,  Purpura  h^morrhagique  au  cours  d'nn  ^rysip^  de  la  faoe.    Arch.  gen. 
de  m^.  5.  IX.  1905. 

10.  ^Gordon,  Differenzierung  von  Streptokokken.    Zentralbl.  f.  Bakt  87,  5. 

11.  * —  A  ready  method  of  differentiating  Streptococci.   Lancet  1905.  Nov.  11.  p.  1400. 

12.  ^HeinriciuB,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Einwirkung  des  Streptococcus 
pyogenes  auf  die  Schleimhaut  der  Gebärmutter  und  Seheide.    Arch.  f.  Gyn.  74,  2. 

18.   *Kerner,  Hämolyse  und  A^utination  der  Streptokokken.    Zentralbl.  f.  Bakt.  88,  3. 

14.  Klein,  Easuistisdier  Beitr^  zur  therapeutiachen  Anwendung  des  Dr.  A  r  o  n  a  o  n  sehen 
Antistreptokokkenserums.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  8. 

15.  Lubowski,  Das  A r o n s o n sehe  Streptokokkenserum.  AUgem.  med.  Zentral-Ztg.  1905. 
Nr.  49. 

16.  ^Mayer,  Zur  Pirog  off  sehen  Kampferbehandlung  des  Erysipels.    MOnch.  medidn. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  42. 

17.  Meyer,  Die  klinische  Anwendung  des  Streptokokkenserums.    Berliner  klin.  Wodien- 
schr.  1905.  Nr.  8. 

18.  * —  Über  Streptokokkenserumtherapie.    Therap.  d.  Gegenwart  1905.  Jan.  p.  88. 

19.  *Raw,  Antistreptococcic  serum.    Med.  Press  1905.  Nov.  8.  p.  482. 

20.  Bossiwall-Schick,  Über  spezifische  Agglutinatioa  von  Streptokokken  ete.   Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1. 

21.  ^uediger,  Mechanismus  der  Streptokokkeninfektion.    Joum.  of  Amer.  Asaoc  Nr.  3. 

22.  Schwarzenbach,   Die  interne  Behandlung   der   Streptomykoaen  mit  Formaldehyd. 
Korrespondenzbl.  f.  Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  24. 

28.   —  Beitrage  zur  Pathologie  und  Therapie  der  Streptomykosen«    Korrespondent,  för 
Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  5,  6,  7. 

24.  *Soubbotine,  Traitement  de  T^rysipMe  de  la  face  etc.    Bull.  mM.  759. 

25.  ToUkahn,  M.,  Über  Eryeipelas  im  deutschen  Heere  1882— 1902.  In.-DiBa.  Berlin  1905. 

26.  Walthard,  Natur  und  klin.  Bedeutung  der  Scheidenstreptokokken.   Korrespondenzbl. 
far  Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  17. 

E.  Fraenkel  (7).  Seitdem  Schottmüller  die  Verwendung  der  auch 
sonst  in  der  Bakteriologie  ausgezeichnete  Dienste  leistenden  Blutagar-Misch- 
platten  für  die  Züchtung  der  Streptokokken  empfohlen  hat,  haben  wir  neben 


Brunner,  Wundheilaog,  Störungen  der  Wundheilang  etc.  311 

den  bisher  bekannten  zwei  weitere  Streptokokkenarten  kennen  gelernt,  die 
sich  dnrcli  ihr  knltorelles  Verhalten  sowohl  untereinander,  als  auch  dem 
Streptococcns  pyogenes  gegenüber  unterscheiden.  Die  eine  derselben 
bat  Schott müller  als  Streptococcus  yiridans  s.  mitior,  die  zweite 
als  Streptococcus  mucosus  bezeichnet.  Von  dem  Streptococcus 
mitior  wissen  wir,  dass  er  bei  manchen,  klinisch  durch  einen  sehr  pro- 
trahierten Verlauf  und  gewisse  Eigentümlichkeiten  der  Fieberkurve  ausge- 
zeichneten Endokarditisfällen  angetrofifen  wird,  die  schliesslich  letal 
verlaufen.  Der  Streptococcus  mucosus  ist  in  einer  Anzahl  von  Fällen 
als  Erreger  der  echten,  fibrinösen,  lobären  Pneumonie  anzusehen.  Es  lohnte 
den  Versuch  auch  gegen  die  hier  aufgeführten  Streptokokkenarten  spezifische 
Sera  herzustellen. 

Franke  (8)  kam  es  darauf  an  zu  untersuchen,  ob  vom  Ausbruch  des 
Erysipels  an  bis  zur  völligen  Restitutio  ad  integrum  der  Erkrankte  eine 
Gefahr  für  seine  Umgebung  bedeute,  ob  sich  also  auf  seiner  Haut  und  in 
der  ihn  umgebenden  Luft  Streptokokken  nachweisen  lassen.  Die  Ergebnisse 
stehen  in  Einklang  mit  den  Untersuchungen  von  Klemm,  Respinger  und 
Achalme;  d.  h.  es  kommt  niemals  vor,  dass  der  in  den  Lymphbahnen  der 
Kutis  sich  verbreitende  Streptococcus  an  die  Oberfläche  gelangt  und  hier  in 
Blasen  oder  Hautschuppen  nachzuweisen  wäre.  Damit  lag  Verf.  daran ,  den ' 
Ensipelkranken,  etwas  von  dem  ihm  anhaftenden  Fluch  zu  befreien,  der  ihn 
gleichsam  aus  der  Gemeinschaft  mit  anderen  Leidenden  ausstosse. 

Aach 6  (2).  Waaderndea  Erysipelas  bei  einem  zweimonatliebea  Kinde.  Zuerst 
Auftreten  am  Vorderarm,  dann  an  verschiedenen  anderen  Kdrperatellen,  snleixt  wieder  an 
dem  zuerst  befallenen  Orte,   f-    Erreger  ein  Streptokokkus  mit  kurzen  Ketten. 

Nach  der  Dissertation  von  Tollkühn  (25)  sind  in  den  Jahren  1882 
bis  1902  im  ganzen  16181  Fälle  von  Erysipelas  im  deutschen  Heere  be- 
obachtet worden.  Die  Zahl  der  Erkrankungen  hat  im  Laufe  der  Zeit  abge- 
nommen; was  wohl  mit  den  besseren  prophylaktischen  Einrichtungen  der 
neueren  Zeit  in  Zusammenhang  zu  bringen  sei.  Die  Wintermonate  zeigen 
bei  weitem  grössere  Mengen  als  die  Sommermonate;  deutlich  ist  eine  Häufung 
zu  gewissen  Zeiten  bemerkbar ;  so  im  Winter,  wenn  der  Frost  und  die  trockene 
Luft  das  Entstehen  von  Reizungen  der  Nasenschleimhaut  und  von  Oberhaut- 
einrissen begünstigt.  Den  häufigsten  Ausgangspunkt  bilden  kleine  Schrunden, 
Geschwüre  oder  kleine  Wunden  an  der  Nasenschleimhaut  oder  an  den  Nasen- 
flägehi,  wie  sie  leicht  nach  länger  bestehendem  Schnupfen  auftreten.  Unter 
den  Komplikationen  wird  als  die  gefährlichste  die  eiterige  Menigitis 
erwähnt. 

Rossiwall  und  Schick  (20)  ist  es  gelungen,  bei  einem  sicheren  extra- 
bnkkalen  Scharlachfalle  mit  nach  aussen  abgeschlossenem  Primäraffekte 
Streptokokken  in  Reinkultur  nachzuweisen,  die  durch  Scharlachserum 
Moser  spezifisch  hoch  agglutiniert  wurden  und,  dass  es  in  weiteren  11  Fällen 
möglich  war,  im  regulären  Primäraffekt,  d.  h.  bei  Scharlachangina  neben  an- 
deren, nicht  agglutinierbaren  Streptokokken  solche  zu  finden,  die  vom  Schar- 
lachsemm  Moser  in  gleicher  Weise  agglutiniert  wurden.  Daraus  folge,  dass 
die  in  den  Belägen  der  Scharlachangina  nachweisbaren  Streptokokken  nicht 
einheitlich  seien,  sondern  verschiedenen,  durch  Agglutinationen  unterscheid- 
baren Gruppen  angehören. 

Über  die  Natur  und  die  klinische  Bedeutung  der  Scheiden- 
streptokokken spricht  Walthard  (26).   Die  Lehre  von  der  häufigen  An- 


312  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Wesenheit  von  Streptokokken  im  Scheidensekret  gesunder,  gravider  Frauen 
ist  eine  Tatsache.  Vergleichende  Studien  der  morphologischen  sowie  der 
färberischen  Eigenschaften  der  Yaginalstreptokokken  mit  Streptokokken  aus 
eiterigen  Prozessen  des  menschlichen  Körpers  ergaben  keine  Anhaltspunkte 
für  eine  Differenzierung  der  Streptokokken  nach  ihrer  Pathogenit&t  fiir  den 
Menschen.  Ebensowenig  ist  es  möglich,  die  Scheidenstreptokokken  vom  Strepto- 
coccus pyogenes  durch  Charakteren  der  Kulturen  auf  künstlichen  Nährböden 
zu  unterscheiden.  Zur  Aufklärung  wurden  deshalb  die  Agglutination 
und  die  Hämolyse  herangezogen.  Die  letztere  ergab  keine  Unterscliiede, 
welche  eine  Differenzierung  der  Vaginalstreptokokken  gegenüber  dem  Strepto- 
coccus pyogenes  erlauben.  Die  Agglutinationsversuche  deuten  auf  eine  nahe 
Verwandtschaft  der  Vaginalstreptokokkenstämme  mit  dem  Streptococcus  pyo- 
genes. 

Nach  Meyer  (17)   ergeben  sich  als   notwendige  Forderungen     für    die 
klinische  Anwendung  des  Streptokokkenserums  folgende  Fakta: 

1.  Zur  therapeutischen  Anwendung  am  Menschen  darf  nur  ein  als  wirk- 
sam erprobtes  Streptokokkenserum  verwendet  werden. 

2.  Die  Wirksamkeit  des  Streptokokkenserums  ist  behördlich  zu  prüfen, 
und  zwar  mittelst  solcher  Stämme,  welche  unverändert  aus  menschlichen 
Krankheiten  gezüchtet  worden  sind  und  sich  nicht  in  der  Hand  der  Serum- 
darsteller befunden  haben. 

3.  Der  Praktiker,  welcher  Streptokokkenserum  anwendet,  ist  verpflichtet, 
soweit  über  den  theoretischen  Vorgang  der  Serumwirkung  orientiert  zu  sein, 
um  die  Indikationen  und  die  Gegenindikationen  zu  stellen. 

4.  Die  Streptokokkenserumbehandlung  darf  nicht  als  letztes  Mittel  in 
Anwendung  gezogen  werden,  sondern  ist  als  Prophylaktikum  im  weitesten 
Sinne  zu  betrachten. 

Lubowski  (15).  Zusammenfassende  Literaturübersicht  über  das 
Aronsonsche  Antistreptokokkenserum  und  dessen  therapeutische 
Verwendung.  In  einem  ersten  Abschnitte  sind  Geschichte,  Darstel- 
lung und  experimentelle  Untersuchungen  berücksichtigt.  Erwähnt 
sei  daraus:  Ruppel  und  Aronson  sind  der  Ansicht,  dass  die  vom  Typus 
Tavel,  d.  h.  die  Sera,  zu  deren  Erzeugung  grundsätzlich  nur  solche  Kulturen 
benutzt  werden,  welche  direkt  von  menschlichen  Streptokokkenerkrankungen, 
ohne  jede  Tierpassage  auf  künstlichen  Nährböden,  in  Reinkulturen  gezüchtet 
werden,  auch  gegenüber  tiervirulenten  Kulturen  fast  vollständig  unwirksam 
sind,  und  dass  es  dadurch  unmöglich  ist,  sich  von  dem  tatsächlichen  Vor- 
handensein von  Immunstoffen  in  dem  Serum  durch  das  Tierexperiment  zu 
überzeugen.  Ein  zweiter  Absclinitt  gibt  eine  Übersicht  über  die  thera- 
peutische Anwendung  unter  Berücksichtigung  hauptsächlich  des  Schar- 
lachs, der  puerperalen  Infektion.  Aus  den  bisherigen  Erfahrungen 
gehe  hervor,  dass  das  Aronsonsche  Serum  in  absehbarer  Zeit,  in  thera- 
peutischem Arzneischatz  eine  derjenigen  des  Diphtherieserums  gleiche  Stellung 
einnehmen  werde. 

Klein  (14).  Zwei  unter  Behandlung  mit  Serum-Ar onson  günstig  verlaufene  Fälle. 
1.  Fall  Pleuropneumonie.  2.  Fall  vom  ürogenitoltraktus  ausgehende  Sepsis.  Bakteriologische 
Untersuchung  fehlt. 

Aronson  (1)  bemerkt  in  der  Diskussion  zu  Meyers  Vortrag,  dass  er 
seine  Pferde  ausser  mit  den  von  Menschen  direkt  gezüchteten  Streptokokken 


BrnnneryWandfaeilang,  Störungen  der  Wandbeilung  etc.  313 

sach  mit  tieirirulenten  Streptokokken  immunisiere  und  dass  diese  Metkode 
Don  auch  im  Past Burschen  Institut  Anwendung  finde. 

Das  Charakteristische  bei  der  Wirkung  des  Streptokokkenserums  sei 
neben  der  frappanten  Besserung  des  Allgemeinbefindens  in  vielen  Fällen  ein 
Temperaturabfali.  Leider  werde  mit  der  spezifischen  Therapie  immer  viel 
m  spat  begonnen.  Beim  Tiere  seien  die  Heilwirkungen  seines  Serums  ganz 
aorbitante. 

Schwarzenbach  (22)  hält  Formaldehyd  in  maximaler  Dosis  bis 
zu  0,15  pro  die  für  Erwachsene  und  ältere  Kinder  als  vollständig  unschäd- 
lich. Es  soll  imstande  sein,  im  lebenden  Körper,  ohne  Schädigung  dieses 
letzteren  Streptokokken  abzutöten*);  wobei  es  nicht  anti toxisch  wirke.  Ob- 
schon  ein  erheblicher  Prozentsatz  im  Harn  ausgeschieden,  reize  es  die  Nieren 
nicht. 

Schwarzenbach  (23)  entwickelt  in  seinen  Beiträgen  zur  Pathologie 
und  Therapie  der  Streptokokken  in  therapeutischer  Hinsicht  sehr 
optimistische  Ansichten.  Bei  Streptomykosen  der  unteren  Luftwege  soll  na- 
mentlich das  Ichthyol  eine  intensive  Wirkung  entfalten;  es  wird  dabei  von 
einer  ^sichereren"  Wirkung  gesprochen  bei  innerer  Applikation,  als  man  sie 
mit  Kreosotpräparaten  erziele.  Auf  die  Lungen  wirke  es  offenbar  vermöge 
des  Schwefelgehaltes.  Es  scheine  „ein  Teil  des  mit  dem  Ichthyol  eingeführten 
^iwefels  durch  die  Lungen,  vielleicht  als  Schwefelwasserstoff  ausgeschieden 
ZQ  werden  und  dabei  auf  die  vorhandenen  Keime  entwickelungshemmend  zu 
wirken.** 

<i  Pyogene  Allgemeinerkrankungen.     Toxämie,    Sephthämie, 

Pyosephthämie. 

1.  Adolph^  Fall  von  schwerster  Allgemeininfektion  bei  Cholangitis.    Operation.   Heilung. 
Mitteil,  ans  den  Grenzgebieten.  Bd.  XV.  Heft  3  u.  4. 

2.  Biland,  über  einen  Fall  von  Staphylohämie.  Eorreepondenzbl.  f.  Schweizer  Arzte  1905. 
Sr.  12, 

3.  firehmer,  Ober  Gonokokkenaepsis  der  Neugeborenen.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  2. 

4.  Bamm,  Über  die  Unterbindung  der  abführenden  Venen  des  Uterus  bei  Pyftmle.    Berl. 
klin.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  1.  p.  19. 

5.  J&eobitz,  Fall  von  Sepsis.    Mflncb.  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  42. 

6.  *Majew8ki,  Behandlung  mancher  sept.  Zustände.    Przegl.  lekarski.  Nr.  1—4. 

I.  Moorbead,  The  bacillus  coH  communis  as  a  cause  of  septicaemia.    The  Practitioner 

1905.  Juoi. 
6.  Stiobli,  Doppelsepsis.    Münch.  med.  WocHenschr.  1905.  Nr.  45. 
^.  Wynn,  General  gonococcal  infection.    The  Lancet  11.  II.  1905. 

Wynn  (9)  berichtet  über  drei  Fälle  von  Gonokokken -Allgemein- 
infektion. Stets  war  der  Ausgangspunkt  die  Urethra.  Die  Samenbläschen 
vaien  in  allen  Fällen  beteiligt  und  möglicherweise  ging  die  Allgemeininfektion 
Ton  hier  aus.  Im  dritten  Fall  war  vielleicht  der  Ausgangspunkt  ein  Prostata- 
a^bszess.  Im  ersten  Falle  wurde  der  Gonococcus  allein  im  Blut  gefunden,  in 
Metastaten  fand  sich  ausserdem  Bact.  coli.  Im  zweiten  und  dritten  Fall 
^en  Bact.  coli  und  Streptokokken  im  Eiter  gefunden.  Eine  sehr  seltene 
Komplikation  bilden  die  bei  Fall  1  und  2  konstatierten  subkutanen  Abszesse. 
M  3  zeigte  eine  typische  Pyämie  mit  Abszessen  in  Lungen  und  Nieren. 


M  Wozu  Referent  und  mit  ihm  wohl  viele  Andere  ein  ?  setzen. 


314  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Verf.  hat  bis  jetzt  keinen  Fall  in  der  Literatur  gefunden,  bei  dem  Gooo* 
kokken  in  den  Lungen  gefunden  wiurden.  Frische  Endokarditis  war  bei  zwei 
Fällen  vorhanden,  bei  einem  Fall  mit  Gonokokken.  In  der  Literatur  findet 
sich,  dass  unter  den  Mischinfektionen  mit  Gonokokken  am  meisten  Koli- 
bazillen  sich  finden.  Für  den  kulturellen  Nachweis  der  Gonokokken  im  Blnt 
ist  Blutagar  notwendig. 

Brehmer  (3).  Fall  von  Gonokokkensepsis  nach  Ophthalmia  DeoDatomm.  In 
einer  EllhogengeleDkeiteruiig  Gonokokken  im  AoBstrich. 

Biland  (2).  Fall  von  sog.  kryptogenetischer  Staphylokokken-Py&mie 
mit  Knoehen-  und  Schleimbeutelherden,  mit  einer  am  ehesten  dnreh  die  KokkeDansscheidmig 
dureh  die  Niere  za  erklärenden  Staphylokokken-Ürethritia  nnd  konaekntiver  £pididymitiB, 
mit  Erythems  nodosmn  ihnlichen  HantmetastaseD  and  mit  an£Eallender  Neigung  der  Staphylo- 
kokkenherde  zu  luYolution  ohne  Abazedierung. 

Jacobitz  (5).  Bei  einem  Fall  von  Ekzem  mit  nachfolgender  Sepsis  wurde  der 
Staphylococcus  citreus  als  Erreger  gefunden  und  zwar  an  nässenden  Hautstellen,  im 
Sputum,  im  Eiter  von  Abszessen. 

Stäubli  (8).  Bei  einem  Fall  you  .Doppelsepsis*  liess  sich  neben  dem  Streptococcus 
longus  als  Erreger  der  primären  Infektion  ein  winzig  kleines,  nur  ca.  0,4  ^  langes  Kurz- 
Stäbchen  nachweisen. 

Bei  dem  Ton  Adolph  (1)  beschriebenen  Fall  von  ^jschwerster  All- 
gemeininfektion bei  Cholangitis^  fanden  sich  in  der  ;,OperatioDS- 
galle^  zahlreiche  Kolibakterien.  Die  Galle  erschien  dabei  ganz  normal. 
Der  Fall  ging  mit  hohem  remittierendem  Fieber  einher.  Nach  der  Chole- 
zystotomie  Heilung. 

Moorhead  (7).  Nach  ausgiebiger  Betrachtung  der  in-  und  ausländi- 
schen einschlägigen  Literatur  teilt  Verf.  einen  genau  beobachteten  und  bak- 
teriol(^isch  untersuchten  Fall  von  Koli-Septikämie  mit. 

Es  handelte  sich  um  einen  37  jährigen  Mann,  der  unter  hohem  Fieber 
von  remittierendem  Charakter  mit  hohen  Abendexazerbationen  erkrankte  und 
unter  Koma  starb.  Die  post  mortem  ausgeführten  bakteriologischen  Unter- 
suchungen ergaben  allgemeine  Verbreitung  des  Bacterium  coli,  auch  in 
der  Zerebrospinaläüssigkeit  und  in  den  Seitenventrikeln. 

Bumm  (4)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Pyämie,  ^bei  denen  die 
Heilung  in  dem  einen  Fall  sicher  und  in  dem  andern  wahrscheinlich  auf  d  i  e 
Unterbindung  der  abführenden  Venen  zurückgeführt  werden  muss". 
Dieser  operative  Eingriff  sei  zuerst  von  W.  A.  Freund  in  Strassburg  vor- 
geschlagen worden,  später  sei  es  Tendelenberg  gelungen,  einen  Fall 
chronischer  puerperaler  Pyämie  durch  Unterbindung  der  Venae  hypogastricae 
und  einer  V.  spermatica  zu  heilen.  Bei  den  referierten  Fällen  hat  Bumm 
die  Venae  hypogastricae  unterbunden,  in  denen  die  Thromben  lagen.  Er 
glaubt,  dass  durch  die  Unterbindung  die  Zirkulation  in  den  Becken venen 
unterbrochen  und  damit  die  Fortschleuderung  oder  Fortschwemmung  der 
infektiösen  Thrombenmassen  beseitigt  wurde. 

2.  Wundbehandlung^. 

a)  Aseptische  Wundbehandlung.     Geschichtliches. 
Bedingungen  der  Aseptik.     Allgemeines. 

1.  Allen,   üne  technique  chirnrg.  simple  et  aseptique.    Bev.  de  Chir.  1905.  Nr.  12. 

2.  *Aymard,    Glass   a   suhstitute   for  lint   in    the   treatment    of  granulating  wounds. 
Lancet  18.  XI.  1905. 

3.  Bernhard,    Offene  Wundbehandlung  und  Transplantation.    Zeitschr.  f.  Chir,  Bd.  78^ 


Brauner,  Wnndheiliing,  Stömngen  der  WundheilaDg  eto.  315 

i  'Byfold,   Einige  Ponkie  in  der  Technik  aseptischer  Operationen.    Jonm.  of  Amer. 

Aasoc  Nr.  10. 
:.  Ingel,  Trockene  nnd  feuchte  Wnndbefaandlnng.    Zeitschr.  f.  ftrztl.  Forib.  1905.  Nr.  12. 
6.  Gräser,  Wan^behandlung  and  Wundverband.  Mflnch.  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  49. 
:.  Hahn,   Über  den  heutigen  Stand  der  Aseptik  in  der  Chirurgie.    AUg.  Wiener  med. 

Ztg.  1905.  Nr.  24,  25,  26. 
\  'Haoghion,    The  healing  of  wounds  etc.    The  Dublin  Joum,  1905.  Jan.  pag.  59. 
9.  'Müller,    Die  moderne  Wundbehandlung.    Allg.  med.  Zentral-Ztg.  1905.  Nr.  9. 

10.  *—  Asepsis  bei  Laparotomie.    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  86. 

11.  *Po]losson,    Sur  quelques  points  de  Tasepsie  opäratoire.    Bev.  de  ehimrg.   1905. 
lir.  3.  peg.  424. 

22  'Soderbaam,  Traitement  des  plaies.  Ref.  in  Arch.  g6n,  de  m^.  1905.  Nr.  2.  pag.  123. 
M  TiTel,  £.,    Chirurgische  Infektion.    Moderne  ärztliche  Bibliothek.  H.  22/28. 
U.  Thomas,    Modem  fashions  in  snrgery.    Brit.  med.  Joum.  1905.  Dec  28. 
15.  Tweedy,    Asepsis  in  the  Rotunda  hoepital.    The  practitioner  1905.  March. 
\i.  Micskowski,    Mikroskopische  Befunde  des  Wundsekrets.    Poln.  Arch.  f.  biolog.  u. 
med.  WissMisch.  Bd.  IIL    Ref.  in  Zentralbl.  f.  Chir.  21. 

In  der  sehr  anregend  geschriebenen  monographischen  Bearbeitung  des 
Kapitels  ^Chirurgische  Infektion^  sagtTavel  (13)  im  Vorwort,  man  dürfe 
eoUchieden  behaupten,   dass  nur  derjenige  Chirurg,  der  die  Grundlagen  der 
Bakteriologie  gründlich  kennt  und  auf  diesem  Gebiete  viel  gesehen  und  ge- 
arbeitet bat,   imstande  sei ,  in  bezng  auf  glatte  Wundheilung  dauernd  gute 
Resultate  zu  erzielen.    Im  I.  Hauptteil  der  Schrift  wird  sodann  die  Wund- 
infektion besprochen,  die  Kontamination  der  Wunde,  die  Disposition 
und  Virulenz.     Es  kann  hier  nur  einzelnes  herausgegriffen  werden.    Im 
Abschmtt  Kontaktinfektion  sagt  Verf.  über  die  Handschuhe :  Die  Zwirn- 
handschohe  mit  oder  ohne  Manschette  sind  ;,grobe  Filter^,  die  unmöglich  die 
Bakterien  der  Handoberfläche  zurückbehalten.    Die  Gummihandschuhe  wären 
das  Idealste,    „wenn   man   sie  nicht  so  oft  und  so  sicher  im  Laufe  einer 
Openition  einhacken,  einschneiden  oder  einreissen  würde,  was  ihre  Vorteile 
Tollstäodig  illusorisch  macht^.    Absolut  indiziert  sind  dagegen  die  Gummi- 
kodschiihe  als    Hände  schütz   zur  Verhütung   der   Infektion  der  Hände. 
.Wir  schliessen  also  aus  den  Inkonvenienzen  der  Handschuhe  bei  aseptischen 
Operaücmen,  dass  das  Tragen  von  Handschuhen  zu  grosse  Nachteile  besitzt, 
m  es  konsequent  durchzuführen,  wenn  nicht  gerade  spezielle  Indikationen 
torüegMi^  ^). 

Zar  Sterilisation  der  Instrumente  empfiehlt  Verf.  Kochen  in 
2^o\geT  Borlösung  während  V«  Stunde.  Das  Ligaturmaterial  soll  anti- 
septisch sein  (eine  Forderung^  die  früher  schon  vom  Bef.  aufgestellt  worden 
'x^h),   Dass  Catgut  sich  nicht  sterilisieren  lasse,  sei  ;,ein  Märchen^. 

Von  der  Wundirrigation  sagt  Verf.:  Die  Chirurgen,  welche  die 
^'mide  nicht  irrigieren,  werden  eine  Infektion  durch  Irrigationsflüssigkeit 
nicht  erieben,  ^dagegen  werden  sie  um  so  mehr  ihre  Wunden  zur  Infektion 
wi  anderen  Wegen  disponieren^.  Man  vermeide  bei  länger  dauernden  Ope- 
ratioDen  die  Eintrocknung,  die  sog.  trockene  Aseptik,  dieselbe  sei  ^absolut 


0  Dm  deckt  sich  im  ganzen  vollkommen  mit  den  Ansichten  des  Referenten.  VergL 
uei  Z^irnhandschnhe,  Stadien  üher  Wundinfektion  etc.  I.  T.  S.  186.  1898.  Über 
6d m m jb aodechahe.  Siehe  Referat  Über  Haeglers  Monographie  im  Korrespondenzbl.  f. 
Schw.  Arzte  1900.  S.  449.  Chirargische  Erfahrungen  über  Magenkarzinom.  1901.  Über 
iejmpropbjkzie  bei  Magenoperationen.  Beitr.  z,  klin.  Chir.  Festschrift  Krön  lein;  ferner 
fieoerkongeo  in  diesen  Jahresberichten  zu  entsprechenden  Referaten. 

^)  Yergl.  frohere  Jahresberichte. 


816  Jfthresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil.    - 

2u  verwerfen^.  *  Zur  Irrigation  empfiehlt  er  seine  Salzsodalosnng.  Jed< 
antisepiische  Irrigation  ist  zu  vermeiden.  Die  Drainage  ist  füi 
die. aseptische  Heilung. von. allergrösster  Bedeutung.  Am  besten  seien  Glas 
drains;  Gummid.rains  imprägnieren  sich  mit  dem  Antiseptikum,  in  den 
sie  liegen,  und  können  unangenehme  Ätzwirkung  ausüben^).  -  24 — 4Sstündig€ 
Drainage  genügt.  Als  prophylaktisches  Mittel  gegen  Hämatome  ist  Gelatine 
zu  empfehlen.  -7     ,         . 

.  Die  Antisepsis  und  die  Asepsis  verfolgen  ein  gemeinsames  erstes  Ziel: 
die  minimalste  Kontamination  der  Wunde.  Das  zweite  zu  erstrebende  Ziel 
die  Abtötung  der  kontaminierenden  Bakterien,  will  die  Antisepsis  vermittelst 
chemischer  Antisepticis  erzielen,  während  die  Asepsis  auf  die  phy-siologischen 
bakteriziden  Eigenschaften  des  Organismus  rechnet,  um  der  Infektion  vorzu- 
beugen. ..... 

Gras  er  (6)   verfolgt  in  seinem  Aufsatz  die  Absicht,   einige  Versuche 
und  Erfahrungen  zu  besprechen,   welche   er  in  den  letzten  Jahren  anf  seiner 
Klinik  gemacht  hat    Als  der  grösste  Fortschritt  erscheint  ihm  aus  dem  letzten 
Jahrzehnt  die  klare  Erkenntnis,  dass  wir  nicht  imstande  sind,  unsere  Hände, 
nachdem  sie  mit  infektiößem  Material  beschmutzt  worden,  keimfrei  zu  machen. 
Er  verwendet  Handschuhe  sehr  viel,  ^nicht  nur  in  der  Sorge  vor  Beschmutzung, 
sondern  auch  gerade  dann,  wenn  höchstes  Mass  von  Sorgfalt  anzuwenden  ist: 
er  kann  damit  ebenso  genau  fühlen  und  operieren,  wie  ohne  dieselben;  er- 
schwert ist  nur  das  Festhalten  glatter  Eingeweide,   besonders  des  Magens. 
Gummihandschuhe  werden  auf  beiden  Seiten  sehr  ausgiebig  mit    Seife  f;e- 
waschen  und  10  Minuten  in  Sodalösung  gekocht.     Von  sonstigen  Vorsichts- 
massregeln verwendet  er  nur  die  Kopfmützen.    Hautdesinfektion  am  Patienten 
stets  am  Tage  vor  der  Operation.     Waschung   bis  zu  einer  halben  Stunde 
durch  das  Pflegepersonal.    Desinfektion  mit  Alkohol  und  Sublimat,  sowie  An- 
legen des  sterilen  Schutzverbandes  durch  den  Abteilungsarzt  *).    Auf  diese  Weise 
ist  gesorgt,   dass   die  Vorbereitung  ohne  jede  Hast  geschieht  und  die  Ruhe 
beim  Einleiten   d^r  Narkose    nicht  durch  Waschen  gestört  wird.  —  Gefäss- 
Unterbindung  mit  Jodcatgut   (Jodlösung  Billmann -Mannheim).     Auf  genähte 
Wunden   Schleier   von    Gaze,    neben    der  Wunde  mit  Kollodium   befestigt. 
Höhlenwunden  werden  drainiert  (Glasdrain). 

Bernhard  (3)  hat  die  Insolation  nun  auch  bei  der  Transplantations- 
behandlung ausgiebig  benutzt  und  ist  mit  den  Erfolgen  sehr  zufrieden.  Die 
Besonnung  granulierender  Wunden  erleichtere  durch  ihre  austrocknende  Wir- 
kung einerseits  und  ihrie  Anregung  zur  Bildung  kräftiger,  gesunder  Granu- 
lationen anderseits  sehr  die  Transplantation.  Schon  nach  einer  Viertelstunde 
sind  gewöhnlich  die  Läppchen  mit  der  Unterlage  so  fest  verklebt,  dass  man 
eine  gewisse  Gewalt  anwenden  muss,  um  sie  loszureissen.  Einige  Fälle  illu- 
strieren das  Gesagte. 

Thomas  (14)  gibt  die  Bescbreibang  von  oach  seiner  Ansicht  praktischen  Eopf- 
mützen  mit  Handhab.e  zum  Aufsetzen,  geeignet  namentlich  für  Operateure  mit  langem 
Haar,  oder  solche,  die  im  Motorwagen  reisen  etc.,  wobei  Staub  sich  in  die  Haare  setzt. 
Ferner  gibt  er  Notizen  über  Wundbinde  und  Handschuhe  und  andere  , modern  fashions 
•in  surgery*. 

1)  Eine  Beobachtung,  die  Referent  bei  vieljährigem  ausgiebigem  Gebrauch  der  Gummi- 
drainsnoch  nie  gemacht  hat. 

2)  Dem  Referenten  scheint  dies  Verfahren  weniger  Sicherheit  zu  leisten,  als  Reioiguag 
anmittelbar  vor  der  Operation.  Der  Schutzverband  kann  sich  leicht  verschieben,  die  Haut 
von  neuem  verunreinigt  werden. 


B  rann  er,  Wandheilung,  Störungen  der  Wundbeilung  etc.  317 

Allen  (1)  Chirurg  in  Cleveland  Ohio  hält  nach  seinen  vielfachen 
hikteriologischen  Untersuchungen  die  Gesichtsmaske  nicht  für  notwendig 
heim  Operieren.  Gummihandschuhe  sind  sehr  zu  empfehlen.  Das  Operations- 
frld  könne  mit  grosser  Sicherkeit  auf  dem  Operationstisch  präpariert  werden. 
Ikie  Patienten  werden  am  Morgen  des  Operationstages  gebadet.     Sterilisation 

der  Verbandstoffe  30  Minuten  in  gespanntem  Dampf. 

Tweedy  (15).  Beschreibung  der  im  Frauenspital  (Rotunda^Hospital)  in  Dublin  ge- 
briedilichen  Asepsis.    Bei  Operationen  Gummihandschuhe. 

Hahn  (7).     Übersicht  ,Über  den  heutigen  Stand  der  Aseptik  in  der  Chirurgie*. 

b)  Desinfektion  der  Hände  und  des  Operationsfeldes. 

I.  'Ahlfeld,    Rehabilitierung  der  Hand.    Mttnch.  med.  Wochenschr.  Nr.  49. 

1  *Collin8,   An  experimental  inquiry  into  the  infection  of  operative  wounds  from  the 

skin .    Brit.  med.  Joum.  1905.  July  15. 

t  'Dawborn,.  Desinfection  of  the  skin.    Ann.  of  Surg.  1905.  Nr.  5.  pag.  773. 

i  DoT,   Schweisssekretion  der  Hände  bei  Chirurgen  und  Asepsis.    Gaz.  des  Hdp.  Nr.  24. 

5.  Engels,  £.,    Die  Desinfektion  der  Hände.    Klin.  Jahrb.  Bd.  XIII.  H.  4. 

6.  Herff,  t..   Die  Heisswasser  -  Alkoholdesinfektion.     MQnch.   med.   Wochenschr.    1905. 
Nr.  24,  25. 

7.  Maworski,    Beiträge   zur  praktischen  Händedesinfektion.     Berlin -Wien,  Urban   & 
Schwarzenberg. 

7a.*Leedham-Green,    Sterilization   of  the  hands   and  skin.    Brit.  med.  Joum.  1905. 
30.  Septbr. 

8.  Paochet,    Les  gants  en  Chirurgie.    Arch.  prov.  de  Ghir.  1905.  Nr.  12.  Dec. 

9.  *Pearson,     Observations    on   sterilization   of  the   hands.     Brit.  med.   Joum.   1905. 
30.  Sept  p.  785. 

lö.  Remenir,   E.,    Zum  Gebrauch  der  Paragummi- Handschuhe.     Orvosi  Hetilap   1905. 
Nr.  84.  Ungarisch. 

II.  Reyerdin-Massol,    De  Tasepsie  des  mains  en  Chirurgie.    Rev.  m^d.   de  la  Suisse. 
Rom  1905.  Nr.  1. 

li  Komme,    Les  gants  en  caontchouc.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  17. 

13.  Ssrwey,    Bakteriolog.  Bemerkungen  zur  Heisswasser- Alkoholdesinfektion.    Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1. 

14.  *Schaeffer,    In  Sachen  Alkohol  wider  Sublamin.    Monatsschr.  f.  Geb.  21.  2. 

15.  Seitz,   Hände-In-  und  Desinfektion.    Zentralbl.  f.  Bakt.  37.  5. 

Engels  (5)  beschäftigt  sich  in  seiner  grossen  Arbeit  mit  der  Kombi- 
nation verschiedener  Desinfektionsmittel  mit  Alkohol  und 
gknbt  gezeigt  zu  haben,  dass  diese  Kombination  immer  eine  bedeutende 
tberlegenheit  im  desinfektorischen  Wert  besitze,  einerseits  gegenüber  der 
wässerigen  Lösung  desselben  Mittels,  andererseits  gegenüber  dem  Alkohol 
aWein.  Er  betont  dabei  ausdrücklich,  dass  ihm  die  Tatsache  bekannt  sei, 
dass  bei  den  über  dies  Thema  vorliegenden  Versuchen  der  meisten  anderen 
Xutoren  die  Verwendung  des  Alkohols  statt  des  Wassers  als  Lösungsmittel^ 
im  Gegenteil  eine  Verschlechterung  des  Desinfektionsefifektes  zur  Folge  hatte. 
Mam  ^ird  nach  seiner  Meinung  gut  tun,  bei  Händedesinfektionen  in  Zukunft 
weder  den  Alkohol  allein  noch  in  Verbindung  mit  einem  in  Wasser  gelösten 
Dtöinfektionsmittel  nach  Fürbingers  Vorschrift  zu  verwenden.  Das  Des- 
infiziens  in  alkoholischer  Lösung,  d.  h.  in  Zusammenziehung 
i«r  Fürbingerschen  Methode  gebe  die  besten  Resultate. 

Weiter  sei  er  zur  Überzeugung  gekommen,  dass  das  Sublamin  unter 
i^n  bisher  bekannten  Händedesinfizientien  die  erste  Stelle  einnehme,  sowohl 
in  bezug  auf  bakterizide  Wirkung  als  auf  tiefere  Wirkung  und  Einfluss  auf 
^^  Haiut.    Diese   Versuche   seien   auch    schon   von   der   Fürbing  er  sehen 


318  Jahresberieht  flGbr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Schule  anerkannt ,   insofern  sie  schon  statt  des  Sublimats  die  wässerige  Sul> 

laminlösung  eingeschoben  haben. 

Die  empfohlene  Desinfektionsordnung  gestaltet  sich  folgendennassen: 
Waschung  der  Hände  mit  steriler  Seife  (braune  Kaliseife)  and  sterileij 

Bürste  in   heissem  Wasser  ...  5  Minuten;    Applikation    der    alkoholischen 

Sublaminlösung  2  ^/oo  ...  5  Minuten. 

Für  die  Praxis  wird  empfohlen,  stets  folgende  Lösung  yorrätig  zq 
halten: 

10  ^/o  Sublamin- Alkohollösung. 

10  g  Sublamin  werden  in  96  ccm  50  ^/o  Alkohol  (bereitet  aus  gleichen 
Raumteilen  Alkohol  und  Wasser)  +  0,15  ccm  einer  l®/oigen  Eosinlösung  in 
50 ^/o  Alkohol  gelöst,  so  dass  die  Menge  100  ccm  beträgt.  Man  kann  sich 
jederzeit  aus  der  beschriebenen  Stammlösung  durch  Auflösung  von  10,  20. 
30  ccm  in  Alkohol  schnell  die  gewünschte  1,  2,  3  etc.  prom.  Desinfektions- 
lösung zTun  sofortigen  Gebrauche  herstellen. 

Die  Untersuchungen  von  Seitz  (15)  sind  Verhältnissen  angepasst,    bei 
denen  es  sich  nicht  darum  handelt,  die  in  der  Tiefe  sitzenden  Bewohner  der 
Haut  abzutöten,  sondern  Bakterien,  die  erst  kurze  Zeit  vorher  von  aussen  an 
die  Hände  gelangt  sind,  wieder  zu  entfernen;   mit  andern  Worten,    wenn  es 
gelte,  die  Übertragung  von  Infektionskrankheiten  durch  die  Hände  zu  ver- 
hüten unter  Umständen,  wie  sie  in  der  Praxis  häufig  genug  vorkommen.    Es 
zeigte  sich  bei  diesen  mit  Prodigiosus,  Bacterium  coli  angestellten 
Versuchen,  dass  die  Wirksamkeit  einer  einfachen  Waschung  mit 
Wasser  und  Seife   ;,eine  sehr  gute^  ist,   anderseits  lassen   die  Ver- 
suche  über   die  Wichtigkeit   eines   kurzen  Handbades    in    einer 
antiseptischen   Lösung    keinen   Zweifel   bestehen.     Andererseits 
beweisen  sie  auch  die  wichtige  Tatsache,   dass  trotz  der  Reste  von  Sublimat 
und  Lysoform,  welche  von  dem  Handbade  an  den  Händen  haften  geblieben 
sein  mögen,  sich  unter  besonderen  Umständen  lebensfähige  Keime  in  grosser 
Anzahl  übertragen  lassen. 

Sarwey  (13).  Zur  bakteriologischen  Prüfung  desinfizierter  Hände  hat 
Ahlfeld  die  sogen.  ;,Gummihandschuhmethode^  ersonnen,  welche  im  wesent- 
lichen darin  besteht,  dass  die  mit  der  Heisswasseralkoholmethode  desinfizierte 
Hand  längere  Zeit  durch  einen  mit  sterilem  Bouillonsaft  gefüllten  sterilen 
Gummihandschuh  von  der  Aussenluft  abgeschlossen  und  dann  auf  ihren  Keim- 
gehalt kulturell  geprüft  wird.  Bei  Nachprüfung  dieser  Methode  gelangt 
Sarwey  zu  folgenden  Resultaten: 

1.  Wie  aus  früheren  Versuchsreihen,  so  geht  auch  aus  denjenigen  Ver- 
suchen, welche  in  strengster  Befolgung  der  von  Ahlfeld  angewandten  Ver- 
Buchstechnik  eine  exakte  Nachprüfung  seiner  Handschuhexperimente  dar- 
stellen, unzweideutig  hervor,  dass  die  Hände  durch  die  Heisswasseralkohol- 
desinfektion  nicht  keimfrei  gemacht  werden  können. 

2.  Ahlfelds  entgegengesetzt  lautende  Versuchsresultate,  nach  welchem 
seiner  Heisswasseralkoholdesinfektion  die  Fähigkeit  einer  absoluten  Sterili- 
sierung der  unvorbereiteten  Tageshände  zukommen  soll,  beruhen  auf  ver- 
schiedenen Versuchsfehlem,  die  der  von  ihm  geübten  Versuchstechnik  an- 
haften; diese  sind  es,  welche  trotz  vorhandenen  Keimgehalts  der  desinfizierten 
Hände  ein  Sterilbleiben  seiner  Bouillonröhrchen  bewirkt  und  so  eine  Steri- 
lität der  Hände  vorgetäuscht  haben. 


Brnnner,  Wandheilang,  StOraDgen  der  Wondheilang  etc.  319 

3.  Diese  Fehlerquellen  sind  im  wesentlichen  zurückzuführen  anf  die  zu 
beme  Anzahl  von  Einzelprüfungen,  welche  gleichzeitig  von  derselben  Yer- 
suchshand  al^enommen  wurden;  femer  auf  die  ausschliessliche  Verwendung 
Ton  Bouillon  als  Nährböden,  endlich  auf  die  aus  mehreren  Gründen  zu  ge- 
ringe Intensit&t  seiner  Keimentnahme.  Die  Ausschaltung  dieser  Fehlerquellen, 
^reiche  durch  gewisse  Änderungen  in  der  Versuchsanordnung  erreicht  werden 
kann,  hat  das  Auftreten  von  Handkeimen  im  Nährboden  und  damit  das  in 
der  ersten  These  festgelegte  Versuchsresultat  zur  unmittelbaren  Folge. 

Remenar  (10)  berichtet  über  den  Erfolg  des  Gebrauches  von  Para- 
gummi^Handschuhen  an  der  I.  Chirurg.  Universitätsklinik  (Direktor  Prof. 
J.  Dollinge r)  zu  Budapest.    Die  Vorteile  dieser  Handschuhe  sind: 

1.  Eine  absolute  Sterilisation. 

2.  Bei  mehreren  Operationen  nacheinander  kann  das  zeitraubende 
Waschen  etwas  abgekürzt  werden,  insofeme  wir  nach  kurzer  gründlicher 
Reinigung  die  Handschuhe  wechseln. 

3.  Im  Notfalle  erlaubt  das  Wechseln  der  Handschuhe  auch  nach 
Toransgehenden  septischen  Operationen  spätere  aseptische.  Dies  ist  besonders 
für  den  praktischen  Arzt  von  Wichtigkeit. 

Seit  dem  Herbste  1905  lässt  Delling  er  über  die  Paragummi-Hand- 
sdohe  noch  v.  Mikuliczsche  Zwirn- Handschuhe  ziehen,  um  ein  Rutschen 
der  Gummi -Handschuhe  zu  vermeiden.  Trotz  der  zwei  Handschuhe  ist  das 
Ta^fuhl  ein  gutes.  Gergö  (Budapest). 

Reverdin  et  Massol  (11)  kommen  in  ihrer  experimentellen  Arbeit 
über  Asepsis  der  Hände  in  Übereinstimmung  mit  vielen  anderen  Ver- 
SQchsergebnissen  anderer  Autoren  zu  dem  Resultate,  dass  eine  absolute 
Sterilisation  der  Hände  nicht  möglich  ist.  Am  wichtigsten  ist  die  mecha- 
nische Bearbeitung  mit  der  Bürste;  Hitze  und  Seife  sind  dabei  Adjuvantien, 
welche  die  Reinigung  beschleunigen.  Antiseptika  können  nur  bei  langer  Ein- 
virkmig  auf  die  Hände  wirksam  sein.  Eine  Schweissinfektion  existiert  nicht 
Je  länger  und  intensiver  die  Waschung  ausgeführt  wird,  desto  mehr  verein- 
facht sich  die  Mikrobienflora  der  Hand.  Zuletzt  bleibt  immer  der  polymorphe 
Coccns  von  Axel  Cedercreutz  zurück. 

von  Her  ff  (6)  schliesst  aus  seinen  operativen  und  geburtshilflichen 
Erfahrungen,  dass  die  Heisswasseralkoholdesinfektion  nach  Ahlfeld  zum 
mindesten  eben  so  gut  sei  wie  die  Für  bringer  sehe,  wenn  nicht  noch  besser. 
Jeden&lls  sei  sie  einfacher  in  der  Technik  und  verdiene  daher  allgemeine 
Verbreitung.  Die  Ergebnisse  des  Frauenspitals  beweisen,  dass  sich  auch 
ohne  Handschahe  schwere  ektogene  Infektionen  mit  grosser  Sicherheit  auf 
TJele  Jahre  hin  vermeiden  lassen. 

Fauchet  (8)  empfiehlt  als  besten  impermeablen  Handschuh  ^le  gant 
de  Chapnt.^  Jeden  Tag  ausgekocht,  halte  er  Monate.  Wenn  eine  Nadel 
ib  durchsticht,  kann  er  repariert  werden.  Resume:  „il  n'y  a  qu'un  gant: 
c'est  le  gant  impermeable;  il  n'y  a  qu'un  gant  impermeable;  c'est  le  gant  de 
Chaput.^  Konservierung  in  Talkpuder.  Vor  der  Operation  im  Seifenwasser 
gewaschen,  dann  10  Minuten  gekocht. 

Romme  (12).     Referat  und  E^ritik  der  Versuche  von  Reverdin  et  Massol  Aber 
Hiodedesinfektion ;  ebenso  Dor  (4). 


B20  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

c)  Sterilisation  des  Naht-  und  Unterbindungamateri  a.ls. 

1.  Bartlett,    Eine  neue  Methode  der  Sterilisation  von  Gatgat.    ZentralbL  f.  Cliir.    1905. 
Nr.  15. 

2.  Des fo 8808,    Le  crin  de  Florence.    Presse  möd.  1905.  Jnlj  15. 

3.  Föderl,    Catgutsteriliaation.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  51.  pag.  1366. 

4.  Heerfoldt,    Sterilisation  von  Catgat  durch  Kochen.    Hospitalstid.  Nr.  46  (1904). 

5.  Moschcowitz,    Dry  iodine  Catgut.    Annais  of  Snrgery.  1905.  Sept. 

Bartlett  (1)  empfiehlt  folgendes  neue  Verfahren   der  Catgut- 
sterilisation: 

1.  Das  Rohmaterial  wird  in  Fäden  von  etwa  2  Fuss  Länge  geschnitten 
und  jeder  dieser  Fäden  wird  um  sich  selbst  gewunden.    Die  so  entstehenden 
Ringe,  die  einen  Durchmesser  ungefähr  von  der  Grösse  eines  Zweimarkstückes 
haben,  werden  wie  die  Perlen  an  einen  Zwirn-  oder  Baumwollfaden  gereiht, 
damit  man  sämtliche  Fäden  bequem  hantieren  kann. 

2.  Dieses  Band  von  Catgutringen  wird  nun  eine  Stunde  lang  bei  einer 
Temperatur  von  85°  C  und  eine  weitere  Stunde  bei  105**  C  getrocknet,  und 
zwar  wird  die  Temperatur  langsam  auf  die  gewünschte  Höhe  gebracht. 

3.  Das  Catgut  wird  nun  in  flüssiges  Paraffin  gebracht  und  bleibt  in 
dieser  Flüssigkeit,  bis  es  transparent  geworden  ist,  was  in  spätestens  zwölf 
Stunden  der  Fall  ist. 

4.  Darauf  wird  das  Glasgefass  mit  dem  Öl  und  Catgut  in  ein  Sandbad 
gestellt  und  die  Temperatur  eine  Stunde  lang  ganz  allmählich  auf  160^  C 
erhitzt,  worauf  diese  Temperatur  eine  zweite  Stunde  lang  unterhalten  wird. 

5.  Nun  hebt  man  den  Faden  mit  den  Catgutringen  mittelst  eines  aus- 
gekochten Instrumentes  aus  dem  Öl  und  bringt  das  Catgut  in  ein  steriles 
Glasgefass,  das  mit  folgender  Mischung  gefüllt  ist: 

Jodkristalle     1  Teil, 

desodoriertes  Methylalkohol     100  Teile. 

Nachdem  man  jetzt  den  Faden  mit  ausgekochter  Schere  durchschnitten 
und  herausgezogen  hat,  bleibt  das  Catgut  in  dieser  Flüssigkeit  liegen  und  ist 
nach  24  Stunden  gebrauchsfertig. 

V.  Moschcowitz  (5).  Sehr  ausführliche  und  exakte  Arbeit  über 
trockenes  Jodcatgut  mit  bakteriologischer  Prüfung.  Präparation  in  der 
Claudiusschen  Originallösung  von  1  Jod,  1  Jodkali,  Wasser  100.  Am  zehnten 
Tage  Herausnehmen  aus  der  Lösung  und  trockene  Aufbewahrung  in  sterilem 
Gefäss.  Vor  dem  Gebrauch  durch  Karbollösung  oder  steriles  Wasser  gezogen. 
Das  Catgut  ist  „absolut^  steril. 

Foederl(3)  hat  einen  einfachen  und  wenig  kostspieligen  Apparat  kon- 
struieren lassen  (Firma  Baumann,  Wien),  um  Catgut  und  Seite  in  überhitzten 
Alkoholdämpfen  zu  sterilisieren.  Es  entwickelt  sich  im  Innern  ein  Druck  von 
27»  Atmosphären  und  die  Temperatur  steigt  schon  nach  kurzer  Zeit  auf  100®. 
Temperaturen  von  100  ®  bei  einem  Druck  von  2  Atmosphären  seien  ausreichend 
für  die  Abtötung  der  uns  bekannten  widerstandsfähigen  Mikroorganismen. 
Bakteriologische  Untersuchungen  bestätigten  dies. 

Desfosses  (2).  Mitteilungen  über  Herstellung  und  Provenienz  des 
;,Crin  de  Florence^  oder  „Silk  worm  gut".  Passavant  hatte  1865  zuerst 
die  Idee,  dieses  Material  bei  der  Staphylorrhaphie  zu  verwenden.  Es  sind 
die  Fasern,  welche  aus  den  Drüsen  der  Bombyx  mori  gezogen  werden,  bevor 
sie  den  Kokon  spinnt,  also  nicht  gesponnene  Seide. 


Brunner,  Wandheilang,  StGrangen  der  Wundheilung  etc.  321 

d)  Sterilisation  des  Yerbandmateriales,  der  Instrumente, 

Schwämme. 

1.    ^Andrews,   A  method  of  Bterilisiog  sponges.    Lancet  1905.  Oct.  14.  p.  1106. 
S.    Grosse»  Neues  fiber  Sterilisation  besonders  von  Kathetern  and  chirurgischen  Messern. 
Mfinch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  81. 

3.  *—  Neaes  über  Sterilisation.    Med.  Blätter  1905.  Nr.  37,  38,  39. 

4.  Holzapfel,  E.,  Zur  Sterilisation  von  Verbandstoffen.    Zentralbl.  f.  Gyn.  1905.  Nr.  51. 

5.  Soeb,   Über  therapentische  Verwendung  mit  Nebenniereneztrakt  imprägnierter  Ver- 
bandstoffe.   Allg.  Wiener  med.  Ztg.  1905.  Nr.  85. 

6.  Longa  et,    De  la  Sterilisation  des  Instruments.    Le  Progr^s  m^d.  1905.  Nr.  21,  22. 
1.  —   De  la  Sterilisation  des  objets  de  pansement.    Le  Progrös  m^d.  1905.  Nr.  88. 

8.   ^Richaud,   Däsinfection  des  Instruments  de  Chirurgie  par  le  cyanure  et  roxycyanore 
de  mercure.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  2.  pag.  72. 

Holzapfel  (4)  ist  wie  Braatz  der  Meinnng,  dass  die  Vorwärmung 
der  Desinfektion  mit  strömendem  Dampf  nachteilig  sei,  denn  bei  der  Zulei- 
tung des  gesättigten  100^  igen  Wasserdampfes  zu  vorgewärmten  Verband- 
stoffen entstehe  überhitzter,  nicht  etwa  stärker  gespannter  Dampf,  der 
weit  weniger  keimtötend  wirke,  als  der  gesättigte  100^  ige  ^).  Die  Vorwärmung 
lasse  sich  leicht  vermeiden  auch  bei  Apparaten  die  für  eine  solche  einge- 
richtet sind.  Man  müsse  eben  die  Verbandstoffe  nicht  gleich  in  den  Apparat 
einsetzen,  sobald  die  Heizflamme  angezündet  wird,  sondern  erst  dann,  wenn 
das  Wasser  zum  Kochen  gebracht  ist  und  100^  igen  Dampf  erzeugt.  Setzt 
man  zu  dieser  Zeit  die  Verbandstoffe  ein,  so  werden  sie  sofort  der  Dampf- 
durchströmung  unterworfen,  während  sie  im  anderen  Falle  durch  die  allmäh- 
liche Erhitzung  des  Wassermantels  angewärmt  werden,  ehe  die  Dampfdurch- 
strömung beginnt. 

Von  den  Einsatzkasten  verlangt  man,  dass  sie  den  Wasserdampf  unter 
möglichst  geringer  Behinderung  von  oben  nach  unten  durchtreten  lassen  und 
Mch  der  Desinfektion  die  Verbandstoffe  vor  späterer  Verunreinigung  schützen. 
Diesen  Postulaten  entsprechen  die  Schimmelbuschschen  Büchsen  nicht 
gamz.  Verf.  empfiehlt  nun  eine  Modifikation,  welcher  die  gerügten  Mängel 
nicht  anhaften.     Beschreibung  ist  im  Original  nachzulesen. 

Nach  Longuet  (6)  gewährt  für  die  Sterilisation  der  Instrumente  am 
meisten  Sicherheit  die  von  ihm  genannte  ^Methode  sporicide^  mit  gespanntem 
Dampf  ohne  Wasser  (^Vapeur  anhydre  sous  pression"),  wozu  er  das  bei  110® 
siedende  ^ytolene*'  verwendet.  Es  wird  dadurch  die  Oxydation  vermieden 
und  eine  neue  Etappe  auf  dem  Wege  der  „absoluten  Sterilisation^  erreicht. 
Dasselbe  sporizide  Verfahren  empfiehlt  er  zur  Sterilisation  der  Verbandstoffe. 

Grosse  (3)  empfiehlt  neuerdings  die  Sterilisation  der  Messer  im  Wasser^ 
dampf  und  empfiehlt  im  Interesse  der  Einheitlichkeit  einen  Wasserdampf- 
Sterilisator  für  Verbandstoffe  und  Instrumente  zugleich.  Ihm  entgegnet  Kr o- 
nacher,  er  erachte  dieses  Verfahren  als  einen  Rückschritt;  die  Messer  leiden 
dadurch,  das  beste  Verfahren  sei  Auskochen  in  Sodalösung.  (Schimmel- 
busch.) 

Nach  Koch  (5)  eignen  sich  mit  Nebennierenextrakt  imprä- 
gnierte Verbandstoffe  vorzüglich  zur  Tamponade  der  Nasenhöhlen  nach 
Muscheloperationen. 

1)  Vergleiche  dem  gegenüber  die  1903,  p.  110  und  1904,  p.  53  referierten  Arbeiten 
▼OD  Borchardt  and  Beckmann,  nach  welchen  dem  Vorwärmemodaa  der  Lauten- 
BchUge rächen  Apparate  diese  Nachteüe  nicht  anhaften. 

Jabwbericht  für  ChimTgie  1905  21 


322  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

e)  Antiseptik,  Antiseptika. 

1.  Aronheim,  Verwendung  von  Baleamum  peruyianum  bei  Behandlung  von  Wunden 
und  chroniachen  ünterachenkelgeachwüren.    Mflnch.  med.  Wochenechr.  1905.  Nr.  37. 

2.  Blugger,   Die  Verwendung  der  SpirituBverbände.     Deutsche  med.  Wochenechr.  1905. 
Nr.  7. 

8.   Chlumsky,   Behandlung  chirurgischer  Infektionen  mit  Phenolkampfer.     Zentralblatt 
f.  Chir.  38. 

4.  Gohn,    Zur  Behandlung  septischer  Prozesse  mit  Argentum  coUoidale  Gred^.     Wiener 
klin.-therap.  Wochenschr.  Nr.  49. 

5.  *Goudrain,   L'eau  ozygön^e  etc.   Th^se  de  Paris  1904.   Michaion  ref.  in  Gaz.  des 
Höp.  1905.  Nr.  2.  pag.  21. 

6.  Gotte,    Gangräne  phöniqu6e.    Presse  möd.  1905.  5  Juill. 

7.  *Etterlen,    Snr  Taeide  borique.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  10.  pag.  508. 

8.  *Fiorentini,   Ober  intravenöse  Injektion  von  Thymol  etc.    6azz.  degli  osped.  1904. 
Nr.  97. 

9.  ^Friedberger-Oettinger,  Versuche  ftber  die  desinfizierende  Wirkung  des  yGriseriBs*. 
Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  7. 

10.  *Galli- Valerie,    Über  Isoform.    Therap.  Monatsh.  1905.  Nr.  5.  pag.  259. 

11.  *Hotys,  Alkohol  und  Silber  in  der  modernen  Therapie.    Allg.  med.  Zentral- Ztg.  1905. 
Nr.  46. 

12.  Jacobson,    Über  Melioform,  ein  neues  Desinfektionsmittel.    Med.  Klinik  1905.  Nr.  15. 

13.  Isaja«    8uir  azione  antisettica  delP  isotachiolo.    II  Policlinico,  sez.  chir.  1905.  Nr.  10. 

14.  Loewe,    Alkohol- Silber-Salbe.    Allg.  med.  Zentral-Ztg.  1905.  Nr.  9. 

15.  Meyer,    Über  Isoform.    Allg.  med.  Zentral-Ztg.  1905.  Nr.  27. 

16.  Mailer,    Parisol.    Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  79. 

17.  Rau,   Zur  Kollargolbehandlong.    Therap.  Monatsschr.  1905.  Nr.  12. 

18.  *BChmann,  Über  das  pJodo-Anisol  (Isoform)  und  sein  Verhalten  im  Tier-Organismns. 
Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 

19.  Schi  off  er,    Über   Perubalsam    als    Mittel   zur   Wundbehandlung.     Langenbecks 
Arch.  77.  3. 

20.  *Scholtz,    Über   die  Verwendung  des  80  ^/o  igen  Wasserstoffsuperoxyd  etc.     Arch.  f. 
Derm.  u.  Syph.  1904.  Bd.  71.  2  u.  3. 

21.  *Schwarz,    Ein  neues  antiseptisches  Pulver.    Med.  Blfttter  1905.  Nr.  34. 

22.  *Walko,    Über  lokale  Alkoholtherapie.    Prager  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4. 

23.  Weissmann,    Über  EoUargol.    Therap.  Monatsschr.  1905.  Nr.  8. 

24.  *Wenckebach,    CoUargol  by  Septicaemie.    Weekbl.  yoor  Geneesk.  Nr.  3. 

25.  *Wolffenstein,    Zinkperhydroi.    Therap.  Monatsh.  1900.  H.  11. 

Cohn  (4)  hat  über  die  Wirkung  des  Argent.  colloidaie  (Crede) 
Tierversuche  angestellt,  welche  negativ  ausfielen.  Das  lösliche  Silber  vermöge 
keinen  Schutz  gegen  Infektionen  zu  gewähren,  da  es  bald  nach  seiner  Ein- 
verleibung unwirksame  Niederschläge  in  den  Organen  bilde. 

Weissmann  (23).  Sammelbericht  über  Kollargol,  zum  Schlüsse  Mitteilang 
eigener  Erfahrangen.  Das  Fazit  lautet  sehr  günstig;  unter  anderem  ist  gesagt:  , Kollargol 
ist  ein  ausgezeichnetes  Prophylaktikum  bei  schweren  Verletzungen  und  grösseren  operativen 
Eingriffen'. 

Rau  (17).  Günstiger  Erfolg  von  intravenöser  Eollargolbehandlung  bei  2  FftUen. 
1.  Pyftmie  nach  granulierender  Wunde  am  Nacken.  2.  Puerperalinfektion.  Es  scheint  dem 
Verf.  wahrscheinlich,  dass  die  Eollargolbehandlung  den  Beifall  weiterer  Ärztlicher  Kreise 
finden  werde,  wenn  erst  jedermann  sich  mit  der  Technik  befreundet  und  die  Furcht  vor 
der  , Luftblase*  verloren  haben  werde. 

Die  von  Loewe  (14)  empfohlene  Alkohol-Silbersalbe  enthält 
*/»  °/o  Kollargol,  70°/o  eines  96%  igen  Spiritus,  Natronseife,  Wachs  und  etwas 
Glyzerin.  Sie  soll  die  Vorzüge  des  Alkohols  und  des  löslichen  Silbers  ver- 
einigen. Der  Alkohol  ruft  durch  seinen  Reiz  auf  die  Gewebe  Hyperämie 
hervor  und  macht  dieselben  besonders  geeignet  zur  Aufnahme  des  reizlosen 
ungiftigen,  aber  antiseptisch  wirksamen  KoUargols. 


Branner,  Wnndheiliing,  StOrangen  der  Wandheilang  etc.  323 

Nach  Blngger  (2)  haben  sich  hinsichtlich  der  Wirkung  der  Spiri- 
tasTcrbände  die  von  Salzwedel  gemachten  Angaben  bestätigt.  Phleg- 
monen, Panaritien,  Fnrunkel,  Lymphangitis  bilden  die  haupt- 
sächlichsten Indikationen.  Nach  kurzer  Zeit  macht  sich  nach  seinen  Be- 
obachtungen eine  schmerzstillende  Wirkung,  sowie  Beschränkung  der  Ent- 
töndung  bemerkbar.  Kommt  es  zu  Eiterung,  so  beobachte  man  auffallend 
rasch  eintretenden  Zerfall,  bezw.  Einschmelzung  zu  meist  kleineren,  scharf 
begrenzten  Eiterherden.  Die  Technik  bleibt  die  von  Salzwedel  angegebene. 
Auf  die  Hant  kommt  zimächst  der  mit  Spiritus  durchtränkte  Verbandmull 
in  etwa  achtfacher  Lage,  darüber  eine  2 — ^3  cm  dicke  Schicht  lockerer  reiner 
Wundwatte,  darüber  eine  Decke  von  durchlochtem  Gummistoff;  das  Ganze 
mit  einer  Binde  befestigt. 

Schloffer  (19)  hat  in  der  Innsbrucker  Klinik  mit  Verwendung  von 

Perubalsam    bei  akzidentellen  Wunden  eine  Reihe  von  Erfahrungen  ge- 

ironuen,    ,^die    beweisen^,    dass    diese    Substanz    einen   ganz    ausgesprochen 

günstigen  Einfluss  auf  die  Heilung  derartiger  Wunden  hat.     Untersuchungen 

von  Sater  ergaben  bei  geringer  Giftigkeit  des  Mittels  hervorstechende  fäulnis- 

und  entzundungswidrige  Wirkung   des  Mittels.     Nach   gewissen   Richtungen 

.ganz  Terblüffende^  Ergebnisse  ergaben  sich  bei  der  klinischen  Erprobung; 

namentlich  bei  gequetschten  und  verunreinigten  Wunden  soll  es  eine  Wirkiug 

äussern,   ^die   keinem  der  übrigen  Mittel  zur  Behandlung  solcher  Wunden 

zukoimnt'^.    Es  traten  keine  schweren  Entzündungserscheinungen  auf,  stinkende 

Eitenmgen  blieben  aus  usw.    Histologische  Untersuchungen  zeigten,  dass  der 

Ba\sam  in  der  nächsten  Umgebung  stets  eine  breite  Zone  stärkerer  Leuko- 

zjtensammlung,  niemals  aber  nur  die  Spur  einer  Verätzung  hervorruft. 

Aronheim  (1).  Lobredt  auf  BalBamum  peruvianum.  Verf.  hat  .aach  die 
sssanbersten  RisB-Quetachwonden  ohne  Eitemng  zar  Heilang  gebracht  Bei  Unterschenkel- 
geiehwflren  ala  Salbe: 

Rp.:  Arg.  nitric.  0,3 

Bals.  perav.  5,0 

Paranephrin  2,0 

üngt  Diachyl.    ad  50. 

Chlamski  (S)  empfiehlt  zur  Behandlung  infizierter  Wanden,  Furunkel  und  chirurgi- 

«eher  Infektionen  den  Phenolkampher: 

Rp.:  Acidi  carbol.  purissimi    80,0 
Gampforae  tritae  60,0 

Alcohol.  absolut.  10,0. 

Jacobson  (12).  Melioform  enthält  neben  25 ^/o  Formalin  noch 
15 Vo  essigsaure  Tonerde.  Durch  0,2®/oige  Lösung  wird  Staphylococcus 
^TLieus  in  5  Minuten,  Bacillus  anthracis  in  10  Minuten  in  der  Entwickelung 
gehemmt.    Das  Mittel  habe  folgende  Vorzüge: 

1.  Es  könne  als  ungiftig  bezeichnet  werden  (?  Ref.). 

2.  Es  sei  in  der  Verdünnung  von  6 :  1000  geruchlos. 

3.  Es  greife  weder  Hände  noch  Instrumente  an. 

4.  Es  ist  ökonomischer  als  z.  B.  Lysol  und  Lysoform. 

Unter  dem  Namen  Isotachiol  hat  Prof.  Paterno  ein  neues  Silber- 
salz angegeben,  welches  vor  dem  Tachiol  den  Vorzug  einer  grösseren  Be- 
ständigkeit zeigt,  ohne  Alteration  auch  im  festen  Zustande  aufbewahrt  werden 
käim  und  ausserdem  preiswerter  ist  als  Fluorsilber. 

Isaja  (13)  hat  zunächst  das  antiseptische  Vermögen  des  Isotachiols  in 
Titro  festgestellt.    Er  hat  die  Wirkung  des  Isotachiols  auf  diejenigen  Mikro- 

21* 


324  Jahresbericht  fdr  Chirurgie.    L  Teil. 

Organismen  geprüft,  welche  in  der  Praxis  das  meiste  Interesse  haben,  d.  h. 
auf  die  pyogenen  Staphylokokken  in  ihrer  Abart  aureus  und  albus,  auf  den 
Typhusbazillus,  auf  das  Bacterium  coli,  auf  den  Bazillus  des  Karbunkel.  Die 
Resultate  der  verschiedenen  Versuche  zeigen,  dass  der  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  und  das  Kolibakterium  durch  Lösungen  1 :  100000  nach  5  Minuten 
getötet  werden;  der  Staphylococcus  pyogenes  albus  und  der  Typhusbazillus 
durch  Lösungen  von  1 :  100000  nach  3  Minuten,  die  Bazillen  des  Karbunkels 
durch  Lösungen  von  1:50000  nach  5  Minuten,  die  Karbunkelsporen  durch 
Lösungen  von  1 :  1000  nach  5  bis  SO  Minuten.  Diese  Resultate  sind  fast 
gleich  den  von  Perez  mit  dem  Tachiol  erzielten. 

Durch  sein  toxisches  Vermögen  bietet  das  Isotachiol,  wie  das  Tachiol 
eine  unzweifelhafte  Überlegenheit  über  alle  anderen  Antiseptika.  Zur  Prüfung 
der  Toxizität  hat  Isaja  zwei  Versuchsreihen  angestellt:  bei  der  ersten  inji- 
zierte er  das  Antiseptikum  in  das  Unterhautzellgewebe  sowohl  bei  Kaninchen 
wie  Meerschweinchen,  bei  der  zweiten  Reihe  injizierte  er  auf  endovenösem 
Weg.  Nach  Nachweisung  der  Toleranz  des  Organismus  gegenüber  dem  Iso- 
tachiol studierte  er  die  Wirkung,  die  dasselbe  auf  den  infizierten  Organismus 
ausübt,  indem  er  sowohl  die  lokale  als  auch  die  allgemeine  Wirkung  studierte. 
Aus  diesen  Versuchen  ergab  sich,  dass  die  Isotachioleinspritzungen  eine  lokale 
bakterientötende  Wirkung  ausüben,  die  auf  die  Injektionsstelle  umschrieben 
ist.  Was  die  allgemeine  Wirkung  angeht,  so  fand  Verf.,  dass  bei  den  am 
stärksten  virulenten  Infektionen,  wie  dem  Karbunkel,  man  den  Tod  des  Tieres 
mittelst  des  Isotachiols  verzögern  kann,  sei  es  dass  dasselbe  subkutan  oder 
auf  endovenösem  Wege  dargereicht  wird;  nie  jedoch  erreicht  man  das  Über- 
leben des  Tieres.  Dies  bestätigt  die  Tatsache,  dass  die  Isotachioleinspritzungen 
hauptsächlich  eine  lokale  Wirkung  ausüben  und  demnach  ihre  Wirksamkeit 
in  dem  Anfangsstadium  der  AiFektion  entfalten  können,  d.  h.  dann,  wenn  der 
Herd  noch  lokalisiert  ist. 

Nach  Bestimmung  des  starken  antiseptischen  Vermögens,  sowohl  in  vitro 
als  in  den  tierischen  Geweben,  und  der  minimalen  Toxizität  hat  Isaja  die 
Wirkung  des  Isotachiols  in  der  Praxis  versucht.  Das  Isotachiol  wurde  in 
grossem  Massstabe  in  dem  chirurgischen  Institut  zu  Rom  mit  zufrieden- 
stellenden Resultaten  als  Desinfektionsmittel  bei  eiternden  Höhlungen  oder 
Gängen,  sowie  bei  ulzerösen  Prozessen  zur  Anwendung  gebracht.  Zur  Des- 
infektion der  eiternden  Höhlungen  und  Gänge  wurden  l^/oo  ige  Lösungen  ver- 
wandt, sei  es  zu  Ausspülungen,  wie  zum  Tränken  der  Gaze,  mit  der  die 
Wunden  bedeckt  wurden.  Und  seit  mehreren  Jahren  ist  nach  Isaja  in  jenem 
Institut  das  Tachiol  durch  das  Isotachiol  ersetzt  worden,  da  sich  dasselbe 
konstant  von  der  gleichen  Wirksamkeit  und  von  der  gleichen  relativen  Un- 
schädlichkeit des  ersteren  zeigt. 

Dem  Verf.  erschien  es  von  Wichtigkeit  festzustellen,  ob  Trinkwasser,  welches  dem  Iso- 
tachiol in  einem  derartigen  Verhältnis  zugesetzt  wurde,  dass  eine  Lösung  von  1 :  500000  ent- 
stand, fähig  wäre,  sich  steril  zu  erhalten,  auch  wenn  es  der  Luft  ausgesetzt  wurde.  Zu  dem 
Zwecke  stellte  er  zwei  Reihen  von  Versuchen  an,  indem  er  die  Untersuchung  auch  auf  das 
Tachiol  ausdehnte,  mit  dem  sich  schon  andere  im  Institut  des  Prof.  Patern 6  beschäftigt 
haben.  Er  wies  nun  nach,  dass  das  Isotachiol  und  das  Tachiol  in  dem  Verhältnis  von 
1 :  500  000  fähig  sind,  nicht  nur  die  Mikroorganismen  zu  töten,  welche  sich  in  dem  gewöhn- 
lichen Quellwasser  finden  können,  sondern  auch  diejenigen,  welche  in  das  besagte  Wasser 
durch  die  Luft  und  den  Staub  übertragen  werden  können.  Es  blieb  noch  die  Art  dieser 
Keime  festzustellen,  welche  sich  in  besagtem  Wasser  fanden  und  auf  die  das  Antiseptikum 
in  so  äusserst  schwacher  Lösung  fähig  war,  eine  zerstörende  Wirkung  auazufiben;  durch 
wiederholte   bakteriologische    Untersuchung   genannten    Wassers   konstatierte   er  die   An- 


Brunner,  Wundheilang,  Störungea  der  Wandheilung  etc.  325 

vMciüieii  derSarcina  roaea,  der  Sarciua  luteoflava  und  von  Schimmelpilzen  (Aspergillua 
riftTiscenao). 

Anf  d«r  anderen  Seite  wollte  I  s  a j  a  experimentieren ,  ob  und  in  welcher  Zeit  die 
1:500000  Tachiol-  und  Isotachiollösongen  imstande  wären,  besonders  infiziertes  Wasser  zu 
aienliaieTeo.  Die  Resultate  der  mit  dem  Staphylococcus  aureus,  dem  Typhuabacillus  und 
km  Bacterinm  coli  vorgenommenen  Versuche  übertrafen  jede  Erwartung. 

Bedenkt  man,  so  schliesst  der  Verf.,  die  äusserst  geringe  Menge  des  in 
emem  Liter  der  Lösung  1 :  500  000  enthaltenen  Antiseptikum  (cgm  0,20),  be- 
denkt man  die   vollkommene  Unschädlichkeit  dieser  Dosis  für  den  lebenden 
Organismus,  so  ergibt  sich  daraus  eine  Tatsache  von  der  höchsten  hygienischen 
und  therapeutischen  Bedeutung.    Denn  es  wäre  des  Vorschlag  nicht  gewagt, 
jedesmal  in  den  Fällen,   wo  man  Interesse  hat,  steriles  Wasser  zu  erhalten 
und  aufzubewahren,  auch  wenn  es  der  Luft  ausgesetzt  gehalten  werden  muss, 
zQ  dem  Tachiol   oder  Isotachiol  in  den  oben  angegebenen  Proportionen  zu 
greifen.    Dass  derartige  Lösungen  nicht  nur  nicht  die  Klarheit  und  den  Ge- 
schmadc  des  Wassers  alterieren  (besonders    was    das  Isotachiol   anbelangt), 
sondern  auch  unschädlich  sind,  ist  einerseits  aus  der  äusserst  geringen  Dosis 
zu  mntmassen,   wurde  aber  auch   von  Isaja   experimentell   bewiesen:   zwei 
Hunde,  denen  man  lange  Zeit  hindurch  ausschliesslich  Isotachiol  in  den  oben 
angegebenen  Lösungen  zu  trinken  gegeben  hatte,   blieben  immer  wohl  und 
zeigten  nie  irgend  welches  Symptom,  das  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  gerufen 
hätte,  noch  eine  Gewichtsabnahme  des  Körpers.  R.  Giani. 

Das  Ton  Müller  (16)  empfohlene  Parisol  stellt  ein  Kondensations- 
prodnkt  von  Formaldehyd  und  verseiften  Naphtachinonen  dar.  Es  ist 
eine  Flüssigkeit  von  heller,  wasserklarer  Farbe  mit  angenehmem,  erfirischen- 
dem  Geruch.  Lösungen  in  Wasser  von  0,5 — 5^/o  sollen  „in  ihren  Wirkungen 
den  bisher  üblichen  antiseptischen  Lösungen  entschieden  überlegen^  sein,  und 
ivBi  in  bakterizider  und  desodorisierender  Hinsicht.  Es  sei  das  ^denkbar 
stärkste  Mittel^,  dem  Sublimat,  der  Karbolsäure  und  dem  Lysol  überlegen. 
Protokolle  bakteriologischer  Untersuchungen  werden  als  Beweise  hierfür  vor- 
gelegt. Das  Mittel  habe  femer  den  Vorzug,  mit  dem  Eiweis  der  Zelle  keine 
Qnlösliclien  Verbindungen  einzugehen  und  tief  in  die  Poren  und  oberen  Zell- 
schicbten  der  Haut  und  Schleimhaut  einzudringen,  es  eigne  sich  daher  be- 
sonders zur  Sterilisation  der  Hände.  —  Hinter  den  Satz  „In  der  Wundbehand- 
loog  wird  sich  das  Parisol  sehr  bald  einen  dauernden  Ruf  und  den  ersten 
Platz  unter  den  Antisepticis  erwerben^,  möchte  Ref.  ein  ?  setzen. 

Meyer  (15).    Ober  I s o f o r m.    Fast  ansschliesslich  referierende  Angaben  über  Heiles 
Ijotersac^ongen. 

Cotte  (6).  Fall  von  Fingergangrän  durch  Umschläge  mit 
Karbolwasser.  Amputation.  Ein  Schnitt  durch  den  Finger  zeigte  Ne- 
krose alier  Schichten  bis  auf  den  Knochen.  Die  Konzentration  der  Lösung 
iei  Ton  weniger  Einfluss  als  die  Dauer  der  Applikation.  Es  handle  sich  dabei, 
oach  der  Ansicht  einzelner  Autoren ,  um  eine  eigentümliche  Trophoneurose, 
ausgezeichnet  durch  schnellen  Verlauf,  nach  anderen,  um  die  Wirkung  haupt- 
sächlich auf  die  Gefässe,  die  Hauptsache  aber  sei  die  Koagulation  des 
^iweisses.  Als  Therapie  können  im  Anfang  alkalische  Bäder  von  Wirkung 
sein,  doch  kommen  die  Patienten  meist  zu  spät  in  Behandlung. 


326  Jahreabwicht  für  Chirurgie.    I.  Teü. 

f)  Behandlnng  von  Yerletznngen  und  infizierten  Woinden. 

1.  'Bett,   Über  den  ersten  Verband  mit  Perab&lsam.    Der  Militärarzt  1905.  Kr.  3. 

2.  Friedrich,  Die  Behandlung  infektions^erdAchtiger  und  infizierter  Wunden  eiiiBehliefia' 
lieh  der  panaritialen,  phlegmonöaen,  furunkulösen  Entzflndungen.  Deutsche  med.  WocfaeD* 
Schrift  1905.  Nr.  26. 

3.  *Fürth,  Zur  Behandlnng  von  yerunreinigten  Wunden.  Pharmakol.  u.  ihersp.  Rond^ 
Behau  1905.  Nr.  12. 

4b  Lejars,  Traitement  des  plaies  par  äcrasement  de  la  main.  Sem.  m^  1905.  Nr.  9< 
pag.  98. 

5.  Mflller,  B.,    Über  Vnlvoplast.    Therap.  Monatshefte  H.  6. 

6.  ^Rosthorn,  Die  Behandlung  der  puerperalen  Infektionen.  Dentsche  med.  Wochen^ 
Schrift  1905.  Nr.  28. 

7.  Yejrassat,  De  Temploi  de  la  Solution  phjsiologiqne  chande  dans  le  traitement  des 
ulcäres.    Rev.  m^.  de  la  Suisse  rom.  1905  Nr.  8. 

8.  Wiener,    Zelluloid  als  Wundverband.    Zentralbl.  f.  Ghir.  43. 

Über    die    Behandlung    frischer,    infektionsverd  ächtiger 
Wunden   sagt  Friedrich  (2):    Bei  kleinem  Umfang  der  Wunde  kann 
die  Behandlung  durch  sofortige  Äusätzung  mit   konzentrierter  Karbolsäure, 
durch  Ausbrennen  mit  Glühstift,   durch  Ausschneiden  des  ganzen  infektions- 
verdächtigen Herdes  bewerkstelligt  werden.     Von  der  Ausätzung   machen 
wir  mit  bestem  Erfolge  Gebrauch  bei  denjenigen  frischen  Wunden    kleinen 
Umfangs,  wo  eine  unmittelbare  Gefahr  für  den  Träger  durch  ein  besonderes 
gefahrliches,  namentlich  schon  an  den  menschlichen  Organismus  angezüchteten 
Virus  naheliegt,   so  bei  kleinen  Stich-  und  Risswunden  der  Ärzte  und  des 
Heilpersonals,  nach  Manipulation  an  Leichen  oder  septischen  Kranken.    Hier 
sei  nichts  Zuverlässigeres  als  die  sofortige  Aufträufehmg  eines  oder  weniger 
Tropfen  konzentrierter  Karbolsaure,  einer  Jodtinktur,  Lapis  infemalis  und 
verwandter  Ätzmittel  oder   das  Berühren   mit   dem  Glühstift  zu  empfehlen. 
Ausschneidung  des  infektionsverdächtigen  Gewebes  kann  sehr  nütziich 
zur  Verwendung  kommen  bei  Weichteilverletzungen,  insbesondere  des  Kopfes, 
sie  hat  aber  naturgemäss  ihre  engen  Grenzen.    Nach  Möglichkeit  ist  sie  bei 
allen  Verletzungen  anzustreben,  die  nach  ihrem  Hergange  die   Tetanns- 
gefahr  in  sich  schliessen.    Bei  grösseren  akzidentellen  Wunden  tritt  je  nach 
Bedarf  die  breite  Erweiterung  des  Wundgebietes  in  ihr  unbeschränktes  Recht. 
Ruhigstellung  des  Verletzungsgebietes,  lose  Bedeckung  mit  keimfreiem  Ver- 
bandmaterial schaffen  zunächst  für  den  Verletzten  die  günstigsten  Bedingungen. 
Friedrich  hält  es  für   den  grössten  Fortschritt  in  der  Wundbehandlung, 
seit  Listers  Entdeckung,  dass  wir  hinsichtlich  unserer  Vorstellungen  über 
die  chemische  Desinfektion  der  Wunden  und  hinsichtlich  der  Überlegenheit 
physikaHscher  Massnahmen  uns  vollständig  klar  geworden  seien  ^). 

Hinsichtlich  der  Behandlung  erkennbar  infizierter,  operativer 
und  akzidenteller  Wunden,  einschliesslich  der  entzündlichen  Prozesse 
nach  kleinsten  Gewebsläsionen,  Panaritien,  Phlegmonen,  Furunkeln  steht 
heutigen  Tages  die  möglichste  Fürsorge  für  Öffnung  und  Offenhaltung  aller 
Herdinfektion,  sowie  der  Infektionsprogredienz  zeigenden  Gewebepartien  obenan. 
Mit  vollem  Rechte  wendet  sich  Verfasser  gegen  den  Schlachtruf:  ^Fort  mit 
den  feuchten  Kompressen'^.  Das  war  und  ist,  was  nicht  genug 
betont   werden    kann,    ein   Missverstehen,   eine    Missdeutung 

1)  Der  Beweis  ist  hier  nirgends  geleistet,  dass  hei  akzidentellen,  schweren  Ver- 
letzungen die  Tamponade  mit  steriler  Gaze  der  antiseptischen  Tamponade  mit 
Jodoform  oder  Vioform  gleichwertig  ist.    Referent. 


Brnnner,  WqndbeilaDg,  StöroDgen  der  Wundheilang  etc.  327 

biologischer  Vorgänge.^  Der  feuchte  Verband  leistet  zur  Herabmin- 
derung  des  Schmerzes,  zur  Hebung  des  subjektiven  Befindens,  zur  Erhaltung 
tiner  heilbringenden  Hyperämie,  zur  Erweichung  der  durch  den  entzündlichen 
Prozess  stark  gespannten  Oberhaut  so  Treffliches,  und  unterstützt  so  sehr  die 
Abgrenzmig  entzündlicher  Vorgänge,  dass  man  endlich  das  Eifern  gegen  ihn 
aufgeben  sollte. 

Was  die  Silberpräparate  und  die  Antisera  betrifft,  so  befinden 
sich  diese  Mittel  nach  dem  Dafürhalten  des  Verf.  noch  nicht  in  dem  Stadium, 
,dass  sie  für  die  ärztliche  Praxis  empfohlen  werden  dürften^. 

Lejars  (4)  betont  in  seinem  Aufsatze  über  Behandlung  von  Zermalmung 
der  Hand,  man  solle  nicht  die  schwer  beschmutzte  Haut  reinigen,  ohne  die 
Wunde  gut  vorher  zu  decken,  man  soll  die  Wunde  selbst  weder  waschen 
noch  bürsten,  sondern  so  schonend  als  möglich  behandeln.  Man  kann  zu 
konservativ  und  zu  wenig  konservativ  sein.  Steife  Gelenke  konservieren  habe 
keinen  Wert. 

Das  von  B.  Müller  (5)  empfohlene  Leukoplast  besteht  aus  einem 
Streifen  Leinwand,  welcher  auf  der  einen  Seite  mit  Leukoplastmasse  belegt 
ist  Dazwischen  eine  durchlochte  Schicht,  mit  Protargol-Xeroformgelatine  in- 
prägniert,  dient  zur  sicheren  Bedeckung  kleiner  Wunden. 

Wiener  (8)  empfiehlt  Zelluloid  als  Wundverband,  gelöst  in  Azeton. 
Als  Antiseptikum  habe  es  dieselbe  Wertigkeit  wie  Alkohol.  Der  grosse  Vor- 
zog der  Zelluloidverbände  bestehe  darin,  dass  sie  die  Wunde  luft-  und  wasser- 
dicht abschliessen. 

Veyrassat  (7)  hält  Irrigation  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  von 
50*  Temperatur  für  das  beste  Mittel  zur  Behandlung  ulzeröser  Prozesse. 

g)  Behandlung  akuter  Entzündungen  mit  Biers  Stauungs- 
hyperämie. 

L  B«ckman,  Elio,   Die  BehandluDg  von  Krankheiten  mittelst   künstlicher  Hyperämie 

naeh  Bier.    Hygiea  1905.  H.  5.  pag.  481. 
2l  Bier,    Das  Verfahren   der   Stanangehyperftmie  bei   akut  entzfindlichen  Krankheiten. 

Langonbecks  Archiv  77.  1. 
S.  —   Behaadlang  akuter  Eiterungen  mit  Stauungshyperftmie.   MQnch.  med.  Wochenachr. 

1905.  Nr.  7. 

4.  Brunn,  Über  die  Staunngabehandlung  bei  akuten  Entzündungen.   BrunsBeitr.  46.  Bd. 

5.  Danielaen,    Über  die  Bedeutung  der  Bi ersehen  Stanungsbehandlung.    Münch.  med. 
1905.  Nr.  48. 

6.  Berlin,   Behandlung  akuter  Eiterungen  mit  Bier  scher  Stauungshyperftmie.    Münch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

7.  Habs,   Erfahrungen   mit   Bierseber  Stauungshyperftmie.      Wiener  klin.  Rundschau 
1905.  Nr.  46. 

8l  Heine,    Behandlung  den  akuten  eiterigen  MittelohrentsOndungen  mittelst  Stauungs* 

hyperftmie  nach  Bier.    Berl.  klin.  Wochenachr.  1905.  Nr.  2a 
9.  Key,   Ejnar,    Über  die  Behandlung  akuter  Eiterungen  mit  Hyperftmie  nach  Bier. 

AUmftnna  svenska  Lftkartidningen  1905.  Nr.  81.  p.  485. 

10.  Klapp,  Über  die  Behandlung  entzündlicher  Erkrankungen  mittelst  Sangapparaten. 
Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 

11.  Leaer,  Über  eine  Beobachtung  im  Gefolge  der  Bier  sehen  Stauungshyperftmie  bei 
akut  eiterigen  Prozessen.    Zentralbl.  f.  Ghir.  1905.  Nr.  17.  pag.  470. 

12.  Manninger,  W.,  Die  Heilung  lokal  entzündlicher  Infektionen  mittelst  venöser  Hyper- 
ftmie. Mitteilung  aus  der  chirurgischen  Abteilung  des  neuen  St.  Johannea-Spitales  zu 
Budapest  (Direktor  Dr.  £.  Ludyik).    Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  47-50  inkl.    Ungarisch. 

13.  Payr,    W5lflers  Erysipelbehandlung.    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  88. 


328  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

li.  Bitter,  C,    Die  Entstehang  der  entzfindlichen  Hyperftmie.    Mitteilungen  a.  d.  Grenz- 
gebieten d.  Med.  n.  Ghir.  Bd.  14.  U.  8. 

15.  Sich,   Akute  Eiterungen  und  Stauungshyperämie.    Berliner  klin.  Wochenscfar.  1905. 
Nr.  14.  pag.  410. 

16.  Stich,   Akute  Entzündungen  mittelst  Stauungshyperämie.    Berliner  klin.  Wochenscfar. 
Nr.  49  n.  50. 

In  vorliegender  wichtiger  Abhandlung  legt  Bier  (3)  Erfahrungen   über 
Behandlung  akuter  Eiterungen  mit  Stauungshyperämie  nieder. 
Seit  langem  hat  Bier   die  Entzündung  als   etwas  nützliches  betrachtet,    sie 
nicht  bekämpft,   sondern  unterstützt.     Seit  zehn  Jahren  wendet  er  das  reine 
Gegenteil  der  Antiphlogose,  die  Stauungshyperämie,   welche  das  beste  zurzeit 
bekannte,  die  Entzündung  verstärkende  Mittel  darstellt,  auch  bei  einer  Reibe 
von  akuten  Entzündungen  an,   nachdem  er  sie  vorher  schon  bei   chronischen 
benutzt  hatte.     Neuerdings  hat   er  nun  das  Mittel  auch  bei  ^schweren  und 
schwersten^  Entzündungen,  bei  allen  in  der  letzten  Zeit  in  der  Bonner  chirur- 
gischen Klinik  vorkommenden  Eiterungen  mit  sehr  gutem  Erfolge  angewendet. 
Im  ganzen  ist   die   Behandlung   in  100  Fällen  ausgesprochener   akuter    and 
subakuter  Eiterung,  in  denen  der  Eiter  durch  Probepunktion,  Punktion,   Ein- 
schnitt,  oder  Ausfluss  aus  Wunden   und   Fisteln   zweifellos   festgestellt    war 
und  die  der  Stauungshyperämie  unterworfen  wurden,   abgeschlossen.     In  vor- 
liegendem Berichte  sollen  von  drei  der  folgenschwersten  Sorten  akuter  Eite- 
rungen:   Vereiterung    grosser    Gelenke,    Sehnenscheidenphleg- 
mone,    Osteomyelitiden    alle    abgeschlossenen   Fälle    mitgeteilt   werden. 
Verf.  ist  sich  dabei  bewusst,   dass  er  mit  seinen  Ansichten  ^bei  der  grossen 
Mehrheit  der  Fachgenossen  auf  die  grössten  Zweifel  und  den  heftigsten  Wider- 
spruch stossen  werde,  da  er  mit  seinen  Beobachtungen  das  meiste  umstossen 
und  auf  den  Kopf  stelle,  was  man  als  unzweifelhafte  und  absolut  feststehende 
Tatsachen   in   der  Beurteilung  und   Behandlung  der  akuten  Eiterungen  ge- 
lehrt hat." 

Was  die  Technik  betrifft,  so  legt  man  um  das  befallene  Glied  in 
mehreren  Gängen  so  fest  eine  Gummibinde  an,  dass  eine  starke  Stauungs- 
hyperämie entsteht.  Die  Binde  soll  bei  akuten  Entzündungen  womöglich  zu 
einem  roten,  feurigen  Ödem  führen.  Man  soll  sie,  wenn  es  angeht,  nicht  zu 
nahe  am  Krankheitsherde  anlegen;  bei  entzündlichen  Krankheiten  der  Hand 
und  des  Fusses  in  der  Begel  am  Oberarm  oder  am  Oberschenkel.  Peripher 
liegende  Körperteile  werden  nicht  eingewickelt.  Starke  Blaufärbung  darf  nicht 
hervorgerufen  werden. 

Hinsichtlich  der  Wirkung  ist  eine  der  hervorragendsten  Eigenschaften 
des  Mittels  die  prompte  Linderung  der  Schmerzen.  Auf  Eiterungen 
wirkt  es  verschieden.  Zuweilen  bringt  die  Hyperämie  Eiterungen  zum  Still- 
stand und  zur  Resorption,  in  anderen  Fällen  werden  heisse  Abszesse  in  kalte, 
in  wieder  anderen  Eiter  in  Serum  verwandelt.  In  der  Regel  wird  die  Eite- 
rung vermehrt,  der  Ablauf  derselben  erfolgt  schnell.  Sie  führt  zu  rascher 
Abstossung  der  schon  brandig  gewordenen  Gewebe  und,  was  wichtiger  ist, 
sie  erhält  Körperteile  am  Leben,  mit  deren  Absterben  wir 
uns  als  etwas  Selbstverständlichem  und  Unvermeidlichem  bei 
unserer  üblichen  Behandlung  vertraut  gemacht  haben.  Wunder- 
bar ist  femer,  dass  unter  kräftiger  Stauungshyperämie  die  heftigsten  ent- 
zündlichen  Schwellungen   und   ausgedehnten   Ödeme ,    nachdem    sie .  anfangs 


B  rann  er,  Wundheilang,  Störungen  der  Wundheilung  etc.  329 

durch  dieses  Mittel  gewaltig  vermehrt  sind,    sich  später   trotz  des  Liegen- 
bieibeos  der  stauenden  Binde  zurückbilden  und  die  Glieder  abschwellen. 

In  einem  nächsten  Abschnitte  wird  nun  über  ;,Unterdrückung  be- 
ginnender Eiterungen  durch  Stauungshyperämie^  berichtet 
unter  Mitgabe  der  Kasuistik.  Dabei  ist  bemerkt,  dass  solche  beginnende, 
akut  entzündliche  Infektionsherde  wohl  immer  das  dankbarste  Feld  für  die 
Stannngshyperämie  bleiben  werden.  Weitere  Abschnitte  berichten  über  ;, Ver- 
wandlung heisser  Abszesse  in  kalte^,  über  Verschwinden  von 
Abszessen,  über  Behandlung  vereiterter  Gelenke,  akute  und  rezi- 
divierende Osteomyelitis,  Sehnen  scheiden  Phlegmonen.  Am 
Schlosse  ein  epikritischer  Rückblick.  Auf  die  Frage,  wodurch  wirkt  die  Stauungs- 
kyerämie?  antwortet  Verf.:  durch  eine  ganz  enorme  Steigerung  der  Entzün- 
dnng,  als  ein  Abwehrmittel  gegen  die  Infektion.  Die  Lehre  von  der  Anti- 
phlogose  werde  dereinst  ;,zu  den  schlimmsten  Irrlehren  der  Medizin  gerechnet 
Verden^,  man  habe  wieder  einmal  die  Dinge  gründlich  verwechselt  und  als 
die  Schädlichkeit  bekämpft,  was  in  Wirklichkeit  die  Abwehr  der  Schädlichkeit 
bedeute.  Die  richtig  ausgeführte  Stauung  bedinge  keine  Verschlechterung, 
sondern  eine  Verbesserung  der  Ernährung.  Nicht  die  entzündliche  Stauung 
mache  die  Nekrosen,  sondern  die  primäre  Schädlichkeit,  im  wesentlichen  die 
Bakteriengifte. 

In  seinem  Vortrage  am  Chirurgenkongress  1905  schildert  Bier  (2)  sein 
Verfahren  der  Stauungshyperämie  bei  akut  entzündlichen 
Krankheiten.  Er  betont,  dass  dieses  Verfahren  eine  sehr  sorgfältige  Technik 
erfordere.  Die  Guromibinde  soll  10—22  Stunden  getragen  werden  etc.  (Ver- 
gliche das  obige  Referat.)  Das  Verfahren  soll  nur  den  venösen  Rückfluss, 
nicht  aber  den  arteriellen  Zufiuss  behindern.  Bei  akuten  Entzündungen  soll 
das  Glied  keine  stärkere  Blaufärbung  zeigen,  es  muss  warm  bleiben  und  der 
Puls  stets  gut  zu  fühlen  sein.  Es  ist  die  Schwäche  des  Verfahrens,  dass  die 
Siaaimgshyperämie  auf  das  Sorgfältigste  dosiert  werden  muss,  deshalb  soll  sie 
auf  das  Peinlichste  überwacht  werden.  Die  Resultate  wechseln  mit  dem 
Wechsel  der  Assistenten,  ja  der  Schwestern.  Für  die  allgemeine  Praxis  eignet 
sich  Yorläufig  das  Verfahren  nicht,  sondern  vorderhand  lediglich  für  Kranken- 
häuser. Sicher  vorhandene  Abszesse  sollen  unter  allen  Umständen  gespalten 
werden,  nur  kommt  man  unter  diesem  Mittel  mit  viel  kleineren  und  weniger 
^«TBtümmelnden  aus.  Bei  akut  entzündeten  Gelenk-  und  Sehnenscheiden- 
phlegmonen  werden  grundsätzlich  vorgenommen,  sobald  das  Schwinden  der 
Sctimerzen  dies  gestattet.  Verbände  sollen  unter  allen  Umständen  locker  an- 
gel^  werden. 

Kopfstauung  wird  angewendet  bei  schweren  Fällen  von  Parulis,  Dakryo- 
zystitis, Otitis  media,  Mastoiditis. 

Die  Saugapparate  nach  Klapp  eignen  sich  besonders  zur  Behand- 
hiDg  von  Panaritien  und  Paronychien. 

Klapp  (10)  empfiehlt  und  bespricht  die  Behandlung  entzündlicher 
Prozesse,  speziell  der  Mastitis,  Furunkel,  Karbunkel,  Abszesse 
mittelst  der  von  ihm  angegebenen  Saugapparate,  die  schon  in  der  Hand 
der  meisten  Ärzte  sind.  Anscheinend  wird  bei  Mastitis  durch  die  Stauungs- 
ijperämie  von  dem  eiterinfiltrierten  Gewebe  mehr  am  Leben  erhalten,  als 
bei  anderen  Behandlungswdsen.  Bei  Behandlung  der  Furunkel  stehe  es 
i^^isser  Zweifel,  dass  man  solche  beginnende  damit  kupieren  könne.     Bei  den 


330  Jahresbericht  für  Chirorgie.    I.  Teil. 

m 

ausgebildeten  ergibt  sich  eine  schnellere  Heilung,  es  trete  schnell  die  Bildung 
und  Lösung  des  Haarbalgsequesters  auf. 

Aus  den  Untersuchungen  Ritters  (14)  über  die  Entstehung  der 
entzündlichen  Hyperämie  folgt,  dass  als  Ursache  für  die  entzündliche 
Hyperämie  ausser  der  verminderten  Elastizität  und  vermehrter  Dehnbarkeit 
noch  eine  Attraktionswirkung  in  Betracht  kommt,  die  durch  die  Schädigung 
entsteht,  welche  der  Entzündungserreger  im  Gewebe  hervorruft,  denn  die 
Schädigung  des  Gewebes  bedingt  eine  Erhöhung  des  normalen  osmotischen 
Druckes  in  den  Geweben  und  ihren  Flüssigkeiten  und  so  muss  nach  rein 
physikalischen  Gesetzen  das  Blut  angelockt  werden.  Inwieweit  beide  Kräfte 
nebeneinander  einhergehen,  inwieweit  der  osmotische  Druck  die  primäre  Kraft 
ist,  muss  dahin  gestellt  bleiben.  Jedenfalls  erklären  sich  durch  die  Attraktions- 
kraft des  osmotischen  Druckes  die  vorstehenden  klinischen  und  experimentellen 
Beobachtungen  bei  der  entzündlichen  Hyperämie  nach  Verf.  recht  gut. 

V.  Brunn  (4)  berichtet  über  Erfahrungen  mit  Stauungsbehandlong  in 
der  V.  Br  uns  sehen  Klinik:    1.  Panaritien  und  Phlegmonen.     2.  Vereiterung 
grosser  Gelenke.    3.  Akute  Osteomyelitis.    4.  Infizierte  Wunden.   5.  Abszesse» 
6.  Mastitis.  Das  Endurteil  fasst  er  folgendermassen  zusammen :  Die  Stauungs- 
hyperämie  ist  ein  sehr  wertvolles  Mittel  zur  Bekämpfung  der  akuten  Ent- 
zündungen, besonders  für  die  Anfangsstadien  und  für  die  schweren  progre- 
dienten Fälle.     Sie  ist  jedoch  in  ihrem  Wesen  und  ihrer  Wirkungsweise  noch 
so  wenig  erforscht,    dass  die  nötige  Kritik  nie  ausser  acht  gelassen  werden 
sollte.  Besonders  verdienen  im  gegenwärtigen  Versuchsstadium  die  Misserfolge 
und  üblen  Zufälle  Beachtung,  aus  denen  wir  vielleicht  manches  auch  über  die 
Wirkungsweise  der  Stauung  selbst  lernen  können. 

Stichs  (16)  Erfahrungen  aus  Gar  res  Klinik  in  Königsberg.  Resultate 
bei  Sehnenscheiden-Phlegmonen  sehr  zufriedenstellend.  Beginnende 
Entzündungen  gingen  zurück.  In  schweren  Fällen,  bei  denen  sonst  Nekrose 
der  Sehne  zu  erwarten  war,  blieb  diese  nicht  nur  am  Leben,  sondern  es  trat 
restitutio  ad  integrum  ein.  Bei  schwereren  Fällen  von  Osteomyelitis 
keine  befriedigenden  Resultate;  zu  abschliessendem  Urteil  ist  aber  hier  die 
Erfahrung  zu  klein.  Schmerzlinderung  trat  besonders  bei  Mastitis 
auffallend  zutage.  Dies  Verfahren  erfordert ,  was  sehr  betont  werden  muss, 
eine  viel  schärfere  Kontrolle  als  alle  andern  bisher  bekannten  Behandlungs- 
methoden akuter  Entzündungen.    Bei  Geduld  und  Energie  schöne  Resultate. 

Sick  (15)  empfiehlt  die  Methode  dringend  zur  Nachahmung  und  rühmt 
besonders  ihre  vorzüglichen  Erfolge  bei  eitrigen  Sehnenscheidenentzündungen, 
bei  denen  möglichst  frühzeitige  Anwendung  kombiniert  mit  Inzisionen  vielfach 
imstande  sei,  die  sonst  verlorenen  Sehnen  zu  retten. 

Habs  (7)  Bericht  aus  dem  Magdeburger  Spital  Sudenburg,  Anwendung 
bei  70  ;,ausgewählten^  Fällen  akuter  Entzündung. 

In  fast  allen  Fällen  schwanden  die  Schmerzen  sehr  bald;  nur  in  einem 
Falle  von  Panaritium  klagte  der  Patient  gleich  bei  der  ersten  Anlegung  der 
Binde  derart,  dass  die  Behandlung  aufgegeben  werden  musste. 

Die  Entzündungserscheinungen  gingen  meist  prompt  in  zwei  bis  vier 
Tagen  zurück,  ebenso  in  unkomplizierten  Fällen  das  Fieber.  Die  Regeneration 
der  Gewebe  erfolgte  rascher  und  vollkommener  als  es  nach  sonstigen  Er- 
fahrungen zu  erwarten  war. 

Das  Gros  der  Fälle  bilden  subkutane  Phlegmonen  und  Panaritien.  Man 
machte  hier  zu  Beginn  der  Behandlung  eine  oder  einige  ganz  kleine  Inzisionen 


Brnnner,  WnncUbeiluig,  StörongeB  der  Wnü^heilang  eto.  331 

ond  legte  sofort  auf  etwa  20  Standen  die  Staunngsbinde  an;  dann  etwa 
Tierständige  Pause  und  neue  Bindenanlegung.  In  allen  Fällen  war  die 
Wirkung  der  Stauung  eine  prompte.  In  einem  Falle  allerdings  (es  handelte 
sich  um  Nekrose  eines  Fingers  infolge  Quetschung  mit  Handphlegmone)  kam 
es  trotz  der  Stauung  am  zweiten  Behandlungstage  zur  Ausbildung  eines 
Erysipels,  welches  vom  Unterarm  über  die  Bindenanlegungsstelle  hinweg  bis 
zmn  Rücken  kroch;  der  Fall  verlief  schliesslich  günstig.  Bier  hat  übrigens 
einen  ähnlichen  Fall  veröffentlicht. 

Danielsen  (5)  berichtet  über  Erfahrungen  der  Marborger  Poliklinik 
mit  Bier  scher  Stauung  bei  akuten  Entzündungen.  Dieselben  lauten  durchaus 
güTfötig.  Folgende  Vorzüge  haben  sich  herausgestellt:  1.  Die  schmerzhaften 
grossen  Inzisionen  fallen  fort.  2.  Die  schmerzhafte  Tamponade  fällt  fort. 
3.  Schwere  Bewegungsstörungen  bei  Gelenk-  und  Sehnenscheidenaffektionen 
werden  vermieden.  4.  Die  Behandlungsdauer  wird  meist  verkürzt.  5.  Durch 
Interlassen  der  grossen  Inzisionen  fallen  hässliche  Narbenbildungen  fort 
Der  Aufsatz  schliesst  mit  dem  Satze:  ;,Wir  halten  die  Bier  sehe  Behandlung 
der  akuten  Entzündung  und  Eiterung  für  die  grösste  therapeutische  Er- 
nmgenschaft,  welche  die  neueste  Zeit  der  Chirurgie  gebracht  hat. 

Nach  einer  eingehenden  Schilderung  der  Technik  der  Bi ersehen 
Suuiaqg,  publiziert  Manninger  (12)  seine  Erfolge  mit  derselben  nach  mehr- 
moMtlicher,  ausgedehnter  Anwendung  besonders  bei  akut  entzündlichen 
Prozessen.  Behandelt  wurden  Furunkel,  Karbunkel,  Phlegmonen,  Sehnen- 
scWdenentzündungen,  Osteomyelitiden  etc. 

Die  Erfolge  übertrafen  jegliche  Erwartung.  Manninger  kommt  zum 
Schlosse,  dass  durch  die  Stauungsmethode  1.  die  Kranken  vieler  Schmerzen 
eDthoben  wM'den,  2.  sich  durch  dieselbe  manche  Kontraktur  vermeiden  lässt 
and  3.  die  ZaiH  der  verstümmelnden  chirurgischen  Operationen  (Amputationen, 
Resektionen)  um  ein  bedeutendes  herabgedrückt  wird.     6 ergo  (Budapest). 

Payr  (18).  Im  Jahre  1888  machte  WOlfler  den  Yorsehlag,  das  Erysipel  durch 
eineq  oder  mtthrere  Heftpflasteratreifen ,  die  mftsaig  fest,  jedoch  ateta  nrknlftr  anzolegeu 
mea,  abxogrensea  und  so  das  weitere  Fortschreiten  der  Erkrankung  hintanznhalten.  Verf 
gl&uU  nun  nicht  fehlzugeben»  wenn  er  die  zahlreichen  Erfolge,  die  mit  dieaem  Verfahren 
enielt  woiden ,  auf  eine  allerdinga  technisch  sehr  unvollkommene  Stauungshyperämie 
nrflckf&hrt,  obschon  keiner  der  Autoren  eine  solche  herbeiführen  wollte. 

Leser  (11)  weist  gestützt  auf  eine  Beobachtung  darauf  hin,  dass  das 
Anlegen  von  Stairangsbinden  bei  Allgemeininfektion,  d.  h.  in  solchen 
FÜIen,  bei  denen  Mikroorganismen  und  ihre  Gifte  im  Blute  kreisen,  seine 
Gefahren  insofern  hat,  als  an  den  von  den  Binden  umschnürten  Gewebs- 
parüen  event.  leicht  neue  Abszesse  auftreten  können  und  wirft  die  Frage 
auf,  ob  solche  Beobachtungen  auch  von  anderer  Seite  gemacht  seien. 

Nach  Heines  (8)  Mitteilung  über  Behandlung  der  akuten 
eitrigen  Mittelohrentzündung  mittelst  Stauungshyperämie  scheinen 
sich  für  die  Behandlung  Fälle  mit  Mastoiditis  besonders  zu  eignen. 
Unbedenklich  aber  sei  die  Methode  nicht.  Abgesehen  von  der  Gefahr  einer 
Ven^erung  der  Operation  liege  die  viel  schlimmere  vor,  dass  der  richtige 
Moment  zum  Eingriff  verpasst  werde. 

Berlin  (6).  Bericht  über  drei  mit  Bier  scher  Stannog  behandelte  Fälle:  Sehnen- 
KbeideDphlegmone ,  Panaritiam,  Osteomyelitis.  Erfolg  sehr  befriedigend.  Verf.  hat  den 
l^^ck,  dass  ohne  diese  Behandlang  die  Sehnen  der  Nekrose  verfallen  wären. 


332  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    I.  Teil. 


XV. 


Tetanus. 


Referent:  Konrad  Brimner,  Münsterlingen. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Pathogenese«    Wirkung  des  Tetanusgiftes.    Symptomatologrie. 

Kopftetanus. 

1.  Axhansen,   Lokaler  Tetanus.    Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  78. 

2.  *Bussell,    Strychnine  poisoning  and  of  tetanus  by  spinal  anaestheaia.    Laneet  1905. 
Sept.  23.  p.  887. 

3.  *Gantacuzino,  J.,    Ober  einige  neue  Arbeiten  über  den  sog.  .spontanen'  oder   « idio- 
pathischen*' Tetanus  in  Revista  Stiintzelor  Medicale  Nr.  1.  p.  5.  (Rumänisch). 

4.  *D  e  t  r  e  -  S  e  1 1  e  i ,    Die  hämolytische  W  irkung  des  Tetanusgiftes.    Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  18. 

•5.   Grttnberger,    Ein  Fall  von  Tetanus  traumaticus.    Prager  med.  Wochenschr.    1905. 
Nr.  18. 

6.  *James  Hendrie  Lloyd,  A.  M.,  M.  D.,   A  case  of  Gephalic  Tetanus  with  paralysis 
of  both  seventh  nerves.    The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  Oct.  7. 

7.  Hnatek,    Tetanus  und  Neuritis.    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  20,  21,  22,  23. 

8.  *Jansen,    Fall  von  kryptogenetischem  Tetanus.     Weekbl.  voor  Geneesk.  1904.  Nr.  27. 

9.  Kfister,    Ortlicher  Tetanus.    Langenbecks  Arch.  77.  2. 

10.  Pälicand,    Sur  un  cas  de  t^tanos.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  29.  p.  103. 

11.  *Meinhard-Pfaundler,    Ober  den   .Pseudo tetanus  der  Kinder*   usw.    Monatsschr. 
t  Einderheilk.  III.  5. 

12.  Ramsay,    Case  of  cephalic  tetanus.    The  Glasgow  Med.  Joum.  1605.  Mai.  p.  361. 

13.  Romme,   Tätanos  consöcutif  auz  injections  sous-cutan^es  de  quinine.     Presse  m^d. 
1905.  Nr.  7. 

14.  Senator,    Beschaffenheit  des  Harns  im  Tetanus.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  44a. 

15.  Yilliers,    Tätanos  spontan^.    Gaz.  des  U6p.  1905.  Nr.  92. 

16.  Vincent,    T^tanos  et  quinine.    Sem.  möd.  1905.  Nr.  8.  p.  87. 

17.  Zak,    Tetanus  mit  Augenmuskelparese.    Zentralbl.  f.  inn.  Med.  1904.  Nr.  44. 

18.  Zupnik,    Zur  Pathogenese  des  Tetanus.    Deutsche  med.  Wochenschr,  1905.  Nr.  50. 

Zupnik  (18).  Die  Tetanusphänomene  werden,  wie  Verf.  ausführt,  heute 
durch  zwei,  in  ihrem  Wesen  von  Grund  aus  verschiedene  pathogenetische  Theo- 
rien erklärt^).  Die  eine  stammt  von  Brunn  er  und  Goldscheide  r.  Da- 
nach hat  die  Muskelstarre  einen  doppelten  Ursprung,  einen  zentralen  in  den 
Ganglienzellen  des  Rückenmarkes  und  einen  peripheren  in  den  Achsenzylin- 
dem;  beide  werden  unter  dem  Einfluss  des  Giftes  überreizbar.  Die  impflokale 
Starre  stellt  sich  danach  bei  Mensch  und  Tier  darum  zu  allererst  ein,  weil 
das  dortselbst  zeitlich  früher  und  in  der  grössten  Konzentration  vorhan- 
dene Gift  am  ehesten  die  für  das  Zustandekommen  der  Starre  nötigen  Ver- 
änderungen der  peripheren  Nerven  herbeiführt.  Die  zweite  pathogenetische 
Theorie  verlegt  den  Ursprung  der  Muskelstarre  ausschiesslich  ins  Rücken- 

1)  Verf.  berücksichtigt  das  früher  Erforschte  im  Gegensatz  zur  Arbeit  von  Meyer 
und  Ransom.    Vergl.  Jahresbericht  1903.  p.  59. 


Brunn  er,  Tetanus.  333 

mark  und  erklärt  das  Erstauftreten  der  impflokalen  Starre  durch  eine  pri- 
märe Afiektion  des  entsprechenden  Rückenmarksegmentes.  Nach  der  Meinung 
eines  Teiles  der  diese  Ansicht  vertretenden  Forscher  —  Gumprecht, 
Stintzing,  v.  Moschowitz  gelangt  das  Gift  in  das  korrespondierende  Seg- 
ment entlang  den  peripherischen  Nerven,  nach  der  Ansicht  der  anderen  — 
Bruschettini,  Tizzoni  und  Cattani,  Marie,  H.  Meyer  und  Ran- 
som,  Tiberti,  wandert  es  im  Nerven  selbst. 

Zupnik  kommt  auf  Grund  seiner  eigenen  Experimente  und  Unter- 
suchungen zu  einer  anderen  Theorie.  Er  glaubt,  dass  das  Gift  sowohl  beim 
Menschen  als  auch  bei  allen  Warm-  und  schliesslich  auch  bei  Kaltblütern 
zwei  Gewebsarten  zugleich  und  für  sich  angreift :  Das  Muskelgewebe  und  das 
Rückenmark.  Im  letzteren  erzeugt  das  Gift,  dem  Strychnin  völlig  analog, 
ausschliesslich  eine  hohe  Refiexerregbarkeit,  in  dem  ersteren  einzig  und  allein 
eine  permanente  Starre.  Beide  Gewebsarten  erhalten  das  Gift  —  von  direkten 
Muskelinfektionen  abgesehen  —  ausschliesslich  auf  dem  Wege  der  Blutbahn. 
Es  ist  diese  Auffassung,  wie  Verf.  im  Laufe  dieser  Ausführungen  bewiesen 
zu  haben  glaubt,  nicht  allein  experimentell  in  einer  unzweifelhaften  Weise 
begründet,  sondern  sie  bringt  auch  für  die  vielgestaltigen  klinischen  Krank- 
heitsbilder und  tierexperimentellen  Befunde  eine  einheitliche  Erklärung. 

Eine  direkte  Infektion  vom  Muskelgewebe  muss  demnach  bei  Spontan- 
erkrankungen  wie  Experimentalinfektionen  eine  primäre  impflokale  Starre  zur 
Folge  haben,  weil  das  an  der  Infektionsstelle  befindliche  Gewebe  das  Toxin 
nicht  nur  zu  allererst,  sondern  auch  in  der  stärksten  Konzentration  erhält. 
Aus  demselben  Grunde  zeigen  die  in  loco  infectionis  befindlichen  Muskeln, 
auch  nachdem  die  übrige  Muskulatur  völlig  starr  geworden,  die  allerhoch- 
gradigste  Kontraktur.  Die  Aszendenz,  oder  richtiger  gesagt,  die  konzentrische 
Ausbreitung  der  Muskelstarre  verdankt  ihre  Entstehung  einer  lokalen  Aus- 
breitung des  Toxins  von  Muskel  zu  Muskel.  Sie  kann  nur  dann  in  Erschei- 
nung treten,   wenn   die  primäre  Infektion  ein  muskelhaltiges  Gebiet  betrifft. 

Besondere  Schwierigkeiten  hat  jeder  pathogenetischen  Theorie  die  Er- 
k^Tungdes  primären  Auftretens  von  Trismus  bereitet.  Hier musste  sich 
ausDahmslos  jede  der  bis  auf  den  heutigen  Tag  aufgestellten  Hypothesen  mit 
willkürlichen  Hilfshypothesen  behelfen.  Unsere  Auffassung  erklärt  auch  dieses 
Phänomen  in  derselben  einfachen,  ja  nahezu  selbstverständlichen  Weise:  In 
all  den  Fällen,  in  welchen  eine  primäre  Berührung   des  Toxins  mit  Muskel- 
gewebe nicht  stattfindet,  also  bei  allen  spontanen  und  experimentellen  Infek- 
tionen in  muskelfreien  Gebieten  gelangt  das  Gift  von  der  Stelle  der  Infektion 
bezw.  Injektion  Tage  hindurch  permanent  in  die  Blutbahn  und  wird  von  hier 
aus  zu  einem  Teile  vom  Kückenmark  zum  anderen  von  der  gesamten  Körper- 
mnskulatur  gebunden.     Prädilektionsstellen  für  das   Toxin  existieren  nicht: 
m  Muskel  ist  dem  anderen  gleich ,   und   es  wird  des  Toxin   mit  derselben 
Kraft,  mit  derselben  Quantität  von  allen  gleichzeitig  aufgenommen.    Infolge- 
dessen ist  allerorts  zugleich  der  normale  Muskeltonus  kontinuierlich  im  Steigen 
begriffen.    Diese,  schliesslich  in  Form  von  Dauerkontrakturen  wahrnehmbare, 
stetige  Zunahme  des  Tonus  muss  selbstverständlich  aus  Gründen  rein  physi- 
kalischer und  physiologischer  Natur  zu  allererst  in  denjenigen  Muskelgruppen 
nianifest  werden,  deren  Agonisten  und  Antogonisten  das  grösste  Missverhältnis 
der  groben  mechanischen  Kraft  aufzuweisen  haben.    Dieses  letztere  trifft  bei 
fast  allen  Tierarten  für  die  Kaumuskulatur   und  die  Pharynx-Konstriktoren, 


334  Jahresbeneht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

bei  einzelnen  für  die  mimische  Masknlatnr  und  bei  den  anfrecht  gehenden 
auch  für  die  mächtigen  Rückenstrecker  zn. 

Axhaasen(l)  beschreibt  in  seiner  Arbeit  über  ;,lokalen  Tetanus'^ 
einen  in  Helferichs  Klinik  beobachteten  derartigen  Fall  mit  folgenden 
Erscheinungen:  Einschneiden  einer  Pferdeleine  und  Entstehen  you  Wanden 
an  Hand  und  Hals; 

13.  Tag  nach  der  Verletzung :  Beginn  mit  Hyperämie  und  Ödem  in  der 
Umgebung  einer  oberflächlichen,  gut  granulierenden  Wunde  der  liaken  Hand 
und  Zuckungen  im  linken  Arm. 

15.  Tag:  Zurückgehen  der  lokalen  Wundreakti<Hi ,  Zunahme  der  Zuk- 
kungen,  die  einen  stets  gleichmässigen,  charakteristischen  Verlauf  nehmen  nnd 
Refiexsteigerung  aufweisen,  Ausbildung  der  Starre  im  linken  Arm;  erstes 
Fühlbarwerden  des  vorderen  Masseterrandes  bei  Betastung  vom  Mnnd    her. 

31.  Tag:  Höhepunkt  der  allgemeinen  Starre,  komplette  Starre  des 
linken  Armes  in  extremer,  dem  Typ  der  Zuckungen  entsprechender  Stellung 
bei  völliger  Beweglichkeit  des  rechten  Armes. 

36.  Tag:  Beginn  der  Lösung  der  allgemeinen  Starre ;  lokale  Starre  un- 
verändert. 

50.  Tag:  Lösung  des  allgemeinen  Tetanus  beendet;  Beginn  der  Lösung 
der  Starre  des  linken  Armes. 

57.  Tag:  Fortschritt  der  Lösung  im  linken  Arm.  Die  jetzige  Stellung 
noch  sicher  zum  Teil  tetanischer  Natur,  wie  der  Nachlass  in  Narkose  und 
dib  Wiederkehr  nach  der  Narkose  beweist,  während  der  Rest  der  kontrakten 
Stellung  auf  sekundären  Veränderungen  in  den  Weichteilen  und  den  Gelenken 
beruht.    (Roses  Stadium  ancyloticum.) 

Am  80.  Tage  besteht  diese  Kontraktur  auch  noch  zu  einem  gewissen 
Grade. 

Anschliessend  an  diese  Beobachtung  werden  aus  der  Literatur  Fälle 
von  lokalem  Tetanus  zusammengestellt  und  im  Hinblick  auf  die  neueren  ex- 
perimentellen Untersuchungen  über  die  Art  der  Giftwirkung  epikritisch  in 
trefflicher  Weise  besprochen,  wobei  Verf.  zu  dem  Resultate  kommt,  dass  die 
klinische  Erfahrung  mit  der  Theorie  der  Nervenleitung  sehr  gut  im 
Einklang  stehe.  Dabei  wird  auch  die  Pathogenese  des  Kopftetanus 
gebührend  berücksichtigt. 

Hnateks  (7)  Beobachtung  zeigt,  dass  ein  typischer  traumatischer,  nicht 
mit  Antitoxin  behandelter  Tetanusfall,  der  günstig  endete,  von  ausgedehnten 
anatomischen  Veränderungen  begleitet  war,  die  auf  eine  tiefe  Alteration  des 
Nervensystems  hindeuteten.    Es  zeigten  sich  neuritische  Veränderungen,  welche 
zum  grösseren  Teil  die  Nerven  des  Plexus  brachialis  betrafen  und  Anomalien 
der  Sensibilität  und  der  Motilität,   vasomotorische  und  trophische  Störungen 
herbeiführten.     Die  letzteren  zeigten  sich  in   einer  ungewöhnlichen  Art  und 
Weise,  indem  sie  ausser  den  Weichteilen  der  Extremität  auch  die  Knochen 
und  Gelenke  ergriffen.   Die  Erklärung  dieser  bis  jetzt  noch  nicht  beobachteten 
Veränderungen   liegt    wohl   in  der  Eigentümlichkeit    einer  Komponente   des 
Tetanusgiftes,  die  peripheren  Nerven  bei  einer  besonderen  lokalen  Empfäng- 
lichkeit derselben  und  bei  einer  allgemeinen  Resistenz  des  Organismus  gegen 
die  tödliche  Wirkung  des  Giftes  zu  verändern.    Die  lange  Wirkungsdauer  des 
Tetanusgiftes  dürfte  die  Bedingung  sein,  welche  in  einem  gegebenen  Falle 
derartige  Veränderungen  in  ausgiebiger  Weise  erleichtert. 


Brunner,  Tetanus.  335 

Villiers  (lö)  berichtet  über  einen  sogenannten  ^^spontanen^  Tetanus, 
Jetanos  a  frigore^  ohne  auffindbare  Eingangspforte.  Dieser  Tetanus  soll  seine 
Entstehung  nicht  dem  Bazillus  Nicolaier  verdanken,  welcher  nicht  gefunden 
vnrde,  sondern  ^^sehr  wahrscheinlich^  dem  Pneumococcus,  welcher  in 
grosser  Zahl  gefunden  wurde,  im  Sputum  und  bei  der  Autopsie  in  der  ent- 
zündeten Lunge,  und  zwar  mit  Ausschluss  anderer  Mikroorganismen.  Ähn- 
kbe  Beobachtungen  seien  schon  publiziert,  so  von  Ghaillons. 

Romme  (13).  Ähnlich  wie  bei  Gelatine  hat  man  nach  Injektion  von 
Chinin  unter  6ie  Haut  Tetanus  erlebt.  Beobachtungen  von  Segard, 
deBurat,  d^Emery-Desbrousses  u.  a.  lassen  darüber  keinen  Zweifel. 
Diese  Tetanusfälle  waren  sogar  foudroyant  im  Auftreten.  Unten  referierte 
Untersachungen  Yon  Vincent  werfen  auf  die  Genese  dieser  Fälle  Licht. 

Senator  (14)  gibt  eine  Übersicht  über  die  neuen  Untersuchungen 
vber  die  Beschaffenheit  des  Harns  und  den  Stoffwechsel  im 
Tetanus.  Er  hält  es  für  bewiesen,  dass  im  Tetanus  trotz  hoher  Fieber- 
temperatnren  der  Eiweisszerfall  nicht  gesteigert,  sondern  sogar  stark  herab- 
gesetzt sein  kann.  Jedenfalls  scheint  der  Stoffwechsel  im  fieberhaften  Tetanus 
sich  TOD  dem  Verhalten  in  anderen  fieberhaften  Krankheiten  zu  unterscheiden, 
irenigstens  was  den  Eiweisszerfall  betrifft. 

Grünberger  (5).  Tetanus  traumaticus  mit  Ausgang  in  Heilung  unter 
Antitoxin  und  Blaulichtbehandlung.  Verletzung  durch  eine  Nadel  in  der 
rechten  Ferse.  Inkubationsdauer  von  drei  Tagen;  der  Fall  wird  als  zu  den 
schweren  gehörig  bezeichnet.  Allgemeine  intensive  Krämpfe.  Temperatur  bis 
39.9^  C.  11  Injektionen  von  je  100  Einheiten  des  Behring  sehen  Anti- 
toxins. Innerlich  Urethan  bis  zu  12  g.  Daneben  blaues  Licht.  Die  Be- 
ruhigung und  das  subjektive  Wohlbefinden  der  früher  aufgeregten  und  äusserst 
cnrnhigen  Kranken  war  auffallend. 

Nach  Vincent  (16)  begünstigt  subkutane  Injektion  von 
Chinin  die  Entwickelung  der  Tetanusinfektion;  per  os  ist  kein 
derartiger  Einflnss  bemerkbar.  Diese  Wirkung  beruhe  auf  einer  Schädigung 
der  Leukozyten,  auf  einer  Lähmung  der  weissen  Blutzellen. 

Zak  (17).  Tetanus,  vier  Wochen  nach  Verletzung  am  Fasse  auftretend ,  daran  an- 
ficUid88eiid  Parese  des  Trochlearis. 

Nadi  Verf.  der  erste  Fall,  bei  dem  anschliessend  an  eine  Verletzung  des  distalen 
Körperteiles  Lähaiong  von  Augenmuskeln  auftrat. 

Ramsay  (12).  Kopftetanus  bei  einer  23jährigen  Frau  nach  Ver- 
letzung am  äusseren  Winkel  des  rechten  Auges.  Nach  sieben  Tagen  Trismus. 
Fazialislähmung  rechts.  Nachher  wurde  der  rechte  Trapezius  ergriffen  und 
es  schloss  sich  allgemeiner  Tetanus  an.  In  der  Wunde  Tetanusbazillen. 
Laryngealer  Spasmus  und  Dysphagie,  ähnlich  der  Hydrophobie.  Behandlung 
mit  subkutaner  Seruminjektion  und  Chloral.    Heilung. 

2.  Therapie. 

1.  ^Anders,   Preliminary  Report  of  the  Statistical  study  of  Tetanus.    Med.  Press.  1905. 

Jnly  22.  Nr.  187. 
1  B&celli,  M.,  Traitement  du  t^tanos.    La  Sem.  m^d.  1905.  Nr.  44. 
S.  ^Calineseu,    Vier  Beobachtungen  von  chirurgischem  Tetanus.    Spitalul  Nr.  1. 
4.  Clairmont,   Tetanusheilserum.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  49. 
^.  CollinBi  E.,    A  case  of  tetanns  successfuUy  treated  with  antitetanic  serum  and  curare. 

Uncei   April  15. 
^.  *Cook,  Tetanns  succesfuliy  treated  by  antitoxin.    Lancet  1905.  Dec.  2. 


336  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

7.  Flesch,  Prognose  des  Trismos,  Tetanus  neonator.  und  infant  mit  BerfickBic^tigan^ 
der  Serumtherapie.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 

8.  Grenet,    Les  traitements  actuels  de  tätanos.    Arch.  gen.  de  möd.  1905.  Nr.   16. 

8a.  Küster,  £.,  Ein  Fall  von  örtlichem  Tetanus.    Antitoxin-Etnspritzangen  in  die  Nerven 
Stämme.    Heilung.    VerhandL  d.  Chirurgenkongresses  1905.  p.  161. 

9.  Henderson,    Notes  on  a  case  of  tetanus.    Lancet  1905.  April  8.  p.  929. 

10.  *Maberlj,    Tetanus  and  chloral  hydrate.    Lancet  1905.    Mai  6. 

11.  Mornac,   Traitement  du  t^tanos.    La  Presse  medic.  1905.  Nr.  12. 

12.  Neugebauer,    £in   Beitrag   zur   Behandlung   des   Wundstarrkrampfes   mit    «Dural- 
infnsion*.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  18. 

13.  Rogers,  John,  The  treatment   of  tetanus  by   intraneural    and  intraspinal  injections 
of  antitoxin.    The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  July  1. 

14.  Rottenstein,  Ein  schwerer  Fall  von  Tetanus.   Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  3. 

15.  *Sadjer,    Hydrotherapie  und  Tetanus.    Zentralbl.  f.  d.  ges.  Therapie  1904.  Nov. 

16.  Stoney,    2  cases  of  tetanus  treated.    Lancet  1905.  April  29.  p.  1133. 

17.  Storrd,  S.,    A  case  of  acute  tetanus  treated  with  intracerebral  injections  of  antitoxin. 
Lancet.  September  23. 

Küster  (8a)  glaubt  den  von  Meyer  und  Ransom  aufgestellten  Satz: 
„die  gefährdeten  Rückenmarkszentren  können  durch  Sperrung  der  zuführenden 
Nerven   mit  Antitoxin  vor  dem  Tetanusgifte  geschützt    werden**   durch    eine 
eigene  klinische  Erfahrung  bestätigen  zu  können,   „welche  einem  gelungenen 
Experimente  gleichwertig  sein  dürfte^.     Es  handelt  sich  um  einen  örtlichen 
Tetanus  des  rechten  Armes.    Einem  Laboratoriumsverwalter  im  Laboratorium 
von   Behring   zerbrach   ein   mit   virulenter  Tetanusbazillenkultur  gefüllter 
Glaskolben  in  der  flachen  Hand,  als  er  den  Wattepfropfen  fest  einzudrücken 
versuchte.     Die  Glasscherben   erzeugten  mehrere  Schnittwunden  der  rechten 
Hohlhand,   über  welche  die  Flüssigkeit  hinweglief.     Die  Wunden  wurden   mit 
Antitoxin  ausgewaschen  und  man  spritzte  ausserdem  etwa  27»  Stunden  nach 
der  Verletzung  40  Antitoxineinheiten  in  den  rechten  Vorderarm  ein.     Nach 
sechs  Tagen   begannen  Schmerzen  im  Arme,    am  nächsten  Tage   stechende 
Empfindungen   im  ganzen  Körper,   am  siebenten  Tage  Muskelspannungen  im 
Arme   und   am   Halse.     Am    Beginn   des   achten   Tages    wurden   Antitoxin- 
injektionen in  die  Nervenstämme   des  Armes   bis  zu  den  Nervenwurzeln  ge- 
macht.    Dies   brachte  in   wenigen  Stunden   eine  Änderung  des  Krankheits- 
bildes,  insbesondere  Nachlass  der  schmerzhaften '  Muskelstarre.     Die  Heilung 
erfolgte    nach    länger    dauernder   sehr   schmerzhafter    Myositis.      Wenn    die 
Meyer  sehen  Versuche  als   massgebend  anerkannt  und   der  Beurteilung  zu- 
grunde gelegt  werden,  so  dürfte  dieser  Verlauf  in  folgender  Weise  zu  deuten 
sein:  Das  von  den  Endapparaten  der  peripheren  Nerven  aufgesogene  Gift  wird 
innerhalb  sechs  Tagen,  welche  die  Inkubationszeit  darstellen,  bis  ins  Rücken- 
mark  fortgeschwemmt.     Jetzt  erst  beginnen  die  Zeichen  nicht  nur  der  Ver- 
giftung der   Rückenmarkszentren   in   Form    schmerzhafter   Muskelstarre   des 
rechten  Armes,  sondern  auch  darüber  hinaus  in  Form  einer  Starre  der  Hais- 
und Nackenmuskeln.     Die   Absperrung  erneuter  Zufuhr  durch   die  Achsen- 
zylinder bewirkt  sofortigen  Nachlass  der  Erscheinungen  am  Hals  und  Nacken, 
bald    auch    am    Arme,    am    längsten    bleibt    eine    Starre    der    Kaumuskeln 
bemerkbar.     Daraus  gehe  hervor,   dass  die  Hauptgefahr  eines  solchen  Zu- 
standes  in  dem  beständigen  Nachschub   des  Giftes  aus  dem  Orte  der  ersten 
Lifektion  und  aus  den  mit  Gift  überschwemmten  Achsenzylindem  zu  suchen 
sei.     Gelingt   es,   diese  ständig  fliessende  Quelle  zu  verstopfen,   wozu  die  In- 
filtration  des  kranken  Nerven  mit  Antitoxin  das  rechte  Mittel  ist,   so  wird 


Branner,  Tetanus.  337 

der  Körper   mit    den  bereits  über  den  Nervenstamm  hinaus  eingedrungenen 
Giftmengen  fertig  nnd  die  Genesung  kann  erfolgen. 

Rogers    (13).    Die  pessimistischen  Anschauungen  über  den  Wert  des 
Tetanusantitoxin   beruhen  im  wesentlichen  auf  fehlerhafter  Anwendung 
desselben.     Sabdiirale   Injektionen  haben  wenig  Wert,  weil  es  so  eingeführt 
Star  rasch  nnd  vollständig  ins  Blut  übergeht.    Ebenso  haben  subkutane  Ein- 
spritzungen  nach   dem  Ausbruch   der  Symptome  wenig  Wert,  weil   es  rasch 
ausgeschieden  nnd  zerstört  wird,  während  das  Toxin  rasch  von  den  motorischen 
Nenren  aufgenommen  wird,   wo   es  für  das  Antitoxin  unzugänglich  ist.     Um 
Völle  Wirkungen  zn  erzielen,  ist  das  Antitoxin  in  Chloroformnarkose  in  eine 
oberflächliche  Vene  10 — 20,   ccm  reichlich  in  die  Umgebung  der  Wunde,  in 
die  grossen  Nervenstämme  der  von  Krämpfen  befallenen  Glieder,  in  die  Nerven- 
&abstanz  der  Cauda  equina  einzuspritzen.     Die  Nervenstämme  werden  durch 
^idenfäden  markiert  und  die  Wunde  offen  gelassen,   um  nach  24  Stunden 
die  Injektion    wiederholen  zu  können.     In  die  Nervenstämme  wird   so   viel 
iBiiziert,  dass  sie  etwa  auf  das  dreifache  ihres  normalen  Umfanges  anschwellen. 
Bei  Injektionen  in  die  Cauda  equina  müssen  durch  mehrfaches  Hin-  und  Her- 
iieheu  der  Nadel  Zuckungen  der  Beine  ausgelöst  werden,   dass   man   sicher 
ist,  die  Nervensubstanz  verletzt  zu  haben,  weil  sonst  das  Antitoxin  nicht  in 
dieselbe  hineingelangt.    In  das  Halsmark  wurden  wiederholt  20 — 30  Tropfen 
ohne  störende  Symptome  injiziert,  in  die  Cauda  10 — 20  ccm.    Von  sieben  so 
kliandelten  Kranken  starben  drei.    Einen  Todesfall  schiebt  Rogers  darauf, 
dass  bei  der   zweiten   Injektion   irrtümlich  Diphtherie -Antitoxin  genommen 
^urde.    Zwei  Fälle  erschienen  von  vornherein  hoffnungslos. 

Maass  (New-York). 
Clairmont  (4)  berichtet  über  endoneurale  Antitoxinbehand- 
Inng.  Er  erwähnt  den  oben  referierten  Fall  Küsters  und  sieben  Fälle 
Rogers.  Von  den  letzteren  heilten  vier.  Nun  referiert  er  über  einen  Fall 
aas  der  Klinik  v.  Eiseisbergs.  Nach  sechstägiger  Inkubation  setzte  akut, 
mit  Fieber  und  profusen  Schweissen  Tetanus  nach  komplizierter  Fraktur  ein. 
Anfallend  waren  dabei  die  erhöhte  Reflexerregbarkeit  als  erstes  Symptom 
und  der  Beginn  an  der  verletzten  Extremität  als  lokaler  Tetanus,  der  sich 
rasch  über  den  Stamm  ausbreitete.  Der  Arm  wurde  amputiert.  Bakterio- 
logische Untersuchung  Tetanusbazillen  und  malignes  Ödem.  Endoneurale  In- 
jektion an  der  Amputationsfläche,  daneben  subkutane  Injektion  in  grossen 
Mengen.    Heilung. 

Nach  Flesch  (7)  gibt  der  Tetanus  im  Kindesalter  eine  viel  bessere 
Prognose  als  bei  Erwachsenen;  das  gelte  speziell  für  den  Tetanus 
infantium.  Bezüglich  des  Tetanus  neonatorum  sei  die  Prognose  nicht 
so  absolut  ungünstig,  wie  das  allseits  behauptet  werde.  Verschiedene  Um- 
stände scheinen  dafür  zu  sprechen,  dass  die  Letalität  des  Tetanus  infantium 
bei  den  mit  Serum  behandelten  Fäller  von  40— 50%  auf  15 — 20  ^/o  fallen. 
Beim  Tetanus  neonatorum  könne  in  dieser  Richtung  kein  nennenswerter 
Fortschritt  verzeichnet  werden.  In  den  zusammenfassenden  Statistiken,  die 
den  Wert  des  Antitoxins  beleuchten,  seien  der  Tetanus  neonatorum,  Tetanus 
infantium  und  Tetanus  der  Erwachsenen  gesondert  zu  beachten. 

Nengebauer  (12)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Tetanus,  welche,  will 
man  die  Dauer  der  Inkubationszeit  als  Massstab  für  die  Schwere  der  Er- 
krankung nehmen,  nicht  zu  den  schweren  gerechnet  werden  können.  Ge- 
oesong  unter  Duralinfusion  mit  Antitoxin.    Er  empfiehlt  Behrings 

JibrwiMridii  für  Chirorgi«  1905.  22 


398  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    I.  Teil. 

trockenes  Antitoxin,  welches  sich  durch  lange  Haltbarkeit  auszeichnet,  bereit 
zu  halten. 

Stoney  (16).  1.  FalL  34jähriger  Mann.  Tetanaa  nach  Brandwunden.  Inkubation 
▼on  17  Tagen.    Behandlung  mit  lumbaler  Injektion  von  Serum,  f« 

2.  Fall.  19jfthriger  Mann.  Holzsplitter  unter  einem  FingernageL  Inkubation  von 
18  Tagen.    Subkutane  Injektion  von  Serum.    Heilung.    Daneben  Brom  und  Chloralbydrat 

Der  von  Mornac  (11)  mitgeteilte,  durch  epidurale  Injektion  von  Serum  behan- 
delte Fall  endete  letal,  obschon  60  ccm  eingespritzt  wurden.  lUpider  Verlauf  und  spätes 
Binsetzen  der  Intervention  wetden  beschuldigt. 

Co  1  lins  (5).  ITjfthriger  Mann  mit  Fussverletzung.  Inkubation  von  9  Ta^ren.  All- 
gemeiner Tetanus.    Behandlung  mit  subkutaner  Serum  Injektion  und  Curare.    Genesung, 

Storrd  (17).  30 jähriger  Mann  mit  eiternder  Wunde  der  Hand  und  Lymphangitis. 
Akuter  Tetanns,  90  Stunden  nach  der  Verletzung  beginnend.  Intrazerebrale  Injektion  von 
Serum.    Genesung.  * 

Grenet  (8)  kurze  Übersicht  nebst  Kritik  der  bei  Tetanus  gebrauch- 
liehen  Behandlungen.  Verf.  bemerkt  mit  Recht,  dass  es  ausserordentlich 
schwierig  ist,  ein  Urteil  abzugeben. 

Rottenstein  (14).  ISjäbriges  Mädchen.  Infektion  bei  Grartenarbeit.  Inknbatioo 
zehn  Tage.  Schwerer  Tetanus ;  Serum  ohne  Einfloss.  Narkotika  machen  Muskelerschlaffang 
und  Herabsetzung  der  Reflexe,  besonders  Ghloralbydrat. 

Nach  Baccelli(2)  soll  die  Behandlung  des  Tetanus  mit  subkutaner 

Injektion   von    Karbolsäure    bessere  Resultate   geben  als   die  Serum- 

tberapie   von   Behring  und  Tizzoni.     Die  Statistik   der  letzteren  ergebe 

eine  Mortalität  von  44,6—50,6^,0,   während  sie   bei  der  Methode  Baccelli 

nur  10°/o  betrage  auf  260  beobachtete  Fälle. 

HeÄderson  (9).    Handverletzung  mit  Karbollösung  ausgewaschen.    Nach  ffinf  Tagen 
Ausbruch  des  Tetanus,  der  bald  allgemein  wird.    Subkutane  Seruminjektion.    Heilang. 


XVI. 


Wut 


Referent:  Konrad  Brunner,  Miinsterlingen. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Bertarelli,   Die  neuen  Erfahrungen  und  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Pathologie 
der  Wutkrankheit.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  9. 

2.  Calabr^se,   Action  des  rayons  de  Röntgen  sur  le  virus  rabique.     La  Sem.  m^d. 
1905.  Nr.  44.  p.  522. 

3.  *Gourmont,    Nouveau  cas  de  rage  apr^s  morsure  par  un  chien  errant,  non  saivie 
de  traitement  antirabique.    Lyon  m4d.  1905.  Nr.  34.  p.  311. 

4.  *Coutauz,    Le  traitement  de  la  rage  en  province.    Gaz.  m^d.  de  P.  1905.  Nr.  10. 

5.  Heller,    Heutiger  Stand  der  Lyssa-Forschung.    Korr.  f.  Schws.  Ärzte  1905.  Nr.  17. 

6.  *Konrädi,    Ist  die  Wut  vererbbar?    Zentralbl.  f.  Bakt.  38.  1. 

7.  * —   Symptome  und  Prophylaxe  experim.  bei  Lyssa.    Zentralbl.  f.  Bakt.  38.  2. 

8.  *Eraus-Kreissl,    Über   den   Nachweis    von   Schutzstoffen   gegen   Hundswut  beim 
Menseben.    Zentralbl.  f.  Bakt.  I.  Abt.  XXXII.  Bd.  Nr.  11. 


Brauner,  Wut  33^ 

9L  Leelere,  Caa  de  rage  kumaine  par  ItehemMit.  Joam.  de  m4d.  et  de  chir.  1905. 
25  AoftL  p.  63a. 

IQ.  ^Lenzmann,    Ein  Fall  von  Lyssa  homana.    Mttnch.  med.  Wochenschr«  1905.  Nr.  33. 

H.  *Lnzzani,   Zor  Diagnose  der  Wnt    Zextschr.  f.  Hyg.  1904.  49.  Bd.  H.  2. 

12.  Maas,    Ein  Fall  von  Lyssa  humana.    Mliick.  med.  Weehensehr.  1905.  Nr.  8. 

11  *Mar»ftck,  Über  die  feinere  Stroktnr  der  N  egri  sehen  Kttrper.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  25. 

11  Nicolas-Favrey  Erytheme  polymorphe  purpariqne  cons^cntif  ä  la  Taceination  anti- 
raUqae.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  5.  p.  287. 

15.  Nicolas -Bancel,  Lencocytose  au  coars  de  la  raccination  antirabiqne.  Lyon  möd. 
1906.  Nr.  24.  p.  1815. 

i&  'Nicolas,  D'hydropbobie  cone4catif  ade  simples  Idchemeots  non  satvie  de  traitement 
Lyon  m*d.  1905.  Nr.  33.  p.  271. 

17.  Bemlinger,  Absorption  da  virus  rabique  par  la  pean  fratchement  ras^e.  Gaz.  des 
Hdp.  1905.  Nr.  83.  p.  993. 

18.  ^S  e  h  i  f  f  m  a  n  n ,  Zoi  Eeuntnis  der  N  e  g  r  i  sehen  K5rper  bei  der  Wntkrankheit.  Wiener 
klin.  Wocfaeaechr.  1905l  Nr.  25. 

19.  'Sotiriadäa,    La  lyssophobie.    Le  Progr^s  m^d.  1905.  Nr.  49. 

Heller  (5)  gibt  in  seinem  Vortrag  eine  Übersicht  über  ^den  gegen- 
wärtigen Stand  der  Hunds  wutlehr  e^.    Es  seien  daraus  einige  Sätze 
über  Art  und  Erfolg  der  Schutzimpfung  wiedergegeben:  Sind  Menschen 
gebissen  worden,  so  desinfiziere  der  Arzt  ihre  Wunden  sofort  gründlich  (Was 
ist  gründlich  ?  Ref.)  und  veranlasse  den  Patienten  sofort,  die  antirabische  Kur 
Tomehmen  zu  lassen.     Die  Kaninchen,  welche  zur  Diagnose  mit  dem  ver^ 
dächtigen  Hundehim   infiziert  werden,    zeigen    erst  nach  16 — 20  Tagen   die 
entscheidenden  Symptome  der  Wut.    Bei  Infektion  des  Menschen  durch  Bisse 
muss  diese  Zeit   benutzt  werden,   um  durch  Schutzimpfung  während  der  In- 
kubationsdauer  den  Menschen   zu  immunisieren,  ehe  die  Krankheit  zustande 
kommt.    Bei  Wutverdacht  kann  jeder  Zeitverlust  dem  Patienten   das  Leben 
kosten.    Die  Behandlung  dauert  bei  leichten  und  mittelschweren  Verletzungen 
18  Tage,  bei   schweren  21  Tage.     Überträgt  man   das  Wutgift   eines  tollen 
Hnndes,  das  Strassenvirus,   von  Kaninchen  zu   Kaninchen,   so  verkürzt  sich 
die  ursprüngliche    IStägige  Inkubationsdauer   bis   zu    einem   Minimum   von 
6  Tagen.    Solches  Virus  fixe  ist  das  Material  für  die  Schutzimpfung. 

Von  zirka  50000  Patienten  der  verschiedenen  Institute,  die  nachge- 
wiesenermassen  von  tollwutkranken  Tieren  verletzt  waren,  erkrankten  und 
starben  nach  vollzogener  Schutzimpfung  zirka  1%.  Es  waren  also  nach 
dieser  Berechnung  von  18  Personen  durch  die  Schutzimpfung  sicher  17  ge- 
rettet. 

Der  Übersicht  Bertarellis  (1),  Über  die  neuen  Erfahrungen 
und  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Pathologie  der  Wut- 
krankheit, sei  hier  folgendes  entnommen:  Allgemein  bekannt  ist  heute  die 
Entdeckung  Negris.  Er  wies  nach,  dass  in  den  Nervenzellen,  besonders  in 
den  Pyramidenzellen  des  Ammonshornes  der  an  künstlicher  oder  natürlicher 
Wut  verendeten  Tiere  besondere  Körperchen  zu  finden  sind,  denen  er  para- 
sitäre Bedeutung  beilegte.  Heute  kann  man  sagen,  begegnet  man  bei  einem 
Tiere  diesen  Körperchen,  so  ist  anzunehmen,  dass  es  wutkrank  ist.  Mit  Vor- 
liebe wird  zur  Prüfung  das  Ammonshorn  benutzt.  Die  Natur  der  Negris- 
schen  Körperchen  ist  noch  nicht  aufgeklärt. 

Über  den  Speichel  Wutkranker  weiss  man  heute,  dass  er  in  vielen 
Fällen  nicht  virulent  ist.  Zu  den  Speicheldrüsen  gelangt  das  Virus  wahr- 
scheinlich auf  der  Nervenbahn. 

22* 


340  JahroBbericht  für  Ohirargie.    I.  Teil. 

Yalenti  in  Pavia  ist  es  gelungeii,  den  Nachweis  zu  bringen,  dass  das 
Chinin  imstande  ist,  das  Wutvinis  in  vitro  und  in  vivo  zu  neatralisieren, 
es  ist  also  die  Frage  nicht  unberechtigt,  ob  dies  nicht  auf  eine  eventuelle 
Protozoennatur  des  Wutparasiten  schliessen  lasse. 

Bei  dem  von  Maass  (12)  beschriebenen  Falle  von  Lyssa  gelang  es  nicht, 
trotz  Anfertigung  zahlreicher  Präparate  sowohl  vom  Zentralnervensystem  des 
Kindes  als  der  geimpften  Tiere  die  von  Negri  beschriebenen  Parasiten  zu 
finden.  Histologisch  war  im  Rückenmark  zellige  Infiltration,  besonders  in 
der  grauen  Substanz  um  Gefässe  und  motorische  Ganglienzellen,  Infiltration 
um  den  Zentralkanal.  In  der  grauen  Substanz  verschiedene  Arten  von  Nerven- 
zeOendegenerationen. 

Nicolas  et  Favre  (14)  beschreiben  ein  polymorphes,  purpnraartiges 
Erythem  nach  antirabischer  Impfung  eines  8jährigen  Kindes.    Heilung. 

Calabrese  (2)  hat  durch  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen 
auf  das  Wutgift  in  vitro  während  zwei  Stunden  nur  eine  Verkürzung 
der  Inkubationszeit  um  24  Stunden  bewirkt. 

Versuche  mit  Badium  hatten  völlig  negatives  Resultat. 

Nach  Nicolas  etBaucel  (15)  verursachen  die  antirabischen  Impfungen 
eine  konstante  Hyperleukozytose,  am  meisten  zu  Ende  der  Behandlung. 

Remlinger  (17)  hat  bei  Meerschweinchen  und  Kaninchen,  deren  Haut 
frisch  rasiert  worden  war,  unter  möglichster  Vermeidung  von  Läsionen,  eine 
Emulsion  von  Virus  fix  einreiben  lassen  und  dabei  Wut  hervorgerufen. 


II.  Teil. 


Spezielle  Chirurgie. 


I. 


Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten 

des  Schädels  und  Gehirns. 


Referent:  E.  v.  Meyer,  Frankfurt  a.  M. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Allgemeines  fiber  Himchirurgie  und  Trepanation» 

1.  ^Krause,  Himchirargie.    Berltn«^Wi#n  1904.  Urban  und  Schwarsenberg. 

2.  Leedham-Green,  On  the  olosare  of  traomatic  defecta  of  the  akali.  Brit  med.  Jounu 
15.  IV.  1905. 

3.  Mieolaon,  Emplojment  of  celluloid  platea  for  eoveriog  openings  in  the  akuU  eto. 
Medk.  NewB  7.  I.  1905.  p.  45. 

4.  *Schftller,  Die  Schädelbasia  im  Röntgenbilde.  Hamborg  1905.  Lukas  Grftfe  n.  Sillem. 

5.  Sultan,  Zar  Technik  der  Osteoplastik  am  Schädel.    Deutsche  Zeitsohr.  f.  CJürargie. 
Bd.  80. 

6.  *Taffier,  Appareil  destinä  aus  Operations  sur  les  os  et  ä  la  tröpanation  cranienne« 
See  de  Chir.  1905.  Nr.  37. 

7.  *ViIlar,  Le  oraniomötre  de  Krönlein  en  topographie  cranio- cerebrale.    Journ.  de  mM. 
de  Bord.  1905.  Nr.  10. 

Nicolson  (8)  empfiehlt  znrDecknng  von  Scbädeldefekten  die  Zelluloid- 
platten. 

Leedham-Green  (2)  spricht  sich  sehr  zugunsten  der  Müller- 
^onig sehen  Methode  aus  zur  Deckung  von  Scbädeldefekten.  Wenn  diese 
nicht  ausführbar,  empfiehlt  er  die  von  M  e  r  t  e  n  s ,  d.  h.  die  Anwendung  von 
aT^ekochtem  Knochen. 

Sultan  (5)  empfiehlt  auf  Grund  eines  Falles  die  Osteoplastik  nach 
l^urante  zur  Deckung  von  Scbädeldefekten;  es  handelt  sich  um  gestielte 
Periost-Knochenlappen,  speziell  zur  primären  Deckung. 

Srkruikiuigen  und  Tumoren  des  kn(>ehemen  Schädels  und  der  Weiehteile« 

1*  ^Antonin,  L.,  Die  by datischen  Cysten  der  Schädelknochen.    Spitalnl.  Nr.  20.  p.  569. 

2Pbototypien  (mmftniscb). 
1  -  Des  kystes  hydatiqnes  des  os  du  crftne.    La  Fresse  m^d.  1905.  Nr.  51. 


344  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil 

3.  *Mc  Arthar,  L.  L.,  Pneamaiocele  of  the  craniam.    The  jonni.  of  Uie  Amer.  Med. 
Ass.  1905.  May  6. 

4.  Axenfeld,  ErOnleins  Orbitalresektion.    Laogenbecks  Archiv^  77,  2. 

5.  * —  Krönleins  Orbitalresektion.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  23. 

6.  *—  OrbiUlresektion.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  30. 

7.  Borchardt,  Cholesteatom  der  hinteren  Schftdelgrube.    Langenbecks  Arch.  77,  3. 

8.  ^Bnschke,  Fall   von   symmetrischen    sarkomatOsen  Tumoren  der  Schlftfenregionen. 
Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  82. 

9.  Chernbach,  B.,  Enormes  Angioma  des  linken  äusseren  Ohres.  Profase  Hftmorrhagie, 
Ligatur  der  linken  Carotis  communis,  Heilung.    Spitalul.  Nr.  9.  p.  229  (rumftnisch). 

10.  *Czermak,  Osteoplastische  Resektion  der  äusseren  AugenhOhlenwand.  Deatsche  med. 
Wochenschr.  39  u.  40. 

11.  Dollinger.J.,  Modifikation  der  osteoplastischen  Methode  Erönleins  bei  Tumoren 
der  Orbita.  Chirurg.  Sektion  des  Budapester  kgL  Ärzte-Vereins,  Sitzung  vom  16.  II.  1905. 
Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  19. 

12.  y.  Eiseisberg,  Haemangioma  venosum  capitis.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6. 
p.  149. 

13.  '^'Engstler,  LuckenschftdeL    Arch.  f.  Einderheilk.  40,  1 — 4. 

14.  *Greeff,  Exstirpation  retrobulbärer  Tumoren  etc.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905. 
p.  248. 

15.  *Helborn,  Krön  lein  sehe  Operation.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10.  p.  276. 

16.  * —  Kr  Onl  ein  sehe  Operation.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2.  Vereins- 
beil.  p.  85. 

17.  Kopp  1er,  Behandlung  entzOndL  Erkrankungen  von  Kopf  und  Gesicht  mit  Staunngs- 
hyperämie.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  45.  Nr.  46.  p.  2224,  Nr.  47.  p.  2283. 

18.  AliKrogius,  Behandlung  d.  Angioma  arter.  racemosum  der  Schädeldecken.  Zentralbl. 
ffir  Chir.  Nr.  39. 

19.  *Lafon-Villemonte,  Sarcome  ä  myöloplaxes  de  Torbite.  Joum.  de  mäd.  de  Bord. 
1905.  Nr.  5.  p.  80. 

20.  Mauclaire,  Hyperostoses  et  ezostoses  äbumöes  non  syphilitiques  de  la  r^gion  tempo- 
rale.   Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  1.  p.  67. 

21.  M eres t in,  Tumeur  inflammatoire  et  exostose  traumatique  de  la  rögion  frontale.  Soc 
anat.  1905.  Oct. 

22.  Ranzi,  Tamorartige  Hyperostose  des  Schädels.    Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  6. 

23.  Von  Saar,  Erworbene  Elephantiasis  der  Kopfschwarte.  Langenbecks  Archiv. 
Bd.  78. 

24.  Schlagintweit,  Über  einen  Fall  yon  intra-  und  eztrakraniell  gelegenem  Echinococcus. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  76.  2,  3. 

25.  *Tauber,  Haemangioma  cavernosum  venosum  capitis.  Wiener  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  19. 

26.  *Unterberger,  Ein  echtes  Cholesteatom  der  Schädelknochen.  Deutsche  Zeitschr.  f. 
Chir.  81,  1. 

27.  Vincent,  Kystes  congenitauz  multiples  du  cräne  communication  de  Tun  d'eux  avec 
la  cavit^  cranienne.  Extirpation  suivie  d'^coulement  prolong^  du  liquide  c^phalu- 
rachidien.    Gudrison.    Arch.  prov.  de  Chir.  1905.  Nr.  12.  D4c, 

28.  *Vitanoff,  Zwei  Fälle  von  Echinococcus  orbitae.  Letopisti  na  lekarskija  sajuz  v. 
Bulgaria.  Nr.  3—4.  p.  148  (bulgarisch). 

29.  *W  ein  berger,  Extra-  oder  intradurale  Geschwulst?  Wiener  klin.  Rundschau  1905. 
Nr.  3.  p.  45. 

Keppler  (17)  veröffentlicht  die  günstigen  Resultate  der  Stauungs- 
hyperämie bei  entzündlichen  Erkrankungen  am  Kopf  und  Gesicht  und  speziell 
bei  eitrigen  Mittelohrerkrankungen.  Von  22  Fällen  wurden  12  von  akuter 
Mastoiditis  nach  kleinen  Einschnitten  ohne  Nekrose  rasch  geheilt.  Bei  chro- 
nischen Fällen  gab  es  keine  ermutigenden  Resultate.  Ein  Fall  von  beginnender 
eitriger  otogener  Leptomeningitis  wurde  geheilt.  Sonst  kamen  noch  Fälle  von 
Parotis,  Erysipel,  Eiterungen  am  Ober-  und  Unterkiefer  mit  günstigem  Resul- 
tate in  Behandlung. 


T.  Meyer,  Verletsangen  nnd  ehinirg.  Krankheiten  des  Schftdek  n.  Gehirns.       345 

Es  liandelte  sich  im  Falle  Chernbachs  (9)  um  eine  50jährige  Frau, 
die  seit  2  Jahren  ein  Angioma  des  linken  Ohres  trägt,  das  3  mal  grösser  als 
nonnaliter  ist.  Nach  einer  profusen  Blutung,  klassische  Ligatur  der  Carotis 
communis,  ohne  schlechte  Nachteile.  Stoianoff  (Vama). 

Krogins  (18)  hat  ein  grosses  Ang.  arterial-racem.  der  Temporalgegend 
dadurch  zum  Schwinden  gebracht,  dass  er  in  mehreren  Sitzungen  an  der 
Peripherie  subkutane  Umstechungen  machte.  Mit  einer  stark  gekrümmten 
Nadel  wurde  ein  Catgutfaden  direkt  über  den  Knochen  durchgeführt  und  mit 
äner  flachen  Nadel  dicht  unter  der  Haut  wieder  zur  Einstichstello  heraus- 
geleitet, wo  dann  die  Enden  geknotet  wurden. 

T.  Eiseisberg  (12)  teilt  einen  Fall  von  angeborenem  Haemangioma 
Tenosum  capitis  zwischen  den  beiden  Parietalia  mit,  welcher  wahrscheinlich 
mit  dem  Schadelinnem  (Sin.  longitudinalis)  kommuniziert. 

Tauber  (25)  beschreibt  einen  analogen  Fall  mit  in  der  Gegend  der 
rechten  Schläfe. 

Ranzi  (22)  publiziert  einen  von  v.  Eiseisberg  operierten  Fall  von 
tumorartiger  Hyperostose  des  Schädels.  Die  kindskopfgrosse  Geschwulst, 
welche  die  Gegend  des  linken  Stirnbeins  und  die  vorderen  Partien  des  linken 
Scheitelbeins  einnahm,  bestand  seit  dem  5.  Lebensmonat;  ein  zweiter, 
eigrosser  Tumor  über  dem  linken  Supraorbitalbogen  bestand  seit  2  Jahren 
zugleich  mit  Exophthalmus.  Beiderseitige  Stauungspupille.  Radioskopisch  zeigte 
sich  der  Tumor  von  der  Schädelbasis  ausgehend.  Der  650  g  schwere  Tumor 
wurde  an  der  Basis  abgetragen,  wobei  die  Dura  an  einer  Stelle  eröffnet 
wurde.  Der  kleinere  Tumor  wurde  später  entfernt.  Glatte  Heilung.  Die 
Stauungspnpille  ist  rechts  fast  vollkommen  verschwunden,  links  ist  sie 
gebessert. 

Vincent  (27)  exstirpierte  mit  Erfolg  bei  einem  2  jährigen  Kind  drei 
ioDgenitale  Dermoidcysten  in  der  linken  Fossa  temporalis.  Die  eine  war  durch 
Perforation  des  Knochens  in  feste  Verwachsungen  mit  der  Dura  und  der 
Arachnoidea  eingegangen,  so  dass  bei  der  Exstirpation  ein  Defekt  entstand, 
welcher  durch  längeres  Ausfliessen  von  Zerebrospinalflüssigkeit  die  Heilung 
ferzögerte. 

Morestin  (21)  beobachtete  nach  einem  Trauma  am  Stirnbein  einen 
entzündlichen  Tumor  mit  Exostosenbildung.  Nach  Abtragung  glatte  Heilung. 
Mauclaire  (20)  beschreibt  eine  grosse  Exostose,  die  primär  von  der 
Cellul.  mastoid.  ausgegangen  ist  und  daher  eine  gewisse  Analogie  zu  den 
Exostosen  des  Sin.  frontalis  und  maxillaris  bietet.  Es  gelang  den  Tumor  in 
einzelnen  Fragmenten  zu  entfernen  und  glatte  Heilung  zu  erzielen. 

Borchardt  (7)  operierte  mit  Erfolg  ein  Cholesteatom  der  hinteren 
Schadelgrube,  welcher  doppelseitige  Stauungspapille,  Ataxie  mit  Neigung 
links  umzufallen,  Nystagmus  und  sehr  starker  Druckschmerz  am  linken 
Oocipitale  veranlasst  hatte.  Den  Symptomen  war  eine  leichte  Schädelver- 
letzung vorausgegangen,  die  trotz  schneller  Heilung  Kopfschmerz,  Brech- 
neigung und  Abnahme  des  Sehvermögens  zurückliess. 

Antonin  (2)  berichtet  über  einen  Fall  von  Hydatidencyste  der  Schädel- 
tnochen,  welchen  er  als  8.  der  in  der  Literatur  aufgefundenen  Fälle  be- 
zeichnet. Es  handelte  sich  um  einen  Soldaten,  der  in  der  Kindheit  epilepti- 
forme  Anfälle  hatte.  Im  Dienst  plötzlicher  Tod  in  einem  epileptischen 
Anfall.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  eine  hühnereigrosse  Hydatidencyste  in 
der  Scheitelgegend   mit    zahlreichen  Tochterblasen.    Die   Cyste    befand  sich 


346  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

zwischen  dem  recbten  Os  parietale  und  der  Dura  und  hatte  die  innere 
Knochenlamelle  zum  Schwund  gebracht  and  eine  tiefe  Depression  an  der 
Rolandschen  Furche  hervorgerufen.  Die  in  der  Literatur  bekannten  Fälle 
werden  kurz  referiert  in  bezug  auf  die  pathologische  Anatomie,  die  Symptomato- 
logie und  die  Hirnläsionen. 

Über  einem  mit  gutem  Erfolg  operierten  Fall  Ton  intra-  und  extra- 
kraniell  gelegenem Elchinococcus  berichtet  Schlagintweit  (24).  Das  ISjähr. 
Mädchen    hatte    Nackenschmerzen    und    Nackenschwellung,    die     innerhalb 
4  Wochen  schnell  zunahm  und  fluktuierend    wurde,    dann    trat    Schwindel 
Schwerhörigkeit,  Kopfschmerz  und  Stauungspapille  auf,  so  dass  intrazerebraler 
Druck   angenommen   wurde.     Wegen    Luesverdacht    energische    antilaetiscbe 
Kur    ohne   Erfolg,    Freilegung    der    Geschwulst    durch    Schnitt    durch    L^. 
Nuchae.     Es   fand  sich  eine  grosse  Blase  mit  zahlreichen  kleinen  Bläschen» 
Echinococcusfädchen.      Der  Schädelknochen  ist  usuriert  aber  zeigt  nirgends 
ein  sondierbares  Loch.  Trotzdem  Trepanation,  wobei  dickflüssige  Massen  mit 
zahlreichen    Echinococcusbläschen    sich    entleerten.     Die    Schädeldecke    wird 
zwischen  Proc.  mastoid.,  Sinus  transvers.  und    longitudinalis    entfernt.       Die 
Bläschen    waren   nur   extradnral   und    hatten  das  Hirn  komprimiert.     Gute 
Heilung    und    Rückgang    der    Symptome.      Nach    ^U    Jahr   völlige    Arbeits- 
fähigkeit. 

Axenfeld  (4)  und  Heiborn  (15)  sprechen  sich  sehr  zugunsten  der 
Krönl einschen  Orbitalresektion  zur  Entfernung  retrobulbärer  Tumoren  und 
zur  Behandhing  retrobulbärer  Entzündungen  aus. 

Bei  der  typischen  Methode  Krönleins  beobachtete  Dollinger  (11) 
eine  partielle  Lähmung  des  oberen  Lidschliessers ,  die  er  sich  aas  der 
Durchschneidung  von  Fasern  des  N.  facialis  zum  M.  orbicularis  und  M.  pal- 
pebralis  erklärt. 

Um  dies  zu  vermeiden,  rät  Dollinger  zu  folgender  Schnittfiihiung. 
Er  beginnt  2  7^  cm  oberhalb  der  Mitte  der  Orbita,  geht  in  der  gleichen 
Entfernung  vom  Orbitalrande  und  in  S-Form  nach  aussen,  unten  und  rück-- 
wärts  bis  zum  oberen  Rande  des.  Jochbogens  und  darauf  noch  1  ^/>  cm  nach 
hinten.  Die  obere  Hälfte  des  Schnittes  dringt  bis  auf  das  Periost  durch,  in 
der  unteren  Hälfte  jedoch  wird  die  Faszie  des  M.  temporalis  geschont.  Wird 
nun  der  untere  Lappen  oben  subperiosteal,  tiefer  unten  subfaszial,  samt  der 
Fascia  zygomatico-temporalis,  abgelöst,  so  gelangt  man  ohne  Verletzung  der 
obenerwähnten  Fazialisäste  zur  Periorbita.  Die  Knochendurchtrennung  ge- 
schieht in  den  Richtungslinien  Krönleins;  zur  Spaltung  des  Jochfortsatzes 
benützt  Dollinger  die  Giglische  Säge.  Die  ganze  äussere  Wand  der 
Orbita  lässt  sich  im  Zusammenhange  mit  dem  M.  temporalis  nach  aussen 
umlegen. 

Dollinger  operierte  4  Tumoren  der  Orbita  auf  diese  Weise  ohne 
jegliche  Lähmungserscheinungen  von  Seiten  der  Lidneryen.  (Vergl.  auch 
Dollinger  J.,  Die  konservative  Chirurgie  der  Orbita.  Jahresbericht.  X.  Jahr^ 
gang.     Seite  321.)  Gergö  (Budapest). 

Verletcungen  des  Schädels  und  Gehirns  durch  Schuss  und  andere  Gewalten» 

Traumatische  Meningitis  und  Hirnabszesse. 

1.   *ArDBp  erger,  Demonstration  einer  Schrotechussverletzang  des  Kopfes.  Münch.  med. 
WocheoBchr.  1906.  Nr.  35.  p.  1705. 


V.  Mejer.  Verleizongen  und  chirarg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.       347 

i  Bajertal,  Über  SpItmeningitiB  nach  Schädel verletzniig«li.  MonataBcbr.  f.  (JnfaDk. 
0.  IttFaliden Wesen  1905.  Nr.  11. 

3.  BoBvier,  TruinHitiaine  eranien:  Bronchopneumonie  grippale.  Algie  masteldienne 
gaoche.  Apliasie.  Diagnostic  d'abcto  Cerebral.  Grn^rison  snbit^  pendant  les  preparatifs 
d'nne  trÄpaastioB.    Joum.  de  möd.  de  Bord.  1905.  Nr.  13. 

4.  —  Graad  tntamatisine  dn  cräne.  Fractore  commnnicatiTe  da  parietal  et  de  temporale. 
Trepanation  six  henres  aprto.    Qu^rison.    Joum.  de  m^.  de  Bord.  Nr.  18. 

^  *Canta8,    Sur  an  eas  de  plair  pteetranie  d«  cräne.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  38. 

$.  *Carbone,    Atrophie  des  Optikus,  Olfaktorius  und  Akustikus  bei  Schädelverletcungen. 

Gasz.  d.  O^MdaU  1905.  Nr.  4. 
7.  *—   Opükas- Atrophie  und  Schädelverletaung.    Gazz.  d.  Ospedali  Nr.  16. 
^.  Gerne  zsi,  A.,   La  trapanazione  primittva  seile  fratture  complieate  della  Tolta  eranica. 

Rifonna  mediea.    Gennaio  1905. 
9.  CheTTier,    Fraotures  du  rocher.    Gas.  des  H6p.  1905.  Nr.  125  et  128. 

10.  Croce,  Beobachtungen  Ober  einen  Fall  von  Verletzung  des  rechten  und  linken  Stirn- 
himes.    Deotache  med.  Wochensohr.  Nr.  45b 

11.  *Dinkler,  Feinere  Gehimyeränderungen  nach  Schädeltraumen.  Archiv  für  PsychoL 
IXIIX.  2. 

11  Durand,    Fracture  dn  cräne.     Hemipl^ie.     Trepanation.     Guörison.    Roy.  de  Chir. 

1905.  Nr.  4.  p.  550. 
li  ^Dnvergey,  Fracture  du  cräne  par  enfoncement   Trepanation.  Guerison.   Journ.  de 

med.  de  Bord.  1905.  Nr.  5.  p.  79. 

14.  Sds,  Übetliäatung  und  Wundbehandlung  totaler  Skalpierung  des  Kopfes.  Korrespon- 
aenzbL  fQr  Schweizer  Irzte  1905.  Nr.  22. 

15.  Gaassel-Massabuan,  Hemiataxie  dans  un  cas  d*hemiplegie  traumatique.  Guerisoh 
jiar  la  trepanation.    Arch.  gen.  de  med.  1905.  Nr.  40. 

16.  Hathaway,  Fracture  of  the  anterior  fossa  of  the  skull  dividing  the  optic  nerve. 
Lancet  21.  L  1905.  p.  158. 

17.  *Horand,  Balle  intra- cerebrale.  Trepanation  de  nettoyage.  Guerison.  Lyon  med. 
1905.  Nr.  47. 

li  *K  e  e  n ,    Filling  defects  in  the  skull  by  hone  chips  from  the  outer  table  of  the  neigh* 

boraing  bone.    Ann.  of  Surg.  Aug.  1905.  Nr.  2. 
19.  Kennedy,  Gase  presenting  a  sinus  which  traversed  the  craniam  completely  etc.  and 

eoDtained  some  portions  of  a  straw  hat  carried  into  the  braio  by  means  of  a  spike: 

Operation.    Recovery.    Glasg.  med.  Joum.  Jan.  1905.  p.  42. 
^.  *Kojucharoff,  Iv.,    Beitrag  zu  den  Gehimlokalisationen  bei  einer  Fractura  cranii. 

Compressio  cerebri,  aphasia,  hemiplegia  deztra.    Letopissi  na  lekarskija  sajaz  v.  Bai- 

garia  Nr.  1.  p.  1.  (Bulgarisch.) 

21.  K &mm e  1 1 ,  Die  operative  Behandlung  der  eiterigen  Meningitis.    Langenbecks  Arch. 

77.  4. 

n.  •-  Meningitis.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  30. 

2S.  *Leoormant,   Fract.  par  enfoncement  de  la  voüte  du  cräne  aveefissure  irradiee  k  la 

base.    Intervention.    Guerison.    BulL  et  mSme  de  la  Soc  de  Chir.  de  P.  1905.  Nr.  IL 
2i  Marchand,    Lesions  meningo-corticales  sous-jacentes  ä  un  ancien  traumatisme  cränien 

chez  un  ah'ene.    Soc.  anat.  1905.  Mai.  p.  417. 

25.  Minor,  Unfalllähmungen  des  Nervus  facialis.  Monatsschr.  f.  Unfallk.  n.  Invalidenw. 
1905.  Nr.  9. 

26.  Morel,    Fractures  dn  cräne.    Arch.  gen.  de  Med.  1905.  Nr.  47. 

2^.  *Nicolan,  G.,  Kontusionswunden  mit  Infektion  der  Schädelknochen  in  der  linken 
temporo-frontalen  Region,  Aphasie,  rechte  Hemiplegie.  Trepanation.  Genesung.  Spitalul 
Nr.  9.  p.  231.  (Rumänisch.)  StoYanoff  (Vama). 

28.  ^Qoenu,  Valeur  therapeutiqae  de  la  ponction  lombaire  dans  les  fractures  de  la  base 
<iQ  eräne.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  30. 

^.  P&cha,  Traumatisme  eranien  sans  fracture  et  ponction  lombaire.  Soc.  de  Chir.  1905. 
Nr.  35. 

^i.  Pallard,  Abces  du  cerveau  a  Symptomatologie  fruste.  Rev.  med.  de  la  Suisse  rom. 
1905.  Nr.  3. 

31.  Panting,  Fracture  of  the  anterior  fossa  of  tbe  skull  involving  the  optic  and  sizth 
Derves.    Lancet  4.  IIL  1905.  p.  568. 

S2.  Peck,    Suppurating  thrumbus  of  the  lateral  sinus.    Ann.  of  Surg.  1905.  Nr.  6.  p.942. 

^  Poissonier«    Les  fractuies  de  Torblte.    Gaz.  des  Hdp.  1905.  Nr.  111. 


348  Jahresbericht  für  Chirargie.    IL  TeiL 

34.  *Poth^rat,   Projectfle  dans  ]a  face.    Soc.  de  chir.  1905.  Nr.  27. 

35.  *—  Fractare  de  la  base  da  crftne.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  31. 

36.  Roneali,  D.  B.,  L'interrento  chirargico  e  la  qaisiione  delle  responsabilita  giaridiche 
oei  casi  di  nenro-paicosi  posi-traamatiche.    Policlinieo,  sezione  chir.  1905.  Nr.  9  o.  10. 

37.  Seh  mar  der,  V.,    Himabszeaa.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1905.  Nr.   11.  p.  293. 

38.  ^Severeanu,  Schädelfraktur  propagiert  bis  zur  Basis  cranii  mit  gegenBeitigen  Herd- 
läsionen.   Revista  de  chir.  Nr.  5.  p.  230.  (Ramänisch.) 

89.  *Stenger,  Ober  die  Arten  der  nach  Kopfverletzungen  auftretenden  Nenroeen.  Dia 
traumatische  Labyrinthnearose.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

40.  Stieda,    Beitrag  zu  traumatischen  Schädeldefekten.    Langenbecka  Arch.  77.  2. 

41.  *—   Schädeldefekte.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  31. 

42.  Vincent,  Sur  nn  cas  de  fractare  du  cräne  kvee  enfoneement  et  avec  d^chimre  de 
Tartdre  mäningöe  moyenne  sans  ^panchement  sanguin.  Compression  de  Furtäre  par 
une  asqoille  sans  hämostase  spontan^.  Träpanation  et  gu^rison.  Arch.  proT.  de  chir. 
1905.  Nr.  4. 

48.   Wight,    Intracranial  traumatic  hemorrhage.    Med.  News  15.  IV.  1905. 

Enz  (14)  berichtet  über  eine  von  Brnnner  nach  15  Monaten  zur 
Heilung  gebrachten  Skalpierung  des  Kopfes.  Aus  dem  Skalp  warden  acht 
je  4:10ccm  grosse  Lappen  geschnitten,  nach  Wolf- Krauses  Methode 
aufgelegt  und  mit  Catgut  befestigt.  An  der  Stirn  heilten  zwei  und  ein  dritter 
über  dem  linken  Ohre  an.  Nach  fünf  Transplantationen  nach  Thiersch 
YÖUige  Überhäutung.  Der  Augenlidschluss  war  gut;  im  Bereich  der  Trans- 
plantation war  die  Sensibilität  herabgesetzt.    . 

Stieda  (40)  bespricht  die  Art  der  Behandlung  bei  komplizierten  Schädel- 
frakturen und  traumatischen  Schädeldefekten  in  der  Hallenser  Klinik.    Es 
wird  da  auf  einen  möglichst  raschen  und  vollständigen  knöchernen  Verschluss 
gesehen,  weil  ein  grösserer  Schädeldefekt  immer  als  Locus  minoris  resistentiae 
zu  betrachten  ist.    Von  48  Fällen  wurden  31  nachuntersucht,     lömal  war 
sofortige  Reimplantation  der  Knochenstückchen  oder  die  Einpflanzung  von 
Stückchen  der  Lamina  externa  aus  der  Nachbarschaft;  9  mal  war  die  sekun- 
däre   Implantation   ausgekochter   Knochenstückchen    auf   gut    granulierende 
Wunden  gemacht  worden;  8  mal  war  nach  der  Benarbung  eine  osteoplastische 
Operation  vorgenommen  worden,  und  zwar  nach  Müller-König,  oder  Ver- 
schieben  und  Umklappen   von   Periostknochenlappen   oder   Plastik    aus  der 
Tibia.    Die  primären  Reimplantationen  und  osteoplastischen  Nachoperationen 
glückten  alle ;  vor  den  sekundären  Implantationen  trat  4  mal  Sequestrieroog 
oder  Resorption  auf,  so  dass  bleibende  Defekte  zurückblieben.    Die  Nach- 
untei-suchung  ergab: 

1.  Von  fünf  o£fenen  pulsierenden  Schädeldefekten  haben  alle  bis  auf 
einen  erhebliche  Beschwerden  und  zwar  Kopfschmerzen,  Brausen  im  Kopf, 
Schwindelanfälle. 

2.  Von  15  primären  Implantationen  sind  10  völlig  beschwerdefrei. 
Drei  haben  zeitweise  Kopfschmerzen,  einer  angeblich  Schwindelanfälle,  einer 
ist  Paralytiker. 

3.  Von  den  fünf,  bei  denen  die  sekundär  implantierten  Knochenstücke 
einheilten,  haben  vier  Kopfschmerzen  und  zeitweise  Schwindel,  einer  ist  be- 
schwerdefrei. 

4.  Von  den  acht  durch  osteoplastische  Operationen  geheilten  Schädel- 
defekten  hat  einer  (nach  Seydel  aus  der  Tibia  corticalis  gedeckt)  geringe 
Beschwerden.  Einer  ist  Epileptiker,  bei  dem  aber  schwere  Läsion  des  Ge- 
hirns bei  der  Verletzung  vorhanden  war.    Die  übrigen  fünf  sind  beschwerde-    , 


▼.  Mejer,  Verletzimgeii  and  cbirarg.  Krankheiten  des  Schädels  a.  Gehirns.        349 

ir^i.  Bei  zwei  von  diesen  wurde  die  Osteoplastik  wegen  bestehender  Epilepsie 
vorgenommen  nnd  Heilung  erzielt  (4V4  nnd  V^  Jahre  Beobachtungsdauer). 

Anf  Grund  dieser  Erfahrungen  empfiehlt  Stieda  den  möglichst  früh- 
zeitigen knöchernen  Verschluss  eines  traumatischen  Defektes  nnd  zwar,  wenn 
Toriglich,  die  primäre  Implantation  oder  nach  eingetretener  Heilung  Exzision 
der  Narbe  nnd  osteoplastische  Deckung  mit  Haut-Periostknochenlappen,  oder 
P^riostknochenlappen. 

Morel  (26)  empfiehlt  primäre  Trepanation  bei  allen  Fällen  von  Schuss- 
fcrletznngen,  bei  allen  Frakturen  mit  Symptomen  der  Lokalisation  und  in 
allen  FäUen  von  Knocheneintreibung  auch  ohne  lokalisierte  Symptome. 

Croce  (10)  beschreibt  einen  Fall  von  schwerer  kompliziertem  Bruch 
beider  Stirnbeine  mit  ausgedehnter  Hirnverletzung,  der  schliesslich  an  Menin- 
gitis zugrunde  ging  und  publiziert  das  Sektionsprotokoll.  Speziell  richtete  er 
seine  Untersuchungen  auf  die  Symptome,  welche  für  die  funktionelle  Bedeu- 
tmig  des  Stimhims  Anfklärung  geben  konnten.  Von  allen  angegebenen  Sjrm- 
ptomen  früherer  Fälle  konnte  er  nur  das  Symptom  der  heiteren  lustigen 
Stimmung,  die  im  schroffen  Gegensatz  zu  dem  schwerkranken  Zustand  stand^ 
feststellen,  femer  einen  Mangel  an  Aufmerksamkeit  und  Selbstbeherrschung. 
Poissonier  (33)  gibt  an  der  Hand  der  Literatur  eine  Besprechung 
der  Orbitalfrakturen  inbezug  auf  Ätiologie,  Symptomatologie,  Prognose  nnd 
Behandlung. 

Hathaway  (16)  beobachtete  bei  einer  Fraktur  der  Fossa  anterior  eine 

Verletzung  des  rechten  Optikus,   welche  zur  völligen  Blindheit   des  rechten 

Auges  führte.     In  3  Wochen  war  vollständige  Sehnervenatrophie  eingetreten. 

Einen  ähnlichen  Fall,   bei  welchem  auch  der  Abduzens  geschädigt  war, 

beobachtete  Panting  (31). 

Eine  ansführliche  Besprechung  an  Hand  der  Literatur  über  die  Frak- 
turen des  Felsenbeins,  ihre  Ätiologie,  Symptomatologie,  Komplikation,  Prognose 
und  Behandlung  gibt  Chevrier  (9). 

Cernezzi  (8)  erläutert  einen  mit  Glück  von  ihm  mit  Trepanation 
operierten  Fall  von  kompliziertem  Bruch  mit  Depression  des  linken  Scheitel- 
\yeiLS  mit  Erscheinungen  von  Lähmung  des  rechten  Armes  und  Parese  des 
eotq)rechenden  Beines. 

Nach  einem  kurzen  Hinweis  auf  die  Geschichte  des  Arguments  spricht 
er  Ton  den  Vorzügen  der  primären  Trepanation  gegenüber  der  abwartenden 
Behandlung  und  erklärt  sich  für  einen  Anhänger  des  frühzeitigen  Eingriffes. 

R.  Giani. 
Wight  (43)  beobachtete  ein  subdurales  Hämatom,  bei  welchem  ein  auf- 
fallend langer  Intervall  hervorzuheben  ist.  Ein  52jähriger  Patient  war  nach 
mm  Sturz  vom  Wagen  einige  Minuten  bewusstlos,  bis  sich  am  zweiten  Tage 
linksseitige  Hemiplegie  einstellte  mit  Erbrechen,  aber  ohne  Druckpuls.  Die 
Lähmung  besserte  sich  innerhalb  3  Wochen,  trat  aber  nach  2  Monaten  wieder 
ein,  nach  3  V«  Monaten  verschlechterte  sich  das  Allgemeinbefinden  und  nach 
weiteren  2  Monaten  waren  bedrohliche  Symptome  eines  rechtsseitigen  Häma- 
toms vorhanden.  Operation  vrurde  verweigert.  Bei  der  Sektion  fand  sich 
^m  snbdarales  Blutgerinnsel,  das  ^/s  des  Hirnvolums  betrug ;  es  sass  in  der 
oberen  Hälfte  der  rechten  Hemisphäre  und  zeigte  verschiedene  Stadien  alter 
^d  frischer  Blutung.    Die  einschlägige  Literatur  ist  berücksichtigt. 

Pacha  (29)  hat  in  einem  Falle  von  Schädeltrauma  (indirekt  nach  Fall 
a\i{  die  Füsse),  wegen  heftiger  Kopfschmerzen  und  Erbrechen  mehrmals  die 


doO  Jahresbericht  für  ChiruFgie.    IL  Teil. 

Lumbalpunktion  ausgeführt,  wobei  sich  unter  starkem  Druck  bämorrhagiscbe 
Zerebrospinalflüssigkeit  entleerte.  Heilung.  Eine  Fraktur  hat  wahrscheinlich 
nicht  vorgelegen. 

Ebenso  berichteten  Po th erat  (35),  Quenu  (28)  und  andere  Oiirurgen 
in  der  Diskussion  dieses  Vortrages  über  die  günstigen  Resultate  wiederholter 
Lumbalpunktion  bei  Schädelbasisbrüchen. 

Marchand  (24)  fand  bei  der  Sektion  einer  63 jährigen  Frau,  die  geistig 
nie  normal  war,  eine  Verdickung  der  Meningen,  welche  er  auf  eine  in  der 
Kindheit  erlittene  Schädelfraktur  zurückführt. 

In  der  Mitteilung  vonBouvier  (3),  die  im  Wesentlichen  im  Titel  schon 
wiedergegeben  ist,  handelte  es  sich  um  Hysterie.  Beim  Beginn  der  Narkose 
plötzliches  Verschwinden  der  Aphasie  und  aller  Symptome.  Pat.  hat  früher 
schon  mehrfach  ähnliche  Zustände  spez.  Aphasie  gehabt. 

Vincent  (42)  beobachtete  bei  einem  Knaben  mit  Schädelbruch  und 
Depression  der  Fragmente  motorische  Aphasie  und  epileptiforme  Krampte. 
Keine  Symptome  eines  grösseren  Blutergusses.  Bei  der  Trepanation  fand 
sich  trotzdem  die  Art.  mening.  media  zerrissen,  aber  durch  einen  Splitter 
komprimiert,  so  dass  eine  Blutung  vermieden  war.  Nach  Extraktion  des 
Splitters  Unterbindung  der  Arteria  und  Naht  der  Dura.  Glatte  Heilung  und 
Rückgang  der  Symptome. 

Mit  Erfolg  trepanierte  Bouvier  (4)  eine  komplizierte  Fraktur  des 
Schädelbeins  mit  submeningealen  Bluterguss,  der  nach  Inzision  entleert  wurde, 
und  auf  Tamponade  zwischen  Dura  und  Hautlappen  zum  Stillstand  gebracht 
wurde.  Es  war  nur  eine  Verminderung  der  Sensibilität  auf  der  rechten  Seit« 
nachweisbar,  keine  Lähmung. 

Durand  (12)  beobachtete  bei  einem  3jährigen  Kinde  nach  einem  Trauma 
am  zehnten  Tage  Fieber,  nach  weiteren  sechs  Tagen  Kopfschmerzen,  dann 
linksseitige  Krämpfe,  die  in  den  Fingern  begannen.  Nachdem  noch  mehrere 
Attaken  bei  Temperatursteigerung  abgelaufen  waren  und  linksseitige  Lähmung 
bestand,  wurde  trepaniert  wegen  Verdacht  einer  Fraktur  mit  Infektion  und 
extraduralem  Abszess.  Die  Dura  fand  sich  vollständig  normal.  Nach  ein- 
facher Tamponade  schneller  Rückgang  der  Lähmung.  Durand  glaubt  an 
eine  Intoxikation  der  motorischen  Zone  vorübergehender  Natur  mit  Neigung 
zum  langsamen  Rückgang. 

Gaussel  und  Massabuan  (15)  berichten  über  einen  von  Forgue 
mit  günstigem  Erfolg  operierten  Fall  von  rechtsseitiger  Hemiplegie  mit  Hemi- 
ataxie  nach  einem  Trauma  auf  das  linke  Scheitelbein.  Die  Operation  war 
2^/2  Monate  nach  dem  Unfall  ausgeführt  und  förderte  einen  Splitter  zutage^ 
welcher  das  Hirn  komprimierte,  ohne  Adhäsionen  oder  Verdickungen  der  Dura 
erzeugt  zu  haben. 

Bei  einem  3  jährigen  Knaben,  der  mit  der  rechten  Kopfseite  auf  eine 
eiserne  Spitze  gefallen  war,  blieb  eine  sezernierende  Wunde  zurück,  die 
3  Vs  Monate  keine  weiteren  Erscheinungen  machte.  Wegen  Erbrechens, 
Fieber  und  Symptomen  eines  Himabszesses  operierte  Kennedy  (19)  und 
fand  einen  das  Hirn  durchsetzenden  eiternden  Kanal,  in  welchem  sich 
Stückchen  eines  Strohhutes  vorfanden.  Nach  Tamponade  Heilung  ohne  jeden 
Defekt. 

Mit  Erfolg  operierte  Peck  (32)  einen  vereiterten  Thrombus  des  Sinns 
lateralis,  kurze  Zeit  nach  der  Heilung  einer  Schädelbasisfraktur.  Es  handelte 
sich  offenbar  um  eine  Infektion  vom  Mittelohr  ausgehend. 


T.  Meyer,  Yerletzongen  and  ekirurg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        ^1 

T.  Schmarda  (37)  publiziert  eine  erfolgreiche  Trepanation  bei  einem 
5  jährigen  Kinde  wegen  traumatischen  Hirnabszesses  der  rechten  Schläfen 
4  Monate  nach  der  Verletzung. 

W^en  eiteriger  Meningitis  bei  Schädelbasisfraktur,  bei  der  die  Lumbal- 
panktion  dicken  Eiter  entleerte,  trepanierte  Kümmel  (21)  am  zehnten  Tage 
Bach  der  Verletzung  beide  Scheitelbeine  und  führte  Gazestreifen  an  die 
Schadelbasis.  Der  schwer  benommene  and  polslose  Mann  besserte  sich  von 
Tag  ZQ  Tag;  am  dritten  Tage  entleerte  sich  bei  der  Lumbalpunktion  noch 
ieidit  getrübte  Flüssigkeit,  am  sechsten  Tage  war  sie  klar.  Patient  war  am 
zehnten  Tage  Boch  aphasisch  und  agraphisch,  nach  vier  Wochen  yollständig 
gesund  und  arbeitsfähig. 

In  einem  zweiten  Falle  von  aufsteigender  Meningitis  nach  einem  ope- 
rativen Eingriff  am  Wirbelkanal  besserten  sich  nur  die  Erscheinungen,  Be- 
nommenheit und  Schmerzen;  Patient  ging  nach  einigen  Tagen  zugrunde. 

Bei  tuberkulöser  Meningitis  hat  Kümmel  zwar  keine  Heilung,  aber 
günstige  Beeinflussung  der  heftigen  Kopfschmerzen  und  des  Fiebers  gesehen. 
Bayerthal  (2)  teilt  einen  Fall  von  eiteriger  Meningitis,  der  tödlich 
endete,  mit  und  fasst  dieselbe  als  Folge  einer  2Vs  Jahre  zurückliegenden 
Schädelbasisfraktur  auf,  so  dass  eine  Unfallrente  bewilligt  wurde.  Auffallend 
war  noch  vor  der  Erkrankung  an  Meningitis  eine  Abnahme  des  Gedächt- 
nisses, welche  auf  organische  Veränderungen  in  den  Kapillaren  und  Ganglien- 
zellen beruht. 

Pallard  (30)  gibt  die  Krankengeschichte  und  Sektionsprotokoll  eines 
2l}ähTigen  Mannes,  der  mit  Fieber  eingebracht  war,  dann  fieberlos  während 
zwei  Monaten  heftiges  Kopfweh  und  Erbrechen  hatte,  und  rapid  abmagerte. 
Die  ganze  Krankheit  von  66  Tagen  zeigte  einmal  eine  lOtägige  Remission 
mit  Verschwinden  aller  Symptome.  Die  Diagnose  lautete  auf  einen  anormalen 
Memngitis  oder  Tumor  ohne  Lokalisation.  Die  Untersuchung  der  Zerebro- 
spinalflüssigkeit  sprach  für  Tumor.  Die  Sektion  ergab  einen  ausgedehnten 
Xbsxess  des  rechten  Lobus  frontalis.  Die  Ätiologie  ist  unbekannt,  da  weitere 
Sektion  verweigert  war. 

Über  drei  Fazialislähmungen  traumatischen  Ursprungs  berichtet  Minor 
(25).  Der  erste  Fall  betraf  eine  hohe  Läsion  wahrscheinlich  Fissur  der  Pars 
peirosa,  der  zweite  eine  Zerreissung  in  der  Wange,  der  dritte  eine  Verletzung 
neben  dem  Ohr  durch  Zertrümmerung  des  linken  Oberkiefers,  wobei  auch  der 
Trigeminus  lädiert  wurde. 

Roneali  (36)  hat  Gelegenheit  gehabt,  in  der  von  Prof.  Durante  ge- 
leiteten chirui^ischen  Klinik  zu  Rom  zwei  typische  Fälle  von  Neuro- Psychosis 
post-traamatica  zu  studieren. 

Die  erste  Beobachtung  betrifft  einen  Fall  von  Neuro -Psychosis  post- 
traumatica,  welcher  sich  vorwiegend  unter  der  Form  von  Grössenwahn  und 
Seigung  zur  Tobsucht  äusserte.  Auf  das  Trauma  in  der  linken  Parietal- 
region  folgte  Gehirnerschütterung  und  nach  Verschwinden  derselben  entwickelten 
sich  starke  Cephalalgien  und  Lähmung  der  rechten  Seite,  welche  nach  einiger 
Zeit  in  Parese  überging,  jedoch  ohne  jede  Störung  in  dem  Gefühls-,  Wärme- 
^üd  Schmerzempfindungsvermögen.  Nach  ungefähr  einem  Jahr  begannen 
Zeichen  von  Geistesgestörtheit  aufzutreten,  infolge  deren  Patient  in  einer 
Irrenanstalt  untergebracht  wurde.  Er  hatte  Anfälle  von  Tobsucht  und  wurde 
höchst  gefährlich,  wenn  seinen  zusammenhanglosen  Versicherungen  wider- 
sprochen wurde,  oder  wenn  er  vermeinte,  dass  die  ihn  umgebenden  Personen 


352  Jahreabericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

ihm  nicht  jene  Ehrerbietung  entgegenbrächten,  anf  die  er  in  seinem  Grössen- 
wahn  ein  Anrecht  zu  haben  glaubte. 

In  diesem  Falle  hatte  die  Kraniektomie,  durch  Entfernung  des  einge- 
sunkenen Knochens  und  Lostrennung  der  Adhärenzen  zwischen  der  inneren 
Fläche  der  Dura  mater  und  Pia  meningea,  den  Erfolg,  dass  die  psychischen 
Erscheinungen  in  ihrer  verhängnisvollen  Entwicklung  fortschritten.  In  der 
Tat  wurden  diese  Störungen  nach  der  Kraniektomie  milder  derart,  dass  beute, 
zehn  Jahre  nach  dem  Eingriff,  keine  Spur  von  Grössenwahn  und  Tobsucht 
mehr  besteht,  dahingegen  dauert  ein  Zustand  der  Geistesschwäche  an,  welche 
ihm  jedoch  einige  Beschäftigung  gestattet. 

Die  zweite  Beobachtung  bezieht  sich  auf  einen  Fall  von  Neuro-Psychosis 
post-traumatica,  der  von  dem  ersten  recht  verschieden  ist,  da  sich  zu  Hystero- 
Neurasthenie- Erscheinungen  ein  Hjpocbondriedelierium  gesellte.  Bei  einer 
Frau  traten  infolge  eines  Traumas,  entsprechend  der  sagittalen  Naht,  fast 
gleichzeitig  teilweise  Anfälle  von  Epilepsia  bravais-jaksoniana  ohne  Bewusst- 
losigkeit,  psychische  Erscheinungen  und  unzweifelhafte  Anzeichen  von  Hystero- 
Neurasthenie  auf,  welche  in  Magenstörungen  und  in  Störungen  des  Geschlechts- 
apparates, des  Rachens  und  des  Gehörsapparates  bestanden:  von  diesen  Stömngen 
waren  einige  andauernd,  andere  traten  anfallsweise  auf. 

Der  operative  Eingriff  ergab  vollständige  Aufklärung  über  die  tonisch- 
klinischen Kontraktionen  in  beiden  Beinen,  da  feste  Verwachsungen  zwischen 
Pie  meninges  und  Innenfläche  der  Dura  mater  angetroffen  wurden,   die  sich 
bis  zur  Fissura  interhaemisphaerica  erstreckten  und  teilweise,   aber  direkt 
den  linken  parazentralen  Lappen  und  demnach  indirekt  vielleicht  auch  den 
rechten  in  Mitleidenschaft  zogen.    Wenn  die  vorgefundenen  Verwachsungen 
die  partielle  Epilepsia  bravais-jaksoniana,  sowie  die  Schwächung  der  rechten 
Körperseite  und  die  leichte  Parese   des  gleichzeitigen  Fazialis  zu   erklären 
vermögen,   so   sind  sie   doch  nicht  imstande,   den  Mechanismus  aufzuklären, 
welcher  die  Störungen  des  Magens,   des  Geschlechtsapparates,   des   Rachen- 
und  Gehörapparates  und  des  Geistes  hervorgerufen  hat.     Diese  Störungen 
können  nicht  anders  erklärt  werden  als  durch  die  Annahme  von  Hysterismus, 
der  zurückzuführen  ist  auf  anderweitige  ebenfalls  durch  das  Trauma  verur- 
sachte Verletzungen,  deren  Sitz  jedoch  in  der  Hirnsubstanz  und  nicht  in  den 
Meningen  lokalisiert  sein  muss.    Mit  dem  Bruch  der  narbigen  Verwachsungen 
konstatierte  man  in  der  Tat  vollständiges  Aufhören  der  Epilepsieanfalle;  das 
gleiche  war  nicht  der  Fall  mit  den  seelischen  Störungen  in  Form  von  Hjpo- 
chondriedelirium  und  den  hystero-neurasthenischen  Erscheinungen,  die  nach 
dem  Trauma  zugleich  mit  den  epilepsieförmigen  Anfällen  aufgetreten  waren. 
Diese  Störungen  dauerten  nicht  nur  an,  sondern  modifizierten  sieb  in  keiner 
Weise  mit  der  Kranioresektion,   welcher  Nebenumstand  Roneali  annehmen 
lässt,   dass  in  diesem  Falle  das  anatomische  Substrat  der  psychischen  und 
hystero-neurasthenischen  Erscheinungen  ganz  und  gar  unabhängig  war  von 
den  Narbenbändchen,  die  zu  durchbrechen  bei  dem  Operationsakt  gelungen  war. 

Roneali  ist  daher  der  Ansicht,  dass  auch  unter  Annahme,  wie  nicht 
in  Abrede  zu  stellen  ist,  von  Fällen  von  traumatischer  Hystero-Neurasthenie, 
welche  man  bis  zu  einem  gewissen  Punkt  als  eigentliche  Neurosen  ansehen 
kann,  die  in  zum  Hysterismus  und  Neurasthenie  veranlagten  Personen  auf- 
treten, nichtsdestoweniger  in  der  grossen  Mehrheit  der  Fälle  solche  Formen 
von   traumatischer  Hystero-Neurasthenie   als   das  Ergebnis   von  mehr  oder 


T.  Meyer,  Verleizungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        353 

veniger  tiefen,  in  der  Hirnsubstanz  der  Patienten  lokalisierten  Alterationen 
zn  betrachten  sind. 

Verf.  hält  es  daher  für  nnerlässlich,  die  nachtranmatischen  Nenro- 
psychosen,  die  sich  mit  einer  vorwiegend,  wenn  nicht  ausschliesslich,  hysteri- 
schen oder  neurasthenischen,  oder  zu  einer  Zeit  hysteroneurasthenischen 
PhäDomenologie  zeigen,  in  hystierische  oder  neurasthenische  oder  unorganische 
resp.  funktionelle  traumatische  hysteroneurasthenische  Neuropsychosen  zu 
anterscheiden,  je  nachdem  ob  das  Trauma  die  Krankheit  in  der  Nevraxe 
des  Verwundeten  dadurch  hervorgerufen  hat,  dass  es  nur  als  anregendes 
Agens  funktionierte  oder  aber  als  wirkendes  Agens  durch  Hervorrufung  von 
makroskopisch  oder  mikroskopisch  wahrnehmbaren  Läsionen. 

Die  therapeutische  und  vor  allem  die  gerichtsärztlicbe  Bedeutung,  welche 
die  von  Roneali  vorgeschlagene  Einteilung  bat,  betrifft  die  Frage  nach  der 
rechtlichen  Haftbarkeit  in  den  Fällen  von  Geistesstörungen,  die  die  Arbeiter 
durch  Unfälle  bei  der  Arbeit  treffen  können. 

Ramend  und  mit  ihm  die  meisten  Neuropathologen  und  Gerichtsärzte 
sind  der  Ansicht,  dass  die  Traumata  in  kürzerer  oder  längerer  Zeit  zur  Hystero- 
Beurasthenie  Veranlassung  geben,  indem  sie  als  anregendes  Agens  der  Krank- 
heit in  einem  schon  kongenital  veranlagten  Hirne  funktionieren  und  nicht  als 
räkendes  Agens.  Sie  kommen  daher  zu  dem  Schlüsse,  dass  jedweder  Ar- 
beiter, der  bei  Ausübung  seines  Handwerks  einen  starken  Stoss  an  den  Kopf 
erlitte  oder  eine  heftige  Erschütterung  am  ganzen  Körper  und  infolgedessen 
an  Neoropsychose,  verbunden  mit  Hysteroneurasthenie,  oder  nicht,  erkrankte 
und  so  arbeitsunfähig  wurde,  nur  Anspruch  hat  auf  eine  der  vor  dem  erlit- 
tenen Trauma  bestehenden  Veranlagung  seines  Gehirns  zu  Hysterismus  und 
Nenrasthenie  untergeordnete  Geldentschädigung. 

Während  der  heutige  Stand  unserer  Kenntnisse  in  bezug  auf  die  post- 
tr&nmatischen   Neuropsychosen,   sagt  Roneali,  uns   einerseits  besagt,  dasa 
derartig  bestimmte  Schlüsse  nicht  mehr  annehmbar  sind,    treibt  er  uns  im 
Gegenteil  zu  der  Ansicht,  dass  die  meisten  post-traumatiscben  Neuropsychosen, 
seien  dieselben  nun  mit  Hysterie,  Neurasthenie  oder  Hypochondrie  verbunden 
oder  nicht,    anzusehen  sind  als  das  Ergebnis  makroskopischer  oder  mikro- 
skopischer durch   das  Trauma  hervorgerufener  Verletzungen,    welche   in  der 
innersten  Textur  eines   oder  mehrerer  Teile  der  Nevraxe    der  mit  Neuro- 
psychosen behafteten  Individuen  ihren  Sitz  haben.     Roneali  ist  daher  der 
Ansicht,  dass  sowohl  der  Staat,  als  auch  die  Gesellschaften  und  Eigentümer 
industrieller  und  landwirtschaftlicher  Betriebe  von  dem  modernen  Gesetzgeber 
voll  und  ganz  für  haftpflichtig  anzusehen  sind,  wenn  ein  infolge   eines  Un- 
falles bei  der  Arbeit  an  Neuropsychose  erkrankender  Arbeiter  sich  dauernd 
arbeitsunfähig  fühlt,  und  demnach  gesetzlich  gezwungen  werden  müssen,  nicht 
ihm  eine  irrisorische  Entschädigung   zu   verabfolgen,   sondern  ihm  eine  der- 
artige Entschädigung  zu  geben,   deren  Zinsen  der  Summe  gleichkommen,  die 
er  jährlich  als  Lohn  für  seine  Arbeit  empfing. 

Gewiss  kann  man,  fügt  Roneali  hinzu,  wenn  es  sich  um  Fälle  von 
sekundärer  Hysterie  oder  Neurasthenie  nach  chirurgischen  Operationen  han- 
delt, besonders  die,  welche  nicht  allzu  selten  nach  Eingri£fen  an  den  Zeugungs- 
organen, namentlich  bei  Frauen,  entstehen,  bis  zu  einem  gewissen  Punkt  mit 
ausreichender  Sicherheit  sagen,  dass  es  sich  bei  diesen  Nebenumständen '  um 
angeborene  Prädisposition  handle,  da  man  nicht  ausschliessen  kann,  dass  in 
solchen  Fällen  um  zerebrale  Intoxikationen  infolge  von  in  dem  chirurgischen 

JihTHbtrieiii  Ar  Chinirgit  100&  23 


354  Jahreebericht  far  Cbimrgie.    IL  Teil. 

Herd  entsprungenen  Prozessen  regressiver  Metamorphose,  handle.  Dieser 
Meinung  sind  Picque,  Garnier,  Joffroy,  Granger  und  viele  andere. 
Steht  man  jedoch  vor  einem  Individuum,  welches  ein  Trauma  am  Kopfe^ 
ohne  Fraktur  der  Knochen  erlitten  hat,  oder  aber  eine  durch  den  Anstoss 
zweier  in  Bewegung  befindlicher  Züge,  oder  die  Explosion  einer  Mine  oder 
einer  Pulverfabrik  usw.  hervorgebrachte  Erschütterung,  und  will  man  in  solchen 
Fällen  beständig  die  angeborene  Prädisposition  ins  Treffen  führen,  ohne  die 
Möglichkeit  anatomischer  Verletzungen  im  Gehirn  in  Betracht  zu  ziehen,  die 
dergleichen  Unfälle  hervorgerufen  haben  dürften,  so  erscheint  dies  nicht  nur 
als  unexakt,  sondern  geradezu  als  der  Wahrheit  der  Tatsachen  nicht  ent- 
sprechend. 

In  bezug  auf  die  chirurgische  Behandlung  bei  den  traumatischen  Neuro- 
psychosen  bemerkt  Roneali,  dass  die  Kraniektomie  in  beiden  untersuchten 
Fällen  sich  vorteilhaft  zeigte:  bei  der  ersten  Beobachtung  hatte  sie  den  Er- 
folg, dass  die  psychischen  Erscheinungen,  bestehend  in  Grössenwahn  und 
tobsüchtigen  Handlungen,  welche  einen  progressiven  Gang  hatten,  sich  derart 
milderten,  dass  sie  ganz  und  gur  verschwanden  und  an  ihrer  Stelle  nur  eine 
Geistesschwäche  zurückblieb;  bei  der  zweiten  Beobachtung  trug  sie  dazu  bei, 
die  bravais-jaksonianischen  Anfälle  zum  Aufhören  zu  bringen  und  den  Inhalt 
der  Parese  der  der  Verletzung  entgegengesetzten  Seite  zu  bessern. 

Aus  der  Analyse  der  oben  erwähnten  Fälle  und  der  Fälle  anderer 
Autoren,  welche  eine  Gesamtzahl  von  35  Fällen  von  post-traumatischen  Neuro- 
psychosen  bilden,  entnimmt  Roneali,  dass  die  Kraniektomie  als  unmittel- 
bares Resultat  18  vollständige  Heilungen,  11  Besserungen,  4  nicht  gebesserte, 
1  vorübergehende  Heilung  und  eine  vorübergehende  Besserung  ergeben  hat; 
dieses  Resultat  ist  als  sehr  ermutigend  anzusehen  und  mehr  als  hinreichend, 
um  zugunsten  der  Nützlichkeit  des  chirurgischen  Eingriffes  bei  post-trauma- 
tischen  Neuropsychosen  zu  schliessen.  Gewiss,  so  schliesst  der  Verf.,  muss 
der  Eingriff  in  jedem  Falle  sehr  vorsichtig  sein  und  der  Chirurg  darf  keine 
goldenen  Berge  versprechen,  denn  es  ist  notwendig  gegenwärtig  zu  halten,  dass 
neben  den  Heilungen  und  bemerkenswerten  Besserungen  auch  eine  recht  grosse 
Zahl  von  wichtigen  Resultaten  besteht  und  sehr  viele  vorübergehende  Besse- 
rungen und  Heilungen.  R.  Giani. 

Erkrankungen  der  Stirn-  und  Keilbeinhöhlen. 

1.  Escat,    Empyeme  ethmotdo-sphäDoidal  chez  nn  enfant  de  12  ans;  evidement  du  laby- 
.  rinthe  ^tbmol'dale  et  carettage  du  sinus  sph^noldal  par  la  voie  orbitaire.    Arch.  int. 

de  laryng.  jouilL-aoüt  1904.  Ref.  in  Arch.  gän.  de  m^d.  1905.  Nr.  4.  p.  243. 

2.  Freudentkai,  W.,    The  radical   Operation  for  empyema  of  the  frontal  sinua.    The 
jonrn.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  February  11. 

3.  Goldmann,    Demonstration  von  Röntgenaufnahmen  der  StimhOhlengegend.    VerhdL 
d.  Ver.  süddeutscher  Lary ngologen.  1904. 

4.  *6uissez,    Le    traitement    op^ratoire    des  sinusites  frontales    chroniqnes.     La  Sem. 
möd.  1905.  Nr.  52. 

5.  *Hasting8,   An  Osteoms  of  the  frontal  sinus  (zufälliger  Sektionsbefnnd).    Ann.  of 
Surg.  April  1905. 

6.  ^Wenzel,    Nebenhöhlenanomalien.    Monatsschr.  f.  Ohrenh.  1905.  Nr.  9. 

7.  *Mercier,  Traitement  opäratoire  de  la  sinusite  fronto-^thmoYdale  chronique.    Le  pro- 
grds  möd.  beige  1905.  Nr.  18. 

8..  Milligan,    Suppurative  frontal  Sinusitis.    Brit.  med.  joum.  28.  L  1905. 
9.    Moreau,    Fibromyxome  des  sinus  p6ri-orbitaires.    Lyon  m6d.  1905.  Nr.  6.  p.  266. 
10.   Önodi,  A.,    Fall  von  Mucocele  des  Siebbeines.    Orvosi  Hetilap   1905.  Nr.  48  u.  49. 
(Ungarisch.) 


▼.  Meyer,  Verletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Schädels  n.  Gehirns.        355 

11.   ^Passow,    StimhöhleneitemngeD.    Berliner  klin.  Wocbenschr.  1905   Nr.  28. 

11  *Roget,    Präsentation  de  2  os  sphönoldes  dont  les  dispositions ,  en  ce  qui  concerne 

les  sinns  sph^noldanx,  sont  träs  notablement  differentes.    Lyon  m4d.  1905.  Nr.  2  p.  55. 
13.   *—    Presentation  d'an  s^nestre  du  corps  da  sph^noide  enlev^  par  les  voies  naturelles 

ehez  un  syphilitiqne.     Lyon  roäd.  1905.  Nr.  2.  p.  58. 
U.  *Lebileau,    Ablation   d'an  enchondrome  de  rethmolide.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  36. 
Ih»  Thomson,    Frontal  sinnsitis:  two  cases  of  death  after  Operation.    The  Lancet  1905. 

Äug.  12. 
16.  Turner,  A.  Log  an,  F.  R.  CS.  (Edinb.).    The  operative  treatment  of  chronic  suppa- 

ration  of  tbe  frontal  sinus.    The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  Febr.  4. 
IT.    Turner,    The  operative  treatment  of  chronic  suppuration  in  the  frontal  sinus.    Tbe 

Edinburgh  Med.  Joum.  March  1905. 
lg.  *Walb,   Ober  Erkrankungen  der  Keilbeinhöhlen.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1905. 

Nr.  2.  p.  85. 
19.  *—   Über  Erkrankungen  der  Keilbeinhohlen.    Med.  Blatter  1905.  Nr.  12. 

Goldmann  (3)  macht  auf  den  grossen  Wert  der  Röntgenaufnahmen 
bei  Erkrankungen  der  Stirnhöhle  aufmerksam.  Es  lässt  sich  feststellen,  ob 
überhaupt  eine  Stirnhöhle  vorhanden  ist,  ob  beide  gleichmässig  oder  ungleich- 
massig entwickelt  sind,  ob  sie  durch  ein  Septum  vollständig  oder  unvollständig 
geschieden  sind,  ob  knöcherne  Lamellen  einzelne  Abschnitte  ganz  oder  unvoll- 
kommen abtrennen.  Auch  die  Cellul.  mastoid.  des  Felsenbeines  lassen  sich 
deutlich  darstellen. 

Freudenthal  (2)  öffnet  die  Stirnhöhle  nicht,  wie  Killian,  über  der 
Knochenbrücke,  welche  aus  kosmetischen  Gründen  stehen  bleibt,  sondern 
imter  derselben,  am  medialen  Ende  des  oberen  Orbitalrandes.  Hier  findet 
man  die  Stirnhöhle  immer,  während  man  bei  geringer  Ausdehnung  derselben 
leicht  in  die  Schädelhöhle  gerät,  wenn  nach  Killian  verfahren  wird.  Sobald 
die  Stirnhöhle  in  angegebener  Weise  eröffnet  ist,  wird  ihre  Ausdehnung 
zonächst  mit  der  Sonde  bestimmt  und  dann  die  vollständige  Freilegung  ge- 
macht. 

Milligan  (8)  eröffnet  den  Sinus  frontalis  durch  einen  supraorbitalen 
Schnitt,  bei  doppelseitiger  Erkrankung  durch  einen  medianen.  Von  der  vor- 
deren Sinuswand  wird  ein  Stück  reseziert.  Bei  massigen  Veränderungen  der 
Schleimhaut  entleert  er  den  Eiter  und  reinigt  die  Höhle  und  sorgt  für  guten 
Äbflnss.  Bei  schweren  Veränderungen  der  Schleimhaut  verhält  er  sich  ver- 
schieden. Ist  die  Tiefe  der  Höhle  nicht  grösser  als  2  cm,  so  nimmt  er  die 
Tordere  Knochenwand  ganz  weg  und  strebt  völlige  Obliteration  an.  Das 
äussere  Drittel  der  Hautwände  wird  genäht.  Bei  grösseren  Dimensionen  der 
Höhle  entfernt  er  die  ganze  Schleimhaut  und  lässt  die  Höhle  sich  durch 
Granulationen  füllen.  Wichtig  ist  gründliche  Ausräumung  der  infizierten 
Schleimhaut  und  Entfernung  der  infizierten  Siebbeinzellen  und  freie  Verbin- 
dimg mit  der  Nase.  Von  seinen  40  Patienten  sind  2  gestorben  an  Stirnlappen- 
abszess  und  Meningitis;  28  sind  völlig  geheilt,  4  haben  noch  geringe  Eite- 
rung und  5  haben  trotz  langer  Behandlung  noch  reichliche  Sekretion. 

Turner  (17)  bespricht  die  chronische  Eiterung  des  Sinus  frontalis  und 
üire  operative  Behandlung  und  kommt  zum  Schluss,  dass  nicht  eine  einzelne 
Methode  anf  alle  Fälle  anwendbar  sei.  Die  Ogs  ton- Luc  sehe  Methode  ist 
anwendbar  mit  einfacher  Eröffnung  der  vorderen  Wand  und  Drainage,  wenn 
der  Sinns  klein  ist  und  nicht  zur  gleichen  Zeit  eine  Erkrankung  des  Sinus 
etbmoidalis  besteht.  In  diesem  Falle  ist  für  lange  Zeit  die  Kommunikation 
mit  der  Nase  und  die  Drainage  zu  unterhalten.    In  jedem  anderen  Fall  ist 

•    23* 


356  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Obliteration  des  Sinus  anzustreben;  ein  besserer  Zugang  zu  den  Etlimoidal- 
zellen  ist  durch  Resektion  des  Processus  frontalis  des  Oberkiefers  zu  erreichen 
und  einer  breiten  Kommunikation  mit  der  Nase.  Wenn  der  Sinas  schmal 
und  nicht  prominent  ist,  ist  es  unnötig,  die  Knochenbrücke  zu  schonen.  Die 
Ki II i ansehe  Methode  gibt  sehr  zufriedenstellende  Resultate. 

Es  fehlt  an  genügendem  statistischen  Material,  um  die  Häufigkeit  von 
Himkomplikationen  bei  chronischen  Stimsinuseiterungen  festzustellen.  Zu  den 
bisher  veröffentlichten  30  Fällen  von  derartigen  Komplikationen  fugt  Turner 
(16)  weitere  12,  so  dass  im  ganzen  42  zur  Verfügung  stehen.  Die  durch  Be- 
teiligung der  Ethmoidalzellen  bedingte  Komplikation  besteht  in  62®/o.  Von 
den  verschiedenen  operativen  Methoden  gibt  die  Luc-Operation  (Drainage 
mit  Erhaltung  des  Sinus)  58  Vo  Heilungen.  Von  67  Fällen  nach  der  Obliterans- 
methode  von  Kuhnt  operiert,  wurde  nur  einer  geheilt.  Von  den  nach  den 
verschiedenen  Operationen  eingetretenen  Todesfällen  entfallen  74  Vo  auf  die 
L uc- Operation.  *  Die  Killi an- Operation  gibt  von  allen  die  besten  Resultate^ 
mit  Berücksichtigung  von  Heilung  und  Entstellung. 

Thomson  (15)  veröffentlicht  zwei  tödlich  endende  Fälle  von  Stirn- 
höhleneiterung.  Im  ersten  Fall  handelte  es  sich  um  doppelseitige  Erkrankung 
der  Stirnbein-,  Keilbein- und  Oberkieferhöhle.  Durch  die  Goldwell-Lncsche 
Operation  im  linken  Sinus  maxillaris  wurde  die  latente  Sinusit.  frontalis  und 
ethmoidalis  derselben  Seite  angeregt  und  nach  der  Operation  des  linken  Sinus 
frontalis  kam  es  zur  septischen  Leptomeningitis ,  die  von  der  chronischen 
Eiterung  der  anderen  Seite  ausging.  Der  zweite  Fall  von  Multisinusitis  ging 
ebenfalls  trotz  mehrfacher  Operationen  mit  ausgiebiger  Drainage  an  subduralem 
Abszess  und  Meningitis,  von  den  Ethmoidalzellen  ausgehend,  zugrunde. 

Über  die  Entfernung  eines  ausgedehnten,  weichen  Myxofibroms  im  Sinns 
orbitalis  und  sphenoidalis  und  maxillaris  durch  Auslöffelung  und  Heilang  be- 
richtet Moreau  (9). 

Onodi  (10).  Die  Geschwulst  entwickelte  sich  bei  einer  30jährigen  Frau 
innerhalb  von  sechs  Jahren  und  bildete  eine  nussgrosse  Vorwölbung  im  rechten, 
inneren  Augenwinkel.     Endonasale  Exstirpation,  Heilung. 

Onodi  gibt  eine  genaue  Beschreibung  des  rhinoskopischen  Bildes,  der 
Sondierung  und  bewerkstelligten  Köntgenoskopie  sowie  des  histologischen  Be- 
fundes. Gergö  (Budapest). 

In  einem  Falle  von  Empyem  des  Sinus  sphenoidalis,  bei  dem  leichter 
Exophthalmus  und  Amblyopie  bestand,  machte  Escat  (1)  die  Eröffnung  von 
der  Orbita  aus.  und  curettierte  den  Sinus,  der  mit  Eiter  gefüllt  war.  Die 
Orbitalwunde  wurde  ohne  Drainage  vernäht.    Das  Resultat  war  ausgezeichnet. 

Hydrocephalus,   Meningocelen.  Encephalocelen,  Meningitis  und  nicht  oto» 

gene  Thrombosen. 

1.  *Hala8z,    Ein  Fall  von  Encephalitis.    Monatsschr.  f.  Ohrenheiik.  1905.  Nr.  9. 

2.  Hirse  hei,   Kasuistischer  Beitrag  zur  Trepanation  bei  Meningitis.    Brnns'  Beiträge. 
Bd.  45.  H.  2. 

3.  NicoU,    Oase  of  hjdrocephalos  in  which  Peritoneo-Meningene  drainage  has  been  car- 
ried  out.    The  Glasgow  Med.  Joum.  1905.  p.  187. 

4.  *Petit,   Un  cas  de  sarcome  angiolitique  des  möninges  craniennes.    Soc.  anat  deParift 
1905.  Nr.  4. 

5.  *Poynton,   Practical  observations  upon  meningitis.    Med.  Press  1905.  Nr.  24.  Dec.  13. 

6.  Scholz,    Meningitis  carcinomatosa.    Wiener  kl  in.  Wochenschr.  1905.  Nr.  47. 

7.  *Tooth,    A  disoossion  on  the  pathology,  diagnosia  and  treatment  of  VMrious  forme  of 
meningitis.    Brit.  med.  joum.  1905.  Oct.  21.  p.  1010. 


T.  Mejer,  Yerletoimgen  and  chirarg.  Krankheiten  des  Sch&dels  u.  Qehirns.       357 

Nach  Mitteilung  von  Hirschel  (2)  wurde  ein  ITjähriger  Mensch  von 
Czerny  wegen  Meningitis  im  Anschluss  an  ein  Kopferysipel  trepaniert,  da 
die  Diagnose  auf  akuten  Himabszess,  subkortikal  in  der  Gegend  der  linken 
Zentralwindungen ,  wahrscheinlich  yerbunden  mit  lokaler  eitriger  Meningitis 
lautet.  Es  war  eine  Kontusion  über  dem  linken  Auge  ohne  äussere  Wunde 
Toraosgi^angen.  Nach  mehrfachen  Punktionen  des  Gehirns  und  Meningen 
kam  man  auf  Eiter,  so  dass  die  Trepanation  gemacht  wurde,  welche  60  ccm 
Eiter  entleerte.  Das  Gehirn  quoll  nicht  hervor,  sondern  blieb  eingesunken 
liegen.    Der  Eiter  ergab  Streptokokken  in  Reinkultur. 

Kurze  vorübergehende  Besserung,  dann  schneller  Tod.  Bei  der  Sektion 
fand  sich  eine  ausgedehnte  Thrombose  des  Sin.  longitudinal.  sup.,  die  sich 
fortsetzte  auf  die  pialen  und  zerebralen  Venen  der  rechten  Hemisphäre  und 
besonders  stark  auf  der  linken  Hirnseite  über  Stirn  und  Scheitellappen.  Der 
meningitische  Eiterherd  war  völlig  zirkumskript  und  abgeschlossen.  Hirschel 
nimmt  nach  dem  Verlauf  und  deren  Sektionsbefund  an,  dass  eine  primäre 
traumatische  Veränderung  an  der  linken  Hemisphäre  vorgelegen  haben  muss, 
bevor  das  Erysipel  entstand,  und  dass  dieser  Herd  erst  sekundär  durch  die 
Erysipelkokken  zur  Meningitis  infiziert  wurde.  Die  Kopfvenen  waren  der 
Weg  der  Infektion. 

Über  einen  Fall  von  Meningitis  bei  Carcinoma  metastat.  piae  matr. 
infolge  von  Magenkarzinomen  berichtet  Scholz  (6).  Das  Magenkarzinom  war 
im  Leben  nicht  nachweisbar  gewesen.  Im  Gehirn  findet  sich  keine  Metastase, 
die  Meningen  sind  aber  karzinomatös  infiltriert,  was  meist  erst  mikroskopisch 
erkannt  werden  kann. 

Zur  Behandlung  des  Hydrocephalus  hat  N  i  c  o  1 1  (3)  folgendes  Verfahren 
angewandt,  über  dessen  Enderfolg  aber  noch  nichts  zu  berichten  ist,  da  die 
Operation  erst  vor  kurzem  stattfand.  Er  reseziert  zwei  Lendenwirbelbogen 
und  einen  Proc.  transversus,  eröffnet  von  da  aus  die  Peritonealhöhle  und  ver- 
bindet dieselbe  mit  den  Meningen  durch  ein  resorbierbares  oder  durch  ein 
später  zu  entfernendes  Glasdrain  oder,  wie  er  es  in  diesem  P'alle  getan,  wird 
ein  Netzzipfel  an  den  Meningen  befestigt. 

Trigeminusneuralgie* 

1.  ^Gimiiiiti.    Beitrag  zur  patholog.  Histologie  des  Gaaser sehen  Granglion.    Langen* 
becka  Arch.  Bd.  77.  H.  4. 

2.  Lex  er,    Beaektion  des  dritten  Trigeminuaaatea  an  der  Schädelbasis.    Zentral  bl.  f.  Cbir. 
Nr.  30. 

Lexer  (2)  gibt  zur  Vereinfachung  der  Resektion  des  3.  Trigeminusastes 
an  der  Schädelbasis  eine  Modifikation  an,  die  in  einem  einfacheren  Schnitt 
am  oberen  Jochbogenrand  und  subkutaner  Durchtrennung  des  Jochbeins  be- 
steht. Es  lässt  sich  dabei  die  Fazialisverletzung  mit  Ausnahme  der  Stim- 
äste  mit  Sicherheit  vermeiden,  die  Art.  meningea  und  temporalis  brauchen 
nicht  unterbunden  zu  werden,  der  Unterkiefer  bleibt  unberührt  und  eine 
Knochemiaht  ist  unnötig. 

Epilepsie. 

1.  *Broca,   Epilepsie  jackaonienne.    Soc.  de  Ghir.  1905.  Nr.  86. 

2.  *61ack,  Epilepaie,  aoagehend  von  einer  grossen  Gehimzyste.    Berl.  klin.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  4.  p.  99. 

3.  Frank el,    Scbädeldefekt  nnd  Epilepsie.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38. 


358  Jahresbericht  für  Chirurgie.    U.  Teil. 

4.  Friedrich,    Epileptikergehirn.    Langenbecks  Arch.  Bd.  77.  H.  3. 

5.  *—   Operative  BeeiDflussung  des  Epileptikergehirns.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  30. 

6.  * —  Beiträge  zur  Pathologie  der  Jackson  sehen  Epilepsie  etc.  Berliner  klin.  Wochen- 
sehr.  1905.  Nr.  272. 

7.  ^Krause,  Jackson  sehe  Krankheit  und  ihre  operative  Behandlung.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  Nr.  44a. 

8.  Mermingas,  Beitrag  zur  Pathologie  und  chirurgischen  Behandlung  der  Jackaon> 
sehen  Epilepsie.    Deutsche  militärärztl.  Zeitschr.  1905.  H.  10. 

9.  Roneali,  D.  B.,  Osseryazionl  anatomo •  patologiche  e  cliniche  sopra  due  casi  di  dis- 
turbi  cerebrali.  Contributo  all'  istologia  e  alla  terapia  chii-urgica  delle  sclerosi  nevroglio- 
connettivali  e  drlle  nevrogliosi  pure  post-traumatiche.    Policlinico. 

10.  Sebileau,    Epilepsie  posttraumatique.    Trepanation.    Soc.  de  Chir.  Nr.  29. 

11.  *—   Vaste  breche  cranienne  de  tr^panation  restanr^e  par  la  proth^se  m^tallique.     Soc. 
de  Chir.  1905.  Nr.  28. 

12.  Spratling-Park,    Bilateral  cervical  sympathectomy  for  the  relief  of  epilepsy.    Med. 
News  21.  I.  1905.  p.  138. 

Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  über  die  operative  Beeinflussbarkeit  des 
Epileptikergehirns  kommt  Friedrich  (4)   zu  dem   Schlüsse,  dass    in  einer 
verhältnismässig  grossen  Zahl  genuiner  Epilepsie  Traumen  das  Krankheitsbild 
einleiten   und   dass  für  jeden  Anfall  der  primäre  Reiz  der  Auslösung  in  die 
Gehirnrinde  zu  verlegen  ist.     Unter  solchen  Umständen  ist  es  möglich  trau- 
matische Stellen   operativ  in  Angriff  zu  nehmen   und  Fälle  günstig  zu   beein- 
flussen, die  als  genuine  bezeichnet  wurden.    Ein  grosser  Prozentsatz  der  sog. 
genuinen  Epilepsie  hat  eine  primär  traumatogene  Genese,    wenn   auch    die 
Tatsache  festgehalten   werden  muss,   dass   es  nur  bei  vorhandener  Himdis- 
position  (neuropathische  Belastung)   zur  Entwickelung    der  Epilepsie   kommt. 
Es   sollen   daher  alle  Fälle   sogen,  genuiner  Epilepsie   eingehend  und  genau 
auf  ihre  traumatische  Vergangenheit  geprüft  werden  und  genaue  Beobachtungen 
darüber  angestellt  werden,   aus  denen  ein  Schluss  gezogen  werden  kann,  von 
welcher  Stelle  der  Hirnrinde   der  Reiz  im   ersten  Anfang  der  Krankheit  aus- 
gegangen ist,  um  sie  eventuell  operativ  anzugreifen;    eine  Verallgemeinerung 
auf  die   operative  Behandlung  jedes  genuinen  Epileptikers  weist  er  energisch 
zurück. 

In  bezug  auf  die  Operation  hält  er  sich  an  den  Vorschlag  Kochers, 
eine  grössere  Trepanationslücke  und  Exzision  der  Dura  zu  machen;  eine 
Ventrikeldrainage  hat  er  nie  ausgeführt.  Bei  traumatisch  veränderten  Stellen 
wurde  dort  trepaniert,  sonst  im  hinteren  Bereiche  des  rechten  Stirnhimes. 
Aus  seinen  Beobachtungen  hat  er  den  Eindruck  gewonnen,  dass  die 
Koch  ersehe  Theorie  nicht  für  alle  Fälle  zulässig  ist. 

Unter  11  Fällen  sind  speziell  3  hervorzuheben,  von  denen  einer  seit 
der  Operation  nie  wieder  Anfälle  hatte,  obgleich  das  Krankheitsbild  sehr 
schwer  und  mit  Idiotie  einhergehend  war ;  auch  psychisch  übertraf  der  Erfolg 
die  Erwartungen.  Die  Epilepsie  hatte  13  Jahre  bestanden.  Ein  zweiter  Fall 
ist  namhaft  gebessert,  so  dass  er  in  seinem  Beruf  nicht  mehr  gestört  ist  und 
ein  dritter  kann  sogar  mit  Erfolg  einen  wissenschaftlichen  Beruf  betreiben. 
Drei  hoffnungslose  genuine  Epileptiker  mit  psychischen  Alterationen  und 
Idiotie  sind  in  der  Weise  beeinflusst  worden,  dass  bei  zwei  der  Charakter 
der  Anfälle  auf  Wochen  und  Monate  günstig  verändert  war,  um  späterhin 
zu  dem  alten  Krankheitsbild  zurückzukehren.  Der  Dritte  ist  ein  Jahr  anfalls- 
frei geblieben,  ist  aber  psychisch  ungünstig  beeinflusst  worden.  —  Die  übrigen 
Fälle  konnten  zum  Teil  nicht  genügend  kontrolliert  werden,  zeigten  aber 
während  der  Beobachtungszeit  das  Bild  der  Besserung. 


T.  Mejer,  Yerletzimgeii  und  chinirg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        359 

Rone  all  (9)  erläutert  zwei  Ton  Prof.  Durante  mit  Kraniektomie 
operierte  Fälle  und  zwar  der  eine  wegen  partieller  traumatischer  Bravais- 
Jackson scher  Reflexepilepsie,  der  andere  wegen  mit  Hemiparese  und  Hypo- 
ästhesie  des  rechten  Lappens  einhergehender  Bravais- Jacksonscher  Epi- 
lepsie mit  Bewegnngsaphasie  und  partieller  Gehöraphasie ,  unvollständiger 
Alexie  und  Agraphie  und  mit  Schwächung  der  psychischen  Kräfte. 

Bei  der  Untersuchung  des  durch  die  Kraniektomie  abgetragenen  Gehirn- 
gewebes fand  Roneali  bei  dem  ersten  eine  narbige  Nevrogliobindegewebs- 
sklerc^e  und  bei  dem  zweiten  eine  reine  Gliose,  beide  sekundär  als  Folge 
eines  Schädeltraumas. 

Auf  Grund  des  günstigen  Ausgangs  der  Graniektomie  äussert  sich  Verf. 
dahin,  dass  in  den  Fällen  von  Nevrogliobindegewebssklerose  und  von  reiner 
posttraumatischer  Gliose  die  vollständige  Abtragung  des  wenn  auch  ausge- 
dehnten Krankheitsherdes  indiziert  sei,  sobald  er  nur  scharf  umschrieben  ist: 
er  zeigt  alsdann  die  Zweckmässigkeit  und  Gefahrlosigkeit  der  Horsley sehen 
Methode. 

Schliesslich  behauptet  er,  wobei  er  sich  auf  den  zweiten  Fall  stützt,  in 
dem  die  Neurogliose  eine  sekundäre  und  die  Folge  eines  Traumas  war,  das 
viele  Jahre  vorher  den  Schädel  getroffen  hatte,  ohne  Bruch  der  Schädel- 
knochen zu  bewirken,  dass  jedwede  Nervenstörungen,  welche  auf  ein 
Trauma  folgen ,  das  die  Sehädelwanduugen  unversehrt  gelassen  hat ,  das  Er- 
gebnis tiefgehender  Veränderungen  der  innersten  Struktur  der  Rinde  der 
Gehimhemisphären  sind. 

Auf  Grund  hiervon  hält  er  es  für  billig,  dass  die  über  Arbeitsunfälle 
in  Kraft  stehenden  Gesetze  in  für  die  Arbeiter  günstigem  Sinne  abgeändert 
werden  müssten.  R.  Giani. 

Einen  eigentümlichen  bisher  nicht  aufgeklärten  Fall  von  Hirnblutung, 
welche  Jackson  sehe  Epilepsie  hervorrief,  beschreibt  Mermingas  (8).  Es 
war  eine  Neubildung  oder  ein  Solitärtuberkel  angenommen  und  wegen  plötz- 
licher Himdruckerscheinungen  wurde  die  Kraniotomie  vorgenommen.  Es  fand 
sich  eine  eigrosse  Blutansammlung  an  der  vorderen  Zentralwindung  und  am 
anliegenden  Teil  des  Stirnlappens.  Nach  glatter  Heilung  (Handlähmung  blieb 
noch  bestehen)  traten  nach  4  Wochen  wieder  Symptome  des  Hirndrucks  auf. 
Darch  eine  einfache  Trepanation  wurde  wieder  die 'Blutansammlung  entleert. 
Unter  Drainage  heilte  die  Wunde  langsam  aus,  die  Symptome  auch  die 
Handlähmung,  gingen  zurück.  Nach  4  Monaten  finden  sieh  noch  häufige 
krampfhafte  Zuckungen  des  linken  Arms,  welche  sich  auf  Gesiebt  und  Bein 
fortsetzt. 

Fränkel  (3)  beobachtete  bei  einem  Patienten,  der  nach  einer  Schuss- 
Terletzung  (Suieidium)  einen  bleibenden  Schädeldefekt  zurückbehalten  hatte, 
zwei  Jahre  später  nach  einem  Trauma  auf  die  Narbe  heftige  und  häufige 
epileptische  Anfalle.  Zuerst  wurde  der  Versuch  gemacht  durch  ein  einge- 
pflanztes Knochenstück  und  eine  Zelluloidplatte  den  Defekt  zu  schliessen, 
wodurch  die  Anfalle  günstig  beeinflusst  wurden.  Die  Plastik  löste  sich  jedoch 
wieder  und  damit  traten  die  Krämpfe  in  immer  heftigerer  Weise  wieder  auf 
und  Aufregungszustände  kamen  dazu.  Nachdem  es  gelungen  war,  die  Lücken 
in  vollkommen  solider  Weise  mit  Zelluloidplatten  dauernd  zu  schliessen,  war 
das  Krankheitsbild  gehoben  und  es  besteht  jetzt  eine  Heilungsdauer  von 
8  Jahren. 


aeO  Jahresbericht  für  Chirargie.    IL  Teil. 

Sebileau  (10)  berichtet  über  einen  Fall  von  posttranmatischer  Epi- 
lepsie, die  14  Monate  nach  einem  Sturz  auf  den  Schädel  auftrat.  Die  An- 
fäle  boten  nicht  das  Bild  der  Jacksonschen  Epilepsie;  es  wurde  die  aiis* 
gedehnte  (6  cm)  Trepanation  gemacht  und  dabei  nur  eine  Verdickung  der 
Dura  gefunden.  Nur  ganz  vorübergehender  Erfolg.  Sebileau  nimmt  des- 
halb eine  essentielle  Epilepsie  an.  Die  Deckung  des  Defektes  war  durch  eine 
Goldplatte  gemacht,  welche  1  mm  dick,  mehrfach  durchlöchert  war  und 
reaktionslos  einheilte. 

Spratling  und  Park  (12)  berichten  über  eine  Heilung  (7Vt  Monate) 
und  zwei  wesentliche  Besserungen  von  Epilepsie  durch  bilaterale  Resektion 
des  Sympathikus. 

Tumoren  und  Zjrsten« 

1.  *Bibrowicz,    Himabszesse.     brun  s  Beitr.  Bd.  47. 

2.  Borehardt,  Operation  der  Tumoren  des  Kleinhim-Brttckenwinkels.  Berliner  klfo. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  33. 

8.  *Roughton,  A  case  of  cerebeliar  abscess  due  to  infection  trougb  the  internal  audi- 
tory  meatas.    Operation.    Tod.    Lance t  1905.  Dec.  2. 

4.  *Brown,  Philipp  King  and  W.  W.  Keen,  A  case  of  very  large  tamor  of  the 
frontal  lobe.    Operation.    Death.    The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.   1905.  March  11. 

5.  *Bnffet-Delmas  et  Beauchant,  Note  sar  nn  cas  de  sarcome  angiolithiqoe  dea 
m^oinges  cr&oiennes  (anatomisch-histologisch).  Ball,  et  möm.  de  la  Soc.  anat.  de  Paris 
1905.  Nr.  1.  p.  39. 

6.  Brnmiche,  fitudes  sur  les  tumeors  du  cerveau.  Dissertation.  Kopenhagen.  Ref.  in 
Arch.  g^n.  de  m^d.  1905.  Nr.  3.  p.  173. 

7.  Clarke.  On  some  Symptoms  of  cerebeliar  turaors.  The  Bristol  möd.-chirurg.  Jonm. 
1905.  Nr.  88. 

8.  Cushing,  De  coropressive  Operation  in  inoperable  brain  tumors.  Med.  News  1905. 
Oct.  14.  p.  761. 

9.  *Duroux,    Des  tumeurs  du  nerf  optiqae.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  39. 

10.  *Flatau,    Über  die  Rückbildung  der  Stauungspapille  beim  Hirntumor.    Mfinch.   med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  14. 

11.  G-arrd,    Hirntumoren.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1905.  Nr.  16. 

12.  Glynn-Glynn,  A  case  simulatiog  intracranial  tnmour.    Brit.  med.  jonm.  22.1V.  1905. 
18.   ^Grinker,  Julius,    A  case  of  brain  tumor.    The  journ.  of  the   Amer.  Med.  Ass. 

1905.  Dec.  23. 

14.  Gnörini,  Hypertrophie  secondaire,  expörimentale,  de  l'hypophyse  etc.    Riv.  di  patol. 
nery.  e  ment.  1904.    Ref.-  in  Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  5.  p.  57. 

15.  "'Guerrini,    Funktion  der  Hypophyse.    ZentralbL  f.  path.  Anat.  Nr.  5. 

16.  *Hueter,    Hypophysistuberkulose  bei  einer  Zwergin.    Yirchows  Arch.  Bd.  182. 

17.  Jaboulay,    Gliome  du  cervelet;    extirpation.      R^ultat  öloign^:    fistule    artificielle 
et  cicatrice  ä  filtration  di  liquide  c^phalo-rachidien.    Lyon  m^.  1905.  Nr.  6.  p.  261. 

18.  *Kendig,  W.  C,   and  D.  J.  Wolfstein,    A   case  of  brain  tumor  with  progressive 
Blindness.    The  joum.  of  the  Amer.  med.  Ass.  1905.  March  11. 

19.  Knapp,    Die  Geschwülste  des  rechten  und  linken  Schläfenlappens.    Wiesbaden.  Berg- 
manns Verlag. 

20.  "^Krause,  F  e  r  d.,  Die  chirurgische  Behandlung  von  Krankheiten  des  Gehirnes.   Deutsche 
med.  Wochenschr.  Nr.  47. 

21.  Lieh  the  im,    Kleinhirnzysten.    Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  28. 

22.  ^Marchand,  Über  Gehirnzystizerken.    Sanimlg.  klin.  Vortr.    Nr.  371.    Leipzig.  Breit- 
kopf 11.  Härte!  1904. 

23.  *McCay-Thurston,   Tumour  of  right  caudatas  nucleus  and  frontal  lobe.    Lancet 
29.  IV.  1905.  p.  1131. 

24.  *Middleton,    Boy  suflfering  from  cerebral  tumour.    Glasgow  med.  Journ.  1905.  Nov. 
p.  361. 

25.  *Mill8,  Focal diagnosis  of  operable  tumors  of  the  cerebrum.   Med.  news  1905.  Oct.  7. 

26.  *Minelli,    Primäre  melanotische  Gehirntumoren.    Virchows  Arch.  Bd.  183.  H.  1. 


T.  Meyer,  Verletzungen  and  chimrg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        961 

^.  *Ntrbat.  W.  (St.  Petersboig),  Die  Hypophysis  und  ihre  Bedeutung  für  den  Orga- 
uisnus.    Inmng.-Diss.    Ref.  in  Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  5.  p.  234. 

S.  *Nonne,  Ober  Fftlle  vom  Symptomen  komplex  ,Tumor  cerebri*  etc.  Deutsche  Zeit- 
schrift f.  Nervenkrankh.  Bd.  27.  H.  8  u.  4. 

^.  *Oppenheim,  Zur  Symptomatologie  der  Tumoren  der  hinteren  Sehftdelgrube.  Berl. 
klio.  Wocheoachr.  1905.  Nr.  15.  p.  448. 

Zö,  Owens,  John  £.,  Cerebral  tumor.  Report  of  a  case  of  removal  in  two  stages  by 
the  osteoplastic  method;  snbsequent  wiring  of  hone  Aap;  introduction  of  goldplate. 
Annals  of  Sorg.  1905.  May. 

31.  *Paterson,   A  caae  of  encysted  cerebral  abscess.    Lancet  28.  1.  1905.  p.  214. 

tt  *Rantenborg,    Himzystizerken.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  8.  p.  328. 

31  ^Raymond,  Le  sommeil  dans  les  tumeurs  c^röbrals.    Arch. g^o.  de  mäd.  1905.  Nr. 25. 

34.  ^Reichmann,    Tumor  of  the  brain.     Med.  News  1905.  Nr.  22.  p.  1052. 

3d.  ^Roussy,  Contribution  &  l'ötude  des  tumeurs  m^niogöes  (Histologische  Arbeit).  Arch. 
g6o.  de  Möd.  1905.  Nr.  51. 

36.  *Sehaeffer,    Hernia  cerebri  congenita.    Weekbl.  voor  Geneesk.  Nr.  26. 

37.  ^Simmonds,  Über  das  Angioma  racemosum  und  serpentinum  des  Gehirns.  Virchows 
Aich.  Bd.  180.  H.  2. 

3$.  ^Steinhaus,  Gorynebacterium  pseudodiphthericum  commune  als  Erreger  eines  Hirn- 
absfesses.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  37. 

39.  Stromin ger,  L.,  Verbreitetes  Angiom  der  linken  Crehimhemisphäre.  Spitalul  Nr.  6. 
p.  147.    2  Figuren.  (Rumftnisch.) 

40.  *Tiylor,    Intracranial  tumours.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Dec  2. 

4L  *—  Non-tranmatic  cerebral  haemorrbagie  in  a  child,  aged  10  years.  Lancet  4.  II.  1905. 
p.  291. 

42.  Trevelyan,   Some  cysts  of  the  brain.    The  Med.  Chron.  1905.  June. 

43.  Warrington,    Gerebellar  tumours.    The  Med.  Ghron.  1905.  June. 

44.  ^Ziehen,  Syphilitische  Erkrankungen  im  Bereich  der  hinteren  Sehftdelgrube.  Therapie 
der  Gegenw.  1905.  Jan. 

In  einer  klinischen  Studie  über  die  Geschwülste  des  rechten  und  linken 
Schläfenlappens  kommt  Knapp  (19)  zu  folgenden  Schlussfolgerungen:  Das 
häufige  Vorkommen  von  Okulomotoriuslähmungen  bei  raumbeschränkenden 
Erkrankungen  im  Schläfenlappen  ist  von  der  grössten  lokaldiagnostischen 
Bedeutung  und  kann  uns  häufig  die  Möglichkeit  verschaffen,  Tumoren  im 
rechten  Schläfenlappen,  die  bisher  einer  Lokaldiagnose  allgemein  als  nicht 
zugänglich  erschienen,  richtig  zu  lokalisieren.  Damit  ist  die  Aussicht  ge- 
wonnen, dem  Chirurgen  Geschwülste  im  rechten  Schläfenlappen  zur  Operation 
ZQ  überweisen.  Chirurgische  Eingriffe  an  dieser  Stelle  sind  um  so  unbe- 
denklicher, als  eine  Verletzung  wichtiger  Zentren  an  derselben  nicht  zu  be- 
fürchten ist. 

Eine  spätauftretende  transitorische  rezidivierende  partielle  Okulomotorius- 
lähmung, besonders  eine  gleichseitige  Ptosis  oder  Mydriasis  mit  Störungen  der 
Pupillenreaktion  findet  sich  am  häufigsten  bei  Tumoren  des  Schläfenlappens. 

Tritt  zu  der  gleichseitigen  Okulomotoriusstörung  eine  gekreuzte  Hemi- 
parese  hinzu,  entsteht  also  eine  sog.  Hemiplegia  altemans  superior  bei  einem 
schon  jahrelang  sich  bemerklich  machenden  Tumor,  so  ist  derselbe  mit  grösster 
Wahrscheinlichkeit  im  Schläfenlappen  zu  suchen. 

Vereinigt  sich  mit  der  Hemiplegia  altemans  ein  scheinbar  zerebellarer 
S^nptomenkomplex,  so  ist  fast  mit  Sicherheit  anzunehmen,  dass  der  Tumor 
im  Schläfenlappen  seinen  Sitz  hat. 

Im  folgenden  Falle  war  es  dem  Verf.  gelungen,  auf  Grund  der  Fern- 
symptome  die  Diagnose  auf  einen  Tumor  des  rechten  Schläfenlappens  zu 
stellen,  so  dass  er  zur  Operation  gebracht  werden  konnte.  Bei  demselben 
fand  sich  im  Mark  des  rechten  Schläfenlappens  eine  etwa  walnussgrosse,  von 


362  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

normaler  Hirnrinde  bedeckte,  diffus  in  die  Umgebung  übergehende  Geschwulst, 
die  mit  dem  scharfen  Löffel  entfernt  werden  konnte.  Der  Fall  ist  mit  Aus- 
nahme von  zeitweilig  auftretenden  Kopfschmerzen  geheilt. 

Friedrich  (4)  konnte  den  Kranken  mit  Stirnhimtumor  und  schwerer 
Psychose,  den  er  operiert  und  als  geheilt  bezeichnen  konnte,  jetzt  nach 
4Vt  Jahren  noch  als  dauernd  geheilt  vorstellen.  Siehe  Bericht  über  das 
Jahr  1902. 

Der  Fall  Stromingers  (39)  ist  derselbe,  über  welchen  wir  schon  im 
Jahre  1901  berichtet  haben.  Es  handelte  sich  während  des  Lebens  um  rechte 
infantile  Hemiplegie,  Epilepsie  und  Gesichtstelangiektasie.  Bei  der  Autopsie 
fand  man  eine  Atrophie  der  linken  Gehimhemisphäre  mit  anormal  grosser 
Vaskularisation  der  verdickten  Gefasse  der  Pia-mater,  die  IV2  bis  2  cm 
dick  war.  Stoi'anoff  (Vama). 

Brumiche  (6)  berichtet  über  14  Fälle  von  operierten  Hirntumoren; 
zweimal  war  die  Operation  radikal  mit  einer  Heilung  und  einer  Besserung, 
bei  vier  Fällen  handelte  es  sich  um  Palliativoperationen  mit  zwei  vorüber- 
gehenden Besserungen  und  einer  dauernden  Besserung. 

C  US  hing  (8)  empfiehlt  zur  symptomatischen  Behandlung  der  inoperabeln 
Hirntumoren  die  Trepanation. 

Owens  (30)  operierte  in  zwei  Zeiten  (wegen  Blutung)  in  der  Voraus- 
setzung, ein  Osteom  der  Schädelinnenfläche  zu  finden,  da  früher  ein  äusseres 
Osteom  entfernt  worden  war.  Er  fand  in  der  Dura  eine  Öffnung  und  in  der 
Gegend  des  rechten  Armzentrums  eine  weiche  Geschwulst,  welche  ein  abge- 
kapselter Rundzellensarkom  war. 

Wegen  Himprolaps  wurde  später  eine  Goldplatte  in  den  Defekt  gelegt, 
welche  glatt  einheilte.  Die  Übelkeit,  das  Brechen,  Kopfschmerz  und  Be- 
nommenheit waren  beseitigt. 

Bei  einem  Patienten  mit  Symptomen  eines  Tumors  im  rechten  Lobas 
frontalis  machte  Thurston  die  Trepanation,  konnte  aber  keinen  Tumor 
finden.  Tod  nach  einigen  Tagen.  Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  Gliosarkom 
des  Nucleus  caudatus,  welcher  die  Druckerscheinungen  im  Lobus  frontalis 
ausgelöst  hatte.  Der  hintere  Teil  des  Tumors  drückte  auf  die  Capsula  interna^ 
wodurch  die  linksseitige  Parese  erklärt  war. 

In  einem  Falle  von  diagnostiziertem  Tumor  im  rechten  Lobus  des  Klein- 
hirns trepanierte  Warrington  (43),  konnte  aber  die  Geschwulst  nicht  finden. 
Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  taubeneigrosses  Sarkom  in  der  Tiefe  des  rechten 
Lobus.  In  einem  weiteren  Falle,  in  dem  Patient  in  halbkomatösem  Zustand 
eingeliefert  war  und  keine  genaue  Diagnose  zuliess,  fand  sich  bei  der  Sektion 
eine  grosse  Zyste,  die  den  rechten  Lobus  vollständig  einnahm. 

Einen  eigenartigen  Fall  als  Folge  eines  Stosses  gegen  den  Scheitel  mit 
leichter  Gehirnerschütterung  beobachtete  Glynn  (12).  Bei  dem  21jährigen 
Patienten  entwickelte  sich  im  Laufe  von  ö  Jahren  das  Bild  des  zunehmenden 
Himdrucks,  Kopfschmerz,  Nachlass  des  Gedächtnisses,  Schwindel,  Neigung 
nach  vorn  über  zu  fallen,  Apathie,  Abnahme  des  Sehvermögens  bis  zur  Blind- 
heit, Incontinentia  urinae  und  Krämpfe.  Plötzlicher  reichlicher  Abgang  von 
seröser  Flüssigkeit  aus  dem  rechten  Nasenloch  brachte  bei  beständig  weiter 
bestehender  Sekretion  Heilung.  Beim  Vorwärtsneigen  des  Kopfes  entleerten 
sich  in  der  Minute  1 — 5  Tropfen  Zerebrospinalfiüssigkeit.  Glynn  glaubt, 
dass  es  sich  um  einen  Hydroceph.  intern,  acquisitus  infolge  von  traumatischer 
Meningitis  handelt.    Durch  den  enormen  Druck  suchte  sich  schliesslich  die 


T.  Hey  er,  Verletzangen  ond  chinirg.  Krankheiten  des  Sohftdela  u.  Gehirns.        363 

ZerebrospiDalflüssigkeit  einen  Ausweg  aus  dem  Arachnoidealraum  längs  der 
OlfaktoriuBscheide. 

Trevelyan  (42)  gibt  die  anatomische  Beschreibung  von  vier  Gehim- 
zvsten.  Zwei  waren  myoplastische  Zysten,  die  dritte  eine  einfache  Zyste  des 
Vlex.  chorioid.,  und  die  vierte  eine  des  Kleinhirns.  Die  Arbeit  ist  rein  patho- 
logisch-anatomisch. 

Jaboulay  (17)  berichtet  über  den  Patienten,  bei  welchem  er  1901 
<s.  Jahrb.  1901  pag.  369  Piollet)  ein  Gliom  des  Kleinhirns  in  zwei  Zeiten 
exstirpiert  hat.  Erst  im  Dezember  1904  kam  er  wieder;  er  war  seit  zwei 
Jahren  blind,  der  Kopfschmerz  war  wieder  erschienen,  aber  das  Schwanken 
uud  der  Schwindel  sind  weggeblieben.  Jetzt  bot  er  ein  eigenartiges  Bild, 
indem  alle  Wochen  unter  leichter  Temperatursteigerung  Kopfschmerz,  Er- 
brechen, Rückenschmerzen,  Schmerzen  in  den  unteren  Extremitäten  auftraten. 
Dabei  vergrösserte  und  verhärtete  sich  die  postoperative  Hernie  und  zwar 
irreponibel.    Nach  3—4  Tagen  verschwanden  die  Symptome  wieder. 

Nach  Lumbalpunktion  schwanden  die  Symptome  sehr  schnell;  schliess- 
lich eröffnete  Jaboulay  die  Hernie,  wobei  ein  Stück  Kleinhirn  exzidiert 
wurde,  das  kein  Neoplasma  zeigte.  Nach  vierwöchentlichem  Abfluss  der 
Zerobrospinalflüssigkeit  kein  Kopfweh  und  Rückenschmerzen  mehr,  und  Wieder- 
auftreten  der  Sehfähigkeit.  In  der  Narbe  besteht  noch  eine  kleine,  massig 
sezernierende  Fistel. 

Clarke  (7)  beobachtete  in  zwei  Fällen  von  Kleinhirngeschwülsten  voll- 
ständige Taubheit  und  lästiges  Ohrgeräusch  als  hauptsächlichste  und  erste 
Symptome,  denen  die  übrigen  erst  nachfolgten.  Bei  einem  Patienten  wurde 
eine  ausgedehnte  Kraniotomie  gemacht,  worauf  Kopfschmerzen  und  Neuritis 
optica  zurückgingen,  die  Taubheit  blieb.  Patient  lebte  vier  Jahre  in  leid- 
lichem Zustand.     Der  Tumor  war  ein  Fibrom. 

Borchard  (2)  versuchte  bei  einer  45jährigen  Patientin  einen  Tumor 
des  Kleinhirn -Brückenwinkels  zu  entfernen.  Wegen  schlechtem  Allgemein- 
zustande und  Blutung  musste  dreizeitig  operiert  werden.  Tod  nach  26  Stunden. 
Borchard  empfiehlt  frühzeitige  Operation,  möglichst  in  einer  Sitzung  durch 
Bildang  eines  grossen  Lappens  aus  der  Hinterhauptschappe  und  eines  Teils 
des  Fersenbeins,   wodurch  ein  guter  Überblick  bis  zum  Pons  gewonnen  wird. 

Garre  (11)  operierte  mit  Erfolg  ein  Gliosarkom  der  Regio  occipitalis; 
die  Hemianopsie  als  Ausfallerscheinung  blieb  bestehen,  dagegen  sind  die 
Himdmcksymptome  geschwunden.  Ein  Patient  mit  Sarkom  des  linken  Felsen- 
beins mit  Lähmung  des  6. — 11.  Hirnnerven  ist  nach  der  ausgedehnten  £x- 
stirpation  gestorben.  Der  Vagus  war  bei  der  Operation  durchrissen  und 
Patient  starb  an  einer  Respirationssynkope. 

Lichtheim  (21)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Kleinhirnzysten,  bei  welchen 
die  Diagnose  durch  die  von  N  e  i  s  s  e  r  angegebene  Punktion  bestätigt  wurde ; 
therapeutisch  genügte  jedoch  wiederholte  Punktion  nicht,  so  dass  beide  Fälle 
^on  Garre  operiert  wurden  und  zur  Heilung  kamen.  Lichtheim  fordert, 
dass  durch  Himpunktion  frühzeitig  die  Diagnose  ermöglicht  werden  kann 
und  die  frühzeitige  Operation  vorgenommen  werden  soll,  um  dem  Übergang 
der  Stauungspapille  in  Sehnervenatrophie  vorzukommen. 


364  Jahresbericht  fClr  Chirurgie.    II.  Teil. 


Otitische  Erkrankungen. 

1.  ^Alexander,  InfektionOse  Thrombophlebitis  des  Sinus  lateralis  bei  akater  Otitis  mit 
mit  besonders  leichtem  Verlauf.    Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  6. 

2.  *Alt,  Das  Cholesteatom  des  Mittelohres  als  ürssche  intrakranieller  ErkrankuDgen. 
Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  5.    (Klin.  Vortrag.) 

3.  *B6rard,  Oto-mastoldite  snppuräe  avec  thrombose  du  sinus  lateral  et  de  la  jugulaire 
interne.  Resection  de  la  jugulaire  interne  et  curettage  du  sinus.  Mort.  Rev.  de  chir. 
1905.  Nr.  4.  p.  543  et  544. 

4.  *Bond7,  Ober  die  Nachbehandlung  der  Radikaloperationen  des  Mittelohres  mit  Pikrin- 
s&ure.    Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  4. 

5.  *Brflhi,  Bemerkungen  zur  Radikaloperation.    Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  3. 

6.  Cernezzi,  A.,  Mastoidite  sinistra  da  streptococchi,  tromboflebite  del  seno  laterale 
sinistro.    La  riforma  medica.  Settembre  1905. 

7.  Dahlgren,Karl,  Erfahrungen  bezfiglich  der  sogen.  Radikaloperation  bei  chronischer 
eitriger  Otitis  media.    Hygiea  1905.  Heft  2.  p.  121. 

8.  *£rdheim,  über  Schädelcholesteatome.    Zeitsohr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  49.  Heft  3  u.  4. 

9.  Forseiles,  Arthur  of,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  otogenen  Folgeerkrankongeo. 
Finska  lAkaresftUskapets  Handlingar  1905.  Heft  9.  p.  203. 

10.  —  Die  Bedeutung  der  Abduzensifthmung   bei  Otitis  media.    Finska  läkarea&llskapets 
Handlingar  1902.  Heft  8.  p.  136. 

11.  *Frey,  Diagnose  und  Chirurgie  des  otitischen  Himabszesses.  Wiener  med.  Presse  1905 
Nr.  27  u.  28.    (Klinischer  Vortrag.) 

12.  Grossmann,  Über  psych.  Störungen  nach  Warzenfortsatzoperationen.  Zeitschr.  für 
Ohrenheilk.  Bd.  49.  Heft  8  u.  4. 

18.  *Grunert,  Zur  operativen  Freilegung  des  Bulbus  ven.  jugul.  Zeitschr.  f Or  OhrenheiiJr. 
Bd.  49.  Heft  1. 

14.  Henrici,  Weitere  Erfahrungen  ttber  die  primär  ossale  (bAmatogene)  Tuberkulose  des 
Warzenfortsatzes.    Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  I.  8.  p.  807. 

15.  Hins  borg,  Zur  operativen  Behandlung  der  eitrigen  Meningitis.  Zeitschr.  fOr  Ohren- 
heilk. 1905.  L.  8. 

16.  Karewski,  Operativ  geheilte  otitische  Sinusthrombose  mit  sekundärem  osteoplast 
Verschluss  eines  Schädeldefektes.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  81. 

17.  Kennedy,  Case  of  large  absce^s  of  tbe  brain.  Operation.  Recovery.  Glasgow  med. 
journ.  1905.  Jan.  p.  39. 

18.  Lannois,  Abc^s  eztra-dure-m^rien.  Spontan^ment  ouvert  ä  l'ext^rieur.  Lyon  med. 
1905.  Nr.  9.  p.  477. 

19.  Lermoyez-Bellin,  A  contribution  to  the  surgical  treatment  of  diffuse  purulent 
meningitis  etc.  Ann.  des  mal.  de  ToreiUe,  de  larynx  etc.  Paris  1904.  Oct  Ref.  in  The 
Edinburgh  med.  journ.  1905.  Febr.  p.  219. 

20.  *Ma nasse,  Operative  Behandlung  der  otitischen  Meningitis.  Zeitschr.  f.  klin.  Med. 
Bd.  55. 

21.  Montöliy  Sur  un  cas  d'abcös  du  cerveau.  Journ.  de  möd.  de  Bord.  1905.  Nr.  15. 
p.  257. 

22.  Neumann,  Zur  Klinik  und  Pathologie  der  otitischen  Schläfen lappenabszesse.  Zeitschr. 
fflr  Ohrenheilk.  Bd.  49.  Heft  8  u.  4. 

28.  Nico  11,  Cases  of  mastoidectomy  with  prelimioary  occlusion  of  the  internal  jogular 
vein.    The  Glasgow  med.  journ.  1905.  March.  p.  191. 

24.  *Papi,  Akute  Mastoiditis  usw.    Gazz.  d.  osped.  Nr.  19. 

25.  *Patel  et  Durouz,  Otite  moyenne  et  abces  du  cerveau.  Choc  chronique  et  mort 
subite  dans  les  abcös  du  cerveau.  Consid^ratioos  anatomo-cliniques  et  thörapeutiqnes. 
Arch.  prov.  de  Chir.  1905.  Nr.  9. 

26.  Schatz,  Die  AbkQrzung  der  Nachbehandlung  akter  Mastoideusoperationen  durch  Paraffin- 
fallung.    Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  26. 

27.  Schmiegelow,  E.,  Beiträge  zur  Pathologie  der  otogeoen  Gehirnabszesse.  Nordiskt 
medicinskt  Arkiv  1904.  Bd.  37.  Abt.  I.  Chirurgie.  Heft  4.  Nr.  17. 

28.  Uchermann,  1.  Otitische  Gehiraerkrankungen.  2.  Die  otogene  Pyämie  und  infektiöse 
Sinusthrombose.  (Mitteilungen  aus  der  Abteilung  fOr  Ohren-  und  KehlkopfkrnnkheiteD 
des  Rigshospitals  zu  Kristiania.)  Norsk  magazin  for  Laegevidenskapen  1905.  Nr.  9. 
p.  913  und  Nr.  10.  p.  1047. 


▼.  Hey  er,  Yerletzangeii  und  diirurg.  Kraukheiten  des  Schädels  a.  Gehirns.        365 

29.  ^Urbantsehitsch,  Otitischer  (^ehimabszese.  Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  2. 
p.  67.   (Operiert.    Exitns  an  Himödem.    Sektionabefund.) 

30.  ^Tillard- Ledere,  Abcös  temporal  d'origine  otique.    Trepanation;  gn^rison.    Consi- 
d^tration  cliniques  et  th^rapeutiques.     Lyon  m^d.  1906.  Nr.  8.  p.  873.  Nr.  9.  p.  437. 

31.  *Yo88,  Die  Differentialdiagnose  bei  otitischer  Sinusthrombose.    Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 
Bd.  50.  Heft  1. 

32.  * —  über  das  Sensorium  bei  der  otitischen   Sinusthrombose  nebst  Berieht  Ober  einen 

Fall  Ton  Eintritt  der  Thrombose  unter  dem  Bilde  eines  «Sehlaganfalles".    Zeitschr.  L 
Ohrenheilk.  1905.  L.  2. 

33.  * —  Bemerkungen  zu  meiner  Methode  der  Bulbusoperation.    Zeitachr.  fOr  Ohrenheilk» 
Bd.  49.  Heft  3  u.  4. 

Grossmann  (12)  stellt  fest,  dass  bei  der  Ohroperation  ebenso  wie 
bei  anderen  Operationen  und  im  gleichen  Verhältnis  postoperative  Psychosen 
xorkommen.  Zweifellos  das  wirksamste  Moment  ist  die  Meisselerschütterung^ 
da  TOD  vier  Psychosen  drei  das  typische  Bild  des  sekundären  traumatischen 
Irreseins  darboten.  Auch  eine  kurz  vor  der  Operation  vorgenommene  Lumbal- 
punktion kann  die  Disposition  zu  seelischen  Erkrankungen  steigern. 

Im  Hinblick  auf  die  guten  Resultate,  die  Dahlgren  (7)  bei  der  Be- 
handlung der  chronischen  eitrigen  Otitis  media  nach  Stackes  Methode 
erzielt  hat,  empfiehlt  er  diese  zur  Anwendung  bei  allen  chronischen  eitrigen 
Otitiden,  die  sonst  auf  keine  Weise  zur  Heilung  zu  bringen  sind,  d.  h.  wo 
sidi  die  konservative  Behandlung  als  ohnmächtig  erwiesen  hat.  Verf.  hebt 
hervor,  dass  die  Operation  allerdings  sehr  genaue  Kenntnisse  bezüglich  der 
normalen  wie  der  abnormen  Verhältnisse  des  Mittelohres  und  seiner  Um- 
gebung erfordert,  unter  den  Voraussetzungen  aber  sei  sie  ein  ungefährlicher 
und  im  höchsten  Grade  segenstiftender  Eingriff.        Hj.  von  Bonsdorf  f. 

Schatz  (26)  hat  in  drei  Fällen  nach  akuten  Mastoideusoperationen 
schon  am  11.  bis  14.  Tage  die  Knochenplombierung  mit  Paraffin  vorgenommen 
ond  in  kurzer  Zeit  Heilung  erzielt.  In  zwei  Fällen  bestanden  noch  keine 
Granulationen  über  der  blossgelegten  Dura  und  Sinus,  und  trotzdem  wurde 
die  Plombierung  gut  vertragen. 

Henrici  (14)  macht  Mitteilung  von  Tuberkulose  des  Warzenfortsatze» 
bei  Kindern  (drei  unter  7  Jahren,  zwei  bei  8  jährigen).  Mit  den  früher  be- 
richteten acht  Fällen  zusammen  liefert  die  primäre  Warzenfortsatztuberkulose 
etwas  weniger  als  ^/e  der  Mastoiditis  des  Kindesalters,  ist  also  jedenfalls 
häufiger,  als  man  sonst  annimmt.  Besonderes  Interesse  gewinnt  diese  Form 
durch  ihren  Charakter  als  primär  ossale  und  nicht  von  einer  Paukenhöhlen- 
tuberkulöse  fortgeleitete  Erkrankung. 

Wegen  chronischer  Mittelohreiterung  mit  perisinuöser  Eiterung  und 
Phlebitis  jugul.  machte  Karewski  (16)  die  Radikaloperation,  bei  welcher 
wegen  ausgedehnter  Erkrankung  der  Schädelknochen  ein  ungewöhnlich  grosses 
Stück  derselben  fortgenommen  werden  musste.  Der  Knochenersatz  blieb  aus, 
so  dass  ein  osteoplastischer  Verschluss  notwendig  wurde.  Es  wurde  ein 
Müller- Königscher  Lappen  gebildet,  der  die  Art.  occipit.  enthielt. 

Klinischer  Fall  von  linksseitiger,  durch  Thrombophlebitis  des  entspre- 
chenden Sinus  lateralis  komplizierter  Streptokokkenmastoiditis,  der  von  C  e  r- 
nezzi  (6)  mit  Trepanation  des  Mastoideus,  Entleerung  und  Drainage  des 
Sinns  unter  Erzielung  eines  günstigen  Resultates  behandelt  wurde. 

R.  Giani. 

Uchermann  (28)  gibt  eine  erschöpfende  klinische  Darstellung  der 
otogenen  Pyämie  und  der  otogenen  infektiösen  Sinusthrombose  auf  der  Grund- 


366  Jahresbericht  fQr  Ghirargie.    II.  Teil. 

läge  von  30  Krankheitsfällen.  Es  werden  detaillierte,  mit  epikritischen  Be- 
merkungen versehene  Krankengeschichten  mitgeteilt.  Von  den  Krankbeits- 
fallen  beziehen  sich  fünf  auf  die  otogene  Pyämie,  die  übrigen  aaf  Sinus- 
thrombose, davon  zwei  mit  Meningitis  und  Gehirnabszess  kompliziert. 

Hj.  von  Bonsdorff. 

Auf  Grund  eines  eigenen  und  mehrerer  aus  der  Literatur  zusammen- 
gestellter Fälle  gibt  ofForselles  (10)  eine  Darstellung  der  Abduzenslähmnng 
der  Komplikation  einer  Otitis  media  und  hebt  hervor,  dass  diese  Komplikation 
auf  einer  leichteren  Form  von  Meningitis  beruht.  In  diesen  Fällen  rät  Verf., 
frühzeitig  die  Mastoidealzellen  zu  öffnen,  eventuell  die  Schädelhöhle  an  der 
Fovea  media  freizulegen.  Hj.  von  Bonsdorff. 

Hinsberg  (15)  tritt  sehr  dafür  ein,  dass  eine  diffuse  eitrige  Menin- 
gitis keine  Kontraindikation  für  operative  Eingriffe  mehr  abgeben  darf,  und 
dass  man  nach  den  Erfolgen  bei  traumatischer  Meningitis  auch  bei  der  otiti- 
schen energisch  vorgehen  soll. 

Lermoyez  und  B ellin  (19)  haben  zwei  Fälle  von  Meningitis  bei  chro- 
nischer Mittelohreiterung  nach  der  Trepanation  durch  wiederholte  Lumbal- 
punktion zum  Ausheilen  gebracht. 

Neu  mann  (22)  publiziert  die  Krankengeschichten  von  zwei  otitischen 
Himabszessen : 

1.  Otitis  media  suppur.  chronic,  sin.  Cholesteatom  labyrinthid.  pur. 
Absces.  lobi  temp.  sin.  mit  Durchbruch  in  den  linken  Ventrikel.  Trotz  des 
sehr  grossen  Cholesteatoms  und  des  bei  der  Sektion  gefundenen  kindskopf- 
grossen  Schläfenlappenabszess  bestanden  bis  8  Tage  vor  der  Hospitalaufsahme 
keine  subjektiven  Beschwerden,  oder  objektiven  Zeichen  der  Erkrankung. 
Dieselben  traten  erst  an  die  akute  Exazerbation  des  Ohrenleidens  auf.  Bei 
der  Sektion  fand  sich  eine  Kommunikation  des  Hirnabszesses  mit  dem  Laby- 
rinth durch  den  oberen  Bogengang. 

2.  Otitis  media  suppur.  chronic,  sin.  Perforation  der  Membrana  flav. 
Shrapnelli.  Abszess  im  linken  Schläfenlappen.  Radikaloperation.  Eröffnung 
und  Entleerung  des  Abszesses.     Heilung. 

Zur  Feststellung,  ob  die  Meningitis  die  Veranlassung  zu  dem  Gehirn- 
abszess gab,  zirkumskript  oder  allgemein  war,  ob  sie  serös  oder  eitrig  war, 
wurde  eine  Lumbalpunktion  gemacht,  die  sterile  Flüssigkeit,  aber  zahlreiche 
mono-  und  polynukleäre  Leukozyten  ergab.  Dieser  Befund  scheint  für  die 
Gehimabszesse  charakteristisch  zu  sein. 

Kennedy  (17)  operierte  mit  gutem  Erfolg  einen  otitischen  Hirnabszess, 
der  trotz  seiner  Grösse  in  Heilung  ausging.  Ein  grosser  Teil  des  Schläfen- 
lappens  war  zerstört.  Es  bestand  starker  Hirndruck,  Neuritis  optica  der 
rechten  erkrankten  Seite. 

Nicoll  (23)  spricht  sich  zu  gunsten  der  präliminaren  Unterbindung  der 
Vena  jugularis  aus,  nicht  nur  bei  der  Thrombose,  sondern  auch  zur  radikaleren 
Operation  bei  Tuberkulose,  weil  sie  wesentlich  einfacher  und  aseptischer  zu 
machen  ist,  als  wenn  bei  der  Operation  am  Ohr  oder  am  eitrigen  Thrombus 
die  Indikation  zur  Ligatur  unverhofft  auftritt. 

Mont^li  (21)  berichtet  über  einen  Fall  von  otitischem  Temporallappen- 
abszess,  der  drainiert  wurde,  aber  nach  kurzer  Besserung  den  Tod  an  Basilar- 
meningitis  verursachte. 

Lannois  (18)  beobachtete  nach  einer  Trepanation  wegen  Otitis  media 
später  unter  neuem  Fieber  einen  subkutanen  Abszess  oberhalb,  nach  dessen 


T.  Meyer,  Verletzongen  und  chirarg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        367 

Eroffiamig  es  sich  herausstellte,  dass  es  sich  um  einen  extraduralen,  oberhalb 
des  Sinus  gelegenen  Abszess  handelte,  der  sich  durch  ein  Emissarium  spontan 
entleert  hatte. 

Schmiegelow  (27)  liefert  einen  Bericht  über  19  von  ihm  behandelte 
Fälle  Yon  otogenem  Gehimabszess.  In  13  Fällen  trat  der  Gehirnabszess  als 
Komplikation  bei  einem  chronischen,  in  6  Fällen  bei  einem  akuten  Ohren- 
leiden  auf.  Schmiegelow  diskutiert  die  Symptome,  die  dieses  Leiden 
charakterisieren,  berührt  die  anderen  endokraniellen  Erkrankungen,  die  gleich- 
zeitig Torkommen  können,  und  hebt  die  Schwierigkeiten  in  diagnostischer 
Hinsicht  hervor.  In  5  der  19  Fälle  konnte  die  Diagnose  nicht  intra  vitam 
gestellt  werden,  in  den  übrigen  14  Fällen  gelang  es,  einen  Abszess  zu  dia- 
gnostizieren, aber  nur  in  9  Fällen  konnte  dieser  bei  der  Operation  ange- 
troffen werden.  Von  den  9  Fällen,  in  denen  der  Gehimabszess  entleert 
wurde,  gingen  5  in  Genesung  aus;  die  übrigen  starben  teils  an  Meningitis, 
teils  infolge  eines  anderen  Gehimabsesses,  welcher  nicht  entdeckt  worden  ist. 

Hj.  von  Bonsdorff. 
of  Forselles  (9)  teilt  folgende  Fälle  von  Komplikationen  eitriger 
Otitiden  mit:  1.  Zwei  Fälle  von  Gehimabszess,  der  eine  führte  an  eitriger 
Meningitis  zum  Tode.  2.  Ein  Fall  von  extraduralem  Abszess.  3.  Sieben  Fälle 
von  otitischer  Pyämie  nach  Lateralsinusthrombose.  4.  Vier  Fälle  von  Menin- 
gitis. Trotzdem  die  Prognose  der  eitrigen  Meningitis  schlecht  ist,  trägt  Verf. 
äi^esichts  des  verzweifelten  Charakters  der  Fälle  kein  Bedenken,  einen  opera- 
tiven Eingriff  vorzuschlagen,  der  frühzeitig  und  mit  einer  verbesserten  Technik 
ausgeführt,  möglicherweise  die  Prognose  dieses  Leidens  günstiger  gestalten 
könnte.  Hj.  von  Bonsdorff. 


Kachtrag. 

Ausländische   Referate. 

r     *Barrie,    George,   DeDtigerous  cyat   of  the   lower  jaw.    Annals  of  augery   1905. 
September. 

2.  Jonneaca,    Oateoaarcoma   des   oberen  linken  Kiefers.     Resektion,    spätere   Folgen. 
Beriata  de  Chirurgie.  Nr.  5.  p.  228. 

3.  Severeana,    Kyatosarkom   des   Unterkiefers.     Revista   de   Chirurgie.   Nr.  5.   p.  228 
(nun&niach). 

Jonnescu  (2)  operierte  diese  Frau  vor  9  Jahren  wegen  Osteosarcoma 
der  rechten  Maxilla  superior.  Sto'ianoff  (Yarna). 

Rezidivierende  faustgrosse  Geschwulst  des  Unterkiefers.  Severeanu(3) 
operierte  sie  im  Jahre  1902,  zuletzt  Rezidiv.  S  toi  an  off  (Vama). 


368  Jahresbericht  fttr  Chimrgie.    IL  Teil. 


IL 


Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des 
äusseren  Auges,  des  äusseren  Ohres  und  der  Nase. 


Referenten:  G.  Zimmermann,  Dresden  und  W.  L.  Meyer,  Dresden. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Verletzungen  und  chirargische  Krankheiten  des  äusseren  Auges. 

Referent:  W.  L.  Meyer,  Dresden. 

1.  *Addario,  L'  operazione  di  ptosi  nello  stado  attaale  della  scienza.  U  Progresso 
oftalm.  1905.  p.  14. 

2.  ^Alexander,  Zar  Kenntnis  der  Augenkomplikationen  bei  Nebenhöhlenempyem.  Ver- 
handlungen der  deutsch,  otolog.  Gesellsch.  1905. 

3.  *Ambialet,  Orbites  et  conformations  cräniennienes.  Protrusions  oculaires  extra- 
orbitaires.    Annal.  d'Oculist.  1905.  Sept. 

4.  Angelncci,  Über  die  dauernde  und  die  temporSre  Resektion  der  Orbital  wand  bei 
der  Exstirpation  der  retrobulbftren  Geschwülste  (neue  Operationsmethoden).  11  progresso 
oftalmologico  1905.  Okt.-Nov. 

5.  *Antonelli,  Cellolite  orbitaire  et  dacryoad^nite  purulente;  suite  d'otite  moyenne 
postgrippale.    Recueil  d'opbthalm.  1905.  p.  257. 

6.  Axenfeld,  Th.,  Er  ö  nie  ins  Orbitalresektion  zur  Behandlung  retrobulbärer  Ge- 
schwtUste  und  Entzündungen.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  28. 

7.  —  Krönleins  Orbitalresektion.    Langenbecks  Archiv.  Bd.  77,  2. 

8.  ^Ayres,  Epibulbar  Papillo-Epithelioma.    Amer.  Journ.  of  Ophthalm.  1905.  p.  242. 

9.  *B ach,  Richard,  Über  Fremdkörperverletzungen  der  vorderen  Augenkammer  und 
Iris.    Inaug.-Dissert    Jena  1905. 

10.  *Ball,  An  Operation  for  entropion  of  the  lower  lid.  Annais  of  Ophthalm.  1905.  p.  75. 

11.  *Baidelli,   Süll'  Echinococco  deir  orbita.    Annali  di  oftalm.  XXXIY.  1905.  p.  465. 

12.  *Barnard,  Pulsating  exophthalmos  due  to  traumatic  aneurysm.    Annais  of  Surgerv 
1904. 

18.   *Beduarski,  Über  die  Zysten  des  Unterlides  und  der  Orbita,   welche  dem  embryo- 
nalen Bulbus  entstammen.    Postemp  okulistyczny  1905.  Nr.  10  (Polnisch). 

14.  '^Belt,  Oliver,  Sarcoma  of  the  orbit,  with  report  of  cases.    Ophthalmology  1905. 
April. 

15.  *Bennet,  A  case  of  primary  intradural  tumor  of  the  optic  nerve.    Amer.  Journ.  of 
Ophthalm.  1905.  Nr.  6. 

1'6.   Benson,  Evolution  in  blepharoplasty.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Aug.  26. 

17.  *Benson-Nooney,  Gongenital  sarcoma  of  the  eyelid.  The  Dublin  Journal  of  med. 
chir.  science  1905.  Nr.  403. 

18.  Berger,  E.,  Über  isolierte  Verletzungen  der  äusseren  Augenmuskeln.  Klin.  Monatsbl. 
1905.  II.  p.  480. 

19.  *B  erger.  Zur  Kasuistik  der  Schusswunden  des  Auges.  Westnik  Ophth.  1905.  Juli- 
August  (Russisch). 

20.  Best,  Die  lokale  Anästhesie  in  der  Augenheilkunde.  Sammlung  zwanglos.  Abhand- 
lungen a.  d.  Gebiete  der  Augenheilkunde  1905.  Heransgegeb.  von  Voss  ins.  VI.  Bd. 
Heft  8. 

21.  *Binder,  Wilh.,  Über  die  in  der  Augenklinik  zu  Jena  während  der  Jahre  1901 — 1905 
vorgenommenen  Magnetoperationen.    Inaug.-Dlss.    Jena  1905. 


Meyer,  Yerletzangen  und  ohimrg.  Krankheiten  des  äuBseren  Auges.  369 

22.  Bireh-Hirschfeld,  A.,  Zur  Tarsoplasük  nach  Bodinger.    Klin.  Monatshlfttter  f. 
Aogenheilk.  1905.  I.  p.  463. 

23.  —  Weitere  Erfahrungen  Qber  die  Verwendung  des  Ohrknorpels  zum  Ersatz  von  Lid- 
defekten.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  p.  2075. 

24. Zur  Diagnostik  und  Pathologie  der  Orbitaltumoren.    Bericht  der  ophthalmolog. 

Gesellschalt  in  Heidelberg  1905.  p.  128. 
25. und  Meltzer,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  traumatischen  Enophthalmus.    Arch. 

für  AogenheUk.  1905.  Bd.  LUX.  3.  p.  344. 

26.  ^Blanco,  Indicationes  que  hay  que  lienar  y  nuevo  prooedimiento  operatorio  para  la 
eorreecion  del  ectropion  atonico  senil.    Arch.  de  Oftidm.  Hispano-Amer.  1905. 

27.  *Blaschek,   Zwei  Fälle  von  retrobulbärem  Abszess  nach  Influenza.    Wiener  klin. 
Woehenschrifi  1905.  p.  877. 

28.  *BlaskoTic8,  L.,  Über  Blepharoplastik.    Szemtozet  1905.  Nr.  2. 

29.  Blohm,  Richard,  Zur  Kasuistik  der  malignen  Limbustumoren.    Inaug.-Diss.   Greifs- 
wald 1905.  Aug. 

30.  Boechi,  II  processo  Angelucci  per  la  oorrezione  deUa  ptosi  paralytioa  della  palpebra 
Boperiore.    Aj-chivio  di  ottalm.  1905.  Bd.  XIII.  p.  80. 

31.  Boldt,  J.,  Kuhnts  Knorpelausschälung  in  der  Trachombehandlung.  Zeitschr.  fUr 
Augenheilk.  1905.  Bd.  XIV.  p.  41. 

32.  *fi on t e,  A.  £.,  Sur  le  Symblepharon,  un  nouveau  proc^dä  op^ratoire.  Thdse.  Lille  1905. 

33.  braunschweig,  Zur  Diagnostik  des  pulsierenden  Exophthalmus.  Klin.  Monats- 
bl&tter  fOr  Augenheilk.  1905.  März. 

U.  *B raunstein,  Eine  Ftosisoperation.    Westnik  ophthalm.  1905.  Jan.  p.  1  (Russisch). 
35.  ^Brnno  (Bordeaux),  Ober  eine  nach  besonderer  Methode  ausgefdhrte  Exenteratio  buibi. 

Ophthalmol.  Klinik  1905.  Nr.  19.  p.  286.    La  Clinique  ophthalmol.  1905.  Nr.  12. 
Ö6.  *Bruns,  Ptosis  and  the  Operation  of  Motais.   Annais  of  Ophthalmology  1905.  p.  443. 

37.  *Borges8,  Post  orbital  Aneurysm.    The  Lancet  1905. 

38.  *Cabanne8,  Rupture  de  la  scl^rotique.    Joum.  de  mäd.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  48. 

39.  *Caus6,  Fritz,  Zur  Pathogenese  der  traumatischen  Orbitalerkrank angen  (fimphy- 
sema  orbitae;  Haemorrhagia  retrobulbaris ;  Exophthalmus  traumaticus).  Archiv  fQr 
Augenheilk.  1905.  Bd.  52,  3.  p.  313. 

40.  *Chronis,  P.  D.,  Eine  radikale  Operation  zur  Heilung  der  Trichiasis  und  des  Entro- 
piums beider  Lider.    Klin.  MonatsbL  für  Augenheilk.  1905.  Bd.  II.  p.  6. 

41.  Gobn,  Paul,  Über  Misserfolge  der  intraokularen  Jodoformdesinfektion.  Zeitschr.  f. 
AogenheUk.  1905.  XIIL  1.  p.  24. 

42.  *CoBmettatos,  G.  F.,  Ober  das  epibulbäre  Leukosarkom.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augen- 
heilk. 1905.  Sept. 

4ii.  *—  Fibromes  mugueux  et  multiples  de  la  conjonctiye  palp^brale.  La  clinique  ophthalm. 
1905.  p.  299. 

43.  *Cro8s,  Fibroadenom  der  Orbita.  Ophthalmol.  Society  of  the  Unit.  Kingdom  4.  X.  1905. 

44.  Gzermak,  Zur  osteoplastischen  Resektion  der  äusseren  AugenhGhlenwand.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  39—40. 

45.  ^Demaria,  £.  B.,  Zylindrom  der  orbitalen  Tränendrüse.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augen- 
heilk. 1905.  II.  p.  513. 

46.  *Demicheri,  Qniste  hydatico  de  la  orbita.  Arcfaivos  de  Oft.  hi8pan.-american  1905. 
p.  703. 

47.  Diebl ,  Otto,  Weitere  Erfahrungen  mit  der  intraokularen  Jodoformbehandlung.  Inaug.- 
Diss.    Giessen  1905. 

48.  Dabbers,  Wilhelm,  Beitrag  zur  Tränensackexstirpation.  Inaug. - Dissert  Frei- 
borg  1905.  Not. 

49.  Van  Duyse,  Tumeur  öpibulbaire  ä  cellules  äcumeuses.  Arch.  d'Ophthalm.  1905. 
p.  521. 

'A  ^~  (Kontribution  ä  Fötude  des  tumeurs  symötriques  lymphomateußes,  pseudoleuc^miques 

des  glandes  lacrymales  et  saliyaires.    Archives  d'Opbthalm.  1905.  p.  705. 
31.  Elter  und  Haass,  Neue  Operationsroethode  bei  Liddefekten  und  Ektropinm  durch 

freie  Plastik  aus  der  Ohrmuschel.    Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38.  p.  1821. 
d2.  —  Nachtrag   zu  «Neue  Operationsmethode  bei  Liddefekten'.    Münch.  med.  Wochen- 

Mhr.  1905.  p.  2080. 
53.  *F6ilke,  Doppelte  Perforation  eines  Augapfels  durch  Häckelnadel.   Archiv  f.  Augen- 

heük.  1905.  Bd.  52.  p.  157. 

Jahrctbtricht  fOr  Chimrgie  1905.  24 


370  Jahresberieht  ftlr  Gliinifgie.    IT.  Ten. 

54.  *Fi8«her,   Georg,   Üliar   einen   Fall  ▼ob  Papillom  der  Kornea.    laatt^.- 
Tttbiogen  1905. 

55.  Fachs,  E.,  Ober  kleine  Baptnren  an  der  EomeoakteralgreBse.  Wiener  klin.  Wochen- 
sehr.  1905.  p.  985. 

56.  *Galezow8ki,  Siirasitie  maxillaria  mit  Ezophtfaalmoa  tmdNeoritis  optica.  Heiliuig. 
Soo.  d*Ophthalm.  de  Paris.  Sitzung  vom  7.  II.  1905.  Bef.  Zeitschr.  f.  Aogenheilk.  1905. 
Bd.  XIII.  p.  511. 

57.  *Ginsberg,  Über  die  Zysten  der  Plica  semilanaris.  Westnik  Ophth.  1905.  p.  395 
(Bassiseh). 

58.  *—  Barcoma  epibnlbare.    Westnik  Ophtbalm.  1905.  p.  557  (Rassisch). 

59.  Geldziefaer,  M.,  Über  die  Zyste  der Trftnendrfise.  Daciyops.  ▼.  Graefes  Arch.  f. 
Ophthalm.  1905.  LXI,  2. 

60.  Golowin,  Geschwülste  des  Sehnerven  and  ihre  Behandlang.  Westnik  Ophthalm.  1905. 
p.  518. 

61.  *Grandcl^ment,  Abcös  gazeox  de  Torbite.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  48. 

62.  Greeff,  R.,  Die  Echinococcaskrankheit  des  Anges.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905. 
p.  84. 

68.  —  Retrobalbftrer  abgekapselter  Tumor.  Lidkarzinom.  Deutsche  med.  Wochenachr.  1905. 
Yer.-Beilage.  p.  865. 

64.  G  r  u  b  e  r ,  E.,  Über  die  Erfolge  der  E  r  5  n  1  e  i  n  sehen  temporären  Resektion  der  ftasseran 
Orbital  wand  bei  Entzündungen  der  Augenhöhle.    Inaug.-Diss.    Freibarg  1905. 

65.  *Grünfeld,  Eugen,  Ein  Fall  von  geheiltem  Tetanas  traumaticos  nach  Pfähloogs- 
verletzung  der  Orbita.    Prager  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 

66.  Grane rt,  Die  Operation  des  totalen  Symblepharons  bdder  Lider  zar  Bildaag  einer 
Hohle  für  das  Glasauge.    Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  1905.  Mftrz. 

67.  Qaäriteau  et  Guibert,  Epithelioma  du  sac  lacrymal;  gu^rison  par  les  rayons  de 
Röntgen.    La  cliniqne  ophthalmol.  1905.  p.  67.    Ophtbalmol.  Klinik  1905.  p.  81. 

68.  GuUstrand,  A.,  Über  Fomixbildang  mit  gestützten  Epidermislappen.  EÜn.  IConats- 
bl&tter  f.  Augenheilk.  1905.  Mftrz. 

69.  Gattmann,  Mitteilang  über  eine  neue  Anwendungsmetfaode  von  lokaler  An&sthesie 
bei  Operationen  an  dem  Augapfel  und  an  den  Aagenlidem  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Operation  für  Trachom.    Archiv  f.  Augenheilk.  1905.  Bd.  52.  p.  301. 

70.  *Hagen-Thorn,  Intermittierender  Exophthalmus  in  einem  Falle  von  Yaryx  race- 
mosos  capitis  communicans.    Russkij  Wratsch  1905.  Nr.  30. 

71.  *Halimbottrg,  E.,  Sur  les  tumeurs  malignes  primitives  de  la  glande  lacrymale. 
Nancy  1905.    Th^e. 

72.  *H  ans  eil,  Traumatic  emphysema  of  orbit  and  lids.  Transact.  of  tbe  Amer.  Opbtb. 
Soc.  1905.  p.  326. 

73.  *—  Exophthalmus  pulsans.    Joum.  of  Amer.  Med.  Assoc.  1905.  Febr. 

74.  *—  A  case  of  cystic  sarcoma  of  the  orbit.    The  Ophthalmie  record  1905.  p.  315. 

75.  *Harlan  and  Johnston,  Elephantiasis  of  the  upperlid.  OphthalmoloRy.  April  1905. 

76.  *H  art mann,  Fritz,  Über  Kuhhomstossverletzungen  des  Auges  nach  dem  Material 
der  Klinik.    Inaug.-Diss.    Tübingen  1905.  Nov. 

77.  Heine,  Heinr.,  Über  knöcherne  Geschwülste  der  Orbitalhohle  und  ihre  Röntgen- 
durchleuchtung.   Inaug.-Dissert.    fialle  1905. 

78.  —  L.,  Zur  Therapie  des  Glaukoms.  Erfahrungen  mit  der  Zyklodialyse.  Bericht  der 
ophthalmol.  Gesellschaft  Heidelberg  1905. 

79.  Helbron,  Zur  Krönleinschen  Operation.    Berlin  1905.  (Karger). 

80.  *Hirschberg,  Die  Hemmung  der  von  Schnittwanden  ausgehenden  VereiteniDgen  des 
Augapfels.    Zentralbl.  f.  Augenheilk.  1903.  Juli^ 

81.  * —  Intraokulare  Eiseasplitter.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.   Ver.-Beil.  p.  365. 

82.  —  und  Gins  borg.  Ein  seltener  Fall  von  Homhaatgeschwulst  ZentralbL  für  prakt. 
Aagenheilk.  1905.  p.  33. 

83.  Hochheim,  W.,  Ein  Beitrag  zur  Operationstechnik  des  mit  Trichiasis  komplizierten 
Narbenektropiums.    Arch.  f.  Augenheilk.  1905.  Bd.  LH.  1  u.  2. 

84.  Holth,  Die  Interimsprothese  und  die  May  sehe  Symblepharon-Operation.  Die  ophthal- 
molog.  Klinik  1905.  Nr.  19. 

85.  Holz,  Benno,  Heilung  zweier  Fälle  von  Exophthalmus  bilateralis  und  eines  Falles 
von  Chorea  durch  Entfernung  der  adenoiden  Vegetationen.  Berliner  klin.  Wochen- 
schr. 1905.  p.  91. 


Meyer,  Verletzangen  anfl  «bimi^.  Krankkeitoii  des  ftasseren  Auges.  371 

8&  HervBtein,   Frans,  Yerietsmigen  des  ilrages  durch  Kspfer-  and  Meesiagsplitier. 

Iosfig.-Diflaert.    Tübingen  1905.  März. 
^.  Hots,  F.  «C,   IMe  riehtige  Teikmg  und  Fixation  der  HanilAppen  bei  der  Operation 

gegen  Karben^ktrepimn  sur  Yerhütnng  Ton  Residiren.    Arebiv  fflr  Aogenbeiik.  1905. 

Bd.  Ln.  a. 

^.  —  Über  die  Verwendung  Tliiersch scher  Hantlappen  bei  der  Operation  des  Symble- 
pharon totale.    Klin.  Monatsbl.  f.  Aagenheilk.  19^.  XLIII.  I.  p.  S19. 

89.  ^Howard  F.  Hanseil,  Pulaating  exof^thalmos;  snccesive  ligation of  both  common 
earoiid  arteriee ;  deal^.    The  Jonm.  of  the  Amer.  Med.  Assoe.  1906.  Febr.  t^. 

$0.  Ilka,  Johannes,  Ober  Heilerfolge  bei  Fremdkörpern  in  infizierten  Augäpfeln.  Inang.- 
Dissert  1905.  Oktober. 

91.  Voeqs,  Dacryocystite  constoitire  ä  l'op^ration  de  la  sinnsite  maxillaire.  La  Clin. 
ophdialm.  1905.  ffr.  18.    Ophthalmol.  Klinik  1905.  Nr.  21. 

92.  Vohnston,  £zophthalmos  cansed  by  disease  of  the  etbmoidal  cells  and  frontal 
rinos-draiiiage.    The  Ophthalmie  Kecord  1905.  p.  270. 

93.  *—  Primary  melanotic  sarcoma  of  eyelids.    Opfathalmology  1905.  IL  p.  32. 

94.  ^sehreyt.  Zwei  Fälle  von  Xeroderma  pigmentosum  mit  Tamorbiidang  an  den  Lidern. 
Zeitschr.  f&r  Augenheilk.  1905.  Bd.  XIX.  p.  31. 

^.  —  Über  epibulbäre  Karzinome.    Zeitschr.  fflr  Augenheilk.  1905.  Bd.  XIII.  p.  409. 
96.  Kaiser,   Fritz,  Über  einen  Fall  von  Orbitalphlegmone  mit  Abszessbildnng  in  der 

19aaen-,  Wangen-  und  Schläfengegend  und  mit  Beteiligung  der  Nasenhöhle  und  des 

Rachens.    Inaug.-Dissert.  Heidelberg  1905.  Archiv  fflr  Ophthal  m.  1905.  Bd.  61.  p.  457. 
-97.  *Kalt,  Luxation  traumatique  du  globe  oculaire  dans  les  oavitte  maxillaire  et  nasale. 

Soc  d'Ophthalmologie  de  Paris  14.  IIL  1905. 
98.  *Ka  uff  mann,  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Metallsplitterverletzungen.  Die  ophthalmoL 

Klinik  1905.  Nr.  1. 
$9.  Kirchner,  Hans,   Über  die  kosmetischen  Vorztlge  der  Heilung  von  Lidkrebsen 

durch  Badiumstrahlen  und  die  Methode  der  Behandlung.    Ophihalmolog.  Klinik  1905. 

p.  145. 

100.  Knapp,    Indikationen  und  Technik   der  £xstirpation  des  Ttäneusackes.    Arch.  of 
Opbthalm.  1905.  Bd.  82,  4. 

101.  *Kowalew8ki,  Piimäraffekt  am  Lid  mit  Demonstration  von  Spirochäten.   Deutsohe 
med.  Wochenschr.    Sitzongsber.  der  Beiiiner  ophthalm.  Oesellsch.  vom  16.  XI.  1905. 

102.  Kraus,  Zur  intraokularen  Desinfektion  mit  besonderer  Berücksichtigung ' des  Jodo- 
forms.   Zeitechr.  für  Augenheilk.  1905.  Bd.  XII.  Ergänzungshelt. 

103.  *Xnuze,  W.,  Über  die  1904  in  der  Ujiiversitäts- Augenklinik  beobachteten  Fälle  von 
Augenverletzungen.    Inaug.-Diss.    Jena  1905. 

104.  Kurz,  Ferdinand,  Über  das  episklerale  Melanom.    Inang.-Di8sert.  Tübingen  1905. 
10^  Lafon,  Tranmatiame  de  Torbite  par  oonp  de  parapluie.  Journ.  de  m^d.  de  Bord.  1905. 

Nr.  36. 

106.  *—  Daoryoad^nite  aigue  suppnräe.    Journ.  de  mäd.  de  Bord.  1905.  Nr.  19.  p.  337. 

107.  *—  Gomme  syphiiitique  äpibulbaire.    Journ.  de  m^d.  de  Bord.  1905.  Nr.  48. 
M.  *—  Folype  de  la  conjonctive.    Jonm.  de  m6d.  de  BcNrd.  26.  XI.  1905. 

109.  — -Yillemonte,  Epithelioma  cutanö  de  la  paupiöre  införieure  trait^  par  la  radio- 
therapie.    Journ.  de  m4d.  de  Bord.  1905.  Nr.  25.  p.  455. 

110.  *Lagleyze,  Operation  for  entropion  and  trichiasis.    Annais  of  Opbthalm.  p.  473. 

111.  Lagrange  (Bordeaux),  De  Tamölioration  de  la  prothdae  oculaire  par  la  greffe  de 
Voetl  de  lapin.    Archives  d'Ophtbalmol.  1905.  XXV.  Juill. 

lü  -  *Blepharoplastie.    Revue  de  Chir.  1905.  Nr.  12. 

113.  *Landolt,  Üne  nouvelle  optoktion  sur  les  muscles  oculaires:  Tallongement  muscu- 

laire.    Arch.  d'OphthalmoL  1905.  Jan. 
111  De  Lap  er  sonne  (Paris),  Blepharoplastie  par  la  m^thode  italienne  modifiöe  (Operation 

da  Graefe).    Beiträge  zur  Augenheilk.  1905.   Festschrift  für  Julius  Hirsch  borg. 

115.  *Leblond,  De  la  dacryoqystile  oonsäcutive  ä  la  eure  radicale  de  la  sinnsite  maxil- 
laire.   Arch.  d'Ophtbalm.  1905.  Nr.  5. 

116.  *~  De  Toblittottion  chimirgicale  dee  voies  lacrymales,  indications  de  la  destructiom 
et  de  Texstirpation  du  aac    Th^se.    Lille  1905. 

117.  'Levin,  H.,  Fall  von  spontaner  Luxation  des  Bulbus.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  35. 

U8.  »Lokis,  Orbital  Sarcoma,  Kroenlein's  Operation.    Ophthalm.  Review  1905.  Aug. 

24* 


372  Jahreeberieht  f&r  Chirurgie.    II.  Teil. 

119.  *Maerz,  Matthias,  Bericht  über  vier  Fälle  von  Ezophthalmna.  Inan^-Diaaert 
Gieasen  1905. 

120.  Marahall,  Über  Meningitia  oach  Enukleation.    The  Ophthalmoaoope  1905.    Nr.  12 

121.  *Mayon,  J.,  Intradnral  tnmoar  of  the  optic  nerve  Nenrofibromatoaia.  The  Boya] 
London  Ophthalm.  Hoap.  Report  1905.  Bd.  XVI.  p.  155. 

122.  *Mazet,  Operation  de  aymblöpbaron  total  de  la  panpiäre  aup^eure  avec  csona^rratioi 
da  globe  ocnlaire :  greflfea  d'Ollier-Thierach.  Recaeil  d'Ophthalm.  1905.  Nr.  8.  Congr^ 
de  la  Sod^tö  fran^se  d'Ophthalm.  1905. 

123.  Medow,  Martin,  Sympathikaaresektion  bei  Glaukom.  Inaag.-DiB8ert.  Freiborg:  1905. 
Nov. 

124.  *Meller,  Die  lymphomatOsen  Geachwuletbildungen  in  der  Orbita  und  im  Auge, 
V.  Graefes  Archiv  f.  Ophthalm.  1905.  Bd.  LXII.  p.  130. 

125.  Meltzer,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  traumatischen  Enophthahnua.  Inau^ -  Diasert. 
Leipzig  1905.  Juli. 

126.  Mermingaa,  K,  Ober  die  Erönleinsche  Operation.  Deutsche  milit&rftrztL  Zeit- 
schrift 1905.  Bd.  XXXm.  Nr.  12. 

127.  Meyer,  Otto,  Die  Enucleatlo  bulbi  in  kombinierter  Lokalanästhesie.  Kiin.  Monatsbl. 
für  Augenheilk.  1905.  Febr. 

128.  *Moretti,  £.,  L'  iniezione  di  paraffina  fusa  nella  cura  dell'  entropion.  Ana.  di 
Ottalm.  1905.  Heft  5—6. 

129.  Müller,  Nikolaus,  Über  die  Orbitalphlegmone.  Inaug.-Dissert  WOrzborg  1905. 
Aug. 

^130.   Murray,  W.  Francis,  The  treatment  of  pulsaüng  exophthalmos.    Annais  of  sur- 
gery  1904.  March. 

131.  *Pa8ch*eff,  Sur  la  clinique  et  Tanatomo-pathologie  d'un  cas  —  vraissemblablement  — 
cysticerque  calcifi^  de  l'orbite.    Arch.  d'Ophthalm.  1905.  Jnill. 

132.  Paul,  L.,  Ein  Fall  von  vollständiger  Losreissung  der  Retina  von  dem  Sehnerven 
nach  BulbusYerletzung.    Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  1905.  XI,  III,  I.  p.  185. 

133.  *Pause,  G.,  Ein  Fall  von  Adenom  der  Meibom  sehen  Drflsen.  Klin.  Monatsblätfer 
für  Augenheilk.  1905.  p.  88. 

134.  Peiper,  Otto,  Beitrag  zur  Kasuistik  und  Statistik  der  Augenschussverletzungen. 
luaug.-Diss.    Berlin  1905. 

135.  Peschel,  Max,  Ein  Fall  von  Dermoidzyste  der  Orbita  mit  zahlreichen  Maatzellen. 
Beiträge  zur  Augenheilk.  1905.    Festschrift  für  Hirschberg. 

136.  *Petit,  Cancer  de  Toeil  d'origine  conjonctivale.  Bull,  et  m^m.  de  la  societ^  anat  de 
Paris  1905.  Nr.  1.  p.  15. 

137.  *Pfa]z,  Behandlung  der  Verbrennungen  der  Augen  und  der  Augenlider.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905.  p.  1412. 

138.  Pihl,  Albin,  Eine  kleine  Abänderung  des  Hautschnittes  bei  der  temporären  Resektion 
der  äusseren  Orbitalwand  nach  Krönlein.  Zwei  Operationsfälle.  Sjontralbl.  f.  Augen- 
heilk. 1905.  Juni.  p.  171. 

139.  —  Über  ein  tumorähnliches  Gebilde  in  einer  leeren  Augenhöhle,  v.  Graefes  Archiv 
f.  Ophthalm.  Bd.  LXI,  1.  p.  233. 

140.  Plenk,  F.  L.,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  des  pulsierenden  Exophthalmus.  Wiener 
med.  Presse  1905.  Nr.  10. 

141.  Plitt,  W.,  Über  Tuberkulose  der  Tränendrüsen.  Klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  1905. 
Beilageheft.  p.  40. 

142.  Pollak,  Beitrag  zu  den  Verletzungen  der  Sehorgane  bei  SchläfenschQssen.  Wiener 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  36—39. 

143.  Preysing,  Zwei  Fälle  von  Siebbeinnekrose  und  Orbitalabszess  nach  Scharlach. 
Medizin.  Gesellschaft  zu  Leipzig  24.  X.  1905.  Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  p.  2346. 

144.  Purtscher,  Otmar,  Zur  Vorhersage  der  Augen  Verletzungen  durch  stumpfe  G  ewalt 
mit  besonderer  Berficksichtigung  des  Kuhhornstosses.  Beiträge  zur  Augenheilk.  1905. 
Festschrift  fQr  Hirsch  borg. 

145.  *Ra  e h  1  m  an  n ,  E.,  Über  amyloide  Degeneration  der  Lider  und  Konjunktiva  des  Auges. 
Klin.  Monatsblätter  f.  Augenheilk.  1905.  II.  p.  435. 

146.  *Rasch,  Franz,  Die  in  der  Universitäts- Augenklinik  zu  Jena  im  Jahre  1904  ansge- 
fahrten  Operationen,  mit  besonderer  BerQcksichtigung  der  Operationen  am  Tränensack. 
Inaug.-Dissert.    Jena  1905. 

147.  Rave,  Edmund,  Über  die  intraokulare  Jodoformdesinfektion.  Inaug.-Dissert  Würz» 
bürg  1905. 


Meyer.  Yerletzungen  und  ohinirg.  Krankheiten  des  änsseren  Auges.  373 

148.  ^Behns  et  Salm on,  Tndiement  da  Cancer  catan^  par  le  radinm.  din.  Ophthalm. 
1905.  Nr.  17. 

149.  Beiehmann,  Viktor,  Beitrag  zar  Kenntnis  der  direkten  Sehnerrenverletznngen. 
Inang.*Dis8ert.    Jena  1905. 

130.  Beis»  Wilhelm,  Ein  Fall  von  Panophthalmie  mit  Gehimabszess  and  tödlicher  Menin- 

gitia.     ArdL  für  Aagenheilk.  1905.  Bd.  LIII.  p.  160. 
LSL  ^Böhmer,  Enc^phalooäle  doable  de  l'angle  interne  de  l'orbite  ä  type  faeial.  Archiv. 

d'Ophthalmol.  1905.  p.  829. 
152.  ^Büekel,  W.,  Über  das  Lymphom  resp.  Lymphadenom  der  Lider  and  der  Orbita. 

Inaiig.-Di88ert    Halle  1905. 
IdS.  *Bnm8zewicz-Kieff,  Das  Endotheliom  der  Orbitalhöhle.  Postep  okulistyczny  1905. 

April-Mai. 

154  Sachs,  M.,  Über  die  kosmetischen  Operationen  in  der  Aagenheilkande.  Wiener  med. 
Presse  1905.  Nr.  11. 

155.  ^achsalber,  A.,  Schossverletzang  beider  Sehnerven  mit  langdaaemder  Amaarose 
and  schliesslich  geringem  peripherem  Sehen.  Zeitschr.  f.  Aagenheilk.  1905.  Bd.  XIII. 
Ergftnzangsheft.  p.  727. 

156.  Sattler,  H.,  Über  ein  neaes  Verfahren  bei  der  Behandlang  des  parierenden  Ex- 
ophthalmus.   Klin.  Monatsbl.  fOr  Aagenheilk.  1905.  II.  p.  1. 

157.  Schirm  er,  Behandlang  von  infizierten  perforierenden  Aagenverletzangen.  Mttnch. 
med.  Wochenschr.  1905.  p.  1172. 

15S.  *Sehönherr,  Edaard,  Über  Eisensplitterverletzangen  des  Aages.  Inaug.-Dissert. 
Kiel  1905. 

159.  Scholz,  Aagast,  Über  Verletzangen  beider  Aagen  bei  Schläfenschüssen.    Inaag.- 

Dissert.    Greifswald  1905.  Dez. 
1^.  Schwalbach,  0.,  Zar  Behandlang  des  palsierenden  Exophthalmas.    EUin.  Monats« 

bUtter  f.  Aagenheük.  1905.  n.  p.  475. 
16L  Schwarzbach,  Eberhard,  Ein  Fall  von  Nekrose  der  Lider  and  des  Orbitalinhaltes 

Dach  Traama.    Inaag.-Dissert    Jena  1905. 

162.  *Scimeni,  Nearoma  plexiforme  delle  palpebre.  Annali  di  ottalm.  1905.  XXXIV. 
p.  329. 

163.  Shiba,  J.  Osaka  (Freibarg),  Über  die  Ätiologie  der  TrAnensackentzttndangen  bei 
Taberkalose  der  Ümgebang  und  über  Dacryocystitis  tubercalosa.  Klin.  Monatsbl.  1905. 
Bd.  XUIL  Beilageheft. 

164.  Sil  ex,  Zar  Behandlang  infizierter  Bulbaswanden.  Arztl.  Sachverständ.-Zeitg.  1905. 
Nr.  1. 

165.  *Sny  der,  Epithelioma  of  the  lid;  removal  by  dissection  and  X-ray  treatment.  Ophthal- 
malogy  1905.  April. 

166.  Spie  gier,  Beiderseitiger  Exophthalmas  bei  adenoiden  Vegetationen.  Bef.:  Mttnch. 
med.  Wochenschr.  1905.  p.  982. 

W.  ^tedmann,  The  treatment  of  inoperable  cases  of  malignant  disease  of  the  orbit  by 
tke  X-ray.    N.  Y.  Med.  Becord  1905.  Jani. 

168.  ^Taylor,  Ein  Fall  von  palsierendem  Exophthalmas  geheilt  darch  Ligatar  der  Carotis 
eommanis.    Ophthalm.  Society  of  the  Unit.  Kingdom.  V.  1905. 

169.  *Teich,  Die  erste  Hilfe  bei  Verletzangen  der  Aagen.    Medizin.  Klinik  1905.  p.  651. 
no.  ^iffany,  Flavel  B.,  Differential  diagnosis  of  intraorbital  tumors.    Joum.   1905. 

Vol.  45.  Nr.  14. 
ITl.  Trea,  E.,  Ein  Fall  von  Echinococcas  der  Orbita.  Arch.  fQr  Aagenheilk.  1905.  Bd.  LIII. 
p.  171. 

172.  *Tridon,  Sar  an  cas  de  dermolde  de  l'oeil.    Arch.  de  m^d.  expörim.  1905.  Jan. 

173.  Troasseaa,  A.,  Histoire  d'an  Epithelioma  palpEbral.    La  Presse  M4d.  1905.  Nr.  19. 

174.  *—  Un  cas  d'osteome  soas-conjonctival.    Annales  d^oculist  1905.  p.  363. 

Xil.  ^Tschistjakow,  P.  J.,  Primäre  Geschwulst  des  Sehnerven.  Westn.  Ophth.  1905.  VI. 

176.  Uhthoff,  W.,  Über  hochgradigen  Exophthalmas,  bedingt  durch  Schädeldeformität, 
besonders  durch  Depression  des  oberen  Orbitaldaches.  76.  Versammlung  Deutscher 
Natorforscher  and  Ärzte  in  Breslau  1904.  Bef.  Zeitschr.  f.  Augenheilk.  1904.  Bd.  XII,  5. 

177.  —  Paraffin-Tumoren  der  Lider  nach  plastischer  Injektion  in  den  Nasenrücken.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  35.  p.  1127. 

178.  *Vid6ky,  Ein  Fall  von  Tränendrüsengeschwulst.    Szemäszeti  Lapok  1905.  Nr.  2. 

179.  *Weeks,  John  C,  Oylindroma  of  the  orbits  and  lids.  Joum.  1905.  Vol.  45.  Nr.  14. 


374  JahrMberieht  fftr  Ghirargie.    U.  Teil 


180.  Weinkardt,  M.,  Klmiaek-sUiistisGliar  Bericht  Hb«  1122  EankloationeB  des  Aof- 
apfels.    Inaug.-Dissert.    Tübingen  1905. 

181.  *¥0A  Wesel,  Theedar,  Die  neaesea  Metheden  dev  Ble^avoiifaistik^  iBaue^^Diascrt. 
Freibnrg  i.  B.  1905. 

182.  *Wilder,  Blaetomykeae  dea  Avgeiüide.   Jonen,  of  Amer.  Aasoe.  190&.  Nr.  27. 

188.  *Wilm8en,  Die  Augenverleteniigen  in  der  Marboiger  Klinik  1890—1903.  IiiAii8.-Di88. 
Marbttig  1905. 

184.  Wolff,  Bruno,  Über  Angenverletznngen  dea  Kindea  bei  der  Gebort.  Bettrftge  zar 
Augenbeük.  1905w    Feataebrift  f&r  äirachbesg. 

185.  *Wolf,  Hugo,  Über  meine  Symblepharonoperation  am  doppelt  umgeaifilptsn  Ober- 
lide mit  Annflknig  der  tranaplanderten  Lappen  an  di«  Seknenauaatrahlwng  dms  Bectoa 
ocali  anper. 

186.  * —  Über  die  Übertragung  der  Wirkaamkeit  dea  Bectoa  ecnli  anper.  anf  das  Oberlid 
bei  Ptosis.    ZeiUchr.  für  Angenfaeilk.  1905.  Bd.  XIII.  p.  458  n.  460. 

187.  *Wfirdemann,  Exepbthalmoa  und  Sphenoidalabazeaa.  Tbe  Opbthalm.  Record  1905. 
Jan.  p.  18. 

188.  —  Primary  melanotic  sarcoma  of  eyelid.    Ophthalmology  1905.  IL  p.  38. 

Zwei  sehr  missliche  Zwisehenfälle  nach  PaxaffiBinjektioneii  wegen  Sattel- 
nase teilt  Uhthoff(177)  mit.  In  dem  ersten  Falle  trat  bei  einer  45 jährigen 
Frau  während  der  dritten  Injektion  von  ^/s  g  Paraffin  von  43  °  Schmelzpunkt 
plötzliche  Erblindung  des  linken  Auges  ein,  unter  dem  typisch^i  Bilde  der 
Embolie  der  Art.  centralis  retinae.  Diese  Fälle  sind  glÜGklicherweiae  ausser- 
ordentlich selten. 

In  dem  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  einen  57jährigen  Arbeiter, 
dem  ebenfalls  wegen  Sattelnase  von  einem  Arzte  dtei  Injektionen  mit  Paraffin^ 
unbekannten  Schmelzpunktes,  jedenfalls  Weichparaffin,  gemacht  waren.  Ein 
Vierteljahr  später  sparte  der  Äfann  nach  starker  Anstrengung,  wobei  er  sehr 
in  Seh  weiss  gekommen  war,  ein  Jucken  und  Drücken  in  beiden  Augen,  die 
am  folgenden  Tage  nicht  mehr  geöffnet  werden  konnten.  Es  bestand  eine 
mächtige,  paukenförmige  Auftreibung  der  oberen  und  unteren  Lider,  die  die 
Lider  fest  aufeinander  presste,  so  dass  dieselben  spontan  nicht  die  Spur  ge- 
öffiiet  werden  konnten.  Die  Konsistenz  der  tumorartigen  Auftreibungen  war 
sehr  derb,  die  Haut  zum  Teil  ganz  fest  damit  verwachsen. 

Die  derben  Massen  wurden  in  mehreren  Sitzungen  entfernt.  Dabei 
zeigte  sich,  dass  sie  teilweise  ganz  diffus  in  das  umgebende  Gewebe  über- 
gingen. Der  Orbikularis  und  Levator  waren  ganz  durchwuchert.  Bei  der 
Heilung  fiel  eine  starke  Retraktion  überall  auf.  Mikroskopisch  fand  sich 
stellenweise  in  ausgedehntem  Maese  Paraffin  in  Tropfenform  im  entzüodlich 
derb  infiltrierten  Gewebe,  zum  Teil  waren  massenhaft  rielkemige  Riesenzellen 
in  die  entzündliche  Wucherung  eingestreut.  Es  liegen  also  keine  scharf  ab- 
gegrenzten Paraffintumoren  vor,  sondern  eine  Infiltration  des  Gewebes  mit 
Paraffinpartikeln  und  dazwischenliegender  starker,  entzündlicher  Wuchermig, 
die  sekundär  durch  das  in  das  Lid  gewanderte  Paraffin  hervorgerufen  ist. 

Diese  Fälle  mahnen  zu  äusserster  Vorsicht,  namentKch  mit  Weichparaffin. 
Man  soll  daher  nicht  zuviel  Paraffin  auf  einmal  injizieren  und  nicht  zu  schnell 
hintereinander,  stets  aber  unter  Absperrung  der  umgebend^i  Blutbahnen 
während  der  Injektion. 

Der  von  Schwarz bach  (161)  mitgeteilte  Fall  von  Nekrose  der  Lider 
und  des  Orbitalinhaltes  ist  ätiologisch  nicht  ganz  aufgeklärt,  wahrscheinlich 
handelte  es  sich  um  eine  schwere  Quetschung  durch  Fall  auf  eine  Ofenkante 
in  einem  Anfall  von  Delirium  tremens  und  nachträgliche  Infektion,  welche, 
da  der  Verletzte  die  ganze  Nacht  sich  selbst  überlassen  blieb  und  der  In* 


Hey  er,  Yerletzuigen  und  ehirarg.  Eraiikbeiten  dee  äasseren  Auges.  375 

gegenüber  geringe  Widerstandskraft  besass,  zu  der  schweren  Nekrose 
fiihrU. 

Berger  (18)  stellt,  gestützt  auf  das  Material  der  Strassburger  Klinik 
fest»  dass  die  direkten  isolierten  Verletzungen  der  äusseren  Augenmuskeln 
aaseerst  selten  sind«  Der  Muskel  reisst  meist  an  der  schwächsten  Stelle  beim 
Übei^ang  in  die  Sehne.  Verf.  empfiehlt  mit  dem  operativen  Eingreifen  ab- 
iBwarten  bis  zur  Resorption  der  oft  starken  Blutergüsse  und  dann  die  regel- ' 
rechte  Vorlagerung  zu  machen^  bei  der  man  das  abgerissene  Muskelende  meist 
etwas  weiter  hinten  am  Bulbus  inseriert  findet. 

£ine  besonders  kleine  Art  von  Rupturen  an  der  Homhautgrenze ,  die 
Ton   den  Skleralmpturen  etwas  abweichen,  hat  Fuchs  (55)  Gelegenheit  ge- 
habt   m  17  Fällen  zu   beobachten.    Es  handelt  sich  hier  nicht  um  direkte 
Ihirchtrennung  der  Augenhüllen,  sondern  um  eine  Berstung  yon  innen  heraus. 
Während  die  Länge  der  gewölailichen  typischen  Skleralrupturen  8 — 12  mm 
beträgt,  ist  die  Länge  dieser  Rupturen  2 — 4  mm.     Der  Riss  sitzt  1 — 2  mm 
Tom  Limbua  oder  in  diesem  selbst  und  nicht  wie  bei  der  Skleralruptur  2  bis 
5  mm  vom  Limbus.     Diese  Rupturen  liegen  fast  stets  nach  oben  und  innen. 
Es  kommt  regelmässig  zu  einem  meist  kleinen  Irisprolaps;  Abreissuug  der 
Iris,   Iridodialyse  ist  nicht  selten,   ferner  öfters  Zerreissung  der  Zonnia  und 
der  Linsenkapsel.    Während   die   Skleralrupturen   meist   bei   älteren  Leuten 
beobachtet  werden,  finden  sich  diese  Rupturen  an  der  Hornhautgrenze  gerade 
bei  jugendlichen  Individuen.    Die  Prognose  ist  im  ganzen  gut.    Die  wichtige 
Therapie  besteht  im  Abtragen  des  Irisprolapses  unter  sorgfältiger  Reposition 
der  Iiisschenkel.    Bei  etwaigem  Klaffen  der  Wunden  Bindehautdeckung. 

Die  Wunden  werden  vielleicht  oft  für  die  Folge  direkten  Eindringens 
des  Terletzenden  Körpers  ins  Auge  gehalten.  Es  lässt  sich  aber  meist  aus 
den  Begleiterscheinungen  eine  Kontusion  feststellen. 

Nach  eigenen  Erfahrungen  an  74  Fällen  erörtert  Purtscher  (144) 
die  Frage  der  Prognose  der  Augenverletzungen  durch  stumpfe  Gewalt  bezüg- 
lich der  Erhaltung  des  Sehvermögens  als  auch  der  Gefährdung  des  anderen 
Auges  dnrch  sympathische  Ophthalmie.  Bei  den  Kuhbornstossverletzungen 
fanden  sich  26  Fälle  von  Berstung,  in  fast  Vs  der  Fälle  wurde  brauchbare 
Sehkraft  erzielt.  Die  Zerschmetterung  des  Augapfels  erfordert  sofortige 
Eaukleation,  während  die  Berstung  mit  offener  Wunde  eine  leidlich  gute 
Prognose  hat,  falls  der  Glaskörperverlust  nicht  zu  gross  ist.  Die  subkonjunk- 
tivalen  Rupturen  sind  günstiger,  doch  kann  es  stets  zur  endogenen  Infektion 
kommen. 

Wolff  (184)  hat  an  dem  poliklinischen  Material  der  Charite  vier  Falle 
von  Augenverletzungen  bei  der  Geburt  auf  581  Geburten  bei  engem  Becken 
▼ahrend  10  Jahren  beobachtet  und  gibt  im  Anschluss  an  diese  Fälle  eine 
ToUständige  Literaturübersicht  und  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Lite- 
ratur in  einer  Tabelle. 

Als  Fortsetzung  einer  Dissertation  von  Breckle:  Erfolgreiche  Extrak- 
tion von  Kupfersplittem  aus  dem  Auge,  Tübingen  1904,  gibt  Hornstein  (86) 
einen  zusammenfassenden  Bericht  über  die  in  der  Tübinger  Klinik  beobach- 
teten Fälle  von  Verletzung  des  Auges  durch  Kupfer-  und  Messingsplitter, 
insgesamt  über  65  Fälle,  die  mit  drei  Ausnahmen  das  männliche  Geschlecht 
betrafen.  53  Fälle  sind  Zündhütchenverletzungen,  die  übrigens  mit  Abnahme 
der  Verwendung  der  Zündhütchen  seltener  geworden  sind.  Der  Verlauf  richtet 
sich,  al^esehen  von  der   etwa   stattgehabten  Infektion,  nach  dem  Sitz   des 


376  JahreBbericht  fftr  Chirurgie,    ü.  Teü. 

Splitters,  der  in  '/s  der  Fälle  im  Glaskörper  sass  and  dort  znr  Abszessbildang 
geführt  hatte,  besonders  wenn  er  auf  dem  Ziliarkörper  lag.  In  12  Fällen 
wurden  Extraktionsversuche  gemacht,  von  denen  drei  gelangen.  Diese  Fälle 
geben  Anregung,  von  der  primären  Enukleation  Abstand  zu  nehmen  und  in 
geeigneten  Fällen  immer  wieder  Extraktionsversuche  vorzunehmen,  und  zwar 
mittelst  meridionalen  Skleralschnittes,  wie  bei  den  Eisensplittern. 

Mit  den  Schussverletzungen  des  Auges,  besonders  mit  der  Wirkung  der 
einzelnen  Geschossarten  auf  das  Auge  beschäftigt  sich  Pei per  (134)  sehr 
eingehend  an  der  Hand  einer  grösseren  Kasuistik  aus  der  Berliner  Univer- 
sitäts-Augenklinik. 

Pollak  (142)  weist  auf  die  Schwierigkeiten  hin,  welche  bei   den  Ver- 
letzungen der  Sehorgane  bei  Scbläfenschüssen  entstehen,  bezüglich    Diagnose 
und  Prognose,  hauptsächlich  aber  für  die  Beurteilung,  ob  die  Folgezustäode 
durch  das  Projektil  selbst  oder  durch  Knochenfragmente,   welche    von    der 
Bahn  des  Geschosses  abseits  liegen  können,  oder  endlich   durch  Blutergüsse 
verursacht  sind.    Er  versucht  Symptomgruppen  derart  aufzustellen,    dass  be- 
stimmte  Erscheinungen    auf   bestimmte   Arten   von   Verletzungen    hinweisen 
können,  und  beschäftigt  sich  vor  allem  mit  dem  aus  dem  Verhalteu  des  Ge- 
sichtsfeldes zu  ziehenden  Schlüssen  an  der  Hand  von  vier  Fällen,  die  er  be- 
züglich des  Geschossganges  nach  den  Symptomen  analysiert.     Von  diesen  ist 
besonders  ein  Fall  interessant,  der  einen  sektorenförmigen  Ausfall  im  unteren 
nasalen  Quadranten  des  linken  Gesichtsfeldes  bei  rechtsseitigem  Einschuss 
aufwies,  mithin  eine  Verletzung  des  Optikus  temporal  und  oben.   Dieser  Fall, 
bei  welchem  das  Geruchsvermögen  vollständig  aufgehoben  und  gleich   nach 
der  Verletzung  ein   ungeheueres  Durstgefühl  aufgetreten  war,   lässt   sich   so 
erklären,   dass  das  Projektil,   das  knöcherne  Orbitaldach   durchschlagend,   in 
die  Schädelhöhle  eingedrungen  ist,  die  Lamina  cribrosa  frakturiert,  den  Riech- 
kolben zerstört  und  den  linken  Processus  clinoideus  getroffen  hat,   der  abge- 
brochen wurde,  nach  innen  rotierte  und  so  die  intrakranielle  Verletzung  des 
Optikus  temporalwärts  und  oben  zustande  brachte,  genau  so,  wie  sich  dies 
in  einem  Falle  von  Berlin  anatomisch  nachweisen  Hess.    Das  Symptom  des 
enormen  Durstgefühls   wird   auch    bei   Geschwülsten   des  Chiasma   und    der 
Hypophysis  beobachtet  und  war  hier  wohl  durch  Blutungen  in  die  Hypophysis- 
Gegend  veranlasst.     Das  Röntgenbild  ergab  die  Kugel  an  der  Stelle,  wo   die 
Augen-Gehirnhöble  und  die  äussere  Schläfengrube  aneinander  grenzen.     Erst 
durch  die  klinischen  Symptome   wurde  die  genaue  Lokalisation  ermöglicht. 
Nach  Ansicht  des  Verfs.  lässt  die  Röntgen-Diagnostik  bei   diesen  Fällen  im 
Stich  und  ist  überschätzt  worden.     Um  so  wichtiger  sind  die  präzisen   klini- 
schen Lokalisationsdiagnosen,   welche  durch  die  Augensymptome  und  die  Ge- 
sichtsfeldaufnahme ermöglich  werden. 

Bei  der  konzentrischen  Einengung  des  Gesichtsfeldes  handelt  sich  meist 
um  eine  Fraktur  oder  Splitterbildung  im  Canalis  opticus.  Die  anschliessende 
Kallusbildung  führt  hier  nach  6 — 8  Wochen  zur  völligen  Erblindung,  was  für 
die  Prognose  wichtig  ist. 

Zwei  neue  Fälle  bringt  Scholz  (159)  nach  ausführlicher  Besprechung 
der  Literatur  über  die  Verletzungen  der  Augen  bei  Schläfenschüssen  aus  der 
Greifswalder  Klinik  bei.  In  dem  einen  Falle  waren  beide  Optici  durchtrennt, 
in  dem  anderen  hatte  wahrscheinlich  eine  in  den  Stamm  des  Optikus  erfolgte 
Blutung  ein  zentrales  Skotom  auf  dem  linken  Auge  veranlasst,  während  rechts 
der  Optikus  durchtrennt  war. 


Meyer,  Verletzangeii  und  chirarg.  Krankheiten  des  äasseren  Auges.  377 

Eine  eigenartige  Verletzung  der  Orbita  sah  Lafon  (105).    Eine  70jährige 
Frau  bohrte  sich  bei  einem  Sturz  eine  Schirmspitze  über  dem  inneren  Augen- 
inukel  in  die  Orbita.    Die  Spitze  drang  4  cm  vom  Einstich  in  der  Mitte  der 
Stirn  heraus.     Die  Beobachtung  ist  interessant,  da  die  Spitze  nach  Durch- 
XT^nnung  des  Ligamentum  palpebr.  int.  in  die  Orbita  so  weit  eingedrungen  ist, 
das  sie  den  Rectus  internus  vollständig  und  die  Aponeurose  des  Levator  in 
der  inneren  Hälfte  zerrissen  hat.  Anstatt  nun  weiter  in  die  Tiefe  zu  dringen, 
ist  die  Spitze  um  den  Orbitalrand  herumgegangen  und  mitten  auf  der  Stirn 
herausgekommen.    Im  inneren  Orbitalwinkel  war  ein  fest-weicher,  druckemp- 
findlidier,  haselnussgrosser  Tumor  vorhanden,  der  sich  bei  Inzision  fibrös  er- 
wies, knirschte  und  blutreich  war,  das  Periost  war  im  Orbitalwinkel  verdickt, 
der  Knochen  intakt. 

In  einer  sehr  guten,  farbigen  Tafel  gibt  Paul  (132)  das  ophthalmosko- 

pisdie  Bild  eines  einzigartigen  Falles  von  totaler  Losreissung  der  Retina  von 

dem  Sehnerven,  welches  seine  Entstehung  nur  einer  ganz  besonderen  Ver- 

ietzungsmechamk  verdanken  kann.    Bei  den  Fällen  der  Literatur  handelt  es 

ach  um  Ausreissang  des  Sehnerven  aus  dem  Skleralloch,  während  hier  der 

Patient  mit  dem  Auge  auf  einen  oben  breiten  Pfahl  gefallen  ist,  wodurch  der 

fiulbi»  stark  nach  hinten  und   direkt  auf  den   Sehnerven  gedrückt  wurde. 

Di^e  Verletzung  wird  im  allgemeinen  nicht  viel  schaden.     Wenn  aber  der 

Stoss  den  Bulbus  direkt  g^enüber  dem  Sehnerveneintritt   trifft,    so   kann 

der  Sehnerv  nicht  ausweichen  und  wird  in  den  Bulbus  hineingestülpt.    Die 

Betina  kann  sich  nicht  mit  einstülpen,   da  sie  durch  den  Glaskörper  an  die 

Sklera  festgepresst  wird.     Die  Folge  muss  eine  vollständige  Losreissung  der 

Ketina  vom  Sehnerven  sein*,   während  die  Ghoroidea,   die  mit  dem  Opticus 

nicht  in  direktem  Zusammenhang  steht,  keine  wesentliche  Verletzung  erleidet. 

Zur  Kasuistik  der  direkten  Sehnervenverletzungen  bringt  Reichmann 

,149)  zwei  neue  Fälle  von  Verletzung  im  gefasslosen  Abschnitt. 

Über  zwei  Fälle  von  Limbustumoren ,  ein  Karzinom  und  ein  Melano- 
sarkom,  die  mit  Erhaltung  des  Bulbus  exstirpiert  wurden,  berichtet  B 1  o  h  m  (29). 
Das  Melanosarkom  hat  seinen  Ausgang  wahrscheinlich  von  einem  Naevus  pig- 
mentosus  am  Limbus  genommen,  die  Entstehung  des  Karzinoms  ist  dunkel. 
Diese  Tumoren  neigen  zwar  zu  Bezidiven,  bilden  aber  nur  sehr  selten  Meta- 
stasen, weshalb  die  Exstirpation  im  Gesunden  bei  dauernder  Beobachtung  des 
Patienten  genügt.  Verf.  bespricht  dann  im  Anschluss  daran  die  Technik  der 
in  dem  einen  Falle  zur  Verhütung  des  Hinaufwachsens  der  Konjunktiva  an- 
gewandten Transplantation  von  Kaninchen-Kornea. 

Ischreyt  (95)  hat  an  einer  Tabelle  von  45  Beobachtungen  von  epi- 
balbären  Karzinomen  aus  der  Literatur  und  zwei  eigenen  genau  untersuchten 
Fällen  versucht,  die  Frage  nach  der  Art  und  der  Häufigkeit  der  Perforation 
der  Sklera  bezw.  der  Gefährlichkeit  dieses  Prozesses  zu  lösen  und  scharf  be- 
stimmte Indikationen  zur  Enukleation  aufzustellen. 

Eine  absolute  Lidikation  zur  Enukleation  scheinen  ihm  die  Limbuskar- 
zisome  zu  geben.  Hier  muss  also  die  Diagnose  durch  Probeexzision  gesichert 
sein.  Bestimmend  ist  das  Auftreten  von  Drüsenmetastasen.  Bei  einem  Falle 
TOD  auf  den  Bulbus  übergreifendem  Lidkarzinom  konnte  ein  Eindringen  in 
den  Bulbus  nicht  konstatiert  werden. 

In  dem  von  Hirschberg  und  Ginsberg(82)  mitgeteilten  Falle  han- 
delt es  sich  um  eine  komeale  Neubildung,  die  in  die  Gruppe  der  entzünd- 
üclien  Pseudotumoren  gehört,   bei  einem  stark  tuberkulösen  Kinde.     Wahr- 


378  Jahreabeiiefat  fttr  Chirurgie.    II.  Teil. 

schemlich  hat  es  sich  auch  bei  dem  Hornhautprozess  um  Tuberkulose  g^bandelt^ 
doch  liessen  sich  keine  Bazillen  nachweisen,  nur  junges  GranalatioDSgewebe» 
z.  T.  mit  Scfaleimgewebe. 

van  Duyse  (50)  beobachtete  einen  67  jährigen  Mann  mit  symmetrischer^ 
pseudoleukämischer  Anschwellung  der  Träaenr  und  Speicheldrüsen  und  einem 
flachen  Tumor  am  Gaumendach.  Die  Biutontersuchung  schloss  Leukämie  aus. 
Mit  Röntgenstrahlen  wurde  ein  Schatten  im  Mediastinum  festgestellt  Daa 
eine  Lymphom  der  Tränendrüse  war  unter  Radiotherapie  zurückgegangen,  als 
plötzlich  Exitus  eintrat.  Nach  Ansicht  des  Yerfs.  führt  die  isolierte  lympho* 
matöse  Hyperplasie  der  Tränen-  und  Speicheldrüsen  wahrscheinlich  zu  den 
Fällen  mit  allgemeiner,  peripherer  Drüsenschwellnng.  Wenn  die  Ansicht 
V.  Brunns  richtig  ist,  dass  diese  Fälle  nur  graduell  verschieden  sind,  so  hat 
das  von  v.  Mikulicz  aufgestellte  Krankheitsbild  für  sich  keine  Existensbe- 
rechtigung  mehr. 

Einen  der  seltenen  Fälle  von  Dacryops  bringt  Gold  zieher  (59)  bei. 
Es  handelte  sich  um  eine  nussgrosse  Geschwulst  zwischen  äusserem  Komeal- 
limbus  und  Canthus  externus,  die  oben  und  unten  bis  in  den  Fomix  reichte. 
Die  Entfernung  des  nicht  druckempfindlichen,  durchscheinenden,  mit  der  Sklera 
nur  locker  yerwachsenen  Tumors  gelang  leicht.  Es  ergab  sich  eine  Zyste 
mit  wasserklarer  Flüssigkeit,  in  deren  Wand  sich  noch  einige  kleinere  Zystchen 
befanden.  Mikroskopisch  zeigten  sich  Querschnitte  von  Drüsensubstanz  und 
im  oberen  Teil  eine  Partie  der  Glandula  lacrymalis  palpebr.  mit  einem  Aus- 
führungsgang der  Tränendrüse.  Verf.  stellt  dann  seinen  Fall  den  in  der 
Literatur  niedergelegten  18  Fällen  von  Dacryops  und  Hydatis  glandulae 
lacrymalis  gegenüber  und  stallt  danach  das  Bild  des  Dacryops  folgender* 
massen  auf.  Der  Dacryops  sitzt  stets  im  äusseren  Ai^enwiiidcel  von  b^den 
Lidern  bedeckt,  in  lockerem  Zusammenhang  mit  der  Sklera,  von  Konjunktiva 
bedeckt,  zeigt  Fluktuation  und  wasserklaren  Inhalt.  Die  Funktion  der  Tränen- 
Sekretion  bleibt  normal,  die  Beschwerden  sind  gering.  Nur  die  retrobulbären 
Zysten  scheinen  bedenkliche  Symptome  hervorzurufen.  Die  Differentialdiagnose 
ist  hier  manchmal  nicht  leicht. 

Es  scheint  sich  bei  dem  Dacrypos  um  eine  sogen.  ^Schleimzyste^  zu 
handeln  wie  bei  der  Ranula,  um  Kombination  einer  Myxangioitis  der  Aus- 
führungsgänge mit  einer  partiellen  Myxadenitis.  Das  doppelseitige  Auftreten 
bei  zwei  Fällen  der  Literatur  und  der  gleichzeitige  Befund  bei  zwei  Schwestern 
lassen  den  Gedanken  an  eine  angeborene  Anomalie  aufkommen.  Von  allen 
Theorien  scheint  dem  Verf.  jene  der  originären  Erkrankung  der  Tränendrüse 
für  die  meisten  Fälle  die  grösste  Wahrscheinlichkeit  zu  haben. 

Plitt  (141)  gibt  eine  Übersicht  über  27  in  der  Literatur  niedergelegte 
Fälle  von  Tuberkubse  der  Tränendrüsen.  In  keinem  Falle  ist  die  Diagnose 
vor  der  Exstirpation  richtig  gestellt  worden.  Der  Nachweis  von  Tuberkel- 
bazillen ist  nur  in  4  Fällen  gelungen.  Er  gelang  auch  in  dem  dann  vom 
Verf.  mitgeteilten  Falle  nicht,  sondern  erst,  nachdem  die  Schnitte  3  X  24 
Stunden  im  Brutschrank  in  Karbolfuchsin  gefärbt  waren.  Dieser  Fall  ist  ein 
Unikum  in  bezug  auf  die  mannigfaltige  Lokalisation  der  Tuberkulose  im  Tränen- 
apparat, nämlich  in  beiden  Tränendrüsen,  links  in  der  Konjunktiva  der  oberen 
Übergangsfaite ,  rechts  sekundär  im  Tränensack,  der  nach  Auftreten  einer 
teigigen  Anschwellung  wenige  Tage  nach  der  Exstirpation  der  Tränendrüse 
entfernt  wurde.  Es  handelte  sich  um  ein  grosses,  ziemlich  kräftig  gebautes 
Mädchen,  das  stark  erblich  belastet  war   und  früher  selbst  an  Husten   und 


Meyer,  Verletsmigen  nnd  chirarg,  Krankheiteii  des  äusaeren  Auges.  379 

iaflwarf  gditten  hatte.  Schon  5  Jahre  vorher  hatte  sieh  eine  Anfichwelbmg 
des  Oberhdea  in  der  Gregend  der  Tränendrüse  gezeigt.  Der  orbitale  Teil  des 
Oberüfllea  hing  in  der  lateralen  BäJfte  stark  über  den  palpebralen  herüber. 
Ib  der  geschwollenen  Partie  fühlte  man  einen  haselno^sgrossen  derben 
Knoten. 

Verf.  entwirft  dann  zusammenfassend  das  klinische  Krankheitsbild  der 
Trinendrüaentnberknk)se  und  weist  besonders  aof  die  Wi^igkeit  der  heredi- 
tären Belastung  nnd  der  genauen  Untersnchang  auf  andere  tuberkulöse  Herde 
iiin.  Da  es  sich  aber  auch  bei  Fehlen  j^lichen  derartigen  Anhaltes  um 
Trinendrnae&taberkuiose  handeln  kann,  empfiehlt  er  für  alle  Fälle  indolenter 
Triaendräaenschwellung  die  diagnostische  TuberkuKn-Injektion. 

Shiba  (163)  glaubt,  dass  man  sich  bei  häufiger  Untersuchung  exstir- 
pierter  Trinensäcke  überzeugen  wird,  dass  einerseits  nicht  alle  Fälle  von 
Dakryozystitis  bei  Tuberkulose  des  Gesichtes,  der  Nase  etc.  echt  tuberkulös 
sind,  dass  es  aber  andererseits  Fälle  von  tuberkulöser  Dakryozystitis  gibt» 
Teiche  klinisch  nicht  als  solche  diagnostiziert  werden.  Zur  Beleuchtung  dieser 
Tatsache  bringt  er  13  Fälle  aus  der  Freiburger  Klinik,  ans  welchen  hervor- 
gdit^  dasff  sich  auch  unter  dem  Bilde  der  gewöhnlichen  eitrigen  Dakryozystitis, 
wie  unter  dem  der  Phlegmone  eine  tuberkulöse  Entzündung  des  Tränensackes 
Terbeigen  kann.  Es  ist  das  ein  Gnmd  mehr,  bei  den  schweren  chronischen 
Trinensackeiterungen  in  weitem  Masse  die  Exstirpation  des  kranken  Tränen^- 
sad^es  in  Anwendnng  zu  Inringen.  Bei  Fällen,  welche  nach  der  Exstirpation 
ein  RezidiT  oder  eine  Fistel  zeigen,  ist  besonders  an  Tuberkulose  zu  denken, 
äokfae  Fälle  Ton  primärer  Tränensacktuberkulose  sind  nicht  so  selten.  Bei 
hartnäckigen  Fällen  von  Dakryozystitis  hat  man  immer  an  Tuberkulose  zu 
denken.  Bei  Tuberkulose  des  Gesichts  und  der  Nase,  ja  auch  bei  Konjunkti- 
raltoberknlose  ist  die  Dakryozystitis  manchmal  nur  entzündlich.  In  anderen 
Fallen  ist  eine  aufsteigende  Tuberkulose  der  Tränenwege  anzunehmen.  Da 
in  den  genannten  Fällen  die  konservative  Therapie  ganz  unzuverlässig  ist, 
Hnd  für  das  Allgemeinbefinden  nicht  unbedenklich,  so  ist  die  Exstirpation 
des  Tränensackes  das  einzig  Richtige.  Der  Vorschlag  von  Morax,  den 
Eiter  auf  Tuberkdbazillen  zu  färben,  ist  beherzigenswert.  In  Wirklichkeit 
kommt  Tränensacktuberkulose  relativ  selten  bei  Konjunktivaltuberkulose  vor. 
Den  ig  hat  unter  73  Fällen  nur  drei  gefunden. 

Als  Indikationen  zur  Exstirpation  des  Tränensackes  stellt  Knapp  (100) 
auf:  1.  die  chronische  purulente,  anderer  Behandlung  trotzende  Dakryozystitis» 
2.  Wiederholte  Anfalle  Ton  akuter  Dakryozystitis  mit  Abszessbildung.  3.  Er- 
wdterung  des  Tränensackes,  mag  der  Inhalt  ausdrückbar  sein  oder  nicht, 
i  Tränensackfistel.  Die  lokale  Anästhesie  empfiehlt  sich  nur  bei  Fehlen  von 
Entzündnngserschräiungen,  eventuell  wird  vorher  noch  schwache  Kokainlösung 
in  den  Tränensack  eingespritzt.  Wichtig  ist  die  genaue  Prüfung  mittelst 
reflektierten  Lichtes,  dass  keine  Schleimhautreste,  entzündliches  Periost  oder 
kariöse  Knochen  zurückbleiben,  wobei  namentlich  auch  auf  die  Kuppe  der 
Fossa  lacrymalis  zu  achten  ist.  Wenn  der  Knochen  an  der  inneren  Wand 
sich  erkrankt  zeigt  und  oberflächliches  Kurettement  nicht  genügen  sollte, 
muss  eine  freie  Öffnung  nach  der  Nase  zu  geschaffen  werden. 

Dübbers  (48)  wiederholt  in  seiner  Arbeit  die  Ansicht  Axenfelds, 
dsss  die  Ausschaltung  des  Tränensackes  zweifellos  die  beste  Behandlungs- 
methode der  Dakryozystitis  bei  der  arbeitenden  Klasse  ist  (cfr.  diesen  Bericht 
über  1903)   und  schildert  eingehend  das  von  Axenfeld  unter  lokaler  An*- 


380  Jahresbericht  far  Chirurgie.    IL  Teil. 

ästhesie  geübte  Verfahren  der  subperiostalen  Ezstirpation  des  Tränensackes 
nach  Aufzählang  der  Indikationen.  In  einer  Tabelle  hat  er  100  von  Axen- 
f  el  d  ausgeführte  Exstirpationen  nach  Beruf,  Krankheitsverlauf  und  endgältigem 
Resultat  zusammengestellt.  Zum  Schluss  gibt  er  eine  Übersicht  über  die  die 
Frage  der  Therapie  des  Tränensackleidens  behandelnden  Literatur  der  letzten 
Jahre. 

Die  Unterbindung  der  Vena  ophthalm.  sup.  hat  bei  einem  von  Sattler 
(156)  mitgeteilten  Falle  von  pulsierendem  Exophthalmus  nach  Stossverletzung 
zur  Heilung  geführt.     Es  handelte  sich  um  einen  leicht  kompressiblen  Varjx 
aneurysmaticus   im  medialen  Teile  der  Orbita   mit   lauten  Blasegerauschen. 
Zur  Vorsicht  wurde  vor   der  Exstirpation   des  Sackes  die  Carotis    commun. 
freigelegt  und  mit  einer  losen  Fadenschlinge   versehen,    um   eine   eventuelle 
Blutung  sofort  beherrschen  zu  können.     Nach  Exstirpation  des  Sackes,    der 
durch  die  auf  das  Vierfache  verdickte  Venenwand  mit  reichlicher  Entwicke- 
lung  elastischer  Fasern  gebildet  wurde,  wurde  mit  einer  kleinen  eigens  dazu 
gefertigten  Aneurysma-Nadel  die  Vena  ophthalm.  super,  unterbunden,  worauf 
der  der  Vena  angul.   entsprechende   Sack   auch   noch   verschwand.     In    den 
ersten  17  Tagen  bestanden  heftige  Kopfschmerzen  ohne  Fieber,   die   analog 
den  Fällen  von  Szimanowsky   und  Lasarew   auf  Thrombose   des   Sinus 
cavern.  zu  beziehen  sind.     Nach  dem  äusserst  günstigen  Verlauf   in   diesem 
Falle  und  dem  Nachweis  der  beträchtlichen  Verdickung  der  Venen  wand  glaubt 
Sattler  der  prophylaktischen  Freilegung  der  Carotis  commun.  entraten  und 
in  ähnlichen  Fällen  mit  der  orbitalen  Operation  der  Unterbindung   und  Re- 
sektion der  aneurysmatisch  erweiterten  Vena  ophthalm.  sup.  allein  auskommen 
zu  können. 

Diese  Mitteilung  Sattlers  veranlasst  Schwalbach   (160)  auf  einen 
Fall  zurückzukommen,    den   er  in  der  Deutschen  med.  Wochenschrift  1905 
pag.   1050   veröffentlicht   hat.     Es   handelte   sich    um    einen   Exophthalmus 
pulsans   bei   einem  12jährigen  Knaben   nach  Stich   mit  Stricknadel,    dessen 
Entwicklung  Schwalbach  verfolgen  konnte.     Die  Diagnose  war  auf  Aneu- 
rysma arterio-venosum  der  Carotis  interna  sin.  und  des  Sinus  cavernosus  ge- 
stellt.   Der  Exophthalmus  nahm  trotz  geübter  Digitalkompression  der  Carotis 
commun.  zu.    Es  fiel  auf,    dass  bei  der  Kompression   der  Karotis   nur  das 
Schwirren  verschwand,   nicht  aber  ein  blasendes  Geräusch.     Dieses  schwand 
erst  nach  Kompression  der  anderen  Karotis  oder  nach  Druck  mit  dem  Finger 
tief  in  den  inneren  Augenwinkel  gegen  die  hintere  obere  Augenhöhlenwand. 
Bei  der  Operation  schwand  nach  der  Ligatur  der  Garot.  comm.  sin.  zunächst 
jedes  Geräusch,  nach  1 — 2  Minuten  aber  kam  das  blasende  Geräusch  wieder, 
wenn   auch   leiser.     Verf.  entschloss   sich   nun  zur  Resektion   des  fraglichen 
Gefässes,  welche  von  einem  Schnitt  am  Margo  supraorbitalis  nach  Spaltung 
der  Tenon  sehen  Kapsel  aus,  nach  doppelter  Unterbindung  auf  3 — 4  cm,  aus- 
geführt wurde.    Mit  dem  Augenblicke  der  Ligatur  hörte  jedes  Geräusch  auf, 
um  nicht  wiederzukehren.    Im  Gegensatz  zu  Sattler  fand  er  die  elastischen 
Elemente  in  dem  varikösen  Gefäss  nicht  vermehrt,   was  er  mit   dem  kurzen 
Bestehen   des  Prozesses   erklärt.     Auf  Grund   seines  Falles  kommt  Verf.  zu 
dem  Vorschlag,   dass  man  bei   der  operativen  Behandlung   des  Exophthalmus 
pulsans  zuerst  in  der  Orbita  den  Varyx  aneurysmaticus  resezieren  und  hierauf, 
wenn  sich  iiicht  sofort  der  gewünschte  Erfolg  zeigen  sollte,  die  Unterbindung 
der  Karotis  hinzufügen  müsse.    Er  ist  ebenfalls  für  den  Zugang  vom  inneren 
Augenwinkel  aus. 


Meyer,  Yerletzimgen  und  ehimrg.  Krankheiten  dee  äusseren  Aoges.  381 

Braunschweig  (33)  macht  auf  die  Wichtigkeit  der  Auskultation  zur 
Diagnose  des  pulsierenden  Exophthalmus  aufmerksam.  Ob  in  der  Orbita  ein 
fiiUbares  Pulsieren  entsteht,  hängt  in  erster  Linie  Ton  der  Dauer  des  Leidens 
ab.  Das  sausende  Geräusch,  das  durch  das  Einströmen  von  Arterienblut  in 
den  Sinus  cavernosus  entsteht,  muss  immer  zuerst  angetroffen  werden  und 
geht  dem  Exophthalmus  und  der  Pulsation  der  Orbita  voraus.  Die  Diagnose 
ist  daher  am  sichersten  mit  dem  Stethoskop  zu  stellen.  Wenn  der  trauma- 
tische Exophthalmus  die  Szene  beherrscht,  so  kann  die  Erkennung  des  even- 
tuell gleichzeitig  entstandenen  pulsierenden  Exophthalmus  sich  schwierig  ge- 
stalten und  dieser  lange  unentdeckt  bleiben,  wenn  nicht  das  Brausen  im 
Kopf  darauf  führt.  Bei  den  häufigeren  Formen  des  pulsierenden  Exophthal- 
mus, den  ohne  Orbitalverletzung  auftretenden  und  idiopathischen,  ist  als  erste 
cburakteristische  Erscheinung  das  Aneurysmageräusch  zu  betrachten.  Ex- 
ophthalmus und  Pulsation  schliessen  sich  erst  sekundär  an,  manchmal  erst 
nach  Monaten.  Zur  Differentialdiagnose  gegenüber  dem  enorm  seltenen 
Aneurysma  der  Arteria  ophthalmica  in  ihrem  orbitalen  Verlauf  empfiehlt 
Verf.  folgenden  Versuch.  Ganz  ähnlich  wie  bei  den  Aneurysmen  der  Extre- 
mitäten wird  sich  ein  solches  in  zentripetaler  Richtung  gar  nicht  oder  nur 
sehr  langsam  durch  Kompression  entleeren  lassen,  im  Gegensatz  zu  den 
beim  Karotis-Aneurysma  fast  augenblicklich  und  vollständig  wegdrückbaren 
Venektasien  der  Orbita. 

Bei  der  durch  zwei  Röntgenbilder  und  sphygmographische  Aufnahmen 
illustrierten  mitgeteilten  eigenen  Beobachtung  ist  es  nach  Ansicht  des  Ver- 
fassers durch  das  Projektil  (Schussverletzung  bei  Suicid),  das  bis  an  den 
Sinns  cavernosus  vorgedrungen  ist,  zu  einer  Berstung  der  Intima  in  der 
Carotis  interna  innerhalb  des  Sinus  cavern.  gekommen.  Es  hat  sich  zu- 
erst ein  Aneurysma  verum  gebildet  und  erst  später  ein  Aneurysma  arterio- 
Tenosum. 

Der  Fall  heilte  durch  Kompression  der  Carotis  communis,  deren  Wir- 
kimg sich  hier  erst  nach  4  Wochen  sicher  zeigte,  während  sie  sonst,  wenn 
überhaupt,  sehr  frühzeitig  eintritt.  Verf.  spricht  sich  nach  einem  Überblick 
über  die  beim  pulsierenden  Exophthalmus  geübten  Behandlungsmethoden  für 
die  Rompression  der  Carotis  communis  in  erster  Linie  aus  und  würde,  abge- 
sehen von  vitalen  Indikationen,  erst  bei  ihrem  Versagen  die  Unterbindung 
folgen  lassen,  eventuell  auch  die  Unterbindung  der  Vena  orbitalis  superior 
in  der  Tiefe  der  Orbita. 

Nach  Murray  (130)  ist  bei  pulsierendem  Exophthalmus  die  Ligatur 
der  Carotis  communis  der  Kompression  derselben  in  den  Resultaten  weit 
überlegen.  Sobald  das  Krankheitsbild  sich  voll  entwickelt  hat,  soll  sofort 
operiert  werden,  da  längeres  Warten  die  Sehkraft  gefährdet.  Die  rechtzeitige 
Operation  hat  in  etwa  80  ^/o  Heilung  oder  Besserung  erzielt.  Bei  Kückf allen 
ond  Misserfolgen  spielt  der  durch  die  Arteria  thyreoidea  sup.  sich  entwickelnde 
Materalkreislauf  eine  grosse  Rolle.  Aus  diesem  Grunde  scheint  die  Unter- 
bindung der  Carotis  interna  bessere  Resultate  zu  geben  als  die  der  Carotis 
communis.  Die  Unterbindung  der  Carotis  commun.  ist  bisher  5  mal  doppel- 
seitig bei  gesunden  Arterien  ohne  Todesfall  gemacht  worden.  Bei  zwei  Rück> 
Men  nach  Unterbindung  der  Carotis  comm.  führte  die  Exzision  des  Venen- 
geflechts am  inneren  Augenwinkel  zur  Heilung,  wahrscheinlich  indem  die  hier 
beginnende  Venenthrombose  sich  in  den  Sinus  cavernosus  fortsetzte.     Es  ist 


382  Jahrosbericht  f&r  Cbirorgie.    II.  Tsil. 

deshalb  vielleicht  zweckmässig,  zanäcbst  mit  dieser  Operation  zu  beginnen 
und  erst  bei  Fehlscblagen  derselben  die  Carotis  interna  zu  anterbäideii. 

Mnrray  berichtet  einen  eigenen  Fall,  in  dem  ein  Jaiir  nach  Unter- 
bindung  d^  Carotis  commnnis  ein  Rückfall  eintrat,  wahrsdieialich  ireil  erst 
die  Carotis  interna  satt  der  Carotis  commnnis  unterbunden  wurde. 

Maass  (New-Ytirk). 

Plenk  (140)  hat  in  einem  Fall  von  pulsierendem  Exophthalmna,  her- 
Yorgerufen  durch  einen  kompressiblen  Tumor  innen  oben  in  der  Orbita  nadi 
Querbruch  des  Schädeldaches  mit  Fortsetzung  auf  die  Schädelbasis,  durch 
Digitalkompression  der  Carotis  commun.  sin.  wegen  Ablehnung  der  Operation 
Eückgai^  des  Exophthalmus  gesehen,  allerdings  unter  Abnahme  des  Sebyer- 
mögens. 

Holz  (85)  teilt  zum  Kapitel  des  Exophthalmus  zwei  Fälle  mit,  in  denen 
ein  doppelseitiger  Exophthalmus  ohne  alle  Herzkomplikationen,  in  dem  einen 
Falle  aber  verbunden  mit  Graefeschem  und  Stell  wag  schem  Symptom 
nach  Entfernung  von  adenoiden  Vegetationen  im  Bachen  in  zehn  Tagen  yer- 
«chwand,  um  in  einem  Fall  nach  einem  Rezidiv  wieder  aufzutreten  und 
nach  radikaler  Entfernung  der  Rachenmandel  definitiv  zu  verschwinden.  Im 
«weiten  Falle  waren  auch  die  Gaumentonsillen  vergrössert,  jedodi  war  deren 
Entfernung  ohne  Einfluss,  erst  nach  Entfernung  der  Rachentonsille  war  nach 
<ca.  14  Tagen  der  Exophthalmus  ganz  verschwunden. 

Nach  Spieglers  (166)  Ansicht  ist  der  Exophthalmus  bei  adenoiden 
Vegetationen  gar  nicht  so  selten,  da  er  innerhalb  zwei  Wochen  fünf  Fälle  zu 
'Gesicht  bekam«  die  ausser  dem  Exophthalmus  keinerlei  Basedow- Symptome 
aufwiesen.  Verf.  nimmt  mit  Holz  einen  kausalen  Zusammenhang  zwischen 
•den  Adenoiden  und  dem  Exophthalmus  an,  glaubt  aber,  dass  die  hyperplastische 
Hachentonsille  eine  retrobulbäre  Lymphstauung  und  diese  den  Exophthalmus 
bedinge.    In  2  Fällen  war  gleichzeitig  Turmschädel  vorhanden. 

Der  Exophthalmus  bei  Turmschädel  hat  nach  Uhthoff  (176),  welcher 
mit  Illustrationen  3  Fälle  von  Exophthalmus  bei  Schädeldeformität  (1  Turm- 
:schädel,  1  Hydrocephalus  externus  und  1  Hydrocephalus  intern.)  mitteilt, 
eine  andere  Ursache.  In  allen  3  Fällen  ist  es  nämlich  eine  Knochendis- 
lokation und  damit  Veränderung  in  der  Gestalt  der  Orbita,  die  zum  Ex- 
ophtalmus  geführt  hat,  eine  Frontalstellung  des  Orbitaldaches  und  eine  Ver- 
ringerung des  vertikalen  Durchmessers  der  Orbita,  welche  ihre  Ursache  in 
der  Deformität  des  vorderen  Schädelabschnittes  und  einer  Depression  des 
oberen  Orbitaldaches  hat.  Venöse  Stauung  infolge  intrakranieller  Druck- 
Steigerung  mit  Kompression  des  Himsinus  dürfte  in  diesen  Fallen  als  ätio- 
logischer Faktor  wenig  in  Betracht  kommen. 

Birch-Hirschfeld  (25)  glaubt,  dass  man  bei  der  Ätiologie  des  trau- 
matischen Enophthalmus  nicht  suchen  soll,  eine  für  alle  Fälle  passende  Er- 
klärung zu  finden,  sondern  dass  man  weiter  kommen  wird,  wenn  man  jeden 
Fall  für  sich  allein  genau  analysiert  und  nach  den  Momenten  seiner  Ent- 
stehung sucht.  Er  bringt  die  Krankengeschichten  von  4  Fällen,  deren  einer 
1898  schon  von  Grüner t  veröffentlicht  worden  ist  und  bespricht  zunächst 
jeden  Fall  für  sich,  um  dann  festzustellen,  dass  allen  4  Fällen  gemeinsam 
ist  eine  Fraktur  des  Orbitalrandes  und  der  Orbitalwand,  die  auch  in  einem 
Falle  mit  Röntgen  direkt  nachgewiesen  werden  konnte. 

Ebenso  ist  in  den  Fällen  von  Le derer  die  Orbitalfraktur  als  Haupt- 
4]rsache  angesprochen.    Die  Kasuistik  von  Leder  er  ist  von  Meltzer  (I2ö) 


Hey  er,  Yerletmiigeii  und  diirarg.  Krankheiten  des  äuBseren  Aages.  863 

bis  zwa  Jabe  1905  fortgefahrt  worden  und  amfasst  68  Fälle.  Dazu  kommen 
noch  T  neue  Fälle,  also  im  ganzen  70  Fälle.  Eine  einheitliche  Entstehung 
ist  mcht  nachzuweisen.  Die  narbige  Schrumpfung  des  retrobulbären  Gewebes 
scheint  mdhi  ohne  Bedeutung.  Neuerdings  wur^  auch  die  Läsion  der  Fas- 
zienzipfel,  die  den  BtfHms  am  Orbitalrand  fixieren,  angeschuldigt.  Vielleicht 
Kefert  £e  Rratgenpho^graphie  eine  gute  Beihilfe  zur  Feststellung  der  sonst 
schwer  nachweisbaren  Depressionsfrakturen  der  Orbita.  Vermutlich  wird  sich 
auf  Gnmd  eines  ausgedehnteren  Materials  feststellen  lassen,  dass  das  klinische 
Bild  des  traumatischen  Enophthalmus  auf  yerschiedene  Weise  und  durch  das 
Zosamraenwirken  versohied^ier  Faktoren  entstehen  kann. 

ßnen  der  seltenen  Fälle  von  Echinococcus  der  Orbita  bat  Treu  (171) 
bei  einer  jungen  Frau  beobachtet,  der  nach  drei  im  Laufe  des  Entstehens 
erfolgten  Geburten  jedesmal  eine  Zunahme  des  Exophthalmus  gezeigt  haben 
soll.  Eine  sichere  Zunahme  des  Exopthalums  ist  dann  nach  einer  etwas 
energischen  Palpation  der  Geschwulst  durch  einen  Arzt  beobachtet  worden. 
Unter  temporärer  Resektion  nach  Krön  lein  wurde  der  die  ganze  Orbitalhöhle 
ausfüllende  flachhöckerige,  zystische  Tumor  nach  Feststellung  der  Diagnose 
entfernt,  indem  die  einzelnen  Zysten  eröffnet,  ausgekratzt  und  mit  Sublimat- 
bäoschen  ausgewischt  wurden.  Die  Heilung  erfolgte  per  primam.  Der  Ex- 
ophthalmus ging  rasch  zurück.  Verf.  erklärt  die  Zunahme  des  Exophthalmus 
nach  der  Untersuchung  bei  Fehlen  jeden  Anhaltes  für  eine  Hämahorrhagie 
so.  dass  damals  der  Bulbus  luxiert  wurde  und  die  Echinococcuszysten  dem 
Bulbus  nach  der  Druckentlastung  gleichsam  nachwuchsen. 

Während  bis  vor  kurzem  die  Lehre  galt,  dass  Echinococcus  im  Augen- 
inneren nicht  vorkomme  und  Kraemer  im  Handbuch  von  Graefe-Saemisch 
zwei  derartige  Beobachtungen  nicht  anerkannt  hat,  glaubt  Greeff  (62),  dass 
ein  von  Wem  er- Dublin  in  den  Ophth.  Society  Transact.  Vol.  XXIII  mit- 
geteilter Fall  einwandsfrei  ist.  Die  Zyste  lag  subretinal  bis  an  die  Linse 
heranreichend  und  stellte  sich  als  typische  Echinococcusblase  mit  Brutkapsebi 
heraus. 

Zur  Diagnostik  und  Pathologie  der  Orbitaltumoren  teilt  Birch-Hirsch- 
feld  (24)  Tier  Fälle  mit,  welche  einen  Orbitaltumor  mit  starkem  Exophthalmus 
vortäuschten,  bei  denen  es  sich  aber  weder  um  Lues  noch  Tuberkulose,  Leuk- 
ämie oder  Pseudoleukämie  handelte.  In  dem  einen  Falle  wurde  wegen  Ver- 
dachtes auf  Sarkom  im  Anschluss  an  die  Kr önl einsehe  Operati(m  die 
Exenteratio  orbitae  angeschlossen.  Nach  27*  Monaten  erschien  dieser  Patient 
mit  einem  ebenso  starken  Exophthalmus  auf  dem  anderen  Auge,  der  zu  einem 
Ulcus  corneae  und  zur  Perforation  führte  und  bestehen  blieb  bei  ungestörtem 
Allgem^befinden.  Die  mikroskopische  Untwsuchxmg  dieses  und  eines  anderen 
Falles  ei^b  die  Durchsetzung  des  ganzen  Orbitalgewebes  von  Herden  lymphoider 
Zeilen  mit  zahlreichen  typischen  Follikeln,  so  dass  Verf.  den  Prozess  am 
besten  als  ^disseminierte  Lymphomatose  des  Orbita''  zu  bezeichnen  glaubt. 
Das  Vorhandensein  von  Blutgefassyeränderungen  und  Plasmazellen  und  das 
doppelseitige  Auftreten  liess  an  einen  chronisch  entzündlichen  Prozess  denken. 
In  einem  anderen  Falle,  der  unter  Arsen  abheilte,  ergab  die  Untersuchung 
einer  Probeexzision,  die  im  Anschluss  an  die  Krönleinsche  Operation  ge- 
macht war,  denselben  Befund.  Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  ganz 
analoge  disseminierte  follikuläre  Herde  in  Fällen  von  Lymphangiomen  der 
Orbita  nachgewiesen  wurden. 


384  Jahresbericht  für  Chimrgie.    IL  Teil. 

Pihl  (139)  hat  IV»  Jahre  nach  der  Enukleation  eines  yerletzten  Auges 
eine  kleine  schwarzblaue  Geschwulst  von  3  mm  Durchmesser  in  der  Spitze 
der  Orbita  gefunden.  Die  Verletzung,  welche  zur  Enukleation  geführt  hatte, 
bestand  in  einer  horizontalen,  fast  bis  auf  den  Optikus  gehenden  Durch* 
trennung  des  Bulbus  durch  ein  gegen  das  Auge  geworfenes  scharfes  Blech- 
stück. Es  handelte  sich  histologisch  um  ein  Granulationsgewebe  mit  hämato- 
genem  Pigment  und  eingeschlossenen  feinen  Fremdkörperchen.  Verf.  denkt 
sich  die  Entstehung  so,  dass  durch  die  Verletzung  feinste  Schmutzpartikelchen 
in  die  Orbita  gedrungen  sind,  die  nach  der  Enukleation  auf  eineoi  Blut- 
koagulum  unter  der  Conjunct.  zurückgeblieben  sind.  Diese  haben  nun  durch 
formativen  Reiz  zur  Bildung  von  Riesenzellen  und  Granulationsgewebe,  dann 
zur  Einkapselung  geführt.  Parasiten,  Tuberkelbazillen  fehlten.  Die  Bildung 
dürfte  also  den  in  der  Literatur  beschriebenen  Fällen  von  sog.  ^Fremdkörper- 
tuberkulöse*'  ziemlich  nahe  kommen. 

G  o  1  o  w  i  n  (60)  gibt  die  histologische  Beschreibung  der  in  diesem  Jahres- 
bericht schon  1904  erwähnten  fünf  Fälle  von  Sehnerventumoren.  In  zwei 
Fällen  handelte  es  sich  um  maligne  Tumoren,  Endotheliom  und  Angiosarkom, 
beides  waren  extradurale  Tumoren.  Die  drei  übrigen  hält  Golowin  für 
durchaus  gutartig.  Er  ist  geneigt,  für  diese  Fälle  eine  ;,£lephanthiasis  nervi 
optici^  aufzustellen,  deren  Entstehung  er  sich  durch  eine  infolge  irgendwelcher 
Krankheitserreger  herbeigeführte  entzündliche  Yerklebung  der  Optikusscheiden 
und  nachfolgende  Hyperplasie  aller  Gewebsarten  denkt. 

Eine  Dermoidzyste  der  Orbita  exstirpierte  Peschel  (135)  bei  einem 
14jährigen  Kinde  blutsverwandter  Eltern.  Die  Entfernung  war  durch  Ver- 
wachsung mit  dem  Periost  erschwert.  Die  Wand  war  stellenweise  stark  ver- 
dickt durch  kavernöses  Gewebe.  Bemerkenswert  waren  eine  grosse  Zahl  von 
Mastzellen,  die  haufenweise  in  den  Zystenwandungen  lagen. 

Unter  ausführlichem  Eingehen  auf  die  Literatur,  die  Entwickelnngs- 
geschichte,  Topographie,  Ätiologie  und  pathologische  Anatomie  etc.  der 
Osteome  beschreibt  Heine  (77)  ein  vom  Siebbein  ausgegangenes  sog.  ^ totes 
Osteom"  der  Orbita,  welches  im  Bergmannstrost  in  Halle  operiert  wurde. 
Er  weist  besonders  auf  die  Bedeutung  der  Röntgen-Durchleuchtung  hin,  die 
nach  seiner  Ansicht  für  derartige  Fälle  grössere  Beachtung  verdient. 

Die  Prognose  für  die  Operation  dieser  Tumoren  ist  jetzt  infolge  der 
Antiseptik  und  Aseptik  erheblich  besser  wie  früher,  wo  Berlin  als  Indi- 
kationen zum  operativen  Eingriff  nur  grosse  Schmerzhaftigkeit  und  die  Ge- 
fahr für  das  betreffende  Auge  aufstellte. 

Gelegentlich  der  Vorstellung  zweier  Fälle  von  Siebbeinnekrose  nach 
Skarlatina  hebt  Preysing  (143)  wie  schon  früher  hervor,  dass  es  sich  bei 
diesen  Siebbeinnekrosen  ebenso  um  eine  typische  Nachkrankheit  des  Scharlachs 
handelt,  wie  bei  der  Schläfenbeinnekrose.  Die  frühzeitige  breite  Eröffnung 
und  Ausräumung  des  Siebbeinlabyrinths  und  der  Keilbeinhöhle  von  der  Orbita 
aus  durch  Bogenschnitt  über  den  Nasenrücken  und  die  Augenbraue  ist  das 
einzig  Richtige.  Ein  einseitiges  entzündliches  Ödem  des  oberen  Augenlides 
mit  Druckempfindlichkeit  in  der  Gegend  des  Tränenbeines  nach  Ablauf  des 
eigentliches  Scharlachs  ist  für  die  Affektion  bezeichnend. 

Einen  Fall  von  Orbitalphlegmone  mit  ausgedehnter  Abszessbildung  an 
an  der  Wange,  der  Nasenwurzel  und  der  Schläfe  und  Eiterung  in  der  Nase 
und  im  Rachen  beschreibt  Kaiser  (96).  Der  Fall,  welcher  nach  ausgiebigen 
Inzisionen  und  Drainage  mit  Gegenöffnungen  abheilte,   gibt  dem  Verf.  Ver- 


Meyer,  Yerletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  des  äusseren  Aages.  385 

ankssnng,  die  Entstehung  der  mannigfachen  Komplikationen  zu  untersuchen. 

Es  handelte  sich  wohl  um  eine  idiopathische  Orbitalphlegmone,    nach  der 

Leber  sehen  Theorie  von  einer  Verletzung  an   den  Lidern   ausgehend.    Im 

Anschlnss  daran  ist  eine  Thrombophlebitis   aufgetreten,   die  sich  nach  dem 

Plexus  pterygoideus  und  durch  die  Vena  angularis  nasi  auf  die  Vena  nasal. 

externa  fortgesetzt  und  Eiterungen  in  Nase  und  Rachen  veranlasst  hat.    Die  I 

Frage,  ob  ein  Empyem  des  Siebbeinlabyrinthes  bestanden  hat,  lässt  sich  nicht  | 

mit  Sicherheit  beantworten.     Periostitis  oder  Karies  der  Orbitalwand   war 

nicht  vorhanden. 

Bei  den  einzelnen  Komplikationen  geht  Verf.  dann  noch  näher  auf 
die  Ätiologie  ein.  Er  gibt  eine  tabellarische  Zusammenstellung  der  Fälle  von 
Orbitalphlegmone  mit  Schläfenabszess.  Nach  Leber  erfolgt  die  Infektion 
ans  der  Orbita  nach  der  Schläfe  durch  Venen,  welche  die  Vena  ophthalm. 
infer.  mit  dem  Plexus  pterygoid.  oder  maxillar.  internus  durch  die  Fissur, 
orbital,  infer.  in  Verbindung  setzen,  während  Gurwitsch  auf  den  Weg  der 
Übertragung  durch  die  Vena  zygomatica  tempor.  hinweist,  welche  mit  der 
Vena  temp.  profund,  anastomosiert.  Abszesse  des  Gesichts  scheinen  bei 
Orbitalphlegmone  noch  nie  so  ausgedehnt  beobachtet  zu  sein,  wie  im  vor- 
liegenden Falle. 

Die  intensive  Schwellung  der  Nasenschleimhaut  und  der  Eiterabfluss 
ans  dem  Cavum  nasi  ist  bei  dem  Falle  aussergewöhnlich.  Ein  Empyem  des 
Siebbeins  war  nicht  festztistellen ,  und  so  ist  der  Weg  der  Infektion  wohl 
durch  die  Venen  gegangen,  indem  die  Vena  ethmoidales  anter.  et  poster.  in 
die  Vena  ophthalm.  sup.  münden. 

Racheninfektionen  sind  auch  sonst  beobachtet.  Die  Erklärung  liegt  nach 
£?ersbusch  darin,  dass  Gefässe  aus  der  Fossa  pterygopalatina  nach  dem 
Schlmid,  besonders  nach  dem  weichen  Gaumen  laufen.  In  der  Fossa  pterygo- 
palatina aber  stehen  die  Venen  mit  denen  der  Augenhöhle  einerseits  und 
denen  des  Plexus  pterygoideus  andererseits  in  Verbindung. 

Therapeutisch  ist  die  ausgiebige  Eröffnung  und  Entspannung  der 
Orbita  etc.  durch  breite  Inzisionen,  besonders  die  Durchtrennung  der  Fascia 
tarso-orbitalis,  am  Platze,  die  auch  im  vorliegenden  Falle  zum  Erfolg  geführt 
hat  und  quoad  visum  ein  günstiges  Resultat  gab  S  =  ^lio,  während  es  ohne 
die  Spaltung  wohl  zu  einem  Einbruch  des  Eiters  in  die  Schädelhöhle  ge- 
kommen wäre. 

Mit  der  Ätiologie  der  Orbitalphlegmonen  befasstsich  Nikolaus  Müller 
129)  eingehend  und  stellt  yerschiedene  Gruppen  ätiologischer  Momente  auf» 
für  die  er  dann  aus  der  Literatur  oder  aus  den  Journalen  der  Würzburger 
Klinik  Beispiele  anführt.  Nach  der  Erörterung  der  ätiologischen  Momente 
gibt  Verf.  im  zweiten  Teil  einen  kurzen  Überblick  über  den  Verlauf  der  Er- 
krankung und  die  yerschiedenartige  Mitbeteiligung  des  Auges  und  die  Mög- 
lichkeiten des  Übergreifens  des  Prozesses  auf  das  Gehirn  und  seine  Häute 
unter  dem  Bilde  der  Thrombose  des  Sinus  cavernosus,  Meningitis  und  Ge- 
liiiBabszess. 

In  einem  von  Reis  (150)  mitgeteilten  Falle,  der  mit  schon  erfolgter 
Spontanperforation  bei  Panophthalmie  in  die  Klinik  kam  und  konservativ 
bebandelt  wurde,  kam  es  zum  Exitus  letalis  und  zwar  infolge  von  Meningitis 
Tmd  Gehimabszess.  Die  Sektion  und  histologische  Untersuchung  des  Falles 
ergab,  dass  der  Hirnabszess  wohl  in  weiterer  Folge  der  Panophthalmie  auf 
dem  Ljrmphwege   entstanden  war  und  dass  unabhängig  davon  im  terminalen 

JfthrMboidit  IBr  Gbinungie  1905.  25 


38G  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    IT.  Teil. 

Stadium  die  Entzündnng  auch  auf  dem  Wege  der  Optiknsscheiden  zerebral- 
wärts  Yorgedrungen  war.  Die  Enukleation  bezw.  Exenteration  hätte  also  hier 
das  Leben  nicht  gerettet. 

Als  Ursache  der  Fälle  von  Meningitis  nach  Enukleation  bei  Panophtbalmie 
sieht  Mars  hall  (120)  nicht  die  Enukleation  selbst,  sondern  die  Verzögerung 
der  Entfernung  des  Eiterherdes  in  dem  befallenen  Auge  an  im  Hinblick  auf 
zwei  Fälle  von  Auftreten  einer  Meningitis  ohne  operativen  Eingriff.  Er 
empfiehlt  nach  der  Enukleation  reichliche  Irrigation  und  lockeren  Verband. 

Die  kosmetischen  Bestrebungen  der  Ophthalmochirurgie  beschränken 
sich  nach  Sachs  (154)  nicht  nur  auf  die  Beseitigung  von  vorhandenen  Ent- 
stellungen, sondern  sie  sind  vor  allem  darauf  gerichtet,  die  am  Auge  oder 
seiner  Umgebung  unabweisbar  gewordenen  Operationen  unter  tunlichster  Ver- 
meidung von  Entstellung  durchzuführen.  Fast  alle  Operationen  sind  unter 
diesen  Gesichtspunkten  modifiziert  worden. 

Die  entstellenden  Anomalien  in  der  Weite  der  Lidspalte  sind  je  nach 
der  Entstehung,  Krampf  oder  Lähmung,  zu  behandeln.  Verschmälerung  der 
Lidspalte  z.  B.  durch  Lähmung  des  Lidhebers  darf  nicht  durch  Verkürzung 
des  Lides  behoben  werden,  sonst  erhält  man  einen  Lagophthalmus.  Bei  un- 
vollkommener Lähmung  macht  man  am  besten  die  Vomähung  des  Levator 
palpebr.  Bei  vollkommener  Lähmung  des  Lidhebers  kommen  andere  Methoden 
in  Betracht,  neuerdings  besonders  die  von  Hess  und  Motais  (erstere  erstrebt 
eine  Fixierung  des  Lides  an  den  Muse,  frontalis,  letztere  besteht  in  einer 
Einnähung  eines  Teiles  der  Sehne  des  Rect.  sup.  in  das  obere  Lid).  Die 
Methode  von  Motais  ist  nur  bei  doppelseitiger  Ptosis  zu  verwenden  wegen 
des  Auftretens  von  Doppelbildern,  bei  einseitiger  Ptosis  nur  bei  gleichzeitiger 
Amblyopie  oder  Amaurose.  Aber  manchmal  ist  auch  das  Verfahren  von 
Hess  ohne  Erfolg,  einseitig,  wenn  Patienten  die  einseitige  Benutzung  des 
Muse,  frontalis  nicht  lernen. 

Bei  ;,Ptosis  adiposa^  macht  man  natürlich  die  Exstirpation  der  Fett- 
läppchen. Beim  Exophthalmus  ist  die  Tarsoraphie  dann  unbedingt  indiziert 
und  unaufschiebbar,  wenn  ein  Lagophtalmus  besteht  und  ein  Rückgang  des 
Exophthalmus  nicht  in  kurzem  zu  erwarten  steht.  Bei  narbigen  Schrumpfungen 
empfiehlt  sich  die  Lidplastik  und  zwar  gibt  Verf.  dabei  den  ungestielten,  aus 
der  Innenfläche  des  Oberarmes  gewonnenen  Lappen  den  Vorzug,  weiche  er 
nach  einer  Schablone  des  Defektes  aus  Guttaperchapapier  mit  der  Lanze 
umschneidet  und  in  der  Schicht  der  sukkulenten  Epithelien  abpräpariert. 
Vorbedingung  ist  die  sorgfältige  Exstirpation  des  Narbengewebes. 

Bei  ^Ectropinum  senile^  gibt  Verf.  dem  Verfahren  von  Kuhnt  den 
Vorzug:  intermarginale  Spaltung  des  Lides  in  zwei  Platten  hinter  den 
Wimpern  und  Exzision  eines  Dreieck keils,  Basis  am  Lidrand,  aus  dem  inneren 
Blatt  mit  horizontalen  Suturen,  event.  Kombination  von  dem  Verfahren  von 
Kuhnt  mit  dem  von  Szymanowsky. 

Bei  den  Schieloperationen  tritt  er  für  die  Vorlagerung  des  Antagonisten 
ein.  Von  den  Ersatzoperationen  der  Enukleation  erhält  man  von  der  Evis- 
zeration  nach  Bunge  nur  dann  einen  genügenden  Stumpf,  wenn  sich  die 
Skleralhöhle  mit  Granulationen  füllt.  Das  Mulessche  Verfahren  ist  unbe- 
ständig, die  eingenähten  Glas-  oder  Silberkugeln  stossen  sich  bald  ab. 

W  einhar  dt  (180)  setzt  die  Dissertation  von  Kost  er  aus  dem  Jahr  1899 
fort  und  berichtet  über  1122  Enukleationen  seit  Bestehen  der  Tübinger 
Augenklinik  bis  Ende  1904   nach  verschiedenen  Gesichtspunkten,  Geschlecht, 


Meyer,  Yerletsmigeii  und  chirnrg.  Krankheiten  des  ftasseren  Auges.  387 

Bernfsklassen,  Alter  und  Indikationen.  Besonders  bemerkenswert  unter  der 
hngen  Beibe  sind  neben  anderen  6  Fälle  von  ezpulsiyer  Blutung,  2  nach 
Gbukomiridektomie  und  4  nach  Staroperationen.  Die  grösste  Zahl  der 
Enukleationen  sind  durch  Verletzungen  veranlasst  worden,  wenn  auch  die 
Zahl  an  sich  infolge  möglichst  konservativer  Behandlung  geringer  geworden 
ist.  Dabei  ist  aber  nicht  ausser  Acht  zu  lassen,  dass  auch  einzelne  Fälle 
sympathischer  Ophthalmie  diesen  Versuchen  konservativer  Behandlung  zur 
Last  zu  legen  sind  und  nicht  zu  verschweigen,  dass  hin  und  wieder  die  not- 
wendige Zustimmung  zur  Enukleation  von  den  Patienten  später  nicht  mehr 
oder  doch  erheblich  schwieriger  zu  erhalten  war  als  unter  dem  Eindruck  der 
frischen  Verletzxmg. 

Bei  Panophtbalmitis  ist  die  Enukleation  stets  vor  dem  Auftreten  von 
Chemosis,  Protrusion  und  Phlegmone  der  Orbita  vorgenommen  worden  bis 
auf  4  Fälle  und  so  durfte  hierauf  die  günstige  Statistik  betreffs  der  Todes- 
ßlle  zurückzuführen  sein.  Es  ist  nämlich  in  der  ganzen  Reihe  kein  Todes- 
fall zu  verzeichnen  bei  83  Enukleationen  wegen  PanOphthalmitis. 

Die  Weiss  sehen  Versuche   der  Anwendung  der  Schleich  sehen  Infil- 
trationsanasthesie  bei  der  Enukleation  hat  Otto  Meyer  (127)  wieder  auf- 
genommen, aber  bald  wieder  aufgegeben  zugunsten  einer  „kombinierten  Lokal- 
anästhesie'' ;  d.  h.  er  führt  den  ersten  Teil  der  Operation,  die  Durchtrennung 
der  Konjnnktiva  und  der  Muskeln  unter  Kokaineinträufeln  mit  Adrenalin- 
zosatz  aus  und  dann  die  Durchtrennung  des  Optikus  und  der  Ziliarnerven 
anter  Schi  eich  scher    Infiltrationsanästhesie   nach    Injektion    einer    halben 
Spritze  Lösung  11  mittelst  gekrümmter  Kanüle  hinter  den  Bulbus.   2  Minuten 
nach  der  Injektion  kann  die  Durchschneidung  des  Optikus  und   der  Ziliar- 
Derven   vorgenommen    werden.    Nach    seinen    Erfahrungen    möchte    er   die 
Fälle  von  starker  Druckempfindlichkeit  des  Bulbus  und  schlechtem  Allgemein- 
befinden von  der  Methode  ausschliessen,  dagegen  bei  den  übrigen,  auch  bei 
leichter  Druckempfindlichkeit,   das  Verfahren  als  Ersatz  der  immerhin  nicht 
nngefahrlichen  Allgemeinnarkose  empfehlen. 

Für  die  Verbesserung  des  Stumpfes  nach  der  Enukleation  konnte  sich 
Lagrange  (111)  an  11  Fällen  von  der  guten  Wirkung  der  Einpflanzung 
von  Kaninchenaugen  in  die  menschliche  Tenonsche  Kapsel  überzeugen. 
l^otig  ist  die  Fixierung  der  losgelösten  geraden  Augenmuskeln  und  exakte 
Tamponade  der  Tenonschen  Kapsel  gegen  Blutung.  Das  Kaninchenauge 
mnss  jung  sein,  frisch  enukleiert  und  soll  höchstens  so  gross  sein  wie  das 
entfernte  Auge.  Die  Kornea  muss  auf  den  hinteren  Pol  kommen  um  die 
Fäden  auf  dem  hinteren  Pol  des  Kaninchenauges  zu  knüpfen.  Die  Muskeln 
müssen  vor  dem  Knüpfen  glatt  ausgebreitet  werden,  damit  sie  nicht  einrollen. 
Die  KoDJanktiva  wird  mit  3  Nähten  darüber  geschlossen ,  die  nach  8  Tagen 
entfernt  werden.  Auszuschliessen  ist  Panophthalmie,  stürmische  Iridozyklitis 
\iiid  entzündliches  Glaukom.    Das  Kaninchenauge  schrumpft  später  etwas. 

Zu  den  von  Domela  Nieuwenhuis  1900  gesammelten  44  Fällen 
^on  Krön  leinscher  Operation  hat  Helbron  (79)  noch  61  Fälle  aus  der 
Literatur  gesammelt,  denen  er  noch  15  Fälle  meist  aus  der  Berliner  Klinik 
iiinzufügt.  In  der  Einleitung  erörtert  er  eingehend  die  mit  der  Krön- 
leioschen  Operation  konkurrierenden  Methoden.  Das  Hauptergebnis  ist, 
dass  beim  Krönlein  der  Bulbus  sich  fast  ausnahmslos  erhalten  lässt;  auch 
die  Sehschärfe  bleibt,  abgesehen  von  den  Sehnerventumoren  meist  erhalten 
<^er  bessert  sich  sogar.    Dagegen  bleiben  fast  immer  mehr    oder    weniger 

25* 


388  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    II.  Teil 

schwere  Muskelstöningen  zurück.  Der  Zugang  zu  den  hinteren  Partien  der 
Orbita  ist  stets  hinreichend  gross,  wenn  die  Tumoren  temporal  sitzen,  bei 
nasalem  Sitz  oft  nicht  genügend.  Die  Anwendung  der  Krönl einsehen 
Operation  empfiehlt  sich  bei  Zysten,  Kavernomen,  grossen  Tränendrüsentumoren, 
langsam  wachsenden  soliden  Orbitaltumoren,  bei  allen  Geschwülsten  des  Seh- 
nerven und  seiner  Scheiden  eventuell  auch  bei  Fremdkörpern  in  der  Orbita, 
Zirkulationsstörungen  und  weit  nach  hinten  liegenden  Orbitalwanderkran- 
kungen, schliesslich  noch  zu  diagnostischen  Zwecken.  Bei  ausgesprochen 
malignen  Geschwülsten  namentlich  bei  jugendlichen  Individuen  ist  die  Exen- 
teratio  orbitae  rationeller  gegen  Rezidive.  Bei  weit  nach  vom  liegenden 
Tumoren  etc.  ist  die  einfache  Exstirpation  von  vorne  vorzuziehen. 

Greeff  (63)  hält  bei  der  Mitteilung  eines  Falles   von   retrobulbärem 
Tumor  das  Krönl  einsehe  Verfahren  für  nicht  so  vorteilhaft. 

Gegen    diese    Kritik    des    Krönl  ein  sehen    Verfahrens    wendet     sich 
Axenfeld  (6)  scharf  in  seinem  Vortrag  vor  dem  Chirurgenkongress  190o. 
Die  Krönleinsche  Operation    gestattet    die   Erhaltung  des  Bulbus  sowohl, 
als  auch  meist  des  Sehvermögens  und  ist  auch  da  indiziert,  wo  es  nur  gilt, 
bei  der  Exstirpation  von  Tumoren,   die  neben  dem  Bulbus  liegen,   Raum  zu 
schafifen,  wie  Vortragender  an  verschiedenen  Fällen  erfahren  hat.    Für  innen 
gelegene  Tumoren  wird  diese  Verschiebbarkeit  des  Orbitalinhaltes   in  Frage 
kommen,  mehr  nach  aussen  gelegene  werden  direkt  von  der  Resektionswunde 
aus  exstirpiert.     Vortragender  glaubt  sein  Urteil  für  die  neben  dem  Bulbus 
fühlbaren  Orbitalgeschwülste  dahin  zusammen  fassen  zu  müssen,  dass  sie  sich 
zwar  oft   von  vomher  entfernen  lassen,    dass  aber,    wenn  sie  weit  in  die 
Tiefe  reichen,  die  temporäre  Resektion  zu  Hilfe  genommen  werden  soll.   Das 
Hauptgebiet  ist  aber  die  retrobulbäre  Chirurgie.    Die  alte  Methode  der  Enu- 
kleation und  die   der  Durchschneidung   des  Rectus  extern,   und  des  Opticus 
nach  Knapp  zerstören  das  Sehvermögen  vollständig,  was  bei  Fehldiagnosen 
sehr  peinlich  ist,    während  die  Resektion,  wie  verschiedene  Fälle  lehren,  den 
Irrtum  unter  Erhaltung  des  Sehvermögens  erkennen  lässt.   ;,Wir  müssen  erst 
sehen,  was  vorliegt,  in  welcher  Beziehung  der  Optikus  zu  der  Erkrankung 
steht,  bevor  wir  ihn  durchtrennen."  Auch  die  Vollständigkeit  der  Entfernung^ 
wird  damit  gewährleistet.     Unter   22  nach   der  früheren  Methode  operierten 
Fällen  waren  10,   bei  welchen   später  Phthisis   bulbi  eingetreten    war  oder 
enukleiert    werden    musste,    bei   15  nach  Krönleiu   operierten  Sehnerven- 
tumoren ist  fast  stets  der  Bulbus  erhalten    geblieben.     Vortr.  hat  natürlich 
abgrenzbare  und  operable  Geschwülste  in  erster  Linie  im  Auge.  Geschwülste, 
die  mit  dem  Bulbus  verwachsen  sind  oder  gar  von  ihm  ausgehen,    erfordern 
die    Exenteratio    orbitae    mit    nachfolgendem    plastischem   Verschluss    nach 
Küster.   Bei  den  diffusen  malignen  Geschwülsten  ist  die  Prognose  natürlich 
infaust,  wenigstens  sehr  schlecht.     Nach  Misserfolgen  des  Krön  lein  sehen 
Verfahrens  bei   solchen  Fällen  über  das  Verfahren  an  sich  abzuurteilen,  ist 
falsch;  die   Mortalität  beim  Krönlein   ist  gleich  Null.    Vortr.   steht  nach 
alledem  nicht  an,   für  die  Chirurgie  der  eigentlich  retrobulbären  Geschwülste 
die  Krönleinsche  Methode  für  unentbehrlich  und  für  einen  recht  bedeutenden 
Fortschritt    zu   erklären.     Aber    auch    bei    Orbitalentzündungen    leistet    sie 
Gutes.  Von  Nebenhöhlen  fortgeleitete  Prozesse  werden  vom  Rande  der  Orbita 
her  angegriffen.  Bei  den  in  der  Tiefe  sitzenden  Entzündungen  ist  der  Zugang 
von  der  Seite  her  rationell.  So  war  das  der  Fall  bei  einem  5  jährigen  Knaben, 
wo  im  retrobulbären  Fettzellgewebe  ein  Abszess  erö&et  wurde,  der  von  den 


Meyer,  Verletzungen  und  chinxrg.  Krankheiten  des  äusseren  Auges.  389 

hintersten  Siebbeinzellen  ausging.  In  andern  Fällen  (cf.  Diss.  Gruber) 
fäod  sich  kein  Eiter.  Bezüglich  der  Operation  erwähnt  Yortr.  einige  tech- 
nische Kleinigkeiten.  So  eröffnet  er  des  Rect.  extern,  wegen  das  Periost 
nicht  in  der  Horizontalen,  sondern  etwas  ober-  oder  unterhalb  und  legt  sofort 
Nähte  in  die  Periostränder,  um  sie  wieder  vereinigen  zu  können.  Weiter 
bedient  er  sich  zum  Beiseitehalten  des  Fettgewebes  eigenartiger  Platten  von 
Win  die  r.  Bei  entzündlichen  Prozessen  hebelt  er  stets  das  Periost  auch 
erst  Tom  Orbitaldach  und  vom  Boden  der  Orbita  ab,  da  Periostabszesse  so 
znr  Entdeckung  gelangen. 

Mermingas  (126)  hat  bei  einem  jungen  Mann,   welcher  aus  nächster 
Xähe  einen  Schuss   aus   einem  Taschenrevolver   in   die   Mitte   der   Glabella 
erhalten  hatte,  der  zu  Exophthalmus  und  Lidödem  mit  Hornhauttrübung  am 
ra^hten  Auge  geführt  hatte,   wegen  Schmerzen  im  rechten  Auge  mit  Fremd- 
körpergefühl  hinter   dem  Bulbus   die   Krön  lein  sehe  Operation  ausgeführt. 
Die  deformierte  Kugel  fand  sich   dicht  am  Foramen  opticum.     Die  Wunde 
lieilte  per  primam,  nachdem  ein  Gazestreifen,  der  bis  in  die  Tiefe  der  Orbita 
geführt  war    und   aus  der  Hautwunde  unten  heraushing,  am   zweiten  Tage 
entfernt  war.     Patient  war  nach  kurzer  Zeit  erwerbsfähig.  —  Verf.  schlägt, 
da  die  Durchmeisselung  des  Knochens  manchmal  Schwierigkeiten  bietet,  vor, 
die  Giglische  Drahtsäge  zu  benutzen,  die  er  bei  Versuchen  an  der  Leiche 
nach  Durchtrennung    der  Weichteile    und  Abheben  des  Periostes    von    der 
Innenfläche  der  äusseren  Orbitalwand  mittelst  einer  Deschampschen  Nadel 
durch  die  Fiss.  orbit.   infer.   hineinführt  und  von  da  nach  aussen,  dicht  an 
der  äusseren  Fläche  der  Orbitalwand  bis  zum  äusseren  Rand  des  Proc.  front. 
des  Jochbeins  durchstösst.     Die  Durchführung  der  Säge  ist  noch  einfacher, 
wenn  man  die  Nadel  nach  Durchbohrung  der  Weichteile  aussen  zurückzieht, 
sie  Ton  aussen  durch  das  so  gemachte  Loch   wieder  einführt  und  die  Säge 
nachzieht.    Für  den  Proc.  zygomat.  des  Stirnbeins  wird  die  Nadel  durch  die 
Fiss.  orbit.  infer.  bis  zum  äusseren  Rand  des  abzusägenden  Proc.  etwas  ober- 
halb der  Sutura  zygomat.  front,  dicht  an   der  äusseren  Fläche  der  lateralen 
Orbitalwand  durchgeführt. 

Pihl  (138)  machte,  da  er  glaubte,  mit  dem  klassischen  Schnitt  beim 
Krönlein  in  einem  Falle  nicht  auszukommen,  eine  kleine  Modifikation  der 
Schnittfährung,  indem  er  in  zwei  zusammenhängenden  Teilen  einen  orbitalen 
Scbitt,  der  im  äusseren  Drittel  der  Augenbraue  begann  und  auf  der  äusseren 
Orbitalkante  zum  Jochbogen  lief,  anlegte  und  vom  Endpunkte  desselben  einen 
temporalen  fast  rechtwinklig  abbiegenden  Schnitt  machte,  der  oberen  Kante 
des  Jochbogens  folgend.  Der  Zugang  zur  Orbita  war  ein  vorzüglicher.  Die 
Art  des  Tumors  erweckte  den  Verdacht  auf  Sarkom,  weshalb  die  Exenteratio 
orbitae  angeschlossen  wurde.  Es  war  ein  kleinzelliges  Sarkom.  Auch  bei 
einem  Rundzellensarkom  der  Tränendrüse  gewährte  die  Schnittführung  einen 
selir  guten  Zugang  zu  dem  Tumor.  Auch  kosmetisch  ist  der  Schnitt  gut, 
da  die  Narbe  durch  die  Braue  gedeckt  ist. 

Angelucci  (4)  hat  in  2  Fällen  von  tief  in  die  Orbita  sich  erstrecken- 
den Tumoren  der  mittleren  Partie  des  Orbitaldaches  bei  intaktem  Sehver- 
^^igen  die  dauernde  Resektion  der  lateralen  Orbitalwand  mit  gutem  kosme- 
tischen Erfolg  ausgeführt. 

In  einem  dritten  Falle  hat  er  die  temporäre  Resektion  der  äusseren 
Orbitalwand  so  ausgeführt,  dass  er  einfache  Sägeeinschnitte  nahe  der  Naht 
wischen  Jochbein  und  Oberkiefer  und  in  der  Sutur  zwischen  Jochbein  und 


ddO  Jahresbericht  für  Chirurgie.    U.  Teü. 

Stirnbein  ca.  6  cmm  tief  angelegt  und  nun  das  Jochbein  nach  aussen  laxiert 
hat,  wobei  sich  das  Jochbein  in  den  Nahtlinien  vom  Keilbeinflügel  einerseits 
und  vom  Oberkiefer  andererseits  loslöste.  Es  wurde  also  genau  der  dem 
Jochbein  angehörende  Teil  der  äusseren  Orbitalwand  ausgebrochen  und  dann 
wieder  mit  gutem  Erfolg  reponiert.  Verf.  glaubt,  dass  bei  der  Luxation  des 
Jochbeins  die  Nahtlinien  zwischen  Jochbein  und  Keilbein  stets  leicht  durch- 
brechen werden,  da  die  Verwachsung  erst  im  höheren  Alter  eintritt.  Sein 
Patient  war  schon  50  Jahre  alt.  Angel ucci  schlägt  vor,  die  totale 
Resektion  des  Jochbeins  nach  van  Merris  in  Anlehnung  an  diese  seine 
Operationsmethode  vorzunehmen. 

Endlich  teilt  Czermak  (44)  eine  Modifikation  des  Krönleinschen 
Verfahrens  mit,  die  ihm  für  kleine  Tumoren  ganz  hinten  in  der  Spitze  der 
Orbita  oder  unterhalb  oder  nasalwärts  vom  Bulbus  besonders  geeignet 
erscheint.  Der  Artikel  ist  mit  Illustrationen  versehen  und  ist  am  besten  im 
Original  nachzulesen. 

Bocchi  (30)  hat  4  Fälle  von  paralytischer  Ptosis  nach  der  Methode 
von  Angelucci  operiert,  die  zu  denjenigen  gehört,  welche  eine  Verbindung 
zwischen  dem  gelähmten  Oberlide  und  dem  Muse,  frontalis  herzustellen 
suchen  (cf.  Arch.  di  ottalm.  1900  und  1902).  Er  ist  mit  dem  kosmetischen 
und  funktionellen  Resultat  sehr  zufrieden  und  hält  diese  Operationsmethode 
nach  eingehender  Besprechung  auch  den  Methoden  von  Motais  und  Parinaud 
gejgenüber  für  überlegen. 

Elter  und  Haass  (51/52)  teilen  ein  Operationsverfahren  mit,  welches 
sie  gemeinsam  an  einer  50jährigen  Frau  mit  vollständigem  Ektropium  des 
Unterlides  durch  Lupusnarben  zur  Beseitigung  des  Ektropiums  angewandt 
haben.  EU  er  hatte  in  Erinnerung  an  einen  von  W.  Müller  1903  operierten 
Fall,  der  mitgeteilt  wird  und  bei  welchem  das  ganze  untere  Lid  durch  eine 
freie  Plastik  aus  der  Ohrmuschel  mit  ausgezeichnetem  Erfolg  ersetzt  worden 
war,  vorgeschlagen,  einen  ähnlichen  Weg  zu  versuchen.  Die  Verfasser  hatten 
demnach  nach  Mobilisierung  des  Lidrandes  durch  Schnitt  dicht  unterhalb 
desselben  und  Preipräparieren  der  Bindehaut  bis  dicht  an  den  Bulbus  ein 
entsprechend  grosses  Stück  aus  der  Ohrmuschel  herauspräpariert  nach  Los- 
lösen der  Haut  an  der  Vorderseite  und  hatten  dieses,  Wundfläche  auf  Wnnd- 
fläche,  durch  feine  Nähte  exakt  mit  dem  Wundrand  am  Lidrande  vereinigt. 
Der  Konjunktivalfalz  wurde  durch  eine  Sn  eilen  sehe  Naht  genügend  nach 
unten  gezogen.  Der  Hautknorpellappen  heilte  nach  anfänglicher  bedrohlicher 
Verfärbung  gut  ein.  Das  Resultat  war  ein  viel  besseres,  als  das  auf  der 
anderen  Seite  mittelst  gestielten  Hautlappens  erzielte. 

In  einem  Nachtrage  erwähnen  die  Autoren,  dass  ihnen  die  Mitteilung 
Bü dingers  (cf.  diesen  Bericht  über  1902)  entgangen  war,  der  als  erster, 
allerdings  mit  einem  etwas  komplizierteren  Verfahren  die  Ohrmuschel  zum 
Ersatz  von  Liddefekten  herangezogen  habe. 

Birch-Hir  Sehfeld  (22/23)  empfiehlt  nach  den  Erfahrungen  an  5  Fällen 
in  der  Leipziger  Klinik  das  Verfahren  zur  Tarsoplastik  von  Büdinger  (cf. 
diesen  Bericht  für  das  Jahr  1902)  besonders  auch  für  die  Fälle,  wo  die  äussere 
Lidhaut  stehen  bleiben  kann  und  nur  Tarsus  und  Eonjunktiva  entfernt  werden. 
Um  Störungen  in  der  Heilung  zu  vermeiden,  macht  er  eine  kleine  Modifi- 
kation des  Verfahrens,  indem  er  den  oberen  Hautrand  des  Ohrlappens  mit 
dem  oberen  Rande  des  gestielten  Hautlappens  oder  des  stehen  gebliebenen 
Lidrandes  sorgfältig  vernäht. 


Meyer,  Yerleizungen  und  chirarg.  Krankheiten  des  äusseren  Anges.  391 

Indikationen  sind  Lidtumoren,  Trachom,  Tuberkulose  mit  Beteiligung 
des  Tarsus,  Kolobome,  Verletzungen.  Verf.  hält  die  Methode  für  sehr 
braachbar,  da  der  Knorpel  sehr  wenig  Anforderungen  an  Ernährung  stellt 
nnd  gut  einheilt. 

De  Lapersonne  (114)  hat  bei  einem  Fall  von  hochgradigem  narbigem 
Ektropium  des  Lides  derart,  dass  der  Lidrand  des  Oberlides  umgestülpt  in 
der  G^end  der  Augenbraue  stand,  die  alte  sogen,  italienische  Methode  der 
Rkinoplastik  nach  Tagliakozzi  mit  gutem  Erfolg  angewandt.  Nach  Be- 
weglichmachen der  Lider  und  Vernähen  der  Lidspalte  wurde  in  den  grossen 
Defekt  am  Oberlid  der  vorher  genau  abgemessene  gestielte  Lappen  aus  dem 
Oberarm  eingenäht  und  der  Arm  zweckmässig  am  Kopf  festbandagiert.  Nach 
12  Tagen  wurde  der  Stiel  durchschnitten. 

Um  die  Lider  dem  Zuge  der  unvermeidlichen  Schrumpfung  transplan- 
üerter  Hautlappen  zu  entziehen  und  ein  Rezidiv  des  Narben-Ektropiums  zu 
rermeiden,  sondert  Hotz  (87)  die  Wundfläche  in  zwei  Teile,  deren  einer  die 
Oberfläche  des  Lides,  der  andere  die  Wundfläche  jenseits  des  Lides  darstellt. 
Jeder  Teil  wird  mit  einem  besonderen  Lappen  gedeckt.     Den   bis  an  den 
Lidrand  lospräparierten  Lidlappen  sichert  man  dann  beim  Oberlid,  indem  man 
seinen  oberen  Rand  mit  dem   oberen  Tarsalrand  vernäht  und  den  übrigen 
Üetekt  mit  einem  eigenen  Lappen  deckt,  beim  unteren  Lide,  indem  man  den 
unteren  Rand  des  Lidlappens  etwas  oberhalb  des  unteren  Orbitalrandes  mit 
der  Fascia  tarso-orbitalis  vernäht.     Der  Tarsus  ist  hier  zu  klein  und  hat  zu 
wenig  Halt.    Wenn  bei  Mangel  an  Haut  auch  der  Lidlappen  nach  Thiersch 
transplantiert  werden  muss,  so  wird  dieser  Thiersch  sehe  Lappen  ebenso 
mit  dem  oberen  Tarsusrand  oder  der  Faszie  unten  vernäht.     Der  Lidrand 
«ird  durch  zwei  Ligaturen,   deren  Enden  auf  der  Wange  befestigt  werden, 
möglichst  weit  nach  unten  oder  oben  gezogen  und  der  noch  übrige  Defekt 
mit  einem  eigenen  Lappen  gedeckt.     Am  unteren  Ende  wird   der  Lidhaut- 
lappen in  dem  narbigen  Gewebe ,   der  stärkeren  Schrumpfung  wegen ,   etwas 
^er  umschnitten  und   der  gedehnte  Lidrand  am  äusseren  Winkel  etwas 
verkürzt  durch  Abtragen  eines  Stückchens  Zilienboden,    ähnlich  wie  bei  der 
Tarsorraphie. 

Benson  (16)  gibt  einen  Überblick  über  die  Entwickelung  der  heutigen 
Methoden  der  Blepharoplastik.  Die  ursprünglichste  Methode  war  die  einfache 
Abtragung  des  Zilienbodens  bei  Trichiasis  und  die  Bekämpfung  des  Entro- 
pinms  durch  Versuche,  den  Tarsus  zu  strecken  mit  Parallelschnitten  durch 
KoDJanktiva  und  Haut  oder  V-förmigen  Exzisionen  aus  dem  Tarsus  oder  der 
Konjonktiva  oder  mit  Kauterisationen  und  damit  Verkürzung  der  Haut.  Dann 
gelangte  man  zur  intermarginalen  Spaltung  und  zur  Transplantation  des 
Zilienbodens  mit  Verlust  von  Haut.  Weiterhin  wurde  der  Hautstreifen  nicht 
mehr  weggeworfen,  sondern  unterhalb  der  Zilien  transplantiert,  um  diese  zu 
stätzen.  Auf  diese  Weise  wurde  das  Lid  nicht  mehr  verkürzt.  Aber  auch 
dieses  Verfahren  befriedigte  nicht  ganz ,  da  die  transplantierte  Haut  doch 
Haare  enthielt.  So  kam  man  schliesslich  zu  unseren  jetzigen  Methoden,  zur 
Yer&cliiebung  des  Zilienbodens  mit  Transplantation  von  Lippenschleimhaut 
aaf  das  Lid.  Verf.  hält  die  seit  über  20  Jahren  am  St.  Marks  Hospital  ge- 
äbte  Methode  der  Blepharoplastik  für  die  einfachste  und  beste  und  beschreibt 
äe  eingehend:  Nach  Anästhesierung  wird  eine  Snellensche  oder  Knapp  sehe 
Klemmpinzette  an  das  Lid  gelegt  und  mit  dem  Grae feschen  Messer  eine 
istermarginale  Spaltung  entlang  dem  ganzen  freien  Lidrand  gemacht,  so  zwar. 


392  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

dass  alle  Zilien  in  dem  vorderen  Hautlappen  enthalten  sind  und  keine   in  dem 
hinteren  Bindehautlappen  stehen  bleiben.    Die  Inzision  soll  mindestens  1  cm  tief 
gehen  und  lieber  schräg  vorwärts,  so  dass  die  Wunde  frei  klaffen  kann.    Fall& 
einige  Haare  im  hinteren  Lappen  stehen  geblieben  sein  sollten,  werden  sie  ein- 
zeln exzidiert.     Nun  wird  unter   Einsetzung  einer  zweiten   Klemme    an    der 
Unterlippe  durch  zwei  Parallelschnitte,  die  an  den  Enden  durch  Bogenschnitte 
verbunden  werden,  ein  der  Inzision  entsprechendes  Stück  Lippenschleimhant 
umschnitten  und  abpräpariert  und  auf  dem  Finger  vom  submukösen  Fett  etc. 
gereinigt.    Dieser  Lappen,  der  eher  kürzer  wie  länger  als  die  Inzision  sein  soll, 
wird  mit  feiner  Seidensutur  mit  dem  einen  Zipfel  in  das  Ende  der  Inzisions- 
wunde  eingenäht,  ebenso  das  andere  Ende  und  beide  Ränder  werden  dann  mit  den 
entsprechenden  Hautwundrändern  durch  2 — 3  Nähte  vereinigt.   Eine  stärkere 
Blutung  kommt  nach  Abnahme  der  Klemme,  steht  aber  bald.    Diese  Blutung 
schadet  nichts,   wenn   der  Lappen  gut  vernäht  ist.     Die  Lippenwunde    wird 
mit  fortlaufender  Naht  geschlossen,  was  aber  nicht  unbedingt  nötig  ist.      Es 
wird  ein  Borsalbenverband  (Monoculus)  angelegt,   der  am  nächsten  Tage    ge- 
wechselt wird.     Die  Operation  dauert  15  Minuten.    Nach  4 — 5  Tagen  werden 
die  Suturen  entfernt.    Der  Schleimhautlappen,  der  zuerst  weiss  aussieht,   vas- 
kularisiert  sich  rasch.     Alle  Komplikationen    der   Methode   sind  zu  meiden. 
Wichtig  ist,  dass  die  intermarginale  Inzision  tief  ist,  und  zwar  nicht  nur  in 
der  Mitte,   sondern  auch  an  den  Enden,  femer,  dass  der  Schleimhautlappen 
nicht  länger  ist  als  die  Inzision,  er  verträgt  leicht  eine  leichte  Spannung. 

Bei  vier  Fällen  von  Symblepharon  totale  beider  Lider  hat  Grunert  (66) 
sowohl  mit  der  Anwendung  gestielter  Hautlappen,  als  von  Epidermislappen 
nach  Thiersch  schliesslich  gute  kosmetische  Erfolge  erzielt.  Die  alte  Me- 
thode der  Transplantation  gestielter  Hautlappen  ist  durchaus  verwendbar. 
Die  Operation  darf  nicht  zu  frühzeitig  vorgenommen  werden,  die  sorgfältige 
Exzision  alles  Narbengewebes  aus  der  Orbita  ist  die  erste  Bedingung.  Sehr 
zweckmässig  ist  es,  die  Lider  nach  Spaltung  der  äusseren  Kommissur  zur 
Transplantation  auf  die  Augenbrauen-  und  Wangengegend  in  ektropionierter 
Stellung  aufzunähen.  Die  schwierigste  Stelle  für  die  Deckung  ist  der  hintere 
Pol.  Wenn  hier  noch  Schleimhaut  steht,  schont  man  sie  sorgfältig  und  löst 
die  Lider  ausgiebig  ab.  Bei  späteren  Ergänzungsoperationen  tut  man  gut, 
eine  Prothese  einzulegen.  Von  dem  dauernden  Tragen  einer  Prothese  mit 
methodischen  Lidschlussübungen  sowie  von  Thiosinamin-Injektionen  zur  Lösung 
der  Narben  hat  Verf.  gute  Erfolge  gesehen. 

Holth  (84)  hat  früher  bei  der  May  sehen  Sjmblepharonoperation  ein- 
fache Prothesen  mit  Thiersch-Läppchen  eingelegt  und  acht  Tage  unberührt 
liegen  lassen.  Wegen  der  starken  Sekretansammlung  hat  er  die  von  Müller- 
Wiesbaden  angefertigte  Beformprothese  mit  einem  sagittalen  Kanal  an  Stelle 
der  Iris  versehen  lassen,  der  den  Abfluss  des  Sekretes  und  auch  noch  die 
Fixierung  der  Läppchen  mit  durehgelegten  Fäden  gestattet.  In  einem  Falle 
von  alter  Kalkverbrennung,  bei  welchem  der  Bulbus  ganz  erhalten  war  und 
das  Einlegen  einer  Prothese  nicht  gestattete,  legte  Verf.  die  Thiersch- 
Läppchen  mittelst  eines  Ringes  aus  Silberdraht  von  1,5  mm  Stärke  im  Fornix 
fest.  Statt  des  Silberringes  kann  in  solchen  Fällen  auch  eine  Interims-Pro- 
these mit  einem  Loch  von  8  mm  Durchmesser  an  Stelle  der  Iris  getragen 
werden. 

Über  seine  nach  langjähriger  Erfahrung  bei  ., Symblepharon  totale"  ge- 
übte Methode    berichtet  Hotz   (88).     Er   benutzt   zur  Deckung  Epidermis- 


Meyer,  Yerleizaiigen  und  chirarg.  Krankheiten  des  ftasseren  Anges.  393 

bppen,  die  er  der  Innenfiache  des  Oberarmes  entnimmt.    Nachdem  er  anfangs 
för  den  Defekt   am  Bulbus  und  am  Lide  je  einen  eigenen  Lappen  benutzt 
hatte,  ging  er  später  zur  Deckung  mittelst  eines  einzigen  Lappens  über,  indem 
er  nach  dem  Vorgänge  von  May,   welcher  nach  der  Symblepharonoperation 
eine  Glasprothese  zur  Fixierung  der  transplantierten  Lappen  einlegte,  dünn 
ausgewalzte  Bleiplatten  benutzte,  die,  genau  nach  dem  Lide  zurechtgeschnitten, 
den  Lappen  besonders  in  der  Übergangsfalte  gut  fixieren.   Verf.  operiert  nie 
an  beiden  Lidern  zugleich ,   sondern  stets  erst  am  unteren  Lide   und  einige 
Monate  später  am  oberen.     Gründliche    Durchtrennung   und   Exzision   aller 
Sarbenstränge  bis  in  die  Tiefe  ist  die  erste  Bedingung,  besonders  die  tiefe 
Trennung  des  Lides  von  Bulbus.     Dann  wird  beim  unteren  Lide  mit  einer 
starken  Schere  aus  einer  2V>  cm  breiten,  ^/2  mm  dicken  Bleiplatte  eine  halb- 
mondförmige Scheibe  so  zurechtgeschnitten,  dass  sie  genau  in  die  Lidtasche 
passt,  d.  h.  dass  sie  mit  ihrem  konvexen  Rand  fest  auf  dem  Fomix  aufsitzt 
und  mit  ihrem  geraden  Rand,  der  mit  drei  Nahtlöchem  versehen  wird,  genau 
mit  dem  Lidrand  abschneidet,  dabei  mit  den  abgerundeten  Ecken  hinter  dem 
änsseren  und  inneren  Lidwinkel  liegt.    Der  Hautlappen  wird  vom  Messer  bei 
ektropioniertem  Lide  auf  der  Bulbuswundfläche  ausgebreitet,  an  den  Rändern 
der  Conj.  bulbi  mit  je  zwei  feinen  Seidensuturen  befestigt,  über  die  Lidwund- 
ääche  glatt  ausgebreitet  und  nun  der  konvexe  Rand  der  Bleiplatte  auf  die 
Stelle  der  Übergangsfalte    aufgesetzt   und  leicht    angedrückt,    während   der 
A^istent   das  Lid  zurückgehen   lässt.    Nach  nochmaliger  genauer    Glättung 
wird  durch  das   der  Lidrandmitte   am  nächsten  gelegene  Loch   am  geraden 
Rand  der  Platte  eine  mit  schwarzer  Seide  armierte  Nadel  gestossen  und  vom 
Assistenten  geknüpft,   desgl.  am  nasalen  und  temporalen  Ende.     Das  Lid  ist 
darcli  die  Platte  vollständig  immobilisiert,  die  Lidspalte  braucht  deshalb  nicht 
veroäht  zu  werden  und  der  Verband  kann  nach  drei  Tagen  wegbleiben,  wäh- 
rend die  Platte  eine  Woche   liegen  bleibt.     Beim  Symblepharon   des  oberen 
Lides  mnss  die  Wirkung   des   Levator   palpebr.    ausgeschaltet   werden.    Zu 
diesem  Zweck  wird  die  Bleiplatte  so  geschnitten,  dass   sie  den  ganzen  Aug- 
apfel gat  deckt,   gut  in  beide  Übergangsfalten  reicht  und  so  gross  ist,  dass 
die  Lider  gerade  geschlossen    werden  können.     Bei   gut  erhaltener  Kornea 
wird  ein  entsprechendes  Loch  aus  der  Platte   geschnitten.    Auch  hier  wird 
nach  Vorbereitung  der  Platte  und  Exzision  aller  Narben  der  Epidermislappen 
anf  die  Wundfläche  des   Bulbus  übertragen  und   an  die  Ränder  der  Conj. 
bulbi  befestigt     Dann  wird  er  über  den  Bulbus,   den  Fomix  und  das  ever- 
tierte  Lid  sorgfältig  ausgebreitet,  die  Bleiplatte  auf  den  Bulbus  aufgelegt,  so 
dass  ihr  oberer  Rand  gut  in   der  Übergangsfalte  liegt,   das  untere  Lid  wie 
bei  Einlegen    eines   Glasauges   herübergezogen   und   nun   nach    nochmaliger 
Glättong  des  Lappens  das  obere  Lid  langsam  über  die  Platte  gleiten  gelassen. 
Die  Lidränder    werden   durch   drei  Nähte    vereinigt,   die  nach   4 — 5  Tagen 
darchschneiden,  während  die  Platte  mindestens  eine  Woche  liegen  bleibt. 

In  ganz  ähnlicher  Weise  ist  Gullstrand  (68)  bei  totalem  Symblepharon 
des  unteren  Lides  verfahren.  Er  hat  eine  passende,  dem  unteren  Lide  ent- 
sprechende Prothese  aus  Guttapercha  geformt,  ebenfalls  am  oberen  Rande 
mit  vier  Lochern  versehen  und  nun  mit  der  Konkavseite  auf  einen  ausge- 
breiteten Epidermislappen  6  X  6  cm  gelegt.  Durch  zwei  von  der  Wundfläche 
her  dnrch  den  Epidermislappen  eingestochene ,  doppelt  armierte  Fäden  und 
Durchstechen  der  um  die  Prothese  umgeschlagenen  Lappenenden  wurde  die 
Prothese  vollständig  durch  den  Epidermislappen  eingewickelt  und  nun  tief  in 


394  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

den  Yollständig  von  allen  Narbenfaden  befreiten  Fomix  eingeführt  nnd  durch 
Ausstechen  sämtlicher  vier  Nadebi  schief  nach  unten  durch  das  Augenlid  mit 
Ausstichstelle  in  der  Nähe  des  Infraorbitalrandes  und  Knüpfen  der  Fäden  zu 
zweien  auf  der  Haut  fixiert. 

Bei  drei  anderen  nach  der  Methode  von  May  operierten  Fällen  Yon 
Symphblepharon  totale  hat  er  vor  allem  das  Ziel  im  Auge  gehabt,  nicht  nur 
durch  möglichst  kräftige  Stütze  das  Festhalten  des  Lappens  an  der  Stelle  des 
zu  bildenden  Fornix  zu  sichern,  sondern  auch  durch  vollkommenes  Durch- 
trennen  der  Narbenmasse,  so  dass  kein  einziger  Narbenfaden  mehr  um  den 
neuen  Fornix  herumgeht,  einer  nachträglichen  Schrumpfung  vorzubeugen. 
Ersteres  erreicht  er  durch  Anwendung  eines  einzigen  grossen  Lappens,  der 
um  die  Prothese  herumgenäht  wird  und  durch  temporäre  Vemähung  der  Lid- 
spalte, letzteres  durch  so  tiefes  Hineingehen  mit  dem  Messer,  bis  dasselbe 
ganz  frei  ohne  merklichen  Widerstand  in  der  Orbita  bewegt  werden   kann. 

Hoch  heim  (83)  hat  einen  Ersatz  der  keilförmigen  Exzision  aus  dem 
Tarsus  nach  Snellen,  die  seiner  Erfahrung  nach  wegen  der  Narben  Verände- 
rungen schwierig  ist,  so  angestrebt,  dass  er  den  Tarsus  in  seiner  ganzen 
Länge,  ohne  Rücksisht  auf  die  Meibomschen  Drüsen  intramarginal  auf 
2  mm  gespalten  hat  und  nach  Exzision  eines  Haut-Muskel-Lappens  über  dem 
Tarsus  tief  fassende  Nähte  durch  den  Tarsus  geführt  hat,  um  diese  Wunde 
zu  schliessen.  Wenn  beim  Knüpfen  dieser  fünf  Fäden  mit  einer  Sonde  der 
Tarsus  in  die  Tiefe  gedrückt  wird,  so  besorgen  die  Nähte  die  Streckung  des 
Tarsus  im  Sinne  von  Snellen  und  die  Ektropionierung  des  unteren  Lid- 
randes, so  dass  die  intermarginale  Schnittwunde  klafft  für  die  nun  folgende 
Implantation  von  Schleimhaut. 

Die  Arbeit  von  Boldt  (31)  enthält  eine  genaue  Beschreibung  der 
Kuhnt sehen  Tarsalexzision  bei  Narbentrachom,  Pannus  etc.  nnd  ihrer  Er- 
folge besonders  bezüglich  des  Pannus  und  beschäftigt  sich  dann  polemisch 
mit  dem  von  Pollnow  aufgebrachten  Prioritätsstreit  über  das  Kuhnt  sehe 
Verfahren,  das  nach  Pollnow  nur  eine  unwesentliche  Modifikation  der 
schon  früher  von  Heisrath  geübten  Bindehaut-Knorpel-Exzison  sein  soll. 

Als  Warnung  vor  den  frühzeitigen  Mitteilungen  von  Erfolgen  mit  neuen 
Heilmethoden  veröffentlicht  Trousseau   (173)   die  Geschichte  eines  Falles 
von  Epithelioma  palpebrae,  den  er  acht  Jahre  hindurch  beobachtet  hat.  Das 
Epitheliom  heilte  unter  allen  modernen  Behandlungsarten  in  kurzer  Zeit  ab, 
um  jedesmal   bald  wieder  zu  rezidivieren.     Wenn  die  Patientin  nach  jeder 
Heilung  verschwunden  wäre,  so  würde  sie  vermutlich  drei  oder  vier  Fälle  von 
auffallender  Heilung  geliefert  haben.    So  ist  sie  nur  einmal  von  anderer  Seite 
nach  einer  Kur  mit  Methylenblau   als   ;,geheilt^   veröffentlicht   worden.    Die 
ersten  Anfänge  der  Geschwulst   lagen  16  Jahre  zurück,  nach  8  Jahren  be- 
gann ein  rascheres  Wachstum.    Da  die  Patientin  von  Operation  nichts  wissen 
wollte,  wurde  zunächst  nach  vorbereitenden  Kataplasmen  mit  antiseptischen 
Lösungen  von  Hydrarg.  oxycyan.  vorgegangen.  Nach  einem  Monat  Abheilung, 
nach  zwei  Monat  Rezidiv,  das  unter  Chromsäure  und  Milchsäure  heilte.  Nach 
fünf  Monaten  kam  Patientin  wieder  mit  einem  Rezidiv,   nachdem  inzwischen 
schon  die  bei  ihr  mit  Methylenblau  erreichte  Heilung  publiziert  worden  war. 
Trotz  der  doppelt  so  grossen  Ausdehnung  der  Geschwulst  heilte  sie  in  zv^ei 
Monaten  wieder  ab  unter  Chlorkalium  und  schliesslich  ein  Rezidiv  unter  Arsen- 
behandlung nach  Czerny  so  prompt,   dass  Verf.   den  Fall   schon  veröffent- 
lichen wollte.     Nach  einem  Jahr  trat  aber  wiederum  ein  Rückfall  auf,  dies- 


Meyer,  Yerletsangen  and  chirarg.  Krankheiten  des  äusseren  Auges.  395 

mal  mit  Yerhärteten  Knoten  in  der  Tiefe.  Die  entstandene  Ulzeration  heilte 
3]iter  Röntgenstrahlen,  die  Induration  in  der  Tiefe  blieb  aber  bestehen.  Nun 
tödlich  entschloss  sich  die  Patientin  zur  Operation  und  so  erfolgte  schliess- 
lich auf  chirurgischem  Wege  die  definitive  Heilung. 

Die  Arbeit  yon  Best  (20)  enthält  eine  wertvolle  Übersicht  über  die 
neueren  Anästhetika  in  der  Augenheilkunde  mit  einer  ausführlichen  Literatur- 
aLgabe.  Verf.  empfiehlt  gleich  anderen  die  ausgedehnte  Anwendung  der 
Lokalanästhesie  und  die  Benutzung  möglichst  konzentrierter  Lösung,  um  die' 
Anästhesie  möglichst  vollkommen  zu  gestalten  und  durch  ein  Minimum  von 
InjektioDsflüssigkeit  die  topographischen  Verhältnisse  nicht  zu  ändern. 

Guttmann  (69)  macht  besonders  bei  der  Behandlung  des  Trachoms 
mit  Ausrollen  etc.  ausgiebigen  Gebrauch  von  Infiltrationsanästhesie,  die  er 
lebhaft  empfiehlt.  Er  benutzt  eme  Lösung  von  Natr.  chlor.  0,2,  Kokain 
0,05-0,1  Aqu.  dest.  100,0  und  eine  Pravazspritze  von  1  com  mit  sehr  dünner 
Kinale  (Nr.  27)  von  V»  Zoll  Länge.  Nach  Eintropfen  von  Kokain  1  ®/o  mehr- 
mals in  3  Min.  und  Abwaschen  der  Lider  ektropioniert  er  das  obere  Lid 
doppelt  and  sticht  dicht  über  dem  Knorpel  die  Spitze  der  Kanüle  so  ober- 
flachlich  wie  möglich  ein,  besonders  bei  Kindern,  um  diesen  keinen  anfang- 
licheD  Schmerz  zu  machen,  und  injiziert  3 — 4  Tropfen.  Vom  Rand  des 
Bläschens  wird  langsam  weiterinjiziert  bis  der  ganze  Konjunktivalsack  hoch- 
gehoben ist  Ebenso  am  unteren  Lide.  Bei  Schieloperationen  wird  die  Conj. 
bolbi  mit  möglichst  geringen  Mengen  ebenso  infiltriert.  Bei  Tumoren  an  der 
äusseren  Lidfläche,  Chalazien  etc.  muss  nicht  nur  die  Haut,  sondern  auch 
die  Conj.  palpebr.  infiltriert  werden. 

Unter  den  Infektionsquellen  für  Baibuswunden  steht  nach  Silex  (164) 
der  Tränensack  obenan.  Er  empfiehlt  im  Falle  von  Vorhandensein  eines 
TiiBenleidens  oder  dessen  späterer  Entdeckung  sofortige  Exstirpation  des 
Tränensackes  oder,  wenn  das  nicht  geht,  Spalten  und  Auskratzen  desselben. 
Bei  Infektion  des  Glaskörpers  ist  die  tiefe  endokulare  Kaustik  mit  spitzem 
Paqnehn  angezeigt.  Bei  Hypopyon  subkonjunktivale  Injektionen  mit  Sublimat 
1:1000  oder  Hydrarg.  oxycyan.  1:2000  oder  auch  Kochsalzlösung  4%,  die 
weniger  schmerzhaft  sind.  Bei  Klaffen  der  Wundränder  Kaustik  und  Kon- 
janktiralplastik.  Energisches  rasches  Vorgehen  erfordert  die  Infektion  post 
operationem.  Hier  wirkt  ein  Konjunktivallappen  nach  Abfliessenlassen  des 
Kammerinhaltes  und  sorgfaltiger  Kaustik  aller  infiltrierten  Homhautpartien 
unter  der  Lupe  oft  überraschend.  Dieses  Verfahren  kann  noch  mit  Jodo- 
(omeinfühning  kombiniert  werden.  Silex  nimmt  dazu  pulverisiertes,  steriles 
Jodoform,  nicht  die  Ha  ab  sehen  Plättchen.  Auch  Hg-Kuren  nach  Schirmer 
6-8  g  pro  die  und  Injektionen  geben  oft  guten  Erfolg. 

Bezugnehmend  auf  die  Arbeiten  von  Frank  und  Kraus  (cf.  diese  Be- 
nchie  über  1904),  die  von  der  Jodoformdesinfektion  keine  Erfolge  gesehen 
liabeD,  n&mentlich  auch  keine  Sicherheit  gegen  die  sympathische  Ophthalmie, 
biingt,  Cohn  (41)  vier  Fälle  von  infizierten  Augen  aus  der  Silexschen 
Klinik,  bei  welchen  die  Jodoformeinführung  vollständig  im  Stich  gelassen  hat. 
I  Von  einem  praktischen  greifbaren  Erfolg  ist  auch  nicht  ein  einziges  Mal  zu 
sprechen,  da  der  Ausgang  einmal  Phthisis  bulbi  und  dreimal  Enukleation  war, 
^  drei  Mal  wegen  drohender  sympathischer  Ophthalmie  ausgeführt.  Er 
glaubt,  dass  der  Erfolg  bei  vielen  Fällen  wohl  den  gleichzeitigen  sonstigen 
^lasmahmen,  namentlich  der  Inunktionskur  nach  Schirm  er  zuzuschreiben 


396  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

ist.      Auch  bei   einem    Fall    von  Iristuberkulose   hat  das    Jodoform    nichts 
geleistet. 

Nach  Berücksichtigung  der  Literatur  über  die  intraokulare  Jodoform- 
desinfektion  des  Auges,  insbesondere  der  Arbeit  von  Kraus  gibt  Rave  (147) 
die  Krankengeschichten  von  17  Fällen  der  Würzburger  Klinik,  bei  denen 
Jodoform  stets  erst  eingeführt  wurde,  nachdem  ein  Hypopyon  aufgetreten 
war.  Die  Erfolge  sind  im  grossen  ganzen  nicht  gerade  als  glänzend  zu  be- 
zeichnen. Doch  lässt  sich  hiernach  kein  allgemein  gültiger  Schluss  auf  die 
Wirksamkeit  der  Jodoformtherapie  bei  intraokularen  Eiterungen  herleiten,  da 
die  Anzahl  der  Fälle  zu  klein  ist. 

Demgegenüber  empfiehlt  D  i  e  h  1  (47)  nach  den  Erfahrungen  der  Giessener 
Klinik  an  14  Fällen  die  Jodoformeinführung  in  die  Vorderkammer,  da  sie, 
wo  andere  Massnahmen  im  Stiche  lassen,  noch  gute  Resultate  liefern  könne. 
Zweimal  wurde  Jodoform  in  den  Glaskörper  eingebracht.  Der  eine  Fall 
(Magnetoperation)  endete  mit  Phthisis  bulbi  und  Enucleatio,  der  andere,  eine 
infizierte  perforierende  Verletzung,  heilte  ab. 

1 1  k  a  (90)  teilt  die  Heilerfolge  bei  Fremdkörpern  in  infizierten  Augäpfeln 
aus  der  Greifswalder  Klinik  mit  bei  Behandlung  mit  hohen  Quecksilberdosen 
(6—9  g  Ungt.  ein.  pro  die).  Unter  18  Fällen  waren  13  =  72^/0  Heilungen 
zu  konstatieren.  Augen  mit  brauchbarem  Sehvermögen,  das  heisst  mindestens 
Fingerzählen  in  3  m  wurden  in  33°/o  der  Fälle  erhalten.  Dieses  Resultat 
ist  um  so  befriedigender,  als  unter  den  18  Fallen  10  mal  Glaskörperabszess 
mit  Sicherheit  festgestellt  werden  konnte. 

Die  von  Schirmer  (157)  vorgestellten,  durch  hohe  Quecksilbergaben 
geheilten  Fälle  von  infizierten  perforierenden  Augenverletzungen  gehören  wohl 
mit  zu  obiger  Reibe. 

Greef  (63)  hat  in  einem  Falle  von  Lidkarzinom  mit  epitheloiden  Zellen 
Heilung  durch  Röntgenstrahlen  erreicht. 

Von  einem  auffallenden  Erfolge  der  Röntgen-Therapie  bei  einem  Epi- 
theliom des  Lides  und  der  Wange  berichten  Lafon-Villemonte  (109). 
Bei  einer  70jährigen  Frau  wurde  ein  fünffrankstückgrosses  eiterndes  Epi- 
theliom des  Lides  und  der  Wange  nach  Vorbehandlung  mit  feuchten  Ver- 
bänden in  vier  Sitzungen  je  fünf  Minuten  in  15  cm  Abstand  bestrahlt.  Bei 
der  Entlassung  nach  18  Tagen  war  der  Defekt  überhäutet,  glatt,  nur  noch 
leicht  gerötet,  was  bald  schwand.  Verflf.  halten  die  Heilung  selbst  nicht  für 
vollständig.  Es  finden  sich  in  dem  Lide  einige  kleine,  wenig  harte  Knötchen, 
die  in  der  Diskussion  als  Rezidive  bezeichnet  werden. 

Guibert  und  Gu6riteau  (67)  haben  einen  ihrer  Ansicht  nach  ope- 
rativ unheilbaren  Fall  von  Karzinom  des  Tränensackes  mit  Röntgenstrahlen 
mit  ausgezeichnetem  kosmetischen  Effekt  geheilt.  Wenigstens  ist  Patient 
6  Monate  rezidivfrei  geblieben.  Diese  Besserung  tritt  nach  den  Verfassern 
meist  erst  ein,  wenn  die  Strahlenwirkung  bis  zur  Verbrennung  fortge- 
setzt wird. 

Demgegenüber  weist  Kirchner  (99)  auf  die  Radium-Therapie  hin,  die 
nach  seinen  Erfahrungen  gleich  frappante  Resultate  gibt,  ohne  Gefahrdung 
des  Auges.  Er  teilt  einen  Fall  mit,  bei  welchem  er  mit  1  mg  Radiumbromid 
(Prof.  Dr.  Giesel)  ein  ulzerierendes  Kankroid  des  temporalen  Lidwinkels, 
das  je  ^/s  des  Lides  einnahm,  mit  ganz  staunenswertem  Ergebnis  bestrahlt 
hat.  Verf.  geht  ausführlich  auf  die  Wirkungsweise  des  Radiums  ein,  dem 
man  eine  elektivo  Wirkung  auf  die  rasch  wachsenden  Zellen  der  Neoplasmen 


Meyer,  Verleteaogeii  und  chirorg.  Krankheiten  des  äaseeren  Aages.  397 

itßcbreiben  muss.  Man  braucht  die  Geschwulstzellen  nicht  abzutöten,  sondern 
mit  dem  Radium  nur  in  ihrer  Entwickelung  zu  hemmen,  dann  wird  der 
Korper  selbst  mit  ihnen  fertig  und  man  erhält  ideale  Narben.  Bedingung 
:^t  genaae  Bekanntschaft  mit  dem  verwandten  Präparat  und  sorgfältige  Do- 
sierung, die  am  Lide  relativ  leicht  ist.  Er  hat  ein  mit  Blei  ausgekleidetes 
Messingschiffchen  von  6  mm  Länge  benutzt,  in  welchem  in  einer  kleinen 
Hohlang  hinter  einem  Glimmerplättchen  die  Radiumkristalle  lagen.  Damit 
hzm  man  immer  nur  wenige  Quadratmillimeter  Fläche  auf  einmal  bestrahlen, 
jann  muss  das  Schiffchen  weiter  geschoben  werden. 

Ein  zweiter  Fall  von  Eankroid  des  Lides  war  mit  15  Bestrahlungen 
Ton  je  15 — 20  Minuten  Dauer,  die  hintereinander  an  einem  Tage,  jedesmal 
mit  einer  anderen  Stelle  der  Geschwulst  vorgenommen  wurden,  behandelt 
worden.  Nach  drei  Wochen  war  der  Fall  fast  vollständig  abgeheilt,  trotzdem 
U  Tage  nach  der  Bestrahlung  noch  kein  Erfolg  sichtbar  gewesen  war.  Nach 
Qochmaliger  Bestrahlung  des  Restes  war  nach  14  Tagen  das  ganze  Geschwür 
restlos  überhäutet  und  mit  weichen  Narben.  Das  Resultat  war  ebenfalls 
ein  ausgezeichnetes. 

Schliesslich  ist  noch  über  eine  Arbeit  über  den  Wert  und  die  Wirkung 
der  Sympathikus-Resektion   beim  Glaukom   zu  berichten.     Li   sehr   dankens- 
lerter  Weise  hat   Medow  (123)   den  Bericht  über  4  neue  Fälle  von  Sym- 
pathikas-Resektion  aus  der  Axenfeldschen  Klinik  mit  einem  referierenden 
Bericht  über  102   aus  der  seit  der  Arbeit  von  Axenfeld  und  Ziehe  (cfr. 
diesen  Bericht  über  das  Jahr  1901)  erschienenen  Literatur  zusammengestellten 
Fälle  Terbunden.     Eine  Prüfung  der  106  Fälle  in  ihrer  Wirkung  auf  die  ver- 
schiedenen Formen  des  Glaukoms  lässt  den  Verfasser  zu  denselben  Schlüssen 
kommen,  wie  Axenfeld  und  Ziehe    an  ihren  55  Fällen:    beim  Glaucoma 
acut,  und  snbacut  ist  die  Sympathikusresektion  nur  angezeigt,   wenn  die  Iri- 
dektomie  verweigert  wird,  wenn   sie  auf  dem  anderen  Auge  geschadet  hat, 
oder  wenn    trotz    L*idektomie    das    Glaukom    fortbesteht.      Beim    Glaucom. 
baemorrhag.  und  bei  Hydrophthalmus  ist  sie  ein   berechtigter  Versuch,   der 
beim  Glancom.    infant.    mindestens  Aussicht   auf  kosmetischen   Erfolg    hat. 
Bei  Glanc.  chron.   und  simplex  ist   die  Rektion   als  Ergänzung    und  Unter- 
stützung der  Iridektomie  bei  progressiven  Fällen  zu  empfehlen.     Eine  Sym- 
pätbiknsresektion  ohne  vorhergehende  Lridektomie  ist  nur  gerechtfertigt,  wenn 
diese  Operation    geschadet   hat   oder   verweigert   wird.      Die   Sympathikus- 
reseküon  ist  eine  Erzgänzungsoperation   und  wird  nie  die  Iridektomie  ver- 
drängen, zumal  da  stets  mit  den  Symptomen  der  Sympathikuslähmung,  näm- 
licli  Miosis,  Ptosis,  Hyperämie  der  Konjunktiva,  des  Zahnfleisches,  überhaupt 
der  Kopfhälfte,    zu   rechnen   ist,    der   in   der  Regel    die  Beizungssypmtome 
Torausgehen. 

Inzwischen  haben  wir  aber  ein  neues  Operationsverfahren  beim  Glaukom 
erhalten  durch  Heine  (78)   in  der  Zyklodialyse,   d.  h.  Erzeugung  einer  peri- 
pheren Iridodialyse  von  einem   Skleralschnitt  aus,   der  5  mm  vom  Limbus 
I    entfernt  angelegt  wird,  durch  vorsichtiges  Eingehen  auf  der  Choriodea  bezw. 
i    dem  Ciliarkörper  entlang  durch  das  Lig.  pectinat.   hindurch   in  die   vordere 
Kammer. 

Diese  Operation  scheint  noch  bei  einer  ganzen  Anzahl  von  Fällen  zu 
^^Uen,  wo  man  bisher  nur  noch  die  Sympathikus-Resektion  zur  Verfügung 


398  Jahresbericht  far  Chirurgie.    IL  Teü. 


B.   Yerletzangen  und  chirargische  Krankheiten  des  äusseren  Ohres 

und  der  Nase. 

Referent:  G.  Zimmermann,  Dresden. 
Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.   Ohr. 

1.  Babinski,  Die  Lnmbalpanktion  bei  den  Ohraffektionen.  La  Möd.  moderne  23.  XI. 
1904. 

2.  Bailance,  The  difficnlties  and  dangers  of  the  mastoid  Operation,  the  vicissitudes 
of  convalescence  and  the  ultimate  resnlt  to  the  patient.    Lancet  1905.  Sept.  30.  p.  952. 

<3.  Beyer,  YortAaBchang  eines  Sinnsprolaps  durch  isolierte  Karies  der  terminalen  Mastoid- 
zellen.    Arch.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  64. 

4.  Boesch,  Der  Aquaeductus  vestibull  als  Infektionsweg.  Zeitschr.  f.  Ohrheilk.  1904. 
Bd.  50.  Heft  4. 

^.  Brfickner,  Bericht  Aber  die  in  den  beiden  Etatajahren  1903  und  1904  in  der  Uni- 
versitätsklinik fflr  Ohren-  und  Nasenkrankheiten  zu  Göttingen  beobachteten  Krankheits- 
fälle.   Arch.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  65. 

6.  Brflhl,  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  des  Gehörorgans.  I.  Gehörganga- 
geschwfilste.    Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  49.  H.  1. 

7.  *BryaDt,  W.  Sohier,  Capital  Operation  for  the  eure  of  tinuitus  aurinm.  The  joan. 
of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  Dec.  9. 

8.  Gramer,   Ohrfnrunkel-Mastoidkis.     Wiener  klin.  Rundsch.  1905.  Nr.  34. 

9.  *McGullagh,  Thiosinamine  in  the  treatment  of  tinnitus  aurinm.  Med.  News  30.  XII. 
1905. 

10.  *D  all  mann,   Beitrag  zur  Kasuistik  der  Pneumokokkenotitis.     Arch.  f.  Ohrenheilk. 
Bd.  64. 

11.  *Frederici,    Tierische  Fremdkörper  im  äusseren  Gehörgange.    Gazz.  d.  ospedali  1905. 
Nr.  1. 

12.  Gaudier,    Traitement  local   des  furuncles  du  conduit  auditif.    Joum.  de  möd.  et  de 
chir.  1905.  Nr.  21. 

13.  Grunert  und  Da  11  mann,   Jahresbericht  über  die  Tätigkeit  der  kgl.  üniversitäts- 
Ohrenklinik  zu  Halle  vom  1.  April  1904  bis  31.  März  1905.    Arch.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  65. 

14.  Hasslauer,    Kasuistischer  Beitrag  aus  dem  Gebiete  der  Oto-,  Rhino-,  Laryngologie. 
Deutsche  militärärztl.  Zeitschr.  1905.  Nr.  4. 

15.  Hang,    Operative  plastische  Rücklagerung  abstehender  Ohren.   Monatsschr.  f.  Ohren- 
heilk. 1905.  Nr.  12. 

16.  *^  Neue  Form  der  Jodoformgaze.    Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  11. 

17.  —   Nahezu  vollständige  traumatische  Ablösung  des  Trommelfells.    ÄrztL  SachTersL-Ztg. ' 
1905.  Nr.  24. 

18.  —   Amputatio  auriculae   wegen  Krebs.     Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  4. 

19.  Haugu.  Thanisch,  19.  Jahresbericht  der  k.  Universitäts-Ohrenpoliklinik  zu  München 
für  das  Jahr  1904.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  22. 

^0.    *Heimann,  Indikation  zur  Eröffnung  des  Warzenfortsatzes  bei  akuter  eiteriger  Mittel- 
ohrentzündung.   Medycyna  1904.  Nr.  47—50. 

21.  Heine,      Behandlung    der   akuten   eiterigen  Mittelohrentzündung   mittelst  Staaungs- 
hyperämie.    Zeitsch.  f.  Ohrenheilk.  1905.  I.  3.  p.  805. 

22.  Keppler,  Die  Behandlung  eiteriger  Ohrerkrankungen  mit  Stauungshyperämie.  Zeitschr. 
f.  Ohrenheilk.  1905.  L  3. 

23.  Kümmmel,    Über  infektiöse   Labyrintherkrankungen.     Zeitschr.  f.  klin.  Med.    Bd.  55. 

24.  '''Leder mann,  Radikaloperation  zur  Entfernung  einer  60g  wiegenden,  in  der  inneren 
Wand  des  Mittelohres  eingebetteten  Kugel.    Medical  Record  1905.  11.  März. 

^5.    Labarre,    A  propos  de  quelques  cas  de   mastoYdite  aigue  non  pröc^d^e  d'otite.     La 

presse  oto-lary ngolog.  beige  1905.  Nr.  3. 
26.   *Macewen,    J.  A.  C,   Purulent  Mastoiditis.    Ann.  of  Surg.  1904.  Sept. 


Zimmermanii,  Verleiziingen  n.  chirarg.  Krankheiten  des  äusseren  Ohres  eto.      399 

27.  May,  Bor  im  cas  d'otite  sinmlant  la  möningite.    Journ.  de  mM.  et  de  chir.  10.  T. 

1905. 
&  Müller,  Bakteriologische  Befunde  im  Mittelohreiter.    Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  49. 

Heft  2. 
29.  ^Neumann,   Eine  antiseptische  Behandlung  der  Mittelohreiterungen.     Wiener  med. 

Presse  1904.  Bd.  46. 
SOi  NoTsk,   Über  einen  Fall    von  hochgradiger  Misbildnng  eines  Ohres  mit  scheinbarer 

Faxialispareae.   Prager  med.  Wochenschr.  1905.  Nr  89. 
%\.  PsBSOw,  A.»    Die  Verletzungen  des  Gehörorgans.    Wiesbaden.  Bergmann.  1905. 
12.  Payr,   Plastische  Operation  an  den  Ohren.    Langenbecks  Arch.  Bd.  78. 
SS.  Smnrthwaite,    Chronic  suppurative  Otitis  media:  the  necessity  of  early  systematie 

and  energic  treatment.    The  Brit  med.  journ.  1905.  Jan.  28. 
Si  Sondermann,    Ein    neuer  Apparat  zur  Massage  des  Ohres.    Arch.  f.  Ohrenheilk. 

Bd.  64. 
35.  —  Aspiration  in  diseases  of  the  ear  and  the  nose.    The  Lanoet  1905.  August  12. 
^.  "  Über  Saogtherapie  bei  Ohrerkrankungen.    Arch.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  64.. 

37.  ^Springer,    Entwickelnng  der  H&mangiome  im  Anschluss  an  das  , Ohrringstechen*. 
Zeitechr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  I.  2. 

38.  *T5rDe,    Bemerkeoswerter  Fall  von  akuter  perforativer  Otitis  media.    Hygiea  1905. 
p.  385. 

^.  *Cffenorde,    Fall  von  Mitteloh reiternng.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  86. 
40.  *Wolff ,   Ober  die  Beziehungen  der  Rhinitis  fibrinosa  zur  Diphtherie.   Deutsche  med. 
Wocbeasehr.  1905.  Nr.  2. 

Die  Zahl  der  chirurgisch  bedentsamen  Veröfientlichungen  aus  dem  Ge- 
biete der  Ohrenheilkunde  erscheint  in  diesem  Berichtsjahr  nicht  gross ;  wohl 
mit  aus  dem  Grunde,  weil  heute  ein  gut  Teil  des  Interesses  der  Ohrenärzte  — 
Körner,  Kretschmann  u.  a.  —  wieder  mehr  physiologischen  Fragen  zu- 
gewandt ist.  Gerade  die  Widersprüche  der  täglichen  klinischen  Erfahrung 
mit  den  Forderungen  geltender  Theorien  machen  sich  ihnen  am  meisten 
fdhlbar,  während  sie  dem  Fachphysiologen  verborgen  oder  doch  nicht  in  dem 
Masse  brennend  sind,  dass  er  zu  gründlicher  Nachprüfung  sich  entschlösse. 
So  trägt  auch  in  dem  sonst  mit  ganz  ausserordentlichem  Fleiss  von  Schäfer 
bearbeiteten  Abschnitt  des  Nag  eischen  Handbuches  über  ;,den  Gehörsinn^ 
gerade  der  den  Ohrenarzt  interessierende  Teil  über  die  Funktion  des  Mittel- 
obrs  den  neueren  Forschungsergebnissen  nur  wenig  Rechnung  und  macht  es 
nicht  überflüssig,  dass  auch  weiterhin  die  Ohrenärzte  diesem  Teil  der  Physio- 
)i^e  selbständig  sich  widmen. 

Von  den  erschienenen  Anstaltsberichten  aus  Göttingen  (5)  und  München  (19) 
und  Halle  (13)  verdient  der  letztere  wieder  durch  die  epikritische  eingehende 
Besprechung  Yon  5  Fällen  von  Warzenfortsatzeiterung  mit  Sinusthrombose 
besonderes  chirurgisches  Interesse,  und  ausserdem  wegen  der  ausführlichen 
Mitteilang  des  grössten  Teils  der  beobachteten  Todesfälle. 

!^0Yak  (30)  beschreibt  einen  Fall,  wo  bei  einem  63jährigen  Manne 
sich  eine  ganz  rudimentär  entwickelte  Muschel  fand  und  man  daneben  nicht 
nnr  eine  Defektbildung  der  Pauke,  sondern  auch  des  inneren  Ohres  kon- 
statieren konnte.  Im  Röntgenbilde  zeigte  sich  eine  deutliche  Verkleinerung 
des  rechten  Felsenbeines,  eine  Abflachung  der  rechten  Schläfenbeinschuppe 
und  eine  schlechtere  Entwickelnng  der  rechten  Unterkieferhälfte,  so  dass  das 
Aussehen  des  Patienten  manche  hatte  an  eine  Fazialisparese  denken  lassen, 
wofür  aber  keine  sonstigen  Anzeichen  sprechen. 

E'ine  grundlegende  Arbeit  über  die  Verletzungen  des  Gehörorganes  hat 
Passow  (31)  veröffentlicht.  Das  ganze  bisher  schon  stark  angeschwollene 
zerstreute  kasuistische    Material    ist    gesichtet    und    an    der    Hand    eigener 


Jalireab«riclit  für  Cfainu^e.    II.  Teil. 

Erfahningea  za  klarer  übersichtlicher  Darstellnng  gebracht.  Ein 
hlagewerk  ersten  Ranges,  besonders  auch  für  den  Begntachter. 

ayr  (32)  empfiehlt  zum  Zwecke  der  Ohrrerkleinemng  die  Exzision 
lorpelstücken  stets  in  Sichelform  vorzunehmen  und  hat  ansserdem  in 
Falle  noch  einen  abpräparierten  Knorpellappen  der  Ohrmuschel  imter 
i>eriostbräcke  am  Froc.  mastoideas  dorcfagezogen ,  cm  so  noch  vor 
der  Hautwunde  das  Ohr  beliebig  stark  an  den  Schädel  heran- 
n. 

[ftug  (17)  konnte  bei  einem  Patienten  nach  einem  Böllerschuss  eine 
ting  fast  des  ganzen  Trommelfells  and  mit  ihm  des  Hammers  aus 
Verbindungen  konstatieren  and  daneben  auch  Labjrintherschüttemng 
lemder  Funktionsstörung. 

[asslaaer  (14)  beschreibt  einige  ganz  interessante  Fälle :  Trommelfell- 
ihörgangsverbrühung  durch  heisses  Karbolglyzerin,  Gehörgangsfraktur 
Uufschlag  mit  Heilung  unter  leichter  Kallusbildnng  u.  a. 
laug  (18)  demonstrierte  das  Präparat  eines  Falles  vom  Kansinom  der 
jchel  eines  65jäbrigeD  Mannes.  Der  Tumor  war  in  Jahresfrist  aus 
Pigmentnävus  zu  Taubeneigrösse  gewachsen,  ulzeriert  und  nahm  die 
Hinterseite  der  Muschel  bis  in  die  Haut  des  Proc.  mast.  ein;  keine 
Schwellungen;  mikroskopisch  melanotische  Partien;  über  den  Heilerfolg 
its  ausgesagt. 

Irübl  (6)  bringt  die  mikroskopischen  Untersuchungen  von  drei  Ge- 
itchen  aus  dem  Gehörgaug  (zwei  Fibromen  und  einer  vielleicht  sypbili- 

Granulationsgeschwnlst),  die  durch  Zystenbüdung,  Cholesteatombildung 
lerkwürdig  erschienen.  Im  Zusammenhang  damit  wird  eines  Schläfen- 
*zinoms  Erwähnung  getan.  Ein  weiterer  Fall  von  papillärem  Polyp 
m  Mittelohr   ist   deshalb   interessant,   weil   er   von  Zylinderepithel   be- 

war  und  doch  im  Innern  eine  Cholesteatomperle  aufwies;  wahr- 
ich  hervorgegangen  aus  einer  inselförmigen  Metaplasie  des  Zylinder- 
ä,  die  in  die  Tiefe  sich  senkte  und  hier  durch  Verklebung  der  Ein- 
gsstelle  zu  einer  Ansammlung  verhornter  Lamellen  fahrte. 
Iramer  (Sj  belegt  wieder  mit  einer  Beobachtung,  dass  unter  Umständen 
rfumnkel  typische  Erscheinungen  einer  Mastoiditis  verursachen  kann, 
laudier  (12)  empfiehlt  für  noch  geschlossene  oder  schon  offene Gehör- 
irunkel  eine  Ichthyolsalbe  (5  :  3U). 

lüller  (28)  hat  bei  akuten  Mittelohreiterungen  bakteriologisch  es  be- 
gefunden, dass  der  Ohreneiter  von  Haus  aus  meist  nur  eine  Bakterienart 
it,  und  dass  erst  in  einem  späteren  Stadium  der  Erkrankung  gleich- 
iwei  Arten  vorkommen.  Drei  oder  mehr  Bakterienarten  wurden  nie 
m.  Ausserdem  wird  zweier  Fälle  von  Typhus-  und  Diphtherieerkran- 
^wähnung  getan,  wo  auch  im  Ohreneiter  fast  in  Reinkultur  Typhus  resp. 
eriebazillen  nachzuweisen  waren. 

londermann  (34,  3ö,  3Üj  empfiehlt  bei  Ohreiterungen  die  Aspirations- 
le,  nicht  nur  weil  sie  bequem  und  leichter  den  Eiter  entleert,  sondern 
regen  der  günstigen  Wirkung,  die  die  dabei  entstehende  Hyperämie 
:h  brii^.  Er  hat  sich  eine  festanliegende  Maske  konstruiert,  die  über 
Dze  Ohrmuschel  gestülpt  wird  und  die  mit  einem  ansaugenden  Ballon 
einen  Schlauch  mit  Ventilverschluss  verbunden  ist.    In  zwei  akuten 

bildeten  sich  auf  die  Anwendung  der  Aspiration  auch  Schwellungen 
en  Warzenfortsatz  zurück.     Und  auch   in  chronischen  Fällen  war  die 


Zimmermann,  Yerkizmigen  n.  ekinirg.  Krankheiten  des  äusseren  Ohres  eto.      401 

Methode  erfolgreich.  Unter  VerwenduDg  einer  etwas  kleineren  Maske  liess 
Mch  bei  manchen  Naseneiterungen  das  Verfahren  sich  gut  verwerten. 

Die  Stannngshyperämie  hat  auch  in  der  Behandlung  der  eitrigen  Ohr- 
erkraokung  Eingang  gefunden  und  wie  aus  der  Arbeit  von  Keppler  (22) 
hervorgeht,  glänzende  Erfolge  gehabt.  In  der  Bonner  Chirurg.  Klinik  wurden 
i)  Falle  nach  der  Methode  behandelt  und  darunter  die  10  akuten,  die  früher 
ohne  weiteres  die  Aufmeisselung  indiziert  hätten ,  zur  Ausheilung  gebracht, 
(^ne  dass  irgend  etwas  Weiteres  angewandt  worden  wäre,  als  gelegentlich 
bei  nachgewiesener  Fluktuation  eine  kleine  Inzision,  wobei  jede  Drainage 
oder  Tamponade  noch  fortgelassen  wurde.  Die  chronischen  Fälle  werden  nur 
onter  erst  noch  näher  zu  erforschenden  Indikationen  von  dem  Verfahren 
Vorteil  haben.  Die  Anwendungsweise  des  Verfahrens  ist  in  der  Arbeit  genau 
beschrieben  und  durch  die  detailliert  beigegebenen  Krankengeschichten  er* 
&utert 

Heine  (21),  der  das  Verfahren  in  23  akuten  Fällen  verwendet  hat, 
berichtet,  dass  er  trotzdem  in  8  Fällen  habe  zur  Aufmeisselung  schreiten 
müssen;  das  Verfahren  eigne  sich  am  besten  bei  Mastoiditiden  mit  Abszess- 
bildang  oder  Infiltration  der  Weichteile,  besonders  auch  in  den  Formen  der 
Bezold sehen  Mastoiditis. 

Merg  (27)  berichtet  über  einen  10  monatlichen  Säugling,  der  mit  Inter- 
Tailen  kurzdauernder  Besserung  unter  schweren  meningitischen  Symptomen 
erkrankt  war:  Fieber  bis  40^,  Somnolenz,  Krämpfen,  Nackensteifigkeit  usw. 
Die  Lombalpunktion  zweimal  vorgenommen  ergab  kein  Resultat,  bis 
schliesslich  Eiterdurchbruch  aus  dem  rechten  Ohr  die  Situation  aufklärte  und 
definitive  Heilung  herbeiführte. 

Ausgehend  von  einem  Fall  chronischer  Otitis,  wo  der  Eiter  durch  das 
nmde  Fenster  das  Labyrinth  und  von  da  längst  der  Akustikusscheide  die 
Meningen  infiziert  hatte,  bespricht  Smurthwaite  (33)  die  bekannten  Mittel, 
am  die  Ohreitemng  zu  sistieren,  wobei  Borsäurespülungen,  Karbolalkohol  und 
Wasserstoffsuperoxyd  als  besonders  wirksam  hervorgehoben  werden. 

Der  Aufsatz  von  Ballance  (2)  ist  aus  einer  Diskussion  in  der  Liver- 
pooler medic.  Gesellschaft  hervorgegangen  und  bringt  wertvolle  Aphorismen 
zur  Chirurgie  des  Warzenfortsatzee ,  die  durch  eingestreute  Krankennotizen 
ergänzt  werden. 

Beyer  (3)  erwähnt  einen  Fall,  der  vor  3  Jahren  radikal  mit  Frei* 
legnng  des  gesunden  Sinus  operiert  war  und  wo  sich  eine  gespannte  bläuliche 
Vorwölbong  in  der  Sinusgegend  fand,  die  auf  Druck  auf  die  Jugularis  sich 
anspannte.  Indessen  es  ergab  sich,  dass  es  nicht  wie  zuerst  angenommen^ 
m  Sinnsprolaps  war,  sondern  ein  mit  Granulationen  erfüllter  kariöser  Herd 
in  den  hhiteren  Terminalzellen. 

Labarre  (25)  weist  auf  jene  seltenen  Fälle  hin,  wo  eine  eiterige  £nt- 
nndang  das  schwerer  zugängliche  Antmm  zuerst  befällt  und  die  geschwollene 
Schleimhaut  des  Aditns  dann  ein  Weitergeben  nach  dem  Mittelohr  verlegt. 
Die  Diagnose  ist  oft  schwierig  und  die  Therapie  ist  die  frühzeitige  Eröffnung 
des  Antmm,  wie  an  vier  Fällen  exemplifiziert  wird. 

Babinski  (1)  hat  von  Lunbalponktionen  günstige  Erfolge  bei  dem 
Meni Preschen  Symptomenkomplex  gehabt:  der  dabei  vorhandene  Schwindel 
vurde  stets,  das  Sausen  und  die  Taubheit  häufig  günstig  beeinflusst. 

Im  Anschluss  an  einen  selbstbeobachteten  Fall  (Sie  benmann  sehe 
Klinik],  wo  die   durch  Cholesteatom  induzierte  Labyrintheiterung  auf  dem 

JikrtAerMkt  Ar  Ghimrgto  1905.  26 


4D2  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    U.  Teil. 

Wege  des  Aquaeductns  vestibuli  einen  Kleinhirnabszess  herbeigeführt  hatte, 
hat  Boesch  (4)  die  gesamte  Literatur  durchgesehen  und  gefunden,  dass 
unter  65  Fällen  22  mal  (33,84  **/o)  der  Eiter  vom  Labyrinth  durch  den 
Aquaeductus  vestibuli  nach  innen  schreitet.  Es  entsteht  ein  Empyem  des 
Saccus  endolymphaticus  und  je  nach  der  Art  der  Berstung  und  Adhäsionen 
entweder  eine  rasch  verlaufende  Meningitis  oder  ein  Kleinhirnabszess.  Das 
Sakkusempyem  ist  der  Operation  zugänglich  und  der  Gang  der  Operation 
wird  genauer  besprochen.  Die  einschlägigen  Fälle  und  die  Literatur  sind 
tabellarisch  zusammengestellt. 

Kümmel  (23)  hat  an  der  Hand  von  8  ausführlich  mitgeteilten  Kranken- 
geschichten die  Pathologie  der  infektiösen  Labyrintheiterungen  behandelt  und 
besonders  auf  die  Diagnose,  auch  der  schleichenden  Formen,  die  Aufmerk- 
samkeit gelenkt.  Gerade  durch  eine  sorgfältige  Beobachtung  der  Ausfalls- 
erscheinungen und  Abweichungen  in  der  Funktion  wird  man  erst  naeh  und 
nach  zu  sicheren  Diagnosen  und  Indikationsstellungen  gelangen  können. 
Verf.  gibt  am  Schluss  der  Abhandlung  das  in  der  Heidelberger  Klinik  ge- 
brauchte Untersuchungschema,  um  bei  der  Aufnahme  des  Befundes  nichts 
zu  übersehen. 

2.  Nase. 

1.  Andr^,  Räseaa  lymphatiqne  da  nez  et  des  fosses  nasales.    Presse  m^.  1905.  Nr.  95. 

2.  Anton,   Kongenitaler  Verschluss  der  linken  Choane.     Prager  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  45. 

3.  Banmgarten,  Die  Hämatome  der  Nasenscheidewand.    Wiener  klin.  Rundschaa  1905. 
Nr.  13. 

4.  Börard,   Traitement   des  d^viations   du  nez.    Rey.  de  chir.  1905.  Nr.  3.  p.  423. 

5.  Berger,  Restauration  de   Tarnte  du  nez  en  seUe   par  un   transplant.  cartilagioeux. 
Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  24. 

6.  Bloebaum,    Ein  weiterer  Beitrag  zur  Radikalbehandlung  des  Rhinophym  darch  Gal- 
vanokaustik.   Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  47. 

7.  Borde,    Froc^^   simple   pour  le  tamponnement  profond  des  fosses  nasalas.    La  Sem. 
möd.  1905.  6  Sept. 

8.  *Boysen,   Rhinoplastik.    Hospitalstid.  1904.  Nr.  48. 

9.  Bronner,    Diseases  of  the  nose   in  their  relationship  to  pathological   conditions  of 
other  Organs.    Brit.  med.  jonrn.  28.  I.  1905. 

10.  *Bro88,    Polypenoperation.    Monatsschr.  f.  OhrenheUk.  1905.  Nr.  11. 

11.  Bobone,    Le   p^trol   dans  le  traitement  de  Toz^ne.    Joum.  de  möd.  et  de  chir.  prat 
1905    1«»  cahier.  p.  29. 

12.  Choronshitzky,    Über   die   Nasentampon  ade.    Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  I.  2. 

13.  —   Über  die  Nasentamponade.    Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  1. 

14.  *—    Collodioo  as   a  dressing  in  intranasal  surgery.    The  Edinburgh  Med.  Journ.  1905. 
Febr.  p.  221. 

15.  *Connell,  F.  Gregory,  The  subcutaneous  injection  of  paraffin  for  the  correction  of 
deformities  of  the  nose.    The  journ.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  Sept.  19  and  26. 

16.  Chiari,    Zur  Diagnose  der  Neubildungen  der  Kieferhöhlen.    Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  39. 

17.  CunöoetMarcAndr^,    Relations  des  espaces  pörimöning^s  avec  les  lymphatiquea 
des  fosses  nasales.    Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  1.  p.  58. 

18.  Downie,  Case   of  a  large  nasal  mucous  polypns.    Glasgow  Med.  Journ.  1905.  Oct. 
p.  273. 

19.  ^Edmunds,    A  note  on  rhinitis  caseosa.    Brit.  med.  journ.  28.  I.  1905. 

20.  *Falta,    Beziehungen  der  Nase  zu  den  weiblichen  Genitalien.    Monatsschr.  t,  Ohren- 
:       heilkuqde  1905.  Nr.  11, 

21.  Faure,    Polype  naso - pharyngien  etc.     Bull,  et  mäm.  de  la  Soc.  de  Chir.  de  Paris 
XXX,' 40,  p.  1108. 

^.   Fein;  Zur  Charakteristik  der  Nebi^höhleneiterungen.    Wiener  med.  Wochenscbür,  1905. 
/.      Nr.- 11.    ■•    '•  ...•.;.-.    v'^  ':■'  ■'''.'..        .    ;.     :  ;'     . 


Zimmermann,  Vedetzangen  a.  ohinirg.  Krankheiten  des  äoeseren  Ohrea  etc.      403 

23.  Forseil ea«  Über  Resektion  der  unteren  NasenmoscheL  Monatsschr.  f.  Ohrenheilk. 
1905.  Nr.  6. 

Si  Freer,  Fensterreaektion  der  Verbiegungen  der  Nasenscheidewand.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift Nr.  39. 

25.  Gant  hier,    Rhinoplastie  par  la  m^thode  fran^aise.     Lyon  möd.  1905.  Nr.  4.  p.  158. 

26.  —  Bhinoplasties  diverses.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  1. 

27.  Gerber,    Prinzipien  der  KieferhOhlenbehandlong.    Arch.  f.  Laryng.  Bd.  17.  EL  1. 

^  Glas,  Zar  Histologie  and  Genese  der  sog.  blutenden  Septumpolypen.  Arch.  f.  Lar. 
Bd.  17.  e.  1. 

29.  Halacz»  Stimmritzenkrampf  verorsachende  Enochenblasenbildang  der  mittleren  Nasen- 
moscheL    Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  7. 

30.  Hay,  A  case  of  empyem  in  the  posterior  ethmoidal  labyrinth.  Lanoet  1905.  Sept  30. 
p.  947. 

31.  *Henle,  Zur  Behandlang  des  ahnten  Schnupfens.  Deutsche  med.  Wochenschr.  190St. 
Nr.  6. 

32.  Herz  fei  d,  Üher  Meningo  -  Encephalitis  serosa  nasalen  Ursprungs.  Berliner  klin. 
Woehenscbr.  1905.  Nr.  10. 

33.  Honnefch,  Über  den  Wert  des  Sondermannschen  Saugapparates  zur  Diagnose  und 
Therapie  der  Nasenerkrankungen.    Mttnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  49. 

3i  Jabonlay,  ütilisation  de  la  lövre  sup^rieure  pour  la  rhinoplastie.  Sem.  möd.  1905. 
Nr.  1.  p.  7. 

35.  Joseph,  Weiteres  über  Nasenverkleinerungen.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  21 
imd  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  81. 

36.  Kahler,   Ein  flberzfthliger  Zahn  in  der  Nase.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  40. 

37.  *Eeen,  William  W.,  Bhinophyma,  report  of  a  case  with  Operation  for  its  relief. 
Ann.  of  Sarg.  1904.  May. 

38.  Kornfeld,  Zur  Kenntnis  der  Verbreitung  des  Skleroms.  Monatsschr.  f.  Ohrenheilt:. 
Nr.  9. 

39.  Killian,  Die  submukSse  Fensterresektion  der  Nasenscheidewand.  Arch.  f.  Laryng.  «. 
Rhin.  Bd.  16.  H.  3. 

40.  Koerner,  Diagnose  der  NebenhOhleneiterungen.  Manch,  med.  Wochenschrift  1905. 
Nr.  8. 

41.  Lermoyez,    La  Rhinomötrie  dinique.    Presse  möd.  1905.  Nr.  91. 

^.  Lewis  and  Turner,  Supparation  in  the  accessory  sinuses  of  the  nose.  Edinb.  med. 
Joam.  1905.  Not.  p.  893. 

43.  Löwe,  Weitere  Mitteilungen  zur  Rhinochirurgie.  Monatsschr.  f.  Ohrenheilkunde  1905. 
Nr.  9. 

44.  —  Zur  Chirurgie  der  Nase.    Berlin  1905.  Goblentz. 

45.  Lombard,  Lampe  sterilisable  pour  ^clairage  des  sinus.  Bull,  et  mto.  de  la  Soc.  de 
Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  16. 

46.  Martin,    Redressement  des  fractures  du  nez.    Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  5.  p.  673. 

47.  Mendini,  Taitement  de  l'^pistaxis  par  Fadrönaline.  Joum.  de  Med.  et  de  Chir.  1905. 
10  Oct. 

48.  Mintz,  Amaurose  nach  Paraffinoplastik  einer  Sattelnase.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  2. 

49.  Moritz,  The  causes,  Symptoms  and  complications  of  the  diseases  of  the  nasal 
accessory  sinuses.    Brit.  med.  joum.  1905.  28.  I. 

50.  Navratil,  D.  t.,  Über  den  Wert  der  submukösen  Paraffin -Injektion  bei  Ozäna. 
Badapester  kgl.  Ärzteverein.  Sitzung  vom  25.  IL  1905.  Orvosi  Hetilgp  1905.  Nr.  49. 
(ungarisch.) 

51.  *McNeil,    Dislokation  des  Nasenknorpels.    Journ.  of  Amen  Ass.  1904.  Nr.  28. 

^2.  Pegler,  A  note  of  the  comparative  value  of  septal  fissure  on  Moures  principle  and 
sabmacouB  resection  in  the  treatment  of  septal  Deflections.  Brit.  med.  Jöum.  1905. 
Nov.  4.  p.  1202. 

^.  —  The  pathology  of  socalled  bleeding  polypns  of  the  septum.    Lancet  1905.    Nov. 

18/25.  p.  i5a7.  : 

M.  Peters,  Ergebnisse  der  Nasenuntersuchung. bei  24  Fällen  von  Phlegmone  mit  Fistel- 
bildong  in  der  Trftnensackgegend.    Münch.  med.  Wochenschrift  1905.  Nr.  3. 

55.  Schatz,  Über  eine  sog.  sKuochenzyste*  der  mittleren  Muschel  von  excessiver  Grösse. 
Monatsschr;  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  6.  ' 

56.  ^mith,  Harmon,  Paraffin  injected  subcntaneotiBly  för  ihe  correctibn  6f  nasal ^and 
other  deformitiesi   'ThS'jtfntli.  of  Amer.  Med.  Ass.  190$.  Sept.  26.         .:.;'; 

26* 


«         4  I 


404  Jabi«slMridit  für  Oiinu'gie.    n.  Tail. 

67.   Smarth'wsite,  tln  adTkntagw  of  tha  anbniaMiBa  rasMtioB  opemtion  «vor  »U  oÜi«r 

tneUiode.    Brit  med.  jonrn.  190S.  Not.  4. 
58.   Sondern!  ann,  Eine  nene  Hetbode  tat  Diagnoae  imd  11ierapi«der  Naaeaei^rkiikuiigin]. 

HODch.  med.  Wochenachr.  1905.  Hr.  1. 
69.   —    Die  NaseneitoniDg  dar  Kinder  und  ihre  Behandlung  durch  Sangea.    HBb^.  med. 

Woehenaefar.  1905.  Nr.  80. 

60.  Tbemson,   Poreeps  for  noae  and  thnmt  «oric  and  for  opening  peritonaillmr  kbeceas. 
Lancet  '25.  HL  1905.  p.  804. 

61.  Tillay ,  The  aymptoms,  diagnoais  and  Ireatment  of  chronic  aupparatioB  in  Uie  aphenoi- 
dal  sinoa.    Brit.  med.  Jonrn.  1908.  Hot.  4. 

62.  TaakyrogloQB,  Ein  Fol!  toq  Lagorrfainoa.    Henataaebr.  f.  Ohranhailk.  1906.  Nr.  2. 

65.  Unna,    Therapie  dee  Rhinophyma.     Therapie  1904.  Nr.  1. 

64.   'Dhtlioff,    Paraffininjektion  bei  Sattelnase.    Berliner  klin.  Wochenadir.  Nr.  47. 
«5.   WalUoe,    Naaal  obatmdäoD  and  montb-breatliing.    The  Ued.  Presa  1905.   I.  ü. 

66.  Weite,  Collen  F.,  Tranaplantation  of  hone  for  tbe  relief  of  uddle-noae.   The  joum. 
of  tbe  Amer.  Med.  Aee.  1905.  Not.  U. 

67.  Whitehead,   Naaal  diaeaae  as  a  cause  of  boadache.    Brit.  med.  Joara.  S8.  I.  1905. 
66.   Wieaner,    Die  gegen-w&rtiga  Therapie  der  NaaenblDtnng.     Wiantr  klia.  Randachan 

1905.  Mr.  62. 

Eine  ganz  ungewöhnliche  Misabildiuig  fand  Tsakyroglotis  (62)  bei 
einem  50  jährigen  Bauern  ans  der  Umgebung  vonSmyroa:  Die  Nasenflügel 
beiderseits  dnrch  eine  1  cm  lange  Spalte  von  der  NaaeoBpitie  getrenot  und 
von  der  Nasenspitze  zwei  nach  der  Stirn  zu  divergierend  erbabene  Enochen- 
wülste. 

Martin  (46)  stellt  zwei  nach  seiner  Methode  (cf.  Jahresber.  1904,  S.  335} 
wiederhergestellte  Fälle  von  Nasenfraktur  vor;  bat  das  Verfahren  aber,  wie 
er  auf  Anfrage  Vincents  sagte,  nur  in  frischen  Fällen  bisher  erprobt. 

In  einem  veralteten  Falle  hat  nach  demselben  Vorgehen  Berard  14) 
einen  zufriedenstellenden  Erfolg  gehabt. 

Bloebaum  (6)  empfiehlt  zur  Radikaloperation  des  Rfainopbyma  das 
g^vanokaustische  Glübmesser  und  bringt  einen  neuen  Fall  (mit  Photographie), 
wo  in  fünf  Sitzungen  ein  vollbefriedigendes  Resultat  erreicht  wurde. 

Unna  (63)  rät  alle  Höcker  in  Narkose  wegzuschneiden,  daas  über  dem 
Knorpel  eine  bis  2  nun  dicke  Hautschicht  noch  bleibt,  weil  sonst  die  Über- 
bäutnng  von  den  Seiten  ausgehend,  leicht  zu  narb^en  Verziebungen  führt. 
Danach  Pulver-  und  Salbenbebandlung. 

Bei  zwei  Kranken,  die  eine  Sattelnase,  der  eine  durch  Lues,  der  andere 
durch  eine  Entzöndung  in  der  Kindheit  bekommen  hatten,  bat  Berger  (ö) 
durch  Einpflanzui^  von  Rippenknorpel  die  Nase  wieder  aufgerichtet.  Das 
Verfahren  wird  eingehend  beschrieben,  es  erfordert  nur  peinlichste  Asepsis 
und  ist  dann  allen  anderen  Methoden  überlegen. 

Erblindung  nach  Paraffininjektioneo  zur  Korrektur  der  Sattelnase  sind 
wahrscheinlich  sehr  viel  häufiger,  als  es  nach  den  mitgeteilten  Fällen  den 
Anschein  hat.  Die  Gefahr  ist  so  gross,  dass  die  Methode  trotz  ihrer  guten 
kosmetischen  Resultate  aufgegeben  werden  sollte.  Wenn  die  Injektion 
trotzdem  vorgenomnwn  wird,  sollte  sie  nicht  mit  Paraffin  von  110  F. 
Schmelzpunkt,  sondern  115  F.  Schmelzpunkt  gemacht  werden.  Plastische 
Operationen  verdienra  den  Vorzog.  Weil  tte  nur  eine  Uuigsnarbe  aaf  dem 
Nasenrücken  hinterlässt,  ist  Einpflanzung  eines  Knochenperioststfickes  aus 
der  vorderen  Tibiakante  ein  sehr  zweckmässiges  Verfahren.  In  einem  von 
Weltz  (66)  operierten  Falle  war  das  Resultat  nicht  ganz  den  Anforderungea 
entsprechend,  weil  das  Knochenstück  nicht  dick  genug  war. 


Zimmermann,  YerlAizangen  n.  ehirarg.  Krankheiten  des  äusseren  Ohres  etc.      405 

Miiitz  (48)  erlebte  aach  in  einem  Falle,  wo  nur  eine  kleine  Stelle  am 
aDteren  Rande  eines  schon  Tor  Jahresfrist  angelegten  Paraffindepots  korrigiert 
lerden  sollte  und  wo  ^/s  g  43^ige8  Parafin  injiziert  wurde,  dass  3  Minuten 
ikraof  Schmerzen  im  linken  Ange  und  kurz  darauf  völlige  Erblindung  eintrat. 
Opbthahno6k<q>isch  war  eine  Embolie  der  Arteria  centr.  retinae  auszuschliessen, 
ond  zusammengenommen  mit  anderen  Symptomen  wird  eine  von  der  Vena 
itts.  ext  auf  die  Vena  centr.  retinae  und  weiter  fortschreitende  Thrombose 
aDznnehmen  sein.  Verf.  hat  seitdem  nie  wieder  die  Methode  angewendet  und 
warnt  auch  andere  davor. 

Gauthier  (2ö).  Ein  Hautkarzinom  vom  inneren  Augenwinkel  von 
Mandarinengrösse  war  von  Jaboulay  exstirpiert  und  der  ziemlich  grosse 
Sabfitaozverlust  durch  Lappenbildung  aus  der  Nachbarschaft  mit  gutem  Er- 
folg gedeckt.  Im  Anschluss  an  die  Vorstellung  des  Falles  wurde  lebhaft  über 
die  Verwertbarkeit  von  Röntgenstrahlen  und  Methylenblau  in  solchen  Fällen 
diskutiert.  Besonders  Des  tot  empfahl  aber  die  Röntgenstrahlung  nur  im 
Anfang  oder  znm  Schluss,  sonst  aber  das  Messer  anzuwenden. 

In  einem  anderen  Falle  hatte  Jaboulay  (34)  das  syphilitisch  zerstörte 
Nasenseptum  durch  einen  Lappen  aus  der  Oberlippe  mit  nach  drei  Wochen 
erkennbarem  gutem  Erfolge  substituiert.  Von  einem  weiteren,  nach  der  in- 
dischen Methode  operierten  Fall  von  Rhinoplastik  wurden  Photographien 
gezeigt. 

In  der  Berliner  mediz.  Gesellschaft  stellte  Joseph  (35)  teils  persönlich, 
teils  in  Abbildungen  Patienten  vor,  die  er  intranasal  zur  Abtragung  von 
Höckern  der  Nase  oder  zur  Verkürzung  der  Nase  operiert  hatte,  ohne  dass 
äusserlich  Narben  sichtbar  geblieben  wären.  Es  waren  nach  Zurechtschneiden 
der  Nasenflügel  beiderseits  die  medialen  Schenkel  der  Garth.  alares,  zuweilen 
aach  ein  Teil  des  lateralen  Abschnittes  des  Flügelknorpels  reseziert  worden. 

Die  anatomischen  Untersuchungen  von  Cuneo  und  Andrä  (17)  ergaben 
eine  fast  absolute  Unabhängigkeit  des  von  den  Meningen  aus  injizierten  Lymph- 
oetzes  des  Pars  olfactoria  und  des  in  der  Pars  respiratoria  der  Nase  ge- 
legenen Lymphnetzes  und  Hessen  ausserdem  erkennen,  dass  mit  zunehmendem 
Alter  das  erstere  an  Ausdehnung  verliert,  was  pathologisch  von  Wichtig- 
keit wird. 

Marc  Andrä  (1)  hat  in  einer  Dissertation  ausserdem  noch  des  weiteren 
die  Bahnen  der  abführenden  Lymphgefässe  und  Drüsen  untersucht  und  syste- 
matisch zusammengestellt. 

Gegen  die  Hämatome  der  Nasenscheidewand  empfiehlt  Baumgarten  (3) 
einen  Tag  Eisumschläge  zu  machen  und  dann  mit  Wicken  von  Karbolwatte 
ständig  zu  tamponieren.  In  6 — 10  Tagen  verschwinden  durch  diese  Behand- 
lung die  Hämatome  und  unter  40  Fällen  kam  es  auf  diese  Weise  nur  fünfmal 
Yor,  dass  die  Ergüsse  abszedierten. 

Zur  Nasentamponade  bei  Blutungen  empfiehlt  Borde  (7)  Tampons  ein- 
tufogen,  die  zuvor  mit  einer  blutstillenden  oder  antiseptischen  Flüssigkeit 
getränkt  und  dann  sorgfältig  wieder  ausgedrückt  waren.  Wenn  sie  in 
der  Nase  liegen,  lässt  num  sie  vom  äusseren  Ende  sich  wieder  vollsaugen  und 
<iurch  die  darauf  erfolgende  Ausdehnung  sollen  sie  einen  genügenden  Druck 
^t'  die  Gewebe  zur  Stillung  des  Blutes  ausüben. 

Wie  an  er  (68)  gibt  ein  Sammelreferat  über  alle  die  möglichen  Methoden, 
i\«  bisher  bei  Nasenblutungen  angewendet  sind. 


Jiliraeberielit  für  ChJrnrgie.    II.  TeiL 

Chronshitzky  (13)  empfiehlt  znr  Nasentamponade  nach  Operationen 
altbekannte  Eisenchloridwatte. 

Kornfeld  (38)  konnte  bei  einer  21jährigen  Äraberin  klinisch  und 
[teriologisch  Khinosklerom  nachweisen;  der  zweite  Fall,  der  bisher  in 
irpten  beobachtet  ist  und  ein  Beweis  für  die  Schröttersche  Ansicht, 
iB  das  Sklerom  weiter  verbreitet  ist,  als  man  bisher  annahm. 

Lermoyez  (41)  betont  die  Notwendigkeit  quantitativer  Rhinometrie 
1  bespricht  die  zu  dem  Zwecke  konstruierten  Apparate,  welche  aus  dem 
Verschlag  der  wärmeren  Naseoausatmung  auf  kälteren  Glas-  oder  Spiegel- 
tten,  Anhaltspunkte  für  die  mehr  oder  weniger  genügende  Nasendurch- 
igigkeit  gewähren. 

Anton  (2)  konnte  bei  einer  53jährig6n  Frau  eine  typische,  knöcherne 
esie  der  linken  Ghoane  beobachten,  ohne  dass  die  Frau  im  Leben  grosse 
icbwerden  davon  gehabt  hätte.  Deshalb  wnrde  auch  ein  operativer  Eingriff 
[elehnt. 

Sim  Wallace(65)  siebt  ein  wesentliches  ätiologisches  Moment  für  die 
genügende  Nasenatmnng  in  der  Schiefstellimg  der  Zähne,  wodurch  der 
iimen  geknickt  und  die  Nasengänge  verengt  würden,  und  protestiert  leit- 
t  gegen  die  jetzt  beliebte  Methode,  die  Kinder  allzulange  mit  Milch  und 
iiger  Kost  zu  füttern,  anstatt  sie  frühzeitig  ans  Kauen  zu  gewöhnen. 

Kohler  (36)  beschreibt  einen  Fall,  wo  bei  einem  29jälirigen,  übrigens 
editär  luetischen  Mann  auf  dem  Nasenboden  kurz  hinter  dem  Introitus 
mit  der  Krone  '/t  cm  hervorragender  Zahn  entdeckt  nnd  entfernt  wurde, 
sonst  im  Oberkiefer  alle  Zähne  vollzählig  waren,  handelte  es  sich  zweifel- 
um  einen  überzähligen  Zahn,  der  vielleicht  wegen  Persistenz  eines  Milch- 
ines retiniert  war;  vielleicht  war  auch  durch  vorausgegangene  syphilitische 
jtmktionen  der  Zahnkeim  so  verlagert  worden,  dass  er  nach  der  Nase  zu 
■chgebrochen  war. 

Besonders  auch  bei  der  Naseneiternng  des  Kindes  —  selbst  bei  den 
onischen  Formen  —  hat  Sondermann  (58,  59)  gute  Erfolge  gehabt  mit 
a  von  ihm  beschriebenen  Saugverfahren. 

Honneth  (33),  der  die  Sondermannsche  Methode  in  der  Esch- 
ilerschen  Poliklinik  nachgeprüft  hat,  hebt  besonders  ihren  grossen  Wert 
diagnostisch  brauchbarstes  Mittel  hervor,  indem  es  nicht  nur  in  den 
:h  sonst  zweifellosen  Fällen  gelang,  den  Sitz  der  Eiterungen  zu  bestimmen, 
dem  auch  in  den  zweifelhaften  Fällen  immer  ausschlaggebend  war,  ob 
klicb  eine  Eitemng  vorlag  oder  nicht.  Dazu  kam  wenigstens  in  manchen 
iten  Fällen  ein  beachtenswerter  therapeutischer  Erfolg. 

Auf  Grund  bakteriologischer  und  klinischer  Untersuchungen  sind  L  e  vr  i  s 
1  Turner  (42)  u.  a.  zu  folgenden  Schlüssen  gekommen,  dass  die  gesunden 
benhöhlen  wahrscheinlich  steril  sind,  dass  die  Organismen,  welche  sich  ge- 
entlich  darin  vorfinden,  nicht  virulent  sind,  wenn  sie  auch  der  Art  nach 
denen  gehören,  welchen  man  sonst  bei  den  Eiterungen  begegnet.  Bei  den 
erungen  fanden  sich  hauptsächlich  Streptokokken,  (in  80'*/a  der  chroni- 
en,  in  60%  der  akuten  Fätlej,  Pneumokokken  und  Staphylokokken.  Die 
tische  Erfahrung,  dass  die  Nebenhöhlen  nicht  von  der  Nase  aus  infiziert 
'den,  liesB  sich  auch  bakteriologisch  bestätigen. 

Von  Forselles  (23)  wird  gegenüber  der  Galvanokaustik  der  unteren 
schel  warm  empfohlen  die  Resektion,  und  zwar  statt  mit  Scheren  und 
ilingen  mittelst  einer  Zange,  deren  Schenkel  vom  Schloss  ab  5  Vi  cm  messen. 


Zimmermann,  Yerletzapgen  n.  chirorg.  Krankheiten  des  ftusseren  Ohres  etc.      407 

Iler  eine  Schenkel  liegt  im  unteren,  der  andere  im  mittleren  Nasengange, 
die  Muschel  wird  möglichst  lateral  gefasst  und  mit  einer  Drehung  vollständig 
entfernt.  Kurzdauernde  Einlage  eines  sterilen  Tupfers;  Nachblutungen  sind 
nicht  beobachtet  unter  210  Fällen  der  letzten  5  Jahre. 

Schatz  (55)  konnte  bei  einer  40jährigen  Frau  in  der  mittleren  Muschel 
eine  jener  aus  einer  abgesprengten  Siebbeinzelle  hervorgegangenen  Knochen- 
zysten von  über  Walnussgrösse  operieren,  deren  Inhalt  durch  eine  Influenza- 
afiektion  wohl  vereitert  und  zu  rasenden  Kopfschmerzen  Anlass  geworden  war. 

Halasz  (29)  beobachtet  bei  einer  50jährigen,  an  Asthma  leidenden 
Frau  eine  st-ark  vergrösserte  mittlere  Muschel  links,  darunter  einen  kleinen 
Polyp.  Bei  der  Resektion  ergab  sich,  dass  es  sich  um  eine  ganz  dünnwandige 
Knochenblase  handelte  und  dass  eine  eigentliche  mittlere  Muschel  gänzlich 
fehlte.  Es  war  anzunehmen,  dass  eine  embryonale  abgesprengte  Siebbeinzelle 
durch  ihre  Yergrösserung  die  Entwickelung  der  mittleren  Muschel  vollkommen 
behindert  hatte.  Die  asthmatischen  Anfälle  hatten  nach  der  Operation  auf- 
gehört. 

Edmunds  (19)  gibt  einen  kurzen  Bericht  über  einen  Fall  von 
Rhinitis  caseosa  enthaltend  Detritusmassen  mit  phosphorsaurem  Kalk  und 
Cholesterin. 

T.  Navratil  (50)  versuchte  bei  Ozaena  die  submuköse  Paraffininjektion 
in  sieben  Fällen.  Eine  vollkommene  Heilung  trat  nicht  ein,  doch  wurde  der 
Zustand  der  Kranken  bedeutend  gebessert. 

Navratil  bewerkstelligt  die  Injektionen  unter  Lokalanästhesie  einer 
10*^0 igen  Alypinlösung ;  wegen  der  langwierigen  Nachbehandlung,  es  sind 
täglich  öftere  Nasenspülungen  notwendig,  empfiehlt  er  jedoch  die  Methode 
nur  bei  intelligenten  Personen.  Gergö  (Budapest). 

Bobone  (11)  empfiehlt  gegen  Ozaena  nach  vorgängiger  Ausspülung  der 
Krusten  die  Nasenschleimhaut  mit  einer  Petroleumlösung,  der  1,25  ^/o  Euka- 
lyptusöl und  0,05  Vo  Strychnin.  nitr.  zugesetzt  sind,  zu  betupfen,  und  hat  oft 
schon  am  folgenden  Tage  darauf  Abnahme  des  Gestankes  und  der  Krusten 
bemerkt. 

Löwe  (44)  hat  seine  schon  teilweise  bisher  veröffentlichten  Mitteilungen 
über  radikale  Freilegung  des  Naseninnem  zu  einer  grossen  Monographie  zu- 
sammengefasst  und  mit  einem  Atlas  von  11  höchst  instruktiven  Tafeln  er- 
läutert. Die  Arbeit  behandelt  in  einzelnen  Paragraphen:  die  Dekortikation 
der  Gesichtsmaske,  die  Operationen  am  Septum,  die  Ausräumungen  der  Kiefer- 
höhle, des  Siebbeinlabyrinths  und  der  Stirnhöhle,  die  Freilegung  der  Basis 
cranii  von  unten  und  die  Abklappung  des  harten  Gaumens.  Die  präzise 
Darstellung  im  Verein  mit  den  prächtigen  Tafeln  erleichtert  wesentlich  das 
Studium  der  empfohlenen  Methoden  und  wird  Anlass  werden,  sie  in  weiteren 
Kreisen,  vielleicht  wohl  mit  einigen  Einschränkungen,  einzuführen  oder  min- 
destens nachzuprüfen. 

In  einem  kleineren  Aufsatze  wendet  Löwe  (43)  sich  einmal  gegen 
Winckler  wegen  einer  Differenz  über  die  Chirurgie  der  Nasenscheidewand 
und  bringt  sodann  noch  kasuistisches  Material  zur  Abklappuug  des  harten 
Gaumens. 

Als  das  Wesentliche  seiner  submukösen  Fensterresektion  beschreibt 
Killian  (39),  ;,dass  er  sich  zwischen  beiden  Schleimhautblättem  des  Septum 
mit  Hilfe  seiner  langen  Spekula  einen  medialen  Raum  schafft,  in  dem  er  wie 
innerhalb    einer  Nasenhöhle   bequem    operieren  kann.     Den  Eingang   in  die 


JkhrMbwicht  fQr  (AinlrgM.    II.  Toil. 

le  bildet  die  vom  ai^elegte  geradlinige  Schnittminde.  Alle  übrigen  tecb- 
lien  Einzelheites  gruppieren  sich  vm  diese'  Gmodidee."  Diese  nan  an 
Füllen  erprobte  Methode  wird  an  der  Hand  der  prächtigen  AbbiMungeo 
1  rascher  Eingang  scbaffen. 

Freer  (24)  sieht  anch  die  Idealoperation  aller  SeptnmdeTiationen  in 
Fensterresektion  und  beschreibt  sein  Verrabren,  das  er  anabhängig  von 
neueren  Publikationen  seit  1901  schon  in  68  Fällen  mit  bestem  ErfoJg 
)t  hat.  Abbildungen,  speziell  auch  des  von  ihm  benötigten  Instmmen- 
ims  sind  der  Arbeit  eingefügt. 

Smnrthwaite  (57)  tritt  ebenfalls  warm  für  die  submnköse  Resektion 
Septnmderiationen  ein:  er  bat  sie  einige  30  M^  in  den  verschiedensten 
an  ausgeführt,  immer  nur  in  Lokalanästhesie  und  mit  zunehmender  Er- 
ung  auch  in  sehr  kurzer  Zeit;  er  beschreibt  genau  die  einzelnen  Phasen 
»8  Vorgehens.  Pegler  betont  demgegenüber,  die  Mouresche  Methode 
Spaltung  des  Septum  sei  einfacher  und  schneller  auszuführen,  bei  der 
Qukösen  Resektion  empfehle  sich  ausserdem  die  Narkose  am  tiefhäogenden 
fe. 

Downie  (18)  konnte,  was  bisher  wohl  noch  nicht  beobachtet  ist,  bei 
m  7  wöchigen  Kinde  einen  Polypen  finden  und  operieren,  der  die  rechte 
B  stenosierte  und  schon   zwei  Wochen   nach  der  Geburt  sich  entwickelte. 

Faare  (21)  hat  einen  mandarinengrossen  Naeenrachenpolypen  von  vom 
irpiert,  indem  er  nach  Abtrennung  des  Nasenflügels  die  laterale  Knochen- 
andung  noch  etwas  abtrug  und  dann  die  untere  Muschel  resezierte.  Es 
de  dadurch  hinreichend  Platz  geschaffen  zur  Exstirpation  des  Polypen, 
vom  Rachendach  ausgehend  nach  der  KeObeinhöhle  und  der  Orbita  zu 
ausgedehnt  hatte.  Die  sehr  beträchtliche  Blutung  konnte  durch  Tampo- 
)  beherrscht  werden,  Hess  aber  eine  primäre  Naht  nicht  zu,  trotzdem  gute 
ung  ohne  jede  Entstellung. 

Moritz  (49)  bespricht  die  durch  Nebenhöhlenerkrankungen  bedingten 
ptome,  wie  Kopfschmerz,  Fieber,  Asthma,  gastrische  und  Augenerkran- 
jen,  zerebrale  Komplikationen  und  betont  die  Wichtigl^eit  rbinologischer 
ersuchungen. 

Ahnlich  hat  auch  Bronner  (9)  die  Nebenerscheinungen  der  Nasen- 
mhöhlen  zusammengestellt  und  fordert  zu  gründlicher  Untersochung  der 
e  auf,  warnt  dabei  aber  vor  Übereifer  in  der  Beseitigung  aller  anch  der 
sdeutenderen  Hypertrophien  und  Deviationen. 

Whitehead  (67)  lenkt  besonders  auf  den  Kopfschmerz  als  Symptom 
Nebenhöhl enerkranknngen  die  Aufmerksamkeit  und  gibt  in  dem  Schluss- 
itz  die  bekannten  Hinweise  für  die  Behandlung. 

In  einer  Probevorlesung  bespricht  Fein  (22)  als  Etnieitang  die  Ziele 
Grenzen,  die  im  allgemeinen  der  Behandlung  der  Nebenhöhleneitmmgeii 
)tzt  sind. 

Für  die  Operation  der  Kieferhöhle  empfiehlt  Gerber  (27)  wieder,  die 
ffnung  von  der  Fossa  canina  ans  mit  Anlegung  einer  breiten  Lüt^e  in 
siehe  des  mittleren  Nasenganges. 

Chiari  (16)  weist  darauf  hin,  dass  alle  gutartigen  Neubildungen  ge- 
ntlich in  der  Kieferhöhle  vorkommen,  besonders  natürlich  Polypen  und 
;en.  Während  sie  aber  meist  langsam  wachsen,  keine  Schmerzen  machen 
nur  aihnäblich  die  Kieferhöhlenwände  ausdehnen,  sind  die  malignen  Tn- 


Zimmermann,  Verietzungen  o,  ehiinrg.  Erankbeiton  des  äusseren  Ohres  etc.      409 

iDoren  yon  rascherem  Wachstum  und  meist  mit  eitrigem,  zuweilen  blutigem 
Ausfluss  yerbunden.  Tuberkulose  ist  selten,  gummöse  Prozesse  noch  gar  nicht 
beobaditet. 

Im  Rostocker  Arzteverein  wies  Peters  (54)  auf  die  Nebenhöhleneite- 
ruDgen  hin,  die  sich  in  der  Hälfte  aller  mit  Phlegmonen  und  Fisteln  kompli« 
zierten  Tränensackeiterungen  vorfinden  und  die  nur  bei  den  nicht  kompli- 
zierten Tränensackeiterungen  regelmässig  vermisst  werden.  Behandelt  man 
nicht  nur  örtlich,  sondern  auch  intranasal,  so  dass  hier  für  Eiterabfluss  aus 
den  Nebenhöhlen  gesorgt  wird,  so  gelingt  es,  ohne  weitere  grössere  Ope- 
rationen des  Leidens  Herr  zu  werden.  Im  Anschluss  daran  sprach  Körner 
\40)  über  die  Diagnose  der  Nebenhöhleneiterungen  und  empfahl  dabei  beson- 
ders das  Ei  lli  ansehe  Spekulum  für  den  mittleren  Nasengang  und  in  seltenen 
Fällen  auch  die  probatorische  Anwendung  des  Gonchotoms. 

Der  Fall  von  Hay  (30)  betraf  ein  19 jähriges  Mädchen,  wo  zunächst 
nur  Augensymptome  vorherrschen:  Gesichtsfeldbeschränkung,  Augenmuskel- 
stönmgen  n.  ä.  in  dem  Grade,  dass  das  Mädchen  ihren  Dienst  als  Tele- 
phonistin  aufgeben  musste.  Es  zeigte  sich  dann  bei  der  Rhinoscopia  post. 
als  einziger  Befand  eine  geringe  Eiterabsonderung  am  Dach  der  rechten  Choane. 
Tüter  Äthylcblorid  wurde  das  hintere  Drittel  der  rechten  mittleren  Muschel 
abgetragen,  mit  einer  abgebogenen  Kürette  die  hinteren  Ethmoidalzellen  aus- 
gekratzt, wenig  Eiter,  Keilbeinhöhle  frei.    Rasche  Besserung. 

In  der  Jahresversammlung  der  Brit.  med.  Association  eröffinete  Tilley 
{62)  mit  einem  Vortrag  über  Keilbeinhöhleneiterung  eine  längere  Diskussion; 
er  selbst  empfiehlt  in  unkomplizierten  Fällen  nach  gehöriger  Kokainisierung 
in  Chioroformäthemarkose  die  mittlere  Muschel  zu  resezieren  und  dann  breit 
die  fordere  Keilbeinhöblenwand  mit  einem  kräftigen  gekrümmten  Messer  ab- 
zutragen und  ebenso  auch  die  benachbarten  Siebbeinzellen  zu  öffnen.  (In 
einem  Falle  musste  zu  Hammer  und  Meissel  gegriffen  werden.)  Dabei  wird 
aber  Tor  Curetiieren  des  Sinus,  besonders  der  oberen  und  Seitenwand  als  zu 
gefahrlich  gewarnt.  Hinterher  Tamponade,  die  auch  die  nächste  Zeit  noch 
täglich  erneuert  wird. 


Jahraebericht  ftlr  Chirurgie.    II.  Tai). 


erletzungen  und  die  chirurgischen  Krankheiten- 
Bsiehts,  der  Speicheldrüsen,  des  Mundes,  der  Zung^e,, 
iaumens,   der  Gesichtsnerven,  der  Mandeln,  der 
Kiefer  und  der  Zähne. 

Referent:  C.  Partsch,  Breslau. 

Die  mit  *  Tersehenen  Arbeiten  eind  nicht  referiert  worden. 

Erkrankungen  des  Gesichts. 

WD,  Caae  ot  deformitf  fallowing  barne  etc.     Brit.  med.  .loorn.  7.  I.  1905.  p.  20- 

obet,  Epithelioms  caicifi«  cbei  nne  fillette.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  6.  p.  567. 

nen.  Ober  die  Bogen,  Endotheliome  dea  Oeeichta.   Berliner  klin.  Wecbeaechr.  1905. 

16.  p.  480. 

rbart),  Plutic  Operation  for  entirsly  new  lower  lip.    Ann.  uf  Snrg.  1905.  Dec. 

page,  La  Chirurgie  r^paratrice  de  la  face.     Sem.  mddicale  1905.  Nr.  41. 

ati,  H.,  Hacrochiiia  da  adenomi  delle  gbiandole  mncose  del  labbro  saperiore- 

itte  medica  ilaliana  1905.  St.  8. 

nora-Anglade.  Ulcäration  aypliilitiqae  de  la  levre  infdrieure  etc.  Joam.  de  med. 

lord.  1905.  Nr.  3. 

and,  Cicatricea  vicieases  de  la  face  et  des  daigts.    Revue  de  chir.  1905.  Nr.  4. 

19. 

oai,  Totale  AbreiesuDg  der  Gesichtsmaske.    Brans  Beitr.  45,  2. 

rean,  Tumeur  vaäcolaire  frontale.  Rev.  de  Chir.  1905.  Nr.  4.  p.  588. 

'eatitt,  Cancer  de  la  Jone.    Soc.  anat.  1905.  May.  p.  454. 

Ipithdlioma  de  la  face  ddvelopp^  e(c    Bull,  et  niäm.  de  la  soc.  anat.  de  Paria  1905. 

1.  p.  80. 

eas  cas  de  Cancer  tr^  dtenda  de  la  Jone  etc.     Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  anat.  de 

1  1905.  Nr.  2.  p.  159. 

tschao,  Fall  von  Wasserkrebs  etc.    Arch.  f.  EinderbeUk.  40,  4-6. 

aoas,  The  influeoce  of  nasal  obstniction  od  the  form  ef  the  face.    The  Lancet 

iept.  1905.  Vo).  169.  Nr.  4285. 

ignier,  Un  cas  d' actio  am  je  ose  tt  la  rocbelle.     Joum.  de  mM.  1905.  Nr.  40. 

enbach.  Maligne  Geaichtefarunkel.    Langenbecks  Arebiv  77,  8.    ZentralbL  f. 

80. 
{mann,  Atrophia  faciei  bilateralia.  Wiener  kün.  Wochenachr.  1905.  Nr.  9.  p.  238. 
acesco,  MuBcle  äl^vateur  profond  ou  3«  äiävateur  de  la  Ibm  snpörienre.  Bull,  et 
.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  2.  p.  143. 

fier,  Tumeurs   artärielles  polaatile   de   la  parotide.     Bull,   et  mäm.  de   la  soc  de 
de  Paria  1905.  Nr.  1. 

:te,  LosB  of  entire  lower  lip.    Ann.  of  Surg.  Jan.  1905. 

asandri,  R.,  Nuovo  procaaso  operative  antoplastico  del  serramento  cicatriziale 
mascelle.     La  Stomatologia  1905. 

iti,  F.,  Reaezione  periferica  totale  del  nervo  mascellare  superiore  per  nevralgia 
ale.    La  clinica  chirurgica  1905. 

Fi  II 0 ,    E.,    MacroKloasia    congenita    neurofibromatoaa.      Archivio    per   le   ecienie 
che  1905.  Vol.  XXIX. 

ateri,  S.,  Un   easo   di  linfosarcoma  primitive  della  tonailla  palatina  ainistra  in 
)rto  alJa  cnra  coi  raggi  X.     Lo  sperimentale  1906.  Fase.  V. 


Partschy  Die  VerletzuDgen  and  Chirurg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  411 

Tanasesco  (19)  beschreibt  ein  drittes  in  der  nasoorbitalen  Falte  ziehendes 
Unskellager,  das  er  als  3.  Heber  der  Oberlippe  oder  tiefen  Heber  benennt. 
L<  entspringt  von  der  aufsteigenden  Partie  des  Oberkiefers,  aus  andern 
«ekigen  und  maskulären  Fasern  und  verteilt  sich  fächerförmig  in  der  Ober- 
tippe. Es  wird  vom  N.  facialis  versorgt.  Die  meisten  Anatomen  haben  es 
v^^hon  gesehen,  aber  als  abnormes  Bündel  anderer  Muskehi  betrachtet. 

Parsons  (15)  hat  den  Beziehungen  zwischen  den  Kieferdifformitäten 
oBd  der  Verlegung  der  Nase  eine  eingehendere  Betrachtung  gewidmet.    Die 
Obstruktion  der  Nase  führt  zu  der  als  „adenoid  facies^  bekannten  Gesichts- 
difformität.    Das  Gesicht  ist  lang,  die  Nasenspitze  verbreitert  und  zusammen- 
gedruckt, der  Unterkiefer  hängt  herab,   der  Mund  ist  offen,  der  Kieferbogen 
seitlich  zusammengedrückt,  der  Gaumen  hoch,  die  oberen  Schneidezähne  vor* 
stehend,  die  Oberlippe   von   den  Zähnen  abstehend,   der  innere  Augenwinkel 
herabgezogen,  die  Augenbrauen  gehoben,  das  Gesicht  stupid,   halb  idiotisch. 
Die  Gamnendifformität  wird  von  den  Einen  auf  die  Behinderung  der  Nasen- 
atmung  direkt,  von  den  Andern  auf  die  angeborene  Schädelbildung  zurückgeführt 
und  zwar  meist  mit   den  Dolichocephalen.     Hoher  Alveolarbogen  ist  meist 
Terbüpft  mit  allgemeiner  Schmalheit  des  Gesichts,   Enge  der  Nase  und  der 
()rbita.    Mit   der   EInge  ist  verminderter   Druck  (?)  in  den  Räumen  des  Ge- 
^ichtsschädels  verbunden  und  die  dauernde  Wirkung  des  stärkeren  äusseren 
Druckes  formt   den  Oberkiefer  um  im  Sinne  der  Dolichocephalie.     Dass  die 
adenoiden  Wucherungen  nichts  damit  zu  tun  haben,  lehren  die  Beobachtungen 
Frankels,  der  sie  ebenso  häufig  mit  diesen  Erscheinungen  verknüpft  fand 
als  ohne  sie.    Die   Behauptung,   dass   die  Wucherungen   eine  Hemmung   des 
Wachstums  der  Kiefer  im  Gefolge  haben,    ist  nicht  zutreffend.    Letztere  ist 
durchaus  nicht  immer  erweisbar.    Es  lässt  sich  auch  physikalisch  nicht  be- 
haupten, dass  der  Druck  im  Nasopharynx  verändert  sein  müsse.  Zuzugestehen 
ist  nur,  dass  die  Blutversorgung  der  Gesichtsknochen  bei  der  lymphatischen^ 
rachitischen  Konstitution  eine   ungenügende   sein  kann.     Man  wird  die  Ver- 
legung des  Nasenweges  physikalisch  anders    beurteilen   müssen,    wenn    das 
Hiudeniis  vom    und   wenn  dasselbe   hinten    liegt.     Das  charakteristischeste 
Zeichen  für   die    adenoiden  Vegetationen   scheint  die    Abflachung  und  Ver- 
breiternng  des  Nasenrückens  zu  sein. 

Bei  vorderer  Verlegung  der  Nase  scheint,  wie  es  Verf.  durch  ein  Bei- 
spiel belegt,  ein  besonders  hoch  gewölbter  Gaumen,  seitliche  Kompression 
desselben,  V-form  und  offene  Bucht  zu  entstehen.  Die  Entfernung  der  Vege- 
tationen ist  für  die  Verbesserung  der  Gesichtskorrektur  von  wesentlicher  Be- 
deutung. 

Brown  (1)  sah  ein  11  jähriges  Kind,  das  mit  2  Jahren  eine  schwere 
Verbrennung  erlitten  hatte,  in  sehr  elendem  Zustande.  Die  Hälfte  alles  dessen, 
vas  sie  trank,  floss  aus  dem  Munde  zurück,  so  dass  sein  Hals  dauernd  benetzt 
var.  Es  ging  dauernd  mit  vorwärts  geneigtem  Kopf.  Zunächst  wurde  durch 
einen  Querschnitt  von  einem  Kieferwinkel  zum  andern  die  Lippe  gelöst  und 
der  Kopf  aufrecht  gestellt  und  die  dadurch  entstandene  Wundfläche  mit  zwei 
m  der  Scholtergegend  genommenen  Hautlappen  gedeckt.  Die  evertierte  Lippe 
^e  aufwärts  geführt  und  in  den  Defekt  ein  Oberarmlappen  nach  der 
indi^ben  Methode  angelegt.  Wertvoll  erwies  sich  bei  der  Behandlung  das 
Kiod  nach  den  Operationen  die  ersten  4 — 5  Tage  in  Ruhe  zu  halten  durch 
üeine  Dosen  von  Opium  und  die  Vornahme  der  Verbände  unter  Anästhesie. 


412  JAhresbericbt  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Die  schwierige  Ernähnmg   wurde  durch  einen  Schlauch  bewerkstelligt.     Der 
Kopf  wurde  durch  Sandsäcke  immobilisiert. 

Kaposi  (9)  beschreibt  einen  Fall  schwerster  Gesichtsverletzung,  den 
er  bei  einer  54jährigen  Frau  beobachtete,  welche,  auf  einer  Leiter  stehend, 
beim  Abrutschen  derselben  sich  so  verletzte,  dass  sie  sich  mit  dem  Kinn  in 
den  Leiterhaken  festhakend  den  ganzen  Unterkiefer  mit  der  Gesichtsmaske 
in  einem  Strich  herabriss.  Die  Gesichtsmaske  blieb  am  Haken  hängen.  Eine 
weite  Wundhöhle  reichte  von  der  schlitzförmig  geöffneten  Zungenmuskulatur, 
den  beiderseits  abgerissenen  Plicae  epiglotticae ,  der  eröffneten  Kieferhöhle 
bis  an  die  Nasenwurzel.  Die  Behandlung  erforderte  recht  viel  Mühe;  die 
Ernährung  konnte  nur  mit  der  Schlundsonde  geschehen.  Dann  musste  durch 
Plastik  aus  der  Schläfe  das  Ektropion  vermieden  werden;  die  starke 
Speichelung  wurde  durch  Exstirpation  der  Sublinguales  und  Submaxillares  be- 
kämpft. Die  Ernährung  erlernte  die  Patientin  merkwürdig  gut;  ebenso  das 
Sprechen.  Der  Patientin  wurde  zum  Schluss  von  Port  eine  gut  vulka- 
nisierte Gesichtsmaske,  die  mit  einem  Brillengestell  an  den  Ohren  zu  tragen 
war,  gefertigt  und  damit  der  Patientin  der  Aufenthalt  unter  Menschen 
möglich  gemacht. 

Watts  (21)  hat  bei  einem  15jährigen  Knaben,  dem  die  Unterlippe 
zwei  Tage  vorher  von  einem  Pony  vollständig  abgebissen  worden  war, 
sodass  selbst  die  Knochenhaut  des  Unterkiefers  fehlte,  bei  der  grossen  Aus- 
dehnung des  Defekts  denselben  mit  einem  Lappen  aus  dem  Arm  zu  decken 
versucht.  Ein  12  cm  breiter,  18  cm  langer  Lappen  des  Haut-  und  Unter- 
hantbindegewebes  wurde  mit  Läppchen,  die  vom  Schenkel  genommen  waren, 
an  seiner  Unterfläche  gedeckt,  so  dass  er  von  beiden  Seiten  nun  mit  Haut 
überkleidet  war.  Durch  einen  schweren  Luftröhrenkatarrh  musste  die 
2.  Operation  verschoben  werden,  wodurch  aber  der  Lappen  sich  entsprechend 
yerkürzte  und  zusammenzc^.  Er  wurde  in  die  angefrischten  Ränder  der 
Lippenwunde  eingesetzt,  der  Arm  dann  mit  einem  Gipsverbande  3  Wochen 
lang  befestigt  und  abgetrennt  und  durch  2  spätere  Operationen  durch  Um- 
säumung mit  Schleimhaut  so  weit  zurecht  gestutzt,  dass  ein  gutes  plastisches 
Resultat  zustande  kam. 

Rosenbach  (17)  erklärt  die  Malignität  der  Gesichtsfurunkel  durch  das 
eigenartige  anatomische  Verhältnis  der  Gesichtsmuskeln  zur  Haut  und  zum 
Unterhautbindegewebe,  wodurch  bei  der  Tätigkeit  der  Muskeln  der  Infektions- 
stoff direkt  in  die  Maschen  der  Nachbarschaft  eingepumpt  werde.  Er  will 
durch  die  mikroskopische  Untersuchung  solcher  malignen  Furunkel  den  Effekt 
der  Einpressung  in  die  Gewebsmaschen  in  Form  eigentümlicher  kokkenhaltiger 
Eitergänge  nachgewiesen  haben.  Er  ist  aus  dem  Grunde  ein  Verehrer  der 
rücksichtslosen,  breitklaffenden  Inzisionen,  die  nicht  nur  durch  Entleerung 
von  Eiter  und  infektiöser  Gewebsflüssigkeit  wirken,  sondern  auch  durch  Um- 
wandlung der  negativen  Chemotaxis  in  positive. 

Donati  (6).  Nach  Hinweis  auf  die  verschiedenen  angeborenen  und  er* 
worbenen  Makrochilieformen  beschreibt  Donati  einen  Fall,  der  unter  d&a  klini- 
schen Gesichtspunkt  vollkommen  die  erworbene  Ijmphangiomatöse  Makrochilie 
vortäuschte,  während  die  Volumenzunahme  der  Lippe  ausschliesslich  auf  der 
Anwesenheit  multipler  Adenome  der  Schleimdrüsen  der  Lippe  beruhte.  In  der 
Literatur  sollen  sich  nur  zwei  derartige  Fälle  finden,  die  von  Fränkel  resp. 
Eisendrath  beschrieben  worden  sind. 


Paria cb,  Verletsnngeii  und  ekirnrg.  Krankheiten  des  Gesichis  etc.  413 

Patient  war  ein  20  jähriger  junger  Bauer  Yon  blödsinnigem  Aussehen. 
Die  Deformität  datierte  Yon  dem  10. — 11.  Lebensjahre  her  und  bestand  in 
iiaer  Vohimenzunahme  der  Oberlippe,  die  langsam  und  progressiv  sich  bis 
zsr  Bildang  einer  echten  Uniormlicbkeit  vollzogen  hatte.  Bei  der  Operation 
und  man,  dass  die  Volumenzunahme  auf  der  Anwesenheit  zahlreicher,  rund- 
ficher,  weicher  Knötchen  von  verschiedenem  Umfang  von  Stecknadelkopf-  bis 
za  Erbsengrösse  beruhte ,  die  auf  der  tiefgelegenen  Fläche  der  Schleimhaut 
inseriert  waren  und  so  zusammengerückt,  dass  sie  in  ihrem  Gesamtbild  eine 
leicht  gewellte,  sammetartige  Fläche  bildeten,  während  sie  beim  Auseinander- 
spreizen der  Wunde  sich  voneinander  ausleifeln. 

Mikroskopische  Diagnose:  multiple  Adenome  der  Schleimdrüsen. 

Bisher  ist  diese  Form  von  Makrochilie  nur  bei  jungen  Leuten  und  dem 
männlichen  Geschlecht  beobachtet  worden.  R.  Giani. 

Tuffier  (20)  bespricht  die  operative  Entfernung  der  cirsoiden  Aneu- 
rysmen in  der  Gegend  der  Parotis  ohne  Läsion  des  M.  facialis.  Er  sah 
3  Fälle;  einer  betraf  ein  2 jähriges  Kind  mit  einem  in  der  Tiefe  der  Parotis 
ohne  Mitbeteilignng  der  Haut  sich  entwickelnden  nussgrossen  pulsierenden 
Tumor,  der  durch  Kompression  auf  die  Karotiden  verschwand,  sich  durch 
Dmck  verkleinem  liess,  nirgends  abei*  ein  Schwirren  oder  ein  Geräusch  ver- 
riet Injektion  mit  Piazza  scher  Flüssigkeit  war  nutzlos,  elektrolytische 
Behandhmg  in  3  Sitzungen  brachte  Heilang,   da  sie  10  Jahren   nun  besteht. 

Der  2.  Fall  betraf  ein  18 jähriges  Mädchen  mit  einem  roten  Nävus, 
der  den  ganzen  Ausbreitungsbezirk  der  Carot.  ext.  betraf.  Neben  diesem  die 
rechte  Gesichtsseite,  Ohr,  Schlund,  Kiefer,  Gaumen  und  Zunge  einnehmenden 
ingeborenen  Veränderung,  fand  sich  noch  in  der  Tiefe  ein  nussgrosser  be- 
sonderer Tumor,  deutlich  pulsierend  und  Geräusch  hervorrufend.  Man  konnte 
durch  die  Haut  hindurch  die  Pulsation  wahrnehmen.  Aus  dem  Munde  waren 
bereits  Blutungen  eingetreten.  Tuffier  stand  von  der  gewünschten  Unter- 
bindung ab  und  machte  Elektrolyse.  Die  Methode  musste  aber  aufgegeben 
werden,  da  sie  kein  Resultat  zeitigte  und  eine  leichte  Fazialisparese  hervor- 
rief. Es  wurde  dann  die  Unterbindung  der  Gar.  ext.  mit  Injektion  einer 
irregulären  Flüssigkeit  in  Vorschlag  gebracht.  Nachdem  man  sich  überzeugt». 
dass  die  Ligatur  die  Pulsation  aufhob,  wurde  in  die  mit  einem  Schlüssel 
zusammengedrückte  Geschwulst  6  Tropfen  der  Piazzaschen  Flüssigkeit 
.1  g  Eisenchlorid  (30^),  Chlomatrium  1  g,  destill.  Wasser  4  g)  mit  vordringender 
Einale  eingespritzt.  Die  Kranke  genas.  Die  Heilung  war  nach  einem  Jahr 
noch  ToUkommen,  die  Blutungen  waren  verschwunden. 

Der  3.  Fall  bot  einen  pulsierenden,  schwirrenden  Tumor  mit  erweiterten 
Karotiden;  der  22jährige  Mann  hatte  mit  17  Jahren  an  der  Halsseite  die 
Geschwulst  bemerkt;  sie  verwuchs  mit  der  Umgebung.  Auskultation  liess 
ein  leichtes  Blasen  mit  systolischer  Verschärfung  wahrnehmen. 

Die  Unterbindung  der  Gar.  ext.  wurde  trotz  der  starken  venösen  Vas- 

;    UariaatioB  vorgenommen,  die  Ligatur   angelegt,  nachdem  man  sich  über- 

I    2Mgt,  dsis  sie  eine  Unterbrechnng  der  Pulsation  bewirkte  und  7  —  8  Tropfoi 

I    Piazza  sehe  Flöflsigkeit  injiziert.    Die  Pulsation  hörte  endgültig  auf.    Der 

Kranke  hatte  aber  epileptoforme  Zufalle,    wahrscheinlich  von  intrakraniellen 

Enreitenmgen  der  Karotis,    wie    sie  Tuffier    bei    der  Trepanation  eines 

indem  Kranken  geeeben.  Jedenfalls  bleiben  diese  pulsierenden  Tnmoren  der 

faiotisgegend  schwer  zu  behandebi. 


414  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Lucas  Championniere  sah  nach  der  einfachen  Ligatur  allmählich 
Resorption  des  Tumors  und  vollständige  Heilung  in  2  Jahren  eintreten. 

Poirier  macht  noch  Mitteilung  über  Mangel  der  Drüsenkette  der 
Jugularis  und  das  Vorkommen  eines  Varix  arteriosus,  der  dem  Stamm  der 
Carotis  externa  angehörte. 

Schwartz  bestätigt  die  endgültige  Heilung  des  von  Tuffier  mit 
Elektrolyse  geheilten  Falles. 

Coenen  (3)  weist  nach,  dass  die  sogenannten  Endotheliome  des  Ge- 
sichts meist  keine  solchen  sind,  sondern  sich  bei  genauerer  Untersuchung  als 
Basalzellenkrebs,  Adenokarzinome  und  Trichoepitheliome  herausstellen. 

Dawbarn  (4)  musste  bei  einem  55jährigen  Manne  ein  ausgedehntes 
Karzinom  der  Unterlippe  entfernen.  Die  ganze  Lippe  war  infiltriert  und 
die  Induration  ging  noch  beinahe  1  cm  über  jeden  Mundwinkel  hinaus.  Er 
hat  den  Defekt  nach  der  von  Dowd  angegebenen  Modifikation  der  Mal- 
gaigne sehen  Plastik  mit  gutem  Erfolge  geschlossen. 

Alessandri  (22)  legt  die  verschiedenen  für  den  Ersatz  der  Substanz- 
Yerluste  der  Wange  ausgedachten  Plastikverfahren  dar,  sei  es,  dass  die- 
selben nur  die  Schleimhaut  oder  die  ganze  Dicke  der  Wange  selbst  inter- 
essieren. 

Kr  weist  darauf  hin,  dass  die  meisten  derselben  von  schwieriger  Aus 
führbarkeit  und  zweifelhaftem  Ausgang  sind,  und  hebt  die  Mängel  der  Ver- 
fahren von  Esmarch  und  Rizzoli  hervor,  welche  in  Fällen  von  narbiger 
Klemme  zur  Kesektion  der  Kinnlade  griffen.  Im  Anschluss  daran  beschreibt 
er  sein  neues  Verfahren  der  Autoplastik,  das  von  ihm  in  zwei  Fällen  von 
narbiger  Kieferklemme  nach  Stomatitis  ulcero-gangraenosa  angewandt  wurde 
und  von  deniBn  er  die  Krankengeschichte  mitteilt  und  die  Photographie  bringt. 
Der  postoperative  Erfolg  war  vorzüglich  und  ein  dauernder.  Professor  Ales- 
sandri umschneidet  auf  der  seitlichen  Halsregion  einen  länglichen  viereckigen 
Lappen,  mit  der  Basis  nach  oben,  2  cm  oberhalb  des  unteren  Randes  des 
Unterkiefers  und  zu  dieser  parallel.  Der  6  cm  lange  Lappen  wird  von  der 
Unterlage  bis  an  die  Basis,  welche  in  der  Höhe  des  unteren  Gingivalfornix 
liegt,  abpräpariert:  in  dieser  Höhe  macht  Verf.  einen  transversalen  Einschnitt 
der  Wangenweichteile  durch  die  ganze  Dicke.  Durch  diese  Spalte  zieht  er 
•den  Lappen  in  die  Mundhöhle,  derart,  dass  die  Handfläche  des  Lappens  nach 
der  Mundhöhle  hin  gerichtet  ist.  Der  obere  Rand  des  Lappens  wird  mit  der 
Schleimhaut  des  oberen  Gingivalfornix  vernäht:  die  hintere  Ecke  des  oberen 
Lappenrandes  kann  von  dem  Munde  aus  nicht  vernäht  werden,  weshalb  ihn 
Verf.  mit  Nähstichen  fixiert,  die  durch  die  ganze  Dicke  der  Wange  hindurch- 
•gehen  und  aussen  auf  der  Haut  verknüpft  werden. 

Der  Substanzverlust  des  Halses  wird  primär  durch  Verschiebung  eines 
zweiten  unmittelbar  unter  dem  ersteren  ümschnittenen  Lappens  mit  unterer 
Basis  gedeckt. 

Nach  10  Tagen  wird  der  Stiel  des  ersten  Lappens  durchschnitten  und 
der  untere  Rand  desselben  mit  der  Schleimhaut  des  unteren  Zahnfleisches 
•vernäht,  wodurch  der  untere  Gingivalfornix  wieder  hergestellt  wird.  Dieses 
Verfahret!  setzt  die  Verunstaltung  des  Gesichts  auf  ein  Minimum  herab, 
da  sich  die  zurückbleibende  Quernarbe  unter  dem  unteren  Rande  des  Unter- 
kiefers verbergen  lässt)  sobald  die  Basis  des  Lappens  weiter  nach  unten  ver- 
legt wird.  1  .     -. 


Partsch,  Yerletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  415 

Die  Einbeilung  ist  sicher,  während  dieselbe  in  Anbetracht  der  narbigen 
Nätor  der  blutigen  Oberfläche  bei  der  Kieferklemme  nicht  ebenso  sicher 
väre  mit  den  auf  der  Brust  resp.  auf  der  Regio  snpraclavia  umschnittenen 
Lappen  von  Irael-Hahn.  Die  Anfrischung  der  narbigen  Fläche  wird  von 
dem  Mondinnem  aus  vorgenommen;  es  wird  demnach  in  dem  Falle  von  Ver- 
letzoug  des  Stenonschen  Ganges  die  Bildung  einer  mit  der  Haut  kommuni- 
aerenden  Speichelfistel  vermieden. 

Man  kann  gegen  dieses  Verfahren  den  durch  die  Möglichkeit,  Haare 
auf  dem  Lappen  zu  haben,  gegebenen  Übelstand  geltend  machen.  Neben  der 
bekannten  Tatsache  jedoch,  dass  die  in  die  Mundhöhle  verbrachte  Haut  die 
Hornschicht  verliert  und  die  Eigenschaften  der  Schleimhaut  annimmt,  hat 
Verf.  bei  einem  seiner  Operierten  (einem  19  jährigen  Manne)  11  Monate  nach 
der  Operation  den  Lappen  gänzlich  haarlos  gefunden,  während  deren  zahllose 
auf  der  Wange  wuchsen.  R.  Giani. 

Crosti  (23)  nahm  bei  einem  61  jährigen  Individuum,  das  mit  schwerer, 
jeder  Behandlang  trotzender  Neuralgie  des  rechtsseitigen  N.  maxillaris  superior 
behaftet  war,  die  Resektion  des  zweiten  Schenkels  des  Trigeminus 
Tor  und  erzielte  vollkommene  und  dauernde  Heilung.  Er  griff  den  Nerven 
von  der  Fossa  pterygo-maxillaris  aus  nach  dem  Verfahren  von  Segond  an 
and  resezierte  den  ganzen  zwischen  seinem  Hervortreten  am  Foramen 
iLagnnm  rotundum  und  seinen  letzten  Teilungen  unter  dem  infraorbitalen 
Loch  begriffenen  Abschnitt.  R.  Giani. 

Delfino  (24)  beschreibt  einen  interessanten  von  ihm  operierten  Fall 
TOD  angeborener  Makroglossie  neurofibromatöser  Natur.  Es  handelte  sich 
um  ein  3 jähriges  Mädchen,  das  seit  Geburt  eine  beträchtliche  Verdickung 
der  linken  Zungenhälfte  gezeigt  hatte.  In  den  letzten  Jahren  war  die  Ver- 
dickung rasch  gewachsen,  derart,  dass  dadurch  dauerndes  Hervortreten  des 
OrgaDS  um  ein  Stück  von  ca.  2  cm  erzeugt  wurde.  Li  der  hypertrophischen 
Hälfte  hatte  die  Zunge  eine  unregelmässige,  von  seichten  Furchen  durch- 
z(^ne Oberfläche;  die  rauhe  und  körnige  rudimentäre  Dorsalschleimhaut  war 
mit  hypertrophischen  Papillen  besät.  Die  Konsistenz  des  verdickten  Teiles 
war  etwas  härter,  besonders  gegen  die  Spitze;  die  Bewegungen  des  Organs 
normal;  der  spezifische  Geschmackssinn  in  dem  hypertrophischen  Teil  erhalten. 
Im  übrigen  Teil  des  Organismus  zeigte  Patientin  sonst  nichts  Bemerkens- 
wertes: vollständige  Abwesenheit  von  Hautfibromen,  von  Pigmentflecken,  von 
fohlbaren  Knoten  längs  des  Verlaufs  der  oberflächlichen  Nerven. 

Es  wurde  die  Resektion  des  verdickten  Stückes  ausgeführt:  der  Opera- 
tionsakt  hatte  einen  vorzüglichen  Ausgang,  da  sich  das  Organ  nach  ungefähr 
einem  Jahre  bei  dem  Volumen  erhalten  hat,  auf  das  es  durch  die  Ope- 
ration reduziert  wurde ,  und  die  Sjprache  eine  bemerkenswerte  Besserung  er- 
fahren hat. 

Im  Anschluss  beschreibt  Verf.  eingehend  den  mikroskopischen  Befund 
des  abgetragenen  Zungenstückes.  Das  gesamte  Zungenstroma  war  einge- 
nommen durch  eine  äusserst  grosse  Zahl  von  knotenartigen  Bildungen  von 
verschiedener  Form  und  Grösse  von  40  Mikron  bis  zu  V«  Millimeter,  welche 
überall,  zwischen  den  Muskelbündeln ,  den  Lappen  der  Drüsen  und  der  der 
vorderen  Gruppe  (Nuhn sehe  Drüse)  infiltriert  waren.  Die  Knötcheö  inva- 
dierten  die  Dermaschicht  der  Dorsaloberfläche,  indem  sie  sich  sogair  in  die 
%ertrophisehen  Papillen  einschoben,  die  in  diesem  Schnitt  angetroffen  werden; 


416 


Jahresbericht  für  Chirargie.    II*  Teil. 


f 


'.   t 


•  \ 


Weitere  äusserst  zahlreiche  Knötchen  wurden  in  der  Subdermabchicht    der 
unteren  Zungenfläcfae  angetroffen. 

An  keiner  Stelle  zeigte  das  ünterschleimhautbindegewebe  dilatierte 
Ljmpbgefasse  oder  ersichtliche  Lymphlakunen:  die  Blutgefässe  hatten  weder 
in  der  Zahl  noch  in  der  Grösse  eine  Zunahme  erfahren. 

Die  Struktur  dieser  knotenartigen  Bildungen  erschien  höchst  interessant : 
sie  bestanden  aus  einer  Bindegewebskapsel  mit  konzentrischen  Bündeln,  welche 
ein  schlaffes,  aus  dünnen  Fäserchen  mit  spärlichen  ovalen  Kernen  gebildetes 
Bindegewebe    enthielten.     Durch    Verflechten    untereinander   bildeten    diese 
Fäserchen  inhaltslose,  nicht  durch  endotheliale  Elemente  ausgekleidete  Rämne. 
Im  Zentrum  des  Knötchens  befand   sich  eine  Zone  von  kompaktem  Binde- 
gewebe, welches  ein  Bündel  von  Medullamervenfasem  umgab,  deren  Zahl  bei 
den  grösseren  Knötchen  von  2  bis  10,  20  und  mehr  schwankte.  Das  bald  in 
der  Mitte  des  Knötchens,  bald  exzentrisch  gelegene  Nervenfaserbündel  durch- 
zog das  Knötchen  von  einem  Ende  zum  anderen:  an  einigen  Präparaten  sab 
man  deutlich  den  Zusammenhang  des  schlaffen  Bindegewebes  des  Knötchens 
mit  der  die  Nervenfasern  umgebenden  Bindegewebsscheide ;  das  interfibrilläre 
Bindegewebe  schien  an  der  Neubildung  keinen  Anteil  zu  nehmen.  Die  Nerven- 
fasern zeigten  keinerlei  Anzeichen  von  Degeneration.   An  den  Serienschnitten 
wurden  einige  Nervenbündelchen  ohne  irgend  welches  Anzeichen  von  fibro- 
matöser  Neubildung  angetroffen;  doch  war  der  Verlauf  dieser  Bündel  ein  sehr 
kurzer.   In  der  Tat  teilten  sich  dieselben  bald  weiter  und  eine  jede  der  Ver- 
zweigungen gab  zu  zahlreichen   Neubildungen  Veranlassung,  die  sich  gleich 
den  Knoten  eines  Rosenkranzes  bis  zu  den  letzten  in  den  Zungenpapillen  be- 
stehenden Nervenverästelungen  folgten.   Verf.  hat  weiter  wahrgenommen,  dass 
die  in  den  verschiedenen  Schnitten  des  kranken  Teiles  der  Zunge  angetrof- 
fenen Nervenstämme  bedeutend  kleiner  waren  als  die  in  analogen  Schnitten 
normaler  Zungen  beobachteten.    Er  sieht   diese   Erscheinung  als  mit   einer 
primären  und  anormalen  Weiterteilung  der  Nervenstämme  in  Zusammenhang 
stehend  an.     Die  oben  beschriebenen  Neurofibrome  nahmen  alle  Stellen  der 
untersuchten  Masse  ein;  ja  in  einigen  Strecken  bestand  nur  eine  reichliche 
Knotenbildung,   in  der  die  Knötchen  durch  spärliches  Bindegewebe  getrennt 
waren,  ohne  eine  Spur  von  Lymphlakunen  oder  Gefässektasien  und  mit  einigen 
seltenen   Muskelfasern.    Die  durch  Neurofibrome  platt  gedrückten  oder  dis- 
soziierten Muskelbündel  der  Zunge  zeigten  keine  bedeutenden  Alterationen. 
Die  Speicheldrüsen  der  Zunge  waren  normal. 

Zum  Schlüsse  hebt  Verf.  die  äusserste  Seltenheit  seines  Falles  hervor, 
unter  Anführung  des  einzigen  aus  der  Literatur,  der  mit  demselben  einige 
Ähnlichkeit  hätte  und  von  Abbot  und  Schaltock  (Annais  of  Surgery  1903, 
Nr.  3)  mitgeteilt  wurde.  K  Giani. 

S.  Pusateri  (25).  Es  handelt  sich  um  einen  48jährigen  Mann,  der 
im  Februar  1904  in  die  Klinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopfkrankheiten 
zu  Turin  eintrat  und  über  Schwierigkeiten  beim  Schlucken  klagte.  Es  war 
zu  bemerken,  dass  die  linke  Tonsille  halbmandarinengross  war  und  eine 
Anschwellung  der  Halsknoten  bestand.  Nach  SteUung  der  Diagnose  auf  pri- 
märes Sarkom  der  Tonsille,  wurde  zur  Behandlung  mit  X-Strahlen  geschritten 
und  Patient  nach  ungefähr  zwei  Monaten  klinisch  gebeilt  entlassen;  nach 
einigen  Tagen  aber  kam  er  mit  einer  Anschwellung  der  rechtMi  TonaiUe  und 
der  Halsknoten  der  gleichen  Seite  wieder,  weshalb  er  wieder  in  Behandlung 
genommen  wurde,  bis  er  nach  ungefähr  1^/t  Monat  das  Spital  fireiwiUig  fast 


Partscb,  Verletzangen  und  chirurg.  Eranklieiten  des  Geeiehts  eto.  417 

gdieilt  TerKess,  indem  nur  eine  haselnussgrosse  Drüse  an  dem  Winkel  des 
rechten  Kiefers  znrückblieb.  Zwei  Monate  später  jedoch  wuchs  diese  kleine 
Anschwellung  mehr  nnd  mehr  an  und  verbreitete  sich  über  den  ganzen  Hals; 
nach  drei  Monaten  kam  er  zum  dritten  Male  in  Behandlung,  doch  ohne 
Erfolg,  da  die  Geschwulst  rasch  an  Grösse  zunahm  und  den  Nacken  und  die 
rechte  Schulter  invadierte,  so  dass  Patient  im  März  1905,  13  Monate  nach 
Beginn  des  Leidens,  an  langsamer  Asphyxie  zugrunde  ging. 

Bei  der  Sektion  beobachtete  man  beträchtliche  Anschwellung  des 
Halses,  die  sich  auf  den  Nacken,  den  oberen  Brustteil  und  die  rechte  Schulter- 
blattgegend erstreckte.  Beim  Schnitt  erschien  die  neuplastische  Masse  fleischig, 
Ton  zmo  grössten  Teil  fibröser  Konsistenz  und  bildete  mit  fast  allen  Muskeln 
des  Halses  eine  einzige  Masse.  Es  bestanden  grosse  Drüsenpäcke  von  der 
Geschwulstmasse  ähnlichem  Aussehen  an  den  Achselhöhlen  und  metastatische 
Knoten  an  den  beiden  Schilddrüsenlappen,  am  Epi-,  Meso-  und  Endokardium, 
an  der  vorderen  Leberfläche,  an  der  kleinen  Krümmung  des  Magens.  Die 
Tonsillen  von  atrophischem  Aussehen. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  der  Geschwulstmasse  und  der 
metastatifichen  Knoten  zeigte,  dass  es  sich  um  ein  Lymphosarkom  handelte: 
bei  der  Untersuchung  der  Tonsillen  erkannte  man,  dass  das  Bekleidungs- 
epitbel  intakt  war,  und  von  dem  lymphoiden  Gewebe  nichts  weiter  übrig  blieb, 
als  einige  äusserst  kleine  Inseln,  während  alles  Übrige  in  Bindegewebe  umge- 
wandelt war,  teils  in  Hyalindegeneration,  teils  in  fibröser  Sklerose  und  durch- 
furcht von  Gefassen,  die  von  einem  produktiven  Prozess  ergriffen  waren,  durch 
den  die  meisten  schon  obliteriert  waren. 

Der  Fall  zeigt,  dass  diese  Art  von  Behandlung  hat  wirksam  sein  können 
durch  Heilung  des  Tumors  an  oberflächlichen  Stellen  (Tonsillen)  und  wirkungs- 
los bei  den  tiefgelegenen  Metastasen  (Halsknoten). 

Mores tin  (13)  beschreibt  2  Fälle  eines  ausgedehnten  Wangenkarzinoms, 
beseitigt  mit  Besektion  des  Unterkiefers  und  Autoplastik  in  verschiedenen 
Zeiten.  Bei  einer  38  jährigen  Frau  bestand  von  einem  Geschwür  der  Schleim- 
haut ausgehend  ein  seit  2  Jahren  sich  entwickelnder  Defekt,  der  mit 
Röntgenstrahlen  behandelt  sich  sichtlich  vergrösserte  durch  Abstossen  umfang- 
reicher Schorfe.  Aber  in  einem  Wochenbett  trat  Rezidiv  ein.  Bei  ihrer 
Aaihahme  war  die  Wange  beinahe  vollkommen  zerstört;  so  dass  nur  eine 
schmale  Brücke  noch  von  Zahnfleisch  zu  Zahnfleisch  reicht.  Drüsen  waren 
nicht  vorhanden.  Es  werden  bei  der  Operation  entfernt  ein  Drittel  der 
Oberlippe,  die  Hälfte  der  Unterlippe,  die  Gesichtshaut  bis  zum  Kieferwinkel, 
der  Unterkiefer  vom  seitlichen  Schneidezahn,  der  Oberkiefer  in  seiner 
rechten  Hälfte.  Tamponade  stillt  die  Blutung;  der  Ersatz  wird  verschoben. 
Die  anfangs  sehr  grosse  Wundhöhle  verkleinert  sich  bei  gutem  Allgemeinbe- 
finden zusehends.  Dann  wird  allmählich  durch  Plastik  die  Wiederherstellung 
normaler  Verhältnisse  versucht.  Zuerst  wird  durch  Ablösen  der  vorhandenen 
Lippenreste  nnd  entsprechende  Verziehung  ein  neuer  Mund  gebildet.  Durch 
Kantocheiloplastik  werden  die  beiden  Lippen  verbunden;  dann  durch  Ver- 
ziehung  der  Schleimhaut  des  Mundbodens  die  Wangenschleimhaut  hergestellt 
und  mit  einem  Halslappen  gedeckt. 

Die  Kranke  wurde  wieder  arbeitsfähig. 

Beim  2.  Fall,  einen  45jährigen  Obsthändler  betreffend,  war  die  Lage 
noch  sdilechter.  Er  war  schon  operiert ;  aber  trotzdem  Rezidiv ;  die  Gegend 
bis  zum  Os  hyoides  war  auch  bereits  ergriffen,  der  Tumor  in  den  Unter- 
Ar  Caiinurgi«  1M5.  27 


418  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  TeiL 

kiefer  vorgedrungen.  Die  Geschwulst  stand  an  der  Grenze  der  Operabilität. 
Es  werden  fortgenommen  die  Wange,  mehr  als  ^/s  der  Ober-  und  Unterlippe, 
die  Speicheldrüse  mit  den  Lymphknoten,  der  grösste  Teil  des  Unterkiefers. 
Primär  wird  kein  Versuch  zur  Deckung  gemacht,  da  der  Blutverlust  sehr 
gross  war;  energische  Tamponade  und  Dauerpinzetten  zur  Biatstillung. 
300  g  Serum.  Die  Wunde  granuliert  gut,  so  dass  man  an  plastische  Deckung 
denken  muss.  Lippenrest  und  Wange  werden  mobilisiert.  Ein  grosser  Teil 
der  Oberlippe  kann  zur  Wangenbildung  verwandt  werden.  Aus  der  Mund- 
boden- und  Zungenschleimhaut  wird  die  Wange  gebildet  und  die  nach  aussen 
gerichtete  Wundfiäche  mit  einem  Halslappen  gedeckt,  dann  durch  Yerziehung 
der  Unterlippe  der  Mund  hergestellt.  Das  Endresultat  war  ein  recht  zu- 
friedenstellendes. Die  Resektion  des  Kiefers  ist  daher  ein  Erfordernis.  Lippe, 
anderseitige  Wange  und  Mundboden  müssen  zum  Schluss  der  neuen  Mund- 
höhle herhalten. 

Morestin  (12)  gibt  die  Krankheitsgeschichte  eines  Mannes,  bei  dem 
auf  einer  Narbe  nach  einer  in  der  Kindheit  erlittenen  Verbrennung  seit 
2  Jahren  ein  rapid  wachsendes,  von  der  Schläfe  bis  zur  Mitte  der  Wange 
und  bis  zum  Kieferwinkel  reichendes  Karzinom  entstanden  ist  und  bereits 
zu  einer  Kieferklemme  geführt  hat.  Morestin  machte  den  Versuch  einer 
Exstirpation ,  musste  aber  wegen  des  Blutverlustes  und  grossen  Schwäche 
aufhören  und  konnte  erst  5  Tage  später  eine  Deckung  des  Defekts  mit  einem 
Halslappen  vornehmen.  Der  weiteren  Heilung  kam  ein  Rezidiv  znvor,  das  auf 
der  wunden  Fläche  aufschoss.  Dieses  wurde  nochmals  operativ  in  Angriff 
genommen  und  dabei  das  Kiefergelenk,  das  Jochbein,  ein  Teil  des  aufsteigen- 
den Kieferrestes  weggenommen.  Trotzdem  anfangs  Heilung  einzutreten  schien, 
trat  an  der  Orbita  ein  Rezidiv  auf,  welches  ihn  dahin  gerafft  hat.  Auf- 
fälligerweise trat  trotz  des  epithelialen  Karzinoms  mit  Homkugeln  keine 
Drüsenschwellung  ein.     Diese  Narbenkarzinome  sind  nicht  ganz  selten. 

Stegmann  (18)  stellt  einen  mit  Vaselininjektionen  bebandelten  Fall 
von  Atrophia  facialis  bilateralis  vor.  Es  kamen  nur  Injektionen  von  Unguentum 
Paraffini  und  Ölvaselin,  1  Teil  Vaselin  und  4  Teile  Öl  zur  Verwendung. 
Nach  Resorption  des  Öles  bleibt  das  Vaselin  zerstreut  liegen  und  erzeugt  ein 
neues,  der  Konsistenz  des  Fettgewebes  sehr  nahe  kommendes  Gewebe.  Hart- 
paraffin sollte  gar  nicht  mehr  Verwendung  finden.  Die  Venenpunktion  wird 
durch  Aspirieren  des  Spritzenstempels  festgestellt.  Der  Fall  war  erheblich 
gebessert. 

Erkrankungen  der  Gesichtsnerven. 

1.  Buk,  Ad  Fazialislähmung.    The  Edinburgh  med.  journ.  1905.  Febr.  p.  220. 

2.  CushingyHarvey,  The  surgical  Aspects  of  Major  Neuralgia  of  the Trigeminal  Nerve. 
The  Journal  of  the  Araer.  Med.  Aas.  March  11.,  18.  and  25.,  April  1.  and  8.  1905. 

3.  '^Langdow,  Doppelseitige  Fazialislähraang.    Journ.  of  Amer.  Ass.  Nr.  3. 

4.  *Munch,  The  surgical  treatment  of  facial  paralysis.    The  Med.  Press  18.  I.  1905. 

5.  Potherat,  N^vralgie  faciale  etc.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  de  Paris  1905. 
Nr.  8.  p,  227. 

6.  Rouville,  Növralgie  du  nerf  maxillaire  inför.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  de 

Paris  1905.  Nr.  9. 

7.  Wolf  1er,  Über  die  Naht  des  N.  hypoglossus.    Bruns  Beitr.  45,  2. 

Blik  (1)  in  Baltimore  hat  1902  schon  auf  die  ätiologische  Bedeutung 
der  einfachen  Otitis  media  auf  das  Zustandekommen  einer  Fazialisparese  hin- 
gewiesen.   Er  behauptet,   dass  in   der  Mehrzahl   der  Fälle  von  sogenannter 


Part  seh,  Yerletzangen  nnd  chirorg.  Krankheitea  des  Gesichts  etc.  419 

rheumatischer  Fazialislähmnng  eine  akute  oder  subakute  Otitis  bei  der  soge- 
nannten Erkältung  eine  Rolle  spiele.  Er  sah  vier  Fälle  hintereinander,  in 
denen  er  eine  massige  Entzündung  des  Mittelohres  kurz  vor  dem  Eintritt 
der  Fazialislähmung  beobachtete.  Die  Entleerung  des  Exsudates  führte  in 
kurzem  Heilung  der  Parese  herbei. 

Neuerdings  konnte  Buk  dasselbe  bestätigen.  Von  12  Fällen  rheumati- 
scher Parese  gab  keiner  der  Kranken  irgend  etwas  über  das  Ohr  an.  Aber 
in  zehn  derselben  konnte  festgestellt  werden,  dass  das  Ohr  irgend  eine  Er- 
scheinung bot,  ehe  die  Lähmung  eingetreten  war.  In  allen  Fällen  bestand 
tatsachlich  Mittelohrentzündung  in  geringem  Grade  und  oft  ohne  Behandlung 
ausheilend.  Die  starken  Erscheinungen  der  Gesichtslähmung  dominierten 
über  die  geringen  Ohrbeschwerden.  Gegenreize  am  Wangenfortsatz  und  Jod- 
kalinm  sind  die  besten  Mittel.     Auch  die  Parazentese  kommt  in  Frage. 

Richard  (6)  bespricht  einen  von  Gervais  de  Rouville  operierten 
Fall  einer  3  Jahre  lang  bestehenden  Gesichtsneuralgie,  welche  nach  dem 
Segond  sehen  Verfahren  operiert  und  noch  nach  7  Jahren  als  gesund  be- 
funden wurde.  Er  betraf  einen  61  jährigen  Gutsbesitzer,  der,  abgesehen  von 
einigen  Anfällen  von  Ischias,  gesund  geblieben  war.  Seit  3  Jahren  hatten 
sich  Schmerzen  in  den  Zähnen  des  rechten  Oberkiefers  eingestellt.  Die  Zähne 
wurden  allmählich  sämtlich  gezogen  bis  auf  den  Eckzahn,  ohne  dass  dadurch 
Erleichterung  eintrat.  Er  magerte  ab,  schlief  nicht  mehr  und  drängte  zur 
Operation.  Ein  Druckpunkt  am  For.  infraorbitale  war  nicht  vorhanden,  viel- 
mehr empfand  Pat.  bei  Druck  eine  gewisse  Erleichterung.  Druck  auf  die 
Oberlieferschleimhaut  löste  den  Anfall  aus.  Zuerst  wurde  die  Glättung  des 
Oberkiefers  nach  Jarre  ausgeführt,  ohne  jeden  Erfolg.  Es  wurde  die  typische 
Operation  nach  Lossen-Braun  gemacht,  die  Blutung  war  gering;  trotzdem 
konnte  der  Nerv  nicht  gesehen  werden.  Ausser  zwei  Stichkanaleitenmgen 
verlief  die  Heilung  glatt.  Nach  vier  Jahren  war  die  Heilung  noch  vollkommen 
gut  und  ist  es  noch  bis  heute  geblieben. 

Potherat  (5)  hat  nach  Lossen-Braun-S6gond  zehn  Fälle  von 
Gesichtsneuralgie  operiert,  und  zwar  nach  dem  Vorgange  Poiriers  von 
einem  kleinen  Schnitt  aus,  der  L-förmig,  mit  seinem  langen  Teil  parallel 
dem  oberen  Rand  des  Jochbogens,  dem  kürzern  vertikal  an  der  äusseren 
Orbita  geführt  wird,  und  der  nach  der  Operation  so  genau  vereinigt  wird, 
dass  man  so  gut  wie  keine  Spuren  von  ihm  sieht.  Auch  auf  die  Durch- 
schneidung  des  Jochbogens  wird  besonderer  Wert  gelegt.  Der  Nerv  wird 
erst  durchtrennt,  wenn  er  am  For.  rotundum  sichtbar  geworden  ist.  Das 
umgebende  Gewebe  der  Flügelgaumengrube  lässt  sich  so  bei  Seite  ziehen, 
dass  er  unschwer  zu  Gesicht  kommt.  Bei  der  Frau  liegt  der  Nerv  dicht 
am  Ursprung  des  Pteryg.  externus,  beim  Manne  an  der  vorderen  Partie  des 
Kammes,  welcher  die  untere  von  der  äusseren  Furche  des  grossen  Keilbein- 
flügels trennt.  Manchmal  muss  das  Tuberculum  pterygoideum  abgemeisselt 
werden.  Der  Durchschnitt  des  Nerven  dicht  am  Ganglion  reicht  aus,  es 
bedarf  einer  besonderen  Zerstörung  des  M  eck  eischen  Ganglions  nicht. 
Nach  der  Zusammenstellung  Janviers  kamen  auf  51  Fälle  41  Heilungen, 
10  Rezidive,  Von  seinen  10  Fällen  sind  von  7  Nachrichten  zu  erhalten  ge- 
wesen. Keiner  hat  ein  Rezidiv  nach  2 — 3  Monaten  bekommen.  Er  empfiehlt 
daher  die  Operation  sehr. 

Guinard  verteidigt  sich,  dass  er  in  seinem  Falle  hufeisenförmig 
geschnitten  hat;  es  wurde  gleichzeitig  der  Mandibularis  nicht  entfernt.     Den 

27* 


420  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    IL  Teil 

Schnitt  dnrch  Jochbein  und  seinen  Fortsatz  führt  er  so  ans,  dass  eine  £röff- 
nnng  des  Antmms  yermieden  wird.  Wenn  er  einen  grösseren  Schnitt  emp- 
fehle, so  soll  damit  nicht  ein  übermässiger  gemeint  sein.  Potherat  er* 
widert,  dass  die  Vermeidung  der  Kieferhöhle  zn  einem  höheren  Schrägschnitt 
zwingt.  Anatomisch  müsse  die  Abtragung  des  Nerven  dicht  am  Ganglion 
genügen. 

Cnshing  (2)  berichtet  über  20  Fälle  von  Exstirpation  des  Granglion 
Gasseri.    In  zwei  von  diesen  Fällen  gelang  es,  nur  die  unteren  zwei  Drittel 
des  Ganglion  zu  entfernen.    In  diesen  beiden  war  der  Erfolg  kein  ganz  voll- 
ständiger,  während  bei  allen  übrigen  eine  absolute  Heilung  erzielt    wurde. 
Dass  die  Trennung  der  sensiblen  Wurzel  allein  dauernde  Heilung  bringt,    ist 
bisher  noch  zweifelhaft.   Der  grösste  Vorzug  dieses  letzteren  Verfahrens  wärde 
die  Erhaltung  der  motorischen  Funktion  der  Kaumuskeln  sein.    Die  Mortali- 
tät der  von   Cushing   gemachten  vollständigen  Ganglionexstirpationen   be- 
trägt 5^/o.    Ein  Patient  starb  auf  dem  Tisch,     Den  Arcus  zjgomaticus  ent- 
fernt Cushing  immer,  weil  seine  Erhaltung  später  die  durch  Muskelatrophie 
bedingte  Deformität  grösser  erscheinen  lässt.    Der  Schädel  wird  in  möglichst 
geringer  Ausdehnung  geöffnet,  so  dass   die  Meningea  media  fast  immer  ge- 
schont wird.     Der  Rand  eines  kleinen  Loches  gibt  ausserdem  einen   guten 
Stützpunkt  beim  Loshebeln  des  Ganglion.     Cushing  steht  am  Kopfende  des 
Kranken  und  hält  selbst  den  Spatel  zum  Hochheben  des  Temporallappens. 
Ein  Assistent  hält  immer  einen  kleinen  Tampon  bereit,  um  bei  Blutung  tem- 
porär zu  tamponieren.     Adrenalin  und  Karotisunterbindung  ist  gegen    diese 
venösen  Blutungen  ganz  zwecklos.    Manchmal  stillt  etwas  Bewegen  oder  eine 
Lageveränderung   des  Kranken   die    venöse  Blutung.     Drainage   ist   nur   bei 
stark  blutenden  Fällen  nötig.     Während  der  Narkose  lässt  Cushing    jetzt 
immer   Blutdrucksmessungen  mit  dem  Riva-Rocci- Apparat  anstellen.     Ein 
Kranker,   bei  dem  Sinken  des  Blutdruckes  nicht  beachtet  wurde,   starb   auf 
dem  Tisch.    Ein  Fallen  des  Blutdruckes  tritt  immer  gleich  nach  Entfernung 
des  Ganglion  ein,  was  mehr  auf  den  gleichzeitig  aufhörenden  Druck  auf  den 
I  Temporallappen  zu  schieben  ist,  als  auf  das  Ausdrehen   des  Ganglion.     Vor- 

i  herige  Kokainisierang  des  Ganglion  scheint  zwecklos  zu  sein.    Einmal  wurde 

j  beim  Herausdrehen  des  Ganglion   der  Sinus  venosus  angerissen,  wahrschein- 

lich weil  ein  Stückchen  Dura  mitgefasst  war.     Die  Blutung  stand  leicht  auf 
Tamponade.     Die  Entfernung  des  Tampons  gelang  erst,   nachdem  der  Sinus 
I    :  anscheinend  thrombosiert  war,   was   sich  durch  Exophthalmus  und  Retinal- 

blutung  ankündigte.   Das  Auge  musste  enukleiert  werden.    Das  Auge  ist  nach 
i     j  jeder  Operation  für  10  Tage  oder  länger  durch  Bedecken  mit  einem  Uhrglas 

[  zu   schützen.     So    lassen    sich   Komeaschädigungen    fast    immer   vermeiden. 

Augenmuskellähmungen  sind  häufig,  gehen  aber  immer  zurück.  Die  der  voll- 
ständigen Exstirpation  des  Ganglion  folgenden  sensiblen  und  motorischen 
Störungen  sind  sehr  eingehend  beschrieben.  Verf.  beklagt,  dass  dieses,  seit 
Krauses  erster  Arbeit  über  den  Gegenstand,  von  allen  späteren  Autoren 
unterlassen  worden  ist.  Eine  genaue  mikroskopische  Untersuchung  der  von 
Cushing  exstirpierten  Ganglia  hat  in  Übereinstimmung  mit  früheren  Beob- 
achtern ergeben,  dass  pathologische  Veränderungen  nur  in  den  Präparaten 
nachgewiesen  wurden,  bei  denen  Nervenresektionen  der  Entfernung  des  Ganglion 
vorausgegangen  waren.  Maass  (New-York). 

Wolf  1er  (7)   sah  bei  einem   38jährigen  Manne,   der  sich  im  Irrsinne 
eine  Halsverletzung  beigebracht  hatte,   eine  Lähmung  der  rechten  Zungen- 


\ .    U  : 


.••.I 


Part  seh,  Yerletsaogen  und  Chirurg.  Krankheiiien  des  Odsichts  etc.  421 

hälft«  durch  Verletzung  des  rechten  N.  hypoglossns.  Es  wurde  die  alte  Narbe 
«xzidiert,  der  zentrale  Stumpf  in  demselben  Yorgefhnden,  das  periphere  Ende 
erst  nach  I&ngerem  Suchen  tief  in  der  Narbe  gefunden.  Beide  Nervenenden 
Verden  durch  drei  Nähte  vereinigt.  Die  Muskulatur  der  rechten  Zungen- 
hilfte  besserte  sich  nach  einem  halben  Jahre,  damit  Bewegungen  und  Sprache. 
Die  Wiederherstellung  der  Erregbarkeit  ist  noch  nicht  erfolgt,  es  ist  aber 
keine  Entartongsreaktion  eingetreten.  Sensibilität  und  Geschmack  unter- 
^heidet  sich  gegenüber  der  gesunden  Seite  nicht. 

Angeborene  Missbildungen. 

1.  Bayer,  Lippenkompreesion  zur  unblutigen  Operation  der  flasenscharte.    Zentralbl.  f. 

Chir.  Nr.  32. 
1  Barr  j,  On  67  caeee  of  congenital  cleft  palate.  Brit  med.  Joum.  1905.  Oct  7.  p.  853. 

3.  *Broea,  La  technique  etc.  de  la  palatoplastie.    Revue  d'orthop.  1905.  Nr.  1. 

4.  'Brown,  y.  J.,  A  syatem  for  tfae  surgical  correction  of  hareiip  and  cleft  palate.  The 
joum.  of  the  Amer.  Ifed.  Ass.  1905.  Maroh  18. 

b.  *Danham,  Retention  method  after  hareiip  Operation.  Ann.  of  surg.  1905.  Oot.  Nr.  4. 

p.  593. 
6.  *£lirBiann,  De  Tinfloence  de  certaines  maladies   intercnmntes  snr  la  marehe  des 

palitoplastiea.    Bull,  de  l'acad.  de  m6d.  1905.  11  Juül. 

I.  Kirehmayr,  Ein   Beitrag  zu  den  G^ichtsmiasbildungen.    Deutsche  Zeitschrift  für 
Cbir.  81,  1. 

8.  Küster.  Komplizierte  Hasenscharte.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  27. 

1  Owen,  Remarks  on  cleft-palate  Operation- wounds  healing  bj  second  Intention.    Brit 

med.  Journal  1905.  Nr.  2321.  June  24. 
10.  Stoker ,  On  Operation  for  closure  of  cleft  palate  in  infants.  Brit  med.  Joum.  24.  VL 1905. 

II.  Thellnng,  Eong.  behaarter  Rachenpolyp.    Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  78. 

12.  *Wollcombe,   Mandibular  processes  associated   with    double    hareiip.    The  Lauert 
11.  IL  1905. 

Kirchmayr  (7)  beschreibt  eine  seltene  ßesichtsmissbildung  eines  vier 
Monate  alten  Mädchens.  Die  linke  Hälfte  der  Oberlippe  zeigt  im  Filtrum 
eine  die  ganze  Höhe  durchziehende,  2,2  cm  breite  Spalte,  die  noch  durch  den 
harten  und  weichen  Gaumen  hindurchzieht.  Der  linke  Nasenflügel  ist  breit 
gezogen.  Tränenröhrchen  und  -Kanüle  intakt,  Iris  linkerseits  ein  Kolobom, 
und  ein  in  den  Sehnerven  reichendes  Choroidealkolobom. 

Am  Augenhöhlendach  sitzt  senkrecht  oberhalb  des  inneren  Winkels  ein 
2.2  cm  langes,  rüsselförmiges  Gebilde,  am  Ansatz  0,6  ccm,  in  der  Mitte  0,9  cm, 
an  seinem  Ende  0,9 — 1,2  cm  breit.  Auf  dem  Gebilde  sitzen  kleine  WoU- 
härchen,  einzelne  Falten,  und  am  unteren  Ende  eine  grubige  Einziehung.  Es 
ist  pendnlierend,  an  der  Basis  knorpelig,  sondierbar.  Bei  Druck  auf  den 
Rüssel  entleert  sich  klare,  salzig  schmeckende,  fadenziehende  Flüssigkeit.  Beim 
Schreien  verkürzt  sich  der  Rüssel.  Im  Röntgenbilde  zeigte  sich  ein  langer 
Spalt  zwischen  dem  Nasenbein  und  dem  Nasenfortsatz  des  Oberkiefers. 

Ein  ähnlicher  Fall  ist  yon  Selenkoff  und  von  Landow  beschrieben. 
Zu  erklären  sind  diese  Missbildungen  durch  eine  im  Gebiete  der  genannten 
Spalte  angreifende,  vorübergehende,  leicht  örtlich,  beschränkte  Schädigung, 
die  in  den  ersten  Entwickelungswochen  eingesetzt  haben  muss. 

Thellnng  (11)  sah  bei  einem  mit  der  Zange  zur  Welt  gebrachten 
Kinde,  dessen  Mutter  in  der  fünften  Woche  der  Gravidität  gefallen  war, 
einen  vor  dem  Munde  hervorragenden  Tumor,  apfelgross,  wie  von  Haut  über- 
zogen, mit  einer  Anzahl  feiner  Haare  besetzt.  Der  Stiel,  aus  zarter,  lippenrot- 
Ucher  Haut  gebildet,  geht  allmählich  in  Schleimhaut  über.    Die  Oberlippe 


422  Jabreebericht  fDr  Chirurgie.    II.  Teil. 

ist  eingekerbt.  Der  Gäumeo  median  gespalten;  der  Stiel  reicht  durch  die 
palte  bis  an  die  hintere  Rachenwand.  Der  Tnmor  vird  unter  heftiger  B)u- 
ing  ans  dem  Stiel  entfernt.  Er  besteht  ans  Bindegewebe  mit  behaarter 
!utis.  Der  Stiel  kugelig  knöchern.  Verf.  stellt  26  Fälle  aus  der  Literatur 
isammen. 

Bayer  (1)  empäehtt  zur  Vermeidung  der  Blutung  bei  Hasenscbart- 
perationea  ein  schon  seit  15  Jahren  benutztes  Instrument.  Er  hält  die  un- 
lutige  Durchführung  nicht  nur  der  sauberen  Arbeit  wegen  erwünscht,  son- 
em  auch  zur  Abwendung  und  Verhütung  direkter  Gefahr  für  das  Kind 
eboten.  Zwei  gleiche  parallel  laufende  Branchen  sind  an  dem  einen  Ende 
urch  zwei  FührungBstäbe  und  eine  Schraube  verbunden.  Die  freien  Enden 
nd  gerieft.  An  dem  freien  Ende  der  auf  die  Schleimhautseite  kommendeD 
ranchen  trägt  einen  scharfen  kurzen  Stift,  der  die  Schleimhaut  durchspiesst. 

Dieses  Kompressorium  stört  bei  der  Operation  nicht,  sondern  dient 
elmehr  als  bequeme  Handhabe  zum  Umklappen  und  Verziehen  der  Lippenteile. 

Küster  (8j  schlägt  vor,  die  Blutung  ans  den  Lippenästen,  die  man 
slang  durch  Digitalkompressiou  stillte,  durch  zwei  Seidenligaturen,  die  in 
IT  Nähe  der  Mundwinkel  durch  die  ganze  Dicke  der  Wange  geführt  werden. 
1  verhindern.  Es  dienen  <Hese  Seidcnzüge  auch  als  Handhaben  für  das 
usschneiden  und  Wundmachen  der  Lippen.  Femer  schlägt  er  vor,  bei  der 
erbreiterung  und  AbSachung  des  Nasenflügels  das  Nasenloch  in  der  Weise 
1  bilden,  dass  die  Ablösung  des  Nasenflügels  durch  einen  Schnitt  erfolgt,  der 
2h  bis  an  den  lateralen  Spaltrand  mit  Bildung  eines  schmalen,  aber  derben 
ippens  fortsetzt.  Dieser  Zipfel  wird  nach  der  medialen  Seite  des  Nasen- 
cbs  hinübergezogen  und  damit  eine  vollkommene  Rundung  des  Nasenloches 
xeicht.  Der  infolge  der  Verziehnng  der  Wandung  des  Nasenloches  zurück- 
eibende  Spalt  wird  nicht  von  rechts  nach  links,  sondern  von  unten  nach 
)eii  geschlossen.     Der  kosmetische  Erfolg  ist  sehr  zufriedenstellend. 

Berry  (2)  berichtet  über  67  Fälle  von  Uranoplastik,  die  er  alle  nach 
irselben  Methode  ausgeführt  bat.  Er  ist  kein  Anhänger  der  Frühoperation, 
mdern  nimmt  sie  nicht  vor  dem  23.  oder  24.  Lebensmonat  vor.  Nur  bei 
blecht  genährten  Kindern  mit  sehr  dünner  Schleimhaut  rät  er  bis  zum 
Jahr,  aber  nicht  länger  zu  warten.  In  43  Fällen  hat  er  nach  dem  4.  Jabr 
terieren  müssen,  namentlich  bei  Fällen,  die  früher  schon  anderwärts  operiert 
srden  waren,  oder  bei  denen  durch  Arzte  oder  Dentisten  abzuwarten  ge- 
ten  worden  war.  Berry  hat  selbst  bei  grosser  Spalte  und  wenig  ver- 
irechenden  Fällen  unter  20  Jahr  die  Operation  abgelehnt,  und  niemals  anter 
)  Jahren  zur  Anlegung  einer  Prothese  geraten.  Er  ist  der  alten  Methode 
ifolgt  mit  kleinen  Abweichungen  in  der  Technik.  Zwei  Funkte  sind  für  das 
BÜngen  der  Operation  von  Bedeutung.  Zunächst  muss  der  weiche  Gaumen 
Jlkommen  von  den  hinteren  Rändern  der  Ganmenknochen  abgelöst  sein; 
nst  stösst  die  Annäherung  der  Lappen  in  der  Mittellinie  auf  Schwierigkeiten, 
ies  geschieht  am  besten  durch  stark  auf  die  Fläche  gekrümmte  Scheren- 
ätter.  Die  Anfrischung  erfolgt  erst  nach  Ablösung  der  Lappen.  Ausdehnung 
id  L^e  der  seitlichen  Schnitte  ist  noch  von  Bedeutung.  Früher  hatte 
erry  den  Fehler  gemacht,  die  Schnitte  zu  nahe  der  Mittellinie  zu  legen, 
IS  Furcht,  die  Art.  palat.  zu  verletzen.  Jetzt  trägt  er  davor  keine  Scheu 
ehr,  nur  muss  man  hier  zur  Vermeidung  von  Blutung,  wenn  sie  angeschnitten 
j,  gleich  ganz  durcbtrennen.     Sie  zieht  sich   dann   zurück   und  die  Blutung 


Partsch,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  423 

steht  schnell.     Berry  hat  nie  primär  oder  sekundär  unangenehme  Nachteil^ 
darch  die  Blutung  gesehen. 

Während  die  Inzision  hinten  bis  zur  Mitte  zwischen  dem  weichen  Gaumen 
und  der  seitlichen  Schlundwand  reichen  kann,  soll  sie  nach  vorn  die  Gegend 
des  1.  oder  2.  Prämolaren  bei  Kindern,  den  1.  oder  2.  Molaren  bei  Erwach- 
senen nicht  überschreiten.  Führt  man  die  Schnitte  bis  nahe  an  die  Schneide- 
zähne, ist  Absterben  der  Lappen  sicher.  Bei  zu  grosser  und  weiter  Spalte 
soll  man  lieber  das  vordere  Ende  in  einer  späteren  Operation  schliessen. 

Die  gute  Wiederherstellung  eines  weichen  Gaumens  ist  für  die  Sprache 
sehr  wesentlich.  Ist  die  erste  Operation  missglückt,  ist  das  erheblich  schwie-* 
riger.  Eine  Schädigung  der  Muskulatur  des  Gaumens  durch  die  Inzisionen 
kann  nicht  zugegeben  werden. 

Was  die  Sprachstörung  anlangt,  so  muss  der  Ansicht  Lanes  entgegen^ 
getreten  werden,  dass  diese  davon  kommt,  dass  die  Luft  nicht  durch  die 
esge  Nase  gehen  könne,  sondern  im  Gegenteil,  dass  zu  viel  Luft  durch  die 
Nase  geht,  weil  diese  Höhle  nicht  ausreichend  abgeschlossen  werden  kann. 
Von  den  forcierten  Operationen  ist  Berry  kein  Freund.  In  4  von  10  Fällen 
hat  er  den  Tod  eintreten  sehen.  Die  Besultate  seiner  Operationsmethode 
rind  sehr  zufriedenstellend.  Berry  hat  von  65  Fällen  in  57  Fällen  den 
harten  Gaumen  erkrankt  gefunden.  In  26  Fällen  war  der  harte  Gaumen 
nach  der  ersten  Operation  geschlossen,  in  10  waren  kleine  Nachoperationen 
erforderlich.     In  16  blieben  kleine  Fisteln  zurück. 

Die  besten  Erfolge  für  das  Sprechen  werden  erreicht,  wenn  die  Kinder 
Tor  dem  4.  Jahre  operiert  werden. 

Brown  (4).  Bei  breiten  Hasenscharten  sollten  vor  der  Operation  die 
Lippenteile  durch  Heftpflaster-Streifen  genähert  werden,  bis  sie  ohne  Span- 
nung aneinander  liegen.  Vorstehende  Zwischenkiefer  sind  durch  eine  Vor- 
operation zurückzulagern  bevor  die  Lippenspalte  geschlossen  wird.  Gaumen- 
spalten bei  neugeborenen  Kindern  sind  ebenfalls  so  mit  Heftpflaster  zu 
behandeln,  dass  die  Erweiterung  durch  Muskelzug  verhindert  wird.  Sobald 
das  Milchzahngebiss  voll  entwickelt,  sind  die  Kieferhälften  durch  entsprechende 
Apparate  einander  langsam  zu  nähern.  Erst  wenn  dies  erreicht,  so  weit  man 
erwarten  kann,  ist  die  Operation  anzuschliessen.  Nach  Verheilung  des  Gau- 
mens sind  Sprachübungen  notwendig. 

Owen  (9)  betont  die  Schwierigkeit,  in  welcher  sich  der  Chirurg  befindet, 
wenn  die  nranoplastische  Wunde  nicht  primär  heilt,  während  bei  jeder  anderen 
Wunde  die  Heilung  durch  Granulation  dann  noch  zustande  kommt,  ist  bei 
der  üranoplastik  der  ganze  Erfolg  der  Operation  verloren.  Owen  schiebt 
die  Schuld  daran  der  septischen  Infektion  zu  und  sucht  diese  zu  bekämpfen, 
indem  er  die  Kinder  vor  der  Operation  einen  ländlichen  Aufenthalt  nehmen 
lässt.  Bei  einem  8jährigen  Mädchen,  bei  dem  schon  drei  Versuche  gemacht 
worden  waren,  die  Spalte  des  weichen  und  der  hinteren  Partie  des  harten 
Ganmens  zum  Schluss  zu  bringen,  machte  Owen  nochmals  eine  Operation 
und  musste  dabei  ebenfalls  erleben,  dass  die  Wundränder  nicht  verheilten. 
die  Xähte  durchschnitten  und  die  Spalte  wieder  so  weit  klaffte,  wie  vor  der 
Operation.  Die  bakteriologische  Untersuchung  stellte  die  Anwesenheit  reich- 
licher gelber  Staphylokokken  fest,  das  Kind  wurde  dann  subtiler  Reinigung 
des  Mnndes  unterworfen  und  so  viel  als  möglich  an  die  Luft  gebracht.  Die 
granulierenden  Ränder  noch   einmal   angefrischt   und  vereinigt,   sie  heilten 


424  JahreilMricht  fDr  ChiruTgi«.    U.  Teil.  1 

daan  prompt.  Er  igt  in  derselben  Weise  noch  in  TerschiedeoeD  andereal 
Fällen  verfahren. 

Stoker  (10)  bespricht  die  ron  Brophy  eingeführte  Opor&tionsmethoda 
des  gespaltenen  Gaumens,  die  darin  beruht,  dass  schon  in  sehr  früher 
Lebensperiode  Oberkiefer  nnd  Gaumen  durch  Drahtnähte  einander  genähert, 
miteinander  vereinigt  werden.  Brophy  empfiehlt  die  Methode,  weil  bell 
jungen  Kindern  der  Shock  wegen  mangelhafter  Entwickelung  des  Nerrensystemal 
viel  geringer  ausfallt,  ferner  die  Knochen  vor  ihrer  ToUkommenen  Verkalkung' 
sich  ohne  Bruch  besser  miteinander  rerbinden  lassen ,  weil  femer  die  früh-i 
zeitig  einander  genäherten  Muskeln  viel  eher  in  zweckmässige  Tätigkeit  zu 
versetzen  sind,  als  wie  dann,  wenn  sie  in  viel  späterem  Lebensalter  aiim' 
Schwand  gekommen,  viertens,  weil  nach  Vereinigung  der  Gaumenfortsätze 
die  Zahnfortsätze  des  Oberkiefers  sich  normal  stellen,  fünftens,  dass  alle 
Gewebe  sich  besser  umformen  nach  frühen  Operationen,  sechstens,  dass  die 
Aussicht  später  eine  genügende  Sprache  zn  enangen,  bei  frfiherer  Operation 
grösser  ist,  weil  sich  noch  nicht  üble  Angewohnheiten  eingeschlichen  nnd  die 
muskulösen  Teile  kräftiger  sind. 

Stoker  bat  drei  Fälle  nach  Bropby  operiert  und  bat  im  ersten  Falle 
gute  Vereinigung  des  weichen  und  harten  Gaumens  erhalten,  mit  Aasn^m« 
der  Uvnla;  im  zweiten  Falle  trat  keine  Vereinigung  des  weichen  Gaumens 
ein  und  die  Operation  mnsste  bis  ins  zweite  Jahr  verschoben  werden:  im 
dritten  Falle  war  der  Spalt  so  weit,  dass  die  Ränder  des  harten  Gaumens 
nicht  aneinander  gebracht  werden  konnten.  Die  Operation  wurde  immer  in 
liosescber  Lage  ausgeführt,  besondere  Instrumente  sind  nicht  notwendig, 
big  anf  die  starke  Listonsche  Nadel,  an  die  Unannehmlichkeit  der  Platten 
und  Drähte  gewöhnen  sich  die  Kinder  rasch  und  überstehen  die  Operation 
im  allgemeinen  sehr  gut,  selbst  ein  sehr  schwaches  und  schlecht  genährtes 
Kind  kam  gut  über  die  Operation  hinweg.  Stoker  hält  die  Operation  für 
sehr  beachtenswert. 

Erkrankungen  der  Hundsohlflimhant. 

L  Boaa-hjoidieD  avec  peraistano«  da  canal  d»  Bochdalek, 
snatorniquee  1905.  iä^y. 

2.  'Campbell,  Oral  sepsia  aa  a  csaae  af  iritie.    The  Lancet  1905.  Jal;  29. 

3.  'Cemby,  Le  seorbat  infantile.    Journ.  de  möd.  et  de  chir.  1904.  Nr.  20.  p.  783. 

4.  *Dentaeh.  Die  Rigascfae  Kraukbeit     Arch.  f.  EinderheUk.  Bd.  40.  Heft  1—3. 

5.  Farlow,  Ctaronic  pemphigus  oC  the  mouth.    Lanoet  21.  I.  1905.  p.  179. 

6.  FöBterling.  Beitr.  zur  Ranulafrage.     Langenbecka  Arch.  76.  Bd. 

7.  »Ganoher,  Mal  Perforation  bnccal.    Qat  d.  H^p.  1905.  Nr.  104. 

8.  'Gnihö,  Sur  la  pathogänie  dea  KrenouilletUa.     Revue  d'orthop.  1905.  Nr.  2. 

9.  Herbet,'  Kyate  dermolde  dn  plancher  baccal.    Bull,  et  m^in.  de  la  aoc.  anat  de 
Paria  1905.  Nr.  1.  p.  89. 

10.  *I.acap6re,  La  leacoplaaie.    Arch.  gdo.  de  mii.  1905.  Hr.  17. 

11.  'Kocher,  Grenooillette  anblinguale  chez  ud  naaveau-ud.  Journ.  de  mÜ.  de  Bord.  1905. 
Nr.  7.  p.  118. 

Farlow  (5)  hat  im  Boston  medical  und  surgical  Journal  2  Fälle  von 
chronischem  Pemphigus  des  Mundes  veröffentlicht.  Der  eine  betrifft  ein 
23jäbriges  Mädchen,  das  sonst  gesund  ist.  Vor  einem  Jahre  bildeten  sich 
Bläschen  im  Munde,  hauptsächlich  am  Zahnfleisch  nahe  den  Zähnen.  An  den 
Schneidezähnen  bildeten  sich  weisse  Membrane. 


PartBoh,  VerleUimgen  imd  ehinirg.  ErAnkbeiten  des  Geftichts  etc.  425 

Der  2.  Fall  betraf  eine  55jährige  Frau,  die  an  Lippe,  Zahnfleisch  und 
hmeniraud  des  Kinnes  lebhafte  Schwellungen  bekam.  Dann  kamen  solche  am 
reckten  Alveolarfortsatz  hinzu.  Später  griff  die  Affektion  auf  die  Augen  und 
Nase  aber.  Die  Behandlung  besteht  im  Gebrauch  alkalischnr  und  airtisep* 
tischer  Wässer;  lokale  Anästhesie  kommt  vor  dem  Essen,  wenn  es  schmerz- 
bft  wird,  in  Frage. 

Herbei  (9)  entfernte  bei  einem  18 jährigen  kräftigen  jungen  Mann 
eineD  aUmählich  sich  unter  zunehmenden  Beschwerden  entwickelnden  Tumor 
des  Mimdbodexis.  Er  bewirkte  oberhalb  des  Zungenbeins  eine  kuglige,  median 
lelegene  Yorwölbung,  über  welcher  die  Haut  sich  rerschieben  liess.  Die 
Zooge  wurde  durch  die  Geschwulst  im  vordem  Muudboden  nach  dem  Gaumen 
zn  getrieben.  Sie  war  etwas  gelblich  gefärbt.  Sprechen  und  Kauen  waren 
behindert;  eine  Verwachsung  mit  dem  Zungenbeim  war  nicht  vorhanden, 
ane  sokhe  mit  dem  Unterkiefer  nicht  auszuschliessen.  Die  Operation  wurde 
Ton  aoneu  gemacht  mit  medianem  Schnitt,  von  dem  aus  sich  leicht  die  Ge- 
sdundst  ausschaben  liess. 

Sie  war  hühnereigross,  zweilappig,  der  kleinere  Lappen  nach  dem  Munde, 
der  grasere  nach  aussen  gerichtet.  Die  Grenze  zwischen  beiden  entsprach 
der  Lsge  der  Geniohyoidei.  Die  Zyste  enthielt  eine  weissgelbliche,  mit  zahl- 
racken  käsigen  Krümeln  gemischte  Flüssigkeit,  keine  Haare,  keine  Zähne. 
Die  bmenfläche  erschien  leicht  zottig,  nicht  ganz  glatt. 

Forst  er  ling  (6)  teilt   aus  dem  städtischen  Krankenhaus  zu  Hannover 
«inen  bei  einem  56  jährigen  Manne  beobachteten  Fall  mit,  der  in  der  Mittel- 
Üflie  des  Halses   zwischen  Zungenbein  und  Schildknorpel  eine  taubeneigrosse 
ZTstische  Geschwulst  hatte,  die  sich   beim  Schlucken  mitbewegte  und  gegen 
äe  Unterlage  nur  wenig  verschieblich   war.    Die  Zyste  lag  unter  dem  Mus- 
culos  thyreo-hyoideus  und  setzte  sich  nach  oben  hinter  das  Zungenbein  fort, 
so  das8  das  Zungenbein  gespalten  werden  musste,  um  den  verbindenden  Zysten- 
gang  auszulösen.    Die  Zystenwand  besteht  aus  Bindegewebe  mit  mehrschich- 
tigem Zjlinderepithel ,    das  zum  Teil  mit  Fiimmerhaaren  versehen  ist.     Die 
Innenwand  trägt  Gruppen  von  drüsigen  Gebilden,  die  dem  Schilddrüsenge* 
vebe  Reichen,   mit   einem  homogenen  kolloidartigen  Inhalt.    Verfasser  hält 
ims  Zylinderepithel   mit  Flimmersaum   als   charakteristisch  für  die  Reste 
des  Zoogenschilddrüsenganges.    Verfasser  geht  dann  näher  auf  die    bisher 
Teröffeotlichten  Fälle  von  Zysten,  die  in  diesem  Gange  entstanden  sind,   ein 
und  fogt  den  14  bisher  veröffentlichten  Fällen  noch  einen  neuen  hinzu,  der 
«in  halbjähriges  Kind  betrifft,   das  schon  bei  der  Geburt  eine   Geschwulst 
wter  der  Zunge  hatte ,  so  dass  es  an  der  Brust  nicht  saugen  konnte.    Die 
Anschwellung  nahm  zu  und  wurde  so  gross,  dass  der  Knabe  zu  ersticken 
drohte.    Zwischen  den  Lippen  sah  man  an  Stelle  der  Zunge  eine  blauweiss- 
iiche  Geschwulst,   über  deren  Mitte  das  Zungenbändchen  fortzog.     Sie  fühlte 
sich  prall  elastisch  an  und  war  walnussgross.   Die  Punktion  ergab  eine  klare 
fadenziehende  Flüssigkeit.    Die   Zyste    wird   gespalten    und    ihr   Sack   nach 
Einfahrong  des  Fingers  schnell  ausgeschält,  die  Schleimhaut  über  einem  Jodo- 
fonngazetampon  vernäht.    Die  Heilung  trat  ohne  Reaktion  ein.  Die  Zyste  war 
kirschgross,  nach   Spaltung  ihrer  vorderen  Wand  zeigte  sich  an  der  gegen- 
aberliegenden   Wand   eine   erbsengrosse   grauweissliche    Hervorwölbung,    bei 
deren  Einschnitt  ein  bröcklicher  weisser  Brei  austrat.     Die  mikroskopische 
Intersuchimg  ergab,  dass  die  grössere  Zyste  mit  flimmerndem  Zylinderepithel 
^^ekleidet  war.  In  dem  Bindegewebe  der  Wand  lagen  unregelmässig  durch- 


JahresbeTJcht  fOr  Chinirgie.    II.  Teil. 

tene  Muskelgebilde.  In  diese  Wand  der  grösseren  Zyste  ist  eine  erbsen- 
le  andere  Zyste  gelagert,  die  deutliches  dickes  Plattenepithel  trägt,  mit 
äppchen  in  der  Wand.  Es  bandelt«  sich  also  hier  um  zwei  ineinander 
nden  Zysten  von  grondrerschiedener  Beschaffenheit,  eine  Flimmerepitliel- 
I,  in  deren  Wand  eingebettet  ist  eine  Piattenepithelzjste.     Diese  scheint 

Mundepithel  abzustammen.  Schon  König  hat  gelegentlich  Platten- 
lel  in  der  Nähe  der  medianen  Zungenfistel  gesehen. 

Abadie  (1)  sah  bei  einem  8jäbrigen  Knaben  vom  3  Lebensjahre  an 
1er  Basis  des  Halses  in  der  Rückenlinie  einen  sich  vorübergehend  nach 
m  entleerenden,  dann  wieder  anschwellenden  Tumor,  der  nie  Schmerzen 
ite.  Es  floss  eine  helle  klare  Flüssigkeit  aus.  Der  mandarineDgros^e 
or  hebt  oberhalb  des  Handgrifls  des  Brustbeins  die  Haut  auf  und  lässt 
n  der  Mitte  weisslich  vorspringen.  Er  ist  in  der  Querrichtung  auf  der 
rlage  verschieblich,  aber  nicht  in  der  Richtnng  von  oben  nach  unten. 
Bewegungen  des  Kehlkopfs  folgt  er.  Von  seinem  oberen  Pol  ziebt  ein 
igförmiges  Gebilde  nach  aufwärts  bis  über  das  Zungenbein,  wo  es  sich 
■  und  mehr  in  der  Tiefe  verliert.  Dieser  Strang  scheint  die  Bawregung 
Kopfes  etwas  zu  behindern.  Der  Tumor  entleerte  sich,  ehe  er  operiert 
en  konnte.     Die    Sondierung  der  Höhle   liess   die  Sonde  nicht  in   den 

vordringen.    Die    Äusschälung    gelang    gut    und    ohne    Schwierigkeiten. 

kleine  Absonderung  am  oberen  Ende  des  Einschnittes  wurde  durch 
instein  bald  zum  Stillstand  gebracht.  Die  Zyste  enthielt  eine  seröse 
;e  Flüssigkeit,  hatte  eine  sehr  dünne  Wand  und  au  ihrem  oberen  Ende 
1  schwanzförmigeo  Fortsatz,  der  von  einem  engen  Kanal  durchbohrt 
Er  stand  aber  mit  der  Zyste  nicht  in  direktem  Zusammenhang.  Die 
d  der  Zyste,  aus  Bindegewebe  aufgebaut,  war  stark  kleinzellig  infiltriert, 
jichtnng  des  Ganges  ist  ausgekleidet  von  einem  zylindrischen,  mit  deut- 
n  Fl  i  mm  erb  aar  en  versehenen  Epithel.     Die    anfänglich  gehegte  Meinung, 

es   sich   um   eine   Dermoidzyste  handelte,   musste    aufgegeben    werden. 

Bestehen  eines  Fortsatzes,  die  Mitbewegung  mit  dem  Kehlkopf  und 
ch  die  Auskleidung  mit  Zylinderepitbel,  das  in  dem  Bochdalekschen 
;e  entstand,  zeigte,  dass  es  eich  um  eine  Schleimzyste  handele,  welche 
b  die  wiederholten  spontanen  Durebbruche  infiziert  worden  war.  Man 
te  auch  annehmen,  dass  die  Zyste  erst  sekundär  von  der  Halsßstel  aus 
anden  war.  Immer  aber  bleibt  das  Bestehen  des  Bochdalekschen 
;es,  das  Wichtige. 

Erkrankungen  der  Speicheldrüsen. 

tond,  ABcendiDg  cnrreiits  in  mueouB  caoalB  and  glnnd  ducts  and   their  influenee  oit 

ifection :  a  atnij  in  aurgjc«l  pathology.   The  Lancet  1905.  July  29.   Brit.  med.  Joara. 

905.  JdI^  29.  p.  232. 

lowe,  Parotitis  foUow.     Appendectomy.     Ann.  at  Surg.  190S.  Nov. 

.  Brunn,   Die   ajm metrische  Schwellung  der  TrSuen-  und  HnndspeicheldTOaen  etc. 

Irune  Beitr.  45,  2. 

larr,  A  caae  of  priraary  suppurative  parotitia.     Lancet  1905.  Sept.  16.  p.  825. 

CheiuisBe,  La  maladie  de  Hiculicz.    Sein.  m«d.  1905  Nr.  4. 

Darante,   Tioia  cas  d'infection   Haliraire  chez   le   noaveau-nd.     Arch.   gän.   de   med. 

9.  Vlll.  1905. 

'rattin,  Contributo  alla  cara  delle  fistole  della  prima  porzione  del  dotto  dl  Stenone. 

liviata  venela  di  scienze  mediche  1905.  Nr.  5. 

iangitano,  Beitrag  lar  Pathugeueae  der  Bogen,  entiandlichen  Tamoran  der  anbinai. 

peicheldrOsen.    Rif.  med.  1904.  Nr.  27. 


Parts  ch,  Yerletzaiigen  und  chimrg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  427 

9.  *6ayet,  Tameur  mixte  de  laglande  sous-maxillaire.  Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  4.  p.  541. 

10.  ^Hastings-Hiller,  A  case  of  parotitia  duc  to  the  pneumococcas.  The  Lancet  1905. 
Aag.  12. 

11.  *Jones,  Post- operative  parotitis.    Med.  Press  1905.  July  26.  p.  81. 

11  K&ttner,  EntzUndiiche  Tumoren  der  Sabmaxillaris.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 

Nr.  10.  p.  482. 
11   Kroiss,  Mnndspeicheldrflse.    Bruns  Beitr.  47.  Bd. 

14.  Jarecky,  Calcali  in  Blandin's  and  submaxillary  gland.    Med.  News  18.  II.  1905. 

15.  Morestin,  Calcul  da  canal  de  Wharton.    See.  anat.  1905.  May.  p.  452. 

16.  ^Oberndorfer,  Parotisdrüsantumoren.    Zentralbl.  f.  path.  Anat.  Nr.  6. 

17.  Pater  et  Deshayes,  Un  cas  de  lithiase  de  la  sous-maxillaire.    Ball,  et  mto.  de  la 
soc  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  2.  p.  145. 

1^.  Pastear,  On  pneamococcal  sore-throat  with  notes  of  a  fatal  case.  Lancet  27.  V.  1905. 

19.  Pich  1er,  Zur  Symptomatologie  der  sekundären  Parotitis.  Wien.  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  43. 

20.  *Rocher,  A  propos  da  kyste  salivaire  parotidien.  Journ.  de  m^d.  de  Bordeaux  1905. 
Nr.  11.  p.  181.  Nr.  12.  p.  197. 

21.  Sicard-Dopter,  Cytologie  parotidienne  des  oreillons.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  29< 

22.  Tanaseco,  Art^res  des  condaits  excr^teurs  des  glandes  salivaires.    Soc.  anat.  1905. 
Nr.  6. 

23.  TTietze,  Ein  Frotozoenbefund  in  einer  erkrankten  Parotis.    Grenzgeb.  XIV,  8. 

Bond    (1)    hat   in   einem    ausführlichen   Aufsatz   von  den   Bewegungs- 
erscheinungen   gesprochen,    welche   in    den   mit   Schleimhaut   ausgekleideten 
Höhlen  und  in   den  Ausführungsgängen  der  Drüsen   zu  stände  kommen  und 
auf  dieselben  aufmerksam  gemacht,  hinsichtlich  ihrer  Bedeutung  für  die  Fort- 
leitaog  infektiöser  Prozesse.     Er  hat  diesen  für  die  Pathologie  verschiedener 
Erkrankungen  ausserordentlich  wichtigen  Gedankengang  sowohl  klinisch  als 
experimentell  für  den  Darmkanal,  für  den  weiblichen  Genitaltraktus,  für  die 
Hamwege,   für  den  Atmungstraktus  und  endlich    für   die  Ausführungsgänge 
der  Drüsen  verfolgt.    Diese  weit  ausgedehnte  Arbeit  lässt  sich  hier  an  dieser 
Stelle  nur  auf  letzterem  Gebiete  besprechen.    Er  hat  zunächst  bei  der  Brust- 
drüse durch  Experiment  festgestellt,   dass  sterilisierter  Indigo  in  die  Warze 
eingerieben  an  die  verschiedenartigsten  Stellen  des  Drüsenkörpers  hingelangt 
var  und  bei  der  Operation  gefunden  wurde.     Diese  Tatsache  gibt  der  Mög- 
lichkeit Raum,   dass  auch  Infektionskeime,  seien  es  Eitererreger  oder  Keime 
der  Tuberkulose,  auf  diesem  Wege  in  den  Drüsenkörper  gelangen.     Ob  das- 
selbe auch  für  Erreger  gilt,   die  den  Krebs  erzeugen,   ist  natürlich  bei  dem 
augenblicklichen  Stande  der  P^orschung  nicht  mit  Bestimmtheit  zu  behaupten. 
Bei  seinen  Beobachtungen  am  Darmtraktus  führt  der  Verfasser  Experimente 
an,  wie  sie  schon  vor  Jahren  von  Prof.  Grützner,  Tübingen,  gemacht  und 
beschrieben  worden  sind,  ohne  dass  allerdings  dieser  Experimente  irgendwo 
Erwähnung  geschieht.     Aus  seinen  mannigfaltigen  Beobachtungen  zieht  der 
Verfasser  den  Schluss,  dass  es  auf  verschiedene  Weise  und  unter  bestimmten 
Bedingungen  gelingt,   Partikelchen  unlöslicher  Substanzen   in  einer  der  Rich- 
tung des  Sekretstromes  entgegengesetzten  Richtung,  sich  im  Darmkanal  oder 
an  den  Ausführungsgängen  von  Drüsen  transportiert  zu   sehen.     Begünstigt 
wird  diese  Bewegung  durch  Unterbrechung  des  normalen  Sekretionsstromes 
oder  seitlicher  Ablenkung  desselben  durch  eine  Fistelöffnung.     Flimmerbewe- 
gung kommt  dabei  nur  ausnahmsweise  in  Betracht.   Zweifellos  spielt  unregel- 
massige  oder  rückläufige  Peristaltik   dabei   eine  Rolle.     Physikalische  Kräfte 
allein  wie  Kapillarattraktion  sind  zweifellos  nicht  imstande,   diese  Bewegung 
m  erklären.     Jedenfalls  müssen  dieselben   bei  der  Frage  des  Infektionsvor- 


428 


Jahi  asbericht  für  Cbirargi«.    II.  Teil. 


I 


.      .1 


'      I 


ganges  neben  der  Blut-  und  Lymphbahn  mit  in  Rechnung  gezogen  werden 
Sie  spielen  bei  der  Infektion  der  Hamwege  mit  dem  an  und  für  sich  nichl 
beweglichen  Gonococcus  entschieden  eine  Rolle. 

Pasteur  (18)  beschreibt  einen  ad  exitum  gekommenen  Fall  von  Hals^ 
affektion,  die  auf  Infektion  mit  Pneumokokken  beruhte.  Ein  sonst  gesundet 
3  Vt  jähriger  Knabe  erkrankte  plötzlich  mit  fieberhaften  Halsbeschwerden. 
Am  4.  Tage  bot  er  bei  seiner  Aufnahme  ein  blasses  Gesicht,  40  Atemzüge 
in  der  Minute,  120  volle  regelmässige  Pulse,  Schwellung  und  Dmckempfind- 
lichkeit  der  Drüsen  in  der  Gegend  hinter  dem  Kieferwinkel.  Eiterung  ans 
Nase  oder  Ohr  war  nicht  vorhanden.  Atmung  und  Kreislauf  ohne  besondere 
Symptome.  Im  Urin  Diazoreaktion,  kein  Eiweiss.  Zäpfchen,  weicher  Gaumen 
und  seine  Pfeiler  waren  leicht  ödematös  und  intensiv  gerötet.  Ebenso  beide 
Mandeln,  aber  keine  Pfropfe  vorhanden.  Exsudation  auf  der  Fläche  war 
nicht  vorhanden.  Dagegen  liess  sich  Milzschwellung  nachweisen.  Zeichen 
zerebraler  Reizung,  übelriechender  Atem  kamen  hinzu.  Die  Narbe  und  die 
anstossenden  Partien  des  weichen  Gaumens  wurden  brandig. 

Unter  den  Zeichen  einer  Bronchopneumonie  trat  der  Tod  ein  am 
22.  Krankheitstage. 

Die  Obduktion  ergab  ausser  dem  Brand  der  Uvula  und  der  Gaumen- 
pfeiler, Drüsenschwellung,  Eiterung  in  der  rechten  Pleura,  vereinzelte  Brand- 
herde in  den  Lungen,  Milztumor.  Bakterienkulturen  aus  Pharynx  und  aus 
den  Lungen  ergaben  den  Diplococcus  pneumoniae.  Es  ist  bekannt,  dass  er 
gerade  Gangrän  hervorruft. 

Ein  Fall  membranöser  Laryngitis  wird  vom  Verf.  noch  erwähnt.  Die 
pharyngeale  Infektion  macht  keine  besonderen  Erscheinungen;  sie  kann  nur 
bakteriologisch  nachgewiesen  werden.    Ihr  Verlauf  ist  fast  stets  ein  schwerer. 

Frattin    (7).    Nach  Vorausschickung  einer  Kritik   aller   zur  Heilung 
besagter  Fisteln  in  Anwendung  gekommener  Methoden  legt  Verf.  ein  eigenes 
Verfahren  dar,  das  in  der  Dissektion  weniger  Millimeter  des  zentralen  Stumpfes 
des  Ganges  besteht,    worauf  er  nach  Durchbohrung  des  Masseters  und  der 
Mundschleimhaut  von  aussen  nach  innen  mit  einem  von  aussen  nach  innen 
vorn  transversal  zu  den  Fasern  des  Muskels  verlaufenden  Schnitt  einen  Lappen 
der  Mundschleimhaut  mit  der  Base  entsprechend  dem  mit  dem  Messer  ange- 
brachten Loch  lospräpariert,  und  ihn  auf  die  äussere  Fläche  des  Masseters 
durch    die  vorher  angebrachte   Bresche   hindurch   umbiegt:    in  diese  Ruine 
lagert  er  den  Stumpf  des  Ganges  ein  und  befestigt  ihn  mit  Nahtstichen;  dann 
vernäht  er  die  äussere  Wunde.    Er  versuchte  das  Verfahren  an  Hunden  und 
beobachtete    nach    kurzer   Zeit   rasche  Verheilung   der  Wunden    und   freien 
Speichelfluss.    Er  tötete   die  Tiere   und   fand  bei   der  histologischen  Unter- 
suchung in  verschiedenen  Schnitten  das  Lumen  des  Kanals  mit  geschichtetem 
Epithel  ausgekleidet,    das   Papillen   der  gut  erhaltenen  Schleimhaut  auflag, 
welche    dann   sich    abplatten   und   dort   verschwinden,    wo   das  Epithel  auf 
narbigem,  zwischen  den  Muskelfasern  eingeschlossenem  Gewebe  ruht. 

R.  Giani. 

Carr  (4)  sah  bei  einem  79 jähr.  Manne,  der  wiederholte  Gichtanfalie  an 
den  Gelenken  und  Hautausschläge  durchgemacht  hatte,  und  noch  der  Granulär- 
atrophie  verdächtig  war,  nach  aussergewöhnlicher  Anstrengung  eine  schmerz- 
hafte Schwellung  der  linken  Gesichtshälfte  entstehen,  die  sich  rasch  aus- 
breitete; die  linke  Parotisgegend  war  ausgedehnt,  gespannt  geschwollen;  die 
Haut  war  ausgesprochen  ödematös;   das  Bewusstsein  war  getrübt,   die  Zunge 


PartsGh,  Verletiangen  und  chirarg.  Kraukheiteii  des  Oesichfcs  ete,  429 

trocken,  der  früher  albuminfreie  Urin  enthält  beträchtliche  Mengen  Albumin. 
Aaf  BeUadonnaglyzerin  äusserlich ,  Strychnin,  Eisen  und  Brandy  innerlich 
besserte  sich  das  Befinden.  Das  Bewasstsein  wurde  wieder  klarer,  die  Zunge 
feachier;  am  6.  Erankheitstage  kam  von  dem  Gebörgang  ein  wenig  Eiter. 
Die  dringend  vorgeschlagene  Operation  musste  leider  um  einen  Tag  verschoben 
werden«  Indessen  verschlimmerte  sich  das  Leiden  durch  Zutritt  einer  hypo- 
sutischen  Pneumonie.  Die  Operation  legte  keine  Abszesshöhle,  sondern  eine 
diffos  eitrig  infiltrierte  Parotis  frei.  Die  Spülflüssigkeit  im  Munde  kam  zum 
Ohr  heraus.  Der  Kranke  kam  nach  der  Operation  nicht  mehr  zum  Bewusst- 
sein  und  starb  am  folgenden  Morgen  unter  Temperatursteigerung  auf  41,1. 
Kieferklemme  hatte  während  der  Krankheit  nie  bestanden.  Da  keine  Krank- 
heit voraosging,  muss  der  Fall  anak>g  der  akuten  Pankreatitis  als  akute 
Parotitis  aufgefasst  werden.  Gegen  Mumps  sprach  die  Einseitigkeit,  das 
starke  Ödem  der  Haut  und  deren  starke  Schwellung  und  das  hohe  Alter. 
Gichtische  Parotitis,  wie  sie  von  Debout  d'Estr^es  of  Contrexeville 
.transactions  of  the  royal  med.  and  chirurg.  society  1881)  beschrieben  ist« 
mscht  keine  Eiterung. 

Wahrscheinlich  ist  die  Mikrobeninfektion  vom  Stenonschen  Gange  aus 
erfolgt.  Aber  die  Zähne  fehlten  vollkommen.  Aber  an  der  Papille  war  eine 
kleine  erbsengrosse  Schwellung  vorhanden,  die  wahrscheinlich  den  Speichel- 
äbdoss  behindert  hat.  Die  Nierenaffektion  hat  die  Infektion  begünstigt. 
Pnetunokokkeninfektionen  der  Parotis  sind  beschrieben,  aber  ohne  Übergang 
in  Eiterung.  Früher  vorgenommene  Incision  hätte  ded  üblen  Ausgang  kaum 
abgewendet. 

Eroiss  (13)  behandelt  auf  Grund  von  8  Fällen  die  chronische  Ent-' 
Zündung  der  Speicheldrüsen,  wie  sie  spontan  oder  auf  Grund  von  Speichel- 
steinen einzutreten  pflegt.  Sie  findet  sich  in  erster  Linie  an  der  Submaxillaris 
and  kann  einen  sehr  langwierigen,  schleichenden  Verlauf  nehmen.  Die  Ent* 
leerung  von  Eiter  vor  der  Mündung  des  Duktus  bei  Druck  von  aussen  ist  ein 
charakteristisches  Symptom. 

Der  Weg  des  Zustandekommens  ist  wohl  durch  die  Hau  au  sehe  Publi- 
kation wesentlich  für  die  Fortleitung  vom  Mimde  aus  auf  dem  Wege  des 
Äusföhrnngsganges  entschieden.  Dem  entsprechen  auch  die  mikroskopischen 
Bilder  der  von  obigen  Fällen  gewonnenen  Präparate,  welche  eine  stärkere 
Ausbreitung  des  Prozesses  in  der  Nähe  des  Hilus,  eine  mächtige  Vermehrung 
des  bindegewebigen  Stüt^gerüstes  und  einen  entsprechenden  Schwund  des 
Parenchyms  ergaben.  Als  letzte  Ursache  sind  Entzündungsvorgänge  mit  ihrem 
Übertritt  von  Leukozyten  in  das  Bindegewebe  und  die  Behinderung  des 
Sekretabflusses  anzusprechen.  Die  von  Bizzozero  und  Langemak  (Virch. 
Arch.  Bd.  175)  angestellten  Versuche  sprechen  für  das  letztere  Moment  gSLUz 
besonders  Aber  beim  Menschen  muss  die  Infektion  vom  Gange  her  noch 
dazu  kommen;  ohne  sie  ist  die  mächtige  Bindegewebsvermehrung  der  Um- 
gebung nicht  zu  erklären.  Die  Steinbildung  ist  eine  direkt  der  Drüse  kon- 
stant vorhergehende  Entzündung,  das  Primäre  und  die  Ursache.  Die  meisten 
Sterne  entstehen  im  Innern  der  Drüse  und  werden  erst  durch  den  Sekretstrom 
zu  Daktussteinen. 

Die  chronische  Entzündung  scheint  auch  ihre  Bedeutung  für  die  Ent- 
stehimg  der  Ranula  zu  haben.  Ein  P'all,  genau  untersucht,  gibt  eine  Be- 
stätigung der  Hipp  eischen  Annahme,  dass  zwischen  Sublingualdrüse  und 
Ranola  ein  Zusammenhang  besteht  und  dass  auch  die  Bedingungen  vorhanden 


430  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    IT.  l'eil. 

sind,  dass  die  Ranula  auch  aus  einem  Ductus  submaxillaris  entstehen  kann. 
Der  Fall  von  Parotiszyste  ist  wohl  bei  dem  vollständigen  Mangel  von  epi- 
thelialer Auskleidung  etwas  zweifelhaft.  Für  die  Ranula  empfiehlt  Kroiss 
die  Exstirpatiou  von  der  Regio  subhyoidea  aus  unter  Mitnahme  der  Sub- 
ungualis, eventuell  auch  der  Submaxillaris,  ein  wohl  zu  radikales  Vorgehen, 
dem  sehr  viele  gute,  auf  einfacher  Weise  erhaltene  Resultate  entgegen- 
stehen. 

Küttner  (12)  teilt  den  7.  Fall  einer  entzündlichen  Geschwulst  einer 
Submaxillarspeicheldrüse  mit.  Die  Exstirpatiou  dieser  Geschwülste,  die  oft 
den  Eindruck  maligner  Neubildung  machen,  hat  oft  Schwierigkeiten  wegen 
der  Verwachsungen.  In  einem  Falle  wurde  der  Nervus  hypoglossus  und  die 
Arteria  lingualis  mit  ergriffen.  Die  Entstehung  der  Geschwülste  hat  weder 
mit  Aktinomykose,  noch  mit  Lues,  noch  mit  Tuberkulose  zu  tun,  sondern  ist 
auf  einen  Entzündungsprozess  zurückzuführen,  welcher  in  der  Mundhöhle  ent- 
steht und  durch  den  Speichelgang  in  die  Drüse  gelangt.  Endlich  spielen  die 
Lymphdrüsen  dabei  keine  Rolle. 

Sicard  und  Dopter  (21)  haben  durch  Einlage  einer  feinen  Kanüle 
in  den  Ductus  Stenonianus  durch  Aufsaugen  Flüssigkeit  von  der  Speichel- 
drüse erhalten  und  diese  sowohl  untersucht  bei  Gesunden  als  auch  bei  Kranken, 
die  an  Parotitis  litten.  Die  mikroskopische  Untersuchung  des  gewonnenen 
Sekretes  ergab  charakteristische  Zellen  in  variabler  Form  je  nach  dem  Sta- 
dium der  Krankheit. 

Man  kann  am  Lebenden  an  den  Zellen  erkennen,  was  sich  in  der  Tiefe 
im  Drüsengewebe  abspielt.  Das  toxische  Gift,  welches  bei  der  Parotitis  ge- 
bildet wird,  schädigt  das  Parenchym  der  Drüse. 

Bowe  (2)  berichtet  über  einen  Fall  von  Parotitis  nach  einer  Fortnahme 
des  ^Wurmfortsatzes.  Der  34  jährige  Mann  hatte  ein  Jahr  vorher  schon  einen 
Anfall  durchgemacht  und  wurde  12  Stunden  nach  Beginn  des  zweiten  Anfalles 
operiert.  Während  die  ersten  vier  Tage  nach  der  Operation  glatt  verliefen, 
trat  am  fünften  in  der  rechten  Ohrspeicheldrüsengegend  eine  leichte  Schwel- 
lung, lebhafter  Schmerz  auf.  Da  sich  derselbe  noch  steigerte,  wurde  am 
zehnten  Tage  nach  der  Operation  ein  Einschnitt  gemacht  und  eine  kleine 
Quantität  Eiter  entleert.  Die  Abdominalwunde  hatte  nie  eine  Spur  von  Eiter 
aufgewiesen. 

Ein  zweiter  Fall  betraf  einen  20  jährigen  Studenten,  der  schon  in  seiner 
Jugend  eine  akute  Schwellung  der  Speicheldrüse  durchgemacht  hatte.  Die 
bei  der  Aufnahme  bestehende  Erkrankung  wurde  auf  eine  Verletzung  zurück- 
geführt, die  drei  Wochen  vorher  beim  Fussballspiel  stattgefunden  hatte.  Der 
Patient  musste  damals  bei  ungünstigem  Wetter  längere  Zeit  auf  der  Erde 
liegen.  Er  wurde  eingeliefert  mit  den  Zeichen  einer  Appendizitis.  Die  Ope- 
ration stellte  umschriebene  Peritonitis  fest.  Am  dritten  Tage  aber  wurde 
der  Patient  unruhig,  klagte  über  grossen  Durst  und  delirierte,  ohne  dass  an 
der  abdominellen  Wunde  etwas  zu  bemerken  war.  Es  trat  bei  starker  Be- 
schleunigung der  Atmung  in  der  rechten  Parotisgegend  eine  deutliche  Schwel- 
lung ein,  die  bald  auch  auf  der  linken  zu  beobachten  war.  Nacken  und 
Gesicht  wurden  rasch  in  die  Entzündung  einbezogen,  die  Zeichen  der  Septik- 
ämie  waren  ausgesprochen  und  der  Tod  trat  am  fünften  Tage  nach  der 
Operation  ein.  Verf.  glaubt,  dass  die  sekundäre  Parotitis  Infektionsstoffen, 
die  durch  den  Blutstrom  der  Drüse  zugeführt  werden,  zuzuschreiben  sei. 


Partsch,  Yerletzangen  und  ohinirg.  Krankheiten  des  Gesichts  eto.  431 

Pichle r  (19)  hat  schon  früher  einen  Fall  mitgeteilt,  in  dem  bei  sekun- 
direr  Parotitis  sich  Eiter  ans  der  Mündnng  des  Stenonschen  Ganges  aus- 
drücken Hess.  Er  bespricht  drei  weitere  Fälle,  zwei  bei  Pneumonie,  einen 
bei  Tjphus,  in  denen  er  wiederum  diese  Symptome  beobachten  konnte.  In 
den  beiden  Fällen,  wo  am  25.  Tag  der  Erkrankung  die  Parotitis  eintrat, 
konnte  am  zweiten  Tage  reichlich  Eiter  ausgedrückt  werden.  Die  Unter- 
suchung der  Parotis  nach  dem  Tode  ergab  duktogene  Entzündung  mit  reich- 
lichen grambeständigen  Staphylokokken.  Im  dritten  Falle  genas  der  Kranke. 
Pich  1er  betont  also  die  Häufigkeit  des  Vorkommens  dieses  Symptoms  gegen- 
über der  Bemerkung  Fremmerts,  dem  es  bei  einem  reichen  Material  nie- 
mals gelungen  sein  will,  Sekret  aus  dem  Ductus  Stenonianus  zu  entleeren. 

y.  Brunn  (3)  kommt  auf  Grund  einer  sorgfältigen  Zusammenstellung 
der  bisher  veröffentlichten  Fälle  von  symmetrischer  Erkrankung  der  Tränen- 
und  Speicheldrüsen  zu  dem  Schluss,  dass  diese  Erkrankung,  die  eine  fort- 
laufende Beobachtungsweise  von  den  isolierten  Schwellungen  der  Drüsen  zu 
solchen  mit  gleichzeitigen  Lymphdrüsen-  und  Milzschwellungen  und  schweren 
Blutveränderungen  führt,  mit  der  Pseudoleukämie  eine  gemeinsame  Ursache 
hat,  deren  Natur  noch  völlig  unbekannt  ist.  Er  hält  ein  infektiöses  Agens, 
das  auf  hämatogenem  Wege  den  Drüsen  zugeführt  wird,  für  wahrscheinlich. 

Pater  et  Deshages  (20)  fügen  den  bereits  von  Peronne  beschrie- 
benen Fällen  von  Lithiasis  des  Ductus  Whartonianus  mit  zirrhotischen  Ver- 
änderungen der  Drüse  einen  neuen  hinzu,  der  einige  Besonderheiten  bietet. 
Ein  37  jähriger  Mann  klagte  über  Schmerzen  in  der  rechten  Submaxillar- 
gegend  seit  bereits  10  Jahren.  Heftige  Schmerzanfalle  setzten  während  der 
Mahlzeit  ein  unter  gleichzeitiger  Bildung  einer  rasch  wachsenden  harten 
Schwellung,  die  langsam  wieder  verschwand.  Pat.  bemerkte  dann  im  Speichel 
kleine  gelbliche,  kernähnliche  Körperchen,  die  gelegentlich  auch  unabhängig 
von  den  Anfällen  zu  bemerken  waren.  Die  stark  verhärtete  Unterkieferdrüse 
wird  fortgenommen.  Nach  der  Heilung  hat  sich  erst  noch  ein  kleiner  runder 
Stein  abgestossen;  dann  ist  erst  die  Heilung  definitiv  geblieben.  Die  Drüse 
zeigte  starke  Sklerose  um  die  Ausführungsgänge  und  die  Drüsenläppchen, 
erweiterte  Kanäle,  ausgedehnte  Fettnekrose  in  den  Läppchen;  diese  werden 
destruiert  und  durch  junges  Bindegewebe  ersetzt.  Arnosan  und  Saillard 
erhielten  ähnliche  Bilder  (Society  de  biologie.  2  juillet  1881)  nach  Unterbin- 
dung des  Stenonschen  Ganges.  In  der  Diskussion  erwähnte  Malloizel,  dass 
älmliche  Veränderungen  nach  Obliteration  einer  Fistel  beobachtet  wurden. 

Jarecky  (14)  fügt  zu  den  bereits  von  Futterer  und  Roberg  ge- 
sammelten Steinbildungen  drei  neue  Fälle  hinzu.  Die  Bildungen  sind  fast 
ansnahmslos  im  Whartonschen  Gange  und  sind  auf  Fremdkörper  unter  der 
Zange  oder  auf  Obliterationen  des  Ausführungsganges  zurückzuführen.  Sie 
bestehen  hauptsächlich  aus  phosphor-  und  kohlensaurem  Kalk,  variieren  in 
Form  und  Grösse. 

Puzey  sah  einen  solchen  von  l^/s  Zoll  Länge  und  1  It  Zoll  Dicke  und 
einer  Schwere  von  115  Gran.  Bimanuelle  Palpationen  weist  sie  leicht  nach. 
Manchmal  gelingt  es,  mit  einer  feinen  Sonde  sie  direkt  im  Gang  zu  fühlen. 
Verf.  sah  auch  einen  solchen  Stein  in  dem  Blandinschen  Gange  an  der 
Zungenspitze.  Dort  sind  nur  selten  Steine  beschrieben.  So  von  Godley. 
Der  von  Jarecky  beobachtete  Patient  war  44  Jahre  alt  und  klagte  über 
eine  Schwellang,  die  sich  von  der  Zungenspitze  nach  rechts  bis  zum  Kiefer 
ausdehnte.     Sie   bestand  schon  drei  Jahre,   wurde    aber   immer  härter   und 


432  JfthreBbericlit  für  Ghinirgi«.    IL  Teil. 

grösser  und  Yerursachte  zuletzt  ausserordentliche  Beschwerden.  Eine  kleine 
Inzision  forderte  in  Narkose  einen  kleinen  Stein  aus  der  Blandinschen  Drüse^ 
einen  grösseren  aus  dem  Whartonschen  Gange  zutage.  Etwas  Eiter  floss  hinter- 
her. Der  Stein  aus  dem  Whartonschen  Gange  wog  4  Gran  und  war  gelbUch 
gefärbt,  während  der  aus  der  Blandinschen  Drüse  V»  Gran  wog  und  rot  war. 
In  einem  zweiten  Falle  sah  Verf.  bei  einem  43jährigen  Manne  eine  Schwel- 
lung an  der  linken  Zungenseite  sich  erstrecken  und  konnte  unter  lokaler 
Anästhesie  aus  dem  vorderen  Drittel  des  Whartonschen  Ganges  einen  6  Gran 
schweren  Stein  in  der  Grösse  eines  Orangekemes  entfernen.  Der  Kern  hatte 
früher  keine  Beschwerden  gemacht.  In  dem  dritten  Falle  machte  der  Stein 
intermittierende  Schwellungen  und  Hess  sich  erbsengross  aus  dem  Gange  ent- 
fernen, nicht  ohne  dass  nachträglich  eine  lebhafte  Schwellung  der  Drüse  und 
starkes  Schluckweh  eintrat. 


Erkrankungen  der  Zunge. 

1.  *Gheatle,    Spread  of  Cancer  in  the  tongue.    The  Practitioner  1905.  Not.  p.  623. 

2.  ^Dachesne,   L'amygdale  linguale.    Journ.  de  möd.  de  Paris  1905.  Nr.  18. 

3.  Glas,    Beiträge  zur  Pathologie  der  Znngengrundtnmoren.    Wiener  klin.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  28. 

4.  Herrenschmidt,  Chondrome  de  la  pointe  de  langne.  Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  4. 

5.  *Jonnescn,    Totale  Ezstirpation  der  Zunge  mit  ETidement  der  Halsganglien  wegen 
Epithelioma  reddivans.    Revista  de  chir.  Nr.  5.  p.  228.  (Rumänisch.) 

6.  Eanitz,  H.,    Über  die  Röntgenbehandlung  des  Zungenkrebses.    Orrosi  Hetilap  1905. 
Nr,  52  u.  53.  (Ungarisch.) 

7.  Killian,    Abszesse  der  Gegend  der  Zungenbaaia.    Deutsche  med.  Wochenachr.  1905. 
Nr.  34.    Mttnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  34.  p.  1657. 

8.  Morestin,    Le  Cancer  de  la  langue.    Bull,  et  mto.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1905. 
Nr.  1.  p.  51. 

9.  Mouchet,    Maladie  de  Riga.    Gaz.  des  höp.  1905.  Nr.  1. 

10.  Payenneville,   Langue  scrotale.    Ann.  de  dorm.  1905.  Nr.  2. 

11.  Pautrier,   Resultats  foumis  par  la  radiotb^rapie  dans  le  traitement  du  cancer  de  la 
langue.    Ann.  de  Derm.  et  de  syph.  1905.  Nr.  7.  Juill. 

12.  *Piqnantin,  Le  cancer  de  la  langue  chez  la  femme.     Journ.  de  m^d.  et  de  chir. 
1901.  Nr.  22. 

13.  Poirier,   Traitement  du  cancer  de  la  langue.    Soc.  de  chir.  1905.  Nr.  26. 

14.  *Pons,    Cancer  de  la  langue.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  7.  p.  647. 

15.  ^Rosenak-Feldmann,    Makroglossia  usw.    Zentralbl.  f.  path.  Anat.  Nr.  2. 

16.  Söbileau-Pautrier,    Volumineuse  tumeur  de  la  langue  etc.    Bull,  et  möm.  de  la 
soc.  de  chir.  de  Paris  1905.  Nr.  5.  p.  144. 

17.  *—    Volumineuse  tumeur  de  la  langue  etc.   Gaz.  des  hÖp.  1905.  Nr.  17.  p.  201.  Referat 
über  die  Mitteilung  in  der  Soc.  de  chir. 

18.  S^bileau,    Histologie  du  papillome  de  la  langue  etc.    Bull,  et  möm.   de  la  soc.  de 
chir.  de  Paris  1905.  Nr.  6.  p.  160. 

19.  *-    Syphilis  linguale.    Gaz.  des  höp.  1905.  Nr.  95. 

Payenneville  (10)  sah  die  Formanomalie  der  Lingua  plicata,  welche 
die  Franzosen  mit  dem  wenig  geschmackvollen  Namen  der  Langue  scrotale 
bezeichnen,  in  drei  Generationen  derselben  Familie,  bei  Grossmutter,  Mutter 
und  drei  Töchtern  auftreten.  Lemonnier  hatte  in  seiner  These  (De  la 
glossite  exfoliatrice  margin6e,  Paris  1883,  p.  71)  bereits  auf  die  Erblichkeit 
hingewiesen;  ebenso  Benard. 

Der  Fall  Payenneville  betraf  eine  54  jährige,  rüstige  Frau,  sonderen 
elf  Töchtern  drei  die  Zungenform  hatten ;  ihre  Mutter  hatte  sie  auch  besessen. 
Syphilitische   Zeichen  bestanden  nicht.     Ausser    den    schrägen  Furchen   be- 


P  arisch,  Yerleizungen  and  chirurg.  Erankheiteo  des  Gesichts  etc.  433 

steht  eine  Art   papillärer   Hypertrophie.     Lenkoplasie  ist   nicht    vorhanden; 
ebensowenig  Sensibilitätsstörung. 

Die  28  jährige  Tochter  weist  auch  die  Zungenform  auf,  leidet  dabei  an 
leichter  chronischer  Laryngitis. 

Das  ähnliche  Bild  bietet  die  Zunge  ihrer  Zwillingsschwester,  nur  nicht 
pm  so  scharf  ausgeprägt.  Bei  allen  sind  Zeichen  von  Arthritis  vorhanden. 
Drei  Bilder  illustrieren  die  eigenartige  Zungenform. 

M  euch  et  (9)  bespricht  die  unter  dem  Namen  der  Ri  gaschen  Krank- 
heit beschriebene  Geschwürsbildung  am  Zungenbändchen  an  der  Hand  eines 
in  der  Broca sehen  Klinik  beobachteten  Falles,  der  ein  dreimonatliches  Mädchen 
betraf,  das  bereits  mit  sechs  Wochen  den  ersten  Zahn  bekam.  Das  Entstehen 
des  Geschwürs  ist  mit  ausserordentlicher  Salivation  verbunden  und  erschwertem 
Waagen.    Das  Geschwür  ist  meist  mit  einem  weissen  oder  graugelblichen  Ex- 
sudat bedeckt,  bei  dessen  Entfernung  Blutung  eintritt.    Drüsenschwellung  fehlt 
im  allgemeinen.     In   manchen  Fällen   ist   damit  eine  mehr  weniger  heftige 
Gastroenteritis  verbunden.    Gegenüber  dieser  Affektion  sind  alle  andere  6e- 
schwärsbildungen,    Herpes,   Aphthen,   luetische   Plaques,    multipel.     Nur   das 
Kenchhustengeschwür  ist  ihm  ähnlich.     Bakteriologisch   ist  kein   spezifischer 
Befund  bekannt.     Es  ist  eine  rein  lokale,  keine  infektiöse  Erkrankung.    Rei- 
nigimg  des  Mundes,  Ätzungen  mit  Arg.  nitr.  oder  Jodtinktur  bringen  Heilung. 
Eizision  ist  nur  ausnahmsweise  angezeigt,  namentlich  bei  älteren  Kindern. 

Killian  (7)  spricht  über  die  Eröffnung  tiefliegender  Abszesse  der  Zungen- 
basis. Zwei  Spalträume  sind  hier  von  Bedeutung,  ein  medianer  zwischen  den 
Genioglossis  und  ein  lateraler  an  der  medialen  Fläche  des  M.  hyoglossus,  ent- 
sprechend dem  Verlauf  der  A.  lingualis.  Dieser  Raum  ist  oben  durch  das 
Eindringen  der  Bündel  des  Hyoglossus  in  den  Zungenbeinkörper,  nach  unten 
dnrch  das  grosse  Zungenbeinhorn  und  die  hier  inserierenden  Muskeln  abge- 
schlossen. Die  Eiterung  im  lateralen  Raum  äussert  sich  durch  derbe,  diffuse^ 
sehr  druckempfindliche  Schwellung  ohne  Mitbeteiligung  der  Haut  und  des 
subknt.  Bindegewebes.  2.  Anschwellung  des  Zungengrundes  mit  mächtiger 
Kieferklemme,  während  der  Mundboden  frei  bleibt.  3.  Halbseitiges  Ödem  des 
Kehlkopfeinganges.  4.  Fieber  von  38®.  Schluckschmerz,  rauhe  Stimme,  Atem- 
not. Killian  hat  einen  solchen  Fall  von  aussen  operiert.  Von  innen  kann 
nar  bei  sicherem  Nachweis  von  Fluktuation  operiert  werden ;  bei  drohender 
Sepsis  aber  oder  bei  Arrosionsblutung  der  Art.  lingualis  (?  Ref.)  von  aussen. 

Glas  (3)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  gutartigen  Tumoren  der  Zungenbasis. 

Der  erste  betraf  einen  44jährigen  Dienstmann,  dem  früher  schon  die 
Tonsillen  entfernt  worden  waren,  bei  dem  sich  an  der  stark  vorgezogenen 
Zunge,  entsprechend  dem  Foramen  coecum,  ein  massig  flacher  Tumor  vor- 
fand, dessen  Oberfläche  von  feinen  Äderchen  durchzogen  war.  Der  Tumor 
wurde  galvanokaustisch  abgetragen.  Der  Tumor  erwies  sich  mikroskopisch 
als  ein  Leiomyom,  dessen  Muskelfasern  besonders  stark  in  der  Nähe  von  Ge- 
fassen  entwickelt  war.  Die  Muskelfasern  färbten  sich  nach  van  Gieson  gelb. 
Aassefdem  waren  Schleimdrüsen  an  seiner  Zusammensetzung  mitbeteiligt. 

Es  ist  dies  der  erste  Fall  eines  Adenomyoms  der  Zunge.  Der  Ausgang 
des  Tumors  an  den  in  den  Ductus  lingualis  einmündenden  Schleimdrüsen  wird 
eingehend  abgehandelt. 

Die  glatten  Muskelfasern  sollen  öfter  in  den  Papillae  circumvallatae 
anzutreffen  sein,  wie  Schaffer  und  v.  Ebner  angeben. 

JihrMberidit  fOr  Chirurgie  1905.  28 


434  JahraabwicM  (br  Chinirgw.    II.  Tul. 

Ein  zweiter  Tumor  inirde  zufällig  bei  einem  30ji.hngen  M&dctien  ror- 
gefunden  und  ebenfalls  galvanokaustisch  entfernt  und  erwies  sich  als  eine 
mit  zablreicheo  glatten  Muskelfasun  Tersehetie  hypertrophische  Pupilla  cir- 
curavallata. 

Herrensc  bmidt  (4)  beschreibt  eingebend  einen  von  Ron  tier  einer 
jungen  Fran  von  21  Jahren  exstirpierten  Tumor  von  der  Spitze  der  Zunge, 
der  seit  4  Jahren  eine  Induration  des  rechten  Zuqgenrandes  hervorgerufen 
hatte.  Er  hatte  nur  durch  seine  Grösse  inkommodiert.  Eine  Schwanger- 
schaft war  ohne  Einfluss  auf  das  Wachstum  geblieben.  Der  Tumor  hatte 
eine  Länge  von  3  cm  und  eine  Breite  von  2  cm.  Die  Zähne  hatten  sich  in 
seine  Oberfläche  eingedruckt;  der  Tumor  fühlte  sidi  sehr  hart  und  verschieb- 
lich an.  Driisenschwelinng  war  nicht  vorhanden.  Der  leicht  zu  eutfemeude 
Tumor  zeigte  auf  seiner  Schnittfläche  knorpeliges  Gefiige.  Eine  bindegewebige 
Kapsel  umgab  es,  dessen  bindegewebigen  Fasern  in  das  knorpelige  Gewebe 
übergehen. 

Die  Masse  des  Tnmors  ist  hyaliner  Knorpel,  der  stellenweise  faserig 
wird,  stellenweise  schleimig  erweicht. 

Die  Vaskularisation,  die  myxomatöse  Degeneration  und  der  seltene  Sitz 
an  der  Spitze  der  Zunge  zeichnen  den  Tnmor  besonders  aus. 

Pautrier  (11)  weist  darauf  bin,  dass  gegenüber  den  zahlreichen  Er- 
folgen der  Radiotherapie  an  der  äusseren  Haut,  die  Erfolge  bei  der  Behand- 
lung des  Zungenkrebses  noch  gering  sind.  Er  hält  daher  die  Publikation  von 
behandelten  Fällen  für  wichtig  und  wagt  noch  zwei  Falle  zu  veröffentlichen, 
in  denen  die  Behandlung  ganz  versagt  hat.  Es  wurde  ziemlich  energisch 
vorgegangen,  Strahlen  von  Nr.  5  und  6  des  Bendiktschen  Radiometers  ge- 


Nach  den  forcierten  Sitzungen  von  4'/»— 5  Stunden  schien  sich  der  Tumor 
erheblich  zn  verringern,  um  in  den  Ruhepausen  wieder  zur  alten  Grösse  zu 
Wachsen.  Solche  Wechsel  wiederholten  sich  Öfters;  der  Endeffekt  war  gleich 
Null.  Schmerzen  besserten  sich  nicht,  die  Abmagerung  steigerte  sich.  Im 
zweiten  Falle  nahm  das  Wachstum  des  Tumors  sogar  sichtlich  zu. 

In  der  Diskussion  bestätigt  Brocq  das  negative  Resultat;  Darier 
weist  auf  die  Differenz  zwischen  den  tubulären  und  lobulären  Karzinomen 
hin ;  erstere  seien  für  die  Behandlung  günstiger. 

Beurmann  sah  ein  ans  eineni  leukoplakischen  Fleck  entstandenes 
tubuläres  Karzinom  unter  Röntgenstrahlen  heilen.  Sabouraud  macht  die 
Art  der  Behandlung  für  den  Ausfall  des  Erfolges  verantwortlich. 

Lenglet  sah  einen  Fall  lobulären  Karzinoms  besonders  ^-«rhängnisvoll 
unter  Radiotherapie  verlaufen,  es  rezidivierte  auch  rasch  nach  der  Operation. 

Kanitz  (6)  versuchte  die  Röntgenbehandlung  in  drei  Fällen  von  Zungen- 
karzinom  ohne  jeglichen  Erfolg.  Die  krebsige  Infiltration  der  Zunge  schritt 
unaufhaltsam  weiter,  den  lokalen  Zustand  verschlimmerten  vehemente  Ent- 
zündungserscheinungen, anch  die  Lymphdrüsenintiltrationen  nahmen  stetig 
und  schnell  zu.  Er  kommt  zum  Schlüsse,  dass  die  Therapie  des  Zungen- 
krebses aliein  eine  operative  sein  kann,  Röntgenbestrahlungen  hält  er  nur 
für  inoperable  Fälle  als  Palliativmittel  indii'.iert.  GergÖ  (Budapest). 

Moresti  n  (8)  macht  auf  die  Seltenheit  des  Lippenkrebses  bei  der  Fran 
aufmerksam. 

Weber  sah  es  in  29,5 "/o,  Clarke  in  28»/o,  Paget  in  Se^,  Brnns 
in  33  "/o  der  Fälle. 


p 

I 


Parts chy  Verletzungen  uai  chirmrg.  Krankheiten  des  Oeeichts  etc.  435 

Andere  wieder  kommen  kaum  auf  15  ^/o.  Er  selbst  sah  unter  einer 
?at)ssen  Anzahl  von  Fällen  beim  Manne  nur  drei  bei  der  Frau.  Der  erste 
Fall  betraf  eine  5öjährige  Dame  mit  einem  seit  18  Monaten  bestehenden 
Tumor.  Die  Zange  war  bereits  steif;  ein  kraterförmiges  Geschwür  nahm 
Zungenrand,  Mundboden  und  Zahnfleisch  ein.  Die  Kranke  starb  am  dritten 
Tage  nach  der  Operation  an  Bronchopneumonie. 

Eine  46jährige  Köchin  mit  deutlichen  Spuren  der  Syphilis,  zirkulären 
Narben  an  Stitn,  Hals,  Brust.  Gaumen  zeigte  eine  tiefe  Ulzeration  an  der 
Zange  am  linken  Rande,  starke  Drüsenschwellung;  lebhafte  Ohrenschmerzen. 
Exstirpation  der  dorsalen  und  Entfernung  der  linken  Zungenhälfte  von  der 
Vande  oberhalb  des  Zungenbeins.  ^  Schon  nach  drei  Monaten  Rezidiv,  ausge- 
sprochenes Plattenepithelkarzinom  mit  Homkugeln.  Den  dritten  Fall  sah  er 
bei  einer  Böjährigen  Haushälterin  mit  senilem  Zittern,  keine  Syphilis,  keine  Leuko- 
plakie.   öO-Centimesstückgrosses  Geschwür,  ovalär,  mit  wuchernden  Rändern. 

Entfernung  der  nicht  fählbaren,  aber  stark  geschwollenen  Submaxillar- 
drüsen.    Die  Heilung  hat  seit  zwei  Jahren  Bestand. 

Eine  Erklärung  für  die  auffallige  Seltenheit  des  Zungen-  und  Wangen- 
krebees  bei  der  Frau  steht  noch  aus.  Der  Verzicht  aufs  Rauchen  kana  es 
nicht  allein  bedingen.  Ob  dann  das  Karzinom,  wenn  es  wirklich  bei  der  Frau 
eintritt,  anders  verläuft,  als  beim  Mann,  dafür  läs^t  sich  aus  den  spärlichen 
Beobachtungen  kein  Anhaltspunkt  gewinnen. 

Sebilean  und  Pautrier  (16)  beobachteten  einen  47jährigen  Mann, 
der  früher  nie   krank  gewesen  war.    Nur  eine  Gonorrhöe  mit  Epididymitis 
liatte  er  als    Soldat  gehabt.    Sparen   von  Syphilis  waren  nicht   vorhanden. 
\on  neun  Kindern,  die  ihm  seine  Frau  gebar,  starben  fünf.  Unter  den  Erschei- 
nungen besonderer  Empfindlichkeit  an  einem  bestimmten  Punkt  der  Zungen- 
sfHtie  entstand  in  der  Tiefe  der  Zunge  ein  kleiner,  harter  Knoten  am  linken 
^ngenrande;    10  Jahre  lang  blieb  er  erbsengross,   trotzdem  sich  noch  ein 
zweiter  solcher  auf  dem  Zungenräcken  entwickelt  hatte.    Vor  ungefähr  vier 
Jahren  wuchsen  sie  zusehends  und  verschmolzen  dabei  miteinander.    Jetzt 
nahm  die  linke  Hälfte  der  Zunge  ein  voluminöser  Tumor  ein,   der  ein  wenig 
aber  die  Mittellinie  hinauswuchs,  3  cm  lang,  2  cm  breit,  1  cm  hoch,  von  un- 
Tegebnässiger,  warziger,  mit  Vorsprüngen  versehener,  durch  tiefe  Furchen  ab- 
gegrenzter Oberfläche.    Seine  Form  ähnelt  einem  Pik.    Im  übrigen  ist  die 
Zxmge  mit  einer  sehr  dicken,  papillären  Lage  überzogen,  weisslich,  leukoplakie- 
ihniich;  sie  ist  deutlich  verdickt;  nur  an  einzelnen  Stellen  ist  noch  etwas 
normale  Schleimhaut  übrig  geblieben.    An  der  Innenfläche  der  Wange,   an 
den  Lippenkommissuren  finden  sich  vereinzelte  leukoplakische  Flecke.   Jeder- 
seitR  ist  im  Kieferwinkel  ein  kleiner   Drüsenknoten,   beweglich,   nicht  sehr 
druckempfindlich,  gelegen.     Die  mikroskopische  Diagnose  gibt   auch  nur  das 
Bild  eines  Papilloms  ohne  Homkugeln.     Der  Tumor  kann  sich  jeden  Augen» 
blick  in  ein  Karzinom  wandeb.    Er  soll  zunächst  mit  Röntgenstrahlen  be- 
handelt werden. 

Reclus  verteitigt  seine  frühere  Demonstration,  indem  er  betont,  dass 
4\^  mikroskopische  Untersuchung  seiner  Fälle  Karzinome  ergeben  hätten.  Bei 
diesen  sei  stets  Exulzeration  vorhanden  gewesen,  welche  dem  Fall  von  Sebi- 
^'^«Lu  fehle. 


28^ 


Jahresbericht  ftkr  Cbirnrgie.    II.  Teil. 


Erkrankunifeii  dea  üaanieDS. 

Techniqn«  de  U  pilatoplMÜe.    La  Pressa  u\4i.  1905.  Nr.  38. 

Pronlliaar,    PerformtionB  eoDgäuitalea  des  piliera  poit^rieiin  du    Toile  da 

jroQ  mü.  1905.  Nr.  S4. 

B,    The  treatment  of  poetDosal  adanoids.    Med.  Preu  15.  II.  1905. 

s,   Über  die  operativa  Babudlung  der  NaMDrachaDtnmoreD.    Brnna  Beitr. 

)r,  J.,    Ganmeniiftht.     Cbir.  Sektion  d.  Bndapeatar  k.  ijrst«-V*r. ,    Sitxg.  r. 
15.    Orvosi  Hatilap  1905.  Nr.  19.    (Ungariach.) 
i,    Symphyse  sUpbylopbaring^.    Bev.  de  Chir.  Nr.  IT,  p.  140. 
ch,    Über  Pbarynxplastik.    Laagenbaeka  Arch.  Bd.  77.  H.  3. 
»ilung  zweier  FsUe  von  EiophthalmUs  bilateralis  und  eiaes  Pallea  von  Cborea 
fernung  der  adenoiden  Vegetationen.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905,  Nr.  4. 
Les  aoginea.    Gai.  des  hfip.  1905.  Nr.  102. 

t  Pietkiewioz,  Double  Perforation  palatine  ayphilitiqne.  Ann.  de  darm,  et 
i.  Nr.  12. 

Frenoni  UTolae.    Zeitschr.  f.  Obrenheilk.  1905.  I.  Bd.  H.  2.  p.  213. 
Stomatitia  alceroaa  nnd  Angina  Tineenti.    UQDob.  med.  Wachenacbr.  1905. 

Adenoide  VegeUtionen.    Allg.  Wiener  med.  Ztg.  1905.  Nr.  52. 
Die  Plaat-Vincentscbe  Angina.    Münch.  med.  Wocbensehr.  1905.  Nr.  33. 
lie  entiOndlicban  Erkraukangen  dea  lymphatiachsn  Racheoringes.     Wiener 
»e  1905.  Nr.  20  u.  21. 

[elanoearkom  des  harten  Gaameos.    Deutsche  Zeitsehr.  f.  Cfair.  Bd.  80. 
1,    Cesaation  of  epilepsy  conseqaent  on  removal  of  adenoide.   Tbe  Practitioner 

gar.lHyperplastische  Racbeamandeln  und  Taberkulosis.    Pester  med.. chir. 
IV.  1905. 
gioea  nlc^renses  et  les  perforations  dn  volle.   Joam.  de  mdd.  de  chir.  1906. 


ean  hat  durch  den  vorgestellteD  Fall  darauf  hinweisen  wollen, 
Home  gibt,  die  bei  nicht  genügender  Beurteilung  wiederholt  ope- 
,  und  dann  als  Karzinome  gelten. 

ean  (18)  gibt  die  Darstellnng  des  mikroskopischen  Befundes  des 
r  Zunge,  das  keine  epitheliomatose  Stellen  zeigt. 
er  (13)  stellt  zwei  nach  seiner  Methode  operierte  und  jetzt  nach 
r  Jahren  noch  gesunde  Patienten,  die  mit  Zungenkrebs  behaftet 
Drei  andere  Fälle  sind  seit  22 — 27  Monaten  gesund  geblieben. 
.  Zungentumoren,  die  Poirier  in  den  letzten  beiden  Jahren 
handelt  es  sich  20mal  um  Krebs,  einmal  am  Papillom.  Letzteres 
i  einem  Syphibtiker,  neben  einer  Hyperkeratose  der  Zunge.  Horn- 
a  sich  auch  in  ihm.  Aber  nirgends  konnte  ein  Einwachsen  in 
Agende  Bindegewebe  festgestellt  werden.  Bei  den  20  Karzinomen 
I  einem  Papillom,  5  neben  Hyperkeratose  ror,  9mal  war  ()as 
inös,  2mal  tubnlos,  9mal  gemischt.  Häufig  ist  das  Karzinom 
entzündet,  14ma]  waren  Hornkngeln  nachweisbar, 
■mphdrüseninfektion  fehlte  in  8  Fällen.  Doppelseitige  Lymph- 
>n  kam  8mal  vor,  und  zwar  nur  bei  schweren  Fällen.  Bei  den  Ope- 
ickt  Poirier  eine  Laryngotomia  intercricothyroidea  voraus, 
mg  eines  Schwammes  in  den  Kehl  köpf eingang.  Er  hält  die  Ope- 
nabweisbar  in  den  Fällen,  in  denen  die  Mundwunde  mit  der 
smmnniziert.  Von  der  Röntgenbehandlung  hat  Poirier  bislang 
s  gesehen-  Quenn  macht  darauf  aufmerksam,  dass  er  in  einem 


Parts ch.  Verletz tingen  und  Chirurg.  Krankheiten  des  (Gesichte  etc.  437 

FaDe  eines  umfangreichen  Krebses  der  Zunge  die  Lymphknoten  nur  geschwollen, 
aber  nicht  infiziert  gefunden  hat.  Das  gute  Operationsresultat  glaubt  er  der 
Unterbindung  der  Earotiden  und  dem  Delbetschen  Ghloroformapparat  ver- 
danken zu  müssen.  Gegen  die  Laryngotomie  spricht  er  sich  aus.  Faure 
daabt  noch,  dass  die  Tracheotomie  die  Prognose  der  Affektion  verschlechtere, 
Sebileau  will  die  Eröffnung  der  Luftwege  nur  in  den  schweren  Fällen  der 
Pharrnxezstirpation  gemacht  wissen,  bei  allen  vom  Munde  aus  operablen 
Fällen  aber  weglassen.  Die  vorgelegte  Kanüle  zur  Punktion  der  Atmungswege 
hält  er  für  gefahrlich,  weil  man  im  Dunkeln  operiert.  Er  zieht  freie  Eröff- 
nung vor  und  hat  diese  immer  per  primam  heilen  sehen,  wenn  keine  Dauer- 
kannle  liegen  blieb.  Delbet  hat  auch  eine  stark  geschwollene  Kieferdrüse 
bei  einem  Karzinom  frei  von  Rezidiv  bleiben  sehen.  Poirier  verteidigt  noch- 
mals die  Laryngotomie  als  Yoroperation  und  die  Gefassunterbindung,  ob- 
gleich letztere  nicht  immer  absolut  blutstillend  wirke. 

Marsh  (11)  sah  die  Uvula  bei  einer  35jährigen  Frau  in  spitzem  Winkel 
nach  vom  an  dem  weichen  Gaumen  angewachsen  durch  ein  Band,  ohne  dass 
Störungen  zu  beobachten  waren. 

Coli  et  und  Troullieur  (2)  stellten  einen  82  jährigen  Mann  vor  ohne 
besondere  Krankheitserscheinungen;  seine  näselnde  Sprache  ist  zurückzuführen 
auf  einen  angeborenen  Fensterring  des  hinteren  Gaumenpfeilers.  Er  weist 
2  Fenster  an  der  linken,  eins  an  der  rechten  Seite  auf.  Die  Perforationen 
sind  oval,  regelmässig,  mit  glatten  Rändern  versehen,  mit  der  Längsachse  von 
oben  nach  aussen  gerichtet.  Die  Schleimhaut  ist  vollkommen  normal,  die 
Tordem  Gaumenbögen  frei,  an  der  Hinterwand  des  Pharynx  einige  Granula. 
Die  näselnde  Sprache  führt  der  Patient  auf  eine  Verletzung  der  rechten 
Jocbbeingegend  zurück.  Nach  allen  Zeichen  muss  man  die  Perforationen  als 
kongenital  ansprechen;  charakteristisch  dafür  ist  die  Unversehrtheit  der 
Schleimhaut,  die  längliche  und  der  Faserung  des  Pfeilers  folgende  Richtung, 
die  Unversehrtheit  der  Gaumenbewegungen.  Man  hat  sie  bislang  besonders 
am  vordem  Gaumenpfeiler  beschrieben. 

Chauveau  (Arch.  intemation.  de  laryngologie  et  de  rhinologie, 
avril  1805)  sah  sie  auch  schon  am  hintern  Pfeiler,  aber  nur  linksseitig,  nicht 
beiderseitig,  wie  im  vorgestellten  Falle.  Entwickelungshemmung,  embryonale 
R^orption,  Ernährungsstörung  wird  als  Ursache  angegeben.  Aber  klar  ist 
die  Ursache  der  Störung  nicht. 

Broca(l)  gibt  aus  seiner  grossen  Erfahrung  die  Ratschläge,  deren  Be- 
folgung ein  schnelles  und  sicheres  Gelingen  der  Palatoplastik  gewährleistet. 
Zum  Tupfen  verwendet  er  verschieden  geschnittene  Schwämme;  mit  diesen 
tamponiert  er  auch  den  Nasopharynx  und  komprimiert  die  Entspannungs- 
&c\mitte.    Er  lässt  die  Rosesche  Lage  einnehmen. 

Einen  besonderen  Sperrer  benützt  er  nicht,  sondern  lässt  nach  Öffnung 
des  Mundes  mit  dem  gewöhnlichen  Dilatator  die  Zunge  nach  Bedarf  mit 
einer  Zungenzange  vorziehen.  Die  Pausen  im  Operieren  werden  zur  Fort- 
setinng  der  Narkose  verwandt.  Die  geringste  Empfindlichkeit  des  Gaumen- 
segels mahnt  die  Narkose  zu  erhalten,  weil  sonst  leicht  Erbrechen  eintritt, 
^a.s  sehr  aufhält.  Die  Operation  zerfällt  in  die  Anfrischung,  die  Ablösung 
der  Lappen  und  die  Naht. 

Die  Anfrischung  beginnt  von  der  Narbe  am  Gaumenpfeiler  mit  einem 
spitzen  Messer  unter  Fassen  des  Randes  mit  der  Pinzette.  Dann  folgt  die 
iwCrischung  nach  vom  unter  fortwährendem  Anziehen  des  abgelösten  Randes. 


4%  Jahrtabwiebt  fQr  Chirurgi».    II.  Teil. 

Bei  nach  vorn  geechloBsener  Spalte  läast  eich  der  Rand  in  continuo 
abtragen.  Die  Blntang  ans  der  Anfrischung  stillt  man  durch  einen  in  den 
Spalt  gelegten  Schwamm.  Die  £ntspannungsscbnitte  folgen;  sie  dürfen 
nicht  aber  einen  Zentimeter  an  den  yordem  Winkel  herankommen.  Nach 
hinten  kann  der  Schnitt  eher  zwischen  Wange  nnd  Gaumen  Tordringen,  um 
den  Gaomen  recht  beweglich  zu  machen:  Hat  man  den  Schnitt  vollendet. 
<^ne  mit  dem  Messer  den  Knochen  zn  verlassen,  kommt  die  Abhebelung  mit 
Tr41atscher  Ragine.  Auch  da  moas  man  die  Verletzung  der  Lappen  streng 
vermeiden.  Die  Ablösung  vom  Proc.  pterygoidena  muss  sorgfältig  gemacht 
werden.  Die  Ablösung  nimmt  man  am  besten  anter  Gegendmck  mit  dem 
Finger  gegen  den  Lappen  vor.  Die  Lappen  müssen  so  beweglich  sein,  da.>s 
sie  ohne  Spannung  sich  über  der  Spaltenmitte  nähern  lassen.  Zur  Anlegung 
der  Naht  benutzt  Hroca  die  Trölatsche  U-Nadel,  die  gebogene  Nadel 
nach  B landin  und  die  krummgebogene  nach  Reverdin.  Die  Nähte  vrerden 
von  vorn  nach  hinten  gelegt.  Die  gelegten  Silberdrahtnäbte  werden  mit 
Pinzetten  gefasst.  Ditse  ziehen  den  Gaumen  weiter  an.  Die  Nähte  müssen 
genau  liegen,  gleichmässig  beide  Ränder  fassen  und  gleich  tief  fassen. 

Man  kann  sich  durch  eine  Haltnaht  am  Zäpfchen  die  richtige  Lage  der 
Wandränder  sichern. 

Dollinger  (5)  näht  den  Gaumenspali  nach  Anfrischung  der  Spalt- 
ränder, Anlegung  der  entspannenden  Seitenschnitte  und  Ablösung  der  beiden 
Weich teillappen  vom  harten  Gaumen  in  folgender  Weise  mittelst  Knopfriaht- 
Zu  jeder  Naht  gebraucht  Dollinger  zwei,  etwa  35  cm  lange  Fäden;  mit 
Hilfe  krummer  Nadeln  —  Dollinger  benätzt  dazu  aus  weichem  Stahl  kon- 
struierte, biegsame  Nadeln  —  werden  in  entsprechender  Entfernung  von  den 
Rändern  des  Gaamenspaltes  je  zwei  Fäden  vom  Mnnde  gegen  die  Nasenhöhle 
durchgezogen,  die  Nadeln  mit  den  Fäden  durch  den  Spalt  herausgeleitet, 
10  cm  weit  von  ihren  Enden  zu  einer  Knopfhaht  geknotet  und  die  Faden- 
enden  mittelst  einer  durch  das  Nasenloch  eingeführten  Komzange  durch  das- 
selbe heran sheför der t.  Knüpft  mau  jetzt  das  Mundende  der  Fäden,  so  legen 
sich  die  Spaltränder  aneinander.  Zur  Entfemong  der  Naht  schneidet  man 
ia  der  Mundhöhle,  seitlich  vom  Knopfe,  die  zwei  Fäden  durch,  entfernt  den 
Knopf  und  zieht  die  Fäden  durch  die  Nase  heraus.  Zur  Naht  kann  irgend 
ein  Faden  oder  Draht  verwendet  werden.  —  Dollinger  bedient  sich  der 
Seide. 

Reiche  (14)  sah  in  3  Jahren  auf  den  ihm  unterstellten  Abteilungen 
fttr  Anginen  2ö  Fälle  von  Plaut-Vincentscher  Angina  und  zwar  unter 
194  Fällen  von  Halsentzündungen  mit  88  echten  Diphtherie-  nnd  38  dipb- 
therieverdächtigen  Erkrankungen.  18  Patienten  waren  Männer,  7  Frauen. 
Die  jugendlichen  Erwachsenen  überragen,  zwischen  15  and  35  Jahren  standen 
24  Kranke,  1  Patient  war  60  Jahre.  F.in  Rezidiv  wurde  beobachtet.  Die 
meisten  Erkrankungen  fielen  in  die  warmen  Monate.  Beziehung  mit  schlechten 
Zähnen  oder  übler  Mnndpßege  konnte  nicht  nachgewiesen  werden.  Der 
Beginn  war  meist  allmählich.  Zweimal  nnr  war  Schüttelfrost  vorhanden  ge- 
wesen, 3  mal  Herpes  labialis.  Die  charakteristischen  Bacilli  fasiformes  wurden 
12mal  allein,  16mal  mit  Spirillen  zusammen  nachgewiesen. 

Fast  alle  Fälle  boten  das  Bild  der  exsudativ  ulzerösen  Halsentzündung. 
Die  diphtheroide  Form  mit  Spindelstäbchen  dauerte  8,3  Tage,  die  mit 
Spirillen  komplizierte  mehr  als  das  doppelte  namentlich  durch  die  stärkere 
Mitbeteiligung  des  Gesamtorganismus.  Hier  kamen  14mal  Milzschwellung,  2mal 


P arisch,  Yerteiziiiig9n  md  chirarg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc. 

rtcht  grosse  Milztnmoren  und  eine  erheblicke  Leukozytose  vor.    Das  Fieber 
«ar  lUAssig,  die  LjmphdrüsenschweUuogen  gering. 
Nor  in  8  Fällen  war  die  Krankheit  unilateral. 

Pie  Krankheit  greift  leicht  yon  den  Tonsillen  auf  die  Gaumenbögen 
aber;  Mucosa  buccalis  und  Kehlkopf  waren  je  Imal,  Zahnfleisch  und  Zunge  je 
2  mal  befallen.  3  mal  bestanden  nephritische  Reizungen,  Imal  Herzirregu- 
larität.  Einmal  folgte  bei  stark  protrahiertem  Verlauf  eine  Pleuritis,  einmal 
eine  Akkommodationslähmung,  eine  Paralyse  des  weichen  Gaumens  und  Ataxie 
der  weiteren  Extremitäten.  5  mal  vorgenommene  Blutuntersuchungen  ergaben 
kein  Resultat.  Alle  Kuitoryersuclie  der  Spaltpilze  schlugen  fehl;  eine  An- 
reicherung in  Bouillon  gelang.  Die  mikroskopische  Untersuchung  eines  operierten 
Stückes  ergab  Beschränkung  der  Affektion  auf  das  Epithel,  Fortleben  der 
tieferen  Schichten.  In  den  aufgelagerten  Kundzellen  lagen  die  fusiformen 
btäbchen  massenhaft. 

Die  Prognose  ist  gut.  Die  Diagnose  stützt  sich  auf  das  mikroskopische 
BiUi  und  das  Ausbleiben  der  Diphtherie  bei  Aussaat.  Die  schwere  Bachen- 
Teränderung  kontrastiert  mit  den  gewöhnlichen  unerheblichen  Schluckbe* 
sckwerden;  die  Lympbdrüsenschwellung  ist  gering.  Der  Fötor  massig,  die 
Afektion  bleibt  an  den  Tonsillen. 

Desinfizierende  Gurgelwässer  neben  Priessnitzschen  Umschlägen 
bildete  die  Therapie.  Verschorfungen  mit  dem  Lapisstift  schienen  öfters  gut 
IQ  sein. 

Reiche  hält  die  Bezeichnung  Plaut- V in centsche  Angina  gegenüber 
inx  Ton  Uffenheimer  beliebten  der  Angina  ulcerosa  memhranacea 
aufrecht. 

Morian  (12)  sah  bei  4  Kindern  mit  Stomatitis  ulcerosa  in  den  Be- 
iigen die  Vincentschen  Bacilli  fusiformes,  trotzdem  die  Tonsillen  frei 
vaien  und  hauptsächhch  das  Yestibulum  oris  befallen  war.  3  mal  hatte  das 
Ge^wär  seinen  Grund  in  scharfen  Zahnkanten.  Die  übrige  Mundschleim* 
h&ut  war  gerötet  und  geschwellt.  D^e  Lymphdrüsen  waren  infiltriert.  Fieber 
bestand  nicht,  das  Allgemeinbefinden  war  nur  wenig  gestört. 

Die  Krankheit  trat  gruppenweise  auf.  Sie  dauerte  45  Tage — 2  ^/s  Monate. 
Vom  Grunde  der  Geschwüre  schössen  Granulationen  auf,  die  anfangs  noch 
iasiforme  Bazillen  und  Spirochäten  enthielten. 

Die  kariösen  Zähne  wurden  entfernt,  Spülungen  mit  Sublimat  1  :  5000 
«od  Hg-lösungen  gemacht. 

Holz  (8)  sah  in  2  Fällen  doppelseitigen  Exophthalmus,  den  er  für  ein 
charakteristisches  Zeichen  des  Morbus  Basedowii  nach  dem  Vorgange  Bam- 
bergers und  Möbius  hält.  Bei  einem  7jährigen  Knaben  waren  dabei 
adenoide  Vegetationen  vorhanden ;  zehn  Tage  später  war  der  Exophthalmus 
verschwunden.  Nach  2  Jahren  trat  mit  einem  Rezidiv  der  Vegetationen  der 
Exophthalmus  wieder  auf.  In  einem  andern  Falle  mit  gleichzeitiger  Tonsillen^ 
schvellnng  hatte  die  Tonsillotomie  keinen  Einiiuss,  sondern  nur  die  Ent- 
femoDg  der  Wucherungen.  Verf.  glaubt,  dass  bei  beiden  Kindern  ein  be^ 
ginnender  Morbus  Basedowii  vorgelegt  habe.  Er  hält  diese  für  eine  Ver« 
giftong  des  Zentralnervensystems  durch  abnorme  innere  Sekretion.  Ebenso 
wie  Morbus  Basedowii  kann  auch  Epilepsie  und  Chorea  durch  Beseitigung 
lorhaQdener  Vegetationen  geheilt  werden. 

Thomson  (17)  sah  bei  einem  6jährigen  Mädchen,  bei  der  sich  mit 
dem  4.  Jahre  epileptische  Anfälle  eingestellt  hatten,  die  sich  sehr  oft  manchmal 


JkfaT«Bb«ricbt  fOr  Chirurgie.    II.  Teil, 

balb  20  Minuten  2 mal  wiederholten,  adenoide  Wacherungen  vorliegen. 
latte  dauernd  Mundatmnng,  Verbreiterung  der  Nasenwurzel  und  des 
en ,  oberen  Augenlides ,  ein  wenig  hochgewölbten  Gaumen.  Die  Hör- 
keit  war  herabgesetzt,  VergrÖsserung  der  Gaumenmandel  bestand  nicht. 
Wucherungen  liessen  sich  bei  der  Digitaluntersnchung  nachweisen.  Die 
tignng  der  Wucherung  wurde  voi^eschlagen  und  förderte  eine  grosse 
9  zutage.  Die  Mundatmung  hörte  auf,  das  Gehör  besserte  sich.  Der 
f  wurde  ruhiger,  aber  die  epileptischen  Anfälle  bestanden  noch  weiter, 
orten  erst  einige  Monate  nach  der  Operation  auf  und  als  das  Kind   sich 

2  Jahren  wieder  Torstellte,  hatte  es  einen  intelligenten  Gesichtsausdruck 
nnen  und  mehr  als  16  Pfund  zugenommen.  Das  Ausbleiben  der  epitep- 
m  Anfalle  hat  standgehalten.  Da  für  gewöhnlich  die  Epilepsie,  welche 
[indem  unter  10  Jahren  eintritt,  eine  ungünstige  Prognose  hat,  ist  die 
beobachtete  Heilung  wohl  desto  auSalliger  und  bemerkenswerter. 

Seidel  (16)  sah  bei  einer  55jährigen  hereditär  nicht  belasteten  Frau 
seit  */i  Jahr  bestehende  Anschwellung  des  Alveolarfortsatzes  rechts  neben 
iittellinie;  die  bald  auf  die  hintere  Partie  des  Gaumens  äbergriff.  Vom 
im  Alveolarfortsatz  beider  Oberkiefer  zog  sich  dicht  hinter  die  Ecb- 
I  keilförmig  sich  nach  dem  Gaumen  zn  vorschiebend  eine  dunkelblau  bis 
irzlich  pigmentierte  Geschwulst,  teilweise  exulzeriert;    dahinter  in  Form 

erbsengrossen  Tumore  ein  Tochterknoten  im  hinteren  Gaumen;  in  der 
barschaft  bohnengrosse  schwärzliche  Pigmentflecke.  Weiche  Gaumen 
Kieferhöhle  frei,  im  Nasenrachenraum  adenoide  Wucherungen.  An  der 
:elle  der  I.  Carotis  communis  eine  kirschgrosse ,  noch  verschiebliche 
).     Andere  Metastasen  fehlten. 

Mit  Unterbindung  der  I.  Carotis  externa  Entfernung  der  Drüse.  Naht 
r  Wunde.  In  Halbnarkose  Inzisionen  der  Oberlippe,  am  Nasenflügel  ent- 
nacb  dem  innem  Augenwinkel,  dort  horizontal  umbiegend,  Einmeisselung 
orderwand  des  Oberkiefers,  Durchtrennung  der  knorpeligen  und  knöchernen 
,    starke    Blutung    bei  Lösung    des  Oberkiefers   vom  Proc.  pterygoidens. 

Herunterklappen  des  Oberkiefers  schnelle  Durchtrennung  des  weichen 
lens,  Entfernung  beider  Oberkiefer,  Jodoform  tarn  ponade.  Subkutane 
»alzinfnsion ,  Ernähmng  mit  Schnabeltasse,  sitzende  Haltung.  Nach  14Tagen 
JI,    am    17.    Tage    Tod    durch    Embolie    aus    einem    Thrombus    der 

iliaca. 

Bei  Obduktion  in  Leber,  Bronchialdrüsen,  Lunge  Metastasen  des  Tumors 
nicht  pigmentiert. 

Der  Gaumentumor  erwies  sich  als  ein  melanotisches  Sarkom  aus  Spindel- 
I  bestehend. 

Sein  Auftreten  an  einer  nicht  pigmentierten  Schleimbaut  ist  bemerkens- 
ebenso    die    Pigmentlosigkeit    der   Metastasen;    Verf.    stellt   12    Fälle 
lotiscber  Tumoren  am  Gaumen  zusammen. 

Die  Unterbindung  der  Carotis  links  hatte  sich  gut  bewährt.  Nur  muss 
Interbindung  zwischen  Thyr.  und  Ling.  angelegt  werden.   Die  Aspiration 

durch  Steilsitz  besser  hintangehalten,  als  durch  Tamponkanüle. 

Custodis  (4)  bespricht  in  einer  grösseren  Arbeit  die  Behandlung  der 
arachentumoren.  Nach  kurzer  statistischer  Einleitung  über  Vorkommen 
et  er  sich  zur  Elektrolyse,  wie  sie  zuerst  von  Nelaton  und  v.  Bruns 
}hlen  wurde.  Leider  muss  sie  oft  wiederholt  werden,  um  zum  Erfolge 
hren.     Manchmal   wird  sie   zweckmässig  anch   als  ^'o^ope^ation  vor  der 


Partseh,  Verleizangen  und  chirarg«  Krankheiten  des  Gresichts  etc.  441 

operaÜTen  Behandlung  ausgeführt.  Die  direkten  Operationsmethoden  teilt 
er  in  nasale,  bnkkale  und  faziale.  Die  nasalen  Methoden,  die  Inzision  der 
Nase,  die  Aufklappung  der  knorpeligen  Nase  (Dore),  die  Aufklappung  der 
ganzen  Nase  (Wutzer),  die  damit  kombinierte  Resektion  des  Proc.  nasalis 
•Billroth-Langenbeck),  die  temporäre  Resektion  des  Os  nasale  und  des 
Proc  nasalis,  die  temporäre  Resektion  der  ganzen  Nase  nach  Lawrence, 
die  seitliche  Umklappung  der  Nase  nach  L  inhart,  die  Aufklappung  der 
ganzen  äusseren  Nase  nach  y.  Bruns,  die  Evulsion  mit  dem  Löffel  nach 
König,  eventuell  mit  Resektion  der  Nasenbeine  nach  y.  Baracz,  die  tem- 
poräre doppelseitige  Nasenresektion  nach  Ollier,  mit  Umschlagen  der  Nase 
Ton  oben  nach  unten  werden  ausführlich  besprochen  und  in  ihrer  gemein- 
samen Unznlänglichkeit  für  eine  radikale  Entfernung  grosser  Tumoren  be- 
sprochen. 

Von  den  bukkalen  Methoden  wird  die  Mannesche  Spaltung  des  weichen 
Gaumens  von  Gussenbauer  sehr  lebhaft  kritisiert,  der  T-Schnitt  Nela- 
toDS,  die  Maisonneuyesche  Boutonniere  palatine,  das  Gussenbauersche 
Verfahren  mit  Entfernung  der  Proc.  palatini,  die  yon  Huguier  und  Roux 
2uerst  ausgeführte,  yon  Kocher,  Habs  und  Part  seh,  Gaumenresektion 
erwähnt  und  namentlich  letztere  in  ihrem  Wert  wesentlich  nach  der 
Payr  sehen  Methode  abgewogen.  Ebenso  werden  die  fazialen  Methoden,  die 
präliminare  Resektion  des  ganzen  Oberkiefers  nach  Gensoul,  nach  Mai  so  n- 
BenYe,  Fergusson  und  Stokes,  die  osteoplastische  Resektion  nach 
T.  Langenbeck  mit  ihren  mannigfachen  Modifikationen  besprochen. 
133  Fälle  geben  das  der  Arbeit  zugrunde  liegende  Material.  Zur  Vermeidung 
der  Aspiration  yon  Blut  dient  die  Halbnarkose  und  die  präliminare  Tracheo- 
U)niie.    Letztere  wird  in  der  Freiburger  Klinik  grundsätzlich  angewendet. 


Erkrankungen  der  Mandeln. 

1.  BearmaDD  etGoagerot,  Tuberculo-cancer  de  ramygdale  da  voile  da  palais,  de  la 
laogne  et  des  ganglions  cerWoaoz.    8oc.  de  denn,  et  de  syph.  1905.  Jaill.  Nr.  7.  p.  624. 

1  GarU,  The  techniqae  of  the  Operation  for  adenoids  and  enlarged  tonsils.  Lancet 
13.  V.  1905. 

3.  *DonoYan,  Adenoid»:  the  cause  of  ehildrens  disease  most  frequently  overlooked. 
Med.  Newa  1905.  Oct.  28.  p.  835. 

4.  *Feln,   Abtragang  der  Rachenmandel.  Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  45,  46. 

h.  Felix,  Zeratflckelung  der  hypertrophischen  Gaamentonsille.  Monatsachr.  f.  Ohrenheilk. 
1905.  Nr.  10. 

6.  *6 ardner.   Chronic  enlargement  of  the  tonsils.    Lancet  1905.  Sept.  80.  p.  963. 
"•  *61as,   Tonsillartomoren.    Yirchows  Arch.  182.  Bd. 

8.  *GroTe8,  On  the  advantages  of  enucleation  of  the  tonsils  over  their  removal  bj  the 
IttUlotine.    The  Bristol  Joum.  1905.  Nr.  87. 

9.  Hartmann,    Der  Mandelqnetscher.    Med.  Klin.  1904.  Nr.  2. 

10.  Stern,  A«,   The  effect  of  the  presence  of  adenoids  and  other  abnormalities  in  the 

nasopharynx«    Brit  med.  Jonm.  1905.  Ang.  26. 
n.  *Herron,    Hypertrophied  tonsils.    Med.  News  1905.  Sept.  2. 
\t  Hill,  Hypertrophied  tonsils.    Med.  News  1905.  Sept.  2. 
13.  *Imhofer,  Zar  Behandlang  der  Tonsillitis  chronica.    Prager  med.  Wochenschr.  1905. 

Nr.  22. 
li.  *Jagal8,    Schmerzlose  and  sichere  Tonsillektomie.    Joam.  of  Amer.  Assoc.  Nr.  5. 

15.  *Lebram,  ÜberArrosion  der  Karotis  bei  peritonsill&ren  Abszessen.  Zeitschr.  f.  Obren- 
Wlkunde  1905.  Nov. 

16.  *MoDtgomery,  An  instance  of  staphylococcic  infection  of  the  tonsil.  The  joarn.  of 
cQl  dia.  1905.  Mai. 


443  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

17.  Plaut,    Sur  Tangine  ulc^reuse.    Gaz.  dea  Höp.  1905.  Nr.  18. 

18.  —   L'angine  tücöro-membranease.     Gaz.  des  Höp..  1905.  Nr.  27. 

19.  ^Plaut-Vincent-Plaut,    ulzeröse  Angina.    Gaz.  des  Hdp.  1905.  Nr.  18  n.  27. 

20.  ^'Le  Play,  Les  ooDS^qaences  d'ane  amygdalotomie.    Arch.  9^n.  de  mM,  1905.  Nr.  52» 

21.  Prym,  Behandlung  der  entzOndlicheo  ErkrankuiigeB  der  Toasitlen.  Mttaohener  nMd» 
Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 

22.  Rentier,  Tomenr  de  Tamygdale  consöcutive  ä  une  lösion  appendiculaire.  Soc.  d« 
chir.  1905.  Nr.  83. 

23.  Beyffert,   Neaes  Ringmesser-Tonsillotom.    Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.   1905.  Nr.  12. 

24.  *Springer,  Instrament  zur  Massage  der  Tonsillen.  Prager  med.  Woehenschr.  1905* 
Nr.  22. 

25.  Thomson,   The  openiog  of  peritonsillär   abscesses.     Brlt.  med.  Joun»,   1905.  25.  III. 

26.  Yincent,    De  la  fr^uence  de  Tangine.    La  Presse  möd.  1905.  Nr.  25. 
26a.  —    L'angine  a  bacilles  fusiformes.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  18. 

27.  —   Bacille  fasiforme  de  Vincent  et  Spirillum  sputigenam.    Gaz.  des  H6p.  1905.  Nr.  28«. 

28.  *Wood,    The  function  of  the  tonsil.    Univ.  Penn.  med.  BulL  1903.  Okt. 

29.  *Wright,  The  eqnilibrittm  between  infeotion  and  immunity  as  iUostrated  in  the  ton- 
sülar  cryptes.    Med.  News  4.  III.  1905. 

30.  *WröblewBki,  Die  bei  der  Abtragung  der  Gaumenmandeln  vorkommenden  Eompli* 
kationen.  Gazota  Lekarska  1908,  Nr.  7—8.  Ref.  in  Wiener  klin.  Rundschau  1905. 
Nr.  1.  p.  13. 

Kontier  (22)  zeigt  einen  Patienten,  bei  dem  nach  einer  Entfernung 
der  Appendix  ein  grosser  Tumor  der  Mandel  entstand  mit  gleichzeitiger 
Prüsenschwellung.  Sebileau  hat  ähnliche  Fälle  von  einem  ganz  typischen 
Ablauf  gesehen,  die  nach  der  Exstirpation  vom  Munde  her  schnell  zum  Re* 
zidiv  und  später  zmn  Tode  führtexu  Del b et  hält  den  Tumor  bei  dem  vor- 
gestellten  Patienten  für  einen  bindegewebigen,  nicht  für  einen  karzinomatösen^ 
kann  nach  seiner  Erfahrung  sich  der  Ansicht  Sebileaus  von  der  so  üUea 
Prognose  dieser  Tumoren  nicht  ganz  anschliessen. 

Sebileau  besteht  auf  seiner  Meinung  und  siebt  in  dem  raschen  Be- 
fallensein der  Drüsen^  gegenüber  den  anderen  Sarkomen  ein  Hauptmoment 
der  Malignität  der  Tumoren. 

Delbet  spricht  sich  in  diesem  Falle  für  eine  Operation  aus  und  glaubt, 
dass  Kontier  dem  Kranken  dan^t  einen  grossen  Dienst  leiste^  würde. 

Prym  (21)  hat  zur  Stauungsbehandlung  der  Tonsillen  ein  mit  einem 
Rohre  armiertes  Saugglas  benutzt,  das  einen  gleichmässigen,  sanft  umgebogenen, 
glatten  Rand  hat.  Das  richtig  sitzende  Saugglas  macht  keine  Schmerzen» 
Nur  starker  Speichelfluss  tritt  ein;  die  Kranken  werden  am  besten  in  Bauch- 
lage behandelt. 

Prym  hat  in  keinem  der  Fälle  Nachteile  gesehen,  meist  dagegen  baldige 
subjektive  Erleichterung  und  damit  Verbesserung  der  Sehlackbeschwerden. 
Nur  ausnahmsweise  werden  Pröpfe  zutage  gefördert.  Mit  der  Behandlung  der 
Mandethypertrophie  mittelst  des  Saugglases  werden  keinerlei  erhebliche  Fort- 
schritte erzielt. 

In  einem  Falle  von  chronischer  Angina  konnte  ein  aus  Detritus  und 
Bakterien  bestehender  Pfropf  entfernt  werden.  Verf.  empfiehlt  die  Methode 
weiter  zu  versuchen. 

Carlo  (2)  bevorzugt  bei  der  Entfernung  der  Adenoiden  die  horizontale 
Mittellage  zwischen  Beugung  und  Extension.  Sie  gestattet  die  kräftigste  Be- 
arbeitung der  hinteren  Rachenwand.  Ein  schmales  Instrument  ist  besser  als 
ein  breites,  da  letzteres  besser  fasst.  Es  muss  eine  gründliche  Vernarbung 
folgen,  wenn  das  hypertrophische  Organ  sich  wirklich  verkleinern  soll.  Un- 
angenehme  Nach  wehen,  wie  Mittelohrentzündung,  sind  dabei  selten. 


Partsob,  Yerletzi»g«B  und  chinurg*  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  443 

Donoyan  (3)  schliesst  seinen  im  wesentlichen  resümierenden,  nichts 
Bemerkenswertes  bietenden  Aufsatz  mit  den  Behauptungen,  dass  adenoide 
Wachenmgen  in  jedem  Lebensalter  vorkommen  können,  dass  jedes  Kind,  das 
viederholte  Erkältungen,  Schnupfen^  Ohr-  oder  Bronohialsymptome  aufweist» 
sorgtaltig  auf  den  Hals  untersucht  werden  soll,  dass  bei  Kindern,  wo  Wuche- 
rangen  Störungen  verursachen,  wenn  es  der  Allgemeinzustand  erlaubt,  der 
Operation  unterworfen  werden  sollen,  dass  die  Operation  allgemeine  Narkose 
!Ücht  erfordert,  dass  man  ferner  auf  das  Verschwinden  und  die  spontane 
Besserung  nicht  warten  soll. 

Hern  (10)  hat  bei  seinen  Hospitalpatienten  bei  den  verschiedenartigsten 
Augenerkranknngen  den  Zusammenhang  mit  adenoiden  Wucherungen  festzu- 
stellen gesucht,  so  hat  er  die  Bindehautentzündung  mit  Phlyktänen,  das  weiche 
Bomhautgescbwür  mit  ekzematöser  Hornhautentzündung,  die  Überempfindlich- 
keit  der  Homhant  in  Zusammenhang  mit  den  Wucherungen  gefunden,  so  das« 
er  die  Forderung  aufstellt,  dass  bei  diesen  Erkrankungen  im  Kindesalter  immer 
eine  spezialiaüsche  Untersuchung  der  Nase  vorgenommen  werden  sollte.    Er 
glaubt,  dass   die  Augenerkrankungen  Folgezustände  der  Nasenerkrankungen 
seien,  einmal  durch  ausgesprochene  Verschlimmerungen  des  Allgemeinbefindens, 
das  andere  Mal  durch  wirkliche  Fortleitung  des  Entzündungsprozesses  vom 
Nasengange  aus  durch  das  Auge,  ähnlich  wie  dieser  sich  auch  fortleiten  kann  auf 
das  innere  Ohr,  in  einzelnen  Fällen  von  Heufieber  will  er  auch  schon  früh- 
zeitig bei  der  eraten  Schwellung  der  Nase  Veränderung  in  den  Augenwinkeln 
and  Tranenpunkten  wahrgenommen  haben. 

Thomson  (25)  bespricht  die  Frage  der  Eröffnung  der  peritonsillären 
Abszesse.  Es  wird  dabei  nicht  immer  berücksichtigt,  dass  bei  denselben  der 
Eiter  hauptsächlich  in  dem  lockermaschigen  Gewebe  zwischen  Mandel  und 
ScUundaponeorose  und  damit  oberhalb  und  nach  vom  von  den  Mandeln 
sitzt.  Für  den  besten  Punkt,  den  Eiterherd  zu  eröffnen,  hält  Thomson 
den  Schnittpunkt  einer  Linie  von  der  Basis  der  Uvula  bis  zum  Weisheits- 
zahn derselben  Seite  mit  einer  vertikalen,  die  von  der  Wand  aufwärts  gezogen 
vird.  Künstliches  Licht  hilft  dabei  gut.  Allgemeinnarkose  überflüssig,  Be- 
pioselong  mit  5  ^h  iger  Kokainlösung  wünschenswert.  Eine  gebogene  Punktions- 
nadel in  den  Abszess  einzuführen  hält  Verf.  nicht  für  notwendig. 

Vincent  (27)  glaubt  nach  der  Bemerkung  von  Plaut  annehmen  zu 
müssen,  dass  dieser  nie  bei  seinen  FäUen  von  Angina  den  Bacillus  fusiformis» 
sondern  das  Spirillum  sputigenum  gesehen,  dass  er  also  eine  Vincent  sehe 
Angina  vor  sich  gehabt  habe.  Diese  Fälle  hätten  noch  andere  Symptome 
gekabt. 

Auch  die  Annahme  Plauts,  dass  die  verschiedenen  Pilzformen  Ab- 
kömmlinge ein  und  derselben  Mikroben-Streptothrix  seien,  bestärke  ihn  in  der 
Annahme,  dass  Plaut  nie  den  Bacillus  fusirormis  gesehen. 

Er  verzichtet  auf  weitere  Einwendungen  Plaut  gegenüber. 
Vincent  (26)  gibt,   um  die  Häufigkeit  der  auf  dem  fusiformen  Ba- 
zillus beruhenden  Form  zu  charakterisieren,   eine  statistische  Übersicht  über 
221  genau  untersuchte  Anginafälle  seines  Hospitals. 

Es  erwiesen  sich  13  diphtheritisch,  5  auf  Infektion  mit  fusiformen  Ba- 
uten, 95  auf  Streptokokkeninfusion,  57  auf  Staphylokokkeninfektion,  9  auf 
Pneomokokken,  2  auf  Kolibazillen,  1  auf  Friedländ ersehen  Bazillus,  39  auf 
po^jnnkrober  Infektion  beruhend.  Die  Häufigkeit  der  fusiformbazillären  Angina 
betraf  demach  2,26%. 


444  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Die  Statistik  umfasst  nur  20 — 25 jährige.  Marfan  fand  bei  Kin- 
dern IVo. 

Plaut  (17)  zitiert  noch  einmal  die  genaue  Beschreibung  des  Mill er- 
sehen Bazillus.  Wenn  Vincent  meint,  dass  er  dem  seinen  nicht  gleich  sei, 
so  führt  er  Bareggi,  Stoos,  Bernheim,  Abel  und  Hein,  Stoecklin, 
Salomon,  Hess  und  Gross  an,  die  dn  die  Identität  glauben.  Vincent 
hat  selbst  seinen  Bazillus  bei  Gesunden  im  Zahnstein  und  Pharynxeingangs, 
neben  Spirochäten  gefunden.  Eine  besondere  Sorte  könnte  Müller  bei  seinen 
Studien  nicht  entgangen  sein. 

Plaut  (18)  bestreitet  Vincent  die  Priorität  an  der  Entdeckung  der 
Angina  mit  fusiformen  Bazillen.  Seine  Arbeiten  seien  älter  als  die  Beobach- 
tungen Vincents.  Aus  der  Tatsache,  dass  seine  Fälle  rascher  und  günstiger 
verlaufen,  könne  kein  Schluss  gezogen  werden,  dass  das  nicht  Anginen  mit 
fusiformen  Bazillen  gewesen.  El  1er mann  habe  nachgewiesen,  dass  die  kurze 
Form  des  Bacillus  fusiformis  eine  Spirillenform  sei.  Er  hält  sich  verpflichtet, 
auf  seine  Priorität  Anspruch  zu  machen,  da  sein  Name  konstant  in  den  An- 
gaben der  französischen  Autoren  verschwiegen  sei. 

Vincent  erwidert,  dass  Plaut  in  seiner  ersten  Arbeit  nur  von  einem 
Mi II ersehen  Bazillus  gesprochen  habe,  der  aber  weder  von  ihm,  noch  von 
Miller  selbst  bestimmt  charakterisiert  sei.  Nach  alle  den  Beschreibungen 
sei  es  ein  krummes,  vibrionenähnliches  Stäbchen,  das  mit  dem  von  ihm  be- 
schriebenen keine  Ähnlichkeit  habe.  Mace  habe  das  in  seinem  Trait6  de 
bacteriologie  abgebildet.  Die  Plantsche  und  seine  Angina  seien  ganz  ver- 
schiedene Formen. 

Felix  (5)  teilt  32  Fälle  von  Zerstückelung  der  Gaumenmandel  nach 
dem  Vorgange  Ruaults  mit,  welches  anscheinend  bisher  ausserhalb  Frank- 
reichs keine  so  umfangreiche  Verbreitung  erfahren  hat.  Er  benützte  die  von 
Ruault  angegebene  Zange  und  operierte  in  zwei  Sitzungen,  die  1 — 3  Tage 
auseinander  lagen.  Die  Zerstückelung  der  Mandel  ist  nicht  schmerzhaft.  Sie 
war  ohne  Lokalanästhesie  ausführbar  und  machte  nur  Schmerzen,  wenn  die 
Mandel  zu  tief  gefasst  wurde.  Es  tritt  keine  heftige  Reaktion  nach  der  Ope- 
ration auf,  so  dass  dieselbe  ohne  Berufsstörung  auszuführen  ist.  Jedenfalls 
ist  die  Reaktion  bei  der  Abtragung  mit  der  Glühschlinge  weit  bedeutender. 
Die  Blutungen  sind  nicht  besonders  häufig.  Das  beste  Mittel  zu  ihrer  Stil- 
lung ist  die  digitale  Kompression.  Doch  die  Zerstückelung  der  Mandel  wurde 
nie  bei  Kindern  unter  zehn  Jahren  vorgenommen.  Bei  jungen  Kindern  zieht 
er  den  Mandelschnitt  vor. 

Fein  (9)  stellt  für  die  Beseitigung  der  Rachenmandel  dieselben  Be- 
dingungen hin,  wie  für  die  anderen  Operationen,  das  Ausführen  cito,  tuto  et 
jucunde,  wodurch  meistens  die  Narkose  überflüssig  gemacht  wird. 

Die  schwere  Zugänglichkeit  des  Operationsfeldes,  seine  Wölbung  er- 
schwert die  Operation  erheblich. 

Dadurch  ist  für  das  Instrumentarium  die  Vorbedingung  gegeben,  dass 
es  eine  den  anatomischen  Verhältnissen  angepasste  Form  haben  muss.  So 
muss  der  schneidende  Messerrand  der  Ringmesser  alle  Teile  der  Anheftungs- 
fläche  vom  Septum  an  bis  an  die  hintere  Rachenwand  erreichen.  Fein  stellte 
die  anatomischen  Masse  des  hier  in  Betracht  kommenden  Raumes,  die  Länge 
des  harten  Gaumens,  des  weichen  Gaumens,  des  hinteren  Vomerrandes,  des 
Winkels  zwischen  der  Ebene  des  Gaumens  und  dem  hinteren  Vomerrande  fest 
und    konstruierte   danach   ein    in    seinem   Stiel    bajonettförmig  abgeknicktes 


Partseh,  Yerletzungen  und  chinirg.  Krankheiten  des  Gesichta  etc.  445 

Messer,  durch  dessen  Bewegung  die  vorderen  Partien  der  Wucherungen  leicht 
erreicht  werden  können.  Es  gestattet  ausserdem  ein  sehr  kräftiges,  festes 
Erfassen  und  womöglich  dadurch  eine  desto  sichere  Operation.  Ausserdem 
bnn  der  Operateur  in  sitzender  Stellung  operieren  und  dabei  die  Führung 
des  Messers  sicher  kontrollieren.  Wie  das  Messer  gefasst  werden  soll ,  wird 
ansfährlicher  beschrieben.  Für  die  schneidende  Partie  empfiehlt  Fein  die 
Form  nach  Kirstein.    Das  Instrument  wird  bei  Reiner  gefertigt. 

Hill  (12)    spricht  gegen   die  schematische  Exzision  der  Mandeln  bei 
Kindern.    Er  unterscheidet  drei  Arten  von  Erkrankungen: 

1.  Die  dauernd  geschwollenen,  roten  und  leicht  reizbaren  Mandeln,  spe- 
zifisch skrofulöser  Natur. 

2.  Die   in   ihrem  Innern  erkrankten  Mandeln,   gelegentlich  akut  absze- 
diert und 

3.  die  Mandeln  mit  Geschwüren  an  ihrer  Oberfläche. 
Die  erst  erkrankten  müssen  stets  entfernt  werden. 

Die  zweite  bedarf  der  Ausschabung  des  Krankheitsherdes  mit  nach- 
folgender Ätzung,  die  solange  fortgesetzt  wird,  bis  die  Mandeln  innerlich  aus- 
geheilt sind.  Man  soll  alle  Mandeln,  welche  behandelt  werden  können,  be- 
handeln und  nur  die,  welche  nicht  mehr  behandelt  werden  können,  exzidieren. 
Demgegenüber  tritt  Herron  für  eine  energische  Beseitigung  der  vergrösserten 
Mandeln  ein  und  weist  besonders  auf  die  geistigen  und  physischen  Störungen^ 
die  sie  verursachen,  hin.    Dieser  Meinung  stimmt  auch  Savage  zu. 

Beurmann  und  Gougerot  (1)  berichten  über  einen  eigenartigen  Fall 
Ton  Karzinom  auf  tuberkulöser  Basis  bei  einem  6ö  jährigen  Mann,  der  schon 
mit  27  Jahren  Husten  und  massigen  Auswurf  hatte.    1904  während  eines  mit 
Giykosorie  verbundenen  Karbunkels  entstanden  bei  wiederholten  Anginen,  Yer-- 
eiterongen  der  Halsdrüsen,  1905  Knoten  in  der  Zunge  und  Anschwellung  des 
weichen  Gaumens    und    ein    Monat    später   Geschwüre   an  der  Mandel.     Es 
eotstanden  Fisteln,  von  denen  zwei  mit  eingezogenen,  am  hinteren  Rande  des 
rechten  Kopfnickers  gelegenen  Narben  heilten.    Zwei  andere  eiterten  weiter. 
ins  ihnen  Hess  sich  eine  käsige  Masse  mit  reichlichen  Tuberkelbazillen  aus- 
drücken.   Ob  die  Zunge  früher  oder  nach  den  Mandeln  erkrankte,   ist  nicht 
genau  zn  eruieren.    In  der  Zunge  linkerseits  finden  sich  drei  harte,  schmerz- 
lose Knoten;  der  mittlere  liegt  dem  ersten  Mab Izahn  gegenüber  und  ist  stark 
geschwürig;  im  Grunde  sind  3 — 4  Knötchen  sichtbar.  Die  scheinbar  fluktuie- 
rende Schwellung  des   weichen  Gaumens  lässt  auf  sechs  Punktionen  keine 
sichere  Flüssigkeit  austreten.  An  zwei  Punktionsstellen  treten  weisse  Knötchen 
auf.   Ein  tiefes  Geschwür  höhlt  die  linke  Mandel  aus  und  reicht  bis  zu  den 
Knoten  des  Zungenrandes ;  es  hat  die  beiden  Gaumenpfeiler  bereits  arrodiert. 
Die  Unterkiefer-  und  Karotidendrüsen  sind  geschwollen,  hart,   unempöndlicb. 
Das  Schlucken  ist  erschwert,  die  Sprache  näselnd ;  er  klagt  über  neuralgische 
Schmerzen  hinter  dem  Ohr  und   im  Auge.     Im  Mandelgeschwür  fanden  sich 
im  Ausstrichpräparat    Tuberkelbazillen.     Im  mikroskopischen   Präparat    der 
exzidierten  Randstücke  mischte  sich  ein  Plattenepithelialzellenkarzinom  mit 
den  Zeichen  chronischer  Entzündung.     An  dem  weichen  Gaumen   waren  nur 
karzinomatose  Veränderungen,    keine   tuberkulösen;    die  Drüsenschwellungen 
über  dem  Schlüsselbein  trugen    nur   tuberkulösen  Charakter.     Im   Hospital 
nahmen  die  Affektionen  zu,  verschlimmerten  erheblich  das  Allgemeinbefinden. 
Die  Tuberkulose  scheint  die  Disposition  für  die  karzinomatösen  Veränderungen 
geschaffen  zu  haben« 


446  Jl^Tesbericfat  fOr  Chirurgie.    tL  Teil 

Seyffert  (23)  bat  dag  Mathiensche  TonBÜlotom  dadurch  Terbeasert, 
dass  er  die  Deckrioge,  welche  die  Reinigung  erschweren  nnd  die  Applika:tion 
bei  tief  im  Rachen  sitzenden  Mandeln  schwer  möglich  machen,  bis  anf  einen 
balbmondfönnigen  Abschnitt  entfernt  hat.  Statt  der  Crabel  hat  er  eine  Zange 
angebracht,  welche  sich  mit  der  Messerbewegang  anf-  und  zuziehen  lässt. 
Diese  zieht  aber  die  Mandel  nicht  heraus.  Er  glaubt  das  Vorziehen  der 
Mandel  anschuldigen  zu  müssen  als  Grund  für  schwerere  Blutungen  and  hält 
BS  andwerseits  für  überflüssig,  weil  es  gentige  nnr  die  prominente  Partie  der 
Mandel  abzutragen.  Das  Instrument  braucht  nur  in  einer  Grösse  angefertigt 
ni  sein. 

Erkraiikung«n  der  Kieferhöhlen. 

1.    Caufield,    The  treatment   ef  chronic   empyema   of  the  Antrnm.     Med.  Na^rs    25.  IIL 

1905. 
"2.  *CaDiard,  Sinnaite  maxillaire  chionique  ou  Inmenr  malign«  do  sinns  niasillaire.  Joara. 

da  mid.  de  Paris  1905.  Nr.  32. 

3.  Cordea,  Beitrag  eot  Bahsndlnng  der  chroniachen  EiefarhShleneitemiigen.    Monatsciir. 
f.  OhrenbnU.  1905.  Nr.  I.  • 

4.  Friedrich,    Zur  Befauidlnng  dea  ofanwiaoheB  Empyem*  dar  HigfamcnahOhl».  Dentsdie 
med.  WocheDBchr.  19M.  Nr.  37. 

5.  Heclit,    Zur  Symptomatologie  dea  Empfema  antri  Highmori.    MOnek.  mad.  Wochan- 
aehrift  1905.  Nr.  87. 

4.   'Hegetaebweiler,  Okr  CholeBtaatam  der  KieferhOfale.    EorreapondMiEb].    f.  Schw. 
ÄKto  1905.  Nr.  8,  p.  362. 

7.  Kelly,   Traneillnminatioii  of  the  aDtmm  of  Highmore.    Brit.  med.  Jotun.  2S.  IIL  1905. 

8.  SretBchmftnn,    Beitrag  zur  Operation   dea  Kieferhöhlen  ein  pyena.     HOnchener  med. 
Wochenachr.  1905.  Nr.  1. 

B.    Ha-rtin,  Über  die  Bedeatang  dea  TerBchlaeaea  der  Ostien  bei  entxflndlichan  Erkran- 
kangen  der  KieferhOhie,    HonatMehr.  f.  Obrenbeilk.  1905.  Nr.  8. 

10.  Menzel,   Symptomatologie  der  KieferhBhlenempyeme.    Monatetcfar.  f.  (HireDltcilkanda 
1905.  Nr.  6. 

11.  Mieok,    Über  Osteome  der  Kieferhöhle.     DiseerL  inaog.  Strassburg  1905. 

12.  Onodi,  Ä.,    Di«   ErOffnang   dttr   Higbraorechen   Hshle   darch   den   AlvaoUrfortaatz. 
Orvoii  HetiUp  1904.  Nr.  23. 

18.  Strubetl,  Kieferhehleneiterongen.    HDnch.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  38. 

14.  Witzel,    JodofonuMnalsioa  zur  Aasspritzung  der  HighmorshOhlen.    Aroh.  f.  Larjog. 
D.  Rhio.  Bd.  16.  H.  3. 

15.  Woskreaaenaky,  Operationamelhode  znr  Eröffnung  der  HigbroorshShle.   Basa.  Arcb. 
f.  Chir.  1905.  Nr.  5.    Ref.  in  Wiener  med.  Presae  1905.  Nr.  3.  p.  142. 

Hecht  (5)  teilt  zwei  F^Ile  mit,  in  denen  für  schwere  allgemeine  Sym- 
ptome eine  Kieferhöbleneiterung  anzuschuldigen  war.  Im  ersten  Falle  bestand 
neben  einem  von  einem  alten  Gallenleiden  herrührenden  Fieber  nach  dessen 
Beseitigung  ein  allgemeiner  Schwächeznstand  mit  Neuritis  (?)  in  beiden  Armen, 
Schmerzen  und  Schluckbeschwerden,  die  sich  sämtlich  nach  Entleerung  des 
Eiters  aus  der  Kieferhöhle  besserten.  Im  zweiten  Falle  trat  nach  Eiterung 
im  Kiefer  von  einem  Zahne  aus  Ödem  der  Wange,  Protmsio  bulbi,  Eiter- 
Ansammlung  in  der  vorderen  Angenkammer  und  plötzliche  Erblindung  ein- 
Eine  Meningitis  führte  zum  Tode. 

Menzel  (10)  macht  auf  die  Tati^ache  aufmerksam,  dass  gewisse  Sjm- 
ptome  der  KieFerhöhlenempyeme,  so  der  Kopfschmerz  und  die  Sekretion,  die 
einen  typischen,  charakteristischen  Ablauf  zeigen,  meist  in  den  Morgenstunden 
am  heftigsten  sind.  Menzel  hat  nun  einen  Fall  beobachtet,  bei  dem  auch 
der  dem  Sekret  anhaftende  Fäuinisgeruch  nicht  kontinuierlich,  sondern  nur 
2U  ganz   bestimmten  Tageszeiten   in    einer   täglich  wiederkehrenden  Regel- 


Part  seh,  YerletSQ&g^ii  und  efairarg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  417 

» 

misagkeit  ron  dem  Krattken  empfanden  wnrde.  Anch  die  Zahnschmerzen 
m  linken  Oberkiefer  folgten  diesem  Typus.  Er  bringt  diese  Erscheinung  auf 
die  Steigerung  der  Sekretmengen  in  den  Vormittagsstunden  zurück  und  meint, 
^  dieser  üble  Geruch  nur  dann  zu  bemerken  wäre,  wenn  das  Sekret  reich- 
licher sich  einstelle. 

Martin  (9)  macht  auf  die  Fälle  aufmerksam,  bei  denen  bei  verkästem 
Eiopjem  der  Kieferhöhle  oder  auch  bei  flüssigem  Sekret  das  natürliche  Ostium 
d«s  mittleren   Nasenganges  bei    der   ersten    Durchspülung   unzugänglich   ist, 
aber  nach  derselben  am  nächsten  Tage  vollständig  frei  für  Durchblasung  sich 
erweist    Verf.  führt  drei  solche  Fälle  an,   wo  nach   der  ersten  Ausspülung 
trotzdem  schnell  eine  Heilung  eintrat.    Die  heilungshemmende  Wirkung  des 
^cUusses  liegt  nicht  so  sehr  in  dem  freien  Abfluss  des  Eiters,  als  in  der 
Ausschaltung   der  Ventilation   der  Höhle,   ausserdem  aber  ganz  besonders   in 
der  übermässigen  und  dauernden  Stauung  des  Blutstromes  infolge  der  An- 
saagung    unter   direkter   Kompression    der    abführenden   Venen.      Auf    die 
Y^irkaug  des   negativen   Druckes   bei  Verschluss   der  Ostien   ist  schon  ton 
Znckerkandl   und  Zarniko   hingewiesen   worden.     Da   die  Gefässe  der 
Kieferhöhlenschleimhaut  durch  das  Ostium  ein-  und  austreten,  so  wird  schon 
durch  leichte  Schwellung  der  Schleimhaut  das  Venennetz  komprimiert  und 
damit  eine  Stauung  in  der  Kieferhöhle  hervorgerufen.    Er  führt  die  günstige 
Wirkung  und    die  rasche  Ausheilung  auf  die  Stauungshyperämie  im   Bi er- 
sehen Sinne  zarück.    Merkwürdig  ist  nur,  dass  die  Heilung  eintritt,  wenn 
die  Stauung  auftritt  (Ref.). 

Witzel  (14)  empfiehlt  zur  Ausspritzung  von  Kieferhöhlen  Jodoform- 
emnlsion  zu  benutzen,  die  er  sich  durch  Einträufeln  von  Jodoformspiritus  in 
Wasser  herstellt. 

Die  Sekretion  soll  in  frappanter  Weise  (!)  nach  der  ersten  Ausspritzung 
mit  dieser  Emulsion  aufgehört  haben. 

Kretschmann  (8)  teilt  eine  Methode  zur  Eröffnung  des  Antrums 
mit^  welche  nach  Vorgang  der  Lucschen  den  Zugang  durch  einen  von  der 
Mittellinie  parallel  dem  Zahnfleischsaume  des  Oberkiefers  bis  zum  2.  Molaris 
geführten  Schnitt  nimmt,  von  dem  aus  die  Vorderfläche  des  Oberkiefers  und 
über  die  Apertnra  pyriformis  fort  auch  die  mediale  Wand  und  der  Nasen- 
boden freigelegt  wird  durch  Abhebelung  der  Weichteile  und  der  Schleimhaut. 
SUtt  nnn  die  Umwandung  der  Apertura,  wie  es  Friedrich  tat,  fortzu- 
nehmen, wird  ein  Pfeiler  hier  erhalten  und  nach  aussen  davon  die  Wand 
des  Oberkiefers  in  grosser  Ausdehnung  mit  Meissel  und  Hammer  fortge- 
nommen, und  von  dieser  Öffnung  aus  die  Antrumschleimhaut ,  soweit  sie 
dem  unteren  Nasengang  entspricht  und  das  Knochenblatt  nahe  seiner  vorderen 
Insertion  durchtrennt  und  mit  der  Knochenzange  bis  zur  hinteren  Begren- 
zangslinie  entfernt.  Von  der  Nase  drückt  ein  Tampon  die  Nasenschleimhaut 
in  im  Antrumdefekt  hinein  und  füllt  das  ganze  Antrum  aus. 

Der  Druck  der  Gaze  (Vioformgaze)  bringt  die  selbst  sehr  geschwollene 
Antrumschleimhaut,  die  im  übrigen  erhalten  und  nicht  entfernt  wird,  so  zur 
fiückbildung,  dass  eine  Entfernung  sich  erübrigt. 

Bei  sehr  veränderter  Antrumschleimhaut  bleibt  die  Wunde  nach  dem 
Mmide  zu  offen.    Unter  Spülungen  tritt  aber  rasche  Heilung  ein. 

Die  grundsätzliche  Erhaltung  der  Antrumschleimhaut  und  die  Anlegung 
einer  sehr  breiten  Kommunikation  nach  der  Nase  sind  wohl  der  Hauptwert 
und  die  wesentlichsten  Momente  der  Operation. 


% 


) 


.   { 


448  Jahresbericht  fOr  Gbirargie.    11.  Teil. 

Strubel!  (13)  stellt  in  der  Behandlang  der  Kieferhöhlenempyeme,  die 
er  in  leichtere  und  schwerere  Fälle  teilt,  fest,  dass  der  Patient  nur  solange 
zu  spülen  ist,  als  er  es  sich  gefallen  lässt,  und  dass  jede  radikale  Methode 
zu  verwerfen  ist,  bei  der  eine  dauernde  Kommunikation  zwischen  Kieferhöhle 
und  Mundhöhle  bestehen  bleibt  Gesunde  Zähne  sollen  nicht  extrahiert  werden 
zur  Beseitigung  des  Empyems.  Die  eingreifenden  Operationen  von  Jansen 
und  Bönninghaus  bekämpft  er  und  bevorzugt  die  vonHäjek  modifizierte 
Luc-Caldw eil  sehe  Operation.  Bei  akuten  Fällen  ist  zunächst  ein  Versuch 
mit  Probeausspülungen  zu  machen,  nach  4 — 6  Wochen  die  Operation  nach 
Cooper  oder  Krause-Mikulicz  zu  machen,  und  erst  nach  Jahren,  wenn 
alles  fehlgeschlagen,  die  Badikalmethode  nach  Luc  und  Caldwell  in  der 
Modifikation  nach  Hajek. 

Friedrich  (4)  empfiehlt  zur  Behandlung  der  Kieferhöhleneitemng  einen 
kleinen  Flügelschnitt  am  Nasenwinkel  mit  Abklappen  des  Nasenflügels.  Re- 
sektion eines  Teiles  der  fazialen  und  eines  grösseren  Teiles  der  nasalen  Wand, 
dadurch  gewinnt  man  einen  Überblick  über  den  ganzen  Hohlraum,  erhält  die 
Möglichkeit  zu  bequemer  Ausräumung  und  vermeidet  operative  Komplikationen 
mit  der  Mundhöhle.  Die  Operation  ist  ganz  besonders  dort  am  Platze,  wo 
das  Leiden  sehr  hartnäckig  und  eine  dauernde  Fistel  zwischen  Kieferhöhle 
und  Mund  zurückgeblieben  ist. 

Cordes  (3)  tritt  für  die  ursprünglich  Krause  sehe  Methode  der  Be- 
handlung der  Kieferhöhle  ein,  welche  mit  der  Öffnung  dieser  Höhle  von  dem 
unteren  Nasengange  aus  eine  Trockenbehandlung  der  Höhle  verbindet.  Er 
bekämpft  die  verschiedenen  gegen  die  Methode  erhobenen  Einwände.  £r 
wählt  einen  ziemlich  grossen  Troikart,  mit  dem  er  unter  Kokain-Anästhesie 
in  der  Mitte  der  unteren  Muschel  die  nasale  Wand  der  Kieferhöhle  durch- 
stösst.  Die  Höhle  wird  ausgespült  und  die  Spülung  durch  Lufteinblasung 
mit  Hartmannschem  Clysopompe  unterbrochen,  dann  wird  durch  die  geöff- 
neten Kanäle  Jodoform  mit  dem  Pulverbläser  eingeblasen. 

Die  Patienten  werden  täglich  8—10  Tage  lang  behandelt.  Bei  schwereren 
Fällen  mit  polypöser  Degeneration  der  Schleimhaut  wurden  auch  Alkoholein- 
blasungen vorgenommen,  bei  Idiosynkrasie  gegen  Jodoform  Heroform  oder  Vio- 
form  verwandt.     Patient  hat  sein  Verfahren  bei  39  Patienten  benützt,   bei 
denen  viermal  das  Leiden  doppelseitig   war.     Nur  32  Fälle  können  für  die 
Statistik  verwertet  werden,  bei  denen  36  mal  die  Höhle  erkrankt  war.    Davon 
wurden  30  geheilt.     Ungeheilt  blieben  nach  3 — 9  monatlicher  Behandlung  6. 
Die  Höhle  pflegt  in  der  Regel  trocken  zu  werden  in  der  6. — 8.  Woche.    Er 
stellt  seinen  Erfolgen  die  anderer  Operateure  gegenüber  wie  Killian,Chiari,. 
Rethi,    Hartmann,    Grünwald,    und   kommt  angesichts  seiner  83,3^0 
Heilung  zu  dem  Schluss,  dass  von  den  ohne  Narkose  und  ohne  Berufsstörufigen 
ausführbaren  Methoden  zur  Behandlung  der  chronischen  Kieferhöhleneiterungen 
die  Krausesche  die   erfolgreichste,   für  den  Arzt  und  auch   den  Patienten 
bequemste  ist. 

Bei  der  Eröflfnung  der  Kieferhöhle  durch  die  Kü  st  ersehe  Operation 
wurde  die  Behandlung  ebenfalls  von  dem  unteren  Nasengange  aus  durchgeführt. 
Er  ist  damit  in  zwei  Fällen,  wo  er  dasselbe  von  vorneherein  anwendete,  in 
3—6  Wochen  zu  einem  dauernden  Erfolge  gekommen. 

Onodi  (12)  gibt  vor  allem  eine  genaue  Beschreibung  der  topographi- 
schen Verhältnisse  der  Highmorschen  Höhle;  die  untere  Wand  ist  oberhalb 
der  Zahnzelle  des  H.  Backen-,  sowie  des  I.  und  U.  Mahlzahnes  am  dünnsten, 


(..;<   ' 


mmi.: 


Partsch,  Verletzangen  and  chirurg.  Krankheiten  des  GresichU  etc.  449 

ihr  tiefster  Punkt  liegt  über  der  Wurzelzelle  des  I.  Mahlzahnes.  Anatomisch 
vire  somit  die  Eröffnung  nach  Cooper  auf  dem  Wege  des  Zahnzellenfort- 
satzes am  zweckmässigsten  an  Stelle  des  IL  Backen-  oder  I.  Mahlzahnes  aus- 
zuführen; der  II.  Mahlzahn  bietet  ob  seiner  rückwärtigen  Lage  schon  manche 
Schwierigkeiten. 

Was  die  Methode  der  Eröffnung  anbelangt,   so  ist  dieselbe  mit  Hand- 
Bohrern  (Hartmann,   Scholtz,  Walb,   Siebenmann,  Hajek),  Hand- 
Trepanen  (Chiari,  Thornwaldt,  Scheinmann)  oder  elektrischen  Bohrern 
ausführbar.    Beim  Bohren  halte  man  sich  nach  oben  und  etwas  nach  innen; 
dringt  man  nach  oben  aussen  vor,  so  gelangt  man  in  die  Fossa  canina.    Der 
hergestellte  Kanal  sei  zumindest  3 — 5  mm  weit.    Die  eröffnete  Highmorsche 
Höhle   wird   mit  lauwarmer  physiologischer   Kochsalzlösung   oder   schwacher 
Borlösnng  ausgespült,   eine  Woche  hindurch  mit  Dermatol-  oder  Xeroform- 
Gaze  drainiert,  dann  mit  einer  Kautschuk-  oder  Gold-Prothese  verschlossen. 
Wird  das  Sekret  schleimig,  so  kann  Chlorzink-  oder  Lapislösung  zur  Ein- 
spritzung verwendet  werden,   andere  (Chiari)   blasen  trockene  Pulver  (Jodol, 
Dermatol  etc.)  ein.    Mit  Abnahme  der  Sekretion  wird  auch   der  Propf  der 
Prothese  verkleinert. 

Die  Heilnngsdauer  beträgt  Monate  bis  Jahre.         Gergö  (Budapest). 
Canfield    (1)    bespricht   die  Kombination  der  Eiterungen  der  Kiefer- 
höhle mit  der  der  Nebenhöhlen.    In  seinem  Material  ist  nur  in  40  ^/o  der 
Fälle  der    Kiefer  allein   ergriffen ,    in   60  ^/o   eine    Eiterung  im    Sieb-   und 
Keilbein   vorhanden.    Dabei    sind   immer  Störungen    des  Allgemeinbefindens 
mit  verbunden.     Verf.  tadelt,  dass  man  im  allgemeinen  zu  stark  bei  der  Be« 
handlang  der  Höhlen  schematisiere,  entweder  zu  konservativ  oder  zu  radikal 
verfahre.     Die  erste  Bedingung  für  eine  erfolgreiche  Behandlung  ist  die  Be- 
seitigung der  Ursache,  die   bei  den  Kieferhöhleneiterungen  entweder  in  Er- 
krankungen der  Nasenhöhle   oder   in  kariösen  Zähnen  ihren  Grund   haben. 
Lues,  Tuberkulose  und  Geschwulstbildungen  seien  nur  Ausnahmen.    Bei  dem 
dentalen  Empyem  empfiehlt   er  zunächst    nicht  nur  den   erkrankten   Zahn, 
sondern  auch  den  kariösen  Knochen   der  Nachbarschaft  zu  entfernen.     Mit 
Recht  hält  er  die  Eröffnung  von  Alveolen  und  die  Behandlung  von  dort  aus 
für  einen  Zeitverlust.     Gefahr  der  Infektion  der  Kieferhöhle   vom  Munde 
her  ist  zu  gross,   und  die  Öffnung  dauernd  offen  zu  halten  und  täglich  die 
Höhle  auszuspülen,  ist  nicht  nur  umständlich,   sondern  die  dauernde  Heilung 
zweifelhaft.     Die  Statistiken  ergeben  zur  Genüge  die  Unzulänglichkeit  dieser 
Behandlungsmethode.  Er  zieht  die  Behandlung  von  der  Nase  aus  vor,  zumal 
dabei  gleichzeitig  die  Behandlung  der  hier  gelegenen  Affektion   mit  erfolgen 
kann.    Sorgfaltige  Nasenuntersuchung  zeigt,  dass  in  den  meisten  Fällen  Hyper- 
trophie, polypöse  Wucherungen  vorhanden  sind,   deren  Beseitigung  erst  eine 
ToUe  Heilung  sichert.    Sie  sind  es,  welche  durch  Prädisposition  zu  Influenza, 
Diphtherie,    wiederholten  Erkältungen    zur  Veranlassung   des  Empyems   bei- 
tragen.   Gerade   die   hypertrpphischen  Schwellungen   sind   für   die  Ätiologie 
besonders  wichtig.    Sie  geben  sowohl  Veranlassung  zu  Eiterverhaltung  und 
damit  zur  Infektion  der  Kieferhöhle,  als  auch  zur  Verhaltung  des  in  ihr  be- 
findlichen Sekrets.     Sie  beeinträchtigen  die  freie  nasale  Atmung,  die  für  die 
Gesundung    der   Schleimhaut   die  wichtigste  Vorbedingung  ist.     Sie  muss  in 
erster  Linie  hergestellt  werden,  wenn  Genesung  eintreten  soll.     Der  Zugang 
lur  Kieferhöhle  vom  mittleren  und  unteren  Nasengang  ist  meistenteils  nur 
durch  Entfernung  eines  Teils  der  Muschel  zu  ermöglichen.   Der  Zugang  muss 

Jahresberiebt  für  Cbirargie  1905.  29 


^0  J*hreBbericht  fflr  Chinirgi«.    II.  Teil. 

'/s — '/*  Zoll  gewählt  werden,  um  sicher  zu  sein,  dass  die  Kieferhöhle  dauernd 
offen  bleibt.  Man  kann  von  ihm  aus  die  Kieferhöhle  direkt  ausblasen.  Wird 
sie  aasgewaschen,  kann  man  sie  mit  heisser  Luft  nachtrocknen.  Er  will  die 
Heisslafteinblasungen  an  Stelle  der  Innenauaspülungen  setzen  und  dieses  viel- 
mehr nur  zur  Probe  verwendet  sehen,  für  den  eventuellen  Nachweis  etwa 
vorhandenen  eingedickten  Schleims.  Verf.  geht  dann  weiter  auf  die  Behand- 
lung der  Sieb-  und  Keilbeinentzündungen  über.  Sie  müssen  erst  in  ihrer 
Ausdehnung  vorher  genügend  bekannt  sein,  ehe  man  an  ihre  Behandlung 
herantreten  kann.  Er  empfiehlt  daher  die  Luc-Caldwellsche  Behandlungs- 
methode, mit  der  vollständigen  Entfernung  der  inneren  Schleimhaut.  Eine 
sorgfältige  Nachbehandlung  ist  aber  auch  dann  noch  am  Platze. 

Brownkelly  (7)  bespricht  die  Methode  der  Durchleuchtung  der  Kiefer- 
höhle, wie  sie  zuerst  von  Czermak  im  Jahre  1878  empfohlen  worden  war, 
und  von  Voltolini  aufgenommen  und  verbessert  worden  war.  Hering 
hatte  gefunden,  dass  beim  gesunden  Antrum  das  Licht  einen  Teil  der  Wan^e 
und  das  untere  Auge  rot  erscheinen  lässt,  während  beim  Empyem  diese  (.ie- 
genden  dunkel  zu  bleiben  pflegen.  Vohsen  macht  dann  auf  die  Durchleacb- 
tung  der  Pupille  aufmerksam,  Kelly  selbst,  dass  bei  gesundem  Antrum  der 
Patient  bei  geschlossenem  Auge  einen  roten  Schein  bemerkt,  der  bei  erkranktem 
Autrum  fehlt.  Bei  der  Durchleuchtung  sind  diese  drei  Zeichen,  der  rote 
Antrumfleck,  die  leuchtende  Pupille  und  die  subjektive  Lichterapfindung,  von 
Bedeutung.  Kelly  benutzt  zur  Durchleuchtung  eine  Lampe  mit  angebogenem 
Handgriff,  über  welche  verschiedene  Schlussstücke  geschoben  werden  können, 
von  denen  das  eine  die  Zunge  schützt,  die  anderen  die  Durchleuchtung  der 
Stirnhöhle,  das  dritte  die  retromaxilläre  Durchleutung  ermöglicht.  Die  Durch- 
leuchtung muss  in  einem  vollständig  dunklen  Räume  vorgenommen  werden. 
Prothesen  sind  selbstverständlich  vorher  zu  entfernen.  Die  Lampe  soll  auf 
die  Mitte  der  Zunge  in  genügender  Entfernung  vom  Gaumen  gebracht  werden. 
Der  Strom  soll  allmählich  eingeleitet  werden,  feine  Differenzen  sind  nur  bei 
mittlerer  Lichtstärke  zu  beobachten.  Ausser  der  diffusen  Rötung  der  vor- 
deren Partie  des  Gesichtes  beobachtet  man  bei  der  Durchleuchtung  in  vielen 
Fällen  einen  halbmondförmigen  Fleck  am  u  nteren  Rande  der  knöchernen 
Orbita.  Ausser  diesen  ist  aber  der  infraorbitale  Fleck  vorhanden,  er  er- 
scheint meist  erst,  wenn  man  nach  Auftreten  des  halbmondförmigen  Fleckes 
den  Strom  noch  steigert.  Es  fliessen  dann  auch  meistens  beide  zusammen, 
ausser  diesen  beiden  beobachtet  man  noch  einen  Lichtfleck  am  inneren  Drittel 
des  Auges.  Er  scheint  dem  oberen  und  vorderen  Winkel  des  Antrums  zu 
entsprechen:  vielleicht  aber  auch  dem  Tränensack,  weshalb  wohl  auch  die 
Bezeichnung  lakrimaler  Fleck  am  Platze  ist;  er  kann  auch  noch  deutlich 
leuchtend  erscheinen,  wenn  auch  die  Kieferhöhle  voll  ist.  Der  nasale  Fleck 
entspricht  dem  Nasenbein.  Das  helle  Licht  innerhalb  der  Nase  wird  durch 
Erkrankungen  des  Antrums  nicht  verändert.  Die  Pupille  pä^  bei  der 
Durchleuchtung  erweitert  zu  sein.  Man  siebt,  ihr  Licht  fällt  am  besten, 
wenn  man  den  Patienten  auffordert,  nach  oben  zu  sehen.  Die  subjektive 
Lichtempfindung  ist  bei  geschlossenen  Augen  und  bei  rascher  Unterbrechung 
des  Stromes  festzustellen.  Sie  bleibt  aber  immer  etwas  Unsicheres,  bei  Kindern 
unter  10  Jahren  hält  sich  bei  wachsendem  Strom  der  lakrimale  Fleck  auf, 
dann  die  Wange  zu  gleicher  Zeit  mit  den  Pupillen,  der  halbmondförmige 
Fleck  ist  meist  nicht  sehr  ausgesprochen,  sondern  fliesst  mit  dem  Wangen- 
äeck  zusammen.    Bei  Kindern  von  10 — 15  Jahren  sind  die  lakrimalen  Flecke 


Partach,  Yerletzungen  and  chirurg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  451 

and  Pupillen  in  der  Regel  hell,  manchmal  wird  direkt  eine  Verbreiterung  der 
Helligkeit  bis  in  die  innere  Hälfte  des  Auges  wahrgenommen;  bei  jungen  Er- 
wachsenen  ist  gewöhnlich  der  halbmondförmige  Fleck  ausgesprochen,   auch 
tritt   die  asymmetrische  Gestalt  des  Antrums  deutlich  hervor.    Die  Durch- 
leuchtnng  gelingt   am  besten  bei   mageren  Personen   mit   dünnen  Knochen, 
deren  Gaumen  nicht  zu  hoch  gewölbt   ist   und  deren  Nasenhöhlen  frei  imd 
geräumig  sind.    Veränderungen  der  Augenmedien   haben   natürlich  Einfluss 
auf  die  durchleuchtete  Pupille,   von  intranasalen  AJTektionen  können  Zysten 
mit  klarem  Inhalt  und  yerdünnten  Wänden  die  Helligkeit  steigern,  während 
Eiter,  Schleim  und  Blut  entzündliche  Verdickung  der  Schleimhäute  und  Ge- 
schwülste die  Verdunkelung  beeinträchtigen.    Bei  100  Personen,  deren  Kiefer- 
höhlen wahrscheinlich  normal  waren  und  bei  denen  der  harte  Gaumen  nicht 
migebührlich   gewölbt  war,  fehlten   auf  beiden  Seiten  der  halbmondförmige 
Fleck  13  mal,   die  Durchleuchtung  der  Pupille  23  mal,   die  subjektive  Licht- 
empfindung 10  mal,   während  auf  beiden  Seiten  gleich  62  mal  der  halbmond- 
förmige Fleck,   63  mal  die  Pupillendurchleuchtung  und  60  mal  die  subjektive 
Licht empfindung  auftrat.    Von  100  Antrumerkrankungen  waren  in  77  Fällen 
der  halbmondförmige  Fleck  und  die  beiden  Augenerscheinungen   auf  der  ge- 
sunden Seite  vorhanden,  auf  der  erkrankten  nicht.     Die  Durchleuchtung  ist 
deshalb  nicht  ein  absolut  untrligerisches  Zeichen. 

Mi  eck  (11)  beschreibt  ein  totes  Osteom  der  Kieferhöhle.  Der  36  jährige 
Patient  hat  ohne  Veranlassung  im  14.  Lebensjahre  eine  leichte  Vorwölbung 
der  rechten  Backe  bemerkt,  ohne  alle  Beschwerden.  Nachdem  die  Geschwulst 
von  Jahr  zu  Jahr  gewachsen  war,  trat  im  Frühjahr  1902  Eiterung  am  rechten 
Oberkiefer  auf,  die  durch  Entfernung  zweier  Backzähne  zum  Stillstand  kam. 
Trotzdem  trat  später  wieder  Eiterung  aus  der  Gegend  des  Eckzahnes  auf, 
die  selbst  nach  Anwendung  des  Prämolaren  sich  nicht  stillen  liess.  Deshalb 
inirde  zur  Operation  geschritten.  Die  rechte  Oberkiefergegend  zeigte  keinerlei 
entzündliche  Veränderungen,  ist  geschwollen  und  knochenhart  anzufühlen. 
Die  durch  eine  kleine  Fistel  neben  dem  Eckzahn  eingeführte  Sonde  stösst 
auf  rauhen  Knochen.  Die  Schleimhaut  wird  am  Zahnfortsatz  gespalten,  die 
Oberkieferhöhle  geöffnet.  Dabei  stösst  man  auf  einen  abgestorbenen  Knochen, 
der  wie  die  Nuss  in  einer  Schale  liegt,  walnussgross,  auffallend  schwer  und 
stark  angenagt  ist.  Die  zurückgebliebene  Höhle  wird  tamponiert.  Der 
Tumor  bestand  aus  losgelöster  Knochensubstanz,  mit  sehr  feinen  engen  Ka- 
nälchen. 

Erkrankungen  der  Riefer  und  Zähne. 

1.  *Abbe,    Sarcoma  of  the  upper  jaw.    Anu.  of  sarg.  1905.  Oct.  p.  607. 

2.  ^Aleasandri,  GperaÜY-aatopIastiaches  Verfahren  bei  narbiger  Kieferklemme.  Zeitschr. 
f.  Chir.  Nr.  79. 

3.  ^Arbadic,   2  caa  d'öpolis  volumineuses.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  7.  p.  620. 

4.  *Balace8cn,  Resektion  der  Unierkieferkörpers ,  Amputation  der  Zange  and  Exstir- 
pation  des  Zangenbodens  mit  Evidement  der  Ganglien  wegen  Epitheliom  der  Zunge 
und  des  Zangenbodens.    Reyiata  de  chir.  Nr.  5.  p.  229.  (Rumttniscb.) 

5.  Barrie,    Dentigerons  cyst  of  the  lower  jaw.    Ann.  of.  sarg.  1905.  Sept. 

6.  Berger,  Hypertrophie  des  gencives.  Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris  1905. 
Nr.  10. 

7.  Chattot,    Alterations  dentaires  attribu^s  a  la  syph.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  40. 

8.  ^Chompret,  Projet  d'un  Service  central  de  proth^se.    Arch.  g^n.  de  mäd.  1905.  Nr.  13. 

9.  Chadowsky,  M.,  Über  den  Dens  aberrans  in  der  Chirurgie.  Orvosi  Hetilap  1905. 
Nr.  10.  (Ungarisch.) 

29* 


•     .:» 


l  ,. 


452  Jahresbericht  für  Ghinu-gie.    IL  Teil. 

10.  Dodd,   An  obscnre  case  of  alveolar  abaoesa.    Brit.  med.  Jonm.  1905.  Sept.  9.  p.  575. 

11.  Falcone,  R.,   Oontribato  alla  enra  del  eerramento  cieafcriziale  delle  mascelle.    La 
Riforma  med.  1905.  Agoato. 

12.  Faure,    Technique  de  rezstirpation  des  tameurs  malignes  da  maxillaire   superieur. 
Presse  möd.  190S.  Nr.  98. 

13.  Gerber,  Rhinoskopie,  Diagnose  und  Behandlung  der  Eieferzysten.    Archiv  f.  Laryng. 
Bd.  16.  H.  8. 

14.  *Grenier  de  Cardenal,  Chnte  spontan^  des  dents   et  n6crose   des  maxillaires. 
Joum.  de  ro^d.  de  Bord.  1905.  Nr.  26.  p.  470.  Nr.  27.  p.  489. 

15.  LenormautetLec^ne,   Sarcome   osteoide  du  maxillaire  inf^rieur.    Ball,  et  m^m. 
de  la  soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  2.  p.  154. 

16.  Mahä,    Extractions  dentaires  compliqu^s  etc.    Presse  möd.  1905.  Nr.  8. 

j  17.  Martin,   De  la  proth^se  aprto  rösection  du  maxillaire  införieur.    Rev.  de  cbir.  1905. 

.•  Nr.  6.  p.  790. 

^  18.  Matas,    An  adjustable  metallique  interdental  Splint  for  the  treatment  of  fractore  of 

'-^  the  lower  jaw.    Ann.  of  sarg.  1905.  Jan. 

19.  *Morestin,   2  cas  de  fractures  de  maxillaire  sup.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  9. 

20.  Pate  1,   Hypertrophie  diffuse  des  os  de  la  face.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  38.  p.  449. 

21.  Perthes,    über  odontogene  Eiefertumoren.     Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  15. 

22.  *Preiswerk-Ghampret,   Atlas  manuel  des  maladies  des  dents  et  de   la   bouche. 
Lyon  m6d.  1905.  Nr.  2.  p.  70. 

i  23.  *Reclus,  Les  fistules  d*origine  dentaire.    Graz,  des  Hdp.  1905.  p.  1119. 

'i  24.  *Ries,    Ankylosis  of  the  jaw.    Ann.  of  surg.  1905.  July.  p.  184. 

25.  Russ,    A  new  interdental  splint  for  fractures  of  the  lower  jaw.    Ann,  of  sarg.  1905. 
'  Nr.  2. 

26.  *S^bileau,   Fractures  du  maxillaire  sup^rieur  etc.  BulL  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir. 
de  Paris  1905.  Nr.  8.  p.  238. 

27.  *Senn,    Dentigerous  tumor  of  superior  maxilla.  Ann.  of  sarg.  1905.  Nr.  2.  p.  310.   Aag. 
28-   Speiser,    Zelluloid  als  SchienuDgsmaterial  bei   ünterkieferbrflehen.     Deutache  med. 

Wochenschr.  Nr.  49. 

'  29.   Te liier,   Des  kystes  des   m&choires  d*origine  dentaires.    Lyon   m4d.  1905.   Nr.  29. 

i  p.  95. 

I  30.   Tixier,  Sur  cinq  cas  d'h^mirösection  da  maxillaire  inf^rieur  avec  prothtee  tmm^iate 

du  docteur  Martin.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  34. 
81.   *V alias,  R^ection  totale  du  maxillaire  inf^rienr.    Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  5.  p.  664. 

i  32.   Vi  seh  er,    Ober  Osteome  der   Orbita    und   des   Oberkiefers.     Deutsche  Zeitschr.  1 

f.  Chir.  77.  Bd. 
33.   Witzel,  Karl,   Chirurgie  und  Prothetik  bei  Kiefererkrankungen.    Berlinische  Verlags- 
anstalt. Berlin  1905. 

:  Speiser  (28)  empfiehlt  zur  Fixation  der  Unterkieferbrüche  das  Zelkloid 

.     als  Schienenmaterial.     Eine  Zeliuloidplatte  lässt  sich  in  kochendem  Wasser 

';  in  jede  beliebige  Form  biegen,   erhärtet  aber  dann  in  dieser.     Es  wird  nun 

eine  solche  Platte  über  die  Zahnreihe  kappenförmig  übergelegt  und  durch 
DrahtschÜDgen  befestigt,  die  unter  einer  anderen  durchgeführt  sind,  welche 
die  der  Fraktur  zunächst  liegenden  Zähne  zusammenhält.  Die  Durchsichtig- 
keit des  Zelluloids  gestattet  eine  gute  Übersicht  über  das  Wundgebiet.  Der 
Verf.  rühmt  ganz  besonders  die  gute  Beseitigung  der  aufwärtegerichteten 
Dislokation. 

Matas  (18)  betont  ganz  besonders  für  die  Behandlung  der  Dnterkiefer- 
brüche,  dass  es  das  Bestreben  der  Chirurgen  sein  müsse,  die  Bedingungen 
für  eine  Knochenvereinigung  mit  der  geringsten  Beeinträchtigung  der  Funktion 
zu  erfüllen.  Gerade  am  Unterkiefer  hat  die  Feststellung  schwere  Nachteile, 
sowohl  durch  Störung  der  Sprache  und  der  Nahrungsaufnahme,  als  ganz  be- 
sonders durch  die  verhängnisvollen  Folgen  der  oralen  Sepsis.  Aber  die  tech- 
nischen Schwierigkeiten  bei  der  Fixierung  der  gebrochenen  Fragmente  sind 
meistens  sehr  gross,   erfordern  viel  Scharfsinn,   wie  er  von  jeher  gerade  auf 


Partach,  Yerleizangen  und  chimrff.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  453 

diese  Brndie  yerwendet  worden  ist.    Verf.  hat  nach  dem  Index-Katalog  über 
75  verschiedene  Verbände  und  Behandlungsmethoden  dieser  Brüche  zasammen- 
stellen  können  und  dabei  ist  die  Liste  noch  nicht  vollständig.    Allerdings 
finden  eine  grossere  Anzahl  der  neueren  Methode  ihre  Vorläufer  in  früheren 
Publikationen,  sind  nur  vergessen  worden.     Aber  Berücksichtigung  muss  der 
Gesiditspunkt  finden,   dass  keine  Methode  für  alle  Fälle  brauchbar  ist  und 
dass  derjenige  das  beste  Resultat  erreichen  wird,  der  die  Mittel  je  nach  dem 
Fälle  wählt.     Die  Zusammenarbeit  des  Chirurgen  mit  dem  Dentisten  wird 
bich  empfehlen,    aber  nicht  immer  durchführbar  sein.    Bei   leichten  Fällen 
wird  auch  die  Mitarbeit  entbehrt  werden  können.    In  dem  Charity-Hospital 
in  }sew-Orleaxis  wurden  in  den  letzten  20  Monaten  25  Fälle  von  Unterkiefer- 
brach  bekandelt,    eine  grosse  Anzahl  der  Fälle  mit  Ruhestellung  mittelst 
eines  Kinnstückes.    Diese  Methode   hat  gute  Resultate  ergeben,   ist   überall 
durchführbar  in  den  Fällen,  in  welchen  die  Schleimhaut  und  die  Weichteile 
nicht  ^heblich  verletzt  sind  und  die  Neigung  zur  Verschiebung  nicht  sehr  be- 
deutend.    Die  Methode  hat  den  Vorteil,  dass  die  Patienten  nur  wenig  Be- 
lästigung erfahren  und  in  der  Öffnung  des  Mundes  nicht  sehr  behindert  sind, 
Todnrch  die  Reinigung  des  Mundes  erheblich  gefordert  wird.    Aber  anderer- 
seits kommen  auch  Fälle  von  einfachen  oder  mehrfachen  Brüchen  vor,    bei 
welchen  die  Verlagerung  eine  grössere  und  die  Richtigstellung  der  Fragmente 
sehr  erschwert  ist.     Gerade  diese  Fälle  haben  das  Hauptkontingent  zur  Er- 
findung der  mannigfachen  Schienen  und  Verbände  abgegeben.    Die  Methode 
nach  Angle,    durch  Klammem  die   Zähne  gegeneinander    zu   fixieren,  ist 
leider  in  den   Fällen  leiten  angebracht,    da  sie  meist  schwere  Brüche  be- 
treffen,   bei    denen    die   Zähne    schon   gelockert,    die  Weichteile    erheblich 
gelitten  haben.    Eis  treten  hier  die  Drahtschienen  und  die  Interdentalschienen 
aus  Metall,  Hartgummi  in  ihr  Recht.    Sie  verlangen  aber  die  Mitarbeit  einer 
zahntechnisch  geschulten  Hilfskraft,   die  nicht  immer  zu  erreichen  ist.     Die 
ganze  Zahl  der  Frakturen  des  aufsteigenden  Astes  des  Gelenk-  und  Kronen- 
fortsatzes, die  Splitterfrakturen  sind  diesen  Behandlungsmethoden  ebenfalls 
nicht  zugän^ich.    Für  die  vorhin  genannte  zweite  Gruppe  gibt  Verf.  eine 
anch  von  dem  Chirurgen  anwendbare  Schiene,  welche  in  Anlehnung  an  die 
Rateniksche,  aus  einer  Art  Klammer  besteht,   welche  den  ganzen  Kiefer- 
bogen festhielt  bis  zum  Kieferwinkel  und  ihn  fixiert  gegen  eine  äussere  Kinn- 
platte. Beide  Teile  sind  beweglich  und  lassen  sich  für  jeden  beliebigen  Kiefer 
Tenrenden.     Die  Schiene  besteht  aus  einem  hufartigen  Metallstück  mit  zwei 
übergreifenden  Rändern.    Sie  ist  aus  Zinn  gefertigt  und  in  der  Gegend  der 
fiicnspidaten  mit  zwei  tiefen  Einschnitten  versehen.     Sie  wird  in  drei   ver- 
schiedenen Grössen  vorrätig  verhalten,  kleine  für  Kinder,  mittlere  für  jugend- 
liche Männer  und  Frauen  und  grössere  für  Erwachsene.     Das  Kinnstück  ist 
ans  durchrochenem  Aluminium   der  Kontur  des  Unterkiefers  angepasst.    Es 
lässt  sich   nach  vorn  und  hinten  in  einem  Gleitgelenk  schieben  und  kann 
durch  einen   Schraubendruck  an   den  Unterteil    der   Klammer   festgemacht 
Verden.    Er  trägt  ein  Wattepolster  bedeckt  mit  einem  Gazelager,   das  mit 
Zinksalbe   bestrichen  ist.     Die  Klammer,   welche   das  Mund-  und  Kinnstück 
znaammenhält,  ist  aus  Stahl  und  besteht  aus  einem  oberen  und  unteren  Stück, 
die  in  erheblicher  Entfernung   vor  dem  Munde  durch  eine  Schraube  festge- 
stellt werden  können.    Das  obere  Stück  ist  so  gebogen,  dass  die  Kiefer  ge- 
schlossen werden  können.    Die  beiden  Arme   der  Klammer  sind  durch  eine 
Scbaube  festzulegen.    Die  Hauptaufgabe  dieser  Schiene  ist  die  gebrochenen 


l'A  Jfthresbericht  fQr  Chirargie.    II.  Teil. 

jtücke  so  zu  fixieren,  dass  der  Unterkiefer  als  Ganzes  trotzdem  bevregt 
Verden  kann.  Sie  ist  aber  anch  nnr  für  die  Bräche  des  Kieferbogena ,  na- 
aentlicli  bei  starker  Neigung  zu  Dislokation  nach  hinten.  Verschiedene  Ab- 
>ildungen  illustrieren  die  Anwendung  der  Schiene,  die  ausserdem  noch  durch 
Mitteilung  von  sechs  Fällen  erläutert  wird. 

ChudoTsky  (9)  rät  bei  langdauemden  Kieferfisteln,  besonders,  wenn 
olche  trotz  öfterer  Eingriffe  nicht  heilen,  zu  einer  gründlichen  rontgenolo- 
jiscben  Untersuchung.  Er  berichtet  über  zwei  diesbezügliche  Beobachtungen, 
vo  die  Fisteln  12,  resp.  20  Jahre  auf  die  verschiedenste  Weise  behandelt 
raren  nnd  er  in  einem  Falle  durch  eine  eingreifendere  Operation,  im  anderen 
'alle  durch  das  Böntgenbild  der  Ursache  beiehrt  warde.  Es  fand  sieb  in 
leiden  Füllen  ein  verirrter  Zahn  vor,  der  die  Eiterung  unterhielt. 

Gergö  (Budapest). 

Falcoue  (11)  berichtet  die  Krankengeschichte  eines  16jäbr.  Mädchens, 
las  mit  schwerer  narbiger  Kieferklemme  infolge  einer  Pockengeschwürsbildung 
Jten  Datums  behaftet  war  und  mit  bestem  unmittelbaren  und  Dauerresultat 
lach  dem  Meloplastikverfahren  von  Prof.  Alessandri  operiert  wurde. 

Verf.  nimmt  aus  diesem  Falle  Veranlassung  zur  summarischen  Dar- 
egung  aller  verschiedenen  für  die  Behandlung  der  narbigen  Kieferklemme 
lusgedachten  Operationsverfahren  unter  Hervorhebung  der  bezüglichen  Mängel 
ind  Vorzüge. 

Zuletzt  beschreibt  er  das  Verfahren  des  Prof.  Alessandri,  welches 
n  einem  rechteckigen  Hautlappen  mit  oberer  Basis  besteht,  der  aus  der 
eitJichen  Region  des  Halses  genommen  und  durch  eine  horizontale  dem 
Juterkiefer  entsprechend  angebrachte  Inzision  in  die  MondhÖhle  eingeführt 
ind  derartig  umgeklappt  wird,  dass  die  blutige  Fläche  der  genuinen  Schleim- 
laut  durch  ihn  ausgekleidet  wird.  In  zweiter  Etappe  wird  der  Stiel  durch- 
chnitten  und  die  Wange  vollständig  wieder  hergestellt,  indem  man  den 
interen  Rand  des  Lappens  fixiert.  —  Es  folgt  die  Aufführung  der  unzweifel- 
laften  Vorzüge  dieser  Methode  und  die  einige  Monate  nach  der  Operation 
.ufgenommene  Photographie  des  operierten  Mädchens  ist  der  Arbeit  beige- 
;eben.  R.  Giani. 

Gerber  (13)  hat  das  Verdienst,  die  Rhinologen  auf  die  Bedeutung 
ler  Zahnzysten  bestimmter  hingewiesen  zu  haben,  dadurch  dass  er  darauf 
aufmerksam  macht,  dass  viele  Zahnzysten  früher  oder  später  ihren  Weg 
lach  oben,  nach  dem  Nasenboden  nehmen.  Er  teilt  8  Fälle  mit,  in  denen 
ämtlich  der  Nasenboden  der  betreffenden  Seite  in  seinem  vordersten  Ab- 
cbnitt  vorgewölbt  und  der  vordere  Teil  der  unteren  Muschel  in  die  Höhe 
;edrängt  war.  Er  hält  diese  Vorwölbung ,  unter  normaler  ausgedehnter 
ider  verdünnter  Schleimhaut,  bei  Druck  meist  nachgebend  oder  fluktuierend, 
line  blaue  Farbe  annehmend  für  ein  charakterisches  rhinoskopisches  Symptom. 
ilanchmal  kann  dieses  Symptom  allein  vorhanden  sein. 

Für  die  Behandlung  dieser  Zysten  empfiehlt  Gerber  nicht  den  Lappen 
on  oben,  sondern  von  unten  zu  nehmen,  um  ihn  in  die  eröffnete  Höhle  ein- 
nschlagen.  Der  Lappen  soll  dann  leichter  fest  liegen.  Die  kleineren  Zysten 
rill  Gerber  von  der  Nase  aus  eröffnet  wissen. 

Dem  kann  Ref.  nach  seiner  Erfahrung  nicht  beistimmen.  Die  grössten 
>chwierigheiten  haben  ihm  bei  der  Behandlung  die  nach  der  Nase  zu  spontan 
terforierten  Zysten  gemacht 


Partsch,  Yerleizungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  455 

Teil i er  (29)  teilt  die  Kieferzysten,  ausgenommen  die  der  Kieferhöhle, 
ein:  1.  in  follikuläre  Zahnzysten,  in  deren  Wand  man  einen  Zahn  oder  ein 
Zahnrudiment  eingelassen  findet,  2.  in  paradentäre,  von  denen  2  Varietäten 
unterschieden  werden,  die  unilokulären  ohne  direkte  Beziehung  mit  den 
Zahnen,  und  die  Wurzelzysten  (periostiques,  radiculaires  oder  appendiculaires), 
die  mit  einer  Zahnwurzel  in  direkter  Beziehung  stehen.  Sie  folgen  meist 
einer  Erkrankung  oder  einem  Trauma  des  Zahnes,  3.  in  multilokulare 
Zvsten). 

Zur  Illustration  fügt  er  die  Geschichte  eines  Falles  bei  von  einer  follikulären 
Zahnzyste  bei  einer  35  jährigen  Frau,  die  schon  3  Kinder  geboren.  Sie  stellte 
sich  1904  mit  einem  angeblich  schon  3  Jahre  bestehenden  Tumor  der  rechten 
Gesichtsseite  vor,  der  sich  nach  der  Herausnahme  mehrerer  Zähne  ent- 
Trickelt  hatte. 

Es  liess  sich  am  Gebiss  nicht  feststellen,  ob  der  Weisheitszahn  vor- 
handen gewesen  oder  extrahiert  worden  war,  oder  ob  er  stets  ganz  gefehlt 
hatte. 

5  cm  lange  Inzision  am  Oberkieferrande  unter  lokaler  Anästhesie,  ent- 
leert gelblich  bräunliche,  käsige  Krümel  enthaltende  Flüssigkeit.  Der  ver- 
dünnte Knochen  lässt  den  Finger  leicht  eindringen.  Hinter  den  gekrümmten 
Wurzeln  des  2.  Mahlzahns  fühlt  der  Finger  eine  über  den  Boden  der  Höhle 
hervorragende,  nach  oben  sehende  Zahnkrone. 

Die  Zystenwand,  die  teilweise  an  dem  extrahierten  Zahne  hängt,  wird 
vollständig  ausgekratzt;  die  Höhle  kommuniziert  nicht  mit  dem  Antrum. 

Tamponade  der  Höhle  mit  Jodoformgaze.  Nach  3  Monaten  war  die 
Aasheilung  noch  nicht  vollendet.  Der  extrahierte  Zahn  hatte  Form  und 
Grosse  eines  3.  Molaren.  Die  Zystenwand  trägt  innen  ein  kubisches  Epithel, 
stellenweise  in  glattes  übergehend.  Das  Epithel  sitzt  auf  einem  Bindegewebs- 
lager  auf. 

Barrie  (5)  sah  bei  einem  21  jährigen  jungen  Mann  hinter  dem  hinteren 
nnteren  Eckzahn  eine  sich  seit  5  Jahren  entwickelnde  langsam  wachsende, 
seit  einem  Jahre  etwas  schneller  zunehmende  Geschwulst,  ohne  dass  sie  Be- 
schwerden verursachte.  Sie  hatte  allmählich  den  Eckzahn  beiseite  gedrängt, 
so  dass  er  horizontal  auf  dem  verbreiteten  Alveolarrande  lag.  Als  der  Patient 
in  Behandlung  trat,  lag  eine  gbichmässige  Schwellung  des  Unterkiefers  vor, 
die  sich  vom  vorderen  Rande  des  Masseter  bis  zum  linken  Kieferwinkel  er- 
streckte. Die  Haut  war  nicht  ergriffen,  nicht  entzündet.  Die  Unterlippe 
war  geschwollen  und  nach  auswärts  gerichtet.  Die  Zunge  zwischen  die  Lippen 
vorgeschoben.  Bei  dauernder  Speichelabsonderung  war  der  Mund  bis  auf 
Dar  3  cm  geöffnet  und  das  Kauen  wesentlich  beeinträchtigt.  Am  ganzen 
Alveolarrande  war  das  Zahnfleisch  entzündet.  Auf  der  Rückseite  des  Mittel- 
stückes fühlte  man  eine,  die  normale  Kontur  des  Knochens  vorwölbende,  in 
einer  geraden  Linie  von  Mahlzahn  zu  Mahlzahn  sich  ausdehnende  Yorwölbung, 
deren  Vorderfläche  eindrückbar  war.  Der  linke  Eckzahn  war  verloren  ge- 
gangen. Die  Sonde,  welche  an  der  Stelle  seines  Sitzes  eindrang,  liess  eine 
4  cm  nach  rechts  und  4 — 5  cm  nach  links  gehende  Höhle  nachweisen.  Linker- 
seits konnten  noch  einige  kleinere  Höhlen  gefunden  werden.  Die  Sonde 
ergab,  dass  auf  der  Yorderwand  der  Knochen  vollständig  fehlte.  Links 
seitlich  war  der  Knochen  entblösst  zu  fühlen.  Es  wurde  in  der  Mittellinie 
ein  Einschnitt  gemacht,  von  der  Grenze  der  Haut  und  Schleimbaut  des 
Lippenrandes  bis  zum  Zungenbein.    Periost  und  Knochen  an  der  Vorderseite 


G6  JahmUrickt  für  Chimrgi«.    11.  Tail. 

[es  Kiefers  fehlten  Tollständig.  Die  Inziaioii  vnrde  seitlich  verlängert, 
o  dtiBs  2  LappeD  entetanden,  nach  deren  Zurückschlagen,  nach  AblÖsang  der 
Jnaknlatur  auf  der  Hinterseite  der  Kiefer  am  2.  Uahlzahn  und  am  letzten 
Jahliahn  links  durchgesägt  wurde.  Durch  Verschluss  der  Schleimbant  war 
a  möglich,  die  Mundhöhle  wieder  berzustellen.  Über  die  restierenden  Zähne 
nirden  Goldkronen  gefertigt,  die  durch  Platindrabt  bogenförmig  miteinander 
erbunden  wurden.  Diese  Prothese  behinderte  die  Reinigung  des  Mundes 
liebt,  so  dass  die  Heilung  gut  von  statten  ging.  Eine  Hartgummiplatte 
mrde  an  diesem  Platindraht  befestigt  und  damit  eine  dauernde  Prothese 
lergestellt.  Auf  diese  einfache  Weise  konnten  kompliziertere  Schienen,  wie 
ie  fiir  die  Kontinnitatsresektion  angegeben  sind ,  entbehrt  werden.  Die 
Jntersucbnng  der  Geschwulst  ergab  eine  ausserordentliche  Verdnnniing  des 
Cnocbens,  der  an  einzelnen  Stellen  nur  in  Stücken  vorhanden  war.  Die  Wand 
ler  Zyste  war  aus  einem  zahlreiche  Gefasse  enthaltenden  Bindegewebe  her- 
;estellt  und  nach  innen  zu  von  einem  ziemlich  dicken  Lager  von  Epithel- 
eilen  nach  dem  Schmelztypus  ausgekleidet. 

Es  mnss  daher  die  Diagnose  auf  eine  gutartige  Zahnzyste  gestellt 
werden.  Die  Auskleidung  mit  Schmelzepithel  ist  jedenfalls  selten.  Dass  der 
i'all  einzig  dastehe,  kann  wohl  nicht  behauptet  werden.  Der  mediane  Sitz 
st  nicht  häufig;  unter  all  den  Fällen  von  Cystadenoma  und  Adamantinoma 
es  Kiefers  war  derselbe  nur  in  4  Fällen  zu  beobachten. 

Vischer  (32)  beschreibt  zunächst  2  Fälle  von  Osteomen  der  Augen- 
löhle,  von  denen  das  eine  bei  einem  23jährigen  Gärtner,  aus  der  linken 
)rbita  entfernt  wurde  und  bis  in  die  Tiefe  des  Foramen  opticam  reichte, 
las  andere  bei  einem  16jährigen  jungen  Menschen  beobachtet  wurde,  bei 
lem  die  Geschwulst  Störungen  der  Tränenableitung  hervorrief.  Die  Geschwulst 
ass  in  der  Nähe  des  Sinus  frontalis,  der  bei  ihrer  Ablösung  eröfifnet  wurde. 
Dbenso  wurde  die  Nasenhöhle  geöffnet.  Auch  dieser  Tumor  erwies  sich  als 
in  Elfenbeinosteom.  Im  Anscbluss  daran  werden  noch  drei  Osteome  des 
kiefers  mitgeteilt  und  deren  Beziehung  zur  Leontiasia  eingehender  be- 
prochen. 

Dr.  Senn  (17)  stellte  einen  9jährigen  Knaben  vor,  der  mit  5  Jahren 
inen  Schlag  gegen  den  rechten  Oberkiefer  erhalten  hatte,  dem  aber  un- 
littelbar  keine  ernsteren  Symptome  folgten.  Ein  Jahr  später  trat  eine  die 
'orderwand  der  Kieferhöhle  einnehmende  Schwellung  rechts  von  der  Nase 
,uf.  Bei  ihrem  Wachstum  behinderte  sie  die  Atmung  der  rechten  Seite.  Der 
kuocben  wurde  durch  eine  Inzision  vom  Augenhöhlenrand  bis  zum  Xaseu- 
lügel  blossgelegt  und  es  zeigte  sich,  dass  eine  Knochengeschwulst,  die  Eich 
a  die  Kieferhöhle  entwickelt  und  die  sie  fast  ganz  eingenommen  hatte, 
orlag.  Als  Ursache  der  Knochenwucberung  fanden  sich  2  unvollkommen 
ntwickelte  Zähne  vor.  Senn  schiebt  diesen  die  Veranlassung  für  die  Ent- 
tehung  dieser  Knochenhyperplasie  zu. 

Patel  und  Pellanda  (20)  legen  die  Präparate  einer  Leontiasis  ossea 
or,  die  sie  von  einem  an  einer  anderen  Krankheit  gestorbenen  Manne  ge< 
rönnen  hatten.  Die  Wucherung  sass  an  allen  Knochen  des  oberen  Gesichts- 
chädels.  Sie  ging  selbst  in  der  Stirngegend  gegen  die  Stirnhöhle  zd 
ber  dessen  Grenze  hinaus.  Die  Knochen  des  Schädels  selbst  sind  intakt, 
lit  Ausnahme  des  Wespenbeins.  Der  Gaumen  ist  ausserordentlich  stark 
erdickt,  elfenbeinartig.  Die  Nasenknochen,  besonders  der  linke,  bilden  einen 
tarken  Knochenvorsprtmg.     Ähnliche  solche  befanden  sich  über  den  Augen- 


Parts ch,  Verletziuigeii  and  chirnrg.  Erankbeiten  des  Gesichts  etc.  457 

branen.  Die  Keilbeiohöhlen  zeigen  eine  beträchtliche  Yerdicknng  ihrer  Wand 
nnd  in  das  Innere  springen  Knochenvorwölbungen  hinein.  Die  difiFose 
Wucherung  nmfasst  die  Oberkiefer  nach  allen  Richtungen.  Es  macht  den 
Eindruck,  als  ob  man  mit  multiplen  Osteomen  der  Gesichtshöhlen  zu  tun 
habe,  wobei  eine  Wucherung  und  Verdickung  der  Wände  zustande  gekommen 
ist.  Lues  war  nicht  vorhanden  gewesen.  Nach  den  vorliegenden  Erfahrungen 
scheint  die  Afifektion  immer  schon  im  Wachstumsalter  zu  beginnen. 

Lenormant  (15)  beobachtete  bei  einem  13  jährigen  Kinde  im  hinteren 
Abschnitt  des  horizontalen  Kieferastes    eine  spindelförmige,  hühnereigrosse 
Auftreibung,  die  gleichmässig  wuchs,  ohne  die  Haut  oder  Schleimhaut  zu  ver- 
ändern.    Die  Punktionsnadel  drang  durch  die  dünne  Knochenwand  in  die 
Tiefe    und   entleerte   nur  Blut.      Die   Schleimhaut   wurde   abgehoben,    das 
knöcherne  Lager   mit  der  Zange  abgeknifiFen,   der  elastische,    brüchige,   in 
einem  glatten  Lager  li^ende  Tumor  vorgehoben.    Die  profuse  Blutung  wird 
durch  Tamponade  mit  einer  mit  Antipyrinlösung  getränkten  Gaze  gestellt 
Der  Tumor  erwies  sich  als  ein  Osteoidsarkom.     Die  Höhle  füllte  sich  rasch 
nieder  mit  Tumormassen.     Röntgenstrahlen  hatten  keinen  Erfolg.    Da  der 
Tamor  rasch  wuchs,   wurde  die  zweite  Operation  vom  ersteren  gemacht  und 
zvar  eine  Kontinuitätsresektion  ausgeführt.    In  dem  entfernten  Stück  sass 
der  Tumor  in  der  Mitte,  zum  Teil  verkalkt.    Der  Tumor  erwies  sich  als  ein 
Osteoidsarkom.     Drüsen  waren  nicht  geschnitten. 

Sebileau  (16)  demonstriert  einen  Kranken  mit  Oberkieferbruch,  der 
bei  der  Aufnahme  schon  12  Tage  alt  war.  Durch  Überfahren  war  ihm  vom 
Rade  des  Wagens  die  rechte  Gesichtshälfte  zerrissen  worden.  Eine  ziemlich 
tiefe  Wunde,  leicht  entzündet,  war  in  der  Jochbeingegend  wahrnehmbar. 
Druckschmerz  und  Krepitation  konnten  in  der  Gegend  ausgelöst  werden. 
Der  harte  Gaumen  und  ein  Teil  des  weichen  waren  blutunterlaufen.  Der 
rechte  Alveolarfortsatz  war  gesenkt,  die  Zähne  so  abgewichen,  dass  sie  nicht 
mehr  mit  denen  des  Unterkiefers  artikulierten.  Der  harte  Gaumen  war  von 
hinten  nach  vom  in  der  Mittellinie  gespalten,  das  rechte  Bruchstück  ganz 
beweglich.  Die  Bruchlinie  trennte  den  Alveolarfortsatz  vom  Kieferkörper. 
Mit  einer  Alaminiumschiene  wurde  der  sich  senkende  Alveolarfortsatz  von 
Del  ins  in  seiner  Lage  erhalten.  Durch  eine  Schlinge  am  ersten  wird  der 
Kiefer  nach  oben  gezogen.  Zwei  Wochen  wurde  die  Schiene  belassen.  Die 
Heilung  trat  ohne  Störung  der  Besserung  ein.  Mich  au x  hält  den  Apparat 
für  zu  kompliziert ;  S  e  b  i  1  e  a  u  bestreitet  das  angesichts  der  doppelten  Funktion 
desselben. 

Faure  (12)  weist  darauf  hin,  dass  die  Oberkieferresektion ,  wie  sie  in 
den  Büchern  steht,  eigentlich  nur  an  der  Leiche  ausgeführt  werden  kann, 
wo  der  gesunde  Knochen  eine  Evulsion  gestattet.  Der  kranke  Oberkiefer  geht 
dabei  in  Stücke  und  nur  bruchstückweise  ist  der  Tumor  und  der  Kiefer 
Wausznbringen.  Dabei  opfert  man  viel  gesunde  Partien  des  Knochens, 
wenn  man  sie  so  typisch  vornimmt,  z.  B.  den  Boden  der  Orbita,  das  Gaumen- 
dach, die  Tuberositas.  Wenn  man  ihn  noch  temporär  entfernte,  wäre  es 
möglich;  man  hat  aber  gelernt,  sich  auf  andere  Weise  Zugang  zum  Meso- 
Pharynx  zu  schaffen.  Faure  zieht  vor,  die  Entfernung  des  Tumors  par 
morcellement  mit  der  Beisszange  zu  machen.  Er  benutzt  als  solche  ein 
Collinsches  Modell.  Die  Tracheotomie  führt  er  nur  (intercricothyreoid)  aus, 
wenn  Atembeschwerden  eintreten.  Er  operiert  in  Rose  scher  Lage.  Energi- 
sche Tamponade  ist  das  beste  Blutstillungsmittel.     Unterbindung  der  Carotis 


Jahreabflricht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

virkt  stark  blutspareod.  Man  kann  mit  der  Drösenezstirpation  di& 
ini^  verbinden.  Nur  wenn  der  Tnmor  den  Boden  ergriffen  hat, 
:h  der  Kieferhöhle  und  der  Orbita  fortgeschritten  ist,  kann  man  ihn 
nn  Mnnde  angehen;    die   Zähne  sind   vorher   zu   exstirpieren.      Bei 

Tamoren  muss  durch  eine  grosse  Inzision  der  Zugang  zum  Kiefer 
iffen   werden,   dass   man  bei   guter  Übersicht  alles   Kranke    beqnem 

findet.  Der  Schnitt  nach  N 61a ton  und  Listen  vom  äusseren 
tkel  znm  inneren  und  der  Nase  entlang  darch  die  Lippe  ist  der 
tin  horizontaler  Schenkel  kann  beliebig  nach  aussen  verlängert  werden, 
n  dann  vom  Alveolarrand  beginnend  durch  den  Gaumen  nach  der 
ite  des  Kiefers  aufsteigen.    Den  Orbitalboden  kann  man  oft  erhalten. 

die  Tuberositas  maxillaris,  für  die  Prothese  eine  gute  Stütze.  Man 
lererseits  auf  diesem  Wege  den  ganzen  Kiefer,  Jochbogen,  Siebbein 
en  und  in  der  Orbita  bis  zum  Schädel  dringen;  man  nimmt  dabei 
Kotwendige  fort. 

lier  (bO)  bespricht  fünf  Fälle  von  Unterkieferresektion ,  welche  er 
■uar  1905  ausgeführt  hat,  hinsichtlich  des  operativen  Resultates. 

54jähriger   Mann   mit   Drüsenrezidiv   eines    Lippenkarzinoms.      Am 

tfernung  der  ganzen  Kimihaut ,  der  unteren  Partie  der  Wange ,    der 

der   Submaxillaris.      Absetzung   des   Unterkiefers   im   aufsteigenden 

i  r  t  i  n  sehe   Immediatprothese,     Naht.     Drainage,     Wiederherstellufiir 

rlippe  nach  dem  Estländerschen  Verfahren.    Sehr  gntes  Resultat. 

Mai  1905. 

35jährige  Fran.     Wangenkarzinom  am  aufsteigenden  Ast,  ausgehend 

m   im  Kiefer   ausgehenden   retinierten  Weisheitszahn  (?).     Resektion 

rkiefers  mit  Entfernung  der  Drüsen.     Immediatprothese.     Entlassen 

itiver  Prothese  am  4.  Juni. 

66jährige  Frau  mit  Karzinom  der  Schleimhaut  des  Unterkiefers  auf 

und  Wange   übergehend.     Grosse  Drüsen.     Entfernung   der  Waiige 
Submaxillargegend.     Resektion  des  Unterkiefers.     Immediatprothese. 
ike  entfernt  sich  am  10.  Tage  die  Prothese  selbst. 
38jähriger  Mann  mit   rasch  wachsendem  Osteosarkom   ohne  Drüsen, 
ergreifen  auf  die  Haut.     Umfangreiche  Halbresektion.     Immediat- 

H  eilung. 
26 jähriges  Fräulein  mit  Riesenzellensarkom;  entzündete  Drüsen.  Halb- 
.     Erhalten   der  Lippe,   Immediatprothese.     Keine  Drainage, 
iit  und  Knochen  werden  zugleich  mit  den  Drüsen  fortgenommen. 
I  Martin  sehe  Immediatprothese  versieht  eine  Art  Drainage, 
müssen  die  Spülungen  sehr  sorgfaltig  gemacht  werden.     Narbige  Re- 

bleiben  aus.     Funktion  und  Form  des  Kiefers  ist  erhalten. 

Tumoren,  die  aus  dem  Kiefer  entstehen,  ist  die  Prothese  vortreff- 
solchen,  die  von  der  Schleimhaut  ausgehen,  soll  man  lieber  davon 
Ten.     Dem  stimmt  Gangolphe  bei. 

rthes  (21)  demonstriert  einen  Fall  von  FoHikuIarzyste  des  Unter- 
;i  einem  9jährigen  Mädchen,  bei  welchem  durch  die  Röntgenaufnahme 
1  am  Boden  der  Fistel  mit  ihr  fest  verwachsen  nachgewiesen  wurde. 
len  Fall  eines  multilokularen  Kystomes  bei  einer  43jährigen  Fran, 
sich  innerhalb  10  Jahren  der  Tumor  bis  zur  Manasfanstgrösse  ent- 
latte.  Das  Röntgenbild  zeigt  sehr  schön  die  grösseren  und  kleineren 
and  neben  demselben   im   aufsteigenden   Kieferast   bis  zum  Kronen- 


Partsch,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  des  Gesichts  etc.  45& 

fortsatz  hiBgedrängt  einen  Zahn.  Der  Tumor  wurde  mit  Erhaltung  einer 
Spange  des  Unterkiefers  operiert.  Die  ihn  zusammensetzende  epitheliale  Zell- 
sfrecke  zeigt  den  Bau  des  Schmelzorgans.  Endlich  wird  eine  Odontom  bei 
einem  11jährigen  Mädchen  vorgestellt,  das  zunächst  als  Zyste  angesprochen 
vurde,  aber  durch  das  Röntgenbild  als  Tumor  im  Knochen  mit  einem  Zahn 
darunter  erkannt  wurde.  Nach  Entfernung  der  Deckenknochenschale  Hess 
sich  Tumor  und  Zahn  aus  der  Höhlung  herausheben.  Der  grössere  Teil  be- 
stand aus  Dentin  und  Schmelz,  der  kleinere  weiche  aus  Epithelmassen  vom 
Bau  des  Schmelzorganes. 

Lawson  Dodd  (10)  beobachtete  bei  einer  42jährigen  Patientin,  die 
»^hon  längere  Zeit  an  einer  von  dem  rechten  unteren  ersten  Mahlzahn 
ausgehenden  Zahnfistel  litt,  nach  Ausschabung  der  Fistel  unter  Temperatur- 
sl^^igenmg  Belag  im  Halse,  ein  Erythem  am  Unterschenkel  und  Hitzeblattem 
am  Körper. 

Berg  er  (6)  demonstriert  ein  7  jähriges  Mädchen  mit  Hypertrophie  des 
Zahnfleisches  und  bittet  um  Vorschläge  zur  besten  Behandlung.  Fujet,  der 
die  Patientin  schon  vor  vier  Jahren  gesehen,  konstatiert  eine  enorme  Zu- 
nahme der  Affektion  und  meint,  dass  es  sich  um  eine  einfache  papillomatöse 
Epulis  handelte.  In  einem  früher  von  ihm  beobachteten  ähnlichen  Falle  hat 
er  mit  Meissel ,  Hammer  und  Schere  die  ganze  erkrankte  Partie  weg- 
genommen und  war  überrascht  über  die  rasche  Heilung.  Er  rät  auch  im 
vorgestellten  Falle  dazu.  Diesen  Erfolg  kann  Referent  aus  eigener  Praxis 
kstätigen. 

Chattot  (7)  stellte  eine  26jährige  Kranke,  die  nachweislich  Lues  durch- 
gf-macht  hat  vor  2 — 3  Jahren,  vor  wegen  gleichzeitig  bestehender  Verände- 
rungen an  den  Schneide-,  Eck-  und  Prämolarzähnen  ä  la  Hutchinson. 
Er  selbst  will  an  dem  Fall  beweisen ,  dass  die  kannelierten ,  graugestreiften 
Zalme  mit  den  bekannten  Schmelzhypoplasien  gar  nichts  mit  Lues  zu  tun 
haben,  sondern  auf  Ernährungsstörungen  irgendwelcher  Art  in  früher  Jugend 
beruhen.  Ihm  stimmen  Aubert,  Horand  bei,  wobei  allerdings  betont 
wird,  dass  Hutchinson  eine  besondere  Art  der  Veränderungen,  die  Aus- 
höhloDg  der  Kaukante  mit  hereditärer  Lues  in  Beziehung  bringt,  eine  Form, 
die  hier  nicht  vorliegt. 

Reclus'  (25)  Mitteilung  über  die  Zahnfisteln    ist  durch  zwei   in  ihrer 
Diagnose  recht  erhebliche  Schwierigkeiten  machende  und  dadurch  sehr  hart- 
näckige Fälle  veranlasst,  welche  durch  die  Erkenntnis  ihres  Ursprungs  einer 
sehr  raschen  Heilung  zugeführt  wurden.    Die  Zahnfisteln  haben  in  einer  These 
seines  Schülers  Pietkiewicz  besondere  Bearbeitung  erfahren.    Ihre  Patho- 
genese ist  leider  nicht   einwandfrei   dargestellt,   indem  zwischen  den  akuten 
and  chronischen  Erkrankungen  der  Zahnbeinhaut  nicht  unterschieden  worden 
ist,  sondern  immer  nur  von  dem  Eiter  gesprochen  wird,    der  bei   seinem 
Durchbrach  durch  den  Knochen  die  Fistel  erzeuge.    Dass  die  Fistel  das  End- 
produkt einer  granulierenden  Entzündung  ist,   wird   an   keiner  Stelle  ange- 
deutet.   Auch  das  Vorkommen  in  der  Parotideal-,   Temporal-  und  Okzipital- 
gegend,  über  und  unter  dem  Os  hyoides,   in   der  Oberschlüsselbeingrube,  an 
dem  Brustkorb  ist  in  unserer  heutigen  Zeit  kaum  mehr  anzutreffen.    Mir  ist 
in  sehr  ausgedehnter  Tätigkeit  in  16  Jahren  ein  einziger  Fall  begegnet,   bei 
dem  sich  eine  Phlegmone  des  Mundbodens,  die  noch  nicht  einmal  sicher  vom 
Zahnsystem  herkam,   bis  zur  Schlüsselbeingegend  sich  verbreitete.     Der  eine 
Ton  Reclus  mitgeteilte  Fall  einer  Fistel  an  der  rechten  Halsseite  am  Bande 


460  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

des  KopfBickers  von  den  Prämolaren  ausgebend,  der  von  einer  Examens- 
kommission als  branchiogen  angesehen  worden  war,  ist  deshalb  von  beson- 
derem Interesse. 

Der  Anschauung,  dass  am  Unterkiefer  die  gingivalen  Fisteln  die  Aus- 
nahme und  die  Wangenfisteln  die  Regel  sei,  muss  ich  ebenso  widersprechen, 
als  der,  dass  der  von  dem  Periodontium  gebildete  Eiter  den  Knochen  auf- 
zehre und  in  die  Haut  durchbreche.  Der  Durchbruch  wird  Ton  Granulationen 
bewirkt.  Der  von  Roux  de  Meximieux  mitgeteilte  Fall  von  mehrfachen 
Durchbriichen  ist  der  Aktinomykose  sehr  verdächtig.  Verdienstvoll  ist  es, 
dass  der  Verfasser  auf  die  Notwendigkeit  der  Kenntnis  dieser  vom  Zahn 
ausgehenden  Aifektionen  hingewiesen  hat,  und  die  Möglichkeit,  ihnen  erfolg- 
reicher durch  Behandlung  des  Zahnsystems  als  durch  chirurgische  Eingriffe 
beizukommen. 

Mah6  (16)  bespricht  die  verschiedenen  Zustände  nach  Zahnfraktur; 
die  Operation  muss  vollendet  werden,  wenn  von  dem  Zahn  infektiöse  Pro- 
zesse unterhalten  werden  oder  neuralgische  Schmerzen  vom  Zahn  ausgehen. 
Er  gibt  den  Bat,  die  Vollendung  der  Operation  aufzuschieben,  wenn  eine 
akute  Pulpitis  ohne  ausstrahlende  Schmerzen  oder  eine  akute  Periodontitis 
ohne  Infektion  der  Umgebung  des  Zahnes  (?  V)  vorliegt.  Das  Märchen  von  der 
Verwachsung  des  Zahnes,  der  zu  starken  Wand  der  Alveole  wird  noch  heran- 
geführt, um  ein  Aufschieben  der  Operation  zu  rechtfertigen.  Die  nach  dem 
Extraktionsversuche  eintretende  Schwellung  soll  für  die  endgültige  Operation 
die  Verhältnisse  erleichtern  durch  eine  „Mobilisation  organique*'. 

Über  die  Wege  in  solchen  Verhältnissen  zum  Ziel  zu  kommen  sagt 
Mah6  kein  Wort. 

Witzel  (33)  hat  in  einem  grösseren  Buch  die  Verwendung  der  Prothese 
bei  den  Erkrankungen  des  Kiefers  ausführlicher  besprochen.  Er  hat  sich 
damit  zweifellos  ein  Verdienst  erworben,  insofern  gerade  diese  Seite  der  Hilfe, 
welche  der  Zahnarzt  dem  Chirurgen  leisten  kann,  sowohl  in  den  chirurgischen 
als  in  den  zahnärztlichen  Lehrbüchern  nur  stiefmütterlich  behandelt  ist.  Weist 
doch  das  grosse  Scheffsche  Handbuch  für  Zahnheilkunde  kein  einziges 
Kapitel  über  dieses  Gebiet  auf.  Der  Verf.  behandelt  die  Erkrankungen  der  Ober- 
kieferhöhle im  ersten  Kapitel.  23  eigene  Beobachtungen  geben  von  den  verschie- 
denen Wegen  eine  Vorstellung,  auf  denen  der  Zahnarzt  zweckmässig  die  chirur- 
gischen Massnahmen  unterstützen  kann.  Wenn  unter  den  Fällen  in  Fig.  36  einer 
sich  befindet  mit  einer  ausserordentlichen  Auftreibung  der  äusseren  Wand,  so 
dürfte  es  fraglich  sein,  ob  diese  durch  ein  Empyem'  oder  nicht  vielmehr  durch 
eine  Zyste  verursacht  worden  ist.  Die  Einlagerung  von  Verschlusszapfen  auch 
bei  diesen,  wie  sie  in  verschiedener  Form  veranschaulicht  werden,  erscheint 
grundsätzlich  nicht  am  Platze  und  höchstens  in  den  Fällen  am  Gaumen,  be- 
rechtigt, weil  gerade  durch  die  Einlegung  des  Fremdkörpers  der  narbigen 
Schrumpfung,  durch  welche  die  Abflachung  der  Höhle  zustande  kommt,  ein 
Widerstand  künstlich  entgegensetzt  wird.  Der  Abschnitt  über  die  entzünd- 
lichen Prozesse  am  Kiefer  bringt  eine  grössere  Zahl  eigener  Beobachtungen 
und  namentlich  instruktive  Röntgogramme,  für  die  Beziehung  des  Weisheits- 
zahns zum  Canalis  mandibularis.  Vollkommen  mit  Recht  wird  auf  diese 
intime  Beziehung  hingewiesen  und  der  diagnostische  und  therapeutische  Wert 
dieser  anatomischen  Tatsachen  betont.  Eingeflochten  wird  ein  Kapitel  über 
die  Extraktion  des  Weisheitszahns,  wo  ich  von  dem  Rate  diese  Extraktion 
stets  in  Narkose  vorzunehmen  nach  meinen  Erfahrungen  nur  warnen   kann. 


Part  ach,  YerletKnngen  und  chimrg.  Erankheiien  des  Gesichts  etc.  46i 

(rerade  bei  der   bestehenden  Kieferklemme  tritt  in  der  Narkose  sehr  leicht 
bedrohlicher  Kollaps  ein,  so  dass  die  Narkose  gerade  dabei  besonders  ge- 
fährlich ist.    Mehr  als  in  diesem  Abschnitte  kommt  die  Prothetik  wieder  zur 
(reltang,  in  dem  die  Kieferbrüche  behandelnden  Kapitel.    Hier  werden  neben 
der  Inti^oralnaht  wie  sie  der  Referent  angegeben  und  der  Hans  mann  sehen 
EitenBionsbehaiidlung  die  verschiedenartigen  Formen  der  geraden  Schienen- 
verbände  wie   sie    in  reicher  Zahl  angegeben,   bildlich  veranscbaulicht ,   zum 
Teil  in  ihrer  Wirkung   und   die  Schilderung   selbst  beobachteter  Fälle  er- 
liutert  und  dargestellt.    Die  Behandlung  von  Eiterungen  und  Fisteln,  die  nach 
Kieferbrüchen  zurückbleiben  mit  Licht  dürfte  wohl  vom  chirurgischen  Stand- 
punkt aus  keine  Nachahmung  verdienen.     Bei  den  Kiefergeschwülsten  wird 
eine  allgemeine   Einleitung  mit  verschiedenen  Abbildungen  und  Abdrücken, 
die  von  Geschwülsten  genommen  sind,  vorausgeschickt.    Besonders  instruktiv 
sind  diese  Abdrücke  nicht,   da  sie  die  in  Frage  kommenden  Veränderungen 
nicht  genügend    veranschaulichen.    Die  Prothesen  zum  Ersatz  bei  verstüm- 
melnden Operationen  werden  durch  die  Mitteilung  von  drei  Fällen  erläutert, 
welche  besonders  auf  die  Verbesserung  durch  Pneumatik-Obturator  hinweisen. 
Beachtenswert  scheint  ein  Vorschlag,  schon  vor  der  Operation  den  Patienten 
eine  Platte  tragen  zu  lassen,  welche  als  Notverband  nach  der  Operation  dem 
öäzeverband  als  Stütze  dienend,  umgeformt  werden  kann.    Das  Kapitel  über  die 
Ersatzstücke  nach  Unterkieferresektion  ist   besonders  ausführlich  und  trägt 
äWen  den   verschiedenen,    ersonnenen    Modifikationen   Rechnung.     Das    von 
Witzel   ausführlich   geschilderte  Gleitgelenk   ist    zweifellos   eine   Bereiche- 
rung der  bis  jetzt  angewendeten  Methoden.     Den  Schluss  machen  die  ange- 
borenen Defekte  im  Bereiche  von  Lippe  und  Kiefer  und  ein  Anhang  über  Narkose 
\md  lokale  Anästhesie,  in  welchem  im  wesentlichen  die  von  Prof.  0.  Witzel 
gehandhabten  und  teilweise  beschriebenen  Methoden  dargelegt  werden.  Streng 
genommen  gehört  wohl  dieser  Teil  nicht  zu  dem  eigentlichen  Thema  des  Ver- 
fassers.   Eine  gewisse  theoretische  Durcharbeitung  des  Stoffes,  an  der  Hand 
der  reichen  Erfahrungen,  über  die  der  Verf.  zweifellos  verfügt,  würde  gegen- 
über der  etwas  mosaikartigen  Aneinanderreihung  des  Stoffes  einer  zweiten 
ktlage  des   Buches  wesentlich    zu  statten  kommen.     Aber  auch   in   dieser 
Form  wird  es  der  Chirurg  gern  als  Nachscblagebuch  benützen,   um  sich  in 
den  vielgestaltigen  Verhältnissen  des  Gebietes  eines  zweckmässigen  Ersatzes 
wertvollen  Rat  zu  holen. 


Jfthr«abencbt  für  ChiniTgie.    lt.  Teil. 


rletzungen  und  ehirurg-ische  Krankheiten  des  Halses 
und  der  Schilddrüse. 

Referent:  Mac  Gillavry,  Amsterdam. 

Dia  mit  *  TereeheneD  Arbeiten  sind  Dicht  referiert  worden. 

Schilddrüse.    Morbus  Basedow. 

Aeschbacher,  Über  deD  Eiufluss  krankhafter  Zustande  anf  den  Jod-  und  Phosphor 
gebalt  der  Docmaleu  SchJIddrflse.    OreoEgeb.  d.  ChJr.  n.  Med.  190ä.  Bd.  15. 
Alexander,  Behaodluug  dea  Morbus  Bssedowii  mit  Antithyreoidin  MöbJnB.   MOncli, 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

*AlIen,  Thyroid  at  tbe  baae  of  tongue.    Sarg.,  Gyn.  and  obstetr.  1905.  Sept. 
*Aradie,  Kyst»  lUDCoIde  m^ian  soue-hyoldien  STec  peraistance  etc.   Soc.   anat.  May 
1905.  p.  427. 

ArgDtiuaky,  Über  einen  Fall  von  Thyreoplasie  (angeborenem  Myxödem)  und  Ober 
den  abnormen  Tiefstand  des  Nabels  bei  diesem  Bildungsdefekt  Berliner  kliD.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  35. 

Beck,  C,  Beitrag  zur  Diagnostik  und  Therapie  der  Struma.  ForUehr.  a.  d.  Geb.  d. 
ROotgenstr.  Bd.  IV. 

—  Über  die  Kombination  von  Gxzisiona-  und  BOntgen-Therapie  bei  Morb.  Basedowii. 
Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  20. 

Bendix,  fall  von  infantilem  MyiSdem.    Deutsche  med.  Wochenschr.   1905.   Nr.   1. 

Vereinsbeilagfl  p.  42, 

Bärard,  Denx  goltres  parenchymateui.     Soc.  de  chir.  de  Lyon  15.  XII.  1904.    Ref.  in 

Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  1.  p.  161. 

■—  QoUre  auffocant  cbez  l'enfant.     Lyon  mäd.  1905.  Nr.  3.  p.  111. 

'Berkeley,  H.,  Anatomy  and  pbysiology  of  parathyroids.    Med.  News  1905.  Nr.  22. 

p.  1049-1051. 

—  Is  Faralysis  agitans  caosed  by  defective  aecretion  or  atrophy  of  the  paratbjroid 
glandulea?    Med.  Meirs  1905.  Dec.  2. 

*BiTos,  Des  psychoses  dorigine  thyroldienne.     Thise  de  Lyon.  Die.  1904. 

üossuet,  Fragment  d'un  corps  tbyrolde  ä  altärations  maltiplea.    Jonm.  de  m£d.  de 

Bord.  1905.  Nr.   15.  p.  257. 

Breton,  Pleoräaie  hätnorrhagiqueB  au  coura  du  goitre  exophthalmique,  heareux  effet« 

da  traitemeut  par  rhämato-äthyroTdine.     Gas.  d.  Hap.  1905.  Nr.  112.  3  Oct. 

Buchanan,  Malignant  disease  of  the  thyroid  gland  witb  involvement  of  the  sympS' 

thetic  and  recnrrent  laryngeal  uerves.    Glasgow  med.  Journ.  1905.  Dec. 

Caro,  Beziehungen  der  Schilddrüse  zu  den  Oenitslorganen   und   Eur  Schwangerscbsfi. 

Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  11. 

*CavaillDn,  Goitre  auffocant  etc.     Lyon  miä.  1905.  Nr.  3.  p.  100. 

*ChriBteDB,  Organotherapeutische  Yerauche  bei  Morbus  Basedowii  etc.   Hoapitalstid. 

1904.  Nr.  51. 

*Christiani,  Thyroid  grafting  in  human  beinga.    Medical  Preaa  1904.  Ang.  IT. 

'üollins,   Retrostemal  acceasory    thyroid  tnmor.    Aunals  of  Surgery  1905.  Nr,  S. 

p.  661. 

Cornil-Schwartz,  £tude  clinique  et  bistologiqas  d'an  cas  de  fistule  du  canal  thyreo- 

glosae.    Bev.  de  chir.  Die.  1904.    Ref.  in  Arcb.  g£n.  de  mü.  1905.  Nr.  5.  p.  304. 


Gillavrj,  Verletzungen  u.  Chirurg.  Krankheiten  des  Halses  u.  d.  Schilddrüse.      463 


IS, 


Cristiani,  La  guörison  du  myxoed^me  par  la  greffe  thyroldienne.    Sem.  m^.  1905. 

Nr.  10. 
tl  CartiSy  Resalta  of  the  surgical  treatment  in  exophthalmic  goiter.    Med.  News  1905. 

OcL  7.  p.  712. 
25.  Dienst,   Über  Tetania  strumipriva  einer  Schwangeren.    Zentralbl.  für  Gynftk.  1903. 

Nr.  29. 
26  Diez,  Salvatore  e  Guido  Lerda,  Sulla  resistenza  degli  animali  tiroidectomizzati 

all  intossicazioni  sperimentale.    Giern,  d.  Reale  Accad.  d.  Med.  di  Torino  1905.  Vol.  XI. 

Fase.  3. 
ft. Snl  potere  aniitossico  della  tiroide.  Giom.  d.  Reale  Accad.  d.  med.  di  Torino  1905. 

Vol.  XI.  Fase.  5—6. 
2^.  *Doamer-Maes,  Gottre  exophthalmique.    Joum.  de  möd.  et  de  chir.  1905.  Nr.  21. 
29.  Bownie-Teacher,  Cancerous  tnmour  of  the  thyroid  gland  which  had  penetrated  the 

tnchea.    The  Glasgow  med.  joum.  Febr.  1905.  p.  127. 
^j.  Dubar,  Behandlung  der  einfachen  Struma  mit  intraglandulären  Injektionen  von  Oleum 

jodai    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  5.  p.  234 
31  Ehrhardt,  O.,  Über  Echinokokken  der  Schilddrüse.    Berliner  klin. Wochenschr.  1905. 

Nr.  16. 
82.  —  über  Thymusexstirpation.    Langenbecks  Arch.  78.  Bd. 
%\.  Et  an  8,  Two  cases  of  suppuration  of  goitre.    Brit.  med.  journ.  21.  I.  1905.  p.  126. 
14.  Ealenburg,  Ad  Basedowsche  Krankheit.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  44a. 

35.  Faisant,  N^oplasme  thyroldien  greffö  sur  un  goitre  ancien  avec  hyperthyrol'diaation. 
Lyon  m6d.  1905.  Nr.  52. 

36.  Fischl,  Ober  experimentelle  Tbymusausschaltung.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  6.  p.  248. 

37.  Frankenberger,  Struma  intratrachealis.   Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1904.  Nr.  12. 
ti  Friedheim,  Dauererfolge  nach  operat.  Behandlung  des  Morb.  Basedowii.   Langen- 
becks Arch.  77,  4. 

39.  Fromm,  Sektionsbefund  bei  einem  Fall  von  Mongolismus.  Monatsschr.  f.  Einderheil- 
kimde  1905.  Nr.  5. 

¥).  Gabourd,  Goitre  exophthalmique  d'origine  tuberculeuse.  Lyon  mäd.  1905.  Nr.  53. 
p.  1089, 

41.  Gautier-Kummer,  Note  sur  les  bons  effets  de  la  greffe  thyroldienne  (m^thode 
Cristiani)  chez  un  enfant  arriör^  par  d^faut  de  d^veloppement  de  la  glande  thyrolde. 
Rev.  m^d.  de  la  Snisse  Rom.  1905.  Nr.  6.  p.  397  et  p.  418. 

42.  Getzowa,  Über  die  Thyreoidea  von  Eretinen  und  Idioten.    Virchow^s  Arch.  180,  1. 
42a.  Gl  belli,  Modificazioni  leucocitarie  in  seguito  all*  asportazione  della  tiroide  e  para- 

tiroidi.    Atti  della  Societk  italiana  di  chirurgia  Y.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

43.  Goebel,  C,  Zur  Frage  der  Strumametastasen.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  p.  301. 

44.  Göllner,  Fall  von  Kretinismus.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  52. 

40.  Grfinenwald,  Struma  intratrachealis.    Bruns  Beitr.  45.  Bd. 

46.  Galland  and  G  oodall,  The  presence  of  pigment  containing  iron  in  the  thyroid  gland. 
Tbe  Lancet  1905.  Aug.  p.  507. 

41.  V.  Hansem  an n,  SchilddrOse  und  Thymus  bei  der  Basedowschen  Erankheit  Berliner 
kiin.  Wochenschr.  Nr.  44a. 

48.  *Hartley,  Thyroidectomy  for  exophthalmic  goitre.    Annais  of  Surg.  1905.  July. 

49.  *H4bert,  Fibrome  de  la  glande  thyrolde  et  Syndrome  basedowien.  Bull,  et  m^m.  de 
la  80C.  anat.  de  Paris  1904.  Nr.  10.  p.  843. 

^.  Hempel,  Ein  Beitrag  zur  Behandlung  des  Morb.  Basedowii  mit  Antithyreoidinserum 

M5biu8.    Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1. 
dl.  Hirst,  The  mortality  of  Operations,  other  than  stramectomy  in  cases  of  exophthalmic 

goiter.    Med.  News  1905.  Aug.  26. 
d2.  Hoennicke,  £.,  Über  das  Wesen  der  Osteomalade  und  seine  therapeutischen  Eonse- 

qaenzeo.  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Erankheiten  der  Schilddrüse  etc.   Halle  1905. 

C.  Uarhold.    Sammlung  zwangl.  Abb.  a.  d.  Greb.  d.  Nerven-  u.  Geisteskrankh.  Bd.  Y. 

Heft  4,  5. 

^-  Halst,  Tumor  der  Gland.  parathyreoid.  Zentralbl.  f.  path.  Anat.  1905.  Bd.  XVI.  Nr.  3. 
^  Hamphry,  The  parathyroid  glands  inGrave's  disease.  Lancet  1905.  Nov.  11.  p.  1390. 
^.  Kocher,  A.,  Über  die  Ausscheidung  des  Jods  im  menschl.  Harn  und  ihre  Beziehung 

vm  JodgehflJt  und  zur  Verkleinerung  der  Strumen.  Mitt.  aus  den  Grenzgeb.  der  Med. 

u.  Chir,  XIV,  4. 


464  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

66.  Lans»  UntersachungeD  flher  die  Primogenitur  Thjreopriver.    Bruns  Beitr.  45,  1. 

57.  —  Cachexia  und  Tetania  thyreopriver.    Zentndbl.  f.  Cbir.  1905.  Nr.  13. 

58.  Ltttrorehe  et  Charrier,  Tumeur  maligne  du  eorpe  thyrolde.    Joum.  de  m^.  de 
Bord.  1905.  Nr.  19.  p.  336. 

59. AdÖDo  -  ^pithölioma  du  corps  thyrolde.    Joum.  de  ni4d.  de  Bord.  1905.  Nr.  21. 

p.  376.  s 

60.  Lenzi,Laigi,  Dne  Strnme  a  sede  rara.    Lo  Bperimentale  1905.  Fase.  VI. 

61.  L  e  8  8  i  n  g ,  Zar  chirurgischen  Behandlung  der  Basedowschen  Krankheit.  Charit^Annalen. 
Jahrg.  XXIX. 

62.  Leschneff,  Der  Kropf  in  Rnssland.    Dissert.    Moskau.    Ref.  in  Med.  Blätter  1905. 
Nr.  3.  p.  36. 

63.  Lesieur-Dumas,  Cancer  du  corps  thyrotde  g^n^ralis^  aux  ganglions  p^rigastriques, 
Stenose  du  cardia.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  51. 

64.  Lomer,  Ad  Serumbehandlung  bei  Basedow.    MUnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  18. 
p.  852/3. 

65.  Lundborg,  Spielen  die  Glandulae  parathyreoid.  in  der  menschl.  Pathologie  eine  Rolle? 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Nerve nkrankh.  27,  3  u.  4. 

65a.  Lusena,  Nnove  ricerche  suU' apparecchio  tiro-paratiroideo.    Atti  della  Societk  italiana 
di  chirurgia  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

66.  Lütki,  Über  experimentelle  venöse  Stauung  in  der  Hundeschilddruse.    Grenzgeb.  der 
Med.  u.  Chir.  1905.  Bd.  15.  p.  247. 

67.  Maccallum-Davidson,  Further  notes  on  the  function  of  the  parathyroid  glands. 
Med.  News  8.  IV.  1905. 

68.  Mackenzie,  Graves's  disease.    Brit.  med.  Joum.  28.  X.  1905. 

69.  Mc  Eenzie,  The  treatment  of  exophthalmic  goitre.  Practit.  1905.  Nov.  p.  687. 

70.  Mariotti-Bianchi,  G.  B,  Tiroidite  e  strumite  suppurativa.    Contribnto  alle  studio 
delle  infiammazioni  purulente  della  tiroide.    II  Policlinico  sez.  prat.  1905.  Fase.  83. 

71.  Meixner,  Zwei  Fälle  von  Struma  baseos  linguae.    Zeitschr.  f.  Chir.  1905.  Bd.  78. 

72.  Murray,  Exophthalmic  goitre  and  its  treatment.    Lancet  1905.  Nov.  II. 

73.  —  Exophthalmic  goitre,    Brit.  med.  Journ.  1905.  Nov.  11.  p.  1245. 

74.  Oliver-Aguerre,  Contribution  ä  l'^tude  des  Epitheliomas  parathyroldiens.  Bev.  med. 
del  Urugay  1904.  Oct.    Ref.  in  Sem.  möd.  1905.  Nr.  4.  p.  43. 

74a.  Onorato,  R.,  Contributo  alla  patogenesi  delle  strumiti.   Bollettino  della  R.  Accademia 
medica  di  Genova  1905.  Nr.  1—2. 

75.  Oswald,  Der  Morbus  Basedowii  im  Lichte  der  neueren  experimentellen  chemischen 
und  klinischen  ForschuDg.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  37. 

76.  Parkon-Goldstein,  Sur  l'existence  d*an  antagonisme  entre  les  fonctions  de  Tovaire 
et  Celles  du  corps  thyrolde.    Arch.  gön.  de  möd.  1905.  Nr.  3.  p.  142. 

77.  Pftssler,  Beitrag  zur  Pathologie   der  Basedowschen  Krankheit.    Mitt.  aus  den  Greoz- 
geb.  der  Med.  u.  Chir.  XIV,  3. 

78.  Petersen,  Case  of  exophthalmic  goiter,  associated  with  skleroderma  and  alopecia 
areata.    Med.  News  21.  L  1905.  p.  136. 

79.  Pick.  Der  SchilddrOsenkrebs  der  Salmoniden  (Edelfische).  Beri.  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  46,  47,  48,  49. 

80.  Poult,  Teratom  der  Thyreoidea.    Virchows  Arch.  Bd.  181. 

81.  de  Quervain,  De  Tinflnence  de  l'alcoolisme  sur  la  glande  thyrolde.  La  Sem.  m6d.  1905. 
Nr.  44. 

82.  —  Thyreoiditis  simplex  und  toxische  Reaktion  der  Schilddrüse.    Grenzgeb.  der  Chir. 
und  Med.  1905.  Bd.  15. 

83.  Rauch  werger,  L.,  Über  Glykosurie  und  Diabetes  bei  Morbus  Basedowii.    laaug.-Diss. 
Beriin  1905. 

84.  Reich el,  Komplikationen  nach  Kropfoperationen.    Mfinchn.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  42. 

85.  Richardson,  The  thyroid  and  parathyroid  glands.  Philadelphia.  P.  Blakinston's  Son 
and  Co.  1905.    Ref.  in  Brit.  med.  Journ.  1905.  Oct.  14.  p.  956/7. 

86.  Riebe,  Kyste  mucolde  thyro-hyoldieo.    Soc.  anat.  1905.  p.  709. 

87.  Riedel,  Zur  Technik  der  Kropfoperationen.    Deutschs  med.  Wochensehr.  22.  1905. 

88.  Sarbach,  Das  Verhalten  der  Schilddrüse  bei  Infektionen  und  Intoxikationen.  Grenzgeb. 
der  Med.  und  Chir.  1905.  Bd.  15. 

89.  Sehrt,  Über  Knochenbilduog  in  Strumen.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  18. 


GillaTry»  Yerletzungen  u.  chirurg.  Krankheiten  des  Halses  n.  d.  SchilddrQse.      465 

90l  Senn,  Ligation    of  internal  and  excision  of  external  carotids  for  malignant  diseaae. 
Annals  of  Sorg.  1905.  Ang.  IL  p.  311. 

91.  Shattock,  The  parathyroids  in  Graves's  disease.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Deo.  80. 

92.  Sill,  Sporadie  c^etinism.    Observations  based  on  sixteen  personal  cases.    Med.  News 
6.  V.  1905. 

93.  *Sinith,  Acceaaory  tbyroid  etc.  New  York  med.  Journ.  29.  X.  1904.   Ref.  in  The  med. 
Chron.  Jan.  1905. 

94.  —  The  pathology  and  treatment  of  Graves's  disease.    Brist,  med.-cbir.  Journ.  1905. 
Nr.  90. 

95.  Stegmann,  Die  Behandlung  der  Struma  mit  Röntgenstrahlen.  Mflnch.  med.  Wochen- 
Bcfar.  1905.  Nr.  26. 

96.  Stein,  Zur  Kenntnis  des  Morbus  Basedowii.    Mttnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 

97.  ^Str asser,  Myxödem  mit  Diabetes.    Journ.  of  Amer.  Assoc.  Nr.  10. 

98.  *Syme,  Gase  of  malignant  disease  of  the  thyroid  gland.    Glasgow  med.  Journ.  1905. 
Nr.  1.  p.  42. 

99.  Teillais,  NouTean  Symptome  oculaire  de  la  maladie  de  Basedow.  Journ.  de  möd.  et 
de  chir.  1905.  Nr.  19.  10  Oct.  p.  753. 

100.  Thi  enger.  Ad  Mob  ins  Antithyreoidin  etc.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 
p.  368. 

101.—  Einige  Beobachtungen  aber  Mobius' Antithyreoidin.  Mflnch. med.  Wochenschr.  1905. 

Nr.  1. 
]Cr2.  Thomson,  The  relief  of  respiratory  embarrassement  in  malignant  goitre.  The  Edin- 
burgh med.  Journ.  1905.  April. 
I03.VilJemiii,  Qoltre  volumineux  suffocant.  (Adenome  cong^nital  des  vösicules  ciliöes  du 

coo.)    Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  14. 
104.  Voss  ins,  Struma  und  Katarakt.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  55.  Bd. 
105.Wat8on,  The  role  of  an  excessive  meat  diet  in  the  induction  of  gout.    The  Lancet 

11.  IL  1905. 
106.  Wem,  P.,  Ober  Komplikationen  von  intrathoracischen  Strumen.    Inaug.-Diss.    Strass- 

Imrg  1905. 
lOT.Zeitner,  Rhythmische  pulsat.  Kopfbewegungen  (das  sog.  Musset  sehe  Zeichen)  bei 

Morbus  Basedowii.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  19. 
MZipkin,  Hyalin  ahnliche  koUagene  Kugeln  als  Produkt  epithelialer  Zellen  in  malignen 

Strumen.    Yirchows  Arch.  182.  Bd. 


Pathologie  der  Thyreoidea. 

Watson  (105)  studierte  die  Alterationen  in  den  Drüsen  ohne  Aus- 
fühmngsgang,  durch  starke  Fleischfütterung  verursacht.  Er  fand,  dass  be- 
sonders die  Schilddrüse  durch  die  Fleischernährung  stark  verändert  wurde. 
Das  Verhalten  von  Geflügel  und  Ratten  war  bei  diesem  Experimente  ver- 
schieden. Im  ersten  Fall,  bei  Geflügel,  fand  er  ein  Hypertrophie  der  Drüse 
mit  Zunahme  des  Kolloids.  Bei  Ratten  dagegen  war  das  mikroskopische 
Aassehen  der  Drüse  analog  dem  Befunde  bei  Morbus  Basedow,  das 
Moid  war  verringert.  Diese  Tatsachen  veranlassten  ihn  Gichtleiden  mit 
kleinen  Dosen  Thyreoidextrakt  zu  behandeln  und  erzielte  in  zwei  Fällen,  die 
^id  sonst  nicht  influenzieren  Hessen,  bedeutende  Besserung. 

Sehrt  (89)  untersuchte  die  Strumen  auf  ihren  Kalk-  resp.  Knochen- 
gebadt.  Er  fand  unter  28  Strumen  14  mit  mehr  oder  wenig  ausgedehnten 
Verkalkungen  des  bindegewebigen  Stromas;  davon  wiesen  5  echte  Knochen- 
slkke  auf;  also  35®/o  aller  verkalkten  Strumen. 

Bossuet  (14)  demonstriert  ein  durch  Exstirpation  gewonnenes  Stück 
einer  Struma.  Mikroskopisch  fand  man  an  einzelnen  Stellen  Hypertrophie,  an 
anderen  Stellen  befanden  sich  Zysten  mit  serösem  oder  kolloidem  Inhalt. 
Eine  der  grösseren  Zysten  hatte  eine  verkalkte  Wand. 

Jahreeberieht  für  Ghirorgie  1905  30 


466 


Jahresbericht  fftr  Chirurgie.    IL  Teil. 


.t 


1 


.   f 


Galland  und  Goodall  (46)  untersuchten  bei  verschiedenen  sogen. 
Blutkrankheiten  die  Thyreoidea  auf  eisenhaltiges  Pigment.  Sie  hatten  6  Fälle 
von  perniziöser  Anämie,  Leukämie  etc.,  wo  das  Resultat  positiv  war.  In 
3  Fällen  von  Leukämie  fanden  sie  kein  eisenhaltiges  Pigment. 

Bei  Tieren  mit  Phenylhydrazin  injiziert  war  ebenfalls  Eisenpigment  vor- 
handen, in  der  Gland.  thyreoidea.  Bei  anderen  Laboratorium-Tieren  war  das 
Pigment  in  der  Thyreoidea  abwesend,  selbst  wenn  man  es  in  Leber,  Milz  etc. 
vorfand.  Meistens  kommt  das  eisenhaltige  Pigment  vor  im  Bindegewebe 
zwischen  den  Bläschen,  dann  auch  in  den  Epithelzellen  und  schliesslich  im 
Kolloid. 

Man  findet  den  grössten  Pigmentgehalt  in  den  zellreichen  Thyreoidea- 
teilen,  wo  die  Kolloidbläschen  klein  sind. 

de  Quervain  (81)  ist  der  Meinung,  dass  die  Schilddrüse  als  paren- 
chymatöses Organ  ebenso  wie  die  anderen  Drüsen,  Leber,  Niere  etc.  von 
giftigen  Substanzen,  es  seien  Toxine  bei  einer  infektiösen  Krankheit  oder 
giftige  Stofife  als  Alkohol,  Phosphor  etc.  geschädigt  werden  muss.  !Er  unter- 
suchte viele  Schilddrüsen  in  dieser  Hinsicht.  Die  vorliegende  Arbeit  be- 
schäftigt sich  speziell  mit  dem  Einfluss  des  Alkohols.  In  vielen  Fällen,  aber 
nicht  immer,  fand  er  Degeneration  der  Schilddrüsen  bei  Alkoholikern.  3fan 
findet  weniger  Kolloid  in  diesen  Fällen.  Liwiefem  die  Thyreoideaschädigung 
auch  für  die  Progenitur  von  Bedeutung  ist,  wird  noch  näher  untersucht 
werden  müssen,  lässt  sich  aber  vermuten. 

A.  Kocher  (55)  machte  Untersuchungen  über  die   Ausscheidung  des 
Jods    im   menschlichen   Harn.     Es    wurden    zu    deu   Versuchen    Dosen    von 
0,5 — 1,0  g  Natrium  jodatum  verwendet.    In   allen   Fällen   war  w^eitaus    die 
grösste   Menge   des  Jodes  in   den    ersten   12  Stunden    nach  der  Einnahme 
erfolgt.    Unter  ganz  gleichen  Bedingungen  ist  das  Ausscheidungsquantum  des 
per  OS  einverleibten  Jodes  im  Urin  keinen  merklichen  Schwankungen  unter- 
worfen.     Bei    Individuen    ohne    Schilddrüse    wird  prozentualisch  ebensoviei 
von   dem   eingegebenen  Jod  im  Urin   ausgeschieden,   wie  bei  Individuen  mit 
gesunder  Drüse,  jedoch  findet   bei  ersteren  die  Ausscheidung  viel  langsamer 
statt.     Bei  Strumenkranken  findet   man  sehr  verschieden  grosse  Quantitäten 
Jod  im  Urin.     Zweitens  findet  man  bei  ein  und  denselben  Individuen  grosse 
erhebliche  Schwankungen  des  Jodquantums  im  Urin.    Im  allgemeinen  kann  er 
die  Strumakranken  in  drei  Kategorien  einteilen.  Bei  der  ersten  Gruppe  findet 
man  vermehrte  Jodquanta  im  Urin  und  mit  der  Vermehrung  des  Jods  im 
Urin  geht  eine  Verkleinerung  des  Struma  Hand  in  Hand  (schon  3^4  Stunden 
nach  Einnahme  des  Jods). 

In  einer  zweiten  Kategorie  fand  er  ziemlich  normale  Jodquanta  im 
Urin.  Die  Struma  wurde  durch  die  Jodverabfolgung  nicht  verändert. 
Wiederholte  Versuche  zeigten  keine  wesentliche  Veränderung  der  Aus- 
scheidungsquanten. 

Bei  der  dritten  Gruppe  bestanden  erhebliche  Schwankungen  in '  der 
Menge  des  ausgeschiedenen  Jods  bei  ein  und  denselben  Individuen,  es  sind 
dies  fast  immer  Fälle  von  Struma  colloides  diffusa. 

Die  quantitative  Jodausscheidung  ist  an  dem  histologischen  Bau  der 
Struma  gebunden  und  es  hängt  vom  histologischen  Bau  ab,  ob  eine  Struma 
zurückgeht  oder  nicht.  Wenn  kein  funktionsfähiger  Parenchym  da  ist,  so 
wirkt  das  Jod  nicht  ein. 


Gillavry,  Yerleizangen  a.  ohirnrg.  Krankheiten  des  Halses  u.  d.  Schilddrüse.      467 

Sarbach  (88)  untersuchte  in  67  Autopsien  die  Schilddrüse,  um  nach- 
zusehen, inwiefern  akute  Infektionen  und  Intoxikationen  schädigend  auf  die 
Schilddrüse  einwirken,  um  somit  die  Untersuchungen  de  Quervains  zu 
verrollstandigen.  Er  benutzte  nur  die  nicht  zu  sehr  stumös  entartete  Thy- 
reoidea und  fasst  seine  Resultate  in  folgenden  Sätzen  zusammen: 

1.  Die  akuten  Infektionskrankheiten,  besonders  Scharlach,  können  aus- 
gesprochene histologische  Veränderungen  in  der  Schilddrüse  hervorrufen. 

2.  Welches  die  Erkrankung  auch  sein  mag,  so  bleiben  doch  diese  Ver- 
änderungen immer  im  wesentlichen  dieselben.  Sie  bestehen  in  Hyperämie, 
Verflüssigung  nnd  Schwund  des  Kolloids,  Desquamation  der  Epithelzellen.  Die 
beobachteten  Unterschiede  sind  gradueller  Natur.  Das  Bindegewebe  bleibt 
immer  infakt. 

3.  Chronischer  Alkoholmissbrauch  wirkt  schädigend  auf  die  Schilddrüse 
ein:  diese  Einwirkung  gibt  sich  im  wesentlichen  kund  durch  die  gleichen 
histologischen  Veränderungen;  wie  bei  Infektionskrankheiten. 

4.  Die  chronische  Lungentuberkulose  ruft  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
und  Tiel  häufiger  als  irgend  eine  andere  Erkrankung,  in  der  Schilddrüse  eine 
Vermehrung  des  Bindegewebes  hervor  und  bedingt  überdies  allmähliches 
Schwinden  der  Follikel. 

ö.  Chronische  Nephritis,  Urämie,  Kachexie  bei  Krebs,  Sarkom  bewirken 
keine  Veränderungen  an  der  Schilddrüse. 

Die  Resultate  Lütkis  (66)  über  experimentelle  venöse  Stauung  in  der 
Himdeschilddrose  wurden  folgendermassen  zusammengefasst. 

1.  Die  Schilddrüse  ist  so  reichlich  mit  Venen  versorgt,  dass  selbst 
nach  Unterbindung  der  Hauptäste  die  Zirkulation  sich  durch  kompensatorische 
Vergrossemng  des  noch  durchgängigen  Venenquerschnittes  und  wohl  auch 
diuch  vorübergehende  Verminderung  der  Blutzufuhr  rasch  wieder  ins  Gleich- 
gewicht setzen  kann. 

2.  Genügen  diese  kompensatorischen  Vorgänge  nicht,  so  entsteht 
Stauung  mit  histologischen  Veränderungen,  welche  zum  Teil  denjenigen  der 
Thyreoiditen  analog  sind.  Sie  setzen  sich  zusammen  aus:  Dilatation  der 
Venen  und  Kapillaren,  Blutaustritt  in  die  Alveolen,  Kolloidschwund,  Epithel- 
desquamation und  reparatorischen  Vorgängen,  Resorption  des  Blutergusses 
und  Bindegewebsneubildung.  Im  Gegensatz  zum  histologischen  Bild  der 
Thyreoiditen  fehlt  dag^en  die  vermehrte  Neubildung  und  Wucherung  der 
Epithelzellen,  sowie  die  reichliche  Einwanderung  von  Leukozyten  in  das 
Bläscheninnere. 

3.  Ein  Zustand  chronischer  Stauung  ohne  schwerere  Veränderungen  in 
Fällen,  wo  nicht  Blutung  in  die  Bläschen  stattgefunden  hat,  zeigt,  dass  die 
bei  der  akuten  toxischen  Thyreoiditis  gefundene  Stauung  eine  Begleiterschei- 
nung, nicht  aber  die  Ursache  der  Veränderungen  an  Epithelzellen  und  Kol- 
loid ist. 

4.  Bei  Verschluss  sämtlicher  Venen  entsteht  Nekrose  unter  dem  Bilde 
des  roten  Infarktes. 

5.  Die  Desquamation  der  Epithelzellen  ist  der  Ausdruck  der  Schädigung, 
welche  das  Gewebe  durch  die  venöse  Stauung  erlitten  hat. 

6.  Das  normale  Kolloid  der  Hundeschilddrüse  ist  ein  flüssiger  Eiweiss- 
körper. 

7.  Die  Schilddrüsenvenen  beteiligen  sich  wahrscheinlich  nicht  wesent- 
lich an  der  Kolloidabfuhr. 

30* 


JthreBbericht  fQr  Chirorgie.    II.  Teil. 

Aesclibficher(l)  machte  ebenfalls  im  AnschluEs  der  Arbeiten  de  Qii«r- 
s  Untersnchimgen  über  den  Einäuss  krankhafter  Zustände  anf  den  Jod- 
'hosphorgehalt  der  normalen  Schilddrüse.  Seine  Zasanunenfassnng  ma<-ht 
folgenden  Sätzen: 

1.  Es  besteht  eine  Beeinflussung  der  chemischen  BeschaflTenbeit  der 
Idrüse  durch  den  Aufenthalt  derselben  in  Wasser  oder  in  den  verschie- 
1  KonservierungsflÜBsigkeiten.  Dieselbe  ist  je  nach  der  Art  der  Flüssig- 
iine  verschiedene:  ganz  za  vernachlässigen  ist  sie  beim  Alkohol  und 
alin,  gering  beim  Celloidin  und  Äther,  nicht  unbedeutend  beim  Wasser. 

2.  Das  Kolloid  ist  der  hauptsächlichste  Träger  des  Jods.  Es  ist  in  den 
nen  Fällen  verschieden  stark  jodhaltig;  der  Jodgehalt  einer  Schilddrüse 
ishalb  nicht  einfach  von  der  Menge  des  in  ihr  enthaltenen  Kolloids,  son- 
auch  von  der  besonderen  Beschaffenheit  derselben  abhängig. 

3.  Das  Jod  ist  wahrscheinlich  nicht  ausschliesslich  an  das  Kolloid  ge- 
rn; das  ThyreoaJbumin  der  Follikelzellen  scheint  ebenfalls  bis  anf  einen 
Ben  Grad  jodhaltig  zu  sein. 

4.  Das  dünnflüssige,  vakuolisierende.  sich  mit  Eosin  stark  übende  KoU 
icheint  jodreicher  zu  sein,  als  das  alte,  konzentrierte,  in  blaugefärbten 
len  auftretende. 

5.  Der  Jodgehalt  der  Schilddrüsen  ist  in  der  Nähe  von  Gegenden  mit 
fendemie  etwas  höher,  als  in  ganz  kropffreien  Ländern.  Der  relative 
ihalt  hei  Drüsen  mit  diffuser  Hypertrophie  (Beginn  der  Kropfbildung) 
gegenüber  der  Norm  nur  um  einen  ganz  geringen  Betrag  zurück :  die 
ite  Jodmenge  übertrifft  daher  diejenige  der  normalen  Schilddrüse  nach 
;abe  des  Gewichtes  des  Kropfes. 

6.  Bei  der  einfachen  Hypertrophie  der  Schilddrüse  kann  die  von  anderer 
für  ausgesprochene  Kolloidstramen  beobachtete  Zunahme  des  Phosphor- 

tes  nicht  konstatiert  werden. 

7.  Der  Phosphorgehalt  der  Schilddrüse  wird  hauptsächlich  bedingt  durch 
elativen  Kemreichtum  der  Druse  und  in  zweiter  Linie  durch  den  Phos- 
ehalt  des  Kolloids.  Es  kann  infolge  des  letzteren  Umstandes  auch  bei 
men  Schilddrüsen  eine  relativ  grosse  Menge  Phosphor  vorhanden  sein, 
ler  Hypertrophie  der  Drüse  kann  eine  Zunahme  des  Phosphorgehaltes, 
lies  bei  Kolloidkröpfen  konstatiert  worden  ist,  nicht  beobachtet  werden, 
ron  Kocher  aufgestellte  Wechselverhältnis  zwischen  dem  Vorkommen 
ods  und  des  Phosphors  finden   wir  im   allgemeinen   bestätigt.     Dasselbe 

vor  allem  mit  dem  Umstände  zusammen,  dass  Kolloid  and  damit  jod- 
I  Drüsen  relativ  zellarm  sind  und  umgekehrt. 

8.  Zwischen  Alter  der  Individuen  und  Jodgehalt  der  Drüse  besteben 
36  Beziehungen,  und  zwar  in  dem  Sinne,  dass  die  Drüsen  im  Kinder- 
ireisenalter  im  Vergleich  zu  denjenigen  des  mittleren  Lebensalters  weni- 
idhaltig  sind.  Die  Unterschiede  machen  sich  besonders  in  betreff  der 
iten  Jodmenge  geltend  and  sind  in  der  Jugend  bedeutender  als  Im  Alter, 
len  Phosphorgehalt  können  wir  eine  Abhängigkeit  vom  Alter  nicht  nach- 
1. 

9.  Die  Schilddrüsen  sind  im  weiblichen  Geschlechte  volnminöser  als  im 
liehen.  Den  durchschnittlichen  Jodgehalt  finden  wir,  entgegen  den  Be- 
n  anderer  Untersucher,  bei  Weibern  bedeutend  höher  als  bei  Männern. 
kehrt  verhält  es  sich  mit  dem  Phosphorgehalt;  derselbe  erreicht  beim 
liehen  Geschlecht  einen  höheren  Durchschnittswert. 


GillaTry.,  Verletzungen  u.  chinirg.  Krankheiten  des  Halses  n.  d.  SchilddrOse.      469 

10.  Die  akuten  Infektionskrankheiten  bedingen  in  der  Mehrzahl  der 
Falle  eine  ausgesprochene  Verminderung  des  relativen  Jodgehaltes,  teils  durch 
Eolloidschwund,  teils  durch  Jodarmut  des  vorhandenen  Kolloids.  Die  chemische 
Untersuchung  spricht  also  eher  gegen  die  Annahme  eines  toxischen  Hyper- 
thyreoids  (Roger  und  Garnier). 

11.  Bei  der  Tuberkulose  finden  wir,  entsprechend  der  Atrophie  und 
Sklerose  des  Organes,  eine  Verminderung  des  absoluten  Jodgehaltes,  während 
der  relative  dem  allgemeinen  Durchschnittswert  entspricht. 

12.  Erkrankungen,  welche  zu  zirkulatorischen  Störungen  führen,  be- 
wirken eine  deutliche  Verminderung  des  relativen  und  absoluten  Jodgehaltes; 
für  den  Phosphor  scheint  dies  nicht  der  Fall  zu  sein. 

13.  Der  chronische  Alkoholismus  scheint,  wie  auf  die  histologische  Be- 
schaffenheit der  Drüse,  so  auch  auf  deren  Jod-  und  Phosphorgehalt  eine 
schädigende  Wirkung  auszuüben.    Dieser  Einfluss  ist  aber  kein  regelmässiger. 

14.  Bei  Krebs-  und  Sarkomkachexie  erfolgt  keine  nennenswerte  Atrophie 
der  Schilddrüse.  Wir  finden,  entgegen  den  Befunden  von  anderer  Seite,  bei 
diesen  Fällen   eine  gewisse  Steigerung  namentUch  des  relativen  Jodgehaltes. 

15.  Die  Urämie  zeigt  keinen  bestimmten  Einfluss  auf  den  Jod-  und 
Phosphorgehalt  der  Schilddrüse. 

16.  Die  medikamentöse  Verabfolgung  von  Jod  oder  von  Verbindungen 
desselben  steigern  den  Jodgehalt  der  Drüse;  das  ist  besonders  der  Fall  bei 
der  innerlichen  Darreichung  von  Jodkali. 

de  Quervain  (82)  macht  im  Anschluss  an  die  drei  oben  angeführten 
Arbeiten  aufmerksam,  dass  man  Thyreoiditis  simplex  und  toxische  Reaktion 
der  Schilddrüse  nicht  zusammenwerfen  darf. .  Dem  histologischen  Befunde 
kommt  in  dieser  Hinsicht  eine  grössere  Bedeutung  zu  als  dem  Kulturergebnis. 
Das  Eindringen  von  multinukleären  Leukozyten,  kleinen  Rundzellen  und 
grosseren  zelligen  Elementen  in  die  Bläschen,  Bildung  von  Fremdkörper- 
riesenzellen  aus  nicht  resorbierten  Kolloidstellen  finden  wir  nur  bei  der 
Thyreoiditis  simplex. 

Parken  und  Goldstein  (76)  stellen  in  ihrer  Arbeit  zusammen,  was 
man  in  verschiedener  Hinsicht  zu  wissen  meint  von  dem  Einfluss  der  Ovarien 
und  der  Schilddrüse  auf  den  Organismus.  Die  pathologischen  Abweichungen, 
die  Patienten  mit  Ausfall  dieser  Organe  zeigen,  werden  kritisch  besprochen 
und  dabei  kommen  sie  zu  dem  Schluss,  dass  grossenteils  ein  ausgeprägter 
Antagonismus  zwischen  beiden  Organen  besteht.  Die  Berücksichtigung  dieses 
Antagonismus  kann  gegebenenfalls  ausschlaggebend  sein,  ob  die  Opotherapie 
erfolgreich  sein  wird  oder  nicht.  Bis  jetzt  hat  man  darauf  nicht  oder  zu 
wenig  geachtet  und  beide  Organe  als  gleichwertig  für  den  Organismus  auf- 
gefasst. 

Die  im  Organismus  sich  abspielende  Zu-  und  Abnahme  der  Funktion 
der  Schilddrüse  und  der  Genitalorgane  wurde  von  Caro  (17)  studiert.  Im 
allgemeinen  findet  man,  dass  beide  Organe  zur  selben  Zeit  Zunahme  des 
Tnrgors  erleiden;  vorwiegend  kann  man  das  beim  Weibe  beobachten,  wo 
während  der  Menstruation  und  Schwangerschaft  die  Schilddrüse  anschwillt. 
Caro  wollte  jetzt  wissen,  ob  diese  Vergrösserung  der  Schilddrüse  während 
der  Gravidität  unbedingt  nötig  war  und  exstirpierte  deshalb  bei  graviden 
Hundinnen  7»  ^^^  Thyreoidea.  Er  fand,  dass  dieser  Eingrifif  sehr  gut  ver- 
tragen wurde  und  weist   auf  die  Wichtigkeit  von  diesen  Tatsachen  für  den 


Jabreslie rieht  fUv  Chirurgie.    It.  Teil. 

fen.  Ob  die  NacbkommeDscbaft  darunter  nicht  leidet,  wird  vorläufig 
erf.  dahin  gestellt. 

iine  Antwort  auf  diese  Frage  findet  man  bei  Lanz  (56).    Es  wird  aber 
3  Referat  vor.  Jahres  hingewiesen  (Jahresbericht  X,  S.  397  n.   1204). 
m  Zentralblatt  für  Chirurgie  teilt  Lanz  (5?)  folgendes  mit: 
!r  hat   bei   den   vielen   Thyreoidektomien ,   die   er   an   Ziegen    machte, 
auffallenden  Unterschied   gefunden   zwischen   Schweizer   nnd  Holländer 
Von  den  30  in  Bern   thyreoidektomierten  Ziegen   ist   nur    eine   an 

Tetania  thjreopriva  eingegangen,  alle  anderen  hatten  teils  Kachexie 
einahe  keine  Ausfallerscheinungen.  Von  20  in  Amsterdam  ganz  gleich 
ten  Zi^en  sind  9  an  akuter  oder  snbakuter  Tetanie  eingegangen.    Er 

man  könne  diesen  Unterschied  nur  erklären  als  in  der  Annahme  des 
edenen  funktionellen  Wertes  der  Schilddrüsen  in  verschiedenen  Ländern. 
le  auch  Licht  in  den  Gegensatz  zwischen  den  Resultaten  dpr  Total- 
ation.  Kocher  und  Reverdin  in  Bern  resp.  in  Genf  bekamen 
ia  thyreopriva  resp.  Myioedema;  dagegen  Billroth  in  Wien  Tetanie, 
gebnisse  Lanz'  widersprechen  auch  der  Auffassung  Pineles',  dass 
tanie  einen  parathyreoiden  Ursprung  haben  soll. 

^ossius  (104)  hat  seit  einigen  Jahren  bemerkt,  dass  viele  seiner 
dienten  mit  Struma  behaftet  waren.  Seitdem  hat  er  dieser  Frage  eine 
e  Aufmerksamkeit  geliefert  und  verfugt  jetzt  über  29  Fälle  von  Struma 
itarakt.  Zucker  fehlte  regelmässig  im  Urin  und  Eiweiss  wurde  nur 
m  Falle  gefunden. 

)ie   Entwickelnng   der  Katarakte   war   eine   langsame,   etwa  ein    Jahr 
de.     Die    Mehrzahl  dieser  Starkranken    speziell   im   präsenilen   Alter 
iinen  ausgesprochenen  Kemstar  {Cat.  nuclearis). 
n  zwei  aufeinander  folgenden  Mitteilungen  berichten  G.  Serda  und 

z  {26,  27}  über  mehrere  an  einer  grossen  Anzahl  von  Tieren  voi^e- 
ne  Versuchsreihen,  infolge  deren  sie  zu  folgenden  Schlüssen  kommen: 
.  Die  Thyroparatfayreoidektomie  schwächt  nicht  merklich  die  Resistenz 
erschweinchens  gegen  experimentelle  Intoxikationen  (Tetanus-  und  Di- 
egift,  Strychnin,  Kaffein,  Urin). 
.  Die  parenchymatösen  Tetanustoxininjektionen  in  die  Schilddrüse  er- 

ein  dem  mit  endovenösen  Injektionen  erzielten  ähnliches  Krank- 
d. 

.  Die  Injektion  der  Mischung  in  vitro  der  oben  angegebenen  Toxika 
m  Schilddrüsensaft  und  die  Injektion  des  Schilddrüsensaftes  in  vor- 
toxizierte  Meerschweinchen  verändern  das  Krankheitsbild  nicht  be- 
swert. 

.  Dass  das  Gemisch  von  dem  tödlichen  Minimum  naheliegenden  Dosen 
anusgiftes  mit  den  Nukleoproteiden  der  Schilddrüse  frei  von  toxischem 
;en  ist ,  eine  Tatsache ,  die  sich  nicht  für  analoge  Gemische  mit  üi- 
etoxin,  Strychnin  und  Kaffein  bestätigt. 

.  Dass  auch  die  Nukleoproteiden  des  Hühnereies  mit  der  gleichen 
ihaft  wie  die  der  Schilddrüse  in  bezug  auf  Tetanusgift  ausgestattet  sind, 
ach  alledem  könnte  man  der  Schilddrüse  keine  antitoxische  Funktion 

exogenen,  bakterischen  oder  chemischen  Gifte  zuschreiben. 

R.  Giani. 

ibelli  (42a)  berichtet  über  eine  Reibe  von  Versuchen  an  19  Fällen, 
en  er  Schilddrüse  und  Nebenschilddrüsen  vereint  und  getrennt  ezstir- 


Gillavry,  Verletzangen  n.  chirnrg.  Krankheiten  des  Halses  u.  d.  Schilddrüse.      471 

pierte.  Er  schliesst  dahin,  dass  infolge  der  totalen  Thyroidektomie  und  der 
Parathyroidektomie  eine  beträchtliche  Hyperleukozytose  eintritt  und  zwar  nur 
wahrend  des  Zeitraumes,  in  dem  sich  die  auf  die  Entfernung  dieser  Organe 
folgenden  Erscheinungen  kund  geben.  In  den  Fällen  von  Entfernung  der 
blossen  Lappen  der  Schilddrüse  beobachtet  man  keinerlei  Änderung  in  den 
leokozytaren  Kurven,  wenigstens  in  dem  Zeitraum,  in  dem  sich  keine  krank- 
haften Erscheinungen  kundgegeben  haben.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  die 
bloss  auf  die  Berechnung  und  die  Morphologie  gegründete  Blutuntersuchung 
kein  Vorsymptom  der  thyreopriven  Erscheinungen  erkennen  lässt. 

R.  Giani. 
Lusena  (65a)  erwähnt  kurz  die  Studien  von  Y assale  und  seine  eigenen, 
besonders  in  Hinsicht  auf  das  auf  die  Exstirpation  des  ganzen  Apparates 
folgende  Symptomenbild.  Zahlreiche  weitere  neuen  Untersuchungen  stellen 
fest)  dass  der  schon  beobachtete  Unterschied  zwischen  den  beiden  Symptomen- 
bildem  zwar  äusserst  häufig,  nicht  jedoch  konstant  ist,  und  nicht  selten  die 
Symptome  und  der  Verlauf  ähnliche  sind. 

Wie  yiele  Hypothesen  auch  zur  Erklärung  dieser  Erscheinungen  auf- 
gestellt werden  können,  glaubt  Verf.  doch,  dass  keine  befriedige. 

Sodann  weist  er  auf  das  Symptom  der  „Tetanie''  hin;  nach  dem  /er- 
fasset ein  Anzeichen  schwerer  Intoxikation.  Es  ist  demnach  erklärlich, 
wie  die  Mittel,  die  gewöhnlich  zur  Bekämpfung  der  allgemeinen  Intoxikationen 
verwandt  werden,  auch  Wirksamkeit  zur  Bekämpfung  der  Tetanie  besitzen. 
Er  macht  jedoch  darauf  aufmerksam,  wie  auch  die  während  der  parathyreo- 
priven  Tetanie  ausgeführte  Thyreoidektomie  Wirkungen  entfalte,  die  den  all- 
gemeinen antitoxischen  Mitteln  sehr  ähnlich  sind. 

Neuerdings  entschloss  er  sich,  davon  überzeugt,  dass  es  hinreicht,  die 
Akme  der  Tetanie  zu  überwinden,  um  höchst  evidente  Resultate  zu  erhalten, 
für  wenige  Stunden  die  Schilddrüsenfunktion  während  des  Intoxikationsmaxi- 
mams  zu  suspendieren. 

Die  von  ihm  ausgeführte  totale  temporäre  Ischämie  tat  eben  dar,  dass 
dieselbe  hinreichend  ist  zur  Erzeugung  derselben  Modifikationen,  wie  die 
Thyroidektomie  oder  die  definitive  Unterbindung  sämtlicher  Schilddrüsen- 
gefasse. 

Der  Wirkungsmechanismus  dieser  Eingrifi*e  an  der  Schilddrüse  ist  für 
jetzt  nicht  leicht  zu  verstehen.  R.  Giani. 

Onorato  (74a)  stellte  mit  dem  Inhalt  verschiedener  Zystenkröpfe,  einige 
kolloid,  andere  hämatisch,  flüssige  und  feste  Nährböden  her,  die  er  mit  ver- 
schiedenen Keimen  infizierte. 

Er  kam  zu  dem  Schluss,  dass  der  hämatische  Inhalt  ein  guter  Kultur- 
boden für  die  studierten  Keime  ist,  während  der  kolloide  Inhalt  dies  nicht  ist. 

R.  Giani. 

Struma, 

Das  Referat  der  Dissertation  Leschreffs  (62)  enthält  die  folgenden 
Thesen: 

1.  Der  endemische  Kropf  ist  in  Russland  in  bedeutendem  Masse  ver- 
breitet; stellenweise  wird  er  auch  vom  Kretinismus  begleitet.  2.  Der  ange- 
borene Kropf  ist  in  endemischen  Bezirken  nicht  als  seltene  Erscheinung  be- 
trachtet worden.  3.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  ist  der  endemische  Kropf 
eine  hereditäre  Krankheit.     4.  Der  epidemische  Kropf  ist  eine  Variation  des 


172  Jahreebericht  fQr  Cbirui^e.    II.  Teil. 

endemischen.  5.  Gegenvärtig  sprechen  viele  Tatsachen  dafür,  dass  der  Kropf 
eine  chronische  infektiöse  Krankheit  ist.  6.  Als  ideale  Operation  des  Kropfes 
ist  die  Enukleation  nach  der  Methode  von  Socin  zu  betrachten. 

"^8  handelt  sich  um  zwei  klinische  Fälle,  die  Mariott i  {70)  mitteilt; 
e,  bei  dem  die  Eiterung  der  Schilddrüse  während  eines  Typhus  auf- 
er fttr  den  Patienten  einen  tödlichen  Ausgang  nahm;  der  andere,  bei 
B  infolge  einer  rheumatischen  Infektion  eingetretene  Thyreoiditis  chi- 
1  behandelt  wurde  und  zur  Heilung  kam.  R.    G  i  a  n  i. 

ivans  (33)  beobachtete  zwei  Fälle  von  einfachem  Kropf,  die  halbseitig 
puration  gerieten.  Der  eine  Fall  betraf  eine  54jälirige  Frau,  Die 
g  entwickelte  sich  chronisch  ohne  auffindbare  Ursache.  Der  andere 
IX  bei  einem  42jähngen  Manne  im  Anschluss  an  eine  Influenza  ent- 
Beide  Fälle  wurden  mit  Inzision  behandelt,  die  Verödnng  der  Ab- 
[üe  bedurfte  mehrere  Monate. 

^rard  (9)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Dyspnoe  und  Dysphagie  bei  Kin- 
on  13  und  14  Jahren  mit  Struma  behaftet.  In  einem  Falle  worde 
uma  operativ  luxiert;  im  zweiten  Falle  wurde  die  rechte  retroöso- 
e  Strumahälfte  exzidiert. 

.  Wern  (106)  stellte  in  seiner  Dissertation  alles  zusammen,  was  er  in 
beratnr  an  Komplikationen  von  intrathoracischen  Strumen  gefunden 
m  Anhange  bringt  er  zwei  neue  Fälle: 

iü  1.  Eine  Fuu,  dia  schon  viele  Jahre  eine  wechselnde  Halsachwellung  gebubt 
ikommt  unter  VergrÖBseniDg  der  Struma  Atem bcseb werden,  die  anfallsweiae  ntfirker 
&w  hatte  Schmerzen  nnd  DrackgefQhl  am  hinteren  Brustbein;  die  Stimme  war 
lin  starker  Anfall  von  DyapnOe  machte  eine  Tracbeotomie  notwendig,  doch  wurde 
ang  erst  frei  nach  EinfQhrnng  einer  Königscben  Kanüle.  Dia  KanOle  musate  oft 
alt  werden,  bis  nach  ungeachickter  Einführung  durch  eine  Schwester  starke  Atemnot 
Bald  wurde  eine  acbokaladenfarbeue  Masse  wAbrend  fQnf  Tagen  aasgehustet, 
itjg  trat  Besserung  der  Beschwerden  und  des  Fiebers  ein.  Der  recht«  Kropfknoten 
and  und  Patientin  konnte,  nachdem  erst  eine  gewShnliche  Kanflla  getrageu  wurde, 
leilt  entloaaen  werden.  Es  wurde  dieser  Fall  ala  Perforation  einer  intratboraciachen 
yate  in  die  Trachea  anfgefasst. 

sll  2.  Eine  Person,  die  an  Ate mbeach werden  litt,  wurde  nach  einem  knnen  Streit 
m  anderen  Uanne  dyapnoisch  und  verschied  nach  15  Uinuten.  Bei  der  Sektion  fand 
e  Blutung  in  einer  intrathoracischen  Struma,  die  die  Trachea  stark  Terbogen  halte. 
hat  Drnckatrophie  zu  verursachen. 

irünenwald  (45)  beschreibt  die  Krankengeschichte  einer  36jährigen 
lie  seit  2*/s  Jahren  Atembeschwerden  hatte.  Es  wurde  laryngoskopi.sch 
glottischer  Tumor  entdeckt,  der  ala  intratracheale  Struma  angesprochen 
Der  Tumor  liess  sich  nach  Tracbeotomie,  wobei  auch  der  Ringknorpel 
hnitten  wurde,  entfernen.  Die  Diagnose  von  Struma  wurde  bestätigt. 
thandlung  mit  Trachealkanüle  für  einige  Tage.  Die  Schilddrüse  selbst 
;ht  vergrössert,  so  dass  die  Pal  tauf  sehe  Auffassung,  dass  die  Tumoren 
vom  Seitenhom  in  die  Trachea  hineinwachsen,  hier  wohl  nicht  zutrifft. 
jr  Literatur  sammelt  er  15  Fälle,  wovon  7  durch  Laryngo-Tracheo- 
teheilt  wurden.  In  3  Fällen  war  ebenfalls  die  Schilddrüse  unvergrössert. 
'rankenberger  (37)  beobachtete  eine  41jährige  Frau  mit  Dyspnoe, 
einen  tracheaien  Tumor  verursacht.  Die  Frau  war  nervös  und  hatte 
Kropf.  Der  Tumor  ging  auf  Jodkaliura  intern  etwas  zurück.  Bei 
len  dieser  Therapie  wurde  der  Tumor  wieder  grösser,  bis  Patientin 
r  Nacht  atemlos  aufstand  und  nach  wenigen  Schritten  verschied.  In 
tzten  Tagen   war   das  Atmen   relativ  frei.     Die  Struma,   das  langsame 


GillaTry,  Verletzungen  n.  cbirarg.  Krankheiten  des  Halses  u.  d.  Schilddrüse.      473 

Wachsen  des  Tumors  ohne  begleitende  Halsdrüsen  Hess  Verf.  die  Diagnose 
aaf  Struma  intratrachealis  setzen.  Bei  Besprechung  der  Art,  wodurch  die 
Erstickung  erzeugt  wurde,  spricht  Verf.  die  Vermutung  aus,  es  könne  sich 
um  Paralyse  des  Herzens  und  der  Respirationszentren  handeln. 

In  diesem  Aufsatze  bespricht  Du  bar  (30)  die  Behandlung  von  Strumen 
mit  Injektionen  von  Oleum  jodatum.  (S.  Jahresber.  X.  1904.  S.  400.) 

Da  man  in  vielen  Fällen  durch  Inspektion  oder  Palpation  den  Kropf- 
typus nicht  immer  bestimmen  kann,  nahm  Beck  (6)  die  Röntgendurchleuch- 
long  zur  Hilfe.  Er  konnte  damit  bei  den  sehr  häufigen  zystischen  und 
fibrösen  Tumoren  die  Kalkablagerungen  als  sehr  deutliche  markierte  Schatten 
darstellen.  Die  Kontraste  treten  bei  stärkerer  und  längerer  Beleuchtung  am 
dentlichsten  auf.  In  diesen  Fällen  nahm  er  von  der  Injektionstherapie  von 
Tomherein  Abstand  und  rät  zur  Exstirpation. 

Wo  Röntgen  negativ  und  somit  follikulärer  oder  kolloider  Kropf  anzu- 
nehmen ist,  passt  er  die  Injektionstherapie  zu.  Nach  gewöhnlicher  Des- 
infektion und  Einpinselung  der  Haut  mit  Jodtinktur  machte  er  die  Injektion 
mit  einer  Pravaz sehen  Spritze  mit  starker  Nadel  mit  genügend  weitem 
Kaliber.  Er  benützt  zur  Injektion  eine,  saturierte  Lösung  von  Jodoform  in 
Äther.  Wenn  man  nach  Herausziehen  der  Nadel  gleich  die  Einstichstelle  mit 
dem  Finger  zudrückt,  wird  die  Haut  nicht  von  Äther  berührt  und  ist  die 
Injektion  fast  schmerzlos. 

Stegmann  (95)  veröffentlicht  im  Anschluss  an  die  Arbeit  Görls  zwei 
Krankengeschichten  von  Fällen,  wo  er  die  Strumae  röntgenosiert  hatte.  Die 
Stnunae  wurden  nach  der  Behandlung  auffallend  klein.    (S.  auch  Beck  [7]). 

Riedel  (87)  bespricht  seine  letzten  Kropf  Operationen.  Es  waren  142 
Fälle  in  zwei  Jahren.  Es  befanden  sich  darunter  120  einfache  Strumae  mit 
1  gestorben,  17  Morbus  Basedow,  davon  3  Fälle  tot.  Fünf  maligne  Strumen 
erlagen  bald  nach  der  Operation.  Fast  immer  wurde  unter  Lokalanästhesie 
operiert.  Die  Operationstechnik  änderte  sich  nicht.  Nur  wurden  Haut  und 
Halsmuskeln  in  einem  Lappen  und  nicht  getrennt  gelöst. 

Reiche  1(84)  publiziert  drei  interessante  Krankengeschichten,  wo  nach 
Exstirpation  grösserer  Kröpfe  Komplikationen  auftraten.  Seine  Schlussfolge- 
mngen  sind  folgende: 

1.  Bei  Strumektomie  sehr  grosser  Kröpfe  schützt  auch  das  Zurücklassen 
eines  hühnereigrossen  Schilddrüsenrestes  nicht  mit  Sicherheit  gegen  Tetanie 
und  Cachexia  strumaepriva.  Der  Eintritt  dieser  Gefahr  wird  •  anscheinend 
erhöht  durch  bestehende  Gravidität. 

2.  Die  Ausfallserscheinungen  werden  günstig  beeinfiusst  durch  eine  Dar- 
reichung von  Thyreoidin  und  können  auch  spontan  vollständig  verschwinden 
mit  Wiederwachsen  des  zurückgelassenen  Kropfrestes. 

3.  Dieses  Schwinden  der  Kachexie  kann  auch  eintreten,  selbst  wenn 
das  Kropfrezidiv  durch  maligne,  krebsige  Entartung  des  Kropfes  bedingt  ist. 

4.  Da  die  Gefahren  der  Strumektomie  bei  kleinen  Kröpfen  gering  sind, 
aber  mit  Zunahme  der  Grösse  der  Geschwulst  wachsen,  empfiehlt  sich  die 
Operation,  sowie  versuchsweise  medikamentöse  oder  andere  Behandlung  nicht 
bald  zum  Ziele  führt. 

Ein  vierter  Fall  verlief  tödlich  beim  Anlegen  des  Verbandes,  Tracheo- 
tomie  half  nicht.  Die  Obduktion  zeigte,  dass  beiderseitig  Pneumothorax  be- 
stand, nicht  ausgehend  von  der  Wunde,  sondern  dass  ein  subpleurales  Em- 
physem bestand  mit  mediastinalem  Emphysem,  das  am  Hilus  mit  der  Pleura- 


Jabreabericht  fDr  Chirurgie.    II.  Teil. 

e  kommunizierte.  Ob  dieses  snbpleurale  Emphysem  aus  dem  Lungen- 
DÜ  stammt,  wie  Verf.  sagt,  oder  aber  yom  mediastioalen  Emphysem  durch 
iratioa  aus  der  Wunde  her,  lässt  Ref.  dahiogestellt,  jedenfalls  bestand 
e  direkte  Verletzung  der  Pleura  im  Wundgebiet. 

Meixner  (71)  gibt  zwei  Fälle  von  Struma  baseos  linguae.  Vjjn  beiden 
&n  liegt  eine  aasführliche  mikroskopische  Beschreibung  vor.  Der  erste 
betraf  ein  20jährige8  Mädchen,  das  von  Hochenegg  mit  gutem  Erfolge 
iert  wurde.  Späterhin  zeigten  sich  einige  Ausfaltsymptome.  An  dem 
I  ist  nur  rechtsseitig  eine  Thyreoidea  zu  palpieren. 

Der  zweite  Fall  war  der  eines  bald  nach  der  Geburt  verstorbenen 
les,  wo  bei  der  gerichtlichen  Sektion  der  Zungengrundtumor  gefunden 
le.  Hier  wurde  durch  die  Autopsie  das  gänzliche  Fehlen  einer  normalt^n 
reoidea  festgestellt. 

In  beiden  Fällen  war  der  Tumor  ohne  Kapsel  und  fand  man  vielge- 
,ige  Reste  des  Ductus  tbyreogloBsns. 

Verf.  weist  auf  die  Ähnlichkeit  dieser  Fälle  mit  den  Fällen  Erdheims 
Anderer  von  totalen  und  halbseitigen  Schilddriisenaplasien,  wo  man  viel- 
kleine erbsengrosse  Tumore  am  Zungengrunde  nachweisen  konnte,  die 
'  kein  Kolloidgewebe  enthielten.  Der  Unterschied  ist  nur  ein  gradueller. 
Henunung  der  Schilddrüsenanlage  wird  die  Drüsenbildung  an  dem  oberen 

des  Ductus  thyreoglossus  zuweilen  wirklich  Schilddriisengewebe  liefern 
dann  besteht  ein  Struma  baseos  linguae.  In  den  anderen  Fällen  unter- 
>t  dieses  und  fallen  die  Kinder  dem  kongenitalen  Myxödem  anheim. 

Smith  (93)  beschreibt  einen  Fall  einer  50jährigen  Fran,  die  eine  runde 
Teilung  der  Zunge  hatte,  die  schon  zweimal  vorher  operiert  worden  war. 
'  rezidivierte.  Unter  Kokain  wurde  der  Tumor  mit  einem  Ekraseur  ent- 
t.    Mikroskopisch  bestand  die  Geschwulst  aus  Thyreoidgewebe. 

Luigi  Lenzi  (60)  berichtet  über  den  Fall  einer  42jäbrigen  Frau,  bei 
im  Verlauf  einer  schweren  Typhusinfektion  in  der  medianen  Regio  supra- 
dea  eine  indolente  Tumefaction  in  der  Grösse  einer  Üaselnuss  aufgetreten 
,  welche  vier  Jahre  lang  langsam  wuchs  und  dann  grossenteiJs  nach  der 
ten  lateralen  Regio  suprahyoidea  sich  erstreckte,  während  gleichzeitig 
:hwerden  beim  Verschlucken  fester  Speisen,  beim  Sprechen  (näselnde 
mie)  und  beim  Atmen  sich  allmählich  kund  gaben. 

Die  klinische  Untersuchung  Hess  ausser  dem  oben  erwähnten  noch  einen 
ten  in  der  Dicke  der  Zungenbasis  gelegenen,  halbkugeligen,  taubeneigrossen 
lor,  welcher  den  zwischen  dem  Zungen-V  und  der  Epiglottis  eingescliaJ- 
D  Raum  einnahm  und  an  der  Obertläche  ein  reichliches  Netz  turgi<ler, 
andener  Gefässe  zeigte,  erkennen.  Dieser  Tumor  prall  elastisch,  nahm 
die  ganze  Pharynxöffnung  ein  und  verhinderte,  mit  dem  Kehlkopfspiegel 
Epiglottis  und  Stimmbänder  zu  sehen. 

Das  Bestehen  dieser  Geschwulst  erklärte  die  von  der  Patientin  gebotenen 
rynx-  und  Respirationsbeachwerden,  die  wohl  oder  übel  dem  äusseren  in 
Regio  suprahyoidea  bestehenden  Tumor  zugeschrieben  worden  wären, 
ler  war  ellipsoidal,  etwas  platt  gedrückt,  von  gesunder  Haut  überzöge», 
t,  nicht  fluktuierend  und  bot  nichts  weiter,  als  einige  tief  nach  dem  Körper 
Zungenbeins  hin  gelegene  Adhärenzen. 

Sowohl  infolge  der  physikalischen  Eigenschaften,  als  auch  infolge  iles 
es  und  des  khnischen  Verlaufes  wurde  die  Diagnose  auf  dem  Wege  äes 
Schlusses  auf  Kröpfe   gestellt,   die   sich   aller  Wahrscheinlichkeit  nacli  in 


Gillayry,  Yerletzangen  u.  chirarg.  Krankheiten  des  Halses  a.  d.  Schilddrüse.      475 

ivei  abgesprengten  Schilddrüsen,  suprahyoidea  die  eine,  die  andere  an  der 
Ziingenbasis,  entwickelten,  welche  ihrerseits  sehr  wahrscheinlich  aus  der  Per- 
sistenz zweier  Fragmente  des  festen  Epithelstiels  (Tractus  thyro-glossus)  her- 
surgingen,  welcher  in  den  allerersten  Momenten  der  Entwickelung  die  mediane 
Sohilddrüsenanlage  mit  der  ventralen  Pharynxwand  verbindet.  Die  Palpation 
hatte  nicht  za  erkennen  gestattet,  ob  an  dem  normalen  Sitz  am  Halse  die 
.^hilddräse  existierte. 

In  Anbetracht  der  fortschreitenden  Grössenzanahme  der  Tumoren  und 
dtrr  namentlich  durch  den  mit  Zungensitz  hervorgerufenen  Beschwerden, 
winden  dieselben  vollständig  von  der  Snprahyoidealbahn  aus  durch  eine  ein- 
zige Inzision  hindurch  exstirpiert  unter  Umgehung  der  Bukkalbahn  oder  der 
Tränshyoidealbahn  mit  Schnitt  des  Zungenbeins,  ohne  der  Präventivtracheo- 
tomie  und  der  Tamponade  des  Pharynx  zu  bedürfen. 

Der  post-operatorische  Verlauf  war  ausgezeichnet.  Nur  am  18.  Tage 
Dach  der  Operation  wird  Patientin  plötzlich  von  einer  Wutdeliriumkrise  er- 
fasst  und  scheint  wie  überwältigt  von  entsetzlichen  Halluzinationen.  Sie  ist 
absolut  bewusstlos  und  in  manchen  Momenten  tobsüchtig.  Nachdem  diese 
Erscheinungen  einige  Stunden  gedauert  hatten,  lassen  sie  nach,  um  durch 
andere  abgelöst  zu  werden,  die,  ebenfalls  zu  Lasten  der  Psyche,  dargestellt 
worden  durch  einen  Verfolgungswahnsinn  und  einen  dünsteren  Mutismus,  in 
den  sich  Patientin  verschlossen  hat.  Die  Erscheinungen  wurden  einer  post- 
operatorischen  Psychose  zugeschrieben,  und  die  Patientin,  die  beharr- 
lich das  Hospital  verlassen  wollte,  kehrte  unter  der  Verantwortlichkeit  ihrer 
Angehörigen  nach  Hause  zurück. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  bestätigte  in  beiden  Tumoren  die 
Diagnose  ihrer  Schilddrüsennatur.  Es  handelte  sich  in  der  Tat  um  zwei 
Kröpfe  mit  interessanten  histologischen  Eigentümlichkeiten. 

Der  mit  Zungensitz  zeigte  an  sehr  vielen  Stellen  ein  noch  normales 
Aussehen.  An  einigen  Stellen  jedoch  bot  er  die  dem  follikulären  Kropf 
eigenen  Alterationen,  an  anderen  die  des  Kolloidkropfes.  Das  Bindegewebs- 
stroma  war  in  gewissen  Zonen  im  Übergewicht  über  das  Drüsenelement  und 
hatte  dazu  eine  spezielle  Degeneration  erfahren,  wodurch  es  wie  amorph  ge- 
worden war.  Inmitten  des  so  homogen  gewordenen  Bindegewebes  unterschied 
man  dann  rundliche  Schollen,  welche  durch  ihre  etwas  von  dem  Grund  ver- 
schiedene Färbung  hervorstachen  und  verschwommene,  unbestimmte  Umrisse 
hatten,  welche  gewissermassen  die  Form  von  Schilddrüsenblasen  wiederholten, 
in  denen  man  die  Elemente  nicht  mehr  deutlich  erkennen  konnte.  Es  schien 
fast,  dass  Stroma  und  Blasen  jene  gewissen  Geweben  eigene  Degeneration 
erlitten  hätten,  die  als  ;,Wacbsdegeneration^  beschrieben  wurde  und 
zuweilen  gewissen  Kropfmodalitäten  den  Namen  gab  (Wachskropf).  Die 
(jäleottische  Färbung  wies  in  den  Zellen  Schilddrüsenfollikel,  Vorgänge 
aktiver  Sekretionsfunktionalität  nach,  besonders  an  den  Stellen,  wo  der  Bau 
der  Follikel  fast  normal  geblieben  war. 

An  vielen  Stellen  sah  man  zwischen  den  Blasen,  namentlich  nach  der 
Peripherie  des  Tumors  hin,  kleine  volle  Epithelanhäufungen.  Dieselben  be- 
ruhten zum  Teil  auf  einer  Proliferation  des  Blasenepithels,  zum  Teil  stellten 
.^ie  embryonäre  Epithelanhäufungen  dar,  inmitten  deren  es  möglich  war,  die 
Follikelneubildung  zu  sehen. 

Diese  Tatsachen  waren  ersichtlicher  in  den  peripheren  Zonen  der  Drüse, 
jedoch  beobachtete  man  sie  auch  in  anderen  Teilen,  und  dieser  Befund  Hess 


476  Jahresbericht  far  Chirurgie.    IL  Teil. 

von  neuem  an  das  denken,  was  schon  Lustig  bei  dem  Studium  der  Histo- 
genese  der  Schilddrüse  beim  Fötus  und  beim  Embryo  beobachtet  und  ange- 
nommen hat. 

Bei  der  submaxillären  Struma  bestanden  die  Alterationen  in  äusserst 
schweren,  den  ganzen  neutralen  Teil  der  Geschwulst  einnehmenden  Hämor- 
rhagien,  die  das  Bindegewebsstroma  dissoziiert  und  an  vielen  Stellen  zerstört 
hatten.  Letzteres  war  in  gewissen  Punkten  derart  degeneriert,  dass  es 
schlecht  die  Farben  annahm,  und  zeigte  hier  und  da  winzig  kleine  Zellen- 
gruppierungen von  4  oder  5  Elementen,  die  nichts  anderes  waren  als  Über- 
reste kollabierter  Blasen,  ohne  noch  eine  Spur  von  Lumen  und  Kolloid.  In 
der  peripheren  Zone  des  Tumors  waren  die  Blasen  zahlreich  und  von  ver- 
schiedenem Umfang  mit  Erscheinungen  von  Epithelproliferation  und  Blasen- 
neubildung. 

Auch  hier  beobachtete  man  kompakte  Epithelanhäufungen  von  embryo- 
närer  Natur,  die  infolge  der  grösseren  Intensität,  mit  der  ihre  Kerne  die 
Farben  annahmen,  gut  erkenntlich  waren. 

Zwischen  der  peripheren  und  der  durch  die  Hämorrhagien  eingenommenen 
zentralen  Zone  bestanden  sehr  weite,  durch  reichliches  Kolloid  gedehnte  Blasen, 
welche  auch  200  /u  erreichten. 

Die  Methode  Galeotti  wies*  auch  hier  in  den  Zellen  Follikel,  reich- 
liche fuchsinophile  und  basophile  Kömer  nach,  ein  Anzeichen  einer  intensiven 
Sekretionstätigkeit.  Auch  diese  Struma  zeigte  also,  trotz  der  vielfältigen 
degenerativen  Alterationen,  gleich  der  ersteh  Zeichen  von  persistierender  und 
erheblicher  Funktionalität  in  einem  guten  Teil  des  Drüsenelements,  sowie 
Proliferationserscheinungen  und  Blasenneubildung  inmitten  der  embryonären 
Epithelanhäufungen,  die  denen  ähnlich  sind,  auf  deren  Bedeutung  von  Biondi 
aufmerksam  gemacht  wurde. 

Es  schien  so  die  Diagnose  auf  in  aberrierenden  Schilddrüsen 
entstandenenStrumen  bestätigt;  aberrierende  Schilddrüsen,  die  aus  der 
wahrscheinlichen  Persistenz  zweier  Fragmente  des  Epithelstiels  hervorgegangen 
waren,  welcher  die  mediane  Schilddrüse  mit  der  zentralen  Pharynxwand  ver- 
bindet. Diese  Fragmente  mussten  unabhängig  von  dem  normalen  Herabsinken 
des  Hauptteiles  der  Schilddrüsenanlage  selbst  sich  losgelöst  haben  und  der 
eine  an  der  Basis  der  Zunge,  der  andere  auf  der  Höhe  des  Zungenbeins 
stehen  geblieben  sein. 

Diese  Diagnose  jedoch  musste  bald  modifiziert  werden  und  zwar  infolge 
des  klinischen  Verlaufs,  den  die  Operierte  kurze  Zeit  nach  dem  Verlassen  des 
Hospitals  bot,  insofern,  als  sich  derart  charakteristische  objektive  Symptome, 
namentlich  trophischen  Charakters  und  sonstige  derart  klassische  Erschei- 
nungen in  psychischer  Hinsicht  kund  gaben,  dass  dadurch  eines  der  typisch- 
sten Bilder  von  Myxödem  geboten  wurde. 

Beim  Überdenken  der  schweren  nervösen  Störungen,  die  die  Patientin 
gezeigt  hatte,  und  welche  im  ersten  Augenblicke  einer  post-operatorischen 
Psychose  zugeschrieben  worden  waren,  sowie  bei  der  Vergegenwärtigung,  dass 
es  bei  der  objektiven  Untersuchung  niemals  möglich  gewesen  war,  die  Exi- 
stenz der  Schilddrüse  am  Halse  zu  erkennen,  erhob  sich  alsdann  von  selbst 
die  Frage,  ob  die  beiden  exstirpierten  Kröpfe,  anstatt  zwei  aberrierende 
Fragmente  zu  sein,  in  Wirklichkeit  nicht  die  Totalität  oder  wenigstens  den 
Hauptteil  des  Schilddrüsenapparates  dargestellt  hätten,  der  infolge  einer 
embryonären  Entwickelungsanomalie  auf  seinem  normalen  Herabsinken  stehen 


GllUTry.  YerletzuBgen  a.  chirorg.  EraDkheiten  des  Halses  u.  d.  Scbilddrflse.      477 

geblieben  sein  mochte.  Unvollkommener,  rudimentärer  Apparat  demnach, 
indem  dann  eine  sekundäre  Alteration  stattgefunden  hatte,  die  Erzeugung 
Ton  zwei  Kröpfen.  Bei  einer  solchen  Betrachtung  der  Sachlage  erklärten 
^ich  alle  Erscheinungen  besser,  die  auf  ihre  Exstirpation  gefolgt  waren. 
Diese  beiden  Strumen  nahmen  so,  an  Stelle  der  Bedeutung  von  zwei  ein- 
fachen Nebenstrumen,  einen  bedeutend  wichtigeren  physiologischen  Rang  an, 
insofern  als  ihnen  allein,  oder  fast  allein,  die  Totalität  der  spezifischen 
Schutzfunktion  anvertraut  sein  musste,  die  der  Schilddrüsenapparat  in  dem 
Haushalt  des  Organismus  zu  erfüllen  berufen  ist. 

Das  Myxödem  folgt  im  allgemeinen  mit  grosser  Seltenheit  auf  die  Ab- 
tragung der  Nebenschilddrüsen. 

Betrachtet  man  demgegenüber  die  grosse  Häufigkeit  (20%),  mit  der  es 
in  den  Fällen  von  Zungenstrumen  beobachtet  wurde,  von  denen  man  bis 
hente  nur  32  Fälle  kennt,  so  gewinnt  die  schon  erwähnte  Annahme,  dass  es 
Nich  nämlich  in  diesen  Fällen  wirklich  um  einen  totalen  Entwickelungsstill- 
^tand  der  medianen  Schilddrüse  in  abnormem  Sitz  handeln  müsse,  noch  an 
Wahrscheinlichkeit,  derart,  dass  dadurch  den  Chirurgen  die  Anwendung 
grüsserer  Vorsicht  bei  Vornahme  der  Exstirpation  angeraten  wird. 

In  dem  vorliegenden  Falle  konnte  man  sich  fragen,  ob  die  schweren 
Xervenstörungen,  mit  denen  plötzlich  die  Symptomatologie,  bei  der  Patientin 
einsetzte  und  die  auch  stark  an  Tetanie  erinnerten,  parathyreoidealen  Insuffi- 
zienzerscheinungen zugeschrieben  werden  könnten.  Sicher  ist,  dass  weder 
makroskopisch  noch  bei  der  histologischen  Untersuchung  Gewebe  mit  den 
Eigenschaften  des  parathyreoidealen  niemals  in  diesen  Fällen  angetroffen 
werden  konnte.  Die  sukzessive  Entfaltung  der  klinischen  Erscheinungen,  die 
fiaschheit,  mit  der  die  ersten  bedrohlichen  Nervenstörungen  zerflossen  und 
die  schon  beim  Myxödem  beobachtete  Möglichkeit,  anstatt  spät  und  langsam 
in  violenter  Weise  hervorzutreten,  mit  hysterischen  Erschütterungen  und 
echten  Tobsuchtserscheinungen  Hessen  den  Gedanken,  dass  man  es  mit  para- 
thjreopriver  Tetanie  zu  tun  gehabt  habe,  ausschliessen.  Der  klinische  Fall 
bestätigte  so  die  von  Vassale  infolge  experimenteller  Untersuchungen  genial 
nngenommenen  Theorien. 

Verf.  nimmt  Veranlassung  aus  diesem  Argument,  um  so  nebenbei  darauf 
hinzuweisen,  dass  er  bei  seinen  über  die  Parathyroidealfunktion  an  Hunden 
eingeleiteten  Kon  troll  Untersuchungen  bis  jetzt  nicht  das  Auftreten  dieser  akuten 
und  rasch  tödlichen  Intoxikationserscheinungen  mit  jener  Konstanz,  wie  sie 
Ton  anderen  Autoren  beschrieben  wird,  habe  beobachten  können. 

Er  meint  nicht,  dass  dies  auf  der  Technik  beruhen  könne  oder  darauf, 
dass  er  unvollständige  Exstirpationen  der  normalen  Parathyreoideen  geübt 
habe.  Sicherlich  müssen  jene  vielleicht  in  den  Schilddrüsenlappen  einge- 
schlossenen überzähligen  sehr  häufig  sein  und  können  dieselben  persistieren, 
da  sie  während  der  Operation  nicht  sichtbar  sind. 

Einen  Einfluss  dürfte  vielleicht  in  diesen  Fällen  auch  die  von  diesen 
Himden  eingehaltene  Diät  haben,  die  vorwiegend  eine  wenig  reichliche  Kohlen- 
wasserstoffdiät ist,  wodurch,  da  der  urotoxische  Koeffizient  ein  niederer  ist^ 
die  Äusserung  jener  Phänomene,  die  infolge  Fehlens  der  von  dem  Parathyreo- 
dealapparat  ausgeübten  Schutfunktion  rasch  in  offenkundiger  Weise  hervor- 
treten, verzögert  wurde.  R.  Giani. 

Riebe  (86)  befreite  einen  32jährigen  Mann  von  einem  Tumor,  der  an  der 
rechten  Halsseite  allmählich  entwickelt  war.    Der  Tumor,  kleinhühnereigross,. 


Jfthreaberiolit  fDr  Chirurgie.    II.  Teil. 

mit  dem  Schlackakt  auf  und  nieder.  Verf.  erwartete  eine  branchiogenf 
1  zu  finden,  bei  der  Operation  zeigt  sich  der  Tumor  aber  mit  dem  Hyoid 
inden,  deshalb  wnrde  der  Tumor  als  thyro-hjoide  Zyste  aufgefasst. 

Der  Fall  von  Cornil  und  Schwartz  (22)  ist  im  vorigen  Jahrgang 
rahresberichtes  schon  referiert  worden.    (S.  407.) 

Ehrhardt(3J)beschreibt  einen  Fall  von  retrosternaler Lokalisation  eines 
ddrüsenechinococcua.  Der  Tumor  bestand  bei  einem  21jährigen  Manne 
irei  Jahren  und  machte  vor  der  Operation  Atem>  and  Scblnckbeschwerden. 

anfalls weise  starkes  Herzklopfen. 

Bei  der  Exstirpation  unter  Schleich  zeigte  sich  der  Tumor  mit  den 
lOthyreoidei,  Stemo-  and  Omobyoidei  sowie  mit  den  anderen  Halseinge- 
m  verwachsen.  Die  Trachea  war  durch  Druck  atrophisch.  Es  Btellte 
nachträglich  heraus,  dass  der  Echinokokkensack  mit  der  Thyreoidea  nicht 
nig  verbunden  war,  als  man  bei  der  Exstirpation  dachte,  doch  meint 
,  ist  sie  doch  von  der  Glandula  thyreoidea  ausgegangen.    Wo  möglich  rät 

in  diesen  Fällen  die  totale  Exstirpation  des  Sackes  an. 

Maligne  Tumoren. 

Villemin  (103)  operierte  mit  gutem  Erfolge  ein  ganz  jnnges,  zu  früh 
enes  Kind  von  einem  47  g  schweren  Thyreoidtumor.  Mikroskopisch  be- 
:  der  Tumor  aus  einem  Stroma  von  Bindegewebe  mit  Muskelzugen,  worin 
eiche  Zysten  eingebettet  waren.  Die  Zysten  waren  mit  allen  Epithelarten 
ikleidet  u.  a.  mit  Flimmerepitbelien.     Der  Tumor  gehört  also  nach  An- 

des  Verf.  zu  den  Tumoren  von  der  Glandula  parathyreoidea  oder  vom 
ins  ausgehend  und  repräsentiert  in  verschiedener  Hinsicht  eine  Selten- 

Erstens  sind  nnr  siehen  angeborene  Thyreoidtumoren  bekannt,  zweitens 
1  drei  Tumoren  grosse  Zysten,  nicht  mit  Flimmerepithel  bekleidet,  drittens 
1  auch  von  den  vier  Operierten  drei  gestorben  und  viertens  bot  das  Kind 

nach  der  Operation  keine  Ausfallssymptome  dar. 

Nach  kurzer  Angabe  der  wenigen  bekannten  Fälle  von  Teratom  der 
Idrüse  und  des  Halses  (teilweise  irrigerweise  als  branchiogen  beschrieben) 
reibt  Poult  (80]  ausführlich  eine  teratoide  Geschwulst,  die  bei  einem 
lonat  alten  Kinde  entfernt  wurde  unter  der  Wahrscheinlicbkeitsdiagnose 
arkom:  Die  Geschwulst  wurde  als  Teratom  erkannt,  da  sie  Retinapigment 
:t.  Im  ganzen  fand  Verf.  folgende  Gewebe:  1.  Die  Hauptmasse  wird  von 
1  Gewebe  gebildet,  das  wahrscheinlich  eine  embryonale,  pathologisch  ent- 
ilte  Vorstufe  von  Hirn  und  Kückenmark  darstellt.  2.  Stücke  der  Pigment- 
le  der  Retina.  3.  Bindegewebe  in  äbrillärer  Form  sowie  in  Form 
;er  differentiierter  Bildungsstadien.  4.  Fettgewebe  in  vereinzelten  Läpp- 
und  Gruppe  von  solchen.  5.  Einige  kleine  Partien  von  hyalinem  Knorpel. 
18  grösseren  der  Knorpelstücke  ein  kleineres  Stück  Knochen.  7.  Qiter- 
iiften  Muskel.  8.  \'ielleicht  auch  glatte  Muskulatur.  9.  Epitheliale  Ele- 
j:  a)  Drüsen,  völlig  ausgebildet,  mit  Membrana  propria  und  Zylinder- 
al;  b)  Zysten  bis  ca.  '/»  cm  Durchmesser,  teils  rundlich,  teils  stark 
htet  mit  sehr  verschiedenem  Epithel,  teils  einschichtig  mit  zylindrischen, 
eben,  abgeplatteten  Zellen,  Becberzellen  und  Flimmerzellen,  teils  mehr- 
itig,  die  unteren  Zellen  polygonal,   die  oberen  zylindrisch,   teils  auch  in 

von  Becherzellen  und  Flimmerzellen,  doch  sind  an  manchen  Stellen  die 
n   Zellen    auch    kubisch    und    ebenfalls    mit    Flimmerhaaren    versehen; 


GillftTry,  Yerletziuigeii  n.  chinirg.  Krankheiten  des  Halses  u.  d.  Schilddrüse.      479 

ci  solide  Haufen  von  Epitbelzellen ,   die  äussersten  zylindrisch,   die  innersten 
in  elDem  der  Hänfen  abgeplattet  und  kernlos;  d)  kleine  liäppchen  von  Talg- 

drüseD. 

Es  ist  also  ein  „tridermales  Teratom*^.  Verf.  meint,  dass  sein  Fall 
wahrscheinlich  zu  den  bigeminalen  und  nicht  zu  den  monogeminalen  gehört, 
also  eine  Inklnsion  darstellt. 

Zipkin  (108)  untersuchte  drei  epitheliale  Neubildungen  in  Strumen 
und  fand  darin  kolloide  Kugeln.  Die  Kugeln  sind  durch  Zusammenfliessen 
der  basalen  Teile  des  Protoplasmas  von  zylindrischen,  epithelialen  Zellen 
entstanden.  Alle  Färbungen,  mit  Ausnahme  des  Hämatom-Eosin,  geben  mehr 
der  weniger  eine  scharfe  Differenzierung  der  Kugeln  vom  Protoplasma  der 
sie  bildenden  Zellen.  Die  gleiche  Substanz  findet  sich  in  Form  von  Bändern, 
welche  scheidenartig  die  interalveolären  Septen  sowie  deren  bald  dickere,  bald 
feinere  intraalveoläre  Fortsätze  umgeben.  Die  Verwandtschaft  des  kollagenen 
Bindegewebes  zu  den  Kugeln  ist  sehr  gross,  obschon  die  Substanz  der  Kugeln 
epithelialer  Herkunft  ist. 

Goebel  (43)  berichtet,  dass  die  Frau,  über  die  er  im  47  Band  der 
Deutsch.  Zeitschr.  f.  Chir.  S.  348  referierte  und  der  wegen  Strumametastase 
in  dem  Femur  das  Bein  exartikuliert  wurde ,  drei  Jahre  nach  der  Operation 
gestorben  ist  mit  Rezidiv  im  Exartikulationsstumpf.  Die  Halsstruma  selbst 
war  immer  nur  klein  geblieben. 

Pick  (79)  forscht  nach  krebsartigen  Neubildungen  bei  Kaltblütern  und 
wurde  durch  die  Entdeckung  von  Fräulein  Plehn,  die  Mitteilungen  über 
bösartigen  Kropf  bei  Salmoniden  veröffentlichte,  dazu  gebracht,  diese  Sache 
näher  zu  untersuchen.  Es  stellte  sich  heraus,  dass  die  Krankheit  in  Nord- 
üTid  Mitteldeutschland  unbekannt  war  und  in  Süddeutschland  nur  sporadisch 
Torkam.  Von  englischen  Autoren  waren  ähnliche  Tumoren,  von  den  Kiemen 
aasgehend,  bei  Salmoniden  schon  oft  beschrieben,  als  eine  speziell  in  Ken- 
Seeland  endemisch  auftretende  Krankheit. 

Es  sind  zweifellos  destruierende  Epitheliome,  von  der  Schilddrüse  aus- 
gehend. Sie  finden  sich  nur  bei  dreijährigen,  ausnahmsweise  bei  zweijährigen 
Fischen.  Diese  Karzinome  sind  dem  menschliche  Karzinom  ganz  analog.  Ob 
Metastasen  vorkommen,  muss  noch  näher  erörtert  werden,  bis  jetzt  sind 
mikroskopisch  keine  gefunden.  Das  endemische  Auftreten  muss  wahrschein- 
lich erklärt  werden,  dadurch ,  dass  der  Kropf  dieser  Fische  endemisch  auf- 
tritt. Die  Kröpfe  degenerieren  sekundär  malign,  das  Warum  bleibt  aber  bis 
jetzt  unaufgeklärt. 

Der  Patient  von  Faisan  (35),  47  Jahre  alt,  hatte  schon  22  Jahre  eine 
linksseitige  Struma.  In  den  letzten  zwei  Jahren  wurde  die  Struma  hart  und 
entwickelte  sich  rechts  auch  ein  derber  Knoten.  Der  Tumor  ist  jetzt  noch 
etwas  beweglich,  erstreckt  sich  teils  retrosternal ,  wird  mit  Röntgenstrahlen 
behandelt  werden,  da  links  ein  Trigonum  supraclaviculare  und  in  der  Achsel- 
liöhle  palpable  Lymphdrüsen  anwesend  sind.  Mit  der  karzinomatösen  De- 
generation entwickeln  sich  gleichzeitig  die  Symptome  des  Morbus  Basedowii. 

Die  klinischen  Daten  des  Falles  von  Lesieur  und  Dumas  (63)  lauten 
^ie  folgt:  Mann  von  69  Jahren,  ist  seit  einem  Jahre  schnell  herunterge- 
i'Offimen.  Seit  zwei  Jahren  wird  das  Schlucken  erschwert.  Eine  Sondenunter- 
SQchang  ergibt  etwas  Stenose  am  Eingange  des  Ösophagus  und  eine  enge 
StriUur  gleich  oberhalb  der  Kardia.     Nach  einer  Wismuteingabe  sieht  man 


480  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

radioskopisch  eine  sackartige  Erweiterung  des  Ösophagus  etwas  oberhalb  des 
Diaphragmas  endigend.     Die  Striktur  bleibt  beim  Schiuckakt  unbeweglich. 

Bei  der  Autopsie  fand  man  ein  Karzinom  der  Glandula  thyreoidea, 
linkerseits  verkalkt.  Das  Ösophaguslumen  wurde  daselbst  nur  wenig  beein- 
trächtigt. Die  Kardia  wurde  von  einer  Karzinommasse  eingehüllt,  die  sich 
an  der  Hinterfläche  bis  zum  Pylorus  erstreckt.  Das  Magenlumen  war  fast 
verschwunden. 

Downie  und  Teacher  (29)  beschreiben  einen  Fall  von  Epithelioma 
der  Thyreoidea,  das  an  die  linke  Seite  in  die  Trachea  eingewachsen  war,  bei 
einem  61jährigen  Manne.  Die  Dauer  der  Krankheit  war  nur  wenige  Wochen. 
Nach  einer  Tracheotomie  erlag  Patient  einer  Herzparalyse.  Bei  der  Obduk- 
tion zeigte  sich  die  Thyreoidea  nur  wenig  vergrössert,  grösstenteils  von  Tumor- 
gewebe eingenommen.  Der  Ösophagus  war  mit  dem  Tumor  nur  oberflächlich 
verwachsen.  Der  linke  Nervus  recurrens  war  gänzlich  in  Tumorgewebe  ein- 
gebettet, es  hatte  aber  keine  Rekurrensparalyse  bestanden. 

Beiderseits  waren  die  Halsdrüsen  karzinomatös  und  in  der  Leber  waren 
ebenfalls  Metastasen.  Das  Knochengerüst  war  nicht  speziell  auf  Metastasen 
untersucht  worden.  Verf.  hatte  den  Eindruck,  dass  der  Tumor  nicht  von  der 
Glandula  thyreoidea  ausging,  sondern  hineingewachsen  war. 

Der  Patient  Buchanans(16),  43  Jahre  alt,  konnte  plötzlich  nicht 
mehr  schlucken.  Er  hatte  einen  offenbar  malignen  Tumor  der  linken  Thryeoidea- 
hälfte,  der  Trachea  und  Ösophagus  nach  rechts  dislozierte.  Atmung  frei.  Links 
keine  Schweisssekretion  von  Gesicht  und  Hals.  Linke  Pupille  etwas  kontra- 
hiert. Einige  Ptosis  links.  Herzaktion  beschleunigt  und  bisweilen  unregel- 
mässig. Linkes  Stimmband  blieb  bei  der  Inspiration  in  Phonationsstellung. 
Nach  temporärer  Magenfistel  konnte  Patient  bald  wieder  schlucken,  starb 
aber  einige  Wochen  später. 

Latrorche  und  Charrier  (58,  59)  demonstrierten  in  einer  Sitzung 
der  Societe  d'anatomie  etc.  de  Bordeaux  eine  26jährige  Patientin  mit  einem 
harten,  mandarinengrossen  Tumor,  etwas  an  der  rechten  Halsseite,  innerhalb 
der  Thyreoidkapsel  gelegen.  Die  Patientin  hat  seit  frühester  Jugend  eine 
Schwellung  an  der  Stelle,  jetzt  hat  sich  aber  der  Tumor  innerhalb  eines  Mo- 
nates schnell  vergrössert  und  verursacht  heftige  Schmerzen  und  Atemnot. 

Die  Diagnose  wird  auf  malignen  Tumor  gestellt  und,  obwohl  in  der 
Diskussion  die  Operation  von  den  meisten  abgeraten  wird,  wird  operiert. 

In  einer  zweiten  Sitzung  demonstrieren  Verff.  das  Präparat,  das  aus 
einem  Adenoepithelioma  der  Glandula  thyreoidea  besteht. 

Schilddrüsen  -  Krankheiten. 

A.  Osteom alacie. 

Die  hervorragende  Arbeit  Hoennickes  (52)  ist  eine  ausführlichere 
Auseinandersetzung  der  Anschauungen,  die  vom  Verf.  schon  kurz  in  der 
;,Berl.  klin.  Wochenschr."  1904,  Nr.  14  mitgeteilt  sind  und  im  vorigen  Jahr- 
gang des  Jahresberichtes  S.  397  referiert  worden  sind. 

Jeder,  der  sich  mit  der  Frage  beschäftigt,  welche  Rolle  die  Schilddrüse 
im  Organismus  spielt,  soll  die  Schrift  selbst  lesen. 

Die  vom  Verf.  gestellte  Perspektive,  in  der  Zukunft  Osteomalacie  durch 
Struma-Operation  zu  heilen,  wird  den  Chirurgen  interessieren. 


Gillavry,  Yerletzangen  u.  cfairarg.  Krankheiten  des  Halses  u.  d.  Schilddrase.      481 

B.  Tetania  strumipriva.     Myxoedema.     Kretinismus. 

Es  handelte  sich  im  Falle  Diensts  (25)  um  eine  Tetanie  in  der 
Schwangerschaft,  die  nach  Strumaexstirpation  zum  ersten  Male  in  die  Er- 
scheinimg trat,  sich  nach  der  Niederkunft  auffallend  besserte,  jetzt  aber  in 
(las  chronische  Stadium  übergegangen  ist. 

In  der  Literatur  finden  sich  nur  noch  zwei  derartige  Fälle  (Weiss, 
Mein  er  t).  Der  Fall  Meinerts  zeigte  ebenso  wie  der  Diensts  tropho- 
nenrotische  Nagelstörungen.  Auch  musste  da  wegen  hochgradiger  dyspnoischer 
Beschwerden  Kropfexstirpation  gemacht  werden.  Ebenfalls  musste  da  wegen 
der  folgenden  Tetanie-Erscheinungen  künstliche  PVühgeburt  eingeleitet  werden. 
Die  chronischen  Erscheinungen  nach  der  Geburt,  sowie  die  Beeinflussung 
derselben  durch  Thyreoidtablette,  zeigen,  dass  die  Krämpfe  vom  Wegfall  des 
^Üilddrüsensekrets  herrühren  und  nicht  etwa  eklamptisch  sind. 

Die  Arbeit  Getzowas  (42)  stützt  sich  auf  die  mikroskopische  Unter^ 
suchnng  von  fünf  kretinischen  Schilddrüsen  und  fünf  Schilddrüsen  von  ange- 
borenem Idiotismus,  ferner  eine  Schilddrüse  von  einem  Mikrocephalen.  Die 
Thyreoideae  sind,  eine  ausgenommen,  alle  atrophisch  und  stets  sind  dem 
atrophischen  Gewebe  Knoten  von  Struma  nodosa  beigemischt. 

Auf  den  näheren  Charakter  der  Strumaknoten  wird  Verf.  in  einer 
zweiten  Arbeit  eingehen. 

Man  unterscheidet  im  atrophischen  Gewebe:  1.  Läppchen  mit  noch  er- 
hälteneD,  aber  atrophischen  Bläschen;  2.  Läppchen  mit  zusammengeflossenen 
Bläschen :  3.  Felder  mit  zusammengeflossenen  Läppchen  aus  Bindegewebe  und 
degenerierten  Epithelkernen  bestehend. 

Als  dsLS  der  atrophischen,  sowie  auch  der  hypertrophischen  Schilddrüse 
gemeinsame  Merkmal  wird  hervorgehoben,  dass  das  noch  vorhandene  Kolloid 
tür  die  Funktion  der  Drüse  nicht  in  Betracht  kommen  kann,  da  das  Epithel 
uDd  das  Kolloid  an  und  für  sich  unverkennbare  Zeichen  höherer  Degeneration 
besitzen  und  das  Kolloid  bloss  als  Überrest  einer  verschwundenen  Sekretions- 
periode betrachtet  werden  darf. 

Argutinsky  (5)  beschreibt  einen  Fall  von  angeborenen  Myxödem  bei 
einem  kleinen,   3  Jahre  8  Monate  alten  Knaben  mit  Aplasie  der  Thyreoidea. 

Patient  war  schon  früh  im  ersten  Lebensjahre  unverkennbar  apathisch. 
Jetzt  noch  keine  Zähne  und  offene  Fontanelle. 

Nach  Vii  Jahren  Schilddrüsenbehandlung  war  der  Knabe  zu  einem  nor- 
mal wachsenden  Kinde  geworden. 

Verf.  beobachtete  in  seinem  Falle  abnormen  Tiefstand  des  Nabels  und 
sah,  dass  das  in  vielen  Abbildungen  von  myxödemen  Kindern  ebenfalls  der 
Fall  ist.  Durch  Schilddrüsenbehandlung  kommt  der  Nabel  höher.  Er  meint, 
dieser  Tiefstand  ist  abhängig  von  Störungen  der  Knochenbildung  durch  die 
Thyreoidaplasie  bedingt;  da  sie  auch  schon  bald  nach  der  Geburt  beobachtet 
vird,  ist  sie  ein  Zeichen,  dass  das  infantile  Myxödem  schon  embryonal  bestand. 

Bendix  (8)  demonstriert  im  Verein  für  innere  Medizin  in  Berlin  ein 
11  Wochen  altes  Mädchen  mit  vielen  Erscheinungen  von  Myxödem.  Hereditär 
war  nichts  zu  eruieren. 

Die  Arbeit  Sills  (92)  gibt  eine  kurze  Übersicht  über  das  Wissenswerte 
Tom  infantilen  Myxödem ,  ohne  jedoch  neues  zu  bringen.  Am  Ende  finden 
sich  seine  sämtlichen  Krankengeschichten  kurz  referiert. 

Jahresbericht  fOr  ChirarRie  1905.  81 


482 


Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 


1  . ,  > ', 


Fromm  (39)  publiziert  einen  Sektionsfall  von  Mongolismas.  Der  Fall 
ist  eben  wie  die  sonst  bekannten  Sektionsbefunde  ohne  positive  Resultat«. 
Nur  ist  hier  im  Gegensatz  zu  den  meisten  Autoren  die  Thyreoidea  nicht 
ganz  normal.  Er  fand  eine  geringe  Entwickelung  der  Drüsenschläuche  und 
einen  Mangel  an  kolloider  Substanz  gegenüber  dem  reichlichen  Bindegewebe. 
Die  Drüse  war  hypoplastisch. 

6  öl  Ine  r  (44)  publiziert  die  Krankengeschichte  eines  kretinischen 
Mädchens  von  11  Jahren.  Es  wurde  drei  Jahre  lang  mit  Jodothyrin  Bayer 
behandelt  und  hat  in  dieser  Zeit  lesen  und  schreiben  gelernt,  ist  von  90,6  cm 
auf  118  cm  gewachsen,  die  angedeutete  Struma  ist  verschwunden,  also  ein 
eklatanter  Erfolg  der  Jodothyrintherapie. 

Christiani  (23)  bringt  in  dieser  Arbeit  die  Krankengeschichte  eines 
an  Myxödem  leidenden  jungen  Mädchens.  Es  wurde  zweimal  hjpodermal 
Thyreoidgewebe  implantiert,  wodurch  völlige  Heilung  erzielt  wurde.  Die 
Therapie  mit  Thyreoid -Extrakt,  die  vorher  unausgesetzt  nötig  war,  konnte 
jetzt  unterlassen  werden.  Christiani  hebt  dieses  als  Beweis  hervor,  dass 
die  implantierten  Thyreoidstückchen  auch  beim  Menschen  gut  funktionierend 
einheilen  können. 

Kummer  (41)  implantierte  in  der  von  Christiani  angegebenen  Weise 
Thyreoidgewebe  bei  einem  Kinde,  das  geistig  und  somatisch  wenig  entwickelt 
war.  Der  Fall  war  mehr  der  Idiotie  als  dem  Kretinismus  ähnlich.  Es  be- 
stand kein  Myxödem.  Die  Glandula  thyreoidea  war  nicht  nachzuweisen.  Das 
Kind  bot  vielleicht  einige  Zeichen  der  Tetanie  dar,  da  das  Haupt  vielfach  in 
rotierende  Bewegungen  versetzt  war,  auch  während  des  Schlafens  sind  die 
Hände  rhythmisch  flektiert  und  extendiert  worden. 

Diverse  Thyreoidtherapie  hatte  guten  Erfolg,  musste  aber  immer  wieder 
eingestellt  werden,  da  das  Kind  diese  Medikation  nicht  ertrug.  Dies  ver- 
anlasste zur  subkutanen  Tbyreoidtransplantation  mit,  wie  aus  den  beigegebeneo 
Figuren  ersichtlich,  sehr  gutem  Erfolge.  Das  Kind  steht  den  anderen  Kindern 
seines  Alters  nicht  mehr  nach.  Neun  Monate  nach  der  Transplantation 
sind  die  Thyreoidstückchen  noch  immer  gut  palpierbar. 

C.  Morbus  Basedowii. 

Pässler  (77)  stellte  sich  die  Aufgabe,  das  Gift  zu  demonstrieren,  das 
in  der  Schilddrüse  anwesend  sein  soll,  wenn  die  Theorie  Moebius'  richtig 
ist.  Er  verwendete  ein  aus  einer  frischen  Basedowdrüse  bereitetes  Extrakt 
und  injizierte  dieses  intravenös  bei  Kaninchen  und  bei  einem  Hunde.  Er 
hoflfte  jetzt  eine  Pulsbeschleunigung  zu  finden,  dies  trat  aber  nicht  ein,  die 
Giftwirkung  blieb  also  aus. 

Er  fasst  seine  Resultate  keineswegs  als  eine  Widerlegung  der  Schild- 
drüsentheorie auf,  sagt  aber:  Für  die  Pathologie  der  Basedowschen  Krank- 
heit geht  aber  schon  aus  den  bisher  angestellten  Versuchen  hervor,  dass  das 
Basedowgift,  falls  es  existiert,  keine  einfache  direkte  Giftwirkung,  wie  etwa 
ein  Ptomain,  auf  den  Kreislauf  der  Warmblüter  ausübt. 

Oswald  (75)  bespricht  in  diesem  Artikel  zuerst  die  neuen  Publikationen 
über  die  Basedowforschung  und  stellt  dann  den  Satz  auf,  dass  man  es  beim 
Morbus  Basedowii  mit  einer  Überschwemmung  des  Organismus  mit  minder- 
wertigem, insuffizienten  Schilddrüsenextrakt  zu  tun  hat. 

Dass  man  aber  das  Kolloid  nicht  in  der  Schilddrüse  findet,  ist  nur 
durch  die  schnelle  Abfuhr  zu  erklären,   es  wird  nicht   desto  weniger  pro- 


öillftTry,  TerletxuDgsD  a.  chinirg.  ErftakheitsD  des  Halus  u.  d.  SchilddrOsa.      433 

diniert.  Es  ist  dies  eine  EatgegnuDg  gegen  A.  Kocher  (cf.  auch  oben  bei 
Püssler.  Ref.).  Mit  dieser  Annahme  lassen  sich  die  Basedowsjmptome  alle 
(rkliren,  auch  in  den  Fällen  von  Basedow  ohne  Struma.  Das  Thyreoglobin 
(jodannes  Schilddrüsengekret)  erhöht  den  Stoffwechsel  und  verursacht  Sym- 
pathi  kos-  Reizun  g. 

So  erklärt  sich  anch  der  gute  Erfolg  der  partiellen  Strumektomie.  Daa 
Anftret«n  vom  Myxödem  wird  dein  Verständnis  näher  gerückt,  da  es  von 
der  Insu^ienz  zur  gänzlichen  Aufhebung  der  Thyreoidalfonktion  nur  einen 
äciiritt  weiter  ist. 

Nachdem  Hansemann  (47)  erstens  festgestellt,  dass  die  Moebius- 
sclie  Theorie  des  Morbus  Basedowii  kaum  mehr  zur  Seite  gestellt  werden 
kann,  erinnert  er  daran,  dass  die  Behandlung  von  Morbus  Basedowii  durch 
Thymospräparate  in  vielen  Fällen  von  gutem  Erfolg  begleitet  ist.  Des  weiteren 
trird  in  vielen  Fällen  von  Morbus  Basedowii  bei  der  Sektion  Vergrössemug 
der  Thymus  gefunden.  Diese  Tatsache  zeigt  eine  Korrelation  beider  Drüsen  an. 
Selbst  bringt  er  vier  solche  Fälle  von  Morbus  Basedowii  mit  persistieren- 
dem Thymus.  Dabei  fand  man,  dass  die  Thymus  sich  der  Thyreoidea  eng 
anlegte  und  das  Lymphegebiet  in  ein  anderes  übergeht. 

Verf.  meint,  die  aus  der  Thyreoidea  entströmende  Lymphe  bat  die 
Thmas  gleich  so  rergrössert,  wie  wir  bei  entzündlichen  Vorgängen  das  regionäre 
Lvmpbgebiet  stets  vergrössert  sehen. 

Man  solle  mit  dieser  Wissenschaft  die  klinischen  Fälle  von  Morbus  Base- 
dowii auf  Thymusvergrössemng  untersuchen. 

TeiUais(99)  beschreibt  das  Symptom  bei  Morbus  Basedowii,  das  auch 
Diiabhangig  von  Jellinek  (Hildebrands  Jahresber.  X.  S.  403)  gefunden 
imide  und  das  in  einer  Pigmentation  der  Augenbrauen  und  der  Lider  be- 
steht, die  Konjnnktiva  freilassend. 

Zeitner  (107)  untersuchte  die  rhythmischen,  mit  dem  Pulse  isochronen 
Kopfbewegungen  bei  vier  Morbus  Basedowii-Kranken.  Die  Bewegung  erfolgt 
in  dei  Frontalebene.  Er  meint,  im  Pulsus  celer  die  Möglichkeit  einer  Er- 
klänmg  zu  finden.  Die  starke  systolische  Erweiterung  der  grossen  Arterien 
bewirkt  in  der  Unterkiefergegend  eine  Ranmbeengung ,  die  zu  einem  Aus- 
weichen des  Kopfes  nach  oben  führt ,  in  der  Diastole  sinkt  dann  der  Kopf 
infdl^  seiner  Schwere  wieder  zurück. 

Wird  durch  Vornübemeigung  des  Kopfes  die  Raumbeengung  eine  noch 
bedeutendere,  so  wird  das  Phänomen  günstigere  Bedingungen  für  seine  Ent- 
stehung haben. 

Er  meint,  dieselbe  Erklärung  gilt  auch  bei  Arterieninsuffizienz  oder 
Aneurysma  des  Aortenbogens  und  Arteriosklerose,  wo  das  Mussetsche  Sym- 
ptom am  meisten  beobachtet  wird. 

ßanchwerger  (83)  bespricht  in  seiner  Inaugural- Dissertation  zwei 
Kcaokei^eschichten  von  Patienten  mit  Morbus  Basedowii,  die  in  ihrem  Krank- 
heitsverlanf  zeitweise  Glykose  im  Urin  hatten.  Beide  gehören  zu  den  mild 
^«claofenden  Fällen.  Die  meisten  LiteraturHille  sind  dagegen  schwere  Formen. 
Verf.  geht  dann  die  verschiedenen  Beobachtungen  durch,  die  in  der  Literatur 
ttehen  dem  Zusammentreffen  beider  Krankheitsbilder  zu  finden  sind.  Diese 
gaheo  ihm  aber  ebensowenig  wie  die  experimentelle  Untersuchung  eine  Er- 
klärung der  Ätiologie  oder  des  Zusammenhanges  der  Symptome. 

Breton  (lö)  beschreibt  ausführlich  die  Krankengeschichte  einer  Dame, 
loit  Horbns  Basedowii  behaftet ,  die  im  Laufe  ihrer  Krankheit  einen  Pleura- 

31* 


Jehreibericht  fDi  Chirurgie.    11.  Teil. 

uss  bekam,  der  schon  bei  der  ersten  Punktion  hämorrhagisch  war.  Der 
tUBS  emeate  sich  immer  schubweise  unter  heftigen  djspnoiBcben  Erechei- 
igen  und  Znnabme  der  immerhin  sehr  beträchtlichen  Tiichykardie.  Punktion 
Plenra  und  innerlich  Morphinm  ergab  jedesmal  Besserung,  aber  keine 
lung.  In  der  Zwischenzeit  entstand  eine  Mitralinsuffizienz.  Das  von 
llion  und  Carrion  präparierte  ,Hämato-  und  Thyreoidin"  wurde  dann 
sucht  und  mit  glänzendem  Erfolg  bekrönt.  Bei  Aussetzen  des  Mittels 
;idiv  aller  Erscheinungen,  die  auf  emente  Anwendung  des  Mittels  wieder 
schwanden. 

Verf.  macht  aufmerksam,  dass  kutane  Blutungen  und  Epistaxis  bei 
rbus  Basedowii  ziemlich  oft  vorkommen.  Blutungen  in  internen  Oi^anen 
1  dagegen  recht  selten. 

Stein  (96)  macht  auf  ein  Anfangssymptom  bei  Morbus  Basedowii  anf- 
ksam,  das  in  einem  Falle  fälschlich  erst  Empyem  des  Antmm  Higbmori  an- 
men  und  später  an  eine  retrobulbäre  Geschwulst  denken  Hess.  Es  besteht 
les  Symptom  in  einem  beträchtlichen  Odem  der  Augenlider,  das  erst  nach 
gen  Wochen  von  Protrusion  des  Augenlides  gefolgt  wird.  Auch  sab  er 
nehrte  Sekretion  der  Speichel-  und  Geschlechtsdrüsen  bei  Morbus  Ba- 
)wii. 

Bei  der  Therapie  lobt  er  die  Therapie  mit  Milch  thyreoidektomierter 
;en  (Lanz).  Diese  Methode  soll  billiger  sein  als  das  Serum  Moebius, 
er  in  vielen  Fällen  von  ausgezeichneter  Wirkung  fand. 

Gabonrd  (40)  gibt  die  Krankengeschichte  eines  19jährigen  jungen 
Ichens,  das  von  Morbus-Basedowii-Symptomen  befallen  wurde.  Bei  der 
ersuchung  des  Halses  wurden  einige  kleine  Lymphome  konstatiert.  Die 
Igen  waren  intakt,  da  aber  eine  Seruminjektion  nach  Arloing-Courmont 
tiv  war,  wurde  angenommen,  dass  das  Mädchen  tuberkulös  war.  In  der 
erkulose  sucht  Verf.  das  Primum  movens  der  Thyreoidänderung. 

Berichte  über  die  Erfolge  von  der  Antithyreoidin-Moebius-Bebandlung. 
Morbus  Basedowii  findet  man  u.  a,  bei  Alexander  (2),  Eulenburg 
,  Lomer  (64),  Hempel  (50)  und  Thienger  (100,  101).  Die  Resultate 
.  durchaus  günstige.  Es  fällt  auf,  daSs  dagegen  von  englischer  Seite, 
rray  (72,  73),  McKenzie  (68),  gar  kein  Erfolg  dieser Bebandlungsweise 
;eichnet  werden  kann.  In  dieser  Hinsicht  wäre  vielleicht  in  der  Richtung 
Idee  Lanz  (57)  eine  Erklärung  zu  suchen  (cf.  oben  S.  470). 

Alexander  (2)  erzielte  anhaltende  Wirkung  des  Serums  auch  nach 
setzen  des  Mittels,  diese  ist  vielleicht  erreicht  durch  gleichzeitige  Behand- 
;  nach  dem  Vorschlage  Schotts  mit  Kohlensäure  und  Salzbäder. 

Eulenbarg  (341  kommt  zum  Scbluss.  dass  das  Antithyreoidin  die 
sikatisch-diätetiscbe  Behandlungsmethode  ergänzen  kann  und  dadurch  die 
urgisch-operative  Behandlung  gewissermassen  eingeschränkt  wird. 

Beck  (8)  lenkt  die  Aufmerksamkeit  bei  der  Therapie  der  Basedow- 
nkheit  darauf,  dass  die  halbseitige  Exstirpation  in  vielen  Fällen  zwar 
lung  bringt,  aber  die  Augensymptomen  um  wenigsten   beeinflusst   werden. 

Die  von  Kocher  gleichzeitig  ausgeführte  Unterbindung  der  Arterie  kann 
;h  die  Beschränkung  der  Blutzufahr  die  Drucksymptome  vermindern,  aber 
die  Operation  schliessen  sich  zu  viel  bedrohhche  psychiatrische  Erschei- 
gen  an.  Die  gute  Wirkung  der  Röntgenbestrahlung  bei  Neubildungen  am 
issystem  hat  Verf.  auf  den  Gedanken  gebracht,  diese  Wirkung  auch  beim 
edowstruma  zu  versuchen.    Er  wandte  dieses  Verfahren  an  bei  zwei  Frauen, 


Gillarry,  VertetxDDsen  d.  Chirurg.  Krankheiten  dea  HslBes  u.  d.  Schilddrüse.       föS 

die  rorher  durch  eine  lialbseitige  Exzision  wobl  Besaemng,  aber  keine  Heiltmg 
bekommeQ  hatten.  Nach  wenigen  Sitzungen  wurde  die  Tachykardie  auffaltend 
»ebessert. 

In  einem  dritten  Falle  wurde  die  Röntgenbehandtnng  gleich,  nachdem 
die  Eizisionswande  geheilt  war,  angeschlossen. 

In  der  „Bradshaw  lectnre"  gibt  Murray  (72,  73)  nach  kurzer  Über- 
•icht  der  Pathologie  und  Symptomatologie  dea  Morbus  Basedowii  eine  ein- 
stheDde  Studie  der  Behandlung.  Aus  dem  Mitgeteilten  kann  folgendes  her- 
Tar^ehoben  werden:  Er  hat,  dem  Beispiele  Becks  und  Stegmans  folgend, 
in  einem  Falle  Röntgenstrahlen  angewandt,  sah  aber  Verscblimmerung.  Die 
^mmbehandlang  hat  ihm  auch  nicht  viel  Gutes  geleistet.  Moebius-Serum 
(rar  effektlos.  Rodagen  war  in  einem  Falle  von  guter  Wirkung-  Ein  selbst 
bereitetes  Serom  ans  Blut  von  Kaninchen  und  Ziegen,  die  längere  Zeit  mit 
Tbvreoid  gefüttert  waren,  wurde  in  einigen  Fällen  angewandt.  Die  geringe 
tnielt«  Besserung  kann  aber  ebensogut  durch  den  gleicbzeitigen  klinischen 
.Aufenthalt  erklärt  werden. 

MacKenzie  (68)  gibt  in  dieser  Arbeit  eine  klinische  Übersicht  des 
Morbus  Basedowii.  Bei  der  Besprechung  der  Pathologie  weist  er  darauf  bin, 
diiäs  mikroskopisch  die  Basedowstruma  ganz  ähnlich  ist  der  Thyreoidea,  die 
mcb  partieller  Thyreoidektomie  zurückbleibt. 

Dann  hat  er  auch  konstatiert  (vergl.  Hanse  mann),  dass  in  jedem  Falle 
von  Morbus  Basedowii,  wo  Sektion  geschah,  eine  persistierende  Thymus  zu 
finden  ist,  in  der  Regel  selbst  eine  hj-pertrophische  Thymus.  In  vielen  Fällen 
TOD  Morbus  Basedowii  sind  die  Glandulae  parathyreoideae  atrophisch.  In 
der  Therapie  befürwortet  er  die  interne  Tberapie ,  kombiniert  mit  einer 
Luftkur. 

Wie  gesagt,  sah  er  von  Möbius-Serum  keinen  guten  Erfolg. 
In  dieser  Arbeit  gibt  Dan  MacKenzie  (69)  einen  kurz  gefassten  Über- 
blick über  die  jetzt  übligen  Massnahmen  bei  dem  Morbus  Basedowii. 

Im  Practitioner  Nr.  90  findet  man  den  ^Long  Foi  Lecture"-  von  Smith 
1.94]  gehalten.  Es  ist  wie  die  Arbeiten  von  Murray  und  McKenzie,  eine 
sek  lesenswerte  Verhandlung  über  unsere  Kenntnisse  des  Morbus  Basedowii. 
Petersen  (78)  be^hreibt  die  Krankengeschichte  einer  25 jährigen  Frau, 
die  m\  fünf  Jahren  von  Morbus  Basedowii  befallen  ist.  In  den  letzten  zwei 
Jauren  entwickelten  sich  sukzessive  verschiedene  Sklerodermata  bei  der  Pa- 
tienlin,  auch  haben  sich  drei  Stellen  von  Alopecia  areata  geformt.  Verf.  stellt 
sodann  zusammen,  was  er  in  der  Literatur  findet  über  das  gleichzeitige  Vor- 
kotumen  dieser  Krankheitsbilder. 

Hirst  (51)  hat  seine  amerikanischen  Kollegen  gefragt,  ihre  Erfaluiingen 
mtiateilen,  über  Operationen,  speziell  gynäkologische,  bei  Patienten  mit 
Morbus  Basedowii.  Er  sammelte  so  69  Fälle  (die  Strumaektomien  wurden 
lacht  mit  aufgenommen).  Mit  den  6  Fällen  von  Sanderson  hatte  er  75 
Fälle.    Davon  sind  13  gestorben,  also  IT.S^/o  Mortalität. 

Von  den  13  sind  11  gestorben  an  akutem  Thyreoidismus  mit  Tachy- 
kardie und  schliesslich  Herzparalyse.  Ein  Fall  starb  an  Thyreoidismus  mit 
S^lßis  kombiniert  und  ein  Fall  an  Chloroformtod  vor  der  Operation. 

Die  Mortalitätsziffer  ist  vom  Morbus  Basedowii  also  sehr  bedeutend. 
Frank  Hartley  (48).     Bei   einem   Vergleich   der   totalen,   bilateralen 
Resektion   der   sympathischen   Halsgangtien  mit   der   Thyreoidektomie   wegen 
Basedowscher  Krankheit  ergeben  sich  bessere  Resultate  für  die  letztere  Ope- 


jAhreBb«ricbt  fOr  Chirargie.    II.  Teil. 

m.  Ganglionresektion  weist  54''/o  Heilnngen,  9%  ohne  Besserung,  P^'o 
ikaimte  Resultate  nnd  27,2  "/o  Todesfälle  auf.  Die  Thyreoidektomie  hat 
g  Heilungen,  9  "/o  ohne  Bessemng,  unbekannte  RestUtate  oder  teilweise 
Bserte  nnd  12,6 Vo  Todesfälle.  Hartley  wendet  immer  Narkose  mit 
tr  oder  Äther  nnd  Gas  an  nnd  hat  unter  21  Todesfällen  einen  in  der 
[ose.  Die  Todesfalle  von  Thyreoidismns  sind  seltene  geworden,  mit  Ver- 
sning  der  Technik,  indem  die  Drüse  bei  der  Exstirpation  schonender 
ndhabt  wird.  Maass  (New-Yorkl. 

Lessing  (61)  berichtet  ober  den  Verlauf  der  in  der  cbimrgischen  Klinik 
Charit6  seit  dem  Jahre  1899  operierten  Fälle  von  Morbus  Basedowii.    Es 

deren  acht,  von  denen  ein  Todesfall  kurz  nach  der  Operation  zn  ver- 
men  ist.  Alle  Patienten  waren  ausgesprochene  Fälle,  die  längere  Zeit 
er  intern  behandelt  waren.  Es  wurde  nur  Exziaion  gemacht  mit  Zuröck- 
n  von  V* — V»  des  ursprünglichen  Volumens.  In  '/«  aller  Operationen 
achtete  man  postoperative  Erscheinungen.  Ein  Fall  ist  rezidiviert,  sonst 
emng  oder  Heilung. 

Friedlein  (38)  hat  die  von  Scholz  schon  früher  beschriebenen  20 
!  der  Klinik  Kümmels  von  Morbus  Basedowii,  die  durch  Enukleation 

Resektion  eines  Teiles  der  Struma,  operativ  behandelt  worden  sind,  aufs 

untersucht.  Er  konnte  über  16  Patienten  neue  Berichte  bekommen, 
anden  sich  14  Heilungen,  in  diesen  Fällen  war  von  Kropf  nichts  mehr 
nden.  Zwei  bedeutende  Besserungen,  drei  massige  Besserangen  nnd  ein 
isfall  zehn  Tage  nach  der  Operation  an  Tetanie. 

Die  14  Heilnngen  erstrecken  sich  jetzt  von  4—15'/»  Jahren. 

Dass  es  auf  die  richtige  Dosierung  des  zurückzulassenden  Teiles  der 
tna  ankommt,  beweisen  die  Fälle  von  Besserung.  In  diesen  Fällen  ist  doch 

eine  Struma  wieder  vorhanden,  so  dass  eine  zweite  eventuell  dritte  Ope- 
n  hier  noch  Heilung  beibringen  kann. 

Die  operativen  Resultate  geben  jetzt  selbst  in  der  Mortalität  einen 
sren  Prozentsatz  als  die  internen:  ö^/o  gegen  intern  12"/!). 

Curtis  (24)  bevorzugt   die  partielle  Thyreoidektomie   bei  den  Behand- 

des  Morbus  Basedowii  vor  der  Exstirpation  des  Gangtiom  cervicale  supr. 
ympathikus.  Er  hatte  auf  136  Fälle  17  Todesfalle  mit  akutem  Thyreoidi^mus. 
Operation  soll  unter  lokaler  Anästhesie  geschehen.  Einige  Male  unt^f' 
i  er  die  Arterien. 

Ricbardson  (85)  liefert  eine  zusammenfassende  Arbeit  über  den  gegen- 
igen  Stand   der   Wissenschaft   über  Thyreoidea  und  Parathyreoidea.     Es 

vorwiegend  Über  Morbus  Basedowii  gehandelt. 

Shattock  (91)  beschreibt  ein  Museumpräparat  einer  Glandula  thyreoidea 
einer  an  Morbus  Basedowii  gestorbenen  Frau.  An  der  linken  Seite  be- 
it  sich  eine  Glandula  parathyreoidea  von  0,9  cm  Durchmesser.  Mikro- 
isch  war  in  dieser  Drüse  ein  Kolloid  vorhanden.    Die  Patientin  hatte 

Myxödem.     Die  Septa  der  Struma  waren  ziemlich  reich  an  Fettgewebe. 

Humphry(54)  konnte  von  einigen  an  Morbus  Basedowii  verstorbenen 
mten  die  Halsregion  untersuchen  und  fand  in  der  Regel  die  Glandulae 
thyreoideae  fettig  infiltriert. 

Des  weiteren  konnte  er  in  18  Autopsien  diese  Gebilde  untersuchen  und 

nur  ausnahmsweise  dieselbe  Infiltration  mit  Fettgewebe  und  dann  bei 
en  Personen.     Nur  in  einem  Falle  fand  er  Fett   bei   einem  jüngeren  In> 


äill»vr7.  TerletzangeD  n.  cbirnrg.  Erankheitea  des  Halaes  n.  d.  Schilddrüse.      487 

Jindanm.     Es  war  dies  ein  Hjährigea  Mädchen,  das  an  Verbrennung  starb, 
in  diesem  Falle  war  ausserdem  die  Thymus  erhalten  und  18  g  schwer. 

In  keinem  seiner  Morbus  Basedowii-Fälle  konnte  er  Zeichen  von  Hyper- 
trophie der  Glandulae  paratbyreoideae  oder  von  Kolloidbildung  in  denselben 

änden. 

II.  Nebensehilddrüse. 

Bei  Humphry  (51)  (s.  oben)  findet  man  eine  gut  anatomische  Über- 
sicht über  die  Glandulae  paratbyreoideae. 

In  den  vorhergehenden  Referaten  findet  man  nebenbei  schon  manches, 
dieses  Organ  betreffend,  notiert. 

Die  Literatureinsicht  sowie  eigene  Observationen  veranlassten  Lund- 
borg  (65)  der  Frage  der  Pathologie  der  Glandulae  paratbyreoideae  näher  zu 
treten.  Er  kommt  zu  den  Schlüssen,  dass  vielleicht  Tetanie,  Myoklonie, 
MTotomie  und  Paralysis  agitans  auf  eine  Insuffizienz  der  Glandulae  para- 
tbyreoideae zurückzuführen  sind,  gleich  wie  Myxödem  und  Uypotbyreoidismus 
lUutoghe)  anf  eine  Insuffizienz  der  Glandula  thyreoidea  beruht. 

Es  ist  dabei  auffallend,  dass  erstgenannte  Krankheiten  vorzugsweise 
Männer  befallen,  während  Myxödem  mehr  bei  Frauen  vorkommt. 

Mit  Hyperfunktion  der  Glandula  parathyreoidea  hängt  wahrscheinlich 
zusammen  die  Paralysis  myasthenica  und  die  Paralysis  fam.  periodica,  gleich- 
wie psychotische  Zustände  und  Morbus  Basedow!  mit  einer  Hyperfunktion  der 
Ijlandula  thyreoidea  einhergehen. 

Die  Gland.  parathyreoidea  muss  als  ein  Organ  (Regulator)  aufgefasst 
werden,  das  die  Aufgabe  hat,  ungestörte  muskuläre  (oder  neuromuskuläre) 
Titigkeit  zustande  zu  bringen. 

Zum  Scbluss  sagt  Verf.:  ,Vor  allem  muss  ich  indes  betonen,  dass  ich 
-war  dafür  halte,  dass  die  besprochenen  Krankheiten  mehr  oder  weniger 
-miteinander  verwandt  sind  und  wahrscheinlich  auf  endogener  Intoxikation 
-beruhen,  dass  es  aber  noch  für  äusserst  hypothetisch  gehalten  werden  muss, 
.ob  die  Gland.  parathyreoidea  eine  bestimmte  Rolle  in  deren  Pathogenese 
-spielen." 

Mac  Callum  und  Davidson  (67)  haben  ihre  Untersuchungen  über 
die  Funktion  der  Gland.  parathyr.  weitergeführt.  Sie  untersuchten,  ob  Blut 
ton  Händen,  durch  Exstirpation  von  zwei  oder  vier  Gland.  parath.  in  Tetanie 
gebracht,  bei  anderen  Hunden  intravenös  transfundiert,  bei  diesen  Hunden 
Tetanie  hervorrufen  konnte. 

Der  Effekt  war  aber  gering,  selbst  in  den  Fällen,  wo  der  Blutempfänger 
torher  grossenteib  von  seinem  Thyreoidgewebe  befreit  wurde. 

Experimente,  um  durch  Blutentziehung  eine  Tetanie  zu  verringern,  miss- 
langen  ebenfalls. 

Berücksichtigung  des  Darmes  behufs  Füllung  oder  nicht,  liess  bei  diesen 
Eiperimenten  auch  keinen  Scbluss  ziehen. 

Tetanie  ist  nur  zu  beseitigen  durch  Injektion  von  Parathyreoidmaterial. 
Verff.  konnten  die  Resultate  von  Lusena,  der  die  nach  Exstirpation  der 
Gland.  parathyr.  entstandene  Tetanie  beseitigen  konnte  durch  Exstirpation 
dff  Glandula  thyreoidea  oder  durch  Unterbindung  der  Gefässe,  nicht  be- 
stätigen, 

Berkeley  (12)  kam  durch  die  Wahrnehmung  von  Kaninchen,  die  er 
parathyreoidektomiert  hatte,   auf  die  Idee,   dass   die   observierten  Symptome 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

t  mit  Paralysis  agitans  hatten.  Dann  las  er,  wie  Dana  (18Ö3) 
igitans  auffasBt  als  eine  Intoxikation  durch  ein  im  ßlute  zirku- 
lift,  das  vielleicht  von  einer  Drüse  ohne  Anafiihrungsgang  geliefert 
esgleichen  sagt  Dana,  da8S  Thyreoidtberapie  die  Symptome  von 
igitans  verschlimmerte. 

b  ein  nnd  das  andere  kam  er  unabhängig  von  Lundberg  aaf 
mte  Idee,  dass  Paralysis  agitans  durch  eine  Parathyreoidintoxikation 

wurde. 

is  veranlasste  ihn,  verschiedene  Kollegen,  die  Patienten  mit  Para- 
is  hatten,  aufzufordern,  diesen  Patienten  ein  Parathyreoidpräparat 
"en.     Im  ganzen  hat  er  jetzt  11  Fälle. 

Resultat  der  Therapie  war,  dass  die  Paralysis  agitans  Symptome 
n,  sowohl  Tremor  als  psychische  Symptome. 

vamt  ausdrücklich,  dass  die  meisten  Präparate  untauglich  sind, 
ein  Präparat  von  Annour  und  Co.,  Chicago.  Auch  dieses  Präparat 
>ch  wechselnd,  und  muss  daher  zuvor  physiologisch  geprüft  werden, 
m  mit  '/»o  Gramm,  zwei  oder  viermal  täglich  der  getrockneten 
Iren  Drüse,  am  besten  in  Kapseln  verabreicht.  In  der  Regel  fangt 
ung  an  nach  2  oder  3  Wochen,  in  welcher  Zeit  50  bis  75  Kapseln 
t  sind. 

Autopsien  bei  Paralysis  agitans,  in  Hinsicht  auf  Abweicfaangen  der 
paratliyreoideae  untersucht,   verfügt  er  bis  jetzt  noch  nicht,    eben 
acht  er  jetzt  diese  Publikation, 
st  (53)  veröffentlicht  einen  zweiten  Fall  von  Tumor  der  Gland.  para- 

aus  dem  Boerhaave-Laboratorium  zu  Leiden  (cf.  Benjamin, 
Beitr.  Bd.  31.  Heft  1).  Der  Tumor  sass  bei  einer  sehr  alten  b\öil- 
rau  im  rechten  Lappen  der  senil  atrophischen  Glandula  thyreoidea. 
1  kastaniengrosser  verkalkter  Tumor.  Mikroskopisch  war  der  Tumor 
n  der  Struktur  mit  einer  Gland.  parathyreoidea  übereinstimmend, 
ben  Kapsel   befand  sich  ein  kleines  normales  Epithelkörperchen. 

er  und   Aguerre   (74)    operierten   eine  polyzystische  Geschwulst 

bei  einer  30jährigen  Frau.  Der  Tumor  war  in  drei  Jahren  ent- 
nd  hatte  in  den  letzten  Monaten  Orangengrösse  erreicht.  Der 
r  adenomatös  und  mit  der  Vena  jugularis,  die  reseziert  werden 
rwachsen.  Es  wurde  der  Tumor  als  von  einer  Gland.  parathyreoidea 
i  accessoria?  Ref.)  ausgehend  aufgefasst. 

m.  Thymus. 

ihl  (36)  gibt  eine  vorläufige  Mitteilung  über  Exstirpations-  und 
jnsversuche  mit  der  Thymusdrüse,  die  er  bei  verschiedenen  Tieren 
er  bisherige  Stand  der  Untersuchungen  veranlasst  ihn,  die  Thymus- 
der  Ziege,  dem  Hunde  und  dem  Kaninchen  als  ein  für  das  post- 
en  bedeutungsloses   Organ    ani^usehen,    dessen  Exstirpation    weder 

Störungen,  noch  sonstige  Ausfallssymptome  zur  Folge  hat,  keinen 
in  Effekt  ausübt  und  auf  den  Verlauf  der  Heilung  künstlich  ge- 
ikluren  ohne  Einfluss  ist. 

nbei  fand  er,  dass  die  junge  Ziege  nicht  nur  eine  am  Halse  ge- 
ilddrüse  besitzt,   wie  die  Handbücher  angeben,  sondern  dass  sie 

einen  thorakal  situierten  faustgrossen  inneren  Lappen  besitzt. 


GillsTr^.  VwleUoDgeD  n.  clururg.  Krankheiten  d«B  Halses  u.  d.  SchilddrOse.      489 

Ehrhardt  (32)  behandelte  ein  Kind  von  2  Jahren  mit  inspiratoriscber 
Dvspnöe.  Die  Erstickungsan falle  drängten  zur  Operation.  Der  Sitz  der 
jtfDOse  konnte  nicht  eruiert  werden,  keine  Dämpfung  auf  dem  Manubrium. 
Da  Intubation  keine  Erleichterung  gab,  wurde  die  Diagnose  auf  Thymus-  oder 
Sirkomdruck  im  Mediastinum  gestellt. 

Bei  der  Operation  wurde  eine  vergrösserte  Thymus  gefunden,  die 
fQQkleiert  werden  konnte.  Da  die  Trachea  abgeplattet  erschien,  wurde  nicht 
gdiäht,  sondern  tamponiert,  um  jederzeit  tracheotomieren  zu  können. 

Nach  der  Operation  sofortiges  Wohlbefinden.  Nach  5  Tagen  sekundäre 
Naht  der  Wände,  wobei  konstatiert  wurde,  dass  die  Trachea  sich  entfaltet 
latle. 

Es  stellten  sich  keine  Anfallssymptome  ein,  dieser  Fall  war  also  rein 
nifcbaDisch.  Nichtsdestoweniger  meint  Verf.,  dass  die  Fälle  von  Thymustod, 
wo  neben  vergrösserter  Thymus  die  Trachea  nicht  komprimiert  war,  beweisen, 
dass  nicht  alle  Fälle  von  Asthma  thymicnm  mechanisch  erklärt  werden  können, 
sondern  dass  man  in  diesen  Fällen  an  der  Paltaufschen  Annahme  einer 
Inaphatiscb-cblorotischen  Konstitution  festhalten  soll. 


Andere  Ualaorgane. 

1.  Berg,  Jobn,  Einige  Beaexiooen  aber  die  operatire  Behendlang  derTortieollü  sputiciu. 
Sndiakt  madic  Arkiv  1905.  Bd.  38.  Abt.  I.  Chic.  Heft  1.  Nr.  2. 

2.  B^rard,  Jouffray  et  Adler',  Trois  cas  d'dplthelioiiia  branchiog^De  da  cou.    Ljroii 
mU.  ]905.  Nr.  52. 

3.  Butlin,  Removal  of  tha  eontenta  ef  the  anterior  trian^a  of  the  neck.    Brit  med. 
Jooro.  11.  U.  1905. 

i  'Canbet,  Kjste  hydatiqne  da  coa.    Soc  anat  1905,  Nr.  6.  p.  570. 

i.  Cntler,  ExcisioD  of  the  superior  cervical  gauglion  of  the  sTiupathetic  far    eimpla 

glaucama.    Med.  Newa  28.  I.  19(15. 
t.  DsDgel,  Über  die  Unterbindang  der  Vena  jugal.  int.     Brana  Beitr.  46.  Bd. 
'.  Lc  Denta,    Myiochondrome  braochial   de   la   rägian   aubmaxillsire   droita.    Soe.   de 

Cbit.  1906.  Nr.  87. 
l  Dowd ,  The  anrgical  treatment  of  tnbercolar  cervical  lymph-Dodes.  Ann.  of  Snrg.  1905. 

Julj. 
Bi.D'Este,  La  terapia  dei  liDlomi  tabercolari  del  collo,    Bolletioo  della  Societä  medico- 

ehiiurgica  di  Pavia.  Giogno  1905. 

9.  F«in,  Drei  Fille  von  leichten  VerleUnngen  im  Halse.    Wiener  klin.  Rundacbau  1905. 
Nr.  1. 

10.  HtbererD,  J.  P.,  Über  Echinococens  des  Halaea.    Orrosi  Hetilap  1905.  Nr.  3  and  4. 
(Cogariscli). 

lt.  Bimmar,  Ei»  beacbtanawerter  Fall  von  kongenitaler  Halakienienfiatel.    Zieglera 

Bfiti.  inr  path.  Anat  1905.  XXXVI,  3. 
]t  Hoehhana,  Bebaodlang  aknter  Halaaffektionen  mit  StaaangahyperSmie.  Müncb.  med. 

Wochenschr.  1903.  Nr.  34.  p.  1669. 
U  EaafmaDD-Rupaner,  Über  die  alveolaren  GescbwOlste  der  Gland.  carot.  Dentsche 

ZeitMbr.  f.  Cbir.  Bd.  80. 
li  Kuight  and  Hc.  Kemon,  Psrtial  tarbinectomy  followed  hy  acute  otitia,  mastoiditia, 

ftf$it,  paracentesis,  mastoidectomie,  ligation  and  exciaion  of  internal  jugnlar  vein; 

recoTery.    Med.  News  1905.  Nov.  18.  p.  982. 
\i-  'Gromm,  F.,  Über  das  Gapat  obstipum  nnd  seine  chirurgische  Bebandlnog.    Arztl. 

MitUiL  a.  u.  r.  Baden  1905.  Nr.  21.  15.  Nov. 
R  Lttronche-Charrier,  Tameur   de  la   rägion   cervicale  etc.     Journ.  de   m^d.   de 

Bord.  1905.  Nr.  8.  p.  132. 
\'.  Lcc^ne.  Sarcome  de  la  gaine  des  vaisseaax  carotidiens.    Soc.  anat.  1905.  Oct 
'■'  Lenti,  L.,   Contribnto  allo  studio  delle  fistolo  cervicali  congenite.     La  ctinica  chi- 

nugiea  1903. 


Jahrcabericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

LeoEi  e  A.  PeUegrini,  Contribnto  alla  conosceoz»  delle  cisti  eaag«Dit«   del  coUo 

La  aperimenUle  1905.  Fase  31. 

Leriche,  Plaie  opdrstoire  du  canal  thoracique.    Lyon  mid.  IdOS.  Nr.  19.  p.  1024. 

'LilieDthftl,  Cerrical  rib.    Anoala  of  Sargieal  1906.  Nr.  5.  p.  766. 

Lose,  Traitement   conaertatear    des   ad^itea  cervicalea   taberenl.     Joani-    de   iD4i. 

25.  X.  1905,  Nr.  20. 

Merkel,  Zur  EeontDis  der  sog.  .Holzphlpgmone*  (.Phlegmone  ligueux  du  con*  nach 

Reclus).    Zentralbl.  f.  Cbir.  1904.  Nr.  48. 

Heyerowitz,  Über  Skoliose  bei  Halsrippen.    Brona  Beitr.  Bd.  46. 

Moat,  Topograpbio  and  Chirurgie  der  EaladrUaeutuberkaloae.    Allgem.  med.  Zentr&l- 

Zeitg.  1905.  Nr.  27. 

—  Ohimrgie  der  EalsdrOaen.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  30. 

'Unrpby,  A  caae  of  cervical  rib  with  symptoma.    Ann.  of  Surg.  1905.  Harcb. 

Petit,  Eyate  d'origine  branchiale.    Ball,  et  mim.   de  la  Soc.  anat.   de  Paris  190:>. 

Nr.  2.  p.  106. 

*Ficqaä,  Fibro-lipome  pärioatiqne  de  la  ouque.  Ablation.  ön^rieoD.  Soc.  de  Cbir.  1903. 

Nr.  28. 

Pitrea,  Note  aar  qaelqnea  caa  de  torticoltis  epaBraodiqne.  Journ.  de  m^.  de  Bordeaoi 

1905.  Nr.  33. 

*PozEolo,  Semintherapie  der  Angina  Lodovici.    GazE.  d.  ospedali.  Nr.  16. 

SehSnebeck,  J.,  BeitrSge  zur  Kenntnia  der  Halarippen.    In.-Diaa.    Strassburg  1905. 

Sutcliffe,  Ths  aorgical  anatomy  and  Operation  of  tuherculous  gland  of  o«ck.     Brit. 

med.  Journ.  13.  T.  1905. 

Terrier  et  Lecäne,  Leg  kyates  branchiauz  du  cou  k  atncture  amygdalieDoe.    HeT. 

de  Chir.  1905.  Nr.  12. 

Thiers,  iStnde  comparative  de  la  tänotomie  k  ciel  onvert  et  de  l'esatirpatioii  partielle 

du  atemo-cleido-maatoldien  dana  le  traiteroent  du  torticollia  congänital.  Tb.  de  Lyon  1901. 

Ref.  in  Gaz.  des  HSp.  1905.  Nr.  7.  p.  80. 

Tuff  ier,  AndTrisme  de  la  carotide  externe  cansäcutif  ä  nn  coup  de  feu  dans  la  bauche. 

Hart     Ball,  et  mäm.  de  U  soc.  de  Chir.  de  Paria  1905.  Nr.  18. 

'Whitman,  Spasmodic  torticoUis  treated  by  reaection  of  nerves.  Ann.  of  Surg.  1305. 

Nr.  5.  p.  768. 

Halsrippe. 

Meyerowitz  {24)  beschreibt  einige  Fälle  von  leichter  Skoliose,  wo  man 
ne  andere  Ursache  finden  konnte  als  eine  einseitige  Halsrippe.  \'erf. 
st  den  Konnex  als  rein  mechanisch  auf,  ganz  im  Sinne  Garres.  Wo  man 
doppelseitiger  Halsrippe  ebenfalls  eine  Skoliose  findet,  meint  er,  etwas 
difiziert  eine  analoge  mechanische  Erklärung  geben  zu  können  und  be- 
eitet  er  Helbing,  der  eine  neurogene  Pathogenese  annimmt. 

Nach  einer  Literaturübersicht  unserer  Kenntnis  der  Halsrippe  und  der 
lurch  hervorgerufenen  Symptome  bringt  Schönebeck  (32)  60  diesbezüg- 
le  Krankengeschichten  zusammen,  denen  er  eine  61.  zufügt.  Am  Schlüsse 
■  Arbeit  einige  Notizen  über  die  Therapie. 

TorticoUis. 

Das   Referat    Gayards   von   der  Dissertation  Thiers  (35)  ergibt,  das 

vom    Verf.    angestellte    Vergleichung    der   offenen    Durch  seh  eidnng   des 

rno-cleido-mastoideus   bei   TorticoUis  congenita  mit  der  Mikuliczscben 

stirpation  des  Muskels  dahin  geht,  dass  beide  ^lethoden  einander  so  ziemlich 

ich  kommen.     Vielleicht  hat  die  Exstirpation  etwas  weniger  Rezidive. 

Pitres  (30)  bringt  drei  Krankengeschichten  von  TorticoUis  spastic* 
ei  davon  hatten  dazu  Schreibkrampf  und  auch  in  der  Literatur  hndet 
rf.  viele  Fälle  von  gleichzeitig  bestehenden  funktionellen  Krämpfen  mit 
'ticollts  spastica.    Dies  in  Verbindung  mit  der  Art  der  Kontraktionen  und 


Gillavr;.  Terlettangen  d.  chirnrg.  Krankheitea  dea  Halses  q.  d.  SchilddrOM.      491 

einiger  anderer  Momente  veranlasst  Verf.  die  Torticollis  ebenfalls  zu  den 
funktionellen  Krämpfen  Type  Duchenne  zu  rechnen  und  nicht  zu  den 
Tics  wie  Brissaud,  Marge  und  F e i n d e  1  und  N o g i n a  sagen. 

Ein   eingehendes   und   kritisches  Studium    widmet  Berg  (1)   der   Frage 
nach  der  operativen  Behandlung   des  Torticollis  spasticus.     Verf.,  der  früher 
ohne  Erfolg  die  „Akzessoriusteilung"  yersucht  hatte,  war  von  Erb  beeindusst, 
um  der  operativen  Therapie  gegenüber  diesem  Leiden  abgegangen,  hatte  sich 
in  der  letzten  Zeit  gezwungen  gesehen  wieder  zu  einem  operativen  ^'erfahren 
m  greifen.     Ein    detailliertes  Studium  schenkt  Verf.   dieser   Frage    in  Form 
einer  kritischen  Prüfung  dessen,  was  in  den  letzten  Jahren  von  der  Neurologie 
oml  Chirurgie    zutage   gefördert   worden   ist.     Besonders   verweilt   er  bei  der 
Hypothese  über  die  psychopathische  Natur  dieser  Krankheit,  die  von  Brissaud 
und  dessen  Schale  aufgestellt  ist.     Als  Ergebnis   des    Studiums   der  letztver- 
liijssenen    Jahre     erscheint    nach    Berg,    dass    „durch   relativ   ungefährliche 
(Operationen    faktisch   in    einem   nicht    unansehnlichen   Prozent   operativ    be- 
lundelter   Fälle    eine,   wenn  auch  nur  palliative  Heilung  eines  Symptomkom- 
jiieies  erzielt  worden  ist,   dessen  innere  Ursache   uns  immer  noch  dunkel  ist 
ond  dessen  Prognose    für   andere  Behandlung   auch    nach   der  ziemlich   ein- 
ftimmigen   Aussage   der   Nervenspezialisten   in   hohem   Masse    ungewiss    ist." 
Verf.  legt  sich   folgende  Frage  vor:   „Kann  eine  chirurgische  Behandlung  des 
f)sm.  Torticollis   spasticus  z.  Z.   als   berechtigt   angesehen  werden   und,    be- 
jahenden Falles,  unter  welchen  Voraussetzungen  und  nach  welchen  PrinzipienV 
folge  Q  de    verschiedenen    Operations  weisen    erscheinen    ihm     der    Beachtung 
«tri:    1.  Resektion   des   N.    accessorius,    2.  multiple,   eventuell   in   mehreren 
Seaocen  ausgeführte  Muskelteilungen,  3.  Resektion   eines   oder   mehrerer   der 
Am  obersten    hinteren    Zervikalnerven ,    4.    eine    Kombination    einer    oder 
rathrcrer    dieser    Operationen.     Es   werden  5   Krankheitsfälle   mitgeteilt,    in 
iltTOti  Verf.    etwas   abweichende  Verfahren   angewandt   hat.     Was   die   Prin- 
^pitn  der  operativen  Behandlungsweise  anbelangt,  scheint  den  Kocherschen 
mnHiplen    Muskelteilungsn    der    Vorzug    vor    der    Nervenresektion    gegeben 
«ertjen  zu  müssen,  weil  sie  weniger  ausgesprochene  Paralysen  setzen  und  die 
ptaneste    „Dosiemng"    des   Eingriffes   ermöglichen.     Verf    formuliert  seinen 
Standpunkt   folgendermassen :   So   lange  nicht   die  suggestive  und  speziell  die 
BTissaudsche  Therapie  vorerst  gründlich  versucht  worden   ist,   ist  jegliche 
nperatire  Behandlung   des   Torticollis  spasticus   unberechtigt.     Ist    suggestive 
l^handlnng    vergeblich   versucht   worden,    so    sind    die    Aussichten    für    eine 
operative  Behandlung  besser,  je   begrenzter   dem  Gebiete   nach   und  je  fixer 
fler  Art  nach   ein  Spasmus  ist  und  je  weniger   das  psychopathische  Moment 
ierrortritt.  Hj.  von  Bonsdorff. 

Traumatische  und  entzündliche  Prozesse. 

Fein  (9)  beschreibt  drei  Fälle  von  leichter  Halsverletznng. 

Der  erste  Fall  war  ein  Mann,  der  mit  der  Halsseite  auf  einen  Kisten- 
[^d  gefallen  war.  Er  hatte  davon  eine  Fraktur  des  Ringknorpels  bekommen. 
h  der  Aussen-  und  Innenseite  konnte  man  das  Hämatom  sehen.  Patient 
ißias  ohne  jeden  Eingriff.     Tracheotomie   wurde   als  unnötig   nicht  gemacht. 

Der  zweite  Fall  betraf  einen  Mann,  der  während  des  Verachluckens 
eines  Stückes  Leberwurst  plötzlich  Schmerzen  fühlte  und  Blut  spuckte.  Es 
fand  sich  eine  Schnittwunde  der  Epiglottis.  Ein  Fremdkörper  konnte  nicht 
nachgewiesen  werden. 


Jahresbericfat  fDr  Chirnrgie.    II.  Teil. 

Der  dritte  Fall  war  ebeDfalls  eioe  SchlnckTerletzung,  verursacht  durch 
rerknöcherte  Sehne  eines  Rebhuhns,  die  an  zwei  Stellen  der  Phan-nx 
len  resp.  Enden  hinausragte. 

Cntler  (5)  diskutiert  den  Wert  der  Exzision  des  Ganglion  cervicale 
'.  in  Fällen  von  Glaucoma  sioiplex.  Die  Frage,  ob  jemals  eine  £xzision 
Auge  geschadet  hat,  wird  verneint.  Die  Frage,  ob  genügend  Besserung 
der  Operation  erzielt  wird  um  an  der  Operation  festzuhalten,  wird 
.t. 

Tuffier  (36)  demonstriert  ein  Präparat  von  Aneurysma  der  Carotis 
na,   entstanden,    nachdem   Patient   zwei   Monate   vorher   sich   im  Munde 

ßevolverschnss  abgegeben  hatte.  Die  Kugel  wurde  derzeit  durch  eine 
nzision  aus  einer  Eiterhöhle  extrahiert.     Jetzt  kam  Patient   zurück   mit 

grossen  harten  Schwellung  an  der  lateralen  Pharynxwand.  Es  warde 
iert,  ohne  dass  sich  aber  etwas  evakuieren  Hess.  36  Stunden  später 
riert  das   nicht  erkannte  Aneurysma  im  Munde  mit  direktem    Exitus 

i. 

Die  Aufschrift  der  Arbeit  Knightsund  Mac  Kernon5(I4) charakterisiert 
Fall  genügend,  nur  muss  hinzugefügt  werden,  dass  die  Infektion  von 
tokokken  herrührte  und  dass  diese  Streptokokken  nicht  altein  im 
Qobus  der  Vena  jugularis  zu  finden  waren,  sondern  auch  in  der  Venen- 
.  Eine  Anzeige,  dass  die  Exzision  hier  richtiger  war  als  die  Unter- 
ing  unterhalb  des  Thrombus. 

Hochhaus  (12).  Kurzes  Referat  eines  Vortrags  über  durchaus  gute 
ingsresultate  bei  25  Fällen  von  Diphtherie,  10  Anginen  and  6  Gesichts- 
>eln.  Ander  Diskussion  beteil^en  sich  Prym,  Heusner,  Lenzmann, 
ins. 

VIerkel  (23)  publiziert  einen  Fall  von  Holzphlegmone ,  die  bei  einem 
jergesellen  entstand,  nachdem  er  das  mit  Aktinomykosiseiter  besudelt« 
:r  in  den  Mund  geklemmt  hatte.  Der  Tumor  entwickelte  sich  langsam 
päterhin   Atemnot  und   Schluckbeschwerden   zur   Inzision    nötigten.     Es 

sich  Eiter  ohne  Aktinomysiskömchen  (ob  bakteriologisch  nachgeprüft 
rird  nicht  angegeben.  Ref.)  Ein  Stückchen  wurde  exstirpiert  und  ergab 
eicbliches,  fast  narbiges  Bindegewebe  mit  entzündlicher  Infiltration,  kein 
•r,  keine  Aktinomyces.     Der   Fall   genas  unter  Jodoformgazetamponade. 

wendet  sich  gegen  Long,  der  einen  Fall  von  Uolzphlegmone  beschreibt, 
ins  einer  Mischung  von  Kankroid  nnd  sekundärer  Infektion  bestand. 
^  meinte  seinen  Befund  verallgemeinem  zu  können. 

Merkel  stellt  dagegen,  dass  in  fast  allen  Fällen  von  Holzphlegmone 
mng  eintrat,  maligner  Tumor  also  auszuscbliessen  ist. 

(Ob  aber  Verfs.  Fall  doch  nicht  Aktinomykose  war  und  keine  Holz- 
moneV  Ref.) 

Most  (25,  26)  weist  auf  die  Wichtigkeit  der  Kenntnis  der  retropharyngealen 
ihdrüsen,  die  symmetrisch  auf  beiden  Seiten  der  hinteren  Pharynxwand 
er  Fascia  bucco-pharyngea  gelegen  sind,  median  von  der  Carotis  interna, 
it  vor  deren  Eintritt  in  den  Canalis  Caroticus. 

Das  Qnellgebiet  umfasst  den  hinteren  Teil  der  Pharynx,  das  Nasen- 
3  mit  seinen  Nebenhöhlen,  sowie  Tuba  Eustachii  und  die  Paukenhöhle, 
'uberkulose  des  Halses  sind  sie  oft  miterkrankt,  jedenfalls  soll  man  auf 
;hten  und  sie  nötigenfalls  mitexstirpieren.  Selbst  hat  Verf.  dies  zweimal 
,  das  eine  Mal  durchgehend  zwischen  V.  facialis  communis  und  Jugularis 


GillaTry,  Verletzongaa  n.  ukirarg.  Krankheiten  dee  Halses  q.  d.  SchilddrQae.      403 

jnteni&,  einmal  dtirch  das  Submaxülardreieck  hindurch.    Der  erste  Weg  ist 
im  bequemsten. 

Sntcliffe  (33)  gibt,  nach  einer  Notiz  über  die  normalen  Lymphdrüsen 
dfs  Halses,  eine  sehr  genaue  Beschreibung  seiner  Methoden  von  Exstirpation 
der  toberknlösen  Halsdrnsen. 

In  gewöhnlichen  Fällen  benutzt  er  bogenförmige  Inzisionen  etwa  wie 
Kocher.  In  Fällen  von  grosser  Ausdehnung  fügt  er  an  der  bogenförmigen 
Inzision,  vom  Mastoid  ausgehend  noch  eine  zweite  Inzision  hinten  längs  dem 
ganzen  Hinterrand  des  Muse,  sterno-cleido-mostoideus. 

Die  Narbe  der  letzten  Inzision  ist  auch  später  von  vom  wenig  siebtbar. 
In  den  250  Fällen,  die  Verf.  operierte,  war  er  nie  genötigt,  den  Sterno- 
cleido  anch   nur    teilweise  zu  inzidieren.     Auf  Erhaltung  der  Nerven  legt  er 
grossen  Wert. 

Wenn  die  Ljmptome  nach  6  Monaten  noch  nicht  mit  konservativer 
Therapie  geheilt  sind,  will  er  jedenfalls  operieren.  Auch  operiert  er:  1.  Wenn 
dir  Lymptome  eitrig  zerfallen;  2.  wo  Fisteln  anwesend  sind;  3.  Wenn  die 
Lvmptome  auch  ohne  deutliche  Erweichung  zunehmen  in  Grösse ,  oder 
^l:tlme^zeQ  verursachen,  oder  entstellend  sind  und  nicht  auf  klimatische  und 
Lvgieniscbe  Massnahmen  zurückgehen;  4.  in  Fällen,  wo  die  Patienten  sich 
nicbt  schonen  können  oder  in  ihrem  Berufe  nicht  angenommen  werden 
sullien. 

In  der  Tiefe  der  Wunde  gebraucht  er  nur  Catgut  und  in  jedem  Falle 
TOD  einiger  Ausbreitung  legt  er  den  ersten  Tag  ein  Gazedrain  ein.  Sonst 
'ini  die  Wunde  mit  Knopfnähten  ganz  verschlossen. 

Dowd  (8).  Die  Tuberkulose  der  Lymphdrüsen  am  Hals  ist  als  eine 
rn^te  Erkrankung  aufzufassen,  die  oft  zu  Tuberkulose  der  Lungen  und 
luderen  Körperteilen  führt.  Gründliche  Entfernung  ist  die  beste  aller  Be- 
bndlongsmethoden.  Die  Prognose  ist  besser  bei  Kindern  als  bei  Erwachsenen. 
£:  ist  bezeichnend,  dass  die  Berichte  über  jahrelange  Beobachtungen  von 
Halsdrüsentuberkulosen  fast  ausschliesslich  aus  chirurgischen  Anstalten  kommen, 
Iiord  selbst  berichtet  über  100  operative  Fälle,  die  bis  zu  11  Jahren  unter 
Btobachtung  standen.  Von  19.  die  6  —  11  Jahre  nach  der  Operation  unter- 
MK'ht  wurden,  waren  15  anscheinend  vollständig  gei^und.  Von  9,  die  im  6.  Jahre 
lie-trlien  wurden,  waren  8  anscheinend  gesund.  Von  7  im  5.  Jahre  waren  4, 
TML  ö  im  4.  Jahre  6,  von  13  im  3.  Jahre  7,  von  26  im  2.  Jahre  21,  von 
^  im  1.  Jahre  ö  anscheinend  gesund,  12  Patienten  wurden  nicht  gesehen, 
luichdem  sie  das  Hospital  verliessen.  Die  Inzision  sollte  quer  verlaufen, 
liin^s  und  hinter  der  Haargrenze.     Längsschnitte  bedingen  breite  Narben. 

D'Este  (8a)  bringt  einen  Beitrag  zur  Therapie  der  tuberkulösen  Lym- 
phome des  Halses.  Nach  einem  kurzen  Rückblick  auf  die  historischen  Wecbsel- 
iälle  der  Behandlung  der  Drtisentuberkulose  und  nach  einem  Hinweis  auf  die 
noch  immer  nicht  nur  zwischen  Ärzten  und  Chirurgen,  sondern  unter  den 
Chirurgen  selbst  bestehende  Meinungsverschiedenheit,  hebt  Verf.  die  Unzu- 
Ijüglicbkeit  der  medikamentösen  Kuren  überhaupt  bei  der  Behandlung  der 
tiangliontnberknlose  hervor  und  spricht  auch  der  Wirkung  des  Jods  jede 
^pezifizität  ab;  dagegen  erachtet  er  dasselbe  als  von  der  höchsten  Bedeu- 
tnsg  als  kräftig  wirkendes  Hilfsmittel  bei  der  chirurgischen  Radi- 
kalkur, die  stets  die  Methode  der  Wahl  sein  muss. 

In  dieser  Hinsicht  hat  er  klinische  Versuche  angestellt,  indem  er  eine 
gewisse  Anzahl  von  Kranken  mit  der  blossen  Radikalkur  behandelte  und  eine 


J«hresb«rtcbt  fOr  Cbirurgjs.    IL  Teil. 

itere  Anzahl  in  nahezu  gleichen  klinischen  Verhältnissen  mit  der  Radi- 
Ikar  und  mit  ÄnEchliessimg  einer  von  Anfang  an  intensiv  gemachten  Jod- 
r,  1  cg  zur  Injektion  im  Anfang,  steigend  nach  und  nach  bis  zu  jedesmal 
-6  cg.  Er  echliesst,  indem  er  die  mit  der  einfachen  radikalen  Behandlung 
:ielten  Resultate  und  die  mit  der  gemischten  Behandlung  (radikale  plus 
Ikur)  gewonnenen  einander  gegenüberstellt,  welch  letztere  sich  sowohl  durch 
3  Aussehen  der  Narben,  wie  durch  die  rasche  allgemeine  Besserung  und 
lezug  auf  Rezidive  vorzüglicher  zeigten. 

Was  den  weniger  radikalen  Eingriff  —  einfache  Abschalun^  und  Aus- 
felnng  —  angeht,  so  blieben  jene  Resultate  auch  bei  Ausschluss  einer 
ensiven  Jodknr  hinter  den  vorhergehenden  zurück.  R-   Giani. 

Loze  (22)  befürwortet  die  von  Calot  angewandte  Naphtolbehaudlung 
i  tuberkulösen  Halsdrüsen.  Er  hat  viele  Hundert  Fälle  behandelt,  nur 
1S8  man  Folgendes  in  Acht  nehmen:  1.  Man  gebrauche  nur  frische  Lösung. 
Die  Lösung  soll  nicht  in  Luftkontakt  und  nicht  in  Licht  aufbewahrt 
rden.  3.  Man  mische  die  Mischung  gleich  vor  dem  Gebrauch  (Xaphtol. 
mphor.  1  g,  Emulsine  1  g,  Glycerin.  pur.  1  g;  oder:  Ol.  olivar.  steril.  34  g- 
her  34  g,  Naphtol.  camphor.  20  g,  Jodoform  9  g,  Kreosot  2  g,  Gnajacol 
g).  4.  Anfangs  nie  mehr  als  1  g  injizieren.  5.  Langsam  und  unter  ge- 
igem  Druck  injizieren.  6.  Nie  in  einen  Abszess  oder  in  gesundes  Gewebe 
izieren. 

Man  macht  die  Injektionen  jeden  zweiten  Tag,  nachdem  mau  zuvor 
piriert.  Harte  Lymphome  injiziert  man  ebenso  ohne  vorherige  Aspiration, 
enn  bei  der  Aspiration  nur  eine  viskose  Flüssigkeit  angezogen  wird, 
aucbt  man  keine  Injektion  mehr  zu  machen,  sondern  appliziert  einen  Druck- 
rband. 

Butlin  (3)  beschreibt  die  von  ihm  befolgte  Operationsmethode  bei 
rcinoma  lingnae.  Er  rät,  in  jedem  Falle  das  ganze  vordere  Haisdreieck 
iindlich  auszuräumen  an  der  kranken  Seite,  auch  in  den  Fällen,  wo  gar 
ine  Drüsenschwellnng  zu  palpieren  ist. 

Er  vermeidet  das  gleichzeitige  Operieren  von  Zange  und  des  Hais- 
webes,  da  sonst  die  Mortalität  zu  gross  wird.  Da  aber  die  zweizeiti^'e 
leration  den  Nachteil  hat,  dass  die  Patienten  sich  nach  Entfernung  des 
ingentumors  oft  der  zweiten  Operation  entziehen,  macht  er  die  zweite 
leration  in  der  Regel  neun  Tage  nach  der  Zungenoperation.  Den  Ange- 
rigen der  Patienten  sagt  er  immer,  dass  die  Operation  den  einen  Tag  an- 
fangen wird,  um  nach  neun  Tagen  vollendet  zu  werden. 

Die  Halsoperation  macht  er  in  folgender  Weise:  Er  macht  eine  Haut- 
lision  vom  Processus  mastoideus  bis  zur  Articulatio  stemo-clavicularis,  und 
le  zweite  Inzision  quer  von  der  Spina  mentis  bis  anf  die  erste  Inzidion  in 
r  Höhe  des  oberen  Randes  der  (Jartilago  thyreoidea.  Die  zwei  vordereD 
mtlappen  werden  zurückpräpanert  und  dann  Platysma  und  alles  Zell-  and 
.sziengewebe  von  unten  ab  in  einem  Lappen  vom  M.  sterno-cleido-mastoideus 
d  den  grossen  Gefässen  sauber  abprapanert.  Der  vordere  Muskelhauch 
s  Omohyoideus  wird  nötigenfalls  mitgenommen,  sowie  die  vorderen  A^te 
r  Carotis  externa.  Der  untere  Pol  der  Parotis  mit  den  da  befindlichen 
mptomen  und  der  ganze  Submaxillarraum  kommt  mit  dem  Halsgebilde  in 
isammenhang  herans. 

Nach  genauer  Blutstillung  werden  zwei  Gazestreifen  im  Sabmaxillarraum 
d  auf  Parotis   und  Halsgefasse   eingelegt   und  zum  unteren  Wundwinkel 


GillsTTj,  Verletzungen  d.  chiturg.  Kiaiikheiten  des  Halses  d.  d.  Schilddrilse.      495 

herausgeleitet.  Daneben  noch  ein  Drain,  sonst  wird  die  Wnnde  geschlossen. 
Nach  24  Standen  werden  die  Gazestreifen  entfernt,  der  Drain  hleibt  aber 
nxh  einige  Tage  liegen,  da  die  Parotiswunde  noch  Speichel  sezerniert.  Die 
Wnnde  heilt  innerhalb  zwei  oder  drei  Wochen. 

Verf.  hat  diese  Operation  in  dieser  Weise  jetzt  10  Jahre  geübt,  und 
Ton  15  Patienten  nur  einen  an  der  Operation  verloren. 

Bei  gleichzeitiger  Operation  starben  3  von  13  Operierten. 

Von  diesen  28  Personen,  ror  mehr  als  3  Jahren  operiert,  sind  also  4 
gestorben  an  der  Operation  und  4  an  Halsrezidiv  ohne  Mondrezidiv.  Dagegen 
siud  10  jetzt  geheilt. 

Von  den  28  hatten  zur  Zeit  der  Operation  18  palpable  Drüse  und  7 
Atchts  Palpables,  in  3  Fällen  war  in  der  Krankengeschichte  nichts  notiert. 
Von  den  7,  wo  man  keine  Drüsen  patpieren  konnte,  fui^eren  4  unter  den 
1(1  Geheilten. 


Hals fi steh    Halszyste.    Branchiogene  Tumoren. 

Uaberern  (10)  exstirpierte  eine  fanstgrosse  Echinococcnszjste  der 
rechten  Fossa  supraclavicnlaris ,  die  Wand  der  Zyste  war  mit  der  Carotis 
communis  innig  verwachsen.  Der  Kranke  ist  geheilt.  Im  Anschluss  an  die 
Publikation  bespricht  Haberern  eingebend  die  diesbezügliche  Literatur, 
ihnlicbe  sc^enannte  subfasziale  Echinokokken  des  Halses  weist  die  aus- 
ländische Literatur  26  nach;  in  der  ungarischen  Literatur  fand  Haberern 
i«ei  Mitteilungen  über  Echinococcus  des  Halses,  die  eine  aus  dem  Jahre 
1^^9  von  Prof.  Makara  (derzeit  in  Kolozsvär),  die  andere  aus  dem  Jabre 
lh%  Ton  Beck  veröffentlicht.  Gergö  (Budapest). 

Lenzi  (18).  Nach  einem  kritischen  Rückblick  auf  die  Geschichte  des 
in  Bede  stehenden  Themas  und  nach  Hinweis  auf  die  fundamentalen 
KenDtnisse  über  die  embryologische  Entwickelnng  der  Region  illustriert 
Verf.  sowohl  klinisch  als  histologisch  acht  Fälle  von  angeborenen  Halsfisteln, 
wobei  er  zu  folgenden  Schlüssen  kommt: 

1.  Die  Einteilung  der  sogenannten  Branchialf istein  in  seitliche 
Fisieln  und  in  Fisteln  der  Mittellinie  geschieht  nicht  nur  wegen  des  ver- 
schiedenen Sitzes  ihrer  äusseren  Öffnung  und  wegen  des  verschiedenen  Ver- 
laafes  ihres  Ganges,  sondern  auch  weil  dieselbe  ihrer  verschiedenen  Patho- 
genese entspricht. 

Erstere  haben  iu  der  Tat  wirklich  einen  brancbiogenen  Ursprung,  wäh- 
rend die  zweiten,  aller  Wahrscheinliehkeit  nach  und  fast  konstant,  zu  der 
Entvickelung  der  medianen  Thyroidea  in  Beziehung  zu  bringen  sind.  Daraus 
ergibt  sich,  dass  die  diesen  Fisteln  gewöhnlich  beigel^te  Bezeichnung  „bran- 
chiale"  nicht  stets  ihrer  wirklichen  Pathogenese  entspricht  und  dass  es  dem- 
nach zweckmässiger  sein  dürfte,  sie  allgemein  als  angeborene  Fisteln 
des  Halses  zu  bezeichnen,  da  dadurch  nicht  implicite  ihre  direkte  Abstam- 
mang  von  dem  Branchialapparat  angezeigt,  auch  wenn  sie  in  Beziehung  zu 
dem  Schilddrüsenapparat  stehen. 

2.  Die  angeborenen  vollständigen  seitlichen,  subhyoiden  Fisteln  des 
Halses  bemhen  in  ihrem  unteren  Teile  auf  einem  Stillstand  in  der  Schliessung 
des  SinuB  praecervicalis.  Ihr  höher  gelegener  Teil  bat,  wie  ausser  durch  den 
Sitz  der  inneren  Öffnung  und  die  Beziehungen  des  Ganges  zu  den  aus  dem 
zweiten  und  dritten  Kiemenbogen  hervorgegangenen  Organen  dargetan  wird, 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Ursprang  auB  der  zweiten  Rachentasche.  Und  dies,  ma^ 
lanenz  eines  wirklichen  prä formierten  Branchialspaltes  an- 
er,  wie  Kostanecki,  Mielicki  und  andere  behaupten, 
ichentasche  sich  mittelst  des  Ra bischen  Kanals  sekundär 
serTicalis  öffne. 

Iständigen  äusseren  seitlichen,  subhyoiden  Fisteln  sind  auf 
Sinus  praecervicalis  zarückzuführen.  Der  Umstand  jedoch, 
nhaut  derselben  zylindrisches,  oftmals  vibrierendes  Epithel 
andung  Drüaenbildungen,  notgedrungen  entodermische  Deri- 
len  worden  sind,  tut  deutlich  dar,  dass  die  allermeisten 
Is  unTolIständig  erscheinen,  als  ursprünglich  mit  der  pri- 
i  kommunizierende  Fisteln  betrachtet  werden  müssen,  die 
}m  späteren  Zeitabschnitt  obliteriert  haben  und  so  in  nn- 
ngen. 

m  Zusammenhang  mit  den  angeborenen  Lateralfisteln,  so- 
Qdigen  als  den  vollständigen,  findet  man  nicht  selten  drüsen- 
Zuweilen  bekommt  man  echte  kleine  Speicheldrüsen,  welche 
Sekretion  der  sich  an   ihrem  normalen  Sitz  entwickei(en 

heit  dieser  Drüsen  ist  eine  neuerliche  Bestätigung  für  die 
tnung  des  oberen  Abschnittes  der  Lateralfisteln  aus  der 
ascbe,  da  man  weiss,  dass  die  Speicheldrüsen  aus  dem 
rgehen  und  sich  ursprünglich   in  dieser  Zone  differenzieren 

gemeinhin  als  median  angesprochenen  Fisteln  zeigen  bei 
Q  Untersuchung,  dass  sie  dies  nnr  dem  Anscheine  nach 
ten  im  Gründe  genommen  dieselben  Struktureigenschaften, 
'erlauf  nnd  dieselben  Beziehungen  der  Lateralfisteln,  von 
durch   den  medianen  Sitz   ihrer   äusseren  Öffnung    unter- 

latz  zu-  dem  noch  immer  von  der  Allgemeinheit  der  Autoren 
nnen  die  medianen  Fisteln  im  wahren  Sinne  des  Wortes 
mehr  durch  die  Persistenz  des  Ductus  tbyreoglossus 
i  die  neuesten  embryologischen  Beobachtungen 
3ses  Organ  normalerweise  im  Embryo  nicht  in 
nges,  nicht  einmal  transitorisch,  besteht, 
nan,  streng  genommen,  heutzutage  nicht  mehr  die  Existenz 
reoglossus  annehmen  kann,  da  nachgewiesen  ist,  duss 
ar  für  eine  äusserst  kurze  Zeit,  ein  Tractus  thyreo- 
eine  feste  Bildung,  ohne  Spur  eines  Lumen,  so  sind  die 
nen  Fisteln  doch  als  auf  der  Entwickelung  der  medianen 
nd  zu  betrachten. 

Lrgetau  durch  ihre  besondere  Struktur  und  dnrch  die  An- 
ilddrüsenbälgen  in  ihrer  Wandung.  Zwischen  diesen  Fisteln 
lie  nur  irrtümlicherweise  als  vollständig  angesehen  werdea, 
ter  Unterschied. 

*ung  dieser  besonderen  Fisteln,  die  auf  Jeden  Fall  ans  der 

üse  herrühren,  kann  nicht  mit  den  blossen  Daten  der  nor- 

e   erklärt  werden.     Man   muss   sich   die  Möglichkeit  von 

embryonären  Entwickelung   des  Halses,    der  Anlage  der 


Gillavrf,  Verletinngen  a.  chirurg.  Krankheiten  des  HalBSB  d.  d.  SchilddrDs».      497 

neiüaiien  Schilddrüse  entsprechend,  gegenwärtig  halten.  Es  ist  demnach  die 
tihrecheinliche  Existenz  echter  Fälle  von  embryonärer  Pathologie  anzunehmen, 
die  dadurch,  dass  sie  ihre  Wirknng  anf  die  normalerweise  feste  Anlage  der 
taedianen  Schilddrüse  geltend  machen,  in  derselben  eine  anormale  Kanalisation 
bedingen  können. 

9.  In  Übereinstimmung  mit  der  verschiedenen  Pathogenese  der  lateralen 
und  medianen  Fisteln  steht  der  Umstand,  dass  ich  in  der  Wandung  der 
eisteren  zeitweilig  Drüsenacini  mit  augenscheinlich  schleimiger  Sekretion  an- 
getroffen habe  (Drüsen  vom  Typus  der  Speicheldrüsen),  während  in  der  Wan- 
dung der  medianen  Drüsenbälge  thyreoidöser  Natur,  welche  zuweilen  auch 
kolloide  Substanz  enthalten. 

10.  Mit  einer  verhältnismässigen  Häufigkeit  verbinden  sich  diese  Äfifek- 
timen  mit  sonstigen  Entwickelungsanomalien.  (In  seinen  Fällen  Ohrfisteln  und 
ingeborene  Missbildung  des  Unterkiefers.) 

Diese  Tatsachen  finden  eine  rationelle  Erklärung,  wenn  man  die  Leichtig- 
keit bedenkt,  mit  der  die  nämliche  Ursache,  die  während  der  Entwickelung 
lar  Erzeugung  einer  Anomalie  in  dem  Gebiet  der  zweiten  Branchialtasche 
führt,  ihren  Einänss  auch  in  dem  Bezirk  der  ersten  Tasche,  ans  der  sich  das 
bildet,  und  des  ersten  Bogens,  der  dem  Unterkiefer  den  Ursprung  gibt,  geltend 
machen  kann. 

11.  Die  rationellste  and  vor  allen  vorzuziehende  Behandlung  bei  diesen 
Affektionen  soll  in  der  vollständigen  Exstirpation  des  Ganges  bestehen,  eine 
bisweilen  delikate  und  ziemlich  schwierige  Operation,  die  jedoch  heutzutage 
iD  der  Hand  eines  geschickten  und  umsichtigen  Chirurgen  im  Gegensatz  zu 
den  einstigen  Vorurteilen  stets  sicher  und  radikal  ausfallen  mnss. 

R.  Giani. 
L.  Lenzi  und  A.  Pellegrini  {19).  In  Anbetracht,  dass  das  Argu- 
ment der  angeborenen  Halszysten  häufig  zu  Auseinandersetzungen  Anlass  ge- 
geben hat,  namentlich  in  bezug  auf  ihre  Pathogenese  und,  dass  die  vollständige 
.Meiaongs Verschiedenheit,  die  lange  in  dieser  Frage  herrschte,  auf  dem  Um- 
ftind  beruhte ,  dass  der  Ursprimg  der  medianen  Zysten  konstant  mit  dem 
der  lateralen  Zysten  verwechselt  worden  ist,  unternahmen  Verff.  histologische 
Intersuchungen  an  einer  ganzen  Reihe  von  angeborenen,  lateralen  und  me- 
dianen Zervikalzysten ,  die  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Florenz  zur  Ope- 
ration kamen. 

Nach  Hinweis  auf  die  grosse  Leichtigkeit,  mit  der  man  bei  der  Diagnose 
^^ätur  dieser  Zystentumoren,  die  sowohl  in  der  medianen  Region  als  auch 
in  der  lateralen  des  Halses  angetroflFen  werden  können,  irren  kann,  auch  wenn 
man  sich  nicht  auf  die  Beobachtung  der  makroskopischen,  klinischen  und  ana- 
tnnisch-pathologi sehen  Daten  beschränkend,  histologische  Untersuchungen  an- 
Mt,  behaupten  Verff.,  dass  in  einer  äusserst  grossen  Mehrheit  der  medianen 
Zjsten  besondere  histologische  Eigentümlichkeiten  nachweisbar  sind,  durch  die 
äie  m  einer  Gruppe  für  sich  vereinigt  werden  könnten,  der  eine  ganz  und 
pr  eigene  Pathogenese  zuzuerkennen  ist. 

Die  Verff.  spielen  hiermit  auf  den  möglichen  Befund  von  Schilddrüsen- 
füllikeln  in  den  Wänden  dieser  Zysten  an.  Wände,  die  zuweilen  sehr  dünn 
itiii  können,  oder  aber  ziemlich  verdickt,  und  welche  zuweilen  eine  einzige 
bald  glatte,  bald  ausgebuchtete  Höhle,  zuweilen  mehrere,  mit  im  allgemeinen 
likdrischen  Epithel  ausgekleidete  Höhlen  umschreiben  können.  Zysten,  die 
fast  stets  eine    klebrige  Faden   zieliende  Flüssigkeit   wie  von   eiweissartigem 


498  Jahresbericht  ftlr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Aussehen  oder  andere,  zitronengelbe  oder  mehr  oder  weniger  intensiv  braune 
Flüssigkeit  enthalten,  je  nachdem  derselben  eine  grössere  oder  geringere  Blut- 
menge beigemischt  ist. 

Der  Befund  von  Thyreoideagewebe  in  den  Wänden  dieser  Zysten  hatte 
schon  zur  Feststellung  der  ätiologischen  Abstammung  derselben  gedient,  in- 
dem sie  durch  ihn  in  Beziehung  mit  der  embryonären  Entwickelung  der 
medianen  Schilddrüse  gebracht  wurden.  Die  histologischen  Beobachtungen 
jedoch,  auf  die  sich  diese  pathogenetische  Theorie  stützt,  sind  äusserst  spär- 
lich und  in  der  grossen  Mehrheit  der  Falle  wurden  diese  Zysten  nur  wegen 
der  klinischen  Eigenschaften  zu  denen  der  Schilddrüse  gezählt,  oder  deshalb, 
weil  die  histologische  Untersuchung  in  ihnen  eine  vibratile,  zylindrische  Epithel- 
auskleidung nachgewiesen  hatte. 

All  dies  sind  Eigenschaften,  die  gewiss  einen  erheblichen  Wert  besitzen, 
die  aber  für  die  Diagnose  nicht  jene  absolute  Bedeutung  haben,  die  hingegen 
sich  aus  dem  Befund  von  Schilddrüsenelementen  in  den  Wänden  dieser  Ge- 
schwülste herleiten  liesse. 

Die  Spärlichkeit  dieses  Befundes  ist  ziemlich  bedeutend,  wenn  man  sie 
mit  der  ansehnlichen  Zahl  der  Zysten  vergleicht,  welchen  nichtsdestoweniger, 
hauptsächlich  auf  Grund  der  klinischen  Eigenschaften,  ein  Ursprung  aus  der 
Schilddrüse  zugesprochen  wurde. 

Die  in  der  Literatur  angestellten  Forschungen  haben  die  Verflf.  zu  er- 
mitteln gestattet,  dass  bis  heute  ungefähr  80  Fälle  von  derartigen  Zysten 
veröffentlicht  wurden,  welche  mit  einem  ungenauen  Ausdruck  allgemein  als 
Zysten  des  Ductus  thyreo-lingualis  bezeichnet  werden. 

Unter  diesen  Fällen  wurden  verschiedene  nicht  operiert,  bei  einigen 
folgte  auf  die  Exstirpation  keine  histologische  Untersuchung,  bei  den  anderen 
wurde  dieselbe  ausgeführt,  aber  nur  einmal  (Fall  von  V alias)  wird  in  sehr 
unbestimmter  Weise  gesagt,  dass  der  Tumor  ;,von  thyreoidealer 
Natur  war." 

Bei  den  übrigen  Beobachtungen  ist  von  weiter  nichts  die  Rede,  als  von 
dem  fast  konstanten  Befund  eines  die  Zystenhöhle  auskleidenden  gewimperten 
Zylinderepithels,  welches  alle  verschiedenen  Autoren,  gestützt  auf  die  alten 
Beobachtungen  Bochdalecks,  stets  als  den  sichersten  Beweis  ansehen,  der 
nach  ihnen  hinreichend  ist,  um  die  Herkunft  dieser  angeborenen  Bildungen 
aus  Überresten  der  ursprünglichen  Anlage  der  medianen  Schilddrüse  festzu- 
stellen. 

Und  gewiss  hatte  diese  pathogenetische  Theorie  eine  breite,  logische 
Grundlage,  auch  ohne  den  Beistand  der  unwiderleglichen  direkten  Beweise, 
die  zu  ihrer  Stütze  aus  den  histologischen  Befunden  kommen  konnten. 

In  der  Tat  können  angeborene,  in  der  genau  medianen  Linie  des  Halses 
gelegene,  fast  konstant  mit  vibratilem,  zylindrischem  Epithel  ausgekleideten 
Zystentumoren  als  nichts  anderes  angesehen  werden,  wie  als  Derivate  einer 
epithelialen  Einschliessung ,  die  während  der  Entwickelung  des  Bronchial- 
apparates oder  eines  der  in  jener  Region  bestehenden  Organe  eingetreten  ist. 

Nachdem  Verff.  bei  diesem  Punkte  darauf  aufmerksam  gemacht  haben, 
dass  und  aus  welchem  Grunde  ein  branchialer  Ursprung  auszuschliessen  ist 
und  ebenso  die  mögliche  Herkunft  dieser  Zysten  aus  den  Talg-  und  Schweiss- 
drüsen  oder  aus  den  Serumbeuteln  der  Region,  zeigen  sie,  dass  als  einzig  zu- 
lässige Annahme  für  die  Entstehung  dieser  Zysten  die  übrig  bliebe,  sie  als 
Reste  des  Tractus  thyreo-glossus  zu  betrachten. 


Gillavry,  Verl  stz  an  gen  n.  cbirarg.  KrAnkheiten  des  Halses  a.  d.  Schilddrüse.      499 

Durch  ihre  mediane  Lage,  durch  ihre  Konnexionen  mit  dem  Hyoidens 
nnd  dem  Morgagni  sehen  Anhang  erinnern  die  in  Rede  stehenden  Zysten 
an  die  Eigenschaften  der  verschiedenen  Segmente  des  Tractus  thjreo-lingnalis 
and  es  wurde  ihnen  demach  logischer  weise,  auch  ohne  weitere  mikroskopische 
Daten,  ausser  der  Anwesenheit  eines  gewimperten  Epithels  in  denselbem,  ohne 
weiteres  ein  thyreoidealer  Ursprung  zuerkannt. 

Doch,  wenn  dies  auch  sehr  logisch  erscheint,  so  braucht  es  damit  nicht 
immer  in  Wirklichkeit  wahr  zu  sein:  derart,  dass  verschiedene  Einsprüche 
gpgen  diese  pathogenetische  Theorie  erhoben  wurden,  sei  es  von  Kantack, 
der  so  weit  ging,  dasa  er  die  Existenz  des  Tractus  thyreo-glossns  in  Abrede 
stellte,  sei  es  von  jenen  Autoren,  die  nachweisen  wollten,  dass  stets  ein  dia- 
gnostischer Irrtum  zwischen  diesen  Geschwülsten  und  den  Dermoidzysten  des 
Halses  möglich  sei. 

In  Hinsicht  auf  die  grosse  Bedeutung ,  die  für  die  sichere  anatomisch- 
pathologische Diagnose  der  Befund  von  thyreoidealen  Folliculi  haben  können, 
die  es  in  diesen  in  Augenscheinlichkeit  zu  bringen  möglich  wäre,  begannen 
Verff-,  ausgehend  von  der  Beobachtung  eines  klinisch  typischen  Falles  dieser 
Zysten,  der  bei  der  histologischen  Untersuchung  anfangs  keinerlei  Schilddrüsen- 
element  hatte  antreÖen  lassen,  sorgfältig  alle  Fälle  dieser  Art  zu  studieren, 
die  in  diesen  letzten  Jahren  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Florenz  zur  Be- 
obachtung kamen. 

Diese  Zysten  waren  klinisch  in  verschiedener  Weise  diagnostiziert  worden 
und  die  Verff.  gewannen  die  Überzeugung,  dass  die  Häufigkeit  des  Befundes 
TOD  thyreoidealem  Gewebe  in  den  medianen  Zysten  des  Halses  viel  grösser 
ist,  als  man  nach  den  Resultaten  der  bisher  gemachten  Publikationen  ver- 
muten könnte;  derart,  dass  sie  beobachten  konnten  (wie  durch  die  von  ihnen 
vorgelegten  Präparate  bewiesen  ist),  dass  in  sechs  Fällen  von  eigentlichen  an- 
geborenen medianen  Zysten  der  Befund  von  thyreoidealem  Gewebe  stets  so 
gewiss  war  und  manchmal  so  reichlich,  dass  sie  sich  ernstlich  fragen  mussten, 
vie  es  möglich  sei,  dass  in  über  80  Beobachtungen  dies  nur  einmal,  und  zwar 
in  recht  unbestimmter  Weise  angedeutet  worden  ist. 

Die  histologische  Untersuchung  wurde  vorgenommen  unter  Zerlegung 
aller  verschiedensten  Stellen  der  Wandung ,  da  zuweilen  die  Reste  von  in 
diesen  Zysten  antreffbarem  thyreoidealem  Gewebe  in  derartig  spärlicher  Menge 
sein  können,  dass  sie  einer  Beobachtung,  die  nicht  vollständig  wäre,  entgehen 
vnrden. 

Dies  war  zum  Beispiel  hei  einem  ersten  Fall  geschehen,  den  Verff.  stu- 
dierten und  der  sie  eben  zur  Wiederholung  dieser  Untersuchungen  anregte. 
Es  handelte  sich  um  eine  Zyste  mit  äusserst  dünnen  stark  gedehnten 
Wänden,  welche  eine  trichterförmige  Verlängerung  zeigten,  die,  wenn  sich  die 
Zyste  in  situ  befand,  nach  der  Scbilddrüsenbrücke  herunterging.  Die  histo- 
logische Untersuchung  der  in  den  mannigfachsten  Stellen  genommenen  Wand 
nnd  die  Querschnitte  der  trichterförmigen  Verlängerung  hatten  nichts  weiter 
gezeigt,  als  eine  äusserst  schmächtige  Bindegewebswand,  die  im  Innern  durch 
eine  dünne  Schicht  plattgedrückter  Epithelzellen  ausgekleidet  war,  welche  nur 
an  einigen  Stellen  und  besonders  im  Stiel  kubisch  erschienen.  Jedoch  in 
einigen  wenigen  Serienschnitten  des  äussersten  Teiles  des  Stieles,  wo  dieser 
fast  wie  ein  fibröses  Schnürchen  aussah,  war  es  möglich,  äusserst  kleine  Grup- 
pierungen von  stark  im  Volumen  reduzierten,   zumeist   kollabierten   und  nur 


Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    II.  Teil. 

ihmsweise  ganz  wenig  Kolloid  enthaltenden  thyreoidealen  Follikeln  an- 
fifen. 

In  den  übrigen  Fällen  war  der  Befand  Ton  Scbilddrüsengewebe  bedcu- 
leichter,  da  diese  Elemente  fast  stets  in  viel  grösserer  Menge  vorhan- 
sind. 

Die  Höhle  oder  die  Höhlen  der  Zysten  zeigen  oftmals  papilläre  £r- 
ngen,  die  von  einem  zusammengesetzten,  oft  vibratUen,  je  nach  dem 
luf,  den  die  Affektion  klinisch  vor  der  Operation  gehabt  hatte,  mehr  oder 
jer  gut  erhaltenen,  zylindrischen  Epithel  überzogen  sind. 

Die  thyreoidealen  Follikel  finden  sich  im  allgemeinen  in  Zonen  in  der 
B  der  Bindegewebs  wand  vereinigt,  in  einer  grösseren  oder  geringeren 
^mung  von  der  inneren  Fläche  der  Zyste.  Diese  Bälgeanhäufnngen  zeigten 
nannigsten  Merkmale,  am  häufigsten  jedoch  bewahrten  die  meisten  von 
1  nicht  das  normale  Aussehen. 

Dieselben  waren  oft  atrophisch,  wie  kollabiert;  andere  Male  aber  be- 
len  neben  den  atrophischen  Bälgen  solche,  die  infolge  einer  Hypersekre- 
des  Kolloids  bedeutend  gedehnt  waren.  Bisweilen  bestanden  zwischen 
Follikeln  Gruppen,  Stränge  von  embryonalen  Epithelzellen,  ein  anderes 
bemerkte  man  in  ihnen  Proliferationsvorgäoge  des  Epithels,  wieder  ein 
res  Mal  hingegen  Degenerationsyorgänge. 

Das  inter follikuläre  Bindegewebe  hatte  manchmal  die  normalen  Kigen- 
rten,  ein  anderes  Mal  war  es  bedeutend  verdickt,  und  zwar  mit  Sklerosc- 
leinangen.  Die  Färbung  von  Galeotti  tat  häufig  in  dem  Epithel  dieser 
ket -Erscheinungen  aktiver  Sekretionsfunktionalität  dar.    Zuweilen  fanden 

Gruppierungen  thyreoidealer  Follicnfi  gleichförmig  an  verschiedenen 
en  der  Wand  zerstreut,  andere  Male,  und  zwar  am  häufigsten,  waren  sie 
nur  eine  Stelle  der  Wand  beschränkt  nnd  man  begreift  demnach,  wie 
ilben  bei  wenig  gründlichen  Untersuchungen  haben  übersehen  werden 
len. 

In  der  Mehrheit  der  Fälle  war  das  Volumen  der  Follikel  grösser  als 
normale  und  dieselben  zeigten  die  den  Zystenkrüpfen  eigenen  Alterationen. 

Eine  weitere  bemerkenswerte  Tatsache  ist  nach  den  Verft.  die  Fülle 
Gefässen  in  den  Wänden  dieser  Zysten,  Gefässe,  welche  ausser  wegen 
■  Zahl,  durch  die  mikroskopischen  Eigenschaften,  durch   ihre  Anordnung 

ihre  Form  den  Wänden  dieser  Zysten  zuweilen  ein  angiomatöses  An- 
D  geben. 

Die  zum  Zwecke  des  Vergleichs  angestellte  Untersuchung  einiger  Zysfen 
lateralen  Halsregionen  Hess  den  tiefgehenden  Unterschied  in  dem  Ur- 
ng  zwischen  diesen  beiden  angeborenen  Afi'ektionsformen  erkennen  und 
iur,  dass  oft  die  lateralen  branchialer  Natur  sind  nnd  nichts  mit  der 
itehung  der  medianen  Schilddrüse  zu  tun  haben  können,  wie  die  Verff. 
abend  bei  der  Publikation  dieser  Untersuchungen  zu  zeigen  beabsichtigen. 

Die  Verff.  wollten  jetzt  nur  auf  die  von  ihnen  mit  überraschender  Kon- 
z  beobachteten  Befunde  aufmerksam  machen,  infolge  deren  man  mitbin 
häufiger  als  für  die  Vergangenheit  die  gewisse  Genese  dieser  Affektionen 
Grund  einer  sicheren  anatomischen  Diagnose  wird  feststellen  können. 

R.  Giani. 

Hammar  (11)  fand  zufälligerweise  an  einem  alten  Museumspräparat 
ä  Schafsfötus  zwei  kleine  warzenförmige  Erhabenheiten  an  der  Vorder- 
1  des  Halses.     Bei  Serienschnitten  des  betreffenden  Halsteiles  ergab  sich, 


GillkTry,  Verletziuig«a  u.  chirarg.  ErankheileD  des  Halses  a.  d.  SchilddrQae.      501 

däss  an  jedes  Wärzchen  ein  epithelialer  Gang  entsprang,    der  sich  jederseits 
schliesslich  dem  Thymus  anlegte. 

Da  die  ÄaffassQDgen  von  Kostanecki  und  Miel^cki  (Virch.  Arcb. 
120,  121)  nicht  genügen,  dergleichen  Fälle  zu  erklären,  hat  Verf.  den  ganzen 
Voi^ang  der  Entwickelung  und  Regression  der  Halskieme  beim  menschlichen 
F'jIds  aufs  neue  studiert  und  speziell  darauf  geachtet,  ob  die  Entwickelnng 
Ton  Fisteln  im  Gebiete  der  verschiedenen  Kiemengänge  durch  die  embryo- 
nale anatomische  Zustände  Torbedingt  ist  oder  nicht. 

Die   meisten  Chancen   findet  man,   wie  natürlich  zu  erwarten  war,  von 

ilem  zweiten  Gang,  sowohl  betreffs  dieser  kompletten  als  inkompletten  Fisteln. 

Dann   folgt   der  dritte   und  vierte  Gang,    wozu  der  inkomplette  äussere 

Kiemenfist«!  des  Verfassers  gehört.  Hier  ist  aber  die  Bildung  einer  kompletten 

Fistel  sehr  unwahrscheinlich. 

Auch  der  erste  Gang  kann  Fisteln  geben,  davon  ist  aber  wenig 
bekannt. 

Die  kurze  Mitteilung  Petits  (38j  ist  mit  einer  Abbildung  versehen. 
Terrier  und  Lecene  (34)  beschreiben  zwei  operierte  Halszysten,  deren 
Wand  dreischichtig  war.  Von  aussen  nach  innen  kommt  erst  eine  derbe 
tibröse  Schicht,  dann  folgt  eine  lymphoide  Schicht  mit  Keimzentren  und  am 
innersten  ein  mehrschichtiges  Epithel,  die  kein  Eleidin  oder  Verbomnng 
aufweist  Diese  Wand  ist  also  ganz  analog  dem  Gewebe  der  Mandel. 
Verff.  bringen  diese  Geschwülste  zu  den  branchiogenen  und  schliessen  ans  der 
Wandstruktnr,  dass  sie  sich  aus  dem  entodermen  Teil  der  Kiemengänge  ge* 
bildet  haben.  Diese  Tumoren  sind  also  analog  den  lateralen  Halsdermoiden, 
die  sich  aus  dem  entodermen  Teil  der  Kiemengänge  bilden. 

Sie  bemerken,  dass  viele  früher  veröffentlichte  Fälle  von  sogen.  Epithel- 
iTsten  in  Halslymphdrüsen  hierher  gehören  und  ebenfalls  zu  den  branchiogenen 
Zvsten  gerechnet  werden  müssen. 

Berard,  Jouffray  und  Adler  (2)  beschreiben  je  einen  Fall  von 
branchiogenem  Epitheliom.  Der  eine  Fall  konnte  noch  mit  Resektion  der 
Vena  jugnlaris  exstirpiert  werden  ohne  Nachteile  für  den  Patienten,  die  zwei 
anderen  Fälle  waren  inoperabel  und  wurden  mit  Röntgenstrahlen  behandelt. 
Der  eine  Tumor  wurde  anscheinend  durch  diese  Therapie  aktiviert,  der 
andere  war  teilweise  ulzeriert  und  an  dieser  Stelle  trat  eine  Nekrose  des 
Tumorgewebes  ein,  der  Tumor  vruchs  aber  in  der  Tiefe  weiter.  Wo  man  nur 
kann,  soll  man  deshalb  diese  Tumoren  frühzeitig  operieren  und  keine  Zeit 
mit  der  Röntgentherapie  verlieren,  oder  diese  nur  nach  der  Operation  an- 
wenden, um  möglich  zurückgelassene  Keime  zu  destruieren. 

Le  Dentn  (7)  berichtet  über  ein  Myxochondrom ,  das  sich  bei  einer 
59jährigen  Dame  innerhalb  2  Jahren  entwickelt  hatte  in  der  rechten  sub- 
maxillaren  Grube.  Bei  der  Operation  erwies  sich  der  Tumor  als  ziemlich 
^tartig,  da  er  nirgends  mit  der  snbmaxiilaren  Drüse  verwachsen  war, 
sondern  die  Drüse  nur  nach  hinten  gedrängt  hatte. 

In  der  Diskussion  berichtet  Faure  über  ein  gleiches  suhmaxillares 
Branchiom,  das  nach  4  Jahren  nicht  rezidiviert  hatte.  Mehrere  laterale 
Branchiome,  die  er  operierte,  waren  dagegen  alle  rezidiviert.  Delbet  be- 
scbreibt  ebenfalls  ein  laterales  Branchiom,  das  nach  SOjährigem  Sitz  plötzlich 
anfing  zu  wachsen  und  nur  mühsam  entfernt  werden  konnte,  wahrscheinlich 
vird  es  Rezidiv  geben. 


Jahresbericht  fOr  Chirurgie.     II.  Teil. 

3rcho  und  Charrier  (16)  berichten  über  einen  faustgrossen 
der  von  Lannelongue  mit  Leichtigkeit,  ohne  Blutgefässen  oder 
ichaden,  beransgenommen  werden  konnte.  Nach  20  Tagen  war  aber 
ezidiv  anwesend. 

sprtlngliche  Tumor  war  ein  teils  zystisches  tubuluformes  Epitheliom 
an  Ursprungs. 

Ändere  Halstumoren. 
;be  (20).     Bei   der   Operation   eines    malignen  Halstumors   (wahr- 
[etastase  in  einer  Lymphdrüse)  wurde  der  Ductus  tboracicus   vtT- 
te  dieses  Ereignis  eine  direkte  kontinuierliche  Chylorhagiezur  Folgt;. 
<    konnte    leicht    isoliert    und    unterbunden    werden.     Hinter    Jer 
lg  sah   man   den  Kanal  fingerdick  anschwellen.     Die   Sutnr   hielt, 
lylusslrom    erneute  sich  bald.     Es  wurde  jetzt  drainiert,  29   Tage 
ylusüberschwemmung   an ,  wodurch   Patientin   stark   heronterkai» 
d  Nacht  zu  essen  verlangte.  Durst  war  massig.  Schliesslich   hörte 
uss  auf  und  war  Patientin  bald  wieder  beigestellt, 
el  (6)  beschreibt  die  Operation   eines  SSjäbrigen  Mannes,    wegen 
n    Eieferkarzinoms    mit    doppelseitiger    Halsmetastase.     In    einer 
de   zuerst   die  Kieferresektion   gemacht,    dann    zuerst    links    am 
"t  und  dann  rechts.    Beiderseits  musste  die  Vena  jugularis  interna 
1  werden.     Nach   Sistieren   des   Kreislaufs    iu    der    zweiten  Vena 
arde  Patient  zyanotisch.    Es   trat   starke  Scbweisssekretion   auf, 
urde   frequenter   und    kleiner.     Nach  10  Minuten  verschwand  die 
l  auch  weiter  bekam  Patient  keine  Himscbädigung. 
,tient  bald   an  einem  Erysipel  erlag,  konnte  nachgesehen  werden, 
■n  für   den   Kollateralkreislauf  gesorgt   hatten.     Die  Vena    verte- 
rar  nicht  erweitert;  die  V.  vertebr.  d.  dagegen  bleistiftdick,  ebenso 
der  Wirbelsäule  verlaufender  Ast  erweitert. 

el  konnte  in  der  Literatur  keinen  weiteren  Fall  von  doppelseitiger 
lg  der  Venae  jug.  int.  finden.  Dagegen  fand  er  unter  9,  ein- 
erbindung,  einmal  Tod  an  Gehirnerweichung  [Rohrbach)  und 
:hte  StauuDgserscheinungen.  Dann  findet  er  noch  zwei  weitere 
ende  Fälle  nach  einseitiger  Unterbindung  (Kummer,  Liuser). 
[Uten  Ablauf  in  seinen  Fällen  schreibt  Verf.  dem  jugendlichen 
'  Patienten  zu  nnd  der  Tatsache,  daas  schon  vorher  beide 
urch  den  Tumor  komprimiert  gewesen  sind.  Für  den  tödlichen 
den  einseitigen  Fällen  ist  vielleicht  die  Tatsache  zu  verwerten, 
r  gefunden ,  dass  in  3  "In  aller  untersuchten  Schädel  das  eine 
^ulare  so  klein  ist,  dass  die  entsprechende  Vene  für  die  Zirku- 
mehr  in  Betracht  kommt.  Findet  man  also  bei  der  Operation 
eite  Vene,  dann  soll  man  sehr  vorsichtig  sein,  da  man  in  diesem 
viel  Chance  hat,  dass  die  andere  Vene  nicht  vikariierend  ein- 
mann und  Kuppaner  |13)  lügen  den  16  aus  der  Literatur  he- 
llsehen Fällen  von  Tumoren  der  Glandula  carotica  zwei  neue  Fälle  zu. 
lopische  Anatomie  wird  genau  berücksichtigt,  doch  könnte  der 
akt   der   epitbeloiden  Zellen   aus   ihren  alveolären  Tumoren  nicht 


Saaerbmch,  Chirurgische  Erkrankungen  des  Racheos  UDd  der  SpeiaerOhre.        503 

jijfiodig  gemacht  werden.  Deshalb  wird  die  neutrale  Benennung  von 
iie'jlären  (ieschwülsten  vorgeschlagen. 

An  der  Uand  der  zitierten  Krankengeschichten  wird  das  klinische  Bild 
die>er  Tumoren  eingehend  geschildert. 

Bei  der  Therapie  bemerken  sie,  dass  die  von  verschiedener  Seite  ge- 
kirderte  Schonung  der  Karotiden  doch  im  voraus  nicht  immer  zu  bestimmen 
i^t  and  auch  während  der  Operation  schwer  zu  entscheiden  ist. 

In  dem  einen  ihrer  Fülle  war  der  Tumor  leicht  abzupräparieren.  Im 
Mdem  Falle,  von  Mikulicz  operiert,  mussten  die  grossen  Halsgefäese  mit- 
T.'zeziert  werden,  dieser  Patient  erlag  bald. 

Lecene  (17)  musste  bei  der  Exstirpation  eines  grossen  Sarkoms  des 
Halses  \'ena  jngularis,  N.  vagus  und  Carotis  communis  mit  C.  int.  und  ext. 
f  rtnebmen.  4  Tage  später  Hemiplegia  und  nach  7  Tagen  Exitus.  Bei  der 
Autopsie  war  die  Wunde  fast  geheilt.  Man  fand  einerseits  Gehirnerweichung 
'A-  Folge  einer  Thrombose  in  der  Carotis  interna  bis  in  die  Arteria  fossae 
Svl™. 


Chirurgfische  Erkrankungen  des  Rachens  und  der 
Speiseröhre. 

Referent:  F.  Sauerbrucli,  Greifswald. 

Dia  mit  *  versehenea  Arbeiten  eind  nicht  referiert  worden. 

I.   Radien. 

1.  6l*ker,   A   retropharyogeal  blood-cyst   in  m  case  of  purpura  haemorrhagica,     Laocet 

19M.  Oct  1.  p.  994. 
i  Cheever,   ColUpse  dnring   examiafttion  of  a  poat-pharyogeal  abscees   etc.     Lancet 

2*.  I.  1805.  p.  241. 
4.  Chiari,  Die  Krankheiten  dea  Racbene.    Leipzig  u.  Wien  1903.  Franz  Deuticke. 
1  Conaina,  Tb»  troatinent  of  poet-naa&l  ndenoida.    Uritisb  medical  Journal  28.  I.  1905. 
j.  ÜDrand.  Symphyse  atupbylo-pharyng^e  ayphilitique.     Lyon  mödic.  1905.  Nr.  28. 
e.  Friadmann,  Karzinom  der  Uvula.     Berliner  kliu.  Wochenachr.  1905.   Nr.  15.  p.  444. 
':  —  Sarkom  deg  Pharynx  und  Larynx,     Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  15.  p.  445. 
(.  (iDtimaiin,  Ängeb.  Inauffic.  veli  palat.  mit  Haut-Faraffin-Prothese.    Berliner  klin. 

Wochenschr,  1905.  Nr.  15.  p.  446. 
i.  H»hn.  Über  Angina  Vincenti.    Diaa.    Berlin. 
\0.  Bolferich,  Pharyniplaatik.     Langenbecka  Archiv  77.  8. 
H.  Irepa,  A  csae  of  primary  tuhercuIoBia  of  the  pharyngeal  tonaii.  Lancet  1905.  Sept.  16, 

p.  817. 
12-  Looee,  Über  Retropharyngealabazeaae.    Dise.    Strasj^burg. 
a  Hartinet,  Les  v4gastiona  ftdänoida  du  pharyni.    Presae  mäd.  1905.  Nr.  66. 


504  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

14.  Mayer-Schreyer,  Zur  Klinik  und  Ätiologie  der  Angina  ulcerosa  membranacea  etc. 
Deutsche  med.  Wocheuschr.  1905.  Nr.  16. 

15.  Moure,  Des  v^götations  adänoids  chez  les  nourrissons.  Journal  de  m^d.  de  Bordeaux 
1905.  Nr.  35. 

16.  Stenger,  Zur  Kenntnis  der  Frühsyniptome  maligner  Tumoren  des  Nasenrachenraumes. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  13. 

17.  Vincent,  Symptomatologie  et  diagnostic  de  Tangine  ä  spirilles  et  bacilles  fusiformes. 
Lancet  13.  V.  1905. 

Friedmann  (7)  berichtet  über  einen  Fall  von  sekundärem  Pharynx- 
und  Larynxsarkom,  das  sich  einerseits  durch  seine  Grösse  (walnussgross)  und 
andererseits  durch  die  geringen  Beschwerden,  die  es  verursachte,  auszeichnet. 
Patient  hatte  nur  beim  Schlucken  einen  leichten  Hustenreiz,  sonst  wurde  er 
weder  beim  Atmen  noch  in  der  Sprache  gestört. 

Nach  Beschreibung  des  färberischen  Verhaltens  und  der  kulturellen 
Eigenschaften  seiner  Spirillen  und  fusiformen  Bazillen  schildert  Vincent  (17) 
die  Symptomatologie  der  Vincent  sehen  Angina.  Er  unterscheidet  zwei 
Formen,  die  seltenere  diphtheroide  und  die  gewöhnliche  ulcero-membranöse. 
Bei  der  letzteren  Form  ist  die  Diagnose  leicht,  stets  wird  sie  durch  die  bak- 
teriologische Untersuchung  sichergestellt.  Er  betont  die  Möglichkeit  der  Ver- 
wechselung mit  dem  syphilitischen  Primäraffekt.  Syphilitische  Ulzerationen 
können  sekundär  durch  Spirillen  und  fusiforme  Bazillen  infiziert  werden, 
wodurch  diagnostische  Schwierigkeiten  entstehen  können. 

Im  Zusammenbang  erfahren  wir  in  Hahns  Arbeit  (9)  alles  bisher  über 
Ätiologie,  klinische  Beobachtung  und  bakteriologische  Forschung  von  Angina 
Vincenti  Veröffentlichte.  Nach  den  Ausführungen  muss  die  Angina  Vincenti 
als  eine  besondere  Form  der  Angina  aufgefasst  werden,  die  sich  klinisch  und 
pathologisch-anatomisch  genau  charakterisieren  lässt  und  bei  deren  Entstehung 
zwei  Mikroben,  Spirochaetae  und  Bacilli  fusiformes,  eine  Rolle  spielen. 

Mayer  und  Schreyer  (14)  geben  die  ausführliche  Krankengeschichte 
eines  Falles  von  Angina  ulcerosa -membranacea  wieder,  mit  dem  mikro- 
skopischen Befunde  von  Bacilli  fusiformes  und  Spirochaetae.  Der  Fall  bot 
das  klinische  Bild  einer  perniziösen  Anämie.  Klar  und  übersichtlich  er- 
fahren wir  dann  im  Zusammenhang  alles  bisher  in  der  Literatur  bekannte 
über  die  Bacilli  fusiformes  und  die  Spirochaetae.  Zum  Schluss  berichten  sie 
noch  über  einen  einmaligen,  auffallenden  Blutbefund.  Es  handelte  sich  um 
ein  Gebilde,  welches  ein  Doppelstäbchen  von  17  fi  Länge,  an  beiden 
Enden  zugespitzt,  darstellt.  Es  konnte  nicht  festgestellt  werden,  was  es  für 
ein  Gebilde  ist,  aber  die  Verff.  veröffentlichten  es,  um  andere  anzuregen, 
durch  Blutuntersuchungen  vielleicht  einen  Anhaltspunkt  über  die  Erreger  der 
Angina  und  Stomatitis  ulcerosa  (Plaut- Vincent)  zu  gewinnen. 

Friedmann  (6)  berichtet  einen  Fall  von  primärem,  kirschgrossem 
Kankroid  der  Uvula.  Bis  jetzt  sind  in  der  Literatur  nur  vier  Fälle  von  pri- 
märem Karzinom  der  Uvula  bekannt. 

Gutzmann  (8)  demonstriert  einen  Fall  von  kongenitaler  Gaumen- 
segellähmung, die  infolge  eines  dreieckigen  Defekts  im  harten  Gaumen  ent- 
standen war.  Der  Defekt  war  mit  Schleimhaut  überkleidet.  Durch  Lijektion 
von  Paraffin  in  die  hintere  Rachenwand  wurde  die  Störung  geheilt. 

Das  übersichtlich  geschriebene  Buch  Chiaris  (3)  über  die  Krankheiten 
des  Rachens  eignet  sich  nicht  zu  kurzem  Referate.    Es  bringt  namentlich  in 


Sauerbruch,  ChirUTgische  Erkrankaagen  des  Racbeng  and  der  SpeJBerOhre.         505 

therapeutischer  Hinsicht  dem  Praktiker  vieles.     Zahlreiche  Abbildungen  illu- 
strieren den  Text. 

Durand  (5)  berichtet  über  einen  Fall  von  Verwachsung  des  Arcus 
palato-pharyngeus  und  des  Gaumensegels  ausser  der  Uvula  mit  der  hinteren 
Pharyiixwand  infolge  von  Syphilis.  Die  Verwachsung  wurde  blutig  durch- 
irennt  und  erneute  Verwachsung  durch  den  Martinsctien  Dilatator  verhütet. 
Aaf  Grund  zweier  Fälle  stellt  Steoger  (16)  mehrere  zuverlässige  Früh- 
syuiptome  maligner  Tumoren  im  Nasenrachenraum  auf:  Symptome,  von  selten  der 
Na-'e.  die  in  Neigung  zu  Schnupfen  und  im  Gefühl  von  Verstopftsein  bestehen; 
ferner  erwähnt  er  Neuralgien  und  schliesslich  Ohrensymptome.  Letztere  bestehen 
in  Schmerzen  in  der  Ohrengegend,  die  charakteristisch  nach  Nacken,  Hinter- 
haupt und  nach  dem  Scheitel  ansstrablen.  Besonders  macht  er  auf  Schmerzen 
aufmerksam,  die  nach  dem  Warzenfortsatz  ausstrahlen;  sie  sind  bohrend  und 
stechend,  gehen  nach  dem  hinteren  Band  des  Warzenfortsatzes  zu  und  sind 
oft  Ton  Schmerzen  in  der  Schläfen-,  Scheitel-  und  Nackengegend  begleitet. 

Eine  ausführliche  Schilderung  der  Symptomatologie  und  Folgezustände 
der  adenoiden  Vegetationen,  ihrer  Diagnose,  Behandlung  und  Prognose  gibt 
Martinet  (13). 

Adenoide  Vegetationen  pflegt  Cousins  (4)  mit  dem  durch  einen  Metall- 
ring  geschützten  Finger  in  leichter  Narkose  zu  entfernen.  Durch  einen  Holz- 
keil wird  der  Mund  geöffnet  gehalten,  durch  das  linke  Nasenloch  wird  ein  aus 
reichem  Metall  gefertigtes  Instrument  mit  geriefter  Unterfläche  eingeführt, 
mit  dem  linken  Zeigefinger  die  linke  Nasen-Racheohälfte  bei  rückwärts  ge- 
beugtem, auf  dem  rechten  Arm  des  Operateurs  ruhendem  Kopfe  gereinigt, 
sodann  mit  dem  Metall  Instrument  die  hintere  Nasenöffnung  gesäubert.  Sodann 
«ird  der  Holzkeil  in  den  linken  Mundwinkel  geschoben,  das  Metallinstrument 
in  das  rechte  Nasenloch  eingeführt  und  mit  dem  rechten  Zeigefinger  in  ana- 
loger Weise  die  rechte  Hälfte  der  Vegetationen  entfernt.  —  Nur  bei  derberen 
Wucherungen  verwendet  Cousins  die  Curette.  Nötigenfalls  werden  im  An- 
EclÜDSs  daran  die  Tonsillen  entfernt. 

Unter  Hinweis  auf  die  Häufigkeit  und  Bedeutung  adenoider  Vegetationen 
bei  Säuglingen  empfiehlt  Monre  (15)  za  ihrer  Entfernung  eine  Modifikation 
der  Gottstein  sehen  Curette,  die  darin  besteht,  dass  ein  beweglicher,  mit 
Haken  versehener  Metallring  angebracht  ist.  Dieser  fasst  und  entfernt  den 
mit  dem  ersten  Curettenzuge  losgelösten  Hauptteil  der  Vegetationen,  der  zu 
gro3S  ist,  um  vom  Säugling  verschluckt  zu  werden  und  zur  Verlegung  der 
oberen  Luftwege  führen  kann. 

Ivens  (11)  berichtet  über  die  mikroskopische  Serienschnittuntersuchung 
TOD  35  Fällen  von  hypertrophischen  Rachen-  und  Gaumentonsillen  bei  gleich- 
zeitig bestehender,  mehr  oder  weniger  starker  Schwellung  der  Halslymphdrüsen. 
Ivens  fand  in  30  Fällen  einfache  Hypertrophie,  viermal  die  Zeichen  chro- 
nischer Entzündung.  In  einem  Falle  fand  er  die  Rachentoosillen  tuberkulös 
erkrankt.  Tuberkelbazillen  wurden  nicht  gefunden.  Nach  Entfernung  der 
(jaomenmandeln,  der  adenoiden  Vegetationen  und  Halsiymphome  blieb  Fat. 
gesund. 

Blaker  (1)  berichtet  über  ein  achtmonatliches  Mädchen  mit  Purpura 
haemorrhagica.  Eine  Schwellung  der  hinteren  Pharynxwand,  die  zu  Atembe- 
schwerden Veranlassung  gab,  wurde  für  einen  Abszess  gehalten,  die  Purpura 
als  wahrscheinlich  septischer  Natur  angesehen.  Bei  der  Inzision  des  vermeint- 
lichen Abszesses  erwies  sich  dieser  als  Blutzyste,  ans  der  sich  das  Kind  ver- 


Jabiesbericbt  fQr  Cbirnrgie.    IL  Teil. 

).  Bei  richtig  gestellter  Diagnose  wäre  Intubation  oder,  wenn  die»e 
lieh,  Tracheotomie.  eventnell  mit  späterer  Inzision  und  Tamponade  der 
ste  in  Frage  gekommen.  Im  referierten  Falle  wurde  die  Tracheotomie 
in  Eltern  verweigert. 

Den  heutigen  Stand  der  Lehre  von  den  Retropharyngealabszessen  schildert 
e  (12)  ausführlich  an  der  Hand  von  13  Fällen  aus  der  Strassbnrger 
gischen  Klinik.  Aus  der  Literatur  geht  hervor,  dase  die  moderne 
)ie,  die  Retropharyngealabzesse  von  aussen  her  operativ  anzugreifen, 
mehr  Anhänger  findet. 
Von  Cheever  (2)  wurde  bei  einem  dreijährigen,  sehr  heruntergekoui- 
Mädchen  ein  retropharyngealer  Abszess  gespalten,  wobei  plötzlich  Herz- 
und  Atmung  anssetzten.  Sofort  wurde  künstliche  Atmung  durch  Luft- 
inngen  in  die  Lungen  eingeleitet  nnd  Herzmassage  durch  rhythmische 
'ession  der  Herzgegend  gemacht.  Auf  diese  Weise  geläng  es,  die  Zir- 
>n  vier  Stunden  lang  aufrecht  zu  erhalten. 

delferich  (10)  empfiehlt  für  die  Exstirpation  maligner  Tumoren  am 
IX  ein  zweizeitiges  Vorgehen.  In  erster  Sitzung  die  radikale  Entfer- 
]es  Tumors  ohne  Rücksicht  auf  einen  plastischen  Verschluss  und  später 
astische  Operation;  in  einem  Falle  hat  er  die  zweite  Operation  ein 
päter  als  die  erste  ausgeführt. 


II.  Ösophagus. 

kaleinik.   Über   eine  Modifikation   ineinas   Uydrodilatators   zur  EztrsktioD    von 
mdkarpem  der  SpeiserOfare.    Bertiaer  klia.  Wocheaechr.  1905.  Nr.  20. 
lacesco-Coha,  L'oeaopbogotomie  externe  cervicale  etc.     Revae  de  chir.   I90ä. 

1  et  2. 
laceacu,  Goatrotomie  wegen  Fremdkörper  in  der  SpeiaerShre.  Reviata  de  Cbimrg., 

2.  p.  83  (rumfiniachl.,  StoIanoH  (Vama). 

rrow-Cunning.  A  caae  af  oeaophageiil  poucb  etc.    Lancet  8.  IV.   1905.  p.  92S. 
rard  et  Lericbe,  De  la  conduite  ä  tenir  dans  les  cas  de  corpa  älmnger  de  I'obbo' 
ge  chez  l'enfaat.    La  S6m.  miä.  1905.  Nr.  7. 

—  Haw  tu  deal  wiih  ■  foreigo  body  id  the  oeaophagns  of  the  cbild.  Med.  Press  190ä. 
.  4. 

^cher,  Über  kQnatllche  Gebiaae  in  der  Speiseröhre  etc.  Dentacbe  militBr&ritl.  Zeil- 
r.  1905.  Mr.  3. 

aa,  Ober  einen  Fall  von  Stenoae  des  OeophagDa  etc.    Med.  BlUter  1905.  Nr.  13. 
yle,  A   caae  of  extraction  of  a  coin  from   the  oeaophagna.    Lancet  4.  II.   19Ü5. 
»1. 

ndel,  La  broDcbo-oesopkagoscopie  ea  France.    Journ.  de  mdd.  de  Bordeaux  1905. 

23.  p.  412. 

>ca,  Un  aon  dans  l'oebophage.    La  presse  mid.  1905.  Nr.  30. 

alle,   M.,   Wie  soll  man  sieb  benehmen  mit  den  Fremdkörpern  in  der  SpeieerObre? 

ista  de  Chirurgie.  Nr.  ».  p.  344  (rumüDiacb).  Stolanoff  (V«raa|. 

liier,  Dysphagia.     Brit.  med.  Journal  28.  l.  1905. 

:ot,  Corps  ätrangere  de  ToeBophsge.    Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  4.  p.  552  et  Nr.  5. 

67.     ■ 

rlicb,    Entfernung   eines  Knochensplitters   aus   der  Speiseröhre   etc.     MQnch.  med, 

cbeuecbr.  1905.  Nr.  1.^. 

nhorn,  Rndiumbehandlung  des  Ösophagus krebees.   Berl.  klin.  Wocbenscbr.  44a. 

n,  Zur  Kasuistik  verecbluckter  Fremdkörper,    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  44. 

eher,  Beziehungen  zwisclien  MisabDduQgou  und  Traktion  sdiverti  kein  des  Ösophagus. 

tralhl.  f.  path.  Anat.  1905.  Nr.  1. 

ink,  Über  Öaopbagus-Aufbl&hung  etc.    MUnch.  med.  Wocbenscbr.  1905.  Nr.  9. 


SftQ«rbruch,  Chinirgischs  Erkraabungeii  des  Rachens  und  der  SpeiBerOhre.         507 

'j   Fraacellt,  F.,    SngU  iDtorveDti  chirargicj  nelle  Btenosi  cicBtriziali  eaofagee  bKHae 
iosaper^bili  dall'  alto.    CatsteriBino  retrogrado  con  cpirale  metallica.  II  Faliclinico  1905. 
p-  6.  Fmc.  10—11. 
I.  Garel,   Trois   eas   intäressants   de   corps   ätracgers  de   i'osBapliage.     Lyon  m^.  1905. 

Nr.  33 
1   —  Dem   cas  intäreaaaDta  de  corps  ätrangera  de  ToeBopliage.    Lyon  mdd.  1905.  Nr.  43. 
1   —  Oesopliagoacopie  etc.     La  Sem.  mäd.  1905.  Nr.  43. 
4.  'Glficksmann,  Träumst.  Erkrankung  der  uberen  Luftwege.    Dentaohe  med.  Wocben. 

Khr.  1905.  24. 
'j.  Gougerot,  Formea  mddiaafiaalea  du  tumeura  malignea  primitives  ou  secondaires  de    , 

l'oeeophsge  etc.     8oc.  anat.  1905.  Nr.  7. 
%.  Guii«t,  Corpa  Strängen  de  l'oeaopbage  etc.    Qai.  des  EOp.  1905.  Nr.  52. 
!T.  Balaai,   Hit  TbioaiDamiD   behandelter  geheilter  Fall   von  Speiseröhren  verenge  rang. 

Uenataschr.  f.  Ohrenheilk.  1904.  Nr.  II. 
:^  Harmer,  Beitrag  zur  Ösophagoskopie  etc.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.   Nr.  4. 
^   KlrmisBuD.  Extraction  d'oo  corps  ätraoger  de  ToeBophsge  etc.    Bullet,  et  mäm.  de 

1i  EOC  de  Chir.  de  Faria  1905.  Nr.  7. 
ä>   —  ExtiactioQ  d'un  corps  itranger  de  l'oeaopbage  etc.    Bull,  et  mim.   de  la  soc.  de 

Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  19. 
^I.  Kramer,  Zur  Bebandlung  groaser  spitzer  Fremdkörper  im  Halateile  der  Speiseröhre. 

Zeotralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  50. 
i-l   —  A  caae  of  congenital  Btenoaia  of  the  Iower  end  of  the  oesophagua  etc.  Lancet  7. 1. 1905. 

,.22. 
U.  Linger,  StreptotriehoBia  oeaophag.    Deutsche  med.  Wocbenachr.  1905.  Nr.  5. 
'Ü.  L»gg,  Gastrostomy  for  oarcinoma  of  the  oeBophagus  etc.     Lancet  24.  VL   1905. 
ii  'Lenoble,  Nioplasme  de  l'oesophage.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  9. 
U.  Leriehe,  OeaophRgotomie.     Lyon  mäd.  1905.  Nr.  T.  p.  344. 
3'.  LindqTist,   Silas,   Über  kongenitale  Öaophagussteaoaen.    Üpaala  LAkaretOreninga 

FSrhsndlingar  1905.  Bd.  X.  Heft  4  und  5.  p.  822. 
3-.  Lot h ei a en ,    Diagnoatik    und    Therapie    der    wichtigaten    SpeiseraUrenerkranknugen. 

Wiener  med.  Frasae  1905.  Nr.  IS. 
äV.  Foreign  bodiea  in  the  Oesophagus.     Med.  Fress  1905.  p.  492. 
Vi.  Ueyer,  Transthoracic  reaection  of  the  Iower  eud  of  the  Oesophagus  etc.    Annala  of 

wrgery  1905.  Nr.  5. 
41   —  Aufklappen  des  RippenbogoDa  wegen  undurchg&ngiger  NarhenstriktundesÖdophagna. 

lentralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  26. 
^l  —  Cicatricsl  stricture  af  the  oesophagua  etc.    Ann.  of  Sarg.  1905.  Oct.  p.  608. 
^.  KoDTB,  Corps  ätrangers  de  l'oesophage.     La  prease  m6d.  1905    Nr.  61. 
R  Morreau,  Neoplaame  de  l'oesophage.    Lyoa  m4d.  1905.  Nr.  33. 

{j.  T.  Navratil,     D.,    Heilung   von    Oeophago-Tracheal-Fiateln    mittelst     einer     neuen 
Nibtmethode.   BudapeaUr  kgl.  Ärzte-Verein,  Sitzung  vom  11.  II.  1805.   Orvoai  Hetilsp 
190Ö.  Nr.  10-12  (Ungariach). 
K.  Plummer.  Strieture  of  the  Oesophagus  following  typhoid  fever.  Aonals  of  Sarg.  1905. 

July.  p.  145. 
i'i.  PoissoDier,  Oesophagotomie  externe  etc.    Lyon  m6d.  1905,  Nr.  16. 
ii\  Kasanaky.  Operative  Behandlung  des  ÖsophagUBkarzinoms.     Dies.     Basel. 
tj.  Keiienstein,  Dilatation  zikatriiieller  Stenosen  der  Speiaerühre  durch  daa  Osophago- 

Eknp.    Deutsche  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  9. 
■V.  —  Die  Diagnoae  und  Extraktion  von  Fremdkörpern  der  SpeiaerSbre  etc.    MDnch.  med. 

Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 
)l.  -  Ober  Diagnose  und  Ü^traktion  von  Fremdkörpern  der  SpeiaerQbre  mit  dem  Osophago- 

skop.    Deutsehe  med.  Woehengchr.  1905.  Nr.  11. 
ii.  —  Gber   die   Dilatation    zikatrizieller   Stenosen   der   Speiseröhre  etc.     MOnchener  med. 

Wochenschr.   1905   Nr.  12. 
U.  Ribbert,  Die  TrakUonsdivertikel  des  Ösophagus.    Virchows  Arch.  1904.  Bd.  178. 
H.  'Blebartz,  Ätiologie  der  ösopbagua  usw.     Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  35. 
■l  Bolleaton-Wbiphsm,  A  hat  pin  4°  <  inches  long  in  the  Oesophagus  etc.  The  Lancet 

II.  II.  1905. 
^.  Siuerbrueh,  Anastomose  zwiacfaeu  Magen  nnd  Speiserühre.  Zentralbl.  fUr  Chir.  Nr.  4. 
i'i.  —  Die  Chirurgie  des  Bruatteils  der  SpeiserQhre.     Bruns  Beitr.    Bd.  46. 


508  Jahresbericht  fftr  Chirargie.    II.  Teil. 

58.  Schmiz,  Ober  einen  eigenartigen  Fall  von  doppelter  FremdkOrperdurchbohning  der 
Speiseröhre.    Deutsche  militärärztl.  Zeitschr.  1905.  Nr.  8. 

59.  Schneider,  Thiosinamininjektionen  bei Narbenstriktor  des  Ösophagus.  EorrespondoDz- 
blatt  für  Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  11. 

60.  Schlie,  Beitrag  zur  operativen  Behandlung  des  Ösophagusdivertikels.   Diss.   Rostock 

61.  Schmorl,  Ad  Traktionsdivertikel  des  Ösophagus.    Virchows  Arch.  179.  1. 

62.  Schridde,  Weiteres  zur  Histologie  der  Magenschleimhautinseln  im  oberen  Ösophagus- 
abschnitte.    Virchows  Arcb.  179.  3. 

63.  Schroetter,  Weiterer  Beitrag  zur  Ösophagoskopie  bei  Fremdkörpern.  Monatsschr. 
f.  Ohrenheilk.  1904.  Nr.  11. 

64.  Schwalbe,  Über  die  Schaf  ferschen  Magenschleimhautinseln  der  Speiseröhre. 
Virchows  Arch.  179.  1. 

65.  Sengert,A  propos  de  Toesophagoscopie  dans  ie  traitement  des  corps  ^trangers  de 
Toesophage.    Presse  mäd.  1905.  Nr.  74. 

66.  Siebenmann,  Ösophagoskopie  und  Bronchoskopie.  Eorrespondenzbl.  für  Schweizer 
Ärzte  1905.  Nr.  4.  p.  111. 

67.  Ssawin,  Operative  Wege  zum  intrathorakalen  Abschnitte  der  Speiseröhre  usw.  Diss. 
Moskau.  Wratsch  Gaz.  9.  1904.    Ref.  in  Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  4.  p.  186. 

68.  Starck,  Fremdkörpereztraktion  im  ösophagoskop.  Mttnch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  9. 

69.  —  H&matogene  Tuberkulose  der  Speiseröhre  etc.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  38.  p.  1839. 

70.  SuarezdeMendoza,  Nouvelle  contribution  au  traitement  des  corps  ^trangers  de 
l'oesophage.    Bull,  de  TAcad.  de  mäd.  1905.  Nr.  21. 

71.  Vaccari,  L.,  Due  casi  di  corpo  straniero  esofageo.    La  clinica  chirurgica  1905. 

72.  Vincent,  Stricture  of  the  Oesophagus.    Med.  Press  1905.  July  19.  p.  55. 

73.  Wendel,  über  Röntgenbehandlung  des  ösophaguskrebses. 

74.  Wilms,  Fall  von  Eardiospasmus  mit  retrograder  Dilatation  behandelt.  Münch.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  3. 

75.  Winternitz,  M.  A.,  Über  den  praktischen  Wert  der  Ösophagoskopie  auf  Grund  von 
Beobachtungen.  Budapester  kgl.  Arzteverein,  Sitzung  vom  21.  X.  1905.  Orvoai  Hetilap 
1905.  Nr.  44  (Ungarisch). 

76.  Zahn,  Ein  Fall  von  Abknickung  der  Speiseröhre  etc.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  35. 

Nach  Schwalbes  (64)  Ausführungen  finden  sich  oft  bei  frischen  Leichen 
in  Höhe  des  1.— 8.,  seltener  bis  13.  Tracheairinges,  gelegentlich  sogar  im 
unteren  Drittel  des  Ösophagus  einzelne  oder  zahlreiche,  grössere  und  kleinere, 
scharf  begrenzte,  leicht  erhabene,  braungelbe,  sammetartige  Unterbrechungen 
der  blassroten  Ösophagusschleimhaut,  am  deutlichsten  bei  Leichen,  die  auf  der 
Höhe  der  Verdauung  gestorben  sind.  Diese  Inseln  zeigen  bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  den  Bau  der  Magenschleimhaut.  Sie  sind  von  Steck- 
nadelkopf- bis  Linsengrösse,  seltener  bis  1  qcm  gross  und  mehr.  Sie  finden 
sich  an  der  vorderen  oder  hinteren  Wand,  zuweilen  an  beiden  zugleich. 

Das  mikroskopische  Bild  lässt  zwei  verschiedene  Gruppen  erkennen: 
1.  Kardiadrüsen  mit  vereinzelten  Belegzellen.  Diese  Drüsen  liegen  unter  dem 
ununterbrochenen  Pflasterepithel  der  Speiseröhre,  das  nur  von  den  Drüsen- 
ausführungsgängen durchbrochen  wird.  2.  Typische  Magenschleimhautinseln. 
Über  ihnen  findet  sich  an  Stelle  des  Plattenepithels  ein  hohes,  einschichtiges 
Zylinder  epithel.  Zwischen  dem  einschichtigen  Zylinderepithel  der  gewundenen, 
tubulösen  Drüsen  finden  sich  zahlreiche  Belegzellen.  Beide  Gruppen  liegen 
oberhalb  der  Muscularis  mucosae. 

Im  Gegensatz  zu  Schaff  er,  der  diese  Magenschleimhautinseln  für 
regelmässig  vorkommende,  normale  Bildungen  hält,  fand  sie  Schwalbe 
makroskopisch  nur  in  13,3  °/o  bei  450  darauf  untersuchten  Leichen.  Ausser- 
dem  konnte   er  durch   Serienschnitte   an   25  Speiseröhren  noch  4  mal  kleine 


SkDerbrach,  Cbirargüche  Erkrankungen  des  RacheoB  and  dar  SpeiaarObre.        509 

Magen  sc  hleimhaatinseln  oder  Kardiadriisen  mikroskopisch  nachweisen.  Er 
Lüh  daher  die  Magenschleimhautinseln  nicht  für  normale  Gebilde. 

Die  bilaterale  Anlage  an  der  vorderen  und  hinteren  Wand ,  die 
Scbaffer  als  regelmässig  hinstellt,  fand  Schwalbe  nur  in  V»  seiner  Fälle. 

Und  im  oberen  Teil  des  unteren  Speieeröhrendrittels  —  oberhalb  der 
Or^nze  der  Magen-  und  Speiseröhrenschleimhant  —  fand  Schwalbe  öfter 
Kardiadrösen ,  gelegentlich  mit  spärlichen  Belegzellen,  aber  niemals  typische 
M  ageosc  hleimhautinseln. 

Schwalbe  ist  geneigt,  die  Schafferseben  Magenschleimhautinseln 
als  Hemmnngsbildung  zn  betrachten,  indem  Reste  des  primären  endodermalen 
Darmepithels  erhalten  bleiben  und  später  sich  zu  typischer  Magenschleimhaut 
entwickeln,  während  die  gewöhnliche  Metaplasie  zu  verhornendem  Platten- 
epithel ausbleibt.  Es  wird  auch  als  möglich  bezeichnet,  dass  normalerweise 
nicht  eine  Umwandlung  des  endodermalen  in  ektodermales  Epithel  stattfindet, 
sondern  dass  letzteres  von  der  Mundhöhle  her  das  Fl  immer  epithel  verdrängt. 

Schwalbe  neigt  der  Ansicht  zu,  dass  die  typischen  Magenschleimhaut- 
inseb  meist  erst  im  extrauterinen  Leben  zur  vollen  Ausbildnng  gelangen,  da 
»e  makroskopisch  nur  ausnahmsweise  bei  Föten  nachweisbar  sind.  Er  be- 
tont, dass  sie  sich  in  jeder  Beziehung,  auch  in  pathologisch •  anatomischer 
Hinsicht  wie  Magenschleimhaut  verhalten.  Er  glaubt,  seine  Beobachtungen 
lugimsten  der  Lehre  von  der  Spezifität  der  Zellen  verwerten  zu  können,  indem 
sie  lehren,  wie  wenig  die  zufällige  äussere  Beziehung  und  Lokalisation  für 
die  weitere  Entwickelung  entscheidend  ist. 

Der  Ansicht  Schaffers,  dass  die  Magenschlei mhaatinseln  zum  Aus- 
gangspunkt für  Zylinderzellenkarzinome  werden  und  für  die  Entstehung  von 
Pulsionsdivertikeln  von  Bedentong  sein  könnten,  schliesst  sich  Schwalbe 
Dicbt  an.     Nur  Beziehungen  zu  Zystenbildungen  stellt  er  nicht  in  Abrede. 

Schwalbe  fasst  seine  Ansichten  in  folgenden  Sätzen  zusammen: 

.1.  Die  Scfaafferscben  Kardiadriisen  and  Magenschleimhautinseln  im 
oberen  Drittel  der  Speiseröhre  sind  zwar  häufige,  aber  keineswegs  regel- 
mässige, normale  Befunde. 

2.  Sie  sind  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  Resten  des  primären 
(ndodermaten  Darmepithelrohres  abzuleiten. 

3.  Die  Magenschleimhautinseln  führen  ein  selbständiges,  vom  Leben  der 
Xachharscbaft  unabhängiges  Dasein  und  sind  imstande,  die  gleichen  patho- 
logischen Veränderungen  einzugehen,  wie  die  Schleimhaut  des  Magens. 

4.  Besondere  Beziehungen  zu  pathologischen  Prozessen  der  Speiseröhre, 
<ie  Krebs  and  Pulsionsdivertikel,  kommen  den  Schafferschen  Inseln  nicht 
m,  nur  entwickeln  sich  zuweilen  Cysten  in  ihnen." 

In  einem  Nachtrag  hält  Lubarsch  gegenüber  anderen  Autoren  an 
Schwalbes  Ansicht  fest,  dass  die  Schafferschen  Inseln  nicht  als  normale 
Bildungen  za  gelten  haben,  da  sie  zwar  häutig,  aber  nicht  in  allen  Fällen 
Dachweisbar  sind.  —  Trotz  des  von  Schaffer  erbrachten  Nachweises  der 
i:i«mlich  gleichzeitig  in  der  ganzen  Speiserohre  stattfindenden  Metaplasie  des 
Zylinderepitbels  in  Plattenepithel  kann  sich  Lubarsch  nicht  zu  der  Annahme 
ftntschliessen ,  dass  es  sich  bei  den  Schafferschen  Inseln  um  eine  Ent- 
wickelungsstömng  handelt.  Zur  Begründung  dient  ihm  der  von  Schwalbe 
ftrbracbte  Nachweis,  dass  die  Magenschleimhautinseln  bei  pathologischen 
Prozessen  dasselbe  Verhalten  zeigen  wie  die  Magenschleimhaut  selbst. 


510  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Schridde  (62)  berichtet,  seine  früheren  Mitteilungen  über  den  histo- 
logischen Bau  der  Magenschleimhautinseln  ergänzend,  über  das  Vorkommen 
von  schleimbildenden  Zellen  nicht  nur  in  den  Ampullen  der  Drüsen,  sondern 
auch  in  den  Drüsenschläuchen.  Die  Muscularis  mucosae  zeigt  unter  den 
Drüsen  eine  andere  Verlaufsrichtimg  als  im  übrigen  Ösophagus.  Sodann 
wird  auf  das  Vorhandensein  von  Becherzellen,  einzeln  oder  in  Häufchen, 
zwischen  den  Schleimzellen  der  Drüsen  in  der  Nähe  der  Oberfläche  hin- 
gewiesen. 

Auf  Grund  seiner  Beobachtungen  verwirft  er  den  von  Schaff  er  ge- 
brauchten Namen  ^obere  kardiale  Ösophagusdrüsen^  und  will  ihn  durch  die 
Bezeichnung  „Magenschleimhautinseln  im  obersten  Ösophagusabschnitte^  er- 
setzt wissen. 

Bei  der  Sektion  eines  12  Stunden  alten  Zwillings  fand  Fischer  (18i 
eine  Missbildnng  des  Ösophagus,  die  darin  bestand,  dass  die  Speiseröhre 
oberhalb  der  Bifurkation  blind  endigte  und  mit  dem  unteren  Speiseröhrenteil 
nur  durch  einige  Muskelzüge  in  Verbindung  stand.  In  der  Mitte  der  vorderen 
Wand  des  oberen  Teiles  fand  sich  eine  etwa  hirsekorngrosse  Öffnung,  die  in 
die  Trachea  führte;  sie  lag  16  nmi  unterhalb  des  Kehlkopf einganges.  Der 
untere  Speiseröhrenabschnitt,  der  sich  nach  oben  zu  verjüngte,  mündete  mit 
einer  fast  linsengrossen  Öffnung  in  die  hintere  Trachealwand,  8  mm  oberhalb 
der  Bifurkation.  Auf  Grund  dieses  Befundes  kommt  Fischer  zu  der  An- 
sicht, dass  man,  ebenso  wie  man  die  Traktionsdivertikel  an  der  Bifurkation 
in  letzter  Linie  auf  eine  Entwickelungsstörung  zurückführte,  dies  noch  bei 
einer  grossen  Anzahl  von  Traktionsdivertikeln  an  anderen  Stellen  des  Ösophagus 
tun  kann. 

Ribbert  (53)  verteidigt  seine  schon  früher  aufgestellte  Theorie  der 
Entstehung  der  Traktionsdivertikel  gegen  Angriffe  von  anderer  Seite  und 
gegen  die  Erklärung  Zenkers,  dass  die  Traktionsdivertikel  aus  Ver- 
wachsungen der  Speiseröhre  mit  schrumpfenden  Lymphdrüsen  resultieren. 
Auf  Grund  von  weiteren  12  Fällen  bringt  er  noch  einmal  den  Beweis,  dass 
es  sich  nicht  um  die  Wirkung  eines  Narbenstranges  bei  der  Divertikelbildung 
handelt,  sondern  dass  eine  kongenitale  Anomalie  der  Wand  des  Ösophagus 
und  des  zwischen  ihm  und  der  Bifurkation  der  Trachea  gelegenen  Binde- 
gewebes den  Ausgang  bildet.  Li  der  Speiseröhrenwand  bestehen  Muskel- 
defekte, Lücken  in  den  Muskellagem,  an  denen  der  ansitzende  bindegewebige 
Strang  bei  Verschiebung  des  Ösophagus  leicht  durch  Fixierung  eine  Aus- 
buchtung der  Wand  hervorruft,  da  diese  Stellen  weniger  widerstandsfähig 
sind.  An  weiteren  6  Fällen  führt  er  noch  den  Nachweis,  dass  die  Pulsions- 
divertikel  im  Gegensatz  zu  den  Traktionsdivertikeln  dort  entstehen,  wo  nur 
eine  Unterbrechung  der  Muskulatur  ohne   einen   Bindegewebsstrang  besteht 

Schmorl  (52)  gibt  eine  Entgegnung  auf  die  soeben  erwähnte  Arbeit 
von  Ribbert  zur  Aufklärung  von  Missverständnissen,  ohne  sachlich  Neues 
zu  bringen. 

Zahn  (76)  berichtet  über  den  Sektionsbefund  einer  36jährigen  Ar- 
beiterin, die  seit  drei  Jahren  an  Magenkrämpfen  gelitten  hatte.  Während 
einer  Schwangerschaft  hatte  sich  Erbrechen  fast  nach  jeder  Nahrungsaufnahme 
hinzugesellt.  Bei  der  Sondierung  der  Speiseröhre  war  anfangs  die  Sonde 
stecken  geblieben,  später  waren  auch  stärkere  Sonden  durchgegangen.  Nach 
einem  normalen  Partus  waren  alle  Beschwerden  verschwunden,  um  vier  Wochen 
später  mit  vermehrter  Heftigkeit  zurückzukehren.    Bald  darauf  war  plötzlich 


SaneibTDch,  Chiru^iBche  ErkrankuDgen  des  Rachens  and  der  Speieerehre.        511 

Eiitus  eingetreten.  Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  Ekchondrose  der  Zwischen- 
virbelscbeibe  zwischen  H.  und  9.  Brustwirbel,  an  deren  linker  Seite  der  ein 
aeniß  abgeknickte  Ösophagus  lag.  Sein  oberhalb  der  Knickung  gelegener  Teil 
v»T  diffus  dilatiert.  Kleines  Ulcus  pepticum  des  Magens.  Zahn  nimmt  au, 
dass  der  Zwerchfellhoch  stand  infolge  der  Gravidität  und  der  durch  das  Magen- 
ulcns  bedingten  Gärung  zu  einer  stärkeren  Abknickung  geführt  hatte. 

Bei  der  Sektion  eines  48 Jährigen  Phthisikers  fand  Stark  (60)  eine  boch- 
zradige  Dilatation  und  Musknlarishypertropbie  des  Usophagns  infolge  Kardio- 
ifiasmns.  Submukosa  tmd  Muskularis  waren  durchsetzt  mit  teilweise  ulzerierten 
käsigen  Konglomerattnberkeln,  deren  Entstehung  auf  hämatogenem  Wege  an* 
genommen  wird. 

Die  Diagnostik  und  ITierapie  der  wichtigsten  Speiserührenerkrankungen 
wird  von  Lotheisen  (38)  in  übersichtlicher  Weise  besprochen.  Die  inneren 
Verletzungen  zeichnen  sich  ans  durch  die  Symptome  des  Fremdkörpergefühls, 
Schmerzen  und  Schluckbeschwerden.  Mit  der  Sonde  lässt  sich  kein  Hindernis 
nachweisen ;  die  beste  Untersuchungsmethode  ist  die  Ösophagoskopie ;  man 
konstatiert  mit  ihrer  Hilfe,  dass  kein  Fremdkörper  da  ist,  sondern  nur  die 
Verletzung  der  Schleimhaut  durch  denselben.  Eine  Anästhesierung  der  Fissnr 
bis  zur  Überhäutung  führt  vollkommene  Heilung  herbei.  Die  Fremdkörper 
^Ibst  bleiben  meist  in  den  drei  , physiologischen  Engen"  stecken,  am  häufigsten 
in  der  oberen  Thoraxapertur.  Um  Üekubitus  oder  Perforation  zu  verhüten, 
mössen  sie  schnell  entfernt  werden ;  die  leichteste  und  schonendste  Entfernung 
^Hschieht  mit  Hilfe  des  Osophagoskops.  Die  Ösophagotomie  sei  wenig  ratsam 
zu  diesem  Zwecke,  zumal  sie,  namentlich  die  öesophagotomia  thoracica,  sehr 
ivhlechte  Resultate  bietet. 

Bei  den  häufigen  Strikturen  infolge  von  Verletzungen  mahnt  Verf.  zu 
grosser  Vorsicht.  Namentlich  im  Anfang  soll  jede  Sondierung  unterbleiben. 
Am  besten  sei  bei  ganz  schweren  Fällen  zuerst  die  Anlegung  einer  Magenfistel. 
Al=  Therapie  empfiehlt  sich  vor  allem  die  Sondierung  ohne  Ende.  Mit  Thiosin- 
irain  hat  Xeri.  keine  besonderen  Erfolge  gehabt.  Zur  Spaltung  von  Narben- 
Tinkturen  eignet  sich  sehr  gut  ein  galvanokaustischer  Brenner  im  Ösophago- 
>kop.  Dilatationen,  die  sich  sehr  oft  oberhalb  der  Strikturen  bilden,  werden 
Hurcli  Röntgenphotographie  leicht  diagnostiziert.  Eine  Komplikation  der  Dila- 
lationen  ist  das  Auftreten  eines  krampfartigen  Verschlusses  der  Kardia  (Kardio- 
spasmiis).  Verf.  empfiehlt  als  Therapie  Gastrotomie  und  dann  Sondierung 
iihne  Ende.  Die  forcierte  Dehnung  der  Kardia  nach  v.  Mikulicz  soll  nnr 
lor  verzweifelte  Fälle  reserviert  hleiben.  Bei  Divertikeln  eignet  sich  am  besten 
zur  Diagnose  das  Röntgenverfahren  nach  Anfullung  des  Sackes  mit  Wismut- 
Kartoffelbrei  und  die  Ösophagoskopie.  Die  Totalexstirpation  des  Divertikels 
ist  die  beste  Therapie.  Bei  dem  Karzinom,  der  häufigsten  Erkrankung  der 
Speiseröhre,  bewährt  sich  zu  Diagnosezwecken  auch  am  meisten  das  iho- 
phagoskop.  Die  Behandlung  ist  bis  jetzt  immer  noch  eine  symptomatische. 
Mit  Gastrostomie  soll  man  nicht  allzu  lange  warten.  Mit  Röntgenstrahlen 
und  Radium  hat  man  keine  nennenswerte  Besserung  erreicht.  Die  Indikation 
lar  Rsdikaloperation  ist  nach  Ansicht  des  Verfs.  bis  jetzt  noch  nicht  gegeben, 
fs  sei  denn,  dass  man  mit  Hilfe  des  Sauerbruchschen  Verfahrens  die 
schvierigkeiten  überwindet. 

V.  Navratil  (45)  liefert  zuerst  eine  eingehende  Schilderung  der  Lite- 
ratur über  die  Ösophago-Tracheal-Fisteln.  Besonders  die  ätiologischen  Momente 
unterzieht  er   einer   längeren   Erörterung   und   weist   auf  Grund   einer  Beob- 


512  Jahresbericht  fUr  ChiiUTgie.    IL  Teil. 

achtang  an  Prof,  Dollingers  Klinik  auf  eventuelle  Schwierigkeiten  einer 
Differentialdiagnose  zwischen  syphilitischem  und  tnberkalösem  Ursprung  der 
Fisteln  hin. 

Einen  Schluss  der  Fisteln  versuchte  Navratil  durch  Experimente  am 
Hunde.  Zu  dem  Zwecke  verschlosa  er  die  Osophaguswunde  durch  eine  Tabak- 
bentelnaht,  welche  die  Mukosa  schonte;  darüber  applizierte  er  noch  eine  Reihe 
Ton  Knopfnähten  durch  die  Muskularis.  Nun  wurde  die  Schilddrüse  an  einem 
ihrer  Pole  in  toto  mobilisiert  nnd  sodann  auf  die  Nahtstelle  transplantiert. 
Auf  diese  Weise  erreichte  Navratii  durchwegs  eine  Heilung  p.  p.  des  Öso- 
phagus wie  der  Trachea.  Er  empfiehlt  eine  versuchsweise  Anwendung  seiner 
Methode  auch  beim  Menschen.  Gergö  (Budapest). 

Unter  Vorführung  eines  Falles  von  Dysphagie  infolge  maligner  Neu- 
bildung bespricht  Collier  (13)  zunächst  den  Gang  der  Untersuchung  von 
Kranken,  die  mit  Schluckbeschwerden  zum  Arzte  kommen.  Bevor  die  Sonden- 
untersuchung vorgenommen  wird,  will  er  folgende  Krankheiten  ansgescb lossen 
wissen:  Krankheiten  des  Mundes,  der  Nase,  des  Pharynx  und  Larynx.  Tu- 
moren der  Umgebung  des  Ösophagus,  der  Thyreoidea,  Aneurysmen  der  Carotis 
interna,  der  Art.  anonyma,  der  Aorta,  intratborakale  Tumoren,  bezw.  Ab- 
szesse, Dislokation  des  stemalen  Clavikularendes  nach  hinten;  diese  Erkran- 
kungen sind  durch  die  Untersuchung  auszuschliessen.  Auf  verschluckte  Fremd- 
körper wird  meist  die  Anamnese  hinweisen.  Erst  nach  Ausschluss  dieser 
Erkrankungen  ist  die  Sondenuntersuchung  gestattet,  deren  Technik  Collier 
vorführt.  —  Ist  die  Diagnose  der  malignen  Neubildung  gesichert  —  wie  in 
dem  demonstrierten  Fall  —  rät  er  zur  Gastrostomie  und  zwar  der  Albert- 
schen  Modifikation. 

Gare  1  (23)  gibt  einen  ausführlichen  Bericht  über  die  allmähliche  Aus- 
bildung der  Ösophagoskopie^  und  Bronchoskopie  bis  zu  ihrer  jetzigen  Höhe, 
Beschreibung  der  Technik  und  Würdigung  der  Bedeutung  dieser  neuen  Cnter- 
suchungsmethoden. 

Brindel  (10)  berichtet  über  die  Entwickelung  und  Ausbildung  der 
Broncho-Ösophagoskopie  in  Deutschland  und  stellt  die  einschlägigen  Publi- 
kationen zusammen.  Energischer  Aufruf,  vor  allem  an  die  Pariser  Chirurgen, 
der  Broncho-Osopbago skopie  ein  grösseres  Interesse  entgegenzubringen. 

Siebenmann  (66)  tritt  unbedingt  bei  Vorhandensein  von  Fremdkörpern 
in  Trachea  und  Ösophagus  für  die  Anwendung  der  Ösophagoskopie  und 
Bronchoskopie  ein,  und  bezeichnet  die  Unterlassung  derselben  als  einen 
schweren  Kunstfehler.  \'oraussetzung  für  ein  gutes  Resultat  mit  diesen  In- 
strumenten ist  eine  günstige  Beleuchtungseinrichtung.  Die  Bronchoskopia 
superior  (ohne  Tracheotomie)  kann  ohne  Klorphiuminjektion  und  ohne  tiefe 
Narkose  ausgeführt  werden;  Kinder  müsse  man  dagegen  narkotisieren.  Seine 
Auseinandersetzungen  illustriert  er  durch  4  Fälle,  wo  die  Bronchoskopie,  und 
1  Fall,  wo  die  Ösophagoskopie  mit  Erfolg  angewandt  wurde. 

Langer  (33)  veröffentlicht  einen  Fall  von  Streptotrichosis  oesopbagi. 
diagnostiziert  auf  Grund  des  Befundes  einer  Reinkultur  im  Ausgewürgten.  Da 
eine  zeitweise  Entleerung  einer  Auswurfraenge  von  15 — 21  ccm  erfolgte,  ver- 
mutete Langer  einen  Hohlraum,  der  mit  dem  Ösophagus  kommunizierte  uud 
den  er  für  ein  Pseudodivertikel,  entstanden  durch  Äbszedierung  der  obersten 
Ösophagussch Lebten,  hielt.     Bei  Jodtherapie  trat  Besserung  ein. 

Über  einen  Fall  von  kongenitaler  Ösophagusstenose  wird  in  „TbeLancet" 
(32)  von  Kramer  berichtet: 


Sanarbrach,  Cliirnrgieche  Erkranknogen  Am  Rachens  und  der  Speiseröhre.        513 

Ein  4  jähriges  Mädchen  litt  seit  mindestens  3Va  Jahren  an  Erbrechen 
nach  fast  jeder  Nahnmgsaa^ahme.  Es  schluckte  gnt,  aher  nachdem  es 
3 — 4  SchluclE  zn  sich  genommen  hatte,  erbrach  es  fast  alles.  Im  Erbrochenen 
wv  keine  Säure.  Mit  Hilfe  der  Röntgenstrahlen  nnd  Sondennntersachong 
«orde  eine  Verengerong  des  Ösophagus  2  Zoll  über  dem  Diaphragma  fest- 
gestellt. Um  diese  zu  dilatieren,  worden  über  einem  Drahtmandrin  Hohl- 
boogies  von  zonehmender  Stärke  eingeführt.  Dabei  wurde  eine  Perforation 
der  Speiseröhrenvand  gemacht,  an  deren  Folgen  das  Kind  bald  ,za  gmnde 
ging.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  eine  Perforation  unterhalb  der  Epiglottis, 
Hantemphysem,  rechtsseitiger  Pyopneumothorax  [ohne  nachweisbare  Plenra- 
rerletzung),  septische  Mediastinitis.  Die  Speiseröhre  zeigte  */*  Zoll  unter  der 
Höhe  der  Bifurkation  eine  '/i  Zoll  lange  Verengerung  bindegewebiger  Natur. 
Oberhalb  dieser  war  der  Ösophagus  dilatiert. 

Im  Anscbluss  an  eine  Literaturübersicht  über  kongenitale  Ösophagus- 
Stenosen  teilt  Lindqvist  (37)  einen  eigenen  Fall  mit.  Derselbe  betraf 
einen  21jährigen,  sehr  dürftig  entwickelten  Mann,  der  das  Essen  seit  seiner 
frühesten  Kindheit  nur  mit  Schwierigkeit  hinunterschlucken  konnte.  Mittelst 
Speiser  Öhrensonde  konnte  die  15  cm  von  der  Zahnreihe  gelegene  Stenose  dila- 
tiert werden.  Hj.  von  Bonsdorff. 

Boas  (8)  beobachtete  einen  Fall,  bei  dem  sich  im  Anscblass  an  einen 
schweren  Scharlach  mit  Diphtherie  nach  einiger  Zeit  Schluckbeschwerden 
«nsteltten,  die  allmählich  stärker  wurden,  bis  schliesslich  sogar  Flüssigkeiten 
wieder  erbrochen  wnrden.  Starke  Gewichtsabnahme.  Mit  Hilfe  der  Sonde 
^llte  man  ein  ulzeröses  Hindernis  34  cm  hinter  der  Zahnreibe  fest.  Mit 
filiformeo  Sonden  konnte  man  die  Stenose  passieren.  Unter  Diät  wurde  eine 
regelmässige  Bougierung  eingeleitet,  zugleich  mit  Thiosinamininjektionen,  wo- 
durch bald  die  Heilung  herbeigeführt  wurde.  Verf.  hält  diese  Stenosen  nach 
Scharlach  und  Diphtherie  für  gutartig,  und  empfiehlt  zur  Behandlung  vor- 
sichtige Sondierung  eventuell  mit  Hilfe  der  Ösophagoskopie,  gegebenfalls  auch 
Laminar  iabehandlun  g. 

In  Plummers  (46)  Falle  entwickelte  sich  bei  einem  17jährigen  jungen 
Manne  während  eines  Typhusrezidivs  eine  Striktur  des  Ösophagus.  Da  Son- 
diemogsversuche  fehlschlugen,  wurde  eine  Magenfistel  angelegt,  bis  es  dem 
Kranken  gelang,  einen  feinen  Seidenfaden  zu  schlucken.  Dann  erfolgreiche 
Behandlung  mit  Sondierung  ohne  Ende  unter  gleichzeitiger  Darreichung  von 
Thiosinamin. 

Einen  mit  Thiosinamin  behandelten  geheilten  Fall  von  Speiseröhrenver- 
eugening  teilt  Halasz  (27)  mit.  Ein  17jähriger  Ubrmachergehilfe  hatte 
Mch  durch  Genuss  von  Vitriol  eine  Stenose  des  Ösophagus  in  einer  Tiefe 
TOD  13  cm  zugezogen,  die  noch  nicht  die  kleinste  Magensonde  durchliess. 
Verf.  behandelt  ihn  mit  einer  15 prozentigen  'alkoholigen  Thiosinaminlösung 
durch  Einspritzung  in  den  Bücken  und  erzielte  nach  6  Einspritzungen  völlige 
Heilung. 

Auch  Schneider  (59)  berichtet  über  einen  Fall  von  Heilui^  einer 
Osophagnsnarbenstriktur  durch  Thiosinamininjektionen.  Während  anfangs 
nicht  die  feinsten  Sonden  in  den  Magen  drangen,  ging  schon  nach  der 
zweiten  Injektion  eine  Sonde  von  3  mm  hindurch.  Schneider  benutzte 
eine  Lösung  von  Thiosinamin  1,0  in  4.0  Glyzerin  und  16,0  Wasser. 

Reizenstein  (49  u.  52)  betont,  dass  zikatrizielle  Ösophagusstenosen, 
die  sich  bei  einfacher  Sondierung   als  impermeabel  erweisen,   häufig  im  Öso- 

Jilir»bcriEht  für  Chirurgls  18a&.  33 


5U  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    11.  Teil. 

phagoskop  noch  eine  Öffnung  erkennen  lassen  und  die  Dilatation  darcl; 
Laminariastifte ,  ausgezogene  öummidrainrobre  oder  biegsame  Metallsondei 
gestatten.  Ist  dies  nicht  möglich,  kommt  die  v.  Hack  er  sehe  Sondierung 
ohne  Ende  in  Frage.  Gelingt  such  diese  nicht,  so  ist  die  Oesophago! omii 
externa,  beziehungsweise  die  kombinierte  Ösophagotomie  indiziert.  [Zwe 
neue  Fälle  werden  angeführt]. 

In  Meyers  (42)  Mitteilung  handelt  es  sich  um  eine  narbige  Kardia' 
Stenose,  die  der  Autor  mit  Bongierung  von  einer  Gastrosternalwunde  aus  be- 
handelte. Er  glaubt,  dass  für  solche  Fälle  die  Freilegung  der  Stenose  mit 
Hilfe  des  Sanerbruchschen  Verfahrens  und  die  operative  Beseitigung  der- 
selben Aussiebt  hat 

Meyer  (41)  veröfTentlicht  einen  Fall,  wo  er  bei  usdurchgängiger Xarben- 
striktur  des  Ösophagus  durch  einen  Lappenschnitt  sich  den  linken  Rippen- 
bogen freilegte,  um  die  schon  bestehfinde  Magenfistel  intakt  zu  halten.  £s 
waren  ihm  dadurch  auch  die  Teile  der  Speiseröhre  und  des  Magens  zngäng- 
lich,  die  sonst  im  Zwerchfellkuppel  räum  verborgen  sind.  Er  empfiehlt  die^e 
Methode  einerseits  dazu,  den  unteren  Abschnitt  des  Ösophagus  in  der  Sauer- 
bruchschen  Kammer  direkt  anzugreifen,  andererseits  auch  zu  Magenrese).- 
tionen,  wo  man  die  erkrankte  Stelle  nicht  vor  den  Rippenbogen  ziehen  kann. 

Im  Anschluss  an  einen  Fall  von  schwerer  narbiger  Verengerung  des 
Ösophagus  dicht  oberhalb  der  Kardia ,  der  von  Prof.  Montenovesi 
mittelst  des  retrograden  Katheteristnus  mit  Metallspirale  behandelt  wurdi-. 
prüft  Frascella  (20)  die  aktiven  chirurgischen  Hilfsmittel,  die  gegenwärtig' 
in  ähnlichen  Fällen  ins  Werk  gesetzt  werden. 

Er  schiiesst  in  der  Ansicht,  dass  bei  schweren  narbigen  Verengerungen 
des  unteren  Abschnittes  des  Ösophagus,  die  von  jeher  unüberwindlich  siiiJ. 
in  der  Absicht,  der  progressiven  organischen  Erschöpfung  der  an  solclitii 
Stenosen  Leidenden  zu  wehren,  die  folgende  therapeutische  Begel  zu  be- 
folgen sei: 

1.  Möglichst  schleunige  Hebung  der  mangelhaften  Ernährung  des  Organis- 
mus mittelst  einer  Magenüstel. 

2.  Angreifen  der  llndurchlässigkeit  des  Ösophagus  von  oben,  falls  die 
temporäre  Ausschaltung  des  Ösophagus  den  Zustand  der  stenosierten  Teile 
gebessert  hat.  Andernfalls  werde  der  Angriflf  von  unten  gemacht:  Zu  diesem 
Zwecke  empfiehlt  er  als  bestes  Hifsraittel,  um  die  erste  Erweiterung  der 
Stenose  einzuleiten,  den  Katheterismus  des  Ösopha^s  mittelst  der  Metall- 
spirale von  Montenovesi,  deren  Beschreibung  er  gibt. 

3.  In  der  Folge  allmähliches  progressives  Erweitem  des  Ösophagus  vu 
dem  Zwecke,  die  erlangte  Durchlässigkeit  zu  erhalten. 

Wenn  die  Besserung  eine  dauernde  ist,  kann  die  Magenfistel  geschlossec 
werden.  R.  Giani. 

Srhiie  (60)  teilt  einen  Fall  von  operativ  geheiltem  Ösophagusdivertikel 
aus  der  Rostocker  Klinik  mit  und  bespricht  zusammenhängend  alle  Vorsclilügf 
und  Methoden  der  Therapie  dieser  Erkrankung  der  Speiseröhre.  Er  kommt 
zu  dem  Schhiss,  dass  man  durch  die  einfachste  Methode,  nämlich  Abtrafiuiig 
und  exakte  Naht  und  Nährklystiere,  keine  Sondenernährung,  ebenso  gut  Au'*- 
sicht  auf  Heilung  per  primam  hat,  als  durch  die  komplizierenden  Methoden 
der  Nachbehandlung. 

barrow  und  Cunning  (4|  berichten  über  einen  Fall  von  Ösophagus- 
divertikel bei  einer  sehr  heruntergekommenen,  Ö5 jährigen  Frau,   die  mit  der 


Skuerbrnch,  Cbirnrgiache  ErkrankuDgen  des  lUcheDa  und  der  SpeiserSbre.        515 

Diagnose  Epitheliom  in  das  Royal  Free  Hospital  aufgenommen  wurde,  nach- 
dem sie  lange  Jahre  wegen  des  bestehenden  schanmigen  Auswurfes  auf  Bron- 
chitis bebandelt  worden  war.  Es  bestanden  Schluckbeschwerden,  Entleerung 
schaamigen  Sputums  (ohne  Husten)  und  unverdauter,  salzsäurefreier  Speise- 
reste, oft  erst  drei  Tage  nach  deren  Aufnahme.  Bei  Druck  auf  den  Ösophagus 
Tom  Halse  in  der  Gegend  des  Ringknorpels  liess  sich  Gas  durch  den  Mund 
auspressen.  Von  zwei  gleichzeitig  eingeführten  Bougies  gelangte  das  eine  in 
den  Mi^eu,  das  andere  blieb  8  Zoll  hinter  der  Zahnreihe  stecken  and  war 
links  neben  der  Trachea  fühlbar.  Nach  Einführung  eines  Bougies  in  daa 
Divertikel  worde  von  einem  Hautschnitt  am  vorderen  Rande  des  linken 
Stemo-cleido-mastoidfius  aus,  der  Ösophagus  freigelegt.  Links'und  hinter  ihm 
lag  das  !'■  Zoll  lange,  mit  bindegewebiger  Hülle  umgebene  Divertikel,  in 
diesem  das  Bougie.  Der  Divertikelbals  lag  im  nnteren  Teil  der  hinteren 
Phärynzwand.  Nach  Eatfernong  des  Bougies  wurde  die  fibröse  Hülle  ge- 
spalten, manchettenartig  umgeklappt,  die  Schleimhaut  ligiert,  darüber  die 
Muskularis  mit  ein  paar  Nähten  vereinigt,  die  fibröse  Hülle  abgebunden  und 
ak^etragen.  Einführung  eines  Drains,  Naht  der  übrigen  Wunde.  Fat.  wurde 
T  Tage  mit  Nährkljsmeu  ernährt,  konnte  dann  Milch,  nach  14  Tagen  jede 
Nahrung  schlucken.  Nach  8  Monaten  stellte  sie  sich  als  beschwerdefrei 
wieder  vor. 

Schmiz  (68)  berichtet  über  einen  Fall,  bei  dem  ein  verschluckter  6  cm 
langer  und  */s  cm  breiter  Entenknochen  sich  im  Ösophagus  so  festgesetzt  hatte, 
dass  er  unter  dem  Ringknorpel,  mit  diesem  parallel  verlaufend,  lag  und  mit  seinen 
beiden  spitzen  Enden  die  rechte  und  linke  Seite  der  Speiseröhre  durchbohrt 
hatte.  Der  Fremdkörper  konnte  intra  vitam  nicht  festgestellt  werden,  auch 
nicht  durch  Freilegung  des  Ösophagus.  Das  Ösophagoskop  war  nicht  ange- 
wendet worden.  Der  Kranke  kam  durch  Pleuritis,  Perikarditis,  Mediastinitis 
und  fortgeleitete  Pneumonie  ad  exitum. 

Rolleston-Whipham  (55)  geben  einen  sehr  interessanten  Bericht 
über  Krankheitsverlauf  und  Antopsie  eines  dreijährigen  Mädchens,  das  mit 
aofgetriebenem  Leib,  Abmagerung,  Anämie,  Rhachitis  in  Beobachtung  kam. 
Der  Kopf  war  nach  hinten  gezogen,  das  Kind  vermochte  nicht  zu  sitzen,  es 
bestanden  krampfhafte  Duodenalanfälle,  Milz  und  Leber  waren  vergrössert. 
Es  wurde  eine  tuberkulöse  Peritonitis  und  Pneumonie  diagnostiziert.  Das 
Kind  ging  stetig  zurück,  in  den  letzten  14  Tagen  seines  Lebens  wurden 
mehrfach  Blutgerinnsel  erbrochen.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  eine 
4'/«  Zoll  lange  Hutnadel,  deren  spitzes  Ende  —  2Vs  Zoll  lang  —  in  den 
Ösophagus  ragte.  Der  Knopf  war  nicht  zu  tinden.  Das  Kopfende  hatte  die 
Osophaguswand  dicht  oberhalb  des  Zwerchfells  durchbohrt,  war  vor  der  Aorta 
durch  das  Diaphragma  gedrungen  und  hinter  dem  Magen  —  ohne  diesen  zu 
verletzen  —  durch  den  hinteren  äusseren  Teil  des  Pankreas  zur  Art.  mesa- 
raica  superior  gelangt,  deren  obere  Wand  von  der  Nadel  durchbohrt  war. 
Der  Nadelschaft  war  leicht  gebogen  mit  der  Konkavität  nach  vom.  Zwischen 
Pankreas  und  Duodenam  war  ein  kirschengrosses,  mit  Blutgerinnsel  erfülltes, 
falsches  Aneurj-sma  in  der  Wurzel  des  Mest^nteriums.  Der  Gang,  in  dem 
die  Nadel  steckte,  war  mif  Blut  gefüllt.  Rechts  und  etwas  nach  vorn  vom 
Aneurysma  lag  die  thrombosierte  Vena  mesar.  sup.  In  Höhe  der  Nadelspiti^e 
lag  hinter  dem  Ösophagus  eine  vereiterte  Drüse  mit  zwei  kleinen  Abszessen 
auf  beiden  Seiten.  Der  linke  grössere  Abszess  war  in  den  unteren  Lungen- 
lappen durchgebrochen,  der  rechte  kommunizierte  mit  der  Speiseröhre.     Von 


Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

»rem  Abszess  ging  eine  enge  Bucht  zum  1.  Brustwirbel,  in  ihr  lagen 
'otische  Knochenstückchen.  Im  1.  Bruetwirbelkörper  zeigten  sich  kleine 
rosen,  die  Körper  der  vier  nächsten  Wirbel  waren  fast  ganz  zerstört, 
inöse  Pleuritis  auf  der  Hintertläche  beider  Lungen,  frische  Adhäsionen 
ts.  Keine  Lungentuberkulose.  Hydroperikard.  Der  Magen  war  mit  Blut 
11t;  weder  in  ihm  noch  im  Darm  Ulzerationen  oder  Läsionen.  Demnach 
s  das  Blut  von  dem  Aneurysma  durch  den  Kanal,  in  dem  die  Nadel  lag, 
len  Ösophagus  gelangt  sein.  Die  Wirbelerkrankung  machte  den  Eindruck 
Tuberkulose,  sie  und  die  Drüseneitenmg  schienen  älteren  Datums  als  die 
'oration  des  Ösophagus  durch  die  Nadel.  Vielleicht  war  die  Speiseröhren- 
d  durch  den  Drusenabszess  erweicht  und  hierdurch  die  Perforation  er- 
itert. 

Auf  originelle  Weise  wuaste  sich  Frank  (19)  zn  helfen  in  einem  Falle 
Steckenbleiben  eines  grossen  Bissens  zähen  Fleisches  in  der  Speiseröhre 
einem  60  Jahre  alten  Maschinisten  auf  hoher  See.  Der  Versach,  den 
en  mit  der  Sonde  durchzustossen,  masste  aufgegeben  werden,  da  Fat. 
den  heftigsten  Erscheinungen  reagierte.  Sondierung  in  Narkose  wurde 
reigert.  Der  Versuch,  den  Bissen  durch  reichliche  Flüssigkeitsmengen 
.bzuspülen,  schlag  fehl,  da  alles  sofort  prompt  erbrochen  wurde.  Aus 
;hem  Grunde  waren  Emetika  innerlich  nicht  zu  verwenden;  von  sub- 
iner  Anwendung  wurde  wegen  der  an  sich  schon  sehr  heftigen  Brech- 
egungen  abgesehen.  Ebenso  war  die  Darreichung  kleiner  Salzsäuremengen, 
den  Bissen  zu  erweichen,  vergeblich. 

Da  am  dritten  Tag  eine  Besserung  noch  nicht  eingetreten  war  und 
ler  hinzutrat,  liess  Frank  die  Komponenten  eines  Brausepulvers  in  wenig 
«er  gelöst  schnell  hintereinander  trinken  und  Mund  und  Nase  fest  ver- 
iessen.  Binnen  kurzem  hatte  der  Druck  des  sich  entwickelnden  Gases  den 
en  in  den  Magen  hinabgetrieben. 

In  Feins  Mitteilung  (17)  bandelt  es  sich  um  einen  Fall,  wo  eine  Pa- 
tin einen  Knochen  verschluckt  hatte,  der  ihr  im  Rachen  stecken  geblieben 
Sie  ging  zu  einem  Arzt,  der  sofort  ohne  weitere  Untersuchung  mit 
m  Bougie  in  den  Hals  einging.  Infolge  dieser  Manipulation  verspürte 
sofort  einen  heftigen  Schmerz,  momentan  traten  grosse  Beschwerden 
so  dass  sie  nicht  einen  Schluck  Wasser  hinunterschlucken  konnte.  Sie 
nun  ins  Spital,  wo  man  mit  Hilfe  des  Kehlkopfspiegels  in  den  ersten 
Tagen  in  der  Mitte  der  hinteren  Kachenwand  nur  eine  Bötung  und 
irellung,  aber  nichts  von  einem  Fremdkörper  entdecken  konnte.  Erst  am 
ten  Tage,  als  die  Schwellung  sehr  zurückgegangen  war,  fand  man  den 
chen  und  entfernte  ihn;  er  war  3  cm  lang  und  l'/»  cm  breit. 

Auf  Grund  dieses  Falles  weist  Verf.  bei  Fremdkörpern  im  Rachen  auf 
snde  wichtige  Punkte  hin:  Zuerst  eine  genaue  Untersuchung  mit  dem 
Ikopfspiegel,  dann  eine  schonende  Palpation  mit  dem  Zeigefinger;  eventuell 
ilfenahme  des  Rüntgenverfahrens,  und  erst  ganz  zuletzt,  wenn  diese  Ma- 
len nicht  zum  Zieie  führen,  die  Anwendung  des  Bongies,  aber  auch  dann 
wenn  der  verschluckte  Körper  weder  spitz  noch  scharfkantig  ist. 
Medical  Press  (33)  enthält  einen  kurzen  Aufsatz,  der  praktische  Winke 
die  Fnnktion  von  Fremdkörpern  aus  dem  Ösophagus  enthält,  ohne  etwas 
is  ZU  bringen. 

Blecher  (7)  berichtet  ausführlich  über  Gebisse  als  Fremdkörper  io 
Speiseröhre  und  bespricht  eingebend  die  Tecknik  der  verschiedenen  schon 


Sanerbrncfa,   Chirurguche  Erkrankangen  des  RftcheDS  und  der  SpeiaerShre.         517 

beboDten  Methoden  zur  Feststellung  der  Fremdkörper,  genaneo  Lokalisation 
und  zur  Entfemang.     Er  bringt  nichts  Nenes. 

Snarez  de  Mendoza  (70)  kommt  auf  Grand  von  vier  Beobachtungen 
m  folgenden  Schlüssen:  Wenn  es  unmöglich  ist,  den  Fremdkörper  in  den 
Migeo  zu  atossen  und  die  Anwendung  des  Graefeschen  Münzenfänger  er- 
lolalos  bleibt,  ermöglicht  oft  noch  der  Gebrauch  des  Instrumentes  von  Collin- 
Veroenil  die  Extraktion  mit  dem  Münzenfänger.  Gibt  der  Fremdkörper 
dem  Zng  des  Münzenfängers  nicht  nach ,  ist  die  Dilatation  mit  dem  Ballon 
vjn  Tarnier  zu  versuchen. 

Boyle  (9)  berichtet  über  einen  Fall,  wo  eine  10-Centesimi-Münze,  die 
in  der  Höbe  des  oberen  Stemalrandes  im  Ösophagus  steckte,  mit  dem  bieg- 
samen MüDzenfänger  bis  zur  Bima  glottidis  gehoben  und  dann  mit  der  Schlund- 
lange extrahiert  wurde. 

Kirmisson  (39)  berichtet  über  einen  Fall  von  Fremdkörper  im  Öso- 
phagus, wo  sich  sein  Münzenfänger  glänzend  bewährte.  M.  d'Öllsnitz 
iN'issa)  hat  damit  bei  einem  Kinde  von  14  Monaten  ein  Centime-Stück,  das 
bereite  elf  Tage  nach  vergeblichen  Extraktionsversuchen  in  der  Höhe  der 
Bifnrkation  gesessen  hatte,  extrahiert.  Er  glaubt,  dass  dieser  Apparat  dem 
üraefeschen  vorzuziehen  ist. 

In  einer  zweiten  Arbeit  (30)  bringt  Kirmisson  zwei  weitere  Fälle, 
in  denen  sich  der  Kirmissonsche  Apparat  bei  Kindern  bewährte. 

Eccot  (14)  kommt  auf  Grund  einer  Beihe  von  Einzelbeobachtungen 
toD  Fremdkörpern  im  Ösophagus  zu  folgenden  Schlüssen  für  die  Behandlung: 
Er  teilt  die  Fremdkörper  ein  in  runde  und  unregelmässige.  Für  die  ersteren 
empfiehlt  er  die  Extraktion  mit  dem  Kirmissonscben  Häkchen  oder  dem 
(jraefeachen  Münzenfangers.  Im  zweiten  Falle  warnt  er  vor  Extraktions- 
T«rsachen,  ja  selbst  vor  unnötiger  Exploration.  Es  kommen  in  Frage  für 
i\t  Behandlung  die  Gastrostomie  und  die  Oesophagotomia  externa. 

In  drei  mitgeteilten  Fremdkörper -Fällen  ist  es  Garel  (21)  gelungen, 
nut  Instnimeoten  ohne  Ösophagotomie  Fremdkörper  zu  extrahieren.  Er 
glanbt,  dass  man  gelegentlich  die  Extraktionsversucbe  durch  Apomorphin 
snbktttan  unterstützen  kann. 

Garel  (23)  ist  der  Überzeugung,  dass  die  Ösophagoskopie  nur  in 
in  Hand  des  Spezialisten  sich  bewähre,  dass  sie  kein  Verfahren  für  den 
praktischen  Arzt  sei.  Überhaupt  scheint  es  ihm  gewagt,  eine  zu  aktive 
Therapie  bei  Fremdkörpern  in  der  Speiseröhre  anzuwenden.  Er  glaubt,  auf 
Orund  einiger  Beobaciitungen  annehmen  zu  dürfen,  dass  in  vielen  Fällen 
ijiophagotomie,  Ösophagoskopie  und  Extraktionsversuche  überflüssig  sind,  dass 
der  Fremdkörper  spontan  in  den  Magen  gelangt,  dass  dagegen  häufig  unge- 
schickte Extraktionsversucbe  dem  Kranken  sehr  schaden. 

ßroca  (11)  redet  der  Extraktion  von  im  Ösophagus  stecken  gebliebenen 
Müiaen  per  vias  naturales  (Graefe,  Kirmisson)  lebhaft  das  Wort  und  be- 
bnptet,  dass  alle  dabei  beobachteten  Unglücksfälle  einer  fehlerhaften  Technik 
imoBchreiben  sind.  Er  wendet  sich  energisch  gegen  die  Ösophagotomie,  die 
sich  ihm  noch  niemals  nötig  gemacht  hat. 

Eine  Modifikation  seines  ^Hydrodilatators"  beschreibt  Bakaleinik  (1): 
En  elastischer  Schlauch  lässt  sich  nahe  seinem  unteren,  blinden  Ende  durch 
einen  Metallzylinder  mittelst  hydraulischen  Druckes  ballonartig  auftreiben. 
Diesen  ^Hydrodilatator"  verwendet  Bakaleinik  zur  Fremdkörperextrak- 
tion ans  dem  Ösophagus,   indem  er  den  Schlauch,   eventuell  mit  Hilfe   eines 


Jahresbericht  fCtr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Ilraandrins,    in   den  Ösophagus  einführt  und   nun  durch  Aufblähung  des 

ns  unterhalb  des  Fremdkörpers   die  Speiseröhre   nach  aJlen   Seiten   dila- 

Der  Hydrodilatator   kann   auch   bei  Operationen  an    Mund    und   Hais 

Torausgegangener  Tracheotomie  zur  Tamponade  des  Additus  laryngis 
i'ermeidnng  von  Blutaspiration  verwandt  werden. 

Kr  am  er  (31)  veröffentlicht  eine  Methode  der  Behandlung  grosser  spit/er 
dkörper  im  Halsteile  der  Speiseröhre  für  solche  Falle,  wo  ein  Osophago- 

nicht  zur  Hand,  eine  Extraktion   per  os  mit  einem  anderen  Instrument 

möglich   tind   schnelles  Handeln  notwendig  ist.     Er   legte  in  zwei  der- 

m  Fällen  den  Ösophagus  auf  der  linken  Halsseite  mit  einem  9  cm   langen 

tt  frei,  eröffnete  ihn  aber  nicht,  sondern  lockerte  bei  nach  vom  gebeugtem 

und  nach  vorn  gezogenem  Larynx  mit  der  rechten  Haod  von  der  Wunde 
nit  der  linken  von  der  rechten  Halsseite  aus  den  Fremdkörper  und  sucht 
Q  eine  schräge  Stellung  zu  bringen.  Dies  gelang  nach  einigem  Bemühen 
nun  wurde  der  Fremdkörper  in  einem  Falle  durch  einen  gerade  ein- 
iden  Brechakt  nach  aussen  befördert,  im  zweiten  mit  einer  Zange.  Das 
ilhafte  dieser  Methode  sei  das  Nichteröffnen  der  Speiseröhre,  wodurch 
i  Komplikationen  vermieden  würden.  Das  Verfahren  ist  nicht  angebracht 
atzündlicher  Infiltration  des  Halses  und  Blutung  aus  der  Speiseröhre. 

Die  Oesophagotomia  externa  machte  Le  riebe  (36)  in  folgendem  Fal/e : 

Ein  Sou,  den  ein  dreijähriges  Kind  yerscbluckt  hatte,  war  im  Röntgen- 
iicht  unter  dem  zweiten  Brust  wir  beldom  sichtbar,  etwas  mehr  rechts 
nks.  Vergeblicher  Extraktionsversuch  mit  dem  Graefeschen  Münzen- 
r.  Oesophagotomia  externa  an  der  rechten  Halsseite,  Extraktion  des 
dkörpers,  Heilung  ohne  Naht  der  Ösophaguswand,  —  Leriche  verwirft 
jraefeschen  Münzenfänger.  Bezüglich  der  Ösophagotomie  glaubt  er, 
das  Eingehen   auf   der   linken  Seite   keine   prinzipiellen  Vorteile    bietet, 

des  Ösophagus  hält  er,  beim  Kind  wenigstens,  für  meist  entbehrlich. 

Ein  verschlucktes  und  in  Höhe  der  Cartilago  cricoidea  im  Ösophagus 
keil tes  Knochenstück  wurde  von  Poissoni  er  (47)  durch  Oesophagotomia 
na  entfernt,  nachdem  es  nicht  gelungen  war,  durch  Ösophagoskopie  und 
)8kopie  den  Fremdkörper  sichtbar  zu  machen.  Heilung.  Von  acht 
ren  Fällen  von  Fremdkörperextraktion  mittelst  Oesophagotomia  externa 
ierard  einen  verloren,  sieben  geheilt. 

Vaccari  (71).   Zwei  klinische  Fälle  von  Kindern,  die  ein  Fünf-Centimes- 

veracbluckt  hatten.  Das  Geldstück  stak  in  beiden  Fällen  hinter  der 
algabel  fest  und  wurde  im  ersten  Falle  mit  der  Magensonde,  im  zweiten 
1er  äusseren  Ösophagotomie  extrahiert.  R.  Giani. 

In  Balacesco-Cobns  Arbeit  (2)  wird  eine  ausführliche  Zusammen- 
ng  der  bisher  wegen  Fremdkörpern  vorgenommenen  Ösophagotomien  im 
eil  gegeben.     Empfehlung  des  Ösopbagoskops. 

Eine  ausführliche  Besprechung  der  Diagnose  und  Extraktion  von  Fremd- 
srn  der  Speiseröhre  gibt  Reizenstein  (49 — 52).  Er  weist  darauf  hin, 
die  meisten  Fremdkörper,  die  in  den  Ösophagus  gelangen,  den  Magen- 
kanal glatt  passieren  und  per  anum  entleert  werden.  Die  subjektiTen 
jn  des  Kranken  geben  keinen  sicheren  Anhaltspunkt  dafür,  ob  der  Fremd- 
ir  in  der  Speiseröhre  stecken  geblieben  oder  in  den  Magen  dnrchgegangen 
la  häufig  noch  starke  Beschwerden  bestehen,  wenn  der  Fremdkörper  nicht 

in  der  Speiseröhre  ist  und  andererseits  selbst  grosse,  in  dem  Ösophagus 
ende  Fremdkörper  ohne  Besehwerden  ertragen  werden. 


SkDerbrncb,  Chirnrgiscfae  Erkrankungen  dea  Raebsns  and  der  Speiseröhre.        519 

Er  rät  in  jedem  Falle  von  verschlacktem  Fremdkörper  znnächBt  die 
Hakirgane  (TonsilleD,  Sinas  pyriformes)  einer  genauen  Besichtigung  zn  unter- 
aehen, 

Liebtin^ssitze  der  im  Ösophagus  selbst  stecken  gebliebenen  Corpora 
jliena  sind  Osophagusanfang,  Übergangsstelle  des  Hals-  in  den  Bmstteil  und 
Hiatns  oesophageas. 

Von  den  für  die  Fremdkörperdiagnose  in  Betracht  kommenden  Unter- 
^cbuDgsmethodeD  lässt  sich  durch  die  Sondiemng  häufig  der  Sitz  des  Fremd- 
körpers bestimmen,  ebenso  mit  Hilfe  der  Röntgenstrahlen,  besonders  bei  im 
Haisteil  steckenden  Gegenständen.  Jedoch  versagen  beide  Methoden  selbst 
iKi  sehr  grossen  Fremdkörpern  (Gebissplatten)  nicht  so  selten.  Die  dritte 
Metbode,  die  Ösophagoskopie  gibt  den  sichersten  Anfschluss  über  den  Fremd- 
iLürper,  seinen  Sitz,  seine  Beschaffenheit  und  etwaige  Schleimhautverände- 
ningen  in  der  Umgebung.  Auch  die  Extraktion  soll  im  Öeophagoskop  vor- 
senommen  werden,  wenn  ein  einmaliger  Versuch  mittelst  Sondierung,  Gräten- 
loser Münzen^nger  erfolglos  war.  Die  Extraktion  kann  unmöglich  werden, 
senn  bei  langem  Znwarten  die  umgebende  Schleimhaut  entzündet  und  öde- 
mätös  geschwollen  ist.  Nur  in  diesen  wenigen  Fällen  hält  Reizenstein 
ilip  nicht  ungefährliche  Ösophagotomie  bezw.  die  Gastrotomie  für  berechtigt. 
Heizenstein  zitiert  Starck,  der  59  Fälle  zusammengestellt  hat,  in  denen 
nsopbagoskopisch  die  Fremdkörperdiagnose  gestellt  wurde.  Unter  diesen  ge- 
ling in  4  Fällen  die  Extraktion  nicht  mehr,  sie  gelang  in  55  Fällen,  zu  denen 
Reizenstein  6  neue  hinzufügt,  bei  denen  er  selbst  die  Extraktion  im  Öso- 
lo^oskop  vornahm. 

Reizenstein  gebt  derart  vor,  dass  er  zunächst  mittelst  festen  Bougies 
die  Entfernung  des  Fremdkörpers  von  der  Zahnreihe  misst  und  danach  die 
Länge  des  Tubus  wählt.  Findet  die  Sonde  keinen  Widerstand,  nimmt  er 
lien  längsten  Tnbus.  Der  Fremdkörper  wird  dann  mit  der  Zange  gefasst  — 
nötigenfalls  nachdem  er  durch  eine  Sonde  in  eine  geeignete  Lage  gebracht 
oder  durch  drehende,  klopfende,  pendelnde  Bewegungen  gelockert  ist  —  und 
durch  den  Tubus  oder,  wenn  dies  die  Grösse  nicht  gestattet,  zusammen  mit 
dem  Tnbus  extrahiert.  Auf  diese  Weise  gelaug  es  ihm  in  einem  Falle  ein 
vfrscbincktes  Gebiss  noch  nach  zwölftägigem  Verweilen  in  der  Speiseröhre  zu 
fürahieren,  das  weder  durch  Sondierung,  noch  durch  Röntgenstrahlen  nach- 
weisbar war. 

Auf  Grund  dieser  und  ähnlicher  Fälle  in  der  Literatur  wendet  Reizen- 
stetD  Bich  gegen  die  Ansicht  Uocheneggs,  die  Röntgendurchleuchtung 
rad  Sondierang  der  Ösophagoskopie  als  ebenbürtige  Methoden  zur  Seite  stellt 
und  warnt,  durch  ihre  Anwendung  die  günstige  Zeit  zur  Extraktion  im  Öso- 
pbagoskop  verstreichen  zu  lassen. 

Handelt  es  sich  um  Fremdkörper  in  oder  oberhalb  von  Verengerungen  des 
"ioph^us,    so  kann  durch  Sondierung  der  Fremdkörper  in  jene  fest  hinein- 
getrieben und   die  Extraktion   im  Ösophagoskop   unmöglicli  gemacht  werden. 
Als  ResnmS  seiner  Ausführungen  stellt  Rei  zenstein  folgende  Sätze  auf: 

1.  „Die  Ösophagoskopie  ist  das  souveräne  Verfahren  für  den  Nachweis 
und  die  Extraktion  von  Fremdkörpern  ans  der  normalen  und  pathologischen 
^peise^Öh^e.'' 

2.  ^Es  ist  von  der  grössten  Wichtigkeit,  die  ösophagoskopische  Unter- 
suchung möglichst  frühzeitig  vorzunehmen,  bevor  noch  schwerere  Alterationen 
der  Schleimhaut  der  Speiseröhre  eingetreten  sind," 


Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Starck  (68)  führt  aus,  dass  die  früher  gebräuchlichen  Methoden  rur 
)8e  von  Fremdkörpern  im  Ösophagus  häufig  im  Stich  lassen, 
über  den  Sitz  des  Fremdkörpers  unterliegen  die  Kranken  selbst  oft 
a  Täuschungen,  ja  häufig  vermögen  sie  nicht  einmal  anzugeben,  ob  sie 
Fremdkörper  verschluckt  haben  oder  welcher  Natur  er  sei. 
\ucb  die  Sondenuntersuchung  gestattet  günstigstenfalls  die  Diagnose 
j'remdkörpers,  nicht  aber  die  seiner  Gestalt,  Lage  und  der  Topographie; 
versagt  sie  ganz.  Sichereren  Aufschluss  als  mit  der  geraden  Sonde 
man  mit  der  Divertikel  sende  bekommen. 

&.uch    die   Ergebnisse    der   Röntgenuntersuchung    sind    unsicher,     selbst 
Fremdkörper,    Gebisse    etc.,    haben    oft    keinen    Schatten     erkennen 

\lle   diese  Methoden   übertrifft  bezüglich   der   diagnostischen  Sicherheit 
sophagoskopie ,    an   die   sieb  sofort   auf   relativ    leichte   und  nnbintige 

die  Extraktion  anschliessen  lässt. 

Zur  Änästbesiening  genügt  meist  die  Eokaioisienmg,  selten  wird  CbJoro- 
urkose  nötig. 

Zwecks  Bestimmung  der  Länge  des  einzuführenden  Rohres  pflegt 
;k  vor  der  Ösophagoskopie  häufig  durch  Einführang  eines  weichen 
schlancbes  den  Sitz  des  Fremdkörpers  zu  bestimmen. 
Die  Erkemiung  des  Fremdkörpers  im  Ösoph^^oskop  gelingt  meist 
wenn  nicht  durch  vorhergegangene  erfolglose  Extraktionsversncfae 
lg  nnd  Seh  leimhaut  Schwellung  bervorgerufen  worden  sind.  In  diesem 
reinigt  er  das  Gesichtsfeld  durch  Spülung  im  Ösophagoskop  und  betapft 
^hleimhant  mit  Kokain  oder  Kokain  und  Adrenalin.  Auch  Spasmus 
ilb  des  Fremdkörpers  kann  durch  Bepinseln  mit  30  "/o  Kokainlösmig 
gt  werden.  Alsdann  sucht  man  sich  über  die  Natur  des  Fremdkörpers 
ber  die  Topographie  klar  zu  werden  und  Längen-  und  Tiefenausdehnung 

die  Sonde  zu  bestimmen. 

Zur  Extraktion   empfiehlt   Starck   eine   von  W.  Walb   Nachfolger   in 
berg  konstruierte  Zange. 

Bei  ungünstiger  Lage  des  Fremdkörpers,  Einketiung  einer  Spitze  in  die 
uhaut  sucht  er  zunächst  mit  Hakensonden  günstigere  Verhältnisse  ber- 
eu. Sodann  wird  der  Fremdkörper  mit  der  Zange  gefasst  und,  wenn 
b,  durch  das  Rohr,  sonst  mit  ihm  zusammen  herausgezogen. 
ätarck  hält  die  Extraktion  im  Ösophagoskop  für  die  ungefährlichste 
de  der  Fremdkörperentfemung.  Die  blinde  Extraktion  vom  Munde  aus 
ft  er  ganz.  Ösophagotomie  kommt  wegen  ihrer  Gefahren  (20%  Mor- 
)  nur  in  den  seltenen  Fällen  in  Frage,  wo  die  Extraktiom  im  Oso- 
ikop  nicht  gelingt, 
ätarck   beweist   seine  Ausführungen  durch  Mitteilungen  von  4  Fällen, 

selbst  die  Eixtraktion  im  Ösophagoskop  ausgeführt  hat.  Er  fasst  zum 
s  seine  Ansichten  in  folgenden  Sätzen  zusammen: 
.1.  Das  sicherste  diagnostische  Mittel  zur  Erkennung  eines  steckenge- 
len  Fremdkörpers  ist  die  Ösophagoskopie;  unterstützend  wirken  die 
sndurchleucbtung  and  die  Sondierung  mit  der  Divertikelsonde  oder  dem 
i  weichen  Magenschlaucb. 

2.  Nur  die  Ösophagoskopie  orientiert  über  die  topographische  Lage  des 
körpers,     deren     Kenntnis     für    jede    Art    der    Extraktion    von    Be- 


SaDcrbrneh,  Chirurgische  ErkraukuDgeii  des  Rachena  und  der  SpeiserShre.        521 

3.  Die  ösophagoskopiscbe  Untersuchung  hat  stets  nnd  möglichst  iröh- 
xeitig  £0  geschehen. 

4.  Die  schonendste  nnd  sicherste  Therapie  der  Fremdkörper  jeder  Tiefe 
ist  möglichst  frühzeitige  Extraktion  im  Osophagoskop. 

5.  Jeder  andere  Extraktionsversnch,  jede  gewaltname  Sondierung,  jeder 
Venmch,  den  Körper  in  den  Magen  zu  stossen,  ist  zu  vermeiden. 

6.  Gelingt  die  Extraktion  des  Fremdkörpers  im  Osophagoskop  nicht, 
dann  soll  bei  hochaitzenden  Fremdkörpern  die  Ösophagotomie,  bei  tiefsitzenden 
die  Gastrotomie  ausgeführt  werden." 

Während  die  Ösophagoskopie  in  Dentschland  allgemein  verwendet 
wird,  ist  das  Verfahren  in  Frankreich  noch  sehr  wenig  verbreitet.  Um  die 
Vorteile  des  Verfahrens  zn  zeigen  und  so  etwas  zu  seiner  Verbreitui^  hei- 
mtragen, teilt  Sengert  (65)  3  Fälle  mit,  wo  er  mit  Erfolg  die  Ösophago- 
skopie angewendet  hat;  und  zwar  konnte  er  in  einem  Falle  mit  dem  Oso- 
phagoskop feststellen,  dass  der  Fremdkörper  bereits  die  Speiseröhre  verlassen 
bat,  während  er  in  den  beiden  anderen  Fällen  mit  Hilfe  des  Instrumentes 
die  Fremdkörper  sehen  nnd  extrahieren  konnte.  Anf  Grund  dieser  Erfah- 
nmgen  empfiehlt  er  als  das  Idealverfabren  bei  Fremdkörpern  der  Speise- 
röhren die  Ösophagoskopie  und  verwirft  energisch  das  blinde  Vorgehen  mit 
anderen  Instramenten  behufs  Extraktion.  Nnr  in  Ausnahmefällen  soll  man 
zur  Oesopbagotomia  externa  schreiten. 

Auch  Monre  (43)  rühmt  die  Vorzüge  der  Ösophagoskopie  znr  Fremd- 
liiirperextraktion  und  fuhrt  zum  Beweise  mehrere  eigene  Fälle  an.  Er  ver- 
kngt  die  allgemeine  Anwendung  dieser  Extraktionsmetbode ,  der  gegenüber 
die  älteren  Methoden  (Zangen,  Münzenfanger  und  Ösophagotomie  externa) 
als  Ansnabmeverfahren  gelten  müssen. 

Winternitz  (75)  gibt  eine  ausführliche  Beschreibung  der  Technik 
d«r  Ösophagoskopie.  Zur  Ausführung  derselben  ist  bei  Erwachsenen  Kokain- 
pinselung  des  Eachens  und  Kehlkopfeinganges  notwendig,  bei  Kindern  eine 
genügend  tiefe  Narkose,  event.  mit  Kokainbepinselung  ausserdem.  Ferner 
rühmt  er  den  grossen  Wert  des  Osophagoskop  es  in  der  Behandlung  narbiger 
Stenosen  der  Speiseröhre,  sowie  insbesondere  bei  der  Entfernung  von  Fremd- 
burpem  aus  dem  Ösophagus.  Kasuistische  Mitteilungen  ergänzen  seinen 
Vortrag.  Gergö  (Budapest). 

G  u  i  z  e  t  (26)  gibt  die  Beschreibung  der  Technik  und  des  Instrumentariums 
der  Ösophagoskopie  mit  einer  von  ihm  angegebenen  Stirnlampe.  Warme 
Empfehlung  der  Ösophagoskopie  zu  diagnostischen  Zwecken  und  zur  Fremd- 
iörperextraktion.  Mitteilung  zweier  eigener  Fälle  von  erfolgreicher  Extraktion 
im  I  »sophagoskop. 

Das  Resume  ihrer  ausführlichen  Erörterungen  fassen  Berard  nnd 
Leriche  {5  u.  6)  in  folgenden  Regeln  zusammen: 

Entfernung  von  Fremdkörpern  des  Ösophagus  mittelst  Zangen  ohne 
iJ^phagoskop  ist  nur  gestattet,  wenn  der  Finger  den  Fremdkörper  erreicht 
Oller  der  Kehlkopfspiegel  genaue  Kontrolle  der  Operation  erlaubt.  Der 
i-iraefesche  Münzenfänger  ist  als  zn  gefährlich  zu  verwerfen.  Hinabstossen 
ui  den  Magen  kommt  nur  für  kleine,  weiche,  verdauliche  und  ungiftige 
Fremdkörper  in  Frage.  Die  Extraktion  im  Osophagoskop  ist  vielleicht  trotz 
ibrtr  Schwierigkeit  beim  Kind  die  Methode  der  Zukunft.  Z.  Z.  ist  die 
sicherste  und  ungefährlichste  Methode  die  Oesophagotomia  externa  mit  Mus- 


Jabresb«richt  fUr  Chirargie.    II.  Teil. 

ht  und  Drainage,  wenigstens  für  die  Fremdkörper  mit  dem  am 
n  beobachteten  Sitz  hinter  und  unterhalb  der  Incisura  jugularis. 
hroetter  (63)  berichtet  ausführlich  über  einen  Fall,  wo  es  sich 
Verankerung  eines  unregel massiger  gestalteten  Knochensttickes  in 
cm  tief  gelegenen  Stenose  des  Ösophagus  handelt.  Die  Stenose  war 
r  Reihe  von  Jahren  auf  traumatischem  Wege  durch  Verschlucken 
etschgenkemes  entstanden.  Der  Fremdkörper  wurde  mit  Hilfe  der 
»skopie  konstatiert  und  durch  hebelnde  und  drehende  Bewegungen 
t.     Verf.   empfiehlt   ein   Osophagoskop    mit    einem    dünneren     Rohr 

rlich  (15)  macht  im  Anschluss  an  den  Bericht  über  einen  Fall  von 
ng  eines  Knochensplitters  aus  der  Speiseröhre  den  Vorschlag,  bei 
den  Fremdkörpern  oder  Stenosen ,  wo  ein  Operieren  in  den  langen 
ehr  schwierig  und  oft  unmöglich  ist,  lieber  die  Ösophagotomie  und 
Ösophagoskopie"  zu  machen  als  die  Laparotomie  und  Ösophagoskopie 
;en  aus,  da  es  bequemer  und  leichter  sei,  von  einer  Osopbagusfistel 
sophagoskopieren  als  von  einer  Magenfistel  aus. 

i  Kardiospasmus  hat  Wilms  (74)  die  retrograde  Dilatation  mit  einer 
onstruierten    modifizierten   Schreiberseben   Sonde   ausgeführt.     Er 

dazu  eine  gewöhnliche  mittelstarke,  elastische  Schlundsonde,  über 
iterem  Ende  er  einen  Gummitinger  fixierte,  der  mit  Hilfe  eines  Oe- 
ifgeblasen  werden  konnte.  Den  Lnftdruck  im  Gummifinger  kann  man 
inen  am  oberen  Teil  der  Sonde  angebrachten  KontroUballen  oder 
in  Quecksilbermanometer  feststellen.  Im  angeführten  Fall  hörte 
lung   des  Gummifingers   mit    80 — 90  mm   Quecksilberdruck    das    Er- 

mehrere   Tage    auf.     Er    hoffte    bei    Erhöhung    des    Druckes    über 

hinaus    Dauerheilung    zu    erzielen.      Er    hält    diese    Methode    der 

n  für  vorteilhafter  als  die  Sondierung  per  os,   welche   für  gefährlicli 

auch    für    besser   als    die    von    Mikuliczsche    Methode,    die   zn 

sei. 

Harmers  (28)  Fall  handelt  es  sich  um  eine  gutartige  Neubildung 
igsteil  der  Speiseröhre ;  durch  Ösophagoskopie  wurde  ein  kirschgrosser 
r  Tumor  konstatiert,  mit  glatter  Oberfläche;   der  Tumor  ist  sehr  ge- 

und  blutet  schon  bei  geringer  Berührung.  Man  beschloss  die  Ab- 
des  Tumors  mit  einer  Schlinge,  er  ging  aber  spontan  ab,  wahrschein- 
Ige  Nekrose  des  Stiels  nach  Sondierui^  und  Ösophagoskopie.  Diese 
m  Osophagusgesch Wülste  sind  sehr  selten  beobachtet.     Nach  Krems 

Papillome,  Fibrome,  Lipome,  Myome  und  ähnliche,  selten  Dermoiil- 
Iste  vor.     Die  Papillome  sind  nadelkopf-  bis  linsengross  und  kommen 

vor.  Die  Fibrome  sind  neben  Karzinomen  die  häufigsten  Neubil- 
der Speiseröhre;  sie  bestehen  aus  geformtem  Bindegewebe  und  sind 
ässreich.  In  dem  obigen  Falle  bandelte  es  sich  höchstwahrscheinlich 
olches  Fibrom,  Abtragung  des  Tumors  wäre  sicherlich  leicht  gewesen. 
ingeros  (25)  erinnert  daran,  dass  der  Ösophaguskrebs  sehr  häufig 
le  macht,  die  auf  andere  Organe  bezogen  werden.  So  sind  Falle  be- 
,  wo  eine  Lungentuberkulose  vorgetäuscht  wurde,  ein  Magenkarzinom, 
in  die  sonst  im  Vordergrunde  stehende  Dysphagie  vollständig  fehlte. 
ind  von  einigen  Beobachtungen  glaubt  er  annehmen  zu  dürfen,  das^s 
ussymptome  häufiger  fehlen  bei  Neubildungen,  die  ohne  narbige 
ifung  sich  entwickeln. 


Sao«rbrucfa,  ChirDi^ische  ErkrBiikiiDgeD  dea  RacheDS  ood  der  SpeiaerObre.        523 

Morrean  (44)  at«llt  in  der  Social^  des  sciences  medicales  de  Lyon 
einfn  Skirrhas  des  Ösophagus  vor  (an  der  seitlichen  Wand  in  der  Höhe  des 
xhildkoorpels),  der  eine  hochgradige  Stenose  erzeugt  hatte.  Der  Fat.  ging 
iD  einer  akuten  Hämorrhagie  zugrunde. 

Vincents  (72)  Arheit  bringt  die  Mitteilung  eines  Falles  von  Öso- 
phaguskarzinom bei  einem  Syphilitiker.  Vincent  hält  es  für  wahrscheinlich, 
ilass  die  syphilitischen  Veränderungen  in  der  Speiseröhre  zu  Karzinom  prä- 
disponieren. 

Wendel  (73)  führt  aus,  dass  wir  zwar  durch  die  Arbeiten  Sauer- 
bruchs der  radikalen  chirurgischen  Behandlung  der  tiefsitzenden  Ösophagus- 
bi^bse  um  ein  Bedeutendes  näher  gekommen  sind,  aber  bis  jetzt  sind  noch 
keine  befriedigenden  Erfolge  zu  verzeichnen.  Besser  sind  die  Erfolge  der 
Eiitirpation  am  Halsteite  der  Speiseröhre.  Für  die  grosse  Zahl  der  Karzi- 
nome im  Bmstteile  hat  man  bis  jetzt  nur  palliative  Massnahmen.  Entweder 
bedient  man  sich  der  von  Leyden  in  Deutschland  eingeführten  Intubation 
Ton  Hartgammiröhren  in  die  verengte  Stelle,  nachdem  womöglich  vorher  die 
Stenote  durch  Quellalifte  erweitert  vrurde,  oder  man  schreitet  zu  der  wenig 
bsSriedigenden  Gastrostomie.  In  der  neueren  Zeit  ist  die  Therapie  bereichert 
vorden  durch  die  Röntgenstrahlen  und  die  Radioaktivität.  Gegenüber  . 
Einhorn  und  Exner,  die  die  Radiumtherapie  für  das  Beste  erklären, 
iritt  Verf.  uneingeschränkt  für  das  Röntgenverfahren  ein.  Er  stützt  sich 
:inf  einen  Fall,  bei  dem  er  die  Röntgenstrahlen  durch  das  Ösophagoskop  auf 
den  Tnmor  vrirken  liess.  Nach  8  Sitzungen  konnte  der  Pat.  wieder  feste 
Speise  schlucken,  während  er  vorher  nicht  mehr  Flüssigkeit  hinunter  bekam. 
Du  HöntgenTerfahren  eigne  sich  auch  aus  dem  Grunde  besser  für  die 
Therapie,  weil  es  verbreiteter  als  das  Radium  sei,  und  weil  man  mit  dem 
Dsopbagoskop  zugleich  die  Rückbildung  direkt  beobachten  kann.  Verfasser 
tmpfiehlt  das  Verfahren  zur  Nachprüfung,  vielleicht  eigne  sich  auch  die 
RuDtgenbehandlung  durch  Spekula  für  andere  Karzinome,  z.  B.  im  Rektum. 
In  eingehender  Weise  sind  von  Rasansky  (48)  die  Schwierigkeiten 
geschildert,  die  sich  dem  operativen  ÄngriET  de«  Ösophaguskarzinoms  ent- 
gegenstellen. Wir  erfahren  im  Zusammenhang  alle  Operationsmethoden,  die 
man  bis  jetzt  vorgeschlagen  hat.  Ferner  finden  wir  eine  ausführliche  Statistik 
aller  bisherigen  Speiseröhrenkrebsoperationen  (376),  die  von  den  einzelnen 
iiperatearen  nach  folgenden  Methoden  ausgeführt  wurden:  Ösophagektomie, 
iVsophagotomia  externa  und  Gastrostomie. 

Um  die  Ekzeme  der  Haut  infolge  Zarückfliessens  von  Mageninhalt  in 
dti  Umgebung  der  GastromieöfTnung  zu  vermeiden,  empfiehlt  Legg  (34)  eine 
Slodifikation  der  Frankschen  Operation.  Er  legt  einen  Längsschnitt  links 
TOD  der  Mittellinie  an,  bildet  aus  der  Magenwsnd  einen  2  -  2  V»  Zoll  langen 
ÜoiiDs  mit  breiter  Basis  und  legt  durch  dessen  Spitze  zwei  Leitfäden.  Von 
einem  zweiten  Uantschnitt  am  äusseren  Rektusrand  aus  teilt  er  nach  EröfF- 
nang  der  vorderen  Rektusscheide  den  .Muskel  durch  frontale,  stumpfe  Teilung 
in  eine  vordere  und  hintere  Hälfte;  zieht  den  Magenwandkonus  an  den 
Leitfaden  durch  die  erste  Inzision  und  den  von  den  beiden  Rektus- 
nälften  gebildeten  Kanal  zur  zweiten  Inzision  heraus.  Die  Basis  des  Konus 
'eniäht  er  durch  einige  Suturen  mit  Peritoneum  und  hinterer  Rektusscheide 
in  der  ersten  Inzision ;  ebenso  die  Konusspitze  mit  vorderer  Rektusscheide 
und  Haut  in  der  zweiten  Inzision  und  eröffnet  die  Spitze  des  Konus  zwischen 
im  Leitfaden.    Für  die  ersten  3 — 4  Tage  wird  dauernd  ein  Katbeter  in 


JfthTeBb«ricbt  foc  Chirurgie.    II.  Teil. 

Magenöfinimg  belassen,  später  nur  zur  Fütterung  eingeführt.  Der  Gektus 
et  einen  sicheren,  sphinkterenähnlichen  Verschluss,  wie  Legg  an  15  so 
■ierten  Fällen  zeigt. 

Auf  Grund  von  Untersnchungen  aber  die  Lage  des  periösophagealen 
legewebes  kommt  Ssawin  (67)  zu  der  Ansicht,  dass  die  Unterscheidung 
chen  Mediastinum  anticum  und  posticum  unberechtigt  ist.  Von  Wicbtlg- 
sind  seine  Untersuchungen  über  die  Lymphgefässe  der  Speiseröhre;  die 
ce  der  Lymphgefässe  der  Mukosa  und  Muskularis  der  menschlichen  Si)eis«- 
e  sind  isoliert,  die  ableitenden  Gefässe  dieser  Netze  münden  in  die 
iphdrüsen  des  Mediastinum  and  zwar  in  die  Drüsen,  die  der  Arteria  sub- 
ia  und  carotis  communis,  femer  die  an  der  kleinen  Kurvatur  des  Magens. 
Anfangsteil  der  Arteria  coeliaca  und  am  Verlauf  der  Bancbaorta  ent- 

liegen.  Experimentell  lässt  sich  ein  unmittelbarer  Zusammen  bang 
chen  den  Lymphgefässen  der  Speiseröhre  und  dem  Ductus  tboracicus 
iweisen.  Für  die  intrathorakale  Freilegung  des  Ösophagus  empfiehlt  er 
[edehnte  Rippenresektionen  und  zwar  oberhalb  des  Aortenbogens   rechts 

■  links,  unterhalb  derselben  rechts.  Die  Vorschläge  für  die  Technik  der 
ration  bringen  nichts  Neues. 

Die  Anwendung  seines  A'erfahrens  der  konstanten  Druckdifferenz  (ünter- 
r. Überdruck)  ermöglichte  e8Sanerbrnch(56,  57),  der  Chirurgie  des  Brust- 

■  der  Speiseröhre  mit  besseren  Aussichten  auf  Erfolg  näher  zu  treten,  als 
lere  Versnobe  aufzuweisen  hatten.  In  seiner  experimentellen  Studie  i4^ 
cbeidet  er  sich  nach  ausführlicher  Besprechung  der  früher  gemachten  \'or- 
äge  für  den  antethorakalen  Weg  zur  Freilegung  der  Speiseröhre,  und  zwar 
den  Interkostal  schnitt,  der  hinreichend  Raum  und  Übersicht  gewä.hrt.  Die 
sen  Schwierigkeiten,  die  Spannung  und  Zerreisslichkeit  der  Ösophaguswand 
Naht  bieten,  überwand  er  durch  prinzipielle  Verwendung  des  Murpby- 
3fes  und  durch  das  Vorziehen  des  Magens  in  die  Pleurahöhle  durch  den 
eiterten  Hiatus  oesphageus.  Die  Gefahr  der  Pleurainfektion  bei  der  Öso- 
^sresektion  suchte  er  durch  zweizeitiges  Operieren  (Einstülpen  des  nner- 
Bten  unteren  Ösopbagusendes  in  den  vorgezogenen  Magenzipfel  in  erster 
iing,  Resektion  vom  Magen  aus  in  zweiter  Sitzung)  zu  vermeiden.  Seine 
igraphischen  Studien  zeigten  Sauerbruch,  dass  beim  Hunde,  wie 
1  Menschen  der  Interkostalschnitt  die  beste  Übersicht  gewährt  und,  d»ss 
Auslösung  der  Speiseröhre  ohne  Schädigung  der  Vagi  sehr  wohl  mög- 
ist. 

Von  den  in  Frage  kommenden  Operationen  am  Brustteil  der  Speiserölire 
triebt  Sauerbruch  zunächst  die  (>sophagotomie.  Die  Hauptschwierig- 
bietet  die  Naht.  Sauerbrnch  empfiehlt  die  Einstülpung  der  Schleim- 
:  nach  Art  der  Lembert sehen  Darmnalit  und  doppelte  Muskularisnahl, 
Gefahr  der  Pleurainfektion  Drainage  und  Vermeidung  des  sekundären 
imothorax  durch  den  v.  Mikuliczschen  Aspirateur. 

Die  Osophagogastrostomie  kommt  in  Frage  bei  gutartigen,  sonstiger 
mdlung  unzugänglichen  Stenosen,  Divertikeln  im  unteren  Abschnitt  und 
eicht  für  manche  inoperable  Karzinome.  Das  Wesentliche  der  Technik 
ebt  in  folgendem:  NacJi  Erweiterung  des  Hiatus  oesophageus  wird  der 
en  in  die  Pleurahöhle  vorgezogen.  Ein  Assistent  führt  den  weiblicben 
eines  Murpbyknopfes  mit  der  Schlnndsonde  in  den  Ösophagus  bis  zur 
iia  ein.     Der  Operateur   fasst  den  Knopf  durch   die  SpeisenrÖhrenwand, 


Sftuerbruch,  ChirarfriBofae  Erkrankungen  des  Rachens  and  der  fJpeiserDhre.        525 

lieht  ihn  von  der  Sonde  ab  und  führt  ihn  in  den  vorgezogenen  Magenzipfel. 
S<tdann  wird  in  gleicher  Weise  der  männliche  Knopf  bis  zn  der  Stelle  des 
<.>5opha^8  eingeführt ,  wo  die  Anastomose  gemacht  werden  soll.  Durch 
einen  kleinen  Längsschnitt  lässt  man  den  Zylinder  des  Knopfes  durchtreten 
und  vereinigt  ihn  mit  dem  weiblichen  Teil,  nachdem  auch  über  diesem  ein 
kleiner  Einschnitt  in  den  Magen  gemacht  ist.  Exakte  Naht  des  angelegten 
Zwerchschlitzes  ist  erforderlich,  nm  Zwercbfellhemien  zu  vermeiden.  Wird 
die  Ösopbagogastrostomie  wegen  einer  Stenose  gemacht,  so  mnss  der  weib- 
liche Knopf  dnrcb  eine  eventnell  bestehende  Gastrostomiewonde  eingeführt 
Verden.  Besteht  eine  solche  nicht,  so  wird  der  Magenzipfel  inzidiert  nnd 
der  Knopf  in  üblicher  Weise  durch  SchnÜmaht  fixiert.  Dnrcb  diese  Ope- 
ration wird  die  Indikation  für  die  operative  Bebandlnng  der  Divertikel  sehr 
erweitert:  Tiefer  Sitz  bildet  keinen  Hinderungsgrund  mehr,  ebensowenig  Ver- 
vachsnngen  nnd  Umfang  des  Stieles,  noch  auch  die  Komplikation  mit  Kar- 

Aacb  der  Scbwierigkeiten,  die  der  Ösophagusresektion  im  Wege  standen, 
gelang  es  teilweise  Herr  zn  werden.  Die  Isolierung  der  Speiseröhre  gelingt 
vom  breiten  Interkostalscbnitt  ans  leicht,  die  Schwierigkeit  der  Naht  wird 
dnrcb  den  Knopf,  die  Spannung  dnrch  das  Vorziehen  des  Magens  in  die 
Pleurahöhle  behoben.  Es  bleiben  bestehen  als  Gegenanzeigen  Verwachsungen, 
Iirösemnetastasen  und  allzu  grosse  Kachexie. 

Die  Wahl  der  Operationsmethode  hängt  ab  vom  Sitz  des  Karzinoms. 
Beim  Kardiakarzinom  werden  die  Vagi  stumpf  abgelöst,  der  Ösophagus  iso- 
liert, ein  Magenzipfel  durch  den  erweiterten  Speiseröhrenschlitz  hindurch- 
gez<^en.  In  diesen  Zipfel  wird  das  untere  Speiseröhrenende  mit  dem  Tumor 
eingestülpt  and  durch  Seidenknopfnähte  zirkulär  fixiert,  ebenso  wird  der 
Magenzipfel  dnrch  zirkuläre  Naht  im  ZwerchfeJlschlitz  fixiert.  Nach  10 — 14 
Tagen  Gastrotomie  und  Resektion  des  eingestülpten  Speiseröbrenendes  mit 
langer  Cooperscher  Schere. 

Sitzt  der  Tumor  zwischen  Kardia  und  Hilns,  kommt  die  einzeitige  Re- 
jektion in  Betracht:  Loslösen  der  Vagi,  Isolierung  der  Speiseröhre,  Vorziehen 
des  Magens  und  Einführung  des  Magenknopfes  mittelst  Schlnndsonde.  Ab- 
(jDetschen  des  Ösophagus  unter-  nnd  oberhalb  des  zu  resezierenden  Stückes, 
Abbinden  in  den  Qnetschfurchen,  Abtragung  des  dazwischenliegenden  Stückes. 
Xaht  der  Muskularis  des  oberen  Ösophagusendes  nach  Exzision  der  Schleim- 
hant.  Verschluss  des  kardialen  Endes  dnrch  Schnumaht  und  Versenken  des 
^tompfes  in  den  Magen.  Einführung  des  männlichen  Knopfes  in  die  Speise- 
röhre bis  oberhalb  der  Resektionsstelle.  Durchdrücken  des  Zylinders  durch 
die  Seitenwand  der  Speiseröhre  und  Vereinigung  mit  dem  weiblichen  Teil  des 
Koopfes. 

Noch  höber  gelegene  Tumoren  erheischen  Resektion  nnd  Plastik.  Die 
Enden  des  dnrcbtrennten  Ösophagus  werden  durch  Hantschnitte  nach  aussen 
geleitet  nnd  mit  der  Haut  vernäht.  Nach  10 — 14  Tagen  wird  aus  einem 
viereckigen,  seitlich  abgelösten  Hautlappen  durch  Zusammenrollen  ein  Zylinder 
^bildet,  der  innen  mit  Epidermis  ausgekleidet  ist.  Nach  weiteren  14  Tagen 
«erden  die  beiden  Enden  des  Zylinders  angefrischt  und  mit  den  Ösophagus- 
enden  vernäht. 

Zum  SchJosse  folgen  die  Krankengeschichten  von  drei  Fällen  versuchter 
iHophagusresektion  beim  Menschen.    Obwohl  bei  allen  drei  Fällen  tödlicher 


JahreBbericht  fttr  Cbirnrgie.    11.  Teil. 

Ig  eintrat,  beweisen  sie  doch,  dass  die  Operation  technisch  und  phjsio- 
möglicb  ist. 


VI. 

Kehlkopf,  Luftröhre,  Bronchien. 
Referent:  C  Bötticher,  Giessen. 

Die  mit  *  Teraehenen  Arbeiten  aind  nicbt  referiert  «erden. 


A.  Kehlkopf. 

Ljutolo,  G.,  Di  osa  Uriogotomia  sottoioidea  modificata  per  acportare  an  Toluminoso 
ore  ari-epigiottico.     Bollettino  delle  Scieoze  Hediche  di  Bologna  1905. 
>recht,  TotaleiatirpatioD  des  Lar^nz.    Wiener  klin.  Wuchenscbr.   1905.    Nr.  5!. 
lesandri,  LariuKectomia  totale  per  saraoma.    Atti  della  Sooietk  italiuia  di  chi- 
iia  V.  18.  Borna.  Tipogr.  Artero. 

[ublard,  Cancer  eztrins^ue  dn  larjnx.     8oc.  aoat.  1905.  Mai.  p.  392. 
rwall,  Laryngeal  tnberculoeia  .  .  .    Brit.  med.  Joani.  1905.  Nr.  iUO. 
;ker,  Eratickuag  durch  Fremdkörper  oder  Kehl  köpf  Verletzung?    ÄrztL  SachTsral.- 
g.  1905.  Nr.  10. 

-gh,  Fremdkörper  des  Kehlkopfes.    Monatsechr.  f.  Ofarenbeilk.  1905.  Nr.  10. 
im,  Zwei  FSUe  vod  primftrem  Larynxerysipel.    DoDtsche  med.  Wocbenschr.  1905. 
36. 

atei,  Cbancre  de  l'«piglotte.    Jonrn.  de  vaÜ.  et  de  chir.  1905.  p.  ^1. 
schtnann,  TerlageruDg  der  LaftrShte  und  des  Kehlkopfes.  MOneh.  mad.  WocbeD- 
■.  1905.  Nr.  48. 

konow,  Ein  neuer  Apparat  zum  Ersätze  des  exstirpierten  Kehlkopfee.  Zentrilbl. 
hirurgie  1905.  Nr.  5.  p.  127. 

irnie,  Two  cases  io  each  of  wbich  a  foreign  bodj  was  lodged  in  thu  laryux.  vilb 
scription  of  a  method  devised  for  their  removal.  Glasg.  med.  Jourii.  1905.  Ol, 
74. 

der,  Zur  Diagnostik  und  Behandlaog  des  Kehlkopfkrebses.  Berliner  klin.  WocbeP- 
.  1905.  Nr.  21. 

nkenberger,  Angeborene  Atresie  des  Kehlkopfes.  Virchows  Arch.  182.  Bd. 
lell,  Behandlang  dnr  narbigen  La ryDx-Tracheala ten ose n.  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  'f 
acz,  Die  darch  membrandse  Verwachsung  der  Stiinmbsnder  entstandene  Stimm- 
nvereageniug  (Diaphragma  glottidis  cangenitum).  Monataschr.  f.  Ohreoheilk.  ISO^. 
II, 

.Idiopathisch'  entstandener  Kehlkopfabezeas.  Monatsechr.  f.  Ohrenheilkunde  1905. 
6. 

Iltnoser,  Beiträge  zur  Kasuistik  der  Fremdkörper  im  Larynz.  Wien.  klin.  Wocb«ii- 
ift  1905.  Nr.  13. 

im  Ann,  Fortschritte  in  der  Behandtang  der  Kehlkopfk  rankheiten.  Deutsche  med. 
henschr.  1905.  Nr.  24.  p.  952. 


B&tticher,  .Kehlkopf,  Laftcahre,  Bronchien.  527 

18.  Horoe.  A  diBcnnion  on  the  treBtineDt  of  laryngeal  tubercalosie.  Brit.  med.  Joura.  1905. 
t  IL  Nr.  2340. 

19.  -Jictson.  Thyrotomie  od  Uryngectomy.     Med.  News  1905.  9.  XII 

%.   Kob,  Beitrftge  zur  EilliaDschen  Bronchoskopie.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  6. 
31.    Eoellrentber.  Luynipapillame.     Monataschr.  f.  OhTenheiU.  1905.  Nr.  11. 

22.  Eroienberg,  Ein  Beitrag  inr  SjmptomatoloEJe  lier  motoriachen  LBhniang  des  Nervu 
lAijngen*  au|ierior.     Monatssebr.  f.  Olireaheilk.  1905.  Nr.  10. 

33.    Kuhn,  Die  perorale  Intubation  mit  Überdrucknarkose.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Cbir.  Sl.  1. 
H.    Eonirald,   Ober   die   Behandlung   der  Eehlkopf tuberkulöse   mit  Sonnenlicht.     MOnch. 
med.  WoeheDSchr.  1905.  Nr.  2. 

23.  Landetherg,  Eio  EnarpelstQck  im  Sinus  pyrlFormis.    Monatsscbr.  f.  Ohrenheilk.  1905. 
Nr.  12. 

£S.   'Lierens,  Chirurgie  oto-rhino-laryngologique.  Äreb.  prov.  de  Chir,  1905.  Nr.  12.  p.  733. 

JT.    'LSwe,  Bemerkungen  iiir  Thyreotomie.     Monatsschr.  f.  Ohrenbeilk.  1905.  Nr.  8. 

•^.  Hounier,  Sar  un  nonveau  traitement  de  la  tubercolose  laryng^e.    Journ.  de  mäd.  de 

Paris  1905.  Nr.  5. 
^.  *Nakayama,  Eongenitsle Hembraobildung  an  dar  biDt«renWand  der  Larynz.  Frager 

med.  Wocbenschr    1905.  Nr.  21  22. 

30.  TOD  Navratil,   Über   die   Indikationen   und   Metboden   der  Operation   des   Eeblkopf- 
krebsis.    Langenbecka  Archiv  76.  Bd.  p.  694. 

31.  Neck,  Behandlang  de«  Eeblkopfkrebsea.    Manch,  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  83. 
n.   *Patel,  Cancer  intrina^us  du  Inryni.     Lyon  miä.  1905.  Nr  31. 

33,  Paol,  Soft  fibroma  of  the  larjnx  and  neck.    Brit.  med.  journ.  25.  III.  1905.  p.  230S. 
H.   Pick,  Ein  Fall  von  VerBtiung  des  Eeblkopfs  und  der  Luftröhre  durch  Eampferepiritus. 

Wiener  med.  Freaae  1905.  Nr.  51. 
a.  B^thi,  EnUtehuDg  der  Eebikopfpapillome.    Wiener  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  46. 
a.  'Ruprecht.  Zor  Kenntnis  der  Laryngitis  sabmucoaa  acuta.    Monatsschr.  fflr  Ohren- 

beilk.  1905.  Nr.  2. 
JT.  Schiltikye  Sprech-  und  Scblnckprothese  fOr  den  Defekt  dea  Kehlkopf«  und  Ösophagus. 

berliner  klin.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  6.  p,  166. 

38.  Semon,  Soft  fibroma  of  the  larynx  and  neck,  removed  by  extemal  Operation,  without 
opening  tbe  cavity  of  the  larynx.     Brit.  med.  jonrn.  7.  I.  1905. 

39.  Sorjo,  Über  die  Behandlung   der  KeblkopftuWknlose  mit  Sonnenlicht.     Wiener  klin, 
Wocbenschr.  1905.  Nr.  4  u.  5. 

40.  Thanisch,  Inhalierpfeife  zur  Verdampfung  fitherischer  Öle.    Monatsscbr.  für  Obren- 
beilk,  1905.  Nr.  12. 

41.  Thomson,  Anaeatbeeia  in  Operations  on  the  npper  air  passages.    The  Practitioner 
1905.  Jan. 

Aleseandri  (Ib)  le^t  das  Stück,  die  mikroskopischen  Präparate  und 
die  Photographien  eines  Patienten  mit  parvi-fusozellulärem  Sarkom  des  Kehl- 
kopfes vor,  der  mit  totaler  Laryngektomie  operiert. 

Er  weist  bin  anf  die  relative  Seltenheit  der  malignen  Bindegewebs- 
ge~cliwülste  des  Kehlkopfes  and  auf  das  angewandte  Operationsverfahren, 
di3  das  von  Prof.  Durante  erdachte  und  gebrauchte  gewesen  ist  mit 
I-förmigem  Lappen,  der  die  Pharynx  Ösophagus-Bresche  verschliesst  und  so 
die  am  meisten  zu  befürchtende  Komplikation  des  Operationsaktes  verhindert, 
die  Pneumonie  ab  ingestis.  R.  Giani. 

Nach  vorausgegangener  oberer  Tracheotoraie  operierte  D'Ajutolo  (1) 
einen  59jährigen  Mann  mit  subhyoidealer  Laryngotomie  und  resezierte,  um 
sich  eine  weitere  Bahn  zu  eröffnen,  den  oberen  Rand  des  Schildknorpels, 
welcher  die  obere  Inzisur  flankiert,  nachdem  er  selbstverständlich  die  Scbliess- 
metnbran  von  dem  besagten  Rand  abgelöst  und  das  Perichondrium  von  der 
hiDteren  Fläche  desselben  losgetrennt  hatte.  Der  Patient,  jetzt  am  7.  Tag, 
befindet  sich  wohl.  R.  Giani. 

Finder  (11)  berichtet  über  praktische  Ergebnisse  aus  dem 
Gebiete  der  Rhino-Laryngologie.    Er  betont,  dass  wir  keine  Opera- 


528  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

tionsmethode  besitzen,  die  für  alle  Fälle  von  Larynxkarzinom  unterschiedslos 
in  Anwendung  kommen  könnte.  Die  Indikation  für  das  zu  wählende  Ver- 
fahren richte  sich  vielmehr  durchaus  nach  dem  Grad  der  Erkrankung;  je 
weniger  fortgeschritten  diese  sei,  um  so  weniger  eingreifender  sei  die 
Therapie,  aber  auch  um  so  aussichtsvoller.  Der  Kehlkopfkrebs  sei  in  seinem 
Anfangsstadium  ein  rein  lokales  Leiden  ohne  jede  Spur  von  konstitutionellen 
Symptomen.  Je  früher  es  erkannt  werde,  um  so  seltener  kämen  die  radikalen 
Operationsmethoden  in  Frage.  —  Alles  hänge  demnach  von  der  Frühzeitigkeit 
der  Diagnose  ab. 

Blum  (6)  hat  auf  der  Strassburger  medizinischen  Klinik  zwei  Fälle 
von  primärem  Larynxerysipel  beobachtet.  Mitteilung  der  Kranken- 
geschichten. In  dem  einen  Fall  war  die  Diagnose  schwieriger,  weil  hier  yor 
allem  die  Zeichen  einer  stärkeren  Larynxstenose  fehlten;  dagegen  bestand 
Fieber  bis  40  und  41^;  das  Übergreifen  des  Erysipels  auf  das  Gresicht 
behob  schliesslich  aber  jeden  Zweifel.  Blum  meint  deshalb,  dass  in  weniger 
ausgesprochenen  Fällen  die  Diagnose  des  primären  Larynxerysipels  Schwierig- 
keiten machen  kann;  dass  eine  Trennung  von  anderen  primären  akuten  Er- 
krankungen des  Kehlkopfs,  namentlich  der  Diphtherie  oft  in  der  ersten  Zeit 
nicht  möglich  sein  wird ;  dann  aber  wird  wohl  stets  der  weitere  Verlauf  noch 
Klärung  bringen. 

Nach  Rethi  (35)  ist  die  Entstehung  der  Kehlkopfpapillome 
abhängig  von  einer  gewissen  individuellen  Disposition,  die  möglicherweise 
vererbt  ist.  Bei  derartiger  Disposition  kann  die  Bildung  der  Papillome 
durch  jedweden,  die  Stimmbänder  treffenden  Reiz,  sei  er  mechanischer,  ther- 
mischer oder  chemischer  Natur^  ausgelöst  werden.  Es  war  ßethi  in  mehreren 
Fällen  möglich,  die  Entstehung  von  Kehlkop^apillomen  von  Erosionen, 
Ätzstellen  aus  mit  dem  Kehlkopfspiegel  zu  beobachten  und  zu  verfolgen. 

Semon  (38)  bringt  die  Krankengeschichte  eines  Patienten,  bei  dem  er 
ein  weiches,  ödematöses  Kehlkopf fibrom  durch  Schnitt  von  aussen  entfernt 
hat.  Der  betr.  Kranke  hatte  zuerst  —  16  Jahre  vorher  —  eine  Schwellung 
in  der  linken  Regio  submaxillaris  bemerkt.  Sehr  bald  darauf  vmrde  durch 
den  Kehlkopfspiegel  auch  eine  Geschwulst  im  Larynx  festgestellt.  3  Jahre 
später  wurde  Tracheotomie  nötig,  da  die  beiden  Tumoren,  wenn  auch  langsam, 
gewachsen  waren.  Seitdem  trug  Patient  die  Kanüle  und  fühlte  sich  relativ 
wohl,  bis  Erscheinungen  von  Seiten  des  Sympathikus  (Konjunktivitis,  Speichel- 
fluss,  Hustenreiz  bei  Druck  auf  die  äussere  Geschwulst)  zur  Operation  nötigten. 
Semon  drang  von  aussen  ein  und  legte  eine  etwa  pflaumengrosse  Geschwulst 
frei,  die,  dünnstielig  zwischen  Schildknorpel  und  Zungenbein  aufsitzend,  in 
das  Kehlkopflumen  hineingewachsen  war.  Der  intralaryngeal  gelegene  Teil 
des  Tumors  konnte  stumpf  ohne  Verletzung  der  Larynxschleimhaut  ausgelöst 
werden.  Glatte  Heilung.  Der  Patient  wurde  durch  den  Eingriff  von  der 
Trachealkanüle  befreit,  die  er  über  12  Jahre  getragen  hatte. 

Ein  ähnlicher  Fall  von  weichem  Fibrom  des  Halses  und  Kehl- 
kopfes wird  von  Paul  (33)  beschrieben. 

Mounier  (28)  will  gute  Erfolge  bei  Behandlung  der  Larynxtuber- 
kulose  mit  lokalen  Injektionen  eines  Glyzerinextraktes  der  Leber 
des  Stockfisches  gesehen  haben. 

Becker  (4)  veröffentlicht  unter  der  Überschrift :  ^^Erstickung  durch 
Fremdkörper   oder   Kehlkopfverletzung?    Betriebsunfall?^  ein 


Batticher,  Kehlkopf,  Laft;rO}ire,  Bronchien.  539 

tu  iks  BeichsTersicheruDgsamt  erstattetes  Obergutachten ;    die    Frage    nach 
einem  Betriebsimf  all  wird  bejaht. 

Downil  (10)  berichtet  über  2  Falle  von  Fremdkörperaspiration 
ond  eigenartiger  erfolgreicher  Behandlung.  —  Zwei  Kinder  von 
'  I  bezw.  2  */«  Jahren  wnrden  von  hochgradiger  Dyspnoe  befallen.  Von  einem 
Fnmdkörper  war  nichts  zu  sehen;  die  Tracheotomie  beseitigte  die  Atemnot, 
ohne  <kss  man  sich  jedoch  über  das  Atmungshindemis  klar  geworden  wäre. 
Erst  als  Downie  einen  Mullstreifen  von  der  Tracheotomiewunde  ans  nach 
oben  darch  den  Mund  zog,  wurden  die  beiden  Fremdkörper,  ein  Haferkom 
ond  ein  Knochenfragment,  berausbefdrdert.     Heilang  in  beiden  Fällen. 

Kob  (20)  spricht  sich  dahin  aus,  dass  in  Fällen,  wo  die  schwierigere 
Technik  der  oberen  Bronchoskopie  nicht  ausführbar  sei,  die  untere 
Bnmchoskopie  das  NormalTerfahren  werden  müsse.  Vorstellung  von  zwei 
Kindern,  bei  denen  es  durch  obere  Bronchoskopie  gelang,  eine  Federpose 
b«iv.  ein  Knochenstückchen  ans  dem  Bronchus  zu  extrahieren. 

Göbell  (13)  liefert  einen  Bei  trag  zur  Behandlung  der  narbigen 
larjns-  und  Trachealstenose.  Seit  Einfäbnmg  des  Behringechen 
Diphtberie-Antitoxin  sei  nicht  nur  die  Zahl  der  Tracbeotomien  kleiner, 
andern  auch  die  sekundären  unangenehmen  Folgen  dieses  Eingriffs  (er- 
si:hwerte8  DecaDolement ,  Larynx-  und  Trachealstenose)  seltener  geworden. 
b  der  Kieler  cbirni^schen  Klinik  ist  seit  3  Jahren  kein  solcher  Fall  be- 
'iW'htet  worden ;  im  Zeitranme  von  1899 — 1902  kamen  10  Fälle  zur  Be- 
hjDdloDg,  darunter  auch  nur  5  nach  Diphtherie  entstandene.  Die  Intubation 
fulirte  stets  zum  Ziel,  einen  Fall  ausgenommen,  wo  die  Intubation  erst 
nich  Ausführung  einer  Laryngoplastik  die  definitive  Heilung 
zustande  kommen  Hess.  Die  Krankengeschichte  dieses  schwierigen  Falles  wird 
insführlich  mitgeteilt. 

Cnrschmann  (8)  äussert  sich  über  die  Verlagernng  der  Luft- 
rühre  und  des  Kehlkopfes  als  Folge  gewisser  Veränderungen 
der  Brnstorgane.  Solche  Beobachtungen  hat  er  zuerst  bei  Erweiterungen 
<l^r  ätberomatös  erkrankten  Brustaorta,  namentlich  ihres  aufsteigenden  Teiles 
and  des  Bogens  gemacht.  Erweiterung  dieser  Teile  wirken  dislozierend  anf 
■l'.n  iimen  anliegenden,  innerhalb  der  Brosthöhle  gelegenen  unteren  Luft- 
ruhrenabschnitt  nnd  können  dadurch  auch  zu  einer  sieht-  und  fühlbaren 
Verlagerung  ihres  Halsteiles  und  des  Kehlkopfes  führen. 

Kuhns  (23)  Arbeit  über  perorale  Narkose  mit  Uberdruck- 
niikoge  bildet  die  Fortsetzung  der  Publikation  in  Bd.  LXXVI  der  deutschen 
Zeitschrift  für  Chirurgie.  Für  ein  kurzes  Referat  ist  die  sehr  ausführliche, 
an  erläuternden  Abbildungen  reiche  Arbeit  nicht  geeignet.  Ea  muss  auf  das 
Stadiom  des  Originals  verwiesen  werden.  Jedenfalls  vermag  Kuhn  über  eine 
Reihe  von  Narkosen  unter  erhöhtem  Luftdruck  bei  Menschen,  die  gut  und 
platt  verliefen ,  zu  berichten.  Auch  wurde  bei  Anwendung  der  Methode  bei 
Operationen  am  Tier  der  LuogenkoÜaps  vermieden. 

Landesberg  (35)  entfernte  bei  einem  SSjährigen  Bauern,  der  gar 
mcht  gewnsst  hatte,  dass  er  jemals  einen  Fremdkörper  geschlackt  habe,  ein 
im  Sinus  pyriformis  festgeklemmtes  Knochenstuck.  Das  lange 
Verweilen  des  Fremdkörpers  hatte  aber  einen  chronischen  Entzündnngsprozess 
znr  Folge,  der  zu  einer  Arrosion  der  Arteria  laryngea  superior  dextra  führte 
lind  eine  schwere  Hämorrbagie  bedingte.     Genesung. 

Jiktibcrlcht  tüi  Cfalrorgl*  1«(«.  34 


•530  Jahreserbicht  far  Chirargie.    II.  Teil. 

Hal&sz  (14)  beschreibt  einen  Fall  von  angeborener,  durch  mem- 
branöses  Zusammenwachsen  der  Stimmbänder  entstandener 
Stimmritzenverengerung,  von  der  bisher  in  der  Literatur  18  Fälle  mitgeteilt 
wurden.  ISjähriger  Bauemjunge,  der  5  Monate  vorher  plötzlich  heiser  ge- 
worden war;  der  Versuch  des  Sprechens  bereitete  ihm  direkt  Schmerzen; 
bei  Anstrengung  Dyspnoe;  der  Ton,  den  der  Kranke  vorbringen  konnte,  war 
ein  eigentümlicher,  sehr  unangenehm  kreischender  Fistelton ;  —  die  Membran, 
die  von  Haläsz  gespalten  wurde,  war  2  mm  dick. 

Bergh  (5)  liefert  einen  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Fremdkörper 
des  Kehlkopfes.  57 jähriger  Kaufmann,  der  am  27.  Juni  eine  Kautschak- 
platte  von  der  Grösse  eines  Zweimarkstückes  hinuntergeschluckt  hatte.  Heiser- 
keit, etwas  Atemnot,  kein  Husten,  keine  Schmerzeh,  keine  Schlingbeschwerden. 
Zunächst  wurde  gar  nicht  an  die  Möglichkeit,  dass  ein  Fremdkörper  im  Kebl- 
kopf  sei,  gedacht.  Erst  am  45.  Tage  nach  dem  Unfall  wurde  die  Kautschuk- 
platte extrahiert.     Heilung. 

Pick  (34)  beobachtete  einen  Fall  von  Verätzung  des  Kehlkopfes 
und  der  Luftröhre  durch  Kampferspiritus  bei  einem  52jährigen, 
schwer  herzleidenden  Manne.  Der  Kampferspiritus  war  dem  Kranken,  der 
an  schweren  Ohnmächten  litt,  von  der  Pflegerin  während  einer  solchen  Ohn- 
macht zwischen  die  Zahnreihen  gegossen  worden.  Vorher  Hustenreiz,  sehr 
heftiges  Brennen  in  der  Kehle;  Schlucken  war  unmöglich.  Fünf  Tage  nach 
dem  Unfall  wurde  durch  einen  besonders  heftigen  Hustenstoss  eine  grosse. 
12  cm  lange,  fibrinöse  Membran  herausbefördert;  damit  waren  alle  Beschwerden 
verschwunden. 

Hödlmoser  (16)  publiziert  einen  Fall  von  Fremdkörper  im 
Larynx.  9 jähriger  Knabe,  der  6  Tage  vor  seiner  Einlieferung  in  das 
Krankenhaus  beim  Essen  der  Suppe  einen  Knochen  aspiriert  hatte.  Die  Ent- 
fernung gelang  ohne  Anästhesie  in  einer  einzigen  Sitzung  mit  Hilfe  der 
Sehr  Ott  er  sehen  Larynxpinzette. 

Nach  Barwell  (3)  ist  die  Tuberkulose  des  Larynx  in  dem  ersten 
Stadium  der  Lungentuberkulose  viel  häufiger,  als  man  allgemein  anzunehmen 
geneigt  ist.  Der  Prozess  bleibt  oft  längere  Zeit  auf  die  Arygegend  beschränkt: 
subjektive  Krankheitserscheinungen  können  ganz  fehlen,  weil  die  Stimmbänder 
zunächst  intakt  bleiben. 

Hopmann  (17)  gibt  einen  Überblick  über  die  Fortschritte  in  der 
Behandlung  der  Kehlkopfkrankheiten  der  letzten  Jahre.  Die  Unter- 
suchungstechnik hat  besonders  durch  Verbesserungen  im  Beleuchtungswesen 
Vervollkommnung  erfahren.  Es  folgen  Bemerkungen  über  Fortschritte  in  der 
Schleimhautanästhesierung ,  in  der  Behandlung  von  Erkältungskrankheiten, 
der  Pachydermie,  der  Larynxtuberkulose ,  der  Larynxsyphilis ,  des  Larynx- 
krebses,  des  Heuasthmas  und  Heuschnupfens. 

Nach  Hörne  (18)  ist  primäre  Larynxtuberkulose  äusserst  selten. 
Der  Kehlkopf  wird  infiziert  durch  das  Sputum.  Mit  dem  Fortschreiten  der 
Lungentuberkulose  hält  die  Larynxtuberkulose  meist  gleichen  Schritt;  wo 
Kavernen  der  Lungen  bestehen,  muss  man  auf  Ulzera  des  Kehlkopfes  ge- 
fasst  sein. 

Kunwald  (24)  berichtet  über  die  Erfolge,  die  mit  der  von  Sorge 
erfundenen  Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose  mit  Sonnen- 
licht mittelst  Autoskopie  erzielt  worden  sind.  AuflFallend  war,  wie  schnell 
alle  Patienten   die   Fertigkeit  des  Autoskopierens   erlangten.     Die  günstigste 


Battioher.  Kehlkopf,  LaftrOhn,  Bronohieo.  ^1 

Tageszeit  für  die  Spiegelung  sind  die  frühen  V^ormittags-  und  späteren  Nach- 
niittagsstunden.  —  Ein  störender  Faktor  bei  der  Spiegelung  ist  die  gleich- 
zeitige Einwirkung  der  Sonnenwärtne,  weil  die  durch  die  Wärme  erzeugte 
akute  Geßissdilatation  an  und  für  sich  ein  den  Entzündungsprozess  un- 
günstig beeinflussendes  Moment  ist.  Meist  wurde  nicht  länger  als  eine  Stunde 
gespiegelt;  anfangs  ermüden  die  Patienten  schon  nach  fünf  Minuten. 

Was  die  Krfolge  anbelangt,  so  blieb  in  einem  Fall,  der  von  vornherein 
regen  stärkeren  Ödems  der  Aryknorpelgegend  kein  günstiges  Resultat  ver- 
sprach, der  Erfolg  aus;  bei  13  anderen  Patienten  aber  ergab  die  Sonnen- 
belichtung  des  Larynx  eine  wesentliche,  wohl  durch  keine  andere  Beband- 
loDgsmetbode  in  derselben  Zeit  zu  erreichende  Besserung. 

Sorjo  (39)  bestätigt  die  Kunwaldschen  Ausführungen.  Er  glaubt, 
^s  man  unter  Umständen  statt  des  SonnenHchtes,  das  doch  nicht  immer 
mr  Verfügung  stehe,  mit  Vorteil  parallele  Strahlen  hinreichend  grosser  künst- 
licher Lichtquellen  zur  Spiegelung  verwenden  kSnne. 

Um  die  beilsame  Wirkung  der  ätherischen  Öle  auf  die  Schleimhäute 
de;  Respirationstraktus  ausnützen  zu  können,  hat  Thaniscb  (40)  einen 
Apparat  aus  Glas  koostraiert,  den  er  wegen  seiner  Ähnlichkeit  mit  einer 
Pfeife  ,Inhalierpfeife''  nennt,  und  der  unter  Erwärmung  und  bei  Luft- 
zufuhr die  in  einen  dampfartigen  Zustand  übergeführten  ätherischen  Ole  zur 
Inhalation  verwenden  lässt.     Der  Apparat  ist,  wie  T hanisch  betont,   leicht 


Albrecht  (la)  stellt  einen  Kranken  vor,  bei  dem  Hochenegg  die 
Totalexstirpation  des  Larynx  wegen  Karzinoms  ausgeführt  hat. 
Der  intelligente  Patient  hat  sich  dann  selbst  intensiv  bemüht,  einen  Ersatz- 
appaiat  zu  finden,  der  die  Beschwerden  seines  Zustandes  am  meisten  ver- 
ringern könnte.  Er  hat  der  Reihe  nach  alle  künstlichen  Vorrichtungen  durch- 
probiert, die  ersonnen  wurden,  um  nach  Larynxexstirpation  einen  Ersatz  der 
Sprache  zu  gewinnen.  Schliesslich  hat  er  einen  künstlichen  Kehlkopf  als 
zweckmässig  akzeptiert,  der  der  Gottsteinschen  Modifikation  des  Gluck- 
schen  Apparates  sehr  ähnlich  ist.  Der  Apparat  wird  beschrieben.  Es  wird 
auch  itui  nicht  allein  völliger  Abschluss  der  Trachealmündung  vom  Pharynx 
enieit,  sondern  der  Apparat  bietet  dem  Patienten  auch  noch  den  Vorteil, 
dass  bei  kalter  Witterung  die  Inhalationsluft  gleichsam  vorgewärmt  werden 
kann.  Die  Gefahr  der  katarrhalischen  Erkrankungen  der  Luftwege  wird 
didorch  gewiss  verringert. 

von  Navratil  (30)  stellt  für  die  Operation  des  Kehlkopfkrebses 
toig«nde  Indikationen  auf: 

1.  Die  endolaryngeale  Operation  ist  in  jenen  seltenen  Fällen 
mdiiiert,  wo  das  Kar;;inom  als  innerer  Krebs  (Cancer  intrinseque)  nur  in 
Form  eines  kleinen  Knötchens  auftritt,  völlig  umschrieben  ist,  weder  Fixation 
aoch  Metastasen  erzeugt  hat. 

2.  Die  Entfernung  einzelner  Teile  des  Larynx  ohne  Narkose 
und  Torherige  Tracheotomie,  nur  unter  Lokalanästhesie  auf  demWege 
der  Laryngof  ission  kommt  für  die  Fälle  in  Frage,  wo  der  Krebs  sich 
W  der  Probeexzision  als  nicht  verhornter  Plattenepithelialkrebs  erwies,  als 
inneres  Karzinom  in  geringer  Ausdehnung,  oder  wenn  es  in  diffuser  Form 
Mftrat,  weder  Fixation  noch  Metastasen  erzeugte  und  der  zu  exstirpierende 
icil  bieiner  ist  alt  ein  Drittel  des  Larynx.  Diese  Fälle  sind  selten;  die  Wunde 
luiui  geschlossen  werden. 

34" 


532  Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    II.  Teil. 

3.  Die  Entfernung  einzelner  Teile  des  Kehlkopfs  in  Narkose  und  mit 
präventiver  Tracheotomie  auf  dem  Wege  der  Laryngofission  ist  ange- 
zeigt, wenn  der  Krebs  in  der  Axt  des  Plattenepithelial  krebses  oder  des  Basal- 
Zellenkarzinoms  als  innerer  Krebs  auftritt,  noch  keine  Metastase  erzeugt  hat 
und  es  nicht  notwendig  ist,  viel  mehr  als  die  Hälfte  des  Kehlkopfes  zu  ex* 
stirpieren. 

Offene  Wundbehandlung!  Die  Ernährung  geschieht  während  der  ersten 
sieben  Tage  mit  Hilfe  einer  weichen,  elastischen  Ösophagus-Röhre  oder  per 
rectum.  Bei  äusserem  Karzinom  ist  es  einzig  der  Krebs  der  Epiglottis,  bei 
welchem  partielle  Exstirpation  mit  vorheriger  Tracheotomie  indiziert  erscheint; 
im  entgegengesetzten  Falle  ist  die  Totalexstirpation  auszuführen. 

4.  Die  Totalexstirpation  des  Kehlkopfes  ist  indiziert:  im  An- 
fangsstadium des  verhornten  Epithelioms  und  des  medullären  Karzinoms,  bei 
ausgebreitetem  Plattenepithelial-Karzinom,  wenn  Metastasen  weder  in  den 
Drüsen  noch  in  anderen  Organen  nachweisbar  sind. 

In  dem  Kronenbergschen  (22)  Falle  war  die  motorische  Läh- 
mung des  Nervus  laryngeus  super ior  bedingt  durch  eine  Zyste,  die 
an  der  Aussenseite  des  Halses  sass.  Die  Sprache  des  Patienten  war  abnorm 
tief.     Das  geschädigte  linke  Stimmband  stand  tiefer  als  das  linke. 

Franken  berger  (12)  fand  bei  der  Autopsie  eines  totgeborenen  Kindes 
eine  vollkommene  Atresie  des  Kehlkopfes.  Weitere  Organveränderungen 
fehlten;  für  Lues  keine  Anhaltspunkte.  Die  Atresie  war  bedingt  durch  eine 
komplette  Verschmelzung  der  Stimmbänder  mittelst  Bindegewebe,  Muskulatur 
und  Knorpel.  Frankenberger  erörtert  den  Entstehungsmodus  solcher 
Atresien,  die  übrigens  sehr  selten  sind. 

Neck  (31)  hat  bei  einem  56jährigen  Patienten  durch  Laryngofissur 
ein  Karzinom  des  linken  Stinimbandes  unter  gleichzeitiger  Keil- 
resektion  eines  Teiles  der  linken  Schildknorpelhälfte  entfernt.  Glatte  Heilung. 
Weiterhin  wird  ein  Kranker  vorgestellt,  bei  dem  zwei  Jahre  vorher  wegen 
ausgedehnten  Larynxkrebses  die  Totalexstirpation  ausgeführt  worden 
war.  Nach  einigen  Monaten  Entfernung  einer  taubeneigrossen  karzinoma- 
tösen  Lymphdrüse  unter  gleichzeitiger  Resektion  eines  6  cm  langen  Stückes 
der  Vena  jugularis  communis,  in  die  die  Drüse  hineingewachsen  war.  Seit- 
dem (15  Monate  nach  der  zweiten  Operation)  ist  der  Patient  rezidivfrei  und 
vermag  sich  durch  Flüstersprache  sehr  gut  zu  verständigen. 

Der  bekannte  Spezialist  für  Obturatoren,  Schlitsky  (37),  hat  eine 
Sprach-  und  Schluckprothese  für  den  Defekt  des  Kehlkopfes 
und  der  Speiseröhre  konstruiert,  die  von  Karewsky  empfohlen  wird. 
Die  detaillierte  Beschreibung  des  Apparates  muss  im  Original  nachgelesen 
werden.  Bei  dem  betreffenden  Kranken  war  der  Kehlkopf  und  ein  grosser 
Teil  der  Vorderwand  des  Ösophagus  wegen  Karzinoms  entfernt  worden.  Im 
Ösophagus  bestand  ein  4,5  cm  langes,  1  cm  breites  Loch.  Mit  Hilfe  der 
Prothese  gelang  es  zunächst,  das  Loch  im  Ösophagus  zu  verschliessen,  so 
dass  es  dem  Kranken  wieder  möglich  wurde,  die  Schlundsonde  fortzulassen 
und  seine  Nahrung  durch  den  Mund  zu  nehmen;  sodann  wurde  mit  diesem 
Apparat  das  Sprechen  durch  den  Mund  mittelst  künstlichen  Kehlkopfes  wieder 
vollständig  erreicht. 

Diakonow  (9)  hat  einen  neuen  Apparat  zum  Ersätze  des 
exstirpierten  Kehlkopfes  herstellen  lassen.  Der  Apparat  besteht  ans 
zwei  gegeneinander   beweglichen,   silbernen  Kanülen  (Tracheal-  und  Rachen- 


Botticher,  Kehlkopf,  LnftrOhre,  BronchieD.  633 

li^äJe).  die  durch  eine  Gummiröhre  verbanden  Bind.  Dadurch,  dass  in  die 
obere  Öffnung  der  Rachenkanüle  noch  ein  Pbonationsapparat  eingeschaltet 
isi.  gibt  der  Diakonowsche  künstliche  Kehlkopf  aach  die  Möglichkeit,  lant 
in  sprechen.  Es  wird  eine  genaue,  dnrch  Zeichnungen  iliuBtrierte  Beschrei- 
bnng  des  künstlichen  Kehlkopfs  von  Diakonow  gegeben.  Vorzüge  seien: 
Tiel  grössere  Einfachheit  in  Konstraktion  und  Gebrauch,  viel  geringerer  Preis 
im  Vergleich  zu  anderen  ähnlichen  Apparaten. 

B.  Luftrifhre  und  Bronchieii. 

I.  Brewer,  Two  cMea  of  tnohesl  »tenoBiB  from  tiaw  growtb.  Med.  Newe  11.  II.  1905. 
i.  'BragBcb,  Basedowsche  Krankheit.    Therap.  der  Gegenwart  190!>.  Jan.  p.  86. 

3.  Brana,  Di*  UntersDchang  der  Trachea  im  KOntgenbilde  beaondera  bei  Struma.  Zentralbl. 
t  Chir.  1905.  Nr.  30.  Beilage  p.  81. 

4.  Downie,  Twn  casea  of  bronchial  fietnia.     Glasg.  med.  Joura.  1905.  Augnat. 

5.  Giinard,  Trachäoeele  du  cou.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  7.  p.  686. 

fi.  Golaez  at  Barret,  Caa  d'axtractjon  d'un  corps  ötranger  (piece  de  10  fr.)  de  la 
broncho  droits  par  Ja  Bronchoacopia  snpdrieare.     Qaz.  des  HOp.  1905.  Nr.  26. 

7.  Hall  and  Tribe,  Carcinoma  of  the  bronchua  and  liver  aaaociated  with  gljooeuria  in 
a  jonth.    The  Lancet  1905.  1.  IV.  p.  857, 

6.  'Hallion,  Traitement  aärothärapiqne  dn  gottre  exophthalmique,  mäthode  de  Ballet  et 
Emnqnez.    Presse  mäd.  1905   Nr.  88. 

9.  •Hildebrand,  Behandlung  dee  Kropfes.    Therapie  der  Gegenwart  1905.  Jan. 
10.  Hoffmann,  Ein  Fall  von  isoliertem  prim&ren  Kariinem  der  Trachea.   Monataschr.  f. 
Obreuheilk.  1905.  Nr.  8. 

II.  'Ingals,  Broochoscopj  for  the  removal  of  a  collar  Button  from  the  lung.  Med. 
News  1905.  Aag.  12.  p.  333. 

\t  *Eeimer,  Syphilis  der  oberen  Lnftwege.  Zeitachr.  fVrirztl. Fortbildung  190S.  Kr.  81  n.  22. 

13.  Killian,  Tracfaeo-Brouchoskopie.  Langenbeeks  Arcb.  Bd.  72.  Heft  2  u.  Zentralbl. 
r  Cbir.  1805.  Nr.  SO. 

14.  Ueyer.  Ed..  Über  Tracheaktenase.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16.  p.  480. 

15.  —  Erfahrungen  mit  den  direkten  Untersnchangsmethoden  der  oberen  Luftwege.  Berlin, 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  87. 

IG.  —  Fremdkörper  im  rechten  Bronchus  und  seine  Entfemong  darcti  die  Bronchoskopie. 

Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  89. 
17.  'Mildan,  VmiUa  anatomiquee  des  faueaea  membranea  brouchiques.  Soc.  anat  1905. 

Nr.  6. 
IS.  'Monre,  Double  corps  Atranger  des  bronohea  droitea.    Joum.  de  mdd,  de  Bord.  1905. 

Nr.  2.  p.  30. 
]}.  Unsikat,  Ein  Fall  von  Bronchial kolik  infolge  von  Bronchol itfaiasia.    Berliner  klin. 

Wochenachr.  190S.  Nr.  25. 

20.  Panni,  Über  den  praktischen  Wert  der  Bronchoakopie.  Budapeater  kgt.  Arzteverein 
21.  X.  1905.    Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  44. 

21.  Pfeiffer,  Darstellung  der  Trachea,     Beitrage  zur  klin.  Chir.   Bd.  45.  p.  716. 

22.  V.  Ranke,  Zur  TerhQtaug  der  nach  Intubation  und  sekand&rer  Tracheotomie  luwsilen 
sieb  einstellenden  EehlkopfsUnoBen.     MUnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  42. 

21  Reinhard,  Bronchoskopie  bei  Syphilis  der  tieferen  Luftwege.    Monstaachr.  f.  Ohren- 

heilk.  1905.  Nr.  11. 
2i.  'Reynier,  Canule-trocart  it  tracheotomie.    Ball,  et  mäm.  de  la  soc.  de  chir.  1905. 

Nr.  27. 
'&.  T.  Schroetter,  Klinische  Beitr.  zur  Bronchoskopie.  Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905. 

Nr.  26,27. 
26.  Simmonds,  Über  Alteresabelscheidentrachea.    Virchowa  Arcb.  Bd.  179.  Heft  1. 
V.  Sternberg,  Über  Erweichung  bronchialer  Lymphdrflsen.    Wiener  klin.  Wochenschr. 

1905.  Nr.  46. 
^  Tbost,  Zwei  F&lle  von  Fremdk6rpera  in   den  Bronchien.    Monatsachr.  f.  Ohrenheilk. 

1905.  Nr.  4.  p.  141. 
29,  Thomson,  Tracheotomie  unter  Lokalanästhesie.  Brit.  med.  Journ.  14.  X.  1905.  p.  922. 
%  Wild,    Die  Unt«rBUchung   der  LuftrOhte   und   die  Verwendung   der  Tracheoskopie   bei 

Stmma.    Beiträge  zur  klin.  Chir.  Bd.  45.  p.  1. 


S34  JAhresWicht  fBr  Cbirargi«.    II.  Teil. 

Simmonds  (26)  macht  anf  eine  bei  älteren  Leuten  sich  vorfindende 
GrestaltsTeränderung  der  Luftröhre  aufmerksam,  die  man  als  Alterssäbel- 
Dcheidentrachea  bezeichnen  kann.  Die  Trachea  wird  infolge  einer  De- 
generation des  Knorpels  säbelscbeidenförmig  komprimiert,  und  zwar  nicht 
illein  in  der  Höhe  der  Schilddrüse,  sondern  auch  unterhalb  dieser  Gegend 
bis  zur  Bifarkation  hin.  Durch  eine  der  Degeneration  folgende  Verknöchern  ng 
wird  die  Trachea  in  ihrer  abnormen  Form  fixiert.  Die  weitere  Folge  der 
Kompression  sind  Stenoseerscheinungen ;  das  Bronchialsekret  sammelt  sich  an : 
liierans  kann  sich  wieder  Lungenemphysem  entwickein. 

Downie  (4)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Bronchialfistel. 
Der  erste  Fall  betrifft  eine  25  Jahre  alte  Frau,  bei  der  eine  innere  Fistel 
ihne  äussere  Öffnung  bestand.  Die  Fistel  lag  zwischen  dem  hinteren  Ganmen- 
jogen  und  der  rechten  Mandel ;  aus  ihr  entleert  sich  bei  Druck  auf  die 
rechte  Halsgegend   reichhche,   schleimig-eiterige  Masse   in  den  Mund     hinein. 

Im  anderen  Falle  handelte  es  sich  um  einen  26jährigen  Mann  mit  kom- 
pletter Fistel.  Die  äussere  Fistelöffnung  lag  am  vorderen  Rande  der  Portio 
itemalis  und  des  rechten  Kopfnickers,  die  innere  Mündung  ebenfalls  zwischen 
rechter  Mandel  und  hinterem  Gaumenbogen. 

Von  MuBzkat  (19)  erfahren  wir  die  Krankengeschichte  eines  44jährigen 
Patienten,  der  an  Fieber,  Hosten,  blutigem  Auswurf,  Bruststechen,  Dyspnoe 
itt,  Krankheitserscheinungen,  die  man  am  besten  unter  dem  Namen  Bron- 
; h i a I k o  1  i k  zusammenfassen  konnte.  Die  Ursache  war  BroncboHthiasis. 
Der  Krankheitszustand  verschwand  sofort,  nachdem  der  Kranke  ein  erbsen- 
^osses,  kalkartiges  Konkrement  ausgehustet  hatte.  Die  Entstehung  dieser 
Steinbildung  war  wahrscheinlich  in  Zusammenhang  za  bringen  mit  der  an- 
laltenden  Beschäftigung  des  Mannes  mit  Drumondschem  Kalklicht. 

Sternberg  (27)  beobachtete  bei  einem  Material  von  6132  Autopsien 
n  36  Fällen  Erweichung  und  Durchbruch  bronchialer  Lymph- 
Irüsen  in  die  Nachbarorgane,  am  häufigsten  Perforation  in  den  rechten 
Bronchus  mid  den  Ösophagus.  Sternberg  hält,  weil  die  grösste  Mehrzahl 
ler  Fälle  dem  Greiaenalter  angehört,  diesen  Durchbruch  erweichter  Lymph- 
Iriisen  für  die  Hauptnrsache  der  im  höheren  Alter  vorkommenden  Lungen- 
;angrän. 

T.  Ranke  (22)  teilt  seine  Erfahrungen  darüber  mit,  wie  die  nach 
ntubation  und  sekundärer  Tracheotomie  zuweilen  sich  ein- 
itellenden  Kehlkopfstenosen  zu  verhüten  seien.  Er  meint,  dass 
nan  in  den  Fällen,  wo  deutliche  Erscheinungen  von  Dmckgeschwüren  be- 
itehen,  doch  nicht  anf  die  sekundäre  Tracheotomie  verzichten  könne,  wie 
!S  die  amerikanische  Schule  tue.  Die  deutschen  Intubatoren  greifen  auch 
leute  noch  zuweilen  zur  sekundären  Tracheotomie,  um  in  Fällen,  wo  die  Deku- 
litusgeschwüre  hochgradige  Zerstörungen  und  zum  Tode  führende  Eiterungen 
ns  Leben  rufen,  das  Leben  des  Patienten  unter  allen  Umständen  zu  retten. 
)ann  aber  soll  man,  wie  v.  Ranke  betont,  die  Trachealkanüle  nur 
nöglichst  kurze  Zeit  liegen  lassen  und  zur  Heilung  der  Druckge- 
ichwüre  und  Hintenanhaltung  von  Narbenstenosen  den  erweiternden  Eintluss 
ler  Atmung  nach  Möglichkeit  auszunützen  suchen,  v.  Ranke  tässt  deshalb 
lie  Kanüle  nur  zwei  oder  drei  Tage  liegen  und  hält  die  Wunde  durch  kurze 
iViedereinführung  der  Kanüle  noch  kurze  Zeit  offen.  Gelingt  dies  nicht,  stellt 
lieh  abermals  Dyspnoe  ein,  so  greift  er  nochmals  zur  vorübergehenden  In- 
ubation,  bis  auch  diese  entbehrlich  wird. 


Betticher,  Kehlkopf,  LaftrOhre,  Bronehieii.  535 

Ed.  Meier  (14)  hat  bei  drei  Kranken  eine  seit  18,  bezw.  17  Jahren 
b«stehe&de  Trachealstenose  nicht  durch  Resektion  der  Luftröhre,  sondeni 
dorcfa  Exzision  der  vorhandenen  Narben  von  der  Fistel  ans  sowie  durch 
Bougierung  zur  Ausheilung  gebracht. 

Brewer  (1)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Trachealstenose, 
bedingt  durch  eine  Neubildung.  In  dem  ersten  Fall  handelte  es  sich  um  ein 
Papillom,  das  sich  nach  einer  Tracheotomie  in  der  Laftröhre  entwickelt  hatte; 
im  zweiten  Fall  um  ein  Adeno-Karzinom,  ausgegangen  von  einer  akzessorischen 
Schilddrüse  bei  einem  52jährigen  Mann.  Beide  Patienten  wurden  operiert 
und  gebeilt. 

In  dem  von  Hall  nnd  Tribe  (7)  publizierten  Fall  von  Karzinom 
des  Bronchus  nnd  der  Leber  war  der  Kranke  erst  17  Jahre  alt. 
Gleichzeitig  bestand  Zackerharnruhr. 

Der  Krankengeschichte  ist  der  Obduktionsbefund  beigefügt. 

Hoffmann  (10)  berichtet  über  einen  Fall  von  isoliertem,  pri- 
märem Karzinom  der  Trachea.  Es  handelte  sich  um  einen  49jährigen 
Patienten,  der  seit  1V>  Jahren  massige  Beschwerden  im  Hals  (Oefühl  von 
Fremdkörperanwesenheit)  verspürte.  Bei  der  Operation  trat,  als  unter  leichter 
Narkose  die  Haut  inzidiert  war,  tödlicher  Ausgang  durch  Ersticken  ein.  Das 
Karzinom  sass  breitbasig  der  rechten  Tracbealnand  auf,  vom  ersten  bis 
werten  Trachealknorpel  reichend.  Drüsenschwelinng,  Metastasen  fehlten.  Die 
Laltröbre  war  fast  vollständig  ausgefüllt,  ausserdem  durch  die  vergrösserte 
Sciiilddrüse  seitlich  zusammengedrückt.  —  Der  Tumor  war  ein  Zylinderzellen- 
karänom,  aasgegangen  von  den  Schleimdrüsen  der  Luftrühre.  Die  Respiration 
var  —  wie  meist  bei  Trachealstenosen  —  verlangsamt. 

Thomson  (29)  empfiehlt,  gestützt  auf  neun  gelungene  Operationen,  die 
Tracheotomie  unter  Lokalanästhesie  nach  Schleich  auszuführen. 
Intoxikation  sei  nicht  zu  befürchten,  da  ausreichende  Anästhesie  schon  durch 
eine  Dosis  von  0,01  Kokain  erzielt  werde. 

Reinhard  (23)  teilt  aus  der  v.  Sehr ötter  sehen  Klinik  einen  Fall  von 
äyphilis  der  tieferen  Luftwege  mit,  bei  dem  die  direkte  Endoskopie  in 
diagnostischer  Hinsicht  die  wertvollsten  Aufschlüsse  lieferte,  indem  auf  dem 
Wege  der  oberen  Bronchoskopie  das  Bestehen  einer  diaphragma- 
förmigen  Stenosierung  im  Bereiche  des  rechten  Stammbron- 
chua  nachgewiesen  wurde.  Die  genannte  Affektion  ist  nach  Reinhard, 
wie  die  Erfahrungen  der  letzten  Jahre  gelehrt  haben,  viel  häufiger,  als  man 
früher  annahm.  In  diagnostischer  Beziehung  ist  es  wichtig  zu  bemerken, 
dass  die  Sypbilis  der  tieferen  Luftwege  auch  isoliert,  ohne  vorausgegangene 
oder  gleichzeitige  Lues  des  Larynx  viele  Jahre  nach  der  erfolgten  Infektion 
auftreten  kann,  so  dass  der  Zusammenhang  oft  nur  schwer  zu  ergründen  und 
manchmal  erst  durch  die  genaue  Inspektion  der  lokalen  Veränderungen,  ein- 
fache oder  multiple  Narbenbitdung,  rückschliessend  zu  erklären  ist.  Auch 
in  dem  Reinhardschen  Falle  liess  die  Anamnese  völlig  im  Stich,  dagegen 
führte  die  antiluetische  Behandlung  zu  vollständiger  Rückbildung  der  Infiltrate 
und  zu  narbiger  Ausheilong. 

Wild  (30)  bringt  aus  der  Züricher  Klinik  eine  Arbeit  über  die  Unter- 
suchung der  Luftröhre  nnd  die  Verwendung  der  Tracheoskopie 
bei  Struma.  Nach  anatomischer  Einleitung  und  Besprechung  der  einzelnen 
Methoden  der  Untersuchung  der  Trachea,  besonders  in  Rücksicht  auf  Strumen 
nsB.  bespricht  Wild  die  Technik  der  inneren  Untersuchung  der  Luftröhre. 


Jahraabericht  fOr  Chirnrgi«.    II.  TeU. 

lern  Fall  ron  Struma  boII  neben  der  äussereo  Untersnchnng  auch  eine 
ndige  innere  Untersuchung  stattfinden  (obere  und  untere  indirekte  sowie 
und  untere  direkte  Tracheoskopie).  Die  Vorzüge  der  einzelnen  Methoden. 
ondere  der  von  Killian  empfohlenen  oberen  direkten  Tracheoskopie 
3  eingehend  besprochen.  Wild  stützt  sich  dabei  auf  ein  grosses  Ma- 
(1000  Kropfkranke),  Nur  bei  2,4 '/o  der  Männer  und  l.P/o  der  Fraaen 
Dg  die  Untersncbnng.  —  Von  den  Männern  hatten  nur  14  Vo,  von  den 
1  16°/o  normale  Tracheen;  bei  d2°Io  der  Männer  und  bei  48**/o  der 
1  fand  man  Stenosen.  In  43  "/o  war  die  Lnftröhre  um  */i  ihres  Volu- 
verengert. 

Die  Tracheoskopie  ist  nach  Wild  eine  technisch  gnt  ausgebildete,  des- 
;nt  anwendbare,  unentbehrliche,  klinische  Untersuchungsmethode ;  sie  ist 
nur  von  grosser  Bedeutung  für  die  Prognose  und  die  therapentischen 
tionen,  sondern  sie  gibt  aach  wertvolle  Aufschlüsse  über  den  Erfolg  der 
:hlagenen  Behandlung. 

Br uns  (3)  empfiehlt  die  Untersuchung  dar  Trachea  im  Rönt- 
ilde,  besonders  bei  Struma.  Man  kann  im  Röntgenbilde  die 
bre  in  ihrer  ganzen  Länge  erkennen,  selbst  bei  den  grössten,  die  Trachea 
liessenden  Kropfgeschwülsten.  Man  sieht  genau  die  Verlagerung,  Ver- 
ig,  Verengerung  durch  den  Kropf.  Praktisch  ist  dies  sehr  wichtig  in- 
,  als  man  hieraus  unmittelbar  entnehmen  kann,  welcher  Teil  des  Kropfes 
sisten  stenosiert  und  daher  entfernt  werden  muss. 

[m  Vei^leich  zur  Tracheoskopie  bietet  das  Röntgenbild  den  grossen  Vor- 
asB  man  die  ganze  Trachea  mit  einem  Blick  übersieht,  und  dass  das 
\ren  für  Arzt  und  Kranken  ungleich  einfacher  und  angenehmer  ist. 
Pfeiffer  (21)  beschäftigt  sich  in  seiner  Arbeit  mit  demselben  Thema, 
lers  bei  intrathorakalen  oder  retrosternalen  Stnimen  kommen  die  Vor- 
1er  Methode  zur  Geltung. 

B.  Meyer  (16)  berichtet  über  einen  Fremdkörper  im  rechten 
chns  nnd  seine  Entfernang  durch  die  Bronchoskopie    bei 

fünfjährigen  Knaben,  der  w^en  plötzlicher  Heiserkeit,  Atemnot  und 
lerieverdacbts  intubiert  und  später  tracheotomiert  worden  war.  Die 
^kanüle  Hess  sich  nicht  entfernen.  Mittelst  des  Killianscben  Röhren- 
ums  gelang  es  festzustellen,  dass  eine  grosse  Membran  das  Keblkopf- 

zu  Vs  ausfüllte.  Als  nun  eines  Tages  das  Röbrenspeknlum  wieder 
teilt  worden  war  und  man  mit  Hilfe  eines  Killianschen  Tamponträgers 
^hleim  im  Kehlkopf  auswischen  wollte,  blieb  infolge  Verschiebung  des 
nden  Ringes  der  Wattebausch  des  Tamponträgers  im  stenotischen  Kehl- 
itecken.  Hochgradige  Zyanose;  Fieber;  Ateleitase  der  rechten  Lunge, 
ächsten  Morgen  gelang  in  Narkose  und  mittelst  der  unteren  direkten 
loskopie  die  Extraktion  des  Wattebausches  aus  dem  rechten  Bronchus, 
zwei  Tage  leichte  Bronchitis,  dann  Genesung. 

Ed.  Meier  (15)  teilt  seine  Erfahrungen  mit  den  direkten 
rsuchungsmetboden  der  oberen  Luftwege  mit. 
Er  bespricht  mehrere  Fälle,  die  ohne  weiteres  die  praktische  Bedeutung 
irekten  Untersuchungsmethoden  erhellen.  Meier  glaubt  aber  ferner, 
{ronchoskopie  und  Tracheoskopie  geeignet  seien,  uns  neue  wesentiicbe 
ite  für  die  Diagnose  und  die  Lokaltberapie  der  Luftröhren-  und 
lialerkrankungen  zu  geben.  Voraussichtlich  werde  man  es  noch  lernen, 
tuberkulöse  Ulzera  der  Luftröhre   ebenso  gut  lokal   zu   behandeln,   wie 


BStticher,  Keblkopt  Lnftrlthre,  Bronchien.  537 

wiche  des  LaiTnx.  —  Die  direkten  Untersuchungstnethoden  seien  also  nicht 
Dor  als  ein  wichtiges  diagnostisches  Hilfsmittel  anzusehen,  sondern  auch  als 
eine  EntdeckaDg,  die  geeignet  sei,  ans  neue  tberapentische  Bahnen  zu 
«eisen. 

In  seinem  Änfsatz :  Zwei  Fälle  ron  Fremdkörpern  in  den 
Bronchien  berichtet  Thost  (38)  zunächst  über  einen  tödlich  verlaufenen 
Fall  von  Fremdkörperaspiration,  wo  ein  8 jähriger  Knabe  die  dünne  Blech- 
hälse eines  Federhalters  aspiriert  hatte.  Ks  war  nicht  gelungen,  den  Fremd- 
körper, der  sich  quergestellt  hatte,  zu  fassen  und  zu  extrahieren. 

In  dem  anderen  Fall  handelt  es  sich  um  die  glückliche  Extraktion 
einer  eisernen  Schraube  aus  dem  linken  Bronchus  mittelst  eines  Elektro- 
magneten. 

Paunz  (20)  bedient  sich  bei  Kindern  häufig  der  Bronchoskopie 
toi  Entfernung  von  Fremdkörpern  aus  den  Luftwegen. 

Zur  AusÄibruDg  derselben  ist  Narkose  notwendig.  Handelt  es  sich  am 
einen  festen  Fremdkörper  (bes.  Metallgegenstände,  Fischgräten),  so  zieht 
Paanz  die  Bronchoscopia  super,  durch  den  Mund  vor;  bei  weichen  Fremd- 
körpern, bes.  bei  solchen,  die  Neigung  zum  Zerfall  und  Schwellung  haben 
{organische  Körper,  Pflanzenkeme),  des  weiteren,  wenn  die  Bronchoskopia 
snp.  resultatlos  blieb,  —  macht  er  nach  vorangehender  Tracbeotomie  die 
Bronchoscopia  infer.  —  Mitteilung  zweier  kasuistischer  Fälle. 

Gergö  (Budapest). 

Guisez  und  Barret  (6)  berichten  über  die  Entfernung  eines 
10  Fr.-Stücka  ans  dem  rechten  Bronchus  durch  das  Broncho- 
skop. Es  handelte  sich  nm  einen  Kassierer,  der  beim  Geldzählen  ver- 
Echiedene  10  Fr.-Münzen  im  Munde  gebalten  hatte,  von  denen  er  plötzlich 
ein  Stück  aspiriert  hatte.  Trotz  andauernder  Beschwerden,  Hustenattacken 
war  ihm  stets  von  den  Ärzten,  die  er  konsultiert  hatte,  erklärt  worden,  die 
Münze  sei  schon  längst  wieder  entfernt.  Erst  bei  einer  17  Monate  nach  dem 
Unfall  vorgenommenen  Skiaskopie  wurde  das  Geldstück  im  rechten  Bronchus 
Dächgewiesen  und  dann  leicht  mittelst  des  Bronchoskops  entfernt. 

V.  Schroetter  (25)  liefert  ebenfalls  einen  Beitrag  zur  Verwen- 
dung der  direkten  oberen  Bronchoskopie,  indem  er  über  2  neue 
Falle  von  erfolgreicher  Bronchoskopie  berichtet  (Extraktion  einer  in  den 
unteren  Unterlappenbronchus  geratenen  Fruchtschale  nnd  Entfernung  eines 
eisernen  Tapeziemagels  aus  dem  Eingang  des  rechten  Bronchus). 


3  Jabreebericht  fttr  Chirargi«.    11.  1'eil. 

VII. 

erletzung-en  und  chirurgische  Krankheiten  des  Thorax. 
Referent:  C  Bötticher,  Giessen. 


Die  mit  *  vereeheDen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  irorden. 

Bartbelme,  Erfabmogen  Bi>er  Stich-  und  Scbnsa verletz nngen  dee  Tborax.  Inang.- 
Dies.    SlrftBsbnrg  1905. 

'Bennet,  Frncturee  of  first  coetal  cartiUge.  The  Dublin  Journa)  of  med-chir.  Science 
1905.  Nr.  403. 

Borchardt,  Verletzungen  dee  Buinpfes.  Zeitschr.  für  ftritL  Fortbildnng  1905.  Nr.  6 
und  7. 

Braner,  Ober  Druck TerfahTen.    Deulecbe  med.  Wocbenscbr.  IS05.  Nr.  3S. 
*Broua,  Voniiques  par  dilatalion  bronchiqoe  probable,  gaäria  par  la  thoraeoplsstik. 
See.  de  Uhir,  1905.  Nr.  34. 

Bueknall,  Two  casee  of  Operation  involving  tbe  thoracic  dact.  Brit.  med.  Joum.  1905. 
Sept.  SO.  p.  809. 

Campbell.  MediaatinRl  Cancer.    Med.  News  1905.  Nov.  11. 

, 'Ceccherelli,  La  chimrgia  dell'  esofago  toraeico  e  addominale.  La cliniea  diirui^c» 
1905.  Faac.  1.    (Übersicht.) 

Clopatt,  Über  einen  Fall  von  Mediaetinaltnmor,  erfolgreich  mit  Röntgenstrahlen  bu- 
handelt.    Deutsche  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  29.  p.  1150. 

Cohn,  M.,  Zur  Pathogeneae  der  kalten  Abszesse  der  Brustwand.  RevisU  de  Chi r.  1905. 
Nr.  8. 

Coley,  Small  round-ceUed  sareoma  of  the  back  sneeesfully  treatsd  hy  the  x-r&y  com- 
bined  with  the  mixed  toxjns  of  erysipetas  and  baoillus  prodigioina.  Anaals  of  eurg, 
1905.  Nr.  5. 

'Därnginsky,  Räsection  räpdtde  de  cOtea  avec  r^seetion  d'one  partie  considärable  de 
la  plävre  et  dn  diaphragme  pour  sarcome  primitif  de  la  plevre.  —  6n4rison  opäratoire 
et  mort  par  räcidive  rapide.     Arch.  gändr.  de  m4d.  1905.  Nr.  32. 
Dudgeon,  Pathologie  der  Thymus.    Journal  of  pathology.  Bd.  IX,  2. 
'Duronz,  Fraetore  de  la  clavicule  avec  emphysäme  sonseatand.    Lyon  mäd.  1905. 
Nr.  28. 
Gangitano,  Dell' intervento  neue  ferite  penetranti  nel  toraee.   Riforma  medica  1905. 

'Qreig,  The  snrgical  treatment  of  empyema.    The  Edinb.  med.  jonrn.  1905.  Oct. 

Hain,  Über  penetrierende  Thorax  Verletzungen.     Zeitscbr.  fOr  Chir.  Bd.  79. 

Hampeln,  Thorakale  OsUalgien.    Beriiner  klin.  Wochenechr.  1905.  Nr.  41. 

Ho  n  land ,  Chronic  paralysia  of  the  intercostal  moscles  aa  a  priroary  cause  of  dropsy. 

The  Lancet  1905.  Oct.  7.  p.  1035. 

*Mckie,  Notes  on  a  case  of  Pneumothorax.    Brit.  med.  Jonrn.  1905.  Dee.  30.  p.  1693. 

Lejara,  L'inSItratioa  ecchymotique  difFose  de  la  face  k  la  snite  des  compreBBions  du 

trone.    La  Semaine  mid.  1905.  Nr.  16. 

Lindstrüm.    Fall    von    rechtasei tigern   Chylothoraz    infolge   Zerreissung   des   Ductus 

thoracicus.    Nordiaht  medic.  Archiv.  Bd.  37.  Abt  I.  Chirurgie.  L.  4.  Nr.  18. 

Magne,  Käloide  prästeruale,     Journ.  de  mäd.  de  Bord.  1905.  Nr.  12. 

Manninger,  Über  dieDelormesche  Operation  beim  Empyem.  Budapeater  kgl.  Arzt*- 

verein.  Sitzung  vom  4.  SI.  1905.    Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  46. 

Hilner,  Die  sogenannten  Stau ungsblutun gen  infolge  Überdrucks  im  Rumpf  and  deaeen 

Terschiedece  Uraacheu.    Dentache  Zeitscbr.  für  Chir.  Ud.  76. 

*Moorhead,  The  Thymus  gland.    The  Practitioner  1905.  December. 


BBttieher,  Verletiaogen  und  chinirgiache  Krankheiten  des  Tborai.  5;<0 

Ü-  'Mocqnot,   E^rasenteDt  da  Ihoru.    FraetareB  multiples  des  oötes  droitea  avec  lägäre 

Olessure  dn  ponmon  droit.    Eclatement  du  poumoa  ganche.     BnU.  et  m^m.  de  la  soc. 

•ti«tom.  de  Paris  1905.  Nr.  4. 
.f.  *NegroDi,  Sopra  un  caao  di  osteoMrcoina  coatale.  Gaizetta  med.  Italians  1904,  N.  6. 

Addo  LV. 
2^.  Ohm,  Ein    Fall  von  Pnenmalhorax  mit  RekatreDslShmnog.    Berliner  klin.  Wochen- 

srbr.  1905.  Nr.  49. 
'23.  'Perair«,  MoUuacnmB  pendaloma  multiples  du  thorax.  Bull,  et  mdm.  de  la  aoe.  anat. 

d«  Paria  1905.  Nr.  6. 

30.  Poenara.  Zwei  FSlle  von  thorako-abdaminalea Wunden.  Reviata  de  Chir.  1905.  Nr.  II. 

31.  'Bedard-Zentler,  Desluxationeräeidivantes  aterno-claricalaires.  Rev.  d'ortbop.  1905. 
Nr.  5. 

3Ii.  Roasi,  B.,  Contribnto  alla  cura  delle  ferite  diaframmaciche.  La  elinica  chirnrgica  1905. 

32.  Silberateitt,  Angeborene  Thoraxdefekte.    Orlho^.  Chir.  1905.  Bd.  157.  1. 

s3.  Stiefter,  Angeborene  Broatmuskeldefekte.    Wiener  klin.  Wochenachr.  1905.  Nr.  13. 

34.  'Tarda,  Thjmushypertrophie.     Jahrb.  f,  Kinderheilk.  IS05.  Nr.  11,  1.      , 

35.  TarDowaky.  Contrecoop  fractare  of  the  atemam.    Ann.  of  Surg.  1905.  Fehr. 

3£,   Taylor,  Operative  interference  in  fractared  clavicle.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Nov.  18. 
37.  Tiegel,   Sollen  die  Operatioueii    in  der  Bmethähle   unter  ADwendang  des  Saaer- 

brachachen   Überdruck-    oder   Unterdrück -Verrahrens   ausgeführt   werden?     Berliner 

Klinik  1905.  Heft  209. 
a.   Orbacb,    Schwielenbildnng   im   Musculus    subscapulsris.     Wiener   klin.    Wochenachr. 

1905.  Nr.  46. 
».   Wendel,  Über  angeborene  Brustmuskel  defekte.     Mitteil,  aus  den  Greuigeb.  XIV,  4. 
40.  Winalow,  A  caee  of  ao-called  tranmatic  asphjxia.    Med.  Newa  4.  II.  1905. 

Nach  ausführlicher  Behandlnng  der  Symptomatologie  der  Zwerchfell- 
verletzDugen  and  der  verscbiedeneQ  für  die  chirurgische  Therapie  der- 
selben ansgedachten  Operationsverfabren  und  nach  Erörterang  der  Frage,  ob 
der  EiDgri£F  von  dem  Abdominalwege  aus  oder  auf  dem  Thoraxweg  vorzu- 
Dehmen  sei,  kommt  Rossi  {31a)  za  dem  Schlüsse: 

Dass  in  den  Fällen  von  Verletzungen  des  Zwerchfells  normalerweise 
na  schrägen ,  parallel  zum  Rippenbogen  auf  der  Seite  der  Verletzung  ver- 
bofenden  und  ein  Zentimeter  unterhalb  desselben  geführten  Laparotomie  zu 
schreiten  sei. 

Oass  in  den  Fällen,  in  denen  die  Tiefe  der  Verletzung  die  Vemähung 
erschwert,  diese  durch  die  über  dem  6.  und  7.  Rippenknorpel  in  der 
farsstemallinie  ausgeführte  Chondrotomie  erleichtert  werden  kann. 

Dass  der  Thorazweg  nur  für  diejenigen  Fälle  von  Zwerchfellverletzungen 
indiziert  ist,  die  von  Läsionen  der  Brusteingeweide  begleitet  sind.  In  der- 
artigen Fällen  ist  das  beste  Verfahren  das  von  Ho  roch. 

Verf.  lässt  die  Beschreibung  eines  klinischen  Falles  von  Zwerchfellver- 
letiQDg  mit  Netzhemie  in  die  Pleurahöhle  folgen,  die  von  ihm  mit  Erfolg 
mit  Laparotomie  behandelt  worden  ist.  R.  Giani. 

Nach  eingehender  Darlegung  der  Symptomatologie  und  der  Diagnose 
des  Haemothorax  traumaticus  zeigt  F.  Gangitano  (14),  wie  nach 
und  nach  in  der  modernen  Chirurgie  der  Grundgedanke  des  Eingriffes  in 
der  Behandlnng  der  penetrierenden  Verletzungen  des  Thorax  die  Oberhand 
gewonnen  und  äussert  sich  dahin,  dass  die  italienischen  Chirurgen  grossen 
Anteil  an  diesem  Fortschritt  der  chirurgischen  Therapie  gehabt  haben. 

Alsdann  weist  er  nach  Besprechung  der  Komplikationen  und  des  Ver- 
laufes des  traumatischen  Hämothorax  auf  die  Gefahren  hin,  denen  man  mit 
der  expektativen  Behandlung  entgegengeht,  sei  es  durch  den  blossen  Ver- 


>40  Jahreabericht  fdr  Cbirargie.    II.  Teil. 

ichlnss  der  äusseren  AVaDde,  sei  es  durch  die  Eotleerirngspunktion  der  endo- 
iletiriscfaen  Blutanaammlong. 

Er  zeigt,  wie  der  chirurgische  Eingriff  die  rationellste  Behandlungs- 
nethode  darstelle,  da  derselbe  gestattet,  die  Ursache  der  Blutung  aafzosuchen 
ind  dieselbe  zu  stillen.  Mit  besonderem  Nachdrack  betont  er  den  Umstand, 
lass  der  gegen  den  chirurgischen  Eingriff  erhobene  Einwurf,  gefährlich  zu 
lein,  eben  da  er  zu  raschem  Eindringen  yon  Luft  in  die  Pleurahöhle  Anl&ss 
;ebe,  keinerlei  Wert  haben  kann,  da  ja  jede  penetrierende  Verletzang  von 
üämatopneumothorax  begleitet  ist. 

Er  erörtert  dann  besonders  die  mannigfachen  Eingriffsverfahrea  und 
lebt  die  Vorzüge  der  Pnenmorrh&phie  hervor,  welche  nach  seiner  Ansicht 
roD  leichter  Ausführung  und  ein  vorzügliches  Blutstillungsmittel  ist. 

Zur  Unterstützung  des  Gesagten  erläutert  er  drei  von  ihm  glücklich 
nit  Pueninorrhaphie  operierte  Fälle  von  penetrierenden  Verletzungen  im 
Cborax,  wobei  er  bei  zwei  derselben  ausgedehnte  Verletzungen  des  Lnngen- 
»renchyms  vorfand,  ohne  dass  Symptome  der  Lungenverletznng  bestanden 
lätten. 

Er  echliesst  in  der  Ansicht,  dass  der  chirurgische  Eingriff  jetzt  mehr 
n  weitem  Massstabe  angewandt  werden  müsse,  ohne  ihn,  wie  Riedinger 
rerlangt,  nur  auf  die  schweren  und  auf  diejenigen  Fälle  zu  beschränken,  bei 
lenen  die  Diagnose  der  Lungenverletzung  gesichert  erscheint.       R.  Giani. 

L  i  n  d  s  t  r  0  m  {21).  Ein  28  jähriger  Arbeiter  zog  sich  ein  schweres 
Trauma  gegen  die  Brust  zu;  ein  Bruch  der  rechten  8.  Rippe  am  Angulus 
icapulae  wurde  konstatiert.  Nach  dem  Unfall  trat  schwere  Atemnot  ein,  die 
infangs  als  auf  Hämotborax  beruhend  gedeutet  wurde,  durch  Punktion  aber 
lieh  als  Hämochylothorax  herausstellte.  Durch  im  Laufe  einiger  Tage  wieder- 
lolte  Thorakozentesen  wurden  im  ganzen  ll'/i  Liter  cbylöser  Flüssigkeit 
intnommen;  schliesslich  wurde  zur  Thorakotomie  geschritten.  Patient  starb 
m  Kollaps  und  die  Obduktion  ergab  eine  Zerreissung  des  Ductus  thoracicos 
mgeföhr  an  der  Stelle  der  gebrochenen  Rippe.  Hj.  von  Bonsdorff. 

In  dem  von  Tarnowsky  (35)  berichteten  Falle  von  Contrecoup- 
^raktur  des  Brustbeines  kam  die  Verletzung  dadurch  zustande,  dass 
1er  Patient  beim  Fall  von  einer  Leiter  mit  dem  Kopf  auf  den  Boden  auf- 
ichlug,  während  gleichzeitig  der  übrige  Körper  sich  überschlug  (einen  Barzel- 
)aum  schlug). 

Es  handelte  sich  also  um  eine  Sternum  -  Fraktur  durch  indirekte 
Gewalt  im  Gegensatz  zu  der  Form,  die  durch  direkte  Vis  nnd  der 
Iritten  Art,  die  durch  Muskelzug  (Wirkung  der  Muse,  recti  nnd  der 
(opfnicker)  entsteht. 

Bei  den  durch  indirekte  Gewalt,  bezw.  Contrecoup  entstandeoen 
Brüchen  liegt  die  Bruchlinie  fast  immer  zwischen  Manubrinm  nnd  Corpus 
iterui.  Die  beim  Zustandekommen  dieser  Frakturen  beteiligten  Faktoren 
leien  folgende:  1.  Beim  Fall  auf  den  Kopf  und  die  Schultern  werden  die 
Hippen  nach  vorn  und  aufwärts  auf  das  Stemum  getrieben.  2.  Hebelwirkang 
les  Schlüsselbeins  besonders  in  den  Fällen,  wo  der  Patient  auf  die  ausge- 
itreckten  Hände  falle.  3.  Der  intrathoracische  Druck  im  Moment  des  Fallens 
ibe  einen  positiven  Druck  auf  die  Thoraxwand  aus.  4.  Die  zweiten  Rippen- 
uiorpel  suchen  wie  ein  Keil  die  Trennung  zwischen  Manubrinm  und  Corpus 
itemi  zu  erzwingen. 


BBtticher,  VerletiuDgea  nnd  chirurgische  ErankheiUn  de«  Thorax.  541 

Nach  den  Untersucbusgen  von  Riviogstoa  existiere  übrigens  nur  in 
*>*  o  aller  Fälle  eine  knöcherne  Ankylose  zwischen  ManQbrinm  und  Corpus 
des  Brustbeins.  In  Wirklichkeit  handele  es  sich  also  gar  nicht  bei  der 
Treonang  an  der  besagten  Stelle  um  einen  richtigen  Bruch,  sondern  nur  um 
eine  Dislokation  (Übereinanderschiebnng  der  beiden  Brustbeinabscbnitte). 
Der  Körper  schiebe  sich  in  85  Vo  der  Fälle  über  dem  Manubrium  hinauf. 

Klinische  Zeichen  seien :  Starker ,  beim  Inspirium  sich  nocli 
steigernder  Schmerz  an  der  Vereinignngsstelle  von  Manubrium  und  Corpus; 
der  Kopf  werde  nach  vom  und  gewöhnlich  auch  nach  der  Seite  gehalten;  in 
der  Höhe  der  2.  Rippe  sichtbare  Auftreibnng  am  Stemum :  Krepitation  sei 
meist  nicht  festzustellen.  Die  Prognose  der  Verletzung  sei  günstig;  in 
b  Wochen  sei  der  Bruch  fest.  —  Bezüglich  der  Behandlung  rät  Tar- 
nowsky  In  der  ersten  Zeit  Opiate  zu  geben  und  den  Kranken  mit  nach 
binteo  übei^ebeugten  Kopf  zu  lagern,  während  zwischen  die  Schulterblätter 
ein  festes  Kissen  geschoben  wird.  —  Nur  selten  sei  man  genötigt,  operativ 
einzDgreifen  (z.  B.  bei  starker  Zyanose,  Dyspnoe,  Mediastin&labezess  etc.). 

Haim  (16)  berichtet  über  49  Fälle  von  penetrierenden  Thorax- 
yerletzungen.  Er  rät  in  schwereren  Fällen,  wo  durch  den  Hämopneu- 
mothorax  ernstere  Störungen  wie  Zyanose,  Dyspnoe,  Vordrängung  der  benach- 
harten  Organe  usw.  hervorgerufen  wurden,  den  Flenraraum  durch  Punktion 
zu  entleeren.  Schaffe  dieses  Verfahren  nicht  genügende  Äbtiilfe,  soll  man 
nach  Resektion  einer  Rippe  die  Pleurahöhle  breit  eröffnen,  tamponieren  und 
Dötigenfalls,  wenn  die  blutende  Stelle  der  Lunge  leicht  zugänglich  sei,  an  dieser 
selbst  die  Blutstillung  vomehmen. 

Die  zwei  von  Poenaru  (30)  mitgeteilten  Fälle  betreffen  zwei  Männer, 
die  Messerstiche  in  das  Hypochondrinm  bekamen.  Das  Diaphragma  war 
verletzt,  in  einem  Falle  auch  die  Milz,  im  anderen  der  Magen.  Exploration 
durch  Laparotomie ;  Naht  der  Müz  und  des  Magens ,  dann  Naht  de& 
Diapbr^mas.     Genesung.  Stoi'anoff  (Vama). 

Die  Dissertation  von  Barthelme  (1)  befasst  sidi  mit  den  Erfab- 
ruDgen  über  Stich-  und  Schussverletzungen  des  Thorax,  die  in 
iler  Strassborger  chirurgischen  Universitätsklinik  in  den  Jahren  1894  bis  1901 
gemacht  worden  sind.  Es  handelt  sich  um  96  schwerere  oder  schwere  Fälle 
von  Stichwunden  [73)  und  Schusswunden  (23).  Von  den  ersteren  waren  35, 
von  den  letzteren  16  penetrierend. 

Die  nicht  penetrierenden  Scbusswunden  sind  im  Gegensatz  zu  den  gleich- 
artigen Stichwunden  gewöhnlich  ungefährliche  Verletzungen,  meist  tritt  in 
aseptischer  Weise  Heilung  ein.  Die  Blutung  war  immer  nur  gering.  —  In 
11  Fällen  von  Stichwunden  bestand  eine  sehr  starke  Blutung. 

Bei  der  Behandlung  der  nicht  penetrierenden  Thoraxwunden 
koDimt  nach  erfolgter  Blutstillung  alles  auf  die  Versorgung  der  Wunde  selbst 
an.  Die  Entscheidung,  ob  eine  Wunde  infiziert  sei  oder  nicht,  sei  bei  Be< 
ginn  der  ärztlichen  Behandlung  meist  unmöglich.  Die  Wundbehandlung  be- 
stand im  Anlegen  eines  aseptischen  Deckverbandes. 

Auch  die  Prognose  der  penetrierenden,  nicht  mit  anderweitigen  Ver- 
letzungen einhergebenden  Brustwunden  ist  im  aligemeinen  eine  günstige.  Auf 
W  Verletzungen  kam  nur  ein  Todesfall.  Speziell  die  Verletzungen  durch  die 
kleine  Revolverkugel  führen  so  oft  zur  Heilung,  dass  man  sie  für  einen  glatten 
Heiinngsverlanf  als  die  Regel  aufstellen  kann.  —  Die  Behandlung  der 
penetrierenden  Stichverletzungen  in  der  Madelungscben  Klinik  beschränkt 


542  JshrdsiwTicbt  fOr  Chirurgie.    II.  T«il. 

eich  darauf,  das  Hinzutreten  weiterer  Schädlichkeiten  zu  verhüten.  Es  wurde 
also  von  einer  Desinfektion  der  Wunde  selbst  abgesehen;  nur  die  Umgebang 
■wurde  gereinigt,  dann  die  Wunde  unter  den  Schutz  eines  aseptischen  Ver- 
bandes gestellt.—  Die  Behandlung  der  Thorazschnaswunden  war  folgende: 
Nach  Anlegung  eines  Okklusivrerbandes  absolute  Bettruhe,  Eisblase,  eventiiell 
subkutane  Morphiuminjektionen ;  bei  schwacher  Herztätigkeit  Kampfer,  Äther, 
Kocbsalzinfusionen.  —  Bei  starkem  Hämothorax  mit  Dyspnoe  Punktion  mittelst 
Aspiration. 

In  zwei  Fällen  war  die  Arteria  mammaria  interna  eröffnet  bei 
gleichzeitiger  Verletzung  der  Pleura,  Lungen  und  des  Perikard.  Beide  Male 
kam  es  zu  einer  starken  Blutung  sowie  zu  einem  grossen  Blutextra vasat  in 
der  Pleura  und  der  Perikardhöhle.  Es  wurde  deshalb  nach  Erweiterung  der 
Wunde  die  doppelte  Unterbindung  der  Arteria  vorgenommen. 

In  zwei  weiteren  Fällen  war  der  Herzbeutel  mitverletzt,  in  einem 
derselben  auch  gleichzeitig  der  Ösophagus. 

Achtmal  war  die  Thoraxverletzung  kompliziert  mit  Perforation  des 
Zwerchfells,  zweimal  war  gleichzeitig  die  Magenwand  durchstossen ,  dreimal 
die  Milz  verletzt.  —  Die  Prognose  der  Zwerchfeltyerletzung  ist  stets  zweifel- 
haft, da  der  Eintritt  von  Baucbeingeweiden  in  die  Brusthöhle  und  die  Mög- 
lichkeit ihrer  Einklemmung  eine  dauernde  Gefahr  bilden;  auch  nach  einge- 
tretener Heilung  kann  sich  infolge  Dehnung  der  Narbe  im  Zwerchfell  immer 
noch  eine  Hernie  ausbilden.  Zwei  von  den  acht  erwähnten  Fällen  verliefeu 
tödlich.  Stets  wurde  operativ  in  diesen  Fällen  vorgegangen,  sobald  Symptome 
da  waren,   die  an  die  Möglichkeit  einer  Zwerchfellverletzung  denken   liessen. 

Die  Mortalität  bei  den  nicht  operierten  Fällen  beträgt  87  "/o,  bei  den 
operierten  Zwerchfellwunden  12<*/o. 

W i n 8 1 0 w  (40)  liefert  einen  Beitrag  zur  Kasuistik  der  traumatischen 
Asphyxie.  Der  betreffende  Patient,  ein  22jähriger  Bursche,  war  von  einem 
Elevator  zwischen  die  Decke  und  den  Boden  des  Aufzugs  gepresst  worden. 
Bei  der  Aufnahme  im  Spital  konstatierte  man  120  Pulse,  40  Atemzüge,  nor- 
male Temperatur,  blutigen  Auswurf,  Bruch  der  4.-6.  linken  Rippe  mit  Haut- 
emphysem. Am  Rektum  fand  sich  eine  Quetschwunde.  Beide  Konjunktiven 
waren  stark  blutunterlaufen.  Am  auffallendsten  war  eine  bläuliche  Verfär- 
bung des  Kopfes  und  Halses,  die  indes  in  der  Höhe  des  Ringknorpels  mit 
scharfer  Grenze  aufhörte.  Diese  Zyanose  bildete  sich  ganz  langsam  zurück. 
Ein  Hautstückchen,  entnommen  der  bläulichen  Haut  des  Halses,  wurde  mikro- 
skopisch untersucht;  man  fand  stark  erweiterte  Kapillargefä^se ,  aber  keiti 
freies  Blutextravasat. 

Borcbardt  (3)  bespricht  in  seinem  Vortrage  über  die  Verletzungen 
des  Rumpfes  (Zyklus  von  Vorträgen  über  ,.Erste  ärztliche  Hufe",  veran- 
staltet vom  Zentralkomitee  für  das  ärztliche  Fortbildungswesen  in  Preussen) 
in  ausführlicher  Weise  die  Verletzungen  der  Brust,  die  Schussverletzungen 
von  Lunge  und  Pleura,  Stich-  und  Hiebverletzungen  des  Herzbeutels  und  Her- 
zens, Herzschüsse. 

Auch  Lejars  (20)  nimmt  an,  dass  die  nach  Thoraxkompression 
beobachtete  diffuse,  ekchymotische  Infiltration  der  Hals-  ond 
Gesichtshaut  und  der  Augenbindehäute  bedingt  sei  durch  aktive, 
auf  kräftiger  Muskelkontraktion  beruhender  Steigerung  des  intraabdominellen 
und  intrathorakalen  Druckes;  es  seien  keine  reinen  Stauungsblutungen. 


BOtticher,   Terletiaogen  und  chirurgische  EiRnkheiten  des  Thorax.  543 

Milner  (24)  berichtet  über  fünf  neue  Fälle  von  Stauungsblutnngen 
infolge  Überdruckes   im  Rumpf,   die  in  der  Berliner  Charit^  znr  Be- 
obachtong  gelangt  sind.  Wie  Milner  meint,  entstehen  diese  Stauungsblutungen 
am    Kopf  und  Hals,  zuweilen  auch  am  Thorax  und  an  den  Armen  hauptsäch- 
lich  dadnrch,  dass  der  starke  Überdruck  in  den  Bumpfhöhlen  (z.  B. 
nach  Rnmpfkompression,  Erbrechen,  Keuchhusten,  bei  Strangulierten  etc.)  zu 
einer  Rückschleudernng   von    V'enenblut   in   das    klappenlose 
\V  urzelgebiet   der  Cava   snperior    führt.     Bei   Rumpfkompressionen 
beruht   dieser   Überdmck   nach   Milner   meist    nicht   allein    auf  einer 
passiven  einmaligen  Kompression  des  Rumpfes,  sondern  es  moss, 
damit  überhaupt  eine  beträchtliche  Rückschleudernng  von  Venenblut  möglich 
sei,  der  Kontusion  meist  eine  reflektorische  Inspiration  mit  nach- 
folgender   Glottisschliessung     und    Anspannung    der    Baacb- 
d ecken   vorausgehen.     Zu   der   Wirkung,   die   die   Kompression  des  so   ge- 
schlossenen Rumpfes  auf  die  in  ihm  enthaltene  Blutmenge  ausübt,  gesellt  sich 
oft  Doch  der  gleich  gerichtete  Einfluss  späterer  Abwehranstrengungen 
der  Eingeklemmten,  durch  die  eine  stark  arterielle  Fluxion  nach  oben  herbei- 
geführt wird,  ferner  ihre  COg-Intoxikation  und  die  mechanische  Behinderung 
des  venösen  Rückflusses.  —  Die   längere  Zeit   hinterbleibende,    dunkelblaue 
Färbung  der  befallenen  Teile  beruht  zur  Hauptsache  auf  nervöser  Stase  infoge 
Überdehnung  der  elastischen  Venen  und  Kapillaren. 

Brauer  (4)  bringt  in  seiner  Publikation  über  die  praktische  Durch- 
führung des  Überdruckverfahrens  eine  Beschreibung  des  von  ihm 
koDstmierten  Überdrnckapparates.  Der  Kopf  des  Operierenden  sowie  die 
Arme  des  Narkotiseurs  werden  luftdicht  in  einen  mit  Glas  gedeckten  Kasten 
unter  Überdruck  gehalten.  Der  Apparat  hat  folgende  Vorzüge:  uneinge- 
scbräukter  Verkehr  zwischen  Operateur  und  Narkotiseur,  Benützung  des 
Roth-Trägerschen  Sauerstoff-Narkoseapparates,  schnelle  Entfernung  des 
i  berdruck  k  astens . 

Tiegel  (37)  kommt  in  seiner  Arbeit;  „Sollen  die  Operationen 
in  der  Brusthöhle  unter  Anwendung  des  Sauerbrnchsöhen  Über* 
druck-  oder  ünterdruckverfahrens  ausgeführt  werdenV  zu 
folgendem  Schlüsse :  Das  Überdruckverfabren  reicht  in  bezug  anf  physiologische 
Gleichwertigkeit  bei  weitem  nicht  an  das  Unterdruckverfahren,  das  fast  ohne 
Abweichung  den  physiologischen  Verhältnissen  angepasst  ist,  heran.  Das 
Überdruck  verfahren  birgt  vielleicht  gewisse  Gefahren  für  den  kranken  Men- 
sehen  in  sich.  Solange  die  Verhältnisse  nicht  geklärt  sind,  könne  bei  ein- 
greifenden Operationen  am  kranken  Menschen  zunächst  nur  das  Unter- 
dnickverfahren  in  Frage  kommen.  Tiegel  will  den  Schluss,  dass  wir  die- 
selben physiologischen  Abweichungen,  die  das  gesunde  Versuchstier  ohne 
Schwierigkeiten  erträgt,  auch  ohne  weiteres  dem  kranken  Menschen  zumuten 
dürfen,  nicht  gelten  lassen. 

Das  Überdruckverfabren  wird,  wie  Tiegel  meint,  ganz  in  Fortfall 
kommen  müssen  oder  wenigstens  an  Verwendbarkeit  hinter  dem  Unterdruck- 
verfahren zurückstehen: 

1.  Bei  allen  Ösophagusoperationen, 

2.  bei  allen  Operationen  an  erkrankten  Lungen, 

3.  bei  allen  Herzerkrankungen, 

4.  bei  Krankheiten  des  Mediastinums  (substernalen  Kröpfen). 


544  Jahresbericht  ftr  Chirargie.    IL  Teil. 

Bei  chronischen  Empyemen  bedient  sich  Manninger  (23)  am 
liebsten  der  Delormeschen  Operationsmethode.  Er  hält  dieselbe 
für  die  idealste  der  bekannten  Methoden  nnd  sucht  den  Grund  dafür,  dass 
sie  yerhältnismä45sig  wenig  Anhänger  hat,  in  angenügender  Ausdauer  und 
mangelhafter  Technik  der  Operateure. 

In  seinen  bisherigen  fünf  Fällen  war  er  mit  den  Erfolgen  äusserst  zu- 
frieden. 

Die  Technik  der  Operation  modifizierte  Manninger  auf  solche  Weise, 
dass  er  zum  Aufklappen  einen  D-förmigen  Thoraxlappen  vorne  und  seitlich 
nimmt,  indem  er  den  Drehpunkt  dieses  Lappens  in  die  Knochen-Knorpelgrenze 
der  durchtrennten  3 — 4  Rippen  verlegt. 

Bei  der  Nachbehandlung  sieht  Manninger  auf  eine  genaue  Drainage 
sowie  auf  eine  entsprechende  Gymnastik  der  sich  dehnenden  Lunge. 

Gergö  (Budapest). 

Schwielenbildung  im  Musculus  subscapularis  ist  nach  Ur- 
bach  (8)  ein  seltenes  Leiden  im  Gegensatz  zu  der  bindegewebigen  Entartung 
des  Musculus  stemocleidomastoideus.  12jähriger  Knabe,  der  seit  zwei  Jahren 
ohne  bekannte  Ursache  an  Schmerzen  in  der  linken  Schulter  leidet,  starke 
Funktionsstörungen.  Rotation,  Ab-  und  Adduktion  im  Schultergelenk  völlig 
aufgehoben.  In  der  linken  Achselfalte  ein  derber,  harter  Strang,  der  von  der 
Skapula  zum  Humerus  zieht.  Jeder  Bewegungs versuch  verursacht  heftige 
Schmerzen.  Bei  der  Operation  durch  Gersuny  sieht  man  den  Musculus 
subscapularis  durch  ein  derbes,  beim  Einschneiden  knirschendes  Narbengewebe 
fast  völlig  substituiert.  Exzision  des  fibrös  entarteten  Muskels.  Wegen  vor- 
zeitiger Entlassung  des  Patienten  war  Feststellung  des  Endresultates ,  insbe- 
sondere spätere  Funktionsprüfung  nicht  möglich. 

Ohm  (28)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pneumothorax  mit 
Rekurrenslähmung,  und  zwar  war  die  linksseitige  Rekurrenslähmung 
alsbald  nach  dem  Entstehen  eines  rechtsseitigen  Pneumothorax  aufgetreten. 
Ohm  nimmt  einen  ursächlichen  Zusammenhang  insofern  an,  als  durch  die 
starke  Verdrängung  des  Herzens  und  Aortenbogens,  um  den  sich  bekanntlich 
der  linke  Nervus  recurrens  herumschlingt,  eine  dauernde  Zerrung  des  Nerven 
statt  hatte,  die  den  Ausfall  der  Stimmbandbewegungen  nach  sich  zog.  Auch 
der  rasche  Rückgang  der  Lähmung  deutete  darauf  hin,  dass  es  sich  um  eine 
durch  Nervenzerrung  bedingte  Parese  gehandelt  habe. 

Hampeln  (17)  unterscheidet  drei  Gruppen  von  thorakalen  Oste- 
algien.  Den  wichtigsten  Typus  bildet  dieOstealgie  des  Corpus  sterni, 
wo  der  Sitz  der  Schmerzen  meist  dem  Niveau  des  2.  und  3.  Rippenpaares 
entspricht.  Die  Krankheitserscheinungen  (anfallsweise  auftretender  Schmerz, 
Oppressionsgefühl,  vasomotorische  Störungen,  Stuhl-  und  Harndrang  etc.)  ent- 
sprechen dem  bekannten  Bilde  der  Angina  pectoris  arteriosklerotischen  Ur- 
sprungs. Stets  sehr  auffallend  war  die  grosse  und  umschriebene  Druck- 
empfindlichkeit des  Sternum  bei  all  diesen  Fällen.  Die  Abgrenzung  gegen 
irradiirte  Schmerzen,  bedingt  durch  andere  Erkrankungen,  gestalte  die  Diffe- 
rentialdiagnose recht  schwierig. 

Als  n.  Typus  schildert  Hampeln  die  Ostealgien  des  Processus 
xiphoideus.  Auch  hier  beobachtet  man  als  Hauptphänomen  spontane,  anfalls- 
weise  auftretende,  epigastrische  Schmerzen  sowie  lebhaften  Druckschmerz  des 
Proc.  xiphoideus.  In  einzelnen  Fällen  dieser  Gruppe  schien  es,  als  ob  eine 
Abhängigkeit  von  arthritischer  Konstitution  vorliege. 


Bstticher,  VerletzangeD  und  chimrgiBche  Sraoklieileii  des  Thorax.  545 

Den  III.  Typus,  Ostealgie  der  falschen  Rippen,  eah  Hampela 
im  häafigst«ii  Tertreten.  Er  ist  gekennzeichnet  durch  Bpontane,  meist  ein- 
seitige, oft  sehr  heftige  Schmerzen  der  hinteren  unteren  Rippengegenden, 
besonders  hei  Bewegungen,  während  das  einzig  objektiv  nachweisbare  Merk- 
Qiai  eine  grosse  Druckempfindlicbkeit  meist  nur  der  Enden  der  11.  oder 
Vi.  Rippe  oder  auch  beider  ist. 

Clopatt  (8)  liefert  einen  Beitrag  zur  Frage  von  der  Einwir- 
knng  der  Röntgenstrahlen  auf  im  Innern  des  Körpers  befind- 
liche Neubildungen.  Es  bandelte  sich  um  einen  38jährigen  Mann,  bei 
dem  durch  Röntgenstrahlen  innerhalb  des  Thoraxraumes  ein  Gebilde  fest- 
gestellt  wurde ,  das  zu  Störungen  der  Respiration  und  Zirkulation  geführt 
hatte.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  handelte  es  sich  um  ein  Lymphosarkom 
US  Mediastinum  anticum. 

Schon  nach  23  Bestrahlungen  waren  Drüsenschwellung,  Venektasien, 
Zjanose  und  Atemnot  unzweifelhaft  zurückgegangen;  bei  Durchleuchtung  er- 
schien der  Schatten  des  Tumors  schmäler  als  vor  der  Behandlung,  —  Die  Be- 
strahlnng  wurde  mit  Intervallen  fortgesetzt;  die  sämtlichen  Beschwerden  wurden 
dadurch  beseitigt;  die  Röntgographie  zeigte  schliesslich  normale  Verhältnisse. 
Wenn  Clopatt  auch  die  Frage,  ob  der  Kranke  dauernd  geheilt  sei,  wejien 
der  Kürze  der  Beobachtung  offen  lässt,  so  glaubt  er  doch  auf  Grund  des 
eben  geschilderten,  jedenfalls  sehr  günstigen  therapeutischen  Resultates  die 
.^QiteDdung  der  Röntgenstrahlen  bei  Lymphosarkomen  des  Mediastinums, 
Jeren  todlicher  Ausgang  bisher  dnrch  keine  Therapie  abzuwenden  war,  aufs 
mmste  empfehlen  zu  müssen. 

ätiefler  (33)  demonstriert  in  der  wissenschaftlichen  Arztegesellschaft 
IQ  Innsbruck  einen  Fall  von  angeborenem  Brustmuskeldefekt. 
1*7 Jähriger  Tischler,  bei  dem  seit  Gehurt  die  sternokostale  und  abdominale 
Portion  des  rechten  Musculus  pectoralis  major  fehlt;  ebenso  der  Muse,  pect, 
minor.     Keine  Funktionsstörungen. 

Ebenso  berichtet  Wendel  (39)  über  angeborene  Brustmuskel- 
liefekte  und  zwar  handelte  es  sich  in  dem  einen  falle  um  doppelseitigen 
Srnslmuskeldefekt  angeborenen  Ursprungs,  in  dem  anderen  um  einen 
U jährigen  Knaben  mit  linksseitigem  Pektoralisdefekt ,  der  walirscheinlich 
erworbener  Natur  —  der  Knabe  hatte  im  4.  Lebensjahre  Diphtherie  über- 
sianden  —  war. 

-Aus  der  Hoff aschen  Klinik  publiziert  Süberstein  (32)  zwei  Fülle 
von  angeborenem  Thoraxdefekt.  L  -Fall:  9jähriger  Knabe.  Das 
liontgenbild  des  Thorax  Hess  erkennen:  Dextrokardie,  Fehlen  der  vorderen 
liögen  der  dritten  und  vierten  linken  Rippe;  die  hinteren  Rippenbögen  enden 
in  der  vorderen  Kapillariinie.  Ausserdem  an  der  linken  Hand  knöcherne 
Antjlose  zwischen  Mittel-  und  Endpbalangen.  —  II.  Fall;  5  Monate  altes 
Madchen,  bei  dem  die  sämtlichen  Rippenknorpel  der  linken  Seite  fehlen;  es 
sind  im  ganzen  nur  7  rudimentäre  Rippen  vorhanden;  diesen  fehlen  wieder 
die  vorderen  Bögen.  —  Der  hauptsächlichste  ätiologische  Faktor  ist  nach 
fill)erstein  in  der  Raumbeengung  des  Uterus  infolge  Mangels  an  Frucht- 
wasser zu  suchen. 

Cohn  (9)  liefert  einen  Beitrag  zur  Pathogenese  der  kalten  Ab- 
'2esse  der  Brustwand.  Die  Mitteilung  basiert  auf  einem  Falle  aus  der 
I'tof.  Jonnescusschen  Klinik.  Cohn  nimmt  eine  pleurale  Ursache  des 
Leidens  an.  Stoianoff  (Varna), 

JihrubBiiefat  fllr  Cblmrgi«  1W5.  35 


546  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Ho  wland  (18)  bringt  die  Krankengeschichte  eines  17jährigen  Patienten, 
bei  dem  sich  infolge  von  Lähmung  der  Interkostalmnskeln  Wasser- 
sucht einstellte.  Im  Anschluss  an  eine  Verletzung  der  Halswirbel  kam  es 
zunächst  zu  einer  Myelitis,  die  ihrerseits  u.  a.  eine  Lähmung  der  Interkostal- 
und  Bauchmuskulatur  hervorrief.  Die  Atmung  wurde  infolge  dessen  nur  noch 
durch  das  Diaphragma  besorgt.  Da  sich  die  oberen  Lungenabschnitte  infolge 
dessen  nicht  mehr  ausdehnten,  kam  es  zu  Stauungen  im  rechten  Herzen,  in 
den  Venen.     Das  Endresultat  war  allgemeines  Ödem  des  Körpers. 

Magne  (22)  stellt  einen  Patienten  vor  mit  einem  Keloid,  das  sich 
in  der  Haut  über  dem  Brustbein  entwickelt  hatte.  7  Jahre  vorher 
hatte  der  Patient  zuerst  eine  kleine  Geschwulst  an  der  erwähnten  Stelle  be- 
merkt; bald  darauf  entwickelte  sich  dicht  daneben  ein  zweiter  Tumor;  beide 
konfluierten  in  der  Folge.  Von  einer  operativen  Entfernung  wird  abgeraten, 
da  man  verschiedentlich  beobachtet  habe,  dass  solche  Keloide  von  selbst  wieder 
verschwinden. 

Dudgeon  (1?)  verbreitet  sich  über  die  normalen  Verhältnisse 
und  die  pathologischen  Veränderungen  der  Thymusdrüse.  Ins- 
besondere berücksichtigt  er  die  primäre  und  sekundäre  Atrophie  des  Organs; 
sie  trete  stets  bei  Marasmus  ein  und  werde  gekennzeichnet  durch  Verdickung 
der  Blutgefässe,  Zunahme  der  Endothelien,  Abnahme  der  Lymphozyten.  Beim 
sogenannten  Thymustod  finde  man  gewöhnlich  neben  einer  Vergrösserung  der 
Thymus  eine  Hypertrophie  aller  lymphatischen  Apparate.  Einen  sicheren 
Schluss  auf  die  Bedeutung  des  Organs  in  den  Fällen  von  Thymustod  will 
Dudgeon  allerdings  auf  Grund  eigener  und  fremder  Beobachtungen  nicht 
ziehen. 

Coley  (10)  stellt  einen  11  jährigen  Knaben  vor,  bei  dem  sich  in  der 
linken  Schulterblattgegend  eine  schnell  wachsende  Geschwulst  gezeigt 
hat,  die  trotz  mehrfacher  Exstirpation  rezidivierte.  Die  pathologisch-anato- 
mische Untersuchung  ergab  ein  Ruhdzellensarkom.  Eine  Bestrahlung 
mit  Röntgenstrahlen  erwies  sich  erfolglos;  erst  als  neben  den  X-Strahlen 
Injektionen  eines  Gemisches  von  Erysipelastoxin  und  Bacillus  pro- 
d  i  giosus  in  die  Nachbarschaft  der  Geschwulst  angewandt  wurden,  verschwand 
der  Tumor. 

Bucknall  (6)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Operationen  am 
Ductus  thoracicus.  Bei  dem  einen  Patienten  kam  es  gelegentlich  der 
Entfernung  eines  tuberkulösen  Drüsenpakets  zu  einer  Verletzung  des  Ductus 
thoracicus.  Sie  blieb  zunächst  unerkannt  und  wurde  erst  entdeckt,  als 
24  Stunden  später  Lymphe  und  Chylus  in  grossen  Mengen  sich  aus  der 
Wunde  ergoss.  Da  der  Lymphstrom  durch  Tamponade  nicht  einzudämmen 
war,  wurden  am  6.  Tag  nach  der  Drüsenoperation  die  zerissenen  Enden  des 
Duktus  freigelegt  und  ligiert.  Der  Lymphausfluss  stand  sofort.  Der  Patient 
ging  8  Wochen  später  an  Miliartuberkulose  zugrunde. 

Im  zweiten  Falle  war  der  Ductus  thoracicus  durch  sekundäre  Drüsen- 
raetastasen  (primäres  Mammakarzinom)  verlegt  und  obliteriert.  Bei  Entfernung 
der  krebsigen  Drüsen  wurde  auch  das  unwegsame  Stück  des  Duktus  reseziert; 
seine  freien  Enden  wurden  unterbunden.  Die  Patientin  lebte  noch  2  ^;«  Jahre 
nach  dieser  Operation.  — 

Nach  Bucknall  ist  also  bei  einer  Verletzung  oder  Resektion  des 
Ductus  thoracicus  eine  Vereinigung  der  Enden  durch  die  Naht  nicht  nur  oft 


Botticher,  Die  Terletxungen  nnd  cbirnrg.  ErBakbeiten  der  Brustdrüse.  547 

unmöglich,  Eondem  auch  überflüssig,  wie  der  Erfolg  der  Unterbindung  in 
itn  beiden  Fällen  beweist.  Man  darf  a,Dnehmen,  dass  sich  nach  Äbbindung 
des  Ductas  thoracicus  hinreichende  Anastomosen  entwickeln,  durch  die  die 
Zuführung  der  Lymphe  in  die  Blutbahn  gesichert  wird. 


Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der 
Brustdrüse. 

Referent:  C.  Bötticher,  Giessen. 

Di«  mit  *  beEeicbaeten  Arbeiten  sind  uicbt  referiert  vrordeo. 

a)  Angeborene  und  entzündliche  StUrungen  der  Brustdrüse. 

1.  'Beer.  Mammary  aypbilis  with  involrement  of  the  axillary  and  eupracUvicular  glauds. 
Uti.  NewB  28.  X.  1»05.  p.  825. 

■  ■.Bobbio,  L.,  Malattia  cistica  della  mammella  e  carciDOma  niainmario.    Giornile  della 

B,  Accademia  di  Medicioa  di  Torino  1905.  Fase.  11. 
Ib.  Cirmelo,  F.,  Tre  casl  di  chirargla  d'  urgenza.     La  cUnics  cbirurgica  1905. 

2.  'Carles,  Sur  an  cas  de  maUdie  kystique  de  la  mamelle.  Jouro.  de  m^d,  de  Bord.  1905. 
Nr.  10.  p.  160. 

3.  'Cl^jat-Eapinaase.    Maladie   de   Paget.    Jonro.   de   mäd.   de  Bord.  1905.   Nr.  23. 
p.  418. 

I.  'Camil-Petit,  Maladie  kjstique  de  la  mameUe.    Bull,  et  mim.  de  Is  soc.  aDal.  de 
Pari»  1905.  Nr.  1.  p.  30. 

h.  Ftiolet,  lebthyosis  circumscripta  der  Areola  mammae.  MQDcb.  med.  Wochenscbr.  1905. 

Nr.  38. 
6.  Birschel,  Pagetscbe  Krankheit.    MQnch.  med.  Wocheoschr.  1905    Nr.  38.  p.  1839. 
'i.  Lang,  DermatDais  epithelialis  (degenerativa)  circnmscripta  eczemiformis.  Pageis  diaeeee. 

Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  13.  p.  330. 
f,  Uasaimi,  Sul  modo  migliore  di   conservare   la   cosmesi  nell'  estirptizione  dei   tumorl 

beni^ni  della  tthiandola  mammatia.     11  Policlioico  aez.  prat.  1905.  Fase.  47. 
9.   Müller,  Über  einige  setlcoe  Falle  von  BrustdiUsenerk rank un gen.    Wiener  klio.  Rund- 

«hau  1905.  Mr.  ö  u.  6. 
10.  —  Über  Mastitis  cbronica  sctofulosa  beim  Kind.    Deutsche  med.  Wochenschr.    1905. 

Nr.  1. 

II.  Ribbert,  Über  den  Pagetkrebs.    Deutsche  med    Wochenschr.  1905.  Nr.  31. 
12.  Scholz,  Mastitis  chron.  scrofal.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  51. 

Vi.  Siebert,  Ober  Mastitis  chronica.    Deutsche  med.  Wochens^^hr.  1905.   Nr.  12.  p.  il2. 

ßobbio  {la)  illustriert  zwei  klinische  Fälle  von  zystischer  Erkrankung 
der  Brustdrüse.  In  jedem  der  Fälle  war  die  Geschwulst  zweiseitig;  in 
dem  einen  bandelte  es  sich  um  zjstische  Fibroadenome,  die,  entfernt,  sich 
Dicht  reproduzierten;  bei  dem  zweiten  hatte  man  es  mit  einem  wuchernden 
zystischen   Adenom  zu   tun,   welches   entfernt  —  bemerkt   der  Verf.  —  sich 


548  Jfthresbencht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

alsbald  in  loco  reproduzierte  und  Metastasen  an  der  Achselhöhle  gab.  Es 
vurde  deshalb  die  Amputation  der  Mamma  und  die  Ausräumung  der  Achsel- 
höhle vorgenommen.  Die  diesmal  dauernde  klinische  Heilang  besteht  seit 
mehreren  Monaten. 

Darin  möchte  Verf.  einen  Beweis  für  die  neoplastieche  Theorie  der 
zyatischen  Krankheit  der  Brustdrüse  sehen.  R.  Giani. 

Drei  Fälle  von  Dringlich keitschirurgie,  die  von  Carmelo  (Ib)  operiert 
wurden:  einer  wegen  Verletzung  der  Mammaria  interna  (Heilung);  einer 
wegen  Verletzung  des  linken  Herzventrikels  (Vemähung;  Tod  am  2.  Tage^; 
ein  dritter  wegen  eines  umfangreichen  in  den  Ösophagus  eingedrungenen  und 
auf  dem  Mundwege  extrahierten  Fremdkörpers  (Gipspteife),         R.  Giani. 

Nach  Bibbert  (11)  ist  der  Pagetkrebs  kein  primärer  H&utkrebs. 
Die  in  der  Epidermis  gefundenen  Zellen  seien  nicht  metamorphosierte  Platten- 
epithelien,  die  als  Grundlage  einer  Krebsentwickelnng  anzusehen  wären; 
sondern  sie  seien  hier  lediglich  vorhanden  als  Ausdruck  eigenartiger  Wachs- 
tumsvorgänge eines  unabhängig  von  der  Haut  in  der  Tiefe  des  Gewebes  ent- 
standenen Krebses,  der  unter  andauernder  Vermehrung  und  Ausbrechung 
der  Epitbelien  nur  aus  sich  heraus  an  Umfang  zunimmt.  Nur  erfolge  in 
diesem  Falle  die  Ausbrechung  nicht  in  geschlossenen  Epithel  verbänden,  sondern 
durch  eine  ungewöhnlich  ausgedehnte  intraepidennoidale  Wanderung  einzelner 
Zellen. 

Nach  Lang  (7)  ist  die  Pagetsche  Krankheit  kein  Ekzem,  wenn- 
gleich sie  entfernt  einem  chronischen  Ekzem  ähnelt;  sie  ist  aber  auch  kein 
Karzinom,  wenn  schon  sie  oft  genug  in  ein  soiclies  übereilt.  Lang  ist 
vielmehr  der  Ansicht,  dass  es  sich  „bei  Pagets  Disease'  um  eine  parasitäre 
Erkrankun|J  der  Haut  von  chronischem  Verlaufe  handelt;  dafür  sprächen 
die  scharfe  Umgrenzung  und  Hächenhafte  Ausbreitung,  die  der  Prozess — da 
wo  er  noch  nicht  in  Karzinom  übergegangen  ist  —  Jahre  hindurch  beibe- 
halte; femer  die  Vorliebe  der  Krankheit  für  gewisse  Regionen,  speziell  für 
die  Brust  Warzengegend. 

Welclier  Natur  der  supponierte  Parasit  allerdings  sei,  lasse  sich  vorerst 
kaum  vermuten. 

Hirschel  (6)  betont,  dass  unter  ,,Pagetscher  Krankheit''  alle 
möglichen  krankhaften  Veränderungen  geführt  würden,  denen  diese  Be- 
zeichnung gar  nicht  zukäme.  Er  schildert  einen  typischen,  histologisch  genau 
untersuchten  Fall;  es  handelte  sich  dabei  um  ein  primäres  Karzinom  der 
Ausführungsgänge  der  Brustdrüse. 

Unter  dem  Namen  Mastitis  chronica  scrofulosa  beschreibt  Müller 
(10)  ein  Krankheitsbild,  das  er  viermal  innerhalb  von  3  Jahren  bei  Kindern 
beobachtet  hat,  die  wegen  allgemeiner  schwacher  Anlafje,  schlechter  hygie- 
nischer und  Er  näh  rungs  Verhältnisse  sich  in  einem  überaus  schwachen  Zu- 
stande befanden  und  bei  solchen,  die  neben  diesen  Verbältnissen  typische 
Zeichen  einer  allgemeinen  Skrofulöse  aufwiesen.  Dieses  Kranksein  ist 
lolgendennassen  charakterisiert:  allmähliche  Schwellong  der  Mammae:  stechende 
Schmerzen  in  der  Brust.  Meist  erkrankt  erst  eine  Brust,  später  die  andere. 
Die  erkrankte  Drüse  ist  hart,  druckempfindlich.  Sekret  ist  nicht  auszudrückfn. 
Wenn  sich  die  äusseren  Verhältnisse  günstiger  gestalten,  der  a]igemeiue 
Zustand  der  Kinder  sich  bessert,  kann  das  Leiden  ohne  Behandiuns  vnn 
selbst  wieder  verschwinden.  Müller  verfügt  nicht  über  histologische  Unter- 
Buchungsresultate,   da  die   Kinder   alle   genasen.     Die  Behandlung  bestand  ia 


Bntticher,  Die  Terletzangen  und  chimrg.  Eramkheit«D  der  BrostdrOae.  549 

faydrotherapen tischen  Massnahmen,  Darreichnng  von  viel  Milch,  Lebertran, 
Phosphor,  von  künstlichen  Eiweisspräparaten.  Auch  sah  er  von  Bepintelnngen 
mit  Tct.  Jodi  sehr  guten  Erl'olg. 

Scholz  (12)  tritt  den  vorstehenden  Äussemngen  von  Müller  entgegen, 
indem  er  meint,  es  liege  hier  gar  kein  neues  Krankheitsbild,  das  den  Namen 
Mastitis  chronica  scrotulosa  verdiene,  vor,  sondern  es  habe  sich  wahrscheinlich 
am  die  schon  seit  langem  unter  dem  Namen  Mastitis  adolescentium 
bekannte  Affektion  gehandelt,  die  nach  Ansicht  von  Scholz  ätiologisch  mit 
den  vermehrten  Blutzußusse  in  ^'e^bindung  zu  bringen  sei,  der  sich  während 
der  Entwickelangszeit  gerade  in  den  durch  die  Geachlechtssphäre  berührten 
Organen  gleichmässig  einstelle. 

Siebert  (13)  sah  diese  Brustdrüsenschwelltmg  bei  Kindern,  die  durch- 
aus keine  Symptome  der  Skrofulöse  aufwiesen.  Er  glaubt  deshalb  nur  von 
einer  Mastitis  chronica  bei  Kindern  sprechen  zn  dürfen.  Das  Leiden 
beruht  nach  Siebert  anf  äusserlicher Irritation,  die  namentlich  durch  grob- 
tnascbiges  Unterzeug  hervorgerufen  werde.  Siebert  sah  Schmerzen  und 
Schwellung  verschwinden,  wenn  er  die  entzündete  Brustdrüse  dnrch  ein 
ständig  mit  Öl  getränktes  Läppchen  schützen  Hess. 

Müller  (9)  beschreibt  in  seinem  Aufsatz:  „Einige  seltene  Fälle 
von  Brustdrnsenerkranknngen  zunächst  4  Fälle  von  der  vorerwähnten 
sog.  Mastitis  chronica  scrofulosa,  sodann  einen  Fall,  wo  er  wegen  hart- 
näckiger,  von  der  Brnstdrüse  nach  den  Nervi  intercostales  und  den  Armen 
ausstrahlender  Nenralgie  nacheinander  die  Ablatio  beider  Mammae  ausführen 
mosste  und  Heilung  erzielte,  endlich  einen  Fall  von  Geschwnlstbildnng  in  der 
Mamma  eines  Mannes  (Adenomyom);  auch  hier  wurde  der  Tnmor  exstirpiert 
imd  der  Patient  geheilt. 

Massimi  (8)  hat  in  einem  Falle  von  Brnstadenom  den  in  der  sub- 
mammären  Fnrche  geführten  Schnitt  angewandt,  worauf  er  die  Drüse  emporhob 
imd  den  Tumor  von  unten  her  mit  ausgezeichnetem  kosmetischem  Erfolg 
exstirpiert«.  Er  empfiehlt  stets  diesen  Weg  in  Fällen  von  benignen  Tumoren. 

R.  Giani. 

b)  Geschwülste  der  Brustdrüse. 

1.  'Bonvrier-Carles,  Sqnirrhe  atropbiqae  nicerä  da  sein  droit.    Joarn.  de  mäd,  da 
Bord.  1905.  Nr.  3.  p.  44. 

2.  Braatz,  Die  operative  Bebandlang  der  GescbwUate  der  weiblichen  Brost    Dentaoli« 
mti.  Wochenechr.  1905.  Nr.  32. 

t.  Übapat-Esehbaeh,  Cancer  dn  sein  traitd  par  la  mdthode  d« Doyen.   Boll.  et  mdin. 

de  la  aoc  de  Chir.  de  Paris  1903.  Nr.  16. 
i  'ClajtoD-GreeDe,  ijome  tamonrs  of  the  breast.    The  Practitioner  1905.  Dec. 
b.  'Cornil-Päraire,  EpithAIioma  tabali  da  seio  trait^  pendaat  10  niois  par  la  radio* 

tb^pie.    Soc.  aoat.  1905.  Nr.  6  et  9.  p.  787. 

6.  *CorDil,  Lipome  da  sein  et  maatite.    Soc.  anat.  1905.  Oet. 

7.  *~  et  Petit,  £pithäliome  canaliculai»  de  la  mamelle.    Bull,  et  mdni.  de  la  boc.  anat. 
de  Paris  1905.  Nr.  2.  p.  108. 

8. Papplllo-äpithäliame  kjstiqne  de  la  mamelle.    BnlL  et  mäm.  de  la  aoc.  anat.  de 

Paria  1905.  Nr.  U.  p.  128. 
}.  —  —  Qaatre  nonvellea  observstiooe  da  Cancer  de  la  mamelle.    Ball,  et  laim.  de  la 

MC.  anst.  de  Paria  1905.  Nr.  2.  p.  137. 
10. OsMome  de  la  inaraelle.    Ball,  et  mäm.  de  la  aoc.  anai  de  Paria  1905.  Nr.  1. 

p.  19. 
IL Chondremea  ossifiä«  de  la  manielle.    Ball,  et  mim.  de  la  soc.  aoat.  de  Paris  1905. 

Nr.  I.  p.  23. 


Jahresbericht  für  Cbirnrgie.    II.  Teil. 

)ftrquier,  A  case  of  fayportraphie  of  Ibe  mammary  gland.    Tbe  Lancet  1905.  July  6. 

lietariche,  Hyaterieche  Geschwületa  der  Maroma.    Ruasiscbee  Arch.  f.    Chir.  1904. 

leatralbl  f.  Chirurgie  1905.  Nr.  8.  p.  206. 

)refdorff,  Eine  Brustwarzen gcscbn-ulat.    Mliucb.  med.  WocbeoBchr.  1905.   Nr.   12. 

Filliatre  «t  Cornil,  Cancer  du  Min  ä  mamelon  r^traiU.   Bull,  et  m£iii.  de  1a  soc. 

nat.  äe  Paria  1905.  Nr.  S.  p.  267. 

iage,  Caacer  of  the  breet  aod  reaults  of  100  operatioDa.    Tbe  joura.  of  tbe  Amer. 

led.  Ass.  1905.  Nov.  11. 

H  andley ,  On  the  mode  of  spread  of  breast  CHOcer.    Glasg.  med.  joaro.  1905.  Nr.  6. 

-  The  disseminatioD  of  mammary  Carcinoma.   The  Lancet  8,,  15.  and  22.  IV.    1905. 
lett,   An   analysia   of  S9  casfs   nf  inoperable   Carcinoma  of  tbe  breast  trested    by 
opborectomy.     Laocet  2:^,  I.  1905.  p.  Ii27. 

leyer,  Willy,  Carciooma  of  the  breast.   Ten  years  experience  with  my  method  of 

adical  Operation.     Tbe  joum.  of  tbe  Amer.  Med.  Abs.  1905.  July  29. 

lichets,   Die   Kastration   beim  Mammaltarziiioni.    HQDcb.  med.  Wochenschr.    1905. 

Ir.  24. 

lonzardo,  G,,  Intomo  ad  nn  caso  epitelioma  mammario.    Policlinico  1905. 

Morestin,  Hypertrophie  mammaire.     Soc.  anat.  190.5.  Nr.  7.  p.  683. 

' —  AblatioD  esthelique  d'nne  tumeur  du  sein.    Soc,  anat.  1905.  Nr.  7.  p.  643. 

Petit,  Sarcomea  de  la  mamelle  cbez  la  cbieoue  et  la  chatte.  Soc.  anat.  de  Paria  1905. 

Ir.  4. 

titter,  Die  Neubildang  von  (..ymphdrSsen  beim  MammakaraiDom.   Deutsche  Zeitscbr. 

,  Chir.  Bd.  79. 

-  Die  Ursache  der  Nekrosen  beim  Mammakarzinom.  Zentralbl.  fOr  Cbir.  1905.  Nr.  30. 
tubesch,  Zur  Kenntnis  der  Oalaktozele.     Prager  med.  Wochenschr.  1905.   Nr.   4. 
ichinzinger.  Des  Karzinom  der  Mamma.    Mfinch.  med.  Wochenschr.  1905.   Nr.  36. 
ichwarz.  Statistik  und  Behandlung  der  Mammakarzinome.    Brunssche  Beiträge, 
td.  46.  Heft  3. 

Ichrüder,  Zur  Danerheilung  des  Brustkrebses.     Branascbe  Beitrüge.  Bd.  45. 
letti,  Giovanni.  Carcinoma  recidivante  della  mammella   cod  metastasi  nella    fossa 
osterioie  della  baae  del  cranio  e  compartecipazione  del  ponU  di  Yarolio.  Rivista  yeneta 
li  scienze  mediche  1905.  Nr.  8. 

ibeild  and  Jones,  Mammary  Cancer.    The  Lancet  1905.  Nr.  4290. 
iteinthal,  Zur  Dauerheilung  des  Brustkrebses.     Brunssche  Beitrage.  Bd.  47. 
itrasser,  Scbleimkrebs  der  Mamma  mit  Hämorrhagien.    Wiener  klin.  Wochenschr. 
905.  Nr.  23. 

Ritter  (27)  berichtet  über  Untersuchungen,  die  er  angestellt  hat  zur 
ng  der  Frage  nach  den  Ursachen  der  Nekrosen  beim  Mamtna- 
zinom.  Ritter  fand,  dass  die  Nekrosen  in  j e d e m  Karzinom  der  Brust- 
B  und  der  Lymphdrüsen  auch  in  dem  frühesten  Stadium  anzutreffen  sind, 

sie  immer  im  Zentrum  der  Karzinomherde  liegen,  dass  das  Krebsge- 
I  ganz  allmäblicli  in  das  nekrotische  Gewebe  übergeht.     Nie  findet  sich 

chronische  Reaktion  um  die  Earzinomherde  herum.  Hieraus  schliesst 
ter,  dass  es  sich  nicht  um  eine  akute,  sondern  nur  um  eine  chronische 
.digung  handeln  könne,  die  dauernd  wirke.  Als  solch  einen  dauernden 
digenden  Reiz  im  Innern  unseres  Organismus  kennen  wir  aber  bislang 
einen  einzigen,  den  parasitären.  Die  Nekrose  ist  nach  Ritters  Ansicht 
der  Ort,  wo  die  nekrotisierende  Kraft  ihre  Wirkung  ausübt,  das  Kar- 
n  aber  sei  die  Reaktion  des  Körpers  gegen  das  nekrotisierende  Gift. 

Handley  (18)  teilt  aus  dem  Krebslaboratorium  des  Middlesex  Ho- 
lIs  seine  Erfahrungen  und  Untersuchungsergebnisse  über  die  Verbrei- 
gswege  des  Brustdrüsenkrebses  mit.  Ein  Mammakarzinom,  das 
n  über  die  Umgrenzung  der  Brustdrüse  hinausgegangen  sei,  finde  zunächst 
)  weitere  Ausbreitung  in  der  tiefen  Faszie.  Durch  die  dicke  Brustwand 
le  die  Pleura  hinreichend  geschützt  gegen  die  Invasion  des  Krebses,  nicbt 


BCtticher,  Die  VerletzaDgen  und  Chirurg.  Erankheiteii  der  Brustdrüse,  551 

aber  das  Peritoneam,  das  namentlich  an  der  Spitze  des  Processus  ensiformis 
nnr  durch  eine  ganz  dünne  Bindegewebsschicbt  vom  faszialen  Lymphplexus 
gelrennt  sei.  Durch  das  Übergreifen  des  Karzinoms  von  den  Lymphbahnen 
der  tiefen  Faszie  auf  die  subserösen  Lymphbahnen  der  Pleura  und  des  Peri- 
TODeums  ent^stehen   aber   die  viszeralen  Metastasen.     (Epi gastrische  Invasion.) 

Handley  hält  es  deshalb  für  geboten,  die  tiefe  Faszie  in  möglichst  grosser 
AuaiehnuDg  zu  exstirpieren,  und  zwar  dadurch,  dass  man  den  gewöhnlichen 
Schnitt  ca.  2  Zoll  nach  abwärts  über  die  Linea  alba  verlängert  und  nun  die 
Faszie  bis  za  einer  2  Zoll  unterhalb  des  Processus  ensiformis  gelegenen  Hori- 
zoutale  entfernt.  —  Es  sei  dies  erheblich  wichtiger  als  ausgedehnte  Entfer- 
nung von  Haut  und  Muskeln. 

Ritter  (26)  bat  sehr  häufig  bei  verschiedenen  Karzinomen 
Lymphdrüsen  gefunden,  von  denen  man  annehmen  musste,  dass  sie  erst 
iu  Bildung  begriffen  waren.  Sie  linden  sich  neben  derberen  Drüsen,  grenzen 
<Lcb  zwar  änsserlich  ebenfalls  von  der  Umgebung  scharf  ab,  machen  aber 
mehr  den  Elindruck  von  entzündeten  Lymphdrüsen.  Beim  Durchschnitt  findet 
man  statt  einer  ausgebildeten  Lymphdrüse  nur  ein  kleines,  ganz  wenig  Lymph- 
driisengewebe  enthaltendes  Fettläppchen.  Es  handelt  sich  dabei  nicht  um 
verstreute  Krebsherde  im  Fettgewebe;  meist  ist  überhaupt  keine  Spur  von 
Kr«bsgewebe  mikroskopisch  zu  entdecken;  ebensowenig  handelt  es  sich  nm 
tJDfache,  kleinzellige  Infiltrationen  im  Fettgewebe.  Man  muss  vielmehr  an- 
nehmen, dass  es  sich  um  Lymphdrüsen  bandelt,  die  sich  erst  durch  Umwand- 
lung eines  Fettläppchens  im  Lymphdrüsengewebe  bilden  und  entwickeln. 
Ritter  sieht  im  Gegensatz  zu  Bayer  die  Ursache  der  Neubildung 
von  Lymphdrüsen  nicht  in  der  Stauung,  die  durch  Unwegsamkeit  der  anderen 
Lymphdrüsen  bedingt  wird,  sondern  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  diese 
Drüsen  neu  bil  düngen  nichts  anderes  seien,  als  die  erste  Reaktion  des 
Korpers  auf  die  Karzinom-Invasion. 

Rnbescb  (28)  publiziert  einen  Fall  von  Galaktozele.  Bei  einer 
25jiklingen  stillenden  Frau  kam  es  im  dritten  Monat  nach  der  Entbindung 
zur  Bildung  eines  zystischen  Tumors  der  Brustdrüse.  Wegen  Verdachtes, 
dass  es  sich  um  ein  Zystosarkom  handele,  Ämputatio  mammae.  Die  Unter- 
suchung ergab  ein  intrakanalikuläres  Fibrom  nahe  der  Brustwarze,  das  infolge 
dts  durch  das  Stillen  bedingten  Reizes  stärker  gewachsen  war  und  durch 
Kompression  der  Milchgänge  Veranlassung  zur  Entstehung  der  zystiscben  Ge- 
Echvulst  gegeben  hatte. 

Nach  Dieterichs  (13)  wird  der  Austoss  zur  Entwickelung  hysteri- 
scher Geschwulste  in  der  weiblichen  Brustdrüse,  also  in  einem 
Organ,  das  in  mannigfachsten  Beziehungen  zu  dem  Genitaiapparat  steht,  am 
bäuSgsten  gegeben  durch  irgendwelche  Affektionen  der  Geschlechtsteile.  Sodann 
kommen  Traumen  in  Frage,  die  schon  an  und  für  sieb  die  Aufmerksamkeit 
der  betreffenden  Franen  auf  die  Mamma  lenken.  Es  werden  drei  einschlägige 
Beobachtungen  mitgeteilt,  wo  stets  während  der  Menses  das  Hervortreten 
oder  eine  stärkere  Anschwellung,  be/w.  erhöhte  Schmerzhaftigkeit  der  Ge- 
schwulst bei  den  hysterischen  Patientinnen  beobachtet  wurde. 

Darquier(12)  beobachtete  bei  einer  35  Jahre  alten  Frau  eine  kolos- 
sale Hypertrophie  der  Brüste,  bedingt  durch  ein  diffuses  Fibrom.  Die 
amputierten  Mammae  wogen  10  bezw.  13  Kilo. 

Dreydorff  (14)  exstirpierte  aus  der  Brustwarze  einer  32jährigen 
Frau  eine  seit  acht  Jahren  langsam  gewachsene  Geschwulst,  die  bei  der  histo- 


JahrcBbericht  tlir  Cliirurgie.    II.  Teil. 

iclien  Untersuchung  sich  als  Fibroma  pendulntn  erwies,  das  von  der 
stwarze  seinen  Ausgang  genommen  hatte. 

Der  von  Strasser  (35)  mitgeteilte  Fall  von  Schleimkrebs  dsr 
mma  war  in  diagnostischer  Beziehung  besonders  interessant.  Er  täuschte 
st  ein  einfaches  Hämatom  der  Brustdrüse,  bezw.  eine  Mastitis  vor.  IHe 
^nose  wurde  erst  durch  die  histologische  Untersuchung  eines  durch  Prolw^ 
äion  exstirpierten  Stückes  gesichert. 

Schleimkrebse  der  Brustdrüse  sind  nach  Strasser  relativ  selten : 
imonds  stellte  1884  20,  Lange  1896  75  Fälle  von  Carcinoma  gelatinosum 

Die  Cornil-Petitschen  Mitteilungen  {8 — 11)  haben  sämtlich  nur  ka- 
tisches Interesse;  sie  betreffen  Mitteilungen  über  Krebs  der  Brustwarze, 
;om  und  ossifiziertes  Chondrom  der  Brustwarze  etc. 

Giovanni  Setti  (32).  Mitteilung  der  Krankengeschichte  einer  Patientin. 
;he  im  Jahre  1893  die  Exstirpation  einer  Brustdrüse  erfuhr  mit 
leerung  der  Achselhöhle  wegen  einfachen  Karzinoms.  Im  Jahre  1900 
de  sie  wegen  lokalen  Rezidives  einer  weiteren  Operation  unterzogen, 
h  der  zweiten  Operation  trat  ein  Tumor  in  der  vorderen  seitlichen  Brust- 
on  der  linken  Seite  auf;  der  linke  Arm  wurde  ödematös  und  zum  Sitze 
stechenden  Schmerzen  und  Parästhesien.  Die  Frau  wurde  behandelt  mit 
linchlorid  (Behandlung  nach  Jaboulay),  jedoch  nahm  die  Geschwulst  an 
sse  zu,   ulzerierte   mit  übelriechenden  Sekretionen.     Einstellung  der   Kur. 

Im  September  1900  bekam  die  Kranke  Erbrechen,  welches  sich  ohne 
el   durch   drei  Monate   hindurch   fortsetzte  und  ohne  Ekel  oder  sonstiges 

einstellte.  Keine  Hämatemese.  Cephalaea  occipito-frontalis;  geistig 
Mal,  Gedächtnisschwäche;  Geruchsinn  integer;  Geschmack  auf  der  hinteren 
genhälfte  abgeschwächt;  Trübung  des  Gesichts;  Lähmung  des  rechten 
lucens;  Aufhebung  des  Gehörs  auf  der  rechten  Seite;  sprungweise  Parä- 
isien,  Hypoästhesien,  Anästhesien,  vorwiegend  auf  der  linken  Körper- 
te ;  schliesslich  Lähmung  des  Facialis  dextr.  und  des  linken  Beines; 
wierigkeiten  beim  Schlucken;  innere  Organe  gesund;  Exitus  im  Dezember 
0  in  Koma. 

Nach  einigen  Betrachtungen  stellt  Verf  die  Diagnose  auf  Gehirn- 
aor  und  wegen  des  Bestehens  von  Lähmungen  mit  dem  Charakter  der 
pherischen   des   6.,  7.,  8.,  9.,  10.  Paares   denkt   er   an  Tumor   der   Base, 

zwar  in  der  Fossa  endocranica  posterior;  durch  den  Umstand  der  Stö- 
gen  der  Schädelnerven  rechts  und  des  linken  Beines  (abwechselnde  Henii- 
[ie  Gublers)  gelangt  er  zu  dem  Sitze  desselben:  rechte,  untere, 
tliche  Hälfte  der  Brücke;  in  bezug  auf  die  Natur  desselben  denkt 
m  Carcinoma.     Die  Sektion  konnte  er  nicht  vornehmen.      R.  Giani. 

Braatz  (2)  äussert  sich  zur  Frage  der  operatiTen  Behandlang 
'  Geschwülste  der  weiblichen  Brustdrüse.  Er  rät  bei  unklarer 
gnose  von  einer  Probeinzision  ab.  Man  möge  über  die  Natur  der  Krebs- 
ne  denken  wie  man  wolle,  —  praktisch  sei  zu  verhindern,  dass  wir  mit 
in  die  Operationswunde  verunreinigen.  —  Man  muss  femer  unbedingt 
angen,  dass  jeder  Knoten  aus  der  Brost  entfernt  wird,  auch  wenn  er 
artig  ist.  Die  kleine  Operation  stehe  zu  der  möglichen  Gefahr,  die  später 
X  Amputation  bestehen  bleibe,  in  keinem  Verhältnis. 

Braatz  verwirft  die  Schleichsche  Lokalanästhesie  absolut  bei 
zinom,  empfiehlt  sie  aber  als  eine  ausgezeichnete  Methode  bei  der  Exstii^ 


Botticher,  Die  Verletzungen  und  cbirarg.  Ersokbeiten  der  BroatdrUae.  503 

pitioD  Too  gntartigen  Bnistknoten.  —  Bei  weit  vorgeschrittenen  Scirrhen  der 
pta  alten  Franen  siebt  Braatz  in  der  Regel  von  eintir  Operation  ab;  er 
dringt  aber  darauf,  dass  der  ulzerierte  Krebs  unter  einem  gut  deckenden 
Verbände  gebalten  wird. 

Braatz  empfiehlt  sodann  eine  besondere  Schnittfiihmng;  die  viel  an- 
^trandte  Methode  von  Th.  Kocher  lege  zwar  die  Axillaris  und  Subclavia 
füt  frei,  gestatte  aber  nur  schwer  den  Zugang  zu  den  lateral  gelegenen  tiefen 
Drusen  (Subskapulardrüsen).  Über  die  Braatzsche  Schnittführung  siebe  Ori- 
ginalteit.  Grossen  Wert  legt  Braatz  nach  erfolgter  Wundheilung  auf  Arm- 
Übungen,  die  mit  einem  KruclcGtock  in  einfachster  Weise  auszuführen  sind. 
Schröder  {31}  befasst  sich  in  seiner  Arbeit  mit  der  Frage  der  Dane r- 
beÜDug  des  Brustkrebses.  Zu  Grunde  gelegt  ist  das  Material  der 
Röitocker  Klinik  während  des  Zeitraumes  von  1876 — 1901.  Es  handelt  sich 
um  ^7  Fälle.  Die  Operation  an  sich  bedingte  4,61  Vo  Mortalität.  182  Patien- 
linnen  gingen  an  Krebsmetastasen  oder  Krebsrezidiv  zugrunde.  In  21,b''lQ  der 
'ijWe  wurde  eine  sicher  erwiesene,  über  drei  Jahre  dauernde  Heilung  erzielt. 
Aus  der  Grazer  Klinik  liefert  Schwarz  (30)  eine  statistische  Arbeit 
ülier  Behandlung  der  Mammakarzinome.  Von  1896 — 1904  wnrden 
if'^ä  Fälle  operiert;  infolge  des  operativen  Eingriffs  starben  20  Kranke  (6,90;o). 
—  In  14,51  "/o  der  Fälle  war  am  Ende  des  dritten  Jahres  kein  Rezidiv  ein- 
getreten; ohne  lokales  Rezidiv  starben  vor  Ablauf  des  dritten  Jahres  4,3 '*/'>■ 
ubne  Lokalrezidiv  blieben  45,65''/o.  —  In  8  Fällen  waren  auch  die  sapra- 
kbtikulären  Drüsen  erkrankt  und  mnssten  ausgeräumt  werden. 

Steinthal  (34)  berichtet  über  Danerheilung  des  Brustkrebses. 
Von  99  Kranken  leben  33  rezidivfrei  länger  als  3  Jahre;  Rezidive  wurden 
^3mal  beobachtet;  an  dem  Eingriff  starben  2,  an  interkurrenter  Krankheit 
1  Patientin.  Nach  dem  3.  Jahre  wurden  nur  3  Rezidive  beobachtet.  Früh- 
leiiige  Diagnose,  frühzeitige  Operation  —  von  diesen  beiden  Faktoren  hängt 
dss  Beil  der  Kranken  ab. 

Gage  (16)  hat ,  nachdem  er  bei  der  Operation  des  Carcinoma 
mammae  auch  den  Pektoralis  mit  fort  nahm,  bessere  Heilungsresultate 
emelt  als  in  der  früheren  Periode,  wo  er  den  Muskel  znrückliess.  Er  be- 
richtet über  62  Operationsfälle.  Von  38  Frauen  sind  15  länger  als  3  Jahre 
'dn  Rezidiv  verschont  geblieben.  Etwa  in  50  7o  der  Fälle  macht  sich  das 
Keiidiv  bereits  innerhalb  der  ersten  12  Monate  nach  der  Operation  be- 
mckbar. 

Eine  kombinierte  Behandlung  bei  Brustdrüsenkrebs,  be- 
stehend in  nochmaliger  Operation  nnd  Belichtung  mit  Röntgenstrahlen,  wurde 
TonSheild  (33)  und  Jones  angewandt  bei  einer  Frau,  die  bereits  wegen 
Carcinoma  mammae  operiert,  aber  von  neuem  erkrankt  war.  Ausheilung  der 
nlferierten  Stellen  und  Zurückbildung  der  sekundär  erkrankten  Lymphdrüsen 
vurden  erreicht. 

Chaput-Eschbach  (3)  stellte  eine  Patientin  mit  Brustkrebs  vor, 
beider  die  Doyensche  Behandlungsmethode  absolut  keinen  Erfolg 
gehabt  hat.  Die  betreffende  Kranke,  bei  der  das  Mammakarzinom  von 
Cbipnt  für  inoperabel  erklärt  worden  war,  begab  sich  zu  Doyen;  vier  In- 
jelnionen;  darauf  Operation  des  rechtsseitigen  Brustkrebses;  dann  weitere 
^Einspritzungen.  Als  Chaput  die  Patientin  wieder  sah,  konstatierte  er: 
starkes  Erythem ,  ausgedehnte  krebsige  Infiltration  der  rechten  Brust-  und 
Achselbi)hlengegend,  fortschreitenden  Kräfteverfall. 


554  Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Michels  (21)  hat  in  3  Fällen  wegen  Mammakarzinom  die  Oophor- 
ektomie ausgeführt  und  zwar  anscheinend  mit  recht  günstigem  Erfolge.  Er 
kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 

Die  Oophorektomie  sei  bei  einer  Anzahl  von  inoperablen  und  rezidi- 
vierenden Mammakarzinomen  ein  vortreffliches  Palliativmittel ,  das ,  ohne 
wesentliche  Gefahren  zu  bedingen,  das  Leiden  lindern,  das  Leben  verlängern 
kann.  Die  im  Alter  von  40—47  Jahren  stehenden  Fälle  eignen  sich  am 
besten  für  die  Operation.  Nach  der  Menopause  oder  nach  dem  Auftreten 
innerer  Metastasen  sollte  die  Oophorektomie  nicht  mehr  ausgeführt  werden. 
Wirkliche  Heilung  ist  allerdings  von  der  Operation  nicht  zu  erhoffen. 

Wo  es  immer  technisch  möglich  sei,  sollten  Rezidivknoten  und  Drüsen 
vor  oder  gleichzeitig  mit  der  Oophorektomie  entfernt  werden. 

Schinzinger  (29)  erinnert  an  seinen  schon  im  Jahre  1889  gemachten 
Vorschlag,  dass  man  bei  Mammakarzinom,  besonders  ganz  junger  Frauen 
mit  der  Entfernung  der  Ovarien  nicht  warten  soll,  bis  Ulzeration, 
Rezidive  und  Metastasen  einen  Brustkrebs  inoperabel  gemacht  haben,  sondern 
dass  man  unmittelbar  nach  sichergestellter  Diagnose  bei  Individuen  vor  der 
Menopause  die  Kastration  anraten  und  durchführen  soll. 

Allerdings  ist  Schinzinger  selbst  bei  seinem  beschränkten  Material 
noch  nicht  in  der  Lage  gewesen,  seinen  Vorschlag  betreffend  die  Kastration 
durchzuführen. 

Lett  (19)  vermag  über  99  Fälle  zu  berichten,  wo  wegen  Carcinoma 
mammae  die  Oophorektomie  ausgeführt  worden  ist.  Davon  erfuhren 
23,2%  der  Fälle  erhebliche,  13,2  7o  etwas  Besserung.  Von  75  Patientinnen, 
die  vor  dem  50.  Lebensjahre  der  Operation  unterzogen  wurden,  fanden  sogar 
41,3  ^/o  entschiedene  Besserung.  Diese  bestand  in  günstigen  Fällen  in  Besse- 
rung des  Allgemeinbefindens,  Nachlass  der  Schmerzen,  Verkleinerung  oder 
Schwund  der  Geschwulst,  Ausheilung  ulzerierter  Partien  und  Verlängerung 
des  Lebens,  die  in  15  hoffnungslosen,  inoperablen  Fällen  1 — 4V»  Jahre  aus- 
machte. Eine  Frau  ist  wohl  nach  Schwund  des  Krebstumors  als  geheilt  an- 
zusehen, da  sie  mehr  als  5  Jahre  nach  der  Oophorektomie  gesund  geblieben 
ist.  Am  meisten  Erfolg  verspricht  die  Oophorektomie  bei  Frauen  im  45. — 50. 
Lebensjahre.  Durch  gleichzeitige  Thyreoidinbehandlung  scheint  der  Erfolg 
der  Oophorektomie  erhöht  zu  werden. 

Monzardo  (22)  berichtet  einen  Fall  von  Epitheliom  der  rechten 
Brustdrüse  bei  einer  Frau,  bei  der  die  ganze  rechte  Körperhälfte  be- 
deutend weniger  entwickelt  war  als  die  linke.  Da  der  Krebs  unoperierbar 
war,  nahm  Monzardo  bei  der  Frau  die  Exstirpation  der  Ovarien  vor. 

R.  Giani. 


bnls,  Verletzungen  und  chirucg.  Erankheiten  der  Pleura  und  Lunge. 


Verletzungen  und  ehirurgisehe  Krankheiten  der  Pleura 
und  Lunge. 

Referent:  J.  Schulz,  Barmen. 

Die  mit  *  bezeichneteo  Arbeiten  sind  nicht  referiert. 

I.  Pleura. 

\.  'Allan,  Case  of  pneumotborax.    Qlaagow  med.  Journ.  1905.  Not.  p.  37&. 

i  Biumler,  Über  ein   eigen tttmlichea  Auftreten   tympanitiBcher  ScbRllbezirke   im  Gebiet 

der  FlOaeigkeitsansBinmlaDg  bei  Sero-  nod  Pjropneumothorax.    Deutsches  Archiv  fSr 

klin.  Medizin  1905.  Bd.  84. 
':  'Barth,  Über  die  Bebandlung  eines  Thorax  empjems  mittelst  der  MQllerschen  Daner- 

kiBüle  etc.     MDucbener  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  39. 
i.  Sichler,  Kio  Fall  von  Fremdkörpern  im  Grustfellsack.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905. 

.Sr.  22. 
'i.  Boioet,  IndicatioDS  de  la  tboracocent^Be  eana  nspiration.   Arch.  gän^r.  de  mäd.  1905. 

Cül2. 
i.  'Broadbent,  Interlobar  empyeron.    The  Practit.  Febr.  1905. 
7.  'Chanffard-Liedericb,   Ua  caa  de  tumenr  gazeuse  aus  et  eous-clavicukire.    La 

Semaine  m6d.  1905.  Nr.  20  et  28. 
^.  ' Les  irr^galit^s  pupillairea  dans  las  plenr^es  avec  äpancbement.   Arch.  g,6a.  de 

med.  1905.  Nr.  10. 

9.  'Berjashiuski,   Zweimalige  Rippenresektion  wegen  einea  primSreu  Pleurasarkoms. 
Wiener  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  14. 

10.  'Bevic-Chalier,  Un  cas  d'empfime  sons-phränique.  Lyon  med.  1905.  Nr.  20.  p.  1065. 

11.  ßnerfler,  Beitrag  zur  Behandlang  der  Pleuritis  axsodativa  im  Verlaufe  der  Lungen- 
toberknlose.    Deataches  Arcb.  f.  klin.  Med.  1905.  Bd.  84. 

II  'Bnrand,  Pteoräsie  purulente  diaphragmatique  enkystde.    Lyon  m4d.   1905.  Nr.  30. 

p.  90. 
U.  'Edington,  Thickening  of  tbe  ribe  in  chronic  empyema.    The  Qtaagoir  med.  Journal 

l«Jä.  May, 
IkTederici,  N.,  Sulla  importaoEa  ed  efficacia  della  puntura  esplorativa  netle  raccolte 

pl«uricbe  essudative.    Gasietta  degli  ospedali  e  delle  clinicbe  1905.  Nr.  88. 
U.  Fernel,  Dem  cas  de  plenräsies  mädiastinale,  trait^es  et  gu^ries  par  la  thoracotomie. 

Bullet,  de  l'acad.  de  m«d.  1905.  Nr.  31. 
\h.  'FriedlSnder,  Zur  Behandlung  plenritischer  Schwarten.  Wiener  klin.  Rundschau  1905. 

Nr.  6. 
IS.  6«illard,  Les  formea  cliniques  du  pneomothorax.    Gas.  des  U&p.  1905.  Nr.  35  et  38. 
I'-  Gmgttaoo,  Dello  interventa  nelle  ferite  penetranti  del  torace.  Riforma  medica  1905. 

Nr.  34  n.  35. 
li  Gery,  C.  ie  et  Q.  Fovin,  Pbysiologie  pathologique  de  l'hömatome  pleural.  Revue  de 

Chir.  1905.  XXV.  ann.  Nr.  1. 
U.  '(iirgolBW,  Brusthöhlen empy am  und  aeine  operat.  Bebandlung.  Russk.  Wratsch  1904. 

IS,  9. 
%  'Godlee,  Shifting  dulness  and  its   importance  in  connexion  with  surgicat  diseases. 

LiDcet  25.  n.  1905. 
S.  Oriffon,   Pnenmonie  k  r^idive,    abc^s   pneumococciques,   cafäiniques   räcidives.     Bull. 

<t  m£m.  de  la  soc.  miä.  des  hOp.  de  Paris  1905.  Nr.  24. 


JahreBbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

"Hellin,  Doppeltet  Empyem.    Berliner  klin.  WocbeDscbr.  Nr.  45. 

Lemoine   et  Oallois,  La  pleurösie  bleDDOirhngique.    Revae  praC.  des  arg.  genito- 

Win.  1905.  Nr.  7. 

Loriind,   Beiträge    zur  Kenntnia   der  Pleursechinokokkea  im  Eindesalter.     Budapest) 

OrTOsi  üjsäg  1905.  Nr.  23. 

'LoTe.Leitech,   Two   cases   of  iotratborscic  tnmour.    Glugow  med.  Journal  190-J. 

Nr.  ].  p.  88. 

Uartiua,  A.,  Zur  Bebaudlung  des  PleuTaempyenia.    Deutsche  Zeitscbr.  fOr  Cbirurgie 

Bd.  78.  p.  583. 

'Mathews,  A  case  of  localised  empyeioa  elc,    The  Practit.  Febr.  1905. 

Uilner,  Die  sogenaoiiten  Staun ngsblatun gen  infolge  Oberdrucks  im  Rumpf  und  deren 

rerscbiedene  Ursachen.     Deutsche  Zeitscbr.  f.  Chirurgie  1905.  Bd.  76.  Heft  2  u.  3.   p.  tb. 

Uoore,  Pleurisy:  its  psthology  etc.     Lancet  10.  VI.  1905. 

Uoro,  G.,  La  Hcissione  idroJitica  della  monobutirrina  come  metodo  di  differenziazione 

fra  easudati  e  tranaudati.     La  clinica  cbirurgica  1906. 

Uosbeim,  Die  HeilangaauBsicbten  der  Lungentuberkulose  bei  aponlaDein  und  kQiisl- 

liebem  Pneamolborax.     Beitrage  zur  Klinik  der  Tuberkulose  1903.  Bd.  IIL  Heft  5. 

Peniold,  Über  die  Heilung  des  tu berku lösen  Pjapneumotborax.  Deutsches  A.rcbiv  für 

klJD   Med.  1905.  Bd.  84. 

'Pringle,  The  treatment  of  eropyema.    Brit.  med.  journ.  15.  IV.  1905.  p.  811. 

Regnault,  Fistales  pleuro-sous-cutau^oa  et  abcäa  etc.    Arch.  g6a4t.  de  m4d.  1905 

Dab.  12. 

'Sameleon-Eliwansky,  Eid  Beitrag  zur  Kenntnia  der  Hamm azyateu  mit  batterShn- 

[ichetn  Inhalt.    Virchowa  Arch.  179.  1. 

'Skoda,  PneDmothorax.   Wiener  med.  Presae  1905.  Nr.  50. 

'Steele,  Schede'a  Operation  for  empyema.    Ann.  of  Sarg.  1905.  Nov. 

ätinelli,  Ferite  penetrant!    del   torace   senza   lesjone  degli  orgaui  intemi.     Atti  delU 

Societk  italiana  di  chiriirgia.  Y.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

'Stone,  Pneumotborax  etc.    Med.  News  1905.  Nr.  14. 

ätnertz.  Zur  Diagnose  der  Pleuraadhieionen  au  Perikard  und  Zwerchfell.   Fortschritte 

inf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen  1905.  Bd.  VII.  Heft  5. 

Tiegel,  M.,  Sollen  die  Operationen  in  der  Bmsthshle  unter  Anwendung  des  Saner- 

brnchschen  Überdruck-  oder  Unterdrück veifatireos  sasgefQhrt  werdenf  Berliner  Klinik 

1905.  Heft  209. 

'Volhard,  Pyopneumatborss  snbphrenicns.  Deutsche  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  14. 

n.  565. 


'Woods,  Treatment  of  pnrulent  cavities.    Brit  med.  Joarn.  20.  V.  1905. 

StiBelli  (36a).    Eine  Wnnde  der  parietalen  Pleura,  welche  den  freien 

und  Austritt  der  atmosphärischen  Luft  gestattet,  bedingt  bei  den  Tieren 
sofortigen  Tod,  der  bei  Meerschweinchen  in  wenigen  Sekunden,  bei  Hunden 
—7  Minuten  erfolgt. 

Derselbe  ist   unabhängig  von  dem  Blutverlast,  dem  Hämotborax  und 

Shock. 

Während,  wenn  man  die  Funktionsfähigkeit  einer  Lunge  mittelst  Iii- 
onen  von  gelöstem  Paraffin  in  dieselbe  plötzlich  aufhebt,  die  Tiere  nur 
ite  dyspnoische  Beschwerden  zu  erkennen  geben,  verenden  sie  trotzdem 
rt,  wenn  mau  bei  ihnen  nach  einer  solchen  Behandlung  eine  Pleorawunde 
ugt 

Daraus  leitet  sich  ab,  dass  die  plötzliche  Unterdrückung  der  Funktion 
r  Lunge  keine  Todesursache  ist.  Dieses  beruht  vielmehr  auf  dem  Znrück- 
igen  des  Mediastinums  gegen  die  gesunde  Seite  und  demnach  auf  der  Anf- 
ing der  Funktion  auch  der  anderen  Lunge.     Der  Tod  wird  sicher  ver- 


Schall,  Terlettuogen  und  chiturg.  Erackheiteo  der  Pleura  und  Lunge.  Ü5? 

mieden  durch  raschen  Verschlass  der  Bresche.  Auch  im  Zustande  vorge- 
Fcbritteoer  Asphyxie  lässt  sich  die  Atmungsfunktion  durch  die  künstliche 
Atmung  wieder  in  Tätigkeit  setzen.  Giani. 

Moro  {29a)  hat  das  lipolytische  Vermögen  der  Transsudate  und  Ex- 
sudate aafMonobntyrin  untersucht:  Seine  Beobachtungen  belaufen  sich  auf  35 
iiWe  und  seine  Untersuchungen  wurden  in  Flüssigkeiten  aus  der  Pleura,  dem  Peri- 
toneum, den  Meninges,  in  zwei  Fällen  ausHydrocele,'OTarialzystenusw.  angestellt. 
Er  bat  sehen  können,  dass  sowohl  die  Transsudate  wie  Exsudate  das 
Vermögen  besitzen,  das  Monobutyrin  in  eine  Fettsäure  (Buttersäure)  und 
inTierin  zu  spalten,  und  dass  dieses  lipolytiEche  Vermögen  variiert  je  nach- 
dem, ob  es  sich  nun  um  eine  in  der  Pleura,  dem  Peritoneum  und  den  Hirn- 
ktuten  entstandene  patbol(^ische  Flüssigkeit  bandelt.  Konstant  ist  jedoch 
äw  Tatsache,  dass  das  lipolytische  Vermögen  bei  Exsudaten  ein  bedeutend 
sliirkeres  ist  als  bei  Transsudaten. 

Die  Methode  der  Bestimmung  des  lipolytiscben  Vermi^ens  einer  patlio- 
l"£i$chen  Flüssigkeit  bietet  demnach  einen  zu  beachtenden  Anhaltspunkt  für 
die  Unterscheidung  eines  Exsudats  von  einem  Transsudat  und  bildet  ein  Dif- 
irrentialkriterium  von  hoher  Wichtigkeit  in  den  zweifelhaften  Fällen,  bei 
denen  sie  einen  den  sonstigen  Untersuchungsmethoden  überlegenen  Wert  besitzt. 

Giani. 
Gaillard  (16)  bespricht  die  verschiedenen  Formen  des  Pneumothorax 
»!-a¥iitlich  vom  Standpunkte  des  Praktikers,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
dtr  Prognose  und  Therapie.  Mit  wenigen  Worten  werden  zunächst  die  Fälle 
«inäliDt,  die  mehr  in  das  Gebiet  der  Chirurgie  gehören:  der  Pneumothorax 
»ach  penetrierenden  Wunden  mit  Lungenverletzung,  nach  Thoraxkontusionen 
mit  Lnngenruptur  ohne  äosserliche  Verletzung,  nath  Rippenfrakturen,  Ope- 
ralionen  an  der  Brust  u.  a.  m.  Auch  die  therapeutische  Punktion  eines  Ex- 
■udats  kann  —  z.  B.  durch  Zerreissung  der  pathologisch  veränderten  Lunge  — 
den  Lnfteintritt  in  den  Pleuraraum  zur  F'olge  haben.  Die  Behandlung  ge- 
;i:iiiebt  nach  Lage  des  einzelnen  Falles;  oft  schafft  die  Thorakozentese  Bes- 
serung bezw.  Heilung.  Weiterhin  bespricht  Gaillard  die  verschiedenen 
Arten,  die  in  der  inneren  Medizin  zur  Beobachtung  kommen;  abgesehen  von 
HQigen  seltenen  Formen  sind  es  im  wesentlichen  folgende :  der  einfache  Pneumo- 
thorax, der  bei  Tuberkulose,  Emphysem,  Keuchhusten,  seltener  bei  Pneumonien, 
entsteht,  zeigt  oft  Erstickungsanfälie,  die  so  bedrohlich  werden  können,  dass 
>K  sofort  einen  chirurgischen  Eingriff  —  Parazentese,  eventuell  mit  Aspi- 
ration— erfordern.  Verbindet  sieb  ein  Pneun.othorax,  z.  B.  nach  Perforation 
■rines  Lungenabszesses  in  das  Mediastinum,  mit  Hautempbysem,  so  ist  eben- 
bils  ein  chirurgischer  Eingriff  nötig  und  auch  dann  noch  ist  die  Prognose 
iii«ist  schlecht,  noch  ungünstiger  gestaltet  diese  sich  bei  dem  zum  Glück 
selten  doppelseitigen  Pneumothorax,  während  es  anderseits  eine  Reihe  von 
F'jrmen  gibt,  die  relative  gute  Aussicht  auf  Heilung  bieten:  dahin  gehört  der 
l'neumot'aoras ,  der  bei  anscheinend  Gesunden  infolge  von  übermässigen  kör- 
|>er!ichen  Anstrengungen  entsteht,  z.  ß.  nach  dem  Heben  schwerer  Lasten; 
luer  kommt  man  bei  der  Behandlung  auch  meist  ohne  Thorakozentese  aus. 
mikommen  entbehrlich,  sogar  verboten  ist  letztere  bei  Uydropneumothorax, 
der  meist  bei  Phthisikern  vorkommt.  Dieser  ist  zwar  an  sich  durch  Um- 
wandlung in  Hydrotborax  mit  nachfolgender  Resorption  einer  Heilung  fähig, 
il"ch  ist  die  Heilung  oft  nur  eine  scheinbare.  Bei  Tuberkulösen  bildet  sich 
auch  häutig  ein  Pyopneumothorax,  jedoch  kann  dieser  auch  im  Anschluss  an 


Jahresbericfat  für  Chirurgie.    H.  Teil. 

eichung  von  Infarkten  oder  durch  Lungengangrän  oder  durch  Perforation 
Digestionstraktus  aus  entstehen.  Wenn  es  sich  um  einen  chronischer] 
Pneumothorax  handelt,  so  stellt  sich  im  Laufe  der  Zeit  Kachexie  mit 
n  Begleiterscheinungen  ein;  eine  Umwandlung  des  Pyopneumothorax  in 
pyem  oder  gar  Hydropneumothorax  mit  Ausgang  in  Heilung  steht  schwer- 
zu  erwarten,  dagegen  führt  der  Pneumothorax  manchmal  zum  Durch  brucii 
h  aussen,  wie  das  Empyema  necessitatia  oder  es  wandert  der  Eiter  spontan, 
{,  durch  das  Zwerchfell  und  veranlasst  eine  Abszessbildung  in  der  Lenden- 
iknlatur  oder  dergleichen.  Chirui^ische  Eingriffe  kommen  höchstens  in 
3hen  Fällen  und  bei  wenig  alterierter  Lunge  in  Frage,  im  übrigen  kann 
nfalls  die  Thorakozentese  als  Palliativoperation  dienen. 

Grifon  (21).  Der  Kranke  wurde  im  Jahre  18C6  wegen  eines  uie(;i- 
umonischen  Empyems  operiert-  Damals  hatten  sich  im  Anschlösse  an 
kutane  Koffeininjektionen  pneumokokkenhaltige  Hautabszesse  entwickeJr. 
er  jetzt  neuerdings  an  Pneumonie  erkrankte,  traten  bei  hypodermatischt-n 
Feininjektionen  Abszesse  an  beiden  Armen  auf,  die  kulturell  sich  als  pneumo- 
kenhaltig  erwiesen. 

Gangitano  (17).  Verletzungen  mit  blanker  Waffe,  die  einen  Hämo- 
rax  zur  Folge  haben,  betreffen  hauptsächlich  Läsioneu  der  Arteriae  inter- 
tales,  der  Mammaria  interna  oder  das  Lungenparenchym.  In  seltem-n 
len  wird  nur  das  parietale  Blatt  der  Pleura  verletzt,  während  das  viszeral- 
tt  derselben  intakt  bleibt,  gewöhnlich  aber  werden  beide  Pleurablätter  be- 
Ten.  Symptome  des  Hämothorax  sind:  Verstrichensein  der  Interkostui- 
me,  die  betroffene  Seite  erscheint  vorgewölbt  und  bleibt  bei  der  Atnuiug 
uck.  Je  nach  der  Menge  des  ausgetretenen  Blutes  verschieden  grosse 
mpfung;  bis  zur  Mitte  der  Skapula  entspricht  sie  etwa  zwei  Litern.  Summ- 
nitus  im  Bereiche  der  Dämpfung  verschwunden.  Abgeschwächtes  oder 
irhaupt  kein  Vesikuläratmen ,  manchmal  leises  Bronchialatmen.  In  den 
isten  Fällen  handelt  es  sich  dabei  um  einen  Hämopneumothorax.  Olier- 
b  der  Dämpfung  tympanitischer  Schall  mit  amphorischem  Atmen.  Mei^t 
rke  Dyspnoe,  etwas  Zyanose,  tiefe  Blässe,  bei  stärkerer  Blutung  allgemeine 
eben  von  Anämie,  etwas  erniedrigte  Temperatur.  Bei  Verletzungen  grosser 
^se  kann  der  Tod  sofort  eintreten,  bei  andauernder  Blutung  aus  k]etnen.'ii 
fassen  kann  er  auch  noch  am  dritten,  vierten,  ja  selbst  am  fünften  T;if:e 
treten.  Auch  Bemissionen  der  schweren  Erscheinungen  kommen  vor, 
rauf  letztere  nach  einigen  Tagen  wieder  einsetzen;  häufig  verläuft  der 
mothorax  auch  in  milder  Form,  die  Erscheinungen  gehen  nach  kürzerer 
ir  längerer  Zeit  zurück,  wobei  sekundär  auch  eine  Infektion,  sei  es  von 
■  Lunge  oder  von  der  Wunde  aus,  erfolgen  kann;  schliesslich  kann  aucfi 
irumpfung  der  betroffenen  Seite  eintreten. 

Die  Diagnose  der  penetrierenden  Thoraxwnnden  hat  in  erster  Linie  zu 
ücksichtigen ,  welches  Gefäss  verletzt  wurde ;  Hämatome  und  die  Lokali- 
ion der  Wunde  werden  da  entscheiden,  häufig  genug  aber  wird  eine  öe- 
mmte  Diagnose  unmöglich  sein.  Ein  sicheres,  aber  mitunter  fehienile? 
iclien  der  Lungen  Verletzung  ist  die  Hämoptoe,  ebenso  Austritt  von  jcltau- 
gem  Blut  aus  der  Wunde.  Probepunktion  und  bakterielle  UntersuchuiiL; 
i  Punktats  werden  eventuell  Aufschluss  zu  geben  haben,  ob  eine  sekundäre 
Sektion  vorliegt. 

Die  Therapie  ist  eine  konservative  oder  chirurgische:  letztere  kann  drei- 
:her  Art  sein:    1.  Plenrotomie  und  Tamponierung  der  Pleurahöhle:   2  An- 


Schuli,  VerletEungeu  und  Chirurg.  KraokheiteD  der  Pleura  und  LuDge.  559 

jV^Djj  eines  künstlichen  Pneumothorax  oder  3.  direktes  Angehen  der  ver- 
letzten Longe.  Die  erste  Methode  wird  von  den  Franzosen,  die  dritte  von 
den  Italienern  bevorzugt. 

Im  allgemeinen  wird  die  operative  Behandlnng  vorzuziehen  sein;  nur  in 
ganz  leichten  Fällen  wird  ein  Ok kl usions verband  genügen;  die  manchmal  ge- 
übte Aspiration  des  Extravasats  bringt  viele  Gefahren  mit  sich,  besonders 
die  der  Infektion,  die  selbst  bei  peinlichster  Asepsis  oft  nicht  zu  vermeiden  ist. 

An  der  Hand  von  drei  Fällen  aus  seiner  Klinik,  die  er  mit  gutem  Er- 
folge operierte,  kommt  Verf.  zu  dem  Schlüsse:  Die  beste  Behandlungsweise 
des  traumatischen  Hämothorax  ist  die  operative ;  die  breite  Eröffnung  des 
Thorax  ist  durchaus  nicht  so  gefährlich,  wie  man  gewöhnlich  annimmt;  die 
?r.eiimorrhapbie  ist  meist  leicht  ausführbar  und  wohl  das  beste  blutstillende 
Mittel.  Giani. 

Kernet  (14)  berichtet  zwei  Fälle  von  Pleuritis,  von  denen  der  erste 
rein  eiterig,  der  zweite  gangränös  war.  Der  erste  Fall  betrifft  den  Autor 
selbst,  damals  64  Jahre  alt,  der  zweite  einen  35  jährigen  Arzt. 

Im  ersten  Falle  handelte  es  sich  anfangs  um  eine  Pneumonie,  an  der 
Innenseite  des  linken  Oberlappens  gegen  das  Spatium  interlobare  hin  sich 
erjcreckend :  dementsprechend  Dämpfung  über  der  medialen  Hälfte  der  Fossae 
Eupra-  und  infraspinata.  Keine  Krise  am  Ende  der  ersten  Woche,  sondern 
nnregelmässiges  Fieber  mit  Schüttelfrösten;  nach  einiger  Zeit  lässt  sich  eine 
streifenförmige  Dämpfung  in  der  Mitte  zwischen  Skapula  und  der  Wirbel- 
säule mit  fast  völlig  aufgehobenem  Atmungsgeräusch  nachweisen.  Probi:- 
punktion  an  dieser  Stelle  ergibt  dicken  Eiter,  bakteriologisch  nur  Pneumo- 
kokken nachweisbar:  bei  der  nun  vorgenommenen  Operation  [vertikaler  Schnitt, 
Kesektion  zweier  Rippen)  werden  zwei  Liter  Eiter  entleert,  die  Wunde  drai- 
niert;  unmittelbar  post  operationem  Abfall  des  Fiebers,  langsame  Rekon- 
v^eszenz,  die  Wunde  schliesst  sich  nach  etwa  zwei  Monaten ;  nach  dieser  Zeit 
Heiliges  Wohlbefinden,  bedeutende  Gewichtszunahme.  Das  Röntgenbild  zeigt 
n  dieser  Zeit  streifenförmige,  dunkle  Zonen  lim  Mediastinum  imd  über  der 
linken  Zwerchfellkuppel ,    welche  letztere  bei  der  Atmung  kaum  bewegt  wird. 

Der  zweite  Fall  ist  noch  dadurch  bedeutend  schwerer,  dass  es  sich  hie- 
)m  am  eine  Lungengangrän  handelt;  die  Erkrankung  begann  mit  heftigem 
S*ilenstechen  links,  was  durch  mehrere  Tage  das  einzige  Symptom  blieb, 
auch  objektiv  war  nichts  nachzuweisen.  Später  traten  unrt^gelmässiges  Fieber, 
me  kleine  Dämpfung  hnks  in  der  Mitte  der  Skapula  und  endlich  die  gleiche 
Ilimpfungsligur  wie  im  ersten  Falle  auf.  Die  Probepunktion  und  anschliessende 
Operation  ergeben  l'/s  Liter  föticier  rötliclier  Flüssigkeit  mit  einer  Unzahl 
verschiedener  Razillen  und  Kokken,  beinahe  ohne  zelluläre  Elemente. 

Die  Rekonvaleszenz,  in  deren  Verlauf  Rezidive  auftraten,  gestaltet  sich 
sehr  langwierig;  Phagozytose  der  Bakterien  wird  nach  R.  Petit  durch  In- 
jt-ktionen  von  warmem  Pferdeserum  erwirkt,  wodurch  eine  bedeutende  Ver- 
mehrung der  Leukozyten  im  Eiter  mit  gleichzeitiger  Verminderung  der  Bak- 
imen  erzielt  wurde.     Nach  mehreren  Monaten  völlige  Heilung. 

Die  Diagnose  der  Mediastinalpleuritis  wird  demnach  in  manchen  Fällen 
durch  die  eigentümliche  streifenförmige  Dämpfung  zwischen  Skapula  und 
Wirbelsäule  ermöglicht  werden;  bei  gestellter  Diagnose  wird  in  jedem  Falle, 
«0  die  übrigen  Symptome  auf  ein  eiteriges  Exsudat  hinweisen,  die  Operation 
vorzonehmen  sein. 


JahrMbeijobt  fUr  Chirurgie.    II.  T«i]. 

lerfler  (11)  war  es  schon  vor  längerer  Zeit  aufgefallen,  dass  scbein" 
iustig  verlaufende  Fälle  von  Lungentuberkulose  mit  einem  Schlage 
idang  zum  Besseren  erfuhren,  wenn  zur  Lungentuberkulose  eine  Pleu- 
jdativa  serosa  hinzugetreten  und  das  Exsudat  durch  Thorakozentese 

worden  war.  Derartige  Heilungsvorgänge  wurden  öfter  beobachtet 
f.  empfiehlt,  bei  bestehender  Lungentuberkulose  jedes  Exsudat  nach 
Lttägigem  Bestehen  durch  Thorakozentese  zu  entfernen,  ancb  wenn 
ine  Indikation  zur  Thoraxpunktion  bestehen  würde.  Er  erklärt  sich 
lu88  der  Punktion  auf  die  Tuberkulose  der  Lungen  ungefähr  so: 
i   durch   das  Exsudat   durch   längere  Zeit  ein  Druck   auf   die  Lunge 

worden  ist,  entsteht  infolge  Entfernung  der  komprimierenden  Flüssig- 
}   Ge^slähmung    und    diese    bewirkt    eine   mehrere   Tage     danemde 

BlutUberfüllung  der  Lnnge  und  des  Rippenfells. 
,umler  (2)  beschäftigt  sich  in  seiner  Arbeit  mit  dem  eigentümlichen 
3  tympanitischer  Schallbezirke  im  Gebiet  der  Flüssigkeitsansammhiug 
■  und  Pyopneumotborax. 

ch  bei  scheinbar  recht  einfachen  Verhältnissen,  wenn  mit  oder  ohne 
T  Lungen  Veränderung  lediglich  ein  grosser  Flüssigkeitserguss  neben 
ftansanimlnng  in  einem  Pleurasack  nachweisbar  ist,  kann  neben  den 
chen  Perkussionserscheinungen  das  Auftreten  eines  ausgesprochenen 
<isch  (gewöhnlich  nicht  gleichzeitig  auch  metallisch]  schallenden  Be- 
nerhalb  des  Bereiches  der  Flüssigkeitsdämpfung  sehr  auffällig  werden 
die  Erklärung  seines  Entstehens  grosse  Schwierigkeiten  bieten.  In- 
er  Flüssigkeitsdämpfung  lindet  man  einen  ganz  hellen  tympani tischen 
!irk,  der  Tag  für  Tag,  bei  jeder  Untersuchung,  so  lange  die  Verhält- 
allgemeinen die  gleichen  bleiben,  in  ganz  gleicher  Weise  und  mit 
eibender  Begrenzung  nachgewiesen  werden  kann.  Dass  eine  einheit- 
<lärung  für  diese  höchst  eigentümliche  Erscheinung  nicht  gegeben 
lann,  beweisen  die  mitgeteilten  Fälle.  Entweder  kann  teilweise  fcoui- 
i,  der  Brustwand  noch  adharente  Lunge,  besonders  vom  und  seit- 
m  bei  Sero-  und  Pneumothorax  vorkommenden  tympanitischen  Schall- 
igen  (derselbe  wird  verschwinden,  wenn  der  betreffende  Lungenteil 
gedrängt  und  luftleer  geworden)  nur  mehr   eine   zapt'enartige  Brücke 

Lunge  und  Brustwand  bilden.  Oder  aber  kann  dem  Pneumothorax 
inde  Luft,  wenn  die  Lunge  infolge  früherer  Verwachsung  nur  ungleicfi- 
ibgedrängt  werden  kann,  den  tympanitischen  Schall  geben,  indem 
ie  Verwachsungen  bedingte  Buchten  des  Luftraumes  dnrch  dünne 
n  Flüssigkeit  oder  luftleeren  Lungengewebes  hindurch  perkntiert  werden, 
irinöse  Membranbildungen  und  netzartig  verstrickte  Fibrinmassen 
luf  die  Entstehung  tympanitischen  Schalles  an  ungewöhnlichen  Stellen 
luss   sein,   indem   vorübergehend   Luftblasen   unter   solchen   sich  3D- 

und  sich  in  ihnen  verfangen  können.  Endlich  scheint  bei  gewissen 
gs Verhältnissen  und  vielleicht  auch,  ähnlich  wie  bei  der  Erzeugung 
.llklanges,  bei  einer  bestimmten  Richtung  des  Perknssionsstosses  durcb 
äit  hindurch  in  einem  grösseren,  oberhalb  derselben  befindlichen  LuH- 
npanitischer  Schall  hervorgerufen  werden  zu  können.  Die  besprocliene 
tujg  hat  neben  theoretisehem  scheinbar  auch  grosses  praktisch^' 
I.     Gerade  an   den  Stellen   vorn   und  unten   seitlich   am  Thorax,  an 

in  den  angeführten  Fällen  ein  tympanitischer  Bezirk  nachzu\\ei:it'n 
-den  am  häufigsten  die  Punktion  pleuritischer  Exsudate  und  TUorako- 


Scholl,  VerletEungeii  nod  cbjmrg.  Erankbeiteu  der  Pleara  und  Lunge.  561 

TOi^enommen.  Man  darf  also  an  Stellen  mit  tympanitiechem  Schall 
nicht  immer  nur  lufthaltiges  Lungengenebe  vermuten  (und  au  solchen  Stellen 
wird  man  nur  gngern  punktieren),  sondern  man  wird  daran  denken  müssen, 
dass,  wenn  solche  tympanitische  Bezirke  längere  Zeit  in  ganz  gleichmässiger 
Weise  fortbestehen,  auch  innerhalb  derselben  die  Flüssigkeit  dicht  hinter  der 
ßrustwand  angenommen  werden  darf. 

Penzoldt  (31).  Mitteilung  eines  Falles  von  tuberkulösem  Pnenmo- 
P^othorax  mit  Heilung  des  Pneumothorax  mit  seinen  Folgezuständen  and  der 
ürondkrankheit  der  Lunge  auf  Jahre  hinaus.  Der  Verlauf  des  Exsadats,  in 
dem  nur  verfettete  Eiterkörperchen,  körniger  Detritus  und  Tuberkelbazillen, 
aber  keine  anderen  patbogenen  Bakterien  nachgewiesen  wurden,  war  ein  völlig 
fieberfreier,  die  Behandlung  bestand  in  einer  Freiluftruhekur  mit  Überemäh- 
rung  und  in  wiederholten  einfachen  Punktionen  mit  nachfolgender  Jodoform- 
injektion. 

Lemoine  et  Gallois  (23).  Die  seröse  oder  eitrige  Pleuritis  ist  eine 
seltene  Komplikation  einer  Ällgemeininfektion  mit  Gonokokken.  Die  Verff. 
zitieren  die  bisher  bekannten  15  Beobachtungen,  von  denen  jedoch  nur  in 
dreien  der  bakt«riologische  Nachweis  von  Gonokokken  im  Pleuraexsudate  vor- 
li^;  einen  vierten  sicheren  Fall  beobachteten  sie  selbst  bei  einem  3s jähr. 
Manne,  bei  welchem  die  Erkrankung  zunächst  als  tuberkulöse  Pleuritis  an- 
gesprochen wurde.  Der  Beginn  war  akut  und  im  Laufe  des  nächsten  halben 
Jahres  mosste  häufig  punktiert  werden,  wobei  grosse  Mengen  stark  rötlich 
gefärbter  Flüssigkeit  entleert  wurden.  Dabei  starke  Abmagerung,  Albumen 
im  Urin,  Kräfte  verfall.  Erst  jetzt  wurde  bekannt,  dass  Pat.  vor  Beginn 
der  ersten  Erscheinungen  an  einer  vernachlässigten  Gonorrhöe  gelitten  hatte. 
Die  nunmehr  vorgenommene  bakteriologiache  Untersuchung  der  Pnnktions- 
flässigkeit  ergab  Gonokokken  in  Reinkultur.  Wegen  der  schnellen  Wieder- 
ansammlong  des  Exsndats  wurde  die  Pleurotomie  mit  Rippenresektion  ge- 
macht. Die  Pleurahöhle  war  mit  dicken  falschen  Membranen  ausgekleidet, 
welche  in  dem  rötlichen  Exsudate  öottierten.  Unter  zunehmenden  Erschei- 
nmigen  von  Seiten  der  Nieren  trat  immer  grösserer  Kräfteverfall  und  9  Monate 
nach  Beginn  der  Erkrankung  der  Tod  ein. 

Die  Pleuritis  gonorrhoica  tritt  meist  während  des  aknten  Stadiums  der 
GoDorrböe  anf,  die  Symptome  sind  nicht  besonders  für  den  gonorrhoischen 
l'rsprung  charakteristisch.  Die  Infektion  der  Pleara  erfolgt  wahrscheinlich 
auf  der  Blutbahn  und  die  Exsndatbildung  ist  eine  direkte  Folge  der  in  der 
Pleurahöhle  sich  festsetzenden  Gonokokken,  nicht  nur  ihrer  Toxine. 

Mos  heim  (30)  berichtet  zunächst  über  50  Fälle  von  Pneamothorax 
aus  der  Heidelberger  medizinischen  Klinik.  Von  diesen  waren  42  tuberku- 
löser Natur,  7  durch  fötide  Bronchitis,  Lungengangrän,  Tumor  usw.  bedingt 
und  1  von  zweifelhafter  Diagnose,  vielleicht  auch  tuberkulös.  Der  letztere 
Patient  heilte,  die  7  anderen  starben;  von  den  42  tuberkulösen  —  also 
86  ".0  aller  Fälle  waren  tuberkulöser  Herkunft  —  wurden  6  operiert  und 
zwar  wurde  3mal  eine  Thorakoplastik  ausgeführt,  2niaJ  die  Bülausche 
Heberdrainage  angewandt  nnd  1  mal  Thorakotomie  and  Rippenresektion  vor- 


AJIe  diese  6  Patienten  sind,  aUerdings  zum  Teil  erst  nach  jahrelangem, 
zeitweise  gutem  Befinden  gestorben.  Interessante  Einzelheiten  aus  den  Journalen 
liier  wiederzugeben  ist  nicht  der  Platz. 


Jahresbericbt  fUr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Ein  einziger  Fall,  konservativ  behandelt,  wurde  geheilt.  Die  übrigfn 
Einken  konnten  bei  konservativer  Therapie,  die  allerdings  mehrfach 
Punktion  unterstützt  wurde,  nicht  ganz  geheilt  werden.     Die   Prognose 

0  sehr  trübe. 

Ss  wird  dann  ausführlich  über  das  von  Murphy  inaugurierte  Vorgehen 
tet,  vermittelst  künstlicher  Herstellung  eines  Pneumothorax  durch 
toff  -  Therapie  tuberkulöser  Gelenkerkrankungeu  —  und  damit  die 
nen  und  therapeutischen  Heitungsbestrebungen  zu  unterstützen,  insbe- 
e  bei  Lungenblutungen  schnell  Hilfe  zu  schaffen. 

Vlarphy  hat  bisher  1600— 1700  derartige  Injektionen  mit  befriedigendem 
ä  vorgenommen. 

^erf.  setzt  auseinander ,  dass  es  natürlich  etwas  ganz  anderes  sei ,  ob 
lenmotborax  durch  Perforation  der  erkrankten  Lunge  in  den  Pleura- 
entsteht,  oder  ob  man  auf  aseptischem  Wege  steriles  Gas  in  den  un- 
rten  Brustfellraum  einspritzt.  Hiermit  ist  keine  wesentliche  Gefalir 
iden ;  was  es  für  den  beabsichtigten  Zweck  nützt,  darüber  fehlt  es  noch 
sprechender  Erfahrung. 

Verf.  behandelt  weiterhin  sehr  ausführlich  die  Mechanik  des  Pnenmo- 
und  seine  Beziehungen  zur  Zirkulation.  Nach  Besprechung  der  bisher 
an  Behandlungsmethoden  deutet  er  als  die  ideale  Methode  die  an, 
iv  die  Lungenfistel  and  zwar  möglichst  früh,  zu  verschliessen  und 
ÜberdruckTert'abreo  die  Lunge  wieder  auszudehnen.  Dann  nach  ^"er- 
)  der  Lungenfistel  kann  auch  die  Bülausche  oder  Pertbessche 
Ige  zur  Ableitung  der  Sekrete  und  Erhaltung  geringen  Unterdmckes  mit 

1  Verwendung  finden. 

ie  Gery  et  Froia  (18).  Die  Frage  nach  der  Gerinnbarkeit  bezw. 
lung  in  den  Pleuraraum  ergossenen  Blutes  ist  noch  nicht  endgültig  be- 
*tet;  während  manche  Autoren  der  Pleura  eine  die  Gerinnung  hindernde 
;eit  zuschreiben,  sind  von  anderen,  z.  B.  nach  Berstung  von  Anearysmea, 
rinnsei  im  ßrustfellraum  gefunden  worden.  Yerff.  glauben,  dass  durch 
«mbewegung  das  gleiche  zustande  kommt,  als  wenn  man  Blutgerinnsel 
se  schüttelt;  die  roten  Blutkörperchen  werden  nicht  mehr  festgehalten  in 
brinmaschen  und  durchsetzen  die  ganze  Flüssigkeitssäule ;  die  Gerinnsel 
werden  zerkleinert.  So  kommt  es  auch,  dass  man  hei  Punktion  dea  Extra- 
in  verschiedener  Höhe  ungleichen  Gehalt  an  roten  Blutkörperchen  findet. 
Die  Blutkörperchen  selbst  unterliegen  einer  vierfachen  Art  der  Auf- 
ig bezv.  Auflösung;  der  Mikro-  und  Makrophagie,  von  denen  die  erste 
mtergeordnete  Rolle  spielt,  auch  vielleicht  auf  falsche  Deutung  der 
Ige  hin  hervorgehoben  wurde;  die  Globulolyse;  die  Hamoglobinoljse, 
I  obgleich  von  anderen  bestritten,  durch  den  Gebalt  des  Exsudats  an 
farbstoff  bewiesen  wird  und  die  Antiglobulyse ,  welche  unter  gleich- 
m  Auftreten  von  eosinophilen  Zellen  als  Mechanismus  zur  Verlangsamung 
irfalles  roter  Blutkörperchen  zustande  kommt. 

£u   bemerken   ist,   dass  der   obere  Anteil  des    Hämatoms  mehr   weisse 
irperchen  enthält  als  der  untere,  dieser  umgekehrt  mehr  rote  als  der 
Ihr  Befund  war: 

Grosse    mononukleäre   90,42  drei  Tage  später  68,49 
Lymphozyten  2,12     „         „         „  2,05 

Polynukleäre  3,72     „        „        „         0,68 

Eosinophile  3,72     ,        „        „       28,76 


Schulz,  Verletinngen  und  chirurg.  Krnnkheiten  der  Pleura  and  Lange,  563 

Die  Resorption  betreffend  fanden  sie:  Endothelzellen,  manchmal  auch 
zrosse  mononakleäre  Leukozyten  mit  eingesclilossenen  Erythrozyten.  Die  Pnnk- 
tionstlüssigkeit  war  gelb  und  zeigte  die  Gmelinsche  Reaktion  sehr  deutlich. 
Di«:  rot«n  Blutkörperchen  waren  teils  sehr  klein  oder  blaugefärbt,  teils  mit 
gekerbten  Rändern.  Die  Hämoglobinolyse  ist  gekennzeichnet  durch  die 
Färbung  des  Serums. 

Verff.  unterscheiden  drei  Grade:  Gelb,  rosa,  grünlichgelb;  ersteres  bei 
weniger  als  100000  Erythrozyten  im  ccm,  Rosafärbung  bei  mehr  als  100000, 
endlich  bei  mehr  aU  1000000  das  dritte  Stadium.  Eine  Flässigkeit  kann 
natürlich  auch  alle  drei  Pigmente  enthalten;  eine  entsprechende  Verdünnung 
genügt,  uro  die  einzelnen  kenntlich  zu  machen. 

Die  Resorption  kann  völlig  lieberlos  und  auch  mit  Temperataranstieg 
und  erneuter  Transsudation  stattfinden  unter  Bildung  von  Fibringerinnseln, 
die  Untersuchung  auf  Mikroben  bleibt  dabei  ergebnislos.  Um  bei  grösseren 
Bhtergüssen  dem  entzündlichen  Stadium,  welches  pleuristiscbe  Adhäsionen 
zur  Folge  haben  würde,  auszuweichen,  empfiehlt  es  sich,  zwischen  12. — 15.  Tage 
zn  aspirieren. 

Martina  (26)  berichtet  einen  von  Payr  in  Graz  mit  Glück  nach  der 
Methode  von  Hoff  mann  (Kalk- Köln)  behandelten  Fall  von  Pleuraempyem. 
Diese  Methode  besteht  darin,  dass  nach  der  Eiterentleerung  mittelst  Rippen- 
resektion die  Empyemhöhle  ausgespült,  getrocknet  und  ohne  Anwendung  von 
Drainage  durch  einen  Verband  luftdicht  abgeschlossen  wird.  Der  Luftabschluss 
soll  bis  zum  3. — 5.  Tage  dauern,  in  weicher  Zeit  die  auggedehnte  Lunge 
schon  genügend  fixiert  ist.  Späterhin  können  kleine  Drainagen  eingelegt 
«erden.  Wichtig  ist,  die  Thoraxfistel  tunlichst  tief  entsprechend  der  9.  oder 
10.  Rippe  in  der  Skapularlinie  anzulegen.  Zur  Verhütung  vorzeitigen  Ver- 
iLJebeuE  der  Wundränder  werden  diese  an  der  äusseren  Haut  in  die  Höhe 
genaht. 

Tiegel  (39)  ergreift  in  dem  immer  noch  nicht  entschiedenen  Streit 
aber  den  grösseren  Wert  des  Über-  oder  Unterdruckverfahrens  das  Wort,  um 
die  Gründe  der  Gegner  des  letzteren,  speziell  Brauers,  zu  widerlegen.  Aus- 
gebend von  der  Tatsache,  dass  schon  geringe  Druckvermehrung  im  Longen' 
hftraume  ganz  beträchtliche  Zirknlationsstörungen  zur  Folge  hat,  wendet 
Tiegel  gegen  Brauer  ein,  dass  wohl  ein  gesunder  Mensch  über  solche  in- 
folge der  grossen  Aopassungsfähigkeit  seines  Zirkulationssystems  hinweg- 
kommen  könne,  dass  das  sicher  aber  nicht  ohne  weiteres  von  einem  Kranken 
angenommen  werden  dürfe. 

In  längerer  Darlegung,  deren  Besprechung  zu  weit  in  physiologische 
und  physikalische  Einzelheiten  führen  würde,  sucht  Tiegel,  gestutzt  auch 
anf  ein  ganz  einfaches  Elxperiment,  den  Nachweis  zu  fähren,  dass  in  letzter 
Linie  bei  Uberdruckverfahren  eine  vermehrte  Arbeit  des  Herzens  und  zwar 
eine  ^'ermehrung  der  Saugwirkung  des  rechten  und  der  Druckwirkung  des 
linken  Ventrikels  eintreten  müsse. 

Bei  seinen  Experimenten  erwartet  Tiegel  den  Einwand,  dass  er  zu 
hohe  Überdruckwerte  angewandt  habe  und  erklärt  dies  damit,  dass  er  die 
Grenzwerte  habe  feststellen  wollen,  welche  noch  gerade  ertragen  werden 
könnten.  Nicht  recht  ersichtlich  bleibt  aber  doch,  warum  er  nicht  die  ein- 
fache Abäjiderung  seiner  Versuche  mit  Druckhöhen,  wie  sie  Brauer  an- 
wendet, vorgenommen  hat,  um  zu  sehen,  ob  die  von  ihm  erwarteten  Scbädi- 
gangen  eintreten. 


Jahresbericht  fUr  Cbirurgio.    11.  T«il. 

Im  zweiten  Teile  mehr  technischer  Natur  wendet  eich  Tiegel    gegen 

Ausspruch  Braaers,  dass  das  Überdruckverfahren  das  einfachste  und 
erste  sei.  Vor  allem  bemängelt  er  die  Kompliziertheit  und  schwierige 
itiolle  bezw.  Reparatur  des  Bran ersehen  Apparates  und  die  starke  Be- 
lerung  des  Narkotiaeurs.  Letztere  wird  wohl  jedem,  der  viel  narkotisiert 
,  aufgefallen  sein.    . 

Zum  SchlusB  meint  Tiegel,  dass  physiologisch  das  Überdruokverfabren 
das  Unterdruckyerfahren  bei  weitem  nicht  heranreiche  und  ausserdem 
leicht  gewisse  Gefahren  für  den  kranken  Menschen  in  sich  schliesse,  so 
i  vorläufig  für  eingreifende  Operationen  am  Menschen  nur  das  ünterdnick- 
ahren  in  Frage  komme.  Ausgeschlossen  sei,  wie  Tiegel  begründet,  das 
rdruckverfahren  bei  Speiseröhrenoperationen,  bei  Operationen  an  kranken 
gen,  bei  allen  tlerzerkrankungen ,  Krankheiten  des  Mediastinums,  sub- 
nalen  Kröpfen. 

Milner  (28)  teilt  in  seiner  aus  der  chirurgischen  Klinik  der  Charite 
amenden  Arbeit  zunächst  fünf  neue  Beobachtungen  dieser  eigentümlichen 
letzuDg  mit.  Die  bisher  veröffentlichten  26  Fälle  werden  am  Schlut^se 
eführt,  ebenso  ein  ausführliches  Literaturverzeichnis.  Die  wesentlichen 
ebnisse  der  Arbeit  Milners  sind  folgende:  l.  die  sogenannten  Stauungs- 
ungen  am  Kopf  und  Hals,  bisweilen  auch  am  Thorax  und  an  den  Armen, 
nach  Rumpfkompressionen,  nach  Erbrechen,  epileptischen  Anfallen,  Keuch- 
ten und  schweren  Entbindungen,  ferner  bei  Strangulierten  und  endlich 
im  Gedränge  stark  Gequetschten  auftreten  können,   entstehen  hauptsäch- 

dadurcb,  dass  der  starke  Überdruck  in  den  Rumpfhöhlen  zn  einer  Rück- 
euderung  von  Venenblut  in  das  klappenlose  Wurzelgebiet  der  Cava  superior 
-t.   2.  Bei  Rumpfkompressionen  beruht  dieser  Überdruck  meist  nicht  allein 

einer  passiven  einmaligen  Kompression  eines  mehr  oder  weniger  grossen 
es  des  Rumpfes.  Vielmehr  muss  damit  überhaupt  eine  beträchtliche 
kschleuderung  von  Venenblut  zustande  kommen,  der  Kontusion  meist  eine 
iktoriscbe  Inspiration  mit  nachfolgender  Glottisschliessung  der  Bauch- 
cen  vorausgehen,  wie  sie  ja  auch  das  Erbrechen,  Husten,  epileptische  An- 
I  und  starke  körperliche  Anstrengungen  begleitet.  Diese  reflektorische 
pannung  der  gedehnten  Rumpfwände  erklärt  es  auch,  dass  bei  diesen 
atzten  die  inneren  Organe  meist  relativ  wenig  durch  die  direkte  Gewalt 
in.  3.  Zu  der  Wirkung,  die  die  Kompression  des  so  geschlossenen  Kampfes 
die  in  ihm  enthaltene  Blutmenge  ausübt,  gesellt  sich  weiter  häufig  der 
;hgerichtete  Einfioss  späterer  Abwehranstrengungen,  durch  die  auch  eine 
acbtliche  arterielle  Fluxion  nach  oben  herbeigeführt  wird;  femer  die 
■Intoxikation  und  die  mechanische  Behinderung  des  venösen  Rückflusses. 

Summe  dieser  Hanptfaktoren  wird  noch  von  allerlei  Nebeniimständen 
uflusst,  der  allgemeinen  Blutmenge  im  Körper,  der  Lage  des  Oberkörpers 

bei  und  nach  der  Einklemmung,  der  Schnürung  des  geschwollenen  Halses 
:h  den  Kragen ,  von  äusserem  Gegendruck  durch  die  Kleidung ,  vom 
ick  usw.   4.  Zur  Entstehung  der  sogenannten  Stannngsblutungen  ist  nicht 

sehr  starke  Rumpfkompression  notwendig,  und  bei  nur  „momentaner" 
er  würde  eine  solche  allein  wahrscheinlich  fast  niemals  zur  Erzeugung 
rerer  Zirkulationsstörungen  der  beschriebenen  Art  hinreichen,  ohne  gleich- 
g  die  inneren  Organe  schwer  zu  verletzen.  5.  Die  sogenannten  Stauungs- 
ingen bei '  Erbrechen ,  Husten  und  epileptischen  Krämpfen  nnd  die  bei 
ickten  und  Strangulierten  beruhen  ebenfalls  auf  dem  mannigfachen  In- 


Scholz,  TerletzQDgen  und  chinirg.  KrBDkheiten  d«r  Pleuta  und  Lunge.  5Gä 

tloaiidergreifen  derselben  Uanpt-  und  Nebenumstände,  die  bei  Rumpfkom- 
pKssionen  wirksam  sind.  6.  Die  Stunden  oder  Tage  hinterbleibende  dunket- 
Uane  Färbung  der  befallenen  Teile  beruht  zum  grossen  Teile  auf  venöser 
Slase  infolge  von   Überdehnung  der  elastischen  Venen  und  Kapillaren. 

Boinet  (5)  bespricht  die  Anwendungsmethode  und  Erfolge  bei  Punktion 
TOD  Pleuraexsudaten  und  Transsudaten  mittelst  des  von  ihm  neu  angegebenen 
Drains  mit  Klappen,  der  sowohl  allein  mit  einer  Metallkanüie  als  auch  zur 
Dauerbehandlang  mit  dem  Potainschen  Apparate  verwendet  werden  kaiin. 
Bei  Benützung  dieser  neuen  Methode  kann  man  auch  die  Fälle,  für  welche 
die  Thorakozentese  zu  bedenklich  erscheint ,  angeben ,  ebenso  auch  einen 
Pneumothorax. 

Regnault  (33)  bringt  eine  sehr  ausführliche  Krankengeschichte,  deren 
khalt  in  kurzem  folgender  ist:  Es  handelte  sich  um  einen  Mediziner,  der 
bis  auf  eine  Angina  und  Bronchitis  im  Jahre  1902  immer  gesund  war.  Von 
dieser  Zeit  an  fortwährende  ärztliche  Behandlung  wegen  trockenen  Hustens, 
leichter  Dyspnoe,  Druckgefühls  in  der  Brust,  Abmagerung  etc.  Objektiv  fand 
sich  bis  auf  die  Symptome  einer  grösseren  Pleuritis  linkerseits  nichts  Auf- 
fallendes. 

Die  behandelnden  Ärzte  und  Patient  selbst  dachten  natürlich  an  eine 
progredient«  Phthise,  obwohl  im  Sputum  keine  Tuberkelbazillen  waren;  da- 
ge>:en  wurden  Pneumokokken  gefunden.  Allmählich  zeigten  sich  im  7.  und 
9  Interko&talraum  je  ein  Tumor,  die  als  kalte  Abszesse  aufgefaest  und  auch 
inzidiert  worden.  1904  wurde  Patient  ins  Spital  aufgenommen  und  im  Mai 
Würde  unter  Kokainanästhesie  eine  Pleurotomie  gemacht,  bei  der  sich  eine 
grosse  abgeschlossene  Eiterhöhle  fand;  der  fÜter  enthielt  reichlich  Pneumo* 
kokken.  Von  diesem  Herd  aus  waren  zwei  Stellen  im  subkutanen  Zellgewebe 
durchbrochen  und  hatten  die  zwei  Abszesse  bedingt.     Heilung. 

Lor4nd  (24)  liefert  in  seiner  Arbeit  einen  interessanten  Beitrag  zur 
Kenntnis  der  Pleuraechinokokken  im  Kindesalter. 

Die  Diagnose  des  intrathorakalen  Echinococcus  ist  schwer,  deshalb  bieten 
diese  Fälle  sehr  oft  Gelegenheit  zu  Fehldiagnosen.  Am  häufigsten  wird  Lnngen- 
«chinococcus  mit  Lungentuberkulose,  Lnngenabszess  oder  Lungengangrän  ver- 
wechselt, und  dringt  er  in  die  Pleurahöhle,  dann  mit  Pneumothorax.  Plenra- 
ccbinokokken  werden  infolge  der  Symptomenanalogie  irrtümlich  für  Exsudat- 
Pleuritis  oder  für  Hydrothoraz  diagnostiziert.  Oft  wird  die  Gegenwart  des 
Gchinococcns  erst  bei  der  Sektion  konstatiert.  Die  Entwickelang  der  primären 
Plearajyste  ist  eine  sehr  langsame.  Die  Symptome  imitieren  genau  die 
«ine«  Pleoraezsudates.  Dementsprechend  sind  thorakale  Schmerzen  und  an 
der  Stelle  einer  zirkumskripten  Dämpfung  Thoraxvergrösserung,  Zurückbleiben 
des  Thorax  beim  Atmen  mit  geschwächtem  Atmungsgeräusch  vorzufinden. 
Charakteristisch  für  die  Zyste  sind  ausser  den  oft  sich  wiederholenden  thora- 
LaleD  Schmerzen  und  der  stets  zunehmenden  Dyspnoe  die  bogenförmigen 
Grenzen  der  Dämpfung  und  eventuell  die  zirkumskripte  Vorwölbung  der  Vor- 
derwand des  Brustkorbes.  Der  Lungenechinococcus  kann  anfangs,  besonders 
»eon  der  Herd  der  Krankheit  in  der  Tiefe  des  Lungengewebes  entfernt  von 
der  pleuralen  Oberfläche  liegt,  lange  Zeit  ohne  Symptome  besteben,  ja  bis 
tarn  Tode  versteckt  bleiben.  Der  Echinococcus  spielt  im  Lungengewebe  die 
KoUe  eines  Fremdkörpers.  Die  langsam  zunehmende  Zyste  übt  eine  entzün- 
dnngserregende  Wirkung  auf  das  Lungengewebe  und  daher  gleicht  das  Kran- 
Icenbtld  zumeist  einer   tuberkulösen    chronischen  Infiltration,    seltener  einer 


Jahre abericlit  fQr  Chirargie.     II.  Teil. 

;hen  Pleuritis.  Die  Symptome  der  LungenzyBte  sind  quälender,  an- 
g  auftretender  Hustenreiz  und  Brnstschmerzen,  später  auch  Dyspnoe, 
h  Frösteln  des  Abends,  wenn  schon  Kavernen  vorhanden  sind.  Nach 
her  Eitersekretion  erfolgt  bei  steigender  Dyspnoe  der  Dnrchbruch  der 
Zyste  in  einen  Bronchus  mit  Exspektoration  von  Zystenwandteilchen, 
j,  Haken,  ja  eventuell  sogar  kleinere  Zysten;  die  mikroskopische  Fest- 
;  dieser  Zystenteile  sichert  die  Diagnose.  Die  Auskultationtssymptome 
arakte ristisch  für  Lungenzysten  und  bestehen  darin,  dass  neben  den 
in  Ätmungsger ansehen  in  nächster  Nachbarschaft  patbologiäcbe  Oe- 
:  hörbar  sind.  Sitzt  die  Zyste  im  unteren  Lungenlappen,  so  kommt 
erentialdiagnostisches  Hilfsmittel  der  chronischen  Pleuritis  gegenüber 
ie  Probepunktion  in  Betracht.  —  Bezüglich  der  Prognose  sind  die 
ysten  schlimmer  daran  als  die  Lungenzysten,  da  bei  letzteren  dennoch 
äglichkeit  besteht,  dass  auch  ohne  Operation,  und  zwar  durch  spon- 
!)nrchbruch  in  einen  Bronchus,  Heilung  erfolgt,  hingegen  ein  solcher 
ruch  bei  Pleurazysten  überaus  selten  ist.  Die  Behandlung  der  intrathora- 
i^chinokokken  kann  nur  eine  operative  sein.  Bei  Zysten  mit  reinem, 
ireitertem  hihalt  kann  das  von  Prof.  v.Bökay  empfohlene  Bacellische 
:en  versucht  werden;  bei  vereiterten  Zysten  aber  führt  dasselbe  nicht 
el,  sondern  bloss  die  Radikaloperation. 

n  Stephanie-Kinderspital  zu  Budapest  wurden  von  den  bisher  beob- 
n  zwei  intrathorakalen  Echinococcnazysten  die  eine  nach  Bacellis 
-en,  die  andere  durch  Radikaloperation  geheilt;  letzterer  Fall  kans  ein 
ich  der  Operation  mit  der  an  der  anderen  Seite  der  Lunge  entwickeiten 
lenerdings  in  Spitalbehandlung.  Während  der  Operation  trat  infolge 
iratiou  der  Tod  ein.  Die  Sektion  erwies,  dass  die  vorher  beobacbtete 
atsächlich  eine  pleurale  war. 

Üchler  (4)  beschreibt  einen  bemerkenswerten  Fall  von  einem  Fremd- 
im  Brustfellraum.  Es  handelt  sich  um  einen  Arbeiter  in  einer  Tischlerei, 
irch  eine  Zirkularsäge  eine  4 — 5  cm  lange  wagrechte  Risswunde  in  der 
Schlüssel heingegend,  2  cm  unterhalb  des  Schlüsselbeines,  gesetzt  worden 
Im  folgenden  Tage  waren  in  der  Gegend  des  rechten  Schulterblattes 
Dämpfung  und  an  dieser  Stelle,  sowie  um  die  Wunde  hemm  Reibe- 
ksselgeräusche  zu  konstatieren.  Temperatur  steigt  bis  38,2'*,  Auswurf 
nicht  blutig.  Da  der  Lungenbefund  sich  nicht  bessert  und  der  All- 
Eustand  sich  täglich  verschlimmert,  werden  Probepunktionen  gemacht, 
tigen  Eiter  ergeben.  Es  wird  darauf  ein  3 — 4  cm  langes  Stück  der 
1  Rippe  in  der  Linea  ecapularis  reseziert  und  1,5  Liter  blutigen  Eiters 
t.  Die  Temperatur  fällt  aber  nicht  und  durch  das  eingelegte  Drain- 
itleeren  sich  täglich  grosse  Mengen  Eiters.  Auch  das  Allgemeinbefinden 
b  nicht  beben.  Erst  nach  7  Wochen  wird  mit  dem  Drainrohr  ein 
in  breites  und  8 — 9  cm  langes  Stück  Leinwand  aus  der  Operations- 
hervorgeholt.  Das  Zengstück  entspricht  vollständig  einem  Defekt  in 
emd,  das  Patient  am  Tage  des  Unfalls  trug.  Die  Kreissäge  hatt« 
e  durch  die  Risswande  in  den  Pleuraraum  gepresst  und  es  hatte  diese 
'eit  zu  Beiner  Wanderung  um  die  Lungenspitze  herum  nach  hinten 
•hi,  während  dieser  Zeit  natürlich  die  Eiterung  unterhaltend.  Die  fernere 
;  erfolgte  glatt. 

tuertz  (38).  Auskultation  und  Perkussion  lassen  bei  Plenra-  und 
-dverwachsnngen  nicht  selten  im  Stiche;  mit  Hilfe  der  Röntgenstrahlen 


Scholz,  Verletzungen  nai  chirurg.  Krankheiten  der  Pleura  and  Lunge,  507 

bnn  die  Diagnose  oft  sicher  gestellt  werden.  Auf  Grund  seiner  Erfahrungen 
iD  fünf  Füllen  kommt  Stürtz  zu  folgenden,  in  den  Hauptpunkten  hier  wieder- 
segebenen  Schlusssätzen: 

1.  Zarte  Adhäsionen  sind  weder  durch  Röutgoskopie  nouh  durch  Röntgo* 
graphie  sichtbar  zn  machen,  doch  können  die  röntgoskopisch  wabmehmbarfin, 
durch  Adhäsionen  bewirkten  Bewegungsstörungen  an  den  Herz-  und  Zwerch- 
t'fllkonturen  für  sich  allein  schon  die  Diagnose  sichern. 

2.  Zacken  und  winklige  Unregelmässigkeiten  der  Konturen  sind  nur 
d;iDii  diagnostisch  bewertbar,  wenn  deutliche  Bewegungshindernisse  radio- 
skopisch  sichtbar  werden. 

3.  Zur  Darstellung  der  Adhäsionen  ist  vor  allen  Dingen  eine  Aufnahme 
in  tiefer  Inspirationsstelinng  erforderlich. 

Experimentell  vom  Verf.  an  Leichen  und  am  lebenden  Hunde  erzengte 
PcHkardzacken  ergaben  auf  der  Platte  keine  Schatten. 


II.  Lunge. 

I.  'Antipas,  Pneatnotoinie  pour  dilatation  des  briinches.    Soc.  de  cHir.  1905.  Nr.  24. 

i.  'Bossuet,  Nodnlea  et  gangliooa   lympbatiques  de  la   aurface  externe  du  ponmoii. 
Joorn.  d«  mäd.  de  Bord*.  1905.  Nr.  15.  p.  257. 

3.  'BrentaDo,  Lungen aktiDomjkoae.    Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  1.  p.  23. 

4.  Bibergeil,  Über  Lungeakomplikationen    nach   Bauche perationen.     v.  Laogenbecka 
Archiv  1905.  Bd.  78.  Heft  2. 

h.  *Broc,  Sarcome  primitif  du  poDoion.    Bull,  et  m^m.  de  la  aoc.  anat.  de  Paria  1905. 

Nr.  1.  p.  90. 
6.  -Broca,  Sur  la  pneamotomie.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  26. 
'•■  Cahen,  Ein  Fall  von  träum  «tischet  Lungenliernie  ohne  AuBsere  Verletzung.    U&nch. 

med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1. 
i-  'De  la  Camp  a.  Mohr,  Ein  neuea  Sjmptom  der  Langen  apitsentuberkuloee.   Zeitachr. 

r.  exper.  Patb.  n.  Ther.  Bd.  L    Ref  in  Berl.  tclin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  19.  p.  25. 
i.   'Campbell,  Ad  pulmonary  tuberculoBis.     Brit.  med.  joam.  1905.  Oct.  7.  p.  852. 
10.  Claiaae,  Lea  contueiona  du  pntnon,    Gaiette  des  HQpitaus  1905. 

II.  Darlacher,  Ein  Beitrag  zur  traumatiachen  Lungenhernie.  Wiener  klio.  Rundschau  1905. 
Nr.  7  ond  8. 

12.  Fiaeher,  Zur  Siagnoae  der  Kavernen  bei  Lungentuberkulose.   Beitrage  inr  Elioik  der 

Tuberkuloae  1905.  Bd.  3.  BeR  5. 
ß.  Fleischhnt,  über  die  Scbuee Verletzungen  der  Lunge  in  der  Fried enapraxia  und  deren 

Behandlong.     Inaug.-Dieaert.     Berlin  1905. 
U-  Frlokel,  A.,  Über  die  Heilung  ulzeröaer  Lungenprezeese,  inabesondere  des  Lungen- 

braadea,  auf  operaÜTem  Wege.     Med.  Klinik  1905.  Nr.  20. 
15.  'Gaugerot,  Cancer  primitif  du  poumoD.    Soc.  auat.  de  Paria  1905.  Nr.  4. 
IC.  Garrä,  Über  disNaht  von  Langen  wunden.  Verhandlungen  dea  84.  Chirurgenkongresaea 

in  BerUn  1905.    Langenbecka  Arch.  77.  1. 
17.  Geesuer,   Die   PrBdiapoaition   der   Lungenspitze   für  Tuberkuloae   in   entwioklongBge- 

Mhichtlicher  Beleuchtung.     Beitrftge  zur  Klinik  der  Tuberkulose  1905.  Bd.  IV.  Heft  2. 
1$.   'Gilbert,  Note  aur  lea  cellalea  &  graisse  et  k  pouasiferes  du  poumon.  Gaz.  d.  hQp.  1905. 

Nr.  80. 

19.  'Goldflam.  Ein  Fall  von  Lungenhernie.    Wiener  klio.  Rundschau  1905.  Nr.  14  15 
imd  17. 

20.  Haim,  E.,  über  penetrierende  Thorax  Verletzungen.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  1905. 
Bd.  79.  p.  269. 

21.  Hanf,  Über  die  Bedeutung  dea  Traumas  in  der  Ätiologie  tnberkulüser  Lungen-  und 
PlenraerkrankuDgen.    Inaog.-Dtsaert.    Breslau  1905. 

'&.  Harlan  d,  W.  U.  and  W.  H.  Good,  Reflex  apnea  and  cardiac  Inhibition  in  operationa 

OD  the  reapirator^r  tract.    Journal  of  the  Amer.  Med.  Äaeoc.  1905.  Nr.  17. 
2S.  'Humbert-Reh,  Un  nonveau  pneumographe.    Arch.  gen.  de  mäd.  1905.  Nr.  43. 


566  JahTesbericht  für  Chirurgie.    U.  Teil. 

chronischen  Plenritis.     Die  Symptome   der  Lungenzyste    s' 

fallsartig  auftretender  Hustenreiz  und  Brustschmerzen,     ä- 

oft  auch  Frösteln  des  Abends,  wenn  schon  Kavernen  ^  '^ 

reichlicher  Eitersekretion  erfolgt  bei  steigender  Dys     P,  " 

Lungenzyste   in  einen  Bronchus   mit  Exspektorati  ^  '' 

SkoUces,  Haken,  ja  eventuell  sogar  kleinere  Zyst   f  ^ 

Stellung  dieser  Zystenteile  sichert  die  Diagnose   ^ 

sind  charakteristisch  für  Lungenzysten  und  * 

normalen   Ätmungsgeräuschen    in   nächster       ^ 

rausche  hörbar  sind.    Sitzt  die  Zyste  im 

als   differentialdiagnostisches  Hilfsmittel  ^ 

bloss  die  Probepunktion   in  Betracht. 

Pleurazysten  schlimmer  daran  als  die 

eine  Möglichkeit  besteht,   dass   auch 

tanen  Durchbruch   in  einen  Bronc|     'j 

Durchbruch  bei  Pleurazysten  über';'     : 

kalen  Echinokokken  kann  nur     >    .-      •    . 

nicht  vereitertem  Inhalt  kann  d     ;'    i      " 

Verfahren  versucht  werden;         '     ■  uohanachr.  1905.  Nr.  45. 

zum  Ziel,  sondern  bloss  di  ;  -'>   '«i  die  Lunge.    Weetfci.  vsor 

Im   Stephanie-Kindp 
achteten   zwei  intratho-  »  '°'°""°"  '"  "'"'  "•"■  '•  '"-■■ 

Verfahren,  die  andere  -  1905  [jj.  g; 

Jahr  nach  der  Opera  ■'  ,1»,    The  med,  Press  4.  I,  1905. 

Zyste  neuerdings  i'  u  Üronchialkolik  infolge  Uroucholithiaeis.    Berliner  klii, 

Blntaspiration  de-  ''- 

Zyste  tatsächlic'  *""  ^""^  primärem  PlatteDepithelkaninom  der  Lunge.    HBudi. 


etriereode  Thonn- 


Bichle- 


.i)Ü5.  Nr. 
^  of  priniarjr  malignant  tumar  of  the  loog.    Med.  Netrs  18.  IL  1905. 
körper  im  Br      ^^^  primitif  du  poumon.    Soc.  anat.  1605.  Nr.  7.  p.  601. 
dem  durch        -^^^phy  of  the  lungs  nnd  pleura.    Brit.  med.  journ.  14.  L  1909.  p  'li. 
rechten  Sr     «'^''^Femerin  als  Heilmittel  gegea  Lungentuberkulose.  Berliner  khn.Wodi»* 

IflirütA    '•*'';,  Jtemovftl  of  a  large  pin  from  the   lobe  of   the  long.    The  L»ncet  1905. 

"""^  '  '*■*'/»'■■  ^'**''  B''»i"B"ei'"atn'«''B'     Virchowa  Arcb.  179,  2. 

ger        ''*f^fiB\bta,   Ud   nouveaa   caa  de   Chirurgie  pulmonaire  en  plevre  saine.    Arrb. 

8*     ^'Im''^'  =''''■  '^-  "■■■  '»■ 

t^ii"-  Echinococcus  cyst  of  luDg.    Annale  of  Surg.  1905.  IL  Ang. 
ji  J^'Darmoid  cyst  of  lang.     Annale  of  Surg.   1905.  Aug.  2, 
jl.  ,^fjiinidt,  Primäres  Lungenaarkom.   Eorrespondettzbl.  f.  Schweizer  Ante  190^.  Kr.  £. 

',>■ 

gpmmer  u.  Kijewaki,  LnugeDbrand.   Pneumotomie.  Heilnog.   Gaieta lekirslr« '!'C5. 
**  Hr.  24. 

^    'Steven,  Cancer  of  the  luug.     Glaagov  med.  joum.   1905,  Nov.  p.  863. 
ua.Stinelli.  Asportaiione  di  an  pulmone  negli  animali  con  tecnica  apecisle  Hgiutt  d> 

BDCCeeso.     Atti  della  Societb  italiaua  di  chirurgia.  V.  18.  Roma.  Tipogi,  Arttm. 
t5    Talke,  Zur  Eenotnia  der  Heilung  von  LuogenwundeD.    Bruna  Beiti.  1905.  ii  C'- 
p.  191. 

56.  Tiegel,  Zur  Technik  der  Lungennaht.    MUnch.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  46. 

57.  Thompson,    Hypertrophie    pulmonary    oeteoarthropathy.     Med,    chir.  Tcus«!-  of 
London  87.  p.  85. 

58.  'Viollet,  Technik  und  Resnitate  der  intratrachealen  Injektionen  bei  LuugeslaiilN ''^ 
Qaz.  des  hGpit.  Nr.  22. 

59.  Weigel,  Langen  tuberkulöse  nach  Trauma.    HOnch.  med.  Wocbenachr.  190S.  Nr.  M 


^  vlstiungen   und  cfairurg.  EranlihBiteii  der  Pleura  und  Lunge.  569 

^=^=^  ^at  diese  Methode  auf  Grund  der  schon  in  der  vorigen 

j,  \  obachtnngen  ausgebildet. 

^■^^-  *^,  ''er  Gewebe  bis  auf  die  Rippen  längs  der  hinteren 

j-,         "^^      \  ""^^  Insertion  des  Lungenhilus  zu  kommen.   Ans- 

'■^i:^^     \      ^..  end  der  Eröffnung  der  Pleura  wird  die  künst- 

^^•j^         .(i'  Kompression  der  Thoraxbasis  eingeleitet. 

'^^'i^        •"[^  "den   rasch   hervorgezogen   und   der  Stiel 

.",  -   .      -       V-  '■■i..         ■^  -Zurückschlagen  des  Mediastinums  auf 

'■'■■^        ■ '.  .    K  "'  h  Wiederherstellung   der  Wand   und 

'"^-^  -    '  i/-^,        *  ;     r>  \^  ''äche   der  Kutis   werden   mit  dem 

^^i??^^A  t  K'  '  ■'liert. 

V  ':,    ^  .  \  ;  "ttion  trägt  dazu  bei,  den  ge- 

,  -,       *,■■%.  '  >tzt   uns   in   die  Lage,   die 

>     '  Iscborfe   beherrschen   zu 

'   '      ,  "  ..liitinalpleara   auf  die   ange- 

uuf  and  beseitigt  die  Gefahr  der 

.1  konstant  ist.     Schliesslich  macht  es 

.uätinuma  mit  den  relativen  Folgen  unmöglich. 

aaium   der  Mediastinalpleura   ist,   endlich   hervorzn- 

.jai„v    '^)    obschon  sie  keinerlei  anatomische  Öffnung  zeigt,  für 

irre  (Ift^^^**"  darchläsaig  ist.  Giani. 

bespricht  auf  dem  Chimrgenkongress  1905  das  Thema 
^  und  Lnngennaht.  Ich  lasse  seinen  Selbstbericbt  and  die 
^^  anschliessende  Diskussion  ausführlich  hier  folgen:  Die 
^artende  Behandlung  der  Lungenverletzungen  hat  höchstens 
olge  zu  verzeichnen;  über  40°/<i  gehen  zugrunde  an  innerer 
dorch  Erkrankung  infolge  des  Spannongspneumotborax,  oder 
Infektion.  Es  mag  dahingestellt  bleiben,  ob  durch  einen 
'  die  Eiterung  der  Lungenwunden  und  die  Pleuritis  sich  ein- 
,  jedenfalls  haben  wir  in  der  Langennaht  ein  souveränes 
owohl  wie  Lnftaustritt  aas  dem  Lungenparenchym  sofort  zu 
om  Verf.  kurz  referierter  Fall  von  Lungenruptur,  bei  dem 
atomie  eine  7  cm  lange  Naht  am  linken  Oberlappen  angelegt 
I  zur  Evidenz. 

päehlt  dringend  die  Thorakotomie  and  primäre  Versorgung 
!  durch  die  Naht  1.  bei  den  abondanten  Hämorrbagien  in 
i.  bei  den  lange  dauernden  und  sich  wiederholenden  Blutungen 
1  Spannungspneumothorax,  der  nicht  mit  der  ersten  Punktion 
gt  die  Wunde  in  der  Nähe  des  Hilus,  so  kann  sie  nur  tam- 
Breite,  zerfetzte  und  zerrissene  Wunden  sind  gegebenenfalls 
imiewunde  einzunähen  (exteriorisieren).  Zur  Anlegung  der 
Seide  Verwendung  finden ;  die  Naht  darf  nicht  scharf  ange- 
18  Lnngengewebe  wird  tief,  doch  nicht  breit  in  die  Naht  ge- 
ikotomie  muss  sehr  gross  angelegt  werden,  so  dass  man  mit 
in  den  Bnistraum  eingehen  und  die  Lunge  in  die  Öffnung 

^i-o  ^oui  u«r  Fälle,  in  denen  nach  diesem  Prinzip  gehandelt  wurde,  ist 
sebr  klein:  nennmal  Naht,  dreimal  Tamponade,  zusammen  neun  Heilungen. 
Dieser  Erfolg  berechtigt  und  ermutigt  bei  den  schweren  Langenverletznngen 


570  Jahresbericht  fQr  Chirurg!«.     II.  Teil. 

zit  energischeiD,   aber   besonneDem   operatiTen    Vorgehen.     In   der  Diekassion 
fragt  Uehn,  ob  Garrä  die  Pleurahöhle  offen  iässt  and  tamponiert':' 

Garre  tamponiert  gewöhnlich,  primären  Verschluss  könne  man  nur  bei 
subkutanen  Bnpturen  wagen,  während  bei  verdächtigen  Fällen  sofortige  Dr».i- 
]iitge  indiziert  ist. 

Rebn:  Ich  möchte  auf  das  lebhafteste  den  sofortigen  Verschluss  der 
Pleurahöhle  empfehlen.  Es  ist  erstaunlich,  wie  leicht  der  Verlauf  wird,  weno 
man  die  Pleurahöhle  schliesst.  Es  ist  ein  unendlich  besserer  Verlauf  nach 
der  Operation.  Ich  habe  mich  in  einigen  Fällen  davon  überzeugt.  Ich  habe 
bei  drei  Fällen  von  Rippentumoren  operiert,  wo  ich  grosse  Teile  der  Pleura 
costalis  und  einmal  ein  Stück  Lunge  wegnehmen  masste.  Die  Wunde  wurde 
primär  geschlossen,  und  die  Patienten  kamen  über  die  sehr  schweren  Ein- 
griffe ausgezeichnet  hinweg. 

Also  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  dass  man  späterhin  wieder  aufmachen 
müsse,  empfehle  ich  den  Schlnss  der  Pleurahöhle,  um  die  Patienten  über  die 
gefährliche  Zeit  der  mechanischen  Zirkulationsstörungen  usw.  hinwegzubringen. 

Ich  muss  im  übrigen  sagen,  dass  ich  die  Gefahr  der  weiten  Eröffnung 
der  Pleurahöhle,  sei  es  bei  schweren  Lnngenverletzungen,  sei  es  bei  der  Aus- 
rottung von  Geschwülsten,  nicht  so  hoch  anschlage.  Man  muss  nur  die  kol- 
labierte Lunge,  wie  MuH  er  geraten  bat,  kräftig  nach  aussen  ziehen  lassen. 
Ich  habe  das  schon  vor  Müllers  Rat  getan.  Die  Massnahme  liegt  ja  so 
nahe,  dass  ich  glaube,  es  ist  mancher  andere  Chirurg  in  gleicher  .\rt  zu  ihrer 
Anwendung  gekommen. 

Ich  wüsste  anch  nicht,  wie  man  anders  Lange  nähen  könnte.  Als  weitere 
wichtige  Massregel  nach  Versoi^ng  der  Lungenwunde  muss  eine  sorgfältige 
Annähimg  der  Lunge  an  den  Pleuraschnitt  resp.  in  dem  Pleuradefekt  erfolgen, 
so  dass  die  Lunge  in  Ausdehnung  verharrt. 

Dann  soll  die  äussere  Wunde  vollständig  und  dicht  geschlossen  werden, 
d.  h.  ohne  Drainage  oder  Tamponade  der  Pleurahöhle. 

König  meint,  wenn  man  primär  schliessen  könne,  sei  es  am  besten. 
Ihm  ist  bei  einer  Operation  am  Sternum  passiert,  dass  beide  Pleurahöhlen  er- 
öffnet wurden;  sofort  wurden  die  Wunden  mit  Tupfern  geschlossen,  dann 
genäht;  es  ist  nicht  so  gefährlich,  im  Bruetraum  zu  arbeiten.  Er  war  über- 
rascht, was  Tiere  in  dieser  Beziehung  aushielten,  stundenlanges  Arbeiten, 
Herausnehmen  von  Lnngenstücken  usw.  Auch  der  Mensch  vertrage  sehr  viel 
in  dieser  Hinsicht,  und  doch  solle  man  nicht  ohne  Not  in  den  Thorax  ein- 
dringen; dabei  sind  viele  Lungenverletzungen  schnell  todlich,  sei  es,  dass 
starke  Blutung  oder  Verletzung  eines  grösseren  Bronchus  den  letalen  Ausgang 
bedingen;  denn  hier  dürfte  auch  die  Naht  keine  Schliessung  herbeifuhren. 
Er  würde  nur  im  äussersten  Notfall  eine  subkutane  Ruptur  operieren. 

Garrä  bemerkt  zum  Scbluss:  Die  Resorption  des  Blutes  in  der  Pleura- 
höhle gehe  wohl  erstaunlich  schnell  vor  sieb;  aber  beim  Menschen  sei  die 
Infektion  derselben  von  der  Lunge  aus  sehr  gefährlich,  und  er  meine,  dass 
man  selbst  einen  grossen  Bronchialast  nach  Anfrischung  durch  doppeltes  Cber- 
naben  schliessen  kann. 

K  e  1 1  i  n  g  (28)  spricht  über  Pneumonien  nach  Laparotomien.  Ich  lasse 
nach  dem  kurzen  Referate  die  Diskussionsbebandiung  wegen  des  grossen  Inter- 
esses, welches  sie  verdient,  ausführlich  folgen. 

Zu  den  prädisponierenden  Faktoren  gehören:  Älter,  Alkoholismns,  kar- 
zinomatöse  Kachexie,  Herzschwäche,  Emphysem,  länger  dauernde  Rückenlage 


Subulz,  Verletzungen  nnd  chirarg.  Krankheiteo  der  Pleura  und  Lange.  571 

nnd  nervöse  Reize  (Schmerz,  vasomotorische  Stase  nnd  Abkühlung).  Laparo- 
k.mierte  haben  eine  Neigung  zo  Stasen  in  den  Lungen,  besonders  im  rechten 
lot^rlappen. 

Die  Entzündungserreger  kommen  in  die  Lungen  hinein;  1.  auf  dem 
BroDchialwege,  2.  auf  dem  Blutwege,  3.  auf  dem  Lymphwege. 

1.  findet  statt  durch  Aspiration  des  Inhaltes  der  Mundböhle,  der  N'asen- 
böliie,  der  Speiseröhre  und  dös  Magens  beim  Erbrechen.  Am  gefährlichsten 
ist  die  Bronchitis  wegen  der  Aspiration  des  Sputums  in  andere  Teile  der 
Lange.  2.  Embolische  Pneumonien  durch  Thrombenbildung  in  den  Venen, 
Einesteils  stehen  die  Venen  mit  der  Vena  cava  direkt  in  Verbindung  (Magen, 
liems  usw.),  andererseits  handelt  es  sich  um  Thromben  in  den  retroperito- 
nealen  Venen,  weil  die  Lymphgefässe  der  Venenwände  mit  denen  der  Mesen- 
rerien  in  Verbindung  stehen  (bei  eitrigen  Typhliten  und  eingeklemmten 
Brüchen).  3.  Der  Lymphneg  geht  a)  durch  die  perforierenden  Lymphgefässe 
in  ilie  Pleura.  Eine  Pneumonie  wird  aus  der  Pleuritis  dann,  wenn  das  Lnngen- 
gevebe  durch  Stase  ödematös  wird,  b)  In  die  Blutgefässe  des  Zwerchfells. 
Lladurch  entsteht  Sepsis  mit  Hypostasen  nnd  lobulären  Entzündungen  und 
Tlirumbenbildnngen  an  anderen  prädisponierten  Stellen  des  Venensystems. 

Redner  führt  femer  aus,  dass  bei  Laparotomien  der  Luftinfektion  eine 
grösBere  Bedeutung  zuzusprechen  ist,  als  sonst  bei  Wunden. 

Die  Prophylaxe  bei  postoperativen  Pneumonien  ergibt  sich  aus  der 
Pathogenese.  Die  Hauptsache  ist  die  Vermeidung  der  Infektion  der  Organ- 
gewebe, der  Mesenterien  und  der  freien  Bauchhöhle.  Die  Zahl  der  postopera- 
tiien  Pneumonien  geht,  wenn  man  von  den  Aspirationspneumonien  absieht, 
parallel  der  Infektion. 

Zur  Diskussion  bemerkt  Czerny:  Nach  etwa  1300  seiner  Laparotomien 
sind  52  Pneumonien  beobachtet  worden,  wobei  vielleicht  einige  leichte  nicht 
mitTennerkt  sind.  Jenseits  der  40er  treten  sie  etwa  doppelt  so  häufig  auf, 
«a.s  sich  aus  Residuen  früherer  Krankheiten  erklärt.  Ob  Alkohol  und  Tabak- 
missbraucb  dabei  mitspricht,  ist  nicht  sicher.  Die  Geschlechter  sind  gleich 
sUrk  beteiligt,  Obesitas  vorwiegend. 

Bronchitis  war  4  mal,  Emphysem  5  mal,  Herzfehler  4  mal  vorhanden, 
Poeumonie  6  mal  vorausgegangen.  Das  Narkotikum  lässt  keinen  Einfluss  er- 
t^nnea:  30  Fälle  kommen  auf  Chloroform,  11  auf  Chloroform-Sauerstoff, 
3  auf  Schleichsche  Anästhesie.  Mehr  schon  ist  die  Technik  der  Narkose 
Terantwortlich  zu  machen;  ihr  fallen  2.  U.  die  häufigeren  Aspirationspneumo- 
nifii  zur  Last,  die  zu  50%  bereits  in  den  ersten  3  Tagen  auftraten.  Aspi- 
ratioD  nach  der  Operation  scheint  häufiger  bei  genähten  Wunden  aufzutreten, 
dT  groBEeren  Schmerzen  wegen,  welche  Atmen  and  Husten  unterdrücken 
lassen.  Es  befinden  sich  unter  den  an  Pneumonie  Erkrankten  14  Operationen 
m  Gallensystem,  11  an  den  weiblichen  Genitalien,  12  Gastroenterostomien 
und  12  Magenresektionen.  Operationen  in  der  Nähe  des  Zwerchfells  hemmen 
die  At«mbewegnng  und  begünstigen  die  Infektion;  während  die  Operationen 
im  Oberhauch  (Magen,  Gallenblase)  '/s  der  Gesamtzahhl  ausmachen,  sind  sie 
in  der  Zahl  der  Pneumonien  mit  Vs  vertreten.  Die  rechte  Seite  ist  häufiger 
belallen  wie  die  linke.  Die  Appendizitis,  welche  14  "/'o  der  Operationen  aus- 
macht, ist  mit  2°/o  der  Pneumonien  gering  belastet.  Auffallend  sind  die 
30*0  Pneumonien  bei  gynäkologischen  Operationen,  die  10 "/o  der  Gesamt- 
lahl  ansmachen,  bei  lokal  guter  Heilung.  Mangels  anderer  Erklärung  möchte 
Czerny   die   Beckenhochlagerung   für   ätiologisch  wichtig   halten.     Von   den 


572 


jRhreabericht  fQr  Cbirurgie.    II.  Teil. 


an  Pnenmonie  Erkrankten  heilten  31,  starben  21  bei  glattem  Operationsfeld. 
12  mal  bestand  kruppöse,  8  mal  gangränöse  Pneumonie,  ö  mal  Pleuritis. 
Prophylaktisch  wichtig  ist  Vorbereitung  der  Mundhöhle,  der  Bronchien  und 
strenge  Asepsis. 

Kümmel!  vertritt  die  Ansicht,  dass  dem  Narkotikum  eine  grosse  RolW 
zukomme;  bei  Äther  häuften  sich  die  Pneumonien,  weil  auch  das  Klima 
Katarrhe  sehr  begünstigt.  Bei  einer  Zahl  vo'n  3200  Laparotomien  änden 
sii:h  in  2361  Krankengeschichten  genauere  Aufzeichnungen;  darunter  ist  die 
Chloroformnarkose  in  1751  Fällen  augewandt.  43  =  2,4  "/o  Operierte  starben 
nach  Ausweis  der  Krankenjonrnale  an  Pnenmonie  {Alters-  und  agonale  Pneu- 
monien nicht  mitgezählt).  Durchschnittlich  hatte  die  Narkose  40— 50  Minuten 
mit  entsprechendem  ChloroformTerbrsucb  gedauert.  Chloroform-  Sauerstoti- 
gemisch  scheint  die  Narkose  ungefährlicher  zu  machen.  Eine  dentliche  \n- 
derung  ist  zu  verzeichnen  seit  Beginn  mit  der  Skopolamin-Morphiumnarkosf?. 
wobei  ft — 8  dmg  Skopolamin  und  1  cg  Morphium  etwa  1  V»  Stunde  vor  der 
Operation  gegeben  werden.  Die  austrocknende  Wirkung  des  Skopolamin  ver- 
hütet die  Aspiration  zu  reichlicher  Sekrete,  so  dass  auch  Äther  nachgegeben 
werden  kann.  Auf  409  Laparotomien  kommen  hier  nur  3  Todesfalle  an 
Pnenmonie,  also  5  mal  weniger;  es  ist  diese  kombinierte  Narkose  eine  sehr 
humane.     Frühzeitig  sollen  die  Kranken  zu  tiefem  Atmen  angehalten  werden. 

Bchloffer  berichtet  an  der  Hand  der  folgenden  Tabelle  über  die 
an  seiner  Klinik  seit  l'/i  Jahren  beobachteten  embolischen  Lungenkompli- 
kationen. 


Davon  geatoriten 

Davon  erkrankt  an 

AazM  der 

X. 

«  Uugsn- 

en>bolJ>cb«ii 
Lungen- 

Umgen- 
kompli- 
kitianan 

eml^liiThfi, 
kcm|iliti1i'>ii'^ii 

40 

22 

^ 

- 

EropfoperatioDen     .    .    . 

107 

2 

2 

1 

29 

2 

Laparotomien  inkl.  gangrft- 
DÖB«c  HeniieD  .... 

U2 

25 

7 

2 

s 

' 

HeniiM)  exkl.  gugrBnOser 
Hernieii 

40S 

_ 

_ 

- 

8(70) 

3 

Er  führt  dann  aus,  dass  unter  403  Radikaloperationen  freier  Hernien, 
welche  genau  abwechselnd  einmal  nachWölfler,  einmal  nach  Bassini  aus- 
geführt worden  waren,  dreimal  embolische  Pneumonien  klinisch  beobachtet 
wurden,  und  zwar  durchweg  nach  Bassiaischen  Operationen.  Es  sei  in 
der  Tat  nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  dass  die  Bildung  und  Verschleppung 
von  Thromben  aus  dem  Plexus  pampiniformis  bei  der  Bassinischen  Ope- 
ration leichter  erfolge  als  bei  der  Wölflerschen  (IL  Methode).  Denn  öei 
der  letzteren  sei  eine  ausgedehnte  Isolierung  des  Samenstranges  und  überdies 
der  (nicht  verlagerte)  Samenstrang  hernach  bei  Hustenstössen  n.  dgl-  gerin- 
geren Erschütterungen  ausgesetzt  wie  bei  der  ersteren. 

Trendelenburg:  Nach  seiner  Bruttostatistik  kommen  auf  Operationen 
im  allgemeinen  l*.o,  auf  Laparotomien  5"/»  Pneumonien.    Die  Gastrostomien 


Schulz,  VeTletEDDgen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  573 

~iDdmit  S^'/o,  GalleDsysteuoperationen  6,4  Vo,  schwere  Kontasionen  mit  W/o, 
jppendizitis  mit  6°/o,  Probelaparotomien  mit  4,7 "/o  belastet,  die  weiblichen 
iienitalien  im  Gegensatz  zu  Czerny  mit  2,8°io.  Das  männliche  Geschlecht 
tri  mit  ö^/o,  das  weibliche  mit  nur  2*/o  beteiligt.  Von  85  pnenmonisch  Er- 
tränkten starben  52  =  60''/o. 

Franke  (Brannschweig}  kann  die  Vermutung  des  Herrn  Kelling,  dass 
F-  sieb  io  manchen  Fällen  um  eine  Hausepidemie  handeln  möge,  durch  seine 
Irfahrnagen  bestätigen.  Er  hat  vor  mehreren  Jahren  eine  solche  Häufung 
ujQ  Pneumomen  erlebt,  für  die  er  nach  Abwägung  aller  Umstände  in  der 
Hauptsache  das  epidemiologische  Moment  verantv/ortlich  machen  musste,  dass 
rr  zeitweilig  fast  Bedenken  trug,  Banchoperationen  auszuführen.  Dass  es  zu 
<cliiceren  Pneumonien  nur  selten,  zu  tödlichem  Ausgange  fast  nie  gekommen 
■A.  glaubt  er  der  Behandlung  zuschreiben  zu  müssen,  die  darin  besteht,  dass 
neben  der  Anwendung  der  von  den  Vorrednern  empfohlenen  Massnahmen  bei 
dem  ersten  Verdacht  auf  Pneumonie  (Fieber,  Schallabschwäcbung,  verschärftes 
Atmea,  Knisterrasseln)  sofort  folgende  Medikation  angewandt  wird:  Inf.  fol. 
[iigitalis  1,5:150.0,  Natr.  salicyl.  7,0,  Antipyrin  3,0,  event.  Syr.  ad  175,0; 
htündlich  ein  Esslöffel.  Bei  irgend  leerem  Pulse  wird  hinzugefügt  Nitro- 
glyzerin 0,015 — 0,02,  nach  Bedarf  bei  starkem  Hustenreize  Kodein,  bei 
trockenem  Husten  Liqu.  Ammonii  anis.  Diese  Medikation  hat  Franke  schon 
seil  Jahren  bei  der  Behandluni;  der  Pneumonie  in  der  inneren  Abteilung  seines 
Krankenhauses  und  in  der  Privatpraxis  angewandt  und  kann  sie  mit  Recht 
empfehlen.  In  gewissen  Fällen  wird  die  Medizin  per  annm  mit  gleich  gutem 
Lrfolge  verabfolgt. 

Kanscb  (Breslau)  führt  die  Henlescbe  Statistik,  die  über  1780  La^ 
psiotoraien  der  v.  Mikuliczschen  Klinik  berichtete,  weiter,  wobei  Hernien, 
Appendizitis-  und  Mastdarmamputationen  mit  Eröffnung  des  Peritoneum  ein- 
gerechnet sind.  Es  liegen  jetzt  Aufzeichnungen  über  weitere  1880  Laparo- 
lomien  vor,  worunter  wohl  viele  recht  einfache,  jedoch  anch  80  Magen- 
r^ktionen.  Verzeichnet  sind  45  Pneumonien  =  2,4%  mit  28  TodeställeD 
=  1,4°;'».  Die  {pönalen  Pneumonien  and  11  Eiiibolien  sind  nicht  ver- 
rechnet. 

Besonderer  Wert  wird  auf  die  Prophylaxe  gelegt:  Vermeidung  von  Ab- 
tuhlnog,  Einwickelung  der  Beine,  Spülungen  mit  warmer  Kochsalzlösung, 
Enrärmung  des  Bettes,  Entleerung  des  Magens  (z.  B.  vor  Ileusoperation], 
Verwendung  der  Kansch sehen  Sonde,  wodurch  die  Aspirationspneumonien 
lermieden  werden.  Die  Pneumonien  sind  häufiger  nach  Zwerchfell-  als  Mast- 
dirmoperationen ;  ob  die  Infektion  auf  dem  Blut-  oder  Lymphwege  vor  sich 
geht,  ist  schwer  entscheidbar,  wabrseinlicher  der  letztere.  Wesentlich  ist 
die  Asepsis,  doch  werden  Abszesse  (z.  B.  bei  Appendizitis)  rücksichtslos  er- 
öfnet.  Die  Zahl  der  Pneumonien  wurde  bei  Äther  nicht  vermehrt,  eher  war 
ii£  Gegenteil  festzustellen.  Bei  Laparotomien  wird  nicht  lokal  anästhesiert, 
aucb  die  Morphium-Skopolaminnarkose  abgelehnt.  Von  der  Bedeutung  der 
Epidemien  kann  sich  Kausch  nicht  überzei^en. 

Mühsam  (Berlin):  Bericht  ans  der  Sonnenbargschen  Klinik.  Ver- 
»ichnet  sind  45  Pneumonien,  von  diesen  37  durch  Embolie  entstanden,  die 
relativ  häufig  beobachtet  wurde.  Von  9  Oberschenkelvenenthrombosen  waren 
6  mit  Lungenentzündung  kompliziert.  Von  den  37  embolisch  entstandenen 
Fneamonien  fallen  14  auf  Spital-,  23  auf  Privatpatienten:  letztere  sind  vor 
den  Operationen   meist   schon   mehr  hemntergekommeo.     Männer   scheinen 


574  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IE.  Teil. 

häufiger  als  Weiber  der  Embolie  ausgesetzt  zu  sein.  Nicht  embolische  Pneu- 
monien sind  bei  beiden  gleich  oft  notiert.  Die  Embolien  ereignen  sich  im 
Bad,  bei  Bewegungen,  Transport;  oft  bleibt  es  bei  leichtesten  Erscheinungen 
—  Stechen  — ,  oft  kommt  es  zur  Infektion.  Bei  alten  Leuten  und  bei 
Verdacht  auf  Herzschwäche  gebe  man  prophylaktisch  Strophanthus  oder 
Digitalis. 

Heusner  (Barmen):  Auf  dem  Wege  der  Statistik  komme  man  nicht 
weiter;  erst  müssten  wir  vor  allen  Dingen  sichere  anatomische  Kenntni$^e 
von  den  Abflusswegen  der  Lymphe  aus  der  Bauchhöhle  besitzen.  Klein 
(London)  habe  früher  Stomata  in  Zwerchfell-  und  Lungenpleura  angenommen 
und  Kelling  behaupte  das  gleiche  von  Küttner;  das  sei  nicht  der  Fall: 
Küttner  habe  nur  von  Lymphbahnen,  die  direkt  subpleural  verlaufen,  ge- 
sprochen. Stomata  existierten  nicht;  er  akzeptiere  daher  die  Kelling  sehe 
Annahme  von  direktem  Einwandern  der  Keime  in  die  Lunge  nicht.  Auch 
von  direkten  Abflnsswegen  aus  dem  Blutgefässsystem  hat  man  gesprochen:  er 
rate  zur  Vorsicht  in  der  Beurteilung  solcher  Feststellungen.  Im  allgemeinen 
müsse  die  Lymphe  ein  1 — 3  faches  System  passieren,  doch  führten  auch 
Lymphbahnen  um  die  Drüsen  herum,  die  Filtration  umgehend.  Vor  2  Vs  Jahren 
hat  Heusner  eine  Epidemie  von  Pneumonien  beobachtet  —  jeder  zweite 
Laparotomierte  erkrankte  daran:  er  glaube,  die  Wege  seien  keine  anderen 
wie  bei  Infektionen  überhaupt;  der  Boden  ist  gelegentlich  durch  Kontusionen 
vorbereitet,  Pneumokokken  finden  sich  überall,  kreisen  im  Blute  und  fassen 
an  geschädigter  Stelle  Fuss.  Dass  Kümmel  bei  Skopolaminnarkosen  wenig 
Pneumonien  beobachtete,  sei  auffällig  —  doch  könne  das  Zufall  sein,  was 
auch  bei  der  Sauerstoffchloroformnarkose  zu  berücksichtigen  sei.  Der  Zufall 
«piele  eine  grosse  Rolle. 

König  (Jena)  hat  leider  keine  Zusammenstellung  machen  lassen;  für 
ihn  sei  die  Kardinalfrage:  handelt  sichs  immer  um  hämatogene  Pneumonien? 
Wieviel  Lungenentzündungen  sind  gewöhnliche  Pneumonien?  wieviel  embo- 
lische? Ohne  genaue  bakteriologische  Untersuchungen  komme  man  nicht 
weiter. 

Rehn:  Die  Behauptung  von  Herrn  Kelling,  dass  wir  nach  Operation 
eitriger  Abszesse  im  Bauche  besonders  viele  Pneumonien  bekommen,  dass 
wir  uns  also  vor  der  Operation  deshalb  hüten  müssten,  trifft  nicht  zu.  Ich 
habe  wohl  reiche  Erfahrung  in  der  Sache.  Ich  kann  nicht  ziffernmässig  Aus- 
kunft geben,  aber  das  kann  ich  fest  versichern,  dass  das  entschieden  nicht 
der  Fall  ist.  Wenn  Herrn  Kellings  Rat  befolgt  wird,  dann  werden  wir 
natürlich  keine  postoperative  Pneumonie  haben,  aber  präoperative  Eiterver- 
schleppung,  subphrenische  Abszesse  von  Lungenabszessen  und  alles  mögliche. 

König  (Altena):  Die  Entstehung  von  Thromben  ist  bei  verschiedenen 
Operationen  verschieden  häufig;  er  hat  zwei  unglückliche  Ereignisse  bei  Ap- 
pendixoperationen erlebt,  die  an  sich  einfach  waren  —  glatte  Operation  — 
glatter  Verlauf;  nach  10  Tagen  lösten  sich  die  obturierenden  Pfropfe  vom 
Parametrium;  jeder  am  Wurmfortsatz  Leidende  ist  Thrombenbesitzer.  Beim 
Suchen  nach  einer  Ursache  für  das  Missgeschick  könne  er  eine  Änderung 
gegen  seine  frühere  Praxis  nur  in  der  häufigeren  Benutzung  des  Äthers  als 
vielleicht  nicht  ohne  Einfluss  bezeichnen;  die  Narkose  sei  gut;  dann  aber 
trete  später  oftmals  Kollaps  ein,  der  Digitalis  erfordert;  dieser  fällt  in  die 
2eit  der  Thrombosen. 


Schulz,  Verletzungen  und  cliirurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  575 

Friedrich  betont  ebenfalls  die  Schwierigkeit  der  Klärung  der  vor- 
liegenden Frage  durch  die  Statistik,  wenn  selbst  Kliniker  wie  Czerny  und 
Trendelenburg  zum  Teil  zu  entgegengesetzten  Resultaten  gelangen.  Fried- 
rich hebt  hervor,  dass  unter  dem  Begriff  der  „postoperativen  Pneumonie^ 
ätiologisch  sehr  verschiedene  Vorgänge  zusammenfallen  können,  während  es 
wohl  wünschenswert  sei,  hier  eine  scharfe  Scheidung  je  nach  der  Art  der 
Pneumonie  vorzunehmen.  Er  teilt  den  Standpunkt  Czernys,  dass  es  sich 
vorwi^end  um  As pi rat ions Pneumonien  handelt,  dass  krupöse Formen  über- 
haupt nicht  in  Betracht  kommen,  dass  die  embolischen  Pneumonien  gar  nicht 
in  dieses  Kapitel  hineingehören,  und  dass  die  hypostatischen  ja  sattsam  be- 
kannt seien,  und  in  der  Hauptsache  wohl  immer  mit  Atmungsinsuffizienz  und 
antochthoner  Entwickelung  von  in  den  Lungen  vorhandenen  Bakterien  in 
Zusammenhang  stünden.  Um  diesen  beiden  Formen,  der  Aspirations-  und 
der  bypostatischen  Pneumonie,  zu  begegnen,  ständen  uns  nach  Lage  des  Einzel- 
falles nicht  immer  die  Mittel  zur  Verfügung,  wohl  aber  spielten  die  Art, 
Tiefe  und  Dauer  der  Narkose  für  die  Aspirationsform  eine  geradezu  ent- 
scheidende Rolle,  während  für  die  hypostatische  die  postoperative  Atmungs- 
erschwerung, namentlich  nach  Laparotomie,  von  bekannter  Bedeutung  sei. 
Nach  diesen  beiden  Richtungen  lägen  also  die  Mittel  und  Wege,  den  Pneu- 
monien vorzubeugen.  Da  die  postoperative  Atmungsnot  oft  nur  durch  den 
Schmerz  der  Bauch  wand  bei  der  Atmung  bedingt  sei,  empfiehlt  Friedrich 
in  solchen  Fällen  einen  reichlicheren  Morphiumgebrauch. 

Diesen  Ausführungen  fügt  Friedrich  noch  eine  kurze  Entgegnung  für 
die  missverstandene  Deutung  seiner  und  seines  Schülers  Nöggerath  Ver- 
suche seitens  Kellings  hinzu. 

Rotter  hat  bei  200  Skopolaminnarkosen  —  event.  unter  Beigabe  von 
etwas  Äther  —  wohl  einige  Bronchitiden,  aber  keine  Pneumonien  gesehen. 
Von  grossem  Einfiuss  auf  Thrombenbildung  ist  ein  schwaches  Herz. 

Henke  (Charlottenburg):  Die  Statistik  kann  willkürlich  gehandhabt 
werden;  wesentlicher  wäre  die  genauere  bakteriologische  Untersuchung.  Die 
Embolie  spiele  eine  geringe  Rolle,  mehr  die  Infektion  von  den  Luftwegen  aus. 
Infarkte  kommen  selten  zur  Beobachtung,  dagegen  asthenische  und  hypo- 
statische  Pneumonien  häufig. 

Meisel  (Freibarg)  teilt  die  Anschauung  vonKraske  mit,  die  von  den 
anderen  abweicht.  Er  macht  die  invertierte  Lage  verantwortlich ;  hat  dreimal 
ohne  Banchfelleröffnung  bei  hohem  Steinschnitt  Pneumonie  erlebt;  Leber, 
Unterleibsorgane  drängen  herauf,  gegen  das  rechte  Herz,  und  es  kommt  zu 
hypostatischen  Pneumonien.  Bei  einer  rekto-abdominalen  Exstirpation  wurde 
zuerst  Blut  erbrochen,  dann  trat  Atemnot  ein,  hypostatische  Pneumonie;  es 
fand  sich  bei  der  Autopsie  auch  Blut  im  Darme,  das  wohl  durch  Zirkulations- 
störung in  der  Pfortader  zum  Austritt  gelangte. 

Payr  hat  zur  Befestigung  der  anatomischen  Grundlagen  Tieren  Carmin. 
caerul.  in  das  Centr.  tendin.  gebracht;  einige  wurden  nach  18  Minuten  ge- 
tötet; es  fand  sich  das  Karmin  in  Höhe  des  Bronchialbaumes  in  Lymph- 
drüsen. Erst  7  Minuten  später  getötete  Tiere  zeigten  im  zentrifu gierten 
und  spektralanalytisch  untersuchten  Karotisblut  Karmin.  Dies  also  spricht 
deutlich  für  Fortleitung  von  Keimen  aus  dem  Bauchraume  durch  die  Lymph- 
bahnen. 

Lenhartz  glaubt  nach  seinen  Erfahrungen  an  der  Leiche,  dass  bei 
Entstehung  der  Pneumonien  der  Aspiration  die  Hauptrolle  zufalle,  und  findet 


576  JabreBbericht  fUr  Cbirargie.     II.  I'eil 

viel  Analogien  zum  Typhös.  Die  zunehmende  Häufigkeit  bei  Operationen  ii 
der  Nähe  des  Zwerchfelles ,  wo  nach  den  verschiedenen  Manipulation« 
Schmeris  die  Atmimg  und  Ventilation  hindert,  findet  so  ihre  Erklärung.  Wit; 
bei  Typhus,  empfiehlt  Lenhartz  auch  hier  Lagewechsel.  Pneumokokkei 
kreisen  wenig  im  Blut  und  können  nur  sehr  selten  aus  diesem  kultiviert 
werden,  treten  auch  bei  Aspirationspnenmonien  erst  korz  vor  dem  Tode  im 
Blut  auf.  Auf  die  Zwischenfrage  von  König  (Jena),  wie  man  es  mache,  um 
die  Lungen  zu  öSnen,  erklärt  Lenhartz,  dass  Lagewechsel  das  Volnmen  Her 
Lunge  vermehre,  indem  Luft  in  bisher  kollabierte  Teile  dringe;  auch  kalt« 
Waschnngen  würden  dies  tun. 

Krönleinhat  bei  1409  Laparotomien  80  =  5,6'*/iioPDeumoniemorbidität, 
SiSVoo  Mortalität;  er  hat  Jahrgänge  genug  ohne  solche,  wie  z.  B.  1904  mit 
407  Laparotomien  ohne  Pneumonie.  Er  glaubt,  dass  eine  Summiemog  von 
pedantisch  beobachteten  Kleinigkeiten  diese  guten  Erfolge  bedinge.  Zuerst 
die  Äthernarkose  mit  dem  Verbranchsminimum  bei  bester  Qualität  des  Atheni 
und  möglichster  Abkürzung  der  Narkosedaner.  Gmndsatzlicb  wird  nicht  in 
Narkose  desinfiziert;  damit  kommt  Krönlein  auf  die  Bälfte  des  durchschnitt- 
lichen Verbrauches  anderer  Operateure.  Bei  der  Behandlung  des  Peritonenm 
wird  strengste  Asepsis,  Vermeidung  von  Malträtierung  gewahrt;  die  Deck- 
kompressen sind  feucht,  die  Tupfer  trocken. 

Trendelenhurg  wendet  sich  gegen  die  abfälligen  Bemerkungen  über 
die  Statistik;  man  dürfe  sie  nicht  unterschätzen  als  notwendige  UnterJa^e 
zum  Vergleiche  des  Materials,  der  Narkotika  u.  a. 

Braun  findet,  dass  der  BegrifiT  der  Pneumonien  von  den  einzelnen  ver- 
schieden aufgefasst  werde.  Manches  scheine  gar  keine  Pneumonie  gewesen 
zu  sein. 

Kelling  bemerkt  im  Schlussworte  Herrn  Rehn  gegenüber,  dass  die 
Infektion  der  Bauchhöhle  mit  eitrigen  Stoffen  keineswegs  gleichgültig  sei.  L'r 
müsse  deswegen  bei  seiner  Forderung  bestehen  bleiben,  eitrige  Prozesse  nicht 
ohne  Not  durch  die  freie  Bauchhöhle  hindurch  zu  Öffnen.  Gegen  Herrn 
Heusner  führt  er  ans,  dass  das  Zwerchfell  von  der  Bauchhöhle  nach  der 
Pleura  zu  durchgängig  sei,  wie  die  Tieresperimente  ze^en.  Er  bemertt 
schliesslich  gegen  Herrn  Friedrich,  dass  die  Luftinfektion  zwar  nicht  aus- 
schlaggebend sei,  immerbin  aber  der  Vollständigkeit  wegen  erwähnt  werden 
musste,  da  er  es  nicht  für  richtig  hielt,  dieselbe  von  vornherein  mit  Null 
einzusetzen.  Die  Erfahrungen  der  übrigen  Herren  Bedne»-  hingegen  vertragen 
sich  mit  der  vorgetragenen  Pathogenese. 

Metzlar  (37)  erlebte  eine  tödliche  Blutung  bei  Probeptmktion  der 
Lunge  noch  auf  dem  Operationstische. 

Bei  einer  63jährigen  Patientin  wurde  wegen  Pleoraempyemfi  die  achte 
Rippe  in  der  rechten  hinteren  Axillarlinie  reseziert.  Drei  Wochen  später 
wturde  in  der  Nähe  der  drainierten  Höhle  aufs  neue  eine  Eiteransammlnn^ 
konstatiert.  Verf.  wollte  jetzt  die  siebente  Rippe  resezieren,  konnte  aber,  sIb 
die  Pleura  freilag,  auch  nach  wiederholtem  Punktieren  mit  einer  dicken  Nadel 
keinen  Eiter  aspirieren.  Bei  der  letzten  dieser  Punktionen  hustete  die  Pa- 
tientin Blut  ans  und  wenige  Minuten  später  war  sie  unter  dem  Bilde  der 
Erstickung  gestorben. 

Bei  der  Obduktion  fand  sich  in  unmittelbarer  Nähe  der  Operations- 
vninde  eine  etwa  faustgroese  Eiterhöhle. 


Schulz,  Verletiui)|t«u  and  chirurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  577 

Im  Unterlappen  der  rechten  Lunge  konnte  eine  Atelektase  und  eine 
etwas  grössere  Derbheit  des  Gewebes  nachgewiesen  werden.  Die  Geiasse  sind 
bier  etwas  weiter  als  normal.  Der  linke  Hauptbronchus  war  ganz,  der  reihte 
iist  ganz  von  einer  blutigen  Masse  angetiillt;  die  Lunge  im  ersten  Unter- 
lippen meistenteils  ganz  von  einem  ebenfalls  blutigen  oder  schleimig-blntigen 
Uerinnsel  verstopft. 

Fischer  (12)  behandeltdiese  ja  auch  den  Chirurgen  stark  interessierende 
Frage  in  amfiissender  Weise  und  in  klarer  knapper  Darstellung.  £r  teilt  die 
KaTemensymptome  ihrer  Wertigkeit  nach  in  vier  Gruppen  ein: 

1.  Gmppe:  Alle  Erscheinungen  des  metallischen  und  amphorischen 
Widerhalls  bei  der  Auskultation  inkl.  amphorischen  Atmen,  Gerhardtscher, 
oDterbrochener  Wintrichscher    und  eii^acher  perkutorischer  Schall  Wechsel. 

2.  Gruppe:  Rasselgeränsche  bestimmter  Lokalisation  und  Phasenein- 
stellong,  unterbrochenes  Bronchialatmen,  metallische  and  amphorische  Er- 
^heinangen  der  Perkussion  und  der  Stimmausknltation,  Wintrichscher 
ü^ballwechsel. 

3.  Gruppe:  Klingende  Kasselgeräusche ,  Distanzgeräuache ,  kontinuier- 
liches Bronchialatmen,  ßronchophonie,  Geräusch  des  gesprungenen  Topfes. 

4.  Gruppe:  Verstärkter  Stimmfremitns,  tjmpanitischer  Schall. 

Gegen  die  regelmässige  Untersuchung  hat  Verf.  zwei  Einwände,  einmal 
die  Beschaffung  und  Handhabung  des  Apparates  und  zweitens  den  psychischen 
Eindruck  einer  Demonstratio  ad  oculos  auf  manche  Kranke. 

Man  sollte  doch  meinen,  dass  diese  Punkte  wenigstens  für  die  Fälle,  in 
denen  man  durch  die  Untersuchung  eine  Unterstützung  für  die  Therapie  er- 
«arten  darf,  nicht  von  Belang  sind. 

Killian  (29).  Die  grossen  Fortschritte,  welche  die  Bronchoskopie  ge- 
zeitigt hat,  würden,  so  meint  der  Vater  dieser  Methode,  bald  auch  der 
Longenchirargie  nützliche  Dienste  leisten.  Wenn  die  Lnngenherde  in  Be- 
ziehung zum  Broncbialbaum  und  speziell  zur  Bronchiallichtung  stehen  und 
dorch  Abscheidung  von  Zerfallprodukten,  Blut,  Eiter  usw.,  in  die  Bronchien 
oEFene  Herde  sind ,  so  sind  sie  der  bronchoskopischen  Diagnose  zugänglich. 
Die  genaue  topographische  Bestimmang  des  afiFizierten  Bronchialastes  mittelst 
eingeschobenen  Rohres  weise  den  Operateur  auf  den  zugehörigen  kegel- 
förmigen Bezirk  Lungengewebe  bin,  dessen  Basis  der  Thoraxwand  anliegt. 
Eine  Vertiefung  der  heutigen  togpographischen  -  anatomischen  Kenntnisse  in 
bezog  auf  Zugehörigkeit  bestimmter  Bronchien  zn  bestimmten  Lungenab- 
fchuilten  werde  hierfür  noch  von  grossem  Nutzen  sein.  Einfacher  ist  es 
aber,  mit  5  nun-Röhren  möglichst  weit  vorzudringen  und  durch  diese  Sonden 
bindiuch  zu  schieben.  Der  Beweis  für  die  Möglichkeit,  auf  diese  Weise 
periphere  Lungengebiete  zu  untersuchen,  ist  durch  Röntgenbilder  erbracht, 
und  zwar  am  Lebenden.  Auf  diesem  Wege  dürfte  es  möglich  sein,  nach  Er- 
uffnnng  des  Brustkorbes  die  Sonde  durchzufühlen  und  so  leicht  den  Herd  zu 
nöSnen.  Hoffentlich  würden  dadurch  vergeblich  ausgeführte  FremdkÖrper- 
pDenmotomien  vermieden  werden.  Endlich  erwähnt  Verf.,  dass  er  bereits 
leisueht  habe,  von  der  Brustwand  aus  Pleuraraum  und  Lungenoberflüche  zu 
untersuchen  (Pleuroskopie).  Als  weiteres  Ziel  schwebe  ihm  vor,  der  Sonde  entlang 
m  Rohr  in  die  Lunge  einzuführen  (Pneumoskopie),  den  Fremdkörper  so  zu 
finden  und  auch  zu  extrahieren.  Verf.  hält  all  dies  nicht  für  Theorien, 
Mmdem  für  sehr  bald  realisierbare  Vervollkommnungen  seiner  Methoden. 

Jlirubaricbt  IBr  Cblnirci*  IM».  87 


Jahreabericht  fUr  Chinirgie.    IL  T«il. 

Sommer  (53)  konstatierte  bei  einem  52  Jahre  alten  Manne  Lungen- 
id  des  rechten  oberen  Flügels  und  es  wurde  am  18.  Februar  1902  von 
'.  Kosinski  und  Kijewski  die  Pneumotomie  ausgeführt.  Resektion 
3.  Kippe  unterhalb  des  Schlüsselbeines.  Es  fanden  sich  starke  Ver- 
nngen  zwischen  Pleura  costalis  und  pulmonalis.  Pneumotomie.  Nekrotisches 
Lgengewebe  wurde  entfernt.  Da  sich  trotzdem  der  Zustand  nicht  besserte, 
de  am  11,  April  die  2.  Rippe  reseziert,  worauf  raecfae  Beeserang  folgte 

Kranke  wurde  mit  einer  Eiter  sezernierenden  Fistel  (Staphylo-  und 
ptokokken  enthaltend)  entlassen. 

Gessner  (17)  nimmt  für  die  so  häufige  Erkrankung  der  Lungenspitze. 
Wurmfortsatzes  und  der  Gallenblase  ein  gleiches  ursächliches  Moment 
Alle  drei  seien  Endigungen,  Spitzen  von  Hohlorganen,  hervorgegangen 
Ausstülpungen  des  fötalen  Darmrohres,  späterhin  in  der  Rumpfböble 
irt  und  mehr  oder  weniger  rechtwinklig  angesetzt  an  ihr  Kansisystem. 
i  plötzliche  Erhöbung  des  Druckes  in  den  Rumpfböblen  führe  zur  ßück- 
lung  des  jeweiligen  Inhaltes  der  drei  Hohlorgane  gegen  ihre  Spitze  bin, 
lit  zu  einer  Zirkulationsstörung  in  den  Blut-  und  Lymphgeßlssen  der 
idm^  und  dadurch  zu  einer  grösseren  oder  geringeren  Erhöhung  der 
Position  für  infektiöse  Prozesse. 

Talke  (55)  stellte  an  Hunden,  Katzen,  seltener  an  Kaninchen,  Versuche 
r  die  Heilung  von  Lungenwnnden  an  zu  dem  Zwecke ,  die  dabei  sieb  ab- 
ienden anatomischen  Vorgänge  zu  studieren.  Es  wurden  entweder  keil- 
aige  Stücke  aus  einem  Lappen  ausgeschnitten  und  die  Wunden  mit  Seide 
Iht,  oder  es  wurden  die  Randpartien  eines  Lappens  abgetragen  und  die 
□den  unversorgt  sich  selbst  überlassen,  oder  es  wurden  Substanzverluste 
Innern  der  Lunge  gesetzt. 

Am  zahlreichsten  wurden  die  Resektionsrersuche  ausgeführt  Es  ergab 
dabei,  dass  die  Lunge  ausserordentlich  grosse  Neigung  zu  primärer  \>r- 
ung  besitzt.  Vorbedingung  dafür  ist  eine  gute  Aneinanderlagemng  der 
odtläcben  und  eine  feste  Vereinigung  der  Wundränder.  Dabei  schadet 
I  Einkrempelung  der  Wnndränder  nichts,  weil  auch  die  Pleuraobcrfläche 
Fähigkeit  besitzt,  mit  der  Wundfläche  zu  verkleben. 

Die  Vereinigung  durch  Narbengewebe  geht  einer  Verklebung  der  Wund- 
lien  mit  einer  Kittsubstanz  voraus,  mit  der  sich  jede  Wundfläcbe  für  sich 
rzieht.  Die  zur  Bildung  der  Narbe  bestimmten  Fibroblasten  stammen 
rscheinlich  vom  Bindegewebe  der  eröGFneten  Alveolarinterstitien  ab.  Das 
renzende  Lungengewebe  beteiligt  sich  an  dem  Aufbau  der  Narbe  nicht, 
tehen  die  Wundränder  aus  atelektatischem  Lungengewebe,  so  ist  das  die 
ndflächen  bedeckende  Exsudat  sehr  spärlich  oder  fehlt  ganz.  Die  Ver- 
gung  erfolgt  dann  durch  direkte  Aneinanderlagerung  der  atelektatischen 
igenabschnitte,  wobei  die  Wucherung  des  Bindegewebes  eine  sehr  geringe 
und  verhältnismässig  spät  einsetzt.  Verbreitet  sich  dagegen  das  Exsudat 
ier  zwischen  den  Wundtlächen  auch  in  angrenzende  Teile  des  Lungenge- 
es,  so  werden  auch  diese  durchtränkten  Gewebsabschnitte  der  Lunge  zum 
bau  der  Narbe  mit  verwendet.  Es  resultieren  daraus  breite,  voluminöse 
igennarben. 

In  diesen  Fällen  geht  das  von  Bindegewebe  durchwucherte  Lnngenge- 
<e  zugrunde.  Das  benachbarte  pneumonisch  infiltrierte  oder  blutig  infar- 
te  Lungengewebe  wird  wahrscheinlich  nicht  mehr  voll  funktionsftlbig,  bei 
ngen  Mengen  von  Exsudat  kann  sich   die  Atmungsfähigkeit  wieder  ein- 


Scbalz,  V'erletzuDgea  aod  cbirnrg.  Krankheiteii  der  Pleura  und  Lunge.  579 

sTellen.  Das  Lungengewebe  zeigt  keine  Regeneratioosfähigkeit.  Eine  Neu- 
tiildnug  TOD  elastischem  Gewebe  war  nirgends  zn  konstatieren.  Wohl  aber 
T^nnag  das  respiratorische  Epithel  sich  soweit  zu  regenerieren,  dass  eröffnete 
AlTeolen  wieder  geschlossen  und  mit  Epithel  umkleidet  werden  können.  Auch 
iQr  Änsbildniig  solider  Zapfen  und  Zeilkomplexe  kann  es  durch  Wucherung 
des  Alveolarepithels  kommen.  Die  zur  Ligatur  und  Naht  verwendeten  Seiden- 
liden  heilten  stets  fast  reaktionslos  ein,  indem  die  Alveularepitlielien  durch 
ilen  Drnck  zugrunde  gingen  und  nur  das  Bindegewebsgerüst  übrig  blieb.  Die 
fäden  waren  auf  diese  Weise  von  einer  bindegewebigen  Kapsel  umgeben,  die 
Jedoch  nicht  aus  neugebildetem,  sondern  aus  den  Resten  des  alten  Bindege- 
«ebes  bestand.  Die  Fäden  sollen  nur  locker  angezogen  und  geknüpft  werden, 
sie  sollen  femer  bei  der  Naht  dicht  neben  dem  Wundrand  eingestochen  und 
ganz  flach  unter  der  Pleura  durchgeführt  werden,  damit  nicht  zuviel  Lungen- 
gewebe durch  Atelektase  und  Druckatrophie  zugrunde  geht. 

Ähnlich  sind  die  Vorgänge  bei  oberflächlichen,  nicht  genähten  Kand- 
defekten.  Sie  bedecken  sich  rasch  mit  einem  blutig-fibrinösen  Exsudat,  das 
einen  provisorischen  Abschluss  bewirkt.  Auch  hier  sind  deutliche  regenerative 
Vorgänge  an  den  Alveolarepithelien  zu  bemerken ,  welcbe  die  intraalveolär 
gelegenen  Exsndatpfröpfe  umwachsen  und  in  den  eröffneten  Alveolen  den 
verloren  gegangenen  Teil  des  Wandbelages  ersetzen.  Auch  das  Bronchial- 
«pithel  ist  zu  ähnlichen  Wucherungen  befähigt. 

Bei  Substanz  Verlusten  im  Innern  der  Lunge  Hessen  sich  drei  Schichten 
erkennen:  Die  äusserste  bestand  ans  koltabiertem,  sonst  aber  erhaltenem 
lungengewebe,  die  mittlere  aus  jungem  Bindegewebe,  die  innerste  aus  einem 
fibriDÖs-zelligen  Exsudat. 

Stichverletzungen  der  Lunge  führen  bei  primärer  Heilung  nicht  zum 
^'e^lu3t  von  Lungengewebe.  Das  bei  der  Verletzung  verloren  gegangene 
Epithel  wird  regeneriert.  Die  reparatorischen  Vorgänge  sind  schon  nach 
^  Tagen  abgeschlossen. 

Ähnliche  Bilder,  wie  in  den  experimentell  erhaltenen  Präparaten,  fanden 
sich  in  einem  Fälle  von  Lungennaht  beim  Menschen,  der  nach  40  Stunden 
m  Herzschwäche  gestorben  war. 

Besondere  auf  die  Anlegung  der  Naht  gerichtete  Versuche  ergaben,  dass 
Raffnähte  insofern  unzweckmässig  sind,  als  sie  einen  verhältnismässig  grossen 
Teil  des  Lungengewebes  dem  Unterfange  weichen.  Auch  durch  Verwendung 
feinen  Catguts  gelang  es  nicht,  diesen  Übelstand  zu  beseitigen.  Wenn  es  die 
Blatstillung  gestattet,  sind  also  oberflächliche  Nähte  zweckmässiger. 

Tiegel  (56)  stützt,  um  ein  Einreissen  der  Lungennähte  zu  verhindern, 
die  Wondränder  durch  feine  resorbierbnie  Magnesiumnadeln,  die  wenige 
Millimeter  von  dem  Wundrande  entfernt  parallel  zu  diesem  dicht  unter  der 
Pleura  beiderseits  eingeführt  werden.  Um  diese  Gerüstfäden  werden  dann 
die  Seidenknopf-  oder  Lembertschen  Nähte,  die  an  ihnen  einen  Halt 
finden,  angelegt  und  fest  angezogen  ( „Gerüstnaht "}.  Bei  tiefgehenden,  stark 
blutenden  Wunden  versenkt  man  die  Stützfäden  in  der  Tiefe  der  Wunde, 
legt  um  diese  versengte  Catgnt-  oder  Seidennähte  und  an  der  Oberfläche  die 
Pleura  allein  fassende  an;  zum  Nähen  benutzt  Tiegel  feine  Nadeln  ohne 
Öbr  mit  einer  trichterförmigen  federnden  Metallbülse  am  hinteren  Ende,  die 
die  Fäden  aufnimmt.  Versuche  ergaben,  dass  die  mit  Magnesiumpfeilen  und 
fortlaufender  Seidennaht  angelegte  Naht  auch  bei  stärkerem  Innendruck 
völlig  luftdicht  hielt,  besonders  wenn  die  Fäden  mit  Eisenchlorid  getränkt 

37* 


580 


Jahresbericht  fftr  Chirurgie.    II.  Teil. 


waren,  das  das  Blut  in  den  Stichkanälen  rasch  gerinnen  und  dadurch  letztere 
dicht  macht.  —  Tiegel  hofft,  dass  die  Nahtmethode  sich  auch  im  mensch- 
liehen  Lungengewebe  als  praktisch  erweisen  und  das  Nahtprinzip  auch  bei 
anderen  leicht  zerreisslichen,  blutreichen  Organen  verwendbar  sein  werde. 

Haims  (20)  Arbeit  bringt  eine  Besprechung  des  einschlägigen  Materials 
des  Kaiser  Franz -Joseph -Spitals  in  Wien  (Primarius  Lotheisen)  aus  den 
Jahren  1895 — 1904.  Unter  insgesamt  407  Fällen  von  Brustkorbverletzungen 
befanden  sich  49  perforierende  (48  cf,  1  ?),  wobei  unter  solchen  „perforieren- 
den^ Verletzungen  diejenigen  verstanden  werden,  bei  welchen  die  Pleura  mit 
verletzt  wurde.  Veranlassungsursache  für  die  Verletzung  war  meist  stumpfe 
Gewalt  (31  mal),  sodann  Einwirkung  schneidender  oder  stechender  Instrumente 
(17 mal)  und  nur  einmal  ein  Schuss.  Die  Frage,  ob  ausser  der  Pleuraver- 
letzung auch  eine  Lungenverletzung  vorliegt,  ist  nicht  immer  leicht  zu  ent- 
scheiden. Für  letztere  ist  Hämoptoe  ein  allgemein  gültiges  Zeichen;  ausser- 
dem ist  natürlich  bei  Fehlen  äusserer  Wunden  (reinen  Kontusionsfällen)  auf 
Lungenverletzung  dann  zu  schliessen,  wenn  Emphysem  oder  Pneumothorax 
eintritt  (15  Fälle  des  Berichtmaterials).  In  einem  Falle  war  durch  Auftreten 
eines  Lungenbruches,  der  beim  Husten  als  flachkugelige,  eigrosse  Geschwulst 
in  der  Nähe  von  Rippenbrüchen  subkutan  hervortrat,  eine  isolierte  Pleura- 
verletzung leicht  diagnostizierbar.  Die  Häufigkeit  der  wichtigsten  Verletzungs- 
erscheinungen im  Berichtmaterial  stellt  sich  wie  folgt: 


Bei  reinen  Kontusionen 
(31  Fälle) 


Bei  Brustverletzungen  mit  offener 
Wunde  (18  Fftlle) 


Hautemphysem  .    . 
Pneumothorax    .    . 

Hämothorax   .    .    . 


15  mal 

6  mal  (stets  mit  Hämothorax 
verbunden) 

27  mal 


(nur)  7  mal 

4  mal  (steti^  mit  Hämothorax  ver- 
bunden) 

16  mal 


Die  Krankengeschichten  der  schwer  verlaufenen  oder  komplizierten  Fälle 
werden  näher  mitgeteilt.  Nach  den  bei  dem  Berichtsmateriale  gesammelten 
Erfahrungen  ist  die  septische  Infektion  des  Pleurablutergusses  äusserst  selten. 
Gewöhnlich  bleiben  diese  Blutergüsse  flüssig,  bewirken  aber  durch  Reiz  seröse 
Pleuraexsudationen  sowie  pleuritische  Verwachsungen  und  Schwarten,  was 
für  die  baldige  Entleerung  der  Blutmassen  von  Wichtigkeit  ist.  Pneumonie,  als 
sogenannte  ^^Kontusionspneumonie^  zu  deuten,  trat  viermal,  ein  Empyem  nur 
einmal  auf. 

Von  sämtlichen  49  Fällen  endeten  10  tödlich,  von  denen  aber  4  ausser 
Rechnung  zu  setzen  sind,  da  hier  anderweitige  tödliche  Komplikationen 
(Schädelbruch,  Leberzerreissung ,  Magenverletzung,  Zwerchfellriss)  zugegen 
waren.  Unter  den  6  übrigen  Gestorbenen  finden  sich  2,  die,  bevor  eine  chirur- 
gische Behandlung  vorgenommen  werden  konnte,  erlagen:  ein  7  jähriger  Knabe, 
welcher  bei  der  Sektion  doppelseitigen  Pneumothorax  zeigte  und  ein  70jäh- 
riger,  schwacher  Mann.  Bei  den  anderen  4  (darunter  die  Schussverletzung) 
waren  Operationen  zur  Entleerung  des  Hämothorax  vorgenommen,  einmal 
Rippenresektion,  sonst  Punktionen.  Was  die  Behandlung  betrifft,  so  war  das 
primäre  Wundversorgungsverfahren  tunlichst  einfach,  nur  in  gründlicher  Rei- 


Schall,  YerletzuDgen  und  cfairurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Luoge.  581 

Diiüng  der  "Wundumgebung  und  Jodoform<;azetamponade  der  Wunde  selbst 
ft-.-tehend,  von  jeder  Wnnddilatation  und  Wunddesinfektion  wurde  abgeselien. 
Dil  von  den  17  penetrierenden  Stichwunden  keine  einzige  infiziert  wurde,  ist 
m  den  Resaltäten  dieser  Methode  nichts  auszusetzen.  Auch  betreffs  der  Luft- 
and  Blu  tan  Sammlung  in  der  Brusthöhle  wurde  äusserst  konservativ  verfahren 
und  hier  bleibt  es  zweifelhaft,  ob  nicht  eine  energischere  Behandlung  bessere 
Resultate  erzielt  hätte.  Denn  die  Operation  der  vier  gestorbenen  Patienten 
erfolgte  verhältnismässig  spät,  bezw.  zu  spät  (am  14.  und  15,  Tage),  auch  hätte 
manchmal  der  Punktion  eine  Rippenresektion  vorgezogen  werden  können, 
lleim  schliesst  sich  deshalb  für  Fälle  von  schweren  Erscheinungen  von  Ätem- 
wil.  Zyanose,  Verschiebungen  der  Brnsteingeweide  usw.  den  in  neuerer 
Zeit  vertretenen  Grundsätzen,  baldigst  zur  Entleerung  des  Pleuraraumes  zu 
schreiten,  an. 

Bibergeil  (4)  berichtet  aus  Körtes  Abteilung  über  Lungenkompli- 
kationen  nach  Bauchoperationen.  Bei  3909  Laparotomien,  Hernien  einge- 
sihlossen,  kamen  283  —  7,2  "/o  —  Lungenkomplikationen  vor.  9,8  "/o  fallen 
dabei  auf  die  Bauchachnitte  oberhalb  des  Nabeis,  6,6  °/o  auf  die  unterhalb 
desselben.  Bei  Laparotomien,  bei  welchen  der  Schnitt  vom  Processus  ensi- 
lormis  bis  zur  Symphyse  reichte,  wurden  6,4  "/o  solcher  Lungenerkrankungen 
btöbachtet.  Die  mittleren  Lebensalter  zwischen  40  und  50  Jahren  neigten 
km  meisten  zu  Pneumonien ,  besonders  des  rechten  Unteriappens.  Ein  be- 
sonderer Eintloss  des  Wundverlautes  auf  die  Entstehung  der  Lungenentzündung 
T;Lr  nicht  zu  beobachten.  Die  postoperative  Pneumonie  tritt  bei  aseptischem 
Wnndverlauf  in  gleicher  Weise  ein  wie  bei  einem  mit  Eiterung  verbundenen, 
Bchon  vor  der  Operation  vorhandene  Lungenverändemngen,  Bronchitis,  Em- 
physem, disponieren  leicht  zur  Entstehung  einer  Pneumonie.  Wichtig  ist 
uich  die  Abkühlung  des  Patienten,  welche  an  sich  schon  durch  die  Narkose 
veranlasst  wird.  Andere  Antoren  legen  inde.  sen  auf  diesen  Punkt  mehr  Ge- 
wicht als  es  Verf.  tut.  Von  den  Narkotizis  führt  der  Äther  leicht  zu  Reizung 
der  Luftwege  und  zu  folgender  Lungenerkrankung;  indessen  wichtiger  als  die 
Art  des  anzuwendenden  Narkotikums  ist  das  in  tiefer  Narkose  eintretende 
Erlöschen  der  Reflexe,  welches  leicht  auch  Aspirationspneumonie  zustande 
kommen  lässt,  zumal,  wenn  der  Organismus  des  Betäubten  eine  verminderte 
Widerstandsfähigkeit  besitzt.  Von  den  Momenten,  die  nach  der  Operation  eine 
Lungenentzündung  hervorrufen  können,  ist  in  erster  Linie  die  Schonung  der 
darcbtrennten  Bauchmuskeln  zu  nennen,  die  ihrerseits  eine  mangelhafte  Lungen- 
lüftnug  im  Gefolge  hat.  Die  direkte  Beteiligung  des  Zwerchfells  spielt  wohl 
eine  geringere  Rolle  als  die  ausgiebige  Spaltung  der  Faszienverbindung  in 
der  Mittellinie  des  Epigastrium.  Oft  wird  auch  durch  die  nach  dem  Ein- 
griff einsetzende  Herzschwäche  und  ungeeügende  Blutzirkulation  der  Infektion 
der  Weg  für  den  Ausbruch  der  Pneumonie  eröffnet.  Die  Tatsache  einer 
häufigeren  Beteiligung  des  rechten  Unterlappens  an  Pneumonien  wird  da- 
durch erklärt,  dass  das  aspirierte  Sekret  leichter  in  den  weiteren  rechten 
Bronchialbaum  fliesst  als  in  den  linken.  Die  Entstehung  einer  postoperativen 
Pneumonie  durch  Verschleppung  von  Infektionserregern,  die  bei  der  Operation 
in  die  Bauchhöhle  gekommen  sind,  auf  dem  Gebiete  der  Lymphbahnen  hält 
Bibergeil  für  zweifelhaft.  Seine  eigenen  Erfahrungen  sprechen  nicht  dafür. 
N'ameutlicb  scheint  ihm  Kellings  Annahme  unwahrscheinlich,  dass  eine 
Lungenentzündung  durch  Vermittelung  einer  Pleuritis  entsteht.  Für  die 
Prophylaxe  ist  es  wichtig,  vorhandene  Lungenkomplikationen  vor  einen  chirur- 


582  Jabresbaricht  für  Cbirurgie.     U.  T^il. 

gischfln  Eingriff  znr  Heilung  zu  bringen,  vor  Operationen  Mund  und  Rachen 
gründlichst  zu  reinigen.  Während  der  Narkose  soll  aller  Mundschleim  ab- 
Äiessen.  Alle  freiliegenden  Teile  der  Baachböhle,  an  denen  nicht  operiert 
wird,  sind  durch  Kompressen  vor  Wärmeverlnst  zu  schützen.  Die  Patienten 
sollen  nach  dem  Eingriff  zu  ausgiebiger  Atmnng  angebaltsn  und,  sobald  es 
der  Zustand  der  Wunden  gestattet,  aus  dem  Bett  gebracht  werden. 

A.  Fränkel  (14).    Für   die  Lösung  der  für  die  vorliegende  klinische 
Abhandlung  in   Betracht   kommenden   Fragen   ranss   man  unterscheiden    den 
akuten   Lungenbrand   von   dem   chronischen,    femer  den  Solitärherd   tuid  die 
vielfache  und  zerstreute  Höhlen  biJdung.  Das  eigentliche  Gebiet  der  Operation 
sind  die  akuten   und  zugleich  solitäien  Formen.     Die   Probepunkiion    ist    bei 
alten  ulzerösen  und  besonders  brandigen  Lungenleiden  zu  verwerfen.   Dagegen 
gehören  zur  einigermassen  sicheren  Annahme  einer  solitären  Lungengangrän: 
1.  umschriebene  Dämpfung,  2.  die  in  verhältnismässig  kurzer  Zeit  erfolgende 
Abstossung  reichlicher  Lungengewebsteile,  3.  der  durch  die  Röntgenaofnahme 
gebrachte  Nachweis,  daas  sich  ausser  der  durch  Schalldämpfung  festgestellten 
Verdichtung  keine  weiteren  Herde  in  der  Lange  befinden.     Neuerdings  übt-r- 
weist  Fränkel   auch  solche  Fälle   dem  Chirurgen,   bei   denen   sich   Lungen- 
gewebe  in   weniger   reichlichem  Masse   abstösst   und   nur   ab   und  zu    in  mit 
blossem   Auge   sichtbaren   Teilen   im   Auswurf  erscheint.     Besonders     günstig 
gestaltet  sich   der   operative  Erfolg,    wenn    zugleich    ein    putrides    Enipjem 
besteht.    Bei  sämtlichen  Operierten  der  Fränkelschen  Abteilung  wurde  von 
W.  Körte  einzeitig   vorgegangen.    Von  den  Luugenabszessen    heilen    viele, 
besonders    die    nach   Lungenentzündungen,    von    selbst   ans.     Daher    ist    die 
Operation   erst   nach    anfänglichem   abwartenden  Verhalten   am    Platze.     Für 
Fremdkörper  empfiehlt  sich  die  Bronchoskopie;   ist  hierfür  der  richtige  Zeit- 
punkt verstrichen,  so  ist  die  Pneumotomie  vorzunehmen.  Von  den  Bronchiek- 
taslen  hält  Fränkel  nur  die  umschriebenen  sackförmigen  zur  Pneumotomie 
für  geeignet.  Zur  Bemessung  des  Umfanges  des  Krankheitsprozesses  ist  auch 
hier  vor  der  Operation  neben  Behorchung  und  Beklopfung  die  Durchleuchtung 
und  Röntgenaufnahme  nicht  zu  entbehren.  —  Eröffnung  und  Drainage  grosser 
tuberkulöser   Höhlen,   sowie  ausgiebige   Rippenresektionen   zur   Mobilisierung 
des    die    Kaverne    umgebenden    verdichteten    Gewebes    ohne    ihre    Eröffnung 
kommen  nur  für  seltene  Fälle  in  Betracht. 

Ingals  (26)  beschreibt  einen  Fall  von  Lungenaktinomykose ,  an  den 
sich  eine  klinische  Besprechung  anscbliesst,  wobei  die  Differentialdiagnose 
besonders  erörtert  wird.  Für  die  Behandlung  werden  nach  Ochsner  sehr 
grosse  Dosen  Jodkali  empfohlen,  ungefähr  15  g  täglich. 

Bei  der  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  so  ausserordentlich  ungünstigen 
Prognose  erscheint  bei  dieser  Lokalisation  des  Strahlenpilzes  die  frühzeitige 
Diagnose  ganz  besonders  wertvoll. 

Die  Herde  radikal  zu  entfernen  wird  trotzdem  selten  möglich  sein  bei 
der  Neigung  des  Prozesses,  sich  nach  den  verschiedensten  Richtungen  aus- 
zubreiten. 

Es  ist  aber  eine  Kombination  von  chirurgischen  und  medizinischem 
Handeln  indiziert  in  der  Hoffnung,  dass  das  Jod  dann  noch  ausheilt,  was 
das  Messer  nicht  erreichen  kann. 

Dem  Ausspruche  des  Verf.  wird  gewiss  jeder  beistimmen,  da  sich 
ausserordentlich  trübe  Resultate  aus  den  Zusammenstellungen  der  konservativ 
behandelten    Fälle    ergeben    haben  (v.  Baracz,  Poncet)    und    andererseits 


Schult,  Vertetiungen  nud  chirarg.  KrauUieiten  der  Pleura  und  LuDge.  58^ 

schon  bei  snsgedelmten  Prozessen  (z.  B.  Schlange,  Karewski)  Heilungen 
darch  Operationen  erzielt  wurden. 

Die  Röntgenaufnahme  des  Lungen  Befundes  wird  aaf  diesem  Gebiete 
manche  Aufklärung  bringen  und  die  Indikationen  für  etwaige  Eingriffe 
sicherer  wie  bisher  allein  die  Auskultation  feststellen  lassen. 

K.ijewskl  (30)  teilt  folgende  Fälle  von  Stich-  und  Schussverletznngen 
der  Lunge  mit: 

1.  Ein  22jähriger  Mann  erlitt  am  28.  September  1902  eine  Stichwunde 
der  linken  Brustseite  in  Linea  axillaris  anterior,  zwischen  der  4.  und  ö.  Rippe. 
HäMOthorax.  Drei  Stunden  später  Resektion  der  5.  Rippe.  Es  stürzte  viel 
Blut  heraas,  eine  blutende  Stelle  konnte  jedoch  nicht  gefunden  werden.  Die 
Blntong  stand,  sobald  die  Lunge  hervorgezogen  wurde.  Kijewski  nähte  nun 
die  Lunge  an  die  Pleura  und  tamponierte  die  Lungenhöhle.     Genesung. 

2.  Stichwunde  am  27.  Mai  1905  zwischen  dem  rechten  Schulterblatt 
und  der  Wirbelsäule.  Pneumo-  und  Hämothorax.  Zweimal  wurde  mit  dem 
Po  t  in  sehen  Apparate  blutige  Flüssigkeit  und  Luft  aspiriert,  dann  am 
31.  Mai  die  8.  Hippe  reseziert.  Der  Kranke  starb  am  1.  Juli  an  Pleuritie 
septica, 

3.  Am  4.  März  1901  versetzte  sich  ein  ITjäbriger  Knabe  eine  Revolver- 
schusswnnde  in  Linea  mammaria  unter  der  linken  5.  Rippe.  Hämothorax: 
am  19.  März  wurden  mit  dem  Potinschen  Apparate  1000  g  blutiger  Flüssig- 
keit aspiriert.     Heilung. 

4.  Ein  20jähriger  junger  Mann  versetzte  sich  am  14.  Dezember  1901 
eine  Revolverschuss wunde  unterhalb  der  f>.  Rippe  links.  Am  27.  Dezembei 
nurden  650  g  blutiger  Flüssigkeit  aspiriert.     Heilung. 

5.  Ein  21jähriger  Bäcker  erlitt  am  13.  Juni  1904  eine  Schusswunde, 
EiuEchussÖffnung  links,  6  cm  vom  Brustbeine,  zwischen  der  1.  und  2.  Rippe, 
.\asschu8sö9'nnng  zwischen  8.  und  9.  Rippe,  10  cm  von  der  Wirbetsiiule,  Am 
4.  Jnli  Aspiration  von  750  g  blutiger  Flüssigkeit.     Genesung. 

Hanf  (21).  Die  Frage,  inwieweit  tuberkulöse  Erkrankungen  durch 
Trauma  beeinönsst  werden  und  Traumen  auf  die  Entstehung  und  Verschlim- 
merung von  Lungentuberlose  einwirken,  hat  besonders  durch  die  Einführung 
der  Unfallversicherung  praktische  Bedeutung  erlangt.  In  seiner  sehr  fleissigen 
Arbeit  hat  Verf.  es  unternommen,  die  seit  dem  Erscheinen  von  Sterns  Werk 
über  ^traumatische  Entstehung  innerer  Krankheiten"  1896  publizierten  ein- 
schlägigen Mitteilungen  zu  sammeln  und  einer  Prüfung  hinsichtlich  Beweis- 
kraft für  die  traumatische  Entstehung  der  Lungentuberkulose,  der  trauma- 
lischen, tnberknlösen  Pleuritis  und  des  traumatischen,  tuberkulösen  Pneumo- 
thonuc  zu  unterziehen. 

Bei  der  kritischen  Beurteilung  der  erschienenen  Fälle  kamen  folgende 
Gesichtspunkte  in  Betracht: 

1.  Das  Trauma  des  Brustkorbes  muss  entweder  durch  die  ärztliche 
Untersuchung  bald  nach  dem  Unfall  oder  durch  einwandsfreie  Zeugen  be- 
stätigt sein. 

2.  Die  Langen  und  das  Sputum  müssen  bald  nach  dem  Unfall  und 
wiederholt  untersacbt  worden  sein. 

3.  Es  muss  ein  Bindeglied  zwischen  Unfall  und  Tuberkulose  besteben 
durch  den  Nachweis  einer  Lungenverletzung:  Hämoptoe,  traumatische  Pneu- 
monie oder  Pleuritis. 


m 

W 

Im 


■fii 


m 


1» 


.r 


I 


9tK 


t^{ 


.?  Ql'  ff  ••  *■ 

$m  : 

fr   f^f'  iM^*-    • 

il  '■■*J}  •■l^ 

'  ^•3.^■l^• 


584 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 


Eine  eingehende  kritische  Besprechung  der  mitgeteilten  Fälle  von  ^trau- 
matischer Lungentuberkulose^  ergab,  dass  noch  kein  Fall  bekannt  ist,  durch 
den  mit  Sicherheit  nachgewiesen  ist,  dass  durch  ein  Trauma  Lungentuber- 
kulose hervorgerufen  werden  kann.  Dagegen  kann  eine  latente  Tuberkulose 
durch  ein  Trauma  manifest  werden  und  ein  Trauma  auf  eine  Phthise,  ma^ 
diese  latent  oder  manifest  sein,  in  vielen  Fällen  eine  verschlimmernde  Wirkung 
ausüben. 

Die  Betrachtungen  über  die  traumatische,  seröse  Pleuritis  fasst  Verf. 
dahin  zusammen,  dass  ein  charakteristischer  Unterschied  zwischen  ihr  und 
einer  anderweitig  entstandenen  serösen  Pleuritis,  was  Verlauf,  Symptome  und 
Dauer  betrifft,  nicht  besteht,  dass  es  sich  wahrscheinlich  in  den  meisten  Fällen 
um  tuberkulöse  Pleuritiden  gehandelt  hat. 

Bezüglich  des  traumatischen,  tuberkulösen  Pneumothorax  erwähnt  Verf. 
zwei  Fälle  aus  der  Literatur,  bei  denen  ein  Trauma  resp.  eine  Anstrengung 
die  Veranlassung  zu  Pneumothorax  bei  vorher  bestehender  Lungentuberkulose 
gab,  und  am  Schlüsse  seiner  Arbeit  einen  in  der  Breslauer  medizinischen  Poli- 
klinik beobachteten,  bei  welchem  eine  tuberkulöse  Erkrankung  der  Lungen 
nicht  mit.  Sicherheit  nachweisbar  war,  ein  nach  verhältnismässig  geringer  An- 
strengung aufgetretener  Pneumothorax  und  später  auftretender  Spitzenkatarrh 
derselben  Seite  aber  eine  solche  wahrscheinlich  machte. 

Link  (36)  spricht  im  Verein  Freiburger  Ärzte  am  30.  Juni  über  trau- 
matische Lungentuberkulose.    Nach  Verf.  ist  die  Frage,  ob  ein  vorher  sicher 
lungengesunder  Mensch  durch  ein  Trauma  eine  Lungentuberkulose  bekommen 
hat,  zu  verneinen;   denn  ganz  kleine  tuberkulöse  Herde  können  sich  —  nach 
Stern  —  dem  physikalischen  Nachweise  entziehen.     Zudem  lehren  die  Be- 
funde  besonders   von   Birch-Hirschfeld,   der  unter  826  Sektionen  Ver- 
unglückter oder  an  akuten  Krankheiten  Verstorbener  bei  20,7  ®/o  teils  frische, 
teils  ausgeheilte  Lungentuberkulose   fand,   wie  enorm  häufig  diese  auch  bei 
anscheinend  Gesunden  oder  wenigstens   Arbeitsfähigen   sein    muss.  —  Eine 
zweite  Frage,   ob  durch  eine   perforierende  Verletzung  der  Lunge,   Überan- 
strengung oder  eine  Kontusion  des  Thorax  eine  bis  dahin  latente  Tuberkulose 
manifest  oder  eine  frische  Lungentuberkulose  verschlimmert  werde,  wird  nach 
Rechtsprechung  des  Reichsversicherungsamtes  bejaht.    Zu  beachten  ist  jedoch, 
dass  perforierende  Verletzungnn  der  Lungen   meist  glatt  heilen,   wenn  keine 
Wundinfektion   eintritt  und  die  Ansichten  der  Autoren,  ob   sie  für  spätere 
Lungentuberkulose  eine  erhöhte  Disposition  schaffen,   nicht   übereinstimmen. 
Überanstrengungen   im   Sinne  des   Gesetzes   (zeitlich   begrenzt  und  über  das 
Mass   der  gewöhnlichen  Arbeitsleistung  hinausgehend)    können  auf  eine  an- 
scheinend ausgeheilte  oder  eine  frische   tuberkulöse  Affektion  verschlimmernd 
einwirken  durch  Vermittelung  einer  Hämoptoe  oder  allein  durch  Dehnungen 
und  Zerrungen   des  Lungengewebes.     Bei   einer  Hämoptoe  können  nicht  nur 
Tuberkelbazillen  in  gesunde   Lungenteile   verschleppt  werden,    sondern  auch 
—  nach  Bäumler  —  andere  Entzündungserreger  schnell  tödlich  verlaufende 
lobulär-pneumonische  Prozesse  hervorrufen. 

Wohl  am  häufigsten  zur  Begutachtung  führende  Traumen  sind  Kon- 
tusionen der  Brust  mit  oder  ohne  Rippenfraktur.  Den  ursächlichen  Zusammen- 
hang zwischen  Kontusion  und  einer  folgenden  Verschlimmerung  der  Lungen- 
tuberkulose erklärt  Vortr.  dadurch,  dass  die  im  Bronchialbaume  und  den 
Alveolen  eingeschlossene  Luft  bei  dem  durch  die  meist  vorhandene  gleich- 
zeitige Anstrengung  hervorgerufenen  Verschluss  der  Stimmritze   komprimiert 


Schall,  Verlctsungeo  DDd  chirarg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  58Ö 

wird  üiid  so  das  Langengewebe  wie  einen  luftgefüllten  Ballon  dehnt.  An  der 
>  li«-äihst«n,  hier  also  schon  vorher  tnberkulösen  Stelle  kommt  es  zn  einem 
Einrisi  mit  Blutung  und  ihren  Folgen  oder  zn  einer  Dehnung  und  Zerrung 
mit  verschlimmerndem  Einfluss.  Eine  wichtige  ätiologische  Rolle  bei  diesen 
Kontusionen  und  späterer  Lungentuberkulose  spielt  die  durch  das  Trauma 
veranlasste  Pleuritis  mit  ihren  Adliäsionen.  Für  die  Annahme  des  Zusammen- 
hinge zwischen  Trauma  und  yerschlimmerndem  Eintluss  ist  schliesslich  noch 
••iiie  gewisse  Kontinuität  der  Erscheinungen  erforderlich. 

Thompson  (57)  stellt  88  Fälle  dieser  zuerst  von  Bamberger  be- 
n-hriebenen  Krankheit  aus  der  Literatur  und  aus  Hospitalberichten  zusammen. 
Sie  betrafen  meist  Männer  (8G°!o)  des  mittleren  Alters;  doch  kam  das  Leiden 
anch  bei  Kindern  and  Greisen  vor.  Fast  immer  trat  es  im  Anschlüsse  an 
eiterige  Prozesse  im  Thorax,  seltener  in  anderen  Körperbe/irken  (Darm, 
Pt'ortader)  auf,  einige  Male  bei  angeborenen  Herzfehlem  und  bei  Syphilis. 
Stets  war  zuerst  Verdickung  der  Finger  und  Zeben  vorhanden,  oft  stärker, 
»U  man  es  anch  sonst  bei  Emphysem  und  Tuberkulose  tindet.  Die  Krankheit 
begann  mit  Steifigkeit  in  den  Hnndgelenken  und  Knöcheln;  3—4  Monate 
sj'iter  folgte  daselbst  Änschwelinng.  Schmerzen  waren  nicht  vorbanden.  Dann 
trlirankten  die  Knie,  oft  gleich  mit  Erguss.  An  den  Händen  und  Füssen 
find  selten  die  Interphalangealgeienke  befallen,  eher  die  zwischen  Metakarpus 
uud  unteren  Phalangen,  besonders  häufig  am  Daumen  und  am  ersten  Finger 
Qiid  an  den  entsprechenden  Gliedern  des  Fusses.  Die  in  diesen  Gelenken 
ei(dii!enden  Knochen  sind  verdickt,  bisweilen  sind  ihre  Diaphysen  druck- 
eaiptiüdlich.  Je  nachdem  die  Schwellung  der  Gelenke  oder  der  Knochenenden 
Kirwiegt,  unterscheidet  Thompson  eine  arthropatische  und  eine  osteopatische 
Fi.rm  des  Leidens.  Ein  Fall  verlief  ganz  ohne  Beteiligung  der  Gelenke.  Der 
Imssame  Verlauf  setzt  sich  aus  An-  und  Abschwel lungen  zusammen;  jede 
.Anschwellung  binterlässt  eine  Zunahme  des  Knochens,  die  nach  und  nach 
eine  Verlängerung  bewirkt.  Da  gleichzeitig  die  .Muskeln  durch  Nichtgebrauch 
atrophieren,  tritt  die  Vergrösseruns  der  Knochen  später  unverhältnismässig 
ile:itlifher  hervor.  Rückg^tng  der  primären  Krankheit  kann  Stillstand  der 
Knochen  Veränderungen  und  Verminderung  der  Finger-  und  Zehen-Schwellungen 
lur  Folge  haben.  Der  allgemeine  Gesundheits:!ustand  ist  stets  durch  Abnahme 
drs  Hämoglobins  im  Blute  beeinträchtigt.  Die  Sektion  ergab  fast  immer 
symmetrische  Ausbreitung  des  Prozesses.  An  den  Knochen  fand  sich  Periostitis 
mit  Knochennenbildung,  Ausfüllung  der  Markräume  mit  hartem  Knochen, 
Sklerosierung  der  Epiphysen.  In  einzelnen  Fällen  waren  auch  Klavikula, 
Darmbein,  Rippen,  Akromion,  Spinascapulae,  Processus  spinosi  vertebrarum 
l>efalien.  Bei  einer  chemischen  Untersuchung  fand  man  Zunahme  der  Magnesia 
auf  Kosten  des  Kalkes  und  Zunahme  der  organischen  Substanz.  In  erkrankten 
l'elenken  waren  die  Knorpel  erodiert.  Bisweilen  wurde  Erkrankung  der 
''Undala  pituitaria,  bisweilen  der  Thyreoidea  bemerkt.  Die  Verdickungen  an 
den  Endphalangen  betrafen  meist  nur  die  Weichteile.  Mit  Gicht  scheint  der 
Zustand  keinen  Zusammenhang  zu  haben;  doch  ist  er  toxischen  Ursprunges, 
lie  das  Zurückgehen  der  Erscheinungen  nach  Entleerung  und  die  Wieder- 
terschlimmerung  nach  Wiederfüllung  einer  Bronchiektasie  zeigte,  das  mehrfach 
heibachtet  wurde.  Auch  sprechen  dafür  die  Art  der  Lokalisation,  die  immer 
symmetrisch  war,  der  Sitz  an  Orten,  die  sich  durch  langsame  Zirkulation 
und  langes  Verweilen  des  Blutes  auszeichnen,  endlich  der  Charakter  der 
KaorpelaETektion,    die  mehr  chemischer  als  entzündlicher  Art   zu  sein  schien. 


586  Jahreabericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Von  Akromegalie  unterscheidet  sich  das  Leiden  dadurch,  dass  es  nie  primär 
auftritt  nnd  dass  Symptome  seitens  des  Zentralnervensystems  fehlen.  Auch 
sind  bei  beiden  Krankheiten  die  Formveränderangen  der  Knochen  ganz  ver- 
schieden.    Das  Leiden  ist  selten. 

Lever  (30)  teilt  die  Lungenhemien  in  2  grosse  Gruppen  ein: 

L  Longenhernien  mit  penetrierender  Thoraxwunde, 

2.  „  ohne  „  „ 

(Lungenhemien,  die  sich  durch  Dehnung  der  Narbe  nach  früherer 
penetrierender  Thoraxwunde  entwickelt  haben,  sind  der  ersten  Gruppe  zuzu- 
rechnen.) 

Die  Lungenhemien  ohne  penetrierende  Thoraxwunde  teilt  er  1.  in 
solche,  die  in  ihrer  Anlage  angeboren  sind,  2.  in  erworbene.  Die  in  ihrer 
Anlage  angeborenen  Hernien  beruhen  sämtlich  auf  Bildungsanomalien  dei 
Thorax;  die  in  der  Literatur  beschriebenen  diesbezügl.  Fälle  werden  vom 
Verf.  erwähnt.  Er  führt  ferner  die  Fälle  von  erworbener  Lungenheroie,  die 
ohne  vorausgegangene  penetrierende  Thoraxwunde,  die  ätiologisch  durch 
Trauma  hervorgerufen  sind,  an  und  die  sogen.  Spontanhemien,  durch  Keurb- 
husten  oder  anfailswelse  auftretenden  hartnackigen  Husten  entstanden.  Hierher 
gehören  auch  die  Lungenhemien,  die  sich  im  Anschluss  an  Eiterungen  oder 
ähnliche  Prozesse  in  der  Thoraxwand  ausbilden.  Zum  Schlüsse  erwähnt  er 
die  Beobachtungen,  bei  denen  die  Thoraxwand  durch  eine  äussere  Gewalt 
geschädigt  wurde,  ohne  dass  es  dabei  zu  einer  Läsion  der  Hautdecken  kam, 
nnd  bei  denen  dann  sich  die  Hernie  früher  oder  später  nach  dem  erlittene!) 
Trauma  ausbildete.  Zu  diesen  13  in  der  Literatur  bekannten  Fällen  gehört 
such  Verfassers  Fall.  Ein  38  jähriger  Arbeiter  erlitt  von  einem  Trajismissions- 
riemen  einen  Schlag  gegen  die  1.  Brustseite,  ohne  dass  es  zur  Perforation 
der  Hautdecken  kam,  wonach  sich  erst  längere  Zeit  nach  dem  erlittenen 
Trauma  eine  Lungenhernie  entwickelte.  Infolge  der  Verletzung  waren  mehrere 
Rippen  frakturiert;  das  kurz  nachher  aufgetretene  Hautemphysem  sowie  gleich- 
zeitiger Bluthusten  bewiesen,  dass  Pleura  und  Lungen  verletzt  waren.  Erst 
nachdem  die  an  die  Kontusion  unmittelbar  anschliessenden  Prozesse  rück- 
gängig geworden  waren,  hatte  sich  die  Hernie  ausgebildet. 

Knhienkamp  (32)  berichtet  einen  Fall  von  traumatischer  Lnngeii- 
gangrän.  Der  Tatbestand  ist  folgender:  Ein  44 jähriger  sonst  gesander 
Kutscher  wird  infolge  ausserordentlicher  Hitze  schwindelig  und  stürzt  vom 
Bock.  Er  bleibt  '/>  Stunde  bewnsstlos;  am  folgenden  Tage  hat  er  Schmerzen 
im  ganzen  Körper  und  allgemeines  Unbehagen;  objektiv  finden  sich  keine 
Zeichen  ernster  äusserer  oder  innerer  Verletzungen.  Auf  eigenen  Wunsch 
nimmt  er  seinen  Dienst  nach  3  Tagen  wieder  auf;  nach  2'/»  Wochen  sieht 
der  Arzt  ihn  wieder;  aus  dem  robusten  Menschen  ist  ein  elendes,  abge- 
magertes Individuum  geworden;  es  besteht  Fieber,  Husten  und  reichlicher 
übelriechender,  nicht  blutiger  Auswurf,  Eine  Herdlokalisation  über  den  Lungeo 
ist  nicht  möglich;  nach  weiteren  3  Monaten  geht  er  zugrunde.  Man  findet 
im  rechten  Oberlappen  ein  doppeltwalnussgrosse  Gangränhöhle,  im  rechten 
Unterlappen  eine  frische  Pneumonie.  Zeichen  einer  einstigen  Lungen-  oder 
Weichteilzerreissung  waren  durch  die  Sektion  nicht  festzustellen. 

In  dem  an  die  Berafsgenossenschaft  anzufertigenden  Gutachten  hob 
Verf.  hervor,  dass  der  sonst  gesunde  Mann  kurze  Zeit  nach  dem  Trauma  sa 
seinem  Lungenleiden  erkrankte;  zwar  könnte  dieses  Zusammentreffen  ein 
Zufall   sein,   zwar    fehlten   auch   alle  objektiven  Zeichen  für  eine  Zerreissiuig 


Schult,  TerletzuDgeo  und  cliirurg.  Krankheiten  der  Pleara  und  Lange.  587 

im  Orgaogewebe  oder  Weichteilen,  jedoch  seien  in  der  Literatur  bereits  eine 
geringe  Anzahl  ähnlicher  Fälle  —  v.  Leyden,  Fischer,  Litten,  Hanot 
u.  a.  —  beschrieben  worden;  einen  dem  seinigen  fast  gleichenden  Fall  von 
Hajeiii-Granse  referiert  er  kurz. 

Es  könne  also  ein  nrsächlicher  Znsammenhang  zwischen  Unfall  nnd 
Lüiigengangrän  mit  Sicherheit  nicht  auggeschlossen  werden. 

Weigel  (59)  teilt  in  der  Nürnberger  mediz.  Gesellschaft  und  Poliklinik 
am  1.  Dez  1904  zwei  von  ihm  begutachtete  Fälle  von  Lungentuberkulose 
nach  Trauma  mit.  Der  ursächliche  Zusammenhang  ist  nach  Weigel  nur 
dann  wahrscheinlich,  wenn  die  nach  dem  Unfall  auftretenden  Erscheinungen 
dafür  sprechen,  dass  durch  das  Trauma  die  Lungen  direkt  getroffen  oder 
wenigstens  in  Mitleidenschaft  gezogen  wurden.  Ausserdem  muss  auch  der 
zt-itliche  Konnex  gegeben  sein.  Wenn  ein  Jahr  oder  längere  Zeit  nach  einem 
UnfalK  der  zwar  den  Rumpf  betraf  (im  vorliegenden  1.  Falle  die  Lenden- 
gegendl,  aber  keine  Erscheinungen  von  Seiten  der  Lungen  und  des  Bauch- 
raumes  anslöste  (wie  Hämoptoe,  Pneumonie,  Pleuritis,  Häiuato-  und  Pneumo- 
thorax oder  sonst  einen  Erguss  in  die  BmsthÖhle),  sich  eine  Phtise  ent- 
wickelt, nachdem  bis  zu  einem  halben  Jabr  nach  dem  Unfall  bei  wieder- 
holten Untersuchungen  derselben  nichts  Krankhaftes  auf  den  Lungen  gefunden 
wurde,  fühlt  sich  Vortr.  nicht  berechtigt,  die  Phthisis  auf  den  Unfall  zurück- 
zuführen. 

Im  2.  Falle  handelte  es  sich  um  einen  Mann,  der  angeblich  nach  einer 
gLinz  geringfügigen  ^'erletzung  —  Stoss  gegen  die  Wade  —  eine  tuberkulöse 
Karies  des  Fersenbeines  akquirierte.  Jahrelang  verweigerte  er  jeden  opera- 
tiven Eingrilf,  blieb  7  Jahre  erwerbsunfähig  und  erhielt  die  Vollrente, 
Schliesslich  erlag  er  einer  käsigen  Pneumonie.  Nach  Vortr.  darf  auch  hier 
der  Unfall  resp.  die  durch  denselben  ausgelöste  Fersenbeintuberkulose  nicht 
für  den  Tod  an  Lungentuberkulose  verantwortlich  gemacht  werden.  Wahr- 
scheinlich war  der  Pat.  schon  vor  dem  Unfall  lungenkrank;  der  Zeitraum 
zwischen  Unfall  nnd  Tod  ist  so  lange,  dass  wahrscheinlich  die  Fersenbein- 
erkrankung den  Ablauf  des  Lnngenleidens  nicht  wesentlich  beschleunigt  hat, 
nnd  schliesslich  konnte  die  als  Unfallfolge  anerkannte  erste  Manifestation 
schon,  wie  gewöhnlich,  einen  vielleicht  nur  latenten  Herd  zum  Ausgangspunkt 
haben,  der  für  den  Verlauf  und  das  Umsichgreifen  des  tuberkulösen  Allge- 
meinleidens verantwortlich  zu  machen  ist,  auch  wenn  er  zur  Zeit  des  Unfalls 
nicht  nachgewiesen  wird. 

Fleischhut  (13)  berücksichtigt  in  seiner  Arbeit  hauptsächlich  die 
penetrierenden  Bmstschusswnnden  der  Lungen  unter  Bezugnahme  auf  das 
einschlägige  Krankenmaterial  in  der  chirurgischen  Klinik  der  Kgl.  Cliarite  zu 
Berlin  vom  Jahre  1896  an  40  Fällen,  in  welchen  es  sich  fast  ausnahmslos 
nm  ein  Conamen  suicidü  handelt.  Ais  sichere  Symptome  eines  penetrierenden 
LnngenBchussea  bezeichnet  Verf.  1.  den  Pneumothorax;  2.  das  Hauteniphysem ; 
3.  die  Blutung,  Diese  kann  herrühren  aus  den  Gefässen  der  Brnstwandung, 
der  Art.  mammaria  interna  und  den  Interkostales  oder  aus  den  Lungen- 
gefässen  und  sich  am  Boden  des  Brustfellraumes  ansammeln:  Hämothorax, 
häufig  verbunden  mit  Pneumothorax  oder  sich  als  Blutauswurf  Hämoptoe 
»igen;  4.  den  Prolaps  der  Lunge  oder  Lungenhemie,  bei  penetrierenden 
Lungenschüssen  sehr  selten,  erfordert  eine  grössere  Brustwunde;  5.  Dyspnoe 
aud  quälenden  Hustenreiz. 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    U.  Teil. 

i'oii  den  40  Pat.  starben  8  an  den  Verletzungen  der  Lunge  und  grossen 
ngefässen  an  Verblutung  und  komiilizierten  Verletzungen  des  Zwercli- 
der  Leber,  des  Gaumens,  des  Herzbeutels.  Bei  den  übrigen  32  Fat. 
enesung  ohne  jede  Komplikation,  bei  28  Fällen  in  kurzer  Zeit  ein:  bei 
rte  operiert  werden  wegen  bedrohlicher  Kompressionserscheinungen  auf 

und  Herz;  wegen  Empyem  und  Zunahme  des  Hämothorax  und 
jneumothorax  und  wegen  Hautplilegmone.  Nach  eingehender  L!e- 
ung  der  40  Fälle  schliesst  Verf.  mit  den  Worten  Küttners:  -[>ie 
nschusswunden  der  Kleinkalibergeseliosse  im  Frieden  wie  im  Kriege  j^e- 

zu    den    günstigsten  Verletzungen,   vorausgesetzt,    dass  flie  Verletzten 
:i  sachgemässe  und  zielbewusste  Behandlung  kommen. 
Krasser  (31),     Die  Begutachtung  der  Knochen-  und  Gelenktuberkuluse 
Unfällen  bietet  keine  grossen  Schwierigkeiten,    da  sich  der  Beweis.  oU 
treffenden  Teile   vor  dem  Unfall  gesund  waren,   häufig  erbringen   lässt. 
iT  Lunge   aber   ist   ein  solcher  Nachweis  auch  nicht  mit  unseren  aller- 
n  Hilfsmitteln  zu  führen.    Nach  eingehender  Besprechung  der  Ansiebten 
ler  Autoren    über  die  Entstehung  der  Lungentuberkulose  nach   Trauma 
t  Verf.  der  Meinung  Sterns  bei,   nai'h  welchem  die  Möglichkeit.    da.*s 
'anma  bei  einem  vorher  gesunden  Menschen  die  Entstehung  der  Lungen- 
ulose  hervorruft,   bisher  nicht  ausreichend  bewiesen  ist   und  dass  noch 
e,   möglichst   sorgfältige  Beobachtungen   notwendig    sind.     An  3  Fällen. 
!r   Nürnberger  Volksheilstätte  Engelthal   (Oberarzt   Dr.  Bauer,    Eng>-1- 
mit   der   bestimmten  Diagnose  „traumatische  Lungentuberkulose"   über- 
waren,   die   jedoch   nacb  genauester  Untersuchung   in   keinem    Falle 
ht  erhalten  werden  konnte,    zeigt  Verf.  die  Schwierigkeiten  der  Begnt- 
ig   derartiger   Kranker.      Im   ersten   Falle   handelte  es   sich    um    einen 
•igen   Bahnarbeiter,    der   wegen    „ Lungenhl utungen"    infolge    eines    vor 
:en   erlittenen   Unfalls   überwie.sen   war.     Pat.   wm-de   nach  kurzer  Zeit 
;en,  da  die  Beobachtung  zur  Annahme  berechtigte,    dass  die  Blutungen 
:iinstlich  erzeugt  wurden  aus  den  schlechten  Granulationen  einer  Zahu- 
des    linken    oberen   Eckzahns    und    aus   den   entzündeten  Zahntteisch- 
n.     Eine  Untersuchung   des  Mundes,   Rachens  usw.    hatten   die    erstbe- 
nden    Arzte    niemals    vorgenommen.     Verf.    macht    auf    die    Mahnung 
IS  aufmerksam:  bei  der  _ traumatischen  Hämoptoe  Mund,  Nase,  Rachen, 
röhre  und  Magen  genau  zu  untersuchen ;  ferner  Trachea  und  Epiglottis 
pizieren;  er  erinnert  an  die  blutigen  Sputa  bei  Herzfehlern,  chronischen 
litiden  und  Bronchiektasien.     Bei  dem  2.  Pat.  bestand  ein  chronischer 
lialkatarrh   beider  ünterlappen   schon   vor   dem   Unfall    (nach    Rippen- 

und  bei  dem  3.,  einem  61jährigen  Arbeiter,  handelte  es  sich  um  eine 

alte,  langsam  fortschreitende  schrumpfende  Tuberkulose  der  Lungen 
Pleuritis,  die  bis  zum  Eintritt  der  Blutung  für  den  Träger  symptomlos 

Im  Schlüsse  seiner  Arbeit  bespricht  Verf.  die  in  neuerer  Zeit  bei 
ontusionen  bezw.  Lungenblutungen  nur  Unfallbegutachtung  angewandten 
oriüchen  Tuberkulininjektionen,  wonach  auf  Grund  einer  mehr  oder 
r  deutlichen  Fiebersteigung  eine  latente  Lungentuberkulose  diagnostiziert 
er  Unfallkranke  einer  Heilstätte  überwiesen  wird.  Jedoch  mnsä  hier 
der  allgemeinen  eine  lokale  Reaktion  (Veränderung  der  Atmung  auf 
spitze,  Knistern,  Rasseln,  Pieurareiben  usw.)  nachweisbar  sein,  ehe  von 
Lungentuberkulose  gesprochen  werden  darf. 


Schulz,  VerletiiiDg«D  und  cbirurg.  ErankheiteD  der  Pleura  and  Lunge.  58!> 

Eine  soi^fältige  fortwährende  Beobachtung  in  einer  Klinik  oder  grösserem 
Krankenhanse  ist  gerade  zur  Klärung  der  traumatischen  Lungentuberkulose 
dringend  erforderlich. 

Bei  manchen  Operationen  an  Hunden,  wo  Synkope  vorkam,  machte 
Jianu  (24)  die  forzierte  Mundinsnfäation  der  Lungen  durch  die  Nasenlöcher 
mit  rascher  Wiederbelebung  der  Hunde.  In  einem  Fall  solcher  Synkope  bei 
einem  ISjäbrigen  Manne  mit  Revolverschuss wunde  der  Leber  und  des  Mageuf, 
nach  25'  Chloroformierung  in  kleinen  Dosen  trat  plötzlich  Synkope  ein.  Nach- 
dem alle  Methoden  der  Wiederbelebung  erfolglos  blieben,  insufflierte  Jianu 
kräftig  Luft  mit  dem  Munde  durch  die  Nasenlöcher  des  Patienten,  welchem 
er  kräftig  den  Mund  verschloss.  Nach  beinahe  15  Minuten  methodischer  In- 
siufäation  der  Lungen  fingen  die  Lungen  an  eine  gewisse  Resistenz  der  ]n- 
sufäation  zu  machen  and  der  Kranke  kam  rascb  zu  sich  und  genas  vollständig 
nach  50  Tagen.  Jianu  meint,  dass  man  dieselbe  Insufflation  noch  besser 
mit  reiner  Luft  durch  Apparate  anwenden  kann. 

Muszkat  (41)  beobachtete  eine  sehr  seltenen  Fall  in  der  von  ihm  ge- 
leiteten Lungenheilanstalt  Neudorf.  Es  handelte  sich  um  einen  44  Jahre 
Jten  Mann,  der  früher  bis  auf  eine  interkurrente  Erkrankung  an  Influenza 
stets  gestmd  gewesen  sein  will.  Von  der  Influenza  her  verblieb  dem  Patienten 
eine  leichte  Empfänglichkeit  für  Katarrhe  während  des  darauffolgenden 
Winters. 

Im  Januar  1904,  sechs  Jahre  nach  dem  Inflitenzaanfall,  erkrankte  Pal. 
an  hartnäckigem  Bronchialkatarrh,  derselbe  verschlimmerte  sich  trotz  Behand- 
lung und  zwang  den  Kranken,  Mitte  Februar  das  Bett  aufzusuchen;  es  be- 
standen Schmerzen  auf  der  Brust,  die  sich  endlich  rechts  lokalisierten,  Husten 
mit  ziemlich  reichlichem  Auswurf,  auch  unregelmässige  Temperatursteigerungen 
waren  vorhanden,  Schlaf  war  der  bestehenden  Brustschmerzen  halber  fast  un- 
möghch;  nur  einmal  waren  einige  Blutspuren  im  Sputum  zu  konstatieren. 

Dieser  Zustand  blieb  bis  im  Juli  ungelabr  stationär.  Zur  Zeit  der  Auf- 
nahme in  die  Lungenheilanstalt,  12.  Juli  1904,  macht  Patient  den  Eindruck 
eines  Schwerkranken,  es  bestand  starker  Hustenreiz  mit  wechselnd  starkem 
Auswurf,  Schlaf-  und  Appetitlosigkeit,  heftige  Schmerzen  auf  der  rechten 
^eite  der  Brust,  Ernährungszustand  dem  entsprechend  schlecht.  Objektiv  ist 
zu  konstatieren,  dass  die  rechte  Seite  hauptsächlich  in  den  oberen  Partien 
Wim  Atmen  zurückbleibt,  perkutorisch  Schallverkürzung  in  der  rechten  Fossa 
siipraspinata,  auskultatorisch  in  der  rechten  Fossa  supraclavicntaris  und  supra- 
spinata:  rauhes  abgesetztes  Inspirium,  unten  rechts  abgeschwächtes  Atmen. 
Im  zweiten  und  dritten  Interkostal  räum  besteht  Druck  empfind  lieh  keit. 

Der  weitere  Verlauf  war  ein  rascher,  am  lö.  Juli  vormittags  exazerbierte 
dtr  Brustschmerz  nach  leichtem  Schüttelfrost  derart,  dass  Patient  nicht  mehr 
^agte,  die  eingenotomene  Rückenlage  zu  wechseln;  unaufhörlicher,  krampf- 
artiger Husten  und  Exspektoration  von  reichlichem,  dünnflüssigem,  schau- 
migem, grünlich- gelbem  Auswurf  quälten  den  Kranken  sehr,  abends  38,6**, 
trotz  Morphium  schlechte  Nacht,  am  16.  Juli  morgens  8  Uhr  bereits  38,2°, 
der  Auswarf  ist  blutig  tingiert,  reichlich,  die  Schmerzen  sehr  stark  trotz 
wiederholter  Morphiuminjektion,  es  tritt  ein  heftiger  Schüttelfrost  ein,  nach 
welchem  die  Temperatur  bis  auf  40,4"  steigt;  dann  aber  unter  starkem 
Schweissansbrach  ein  lytischer  Temperatnrabfall  und  ein  Nachlassen  aller 
Krankheitssymptome,  auch  der  Auswurf  wurde  besser,  ohne  Blutbeimengung; 
abends  nur  noch  36,8"  Temperatur,  ruhige  Nacht  und  beschwerdefreies  Bä- 


390  Jabresbericht  für  Chirurgie.     II.  Teil. 

finden.  Am  Morgen  des  17.  Juli  konnte  der  Patient  bei  der  Morgenvisite 
einen  etwa  erbsengrossen ,  in  Blut^^erinnsel  eingehüllten  steinharten  Körpt^r 
vorweisen,  den  er  soeben  ausgehustet  hutte.  Der  weitere  Verlauf  der  Krank- 
heit war  äusserst  einfach,  in  den  nächsten  drei  Wochen  erholte  sich  Patient 
vollständig,  nahm  um  sieben  Pfund  zu  und  zeigte  bei  seinem  Austritt  oli- 
jektiv  nichts  Besonderes,  subjektiv  klagte  er  noch  über  ein  dumpfes  Gefühl 
in  der  rechten  llrustseite.  Aus  späteren  Nachrichten  ist  zu  entnehmen,  dass 
es  ihm  andauernd  gut  geht. 

Das  ausgehustete  Konkrement,  ein  ovaler,  höckeriger,  ranher  Körper, 
besteht  aus  pbosphorsaurem  und  etwas  kohlensaurem  Kalk,  nebst  Sparen  von 
Magnesia,  ein  organisches  Gerüst  war  vorhanden,  doch  zeigte  dasselbe  keinerlei 
histologische  Struktur.  Tuberkelbazillen  waren  bestimmt  nicht  vorhanden, 
auch  im  Sputum  wurden  trotz  wiederholtem  Untersuchen  deren  nicht  gefunden. 
Der  Patient  war  auch  der  Untersuchung  mit  Röntgenstrahlen  unterworfen 
worden,  ohne  dass  diese  Prozedur  einen  Anhaltspunkt  für  das  Vorhandensein 
des  allerdings  nur  erbsengrossen  Steines  gegeben  hätte. 

Woher  stammt  nun  der  Stein?  Poulalion  hat  in  seiner  Monographie 
der  Lungensteine  in  parenchymatöse  und  intrakanalikuläre,  je  nach  dem  Orte 
ihrer  Entstehung,  eingeteilt.  Die  parenchymatösen,  die  durch  späteres  Frei- 
werden sekundär  intrakanalikulär  werden  können,  sind  bei  weitem  die  häu- 
figeren und  können  nach  Infarkten,  Lungenabszessen,  Aktinomykose,  Kladothrix- 
erkrankungen,  Rotz,  nach  Tuberkulose  und  andersartigen  Neubildungen  ent- 
stehen. Bei  intrakanalikulären  handelt  es  sich  um  Petrifikation  von  stag- 
nierendem Sekret  in  Bronchien  oder  Kavernen. 

Es  spricht  nun  nichts  dafür,  dasa  es  sich  im  vorliegenden  Falle  um  ein 
parenchymatös  entstandenes  Konkrement  bandelt.  Die  sofort  nach  dem  Aus- 
husten eintretende  Besserung,  das  Verschwinden  sämtlicher  Krankheitssym- 
ptome spricht  sogar  direkt  dagegen.  Ätiologisch  ist  keine  der  oben  ange- 
führten Ursachen  heranzuziehen.  Tuberkulose  war  nicht  vorbanden.  Wohl 
aber  litt  der  Kranke  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  an  chronischer  Bron- 
chitis mit  zeitweisen  Exazerbationen.  Sein  Beruf,  er  führte  kinematographisclie 
Aufnahmen  vor  und  bediente  sieb  überall  da,  wo  elektrisches  Licht  nicht 
erhältlich  war,  des  Drummondschen  Kalklichtes,  bedingte  aber  das  Ein- 
atmen von  abspringenden  Kalkpartikelchen  in  hohem  Masse;  es  kommt  noch 
dazu,  dass  der  Patient  äusserst  kurzsichtig  ist  und  sich  bei  den  Vorführungen 
nnd  Manipulationen  am  Apparat  stets  in  dessen  nächster  Nähe  zn  halten 
hatte,  er  gibt  auch  an,  dass  er  oft  während  der  Vorstellung  an  starkem 
Hustem'eiz  und  Erstickungsanfällen  zu  leiden  hatte. 

Es  ist  also  nicht  von  der  Hand  zu  weisen  die  Erklärung:  der  Patient 
habe  feinste  Kalkpartikelchen  eingeatmet,  diese  haben  sieb  in  stagnierendem 
Sekrete  niedergeschlagen  und  durch  die  vielfache  Wiederholung  dieses  Vor- 
ganges habe  sich  der  Lungenstein  gebildet;  dies  um  so  weniger,  als  jede 
andere  Ätiologie,  wie  gesagt,  fehlt.  Den  Namen  Bronchialkolik  möchte  Verf. 
deshalb  eingeführt  wissen,  weil  die  Anfälle  mutatis  mutaudis  mit  den  Anfällen 
bei  Nieren-  und  Gallensteinkolik  die  grösste  Ähnlichkeit  zeigen. 

Harland  und  Good  (22)  berichten  über  einen  Fall  von  plötzlichem 
schweren  Kollaps,  der  während  der  Massage  eines  Epithelioms  der  Unterlippe 
eintrat,  offenbar  durch  Reizung  der  Trigeminusendäste.  Die  Reflexhemmung  der 
Herztätigkeit  und  der  Atmung  entsteht  in  der  Weise,  dass  von  Trigeminus- 
and  Vaguszweigen  ausgehende  Impulse  zu  den  Hemmungszentren  des  Herzens 


Scholl,  VerleUangeD  und  Chirurg.  KranUieiten  der  Pleura  uar)  Lunge.  ft91 

nßd  der  Atmung  in  der  Med.  oblongata  fortgepflanzt  werden,  bis  durch  An- 
sammlung der  Kohlensäure  im  Blute  das  Atmungszentrum  nieder  gereizt  und 
durch  die  Aufblähung  der  Lungenbläschen  die  kardialen  Zentren  reÜektorisch 
IG  Tätigkeit  gesetzt  werden.  Die  Herzhemniung  erzeugt  im  Gegensatz  zu 
Synkope  oder  Schock  eine  Reizung  der  Vasokonstriktoren ,  weshalb  kein  Ab- 
flog des  Blutes  in  die  Abdominalgefässe  und  keine  Gehirnanämie  eintreten. 
Die  Verff.  besprechen  nur  die  von  den  Nervenendigungen  des  Respirations- 
traktes ausgelöste  Herzbemmnng.  Starke  cliemische  Reize  auf  die  Nasen- 
sohleimhaut  wirken  hemmend  auf  die  Respiration,  selbst  bei  vorheriger  Kokain- 
anästhesie. Die  Ursache  ist  zuweilen  eine  psychische,  zuweilen  eine  durch 
Kokain  bedingte.  Die  Idiosynkrasie  gegen  Kokain  nnd  die  Todesfälle  bei 
.\näst  he  Vierungen  entstehen  offenbar  durcb  Reflezhemmung  der  Herztätigkeit. 
Der  Rbinopbarynx  antwortet  in  demselben  Sinne  sehr  leicht  auf  Rei/.e;  An- 
bilten  des  Atems  und  Pulsverlangsamung  kommen  namentlich  bei  Auskratzung 
adenoider  Vegetationen  vor,  unabhängig  von  der  Wahl  des  AnUsthetikums, 
KeiiDug  der  Laryngealschteimhaut,  gewaltsame  Erweiterung  des  Pharynx  und 
heftiges  Hervorziehen  der  Zunge  erzeugen  Herzhemmung  und  selbst  tödlichen 
Aa^gang.  Diagnostisch  wichtig  ist,  dass  eine  einfache  Behinderung  der  Herz- 
tiligkeit  sich  durch  Zyanose  und  vollen  Puls,  die  Hemmung  hingegen  durch 
Blässe  und  langsamen  schwachen  Puls  kennzeichnet.  Die  letztere  entsteht 
fenier  bei  Reizung  der  Lungenäste  des  Vagus,  wobei  Apnoe  und  Gefässerwei- 
irrnn^  hinzutreten.  Die  Verff.  erwähnen  einen  Fall,  wo  nach  der  Probe- 
pnnkiion  in  die  Lunge  eines  Kindes  Herzstillstand  nnd  Tod  eintraten,  und 
emes  zweiten  Todesfalles  nach  wenigen  Ätherinhalationen. 

G^en  die  Herzhemmnng  empfiehlt  sich  theoretisch  das  Atropin,  welches 
Doch  vor  der  Operation  gegeben  werden  muss.  Allgemeine  Anästhesie  wirkt 
prophylaktisch  wegen  der  Aufhebung  der  Reflexe.  Die  Resorption  des  Kokains 
im  Larynx  ist  eine  langsame  und  wenig  gefährliche.  Vor  der  Äthemarkose 
empfiehlt  sich  ein  Spray  mit  l",o  Kokainlösung  und  mit  Adrenalinchlorid 
1:10000  in  die  Nase  oder  den  RhinopharynX,  hingegen  ist  Strychnin  kontra- 
indiziert.  Die  Behandlung  in  schweren  Kollapsfällen  muss  vom  Atropin  ab- 
sehen, da  es  erst  nach  15  Minuten  wirkt;  sie  muss  sich  auf  künstliche  Atmung 
und  wiederholte  Lungenaufblähnng  von  Mund  zu  Mund  beschränken. 

G.  H.  Uaknen  hebt  in  der  Diskussion  hervor,  dass  bedeutende  Neuro- 
|{^D  pathologische  Beziehungen  zwischen  der  Nasenschleimhaut  und  dem 
lie^mtnervensy Stern  leugnen.  Er  glaubt,  dass  intranasale  Operationen  nur 
dann  von  üblen  Zufällen  gefolgt  sind,  wenn  Störungen  im  Retlexbogen  voi- 
handen  sind,  so  bei  Personen  mit  labilem  Nervenzustand.  Es  wäre  zu  ent- 
scheiden, ob  der  Kollaps  in  einem  solchen  Falle  der  Kokainvergiftung  und 
psychischen  Einflüssen  oder  dem  mechanischen  Effekt  der  Operation  zuzu- 
schreiben ist.  Liegt  die  Ursache  im  Herzen,  dann  müsste  die  Menge  des 
Kokains  noch  gesteigert  werden.  Die  Grundlagen  für  dessen  Dosierung  werden 
Tielieicbt  in  der  Zukunft  noch  gefunden  werden.  G.  L.  Ricliards  führt 
einen  Kall  von  Asphyxie  hei  einem  Kinde  an,  welches  durch  den  Mund  zu 
atmen  pflegte  und  dessen  Nasenrachenraum  durch  adenoide  Vegetationen  voll- 
ständig ausgefüllt  war.  Während  der  Anästhesie  wurde  der  Mund  geschlossen 
und  es  traten  Zyanose  und  Apnoe  ein.  S.  Solis-Cohen  gibt  an,  dass  er 
die  Apnoe  durchzuhalten  der  Nasenlöcher  vor  der  Anästhesierung  verhindert, 
diese  aber  bei  Operationen  in  den  Luftwegen  nach  Möglichkeit  vermeidet. 
Unmittelbar  nach   der  Tracheotomie  tritt   ein   kurzer  AtmungäStillstand   ein, 


592  Jahresbericht  fflr  Chirargie.    II.  Teil« 

auch  die  Beizung  der  hinteren  Trachealwand  hemmt  zuweilen  die  Respiration. 
E.  Mayer  bemerkt,  dass  gewisse  Individuen  für  die  Art  der  Herzhemmung 
empfanglich  seien,  besonders  bei  Chloroformanwendung.  Gegen  die  Gefahr 
des  Kollapses  ist  Adrenalin  sehr  wertvoll.  E.  Pynchon  gibt  an,  dass  er 
Kollaps  bei  Kokainanwendung  niemals  sah,  wenn  dasselbe  in  starker  Lösung 
im  Schlünde  und  mittelst  Baumwollträgers  aufgetragen  wurde,  nur  die  Appli- 
kation auf  die  Nasenschleimhaut  und  die  Injektion  in  der  Nähe  der  Tonsillen 
hatten  üble  Zufälle  zur  Folge.  Er  erwähnt  eines  Falles,  wo  nach  dem  Ein- 
pressen eines  Kokaintampons  zwischen  mittlerer  Muschel  und  Septum  epi- 
leptiforme  Anfälle  auftraten.  R.  C.  Myles  erwähnt,  dass  diese  Indiosynkrasien 
schwer  erklärbar  seien.  Er  erinnert  an  einen  hervorragenden  Athleten,  dessen 
Widerstand  gegen  die  Operation  er  erst  nach  sieben  Versuchen  brechen 
konnte.  Er  injiziert  Vaselinlösungen  in  die  Trachea  mit  demselben  Effekte 
wie  Kokainlösungen.  Die  meisten  Todesfälle  ereignen  sich  bei  Operationen 
an  der  Trachea,  und  er  empfiehlt,  ein  jedes  Individuum  vor  der  Anästhe- 
sierung durch  Kitzeln  der  Trachealschleimhaut  auf  seine  Empfindlichkeit  zu 
prüfen.  C.  M.  Cobb  wendet  Äthernarkosen  bei  adenoiden  Vegetationen  nur 
an,  wenn  ihm  eine  Kieferklemme  zur  Verfügung  steht,  da  sonst  bei  Spasmus 
der  Kaumuskeln  jeder  Luftzutritt  behindert  werden  kann.  B.  R.  Shurly  emp- 
fiehlt eine  ausgedehntere  Anwendung  des  Stickoxyduls.  W.  H.  Good  be- 
richtet über  einen  Fall,  wo  durch  wiederholte  Lungenaufblähung  die  Herz- 
hemmung überwunden  wurde.  Die  adenoiden  Vegetationen  rufen  eine  grosse 
Empfindlichkeit  des  Pharynx  hervor,  die  durch  die  Äthemarkose  noch  ge- 
steigert wird.  Adrenalin  wird  am  besten  intravenös  gegeben,  doch  schlägt 
er  dessen  Wert  nicht  hoch  an,  da  es  der  Hemmung  der  Herztätigkeit  nicht 
entgegenwirkt.  Dagegen  haben  Kokain  und  Atropin  einen  prophylaktischen 
Wert.     Konvulsionen  sind  eine  Folge  der  Schleimhautreizung. 

Claisse  (10)  bespricht  an  der  Hand  eines  Falles  die  Symptomatologie, 
Prognose  und  Therapie  der  Lungenkontusionen.  Er  unterscheidet  direkte 
und  indirekte  Folgen  der  Verletzungen. 

Zu  den  ersteren  zählt  er  den  Blutandrang  zur  Lunge  und  die  Lungen- 
blutung, wobei  er  bemerkt,  dass  einerseits  die  Intensität  der  Blutung 
nach  dem  Grade  der  Verletzung  in  weiten  Grenzen  schwankt  und  dass 
es  andererseits  oft  schwer  zu  beurteilen  ist,  inwieweit  die  Verletzung 
selbst  oder  die  durch  sie  erzeugte  nervöse  Vasodilatation  die  Blutung  be- 
wirkt. Die  indirekten  Folgen  teilt  er  in  die  frühzeitig  und  in  die  später 
eintretenden;  zu  den  ersteren  rechnet  er  die  verschiedenen  Formen  der 
Pneumonie,  zu  den  letzteren  die  Tuberkulisierung  der  betroffenen  Lunge 
in  ihren  verschiedenen  Formen.  Als  charakteristische  Symptome  der  Pneu- 
monie nach  Kontusion,  die  Verf.  von  der  traumatischen  trennt,  werden  an- 
geführt: massiges,  langsam  ansteigendes  Fieber  ohne  initialen  Schüttelfrost, 
massig  intensiver  Schmerz  an  der  betreffenden  Partie,  häufiges  Fehlen  des 
für  die  lobäre  Pneumonie  charakteristischen  Sputums,  abgeschwächtes  Bron- 
chialatmen mit  spärlichem  Rasseln,  Zyanose  der  Extremitäten,  Blässe  des 
Gesichtes,  herabgesetzter  arterieller  Druck.  Der  Tod  tritt  in  33**/o  der  Fälle 
ein!  Fast  noch  gefährlicher  erscheinen  die  Fälle,  in  denen  im  Anschluss  an 
die  Verletzung  multiple,  bronchopneumonische  Herde  auftreten.  Als  Kompli- 
kationen der  entzündlichen  Lungenprozesse  führt  Verf.  an:  Lungenabszess, 
abgesackte  oder  diffuse  eitrige  Pleuritis  und  Lungengangrän. 


Sehnlz,  Verl  atz  ungeii  und  cbirurg.  Krankbeiton  der  Pleura  und  Lang«.  593 

Die  TaberkolisieniDg  der  Lunge  kann  entweder  tatsächlich  nach  der 
Verletzong  durch  Infektion  eintreten  oder  die  Verletzung  bildet  die  Veran- 
assang zur  Manifestation  einer  bereits  latenten  Tuberkalose. 

Die  Prognose  miias  deshalb  in  jedem  Falle  von  Kontusion  der  Lange 
mit  äusserster  Vorsicht  gestellt  werden,  und  man  soll,  insbesondere  wenn  es 
sich  am  ein  anscheinend  tuberkulöses  Individuum  handelt,  erst  mehrere 
Wochen  der  Beobachtung  vei^ehen  lassen,  ehe  man  von  Heilung  spricht. 

In  therapeutischer  Hinsicht  empfiehlt  Verf.  unmittelbar  nach  der  Ver- 
letzung absolute  Ruhe  und  Eispillen,  später  Antisepsis  der  Mundhöhle  und 
eventuell  Stimulantien. 

Jochmann  (26).  Das  hohe  Fieber  der  Phthisiker  wurde  und  wird 
wohl  auch  heute  noch  oft  aufgefasst  als  bedingt  nicht  durch  die  Tuberkelbaziiteu 
^Ibst,  sondern  durch  andere  Mikroorganismen,  insonderheit  durch  Strepto- 
kokken. PetFDschky  sprach  sogar  von  einer  Streptokokkenkurre  bei 
Phthise,  ein  Ausdruck,  der  eine  Zeittang  in  der  Terminologie  der  Lnngen- 
lub«rkulose  Bürgerrecht  sich  erworben  hatte,  trotzdem  einerseits  v.  Strüm- 
pell darauf  auftnerksam  gemacht  hatte,  dass  ein  so  hohes,  regelmässig  inter- 
mittierendes Fieber ,  wie  es  bei  progresser  Lnngenphthise  vorkommt ,  kaum 
je  bei  einer  anderen  Krankheit  beobachtet  wird,  also  wohl  dieser  Krankheit 
eigentündich  sein  muss,  und  andererseits  Lenhartz  betont,  dass  bei  reiner 
Streptokokkensepsis  Neigung  zu  unregelmässig  intermittierenden  Temperatur- 
steigerungen bestehe.  Eine  Hauptstütze  für  ihre  Anschauung  fanden  die  Ver- 
fechter der  Lehre  von  der  Streptokokkenkurve  in  manchen  Bintbefunden  bei 
Phthise.  Zahlreiche  Untersucher,  von  denen  hier  nur  Jakowsky,  Hewelke, 
Petruschky  und  Sittmann  genannt  sein  mögen,  fanden  im  Blute  von 
Phthisikem  mehr  oder  weniger  oft  Strepto-  und  Staphylokokken. 

Jochmann  bespricht  die  einschlägige  Literatur  und  sichtet  sie  kritisch. 
Er  kommt  dabei  zti  dem  Kesultate,  dass  bei  weitem  die  meisten  Blutunter- 
sachungen,  seien  sie  intra  vitam  oder  post  mortem  vorgenommen  worden, 
strengen  Anforderungen  hinsichtlich  Gründlichkeit  nicht  entsprechen.  Die- 
jenigen Untersuchungen,  die  mit  aus  der  Fingerbeere  entnommenem  Blute 
angestellt  wurden  und  die  eine  Bakteriämie  zu  beweisen  scheinen,  sind  nicht 
einwandsfrei,  weil  eine  Verunreinigung  des  zu  untersuchenden  Blutes  mit  aus 
der  Haut  stammenden  Mikroorganismen  in  keinem  Falle  sicher  zu  vermeiden 
war;  diejenigen  Untersucher,  die  das  Blut  einer  Vene  entnahmen,  kommen 
schon  weit  seltener  zu  RestUtaten,  welche  die  Annahme  einer  Bakteriämie 
gerechtfertigt  erscheinen  lassen.  Erheblich  zahlreichere  positive  Resultate 
bringen  allerdings  die  Blutuntersuchungen  an  der  Leiche.  Dabei  ist  ausser- 
ordentlich aufffdiend,  dass  diese  Untersucher  fast  nie  Staphylokokken,  fast 
ausschliesslich  Streptokokken  fanden.  Es  beweist  dies,  was  schon  a  priori 
wahrscheinlich  war,  dass  die  Ergebnisse  derjenigen  Forscher,  die  intra  vitam 
■Staphylokokken  fanden,  nicht  zur  Entscheidung  der  Fri^e  herangezogen  zu 
werden  verdienen,  da  die  Staphylokokkenbefunde  offenbar  in  der  überwiegen- 
deo  Mehrzahl  der  Fälle  auf  mangelhafter  Versuchsanortlnnng  beruhen. 

Zur  Kläntng  der  Frage  unternahm  Jochmann  eine  Reihe  von  Ver- 
suchen, die  sich  über  40  Fälle  von  progresser  Phthise  mit  hohem  Fieber  von 
verschiedenem  Typus  erstrecken,  9  von  diesen  Fällen  kamen  ad  exitum  und 
boten  so  Gelegenheit,  das  Blut  auch  noch  post  mortem  zu  imtersuchen.  Die 
Versuchsanordnung  war  insofern  von  der  der  anderen  Untersncher  verschieden 
ats  eine  verhältnismässig  sehr  grosse  Menge  Blut  zur  Verwendung  kam.    Verf. 

JihtaabMtebt  lOr  Chirarsl«  ItOS.  S8 


594  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

entnahm  einer  Armvene  jedesmal  20  ccm  Blut  und  verteilte  dies  Quantum 
auf  6 — 7  Agarröhrchen.  Es  wurden  dann  Platten  gegossen  und  diese  bei 
37^  im  Brutschranke  gehalten  und  beobachtet. 

Es  zeigte  sich,  dass  bei  allen  zur  Untersuchung  gelangten  Patienten  das 
Blut  steril  war.  Trotz  der  grossen  zur  Untersuchung  verwandten  Blutmenge 
konnte  in  keinem  einzigen  Fall  irgend  welches  Wachstum  auf  den  Platten 
konstatiert  werden.  Von  den  9  Fällen,  in  welchen  auch  das  Leichenblut  auf 
seinen  Keimgehalt  untersucht  wurde,  erwiesen  sich  7  als  keimfrei  (das  Blut 
wurde  mit  einer  Spritze  dem  Ventrikel  entnommen),  nur  in  2  Fällen  gelanpj 
es  Mikroorganismen  nachzuweisen.  Das  eine  Mal  wuchsen  Streptokokken  auf 
der  Platte,  in  einem  anderen  Falle  ein  Gemisch  von  Strepto-  und  Staphylo- 
kokken. 

Streptokokken  können  also  im  Blute  lebender,  an  Tuberkulose  erkrankter 
Menschen  nach  Ansicht  von  Jochmann  allerdings  vorkommen,  ein  solcher 
Befund  gehört  aber  zu  den  grössten  Seltenheiten.  Einige  wenige  sichere  Fälle 
sind  zweifellos  konstatiert.  Das  Auftreten  von  Staphylokokken  aber  dürfte 
wohl  stets  auf  eine  von  aussen  her  erfolgte  Verunreinigung  zurückzuführen 
sein.  Jedenfalls  ist  weder  das  kontinuierliche,  noch  das  intermittierende, 
sind  kurz  gesagt  die  Fiebererscheinungen  nicht  durch  im  Blute  zirkulierende 
Mikroorganismen  zu  erklären.  Von  einer  Streptokokkenkurve,  wie  Petrnschky 
will,  kann  nicht  gesprochen  werden;  denn  die  Fälle,  in  welchen  intra  vitam 
Mikroorganismen  aus  dem  Blute  gezüchtet  werden  konnten,  sind  so  spärlich, 
dass  sie  nur  als  Kuriosa  Erwähnung  verdienen  und  keinesfalls  zur  Erklärung 
des  bei  Lungentuberkulose  häufig   bestehenden  Fiebers  herangezogen   werden 

können. 

Anders  verhält  es  sich  mit  den  Befunden  im  Leichenblute.  Vor  allem 
ist  hervorzuheben,  dass  dort,  wo  auch  das  Leichenblut  steril  befunden  wurde, 
mit  Sicherheit  Keimfreiheit  während  des  Lebens  angenommen  werden  kann. 
Aber  auch  in  den  Fällen,  wo  im  Blute  post  mortem  Mikroorganismen  sind 
gefunden  worden,  lässt  sich  nicht  ohne  weiteres  ein  Rückschluss  auf  das  Ver- 
halten vor  dem  Tode  machen.  Es  ist  bekannt,  dass  nach  dem  Tode  ein 
Weiterwachsen  und  eine  rapide  Vermehrung  der  Bakterienflora  statt  hat  und 
dass  dabei  Organe  mit  Mikroorganismen  überschwemmt  werden  können,  die 
intra  vitam  sicherlich  djien  nicht  enthalten  haben.  Es  kommt  also  vor  allem 
darauf  an,  wie  lange  nach  dem  Tode  das  zu  untersuchende  Blut  der  Leiche 
entnommen  wurde  und  welcherlei  Art  die  gezüchteten  Bakterien  waren.  Die 
Koliarten  z.  B.  wachsen  nach  dem  Tode  ihres  Wirtes  sicherlich  weiter  und 
finden  sich  an  Orten,  wo  sie  früher  sicher  nicht  waren.  Befunde  von  Koli- 
bazillen  sind  also  stets  genau  und  eingehend  zu  prüfen.  Ähnlich  verhält  es 
sich  mit  post  mortem  gefundenen  Staphylokokken,  während  das  Auffinden 
von  Streptokokken  schon  eher  den  Schluss  zulässt  darauf,  dass  diese  Mikro- 
organismen während  des  Lebens  in  das  Blut  des  Erkrankten  gelangt  waren. 

Auf  alle  Fälle  aber,  zu  diesem  Schlüsse  gelangt  der  Verf.,  geht  aus  all 
den  bis  jetzt  veröffentlichten  Mitteilungen,  wie  auch  aus  seinen  eigenen 
Untersuchungen  zur  Evidenz  hervor,  dass  von  einer  Bakteriämie  der  Phthisiker 
nicht  kann  gesprochen  werden,  dass  die  Fiebererscheinungen  nicht  durch  im 
Blute  zirkulierende  Mikroorganismen  erklärt  werden  köimen;  eine  andere 
Frage  ist  es,  ob  das  Fieber  nicht  auf  im  Blut  zirkulierende  Stoffwechsel- 
produkte  der  Bazillen  auf  Toxine  zurückzuführen  ist. 


Bosse,  Erkrankungen  dea  Herzens  und  des  Hi^rsbeutels.  5!)ü 

X. 

Erkrankungen  des  Herzens  und  des  Herzbeutels. 
Referent:  Bruno  Bosse,  Berlin. 

Die  mit  *  Terseheoen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  wordeo. 

t.  Aebkrd  «t  Psisaeftu,  Rnptnre  de  l'aurte.   La  Presse  mödicale  1905.  Nr.  23.  p.  177. 
i.  Amenille,  Common icstion  des  dens  cceors.   Bau.  et  mim.  de  U  Soc.  aaat.  de  Paria 
190&.  Nov.  p.  808. 

3.  AnderaoD,  Strain  as  a  factor  in  cardio-aortie  ksians.  Brit.  med.  Jonrn.  7.  X.  1905. 
p.  840. 

4.  AoTrajr.  Abcea  da  poamon.  —  Lfmpfaosaruome  du  m^iaatio  möconnu.  Bull,  et  mäm. 
de  la  Soc.  anat.  de  ParU  1905.  Jan. 

5.  BoDBcfai,  Beitrag  zum  Studium  der  Chirargie  dea  Eenens.  Revista  de  Chirurgie. 
Nr.  U.  p.  481  und  Nr.  12.  p.  529. 

6.  Br6tard  et  Morel.  Plaie  dn  ccenr  et  da  poamon  gauche  par  coap  de  feu.  Suture 
du  cienr.    Hort    Bull,  et  mäm.  de  la  See.  auat.  de  Paria  190ä.  Nov.  p.  835. 

7.  Brnnk,  Ein  Fall  von  doppelter  Aortenraptui  durcb  Oberanstrengnng.  Äritl.  Sachver- 
sUndigeD-Zeituag  1905.  Nr.  6. 

S.  Cbartier,  Cixiir  a  trois  cavitte,  ane  oreillette,  denx  ventricnles  commnnicnnts.  Mal- 
formaboua  da  pMicule  artäriel.  Bull,  et  mäm.  de  la  Soe.  anat.  de  Paris  1905.  Oct. 
p.  727. 

9.  Collet  etOrnber,  Enorme  sn^vrjsme  latent  de  l'aorte  thoraciqae.  Lyon  mMical  1905. 
Nr.  ä3.  p.  1069. 

10.  CoDtts  and  Rowlaode,  A  case  ef  ponleDt  pericarditis  in  an  Infant:  Operation: 
deatb.    Brit.  med.  joam.  16.  IV.  1905.  p.  816. 

11.  Delorme,  Plaie  du  C«enr,  entuie.     Oaiette  dea  H&pit.  1905.  Nr.  20.  p.  2S8. 

It  Dietlen,  Ober  HendilaUtion  bei  Diphtherie.  HOnch.  med.  Wocfaenscbr.  190S.  Nr.  15. 

p.683. 
1}.  Donn,  Inneminate  aneuryam;  simnitaDeoaa  ligature  of  right  carotid  and  eubelavisn 

utariea;  recovery.    The  Laucet  1905.  Jone  3.  p.  1497. 

14.  Ehrhardt,  Über  Thymoaezstirpatian  bei  Astfama  tbymicnm.  Arch.  f.  klin.  Cbir. 
Bd.  78.  Heft  3. 

15.  Ewald,  Die  Funktion  der  Noduli  Arsotii.  Berliner  klin.  Wocfaenschr.  1905.  Nr.  44a. 
p.  20. 

IG.  Faroj,  Volamineuse  endocardite  nlc4ro-v4gdtante  aortiqne  avec  thromboae  de  la  coro- 
naire  antärieare.    BulL  et  mim,  de  la  Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  7. 

17.  Fraenkel,  Über  trän matische  Her Eklappenierreissung.  Manch,  med.  Wochenaehr.  1905. 
Nr.  15.  p.  704. 

18.  Frank,  Znr Frage  der  trsuinatieckeo  Entetehnng  von  Herimuskelerkrankangen.  Prager 
nedizin.  Wocfaenschr.  1905.  Nr.  8.  p.  93. 

19.  Franse,  Einige  neue  Gesichtepunkte  Aber  HerzDeuroaea  und  die  Superposition  von 
Erweiternagen  auf  sie.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  35.  p.  IUI. 

30.  Galian,  Baptni  and  kompletes  Ansreisaen  des  Herzens  ohne  Eröffnung  des  Perikard. 

Spitalal.  Nr.  13.  p.  367. 
21.  Garnier  et  Jomier,  Des  emboliea  hydatiqaes  de  l'art^re  pulmonaire.  LaPreaae  mddi- 

eale.  Hr.  47.  p.  369. 
ü.  Graupner,  PySmie  nach  Terschlacken  einer  Nfihnadel.  Allgem.  med.  Zentral-Zeitnng 

1905.  Nr.  7. 
22t.GHib8l,  La  Chirurgie  du  c<euT.   Bevue  de  Chirurgie  1905.   No.  3,  5,  6,  8,  9. 


Jahresbericht  ffir  Cbiiurgie.    11.  Teil. 

lag,  AorUaaDcnrysina  —  UnfalirDlts«?  Monataachrift  fOr  UnfallbeilkuDde  etc.    1905. 

.  7.  p.  213. 

»Too,   A  cMe  of  uicerative  Endacarditja   treated   euccesafullj  «ith   antistrepto(»>ccic 

mm.    Hedical  Presa  1905.  19.  April,  p.  401. 

lise,  Oebeilte   Stichverletzung   des  Herzena.     Deutsche   mediiin.  Wocbenachr.    1905. 

■.  48.  p.  1947. 

Eine  weitere  geheilte  StichverletzUDg  dea  Herzens.  Separatsbdr.  a.  d.  8itzun^b«r- 
r  pbyeikal.-mediii.  Gesellscb.  zu  WOrcburg  1900, 

^dlmoser,  Aneurysma  der  Aorta  deaceiidena  and  Aneoiyania  der  Arteria  joDomiDatK 
t  Darchbracb  in  die  Veua  cava  superior.  Wieoer  klin.  RuDdaebaD  1905.  Nr.  7,  8,  9. 
jffmann,  Die  kliniBchen  Symptom«  der  adbAsiven  Perikarditis.  Inaagaral-Dissert. 
rlin  11)05. 

Ihoe,  über  Hyobarditia  nach  lafektionskruikbeiteD.  DeDtache  railiUtrKretL  Zeit- 
irift  1905.  Heft  10.  p   545. 

iolmea,  Brown  atropby  of  tbe  heart.    Annala  of  Snrgery  1905.  Nov. 
nee,  Pericardial  effnaiona.     The  Medical  Newa  1905.  Oet  21.  p.  769. 
atzenatein,  Nene  Fun klionaprQfnng  desHeneaa.  Deutsche  med.  Wochanscbr.  1905. 
.  17.  p.  695. 

iaufmaun,  Fall  von  Eommanikation  einea  Aneurysmas  der  anfsteigendea  Aorta, 
iener  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  40. 

ranti,  AnävTfsme  de  l'aorte.  Bnll.  et  m4m.  de  la  Soc.  anat.  de  Paria  1905.  Nov. 
789. 

rohne,  Beitrag  sur  Frage  der  Entstehung  einea  Aortenaueuryamaa  nach  Unfall, 
xtl.  Sacbvar8Und.-ZeitnoK  1905.  Nr.  4.  p.  67. 

tmbert,  Strain  of  the  heart  in  growing  boya.  Tbe  medical  Chronicle  1905.  Febr. 
278. 

lunoia  et  Vaillant,  Malformations   cong^nitalea  des  valvulea   aigmoidea  (aorte  et 
Lire  palmonaire).    Bnll.  et  mäm.  de  la  Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  7. 
!Cterc  et  Monriquand,  AnäTrjame  de  la  Crosse  de  l'aorte  «t  eymphyae  du  p£ri- 
rde.    Lyon  m^ical  1905.  Nr.  25.  p.  1359. 

ejara,  Plai«  perforante  du  ventrionle  droit  du  c<enr,  antoräe.  Bali,  «t  mdm.  de  )a 
<c.  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  14.  p.  392. 

Bonhardt,  Über  Myxome  dea  Heraens,  insbesondere  der  HertkUppen.  Tircbows 
^^b.  ISl.  Bd.  p.  347. 

indner,  Chirurgie  des  Herzens  und  des  Herzbentel«.  Dentscheined.  Wochenscbr.  1905. 
:.  46.  p.  1858. 

Die  Chirurgie  des  Eeriens  und  des  Hertbeutels.  HOndi.  med.  Wochenscbr.  1905. 
-.  40.  p.  2361  und  Nr.  50.  p.  2430. 

)eb.  Die  Wirkung  des  Alkohols  aaf  das  WarmblOterhera.  Arch.  f.  sxperim.  Pathol. 
Pharmakologie.  52.  Bd.  5.  u.  &  Heft    R«f.  in  MOocb.  med.  Wocbenachr.  1905.  Nr.  28. 

1350. 

ackenaie,  A  preliminary  ioquiry  into  tbe  tonicity  of  tbe  inascle  fibresof  tbe  heart 
it.  med.  joum.  30.  Dec.  1905.  p.  1689. 

tu  Hantenffel,  Schossverlefetung  dea  Henene.    Naht.     Extraktion  der  Kugel  an» 
r  hinleren  Wand.    Heilung.    Zeotralbl.  f.  Chirurgie  1905.  Nr.  41.  p.  1096. 
arcus,  Fall  von  Mitral inanffizienz,  veranlaaat  durch  Trauma.  MDnch.  med.Wocheo- 
hr.  1905.  Nr.  47.  p.  2281. 

arie,  Anävrysme  et  mpture  du  ventricule  gauche,  liäa  k  roblit^ration  de  la  coro- 
ire  ant^rieure.    BnU.  et  mim.  de  la  Soc  anat.  de  Paris  1905.  Nov.  p.  811- 
endel,  Die  Intraventae  Digitalisbehandlung.  Erweiterter  Sonderabdruck  ans  , Therapie 
r  Gegenwart'  1905.  Heft  9. 

eyei-Weatfeld,   Eardiolyse  bei   adhisiver  Mediaatino Perikarditis.    Manch,    med. 
ocbenschc.  1905.  Nr.  40.  p.  1931. 
lontäli,   Sur  uo   caa   d'ouvertnre  d'anivrysme  de   l'Borte  dans  l'teaophage.      Jonn. 

mid.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  12.  p.  202. 
orel  et  Hubert,  Rnptore  spontän^e  du  cceur.     Bull,  et  mim.  de  la  Soc.  anat.  de 
irie  1905.  Avril. 

oritz.  Über  Herzdilatation.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  IS.  p.  681. 
orris,  Dermoid  cysLs  of  the  mediastinnm.    Hedical  News  1905.  Nr.  1702—1705. 

Observationa  on  the  bJood  pressure  in  discaae.    Medical  Newa  14.  1.  1905. 


BoBBfl,  Erkrankungfln  dea  Herzens  and  des  Herzbeotels.  507 

53-   HantesDU,    Gin  pssr  Worte   über  die  Herzmamfige   bei   den   Chlorofarmajnkopeo. 

$pit«lal.  Nr.  9.  p.  234. 
H.    'MnrrBjr,  SappurAtive  perkarditis.    LsncBt  21.  l.  1905.  p.  156. 

55.  *Marrell,  A  case  of  olcerntiTS  endocarditia.    Medic.  Preas  19.  IV.  1905.  p.  401. 

56.  Hoanmeci.  laterrento  per  ferita  dal  ventrieolo  deatra  del  cuore  e  lesioni  intestinali. 
L»  Cliniea  cbirui^.  1905. 

sT.    Nanbtus,  Heraschnaa.    Berliner  klin.  Wochenacbr.  1905.  Nr.  86.  p.  1162. 

58.  Neamann,  Zar  Behandlung  der  HeriTerletzangen.  Berliner  klin.  Woehenschr.  1905. 
Nr.  21.  p.  643. 

59.  'Nicol,  Acote  dilaUtion  of  tbe  left  veatricle.    Lancet  1905.  Oct  7.  p.  1035. 

60.  Nicolas  et  Fiery.  Seneatrocardie  extreme  par  atelectasie  palmonaire  gaache. 
An^Trysme  latent  de  Taertn  comprimant  le  pädtcule  pulmonaire.  BpaDchement  pleural. 
Lyon  in«d.  1905.  Nr.  8.  p  410. 

61.  Petit,  Carieux  trsjet  d'nne  aiguiUe  k  trauere  le  cwur  d'un  chien.  Ball,  et  mdm.  da 
la  80«.  anat.  de  Parie.  Mai  1905.  p.  447. 

G2.    Fic  at  Komme,   Raptare  du  cceur.    Lyon  miä.  1905.  Nr.  12.  p.  641. 

63.  —  Flaiea  da  ctenr.  Soc.  de  cbir.  11  oct.  1905.  Ref.  in  Ball,  et  m^m.  de  la  soo.  da 
Cbir  de  Paris  1905.  Nr.  28.  p.  818. 

64.  de  QaervaiD,    Herichirurgie.    Deata che  med.  Wochenschrift  1905.  Nr.  48.  p.  1950. 

65.  Kiaa,  Durch  StichTerlelmng  eriengtes  Aneaiysma  arterio-venosum  swiachen  der 
Vma  anonyma  und  der  Arteria  subclavia  ain.  mit  Vagaaverletiang,  Zeitscbr.  fOc 
Cbir.  78.  Bd.  p   291. 

<6.  Rage,  InfektiBsea  Aneurysma  der  linken  Koronararterie  als  Teilerscbeinang  einer 
Septikopyimie  nach  Osteomyelitis  acuta  infectiosa  feraoris.  ZeitscfaT.  f.  Chir.  Bd.  80.  p.  150. 

67.  Raacbhanpt,  Bin  Beitrag  zur  BsbandlaDg  der  Pericarditia  exsudativa  mittelst 
Paoktion.    Dentsobe  med.  Woobenscbrift  1905.  Nr.  10.  p.  406. 

68.  Schmidt,  Kardiolyse  bei  adhtaiTer  Hediastinoperikarditie.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  46,  p.  1859. 

69.  Schwyier,  Remaika  od  digitslis  treatmeat.    Med.  News  1905.  Noy.  18.  p.  981. 

70.  Siegel- Delval  et  Harie,  Cancer  aecondaire  da  cisur.  Bull,  et  mita.  de  la  soc. 
anat.  da  Paris  1905.  Nr.  702. 

71.  SjCvan,  Über  die  cbira^iache  Behandlung  der  essudatinn,  aiobt  eiterigen  Herzbeutel- 
eutzDadung.    Hjgiea  1005.  H.  5.  p.  464. 

71  Starck,  Zur  Frage  der  aknten  Uerzdiiatation.  HOncbener  med.  WocheDecbr.  1905. 
Hr.  7.  p.  302. 

73.  Tb^Tenot.  Tabercnlose  inflammatoire  du  caur  et  da  pdricarde.  Gaz.  des  bOpitaus 
1905.  Nr.  46.  p.  543. 

74.  Titow,  Über  «intge  mechanische  Momente  der  Tbrombenbildang  im  Anenrysms  der 
Aorta  deacendeDS  nnd  des  Aartenbogena.    Allgem.  med.  Zeatralitg.  1905.  Nr.  IS  a.  17. 

75.  *TrämoliäreB,  Endocardite  aiguB.  ülc^ralion  de  l'aorte  et  anärrysme  valvulaire. 
Ball,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris.  Juio  1905.    (Nihil  cbimrgici.) 

7S.  Dmber.    Perikardio-mediastlnale  TerwacbHUngen  und  Kardiolysis.    Deutsche  medizin. 

Woehenschr.  1905.  Nr.  14.  p.  562. 
77.  *—  Perikard io-mediastinale  Terwacbsnngen  and  Kardiolysis.    Therapie  der  Gegenwart. 

1905.  Jan. 
'i6.  Wieaner,   Neuere  Herzmittel.    Phsnnakol.  n.  therap.  Rundacban.    Beibl.  z.  Wiener 

klin.  Rundschau  1905.  Nr.  SO. 
79.  Winkler,    Über  Heriruptnr.    Dentacbe  med.  .Woehenschr.  1905.  Nr.  13.  p.  524. 
%.   -  Über  Elerzruptur.     Allgero.  med.  Zentral-Ztg.  1905.  Nr.  8. 

Hissbildun^en,  teils  angeboren,  teils  erworben. 

Chartier  (8).  Entwickelungsstöning  bei  einem  1 1  monatlichen,  sehr 
znriickgebliebenen,  an  interknrrenter  Krankheit  verstorbenen  Kinde.  Einzige 
Erscheinnng  im  Leben :  hochgradige  Blässe.  Das  einzige  Herzohr  nimmt  eine 
V.  Cava  nnd  3  Vv.  pulmonales  auf  und  kommuniziert  mit  beiden  Ventrikeln. 
Venthkelseptum  unvollständig.  R.  Ventrikel  klein,  mit  dicker  Wand.  Conus 
uterioEUB   pnlmonalis   hat   nur   ein   virtuelles   Lumen.     Aorta   entspringt  aus 


jHhreabericht  fOr  ChiTorgie.    II.  Teil. 

V^entrikeln.  In  der  Literatur  nnr  ein  Analogen  von  M^ry  1790,  aber 
inerem  linken  Ventrikel. 

aunois  et  Villaret  (36)  sahen  3 mal  bei  Autopsien  an  Erwachsenen 
nlos  verlaufene  Missbildungen  der  grossen  Gefasse :  Imal  4  halbmond- 

Klappen  der  Pulmonalis.  2mal  2  halbmondförmige  Klappen  der  Aorta. 

,  einer  b^ntzündang  bestanden  nicht.    Es  wird  daher  kongenitale  Knt- 

angenommen    und    in    die   4.-6.  Woche   des  embryonalen    Lebens 

—  Literatur. 

meuille  (2).  Wahrscheinlich  entzündlicher  Defekt  im  Septum  inter- 
dare  bei  einem  16  Vi  jährigen,  an  akuter  (Genital-)Infektion  ver- 
en    Mädchen.     Keine  Endocarditis  ulcerosa.     Der  Defekt  ist  eiförmic. 

mm,  von  fibrösem  Wolst  umgeben.  Ringförmige  Verwachsung  der 
Tri kuspidalisk läppe  mit  dem  Septum. 

Experimentelle  Physiologie  und  Pathologie  des  Herzens. 

wald  (15).    Physiologische  Experimente,  die  den  Schluss  erlauben: 

geschlossenen  Seminunarklappen    würde    auch    ohne  Noduli    Aranlii 

ETen  bleibend  er  Raum    in   Gesialt    eines   Bogendreiecks   entstehen,   und 

können   die  Noduli   nicht   den  Zweck   haben  eine    derartige  Lücke  za 

ennoch  sind  die  Nodnii  von  physiologischer  Wichtigkeit  zur  Sicherting 
ippenschlusses ,  sie  dienen  als  „Sperrzähne",  die  ein  Abgleiten  der 
erhindem. 

atzenstein  (31).  Besprechung  von  5,  die  Richtigkeit  seiner  im 
1904  angegebenen  Fnnktiongprüfung  des  Herzens  beweisenden  Fällen, 
1  Interessenten  im  Bericht  selbst  eingesehen  werden  müssen.  Alle 
n  sehr  schlechte  Herzen!  Der  1.,  ein  hochsitzendes  Rektumkarzinom, 
trotzdem  in  Narkose  in  1  Stunde  operiert  und  starb  an  frischer  Fetl- 
ation  des  Herzens.  Der  2.,  ein  desolates  Carcinoma  pylori,  wurde 
lokalanästhesie  operiert  und  geht  jetzt  seiner  Arbeit  nach.  In  2  Fällen 
)8i8  traten  erst  nach  der  Entfieberung  trotz  angewandter  Lokalanästhesie 
röhnlichen  Zeichen  der  Herzschwäche  auf,  während  Katzensteins 
ckmessung  dieselbe  schon  vorher  diagnostizieren  Hess.  Im  letzten 
on  artefizieller  Pyonephrose  musste  zur  Nephrektomie  in  Lokalanästhesie 
:ten  werden:  es  trat  selbst  dann  beim  Zuklemmen  der  Nierengefas^e 
ein  mit  lange  dauernder  Herzschwäche.  Für  die  Frage,  inwieweit 
itand  des  Herzens  eine  Allgemeinnarkose  noch  erlaubt,  ist  daher  die 
;e  Funktionsprüfung  nach  Katzenstein   von   ausscbla^ebender  Be- 

lorris  (52a)  Arbeit  beschäftigt  sich  mit  Blutdruckmessungen.  Gärt- 
'onometer  misst  den  systolischen  Arteriendruck,  ist  nicht  verwertbar 
.mischen  und  Negern,  ebensowenig  bei  sehr  hohem  oder  sehr  niedrigem 
der  Durchmesser  des  Ringes  ist  nicht  variabel,  der  Gummi  wenig 
ift,  dagegen  ist  er  leicht  anzulegen  und  hat  den  Vorteil,  Weichteile 
tr  Arterie  zu  vermeiden. 

iva  Roccis  Sphygmomanometer  besteht  aus  einer  um  den  Oberarm 
I  Manschette,  die  mit  einem  Hg-Manometer  verbunden  ist.  Hier  müssen 
rliegenden  Weichteile  in  Betracht  gezogen  werden,  proximalwärts  ist 
]ck  um  30 — 50  mm  zu  hoch   (nach  Gumprecht).    Schmale  Gummi- 


Bosse,  ErkrftnkimgttD  de«  Herzens  and  des  Herzbeutels.  599 

bäntler  geben  höhere  Zahlen  dnrch  den  Widerstand   der  Gewebe   ( — 50  mm); 
man  nehme  ein  12 — l^  cm  breites  Band. 

Einen  absolnten  Beweis  für  die  Korrektheit  eines  Iitstraments  besitzen 
wir  nicht;  der  Zustand  der  Blutgefässe,  die  Stellnng  des  Kranken,  die  be- 
□Dtzte  Körperseite,  körperliche  Übung  und  psychische  Einflüsse  müssen  be- 
rücksichtigt werden.  Nach  Gärtner  ist  der  Blutdruck  beim  gesunden  Er- 
wachsenen zwischen  100 — 130  mm,  nach  Riva  Rocci  120 — 140,  bei  alten 
und  schwer  arbeitenden  Leuten  sogar  bis  200  mm.  Bei  akuter  Nephritis  geht 
der  Blutdruck  nur  zur  Zeit  urämischer  Anfälle  in  die  Höhe,  anders  bei 
chrimischer  interstitieller  Nierenentzündung.  Nach  Dekapsulation  ging  er 
enorm  in  die  Höhe,  fiel  aber  wieder  durch  Digitalis.  Bei  chronischen  Klappen- 
fiihlem  sind  die  Resultate  verschieden,  dagegen  gibt  Morbns  Basedowii  stets 
Blutdruckerhöhung.  Im  Typhus  besteht  Tendenz  zum  Sinken,  der  Einfluas 
der  Arteriosklerose  auf  Blutdruckschwan kunfjen  ist  vielfach  überschätzt  worden. 
.\niylnItrit-Insuftlation  gab  einen  rapiden  Abfall. 

Loeb  (42)  fand,  dass  Äthylalkohol  in  einer  Konzentration  von 
0.13 — 0,3  Volnmproz.  in  einzelnen  Fällen  eine  dentliche,  wenn  auch  geringe 
erregende  Wirkung  hervorruft.  Deutlich  lähmend  wirkt  erst  eine  Lösung 
von  IV».  Stärker  schädigend  wirken  2 — 10  "/oige  Lösungen,  doch  kann  unter 
Fortilauer  der  Alkoholzufnhr  Erholung,  gleichsam  eine  sehr  rasche  Gewöhnung 
■dSi  das  Gift  eintreten.  Nach  Entfernung  des  Alkohols  erholt  sich  das  Herz 
stets  wieder.  Eine  Vergrössemng  der  Diastole  (Herzerschlaffung)  findet  unter 
Aikoholwirkung  nicht  statt.  Der  Alkohol  bringt  erst  in  248  fach  stärkerer 
molekularer  Konzentration  als  das  Chloroform  und  in  7,5  fach  stärkerer  als 
der  Äther  das  Herz  zum  Stillstand. 


Uerzdilalation. 

Moritz  (51).  Frank  hat  durch  Versuche  am  überlebenden  Kaltblüter- 
herzen nachgewiesen,  dass  eine  steigende  Überlastung,  d.  h.  Zunahme  des 
Arteriendrucks  durch  Erhöhung  der  peripheren  Widerstände  im  Gefasssystem, 
eine  Verminderung  der  Auswur£svolumina  der  Ventrikel  bewirkt;  dadurch 
kommt  es  zu  einer  Anhäufung  von  Blut  in  den  Ventrikeln  und  zu  einer  Er- 
weiterung derselben.  Für  das  unberührte  Warmblüterherz  in  vivo  werden 
die  Verhältnisse  vielleicht  durch  den  Einfluss  des  extrakardialen  Nerven- 
STEtems  modifiziert.  Tatsache  ist,  dass  man  nach  anstrengender  körperlicher 
Arbeit ,  Alkoholgennss ,  heissen  ßädern  mittelst  der  orthodiagraphischen 
Methode  die  Herzgrösse  unverändert  findet.  Allerdings  ist  dabei  nicht  zu 
TeigesBen,  dass  geringe  lineare  Differenzen  von  2  mm  z.  B.,  die  auf  dem 
RoDtfenschirm  nur  schwer  zu  erhalten  sind,  das  Kugelvolum  des  Cor  be- 
deutend vergrössern  würden.  Ausserdem  kann  die  Volumänderung  von  einer 
Formänderung  im  Sinne  einer  Verlängerung  begleitet  sein;  diese  ist  aber 
Dicht  messbar,  da  sich  die  Herzspitze  im  halbdunklen  Felde  unterm  Zwerch- 
lell  befindet.  Herzdilatation  durch  „Überanstrengung"  kann  man  sich  schon 
im  Sitme  der  Frankgehen  Experimente  vorstellen,  doch  muss  nach  de  la 
Camp  n.  a.  der  Herzmuskel  geschädigt  sein;  Perkussion  und  Bestimmung 
der  Herzspitze  genügen  nicht  zur  Diagnose.  Jede  grössere  Volumzunahme 
des  Herzens  und  jede  Volumzunahme,  die  sich  nicht  mehr  oder  nur  langsam 
(in  tagen,  Wochen)  zuriickbiidet,   muss  als  pathologisch  aufgefasst  werden. 


Jahiesbericht  für  Chirargie.     U.  Teil. 

1  Dipbtheriefällen  hat  Dietlen  (12)  radiometrische  Messungen 
en.  20  davon  waren  mit  myokarditischen  Erscheinnngen  behaftet, 
L   ihnen   =  75  "fo   Hess   eich  Dilatatio  cordis   orthodiagrapliisch   in 

mit  dem  Moritzschen  Apparat  und  Poljphos-Eisenröhren  nacti- 
'ie  Oberflächendiflferenz  wechselte  bei  normalen  und  diJatierten 
iü  von  2—26  qem.  Die  Aufnahmen  wurden  stets  auf  horizontaler 
acht  und  nur  dann  znm  Vergleich  mit  den  Aufnahmen  anderer 
[gezogen,  wenn  von  jeder  Untersuchung  mindestens  2  auf  mm 
mende  Orthodiagramme  zu  erhalten  waren.  Zwischen  3  solcher 
imen  bestand  stets  (mit  Ausnahme  eines  Falles)  nur  eine  Differenz 
d.  h.  ein  minimaler  Unterschied,  wenn  man  bedenkt,  dass  es  sieb 
isungen  von  Flächen  handelt,  deren  Begrenzung  z.  T.  ergänzt 
äs.  Differenzen  von  5  qcm  sind  unter  allen  Umständen  auf  DiJa- 
eziehen.  Über  Anstieg,  Akme  und  Abstieg  der  myokardi tischen 
lassen  sich  so  sicherere  Anhaltspunkte  gewinnen  als  durch  Per- 
olche  Diphtherie  kranke  sollte  man  daher  erst  aufstehen  lassen. 
)ilatation  sich  ganz  oder  wenigstens  bis  zn  einer  stabilen  Grenze 
let  hat. 

ck  (72).  Die  Mehrzahl  der  Antoren  steht  heute  wohl  auf  dem 
,  dass  durch  ^Überanstrengung"  des  Herzens,  sowohl  des  kranken 
unden,  akute  Dilatationen  wohl  entstehen  können,  dass  damit  aber 
iwere  Veränderung  mit  dem  Herzen  vor  sich  gegangen  ist,  dass 
:ht  in  kurzer  Zeit  zur  Norm  zurückkehren  kann,  sondern  dass  die 
lamit  einen  chronischen  Charakter  angenommen  hat.  Fälle,  bei 
le  derartige  Dilatation  einwandfrei  als  akute  bezeichnet  -werden 
illerdings  äusserst  selten.  Zur  Sicherstellung  der  Diagnose  ist  es 
,  dass  das  Herz  vor  und  nach  der  Anstrengung  genan  kontrolliert 
gensatz  dazu  berichtet  Starck  über  einen  2Ü jährigen  Studenten, 
)charlach  und  Inßuenza  durchgemacht  hatte  und  wegen  chronischer 
tropendienstunf^hig  geworden  war,  der  ausserdem  forzierte  Rad- 
hte  und  dem  Alkoholabnsus  huldigte.  Unter  dem  psycb!si;hen  Ein- 
Reinigongsmensnr'"  trat  schon  im  zweiten  Gange  hohe  Pulsfrequenz 
iinz  enorme  Dilatatio  cordis  bis  zur  vorderen  Axillarlinie  auf.  Sie 
.cht  Stunden  zurückgebildet;  Irregularitas  cordis  und  Inäqualität 
schwanden  nach  acht  Tagen. 

bert  (35)  bespricht  an  der  Hand  von  10  Fällen  ans  seiner  schul- 
i'raxis  die  akute  Herzdilatation  nach  Anstrengungen  aller  Art. 
'  Ansicht  handelt  es  sich  stets  (nicht  um  vermehrte  physiologische, 
a  pathologische  Dilatation.     Dafür  spricht  der  akute  Anfang,   der 

sich  wohl  ein  plötzlicher  Übergang  ans  dem  Physiologischen  sein 
d  die  relative  Geringfügigkeit  der  Anstrengung.  Es  liegt  eine 
lämie,  Schwächung  durch  Infektionskrankheiten  (Influenza)  vor. 
ahme  des  Spiels  (z.  B.)  ist  stets  nur  ein  Versuch,  der  sofort  zu 
ist,  wenn  der  Puls  unregelmässig  wird.  Der  Herzmechanismns 
fstört:  daher  das  Versagen  desselben  in  Narkose,  bei  akuten  Krank- 

nnd  die  Irregularität  der  Aktion  bei  massigen  Anstrengungen. 
m  Bericht  Andersons  (3|  über  Verletzungen  von  Herz  und  Aorta 
Anstrengung   wird   dieser  Beeriff   nur  als  ein   relativer  aufgefasst. 
rch   eine  Arbeit   verursachte   Blutdruckerhöhung   zum   derzeitigen 
er  Kreislauf  Organe  in   Beziehung    setzt.     Letzteren    vermögen    wir 


Bosse,  Erkuntcangeii  dea  Henens  und  des  Herzbeutel;.  601 

I.  B.  bei  der  Myokarditis  nicht  immer  im  Voraas  festzustellen!  Auch  fehlen 
uperimentelie  Studien  über  das  Verhältnis  der  von  den  Herzkammern  bei 
der  Arbeit  erzeugten  kinetischen  Energie  über  die  bei  der  Dilulation  der 
ddstiscben  Gefässwände  erzeugten  potentiellen  Energie.  Unter  der  grösseren 
Anstrengung  bleibt  im  Ventrikel  etwas  Residualblut,  die  initiale  Blutdmck- 
erbühung  lässt  bald  nach,  der  Muskel  ermüdet,  hypertrophiert  und  wird  dila- 
tiert :  ein  Fluss  venösen  Blutes  überschwemmt  den  Lungenkreislauf.  Bei 
Äth'eten  gebt  physiologische  Hypertrophie  der  Ventrikel  mit  Herabsetzung 
de^  peripheren  Widerstandes  einher.  Bei  sonst  gesunden  Soldaten  kommt 
die  gei^-hloBsene  Uniform,  die  schwere  Rüstung,  anstrengende  Atmung  und 
Iviirperhaltnng  hinzu.  Alkohol-  und  Nikotineszesse,  Syphilis,  Diarrhöen,  Ruhr, 
Typhus  spielen  ihre  Rolle.  Die  bekannten  akuten  Erscheinungen  von  Herz- 
diläiation  lassen  gelegentlich  das  ^.irritable  heart"  zurück,  zu  dem  sich  myo- 
karditische  und  valvuläre  Veränderungen  gesellen  können.  Den  11  eigenen 
Pillen  sind  mehrere  Abbildungen  von  Herz-  und  Get■ä3^'Kerrei3sungen  bei- 
gegeben. 

Ausgehend  von  Herzaffektionen  mit  hochgradiger  Atrophie  der  \'entrikel- 
<and  obn<!  Dilatation  macht  Mackenzie  (43)  für  die  Entstehung  der  letz- 
teren statt  mechanischer  Momente  den  Verlust  des  Muskeltonus  an  den  Ring- 
maskeln  der  klappen  verantwortlich,  indem  er  dabei  den  verschiedenen  Bündeln 
der  Herzmus kulatnr  verschiedene  Punktionen  zuschreibt.  Ähnlich  würde  sich 
die  Regurgitation  des  Blutes  in  die  Venen  erklären  (Theorie  von  Keith). 

In  Fällen  sexueller  Neurasthenie  hat  Franze  (19)  beobachtet,  wie  zu 
allgemeiner  Mattigkeit,  Labilität  der  Herzaktion,  vasomotorisch-paretischen 
Zuständen  bei  weiterer  Beobachtung  Dilatatio  cordis,  gemessen  mit  dem  Ortho- 
diagraphen,  nnd  Abnahme  der  Leistungsfähigkeit  eintrat.  Näheres  siehe 
Original. 

Spontiine  und  posttraumatische  Herz'  und  UefSssver&nderungen. 

Der  Fall  Galians  (20)  ist  ein  Sektionsbefund  bei  einem  von  der  Eisen- 
bahn überfahrenen  Arbeiter.  Der  Kadaver  war  von  der  Lokomotive  in  zwei 
Teile  zerschnitten;  Brusthöhle  uneröffnet,  die  3  bis  9  rechten  und  linken 
Rippen  frakturiert.  Das  Herz  frei  im  Perikard,  die  Spitze  nach  oben,  ge- 
platzt. Die  Basis  des  Herzens  zerrissen  im  Niveau  des  Sulcns  atrioventricu- 
Isrifl  und  vorne  2—3  cm  höher  als  die  Insertion  der  grossen  Gefäsee. 

Stoi'anoff  (Varna). 

Brunk  (7).  Der  Fall  betrifTt  einen  38jährigen  muskulösen  Kutscher; 
die  Insulte  bestanden  (in  zwei  aufeinander  folgenden  Tagen)  im  Herunter- 
reissen  sich  aufbäumender  Pferde  und  im  Anziehen  der  Leine,  als  die  Tiere 
schenten.  Exitus  zwei  Tage  post  trauma  durch  Verblutung  in  den  Herz- 
beutel. Die  Blutung  stammt  aus  einem  Aneurysma  dissecans,  das  der  Hinter- 
wand  der  Aorta  descendens  anliegt  und  von  der  Adventitia  der  Aorta  und 
dem  Epikard  gebildet  wird.  Die  Verbindung  des  Aneurysmas  mit  dem  Lumen 
der  Aorta  ist  hergestellt  durch  zwei  Einrisse  in  Intima  und  Media  der  Aorta, 
»on  denen  der  eine  qnergestellt  7,5  cm  lang  ist  und  dicht  über  den  Klappen 
liegt,  während  der  zweite  4  cm  lange  Riss  vor  der  Abgangsstelle  der  Art. 
aoonymä  und  der  Art.  carot.  comm.  hin  gelegen  ist  (Photographie!). 

Brunk  bringt  aus  der  Literatur  mehrere  Beispiele  von  Aortenrupturen 
dorch  akute  Überanstrengungen,    z.  B.   beim  Rudern,   bei  Selbstrettungsver- 


6(ti  Jabresbericht  fQr  Cfainirgie.    II.  Teil. 

Sachen  (bevorstehender  Fall  bei  Glatteis,  aaf  der  Eisbahn),  bei  plötzlicher 
Belastung  mit  einer  zn  schweren  Last,  bei  der  Defäkation  sogar.  Diese  Ent- 
stehtiDg  gilt  ihm  daher  als  erwiesen  trotz  Leppmann,  welcher  Aorten- 
niptnreu  nur  durch  mächtige  Quetschungen  des  Brustkorbes  oder  Erscbütie- 
ningen  des  Körpers  für  laöglicli  hält.  Infolge  der  erstaunlichen  Haltbarkeit 
der  Adrentitia  können  selbst  zirkuläre  Aorteumptoren  am  Isthmus  zur 
Heilung  kommen  (Fall  Ernst-Zürich  1904.  Verhandlungen  der  deutschen 
Patholog.  Gesellschaft.) 

Winkler  (80)  unterscheidet 

I.  Spontane  Herzrupturen  bei  meist  nicht  mehr  absolut  gesunden 
Herzen.  Es  kommen  folgende  Affektionen  in  Betracht :  Adipositas  cordis  oder 
Atrophia  lipomatosa,  durch  Gefässobliteration  erzeugte  partielle  Myomalacie 
=  anämische  Nekrose,  bei  schwerer  Arteriosklerose,  das  Aneurysma  der 
Ventrikelwand,  auch  das  ulzeröee,  Geschwulstmetastasen  des  Myokards,  Echino- 
coccus, Gummata  daselbst,  das  Aneurysma  der  Koronargefässe  und  Sklerose 
des  Anfangsteils  der  Aorta. 

n.  Traumatische  Herzrupturen,  d.  h.  nur  solche,  welche  durch 
stumpfe  Gewalt  entstanden  sind,  selbst  bei  unversehrten  Hautdecken  und 
Bippen,  besonders  an  der  rechten  Herzhälfte.  1.  Fall  aus  1764:  Monassen- 
Leipzig  berichtet  über  einen  Biss  in  der  Membr.  foram.  ovalis  bei  intaktem 
Herzbeutel.  Entstehnngsmodus  verschieden:  a)  Platzruptur,  d.  h.  Ein- 
klemmung des  Cor  zwischen  Bmstbein  und  Wirbelsäule,  Abschluss  des  Blutes 
unter  hohem  Drucke  in  einzelnen  Herzteilen  und  Platzen  der  Wände. 
Buptnrstelle  weist  innen  eine  feine,  aussen  eine  grössere  Öffnung  auf: 
b)  direkte  Quetschung  zwischen  denselben  Knochen,  bei  Erwachsenen 
mit  Eippenbrüchen ;  c)  Zerrungsruptur  meist  durch  Überfahren  an  der 
Basis  der  Herzohren,  noch  häufiger  parallel  der  Atrioventrikulargrenze  entlang 
der  Zirkumferenz  der  Vorhöfe. 

Demonstration  eines  Selbstmörderherzens  mit  isolierter  Stich  verlet:<nng 
der  A.  coron.  sin. 

Hervorhebung  psychischer  Momente  bei  plötzlichem  Herztod. 

Winckler  (79).  Theoretische  und  anatomische  Besprechung  plötzlicher 
Todesfälle  dnrch  Herzschlag,  denen  eine  Zerreissung  des  Herzens  zugrunde 
liegt.  Das  kann  selbst  bei  gesundem  Herzen  durch  Überanstrengung,  Trauma, 
hochgradige  Aufregung  (Präparat!)  eintreten.  Erleichternd  wirken  Adipositas 
cordis,  Myomalacia,  Wandabszesse,  Echinococcus,  Gummata,  Aneurysmen, 
Arteriosklerose. 

Morel  et  Hubert  (50).  Lineare  Ruptur  der  Vorderwand  des  linken 
Ventrikels  bei  einem  81jährigen  syphilitischen  Greise,  2  cm  lang  und  2  cm 
nach  links  vom  Sulc.  long,  ant.,  die  2  cm  dicke  Muskelwand  nahe  der  Spitze 
durchsetzend.  Atheromatose  der  Koronararterien,  bnks  stärker;  Abgangs- 
stellen frei;  Verlegung  unmittelbar  über  der  äusseren  Bissstelle  (Thrombose V l. 
Klappen  intakt.  211  Fälle  aus  der  Literatur  bekannt,  stets  mit  Athero- 
matose der  Aorta  und  linken  Koronararterie.  Nie  Angina  pectoris-Erschei- 
nungen! 

Pic  et  Romme  (62).  Ruptur  des  linken  Ventrikels  etwas  hinten  von 
der  Spitze  durch  Infarkt  des  Myokards  nach  Obliteration  der  Ä.  corouar. 
ant  sin.  in  Hohe  ihrer  Teilung  bei  einer  85jährigen  Frau  mit  Atheromatose. 
(Nach  Robin  und  Nicolle  fand  man  17mal  Thrombose  und  45mal  ein- 
faches Atherom  unter  155  Untersuchungen  der  Arterien;  Prodrome  in  öO'ni. 


Boaae,  Erkr&Dkuiigen  des  HerzeaB  und  des  Herzbaatels.  603 

Acbard  und  Paisseau(l).  Der  Fall  betrifft  einen  44jährigen  nieren- 
kranken  Akrobaten,  der  innerhalb  ]  0  Stonden  ohne  Hämoptyse  einer  Ruptnr  der 
gerade  an  dieser  Stelle  makroskopisch  nicht  atheromatösen  Aorta  descendens 
□ahe  dem  Abgang  der  linken  Sabklavia  erlag.  Der  Spalt  war  glatt,  1  cm 
lang:  mikroskopisch  besteht  Verdickung  der  Tun,  interna,  Verdünnung  der 
Tan.  media  mit  Zerreissung  der  elastischen  Fasern ;  fettige  Degeneration 
d^T  Intimazellen.  Verblatnngstod  in  die  linke  Pleura  (1420  g]  und  Media- 
stinum. —  Literaturverzeichnis. 

Fraenkel  (17)  berichtet  über  eine  einwandsfreie  traumatische  Zer- 
reissung eines  sonst  ideal  gesunden  Fnlmonalsegels  durch  Sturz  aus  dem 
fünften  Stocke  bei  einem  6S  jährigen  Manne.  Das  vordere  Klappensegel  zeigte 
bei  der  Autopsie  einen  in  der  Mitte  zwischen  freiem  Rand  nnd  Insertion  ge- 
legenen, queren,  etwa  das  mittlere  Drittel  der  Klappe  einnehmenden,  leicht 
wellig  verlaufenden  Riss  mit  frisch  hämorrhagisch  infiltrierten  Rändern.  Es 
i.<t  der  erste  beobachtete  Fall  einer  traumatischen  Rnptur  der  Klappen  des 
reubten  Herzens.  Mutmassliche  Folgezustände:  dauernde  Insuffizienz,  Prä- 
disposition  zu  Endokarditis,  dauernde  Schädigung  im  Erwerbsleben.  Erklärung 
des  Vorganges:  Fall  auf  die  linke  Seite,  Zertrümmening  des  Brustkorbs,  Kom- 
pression der  linken  Lnnge,  Ranmbeengting  in  der  linken  Thoraxhälfte,  Ver- 
drängung des  Cor  nach  rechts,  Steigerung  des  Blutdruckes  in  der  Ä.  pnlm., 
Bt'hinderung  des  Abflusses  aus  den  Lungen,  Überfüllung  der  A.  pnlm.  mit 
ßint.  Erscbuttenmg  der  Flüssigkeitssäule,  Riss. 

Marcus  (45)  berichtet  über  einen  36Jäbrigen,  bislang  gesunden  Mann, 
der  aus  der  Höbe  von  3  m  von  der  Leiter  fiel  und  mit  der  linken  Brustseite 
aufschlug.  Sofort  Schmerzen  dort,  Stiche  beim  Atmen,  Herzklopfen,  Kurz- 
atmigkeit, Blutspeien.  Objektiv  Schmerzhaftigkeit  zwischen  3. — 6.  Rippe  links, 
leichte  Reibegeräusche,  unregelmässige  Herztätigkeit.  Zwei  Monate  später  bei 
dfT  Entlassungsuntersuchung  keine  Folgen  mehr.  Später  traten  dieselben 
Beschwerden  wieder  auf.  —  Resultat  der  objektiven  Untersuchung:  Verbreite- 
rung des  Cor  nach  links  und  mehr  nach  rechts,  bis  Mitte  des  Stemum,  Spitzen- 
stoss  deutlich  sichtbar,  ausserhalb  der  Mammillarlinie.  Ton  an  der  Spitze 
abnorm  laut.  Diagnose:  Herzvergrösserung  mit  Schlnssunfähigkeit  des  Bicus- 
l^idalis  —  ein  atypisches  Krankheitsbild.  Ursache:  Einriss  der  Klappe  oder 
traumatische  Endokarditis?    Anerkennung  des  Unfalls  mit  50 "/o. 

An  der  Hand  eines  konkreten  Falles  (Kontusion  der  linken  unteren 
Thoraxhälfte  durch  eine  zurückschlagende  Kurbel  bei  einem  39jährigen  Bremser) 
bespricht  Frank  (18)  den  Kausalnexus  zwischen  Unfall  und  Herzmuskel- 
erkrankung.  Er  nimmt  Mjodegeneratio  cordis  an,  weil  die  Herzdämpfung 
v<;rbreitert  blieb  zu  einer  Zeit,  als  die  bedrohlichen  Erscheinungen  schon  ge- 
schwunden waren,  eine  einfache  Dilatation  gewiss  schon  zurückgegangen  sein 
mnsste;  wegen  der  Arythmie  des  Pulses  redet  er  einer  gleichzeitigen  Betei- 
ligung der  Muskelschicht  der  Vorhöfe  das  Wort.  Gegen  Herzneurose  spricht  das 
Fehlen  anderer  nervöser  Erscheinungen.  Ein  Gelenkrheumatismus  vor  14  Jahren, 
eine  eventuelle  Influenzainfektion  als  Ursache  verschiedener  prämonitoriacher 
Bronchialkatarrhe,  Arteriosklerose  werden  als  ätiologische  Faktoren  zurück- 
gewiesen. Die  Littenschen  Forderungen  zur  Entscheidung  des  ursächlichen 
ZuBammenhanges  zwischen  Trauma  und  Klappenfehler  werden  dahin  modifiziert : 
1.  Nachweis,  dass  der  Kranke  vorher  herzgesund  gewesen  (bei  Bahnangestellten 
nachweisbar),  2.  Trauma  von  gewisser  Beschaffenheit  (hier  Blutunterlaufungen), 
3.  Herzfehler,  d.  i.  hier  Herzmuskelaffektion,  4.  Zeitraum  zwischen  Trauma  und 


(iOd  Jahresbericht  für  Gbirnrgie.    II.  Teil. 

Folgezustand,  welcher  der  Entwickelung  der  Krankheit  entspricht.  Die  An- 
fänge, Steigerung  der  Pulsfrequenz  und  geringe  Verbreiterung,  sind  schwer 
zu  konstatieren.  Die  Krankheit  ist  die  Folge  anatomischer  Läsionen:  sub- 
endokardialer,  intramuskulärer  Blutungen,  welche  Nekrose  von  Muskelbündeln 
und  Muskeldegeneration  im  Laufe  von  Wochen  und  Monaten  verursachen. 
Sehr  beweiskräftig  für  den  supponierten  Kausalnexus  ist  der  günstige  Verlauf 
der  erst  bedrohlich  einsetzenden  Affektion.  Völlig  einwandfreie  Fälle  sind 
selten;  meist  handelt  es  sich  um  ältere  Individuen,  Arteriosklerose,  Fettherz, 
Emphysem,  Potus,  Infektionskrankheiten,  posttraumatische  Pleuritis  oder  Peri- 
karditis. Unmittelbare  Folgen  von  Herztraumen  sind  nur  die  Rupturen ;  dabei 
reisst  die  Gewebspartie  ein,  die  im  Augenblicke  der  Verletzung  in  höchster 
Spannung  ist:  in  der  Systole  die  Muskularis,  in  der  zweiten  Hälfte  der  Dia- 
stole das  Endokard,  während  der  ganzen  Diastole  der  Klappenapparat  der 
hinter  ihnen  gelegenen  Herzkammer. 

« 

Fremdkörper. 

Petit  (61).  Es  handelt  sich  um  den  Hund  einer  Näherin,  der  an  einem 
perikardialen  Bluterguss  nach  Verschlucken  einer  Nadel  zugrunde  ging.  Das 
nachweisbare  zentrale  Ende  des  Weges  der  Nadel  war  eine  mit  dem  Septum 
interventriculare  verwachsene  Klappe  der  Trikuspidalis.  J)er  Weg  ging  weiter 
durch  das  Septum,  durch  einen  Muse,  papillaris  und  kontinuierlich  durch  die 
Wand  des  linken  Ventrikels.  Die  Spitze  ragte  in  den  Herzbeutel.  Prä- 
sumptiver  Weg  ins  rechte  Herz  durch  Ösophagus  und  Vena  cava  inferior. 

Graupner  (22)  beschreibt  einen  Fall  von  Thrombophlebitis  purulenta  der 
ganzen  Vena  jugularis  communis  und  der  Vena  anonyma  sin.,  verursacht 
durch  eine  Nähnadel,  deren  Öhr  in  der  V.  anonyma  liegt,  während  die  Spitze 
höher  oben  an  der  Vereinigungsstelle  von  V.  jugul.  comm.  und  V.  subclav. 
fest  in  der  hinteren  Venenwand  steckt.  Eingang  der  Nadel  wahrscheinlich 
durch  einen  3  cm  langen  Gang,  der  von  der  am  meisten  veränderten  Venen- 
partie 2 — «3  cm  unterhalb  der  Abgangsstelle  der  V.  fac.  comm.  nach  mediaii- 
wärts,  oben  und  hinten  durch  die  Halsmuskulatur  an  die  seitliche  Ösophagus- 
wand  reicht,  nicht  ganz  in  der  Höhe  des  unteren  Randes  des  linken  Sin. 
pirif.  Keine  veränderte  Schleim hautpartie  im  Ösophagus.  Gewöhnlichste 
Todesursachen:  Perityphlitis,  Gastritis,  Marasmus,  Ösophagusstriktur,  Gefäss- 
und  Herzverletzungen. 

Digitalis  und  Ersatzmittel. 

Schwyzer  (New  York)  (69).  Empfehlung  des  Cloettaschen  löslichen 
Digitoxins,  welches  zu  ^s — ^/smmg  subkutan  oder  intravenös  ohne  Schmen 
und  Infektionsgefahr  prompt  auf  Herzinsuffizienz,  Klappenfehler,  Kreislauf- 
störungen bei  Arteriosklerose,  Nephritis,  Pneumonie  und  Typhus  einwirkt. 
Prophylaktisch  gebe  man  es  vor  der  Narkose  (Va  mmg  subkutan  einige  Stunden 
oder  intravenös  unmittelbar  vor  der  Operation). 

Nach  Mendels  (47)  Ansicht  wird  eine  einzige  Substanz  niemals  im- 
stande sein  die  Digitalisblätter  zu  ersetzen.  Die  toxische  Kumulation  durch  Ver- 
zögerung der  Aufsaugung  ins  Blut  (Digitoxin  4  Tage,  Infus  1 — 2  Tage)  und 
die  langsame  Ausscheidung  (Digitoxin  8 — 10  Tage,  Infus  14 — 20),  femer 
Magenreizung  bei  Verabfolgung  per  os,  Entzündung  und  Eiterung  subkutan 
sind  in  keinem  Präparate  vermieden.  Das  Digalen  hat  eine  allgemeine  Gefassver- 


Bosse,  ErkratikiiiigflD  des  Herzens  und  des  Herzbeatsis.  6Uö 

iQ^enuig  zur  Folge,  wodurch  an  die  LeistnngsfUhigkeit  des  Herzmuskels  noch 
hihere  Anforderungen  gestellt  werden.  Bei  KottmannB  intravenöser  Appli- 
kation ist  die  Tatsache  anffällig,  dass  trotz  der  hohen  Dosen  die  Pulsfrequenz 
selten  herabgesetzt  wurde;  also  ist  die  Diurese  und  der  verstärkte  Blutdruck 
nur  eine  Folge  der  Gefäaswirkung  des  Digalen.  Mendel  glaubt  nun  ein 
äüssiges  Digitalispräparat  von  konstanter  Znsammensetzuiig  ohne  Gerinnung 
verursachende,  ohne  Blutkörperchen  oder  Venenwand  schädigende  Eigen- 
schaften gefunden  zn  haben,  das  bei  intravenöser  Applikation  sofort  ohne 
Kamnlation  tlierapeutischen  Effekt  erzielt.  Es  ist  das  alkoholfreie  Digitalone 
der  Firma  Parke,  Davis  &  Co.,  das  einer  lO^/oigen  Tinct.  digit.  ent- 
fpricht  nnd  mit  ca.  0,6  Vo  Chloretone  versetzt  ist.  Es  kommt  als  steriles  und 
onzerEetztes  Medikament  in  zogeschmolzenen  Ampullen  von  je  3  g  Inhalt  in 
den  Handel.  Für  den  praktischen  Arzt,  dem  die  neue  Methode  für  die  Sprech- 
-tnnde  empfohlen  wird,  hat  die  Firma  Lieberg  in  Kassel  ein  geeignetes 
Eiui  zusammengesetzt.  Die  Einzelgabe  von  2  ccm  Digitalone  =  0,2  Fol.  digit. 
!ur  Erwachsene  kann  unbedenklich  alle  2 — 3  Tage  zu  einer  Kur  wiederholt 
werden.  Generaliter  will  Mendel  die  Methode  nur  bei  irgendwie  kontra- 
indiiierter  innerer  Applikation  gelten  lassen.  Er  selbst  behandelte  so  11  Herz- 
Uappenfehler,  18  mal  Myokarditis  und  Arteriosklerose,  13  mal  Fettherz,  28  mal 
iit-rvöse  Herzleiden,  6  mal  Herzstörungen  bei  akuten  und  chronischen  Krank- 
heiten. Sollten  sich  bei  einer  unparteiischen  Nachprüfung  alle  Mendelschen 
Lobpreisungen  bewahrheiten,  so  hätten  wir  in  der  Tat  ein  ideales  Herztoniknm 
gefunden. 

Wiesoer  (78).    Nachteile  des  Fol.  digital,  purpnreae  sind  bekanntlich: 

1.  Der  sehr  schwankende  Gehalt  an  wirksamen  Glykosiden. 

2.  Die  Verringerung  der  Wirkung  durch  Lagern.  Infuse,  Tinkturen, 
Flaidextrakte  leiden  alle  an  demselben  Fehler. 

Neuere  Digitalispräparate  von  konstanter  Zusammensetzung  sind: 

1.  Diaijsatum  d^talis  purpnreae  nnd  Dialysatum  digitalis  grandiflorae 
Golaz,  nach  Döberts  Untersuchungen  ein  sicheres  Herztonikum.  Dosis: 
3-5inal  täglich  20  Tropfen,  für  Kinder  von  2— 4  Jahren  3  mal  täglich  2 — 6 
Tropfen,  bei  grösseren  Kindern  3mal  täglich  8^10  Tropfen.  —  TropfSaschenl 

2.  Von  den  drei  chemisch  reinen  Glykosiden  Mercks:  Digitalein,  Digi- 
talin,  Digitoxin,  ist  nnr  das  letztere  wichtig  als  Digitoxinnm  crystallisatum 
Merck  in  komprimierten  Tabletten  von  0,00025  g  Gebalt.  Es  besitzt  die 
lOOOfache  Wirkui^  der  Droge,  bessert  schon  nach  4 — 5  Stunden  die  Beschaffen- 
beil  des  Polses,  macht  Blutdrucksteigerung,  beseitigt  Dikrotismus,  dagegen 
belästigt  es  den  Magen  nnd  wird  langsam  resorbiert,  wodurch  die  Kumulation 
b^önstigt  wird. 

3.  Identisch  mit  dem  kristallisierten  Digitoxin  ist  Cloettss  Digalen 
oder  Digitoxinnm  solubile,  es  hat  aber  nicht  mehr  jene  Übelstäode.  Vera)>- 
folgong  durch  die  Firma  Hoffmann-La  Roche  &  Co.  in  Basel  in  wäs- 
seriger, steriler,  haltbarer  Lösung  mit  25°/o  Glyzerin  in  kleinen  Fläschcben  von 
lö  ccm  Inhalt.  Jeder  ccm  ^  0,0003  g  Digalen.  Eine  mitgegebene  Pipette 
iäsBt  'i'i— 1  ccm  entsprechend  0,00015--0,0003  Digalen  abmessen.  Gewöhn- 
liche Einzeldosis  nach  Cloetta  nnd  Naunyn  1  ccm  =  0,0003  g,  maximale 
Einzeldosis  2  ccm  =  0,0009  g,  maximale  Tagesdosis  4  ccm  =  0,0012  g. 
Intravenös  nach  Kottmann  mit  Wirkung  in  2 — 5  Minuten  3 — 10  ccm  ^ 
0,0009—0,003  g.  Das  Gewöhnliche  ist  subkutane  Verabfolgung  mit  Wirkung 
nach  24  Stunden;  per  os  gebe  man  es  wegen  seines  schlechten  Geschmackes 


606  Jkhrasbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

in  Milch,  Sellerswasser,  süssem  Wein.  Subkutan  entstehen  leicht  Reizerschei- 
nungen; also  feuchter  Verband! 

Ersatzmittel    für  Digitalis  —  aber   ohne   kumulative   Wirkung   —    sind 
die  Herba  adonidis  femalis,  nach  Mutterers  Rezept: 

Inf.  Herb,  adonidis  vemal.  e  g  3 — 4  ad  g  200 
Syr.  stmpl.  g    20 

MDS.  2Btündl.  1  Essl.  z   n. 
Das    wirksame    Glykosid    Adonidin    wird    am    besten    nach     folgenden 
Stern  sehen  Formeln  verabfolgt: 

Rp.     Adonidini      0,05 
Aq.  dest.     10,00 
MDS.  1 — 2  ccm  subkutan 
oder 

Adonidini     0,01 

Natr.  benz.  1,50 

Mfplv.  d.  tal.  dos.  Nr.  X. 

S.  1  Pulv.  4  stündl.  in  einem  Glase  Wasser  z.  n. 

oder 

Adonidini  0,005 

Ammon.  carbon.  0,10 

Camph.  trit.         0,03 

Mfplv.  d.  tal.  dos.  Nr.  XX. 

S.  3  mal  tägl.  1  Pulver  z.  n. 

Gilg  und  Thoms  haben  den  Strophantus  gratus  in  die  Pharmakopoe 

eingeführt,  Thoms  besonders  das  wirksame  Glykosid:  Gratus-Stropbantin  in 

l''/o  wässriger  Lösung  in  Dosen  von  ö — 10  Tropfen, 

Boix  empfiehlt  das  Hydrastininum  hydrochloricum  in  lO^/o  wässeriger 
LSeuDg,  davon  2  mal  täglich  '/i — 1  ccm  subkutan. 

Im  Auslände  ist  besonders  Extr.  apocyni  cannabini  fluidum  in  Auhiahnie 
gekommen. 

Baryum  chloratum  ist  von  0,02 — 0,05  2mal  täglich  zu  verabfolgen.  Es 
macht  leicht  Gastroenteritis. 

EntsUndungeo. 

Uerou  (23a)  berichtet,  dass  eine  22jäbnge  Rheumatismoskranke  an 
Dyspnoe  und  Herzpalpitationen  mit  Präkordialschmerzen  unter  wochenlangem 
hohen  Fieber  erkrankte.  Injektion  von  30  ccm  Antistreptokokkenserum 
Bourroughs  and  Wellcome  brai-hte  keine  Hiife,  sondern  nur  eine  asep- 
tische Embolie  an  der  Teiiungsstelle  der  rechten  Art.  brachialis.  Eine  Woche 
später  dieselbe  Injektion  mit  äerum,  bezogen  aus  dem  Institut  Pastenr: 
4  Tage  darauf  kritischer  Abfall.  Am  18.  Tage  der  Rekonvaleszenz  als  rheu- 
matisch angesprochene  Schwellung  des  Fussgelenks,  gebeilt  durch  Salizyl. 

In  dieser  unter  der  Ägide  von  A.  Fränkel  gefertigten  Dissertation 
beleuchtet  Hoffmann  (27)  in  einer  für  den  Chirurgen  annehmbaren  Form 
die  Entstehungaweise,  die  Grade  der  Synechien  und  die  Symptome  der  Affek- 
tion.  Namentlich  wird  die  Bedeutung  der  sogenannten  klassischen  Kena- 
zeichen  der  Goncretio  pericardii  einer  eingehenden  kritischen  Würdigung 
unterzogen.  Es  sind  das:  kein  deutlicher  Spitzenstoss  und  systolische  Ein- 
ziehungen der  Herzgegend,  die  auf  eine  Verwachsung  der  Perikardialblätter 
in  der  Gegend  der  Kammerbasis  hinweisen,  auch  solche,  welche  nur  mehrere 


Bosae,  Elrkrankungen  des  Herzana  und  des  Harzbeutela.  (507 

Interkostalräume,  Rippen  und  unteres  Sternum  betreffen,  ferner  das  diasto- 
lische Vorfedem  des  Thorax,  das  sogenannte  Thorax-  oder  besser  Herz- 
schlendem.  das  sich  auch  bei  Mitralstenosen  und  Schrumpfniere  im  Stadium 
beginnender  Dekompensation  findet,  weiter  statt  desselben  eine  ausgebreitete 
l)edeatend«  Erschütterung  der  gesamten  Herzgegend  (Heubner),  dann  der 
sogenannte  Pulsus  paradoxus,  welcher  mit  jeder  Inspiration  kleiner  wird  oder  ganz 
verschwindet,  um  mit  der  Exspiration  sofort  wiederzukehren,  das  inspiratorische 
inschwellen  der  Haisvenen  mit  raschem  herzdiastolischen  Kollaps,  femer  das 
Konstantbleiben  der  Herzdämpfang  bei  In-  und  Exspiration,  die  Unbeweg- 
lichkeit  des  Cor  bei  Lagewecbsel,  Dilatation  mit  und  ohne  Hypertrophie, 
schliesslich  metallisches  Klingen  der  Herztöne,  blasende  systolische  Geräusche 
311  der  Herzspitze,  sowie  Verdoppeinng  des  2.  Tons-  Nach  Türk  stellt  sich 
iw  CoDcretio  pericardii  sehr  häufig  als  Teilerscheinung  einer  allgemeinen 
S«rositis  dar,  deren  Hauptsymptome  sind:  beträchtlicher  Aszites,  Leber- 
Schwellung,  geringfügige  Ödeme  der  unteren  Extremitäten,  hochgradige  Zyanose 
am  ganzen  Körper,  Scbwelinng  der  Halsvenen,  gedunsenes  pastöses  Gesicht, 
Ödem  am  Sternum.  Fehlen  des  Hydroperikards  (Weinberg)  bei  sonstigem 
Höblenbydiops  ist  für  sich  allein  eiu  wichtiges  Beweismoment  für  eine 
toncretio. 

Von  44  Fällen  waren  in  7  partielle,  in  23  totale  Verwachsung  der  Herz- 
Wtelblätter;  14  mal  bandelte  es  sich  um  Mediastinoperikarditis.    Davon  sind 
3ö  Fälle  durch  die  Sektion  sichergestellt. 
Bei  16  von  ihnen  =  45,7  "/o  war  die  Diagnose  schon  iutra  vitam  sicher, 
,     9     .        „      ^  2Ö,7  °/o  war  die  Wahrscbeinlichkeitsdiagnose  gestellt 

worden,  und  nur 
,,    10     „        n       =  28,6  "/o  war  sie  gar  nicht  gestellt  worden. 
Ausserdem  ist  sie  2  mal  fälschlich  angenommen  worden. 
In  bezug  auf  die  Ätiologie  lag  19  mal  Gelenkrheumatismus,  10  mal  Tu- 
berkulose vor,  2  mal  andere  Infektionskrankheiten,  2  mal  Erkältung  und  Herz- 
leiden; II  mal  liess  sich  keine  sichere  Ätiologie  nnchweisen. 

Subjektiv  wurden  geklagt:  Schmerzen  und  Stiche  in  der  Herzgegend, 
Oppressioiisgefühl,  Obnmachtsanfälle,  Schwindelgefühl,  anginöse  Zu^le,  starke 
Scbmerzempfindlichkeit  der  Herzgegend  bei  Druck  oder  bei  Beklopfen. 

Objektiv  fanden  sich:  15  mal  systolische  Einziehungen,  2  mal  diastoli- 
sches Vorfedem  der  Herzwand,  5  mal  Erschütterung  der  ganzen  Herzgegend, 
3mal  ausgebreitete  Pnlsation  der  linken  Thoraxwand,  12  mal  Pulaus  para- 
doiQg,  davon  7  mal  gleichzeitig  mit  systolischen  Einziehungen  oder  diastoli- 
scher Erscbütterung,  6  mal  deutlicher  Venenpnls,  nur  1  mal  diastolischer  Venen- 
kolUps. 

Von  148  Erkrankten  aus  der  Literatur  waren  83  im  Alter  bis  zu  20 
Jahren  und  33  im  Alter  von  21  bis  30  Jahren. 

Die  Diagnose  lässt  eich  stellen  aus  diesem  Symptomenkomplex:  hoch- 
gradige Zyanose,  starke  Dyspnoe,  Vergrössenmg  der  Herzdämpfung,  besonders 
nach  rechts,  systolisches  Blasen  an  der  Herzspitze,  Exsudate  oder  Zeichen 
abgelaufener  Pleuritis,  Longenstaunng,  Aszites,  Lebervergrössemng.  Denn  die 
starke  Vergrösserung  des  Herzens  nach  beiden  Seilen  nnd  dieser  Staunngs- 
typns  kann,  wenn  kein  chronisches  Nierenleiden  oder  Arteriosklerose  vorliegt, 
auch  Überanstrengung  des  Herzens  auf  Grund  der  Anamnese  auszuschliessen 
ist,  nnr  auf  Konkretio  bezogen  werden.  Für  Mediastino-Perikarditis  ist,  wenn 
Aortenaneurysma,  Mediastiualtumor,  substemale  Struma,  vergrösserte  Thymus 


6<lS  Jahreaberieht  für  Chitnr^e.    II.  Teil. 

nicht  in  Betracht  kommen,  eine  intensive  Dämpfung  anf  dem  oberen  Teile 
des  Sternums  charakteristisch.  Auch  die  Unwirksamkeit  dioretiscber  Mittel 
lässt  sich  zur  Diagnose  heranziehen. 

AIe  Ther^ie  wird  Brauers  Kardiolyse  empfohlen:  Resektion  der  III. 
bis  VI.  Rippe  links  vom  Sternalrand  his  znr  vorderen  Azillarlinie,  aber  nur 
für  solche  Fälle,  welche  Bystolische  Einziehungen  breiter  Tboraxpartien  und 
diaBtolisches  Vorfedem  derselben  aufweisen,  d.  h.  bei  denen  noch  kräftige 
Thoraxbewegungea  wahrnehmbar  sind.  Nach  von  Becks  drei  operierten 
Fällen  und  nach  dem  Falle  ronUmber  moss  man  indessen  anch  ohne  diese 
Erscheinungen  die  Operation  wagen,  die  auch  dann  noch  nützt,  wofern  die 
Leistungsfähigkeit  des  Herzmuskels  genügend  ist.  Nur  darauf  kommt  es  an, 
ob  derselbe  steh  zu  erholen  vermag. 

Rnschhanpt  (67).  Krankengeschichte:  27 jähriger  Mann  mit  augen- 
scheinlich  tnberknioser  (fieberloser)  Pericarditis  exsudativa,  Kompression  der 
hnken  Lunge,  geringem  linksseitigen  Pleuraerguss,  alter  Schwartenbild ung 
rechts,  Stauung  in  Leber  und  Nieren.  Therapie:  Punktion  nach  Schaposch- 
ni k o f f  und  Romberg  am  tiefsten  nach  unten  und  aussen  gelegenen 
Punkt:  3  cm  auswärts  von  der  linken  Mammillarlinie  im  6.  Interkostalraum. 
Mit  dem  Cu  TSC  h  mann  sehen  Instrumente  Abzapfung  von  3  Liter  hämor- 
rhagischen Exsudats.  Partielle  Wiederansammlung,  die  aber  bei  Bettruhe 
und  Dinretizis  wieder  verschwand. 

Ruschhaupt  redet  dieser  Therapie  hei  der  serösen  und  hämorrhagi- 
schen Form  das  Wort  im  Gegensatz  zur  eitrigen,  die  er  als  absolut  zur 
Domäne  des  Chirurgen  gehörig  betrachtet,  obgleich  er  wohl  einsieht,  dass 
Rippen-  und  Knorpelresektion  das  Perikard  ganz  anders  entlastet.  Unter 
80  Fällen  der  Literatur  war  23  mal  Wiederholung  der  Punktion  nötig.  Bei 
absoluter  Dämpfung  sind  auch  lateral  vom  rechten  Sternalrande  günstige 
Punktionsstellen  im  3.  und  4.  Interkostalraum  neben  dem  Stemum  vorhanden. 
Es  kommt  anf  die  Lage  des  Herzens  zum  Exsudat  an. 

Die  hohe  spätere  Mortalität  der  operierten  Falle  (ö3°i'o  nach  SchrÖtterl 
liegt  wohl  im  Wesen  der  Grundkrankheit;  primäre  Todesfälle  nach  Punktion 
sind  nur  zwei  bekannt,  einer  durch  Zerreissung  des  Myokards  mit  der  Nadel 
verursacht. 

Von  12  Fällen  eitriger  Perikarditis  6  Todesfälle,    6  Heilungen, 

„     16     „       sero-hämorrhagischer  Perikarditis  5        „  11         „ 

Für  gewöhnlich  werden  nur  einige  100  ccm  entleert.  Da  der  normale 
Herzbeutel  experimentell  nnr  800  ccm  fasst,  so  muss  das  entzündete  Perikard 
einer  viel  grösseren  Flüssigkeitsmenge  Platz  gewähren  können. 

Coutts  and  Rowlands  (10).  l*/i jähriges  Kind  bekommt  11  Wochen 
nach  überstandenen  Masern  allmählich  zunehmende  Erscheinungen  von  Ftri- 
kardialergnss.  Kein  Empyem ,  aber  Hyperlenkozytose.  Operation  in  der 
12.  Woche  nach  erfolgloser  Probepunktion  des  Herzbeutels:  Resectio  stemi 
vom  7.  linken  Rippenknorpel  aus  nach  Längsinzision  unter  Vermeidung  da 
Vasa  mammaria  int.  und  der  Pleuraecke.  Kreuzscbnitt  ins  Perikard  und 
Fixation  desselben  an  die  Haut.  Entleerung  des  Eiters,  Abtastung  des  U&tz- 
beuteb,  Drainage.  Exitus  am  2.  Tage.  Bakteriologisch:  Oiphtheriebazitleo 
und  Pnenmokokken.  Pathologisch  -  anatomisch :  Pneumokokkenplenritis  mit 
dick^  Fibrinbelägeu. 

Von  Wichtigkeit  ist  die  Empfehlui^  des  stemalen  Weges  für  kleint 
Kinder  mit  Eröffnung  des  Perikards  an  der  abhängigsten  Stelle. 


Bosse,  ErkruikiuigeD  das  Herzens  □nd  des  Herzbeatels.  609 

Jones  (30).  Empfehlung  an  die  Chirurgen,  auf  die  klasBiscUen  Zeichen 
des  Peiikardialergusses  zd  achten :  Dyspnoe ,  Fehlen  des  Spitzenstosses  bei 
Inspektion  and  Palpation,  das  Perkassionsdreieck  mit  der  Spitze  nach  oben, 
Dämpfung  im  ö.  Interkostalranm  rechts  vom  Sternum  :=  Rotcbs  Symptom, 
Abwesenheit  der  Herztöne  bei  der  Auskultation ,  perikardiales  Reiben  an 
der  Basis. 

Äaf  zwei  erfolgreich  operierte  Fälle  von  exsudativer  nicht  eitriger  Peri- 
karditis gestützt,  betont  Sjövau  (71),  dasa  es  in  jedem  Falle  von  exsuda- 
tiver oichteitriger  Perikarditis,  wo  das  Exsudat  wegen  seiner  Grösse  die  Be- 
wegungen des  Herzens  unmöglich  zu  machen  droht,  geraten  sei,  das  Exsudat 
auf  operatirem  Wege  zu  entfernen.  Die  Operation,  die  dabei  in  Betracht 
komme,  sei  die  PeHkardotomie  nach  Ollier,  nicht  die  Perikardozentesis. 

Hj.  von  Bonsdorff. 
Faroy  (16),  Titel  besagt  alles.  Der  28jährige  Patient  hatte  auf  der 
Basis  von  Rheamatismns  Aorteninsuffizienz  und  Mitralstenose.  Zerebraler  Er- 
«eichuDgsberd  mit  Hemiplegie.  Histologisch  keine  Embolie  der  A.  coron.  ant. 
Höhne  (28).  Für  den  Chirurgen  sehr  lesenswerte  Zusammenstellung 
neuerer  Ansichten  über  die  Einwirkung  bazillärer  Infektion  und  Intoxikation 
aofs  Myokard,  namentlich  im  Hinblick  auf  eine  zurückbleibende  Labilität 
des  Herzmuskels.  Besondere  Aufmerksamkeit  widmet  Verf.  der  sekundären 
Myokarditis  bei  Pneumonien  und  Angina.  Therapeutisch  empfiehlt  er  Strychnin. 
nitr.  subkutan  von  0,0003  an  als  Herztoniknm. 

Thävenot  (73)  gibt  hier  ein  Referat  über  Kardiopathien  entzündlicher 
Natur,  die  er  nach  dem  Vorgange  von  Poncet  and  in  Übereinstimmung  mit 
ähnlichen  artbritischen  und  meningi tischen  Prozessen  auf  Wirkung  des 
Kochschen  Bazillus  zurückführt,  indem  er  neben  der  spezifischen  und  septi- 
kämischen  Tuberkulose  auch  eine  rein  entzündliche  Form  derselben  anerkennt. 
Sie  zeigen  sich  am  Herzen  zumeist  als  auskultatorisch  wahrnehmbare  Phänomene, 
seltener  als  Klappenvoränderungen  und  Perikarditis  und  werden  als  solche 
diagnostiziert  durch  die  sicher  nachgewiesene  Tuberkulose  anderer  Organe, 
durch  Versagen  der  Salizyltherapie  bei  Gelenkleiden,  durch  Sero-,  Cytodia- 
gnostik,  Tuberkulininjektion,  Tierversuch.  Anatomisch  soll  es  sich  um  Fibrin- 
blocks mit  spärlichen  Bazillen  oder  um  neugebildetes  Bindegewebe  handeln 
—  ohne  die  sicheren  Zeichen  der  Tuberkulose.  „Der  klassische  Begriff  der 
^pezilizität  des  Tuberkels"  läast  eich  daher  nicht  aufrecht  erhalten. 

Geschwülste, 

Leonhardt  (39).  Bericht  über' ein  kirschkemgrosses  (5  :  6  mm),  auf 
iler  Vorbofiiäeite  des  hinteren  lateraleu  Klappensegels  der  Mitralis  aufsitzendes, 
gestieltes,  pilzförmiges  Myxom.  Farbe:  graurötlicb,  Oberfläche:  glatt,  spiegelnd, 
ohne  Fibrinauflagerung,  Konsistenz:  weich.  Mikroskopisch:  homogene  fein- 
köraige  oder  -fädige  Masse  mit  Muzinreaktion.  Ursprung  aus  dem  subendo- 
kurdialen  Gewebe.  Tumor  ist  sehr  gefassreicb,  Gefässe  stammen  aus  dem 
intermuskulären  Bindegewebe.  Starke  entzündliche  Veränderungen  der  Val- 
vula  mitralis.  Aufi'aserung  der  elastischen  Fasern  der  subendokardialen 
Schicht  an  der  Basis.  Differentialdiagnostisch  kommen  in  Betracht:  Klappen- 
himatome,  endokarditische  Effloreszenzen,  in  Organisation  begriffene  Thromben, 
'on  denen  die  letzteren  typischen  Sitz  zu  hiiben  pflegen.  Genese  wahrschein- 
lich nach  Ribbert:  embryonale  Keimanlage  mit  Konservierung  der  muzinösen 

;iihrHb*rleht  für  Chirargl*  leOfi,  39 


Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

enschaften  des  embryonaleD  Gewebes  Dnd  der  Wachstumstendenz  auf  einen 
z  hin,  ausgehend  vom  aabendokardialen  Gewebe,  tn  dembei  Nengeborenen 
h  Reste  embryonalen  Gewebes  vorgefunden  sind. 

Siegel-Del val  et  Marie  (70).  Mitteilung  über  eine  mande1gro.s.<;e. 
Wand  des  linken  Ventrikels  durchsetzende,  augenscheinlich  erabolische 
zinonunetastase  von  einem  Kardiakarzinom  aus,  und  zwar  in  der  Ver- 
jerung  der  A.  coronaria  sinistra  anterior.     Mikroskopisch  verifiziert. 

Garnier  und  Jomier  (21).  Der  Fall  betrifft  eine  langsam  tödlich 
laufende  (10  Tage)  Embolie  der  linken  Art.  pulmonalis  nahe  dem  Hilus, 
;;ehend  von  einer  grossen  Hydatidenhlase,  welche  in  den  rechten  Ventrikel 
Foriert  war.  Annahme  eines  unvollständigen  Abschlusses  der  Eroboli« : 
le  Bildung  von  Gerinnseln  um  dieselbe.  Tod  durch  deszendierende  Pneunio- 
keninfektion  der  Bronchien.    -  Literaturübersicht. 

Ehrhardt  (14).  Fall  von  schwerer  Kompressionsstenose  der  Tracbtj 
ch  eine  5  cm  lange,  fast  2  cm  dicke  und  4  cm  breite  Thymus  von  derber, 
iailig  harter  Konsistenz.  Der  Tumor  machte  bei  einem  2jäbrigen  Kinde 
yngismus  stridulus  mit  völliger  Aphonie.  Die  Ursache  musste  unterhalb 
leicht  zu  applizierenden  Intubationsrohres  liegen.  Von  medianem  Längs- 
nitt  aus  Enukleation  des  Organs  in  toto  ohne  technische  Schwierigkeiten: 
Höhle  erstreckte  sich  bis  auf  die  Vorderwand  des  Herzbeutels.  Trot2 
nären  Erfolgs  Tamponade  wegen  weiterer  Stenosengefahr  und  in  Voraus- 
it  einer  nicht  notwendig  gewordenen  Tracheotomie :  Sekundärnaht  am 
Tage.  Vollständiger  Dauererfolg.  Die  Trachealabpl&ttung  machte  keine 
cheinung.  Differentiell  diagnostisch  kommen  bei  jugendlichen  Kindern  im 
üastinum  Sarkome  der  Thymus  und  leukämische  bezw.  pseudoleukämische 
isentnmoren  in  Betracht.  Thymustod  ohne  Kompression  ist  nur  dunh 
Itaufs  Annahme  einer  lymphutisch-chlorotischen  Konstitution  erklärlich, 

Auvray  (4).  Grosser  Tumor  des  Mediastinums  bei  einem  50jährigen 
le  Druck  er  scheinungen  mit  abgekapseltem  Lungenabszess,  der  als  Staphylo- 
:ken-Enipyem  behandelt  wurde.     Pyämische  Himmetastasen. 

Morris  (52)  gibt  in  dieser  Arbeit  eine  Übersicht  über  57  seit  dem 
ire  1825  aus  der  Literatur  aller  Länder  gesammelte  Fälle  von  Dermoid- 
ten  des  vorderen  Mediastinums  inkl.  eines  eigenen  Falles  und  der  Teratome. 
a  288  Mediastinaltumoren,  die  Hare  im  Jahre  1889  vereinigt  hat,  waren 
■  10  Dermoidzysten.  .Morris  spricht  sie  als  fötale  Inklusionen  an.  Beide 
schlechter  werden  gleichmässig  betroffen,  ^/s  aller  Fälle  treten  zwischen 
und  30  Jahren  in  die  Erscheinung.  Der  jüngste  Fat.  war  ein  Säugling, 
'  älteste  61  Jahre  alt.  Die  Grösse  wechselt,  die  Lage  ist  meist  substemal 
1  asymmetrisch,  die  Dicke  der  Zystenwand  verschieden.  Zähne,  Knochen, 
orpel,  Haare  sind  gefunden.  Perforationen  haben  sich  ereignet  in 
)nchieii,  Lunge,  durch  die  Haut,  ins  Perikardinm,  Aorta.  In  '/lo  der 
le  ist  die  Zyste  multilokular.  Die  Wachstumstendenz  beginnt  meist  m 
Pubertät.  Ein  Trauma  ist  die  Gelegeoheitsursache ;  es  kann  auch  zur 
ptur  in  die  Pleura  führen.  Die  gewöhnlichen  Erscheinungen  sind :  Dyspuoe, 
(lemmnngsgefühl,  Brustschmerzen,  Husten,  phthisenähnliche  Symptome, 
tnose,  Brechneigung,  kopiöses,  stinkendes  Sputum,  z.  B.  durch  Bronchitis, 
;  event.  Haaren,  Hämoptoe,  Fieber,  Pneumonie.  Die  Perkussion  ergibt 
Fe  Dämpfung  bei  freiem  Traubeschem  Raum;  die  Radiologie  fördert 
□ig,  wenn  nicht  grade  Zähne  oder  Knochen  im  Dermoid  erhalten  sind, 
r    Differentialdiagnose    sind    heranzuziehen    das    Sputum,    das    Alter    ies 


BoBSf,  ErkmokaDgen  des  Henena  und  des  Herzbeatele.  611 

Kranken  {maligne  Tnmoreii,  Aneurysmen  im  späteren  Alter),  Probepnnktion 
(Hvdatiden?).  Durch  Operation  70"/o  Heilung  von  20  Fällen  14  geheilt);  sie 
briteht  znmeist  in  Evakuation  und  Drainage. 

Herzaneurrsmen. 

Marie  (46).  Der  Fall  betrifft  eine  76jährige  syphilitische  Greisin.  Das 
intra  vitam  trotz  perikardialen  Blutergusses  von  400  g  symptomlos  verlaufene 
Aneurysma  nahm  einen  grossen  Teil  der  vorderen  und  hinteren  linken  Ven- 
trikelwand ein,  die  im  übrigen  stark  sklerosiert  war.  Plötzliche  Ruptur  durch 
2Kei  nur  2 — 2'/»  mm  lange  und  breite,  grösstenteils  verklebte  dünne  Stellen. 
Zugrunde  lag  Thrombose  der  Coron.  ant.  im  mittleren  Drittel ;  auch  die  hintere 
Eoronaria  stark  atheromatös. 

Rage  (66).  Grosses  dissezierendes  Aneurysma  (4:3:3  cm)  bei  einem 
Falle  von  Streptokokkeninfektion  am  Fusse  eines  12jährigen  Knaben,  (Coxitis 
pvaemica  mit  Resektion  behandelt)  und  zwar  in  der  Wand  des  linken  Vor- 
hofs mit  Stenoseerscheinungen  an  der  Valvula  mitralis.  Direkte  Embolie 
mangels  endo karditis eher  Herde ,  ebenso  paradoxe  Embolie  mangels  offenen 
Foramen  ovale  ist  auszuschliessen ;  vielmehr  entstand  zuerst  eine  Endarteriitis 
infectiosa,  die  sich  auf  Media  und  Adventitia  verbreitete,  zu  Verlust  der 
Elastizität  fahrte  und  das  Aneurysma  machte.  Jedenfalls  ging  die  Wand 
des  Sacks  allseitig  kontinuierlich  in  die  Gef^swaad  über.  Als  Nebenbefund 
sei  ein  exorbitant  grosses  Fyoperikard  erwähnt,  das  vom  Rücken  her  statt 
der  Pleurahöhle  punktiert  wurde  und  nim  erst  zu  frischer  Pleuritis  parulenta 
fchrte. 

Aortenaneurysmen. 

Ledere  et  Monriqaand  (37).  Kindskopfgroases  Aneurysma  der  auf- 
steigenden Aorta  mit  totaler  Synechie  der  Perikardialblätter ,  mit  Aortitis 
specifica  ood  Ruptur  in  die  linke  Pleurahöhle.    Geringe  klinische  Erscheinungen. 

Collet  et  Gruber  (9).  Faustgrosses  Aneurysma  der  Brustaorta, 
vom  6. — 12.  Brustwirbel  reichend,  welches  bei  einem  73jährigen  Manne  bis 
auf  Präkordialscfamerzeu  nnd  Interkostalneuralgien  zuletzt  latent  verlief.  Bul- 
löses Emphysem  der  rechten  Lnnge. 

Nicolas  et  Piery  (60).  Sacciformes  Aneurysma  am  unteren  Ende 
des  Aortenbogens  auf  syphilitischer  Basis  mit  totaler  Atelektase  der  tuber- 
kolösen  linken  Lnnge,  Emphysem  der  rechten  nnd  Verlagerung  des  Herzens 
bis  15  cm  jenseits  des  linken  Stemalrandes.  Die  Erscheinnngen  erklären  sich 
darch  Kompression  des  linken  Bronchus  und  der  Arteria  pulmonalis.  Tod 
durch  Perforation  des  Aneurysmas  in  den  Bronchus. 

Louis  Krantz  (33).  Grosses  Aneurysma  des  Aortenbogens  bei  einem 
Mj^uigen  Syphilitiker  mit  Durchbmch  in  den  Ösophagus.  Diagnose  bei  Leb- 
zeiten durch  Radioskopie  mittelst  Wismut. 

Haag  (23).  Ablehnung  eines  Anspruchs  in  einem  Falle  von  Aorten- 
aneurysma, das  schon  vor  dem  verschlimmernden  Unfälle  Beschwerden  ver- 
DisBcht  hatte.  Ausserdem  handelte  es  sich  nicht  am  einen  eigentlichen  Un- 
fall, sondern  nur  um  eine  betriebsübliche  Drehung  des  Oberkörpers,  um  einer 
schwachen  Last  (12  Pfund)  das  Gegengewicht  zu  halten.  Schliesslich  ist  erst 
nach  IV«  Jahr  Anzeige  erstattet  worden. 

Aus  der  sehr  lesenswerten  Abhandlung  Titows  (74)  können  hier  leider 
DDT  die  Schlussthesen  wiedergegeben  werden. 

29* 


Jihresbe rieht  fOr  Chirurgie.     U.  Teil. 

Ein  Änenrysma  enibäJt  einen  Thrombus: 

1.  Wenn  es  sich  verkleinert  hat  und  fester  geworden  ist; 

2.  wenn  es  langsam  wächst,   die  Fluktuation  sich   aber  verringert  bi4t; 

3.  wenn  sowohl  die  anginösen  und  asthmatischen  Anfälle  als  auch  die 
)hagie  und  Heiserkeit  aufgehört  haben; 

4.  wenn  das  bis  dahin  vorhanden  gewesene  systolische  Geräusch  ver- 
unden  ist; 

5.  wenn  bei  dem  Patienten  wiederholte  Anfälle  von  Hümoptöe  oder 
erholte  Hämateuiesis  aufgetreten  sind; 

6.  wenn  die  Aortenklappen  intakt,  insufäzient  sind  und  das  linke  Herz 
t  hypertrophiert  ist. 

Bei  Insuffizienz  der  Aortenklappen  iinrl  Vorhandensein  eines  sjstoJisctien 
uaches  kann  man  einen  Thrombus  im  .Aneurysma  annehmen,  wenn  bei 
Patienten  periodische  Anfiille  von  Hämoptoe  auftreten,  die  durch  andere 
chen  nicht  bedingt  sind. 

Das  Vorbandensein  eines  diastolischen  Geräusches  allein  kann  als  Kri- 
m  für  die  Entscheidung  der  Frage,  ob  im  Aneurysma  ein  Thrombus  vor- 
en  ist  oder  nicht,  nicht  dienen ;  der  Thrombus  kann  sich  gebildet  haben, 
r  die  Insuffizienz  der  Aortenklappen  zur  Entwickelung  gelangt  ist. 

In  bezng  auf  die  Therapie  sind  drei  Punkte  hervorzuheben: 

1.  Nicht  immer  darf  man  die  Bildung  eines  Thrombus  im  Aneurysma 
-eben,  da  das  Lumen  der  Aorta  schon  bedeutend  verengt  sein  kann. 

2.  Kühe  und  Hungern  sind  keine  souveränen  Massnahmen  zur  Heilung. 
Erhaltung  der  Herzkraft  muss  die  Ernährung  genügend  sein,    sie  darl 

keine  gesteigerte  Herzaktion  hervorrufen. 

3.  Zur  Bildung  von  Thromben  ist  ausser  Gelatine-Injektionen  auch  das 
alium,  und  zwar  nicht  nnr  bei  syphilitischen  Prozessen,  empfeblensweri; 
rkt  durch  Veränderung  der  Blutfüllung  und  der  Ernährung  der  aneurysma- 
en  Gefässwand. 

Entgegen  der  häutig  geäusserten  Ansicht,  dass  posttranmatische  Aorten- 
rysmeu  ihren  eigentlichen  Grund  in  syphilitischen  oder  atheromatösen 
ssveränderungen  haben,  bringt  Krohne(34)  einen  kasnistischen  Beitrag 
Dsten  des  Tranma  als  primäre  Enlstehungsursache.  Es  handelt  sicli 
linen  44jährigen  gesunden  Herrn,  der  in  grosser  psychischer  Erregung 
voller  Wucht  gegen  die  Kante  einer  halboffenstehenden  Tür  rannte.  In 
;etrotTenen  linken  Brustwand  verspürte  er  zunächst  einen  heftigen  Schmerz, 
bald  vorüberging.  Nach  3 — 4  Monaten  erkrankte  er  an  unbestimmten 
fiwerden :  Druckgefühl  in  der  Brust,  nächtliche  Unruhe,  Müdigkeit,  Kurz- 
gkeit,  Kräfteabnahme,  schliesslich  Heiserkeit  durch  Parese  des  aufsteigen- 
Astes  des  linken  N.  recurrens.  Zehn  Monate  post  trauma  verstarb  er 
li  Perforation  eines  bei  der  Autopsie  gefundenen  Aneurysma  sacciforme 
Arcus  aortae  in  die  Trachea.  Da  Syphilis  und  eine  allgemeine  Gefä^ 
ose  (nur  in  der  Intima  des  Anfangsstücks  der  Aorta  einige  dentlicb  ver- 
«,  granweiss  verfärbte  Stellen,  die  beim  leichten  Reiben  in  bröckelige 
len  zerfallen)  nicht  vorlagen,  so  wurde  die  Entstehung  durch  das  Trauma 
lleinige  Ursache  angenommen,  indem  dabei  eine  Zerreissung  der  Intima 
.  eine  lokalisierte  Quetschung  angenommen  wurde,  welche  infolge  des 
lauernden  starken  Get'ässdruckes  nicht  zur  vollständigen  Regpneration 
nen  konnte. 


Basse,  Erkntitkungen  des  Herzens  upd  Jes  Herzbeutels.  613 

Aneurysmen  anderer  (ief&sse. 

[lo  dl  111  OS  er  (26).  Zwei  solche  seltenen  Fälle  eines  Aneurysma  vari- 
cxsain  nebst  Abbildungen  des  Objekts  und  Hadiogrammen. 

Das  erat«  Aneurysma  geht  aus  der  fainteraa  Aortenwand  hervor,  bssinnt  ca.  3  cm 
oWrbftlb  der  Aortenklappen,  breitet  sich  nsch  rechts  hinten  oben  im  Mediastinum  ans.  Die 
Em;«i)iK5ffnui]g  in  diesen  Sack  ist  oral,  reicht  Über  den  Arcus,  wo  sie  die  Arteria  in- 
Domiosta  and  Carotis  sin.  in  eich  aufnimmt,  und  ist  T'/i  cm  lang  und  b't  cm  breit.  Der 
DMh  rechts  Tcrgebochtete  Teil  des  Aneurysma  komprimiert  den  Stamm  der  Vena  cava  sup., 
iD  welchen  Raum  eich  dis  Kappe  des  (ileitifingers  einführen  iJlast,  und  kommuniziert  mit 
atm  Lnmeii  der  Tene  in  einer  schief  j^estellten,  '.i  cm  langen,  't  cm  breiten,  scbliti- 
fSrmiüen.  ganz  freien  Öffnung  mit  narbigen,  verdickten,  jedoch  glatten  Rindern,  welche 
CS.  4'. 9  cm  oberhalb  der  Ei nmQndungss teile  der  Cava  inferior  in  den  rechten  Vorhof  sich 
befindet. 

Im  Arcus  aortae  des  zweiten  Falles  findet  man  an  Stelle  des  Abgangs  der  Art.  ano- 
iTma  eine  grössere,  querovale,  plattwandiga  Öffnung,  welcbe  in  eine  sackartige  Erweiterung 
in  eigentlichen  Stammes  der  Anonyma  führt ,  die  ttusserlich  als  eine  weiche  Geschwulst 
der  Anonyma  imponiert.  Die  rundlichen  Offnungen  fOr  die  vom  Arcus  aortae  abgebenden 
Stimme  der  Carotis  communis  nnd  subclavia  sin.  verhalten  sich  normal.  Das  sackartige, 
109  der  Erweiterung  des  untersten  Teilee  der  A.  anonyma  entstandene  Aneurysma  zeigt 
tnndUche  Gestalt,  dehnt  sich  Aber  dem  Arcus  aortae  ziemlich  gleichmlasig  aus,  vomehm- 
llcb  aber  gegen  rechts  oben  und  hinten,  zeigt  sich  innig  verwachsen  mit  der  Vorder- 
Aühe  des  unteren  Teiles  der  Luftr5hre ,  durch  welche  es  nach  innen  eingebuchtet  wird, 
iowie  mit  dem  ganzen  Stamme  der  nach  hinten  verschobenen  Vena  cava  snperior,  welcher 
durch  dasselbe  komprimiert  wird  und  steht  mit  dem  obersten  Teile  dlesea  Stammea  mittelst 
«Der  randlichen,  platt  wandigen,  6  mm  im  Durchmesser  haltenden  Öffnung  in  offener  Ver- 
bindung. 

Die  wichtigsten  klinischen  Symptome  dieser  und  zahlreicher  ähnlicher, 
in  der  Literatur  niedergelegter  Falle  waren:  Das  nahezu  akute  Einsetzen  der 
Erscheinungen,  der  exquisite  Kontrast  zwischen  den  enormen  Stauungserschei- 
naiigen  im  Gebiete  der  oberen  Körperhälfte ,  welche  sich  in  der  unteren 
Thnraxapertur  scharf  abgrenzen,  und  dem  normalen  Aussehen  der  unteren 
Kiirperhälf te ,  schliesslich  eine  Dämpfung  im  oberen  Bereich  des  Stammes 
mit  lautem  systolischen  Geräusch  ohne  positiven  Venenpuls.  Alle  Falle  der 
Literatur  endigten  schliesslich  letal.  Bei  der  DifTerentialdiagnose  zwischen 
Perforation  und  Kompression  entscheidet  die  Intensität  der  Stauung,  deren 
höchster  Ausdruck  schreckliche  Delirien  sind,  femer  der  plötzliche  Eintritt 
der  Erscheinungen,  schliesslich  ein  kontinuierliches  Geräuch  am  rechten  Stemal- 
raode  entsptechend  der  Strudelbildung  an  der  Perforationsstelle. 

Für  isoliertes  Anonyma- Aneurysma  spricht  zirkumskripte  Dämpfung 
rechts  in  Höhe  der  ersten  Rippe,  Geschwulstbildung  dort  mit  Hervorwölbung 
des  sternalen  Klavikuta-Endes,  Hinaufreichen  in  die  Halsregion  etc.,  frühzeitiges 
Ödem  der  linken  Halsseite  und  der  linken  oberen  Extremität. 

Interessant  ist  das  Versagen  des  radiologischen  Befundes,  der  eben):o 
gut  fiir  Mediastinaltumor  verwertbar  gewesen  wäre.  Daher  bleibt  die  Diffe- 
rential-Diagnose im  wesentlichen  eine  klinische:  hochgradige  Abmagerung  bei 
schneller  Entwickelung  der  Erscheinungen  spricht  für  Tumor,  systolisches 
nnd  diastolisches  Geräusch  oder  ein  oder  zwei  besonders  laute  Töne  sprechen 
Eär  Aneurysma. 

Bisa  (65).  Schräger  Stichkanal  hinter  der  Klavikula  mit  schmalem 
Messer,  daher  —  event.  auch  durch  Ventilverschluss  —  Heilung  unterm 
Kompressionsverband.  Diagnose  aus  dem  anatomischen  Situs  (siehe  Original) 
nod  den  Symptomen:  dauernde  Schwellung  oberhalb  der  Klavikula,  ge- 
<lämpfter  Perkussionsschall,  diffuses  Schwirren  bei  Palpation,    Hauschen  nnd 


Jahresbericht  fAr  Chirargie.    II.  Teil. 

firren  am  Aorten-  und  PulmoDalostium,  Puleation  6er  Vena  jugul.  ext. 
insausen  in  Ruhelage,  Schwäche  des  linken  Radialpulses,  partielle  Schlnnd- 
lung,  linksseitige  Rekurrenslähmung.  Also  ist  wahrscheinlich  die  linke 
iionyma  gerade  an  der  Stelle  der  Teilung  in  V,  jugni.  int,  und  V.  sulv 
a  getroffen  worden;  danach  Übergang  auf  Art.  subclav.  sin.  Verletznng 
N.  vagus  da,  wo  er  vor  der  Art.  subclavia  und  hinter  der  Vena  anonynia 
hindurchgeht. 
Nason  Dünn  (13).    Die  Überschrift  besagt  alles  ausser: 

1.  Die  Ätiologie  bei  dem  40jährigen  Patienten  war  Syphilis. 

2.  Nach  zweimonatlichem  Bestehen  waren  die  Symptome  schon  sehr 
ere:  quälende  neuralgische  Schmerzen  mit  Ausstrahlung  nach  dem  Hinter- 
,  der  rechten  Schulter  und  in  den  rechten  Arm,  pulsierende  Scbwellang 
er  Fossa  jngniaris  vom  mittleren  Drittel  der  rechten  Klavtkula  bis  znm 
Ltz  des  linken  Stemokleidomastoideus,  systolisches  Geräusch  in  derselben, 
chiebung  der  Trachea  nach  links,  Dysphagie,  Dyspnoe,  Schwäche  und 
;ularität  des  rechten  Radialpulses,  Flüsterstimme,  Husten  klang  „blechern', 
nung  des  rechten  Stimmbandes. 

3.  Operationsfolgen :  anfangs  erhöhte  Temperatur,  heftige  Schmerzen  im 
ten  Arm  ohne  ödem,  keine  Kopfsymptome,  nach  3  Monaten  Schrumpfung 
Aneurysmas,  Kühle  und  Schwäche  des  rechten  Armes  sowie  StimmbsotJ- 
lung. 

Englische  Literatur. 

Stich'  und  Schussverletzungen. 

Hesse  (24).  Frische  penetrierende  Verletzung  der  linken  vorderen 
raxwand  mit  Hämatothorax,  noch  leidhcbem  Befinden,  ohne  bestimmtere 
aldiagnose.  Operation:  7  cm  lange  Resektion  der  4.  Rippe,  breite  Er- 
ung  der  Pleura,  ans  der  es  blutet,  kleine  Wunde  des  Herzbeutels  und  der 
ispitze.  Daher:  Bildung  eines  hufeisenförmigen  Hautmuskelrippenlappens 
;h  Schnitt  vom  Stumpf  der  resezierten  4.  Rippe  nach  aufwärts  bis  znm 
nterkostalraum  und  in  diesem  wieder  bis  zum  Stemam  gehend.  Um- 
ipen  nach  roedianwärts.  Spaltung  des  Perikards  15  cm.  Nachträgliches 
klappen  der  5.  Rippe  nach  medianwärts.  Fixation  der  unteren  Hälfte 
Cor  mit  flacher  Hand  von  hinten  her  gegen  die  2.  Rippe;  3  Knopfnähte, 
tieller  Schluss  des  Perikards,  Gummidrain,  Naht  des  Lappens  bis  auf 
inagestelle  unten  lateral.  Rippenresektion  im  Angulua  scapnlae.  Folge: 
sige  Perikarditis.  Entfernung  des  Drains  nach  5  Tagen.  Heilung  bis  auf 
ibendes  Geräusch  an  der  Basis. 

H  e  u  s  e  (25).  Die  Sticböffnung  hatte  ihren  Sitz  am  oberen  Rande  der 
Lippe,  einen  Quer finger  medialwärts  von  der  MammillarHnie;  keine  Blutung 
li  aussen.  Keine  bestimmte  Diagnose.  Operation  */«  Stunden  post  trauma: 
lauf  des  Wundkanals:  Vordorfläche  der  i.  Rippe,  4.  Interkostalraum, 
:e  Pleurahöhle.  Kein  Pneumothorax !  Resektion  der  4.  Rippe,  Feststelbng 
is  kleinen  Lochs  im  Perikard  überm  linken  Herzohr.  Nunmehr  Auf- 
)pung  eines  Hautmuskelrippenlappens  mit  stemaler  Basis  und  folgenden 
nzen:  4.  Rippe,  2.  Interkostalraum,  vertikaler  Schnitt  einen  Qnerfinger 
Tai  von  der  Mammillarlinie.  Schluss  des  Perikardlocbs,  Inzision  der 
deren  Wand,  Entleerung  des  Hämoperikards,  Aufdecken  eines  1  cm  grossen 
;hs    in    der    Mitte   der  Vorderfläche   des   rechten  Ventrikels   und    Schluss 


Bosse,  KrkrankaDgen  des  Herzens  und  des  Hsiibeatela.  615 

desselben  dnrcli  3  Knopfnähte.  Drainage  wie  itn  Falle  vom  Januar  1905. 
I)anac1i  sofort  Resektion  der  8.  und  9.  Rippe  in  der  Skapularlinie  and 
Drainage.  Folgen:  Geringe  Perikarditis  und  seröse  Pleuritis  mit  reichlicher 
-Sekretion.      Heünng. 

Mosumeci  (56)  berichtet  über  einen  Fall  von  vielfachen  durch  Hieb- 
w.iffe  beigebrachten  Wunden,  deren  eine  stark  den  rechten  Ventrikel  in 
Mitlei denscbaft  z(^;  die  andere  hatte  an  drei  Stellen  den  Krummdarm  ge- 
troffen. Er  nahm  die  Vemäbung  de;^  Herzens  vor  und  die  Laparotomie  und 
verschloss  die  drei  Darmwunden. 

Patient  unterlag;  am  zweiten  Tage  an  beginnender  Peritonitis. 

R.  Giiini. 
Lej  ars  (38).  Messerstich  bei  einem  32jährigen  Manne  durch  den 
2.  rechten  Interkostalraum.  Primäre  Folgen:  Präkordialangst,  Fehlen  des 
peripheren  Pulses,  Incontinentia  alvi,  geringe  Dyspnoe  trotz  grossen  Pneuitio- 
hämatothorax ,  fötaler  Puldsehlag.  Operation  anter  Chloroform :  Grosser 
Hautknochenlappen  mit  lateraler  Basis  7  cm  vom  Sternum :  horizontale  Inzision 
entlang  der  2.  Rippe,  vertikale  am  rechten  Stemalrand,  untere  horiEontale 
entUng  der  6.  Rippe.  Keine  Lungenverletzung.  Naht  einer  kleinen  Peri- 
kardialwande  an  der  Vena  Cava  sup.,  Eröffnung  des  Perikards  erat  vertikal, 
ixtin  transversal,  enthält  wenig  Blut;  perforierende  Herzwnnde  l  cm.  trans- 
versal, unterhalb  und  links  vom  rechten  Herzohr.  3  feine  Catgutnähte,  nur 
nach  starkem  Hervorziehen  des  ganz  links  gelegenen  Herzens  möglich.  Zurück- 
schlagen des  Lappens  und  Fixiemng  der  3.  Rippe  am  Sternum  mit  Bronze- 
draht. 5  1  Kochsalz  in  die  V.  saph.  f  28  Stunden  post  operationem. 
Empfehlung  der  „Luxation"  des  Herzens  nach  rechts! 
Delorme  (11).  Fall  von  Stichwunde  des  rechten  Ventrikels  bei 
einer  30  jährigen  Graviden  durch  den  4.  Zwischenrippenraum  hindurch. 
1.  Symptome:  Kollaps,  Irregularität  des  Pulses  {durch  Blutung  ins  Perikard 
und  Kompression  des  Cor).  2.  Operation  (Riebe):  breiter  Hautknochenlappen 
mit  Durchscb neidung  des  3.  und  4.  Rippenknorpels,  später  noch  des  5.,  Er- 
Öffonng  der  Pleura  ohne  Ergnss ,  schwierige  Catgutnaht  des  5  mm  grossen 
Lochs  wegen  Dünne  der  Ventrikelwand,  Reposition  des  Lappens.  Heilung 
nadi  mehreren  Suffokationsanfällen.  Verf.  empfiehlt  zur  Blutstillung  Zug  des 
Her^ns  nach  aussen,  Schnelligkeit,  Naht  ohne  Mitfassen  des  Endokards. 

Genauere  Wiedergabe  in  Bull,  et  mem.  de  la  Soc.  de  Chir.  1905,  Nr.  6, 
page  172. 

Nenmann  (58).  Im  Anschlnss  an  Borchardts  Vortrag  über  das- 
selbe Thema  berichtigt  Verf.  einen  von  jenem  ungenau  zitierten  Fall  von 
Stichverletznng  des  rechten  Herzens  dicht  oberhalb  der  Spitze.  Da  die 
Kähte  im  myokarditisch  veränderten  Muskel  durchschnitten ,  wurden  über 
eioem  von  aussen  auf  das  grosse  Loch  aufgelegten  Tupfer  2  beiderseits  durch 
Perikard  und  Muskularis  gestochene  Nähte  geknüpft,  sodass  der  Tupfer  extra- 
perikardial  lag.     Die  Blutung  stand. 

Neumann  macht  bei  Stichverletzungen  stets  die  an  und  für  sich  un- 
gelahrliche  Herzbenteldrainage  wegen  der  Gefahr  der  eitrigen  Perikarditis; 
er  stellt  einen  Mann  vor,  bei  dem  er  vor  12  Jahren  für  12  Tage  ohne  üble 
Folgen  einen  langen  Jodoformga/estreifen  rings  um  das  Herz  herum  bis  zur 
Atrioventnkolargrenze  in  den  Herzbeutel  hineingelegt  hatte.  Die  ersten 
4  Jahre   p.   op.    bestanden    Beklommenheit,    Schwindel,    4 mal    traten    auch 


jAhreabericbt  für  Chirurgie.    IT.  Teil. 

anisclie  Zuckungen  der  linken  Körperhälfte  auf,  für  welche  viel 
Concretio  pericardii  ein  hjstero-epileptogenes  Zentram  darstellt«. 
ies  du  coeur  (63).  1-  Messerstich  ins  linke  Her;;  mit  schweren 
Igen.  Operation:  Hautlappen  mit  innerer,  Knochenlappen  mit 
tasis,  entsprechend  der  3,  4.,  5.  Rippe.  Verletzung  der  Lingula. 
-ikard.  Perforierende  Ventrikelverletzung  1  Querfinger  vom  Sole, 
c.    und  5—6  cm    oberhalb    der   Spitze     2   Suturen.    Heilung   mit 

Drainage  wegen   eines  Hämatoms.     Synkope   beim  Aufsuchen   ries 
ei  der  ersten  Naht! 
Bvolverschuss  in  den  5.  linken  Interkostal  räum  vor  2  Tagen,   Fieber. 

breiter  Hautlappen  mit  innerer  Basis,  Resektion  der  4. — 6.  Rippe, 
ide  Wunde  an  der  Basis  des  linken  Ventrikels;    Äurikula  dun-Ji- 
;el  in  der  Wand,    Therapie:  Gazetamponade  des  Perikards.    Später: 
leration.     Heilung, 
ill  Lenormand:   anfangs   symptomloser   Schuss   ins   rechte    Herz. 

am  folgenden  Tage:  Hautknochenlappen  mit  lateraler  Basis, 
hte.  Synkope,  nach  8  Minuten  durch  direkte  Herzmassage,  rhyth- 
agentraktionen,  Thoraxkompression   behoben.     Nene  Synkope    nach 

Exitus.     Autopsie :  Magendarmleberschuss ! 
haus  (57).     Fall  von  Herzschuss   (Einschuss  IVs — 2cm  unter  der 

mit  zunächst  sehr  schweren  Erscheinungen,  der  sich  aber  bald 
tantien  erholte  und  nun  verbreiterte  Herzdämpfung  mit  sehr  leisen 
;te.  Heilung  ohne  operative  Hilfe,  die  zuerst  durch  den  schweren 
ustand,  dann  durch  eine  Phlegmone  um  die  EinsehussÖffnung  herum 
Eiert  wurde. 

zard  et  Morel  (6).  Fensterförmiger  Lappen  von  der  3. — 5.  Rippe 
ler  Basis.     Durchbohrung   der   Lunge   mit  V.   pulm.   inf.    sin.     Im 

00  g  Blut.    Einschuss  auf  der  Vorderääche,  unterhalb  des  Abgangs 

1  Gelasse  in  Höhe  des  Septum  ventricul.  Ausschuss  unterm  linken 
Dazwischen  5  cm  langer  Weg  durch  da«  Myokard.  Kugel :  an  der 
I  der  3.  linken  Rippe  in  der  mittleren  Axillarlinie.  Naht  aller 
Exitus  in  tabula 

Manteuffel  (44).  Fall  von  Herzschuss,  der  9  Stunden  post 
ir  Operation  kam :  Längsschnitt  am  linken  Sternalrande  von 
pe;  erst  4.  und  5.,  dann  6.  und  7.  Rippenknorpel  reseziert;  2  cai 
■eifen  vom  Sternum  entfernt.  Einschuss  6  cm  von  der  Spitze  im 
■ntrikel:  Seidennaht.  Kugel  in  der  hinteren  Wand  des  rechten 
1  cm  von  der  Koronaria:  Extraktion  derselben  und  Naht.  Peri- 
mit  4  Nähten.  Keine  Drainage.  Folge:  seröse  Perikarditis; 
38",  Puls  130.  Heilung.  Literatur:  bisher  3  Fälle  von  Schuss- 
des  Herzens  mit  Naht  behandelt.  2  leben.  Empfehlung  des  Läng?- 
it  ausgiebiger  Resektion,  namentlich  bei  unverletzter  Pleura.  Dies 
Fall  operativer  Fremd  körp er extraktion  ans  dem  Herzen  mit 
■Öffnung.  Indikation  dazu:  Die  „Herzbenteltaraponade"  mit  Blut- 
Operative  Herzchirurgie. 

ba!  {22  a)  gibt  im  Beginn  seiner  von  der  Pariser  Gesellschaft  für 
1903  preisgekrönten  Arbeit  über  die  Chirurgie  des  Herzens  einen 
a  Überblick   über  die  Geschichte   derselben,   indem   er   sich   dabei 


Bosse,  Erkrankungen  des  Herzens  und  iea  Herzbeutels,  617 

jn  die  Einteilnng  von  Terrier  und  Reymond  hält.  Unter  Berücksichti- 
-:.ng  der  gesamten  in- und  ausländisclien  Literatur  bespricht  er  zunächst  die 
Ätiologie  der  eigentlichen  penetrierenden  Herxwanden,  ohne  dabei  die  Kon- 
ta>ion«Terletzungen,  die  nicht  von  Zerreissung  des  Herzbeutels  begleitet  werden, 
di'^  Zerreissungen  von  Klappen  und  Chordae  tendineae  zu  übergehen.  Eine 
einsehende  anatomische  Studie  über  die  Lage  des  Herzen«,  der  Pleurablätter 
jjt  dem  Werke  beigegeben.  Das  für  die  operative  Chirurgie  wichtige  Resultat 
ii'ier  UntersDchang  ist  dieses:  eine  Verletzung  des  Herzens  bleibt  nur  dann 
'Urapleural,  wenn  sie  durch  das  kleine  untere  intrapleumle  Dreieck  geht, 
selches  seine  Spitze  am  4.  linken  Rippenknorpel,  seine  Basis  in  Höhe  des 
.'beren  Endes  des  Schwertfortsatzes  hat,  und  welches  zum  Teil  vom  linken 
:-l'Tnalrand,  znm  Teil  vom  medialen  Ende  des  5. — 7.  Rippenknorpels  bedeckt 
iird.  Ohne  Pleuraverletzung  kann  bei  einem  gesunden  Individuum  ein  In- 
stniment  nur  zum  Herzen  gelangen,  wenn  es  schmal  ist,  genau  am  Sternal- 
rand  des  6.  Zwiscbenrippenranmes  ein-  und  genau  von  vorn  naih  hinten 
iLTdringt.  Bei  Ergüssen  im  Herzbeutel  bleibt  das  Herz  im  5  Zwischenrippen- 
Tiom  der  Brustwand  anliegend,  so  dass  nach  v.  Eiseisberg  die  Punktion 
Ih  Perikards  gefährlicher  und  weniger  sicher  ist,  als  die  Inzi^ion.  Die  tiefste 
>i-lle  des  Herzbentels  liegt  in  Höhe  des  7.  Zwischenrippenniumes,  was  für 
iiie  .Ausfühmng  der  Drainage  von  Wichtigkeit  ist.  Aus  der  Symptomatologie 
der  verschiedenen  Arten  von  instmmentellon  Verletzungen  sei  hervorgehoben, 
-iass  die  Pleura  in  89''/o  der  Fälle  mitverletzt  ist,  dass  das  rechte  Herz  in 
+T.ö'','o,  der  linke  Ventrikel  in  19,6V«,  beide  Herzkammern  in  14,7%  der 
Fälle  betroffen  werden.  Nicht  penetrierende  Verletzungen  kommen  an  den 
Vrtrhöfen  nicht  vor,  solche  der  Kamraermuskulatur  können  sekundär  perfo- 
rierend werden  oder  Veranlassung  zu  einem  Aneurysma  geben.  Auch  die 
Enclieinnngen  von  Fremdkörpern  im  Herzen  und  ihre  emboiische  Wanderung 
werden  berücksichtigt.  Das  Koordinationgzentrum  von  Kronecker  und 
Schmey  wird  nach  den  Untersuchungen  von  Rodet  et  Nicolas  abgelehnt, 
da  diese  nie  einen  Herzstillstand  experimentell  nachweisen  konnten.  Dagegen 
»ird  für  die  automatische,  myogene  Zusammenziehung  des  Herzens  eingetreten; 
ein  plötzlicher  Tod  wird  als  durch  Reflex  verursacht  anfgefasst  (endokardiale, 
seosible  Nerven,  Bulbus,  Pneumogastricus).  Bei  perikardialen  Blutergüssen 
bestellt  die  Indikation  zum  blutigen  Eingriff  nur  in  seiner  übermässigen 
Ausdehnung,  was  noch  nach  Tagen  eintreten  kann.  Schneller  Tod  ist  selten 
nad  beraht  nur  auf  Herzkumpression  durch  das  Hämoperikard. 

Schwerer  Zustand  des  Verletzten  und  die  ungefähre  Verlaufsrichtung 
des  Instrumentes  nach  dem  Herzen  hin  sichern  noch  nicht  die  Diagnose, 
anderseits  kann  das  Herz  durch  Lunge  und  Pleura  hindurch  aus  ganz  atypi- 
scher Richtung  getrofifen  sein.  Die  Explorativsonde  wird  verbannt,  lebhafte 
Banclischmerzen  entstehen  durch  Ausstrahlung  im  Verlauf  der  Vagusäste. 
Rnntgenstrahlen  lassen  selten  die  Lage  des  Instrumentes  zum  Herzen  er- 
ienneo. 

Inbezug  auf  die  Therapie  der  Her^verletzten  hält  sich  Guibal  ganz 
an  die  von  Terrier  und  Reymond  auf  dem  französischen  Chirurgenkon- 
gress  1902  gegebenen  Vorschriften,  indem  er  besonders  einem  breiten  Haut- 
innskellappen  mit  äusserem  Scharnier  das  Wort  redet:  er  bietet  die  Vorteile 
eioer  schnellen  Ausführbarkeit,  einfacher  Blutstillung  durch  Vermeidung  der 
Mammaria  interna,  die  Möglichkeit  die  Pleura  zu  schonen,  eine  leichtere 
Ablösnng  derselben  von  innen  nach  aussen.     Von  diesem  Schnitte  aus  kann 


8  JabreBb«richt  f&r  ChinirKie.    II.  Teil. 

ao  sich  durch  Aiifnahine  der  3.  Rippe  in  den  Lappen  und  durch  Verlänge- 
ing  der  horizontalen  Inzision  nach  rechts,  sowie  durch  Abkneifen  des  Stemum 
den  gewünschten  Zugang  TerschafFen.  Ganz  und  gar  nicht  zu  empfehlen 
t  der  Weg  durch  das  Zwerchfell,  bis  auf  die  Fälle,  wo  der  Wandkanal  vom 
pigastrium  aus  nach  oben  verläuft. 

Die  Kardiorrhaphie  ist  meist  intrapleural  ansgefährt  worden;  sollte  die 
leura  intakt  sein,  so  ist  sie  unter  allen  Umständen  zu  schonen.  Die  In- 
sion  in  den  Herzbeutel  sei  stets  ausgedehnt  im  Interesse  der  Übersichtlicb- 
sit.  Ausführliche  Schilderung  in  der  Literatur  angegebener  Handgriffe  wäh- 
!nd  der  Operation.  Ausführung  der  Herznaht,  wenn  man  kann ,  mitteilt 
rammer,  runder  Dannnadel,  welche  Catgut  Nr.  2  aufzunehmen  imstande  ist, 
id  unter  Vermeidung  des  Endokards.  (Die  Wanddicke  der  am  meisten  be- 
'offenen  Stellen  15  mm  über  der  Spitze  im  linken  Ventrikel  schwankt 
viachen  3  und  8  mm).  Drainage  ist  von  66  Fällen  von  Kardiorrhaphie  56  mal 
iisgeführt  worden,  was  nicht  ausschliesst,  dass  sie  bei  völliger  Asepsis  ver- 
lieden  werden  kann;  jedenfalls  ist  getrennte  Drainage  in  Pleura  und  Peri- 
Eird  nötig.  Narkose  ist  stets  empfehlenswert.  Tödlicher  Ausgang  der  Kardicr- 
laphie  fällt  nur  der  Infektion  zur  Last.  Unter  den  66  Fällen  von  Kardior- 
laphie  ist  sie  22  mal  am  rechten  Ventrikel  ausgeführt.  Die  HeilungszifTer 
Bträgt  39,3  "/o.  An  Infektion  allein  starben  fast  50  "/o;  sie  verzögerte  bei 
en  26  Heilungen  die  endliche  Genesung  14  mal.  Bis  auf  wenige  Fälle  blieb 
ie  Heilung  eine  dauernde  und  vollständige.  Zum  Schluss  folgt  die  genaue 
.ufführung  der  66  Fälle  von  Kardiorrhaphie. 

Lindner  (40)  bespricht  zunächst  die  Schwierigkeiten  aller  operativen 
Angriffe  an  dem  fürs  Leben  wichtigsten  Organ  unseres  Körpers:  die  Blutarmut, 
arkosengefahr,  die  Voroperation  im  engen  Räume  zwischen  2.  Rippe,  linkem 
teraalrand,  linker  Mammillarlinie,  5. — 6.  Rippe,  den  verschiedenen  Verlauf  der 
lamm,  int.,  die  t'berdeckung  durch  die  Pleura,  2—10  mm  vom  StemaJrand. 
inter  dem  6.-7.  Rippenknorpel  sich  teilend.  Intrakardiale  Operationen  siud 
isher  nur  Brunton  und  Tollemer  am  Hunde  gelungen;  sonst  koniD)en 
ur  in  Betracht  Herzwunden,  Fremdkörper,  Exsndate  und  die  Kardiolyse. 

Stich-  und  Schusswunden  verbalten  sich  wie  40:49  (Loisson  189il': 
on  den  Schusswatl'en  verhalten  sich  die  klein-  zu  den  grosskalibrigen  wie 
7  :  23.  Von  64  Fällen  der  Statistik  ist  der  rechte  Ventrikel  25ma),  der 
nke  24|mal,  die  Spitze  9mal,  Septum  2raal,  Auricula  dextr.,  sin.,  Coron.  sin. 
3  Imal  getroffen.  Die  Gefahr  ist  nur  die  Blutung,  das  Günstige  eine  kleinf, 
jtzige  Öffnung,  geringes  Hämoperikard  und  Neigung  zur  Gerinnung.  Steht 
ie  Blutung  nicht,  so  tritt  Roses  Herzbeuteltamponade  (Autotamponade  ditrcüi 
en  Blnterguss)  ein;  sie  wäre  gut,  wenn  sie  nicht  über  einen  gewissen  Grad 
inausginge  (z.  B.  Spontanheilung  einer  Spitzenverletzung  nach  6 — 8  Wochen); 
Isdann  Perikardotomie.  Herzverletzung  und  Verletzung  der  Herzgegend  sind 
weierlei;  man  denke  z.  B.  an  Kontousierung !  Oppressions-  und  Angsf- 
ustände  sind  weniger  zu  berücksichtigen  als  der  Puls. 

Es  gibt  zwei  Methoden :  I.  Bildung  eines  temporären  Lappens,  der  alle 
Vandteile  enthält,  oder  2.  nur  Bildung  von  Weicbteiliappen  unter  dauernder 
'ortnahme  der  3. — 5.  Rippen.  Lindner  tritt  für  letztere  zur  Blutspamn^, 
ur  Vermeidung  von  Verwachsungen  mit  der  Brustwand,  zur  Umgehung  der 
lammaria,  zur  Erleichterung  der  Drainage  ein. 

Auf  folgende  Punkte  der  Technik  macht  er  aufmerksam: 


BosBe,  Erkrankangen  des  Henens  nod  des  Herzbeutels.  619 

1.  auf  vorsichtiges  ZnrÜckschiebeD  der  Plenrafalte ,  wenn  noch  kein 
['ueumothorax  vorliegt, 

2-  auf  nie  zn  vergessende  Kontrolle  der  Rückwand  des  Herzens, 

3.  auf  Vermeidung  von  Quetschung  des  Cor  bei  der  Naht, 

4.  Verletzung  der  A.  coronar.  ist  nicht  unbedingt  tötlich, 

ö.  statt  der  Tatnponade  genügt  meist  ein  Drain  quer  über  die  Wnnd- 
ötfnnng  unter  dem  Lappen. 

Resultate  der  Herznaht:  von  63  Fällen  23  geheilt  =  36,4  "/o. 
Eine  besondere  Art  von  Herzverletznng  stellen  die  flottierenden  Fremd- 
körper  in    den  Ventrikeln  dar    (Trendelenburg  1902,    Cbir.-Kongr.).    Sie 
werden  eingekapselt. 

Wie  Curschmann   befürwortet   Lindner  bei  Exsudaten  die  Punk- 
tion  des   Herzbeutels')   in   mehr  als   einem  Interkostalraum.     Bei  Pyo- 
perikard  muss  mehr  wie  eine  Rippe   reseziert   werden;  man   mache  vielmehr 
einen  Bogenschnitt,  der  die  Fortnahme  weiterer  Rippen  gestattet.    Sicherung 
da  Äbdusses  durch  Annähnng  der  Händer  des  Perikards  an  die  Muskelwunde. 
Ad  Kardioiyse  siehe  Arbeit  von  Adolf  Schmidt. 
De  Quervain  (64).    Vergleichende  Statistik  für    konservative  {10®io 
Heilang)  und  operative  Behandlung  (40''/d  Heilung). 
Hauptgefahr:  Infektion  der  Pleura. 

Verf.  rät,  den  Einschnitt  statt  von  der  bestehenden  Wunde  aus  vom 
Unken  Stemalrand  unter  Bildung  von  Lappen  mit  lateraler  Basis  vorzunehmen. 
Bei  abnormem  Verlauf  des   linken  Pteurarandes  Resectio   stemi   partialis. 

In  seiner  fleissigen  Monographie  studiert  v.  Bonacbi  (5)  vollständig 
liiere  interessante  Frage  der  Chirurgie  des  Herzens.  Er  beschreibt  alle  68 
bis  jetzt  bekannten  Fälle  von  Verletzung  und  Operation  des  Herzens  und  fügt 
denen  noch  zwei  eigene  interessante  Fälle  bei.  Im  ersten  Falle  erholte  sich 
der  18jährige  Bursche  ziemlich  rasch  ohne  jegliche  Operation,  starb  aber 
plötzlich  auf  der  Strasse  nach  zwei  Wochen.  Die  Sektion  zeigte  eine  anen- 
rvsmatiscbe,  geplatzte  Dilatation  des  linken  Ventrikels,  genau  in  der  fibrösen 
weicbea  Cicatrix  der  alten  Herzwunde. 

Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  am  Selbstmord  mit  Revolver  bei  einem 
21jährigen  jungen  Manne,  7 — 8  mm  grosse  Wunde  unter  der  Brustwarze, 
alle  Zeichen  einer  Herzverletzung.  Eröffnung  der  Brusthöhle  durch  osteo- 
plastischen Lappen  ans  der  4,,  5.  und  6.  Rippe,  Wunde  des  Perikards,  100  g 
Bist  in  diesem,  Wunde  des  linken  Ventrikels,  in  der  Mitte  zwischen  Basis 
nnd  Spitze,  zweimarkgroas ,  trichterförmig,  im  Endokard  fissurartig  endend. 
Die  erste  Sutur  mit  Catgut  Nr.  1  zerreisst  die  Wände  und  misslingt,  die 
zweite  mit  Catgnt  Nr.  2  gelingt  nnd  die  Blutung  sistiert.  Zweite  Wunde  in 
der  hinteren  Perikardialwand,  Naht  derselben.  Zwei  Wunden  in  den  Lungen. 
die  Kagel  unauffindbar.  Drainage  des  Perikards  und  der  Lungen  mit  Gaze. 
Tod  am  7.  Tage.  Sektion:  Herznunden  geheilt,  Catgnt  nicht  resorbiert. 
Gangrän  der  Lungenwnnden.    Bronchopneumonie.         Stoianoff  (Vama). 

Schmidt  (68).  Kardinalsymptome  der  schwieligen  Mediastinoperikar- 
ditis  sind :  systolische  Einziehung  der  Bmstwand,  diastolischer  Venenkollaps, 
Pulsus  paradozus,  Symptome  der  Pseudoleberzirrhose,  diastolischer  Rückstoss- 
ton  an  der  Herzspitze. 

<)  Zu  beacbteD  ist,  dasa  io  RUckeniBBe  das  Her£  der  vorderen  Broatwand  anliegt 
itad  du  Exaadat  hinter  aich  hat.    Man  apalt«  vorher  die  Hant  und  probepunktiere. 


620  Jahresbericht  für  Chirargie.    II.  Teil. 

Bis  jetzt  sind  bekannt:  3  Fälle  von  Kardiolyse  von  Brauer,  3  von 
Beck,  ]  von  Umber;  dazu  kommt  ein  Fall  von  Lindner-Schmidt,  der 
einen  24jährigen  Mann  mit  schweren  Lungen-  nnd  Bippenfellentzündang  G 
Jahre  vorher  betrifft.  Operation  und  Heilung  durch  Lindner,  der  die 
4.  und  5.  Rippe  vom  Sternalrand  bis  znr  vorderen  Axillarlinie  resezierte. 
Sofortige  Besserung  der  Kontraktionen,  lange  Bekonvaleszenz.  Schilderung 
der  Beschwerden  bezw.  des  Status  vor  und  nach  der  Operation. 

In  der  Diskussion  erwähnt  Grunert,  dass  die  Herznaht  sich  bei  Tieren 
in  der  Sauerbruchschen  Kammer  besser  vornehmen  lasse. 

Zum  Schluss  weist  Lindner  darauf  hin,  dass  die  Ansicht,  in  Rücken- 
lage läge  das  Herz  bei  Perikardexsudaten  an  der  tiefsten  Stelle,  irrig  sei, 
dass  vielmehr  das  Herz  in  der  Regel  der  vorderen  Brustwand  anläge. 

Umber  (76).  Vorstellung  eines  42jährigen  Kranken  mit  früherer  links- 
seitiger Pleuritis,  der  dadurch  eine  chronische  adhäBive  Mediastino-Perikarditis 
erworben  hatte.  Durch  Verwachsung  mit  der  vorderen  Thoraxwand  waren 
die  allerschwersten  Zirkulationsstörungen  entstanden.  Bei  intaktem  Herzen 
wurde  die  Brauerache  Kardiolyse  vor  sechs  Monaten  mit  vollständigem  Er- 
folge ausgeführt.  In  der  Disknssion  bespricht  Lenhartz  einen  Fall  vofi 
schwerem  Vitium,   bei  dem  die  Operation  nur  vorübergehend   genutzt    hatte. 

Meyer-Westfeld  ;48)  beschreibt  nach  den  Fällen  von  Brauer, 
Beck,  Umber  einen  weiteren  Fall  von  Kardiolyse.  Er  betrifft  einen  24 jähr. 
Mann,  der  sechs  Jahre  vorher  eine  schwere  Lungen-  und  Rippenfellentzün- 
dung durchgemacht  hatte.  Er  wies  von  den  bekannten  Erscheinungen  auf: 
systolische  Einziehung  der  Brustwan  i  an  der  Herzspitze,  diastolischen  Venen- 
kollapB,  Stauungsbronchitis,  -Pseudoleberzirrhose  mit  Aszites,  Stanimgenieren, 
Zyanose,  Dyspnoe,  Ödeme.  Nach  vergeblicher  Anwendung  von  Digitalis 
imd  Theocin  Operation  mittelst  Bogenschnitt,  dessen  Basis  zwischen  3.  und 
6.  Rippe  lag  und  dessen  Bt^en  bis  ans  Stemum  reichte.  Befreiung  des  Cor 
aus  den  Schwarten.  Sofortige  und  dauernde  Besserung ;  13  Wochen  p.  op.  be- 
stehen nur  noch  folgende  Beschwerden:  Ödeme  an  den  Füssen  nur  andeoiungs- 
weise  bei  langem  Aul'sein,  Überragen  des  Leberrandes  über  die  Mammillar- 
linie  um  vier  Fingerbreiten.  Milz  überragt  den  Rippenbogen  um  einen  Querfinger, 
kräftige  systolische  Einziehung,  Herzdämpfung  bis  zum  rechten  Sternalrand, 
zweiter  Pulmonalton  akzentuiert.    Der  sog.  Schleuderten  fehlte  stets. 

Munteanu  (53)  beschreibt  zwei  Fälle,  wo  die  Herzmassage  erfolglos 
blieb.  Es  war  eine  Geschwulst  der  Unterlippe  bei  einem  27  jährigen  Mamie 
nnd  eine  Occlosio  intestinalis  bei  einer  4öjährigen  Frau.  In  beiden  Fälleu 
nach  erfolglosem  20'  dauernden  Versuche  aller  anderen  Methoden  wandte 
Munteanu  die  Thorakotomie  und  die  manuelle  Massage  des  Herzens  an, 
aber  erfolglos.  Stoianoff  (Varnai. 


,  VerleUoDgei)  und  cbirurg.  ErknokuDgen  des  Hagena. 


Verletzungen  und  ehirurgisehe  Erkrankungen  des 
Magens. 

Referent:  E.  Moser,  Zittau. 

Dia  mit  *  versebenen  Arbeiten  Rind  nicht  referiert  worden. 

A.  Allgemeines. 

Altgemeines   über   die   chirurgisclie   Behandlung   von   Magen- 
krankheiten;  Physiologisches   über  die  Funktion  des  Magens  nach 
Operationen;   Diagnostisches;   Statistisches  über  Magenope- 
rationen;  Technik. 

1.  Albertill,  F^torectoraie.  Soc.  de  chir.  de  Lyon.  Revue  de  cbinirg.  1905.  Nr.  6. 
p.  790. 

U.*—  GMtrotemia.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  .^2. 

2.  *T.  Aldor,  Beitr.  zur  PaUiologie  und  Therapie  der  SekretionestCriiDgen  des  Magens. 
Zeltechr.  f.  dist.  a.  pbya.  Tber.  1904.  Till.  5  u.  6. 

3.  'Amato  und  Macri,  Sympathische  Ganglien  des  Magens  bei  Magenkrankheiten. 
Yirchow«  Arcb.  Bd.  180.  Heft  2. 

4.  *Ander80D,  Gastroenteroatoni}'.     Laneet  1905.  Sept.  80.  p.  944. 

3.  AnschOtz,  W.,  Über  die  DarmatSrangen  nach  Magenopentionen.    Mitteil,  aaa  den 

Grenigeb.  d.  Med.  u.  Chir.  15.  Bd.  p.  305. 
6.  'Antany,  Reflexe  oeaophago-aslivaire.    Gai.  des  HApit.  1905.  Nr.  18.  p  212. 
T.  Arce,  J.,  Zu  Technik  der  Gaetroatemie  und  JejnnoBtomie.    Ein   neues  und   leichtes 

Verehren.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  3.  p.  57. 
7a.  —  Un  noDToau  proc^dd  common  k  la  gastrostomie  et  k  la  j^janOBtomie.  Revne  de  chir. 

XIV  ann.  1905.  Nr.  9. 

8.  Armonr,  D.,  The  Operation  of  gsstro-enteroatomy.    The  Practitioner.  January  1905. 
St.—  The  Operation  of  gastro-daodenostomy ;   eapecially  in  reference  to  Finney'a  Ope- 
ration of  gaatro-pylo-dnodenoHtomy.     The  BriÜab  med.  jonrn.  1905.  Jan.  21. 

9.  Arnone,  La  diatenaione  dello  atomaoo  e  dell'  inteatino  nella  diagnoai  delle  affeiioDi 
dello  addome.    Riforma  med.  1905.  Nr.  30—82. 

10.  'BaeearaDJ,  Contributo  all'  opoterapia  gastrica.  Gaza,  degli  oapedali  1905.  Nr.  142. 

11.  Bakea,  J.,  Zur  operatiTen  Therapie  dee  kallOaen  Magen geaobwQra.  Archiv  f.  klin. 
Chir.  76.  Bd.  p.  1129. 

12.  'Balaceaon,  Gaatrostomie  nach  Witsel  wegen  krebsiger  Stenoae  des  öaophagna. 
ReTJata  de  chirurg.  Nr.  II.  p,  517  (mmAniscb]. 

13.  Bartenatein,  Zur  Diagnostik  des  Magencbemiamus.  Berliner  kün.  Wocheuacbr.  1905. 
Nr.  33.  p.  1047. 

14.  Beoderak;,  J.,  Über  die  prim&re  Hikrogastrie.  Berliner  klio.  Wocbenschr.  1905. 
Nr.  26.  p.  811. 

15.  Bennett,  W.  H.,  Automatic  flushing  of  the  atomach  in  certain  casea  af  Tomiting. 
The  Uneet  1905.  Jaly  8. 

IE.  Beruot,  F.,  Znr  Qaatroatomie  nachMarwedel,  nebet  Bemerkangen  über  die  Scbluai- 
rUigkeit  von  Magenfiateln.    Archiv  f.  klin.  Chir.  76.  Bd.  p.  905. 

17.  Beule,  F.  de,  Heine  Methode  der  OastroeDteroatomia,  nebet  Statistik  der  nach  ihr 
gemachten  Operationen.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  52. 


Jshresberieht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Bickel,  A.,  Ex perim enteile  Unt«r«nchungen  über  den  Mngenaaft.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  3.  p.  60. 

—  ExperiDiFOtelle  UntersachuDgen  über  den  EiuflusB  von  Alkalien  und  Slureu  auf  die 
Bekretmische  FonktioD  der  Magenschleimhaut.  Berliner  klin.  WocheDScbr.  1905.  Nr.  2ä. 
p.  ä69. 

—  ExperimoDtelle  Untersach angea  Ober  den  tflinftuss  ron  Affekten  raf  die  UagenBaft- 
sekretion.    Deutsche  med.  Wochenaehr.  1905.  Nr.  46.  p.  1329. 

Bing,  J.,  Zwei  Falle  von  Nephritia  acblorica  mit  vikariierender  üypersekretion  des 
Magens.     Berliner  klin.  Wocbenschr.  1905.   Nr.  40    p.  1278. 

Blnm,  0.,  Zur  Frage  der  Verwertbarkeit  grosserer  Dosen  Olivenöl  in  der  Therapie 
der  Magenkrankheiten.     Berliner  klin.  Wochenachr.  1905.  p.  595. 

—  L.  ond  E.  Fuld.  Über  eine  neae  Methode  der  LabbeBtimmaDg  und  Ober  das  Per- 
halten des  menschlichen  Magenlsba  unter  normaleD  und  patbologiecheo  Zuständen. 
Berliner  klin.  Wochenacbr.  1905.  Nr.  44a.  p.  107. 

Boas,  J.,  Diagnose  und  Therapie  der  nervOsen  Magenerkcankungeii.  Deutsebe  med, 
Woeheuachr.  1905.  Nr.  33. 

. —  Über  einige  Fehlerquellen  der  Magen  inbaltsuntersuchung.  Berliner  klin-  Wocben- 
Bcbr.  1905.  Nr.  44a.  p.  T. 

*—  Ober  die  Reaorption  von  Jodkalium  ele.  Deutflch.  Arch  f.  klin.  Med.  1904.  Bd.  äl. 
Heft  5  a.  6. 

Boeckel,  Ablation  de  l'eatomae  pour  Cancer  de  la  petite  coorbare,  occupant  preaqua 
tont«  la  Carito  atomaeale,  gaeriaon  en  troia  semaines.  Bullet,  de  rAcad^mie  de  mM. 
1905.  Nr.  81. 

'Brauner,  L.,  Ein  kasniatiseher  Beitrag  inr  radiologiacben  Frühdiagnose  des  Magen- 
katzinoms.    Archiv  f.  phjaik.  Medizin  q.  med.  Technik.  Bd.  I.  Heft  1. 
Brewer,  0.  E.,  Eitology,  diagnosis  and  trestment  of  benign  ateooais  of  tbe  pylorua. 
Medical  Newa  1905.  July  6. 

Brieger,  Ober  Hydrotherapie  bei  Magenkrankheiten.  Berliner  klin.  WocheDScbr.  1905. 
Nr.  448.  p.  XIV. 

Brnnner,  C,  Zur  Behandlung  des  Duodenalatmnpfea  bei  der  Reaektionsmethoda 
Billroth  IL    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  47.  p.  1265. 

Burckhardt,  v.,  Arttlicher  Verein  Stuttgart  2.  XI.  1905.  Deutsche  med.  Wocb«a- 
Bchr.  1906.  Nr.  5.  p.  208. 

Cackovic,  H.  v..  Über  hartoftckigen  QalleDrackfluss  nach  Oaatroenteroatomie,  bedingt 
durch  offenen  Pyloros.    Archiv  f.  klin.  Chir.  Bd.  76.  p.  1113. 

Cannon,W.  B.,  Reeeot  advancea  in  the  knowledge  of  the  movementa  and  ionervation 
of  the  alimentär^  oanal.    Medie.  News  1905.  Hay  20. 

—  and  J.  B.  Blake,  Oaatro-enteroatomy  and  pjloroplasty.  Anoala  of  anrgery  190J, 
May. 

. Giistro-enterostomy  and  pyloroplaaty.  an  experimental  stady  by  means  of  the 

Röntgen  raya.  Divialon  of  snrgery  of  tbe  med.  school  of  Haward  nniveraity.  Boston. 

*de    Cardenal   et  Dncos,   Estomsc  bitoeulaire      Jonm,  de  mÜ.  de  Bnix.   1905. 

Nr.  18.  p.  220. 

'Caretena,  Pyloroplaaty.     Med.  Newa  1905.  Nr.   11.  p.  955. 

Cheney,  W.  F.,  Two  unnaual  cases  of  gastric  Cancer.    Hedical  Newa  1905.  Hay  27. 

Clainnoitt,  P,,  Bericht  Ober  fS8  toh  Prof.  r.  Eiselaherg  aoagefOhrte  Magenope- 

ratiopen.     Archiv  f.  klin.  Cbir.  Bd.  76.  Heft  1  u.  2. 

Clarke,  W.  B.,  Tbe  operative  treatment  of  certain  aevere  caaes  of  indigeation.  Tbe 

British  med.  Journal  1905.  March  4. 

*Coffey,  Rubber  ligature  in  gaatro-enteroatomy,    Hedic.  Newa  1905.  Nr.  19.  p.  8ffl 

'Connell.  F.  G.,   Dlfinition  and  claaaification  of  gaatric  hemorrhage.    Med,  Record 

1905.  Nr.  1. 

'Conatantinescu,  Pyloroplastik  wegen  wahrscheinlicher  sikatriEieller  Stenose  des 

Pylorua.    Revista  de  cbimrgie.  Nr.  11.  p.  518  (rumänisch). 

DawHOtt,  B.,  Th^  diagnosis  of  gaatric  uicer.   The  BriL  medical  joara.  1905.  Ocl.  31, 

DIez,  J.,  Kicercfae  sulla  eliminaiione  del  eloraforulo  per  la  mucosa  gaatrica,    e  snIU 

relazione  col  vnmito  nelle  sneatesie.    Giornale  Accad,  di  med.  di  Torino  1905,  Paac,  4, 

Eichler,  F.,  Zur  Sahliachen  Desmoidreaktion.    Borliner  klin.  Wachenschr.  1905, 

Hr.  48,  p.  1493. 

Eisner,  H.  L.,  Cliuical  featurea  of  tbe  benign  Btenoses  of  tbe  pylorus.  Medical  Sf' 

1905.  July  22. 


Hoser,  YerletzuDgeo  uod  chirarg.  Erknnkiingen  das  Magena.  623 

14.  Eve.  F.,  Two  cas«a  ot  duodenkl  uicer  treated  hj  gattro-eaterostomy.     British  med. 

joani.  1905.  Jalj  15. 
Ü  Ew»ld,  Demonstration  von  Proben  okkulter  Magun-   und  Darmblutungen.     Berliner 

lUAd.  Geaellsch.  29.  XI.  1905.    Berliner  klia.  Wochenechr.  190Ö.  p.  1675. 
46   'FerguBOD,  A.  H.,  6utroenterost«my.    Amer.  joam.  of  sui^ry  1905.  May.  Nr.  10. 
iL   Frftukel,   F.,  Beitrag  zur  Behandlung  der  nicht  kariinoniatOeen  Pyloruactenoae  durch 

GaBtrocnteroetomie.    Deutsch.  Arch.  f.  klia.  Med.  Bd.  L£SXIV. 
4^.  'Freund,  B.  R.,  Ei perimentelle  Untersuchungen  über  die  Einwirknng  der Elektriiitftt 
auf  die  sekretorische  TAtigkeit  des  Magens.    Tirchowe  Arch.  Bd.  CLXXX.   Beft  2. 
p.  238. 
ii.  'Kicker,  Wechselbetiehang  swiscfaen  der  Sahst nre  und  den  wichtigsten  organischen 

Sinren  des  Magens.     KorrespoDdeDibl.  f.  Schweizer  ärate  1905.  Nr.  17. 
iv    'Friedenwald,  The  immediate  effect  of  biliary  relention  ou  the  secretory  function 

af  the  stomsch.     Med.  Press  1905.  July  22.  p.  157. 
51.  'dardini,  0.,  Gastrotomia  per  ematemesi  gravi  riconoBciute  poi  di  origine  isterica. 

La  diiüo  modema  1905.  Nr.  21.    {Klinischer  Fall.) 
öl  Gairä,  Zur  Diakussiun   Ober  die  operativ*  Tlierapie  gutartiger  Hagen erkrankungeo. 

Premier  Congr^  de  la  Soc  Internat,  de  chir. 
öi.  Ganthivr,  Gastro  -  ent^ro  -  an  astomose  au  bonlon  pour  Cancer  da  pylore;   sorvie  de 

ZT  mois.     Lyon  med.  1905.  Nr.  12.  p.  681. 
'A.  Gelpke,  Fall  Ton  iweizeitiger  Magenreaektion.    Korrespondenabl.  f.  Schweiser  Ante 

1905.  Nr.  7. 
.».  Gibson,  Pyloreetomy  for  Carcinoma,    Annais  of  snrg.  1905.  July.  p.  IIB. 
a.   ■üitard,  Qastroenteroanastomose   wegen  Pyloniakaninom.     Bev.  mM.  de   la  Suisse 

N>m.  1905.  Nr.  1.  p.  67. 
S:.  Giuliani.  Pylorectoroie.    Lyon  ro«d.  1905.  Nr.  3.  p.  108. 
j:^.  Soldachmidt,  Motorische  Inaufflzieni  und  Tetanie.    Hediiin.  Klinik  1905.  Nr.  54. 

p.  1404. 
ii.  Oordon,  Oastric  snq:ery.     Royal  academy  of  med.  in  Ireland  1905.  Nov.  3.    The 

Dublin  jonm.  of  med.  acience  1905.  Dec 
»■.*-  -Surgery  of  the  storoaeh.    Med.  Press  1905.  Nov.  29. 

GQ.  'Gould,  A.  H.,  Tecbnic  ofgastro-intestinai  Operations.  Four  papera.  For  the  division 
of  snrgary  of  Harvard  university ;  from  the  lurgical  laboratory  of  tbe  Harvard  acbool 

61.  ßoallioud,  Sur  les  pylorectomies.    Soc  de  chir.  de  Lyon  22.  XH,  1904.    Revue  de 

chir.  1905.  Nr.  2.  p.  284. 
eiiL-  De  la  pylorectomie.     Lyon  ro«dic.  1905.  Nr.  4.  p.  136. 
ii.  Graham,  C,  Ulcer  and  Cancer  of  the  stomacb;  their  relationsbip.   Boston  med.  and 

■org.  joum.  1905.  Aug.  81. 
S3.  Graser,  Quelschzangen  mit  Nahtrinnen  bei  der  Verschluasnabt  von  Magen  and  Darm. 

Zentralbl.  f.  Cbir.  1905.  Nr.  45.  p.  1218. 
M.  'OrQtzner,  F.,  Ein  Beitrag  tum  Hecfaanismna  der  Magen verdanang.    PflUgers 

Archiv.  Bd.  CVI.  p.  463. 

65.  'Haberer,  ZweiieiUgs Magen resekUon.  Wiener  klin.Wocbenschr.  1905.  Nr.  14.  p.  363. 

66.  V.Hacker,  Hehrjftbrige  Magenfistel  emtbrnng  bei  völligem  Narben  verschluss  der 
SpfiserShre.  77.  Vers.  Deutsch.  Nsturforsnb.  D.  &izte  Heran.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905. 
p.  1359. 

67.  'Uaggard,  Surgery  of  tbe  Stomach.     Hed.  News  1905.  Oct.  28.  p.  862. 

K-  Hamdi,  Der  Hagen  als  Inhalt  einer  rechtsseitigen  Zwerobtellbernie  mit  sekundftrer 

AasstDlpang   nach   der  BaucbbOble   vu,   eine   rechtaseitige  Pyonephrase   vortAuschend. 

Oratscbe  Zeitschr.  f.  Chir.  79.  Bd.  p.  813. 
69.  'Hedlund,  Eemia  epigastrica  med  inkarceration  af  Ventrikeln.  Hygiea.  Neue  Folge. 

Ud.  V.  p.  844.    Ref  Zentralbl.  f.  Orenigeb.  d.  Hed.  u.  Chir.  1906.  p.  142. 
iO.  Heidenbain,  L.,  Geschichte  emes  Falles  von  chroniscber  Inkarzeratian  des  Hagen s 

ia  einer  angeborenen  Zwercbfellhernie,   welche  durch  Laparotomie  gebeilt  wurde,  mit 

tuachlieaaenden  BemerkuDgen  Ober  die  Möglichkeit,  daa  Kardiakarzinom  der  Speise- 

tfibre  in  reaesieren.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Cbir.  76,  894. 
71.  Helly,  HersleUung  von  Magen-,  Pankreas- und  Oallenfisteln.  Berl.med.aoB.31.  V.  1905. 

Berliner  klin.  Wochenscbr.  1905.  p.  819. 
't  'Hslmboiz,  Situs  tranaverana  and  atresia  of  the  pylorus.    John  Hopkins  hoapital 

bulL  1905.  July. 


JahrcBbaricht  für  Chirurgie.    11.  TeU. 

Hemmeter,  J.  C.,  Are  tbe  proteolylic  and  milk   eoagaUtiog  effeeto  of  gmatric  aai 

pancreatic  juice  due  to  od«  and  tbe  eoTne  «Dzynie.    Berliner  klin.  Wochenachr.  1905. 

Nr.  44a.  p.  14. 

Hill,  C.  D.,  Diagoosis  of  diseases  of  tbe  upper  abdominal  region.  A  plett  for  earliei 

sargical  ioterfereDce.    Hedical  Newe  1905.  Jao.  2lj. 

'Uolsknecht,  G.  und  L.  Braiiner,   Die   radialogiache   ITuteraachuDg    des    Magens. 

Wiener  klin.  Randscfaau  1905  Nr.  16-23. 

'Hoppe.  Kzperimentelle  Untereuchangen  Aber  die  Wirkung  einiger  Stomacbika  aaf  die 

Hageneaftaekretion.     ßeriiner  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  S3. 

Ito.  H.   and    8.  Asahara,    Beitrag    zur   totalen    rebp.    aubtotalen    Exstirpatioa    dea 

karzinomat&aen  Magens.     Deutsche  Zeitschr.  t.  Chir.  Bd.  80.  p.  185. 

Jä|;ar,  F..  Fall  von  Magenresoktion   mit  partieller  Reaektion   der  Bauch wKiidiiiiisku- 

latur  wegen   adhärentBu  Magentumors.     Medic.  Korrespond.-Blatt  d.  WOrttemb,   iritl. 

Landes  vereine  9.  Dezemb.  1905. 

Jafar,  A.,  Über  einen  Fall  von  Ulcus  pepticum  jejani  nach Gastroenteroatomie.     Berl. 

klin.  Wocbenscbr.  1905.  Nr.  44a.  p.  100. 

'Jonneaco,  Pyloroapaeme.     Uull.  de  l'Acad.  de  mäd.  1905.  Nr.  6. 

-lonnescu,  Tb.,  Die  cbimrgiachen  Interventionen  bei  den  nicht  krebaigen  Erkran- 
kungen dea  Uagena.  Revista  de  Chirurgie.  Nr.  9.  (p.  S85)  n.  10  (p.  433)  (rnminiach). 
i.  —  D.  J.  Groasmann,  Beitrag  zum  diagnostischen  und  anatomo-patbologischen  Stadium 

der  plaatischeu  Linitis.    Revista  de  Chirurgie.  Nr.  6.  p.  '241.  8  Figuren  (ramftoiach). 

'Kaufmann,  Zum  Mecbaniamus  der  Magenperiataltik.  Wiener  med.  Wochen  acbr.  1903. 

Nr.  32. 

*Kehrer,  E.,   Die    physiologischen   und   pathologischen  Beziehungen   der    weibliches 

Sexualorgane  zum  Tractus   intestinalis   und  besonders  zum  Magen.    Berlin  1905.  S. 

Karger. 

Eirk,  S.,  Some   caees   of  Perforation   Oi'  tbe   etomach  and  inteatines.     Medical  Press 

and  circular  1905.  Marcb  29, 

Enapp,  M.  J..  A  very   simple  method   to   locate   the   atomach.     Hedical  Nevs  1905. 

June  10. 

EOnig,  F.,  Gutartige  Magenerkrankungen  und  ihre  chirurgische  Behandlnng.   Zeitschr. 

f.  ftrztl.  Kortbildnng  1905.  Nr.  1. 

EOrte,  Über  Magen  Operationen.    Freie  Vereinig,  d.  Chirurg.  Berlina  13.  XI.  19ij&. 

Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  1.  p.  22. 

EUhn,  Sahlia  Desmoidreaktion,  eine  neue  Methode  Eur  PrDfiing  des  MagencbemismuB 

unter  DatQrliuhen  Verhältnissen  und  ohne  Anwendung  der  Schlundaonde.  HDnch.  med. 

Wochenachr.  1905.  Nr.  50.  p.  2412. 

*Knes,  Estomac  k  cellnle  .  .  .     Soc  anat  Nr.  6.  p.  561. 

Enttner,  L.,  Über  Magenachleimfluaa  (ßaatromyxorrhOe).     Berliner  klin.  Wochen- 

sehr.  1905.  Nr.  44a.  p.  92. 

'Lanceresus,  Contribution  ii  l'ätnde  de  la  tätanie  d'origine  gastriqne.  Ifdd.  moderoe 

1905.  Nr.  9.     Ref.  Zentralbl.  f.  inn.  Med.  1905.  p.  1018. 

Legg,  T.  F.,  Gastrostoinj  for  Carcinoma  uf  Üie  oesopbagDS  and  its  resnlts.    Tbe 

Laacet  1905.  June  24. 

Lericbe,  R.,  Des  fistulea  gastriqnes  et  dnoddnales  apräs  la  p;lorectamie.  Ljon  mM. 

1905.  Nr.  53.  p.  1079. 

T.  d.  Leyen,  Über  die  Schleimzone  des  menschlichen  Magen-   und  Darmepithels  vor 

und  nach  der  Geburt.     Virchows  Areh.  ISO.  1. 

Lil  ien  thaJ,  H.,  Remarke  on  tbe  anrgerj  of  tbe  stomach.  Amer.  joum.  of  aurg.  190S- 

Sept. 

Matti,  H.,   Beitrage   zur   Chirurgie   des  Magenkrebses.     Deutache   Zeitschr.   fAr  Cbir. 

Bd.  77.  p.  99 

Manry,  J.  W.  D.,  The   twine  triangulär  stitch   for   gaatro-  and   •ntero-ent«rastainf. 

Annais  of  surgerj  1905.  June. 
.   'Mayer,  0,,  Ein  Fall  von  eigentümlicher  PuasagestOrung  nach  OastroeDteroetomir- 

Wiener  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  6. 
.   Mayo,  W.  J.,  500  eaaea  of  gaatro-enterostomy.    Annals  of  aorgerj  1905,  Nov. 

Merkel,  F.,  Über  die  Anwendung  des  Oliven&ls  bei  Erkrankungen  des  MageoB  und 

Doodennma.    Deatach.  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  84. 
.  Mironeecu,  Th.,  Das  elastische  Gewebe  der  Magenwand  und  die  Beziehung  det- 

selben  zur  Pathologie  des  Magens.    Berliner  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  35.  p.  IID^ 


Hoasr,  ?orletznngen  nnd  chirnrg.  KrkranknngeD  de«  Mageoa.  625 

192.  *Mixa  nod  Votruba,   Über  den  HagencbemiBinuB  bei    verechiedeDen  EnoMieiten. 

Sbornik  kinicky.  Bd.  Tl.  p.  236.    ßaf.  Zeatralbl.  f.  idd.  Med.  1905.  p.  1003. 
103.  Hontprofit,  Etüde  Btatistiqne  aur  241  gastro^ntärostomiea.    Archiv.  proT.  de  cbir. 

1905.  Heft  11. 
103a.  *—  Traiteraent  chirarg.  des  afFectione  bdnignea  de  t'eatomac.  Areh.  prov.  de  chic.  1905. 

Nr    10.  11.  12. 
103b.'—  Hiatoire  de  la  gaetrectoinie.    Areh,  prov,  de  chir.  1905.  Nr.  5,  6,  7. 
103c.—  240  caa  de  gaetro-ent^roBtomie.    La  semaine  miä.  1905.  Nr.  41. 
IM.  Moore,  On  the  abseDca  or  marked  diminutioD  of  the  hydrochloric  acid  in  the  gastric 

Contents,  in  malignant  disease  of  organs  other  thaa  the  atomach.    The  Lancet  1905. 

April  29. 
104a.  —  The  aignificance  of  the  diminutioB  of  free  hy drochlerio  aeid  ia  the  stomach  in 

malignant  diaease.    Med.  News  1905.  Angoat  5.  p.  269. 

105.  MoriaoD,  B.,  Pyloroplastj.    The  Lancet  1905.  Febr.  11. 

106.  Honllin,  C.  M.,  The  after-hiatory  of  patiente  upou  wbom  gutric  operationa  hava 
been  perfonned.    Britiah  med.  jonm.  1905.  Ua^  13. 

l(n.   Moynihan,  Surgicnl   treatment  of  the  ncnmalignant  diseases  of  the  etomacb.    Tbe 

British  med.  jaum.  1905.  July  29  and  Bept.  SO. 
ID7i.  • —  Uaetroenterostomie.     Joum.  of  Amer.  Am.   1904.  Nr.  26. 
l(^  Hanro,  J.  C,  Late  resulte  of  auTgical  treatment  in  gaatric  nicer.  Medical  Newa  1905. 

June  3. 

109.  'Mja,  Pylornastenose  ond  Sanduhrmagen.  Honateachr.  f.  Kinderheilk.  1905.  Nr.  7. 

110.  Niemack,  Contribation  to  th«  aurgery  of  gaatric  ulcer.  Annala  of  aorgerjr  1905. 
Jannarf. 

111.  NoeveT,  Stenose  pylorique  giave  cona^ative  b  un  niedre  de  reatomac,  aveo  spasmea 
contioDB  des  rnnBclea  de  rabdomen  et  do  diaphragiiie.  Le  Progr^  m6d.  beige  1905. 
Nr.  24.  p.  192. 

nit,*—  FrahdiagDOsa  des  Magankrebaea.    Jonm.  de  Bmzellea  1905.  Nr.  9. 

112.  Oettioger.  Dea  at^noeaa  niAconnsea  du  pylore  dane  l'ulc^e  gastrique.  La  aemaine 
miä.  1905.  Nr.  87. 

113.  V.  Pesthy,  Untersnchnngan  auf  dem  Gebiete  der  raotorischen  Funktion  des  Magens. 
Archiv  f.  Terdauungakrankheiten.  Bd    X.  Heft  4. 

114.  Pi  ck ,  R.  E-,  Two  caeea  of  gaatroetomy  with  examination  of  atomach  walle  hy  maana 
Df  the  cyatoskope.    Hadio.  News  1905.  April  29. 

115.'  Pickardt.H.,  Znr  Klinik  der  GaetroauccorrbOe.  (Fälle  von  familiirem  Magansaftflnaa.) 

Berliner  klin.  WochenachT.  1905.  Nr.  44a. 
UG.  Pinatelle,  B^aection  totale  de  la  petite  conrbnre  gastrique  ponr  nlcöra   Lyon  mid. 

1905.  Nr.  3.  p.  97. 
11T.  'Poncet.  Pylorectomie  avec  gastrectoroie  plus  ou  moios  Mendue  dana  le  Cancer  de 

reatomac.     Bull,  de  l'acad.  da  mdd.  1905.  25  Juill. 
IIB.   —  et  X.  Delore,  Pyloractomie,   avec  gaatrectomie  plus  ou  moina   «tendne,   dans   la 

Cancer  de  l'estomac.    Ljou  m6d.  1905.  Nr.  30. 

119.  *—  et  Leriche,  Tuberculose  inflammatoire  ...  aar  l'estomac.  Bull,  de  l'Aead.  de 
m«d.  1905.  Nr.  22. 

120.  Fonfick,  E-,  Über  Lage  und  Oehalt  dea  Magene  anter  normalen  und  pathologischen 
Verhftltniaaen.    Berliner  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  44a.  p.  X. 

121.  Poud,  A.  M.,  Some  anrgieal  oonaidarations  pertaining  to  gaatric  dilatation.  Annab 
of  anrgery  1905.  May. 

122.  Power,  Tbe  causeB.  Symptoms,  and  treatment  of  pyloric  obatruction.  The Practitioner 
1905.  November,  p.  642. 

123.  'Purpura,  f.,  Sopra  nn  ceso  di  pancreatite  cronics  indurativa  con  atomaco  a  cleasidrs, 
Qaatroplutica.  Guarigione.  Riforma  med.  XXI.  Nr.  16.  Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905. 
f.  1056. 

124.  'Beichmann.  N.,  Qenhrliche  Komplikationen  bei  Hungerkur  des  pepUschen  Magen- 
geachwflra.    Arohiv  f.  TeTdanongskrankb.  Bd.  X.  Haft  2. 

125.  Biedel,  Quere  Reaektion  dea  Uagena.  Med.-naturw.  Gesellsch.  Jena.  Med.  Klinik  1905. 
Hr.  55.  p.  1426. 

12S.  Rieder,  BeitTftge  lur  Topographie  des  Magen- Uarmkanals  beim  lebenden  Menacben 
nebet  ünterauchnngen  über  den  leitlicben  Verlauf  der  Verdaaung.  Fortachr.  auf  dem 
Gebiete  der  ROntgenatrahlen  Till,  3. 

JiLmbwicht  für  Chlnuvl*  IDnS.  40 


Jübresbericfat  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

obaon,  A.  W.  M,,  The  Operation  of  jejanoetoniy.     L&ncet  1905.  Jan«  X 

■  The  Burgical  treittmeiit  of  non  canceroas  &ffecCjons  of  tbe  etomach.    British  medic. 

um.  I9U5.  Sept.  80. 

üodari,  Grnndrias  der  medikamentSseD  Therapie  der  Magen-  und  DarmknukheiteD. 

F.  BergmftDn.    Wieebadeu  1904. 
itoeenberg,  E.,  Ober  den  Umfang  der  Eiweissverdanung   im  menecblicben  Hagen 
iter  oormaleD   nnd   pHthologisrhen  VerhBlInissen.    Zeitschr.    f.  kitn.  Hediun  ld05. 
d.  LVI.  p.  449. 

osenfeld,  A..  Ober  die  Keilentang  der  Flagellaten  im  Magen  und  Darm  deHMenscbea. 
entsebe  med.  Wochenscbr.  1904.  Nr.  47.  S.  1717. 
oughtoQ,  Ä  caee  of  perforated  gastric  nlcer.  British  med.  Journal  1905.  March  11. 

533. 
iandberg,  Sjoiptomatologie  der  Fiatula  ga«tracolica  carcinoniat.    Zeitachr.  f.  klin. 
ed.  56,  1  u.  2. 

aaaki,  K.,  Experimentelle  Unterauchungeo  Aber  den  oamotiacben  Druck  dea  reineo 
agensaftee  unter  verschiedenen  Bedingangen.    Berliner  klin.  Wocbenscbr.  1905.  Nr.  44. 

1386. 
chmidt,  R.,  Vegetation abitd er  bei  Magen-Darmerkrankungen.    MitteiluDgen  aus  daa 
renigeb.  d.  Med.  u.  Chir.  XV. 

cbultze,  F..  Beitrag  zur  Hagenchirnrgie ,  eine  Modifikation  der  EocherseheD 
agenresektion.    Deutsch.  Zeitachr.  f.  Chir.  78.  Bd.  p.  247. 

chUasler,  Rebelliecher  PjloroapaamuB ;  Gaatro-Enteroatomie ;  Ueilnng.  MOucheD. 
ed.  Wocbenachr.  1905.  Nr.  86.  p.  1725. 

ichwarx,  G.,  KOntgenologieche  Methode  zur  Prflfung  der  Bindegewebs  Verdauung, 
eaellach.  f.  ion.  Med.  n.  Einderbeilk.  in  Wien  21.  XII.  1905.  Ref.  ZeutralbL  f.  inn. 
ed.  1906.  Nr.  5.  p.  139. 

cndder,  Ch.  L.,  Reneetion  of  tbe  middle  third  of  tbe  atomach  for  careiDoma  of 
le  greater  ciirvature.     Annala  of  aarg.  1905.  Maj. 
onpault,  Lea  gaatrorrhagiee.    Gaz.  dea  BOpit.  1905,  Nr.  7. 

teinthal,  Zur  Behandlung  des  Daodenalatumpfaa  bei  der  Reaektionsmetbode  nach 
illroth  IL    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  50. 

iurmont,  H.  et  M.  Dehon,  8ur  l'^tat  fonctionel  de  l'eatomac  d'un  aojet  gastro- 
omise  pour  rMräeiaaement  cicatriciel  de  l'oeaopbage.  Arch.  de  m6d.  eipdrim.  etc.  1905. 
r.  2. 

'.  Tabora,  Ober  die  Pboaphate  des  Mageninhalts.  Zeitscbr.  f.  klin.  Media.  1905. 
d.  LVI.  p,  36». 

Ixier,  Pylorectomie.    Lyon  mäd.  1905.  Nr.  5.  p.  221. 

rrdmolibres,  Ulcäration  oancäreuee  de  restomac.     Soc  aaat  1905.  Nr.  6. 
arner,  Q.,  Furtber  notee  on  tbe  after  history  of  cosea  of  pyloroplasty.   Lancet  1905. 
arch  11. 

mber,  DieMagensaftsekretiondes  .gaetrostomierten*  Menschen  bei ,  Schein fQttsrung* 
id  Rektalem&bmng.     Berliner  klin.  Wocbenachr.  1905.  Nr.  3.  p.  56. 
alias,  Obeervstiona  de  chirnrgie  gastrique.   Gaslrectomies.    Soc.  de  chir.  de  Lyon 
).  I.  1905.     Revue  de  chir.  1905.  Nr.  3.  p.  413. 

illard,  Deux  gastrectomiee  partielles.  8do.  de  chir.  de  Lyon  2.  II.  1905.  Revae  de 
ir.  1905.  Nr.  3.  p.  422. 

alben,  W.  H.,  Surgical  treatment  of  alcer  of  tbe  atomach.  Hedical  News  1905. 
jguat  26.  p.  421. 

-  GastroenteroBtomy.     Journ.  of  the  Amer.  Med.  A»a.  1905.  Jone  17. 
Vesterveld,  Paeudoperforation  des  Magens.  Weekbl.  voor  Oeneesk.  Nr.  4. 
Vhite,  Gaatro-duodenostomy.     Brit.  med.  Journ.  1905.  Oct.  7.  p.  861. 

illcox,  The  chemical  examination  of  tbe  gastric  Contents,  «itb  an  accnrat«  clinical 
ethod  of  determining  the  "active"  bydrocbloric  acid.     Lanoet  1905.  June  10. 

ilnis,  Kardioapasmus.  Med.  Oesellech.  in  Leipzig.  Dentacb.  med.  Wocbenschr.  1905. 
r.  4.  p.  167. 

'inkler,  Über  die  Ergeboiaae  von  MagennDteraucbungeii  bei  Frauenleiden.  Berliner 
in.  Wocfaeoscbr.  1905.  Nr.  SS.  p.   1041. 

limrgie  der  gutartigen  Magenleiden.  I.  Kongress  der  internationalen  Geaellachift 
r  Chirurgie  zu  BrOsael.    Ref.  Zenlralbl.  f.  Chir.  1905.  p.  1203. 


Hoaer,  TerletzanseD  und  Chirurg.  ErkrankaDgeu  des  MsgHQS.  &il 

König  (86)  bespricht  die  chirurgische  Behandlung  gutartiger  Magen- 
frbranlningen.  Er  bat  einen  Fall  infolge  Blutung  aus  der  durch  ein  Ulcus 
arrodierten  Arteria  lienalis  verloren,  bei  dem  er  am  Tage  vorher  wegen 
Pylorusstenose  die  G.  E,  •)  ausgeführt  hatte.  Ausser  Perforation,  Blutungen 
Schmerzen  und  Stenose  erfordert  auch  die  Gastroptose  chirui^sches  Ein- 
sreifen,  da  diese  zu  einer  völligen  Gastroptosekachexie  führen  kann.  Bei 
akuter  kopiöser  Blutung  infolge  Ulcus  schlägt  König  den  chirurgischen 
Erfolg  nicht  hoch  an,  ebenso  verwirft  er  es,  ein  Magengeschwür  als  solches 
dm'ch  Exzision  heilen  zu  wollen.  Das  Wiederauftreten  der  Blutungen  und 
der  Geschwüre,  auch  nach  G.E.  in  der  abführenden  Jejunumscblinge,  be- 
weisen, dass  hier  die  Gefahren  und  die  Ursachen  durch  die  Operation 
nicht  beseitigt  sind.  Die  Resektion  wegen  Ulcas  hält  er  für  nicht  berech- 
tigt, einmal  wegen  der  Schwere  des  Eingriffs  und  dann  weil  die  Magen- 
«rscheinnngen  trotzdem  hinterher  nicht  schwinden.  —  Bei  der  Gastroptose 
reicht  die  Gaatropexie  nur  aus,  wenn  die  Magensenkung  nur  den  Pjlorua 
abtnickt,  bei  gleichzeitiger  Gastrektasie  ist  die  G.  E.  dabei  angezeigt.  Den 
eilten  Erfolg  dieser  Operation  zeigt  er  an  einer  34  jährigen  Frau.  Die  An- 
«eudnng  des  Knopfes  bei  gutartigen  Magenerkrankungen  hält  er  für  falsch, 
demi  die  dauernde  Anwesenheit  des  Knopfes  im  Magen  dürfte  bei  Leuten, 
die  zn  Ulcus  neigen,  nicht  gleichgültig  sein. 

Brewer  (25)  gibt  eine  ausführliche  Beschreibung  der  gutartigen  Stenosen 
des  Magens  und  des  praktisch  dazu  gehörenden  Duodenalabschnittes,  die 
Viktor  Bros  1868  in  einer  Strassborger  Dissertation  zuerst  beschrieben  hat. 
Brewer  hat  einmal  als  Grund  einer  Stenose  ein  kleines  Adenom  an  der 
Tnrderen  Wand  des  Duodenum  gefunden,  gerade  über  der  Papille.  Er  halt 
als  Ursache  der  Pylorusstenose  die  Syphilis  für  gar  nicht  so  selten.  Bei 
hochgradigen  Pylorusstenosen  kann  ausser  tetanischen  Erscheinungen  auch 
Trismus  und  transitorische  Blindheit  sich  einstellen. 

Kobson  (127a)  nimmt  an,  dass  wenigstens  25'*/«  aller  Fälle  von  Magen- 
geschwüren, die  innerlich  behandelt  sind,  schliesslich  ihrem  Ulcus  oder  einer 
KompUkation  desselben  erliegen.  Bei  reichlich  300  Operationen,  die  Robson 
«egen  solcher  Erkrankungen  ausgeführt  hat,  hat  er  nur  eine  Mortalität  von 
venig  über  3  "/o  gehabt.  Beim  Aufsuchen  des  Geschwürs  kann  man  sich  etwas 
auf  die  Angaben  bezüglich  Auftreten  der  Schmerzen  stützen.  Treten  die 
Schmerzen  sogleich  nach  der  Nahmngseinnahme  auf,  so  kann  mau  das  Ge- 
schwür in  der  Nähe  der  Kardia  oder  an  der  kleinen  Kurvatur  suchen;  treten 
die  Schmerzen  nach  2  Stunden  auf,  so  wird  das  Geschwür  in  der  Pylorus- 
gegend,  und  nach  4  Stunden  im  Duodenum  sitzen.  Robson  rät  zur  Ent- 
fernung des  Geschwürs,  wenn  es  am  Pylorus  sitzt  und  dieser  dabei  verdickt. 
aber  frei  von  Adhäsionen  ist.  Er  hat  wegen  Geschwür  9  mal  den  Pylorus 
reseziert,  ohne  Todesfall.  Sechs  davon  erfreuen  sich  guter  Gesundheit  1 — 7 
Jahre  nach  der  Operation,  einer  bekam  einen  Rückfall  3  Monate  nach  der 
Pjlorektomie,  und  in  einem  Falle  kam  es  nach  2  Jahren  Wohlbefinden  wieder 
m  frischer  Geschwürsbildnng  mit  Perforation.'  Ein  Fall  konnte  nicht  weiter 
Terfoigt  werden.  Bei  Schwierigkeit  der  Operation  wegen  Adhäsionen  des 
Pyloms  oder  Verwachsungen  des  Magens  mit  Leber  und  Pankreas  beschränkt 
man  sich  besser  auf  die  G.  E.  Auch  nach  Resektion  des  Ulcus  tut  man  gut, 
eine  6,  E.  hinzuzufügen,  schon  aus  dem  Grande,  weil  beim  Magennlcus  sich 


ij  Q.  E.  =^  Gastroenteroatoraie. 


Jahresbericht  fUr  Chitnrgie.    II.  Teil. 

lenalnlcera  Torfinden.  Die  infolge  Dnodenalulcus  auftretendeit 
erden  oft  als  „Hungerschtnerz"  angegeben,  da  sie  nach  Na.fartin^s- 
äufig  verschwinden.  Diese  Kranken  wachen  nachts  häufig  vor 
uf  and  pflegen  dann  etwas  Flüssigkeit  zn  sich  zu  nehmen. 

für  Magen-  wie  für  Duodenalulcns  bevorzugt  Robson  dieG.  E. 
t  möglichst  kurzer  Schlinge.  Von  97  so  Operierten  seiner  Privat- 
96  operative  Heilungen  zu  verzeichnen,  davon  sind  84  in  gutem 
-5  Jahre  nach  der  Operation.  Bei  4  fällen  entwickelten  sich 
le  des  Magens  oder  der  Eingeweide,  1^/e — 3^/>  Jahre  nach  der 
wei  Fälle  bekamen  die  alten  Beschwerden  2  Vi — 3  Jahre  später, 
»dliche  Hämatemesis;  aber  nur  in  einem  Falle  hatte  die  Operatiou 
'futzen  gebracht, 
itungen,   bei  denen  Robson   wegen  zu  schlechten  Befindens  der 

explorative  Gastrotomie  nicht  ausführen  konnte,  hat  er  von  der 
Irfolge  gesehen.     Von  22  wegen  Hämatemesis   zwischen    den  Än- 
irten  Kranken  wurden  20  gesund  und  blieben  ohne  Blutungen, 
einer  bekam  nach  einem  Monat  erneute  Blutung. 
)perationen  wegen  Perforation   gibt  Robson   folgende    Statistik: 


QesuntZEhl 

HeiluDgen 

GeBtorben 

Geatorbeo  in ';» 

den 

49 

35 

14 

28,5 

a 

33 

12 

21 

63.6 

n 

16 

2 

14 

87.5 

D 

2 

— 

2 

100,0 

33 

16 

17 

51.5 

rkennt  leicht  den  verderblichen  Einflnss  des  Znwartens.  Bei  Be- 
der  Bauchhöhle  rät  Robson  zu  Waschungen  mit  Salzlösnng  und 
)ischen  Drainage.  Ist  die  Beschmutzong,  wie  bei  subaknter  Per- 
leerem Magen,  nur  auf  die  nächste  Umgebung  beschränkt,  so 
ipfen.  Bei  Sitz  der  Perforation  in  der  Nähe  des  Pylorus  soll 
ne  G.  £.  gleich  mit  anlegen,  bei  anderweitigem  Sitz  des  Geschwürs 
enn  der  Pat.  noch  in  gutem  Zustande  ist. 
tstroplikation  bei  dilatiertem  Magen  dürfte,  wenn  überhaupt  eine 
>twendig  ist,  besser  durch  die  G.  E.  zu  ersetzen  sein.    Von  28  Pj- 

mussten  acht  noch  einer  weiteren  Operation  unterzogen  werden, 
id  in  gutem  Zustand  geblieben,  bei  diesen  hatte  aber  zur  Zeit 
1  kein  offenes  Geschwür  am  Pylorus  bestanden.   Von  der  Pyloms- 

Rohaon  ab  der  grossen  Gefahren  und  des  geringen  dauemdeu 
;en.  Die  vordere  G.E.  wählt  Robson  nur,  wenn  die  hintere 
ausgedehnt  erkrankt  ist  und  wenn  das  Mesokolon  stark  verdickt 
,  ist.  Murphyknopf  empfiehlt  er  nicht,  er  verwendet  eine  Ein- 
kalziniertem Knochen.  Die  G.E.  empfiehlt  er  auch  für  Fälle 
ition,  bei  denen  die  innere  Behandlung  versagt,  desgleichen  bei 
iperativer  Dilatation,  falls  Behandlung  mit  Schlundsonde  und 
3  nichts  nützt.  Für  die  hartnäckige  Gastroptosis  wurde  er  die 
der  Ligament,  gastrohepatica  und  gastrophrenica  nach  Bejer 


Moser,  Verletzungen  und  chirnrg.  Erkrankungen  des  Hagena.  629 

rmpfehlen.     Für  die  kongenitale  hypertrophische  Pylorusstenose  rät  er  die 
tt.E.  an. 

Moynihan  (107)  teilt  die  Perforationen  von  Duodenum  und  Magen 
infolge  Ulcos  ein  in  akute,  snbakute  und  chronische.  Die  Exzision  des  Ulcus 
nach  der  Perforation  verwirft  er.  Ist  seit  der  Perforation  längere  Zeit  ver- 
-trichen,  dann  hält  er  Auswaschen  der  Bancbhöhle  für  notwendig.  Nach  der 
Aa^pÜlung  muss  aber  für  ausgiebige  Drainage  gesorgt  werden.  Anlegung 
mvr  G.  E.  ist  notwendig  bei  Sitz  des  Geschwürs  in  der  Nähe  des  PyloruB 
yJer  wenn  die  übernähte  Stelle  den  Durchtritt  der  Speisen  aufhält.  Ent- 
Irening  ond  Spülung  des  Magens  soll  nie  vergessen  werden.  Nach  subakuter 
IVrforation  soll  man  feste  Verwachsungen  nicht  lösen,  vielmehr  bei  Sitz  am 
Pyloms  nor  die  G. E.  ausführen.  Bei  Blutungen  hat  Moynihan  viermal 
iis  Ulcus  exzidiert  und  er  hält  das  für  angebracht,  wenn  es  leicht  zu  machen 
ist.  Bei  grossen  Schwierigkeiten  aber,  femer  bei  multiplen  Geschwüren,  bei 
Erosionen,  Blutungen  aus  der  Oberfläche  nnd  besonders  bei  Ausdehnung  des 
Miigens  ist  die  6.E.  die  Operation  der  Wahl,  die  auch  rorzöglicbe  Resultate 
geben  kann. 

Unter  Moynihans  198  Fällen  von  chronischem  Magen- und  Dnodenal- 
leschwür  waren  S4  Männer  ond  114  Frauen.  Das  Alter  schwankte  von 
17—73  Jahren.  Für  die  Diagnose  ist  wichtig  die  Zeit  des  Auftretens  der 
Sthmerzen.  Je  naber  das  Ulcus  der  Kardia  liegt,  um  so  früher  tritt  die 
Berührung  mit  den  Nahrungsmitteln  ein  und  um  so  eher  treten  die  Schmerzen 
auf.  Stellen  sich  die  Schmerzen  schon  nach  einer  halben  Stunde  ein,  dann 
liegt  das  Geschwür  sicher  in  der  kardialen  Hälfte  des  Magens.  Findet  man 
nach  solchen  Angaben  ein  Geschwür  am  Pylorus,  so  kann  man  sicher  sein, 
da^  mehr  kardiawärts  noch  ein  zweites  sitzt;  soll  man  doch  stets  an  die 
Multiplizität  der  Geschwüre  denken.  Je  höher  und  näher  dem  Proc.  xiphoi- 
dfus  die  Druckempfindlichkeit  liegt,  um  so  näher  liegt  das  Geschwür  der 
Kardia,  je  näher  dem  Nabel,  um  so  näher  dem  Pylorus.  Bei  Verwachsungen 
mit  der  Leber  fand  Moynihan  Schmerzausstrahlungen  nach  der  rechten 
Bmstseite.  Man  soll  auf  den  Sitz  der  Schmerzen  achten,  am  sich  über  den 
Sitz  des  Geschwürs  bei  Zeiten  ein  Bild  machen  zu  können.  Jedenfalls  soll 
in  allen  Fällen  von  chronischem  Geschwür  die  Operation  in  Erwägnng  gezogen 
werden.  Die  Exzision  kommt  dabei  nur  in  Betracht,  wenn  man  ganz  sicher 
ist,  dass  nur  ein  einzelnes  Geschwür  vorliegt.  Diese  Sicherheit  hat  man  aber 
bei  langem  Bestehen  nicht  mehr.  Bei  der  Operation  soll  man  sich  vorsehen, 
issi  man  nicht  den  erweiterten  Pylorusteil  eines  Sandtihrmagens  bei  gleich- 
ieitiger  Pylorusstenose  für  den  ganzen  Magen  hält  und  dort  eine  G.  E.  anlegt. 
Zur Dia^ostik  des  Sanduhrmagens  hat  Moynihan  ein  Verfahren  angegeben, 
rfas  darin  besteht,  die  Magengrenzen  perkutorisch  zu  bestimmen,  dann  20 — 30 
l^l;ltllndeu  nach  Einnahme  eines  Brausepulvers  wieder  zu  perkutieren  und  dann 
wieder  nach  Verlauf  von  einigen  Minuten.  Man  kann  so  die  allmähliche  Aus- 
Mnung  des  pyloriscben  Teils  nsich  vorausgegangener  Dehnung  des  kardialen 
TMfoIgen. 

Hartmann  (107  u.  155}  hat  lOU  mal  die  G.E.  bei  nicht  malignen 
^agenerkrankungen  ausgeführt.  Auch  er  ist  Anhänger  der  hinteren  G.E. 
wid  i«ar  in  leichter  Trendelenburgscher  Schräglagerung.  Er  legt  grossen 
Wert  anf  Pflege  des  Mundes  schon  verschiedene  Tage  vor  der  Operation, 
m  Komplikationen  seitens  der  Lunge  zu  vermeiden.  Ist  nach  der  Operation 
die  Zange  trocken  und  die  Temperatur   höher   als  37,5,    so   lässt   er  Magen- 


Jahresbericht  für  Chirurg!«.    II.  Teil. 

ngen  machen.  Circnlus  vit.  hat  er  nur  in  einem  Fall  erlebt,  wo  er  den 
D  in  der  Mesokotonöffniing   nicht   genügend  fixiert  Iiatte.     Bei  Hämatt:;- 

operiert  Hartmann  nur,  wenn  der  Magen  ausgedehnt  ist  und  peri— 
whe  Kontraktionen  desselben  vorhanden  Bind,  ferner  bei  oft  wiederholten 
jn  Blutungen,  und  zwar  macht  er  dann  nar  die  G.E. 

Moniin  betont  die  Notwendigkeit,  bei  Blutungen  den  Ort  der  Blutunj^ 
■  in  Angriff  zu  nehmen  und  eine  G.E.  nur  hinzuzufügen,  falls  es  die 
erlaubt.  Bei  chronischen  Magenbeschwerden  indiziert  anhaltendes  Er- 
en  die  Anlegung  einer  G.E.,  da  ea  ein  Zeichen  ist,  dass  der  Magen 
la  wenig  entleert.  Es  erscheint  Moulin  gleichgültig,  ob  die  G.E.  als 
re  oder  als  hintere  angelegt  wird.  Er  fügt  stets  eine  Enteroanastomose 
Wenn  möglich,  macht  er  neben  der  G.E.  auch  noch  die  Exzision  des 
I,  schon  aus  Furcht  vor  Karzinom.  Die  Annahme,  dass  in  4''/o  der 
ifölle  sich  Karzinom  entwickelt,  hält  er  für  zu  wenig;  er  glaubt,  dass 
öfter  der  Fall  sei. 

F.  Eve  betont  die  Wichtigkeit-,  bei  Blutungen  zu  unterscheiden  zwischen 
^  und  chronischen,  da  Blutungen  bei  akutem  Ulcus  nicht  häufig  einen 
,tiven  EingrifiT  notwendig  machen.  In  4  Fällen,  wo  er  chronisches  Ge- 
ir  wegen   der   schon   lange   bestehenden  Schmerzen   angenommen  hatte, 

er  nur  kleine  blutende  Stellen  ohne  Ulzeration.  Er  nimmt  stets  von 
^unde  an  der  hinteren  Magenwand  ans,  die  er  dann  zur  G.E.  benutzt, 
genaue  Absnchnng  des  Mageninnem  vor  und  benutzt  dazu  ein  kurzes 
js  Vaginalspekulum  und  eine  Stimlsmpe.  Kann  er  auch  so  nicht  unter- 
den,  ob  ein  chronisches  Geschwür  oder  ein  Karzinom  vorliegt,  so  ent- 
er ein  Stückchen  vom  Ruide  des  sichtbar  gemachten  Geschwürs  zwecks 
iskopischer  Untersuchung.  Er  bevorzugt  auch  die  hintere  G.E.  mit  An- 
ag  des  Mesokolon  an  die  Magenwand,  die  er  für  wichtig  hält,  da  sonst 
bführende  Schlinge  gedrückt  werden  kann.  Bei  Gastroptose  hat  er  durch 
hen  des  Magens  an  die  vordere  Bauchwand  einen  besseren  Zustand  her- 
führt, in  künftigen  Fällen  will  er  auch  die  kleine  Kurvatur  an  die 
rääche  der  Leber  nähen.  Auch  von  der  G.E.  hat  er  bei  der  Gastroptose 
Erfolge  gesehen. 

B.  Clarke  rat,  bei  der  Perforation  von  der  Exzison  des  Ulcus  abzü- 
1,  die  in  dem  veränderten  Gewebe  oft  schwer  auszuführen  ist.  Er  stülpt 
länder  des  Geschwürs  durch  Naht  möglichst  ein  und  nur,  wenn  wegen 
bigkeit  des  Gewebes  das  nicht  möglich  ist,  macht  er  die  einfache  Über- 
Qg  mit  G.  E.  zur  Entleerung  des  Magens. 

R.  Morison  hat  wegen  Pylorusstenose  38  mal  die  Pjloroplastik  vor- 
nmen.     Bei  4  von  diesen  28  Fällen   hat   er  später  noch   eine  G.E.  an- 

müssen,  aber  nicht  wegen  Wiederkommens  der  Pylorusstenose,  sondern 
n  Bildung   frischer  Ulzerationen   im  Magen.     Die   zweite  Operation   war 

4 — 5  Tage  später.  Von  den  übrigen  24  sind  12  vollkommen  geheilt, 
anderen  sind   gebessert.     Er  bevorzugt   die  Pyloroplastik,   da   sie  uatür- 

Verhältnisse  schafft.  Die  G.E.  führt  er  aus  mit  Hilfe  eines  von  ihm 
t  konstruierten  Knopfes. 

Wallis  spricht  sich  auch  für  Verschluss  einer  Perforation  aus,  nicht 
i^xzision  des  Ulcus. 

Kretley  beginnt  die  Operation  wegen  Perforation  stets  von  einem 
en  suprapubischen  Schnitt  aus,   um  sich  zu  orientieren,  besonders  auch, 


Moser,  Vertetiungen  and  chirurg.  Erkrankungeo  des  Magens.  631 

ob  P'lüssigkeit  im  kleinen  Becken  ist.  Den  kleinen  Schnitt  benutzt  er  dann 
ZOT  Drainage. 

E.  Deanesly  weist  anf  die  Schwieri^tkeit  hin,  die  Perforation  eines 
.Magenolcas  von  andern  Perforationen,  besonders  der  akuten  Appendizitis,  zu 
unterscheiden.  Ihm  ist  es  passiert,  dass  trotz  aller  Zeichen  einer  Perforation 
er  )>ei  der  Operation  nichts  fand.  Einmal  fand  er  eine  vergrösserte  Milz 
mit  Lymphe  auf  der  Kapsel,  das  andere  Mal  lag  ein  diabetisches  Koma  vor. 
Drainage  legt  er  durch  die  Lende  an,  bisweilen  auch  im  kleinen  Becken. 
Er  bevorzugt  die  hintere  G.E.  mit  möglichst  kurzer  Schlinge  und  macht  den 
Einschnitt  in  den  Uarm  in  querer  Richtung,  den  Darmumfaug  genaa  halbierend, 
*ie  Kocher  bei  der  vorderen  G.E. 

L,  A.  Bidnell  macht  darauf  aufmerksam,  dass  ein  stark  diiatierter 
Magen  bei  der  hinteren  G.E.  unter  der  durch  das  Mesokolon  fixierten  G.  E.- 
C>tlnung  hemuterhängt,  während  bei  der  vorderen  G.  E.  das  Gewicht  der  an- 
genähten Schlinge  die  G.E.-Öffnang  stets  zum  tiefsten  Punkt  macht.  Nur 
bei  chronischem  Duodenaiulcus  und  bei  chronischer  Gastritis  bevorzugt  er 
auch  die  hintere  G.  E.  Die  früher  von  ihm  angewendete  Pyloroplastik  hat  er 
aufgegeben,  weil  sie  keine  guten  Danerresultate  gab.  Der  Grund  ist  der,  dass 
der  Abfluss  aus  dem  Magen  bei  Dilatation  nicht  an  dem  tiefsten  Punkt  sich 
befindet. 

A.  B.  Mitchell  hat  24  Perforationen  operiert  mit  9  Todesfällen.  Bei 
i  Fällen  war  die  Perforation  eingetreten,  während  sich  die  Kranken  zu  einer 
Kur  mit  rektaler  Ernährung  im  Hospital  befanden.  Die  Exzision  des  Ulcus, 
die  er  früher  ausgeführt  hat,  befürwortet  er  nicht  mehr,  da  die  Dauer- 
rcBultate  keine  guten  sind,  obwohl  der  unmittelbare  Erfolg  nach  der  Ope- 
ration ein  guter  ist.  Einfaches  Ühemähen  der  Perforation  genügt  auch 
nicht.     Bei  einem   derartigen  Fall   hat    er   später   die  G.E.  noch  hinzufügen 

Mitchell  befürwortet  die  zeitige  Operation  des  Ulcus  mittelst  G.E. 
oder  auch  mittelst  der  Finneyschen  Methode.  Chronische  Obstipation  be- 
trachtet er  als  eine  der  Ursachen  für  Ausbildung  eines  Magengeschwürs. 
Den  Wert  der  G.E.  für  die  Obstipation  sieht  er  darin,  dass  Flüssigkeiten 
nicht  mehr  in  grösserer  Menge  im  Magen  absorbiert  werden,  sondern  gleich 
in  den  Darm  gehen,  und  dass  auch  die  Steigerung  der  Verdanungsvorgänge 
im  Darm  einen  Reiz  für  letzteren  abgibt.  Erlebt  hat  er  es  auch  in  einem 
Falle,  dass  eine  G.E.  das  Erbrechen  nicht  beseitigt  hat,  auch  nicht  nach 
Anlegen  einer  Enteroanastomose.  übrigens  bevorzugt  er  für  solche  Fälle  jetzt 
die  Darchschneidung  der  zuführenden  Schlinge  mit  blinder  Vernähung  des 
oberen  Endes  nnd  Einnähen  des  unteren  (duodenalen)  Endes  seitlich  in  den 
abfährenden  Schenkel. 

Garre  (ö2)  hat  107  Patienten  mit  gutartigen  Magenaffektionen  operiert 
mit  8  Todesfällen  =  7,5 "/o.  Auch  er  hält  die  G.E.  für  die  Operation  der 
Wahl  bei  Pylorusstenosen,  bei  Blutungen,  fläcbenhaften  Verwachsungen  des 
.Magens,  Dilatation,  Atonie  und  bei  Gastralgien.  Die  8  Todesfälle  waren 
'eraolasst  durch  UIcusperforation,  durch  Pneumonie  und  zweimal  durch  Tu- 
berkulose. Eine  sorgfältige  Mukosanaht  hält  er  zur  Vermeidung  des  Ulcus 
pepticum  für  wichtig.  Er  näht  in  drei  Reihen.  Die  Pyloro-  und  Gastro- 
plastik  bat  er  ebenso  wie  die  Divulsio  pylori  ganz  aufgegeben.  Gastrolysis 
bill  er  nur  für  die  Fälle  angebracht,  in  denen  eine  oder  mehrere  bandförmige 
Wrvachsungen  den  Magen  verzerren.     Es   sind   das  meist  von  entzündlichen 


Jahreabericbt  für  Chimrgie.    11.  Teil. 

tionen  des  Gallensystems  ausgehende  Stränge.  Bei  ääclienhaften  Ver- 
snngen  fügt  er  stets  die  G.  £.  hinzu.  Die  Jejunostomie  ist  für  Leute 
umt,  die  zurG.E.  zu  schwach  sind,  sie  bildet  nach  t.  Eiseisberg  ein 
rstütznngsmittel  der  internen  Medikation  des  Ulcus.  Auch  bei  schwerer 
nblutuDg  dürfte  sie  angebracht  sein. 

Clark e  (36)  hält  bei  Perforationen  den  günstigsten  Zeitpunkt  für  diu 
ition  ab  gegeben,  wenn  die  stürmischsten  Erscheinungen  vorüber  sind 
ätwaa  Erholung  eingetreten  ist.  Nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  erkennt 
an  der  Art  der  Flüssigkeit,  ob  es  sich  um  ein  perforiertes  Magen-  oder 
enalulcus  gehandelt  hat.  In  letzterem  Falle  ist  die  Flüssigkeit  klar  und 
isichtig  und  erinnert  an  Ovarialzysteninbalt  und  befindet  sich  meist  in 
echten  Bauchseite,  weshalb  hier  auch  leicht  Verwechslung  mit  Äppendi.v- 
ration  vorkommen  kann.  Bei  Magenpert'orationen  findet  man  mehr  Inhalt 
r  Bauchhöhle,  er  wechselt  im  Aussehen  je  nach  der  Zeit  der  Verdauung, 
ke  hat  sich  meist  mit  einfacher  Übemähung  des  perforierten  Ulcus 
igt,  allenfalls  noch  Netz  übergenäht.  Durch  eine  neue  Bauchinzision 
iert  er  mittelst  Glasdrain  die  Stelle,  wo  er  am  meisten  Flüssigkeit  in 
tanchböhle  gefunden  hat.  Die  Laparotomiewunde  hat  er  dagegen  stets 
loBsen.    Bei  Magenblutungen  hat  er  von  der  Kauterisation  der  blutenden 

keinen  Erfolg  gesehen.  Bei  ungewöhnlich  heftigen  Schmerzen  kann 
immer  annehmen,  dass  das  Ulcus  in  der  Nähe  des  Pyloros  sitzt. 
lische  Magengeschwüre,  die  der  inneren  Behandlung  trotzen,  erfordern 
r   chirurgisches  Eingreifen,   besonders   wenn   der  Sitz   des  Ulcus  in  der 

des  Pyloms  ist. 

Goldschmidt  (58)  zeigte  einen  42jäbrigen  Lederarbeiter,  bei  dem 
im  Anechluss  an  eine  bestehende  hochgradige  motorische  Insuffizienz 
lagens  eine  Tetanie  entwickelt  hatte.  Die  patbognomonische  Krampf- 
ng  der  Hände  ist  kontinuierlich;  auch  die  Gesicbtsmuskulatur  ist  be- 
,  die  elektrische  Erregbarkeit  in  den  Nervenstämmen  erhöht  ('/a  M.A.|. 
ng  soll  durch  G.  E.  angestrebt  werden. 

Schüssler  (136)  berichtet  von  einem  Fall  von  Pylorospasmus  mit  Dila- 
1,  die  er  als  durch  Hyperazidität  hervoigemfen  erachtet. 
32jftbnger  KaufmsDD,  der  seit  1S8S/6!J  an  Magenbescb werden  UDd  Obstipation  leidet. 
Uebrauch  von  Karlsbader  Salz  Öfter  varabergehende  Besserung  gebracht  bat;  Ib96 
>hen;  1901  HyperaziditSt  und  Magener  Weiterung.  Wechselndes  Befinden  bis  Sep- 
r  1901.  Jetzt  stellten  sich  die  Schraenen  bei  leerem  und  bei  vollem  Magen  ein  and 
bis  in  den  Rucken ,  führten  scblieselicb  bis  mm  Erbrechen.  Peristaltische  Magea- 
ungen  waren  eichtbar.  Der  bedeutende  Rückatand  im  Magen  acbwand  nach  einigea 
Magenspülung  vollkommen.  Deshalb  konote  die  Diagnose  auf  .PfloTospasmuB'  ge- 
werden. Anfang  1905  kam  Patient  wieder  in  ganz  elendem  Znatande,  so  dass  die 
angelegt  wurde  und  zwar  in  der  Pars  pjlorica,  da  bei  einer  vorher  angeatellten 
idiaphanie  im  Stehen  die  tiefst«  Stelle  des  Magens  sich  rechts  vom  Nabel  befand. 
Die  Anwendung  der  Gastrodiaphanie  empfiehlt  Schüssler,  um  die 
ä  Stelle  des  Magens  festzustellen,  die  in  vorliegendem  Fall  die  im  Ver- 
ls zum  anderen  Magenteil  besonders  erweiterte  Pars  pylorica  betraf. 
Power  (122)  bespricht  die  Ursachen  der  Pylorosstenosen :  er  berichtet 
einen  Fall  von  angeborener  Duodenalstenose  in  der  Mitte  des  zweiten 
inittes  vom  Duodenum  infolge  einer  Art  Septum,  an  dem  sich  alle 
hten  mit  Ausnahme  der  longitudinalen  Muskelschicht  beteiligten.  Die 
se  lag  gerade  über  der  Mündung  des  Choledochus.  Weiter  berichtet  er 
liner  Pylorusstenose  infolge  Salpetersäurevergiftung,   die  ohne  nachweis- 


Hoser,  VerletznnKen  und  Chirurg.  Erkrankongen  des  Magens.  633 

tkire  ächädigung  von  Ösophagus  und  Magen  zustande  gekommen  war.  Er 
mü  ferner  auf  die  Häufigkeit  der  Duodenalgeschwüre  besonders  bei  Man- 
itni  hin  und  auf  die  dadurch  verursachten  Stenosen,  die  natürlich  einer  Be- 
bndlnng  mittelst  einer  G.E.  sehr  zugänglich  sind.  Bei  Frauen  ist  wieder 
die  durch  Gallensteine  bedingte  Pylorusstenose  häufiger.  Er  befürwortet  die 
n-giichst  frühzeitige  operative  Behandlung  der  Stenosen. 

Lilien  thal  (95)  hält  vor  jeder  Magenoperation  eine  mindestens  sechs- 
caiige  Untersuchung  nach  Probefrühstück  für  nötig.  Bei  der  Vorbereitung 
IST  Operation  empfiehlt  er  Reinigung  der  Zahne  mit  alkalischem  Dentrifice 
und  Zufuhr  nur  steriler  Xahrung.  Zur  Probelaparotomie  macht  er  zuerst 
einen  kleinen  Schnitt  durch  den  Rektus,  der  eben  zwei  Finger  zur  Exploration 
tinlisst  und  zieht  eventuell  zwei  Schnitte  an  beiden  Seiten  einem  grossen 
KT.  Er  hat  bei  Kachektischen  mehrmals  eine  spontane  Wiedereröffnung 
mtdianer  Wunden  mit  Eingeweidevorfall  beobachtet  bis  zehn  Tage  nach  der 
(il>eration,  gleichgültig  ob  mit  Seide,  mit  Chromcatgut  oder  mit  Silkworm 
•enäht  war.  Aach  haben  ihm  andere  Operateure  in  New-York  von  ähnlichen 
Ereignissen  Mitteilung  gemacht. 

Anschütz  (5)  weist  auf  die  Durchfälle  hin,  die  bisweilen  nach  Magen- 
"perationen  auftreten.  Kurz  nacheinander  waren  zwei  Fälle  an  der  Breslauer 
Kiinik  am  7.  und  am  10.  Tage  daran  gestorben.  Leicht  entstehen  Darm- 
-E'JrDDgen  nach  Nährklistieren.  Da  eine  Reizung  des  Mastdarms  sich  sofort 
hditTch  verrät,  dass  die  Kranken  die  Klysmen  nicht  mehr  halten  können, 
Hl  kann  man  bei  guter  Zeit  damit  aufhören.  Die  postoperativen  Diarrhöen 
füfstehen  ohne  bekannten  Diätfehler.  Es  ist  wichtig,  sich  vor  jeder  Magen- 
.'[■eration  über  die  Verdauung  des  Kranken  zu  unterrichten.  Bei  Neigung 
20  Durchiallen  scheint  die  Operation  gefährlicher  zu  sein.  Zur  G.  E.  ist  die 
Schlinge  so  kurz  als  möghch  zu  nehmen. 

Am  häufigsten,  7  mal,  waren  Diarrhöen  nach  G.  E.  wegen  Pyloruskarzinoui 
aafatreten.  Sie  setzten  am  6.-10.  Tage  ein,  viermal  führten  sie  zum  Tode. 
fei  hochgradiger  Atonie  des  Magens,  wie  sie  bei  Karzinom  häufig  ist,  tritt 
dach  der  G.  E.  oft  keine  Besserung  ein.  Der  Inhalt  staut  sich,  wird  zersetzt 
und  kann  den  Darm  reizen.  Fälle  mit  leichten  Zirkuluserscheinungen  dispo- 
nieren zu  den  schweren  postoperativen  Darmstörungen.  Die  individuelle  Dis- 
position darf  aber  auch  nicht  ausser  acht  gelassen  werden.  Bei  den  G.  E. 
»egen  Itarzinomatöser  Stenose  bleibt  ja  auch  der  Gärungsherd  im  Magen 
mifk.  Hier  treten  leicht  Darmstörungen  auf,  während  sie  nach  G.  E.  wegen 
futartiger  Affektion  so  gut  wie  nicht  vorkommen.  Unter  60  Fällen  von  G.  E. 
*^n  gutartiger  Stenose  ist  nur  ein  Fall  von  Darmstörung  am  12—16.  Tage 
nach  der  Operation  vorgekommen  (Schlinge  dabei  40 — 50  cm  lang).  Den  be- 
obachteten sechs  Fällen  von  Ulcus  jejuni  nach  G.  E.  waren  nie  katarrhalische 
Ijscbeinongen  vorangegangen.  Es  ist  daher  fraglich,  ob  Kellings  Ansicht, 
dass  die  Hauptnrsache  für  die  Durchfälle  nach  G.E,  im  Zufluss  der  un- 
MtraVisierten  Salzsäure  in  den  Darm  liege,  zu  recht  besteht.  Auch  Petersen 
und  Machol  konnten  der  Salzsäure  keinen  so  ausschlaggebenden  Wert  bei- 
messen. Bei  deren  Material  handelte  es  sich  um  die  hintere  G.  E.  mit  kurzer 
zwinge.  Nur  das  ist  sicher,  dass  leicht  Darmstörungen  entstehen,  wenn 
2tirG,E.  eine  zu  tiefe  Schlinge,  mehr  als  50  cm,  genommen  wird.  Daher 
sind  in  der  Literatur  der  80er  und  90er  Jahre  Darmstörungen  nach  G.E. 
öfters  zu  finden,  da  man  früher  eine  beliebige,  bequem  liegende  Schlinge  zur 
G  E.  wählte.     Die  Durchfälle   setzten   dann   sofort   nach   der  Operation   ein, 


Jahreebericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

;h  wenn  es  sich  um  Karzinome  ohne  Salzsäurebefund  handelte.  Ein  Fall 
dem  zur  G.  E.  versehentlich  eine  Stelle  70  cm  oberhalb  der  Ileocökal-' 
ppe  gefasst  war,  hatte  auch  so  lange  an  Darmstörungen  zn  leiden,  bis; 
e  zweite  Operation  diese  Verhältnisse  wieder  beseitigte.  Man  erkennt 
'igens  aus  derartigen  Fällen,  dass  der  zwischen  Pylorus  und  Anastomose 
egene  Teil  des  Darms  nicht  vollkommen  für  die  Ausnutzung  der  Spei.sen 
^llt.  Eine  Resektion  des  Darms  bis  70  cm  oberhalb  des  Cökum  häite 
■  Patient  nicht  ertragen. 

Bei  Resektionafällen  nach  Bill  rot h  I  und  Kocher,  ebenso  wie  nach 
loroplastiken  sind  auch  gelegentlich  Durchfälle  aufgetreten.  Hier  kann 
noglich  der  salzsäurelialtige  Magensaft  die  Darmstömngen  verursacht  babeii. 
1  45jähriger  Mann  starb  nach  der  Pylorusresektion  am  17.  Tage  an  pro- 
en  Durchfällen,  Wahrscheinlich  neigen  stark  her  abgekommene  Leute  zu 
irrhöen;  möglich  wäre  auch,  dass  sie  die  bei  fehlendem  Pylorus  beschien- 
te Entleerung  des  Magens  nicht  vertragen.  Ein  Zusammenhang  der  Durch- 
e  mit  der  Narkose,  wie  er  von  Carle  undFantino  angenommen  wurde, 
in  wohl  ausgeschtossen  werden. 

Als  Therapie  werden  neben  Aussetzen  jeder  Emährnng  grosse  Dosen 
smut  und  Tannigen  gegeben  (1,0  Wismut,  0,1  Tannigen  nebst  10  Troplen 
ium  ein-  bis  zweistündlich).  Tritt  nicht  sogleich  Erfolg  ein,  so  wird  mit 
ium  zugelegt  bis  100  Tropfen  täglich  und  darüber.  Ausserdem  kommt 
rapeutisch  unter  anderem  auch  die  Anlegung  einer  breiten  Entero-.Ana- 
mose  in  Betracht,  wie  es  Kelling  vorgeschlagen  hat,  um  eine  bessere 
)chung  des  Darminhalts  mit  den  Verdauungssäften  herbeizuführen.  Be- 
ben Zeichen  einer  schweren  Kolitis,  so  kann  rechtzeitige  Anlegung  einer 
cum-  oder  Heumfistel  vorgenommen  werden. 

Anf  die  noch  nicht  genügend  gewürdigte  Bedeutung  der  Hydrotherapie 
Magenkrankheiten  weist  Brieger(26)  hin.  Es  muss  allerdings  jede  er- 
(liebere  Wärmeentziehung  bei  Magenkrankheiten  vermieden  werden.  Die 
gaben  Simons,  dass  Dampfbäder  die  Azidität  des  Magensaftes  herab- 
:en,  konnte  nicht  bestätigt  werden.  Bei  Ulcus  leistet  vorzügliche  Dienste 
fenchtkalter  Stammumschlag  mit  darin  eingelegtem  heissen,  schnecken- 
migen  Schlauch  oder  statt  letzterem  eine  breite  Flasche.  Bestehen  Bln- 
igen,  so  lässt  man  durch  den  Schlauch  kaltes  Wasser  ftiessen.  Die  gün* 
;en  Erfahrungen  von  Winternitz  können  durchaus  bestätigt  werden, 
ch  die  Behandlung  der  Magenblutungen  nach  Winternitz,  Einlührung 
in  er  Eisstückchen  ins  Rektum,  kann  empfohlen  werden.  Der  Atzberger- 
e  Mastdarmschlauch  kann  mit  Vorteil  dabei  verwendet  werden.  Zur  Be- 
opfuQg  der  Atonie  des  Magens  empfehlen  sich  Fächerduseben  anf  <lie 
gengegend.  Methodisches  Trinken  von  kühlerem  Bmnnenwasser  regt  die 
Tetion  und  Peristaltik  des  M^ens  an.  Dagegen  sind  bei  Hypersekretion 
sse  und  laue  Getränke  angezeigt.  Bisweilen  wird  Verstärkung  der  Motilität 
ch  heisse  Umschläge  und  Dampfduschen   erzielt. 

Merkel  (100)  hat  bei  Fällen  von  Gastrektasie,  Ulcus  mit  Uyperazidität 
i  einem  Fall  von  reinem  Ulcus  therapeutisch  Olivenöl  angewendet  neben 
igneter  Diät  und  Magenspülungen  bei  ersteren.  Das  Öl  wurde  in  den 
her  gespülten  Magen  mit  der  Sonde  eingegossen  oder  20—30  Minuten 
der  Mahlzeit  esslöfifelweise  erwärmt  genommen.  Das  Verfahren  erwies 
1   als  wertvoll    besonders   wegen   der  Möglichkeit   ambulanter  Behandlung. 


Moser,  Terletiungen  und  chinir^.  Erkrauknngen  des  Magens.  635 

Bei  vier  Fällen  von  Ektasie  konnte  die  zuerst  beabsichtigte  Operation  unter- 
bleiben. Unöbervfindlichen  Widerwillen  gegen  das  Ol  fand  er  in  einem  Falle. 
Bei  andauerndeni  Erbrechen  empfiehlt  Bennett  (15),  nicht  wie  man 
gewöhnlich  tut,  die  Flüssigkeitsznfuhr  in  den  Magen  zu  beschränken,  sondern 
im  Gegenteil  so  viel  frisches  Wasser  trinken  zn  lassen,  als  die  Patienten  zur 
Ihirststillung  brauchen.  Durch  das  weitere  andauernde  Erbrechen  nach  dem 
Wassei^enuss  erreicht  man  eine  natürliche  Ausspülung  des  M^ens.  Der 
(iesiank  der  erbrochenen  Massen  verliert  sich  und  damit  der  schlechte  Ge- 
schmack und  der  Ekel.  Zum  erstenmal  sah  er  den  guten  Erfolg  bei  einem 
'v'-jährigen  Mann  mit  Darmstenose  infolge  inoperablen  '['nmors.  Der  durch 
cUs  Erbrechen  völlig  erschöpfte  Mann  erholte  sich  rasch,  obschon  er  schon 
^tir^l>end  aussah,  und  verlebte  den  Rest  seiner  Tage  ohne  Qualen.  Der 
nreite  Fall  betraf  einen  45jäbngen  Mann,  bei  dem  gelegentlich  einer  grossen 
Heniienoperation  viel  Netz  reseziert  worden  war.  Er  erkrankte  in  48  Stun- 
den mit  starkem  Meteorismus  und  Erbrechen ,  das  bald  fäkuient  wurde. 
Hinnen  kurzem  sah  er  wie  ein  Sterbender  aus.  Nach  reichlichem  Wasser- 
£#nnss  schwand  bald  der  Gestank  des  Erbrochenen,  es  wurde  bald  ohne  An- 
strengung reines  Wasser  erbrochen.  Schliesslich  trat  Heilang  ein.  Bennett 
tianbt,  dass  ihm  lediglich  das  Wassertrinken  das  Leben  gerettet  habe.  Ganz 
ebenso  erging  es  bei  einem  13  jährigen  Knaben  nach  schwerer  Äppendizitis- 
(iperation  und  bei  einem  Mann  in  mittleren  Jahren  mit  Peritonitis  infolge 
Trsnnias.     Bennett  empfiehlt  daraufhin  das  Verfahren  angelegentlichst. 

Bei  der  Untersuchung  des  Magensaftes  auf  Chloroform  sei  es  mittels 
.\nalyse  des  Vomitus,  der  während  und  nach  der  Narkose  auftritt,  sei  es  durch 
Vornahme  von  Magenausspülungen  in  verschiedenen  Zwischenräumen  nach 
der  .Anästhesie  sowohl  bei  Individuen,  die  erbrachen,  als  bei  denen,  die  nicht 
erbrachen,  erzielte  Diez  (41)  folgende  Resultate:  bei  30  Beobachtungen,  in- 
dem er  sich  fünf  Analysemethoden  bediente:  16mal  erhielt  er  Anwesenheit 
Ton  Chloroform  (8mal  bei  denen,  die  erbrachen,  und  8  mal  bei  denen,  die  nicht 
erbrachen):  dasselbe  fand  sich  nur  in  den  ersten  Stunden  nach  der  Narkose, 
besonders  wenn  die  Aufregungsperiode  eine  lange  war,  und  verschwand  nach 
der  ersten  Magenausspiilung ;  stets  war  es  in  äusserst  geringer  Menge  vor- 
banden. Infolge  dieser  Tatsachen  ist  Diez  der  Ansicht,  dass  es  sich  nicht 
um  TOQ  der  Schleimhaut  ausgeschiedenes ,  sondern  im  Beginn  der  Narkose 
verschlacktes  Chloroform  handeln  könne  und  dass  ausserdem  diese  kleinen, 
sich  in  dem  Magen  vorfindenden  Mengen  keinerlei  Einfluss  auf  das  Erbrechen 
bei  Anästhesien  haben.  Als  die  empfindlichsten  Reaktionen  erwiesen  sich  die 
loa  Schwarz  und  Hoffmann.  R.  Giani. 

Ümber  (146)  hat  Gelegenheit  gehabt,  bei  einem  Gastrostomierten  den 
.^ppetitsafl  des  normalen  Magens  zu  untersuchen.  Es  handelte  sich  um  einen 
Öäiährigen  Mann  mit  langsam  entstandener  Stenose  wahrscheinlich  maligner 
Natnr,  bei  dem  eine  Kadersche  Fistel  angelegt  worden  war,  die  gut 
funktionierte  und  den  Kranken  wieder  in  gute  Ernährungsverhältnisse  brachte. 
Die  motorische  nnd  sekretorische  Leistung  des  Magens  war  eine  völlig  nor- 
inale.  Ausserdem  lernte  es  der  Kranke,  unwillkürliche  Brechbewegungen  zu 
Tenneiden  und  den  Speichel  unausgesetzt  auszuspeien.  Vor  den  Versuchen 
TOide  der  nüchterne  Magen  leer  gespült.  Die  Saftsekretion  begann  drei 
Minuten ,  nachdem  Patient  zu  kauen  angefangen  hatte,  ohne  Speisebrei  zu 
vemhincken.  Die  Wirksamkeit  des  Salzsäure-  und  fermentreichen  Saftes  er- 
reichte nach  10 — 15  Minuten  ihren  Höhepunkt.    Etwa  */*  Stunden  nach  Auf- 


Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Kauens  verBiegte  die  Sekretion.  Die  Azidität  dieses  Sekretee  er- 
f/o.    Annähernd  gleicbtnässig  geht  die  Pepsinabsondenmg ,    deren 

nnr  etwas  später  eintrat.  Milchsäure  war  niemals  nachzuweisen, 
der  Magensaft  war,  desto  tiefer  lag  auch  der  Gefrierpunkt.  Der 
cheinfütterung  mit  Brot  sezemierte  Magensaft  war  stets  spärlicher. 
urereicher.  Bezüglich  der  Fermente  anterscHied  er  Bich  niclit  vom 
t".  Bemerkenswert  ist,  dass  vier  Minuten  nach  Eingabe  eines 
is  ein  langsamer  Sekretionsstrom  von  klarem  Magensaft  erschien, 
auch  nur  auf  dem  Wege  der  Reflexbahn  erfolgen. 

k  i  (133)  fand  bei  einem  10 jährigen  Mädchen,  bei  dem  von  G 1  a  c  k 
ir  gutartigen  Ösophagusstenose  eine  Ösophagus-  und  eine  Magen- 
legt war,  nach  Scbeinfütterungen  den  Magensaft  bluthypotontsch. 
irpunkt  lag  ca.  0,5 — 1,0"  C  oder  noch  etwas  mehr  unter  dem  Ge- 

des  menschlichen  Blutes  von  0,56"  C.  Er  zeigte  also  einen  be- 
1  Unterschied  gegen  den  Saft  von  B  i  c  k  e  1  s  Magenblindsackhunden, 
d  Sasaki  die  einzelnen  in  aufeinander  folgenden  Zeiten  bei  einer 
rung  abgesonderten  Saftmengen  hinsichtlich  ihrer  Molekularkon- 
nur  wenig  voneinander  verschieden. 

meter  (73)  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  zu  dem 
ass  Pepsin  und  Chjmosin  nicht  identisch,  sondern  zwei  spezifische 
lind. 

y  (71)  bespricht  die  Operation  nach  Pawlow  unter  Vorzeigung! 
:h  operierten  Hundes.  Bei  dieser  Operation  wird,  an  der  grosi^en 
«ginnend,   parallel  der  Längsachse   durch  die   vordere  Magenwand 

gemacht,  welcher  im  Innern  derart  fortgesetzt  wird,  dass  er  nur 

durchtrennt,  Muskularis  und  Serosa  jedoch  unversehrt  lässt.  Die 
t  wird  nun  von  der  Unterlage  abpräpariert  und  sowohl  an  der 
a  zugewendeten  Seite  wie  an  der  dem  erzeugten  Abschnitt  ent- 
n  mit  den  anderen  Scbnittr ändern  derart  vernäht,  dass  beide  Teile 
ig  voneinander  durch  ein  Schleimhautseptum  getrennt  sind.  E$ 
ändige  Veruähung  bis  auf  eine  kleine  in  die  Bauchwand  einzu- 
Öffnung  des  abgetrennten  Stückes. 

sieben  nach  Pawlow  operierten  Hunden  hat  Bickel  (1^)  gf- 
is  der  bei  der  gleichen  Ernährung  abgesonderte  Saft  bei  demselben 
erschiedenen  Tagen  eine  wechselnde  Konzentration  an  gelösten 
überhaupt,  wie  besonders  auch  an  Elektrolyten  haben  kann,  und 
31  der  Milchfütterung  zur  Abscheidung  kommende  Saft  binsichtlicli 
Eentrations Verhältnisse  nicht  wesentlich  von  demjenigen  abweicht, 
ischfüttemng  sezerniert  wird.  Nur  ist  der  bei  Fleischnahrung  ge- 
ift  im  allgemeinen  reicher  an  Elektrolyten  und  zeigt  überhaupt 
z  zu  höheren  Knzentrationsgraden ,  als  sie  dem  bei  Milcbnahrunt; 
len  Saft  eigen  sind.  Weiter  ist  Bickel  der  Ansicht,  dass  die 
kopischen  Granula,  die  er  im  reinen  Magensaft  fand,  diejenigen 
ind,  an  denen  die  Fermente  kleben.  Das  ultramikroskopische  Bild, 
enscbliche  Magensaft  darbietet,  unterscheidet  sich  in  nichts  von 

des  Hundes. 

Pawlow  hat  gezeigt,  dass  Darreichung  von  Alkali  nicht  nur  die 
lagen  abstumpft,  sondern  auch  die  Sekretion  der  Magenschleim- 
wtzt. 


Hoser,  Verletiungen  und  cbirurg.  Erkrank angen  des  Magens.  637 

Bickel  bat  weitere  Versacbe  mit  Alkalidaireichung  an  einem  nach 
Pawlow  operierten,  mit  Pilokarpin  vergifteten  Hunde  angestellt.  Führt 
man  einem  solchen  Hunde  Alkali  in  beträchtlicher  Dosia  mit  der  Schlund- 
lionde  in  den  grossen  Magen  ein ,  so  versiegt  in  wenigen  Minuten  die  eben 
noch  gesteigerte  Sekretbildung  im  kleinen  Magen  fast  gänzlich,  und  dieselbe 
Svhleimhant,  die  eben  noch  stark  salzsaure  Saitmassen  produziert  hat,  nimmt 
tfine  alkalische  Reaktion  an,  ohne  dass  auch  nur  eine  Spur  des  eingeführten 
Alkalis  ihre  Oberfläche  berührt  hat-  Dabei  zeigt  die  profuse  Speichelabsonde- 
rung, dass  das  Pilokarpin  seine  Wirkung  noch  ausübt.  Es  ist  möglich  und 
«ahrscbeiidich ,  dass  diese  Erscheinung  in  einer  durch  Alkaliresorption  be- 
dingten Alkalisierung  der  Kürpersäfte,  und  zwar  des  Blutes,  bedingt  ist.  An 
einem  anderen  Hnnd  konnte  Bickel  feststellen ,  dass  bei  der  chronischen 
liastritis  genau  so  wie  in  der  Norm  Salzsaure  allein  nicht  stärker  safttreibend 
■irkt  als  destilliertes  Wasser.  Liess  Bickel  aber  bei  diesem  Tier,  das  an 
chronischer  Gastritis  mit  Hyperazidität  litt,  eine  Stunde  nach  der  Eingiessnng 
von  200  ccm  'Ao  Normal-Salzsäure  eine  Menge  von  200  ccm  Milch  in  den 
Magen  laufen,  so  konnte  er  eine  bis  zum  übernächsten  Tage  anhaltende 
.'^äureabsonderung  feststellen.  Auch  hier  ist  möglich,  dass  die  Sänreeingabe 
^rst  seknndär  vom  Blut  aus  wirkt.  Wurde  die  Salzsäure  nach  der  Mahlzeit 
gfgeben,  'so  wurde  die  Sekretbildnng  im  kleinen  Magen  nicht  im  mindesten 
Tcräudert. 

Daas  auch  psychische  Einflüsse  auf  die  Magenabsonderung  einwirken 
bounen,  ist  ja  schon  durch  die  Erfahrungen  des  täglichen  Lebens  genügend 
bekannt.  Bickel  hat  diese  Einflüsse  auch  an  ösophagotomierten  Magen- 
ästelbunden  bestätigen  können.  Wurde  der  Hnnd  durch  Vorhalten  einer 
Katze  geärgert,  so  sonderte  der  Magen  sehr  viel  weniger  Saft  ab  (9  ccm 
g^gen  66,7  ccm).  Ebenso  konnte  die  schon  im  Gange  beflndliche  Magensaft- 
abfondemng  durch  Vorhalten  einer  Katze  unterdrückt  werden.  Es  erhellt 
daraus  der  hemmende  Einflnss,  den  Aß'ekte  auf  die  bereits  eingeleitete  Magen- 
säfiproduktion  haben.  Die  Qualität  des  Magensaftes  erleidet  ausser  einer 
reichlicheren  Schleimbeimengang  keine  nachweisbare  Einbusse. 

Oannon  und  Blake  (31)  haben  über  die  Funktion  des  Magens  nach 
G.  E.  und  Pyloroplastik  Versuche  an  Katzen  angestellt.  Nach  Eingabe  einer 
mit  Wismut  vermischten  Nahrung  haben  sie  Beobachtiugen  auf  dem  Röntgen- 
schirm angestellt.  Peristaltische  Wellen  im  Pylonisteil  des  Magens  begannen 
venige  Minuten  nach  der  Nahmugseinnabme  und  halten  solange  an,  als  im 
Magen  Inhalt  ist.  Der  Pylorusteil  dient  dazu,  die  Nahrung  gehörig  mit  Magen- 
saft zu  mischen  und  gröbere  Nahmngastücke  zu  zerreiben.  Im  kardialen  Teil 
ist  die  Muskulatur  während  der  Verdauung  in  einem  Zustand  von  chronischer 
Kontraktion.  Dadurch  wird  der  Magen,  je  mehr  er  entleert  wird,  desto 
kürzer.  Während  der  letzten  Zeit  der  Verdauung  wird  der  Pylorus  schliess- 
Uch  zum  tiefsten  Punkt.  Bei  einem  Magen,  dessen  Moskuhtur  noch  nach 
der  Operation  funktioniert,  bleibt  also  der  bei  der  Operation  als  tiefster  Punkt 
aoEgewählte,  nicht  die  tie&te  Stelle.  Man  wird  deshalb  gut  tim,  eine  G.  E. 
m  der  Nahe  des  Pylorus  anzulegen  und  nicht  an  der  scheinbar  am  tiefsten 
gelegenen  Stelle.  Überhaupt  ist  zur  Weiterbeförderung  der  Ingesta  stets 
Mn^elkraft  notwendig ;  die  alleinige  Schwere  der  Nahrungsmittel  spielt  kaum 
eine  Rolle.  Der  Druck  im  pylorischen  Teil  ist  ausserdem  grösser  als  im  kar- 
dialen Teil. 


3  Jahreabsricht  fllr  Chirurgie.     II.  Teil. 

An  zehn  gastroenterostomierten  Katzen,  bei  denen  der  Pyloms  offen 
lassen  war,  wnrde  untersucht,  velcben  Weg  der  Mageninhalt  nahm.  In 
en  Fällen  ging  der  Speisebrei  durch  den  Pylorus,  die  neue  Öffnung  wurde 
T  gleichzeitig  mitbenutzt  in  einem  Fall  von  sehr  grosser  Anastomose  an  der 
)rderwand  und  einer  Anastomose  der  Hinterwand  nahe  dem  Pylorus.  Sogar 
mn  der  Pylorus  verengt  worden  ist,  geht  der  Speisebrei  eher  den  natürlichen 
eg,  als  durch  eine  Öffnung,  die  von  der  Stelle  des  grössten  Druckes  zu  weit 
tfernt  ist.  Ob  die  Anastomose  an  der  V'order-  oder  an  der  Hinterwand 
[gelegt  worden  war,  zeigte  sich  für  die  Entleerung  gleichgültig.  War  der 
'loms  offen,  so  kam  es  leicbt  zu  Übertritt  von  Chymus  aus  dem  Jejunum 
den  Magen.  Besonders  leicht  zeigte  sich  dieser  Circolns  vitiosus ,  wenn 
T  Magen  gedehnt  war,  z.  B.  durch  zu  grosse  Nahrungsaufnahtne ;  dann 
immt  die  der  Anastomose  gegenüberliegende  Darmwand  fast  in  das  Niveau 
ir  Magen  wand  und  der  Spei  sehr  ei  muss  natürlich  wieder  in  den  Magen 
ihen.  Abknickung  der  abführenden  Schlinge  haben  Cannon  und  Blake 
ters  beobachtet.  Offenbar  kommt  eine  solche  durch  Unterbrechung  der  peri- 
altiscben  Kontraktionen  an  der  Anastomosenstelle  leicht  zustande.  Es 
irfte  sich  deshalb  empfehlen,  bei  der  Naht  dafür  Sorge  zu  tragen,  dass  ge- 
,de  am  abführenden  Schenkel  eine  Knickung  vermieden  wird.  Besonders 
>er  empfiehlt  es  sich  nach  diesen  Untersuchungen,  die  G.  E.  m(%licbst  im 
rlcnrischen  Teil  des  Magens  anzulegen. 

War  bei  den  Tieren  eine  Pyloroplaetik  gemacht  worden,  gleicbgültig, 
)  die  nach  Heinecke-Mikulicz  oder  nach  Finney,  so  vollzog  sich  die 
ntleerung  des  Magens  schneller  als  in  normalen  Verhältnissen.  Abknickungen 
nd  hier  nie  beobachtet  worden.  Die  Mischung  mit  Pankreassaft  und  Galle 
illzog  sich  in  normaler  Weise  durch  rhythmische  Kontraktionen. 

Für  die  Beurteilung  der  motorischen  Tätigkeit  des  Magens  kommen 
tch  Mironescu  (101)  zwei  Momente  in  Betracht,  die  KontraktUität  der 
agenwand  und  die  Elastizität  derselben.  Die  elastischen  Fasern  bilden  in 
»r  Magenwand  zwei  Schichten;  in  der  Muscnlaris  mucosae  bilden  sie  ein 
it  dem  Muskelnetz  innig  verbundenes  Netzwerk,  von  dem  aus  Bündel  in  die 
ihleimhant  gehen,  die  sich  zwischen  den  Drüsen  verteilen.  Eine  zweite 
astische  Schiebt  ist  Submukosa  und  Muskularis.  An  der  Kardia  sind  die 
astischen  Elemente  in  grösserer  Zahl,  in  der  Pylorusgegend  in  geringerer. 

Die  angeborene  Mangelhaftigkeit  der  elastischen  Fasern  kann  in  einzelnen 
allen  Atonie  nnd  akute  Erweiterung  des  Magens  erklären.  Das  Überschreiten 
ar  Elastizitätsgrenze  ist  die  Ursache  der  Magenerweiterung.  Bei  einem 
lange!  der  Elastizität  der  Magenwand  ist  als  Therapie  deshalb  nur  eine  ent- 
)rechende  Diät  anzuwenden,  welche  die  Magenwände  nicht  mehr  erweiternd 
ostrengt.  Die  operative  Behandlung  gibt  hier  nur  mangelhafte  Resultate. 
n  Gegensatz  dazu  gibt  sie  bei  Pylorusstenose  mit  Erweiterung,  wobei  die 
lastizität  nur  in  indirekter  Weise  gestört  ist,  (gerade  auf  Grund  derselben) 
irzügliche  Resultate. 

Cannon  (30)  hält  die  Einteilung  des  Magens  in  einen  kardialen  und 
ylorischen  Teil  für  wichtig.  Im  kardialen  fehlt  die  Peristaltik.  Die  Musku- 
htur  des  Fundus  zwingt  durch  tonische  Kontraktion  den  Inhalt  in  den  Pylorus- 
iil,  von  dem  aus  durch  peristaltische  Bewegungen  die  Speisen  weiter  befor- 
ert  werden.  Nach  Verschlucken  von  lufthaltiger  Nahrung  hat  Cannon  bei 
nker  Seitenlage  über  dem  Pyiorus  alle  19 — 20  Sekunden  in  rhythmischen 
wischenräumen  ein  Geräusch  gehört,  das  jedesmal  einer  peristaltischen  Welle 


Moser,  VeTletzimgen  und  Chirurg.  Erkrankungen  des  HngenB.  G39 

jitsprechen  soll.  Die  Peristaltik  bewirkt,  Eotange  der  Pylorus  geschlossen 
■<•..  eine  innige  Mischling  der  Nahrung  mit  dem  Magensaft,  besonders  dem 
Siit  der  pylorischen  Drüsen.  Der  Kardiateil  bildet  ein  Reservoir  für  die 
Nabrungsniittel.  Dort  kann  sogar  Speichelverdauung  stattfinden.  Öffnung 
imd  Verschluss  des  Pylorus  wechselt  ab.  Harte  Körper  verlängern  die  Zeit 
der  Kontraktion.  Kohlehydrate  gehen  schnell  dnrch  den  Pylorus,  Fette  viel 
langsamer.  Freie  Salzsäure  im  Magen  bewirkt  Öffnung  des  Pylorus,  freie 
äure  im  Duodenum  regt  wieder  Verschloss  desselben  an,  so  dass  eine  weitere 
DffnaDg  erst  erfolgt,  wenn  die  Säure  im  Duodenum  neutralisiert  ist. 

Rieder  (126)  hat  Magenkranken  eine  Mischung  von  Mebl-  und  Kar- 
loä^elhrei  mit  Bismutum  subnitr.  (bis  30  g)  eingegeben  oder  hat  eie  '/«  Liter 
ml  ^ismutpulver  vermischter  Milch  trinken  lassen  und  konnte  dann  auf 
Bonlgenphotographien  den  Stand  des  Magens  sehr  gut  erkenoeu.  Er  fand  in 
n>]rmalen  VerhältniBsen  die  vertikale  Lage  des  Magens  bei  massig  gefiUltem 
i)rc3Q  als  die  überwiegende.  Beim  weiblichen  Geschlecht  fand  er  den  Magen 
üef«T  stehend  als  beim  mäimlichen.  Die  von  His  sogenannte  Incisnra  car- 
diaca  zwischen  Magengmnd  nnd  -Körper  war  deutlich  zu  sehen.  Der  Pylorus 
rnrde  als  der  eigentliche  Motor  des  Magens  erkannt,  und  es  konnte  festge- 
stellt werden,  dass  die  Überführung  der  Ingesta  vom  Magen  in  den  Darm 
nnr  in  kleinen  Portionen  erfolgte.  Die  rhythmische  Entleerung  des  Magens 
lommt  zum  Stillstand  bei  Überfüllnng  des  Dänndarms. 

Poud  (121),  der  die  Diagnostik  der  Magendilatation  bespricht,  wendet 
mit  Vorteil  die  Gastrodiaphanie  an,  wie  sie  Kemp  beschrieben  hat.  Pat. 
bekommt  erst  Natr.  bicarb.  zur  Neutralisation  des  Magensaftes,  dann  eine 
Lösang  von  Flnoreszin.  Dann  wird  im  Dunkelzimmer  ein  Lockwood-Licht 
in  den  Magen  geführt  an  einer  dännen  Sonde,  so  dass  es  leicht  bewegt  werden 
kann.  Die  Magengrenzen,  Tumoren  nnd  die  angrenzenden  Gebilde  werden 
int  erkannt.  Das  sicherste  aller  diagnostischen  Mittel  bleibt  aber  doch  die 
Frubekparatomie.     Die  Operationen  werden  kurz  besprochen. 

Knapp  (8Ö)  empfiehlt  zur  Untersuchung  des  Unterleibs  die  „vibratorische" 
Perkussion.  Der  perkutierende  Finger  klopft  leicht  auf  den  auf  die  Banch- 
vind  aufgelegten  Finger  der  anderen  Hand  ohne  einen  Schall  hervorzubringen. 
Der  aufgelegte  Finger  fühlt  dann  verschiedene  Vibrationen  je  nach  der 
EE^jnnanz  des  perkutierten  Bezirkes.  Zur  Bestimmung  der  Magengrenzen 
lässt  Knapp  ein  Glas  kalten  Wassers  trinken.  Nach  einer  halben  Minute 
bnn  man  an  der  Abkühlung  der  Haut  fühlen,  wie  weit  der  Magen  reicht. 
Die  Hand  des  Untersuchenden  muss  dabei  waroj  sein.  Später  als  eine  halbe 
Minute  kann  sich  die  Abkühlung  schon  weiter  ausgebreitet  haben. 

Ponfick  (120)  hat  Lage  und  Gestalt  des  Magens  an  Leichen  unter- 
sucht,  nachdem  er  die  Körperhöhlen  hatte  gefrieren  lassen.  Er  fand  die  An- 
gibeo  von  Doyen  bestätigt,  dass  der  Magen  in  leerem  Zustande  vorwiegend 
«De  beinahe  senkrechte  Stellung  einnimmt.  Doch  kommen  Schwankungen 
Tor.  So  fand  er  auch  Öfters  die  Waldeyersche  Mittelstellung. 

Verdrängt  werden  Kardia  mit  Fundus  z.  E.  durch  Luft-  oder  Flüssig- 
keiUansammlung  in  den  Pleuren.  Die  Lage  des  Pylorus  ist  ziemlich  genau 
in  der  Mittellinie,  doch  so,  dass  er  sie  nach  rechts  hin  um  ein  Geringes  zu 
überschreiten  pflegt.  Auch  er  wird  durch  Ergüsse  im  Pleuren-  und  Peritoneal- 
tanin  aus  seiner  Lage  gebracht,  am  meisten  bei  der  Perforations-Peritonitis, 
dann  auch  unter  anderem  stark  bei  Bluterguss  im  Magen  selbst.  Bei  ab- 
Bonner  Dehnung  der  Magenwand  sieht  man  oft  eine  ausgesprochene,  schwellen- 


10  Jahresbericht  fDr  Cbirargie.    II.  Teil. 

rtige  Leiste,  die  den  PfÖrtnerteil  und  Korpus  in  zwei  gesonderte  Behalte 
'ennt.  Die  Fälligkeit  des  Magens,  anderen  raumbeengenden  Einflössen  gegen 
ber  auszuweichen,  ist  eine  ausnehmend  grosse. 

Eich  1er  (42)  hat  die  Sahlische  Desmoidreaktion  nachgeprüft,  die  darii 
esteht,  dass  man  kleine,  Methylenblau  bezw.  Jodoform  enthaltende  Gommi 
ickchen,  die  mit  einem  diinnen  Rohcat^tfaden  verschlossen  sind,  ver- 
gucken lässt.  Sondert  der  Magen  verdanuDgskräftige  Sekrete  ab,  so  wirc 
as  Catgut  verdaut,  die  Reagentien  werden  frei  und  lassen  sich  im  Uam 
achweisen.  Wird  das  Catgut  nicht  verdaut,  dann  können  Jod  resp.  Methylen- 
lau nicht  in  den  Körperkreislauf  kommen.  Eichler  hat  in  den  Säckcben 
:ets  Jod  und  Methyleoblaa  zusammen  gegeben ,  da  in  manchen  Fällen 
lethylenblau  weder  als  solches  noch  als  Chromogen  ausgeschieden  wird, 
estützt  auf  seine  Versuche  hält  Eichler  die  Sahlische  Desmoidreaktion 
Is  eine  recht  brauchbare  Bereicherung  unserer  diagnostischen  Hilfsmittel. 
!in  positives  Ausfallen  der  Reaktion  innerhalb  der  ersten  15 — 20  Stunden 
ach  dem  Verschlucken  der  Pille  beweist,  dass  die  Magenwand  sowohl  Salz- 
iure  als  auch  Pepsin  in  genügender  oder  wenigstens  annähernd  genügender 
tärke  absondert.  Dagegen  sagt  die  Probe  über  eine  eventuelle  Hyperchlor- 
ydrie  nichts  aus.  Ein  verspätetes  Auftreten  der  Reaktion  nach  1 — 2  Tagen 
Bigt  an,  dass  der  eine  oder  andere  Faktor  der  Magenverdauang  nicht  in 
hysiologisch  normaler  Weise  funktioniert,  eine  Magenverdauung  aber  doch 
och  vorhanden  ist.  Ein  negativer  Ausfall  der  Reaktion  kann,  abgesehen 
on  Erkrankungen  des  Darms,  iler  Niere  und  des  Herzens,  bedingt  sein  durch 
Joe  hochgradige  Sub-  oder  Anazidität,  durch  mangelhafte  Pepsinaofiscbeidunf, 
nrch  Achylie,  Hypermotilität,  hochgradige  Insuffizienz  des  Magens  n.  a.  m. 
lie  Ergebnisse  der  Untersuchung  mit  der  Sah  lischen  Reaktion  standen  ganz 
n  Einklang  mit  der  Untersuchung  der  Fäzes  auf  Bindegewebe  nach  einer 
'robefleischkost  nach  den  Vorschriften  von  Schmidt.  Besonders  empfehlens- 
wert ist  die  Anstellung  der  Desmoidreaktion  in  Fällen,  wo  sich  der  Patient 
egen  die  Einführung  eines  Magenschlauches  aufs  entschiedenste  sträubt  oder 
'o  eine  Kontraindikation  gegen  Einführung  des  Schlauches  vorliegt. 

Auch  Kühn  (88)  hat  die  Sahlische  Methode  nachgeprüft.  Die  Grün- 
Irbung  des  Urins  hält  mehrere  Tage  an,  was  mit  Rücksicht  auf  eine  Wieder- 
olong  des  Versuches  von  Wichtigkeit  ist.  Auch  ans  seinen  Versuchen  gebt 
error,  dass  die  Fähigkeit  des  Magensaftes,  nach  einer  gewöhnlichen  Mabl- 
eit  den  Catgntverschiuss  des  die  Pille  enthaltenden  Oummibeutelcbens  zu 
isen,  in  erster  Linie  von  seinem  Gehalt  an  freier  Salzsäure  abhängig  ist. 
lan  wird  also  diese  einfache  Methode  zum  Nachweis  der  freien  Salzsänre 
enntzen  können.  Fälle  von  Magenkarzinom  wiesen  sämtlich  eine  negative 
tesmoidreaktion  selbst  da  auf,  wo  Milchsäure  in  beträchtlicher  Menge  vor- 
anden  war. 

Bartenstein  (13)  bat  die  Beobachtung  gemacht,  dass  die  Azidität 
es  Mageninhaltes  von  verschiedenen  Portionen  derselben  Aushebemng  nicht 
nbeträchtlichen  Schwankungen  unterworfen  ist.  Bei  Anwendung  eines  Aspi- 
ators  mit  eingeschalteter  Flasche  wies  die  in  dem  ersten  Gefäss  meist 
or  mit  der  Sonde  gewonnene  Portion  oft  eine  grössere  oder  geringere  Azidität 
uf  als  die  zweite  mit  dem  Aspirator  erhaltene.  Auch  ohne  Aspirator  varen 
erschiedene  nur  mit  dem  Magenschlauch  heransbeförderte  Portionen  des 
lageninhaltes  ihrer  chemischen  Beschaffenheit  nach  verschieden.  So  kana 
a  kommen ,  dass  bei  einem  Befand  von  normalem  Säurewert  an  einer  be- 


Hoaer,  TerlelEungen  und  cbirurg.  Erkrank ud gen  des  Magena.  641 

ftimmten  Stelle  des  Magens  doch  gesteigerte  Säuresekretion  vorhanden  ist 
und  Symptome  von  Hyperazidität  hervorruft. 

Willcox  (152)  fand  bei  seinen  Untersnchungen ,  die  alle  durch  Ope- 
ration oder  Obduktion  kontrolliert  wurden,  bei  Magen-  und  Duodenalgeschwüren 
die  Azidität  stets  hoch  {0,2— CjS^/o),  organische  Säuren  gewöhnlich  fehlend. 
Bei  Magenkarzinom  war  der  Beftmd  des  Mageninhalts  sehr  wechselnd  je  nach 
dem  Sitz  des  Tumors.  Beim  Sitz  im  Kardiateil  des  Magens  war  die  Ges. 
Azid.  niedrig,  gewöhnlich  unter  0,04°/o,  freie  Salzsäure  fehlte,  organische 
Säuren  waren  gewöhnlich  vorhanden ,  ebenso  Spuren  von  Muzin ,  aber  keine 
Älbnmosen  oder  Peptone.  Beim  Sitz  des  Tumors  im  Pylonisteil  fand  er  die 
Ges.  Azid.  zwar  subnormal,  von  0,5 — 0,1,  aber  doch  höher  als  bei  Sitz  im 
Kardiateil.  Freie  Salzsäure  fehlte  auch,  organische  Säuren,  Muzin  und  Al- 
bnmin  vorbanden,  oft  auch  Pepton.  Willcox  glaubt  aus  dem  verschiedenen 
IWfnnd  der  chemischen  Untersuchung  nicht  nur  die  Diagnose  auf  Karzinom, 
sondern  auch  auf  den  Sitz  derselben,  ob  im  Pylorus-  oder  Kardiateil,  stellen 
la  können. 

Der  Umstand,  dass  freie  Salzsäure  auch  bei  Magenkarzinomen  ohne  jede 
Störung  vermisst  wird,  führte  zu  der  Überlegung,  ob  das  Fehlen  der  Säure 
Dicht  irgendwie  mit  allgemeinen  Ernährungsstörungen  zusammenhänge,  viel- 
leicht sogar  mit  solchen,  die  zur  Karzinombildung  führen.  Moore  (104)  hat 
im  Verein  mit  Alexander,  Kelly  und  Roaf  gefunden,  dass  freie  Salz- 
säure fehlt  oder  doch  beträchtlich  vermindert  ist  bei  malignen  Tumoren  mit 
lieliebigem  anderen  Sitz.  Nach  operativer  Entfernung  der  Karzinome  ändern 
jich  häufig  die  Säureverhältnisse  nicht,  ein  Zeichen,  dass  im  Körper  die  Be- 
ilingungen  zor  Wiederentwickelnng  der  Geschwülste  vor  wie  nach  in  gleicher 
Weise  bestehen.  Die  Saureabscheidung  steht  im  Zusammenhang  mit  Blut- 
reaktion, Nieren-  und  Lebertätigkeit. 

Die  Vorstufen  der  Salzsäure  (104a)  liegen  im  Blut  und  bestehen  aus 
Wasäerstoflf-  und  Chlor- Ionen  in  irgendwelcher  Zusammensetzung.  Möglich 
wire,  dass  die  säureproduzierenden  Zellen  atrophieren.  Dazu  läge  aber  bei 
malignen  Tumoren  anderer  Organe  gar  kein  Grund  vor.  Oder  die  malignen 
Prozesse  stören  in  irgend  einer  Art  die  Tätigkeit  dieser  Zellen.  Moore 
konnte  Wiederkehren  der  fehlenden  Säuresekretion  nach  Absetzen  der  krebsig 
erkrankten  Brust  beobachten.  Schliesslich  könnte  auch  das  Fehlen  der  Säure- 
sekretioD  von  einem  Mangel  hydrogener  Ionen  im  Blut  herrühren.  Das 
Fehlen  der  Säure  auch  nach  Exstirpation  maligner  Tumoren  würde  dafür 
sprechen,  daas  die  Säureverminderung  nicht  eine  Folge  der  malignen  Tumoren, 
sondern  eine  Vorbedingung  für  deren  Wachstum  sei.  Bei  der  Entstehung 
maligner  Geschwülste  spielt  die  chemische  Zusammensetzung  vielleicht  eine 
grosse  Rolle.  Eine  praktische  Bedeutung  kann  es  haben,  bei  latenten  Tumoren 
eine  Verminderung  der  Salzsäure  im  Magen  festzustellen. 

Ewald  (4ö)  zeigte  einen  geformten  hellgelben  Stuhlgang  tmd  einen  hell- 
'eiss  aassehenden  Mageninhalt,  in  denen  beiden  dem  Ausseben  nach  nie- 
mand Blut  vermutet  hätte.  Trotzdem  fanden  sich  in  beiden  reichliche  Mengen 
von  Blut.  Er  demonstriert  die  Aloinprobe  (kirschrote  Verfärbung  der  ur- 
sprünglich blassgelben  Aloinlösung).  Der  Stuhl  stammte  von  einem  Patienten 
mit  einem  Duodenalgeschwür,  der  Mageninhalt  von  einem  Kranken  mit  Ulcus 
ad  pylorum.  Bei  methodischen  Untersuchungen  kann  man  solche  okkulte 
MagenblntuDgen  sehr  häufig  finden.  Allerdings  müssen  bei  der  Untersuchung 
manche  Fehlerquellen  ausgeschaltet  werden. 

Jilm«lwri(bt  fllr  Chirnrgia  ItOS.  41 


iii2  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Boas  (32aj  weist  auf  Fehlerquellen  hin,  die  bei  Magenuntersuch angen 
unterlaufen  können.  Viel  unterlassen  wird  immer  noch  die  Vorschrift,  sich 
vor  einem  Probefrühstück  mittelst  Magensonde  zu  vergewissern,  ob  der  Magen 
leer  ist.  Die  Äusbeberoog  nach  dem  Probe  frühstUck  soll  nach  einer  Stunde 
«rfolgen.  Das  abendhebe  Ausspülen  des  Magens  hat  schon  Veranlassung  dazu 
gegeben,  dass  die  früh  im  Magen  vorhandene  Flüssigkeit  als  reiner  Magensaft 
angesehen  wurde,  während  es  doch  in  Wirklichkeit  Spülwasser  +  Magensaft 
ist.  Das  Probefrühstück  vermag  nicht  unter  allen  Umständen  Aufklämng 
über  die  motorische  Tätigkeit  des  Magens  zu  geben.  Von  den  aus  diesem 
Gründe  angegebenen  anderen  Methoden  hat  sich  aber  auch  keine  bewährt. 
Das  Probefrühstück  ist  immer  noch  die  beste  und  brauchbarste  Orieatierungs- 
probe  für  die  sekretorische  und  motorische  Funktionsprüfung  des  Magens. 

Für  das  Lab  des  Magens  gilt  nach  Untersuchungen  von  Blum  und 
Fuld  (21)  das  Gleiche  wie  für  die  übrigen  Sekrete  des  Magens,  die  Sak- 
säure  und  das  Pepsin.  Wenn  man  auch  im  allgemeinen  bei  Affektionen  wie  Ulcus 
und  Hypersekretion  eine  Vermehrung  des  Labs,  bei  Katarrhen  und  Karzi- 
nomen eine  Verminderung  desselben  findet,  so  ist  im  einzelnen  Falle  dieses 
Moment  ebenso  wenig  für  die  Diagnose  einer  organischen  Magener krankuitg 
zu  verwerten,  wie  das  Verhalten  der  freien  Salzsäure.  Die  Sekretion  de- 
Labferments  ist  von  verschiedenen  Faktoren  abhängig  (Nervensystem,  Magen- 
schleimhaut, BlutbeschafTenheit).  Es  besteht  ein  Parallelismus  zwischen  Salz- 
säure und  Labfermenten.  Bei  Anwesenheit  freier  Säuren  ist  immer  Lab  vor- 
banden. Das  Gleiche  gilt  für  das  Pepsin.  Dagegen  können  Fermente  in 
normaler  Menge  vorhanden  sein,  ohne  dass  freie  oder  gebundene  Salzsaure 
nachweisbar  ist.  Die  Salzsäure  ist  ofTenbar  das  den  meisten  Schwankungen 
unterworfene  Sekretionsprodukt.  Wahrscheinlich  wird  das  Lab,  ebenso  wie 
Pepsin  und  Salzsäure,  für  die  verschiedenen  Speisen  in  verschiedener  Menge 
sezemiert.  Auch  bei  völligem  Fermentmangel  können  erheblichere  Störunge)) 
von  Seiten  des  Magens  gänzlich  fehlen.  Die  Angaben  Glässners,  dass  bei  . 
Karzinomen  des  Fundusteils  Abnahme  oder  Fehlen  von  Lab  und  Pepsin,  vor 
allem  des  Labs,  bei  Pylornskarzinom  eine  Herabsetzung  des  Pepsingehaltes 
bei  erhaltener  Lahsekretion  vorhanden  sei,  scheinen  sich  doch  nicht  in  dieser 
Einfachheit  zu  bestätigen.  Jedenfalls  soll  man  aber  der  Labbestimmung  neben 
der  Pepsinbestimmnng  mehr  Beachtung  schenken  bei  der  Diagnostik  der 
Magenerkranku  nge  n . 

Schmidt  (134)  hat  schon  1901  auf  das  Vorkommen  von  Bacterium 
coli  im  Magen  aufmerksam  gemacht  bei  infiltrierenden,  zu  Verkleinerung  des 
Lumens  führenden  Karzinomen.  In  typischen  Fällen  von  Magenkarzinom  ist 
das  Bacterium  coli  auch  zu  finden,  besonders  im  Exulzerationastadium.  Es 
ist  aber  nicht  imstande,  gegen  den  „Milchsäarebacillus"  aufzukommen.  Übri- 
gens ist  an  der  Milchsäure bildung  im  Karzinommagen  das  Bacterium  coli 
sicher  beteiligt. 

Den  Milchsäurebucillus  erachtet  Schmidt  als  ständigen  Bewohner  der 
Mundhöhle,  er  ist  allerdings  von  dort  aus  nicht  zu  züchten.  Er  wächst  gut 
auf  blutbaltigen  Nährböden. 

Befund  von  Sarzinen  spricht  meistens  für  das  Bestehen  einer  Stenosie- 
rung  im  Pylorns  oder  Duodenum.  Das  gleichzeitige  Auftreten  von  Sarziuen 
und  Milcbsüurebazillen  kommt  wohl  ausschliesslich  dem  stenosierenden  Magen- 
karzinom zu.  Die  Angaben  Opplers  binsichllich  der  Identität  der  Magen- 
sarzine  mit  den  pigmentbildenden  Arten  der  Luftsarzine  sind  falsch.    Dem- 


Moser,  Verlet langen  nnd  chirorg.  Erkrankungen  des  MagenB.  G43 

Kicb  ist  anch  die  Einteilung  der  Magansarzine  nach  Oppler  unrichtig, 
I'ig^en  ist  morphologisch  eine  grosszellige  und  eine  kleinzellige  Form  zu 
noterscheiden.  Vielleicht  stellen  aber  anch  diese  Formen  nnr  verschiedene 
£s[«ickeltmgsstadien  dar.  Vereinzeltes  Vorkommen  von  paarig  angeordneten 
Hefezellen  bat  keine  diagnostische  Bedeutung;  in  grösseren  Haufen  oder  in 
kiett«nförmigen  Verbänden  sprechen  sie  für  motorische  Insuffizienz.  Auftreten 
v»a  Klostridien formen  im  Magen  muss  stets  als  sicheres  Kriterium  für  eine 
ibnonne  Kommunikation  gedeutet  werden,  da  sie  nie  im  Magen  sonst  vor- 
kommen, sondern  nur  im  Darm. 

Schmidt  betont  die  Wichtigkeit  der  Untersuchung  des  Stahls  zur 
Diagnose  des  Magenkarzinoms.  Besonders  wichtig  ist  das  bei  bestehender 
Häm&temesis ,  bei  Aszites  u.  dergl.  Ist  in  den  Fäzes  ausschliesslich  eine 
gramnegative  Stäbchenflora,  so  wird  man  die  Möglichkeit  eines  Magenkarzi- 
ii<]ms  erst  in  allerletzter  Linie  in  Betracht  ziehen.  Anders  bei  der  gramposi- 
tiTeo  Büzillose.  Kann  man  hier  mit  oder  ohne  Kultur  Mi  Ichsäure  bazillec 
nacbTeisen,  so  kommt  diesen  dieselbe  Bedeutung  zu,  als  wenn  sie  im  Magen- 
inhalt gefunden  wären.  Dasselben  dürfte  vom  Sarzinebefund  in  den  Fäzes 
^«Iten.  Übrigens  erscheint  die  Sarzine  im  Stuhl  bisweilen  nur  in  Form  der 
.Sirzinesch  at  ten  " . 

Bosenfeld  (130)  veröffentlicht  sechs  Fälle  von  Flagellatenbefund  im 
Mageninhalt.  Bei  einem  dieser  Fälle  war  kein  Karzinom  vorhanden.  Da 
inmeThin  das  ein  seltener  Fall  sein  dürfte,  wird  man  einst  weilen  noch  bei  jedem 
Befund  von  Flagellaten  im  Mageninhalt  den  Verdacht  auf  Karzinom  haben. 
Pick  (114)  hat  bei  zwei  Gastrostomien  das  Innere  des  Magens  mittelst' 
KTstoäkops  nntersucht. 

1.  4IiSbriger  HftDn,  gaetroBtomoaiert,  als  er  nicht  einmal  mehr  Flflasigkeiten  hernnter- 
KJÜBcken  konnte.  Er  fattert  eich  selbst  durch  den  Schlauch,  indem  er  Speiaen  erat  kant 
md  sie  dinn  durch  den  Schlauch  in  den  Hagen  bringt ,  indem  er  sie  mit  einem  Stlbchen 
faiDautfiMt.  Seit  der  Operation  hatte  er  98  Pfand  zugenommen  (92—190).  Die  Venchlnaa- 
tull«  im  Osophagas  lag  29  cm  weit.  Bei  jedem  Yersucb,  Waaser  zu  achluckan,  stellte 
Ntta  tB&«ktori8ch  Husten  ein,  ao  dass  er  es  bald  ausspucken  musst«. 

Vor  der  Untersuchung  wurde  der  Magen  gespült,  bis  das  Wasser  klar  abflosa.  Auch 
bi  d«r  Patient  aeehs  Standen  lang  gefastet.  Der  Magen  wird  dann  mit  Waaser  gefallt, 
■Ürtnd  der  Kranke  auf  dem  RQcken  liegt.  Das  Eyatoakop  fCabot)  wird  durch  den 
iioinniikBtheter  hindurch  eingefOhrt.  Man  siebt  dann  znnichst  die  WSnde  des  Magenfnudua, 
veM  gefleckt,  das  Aoaaeben  von  anrege Imfiseigen  Zellen  mit  dazwischen  liegeudea  Falten 
pbeod.  Perietalttk  konnte  man  als  langsama  rhythmiache  Bcwegang  von  der  Kardia 
Im  mm  Pjloms  gehen  sehen  in  der  LSngsrichtung  des  Magens.  In  der  Nahe  der  Kardia 
tili  mag  die  Falten  tricbterartig  zusammen  laufen.  Die  Kardia  sah  man  geachloBsen.  Auch 
in  Pjloms  konnte  leicht  gefunden  werden.  Er  sah  ähnlich  aus  wie  die  Kardia,  nur  dass 
i«  Trichter  nicht  so  eng  war.  Die  Öffnung  «rar  nicht  ganz  geschloasen,  man  konnte  Lnft 
and  Scbleim  durchgehen  sehen.  Um  zu  antersuchen,  ob  der  Ösophagus  durchgängig  sei, 
■wie  dem  Kranken  eine  dOnne  Uethylenblaulösung  zu  trinken  gegeben.  Der  Ösophagus 
f^a  lieh  sls  gar  nicht  durchgängig.    Es  bandelte  sieh  nm  eine  Stenose  nach  Typhus. 

2.  34 jähriger  Mann.  Vor  sechs  Monaten  begannen  die  Beschwerden  beim  Schlucken. 
Bui  konnten  am  Fundus  die  Zellen  wie  in  Fall  1  nicht  gefanden  werden,  die  Falten  hatten 
^  gleiche  AuBseben.  Die  Kardia  konnte  nicht  ins  Gesichtsfeld  gebracht  werden.  Die 
^t^iuM,  die  hier  wahracheinlich  auf  Grund  einer  Neubildung  zustande  gekommen  war,  war 
tnne  Tollsttadige. 

Oettinger  (112)  weist  auf  Pylorusstenosen  hin,  die  sich  der  gewöhn- 
lichen leichten  Diagnostik  entziehen  können  dadurch,  dass  eine  gewisse  Durch- 
^ängig^eit  noch  vorhanden  ist,  oder  der  geschrumpfte  oder  adhärente  Magen 
BW  wenig  Nahrung  in  sich  aufnehmen  kann.  Dadurch  und  durch  häufiges 
wrechen  wird  die  Ausbildung  einer  Dilatation  bintangehalten.     In  anderen 


44  Jahr(iab«richt  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

'allen  kann  aber  auch  das  Erbrechen  fehlen  und  nur  anfallsweise  anftreteni 
8  werden  dadurch  gastrische  Krisen  oder  eine  intörmittierende  Gastro- 
akkorrböe  yorgetäuscht.  Natürlich  können  das  nur  anvolUtändige  Stenosen 
ein ;  auch  muss  die  Stenose  durch  ein  juxtapylorisches  Ulcus  hervorge- 
nfen  sein. 

32jttbrjger  Hano,  der  etwa  drei  Stunden  nach  der  Nahrungaaaf nähme  Schmerieo  b«- 
am,  die  sich  bisweilen,  mit  Vorliebe  des  Nachte,  mit  Erbrechen  Tergesellechsfteten.  Da 
chmerzeD  wie  Retention  im  Magen  bei  Behandlung  schwanden,  so  erschien  die  sofäDglicb 
»teilt«  Diagnose  eines  jaxts  pylori  sehen  GeschwOrs  unsicher.  Es  wechselten  nun  Zeilts 
IT  BesBernng  mit  solchen  acblechten  Befindens,  bis  schliesslich  nach  fast  sechs  Jahren 
Dch  eine  G.  E.  angelegt  werden  musste,  wobei  eine  dentliche  Stenose  dea  P^loms  mit 
erbSrtung  festgestellt  wurde.    Seit  der  Operation  befindet  aich  der  Kranke  gut. 

Hervorzuheben  ist  bei  diesem  Kranken,  dass  die  Salzsäurewerte  immer 
ohe  waren. 

Noever  (111)  stellt  einen  42jährigen  Mann  vor,  der  frSher  Blnterbrechcn 
ehabt  hatte  und  seitdem  am  Magen  litt.  Er  zeigte  Dilatation  und  Peri- 
;altik  des  Magens,  ausserdem  starke  Retention,  so  dass  nüchtern  fast  1300  ccin 
usgehebert  werden  konnten  mit  einer  Ges.  Äzid.  von  7,0.  Thiosinamin- 
ijektionen  waren  ohne  Erfolg.  Der  Kranke  hat  Erscheinungen  von  Tetanie 
ehabt,  ausserdem  zeigte  er  Schmerzpunkte  links  von  der  Wirbelsäule  vom 
1). — 12.  pr.  sp.  dors.  Auch  war  der  Pylorus  bei  der  Palpation  schraerzlialL 
'ie  nervösen  Erscheinungen  bei  dem  Kranken,  Spasmen  der  Bauchmuskulatnr 
nd  des  Zwerchfells,  sind  schlechter  oder  besser  je  nach  den  gleichen  grösseren 
der  geringeren  Magenbeschwerden.  Noever  glaubt,  dass  alle  die^e  Zu- 
bände in  einer  narbigen  Pylorusstenose  infolge  Ulcus  ihre  Erklärung  haben, 
line  lediglich  spastische  Stenose  glaubt  er  ausschliessen  zu  können. 

Die  benignen  Pylorusstenosen  teilt  Elsner  (43)  ein  in  funktionelle  und 
rganiscbe,  letztere  wieder  in  kongenitale  und  erworbene.  Funktionelle  Ste- 
osen  kommen  bei  nervösen  Leuten  vor,  sie  treten  stets  nur  perioden- 
eise  auf.  Es  sind  die  Fälle  von  intermittierender  Hj-perchlorhydrie  ohne 
Ileus.  Oft  sind  zerebrale  Symptome  dabei.  Gelegentlich  findet  man  auch 
kute  Dilatation  des  Magens  mit  alarmierenden  Symptomen,  Kollaps  u.  dergl.: 
äufig  z.  B.  nach  Operationen.  Zur  Diagnose  der  funktionellen  Stenosen 
ehört  eine  wiederholte  chemische  und  physikalische  Untersuchung.  Bei  der- 
rtigen  Anfällen,  denen  z.  B.  auch  nervöse  Mädchen  ausgesetzt  sind,  am 
leisten  zur  Zeit  der  Menstruation,  ist  Anwendung  von  Belladonna  angezeigt. 

Die  kongenitale  inkomplette  Stenose  macht  oft  Störungen  das  ganze 
leben  lang,  führt  zu  Gastrektasie,  motorischer  Insuffizienz  oder  zu  „nervöser 
Dyspepsie".  Elsner  kennt  einen  33jährigen  Menschen,  der  nie  frei  von 
ymptomen  der  Stenose  und  Gastrektasie  geworden  ist.  Differentialdiagnostisck 
wiBcben  gutartiger  Stenose  und  Karzinom  hält  Elsner  dafür,  dass  allmäh- 
ches  Sinken  des  Salzsäurewertes  mit  gleichzeitiger  Zunahme  der  organischen 
äuren  für  Karzinom  spricht.  Grosse  Indikanmengen  im  Urin  und  hohe 
lamstofTwerte  sprechen  auch  für  Karzinom. 

In  der  Diagnose  des  Ulcus  schützt  gegen  Verwechselung  mit  anämischer 
lyspepsie  nach  Dawson  (40)  oft  der  Erfolg  der  Behandlung.  Legt  mm 
ttztere  Patienten  zu  Bett,  lässt  abführen  und  gibt  nach  einigen  Tagen  feste 
lahrung  und  Eisen,  so  hat  man  Erfolg,  bei  Ulcus  jedoch  nicht.  Blutung 
;t  kein  sicheres  Merkmal  für  Ulcus,  da  der  Magen,  besonders  zur  Zeit  der 
lenstruation,  eine  gleiche  Blutung  aus  der  Schleimhautoberfläche  zeigen  kann 
'ie  der  Uterus.    In  5  von  24  Fällen,  die  weiüen  Ulcus  zur  Operation  kamen,. 


Moser,  TerletEUUgeo  and  cbirarg.  ErkraukuDgen  dea  Magens.  645 

ki.ncte  auch  bei  sorgfältigster  Absuchung  des  Magens  kein  Ulcus  gefunden 
«rdeii,  obwohl  in  allen  diesen  fünf  Fällen  wiederholte  Anfälle  von  M^en- 
v  jtuiig  stattgefunden  hatten.  D  a  w  s  o  n  berichtet  die  Krankengeschichte 
tmer  2öjährigen  Frau,  die  beim  vierten  Anfall  von  Magenblutung  innerhalb 
ziri^i  Jahren  zur  Operation  kam.  Es  wurde  nur  eine  kleine  Erosion  an  der 
:Ji«fren  Magenwand  gefunden,  die  blutete  und  ligiert  wurde.  Nach  der 
itperation  kamen  viele  frische  Blutungen.  Auch  eine  zweite  Operation  konnte 
Heitere  Blatungen  nicht  verhindern.  ÄhnÜL-h  war  es  in  zwei  weiteren  ange- 
ninrten  Beispielen  einer  28jährigen,  die  seit  11  Jahren,  und  einer  SOjäbrigen 
FiiO,  die  seit  12  Jahren  am  Magen  Htt.  —  Die  Fälle  der  anämischen  Dys- 
[■"|L<;ie  neigen  aber  zur  Bildung  eines  akuten  Magengeschwürs.  Andererseits 
find  e^  häufig  die  Fälle,  die  als  Ulcus  gehen  und  bei  denen  dann  -Ruhe  und 
Milcb"  die  Geschwüre  zur  Heilung  gebracht  haben  sollen. 

Weiter  kann  ein  Ulcus  verwechselt  werden  mit  einer  Gastritis,  wie  sie 
l»'!  oraler  und  pharyngealer  Sepsis  vorkommt.  Bedenkt  man,  wie  stark  viru- 
lent Eiter  von  Zähnen  u.  dergl.  sein  kann,  so  ist  das  nichts  Überraschendes, 
f>-sünders  wenn  Salzsäure  im  Magen  vermindert  ist.  Die  Symptome  ver- 
schwinden schnell  bei  passender  Behandlung  der  Mundhöhle.  Salzsäure  ist 
bei  den  anämischen  Dyspepsien  nicht  vemehrt,  bei  der  septischen  Gastritis 
i^y^ii  stark  vermindert.  Bei  der  nervösen  Gastralgie  kann  sie  vermehrt  sein. 
Pickardt  (115)  hat  die  Reichmann»^che  Gastrosukkorrhöe  bei  einer 
tktter  und  ihren  zwei  Söhnen  beobachten  können,  die  alle  drei  zu  gleicher 
Im  in  seine  Behandlung  kamen.  Bei  keinem  von  ihnen  war  das  Vorbanden- 
<fiD  einer  organischen  Magenerkrankung  nachzuweisen. 

Küttner  (90)  weist  darauf  hin.  dasa  im  Gegensatz  zu  der  viel  be- 
<c!iriebenen  Gastrosukkorrhöe  der  Absonderung  grösserer  Mengen  Magenschleims 
im  Dochte men,  speisefreien  Magen  zu  wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt  worden 
i?t.  Es  kann  bei  dieser  sogenannten  Gastromyxorrhöe  zur  Zeit  der  Verdauung 
diir  Sc  b  leim  Produktion  ao  gering  sein,  dass  man  bei  der  Entnahme  des  Magen- 
inhaltes nach  einem  Probefrühstück  verhältnismässig  nur  geringe  Mengen 
>:bleim  findet.  Normalerweise  kann  der  nüchterne  Magen  etwas  Schleim  ent- 
bjilten.  man  gewinnt  dann  aber  bei  einer  Ausheberung  kaum  über  5  ccm 
schleimiger  Flüssigkeit.  Küttner  spricht  aber  von  einem  Magenschleimtlnss 
«ist.  wenn  über  25  ccm  Magenschleim  dem  speisefreien  Magen  zu  entnehmen 
sind.  Auch  muss  der  Schleimbefund  konstant  oder  in  gewissen  Zeitabschnitten 
wiederkehrend  vorgefunden  werden.  Das  Sekret  zeigt  eine  schwach  saure, 
neatrale  oder  alkalitiche  Reaktion ;  freie  oder  gebundene  Salzsäure  war,  ebenso 
Tie  Milchsäure,  nicht  nachweisbar.  Der  Pepsingehalt  schwankt  zwischen 
2—1  mm  oder  kann  ganz  fehlen;  das  spezifische  Gewicht  ca.  1,003 — 1,010. 
flffeiellen  sind  bisweilen  vereinzelt  zu  finden.  Die  Gastromyxorrhöe  kann 
als  intermittierende  oder  als  chronische  Form  auftreten.  Das  hervorstechendste 
t-tmptom  der  erstgenannten  Form  ist  heftiges  unstillbares  Erbrechen  einer 
»Ueimig-zähen  Flüssigkeit.  Schmerzen  in  der  Magengegend  fehlen  oder  sind 
wir  gering.  Infolge  des  Erbrechens  und  der  unmöglich  gewordenen  Nahrungs- 
aufnahme tritt  Entkräftung  ein.  Diese  Anfälle  danem  1  bis  höchstens  12 
Tige,  hören  meist  plötzlich  auf.  Tabische  Symptome  fanden  sich  in  den 
untersuchten  Fällen  nicht.  Bei  zwei  Kranken  wurden  die  Anfälle  mit  starker 
Stilleimabsonderung  ans  der  Nase  eingeleitet.  —  Die  chronische  Form  ist 
iiänfiger.  Hierbei  fehlen  subjektive  Symptome  oft  ganz.  Die  Kombination 
dtr  chronischen  Form  mit  Gastrosukkorrhöe  ist  häufig. 


ß  Jahresbericht  fOr  Cfairargie.    11.  Teil. 

Bing  (19)  hat  Hypersekretion  des  Magens  in  zwei  Fällen  von  Nephritis 
rgefunden,  bei  der  keine  Chloride  im  Harn  ausgeschieden  wurden.  Der 
rsprung  der  Nephritis  Hess  sich  nicht  nachweisen.  Beide  Patienten  litten 
I  sehr  heftigen  Anfällen  von  Erbrechen,  ohne  dass  sich  urämische  Sjm- 
ome  fanden,  auch  ohne  dass  sich  eine  Erweiterung  des  Magens  oder  eine 
enose  nachweisen  liess.  Das  Erankheitsbild  glich  am  meisten  der  Reich- 
annschen  Gastrosuccorrhoea  continua  periodica.  Auch  nach  Eingabe  von 
ilomatrinm  erschienen  keine  Chloride  im  Harn.  Neben  den  Chloriden  mnss 
1  Körper  eine  entsprechende  Menge  Wasser  zurückgehalten  werden.  In  dem 
oment,  wo  eine  Vermehrung  der  zurückgehaltenen  Flüssigkeit  nicht  mehr 
öglich  ist,  wird  der  Patient  „krank"  und  sucht  sich  zu  entwässern.  Dnrch 
e  Jiieren  können  nur  einige  Grainm  Natriumcblorid  ansgepresst  werden, 
ishalb  sncht  sich,  wie  Bing  annimmt,  der  Patient  durch  heftiges  Erbrechen 
n  dem  im  Körper  retinierten  Wasser  und  Salz  zu  befreien.  Bing  kon- 
ruiert  aus  den  beiden  Fällen,  die  übrigeng  gutartig  verlaufen  sind,  eine  be- 
ndere  Krankheitsform. 

Bei  einem  42 jährigen  Kutscher  diagnostizierten  Jonnescu  and  Gross- 
ann  (81a)  eine  Pyloroeetenose  nach  Ulcus  ventriculi.  Gastrostomie,  während 
r  Laparotomie  konstatierte  man,  dass  der  Magen  sehr  dick  und  sehr  klein, 
inahe  dünndarmgross  war.  Da  man  dem  Kranken  infolge  der  Rigidität 
r  Magenwände  nicht  ernähren  konnte,  zweite  Operation  nach  drei  Tagen: 
itstroenteroBtomie  en  Y.  Nach  20  Tagen  Tod  durch  Kachexie,  XJlzeration 
r  Gastrostomiewande.  Bei  der  Sektion  Magenwände  10—18  mm  dick,  un- 
gelmässige  ovoide  Form  mit  5 — 6  Inzisuren  längs  der  grossen  Knnrator, 
-eite  5  cm,  die  kleinste  3  cm,  Länge  19  cm  längs  der  grossen  Kurvatur, 
cm  längs  der  kleinen  Kurvatur,  Lumen  quasi  virtuel,  Kapazität  nur 
I  ccm.  Mikroskopisch  enorme  Dicke  der  Submukosa,  abundante  elastische 
Lsem,  die  muskulären  Elemente  ganz  dissoziiert.  Die  Blutgefässe  sehr  dick 
id  die  Tnnica  externa  elastica  enorm  verdickt.  Die  Charakteristik  des  Falles 
,  dass  der  Magen  gar  keine  Adhärenzen  hatte,  was  bei  den  bis  jetzt  be- 
innten  Fällen  nicht  vorkam.  Stoi'anoff  (Vama). 

Bendersky  (14)  weist  auf  die  noch  zu  sehr  unberücksichtigte  Erscheinung 
[es  kleinen  Magens"  hin.  Die  grosse  Kurvatur  verläuft  zuweilen  6,  8,  10  cm 
id  mehr  über  dem  Nabel.  Trifft  man  diese  hohen  Grenzen  wiederholt  an, 
kann  man  einen  kleinen  Magen  vermuten.  Die  Träger  eines  kleinen 
agens  können  nicht  die  gewöhnliche  Menge  Speisen  in  sieb  aufnehmen.  Sie 
kommen  leicht  Druck  in  der  Herzgrube,  Eniktation  u.  dergl.  Charakte- 
itiscb  ist  das  oft  ohne  vorhergehendes  Übeigefühl  auftretende  Erbrechen. 
Et  leiden  die  damit  Behafteten  an  hartnäckigem  Schlucken.  Der  kleine 
agen  kann  kongenital  sein  oder  er  ist  in  seiner  Entwickelnng  zurück- 
iblieben,  entsprechend  dem  infantilen  Uterus.  Die  betreffenden  Kranken 
irfen  nur  kleine  Mengen  Speisen  auf  einmal  zn  sich  nehmen.  Günstig  wirkt 
ich  die  Ausspülung  des  Magens. 

Die  nervösen  Magenerkrankungen  teilt  Boas  (22b)  ein  in  monosympto- 
atiscbe  und  in  polysymptoraatische,  Zn  ersteren  gehören  unter  anderen  die 
srvöse  Hyperchlorhydrie  und  der  nervöse  Magensaftfluss.  Für  die  Diagnose 
!r  nervösen  Magenkrankheiten  ist  die  Anamnese  wichtig  und  femer  die 
nabhängigkeit  der  subjektiven  Beschwerden  von  der  Qualität  und  Quantität 
^r  Nahrungsaufnahme.  Zu  betonen  ist,  dass  ein  Plätschergeränscli  nicht 
me  weiteres  für  Atonie  oder  Ektasie  spricht,  und  dass  es  überhaupt,  auch 


Moser,  VerletxDDgen  und  chirurg.  Erkrankungen  des  Magene.  647 

«0  es  scheinbar  sehr  aasgedebnt  ist,  ohne  Berücksichtigang  des  Umfanges 
nnd  der  Zeit  der  letzten  Nahrungsaufnahme  gar  keine  Bedeutung  hat.  Eine 
Bedeutung  iiat  es  nur  in  nüchternem  Znstande  oder  mehrere  Stunden  nach 
einer  quantitativ  und  qualitativ  genau  bekannten  Mahlzeit. 

Winkler  (154)  hat  bei  gynäkologisch  erkrankten  Frauen,  die  Magen- 
heschwerden  hatten,  Magennotersnchungen  angestellt.  Bei  Retroflexio  fand 
er  meist  eine  Venninderang  der  Säuresekretion,  bei  Retroversio  fand  er  da- 
gegen meist  normale  Verhältnisse.  Bei  allen  entzündlichen  Affektionen  der 
(icuitalien  sind  die  sekretorischen  Funktionen  bedeutender  verändert,  und  zwar 
im  Sinne  einer  verminderten  Säuresekretion,  als  bei  allen  anderen  gynäko- 
logischen Leiden.  Bei  Magenbeschwerden  und  gleichzeitiger  gynäkologischer 
Erkrankung  liegen  grösstenteils  Störungen  der  sekretorischen  und  motorischen 
Funktion  vor,  so  dass  es  also  an  rein  subjektiven  Ursachen  für  die  Be- 
.ichverden  der  Patientinnen  nicht  fehlt.  Eine  Besserung  des  Genitalleidens 
batte  nnr  ausnahmsweise  eine  Abnahme  der  Magenbeschwerden  zur  Folge,  so 
dass  ein  Zusammenhang  dieser  Leiden  nicht  als  sicher  bestehend  angesehen 
«erden  kann.  Das  gleichzeitige  Vorkomnien  beider  Leiden  spricht  aber  für 
einen  gewissen  Znsammenhang.  Besonders  häufig  ist  äaa  Zusammensein  von 
Oastroptose  mit  Frauenleiden.  Stets  soll  ausser  der  Behandlung  des  Genital- 
leidens auch  das  Magenleiden  besonders  behandelt  werden. 

Hill  (74)  macht  auf  die  Schwierigkeiten  der  Diagnose  bei  Erkrankungen 
in  der  oberen  Bauchgegend  aufmerksam.  Bei  Verdacht  auf  Karzinom  soll 
man  nicht  auf  präzise  Symptome  warten,  sondern  bald  die  Laparotomie  vor- 
nehmen. 

Gibson  (55)  stellte  einen  53jährigen  Mann  vor,  bei  dem  er  wegen 
Karzinom  des  Pylonis  und  der  kleinen  Kurvatur  ungefähr  die  Hälfte  des 
Magens  reseziert  hatte.  Der  Kranke  hatte  freie  Salzsäure  gehabt.  In  der 
Diskussion  weist  Lilienthal  auf  die  Verschiedenheit  der  chemischen  Zu- 
sammensetzung des  Magensaftes  bei  derartigen  Erkrankungen  hin.  Man  soll 
sich  nicht  mit  einer  Untersuchung  begnügen. 

T.  Burckhardt  (2S)  hat  bei  einem  Fall  von  Magenresektion  an  einem 
■tSjahrigen  Mann  ein  „Ulcus  rotundum  carcinomatosum"  gefunden.  Der  an 
der  kleinen  Kurvatur  sitzende  Tumor  sah  wie  ein  gewöhnliches  Ulcus  rotnn- 
dnm  ans.  Erst  die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  karzinomatöse  Ver- 
uidernngen,  allerdings  noch  geringe,  namentlich  war  die  Muskularis  am  Rande 
frei  von  Einwanderung  von  Krebszellen. 

Cheney  (34)  berichtet  über  Fälle  von  Magenkarzinom  mit  ungewöhn- 
lichen klinischen  Erscheinungen: 

1,  54jSliri)[er  üergmanii,  der  wahrend  äen  ganzen  Verlaufs  der  Krankheit  bei  gntsm 
Appetit  nnd  ftnler  Terdsnung  blieb.  Im  übrigen  war  die  Erkrankung  wftbrend  des  Lebens 
■tgeo  des  Aszites  nnd  der  rählbsren  Leberechwelluug  für  Leberkrebs  gehalten  worden. 

2.  Bei  einem  STjAbrigen  Manne  wurde  der  fshlbare  Tumor  als  Milz  aufgefasst  und 
it\  einer  Lenkoiytose  von  18500  wnrde  die  Erkrankung  erst  als  sekundäre  AnSmie  infolge 
eluDiiJscher  Malaria  botrachtet,  spitter  in  der  Vermutung,  dass  ein  Milzabszese  vorliegen 
liaae,  eine  Prob«puDktion  des  Tamors  gemacht,  dabei  aber  nur  dunkles  Blut  gefnndeu. 
&  handelte  sieb  am  ein  groaees  Adenokarzinom  mit  perigaatri tischen  und  sekundären 
Leberabsiessen. 

Eine  chemische  Magenuntersuchung  war  in  beiden  Fällen  nicht  vorge- 
nommen worden. 

Bei  einem  öOjährigen  Türken,  bei  dem,  wie  Hamdi  (68)  berichtet, 
eine  rechtsseitige  Pyonephrose  und  Blasenstein  diagnostiziert  war  und  der  zwölf 


}48  Jahresbericht  für  Chirurgifi.    11.  Teil. 

r^e  nach  der  zunächst  vorgenommenen  Sectio  alta  gestorben  war,  wurde  bei 
3er  Sektion  der  überraschende  Befund  erhoben,  dass  der  gefühlte  Tumor,  der 
für  die  Pyo-  bezw.  Hydronephrose  gehalten  wurde,  ein  geblähter  Teil  des 
Vfagens  war,  der  durch  eine  Zwerchfellhernie  in  die  rechte  Brusthöhle  ge- 
beten war  und  dann  sekundär  wieder  hinter  der  Leber  durch  eine  bruch- 
iackartige  Ausstülpung  und  Verdiinnung  der  rechten  Zwerchfellseite  von  der 
■echten  Niere  her  in  die  Bauchhöhle  hinabgedrängt  war.  Zwischen  Pleura 
lulmonalis  und  Serosa  des  Magens  war  der  Bruchsack  der  ZwerchfeUhemie 
n  Form  von  dickeren  bindegewebigen  Schichten  nachzuweisen.  Im  ausge- 
stülpten Magen  selbst  waren  sieben  pfetinig-  bis  zweimarkstückgrosse  Ulcera 
m  der  Hinterwand.  Ausserdem  fand  sich  im  Magen  ein  fast  hühneretgrosser 
ätein  von  weisslicher  Farbe  mit  kristallinischer  Oberfläche,  der  sich  als  eine 
Zusammenstellung  von  Salol  erwies,  das  dem  Kranken  zum  Zwecke  der  Urin- 
lesinfektion  verabreicht  worden  war. 

Da  von  einem  Trauma  nichts  bekannt  war,  muss  man  auf  eine  ange- 
lorene  oder  langsam  erworbene  Resistenzverminderung  im  hinteren  Teil  des 
jentrum  tendineum  zurückgreifen.     Die  Bruchpforte    lag  vor  der  Vena  cava. 

Bei  den  gleichzeitig  vorhandenen  Blasen-  und  Nierensymptomen  hatte 
nan  die  an  Ausdehnung  wechselnde  Hervorstülpung  auf  eine  intermittierende 
fiydronephrose  bezogen.  Man  hätte  aber  durch  Aufblähung  des  Magens. 
Röntgenaufnahme  nach  Wismutgaben  u.  dergl.  die  Diagnose  stellen  können, 
veuu  man  diese  Möglichkeit  in  Betracht  gezogen  hätte. 

Eine  andere  Beobachtung  von  Lage  des  Magens  in  einer  Zwerchfell- 
lemie  konnte  Heidenhain  (70)  erheben. 

Ea  bandelte  aich  um  einen  9  Jahre  alten  Knabeo,  der  7  Monate  vorher  wegen  links- 
«itigvQ  EmpyemH  operiert  worden  war.  Eb  soll  damals  beim  Auafliessen  von  etwa  1  Liter 
Citer  ein  iBnglicber  Gewebafetzen  vom  Ausseben  wie  Netz  auf  einen  Augenblick  in  der 
VuudhShle  zum  Yorachein  gekommen  aein.  Nach  der  damaligen  Empjemoperation  hatte 
'atient  Schmerzen  im  Magen  geäussert  und  hatte  auch  Druckempfindlichkeit  in  der  Hagen- 
■egeud.  Dann  war  Heilung  ohne  Beaonderheiten  eingetreten.  Fünf  Monate  apSter  stellte 
lieh  allmählich  häufiger  werdendes  Erbrechen  ein,  dabei  Schmerz  in  der  linken  Schuller, 
leeoudera  stark  kurz  vor  dem  Erbrechen.  Diese  Schmerzen  in  der  Schalter  traten  liuna 
luch  nach  der  Nahrungsaufnabme  auf.  Durch  Aushebern  konnte  festgestellt  werden,  daas 
ler  Magen  nüchtern  grosse  Mengen  unverdauter  Speisen  und  Flüssigkeit  enthielt.  Die 
!chulterechm erzen  wurden  durch  die  Mageoausbeberung  gebessert,  nicht  aber  daa  Er- 
irechen.  Die  Urinmengen  wurden  gering,  der  Durst  groaa.  Die  Diagnose  wurde  auf 
Pylorusstenose  gestellt,  sehr  wahrscheinlich  bedingt  durch  Hernie  diaphragmatica.  Neben 
ler  linken  Lunge  wird  ein  Klopfschall  ähnlich  wie  bei  Pneumoihoraz  gefunden.  Statt  der 
lerzdämpfung  ist  Magenschall.    Die  Herztöne  sind  dabei  au  gewöhnlicher  Stelle  zn  hören. 

Nach  EreffnuDg  des  Leibes  siebt  man  hei  Abwärtszieben  des  Kolon,  dass  der  ge- 
iarote  Magen  In  einem  direkt  vor  der  Wirbelsäule  lieKenden  Zwerch  teils  palt  verschwunden 
st,  so  dass  in  der  Bauchhöhle  nur  ein  kleines  StUck  der  Pars  pylorica  liegt.  Um  den 
dagen  ganz  in  die  Baucbhüble  zu  bekommen,  müssen  Netzadbas Ionen  zu  beiden  Seiten 
las  Spaltes  durcbtrennt  werden.  Nach  Rechtlagerung  des  Magens  kann  man  nun  sehen, 
lasa  ein  Ligamentum  gastricolicum  nur  rechts  von  der  Wirbalsfiule  besteht  Anch  äna 
4etz  ist  rechts  nur  wenig  entwickelt,  links  fehlt  es  und  sitzt  am  hinteren  Rande  der 
Zwerchfell  spalte.  Also  war  das  Netz  auf  der  linken  Seite  direkt  vom  Magen  entsprungen. 
!)ie  Pylorusstenosierung  war  durch  Drehung  des  Magena  um  die  kleine  Kurvatur  als  Achse 
luatande  gekommen.  Es  wurde  nun  die  grosse  Kurvatur  an  daa  Colon  transversum  genäht. 
)er  Zwerchfellspalt  erweist  sich  als  querer  Schlitz  und  hat  eine  Breite  von  ca.  2,5  cm; 
tr  liegt  unmittelbar  Tor  der  Kardia.  Die  Milz  ragt  mit  ihrem  oberen  Pol  ein  wenig  in 
len  Spalt  hioein.  Die  linke  HBIfte  des  Spaltes  liesa  sich  durch  Naht«,  die  durch  die  Mus- 
Lulatur  des  Zwerchfells  gingen,  bequem  veruäbeti,  nachdem  das  Herz  zurttckgedrfiugt  war. 
)er   ftusserste  rechte  Teil   des   Spaltes    wird    offen   gelassen    mit   RUckaicht    anf  die   dort 


Moser,  Verletzangen  und  chirurg.  Erkrsnkangen  des  Magena.  649 

^UieKuden  gnieaen  Geßsae.  Ancb  deckt  die  Leber  diesen  Teil  geuOgend.  Tamponsde 
uib  der  Kardia  hin,  am  Verwachsungen  zu  erzielen.  HeiluDg.  Bei  der  EntlaeauDg  nach 
Ü  Ti|;eD  war  die  Herxdftmpfung  vorhanden. 

Heidenhain  knüpft  daran  Betrachtungen  über  die  Möglichkeit,  die 
Lrdia  zn  resezieren.  Um  sich  Zugang  zu  verschaffen,  dürfte  zunächi^t  die 
Rei^ktion  der  Rippenknorpel  der  einfachen  Durchschneidung  vorzuziehen  sein. 
Zur  Resektion  kann  man  die  Speiseröhre  hervorziehen.  Die  dadurch  bedingte 
.^[lamiang  darf  aber  nicht  bestehen  bleiben.  Der  angenähte  Magen  muss  zum 
T-il  mit  in  den  Brustraum  versenkt  werden.  Deshalb  wählt  man  am  besten 
.■i/'u  den  Fundnsteil  des  Magens.  Ist  dieser  mit  dem  Ösophagus  vernäht,  so 
>cblit2t  man  die  linke  Zwerchfellfaälfte  so  vircit,  dass  man  den  Magen  bis  zum 
Aufhflien  der  Spannung  in  das  Mediastinum  bringen  kann.  Beim  Tierversuch 
imi  dabei  Über-  oder  Unterdrück  nicht  nötig,  ein  in  die  Pleurarisse  gescho- 
kner  Tampon  verhinderte  stets  genügend  das  Einströmen  von  Luft,  so  dass 
Miiningen  der  Atmung  nicht  auftraten.  So  konnte  Heidenhain  im  Tier- 
lersDck  zeigen,  dass  eine  Kardiaresektion  möglich  ist.  Bei  der  Naht  am 
(■^"phagus  muss  man  beachten,  dass  man  sie  nicht  parallel  der  Längsmusku- 
i^lnr  anlegt,  sondern  schräg  dazu,  um  Äusreissen  zu  verhindern.  Dann  kann 
mn  aber  auch  sicher  sein,  dass  die  Naht  hält. 

Matti  (96)  bringt  eine  Abhandlung  über  97  Pylorusresektionen  Kochers 
«cgen  Karzinom.  Die  totalen  Exzisionen  des  Magens  sind  dabei  nicht  mit- 
ttriicksichtigt.  In  den  letzten  Jahren  ist  die  Zahl  der  G.  £.  zugunsten  der 
K-<eUlonen  erheblich  zurückgegangen.  Die  Hauptzahl  der  Fälle  kommt  auch 
in  dieser  Zusammenstellung  dem  Alter  von  40 — 60  Jahren  zu.  Jenseits  des 
^y  .l&hres  kamen  nur  drei  Fälle  zur  Beobachtung.  Die  Bösartigkeit  der  in 
jugendlichem  Alter  auftretenden  Karzinome  wird  bestätigt.  Erbrechen  hatte 
>kli  im  Durchschnitt  7  Monate  vor  dem  Spitaleintritt  eingestellt.  Nur  in 
2^^  Fällen  war  das  Erbrochene  kaffeesatzartig ;  nur  in  zwei  Fällen  war  frisches 
bliu  erbrochen.  Karzinomentwickelung  auf  der  Basis  eines  Ulcus  simplex  lag 
Wi  16  Patienten  vor  {^  16,5  "/o).  In  allen  Fällen,  wo  über  stärkeren  Schmerz 
geklagt  wurde,  fanden  sich  meist  Verwachsungen  mit  Netz,  Leber,  Pankreas 
t-diT  Baiichwand.  Hereditäre  Belastung  konnte  in  15,4  "/o  festgestellt  werden. 
Ibti  Trauma  als  ursächliches  Moment  findet  sich  keine  massgebende  Angabe. 
Allgemeiner  schlechter  Ernährungszustand  und  Ikterus  sprechen  nicht 
s"wn  die  Operation,  mehr  jedoch,  wie  die  Fälle  beweisen,  Lungenaifektionen 
ielb.it  geringfügiger  Art.  Fühlbarer  Tumor  oder  Resistenz  fehlten  in  11  Fällen. 
^Ij  richtigstes  Kriterium  für  die  Diagnose  Tumor  pylori  erwies  sich  in  allen 
Fillen  die  Verschiebung  des  Tumors  nach  rechts  und  Annäherung  an  den 
wetten  Rippenbogen.  Kleinere  Tumoren  waren  oft  sehr  schwer  und  durchaus 
nicht  konstant  zu  fühlen.  Fehlen  freier  Salzsäure  konnte  in  82,5  "/o,  Vor- 
Undemein  derselben  in  17,5  "/o  der  Fälle  festgestellt  werden.  Bei  den  durch 
llesektion  geheilten  Patienten  pflegte  freie  Salzsäure  dauernd  zu  fehlen.  Die 
»Is  typisch  angegebenen  Karzinom-  oder  Milchsäurebazillen  fanden  sich  fast 
Msriühmslos  im  Filterrückstand  auch  in  Fällen,  wo  keine  hochgradige  Stenose 
''jrlag,    Sie  beweisen  aber  nur  Stauung  oder  Fehlen  freier  Salzsäure. 

Magen  und  Darm  wurden  vor  der  Operation  stets  möglichst  entleert. 
U-  Narkose  wurde  die  Bromäthyl-Äthernarkose  bevorzugt  nach  Injektion  von 
"Ol  Morph.  Bei  der  Operation  wurden  vergrösserte  Drüsen  nur  in  2  Fällen 
aicht  gefunden.  Bestätigt  konnte  werden,  dass  die  Lymphdrüsen  oft  hoch 
bnanf  aQ  der  kleinen  Kurvatur  erkrankt  sind.     Es  wird  Wert  darauf  gelegt, 


65()  JahrMbericbt  für  Chirorgi«.    11.  Teil. 

alle  erreichbaren  DrSsen   bei  der  Operation   mit  za  entfernen.     An  Verwach 
sungen  war  vorwiegend  das  Pankreas  beteiligt. 

Als  Operation  der  Wahl  galt  stets  die  Kochersche  Methode,  also  V er 
schluss  des  Magens  mit  nachfolgender  Gastrodnodenostomie,  oder,  wo  letzter 
nicht  möglich  war,  die  G.  E.  Ein  Fall  von  gleichzeitiger  Kolon-Resektion 
die  sich  bei  der  Operation  nötig  machte,  ist  rezidivfrei  geblieben.  Ein  F:il 
von  gleichzeitiger  Leberresektion  lebt  anch  noch,  nachdem  noch  zweinia 
Irapfmetastasen  in  der  Bauchwand  operativ  entfernt  worden  sind.  Die  Bauch 
deckenwnnde  wurde  in  2  Fällen  drainiert,  als  sich  Mageninhalt  nach  Abgleitei 
der  Zange  ergossen  hatte.  —  Flüssigkeiten  wurden  vom  2.  Tage  an  gereicht 
sobald  Äufstossen  und  Erbrechen  ausblieb. 

Es  waren  gestorben  von  den  nach  Billrotb    I  Operierten  60    "/o, 
Billroth  II  ,  80    "/t. 

Kocher  .  15,6  >. 

An  Perforation  der  Naht  sind  nur  2  Fälle  zugmnde  gegangen.  Voi 
den  71  geheilt  Entlassenen  starben  71,8  "/o  in  einem  Zeitraum  von  1  Monat  bii 
6  Jahre  nach  der  Operation,  während  20^  28,2  Vo  noch  leben.  Die  durch- 
schnittliche Lebensdauer  der  an  Rezidiv  Gestorbenen  beträgt  18,7  Monate 
(gegen  3,6  Monate  nach  G.  E.t).  Die  zwei  längsten  Dauerheiinngen  sind  II 
und  16 '/4  Jahre.  Die  Dauerheilungen  über  3  Jahre  betragen  9,18%.  Rück- 
äuse  aus  dem  Darm  war  bei  den  nach  Kocher  Operierten  bei  der 
späteren  Untersuchung  nicht  zn  finden.  Wo  vor  der  Operation  freie  Salz- 
säure nachweisbar  war,  wurde  sie  auch  nach  der  Operation  gefunden.  Doch 
stellte  sich  die  fehlende  Salzsäure  anch  nicht  mehr  ein.  Milchsäure  war  bei 
den  Geheilten  nicht  vorhanden,  da  keine  Stauung  bestand.  Bei  weiblichen 
Patienten  stellte  sich  Öfters  die  früher  ausgebliebene  Menses  wieder  ein. 

Matti  kommt  auf  Gmnd  der  Kocherschen  Fälle  zu  den  Schlüssen, 
dass  das  Magenkarzinom  auf  operativem  W^e  dauernd  heilbar  sei,  besonders 
wenn  im  Frühstadium  operiert  wird,  dass  die  Magenresektion  ein  relativ  qd- 
gefährlicher  Eingriff  sei  und  dass,  „wo  immer  ausführbar,  der  Kocherscben 
Methode  der  Resektion  mit  nachfolgender  Gastroduodenostomie  der  Vorzag 
zu  geben"  sei.  Diese  hat  hinsichtlich  der  Dauerheilungen  bis  jetzt  die  besten 
bekannten  Resultate  ergeben. 

Clairmont  (35)  berichtet,  dass  v.  Eiseisberg  258  Magenoperationen 
an  246  Kranken  ausgeführt  hat  mit  einer  Gesamtmortalität  von  2^,3" o. 
Darunter  sind  6  Fälle  von  Verätzung  des  Ösophagus,  4  des  Pyloms,  3  von 
Ösophagus  nnd  Pylorns.  Bei  letzteren  galt  als  Behandlung,  erst  für  ein« 
ausreichende  Ernährung  von  einer  Jejunnmfistel  her  Sorge  zn  tragen,  dann 
Erweiterung  des  verengten  Ösophagus  von  einer  Magenfistel  aus  zn  bewerk- 
stelligen und  schliesslich  die  Ausschaltung  des  verengten  Pylorns  durch  O.E. 
vorzunehmen. 

Die  Gastrostomie,  die  bei  diesen  gleichzeitigen  Verätzungen  von  Oso- 
ph^us  und  Pylorus  wegen  narbiger  Retraktion  des  Magens  schwer  sein 
kann,  dient  dabei  nicht  nur  zur  Bougierung  des  Ösophagus,  sondern  anch 
zur  Drainage  des  Magens,  in  dem  oft  jauchige  Zersetzungen  vor  sich  gehen- 
Zur  Bongierung  des  Ösophagus  wurde,  sobald  es  möglich  war,  der  konische 
Schlauch  v.  Eiselsbergs  benatzt,  vor  dessen  Anwendung  der  Schmerlen 
wegen  eine  Morphiuminjektion  anzuraten  ist.  Die  durch  die  Stauung  der 
Magensekrete  hervorgerufene  Magenblähung  ist  diagnostisch  von  besonderen 
Wert.     Die  früher  von  v.  Eiseisberg  wegen  Verätzung  ausgeführte  Pylor- 


Uoaer,  Verletzungen  und  chirurg.  ErkraakuDgea  des  Magens.  651 

ektomie  wird  meistens  durch  die  6.E.  ersetzt  werden  können.  Die  gleich- 
zeitige G.  E.  und  Jejunostouiie  wird  wegen  des  schlechten  Allgemeinbefindens 
derartiger  Kranker  im  allgemeinen  zu  vermeiden  sein,  vielmehr  wird  zwei- 
leitig«  Operieren  den  Vorzug  verdienen, 

Pylorospasmus  mosste  bei  sonst  negativem  Befund  in  3  Fällen  ange- 
Domnien  nerden.  Bei  einem  dieser  Fälle,  der  einen  Chirurgen  betraf,  der 
sieb  wegen  einer  Geschwnlstbildung  in  der  Nttrbe  und  eines  (auf  Arsenge- 
bnucfa  zurückzuführenden]  Aszites  das  Leben  nahm,  fand  sich  in  der  Lapa- 
rotomieoarbe  echte  Knochenbildnng. 

Wegen  Geschwürsprozessen  im  Magen  und  Duodenam  wurden  94  Ope- 
rationen an  43  Frauen  und  46  Männern  ausgeführt.  Indikation  zur  Operation 
bot  das  offene  Ulcus  durch  Schmerzen,  Stenosenerscbeinungen  und  fortdauernde 
jcbädigung  des  Kräftezustandes  trotz  interner  Therapie.  Nur  4  mal  konnte 
aber  bei  der  Operation  einwandsfrei  ein  Ulcus  nachgewiesen  werden,  das 
ineimal  an  der  grossen  Kurvatur  und  zweimal  am  Pylorus  sass.  In  den 
iibngen  Fällen  wurden  nur  Veränderungen  voi^efunden,  die  die  Annahme 
eines  tloriden  Gescbwürsprozesses  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  ergaben. 
Von  den  23  G.E.  retroc.  post,  wurden  18  mit  Naht.  5  mit  Knopf  angelegt. 
Fünf  Patienten  starben  (=  21,7  ",0).  Geheilt  sind  8  Patienten,  5  ungeheilt, 
4  fiarben  später.  Die  G.E.  ant.  wurde  in  16  Fällen  ausgeführt  mit  30 "/o 
Mortalität.  Ein  gutes  Danerresultat  ist  nur  iu  einem  Falle  zu  verzeichnen. 
I>reimal  wurde  die  Pylorusausschaltung  gemacht,  in  zwei  Fällen  mit  gutem 
Ilanerresultat,  in  einem  mit  nur  vorübergehendem  Erfolg.  —  Durch  Resektion 
mrde  das  Ulcus  in  8  Fällen  entfernt.  Ein  Fall  mit  segmentärer  Resektion 
Dod  gleichzeitiger  Pyloroplastik  hatte  kein  gutes  Dauerresultat.  Fünfmal 
liandelte  es  sich  um  Pylorektomien  Billroth  I.  Zwei  dieser  Kranken  starben 
in)  Anschtnss  an  die  Operation  (=  40'*/o).  Von  den  drei  Geheilten  bekam 
«me Patientin  spater  wieder  Beschwerden.  Von  zwei  nach  Billroth  II  Ope- 
rierten ist  eine  Patientin  beschwerdefrei  geblieben. 

Von  den  wegen  oftenen  Geschwüren  Operierten  blieben  13  dauernd  un- 
gebeiit,  nur  14  wurden  geheilt  =  27"/*. 

Wegen  Narbenbildung  nach  abgeheiltem  Ulcus  wurden  34  operative  Ein- 
?nffe  vorgenommen  mit  20  Dauerheilungen  =  ö2,5",o.  Von  3  Pyloroplastiken 
i^t  nur  ein  Dauererfolg  zu  verzeichnen. 

Bei  Duodenalgeschwüren  ergab  die  G.E.  ausgezeichnete  Resultat«.  Aus 
der  Beobachtung  einiger  Fälle  folgt,  dass  bei  dem  Befund  von  Adhäsionen 
und  gleichzeitigem  Bestehen  hochgradiger  Magenbeschwerden  man  stets  den 
Verdacht  auf  einen  Geschwürsprozess  im  Duodenum  haben  soll,  falls  man 
einen  anderen  Grund  für  die  Adhäsionen  nicht  findet. 

Alles  in  allem  ergibt  die  Betrachtung  der  Resultate,  dass  UIcusfälle, 
welche  trotz  längerer  interner  Behandlung  nicht  heilen,  möglichst  bald  chi- 
rnrgisch  zu  behandeln  sind.  Für  die  chirurgische  Behandlung  des  offenen 
ricns  scheint  dessen  Lage  von  prinzipieller  Bedeutung  zu  sein.  Ist  der  Sitz 
d«s  Ulcus  am  Pylorus,  so  kann  in  einer  grossen  Zahl  der  Fälle  durch  G.E. 
Heilung  erzielt  werden.  Greift  das  Ulcus  aber  auf  andere  Magenteile  über, 
so  gibt  auch  die  G.E.  wenig  befriedigende  Resultate.  In  diesen  Fällen  wird 
den  radikaleren  Methoden  der  segmentären  oder  zirkulären  Resektion  ein 
»eiteres  Feld  eingeräumt  werden  müssen,  während  für  die  Narbenstenose  die 
G.E,  das  Normalverfahren  bleiben  wird. 


t>52  Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    II.  Teil. 

In  zwei  Fällen  war  es  auf  Grund  tuberkulöser  Erkrankung  zu  f>teno>e- 
erscheinuRgen  gekommen.  Im  ersten  Falle  handelte  es  sich  um  eireo 
25jähngen  Mann  mit  Lungentuberkulose.  Im  Magensaft  war  nach  Probe- 
frühstück  freie  Salzsäure  positiv,  Ges.  Äcid.  31,  Milchsäure  negativ,  Sarzine 
vorhanden.  Pylorus  und  oberes  Duodenum  wurden  durch  hart«  ringförmif;e 
Tumoren  stenosiert  angetroffen.  Trotz  (i.  E.  starb  der  Patient  bald  an  seiner 
Phthise.  Im  zweiten  Fall,  bei  einem  42jährigen  Phtbisiker,  war  Salzsäure 
und  Milchsäure  negativ.  Es  wurden  Lymphknoten  an  der  grossen  Kurvatur 
und  der  hinteren  Magenwand  und  verschiedene  Tumoren  im  obersten  Jejannm- 
abschnitt  angetroffen.     Tod  einen  Monat  nach  der  G.  E. 

Gastrostomien  wegen  Ösophaguskarzinomen  wurden  erst  dann  angelegt, 
wenn  Sonden  nicht  mehr  durchgingen. 

Bei  den  Magenkarzinomen  war  nur  selten  eine  Ulcus -Anamnese  vor- 
handen. Bei  den  zahlreichen  inoperablen  Karzinomfällen  wurde  die  G.E.  jwst. 
bevorzugt,  die  anterior  nur  angewendet,  wenn  an  der  Hinterwand  des  Magens 
die  Operation  nicht  ausgeführt  werden  konnte,  oder  wenn  besondere  \'erhält- 
nisse  im  Mesokolon  das  Anlegen  eines  Schlitzes  dort  erschwert  oder  gefälir- 
lich  erscheinen  liessen.  Nur  einmal  wurde  die  G.  E.  retrocol.  ant.  ausgeführt, 
wo  der  Magen  infolge  ^'e^wachsungen  mit  der  vorderen  Bauchwand  fast  un- 
beweglich war.  Es  liesB  sieh  nur  mit  Mühe  ein  Zipfel  des  kardialen  Teils. 
der  vorderen  Magenwand  durch  das  Mesokolon  ziehen.  Die  Patientin  starb 
an  Peritonitis.  Die  G.E.  kam  in  7?  Fällen  von  Magenkarzinom  als  palliative 
Operation  zur  Anwendung  mit  einer  Mortalität  von  31*'/o.  Die  Exstirpation 
des  Karzinoms  wurde  ausgeführt  einmal  durch  segmentäre  Resektion,  24  mal 
durch  Resektion  nach  Billroth  I  (dabei  ein  Kocher)  mit  3  Todesfällen, 
die  der  Operation  zur  Last  fallen,  und  7  mal  nach  Billroth  II,  einmal  zwei- 
zeilig nach  Billroth  IL  Bei  insgesamt  41  Pylorusresektionen  betrug  die 
Mortalität  22''/o,  und  zwar  bei  Billroth  I  16,70/0,  bei  Biilroth  II  30"  : 
Am  meisten  bewährte  sich  namentlich  hinsichtlich  der  operativen  Resultate 
die  erste  Billrothsche  Methode.  Die  Durchschnittlebensdauer  der  Patienten 
mit  G.E.  von  der  Operation  bis  zum  Eintritt  des  Todes  betrug  200  Ta^e, 
die  nach  Gastrektomie  an  Rezidiv  Gestorbenen  400  Tage.  Der  Forderung 
Krönleins  und  v.  Mikuliczs,  der  Resektion  ein  grösseres  Feld  einzu- 
räumen, muss  Gehör  gegeben  werden.  Immerhin  ist  aber  auch  der  G.E.  ein 
palliativer  Wert  beizumessen,  sie  hat  aber  nur  einen  Wert  bei  stenosiertem 
Pylorus.  Andernfalls  wird  das  Leben  der  Kranken  durch  die  Operation  nur 
gefährdet.  Die  segmentäre  Resektion  eignet  sich  zur  Entfernung  gutartiger 
Tumoren,  nicht  für  Karzinome.  Bei  der  palliativen  G.  E.  erscheint  die  Pyloms- 
ausschattung  erwünscht  bei  Blutungen,  jauchigem  Zerfall  oder  Perforations- 
gefahr  des  ulzerierten  Tumors. 

Je  eine  G.E.  wurde  ausgeführt  wegen  Karzinom  des  Duodenums  und 
Lymphosarkom  des  obersten  Dünndarmes.  Auch  wegen  Karzinom  des  Pan- 
kreas und  wegen  Karzinom  der  Gallenblase  wurde  operiert.  Die  G.E.  hat 
bei  solchen  Erkrankungen  aber  nicht  den  Erfolg  wie  bei  primären  Stenosen  am 
Pylorus. 

Bei  den  Operationen  ist  der  Narathsche  Gastrophor  vielfach  verwandt 
worden.  Dort  erfordert  das  Anlegen  des  Gastroptors  einige  Vorsicht.  Der 
Magen  kann  nämlich  während  des  Anlegens  zurückschlüpfen  oder  sich  so 
drehen,  dass  nach  dem  Festschrauben  nicht  mehr  die  hintere,  sondern  die 
vordere    Magenwand    eingestellt   ist.      Dadurch    ist    einmal    unbewusst   eine 


Uoser,  TerletzoDgeu  und  chirurg.  EilerankuDgen  dea  Magena,  CäS 

Tr.E.  retrocolica  ant.  angelegt  worden,  die  als  posterior  beabsichtigt  war. 
I>tr  Gastroptor  hat  aber  viele  Annehmtichkeiten,  kann  allerdings  auch  durch 
Klemmen  nach  Doyen  oder  Hansy  ersetzt  werden. 

Anwendung  des  Knopfes  Yermeidet  t.  Eiseisberg  in  allen  Fällen,  in 
denen  sein  Verbleib  im  Magen  Gefahren  herbeiführen  kann,  also  stets  bei 
olTeoem  Ulcus.  Auffallend  ist,  dass  die  Karzinompatienten  mit  Knopfanasto- 
luose  eine  längere  Durchschnittlebeosdauer  hatten  als  die  Nahtfälle. 

Circulus  vitiosus  wurde  in  6  Fällen  beobachtet,  in  einem  davon  waren 
abnorme  anatomische  Verhältnisse  zu  beschuldigen.  Von  den  übrigen  fünf 
A'iiloss  sich  einer  der  v.  Hackerschen,  vier  der  Wölflerschen  G.  E.  an. 
Zur  Vermeidung  des  Circulus  wurde  bei  der  hinteren  G.  E,  die  Schlinge 
iniiner  möglichst  kurz  genommen,  auch  die  Saspensionsnaht  nach  Kappeier 
irgewendet. 

Körte  (87)  stellt  ein  junges  Mädchen  vor,  bei  dem  er  ein  mit  Pankreas 
und  Leber  verwacb&eneB  kallöses  Geschwür  exzidiert  und  den  Magendefekt 
lemäht  hatte.  Da  das  Magenlumen  an  der  Nahtstelle  verengert  war,  wurde 
die  G.E.  hinzugefügt.  Die  Patientin  bat  sich  seit  der  Operation  (vor  8  Mo- 
naten) sehr  erholt. 

Dann  stellt  er  einen  Patienten  vor,  bei  dem  er  nach  Entfernung  einer 
^t<^iD  halt  igen  Gallenblase  wegen  eines  kallÖsen  Geschwürs  im  Pylorus  nnd 
Duodenum  die  Pylorusausschaltung  und  G.E.  mit  gutem  Erfolg  ausgeführt 
hat.  —  Bei  einem  dritten  Patienten,  den  er  wegen  Dilatatio  ventriculi  and 
Gastroptose  mittelst  G.E.  post.  operiert  hatte,  war  eine  Pylorusstenose  nicht 
gt-fnDden  worden.  Infolge  der  Gastroptose  war  eine  Abknickung  am  Pylorus 
ijstande  gekommen,  welche  zu  fortschreitender  Dilatation  geführt  hatte. 
Bei  einem  vierten  Patienten  hatte  Körte  von  einer  vor  3  Jahren  angelegten 
!'.£.  nur  noch  eine  sondenknopfstarke  Öffnung  vorfinden  können.  Von  der 
Enteroanastomose  liess  sich  gar  nichts  mehr  nachweisen.  Ausserdem  war  die 
O.E.-Öffnung,  die  mittelst  zweireihiger  Naht  2—3  Querfinger  entfernt  vom 
Kolon  angelegt  worden  war ,  ganz  nahe  an  das  Querkoion  herangezogen 
vorden.  Diese  Veränderungen  sind  nur  durch  neue  Ulzerationsvorgänge  im 
Magen  zu  erklären.  Der  Patient  war  ausserdem  in  der  Zwischenzeit  noch 
v^n  Appendizitis  operiert  worden.  —  Schliesslich  demonstriert  Körte  noch 
«in  Präparat  einer  geheilten  Magenresektion  nach  Billroth  I. 

Von  29  im  Jahre  1903  operierten  Kranken  hat  Moullin  (106)  bei  24 
die  weiteren  Schicksale  verfolgen  können.  (Über  die  früheren  vergl.  diesen 
Jahresbericht  X.  Jahrg.  S.  525.)  Bei  der  Nachforschung  richtete  er  sein 
Augenmerk  darauf,  ob  die  Operierten  Schmerzen  nach  der  Nahrungsaufnahme 
bbeo,  ob  sie  oft  krank  sind,  ob  sie  seit  der  Operation  Blut  erbrochen 
baben,  ob  ihr  Allgemeinznstand  besser  ist  als  früher.  Er  betont,  dass  Kranke, 
die  schon  einen  durch  Narben  sehr  mitgenommenen  Magen  haben ,  und 
solche,  die  jahrelang  an  schwerer  Dyspepsie  gelitten  haben,  sich  nur  lang- 
sam  und  unvollständig  erholen  können.  Auch  kann  man  von  der  Operation  nicht 
T^rlangen,  dass  die  Operierten  sich  nun  denselben  Schädlichkeiten  der  Lebens- 
weise aussetzen  können,  die  zur  Bildung  des  Geschwürs  geführt  haben. 

Nach  3  Fällen  von  Pyloroplastik  kehrten  die  Beschwerden  in  allen  mehr 
oder  weniger  stark  wieder.  Moullin  will  diese  Operation  deshalb  nur  noch 
bei  Leuten  ausführen ,  die  keinen  grösseren  Eingriff  aushalten ,  da  sie  leicht 
und  schnell  auszuführen  ist. 


654  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Von  den  21  Fällen  von  G.  E.  können  12  als  durch  die  Operation  ge- 
heilt, 5  als  erheblich  gebessert  angesehen  werden.  Zwei  Patienten,  bei  denen 
kein  Ulcus  gefunden  werden  konnte,  sind  nicht  gebessert.  Hier  ist  aber 
nicht  die  Operation  daran  schuld,  sondern  die  Diagnosenstellung!  Wenn 
möglich,  war  immer  die  hintere  G.  E.  ausgeführt  worden.  Es  scheint  gleich- 
gültig zu  sein,  ob  man  die  hintere  oder  die  vordere  G.  E.  anlegt,  denn  bald 
wird  die  G.  E.  in  beiden  Fällen  der  tiefste  Punkt  des  Magens.  Die  gleich- 
zeitige Anlegung  einer  Enteroanastomose  ist  zu  empfehlen.  Moullin  hat 
sie  in  letzter  Zeit  oft  ausgeführt.  Bei  durch  Hunger  stark  herabgekommenen 
Leuten  hat  Moullin  während  der  Operation  in  die  eröfinete  Jejunumschlinge 
peptonisierten  Fleischtee  einlaufen  lassen  mit  gutem  Erfolg.  Moullin  legt 
Wert  darauf,  Verwachsungen  des  Magens  mit  der  vorderen  Bauchwand  zu 
lösen,  da  Zerrungen  an  demselben  und  damit  an  dem  parietalen  Peritoneum 
Infolge  der  Magenbewegungen  Schmerzen  verursachen. 

Bakes  (11)  befürwortet  die  chirurgische  Behandlung  des  chronischen 
kallösen  Magengeschwürs  und  zwar  eine  radikale.  Er  verlor  eine  Frau,  die 
€r  wegen  Hämatemesis  nur  mittelst  G.  E.  operiert  hatte,  an  neuerlichen  An- 
fällen von  Bluterbrechen,  ferner  eine  weitere  Frau  an  Peritonitis,  bei  der  er 
wegen  handtellergrosser  Geschwüre  eine  G.  E.  am  Fundus  angelegt  hatte.  Er 
hat  deshalb  die  palliative  G.  E.  aufgegeben  und  übt  die  radikale  Gastrektomie. 
Er  belegt  die  relative  Ungefahrlichkeit  der  G.  E.  mit  6  von  ihm  mit  Erfolg 
operierten  Fällen.  Die  Laparotomie  vollzieht  Bakes  dabei  in  S  c  h  1  e  i  c  h  scher 
Lokalanästhesie.  Im  Ätherrausch  erfolgt  Orientierung  im  Bauch  mit  gleich- 
zeitiger Eventration  der  Organe  und  Zurechtlegen  derselben  zur  Operation. 
Die  Operation  selbst  wird  ohne  Anästhesie  ausgeführt.  Zur  Reposition  ist 
dann  bisweilen  ein  nochmaliger  Ätherrausch  erforderlich.  Bakes  rühmt 
danach  das  postoperative  Stadium  als  ein  geradezu  ideales;  Erbrechen  gehört 
2u  den  grössten  Seltenheiten.  Der  Kranke  muss  nur  vorher  über  den  Gang 
der  Narkose  genau  unterrichtet  werden.  Bei  schwierigem  Zugang  zum  Pylorus 
lässt  er  den  am  Proc.  ensiformis  beginnenden  Schnitt  unterhalb  der  mittleren 
Inscriptio  tendinea  schräg  nach  unten  gehen,  zuletzt  wieder  in  sagittaler 
Bichtung. 

Bei  der  Resektion  bedient  sich  Bakes  der  Quetschmethode.  Er  benutzt 
dazu  einige  von  Leiter- Wien  verfertigte  Instrumente  (Gastrotriptor  und 
Sperrklemme).  Bei  einer  technisch  äusserst  schwierigen  Operation  eines  mit 
dem  Pankreas  verwachsenen  Pylorustumors  wurde  bei  der  Resektion  des 
Pankreas  auf  einen  Gang  gestossen,  der  als  akzessorischer  Pankreasausfüh- 
rungsgang  angesehen  und  in  eine  vorgezogene  Jejunumschlinge  implantiert 
wurde.  Nach  dem  infolge  Pankreasnekrose  erfolgten  Tode  wurde  erkannt, 
dass  es  sich  um  den  Duktus  choledochus  gehandelt  hatte,  dessen  Einpflanzung 
in  den  Dünndarm  mit  Erfolg  vorgenommen  worden  war.  Für  ähnliche  Fälle 
hochgradigster  Verwachsung  schlägt  Bakes  die  Pylorusausschaltung  nach 
V.  Eiseisberg  vor. 

Sechs  Magenresektionen  nach  Billroth  II  wurden  mit  Erfolg  aus- 
geführt. 

Wathen  (149)  will  die  Kocher  sehe  und  Finneysche  Gastro- 
duodenostomie  nur  bei  solchen  Fällen  ausgeführt  wissen,  bei  denen  die  G.  E. 
retrocol.  post.  nahe  der  Duodenojejunalfalte  nicht  angelegt  werden  kann. 
Erst  wenn  keine  dieser  3  Operationen  ausführbar  ist,  soll  die  vordere  G.  E. 
angelegt  werden.     Die   G.  E.  retrocol.  post.  ganz  am  Jejunumanfang  und  im 


Moser,  VerletiuDgen  und  chirurg.  KrUcaDknogea  des  Hsgeas.  655 

N^omsteil  des  Magens  angelegt,  faätt  er  für  die  ideale  Methode.  Die  Inzision 
im  Magen  soll  dabei  schräg  angelegt  werden.  Eine  Anastomose  der  Darm- 
schlingen  ist  unnötig. 

Eve  (44)  berichtet  von  2  Fällen,  beides  Männer,  bei  denen  die  Diagnose 
tuf  Duodenal ultius  erst  bei  der  Operation  gestellt  werden  konnte.  Der  Magen 
wnrde  von  einer  Inzision  an  der  Hinterwand  aus  mittelst  Spekulum  und  Stim- 
lampe  abgesncbt,  wobei  in  Fall  1  aber  nichts  gefunden  werden  konnte.  Erst 
der  eingeführte  Finger  konnte  in  diesem  Fall  1  '/<  Zoll  hinter  dem  Pylorus 
eine  ringförmige  Striktur  im  Duodenum  fühlen.  Die  in  der  Nähe  dtr  grossen 
KnfTatar  angelegte  Inzision  wurde  gleich  zur  G.  E.  benutzt.  Der  Kranke, 
bei  dem  nach  14  Tagen  wegen  einer  Rektumstriktur  noch  eine  linksseitige 
Kölotomie  ausgeführt  werden  musste,  verlor  seine  Beschwerden  and  wurde 
gesund.  —  Auch  beim  zweiten  Fall  wurde  die  Inzision  in  die  hintere  Magen- 
wuid  gemacht  so  gross,  dass  man  mit  der  Hand  eingehen  konnte.  Es  wurde 
an  der  hinteren  Wand  des  Duodenum  ein  Ulcus  gefühlt,  dessen  oberer  Rand 
etwa  1  '/a  Zoll  vom  Pylorus  entfernt  lag.  Ein  Teil  der  Inzisionswunde  wurde 
dann  geschlossen,  der  andere  zur  G.  E.  benutzt.  Eve  legt  grossen  Wert 
darauf,  die  G.  £.  und  die  Inzision  so  tief  als  möglieb  anzulegen,  um  eine 
gute  Drainage  des  Mageos  zu  gewährleisten. 

In  einer  grossen  Studie  beschreibt  Jonnescu  (81)  alle  Magenaffek- 
tionen, mit  Ausnahme  des  Krebses,  wo  man  operativ  helfen  kann.  Jonnescu 
praktizierte  2  Pylorektomien,  14  Gastrojejnnostomien,  1  Jejunostomie  en  Y, 
2  Nähte  der  Magenwände  wegen  UIcera  ventriculi  nnd  Peritonitis,  1  Sutur 
des  Magens,  mit  nur  2StierbefällenanPeritoniti3,  unabhängig  von  den  Operationen. 

Sto'ianoff  (Varna). 
Niemack  (110)  teilt  drei  Krankengeschichten  von  Ulcus  mit,  von  denen 
das  erste  traumatischer  Natur  war. 

1.  20jAbriger  Mann  war  rfleklinga  Dbergefall«n  and  hatt«  sich  di«  Wirbelelale  dab«i 
atiarbogen.  Darauf  traten  SchmeraeD  im  linken  ETpochondrium  auf,  die  schlimmer  wurden. 
Patient  bekam  BInterbrechen ,  das  aicb  wiederholte.  Bei  der  daraufhia  vorgenommeneD 
OpciatioQ  konnte  zunichst  am  Hagen  nichts  gefunden  werden.  Ks  wurde  deshalb  von 
eiDcm  senki^echten  Einschnitt  aas  mittelst  Stirnlampe  und  Spekulum  von  links  anfangend 
»bracht  Rechts  von  der  WirbelsAule  an  der  hinteren  Magenwand  wurde  ein  bobnen- 
ginsees  Ulcns  gefunden,  in  dem  ein  Thrombus  festsass.  Ks  wurde  eine  Tsbaksbentelnaht 
btmmgelegt  nuter  Belsssung  des  Thrombus  an  seiner  Stelle,     Heilung. 

Bemerkenswert  daran  ist,  dass  der  äussere  Schmerzpunkt  im  linken 
Hypogastrium  durchaus  nicht  dem  Sitz  des  Geschwürs  entsprach.  Man  sachte 
eisl  links  und  verbrachte  viel  Zeit  damit!  Der  Druck  der  Wirbelsäule  gegen 
den  gefüllten  Magen  scheint  das  Ulcus  bewirkt  zu  haben.  Wismutgaben 
GcWnen  an  der  Thrombnsbildnng  stark  beteiligt  zu  sein.  Es  dürfte  sich 
deshalb  empfehlen,  während  oder  gleich  nach  Magenblutungen  grössere  Wis- 
m^itdosen  zu  verabreichen.  Das  Absuchen  des  Magens  nach  der  blutenden 
Stelle  hat  sich  bewährt  und  dürfte  der  einfachen  Anlegung  einer  G.  E.  vor- 
luziehen  sein. 

2.  48jUirige  Fran.  Bei  der  Operation  fand  sieh  der  in  «inen  grossen  Tamor  umge- 
■udslte  Pjtorus  nach  der  Wirbelsäule  zu  adhärent.  O.E.  mittelst  Ligatur  nach  Hac 
öiiir.  (Dus  Erbrochene  hatte  etark  verdauend  bewirkt.)  Tod  nach  20  Stunden.  Hinter 
il«m  Pylorua  war  eine  mit  dem  Magenlumen  in  Zussmmenhsng  stehende  HSble,  deren 
^andnngen  Pankreas  und  Netz  bildeten.  Vor  der  Pjloruettffnnng  eine  Art  Klappenbildung 
dircli  teilweis  losgeldste  Magenwand. 

3.  löjfthrigea  Mftdohen  klagte  über  Schmerzen  vom  RQcken  und  rechten  Hypochon- 
diiun  bis  ins  rechte  Bein,  so  dass  sie  hinkte.  McBurneys  Punkt  ausgesprochen  schmerz- 
btft.   In   der  Annahme   einer  Appendizitis   wurde   der  gesund   aussehende  Wurmfortaati 


656  Jahresbericht  fUr  Chirnrgie.    IL  Teil. 

entrerot,  der  mit  ToraateneBnieii  gefollt  war.  Am  vierten  Tage  nachher  Unmhe,  BcwDMt- 
aeinaatSraiig,  Ikteras,  am  fQnftei)  Tage  Koma,  weiter  lusammengekiiifieiie  KinnbackcD. 
Singaitus;  Windaperre  aohaltend  ,  linke  Bauchseite  anfgetrieben,  über  der  Leber  Krepi- 
talioB  wie  von  Hautemphjaem  zu  fDhlen.  Mittelat  SchluodaaDde  blatige  FlQsaigkeit  aoa 
dem  Magen  entleert.  Am  eecluten  Tage  kliniBChe  Eracbeinungen  der  Tetanie  Bosgeaprochen: 
vorttbergebeDde  Besserung  anf  heiaae  BAder.  Tod  aro  elften  Tage.  Ohne  Sektioo  wurds 
die  Diagnose  anf  Magendilatatiou  mit  Ulcaaperforation  ,  Tetanie,  Eepatoptosis  nnd  dorcfa 
Knickung  bedingten  Ikterus  gestellt. 

Munro  |108)  berichtet  über  146  Operationen  am  Magen,  von  denen 
etwa  50  wegen  Karzinom,  die  anderen  wegen  gutartiger  Erkranknng  ausgeführt 
waren.  Bei  inoperablen  Karzinomen  mit  Stenose  ist  die  G.  £.  ans  hamanen 
Gründen  angebracht  und  hat  in  dieser  Hinsicht  gnte  Resultate.  Von 
60  Karzinomkranken  waren  nur  4  in  einer  für  die  Operation  noch  günstigen 
Zeit  gekommen !  Nach  einer  mittelst  Knopl'  angelegten  Anastomose  nach 
Resektion,  von  denen  Mnnro  10  ausgeführt  hat,  war  das  Lumen  bis  zum 
Durchmesser  eines  Bleistiftes  zusammengeschrumpft,  während  der  Knopf  selbst 
im  Magen  lag.  ' 

Wegen  benigner  Erkrankung  hat  Munro  90  Operationen,  ausser  den 
Exzisionen,  ausgeführt.  In  3  Fällen  hat  er  wegen  Ptosis  das  Ligament, 
hepat.  verkürzt,  in  weiteren  2  Gastrolyse  mit  Erfolg  ausgeführt,  ebenso  eine 
Pyloroplastik  wegen  syphilitischer  Stenose.  Von  6  Perforationen  gelangten 
3  zur  Heilung.  Von  der  Fi nney sehen  Gastroduodenostomie  ist  Munro 
nicht  sehr  befriedigt.  Er  hat  die  Operation  12  mal  ausgeführt  und  10  Fälle 
davon  weiter  verfolgen  können.  Nur  5  davon  sind  in  gutem  Zustande.  Vtin 
den  G.  E.  hat  er  meistens  die  hintere,  in  letzter  Zeit  die  nach  Roux  au-^- 
geführt.  Nach  allen  Anastomosen  muss  noch  mehrere  Monate  lang  Vorsicht 
in  der  Diät  beachtet  werden.  Auf  alle  Fälle  hat  die  chirurgische  ßehandluni; 
der  Magengeschwüre  aber  bessere  Resultate  als  die  innere,  obwohl  eine  ideal'' 
Operationsmethode  noch  nicht  gefunden  ist. 

Morison  (105)  hält  in  manchen  Fällen  von  Pylorusstenosen  bei  sturk 
heruntergekommenen  Leuten  nur  die  Pyloroplastik  als  einfachsten  EingritT 
für  berechtigt.  Diese  Fälle  von  starkem  Marasmus  sieht  man  allerdings  heut- 
zutage seltener  als  früher. 

In  die  allgemeine  Verwerfung  der  Pyloroplastik  stimmt  Morison 
durchaus  nicht  ein.  Von  20  früher  operierten  Patienten,  über  die  er  schon 
berichtet  hat  (Lancet  26.  Febr.  1898)  sind  jetzt  2  tot,  einer  nnanffindbar. 
Ein  Fall  starb  an  Pyloruskarzinom,  der  andere  an  Phthise  2  Jahr  4  Monate 
nach  der  Operation,  ohne  Magenstörungen  wieder  gehabt  zu  haben.  Die 
übrigen  17  Fälle,  deren  Geschichte  5V* — 10  Jahre  verfolgt  werden  konnte, 
verhielten  sich  folgendermassen :  Bei  3  Fällen  traten  die  alten  Beschwerden 
wieder  auf  und  nötigten  zn  einer  weiteren  Operation;  aber  nur  2mal  konnte 
der  Pylorus  wirklich  wieder  verengt  vorgefunden  werden.  Von  den  ver- 
bleibenden 14  Fällen  war  bei  8  der  Erfolg  ein  vollkommener;  in  6  Fällen 
wurde  über  Beschwerden  geklagt.  Bei  einem  davon,  der  an  Gewicht  be 
deutend  zugenommen  hatte,  waren  die  Beschwerden  wohl  anf  Alkoholmiss- 
brauch  zu  beziehen.  Bei  den  anderen  5  war  seit  der  Operation  jedenfiil'^ 
anch  eine  Besserung  festzustellen. 

Bezugnehmend  auf  Morisons  Arbeit  teilt  Turner  (145)  die  Erfolge 
der  Pyloroplastik  mit: 

1,  48jahrige  Frau,  operiert  Oktober  1894.  Seitdem  atetig  gutes  Befinden  mit  bUd 
digar  Oewichtesunahme. 


Moser,  VerletzDDgen  aad  cbirurg.  ErkraDkaogen  des  Magens.  657 

2.  37 jahrige  Frau,  operiert  Oktober  1895.  Pylorua  OdematOe  mit  Narbe  am  oberen 
Rand.     Erfreat  sich  seitdem  des  besten  WohlbefiDdeDS. 

3.  31  jahriger  MauD,  operiert  Januar  1891.  Ist  seitdem  gesand  gewesen  ohne  Magen - 
»tärQDgeu  und  nimmt  jede  Art  Nahrang. 

i.  32 jabriger  Mann ,  operiert  Aagust  1896.  Seitdem  gutes  Befinden.  Hat  den  sOd- 
■frikaaiachen  Feldzug  mitgemacht  and  eine  Pneumonie  Oberatanden. 

5.  2äjabriger  Mann,  operiert  Oktober  1896.  Seine  Gegandbeit  seitdem  besser  als  vor- 
her.    Er  nimmt  die  gewöhnliche  Nahmng. 

6.  42jftbriger  Mann,  operiert  März  1897.  Hier  waren  keine  orgaDiecben  Yerftnde- 
rangen  am  PjlomB  zu  finden  gewesen,  es  bestand  nnr  Krampfsustand.  Er  kann  arbeiten, 
kaoa  aber  Nahmng  nnr  in  kleinen  Quantitäten  nehmen  und  beklagt  sich ,  dase  er  nicht 
recht  zu  KrBften  komme. 

7.  SSjlbriger  Mann,  operiert  Man  lä9T.  GeschwQr  auf  der  Hinterflache  des  PyloroB. 
•.fotes  Befioden  bis  1901  ,  wo  er  einen  ,Magensnfali'  zwei  Wochen  lang  hatte.  Seitdem 
jedes  Frühjahr  ein  derartiger  Anfall,  der  mit  Erbrechen  einbergeht.  Juni  1904  Q.  E.  wegen 
Sienoseneracbeinungen. 

8.  39jahrige  Pran,  operiert  September  1897.  Seitdem  gutes  Befinden.  Vertragt  ge- 
vSbn liehe  Kost. 

9.  56  jabriger  Mann,  operiert  September  1897.  Uroentnm  mit  Pjloms  verwachsen. 
Heilong,  die  bis  vor  zwei  Jahren  anhielt,  wo  wieder  Erbrechen  einsetite.   Heilung  nach  G.  £. 

10.  46jabrige  Frau ,  operiert  NoTember  1897.  Gutes  Befinden  bb  Herbst  1908.  wo 
Torfibei^hend  die  alten  Beschwerden  wieder  anfingen.    Dann  wieder  gutes  Befinden. 

11.  23  jabriger  Mann,  operiert  Jnni  1898.  Beschwerden  als  nervOa  angegeben.  Gutea 
Befinden  bei  gewöhnlicher  Eoat. 

12.  41jahriger  Mann,  operiert  Juli  1898.  Nnr  vorUbergehend  geringe  Verdannnga- 
beechwerden,  eonst  gut. 

13.  Sejahrige  Frau,  operiert  JaU  1898.  '  Guter  Erfolg. 

14.  S9j&hrige  Frau,  operiert  November  1898.  Hat  noch  gelegentlich  Schmenen  nnd 
Erbrecben,  wBbrend  die  Schmerzen  vor  der  Operation  andauernd  waren. 

15.  46jabriger  Mann,  operiert  November  1898.    Kann  ohne  Beschwerden  alles  essen. 

16.  45 jahrige  Fraa,  operiert  M&rz  1899.  Narbe  an  der  Hinterwand  des  Pylurus. 
Heilung.  Nach  12  Monaten  Wiederanftreten  der  alten  BeSdhwerden.  Juni  1903  G.  E.  ant. 
N»(h  se«ha  Monaten  setzten  wieder  Beschwerden  ein,  die  diesmal  nur  vorDbergehend  waren. 

17.  S6jllhrige  Frau,  operiert  Mai  1899.  Starke  Dilatation.  Seitdem  keine  Beschwer- 
den mehr. 

Armonr  (8)  gibt  einen  historischen  Rückblick  auf  die  Geschichte  der 
G.  E.  und  bespricht  die  einzelnen  Arten  als: 
I.  Gastroduodenostomie : 

a)  subpylorische  (Jaboulay,  Villard,  Daranti,  Henle), 

b)  laterale  (Kocher,  Halsted),  • 

c)  kombinierte  mit  Pyloroplastik  (Finney). 
n.  Gastrojejimostomie : 

Ä.  mittelst  lateraler  Anastomose: 

1.  anterior  antecol.  {Wölfler), 

2.  poster.  transmesocol.  (Goorvoisier,  v.  Hacker), 

B.  mittelst  Implantation: 

3.  hintere,  Y-förmige  Methode  (Ronx), 

C.  Überfährung  von  A  in  B: 

4.  Enteroanastomose  zwischen  zu-  and  abführender  Schlinge  (Braun- 

J  a  b  o  Q I  a  y), 

5.  Verschluss  der  zuführenden  Schlinge  nach  der  Enteroanastomose 

(Mattoli-Fowler). 

Die  Kocher  sehe  laterale  Gastroduodenostomie  ist   nicht  anzuwenden, 

wenn  das  Duodenum  nicht  beweglich  gemacht   werden  kann  und  wenn  eine 

n  starke  Dilatation  des  Magens   eine  Drainage  nach    unten   zu   erfordert. 

Gegen  die  Finney  sehe  Operation  bilden  weder  Verwachsungen  noch  Dila- 

Jihnabaricht  fllr  CUnirgi*  IMA  42 


Jahreabericht  für  Cbirargie.    11.  Teil. 

1  des  Magens  eine  Kontra  Indikation.  Nnn  soll  bei  zu  ausgedehnter 
ation  eine  Uastropexie  oder  Gastroplikation  zugefügt  werden.  Bei  der 
X sehen  Methode,  die  am  schnellsten  die  MagenenÜeeniog  gewährleistet, 
ückfliessen  in  den  Magen  nicht  absolut  ausgeschlossen,  dann  oämlicb, 
Kürze  der  Mesenterien  uns  verhindert,  das  proximale  Jejunumende  weit 
;  vom  Magen  in  die  abführende  Schlinge  einzupflanzen.  Ein  Nachteil 
louxschen  Operation  ist  auch  die  lange  Daner;  ist  das  Jejunum  einmal 
ischnitten,  so  hat  man  keine  Möglichkeit  mehr,  die  Operation  abzukürzen. 
Brannsche  Anastomose  verhindert  auch  nicht  mit  Sicherheit  Eintritt 
Darminhalt  in  den  Magen.  Deshalb  haben  Doyen  und  Luecke  die 
irende  Schlinge  zwischen  den  Anastomosen  durchschnitten,  Mattoli 
las  Lumen  derselben  durch  fortlaufende  Naht  verengert  bezw.  ganz  anf- 
len  und  Fowler  hat  einen  Silberdraht  {Nr.  20)  zvei-  oder  dreimal  um 
^führende  Schlinge  herumgeschlungen  und  so  das  Lumen  verstopft. 
Fränkel  (47)  berichtet  über  13  Fälle  von  G.  E.  bei  gutartiger  Pylorus- 
ise.  Es  war  die  G.  E.  retrocol.  ausgeführt  worden,  nur  bei  herunter- 
mmenen  Leuten  mittelst  Knopf.  Die  drei  Todesfalle  (Kollaps,  frische 
ing,  Pneumonie)  betrafen  sehr  entkräftete  Menschen.  Von  den  übrigen 
n  trat  bei  einem  nach  '/«  Jahren  eine  Komplikation  dadurch  ein,  dass 
li  Perforation  einer  Jejunumscblmge ,  vermutlich  infolge  peptischen  Ge- 
ürs,  sich  ein  Peritonealabszess  entwickelte,  der  erneute  Operation  er- 
srte  und  nach  vorübergehendem  Bestehen  einer  Peritonealfistel  aasheilte, 
den  anderen  klagten  noch  zwei  später  über  leichte  Beschwerden,  Druck 
Aufstossen.  Alle  anderen  waren  frei  von  Beschwerden  und  konnten 
ere  Arbeit  verrichten. 

In  einem  Falle  von  ständiger  Gallenbeimischung  zum  Mageninhalt 
le  nicht  eine  Duodenalstenose,  sondern  eine  Verdickung  des  Pylorus  vor- 
aden. 

Jahr  (79}  teilt  einen  Fall  von  Ulcus  pepticum  nach  G.E.  antecol.  ant. 

In  allen  bekannt  gewordenen  Fällen,  bisher  22,  sind  Jejunalgescbwüre 
nach  G.  E.  wegen  gutartiger  Magenerkrankung  aufgetreten.  Zur  Ver- 
lung  ähnlicher  Fälle  empfiehlt  er,  grossen  Wert  auf  die  diätetische  Nach- 
jidlung  der  Gastroenterostomierten  zu  legen.  Besonders  ist  diese  Vorsicht 
ten  bei  Fällen  von  Magengeschwür,  die  mit  starker  Hyperchlorhydrie  und 
ersekretion  einhergehen. 

M  a  y  o  (99)  berichtet  über  500  Fälle  von  G.  E.,  Pyloroplastik  und  Gastro- 
lenostomie.      Darunter  sind   21  Fälle   von  Pyloroplastik    ohne    Todesfall, 

mit  7  sekundären  Operationen;  Gastrojejnnostomien  421  Fälle,  wegen 
rtiger  Stenose  307  mit  6,5"/«  Mortalität;  maligne  Stenosen  114  Fälle. 
letzteren  sind  63  in  Verbindung  mit  Pylorektomie  oder  teilweiser  Gastr- 
mie  und  einer  Mortalität  von  IS^/o. 

Von  allen  421  Fällen  von  G.E.  sind  21  nochmals  operiert  worden. 
Pyloroplastik  hat  nur  einen  begrenzten  Wert.  Die  Inzision  sollte  ge- 
nmt  angelegt  werden,  auf  Magen  und  Duodentmi  übergehend.  Finneys 
troduodenostomie  ist  58  mal  angewendet  worden.  Ausgedehnte  Exkrao- 
;  und  Adhäsionen,  kurzes  Ligament,  gastrohepat.  und  besonders  Anwesen- 

von  Narbengewebe  sollen  als  Gegenindikation  für  die  Operation  gelten. 
r  gibt  die  G.E.  bessere  Resultate.  Auch  bei  offenen  Geschwüren  kann 
nicht  heilend  wirken,  da  die  Nahrungsmittel  dann  immer  noch  über  die 
)ra  gehen. 


Moser,  Verletzungen  und  Chirurg.  Erlcrankangen  des  MigenB.  65d 

VoD  den  G,  E.  waren  126  vordere  und  295  hintere.  Die  Mortalität  der 
ersteren  war  über  1  °lo  höher  als  die  der  letzteren,  aber  der  ProzentBat^  der 
sekundären  Operationen  war  bei  der  hioteren  G.E.  grösser.  Für  gntartige 
Erkrankungen  ist  die  G.E.  posterior  die  Operation  der  Wahl. 

Der  Mnrphyknopf  ist  bei  157  Operationen  angewendet  worden,  72  gut- 
artigen Erkrankungen  mit  6  TodesßUlen,  54  vorderen  G.  E.  mit  4  Todesfallen 
uDil  4  Reoperationen,  bei  18  hinteren  G.  E.  mit  2  Todesfällen,  4  ReOperationen, 
dann  ferner  bei  85  malignen  Erkrankungen  mit  15  Todesfällen.  Bei  dieser 
Methode  tritt  am  wenigsten  Galle  in  den  Magen;  Bildung  von  Knickungen 
kommt  nicht  ror.  Gelegentlich  hat  aber  ein  Murphykoopf  wieder  ent- 
fernt werden  müssen.  Nach  Resektionen  ist  der  Knopf  fast  immer  ange- 
wendet worden. 

M  c.  G  r  a  w  s  Ligatur  ist  bei  36  Operationen  angewendet  worden, 
IT  gutartigen  Erkrankungen  mit  2  Todesfällen,  19  malignen  mit  3  Todes- 
ßJleo.     Sie  scbiltzt  in  hohem  Masse  vor  Rückfluss  von  Galle. 

Von  den  verschiedenen  Formen  der  G.  E.  ist  die  hintere  ohne  Schlinge 
die  beste.  Die  Inzision  im  Ma^en  soll  schräg  von  links  oben  nach  rechts 
unten  angelegt  werden.  Der  tiefste  Punkt  der  G.E.  soll  der  tiefste  Ponkt 
des  Magens  sein,  senkrecht  unter  der  Kardiaöffnung.  Deshalb  muss  die  lu- 
lision  manchmal  '/« — */*  ^oll  auf  die  vordere  Magenwand  reichen.  Die  Ränder 
d^  Mesokolonschlitzes  müssen  an  die  Nahtlinie  geheftet  werden. 

Gauthier  (ö3)  stellte  eine  Kranke  vor,  bei  der  Jaboulay  vor  27  Mo- 
naten wegen  Pjloruskarzinom  eine  G.  E.  mit  Knopf  angelegt  hatte.  Zur  Zeit 
sind  die  Zeichen  einer  allgemeinen  Karzinose  vorhanden,  Aszites,  der  Banch- 
vand  adbärenter  Tumor  im  Epigastrium.  In  der  Statistik  von  Gayet  über 
100  nach  der  Jabonlayschen  Methode  operierten  Kranken  war  die  längste 
Lebensdauer  nach  der  Operation  24  und  26  Monate,  im  Durchschnitt  sieben 
Monate. 

Montprofit  (103c)  hat  240  G.E.  ausgeführt.  Er  bevorzugt  die 
Y-Methode  von  Roaz  an  der  Hinterwand  oder,  falls  diese  Schwierigkeiten 
macht,  an  der  Vorderwand.  Da  er  in  einigen  Fällen  eine  Verengerung  der 
gastrojejonalen  Öffnung  bemerkt  hat,  schneidet  er  die  Darmscblinge  jetzt 
»chrig  darch  und  schafft  dadurch  eine  grössere  Mündung. 

Um  die  Gefahren  der  Undichtigkeit  der  Duodenalnaht  nach  Magen- 
r^tionen  auszuschalten,  hat  Brunner  (27)  den  geschlossenen  Dnodenal- 
stnmpf  im  oberen  Wundwinkel  der  Bauchdecken  mit  dem  mobil  gemachten 
Fehtoneam  parietale  umsäumt  und  so  extraperitoneal  gelagert.  Auf  den 
«ingenähten  Stumpf  kommt  -lodoformgaze.  Es  traten  nun  am  5.,  6.,  7.  Tage 
oft  Fisteln  mit  galligem  Austluss  auf,  die  sich  aber,  bald  früher  bald  später, 
nieder  schlössen.  Brunner  bat  aber  bei  zehn  ausgedehnten  Resektionen 
nach  Billroth  II  keinen  Fall  mehr  durch  Peritonitis  verloren.  Es  starb 
überhaupt  nur  ein  Fall  und  dieser  an  Pneumonie. 

Zu  demselben  Zweck  schlägt  Steintbal  (140)  vor,  bei  Abtrennung  weit 
im  Duodennm  den  Duodenalstumpf  mit  darüber  genähtem  Netz  und  Gaze- 
Umpon  zu  sichern.  Er  halt  diese  Tamponade  für  besser  als  die  extraperito- 
neale Einnähnng  des  Stumpfes  nach  Brunner;  er  glaubt,  dass  durch  die 
linuähung  der  Stumpf  gezerrt,  in  seiner  Ernährung  bedroht  wird  und  da- 
dnrch  leichter  zur  Fistelbildung  neigt.  Auch  kann  sich  eine  Fistel,  wenn 
sie  anfgetreten  ist,  leichter  schliessen  als  bei  dem  durch  Brunner  gebildeten 
langen  Wnndkanal.  —  Findet  sich  an  der  Hinterfläche  des  Duodeunm  ge- 


Jakresbericht  für  Chinirgie.    II.  Teil. 

d  Peritoneum  für  eine  sichere  EiiiHtülpnngsDaht,  so  wird  der  Stumpf 
versenkt. 

Leriche  (93)  stellt  einen  28jährigen  Mann  vor,  bei  dem  wegen  einer 
ichen  krebBigen  Entzündnng  die  Pylorektomie  (Billroth  II)  gemacht 
n  war.  Ma^n  wie  Daodennm  war  durch  dreifache  Nahtreihe  (Catguti 
essen  worden,  ohne  Drainage.  Nach  den  ersten  Tagen  setzte  geringe 
ing  ein,  am  12.  Tage  spontane  Eventration,  nach  deren  Reposition  die 
wand  wieder  teilweise  vernäht  wurde.  Am  18.  Tage  erschien  eine 
iflstel  in  Höhe  der  kleinen  Knrvatur.  Aas  der  Fistel  entleerten  sich 
htliche  Mengen  eines  stark  sanren  Magensaftes,  gallehaltig.  Der  Kranke 
a  abzumagern.  Die  Fistel  schloss  sich  von  selbst  nach  einiger  Zeit, 
am  eine  Übernähung  ergebnislos  gewesen  war.  Darauf  trat  Heilung  ein. 
Die  Eventration  war  zustande  gekommen,  ohne  dass  Peritonitis  da  war. 
cht  war  ein  geringer  Grad  von  Aszites  daran  schuld.     Man  hätt«  wohl 

getan,  die  Bauchwunde  wieder  vollständig  zu  schliessen  mit  einfachem 

im  unteren  Mundwinkel. 

Fistelbitdnng  am  Magen-  und  Duodennmstumpf  ist  nach  Leriche 
.  den   Lui^enerkrankungen    die    grösste   Gefahr   bei   den  Pylomsresek- 

und  oft  nicht  zu  vermeiden.  Sie  kommt  bei  allen  Resektionsmethoden 
Venu  die  Duodenalnaht  nicht  hält  —  abgesehen  von  sofortiger  Inkonti- 
nit  sofortiger  Peritonitis  —  so  kann  sich  entweder  allgemeine  Perito- 
LUäbilden,  oder  kleine  Abszesse  um  die  Nahtlinie,  die  oft  durch  Lungen- 
ion zum  Tode  führen,  oder  es  bildet  sich  schliesslich  die  Duodenalfistel. 
'scheint  gewöhnlich  am  4. — 10.  Tage  mit  Temperaturerhöhung,  Span- 
Gefühl  in  der  Wunde  oder  Schmerzempfindnng.  Gewöhnlich  entfernt 
line  Naht  und  findet  an  der  Stelle  am  nächsten  Tage  Galle  im  Ver- 

Bald  wird  die  Haut  herum  entzündet.  Die  Kranken  sterben  oft  an 
ferung  nach  3 — 4  Wochen.  Ähnlich  ist  es  mit  den  Magenfisteln.  Die*e 
I  in  etwa  20  Fällen,  die  Leriche  hat  beobachten  können,  zur  Aus- 
?■ 

Hat  sich  eine  Fistel  gebildet,  so  soll  man  sie  zunächst  übernähen, 
verwendet  man  zum  Verband  Stärkemehlpuder.  Hält  die  Absonderung 
er  Fistel  4—5  Tage  lang  in  stärkerem  Masse  an,  so  muss  man  ver- 
I,  die  Fistel  zu  schliessen.    Delore  hat  einmal  den  Magen  znm  Teil 

eröffnet,  an  der  Stelle  Mukosa  vom  Peritoneum  getrennt  und  mit  deai 
vonnenen  Peritoneallappen  die  Öffnung  geschlossen.  Vor  allem  wird 
iuf  Vermeidung  der  Fistelbildung  bedacht  sein  müssen.  Zur  Magen- 
numnaht  wird  man  von  der  Mobilisation  des  Duodenum  ausgiebig  (>e- 
I  machen.  Weiterhin  soll  man  die  Tabaksbeutelnaht  vermeiden.  Man 
iber  Catgut  als  Seide  verwenden.  Schliesslich  soll  man  möglichst  nicht 
tren;  erscheint  es  aber  notwendig,  dann  mit  einem  Kaatschukröhrcheo 
icht  mit  Gaze. 
!n  der  Diskussion  erwähnt  Pate I,  dass  die  Mobilisation  wie  beim  Ddo- 

auch  für  die  verschiedenen  Teile  des  Kolon  zu  verwenden  sei.  Berard 
:et  von  einem  Todesfall  infolge  Fistelbildung  vom  Magenstnmpf  her. 
t  Wert  darauf,  dass  nicht  zu  viel  Nahtreihen  von  Seide  übereinander 
;en  kommen  (Magen-  und  Bauchwunde),  da  so  eine  Nahtreibe  die  andere 
'en  kann. 

jelpke  (54)  hat  bei  einem  41  jährigen  Mann  die  Magenresektion  zwei- 
gemacht.     Bei  der  ersten  Operation  wurde  die  G.E.  ant.  antecol.  und 


Moser,  Yerletzungen  und  chinirg.  ErkrankuDgen  dea  Magens.  6C1 

Brannsche  Enteroanastomose  angelegt.    ÄdhäsioneD  von  der  ersten  Operation 
berrübreDd  fehlten  gänzlich. 

Ito  und  Asahara  (77)  haben  in  zwei  Fällen  die  totale  bezw.  snb- 
totale  Magenexstirpation  ausgeführt: 

1.  46j&hrige  Frau  stirbt,  kan  nachdeni  der  Osophsgue  verscblosseu  und  eine  Duo- 
dCDilfielel  angelegt  «sr. 

2.  4ejfthri|ceT  Mann.  Duodenal-  ood  Kardiaatumpf  werden  mittelst  doppelreihiger 
>'ibt  aoeinandergebracht.  Heilang.  Tod  nach  '.:  Jabr  an  EarEinose  des  BBuchfells  aod 
Mclastasen  in  den  HeaenterialdrQBen.  Vom  Magen  war  nur  ein  daamenkuppengrosBer  Teil 
ij(T  Kardia  imflckgeblieben. 

Jäger  (78)  stellt  einen  Mann  vor,  bei  dem  er  wegen  eines  an  der  vor- 
deren Baucbwand  adbärenten,  etwa  gänseeigrossen  Tumorti  die  Magenresektion 
angeführt  hatte,  wobei  er  den  ganzen  Fundus  des  Magens  entfernte  und 
TOD  diesem  nur  etwas  mehr  als  ein  Drittel  zurückgelassen  hatte. 

41  jShriger  Bsner  mit  gSoseeigroesem,  hOckerigeo  and  mit  der  vorderen  B«achwand 
rerwachBeDen  Tumor.  Unstillbarea  Erbrechen;  freie  Salzsttore  Torhanden,  aber  vermindert, 
l^parotomie.  Schnitt  parallel  zum  linken  Rippenbogen  (nach  Finger)  in  ca.  1  Quer- 
fin^er  Entfemong.  Nach  Freilegnng  des  Rektnsrandes  zeigte  sich  der  mittlere  Rektns- 
taaekelabschnitt  mit  der  Qeschwulat  so  innig  verwachsen,  daas  an  eine  LOsang  nicht  zu 
icoken  war.  Deshalb  wird  ein  halb  taandtellergrosses  StDck  des  Hnakels  mit  Freilegnng 
its  TnmoTB  rsaeziert.  Nnn  zeigte  sich  aber  auch  der  Tumor  mit  dem  Colon  transvere. 
innig  verwachsen.  Deshalb  Lfisnng  vom  Kolon,  die  schliesslich  gelingt.  Jetzt  konnte  fest- 
gestellt werden,  dass  der  Tumor  bis  an  den  Pylorus  reichte,  diesen  aber  nur  durch  seine 
ri$tM  Masse  verlegend.  Resektion  des  eigentlichen  Magens  ohne  Fjloras.  Das  in  der 
kmlhnag  f;*Ahidete  Kolon  wurde  an  die  untere  Msgennaht  mit  angenäht.  Der  Defekt 
te  reseiieTten  BektuastDckea  mnsste  plastisch  gedeckt  werden.  Die  mikroskopisch«  Untar- 
Mchnng  konnte  kein  Karzinom  nachweisen.  Eeilang.  In  Vt  Jahr  nahm  der  Patient  nm 
mahr  als  2a  Pfund  zu.     Beobaohtungadauer  7  Monate. 

Pinatelle  (116)  berichtet  von  einem  42jährigen  Kranken,  bei  dem 
«egen  Ulcus  callosom  die  ganze  kleine  Kurvatur  operativ  entfernt  worden 
vii.  Nachweisbar  waren  Zeichen  der  Magendilatation  dagewesen  ohne  fühl- 
baren Pylomstomor,  ausserdem  heftige  Empfindlichkeit  im  Epigastriom.  Bei 
der  Operation  fand  man  zwei  Geschwüre,  eines  teilweise  vernarbt  am  Pyloms, 
des  andere  die  ganze  kleine  Kurvatur  einnehmend.  Dieses  Geschwür  verur- 
sachte auch  dnrch  Faltung  die  Pylorusstenose.  Der  Pylorus  selbst  war  durch- 
gängig. Jabonlay  fährte  die  Exstirpation  aus  wegen  Gefahr  der  Blutung, 
der  Perforation  und  der  malignen  Degeneration.  Es  wurde  die  kleine  Kur- 
vatur vom  Pyloms  bis  zur  Kardia  entfernt,  so  dass  die  Schnittlinie  parallel 
der  grossen  Kurvatur  zu  liegen  kam.  Dreifache  Nahtreihe,  wonach  der 
Magenschlaacb  bis  zur  Stärke  des  Dünndarms  verringert  war.  Heilung.  Es 
geht  dem  Kranken  gnt,  nur  müssen  die  einzelnen  Mahlzeiten  wenig  umfang- 
reich sein. 

Riedel  (125)  berichtet  über  die  von  ihm  bei  M^engeschwür  geübte 
quere  Resektion  des  Mi^ens.  Von  14  Operierten  starben  11.  Diese  hohe 
Mortalität  ist  vor  allem  auf  zu  spätes  Operieren  zurückzuführen.  Fünf 
Kranke  kamen  mit  durchgebrochenem  Ulcus  tind  Peritonitis  in  die  Klinik; 
Tier  kamen  fast  verhungert  zur  Operation,  fünf  starben  an  Pneumonie.  Die 
Operation  war  nur  in  einem  Falle  die  Todesursache.  Riedel  empfiehlt  die 
qnere  Resektion,  wenn  das  Geschwür  an  der  kleinen  oder  grossen  Kurvatur 
oder  an  der  hinteren  Wand  sitzt.  Die  Exzision  des  Ulcus  an  der  kleinen 
Knnatur  gibt  einen  klaffenden  Defekt  und  ungünstige  Form  des  Magens. 
Die  Resektion  des  ganzen  Mittelatückes  hingegen  ergibt  eine  günstige  Magen- 
fono.    In  den  unteren  Winkel  des  zurückbleibenden  Fundusteiles  wird   der 


Jabreebericbt  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

steil  eingenäht.  Dasselbe  Verfahreo  ist  bei  Geschwüren  an  der  grossen 
;ur  anzuwenden.  Hier  fand  Riedel  unter  70  Fällen  das  Geschwür 
reimal  lokalisiert.  Als  Nahtmaterial  verwendet  er  ansgekocbtes  Catgut. 
ichnltze  (135)  hat  bei  Resektionen,  um  einen  möglichst  dichten  Ver- 
.  zu  bekommen,  das  Kochersche  Verfahren  dahin  abgeändert,  dass  er 
lodenum  dnrch  eine  entsprechende  Öffnung  der  Magenwand  dnrch- 
D  und  dann  von  innen  vernäht  hat.  Er  fixiert  die  hintere  Magenwand 
hiebem ,  lüftet  die  vordere  Magenwand  and  inzidiert  parallel  dem 
resektionsschnitt  die  hintere  Wand.  Das  Duodenum  wird  durch  die 
ander  des  nenen  Schnittes  hindurchgezogen,  die  Wundränder  von 
und  Duodenum  gleich  gelagert,  durch  Klauenschieber  fixiert  und 
ron  innen  genäht.  Znr  Sicherheit  kommt  von  aussen  noch  eine  Sercsa- 
arüber.  Dann  wird  die  Magenwunde  geschlossen,  naclidem  sie  vorher 
lurch  Klemmen  abgeschlossen  ist. 

)ie  Vorzüge  seiner  Methode  sieht  Schulze  darin,  dasa  einerseits  der 
nss  durch  die  Art  der  Implantation  ein  sicherer  wird,  dass  anderer- 
arch  die  Klemmmetbode  das  ganze  Verfahren  vereinfacht  und  in  der  Zeit- 
abgekürzt wird.  Die  Klemmen  zum  provisorischen  Abschluss  werden 
femungen  von  V' — 1  cm  angelegt.  Von  der  Koch  er  sehen  Dnodenum- 
iätion  wird  man  bei  der  Methode  ausgedehnten  Gebrauch  machen.  Ist 
reinignng  mit  dem  Duodenum  aber  doch  nicht  möglich,  dann  wird  die 
ingelegt  and  das  Duodenum  in  die  Jejunnmschlinge  implantiert,  auch 
rorhergehender  Fixation  mit  Klanenschiebem.  Immer  zwischen  den 
am  wird  genäht.  Man  durchsticht  die  ganze  Wandung  und  kann  unter 
r  Adaption  der  Wundränder  von  innen  die  Naht  ausführen. 
>ie  Kochersche  Resektionsmethode  empfiehlt  Schnitze  als  das  Normal- 
ren  mit  der  beschriebenen  Modifikation.  Er  hat  drei  Resektionen  auf 
^rt  ausgeführt. 

Jcttdder  (138)  hat  das  mittlere  Drittel  des  Magens  wegen  Karzinom 
ossen  Kurvatur  reseziert.  Das  Karzinom  hatte  beträchtliche  Grösse 
t,  ohne  nennenswerte  Störungen  zu  verursachen.  Es  hatte  weder  die 
kosa  ergriffen,  noch  das  Colon  transversum.  Die  stehen  gebtiehenen 
teile  an  Pjlorus  und  Kardia  wurden  miteinander  vernäht,  dabei  von 
Klemmen  mit  grossem  Vorteil  Gebrauch  gemacht.  In  einem  so  ope- 
Fall  war  Heilung  eingetreten,  die  nach   10  Monaten  noch  Bestand 

Dallas  (147)  hat  zur  G.  £.  das  Rons  sehe  Verfahren  anfgegeben,  da 
ang  und  ohne  besonderen  Vorteil  ist.  Er  operiert  jetzt  nach  v.  Hacker. 
Ilt  zwei  Kranke  vor,  bei  denen  er  eine  V-tÖrmige  Resektion  der  kleinen 
:nr  augefährt  hat. 

'illard  [14S)  hat  bei  einer  46jährigen  Frau  einen  Tumor  der  kleinen 
;ur  exstirpiert  mittelst  V-förmiger  Resektion  mit  Schonung  der  grossen 
ur.  Ebenso  wie  V alias  fand  er  die  Naht  der  Hinterwand  sehr  schwer. 
rde  in  einem  analogen  Fall  nach  bogenförmiger  Umschneidung  die 
iaht  anlegen. 

Veiter  berichtet  Villard  von  einem  gutartigen  Leiomyom  der  Hinter- 
jei  einer  64jährigen  Fran,  das  Pylorusstenose  veranlasst  hatte.  Nach 
tr  Gastrotomie  wurde  der  orangegrosse  Tumor  von  innen  her  entfernt. 
au  starb  am  zehnten  Tage  ohne  Spur  von  Peritonitis. 


Mog^r,  VerletEDDgen  and  chirurg.  Erkrankuiigen  dos  Magens.  66; 

Giuliani  (57)  stellt  zwei  Fälle  vor,  bei  denen  Goulliond  eine  Pylor 
ektomie  wegen  Karzinom  gemacht  hatte,  im  ersten  Fall  bei  einem  TOjährigei 
Mann  mit  bedentender  Ektasie  ohne  Erbrechen.  Die  chemischen  Verhält 
nisse.  Abwesenheit  von  Salzsänre  nnd  Anwesenheit  von  Milchsäure  ändertei 
sich  nach   der  Operation  nicht,  trotz  guten  Znstandes  beider  Kranken. 

Goullioad  (61)  bevorzugt  im  Interesse  einer  radikaleren  Entfemnn) 
alles  Kranken  bei  Resektionen  die  II.  Billrothsche  Methode  mit  hintere] 
(j.  E.,  während  er  bisher  die  Kochersche  Gastrodnodenostomie  ausgeführ 
hatte.  Er  bat  im  ganzen  13  Pylorektomien  ausgeführt  (61a).  Bei  einen 
Fall  (So.  2),  einem  sehr  herabgekommenen  Säjährigen  Mann,  platzte  am  11 
Tage  die  in  drei  Schichten  angelegte  Bauchdeckennaht.  Die  Bauchdeckei 
fturden  wieder  genäht,  der  Kranke  ging  aber  zugrunde.  Seitdem  verwende 
Goalliond  bei  herabgekommenen  Individuen  durchgreifende  Drahtnähte 
Von  direkt  post operativen  Todesfällen  hat  er  nur  einen  zu  beklagen ,  em 
ausgedehnte  Resektion  mit  G.  E.  Bei  einer  Frau  (No.  6)  führte  er  die  Pylorus 
resektion  gleichzeitig  mit  doppelter  Ovariotomie  aus,  Fall  7  war  ein  malignei 
Leiomyom  und  ist  in  der  Arbeit  von  Juliani  (1903)  veröfEentlicht .  Eini 
Nachnniersnchnng  nach  18  Monaten  zeigte  den  betreffenden  Operierten  gan: 
gesund.  Beim  8.  Fall  bildete  sich  eine  Fistel  mit  gallig  gefärbter  Ab&onde 
nmg  aus,  die  sich  jedoch  bald  schloss.  Fall  10  betraf  eine  35jährige  Frau 
die  schon  wegen  multiplen,  narbigen  Darmstrikturen  operiert  war  (Lyon  m4d 
1902).  Fall  1 1,  ein  52jähriger  Mann,  musste  nach  einem  Monat  wegen  Em 
pyem  nachoperiert  werden. 

Tixier  (143)  betont  im  Anschlnss  daran  die  Wichtigkeit  einer  früh 
zeitigen  Operation.  Die  Drainage  nach  Pylorektomien  verwirft  er,  da  dadnrcl 
Fistelbildnng  begünstigt  wird.  Ist  Drainage  notwendig,  so  soll  sie  ausserhall 
der  Nabtlinien  angelegt  werden. 

Valtas  befürwortet  zuerst  die  Resektion  zu  machen,  dann  erst  dii 
(i.  E.  anzulegen,  im  Gegensatz  zu  Goullioud,  der  meist  die  Anastomosi 
Tor  der  Resektion  angelegt  bat.  Goulliond  zieht  letzteres  aber  ans  asep 
tischen  Gründen  vor. 

Poncet  nnd  Delore  (118)  berichten  über  12  mehr  oder  weniger  ans 
gedehnte  Resektionen.  Bei  einer  Frau  wurde  die  Resektion  gemacht,  nach 
dem  eine  Gastrolysis  nnd  später  eine  G.  E.  keine  Heilung  gebracht  hatte 
Es  musste  nach  einer  Leberresektionsstelle  hin  tamponiert  werden.  Hier  ent 
stand  eine  Fistel  nnd  Patientin  starb  am  15.  Tage  an  Entkräftung.  Bei  eine 
66jährigen  Frau  erwies  sich  der  pylorische  und  jnxtapylorische  Tumor  al 
malignes  Leiomyom.  Eine  68  jährige  Frau,  bei  der  wegen  Blutung  die  Resek 
tion  gemacht  werden  musste,  erholte  sich  ausserordentlich.  Vier  Fälle  mi 
sehr  ausgedehnten  Gastrektomien  sind  gestorben.  Ausser  dem  schon  erwähntet 
nur  noch  ein  Fall  von  Magenduodenumfistel. 

Die  Dnrchtrennung  des  Lig.  gastrocol.  und  Lig.  gastrohepat.  geschieh 
zwischen  Klemmen.  Das  zweite  Billrothsche  Verfahren  wird  bevorzug 
wegen  der  ausgedehnteren  Resektionsmöglichkeit.  Die  G.  E.  wird  nach  de 
Kesektion  angelegt,  da  sie  sonst  hinderlich  sein  kann.  Drei  von  den  Pylor 
ektomierten  sind  gesund  nach  26,  28  und  15  Monaten. 

Albertin  (1)  stellt  eine  Kranke  vor,  bei  der  erst  eine  Resektion  eine 
präpylorischen  Tumors  (Epitheliom)  und  später  eine  Pylorektomie  mit  G.  E 
ausgeführt  hatte.  Obwohl  keine  Stenose  des  Pylorus  mehr  vorhanden  wai 
hatte  das  Erbrechen  doch  nicht  aufgehört. 


Jithreebericht  für  Chirurgie.     11.  Teil. 

ordon  (59)  hat  einen  Fall  von  Hernie  nach  hinterer  G.  E.  erlebt. 
itjunumechlinge  war  von  rechts  nach  links  unter  der  Anastomose  hin- 
itreten.     Der  Fall  ging  in  Heilung  über. 

aran  anschliessend  berichtet  McÄrdle,  dass  er  nach  vorderer  G.  E. 
3  vitiosus  infolge  Drehung  und  Adhäsionen  von  Jejunumschlingen  er- 
be. Nach  Lösung  der  Adhäsionen  und  Rechtlagerung  des  Darms  trat 
;  ein,  die  13  Jahre  angehalten  hat.  Seitdem  führt  er  die  hintere  6.  K. 
rzester  zuführender  Schlinge  aus. 

aylor  empfiehlt  auch  die  hintere  Gr.  E.  und  zwar  auf  beiden  Seiten 
Jer  Anastomose  das  Jejunum  noch  eine  Strecke  weit  festzanäheo.  Er 
iut  eine  bei  Frauen  häufiger  anzutreffende  Magenanomalie  bin,  die 
schnüren  entstanden  sein  soll,  bei  der  die  beiden  Magenmündungen 
einander  genähert  sind,  wobei  die  kleine  Kurvatur  scharf  geknickt  ist. 
[aughton  erwähnt,  dass  er  bei  Neurasthenikern  oft  Adhäsionen 
in  habe,  die  zu  mechanischer  Obstruktion  und  zu  Enteroptose  Ver- 
Dg  gegeben  haben.  Bei  einem  seiner  G.  E.-Fälle  hat  er  Circolns  vitiosus 
nfolge  Einschneiden  der  Ränder  der  Mesokolonöffnung. 
.  Carkovic  (29)  bespricht  zwei  Fälle,  in  denen  Gallenrückfluss  nach 
□rch  eine  Anastomose  zwischen  den  beiden  Darmschlingen  nicht  beein- 
rerden  konnte. 

1  erateo  ¥M,  einem  28jBlirigen  Mann  mit  Zeichen  einer  Pylorusstenose  wwAe  bei 
parotomie  eine  Enickang  des  abrnbreDdeo  Dannachenkels  knapp  aboral  der  Ana- 

gefunden,  anaaerdem  eine  Knicknng  dea  lufOhrenden  Schenkels  in  der  Uitte 
I  der  G.  E.  Qvd  der  Kapelleracben  Fixation  am  Magen.  Nach  der  iweiton 
n  fühlt«  sich  der  Patient  wohl,  fing  aber  bald  wieder  an,  in  der  alten  Weise 
i  erbrechen.  Bei  der  dritten  Laparotomie  wurde  der  zufohrende  Schenkel  iwischen 
d  Fixation  noch  leicbt  geknickt  vorgefunden,  der  gut  dDrohgSagige  Pylorua  bildete 
rten  Ring,  in  den  der  Daumen  eingelegt  werden  konnte,  wBhrend  bei  der  ersten 
n  nur  die  Spitze  dea  kleinen  Fingers  eingeführt  werden  konnte.  Eis  wurde  sowohl 
■ms  als  auch  der  znfithrende  Jejunal achenkel  darcb  eine  zirkuUr  angelegte  Mabt 
Trotzdem  allmAhlicher  Verfall  und  Uxitua.  Bei  dem  faerauagenommenen  MAgen 
n  die  Kardia  eingefalltes  Waaser  ordnungsgemSss  durch  den  abfahrenden  Schenkel 
D.  Die  OkklDsion  am  Magensnsgang  fand  aicb  am  oberen  QnerteU  dea  Dnodennm 
Fingerbreiten  hinter  dem  Pyloma. 

1  zweiten  Fall,  bei  einem  IßjBhrigen  Mftdcben,  bei  dem  wegen  narbiger  Pyloras- 
eine  G.  K.  retroc.  post  angelegt  war,  nnd  bei  der  gelegentlich  der  zweiten  Ope- 
Ine  Art  SporenbüduDg  gefunden  war.  handelte  ee  eich  um  einen  Gallen rOckflosa  in- 
bknicknng  des  lufOhrenden  Schenkels  aboral  von  der  Gallenmündung.  Wegen 
inier  Verwachsung  dea  Hagene  mit  der  vorderen  Baachwand  wurde  von  einem 
ise  dea  Pylorua  Abstand  genommen  und  nach  Vorschlag  von  Rutkowaki  ver- 
e  Kanalisation  des  abführenden  Scbenkela  darcb  ein   Gummidrain   zu  gewährleisten, 

Magen  aus  eingeführt  wurde  und  liegen  blieb  (Gaatroenteroatomosia).  Trotz  allem 
;h  diese  Kranke  nach  anhaltendem  Erbrechen  zugrunde. 

edentalls  erscheint  es  wichtig,    bei  einer  Relaparotomie  wegen  Gallen- 
jg  stets  den  Pjlorus  zu  untersuchen.     Findet  sich   letzterer  weiter  ge- 
,  so  muss  er  verschlossen  werden, 
.rmour  (8)  bespricht  die  Vorzüge  der  Gastrodnodenostomie  vor  der 

Der  grösste  scheint  der  zu  sein,  dass  keine  Gefahr  des  Entstehens 
Ileus  pepticum  besteht.  Er  beschreibt  genau,  mit  Hilfe  von  Abbil- 
,  die  Fi nney sehe  Operation,  die  er  Gastro- Pylo-Duodenostomie  nennt, 
jng  des  Pjlorus  und  dea  ersten  Teiles  des  Duodenum.  In  den  oberen 
rand  wird  eine  Naht  gelegt,  an  der  man  in  der  Richtung  nach  oben 
kann.  Eine  zweite  Naht  kommt  in  die  vordere  Magonwand  und  eine 
n  die  vordere  Duodenalwand ;  letztere  beiden,  von  der  oberen  (Pjlorus-) 


Moser,  YerletiiiDgen  nod  Chirurg.  Erkrankungen  des  Magens.  605 

.Vabt  gleich  weit  entfernt,  etwa  12  cm  weit,  markieren  die  unteren  Enden 
der  Magen-  und  Quodenal-Inzisionen.  Nun  wird  an  der  oberen  und  den  beiden 
BDteren  Nähten  ein  Zag  ausgeübt,  so  dass  Magenwand  —  längs  der  grossen 
Kiirratur  —  und  Duodenalwand  einander  genähert  werden.  Das  Anlegen  der 
JiJDteren  ersten  —  fortlaufenden  —  Naht  wird  dadurch  erleichtert.  Nach 
dieser  wird  die  vordere  Naht  angelegt  und  zwar  als  Matratzennaht;  die  Fäden 
nerden  zunächst  nicht  geknüpft,  sondern  lang  gelassen.  Von  diesen  liegen- 
gelassenen Fäden  wird  die  eine  Hälfte  nach  oben,  die  andere  nach  unten  zu- 
sacimengerafiFt  und  nun  erst,  nachdem  so  Platz  geschaffen  ist,  die  hnfeisen- 
i'jroiige  Inzision  durch  Duodenum,  Pylorus  und  Magen  angelegt.  Nach  Anlegung 
der  luzisioD  wird  dorch  die  hintere  Wand  noch  eine  alle  Schichten  durch- 
greifende, fortlaufende  Catgntnaht  gelegt,  dann  werden  die  Matratzennähte 
der  Torderen  Wand  geknüpft,  worauf  nach  Bedarf  noch  Nähte  zugefügt  werden. 
Bei  starker  Magendilatatiou,  wo  der  neue  Magenausgang  nicht  dem  abhängigsten 
Punkt  entspricht,  empfiehlt  es  sich,  noch  eine  Gastropexie  oder  Gastroplora- 
tiDD  zuzufügen. 

de  Beule  (17)  hat,  um  Kückfluss  von  Galle  und  Pankreassaft  in  den 
Magen  und  Circulus  vitiosus  sicher  zu  vermeiden,  einen  Knopf  angegeben, 
m  dem  das  Lumen  nicht  gerade,  sondern  nach  Art  der  Wasserhähne  ge- 
tugen  verläuft,  so  dass  die  Öffnung  im  Magenteil  des  Knopfes  terminal ,  im 
Dannteil  dagegen  lateral  ist.  Nach  Anlegung  des  Knopfes  sieht  seine  Öffnung 
laiera)  in  den  Darm  in  der  Richtung  der  rektalen  Schlinge,  was  man  leicht 
durch  die  Darmwand  durchfühlen  kann.  Die  Richtung  des  Abflusses  ans  dem 
Magen  ist  auf  diese  Weise  gesichert;  ebenso  kann  der  Darminhalt  nicht  in 
deo  M^ien  übertreten. 

Es  sind  bis  jetzt  22  G.  E.  mit  diesem  Knopf  ausgeführt  worden,  zwei 
daion  können  für  die  Statistik  wegfallen.  Von  den  übrigen  20  endeten  zwei 
letdl  {=  10°/o).  18  Kranke  waren  wegen  Karzinom,  zwei  wegen  gutartiger 
Stenose  operiert  worden.  In  letzteren  beiden  Fällen  war  glatte  Heilung  er- 
zielt. Die  gute  Statistik  glaubt  de  Beule  darauf  zurückführen  zu  können, 
dass  unmittelbar  nach  der  Operation  die  physiologischen  Verbältnisse  zwischen 
Magen  und  Darm  wieder  in  normaler  Weise  hergestellt  werden.  Dazu  kommt 
die  kurze  Dauer  der  Operation  (21— 25  Minuten),  bei  der  weder  eine  Braunsche 
AQüstomose,  noch  eine  Suspension  der  Darmschenkel  nötig  ist. 

Maury  (97)  gibt  ein  neues  Verfahren  zur  G.  E.  an,  ohne  Eröffnung 
vom  Magen  und  Darm.  Nachdem  der  Darm  durch  eine  zweireihige  Lembert- 
D^t  an  den  Magen  befestigt  ist,  wird  eine  etwas  stumpfe  Nadel  mit  ge- 
liebter Seide  durch  Magen  und  Darm  so  ein-  und  ausgestossen,  dass  zweimal 
Dreiecke  beschrieben  werden,  deren  Basis  immer  parallel  der  Magendarm- 
naht  liegt  Beim  ersten  Dreieck  liegt  die  Spitze  (=  Ein-  und  Ausstich)  im 
Migen,  die  Basis  im  Darm,  beim  zweiten  mit  demselben  Faden  angelegten 
umgekehrt.  Die  beiden  Enden  werden  dann  geknüpft.  Auf  die  Festigkeit 
dieses  Knotens  muss  besonderer  Wert  gelegt  werden.  Darüber  kommt  wieder 
noch  eine  Lembert-Nahtreihe.  Das  Verfahren  ist  an  Hunden  ausprobiert  und 
aoch  an  Menschen  in  8  Fällen  zur  Anwendung  gekommen.  Eine  veran- 
Khaulichende  Abbildung  ist  ausser  im  Original  noch  im  Referat  im  „Zentral- 
blatt  für  Chirurgie",  1905  S,  1041,  zu  änden.  —  Von  den  acht  operierten 
tlensclien  sind  4  gestorben. 

Wilms  (153)  hatte  bei  einem  Patienten  mit  Kardiospasmus  die  Opera- 
tionsmethode    von    Mikulicz    versucht ,    Dilatation    der    verengten    Stelle 


666  Jabresbenoht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

mittelst  Zange.  Die  Erweiterang  glückte  aber  nicht,  auch  nicht  mit  d'^r 
Hand.  Nun  versuchte  er  durch  retrograde  Dilatation  dem  Patienten  zu 
helfen.  Er  führte  eine  Schiandsonde  ein,  an  der  eine  Gummiblase  befestiLrt 
war.  Durch  eine  Brechbewegang  ist  diese  ganz  leicht  durch  die  Striklur 
hindurchzubringen.  Daranf  wird  die  Blase  mit  einem  Gebläse  aufgebläht  und 
dann  zieht  der  Patient  die  lut'tgefüUte  Blase  durch  die  Striktur  zurii<.'k. 
Durch  dieses  Verfahren  haben  sich  die  Beschwerden  wesentlich  gebessert. 

Arce  (7)  empfiehlt  zur  Gastrostomie  seine  Methode,  die  den  Vorzug 
der  Einfachheit  hat.  In  lokaler  Anästhesie  legt  er  einen  vertikalen  trans- 
muskulären  Bauchschnitt  an,  dessen  Ende  nicht  bis  zum  Novean  des  Nabele 
reichen  darf.  Vom  Magen  wird  eine  der  Kardia  und  der  kleinen  Kurratur 
möglichst  benachbarte  Stelle  genommen,  die  Seromuskularis  an  das  Bauchfell 
genäht  nur  soviel,  dass  ein  Nelatonkatheter  Nr.  18  genau  eingeführt  werden 
kann.  Naht  der  Haut.  Die  Eröffnung  des  Magens  kann  sogleich  oder  nach 
12  Stunden  erfolgen.  Man  bringt  nun  schräg  von  der  linken  zur  rechten 
Seite  eine  Sonde  hinein  etwa  10  cm  tief  und  spritzt  200 — 300  ccm  Nahrungs- 
mittel ein.  Arce  sieht  den  Hauptwert  seiner  Methode  darin,  dass  die 
Magenwand  nur  mit  dem  Bauchfell  eine  Verbindung  eingeht,  die  Schleimbaut 
dagegen  nicht  mit  der  Haut  vereinigt  wird.  Die  mitgeteilten  Resultate  sind 
gut,  wohl  dank  der  engen  Fistel. 

Bernot  (16)  weist  darauf  hin,  dass  bei  einer  Fistel  eine  Schlnss- 
fähigkeit  durch  Sphinkterfaildung  erzielen  zu  wollen  unmöglich  ist,  da  die 
Fasern  des  Rektns  immw  nur  von  den  Seiten  schliessen,  nicht  ringförnus. 
Ausserdem  besteht  die  Umgebung  der  Fisteln  aus  Narbengewebe.  Deshalb 
sind  auf  Muskelschluss  zielende  Operationsmethoden  von  vornherein  als  ver- 
fehlt zu  betrachten.  Eine  Magenfistel  kann  ußdnrchgängig  werden,  wie  jede 
andere  Fistel,  infolge  der  normalen  elastischen  Spannung  des  umgebenden 
Gewebes,  wodurch  die  Wände  des  Kanals  aneinandergedrückt  werden.  Der 
normale  elastische  Gewebsdruck  bildet  auch  den  Hauptgrund  für  die  Schlusf- 
fähigkeit  der  Witzel sehen  Fistel.  Knickungen  des  Kanals  in  seiner  Längs- 
achse und  eventuelle  Klappenbildung  können  für  die  Kontinenz  begünstigeod 
wirken.  Eine  Klappenwirkung  wird  begünstigt,  wenn  die  nach  dem  Innern 
des  Organs  gelegene  Wand  des  Kanals  sehr  dünn  ist,  wie  bei  der  Mar- 
wedelschen  Fistel.  Ausserdem  hat  die  Marwedelsche  Fistel  den  Vorzug, 
dass  sie  bei  relativer  Einfachheit  die  kleinste  Portion  der  Magenwand  beas- 
sprucht.  Bernot  hat  die  Marwedelsche  Fistel  in  2  Fällen  mit  gutem 
Erfolg  angewendet. 

V.  Hacker  (66}  stellt  eine  Frau  vor,  welche  sich  seit  mehr  ah 
4 '/>  Jahren  ansschliesslich  und  ausreichend  durch  eine,  die  ganze  Zeit  über 
tadellos  schliessende  Magenfistel  (nach  v.  Hacker-Luecke)  ernährt.  Über 
ihre  Vorgeschichte  ist  auf  dem  Chirurgenkongress  1901  berichtet.  Es  war 
im  Anscfaluss  an  eine  Sondierung  ihrer  Speiseröbrenstriktur  eine  Perforation 
im  Brustteil,  3  cm  unter  dem  Jugulum,  zustande  gekommen,  woher  ein 
völliger  Narbenverschluss  der  Speiseröhre  resultierte. 

Legg  (92)  hat  sich  zur  Gastrostomie  wegen  maligner  Ösophaguser- 
krankungen  der  Methode  n:w;h  Frank  mit  Modifikation  bedient:  Vertikale 
Inzision  links  von  der  Mittellinie  unter  dem  achten  Rippenknorpel.  Vom 
Magen  wird  ein  der  Kardia  möglichst  nahe  gelegener  Teil  in  die  Wumle 
gebracht,  er  wird  konisch  genommen,  wobei  die  Spitze  des  Konns  so  nahe 
wie  möglich   der  kleinen   Kurvatur   liegen   soll.     In   diese  Spitze   des    Konus 


Moser,  Verletinogeu  nnd  Chirurg.  Erkrankungen  des  Magens.  667 

verde □  zwei  FührungsDähte  gelegt.  Dann  wird  eine  zweite  Inzision  der 
ersten  parallel  angelegt  über  dem  äusseren  Teil  des  linken  Rektus.  Zwischen 
(im  beiden  Inzisionen  wird  der  Kektus  in  eine  vordere  und  eine  hintere 
Hälfte  geteilt  nnd  die  Spitze  des  Magenkonns  nach  der  zweiten  Inzision  zu 
hindurchgezogen.  So  ist  der  Magenkonus  ganz  von  Muskelmasse  umgeben. 
Die  Spitze  des  Konus  wird  an  Haut  und  Rektusscheide  angenäht.  Nach 
^uhluss  der  Hautwunden  wird  die  vorgelagerte  Magenspitze  zwischen  den 
beiden  Nähten  eröffnet,  so  dasa  der  Katheter  Nr.  9  oder  10  eingelegt  und 
befestigt  werden  kann.  —  Bei  diesem  Vorgehen  hat  Legg  gute  Resultate 
m  verzeichnen  gehabt.  Den  Katheter  hat  er  zunächst  4—5  Tage  liegen 
lassen,  dann  aber  nur  zur  Fütterung  eingeführt.  Gefüttert  wird  alle 
4 — 5  Stunden  (peptonisierte  Milch  und  Brandy).  Exkoriation  der  Haut  hat 
er  bei  dem  Verfahren  nie  beobachtet.  Ausfluss  von  Mageninhalt  konnte  stets 
verhindert  werden.  Häufig  ist  der  Ösophagus  wieder  durchgängig  geworden. 
Von  15  so  Operierten  haben  6  eine  postoperative  Lebensdauer  von 
<i  Wochen  bis  7  Monat  gehabt.  Alle  kamen  in  besseren  Emahrungezustand, 
5  starben  bald  nach  der  Operation. 

Mayo-Robson  (127)  hat  die  Jejnnostomie  in  der  Art  angelegt,  dass 
er  die  zn-  und  abführende  Jejunumschlinge  durch  eine  kleine  Anastomose 
\eTbindet  nnd  in  die  Spitze  der  Schlinge  einen  Katheter  Nr.  12  einnäht,  der 
in  die  abführende  Schhnge  mündet. 

Cm  die  Verschlussnaht  von  Magen  und  Darm  bequem  und  sicher  aus- 
führen za  können,  hat  Graser  (63)  eine  Quetschzange  anfertigen  lassen, 
veiche  in  der  Mitte  der  Fassenden  einen  Ausschnitt  hat,  durch  welchen  bei 
festsitzender  Zange  unter  Hin-  und  Herfuhren  einer  geraden  Nadel  mit  fort- 
ianfendem  Faden  die  Naht  angelegt  werden  kann.  Der  Magen  bezw.  Darm 
vird  dicht  an  der  Zange  abgeschnitten,  die  Schleimhautreste  mit  dem  Thermo- 
kauter  verschorft,  dann  durch  die  Rinne  der  NahtverschluBs  anageführt.  Diese 
Versohl nssnaht  liegt  zwischen  zwei  fest  znsammengepressten  Teilen,  so  dass 
«in  Durchsickern  von  Flüssigkeit  durch  die  Stichkanäle  ganz  ausgeschlossen 
ist.  Nach  Abnahme  der  Zange  wird  die  Verschlnssnabt  doppelt  übernäht. 
Die  Sicherheit  des  Festliegens  der  Zange  ist  durch  die  Doppelfurche  vermehrt, 
so  dass  man  mit  der  Zange  die  Teile  gut  festhalten  and  auch  vorziehen 
kann.  Die  Zange  ist  zn  haben  beim  Instromentenmacher  Kleinknecht  in 
Erlangen. 

Blnm  (20)  berichtet  über  Versuche  mit  Ölkuren  bei  Magenkranken. 
Wegen  der  häufig  vorgefundenen  Abneigung  gegen  Einnehmen  von  öl,  das 
dann  Anfstossen  und  sogar  Erbrechen  veranlassen  konnte ,  ist  es  nicht  zu 
geben,  wenn  eine  frische  Blutung  bestand  oder  zu  befürchten  war.  Manch- 
mal wurde  öl  besser  vertragen,  wenn  es  nur  esslöffelweise  gegeben  wurde. 

In  Fällen  von  Hyperchlorhydrie  mit  und  ohne  Hypersekretion  wirkt  das 
Ol  durch  Herabsetzung  der  Säurewerte  günstig ;  es  befördert  den  Stuhlgang 
nnd  hebt  den  Ernährungszustand.  Dauererfolge  waren  aber  auch  hierbei 
nicht  zu  erzielen.  Dagegen  konnte  bei  Ulcus  ventriculi  und  dnodeni  sowie 
bei  organischen  Stenosen  des  Pylorus  ein  günstiger  Einflusa  nicht  festgestellt 
Verden.  Bei  hochgradigen  Stenosen  ist  das  Öl  sogar  kontraindiziert,  da  es 
bei  dem  zu  langen  Verweilen  im  Magen  Fettsäuren  abscheidet.  Schliesslich 
fand  Blum  auch,  dass  das  Öl  sogar  bei  einem  sicheren  Fall  von  Pyloro- 
spasmus  versagte. 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 


i)   Verletzungen.     Ulcus  ventriciili   traumaticnm   und    Fremd- 
körper. 

56.  'Ackermann,  Trauma  and  chronic  compreesion  of  the  epigaatriam  «s  etiological 
factora  of  gaetric.  nlcer.    Ued.  News.  14.  I.  1905. 

57.  BarazUcj,  K.  Beitrage  tu  den  Verletzungen  des  Zwerchfells,  des  Magens  und  der 
BaucbspeiebeldrQae.  Hitteilaog  aas  der  kgl.  ung.  Chirurg.  UuiTersitStsklinik  Nr.  II. 
Orvosi  UeUlap  1905.  Nr.  20  n.  21.  (Ungarisch.) 

58.  'Cheuieuz,  Uns  fourchette  dnna  l'eBtomac.  Bali,  et  mdm.  da  la  Soc  de  cfair.  de 
Paris.  1905.  Nr.  19. 

59.  Fertig,  Über  Ulcus  Tentricnli  tranmaticum.  MQnch.  med.  Woehansehr.  1905.  Nr.  37. 
p.  1781. 

60.  Gordinesu,  Corps  ätranger  de  restomac.  Ball,  et  mim.  de  la  Soc.  de  Cbir.  de 
Paris  1905.  Nr.  17. 

61.  'Hartmann,  Piices  de  deux  sons  arreteea  temporairement  dana  Testoroac.  Soc  de 
cbir.  1905.  Nr.  83  {?). 

62.  'Haim,    Stichrerlettung  des  Magens.    Wiener  klin.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  47. 

63.  JAhoingen,  G.,  Über  Terletinngen  des  Magens  darch  Geschoase.  Inang.- Diseert. 
Berlin.  1905. 

64.  Juvara,  K.,  Beitrag  Eum  Studium  der  Haargeschwfllste ,  die  man  im  Magen  finden 
kann.     Reviats  de  chjr.  1905.  Nr.  8.  97  8.  mit  9  Fig.  (Ramftnisch.) 

65.  McLeod,  U..  A  remarkable  coliection  of  foreign  bodies  removed  from  tbe  stumacfa. 
Practitioner.  Sept  1905. 

66.  Michilkovicz,  E.  v.,  Fall  von  Tricbobeioar  des  Magens,  dnrcb  Gastrostomie  (le- 
heilt.  Mttteil.  a.  d.  kgl.  nngar.  Uni Terait Ata- Klinik  Nr.  I.  Orroai  Hetilap  1905.  Nr.  2i. 
(Ungarisch). 

67.  Henhans,  Zur  Kaauistik  der  poattraumatischen  Magendarmatanosen.  Honatssckr. 
r.  ünfallheilkande.  1905. 

67a.—  Traumatische  Mageustenone.    Berl.  klin.  Wocheoachr.  1905.  p.  1125. 

68.  'Reynier,  Double  plaie  pändtrante  de  U  grosse  tubäroeitd  de  l'eslomac.  Soc.  de 
cbir.  190S. 

69.  'Savariand,  Donble  plaie  pdnätraute  de  la  grosse  tubdrositd  de  l'esloRiac.  Bufl. 
et  mim.  de  la  soc  de  cbir.  de  Paris.  18.  X,  1905. 

70.  Tawaststjniia,  0.,  Über  die  anbkntsnen  Rupturen  des  Magen-Dannkanala  mit 
BanchTerletiuDgen.    Helsingfors  1905. 

71.  Weisbach,  H.,  Ober  Seh usa Verletzungen  des  Magens.    Inang.-DJss.  Berlin  1905. 

Borszekys  (157)  Beiträge  enthalten  die  kasuistische  Veröffentlichung 
on  vier  Fällen,  die  er  an  Prof.  y.  Reezeys  Klinik  beobachtete. 

In  zwei  Fällen  vrar  das  Zwerchfell  verletzt,  einmal  durch  Stich,  das 
ndere  Mal  durch  SchuBS ;  der  erstere  Kranke  heilte,  der  letztere  starb  an 
'eritonitis,  30  Stunden  nach  der  Operation.  Je  eine  Schussverletznng  des 
fagens  wie  der  Pankreas  heilten ;  im  letzterwähnten  Falle  sass  das  Projektil 
a  der  Bauchspeicheldrüse  und  zur  Blutstillung  musste  ein  Teil  der  Drüse 
oppelt  umstochen  werden.  Gergö  (Budapest). 

Jähningen  (163)  bespricht  die  Schussverletzungen  des  Magens.  Bei 
fichtauffindbarkeit  der  Ausschussöffnung  an  der  hinteren  Magenwand  soll  man 
lach  Forgue  und  Fraubans  Bat  den  Magen  inzidieren  und  von  innen  ab- 
asten, um  das  Geschoss  zu  finden,  da  infolge  Verbleibens  des  Geschosses  im 
lagen  Geschwiirsbildung  mit  tödlicher  Blutung  beobachtet  worden  ist.  Ein  ein- 
ächer  Riss  in  der  Schleimhaut  des  Magens  ist  durch  Naht  zu  schliessen.  Bei  De- 
Bkten  von  über  Fünft'rankstückgrösse  oder  starker  Quetschung  der  unter  der 
chleimhaut  liegenden  Schichten  muss  die  hintere  Magenwand  in  ganzer  Dicke 
eseziert  werden,  da  sich  nur  so  die  Bildung  eines  peptiscben  Geschwürs  ve^ 


Hoser,  Verletznngen  und  cfafrnrg.  Erkrankungen  dea  Magens.  669 

meiden  lässt.  —  Die  Sennschen  Wasserstoffeintreibungen  bei  Verdacht  auf 
Verlegung  des  Magendarmkanals  sind  von  zweifelhaftem  Wert,  da  sie  nicht 
nngefibrlich  sind  und  ein  negatives  Resultat  auch  nicht  eine  perforierende 
VerletzuDg  ausscbliesst,  wie  Zoege  v.  Mantenffel  und  Crowley  gezeigt 
haben.  —  Die  nach  konservativer  Behandlungsmethode  häufig  zurückbleibenden 
Magenfistetn  machen  oft  noch  die  Gastrorrhaphie  notwendig.  Die  sofortige 
Laparotomie,  auch  im  Kriege,  erscheint  nötig  bei  arteriellen  Blutungen  and 
Viei  Austritt  von  Inhalt  in  die  freie  Bauchhöhle.  Soldaten  und  Krankenträger 
sind  zu  nnterrichten,  einem  durch  den  Bauch  Geschossenen  weder  Wasser 
noch  Alkoholika  zu  reichen. 

Weisbach  (171)  bespricht  die  früheren  Behandlungsmethoden  der 
Magenscfaussverletzangen  und  führt  mehrere  Fälle  von  Heilungen  ans  der  Ge- 
schichte an,  auch  solche,  die  bei  gefülltem  Magen  stattgehabt  haben.  Er  be- 
richtet weiter  über  die  ersten  erfolgreich  ausgeführten  Laparotomien.  Gegen 
die  sofortige  Laparotomie  mehren  sich  jetzt  die  Stimmen.  Erst  das  Feld- 
lazaret  kann  der  geeignete  Ort  für  eine  Laparotomie  sein.  Im  übrigen  ist 
im  Kriege  die  abwartende  Behandlung  die  richtige,  mit  Ruhe  und  Opium. 
Der  Transport  ist  möglichst  zu  beschränken.  Im  Frieden  dürfte  unter  günstigen 
Bedingungen  die  Berechtigung  der  Laparotomie  zu  Recht  besteben. 

Neuhans  (167)  teilt  einen  Fall  von  posttraumatischer  Magendarm- 
stenose  ans  der  Hildebrandschen  Klinik  mit: 

Ein  47jftbriger  Bergmann  war  im  Mai  1904  durch  einetOrzende  Erdmassen  ver- 
scbDttet  worden.  Er  war  mittelst  eines  um  den  Körper  geschlungenen  Strickes  ana  seiner 
Lage  gezogen  worden.  Seit  dies«m  Unfall  litt  er  an  Schmerzen  in  der  Magengegend,  denen 
uch  bald  saures  Aufstassen  und  Sodbrennen  EOgeaellten.  mitunter  auch  Erbrechen,  All- 
laiblich  nahiii  aber  du  Erbrechen  zu,  feste  Speisen  verursachten  mehr  Beschwerden.  Bei 
der  Aafnahms,  29.  III.  1905,  fand  m&n  hei  dem  mageren  Mann  nur  Druchachraera  in  der 
Msgengegend  nod  Ausdehnung  dea  aufgebifihlen  Magens  bis  zwei  Querfiuger  unter  Nabel- 
bshe.  Frei«  SalzaBnre  fehlte,  MilchsAure,  Büktorien,  Kokken,  Sarzinen  waren  vorhanden. 
Bei  der  Laparotomie,  5.  IV.  1905,  waren  zwischen  Magen  nnd  Duodenum  zahlreiche  Sachen- 
artige  und  strsugfötmige  Adhäsionen.  Auch  bildete  der  obere  Teil  des  Duodenoms  infolge 
Vciwacheungen  einen  nach  oben  offenen  Bogen.  Ebenso  zogen  Strange  nach  der  Leber 
und  Gallenblase.  LOsung  der  Adh&eionen  und  G.  E.  ant.  6.  V.  1905  geheilt  entlassen. 
Nach  zwei  Monaten  konnte  festgestellt  werden,  dasa  die  Magenbettch werden  geachwunden 
waren  nnd  dass  sich  der  Mann  erholt  hatte.  Er  konnte  wieder  fest«  Speisen  geniessen, 
ohne  za  erbrechen. 

Fertig  (159)  veröffentlicht  einen  Fall  von  frischen  traumatischen  Ge- 
schwüren, die  zum  Verblutungatod  getührt  hatten.  Die  Ukera  sassen  an  der 
kleinen  Kurvatur,  also  dort,  wo  Sanerbruch  bei  Versuchen  an  Hunden  die 
fiuptnren  vorfand.  Man  muas  sich  vorstellen,  dass  dort  die  Schleimhaut  ver- 
wundet war.  Durch  Infektion  und  peptiscbe  Auflösung  des  erst  infiltrierten, 
dann  nekrotisch  gewordenen  Gewebes  kam  es  zur  Ausbildung  eines  Ulcus, 
deren  eines  nach  Arrosion  der  Arterie  znr  tödlichen  Blutung  führte. 

Der  28  jfthrige,  vorher  vollkommen  gesunde  Kranke  erhielt  einen  Hnfschlag  gegen  die 
Mitlc  der  Brust.  Etwa  eine  7ierte1etunde  spdter  will  er,  auf  seinem  Bett  liegend,  wieder 
eiwicbt  sein.  Er  klagte  Ober  Schmerzen  im  ganzen  Leib  und  Ober  Atembeklemmung.  Er- 
brechen  war  nicht,  nnr  einmal  Würgen  eingetreten.  Daa  Abdomen  war  ein  wenig  aufge- 
trieben, die  Banchdecken  gespannt  und  druckschmerzhaft.  Laparotomie  2*  i  Stunden  nach 
it:  Miblzeit.  Der  gefOllte  Magen  zeigte  "keinerlei  Verletzungen ;  nur  aus  der  Gegend  dea 
Ligsmentum  hepstogaatricom  kam  ans  der  Tiefe  etwas  Blut.  Dorthin  wurde  ein  Tampon 
ptlÜiH,  daa  Abdomen  im  Qbrigen  geschlossen.  Am  zweiten  Tage  post  operationem  Meteo- 
rinmu  nnd  Erbrechen;  Stuhlen tleemng  ohne  Blut;  Temperatur  39,6.  Tom  Abend  dea 
vierten  Tages  an  sich  wiederholendes  materbrechen,  zunehmende  Anlmie ,  schliesslich 
blutige  Stahlentleemngen  und  Exitus.  Bei  der  Sektion  ein  groaser  Blutkuchen  im  Hagen 
gefoiiden.    An  der  kleinen  Karvatur  sassen  in  einer  Linie  nebeneinander  vier  UIcera,  drei 


fO  Jabresbericht  fOr  Chirurgie.    U.  Teil. 

lioere  von  ',i^l  cm  Durchmesaer  hatten  eine  ziemlich  runde  Form,  das  vierte,  ifvn 
lorns  lunftchst  gelegene,  5  cm  von  ihm  entfernt,  war  oval,  qaergeatellt  zur  kleinen  Enr- 
tur,  3  cm  lang  und  1,5  cm  breit.  Die  tieachwQre  hatten  scharfe  überbtngende  Ränder 
ä  durchsetzten  die  Magenwand  vollkouimen.  Der  Äbacblasa  nach  der  Peritonealhühle 
r  durch  diie  an  der  kleinen  Kurvatur  ansitzende  Liüanientum  hepatogastricam  gebildet 
der  Tiefe  des  gröesereu  Dlcna  fand  sich  ein  kleiner,  sieb  fest  anfQhlender  Vorspning, 
r  ein  Lumen  einrr  arrodierten  Arterie,  jedenfalls  der  Coron an a  ventricoli  destra,  aufwies. 

Die 22jährige Kranke T.  Mich^lkovics'  (166)  litt  seit  ilirem  11.  Leb€n&- 
lire  an  Magenbeschwerden.  Eine  bestimmte  Diagnose  konnte  vor  der  Ope- 
tioD  nicht  gestellt  werden. 

D  o  1 1  i  n  g  e  r  führte  die  Probelaparotomie  aus  und  entfernte  durcl» 
istrotomie  eine  12  cm  lange,  8  cm  breite,  ö'/a  cm  dicke  und  270  g  schwere 
largeschwulst.  Auch  mikroskopisch  erwies  sich  die  Geschwulst  als  aus  den 
laren  der  Patientin  bestehend,  trotzdem  sie  ein  Verschlucken  derselben 
ignete.     Heilung.  Gergö  (Budapest). 

Von  einer  grossen  Anzahl  von  Fremdkörpern  im  Ma^en  berichtet  Le  od  (165): 

BOjahrige  Frau  hatte  durch  einen  Unfall  einen  Daumen  verloren  und  seitdem  ver- 
liedene  GegenstBode  verschlackt,  um  sich  das  Leben  an  nebmea.  Beginn  dar  Schmerzes 
ka  oberhalb  des  Nabels.  Entwickeinng  eines  Abszesses  etwas  unterhalb  dieser  Steile, 
t  GrOffoung  desselben  wurde  eine  Kommunikation  mit  dem  Hagen  gefunden ,  die  er- 
itert  wurde.  Die  MagenwSnde  waren  dick ;  die  OSnung  durch  derbe  Verwacbaungen  von 
r  PeritoDealhShle  abgeacfaloasen.  Eb  war  im  Magen  eine  ganze  Reihe  von  Fremdkörpern. 
.ar-  und  Stopfnadeln,  andere  Nadeln,  Nogel  uaw.  Um  die  öftonng.  auf  die  Haut  wurds 
le  Natr.  bicarb.-Salbe  geatricbau  und  Rektalera&bnmg  vorgenommen.  Die  Frau  starb 
>r  nacb  6  Tagen. 

Basiert  auf  einem  Falle,  studiert  Jurara  [164)  gründlich  und  allseitig 
ase  Frage  und  beschreibt  die  anderen  27  ähnlichen  bis  jetzt  bekannten 
nie.  Der  Fall  Juvaras  betrifft  ein  löjährigea  Mädchen,  das  seit  3-4 
loaten  an  Schmerzen  und  Geschwulst  im  Bauche  leidet.  In  der  Magen- 
gend  fühlte  mau  eine  zweifaustgrosse  bewegliche  Ge&diwulst,  die  als  Ren 
>biliB  oder  als  Zyste  des  Epiploon  imponierte.  Während  der  Laparotomie 
hlte  man  genau  die  Geschwulst  im  Magen,  eröffnete  ihn  und  ezstirpierte 
i  Geschwulst.  Dreireihige  Sutur  der  Magenwände.  12  cm  lange,  6  cm  breite 
d  4  cm  dicke  und  250  g  schwere  Geschwulst,  aus  zusammengeballten  Haartn 
stehend,  manche  lockenartig,  die  ihr  gewisse  Ähnlichkeit  mit  einer  Perrticke 
ben.  Die  kleinsten  Haare  4—5  cm,  die  längsten  14 — 18  cm,  tiefbrauner 
trbe.  Am  Durchschnitt  bilden  die  Locken  die  Kortikalis;  die  Medultaris 
tstebt  ans  maschenartigem,  mit  Haar  gewebtem  Gewebe,  im  Zentrum  eine 
«ine  Sphäre  aus  Haar  und  Gras  bestehend.  Die  Kranke  gibt  zu,  dass  sie  seit 
tr  Jahren  die  schlechte  Gewohnheit,  Haare  zu  kauen  und  zu  schlucken,  inne 
tte.     Keine  nervösen  Degenerationssymptome.  Sto'ianoff  (Varnai. 

Gastroptose.     Magendilatation,     Postoperative  und  paren- 
chymatöse  Magenblutungen. 

i.   Beck,  Akute  poetoperative  Magen dilatatiou  im  Eindesalter.    Jahrb.  f.  Elnderheilk. 

K.  F.  LXIll.  H,  1. 
i.   Bradburne,  A.,  A  belt  for  gastroptoaia.  'Lancet,  Aug.  26.  1905. 
l,   Busse,  W.,    Ober  postopetalive  Magen-  und  Darmblutungen.     Archiv  f.  klin.  Chir. 

76.  Bd.  p.  122. 
>.   Chavannaz.  G.,    Dilatation  aigue  pos^operatoire  de  Testomac.    Bull,  et  mim.  del* 

soc  de  chir.  de  Paris  1905.  Nr.  30  und  35. 
!.    Dinkler,  Über  kongenitale  Miasbildungen  des  Magen- und Darmkanala.  Rhein. -westf 

Gesellscb.  f.  inn.  Med.    MUncbener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  83. 


Hoser,  VerleUuDgen  und  Chirurg.  ErkrankuugaD  des  Magens.  671 

in.  Ekehorn,   G..   Fall   von  enormer  Dilatation  dea  Hagena  nud  Duodenum   von   äuge- 
borrnem    arterio-meaeuterialeD   Ursprang.     Nordiakt   medicinakt  Arkiv.   Bd.  Sl.  1904. 
AbL  I.     Cbirargie  H.  4.  Nr.  14.     Ref.  Zentralbl.  f.  Cbir.  1905.  p.  1051. 
i'ii.  FiDoey .  J.  M.  T.,  The  relatioD  of  dilatatioa  of  ths  duodenum  to  gaatric  diaturbances. 

Jahn  Uopkioa  Hoep.  med.  aoc.  28.  11.  190S.    Med.  Newa.  Dec  30.  1905. 
l'rl  'Franqaä,  t.,    Ober  tBdliche  Affektionen  der  Mageo-  and  Dftnnacbleimhaut  nach 
Laparotomie,  nebst  Bemerkungen  zur  Melaena  Deonatonim.    Geburtshilfl.-gyntkol.  Ge- 
Mllsch.  in  Wien.  6.  VI.  1905.    Ref.  Zentralbl.  f.  Gyn.  1906.  Nr.  ö.  p.  153  und  Hegara 
Beitr.  I.  Qebarteh.  Bd.  X.  H.  2. 
\<>   'Bindman,    Gutric  dilaUtion.    Med.  News  1905.  28  Oet.  p.  833. 
l'l.   Jonoeaeo,    FjloroBpaamua    nach    Hagenhypersekretian   und  Tetanie.     Mauch.  med. 

Wochennchr.  1905.  Nr.  40.  p.  1920. 
i<U, JosDeaco  et  J.  Grosamann,   Pyloroapaame  avec  hyperaäerätioo  et  tötanie.    La 

rresae  mAä.  1905.  Nr.  52. 
I^:!   Saasch,    Die  scbwere  Magenektaaie  ohne  Stenose.    Terbandl.  d.  Dentacb.  Geaellach. 

f.  Cbir.  34.  Eongr.  1005.  p.  153. 
M   LatfrkDchi,  A.,  La  gaatropfatyxi  nella  dilatssione  dello  stoinaco.    La  Riforma  med. 

Settcmbre  1905. 
1-4    'Legaen,  Sur  la  paraljsie  stomacale  aiguB  poat-opdratoire.     Soc.  de  cbir.  1905. 
\<i.  HohrmanD,    Ein  Fall  von  Atresia  duodsni  eougsDita.    Deutscbe  Zeitachr.  f.  Cbir. 

78.  Bd.  p.  586. 
lif.  XoDzardo,  G.,   A  proposito  di  gastrectasia  aecoodarra  ed  atouia  dello  atomaco.    11 

Policlinieo  aez.  prat.  Fase.  41.  1905, 
!■'    Neck,     Die   akute   Hagenerwelteruag.     Sammelreferat.     Zentralbl.  f.  d.  Gr«uzgeb.  d. 

Ued.  u.  Cbir.  1905. 
I^\  Nikolif,  F.  E.,  Hepatopexie  bei  Cirrhoeia  bepatia.  (Beitrag  zur  EenDtois  der  Magen- 
und  Daodeiialblntungen  nach  Operationen.)    Wiener  klin.  Wocbanscbr.  1905.  Nr.  89. 
M.  Sbeldon,  J.  G.,   Tbe  surgical  treatment   of  chrooic  dyapepsia  due  to  defective  drai- 
□Ige,    and    chronic   inflamniation    of  tbe   atamach   resulting    from  ga«tric   atony   and 
diUiatioD.    Annala  of  surgery.  January  1905. 
190.  'TDrek,  Gaatric  dilaUtiaa  irithout  atenosia.    Med.  News.  1905.  Sept.  2. 
IH.  Wegele,  C.  Zur  Frage  der  atonischea  Magenerweiternog.    HOnoh.  med.  Wocben- 

Kbrift  1905.  Nr.  19.  p.  895. 
IS.'.  Wiating  und  Fffendi,    Znr  Pathologie  und  Äaatomia  der  suprapapillären  Duodenal- 

»tenose  geschwflriger  Grundlage.     Deutacbe   med.  Wocfaenschr.  1905.  Nr.  53. 
193.  Zade,H.,  Über  postoperativen  arte rio -mesenterialen  Dann Terscblnas  an  derDuodeno- 
Jejanalgrenze  und  seinen  Zusammenhang  mit  akuter  Hagendilatation.    Beitr.  z.  klin. 
Chir.  46.  Bd.  p.  388. 

Bei  einer  von  Bradbnrne  (173)  angegebenen  Bandage  gegen  Gastro- 
ptose  bildet  je  ein  Scbenkelring  nm  jeden  Oberschenkel  den  Stützpunkt.  An 
jedem  dieser  Ringe  sind  drei  Schnallen  übereinander  befestigt,  die  nach  auf- 
Tärts  und  medialwärts  ziehen.  An  jeder  der  drei  Schnallen  hängen  Gurte, 
die  schräg  nach  aufwärts  über  das  Abdomen  ziehen,  hinten  herum  gehen  und 
«ieder  nach  vorwärts  zu  den  entsprechenden  anderen  Schnallen.  Der  ganze 
Xürper  ist  also  von  einem  dreifachen  elastischen  ßand  umgeben ,  wobei  der 
Druck  besonders  an  den  unteren  Partien  wirkt.  Durch  die  Schnallen  kann 
der  Drack  reguliert  werden.  Der  Vorteil  dea  Apparates  soll  unter  anderem 
darin  bestehen,  dass  die  bypogastrische  Gegend  besonders  gestützt  wird, 
äass  auch  die  einzelnen  Teile  leicht  erneuert  werden  können.  Der  Apparat 
^rd  angefertigt  von  W.  H.  Bailey  and    aon  of  Oxford-street,  London  W. 

Sheldon  (189)  empfiehlt  bei  Atonie  des  Magens,  die  chronische  Gastritis 
uu]  mangelhafte  Entleerung  des  Magens  zur  Folge  hat,  die  G.  E.  mit  Pyloros- 
lerecUuss.  Es  sollen  daraufhin  nicht  nur  die  Magenbeschwerden  weichen, 
sondern  auch  Neurasthenie  und  Verstopfung.  Denn  die  Neurasthenie  resul- 
öert  oft  aus  der  Absorption  toxischer  Produkte  von  einem  sich  nicht  gut 
eatleerenden  Magen.    Jeder  Fall  von  heftiger  und  lange  andauernder  Dys- 


Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

ie,  der  mit  anderen  Mitteln  vergeblich  behandelt  ist  nnd  der  auch  keine 
Brung  zeigt,  wenn  der  Kranke  zwei  Wochen  lang  nur  rektal  ernährt  K-ird. 
!  der  Operation  zugeführt  werden.  Sheldon  teilt  drei  einschlägige  Krank- 
ßüle  mit.  Bemerkenswert  ist,  dass  er  in  der  gleichen  Indikationsstellung 
al  operiert  hat  und  dabei  ein  kleines  Karzinom  des  Pyloms  vorfand,  d^s 
irnt  werden  konnte. 

Ekehorn  (177)  gibt  den  Sektionsbericht  von  einer  riesigen  Magen- 
ation von  einem  Mann,  der  während  des  Lebens  nur  leichte  dyspeptische 
bwerden  und  Verstopfung  gehabt  hatte. 

Die  Magenatonie,   die  eine  Erschlaffung  der  Magenmuskulator  vorstellt, 

sich  zu  jeder   anderen  MagenafTektion   hinzugeaellen.     Eine  Gastroptose 

nicht  unbedingt  damit  verbunden  sein.    Die  atonische  Erweiterung  ist 

Wegele  (191)  schon  ein  höherer  Grad,  bei  dem  der  Magen  moi^ens 
.  ganz  leer  wird,  ohne  dass  ein  Hindernis  am  Pyloms  vorliegt.  Durch 
'age  bei  Chirurgen  hat  Wegele  erfahren,  dass  Ektasien  ohne  organische 
)se  des  Pylorus  nur  in  den  seltensten  Fällen  zur  Beobachtung  kommen 
dass  dann  meist  dabei  Gastroptose  vorlag.  Eine  tonische  Kontraktur 
'förtners  ist  aber  noch  bei  keiner  Operation  festgestellt  worden.   Wegele 

einen  Beweis  fitr  das  Vorkommen  einer  atonischen  Ektasie  darin,  dass 
i  das  in  den  Magen  eingegossene  Wasser  nur  zögernd  der  Heberwirkun^' 
ler  Magenspülung  folgt  und  langsam  ausfiiesst,  während  es  bei  der  steno- 
er  Erweiterung  infolge  der  Hypertomie  der  Muskulatur  gleich  nach  Ein- 
mg  des  Schlauches  herausgestürzt  und  rasch  abHiesst  Wenn  schliesslich 
akute  Paralyse  des  Magens  vorkommt  und  allgemein  anerkannt  wird,  >o 
ein  Grund  vorbanden,  warum  nicht  auch  eine  chronische  Parese  wie  bei 
itonischen  Magenerweiterung  entstehen  kann.  Schliesslich  spricht  auch 
las  Vorkommen  der  atonischen  Magenerweitening,  dass  man  Kranke  Diit 
»sprochener  Ektasie  und  motorischer  Insuffizienz  zweiten  Grades  durch 
e  Behandlung  völlig  und  dauernd  heilen  kann.  Er  verfügt  über  drei 
'tige  Fülle. 

Aus  einem  mit  vertikaler  Fältelung  des  Magens  nach  Bircher 
-  Ijestem  Erfolg  operierten  Fall  von  Magendilatation  infolge  einfacher 
ie  des  Magens  nimmt  Laffranchi  (183)  Veranlassung,  um  nachzuweisen, 
.TOtz  der  gegen  sie  erhobenen  Einwürfe  die  Birchersche  Operation  (die 
s  Gastroptyxie,  von  mvg  Falte,  bezeichnet)  mit  Vorteil  in  den  Fällen 
Magendilatation  angewandt  werden  können,  die  nicht  auf  Pylorusstenose 
len.  R.  Giani. 

Monzardo  (186)  berichtet  von  einem  Fall  von  Gastrectasia  atonia, 
ler  mit  der  Gastroenterostomia  transmesocolica  post.  nach  v.  Hacken 
dem  Murphy  sehen  Knopfe   behandelt   wnrde:   am  7.  Tage  traten  mit 

Abfallen  des  Knopfes  ^le  Anzeichen  für  die  Bildung  eines  falsclien 
ils  auf,  so  dass  Monzardo  von  neuem  eingreifen  und  die  Enteroanasto- 

zwischen  dem  afferenten  und  dem  efferenten  Abschnitt  der  für  die 
'oduodenostomie  gewählten  Schlinge  vornehmen  mnsste.  Für  den  Verf. 
ie  ideale  Operation  stets  die  von  Roux.  R.  Giani. 

Jonnesco  (181)  hat  einen  Fall  von  Tetanie  beobachtet,  der  dnrcb 
ition  geheilt  wurde. 

40j8hrig«r  Hbdii.  Seit  10  Jahteo  HageDschmeraen,  dia  mit  reichlichem,  eiuer 
ndem  Erbrecfaen  endeteu,  seit  zwei  Jahreu  häufiger  werdend.  Anfug  liK)3  war  «Uiki 
^ruDg  lu  findeo;  die  Schmersau  atrablten  in  die  ZwiachenschDltergegend  aas.  GrMM 


Moser,  Varletzangen  and  cbirarg.  Erkruikungen  des  Magene.  C73 

[uTilar  b«i  leerem  Mftgen  in  HObe  des  Nsbels.  Nflchtem  irarden  800  g  eioes  aaaat 
^><livDilen  Breies  ausgehebert;  GaB.  Äcid.  130,  freie  Ssizstture  80;  Saccine  und  Hefe  vor- 
Usden.  Auf  MageuspDlniigeD  verschwand  der  nflchterne  ßDckatand;  der  Zustand  begaerte 
ncfa,  iber  Dicht  lange.  So  ging  es  bis  Herbat  1903,  wo  nach  einer  Amylaceendiftt  die  Schmerzen 
b?fliger  worden.  Das  Erbrocbeoe  übertraf  jetzt  die  getrunkene  Menge.  Der  Mageninhalt 
iir  fajper«£ide  und  mit  BlutnpDren  Tenniacbt.  Wieder  Beeserang,  wenn  auch  nicht  in 
iem  Masse  wie  früher.  Im  April  1904  kam  beim  Yerauch  einer  SpOlong,  als  die  Sonden- 
tfhze  den  Pharynz  berührte,  ein  Strom  von  300  g  klaren  Mageninhalts  herana.  An  dem- 
wlben  Tage  erbrach  er  abends  noch  2  kg  sauer  riechender  FIflseigkeit.  Er  klagte  dabei 
aber  Gefabl  von  Am  eisen  kriechen  an  den  Fingerspitzen  und  Waden,  bald  darauf  stellte 
sth  ein  typischer  Tetanieanfall  ein,  der  sich  beim  Terancb  einer  Eochsaliinfnalon  und 
ipit«r  wieder  nach  Einnahme  eines  Glases  Wasser  erneuerte.  Bei  der  Operation  fsjid  sich 
ia  Magen  dilfttiert,  Arei  von  Adhäsionen.  Pyloras  deutlich  verdickt  und  harter  wie  ge- 
«öbolidi.    G.  B.  retrocoL  post.    Heilung. 

Es  hatts-hier  der  hyperazide  Magensaft  infolge  eines  Diätrehlers  (Amyl' 
ueen)  eiDen  solchen  Grad  von  Hyperazidität  erreicht,  dass  die  dadurch  be- 
dingte ReizuDg  des  Duodenum  reflektorisch  einen  Pylorospasmus  verursachte. 
Dabei  traten  Mageuschmerzen  und  Erbrechen  auf.  Nach  Spülungen  ver- 
schwand wieder  der  Pylorospasmus.  Als  das  primäre  Leiden  sieht  Jonnesco 
die  Hyperchlorhydrie  an,  diese  führte  zur  intermittierenden  Magenektasie. 
Die  Hypersekretion  setzte  erst  ein,  als  die  Pylorusstenose  dauernd  geworden 
T^r.     Die  Hypersekretion  verschwand  sogleich  nach  der  G.  E. 

Dem  Verfahren  von  Bonveret  und  Devis  folgend  bat  Jonnesco 
T50  g  von  dem  am  Anfallstage  Erbrochenen  6  Tage  lang  bei  37  "  eingetrocknet 
md  dadurch  24  g  gewonnen.  Davon  wurden  je  8  g  in  Alkohol,  in  Ätber 
Dod  in  Glyzerin  24  Stunden  lang  eingelegt  und  nach  Filtration  im  Wasser- 
bide  bis  zur  Eintrocknung  abgedampft  und  sodann  in  je  20  g  destillierten 
Wassers  aufgelöst.  Nach  Injektion  von  5  g  Alkoholextraktlösung,  d.  h.  0,70  g 
Mkoholextrakt,  in  die  Vene  eines  1400  g  schweren  Kaninchens  wurden  keine 
Vergiftungser8cheinnngen  beobachtet,  während  nach  Bouveret  die  gleiche 
Dosis  schon  krampferr^end  gewirkt  haben  würde.  Das  toxische  Agens  war 
im  .Magen  dieses  Kranken  in  kleinerer  Menge  vorhanden,  was  wohl  auf  die 
läufigen  Ausspülungen  zurückzuführen  ist.  Zugunsten  der  Kussmaulschen 
Theorie  —  Verdickung  des  Blntes  und  Eintrocknung  von  Nerven  und  Moskebi  — 
spricht,  dass  auch  in  diesem  Fall  durch  Eingiessung  von  Kochsalzlösung  die 
.\n^le  beseitigt  werden  konnten.  Jonnesco  neigt  zn  der  Ansicht,  dass  aus 
der  Tätigkeit  der  Organe,  vor  allem  der  Muskeln,  krampferregende  Toxine 
TOD  unbekannter  Zusammensetzung  resultieren  und  letztere  in  den  Körper- 
säften  bis  zn  einem  gewissen  Grade  verdünnt  sein  müssen,  um  durch  das 
Nierenepithel  zu  gehen  and  nach  aussen  zn  gelangen.  Sind  sie  es  aber  wegen 
Wasserverlust  des  Körpers  nicht,  so  wenden  sich  ihre  Wirkungen  gegen  den 
Organismus  selbst,  die  Tetanie  erzengend.  Um  von  diesen  Tosinen  sich  zu 
befreien,  eliminiert  sie  der  Körper  teilweise  durch  die  Magenwand  nach  aussen, 
gerade  wie  er  es  auf  dem  gleichen  Wege  mit  dem  Harnstoff  bei  der  Urämie  tut. 
Kauscb  (182)  bat  weder  im  Material  der  Breslauer  Klinik,  noch  in 
der  Literatur  einen  Fall  finden  können ,  in  dem  eine  schwere  Magenektasie 
ubne  ein  Hindernis  am  Pyloms  bestanden  hätte.  Er  ist  der  Ansicht,  dass 
die  schweren  Grade  von  mechanischer  Störung  des  Magens  nnr  infolge  von 
richtigen  Hindernissen  entstehen,  niemals  durch  Krämpfe  oder  Pylorospasmns, 
"ahrscbeinlich  auch  nicht  durch  Lähmung  und  Atonie. 

Nach  Necks  Sammelreferat  sind  44  Fälle  von  akuter  Magenerweiterung 
inr  Sektion  gekommen.     Die  Magenwandungen   sind  verschieden  angegeben, 

litmtbgrldit  IBr  CbiruTKla  ItXKt.  48 


674  JshrMberiobt  fOr  Chimrgie.    II.  Teil. 

alB  normal  dick,  als  mittel  und  als  dünn.  Der  Pylorns  wird  von  einigen  ah 
weit  bezeichnet,  öfters  war  er  nach  nnten  versclioben.  Wünschenswert  sind 
in  künftigen  Fällen  noch  weitere  mikroskopisclie  Untereacbungen  der  Ma^en- 
wand.  Das  Duodenum  war  bisweilen  teilweise  an  der  Dilatation  beteiligt. 
SektioDsbefunde  von  gleichzeitigem  arteriomesenterialen  Darmverschlnss  werden 
verschiedentlich  berichtet.  Die  Wirkung  der  mesenterialen  Kompression  ist 
nicht  in  allen  Fällen  deutlich.  In  einer  Anzahl  von  Fällen  aknter  Magen- 
erweitenuig  bestand  kein  Anhaltspunkt  für  eine  frühere  Magenerkrankung, 
bei  anderen  bestanden  früher  Magenbeschwerden,  bisweilen  auch  andere  den 
Magen  indirekt  schädigende  Erkrankungen  wie  Scharlach.  Bei  Anftreten  der 
Dilatation  nach  Operationen  ausserhalb  der  Bauchhöhle  muas  das  Narko- 
tikum dafür  verantwortlich  gemacht  werden.  Wahrscheinlich  wirkt  Cblori}- 
form  schädigend  auf  muskulöse  und  nervöse  Elemente  der  Magenwand.  \eck 
bat  Dilatation  auch  nach  Veronal(0,l)  auftreten  sehen.  Diätfehler  sind  wohl 
öfters  verantwortlich  zu  machen.  Bei  vielen  Kranken  war  auch  der  Emäb- 
mngsznstand  ein  schlechter.  Schädliche  Gase  wie  Schwefelwasserstoff  wurden 
auch  im  Magen  gefunden.  Viele  berichten  von  Fehlen  freier  Salzsäure.  BIqI 
konnte  bisweilen  im  Erbrochenen  nachgewiesen  werden. 

Ausser  dem  Erbrechen  und  schnellem  Kräfteverfall  sind  von  andern 
Symptomen  erwähnt;  Benommenheit,  Delirien,  Schwindelgefühl,  Schmerzen  in 
der  rechten  Unterbauchgegend  oder  Epigastrinm  oder  im  ganzen  Bauch:  all- 
gemeine oder  teilweise  Auftreibung  des  Leibes,  vermehrte  Peristaltik  der 
Magengegend,  Anfstossen,  angehaltener  oder  stinkender  und  flüssiger  Stuhl, 
normale  oder  subnormale,  ausnahmsweise  erhöhte  Temperatur,  erhöhte  Atem- 
frequenz und  Beklemmung,  kleiner  Hiegemler  Pule,  Durstgefiihl.  Zur  Diugnosen- 
stellung  ist  unbedingt  Einführung  der  Magensonde  notwendig.  —  Die  Prognose 
ist  ernst.  Von  64  Fällen  sind  47  gestorben,  17  geheilt.  Die  Behandlung 
besteht  in  Magenaushebeningen  dreimal  täglich  am  besten  in  Beckenhoch- 
lagening,  Entziehung  jeglicher  Nahrung,  solange  Erbrechen  besteht,  t'ber 
den  Wert  der  Bauchlage  sind  die  Ansichten  geteilt.  Ein  chirorgiscber  Eingriff 
soll  nur  als  ultimum  refugium  aufgefasst  werden.  Die  Entleerung  des  Magens 
geschieht  dann  am  besten  durch  eine  G.  E. 

Chavannaz  (175)  berichtet  von  akuter  postoperativer  Magendilatation. 

1.  33jibrige  Jaogfraa.  Zwai  gestielte  Fibrome  mittelst  Laparotomie  vom  Uterus  ih- 
getrsgOD ,  das  linke  eigrosse  Ovarlum  entfernt,  vom  linken  nur  ein  kleiner  FibronknotcD. 
Drainage  durch  den  Douglas,  Naht  der  Hautwunde.  Am  DAcbstea  Tage  stellte  sich  br&ui- 
lichSB  Erbrechen  ein.  am  abernfichaten  Tege  Pule  108  bis  120,  nncb  keine  Winde,  Leib 
aufgetrieben.  Das  Drain  wird  entfernt.  Am  dritten  Tage  Puls  130.  Temperator  37,6;  die 
Atmung  ist  behindert.  Miicfa  einmaligem  schwärzlichen  Erbrechen  Tod.  Bei  der  Autopsie 
findet  man  den  Msfieu  bis  zur  Sjniph;Be  reichend  mit  brftunlicher  Flasaigkeit  angefüllt. 

2.  4Ujfthrige  Frau.  Totale  H^sterektomle  und  beiderseitige  Salpingektomie.  Draintgi^. 
Am  vierten  Tage  Stnhientleerung.  Bald  darauf  stellten  Hich  in  der  linken  nnteren  Tboru- 
Seite  Schmerzen  ein ,  bald  Meteoriamtts.  Am  zehnten  Tage  setzte  anhaltendea  ErbienbeD 
einer  brüaniichen  Flüssigkeit  ein.  Nachmittags  Puls  112,  Temperatur  38,0  nod  bald  b«- 
drohliuhe  Erscheinungen.  Mittelst  Magenach  laue  h  es  werden  B  Liter  Mageninhalt  estleerl. 
darauf  SpUlung  und  Slrychnininjektion  nebst  Lagerung  anf  die  rechte  Seite  vorgenonunen. 
Am  nScbsteo  Tage  konnte  wieder  ein  Liter  aus  dem  Magen  entleert  werden,  worauf 
Heilung  einsetzte. 

Die  Diagnose  wnrde  im  zweiten  Fall  rechtzeitig  gestellt  dadurch,  da.>s 
iie  Kranke  alle  Augenblicke  1—2  Löffel  brauner  Flüssigkeit  erbrach  ohne 
jede  Anstrengung.  Dieses  Erbrechen  ist  ähnhch  bei  der  Miktion  bei  Inkon- 
tinenz.    Dann    sprach    die    lokale   Ausdehnung    des   Magens  dafür.  —  Die 


Moser,  VerletEuiigeD  nod  cbirorg.  Erkrank ungen  des  Magens.  675 

Kenntnis  dieser  Vorkommnisse  ist  sehr  wichtig,  da  die  Therapie  sehr  einfach 
ist  die  Unterlassung  der  Therapie  aher  den  Tod  herbeiführt. 

M o t y  (175)  hält  die  von  Reynier,  Legueu  und  Q u  e n u  beschriebenen 
Erscbeinangen  fnr  Steigerangen  gewisser  leichterer  Erscheinungen,  die  in  den 
ersten  Tagen  nach  Operationen  oft  auftreten.  Es  sind  das  Erbrechen  und 
Durchfalle,  die  infolge  einer  Autointoxikation  hervoi^emfen  werden  nnd 
«cbnell  verschwinden,  wenn  diese  toxischen  Stoffe  ans  dem  Darmtraktns  ent- 
fernt werden. 

Hartmann  weist  anf  die  von  Delbet  erwähnten  Paralysen  des 
Magens  bio,  die  nicht  mit  dem  Girculns  vitiosus  zu  verwechseln  sind,  da  sie 
ihm  auch  nach  Resektion  mit  Einpflanzung  des  Duodenum  in  den  Magen 
Torgekommen  sind.  Er  pflegt  in  solchen  Fällen  nach  den  Magenspülungen 
sogleich  ^1*  Liter  Milch  durch  den  Magenschlauch  einlaufen  zu  lassen. 

Tu  ff  i  er  unterscheidet  die  einfache  Ausdehnung  des  Magens  mit 
schwärzlicher  Sekretion,  die  durch  Ansspülongen  zu  heilen  ist,  von  den  Fällen. 
in  denen  eine  Paralyse  einen  vorher  schon  dilatierten  Magen  befällt.  Er 
nibrt  einen  solchen  Fall  von  Hypersekretion  und  Dilatation  nach  G.  E.  von 
Antipas  an. 

553&hriger  Hano  mit  Magenektasie.    0.  E.  retroo.  post.    Tod  nach  46  Stunden  nnter 

Zcichee  der   inneren  Einklemmung.     In   der  Leiche  reicfate  der  Hagen  bis  xnni  Schambein) 

'    nd  tnthielt  4  I^ter  schw&rElicher  FlQasigkeit;  am  Peritoneam  nichts  Krankhaftes,  NBbto 

dicht.    Sowohl  der    neue  Magenauagang    wie    der    alte  Pylaroa    vollkommen    durchgingig. 

Eainerlei  Zeichen  eines  Circnlns  vitiosus. 

Ob  eine  plötzliche  Dilatation  nach  einer  Operation  einen  vorher  nor- 
malen Magen  bis  zum  Schambein  ausdehnen  kann,  diese  Frage  lässt  Tuffier 
Qoch  offen.  Er  hat  solche  Fälle  nicht  gesehen.  In  der  seh wärzli üben 
Flüssigkeit  im  Magen  bei  diesen  Fällen  ist  das  Blut  oft  nur  noch  spektro- 
skopisch nachzuweisen. 

Harmloser  sind  die  Fälle,  in  denen  die  Ausdehnung  des  Magens  nur 
durch  Luft  bewerkstelligt  ist.  Das  kommt  nicht  nur  nach  Operationen  sondern 
schon  nach  einfachen  Traumen  der  Regio  epigastrica  vor.  Tuffier  hat 
einen  derartigen  Fall  so  hochgradiger  Art  gesehen,  dass  dei<halb  die  Lapara- 
tomie  vorgenommen  wurde.  Ein  Mann  war  von  einer  Leiter  gefallen.  Bei 
der  Operation  wegen  der  starken  Anftreibung  wurde  nichts  gefunden,  der 
Leib  zugenäht.  Am  nächsten  Tage  war  die  Anftreibung  so  hochgradig,  dass 
liie  Nähte  durchschnitten  und  das  Netz  vorlag.  Schon  nach  einem  früheren 
lofall  hatte  dieser  etwa  öOjährige  Mann  eine  ähnliche  Anftreibung  des 
Magens  gehabt.  Er  war  im  übrigen  gesund,  ohne  Spuren  eines  nervösen 
Leidens.  —  Die  Fälle  von  Ausdehnung  mit  Hypersekretion,  die  anf  Magen- 
spülung nicht  heilen,  sind  septischer  Art. 

Reynier  zeigt  die  Pulskarve  eines  Hnndes,  bei  dem  er  nach  Ab- 
bindnng  von  Pylorus  nnd  Kardia  den  Magen  mit  Wasser  angefüllt  hat.  Man 
sieht  mit  Znnahme  der  Flüssigkeit  im  Magen  den  arteriellen  Druck  sinken. 
Gegen  die  Ansicht,  dass  die  Erscheinung  auf  Infektion  beruhe,  führt  er  an, 
dass  derartige  M^endilatationen  auch  nach  anderen  Operationen ,  z.  B.  an 
Nieren,  bei  denen  das  Peritoneum  nicht  berührt  worden  ist,  vorkommen.  Er 
erwähnt  einen  derartigen  Fall  vonReverdin,  bei  dem  letzterer  glaubte,  dass 
die  Dilatation  des  Magens  eingetreten  sei  auf  die  Befreiung  von  dem  kom- 
primierenden Nierentumor  hin,  und  einen  Fall  von  Morris,  bei  dem  eine 
Magendilatation  mit  tödlichem  Ausgang  nach  einer  Eröffnung  des  Fussgelenks 


Jahreabericht  fflr  Cbinirgi«.    II.  Teil. 

Narkose  sich  eingeGtellt  hat.  Reynier  hat  auch  bei  Hunden  dnrch 
ctrisieren  des  Plexus  solaris  Mi^endüatation  erzeagen  können.  Er  be- 
cht   weiter  die  Ansicht   von  Kelliug  des  mechanischen  Verschlusses  der 


Beck  (172)  hat  eine  akute  postoperative  Magendilatation  bei  einem 
ihrigen  Mädchen  beobachtet. 

Das  Sind  soll  schon  seit  Jahren  über  anfallaveiae  auftreleDde  LeibschiDerEen  ge- 
t  haben.  Ea  wurde  nacb  dreitSgigem  £raokeDlager  wegeo  perforativer  Appendizjtia 
A.bszeaHbildung  die  Appendektomie  aasgefObrt.  Am  dritten  Tage  nach  der  OpenitioD 
eine  Anfblfthung  des  Magens  nachweisbar  mit  dentlicber  Abgrenzung  des  unteren 
anrandea  in  Nabelhöbe.  Ks  hoente  aus  dem  Magen  über  ein  Liter  bTfiunlicher,  aaner 
lender  FJüsaigkeit  ausgehebert  werden.  Nach  Beasernng  infolge  der  AuBspfllung  wai 
ittchsten  Tage  die  untere  Msgengrenze  aogar  bis  handbreit  unter  den  Nabel  gerQckt. 
der  Aaaheberung  entleerten  sich  ongeAhr  2  Liter  Inhalt  Ton  saurer  Reaktion,  Ges. 
,  4&,5,  SalzsSuregehall  von  OiOÖ"/«  and  AnweHenheit  von  Hilche&ure  ond  Galleofarb- 

Am  nächsten  Tage  reichte  die  untere  Grenze  bis  12  cm  unter  Nabelhflhe.  Die  weitere 
.ndlung  best«nd  in  Magensp Ölungen,  rektaler  Emithning,  Eochsaliinfneionen ,  Faradi- 
n  der  Oherhautgegend  und  atnndenweiser  Lagerung  des  Kindes  auf  den  Baach  ,  um 
eventnell  besiebende  meeenteriale  Kompression  des  Duodenums  zu  beheben.  Allmib- 
Besserung,  bis  die  untere  Msgengrenze  4  cm  oberhalb  des  Nabels  steht. 

Beck  glaubt,  dasa  es  sich  um  eine  postnarkotische  toxische  Lähmung 
Magens  gehandelt  hat  bei  gleichzeitig  bestehender  unvollständiger  Duo- 
ilkompression  infolge  lokaler  peritoni tischer  Adhäsionen,  die  sich  im 
eren  Verlauf  der  Erkrankung  allmählich  zurückgebildet  haben.  —  Zu 
erken  ist  noch,  dass  bei  dem  Mädchen  eine  direkte  Druckempfindlichkeit 
Magengegend  nicht  bestanden  hatte,  dass  femer  die  Masse  des  aus  dem 
en  teils  spontan  durch  Erbrechen  teils  mit  dem  Magenschlanch  entleerten 
,lts  die  aufgenommene  Flüssigkeitsmenge  bei  weitem  übertraf,  dass  femer 
Allgemeinbefinden  während  des  ganzen  Erankhettsverlanfes  ein  relatiy 
B  war.  Nnr  über  Völle  im  Leib  klagte  die  Kranke.  Temperatur  war 
imd  normal ,  Puls  langsam ,  kräftig  und  regelmässig.  Flatus  und  Stuhl 
en  ab. 

Dinkler  (176)  berichtet  über  einen  Fall  von  DnodenalverscUnss  bei 
n  Neugeborenen;  anhaltendes  Erbrechen  blutiger  Massen  Hess  neben  der 
Dglichen  Annahme  einer  Pylorusstenose  au  eine  Melaena  denken.  Bei  der 
ipsie  fand  sich  ein  völliger  Verschluss  des  Duodenums  durch  Septum- 
ing. 

Mohrmann  (185)  berichtet  ebenfalls  über  einen  Fall  von  angeborenem 
lenalverscbluss  und  dadurch  bedingter  Magenerweiterung,  oberhalb  der 
IIa  duodeni.  Das  Kind  starb  obwohl  am  4.  Lebenstage  die  G.  E.  ange- 
wurde. 

Finney  (178)  hat  früher  gelegentlich  Operationen  eine  Dilatation  des 
lenum  mit  Offenstehen  des  Pylorus  gefunden.  Solche  Patienten  hatten 
lauungsbeschwerden ,  Übelkeit  und  Erbrechen  schon  Jahre  lang  gehabt. 
G.  £.  war  damals  noch  wenig  angewendet.  Es  wurde  die  Pyloroplastik 
eführt.  Nach  einer  Gallensteinoperation  hat  er  einen  Todesfall  mit  vor- 
Bhendem  Erbrechen  erlebt.  Bei  der  Autopsie  wurde  eine  Dilatation  von 
m  und  Duodenum  gefunden  ohne  andere  Erkrankung.  Die  Erklärung, 
ein  dilatierter  Magen  durch  Zerrung  am  Mesenterium  das  Duodennm 
;hliesst,  kann  für  viele  Fälle  nicht  genügen. 
Von  einer  Mageuerweiterung  infolge  narbiger  Duodenalstenose  berichten 
ting  und  Effendi  (192). 


Moser,  TerletznBgen  nnd  cfairurg.  Erkrnnkungen  Abb  Mageni.  677 

Bei  einem  25jBbrigeii  Türken  hattea  sich,  angeblich  infolge  eioea  Falles  auf  die 
SanchgegeDd.  vor  zehn  Jahres  ScbmerEen  nnd  Verdau ungsbesch werden  entwickelt.  FlDosige 
Sachen  vertrag  Patieut  besser  als  feste.  Nach  letzteren  musste  er  Öftere  erbrechen.  Trotz 
iüsäiger  Ernäbrnng  hatte  Patient  aber  in  den  letzten  Monaten  Ober  Zunabme  der  Schmerzen 
10  klagen.  Diese  traten  unabhängig  von  der  Nabranga aufnähme  häufig  kolikartig  in  der 
Hsgengegend  anf.  Dabei  bestand  hftuSg  asnree  Anfstossen  and  Slublverbaltong.  Bei  den 
ScbmerzanfSllen  sah  man  Steifnngen  in  der  Nabelgegend.  Die  Betastung  war  bei  dem 
iebx  massig  gen&hrten  Manne  schmershaft  und  ergab  eine  härtere  geschwulstartige  Hasse 
überbalb  nad  rechts  vom  Nabel.  Links  stand  das  Zwerchfell  abnorm  hoch  mit  lautem 
Uigen  -D»rm  achal  1. 

Bei  der  Laparotomie  dringte  sich  der  stark  gebiahte  und  vergrösserte  Magen  in  die 
K'onde.  Unterhalb  der  Leber  fohlte  man  eine  grosse  Menge  harter  knirschender  EOrper, 
dl«  als  Galleosteine  angesprochen  wurden.  Nach  dem  Befund  muaste  man  eine  Stenose  im 
obereo  Teil  des  Duodenum  annehmen,  wahrscheinlich  infolge  entzQndlicber  Prozesse  in  den 
Oallenwegen.  Bei  der  Q.  E.  post.  antecol.  versagte  plütilich  der  Puls  und  der  Kranke  er- 
traih.  WiHer  trat  »brechen  eia  nach  Fertigstellung  der  Anastomoae.  Ais  Beckenhoch- 
lig«rung  hergestellt  wurde,  kamen  grosse  Mengen  flüsaigen  Mageuiiihalts  aus  dem  Munde, 
«ie  wenn  die  Kardia  weit  geOffnet  wSre.     Dabei  hOrteu  Puls  nnd  Atmung  anf. 

Bei  der  Obduktion  fand  sich,  daas  der  Magen  gut  5  Liter  Kltlssigkeit  fassen  konnte. 
Hagen,  Pjloms  nnd  Gallenblase  waren  durch  einen  narbigen  Streifen  fest  aneinander  ge- 
ti«fUt.  Dia  Gallenblase  war  geschrnmpft,  die  gefühlten  Körper  waren  80—90  Olivenkerae, 
dit  in  dem  staik  erweiterten  obersten  Teil  des  Duodenums  lagen.  Gleich  hinter  dieser  Er- 
weiterung, unmittelbar  über  der  Papille,  war  das  Duodenum  in  Auadehnang  von  '/■  <!n> 
arkutSr  verengt,  so  dass  kaum  ein  HQhnerfederkiel  durchging.  Der  innere  Lichtungs- 
Dmfang  des  deutlich  sich  abhebenden  Pflorus  betrug  16  cm.  Der  Rauminhalt  des  erweiterten 
DnodenalabschnitteB  wurde  auf  300  ccm  geschlitzt.  Die  Wandung  war  dabei  dDnn.  Auf 
der  Torderen  oberen  Flfiche  sass  in  derbem,  kallösem  Gewehe  ein  scharf  ausgeschoittenes, 
friachfs  Geschwür.  In  der  gleichfalls  atrophischen  und  katarrhalischen  Magenschleimhaut 
waren  keine  Narben  oder  GeschwDre.  Mit  dem  erweiterten  Dnodenalabschnitte  fest  Ter- 
Sachsen  war  das  stark  verdickte  Ligamentum  hepatoduodenale.  In  ätiologischer  Hinsieht 
Wen  Lues  und  Tuberkulose  nicht  vor,  ebensowenig  voran fgegaugene  Verbrennungen  oder 
N  iereuaffektion  en . 

Die  Krweitenuig  des  Duodenalabschnittes  oberhalb  der  Stenose  kann 
bei  hochsitzoDder  Duodenal stenose  erst  zustande  kommen,  wenn  der  Pjlorus 
eicht  mehr  suffizient  ist,  da  die  kurze  Strecke  zwischen  Pylorus  nnd  ver- 
engter Stelle  ZQ  einer  kraftvollen  peristal tischen  Tätigkeit  nicht  ausreicht. 
Der  Werdegang  ist  demnach:  Stenose  des  Duodenum,  keine  oder  nur  geringe 
Erweiterung  des  kurzen  Daodenalabschnittes  oberhalb  der  Stenose  bei  sufö- 
lientem  Pyloms;  dann  Dilatation  und  Hypertrophie  des  Magens,  schliesslich 
Insuffizienz  des  Pylorus  und  darin  erst  beträchtliche  Ausweitung  des  Duodenal- 
a))ächnittes.  Mit  dieser  Entstehung  stimmt  der  Öfters  schon  erhobene  Befund 
überein,  nämlich  Magendilatation  bei  Duodenalstenose  ohne  Ausweitung  des 
Duodenum  mit  erhaltener  Pylonisfunktion.  Erst  bei  Pylorusinsuffizienz  tritt 
baodenalerweiterung  ein. 

In  dem  beschriebenen  Fall  ist  die  Duodenalstenose  noch  durch  Anhän- 
foiig  der  Olivenkerne  erhöht  worden,  so  dass  es  fast  wunderbar  erschien, 
vie  der  Kranke  überhaupt  noch  ernährt  wurde.  Es  soll  in  der  Türkei  ein 
altes  Volksbeilmittel  sein,  bei  Störungen,  die  auf  Undurchgängigkeit  des 
Darms  schliessen  lassen,  feste  Körper  in  grossen  Massen  zu  verschlucken, 
am  so  die  Sperrung  zn  sprengen.  —  Die  in  der  Nabelgegend  siebt-  und 
fühlbaren  Steifungen  müssen  anf  den  Magen  bezogen  werden.  Den  plötz- 
iicheo  Tod  führen  Verff,  auf  eine  refiektoriscbe  Lähmung  im  Magenzentrum 
inrück. 

Zade  (193)  fand  bei  einer  32jäbrigen  Frau,  bei  der  wegen  inoperablen 
PjloniskarzinomB   die  G.E.  retrocoi.  post.  angelegt  war,    eine  Kompression 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

'ars  inferior  duodeni  durch  daa  Mesenteriuni  und  dnrch  die  Arteria 
lt.,  und  ausserdem  starke  DilatatioD  des  Magens.  Während  des  Lebens 
lie  Diagnose  auf  Peritonitis   gestellt   worden.     Schon  vor  der  Operation 

eine  Ptose  and  Dilatation  des  Magens  bestanden.  Zade  glaubt,  da.«« 
isem  Falle  die  durch  Operation  und  Narkose  herbeigeführte  Schwächung 
'enig  widerstandsfähigen  Magens  die  primäre  Ursache  für  den  mesen- 
en  Ileus  abgegeben  hat.  Durch  die  akute  Dilatation  des  Magens  sind 
lünndarmBchlingen  ins  kleine  Becken  gedrängt  worden. 
Busse  (174)  berichtet  über  14  Fälle  v.  Eiseisbergs  von  postopera- 
Magen-  und  Darmblutung.  Aus  der  Literatur  verfügt  er  über  weitere 
ille.  Ks  handelt  sich  um  Operationen  in  der  Bauchhöhle,  an  Xieren, 
retroperitonealen  Geschwülsten  und  solchen  an  Kopf  und  Hals.  Unter 
)0  im  ganzen  berücksichtigten  96  Fällen  von  Blutungen  sind  27  nach 
loperationen,  10  nach  Operationen  im  Gebiete  des  Gallensystems,  1  bei 
lococcus  der  Leber,  25  nach  Darmoperationen  (davon  17  Appendizitis), 
;h  Magenoperation,  2  nach  solchen  wegen  retroperitonealen  Tamoren, 
bei  Nierenerkranknngen  und  Operationen  an  der  Blase,  6  nach  Uterus- 
'pationen,  3  nach  Ovarialtumoren,  4  wegen  Adnexerkrankungen  und 
isslich   3   nach   Probelaparotomien.     In    11    Fällen    bestanden   Symptome 

Magenerkrankung  schon  vor  der  Operation,  Jedenfalls  besteht  in  einer 
I  von  Fällen  die  Möglichkeit,  dass  Geschwüre  oder  Erosionen  vorher 
nden  haben.  Ikterus  hat  in  10  Fällen  vorgelegen  (—  12''/o).  In  7  FäiJen 
aa  Bestehen  von  Arteriosklerose  oder  Atheromatose  erwähnt;  in  4  be- 
en  Lungenleiden.  Einen  grossen  Einduss  spricht  Busse  der  Narkose 
Er  hat  beim  Narkotisieren  zweimal  Erbrechen  bluthaltiger  Massen  erlebt, 
ingen  können  unter  Einwirkung  des  Chloroforms  als  Folgen  einer  allge- 
en  Vergiftung  resp.  Reizung  des  Nervensystems  entstehen.  Bezüglich 
>ostoperativen  Erbrechens  hat  Busse  18  mal  dessen  Auftreten  erwähnt 
iden,  während  in  6  Fällen  dasselbe  als  nicht  eingetreten  berichtet  wird. 
ifalls  ist  es  in  den  meisten  Fällen  vorhanden   gewesen,   und   durfte  ihm 

die  Kolle  eines  disponierenden  Momentes  zukommen.  Unzweifelhaft  ist, 
dem  Trauma  in  seiner  verschiedenen  Gestalt  bei  der  Operation  ein  hoher 

beizulegen  ist,  ebenso  den  Gerässunterbindungen.  In  34  Fällen  sind 
rbindungen  von  Netz-  und  Mesenterialgefassen ,  sowie  Lösung  von  Ad- 
nen  vorgekommen  (^  35,4%). 

Die  Annahme  v.  Eiseisbergs,  dass  die  Blutungen  als  Verschleppung 
Thromben  aus  der  Operationsstelle  aufzufassen  sind,  wird  danach  als 
;bt  bestehend  angesehen.  Es  bestätigen  das  auch  die  experimentellen 
bnisse  einer  Reihe  von  Forschem.  Die  Häufigkeit  der  Leberinfarkte  im 
tzperiment  lassen  es  angebracht  erscheinen,  nach  jeder  Operation  auf 
auftreten  von  Ikterus  zu  achten.  Ebenso  fordern  die  beobachteten  Ver- 
mngen  dazu  auf,  nach  Operationen  auf  die  Schwellung  derselben,  wie 
Veränderung  des  Blutes  zu  fahnden.  Auch  der  Sepsis  wird  man  eine 
tse  Rolle  in  der  Ätiologie  der  Hämatemesis  zusprechen  müssen,  denn  es 
lichergestellt,  dass  infolge  eines  Eiterungsprozesses  allein  Magen-  und 
jgeschwüre  möglich  sind.  Von  den  96  Fällen  bestand  in  43  eine  Eite- 
,  also  in  iö'^fo.     Die  Gefahr  der  Hämatemesis  sinkt,   sobald  der  Kracke 

den  3.  Tag  nach  der  Operation  hinaus  ist. 

Die  Prognose  ist  ernst.  Von  den  96  Kranken  starben  53  (^=  55*/o). 
Behandinng  sind  mit  der  Anwendung  der  Gelatine  per  os  oder  subkutan 


Hoser,  Yerlatiangen  und  ehiruric.  BrkrankungeD  des  Magens.  679 

nod  mit  subkutanen  Kochsalzinfusionen  gnte  Erfahmngen  gemacht  worden, 
l'nter  vielem  anderen  ist  Anwendung  von  Nebennierenextrakt,  Tannalbin  und 
Sauersto£F  empfohlen  worden. 

c)  Volvnlns  des  Magens. 


Spivac  (194)  tritt  für  die  Möglichkeit  dieser  Erkranknng  mit  Ent- 
schiedenheit ein.  Differentialdiagnostisch  kommen  angeblich  Pylorusstenose, 
Darm  verschluss,  Vergiftungserscheinungen,  Cholelithiasis,  Peritonitis  u.  a.  m. 
in  Betracht.  Verdaunngsstöningen  spielen  vor  allem  eine  ätiologische  Rolle. 
In  einem  Teil  der  Fälle  findet  man  Adhäsionen  mit  der  Umgebung,  oft  fehlt 
aber  jede  organische  Veränderung.  Charakteristisch  soll  sein:  Ausdehnung 
des  Magens  mit  exqnisit  tympanitischem  Perkussionsschall ,  Erbrechen  und 
Regai^itation  der  unmittelbar  eingenommenen  Speisen  und  Getränke;  kein 
Rülp5en ;  keine  Winde ;  auch  kann  die  Sonde  nicht  in  den  Magen  eingeführt 
«erden.  Bei  rechtzeitiger  Diagnose  des  Zustandes  hat  die  operative  Therapie 
günstigen  Wert. 

dl  Kongenitale  Pylorusstenose.    Kongenitaler  Sanduhrmagen. 

195.  Andry  et  Sarvonat,  Kätrto'saement  congenita!  du  pjlore  chez  un  nonrrisson. 
Lyon  mädical  1905.  May  7. 

196.  Blaxland,  A  case  of  congenita)  hypertrophie  alenosis  of  the  pyloroa:  treatm«nt  by 
gaatric  lavage  with  complete  recovery.     Lancet  1905.  Sept.  16.  p.  836. 

Ul.   Goldschmidt,  F.,  Znr  Kasuiatik  des  Sandabnnagens.    Denbichea  Arch.  f.  klin.  Med. 

Bd.  8*. 
1%.    Uarper,  W.  J.  and  J.  R.  Uarper,    CoDgeoital  hypertrophic  steuoais  of  the  pylorus, 

with  au  aceoant  of  a  case  aucceafolly  treated  withoat  Operation.    Lancet,  Augnst  19. 

1905- 

199.  Ibrahim,  Angeborene  PyloTaaBtenoHe  bei  einen  IV'jBhrigOD  Kinde.  Natarbist.  med. 
Ver.  Heidelberg.  30.  V.  1905.  Münch.  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  35.  p.  1706. 

199a.  —   Di«  angeborene  Pyloruastenose  im  Sfiaghngealter.    Berlin   1905     Verlag  von  S. 

Karger.    Ref.  ZentralU.  f.  Grenigeb.  Bd.  VIII.  p.  766. 
199b.*—  Die  interne  BehandloDg  der  angeborenen  Pylorusatenoae  im  SsnglingBatter.   Med. 

Butter  1905.  Nr.  16. 

200.  Kreuter,  E.,  Die  angeborenen  VerachllsBSungea  nnd  Vengerungen  des  DarmkanaU 
im  Lichte  der  Entwickelangsgeachichte,     Deutsche  Zeitschr.  fOr  Chir.  Bd.  79. 

201.  Neild,  N.,  Twe  casee  of  spasm  with  bypertrophy  of  tbe  pyloras  in  infants  cared 
wilh  opiam.     Lancet.  Not.  25.  1905. 

303.  Pfaundler,  Deroonstration  zweier  Kind  ennagen  mit  eigentümlichen  Pylorasanomalien. 
77.  Ters.  deutscher  Naturforscher  u.  Ärzte.  Heran  1905.  Deutsche  med.  Wochenscbr. 
1905.  p.  1952. 

203.  Robertson,  G.,  Hypertrophie  pyloric  stenoeia  in  the  infant  Annais  of  surgary. 
Augost  1905. 

204.  Sarvonat,  La  r^lrdcissement  cong^oital  hypertrophique  du  pylore  cbez  le  nooreaD-nd. 
Paris.  MalTine.  1905. 

305.  Schmidt.  J.  J.,  Die  PylornaBtenoee  der  Ssuglioge.  Mönchener  med.  Wachenschrjft 
1905.  Nr.  7.  p.  308. 

206.  Scudder,  Cb.  L.  and  W.  C.  Quinby,  Stenosis  of  the  pyloms  in  infancy;  an  anft- 
lysis  of  115  eases.    The  joum.  of  tbe  Amer.  Med.  Ass.  May  27.  1905. 

207.  Scudder,  C.  L.,  Congenitnl  stenosia  of  the  pyloma.  Johna  Hopkins Hosp.  med.  soo. 
28,  11.  1905.    Med.  News.  Dec.  30.  1905.  p.  1282. 

3)8.  Still,  G.  F.,  On  the  diagnosis  and  treatment  af  bypertrophy  of  tbe  pyloms  in 
inhnta.    Lancet  Msrch  11.  1905.  p.  632. 


)0  Jahreabericfat  für  Cbirurgie.    IL  Teil^ 

)9.    *Tockel,    Dia   sogen.  kongeniUls  Ffloras-Hyperpluie   eine    Entwickelangsstsmiig. 

VirchowB  Archiv  Bd.  CLXXX.  p.  316. 
10.    'Wsahenheiin,  F.  L.,  Hypertrophie  and  stenoaiH  of  the  pjloms  in  infants.     Amer. 

JoDrn.  of  the  Mod.  Sciences.  1905.  April. 

NachKreuters  (200)  Untersuchangen  bildet  sich  in  der  5. — 10.  Woche 
er  Schwangerschaft  ein  gesetzmässiger  Verschluss  in  einzelnen  Abschnitten 
es  Darmkanals  aus,  der  einen  normalen  Entwi ekeln ngszu&tand  des  früh 
mbryonalen  Entodermschlauches  vorstellt,  eine  Zeitlang  persistiert  und  dann 
ieder  zurückgebildet  wird,  nm  das  nunmehr  bleibende,  definitive  Darmlnmen 
Q  seine  Stelle  treten  zu  lassen.  Solche  embryonale  Atresien,  die  durch 
ellproliferation  in  dem  bereits  vollkommen  entwickelten  Darmrohr  ent- 
;eheB,  und  zu  bleibender  Stenose  oder  Atresie  führen  können,  hndeo  eid\ 
[a  Magen  in  der  Gegend  des  künftigen  Pyloms.  Von  kongenitalen  Ano- 
lalien  am  Magen  konnte  Kreater  8  Fälle  sammeln,  darunter  4  Stenosen 
nd  4  Atresien.  Letztere  sassen  ausschliesslich  am  Pylorus.  Die  Kinder 
ingen  unter  häufigem  Erbrechen  in  den  erslen  Lebenstagen  an  Inanition  zii- 
runde. 

Schmidt  (205)  ist  der  Ansicht,  dass  bei  der  Pylorusstenose  der  Sän<;- 
Dge  das  Primäre  immer  die  angeborene  Anlage  der  muskulären  Pylorus- 
ypertrophie  ist,  welche  gewöhnlich  in  den  ersten  Lebenswochen  keine  steno- 
schen  Erscheinungen  macht,  sondern  erst  in  dem  Augenblick,  wo  Schleim- 
autschwellungen  hinzutreten,  die  ersten  klinischen  Krankheitssymptome  zei^t. 
iese  Schwellungen  können  durch  einen  Magenkatarrh  bedingt  sein  oder 
ndurch,  dass  grössere  Mahlzeiten  durch  Ketention  nnd  Zersetzung  die 
chleimhaut  reizen.  Gesellt  sich  dann  noch  ein  Spasmus  hinzu,  so  wird  di« 
^oose  eine  vollständige  (Durchmesser  unter  3  mm). 

Zwei  vonScmidt  mitgeteilte  Fälle  endeten  letal,  nachdem  beim  erstf^n 
e  G.  E.,  beim  zweiten  die  Pjloroplastik  gemacht  war.  Bei  dem  einen  Fad 
iblte  sich  in  der  Leiche  der  Pylorns  knochenhart  an;  diese  Härte  liess  sich 
)ch  eine  Strecke  weit  in  die  kleine  Kurvatur  verfolgen.  Die  Wanddiefee 
itrug  5  mm,  wovon  4  mm  allein  auf  die  Muskelschiclit  entfielen. 

Therapeutisch  schlägt  Schmidt  vor,  zunächst  innere  Behandlung  zn 
irsuchen,  heisae  Umschläge  auf  den  Magen,  Darreichung  massiger  Mengen 
ollmilch  in  dreistündlichen  Intervallen,  besonders  bei  Hyperchlorhydrie, 
mer  kleinste  Mengen  Opium.  , 

Den  günstigen  Zeitpunkt  für  die  Operation  soll  man  aber  nicht  ver- 
nmen.  Den  sichersten  Erfolg  hat  die  ti.  E.  Die  Pyloroplastik  wird  öfters 
imacht  werden  müssen ,  wenn  Zeit  znr  ti.  E.  fehlt  oder  wenn ,  wie  in 
chmidts  zweitem  Fall,  der  Darm  unterhalb  des  Duodenums  so  stark 
)llabiert  ist,  dass  er  nicht  genug  Fläche  znr  Schnittanlegung  und  KaliC 
etet.  Von  9  Pyloroplastiken  sind  ö  Heilungen  und  4  Todesfälle  bis  jetzt 
i  verzeichnen. 

Still  (208)  ist  der  Ansicht,  dass  die  Mehrzahl  der  Fälle  von  ange- 
)rener  Pylorusstenose  gerettet  werden  könnte,  wenn  zur  Zeit  die  Diagnose 
istellt  würde  und  sie  einer  entsprechenden  Behandlung  unterstellt  würden, 
iine  Erfahrung  stützt  sich  auf  20  Fälle,  17  männliche  nnd  3  weihliche 
inder. 

Die  Diagnose  soll  sich  immer  auf  sichtbare  Peristaltik  des  Magens  und 
hlbare  Verdickung   des  Pyloms   stützen.     Nur   in  drei  seiner  Fälle   setzten 


Moser,  Terletznngen  and  chimrg.  Erkrankimgen  des  Hagens.  Ü81 

die  Symptome  innerhalb  der  ersten  Woche  ein.     Das  späteste  Einsetzen  war 
JD  der  siebenten  Woche. 

Still  glaubt,  dass  zunächst  immer  nnr  ein  Krampf  der  Pylorusmusku- 
l3tar  vorhanden  ist,  ähnlich  dem  Krampf,  der  zum  Stottern  führt  bei  Kin- 
dern, die  sprechen  lernen,  und  dass  erst  später  aus  dem  Krampf  die  Hyper- 
plasie der  Muskulatur  herkommt.  Das  andauernde  Erbrechen  lässt  eine 
Stenose  wohl  vermuten,  ist  aber  allein  kein  Beweis  dafür.  Allerdings  hat  das 
Erbrechen  bei  der  kongenitalen  Stenose  einige  besondere  Merkmale.  Zunächst 
ist  es  gewaltsamer  Art,  das  Erbrochene  wird  weit  geschleudert  and  kommt 
oh  durch  die  Nase.  Es  ist  ferner  auch  bei  geeigneter  Nahrung  anzutreffen, 
z.  B.  waren  von  den  20  Fällen  Stills  10  Brustkinder;  es  besteht  trotz 
Wechsel  in  der  Nahrung;  es  entspricht  häufig  der  Menge  nach  mehrmaliger 
Nahrungsaufnahme,  kommt  also  schon  ans  einem  dilatierten  Magen.  Das  Er- 
brechen braucht  nur  1 — 2mal  in  24  Standen  aufzutreten.  Es  kommen  selbst 
'Mstundige  Pausen  vor.  Dies  kann  von  dem  verschiedenen  Grade  des 
Spasmus  der  Pylorusmuskulatur  abhängig  sein. 

Wichtiger  für  die  Diagnose  ist  das  Znsammenfallen  von  chronischer 
Verstopfung  mit  dem  Erbrechen,  da  nach  Diätfeblem  vielmehr  lockere  und 
schleimige  Stühle  das  Erbrechen  begleiten.  Immerhin  kommen  auch  Stuhl- 
entleerungen letzterer  Art  bei  der  kongenitalen  Pylorusstenose  vor.  —  Der 
Kräfte  verfall  ist  oft  mit  dem  Marasmus  infolge  fehlerhafter  Ernährung  ver- 
irechselt  worden.  Die  Untersuchung  des  Bauches  geschieht  am  besten  un- 
mittelbar nach  der  Nahrangsaufnahme.  Peristaltik  des  Magens  und  Pylorus- 
lerdickang  sind  da  am  besten  zu  bemerken.  Die  per istalti sehen  Wellen  sind 
sehr  leicht  zu  sehen,  öfters  kann  man  2 — 3  gleichzeitig  sehen.  Der  Pylorus 
ist  gewöhnlich  ausserhalb  der  rechten  Brustwarzenlinie  zu  fühlen,  und  zwar 
io  Intervallen,  am  besten  während  eine  peristaltische  Welle  sichtbar  ist.  Alter- 
dings können  manchmal  verschiedene  Untersuchungen  dazu  notwendig  sein. 
Unter  den  20  Fällen  hat  Still  19mal  den  Pylorus  gefühlt. 

Therapeutisch  empfiehlt  Still  in  erster  Linie  Magenspülungen,  in  zweiter 
besondere  Regelung  der  Diät.  Stet«  ist  das  Gewicht  dabei  sorgfältig  zu  kon- 
trollieren. Besondere  Diät  allein,  wie  sie  auch  gestaltet  sein  mag,  dürfte  zur 
Hehandlang  kaum  jemals  genügen.  Die  Magenspülungen  sollen  zweimal  täg- 
lich vorgenommen  werden,  einige  Wochen  lang,  nacher  ebenso  lange  einmal 
taglich  mit  einer  Lösung  von  Natr.  bicarbon.  Unter  Gewichtskontrolle  soll 
man  die  etwaige  Operation  im  Auge  behalten.  Erholen  sich  die  Kinder  nur 
langsam,  so  kann  man  die  Operation  später  noch  ausführen.  Man  bat  dann 
den  Vorteil,  dass  man  an  einem  weniger  scliwachen  Kind  operiert.  Nach  der 
Operation  bleiben  oft  Neigung  zu  Durchfällen  und  Schwierigkeiten  der  Ernäh- 
niDg  zurück. 

Send  der  (206)  weist  darauf  hin,  dass  die  Pylorusstenose  bei  kleinen 
Kindern,  die  meist  in  den  ersten  Tagen  nach  der  Geburt  sich  bemerkbar 
macht,  schwer  zu  unterscheiden  ist  von  Atresien  im  Duodenum  oder  weiter 
anten  und  von  gewöhnlicher  Indigestion  nnd  Dyspepsie.  Die  bestimmte  Dia- 
gnose kann  nur  durch  Laparotomie  gemacht  werden  und  sollte  bei  anhaltendem 
Erbrechen  und  Gewichtsverlust  nicht  zu  lange  damit  gewartet  werden.  Dass 
dauernde  Heilung  durch  diätetische  Behandlung  möglich ,  ist  sehr  unwahr- 
scheinlich. Von  den  llö  bisher  veröffentlichten  Fällen  kamen  59  zur  Ope- 
ration. An  diesen  59  Kranken  wurden  60  Operationen  ausgeführt.  Von  40 
(lastroenterostomien  starben  21.    Von  11  Pylomsdivulsionen  starben  4.    Von 


682  Jahresbericht  fDr  Chirurgie.    IL  Teil. 

8  Pyloroplagtiken  4.  Ein  Kranker,  an  dem  Pjiorostomie  gemacht  wnrde, 
starb.  Die  meisten  Todesfälle  erfolgten  knrz  nach  der  Operation  infolge  des 
elenden  Zustandes  der  Patienten.  Andere  Todesfölle  erfolgten  wegen  DaJin- 
Verlegung  durch  zu  grossen  Knopf,  Verlegung  der  Gastroenterostomie  darcb 
abundiinte,  nicht  resezierte  Schleimhaut,  Perforation  des  Duodenum  bei  Divul- 
sion.  Die  zweckmässigste  Operation  ist  die  hintere  Gastroenterostomie,  Gastro- 
dnodenostomie  oder  Gastropyloroduodenostomie.  Die  Divulsion,  welche  die 
gerillte  Mortalität  aufweist,  ist  oft  nicht  ausführbar  wegen  zu  grosser  Rigi- 
dität, ist  sehr  unzuverlässig  mit  Bezug  auf  Dauerresultate  und  kann  zu  aus- 
gedehnten Adhäsionen  fuhren,  die  spätere  EiogrifTe  unmöglich  machen.  14  oder 
15  Operierte,  von  denen  spätere  Nachrichten  vorliegen,  waren  mehrere 
Monate  bis  za  drei  Jahren  nach  der  Operation  gesund. 

Maass  (New  York}. 

Der  erste  bekannt  gewordene  Fall  von  kongenitaler  Pylorusstenose  ist 
nach  Scudder  (207)  der  von  Beardsley-New  Haven  vom  Jahre  1788. 
Dann  sind  bis  zu  dem  Fall  von  Kirschbaum  (1888)  noch  zwei  Fälle  be- 
schrieben worden.  Seitdem  sind  63  Operationen  an  Kindern  ansgeführt 
worden. 

Ibrahim  (199)  hat  7  Fälle  beobachten  können.  Bei  der  eingehenden 
Besprechung  der  klinischen  Erscheinungen  gedenkt  er  der  besonderen  Prä- 
disposition des  männlichen  Geschlechts,  des  familiären  Auftretens,  der  starken 
Beteiligung  von  Bmstkindem,  des  Vorkommens  einer  gewissen  Latenzperiode 
relativen  Wohlbefindens  nach  der  Geburt. 

Ibrahim  macht  besonders  auch  auf  die  Magenperistaltik  aufmerksam, 
die  er  anschaulich  darstellt.  Wa«  das  Magenvolomen  betrifft,  so  ist  ein  ge- 
wisser Debnnngszustand  des  Organs  gewiss,  eine  irreparable  Ektasie  aber  nie 
anzunehmen.  Wesentlich  ist  auch  die  Tastbark eit  des  hypertrophischen 
Pylorus.  Die  oft  gefundene  Hyperaziditat  muss  als  Stauungserscheinung,  der 
Spasmus  als  das  primäre  aufgefasst  werden.  Auf  Grund  seiner  Untersnchnngen 
schliesst  er,  dass  es  eine  echte,  anatomisch  begründete  Stenose  des  Pylorus 
im  frühesten  Säuglingsalter  gibt,  die  hauptsächlich  durch  übermässige  Ent- 
wickelung  der  Muskelschicht  und  durch  Schleimhautfaltung  bedingt  ist  und 
vielleicht  dem  Fortbestehen  einer  embryonalen  Entwickelungsperiode  entspricht. 
Es  gibt  eine  Naturheilung  dieser  Krankheit,  bestehend  in  kompensatorischer 
Hypertrophie  der  gesamten  Mnsknlatnr,  möglicherweise  auch  in  einer  Dehnung 
des  engen  Pylorus.  Bei  Fehlschlagen  der  inneren  Medikation  soll  man  mit 
dem  operativen  Vorgehen  nicht  zögern. 

Ibrahim  (199a)  berichtet  dann  noch  von  einem  16  Monat  alten  Kind 
gesunder  Eltern,  das  mit  einem  Gewicht  von  3800  g  in  Behandlung  kam  und 
von  Geburt  an  an  Erbrechen  und  Obstipation  gelitten  hatte.  Das  Kind  war 
körperlich  äusserst  zurückgeblieben,  psychisch  mehr  entwickelt.  Gewaltige 
Mageuperistaltik  war  fast  stets  zu  sehen  bis  ins  rechte  Hypochondrium  hinein. 
Tiefstand  der  nnteren  Magengrenze  bestand  nicht,  dagegen  Erbrechen  fast 
nach  jeder  Mahlzeit,  zeitweise  mit  Blatspuren ;  ein  Tumor  war  nicht  tastbar. 
Interne  Behandlung  war  ohne  nennenswerten  Erfolg,  die  Operation  könnt« 
aber  bei  dem  elenden  Zustande  nicht  befürwortet  werden.  Nach  19  Monaten 
war  das  Gewicht  2960  g. 

Andry  tmd  Sarvonat  (195)  haben  einen  Fall  von  Pylorospasmus 
beobachtet  bei  einem  Kind,  das  drei  Tage  nach  der  Geburt  wegen  häufigen 
Erbrechens  in  Behandlung  kam.     14  Tage   später  konnte  heftige  Magenperi- 


Uoser,  VerletzuDgen  und  chirarg.  ErkraDktmgeti  dea  Hagens.  683 

staltik  beobachtet  werden.  Unter  Erbrechen  nnd  Abmagerung  ging  das  Kind 
zDgrande.  Bei  der  Obduktion  fand  man  den  Pylonis  verdickt  und  zwar  durch 
Uvpertrophie  der  Muskulatur.  Vom  Magen  aus  war  der  Pylorus  nur  mit 
Mühe  für  eine  dünne  Sonde  durchgängig.  Brachte  man  Flüssigkeit  in  den 
Magen,  so  floss  diese  nur  tropfenweise  ins  Duodenum  ab. 

Robertson  (203)  befürwortet,  die  Bezeichnung  ,,kongenital"  fallen 
m  lassen. 

Eid  entgeboreoes  mSuiilicheB  Gind  geaunder  juDger  Eltern,  das  angelegt  wurde, 
gedieh  sechs  Wochen  lang  gut.  Erst  nach  dieeerZeit  fing  das  Eiod  sn  plOlzüeh  gewaltsam 
und  -viel  EU  brechen.  Bei  einer  Unterauchnng  nach  zehn  Tageo  konnte  als  anffallend 
HOT  gefu öden  werden  eine  TrBgbeit  der  Pupillenreaktion,  eine  gewisse  Rigidität  der  Nacken- 
mnsknlatur  and  Drehung  der  Augen  abwärts.  Am  16.  Tage  nach  Beginn  des  Erbrechens 
sullte  sich  Fieber  (100*  V)  and  PalserhSbuDg  ein.  Das  Erbrochene  war  sehr  E&be  und 
(toas  Hcbaamig.  Ges.  Acid.  betrug  17  ;  freie  SalKsSure  war  nicht  vorhanden.  Unter  Dar- 
rtichung  von  Salisiare  wurde  daa  Erbrochene  weniger  zähs.  Die  Temperatur  ging  ab«r 
noch  höher.  Emfthrnng  per  rectum  war  nicht  m&glich  wegen  Reiibarkeit  desselben. 
Ebenso  leicht  reizbar  war  der  Pharjnz.  Äui  28.  Tage  stellte  sich  Strabismus  divergena 
cm,  dann  Obatipalion.  Dilatation  und  Peristaltik  konnte  nur  gefunden  werden,  solange 
aicb  der  Magen  noch  nicht  spontan  entleert  hatte.  Krst  am  33.  Tage  konnte  eine  7er- 
dirkang  in  der  PyloraBgegeod  gefunden  werden.  In  eehr  schlechtem  Znstande  wurde  noch 
operiert.  Die  Magenwand  wurde  verdickt  befunden,  ebenso  der  Pylorus.  G.  E.  Die  Magen- 
schleimhaot  war  mit  zShem  Schleim  bedeckt.  Tod  14  Stunden  nach  der  Operation.  Bsi 
Fällung  des  ans  der  Leiche  entnommenen  Marens  ging  nicht  ein  Tropfen  durch  den  Pyloma. 
Der  an  sich  sehen  enge  Kanal  wnrde  durch  8 chleimb autfalten  und  zfthen  Schleim  ganz 
nnduichgKngig  gemacht. 

Saronat  (304)  bringt  eine  ausführliche  Besprechung  der  angeborenen 
Pylorusstenose.  Wenn  auch  eine  spontane  Heilung  möglich  ist,  so  kann  man 
doch  darauf  nicht  rechnen.  Man  soll  deshalb  Ueber  operieren,  und  zwar  dürfte 
die  G.  E.  die  geeignetste  Operation  sein.  Von  seinen  drei  mitgeteilten  Fällen 
starben  zwei,  ohne  dass  die  Operation  versucht  wurde,  ein  dritter  wurde 
durch  G.  E.  trotz  Platzen  der  Bauchwunde  gerettet. 

Neild  (211)  glaubt,  dass  zwei  von  ihm  mitgeteilte  Fälle  die  Ansicht 
stützen,  dass  die  Hypertrophie  das  Resultat  eines  häufig  einsetzenden  Pyloms- 
krariipfes  sei,  insofern  er  mit  Opiumbehandlung  die  krankhaften  Erscheinungen 
beseitigt  hat. 

1.  FOnf  Wochen  altes  ßrnstkind.  Erbrechen  aetite  fUnf  Tage  nach  der  Gebort  ein; 
du  Kind  verfiel.  Teralopfung  nach  zeitweiligen  Anfallen  von  Diarrhöe.  Der  Pjloros 
war  palpabel,  dabei  weich.  Auf  Wismut  mit  Soda  trat  keine  Besserung  ein.  Dann  wurde 
iIb  AntiBpasmodiknm  Opiumtinktnr  in  dünner  Lösung  verschrieben.  Darauf  trat  Besserung 
tin.  Hit  plötzlichem  Entziehen  des  Opiums  trat  das  Erbrechen  wieder  fafiafiger  anf.  Bei 
lugsamem  Entziehen  blieb  der  Zustand  gut 

2.  Auf  Opium  trat  auch  Besserung  ein,  die  Diagnose  war  aber  nicht  ganz  sicher. 

3.  Acht  Wochen  altes  Flaschenkind,  das  bald  nach  der  Geburt  Ikterus  gehabt  hatte. 
Ende  der  ersten  Woche  begann  Erbrechen  nnd  Verstopfung.  Verschiedene  Veränderungen 
in  der  Diftt  brachten  keine  Bessernng.  Abmagerung,  Pylorus  palpabel.  Es  wurde  wieder 
Opinm  20  Uinnten  vor  jeder  Nahrungaaufnahine  gegeben,  worauf  wieder  Nachlassen  des 
Eiibrecheiis  und  Gewichtszunahme  eintrat. 

Neild  ist  der  Aneicht,  dass  kein  Fall  zur  Operation  kommen  soll,  hei 
dem  nicht  vorher  Opinm  oder  ein  anderes  Antispasmodikum  (Belladonna)  vei^ 
Bucht  worden  ist. 

J.  Harper  und  R.  Harper  (198)  veröffentlichen  einen  Fall,  um  zu 
zeigen,  dass  durch  passende  Ernährung  Heilung  selbst  in  verzweifelten  Fällen 
ohne  Operation  eintreten  kann.    Es  handelt  sich  nm  den  Sohn  eines  der  Vfirff, 

Uinnücbss  Kind,  klein,  aber  sonst  gut  entwickelt,  mit  Kunsthilfe  gebaren.  Enhmilch- 
«olhning.    24  Tage  nach  der  Geburt  fing  Erhreohen   an ,    das   binnen  einer  Woche  anf 


Jahreabericlit  ffir  Chirurgie.    II.  Teil. 

imat  tttglich  ZQimlim.  Dann  stellte  eich  aucti  Veratopfnng  ein.  Aaf  Änd«miig  in  der 
UDg  trat  keiae  Beaaerang  ein,  im  Gegenteil  Abmagerung  and  Veifall.  Im  Erbrochenea 
nie  Galle,  es  war  von  eaaerei  Reaktion  und  saurem  Geruch.  An  dem  abgemagerten 
h  wurde  nun  Peristaltik  von  links  nach  recbts  an  dem  dilatierten  Magen  wabrgeDominen- 
raten  Konvulaionen   eiu   und  Kollapa.     ICin   walnussgroseer  Tumor    rechts     vom    Nabel 

dem  Rippenbogen  konnte  nicht  immer,  aber  doch  Afters  gefohlt  werden.  Nach  vielen 
ren  Versuchen  kam  man  wieder  aof  peptooisierte  Uilch  and  Waaaer  in  kleinen  Inter- 
n,  aber  hftufig  gegeben  zurück,  daneben  wurde  Massage  des  Baaches  mit  Lebertran, 
iders  der  Magengegend,  zweimal  angewendet,  ausserdem  Öfters  EinUnfe  von  Sak- 
Br  gegen  die  Wasserverarmung.    Allmählich  trat  Heilung  ein. 

Verff.  glauben,  dass  sie  durch  Magenspülungen  auch  die  Kon%-nl9ionen 
en  beseitigen  können  und  möchten  sie  für  ähnliche  Fälle  empfehlen.  Auch 
ben  sie,  dass  bei  der  Massage  mit  Lebertran  Öl  von  der  Haut  resorbiert 
len  ist. 

Einen  Fall  von  Heilung  auf  Magenspülungen  hin  veröffentlicht  Blax- 
d  (196). 

Ein  gesund  geborener,  bei  der  Geburt  10  Pfund  schwerer  Knabe  begann  mi  14  Tagen 
'brechen  und  an  Gewicht  zu  verlieren.  Zwei  bis  drei  Mahlzeiten  wurden  immer  la 
ler  Zeit  erbrocben.  Im  Alter  von  vier  Monaten,  da  alle  Therapie  vergebens  war, 
ahme  ins  Hospital  mit  Gewicht  von  8  Pfnad.  Bei  dem  abgemagerten  Kinde  könnt« 
r  Magengegend  Peristaltik  von  links  nach  rechts  gesehen  werden.  Zwiscfaen  Nabel 
rechtem  Rippenbogen  konnte  der  Fylorus  als  Tumor  gefQhlt  werden,  der  im  Hilrte- 
I  betrScht liehe  Schwankungen  zeigle.  Das  reichlich  Erbrochene  war  von  sauerer  Re- 
n.  —  Die  Behandlung,  die  in  passender  DiSt  und  nach  Still  in  Magenspülongen  be- 
ll war  sogleich  von  Erfolg  gekrünt.  Die  Nahrung  bestand  in  humenieieiter  Milch  alle 
Stunden.  Während  der  ersten  vier  Tage  kam  ein-  bis  zweimal  Erbrechen  vor,  erst 
len  MagenapOlungen  horte  das  Erbrechen  sofort  auf.  Die  Magenspülungen,  die  sn- 
I  t&glich  angewendet  wurden,  wurden  dann  zweimal  wöchentlich  vorgenommen ,  dann 
elassen.  Seit  4'/i  Monaten  wurde  das  Kind  geheilt  entlaaaen.  Der  Pjlorua  wurde 
ir  schwerer  zu  palpiereu ,  schliesslich  gar  nicht  mehr  zu  fahlen.  Die  Peristaltik  ver- 
leb, das  Kind  nahm  zu. 

In  einem  Fall  von  Kindermagen,  den  Pfaundler  (202)  vorstellt,  ist 
Ringmuskellage  des  Pylorus  so  enorm  verdickt,  dass  man  an  seiner 
e  einen  harten  Tumor  zu  fühlen  meint.  Klinisch  hatten  sich  die  Sym- 
le  einer  Pylorusstenose  gezeigt.  Im  zweiten  Fall  handelte  es  sich  um  ein 
jähriges  Kind,  das  an  Lungentuberkulose  gestorben  war.  Es  hatte  nie 
sehen,  hatte  nie  Äuftreibung  der  Magengegend,  war  nie  ohstipiert.  Die 
ion  ergab  ebenfalls  eine  starke  Verdickung  und  Verengerung  des  Pyloros. 
nndler  hält  diese  eigentümliche  Umgestaltung  des  Pförtners  für  einen 
rten  Kontraktionszustand  der  Magenwand  post  mortem ,  also  für  eine 
tveröse  Erscheinung,  die  einer  hypertrophischen  Stenose  sehr  ähnelt,  doch 
vorgetäuscht  ist. 

Goldsclimidt  (197)  teilt  einen  Fall  von  kongenitalem  Sanduhrmagen  mit. 

Bei  einem  62 Jähr.  Mann,  der  oft  leichte  VerdauungsBtdruogen  hatte,  fand  eich  plötzlich 
Verschlechterung  des  Allgemeinbefindena  im  linken  Hypochoodiium  ein  grosser  härter 
IT,  der  perkutorisch  und  palpatorisch  den  Eindruck  einer  grossen  Milz  machte.  Ohne 
Patient  erbrochen  LStte  oder  Blut  Im  Stuhle  gehabt  bBtte,  ging  er  innerhalb  2i  Stun- 
:ugrunde.  Die  Sektion  ergab  Sandubrmagen,  ausserdem  ein  im  Pjloruateil  sitiendcB, 
dreimarkstUckgrosees,  das  Pankreas  in  diesem  Umfange  vOUig  freilegendes  Ulcus,  aus 
n  Boden  eine  klaffende  Arterie  hervorragte.  Die  EinschnOrung  des  SandubrmHgeiu 
nicht  stark  und  teilte  den  Magen  in  einen  kleinen  Pylorus-  und  einen  grOaseren  Kardia- 
Letzterer,  stark  nach  unten  hangend,  war  völlig  mit  Blut  aasgefüllt  und  hatt«  dia 
zeitige  hypo gastrische  Geschwulst  vorgetäuscht    Die  normale  Beschaffenheit  der  Mageo- 

an  der  eingeschnürten  Stelle,  sowie  das  Fehlen  jeglicher  Verwachsungen  mit  benuh- 
a  Organen  oder  Dsrmteilen  sprechen  dafür,  dass  eine  kongenitale  Missbildung  vorliegt. 

Der  Sanduhrmagen  war  demnach  das  ganze  Leben  lang  symptomlos  er- 
in  worden. 


HoBor,  Terletznogen  qbA  chirnrg.  KrkraDkwigen  des  Mageua.  685 

e)  Entz&ndQQgen,  Geschwüre  und  deren  Folgeerscheinnngen. 

211.    AlbertJD.    Trois  caa  de  cbimrgie  gutrique.    Revue  d«  cbir.  1905.  Nr.  2.  p.  290. 

312.  AmboB,  H.,  Ein  Fall  von  SaDduhrrnkgen  mit  Heilang  durch  GutroaDMtomoBe. 
lDsng.-I)iaa.  Kiel  1905. 

313.  Atktna,  Q.,  Keport  an  tfae  surgical  treatment  of  chronic  gaatric  nlcer  and  gaetric 
dilatation  by  tbe  Operation  of  gastro-jejuDoBtomj  and  jejuno-jejuDostomf.  Brit  med. 
joucn.  1905.  Sept.  30. 

214^  *Bakea,  Znr  operativen  Therapie  des  kallOeen  HagengeBchwflrs.  Wiener  klin. 
Wocbenachr.  1905.  Nr.  10.  p.  2G7   and    Wiener  klin.  Raadachan  1905.  Nr.  11.  p.  188. 

215.  Baij,  Daodeaoplastie  poar  räträcieaement  inflammatoire  da  duod4num  aveo  piri- 
pjlorite  ot  päridnodäntte.  QuärisoD.  Amdlioration  ti^a  rapide  de  l'ätat  gändral.  Bull. 
et  mim.  de  la  aoc.  de  chir.  de  Paria.  T.  XXXI.  p.  193. 

216.  Beneke,  UagengeBchwOre.  Ver.  f.  wiaaenach.  Heilkunde  in  KOnigaberg.  Dentaohe 
med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  11.  p.  444. 

217.  Bisa«],  A.  U-,  A  case  of  perforated  gaatric  uloer  with  fatal  haemorrhage  from  the 
bowel  in  an  infant  45  bonra  old.    Lancet  1905.  Jnly  8. 

21ä.    Bloodgood,    DIcer  of  tfae  st«mach.    Ball,  of  the  Johna  Hopkina  Hoep.  Not.  1904. 

219.  Bloch,  Pathogeneae  dea  cbroniaclien  Hagangeach wQra.  Hoapitalstid.  Nr.  1  u.  3. 
■Bei  DeuUche  med.  Wochsnachr.  1905.  Nr.  11.  p.  437. 

219a.  —  Beitrag  zur  PathogeoeBe  dea  chroniachen  MagengeschwQrH.  Dentsche  medisin. 
Wochenachr.  1905.  Nr.  31  a.  32. 

220.  'Boyd,  F.  D-,  On  the  principle  of  reat  in  tba  treatment  of  gaatric  ulcer.  Scottiab 
med.  and  Barg.  jonm.  1905.  Nr.  3. 

221.  'Brelet,   Linitia  plastica.    GaietU  dea  höpiUox  Nr.  184. 

222.  Brenner,  Erfahrungen  Ober  die  DperatiTs  Behandlung  dea  Ulcns  callOBUm.  77.  Veis. 
dentacher  Naturforecher  n.  Ärzte  in  Heran. 

222a.—  Goatroenteroatomie  oder  Raaektion  bei  Ulcoa  calloBOm  rentricnli  (?).  Archiv  f. 
klin.  Cbir.  78.  Bd.  p.  607. 

223.  Brown,  W.  L.,   PorUI  pyaemia  and  pjlephlebitia.     Brit.  med.  joam.   1905.   Nov.  25. 

224.  HcCaakey,  0.  W.,  Euiy  diagnoaia  aad  operative  treatment  of  gaatric  alcer.  Jonm. 
of  tfae  Amer.  Hed.  Abboc  1905.  Nr.  IS. 

225.  Chalier,  Un  caa  d'ntcöre  parforant  dn  dnodänam  avec  pdritronte  gdnäralia4e.  Gai. 
dea  faApiUax  1905.  Nt.  70. 

226.  Clarke,  B.,  Tfaa  aeplio  origin  of  gaatric  and  duodenal  olcer.  Lancet  1905.  Febr.  11. 
p.  346. 

227.  *Clemm,  Das  Magen gaachwOr.  WUrzb.  Abhandl.  a.  d.  Qaaamtgeb.  d.  prakt.  Uad. 
Bd.  V.  H.  5  u.  e. 

22&  'Clogg,  E.  S.,  Perforated  duodenal  alcer.    Britisb  med.  journ.  1905.  Jan.  21. 

229.  Crove,  0..  Über  eioige  Fslle  von  Perforation  des  Magena  nnd  Duodenuma.  Deutsche 
med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  8.  p.  298. 

230.  'Cntler,   Gaetric  nlcer  in  chfldren.    Boaton  med.  and  anrg.  journ.  6.  X.  1904. 

231.  Dolore,  üicfere  de  restomac.     Lyon  mÄlical  1905.  Nr.  47. 

232.  Donati,  U.,  Chirargia  dell'  alcora  gaatrica.  Opera 'premi ata  dall' Accademia  Medica- 
fiaica  e  della  Societä  filciatrica  di  Firenze.    Torino,  Clauaen  (Hans  RSnck,  bocc.)  1905. 

232a.-    über  die  Pathogeneae  dea  Clcua  ventriculi.     Arch.  f.  klin.  Chir.  75.  Bd.  p.  813. 

233.  Fleiner,  W.,  Peptiacfae  GeschwOre  im  Hageu  bei  aekundfirer  ErebBinfUtration. 
Zieglara  Beitr&ge  z.  path.  Anat.  1905. 

234.  'Francine,  A.  P.,  The  incidence  of  gaatric  and  duodenal  alcer  in  Philadelphia. 
Amer.  Jonrn.  of  the  Med.  acienc.  1905,  MSrz. 

239.   'Qiacomelli,  Intervento  chirurgico  nell'  ulcera  rotondn  dello  atomacu  e  nel  piloro- 

fragmo.    La  clinica  modarna  1905.  Faac.  28.    (Übersicht.) 
!36.   G  a  u  t  h  i  e  r ,    DiBparition    de    pBeudo  -tumeura    in    flammatoirea    däpendantes   d'ulcerea 

pyloriqnes  apröe  la  simple  gaatro'ent^ro-anaatomose.    Lyon  laiä,  1905.  Nr.  12.  p.  828. 
236*.  ~  DEc^re   chroniqae   du  pylore    k  forme  hämorrhagique ;    ächec   de   la   gaatro-cntäro- 

Btomie ;  Dicessit«  de  l'exciBion  da  l'ulcire.     Lyon  mäd.  1905.  Nr.  7.  p.  337. 
237.   Baim,   Über  die  Perforation  dea   randen  HageugeachwDrs.     Zeitachr.   f.  Eeilk.   1905. 
2^.  Benrikaen,  P.,  Die  chirurgische  Behandlung  des  Uicua  ventriculi.    Norak  Magazin 

for  Laegevidenakopeu.  1905.  Nr.  3.  p.  290. 
^9.  'Hin  terato iss er,  Zar  chirurgischen  Behandlung  dea  kallflsen  penetrierenden  Magen- 

geachiTDra.     Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  3. 


JahTesbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

KnafmaDD,  J-,    Ctue  of  peptic  nlcers  aftar  gastroenteroatoinf  (^aalliIlg  gastro - colic 

SDd  jejuDO-colic  fialuUe.  and  of  BponUneoaB  cloanre  of  gastru-eutero-anaBtomosia. 

Med.  Hfws.  1905.  July  8. 
i.  —    Peptiacbee  Geschwür  nach  GaatToenterostomosfl  mit  Bildung  von  Hag«akolon-  und 

KoloDJejunumfistelD;    voUeUndiger   T^racbluas   der   Oastroenteroanastomose.      Hitteil. 

a.  d.  (irenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  15.  Bd.  p.  151. 

LoDd,   F.  B. ,    Inteetinal   obstructioo   folloiriiig  gaatroenterostomy  for   pyloric    nlccr. 

BostoD  Hed.  and  Surg,  Joura.  1905.  Nr.  19. 

Mackay ,  W.  A.,  and  J.  Macdonald,    A  eaae  of  gaatric  tetany;  gaatn>ent«roatoiny ; 

recovery.    Lancet  1905.  Nor.  18. 

Haasell  Moullin,  C.  W.,  QaatTe-eiiterost«roy  for  chronic  gastrie  or  dnod«Dal  aicer. 

Uncet  1905.  Oct  28.  p.  1256. 

*Marchetti,  0.,  11  trattaniento  chirnrgice  dell'  Dlcera  rotonda  dello  atomftco  e  dei 

eooi  poatumi.    La  clioica  modema  1905.  Fase.  42-43.    (Übersicht.) 

Mayo,  W.  J.,   Chronic  alcsr  of  the  storaach  and  first  porlion  of  the  dnodauam,  «jth 

especial   reference   to   operaÜTe   treatment.     Med.  Neirs.   1905.  Jnly  23.     Amer.  Med. 

Abb.  July  11  and  The  journ.  of  the  Amer.  Hed.  Aaa.  1905.  Od.  21. 

Merkel,  H.,    Über   dea    BeltencD   Fall    einer    diffusen    akaten  Magen phlegmone    als 

Eoroplikation   eines  ülcoa  vantiicnli  chronicum.     Zentralbl.  f.  inn.  Hed.   1905.  Nr.  10. 

Hilkö,  W.,    Perforation   von  Hagen-    ond  Dnodenalgescbwflrea   in   die   freie    Baacb- 

hahle.     Budapest!  Orvosi  Ujsag  1905.  Nr.  52.     {Ungarisch.) 

*Hitchell,    Inefficieot  eperaiions  for  gastric  uicer.     The  Dublin  Joum.  Jan.  1905. 

p.  57. 
I.  ^   Perforated  gastric  nlcer.    Annale  of  aurgery  1905.  July.  p.  129. 

Houllin,  .M.,    The  canae  of  pain  in  casea  of  gastric  nlcer  and  its  beaiing  upon  the 

Operation  of  gastro-jejunostomy.    Lancet  1905.  Mareh  4. 

Moynihan,  B.  G.  A.,    Surgical  treatment   of  nlcer   of  the  stomech  and  of  its  com- 

plicatiuns.    The  Brit.  med.  joum.  1905.  April  8. 
i.  -    Od  duodenal  ulcer;   with  notes  of  52  Operations.     Lancet   1905.  Febr.  11.    p.  340. 

Moller,  A,    Bericht  Ober  49  Fälle  von  operativ  behandeltem  UageDgeschwÖr  und 

deasen  Folgen.     Inaug.-Diss.  Roatock  1905. 

Reichelt,  J.,  Ulcus  ventriculi  im  Eindesalter.     Wiener  mediz.  Presse  1905.  Nr.  3. 

p.  126. 

Riedel,  Über  den  linkaseiligen  Magenschmera.    MOnch.  med.  Wochensehr.  1905.  Nr.  17. 

*Rodman,   The  surgical  treatment  of  gastric  nlcer.    St.  Lonis  med.  and  surg.  journ. 

Vol.  LXXXIX.  Nr.  1. 

*RouvilIe  et  Uartin,    Diagnostic  de  la  Perforation  des  niedres  dn  duodenam  et  de 

l'eetomac  avec  l'appendicite.    Origine  brunn^enne  de  cutaiaes  niteree  dnoddnanx. 

Arch    prov.  de  chir.  T.  XIV,  Nr.  5,  6,  7. 

*Bonx,   Linite  plastique  Sans  näopissme.    Rev.  m4d.  de  1a  Suisee  rom.  1905.  Nr.  1. 

p.  53. 

Schmidt,   H.  B.,    Über  phlegmonöse  Qastritis.     Unterela&ss.  Irzteverein   in   Strass- 

burg.  26.  XI.   1904.     Deutsche  med.  Wochenachr.   1905.  Nr.  7. 

'Sears,  G.  G.,    The  raaults  of  medical  treatment  ot  peptio  ulcer  at  the  Boston  City 

Hospital.     Boston  med.  and  surg.  journ.   1905.  Nr.  13. 

Sedgnick,  R.  K,    Acute  gastric  and  duodenal  ulcer.     Lancet  1905.  Nr.   11. 

'Silberinark,    Magendivertikel    nach    Ulcus    ventriculi.     ^Wiener  klin.  WecbeDSobr. 

1904.  Nr.  47. 

ätowell,  W.  L.,   Gaslric  ulcer  in  children.    Hed.  Record  1905.  July  8. 

Suess,   Über  eine   eigenartige   gastrische   Infektion.     Zeitschr.  f.  Heilkunde.  190S. 

XXVL  Bd.  H.  7. 

Tuffier  et  Jeanne,  Lee  gastrorragies  dans  l'ulcdre  simple  de  restomac.    Bev.  d« 

chir.  T.  XXV.  Nr.  2-4. 

Vallas,    De  la  gastro' entäroetomie  dans  l'ulcire  stomacal.    Soc.  de  chir.  de  Lyon. 

1905.  16  h'iYT.     Rev,  da  chir.  1905.  Nr.  4. 

Vedova,  Dells,    Über  die    Meglichkeit,   das   HagengeschwOr   durch   Läsionen   der 
Magennerven  hervorzurufen.    Arcb.  f.  klin.  Chir.  75.  Bd.  p.  809. 
Zironi,  G.,   Contributo  sperimentale  alla  patogenesi  dell'  ulcera  rotonda  dello  stomsco. 
Soc.  Med.-chir.  a  Hodena.  Modena  1905. 


Hoeer,  TerletiuDg«D  UDd  chimTg.  ErkrankaogsD  des  HRigene.  687 

Clarke  (236)  veröffeDUicht  einen  Fall,  der  die  von  Mayo  Robson 
and  Moynihan  vertretene  Ansicht  stützt,  dass  septische  Prozesse  besonders 
im  Mund  zur  Bildung  von  Magengeschwilren  verantwortlich  zu  machen  seien. 
Ein  55  jahriger  Schiffer  war  vor  6  Jahren  scbiffbrtlchig  geworden  und  war  16  Tage 
lang  im  offenen  Boot  herumgetriebeo  worden.  W&bieiid  dieaer  Zeit  hatte  er  nur  whimin- 
ligm.  msdigu  Brot  and  faules  WaMer  in  trinken  gehabt  Zwei  Tage  nach  seiner  Kftlnng 
bekam  er  heftige  Hagenscb merzen  und  Erbrechen  der  anfgenommenen  Nabmng  fünf  Tage 
tanK.  AofangB  gelb,  soll  das  Erbrochene  zuletzt  schwarz  gewesen  sein.  Seit  der  Zeit  ist 
er  nie  melir  ordentlich  gesand  geworden ;  er  masite  besonders  in  der  DiSt  sehr  vorsichtig 
sein.  Raktal-Emihniug  im  Hospilal  nebst  Hagensp Ölungen  hatte  anch  keinen  daaernden 
Werk  Bei  der  Laparotomie  wurde  eine  betrAchtlicbe  Verdickang  in  der  Pylorasgegend 
gef&blt ,  die  sich  oacb  Magen  nnd  Duodenum  hin  fortsetzte.  Daneben  bestand  mSssige 
Dilatation  des  Hagens.    G.  H.  retroool.  poet.  mit  Eoteroanastomose. 

Brown  (223)  fand  unter  20  Fällen  von  eitriger  Pylephlebitia  in  zwei 
Fällen  als  Aasgangspunkt  Magengeschviiire. 

Della  Vedova  (265)  wendet  sich  gegen  Donatis  Kritisierung  seiner 
Angaben  über  Hervorrufung  von  Magengeschwüren  mittelst  Darchschneidangen 
von  Nerven.  Er  bemerkt,  dass  Donati  selbst  an  seinen  eigenen  Hunden 
liäufig  Läsionen  der  M^^enwand  gefanden  hat  (41  "ja  der  Hunde,  denen  der 
Flexas  coeliacus  reseziert  war).  Diese  Läsionen  als  rein  zufällige  anzusehen, 
erscheint  nicht  angängig. 

Donati  (232a)  hält  demgegenüber  an  seinen  Folgerungen  fest.  Pünkt- 
chenförmige  Hämorrhagien  hat  er  nur  in  18  "/o  seiner  Versuchstiere  ange- 
troffen. Er  erachtet  diese  Ekchymosen  wegen  ihrer  Kleinheit  und  geringen 
.Auzahl  als  ein  gerinfügiges  Resultat  seiner  Versuche.  Della  Vedova  hat 
seiner  Ansicht  nach  ein  chronisches  Magengeschwür  experimentell  ebensowenig 
liervormfen  können,  wie  er,  Donati  und  andere. 

Zironi  (266)  berichtet  nach  eingehender  Erörterung  der  diesbezüglichen 
Literatur  über  eine  erste  Reihe  von  Versuchen,  in  denen  er  mittelst  subdia- 
phragmatischer  Resektion  der  Vagi  bei  Kaninchen  die  experimentelle  Repro- 
duktion von  Geschwüren  der  Pyiomsgegend  des  Magens  bat  erzielen  können, 
Ton  denen  er  die  makroskopischen  Stücke  vorlegt. 

Die  von  ihm  operierten  Tiere  sind  14.  Zehn  derselben  worden  11 — 17 
Tage  nach  dem  Operationsakt  getötet;  zwei  nach  30  Tagen,  zwei  nach  60 
Tagen.  In  fünf  der  ersteren  und  in  einem  der  zweiten  konnte  er  sehr  schöne 
Geschwüre  erzielen;  in  einem  anderen  der  nach  60  Tagen  getöteten  traf  er 
ein  hartes  Knötchen  von  narbigem  Aussehen,  das  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  das  Anzeichen  eines  vorausgegangenen  Geschwürs  zeigt ;  bei  den 
anderen  fand  sich  keinerlei  Geschwür  noch  sonstige  ersichtliche  Verletzung. 
Diese  Geschwüre  waren  stecknadelkopfgross  in  der  Mehrzahl  von  rundliuber 
Form,  andere  eiförmig,  einige  mit  unterminierten  Rändern,  eins  trichterförmig ; 
in  vier  Fällen  war  das  Geschwür  einfach,  in  zwei  zweifach,  längs  der  grossen 
Krümmung  gelegen,  an  der  Stelle,  wo  der  PyJorusabschnitt  anfängt;  in  einem 
anderen  in  der  gleichen  Linie,  jedoch  in  der  Nähe  der  Pylorusöffnung;  bei 
einem  einzigen  war  es  in  der  kleinen  Krümmung  gelegen. 

Verf.  hält  es  für  verfrüht,  jetzt  endgültige  Schlüsse  zu  ziehen  und  stellt 
sie  bis  nach  Beendigung  der  Versuche  zurück. 

Er  kann  gegenwärtig  nur  sagen ,  dass  bei  den  Kaninchen  die  subdia- 
phragmatischß  Resektion  der  Vagi  ihm  Magengeschwürbildung  in  ungefähr 
des  Hälfte  der  Fälle  ergeben  hat  und  dies  in  Übereinstimmung  mit  v.  Fizeren 
and  im  Gegensatz  zu  Donati. 


688  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Ob  das  so  entstandene  Geschwür  zu  rascher  Vernarbung  neige,  in  welchem 
Falle  ihm  der  wesentliche  klinische  Charakter  des  chronischen  Magengeschwürs, 
welches  diese  Neigung  zur  Heilung  nicht  hat,  abgehen  würde,  kann  Verf.  noch 
nicht  sagen.  R.  Giani. 

Vergleichende  Untersuchungen  von  Magengeschwüren  aus  Menschenleichen 
und  solchen  aus  frischen  Kälbermägen  führten  Bloch  (219)  darauf  hin,  dass 
Bakterienbefunde  bei  ersteren  durch  postmortale  Invasion  zu  erklären  seien. 
Bei  Kindern,  die  an  Darmaffektionen  gestorben  waren,  fanden  sich  femer 
im  Magen  überall  Gewebshämorrhagien ,  aber  fast  nur  am  Pylorus  und  der 
kleinen  Kurvatur  hatten  sie  grosse  Ülzerationen  bewirkt.  Das  Entscheidende 
für  Ausbildung  der  Geschwüre  ist  das  Zugrundegehen  des  Oberflächenepithels, 
das  gegen  die  ätzende  Einwirkung  des  Magensaftes  schützt.  Auf  Grund  der 
Untersuchung  von  etwa  50  gleich  nach  dem  Tode  fixierten  menschlichen 
Mägen  kommt  Bloch  zu  der  Ansicht,  dass  meist  Kontraktionen  verletzte 
Stellen  des  Magens  gegen  Einwirkung  des  Sekretes  schützen,  indem  sie 
Schleimhaut  über  die  Wunde  ziehen.  Solche  Kontraktionen  treten  sofort  ein, 
wenn  nicht  mit  Schleimhaut  bedecktes  Gewebe  vom  Magensaft  berührt  wird. 
Die  Kontraktionsfähigkeit  in  der  Pylorusgegend  und  an  der  kleinen  Kurvatur 
ist  bedeutend  geringer  als  überall  sonst;  um  die  grosse  Kurvatur  herum 
können  sich  die  Teile  sehr  stark  zussmmenziehen.  Durch  die  Kontraktionen 
und  die  verschialene  Beweglichkeit  der  Schleimhaut  erklärt  es  sich  auch, 
dass  man  bei  tiefgehenden  Geschwüren  den  Substanzverlust  in  der  Submucosa 
von  geringerer  Ausdehnung  findet,  am  kleinsten  aber  in  der  Muskelhant. 
Das  Aussehen  der  Geschwüre  ist  ein  sehr  verschiedenes,  je  nachdem  man 
den  Magen  in  kontrahiertem  oder  in  dilatiertem  Zustande  vorfindet.  Die 
Fähigkeit,  einen  Defekt  in  der  Schleimhaut  zu  decken,  die  der  Magen  fast 
in  seiner  ganzen  Fläche  hat,  muss  der  Grund  sein,  dass  man  fast  nie  ein 
Magengeschwür  nach  Läsion  der  Schleimhaut  sieht,  ebenso  auch  dafür,  dass 
fast  alle  Versuche,  ein  Magengeschwür  hervorzurufen,  missglückt  sind.  In 
den  zahlreichen  bekannten  Versuchen,  in  denen  die  Reflexbahn  der  Nerven 
irgendwo  unterbrochen  ist,  fällt  diese  Fähigkeit  des  Magens  weg  und  die 
Geschwürsbildung  kann  vor  sich  gehen. 

In  einem  Fall  Fleiners  (233)  hatten  sich  infolge  sekundärer  krebsiger 
Infiltration  der  Magenwandlymphgefässe  von  einem  Karzinom  des  Pankreas- 
kopfes  aus  hämorrhagische  Erosionen  und  ein  grosses  Ulcus  rotundum  in  der 
Schleimhaut  entwickelt:  aus  letzterem  war  eine  tödliche  Blutung  erfolgt. 

Über  akut  entstandene  Magen-  und  Duodenalgeschwüre  berichtet  Sedg- 
wick  (259): 

17 jähriges  Mädchen,  dessen  Magenschmerzen  früher  auf  Anämie  bezogen  waren, 
hatte  am  Mc  Barn ey  sehen  Punkt  Druckschmerz,  ebenso  ttber  dem  Ende  der  11.  Rippe. 
Nach  vorübergehender  Besserung  trat  ein  plötzlicher  Schmerz  in  der  Magengegend  und 
bald  auch  Erbrechen  auf,  nach  einigen  Tagen  auch  Temperatur-  und  Pulserhöhung,  Schmerzen 
in  Leib  und  Schulter  mit  Spannung  des  Leibes.  Bei  der  Laparotomie  reichlich  12  Stunden 
nach  Beginn  der  Schmerzen  wurde  eine  Perforation  von  Uirsekorngrösse  an  der  vorderen 
oberen  Pyloruswand  gefunden,  Mageninhalt  oberhalb  des  Magens.  Exzision  des  Ulcus  mit 
Naht  quer  zur  Längsachse  des  Magens,  Spülung  der  Bauchhöhle,  Verschluss  der  Bauch- 
wunde. Puls  und  Temperatur  fielen  ab;  eine  Woche  lang  gutes  Befinden.  Am  dritten 
Tage  etwas  Erbrechen,  ebenso  am  fünften  Tage.  Das  Erbrochene  gab  die  Guajak-Reaktien. 
Am  neunten  Tage  wieder  heftige  Schmerzen,  am  zehnten  blutige  Stühle,  am  elften  Exitus. 
Bei  der  Obduktion  wurde  in  der  zunächst  gesund  aussehenden  Peritonealhöhle  die  untere 
Fläche  des  linken  Leberlappens  mit  der  Magenwunde  adhärent  gefunden.  Bei  der  Tren- 
nung fand  sich  eine  kleine  Perforation  am  oberen  Ende  der  Narbe,  aber  getrennt  von  ihr, 


Moser,  Yerletzangen  and  chirurg.  Erkrankungen  des  Magens.  689 

und  ein  Ulcus  an  der  vorderen  Magenwand  zwischen  den  beiden  Kurvaturen.  Die  Grallen- 
blase  war  an  das  Colon  ascendens  adhärent,  die  Magenwunde  verheilt,  Pylorus  fOr  Mittel- 
finger durchgängig.  Im  zweiten  Teil  des  Daodenums  war  ein  Geschwfir  von  der  Grösse 
eines  Gnlden,  im  Grunde  desselben  Pankreas  mit  einem  angefressenen  Blutgefäss.  An  dem 
GrekrOae  sonst  keinerlei  Verhärtung;  auch  fehlten  mikroskopisch  entzftndliche  Erscheinungen. 
Offenbar  hatte  es  sich  beim  Magen-  wie  beim  DuodenalgekrOse  um  sehr  schnell  einsetzende 
Prozesse  gehandelt. 

Reich elt  (252)  vermehrt  die  geringe  Kasuistik  des  Vorkommens  von 
Ulcus  chron.  bei  Kindern  um  einen  Fall,  der  ausserdem  einige  Besonderheiten 
bietet: 

Acht  Jahre  alter  Knabe  hat  an  Rachitis  gelitten  und  stets  einen  grossen  Bauch, 
dabei  Heisshunger  gehabt.  Er  erbrach  seit  jeher  und  litt  stets  an  hartem  Stuhlgang, 
femer  an  zwei-  bis  viermal  auftretenden,  5—10  Minuten  währenden  Schmerzanfftllen ,  bei 
deren  Einsetzen  er  stets  bat,  ihm  die  seitliche  Thoraxwand  zu  komprimieren.  Ausserdem 
verlangte  er  dabei  zu  trinken.  Bei  der  Untersuchung  fand  sich  Thorax  am  Rippenbogen 
ausgedehnt,  Rippenknorpelknochengrenzen  verdickt,  die  Lungengrenzen  etwas  nach  aufwärts 
gerflckt.  Anämische  Geräusche  am  Herzen,  das  etwas  über  den  linken  Sternalrand  hinaus- 
reicht, Abdomen  aufgetrieben,  Harn  in  sehr  geringer  Menge  Albumin  enthaltend,  im  Stuhl 
sehr  zahlreiche  Fettsäurenadeln.  Bei  der  weiteren  Behandlung  gesellte  sich  zu  den  An- 
fällen Tachykardie,  Temperatur  von  37,8—39,4.  Die  Schmerzanfälle  häuften  sich.  Nach- 
dem der  Knabe  noch  fäkulent  riechende  Massen  erbrochen  hatte,  trat  Exitus  ein. 

Bei  der  Obduktion  entleert  sich  aus  dem  Bauch  ca.  1  Liter  säuerlich  übelriechende 
Flüssigkeit;  die  Darmschlingen  sind  mit  fibrinösen  Massen  bedeckt.  1  cm  oberhalb  des 
Pylorusringes  findet  sich  in  der  kleinen  Kurvatur  eine  ovale,  scharf  begrenzte  Perforations- 
Öffnung  des  Magens.  Entsprechend  der  Perforationsöffnung  ist  ein  zweihellerstOckgrosses 
(jeschwür  mit  scharfen,  steil  abfallenden  Rändern»  ein  zweites  noch  grösseres  ist  an  der 
hinteren  Zirkumferenz  des  Pylorusringes. 

Als  Gmndnrsache  für  das  Ulcus  spricht  Reichelt  in  diesem  Fall  die 
seit  dem  Säuglingsalter  bestehende  Dyspepsie  und  die  Hyperazidität  des 
Magensaftes  an.  Das  Erbrechen  hatte  eigentlich  mit  der  Geburt  bestanden 
und  war  von  der  Nahrungsaufnahme  unabhängig. 

Riedel  (253)  bringt  eine  längere  Betrachtung  über  den  Magenschmerz, 
speziell  den  linksseitigen.  Abgesehen  von  nervösen  Magenleiden  und  malignen 
Geschwülsten  kann  der  Magenschmerz  entstehen: 

1.  auf  reflektorischem  Wege,  am  häufigsten  bei  Appendicitis,  dann  bei 
Hemia  lineae  albae,  durch  abgedrehte  Appendices  epiploicae  und  Ulcera  im 
Querkolon; 

2.  fortgeleitet  von  anderen  Organen,  bei  Gallensteinen,  Verwachsungen, 
Wandemieren,  Fettnekrose  des  Pankreas,  Eiterungen  in  der  Milz ; 

3.  infolge  von  Magengeschwüren. 

Fast  alle  vom  mittleren  Teil  des  Magens  ausgehende  Ulcera  wandern 
um  80  mehr  nach  links  hinüber,  je  grössere  Geschwülste  sie  bilden.  Der  Pylorus 
pflegt  sich  dann  genau  in  die  Mittellinie  zu  stellen  infolge  des  Zuges  der 
Geschwüre  nach  links.  Am  ausgeprägtesten  ist  dieser  Zug  nach  links,  wenn 
der  Magen  trotz  des  Ulcus  einigermassen  seine  Form  behält.  Unter  Be- 
rücksichtigung des  linksseitigen  Magenschmerzes  kann  man  das  Ulcus  des 
mittleren  Magenabschnittes  meist  rechtzeitig  diagnostizieren,  bevor  Sanduhr- 
magen auftritt.  Riedel  hat  28  Kranke  mit  linksseitigem  Magenschmerz 
operiert.  Er  rechnet  stets  auf  mehrere  Geschwüre,  nicht  auf  ein  isoliertes 
Ulcus.  Oft  ist  Resektion  des  mittleren  Magenteils  notwendig.  Die  Magen- 
wand bei  Ulcus  verträgt  das  Nähen  ausgezeichnet.  Das  Magenrohr  muss 
während  der  Operation  stets  liegen  bleiben,  da  der  pyloruswärts  vom  Ulcus 
befindliche  Inhalt  sich  schwer  entleeren  lässt.  Der  Schnitt  wird  durch  den 
linken  Rectus  abdominis,   2  Fingerbreiten  vom   linken  Rippenbogen  entfernt, 

Jahresbericht  für  Ghimrgie  1905.  44 


Jahresbericht  Ar  Chimrgie.    II.  Teil. 

siformis  hinaufgeführt,  eventuell  ist  Exstirpation  des  Processus 

um  den  Magen  übersehen  zu  können.  G.  E.  ist  oft  au^e- 
die  Jejunumschlinge  sehr  weit  nach  links  geworfen  werden 
iracbsungen  der  vorderen  Magenwand  mit  dem  linken  Leber- 
die  G.  K.  für  aasgeschlossen.  Zu  erstreben  ist  eine  Radikal- 
.  EntfemuDg  der  Geschwüre  entweder  als  Ausschneidong 
iL  mit  nachfolgender  Naht  oder  als  quere  Resektion  des 
tiplen  Geschwüren.  Zuerst  soll  der  Magen  pylomswärts  im 
e  doppelt  unterbunden  und  durchschnitten  werden,  dann  erst 
nd  Leber  abgelöst  werden. 

ose  der  rechtzeitigen  Operation  ist  unzweifelhaft  günstig. 
iillin  (249)  ist  der  Gmnd  für  Schmerzen  bei  Magengeschwnr 
hrung   der  Speisen   noch  die  Magensänre,   noch  die   Produkte 

Die  Geschwüre,  die  am  meisten  Schmerzen  vemrsachen, 
kleinen    Kurvatur   und    am   Pylorus,     Hier   bilden     sich  Ver- 

die  Schmerzen  entstehen  durch  Zermug  am  parietalen  Peri- 

und  unter  dem  die  sensiblen  Nerven  von  den  Interkostales 
Oft  sind  es  die  Kontraktionen  des  Pylorus,  oft  auch  die  der 
lie  den  präpylorischen  Raum  vom  übrigen  Magen  trennen 
loullin  hat  in  einem  Fall  durch  Zerschneidnng  dieser 
uskelfasern   Heilung  von   den    qaälenden    Schmerzen     herbei- 

Er  hatte  noch  eine  Inzision  angelegt,  um  das  Mageninnere 
inen,  in  letzterem  aber  nichts  gefanden.  —  Ist  Druckschmerz 
ir  Stelle   vorhanden,   so   sind   gewöhnlich  Verwachsungen  mit 

vorhanden.  Halten  nach  der  G.  E.  die  Schmerzen  an.  so 
bSs  am  parietalen  Peritoneum  noch  Zerrungen  bestehen.  \?enD 
;  Öffnung  zur  G.  E.  an  der  Kardiaseite  angelegt  werden,  um 

ganz  ruhig  zu  stellen.  Muss  sie  im  Pylomsteil  angelegt 
äoU  man  für  eine  ausreichende  Dnrchtrennung  der  zirkulären 
rgen.  Ob  die  G.  £.  als  vordere  oder  als  hintere  angelegt 
äl  weniger  in  Betracht. 

>nsbericbte  geben  kein  richtiges  Verhältnis  der  Häufigkeit  des 
üres ,  weil  bei  Ausführung  der  Obduktionen  nicht  sorgfaltig 
rurde.  Die  Brüder  Mayo  (245)  haben  unter  468  wegen 
rten  Operationen  78  "/o  Magen-  und  22  "/o  Duodenalgeschwüre. 
Lunds,  dass  „Sentinel "-Drüsen  auf  ein  Geschwür  hindeuten, 
Es  besteht  ein  näher  nicht  ganz  aufgeklärter  Zusammeo- 
nicht  induriertem  Geschwür  und  Pylorusspasmns.  Letzterer 
licht  auf  den  Pylorus  allein,  sondern  auf  die  Pylomsgegend 
kute  Geschwüre,  besonders  bei  neurotischen  Individuen,  sind 
nicht  zu  operieren.  Die  erfolgreiche  Magenchirurgie  ist  nicht 
d  die  beste  nicht  älter  als  2  Jahre.  Es  ist  ein  trauriges 
ledizinische  Lehrbücher  immer  noch  auf  ältere  Statistites 
nd  keinen  Versuch  machen  den  Fortschritt  der  Chirurgie  zu 
iche  des  Circulus  vitiosus  ist  die  lange  Darmschlinge  und  soll 
istomose  zwischen  hinterer  Magenwand  und  Jejunum  3  Zoll 
)ning  gemacht  werden,  unter  löO  Fällen  von  Nahtoperationen 
Mortalität  und  in  den  letzten  81  bei  gutartigen  Erkrankungen 
B  Resultate  sind  nicht  besser  als  die  anderer  namhafter 
hst  der  Gastrojejunostomie  ist  die  Gastroduodenostomie  nach 


Hoaer,  Terl«tzuDg«a  Dud  chirurg.  ErkrankuDgen  des  Magans.  691 

Finney  die  beste,  besonders  bei  engen  Strikturen.  Mayos  dnrchachnitt- 
lich«  Mortalität  bei  Mugenreaekttonen  ist  12  Vo  und  Ö  °lo  bei  40  nach  der 
ii!  <Iea   Annals  of  surgerj,  March  1904  von  ihm  veröffentlichten  Methode. 

Maass  (New- York). 
Mayo  berichtet  weiter  über  die  Häufigkeit  des  Magengeschwürs,  daes 
('S  in  Amerika  in  l'/sVo  der  Leichen  gegen  b°/o  in  Europa  gefunden  wird, 
Mayo  unterscheidet  Geschwüre,  die  alle  Schichten  der  Magenwand  durch- 
setzen und  leicht  erkannt  werden  können,  häufiger  bei  Männern  anzutreffen 
nod  dann  Geschwüre  nur  der  Mukosa,  die  nur  bei  Absuchung  des  Magen- 
inneren  gefunden  werden,  bei  Frauen  häufiger.  Bei  akntem  Ulcns  ohne  Kom- 
plikationeii  nnterlässt  er  die  Operation,  ebenso  bei  Gastroptose  und  Dilatation 
lufolge  Neurasthenie  und  Atonie.  Die  G.  £.  ohne  Schlinge  gibt  die  besten 
Resultate.  Exzision  des  Ulcus ,  die  Finney  sehe  und  die  R  o  d  m  ansehe 
Operation  werden  jetzt  auch  mehr  angewendet  werden. 

Müller  (251)  berichtet  über  49  wegen  Ulcus  und  dessen  Folgen  von 
Müller  ausgeführte  Operationen  an  Patienten  im  Alter  von  17 — 64  Jahren. 
Die  Zahl  der  oi>erierten  Männer  ist  höher  als  die  der  Frauen,  ebenso  der 
[>Qrchschnitt  aller  der  Männer,  die  zur  Operation  kamen.  Blutungen  hatten 
in  20  Fällen  bestanden,  eine  Dilatation  des  Magens  in  19  Fällen  (;=40'*/o)- 
Iß  4  Fällen  hatten  Ulcera  zu  erheblichen  Form  Veränderungen  des  Magens 
geführt,  zweimal  2ur  Verkürzung  der  kleinen  Kurvatur  und  zweimal  zu  Sand- 
uhrmagen. In  17  Fällen  wurden  Narben  gefunden,  9  davon  sassen  am 
PtIotos.  Seitdem  bei  der  meist  ausgeführten  vorderen  G.  E.  die  Aufhängung 
der  zu-  und  abführenden  Schlinge  nach  Kappeier  ausgeführt  wurde,  war 
kein  Fall  mehr  von  Circulus  vitiosns  zur  Beobachtung  gekommen.  Bei  den 
Resektionen  handelte  es  sich  stets  nur  um  einfache  Exzisionen  des  betreffen- 
den Magen-  oder  Pylorusteils.  Ein  Resektionsfall,  der  wegen  Perforation  in- 
folge Ulcus  pepticum  am  4.  Tage  relaparotomiert  wurde,  endete  günstig. 
Der  Operation  erlagen  10^  20,4  "/o;  4  davon  mit  offenen  Geschwüren, 
?  mit  Xarbenstenosen,  3  mit  entzündlichen  Tumoren  und  einer  mit  Adhäsionen. 
Der  Verdacht  auf  Catgutverdauung  und  dadurch  bedingte  Perforation  lag  in 
dem  einen  let.ilen  Fall  von  offenem  Geschwür  vor.  Im  ganzen  ist  unter  den 
10  Todes rällen  ömal  Peritonitis  zu  verzeichnen  gewesen,  einmal  davon  infolge 
^e^bleibens  eines  Tampons  in  der  Bauchhöhle.  Bei  den  überlebenden 
37  Patienten  bat  die  Operation  in  allen  Fällen  den  Filrfolg  gehabt,  dass 
eventuell  vorher  bestehende  Blutungen  in  der  Folgezeit  nie  mehr  aufgetreten 
sind.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  sind  die  Fat,  von  ihren  Schmerzen  befreit 
Würden,  nur  in  3  Fällen  hat  die  Operation  zu  keiner  wesentlichen  Besserung 
gerührt. 

Henriksen  (238)  liefert  in  einer  kliniEchen  Vorlesung  eine  kritische 
Darstellung  der  operativen  Behandlung  des  Magengeschwürs,  und  stellt  zwei 
Fälle  von  Operation  wegen  perforierenden  Ulcus  mit,  bei  der  er  die  von 
lenander  gegebenen  Anweisungen  zur  Operation  befolgt  hat.  Nur  der  eine 
Fall  ging  in  Genesung  aus.  Hj.  von  ßonsdorff. 

In  einer  langen  Arbeit,  in  der  sämtliche  veröffentlichte  Fälle  von  chirur- 
gischem Eingriff  bei  Magengeschwür  und  seinen  Folgeerscheinungen  gesammelt 
sind,  beabsichtigt  Donati  (232a)  die  Indikationen  und  Regeln  dieses  Eingriffs 
festzusetzen,  indem  er  sie  aus  dem  kritischen  Studium  der  bisher  erzielten 
Repallate  ableitet.  Zu  dieser  Rundschau  hat  er  mit  den  98  von  seinem 
Lehrer  Professor  Carle,  Direktor  der  chirurgischen  Klinik  zu  Turin,  ausge- 

44» 


Jaliresbericht  fOr  Cbinirgie.    IT.  TeiL 

neu  einen  nenen,  recht  bemerkenswerten  Beitrag  geliefert. 
alle  gestützte  Statistik  Donatis  ist  das  grösste  Sammel- 
bei  der  Behandlung  des  Magengeschwürs  und  seinen  Folge- 
sielten  Resultate  und  darf  für  sich  das  Verdienst  in  Anspruch 
8ten  Male  die  Magengeschwürschirurgie  scharf  von  der  der 
ffl  Affektionen  des  Ventrikels  zu  scheiden;  die  aus  ihr  sich 
isse  sind  daher  recht  interessant. 

ialtiger  Behandlung  der  Ätiologie  nnd  Pathogenese  and  der 
natomie  des  Magengeschwürs,  nach  eingehender  Besprechung 
des  Verlaufs,  der  Komplikationen  und  Ausgangs  unter  Be- 
rerschiedenen  Kapitel  mit  Originalbeiträgen,  bebandelt  Verf. 
gnose  nnd  die  Resaltate  der  innerlichen  Behandlang.  Nuch 
;  die  Sterblichkeit  als  direkte  Folge  des  mit  medizinischen 
Iten  Magengeschwürs  17,53  "/o,  wobei  4^/0  der  Fälle  auf 
'erforationen  beruhen.  Endgültige  Heilung  jedoch  hätte  man 
r  Fälle,  da  man  in  SÖ^/o  Rezidiv  und  in  11,5"/«  niclitige 
i.  Unheilvoll  schliesslich  sind  die  Ergebnisse  der  medizini- 
ig    bei    Komplikationen    (Perforationen,    subphrenische    Ab- 

Uung  des  chirurgischen  Eingriffs  übergehend,  schickt  Douati 
ten  geschichtlichen  Überblick  über  die  Entwickelung  der 
e  in  Beziehung  auf  Magengeschwür  voraus;  alsdann  resümiert 
;  er  die  mit  den  verschiedenen  Methoden  der  chirurgischen 
sultate  und  zwar  nach  einem  gennu  bestimmten  anatomiscti- 
gedanken.  Denn  ausgehend  von  dem  Prinzip,  dass  die  Aus- 
ig je  nach  den  Indikationen  sich  anders  gestalten,  bat  er 
eingeteilt  und  sie  sowohl  bei  in  Entwickelung  begriffenem 
[  seinen  Komplikationen  (akute  Perforationen  in  das  Innere 
der  Peritonealhöhle;  eubphrenischer  Abszess  und  sonstige  i 
sse)  und  ihren  Ausgängen   (narbige  Pylorusstenose,  Sandoltr-      | 

ate  der  Behandlung  des  in  Entwickelung  begriffenen  Ge- 
ektion,  Pyloropkstik  und  Gastroenterostomie  werden  im  ein- 
q;  es  werden  ausserdem  erwähnt  die  Gastrolyse,  Dnodeno- 
rusau Bschaltung  usw.  Die  Gastroenterostomie  ist  der  Eic- 
ind  die  besten  Resultate  hat  die  v.  Hackersche  Methode 
lieh  wenn  der  Murphyknopf  angewandt  wurde,  dem  Carle 
t  und  dessen  Anwendungsvorzüge  angeführt  werden. 
Uten  Perforationen  beträgt  die  Mortalität  bei  chirurgischer 
o;  Verf.  gibt,  wenn  möglich,  der  Vernähung  den  Vorzug 
>rausgebende  Resektion  des  Geschwürs  und  erklärt  sich  Tür 
3er  Ausspülung  des  Peritoneums  nur  dann,  wenn  der  Magen- 
jsser  Menge  ergossen  oder  zu  purulenter  Peritonitis  Veran- 
hat. 

hirurgische  Behandlung  bei  den  Aasgängen  wird  geprüft  in 
:  Resektion,  Divnision,  Gastro  enter  ostome,  Pyloroplastik  usw. 
i,  dass  z.  B.  bei  narbiger  Pylorusstenose  man  mit  der  Re- 
blicbkeit  von  41°/a  bekommen  hat,  während  mit  der  Pyloro- 
chkeit  10,9  7o  beträgt  und  mit  der  Gastroenterostomie  10,3°,'ii. 


Haser,  VerletEDng«a  nnd  chintrg.  Erkrftnknngsii  das  Hageos.  693 

Rezidive  sind  bedenteod  zahlreicher  nach  Resektionen  und  Plastiken  als  niEich 
der  Gastroenterostomie. 

Die  allgemeinen,  bei  dem  Geschwür  in  acte  and  den  Geschwürstenosen 
mit  den  Methoden  der  Resektion,  der  Plastik  nnd  der  Gastroenterostomie 
erzielten  Resultate  sind  in  einer  Tabelle  znsammengestellt,  aus  der  sich  ergibt, 
dass  die  aligemeine  Mortalität  resp.  28,7,  10,56,  12,1  "/o  beträgt,  während 
die  Rezidive  resp.  18,1,  15,4,  2,9''/o  anemachen;  oder  in  anderen  Worten, 
bei  den  drei  Methoden  betragen  die  Gesamtmisserfolge:  Resektionen  41,6''/o 
der  operierten  Fälle,  Plastiken  24,3<*/o,  Gastroenterostomien  14,6"/o,  Das 
\  erfahren  der  Wahl  ist  also  die  Gastroenterostomie,  welche  Vertrauen  sowohl 
in  das  Qumittelbare  als  in  das  Danerresnltat  gewährt. 

Donati  bespricht  im  einzelnen  anch  die  wichtigsten  Komplikationen 
der  Gastroenterostomie  nnd  die  fonktionellen  Erfolge  der  verschiedenen  Ein- 
^ifTe.  Schliesslich  kommt  er  zur  Feststellung  der  Indikationen  und  behauptet, 
dass  der  chirurgische  Eingriff  indiziert  ist: 

1.  In  den  Fällen,  in  denen  die  Magenschmerzen  nnd  Erbrechnngen  trotz 
aller  ärztlichen  Bemühungen  derartig  stark  sind,  dass  sie  den  Patienten  in- 
folge drohender  Kachexie  und  der  Erschöpfung  in  schwere  Gefahr  bringen, 
wie  es  nämlich  eben  der  Fall  ist,  wenn  solche  Beschwerden  sich  zu  dem  Sym- 
ptombild des  Pylorus  gesellen  (Krampf,  Geschwür  am  Pylorns). 

2.  In  den  Fällen  von  leichten,  wiederholten  Hämatemesen,  die  jedweder 
innerlichen  Behandlung  resistieren,  falls  dieselbe  wenigstens  mehr  als  einmal 
nnwirksam  gewesen  ist  (nicht  bei  profusen  Hämatemesen). 

3.  In  den  Fällen,  wo  Krebsverdacht  besteht. 
Notweudigkeitsindikationen  sind  dann: 

Perforationen,  snbphrenische  und  perigastrische  Abszesse,  narbige  Pylo- 
russtenose und  Sanduhrmagen.  Bei  narbigen  Stenosen  hebt  der  Verf.  hervor, 
dass  die  Resultate  der  Gastroenterostomie  die  besten  sind,  besonders  in  den 
Fällen,  in  denen  der  Knopf  zar  Anwendung  kam,  für  die  die  Sterblichkeit 
'iM°/o  nach  der  allgemeinen  Statistik  und  3,84 °/o  nach  der  von  Prof.  Carle 
beträgt.  Bei  dieser  Statistik  nnd  bei  den  Resultaten  und  Methoden  Carle s 
verweilt  Donati  alsdann  in  besonderem  Masse. 

Zum  Schlüsse  sind  die  Krankengeschichten  der  Operierten  Carles  zu- 
sammengestellt und  in  statistischen  Tafeln  die  Fälle  angeführt,  welche  zu 
dem  Studinm  des  Gegenstandes  gedient  haben  mit  Angabe  der  Bibliographie, 
des  Namens  des  Operateurs,  der  Dauer  der  Krankheit,  der  Operations- 
metbode,  des  Operationsbefundes  und  der  Nah-  und  Fernerfolge. 

R.  Giani. 

Unter  51  Fällen,  die  Moyniban  (2ß0b)  wegen  DuodenalulcuB  operiert 
hat,  waren  22  mit  gleichzeitig  bestehendem  Magengeschwür.  Unter  162  G.E.- 
Fällen wegen  Magen-  nnd  Duodenalulcus  hatte  er  4  Todesfälle.  Unter  23  Ope- 
rationen an  den  erwähnten  22  Patienten,  von  denen  8  weiblich,  13  männlich 
varen,  und  bei  denen  die  G.E.  post.  die  Operation  der  Wahl  war,  ist  ein 
Todesfall  zu  verzeichnen. 

Moynihan  (250a)  unterscheidet  bei  den  Perforationen  infolge  Ulcus 
äknte,  snbakute  und  chronische.  Bei  der  snbaknten  Form  ist  der  Ausäuss 
äos  dem  schnell  entstandenen  Loch  durch  irgend  welche  Zufälligkeiten  ein 
ganz  langsamer  {kleine  Öffnung,  Verschluss  durch  Netz  u.  dergl.).  Bei  der 
l'aparotomie  sieht  man  die  Öffnung  schon  wieder  verschlossen.  Bei  der  sab- 
aksten  Form  bestehen  vor  der  Perforation  mehrere  Tage  schon  Beschwerden 


Jahreebericfat  Kt:  Chirui^ie.    II.  Teil. 

emeiner  oder  lokaler  Art.  Sie  haben  ihren  Grund  in  einer  lokalisierten 
Itonitis  nnd  sollen  schon  vorher  an  die  Möglichkeit  einer  Perforation 
ken  lassen.  Die  subakuten  Perforationen  sind  ebenso  wie  die  akuten 
st   an   der   vorderen  Magenwand,    im   Gegensatz   zu   den  chronischen,    die 

meist   an   der   Hinterwand    abspielen.     Spontane   Heilang    ist    nur    bei 
jnischen  und  subakuten  Perforationen  möglich,  nicht  bei  akuten. 

Moynihan  hat  22  Fälle  von  perforiertem  Magen-  (15)  und  Daodenal- 
18  (7)  operiert  mit  U  Heilungen  (=63,6"/»)  und  8  Todesfällen  (=  36,4  ^/<i:. 
Alter  dieser  Kranken  achwankte  von  17^^4  Jahren.  Von  den  15  Magen- 
ihwüren  waren  3  bei  Männern,  12  bei  weiblichen  Personen.  Von  den 
luodenalulcera  betrafen  4  männliche  Leute  im  Alter  von  22 — 44  Jahren, 
eibliche  im  Alter  von  17—25  Jahren.  Sechs  von  den  Kranken  waren 
)n  ein  Jahr  vorher  wegen  Verdauungsbeschwerden,  Erbrechen,  Hämate- 
is  und  Anämie  behandelt  worden.  Von  den  7  Duodenalgeschwüren  waren 
kranke  vorher  schon  behandelt  worden,  ohne  jeden  Erfolg.  Am  Magen 
en  in  einem  Fall  zwei  Perforationsoffnungen  gefunden  worden-  Die  Per- 
.tionsstelle    bei    den  7  Duodenalgeschwüren    befand    sich  6  mal   ina   ersten 

des  Duodenum,  einmal  im  Anfang  des  zweiten  Abschnittes.  Die  G.E. 
Moynihan  der  Naht  dreimal  gleich  angeschlossen;  in  2  Fällen  bat  er 
noch  später  angelegt.  Peritonealspülungen  nahm  er  nur  vor,  wenn  seit 
Perforation  schon  längere  Zeit  verstrichen  war;  Drainage  der  Bauchhöhle 
de  in  12  Fällen  vorgenommen.  Bei  Operation  wegen  Blutung  macht 
ynihau  womöglich  lokale  Blutstillung  mit  oder  ohne  Exzision  des  L'lcus; 
i  das  unmöglich  ist  wegen  allgemeiner  Schleimhautblutung  oder  Nicht- 
inden  des  Ulcus  oder  dergleichen  die  G.E. ,  mit  deren  Resultaten  er 
:;haus  zufrieden  ist.  Knopf  ist  zur  G.E.  nicht  angebracht,  da  er  in  den 
;en  fallen  nnd  die  Blutung  unterhalten  kann.  Unter  22  Operationen  wegen 
tung  hat  Moynihan  einmal  die  Exzision  gemacht  mit  letalem  Aasgang, 
ision  mit  G.  E.  dreimal  mit  einem  Todesfall  nnd  18mal  G.  E.  mit  17 
lungen.  Niemals  ist  nach  der  Operation  die  Blutung  wiedergekehrt.  In 
m  Falle  der  letal  endete,  konnte  als  Blntongsquelle  nichts  gefunden  werden 
erweiterte  Magenvenen.  Moynihan  betont,  dass  etwa  in  der  Hälfte  der 
e  mehr  als  ein  Geschwür  im  Magen  ist,  und  dass  neben  dem  Magenuicus 
1  häufig  noch  Duodenalu  Icera  bestehen.  Beim  Duodenalulcushat  Moynihan 
igerschmerz  2—4  Stunden   nach   der  Nahrungsaufnahme   auftreten   sehen 

macht  daranf  als  diagnostisches  Kriterium  anünerksam.  Bei  Sitz  des 
chwürs  in  der  Nähe  der  Kardia  treten  die  Schmerzen  schon  wenige  Minuten 
1  dem  Essern  auf  Die  chirurgische  Behandlung  der  Magengeschwüre 
;elst  G.  E.  muss  öfter  vorgenommen  werden  als  bisher,  da  die  innere  Be- 
ilung  oft  nur  vorübergehende  Erfolge  aufweist.  Auch  von  der  Finne;'- 
m  Operation  hat  er  in  zwei  Fällen  gute  Erfolge  gesehen. 

Wegen  chronischem  Ulcus  hat  Moynihan  153 mal  die  G.  E.  ausgeführt 
zwei  Todesfällen.  Unter  Fällen  von  Pyloroplastik  war  in  zwei  später 
1  eine  G.  E.  notwendig.  Einmal  musste  er  nach  der  G.  E,  wegen  Cir- 
s  noch  eine  Enteroanastomose  später  anlegen.  Einmal  fand  sich  als  Ur- 
le  des  Erbrechens  eine  Hernie  des  Jejunum  durch  die  Öffnung  des  Mesocol. 
isv.  hindurch. 

Zur  Diagnose  des  Sanduhrmagens  hat  Moynihan  angegeben,  die 
;engrenze  perkutorisch  festzustellen ,  dann  wieder  20 — 30  Sekunden  nach 
jabe  eines  Bransepnlvers   nnd   schliesslich  wieder  nach  ö  Minuten.     Man 


Hoaer,  Terl»tEiiageD  and  chirnig.  Erkrankangea  dse  Hagens.  695 

Unii    dann  oft   den   pylorischen   Anteil   gefüllt   seheD.     Auf  20  Operationen 
wegen  Sandolirmagen  kommen  drei  Todesfälle. 
MoyDibaD  hat  dabei  ausgeführt: 
Gastroplastik  7  mal, 
Gastro-Enterostomie  allein  6  mal, 
Gastroplastik  +  6.  E.  2  mal, 
Gastro- Gastrostomie  allein  1  mal, 
Gastro-Gastrostomie  -f  G.  E.  3  mal, 
Dilatation  der  Stenose  1  mal. 
Atkins  (213)  hat  bei  20  wegen  chronischem  Magengeschwür  und  Dila- 
tation mit  der  kombinierten  Methode   der  G.  £.  und  Jejunoanastomose  ope- 
rit-rten  Kranken  Nachforschungen  über  Dauerresultate  angestellt.    15  fand  er 
gaoz  frei  Ton  den  alten  Beschwerden,  4  hatten  noch  Beschwerden,  aber  viel 
«inniger  als  frUher;  nur  ein  Fall   schien   keinen  Vorteil  durch   die  Operation 
gehabt  zu  haben.  Die  schriftlichen  Nachforschungen  bezogen  sich  auf  Schmerzen, 
Erbrechen,  Bluterbrechen,  Gewichtszunahme,  Arbeitsfähigkeit.     Er  fand: 
93,4  7o  frei  von  Schmerzen, 
93,4  "ro  frei  von  Erbrechen, 
100,0''/o  frei  von  Bluterbrechen, 
73,2  ^/o  hatten  Gewichtszunahme, 
100,0  "fo  konnten  ihrer  Beschäftigung  ohne  Beschwerden 
nachgehen. 
Gerade   in    letzterer   Beziehung,    der   wiedererlangten   Arbeitsfähigkeit, 
glaubt  Atkins,  dass  die  kombinierte  Operationsmethode  jeder  anderen  über- 
legen ist.     Unter  diesen  20  Fällen  waren  11  männlich,  9  weiblich.    Neunmal 
waren  die  Geschwüre  multipel,   wobei  sie  gleichmässig   auf  die   vordere   und 
die  hintere  Wand  verteilt  waren.    Um  den  Sitz  des  Geschwürs  schon  vor  der 
Operation    zu   erkennen ,   ist   zu   beachten  Ort  des   Schmerzes  und  die   Zeit, 
wann  er  nach  der  Nahmngsanfnahme  sich  einstellt,  wann  Erbrechen  auftritt 
and  etwaige  Veränderungen  des  Schmerzes  bei  Lagewechsel.     Je  zeitiger  der 
Schmerz   nach   der  Nahrungsaufnahme   eintritt,   um   so   hoher   sitzt   das  Ge- 
schwür der   Kardia.     Beginnt  der  Schmerz   erst   l'/i — 2'/»    Stunden    später, 
dann  ist  das  Geschwür  in  der  Höbe  des  Pylorus  zu  suchen.  Ständiger  Schmerz 
1  Zoll  links   und  über  dem  Nabel  weist  auf  Verwachsungen  mit  der  Gallen- 
blase bin.    Vom  Erbrechen  gilt  hinsichtlich  des  zeitlichen  Auftretens  dasselbe 
wie  vom  Schmerz. 

Atkins  empfiehlt  für  alle  Fälle  von  chronischem  Magengeschwür  und 
Dyspepsie,  wo  die  innere  Medizin  versagt  hat,  die  G.  E.  oder  Gastroduodeno- 
stomie,  und  zwar  will  er  gerade  vor  der  gänzlichen  Erschöpfung  der  Kranken 
operieren.  Er  bevorzugt  die  hintere  G.  E.  meist  mit  der  Jejunoanastoniose. 
Xach  der  Operation  lässt  er  halb  aufgerichtete  Lage  einnehmen.  Dilatation 
des  Magens  fand  Atkins  häufig  zusammen  mit  dislozierter  rechter  Niere, 
entweder  infolge  direkten  Druckes  der  Niere  auf  das  Duodenum  oder  infolge 
Zuges  an  diesem  durch  perirenale  Adhäsionen.  Solche  Kranken  haben  be* 
deutende  Erleichterung  in  der  Entleerung  des  Magens,  wenn  sie  auf  der 
rechten  Seite  liegen.  Häufig  werden  solche  Falle  durch  eine  Nephropexie 
hesser  beeinflusst  als  durch  eine  Magenoperation.  Die  Untersuchung  auf  be- 
wegliche rechte  Niere  sollte  deshalb  in  keinem  Falle  von  Dilatation  des  Magens 
unterlassen  worden. 


jBhrMbericht  fdr  Chirurgie,    n.  Teil. 

D  (211)  stellt  in  der  Soc.  de  chir.  zu  Lyon  drei  Fälle  von 
len  vor,  die  zeigen,  dasa  die  6.  E.  den  Pylorospasmns  ver- 
i  Exzision  des  Geschwüres  besteheo  liess. 
"allen,  in  denen  Brenner  (222)  die  G.  E.  wegen  TJlcos  cal- 
rt  hatte,  konnte  er  sich  gelegentlich  späterer  Nachoperationen 
3S  sich  das  Infiltrat  voUkommen  zurückgebÜdet  hatte ;  ein  hand- 
rschwür  war  in  'U  Jahren  vollkommen  ausgeheilt  anter  Bildung 
arbe.     Bei  sicherem  Ulcus  callosum  machte  Brenner  30mal 

26  Heilungen.     Er  betrachtet   die   G.   E.   als  Operation    der 
zweiter  Linie  kommt  die  Resektion  in  Betracht, 
hliffer  hat  bei  41  G.  E.  stete  Heilungen  gehabt.    Steinthal 
8  Tage   nach   der  G.  E.   einen  Kranken   an  Blutung    verloren. 

daher  die  Resektion.  Payr  hat  aber  2'/t  Monate  nach  einer 
tuch  eine  Blutung  erlebt  aus  einem  tief  ins  Pankreas  fassenden 

bei  der  ersten  Operation  sicher  nicht  vorhanden  war.  Auch 
g  hat  die  Erfahrung  gemacht,  dass  die  Resektion  nicht  vor 
Perforation  schUtzt  und  bezeichnet   die   G.  E.   retrocolica    als 

Wahl.  Hotmeister  befürwortet  die  Resektion  des  Ulcus, 
:allosum   von   einem  Karzinom   nicht   mit  Sicherheit  zu    nnter- 

rs  Ausführungen  sind  bemerkenswert,  weil  dieser  Autor  selbst 
früher  befürwortet  hat. 

»in  24JBhrigeu  Schneider,  bei  dem  mit  19  Jahren  wegen  eines  kronBiistOck- 
Geachwflra  der  vorderen  Magenw&Dd  nahe  dem  Fyloms  die  G.  £.  retrot. 
worden  war,  fuid  er  gelegentlich  einer  S'/i  Jahr  spater  wegen  •menter 
genommenen  Laparotomie  eine  innere  Einklemmong  des  DOuadarma  in  dem 
leaokolon  und  JejnonmsehliDge,  die  etwa  7  cm  lang  genommen  war.  [Eine 
hlinge  nicht  lang  za  nehmen  oder,  falls  dies  geschieht,  die  LQeke  iwischen 
[cjuaamecheDkel  dnrch  N&bte  za  ve rech lie säen.)  Die  Stella  am  Ms^en. 
löse  Infiltrat  gefunden  war,  erwies  sich  1903  als  vollkommen  weich  und 
lioer  N&rbe  oder  Verwachsung. 

it  SOjftbrigea  Magd  war  der  Hegen  vor  dem  Pyloms  etwas  eingeeebaOrt 
,  durch  die  vordere  Magenwand  hindurch  hatt«  man  in  der  hiDt«ren  Uagen- 
ilUrgraeses  Infiltrat  und  in  dessen  Mitte  eine  trichterförmigs  Vertiefuog 
^h  in  das  Pankreas  hineinsonkte;  die  hintere  Magonwand  war  in  grosarr 
der  hinteren  Bauchwand  verwachsen.  Nsch  Q.  E.  antecol.  snt.  lieasen  die 
eh.  Nach  neun  Monaten  wurde  sie  wegen  erneuter  Beschwerden  wieder 
rde  an  St«lle  des  kallÖBen  GeschwDrs  eine  krönen stQckgrosse,  weisse  Narbe 
die  PyloruB  and  Eardia  gegen  die  Ver wachen ngsstelle  am  Pankreas  heran- 
so  dass  eine  kleine  Eurvator  eigentlich  fehlte.  Bei  der  Lösung  riss  die 
Sardia  nnd  Pjlorus  wichen  weit  auseinander.  Heilung  mit  Fistelbildon; 
Schaltung.  Gelegentlich  einer  dritten  Operation  wegen  der  Ligatnifistel 
len  am  Hagen  nirgends  an  kallSse  Hassen  erinnernde  Verdickungen  angt- 
n  blieb  b«8ch werdefrei. 

em  47j&brigen  Bauern  wurde  in  der  Uitte  der  kleinen  Kurvatur  eine  deri)«, 
)ii  Baucfawand  verwachsene  Infiltration,  die  bis  gegen  die  Kardia  raicbts, 
Allm&hliche  Heilung  nach  G.  E.  antec.  ant.  Bei  der  sptteren  Operition 
urde  keine  Spur  einer  kallSsen  Yerdickung  angutrofien. 
ir  berichtet  weiter,  dass  bei  einer  Frau,  und  zwar  handelte  es 
seiner  früher  veröffentlichten  Resektionsfalle,  sich  später  ^lagen- 
"brechen  wieder  gezeigt  haben,  demnach  an  einem  Wiederanf- 
jschwürs  nicht  gezweifelt  werden  kann.  Bei  der  Nachtmt«r- 
r  Fälle  fand  er  weiter,  dass  die  Beschwerden  nach  der  G.  E. 
h  nachlassen.     Da   nach  seiner  Statistik  die  Dauerheilung  nacb 


Hoaer,  TetletsongeD  und  cbinirg.  EtkraDknngei]  des  Mbübiib.  697 

Besektion  66,6Vo,  die  Mortalität  28,6''/o,  bei  der  G.  E.  erstere  63,68"/o,  die 
Mortalität  aber  13,3  "/o  beträgt,  so  wird  er  in  Zukunft  die  G.  E.  bevorzugen 
and  erst,   wenn  diese  nicht  hilft,  zur  Resektion  schreiten. 

Von  61  Fällen  von  G,  E.  wegen  chronischem  Magen-  und  Duodenalge- 
schwür, über  dieMoullin  (249)  berichtet,  war  in  vier  Fällen  kein  Geschwür 
^fanden  worden.  Von  den  56  bleibenden  Fällen  waren  4  gestorben.  Von 
den  wieder  restierenden  52  waren  42  geheilt.  Viele  von  den  Fällen  sind 
3—4  Jahre  beobachtet  worden.  Von  den  anderen  10  Fällen  waren  7  ganz 
Dnbeilbar,  zwei  hatten  später  noch  Magenblutungen.  Die  G.  E.  zur  Zeit  aus- 
geführt gibt  die  besten  Aussichten  für  die  dauernde  Heilung  und  hat  eine 
bei  weitem  geringere  Mortalität,  als  wenn  sie  wegen  Resektion  oder  Blutung 
äosgeführt  wird. 

Vailar  (264)  hält  die  G.  E.  für  eine  vorzügliche  Operationsmettiode, 
aber  nnr  bei  schon  vernarbten  Geschwüren;  bei  erst  bestehender  Ulzeration 
hält  er  sie  nicht  für  angebracht. 

G  a  u  th  i  e  r  (236)  berichtet  auch  ein  Verschwinden  kallöser  Magen- 
geschwüre : 

Ein  fiSjihriger  Mann,  der  seit  2S  Jahren  &n  Magenbeschwerden  vom  Typoa  der 
Hj^raiiditSt  litt,  zeigte  seit  sechs  JshreD  die  Erecheinnngen  der  Pylorasstenose,  anseer- 
iem  in  den  letiten  Tier  Monaten  starken  Erftfteverfall.  Bei  der  Operation  food  man  einen 
Pflornstumor,  der  fOr  KarEiaom  hd gesprochen  wurde.  Trotsdem  sah  man  in  Anbetracht 
ita  schlechten  Zustandes  von  einer  Resektion  ab  and  begnügte  sicii  mit  der  G.  E.  mittelst 
Knopf  (JabonlayJ.  Nach  vorübergehender  Besserung  trat  wieder  VerschtechteTung  ein, 
weshalb  wieder  laparotomiert  warde.  Die  DengeacbafTene  MagenSffnnng  wurde  obliteriert 
gefonden;  der  Pjlonis  Hess  jetit  eine  grossere  Menge  Hageniahalts  durchgehen.  Es  wurde 
(ine  neae  G.  E.  angelegt  mittelst  Knopf,  von  der  Entfemnng  des  etwas  vergrSesert«n 
Tumors  wegen  des  schlechten  Erafteiustandes  noch  immer  abgesehen.  In  dieser  ilMicht 
vttit  aber  spfiter  die  dritte  Laparotomie  gemHobt.  Jetit  fand  man  den  Fylometumor 
nicht  mehr.  Nur  eine  geringe  Verdickang  der  Magen  Wandungen  und  einige  Verwachsungen 
wiien  vorhanden. 

Bei  einem  zweiten  Fall,  einer  Frau,  war  es  ähnlich.  Hier  hatte  eine 
Pyioroplastik  vorübergehend  Heilung  gebracht.  Als  nach  einer  G.  E.  wieder 
eine  Verschlechterung  eintrat,  entschloss  man  sich  zu  einer  dritten  Ojieration, 
bei  der  am  Pylorus  statt  des  festen  Tumors  nur  noch  eine  kleine  schwielige 
Närhe  gefunden  wurde.  Man  machte  wegen  der  Schmerzen  eine  Resektion 
in  geringer  Ausdehnung,  worauf  Heilung  eintrat. 

Gant  hier  (236  b)  berichtet  weiter  von  einem  ÜIcus-Kranken,  bei  dem 
Jaboulay  wegen  andauernden  Bluterbrechens  eine  G.  E.  mittelst  Enopf  an- 
gelegt hatte.  Am  3.  Tage  nach  der  Operation  setzten  wieder  Blutungen  ein, 
die  sich  täglich  wiederholten.  Nach  25  Tagen  laparotomierte  Jaboulay 
»ieder,  exzidierte  das  Ulcus  am  Pylorus  und  vernähte  den  Defekt  in  querer 
Richtung  wie  bei  einer  Pyioroplastik.  Die  G.  E.  hat  wohl  die  Schmerzen 
nnd  Stenosen  er  seh  einungen  beseitigt,  nicht  aber  die  Blutungen  verhindert. 

Tuffier  und  Jeaune  (263)  besprechen  die  Blutungen  infolge  Magen- 
geschwürs, die  nicht  nur  bei  bestehendem,  sondern  auch  bei  schon  vernarbtem 
Ileus  auftreten  können.  Sie  teilen  sie  ein  in  die  fondroyante,  die  akute  und 
die  chronische  Form.  Die  erste  Form  endet  stets  letal.  Bei  der  akuten 
Form  kann  die  Menge  des  ergossenen  Blutes  einen  Liter  nnd  darüber  betragen. 
Die  Wiederholung  der  Blutung  ist  verschieden.  Besonders  ist  es  die  von 
Dieulafoy  sogenannte  Ezulceratio  simplex,  die  diese  heftigen  Blntangen 
entstehen  lässt.  Auffallend  ist  die  häufige  Erhöhung  der  Temperatur  bei  den 
tiocbgradig  aosgebluteten  Kranken,  die  bei  Blutungen  nervösen  oder  karzino- 


Jkhresberiuht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil 

rungs  fehlt.  Ferner  ist  anffallend,  wie  schnell  sich  ein  ausge- 
ier  erholt.  —  Bei  der  chronischen  Form  wird  nicht  nur  durch 
Blutungen,  sondern  auch  durch  die  Schmerzen  and  Stömngen 
eerung  ein  Zustand  von  Anämie  ständig  unterhalten.  Natürlich 
ormen  oft  ineinander  über. 

toperativen  Uämatemesen  betrachten  Tuffier  und  Jeanne 
Ursprungs.  Bei  allen  Blutungen  besteht  ein  konstantes  Ver- 
en  Form  der  Blutung  und  Kaliber  des  Gefässes  nicht.  Man 
i  einem  nur  mikroskopisch  sichtbaren  Gefass  ebenso  verbluten 
)ft  betroffenen  Arterie  Itenalis.  Ein  junges  Geschwür  arrodiert 
1er  Magenwand,  ein  altes  die  ausserhalb  derselben  gelegenen 
letzterem  ist  die  Operation  ungleich  schwerer,  die  Blatstillnng 
ir  unmöglich  werden. 

istiken  über  Häufigkeit  der  Hämatemesen  sind  noch  sehr  ver- 
ibe   berechnet   z.  B.    tödliche   Blutungen   in   Q°/o,    Br  am  well 

die  Schwierigkeiten  der  Blutstillung  bei  hoch  nnd  an  der 
nd  in  der  Nähe  der  Kardia  gelegenen  Geschwüren  ebenso  bei 
s  der  Arteria  lienaiis  sehr  gross  sind  nnd  obwohl  nach 
lie  Operation  66  "/o  Mortalität  hat,  so  muss  man  trotzdem  die 
äcliwüre  als  zur  chirurgischen  Behandlung  gehörig  erklären- 
leren  Gebieten  der  Bauchchirurgie  sind  die  ersten  Statistiken 
;en  und  haben  sich  erst  allmählich  gebessert.  So  hat  in  der 
j  neuere  Statistik  von  Rodman  eine  Mortalität  von  ST-Ö^'o 
'Her   und   Jeaune    wollen  bei  der  ersten  Blutung  noch  nicht 

Wiederholung   aber  niclit   mit  der  Operation  zögern  nnd  zwar 
lon  nach  der  zweiten,  spätestens  aber  nach  der  dritten  Blutung 
tion  vorgehen.    Nur  äu^serste  Anämie  ist  eine  Kontraindikation, 
ungünstige   äussere  Verhältnisse.     Der  Chirurg   muss    deshalb 
iT   ersten  Blutung   zugezogen  werden.     Bei   der   ersten  Blutung       i 
dumchlorür   in   heisser  Kektaleingiessung   (4 — 8  g  täglich)   nnd       : 
Jziösung  l—2'/i>   als  subkutane  Injektion  von  100 — 150  g,   ein       , 
tionen  alle  2 — 3  Tage.   Auch  von  der  Reflexwirkung  der  Hitze        ! 
brauch   machen   als  Eingiessungen   von   abgekochtem   öCigem        ! 
bis  dreimal.     Ferner   kann   m»n   mit  Adrenalin   einen  Versuch 
Tropfen   einer   Lösung   1 :  1000).     Von   chirurgischen  Eingriffi^n        ! 
[fache  Gastrotomie   und   die  Kauterisation   nicht  viel.     Nur  ge- 
lten sie  bei  Blutungen  aus  kleinsten  Gefässen  von  Nutzen  sein.        | 
ung  der  zuführenden  Arterie  soll  auch  nur  ausgeführt  werden, 
tur  an  Ort  und  Stelle  nicht  möglich  ist,  und  zwar  soll  sie  dann  ,      l 
ten  vorgenommen  werden  (Roux).    Bei  zu  grossen  technisciien 
n  und  Schwäche  des  Kranken  wird  die  G.  E.  die  Operation  der 
ch  ist  sie  kein  sicheres  Mittel. 
uchung  der   hinteren  Magenfläche   ist   das  Ligamentum  gastro- 

von  der  Mittellinie  zu  durchtrennen.     Der  Magenscbnitt  zur 
ä   Innern    wird    mitten    zwischen    beiden   Kurvaturen    angelegt        ' 
;.     Die  am  schwierigsten  zu   nnterbindenden  Arterien   sind  die        ! 
deualis  und  die  Art.  splenica.    Sie  werden  am  besten  oberhalb        j 
urvatur  aufgesucht  nach  Durchtrennung  des  kleinen  Netzes.  i 


Moser,  VerletiuDgen  und  chirnrg.  ErkrankuDgeii  des  Magens.  609 

Im  znr  Art.  splenica  zu  gelangen,  verfolgt  man  die  Art.  coronaria,  die 
0)311  leicht  finden  kann,  wenn  man  die  kleine  Kurvatur  in  die  Höhe  zieht. 
Man  kann  die  Arterie  so  bis  zum  Stamm  der  Coeliaca  verfolgen.  Von  hier 
ios  findet  man  die  Splenica ,  indem  man  '/»  cm  mehr  nach  vom  geht.  Sie 
zieht  hinter  das  Pankreas,  oft  von  der  Vene  verdeckt.  —  Die  Arteria  gastro- 
hepatica  liegt  bisweilen  hinter  der  Vena  portae,  statt,  wie  gewöhnlich,  vor 
derselben. 

Tuffier  und  Jeaune  haben  24  neue  Fälle  sammeln  können.  In  zwei 
^nd  die  Resultate  unsicher.  Von  den  übrigen  22  endeten  14  mit  Heilung, 
ä  mit  dem  Tode.  Mithin  beträgt  die  Mortalität  36,3  "lo.  Das  ergibt  mit  der 
Itodmanschen  Statistik  zusammen  52  Operationsfälle  mit  einer  Mortalität 
Ton  37 »'o. 

Bei  der  chronischen  Form  der  oft  wiederholten  kleinen  Blutungen  kommt 
meist  die  G.  E.  in  Betracht,  die  allerdings  gegen  die  arteriellen  Blutungen 
keinen  sicheren  Schutz  gewährt. 

Mackay  und  Macdonald  (242)  ergänzen  die  Mitteilung  Jonnescos 
rli?l)  über  Tetanie  auf  12  Operationen  mit  9  Heilungen. 

52j&brige  Frsu.  Vor  aecha  Jahren  Hysteiektainie  wegen  Fibrom.  Seit  zwOlf  Jahren 
in  cbronischer  Dyspepsie  leidend,  die  frOfaer  auf  die  Uteruserkrsnkang  bezogen  wnrde. 
Fübnur  190b  heftige  epigastriscfae  Schmerzen  mit  Erbrechen  (wei  Stunden  nach  der 
NibruDgBaahiahme,  worauf  Erleichterung  eintrat.  Verstopfung  und  Durst  Magendilatation 
Dicbiaw eisen ,  sonst  nichts.  Nach  fUuf  Stunden  war  Nahrung  trotz  Hypersekretion  von 
UagcDsaft  unverdaut.  Die  Kranke,  die  sich  nach  den  Mogensp Ölungen  immer  sehr  er- 
leichtert fühlte,  begnügte  sich  damit  und  wollte  von  einer  Operation  nichts  wissen.  Bei 
dem  ersten  Tetanieanfall  am  5.  Mai  konnte  man  sehen ,  wie  der  erweitert«  Magen  gegen 
du  Pjrlorashindernis  ank&mpfle.  Bei  der  MageuspQlung  setzte  ein  neuer  Anfall  ein.  Bei  der 
Laparotomie  wurde  der  Pylorns  sehr  hart,  aber  frei  von  Adhäsionen  gefunden.  Hintere 
ti.  E.  mit  einfacher  Naht.  Am  vierten  Tage  Parotitis,  sonst  ungestörte  Heilung.  Das  Eli- 
■riss  im  Harn  verlor  sich  innerbnlb  zehn  Tagen ,  nur  blieb  eine  gewisse  Steifbeit  In  den 
Fingern  noch  drei  Wochen  lang  zurück.  An  die  letzten  Momente  vor  der  Operation  hatte 
Patientin  keine  Erinnerung  mebr. 

Bisset  (217)  fand  bei  einem  Kind,  das  45  Stunden  nach  der  Geburt 
an  schweren  Darmblutungen  gestorben  war,  ein  Magengeschiir  un  der  Hinter- 
wand nahe  der  kleinen  Kurvatur,  das  perforiert  war.  Ej-breühen  hatte  nie 
bestanden. 

Mitchell  (248)  zeigt  ein  perforiertes  Magengeschwür  von  einem  Pa- 
tienten, der  wegen  der  I'erforation  operiert  war.  Die  an  der  vorderen  Wand 
gelegene  Perforationastelle  war  mittelst  Naht  geschlossen  worden.  Bei  der 
.\atopsie  ergaben  sich  zwei  Perforationsstellen,  die  erstere,  genäht,  mitten  auf 
der  vorderen  Magenwand,  die  andere  an  der  grossen  Kurvatur,  am  Pankreas 
adhärent. 

In  der  Arbeit  von  Milk({  (247)  finden  wir  eine  genaue  Zusammenstel- 
lung der  operativen  Statistik  von  perforierten  Magen-  und  Duodenalgeschwüren, 
der  klinischen  Symptomatologie  der  Perforation,  sowie  der  operativen  Methoden. 
Milkö  teilt  im  Anschluss  daran  die  Krankenaus/.üge  von  vier  diesbezüglichen 
Beubachtungen  mit.  In  drei  Fällen  vnirde  operiert,  davon  genasen  zwei  (Ope- 
Rition  I*/z  bezw.  3  Stunden  nach  dem  Durchbruche  des  Geschwüres),  einer 
starb  (Operation  12  Stunden  nach  der  Operation).  Gergö  (Budapest). 

Clairmont  (237)  hat  in  einem  Vortrage  in  der  Gesellschaft  der  Arzte 
in  Wien  (20.  V.  04)  berichtet,  dass  auf  der  Klinik  von  Eiselberg  bei  per- 
foriertem Magenuicus  der  Magen  ausgewaschen,  und  dass  kein  Spülwasser  im 
Magen  gefunden  wurde. 


ifthreebericfat  fUr  Chirurgie.    II.  Teil. 

roce  (229)  berichtet  über  drei  Fälle  von  Perforationsperitonitis,  die 
b  der  ersten  12  Stnoden  operiert  sind  nnd  die  alle  durch  den  Ein- 
'ettet  Torden  sind. 

SchaBBverletsung  des  MiigeDB.  PerforalioD  der  rorderen  Magenwand ,  die  Sber- 
Ae,  deBgleicben  eine  FerforBtioiiaBtelJB  der  hinteren  Uageuwand.  Bsachwnnde 
Teruftht 

Seit  iwOlf  Jahren  an  Magengeschwür  leidender  Herr  ffihlte  nach  A.afsto8sen  plQti- 
imera  in  der  Hagengegend.  Operatiun  in  der  zweiten  Stunde.  PfeDiiigstQckgrosseB 
*  kleinen  Earvatnr  mehr  vum  nahe  dem  Pylorns,  das  in  querer  RicbtnDg  QE>er- 
deo  konnte.  AusepOlung  der  Baucbhohle,  die  voll  Mageninhalt  w»r,  namentlich 
U.     Tampon&de  nach  der  Nehtetelle. 

Operation  nach  zehn  Standen,    ale   Bchon  Zeichen  der  PeriUinitia  da    waren.     Der 
m  wurde   mit  gelblich -eiUriger  Flüssigkeit  gefüllt  angetroffen.     DaodeDum   durch 
Belftge  mit  dem  Leberrand  verklebt.    BleiBtiftdicke  Perforation  in  der  Hinterwand 
anums,  die  eingeetfllpt  und  flbenilht  wurde.    Auswaschen  des  BanchraamB  mittelst 
acher   SpülrOhren.      Tumponade.      Stuhlgang    nach    drei    PbjsoatigroiniDJekb'oiieD 
|.     In  der  Rekonvaleszenz  erst  rechts-,  dann  linksseitige  Pnenmonie. 
aufmann   (240)    berichtet    von    einem    44jährigen  Mann,    bei    dem 
ler  1901}   eine  G.  E.   angelegt   worden   war,   nachdem   er    drei  Jahre 
Magenbeschwerden  gelitten  hatte,  mit  dreimaligem  BInterbrechea  nnd 
Zeichen   einer  Perforation.     Es  hatte  Hyperazidität ,   motorische  In- 
z  und  Pylorusstenose  bestanden.    Innere  Behandlung  hatte  nicht  zum 
Führt.     Deshalb   war  die   G.  E.   retrocol.  post.   mit  Enteroanastomose 
irt  worden  (Seide).   Nach  der  Operation  zunächst  Obstipation.    Anfangs 
szonabme  von  27  Pfund.   Nach  drei  Monaten  begannen  wieder  Magen- 
rden  eine  Stunde  nach  den  Mahlzeiten;  später  stellten  sich  an  jedem 
ttag  heftige  Schmerzen  ein.  Die  Untersuchung  ergab  fühlbaren  Pylonis- 
md   ausgesprochene  HyperaKidität.     Oktober  1902  zeigten   sich  zere- 
mptome,  Gedächtnisschwäche,  Störungen  beim  Sprechen  and  Schreiben, 
remor,  gesteigerte  Redexe,  beiderseitige  Papillitis;   Zustände  von  Be- 
igkeit.  Diese  Erscheinungen  wiederholten  sich  Febmar  und  März  1903, 
n  zu  verschwinden.    Im  April  nahmen  die  Beschwerden  im  Oberbaneh 
eilen  mit  Ausstrahlung  der  Schmerzen  in  die  Unter b auch gegend.    Dabei 
das   Colon   transversum   oft  gefühlt   werden.     Nach  vorübergehenden 
Qgen  bemerkte  Patient  November  1903  znm  erstenmal  schwefligen  Ge- 
:  und  erbrach  fäkulente  Flüssigkeit.    Es  wurden  auch  mittelst  Magen- 
les   wiederholt   kotige  Massen   aus   dem  Magen  entleert.     Durch  £in- 
g  von  Lykopodium  mit  Gentianviolett  ins  Kolon,  das  im  Magen  danu 
riesen  werden  konnte,   wurde  die  Anwesenheit  einer  Fistel  sicher  ge- 
Wegen der  Schmerzen  wurde  Patient  Morphinist.     Am  7.  März  1905 
ir  wieder  operiert.     Es  zeigte  sich  der  mittlere  Teil  des  Colon  trans- 
verengt  und   adhärent  an   die   grosse   Kurvatur   und   hinten   an  die 
iscbsinge  der  G.  E.     Es  bestand  eine  Fistel  zwischen  hinterer  Kolon- 
ad  Jejunum  nnd  eine  zweite  zwischen  Colon  transversum  und  hinterer 
and.     Die   Fisteln    wurden    vernäht  imd   eine   Anastomose   zwisclteo 
scendens  und  Flexur  angelegt  wegen  der  durch  die  Naht  noch  ver- 
1  Enge  des  Colon  transversum.     Der  am   sechsten  Tage   eingetretene 
oigte  durch  Perforation  infolge  einer  Nekrose  an  der  Flexnra  durch 
rphyknopf.     Ein  Best  der  früheren  G.  E.  hatte  nicht  mehr  gefondeo 
können. 

ie  Fisteln  sind  dnrch  Ulzerationen  entstanden,  die  als  peptische  ans- 
ind.   Schon  die  heftigen  Schmerzen  wiesen  auf  Ulzeration  hin.    Da 


HoHer,  Verletinngen  nnd  ehimrg.  ErkraakangeB  des  HageoB.  7U1 

die  peptischen  Geschwüre  nur  nach  Opfirätionen  wegen  gutartiger  Magen- 
pTkrankung  entstehen ,  beweist  das ,  d&ss  sie  denselben  Ursachen  ihre  Ent- 
stehung verdanken,  wie  diese.  Man  soll  sich  deshalb  vor  Angen  halten,  dass 
chronische  Gastritis  und  Eljperazidität  nach  diesen  Operationen  nicht  sogleich 
verschwinden. 

Merkel  (246)  teilt  einen  Fall  diffuser  Magenphlegmone  aJs  Folge  eines 
Ulcus  mit: 

Eine  45j&krige  Fnu  wu-  wegen  Leukämie  mit  SOntgenbestrah langen  bebtnd«lt  worden 
and  ktm  eiud  Rxitas.  In  der  linken  Pleurahöhle  und  im  Henbentel  fand  sieb  klare,  aerSM 
FlOsaigkeit  Im  LBiebeublut  war  noch  starke  Vermehrung  der  mononuklefiren,  grosakernigen 
Leoka^tsn  nacbinweiBen.  Bei  der  ErOffnang  des  Bauches  entleerten  sieb  grosse  Mengen 
trSber,  ser&ser,  mit  maasenhaften  zarreiblioben  Fibrinfetien  antermiscbter  Flflsaigkeit.  Das 
Sanse  PeritoDenm  parietale  war  mit  larten,  eiterig-fibrinösen  Membranen  bedeckt,  die  eicb 
■ocb  auf  den  Darmschlingen,  auf  dem  Meaenterium  und  besonders  in  der  Tiefs  des  Beckens 
Torfanden;  ebenso  war  das  stark  verdickte  und  gequollene  Netz  damit  bedeckt.  Mili  and 
Leber  waren  vergrdBsart.  Der  Magen  erecbien  in  situ  auaserordentlich  grosa,  seine  Serosa 
mit  larten  Fibrinmembranen  bedeckt.  Bei  der  Betastung  zeigte  sich  der  scharf  abgesetzte 
FandoBteil  von  normaler  Beschaffenheit,  der  ganze  übrige  Teil  der  Magenwand  (ca.  */>)  war 
hochgradig  verdickt  aniafOhlen  und  von  eigenartiger,  teigiger  Bescb äffen beit.  Beim  Änf- 
Bcboriden  war  der  Hagen  mit  reichlichen  Speisemassen  angefOllt.  Entsprechend  dem 
tnseeren  Befund  beeass  die  Mageuwand  nur  im  Fundoateil  normale  Dicke,  wShrend  der 
ganie  übrige  Teil  enorm  verdickt,  infiltriert  erschien.  Die  Verdickung  betraf  besondera  die 
Sabmokosa,  die  am  meisten  in  der  Pylorasgegend  aufgelockert  nnd  eiterig  infiltriert  war. 
Es  liessen  sich  dort  reichliche  Mengen  dickflflssigen  Eiters  ans  der  in  Einscbmelzung  be- 
griffenen Submukoss  ansdrOcken.  Auch  die  Muskulatur  der  Mageuwand  erschien  gequollen ; 
aoefa  war  die  Scbleimbant  an  den  betreffenden  Steilen  aafgelockert,  injiziert  ond  mit  zartem, 
fest  haftendem  Schleim  bedeckt.  Am  Pjlorua  bOrte  sowohl  die  Infiltration  der  Magen- 
wand wi«  die  entzSndlicbe  Schleimhautverftnderung  scharf  auf.  In  der  kleinen  Kurvatur 
des  Mirena  soss  nahe  dem  Pylorua  ein  ovales,  ca.  pfennigstUckgrosses ,  scharfrandiges 
UtcDS,  das  hia  in  die  Tiefe  der  Muskulatur  hineinreichte.  In  der  Umgebung  dea  Ulcus 
war  die  Einschmelznng  der  8abmukosa  am  stirksten.  Die  Serosa  Dber  dem  Ulcns  zeigte 
eine  starke,  narbig -weiasliche  Verdickung  und  wies  zahlreiche,  von  der  kleinen  Eurvatnr 
tos  nach  der  Vorderfiftche  dea  Magens  radiär  verlaufende,  eiterig  infiltrierte  LfraphgeMsse 
auf.  An  der  kleinen  Karvatur  lagen  einige  entzQndliche  vergrösserte  LymphdrQaen.  Im 
Dickdarm  waren  einige  oberflftchlicbe  Schleim hautnek rasen.  Die  Nieren  zeigten  leichte, 
trabe  Schwellung;  in  den  Nebennieren  waren  multiple  ttlutungsberdcbeD.  Im  frischen  Aus- 
ttricbprSparat  waren  maaaenbafte  Streptokokken.  Das  Eulturverfahren  ergab  Streptokokken 
fast  in  Reinkultur.  Mikroskopisch  war  Mukosa,  Snbmukosa  und  teilweise  Muskularis  hoch- 
gradig infiltriert  nicht  nur  mit  gelappten  nnd  vielkernigen  Leukozyten,  sondern  auch  mit 
mononakleftren,  grosskemigen  Leukozyten. 

Erbrechen  hatte  bei  Lebzeiten  nicht  stattgehabt.  Auch  war  ja  ein  Durchbrnch  des 
Bters  in  daa  Magenlnmen  nicht  erfolgt. 

Schmidt  (257)  zeigt  den  Magen  einer  TOjährigen  Frau,  die  an  eite- 
riger Peritonitis  und  konsekutiver  doppelseitiger  Pleuritis  gestorben  war,  als 
deren  Quelle  sich  eine  eiterige  Infiltration  der  Submukoga  des  ganzen  Pylorus- 
teib  ergab.  Der  von  vielen  Fibrinfäden  durchzogene  Eiter  lag  in  den  und 
um  die  Lymphgefässe  der  tiefen  Submukosaschicht.  Es  handelte  sich  in 
diesem  Fall  um  eine  primäre  spontane  Erkrankung  in  einem  sonst,  bis  auf 
einen  gewöhnlichen  Schleimhautpolypea ,  gesunden  Magen.  Die  Infektions- 
pforte konnte  höchstens  in  zwei  kleinsten,  oberflächlichen,  streifenförmigen 
Defekten  an  der  Innenfläche  gesucht  werden.  Jedenfalls  muss  angenommen 
werden,  dass  sie  von  der  Schleimhaut  aus  erfolgt  ist. 

Suess  (262)  berichtet  von  einem  tödlich  endenden  Fall  bei  einem  58jiih- 
rigem  Manne  mit  ulzerierten  Inflltraten  des  Miigens,  Hypertrophie  der  Leber 
mit  Nekrosen,   Milztumor,   Ikterus.     Der  Milzsaft   enthielt   eine   Bazillenart, 


Jftbreabericht  fitr  Chirurgie.    II.  Teil. 

mit  keiner   der   bekannten  Arten   identifizieren  Hess    nnd   für  Tiere 

war. 
ibos   (212)    beschreibt   einen   Fall    von  Sanduhrmagen     mit  Heilung 
istroanastomose. 

lhrif!s  Arbeiterfrau,  die  in  ihrer  Jugend  einmal  Mngenbluten  gehabt  and  öfters 
leschwerilen  gelitten  hatte ,  litt  aeit  einigen  Wochen  nieder  an  heftigem  Er- 
ind  Schmerzen.  Sie  leigte  eine  stark  ausgebildete  Lordose  der  Lendeiiwirb«!- 
idurch  die  Aorta  in  ihrem  ganzen  Verlauf  der  vorderen  Baachirand  gCDäbert 
ei  der  Laparotomie  fand  man  den  Fundus  und  die  Pars  pylorica  des  Magens 
kinderhandgrosses,  stenosierendes  Ulcus  mit  wellenartigen  Rändern  vonetaander 
Das  Ulcus  sass  aaf  der  Röckseite  und  war  mit  der  Gegend  der  Pankreas  an  der 
d  breit  verwachsen  und  verengte  das  Magenlamen  bis  aaf  zwei  Querfinger-Broire. 
»e  wurde  hergestellt  zwischeD  dem  kardialen  und  dem  pyloriecheD  Teil  etwas 
ler  grossen  Eurratar  mit  dreifacher  Nahtreihe.    Heilung. 

n  den  bisher  veröffentlichten  Fällen  von  Gastroanastomose  ist  nur 
V.  Eiseisberg  schlecht  verlaufen,  bei  dem  die  Naht  nicht  hielt. 
TOanastümose  mnss  aJs  das  am  wenigsten  eingreifende  und  sicherste 
nsverfahren  bei  Sanduhnnagen  angesehen  werden, 
lim  bespricht  acht  neue  Falle  von  Perforation  des  runden  Magen- 
•s  und  72  noch  in  keiner  Statistik  ZQsammengefasste  Fälle  aus  der 
r. 

SS  die  meisten  Perforationen  bei  Frauen  bis  zum  30.  Lebensjahr 
len,  bei  Männern  dagegen  bis  zum  50.,  erklärt  Haim  einmal  aus 
in  Beziehungen  der  Chlorose  zum  Magengeschwür,  andererseits  an> 
chiedenlichen  Schädigungen  der  Lebensweise  bei  Männern.  In  beiden 
pielt  die  Hjperchlorhydrie  eine  grosse  Rolle.  Die  älteste  Patientin 
oration  in  Haims  Statistik  ist  eine  70jährige  Frau,  die  auch  ge- 

i  akut  perforierende  Form  der  Magengeschwüre  mnss  zu  den  Selten- 
^rechnet  werden.  Eine  vorhergehende  Latenz  der  Symptome  ist  da- 
cht so  selten.  Der  Füllungsgrad  des  Magens  scheint  für  die  Per- 
keine  wesentliche  Rolle  zu  spielen.  Perforationen  infolge  eines  direkten 

gehören  zu  den  Seltenheiten,  häufig  sind  sie  dagegen  bei  gleichzeitiger 
ung  der  Baucbwand  und  des  Zwerchfells  (Lastenheben  u.  dergl.). 
s  fand  Haim  vor  der.  Perforation  eine  auffällige  Steigerung  der 
Qge  bestehenden  Magenbeschwerden,  ausserdem  auch  Erbrechen,  Ohn- 
ifälle  u.  dergl.    Im  Verlaufe  der  Perforationen  unterscheidet  er  drei 

l.  Geschwürsperforation  an  sich,  2.  die  mechanische  Reizung  des 
Is  seitens  des  Mageninhalts,  3.  Peritonitis.  Den  initialen  Schnien 
r  als  durch  Reizung  des  Peritoneum  parietale  durch  den  Mageninhalt 
rufen,  Erbrechen  ist  ein  häufiges  Symptom  der  Perforation,  offenbar 
9n  Reiz  der  zerrissenen  Serusa  hervorgebracht.  Blutig  ist  das  Er- 
nur  selten.  Reflektorisch  wird  nach  der  Perforation  die  Baucb- 
ur  und  der  M^en  kontrahiert,  so  dass  eine  kleine  Perforationsstelle 
1  für  kurze  Zeit   dadurch  geschlossen   werden  kann.     Bei    besonders 

Kollaps  hat  es  sich  in  den  bearbeiteten  Fällen  auch  meist  um  be- 
grosse Perforationsöffnungen  gehandelt.  Eine  Periode  des  Wohlbe- 
lach  den  ersten  stürmischen  Erscheinungen  ist  des  öfteren  beobachtet 

Spannung  der  Bauchdecken   soll   nach  Perforation   besonders    lange 

und  gerade  auch  bei  Auftreibung  des  Leibes  noch  bestehen  bleiben. 
hlen  der  Leberdämpfung  kann  kein  zu   grosser  "Wert  beigemessen 


Hoser,  VerletEUDgeii  und  chimrg.  ErkrankBagen  des  Hftgens.  703 

verdeD.  Das  Zeichen  von  English,  dass  bei  einem  allgemeinen  Schweiss- 
aosbrucb  infolge  Magenperforation  gerade  die  Haut  des  Epigastrium  am  meisten 
mit  Schweiss  bedeckt  ist,  bedarf  noch  der  Nachprüfung.  Das  Herz  scheint 
auf  die  pathologischen  Vorgänge  im  Leibe  bei  Frauen  viel  eher  zu  reagieren 
ds  bei  Männern. 

Hinsichtlich  der  Operationsaassichten  geht  aus  H  a  i  m  s  Zasammen- 
stdiuDg  wieder  hervor,  dass  diese  desto  besser  sind,  je  zeitiger  zur  Operation 
geschritten  wird.  Ausserdem  waren  auch  in  Uaims  Fällen  bei  sehr  grossen 
Ferforationsöffnungen  die  Aussichten  schlechter  als  bei  kleinen.  Ferner  haben 
die  Perforationen  an  der  Hinterwand  und  an  der  kleinen  Kurvatur  einen 
lanüsameren  und  günstigeren  Verlauf  als  solche  der  vorderen  Magenwand. 
Auch  kommen  bei  erstgenanntem  Sitz  öfters  abgesackte  Abszesse  zur  Ent- 
wicklung; allerdings  stellen  sich  auch  öfters  Komplikationen  ein  (Pyämie  usw.), 
an  denen  die  Kranken  später  zugrunde  gehen  können.  Sicher  ist,  dass  ein- 
fache Übemähung  der  Perforationsstelle  zur  vollständigen  und  dauernden 
Gesundung  genügen  kann.  Auch  alleinige  Tamponade  hat  oft  genügt,  be- 
sonders beim  Sitz  an  der  kleinen  Kurvatur.  Empfehlenswert  erscheint  die  Re- 
sektion des  Geschwürs  zusammen  mit  der  G.  E.  Zur  Nachbehandlung  mit 
Drainage  empfehlenswert,  besonders  auch  des  kleinen  Beckens,  entweder  von 
der  Scheide  aus  oder  von  einem  suprapubischen  Schnitt  aus. 

f)  Geschwülste,  Lues,  Tuberkulose. 

267.  Alesaaodri,  R.,  Tubercnloai  del  pUoru.    Resezione.   QDarigion«.    BoUettino  dell»  B. 

Auademia  medica  di  Roma  190S.  Anno  XXXI. 
2Si.  Brooks,  H.,  Three  additionat  cases  of  primary  aarconiB  of  the  Htomach.    Med.  N«wa 

1905.  July  15. 
263.  BrDning,  A..  Beitraf;  lar  Frage  der  Reaektion  des  karduomatOaen  Hagena.  Dentache 

Zeitacbr.  f.  Chir.  60.  Bd.  p.  96. 
27(1.  Bushnell,  F.  0.  and  V.  Hinda,  Some  aspects  of  Carcinoma  veutricnli:  ita  variationa 

in  malignsncj.     Brit.  med.  jonrn.  1905.  Oct.  2S. 

271.  'Cignoazi,  Sulla  aindrume  cliuica  degli  eadoteliomi  gastrici  a  sede  pitorica.  Riforma 
medica  1905.  Nr.  26.     Ref.  Zentralb],  f.  Grenzgeb.  1905.  p.  810. 

272.  Cotte,  G.,  Cancar  d«  l'antre  prlorique;  gastrectom;.  Lyon  m^.  1905.  Nr.  S9.  p.  477. 
27S.  Dolore  et  Leriche,   Da  Cancer  de  Taiitre  pylariqae.    Revue  de  cfair.  1905.  Nr.  9. 

p.  3«. 
273a.  —   Uiomyome  malin  de  l'aatomac.    Rev.  franf.  de  mÜ.  et  de  cbir.  1905.  Nr.  49  nnd 

Bnlletin  m6A.  1905.  p.  794. 
S7i.  Flacher,  H.,   Eio  Fall  von  Fibrolipom  dea  Magena  kompliziert  mit  Tet«nie.    Arcbiv 

f.  kljn.  Chir.  77.  Bd.  p.  845  und  Annala  of  aurgery  1905.  Oct.  p.  58a. 

275.  'FDcba,  A.,   tlber  ein  primftres  Sarkom  des  Magana.    Vircbowa  Archiv  Bd.  183. 

276.  Haberar.  über  einen  seltenen  Fall  von  Mageo-  und  Darmstenoae.  77.  Teraarorolg. 
deutscher  Natorf  d.  inte  la  Meran.     Zentralbl.  f.  Chir.   1905.  p.  1368. 

277.  Bartmann,  H.,  Lipome  de  Teatomaa.  BuU.  et  mito.  de  la  aoe.  de  chir.  de  Paria 
1905.  Nr.  28. 

278.  Hayem,  0.,  Cancer  de  l'eatomac  ii  forme  infiltr^e  et  k  cellulee  därivant  des  6\i- 
ments  pepliques  dea  glandes.  Ball,  et  mäm.  de  la  aoc.  anat  de  Paris  1905.  Nr.  7. 
^  649. 

273l  -  Cancer  de  Teatomac.  Arch.  gta.  de  m«d.  1905.  Nr.  44. 
27Sb.—  De  la  ajrphilia  atomacale.  La  presse  mdd.  1905.  Nr.  14. 
^ie.  -  Ober  Magens; pbilia.    Allgero.  Wiener  med.  Ztg.  1905   Nr.  33. 

279.  HeiDsroann,  C„  Über  eineo  Fall  von  sekundärem  UteruAkarzioom  dnrch  peritoneale 
Implantation  bei  Magenkreba.    Inang.-Diss.  Berlin  1905. 

260.  Lecöoe  et  Petit,  Ssrcome  de  l'eatomac.  Revue  de  gynäcol.  et  de  chir.  abdom. 
1904.    Döcembre. 


701  Jahresbericht  fDr  Chirurgie.    II.  Teil. 

281.   Lenzm&Dii,    Cber  Lues  des  Hageos.     Rhein. - Weatflll.  Geaellscb.    £.    inn.  Ued.  u. 

Nenrenheilk.  21.  V.  1905.     Mönch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  M.  p.    1657. 
262.   Hanges,  H.,   Primary  »arcoma  of  the  atomach.    Med.  News  1905.  Jnly  29. 

283.  Maragliano,   D.,    SoUa   recidira   del   Carcinoma   gutrico.    II  Pulicliaico.    sez.  ehir. 
Fase.  1.  1905. 

284.  MatBuoka,  M.,   Zar  pathologiaeheu  Anatomie  dea  CarciDoma  papillosum  Tentriculi. 
Beitr.  z.  klin.  Chir.  45.  Bd.  p.  T2S. 

285.  MODckeberg,   Ein  Fall    von  doppeltem,  primKreu  Earzioom  dea  Ifagena.     Mediz. 
Gesellach.  in  Gieaaen.  28.  IL  1905.  Deutsche  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  31.  p.  1255. 

286.  'Manche,    Näoplasme  de  I'eBtomac.     Gaiette  dea  hOpitanx  1905    Nr.   132. 

287.  Nordmann,    Sur  quelques  formes  anormales  de  Cancer  de  reetomac.     Lyon  oMie. 
1905.  Nr.  2.  p.  51. 

288.  Oberst,  Zur  EenDtnis  des  primären  MageusarkomB.    Beiträge  i.  klin.  Chir.  Bd.  45. 
p.  477, 

289.  Petersen,    Zar  HialogenMe  der  Magen-  and  Darmkarzinome.    84.  Kongr.  d.  deotscfa. 
Qeaellach.  f.  ühir.   1905. 

290.  Pitt,  G.  M.,   On  some  obscare  cases  of  caocer  of  the  stomacb  in  «hich  the  miio 
Symptoms  bare  been  nnconnected  with  that  organ.     Tha  Pract.  1905.  April. 

291.  Bicard  et  Chevrier,  De  la  taberculoae  dea  stänosea  tuberculenseB  da  pulvre.    Ret. 
de  chir.  1905.  Nr.  5,  6,  7. 

292.  Rindfleisch,  v..  Über  einen  diffusen  Scirrhns  ventricoli.    Pbjsik.-med.  Geaellsch. 
zu  WQrsburg  B.  XI.  1904.     Dentache  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  16. 

293.  *Ruge,    Über  prirnftre  Magentuberk alose.    Beitr.  z.  Klinik  d.  Tnberk.  Bd.  III.   H.  3. 

294.  'Stevens,    A  oaae   of  CBncerons  disease   of  the  stomach.    British  med.  Joum.  1905. 
April  29. 

295.  'Sipher,    Primary  earcüma  of  the  stomach.     Amer.  Med.  1904.  Dec.  31. 

296.  Tabora,  t..  Zur  Pathologie  dea  Magenkarzinoma.    Deutsche  med.  Wocbensohi.  1905. 
Nr.  15. 

Fischer  (274}  teilt  einen  Fall  von  Fibroiipom  des  Magens  mit: 

37jUiriges  Msdchen,  das  an  TrigeminnsDearalgie  gelitten  hatte,  klagte  seit  fünf  bi« 
sechs  Wochen  Über  Schmerzanfaile  im  Abdomen,  die  sich  besonders  am  Tage  ei&atelltea. 
Verorduang  einer  Leibbinde  wegen  eioer  kleinen  BpigaelriHchen  Hernie  brachte  keiaen 
Katzen,  im  Qegenteil  Terscblimroerten  eich  die  Schmerzen  in  der  Gegend  linka  vom  Nabel. 
Im  linken  Hfpochondnum  fand  sich  eine  aebr  empfindiicfae  Stelle.  Eine  Geachnulst  wu 
nicht  fahlbar,  nur  war  der  linke  Muse,  rectas  gespannt  Bei  FDlIang  dea  Magens  mit 
Wasser  wurden  die  Schmerzen  unerträglich.  Der  Msgenchemismus  war  normal.  Die 
BaucbpForte  daumenbreit  oberhalb  der  Nabels  liess  gerade  die  Fingerspitzen  eintreten.  Bei 
der  Laparotomie  entsprechend  der  Hernie  wurde  ein  kleiner  adhftrenter  Netzsipfel  im 
Brachaack  durchtrennt.  An  der  kleinen  Eorvatur  fand  sich  ein  walnnsag rosse,  harte,  röt- 
liche Geschwulst,  die  sich  etwas  auf  die  Torderwand  des  Magens  erstreckte  und  sich  etwas 
vom  Niveau  der  Magenwand  abhob.  Die  Serosa  des  Magens  in  der  Umgebung  zeigt« 
stark  injizierte  UefBsae,  Das  kleine  Netz  war  eutzQndlich  verdickt.  £a  wnrde  ein  V-ffir- 
migea  Stflck  der  kleinen  Kurvatur  reseziert,  dessen  Untersuchung  ergab,  dasa  es  sich  am 
ein  Fibroiipom  handelte,  das  von  der  Muskalaris  ausgegangen  war  und  von  akut  entzifDiJ- 
lichen  und  hfimorrhagisehen  Herden  durchsetzt  war.  Bis  zum  17.  Tage  ging  die  Heilung 
ungestört.  Dann  bekam  Patientin  plötzlich  Schmerzen  im  Epigastrium  und  linken  Hjpo- 
chondrium  und  bald  darauf  einen  typischen  Anfall  von  Tetanie,  der  im  wesentlichea  auf 
die  obere  Exiremitftt  beschränkt  war.  Die  AnflÜle  traten  an  diesem  Tage  noch  einmal 
aof,  dann  nicht  mehr  spontan,  acbliesslich  gingen  sie  ganz  zurOck.  Der  Qehalt  an  Chloriden 
schwankte  von  0,73  "/q— 1.5  °.  o.    Die  Drinmenge  war  etwas  herabgesetzt. 

Die  Ursache  der  TeUuie  war  in  diesem  Fall  wohl  auch  eine  Intoxikation.  Karl 
vor  Beginn  der  Anfalle  hatte  Patientin  eine  TorwSlbung  im  Epigastrium  ,  wahrBcheiplich 
eine  Betention ,  bedingt  durch  eine  motorische  Insuffizienz  infolge  der  bei  der  Operation 
geschädigten  Muskulatur.  Die  produzierte  Menge  der  Toxine  genügt«  bei  der  nervOseo 
Person  zur  AuelSsuug  der  Tetanie. 

Hartmann  (277)  berichtet  über  ein  Lipom  an  einem  Magen  eines 
65jährigen  Mannes.  Der  kleine  Magen  war  zweigelappt,  der  Pylorusteil  wurst- 
förmig.  Jlan  fühlte  in  ihm  einen  Tumor,  der  übrigens  die  ganze  Lichtnog 
dea  Pylorus   verschluss,   so  dass  nicht   ein  Tropfen  Wasser   durchging.    Der 


Hoset,   Verletzungen  und  chirnrg.  Erkr^DkuDgeD  des  Hagsns.  706 

Tumor  sass  in  der  Hinterwand  des  Magens,  er  mass  6,  3,5,  2  cm,  war  leicht 
aiisschälbar  aus  der  Submukosa  und  hing  nur  an  einer  kleinen  zentralen  Ver- 
tiefung an  der  Mnkosa  fest.  Das  Gewicht  dieses  sich  als  reines  snbmuköseB 
Lipom  erweisenden  Tumors  betrug  38  g.  Die  operative  Entfernung,  Enuklea- 
tion, wäre  sicher  leicht  gewesen. 

Die  Histogenese  der  Magen -Darmkarzinome  ist  nach  Petersen  (289) 
schwer  zu  erforschen,  erstens  weil  diese  Karzinome  mit  ganz  verschwindenden 
Aoanabmen  unizentriscb  wachsen  und  daher  die  Histogenese  in  den  Rand- 
partien fast  niemals  studiert  werden  kann,  und  zweitens,  weil  klinisch  be- 
ginnende Magenkarzinome  nur  selten  zur  Beobachtung  kommen.  Bei  der 
Untersuchung  von  70  Magen-  nnd  230  Darmkarzinomen  hat  Petersen  aber 
doch  einige  Stellen  gefunden,  die  auch  über  die  Histogenese  Auskunft  geben. 
Er  ist  der  Ansicht ,  dass  das  Magen-Darmkarzinom ,  ebenso  wie  das  Haut- 
karzinom, mit  einer  primären  Erkrankung  des  Epithels  beginnt,  ohne  wesent- 
liche Beteiligung  des  Bindegewebes.  Histologisch  finden  sich  alle  Übergänge 
zwischen  Polyp,  Adenom  und  Karzinom ;  es  erscheint  dies  mit  der  parasitären 
Karzinom tbeorie  nur  schwer  vereinbar. 

Matsaoka  (284)  beschreibt  ein  reseziertes  Magenstück  von  einem 
5äjährigen  Patienten,  an  dem  die  Neubildung  makroskopisch  wie  mikroskopisch 
den  Charakter  einer  typischen  diffusen  Papillomatose  hatte. 

Bnshnell  und  Hinds  (270)  besprechen  an  der  Hand  von  zwei  Fällen 
die  Möglichkeit,  dass  chronische  Entzündung  in  Krebsbildung  übergehen  kann. 
'Es  können  Zellen  eines  Typus  in  Zellen  einiger  anderen  Typus  umgewandelt 
werden. 

Hayem  (278)  hat  bei  einem  43Jährigen  Mann,  der  an  eitriger  Zerebro- 
spinalmeningitis  gestorben  war,  ein  die  Magenwandung  diffus  bis  zur  durch- 
schnittlichen Höhe  von  1  cm  infiltrierendes  Karzinom  gefunden.  Mikroskopisch 
sah  man  neben  Zeichen  einer  Gastritis  parenchymatosa  stellenweise  die  glan- 
doläre  Struktur  der  Mukosa  mehr  oder  weniger  verschwunden,  an  den  ge- 
schwollenen Drüsen  starke  Proliferation  der  Epithelien,  die  in  das  benachbarte 
Gewehe  einbrechen.  Mukosa  and  Submakosa  waren  allenthalben  von  Karzinom- 
lellen  infiltriert,  die  Musonlaris  mucosae  intakt,  die  Muskularis  hingegen 
stellenweise  bis  zur  Serosa  von  Krebszellen  infiltriert.  Im  Pylorus  waren 
kleine,  wie  kleine  Pnsteln  aussehende  Stellen,  schon  krebsige  Aassaat  von 
dem  diffusen  primären  Krebs  her. 

T.  Tabora  (296)  weist  darauf  hin,  dass  der  primäre  Sitz  der  Magen- 
karzinome ebenso  häufig  an  der  kleinen  Kurvatur  wie  am  Pylorus  ist.  Pro- 
fuse Blutungen  sind  beim  Ulcuskarzinom  häufig,  beim  primären  Karzinom 
selten.  Den  Befund  einer  Hypersekretion ,  sei  sie  kontinuierlich  oder  nur 
alimentär,  scheint  für  die  Differentialdiagnose  für  Ulcnskarzinom  gegen  fpri- 
märes  Karzinom  patbognostisch  zu  sein. 

Das  Karzinom  der  kleinen  Kurvatur  entsteht  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
primär,  nur  relativ  selten  auf  dem  Boden  eines  Ulcus.  Hier  besteht  in  der 
Regel  von  Anfang  an  Achylie.  Die  motorische  Funktion  bleibt  oft  bis  zuletzt 
intakt,  oft  leidet  sie  aber  auch  infolge  karzinomatöser  Infiltration  der  Musku- 
laris oder  dadurch,  dass  beim  Weiterwachsen  des  Tumors  längs  der  kleinen 
Kurvatur  diese  gewissermassen  starr  wird,  wodurch  die  Möglichkeit  einer 
eigenÜicben  Peristaltik  aufgehoben  wird.  Man  kann  in  solchen  Fällen  wohl 
„Magensteifungen",  aber  nie  fortschreitende  peristaltiscbe  Bewegung  finden. 
Beim  Übergreifen  auf  den  Pylorus  wird  letzterer  auch  oft  starr  und  insuf- 

Jibresbarüht  für  Chlnugla  IMa.  45 


']■.: 


706 


Jahresbericht  für  Chirurgie,    ü.  TeiL 


', 


B 


'riJ 


i  VJ 


^  •  «k 


fizient,  was  man  bei  Aufblähung  des  Magens  nachweisen  kann.  Die  Palpation 
kann  nur  bei  gleichzeitig  bestehender  Gastroptose  einen  Tumor  der  kleinen 
Kurvatur  nachweisen.  Die  Kranken  können  sich  selbst  3 — 4  Jahre  nach  der 
sicher  festgestellten  Karzinomdiagnose  noch  leidlich  wohl  fühlen.  £s  ist  nicht 
unwahrscheinlich,  dass  die  Achylie  bis  zu  gewissem  Grade  ein  für  die  Kar- 
zinomentwickelung prädisponierendes  Moment  bildet.  Die  Erscheinung  der 
erhöhten  VulnerabiUtät  der  achylischen  Schleimhaut  ist  ja  schon  längst  be- 
kannt. Da  bei  der  Achylie  der  Pylorus  infolge  Mangels  des  Säurereizes  sozu- 
sagen ein  offenes  Loch  darstellt,  so  ist  die  durch  den  Mageninhalt  am  meisten 
geschädigte  Partie  die  kleine  Kurvatur.  Daher  muss  im  achylischen  Magen 
die  Prädilektionsstelle  für  Karzinomentwickelung  die  kleine  Kurvatur  bilden, 
während  der  Lieblingssitz  der  Karzinome  in  Mägen  mit  guter  Saftentwickelung 
der  Pylorus  ist. 

Kaffeesatzartiges  Aussehen  des  Ausgeheberten  oder  Erbrochenen  kann 
auch  durch  alte  Speisereste  vorgetäuscht  werden.  Man  soll  daher  die  Blut- 
proben nie  unterlassen.  Bei  beginnendem  Karzinom  finden  sich  oft  kleinste, 
unterstecknadelkopfgrosse  Blutgerinnsel  von  intensiv  schwarzer  Farbe.  Diese 
Gerinnsel  finden  sich  bei  einfach  achylischem  Magen,  indem  es  ja  auch  oft 
zu  kleinen  Blutungen  kommt,  nicht,  da  es  Blutspuren  sind.  Finden  sich  dann 
noch  die  langen  Bazillen,  die  auf  bluthaltigem  Nährboden  am  besten  wachsen, 
so  ist  dadurch  die  Diagnose  auf  Karzinom  schon  ziemlich  sicher  geworden. 
Gewichtsverlust  ist  bei  Karzinomen  der  kleinen  Kurvatur  oft  nicht  da,  ja  es 
gelingt  durch  passende  Ernährung  oft  Gewichtszunahme  zu  erzielen. 

Bei  Verdacht  auf  krebsige  Umwandlung  eines  Ulcus  pylori  simplex  wird 
man  sich  zur  Probelaparotomie  um  so  leichter  entschliessen,  als  ein  dort  be- 
findliches Geschwür  ohnedies  schlechte  Heilungsaussichten  hat;  bei  Pylorus 
tumor  ist  die  Operations  ohnedies  stets  angezeigt.  Das  Karzinom  der  kleinen 
Kurvatur  gibt  für  die  Operation  schlechte  Aussichten  und  wird  besser  nicht 
operiert.  Es  ist  sehr  fraglich,  ob  bei  diesen  Operationen  die  Operation  wirk- 
lich eine  Lebensverlängerung  bedeutet. 

Delore  und  Leriche  (273)   trennen   vom  Pyloruskarzinom   die  Kar- 
zinome  des  Pylorusteils  des  Magens,   wie  es  auch   Bard  (Sem.  med.  1904) 
schon  getan  hat.     Über  die  Häufigkeit  dieses   primären  Sitzes   können  noch 
keine  Angaben  gemacht  werden.     Einstweilen  konnte  unter  30  Magenkrebsen 
19  mal   der  primäre  Sitz  im  Pylorusteil   festgestellt  werden.    In   zwei  dieser 
Fälle  wurde  die  Probelaparotomie  gemacht,  10  mal  die  G.  E.  und  7  mal  eine 
Pylorektomie.    Drüsen  werden  gefunden  im  kleinen  Netz,  hinter  dem  Pylorus 
und  im  Ligament,  gastrocolicum.  Meist  schien  das  Karzinom  von  der  kleinen 
Kurvatur  auszugehen  und  sich  gegen  das  Duodenum  hin  vorzuschieben ;  nach 
der  Kardia  zu  zeigt  es  weniger  Wachstumsneigung.    Klinisch  kann  man  zwei 
Phasen  unterscheiden,  die  erste  nur  mit  Magenstörungen,  mit  oder  ohne  pa)- 
pablen  Tumor,   aber  ohne  Erbrechen;   die  zweite  Phase  bildet   die  Pylorus- 
stenose.    Die  Beschwerden  fangen  an  ohne  frühere  Ulcusanamnese,   mit  Ge- 
fühl von  Schwere,   schmerzhaften  und  brennenden  Gefühlen,   saueren  oder 
wässerigen  Regurgitationen,  Appetit  Verminderung,  Ekel  vor  Fleisch  und  Fett, 
schliesslich  Abmagerung.    In  dieser  Form  bestehen  die  Beschwerden  monate- 
lang,  seltener  jahrelang.     Besonders  die  wässerigen  Regurgitationen  und  die 
spät   auftretenden   Hyperchlorhydrien   erschienen   Verf.   verdächtig.     Bei  Er- 
krankungen des  Magens  um  die  50er  Jahre  herum,  die  nicht  bald  auf  Medi- 
kation weichen,  soll  bald  von  der  Probelaparotomie  Gebrauch  gemacht  werden, 


Hoaer,  Terletsongen  and  ehirorg.  ErkrAnkungen  des  Magens.  70? 

besonders  wenn  Abmagening  da  ist.  Es  geben  diese  Art  Krebse  die  günstigsten 
AussiL-hteD  für  die  radikale  Entfernung,  da  sie  im  Anfang  vom  Daodenum 
ziemlich  weit  entfernt  sind.  Die  Resektion  soll  weit  im  Gesunden  ausgeführt 
werden,  daher  wird  meist  die  G.  E.  dabei  in  Anwendung  kommen,  weniger 
oft  die  Vemähniig  mit  dem  Duodanalstumpf.  Von  sieben  Resektionen  haben 
Detore  and  Leriche  nur  einen  Todesfall. 

Pilt  (290)  berichtet  von  17  Fällen  von  Magenkarzinom,  bei  denen  in- 
folge mangelnder  Symptome  die  Diagnose  nicht  gestsUt  werden  konnte.  Er 
teilt  sie  in  7  Grruppen; 

1.  Aszites  und  Pleuraergnss       7  Fälle 

2.  Darmverwachsuiigen  3     „ 

3.  Darm  verschluss  2     „ 

4.  Abdominelle  Eitenmg  2     , 

5.  Hochgradige  Anämie  2     „ 

6.  Diakattumor  1     , 

7.  Venenthrombose  ?     , 

17  Fälle 

Ist  vom  Karzinom  ans  das  Peritoneum  ergriffen,  so  können  Stückeben 
losgelöst  werden,  ins  Kavnm  Donglasü  fallen  und  dort  weiter  wachsen.  An- 
dererseits können  sie  auch  dnrch  Saugwirkung  ans  Diaphragma  gelangen  nnd 
tu  Aszites  nnd  Pleuritis  Veranlassung  geben.  Aszites  ist  oft  bedingt  durch 
Verstopfung  der  Lymphgefässe  an  der  Unterfläche  des  Zwerchfells,  da  die 
Häuptabzugskanäle  der  Lymphe  aus  der  Peritonealhöhle  durchs  Zwerchfell 
geben. 

Für  die  Diagnose  hält  Pitt  die  Untersuchung  auf  linksseitige  Snpra- 
klavikalardrnsen  für  wichtig;  besonders  ist  eine  wichtig  zwischen  den  beiden 
Teilen  des  Kopfnickers,  die  gut  heraustritt,  wenn  man  Pat.  husten  lässt. 
Ausser  diesen  Drüsen  ist  auf  dem  Wege  der  Lymph  Infektion  die  rechte  Pleura 
am  meisten  gefährdet.  Die  Lymphgefässe  des  Magens  —  Coronana,  linke 
und  rechte  Gastroepiploica  —  treten  mit  ihrem  Hauptzweig  mit  der  Cava 
iDferior  zusammen,  rechts  von  der  Mittellinie  durch  das  Zwerchfell  und  in- 
fizieren so  die  rechte  Pleura  zuerst. 

Im  Gegensatz  zur  perniziösen  Anämie  ist  die  Verminderung  des  Hämo- 
globins bei  Karzinose  nicht  über  30  "/o;  ebenso  ist  die  Verminderung  der 
roten  Blutkörperchen  keine  so  hochgradige,  kaum  unter  50°/"-  Von  Venen- 
thrombose bei  Magenkrebs,  ohne  dass  letzterer  Erscheinungen  gemacht  hätte, 
hat  Pitt  kein  Beispiel  gesehen,  doch  erinnert  er  daran,  dass  bei  Professor 
Tronssean  die  Thrombose  der  Femoralvene  das  erste  Zeichen  des  Magen- 
krebses war. 

Heinemann  (279)  beschreibt  einen  Fall  von  sekundärem  Uternskrebs 
bei  primärem  Magenkrebs. 

52jahrige  Fran,  die  achtEinder  geboreD  und  selbst  gealkhrt,  im  Altar  von  42  Jahien 
Blut  gebrochen  hatte,  klagte  seit  Ewei  Jahren  über  Behmenen  ia  der  Magengegend  and 
Apfietitlosigkeit  und  nahm  an  EOrpergenicht  ab.  Im  Epigastrium  war  eine  grassapfel- 
grosse  reaistente  Partie;  dabei  Infiltration  der  linken  Lungenspitze.  Bei  der  Sektion  fond 
miD  in  und  anter  der  Scbleirohant  der  Portio  flache,  weiasmarkige  (Jeschwulstknoten ,  die 
»nch  auf  die  Cerriz  übergingen.  JÜinUche  graaweisse  Stellen  waren  in  den  beiden  Toben 
und  Ovarien,  meist  subseras.  Den  Pyloras  ringförmig  einnehmend  and  bis  zur  Mitte  der 
froasen  Kurvatur  reichend  befand  sich  eine  weissnarbige,  mehr  in  der  Fläche  aasgedehnte 
Geschwalst,  die  am  Pfloma  stark  Eerfallen  war.  In  der  Banchhühle  fand  sich  fibrinfiB- 
eitoriges  Exandat,  in  tieiden  Pleuren  geringe  Mengen  fibrinSs-äockigen  Ezsndatea. 


708  JehieBbericht  fOr  Chinirgie.    II.  T«il. 

Einmal  wegen  des  Sitzes  am  Pyloms,  dann  wegen  nachweisbaren  Zu- 
sammenbanges  der  Krebsstränge  in  den  tieferen  Schichten  der  Magenwand 
mit  den  Drüsen  der  Magenschleimhant  ist  der  Pylonistumor  als  primärer  an- 
zugehen. Ferner  waren  in  der  Muskularis  der  erkrankten  Muttermundslippe 
dieselben  Stränge  und  Doppelreihen  epithelartiger  Zellen  zu  finden,  wie  an 
der  Metastase  des  Magenkarzinoms,  dem  Krebs  des  Cavnm  Doaglasii  nnd 
ebenso  an  der  vorderen  Wand  der  Excavatio  recto-nterina.  Die  einzelnen 
Zellen  der  krebsigen  Züge  zeigten  überall  einen  zylinderepithelartigen  Cha- 
rakter. Nirgends  konnte  man  ferner  das  Plattenepithel  der  Portio  in  patho- 
logischer Art  in  die  Tiefe  wuchern  sehen.  Metastasen  von  seiten  des  Portio- 
karzinoms waren  auch  nicht  erkennbar.  KArzinomatöse  Lymphdrüsen  waren 
im  Beck enhindege webe  nicht  zu  finden.  Schliesslich  waren  direkte  Verbin- 
dungen von  dem  Krebs  in  der  vorderen  Wand  des  Douglasschen  Raumes 
zn  dem  in  der  Portio  und  hinteren  Muttermundalippe  befindlichen  Karzinom 
nachzuweisen.  Aus  allen  diesen  Gründen  musste  der  Krebs  der  Genitalieo 
und  besonders  der  der  Portio  als  eine  Metastase  vom  Magenkrebs  angesehen 
werden. 

T.  Rindfleisch  (292)  bespricht  einen  Fall  von  diffusem  Scirrhus  der 
gesamten  Magenwand,  kompliziert  durch  äusserst  zahlreiche  Metastasen  id 
allen  Organen,  besonders  in  Longe,  Leber  und  Knochenmark.  Die  klinischen 
Erscheinungen  deuteten  nicht  auf  ein  Ma^enkarzinom  bin,  vielmehr  standen 
die  Beschwerden  von  seiten  der  Lungen,  sowie  der  auf  eine  akute  Leukämie 
hindeutende  Blutbefond  im  Vordergrunde  des  Krankheitsbildes.  Histologiscb 
zeichnete  sich  der  Fall  dadurch  aus,  dass  die  mit  den  tieferen  Magenschichten 
in  Zusammenhang  stehenden,  die  brettäbnliche  Härte  des  Karzinoms  be- 
dingenden Bindegewebsbalken  die  in  Lockerung  begriffenen  mittleren  Teile 
der  Drüsenschicht  und  krebsigeu  Partien  durchwuchsen  und  nach  dem  Magen- 
innern  zu  eine  bindegewebige  Äbschlussplatte  konstruierten.  Ein  zusammen- 
hängendes Epithel  war  auf  der  Oberfiäche  nicht  mehr  vorhanden,  v.  Rind- 
fleisch nimmt  an,  dass  das  Karzinom  auf  Grund  eines  chronischen  Katarrbs 
zur  Entvrickelung  gekommen  ist. 

Nordmann  (287)  demonstriert  drei  Magenkrebse.  Der  erste  von  diesen, 
Ton  einem  jungen  Mann  stammend,  hatte  von  klinischen  Erscheinungen  nar 
eine  abundante  Hämatemese  gemacht,  im  übrigen  nur  unter  dem  Bilde  der 
Kachexie  zum  Tode  geführt.  Es  handelte  sich  nm  einen  infiltrierendKii 
Scirrhus.  Im  Dünndarm  waren  die  Pey  ersehen  Haufen  geschwollen,  ausser- 
dem auf  der  Schleimhaut  eine  Reibe  nicht  vereiterter  Knötchen.  Bei  dem 
zweiten  Fall  hatte  man  wegen  der  starken  und  schnellen  Anschwellung  der 
Leber,  deren  Palpation  schmerzhaft  war,  an  die  Möglichkeit  eines  Leher- 
abezesses  gedacht.  Es  lag  ein  Karzinom  der  kleinen  Kurvatur  vor.  Die  Leber 
wog  6'/«  kg  und  war  mit  Krebsmassen  angefüllt.  Der  dritte  Kranke  hutle 
Zeichen  von  Darmverschluss  gehabt,  nebst  einem  Tumor  in  der  rechten  Fossa 
iliaca.  Es  wurde  eine  G.  E.  angelegt  und  dabei  gefunden,  dass  der  Tumor 
der  Cökalgegend  durch  einen  Leberlappen  gebildet  wurde.  Die  Sektion  be- 
stätigte das.  Es  waren  grosse  Krebsknoten  in  der  Leber  und  im  Magen  ein 
grosses  geschwüriges  Karzinom. 

Mönckeberg  (285)  hat  an  einem  Magen  zwei  Krebse  gefunden. 

GSjfibrige  FrBU,  die  mit  der  kÜDiachen  Diagnase  CsrciQomB  owopbagi  et  ventricuU, 
Metutaaen  im  Bauch,  geatorben  war.  Bei  der  Sektion  zeigte  sich  an  der  Kardia  bIdb 
derbe  Oeechwulst,  die  die  Kardia  lingfOnnig  umgab  uud  aich  ISngs  der  kleinen  Kumtat 


Hoaer,  V«rletiiiiigen  noil  chimrg.  ErkraokuDgen  dee  Hagene.  709 

lachM'  -werdend  nnd  stark  nlzeriert  fort  erstreckt«,  um  mit  kaotig  ins  Mageolumeii  vor- 
ngeDdem  Rande  la  enden.  Änsserdem  fand  sich  am  Pylorua  eioe  zweite  QeBchwulst  von 
linglich  ovaler  Geetalt  and  3—4  cm  Darehmeaser,  mit  breiter  Baaia  polypenartig  der 
HageniraDd  anfBitzend.  Die  Oberfläche  dieses  Tumors  war  glatt  nnd  in  der  Hitte  dellen- 
artig eingeiogen.  In  der  SobseroHB  eeigten  sich  auch  hier  einielne  kleine  Tumorknoten. 
Dann  fmnden  sich  noch  kleine  melaatatisehe  Tnaiorknoten  im  ScbSdeldacb  und  in  der  Um- 
^bnng  dea  rechten  Ureters.  Letztere  hatten  znr  Stenose  des  Ureters  und  dadurch  eq 
einer  rechtsseitigen  Hjdronepbrose  geführt.  Das  Kardiakarzinom  erwiea  sich  als  Carcinoma 
sotidnia  medulläre,  wahrend  der  PfloraBtnmor  das  Bild  einee  Carcinoma  adeuomatoeam 
medollare  darl>ot.  Beide  Krebse  lieaseu  sich  von  ihrem  Mntterboden,  der  Magenschleim- 
faant,  KU  den  Randpartien  ableiten.  Die  Metastasen  gehörten  nur  dem  Kardia karzinom  an. 
Dieser  Timstand,  dass  der  Pjlornakrebs  noch  nicht  ulzeriert  war,  läast  ihn  ala  jüngere  Meu- 
hUdiing  erkennen. 

Äusgeheod  yon  der  Vorstellniig ,  dass  ein  Magenkarzinom  nur  dann 
rezidiviert,  wenn]  nach  der  Operation  in  den  Geweben  krebsige  Keime 
loruckge blieben  sind,  bat  Maragliano  (283)  ein  Verfahren  ersonnen,  am 
mit  grosser  Annäherung  die  wahren  Grenzen  des  Neoplasma  während  des 
OperatioQsaktes  zu  bestitnmen  und  auf  dieee  Weise  einen  Wegweiser  zur 
Resektion  im  gesunden  Gewebe  zu  haben,  ein  Verfahren,  das  ich  mit  seinen 
eigenen  Worten  beschreibe :  ^Unmittelbar  nachdem  der  Operateur  das  kranke 
Magenstück  entfernt  hat,  macht  ein  Assistent  an  dem  kardialen  und  duo- 
denalen Ende  desselben  an  dem  ganzen  Umkreis  entlang  mit  einer  Schere 
rielfache,  senkrecht  zu  der  Magenwand  und  in  Längsrichtung  verluufende 
Einschnitte.  Dieselben  sollen  etwas  weniger  als  1  cm  voneinander  abliegen 
und  ihre  Länge  soll  von  dem  Schnittpunkt  nach  dem  Tumor  wenigstens  2  cm 
messen.  Alsdann  untersacht  man  aufmerksam  mit  blossem  Auge  jede  Schnitt- 
Häche  der  Magenwand,  wobei  man  sein  Augenmerk  besonders  auf  die  Schleim- 
haut  und  TJnterschleimhant  richtet.  Erstere  darf  nicht  hypertrophisch  sein, 
sondern  muss  die  normalen  Falten  zeigen  und  vor  allem  verschiebbar 
sein  und  von  der  Muekelhaut  ungefähr  1  cm  abgehoben  werden 
können  und  derartig  an  dieselbe  abgedrückt,  dass  der  Raum  zwischen  der 
Mnskelhaut  und  der  Schleimhaut  gleichsam  potentiell  wird.  Die  Unterachleim- 
haut  soll  ihre  normale  perlweise  Färbung  und  ihren  schlaffen  Bau  zeigen. 

Die  Magenwand  des  resezierten  Stückes  soll  an  seinem  Ende  nach  dem 
oberen  Magenmund  hin  das  geforderte  Aussehen  bieten  in  einer  Länge  von 
wenigstens  2  cra  von  der  Schnittstelle  aus  nach  dem  Tumor  hin.  Auf  diese 
Weise  werden  ungefähr  2  cm  von  dem  Tumor  entfernt,  ungefähr  2  cm 
der  gesnnden  Magenwand  reseziert  werden.  Für  das  Dnodenalende  ist 
1  cm  Wand  in  der  obenerwähnten  BeschafTenheit  ausreichend." 

Die  Beschreibung  seines  Verfahrens  begleitet  der  Verf.  mit  anatomisch- 
pathologischen Betrachtungen  über  die  Art  und  Weise  des  Auftretens  und 
<ler  Ausbreitung  des  Magenkrebses  auf  den  Magenwänden  und  berichtet  weitere 
Tier  Fälle,  in  denen  er  dasselbe  zur  Anwendung  gebracht  hat:  die  mikro- 
skopische Untersuchung  hat  dasselbe  als  exakt  erwiesen.  Die  Arbeit  be- 
schliessen  einige  Betrachtungen  über  das  Rezidiv  des  Magenkrebses  in  den 
Lymphganglien  und  über  den  Vorzug,  der  der  Magenresektion  in  den  Fällen 
TOD  gänzlich  exstirpierbarer  Geschwulst  vor  der  Gastroenterostomie  zu  geben 
ist,  welche  manchmal  einige  Zeit  nach  der  Magenreseiition  ausgeführt  werden 
niiiss,  um  auf  kräftige  durch  die  Resektion  selbst  verursachte  Verwachsungen 
oder  peritoneale  Bändcben  zurückzuführenden  Darmstenosen  zu   überwinden. 

R.  Giani. 


'10  Jahieabericht  für  Chirargie.    tl.  Teil. 

Briinning  (269)  bespricht  32  Resektionsfälle  der  Giessener  Klinik. 
!)ie  kleine  Kurvatur  nnd  die  Regio  pylorica  scbien  für  die  Tumorentwickelnng 
im  meisten  disponiert  zu  sein.  Aus  der  Operationstechnik  ist  zu  bemerken, 
lass  ein  Drain  nnd  ein  Tampon  auf  den  Duodenalstumpf  und  die  Nähe  der 
dagennaht  gelegt  wurde,  aber  nicht  direkt  auf  die  Naht.  Am  Abend  des 
)per&tionstages  bezw.  am  folgenden  Vormittag  wird  der  Magen  gespült,  dünn 
veiter  in  den  ersten  3 — 4  Tagen  zweimal  täglich,  dann  nur  noch  einmal.  Es 
iol]  dadurch  einer  akuten  Magendilatation  vorgebeugt  werden.  Die  Tampons 
serden  am  6. — 8.  Tage  gelöst,  am  II. — 12.  müsi^en  sie  entfernt  sein.  Im 
•"all  23  hatte  sich  eine  Magenfistel  ausgebildet,  die  sich  bald  wieder  schloss. 
s'ach  der  Entlassung  nehmen  die  Patienten  Salzsäure  ein  in  Wasser  zu  den 
kfahlzeiten. 

Die  Gastroduodenostomie  wurde  unter  den  32  Fällen  sechsmal,  26  mal 
lach  Billroth  II  operiert.  Der  M n r p h y knöpf  wurde  mit  Ausnahme  eines; 
''alles  immer  angewendet.  Von  früheren  Leiden  war  neunmal  Ulcus  ventriculi 
lotiert, 

Die  Tudesfalle  nach  der  Operation  betragen  sechs.  Niemals  konnte  ein 
Todesfall  der  Technik  oder  der  Wundbehandlung  zur  Last  gelegt  werden. 
11  der  Operierten  sind  später  gestorben,  9  an  Rezidiv  bezw.  Metastasen.  Die 
)ostoperative  Lebensdauer  betrug  bei  den  VerBtorbenen  im  Durchschnitt 
l6^/s  Monate.  Die  Narbe  war  bei  allen  Operierten  fest;  auch  an  den  Drai- 
lagestellen  fand  sich  nirgends  eine  Anlage  zum  Bruch.  —  Von  der  Prohe- 
aparotomie  soll  ausgiebig  Gebrauch  gemacht  werden. 

Cotte  (272)  stellt  einen  45jähngen  Mann  vor,  bei  dem  Delore  die 
lubtotale  Gastrektomie  ausgeführt  hatte.  Längs  der  grossen  Kurvatur  und 
linter  dem  Pylorns  befanden  sich  grosse  Drüsen,  die  alle  mit  entfernt  wurden. 
k'erschluss  des  Magenstumpfes  und  G.  E.  transmesocol.  mittelst  Jaboulay- 
jumiereschen  Knopfes.  Es  handelte  sich  nm  ein  ausgedehntes  Kolloid- 
Carzinom.  Die  Resektion  ging  bis  in  die  Nähe  der  Kardia.  In  dem  ver- 
lürzten  und  infiltrierten  kleinen  Netz  war  die  Blutstillung  schwer.  Delore 
lemerkt  dazu,  dass  eine  einfache  G.  E.  nicht  so  prompt  die  Schmerzen  ge- 
lommen  und  den  Ernährungszustand  gebessert  hätte. 

Später  demonstriert  Cotte  noch  einen  ähnlichen  Tumor,  den  Delore 
lorch  eine  subtolale  Gastrektomie  erhallen  hatte. 

Es  baDdelte  sich  am  eine  35  jährige  Frau,  die  seit  einem  halben  Jahre  mageDleidenii 
rar.  Bei  der  Magensenkung  konnte  man  den  Sitz  des  fühlbarea  Tumora  schon  an  der 
ileinen  Kurvatur  vernmten.  Der  Tumor  war  in  vertikaler  Richtung  beweglicli,  nicht  deut- 
ich  in  qDfrer  Riclitung.  Eine  Dilatation  beeUnd  nicht.  Bei  der  Operation  atelllfn  uch 
Tosae  Schwierigkeiten  ein,  die  Hinterfliiche  des  Pylorns  von  dem  damit  verwachseofii 
'ankreas  und  Mesocolon  Iranaversum  zo  iQsen.  Kh  muasten  bier  zahlreiche  Qefäsae  durch- 
chnitten  werden,  ein  Teil  des  Mesükolon  masste  mit  entfernt  werden.  Duodenum  unif 
lagen  norden  wieder  vernftht ;  hinti^n  G.  E.  mittelst  Eoopf. 

Es  lag  ein  grosser,  den  ganzen  präpylorischen  Teil  einnehmender,  nlze- 
ierter,  nicht  stenosierender  Tumor  vor;  im  Lig.  gastroc.  kleine  Drüsen, 
[rössere  im  Bereich  der  Coronaria  hinter  und  unter  dem  Pylorus. 

Delore  und  Leriche  (273a)  beschreiben  ein  malignes  Leiomyom. 

Eine  Frau,  die  seit  15  Monaten  Magenstörungen  hatte  mit  betrScbtlicber  Äbmagening, 
lies  links  vom  Nabel  einen  harten,  betreglichen ,  apfelgroBsen  Tumor  auf,  dabei  leichte 
tagend ilatation.    Pflorektomie  ca.  8  cm  mit  G.  E.  post.  transmesoc. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  er§:ab  normale  Mukosa;  Muscularis  mucosae  hfper- 
rophiscfa.    Darunter  ein  dichtes  fibrOses  Gewebe,  in  dessen  Maschen  BOndel  von  gUU«D 


,  Terletinogen  uod  Chirurg.  Erkrankungen  des  Mg.genB. 


711 


FaMm   and  etnas   verl&Dgerte  Zellen,   deren  Zusammenhang   mit   dem  Magen  dunkel   und 
deren  Uorpbologie  mnaknUren  Ursprung  anzudeuten  schienen. 

Es  trat  Heilung  ein,  doch  soll  die  Kranke  später  an  unbekannter  TodesuTSSche  ge- 
storben  sein.     18  Uonate  nach  der  Pylorektomie  iat  sie  rezidivfrei  gewesen. 

Stets  ist  bei  Leiomyomen,   falls  die  Diagnose  überhaupt  makroskopisch 
gestellt  werden  kann,  die  Resektion  weit  im  Gesnnden  vorzunehmen. 
Brooks  {268)  berichtet  drei  Fälle  von  Magensarkom. 

1.  S7jabrige  Frau,  Alkoholislin,  seit  zwei  Uonaten  krank.  Eine  bräunliche  Pigmen- 
t»tion  der  Baut  lies»  an  Äddiaoneehe  Krankheit  denken.  Sie  ging  an  Erschöpfung  zu- 
p^nde,  Dicbdem  sie  einige  Stunden  vor  ihrem  Ende  Blut  erbrachen  hatte.  Die  Obduktion 
«rgab  Arteriosklerose,  Lungentuberkulose,  Sanduhrmagen ,  die  obere  und  untere  Kurvatur 
doroh  einen  Tumor  verdickt;  Tuberkulose  des  Darms,  chronische  interstitielle  Nephritis; 
Adenom  der  Schilddrüse,  Thrombose  der  unteren  Hohlvene.  Mikroskopisch  war  der  Uagen- 
tsmor  Kund  Zell  enaarkom. 

2.  57jfthriger,  gut  genährter  Mann,  der  an  Erbrechen  lilt.  Schnelle  Abmagemng, 
io  A*aa  man  bald  rechts  von  der  Mittellinie  im  Hjpochondrium  einen  Tumor  fQblen  konnte, 
der  dem  Hagen  angehörte,  freie  Salza&ure  und  MilcbaSure  in  kleinen  Mengen  nachweisbar. 
Tod  Tfba  Tage  nach  der  Probelsperotumie.    Mikroskopisch:  Angiosarkom. 

3.  50j9hrige  Fran,  die  vor  zwei  Jahren  an  Magenketarrh  gelitten  hatte  mit  Schmerzen 
nach  dem  Essen,  saurem  Geschmack  im  Mnnd  und  gelegentlichem  Erbrechen.  Die  Haut 
Kar  Gsbr  blase  and  wachsarlig.  Freie  Salz,  nnd  Milchstture  nachweisbar.  Hftmoglo  hinge  halt 
sank  bis  unter  10 °/o,  Erjthrozjten  1000000.  Tod  an  Erschöpfung.  Pylorusende  des  Magens 
war  diffus  verdickt  mit  hSmorrhagischeD  Extravasationeo  in  der  Mukosa.  Mikroskopisch: 
Ftbrourkom. 

Brooks  hält  das  primäre  Magensarkom  für  nicht  xa  selten;  es  scheint 
für  ein  chirurgisches  Eingreifen  ein  anssichtsvolles  Feld  2U  bieten.  Als  Er- 
kennungszeichen gegenüber  Karzinom  führt  er  an  Abwesenheit  eines  Magen- 
tumors,  sowohl  freie  Salzsäure  als  Milchsäure  vorhanden,  langsamen  Verlauf 
der  Krankheit  ohne  Metastasen;  wenig  oder  kein  Blut  im  Erbrochenen. 

Auch  Mangea  (282)  glaubt,  dass  die  operativen  Resultate  bei  Entfernung 
der  Sarkome  bessere  sind  als  bei  den  Karzinomen.  Ein  Patient  von  Dock 
ist  seit  vier  Jahren  gesund.     Manges  bringt  zwei  neue  Fälle. 

1.  48j&hriger  Schuhmacher  hat  seit  vier  Monaten  Appetit-  and  Gewichtsverlust,  Ter- 
stopfong  nnd  gelegentlich  Erbrechen.  Ges.  Acid.  nach  PrubefrObatDck  40,  keine  freie  Salz- 
siure,  keine  Milchsäure.  Weilerhin  stellt  sich  Fieber  ein,  im  rechten  Hypocbundrium  ein 
■uirFg«hnassiger  Tumor,  schliessüch  Aecites.  Tod  drei  Tage  nach  einer  G.  E.  Lvmpho- 
aarkom. 

2.  48jfthr.  Mädchen,  das  an  stark  blutenden  nteroefibroraen  litt.  Diarrhoen,  Melina, 
Appetitverlnst  und  starke  An&mie.  Anfangs  pfirsichgrosses  Magentnmor,  spftter  Tumoron 
in  beiden  Fosaae  iliacae.    Obduktion  etgth  ein  Myosarkom  der  vorderen  Magenwand. 

Ein  Fall  von  Magensarkom,  den  Oberst  (2S8)  beschreibt,  hat  das 
klinische  Bild  eines  Ulcus  rotundum  vorgetäuscht. 

2Sjftbriger  Landwirt  bekam  Bluterbrechen  und  Schmerzen  im  Epigastrium.  Neben 
echmerzhafter  Resistenz  war  remittierendes  Fieber  und  rechlsseitige  Pleuritis  zn  finden, 
dabei  geringe  Leukozytose  und  HiUnoglobingebalt  von  20°/i>-  Die  Schmerzen  traten  krampf- 
artig nach  dem  Essen  auf.  Terachlechterung  des  AllgemeinbafindenB.  Da  die  Resektion 
d«s  dem  PfloroB  angehören  den ,  in  die  Leber  hineingewachsenen  faustgrossen  Tumors  un- 
möglich war,  «Drde  die  G.  E,  angelegt,  die  Patient  nnr  vier  Tage  Überlebte.  Untersuchung 
ergab  RondzeUensarkom,  das  von  dem  Bindegewebe  der  Submukosa  seinen  Ausgang  nahm. 

Hajem  (278c)  hat  vier  sichere  Fälle  von  Magensyphilis  beobachtet 
nnd  einen  unsicheren;  er  hält  ea  ausserdem  für  möglich,  dass  er  manchen 
Füll  nicht  als  solchen  erkannt  bat. 

1.  SSjfthriger  syphilitischer  Mann  erkrankte  an  Blaterbrecben.  Schnelle  Heilung  aof 
Jod.    Darauf  iat  er  bis  jetzt  gesund  gewesen  und  ist  zurzeit  Ober  70  Jahre  alt. 

2.  33  jahriger  Mann  erkrankte  mit  MagenatOrungen  und  Schm erzan füllen ,  die  als 
Leberkoliken  angesehen  wurden.  Nachweisbar  war  Magendilatation  nnd  eine  Resistenz  in 
in  Gallenblase ngegend.     Heilung  auf  spezifische  Kur. 


!  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.     II.  Teil. 

8.  43jftliriger  Mann  litt  seit  UoDateii  an  MaigeDachmeraen  und  Erbrechen  kurze  Zeit 
;h  der  Nahrungsaufnahme.  Der  Hagen  war  bei  dem  kacbektiechen  Kranken  klein;  in 
OallenblaaeDgegend  fand  sich  eine  Resistenz.  Tod  useh  einer  G.  E.  Obduktton  ereab 
e  plastische  laGltration  der  Pjloro-  Duodenalge^end  mit  starken  Verwacfasaagen  an  di« 
chbarorgane.  Uikroskopisch  bestand  nur  eine  fibroide  Infiltration  besondeta  der  Susaeren 
Jen,  die  kleine  Ko Stehen  enthielten,  die  als  Q um mikn Stehen  imponierten. 

i,  60jAhriger  Mann  erkrankte  an  Magenbeschwerden  mit  Appetitlosigkeit,  bald  auch 
Erbrechen  und  Gewichtsabnahme.  Keine  freie  Salzsfiure.  Pylorneresektion.  Das  re- 
ierte  Stack  ist  verdickt  und  verhfirtet,  zeigt  aber  keinen  eigentlichen  Tumor,  mikro- 
ipisch  kein  Karzinom,  vielmehr  syphilitische  Erkrankung  sicher  gestellt  Heilung  und 
'  sntjsyphilit Ische  Kur  bedeutende  Erholung. 

Hayem  rät  in  Fällen  mit  Syphilis  -  Anamnese  vor  der  Operation,  fitlls 
ise  nicht  eilig  ist,  eine  spezifische  Kur  vorher  vornehmen  zu  lassen.  Im 
irten  Fall  war  die  Magensyphilis  vierzig  Jahre  nach  dem  Schanker  zum 
isbruch  gekommen. 

Auch  Lenzmann  (281)  beschreibt  die  klinische  Beobachtung  zweier 
Jle  von  Magensyphilis. 

1.  Seit  einem  Jahre  magenleidender  Patient;  fast  stets  nach  dem  Essen  auftretpude 
imercen  und  mehrmalige  HAmatemeHis;  dabei  cbsrakteristiacher  Druckachmerz.  Ver- 
iiedene  Ulcuskaren  waren  ohne  Erfolg,  ebenso  eine  G.  E.  Erbrechen  blutiger  Hasaen 
3b  bestehen.  £s  bestand  BypersiidiUt  von  100,  wovon  70  freie  SaUaure.  Die  üoter- 
^hung  des  hochgradig  abgemagerten  Menschen  ergab  eine  etrablige  Narbe  an  der  Uinter- 
nd  des  Rachene.  Ober  deren  Entstehung  der  Patient  keine  Auskunft  geben  konnte; 
leriscbe  Infektion  gab  er  aber  zu.     Besseiung  auf  Jodkali,  Heilung  auf  Si^tnierknr. 

2.  32jShrige  Patientin  erkrankte  an  Magenschmerzen  nach  dem  Essen.  Hjperaziditit 
1  charakteristi scher  Schmerzpunkt.  Mehrere  UIcuakuren  blieben  ohne  Erfolg.  Die  abgC' 
gerte  Patientin  vertrug  nicht  die  leichteste  Di&t.  Sie  bekam  dann  noch  eine  Parese  des 
ken  Levator  palpebrae,  dann  heftige  Kopfschmerzen,  die  vornehmlich  nachta  anftraten 
i  an  bestimmte  Stellen  des  SchBdels  verlegt  wurden,  an  dem  deutlich  Auftreibungen 
tzustellen  waren.  Eine  actisyphilitiache  Kur  brachte  sofort  auffallende  Besserung  der 
lg enbesch werden.  Gegen  Jodpräparate  zeigte  Patientin  aber  eine  besorgniserregende 
osynkrasie.     Die   kleinsten  Dosen    bewirkten   unerCrftglichen  Schnupfen,   heftigste  Atem- 

:  und  Kopfschmerzen.  Es  wurden  Jodipiajektioneu  gemacht  and  stets  erst  wiederholt 
nn  im  Üam  kern  Jod  mehr  nachweisbar  war.  Nacheinander  zeigten  aich  an  einer  Reibe 
a  Böiochen  die  Erscheinungen  der  eburn  leren  den  Knocbenlues.  Schliesslich  schwanden 
)r  alle  Erscheinungen  auf  Schmierkuren  und  Jodipininjektioneii.  Patientin  vertrSgt 
ider  die  gewöhnliche  Dilit,  allerdings  unter  Vermeidung  reizender  Sachen. 

Im  ersten  Fall   muss  wohl   ein  Ulcus  vorgelegen  haben  (Hämatemesis.'J; 

zweiten  wahrscheinlich  ein  gummöses  Infiltrat.    Die  Reizung  der  Vagus- 

den  durch  das  syphilitische  Infiltrat  hat  wahrscheinlich  die  Ulcussymptome 

rgetäuscht.     Die  Fälle  sprechen  dafür,   dass  man  in  hartnäckigen  Fällen 

n  Ulcus  an  Lues  denken  soll. 

Hab  er  er  (376)  berichtet  von  einem  Fall,  der  bei  bestehender  latenter 
Lthise  typische  Symptome  von  Magen-  und  Darmstenose  dargeboten  bat. 
li  der  Laparotomie  fand  sich  ein  Tumor  des  Pylorus  und  ein  ebensoIi;her 
r  zwei  obersten  Jejununischlingen  mit  zahlreichen  bis  walniissgrossen,  z.  T. 
rkäst  erscheinenden  Lymphdrüsen  im  Mesenterium.  Haber  er  stellte  per 
clusionem  die  Diagnose  auf  Tuberkulose.  G.  E.  ant.  antecol.  zwischen 
!igen  und  Jejunum  unterhalb  des  Darmtumors  nebst  lateraler  Enteroana- 
>mo8e  brachte  Heilung.  Auf  die  AnfrE^e  Payrs,  ob  es  sich  um  eioen 
philitischen  Prozess  handeln  kenne,  erwidert  Haberer,  dass  Narben  an 
iber  und  Darm  nicht  vorhanden  waren. 

Alessandri  (267)  resümiert  kurz  die  in  der  Literatur  vorhandenen 
ille  von  Pylorustuberkulose,  bei  denen  die  Diagnose  durch  den  chirur- 
ichen  Eingriff  bestätigt  wurde. 


HoBBr,  V»rleUiiiigeii  and  chinirg,  Erkrankangen  des  Hsgena.  713 

Er  weist  darauf  hin,  dass  die  Zahl  derselben  bedeutend  grösser  sein 
irürde,  venn  man  in  all  den  Fällen  von  stenosierenden  oder  nicht  steno- 
sierenden  Pjlorosnenprodaktionen,  die  als  neoplastiscbe  angesprochen  worden, 
ZOT  histologischen  Untersuchung  geschritten  wäre. 

Alsdann  illnstriert  er  einen  von  ihm  operierten  Fall  einer  21  Jahre  alten, 
seit  7  Monaten  mit  Pylomsstenosesymptomen  erkrankten  Frau ,  welche  be- 
deutende Vergrössemng  des  Magens  and  eine  fühlbare,  hühnereigrosse,  unter 
dem  rechten  Rippenbogen  gelegene  Anschwellung  zeigte,  die  in  horizontaler 
Richtimg  äusserst  verschieblich  war,  derart,  dass  sie  von  dem  rechten  Hypo- 
cbondrinm  nach  dem  linken  gebracht  werden  konnte.  Die  Patientin  wnrde 
mit  Resektion  des  Pylorus  operiert :  das  Duodennm  wurde  an  die  Uinterääche 
des  Magens  gelötet.  Infolge  absoluten  Fehlens  yon  Verwachsungen  war  die 
Operation  eine  leichte:  die  Kranke  genas  vollkommen. 

Bei  der  Untersuchung  des  abgetragenen  Stückes«  fand  sich  eine  die 
Pj-lomsmündung  stenosierende  Neuproduktion  von  tuberkulösem  Aussehen : 
die  angrenzenden  Magenwände  waren  verdickt  and  in  der  grossen  Krümmung 
nahe  am  Pyloms  bestand  eine  runde  Ulzeration  mit  scharfen,  steilen  Rändern 
und  granulösem  Gmnd. 

Die  mikroskopischen  Präparate  geben  den  charakteristischen  Befund 
des  tuberkulösen  Prozesses  mit  typischen  Riesenzellen  und  käsiger  Substanz. 
Der  Prozess  hatte  sich  in  der  Unterschleimhaat  entwickelt. 

Kochsche  Bazillen  wurden  in  dem  Gewebe  nicht  gefunden:  die  Ver- 
suchsinokulation wurde  nicht  gemacht.  R.  Giani. 

Ricard  und  Chevrier  (291)  verfügen  über  vier  Fälle  von  Pylorus- 
taberkulose.  Primäre  tuberkulöse  Pylorusstenosen  sind  nur  dreimal  beobachtet 
worden  unter  107  Magentuberkulosen,  stenosierende  Tuberkulosen  des  Pylorus 
überhaupt  16  mal  (^=  15,04%).  Bei  der  tuberkulösen  Stenose  findet  man 
häufig  Diarrhöen,  während  ja  sonst  bei  Pylorusstenosen  Verstopfung  die  Regel 
bildet.  Die  Operation  ist  undankbar,  da  die  Pylorektomie  gefährlich  und  oft 
aniD^lich  sein  wird,  Pyloroplastik  oder  Dehnung  nicht  in  Betracht  kommt. 
Daher  kann  nur  die  G.  E.  oder  Jejunostomie  in  Frage  kommen.  —  Oft  sind 
die  perigaetriscben  Drüsen  der  primäre  Sitz  der  Tuberkulose.  In  der  Magen- 
wand selbst  sind  es,  mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit,  die  lymphatischen 
Gebilde  der  Schleimhaut,  die  zuerst  erkranken.  Von  den  zahlreich  ver- 
schluckten Tuberkel bazillen  schützt  der  Schleim  am  meisten  die  Epithelien, 
er  Tennindert  auch  die  Virulenz  der  Bazillen.  Der  Magensaft  wirkt  auf  die 
Tnberkelbazillen  nur  sehr  langsam,  daher  unvollkommen.  Im  entzündeten 
Zustand  ist  die  Schleimhaut  auch  leichter  verwundbar.  In  der  Pylorusgegend 
iäi  sie  aber  vielen  „Mikrotraumen"  ausgesetzt.  Die  dort  gesetzten  Wunden 
können  infiziert  werden.  Schliesslich  kann  der  Pylorusteil  auch  rückläufig 
Ton  der  schon  erkrankten  Duodenalschleimhaut  ergriffen  werden. 

Von  13  tuberkulösen  Pylorusstenosen  waren  7  im  Alter  von  20—30 
Jahren,  die  anderen  6  verteilen  sich  auf  alle  anderen  Lebensalter  gleichmässig. 
Das  Erbrechen  bei  noch  nicht  vollkommener  Stenose,  das  oft  bis  drei  Stunden 
nach  der  Nahrungsaufnahme  einsetzt,  ist  fast  immer  sehr  sauer.  Während 
dieser  Periode  kann  auch  Blut  im  Erbrochenen  sein.  Selten  ist  aber  die 
Blutung  eine  abundante.  Die  Kranken  fühlen  sich  durch  das  Erbrechen  stets 
'sehr  erleichtert  und  suchen  es  herbeizuführen.  Peristaltische  Bewegung  des 
Magens  konnte  bei  den  beobachteten  Fällen  nicht  gefunden  werden.  Unter- 
sachongen  über  den  Chemismus  des  Magens  liegen  noch  nicht  in  genügender 


Jahresbericht  für  Chirargje.    II.  Teil. 

Ige  vor,  um  daraus  Schlüsse  ziehen  zu  können.  Jod  erschien  in  einem 
I  Margaruccis  erst  nach  35  Minuten  im  Speichel. 

Es  acheint  zwei  Arten  von  tuberknlösen  Stenosen  zu  geben,  eine  mit 
gsamem,  eine  mit  Bchnellem  Verlauf.  Letzterer  scheint  häufiger  zn  sein. 
i  Stenose  entwickelt  Bich  schneller  als  beim  Karzinom.  Interkurrente  Krank- 
ten sind  häufig.     Die  Prognose  ist  schlecht. 

Um  eine  Pylorusstenose  aln  tuberkulös  zu  erkennen,  berücksichtige  man, 
s  sie  oft  bei  Tuberkulösen  vorkommt.  Unter  9  Obduktionen  mit  gewöhn- 
lem  Ulcus  sind  allerdings  auch  7  Fälle  mit  Lungentuberkulose  gefunden 
■den.  Ein  besseres  Zeichen  sind  die  erwähnten  Diarrhöen.  Auch  multiple 
isenscbwellungen  sprechen  für  den  tuberkulösen  Charakter. 


9  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  des 
Darmes. 

eferenten:  E.  Hagenbach,  Basel  und  E.  Voswinckel,  Berlin. 

Die  mit  *  veraeheasD  Arl>eiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Allgemeines.     Technik. 

Abel,  RQckbliok  auf  60  FSlle   von  Bauch operHtionen.     Deutsche  milit&r&ntl  Zeitscbr. 

Hr.  5. 

*v,  Aldor,  Über  den  Wert  der  hohen  Darmeiagieaaungen.  Berliuer  med. Wacbeaschr. 

Nr.  34. 

Barker,  Three  eases  illustrating  Ihe  condition  of  the  amall  inteatine  etc.    Lancet 

22.  IV.  1905. 

Beer,  Jaboulay'a  anaatomotic  button.     Annala  of  sorgerj  1905.  Nov. 

'Blake,  Joseph  A.,  Malpositioo  of  the  appendiz  a  cause  of  fnactional  disturbanut 

of  the  inteatine.     Annale  of  surgery  1905.  Sept. 

Blumenfeld,   Untersuchungen  aber  das  S  romanam.     Dise.  Dorpat  1903.    Zentralbl. 

f.  Chir.  Nr.  U. 

BoreliuB,   Zur   Technik   der  Dickdarmresektion.    Nordiak  medlcinaak   Archiv  1904. 

Bd.  87.  Abt.  I.  Chir.  L.  8.  Nr.  U. 

Brunner,  Behandlung  des  Duadenalatnmpfea.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  47. 

C BT to I  a r i ,    Sulla    gastro ■  enteroplegia    poet- operstoria.     La    Riforma    medica    1905. 

Ottobre. 

Catapotis,    De  l'intestin.    La  presss  m4d.  1905.  Nr.  65. 

Cavaillon,    Tube  i,  drainage  inteatinal  contiuo.    Lyon  m^  1905.  Nr. 

*Chavamaz,   Parotiditea  et  Operations  abdominales.    Joura.  de  H6d.  de  Bord.  190), 

8  Octobre. 

*Cbeinisse,   La  cjanoae  entärogfene  (räpertoire  diuiqne).    La  Sem.  m Ad.  1905.  6  Dh. 

Nr.  49.  p.  577. 


Hageubach,  VerleUangen  nod  cbinirg.  Krankheiten  des  Darmes.  715 

U.  CoiomfaaDi,  Zar  Eaeaistik  d?r  Gefahren  bei  Änwendnng  des  Hurphj-Knopfes.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 

15.  'Conrsdi,  Badeatnng  der  baklerlelleo  Hemmangutoffe  fOr  die  PhjaioloKie  und  Patho- 
logie des  Darms.  Manch,  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  37.  p.  1761.  Nr.  45.  p.  2164. 
Nr.  46.  p.  2228.    (Eignet  sich  nicht  in  einem  kurzen  Ref.) 

16.  Dahlgr«D,    Behandlung  der  Dannl&hmnng.     Zentrslbl.  f.  Cbir.  Nr.  15. 

17.  Dega,    Zur  Klinik  der  Cskumerkrankungen.     Berlioer  klin.  Wochenachr.  Nr.  44a. 

18.  Delbet,  La  typhlite  ptosiqne  et  eon  traitement  psr  la  eaecoplicature.  Sem.  mM. 
1905.  Nr.  47. 

19.  Dep  age-Ranffart -Majer,  Die  Chirurgie  der  Ptoseii  der  Baachorgane.  Journal 
m6d.  da  Brux.  1904.  Hr.  83—40. 

'X.   Elsaesaer,    Über  die  sogen.  Bergmann skrankheiteo.     Becker,   Arnsberg  i.  W.  1905. 

^1.  Faaano,  Contributo  all'  nao  de  battone  dl  Marphj  come  mezzo  di  aintosi  nelle  ana- 
stomoai  gastro-  ed  enterointestinali.     II  Policlioico  aez.  prat.  faac.  31.  1905. 

■ä.  Friedrich,  Friozipiellea  zar  operativen  Behandlung  der  lleocSkaltumoren,  gleich- 
zeitig ein  Beitrag  zur  Symptomatik  und  Befaaddlung  der  Invaginatio  coeci  in  colon 
trukBiers.     Arch.  intern,  de  chir.  IdOö.  Vol.  U.  Fase.  3. 

23.  Gaaltier,    De  rezploratlon  fonctionelle  de  rinteatin.    Acad.  de  Med.  1905.  Nr.  37. 
ZSi.Ghadini,  A.,  Contribnt«  alle  eateM  resetioni  ed  eaclnsioni  dell'  inteatino.    La  clioica 

chlrurgica  1905. 

24.  'aiaesaner,  Aatointoxikation  bei  Stahl  Terato  pfung.  Zeitachr.  f.  exp.  Patb.  a.  Ther. 
Bd.  I. 

Ü.  *Goldschmidt,    Ichtboform.    Therap.  Monateh.  1905.  Jan. 

ifi.  Gouilload,    Da  l'^talement   pelvien   da   colon   terminal   et   de  l'acclasion  poBtoperat. 

par  adhärencea.    Lyon  tni6.  1905.  Nr.  29.  p.  113. 
2i.  Hofmeiater,  Zor  Technik  der  Ente roatomie.    HOncfa.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  40. 

p.  1950, 
ii.  Usberar,  Zur  Technik  der  unilateralen  Darmaaescbaltang.    Ärch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  7S. 

H.  1  u.  2. 

29.  Houl,  Über  Diverticnla  inlestini  jejuni  et  craiai.    Wiener  klin.  Randsch.  1905.  Nr.  34. 

30.  Heile,  Experimentelle  Beobachtaagen  über  die  Resorption  im  Dttnn-  and  Dickdann. 
Mitt.  a.  d.  Orenzgeb.  Bd.  XIV.  H.  4. 

31.  Klaaber,  Bemerkungen  zur  Anwendung  d»s  Jaboalayachen  Anastomosen  knöpf  es 
ohne  Naht.     Zentralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  41.  1905.  Nr.  49. 

32.  ESster,    Zar  Tvchnik  der  seitlichen  Enteroanastomose.     Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  83. 

S3,  Lapeyre,  De  rappendicoatomje  dana  le  traitement  de  certninea  occiueions  intesti- 
oalea.     18.  franz.  Chir  arge  nkongresa.     Sem.  mM.  1905.  Nr.  41. 

34.  Lempp,    Über  den  Wert  der  Jejunoatomie.     Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  76.  H.  1  u.  2. 
Vi.  Lessing,    Die  Lage  Veränderung  dea  Dickdarms  bei  AufblSbong.    Zentralbl.  f.  Chir. 

190S   Nr.  30.  p.  802.     (Ausfabriich  Dentache  ZeJtachr.  f.  Chir.  1906.  Bd.  81.  1.  H.) 

36.  Leinlle,   Parasitee  de  l'intestin.    Presse  miä.  1905.  Nr.  105. 

37,  Longo,    Le  esclosioni  intoatinall.     La  riforma  madica,  1905,  Luglio. 

35.  Mandel,  Anns  praeternaturalis  und  dessen  Beseitigung.  Deutsche  militSr&ritliche 
Zeitscbr.  1905.  Nr.  S. 

33.  Uaragliano,  Lea  interventiona  cbirargicalea  pour  affectiona  gastro-intestinalee.  La 
Sem.  möd.  1905.  Nr.  44. 

40.  Haar;,  D raher,  J.  W.,  The  twin«  triangulär  stich  for  gastro  and  entero-enteroetomy. 
Ann.  of  Sarg.  1905.  June. 

41.  Uajlard,  M.  B.  B.  S.,    Hapato-cholangio-jejanostomy.     Ann.  of  aurg.  1905.  Jan. 

^S-  Mafo,  Williaro,  A  review  of  five  hundert  casea  of  gastro- enterostomy ,  including 
pyloroplaaty,  gaatroduodenostomy  and  gastrojejunostomy.     Ann.  of  surg.  1905.  Nov. 

^-  —  Ober  die  chirurgischen  Varhftitnisse  ta  der  oberen  Baachhöhle.  Allgem,  Wiener 
M»d.  Ztg.   1905.  Nr.  7  u.  8. 

U.  Uejer,  Appendicostomy  and  cecoBtomy  in  tbe  treatmant  of  chronic  Colitis.  Med, 
Neva  1905.  Aug.  26. 

45.  'Uilner,    Darmoperationen.     Berliner  med.  Wachenschr.  Nr.  35. 

46.  -  Ober  Verengerungen  und  VarscblQnse  des  Darmkanals  und  ihre  chirargiache  Be- 
handlong.     Hedizio.  Klinik  Nr.  43  a.  44. 

<':   Moachet,  Albert,    Chirargie  intestinale  d'orgence.    Paria,  Baillüre  et  file.  1903. 
fö  Uouks,    Stndiea  in  the  surgical  anatomy  of  tbe  small  inteatine  and  ita  mesentery. 
kaa.  of  surg.  1905.  Oct. 


}  JahreBbericht  fOr  Chiiurgie.    II.  Teil. 

Monprofit,   Lk  aection  intestinale  en  biaeau  dans  la  gastroent^roatoinie  par  impUo- 

tation.    Äreb.  prov.  de  cbir.  1905.  Nr.  8. 

Offergeid,    Zur   Technik    der   sofortigen    ÜjQffnang   einer    EnterostomiB    dee   Anas 

pra«t«matnra]iB.    Dentecbe  med.  Wocheasubr.  Nr.  43. 

Pantaloni,    Chirurgie  dn  gros  iateatin.     Arch.  prov.  de  chir.  1905.  Nr.  8. 

Pauebet,   RäaecUon  de  4  tnbtrea  de  rinteatio  grSle.    Soc.  mdd.  de  Ftcardie.  Amiens. 

1905.  Nov. 

*Paasint.    FSuluiBerregende  anaSrob«  Dannbakterien  nnd  ihre  Bedentnng.     Zeitacbr. 

f.  Eyg.  üi.  49.  E.  I. 

*Pasaow,    Beitrag  tur  operativen  fiehandliing  des  sog.  IleoeflkaltuDiaia.     InaDj.-Dias. 

Rostock  1905. 

Passier,    TraiUment  des  härnorrbagiea  dn  tobe  digeatif.     Tbtee  de  Paria   1904.    Eef. 

Gazette  des  hOpitanx   1905.  Nr.  7.  p.  76. 
i.Pieri,  Sagli   effetti   della  estirpaiione  del  ganglio   eeliaco.     Gazietta  degli   ospedali  e 

delle  cliniche  1905.  Nr.   18». 

Piquä,  Discuasioti  aar  lea  anaatotnoaea  ilio-rectales.     Soc.  de  chir.  1905.  Nr.  34. 

Pietrabeaaia,    Di  reaezione  iDtestinale  aecoodo  il  metodo  AntonellL     Gaz.  med. 

Lombards.  Anna  LXII.  Nr.  88  d.  29. 

Pinatelle-Riviöre,  L'^vacuation  mätbodiqae  de  Tinteatiii.    Bev.  de  Chir.  190ö.  Nr.  8. 

p.  229. 

Pirone,    Sulla  fiaiopatologia  del  graude  epiploon.    La  riforma  medica  1905. 

Poucel,    fUaection  coecale.     Gazette  des  hOpitaox  1905.  Nr.  57, 

Qeänu,    Do  diagnoatic  op^ratoire  des  obetructiona  du  chol^doqae    et  specialeroent  de 

la  daodeaostomie  eiplaratrices.     Soc.  de  chir.   1905.  Nr    32. 

~-    A  propoB  de  la  recCoenteroatomie.     Soe.  de  chir.  1905.  Nr.  81. 

BenterakiOld,    Zur  Operati onatechnik  beim  Anua  praetematuralia.     Hygjea  1905. 

Ricard-Chevrier,   De  la  gastro-eDtdroatotnie.    Gai.  dea  bfipitanx  1905.  Nr.  9. 

Rodari,  FhyaostigmiD   in  der  Danntberapie.     Eorrespondensbl.   f.   Sehweis.  Ante. 

1905.  Nr.  17. 

Rosenberg,   Über  Darmaondieniog.    Dentsche  med.  Wocbenaehr.  1905.  Nr.  13. 

Salge,  Die  akuten  Darmerkrankangeo  des  Sluglinga.    Berl.  kliu.  Wocbenaehr.  Nr  35. 

Schmidt,   Die  FnnktionaprafaDg  dea  Darms  mittelst  der ProbekoaL  Bergmann,  Wies- 
baden 1904. 

'Scbultze,   Beziehungen   der  Lieberk  Abu  sehen  Erypt«n   zn   den  Lympbkn6tcheD 

dea  Dickdarms.    Zeütralbl.  f.  patb.  Anat.  Nr.  3. 

Silbemark   und   D5män]',    Experimentelle    Stadie   inr   Eolostomiemethode   nach 
T.  Mosetig-Moorhof.    Deutsche  Zeitrchr.  f.  Chir.  Bd.  76.  p.  286. 
.. 'Siglio,  XI  laparotomie  per  iadicazioni  diverae.  Archivio  Italiano  di  ginecologia  19%. 
Faac.  7.    (Ststietik.) 

Steinthal,    Zur  Behandiuag  des  DuDdenalatampfs  bei  der  ReaektioDsmetbode  oaeli 

Biltroth  II.     Zentralbl.  t.  Chir.  Nr.  50. 

Stubenrauch,  v.,   Über  die  prophylaktiaebe  Emfthnmg  Lapaiotomierter,  mit  Benier- 

kungen  Ober  die  Punktionsdrainsge  dea  Darma.  Deutacbe  med.  Wocbeaechr.  1905.  Nr.  SS. 

Terrier,    Discuasion  snr  les  anastomoaes  iläo  -  rectales.    Soc.  de  chir.  1905.  Nr.  32. 

Tietze,   Fortschritte  in  der  chirurgiacheu  Behandlung  der  Daimkrankheiten.  Deutscha 

med.  Wocbeoschr.  Nr.  45. 

Tacfaadf ,    Eaaniatieche  Hitteilungen  ana  dem  Gebiete  der  Darmchirorgie.    Eorresp. 

f.  Schweizer  Ärzte  1805.  Nr.  3.  p.  80.    Nr.  4  p.  118. 

Yandin,   Donard,   Labbä,    Pilules    inaolublea  dana  l'estomac    et  soinblea  dai« 

rintestin.    Joum.  de  mid.  de  Bord.  1905.  5  Nov. 

Vanghu,   The  actiou  of  the  intracelliilar  poiaon  of  the  colon  bacillas.    The  jonrn.  of 

the  Americ.  Med.  Asa.  1905.  April  19. 

Wolf,    Zar  Technik  der  Enterotomie.     Zentralbl.  f.  Cbir.  Nr.  46. 

Wyllja,    Colohepatopexy  on  colon  subatitution.     The  journ.  of  the  Amer.  Hed.  Aat. 

1905.  Sept.  16. 

Schmidt  (68)  geht  von  dem  Gedanken  ans,  dass  zur  Fnnktions- 
iifung  des  Darmes  von  einem  Normalkot  ausgegangen  und  die  Stubi- 
^ersnchung,  wenn  in  die  Praxis  eingeführt,  möglichst  vereinfacht  werden 
SS.    Seine  Probekost  besteht  aus  Milch,  Zwieback,  Eiern,  Butter,  Kind- 


Hagenbacb,  Terletznngen  nod  chirarg.  Kruikheiteo  des  Dames.  717 

feisch,  Kartofffiln  und  Schleim  im  Werte  von  2234  Kalorien.  Zur  Abgren- 
zoDg  des  „NormalkoteB"  kann  am  Beginn  und  Ende  des  Versuches  Karmin 
g^eben  werden.  Der  Stuhl  mnss  makroskopisch  und  mikroskopisch  unter- 
sucht Verden.  Reste  von  Bindegewebe  und  Sehnen  sprechen  für  Störung 
der  Darmverdauang.  Kartoffelreste  sind  als  durchscheinende  Kömer  sicht- 
bar. In  chemischer  Beziehung  ist  neben  der  Reaktion  wichtig  die  Sublimat- 
probe; Rotfärbnng  des  Stuhles  durch  vorhandenes  Hydrobilirubin.  Femer 
ist  die Gämngsprobe  von  Bedeutung;  beiKohlehjdratgärong  werden  die  Fäzes 
sauer,  bei  Eiweissganmg  alkalisch.  Fett  im  Stuhl  ist  nur  pathologisch,  wenn 
reichlich  vorhanden.  Mangelhafte  Stärkeverdaunng  hat  ihren  Sitz  im  Dünn- 
darm. Eiweissgämng  spricht  für  schwerere  Störungen.  Die  Sahlische  Glutoid- 
kapseiprobe  ist  nach  Schmidt  nur  diagoostisch  verwertbar,  wenn  sie  negativ 
ausfallt. 

Sehr  häufig  ist  der  Magen  Ausgangspunkt  für  Darmstörungen.  Die 
hepatogenen  DarmstÖrungen  sind  im  wesentlichen  bedingt  durch  Galleustauung. 
Bei  Qj^lenmangel  im  Darm  Fettzersetzung,  aber  nicht  Eiweissfäulnis.  Dia- 
gnose einer  unvollständigen  Läsiou  des  Pankreas  stöest  auf  grosse  Schwierig- 
keiten. 

Im  letzten  Kapitel  wird  die  Diarrhöe,  der  Katarrh,  die  Darmschleim- 
hantatrophie  einer  Kritik  unterzogen.  Zuletzt  werden  die  funktionellen  Er- 
krankungen besprochen  und  darauf  hingewiesen,  dass  die  habituelle  Obsti- 
pation Ott  auf  einer  zu  guten  Verdauung  beruhe.  Von  der  Therapie  der 
Obstipation  seien  die  CO^  haltigen  Selterswasaerklystiere  erwähnt. 

Das  Buch  ist  anregend  geschrieben  und  gibt  uns  lehrreiche  Winke  für 
eine  rationelle  Behandlung  der  Darmkrankheiten.  M.  Reber. 

Gaultier  (23)  verfasste  seine  Arbeit  zur  Erlangung  des  Perronpreisee. 
Sie  behandelt  die  methodische  Untersuchung  der  Fäzes.  Verf.  untersuchte 
1.  Die  Dauer  der  Verdauung ;  2.  die  Beziehung  der  trockenen  zu  den  frischen 
Substanzen;  3.  die  Reaktion  der  Fäzes;  4.  die  quantitative  und  qualitative 
Ausnutzung  der  Fette;  5.  die  Ausnutzung  der  Kohlehydrate  und  6.  diejenige 
der  Aibuminoide.  M.  Reber. 

Für  die  Anlegung  von  Fisteln,  Anns  praetemat.,  Darmausschaltnngen 
nnd  zur  Bearteilnng  der  Rektaleraährung  ist  es  nach  Heile  (30)  wichtig, 
die  Resorptionsfähigkeit  von  Dünn-  und  Dickdarm  zu  kennen.  Zu  dem 
Zwecke  legte  Heile  an  Hündinnen  Fisteln  im  untersten  Ileamteil  und  am 
Dickdarm  an.  Für  die  Funktionsprüfung  des  Dickdarms  wurde  auch  ein 
Patient  der  Klinik  benutzt,  der  einen  Anus  praetemat.  nach  Resektion  der 
Fleiura  hepatica  hatte.  Auf  Grund  dieser  Versuche  kommt  Verf.  zu  folgenden 
Resultaten. 

Der  Dünndarm  resorbiert  das  eingeführte  Eiweiss,  ebenso  wie  Rohr- 
and Traubenzucker  so  gut  wie  volhtändig,  wenn  die  Mengen  der  Nahrungs- 
stoffe dem  Nahrungsbedürfnisse  des  Körpers  entsprechen. 

Bei  Überernährung  treten  Teile  der  eingeführten  Nahrung  unresorbiert 
in  den  Dickdarm  über,  ebenso  wenn  bei  katarrhalischen  Zuständen  die  Re- 
sorptionskraft des  Dünndarms  leidet. 

Der  Dickdarm  vermag  unverändertes  Eiweiss  nicht  zu  resorbieren. 
Deshalb  sind  Eiweisskly stiere  in  dieser  Form  wertlos. 

Die  Resorption  von  Wasser,  Rohr-  und  Traubenzucker  ist  im  Dickdarm 
sehr  viel  geringer  als  im  Dünndarm. 


7iy  Jahrubericht  fOr  Chimrgie.    IL  Teil. 

Der  Dickdarm  resorbiert  das  Alkali,  welches  mit  dem  Dünndannknt 
hineingelangt.  Beim  Anna  praeternaturalis,  Darmaussclialtnngen  etc.  können 
deslialb  dnrch  die  Alkalientziehung  unter  Umständen  schwere  Stoffwechsel- 
störnngen  eintreten. 

Salze  (67)  gibt  den  Standpunkt  der  modernen  Pädiatrie  in  der  The- 
rapie und  Prophylaxe  der  akuten  Darmerkrankungen  des  Säuglings. 

A.  Müller. 

T.  Stubenrauch  (73)  empfiehlt  nach  Magendarmoperationen ,  bei 
denen  die  Ernährung  per  os  für  mindestens  einen  Tag  am  besten  sistiert 
wird,  die  sogenannte  prophylaktische  Ernährung  durch  Injektion  in  den 
Darm.  Wichtig  ist  die  Zubereitung  der  Injektionsmasse  genau  rath  Vor- 
schrift des  Verfassers  aus  Hygiama,  Milch,  Kochsalz,  Zucker  und  Eidotter. 
Die  nötige  Punktion  und  der  nachherige  Verschluss  der  OtTnung  sind  mit 
Leichtigkeit  aseptisch  zu  gestalten.  Wird  das  Verfahren  für  mehrere  Tage 
nötig  erachtet,  so  wird  ein  kleiner  Darmbezirk  in  die  Wunde  eingenäht,  da 
dann  die  Punktion  beliebig  wiederholt  werden  kann.  Die  gleiche  Methode 
verwendet  v.  Stubenranch  für  die  Enterostomie  bei  Ileus,  wo  sie  hänilg 
genügt. 

Die  Injektionsemährung  in  den  Darm  ist  entschieden  wirksamer  als 
die  rektale  oder  subkutane.  Bei  heruntergekommenen  Kranken  ist  sie  durcb 
Koch  salz  klysmen  und  Infusionen,  letztere  auch  nach  der  Operation,  zu  unter- 
stützen. A.  Müller. 

Depage-Rouffart- Mayer  (19)  besprechen  die  Eingew eideptoseo. 
Der  Luftdruck  ist  für  die  Eingeweide  von  grosser  Wichtigkeit.  Findet  eine 
Änderung  in  der  Statik  der  Organe  statt,  so  treten  sowohl  funktioneUe  als 
nervöse  Slörungen  als  auch  pathologische  Veränderungen  auf. 

Als  Splanchnoptose  wird  eine  Erschlaffung  der  Bauchdecken  mit  Herab- 
sinken der  Eingeweide  benannt.  Einzelne  Formen  entstehen  durch  Ptose  eines 
einzigen  Organes. 

Die  Behandlung  soll   eine   chirurgische   sein.     Bei   schlaffer  Baucliwand     i 
ist  der  Glenardsche  Gürtel   zu   versuchen,   sonst  Plastik   der  Bancbdecken 
eventuell  verbunden  mit  Anheftung  einzelner  Oi^ane.  ! 

Verff.  befürworten  Hepalo-,  Nephro-  und  Splenotomie,  sind  aber  gegen 
die  Kolopexie   und    Gastropexie    und   ersetzen   diese  Operation    lieber   durch 
Raffung  der  Mesenterien,   um  die  Beweglichkeit  von  Magen   und  Darm  nicht     . 
zu  hemmen.  , 

Verff.  raten  aber  zu  grosser  Reserviertheit  bezüglich  der  Operation.  , 

Der  Arbeit  von  Abel  (I)  liegen  50  Krankheitsfälle  des  15.  Armeekoips  ! 
zugrunde.  Operationen  wurden  hauptsächlich  vorgenommen  wegen  Blind- 
darmentzündungen, Hernien  und  Verletzungen.  11  Kranke  starben,  9  davon 
an  allgemeiner  Peritonitis.  In  bezug  auf  die  Beurteilung  der  Dienstfähigkeit 
nach  Bauch  Operationen  steht  Verf.  auf  dem  Standpunkt,  dass  im  allgemeinen 
jeder  Mann,  bei  dem  die  Bauchhöhle  länger  als  wenige  Tage  tamponiert 
gewesen  sei,  nach  der  Heilung  aus  dem  Dienste  zu  entlassen  sei,  da  man  an 
der  tamponiert  gewesenen  Stelle  mit  Sicherheit  eine  Hemienbildnng  zu  er- 
warten habe.  I 

Die  Grenze,   innerhalb   der   bei  Hernien   und  Appendizitis  ä  froid  ope-      ■ 
riert  werden  soll,  ziehtAbel  für  den  Militärbernf  wegen  eventuell  anftretenJer      I 
Störungen  durch  Folgezustände   (Narben,  Verwachsungen)  enger  als   für  den 
Zivilberuf.  M.  Reber.  I 


I  I 


Hagenbach,  Verletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Darmes. 


719 


In  der  vorliegenden  Arbeit  beabsichtigt  Pirone  (59),  die  funktionellen 
Beziehungen  zwischen  dem  grossen  Netz  and  der  Milz  zu  studieren  und  die 
Rolle  ins  Licht  zu  rücken,  die  dem  Netz  unter  dem  allgemeinen  Schutzver- 
mögen  des  Organismus  zukommt. 

Er  experimentierte  an  ausgewachsenen  Kaninchen,  bei  denen  er  die 
Splenektomie  vomahm  und  dann  Immunität  gegen  Natriumtaurocholat  erzeugte, 
indem  er  (in  einem  Zeitraum  von  12  Tagen)  vier  progressive  Dosen  von  10 
bis  30  ccm  einer  IVoigen  Lösung  desselben  injizierte. 

Die  Zahl  der  injizierten  Kaninchen  betrug  zehn:  fünf  verendeten  nach 
der  ersten  endovenösen  Injektion  und  Verf.  fuhr  bei  den  überlebenden  unter 
Anwendung  des  subkutanen  Weges  fort.  Er  erhielt  seine  Tiere  durch  einen 
Ton  2 — 14  Tagen  nach  der  letzten  Injektion  schwankenden  Zeitraum  am 
Leben:  drei  weitere  Kaninchen  mit  intakter  Milz  erfuhren  dieselbe  immuni- 
sierende Behandlung  und  dienten  als  Zeugen.  Dieselben  wurden  1—3  Tage 
nach  der  letzten  Injektion  getötet. 

Pirone  schickt  seinem  Studium  eine  sorgfaltige  auf  die  neuesten  For- 
schungen gestützte  Beschreibung  der  innersten  Struktur  des  Epiploon  voraus. 
Zar  Vermeidung  von  Irrtümern  bei  der  Interpretation  der  histologischen  Be- 
funde stellt  er  die  Strukturverschiedenheiten  des  Netzes  bei  jungen  und  aus- 
gewachsenen Kaninchen  einander  gegenüber. 

Aus  der  Untersuchung  der  Präparate  ergibt  sich  zur  Augenscheinlich- 
keit, dass  sich  die  Reaktion  des  Epiploon  auf  die  Immunisation  mittelst 
Natriumtaurocholat  bei  splenektomierten  Kaninchen  und  bei  Kaninchen  mit 
intakter  Milz  verschieden  verhält.  Bei  ersteren  ist  die  Reaktion  (welche  man 
ans  den  histologischen  Veränderungen  des  Epiploon  ersieht)  eine  bedeutend 
höhere,  auf  alle  differenzierten  Plasmodien  ausgedehnt,  schreitet  mit  fort- 
schreitender Immunisation  fort  und  hält  nodi  lange  nach  der  letzten  immuni- 
sierenden Injektion  an.  Bei  den  zweiten  ist  die  Reaktion  eine  geringere,  auf 
die  Milchflecke  beschränkt,  sie  steht  in  engem  Zusammenhang  mit  der  Wir- 
kung der  Immunisationssubstanz  und  geht  nach  der  letzten  Injektion  rasch 
lierab.  Bei  der  Würdigung  der  histologischen  Veränderungen  unterscheidet 
Verf.  die  Befunde,  die  sich  ausschliesslich  auf  die  der  Milz  beraubten  Tiere 
beziehen,  und  die,  welche  den  entmilzten  Kaninchen  und  den  Kaninphen  mit 
intakter  Milz  gemein  sind. 

Erstere  bestehen  in  erheblicher  und  permanenter  Gefasshyperplasie,  die 
mit  einer  derartig  difi'usen  Hyperplasie  und  Hypertrophie  der  Milchflecken 
(Lymphbälge  des  Epiploon)  einhergehen,  dass  dadurch  der  Anschein  einer 
lymphatischen  Umbildung  des  ganzen  Epiploon  geboten  wird. 

Verf.  neigt  zur  Annahme,  dass  derartige  Vorgänge  weniger  auf  der 
Wirkung  des  Natriumtaurocholates  beruhen,  als  vielmehr  ein  Anzeichen  von 
Kompensationshypertrophie  darstellen.  In  der  Tat  ist  er,  gestützt  auf  den 
gemeinschaftlichen  embryonalen  Ursprung  der  Milz  und  des  Netzes,  der  An- 
sicht, dass  letzteres  eine  aktive  Rolle  unter  den  Organen  spielen  könne, 
welche  den  Ersatz  der  Lympherzeugungsfunktion  der  fehlenden  Milz  über- 
nehmen. 

Was  die  den  splenektomierten  Tieren  und  denen  mit  intakter  Milz  ge- 
meinsamen Strukturveränderungen  angeht,  so  hat  Verf.  gefunden,  dass  die- 
selben in  der  Erzeugung  von  freien  Zellen  besteht,  die  folgende  Herkunft 
liaben:  1.  aus  den  freien  Elementen  der  Milchflecke:  2.  aus  den  undifferen- 
zierten Plasmodien  von  Retterer,   die  sich  in  den  Milchflecken  selbst  be- 


\  I 


)  t 


"  * 


!•    J 


I 

.  ♦ 

•  I » 

•  ■  I 


1 » 


i 


1      f    / 

I 
•  ■ 


'    ►       . 


•       I 


c 


:  .  I    ■    • 


»r. 


t 


1 


,    f.       r    ' 


'20  JfthrMbericht  für  Cfatraiipe.    IL  Teil. 

inden;    3.  aus  den  GefasswändeD ;   4.  ans  dem  endothelialen  Aoskleidungs- 
ilasmodium  des  Epiploon. 

Diese  Produktion  von  freien  Zellen  steht  in  engem  Zusammenhang  mit 
1er  immunisierenden  Wirkung  des  Natriumtaurocholates  und  zeigt  sich  bei  ent- 
nilzten  Tieren  bedeutend  stärker  nnd  anhaltender.  —  Die  zytologischen 
Merkmale  dieser  freien  Elemente  sind  identisch  mit  denen  der  makropbageo: 
!s  tritt  also  bei  der  Immunisation  durch  Natriumtanrocholat  eine  Produktion 
'on  makrophagen  Elementen  ein  in  derselben  Weise,  wie  es  beim  Epiploon 
Fahrend  des  Verlaufs  der  Eberthschen  Peritonitis  der  Fall  ist  (Dominici] 
md  infolge  der  subkutanen  Injektion  von  Diphtherietoxin  und  Antitoxin 
Simon). 

Verf.  schtiesst,  dass  die  Reaktion  des  Epiploon  auf  Natriumtaarocholat- 
njektionen  in  einer  phagozytären  Reaktion  besteht,  welche  sich  durch 
nfreiheitsetzen  makrophager  Elemente  kundgibt.  Sie  spricht  dafür ,  dass 
las  Epiploon  neben  seiner  lokalen  Schntzwirkung  für  das  Peritoneum  sich 
in  jenen  Vorgängen  allgemeiner  Verteidigung  des  Organismus  beteiligt,  welch« 
kuf  die  Immunität  hinauslaufen. 

Er  erinnert  alsdann  daran ,  dass  durch  die  NatrinmtaurochoUtein- 
ipritznngen  in  der  Milz  eine  erhebliche  phagozytäre  und  lymphoide  Reaktion 
lervorgemfen  wird,  und  legt  die  Ansicht  dar.  dass  die  stÄrkere  phagozytäre 
fleaktion  des  Epiploon  bei  entmilzten  Tieren  für  eine  auf  Ersatz  der  fehlenden 
riilzfunktion  gerichtete  Kompensationswirkung  des  Netzes  zeugen  könne. 

R.  Giani. 

Mayo  (43)  ist  der  Ansicht,  dass  bei  Organerkrankungen  in  der  oberen 
Sauchhöhle  der  Cbimrg  mehr  zu  Ehren  gezogen  werden  sollte.  Die  reichen 
Erfahrungen  über  die  Mortalität  der  Operierten,  die  Permanenz  des  Heil- 
irfolges  und  in  dritter  Linie  die  Beurteilung  der  körperlichen  Unfähigkeit, 
lerbeigeführt  durch  die  Operation  selbst  oder  durch  die  Länge  des  Hellnngs- 
Prozesses  liegen  seiner  Anschauung  zugrunde.  Verfasser  macht  auf  dfe 
ingen  Beziehungen  des  Magens  zu  den  verschiedenen  Organen  wie  Leber, 
jallengänge,  Duodenum  und  Pankreas  aufmerksam.  Femer  weist  er  auf  die 
IVicbtigkeit  einer  genauen  Krankheitsgeschichte  hin;  Kolikanfalle  bei  Chole- 
ithiasis.  M.  Reber. 

Milner  (46)  demonstriert  sechs  Patienten,  die  wegen  Verengerung  oder 
C^erschluss  des  Dannkanales  operiert  wurden.  Zwei  Fälle  von  Ileocükaituber- 
[ulose,  ein  Fall  eingeklemmter  Hernie  und  ein  Fall  von  Gallensteinileus. 

Milner  bespricht  die  verschiedenen  möglichen  und  üblichen  Opera- 
äonsmethoden,  Radikaloperation,  Anastomose,  bilaterale  Ausschaltung  und 
inus  praeternaturalis.  Bei  der  unilateralen  Ausschaltung  wünscht  er  ha- 
ilantation  des  Darmteilea  oberhalb  der  Erkrankung  in  die  Darmpartie  nnt«r- 
lalb  der  Erkrankung  um  Stauung  und  Platzen  desselben  zn  vermeiden. 

Bei  hochgelegenem  Anns  praeternaturalis  fing  Milner  den  entleerten 
^arminhalt  auf  und  beförderte  ihn  mit  Milch,  Ei,  Salz  und  Zucker  gemischt 
lurch  einen  Schlauch  wieder  weiter.  Die  sehr  heruntergekommene  Patientin 
irholte  sich  dabei  gut,  so  dass  sie  den  Schluss  des  Anus  praetemattu'aliä 
iberstehen  konnte. 

Nach  Monks  (48)  zeigt  die  Länge  des  Darmes  Erwachsener  nicht  die 
Jnregelmässigkeit,  wie  sie  in  den  Lehrbüchern  gewöhnlich  angegeben  wird, 
andern  schwankt  zwischen  6  und  7  m.  Am  freien  Rand  gemessen  ei^bt 
line  um  1  V>  m  grössere  Länge  als  Messung  am  mesenterialen  Ansatz.   Einer 


Eftgenbaeh,  Verletnmg«»  mid  cbiiorg.  Krankheiten  des  Dannea.  721 

^Tossen  Resektion  wird  ein  Indiridaam  mit  langem  Darm  besser  widerstehen 
aii  ein  solches  mit  kurzem.  Das  Mesenterium  erreicht  seine  grösste  Länge 
4 — 6  Fnss  nnterhalb  des  Duodenum.  Abgesehen  von  den  ganz  kurzen  oberen 
und  Dnteren  Enden  messen  die  Längen  und  Kürzen  13 — 18  cm,  doch  kommen 
auch  Extreme  von  11 — 20  cm  vor.  Einem  langen  Mesenterium  pflegt  ein 
langer  Darm  zu  entsprechen  und  umgekehrt,  doch  finden  sich  auch  sehr  aus- 
gesprochene Ausnahmen  dieser  Regel.  Eine  aus  der  medialen  Bauchwunde 
vorgezogene  obere  Darmschlinge  reicht  gewöhnlich  bis  7'/s  cm  oberhalb  der 
Symphyse  herab,  doch  kommen  Extreme  von  IV* — HV'i  vor,  untere  Schlingen 
reichen  von  2*/a— 7'/»  cm  unter  die  Symphyse.  Wegen  der  grösseren  funktionellen 
Wichtigkeit  des  Jejunum  werden  grosse  Resektionen  dieses  Teiles  schlechter 
Tertragen  als  solche  des  Ileum.  Das  antere  Ende  des  Ilenms  ist  immer  leicht 
zu  finden,  indem  man  den  Finger  in  das  Becken  schiebt  und  damit  die 
Beckenfalle  des  iMesenteriums  anhakt.  Aus  einem  toten  oder  paralytischen 
Darm  entleert  sich  Flüssigkeit  and  Gas  bei  Funktion,  immer  nor  auf  eine 
kurze  Strecke,  so  dass  der  Darm  gewissermassen  in  verschiedene  Abteilung 
zerlegt  erscheint.  Den  obigen  Mitteilungen  liegen  Versuche  an  16  Leichen 
zugrunde.  Maas  (New-York). 

Dehl  (17)  gibt  eine  Darstellung  der  Klinik  der  Cökumerkrankungen : 
Von  Interesse  sind  drei  kasuistische  Illnstrationeo  dazu:  eine  Invaginatio 
ileocoecalis  durch  malignen  Tumor,  ein  Cökalkarzinom,  bei  dem  durch  einen 
Gazetupfer  die  vollständige  Obturation  zustande  kam,  endlich  ein  Dickdarm- 
sarkom (Lymphozytom).  A.  Müller. 

Friedrich  (22)  empfiehlt  zur  Entfernung  von  Reocökaltumoren  die 
Resektion  des  ganzen  Colon  ascendens  mit  der  Flezura  hepatica  und  Seit- 
au-Seit- Anastomose  des  Ileom  mit  dem  Colon  transv.  Dies  Vorgehen  bewährte 
sich  in  vier  Fällen  von  Kolonkarzinom  sowohl  in  bezug  auf  Schnelligkeit 
imd  Grründlichkeit  der  Drüsenansräumnng  als  auch  auf  glatte  Heilung. 
Für  Tumoren  des  Colon  desa  rät  Friedrich  Anastomose  von  Colon  transv. 
mit  Flemra  sigmoidea. 

In  einem  klinisch  interessanten  Falle  von  Invagination  eines  Karzinoms 
der  Valvuta  Bauhini  ins  Colon  transv.  resezierte  Friedrich  das  ganze  Colon 
asc  und  */>  des  Colon  transv.  und  anastomosierte  das  Ileum  mit  dem  Colon 
desc.  mit  ausgezeichnetem  Resultat. 

Lessing  (35)  hat  an  Leichen  dnrcb  Aufblähung  des  Göknm  eine  Ver- 
schiebung in  seiner  Längsachse  nach  vorn  unten  konstatiert.  Die  Appendix 
macht  mit  ihrer  Basis  die  Bewegung  mit  und  wird  infolgedessen  bei  bestehenden 
Schrumpfungen  im  Mesenterinm  nach  hinten  gezogen  nnd  gezerrt.  Durch 
Zirknlationstörungen,  die  dabei  zustande  kommen,  werden  Perforationen  und 
üangrän  begünstigt,  eine  neue  Ulustration  für  die  Unzweckmässigkeit  der 
Opiumtherapie  im  akuten  Anfall. 

Bei  Aufblähung  des  Colon  transv.  kam  Kantenstellung  der  Leber  von 
50  Leichen  nnr  10  mal  zustande,  wenn  nämlich  das  Querkolon  mit  wenigstens 
rechterseits  kurzem  Mesenterium  qner  durch  das  Abdomen  zog.  Dies  er- 
schüttert die  Bedeutung  der  verkleinerten  Leberdämpfong  bei  fortschreitender 
Peritonitis. 

Lessing  kommt  femer  anf  Grund  seiner  Versuche  zum  Schluss,  dass 
für  grosse  Prolapse  eine  Vernähung  der  Flezurschenkel  der  Eolopexie  sowohl, 
wie  der  yon  v.  Eiseisberg  empfohlenen  Flexurresektion  vorzuziehen  sei. 
Bei  Füllung  steigen  beide  Schenkel  fast  parallel  aus  dem  Becken  anf.    Eine 


722  JahrMbericbt  fDi  Chirmgie.    II.  TeiL 

Abknickmig   äes  Bektamscbenkels   durch   den  gefuUteo  KoloD8ch«nkeI   tritt 
dabei  nicht  ein,  sobald  das  Mesenteriam  sich  frei  entfalten  kann. 

A.   Müller. 

T.  Blnmenfeld  (6)  legt  in  seiner  Dissertation  die  zugleich  den  ana- 
tomischen Teil  der  zweiten  Anflage  der  Anatomie  tmd  Klinik  des  S  romanom 
(cf.  Arbeiten  der  Dorpater  Klinik,  I,  1896)  bildet,  dar,  dass  eine  Reihe 
scheinbarer  Anomalien  dieses  Darmteils  normal  sind  and  auch  tierische  Vor- 
bilder zurückgeführt  werden  können.  Hierher  gehören  Kloakenbildung,  Colo- 
rectnm  mediannm,  auffallend  lange,  kurze,  enge,  weite,  nicht  gedrehte  und 
spiralige  Flexur.  A.  Müller. 

Tietze  (74)  gibt  eine  kurze  Darstellung  der  Errungenschaften  der 
modernen  Banchchirnrgie  für  den  praktischen  Arzt.  A.  Müller. 

Maragliano  (39):  Probelaparotomie  sei  zu  empfebleo,  weil  oft 
nützlich  und  in  der  Kegel  ganz  ungelahrlich. 

Bei  Appendizitis:  Frühoperation.  Unter  keinen  Umständen  ist  das 
Intervall  abzuwarten. 

Ileus:  Operation  stets  indiziert  nnd  zwar  so  früh  wie  möglich,  weil 
keine  Präzisierung  der  Diagnose  möglich  und  das  Abwarten  die  Prognose 
bedeutend  verschlimmert.  Es  soll  sich  aber  der  Gingriflf  auf  ein  Minimum 
beschränken. 

Colitis  chron:  Bei  Versagen  der  internen  Medikation  Operation 
indiziert,  da  oft  sekundäre  Ursachen  entdeckt  werden.  Auch  bei  primärer 
Colitis  wirkt  dauernde  oder  temporäre  AuBschaltnng  sehr  gut. 

Tumoren  sind  auch  in  schweren  Fällen  womöglich  radikal  zu  operieren, 
da  die  Aussichten  für  die  Patienten  bei  palliativer  Operation  trostlos  sind. 
Ist  der  Tumor  inoperabel,  dann  rät  Verf.  zur  Kolostomie  oder  Entero 
anastomose. 

Ulcera.  Für  Duodenalgeschwüre  Operation  sehr  zu  empfehlen.  Ebenso 
bei  typhösen  Ulcnsperforationen.     (Cazin,  Semaine  m6d.  19(4,  p.  1 — 4). 

Carte lari  (9)  erzählt  den  Fall  einer  wegen  Fibromyom  mit  supr»-  | 
vaginaler  Amputation  des  Uterus  nach  dem  Verfahren  Schröders  operierten 
Patientin,  welche  an  post-operativer  Gastroenteroplegie  sieben  Tage  nacli 
durchgemachtem  Operationsakt  starb.  Es  folgt  alsdann  eine  Darlegung  der 
Symptomatologie,  Prognose  und  Behandlung  dieser  Affektion,  wobei  hervor- 
gehoben wird,  wie  bei  ihrer  Pathogenese  die  individuelle  Prädisposition  eine  I 
grosse  Rolle  spielt  B-  Giani. 

Rodari  (65)  berichtet  über  Behebung  einer  Darmlähmung  mit  llens-  i 
erscbeinungen  bei  Perityphlitis  durch  subkutane  Gabe  von  0,0005  Physo-  ^ 
stigmin.  salicylic,  nachdem  Atropin  und  hohe  Eingiessungen  erfolglos  geblieben  , 
waren.  ' 

Bark  er  (3)  hatte  Gelegenheit  in  drei  Fällen  von  Enterektomie  (zwei 
Hernia  incarc,  einer  wegen  Darmverschloss]  Jahre  nach  der  Operation,  bei 
Gelegenheit  einer  anderen  Operation  die  anastomosierten  Stellen  zu  besich- 
tigen. —  Die  Kommunikation  zwischen  beiden  Enden  ist  gut,  das  Lumen  von 
normaler  Grösse.  Was  jedoch  auffällt,  ist,  dass  am  proximalen  Ende  der  ! 
normale  Tonus  der  Darmwand  nicht  vorhanden  ist;  die  deutlich  wahrnehm- 
baren peristal tischen  Bewegungen  am  distalen  Ende  fehlen  hier  vollständig' 
Verf.  führt  diese  Paralyse  nicht  nur  auf  eine  Erschöpfung  des  Muskelgewebes 
zurück,  sondern  auf  eine  Sättigung  der  Darmwandung  mit  Toxinen,  welche 
in  dem  sich  zersetzenden  Danninhalt  entstanden  sind. 


Hagenbach,  Verletinngan  nnd  chirarg.  Krankheiten  des  Darmes.  723 

Bei  Dannverschlnss  zeigt  sich  ans  diesem  Gniude  die  Wandung  nach 
der  proximalen  Seite  bin  immer  in  grosser  Ansdehnnug  ödematös.  Es  ist 
daher  ratsam,  bei  der  Enterektomie  ein  mögliiihst  grosses  Stück  auf  der 
proximalen  Seit«  zu  entfernen.  Forcart. 

Elsaesser  (20)  bespricht  die  Entstehung,  die  Gefahren  und  die  Ver- 
hütang  der  Tuberkulose  and  der  Wnrmkrankheit,  insbesondere  bei  den  Berg- 
leuten, 

Nach  Letuile  (36)  kommen  die  Eier  von  folgenden  Parasiten  (abge- 
sehen von  den  Tänien)  am  häufigsten  im  menschlichen  Stuhle  Tor:  1.  Tricho- 
cephalas,  2.  Oxyuris  vermicularis,  3.  Ancylüstomum  duodenale,  4,  Bothrio- 
cephalos,  5.  Äscaris  Inmbricoides,  6.  Bilharzia  haematobium.  Trichocephalns 
hat  die  kleinsten,  Bilharzia  die  grössten  Eier.  Der  Verf.  gibt  eine  genaue 
Beschreibung  der  verschiedenen  Eier  in  bezug  auf  Form,  Farbe,  Reflex  im 
durchfallenden  Lichte,  Grösse,  Stmktar,  Modifikationen,  hervorgerufen  durch 
Konservierungsmittel ,   femer  in  bezug  auf  ihre  Kontraktilität. 

M.  Reber. 
Vaugha  (77).  Experimente  mit  dem  Kolonbazillus  an  Meerschweinchen 
haben  zu  folgenden  Resultaten  geführt:  Der  Kolonbazillus  produziert  anf 
künstlichem  Nährboden  ein  energisches  Gift.  Es  ist  intrazellulär  und  die 
durch  dasselbe  verursachte  Peritonitis  wird  durch  das  Gift  in  Zusammen- 
setzung nicht  im  reinen  Zustand  bedingt.  Es  Terursacht  ausgesprochenen 
Teniperaturabfali  und  scheint  durch  Lähmung  der  Atmung  zu  töten. 

Maass  (New  York). 
Tschndy  (75): 

1.  Mesenterialer  DarmverschlDss  des  Dnodennm. 

Im  Anschloss  an  eine  Pylornsresektion  wegen  Karzinom  Anftreten 
eiues  Magenileus.  Der  Verschluss  ist  durch  die  Radix  mesenteni  bedingt. 
Therapie:  Gastroenterost.  antecolica  ant.  Beseitigung  des  Ileus.  Exitus  an 
Pneumonie  am  16.  Tage  post  op.     Sektion  ergibt  kein  Hindernis. 

Verf.  empfiehlt  Bauch-  oder  Knieellbogenlage  nach  Schnitzler,  even- 
tuell Gastroenterostomie. 

2.  Inkarzerierte  Scbenkelhernie  mit  schweren  postope- 
rativen Komplikationen. 

Darmresektion  wegen  Gangrän.  Hierauf  Ileus  wegen  Abknicknng  des 
resezierten  Stückes.  Resektion  der  Naht.  Abermals  Ileus,  wahrscheinlich 
wegen  Verklebungen;  denn  eine  Kotfistel  behebt  den  Ileus  nnd  die  Passage 
wird  spontan  frei.     Spater  Resektion  der  Fistel.     Heilung. 

3.  Tuberkulöser  Ileocökaltumor,  wurde  erst  für  eine  Wander- 
niere gehalten.  Der  Lumbaischnitt  zur  Nephrorrhaphie  rektifiziert  die  Dia- 
gnose.   Hierauf  Resektion  des  Cökum.     Glatte  Heilung. 

4.  Karzinom  der  Flexura  hepatica. 

Resekton  von  Cökum,  Colon  ascendens  und  Flexura  hepatica.  Implan- 
tation des  Deum  ins  Colon  transversum.     Glatte  Heilung. 

5.  Carcinoma  flexurae  sigmoideae  mit  Invagination  des 
Darmes. 

Resektion  von  sakralem  Schnitt  ans  mit  Eröfinung  des  Rektum.  Siche- 
rung der  Naht  von  der  Banchhöhle  aus.  Kolostomie  mit  Kolopexie.  Unge- 
störte Heilung. 

HonI  (29)  gibt  zunächst  eine  genaue  Beschreibung  des  M  eck  eischen 
Divertikels;  Abbildnng  eines  solchen,  das  am  oberen  Ende  gespalten  ist.    Es 


21  Jahrubttrieht  fOr  Chirargie.    IL  Teil. 

olgen  Lit«raturangabeD  über  falsche  Darmdivertikel.  In  einem  Falle  kam  es 
iraJirscheinlich  dnrch  Defäkation)  zu  einer  Perforation  eines  Divertikels,  das 
im  nnteren  Ende  der  Flexm'a  eigmoidea  saBs;  letztere  ist  eine  Frädilektions- 
teile  für  falsche  Divertikel.  Beschreibung  von  zwei  Fällen  mit  mnltiplen 
)ivertikeln.  Beim  einen  Falle  wurden  als  zufalliger  Sektionsbefund  37  Darm- 
hüsstülpungen  gefunden,  die  alle  an  der  Insertion  des  MesenteriDUis  sassen. 
leim  anderen  Falle  waren  89  Darmdivertikel  bis  zur  Grösse  eines  Tatibeneies 
orhandeu.  Über  die  histologische  Struktur  soll  in  einem  spätereQ  Vortrage 
eferiert  werden.  Verf.  macht  noch  aufmerksam  auf  verschiedene  Kompli- 
:ationen,  wie  Perforation  eines  Divertikels,  Peritonitis,  Inkarzeration  in  einer 
lemie  u.  a.  m.  M.  Reber. 

Quenu  {t>l)  rät  bei  Gholedochassteinen  erst  in  allerletzter  Linie  das 
)uodenum  zu  eröffnen,  das  V  a  t  e  r  sehe  Divertikel  aufznsnchen  und  den  retro- 
raden  Eatheterismus  des  Choledochus  anzuwenden.  Bevor  man  sich  zu  einer 
Jholedochoenterostomie  entschliesst,  soll  man  mit  allen  zor  Verfügung  stebenden 
iitteln  nach  eventuell  vorhandenen- Choledochussteinen  forschen.  Qa^nn 
«richtet  über  den  ersten  französischen  Fall  von  Gholedocho-Duodenostomie 
Beobachtung  von  Brin).  Mit  diesem  fand  Verf.  in  der  Literatur  10  Fälle, 
fozu  auch  ein  Fall  {v.  Roch  er)  gerechnet  ist,  der  aber  starb,  bevor  der 
atzte  Akt  der  zweizeitigen  Operation  ausgeführt  war.  M.  Reber. 

Maylard  (41)  versuchte  bei  einem  55jährigen  Patienten,  hei  dem  Los- 
3snng  der  Gallenblase  ans  aasgedehnten  Adhäsionen  unmöglich  war,  eine 
Verbindung  zwischen  Duodenum  und  Lebergallengängen  herzustellen,  wie  es 
on  Kehr  mit  Erfolg  angeführt  worden  ist.  Zum  Unterecbied  von  Kehrs 
'atientin  handelte  es  sich  hier  um  eine  geschrumpfte  Leber.  Maylard 
esezierte  nicht,  wie  Kehr,  ein  Stück  Leber  mit  nachfolgender  Vertiefung 
.er  Wunde  durch  den  Paquelin,  sondern  machte  nur  einfache  Inzision,  auf 
ie  er  das  inzidierte  Jejuntun  festnähte.  Die  Operation  wurde  gut  vertragen 
,nd  war  von  fieberlosem  weiterem  Verlauf  gefolgt.  Die  Stühle  schienen  für 
inige  Tage  etwas  dunkler  zu  sein,  sonst  trat  keine  Änderung  ein.  Patient 
erlor  mehr  und  mehr  an  Gewicht  und  starb  zwei  Monate  nach  der  Operation. 

MaasB  (New  York). 

Wyllys  (79).  Verwachsungen  zwischen  Qaerkolon,  Gallenblase  und 
lOber  machen  keine  Symptome.  Solche  treten  nur  dann  auf,  wenn  es  sich 
m  Verwachsungen  des  Pylorus  oder  den  vorderen  Wegen  eventnell  mit  Gallen- 
Iftse  oder  Leber  handelt.  Eine  einfache  Trennung  breiter  Verwachsungen 
iihrt  immer  zu  erneuter  Verwachsung.  Verf.  hat  in  fünf  Fällen  mit  Erfolg 
letz  und  KoloD  an  Stelle  des  losgelösten  Pylorus  und  Magens  mit  Gallen- 
lase,  resp.  Gallenblasengegend,  nach  Entfernung  derselben,  tind  mit  der  Leber 
emäht.  Maaes  (New  York). 

Mayo  (42)  beschreibt  500  Fälle,  nach  den  verschiedensten  Methoden 
periert,  zur  Herstellung  einer  Magendarmanastomose,  besonders  mit  Rücksicht 
uf  Mortalität  und  Nachoperation.  Der  Operation  werden  alle  Todesfalle  zur 
last  gelegt,  die  noch  im  Hospital  erfolgten,  einige  bis  zu  drei  Monaten  nach 
em  chirurgischen  Eingriff.  Es  wurden  ausgeführt :  Pyloroplast  ik  21  mal, 
ein  Todesfall,  SS'/s^/o  Nachoperationen.  Gastrojejnnostomie  421  mal,  davon 
07  wegen  gutartiger  Erkrankungen  mit  6*/i  "/o  Todesfällen  (unter  den  letzten 
40  waren  4,  den  letzten  80  1  Todesfall),  die  140  malignen  Fälle  hatten 
S^k  Todes&lle,  darunter  63  Pylorektomien  und  Gastrektomien  mit  13°|d 
lortalität.     Die   Gesamtzahl   von  421  Jejnnostomien   machten  Ö^/o  Nachope- 


Hageobach,  Verletsnagen  nnd  cbimTg.  K^aDkbeiteD  des  Darmes.  725 

rationen  erforderlich.  Die  Pyloroplastik  ist  mir  selten  indiziert.  Da  nach  der- 
selben immer  VerwachsoDgen  anftreten,  näht  Mayo  den  erweiterten  Pyloms 
immer  nahe  dem  Nabet  fest,  dem  für  VerwachBongen  günstigsten  Punkte. 
Gaätrojejnnostomie  wnrde  immer  nach  Finner  ausgeführt.  Die  Methode  ist 
kontraindiziert  bei  Narben,  Verwachsungen  und  aktiven  Geschwüren.  58  der- 
artige Operationen  ergaben  6,9 Vo  Mortalität  und  'It^la  Nacboperationen. 
Unter  den  421  Gastrojejuoostomien  waren  126  vordere  nnd  295  hintere  Ope- 
rationen. Die  Mortalität  der  vorderen  Operationen  ist  um  1  °/o  höher,  als  die  der 
hinteren,  zum  Teil  wohl,  weil  nnter  ihnen  meist  die  von  M  ay  o  im  Beginn  seiner 
chirurgischen  Tätigkeit  ausgeführten  sind.  Bei  Nacboperationen  ist  die  Pro- 
lentzahl  der  hinteren  Anastomosen  höher.  Die  vordere  Anastomose  ist  wohl 
Dur  noch  bei  ausgedehnten  Karzinomen  indiziert.  Der  Murphy  knöpf  wnrde 
157  mal  gebraucht,  nnd  zwar  von  72  gutartigen  Fällen  54  mal  vorn  mit  S^/o 
Nachoperation,  ISmal  hinten  ll^jo  Mortalität  und  22V*  Nacboperationen. 
Mayo  braucht  den  Knopf  immer  nach  PyJornktomie  und  Gastrektomie.  Die 
McGraw-Ligatur  kam  36mal  zur  Anwendung.  Die  Methode  ist  frei  von 
Gallenrückftnss  und  ausserordentlich  sicher.  Die  Ligatur  hält  in  den  bruchigsten 
Gewehen.  Sie  wurde  mit  Erfolg  bei  20  und  24''/o  angewandt.  Bei  lO'/o 
Uämoglobin  kam  es  nicht  zum  Durchschneiden  der  Ligatnr.  Die  Nabtmetbode 
varde  bei  228  hinteren  Anastomose  gebraucht,  darunter  10  maligne  Fälle 
mit  20 '/o  nnd  218  gutartige  mit  5''/o  Mortalität.  Darm  und  Magen  werden 
mit  Klemmen  gefasst,  der  Darm  so  nafae  dem  Ursprung  des  Jejunum,  wie 
das  Vorziehen  gestattet.  Die  Inzision  im  Magen  verlänft  von  links  oben  nach 
rechts  unten  (Moynihan)  nach  Ablösung  des  Omentum  etwas  auf  die  vor- 
dere Magenwand  übergreifend.  Die  Anastomose  liegt  ungefähr  dem  senk- 
rechten rechten  Teil  der  kleinen  Kurvatur  gegenüber,  den  Pylorusteil  frei- 
lassend. Maass  (New  York). 

Monprofit  (49)  empfiehlt  bei  Gastroenterostomien  das  zu  implan- 
tierende jJejunum  schräg  anzuschneiden.  Der  Winkel  des  schrägen  Bandes 
zur  Langsachse  des  Darmes  beträgt  am  besten  ca.  45**.  Dadurch  wird  das 
Lnmen  ovaJ  nnd  weiter  als,  wenn  der  Darm  zirkulär,  rechtwinklig  zur  Längs- 
achse angefrischt  wird.  Die  schräg  angeschnittenen  Muskelbündel  können 
sich  nicht  so  leicht  kontrahieren,  wodurch  eine  Verengerung  oder  gar  Ver- 
schluss der  Anastomose  verhindert  wird.  Um  nicht  ein  zu  grosses  Darm- 
lamen  zu  bekommen,  rät  Verf.,  den  Darm  zuerst  rechtwinklig  zur  Längsachse 
und  erst  hernach,  je  nach  Bedürfnie,  schwer  zu  beschneiden.  Nach  Mon- 
profit ist  diese  Methode  hauptsächlich  indiziert  bei  chronischen  Gastritiden, 
bei  Magendilatationen  und  multiplen  Ulzerationen,  mit  anderen  Worten,  wenn 
der  Magen  in  seiner  Totalität  afiiziert  ist,  schlecht  funktioniert  und  der 
Rohe  bedarf.  Auch  bei  malignen  Magentumoren  kann  diese  Modifikation  der 
Gastroenterostomie  zwecknulssig  sein,  wenn  nicht  der  Zustand  des  Patienten 
eine  möglichst  rasch  anzulegende  Anastomose  erfordert.  M.  Reber. 

Bei  der  hinteren  Gastroenterostomie  wünschen  Ricard-Chevrier  (64), 
dass  das  Jejunum  möglichst  kurz  aber  ohne  Spannung  vertikal  am  Magen 
angenäht  wird.  Dann  folgt  Gastroenterostomie  in  der  Nähe  der  grossen 
Kurvatur.  Durch  das  Anheften  eines  grossen  Darmstückes  soll  Knickung 
und  Spombildung  vermieden  werden. 

Stauung  im  Duodenum  haben  die  Verf.  nie  beobachtet. 
Maury  (40)  beschreibt  eine  Kahtmethode,  die  nach  Art  der  Mc.  Graw- 
schen  elastischen  Schlinge  die  Anastomose  zwischen  Magen  und  Darm  her- 


726  Jahresbericht  fOr  Chirurgie,    n.  Teil 

stellt.  Das  Material  ist  starker  Zwirn.  Magen  and  Darm  werden  zunächst 
durch  eine  etwa  10  cm  lauge  Lembertnaht  vereinigt.  Sodann  wird  eine  lange 
Nadel  mit  starkem  Zwimfaden  nahe  der  grossen  Kurvatur  in  den  Magen 
gestochen  und  nahe  einem  Ende  der  obigen  Lemberbiaht  wieder  heraus. 
Dem  Anastich  gegenüber  in  den  Darm  nahe  dem  anderen  Ende  der  Lembert- 
naht heraus,  gegenüber  in  den  Magen  und  dicht  neben  dem  ersten  Einstich 
aus  dem  Magen  heraus,  so  dass  der  Faden  in  seinem  Verlauf  ein  Dreieck 
beschreibt.  Ein  zweiter  Faden  wird  in  ähnlicher  Weise  zuerst  in  den  Darm 
dann  in  den  Magen,  aus  dem  Magen  wieder  in  den  Darm  geführt.  Wenn 
die  beiden  Fäden  gebunden  werden,  bringen  sie  je  ein  Dreieck  aas  Magen 
und  Darm  zur  Gangrän  und  stellen  eine  dreieckige  Anastomose  her.  Bevor 
der  erste  Faden  definitiv  gebunden  wird,  rnoss  man  sich  überzeugen,  dKss 
der  zweite  nicht  eingebunden  ist,  sondern  sich  frei  zieht.  Zur  Sicherung 
and  Ausgleichung  von  Falten  sind  nach  dem  Binden  einige  Hilfsnäbte  nötig. 

Maas 8  {New- York). 

Konrad  Brunner  (8)  findet  die  Versorgung  des  Dnodenalstumpfes  bei  der 
Billrothschen  Methode  der  Magenresektion  nicht  ganz  einwandsfrei.  Er  liat 
zweimal  abgekapselte  Abszesse  um  den  Stumpf  entstehen  sehen,  welche  die 
Heilung  bedeutend  verzögerten  und  ihn  veranlassten,  den  geschlossenen  Dao- 
denalstumpf  extraperitoneal  zu  lagern  und  und  mit  Gaze  zu  decken,  so  nach 
Mobilisierung  des  Peritoneum  parietale  im  oberen  Wundwinkel  der  BauchdeckeD. 
Von  10  Fällen  ist  einer  glatt  geheilt,  die  übrigen  führten  zu  Fisteln  mit 
galligem  Ausfluss,  die  zum  Teil  noch  heilten,  zum  Teil  sehr  hartnäckig  waren. 
Dafür  aber  starb  kein  Fall  an  Peritonitis,  nur  1  an  Pneumonie.  Brnnner 
sieht  seine  Befürchtungen,  den  Stumpf  zu  verdecken,  durch  die  Beobachtungen 
anderer  Chirai^en  bestätigt.  ^  A.  Müller. 

Im  Anscbluss  an  die  Mitteilung  von  Brunner  berichtet  Steinthal  (71) 
über  seine  Erfahrungen.  Er  hat  in  sechs  Jahren  11  Fälle  nach  Bill- 
roth  II  operiert  und  davon  4  verloren,  wovon  nur  1  an  typischer  Nahtin- 
suffizienz des  Duodenal  stumpfes.  Wenn  der  Verschluss  sicher  gemacht  werden 
kann,  versenkt  er;  von  6  derartigen  Fällen  hat  er  einen  an  Nahtinsuffizieaz, 
2  an  anderen  Ursachen  verloren.  Alle  anderen  Stumpfe  werden  mit  Netz 
überklebt  und  tamponiert  (5  Fälle  kein  Todesfall,  2  mal  Fistelbildung).  Die 
extraperitoneale  Einnähung  hält  Steinthal  für  anzweckmässig  und  glaubt, 
dass  sie  Fistelbildung  begünstigt.  A.  Müller. 

An  Leichen  versuchen  studiert  Haberer  (28)  die  Verhältnisse  bei  seitr 
lieber  Einpflanzung  des  Ileum  ins  S  romannm.  Er  führt  das  Ilenm  sowohl 
hinten  als  vorne  vorbei.  Die  Vorlagerung  vor  dem  übrigen  Darm  ist  gefähr- 
lich. Ferner  ist  möglich,  dass  Därme  durch  den  Mesenterialschlitz  durch- 
treten. Verf.  rät  deshalb  den  freien  Mesenterialrand  an  die  Unterfläche  des 
Mesenterium  der  nächsten  Dünndarmschlinge  zu  fixieren,  wodurch  dem  Durch- 
schlüpfen und  der  Drehung  vorgebeugt  wird. 

Nach  eingehender  Darlegung  der  Geschichte  des  Arguments  behandelt 
Longo  (37)  in  ausführlicher  Weise  die  Technik  und  die  Indikationen  der 
Darmausschaltungsoperatiun. 

Er  erläutert  alsdann  einen  klinischen  Fall,  der  von  Giemen ti  (Catania) 
wegen  Adenokarzinoms,  das  den  absteigenden  Grimmdarm  obstruierte,  operiert 
wurde.  Bei  ihm  wurde  nach  verschiedenen  Versuchen  mit  Enteroanastomose 
die  vollständige  Ausschaltnng  des  ganzen  Kolons  vorgenommen:  das  untere 
Ende    des   ausgeschalteten   DarmstUckes   wurde   in   Kommunikation   mit   der 


Hageubtch,  Terletzungea  onil  chirnTg.  Kruikbeiten  des  DanDM.  727 

äosseren  Wunde  gesetzt.  Diese  Kommmiikation  verscliloss  sich  allmälicb  und 
der  Kranke  starb  sechs  Monate  nach  der  Operation,  die  in  vollkommenem 
Wohlbefinden  verflossen  waren,  an  Peritonitis  infolge  von  Perforation  des 
ftDS  dem  Circulas  ausgeschiedenen  Darmstückes. 

Im  Anschluss  berichtet  Verf.  über  sieben  an  Händen  ausgeführte  experi- 
mentelle Untersuchiingen,  bei  denen  er  die  Darmansschaltung  anstührte,  in- 
dem er  bei  einigen  Tieren  die  ausgeschaltete  Schlinge  nach  aussen  kommuni- 
rieren  Hess,  bei  anderen  mit  dem  normalen  Darm,  bei  wieder  anderen  ver- 
jchloss  er  die  Schlinge  an  beiden  Enden  und  Hess  sie  im  Bauche  zurück. 

Im  ersten  Fall  lebten  die  1'iere  lange  ohne  Beschwerden  und  er  konnte 
lULch  drei  Monaten  das  Verschwinden  jeglicher  Sekretion  in  der  ansgesclialteten 
Darmschlinge  feststellen,  in  der  er  schon  nach  70  Tagen  bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  Vorgänge  beginnender  Atrophie  besonderst  zu  Lasten 
der  Drüsenschicht  der  Schleimhaut  vorfand. 

Im  zweiten  Falle  war  das  funktionelle  Resnltat  ebenfalls  befriedigend: 
bei  der  dritten  Versuchsreihe  fand  er  die  ausgeschaltete  Darmschlinge  über- 
zogen von  kotähnlicher  Sekretionsanaammlung  und  bedeckt  mit  Ulzerationen 
der  Schleimhaut.  Der  operierte  Hund  verendete  an  Peritonitis  und  Ver- 
giftang  durch  die  in  der  ansgeschalteten  Schlinge  gesammelten  Ptomaüne. 

Schliesslich  erklärt  sich  Verf.  auf  Grund  dieser  Tierversuche  und  des  mitge- 
teilten klinischen  Falles  für  einen  Gegner  der  verschlossenen  Darmaus- 
schaltung, bei  der  infolge  vonUlzeration,  Gangrän,  bämorrh^ischen  Infarkts 
oder  sonstiger  Läsionen  der  ausgeschalteten  und  an  beiden  Enden  vernähten 
Darmschlinge  die  Gefahr  einer  peritonealen  Infektion  nicht  ausgeschlossen  ist. 
Er  hält  vielmehr  dafür,  dass  man  zur  offenen  Aasschaltnng  mit 
Befestigung  eines  Schlingenendes  an  der  Hautwunde  greifen  müsse,  da  er 
experimentell  nachgewiesen  hat,  dass,  ohne  Kauterisation  nach  Payr  oder 
sonstigen  Zerstörungs mittein  der  Schleimhaut  derselben  zu  greifen,  die 
Sekretion  der  angeschalteten  Schlinge  in  kurzer  Zeit  zu  verschwinden  be- 
stimmt ist.  Zuletzt  erklärt  er  die  Methode  der  offenen  Ausschaltung 
mit  Befestigung  des  Endes  der  ausgeschalteten  Schlinge  an  der  unteren 
Portion  des  Darmes  als  vor  allen  vorzuglich,  falls  sie  weiterhin  in  der  Klinik 
erprobt  würde.  R.  Giani. 

Küster  (32)  empfiehlt  bei  der  seitlichen  Enteronastomose  das  Ein- 
bringen der  beiden  Knopfteile  durch  die  terminalen  DarmöfTnnngen  vor  deren 
Verschluss.  Dann  wird  der  Knopf  vom  Darminnern  aus  gegen  die  Wand 
onter  starker  Spannung  der  letzteren  angedrückt;  die  gespannte  Wand  wird 
in  der  Längsrichtnng  durchschnitten  bis  der  Zylinder  durch  die  Öffnung 
hervorspringt.  Zusammenfügen  der  Knopfhälften  etc.  Der  Verschluss  der 
beiden  Darmstümpfe  erfolgt  jeweilen,  nachdem  der  Knopfteil  nach  obiger 
Methode  richtig  eingesetzt  ist.  A.  Müller. 

Ghedini  ('23a)  berichtet  über  zwei  persönliche  klinische  Källe  von  aus- 
gedehnten Darmresektionen,  von  denen  die  erste  ungefähr  3  m  Dünndarm 
l>etr&f  und  wegen  umfangreicher,  eingeklemmter  and  gangränöser  In- 
guinalhemie  ausgeführt  wurde  mit  operativer  Heilung.  Aus  diesen  Beobach- 
tungen nimmt  er  Veranlassung  zur  Beschreibung  eines  neuen  von  ihm  er- 
Gonnenen,  elastischen  Klemmeis  zur  Erzielung  der  Enterostase  während  der 
Operationen  an  dem  Darm  und  mit  der  Bestimmung,  die  Mängel  auszuschalten, 
die  der  Zange  ?on  Monari  und  dem  Klemmer  von  Doyen  zuzuschreiben  sind. 

R.  Giani. 


3  JahrMbericht  filr  Chinirgia.    11.  T«il. 

Terrier  (73)  berichtet  über  11  wegen  DickdanakarziDom  ausgefübrteD 
irmanastomoseD  mit  drei  Todesfällen.  Bei  7  Fällen  konnte  das  Karzinom 
cbt  entfernt  werden.  Verf.  macht  mit  Vorliebe  die  laterale  Anastomose. 
',i  DarmverschluBs  legt  Terrier  gewöhnlich  zuerst  einen  Anas  arteficialia 
1  nnd  erst  später  eine  Anastomose;  letztere  wird  nicht  ausgeführt,  wenn 
izites  oder  sekundäre  Karzinomknoten  vorhanden  sind.  M.   Reher. 

Wenn  die  Enterorektostomie  nicht  ohne  Schwierigkeiten  ausgeführt 
arden  kann  und  ohne,  dass  die  Gefahr  vorhanden  ist,  dass  sich  eine  Ver- 
igernng  der  Anastomose  bildet,  so  legt  PiquS  (56)  lieber  einen  iliakalen 
aus  praeternaturalis  an.  Er  hat  mehrere  Male  einen  iliakalen  Anus  ange- 
rt  bei  Kranken  mit  hoher  sozialer  Stellung,  die  jahrelang  ohne  Nachteil  mit 
rer  Umgebung  verkehrten.  Wie  Verf.  beobachtete,  kann  eine  gnte  Kod- 
lenz  des  Anus  nicht  nur  durch  die  Operation,  sondern  auch  auf  psychischem 
ege  erlangt  werden.  Bei  zu  Hypochondrie  neigenden  Leuten  kann  ein  Anus 
aetematuralis  zu  Geistesstörungen  führen.  M.   Reber. 

Nach  Quena  (62)  kommt  die  Rektoenterostomie  höchstens  in  Frage  bei 
[irzinomen  des  oberen  Rektums  und  des  unteren  Teiles  des  S  romanum. 
aer  auch  bei  dieser  Lokalisation  will  Quenu  die  Rektoenterostomie  nur 
isgeführt  wissen  bei  kleinen,  harten,  stenosierenden,  wenig  oder  nicht  ulze- 
^rten  Karzinomen,  also  bei  Scirrhen.  Eine  Anastomose  zwischen  einem 
urmteil  und  der  Ampulle  des  Rektums,  d.  h.  die  eigentliche  Rektoentero- 
amie  wurde  sechsmal  ausgeführt;  zwei  starben,  vier  heilten.  Quenu  ist 
n  warmer  Anhänger  des  Anus  praeternaturalis,  besonders  bei  ulzerierten, 
cht  blutenden  Karzinomen,  damit  die  Ableitung  der  Fäzes  von  der  ulze- 
iTtea  Partie  eine  möglichst  komplette  ist.  M.  Reber. 

Colombani  (14)  wendete  in  zwei  Fällen  den  Murphyknopf  an. 

Im  ersten  guter  Erfolg. 

Im  zweiten  Fall  (Darmresektion  wegen  inkarzerierter,  gangränöser  Leisteu- 
irnie)  wnrde  der  Knopf  durch  zwei  Olivenkeme  verstopft,  was  zum  Tode 
hrte. 

Fasano  (21)  berichtet  zwei  Fälle  von  Gastroenterostomie  und  drei  von 
rminaler  Enteroenterostomie  infolge  strangulierten  Kruralbruches,  bei  denen 
den  Murphy  sehen  Knopf  anwandte.  Er  hatte  zwei  Todesfälle,  jedoch 
labhängig  von  der  Anwendung  des  Knopfes,  die  vorzüglich  gelungen  war. 
iT  Verf.  bespricht  im  Anschluss  die  Vorteile  und  Kachteile  des  Mnrpbj- 
hen  Knopfes  und  schliesst  damit,  dass  er  sich  für  einen  Anhänger  desselben 
klärt,  besonders,  wenn  für  die  Gastroenterostomien  die  von  Hildebrand 
odiäzierte  Form  benutzt  wird.  R.  Giam. 

Beer  (4)  experimentierte  mit  dem  von  Jaboulay  angegebenen  Ana- 
imosenknopf  an  14  Hunden.  Die  Knopfe  liessen  sich  rasch  einführen  und 
ssen  gut.  Bei  der  Einführung  vrarde  jedoch  oft  der  Darm  zerrissen  und 
Bmmten  die  Knöpfe  sich  häufig  in  der  Anastomose  dauernd  fest.  Beer 
lubt,  dass  die  der  Zerreissung  folgende  Narbenbildnng  für  das  Haftenbleiben 
tr  Knöpfe  verantwortlich  ist.  Maass  (New  York). 

Klauber  (31)  sah  zweimal  einen  mangelhaften  Verschluss  des  Knopfes 
n  Jabonlay  an  einer  kleinen  Stelle.  Im  einen  Falle  Üess  der  Schaden 
;h  durch  eine  Naht  gut  machen.  Er  sieht  die  Ursache  darin,  dass  kein 
lemder'Ring,  wie  beim  Murphyknopf,  vorhanden  ist,  der  eine  Inkonkmenz 
Tischen  der  Höbe  der  Schraubengänge  nnd  der  Darmdicke  ausgleicht.  Sonst 
rd  dem  Knopf  hauptsächlich  grosses  Lumen  nachgerühmt. 


HageabAoh,  VerletzuDgeo  ond  chirorg.  Krankheiten  des  Darmes.  729 

Hofmeister  (27)  fährt  bei  der  EDterostomie  statt  eines  Gummirohres 
eine  Metallkanüle  in  den  inzidierten  Darm  und  leitet  diese  nicht  durch  die 
Laparotomiewunde,  sondern  mittelst  einer  Ton  innen  darchgestossenen  Spick- 
nadel  durch  den  Rektus  nach  aussen.  Zieht  man  später  die  Kanüle  heraus, 
so  scbliesst  die  eingestülpte  Darmwand  nach  Art  eines  Zipfelventils  ohne, 
dass  ein  besonderer  Verschluss  nötig  wäre.  Die  Methode  ist  nur  am  Dünn- 
darm anzuwenden. 

Offerfeld  (50)  empfiehlt  zur  sofortigen  Eröffnung  des  Darms  bei 
Enterostomie  die  Punktion  der  exopexierten  Schlinge,  Einführung  eines  Nelaton- 
katheters  and  Übemähung  desselben  auf  einer  Strecke  mit  Serosa,  nach  Art 
der  Witzeischen  Schrägkanalbildung.  A.  Möller. 

Lempp  (34)  referiert  über  die  Jejuuostomie  in  der  v.  Eiselsberg- 
schen  Klinik  auf  Grund  von  68  Fällen. 

Bei  44  Magenkarzinomen  war  die  Indikation  gegeben,  bei  allzulang  aus- 
gedehnten Infiltration  der  Magenwand,  femer  nach  früherer  Besektion  oder 
Gastroenterostomie,  bei  Erkrankung  der  Kardia,  als  Aasschaltung  bei  drohenden 
Perforationen.  Ausserdem  kam  der  Eingriff  in  Betracht  znr  Rubigstellong 
des  Magens  bei  heftigen  Schmerzen,  endlich,  wo  die  Operation  möglichst  ab- 
gekürzt werden  musste.  Mortalität  bei  Karzinom  51  "/o,  durchschnittliche 
Lebensdauer  nach  der  Operation  66  Tage;  demnach  keine  Verlängerung  des 
Lebens.  Die  Jejunostomie  soll  bis  zum  Lebensende  ofien  gehalten  werden, 
damit  sie  jederzeit  znr  Ernährung  wieder  benutzt  werden  kann. 

Bei  Magengeschwür  wurde  sie  14mal  angelegt.  Sie  ist,  weil  rasch 
auszuführen,  auch  bei  Komplikationen  angezeigt.  Hauptindikation  ist  eine 
bedrohliche  Inanition.  Am  meisten  ist  diese  Operation  am  Platze  bei  ein- 
fachem Magengeschwär  mit  freiem  Pyloms  und  freier  Umgebung,  ohne  voraus- 
sichtliche  Gefahr  einer  Stenose,  bei  kardialwärts  gel^enen  Geschwüren,  die 
ZD  Stenosenbildung  neigen,  endlich  da,  wo  Schrumpfungen  und  Verwachsungen, 
sowie  Ausdehnung  der  Geschwüre  und  Schwäche  des  Patienten  die  Exzision 
oder  die  Gastroenterostomie  nicht  gestatten.  Mit  letzterer  Operation  zu- 
sammen ist  die  Jejunostomie  auszuführen  bei  stenosierendem  Pjlorusgeschwür 
und  starker  Reizung  des  Magens,  sowie  bei  Geschwüren,  die  gleichzeitig  im 
Magen  und  am  Pjlorus  vorbanden  sind.  Bei  der  Versorgung  eines  perforierten 
-Magens  oder  Duodenalulcus  soll  immer,  auch  wenn  schon  Peritonitis  besteht, 
eine  tomporäre  Jejunumfistel  angelegt  werden. 

Bei  Verätzungen  des  Magens  ist  die  Jejunostomie  zu  machen,  wenn  zn- 
gleich  der  Ösophagus  verätzt  ist. 

Für  die  Technik  empfiehlt  Lempp,  die  Schrägkanatbildnng  in  der 
Darmwand  in  nur  einer  Etage,  um  Darmstenose  zu  vermeiden.  Die  Fistel- 
öfhung  im  Darm  wird  am  Peritoneum  parietale  angenäht,  die  äussere  Mündung 
der  Fistel  unterhalb  der  Nabelhorizontalen  angelegt,  wodurch  Knickungen 
im  Darm  vermieden  werden.  A.  Müller. 

Lapeyre  (33)  empfiehlt  die  Appeudikostomie  bei  Darmstenosen  als 
Voroperation  von  Resektionen  bei  Karzinom;  einmal  hat  er  das  Verfahren 
anch  bei  Strangileus  nach  Ulcus  ventriculi  mit  Erfolg  verwendet.  In  Frank- 
reich hat  zuerst  Legend  das  Vorgehen  empfohlen. 

Lejars  hat  einmal  so  operiert,  fand  aber  die  Funktion  der  Appeudiko- 
stomie angenügend.  A.  Müller. 


Jahresbeiicbt  fflr  Chinu-gi«.    11.  TeiL 

Bei  chronischer  Kolitis,  bei  welcher  sich  interne  Medikationen  and  rek- 
pülungen  als  nutzlos  erweisen,  empfiehlt  Meyer  (44)  zwei  operative 
den,  dieselbe  zu  bekämpfen. 

1.  Zeitweise  Exklusion  des  erkrankten  Teiles  durch  Anlegen  eines  Anus 
rnaturalis,  wodurch  der  Kontakt  von  Darminhalt  mit  der  erkrankten 
luhant  vollständig  verhütet  wird  und  von  wo  aas  die  Spülung  des  Darmes 
lommen  werden  kann. 

2.  Cökostomie  oder  Appendikostomie,  wodurch  am  Beginn  des  Dick- 
s  eine  für  den  Stuhlgang  undurchganglicbe  Öfiiiang  gebildet  wird,  welche 
iliesslich  zu  Spülnngszwecken  dient. 

V^erf.   zieht  die   letztere   Methode   vor   und   beschreibt  nur    diese,    und 

empfiehlt   er  die  Appendikostomie  und  nur  in  Fällen,   bei   welchen   der 

dix  nicht  durchgängig  ist,  die  Cökostomie. 

Es  folgen  die  Krankengeschichten  von  fünf  Fällen  von  Colitis  chronica 

itische,  durch  Amoeben  hervorgerufene,  tuberkulöse),  in  welchen  er  die 

ge  Wirkung   dieser   Methoden   demonstriert.     Die   Spülung^äüssigkeiten 

Lrgent.  nitr.   1:10000  in  steigender  Konzentration,  Thymol    1:1000, 

alzlösung  und  bei  der  Colitis  tuberculosis  Injektionen  von  Jodoform- 

on. 

Zum  Schluss  geht  Verf.  auf  die  Einzelheiten  der  Operationsmetbode  ein, 

F  o  r  c  a  r  t. 
Silbermark  und  Dömeny  (70)  prüfen  an  Händen  die  Haltbarkeit 
läppe  nach  dem  Mosetigschen  Verfahren  der  Kolostomie  mit 
am  DoppelwandverschluBS  und  finden  nach  8 — 10  Wochen  die 
Igte  Fadenscblinge  an  Ort  und  Stelle  und  ein  VorhaDileusein  der  ange- 
>n  Darmverengernng.  Sie  kommen  deshalb  zum  Scblnss,  dass  die  Mo- 
sche  Methode  dauernd  hält,  was  von  ihr  versprochen  wird. 
Bei  einem  Soldaten,  der  mehrere  Perityphlitisanfälle  durchmachte,  und 
m  der  Blinddarm  und  die  benachbarten  Darmteile  in  relativ  kurzer 
usgedehnt  zerstört  wurden,  sah  sich  Mandel  (38)  genötigt,  einen  Anus 
[naturalis  anzulegen.  Zu  dessen  Heilung  wurde  zunächst  eine  Dupay- 
le  Dannklemme  angelegt.  Später  wurde,  um  den  Mastdarm  an  die 
daniedergelegene  Funktion  zu  gewöhnen,  ein  die  beiden  Darmschlingeu 
iendes  Gummirohr  eingeführt.  Zuletzt  wurden  die  Fistelränder  abge- 
nnd  hierauf  die  Darmenden  in  querer  Richtung  vereinigt. 

M.  Reber. 
^antaloni  (51)  legt  bei  Dickdarmresektionen  grossen  Wert  auf  eins 
tist  vollständige  Isolierung  des  zu  resezierenden  Uarmstückes.  Um  das 
ende  Darmstück  bequem  vor  die  Bauchhöhle  zu  bekommen,  bedient  er 
ner  schon  vor  Roux  angegebenen  Methode.  Er  legt  nach  Eröffnung 
idomens  eine  peritoneale  Inzision  an  parallel  der  grossen  Achse  der  zn 
lierenden  Darmschlinge.  M.  Reh  er. 

lenterskiöld  (63)  ist  bei  einem  Fall  von  einem  nach  brandigem 
entstandenen  Anus  praeternaturalis  folgendermassen  verfahren:  zaerst 
tomie;  20  cm  von  der  Bruchstelle  wurde  eine  Dannresektion  mit 
mose  ^side-to-side"  ausgeführt.  Darauf  wurden  die  abgeschnittenen 
öden  invaginiert  und  auch  die  Bruchpforte  herausgezogen. 

Hj.  von  Bonsdorff. 
Volff   (78)    empfiehlt   zur    Enterotomie    bei    Beuslaparotomie    bebufs 
iiDg  des  Darms  folgende  Methode:  Ausstreichen  eines  Darmbezirks  nnd 


Hagenbach,  Terlettang«n  und  ohirnrg.  EimnUieiteii  dM  Darmes.  731 

ikbscUoss  zwischen  Klammem.  Tabaksbeutelnaht  nm  ein  Längsoval  von 
ca.  1  '/t  cm  Ijänge.  Im  Bereich  desselben  Eröffnung  des  Darms,  Einführen 
«Ines  Ganunirohrs,  Zasammenziehen  der  Naht  behufs  Abdichtung.  Abnahme 
der  Klemmen  und  Entleening  des  Darms.  Nachher  wird  das  Rohr  lang- 
sam herausgezogen,  die  Naht  wird  stärker  geschnürt  und  geknüpft,  darüber 
einige  Serosanähte.  A.  Müller. 

Poncel  (60)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Cökalreaektion  ohne  ßesonder- 
beiten.  Poncel  ist  womöglich  für  einzeitige  Operation  mit  dem  Schnitt 
nach  Rons. 

CavailloD  (11)  Itefürwortet  die  durch  Paul  in  die  Therapie  einge- 
luhrte  Danerdrainage  des  Darmes  mittelst  eines  Siphons.  Verf.  liess  auf  Rat 
Ton  Prof.  Jaboulay  ein  Drain  ans  zwei  ineinander  steckbaren,  ans  ziemlich 
festem  Kantschnk  bestehenden  Röhren  konstruieren,  das  im  Gegensatz  zum 
Panischen  Apparat  nicht  mit  einer  Ligatur  an  der  Rauchwand  befestigt 
wird  und  deshalb  leichter  entfernt  und  gereinigt  werden  kann.  Für  die 
Details  des  Apparates  sei  auf  die  Originalartikel  verwiesen,  der  zwei  erläu- 
ternde Abbildungen  enthält.  M.  Reber. 

Die  Hauptsache  bei  diffuser  Peritonitis  ist  nach  Dahlgren  (16)  unter 
allen  Umständen,  die  Darmlähmung  zu  beseitigen.  Dies  erreicht  man  in 
erster  Linie  durch  gründlichstes  Entleeren  der  Darme  mittelst  Enterostomie 
und  Ausstreichen  („Melken"),  wozu  Verf.  ein  eigenes  Instrument  benutzt. 
Femer  sind  Laxantien,  Klistiere  und  Atropin  in  hohen  Dosen  zu  empfehlen. 
Pina teile  et  Ri  viere  (Ö8)  verlangen:  Entleerung  des  Darmes  („traite- 
ment  palliatii")  nnd  Entfernung  des  Uindemieses  („traitement  curatif)  bei 
Bens  soll  sich  nicht  ausschliessen,  sondern  unterstützen. 

Nach  einem  historischen  Überblick  über  die  Entwickelnng  der  Indikation 
und  der  Technik  der  Enterotomie  und  Enterostomie  geben  Verff.  einen  Bericht 
über  Leichenversuche,  die  sie  anstellten,  nm  eine  Methode  zu  finden,  die 
ennüglicht,  in  gefahrloser  Weise  den  Darm  vollständig  zn  entleeren  nnd  zur 
Kontraktion  zu  bringen. 

Au  Leichen  wird  der  Darm  mit  Gas  und  Flüssigkeit  ad  maximum  ge- 
fiillt  und  dann  die  Entleerung  voi^enommen.  Magen-  und  Rektalspüluug  geben 
natürlich  nur  ganz  unvollkommene  Resultate. 

Entleerung  durch  Aspiration:  Enterotomie  2  cm  lang.  Ein- 
fähren eines  weichen  Gummischlauches  mit  festem  Ansatz.  Es  gelingt,  über 
50  cm  Schlauch  150  cm  Darm  zu  stülpen,  was  nach  beiden  Richtungen  vor- 
genommen ein  Absuchen  von  3  m  Darm  ergibt.  Das  Resultat  ist  ein  unge- 
nügendes. Durch  das  Rohr  kann  eine  Elektrode  zur  Faradisation  des  Darmes 
eingeführt  werden. 

Entleerung    durch    Expression    und    Walzen    der    Darm- 

echlingen.     Da   Verff.    das    Ausstrecken    mit   dem    Finger   für    verletzend 

halten,  er&nden  sie  eine  Klammer,  deren  Branchen  mit  Walzen  armiert  sind. 

Es  gelingt,   mit   diesem   Instrument  in  10  Minuten   den  ganzen   Darm 

durch  eine  Enterotomiewunde  zu  entleeren. 

Als  Anhang  wird  ein  Ansatzstück  beschrieben,  womit  ein  Schlauch 
HBEserdicht  in  die  Enterotomieöffnnng  angebunden  werden  kann. 

Verff.  sind  der  Ansicht,  dass  ihre  Methode  mit  Erfolg  auf  den  lebenden 
Dann  anzuwenden  ist. 

Rosenberg  (66).  Einführung  verschiedener  Sonden  per  rectum  und 
röntgographische  Darstellung  ei^ibt,  dass  ein  Vorschieben  der  Spitze  in  allen 


JahreBbaricht  ßkr  Chinu^e.    11.  Teil 

D   bis  in   den  Anfang   des  S  rom.,   in   der   überwiegenden  Mehrzahl   der 

bis  zu  geiner  Mitte  und  in  wenigen  sehr  günstigen  Fällen  bis  zum 
fferdeckerschen  Pnnkte  möglich,  und  das  mit  einiger  Sicherheit  nur 
Hilfe  des  Romano-Rektoskopes.    Soweit  kann  also  direkte   Berieselung 

EiDfühnmg  trockener  Pulver  vorgenommen  werden. 

Hohe  Einlaufe  gehen  weit  höher.  Sie  sind  bis  ins  Cökum  nachge- 
in. 

Borelius  (7)  kritisiert  die  verschiedenen  Operationsarten,  die  bei  einer 
ktion    des   Dickdarms    zur   Anwendung  gelangen   können ,    nämlich :    die 

aperitoneale  Methode,  die  Methode,  die  Operation  in  meh- 
in  Seancen  auszuführen,  nnd  schliesslich  die  intraperitoneale 
ektion.  Nach  seinen  Erfahrungen  spricht  sich  Borelius  zq  gaosten 
äinzeitigen  intraperitonealen  Resektion  als  der  Normalmethode  aus.  Was 
Technik  der  Ausführung  der  Resektion  anbetrifft,  erscheint  Borelins 
Oarmnaht  die  einzige  Methode,  die  in  Betracht  kommen  kann  —  nicht 
Murphyknopf  — .  Borelius'  Erfahrung  spricht  für  die  Vereinigung 
-to  end".  Hj.  v.  Bonsdorff. 

Fauchet  (52)  beschreibt  einen  Fall,  in  dem  wegen  einer  irreponiblen 
itigen  Leistenhernie  4  m  Dünndarm  reseziert  wurden.  Der  Fat  befand  sich 
end  eines  Monats  in  der  Klinik  sehr  wohl.     Zu  Hause  ass  und  trank  er 

wie  gewohnt,   was  fulminante  Diarrhöen  zur  Folge   hatte,    die    den  Fat. 

herunterbrachten.     Er  wurde  dann  auf  trockenes  Emährungsregime  ge- 
Es   wurden   ihm  femer   als   Nahrung   vegetabilische   Breie   und  Teig- 
in empfohlen.     Sofort  stellte  sich  das  gute  Befinden  wieder  her. 

Verf.  hat  die  Hoffnung,  der  Darm  werde  durch  das  vegetabilische  Re- 
I  zum  Längenwachstum  angeregt,  so  dass  er  seine  normale  Länge  wieder 
icht. 

An  Hand  von  zwei  Beobachtungen  von  postoperativem  Heus  nach  Ope- 
inen  zeigt  Goullioud  (36),  dass  dabei  das  S  rom.  in  die  Höbe  gezogen 
wodurch  der  Dünndarm  ins  kleine  Becken  sinken  kann.     Er  schlägt  dea- 

Tor:  vor  dem  Aufrichten  aus  der  Beckenhochlagernng  nach  gynäkologi- 
n  Operationen  und  Eingriffen  am  Rektum  erst  das  Sigmoid  wie  einen 
eier  über  das  Operationsfeld  auszubreiten  nnd  dann  die  Dünndarm- 
ingen  darauf  zu  lagern.  Es  ist  dabei  selten  nötig,  das  S  rom.  mit 
ten  zu  fixieren  nach  dem  Rat  von  Hegar,  Schiffer,  Riedel,  Cere- 
]ni,  Delbet,  Terrier  und  Hartmann,  Snegnereff,  Jonnesco, 
leau,  Duret. 

Nach  Delbet  (18)  gibt  es  Kranke,  die  an  intermittierenden  Schmerzen 
er  Ileocökalgegend  leiden,  die  mit  dem  Wurmfortsatz  nichts  zu  tun  haben. 
landelt  sich  um  Schlaffheit  und  Ptose  des  Cökum.  Letzteres  ist  oft  fuhl- 
Oft  genügt  als  Behandlung  eine  passende  Diät.  Hilft  dies  aber  nicht, 
impfiehlt  Delbet  Resektion  des  Frocessos  vermiformis  und  Faltung  des 
um. 

Fassier  (5ö)  empfiehlt  auf  Grund  der  Erfahrungen  verschiedener 
aren  neben  den  üblichen  Mitteln  zur  Stillung  von  Magen-,  Darmblutungen, 
lungen  mit  Ohlorkalzium  (4 :  1000)  zweimal   täglich.     Die  Flüssigkeit  soll 

Temperatur  von  48°  haben.  Dazu  sollen  2  g  Chlorkalzinm  in  wässeriger 
iing  per  os  genommen  werden. 

Vaudin,  Douard  und  Labbä  (76).  „Maisine",  ein  alkoholischer 
rakt  des  Mais,  der  im  Wasser  ausfällt,  ist  ein  eiweissähnlicher  Stoff.  £r 


Hagenbach,  VerletcQDgen  -and  chirnrg.  Ei«Dkh«iteu  des  Darmes.  7^ 

soH  im  Magensaft  nur  sehr  schwer,  im  Darmsaft  aber  sehr  leicht  löslich  sein. 
Maisine  dient  dazn,  Pillen  einzuhüllen,  um  sie  nnverändert  in  den  Darm  ge- 
bogen ZQ  lassen. 

Versuche  mit  Jodkalium  gaben  ein  gutes  Resultat. 

Die  VersBche  Pieris  (55a)  sind  darauf  gerichtet,  zu  nntersachen: 
1.  Ob  der  Abdominalsympathikus  ein  für  das  Leben  des  Tieres  unei^ 
läsalicbes  Oi^an  ist  oder  wenigstens  in  welchem  Grade  dienlich;  ob  dieses 
Or^n  £inflnss  auf  die  Magenabsorption  habe.  Die  Versuche  wurden  an  acht 
Kaninchen  gemacht:  keines  verendete  infolge  der  Operation;  die  Tiere  leben 
gut;  sie  sind  niedergeschlagen,  manchmal  schleifen  sie  beim  Geben  die  Hinter- 
beine nach  und  haben  Atembeschwerden.  Diese  Erscheinungen  vergehen  jedoch 
Wd,  allerhöchstens  nach  zwei  Stunden.  Das  Gewicht  des  Tieres  nahm  in 
der  Folge  zu:  die  mit  Methylenblau  geprüfte  Absorption  ist  nicht  im  geringsten 
verändert,  manchmal  ist  sie  eine  raschere.  R.  Giani. 

B.  Kongenitale  StSrungen. 

1.  Brook,  Congenital  bypertropliy  and  dilatation  of  the  ugrmoid  flexDre.  British  med. 
joarn.  18.  V.  1905. 

2.  Emanael,  Congenital  multiple  occlosion«  of  the  amall  intestiue,  The  Laneat  1905. 
Anglist  12. 

1  Qalliro,  Un  caao  di  Ätnaia  congenito  del  diginno-ileo.  Poliolioico,  sei.  praL  1905. 
F*ac  9. 

4.  *Gria«l,  Qnatie  obaerrations  d'eccIiiBioD  eongönitale  aigoG.  Berae  d'orthop.  1905. 
Nr.  2a 

5.  Gross-Sengert,  Malformationa  mnlliples  de  la  portioD  soas-diaphragmatiqae  dn 
tobe  digeetif.    Bev.  d'orthop.  1905.  Nr.  5.  p.  399. 

fl.  Kieater,  Die  angabliehen  VerecblieMDDgen  und  VereDgarungen  des  Darmkanala  im 
Liebte  der  Entwickelangsgeeehichle.    Zeitschr.  f.  Cfair.  Bd.  79. 

T.   Mohrmann,    Atreaia  duodeni  congenitalia.     Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  78. 

S.  Torkel,  Angeborene  hochgradige  Erweiterung  des  DOnadarms  ohne  Stenose.  Dentache 
med.  Wochenecbr,  1905.  Nr.  9. 

9.  Zoodek,  Beitrag  lor  Lehre  Tom  Meckelschen  DiTerükel.  Beilinet  kliu.  Wochen- 
schrift 1906.  Nr.  35. 

GroHS  und  Seucert  (4)  berichten  über  ein  Neugeborenes,  das  wegen 
Änaherschlusses  ins  Spital  gebracht  wurde.  Da  vom  Perineum  aus  das  Rektum 
nicbt  gefunden  wurde,  wurde  laparotomiert.  Nii^ends  ein  Rektum  zu  finden, 
veshalb  mit  der  ersten  besten  Dünndarmschtinge  ein  Anus  praeternaturalis 
angelegt  wird.  Bald  nach  der  Operation  Tod.  Sektion  ergibt  diverse  Miss- 
bildongen  des  Darmes.  Multiple  Striktnren  des  Dickdarmes.  Kolon  endigt 
blind  in  der  Gegend  der  Milz.  S  romanum,  Rektum  fehlen.  Nieren  gross, 
Nebennieren  gut  entwickelt.  Es  folgt  eine  genaue  mikroskopische  Beschrei- 
bnng  der  strikturierten  und  zum  Teil  obliterierten  Dünndarmpartien.  Es 
«erden  die  verschiedenen  Theorien  über  die  Entstehung  solcher  Missbildungen 
angeführt.  Für  den  vorliegenden  Fall  werden  als  wahrscheinliche  Ursachen 
angenommen  Zirkulationsstönmgen  infolge  von  einer  Torsion  der  Mesenterial- 
geßisse,  die  ihrerseits  in  Beziehung  stehen  soll  mit  einer  mangelhaften 
Drehung  des  primitiven  Darmschlauches.  Verf.  sammelten  in  der  Literatur 
Öd  Fälle  von  kongenitalen  Dünndarmatresien,  bei  denen  cbirurgiscb  ein- 
E^rifFen  wurde.  Als  einfachste  und  für  die  meisten  Fälle  am  meisten  zu 
empfehlende  Operation  wird  die  Enterostomie  vorgeschlagen.  Einige  sehr 
gute  Abbildungen  tragen  wesentlich  zum  Verständnis  des  Falles  bei. 

M.  Reber. 


Jahresbericht  fllr  Chirurg!«.     II.  Teil. 

Ereater  (6)  hat  durch  die  Untersuchung  tod  10  jüngsten  menscfalichen 
bryonen  nachgewiesen,  dass  in  der  5.  bis  10.  Woche  in  dem  bereits  &ii- 
agten  Darmkanal  and  zwar  sowohl  im  Vorder-,  Mittel-  and  Eoddarm  vor- 
iigehende  Verschlüsse  auftreten,  die  sich  in  einiger  Zeit  wieder  heben. 
aloge  Vorgänge  finden  sich  auch  bei  den  Wirbellieren.  Störungen,  dieses 
izesses  führt  zu  den  kongenitalen  Atresien  resp.  Stenosen.  Für  Ösophagus, 
gen,  Duodenum  und  Dickdarm  sind  derartige  Vorgänge  nachgewiesen,  die 
r.  Stenosen  und  Atresien  somit  erklärt.  Für  den  Dünndarm,  wo  man  an- 
ordne Verengerungen  mit  fötalem  Volrulos,  Intussuszeption  und  peritoniti- 
en  Vorgängen  bis  jetzt  in  Zusammenhang  brachte,  ist  derselbe  Mechanis- 
s  wahrscheinlich.    Kasuistik  ttnd  klinische  Darstellung  des  Krankbeitsbiides. 

A.  Muller. 

Mohrmann  (7)  beschreibt  einen  Fall  von  suprapapillärer  angeborener 
adenalatresie.  Die  Diagnose  wurde  gestellt;  eine  Gastroenterostomie  am 
Lebenstag  blieb  ohne  Erfolg, 

Magen  und  oberer  Duodenalabschnitt  autoptisch  stark  dilatiert.  Inner- 
b  des  vertikalen  Teiles  des  Duodenum  ist  letzteres  Tolbtäodig  vom 
ikreaskopf  umwachsen.  In  der  Pankreassubstanz  ist  seine  Kontinuität 
erbrochen;  beide  Stümpfe  enden  blind  keulenförmig.  Zwischen  beiden  ca. 
im  langer  Strang  mit  feinem  Lumen,  das  sich  mikroskopisch  als  das  ver- 
nmerto  Zwischenstück  erweist.  Verständlich  wird  der  Zustand  durch  die 
«ache,  dass  nachTandler  das  Duodenum  vom  30. — 60.  Tag  des  Embijo- 
lebens  frei  durchgängig  ist,  sich  aber  dann  bei  Ausbildung  der  Zotten  and 
ten  Torübergehend  verlegt.  A.  Müller. 

Torkel  (8).  Zweitägiger  Knabe  stirbt  unter  Ileussjmiptomen  Sektion 
ibt  frische  Peritonitis.  Ein  Teil  des  Jejunum  ist  mächtig  aufgetriebeo 
l  mit  Schleim  und  Epithelien  gefüllt.  Abknickungen  an  mehreren  Stellen, 
st  keine  Hindernisse.     Verf.  fasst  die  Erweiterung  als  angeboren  auf. 

Zondek  (9)  hat  ein  am  Nabel  prolabiertes  offenes  Meckelsches 
ertikel  bei  einem  4' />  wöchentlichen  Kind  mit  Glück  operiert  und  geaaa 
ersucht.  Dasselbe  sezernierte  etwas  Kot  mit  Schleim,  ragte  penisartig 
dem  Nabel  vor  nnd  hatte  die  Banchwand  in  einer  Ausdehnung  von 
3  cm  hruchartig  vorgestülpt.  Bei  der  Operation,  die  nach  Art  einer 
)endicektomie  ausgeführt  wurde  fiel  die  Dicke  der  Serosa  an  der  Basis 
Gebildes  auf. 

Durchschnitte  durch  den  Anhang  zeigen,  dass  sämtliche  Darmwand- 
ichten  vorhanden  und  am  offenen  Ende  umgestülpt  sind.  Die  Schleimhaut 
%  daselbst  einen  Bau,  der  an  den  der  Lieberkühnschen  Krypten  er- 
irt,  während  im  Innern  des  Gebildes  reich  entwickelte  Zottenhilduug 
eht.  Das  von  Tillmanns  zuerst  beschriebene,  aber  nicht  richtig  ge- 
tete  Vorkommen  von  Magenschleimhaut,  wie  es  namentlich  in  den  distalen 
artikelteilen  beobachtet  wird,  lag  hier  nicht  vor.  Derartige  Befunde  er- 
en  sich  dadurch,  dass  Magen-  und  Divertikelschleimhant,  gleichartig  an- 
gt  vrie  die  übrige  Darmscbleimhaut ,  den  Veränderungen,  welche  die 
denalmnkosa  unter  dem  Einfiuss  der  Faltensekretion  durchmachte,  nicht 
resetzt  war  (Siegenbeck  van  Heukelom).  Befunde  von  Parotis-  nnd 
kreasgewebe  an  der  Spitze  von  Divertikeln  gehören  wohl  in  das  Gebiet 
Teratome,  wobei  auch  die  Divertikel  selbst  als  Mtssbildungen  eigener 
vom  Meckelschen  Anhang  zu  trennen  sind.  A.  Müller. 


Hftgeabacb,  Terletiungen  und  chirarg.  KrankheitsD  des  Darmes.  735 

Galliro  (5)  berichtet  eioen  Fall  von  Dsrmokklusion  bei  einem  neu- 
geborenen Kinde,  bei  dem  ohne  Erfolg  die  Bildung  eines  Anus  praeternaturalis 
iiiacus  verBticht  wurde.  Bei  der  Sektion  wurde  eine  Ätresie  des  Duodeno- 
ileum,  Hypertrophie  des  über  der  atresischen  Stelle  gelegenen  Stückes  und 
Atrophie  des  darnnterliegenden  konstatiert.  In  Anbetracht  der  histologiechen 
Struktor  der  Darmhäute  nimmt  Galliro  an,  dasB  die  Atresie  im  fünften 
Monat  des  intrauterinen  Lebens  durch  Drehung  des  Darmes  um  sich  selbst 
eingetreten  sei.  R.  Giani. 

Emanuel  (2)  beschreibt  einen  Fall  eines  Siebenmonatkindes,  welches 
gleich  nach  der  Geburt  in  seine  Behandlung  kommt.  Äusserlich  ist  an  dem 
Kind,  ausser  einer  kupferbraunen  Haut  nichts  Anormales  zu  finden.  Die  ein- 
gefährte  Nahrung  wird  sofort  wieder  erbrochen.  Durch  einen  in  das  Rektum 
eingeführten  Gnmmikatheter  entleert  sich  normales  Mekonium.  Neun  Tage 
später  erfolgt  der  Tod. 

Sektion:  Alle  Organe  ausser  dem  Dünndarm  sind  normal.  Duodenum 
stark  aufgetrieben,  grösser  als  der  Magen,  seine  Schleimhaut  ist  verdickt. 
Hierauf  folgt  eine  vollständige  Obliteration  des  Darmes;  solche  Oblitera^ 
tionen  sind  noch  an  zwei  anderen  Stellen  zu  finden.  Ferner  finden  sich  an 
fünf  anderen  Stellen  ringförmige  Striktnren.  Die  Darmpartien  zwischen  diesen 
Stellen  sind  aufgetrieben  und  enthalten  Mekonium. 

Auffallend  ist:  1.  In  allen  Partien  des  Darmes  wird  Mekonium  gefunden, 
obschon  keine  Galle  in  den  Darm  gelangen  konnte.  —  2.  Der  untere  Teil  des 
Darmes  ist  nicht,  wie  zu  erwarten  gewesen  wäre,  kollabiert,  sondern  mit  Meko- 
nium reichlich  angefüllt.  —  3.  Das  Kind  lebte  noch  neun  Tage  ohne  Nahrungs- 
aufnahme. —  Verf.  spricht  nun  noch  über  die  Entstehung  solcher  kongeni- 
talen Missbildungen.  —  Sie  sind  entweder  das  Resultat  einer  intrauterinen 
Peritonitis,  wovon  in  diesem  Falle  keine  Zeichen  vorhanden  sind;  oder  sie 
entstehen  durch  Hemmung  in  der  Entwickeinng.  Forcart. 

Bei  einer  21iährigen  Patientin  wurde  von  Brook  (1)  wegen  einer 
Geschwulst  im  Unterleib  die  Operation  vorgenommen.  Dieselbe  erwies  sich  als 
ein  harter,  frei  in  der  Flexura  sigm.  liegender  Tumor,  von  der  Grösse  einer 
Croquet-Kugel  und  einem  Gewicht  von  600  g,  welcher  aus  fest  znsammen- 
geballten  Pflanzenfasern  bestand.  Nach  Entfernung  desselben  wnrde  der  sehr 
stark  dilatierte  und  hypertrophische  Darm  darch  mehrere  Nähte,  welche  wie 
bei  einer  Gastroplicatio  angelegt  wurden,  stark  verkleinert.  Die  geheilte 
Patientin  hat  nun,  zwei  Jahre  nach  der  Operation  normale  Darmfunktion. 

Forcart. 

C.  Verletzungen.    FremdkSrper. 

1.  ApoBtolABcn,   Penetrierende  Wnode  des  EpigiBtriama  et«.    Spitalnl  Nr.  2S.    Ref. 
Dentoclie  med.  Woehensehr.  1905.  Nr.  6.  p,  238. 

2.  Bejan,    Penetriereade    Wnnde    des  ßaucbes    usw.     SpiUla)   Nr.   24.   (1904?)     B«f.   in 
DenUcbe  med.  Wocheoaehr.   1905.  Nr.  6.  p.  318. 

3.  Borehardt,    TerletzungeQ  dea  Rumpres.     ZeiCscLr.  f.  SrEtl.  Fortb.  1905.  Nr.  11. 
i.  ßnnge,   Sabkntane  Darmniptar.    Bruna  Beitr.  Bd.  IT. 

4a.*Cappa,    ContueioDi    gravi    delie    pareti    addominali   e   psendoperitoiiite   haematica. 
QaietU  degli  ogpadale  e  delle  clinicbe  1905.  Nr.  86.    (KlioiBcher  Fall.) 

5.  Eartwell,   Necrosie  of  iotestioe  etc.    ädd.  of  eurg.  1905.  p.  136. 

6.  Hertle,    Ülier   stampfe  Baachverletzangen.     Mdocb.  med.  Wocbenscbr.    1905.  Nr.  40. 
p-  1951. 

7.  Jones,    Perforation  of  the  dnodenam  by  a  bodkin.     LHncet  1905.  Nov.  25.  p.  1545. 

8.  Latouobs,   Coatusioii  violente  de  l'abdoineii.    See.  de  cbir.  1905.  Nr.  33. 


Jahresbericht  fDr  Chirargie.    ü.  TeiL 

ehmnDn,   Über  EontnBionea  des  AbomenB.    Inaag.-DisBert  Fieibnrg  1904. 
lianfeld,    Über  eabkatane  DarmverleUnDgen  etc.    Brnna  Beitr.  Bd.  45.  U.  1. 
'ftok  le  Moyne,  Hopp,   Fenetratiog  ronnds  of  the  abdomen.    Ann.  ot  snrg.  Jan. 
05. 

iiei.   Solle  contnaioDi   dell'  addome.  —  Cootribate  speriTnenUle  a  conaidaratioDi 
aiche.     Arch.  intern,  de  cbir.  1905.  Nr.  '^. 

trtkes,   Perforstioii  von  Fremdkörpern  aae  dem  Magendarmkaoal   ohne  PeritonitiB. 
mtscfae  med.  Wocbenscbr.  1905.  Nr.  1.  Vereinabeil.  p.  48. 

,ubritiua.  Über  anbkDtane  Darmmptnren.    Prager  med.  Wochenechr.  1905-  Nr.  27, 
u.  29. 

everann,    Perforatire  Bancbwnndea  dnrch  Fenergewehr,    Laparotomie,    Enteror- 
aphie.     Rav.  de  chir.  Nr.  5.  p.  225.  (Rnrnftoisch.) 

Iielemann,   Beitrag  zur  snbkntaDen  Raptar  dea  Magendannkanala.    Dentsclie  miL- 
EtL  Zeitachr.  1905.  Nr.  2. 

levaatjerna,  Über  die  sabknUnen  Raptoren  des  MagendannkaDkla  na«h  Baneb- 
rletinngen.    Druckerei  d.  finii.  Lit.-Geaellaeh.  1905. 

Borcbardt  (3)  betont  die  Wichtigkeit  einer  richtigen  Erkenntnis  der 
Lverletzungen.  Bei  einfachen  Baacl^ontaBionen  geht  Shock  bald  vorüber, 
ose  der  subkutanen  Darmruptnren  schlecht;  man  sollte  in  den  ersten 
Stunden  post  tranma  operieren  können.  Shock  braucht  bei  einer  Darm- 
r  nicht  vorhanden  zu  sein.  Bei  einfacher  Kontusion  ist  der  Puls  gerade 
dem  Trauma  am  schlechtesten.  Stetiges  Steigen  der  Temperstur  ist  ein 
istiges  Symptom.  Wiederholtes  Erbrechen  spricht  für  Ruptur  des  Dann- 
i.  Zirkumskripter  Drackschmerz  ist  ein  Signum  mali  ominis.  Wichtig 
uptnr  ist  die  brettharte  Bauchdeckenspannuug. 
Sind  Symptome   einer  ßippenfraktur   links   unten  vorhanden,   so   kann 

eine  Milzruptnr  übersehen  werden.  Am  gefahrhchsten  sind  die  Leber- 
zungen. 

Reclas  Ansicht,  bei  Schussverietzungen  des  Abdomens  sich  exspektatir 
rhalten,  verwirft  Borchardt  als  zu  riskiert.     Eine  Schusswunde  soll 

sondiert  werden.  McCornacs  Ausspruchs  aas  dem  südafrikanischen 
:  „Ein  dnrch  den  Bauch  Geschossener  stirbt  in  diesem  Kriege,  wenn 
ihn  operiert;  er  bleibt  leben,  wenn  man  ihn  in  Ruhe  lässt",  darf  nach 
.  Ansicht  nicht  für  Friedensverhältnisse  gelten. 

Prolabierter  Darm,  wenn  aseptisch  eingepackt,  kann  stundenlang  nn- 
iert  bleiben,  ohne  Schaden.  Blutungen  müssen  sofort  gestillt  werden, 
ingsverletzungen  sind  gewöhnlich  schwer,  sollen  nie  genäht  werden. 

M.  Reber. 
Die  subkutanen  Rupturen  kommen  nach  Bunge  (4)  anf  drei  Arten  zu- 
B,  die  Zerqnetschung,  der  Abriss  und  die  Berstnng.  Die  Berstung  kann 
ustandekommen,  wenn  der  Darm  irgendwohin,  wo  geringerer  Druck  ist, 
liehen  kann ,  solche  Stellen  sind  der  Levatorschlitz  und  auch  die 
ipforten.  Dies  beweist  Verf.  aus  eigenen  Beobachtungen  und  zwei  Be- 
tnngen  aus  der  Literatur,  bei  denen  mit  Sicherheit  nachzuweisen  ist, 
l£eine  Quetschung  und  keine  Zerreissung  stattgefunden  hat  und  dass  die 
iing  zustande  kam,  indem  sich  der  Darm  unter  heftigem  Abdomioaldruck 
le  bestehende  Bruchpforte  legte. 

Perez  (12)  berichtet  über  einige  wichtige  Versuche,  welche  darin  be> 
en,  bei  Hunden  und  Kaninchen  Traumen  auf  verschiedenen  Gegenden  des 
les  hervorzubringen.  Um  die  das  Trauma  setzende  Kraft  zn  messen, 
ite  er  sich  eines  mit  einem  Dynamometer  versehenen  Hammers.  Die 
tfolgemngen  können  etwa  folgendermassen  zusammengefasst  werden. 


H«g«DbKch,  TerletiuDgeii  und  ohtmrg.  Krankheiten  des  Dannes.  737 

Darmverletzungen  liessen  sich  in  allen  Fällen  beobachten,  in  denen  ein 
heftiges  Tranma  anf  die  Regio  mesogastrica  oder  hypogastrica  einwirkt.  Wenn  die 
Wand  erschlafft  ist,  bedarf  es  einer  Gewalteinwirkung  von  40—60  kg,  vaa  beim 
Hunde  Darmzerreissmigenhervorzanifen.  Ein  leichteres  Trauma  hat  nur  einfache 
Ekcbjmosen  zur  Folge.  Wenn  die  Wand  kontrahiert  ist,  muss  die  Gewalt- 
einwirkung  noch  grösser  sein.  Je  umschriebener  das  Trauma  ist,  um  so 
leichter  ruft  es  Darm  Verletzungen  hervor.  Seine  Folgen  sind,  je  nach  dem 
ätellnngsznstande  des  Darms,  verschieden,  ob  sich  feste,  gasformige  oder 
flüssige  Massen  darin  befinden.  Ferez  konnte  auch  experimentell  den  tem- 
porären Verschluss  der  Darmwunde  bei  YoUkommen  transTersaler  Zerreissung 
studieren.  Der  Abschniimng  der  Darmmakosa  durch  die  kontrahierte  Musku- 
latur ist  es  zuzuschreiben,  dass  die  Peritonitis  nach  verschieden  langer  Zeit 
erscheint,  2 — 6  Stunden,  ja  sogar  19  Tage  nach  der  Ruptur. 

Das  erste  Symptom  einer  Eingeweideverletzung  ist  die  Kontraktur  der 
Banchmnskeln.  Was  den  Shock  anbetrifft,  so  steht  er  weniger  mit  der  Natur 
der  Verletzung,  als  mit  der  Ausdehnung  des  Traumas  in  Zusammenbang.  Ein 
Symptom,  welchem  Verf.  eine  grosse  Bedeutung  beimisst,  ist  die  oberfläch- 
Ucbe  und  frequente  Atmung,  vorausgesetzt,  dass  diese  Erscheinungen  nicht 
vorübergehend,  sondern  dauernd  vorhanden  sind.  Alle  anderen  Symptome, 
Druckschmerz,  Hauthyperästhesie,  Unruhe,  Pnlsandemngen,  Temperatnrschwan- 
kungen,  Erbrechen  usw.  haben  nur  eine  relative  Bedeutung,  da  sie  nicht  kon- 
stant sind.  Alle  diese  Erscheinungen  sind  nicht  immer  für  Entleerung  von 
Darminhalt  in  die  Bauchhöhle  beweisend,  sie  sprechen  nur  für  eine  schwere 
Eingeweideverletznng. 

Die  frühzeitige  Diagnose  ist  äusserst  wichtig,  leider  häufig  recht  schwierig. 
Die  Anamnese  und  die  objektiven  Symptome  sind  bedeutungsvoll.  Der  Shock 
hat  nur  dann  diagnostischen  Wert,  wenn  er  mit  gewissen  anamnestischen  An- 
gaben znsammen&llt.  Viel  wichtiger  sind  die  Kontraktur  der  Bauchmuskn- 
ktiir,  die  oberflächliche  und  beschleunigte  Atmung,  die  Pulsverlangsamung, 
welche  die  beginnende  Peritonitis  anzeigen. 

Der  Verf.  ist  Anhänger  des  operativen  Eingreifens,  da  Spontanheilungen 
schwerer  Verletzungen  sehr  selten  sind.  Wenn  man  erst  bei  den  ersten  Sym- 
ptomen der  Peritonitis  operiert,  kommt  man  gewöhnlich  zu  spät,  da  dieselbe 
alsdann  schon  diffus  ist.  Das  beste  ist  es,  innerhalb  der  drei  ersten  Stunden 
einzt^eifen.  Auch  in  zweifelhaften  Fällen  soll  operiert  werden,  nur  der 
schwere  Shock  sei  die  einzige  Kontraindikation.  Der  spontane  Eingriff  muss 
noch  bei  beginnender  Peritonitis  und  selbst  als  letztes  Auskunftsmittel  bei 
schon  vorgeschrittener  Bauchfellentzündung  vorgenommen  werden.  Es  ist 
imnierhin  besser,  einmal  frühzeitig  in  einem  Falle  zu  operieren ,  in  welchem 
es  nicht  nötig  wäre,  als  in  einem  anderen  Falle  die  Operation  zu  unterlassen 
nnd  den  Kranken  sicheren  Gefahren  auszusetzen ,  die  früher  oder  später 
drohen,  und  einem  beinahe  sicheren  Verderben  entgegenznführen,  wenn  man 
sich  erst  bei  den  ersten  Anzeichen  einer  Peritonitis  zur  Operation  entschlieast. 

R.  Giani. 
Tawastjerna   (17)   bespricht  an  Hand   einer  170  Fälle  umfassenden 
Kasuistik  Ätiologie,  Pathogenese  und  pathologische  Anatomie,  Symptomatologie, 
Diagnose,  Prognose  und  Therapie  der  subkutanen  Darmrupturen. 

Als  Ursache  findet  sich  am  häufigsten  Hnfschlag,  wobei  Magen  and  Dünn- 
äannkanal  fast  ausschliesslich  und  dabei  wiederum  Jejnnnm  und  Ueom  am 
häufigsten  betroffen  sind. 

Jifanriwidit  Ar  OhJrorid*  1«0&.  4? 


'38  Jahresborickt  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Von  Symptomen  werden  besprochen  Shock,  Puls,  Temperatur,  Atmung, 
jenkozytose,  Schmerz,  Spannung  der  Bauchdecken,  Erbrechen,  Uriiibeschver- 
len,  Kotverhaltui^,  Perkussion.  Die  meisten  sind  inkonstant,  am  konstan- 
esten  ist  das  Erbrechen  und  die  Spannung  der  Bauchdecken.  Es  kann  jedoch 
«idee  fehlen. 

Ganz  unsicher  ist  die  Perkussion;  auch  Schmitts  Zone  hochtympam- 
ischen  Schalles  ist  viel  zu  selten.  Aus  dieser  Unsicherheit  der  Symptome 
rgibt  sich  auch  die  Schwierigkeit  der  Diagnose. 

Tawastjerna  ist  nicht  für  Probelaparotomie  in  allen  Fällen.  Bei 
icherer  Diagnose  auf  Darmruptnr  sofort  Operation.  Durch  Beobacbtang  ist 
aeist  die  Diagnose  möglich,  es  sollen  jedoch  nie  mehr  als  12  Stunden  beob- 
«btet  werden,  sondern  bei  Unsicherheit  ist  es  besser  nachzusehen. 

Je  früher  operiert  wird,  um  so  besser  ist  die  Prognose. 

Tbelemann  (16)  behandelt  die  subkutane  Darmmptnr  an  Hand  ron 
1  in  Marburg  beobachteten  Fällen.  In  5  Fällen  entstanden  die  Baucbkon- 
nsionen  durch  diffus  einwirkende  Gewalten;  4 mal  von  diesen  Fällen  war  der 
)ünndarm,  Imal  der  Dickdarm  verletzt;  4  Todesrälle,  I  Heilang.  In  3  wei- 
eren  Fällen  erlitt  der  Darm  in  einer  Hernie  ein  Trauma;  Hernienmptnren 
irognostisch  nicht  so  ungünstig,  da  der  Kotaustritt  längere  Zeit  auf  Bmcb- 
ack  beschränkt  bleibt.  In  2  Fällen  Kotabszesse  nach  Darmruptnren ,  in  1 
^all  Darmperforation.  13  Tage  post  tranma.  Gewöhnlich  platzt  der  Darm. 
Vichtig  ist  der  FüUungszustand  des  Darmes.  Nach  Petry  wurde  in  88,1% 
er  Dünndarm  verletzt.  Bei  einem  Falle  des  Verfe.  war  der  zerrissene  Darm 
a  einem  Bmcbsack  das  S  romannm.  Es  gibt  seltene  Fälle,  wo  der  Darm- 
ahalt  trotz  Perforation  nicht  in  die  Bauchhöhle  übertritt  Je  flüssiger  der 
)anninhalt,  um  so  ungünstiger.  Schlimm  ist  eine  peritoneale  Sepsis.  Dia- 
nostisch  wichtig  ist  das  Trendelenburgscbe  Symptom  der  brettharteu 
lauchspannui^  an  der  verletzten  Stelle.  Frühdiagnose  oft  unmöglich.  Wichtig 
nhaltender  Schmerz,  Erbrechen,  kostale  Atmung,  dauernd  schlechter  Puls, 
'rognose  hängt  wesentlich  ab  von  der  Art  der  vorhandenen  Peritonitis ;  günstig, 
'enn  letztere  sero-fibrinös  ist,  da  dann  gerne  Verklebungen  zustande  kommen. 
Ke  Behandlung  soll  so  früh  als  möglich  eine  chirurgische  sein. 

M.  Reber. 

Im  Änscblnss  an  vier  Fälle  von  Banchkontusion  mit  Darmverletznug 
Operation 4  Stunden  nach  der  Verletzung,  gestorben;  ca.  12  Stunden, gestorben; 
Tage,  gestorben  und  30  Stunden,  geheilt)  spricht  sich  Lilienfeld  (10)  für 
löglichst  ftühzeitige  Operation,  mit  Enterostomie  und  trockenem  Auswischeo      i 
er  Peritonealhöhle  aus, 

Ferner  Beschreibung  einer  Darmquetschong  ohne  sichtbare  Verletzung 
er  Darmwaud.    Heilung. 

Hertle  (6)  berichtet  über  drei  Fälle  von  Bauchkontusion.  Im  ersten 
uere  Abreissang  des  Jejunum,  wobei  die  kontrahierten  Dannenden  den  Kot- 
ustritt  verhinderten.  Im  zweiten  Naht  eines  Milzrisses.  Im  dritten  wurde 
ei  der  Operation  nur  ein  Hämatom  gefunden.  Bei  der  Sektion  kommt  ein 
stroperitonealer  Riss  des  Duodenum  mit  Phlegmone  heraus.  Von  den  Sjm-  l 
tomen  ist  der  lokalisierte  heftige  Schmerz  das  wichtigste.  Auch  fährt  die 
pannnng  der  Bauchdecken  hier  und  da  auf  den  Ort  der  Verletzung.  | 

Moyne  (11)  bringt  die  Krankengeschichten  von  einem  Fall  von  Stich- 
nd  fünf  Fällen  von  Schussverletzungen  des  Abdomens.     Ausser  bei  Fall  Hi        | 
ei  welchem  ohne  operativen  Eingriff  Heilung  eintritt,  wird  bei  allen  das 


Hagenbaeh,  Verletmiigeii  and  chirnrg.  Krat)klieit«n  des  Darmes.  739 

Abdomen  geöffnet  Tind  die  betrefienden  Darmwunden  vernäht.   Ausser  Fall  IV, 
der  starke  Blntverlnste  erlitten  hat,  gehen  alle  in  Heilung  über. 

Verf.  empfiehlt  bei  alleo  Schnssverletznogen  des  Abdomens  sofortige 
Laparotomie,  da  in  97  "la  der  Darm  verletzt  ist.  Ferner  soll  durch  genaue 
Beobachtung  der  Krankbeitss^mptome,  der  Lokalisation  der  Wunde  und  der 
Schnssrichtong  diagnostiziert  verden,  ob  Darmperforation  vorliegt  oder  nicht. 
Der  Gebranch  der  Sonde  ist  nicht  nur  gefährlich,  sondern  oft  auch  irre- 
führend.   In  allen  Fällen  ist  gute  Drainage  von  grosser  Wichtigkeit. 

F  0  r  c  a  r  t. 

Perthes  (13).  Ein  Patient  verschluckt  (wahrscheinlich  in  selbstmör- 
derischer Absicht)  mehrere  grosse  und  kleine  Gegenstände,  die  zum  Teil 
röntgographisch  nachgewiesen  wurden.  Patient  verweigert  die  Operation.  Eine 
Tascbenmesa erklinge  geht  per  rectum  ab.  Vier  Stücke  Eisendrabt  kamen 
mehrere  Monate  nach  der  Einnahme  an  verschiedenen  Stellen  des  Abdomens 
ZOT  Perforation  aus  kleinen  Abszessen.  Keine  Peritonitis.  Zwei  Löffelstiele 
sind  nach  VI»  Jahren  noch  im  Magen. 

Hartwell  (5)  beschreibt  einen  45jährigen  Mann,  der  in  bewusstlosem 
Zustande  ins  Krankenhaus  gebracht  wird.  Anamnestisch  ist  tags  darauf  nur 
coQ  ihm  zn  erfahren,  dass  er  seit  drei  Tagen  an  Schmerzen  im  Epigastrium, 
Brechen  und  Konstipation  leidet.  Von  einem  vorausgegangenen  Trauma  will 
Patient  nichts  wissen.  Das  Abdomen  ist  druckempfindlich,  gespannt.  Bei 
Eröffnung  des  Abdomens  findet  sich  in  demselben  eine  grosse  Menge  blutig- 
eitriger  Flüssigkeit,  femer  bedeutende  Kontusion  des  Mesenteriums ;  zwei  Ge- 
fässe  in  demselben  sind  zerrissen  und  bluten  noch  leicht.  An  zwei  Stellen 
lies  Jejnnums  ist  die  äussere  Darmwand  durchgerissen,  die  Mukosa  jedoch 
noch  intakt.  Über  diesen  Stellen  wird  das  Peritoneum  vernäht,  Ligatur  der 
Blutgefässe  und  Vernähen  des  Mesenteriums.  Ein  ca.  30  cm  langer  Teil  des 
Jejonams,  welcher  ebenfalls  Kontusionen  aufweist,  wird  nicht  ezzidiert.  Nach 
Reinigung  der  Bauchhöhle  wird  dieselbe  geschlossen  und  drainiert.  N'ach  Ver- 
lauf einer  Woche  tritt  in  der  Wunde  eine  Fäkalfistel  auf ;  der  schlechte  Zu- 
stand des  Patienten  lässt  jedoch  eine  Operation  nicht  zu. 

Bald  zeigen  sich  Symptome  einer  allgemeinen  Sepsis.  Ein  grosser  ab- 
domineller Abszess  in  der  Nähe  der  Wunde,  andere  in  der  Rektalgegend  und 
am  Skrotom  werden  mit  Erfolg  behandelt,  und  der  Znstand  bessert  sich 
allmählich. 

Zwei  Monate  später,  nachdem  in  den  letzten  14  Tagen  nur  rektale  Er- 
nährung vorgenommen  worden  war,  wird  zur  zweiten  Operation  behufs  Ver- 
schluss der  Fistel  geschritten.  Bei  Eröffnung  des  Abdomens  zeigt  sich,  dass 
der  Darm  an  dieser  Stelle  vollständig  transversal  durchtrennt  ist,  wobei  das 
proximale  Ende  mit  der  Wunde  verwachsen  ist,  das  distale,  durch  Adhäsionen 
verschlossen  in  der  Peritonealhöhle  liegt.  Die  beiden  Enden  werden  frei- 
gelegt, angefrischt  und  vereinigt. 

Bei  Untersuchung  des  Darmes  oberhalb  dieser  Stelle  zeigt  er  sich  in 
einer  Länge  von  ca.  10  cm  verwachsen,  die  Wandung  ist  hier  auf  dem  Punkte 
vollständig  zu  nekrotisieren.  Dieser  sonderbare  Zustand  muss  augenschein- 
lich während  mehr  als  zwei  Monaten  existiert  haben. 

Nach  Ezzision  der  nekrotischen  Stelle  in  einer  Länge  von  ca.  12  cm, 
Vereinigung  der  beiden  Enden  und  Schluss  der  Banchwunde,  tritt  vollständige 
Heilung  ein. 

47* 


jAlitMberieht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Verf.  macht  auf  die  interessante  Tatsache  anfmerksam .  dass  das  be- 
igte  Dannstück  weder  seine  Zirkalation  and  Vitalität  wieder  erlangte, 
knrze  Zeit  nach  dem  Unfall  gangränös  wurde,  sondern  dass  ein  pro- 
ver  nekrotischer  Prozess  eintrat,  welcher  früher  oder  später  mit  Gangrän 
et  hätte,  wäre  der  erkrankte  Teil  nicht  reseziert  worden.  ForcarL 
Lavrence  Jones  (7).  Es  handelte  sich  in  diesem  Falle  nm  ein  16- 
es  Mädchen,  welches  zwei  Tage  vor  seinem  Spitaleintritt  eine  Haarnadel 
dackt  hatte.  Flüssige  Diät  nnd  Abführmittel  hatten  nicht  den  ge- 
hten  Erfolg.  Bei  der  Eintrittsuntersnchung  hatte  Patientin  keine 
irzen,  sondern  nur  leichte  Dmckempfindlichkeit  im  rechten  Hypochondrinm. 
ir  1.  DurchleQchttmg  wurde  die  Nadel  auf  der  rechten  Seite,  etwas  oberhalb 
abels  gesehen,  bei  der  Sf.  und  3.,  welche  6  tind  10  Tage  später  vorge- 
en  wurden,  ca.  7  cm  links  vom  Nabel  anscheinend  im  Colon  descendens, 
i  festzustecken  schien. 

Erst  12  Tage  nach  dem  Eintritt  traten  Schmerzen  auf,  welche  sich  in 
ächsten  Tagen  verschlimmerten,  so  daas  zur  Operation  geschritten  wurde, 
ergelben  fand  sich  die  Haarnadel  im  unteren  Teil  des  Duodenums,  wo 
e  Wandung  durchstochen  hatte.  Sie  wurde  extrahiert,  und  die  kleine 
lg  in  der  Darmwand  vernäht.  Drei  Wochen  später  konnte  Patientio 
t  entlassen  werden. 

Im  Anschluss  an  diese  Krankengeschichte  macht  Verf.  darauf  anfmerleani, 
ts  oft  Fälle  gibt,  bei  welchen  die  Röntgenuntersnchnng  täuscht  und  zu 
en  Diagnosen  Änlass  gibt.  Forcart. 

Bei  dem  tod  Latouche  (8)  beobachteten  Falle  von  Milzruptur  ergab 
Intnntersuchung  18  Tage  nach  der  Splenektomie  eine  Verminderung  der 
n  Blutkörperchen,  im  spezieUen  eine  beträchtliche  Verminderung  der 
1er  Lymphozyten.  Nach  F4vrier  soll  die  Milzruptur  bei  Kindern  nicht 
fährlich  sein  wie  bei  Erwachsenen.  Die  Mortalität  der  Splenektomie 
,t  ca.  50  °/o.  Im  vorliegenden  Falle  machte  die  Milzruptur  sehr  wenig 
ome.  Wenn  der  leiseste  Verdacht  auf  eine  Hämorrhagie  in  abdomine 
iden  ist,  soll  operiert  werden.  M.  Reber. 

Bejau  (2j.  Penetrierende  Wunde  des  Bauches  mit  Vorfall  eines  Teiles 
piploons  und  des  Darmes.  Stichwunde  links  über  dem  Nabel.  Zwei 
öcher  und  zwei  serosa-muskuläre  Wunden  wurden  genäht,  eine  Mensen- 
ene  unterbunden.  Reposition.  Bauchnaht.  Operation  nur  unter  Assisteni 
Wärterin.     Gute  Heilung. 

Apostolescu  (1).  Suicidium.  Messerstich  ins  Epigastrium  rechts  von 
[ittellinie.  Isolierte  Verletzung  der  Vena  mesenterica  interna.  llnt«r- 
ig.  Heilung.  Bei  penetrierenden  Baachwunden  soll  stets  die  Laparo- 
gemacht  werden. 

D.  Tumoren. 

ck,  Abdomioale  SchleimgeBehwDiBte  bei  bfateriBchen  Sindem.  Hanatoschr.  f  KinJar 

Ik.  1905.  M&rz. 

anco,    Cancer  de  l'auBe  sigmolde.    Cancer  de  l'iotestin  grftle.    Soc.  MSt.  1905. 

as,  Welcbe  Anseicfaten  bestehen  für  eine  FrtIbdiagDose  der  Intestinalkariinoinsf 
mzgeb.  d.  Med.  □.  Chir.  1905.  Ib.  Bd. 

vailloD,    Cancer  de  l'angle  droit  du  eoloo.    Lyon  mii.  1905.  Nr.  46. 
det-Baisee,    Carcinome  du  colon  etc.    Jonm.  de  mM.  de  Bord.  1905.  Nr.  1.  p.  ä 
monlin,    Deojt  cas  d'eDtdro-anastomoae  pour  Cancer  do  groa  ioteatin.    Soc  de  diir. 
5.  Nr.  30. 


HftgenbAch,  TerleUnngan  und  chirnrg.  KruiUieit«D  des  Daimes.  T4l 

7.    Frankenstein.  PolfpoaU  inteatia.    Zeitedir.  f.  kliu.  Med.  Bd.  55. 

S.    PorbeB-BoSB,    Mklignaot  tanior  of  the  rigbt  bypocboudrium.    Lancet  1905.  Nov.  4. 

p.  1327. 
9.    pDl)«r,    Lai^a  cbj'lonB  abdonÜDsl  cjat.    Lancet  1905.  Oct  7.  p.  1035. 

10.  Hartmann,  KjBt«  du  rodsocolon  traDsverse  siniatant  nn  kyste  da  pancröae.  Soo. 
de  Cbir.  1905.  Nr.  28. 

11.  Jaboalay,    Cancer  de  Tangle  droit  da  coIon.    Arch.  gän.  de  mM.  1905.  Nr.  27. 

1*2.  *Kre88  et  Ockynczic,  Cancer  dn  Colon  ascendent  avec  perforatian  de  la  Tslve  ildo- 
coliqne  et  Perforation  jnzta  tumorale.  Epitbdlioma  alvdolaire  cjrlindriqne.  8oe.  anat. 
1905.  HaL  p.  442. 

IS.  Harckwald,  Beginn  und  Wachstum  der  Darmkrebse.  MDncb.  med.  Wochen  sehr. 
1905.  Nr.  22. 

14.  Paocbet,    Traitement  du  caucer  da  gros  iateetin,    Sem.  mäd.  1905.  Nr.  41. 

15.  'Petit.  H.  G.  d'Alfort,  BelatioD  d'an  caa  de  chondro-earcome  intdatinal  giniralM 
aa  ponmon,  chez  nn  ehien.  CoDeidäratians  bot  le  mAcuusme  propable  de  gönändisation 
dee  chondromes.     Soc.  anat  1905.  MaL 

16.  'Pentot,  Coatribaiion  k  Tätnde  da  Cancer  de  l'augle  eoDa'hdpatiqne  du  cOlon.  TbÖBtt 
de  LjoD  1904. 

17.  Plammer,   CoUoid  Carcinoma  of  the  ooecnm.    Ann.  «f  aurg.  1905.  July.  p.  147. 

18.  Posii,    Traitement  opdrstoite  de  cert.  tumeurs  stercoralee.     Sem.  m6d.  1905.  Nr.  41. 

19.  BenteekiOld,  Ober  primlraa  Ljrmphoearkom  des  DOnndarma.  Upaala  Iftkare  for- 
ninga  Forhandlingar  1905.  Bd.  X.  p.  176. 

'20.  'Bebonl,  Les  tumenra  malignea  de  rtoteatin  chez  lea  enfants  et«.  Thise  de  Paris 
1904.    Ref.  Qaeette  des  bOpitaaz  1905.  Nr.  5.  p.  57. 

21.  ätori,  üoDtribution  k  Tätude  des  kystes  gaieux  de  l'inteatJQ  de  l'homme.  Bef.  Arch. 
g«D.  de   miä.  1905.  Nr.  1.  p.  53. 

22.  'Savariand,    Anaetomose  cQlo-sIgmoIde  pour  cancer.    Soc  anat.  1905.  Nr.  9, 

23.  SoDÜgoax,  DeDx  abserrations  de  räsectioa  iläo-coecale.  BulL  et  mäm.  de  la  boc  da 
cbir.  de  Paris  1905.  Nr.  21. 

24.  Trämoliäres,    Cancer  dnodäna)  auB-vat^ien.    Soc.  anat  1905.  Nr.  7.  p.  687. 

25.  Yerebdly,  Daa  Sarkom  des  DflnndaniiB.  Hitteil.  B.  d.  kgl.  ung.  chir.  Klinik  Nr.  IL 
Direktor  Hofrat  Prof.  E.  v.  Reczey  in  Endapest  Orvosi  BetUap  1905.  Nr.  35. 
(Ungariach.) 

26.  Walter.  De  resectie  van  ileum  en  colon  bij  de  behandling  van  bet  Carcinoma  van 
den  dikken  darm.    Nederl.  Tijdscbr.  Toor  Geaeesk.  190S.  Eersto  Helft  Nr.  16. 

27.  Wiener,  Ein  Kottnmur,  der  fDr  ein  Fibrom  gehalten  wurde.  MOncb.  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  16.  p.  762. 

K.  Beck  (6)  Bchreibt  über  abdominale  Scheingeschwülste  hei 
hysterischen  Kindern  zwei  Fälle:  I.  ISjähriges  Mädchen,  hysterischer  Habitus. 
Epigastr.  bis  zum  Xabel  kugelig  vorgewölbt.  Tumor  weichelastisch,  druck- 
empfindlich.     Schall  tympanitisch,  Grösse  wechselnd. 

Diagnose:  Scheingswulst  beruhend  auf  verschluckter  Luft 

In  Narkose  lässt  sich  die  Luft  ausdrücken,  worauf  normale  Verhältnisse. 

Heilung  der  psychischen  Alteration. 

Q.  9jä)irige3  Mädchen,  hysterischer  Habitus.  Abf^omen  besonders  im 
Epigastrium  stark  getrieben.  Überall  tympanitischer  Schall,  druckempfindlich. 
Grösse  und  Konsistenz  wechselnd. 

Diagnose  wie  im  ersten  Fall. 

Behandlung  und  Verlauf  wie  im  ersten  Fall. 

In  beiden  Fällen  kam  diese  Geschwulst  durch  Verschlucken  von  Luft 
zustande. 

Andere  Erklärungen  sind:  Hysterische  Paralyee  der  Muskelwand  des 
Magens,  Kontraktion  der  horizontalen  Fasern  des  Transversus  bei  Kontraktion 
des  Zwerchfelles  und  Erschlaffung  der  übrigen  Bauchmuskeln. 

Hysterische  Tympanie  wird  erklärt  durch  Spasmen  der  Dannmuskulatur 
kombiniert    mit  Erschlaffung    oder    durch    abnorm   grossen   Gasgehalt    der 


Jkhresbericht  fOr  Chimrgis.    II.  Teil 

oder  durch  Übertritt  von  Lnft  ans  dem  Magen  wegeo  Pylorosin- 
nz. 

iffentialdiagnoBtisch  kommen  eine  Keihe  Abdominalaffektionen 
ächt. 

herapie:  psychisch. 

Q  Haod  genauester  Untersnchungen  zweier  kleiner  Karzinome  (eines 
en- und  eines  weizenkomgrossen)  kommt  Mark  wald  (13)  zn  folgenden 
m  über  Beginn  und  Wachstum  der  Darmkrebse: 
en  Ausgangspunkt  bildet  eine  oder  mehrere  Zellen,  die  wahrscheinJich 
aal  sind.  Aus  unbekanntem  Grunde  vermehren  sich  diese  Zellen 
Teilung  oder  Sprossnt^  nnd  wuchern  in  die  Lymphspalten.  Dann  geht 
ans    des    umliegenden    Gewebes    verloren,    was    zu    Erweiterung     der 

und  Blutgefässe  führt  mit  Vei^rösserung  der  Endotbelien.  Im  Laufe 
iteren  Wachstums    kann    das   Karzinom    durch   Druck    das  Zwischen- 

zum    Schwund  bringen.     Durch   Verschleppung    kleiner   Geschwulst- 

durch  die  Lymphbahnen  können  schon  in  nächster  Nähe  des  pri- 
Fumors  Metastasen  entstehen. 

ie  das  Karzinom  umgebenden  Gewebe  verbalten  sich  seinem  Wachs- 
egenüber  vollständig  passiv.  Es  ist  keine  Stromabildung  vorhajiden. 
n  den  seitlichen  Teilen  des  Tumors  gelegene  Danndrüsen  zeigen 
ungsvorgänge. 

arm drüsen Wucherung,  Nekrose  der  Darmschleimhaut   und  Erweiterung 
tgefässe  sind  für  das  Karzinom   nicht  charakteristisch.     Sie   kommen 
lim  Sarkom  vor. 
er  Arbeit  ist  eine  Tafel  schöner  mikrophotograpbischer  Bilder  bei- 

oas  (3)  stellt  sich  die  Frage,  welche  Aussichten  bestehen  für  eine 
iagnose  der  Intestinalkarzinome?  Um  erfolgreich  die  Karzi- 
es  Magendarmk anales  angreifen  zu  können,  fordern  die  Chimrgen  eine 
ühzeitige    Diagnose.     Dieser  Frühdiagnose    steht    aber    zweierlei    im 

Einmal  ist  es  die  Gleichgültigkeit  der  Patienten  die  erst  lange  Zeit 
utreten  der  ersten  Symptome  den  Arzt  aufsuchen.  Dias  ist  aber  nicht 
inige  Grund;  denn  anch  bei  Magenkarzinom,  die  relativ  früh  nach 
m  der  Symptome  (25''/o  innert  der  ersten  ,drei  Monaten)  sich  stellten, 
ie  Verhältnisse  zur  Operation  ungünstig.    Es  kommt  dies  vom  Latenz- 

der  Karzinome  her.     Es   ist   deshalb   für    eine  Besserung   der  Früh- 
i  wenig  Aussicht,  da  oft  lange  Zeit  keinerlei  Symptome  bestehen, 
auchet   (14)    berichtet    über    21   Operationen    wegen    Dickdarm- 
lom.     19.  am   Kolon   und   2   am  Cökum.     Davon  starben   sechs.     Es 

ausgeführt  sechs  Resektionen  mit  End-zu-Endanastomose,  sechs  Resek- 
mit  seitlicher  Anastomose,  sieben  Anastomosen  ohne  Resektion  und 
isschaltungen.  Fünf  wurden  in  einer  Sitzung,  16  in  zwei  Sitzungen, 
US  praeternaturalis  und  drei  Wochen  später  Resektion,  operiert. 

einer  Sitzung  sollen  operiert  werden  die  operablen  Krebse  ohne 
rscbluss  (Resektion,  Enteroanostomose).    Ist  Darmverschluss  da,  so  soll 

Anus  praeternaturalis  angelegt  und  dann  schon  nach  drei  Wochen 
äktion  vorgenommen  werden. 

tr  inoperable  Tumoren  ohne  Darmverschluss  rät  Verf.  zur  einfachen 
loee  (nicht  Ausschaltung),    vorzüglich  zur  Ileosigmoidostomie  und   bei 


Hsgeobkcb,  VerletiDiigeii  aod  obirn^.  EiiDkliMt«ii  des  DumM.  743 

s«hr  tiefem  Sitz  des  KarziDoma  znr  neorektostomie  vermittelst  des 
Morphyknopfes. 

För  inoperable  Tumoren  mit  Darmverscblnss  empfiehlt  Paachet  die 
laterale  Ileosigmoidostomie  mit  weiter  Öffnong.  Bei  allza  schlechtem  All- 
gemeinznstand  macht  der  Verf.  dem  Cökalafter  oder  die  Ileosigmoidostomie 
mit  Mnrphyknopf,  was  aber  hier  and  da  den  Nachteil  einer  zu  engen  Öffnung 
oAch  sich  zieht. 

Demoutin  {6)  referiert  über  zwei  von  Savariand  wegen  inoperablen 
Üickdarmkarzinoms  ausgeführten  Enteroanastomosen.  In  beiden  Fällen 
trat  kurze  Zeit,  nachdem  die  Anastomose  angelegt  wnrde,  eine  Verengerang 
derselben  aaf.  Die  intraperitoneale  Rektoenterostomie  wird  selten  gemacht. 
Verf.  berichtet  über  verschiedene  in  der  Literatur  veröffentlichten  Fälle  von 
Reiitoenterostomie.  Die  Anwendung  des  Murphyknopfes  scheint  Demonlin 
gerechtfertigt  wegen  der  Schwierigkeit  der  in  der  Tiefe  anzulegenden  Nähte. 
Mit  einer  Enteroanastomose  leben  die  Patienten  im  allgemeinen  länger  als 
mit  einem  Anus  praeternaturalis. 

Eine  Verengemng  der  Anastomose  kann  zustande  kommen  durch  das 
wachsende  Neoplasma  oder  aber  durch  Narbenbildung.  Von  acht  Rekto- 
euterestomien  waren  sechs  von  Erfolg  gekrönt,  zwei  Patienten  starben;  viermal 
imrde  mit  fj-folg  der  Murphjrknopf  angewendet.  M.  Heb  er. 

Plummer  (27)  beschreibt  einen  Fall  von  Carcinoma  colloides  des 
Cüknms.  25  jährige  Frau,  bei  welcher  zwei  Jahre  zuvor  die  Appendikektomie 
Toi^Dommen  worden  war,  erkrankte  wieder  an  Schmerzen  in  der  rechten 
Ileakalgegend,  Brechen  und  Fieber.  Bei  der  Untersuchung  lässt  sich  eine 
harte,  mit  der  Banchwand  nicht  verwachsene,  massig  bewegliche  Geschwulst 
nachweisen.  Bei  der  Laparotomie  fand  man  einen  dem  Cökum  aufsitzenden 
Tumor,  femer  enthielt  das  Mesocolon  ascendens  mehrere  vergrösserte  Lymph- 
drüsen. Fast  das  ganze  Colon  ascendens  und  sein  Mesokolon  wurden  exzidiert, 
die  beiden  Darmenden  geschlossen  und  eine  laterale  Anastomose  zwischen 
Ueurn  und  Colon  transversum  hergestellt.  Nach  einer  langdauemden  Rekon- 
valeszenz erholte  sich  Patientin  vollständig. 

Die  Wandung  des  ezzidierten  Cökums  waren  stark  verdickt  und  ver- 
bärtet,  sein  Lumen  bedeutend  verkleinert,  nur  für  den  kleinen  Finger  durch- 
gängig. Mit  dem  Cökum  verwachsen  war  eine  kolloide  Masse  von  der  Grösse 
and  Form  eines  Hühnereies,  und  mehrere  ähnliche  Geschwülste  von  geringerer 
Grösse.  Forcart. 

Cavaillon  (4)  spricht  für  die  dreizeitige  Operation  der  Dickdarm- 
karzinome: 

1.  Cökalafter, 

2.  Resektion, 

3.  Schluss  des  Anus, 

indem  er  die  andereren  kürzeren  Methoden  seiner  Kritik  unterwirft. 

Im  Anschluss  an  einen  Fall  von  Darmokklnsion  infolge  eines  Karzinoms 
der  Flexnra  dextra  coli  bespricht  Jaboulay  (11)  die  Differentialdiagnose, 
die  Pathologie  und  die  Therapie  der  Okklusionen.  Er  ist  für  dreizeit^e 
Operation:  1.  Cökalafter,  2.  Resektion,  3.  Schluss  des  Cökalafters. 

Der  Cökalafter  hat  vor  der  primären  Resektion  und  Ausschaltung  voraus 
die  Geringfügigkeit  der  Operation,  die  vollkommene  Entleerung  des  Darmes 
und  die  absolute  Sauberkeit  der  Radikaloperation.    Durch  die  Richtigstellung 


4  JmhTesberieht  fdr  Chirurgie.    II.  TeiL 

18  erkrankten  Darmteiles  werden  manche  Tamoren  operabel,  da   die  Knt- 
mdnngserscheinuDgen  zurückgehen. 

Godet-Bossie  (5)  berichtet  über  einen  Fall  Ton  stenosierendem 
olonkarzinom.  Am  Colon  asc.  lagen  7 — 8  Debnnngsperforationen. 
Ilgemeine  Peritonitis. 

Laparotomie.  Toilette  der  Baachhöhle.  Naht  der  Perforationeo.  Anns 
-aetematuralls  coecalis. 

Exitus  am  vierten  Tage. 

Branco  (2)  demonstriert  ein  bei  einer  48  jährigen  Frau  wegen  Darm- 
irschluss  operiertes  Adenokarzinoms  des  S  romanum.  Patientin  stirbt 
n  Tag  nach  der  Operation.  Die  Etrikturierte  Partie  misst  gute  2  cm  in  der 
inge.  Oberhalb  der  Struktur  ist  der  Darm  erweitert,  nizeriert.  Der  Über- 
iDg  des  krebsigen  Gewebes  zu  dem  unterhalb  der  Struktur  liegenden  gesunden 
armabscbnitt  ist  ein  plötzlicher. 

Branco  zeigt  ferner  ein  (ebenfalls  durch  Souligoux  operiertes)  Adeno- 
irzinom,  aus  dem  unteren  Teil  des  Dünndarmes  eines  50  jährigen  Mannes 
ammend.  Im  kleinen  Becken  war  etwas  Ascites.  In  der  \acht  nach  der 
peratioD  stirbt  Patient  infolge  einer  heftigen  Darmblutung.  Auch  hier  war 
ne  harte,  zylindrische  Struktur  vorbanden.  Verf.  zieht  infolge  der  histo- 
gischen  Untersuchung  in  Erwägung,  dass  es  sich  im  Torliegenden  Falle  um 
n  primäres  Epitheliom  des  Dünndarmes  handeln  könnte.  Weil  keine 
ntopsie  gemacht  werden  konnte,  mnss  diese  Frage  nnentschieden  bleiben. 

M.  Reber. 

Souligoax  (23)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Ileocökalresektion. 

Im  ersten  Fall  Resektion  des  Ileocökalabschnittes  wegen  Karzinom 
m  einem  Medianschuitt  ans  mit  Durchquetschnng  des  Darmes  und  Anasto- 
osis  ileo-sigmoidea.     Beckenhochlagerung. 

Im  zweiten  Falle  Resektion  des  Ileocökalabschnittes  wegen  Tnberku- 
>se  von  einem  Seitenscbnitt  aus  mit  Durchquetschong  und  seitlicher  Ana- 
omose  zwischen  Ilenm  und  Colon  asceudens  und  nachheriger  Fixation  des 
etzes  auf  die  Naht. 

In  der  Kritik  spricht  sich  Ghapnt  gegen  die  mediane  Inzision  and 
tgen  die  Beckenhochlagerung  aus  bei  Cökaltumoren,  femer  gegen  die  Quetsch- 
ethode,  da  der  Darm  einreissen  könne. 

Den  einen  Vorteil,  Ligatur  en  masse,  hat  Souligoux  nicht  benutzt, 
indem  in  zwei  Etagen  genäht,  nnd  den  anderen  Vorteil  der  geringeren 
lutung  schätzt  Chaput  nicht  hoch.  (Der  Bauptvorteil  der  Quetschmethode 
t  doch  wohl  die  durch  die  geschlossene  Dnrchtrennung  des  Darmes  garan- 
erte  Asepsis.     Ref.) 

Die  seitliche  Anastomose  wird  approbiert.  Doch  gibt  Chaput  der  Ana- 
omose  zwischen  Ilenm  und  Colon  ascendens  den  Vorzug  gegenüber  der 
nastomosis  ileo-sigmoidea.  Ferner  spricht  er  sich  zugunsten  der  zweizeitigen 
peration  ans. 

Der  Anheftung  des  Netzes  misst  Chaput  nicht  viel  Bedeutung  bei. 

ßeuterskiöld  (19)  schreibt  über  primäres  Lyropbosarcoma  des 
ünndarmes. 

Ein  II  jähriger  Knabe  wurde  wegen  ileumartiger  Beschwerden  operiert, 
n  der  Valvula  Bauchini  wurde  ein  Tumor  von  der  Grösse  eines  Apfels  ge- 
inden  und  durch  Darmreaektion  entfernt.    Der  Tumor  war  ein  von  der  Sub- 


Hag«nbach.  Verletzongaii  und  ehiro^.  EraiiUi«iteD  iea  D&rmM.  715 

mokosa  aosgehendes  Lymphosarkom.    Eine  Kasuistik  von  15  derartigen  Fälleo 
»ird  mitgeteilt.  Hj.  von  Bonsdorff. 

V.  Vereb41y  (25)  veröffentlicht  die  Kranken-  und  SektionsprotokoUe 
^ier  Dünndarmsarkome,  die  er  auf  Prof.  von  R^creys  Klinik  beob- 
achtete. Zwei  waren  Männer,  der  dritte  Fall  betraf  eine  Fran;  das  Alter 
der  Kranken  betrug  28,  43  und  Ö2  Jahre.  Der  Sitz  der  Geschwulst  war 
zweimal  das  Duodenum,  einmal  war  das  Sarkom  multipler  und  betraf  den 
Magen  und  den  Anfang  des  Jejnnnma.  Zu  einer  Radikaloperation  war  keiner 
der  Fälle  geeignet.  Mikroskopisch  erwies  sich  die  Geschwulst  stets  als  Rund- 
zellensarkom. 

In  der  Epikrise  gibt  v.  Vereböly  seiner  Meinung  Ausdruck,  dass  Darm- 
sarkome durch  Infiltration  der  Darmwand  nach  einer  gewissen  Zeit  zu  einer 
Dannlähmong  geringeren  oder  grösseren  Grades  führen,  welches  Faktum  bei 
der  klinischen  Diagnose  in  Betracht  gezogen  zu  werden  verdient. 

Gergö  (Budapest). 

Füller  (9)  beschreibt  eine  grosse  Cbylus-Zyste  im  Abdomen. 
30jähriger  Mann  leidet  seit  4  Jahren  an  Schmerzen  im  Abdomen.  Bauch 
aufgetrieben.  Ausser  einer  kleinen  tympanitisch  klingenden  Stelle  unterhalb 
der  Leber  überall  Dämpfung,  deren  Grenzen  sich  bei  Lageveränderung  nicht 
verschieben.  —  Operation:  Laparotomieschnitt  in  der  Mittellinie  zwischen 
Xabel  tmd  Symphyse.  Nach  Durchtrennung  des  Peritoneums  liegt  ein  weicher 
Tumor  vor,  welcher  sich  vom  kleinen  Becken  bis  dicht  unter  die  Leber 
erstreckt.  Nach  Durchschneidung  seiner  Wandung  entleert  sich  eine  grosse 
Jlenge  milchiger  Chylusäüssigkeit.  Die  Wandung  igt  adhärent  am  Colon 
ascendens,  nahe  der  Appendix  und  dem  Colon  transversum,  wo  eine  Art 
Stiel  auf  das  Mesokolon  übergreift.  An  dieser  Stelle  befindet  sich  ein 
knolliger  Tumor  von  Orangengrösse,  welcher  eine  entzündete  Lymphdrüse  zu 
sein  scheint.  Entfernung  dieser  Drüse,  sowie  der  Zystenwandong.  Ausspülen 
des  Abdomens  mit  Kochsalzlösung.  Schluss  der  Wunde.  Heilung.  —  Über 
Art  und  Entstehung  der  Zyste  kann  nichts  Genaues  angegeben  werden. 

Forcart. 

Hartmann  (10)  operierte  eine  36jährige  Fran  wegen  eines  Tumors 
unterhalb  der  Leber.  Nach  Eröffnung  des  Abdomens  fand  er  eine  vom  Netz 
bedeckte  Zyste,  rechts  unterhalb  der  grossen  Kurvatur  des  Magens  über 
dem  Colon  transversum.  Durch  Punktion  wurde  1  Liter  Flüssigkeit  entleert. 
Inzision  der  Zyste,  Einnähen  der  Inzisionsränder  in  die  Bauchwand,  Drai- 
nage. Nach  zirka  5  Wochen  vollständige  Heilung.  Die  histologische  Unter- 
suchung lehrte,  dass  es  sich  um  eine  Zyste  des  Mesokolons  handelte. 

M.  Reber. 

Stori  (21)  gibt  eine  Zusammenstellung  der  in  der  Literatur  beobach- 
teten Gaszysten.  Es  war  in  2  Fällen  der  Magen,  in  11  Fällen  der  Darm, 
in  1  Fall  der  Magen  und  der  Darm,  in  1  Fall  der  Darm  und  die  Scheide, 
26  mal  die  Scheide,  2  mal  die  Blase  und  1  mal  das  Ligamentum  hepato-gastricum 
befallen. 

Verf.  hat  seibat  zwei  Fälle  beobachtet  Im  einen  war  das  Lig.  hepato- 
gastricum  und  im  anderen  die  Pericökalgegend  befallen. 

Makroskopisch  sah  man  eine  gräuliche,  gelappte  Masse,  die  sonor- 
tympanitischen  Schall  gab  und  auf  Druck  knisterte.  Die  einzelnen  Fächer 
Bind  Stecknadel-  bis  haselnnsagross,  mit  dünner  durchsichtiger  Wand.  Unter 
Wasser  lässt  sich  ein  geruchloses  nicht  entzündliches  Gas  ausdrücken. 


Jahnsbaricbt  fOr  Cbinirgi«.    IL  Teil 

Mikroskopisch  sind  diese  Bäume  begrenzt  durch  längsgestellte  Zellen 
mdothelialem  Charakter,  eo  dass  das  Ganze  das  Aussehen  einer  Lymph- 
ktasie  hatte. 

Ans  dem  Gas  gelang  es,  gasbildende  Bakterien  zu  züchten. 
Eb  kann  angenommen  werden,  daes  durch  Bnptnr  eines  Chylusgefasses 
lakterien  eingedrungen  sind. 
In  der  Vagina  sind  die  Gaszysten  viel  häubger. 

Der  in  dem  einen  der  beiden  Fälle  isolierte  Coccns  war  in  Kettenform 
irdnet,  war  leicht  nach  Ziebl,  nach  Gram  hingegen  nicht  färbbar.  In 
mlicher  Bouillon  wächst  er  unter  Gasbildung.  Gelatine  wird  nicht  ver- 
Kt. 

Die  weisse  Ratte  und  das  Meerschweinchen  ertra{;en  ihn  gut. 
Wiener  (27j  beschreibt  einen  Fall,   in   dem   ein   Kottumor    für   ein 
m  gehalten  wurde. 

Ein  harter  Tumor  im  hinteren  Scbeidengewölbe  wird  für  ein  Fibrom 
echten  Ovarium  resp.  ein  gestieltes  Myom  der  hinteren  Utemswand  ge- 
1.  Bei  der  Untersuchung  kurz  vor  der  Operation  wurde  Verf.  durch 
liedene  neue  Symptome  auf  die  richtige  Diagnose,  Kottumor  im  Rektum, 
cht  und  so  die  Fat.  »or  einem  unnötigen  operativen  Eingriff  bewahrt. 
rät  deshalb  stets,  vor  einer  Operation  womöglich  in  Narkose  nochmals 
itersuchen,  auch  wenn  man  der  Sache  noch  so  sicher  ist.  Der  Kotballen 
)  wie  üblich  entfernt. 

Pozzi  (18j  berichtet  über  einen  Fall  von  Kottumor  im  S  rom.  Von 
a  fühlte  man  einen  holzharten  Tumor,  der  sich  vom  Nabel  bis  ins  kleine 
in  erstreckte ;  er  war  nur  seitlich  zu  verschieben.  Ohne  sichere  Diagnose 
I  laparotomiert  und  es  stellte  sich  der  wahre  Sachverbi^t  heraus.  Pozzi 
be  eine  13  cm  lange  Inzision  der  Darmwand,    durch  welche  der  stein- 

Tumor  entfernt  wurde.    Naht  der  Darmwand  und  wegen  der  enormen 
btion  Faltung  des  B  rom. 
Glatte  Heilung.    Verf.  verweist  auf  eine  ausführliche  Äbhandiang  über 

Thema  von  Lejars  (Semaine  med.  1904.  pag.  419 — 421). 
Funkenstein  (7)  beschreibt  einen  Fall  von  Polyposis  intestinalis 
'4jährigem   Mädchen.     Krankheitsdauer   ca.    zwei    Jahre;    die  Diagnose 
nkte  zwischen   perniziöser  Anämie,   Chlorose,  Darmtuberkulose,   später 
wegen   auffälliger  Tibiaverziehungen.     Eine   Zeitlaug   schien   der  Nach- 
von  Flagellaten  und  Amöben  in  den  Stühlen  Klarheit  zu  schaffen.    Der 
i  erfolgte  unter  eigentümlichen  zerebralen  Symptomen.  —  Die  Polyposis, 
ihr  ausgeprägt  war,  fand  sich  im  laugen  Dickdarm  bis  in  das  Bektum, 
dem  vereinzelte  Polypen  im  Dickdarm  und  Magen. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  wies  neben  der  Polypose  entzündliche 
derungen  nach,  die  als  sekundär  aufgefasst  werden.    Protozoen  vnirden 
gefunden;  ihr  Vorkommen  intra  vitam  ist  rein  zufällig. 
Das  Vorkommen  der  Polypen  auch  in  den  oberen  Darmabschnitten  gehört 
usnahme   (noch   drei  Falle   aus  der  Literatur).     Häufig  kombiniert  sich 
ilypose  mit  Karzinom. 

Das  Leiden  ist  häufig  heriditär,  öfters  noch  familiär,  so  dass  man  eine 
areue  Disposition,  wenn  nicht  sogar  Angeborensein  annimmt.  Svmptome: 
scher  progredienter  Darmkatarrh  mit  Blnt-  und  Schleimdiarrhöen  mit 
ecbenden  Allgemeinstörungen.    Häufig  Prolapse  der  Bektalschleimhant, 


Hagenbteh,  VerletEnngen  nnd  chinirg.  KrKnkheit«ii  des  Dannes.  747 

«eiche  dann  die  Diagnose  ermöglichen.  Am  ehesten  wird  letztere  durch  die 
Mikroskopie  ermöglicht. 

Von  chirurgischen  Eingriffen  hat  sich  für  die  Therapie  in  einem  Falle 
ein  Anus  praetematoralis  noch  am  besten  bewährt.  A.  UüUer. 

F.  W.  Forhes-Ross  {8)  schreibt  Qber  einen  malignen  Tnmor  im 
rechten  Hypochondriam.  Söjährige  Patientin  leidet  an  allgemeiner  Abmage- 
mng  und  Anämie.  Klagt  über  reissende  Schmerzen  in  der  rechten  Lendengegend, 
die  nach  der  Eiakalgegend  ansstrahleD.  Palpation  des  Abdomens  ergibt 
einen  nnr^elmässigen,  harten  Tumor  von  der  Grösse  einer  Kokosnuss  im 
rechten  Hypochondrium ;  derselbe  ist  sehr  bew^lich  und  kann  bis  zur  Mittel- 
linie vorgeschoben  werden.  Diagnose :  Maligne  Geschwulst  der  rechten  Niere. 
Xacb  Inzision  in  der  rechten  Lendengegend  zeigt  sich,  dass  die  rechte  Niere 
iich  nicht  in  ihrer  normalen  Lage  befindet,  sondern  abwärts  nach  dem  Becken- 
rand verschoben  ist. 

Augenscheinlich  befindet  sich  der  Tumor  in  der  Abdominslhöhle ,  des- 
halb Ausstopfen  der  Wände  mit  Gaze  und  Eröffnung  des  Abdomens  in  der 
redten  Linea  semilunaris.  Es  zeigt  sich  nun,  dass  die  vordere  Oberfläche 
des  rechten  and  eines  Teiles  des  linken  Leberlappens  mit  der  Bancbwand 
verwachsen  ist,  ebenso  ist  die  Flezura  hepatica  des  Kolon  an  dem  Band 
<md  der  äusseren  Fläche  des  rechten  Leberlappens  und  der  vorderen  Banch- 
wand  adhärent.  Nach  sorgfältiger  Lösong  der  Adhäsionen  zeigt  sich,  dass 
die  Geschwulst  von  der  unteren  Fläche  des  rechten  Leberlappens  ausgeht 
und  daselbst  durch  einen  breiten,  weichen  Stiel  von  Lebergewebe  befestigt 
ist  Die  Leber  ist  weich,  gallertartig.  Der  rechte  Leberlappen  wird  nun 
Torgezi^n,  um  den  Tumor  mit  dem  Gatvanokauter  zu  entfernen,  aber  da 
die  Erkrankung  den  ganzen  Leberrand  und  auch  die  Verbindungsstelle  mit 
der  Vena  Cava  einnimmt,  wird  vorgezogen,  die  Exzision  nicht  vorzunehmen. 
—  Die  genaue  Untersnchang  ergibt,  dass  man  es  mit  einer  spezifischen  Ge- 
schwulst zu  tun  hat,  ferner,  dass  die  übrige  Bauchhöhle  frei  ist  von  malignen 
Tumoren.  Schluss  des  Abdomens  und  der  Inzision  in  der  Lendengegend. 
Heilung  der  Wunden  p.  p. 

Es  werden  nun  rektale  Irrigationen  mit  Jodkalilösung  voi^enommen, 
femer  werden  Quecksilberpräparate  gegeben  und  es  zeigt  sich  nun,  dass  der 
Tnmor  rasch  zurückgeht.  Bei  der  Entlassung  der  Fat.  hat  er  nur  noch  die 
Grösse  eines  kleinen  Eies.  Forcart. 

B.  Entzündangen,  Geschv&re,  Strikturen,  Divertikel,  Perforation. 

1.  Kolitis,  Sigmoiditis. 

1.  Elanar,  Über  Colitis  mucoia  (Enteritis  interbranchea)  und  Colica  macoss.    Deutsohe 

med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  38. 
3.  Helber,    Ober  Sigmoidttia  chronica  grannlosa.     HOnchen.  med.  WocbenBcbr.  1905. 

Mr.  11. 
i.  Hutchinson,   Th«  valne  of  the  vermifoni)  appendix.    Brit.  med.  jonm.  13.  V.  1905. 
i.  JoDrneanlt,    Angor  ventris  etc.    Arch.  gdn.  de  ni4d.  1905.  Nr.  1. 
h.  Kokoris,    Ober  akute  primSre  Solitia.     Wiener  klin.  Wochenschrift  1905.  Nr.  20. 
i.  Ilathien,   La  colite  mnco-membraneuse.    Gaz.  des  HSp.  1905.  Nr.  12». 
7.  'Hatthiea-Roui,   La  colite  muco-membraDeiise.     Gaz.  des  BOp.  5.  X.  1905. 
S.  Panchet-Prienr,   Colites  ehroniqaes.    Atch.  prov.  de  chir.  1905.  Nr.  U. 

9,  'fionx,    Colite  mueo-meinbraDeaBe.     Qaz.  des  HSp.  1905.  Nr.  1S8. 

10.  KoaeDheim,   Über  Sigmoiditis.    Zeitschr.  t.  klin.  Med.  1904.  Bd.  54.  H.  5  n.  6. 


748  Jahr«Bb«riclit  fOr  Chirnrgitt.    ü.  Teil. 

11,  ScbDti,  Über  eine  ichwers  Form  von  chroniBcliem  Eolonipaamiia.  Arebiv  fSr  Ver- 
dsDDngekruikheitra.  1905.  Bd.  XI.  H.  4. 

12.  »Singer,    SigmoidiÜB.     Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  49. 

18.  'StrAUBB,  DemonatratioD  einea  PrKpftrate  tod  chroDJBcher  hftmorrhagische  Sigmoiditis 
mit  SipnDidat Phlegmone.     Deoteche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17.  p.  696. 

14  —  leolierte  Sigmoiditis  baemorrhigica  graooloBS  chronica,  Terbonden  mit  prlaigmoi- 
dslem  Abeiesa.     Berliner  klin.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  16.  p.  480. 

15.  Summers,  The  aargical  treatment  of  chronic  mucomembranona  and  nlceraÜTe  Colitis. 
Ann.  of  aurg.  1905.  Julj. 

16.  White,   60  caaea  of  membranous  colitia.    Laneet  1905.  Oct.  23. 

Von  Kolitis  kommen  für  einen  chirurgischen  Eingriff  nach  Paachet 
und  Priear  (8)  in  Betracht  die  mnko-membranösen  and  die  ulzerösen  Formen. 

Ä.  Colitis  muco-membranacea.  Ihre  Hanptsjmptome  sind  Konstipation, 
Bauchschmerzen  und  Abgehen  von  amorphem  Schleim  oder  von  schleimigen 
Membranen.  Das  Abdomen  ist  bald  gespannt,  anfgetrieben,  bald  veich.  Hän£g 
geben  Hand  in  Hand  mit  der  Kolitis  Gaetropathien,  viszerale  Ptosen,  LithiasLs 
intestinalis,  chronische  Appentizitiden,  Affektionen  des  Utems  und  der  Adnexe. 
Darmblutungen,  Darmverschlnss  und  Peritonitis. 

Die  Kolitis  wird  hervorgerufen  durch  Überernährung  mit  Fleisch,  durch 
nervöse  Uberbürdung.  Sie  ist  häufiger  bei  Frauen.  Gastrointestinale  Dys- 
pepsien gehen  fast  immer  voraus. 

B.  Colitis  ulcerosa.  Dieselbe  wird  verursacht  durch  Ulcns  simplex,  durch 
Dysenterie  und  durch  Tuberkulose.  Cb&rakterietiBche  Symptome  sind  Eiter- 
und  Blutabgang,  sowie  Bildung  von  Narbenstenosen. 

C.  Therapie.  Chirurgischer  Eingriff  ist  inzidiert  bei  schweren  Fällen, 
wenn  interne  Behandlung  versagt.  Das  kranke  Kolon  wird  ausser  Funktioa 
gesetzt  durch  einen  cökalen  Anns  oder  durch  eine  Deosigmoidostomie;  laterale 
Anastomose.  Der  Anas  praeternaturalis  wird  geschlossen,  wenn  die  Kolitis 
al^eheilt  ist.    .Die  Resultate  der  cbirurgischen  Kolitisbehandlung  sind  gute. 

M.  Beber. 

Eisner  (1)  glaubt,  dass  der  Aasdruck  Enteritis  membranacea 
meist  für  Fälle  von  einfachem  Dickdarmkatarrb  mit  Scbleimabsondemng  ge- 
braucht wird,  während  er  richtiger  —  auch  im  Sinne  des  ersten  Beschreibers, 
Leyden,  —  für  dasjenige  Krankheitsbild  zu  verwenden  wäre,  das  sonst  als 
Colica  mucosa  oder,  weil  oft  ohne  Koliken  verlaufend,  als  Myxoneorose 
(Ewald)  bezeichnet  wird.  Die  letztere  Krankheitsform  ist  ein  begrenzbarer 
Typus,  bei  der  zwar  meistens  enteritische  Prozesse  nachweislich  sind,  von 
denen  nicht  mit  Sicherheit  anzusehen  ist,  ob  sie  akzidentell  oder  ätiologiecfa 
von  Bedeutung  sind.  Immer  aber  kommen  nervöse  Momente  in  Betracht. 
welche  neben  allgemeinen  Symptomen  zu  Darmspasmen  führen  und  damit  die 
Koiikanfälle  verständlich  machen.  Auch  die  Hypersekretion  von  Schleim  wird 
allerdings  nur  hypothetisch ,  auf  nervöse  Einflüsse  bezogen,  kann  aber  wabr- 
scheinlich   doch    nur    als   katarrhalisch   erkrankter  Darm   zustande   kommen. 

A.  Müller. 

Kokoris   (5)   beschreibt   einen  Fall   von   akuter   primärer  Kolitis. 

14jShrige  Pntientin  erkrankt  nnter  den  Symptomen  der  Perityphlitis.  Troli  Oj*- 
tatioo  Exitus.  Bei  der  Obdoktion  finden  aich  Blatgerinnsel  im  Innern  des  Colon  aBceodeoi 
und  ein  der  Perforation  ouhe  befindliches  OeBchwQr. 

White  (26)  bespricht  60  Fälle  von  Colitis  membranacea  mit  haupt- 
sächlicher Berücksichtigung  der  Endresultate.  Von  den  60  Fällen  sind  51 
Frauen.     Die  Krankheit  tritt  am  meisten  zwischen  dem  30.  und  40.  Lebens- 


Hsgenbftcli,  VwletEDngen  und  chinirg.  Ersnkhtiteii  des  Darmea.  749 

jähre  auf.  Nach  dem  50.  Jahre  ist  sie  gewöhnlich  mit  malignen  Tumoren 
des  Darmes  kompliziert.  Selten  endet  die  Krankheit  tödlich.  Von  den  be- 
sprochenen Fällen  starben  9,  50  */(i  wurden  geheilt,  10 — 12°/«  gebessert,  37  "/o 
konnten  nicht  gebessert  werden.  Bei  einigen  Fällen  konnte  Darmaand  im 
Stuhl  nachgewiesen  werden,  welcher  hauptsächlich  aus  Ealzinmphosphat  und 
Kalziumoxalat  bestand.  Die  klinischen  Symptome  bestehen  in  heftigen  Leib- 
schmerzen, Appetitmangel  nnd  Abmagenmg.  Verf.  siebt  die  Krankheit  als 
eine  Nenrose  an,  da  die  meisten  Patienten  Neorastheniker  sind.  Bei  den 
Aktionen  sind  keine  entzündlichen  Veränderungen  der  Darmwand  nachzu- 
weisen. Die  Therapie  hat  hauptsächlich  für  Entleenmg  des  Dickdarmes  zu 
sorgen;  am  besten  eignet  sich  dazu  eine  längere  Kur  mit  Rizinusöl,  Mag- 
nesinmsolfat,  oder  Kalomel  Auch  Darmirrigationen  mit  warmem  Wasser  sind 
zu  empfehlen.  In  schweren  Fällen  muas  rechtsseitige  Kolotomie  vorgenommen 
werden.  Forcart. 

Summers  (15)  bespricht  zuerst  die  verschiedenen  Arten  der  Kolitis. 
Er  unterscheidet  1.  Chronische  primäre  Kolitis.  2.  Chronische  primäre  mem- 
branöse  Kolitis.  3.  Ulzerative  Kolitis.  Hierauf  werden  verschiedene  Theorien 
über  die  Entstehung  derselben  erwähnt,  wobei  neuere  physiologische  Unter- 
snchangen  und  Beobachtungen  der  Darmperistaltik  mit  Röntgenstrahlen  be- 
sprochen werden. 

Was  die  Operationen  anbelangt,  handelt  es  sich  hauptsächhch  um  Kolo- 
stomie  und  Enteroanastomosen  behufs  Exklusion  des  erkrankten  Teiles.  Zum 
Schloss  bespricht  Verf.  noch  einige  seihst  operierte  Fälle.  Forcart. 

Hutchinson  (3)  empfiehlt  bei  Kolitis  die  Appendikostomie  vorzu- 
□ehmen  und  bringt  die  Krankengeschichte  eines  Falles,  bei  welchem  durch 
diese  Operation  vollständige  Heilung  eingetreten  ist. 

Schütz  (11)  berichtet  über  sieben  klinisch  beobachtete  Fälle  von  Kolitis 
nnd  Sigmoiditis.  Man  fühlt  das  Colon  descendens  nnd  die  Flexur  als 
dicken,  derben  Wulst,  der  mehr  oder  weniger  intensiv  druckempfindlich  ist. 

Vom  Karzinom  unterscheidet  sich  die  Kolitis  dnrch  die  lange  Ausdebntmg 
des  starren  Wulstes  und  vom  Kolonspasmus  durch  die  Dicke  des  Wulstes. 

Wesen  nnd  Ätiologie  der  Krankheit  bedarf  noch  der  Aufklärung.  Mit 
Lues  und  Tuberkulose  hat  sie  nichts  zu  tun. 

Eine  Rückbildung  des  Prozesses  ist  bis  zu  einem  gewissen  Grade  mög- 
lich. Jedenfalls  können  sich  die  Stuhlverhältnisse  bessern.  Als  Therapie 
empfiehlt  Schütz  diverse  Bäder,  Fango,  bei  Verstopfung  Öleinläufe  and  bei 
Diarrhöen  Bismatoee  15  g  täglich. 

Rosenheim  (10)  berichtet  über  Sigmoiditis. 

Das  S  rom.  kann  in  seltenen  Fällen  für  sich  allein  Sitz  akuter  chroni- 
scher Entzündung  sein.  Häufiger  tritt  die  Entzündung  als  Teilerscheinnng 
einer  diffusen  Kolitis  auf  oder  sie  ist  aus  dem  Rektum  ansteigend.  Klinisch 
tritt  sie  unter  Tumorbildung  in  die  Erscheinung  und  kann  zu  Peritonitis, 
Abszessbildnng  und  Striktur  führen. 

Die  schweren  Erscheinungen  können  akut  auftreten  oder  am  Ende  eines 
chronischen  Leidens.     Zur  Untersuchung   ist   das  Romanoskop   zn  empfehlen. 

Helber  (2)  gibt  einen  ausführlichen  Bericht  einer  Krankengeschichte 
eines  Falles  von  Sigmoiditis  granulosa.  Die  Symptome  waren  in  erster 
Linie  Blutungen  in  kürzeren  und  längeren  Intervallen,  dann  Schleimbildung 
in  Form  grösserer  Beläge,  dann  Spasmen  der  Darmwand;  aber  ohne  Tenesmus. 


JahTMbericbt  für  Cliirnrgio.    II,  Teil. 

Die  Untersuchnng  wurde  zu  mehreren  Malen  mit  dem  Romanoskop  vor- 
iman.  Die  Veränderungen,  bestehend  in  Granuliening,  Hyperämie,  Erosion 
jockerung  der  Schleimhaut  beginnen  ca.  10  cm  über  dem  Sphinkter  und 
m  in  einer  Höhe  von  25 — 32  cm.  Die  Therapie,  Argentnm  nitricum- 
gen  wnrden  direkt  mit  dem  Romanoskop  ausgeführt;  ansserdem  wurde 
1  gegen  die  Spasmen  per  oa  gegeben,  die  Koprostase  wurde  mit  Wasser- 
ren bekämpft,  femer  wnrden  hohe  */i — IVoige  Tannineinlänfe  ange- 
it.  Der  Erfolg  war  Sistieren  der  Blutungen  und  Herstellung  des  Allge- 
efindens.  Diagnose  und  Therapie  waren  in  diesem  Falle  nur  dank  des 
Qoskopes  möglich. 

Stranas  (14)  demonstriert  im  Verein  für  innere  Medizin  in  Berlin  ein 
rat  einer  isolierten  Sigmoiditis  haemorrhsgica  graonlosa 
,  verbunden  mit  perisigmoidalem  Abszess.  Verlauf  durch  11  Jahre  mit 
lischen  Koliken  und  stetig  schleimigen  Stühlen  bei  21  jährigem  Maim.  Tod 
ritonitis.  A.  Müller. 

Tourneault    (4)    beschreibt   zwei    Fälle    -von    Kolitis    mucomem- 
acea,  in  denen  plötzlicher  Tod  nntcr  Synkope  eintritt.    Verf.  fragt  sich, 
I  Analogen  zum  Angor  pectoris  auch  ein  Angor  ventris  existiere. 
Beide  Fälle  blieben  unseziert. 


2.  Tnberkulose,   Syphilis. 

naad,  Tabercalose  il^coecale.    Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  5.  p.  67S. 
irftrd  etPfttel,  9iir  Im  farmea  ebirurgi^nea  de  la  tnbercaloae  mteBtinale.  L70d  caU. 
)5.  Nr.  41. 

'elet,  Lea  formea  cliniqaes  d«  U  tubercnlose  intestinAU.  Ärch,  g6a.  de  mÜ.  1905. 
.  5.  p.  278. 

irapiche,  Ober  di«  LieherigeD  Resultate  der  Ter»ehied«ii«ii  opentirea  Eingriff«  l»i 
kam-Taberkulose  nnd  Appeudiiitia-TaberkaloBe  —  eine  rergleicheode  ZiuamoKit- 
■UaBn.    Deutsche  Zeitacbi.  fOr  Chir.  Bd.  80. 

^Ibet,  Tubercoloae  da  coecnm.  Bull,  et  mdm.  de  la  aoc.  de  chic,  de  Piaris  1905. 
.  22. 

B,   Ober  die  Häufigkeit  der  primlreii  Darrotuberkoloee  in  Berlin.    Berliner  klin. 
enschr.  Nr.  49  n.  50. 
Iret,   Therapie  der  DarmtuberknloBe.    Wiener  med.  Freue  1905.  Nr.  83. 
ill  and  SimpHon,    Caaa  a(  chronic  hyperplaetie  tnbereuloaia  of  tfae  aacending  Colon, 
th  geueral  lympbaÜc  infection,  death  from  aocident.     Laiicet  1905.  Nr.  4. 
itnlle,    Tubercnlome   hyperplasiqae  partiel   da    eoeoam   (tubsrcnlome  diSna  de  li 
Irale  de  Banbin).    See.  anat.  1905.  Nr.  6.  p.  554. 
Ascatsllo,  Q.,  Intomo  alle  etenoai  multiple  tubercolari  dell'  inteatino  dei  bunbini 

alle  ostruiioni  iDteatinali  da  aacaridi.    La  clinica  cfairui^ca  190S. 

atet,   RdtrödaaeiDeiite  maltiplaa  tubercnleoz  de  Tinteatin  grdle  (forme  nleiro-cicatri- 

lle);  äotero-aDaBtomoae;  gnäriaoD  datant  d'uo  an  et  demi.    Lyon  m6d.  1905.  Nr.  2. 

60. 

Tuberculosa  d«  la  fin  de  l'iläon  etc.    Lyon  mii.  1905.  Nr.  1.  p.  23. 
>utier,    Tabeccaloae  üdo-coecile.     Sou.  de  Chir.  1905.  Nr.  23  et  24. 
lUX,    Depage,    Pincbart,    Demoulin,    Tubercoloae   il4a - coecale.     Preaa*  med. 
)5.  Nr.  80.  p.  647, 

irner,  Tuberculoida  nlceration  of  the  ascending  Colon.  The  Lancet  1905.  SeptK. 
825. 

inaelmann,  Über  Tuberculoma  colon  und  Eolonoperationen.  Wiener  klin.  Bnid- 
lan  1905.  Nr.  2. 

ieting,  Beitrag  Eur  Patbogeneae  and  Anatoniie  der  auf  entzOndlicber,  namentlich 
lerkolOser  Baeia  entstandeDen  Darrostrikturen  nebat  Bemerkungen  zur  Frage  iti 
rmtnberkulose  vornehmlich  in  der  TOrkei.    Zeitocbr.  f.  Cbir.  Bd.  76. 


HkgoDbach,  Tarletcoogen  nnd  efairarg.  Krankbeiten  des  DamiM.  ?R1 

1&    Waganer,    Dbar  die  HAafigkeit  der   primben  Dumtuberkulou  in  Berlin.    Berliii«r 

Uin.  WodiBDHchTift  1905.  Nr.  5. 
17.   Notes  ponr  l'intemat  farmea  cliniqaes  de  la tubercalose  inteatinftle.    Qsiette  dee  bOp. 

Nr.  103,  p.  101,  p.  1210,  p.  104,  p.  124«,   p.  107,  p.  1281. 

Notes  (17).  Übersicht  über  die  klinischen  Formen  der  Intestinaltnber- 
kolose. 

1.  Akute  Tuberkulose. 

2.  Chronische  Tuberkulose. 

A.  Des  Dünndarmes: 

a)  tuberkulöse  Enteritis; 

b)  tuberkulöse  Stenosen. 

B.  Des  Dickdarmes:  Tuberculoma  hypertrophicum  (Caeci). 

Im  Anschluss  an  die  gewöhnlichen  Formen  folgen  noch  einige  seltenere. 

Breie t  (3)  bespricht  die  verschiedenen  Formen  der  Danntuberknlose, 
namentlich  bezüglich  ihrer  klinischen  Erscheinungen: 

I.  Granulierende  Tuberkulose.  Ihre  Symptome  erinnern  an  Menin- 
gitis oder  Typhus ;  doch  unterscheidet  sie  sich  gegen  erstere  durch  fast  stets  vor- 
handene Tympanie,  gegen  letztere  durch  weniger  allgemeine  Störung,  nament- 
lich durch  die  grauschwärzliche  Farbe  der  Stühle  und  durch  die  Temperatur- 
kurve. 

n.  ulzeröse  Tuberkulose  =  Enteritis  tuberculosa.  Häufigste 
Form.     Kann  in  seltenen  Fällen  latent  verlaufen. 

Diagnose  in  typischen  Fällen  unschwer.  Es  kommen  aber  Abweichungen 
vom  Typus   vor,   wonach   verschiedene  Typen  unterschieden  werden   können. 

Form   mit  abnormem   Beginn   im  Anschluss   an  Thyphus   oder  Cholera. 

Koprostatische  Form,  wobei  intensive  Verstopfung. 

Hämorrhagische  Form,  gekennzeichnet  durch  profuse  Blutungen. 

Perforative  Form,  die  zu  zirkumskripter  Peritonitis  oder  Perforation 
von  Darm  zu  Darm  oder  zu  allgemeiner  Peritonitis  fuhren  kann. 

Narbig-stenosierende  Form  tritt  selten  auf  und  hat  Stenosen- 
symptome. 

Entero-mesenterialo  Form,  mit  wenig  spezifischen  Symptomen, 
nur  hier  nnd  da  sind  Drusen  fühlbar. 

Ileo-cökale  Form,  mit  Ulzerationen  im  Ileocökalabschnitt.  Es  be> 
steht  Neigung  zu  Abszess-  und  Fistelbildnng. 

Appendizitische  Form,  Appendizitistnberkniose,  entweder  als  kalter 
cokaler  Abszess  oder  als  eigentliche  Perityphlitis  mit  Peritonealreizung. 

Dysenterische  Form,  mit  Sitz  im  Dickdarm.  Hauptsymptom  Rektal- 
tenesmus  mit  profusen  Diarrhöen. 

Rektale  Form,  bietet  wenig  klinisches  Interesse. 

HI.  Fibrös-hypertrophische  Tuberkulose.  Hypertrophie,  Skle- 
rose und  Stenosierung  sind  Hauptmerkmale.     Sie  tritt  in  drei  Arten  auf: 

1.  Als  tuberkulöse  Stenose  des  Dünndarmes. 

3.  Als  Tuberculoma  bypertrophicum  des  Cökum.  Dies  ist  dia- 
gaostjzierbar  aus  der  allmählichen  Entstehung  nnd  aus  dem  oft  fühlbaren 
Tomor.  Dieser  gibt  Veranlassung  zur  Verwechselung  mit  Leberkarzinom, 
Hydronephrose  und  Wandemiere.  Am  schwersten  zu  differenzieren  ist  diese 
Form  von  Karzinom  des  Cökum. 


J&hreebaricht  f&r  Chirorgie.    II.  Teil. 

3.  Als  tuberkulöse  Rektalstriktnren.  Der  B^inn  ist  Entzfin- 
ig  des  Rektum,  heftiger  Tenesmns,  allmähliche  Stenosierung,  Abazess-  und 
itelbildong. 

Paraproktische  Abszesse  nnd  Anaifisteln  sind  fast  immer  tuberkulöser 
tur. 

Berard  und  Patel  (2)  geben  eine  Übersicht  über  klinische  Formen 
i  ihre  chirurgischen  Behandlungsmethoden  der  Inteetinaltuberknlose. 
e  Ansichten  werden  mit  mehreren  kasuistischen  Mitteilungen  belegt.  Im 
izen  huldigen  die  Verf.  den  üblichen  Prinzipien. 

Muscatello  (8a)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  5V> jährigen  Mäd- 
ms  ohne  tuberkulöse,  erbliche  Belastung  mit,  welches  seit  dem  Alter  von 
hs  Monaten  an  D  a  r  m  beschwerden  litt  (hartnäckige  Verstopfung,  Schmeraeo, 
tleernng  von  Askariden)  und  bei  dem  sich  nach  einer  progressiven  Ver- 
Jimmerung  Erscheinungen  von  vollständiger  Darmokklusion  kund  gaben, 
i  der  Operation  fanden  sich  multiple  tnberknlöse  Narben,  wovon  sechs 
nosierend,  zum  Teil  ringförmig;  ausserdem  aszitische  Peritonealtaberlnilose. 
i  vollständige  Okklusion  war  dnrch  eine  Gruppe  von  Askariden  hervorge- 
icbt,  welche  das  Darmlumen  ovalwärts  von  der  ersten  Stenose  verlegten. 
sh  der  Enterostomia  iliaca  und  der  Digitaldilatation  der  ersten  Stenose, 
Iche  die  schwerste  war,  wurde  der  Kotgang  wiederhergestellt:  nach  einem 
eiten  EingriEF,  bei  dem  die  Darmfistel  verschlossen  wurde,  trat  Heilung  ein. 
£  Mädchen  war  1^/«  Jahr  nach  der  Operation  von  bestem  AllgemeinbefindeD 
d  zeigte  keinerlei  Beschwerden  mehr. 

Nach  Hinweis  auf  die  äusserste  Seltenheit  der  multiplen  tuberkulösen 
rmstenosen  bei  Kindern  fügt  Verf.  einige  Betrachtungen  über  die  Therapie 
rselben  hinzu  und  vor  allem  in  bezug  auf  die  in  dem  von  ihm  erläuterten 
lle  in  Anwendung  gebrachte  Behandlung.  R.  Giani. 

Wieting  (15)  verbreitet  sich  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  in  Kon- 
^ntinopel  über  tuberkulöse  Darmstrikturen.  Dieselben  beruhen  nach 
ner  Auffassung  nicht  auf  NarbenGchrumpfung  bei  Heilung  von  Geschwüreo, 
idem,  speziell  beim  Dünndarm  auf  einer  schwielig  hypertrophischen  und 
rahierenden  Verdickung  der  Submukosa.  Geschwüre  können  fehlen  oder 
tnndär  vorhanden  sein.  Die  Einwanderung  der  Bazillen  erfolgt  auf  dem 
mphwege,  meist  durch  die  Follikel  und  Plaques.  Meist  bleibt  der  Prozess 
schränkt.  Häufig  finden  sieb  polypöse  Verdickungen  der  Schleimhaut,  die 
8  Darmlumen  verlegen  können.  Beim  tuberkulösen  Pseudotumor  der  Ileo- 
{algegend  sind  dieselben  Prozesse  kombiniert  mit  Verwachsungen,  speziell 
t  dem  Netz,  ferner  Fettansammlungen  nnd  LymphdrUsenschwellungen  be- 
iigt. In  der  Schleimhaut  finden  sich  hier  neben  Wuchemngen  meist  aacb 
ischwüre.  Diese  chronischen  stenosierenden  Tuberkulosen  sind  meist  pri- 
Ire  Lokal isationen.  Für  die  Infektion  kommt  die  Verbreitung  von  MenEch 
Mensch,  sowie  durch  die  Nahrungsmittel,  infolge  der  Landessitten  nameut' 
b  in  Betracht.  Wieting  bespricht  ausserdem  andersartige  Stenosen,  wie 
mphosarkom,  Adenokarzinom  nach  Tuberkulose,  Striktnr  nach  Stichver- 
zung  des  Darms,  dysenterische  Narben  mit  krebsiger  Entartmig,  syphilitische 
armverengerung,  A.  Müller. 

Wagener  (16)  hat  vom  1.  Oktober  1903  bis  1.  Oktober  1904  das 
ktionsmaterial  des  Krankenhauses  Bethanien  speziell  auf  die  Frage  nach 
luligkeit  der  primären  Tuberkuioeeinfektion  durch  den  Darm  ge- 
Ift  und  sucht  den  Beweis  za  liefern,  dass  primäre  Darm-  nnd  Mesenterial- 


HAgenbftcfa,  TerietEimgeii  und  cbimrg-  Kruikfaeiteii  des  Darmea.  753 

drösenveränderniigen,  die  als  tnberknlös  zu  bezeichnen  sind,  sich  häufig  uach- 
veisen  lassen.  Er  fand  unter  410  Sektionen  20  derartige  Fälle.  Er  unter- 
scheidet  folgende  Typen :  1 .  kollerte  tuberkulöse  Darmerkrankung  ohne 
Veräcdemng  der  Mesenterialdritsen.  2.  Isolierte  Erkrankung  der  Mesenterial- 
drüsen.  3,  Tuberkulöse  Darmgeschwüre  mit  gleichzeitiger  Erkrankung  der 
betreffenden  Drüsen.  Einige  Fälle  illustrieren  die  Möglichkeit  einer  Doppel- 
infektion, selbst  in  Form  einer  primären  Darmtuberkulose. 

Im  G^ensatz  zu  anderen  Autoren,  die  scheinbar  auf  andere  Resultate 
bitmen,  ist  nach  Wagener  die  primäre  Darmtuberkulose  in  Berlin  häufig, 
nämlich  in  4,3  "/o  der  Sektionen,  rrsp.  in  16,4''/o  bis  zum  15.  Lebensjahr. 
.Umliche  Zahlen  hat  Wagener  auch  für  Kiel  gefunden,  ausgenommen  für 
Kinder,  wo  sie  für  Kiel  hoher  sind.  A.  Müller. 

Edens  (G)  hat  die  Untersuchungen  Wageners  auf  primäre  Darm- 
tnberknlose  durch  Verarbeitung  der  Sektionen  von  Bethanien  vom  Oktober 
1904  bis  Oktober  1905  for^esetzt,  um  festzustellen,  ob  die  Differenzen 
Wageners  von  anderen  Autoren  nicht  vielleicht  zufälliger  Natur  gewesen 
s«in  könnten.  Er  hat  in  491  Obduktionen  öif/o  primäre  Darmtuberkulosen, 
für  das  Alter  von  1 — lÖ  Jahren  12''/o  gefunden,  so  dass  seine  Zahlen  fast  mit 
denen  von  Wagener  übereinstimmen.  Sechs  Zusammenstellungen  ergeben, 
dass  bei  Kindern  die  primären  Darmtuberkulosen  in  Berlin  wesentlich  seltener 
sind  als  in  Kiel. 

Auf  Gmnd  des  Materials  Erörterung  einer  Beihe  weiterer  Detailfragen. 

A.  Müller. 

Hall  und  Simpson  (7)  berichten  über  einen  Fall  von  anscheinend 
primärer  Darmtuberkulose.  Der  21jährige  Patient  litt  während  etwa 
2''i  Jahren  an  Lymphdrüsenschwellungen  am  Hals,  in  den  Achselhöhlen  und 
fiihlbarer  Vergrösserung  der  Mesenterialdrüsen,  so  dass  Verdacht  auf  Leukämie 
bestand,  den  aber  die  Blutuntersuchung  nicht  bestätigte,  Durch  einen  Unfall 
erlitt  Patient  eine  Darmruptor  und  kam  zur  Sektion.  Dieselbe  ergab  eine 
strikturierende,  hyperplastische  Tuberkulose  im  Göknm  und  etwa  handbreit 
oberhalb  im  Colon  ascendens.  Beide  Stenosen  haben  im  Leben  keine  Erschei- 
Dungen  gemacht.  Die  schon  intra  vitam  gefühlten  Drüsen  verkäst.  Weitere 
Lokalisationen,  besonders  Lungenherde  fehlen.  Verff.  halten  deshalb  den  Fall 
für  eine  primäre  Darminfektion.  A.  Muller. 

Fürst  (6a)  empfiehlt  Ichthalbin  zur  Behandlung  der  Darmtuber- 
kulose,  indem  er  ihm  folgende  Eigenschaften  nachrühmt: 

1.  Obwohl  nicht  bakterizid,  beeinflusst  es  die  erreichbaren  pathogenen 
Keime  hemmend; 

2.  der  Abheilungs-  und  Vernarbungsprozess  wird  begünstigt; 

3.  es  wirkt  entzündungswidrig  und  roborierend; 

4.  es  bessert  ziemlich  rasch  die  peinlichsten  Symptome  (bakterielle 
Diarrhöen;  Meteorismns,  Koliken); 

ö.  es  hebt  Appetit,  Ernährungszustand  und  Widerstandskraft. 

Das  Präparat  wird  bei  Kindern  dreimal  ä  0,5  gegeben,  bei  Erwachsenen 
dreimal  1,0  oder  eine  Messerspitze  vor  dem  Essen. 

Als  Beleg  sind  fünf  Krankengeschichten  angeführt. 

Pasel  (10)  macht  bei  ausgedehnter  Dünndarmtuberkulose  eine 
Anastomosis  ileosigmoidea.  Es  treten  heftige  Diarrhöen  auf.  Patient  stirbt 
nach  drei  Monaten. 

Jlhnab«ielit  fSr  Obinrgla  IKS.  48 


754  Jahresberioht  Kr  Chirnrgie.    11.  Tai]. 

RoQz,  Depsge  et  Pinchart,  DfimonliB  (12)  über  Ileocökal- 
tnberkulose.  Ronx  gibt  ein  Bild  der  Ileocökaltuberkiilose.  Er 
anterscheidet  zwei  Formen.  Erstens  die  nlzeröse  Form,  welche  mit  den 
klinischen  Symptomen  der  Enteritis  verlänft,  und  zweitens  die  pseado-neo- 
plastische  Form;  charakterisiert  durch  tnberkalöse  Infiltration,  Xarbenbildong, 
Pseudolipom-  und  Tumorbildnng.  Die  Darmresektion  gibt  bei  der  letztem 
I'orm  80%  Erfolg.  Als  Palliativoperation  kommt  die  Ileokolostomie  in  be- 
tracht.  Depage  nndPinchart  machen  fiir  die  hypertrophische  Form  noch 
auf  die  Anwesenheit  von  anfallsweise  auftretenden  Schmerzen  aufmerksam. 
Differential  diagnostisch  kommen  in  Betracht:  Karzinom,  Aktinomykose  und 
chronische  Appendizitis.  Grosse  Schmerzen  sprechen  für  Tuberkulose,  fühl- 
bare Supraklavikulardrüsen  für  Karzinom.  Bei  Aktinomjces  können  die 
typischen  Drüsen  in  den  Fäzes  gefunden  werden.  Die  Schmerzanfälle  bei 
Appendizitis  sind  heftiger,  akuter  als  bei  Tuberkulose. 

Demonlin  unterscheidet  noch  eine  dritte  Form.  Diese  enteropehto- 
neale  Form  ist  charakterisiert  durch  tiefe  Ulzeration  mit  Propagatioo  in  das 
snbperitoneale  und  peritoneale  Gewebe.  Es  bilden  sich  mit  dem  Becken 
verwachsende  Tumoren.  Bei  der  hypertrophischen  Form  ist  differential- 
diagnostisch auch  an  Lymphadenitiden,  bei  der  enteroperitonealen  Form  an 
Adnextnberkulose  zu  denken.  In  seltenen  Fallen  soll  von  der  Appendix  ans 
die  Tuberkulose  sekundär  auf  das  Cökum  übergehen.  M.  Reber. 

Rontier  (U)  erinnert  zunächst  an  einen  Fall,  bei  dem  er  sich  des 
Murpbyknopfes  bediente;  der  Patient  starb,  bei  der  Sektion  zeigte  es  sich. 
dass  der  Mnrphyknopf  durch  dicken  Eiter  vollständig  verstopft  war.  Des 
weitem  berichtet  der  Verf.  über  vier  Fälle  von  Ileocökaltuberktilose, 
von  denen  einer  starb,  drei  operiert  und  geheilt  wurden.  Tamorbildeude 
IleocÖkaltnberkulosen  verlaufen  oft  unter  dem  Bilde  einer  Appendizitis.  Die 
Persistenz  des  Tumors  sowie  eine  bestehende  Diarrhöe  sprechen  für  Tuber- 
kulose. M.  Reber. 

Arnaud  (1)  demonstriert  ein  Präparat,  bestehend  aus  Cökum  und  40 cm 
Ileum,  das  wegen  Tuberkulose  reseziert  wurde.  Klinisch  waren  die  Er- 
scheinungen von  inkomplettem  Darmverschluss  vorhanden  und  es  wurde  die 
Diagnose  auf  Karzinome  oder  Tuberkulose  des  Cökums  gestellt.  Patient  be- 
fand sich  am  Tage  nach  der  Operation  wohl. 

Campiche  (4)  hat  aus  202  Publikationen  die  Resultate  aller  Opera- 
tionen wegen  Blinddarmtuberkulose  zusammengestellt.  Die  besten 
Resultate  gibt  die  Resektion,  vermutlich  mit  Vereinigung  Seit>-zu-Seit.  Ana- 
stomosen und  Ausschaltungen  erfordern  oft  nachträglich  weitere  Eingriffe, 
führen  hier  und  da  auch  zur  Heilung.  Das  zweizeitige  Verfahren  nach 
V.  Mukulicz  gibt  gute  Dauerresultate  aber  hohe  Operationsmortalität  Anus 
praeternaturalis,  Inzisionen  und  Probelaparotomien,  ebenso  wie  blosse  Resektion 
einer  tuberkulösen  Appendix  sind  zu  verwerfen.  A.  Müller, 

Bei  einer  hypertrophischen  Tuberkulose  des  Cökum  hatle 
Delbet  (5)  Gelegenheit  eine  Resektion  auszuführen,  wobei  die  Vereinigung 
der  Enden  nach  einer  neuen  Methode  gemacht  wurde:  End-zn- Endnaht  der 
ganzen  Darmwand  mit  fortlaufender  Naht,  hierauf  Invagination  des  genälifen 
Teiles  in  den  abführenden  Darm  und  nochmalige  Sero-Serosanaht.  Vorteile 
seien  Raschheit  und  Sicherheit  der  Vereinigung,  Nachteile,  dass  die  Methode 
nur  ausführbar  wenn  das  abführende  Darmende  weiter  als  das  zuführende 
und  wenn  das  Mesenterium  dünn  ist. 


Bagenbftch,  VerletsaDgen  und  chiroif;.  KrSDkheJt«ii  des  Darmea.  756 

In  der  Diskossion  zitiert  Legaea  einen  Fall  von  hypertrophischen 
Cökaltnherknlose  and  einen  Fall  bei  dem  hauptsächlich  Drüsen  den  Tumor 
bildeten.     Beide  wurden  durch  Resektion  geheilt. 

Guinard  nennt  eine  ähnliche  von  ihm  angegebene  Methode  der 
Invagination  Tind  warnt  vor  verkehrter  Invi^ination  (abrührendes  Ende  in 
däs  zufahrende).  Im  übrigen  ist  es  für  latero-laterale  Vereinigung.  Ebenso 
Kontier.  Poirier  negiert  die  Notwendigkeit  der  Inragination  und  spricht 
sich  töi  Vereinigung  Eud-zu-End  aus. 

G.  Grey  Turner  (13)  beschreibt  einen  Fall  von  tuberkulöser 
Clzeration  des  Colon  ascendens  mit  den  Symptomen  von  Appendizitis. 
34jährige  Patientin,  die  an  Brechen,  Konstipation  und  Schmerzen  in  der 
rechten  Ileakalgegend  leidet,  kurz  die  Symptome  einer  akuten  Appendizitis 
»nfweist,  gelangt  zur  Operation.  Bei  Eröffnung  des  Abdomens,  erweist  sich 
der  Blinddarm  als  normal,  jedoch  wird  etwas  oberhalb  der  Verbindnngsstelle 
Ton  Ueum  und  Cöknm  ein  harter  Tumor  gefühlt,  welcher  mit  dem  Darm  ver- 
«achsen  zu  sein  scheint.  Er  wird  Für  eine  Neubildung  gehalten  und  daher 
Eoterektomie  vorgenommen.  Der  Endteil  des  Ileum,  das  Gökum  und  7  cm 
des  Colon  ascendens  wnrden  entfernt.  Operationsverlauf  gut.  Heilung  p.  p. 
Bei  der  Untersuchung  des  ezzidierten  Darmes  zeigt  sich,  dass  der  Tumor 
ans  verdickter,  verhärteter  Darmwaudung  besteht,  die  ringförmig  eine  ver- 
tiefte, ulzerierte  Stelle  umgibt  und  von  Tuberkeln  durchsetzt  ist.  Interessant 
ist,  dass  Patientin  sonst  keine  Zeichen  von  Tuberkulose  trägt,  und  sich  seit 
'der  Operation  gut  erholt  hat. 

Den  Vorgang  erklärt  sich  Verf.  dadurch,  dass  ein  bestehendes  Darm- 
divertikel  tuberkulös  infiziert  worden  ist,  der  Inhalt  desselben  durch  die 
Darmbewegungen  nicht  entleert  werden  konnte  und  durch  den  sich  zersetzen- 
den Inhalt  eine  Ulzeration  hervorgerufen  worden  war. 

Verf.  teilt  kurz  noch  einige  ähnliche  Fälle  mit. 

Im  Anscbluss  an  einen  geheilten  Fall  von  Resektion  des  Cökum  und 
Colon  asc.  wegen  Tuberkulose  bespricht  Winselmann  (13)  die  Gefahren  der 
Kolonresektion  (Gangrän-  und  Nahtinsnffizienz).  Verf.  ist  für  seitliche  Ein- 
pflanzung oder  seitliche  Anastomose.  Bei  Resektion  der  Flexura  hepatica 
and  des  Qnerkolons  soll  noch  eine  Enteroanastomosis  ileosigmoidea  angelegt 
werden;  die  aosgeschalteten  Dickdarmpartien  seien  durch  Längsfaltung  zu 
Terengem.  Für  inoperable  Kolontumoren  empfiehlt  Verf.  ebenfalls  die  totale 
Ausschaltimg  des  Dickdarmes  durch  Verbindung  des  Ueum  mit  dem  S 
romanum. 

3.    Geschwüre,  Gangraen. 

1.  Bayly,    Siirgery  «t  ssa:  a  case  parforating  duodenal  alcer.    The  Lancet  1905.  An;.  6. 

2.  'Brondic,  j^tude  war  lea  1'"  aigaee   iudicatears   de  la  Perforation  intasUnale  etc. 
Thtee  de  Paris  1904. 

3.  Caikovid,  v,,  Über  die  Entstehung  der  randeo  GeBchwSre  des  Jenunnm  nach  Qastfo- 
enterostomie.     Wieoer  klin.  Wochenschr.  1905  Nr.  15. 

i.  'Campbell,    Ruptare  of  intestine.     Ann.  of  sarg.  1905.  Nr.  11.  Not. 

5.  Chalier,    Dn  cas  d'ulc^re  perforaot  du  duodänum.     Oaz.  des  hOp.  1905.  Nr.  70. 

6.  'Ciaret,    Rnptnre  spantaiiäe  du  cOlon  aacendaat  distenda  au  desBos  d'nn  rötreoisM- 
meut  —  basae  poche  ftoale  rätro-periton^ale.     Soc.  anat.  1905.  Nr.  7.  p.  616. 

7.  Clemm,    Ans   Terboigenen   Quellen   BtammeadeH   Blut  im   Stuhl   etc.     Archiv   f.  Ter- 
danaagskrankh.    Ref.  Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  1.  p.  32. 

S.  Clogg,    Perforated  duodenal  nlcer.    British  med.  Jonrn.  21.  I.  1905.  p.  119. 
9.  Cotte,    Dle«re  da  duoddnnm.    Lyon  mäd.  1905.  Nr.  S8.  p.  447. 


766  Jaibraabericht  für  Clumrgi«.    II.  Teil. 

10.  M»yo,    Ulous  duodenale.    Allg.  Wiener  med.  Ztg.  1905.  Nr.  34. 

11.  HoDchot,    Infftretas  faämorrhagique  de  l'iDtestin  grfile.    La  Preaae  inöd.  9.  XU.  1905. 

12.  Meynihan,    On  doodenal  olcer  etc.     The  Laacet  11.  ü.  1»05. 

13.  RooTille,   Perforatioa  d'nn  ulc6ra  daodäoal.     üall.  et  m^.  de  la  aoc  de  Ghir.  de 
Paria  1905.  Nr.  11. 

14    Sauvd,    Dea  hämorragiea  inteatinalea.    Rer.  de  Chir.  1905.  Nr.  2,  3,  4. 
15.    'Tixier,    Piritonite   gön^alisde   par   perforatioa    d'uD    ulcöre    laUnt   de    la    premiere 
portioD  du  dnodöaam.    See.  anat  1905.  Nr.  6 

Unter  58  von  Mayo  (10)  beschriebenen  Fällen  von  Duodenalge- 
schwür wurde  28  mal  zngleich  ein  Magengeschwür  gefunden.  Bei  allen 
58  Fällen  sass  das  Ulcus  oberhalb  der  Einmündung  des  Ductus  choledochus. 
Verf.  teilt  seine  Fälle  in  5  Gmppen  ein:  1.  Aknte  Perforationen;  2.  Blntnngen; 
3.  chronische  Geschwüre  mit  gastrischen  Komplikationen;  4.  chronische,  per- 
forierende Geschwüre  mit  Gallenblasen-  undLeberkomplikationen;  5.  chronische 
Geschwüre,  die  eine  Operation  behafs  Erleichterung  des  Schmerzes  erfordern. 
Von  den  58  Kranken  starben  4.  M.  Reber. 

Moynihan  (13)  berichtet  über  52  Fälle  von  operiertem  Duodenal- 
geschwür. In?  Fällen,  bei  welchen  schon  Perforation  vorhanden  war, 
erzielte  er  6  Heilungen.  22  mal  beBtand  neben  dem  Duodenal-  noch  ein 
Magengeschwür  (21  geheilt)  und  23  mal  nur  Duodenalgeschwür  (22  geheilt). 

Meistens  handelt  es  sich  nur  um  ein  Geschwür,  und  dieses  befindet 
sich  gewöhnlich  im  oberen  Teil  des  Duodenums,  während  das  Magengeschwür 
meist  multipel  auftxitt.  Die  Diagnose,  ist  leichter  zu  stellen  als  gewöhnlich 
angegeben  wird. 

Am  bänfigsten  handelt  es  sich  um  Männer  im  mittleren  Lebensalter. 
Die  Symptome  bestehen  in  mehr  oder  weniger  heftigen  Schmerzen,  welche 
besonders  rechts  von  der  Mittellinie  anftreten  nnd  zwar  meist  2—4  Stunden 
nach  dem  Essen.  Durch  erneute  NahrungsauAiahme  werden  dieselben  wieder 
gehoben. 

Bestehen  neben  dem  Duodenalgescbwär  auch  Magengeschwüre,  so  treten 
die  Schmerzen  bald  nach  der  Mahlzeit  auf,  verschwinden  dann,  um  nach 
2 — 3  Stunden  mit  erneuter  Heftigkeit  wieder  zu  beginnen.  Weitere  Sym- 
ptome sind  Blutbrechen  und  Melaena,  welche  ziemlich  häufig  beobachtet 
werden.  —  Die  Komplikationen,  welche  Verfasser  eingehend  bespricht,  sind: 
Blutungen,  Perforationen,  Stenosen,  Verschluss  der  Papilla  duodenalis,  Peri- 
duodenitis,  Karzinom,  Kompression  der  Pfortader,  Erkrankungen  des  Gallen- 
systems  und  des  Pankreas. 

Die  BIntung  ist  meist  andauernder  als  die  Magenblutungen,  deshalb  ist 
sofortige  Operation  angezeigt.  Bei  Perforation  wird  die  Diagnose  häufig  auf 
akute  Appendizitis  gestellt,  da  sich  das  Exsndat  in  beiden  Fällen  in  der 
rechten  Ileocokalgegend  befindet.  Zum  Schluss  fügt  der  Verf.  die  Kranken- 
geschichten seiner  operierten  Fälle  bei.  Die  Operation  besteht  in  der  hinteren 
Gastroenterostomie.  M.  Porcart 

Clogg  (8)  beschreibt  3  Fälle  von  Duodenalgeschwür,  die  er  durch 
operativen  Eingriff,  Vernähen  der  Perforation,  Ausspülung  der  Bauchhöhle 
und  Drainage  durch  eine  in  der  Lendengegend  angelegte  Öffnung  zur  Heilosg 
brachte.  —  Bei  zwei  Pat.  traten  später  wieder  Zeichen  der  Krankheit  anf, 
während  der  dritte  später  keine  Beschwerden  mehr  hatte. 

Die  Beschwerden  beim  Duodenalgeschwür  sind  Schmerzen  nach  den 
Mahlzeiten  nnd  Blutungen.  Beide  treten  jedoch  nicht  konstant  auf,  und  oft 
ist  überhaupt  das  erste  Krankbeitssymptom  die  Perforation. 


Hagenbacfa,  Terl«tzuiig«ii  und  chirnrg.  KrankheiteD  d«a  Darmes.  757 

Die  Statistik  zeigt,  dass  6&°/d  derjenigen  Fälle,  bei  denen  die  Operation 
innerhalb  der  ersten  12  Stunden  nacb  der  Perforation  vorgenommen  worden 
war,  geheilt  wurden. 

Die  Diagnose  ist  eine  sehr  schwierige  nnd  wird  gewöhnlich  auf  Magen- 
geschwär oder  Perityphlitis  gestellt. 

Die  Prognose  ist  keine  günstige,  da  das  Geschwür  gewöhnlich  nicht  heilt 
and  später  wieder  Perforation  auftreten  kann. 

Clogg  empfiehlt  daher,  durch  eine  nachträgliche  Operation,  als  welche 
Gastroenterostomie  in  Betracht  käme,  diese  Gefahr  definitiv  zu  beseitigen. 

Forcart. 

Cbalier  (5)  beschreibt  einen  Fall  von  Ulcus  duodeni.  28jähriger 
Mann.  Seit  mehreren  Jahren  Magenbeschwerden.  Seit  3  Monaten  heftige, 
nach  den  Mahlzeiten  auftretende  Schmerzen.  Kein  Brechen.  Plötzlich  heftige 
Schmerzen.  36  Stunden  später  Operation.  Es  findet  sich  Peritonitis.  Erst 
tn^i  der  Sektion  kommt  als  Ursache  ein  Duodenalgeschwür  zum  Vorschein. 

Bayly  (1)  berichtet  aber  einen  Fall  von  perforiertem  Duodenal- 
geschwür. Es  handelte  sich  um  einen  Matrosen  des  Schiffes  La  Piata  der 
Royal  Mail  Steam  Packet  Compagny.  Die  Operation,  bestehend  in  Laparo- 
tomie, Verschluss  der  PerforationsÖffnnng  und  Schluss  der  Bauchwunde,  konnte 
nur  unter  sehr  ungünstigen  Umständen,  bei  Platzmangel,  mit  schlechten  In- 
strumenten und  bei  hohem  Seegang  vorgenommen  werden.  Trotzdem  war  der 
Verlauf  ein  guter.  Forcart. 

Der  Pat.  verliess  das  Hospital  in  PJymouth,  wohin  er  bei  seiner  Ankunft 
«erbracht  wurde,  nach  2  Monaten  geheilt. 

Rouville  (13)  berichtet  über  einen  letalen  Fall  von  Ulcus  duodeni, 
bei  dem  die  Diagnose  auf  Appendizitis  gestellt  wurde. 

Auffallend  an  dem  Ulcus  war  eine  adenomatöse  Proliferation  der  Brunner- 
schen  Drüsen.  Verf.  lässt  die  Frage  offen,  ob  sich  das  Ulcus  in  dem  Adenom 
etabliert  hat  oder  ob  die  Entzündung  Veranlassung  zur  Proliferation  ge- 
geben hat. 

Eingehend  beschäftigt  sich  die  Abhandlung  mit  der  Möglichkeit  der 
Diagnosestellung,  speziell  der  Differentialdiagnose  gegen  Appendizitis  an  Hand 
von  23  aus  der  Literatur  gesammelten  Fällen  von  Perforationen  des  Magens 
oder  des  Duodenums  (11  Duodenal  Perforationen). 

15  mal  wurde  Appendizitis  vermutet,  2  mal  wurde  keine  Diagnose  ge- 
stellt und  6  mal  wurde  es  offen  gelassen,  ob  die  Perforation  in  der  Ileocokal- 
oder  in  der  Magengegend  zu  suchen  sei- 

Die  Aimmneae  wies  nur  6  mal  auf  die  Magengegend. 

Plötzlicher  heftiger  Schmerz  ist  18  mal  notiert;  aber  nur  5  mal  mit  dem 
typischen  Sitz  in  der  Unterlebermagengegend. 

Besteht  heftiger  plötzlicher  Schmerz  in  der  Magengrobe  bei  einem  Pat. 
mit  einer  Anamnese,  die  auf  Magenstömng  deutet,  dann  ist  die  Diagnose 
sicher.     Diese  Symptomentrias  findet  sich  aber  nur  in  V*  der  Fälle. 

In  der  Diskussion  fübrt  Kontier  einen  Fall  der  umgekehrten  Täuschung 
an  nnd  Faure  nennt  als  nicbtgenanntes  zuverlässiges  Symptom  für  Perfora- 
tioneu  in  der  Magengegend  an  den  thoracischen  Schmerz  zwischen  beiden 
Schultern  oder  in  einer  von  beiden. 

Otto  und  Delore  (9)  finden  als  Erklärung  für  die  Erscheinungen  eines 
hohen  Darmhindemisses  Verwachsungen,  ausgehend  von  einem  Duodenal- 


756 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    It.  '^ 


t 
-> 


I 


10.  Mayo,   Ulcus  duodeoale.    Allg.  Wiener  med.  7'        'J^jnterostomie   umgangen,  was 

11.  Monchet,    Infarctus  h^morrhagiqae  de  Tir' 

12.  MoynihaD,On  duodenal  ulcer  etc.    r  ^Gastroenterostomie    wegen  gut- 

13.  Rouville,   Perforation  d*un  niedre  n  x-     i.-  ^         i  r    x- 

Paris  1905.  Nr.  11.  ^^  Patientin  unter   krampfartigen 

14.  Sauv4,   Des  hömorragies  int«^  ffibels  entstehen.    Nach  Ansicht   des 

15.  *Tixier,  P^ritonite  g^nöraJ*  .     ,;^/age8chLWÜr,  das  infolge  Einwirkung 
portion  du  duodöoum.    Soc 

Unter  58  von  Mp  -^^ß^  Blutungen,  sog.   ,Bluttränfe7n', 

schwur   wurde  28  m 
58  Fällen  sass  das  V 
Verf.  teilt  seine  Fä^' 
3.  chronische  Ge«^ 
forierende  Gescb 
Geschwüre,  d^ 
Von  den  58 


.(» 


,.  /o^eiseröhre,   des  Magens   und   des  Duodeniuzis 

l'^b  zur  Diagnose; 
^ir  ^  iarzinomatöser  Prozesse   des  Verdauungskana/g 
''  fon  einfachen  Entzündungen  und  von  Geschwüren, 


V"'. 


.^y^ixidiges  Blutträufeln  vorhanden; 


Mov 
geschw 
erzielte 
Mage^ 


.:  ^'^^^ 


''J.^^\jlfphiis  und  vielleicht  auch  bei  tuberkulösen  und  lueti- 


^fcrankungen,  um  rechtzeitig  operieren  zu  können; 


'  i^^^ftßserkraJikungen,  um 

*' ^^^' ^Lflkern  und   Paralytikern,   um   stärkere   Blutungen   zu  Ter- 


1  a:V>*^^ 


i^^ 


SIC 


.(11)  bespricht   an  Hand   eines  Falles  den  hämorrhagischeD 
/«*^i;tf^.  /^rkt.     Der  Verschluss  der  Mesenterialarterien  kommt  fast 
ppt^^^fßine  Embolie  zustande;   trotz  vorhandener  Anastomosen  bildet 
.^f»/- ^'^^pensatorischer  Kollateralkreislauf  aus.     Viel   seltener  ist  der 
^^l,  ^^^  Ige  eines  Verschlusses  der  Mesenterialvene;   auch  in  diesem  Falle 
ßi^^    zu  eiß®^  Nekrose  der  Darmwand,  weil  die  Anastomosen  ungenügend 
^^^  Der  Verschluss  der  Arterien  und  Venen   zugleich  wurde  selten  beob- 

^^^i)er  Verschluss   der  Arter.  mesent.  sup.   und   die  Thrombophlebitis  der 

loesent.  sup.  verursachen  die  gleichen  klinischen  Symptome.   Bei  beiden 

^'^men  ^^^^    ^®^    betreflFende  Abschnitt    dunkelrot    bis    blauschwarz.    Die 

J^  pjbopblebitis   kann   sekundär   auftreten    infolge    von   Pylephlebitis ,  von 

r  berzii'^^^^^  ^^^  Leberkrebs  im  Endstadium.     Primär  kommt  sie  zustande 

v^^jh  puerperale  Infektionen,  durch  Appendizitis  sowie  als  Folgeerscheinung 

verschiedener   chirurgischer    Eingriffe;    auch   Typhus   soll   die   Ursache  sein 

j^önnen.    Im  Falle  Mouchets  war  eine  puerperale  Infektion  die  Ursache. 

Die  Diagnose  auf  Infarkt  wurde  nicht  gestellt;  es  fehlten  unter  anderem 
blutige  Stühle.  Die  rationellste  Therapie,  die  Resektion  der  kranken  Daroi- 
schlinge,  konnte  beim  M  euch  et  sehen  Falle  wegen  des  zu  schlechten  All- 
gemeinzustandes des  Kranken  nicht  mehr  ausgeführt  werden. 

M.  Reber. 
Intestinalblutung  kann   nach  Sauvä  (14)   auftreten   nach  Taxis, 
nach  Hemiotomie  und  nach  Radikaloperation. 
Taxis  ist  prinzipiell  zu  vermeiden. 

Blutung  nach  Hemiotomie  in  den  ersten  48  Stunden  beruht  auf  arteri- 
eller Ischämie,  Schädigung  der  Kapillaren  und  Diapedese,  Spätblutungen  auf 
Arteriosklerose,  Abstossung  von  gangränöser  Schleimhaut. 

Nach  Radikaloperation  kommen  Blutungen  vor  wegen  Unterbindung  von 
Netzgefässen  oder  wegen  retrograder  Thrombose  von  Arterien. 

Als  Therapie  die  gewöhnlichen  Mittel  event.  bei  gangränöser  Abstossung 
Resektion. 


>genbscb,  VeTletiungen  und  chirntg.  Kruikhait«ii  des  Dsnuea.  759 

4.  Stenosen. 
-\  48  intMtiiMle  d'origine  tabcreoUasa.    Rav.  de  Cbir.  1905.  Nr.  17. 

''  j  pour  reträcisBement  infl&mmatoire  du  daodänam  «te.     Ball,   et 

.  Chir.  de  Paris   1905.  Nr.  6.  p.  193. 
CMB  of  ohronic  inteetinftl  obstroction   with  Perforation  of  the  sigmoid 
..cet.  25.  111.  1905.  p.  792. 
i.     Du   Uanifest werden    latenter    DannstenoBen,      Wiener   klia.    Rundsehan 
-.  Nr.  8. 
ijangolphe,    fUträciaaeinent  cicatriciel  de  I'intestin.    ReT.  de  chir.  1905.  Nr.2.  p 

6.  Gansaal,    SUnoae  duodenale  aignä.    Ärch.  giu.  de  mdd.  1905.  Nr.  11. 

7.  Hartmann,    Rdtrdciaaement  du  jäjunam.     Boc.  anat  da  Paria  1905.  Nr.  4. 

h.  'Nikolaki,   Ober  tnberknlOee  Darmatenoae.    Tolkmauuacbe  Sammig.  klin.  Vortr. 

Lejptig  1903.  Brsitkopf  A  Härtel. 
}.  Pajr,    Ober  gleichzeitige  Stenoaienmg  von  Pylorna  und  Darm.    Ärch.  f.  klio.  Hed. 

Bd.  75.  H.  1,2. 
IQ.  —   Über  eine  eigeotOmlicbe  Form  ehroDiacher  Diakdarmatanoae  an  dar  Flex.  coli  ain. 

LangaDbacka  Areb.  Bd.  77.  H.  3. 
11,  Potherat,    OeclaaioD   inteatinale.     BolL   et  mdm.   de  la  8oo.  de  Cbir.   de  Paria   1901 

Nr.  10. 
11  B«itter,  Ober  zwei  seltene  Ursacben  der  DuodenalatenoBe.    Wiener  klin.  Wochenachi 

1905.  Nr.  6. 
IS.  Schloffar,    Über  Darmatriktnren  uaw.    Orenigeb.  Bd.  XIV.  H.  3. 
R  Wilmaona,  Bin  Fall  tod  Darmatenoae  infolge  chroniacher  antzOndlicher  Verdicknog 

dar  üeocOkalklappe.    Brnoa'  Beitr.  Bd.  46. 

Fuchsig  (4)  berichtet  über  drei  Fälle,  bei  denen  der  Ezdtos  unter  den 
Erscheinnngen  der  Darmstenose  auftrat:  zwei  Hemiotomien  und  eine 
Laparotomie  wegen  Darmverletzimg.  In  allen  drei  Fällen  fand  sich  bei  der 
Aktion  eine  Darmstenose  älteren  Datums  infolge  Verwachsungen  und  Lage- 
veränderung. Oberhalb  der  Stenose  besteht  entzündliche  Parese  wegen  lokaler 
Peritonitis. 

Payr  (9)  kommt  durch  eingehendes  Studium  von  50  aus  der  Literatur 
gesammelten  und  eigenen  Fällen  von  gleichzeitiger  Stenosierang  von 
Magen  und  Darm  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Häufigste  Ursache  dieser  Affektion  ist  das  runde  Magengeschwür  mit 
pengaatritiscben  Veränderungen,  dann  luetische  oder  fibröse  Narbenstriktnren 
und  mahgne  Neoplasmen.  Für  die  zwei  ersten  Ursachen  ist  die  Therapie  aus- 
sichtsreich, für  die  dritte  nicht. 

2.  Es  gibt  bestimmte  Formen  von  Perigastritis,  die  teils  nahe,  teils 
entfernt  vom  Magen  zu  Darmadbäsionen  führen;  für  den  Dickdarm  gibt  es 
eine  fast  typische  Knickung  durch  Emporziehen  des  Colon  transversnm  an 
den  Ulcustumor. 

Zu  beachten  sind  viszerale  Sj^hilis  und  tuberkulöse  Pylorusstenose. 

3.  Es  gibt  eine  Reihe  von  Wechselbeziehungen  zwischen  Pyloms  und 
Dannstenose.     Erstere  kann  letztere  maskieren. 

Bei  hohem  Grad  von  Darmenge  kann  die  Pylorusenge  verschleiert  sein. 
Es  treten  die  Magensymptome  erst  nach  Beseitigung  der  Darmstenose  auf. 

4.  Trotz  Pylorusstenosen  kann  Darminhalt  zurückfiiessen. 

6.  Diagnostisch  sicher  ist  nur  der  Nachweis  der  Magenektasie  mit  Magen- 
steifung  neben  Hyperperistaltik  des  Darmes  an  anderer  Stelle  und  in  anderer 
Richtnng. 


760  JttbrMbeneht  lOr  Chimi^e.    II.  Teil. 

6,  Wenn  möglich,  sollen  beide  HindemisBe  mit  einem  chirurgischen 
Eingriff  beseitigt  werden.  Es  boII  bei  Ulcus  mit  Perigastritis  denn  Darm  ge- 
nauere Aufmerksamkeit  geschenkt  werden  als  bisher. 

Im  Änschluss  an  eine  frühere  Arbeit:  Über  tranmatische  Darmverenge- 
rungen (Mitteilungen  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  n.  Chir.  Bd.  VII,  S.  1)  berichtet 
Schloffer  (13)  über  Versuche  an  Kaninchen  über  Darmstrikturen  nach 
Mesenterialver letzungen.     Es   wurde   an  50  Tieren  das  Mesenteriuni  in  2  bis 

5  cm  langer  Ausdehnung  vom  Darm  abgetrennt.  Ein  grosser  Teil  ging  an 
Peritonitis  infolge  Gangrän  zugrunde.  Neun  Tiere  überlebten  den  Eingriff 
und  wurden  spater  (3 — 4  Wochen)  getötet.  Es  fanden  sich  bei  diesen  teils 
zirkuläre,  teils  in  der  Längsrichtung  liegende  Geschwüre  oder  Narben.  Die 
Nekrose  betraf  die  ganze  Dicke  der  Darmwand.  In  der  Umgebung  fanden 
sich  Verwachsungen  und  Verklebungen. 

Es  hat  also  die  Verletzung  des  Mesenterium  grosse  Bedeutung  bei  der 
Entstehung  der  Darmstrikturen,  was  für  die  Erklärung  der  Striktnren  nach 
Hemieninkarzeration  von  grosser  Wichtigkeit  ist. 

Bazy  (2).  Operation  wegen  Magenschmerzen  mit  Stenoseerscheinungen 
10  Jahre  bestehend  mit  Verschlimmerung  seit  '/>  Jahr.  Es  findet  sich  eine 
enge  Narbenstriktur  anderEinmündungsstelledesCholedochus. 
Deshalb  nicht  Resektion,  sondern  Plastik,  wie  die  v.  Mikniiczsche  Pjloro- 
plastik.     Heilung. 

Rei8ser(I2)  schreibt  über  zwei  seltenere  Ursachen  der  Duo- 
denals  tenose. 

Im  ersten  Falle  ist  die  Darmstenose  bedingt  durch  einen  grossen  einge- 
keilten Gallenstein,  im  zweiten  dnrch  Druck  einer  durch  Nekrose  entstandenen 
Pankreaszyste  auf  das  Duodenum. 

Gaussel  (6)  berichtet  über  einen  Fall  von  akuter  Dnodenalstenose 
infolge  eines  Vertebralabszesses.  Da  der  Abszess  nur  nnssgross  ist, 
80  muss  ein  Spasmus  infolge  der  Paraplegie  angenommen  werden. 

Potherat  (11)  berichtet  über  einen  durch  Operation  geheilten  chro- 
nischen Verschluss  des  lleum  durch  Verwachsung  des  Processus  vermiformis. 

Wilmanns  (14)  beschreibt  einen  in  der  Literatur  einzig  dastebendeu 
Fall,  wo  durch  eine  einfache  Entzündung  der  Ileocökalklappe  ein 
portioäbnlicb  in  den  Blinddarm  vorspringender  Zapfen  entstanden  war,  der 
fälschlich  als  Invagination  aufgefasst  wurde.     Resektion   des  Blinddarms  mit 

6  cm  lleum.     Klinisch  hatte  der  P'all  als  chronische  Darmstenose  imponiert. 
Ursache  mit  Wahrscheinlichkeit:  Typhlitis  stercoralis.  A.  Müller. 

Berard  (l)  demonstriert: 

I.  Eine  Patientin,  der  wegen  einer  Entero-Peritonealtnberkulose  mit 
Beteiligung  der  Adnexe  und  des  Uterus  eine  seitliche  Enteroanastj^mose  ge- 
macht wurde.  Klinisch  waren  vor  der  Operation  alle  typischen  Symptome 
der  Darmtuberkulose  vorbanden,  die  auf  den  Eingriff  verschwanden. 

II.  Ein  Präparat  von  ausgedehnter  Tuberkulose  des  Dünndarms, 
des  Cökum  und  des  Colon  ascendens.  Eine  Enteroanastomose  wegen  akuten 
Ileus  drei  Wochen  vor  dem  Tode  hatte  guten,  vorübergehenden  Erfolg. 

Gangolphe  (5)  berichtet  über  einen  Fall  von  Stenose  des  Dubd- 
darmes  infolge  eines  geheilten  tuberkulösen  Geschwüres,  der  Symptome  einer 
Pylorusstenose  zeigte.  Durch  10  cm  lange  Enteroanastomose  des  zu-  und  ab- 
führenden Schenkels  ohne  Resektion  der  Stenose  selbst  wurde  die  Patientio 
geheilt. 


Hsgenbftch,  Verletiaiig«ii  und  chinirg.  Erankbeiteu  des  Darmes.  761 

Hartmann  und  Lecene  (7)  berichten  über  wiederholte  Anfölle  von 
D&rmokklnsion,  die  zoletzt  zur  Resektion  (Heilung)  führten.  Es  bestand  eine 
nun  Teil  al^eheilte  Tuberkulose  des  Dünndarms,  die  zu  Stenose 
führte.  Ihr  Charakter  war  histologisch  in  den  abgeheilten  Partien  nicht  mehr 
ZQ  erkennen. 

Payr  (10)  beschreibt  in  seiner  Mitteilnng  am  Chinirgenkongress, 
chronische,  in  der  Umgebung  der  Flexura  lienalis  sich  abspielende  Entzün- 
dnngsprozesse,  welche  zu  einer  Verzerrung  des  hnken  Kolonwinkels  nach 
oben,  inniger  Verlötung  der  Endstrecke  des  Colon  transversum  und  des  An- 
tangsteiles  des  Colon  descendens  und  Verwachsung  der  verschiedenen  Gebilde 
dieses  Bezirkes,  mit  ausgedehnter  Narben-  und  Ädbäsionsbildang  führen.  Da- 
darch  Bildung  eines  Sporns  und  relative  Stenose.  Payr  hat  vier  Fälle  ge- 
nauer, zwei  nicht  vollkommen  genau  studiert.  Ätiologisch  beschuldigt  Payr 
Perityphlitis,  Ulcus  ventricull,  Gallensteine,  Ädnexerkrankungen,  selten  Ge- 
schwülste und  Divertikel.  Als  mechanisches  Hiodernis  kommt  in  Betracht: 
Spombildung,  mangelhafte  Peristaltik,  Kompression  des  abführenden,  durch 
den  gefällten,  zuführenden  Darmteil.  Klinisch:  chronische  Dickdarmstenose. 
Ileus  kam  nie  vor.  Vorzugsweise  betroffen:  mittleres  und  höheres  Alter, 
Therapie  am  besten  Kolo-Sigmoideostomie.  Payr  hat  vier  Fälle  so  operiert, 
drei  gebeilt.  A.  Müller. 

Clarkson  (3)  beschreibt  eine  52jährige  Frau,  die  seit  längerer  Zeit 
an  Brechen,  Konstipation,  aufgetriebenem  Leib  leidet.  Diese  Symptome 
nehmen  plötzhch  zu  und  es  treten  heftige  Leibschmerzen  auf.  Klistiere  und 
Abführmittel  bleiben  ohne  Erfolg,  so  daas  zur  Operation  geschritten  wird. 
Nach  Laparotomie  zeigt  sich  starke  Äuftreibung  von  Dünndarm  und  Cökum. 
Colon  transversum  und  descendens  sind  leer.  Nach  Schluss  der  Laparotomie- 
wande  wird  über  dem  Cökum  ein  Anus  praeternaturalis  angelegt,  welcher 
gut  funktioniert:  ein  Monat  später  plötzliche  Schmerzen  in  der  linken  In- 
guinalgegend.  Patient  kollabiert,  Extremitäten  kalt,  Puls  schwach.  Zeichen 
einer  akuten  Peritonitis.  Diagnose:  Darm  Perforation.  —  Operation:  Schnitt 
über  der  schmerzhaften  resistenten  Stelle.  Entleerung  von  faulig  riechendem 
Eiter.  Nach  Ausspülen  der  Abszesshöhle  zeigt  sich  an  der  vorderen  Seite 
der  Flexnra  sigmoidea  eine  schillinggrosse  Perforationsöffnung.  Darmwandung 
daselbst  erweicht,  schwarz,  gangränös,  rissig.  Entfernung  derselben  bis  zur 
gesunden  Darmwand.  Diese  wird  mit  der  Haut  vereinigt  und  so  ein  zweiter 
Anns  praeternaturalis  gebildet.  Ausspülen  der  Abszesshöhle  und  Ausstopfen 
mit  Jodoformgaze.  Abszesshöble  verkleinert  sich  ziemlich  rasch,  nach  einem 
Monat  hat  sie  das  Aussehen  einer  gewöhnlichen  Kolostomieöffnnng  und  funk- 
tioniert gut.  Patientin  hat  sich  gut  erholt  und  kann  ihren  Geschäften  nach- 
gehen. Forcart. 

5.  Dilatation,  Hirschsprnngscbe  Krankheit,   chronische  Kon- 
stipation. 

1.  UrOniDg,  Zwei  Fllle  von  Hirscfaaprnngacber  Krankheit,    Dentache  med.  Wochen- 
BchhFt  1d05.  Nr.  10.  p.  408. 

2.  EamoDet,    L'abna  des  lavagea  d'inteatlD.    Arcb.  gän.  de  mM.  1905.  Nr.  21. 

3.  GrBaDboom,    Eirachaprangscbe  Eraukbeit.    Weekbl.  voor  Oeneesk.  Nr.  7, 

i.  Ibiahim,  Ein  Beitrsg  ZDr  Pathogenese  der  Hiracbep  rang  scheu  Krankheit.  Dentaeh* 

med.  Wocbenacfar.  1905.  Nr.  23. 
i.  Perthes,  Zm Pathogen eae  und  Therapie  der  Hirscbsprungschen  Knokbeit  (Hega- 

eoloD  eoogenie).    Arch.  kliu.  Cbir.  Bd.  77,  H.  1. 


7^  Jtümsboricht  fQr  Chinu^.    IL  T«il. 

6.  Stirnimftnn,   HirscbaprnngBche  Krankheit  oder  Megalocolon  coDgenit&m.    Kor- 
respoodeDEbl.  fOr  Sehireiser  ante  1905.  15.  Sept. 

7.  Schmidt,   Neue  Beobacbtongen  zur  Erklärung  und  r&tion  eilen  Bebandlimg  der  chroni- 
schen Obetjpation.    Mflneh.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  41.  p.  1970. 

8.  'Zwalenbarg,  r.,    Tha  relation  of  mechanicBl  distentioo  to  tbe  etiology  of  appwidi- 
citis.    Ann.  of  sarg.  1905.  Maich. 

Bei  der  Hirschsprungscfaen  Krankheit  kann  es  nach  Perthes  (51 
sowohl  durch  Insuffizienz  der  Damunusknlatnr  als  aach  durch  mechanifiches 
Hindernis  zur  Retention  kommen.  Dieses  Hindernis  ist  häufig  ein  Ventilver- 
Bchluss,  der  dadurch  zustande  kommt,  dass  das  diiatierte  und  gefüllte  S  roman. 
sich  gegen  das  normale  ond  leere  Rektum  abknickt. 

Dieser  Ventil  verschluss  ist  entweder  durch  Kolopezie  oder  durch  Re- 
sektion zu  heseitigen.  Neben  dem  VentilverBchlnss  kommt  Scblängelnng  und 
Volvulus  vor. 

Da  man  in  keinem  F.all  mit  Sicherheit  wissen  kann,  worauf  das  Hin- 
dernis beruht,  so  ist  stets  Probelaparotomie  indiziert. 

Perthes  berichtet  über  vier  Fälle.  Dreimal  ist  Ventilverschluss  anzn- 
zunehmen.  Einer,  der  am  eingehendsten  Referierte,  wurde  mittelst  sechs  Opera- 
tionen geheilt.  Es  folgten  sich  Anus  praetemalis  lumbalis,  Plastik  an  der 
Ventilstelle ,  Exzision  der  Falte ,  Entero- Anastomose  zwischen  Ileam  und 
Rektum,  Inzision  einer  Falte  und  zuletzt  Resektion  eines  Teiles  des  S  roman. 
mit  Durchziehung  des  oberen  Teiles  durchs  Rektum. 

Perthes  zieht  daraus  für  einen  kommenden  Fall  als  Konsequenz  folgen- 
des Vorgehen:  Anus  praeternaturalis  lumbalis,  Entleemi^  der  Flexor  und 
dann  Kolopexie  eventuell  Resektion  der  abgeknickten  Partie. 

Ibrahim  (4)  glaubt,  dass  für  die  Mehrzahl  der  Fälle  von  Hirsch- 
BpTungscher  Krankheit  eine  primäre  abnorme  Länge  des  S  romanam 
und  nicht  eine  angeborene  Dilatation  und  Hypertrophie  des  Kolon  ätiologisch 
in  Betracht  kommt,  wie  dies  namentlich  vom  Verf.  und  Veter  betont  wird. 
Durch  Abknickungen  konunt  es  zu  Hinderungen,  deren  Folge  dann  schUess- 
lich  die  Erweiterung  und  Hypertrophie  der  höher  folgenden  Durchschnitte 
sein  kann. 

Für  diese  Annahme  spricht  ein  von  Ibrahim  beobachteter  Fall  bei 
einem  acht  Wochen  alten  Kind,  bei  dem  sich  eine  Gas-  und  Kotstauung  im 
S  romanum  fand,  ohne  dass  der  übrige  Darm  irgendwie  an  der  Stauung  sich 
beteiligt  hätte.  Die  abnorm  knge  Flexur  zeichnete  sich  bei  ihren  peristalli- 
schen  Bewegungen  so  deutlich  auf  der  Bauchwand  ab,  dass  das  anatomische 
Bild  absolut  klar  war  und  ausserdem  durch  Sondierung  vervollkommnet  werden 
konnte.  Ibrahim  meint,  dass  aus  dem  Fall  bei  ungeeigneter  Pflege  eventuell 
ein  typischer  Hirschsprung  werden  könnte.  A.  Müller. 

Brüning  (1)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Hirscbsprungscber 
Krankheit. 

1.  Einjähriger  Knabe.  Chronische  Obstipation.  Ileus.  Diagnose:  b- 
vagination  oder  Volvulus.  Laparotomie  klärt  den  Fall  als  Hirschspru  ngsche 
Krankheit  auf.    Darmrohr.     Behebung  des  Ileus. 

2.  ?  Knabe.  Ileussymptome.  Laparotomie  klärt  den  Fall  auf.  Beim 
Herausheben  der  Flexur  Entleerung.  Nach  einigen  Monaten  wieder  Dens,  der 
durch  Einlaufe  behoben  wird.  Wieder  einige  Monate  später  abermals  Ileus. 
Da  keine  ärztliche  Hilfe  aufgesucht,  wird,  Exitus. 


HagAubsch,  VerletEniigcn  nnd  ekirarg.  KrAnkheiten  äen  DormeB.  763 

Stirnimann  {6)  gibt  eine  ansführliche  Beechreibniig  eines  aosge- 
iprochenen  Falles  von  Uirschsprnngscher  Krankheit. 

Fälschlicherweise  werden  aach  Strikturen  in  der  Flexur  nnd  im  Rektnm 
ils  Hirschsprungsche  Krankheit  bezeichnet. 

Als  Therapie  empfiehlt  Verf.  Klistiere  mit  leichter  Massage,  Diät. 
Drastika  sind  kontraindiziert.  Operation  jedenfalls  nicht  vor  dem  zweiten 
Lebensjahre. 

Ätiologisch  nimmt  Verf.  mit  Hirschaprang,  Concetti,  Mya  för 
geineo  Fall  kongenitale  Dilatation  nnd  idiopathische  Hypertrophie  der  Flexnra 
sigmoidea  an. 

Graanboom  (3)  über  die  Hirachaprangsuhe  Krankheit. 

Mitteilnng  einer  Krankengeschichte.  Symptome:  Dickdarmstenose  mit 
ti^er  Defäkation,  Tympanites  und  zunehmender  Marasmus.  Es  wurde  als 
Therapie  eine  Enteroanastomose  angelegt.  Jedoch  ohne  Erfolg.  Exitus.  Verf. 
iaad  das  Verhältnis  des  Dünndarmes  zum  Dickdarm  wie  3,7  : 1  gegenüber 
dem  normalen  (Marfan)  7:1.  Er  Bchliesst  sich  deshalb  der  Ansicht  Marfans 
SQ,  dass  es  sich  um  eine  kongenitale  Missbildung  bändle. 

Esmonet  (2)  de  Chätel-Guyon  richtet  sich  gegen  das  übertriebene 
Klistieren  bei  chronischer  Obstipation  und  empfiehlt  den  Gebrauch  von 
Mineralwässern,  speziell  den  kurmässigen  Gebrauch  von  Chätel-Guyon. 

Schmidt  (7)  sieht  die  Ursache  für  die  chronische  Obstipation 
in  einer  zu  guten  Ausnütznng  der  Nahrung  durch  den  Dünndarm.  Es  können 
dann  im  Dickdarm  nicht  genügend  Zersetzungen  vor  sich  gehen.  Eine  zellu- 
losereiche  Kost  genügt  nicht  zur  Stomng  dieser  zu  guten  Ausnütznng,  da  die 
Zellulose  einfach  auch  gelöst  wird.  Es  muss  ein  Stoff  gegeben  werden,  der 
den  Kot  wasserreicher  voluminöser  macht.  Dies  leistet  Agar-Agar  und  Paraffin. 
liquid.  Dazu  ist  noch  ein  Reizmittel  nötig:  Cascaraextrakt.  Agar-Agar  und 
Cascaraextrakt  =  Regulin  tägl.  1 — 2  EsslÖffel  zu  Kompott  zu  nehmen.  Paraffin, 
liquid,  nnd  Cascaraextrakt  =  Pararegulin  2 — 3  .  Kapseln  (ä  3  g)  tägl.  zor 
Unteretutzai^  des  Regnlins. 

6.  Perforation,  insbesondere  bei  Typhns  abdominalis. 

1.  Basile,  G.,  Paeado-perforazioQi  intestinali  nella  febbre  tifoide  ed  mt«rv«ntD  chiru^oo. 
Uollettino  detla  Society  LanoiBisaa  dagli  ospedali  di  Roma.  Aprils  1905. 

It.'Brou  die,   La  Perforation  iDteatJnale  ch«i  las  tjphiquea,    Jonm.  de  mäd.  et  de  chir. 
1905.  Nr.  23. 

2.  'Conrtney,  Walter,    Intestinal  Perforation  in  typhoid  fever  with  report  of  caaea. 
The  jonm.  of  the  Amer.  Med.  Äaaoc.  1905.  Dec.  2. 

3.  Daniela,    ün  aouveau    traitement  des  perforations  typhiques  de  l'intestin.    Revue 
de  la  gyn.  et  de  chir.  abdom.  Nr.  de  juillet-aoat  1905. 

i-  'Harte,   A  atady  of  Perforation  in  typhoid  fever.    Thejourn.  of  the  Ämer.  Med.  Ass. 

1905.  Oct.  18. 
S.  'Hnntington  and  Ebiigbt,    A  case  of  thyphoid  Perforation  of  the  intestine  with 

snrgieal  treatmeot  and  recovury.    The  jonm.  of  the  Amer.  Med.  Äaa.  190S.  May  27. 
f.  *JopBOD,  John  H.  M.  J.,   Acute  gangrenaoa  appendicitis  in  typhoid  fever  simnlating 

p«rfor«tioD.    Ann.  of  aarg.  1905.  Nov. 
7.  Lanper,    Darm  Perforation  bei  Abdominftltyphaa ,  durch   Operation  geheilt.    Eorreap. 

f.  SchweJier  Irzte  1905.  Nr.  3. 
S.  'Uanges,    The  diagDosis  and  treatment  of  Perforation  in  typhoid  fever  with  a  report 

»f  19  caaea,    of  which  16   were   operated   on   witb   fiv   recoveriea.    Tbe  joorn.  of  the 

AiDfric.  Med.  Abi.  1905.  April  I. 
9..  Kenn,   Laparotomie  wegen  Dannperforation.    Wiener  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  41. 


764  Jahiesbaricbt  fOr  Chimigje.    II.  Teil. 

Domela  (3)  glaubt,  dass  die  schlechten  Resultate  bei  Laparotomien 
wegen  Tjphnsperforationen  anf  nachfolgende  Perforationen  za  beziehen 
sind.  Er  wünscht,  es  müssen  sämtliche  Perforationen  chirurgisch  behandelt 
werden  und  zwar  nicht  nur  indem  die  vorliegende  Öffnui^  geschlossen  wird, 
sondern  dadurch,  dass  man  die  ganze  ulzerierte  Darmpartie  anssch^iltet, 
vermittelst  einer  Ileokolostomie.  Es  soll  dadurch  weiteren  Perforationen  vor- 
gebengt  werden. 

Lauper  (7)  referiert  über  einen  Fall  von  Perforation  des  Ueom  in  der 
vierten  Woche  eines  Abdominaltypbus.  Nach  68  Stunden  mediane 
Laparotomie,  Naht,  Heilung.  Im  Verlauf  werden  drei  Äbszessinzisionen  nötig.  Als 
mögliche  Ursache  der  Perforation  werden  auffallend  grosse  Askariden  an- 
gegeben. Verf.  empfiehlt  mißlichst  frühzeitige  Operation,  Naht  der  Perfo- 
ration, gründliche  Spülung  der  Peritonealhöhle  mit  NaCl-Lösung  (40"  C, 
Drainage  mit  einem  medianen  und  zweiseitlichen  Schnitten. 

Menü  (9)  beschreibt  zwei  Laparotomien  wegen  Darmperforation 
bei  Typhuslallen.  Ein  Fall,  zwei  Stunden  nach  der  Perforation  operiert, 
heilte;  der  zweite,  sechs  Stunden  nach  der  Perforation  operiert,  ging  zugrunde. 
In  beiden  Fällen  war  fäkulentes  Exsudat  in  der  Bauchhöhle.  Verf.  rät  in 
jedem  Fall  von  Perforation  zu  operieren;  sich  dabei  aber  nicht  mit  dem 
Auffinden  einer  Perforation  zu  l»gnügen,  sondern  stets  den  ganzen  Darm 
abzusuchen. 

Anknüpfend  an  ein  Stndiam  von  Rochard  nnd  einigen  in  der  Lite- 
ratur verstreuten  Fällen  behauptet  Basile  (1),  dass  die  Differentialdiagnose 
zwischen  echter  und  falscher  Perforation  nicht  stets  gestellt  werden  kann. 

Unter  Bezugnahme  auf  die  Relation  von  Queirolo,  über  die  Peri- 
tonitiden  infolge  von  Propagation  bei  dem  Typhoidfieber, 
untersucht  er  die  verschiedenen  diagnostischen  Kriterien,  welche  zur  Unter- 
scheidung der  echten  von  den  falschen  Perforationen  dienen  sollten,  und  er- 
achtet weder  das  Erbrechen,  noch  den  Singnitus,  noch  die  Leukozytose,  nocii 
die  erhaltene  oder  verschwundene  Leber-  und  Milzdämpfung  für  ausreichende 
DifiTerentialkriterien.  Auch  der  Hypothermie  billigt  er  keinen  grossen  Wert 
zu,  da  dieselbe  bei  den  echten  Perforationen  nicht  konstant  ist. 

Anschliessend  teilt  er  die  Pseudoperforationen  in  zwei  Arten:  eine,  bei 
der  eine  Peritonitis  durch  Propagation  besteht,  welche  die  Perforation  vor- 
täuscht; die  andere,  bei  der  keinerlei  entzündliche  Alteration  zu  Lasten  des 
Peritoneums  besteht,  welche  das  beunruhigende  Symptomenbild  der  Darm- 
durchbobrung  erklären  könnte. 

Er  beschäftigt  sich  mit  der  ersten  Reihe  in  bezug  auf  den  chirurgischen 
Eingriflf  und  bemerkt,  dass  in  Anbetracht  des  modernen  therapeutischen  Kri- 
teriums über  die  Peritonitis  der  Eingriff  dem  Kranken  nur  einen  Vorteil 
wird  bringen  können,  welcher,  wenn  er  auch  keine  Perforation  hat,  doch  eine 
Peritonitis  bat. 

SicherlicB  wird  die  Peritonitis  durch  Propagation,  wenn  sie  sehr  be- 
grenzt ist,  schliesslich  mit  der  abwartenden  Behandlung  heilen,  andererseits 
jedoch  werden  diese  Fälle  schwierig  das  Bild  der  Perforation  geben. 

Er  bekämpft  den  weiteren  Einwurf,  der  gegen  den  Eingriff  erhoben  wird: 
die  Eventration,  die  zuweilen  bei  der  Laparotomie  am  Typhuskranken  die 
Folge  ist,  indem  er  darauf  hinweist,  welchen  Gefahren  der  Pat.  mit  einer  mög- 
lichen Perforation  entgegengeht,  und  dass  der  wahrscheinlichen  postoperatiren 
Eventration  immer  Abhilfe  geschaffen  werden  könne.  R.  Giani. 


Hkgeabach,  Verl«tinDg«ii  ood  chimi^.  Krankheiten  des  Dftrmea.  765 

7.  Divertikel,  Prolaps,   Fisteln,  Enteroptose,  Varia. 

L  Aotonelli,    Ober  die  Chirnrgi»  der  DanndirerUk*!.    Chirargia  dei  diveiticolt  intesti- 

■uJi.    Ven^ia  1905. 
3.  Ficker,    Eeimdicht«  der  normalen  Schleimhaut  des  iDtMtioaltraktos.    AroL  f.  Hjg. 

Bd.  52.  H.  2. 

3.  Madelung,   Über  den  postopentiven  Torfall  der  Baacheinge weide.     Arch.  f.  klln. 
Chir.  Bd.  77.  H.  2. 

4.  MathioD-RoDZ,    Spaeme  do  oolon.    Gai.  des  hSp.  1905.  Nr.  84. 

5.  Nannjrn,   Ein  Fall  von  Darm konkremeiiten.    MQach.  med.  Wocbenaehr.  1905.  Nr.  30. 

6.  'Bainer,  Fr.,   Einige  Worte  Ober  die  DnodenaidiTertikel.    Reviata  Stüntielor  Hedicale 
Nr.  2.  p.  109.  Zwei  Figuren.     (Ram&niBch.) 

7.  Bocaa,   Oedimea  an  conra  des  gaatro^ntäritea  chroaiquaa.    Joiim.  de  mii.  de  Bord. 
1905.  Kr.  45. 

8.  Simon,   Intraabdominale  Netztoraionen.    HOneh.  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  41. 

9.  Schflti,  Hyperplastiacbe  Kolitis  and  Sigmoiditie.    Zieglera  Beitr.  Bd.  37.  7.  Snppl. 
Featschr.  f.  Prof.  Arnold. 

10.  Tixier,   Adbirences  cölo-cOliqnes.    Rerae  de  chir.  1905.  Nr.  4.  p.  546. 

An  einer  Reihe  von  Versnchen  an  Tieren  macht  Ficker  (2)  die  Beob- 
achtung, dass  bei  jungen  Tieren  eingegebene  Bakterien  in  der  ganzen  Länge 
des  Magendarmkanals  bis  hinab  znm  Cökum  aufgenommen  werden.  Es  be* 
steht  also  bei  jungen  Individuen  eine  Durchlässigkeit  der  Darmschleimhaut 
lär  Bakterien  im  Sinne  von  Weigert  und  Behring. 

An  erwachsenen  Tieren  waren  die  Versuche  nicht  ausschlaggebend. 

Madelung  (3)  berichtet  über  den  postoperativen  Vorfall  von 
Bancheingeweideu.  Postoperative  Vorfälle  finden  sich  häufiger  bei  Frauen 
als  bei  Männern.  Am  häufigsten  kommen  sie  zustande  nach  Laparotomien 
zwischen  Nabel  und  Symphyse.  Eröffnung  des  Bauches  in  einer  Narbe  wirkt 
»nch  begünstigend.  Der  Zeitpunkt  des  Prolapses  ist  sehr  verschieden;  doch 
smd  die  kritischen  Tage  der  VIII.  und  der  IX. 

In  den  Vorfällen  waren  ausser  Milz  und  Pankreas  alle  Eingeweide  ver- 
treten. Als  Ursachen  ist  weniger  die  Art  der  Naht  oder  Tamponade  anzu- 
sehen als  die  Beschaffenheit  der  Bauchdecken  verbunden  mit  Gewaltein- 
virkungen,  wie  Husten,  Brechen,  Niesen,  Rülpsen,  Stahlpressen,  Wehen- 
tätigkeit. 

Begünstigend  wirkt  femer  Schwäche  des  Gesamtorganismus,  Schwanger- 
Schaft,  Aszites,  Banchtamoren. 

Bezüglich  der  Therapie  ist  möglichst  rasches  Eh-kennen  nötig,  dann  ist 
Reposition  und  Naht  das  Idealverfalü'en.  Diese  kann  jedoch  verhindert  sein, 
dann  muss  der  Prolaps  in  einen  aseptischen  Verband  gehüllt  werden.  Es 
treten  selten  Inkarzerationserscheinungen  auf.  Nach  and  nach  bildet  sich 
der  Vorfall  zurück. 

Im  Anschlnss  an  den  Unfall  besteht  eine  Mortalität  von  23,3Va,  für 
diejenigen,  die  die  erste  Zeit  überstehen  ist  die  Diagnose  nicht  ungünstig,  da 
wenig  nachträgliche  Komplikationen  entstehen. 

Antonelli  (1)  hat  seine  Arbeit  über  die  Chirurgie  der  Darmdiver- 
tikel  in  sechs  Kapitel  eingeteilt.  Im  ersten  Kapitel,  worin  die  Geschichte 
des  Gegenstandes  besprochen  wird,  stellt  er  eine  Statistik  von  84  (womnter 
16  unveröfTentlichtfin)  Laparotomien,  zur  Behandlung  von  durch  Divertikel 
verursachten  Darmverschlüssen  vorgenommen,  zusammen.  Im  zweiten  Kapitel 
erörtert  er  die  Anatomie  der  wahren  und  falschen  Darmdivertikel.  Im 
drinen    beschäftigt    er    sich    mit    der   Divertikulitis ,    wovon    vier    klinische 


JabrMbericht  fDr  ChJniTgie.    U.  Teil. 

len  nnterscbeidet,  nämlich:  1.  die  einfache,  parietale,  akute  Divertikalitis; 
1  chronische  rezidivierende  Divertikulitis;  3.  die  perforierende  Divertikulitis 
nachträglicher  zirkumskripter  Peritonitis;  4,  die  perforierende  Diverti- 
is  mit  nachträglicher  allgemeiner  Peritonitis.  Von  der  zweiten  klinischen 
1  gibt  Verf.  ein  sehr  interessantes  Beispiel  an,  bei  welchem  die  Laparo- 
e  einen  günstigen  Ausgang  hatte.  Im  vierten  Kapitel  bespricht  er  den 
b  Divertikel  herrorgemfenen  Darmverschloss  und  zwar  a)  den  durch  freies 
b)  den  durch  verwachsenes  Divertikel  erzeugten.  In  der  ersten  Kat^orie 
in  sich  folgende  Darmverschlüsse  ein:   durch  Torsion  des  Divertikels  um 

selbst  und  um  die  betreffende  Darmschlinge;  durch  dessen  Torsion  am 
reDarmsc Illingen;  durch  dessen  Einstülpung.  Der  zweiten  Kategorie  gehören 
lurch  Quetschung  gegen  das  gespannte  Divertikel  oder  durch  Quetschung 
Divertikels  allein  entstehenden  Verschliessungen ;  solche  durch  direkten 
{Kniebildung)  des  am  Darm  fixierten  Divertikels;  endlich  durch  Bildung 
1  von  dem  verwachsenen  Divertikel  erzeugten  EinklemmungsringR  hervor- 
fene  Darmverschliessungen.  In  diesem  Kapitel  werden  Fälle  von  d'Antona, 
terina,  Giordano,  Monari,  Porta  und  Tricomi  aufgezählt.  Im 
»n  Kapitel  erforscht  er  die  divertiknlären  Hernien,  welche,  nach  dem 
.,  die  Hernien  der  angeborenen  und  die  der  falschen  Divertikel  umfassen. 
rörtert  weiter  ausführlich  den  Wert  des  Ausdruckes  „Hernie  von  Littre" 
gibt  diesbezüglich  die  Urteile  zahlreicher  Chirurgen  an.  Zuletzt  beschreibt 
inige  unveröffentlichte  klinische  Fälle.     Im  sechsten  Kapitel  berichtet  er 

die  divertiknlären  Fisteln  und  im  siebenten  über  die  divertikulären 
en  und  Adenoidgeschwülste.  Die  mit  21  Abbildungen  ausgestattete 
lit  hat  auch  zwei  Anhänge,  deren  einer  ein  neues  Verfahren  von  Entero- 
iroanastomose  betrifft,  während  der  andere  sich  auf  die  parietalen  Henuee 
iht,  welche  so  viele  Berührungspunkte  mit  den  Darmdivertikeln  zeigen 
len.  R.  Giani  (Rom). 

Schütz  (19)  berichtet  über  3  Fälle  von  sehr  schwerem  nervösen  Reiz- 
ind  des  Kolon,  vornehmlich  ascendens  und  descendens.  Alle  3  Patienten 
i  Virgines  und  eine  junge  Frau)  zeigen  allgemein  nervöse  Symptome.  Die 
ptsymptome  sind  heftigste  Krampfanfälle  mit  Obstipation,  wobei  die  affi- 
en  Kolonpartien  als  dünne,  feste,  druckempfindliche  Stränge  fühlbar  sind. 
'.  ist  der  Ansicht,  dass  es  sich  um  idiopathische  nervöse  Reizzustände  im 
unervensystem   handelt,   entstanden  durch  heftige  Gemütsbewegungen  anf 

Boden  einer  allgemein-nervösen  Konstitution. 

Als  Therapie  des  akuten  Anfalls  empfiehlt  Schütz,  analog  der  Blei- 
; :  Bettruhe,  beisse  Überschläge,  flüssige  Diät  und  Opium  eventuell  in  sehr 
Jen  Dosen. 

Später  ist  roborierende  Diät,  Karlsbader  Salz  and  leichteste  manuelle 
ationsmassage  von  Erfolg  begleitet. 

Mathieu-Roux  (4):  Wie  man  das  leere  Colon  ascendens  und  des- 
ens  als  Strang  fühlen  kann,  so  ist  auch  hier  und  da  das  Colon  trans- 
am  fühlbar.  Nach  der  Ansicht  von  G16nard  handelt  es  sich  dabei 
tch  um  das  leere  ruhende  Kolon;  dieser  Zustand  kann  Ptose  verursachen, 

der  Darm  schwerer,  als  wenn  er  mit  Gas  gefällt  ist.  Verff.  sind  aber 
Ansicht,  dass  es  sich  bei  dem  „Strangkolon"  um  Spasmen  des  Kolon 
lelt,  ausgelöst  durch  verschiedene  Keizzustände.  Einer  dieser  Reizzustände 
luch  die  Ptose  wegen  der  Nervenzerrung.  Die  Ptose  ist  also  nach  Ansiebt 
Mathieu  und  Roux  Ursache  nicht  Folge  des  Strangkolons. 


Haganbaeh,  Verletinngon  und  chimrg.  Erankbeiten  des  Darmes.  76? 

Der  Kolongpasmns  ist  ferner  für  eine  grosse  Zahl  chronischer  Obsti- 
patiooen  verantwortlich  zu  machen. 

Tixier  {10)  berichtet  über  einen  Fall,  wo  die  Erscheinungen  für  ein 
Hindernis  des  Kolon  an  der  Flez.  linealis  sprachen. 

Die  Laparotomie  ergab  breite  Verwachsungen  des  Colon,  transv. 
mit  dem  Colon,  asc.  and  dadurch  Abknickung  der  Ftex.  hepatica.  Nach 
Lösung  der  Adhärenzen  passieren  die  Winde.  Zar  Sicherung  wird  eine  Ana- 
stomose zwischen  Colon,  asc.  and  transv.  angelegt.  Als  Ursache  für  die  Ad- 
härenzen muss  eine  Kolitis  angenommen  werden. 

Im  Anschluss  daran  berichtet  Berard  zwei  ähnliche  Fälle  von  Knickung 
der  Fleznra  lienalis.  Im  ersten  Falle  half  definitiv  eine  Kolostomie,  die  sich 
bald  spontan  schloss.  Im  zweiten  Falle  wurde  erst  eine  Kolopexie  ohne  Er- 
folg gemacht.  Dann  eine  Kolostomie,  welche  half:  als  sich  dieselbe  aber  nach 
3  Monaten  spontan  schloss,  starb  die  Pat.  an  Okklusion. 

Albert  in  zitiert  ferner  einen  Fall,  in  dem  ein  Karzinom  der  Flexnra 
lienalis  sc^ar  bei  der  Laparotomie  übersehen  wurde,  das  sich  später  durch 
Perforation  und  Abszessbildung  kund  tat  und  einen  zweiten  Fall,  wo  es  um- 
gekehrt ging;  man  vermutete  ein  hohes  Rektumkarzinom  und  fand  nur  Ad- 
härenzen. 

G-ayet  zitiert  einen  Fall  von  Abknickung  durch  Adhärenzen,  entstanden 
infolge  von  Pericholezystitis. 

Simon  (8)  fügt  den  29  (23  intraabdominal)  Netztorsionen  zwei 
veitere  Fälle  bei,  wobei  der  erste  das  Besondere  bat,  c^ne  Uemtenbildnng 
zustande  gekommen  zn  sein. 

Der  zweite  trat  bei  Vorhandensein  eines  Bruches  auf  and  war  mit  einer 
Ovarialzyst«,  die  selbst  nicht  gedreht  war,  verwachsen. 

Für  beide  Fälle  schliesst  sich  Verf.  der  Erklärung  Payrs  an,  wonach 
die  Drehung  dadurch  bedingt  ist,  dass  durch  einseitige  Staunng  oder  ungleiches 
Wachstam  eine  ungleiche  Schwere  entsteht. 

Rocaz  (7)  berichtet  über  3  Fälle  von  Ödem  im  Verlauf  von  Gastro- 
enteritiden. 

Im  ersten  Falle  betrafen  die  Ödeme  Hände  und  Fasse.  Albumen 
wurde  nur  intermittierend  konstatiert. 

Im  zweiten  Falle  sassen  die  Ödeme  an  den  Augenlidern,  Händen 
and  Füssen.  Während  5  Tagen  kein  Albumen,  an  den  übrigen  Tagen  vorüber- 
gehende Albuminurie. 

Im  dritten  Falle  etwas  schmerzhaftes  Ödem  beider  Beine.  Im 
Urin  kein  Albumin.  Erst  ein  Jahr  später  im  Anschluss  an  Varicellen  Albn- 
miuurie. 

Als  Ursache  der  Ödeme  ist  eine  Retention  der  Chlorate  anzunehmen 
infolge  der  nicht  sehr  seltenen  Nephritis  bei  Gastroenteritis. 

Naunyn  (5)  beobachtete  einen  Fall,  in  dem  durch  langjährigen  Ge- 
brauch von  Tct.  myrrhae  und  ratanhiae  freies  Harz  in  den  Magen  und  den 
iJarm  gelangte,  wo  sich  Eonkremente  bildeten,  die  zu  einem  Tumor  im 
linken  Hypogastrium  und  Schmerzen  ähnlich  den  perityphlitischen  führten. 
Beides  verschwand  auf  Abführmittel,  die  die  Konkremente  zutage  förderten. 


768 


Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 


F.  Appendizitis. 

Referent:  E.  Voswinckel,  Berlin. 

Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 


(    51^^''-: 


■1  ■:     i; 


In 


I' 


1,'    ' 


r  M 


Hl 


t 


1.  Albu,  Chronische  Perityphlitis.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  26. 

2.  Allison,  Treatment  ofthe  individual  case  in  appendicitis.  Med.  News  1905.  Aug.  12. 
p.  295. 

3.  Amberger,  Komplikationen  nach  verschleppter  eiteriger  Appendizitis.    Münch.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  47. 

4.  Arnsperger,   Appendizitisoperation.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  23. 

5.  *Atkins,  Acase  ofgangreoous  appendicitis.    Brit.  med.  Joum.  1905.  Sept.  30.  p.  806. 

6.  *—  Appendicitis.    Brit.  med.  Joum.  11.  UI.  1905.  p.  535.    18.  IIL  1905.  p.  595. 

7.  "^ —  Appendizitis.     Korrespondenzbl.  f.  Schweiz.  Ärzte  1905.  Nr.  2.  p.  49. 

8.  Au  bertin,  Le  foie  appendiculaire.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  123. 

9.  —   Appendicitis.    Ann.  of  surg.  1905.  Jan.  p.  145. 

10.  Ballance,  The  prospects  and  yicissitudes  of  appendicitis.  British  med.  Joum.  1905. 
July  15. 

10a.Banti,   Cura  medica  e  ohirurgica  dell'  appendicite.    Lo  sperimentale  1905. 

11.  Barnsby,   Remarques  sur  132  cas  d*appendicite.    Arch.  prov.  de  chir.  1905.  Nr.  3. 

12.  *Battle,  The  surgery  of  diseases  ofthe  appendix  vermif.  and  their  complicat.  London 

1904.  Archibald  Constable  &  Co. 

12a.  Bauer,  F.,  Frühzeitige  Operation  der  akuten  Appendizitis,  um  septischer  PeritonitiB 
oder  Allgemeininfektion  vorzubeugen  oder  solche  zu  begrenzen.  Nordlskt  medicinskt 
Arkiv  1904.  Bd.  37.  Abt.  I.  Chirurgie.  H.  3  Nr.  13. 

13.  * —   La  pathogenie  de  Tappendicite.    Arch.  gön.  de  möd.  1905.  Nr.  50. 

14.  Beauwy-Chiri^,  Appendizitis  mit  nekrotischen  Veränderungen  der  Leber  und  Niere. 
Arch.  de  m^d.  expär.  Bd.  17.  H.  2.  Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 
p.  681. 

15.  Benedict,  A  plea  for  medical  treatment  of  the  iuflamed  appendix.  Med.  News 
3.  VI.  1905. 

16.  Ben i -Barde,    De  la  neurasth^nie  appendiculaire.    Le  Progr.  m^d.  1905.  Nr.  48. 

17.  Bernays,  Appendicitis.     Med.  News.  25.  II.  1905. 

18.  Beuthner,  Un  cas  de  päricolite  (postappendiculaire).    Rev.  möd.  de  la  Suisse  rom. 

1905.  Nr.  2.  p.  132  u.  140. 

18a.  Biondi,  Ulteriore  contributo  alla  cura  della  appendicite  e  delle  sue  oomplicazioni. 
Atti  della  Societä  italiana  di  chirurgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Ariero. 

19.  Blake,   Malposition  of  the  appendix.    Ann.  of  surg.  Sept.  1905.  p.  394. 

20.  Boas,  Diagnostik  und  Therapie  der  chronischen  Perityphlitis.  Mediz.  Blätter  1905. 
Nr.  24. 

21.  Bodo,   Die  chirurgische  Behandlung  der  Appendizitis.    Bruns  Beitr.  46.  Bd. 

22.  Bosse,  Der  derzeitige  Stand  der  Appendizitisfrage.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  31. 

23.  Battomley,    The  causes  of  appendicitis.    The  Practit.  1905.  June. 

24.  Bovis,  de.    De  Tappendicite  chez  les  sujets  ftg^s.    La  sem.  m^d.  1905.  Nr.  21. 

25.  *Brehm,  Abnormitäten  und  Komplikationen  der  Appendizitis.  Petersb.  med.  Wochen- 
Schrift  1904.  Nr.  48. 

26v   "'Brewer,   Intussusception  of  the  appendix  veimiform.    Amer.  Med.  14.  I.  1905. 

27.  Brunn,  V.,    Über  Divertikelbildung  bei  Appendizitis.    Bruns'  Beitr.  46.  Bd. 

28.  Brunn,  Über  Divertikelbildung  bei  Appendizitis.    Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XL  VI.  1.  H. 

29.  Chaput,    La  technique  de  Tappendicectomie.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  44. 

30.  Chavannaz,    Sur  Tappendicite  tuberculeuse.     Sem.  möd.  1905.  Nr.  41. 

31.  Chenoweth,    Appendicitis,  as  a  visceral  manifestation.    Med.  News  4.  III.  1905. 

32.  Clarkson,  Unusural  case  of  supperative  appendicitis.  Brit.  med.  Joum.  21.1.  1905. 
p.  118. 

33.  *Clemm,    Über  Epityphlitis.     Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  20. 

34.  Coudray,  De  Tintervention  ä  chaud  dans  Tappendicite.  Joum.  de  möd.  de  Paris 
1905.  Nr.  27.  p.  378. 


ToawiDckal,    Appendiiitia.  769 

S5.    'Croabio.    AppeDdicitis  raviewed.    Med.  PresB.  1905.  Dsc.  27. 

3G.   'Delbet,  DtiUU  de  riDUrrentioa  rapide  dana  Uppendicite.   Jonm.  de  ro^d.  de  Paris 

1905.  Nr.  n.  p.  172. 
37.  'Dioent,    Appendicitis.    Jonm.  de  Bnix.  Nr.  8. 
3!^.  Dörfler,    Weitere  Erfahrungen  Aber  Äppendiiitis.   MOneli,  med.  Wocbenachr.  1905. 

Nr.  17. 
Sü^.DolIiDger,  J.,  SpooUBe  Ampatation  and  HeilDog  de«  eatiQDdeteii  Wurmforteatzea. 

Chir.  Sektion  des  Bad&pester  kgl.  ÄratevereiDB,  Sitinng  vom  2S.  III.  1905.    Orvosi 

Hetilap  1905.  Nr.  29.  (ÜDgariach.) 

39.  Dawd,    Appendiciüa  i.  cbildren.    Med.  Newa  1905.  Sept.  23. 

40.  'Drieseen,    Appendicitie  in  graviditate  etc.    Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr   10. 

41.  Dan,    A  noU  on  appendicitiB  in  cbildren.    The  aiasg.  Ued.  Jonm.  1905.  Juni. 

42.  'Onpont,    Toxämie   appendicnlaire   k  localtsation   gaetriqae   et  nerveuse.    Näeroee 
enraigae  de  la  mnqoeuae  gaetriqae.    Le  Preaee  mäd.  1905.  Nr.  62 

43.  'Darand,    Appeodicite  aigne.    Appendicdctomie  15  henrea  apr^  le  ddbnt  des  acci- 
deute.    QüärisoD.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  41.  p.  545. 

44.  'DuTernaj,    Appendieite  et  pnerpäralitd.     Lyon  mäd.  1905.  Nr.  I.  p.  20. 
45    Faiaant,    Appendieite.    L;on  m6d.  1905.  Nr.  48. 

46.  Garrö,  DiSoae  eiterige  PeritoDitia  ex  perityphlitide.  Dentsche  med.  Wocbenechr.  1905. 
Nr.  12.  p.  484. 

47.  'Faure,   L'inter?ention  dsns  Tappend icite.    La  Preaae  m6d.  1905.  Nr.  27. 

48.  Pedermenn,  Über  AdhSaianaileas  im  Verlauf  einer  eiterigen  Ferilyphlitia.    Arch.  f. 
kÜD.  Chir.  Bd.  75.  H.  4. 

49.  Foeraterling,  Haibeeitenlage  bei  Operetion  der  Perityphlitis.     Zentralbl.  f.  Chir. 
Nr.  30. 

50.  'Fred et,  gor  Tanatemie  dncaecum  et  de  I'appendice.    Bull,  et  mäm.  de  la  sac  anat. 
de  Paris  1905.  Nr.  8.  p.  189. 

öl.  Friedfaeim,    Über  Appendizitie.    Dentsche  med.  Wocfaenachr.  1905.  Nr.  8.  p.  827. 
52.  Gösset,   Techniqne  de  I'appendicetomie.    La  Presse  ro^.  1905.  Nr.  76. 
52a.Gaidi,  L.,    Coatribnto  allo  atadio  della  cnra  chimrgica  dell'  appendieite.     II  Poli- 

elinico,  eez.  prat.  1905.  Fase.  39. 
53    Gnyot,    Perforation  dn  eoecam.    Joum.  de  mid.  de  Bord.  1905.  Nr.  52. 
64.  * —   Conaiddrations  de  techniqne  op^ratoire  relative  k  nn  cae  d'appendidte  chroniqne  etc. 

Joom.  de  mii.  de  Bord.  1905.  Nr  6.  p.  199. 
fä.  Haberer,    Beitrag  znr  AppendixCrage  mit  besonderer  BerQckaichtigung  von  Daoer- 

reeultaten.    Arch.  f.  klin.  Cbir.  Bd.  76.  B.  1  □.  S. 

56.  Haberer,  von,  Zar  Mitleiinng  von  Dr.  Jobannea  Hahn:   Einige  Bemerkungen 
lar  Technik  der  Blinddarm  Operation.     Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  51. 

57.  —  Entnickelong  nnd  heutiger  Stand  der  AppeDdizitisfrage.    Wiener  med.  Presae  1905. 

Hr.  n: 

58.  Hagen,  Appendizitia-Frage  am  et&dtiscben  Eiankenbauee  in  Nomberg.    Brnne  Beitr. 
Bd.  46. 

59.  Hahn,   Blinddarm  Operation.    Zentralbl.  f.  Cbir,  Bd.  46. 

EO.  Heim,  Die  Epityphlitie  in  Wechselbeziehung  zu  ibreu  bakteriellen  Erregern.  Langen- 

becks  Arch.  78    Bd.  S.  Heft. 
El.  —   Epitypblitia.    MQnchn.  med.  Wocheneebr.  1905.  Nr.  40.  p.  1951. 

62.  —  Beitr^  zur  Poeumokokkenepityphlitia.    Wiener  klin.  Wochenschr.  I90S.  Nr.  4. 

63.  Harte,  Acute  gangrenoua  appendicitie  in  typhoid  fever.    Annale  of  anrg.  1905.   Oct. 
p.  61 1. 

64.  Eaaamann,   Cber  die  Palpation  der  Appendix  nnd  über  die  Appendicitia  larvata. 
Berl.  klin.  Wocbenechr.  1905.  Nr.  7. 

65.  Heaton,    Some  pecnliarities  of  appendicitia  in  tbe  female  eex,  with  special  reference 
to  appendicitie  eccnrring  during  pregnancy.    Brit.  med.  Joum.  1905.  Uarch  4. 

56,  »Heinlein,    Epityphlitis.    Müoch.  med.  Woohfnachr.  1905.  Nr.  1.  p.  51. 
66a.Herczel,  E.  t,,    Die  Reanitate  meiner  Epityphlitisoperationen.    Mitteilung  ana  der 

I.  cbirarg.  Abteilung  des  big.  Rocfaus-SpitaleB  zu  Budapest.    Budapesti  Orvosi  Ujakg 

1905.  Nr.  40.  (ÜDgsrlsch.) 
G7,  'Herz,   Über  chronische  EntzDndungen  der  Blinddsrmgegend.    Therap.  Monatshefte. 

1905.  Nr.  4. 
68.  Hippel,  y..  Ober  Perityphlitis  und  ihre  Bedeutung.   Samml.  klin.  Vortr.  Nene  Folge. 

Nr.  406. 

JitatMlMricht  nir  Cbinirci«  IWS.  49 


770  Jahrsabericht  fQr  Chirargie.    II.  Teil. 

69.  Hippel,  V.,  Perityphlitis.    Elia.  Yortr.  1905.  Nr.  406. 

70.  'EirachberK,    Deciduale  ZallbildangeD  «m  WnnntortaatE  bei  TnbeuachwKngerBcbaft. 
Areh-  f.  Gyn.  Bd.  74.  H.  3. 

71.  *Holt,    Note  on  e,  metbod  of  extension  of  the  .gridiTOn*  operfttion  for  appendieitts. 
LBDcet  11.  HI.  1905.  p.  640, 

72.  Jehle.   Retrograde  inoere  InkerzeratioD  der  Appendix.    Wiener  klia.  Wochenschr. 
1905.  Hr.  40. 

73.  'Jone«,    Condition  after  removal  of  rerniifonn  appendix.    Lancet  1905.    Dec.  2. 

74.  Japaon,    Gangr.  appendicitia.    Ann.  of  Barg.  1905.  Nov. 

75.  Joaias,    Flirre  tjpbolde  a  döbut  brusque,  sjant  aimalä  d'nbord  Tappen dicite-   Bull, 
de  l'acad.  de  mAd.  1905.  Nr.  7. 

76.  Inge,    Fulmiuating  appendicitia-     Ued.  News  13.  T.  1905. 

77.  Karewaki,   Bebandlung  dea  perityphlitiachen  Anfalls.     Dentscbe  med.  Wocbenscbr. 
1905.  Nr.  20. 

78.  —    Ursacben,  VethOtoDg  ond  Behandlung  des  peritfpblitischen  Anfalles.     Berl,  klin. 
Wocbenscbr.  1905.  Nr.  10.  p.  274. 

79.  —   Bebandlang  des  peritjrphlitiacben  Anfalls.  Deateche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  21. 

80.  *Eartulis,    Mit  Appendicitia  komplizierte  LebembsiBBse,    Zaitscbr.  f.  Hjg.   Bd.  4^. 
fieft  3. 

81.  Eime,    Appendicitis  medicsl  and  surgical.    Med.  Newa  1905.  Aag.  5.  p.  249. 

82.  Klemm,    Zfatenbildung    aus   Beaten    des   Processus   Termiformis.     MOncbener   med. 
Wochenschr.  1905   Nr.  41. 

83.  —    Zur  Frage  der  FrQboperation  bei  Appendicitia.    Grenzgeb.  d.  Med.  n.  Chir.  Bd.  14. 
Heft  5. 

84.  Eoetliker,    Kesektion  des  Wurmfortsatzes.    Zentrslbl.  f.  Chir.  41. 

85.  EOnig,  Fritz,   Wamm  muss  der  Arzt  auch  in  der  Landpraxia  znrOperation  raten? 
Therapie  der  Gegenwart  1905.  Nov. 

86.  Eörte,    Über    den  gSnatigaten    Zeitpunkt  bei  WurmforsatzeotzDndung.      Laogen- 
becks  Archiv  Bd.  77.  H.  8. 

88.  Kraft,    Bebiindlung  der  Appendizitis.    Hoepitalatid.  Nr.  3,  4,  5.    Ref.  Dentache  med. 
Wocbenacbr.  1905.  Nr.  U.  p.  436. 

89.  Srogins,  Ali,    Appendizitis.    Zeitscbr.  f.  Chir.  Bd.  78. 

90.  EOmmell,    Erfabrnngen   über   1000   Operationen   der  Appendizitis.     Dentache   med 
Wocbenschr.  1905.  Nr.  16  u.  17. 

9t.    *Eüttner,  Appendizitis.     HQnch.  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  6.  p.  290. 

92.  Euttner,    Appendizitis.     Berliner  klin.   Wochenschr.  Nr.  39. 

93.  'Lennan,    Appendix  cssea.     Glssg.  med.  Joum.  1905.  Dec. 

94.  'Lenzmann,    Appendizitis.     Deutaehe  med.  Wocfasnsobr.  1905.  Nr.  33,  34. 

95.  Letulle,    L'appendicite   et   lea  läaious   tnbercnleosea   de   l'appendice.     Bull,  et  mint. 
de  la  aoc.  auat.  de  Paria  1905.  Nr.  2.  p.  173. 

95a.  Lindatrüm,  Erik,    150  Fälle  von  Appendizitis  (Easnistiscbe  MitteilnngSD  aus  dem 
ErsnkenbauBe  zu  Gefle).     Hygiea  1905.  H.  5.  p.  695. 

96.  LOTinsofan,  Darmverscblusa  und  Darmverengerung  infolge  von  Perityphlitis.  Greni- 
geb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  14.  H.  5, 

97.  —    La  nävrite  oacendante  consäcutive  ä  l'appendiclte.     Sem.  mdd.  1905.  Nr.  8. 

98.  LncBS-Championniäre,  Appendizitis.    Deutsche  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  40. 

99.  *H  B I  c  0 1  m ,    On   spontaneous   gangrenoua   formations  in   the   vermiform   appendix. 
Brit.  med.  Joum.  1905.  Sept.  30.  p.  786. 

100.  Uarcoa,    La  närrite  appendiculaiie.    Arcb.  g6n.  de  raid.  1905.  Nr.  3S. 

101.  'Metzger,    Syndrom   der   Isrvierten  Colica   appendicataris.     Wiener  raediz.  Presse 
1905.  Nr.  31. 

102.  Mohr,   Über  sabpbreniscbe  Abszesse  bei  Appendizitis.     Medizinische  Woche  1905. 
Nr.  7  und  8. 

103.  *Monod,   Appendice  ll«o-coecal.    Acad.  de  Mäd.  1905.  Nr.  36. 

104.  Moosbrugger,    Innere    Behandlung   der   BlinddarraentzÜndDng.     Münohener  med, 
Wochenschr.  1905.  Nr.  37. 

105.  Morel,  Appendice  ileo-coecal.    Soc.  aaat.  de  Paris.  1905.  Nr.  4. 

106.  'Morton,    Cases  of  oper.  for  sppendicitis.     Bristol  raed.-chir.  Journ.  1905.  Nr.  90. 

107.  *—    A  study  of  tbe  records  of  IT)')  citees  of  operat.   for  appendieitis.    The  Brislul 
med.-cbir.  Joum.  1905.  Nr.  89. 


ToBwinckel,  Appendizitis.  ?71 

lC>j.  Monnier,    Ober  einen  seltenen  Befund  bei  Appendizitia  uaw.    Eorrespondenibl.  f. 

Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  1. 
m.  Malier,    Ober  Perityphlitia  etc.    Allgem.  med.  Zentral-Ztg.  1905.  Nr.  16/17. 

110.  MnnTo,  Lymphatic  and  hepatic  infections.    Ann.  of  aurg.  1905.  Nov. 

111.  Harpby,  Lymphetic  nnd  hepatic  infectiona  eecondnrj  to  appendicitia.  Ann.  of  »utg. 
1905.  p.  627,  Oct. 

112.  *NeDgebauer,  Retroveraio  uteri  nach  Appendizitis.    Zentral bl.  f.  Gyn.  1903.  Nr. 27. 

113.  Nittia,    Les  faussea  appendicitea.     La  Presse  mid.  1905.  26  Juill. 

lU.  Noetzel.    Die   Behandlung  der  appendizitiachen  Abszesse.     Bruna'  Beitr.  i6.  Bd. 

11.5.  Nordniann,  Zur  Bebandlung  der  Perityphlitis  und  ihrer  Folgeerkrankangen.  Langen- 
becks  Archiv  Bd.  78. 

US.   *Patker,    The  treatment  of  appendicitis  etc.    Brit.  med.  Journ.  21.  I.  1905.  p.  114. 

117.    'Patel,    Appendicite  gangr^ueuse.     Appendicectomie.     Lyon  mdd.  1905.  Nr.  52. 

U"-.  Payr,  Appendicitis  nach  embolischon  Magenerkrankungen.  MUnch.  med,  Wochen- 
schrift 1905    Nr.  H. 

U^a.Pellegrini,  Auguste,  Cansiderazioni  oliniche  ed  anatomo-patologiche  aopra  89 
casi  d)  appendicite.    La  clinica  modema  1905.    Lo  sperimentale  1905.  Faso.  4—5. 

119.    PeTrone.    Appendicite  et  fiöne  typhoide.    Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  11. 

121).  Picot,  Petite  tumeur  probablement  d'origine  adänoraateuee,  d^elopäe  au  nivean  de 
la  valvnle  de  Qerlach.    Bull,  et  m^m.  de  la  Boc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  3.  p.  264. 

121.  Pölya,    Thrombophlebitis  mesaraica  etc.    Deutsehe  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  7. 

lSla.Poppi,  &.,  Contributu  alla  diagnoei  delle  ferite  penetränti  nell'  abdomo  con  lesione 
intestinale.     La  Riforma  medica  1905.  Luglio. 

Va.  Potherat,  Appendicite  perforante  par  corps  ätrangers.  Bull.  etm£m.  de  la  soc.  de 
chir.  de  Paris.  1905.  Nr.  5.  p.  150. 

im   'Price,   Appendicitis.    3urg.  gyn.  a  obstetr.  1905.  Sept.  p.  217. 

124.  Rebentiach,  Ein  eigenartiger  FremdkOrperbefuDd  bei  Appendizitis,  Beatsche  med. 
Wockenschr.  1905.  Nr.  16. 

125.  'RecluB.    I'appendicite.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Oct  19,  p.  1419. 

126.  *—    Patbogänie  de  I'appendicite.    Presse  mäd.  1905.  8  Juill. 

127.  'R^gnier,  Traiteroent  de  I'appendicite.  Journ.  de  mdd.  de  Paris  1905.  Nr.  21.  p.216. 
liä.  *BeyniBr,  Traitemeiit  de  I'appendicite.  Journ.  de  aiid.  de  Paria  1905.  Nr,  22.  p.  224. 
I2ä.  * —  De  Is  conduite  k  tenir  ea  cas  d 'appendicite.  Journ.  de  mdd.  de  Paris.  1905,  23  Juill. 
VA  Riedel,    Appendizitis.    Deutsche  med.  Woohenscbr.  1905,  Nr,  37  u.  38. 

131,  'Robaon,  An  Operation  for  appendicectomy.  Brit,  med  Jouro.  21.  I,  1905.  p.  117. 
1H2,    'Romme,    Choses  d'sppendicite.     La  Presse  mäd,  1905.  Nr,  25. 

133,  RouTille,  Appendicite  chronique.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris  1905. 
Nr.  18. 

134.  Rotter,  Erfahrungen  mit  der  Operation  der  akuten  Epilyphlitis  in  den  ersten 
48  Stunden.    Deutsche  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  8, 

W:   Rupp,   Appendicitia  and  abscess  of  tbe  llver.    Med.  News  1905.  Aug.  12.  p.  326. 
136,   Rutherturd,  Perityphlitis.     Tbe  Glasgow  Med.  Journ.  1905.  April,  p.  266, 
l36a.Salinari,    Contrtbuto  all'   etiologia  e  patogenesi  deü'  appendicite.    La  clinica  chir. 

1905. 
136b.*Santoro,    Contributo  alla  cura  dell'  appendicite.     Gnzi.  degli  osped.  e  delle  clin. 

1905.  F.  31,    {Klinischer  Fall.) 
V,l.  Sargent,  Endothelioma  of  tbe  vermiform  appendix,    Lancet  1905.  Sept.  23.  p,  889. 
m.   Schwarikopf,   Blinddarmentzündung  und  der  Landarzt,    Med.  BiBtter  1905.  Nr,  42. 
l'>^,Senni,  G.,  II  momento  piii  opportune  per  1' intervento  nell' appendicite.    II  Foliclinico 

sez.  prat.  1905.  Fase,  25. 

139.  Sberren,    The  cauaation  and  treatment  of  appendicitis.    The  Pract.  1905.  Juni. 

140.  'Sicard,  Le  r^Bexe  cutanä  abdominal  au  cours  de  la  fiävre  typhoide  et  de  Tappeudi- 
eite  chez  Teofdrit.    Presse  möd.  1905.  Nr.  S, 

141.  *Sick,  Zur  diagnostincben  Bedeutung  der  Hftmatemesis  bei  Appendizitis.  Deutsches 
Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  82.  H.  3  u,  4. 

142.  Siegel,    L'appendicite.    Gaz.  des  hSp.  1905,  Nr.  129. 

14:<,  Singer,    Pseudoappendizitis.     Wiener  klin.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  19  u.  20. 
144,   "Smith,    Appendicitis   in   its   relation   to  pregnimcy.     Med.  News  1905.  Aug.  26  I?). 
144a,  Saderbaum,  Über  Blinddarmenlzandung.    Allmänna  svenska  L&karti  duevgen  1905, 
Nr.  24.  p.  369. 


772  Jahraaberiüht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

145.  Sonnenbarg,  Pathologie  Dnd  Tberftpie  der  Perityphlitis.  Leipiig  1905.  VeiUg  von 
F.  C.  W.  VogBl. 

146.  Sontham,  On  traumatiBm  as  an  esciting  canse  of  acote  appendicitia.  L«ic«t  1905. 
Nov.  25.  p.  1531. 

147.  ätoaey,  Taberc.  diaeaae  of  eoecDin  appendix.  The  Dablin  Joarn.  of  med.  chir. 
Science  1905.  Nr.  403. 

148.  Subbotitach,  Dens  als  Spftt folge  von  Appendmtia.    Zontralbl  f.  Chir.  Hr.  7.  p.  1T7. 

149.  Symonds,    A.  caae  of  g&ngreaoaa  appendicitia,    The  Lancet  11.  IL  1905. 

150.  Tnjlor,    An  appendectomy.    Med.  News  1905.  Sept.  23. 

151.  *Thomas,   Operations  toi  sppendicitis.    Tbe  Lancet  1905.  Sept.  9. 

152.  Trevea,  M.  (and  andere  Arbeiten),  The  proapecta  and  viciaaitodea  of  appandi eitle 
afler  Operation.    Brit.  med.  Joum.  4.  Ilt.  1905  (e.  aacb.  p.  474). 

153.  *Tyai)D,    8ome  remarks  on  tbe  prevention  of  appendicitis.    Lancet  1905.  Dee.  23. 

154.  'Vatlaa,  De  l'utiliU  de  la  rösection  de  l'appendice,    Lyon  mäd.  1905   Nr.  6.  p.  264. 

155.  'Vanverts,  Abcös  rätropdritonial  et  ant^ränal  d'origine  appendical.  etc.  Ann.  de 
la  Boc.  beige  de  chir.  1904.  Hai.  Ref.  in  Ann.  des  mal.  dea  org  gdo.-nr.  1905.  Nr.  2. 
p.  116. 

156.  Watther,  ^piplolte  et  appendicite.  Bull,  et  rodm.  de  la  soc  de  chir.  de  Paris. 
1905.  Nr.  18. 

157.  Weinberg,  £pithäliama  primittf  de  l'appendice.  Bali,  et  m6m.  de  la  soc.  aiisi  de 
Paris  1905.  Nr.  3.  p.  238. 

158.  Wilson,  A  caae  of  haematoma  of  tfae  ovary  eimnlating  an  attach  of  appendicitis. 
Lancet  6.  T.  1905. 

159.  Witzel,  Thromboae  der  Vena  iliaca  externa  linka  nach  dar  Appendizitia.  Zentralbl. 
f.  Chir.  Nr.  28. 

160.  Zalachaa,  Appendidte,  grossesse  gämellaire,  ruptnre  ut^rine.  La  progröa  mü. 
1905.  12  Aoüt. 

161.  Zaugger,  Frabbehandlnng  der  Appendizitis.  Zeitscbr.  f.  di&tet.  u.  phys.  Therapie. 
Bd.  Vlll.  H.  12. 

162.  Zwalenborg,  van,  The  relation  of  mechanical  diatentioa  to  tbe  etiology  of 
appeodieitia.    Ann.  of  sorg.  1905.  Harch. 

Nachdem  aaf  dem  diesjährigen  Kongress  der  Deutschen  Gesellschaft  fflr 
Chirnrgie  in  der  ausgedehnten  Diskussion,  die  sich  an  den  einleitenden  Vor- 
trag Kört  es  (86)  über  den  günstigsten  Zeitpunkt  des  operativen  Eingreifens 
hei  der  Wurmfortsatzentzündung  anschloss,  sich  fast  alle  Redner  mit  den  in 
diesem  Vortrag  dargelegten  Ansichten  im  grossen  und  ganzen  einverstanden 
erklärt  haben,  zeigt  sich  Huch  in  den  Publikationen  dieses  Jahres  ein  ziemlich 
einheitlicher  Zug  in  betreff  der  Indikation  zur  Operation.  Die  Anhänger  der 
Frühoperation  haben  auf  der  ganzen  Linie  den  Sieg  davongetragen.  Nur  in 
ganz  leicht  erscheinenden  Fällen  ist  ein  Abwarten  nnter  chirorgischer  Änf- 
sicht  am  Platze,  bei  der  geringsten  Neignng  zur  Verschlimmerung  muss  so- 
fort operiert  werden.  Nach  dem  dritten  Tage  soll  man  abwarten,  nur  wenn 
nötig  Abszesse  spalten  und  später  im  freien  Intervall  den  Wurmfortsatz 
entfernen.  Bei  Peritonitis  ist  im  Lähmnngsstadium  die  Chance  der  Operation 
wenig  günstig. 

v.  Brunn  (27)  teilt  aus  der  v.  Brnnschen  Klinik  acht  Fälle  von 
Divertikelbildung  des  Wurmfortsatzes  mit,  die  sich  im  Änschluss  an  eine 
Appendizitis  entwickelt  hatten.  In  allen  diesen  Fällen  handelte  es  sieb  nm 
eine  Lücke  in  der  muskulären  Wand  des  Wurmfortsatzes,  welche  durch  nach- 
giebiges Narbengewebe  nur  eine  unvollkommene  Ergänzung  erfahren  hatte. 
An  Stelle  dieser  Moskellücke  bezw.  Muskelnarbe  erfährt  der  Schleimhaut- 
zylinder in  der  mannigfachsten  Weise  Ausbuchtungen,  Ausstülpungen  und 
Lage  Veränderungen.  Die  Entstehung  beruht  wahrscheinlich  überall  auf  einer 
Appendicitis  perforativa,  da  die  mu<)kulären  Bestandteile  der  Wand  zerstört 


Voswinckel,  Appendiütia.  773 

sind  nnd  das  sonst  zylindrische  Epithel  der  Schleimhaut  in  niedriges  kubisches 
verwandelt  ist  Zur  Entstehung  eines  Divertikels  ist  es  nötig,  dass  in  der 
.Sähe  der  Perforation  noch  Schleimhaut  erhalten  bUeb,  da  im  anderen  Falle 
eine  Obliteration  des  Lumens  die  Folge  sein  würde.  Die  beschriebenen 
Formen  sind  sogen,  falsche  Divertikel,  da  in  ihren  Wandungen  nicht  alle 
^hichten  der  normalen  Appendiswand  vertreten  sind.  Verf.  führt  aas  der 
Literatur  eine  Reihe  ähnlicher  Fälle  an.  Klinisch  betrachtet  gehören  sämt- 
liche Fälle  der  rezidifierenden  Appendizitis  an.  Fast  stets  folgten  die  Anfälle 
sehr  rasch  aufeinander  und  konstant  waren  Verwachsungen  vorhanden,  so 
dass  sich  die  Auflösung  des  Organs  sehr  schwierig  gestaltete. 

Es  kommen  ausserdem  Fälle  vor,  in  denen  ein  Divertikel  nur  vorge- 
täuscht vird,  bei  genauerer  Untersuchung  findet  man,  daas  es  ein  durch 
Entzündnngsvorgänge  abgeschnürter  Teil  des  Wurmfortsatzes  ist. 

Klemm  (Riga)  (82)  beschreibt  drei  Fälle  von  Umwandlung  eines  infolge 
akuter  Appendizitis  spontan  abgetrennten  Teiles  des  Wurmfortsatzes,  in  eine 
Zyste  nnd  zwar,  wie  er  annimmt,  durch  Sekretion  der  anfangs  erhaltenen 
Schleimhaut  des  abgetrennten  Stückes. 

Nach  Murphys  (3)  Erfahrung  ist  die  Komplikation  einer  Infektion  der 
Appendix  mit  einer  solchen  der  Vena  portantm  sehr  selten.  In  zwei  Fällen 
hatte  er  die  Diagnose  auf  Pylephlebitis  gestellt,  die  durch  die  Sektion  be- 
stätigt wurde,  einmal  nach  einer  Appendizitisopeiation  das  andere  Mal  nach 
einer  Hämorrboidaloperation.  Im  letzten  Fall  fand  sich  bei  der  Autopsie  die 
direkte  Fortleitung  der  Infektion  von  der  Hämorrhoidalgegend  auf  die  Vena 
portamm  und  sekundäre  multiple  Abszesse  in  Leber  und  Milz.  In  dem 
ersten  Fall,  der  ein  Kind  betraf,  war  wohl  die  Infektion  durch  die  Lymph- 
babnen  erfolgt.  Nach  den  Untersuchungen  vonTerrier  und  Gun^o  finden 
sich  nämlich  in  gewissen  Partien  der  Leber  besonders  an  der  unteren  und 
kostalen  Fläche  des  rechten  Lappens  Lymphgefässe,  die  nicht  wie  gewöhnlich 
TOD  der  Leberoberöäche  unter  die  Glissonsche  Kapsel  ziehen  und  sich  am 
Lig.  suspensor.  oder  um  die  Gallenblase  ausbreiten,  sondern  direkt  in  die 
Leher  und  längs  der  Vena  portamm  zum  Hilus  ziehen.  Und  so  kann  man 
sehen  wie  eine  Infektion,  die  sich  von  der  Appendix  nach  der  Unterfläche  der 
Leber  ausbreitet,  entweder  durch  direkte  Übertragung  durch  die  Lymphge- 
fässe oder  längs  des  Kolon  fortschreitend  unmittelbar  den  Leberlappen  infi- 
äeren  nnd  dort  Abszesse  bilden  kann. 

Nach  Au  bertin  (8)  kommt  die  Infektion  der  Leber  von  einer  Appen- 
dizitis stets  auf  dem  Wege  der  Vena  portamm  zustande,  sei  es  durch  eine 
totale  oder  partielle  Pylephlebitis.  Ist  diese  nicht  makroskopisch  nachzu- 
weisen, so  findet  sie  sich  doch  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  in 
Form  von  miliaren  periportalen  Abszessen,  in  denen  sich  dieselben  Bakterien 
finden,  wie  in  dem  periappendiknlären  Abszess.  Die  Erscheinungen  von  seiten 
der  Leber  entwickeln  sich  meist  schleichend,  nur  in  seltenen  Fällen  plötzlich. 
Dae  Fieber  ist  remittierend,  Schüttelfröste  fehlen  meist.  Es  besteht  meist 
eine  starke  Leukozytose.  Die  Schmerzen  sind  dumpf,  die  Leber  ist  ver- 
giössert.  Ikterus  erscheint  erst  spät.  Sein  Fehlen  schliesst  das  Vorhanden- 
sein eines  Leberabszesses  nicht  aus.  Treten  Schüttelfröste,  Schneisse  und 
Diarrhöen  auf,  nimmt  das  Fieber  einen  septischen  Charakter  an,  so  mnss 
man  an  eine  eiterigen  Pylephlebitis  denken.  Die  Krankheit  verläuft  lang- 
sam, der  Tod  tritt  unter  dem  Bilde  der  Kachexie  ein.  In  Fällen  von 
laxischen  Erkrankungen   kommt    es    zu    den    von   D i e n  1  a f oy    insuffisance 


774  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

hepatique  atgue  genannten  Symptombild,  meist  ohne  Ikterus  aber  mit  Albu- 
minurie, Urobilinurie,  langsamem  Abfall  der  Temperatur  und  Koma.  Dabei 
tritt  häufig  Hämatemesis  auf.  Daneben  gibt  es  noch  zwei  andere  Formen, 
eine  latente,  in  denen  die  Symptome  unklar  sind,  und  eine,  die  von  Ikterus 
begleitet  ist.  Diese  Formen  treten  meist  nach  der  Operation  der  Appen- 
dizitis auf,  aber  oft  auch  vor  derselben  und  sind  dann  ein  Zeichen  für  die 
toxische  Art  der  Appendizitis.  Als  dritte  Form  ist  noch  der  Icterus  gravis 
zu  nennen,  für  die  Verf.  drei  Beispiele  anführt.  Schliesslich  gibt  es  auch 
gutartig  verlaufende  Fälle.  Aber  auch  die  schwersten  sogar  mit  Icterus  gravis 
können  ausnahmsweise  spontan  zur  Heilung  kommen.  Die  Diagnose  ist  in 
den  Fällen,  in  denen  vorher  keine  Appendizitis  diagnostiziert  war,  selir 
schwer.  Sie  ist  fast  anmöglich  wenn  gleichzeitig  eine  Peritonitis  vorhanden 
ist.  Obwohl  die  operativen  Erfolge  nicht  glänzend  sind,  da  trotzdem  die 
meisten  Patienten  sterben,  glaubt  Aubertin  doch,  dass  man  meist  durch 
dieselbe  nichts  verlieren,  wohl  aber  alles  gewinnen  kann.  Ob  man  in  jedem 
Falle  von  akuter  Appendizitis,  um  den  oben  geschilderten  Komplikationen 
vorzubeugen,  operieren  soll,  überlässt  Verf.  den  Chirurgen  zu  entscheiden. 
Die  innere  Behandlung  der  LeberafTektion  kann  nur  eine  symptomatische  sein, 

Wttzel  (1Ö9)  ist  durch  Beobachtung  an  drei  Fällen  von  Thrombose 
der  Vena  iliaca  externa  der  linken  Seite  nach  Appendicektomie  zu  der  An- 
sicht gekommen,  dass  es  nicht  wie  sonst  wohl  angenommen,  in  den  \\arz*:lu 
der  Vena  portae  oder  sonst  in  der  Umgebung  der  Appendix  und  des 
Cökums  primär  zur  Thrombose  kommt,  sondern  in  den  Stämmchen  und 
Wurzeln  der  Venae  epigastricae,  dass  also  in  der  Bauchwandung  die  Gerin- 
nung entsteht,  deren  Fortsetzung  nach  der  linken  Bauchseite  auf  dem  We<:e 
der  Venae  epigastr,  sin.  zur  Thrombose  der  Vena  femoralis  sin.  führt.  Als 
bisher  unbeobachtetes  gemeinsames  Moment  ergab  sich  in  den  vom  \erf. 
beschriebenen  drei  Fällen  die  gleichzeitige  Unterbindung  der  Stämme  der 
Arteria  und  Vena  epigastrica  dext.  während  der  Operation. 

Payr  (118)  wirft  die  Fragen  auf:  1.  Lässt  sich  der  ursächliche  Zu- 
sammenhang zwischen  Thrombenbildung  bezw.  EmboHe  aus  den  primär  er- 
krankten Gebieten  mit  den  sekundär  auftretenden,  krankhaften  Magener- 
scheinungen  nachweisen?  und  2.  welche  Rolle  spielen  beim  Zustandekummen 
der  Netz-  und  GekrÖsevenenthrombose  die  mykotisch  entzündlichen  Prozesse 
in  den  Geweben?  Durch  experimentelle  Untersuchungen  an  Tieren  gelang 
es  ihm  durch  künstlich  in  die  Netz-  und  Gekrösevenen  eingeführte  Emhuü 
am  Magen  zuweilen  auch  am  Duodenum  hämorrhagische  Erosionen,  Infarkte, 
Geschwüre  und  Blutungen  zu  erzeugen.  Eine  Anzahl  klinischer  Bilder  udA 
Autopsien  in  vivo  verschafften  ihm  die  Überzeugung,  dass  in  gewissen  Fällen 
ein  Zusammenhang  zwischen  Appendixerkrankung  und  sekundären  oft  im 
direkten  Verlauf  der  Wurmfortsatzerkrankung  auftretenden  Magenverände- 
rungen besteht.  Als  solche  konnte  er  beobachten  kleine  Magenblutungeo, 
Zustünde  von  Pjlorospasmus,  das  Bild  des  typischen  Ulcus  pepticum,  ferner 
per igastriti sehe  Adhäsionen  und  mehrmals  den  typischen  Befund  der  narbigen 
Pylorusstenose.  Spastische  Zustände,  Erbrechen,  Schmerzen  und  Blutungen 
können  bei  jedem  neuen  Anfall  sich  wiederholen  und  verschwinden  wieder 
nach  dem  Abklingen  eines  solchen.  Nach  Payrs  Ansicht  ähneln  die  dabei 
sich  findenden  kleinen  Magengeschwüre  so  sehr  denen  in  seinen  Tierver- 
suchen künstlich  erzeugten,  dass  er  für  beide  dieselbe  Genese  annimmt  und 
glaubt,   dass   die  Emboli  sowohl  aus  dem  Netz  als  auch  aus  dem  Wuriufort- 


Vosvinckel,  Appendizitia.  775 

i^tze  und  Mesenteriolum  stammen.  Therapeutisch  genügt  in  deo  meisten 
Fällen  die  einfache  Appendektomie,  für  die  Form  der  auf  den  Pylorus  lokali- 
sierten Erkrankungen  leistet  die  Pyloroplastik  ansgezeichnetes,  da  die  Durch- 
trennung der  Hingmuskelschieht  für  die  Beseitigung  des  Eramp^ustandes 
ähnliches  leistet  nie  die  Sphinkterendehnung  bei  der  Fissura  ani. 

Poija  (121)  beschreibt  vier  Fälle  von  Appendizitis,  bei  denen  sich  zu 
dem  Ornndleiden  eine  Thrombose  und  Phlebitis  der  Dünndarmvenen  zuge- 
sellte. Allen  Fällen  war  eine  aus  einer  eiterigen  Appendizitis  hervorgehende 
Thrombophlebitis  gemeinsam,  aber  während  diese  in  zwei  Fällen  nur  von  ge- 
ringer Bedeutung  war,  indem  sie  hier  nur  die  TeilerBcbeinuug  einer  portalen 
Pyämie  darstellte,  brachte  sie  in  den  zwei  anderen  Fällen  die  hämorrhagische 
Infarzierung  eines  bedeutenden  Dünndannabschnittes  hervor,  verursachte  die 
beginnende  Nekrose  und  den  funktionellen  Ausfall  dieses  Darmabschnittes  und 
fährte  so  zu  llenserscheinungen. 

Das  Vorkommen  von  Thrombosen  und  Thrombophlebitiden  und  die 
daraus  resultierenden  embolischen  Prozesse,  sowohl  im  Stromgebiete  der  Hohl- 
vene, als  auch  der  Pfortader  gehören  nicht  zu  den  Seltenheiten.  In  den  be- 
schriebenen Fällen  handelte  es  sich  augenscheinlich  nm  portale  Metastasen 
des  appendikulären  Entzündungsherdes,  die  aber  deshalb  von  besonderem 
Interesse  sind,  weil  der  in  die  Vena  mesaraica  superior  gelangte  septische 
Thrombus  von  da  auf  retrogradem  Wege  in  die  Venen  des  Dünndarmmesen- 
teriums  transportiert  wurde  und  zur  blutigen  Infarzierung  und  zur  beginnenden 
Nekrose  des  diesem  Venengebiete  angehörenden  Dünndarmabschnittes  ge- 
führt hatte. 

Verf.  zieht  aus  der  Beobachtung  seiner  Fälle  mit  Benutzung  der  ein- 
schlägigen Literatur  folgende  Schlüsse: 

1.  Im  Gefolge  des  appendikulären  Entzündungsprozesses  kann  es  durch 
Vermittelung  der  Vena  mesaraica  superior  zur  Thrombophlebitis  der  GekrÖs- 
venen  kommen. 

2.  Diese  Thrombophlebitis  kommt  zumeist  in  den  Jejunalvenen  zustande. 

3.  Die  Thrombose  und  Entzündung  der  Mesenterialvenen  infolge  der 
Appendizitis  verläuft  in  einzelnen  Fällen  ohne  nennenswerte  anatomische  und 
tunktionelle  Störungen  des  Darmes  und  bildet  lediglich  eine  Teilerscbetnung 
der  portalen  Pyämie;  in  anderen  Fällen  bewirkt  sie  die  blutige  Infarzierung 
und  Gangrän  des  betreffenden  Darmabscbnittes  und  bringt  hierdurch  eine 
Form  des  appendikulären  Ileus  zustande. 

4.  Durch  die  ziemlich  regelmässige  Lokalisierung  der  Erkrankung  im 
oberen  Teil  des  Jejunum  ergibt  sich  als  charakteristisches  klinisches  Merkmal, 
die  unter  dem  linken  Rippenbogen  in  der  Gegend  des  Nabels  nachweisbare 
schmerzhafte  Resistenz  bezw.  Dämpfung,  welche  nach  Abklingen  von  appen- 
dizitisartigen  Symptomen  in  Begleitung  von  pyämischen  Erscheinungen  oder 
Heus  auftritt. 

5.  Diese  Komplikation  der  Appendizitis  ist,  da  die  Eiterherde  in  der 
Vena  mesaraica  superior  unangreifbar  sind,  als  eine  sonst  sicher  tödliche  zu 
betrachten. 

Blake  (20)  operierte  mehrere  Fälle,  in  denen  er  eine  Appendizitis  dia- 
gnostiziert hatte,  fand  aber  keine  Entzündung,  sondern  nur  ein  sehr  kurzes 
Mesoappendix.  Unter  zehn  solchen  Fällen  litten  zwei  an  Ejiteroptosis  und 
zvei  an  rechtsseitiger  Wanderniere,  in  einigen  erschien  das  Cökum  durch  die 
.Appendix,  die  am  Kolon  adhärent  war,  geradezu  aufgehängt.    Er  sieht  diese 


776  JahTesbericht  fllr  Chirurgie.    U.  Teil. 

Aoomalie  als  EDtwickelungsfehler  an.  Das  Cökum  steigt  nämlich  am  Eode 
des  uterinen  Lebens  von  seiner  Lage  nabe  der  Leber  in  die  Fossa  iliaca 
herab,  dieser  Lagewecbsel  ist  verbunden  mit  einem  Längenwachstam  des 
Colon  descendens  nnd  einer  Senknng  des  ganzen  Kolon.  Nimmt  non  die 
Länge  des  Kolon  zu,  so  müssen  seine  Gefässe  in  gleichem  Verhältnis  wachsen, 
geBcbiebt  dies  nicht,  so  tritt  eine  Faltung  des  Mesenterium  ein,  dies  tritt  anch 
an  der  Verbindungsstelle  des  Cökum  mit  der  Appendix  ein,  infolge  des  un- 
gleichen Wachstums  der  Gefasae  des  Mesenteriolum. 

Nach  van  Zwalenburg  (162)  sind  vier  Punkte  von  besonderer  Be- 
deutung für  die  fttiologie  der  Appendizitis:  1.  die  StrikturieruDg,  2.  die 
Sekretion,  3.  die  stets  anwesenden  pathogeuen  Keime,  4.  die  Dilatation,  die  bei 
Früboperationen  beobachtet  wird.  Eine  weitere  notwendige  Bedingung  ist 
der  hydrostatische  Druck  in  der  ausgedehnten  Appendix.  Hält  dieser  längere 
Zeit  an,  so  obliterieren  die  Gefässe  und  es  entsteht  Gangrän.  Diese  innere 
Drucksteigemng  kommt  zustande,  wenn  die  Appendix  nach  dem  Cöknm  hin 
durch  eine  Striktnr,  eine  Knickung  oder  einen  Kotstein  verschlossen  ist  und 
die  Sekretion  der  zablreicben  Drüsen  in  der  Mukosa  weiter  fortbesteht.  Da 
nun  der  Druck  in  den  zuführenden  (arteriellen]  Gefässen  =  125  mm  Queck- 
silber, der  der  abführenden  (venösen  und  lymphatischen)  nur  10  mm  beträgt, 
so  muss  bei  VerschluES  anderer  Abführungswege  der  Druck  im  Inneren  des 
Wurmfortsatzes  sehr  bald  steigen,  dadurch  werden  aber  die  scbwäcberwandigen 
Gefässe  sehr  komprimiert  und  der  Druck  im  Innern  kommt  auf  125  mm 
Quecksilber.  Durch  diesen  Innendruck  werden  die  Wandungen  des  Wurm- 
fortsatzes geschädigt  und  geben  den  pathogenen  Keimen,  die  sich  stets  im 
Innern  befinden,  Gelegenheit  in  sie  einzudringen  und  sie  zu  zerstören.  Über- 
windet aber  der  Innendruck  den  Verschluss  zum  Cöknm  hin,  so  wird  der 
Inhalt  in  dieses  entleert  und  es  kommt  zur  Heilung.  In  vielen  Fällen  liegt 
die  Ursache  des  Verschlusses  in  kongenitalen  Bild  ungsf  eh  lern  begründet,  durch 
die  Degeneration  des  rudimientären  Organes.  Diese  Bildnngsfehler  sind  oft 
hereditär,  daher  ancb  die  oftmals  hereditär  auftretende  Erkrankung. 

Um  die  Wirkung  der  Ansdebnung  des  Wurmfortsatzes  durch  Flüssigkeit 
zu  studieren,  unterband  Verf.  denselben  bei  Hunden  und  spritzte  vermittelst 
einer  Hohlnadel  Wasser  in  das  Lumen.  Dann  trat  stets  eine  Appendizitis 
auf  und  es  stellte  sich  dabei  heraus,  wie  in  dem  Journal  of  tbe  american 
medical  association  for  March  26,  1904  näher  beschrieben  ist,  dass  die  Aus- 
dehnung eine  Conditio  sine  qua  non  bedeutet.  In  den  Fällen,  in  denen  nur 
eine  Ligatur  oder  eine  Injektion  von  Bakterium  mit  oder  ohne  Ligatur,  aber 
keine  Ausdehnung  durch  Wassereinspritzung  gemacht  wurde ,  trat  eine  Ent- 
zündung nicht  auf. 

van  Zwalenburg  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  man  so  früh  wie 
möglich  operieren  soll,  wie  bei  einem  eingeklemmten  Bruch,  denn  man  sei 
stets  ungewiss,  ob  der  Inuendmck  das  Hindernis  überwinden  könne  und  sieb 
der  Inhalt  des  Warmfortsatzes  in  das  Cökum  entleere. 

Bakteriologische  Untersuchungen  von  ca.  80  Fällen  der  chirurgischen 
Abteilung  von  Lotheisen  in  Wien  haben  Haim  (10)  zu  dem  Resultat  ge- 
führt, dass  die  Epityphlitis  eine  bakterielle  Erkrankung  ist  und,  dass  sie  einen 
endemischen  Charakter  besitzt.  Die  durch  die  verschiedenen  Mikroorganismen 
erzeugten  Epityphlitiden  bieten  voneinander  verschiedene,  ganz  selbständige 
und  abgegrenzte  Krankheitsbilder  dar,  welche  sich  in  bezug  auf  Verlauf,  Pro- 
gnose usw.  wesentlich  voneinander  unterscheiden. 


VoBwiDckel,  AppeudiilUa.  777 

Die  StreptokokkeoepityphJitis  befällt  mit  Vorliebe  junge,  kräftige  Id- 
dividuen,  setzt  sehr  stark  aknt,  gevÖbnlicb  mit  einer  Angina  and  schweren 
Allgemeinerscheinungen  ein  nnd  führt  äusserst  rasch  zu  einer  diffusen  Peri- 
tonitis, wenn  nicht  frühzeitig  operiert  wird.  Der  Wurmforteatz  ist  wenig 
Terändert,  nie  gangränös,  es  kommt  gewöhnlich  zu  einer  Wandphlegmone  oder 
kleinen  Perforation;  keine  Adhäsionen,  die  Prognose  ist  sehr  ernst.  Die  Koli* 
epitypblitis  ist  die  gewöhnliche,  setzt  in  der  Regel  subakut  ein,  die  lokalen 
Erscheinungen  überwiegen,  es  kommt  durch  Bildung  von  Verklebungen  und 
Adhäsionen  zur  Entwickelung  von  abgesackten  Abszessen.  Die  Appendix  wird 
^gränös,  die  Prognose  ist  günstig,  nur  die  vernachlässigten  Fälle,  wo  es 
lai  Bildung  von  multiplen  Abszessen  gekommen  ist,  enden  gewöhnlich  letal. 
Die  Pneumokokkeninfektion  setzt  stürmisch  ein  und  führt  sehr  rasch 
lar  diffusen  Peritonitis-  Es  bestehen  oft  zerebrale  Symptome,  so  dass  das 
Bild  eines  typhösen  Zustandes  entsteht.  Diagnostisch  wichtig  ist  die  starke 
Vermehrung  des  Fibrinnetzes  im  Blut.     Die  Prognose  ist  sehr  ernst. 

Die  Staphylokokkenepityphlitis  scheint  in  Wien  selten  zu  sein.  Das 
Bild  ist  dem  bei  der  Koliinfektion  sehr  ähnlich,  nur  scheint  die  Prognose 
noch  günstiger  zu  sein. 

Von  M ischin fektionen  wurde  am  banfigsten  die  mit  Koli-  und  Strepto- 
kokken beobachtet.  Das  Bild  ist  dem  der  Koliinfektion  ähnlich,  nur  ist  der 
progrediente  Charakter  mehr  ausgesprochen  und  die  Prognose  viel  ernster. 
Es  ist  demnach  bei  jeder  Epityphlitis  der  bakteriologische  Befund  zu 
erheben,  da  demselben  ein  ausschlaggebender  Wert  zukommt.  (Selbstbericht.) 
Bottomley  (23)  siebt  als  Hauptursache  für  die  Entstehung  der  Appen- 
diiitis  die  Infektion  durch  besonders  virulente  Bakterien  verschiedenster  Art 
Tom  Wurmfortsatz  aus  an.  Unterstützt  wird  diese  durch  den  Reichtum  an 
I;iophoidem  Gewebe  der  Schleimhaut.  Daneben  sind  begünstigende  Umstände 
das  Vorhandensein  von  Konkrementen,  Ulzerationen  und  Strikturen,  die  dem 
andringen  resp.  der  Vermehmng  der  Bakterien  Vorschub  leisten,  Bot- 
tomley glaubt,  dass  die  Appendizitis  häutiger  geworden  sei  und  dies  nicht 
nur  an  der  besseren  Diagnose  liege.  Die  Gründe  für  das  häufigere  Auftreten 
sieht  er  in  der  modernen  Lebensführung,  der  häufigen  Konstipation,  der  An- 
vendnng  von  Abführmitteln,  Verdauungsstörungen,  schlechten  Zähnen  und 
der  bamsaueren  Diathese.  Unverdaute  Massen  können  die  unmittelbare  Ur- 
sache eines  akuten  Anfalls  sein.  Dass  die  hamsaure  Diathese  eine  Ursache 
für  die  Anfälle  sei,  hat  man  daraus  geschlossen,  dass  Salizylsäure  die  Anfälle 
günstig  beeinflussen,  aber  auch  rheumatische  AlFektionen  hat  man  mit  Appen- 
dizitis zusammen  beobachtet,  auf  die  Salizylsäure  ebenfalls  günstig  einwirkt. 
Bei  alten  Leuten  liegt  die  Möglichkeit  vor,  dass  dass  die  Endarteriitis  die 
Gangrän  der  Appendix  hervorruft.  Das  häutige  Auftreten  der  Erkrankung 
zwischen  dem  10.  nnd  20.  Jahr  erklärt  Bottomley  damit,  dass  zu  dieser 
Zeit  das  lymphoide  Gewebe  besonders  ausgebildet  sei  nnd  Kinder  besonders 
zu  DarmkaUÜ'rhen  neigen. 

Auch  Klemm  (83)  fasst  die  Appendixerkrankung  im  wesentlichen  als 
eine  Kolimykose  auf  und  gliedert  sie  den  hauptsächlichsten  Eiterkrankheiten 
des  wachsenden  Individuums  der  Lymphadenitis,  Tonsillitis  und  Osteomyelitis 
m,  die  ja  auch  keine  bakteriologischen  Einheiten,  sondern  nur  verschieden- 
artige Mykosen  der  lymphoiden  Substanz  darstellen.  Die  Frühoperation  ist 
nach  des  Verf.  Ansicht  sicher  diejenige  Therapie,  der  die  Zukunft  gehört,  weil 
mit  ihrer  Hilfe  die  meisten  Menschen  gerettet  werden  können.    Er  hält  einen 


778  Jahresbericht  fQr  Chirargie.     II.  Teil. 

Zusammenhang  der  gehäaften  Appendixerkrankungen  mit  der  Influenza  für 
wahrscheinlich,  da  nach  dem  Auftreten  dieser  auch  die  anderen  Eiterkrank- 
heiten, z.  B.  Empyeme,  Mittelohreiterungen,  Osteomyelitiden,  sich  vermehrt 
haben. 

Bosse  (22)  konstatiert,  dass  in  letzter  Zeit  in  den  Augen  der  prakti- 
schen Ärzte,  ja  sogar  beim  Publikum,  die  Appendizitis  eine  chirurgiücbe  Krank- 
heit geworden  ist.  Die  Entstehangsursache  ist  in  Anomalien  des  Organes 
selbst  zu  suchen.  Der  Kausalnexus  mit  akuten  Infektionskrankheiten  i^t 
nicht  von  der  Hand  zu  weisen;  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  sind  aber  für  die 
Entstehung  die  Darmbakterien  selbst  die  Ursache,  besonders  das  Bact.  coli. 
das  einen  hohen  Grad  von  Virulenz  anzunehmen  imstande  ist.  Nach  intra- 
peritonealer Einverleibung  appendizitischen  Eiters,  die  Verf.  an  Mäosen  vor- 
nahm, gehen  diese  bald  an  Septikämie  ohne  Lokalerscheinungen  zugrunde.  In 
ihrem  Herzblut,  sowie  in  der  Flüssigkeit  der  serüsen  Höhlen  fand  sich  stets 
nnmittelbar  post  mortem  dasselbe  Bact.  coli.  Damit  hat  die  Auffassung  von 
der  phlegmonösen  Natur  der  Appendizitis  eine  reele  Stütze  erhalten.  Diagnose 
und  Prognose  des  Krankheitsstadiums  sind  den  meisten  Autoren  zufolge  selbst 
bei  grosser  Erfahrung  unmöglich,  da  die  klinischen  Erscheinungen  sich  viel- 
fach nicht  mit  der  Schwere  der  anatomischen  Veränderungen  decken.  Über 
die  Notwendigkeit  der  Operation  bei  schweren  und  nachweislich  in  Zunahiue 
begriffenen  Erkrankungen  herrscht  nur  eine  Stimme,  über  die  Wahl  de^  Zeit- 
punktes der  Operation  und  über  ihre  Ausdehnung  schwanken  die  Ansichten 
jedoch  noch  erheblich.  Einigkeit  herrscht  darüber,  dass  in  den  ersten  zveinml 
24  Stunden  die  Operation  die  besten  Chancen  bietet.  Die  Therapie  vom 
dritten  Tage   nach  dem  Anfalle   an  ist  aber  noch  in  keiner  Weise  festgelegt. 

Wie  in  seinen  früheren  Veröflfentüchungen  in  französische  Zeitschriften 
hält  Lncas-Championni^re  (i)8j  auch  in  seiner  in  der  medizini- 
schen Wochenschrift  erschienenen  Arbeit  an  seiner  Ansicht  fest,  dass  die 
Appendizitis  in  den  letzten  Jahren  häufiger  geworden  sei.  Ihr  Auftreten  sei 
b^ünstigt  durch  die  Influenza;  der  Boden  für  deren  Wirkung  sei  vorbereitet 
durch  die  übermässige  Fleischnahrung.  Prophylaktisch  empfiehlt  er  deshalb 
eine  Verminderung  der  Fleischkost  und  eine  periodische  künstliche  Entleemn;! 
des  Darmes,  besonders  bei  solchen  Personen,  die  eine  Influenza  durcligemaflil 
bähen.  Als  Therapie  der  ausgebrochenen  Appendizitis  ist  seiner  Meinung 
nach  nur  der  chirurgische  Eingriff,  sobald  die  Diagnose  gestellt  ist,  zu  emp- 
fehlen. 

Rotter  (134)  hält  durch  die  Untersuchungen  Aschoffs  an  den  von 
ihm  im  Frühstadium  esstirpierten  Wurmfortsätzen  für  erwiesen,  dass  eine  ganz 
normale  Appendix,  wenn  sie  zufällig  pathogene  Keime  enthält,  einer  akuten 
Entzündung  bis  zu  den  schwersten  Graden  verfallen  kann,  ohne  dass  sie  schon 
vorher  chronisch  krank  gewesen  zu  sein  braucht.  Die  bisher  geltenden  Ge- 
legenheitsursachen, wie  Stenosen,  Abknickungen,  Kotsteine,  spielen  dabei  nur 
insofern  eine  Rolle,  als  sie  den  Grund  für  eine  Sekretstanung  abgeben  können, 
die  sowohl  dem  Wachstum  der  pathogenen  Bakterien  Vorschub  leistet,  als 
auch  durch  ihren  Druck  die  Nekrotisierung  der  Appendix  begünstigt.  Ein 
Kotstein  an  sich  bringt  nie  eine  Nekrotisierung  der  Wand  zustande  und  so 
erklärt  es  Rotter  auch,  dass  er  an  den  im  Intervall  operierten  Wurmfortsätzen 
mit  Kotsteinen  niemals  vorbereitende  Ulzera  zu  Gesicht  bekam.  In  15  von 
seinen  65  Fällen  fand  er  makroskopisch  äusserlich  am  Wurmfortsatz  keineil«i 
Veränderungen,  so  dass  er  fast  glaubte  eine  Fehldiaguose  gemacht  zu  haben, 


VnBwinckel,  App«DdiEitiB.  779 

\ix  mikroskopische  Untersnchuug  vermittelst  Serieiischnitte  lehrte  jedoch, 
iLiss  in  solchen  Fällen  Lymphangitiden  bestanden,  welche  sich  nur  in  Sub- 
oiakosa  and  Muskularis  abspielen  und  dass  gelegentlich  kleine  eiterige  Er- 
weichungen in  der  Muskularis,  ja  sogar  beginnende  Gangrän  der  Mukosa  vor- 
handen war.  Die  Frühoperationen  haben  ferner  gelehrt,  dass  Exsudate  in 
der  freien  Bauchhöhle  sehr  häufig,  nämlich  in  zwei  Drittel  aller  Fälle,  vor- 
kommen.  Unter  diesem  Gesichtspunkte  teilt  Rotter  seine  Fälle  ein  in  solche 
oime  Exsudat,  solche  mit  serösem  und  trübserösem  freien  Exsudat  und  solche 
mit  diinneiterigem  und  reineiterigem  freien  Exsudat.  Bei  der  ersten  Gruppe 
liess  der  Wurmfortsatz  gar  keine  oder  nur  geringe  Veränderungen  erkennen, 
JD  der  zweiten  Gruppe  fand  sich  meist  ein  stärkeres  Odem  oder  gar  eine 
eiterige  Infiltration  der  Wand,  bei  der  dritten  Grnppe  bestand  Nekrose  der 
Wand  oder  Perforation.  Es  kommen  aber  auch  Übergangsformen  vor.  Die 
bakteriologische  Untersuchung  ergab,  dass  die  serösen  Exsudate  meist  steril, 
die  eiterigen  bakterienhaltig  waren.  Da  bei  den  nekrotischen  und  perforierten 
Formen  fast  stets  Verklebungen  gefunden  wurden,  so  scheint  die  bakterielle 
Infektion  nicht  so  zustande  zu  kommen,  dass  sich  der  Inhalt  des  Abszesses 
plötzlich  in  die  Bauchhöhle  ergiesst,  z.  B.  durch  eine  Perforation,  sondern 
dass  die  Bakterien  und  Toxine  durch  die  fibrinösen  Verklebungen  diffundieren. 
Die  Häufigkeit  des  Exsudates  erklärt  auch  die  Entstehung  der  diffusen, 
fpeziell  der  diffus  progredienten  Peritonitis,  die  also  nicht  durch  langsames 
Weiterkriechen  sich  entwickelt. 

Rot t er  wendet  sich  dann  zu  dem  klinischen  Bild.  Bei  den  ana- 
lomisch  als  leicht  charakterisierten  Fällen  (15),  bei  denen  der  Wurmfortsatz 
üusserlich  noch  keine  Veränderungen  erkennen  liess,  handelte  es  sich  klinisch 
in  einem  Viertel  um  leichte,  in  drei  Vierteln  jedoch  um  schwere  Anfalle.  Die 
schweren  klinischen  Symptome  können  dabei  nur  durch  die  Lymphangitis  der 
Ajij>endixwand  erklärt  werden.  Die  zweite  Gruppe  (19)  mit  serösem,  resp. 
Irübserösem  Exsudat  zeigte  dieselben  Initialsymptome  wie  die  der  ersten,  es 
bestand  aber  eine  Resistenz  und  der  lokale  Druckschmerz  war  intensiver,  es 
bestand  immer  Fieber  zwischen  38  und  40".  Anatomisch  fand  sich  hier  stets 
ein  Wurmfortsatz  mit  stärkerem  Odem  oder  eiteriger  Infiltration.  Der  seröse 
oder  trübseröse  Exsudat  bestand  symptomlos.  Bei  den  Fällen  der  dritten 
tinippe  mit  eiterigem  Exsudat  bestanden  schon  früh  eine  Reihe  schwerer 
Symptome,  Von  der  vorigen  Gruppe  unterschieden  sie  sich  besonders  durch 
die  Ausdehnung  der  Druckschmerzhaftigkeit  des  Bauches,  die  sich  oft  bis  auf 
die  linke  Seite  erstreckte.  Der  anatomische  Befund  zeigte  stets  partielle  oder 
totale  Nekrotisierungen  oder  Perforationen  des  Wurmfortsatzes.  Für  die 
Diagnose  mnss  es  nach  Rotter  als  Tatsache  gelten,  dass  sie  in  den  ersten 
Tagen  bezüglich  der  Schwere  der  Erkrankung  oft  nicht  sicher  gestellt  werden 
kann  und  er  zieht  daraus  die  Schlussfolgerung,  auch  die  leichten  Fälle  za 
operieren.  Für  die  Operation  befürwortet  er  einen  nicht  zu  kleinen  Schnitt, 
um  die  freie  Bauchhöhle  abstopfen  zu  können  und  sie  vor  dem  Eindringen 
lon  infektiösem  Material  bei  der  Operation  zu  schützen.  Bei  serösem  Exsudat, 
das  ja  keimfrei  ist,  spült  Rotter  die  Bauchhöhle  nicht  aus,  wohl  aber  bei 
eiterigem  und  zwar  mit  30 — 40  1  Kochsalzlösung.  Ob  die  Spülung  viel 
Qüht,  lässt  sich  statistisch  nicht  nachweisen,  Schaden  richtet  sie  aber  jeden- 
falls nicht  an. 

Was  die  Mortalität  anbetrifft,  so  sind  von  65  9  gestorben  =;  IS"/". 
Bei  5  TOD  diesen  bat  die  eiterige  Peritonitis,  die  sich  schon  bei  der  Opera- 


780  Jabreabericfat  fUr  Chirurgie.    II.  Tdl. 

tion  fand,  zum  Tode  geführt.  3  von  ihnen  wnrden  30  —  31  Stunden  und  2 
48  Stunden  nach  dem  Beginn  der  Erkrankung  operiert.  Dreimal  lag  Per- 
foration und  zweimal  partielle  Gangrän  des  Wurmfortsatzes  vor.  Von  den 
übrigen  4  war  der  eine  ein  korpulenter  Alkoholiker  mit  Diabetes  und  3  im 
Alter  von  70  nnd  80  Jahren.  Rotter  ist  daher  der  Ansicht,  dass  man  Per- 
sonen über  50  Jahre  nur  mit  grosser  Auswahl  operieren  soll,  solchen  über  60 
aber  die  Operation  abraten,  wie  er  dies  schon  früher  bei  Intervalloperationen 
stets  getan  hat.  Aus  einem  Vergleich  der  Operationsresultate  im  Jahre  1903 
mit  den  jetzigen  ergibt  sich,  dass  für  die  Gruppen  1  und  2  die  Mortalität 
nngefäbr  gleich  bleibt,  dieselbe  aber  bei  Gruppe  3,  welche  1903  bei  zuwarten- 
der Indikation  54  "/o  betrug,  durch  die  48  Stnndenoperation  auf  27  '/o  herab- 
gedrückt wurde.  Hierdurch  ist  Rotter  zu  einem  überzeugten  Anhänger  der 
Frühoperation  geworden. 

In  der  an  diese  Ausführungen  sich  anschliessenden  Diskussion  bemerkt 
Sonnenbarg,  dass  er  nicht  kritiktos  jeden  Fall  von  akuter  Appendizitis,  der 
innerhalb  der  ersten  48  Stunden  in  seine  Behandlung  komme,  operiere,  da  es 
sehr  wohl  möglich  sei,  von  den  klinischen  Symptomen  auf  die  Schwere  des 
Falles,  resp.  die  anatomischen  Veränderungen  einen  Schluss  zu  ziehen.  Von 
160  innerhalb  der  ersten  48  Stunden  aufgenommenen  Patienten  habe  er  50 
sofort  operiert  mit  8  Todesfällen,  70  im  weiteren  Verlauf  des  akuten  Anfalles 
mit  6  Todesfällen.  42  wurden  exspektativ  behandelt,  von  diesen  starb  keiner. 
Er  glaubt  deshalb  die  Auswahl  der  Frühoperationen  verhältnismässig  richtig 
getroffen  zu  haben. 

Israel  stellt  sich  ganz  auf  den  Standpunkt  Rotters  mit  den  Worten: 
„Wenn  wir  der  dritten  Gmppe  nützen  wollen,  müssen  wir  die  beiden  ersten 
Gruppen  nolens  volens  mit  in  den  Kauf  nehmen,  da  er  im  Gegensatz  zu 
Sonnenburg  erkannt  hat,  dass  in  einer  sehr  grossen  Anzahl  von  Fallen 
die  bisher  bekannten  klinischen  Symptome  vollständig  versagen  für  die  sichere 
Erkenntnis  desjenigen,  was  in  der  Bauchhöhle  vorgeht.  Unter  100  Intervall- 
operationen hat  er  keinen  verloren,  unter  48  in  den  ersten  48  Stunden 
Operierten  einen  einzigen  mit  diffuser  Peritonitis.  Unter  37  Operationen 
zwischen  dem  3.  und  14.  Tage  hingegen  hat  er  16  Todesfälle  zu  beklagen 
=  43,2 ''/o  im  Gegensatz  zu  2o/o  bei  Frühoperationen.  Israel  spült  nicht, 
läBSt  bei  eiterigem  Exsudat  aber  die  Bauchhöhle  offen  und  drainiert  durch 
Gazestreifen.  Von  13  fortschreitenden  Peritonitiden  verlor  er  bei  dieser  Be- 
handlung bei  der  Frühoperation  nur  1,  bei  14,  die  später  operiert  wurden, 
13.  Riese  steht  ebenfalls  auf  dem  Standpunkt  Rotte rs,  für  den  auch  noch 
der  Umstand  nach  seiner  Ansicht  spricht,  dass  man  die  Patienten,  wenn  mau 
sie  mit  grossen  Schmerzen  vor  sich  hat,  sehr  viel  leichter  zur  Operation 
brii^en  kann,  als  im  freien  Intervall,  wenn  die  Schmerzen  geschwunden  sind. 
Er  hat  von  46  Frühoperationen  nur  3  verloren.  17  waren  mit  eiteriger, 
diffuser  Peritonitis  behaftet  and  unter  diesen  befanden  sich  die  3  letal  endigen- 
den Fälle.  Auch  Karewski  teilt  den  Standpunkt  Rotters,  er  verlor  von 
39  innerhalb  der  ersten  48  Stunden  Operierten  2.  Nordmann  teilte  mit, 
dass  Körte  allmählich  unter  strenger  Auswahl  der  Falle  von  der  konser- 
vativen zur  operativen  Behandlung  der  akuten  Perityphlitis  übergegangen  ist. 
Er  empfiehlt  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  die  Radikaloperation  der  akuten 
Perityphlitis  und  Peritonitis  innerhalb  der  ersten  zwei  Tage  auf  das  ange- 
legentlichste.   Vom  dritten  Tage  wird  die  Prognose  bei  den  Fällen  von  Perl- 


Toswinckel,  Appendiutis.  781 

tünitis  schon  angünstiger.    In  fast  allen  Fällen  konnten  im  Exsudat,  auch  im 
serösen,  Bakterien  nachgewiesen  werden. 

Kümmel  (90)  behandelt  in  einem  im  ärztlichen  Verein  zn  Hamburg 
gehaltenen  Vortrag  zuerst  die  Frage:  Was  ist  die  Ursache,  dass  heute  die 
Appendizitis  eine  so  weit  verbreitete,  alle  Schichten  der  Bevölkerung  und 
jedes  Lebensalter  bedrohende  Krankheit  geworden  ist,  dass  sie  in  den  letzten 
Jahren  ao  Häufigkeit  und  Intensität  zugenommen  hat.  Zweifellos  erscheint 
ihm  dabei  die  erbliche  Belaetang  von  grosser  Bedeutung  zu  sein.  Als  Grund 
för  die  Entstehung  nimmt  er  einmal  die  übertriebene  Fleiscbnahrnng,  dann 
aber  auch  die  verschiedenen  Infektionskrankheiten  an.  Er  konnte  z.  B.  be- 
sonders in  den  letzten  Jahren  feststellen,  dass  kurz  vor  dem  Ausbruch  der 
Appendizitis  eine  Angina  vorausgegangen  oder  noch  im  Abklingen  begriffen 
«rar;  aach  die  Influenza  ist  für  ihn  ein  nicht  wegzuleugnendes  Moment  für 
die  Eotstehang  der  Appendizitis.  Das  so  häufige  Auftreten  der  Appendizitis 
und  die  anscheinende  Zunahme  der  Erkrankung  hat  nach  seiner  Auffassung 
mm  grössten  Teil  seinen  Grund  in  dem  besseren  Erkennen  der  sicheren 
Diagnose  von  selten  der  Ärzte.  Andererseits  bandelt  es  sich  um  eine  wirk- 
liebe  Zunahme  der  Erkrankung,  deren  Ursache  vor  allem  in  der  zu  reich- 
lichen Fleischnahmng  und  in  dem  häufigeren  Auftreten  der  Infektionskrank- 
heiten, besonders  der  Influenza  zu  suchen  ist.  Verf.  gibt  jedoch  zu,  dass 
noch  ätiologische  Momente  vorhanden  sind,  für  die  wir  noch  keine  positiven 
Ursachen  zu  finden  vermögen.  Was  die  pathologisch  anatomischen  Verhält- 
nisse anbetrifft,  so  betont  Kümmell  auch  das  grosse  Missverhältnis  zwischen 
den  verhältnismässig  schweren  klinischen  Krankheitserscheinungen  und  dem 
pathologisch  anatomischen  Befund  einige  Zeit  nach  dem  akuten  Aufall. 
Gerade  der  unberechenbare  und  vielfach  nicht  vorauszusehende  Zustand,  in 
nelchem  sich  der  Wurmfortsatz  befindet,  gestaltet  das  Krankheitsbild  zu 
einem  so  heimtückischen  und  gefahrlichen.  Der  Umstand  ferner,  dass  ein 
eiomal  erkrankter  Wurmfortsatz  nur  selten  ausheilt,  lässt  eine  Radikalope- 
ratton  für  dringend  wünschenswert  erscheinen.  Für  die  Differentialdiagnose 
ist  der  anf  die  typische  Stelle  am  Mao  Burneyschen  Punkt  lokalisierte 
Dmckschmerz  das  wichtigste  Moment.  Eine  Verwechslung  mit  Darmverschlußs 
ist  früher  in  den  fortgeschrittenen  Stadien,  in  denen  fäknlentes  Erbrechen 
anftrat,  nach  Kümmell  häufig  gemacht  worden.  Liest  man  diese  Fälle,  die 
mit  Opium  und  Atropin  geheilt  sind ,  jetzt  durch ,  so  findet  man ,  dass  es 
sich  dabei  um  von  dem  Wurmfortsatz  ausgebende  Peritonitiden  mit  para- 
lytischem Ileus,  aber  niemals  um  einen  mechanischen  inneren  Darmverscbluss 
gehandelt  hat. 

Von  1000  von  Kümmell  ausgeführten  Appendizitisoperationen  wurden 
ansgeführt:  a)  im  anfallsfreien  Sta'lium  695  mit  4  Todesfällen  =  0,57  °/d. 
Ein  Fat.  starb  an  Peritonitis,  einer  an  Pneumonie,  zwei  an  Lungenembolie; 
b)  im  akut  entzündlichen  Stadium,  Frühoperation  49  mit  3  Todesfällen  =  6''lo. 
Ein  Pat.  starb  an  Pneamonie,  einer  an  diffuser  Peritonitis,  einer  an  Gangrän 
des  Cökum  mit  Peritonitis;  cj  178  abgekapselte  Abszesse  mit  18  Todesfallen 
=  lO'/o;  d)  diffuse  Peritonitis  82  mit  73  Todesfällen  =  89»/o.  Kümmell 
hat  03  sich  zum  Prinzip  gemacht,  bei  den  Intervalloperationen  4 — 6  Wochen 
nach  Ablauf  der  fieberhaften  Erscheinungen  mit  der  Entfernung  der  Appendix 
ta  warten,  bis  jeder  Rest  eines  Exsudats  geschwunden  ist.  Unter  diesen 
lallen  waren  36  mit  Salpingitiden  kompliziert,  die  alle  geheilt  sind.  Zwei 
Entfernungen  der  Appendix  wurden  während  der  Gravidität  im  3.  respektive 


782  Jahresbericht  tör  Chirurgie.    II.  Teil. 

5.  Monat  vorgenommen  und  ohne  Unterbrechong  der  Schwangerschaft  geheilt. 
Von  5  mit  Gallensteinen  komplizierten  FälJen  starb  einer  an  Herzschwäche 
infolge  von  Fettherz.  Unter  Gmppe  c)  abgekapselte  Abszesse  sind  auch  alle 
die  Fälle  gerechnet,  nelche  im  akuten  entzündlichen  Stadium  später  als  etwa 
48  Stunden  zur  Operation  nötigten.  Für  die  Indikation  zur  Operation  stellte 
Ktimmell  folgende  Sätze  auf:  1.  Jede  ausgesprochene  Appendizitis  ist  sofort 
zu  operieren.  Je  früher  die  Operation,  um  so  günstiger.  2.  Fälle,  welche 
erst  nach  Ablauf  von  etwa  48  Stunden  zur  Behandlung  kommen,  sind,  falls 
nicht  die  Schwere  der  Erkrankung  einen  sofortigen  Eingriff  nötig  macht, 
exspektativ  mit  Opium,  Eis  etc.  zn  behandeln.  Abführmittel  sind  unter  allea 
Umständen  zu  vermeiden.  3.  Abszesse  sind  baldigst  za  öffnen,  die  Appendix 
wird  dabei  nicht  prinzipiell  entfernt.  Nach  Heilung  der  Wanden  wird  die 
Radikaloperation  in  allen  Fällen  vorgenommen.  4.  Jeder  Patient,  welcher 
einen  Anfall  von  Appendizitis  überstanden  hat,  ist  durch  Entfernung  des 
Wurmfortsatzes  vor  Rezidiven  zu  schützen.  Auch  bei  der  chronischen  Form 
ist  die  Resektion  der  Appendix  vorzunehmen. 

In  der  Novembersitzung  des  ärztlichen  Vereins  zu  Hamburg  referierte 
Friedheim  (51)  über  203  Fälle  von  Appendizitis,  welche  im  letzten  Jahre 
auf  der  chirurgischen  Abteilung  des  Eppendorfer  Krankenhauses  von  Kümmelt 
operiert  wurden.  130  mal  wurde  im  Intervall  operiert,  in  46  Fällen  war  e^ 
bereits  zu  Abszessen  und  Perforationsperitonitiden  gekommen.  In  27  Fällen 
wurde  innerhalb  der  ersten  48  Stunden  operiert.  Die  Frühoperation  wurde 
prinzipiell  erst  seit  diesem  Jahre  auch  in  den  leichtesten  Fällen  ausgeführt, 
wenn  nicht  mehr  als  48  Stunden  seit  dem  Beginn  des  Anfalls  verflossen 
waren,  weil  erstens  sich  die  Fälle  gehäuft  haben,  in  denen  anfangs  klinisch 
ganz  leicht  erscheinende  Anfälle  plötzlich  und  unberechenbar  zu  den  schwer- 
sten Komplikationen  geführt  haben,  und  weil  zweitens  nach  Eintritt  dieses 
Fortschrittes  der  Erkrankung  die  Prognose  schlecht  wird,  wie  die  erschreckende 
Mortalität  der  zweiten  Gmppe,  20  von  46,  zeigt. 

Hagen  (58)  teilt  die  Erfahrungen,  die  in  der  Appendizitisfrage  im 
städtischen  Krankenhause  zu  Nürnberg  gemacht  wurden,  mit.  Das  Materi.ii 
nrafasst  184  operativ  behandelte  Falle  aus  den  Jahren  1898  —  1904,  wobei 
ein  deutliches  Anwachsen  in  den  letzten  Jahren  zu  bemerken  war.  120  Er- 
krankungen betrafen  das  männliche,  64  das  weibliche  Geschlecht.  '/•  fielen 
in  das  Alter  zwischen  dem  16  und  30.  Lebensjahr.  Soweit  der  Befiuid  an 
der  Appendix  notiert  war,  fanden  sich  eine  Appendizitis  simplex  in  54,  eine 
Perforation  in  32  und  eine  mehr  oder  weniger  vollständige  Gangrän  in 
33  Fällen.  Kotsteine  fanden  sich  nur  21  mal,  einmal  eine  Fischgräte,  die 
die  Wand  angespiesst  hatte.  Viermal  fand  sich  der  entzündete  Wurmfortsatz 
in  Hernien.  Des  Verfassers  mikroskopische  Untersuchungen  haben  ihm  die 
Richtigkeit  der  Aschhoff  sehen  Ansicht  bestätifrt  30  mal  fand  sich  als 
Komplikation  bei  der  Operation  eine  aligemeine  Peritonitis,  von  denen  12 
(40*/ö)  in  Heilung  ausgingen.  7  mal  wurde  bei  diffuser  Baucbfellentzündung 
am  ersten  Tage  operiert,  von  diesen  starb  nur  einer,  von  4  Fällen,  die  am 
zweiten  Tage  operiert  wurden,  konnte  nur  einer  gerettet  werden,  die  später 
operierten  endeten  alle  letal.  Von  sonstigen  Komplikationen  wurde  einmal 
ein  kompletter  mechanischer  Ileus  nach  der  Operation  beobachtet,  der  durch 
Anlegung  einer  Enteroanastomose  in  Heilung  ausging.  Die  Ursache  war  eine 
zu  starke,  spitzwinkelige  Heranziehung  des  Ileums  an  das  Cökum  infolge  lu 
weitgreifender  Schnümaht.    Einmal  trat  eine  Pylephlebitis  auf,  die  tödlich 


VoBwinckel,  Appendizitis.  ?fö 

endete  und  ein  Pat.  starb  infolge  Blutung  aus  einem  arrodierten  Gefäss  in 
dt^r  gangränösen  Abszesswand.  Nur  einmal  wurde  ein  subphrenischer  Abazess 
kobachtet,  mehrmals  eine  Perizystitis  und  Zystitis.  In  einem  Falle  führte 
im  zweiten  Tage  nach  der  Eröffnung  eines  perityphlitischen  Abszesses  eine 
Embolie  der  Arteria  fossa  Sylvii  zum  Tode. 

26  mal  wurde  die  Friihoperation  gemacht  ohne  Todesfall,  davon  gehörten 
13  Fälle  der  Appendizitis  simplex  an,  6  mal  war  eine  Perforation  vorhanden 
und  7  mal  eine  mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Gangrän  der  Wandung.  Das 
klinische  Bild  stand  dabei  oft  durchaus  nicht  im  Einklang  mit  dem  bei  der 
(.iperatioQ  erhobenen  Befund.  Verf.  betont  daher  die  Unsicherheit  sowohl  der 
speziellen  Diagnose  als  besonders  der  Prognose. 

Die  Spätoperation  wurde  111  mal  ausgeführt,  davon  gingen  78  Fälle  in 
Hellung  ans,  33  (29,72  0/0)  endeten  letal.  Mit  Ausnahme  von  7  Fällen  han- 
delte es  sich  stets  um  einen  oder  mehrere  Abszesse.  Bei  66  Patienten  wurde 
der  Wurmfortsatz  sofort  mit  entfernt.  In  11  Fällen  blieb  eine  Fistel  zurück, 
»ofiir  Verf.  den  zurückgelassenen  Wurmfortsatz  verantwortlich  macht.  Bei 
den  Fisteln  nacli  Radikaloperation  tag  einmal  Tuberkulose  des  Wunnfort- 
Kities  and  Cökums  vor,  einmal  war  die  Spitze  des  Wurmfortsatzes  zurück- 
geblieben, einmal  entwickelte  sich  an  der  Abtragungsstelle  des  Wurmfortsatzes 
eine  Lippeofistel. 

Im  freien  Intervall  wurde  der  Wurmfortsatz  47  mal  entfernt.  44  Hei- 
lungen, 3  Todesfälle.  Verf.  glaubt,  dass  die  Gefahren  bei  der  Fruhoperation 
nicht  grösser  sind,  dass  diese  aber  den  zwei  Indikationen  genügt,  die  wir 
an  einen  operativen  Eingriff  stellen  müssen:  Behebung  der  augenblicklichen 
(iefahr  und  danerude  Heilung.  Er  hält  deswegen  die  Operation  im  akuten 
Anfall  in  jedem  Fall  für  indiziert,  der  vor  Ablauf  der  ersten  48  Stunden  in 
unsere  Behandlung  kommt.  Vom  dritten  Tage  ist  eine  zuwartende  Behand- 
lung in  den  nicht  progredienten  Fällen  berechtigt,  wenn  der  Kranke  ständig 
überwacht  wird.  Fälle  mit  progredienter  Tendenz  oder  allgemein  septischen 
Erscheinungen  sind  auch  nach  den  beiden  ersten  Tagen  zu  operieren.  Bei 
allgemeiner  Peritonitis  besteht  die  einzige  Aussicht  auf  Rettung  in  sofortiger 
breiter  Eröffnnng  und  Tamponade  der  Bauchhöhle  mit  Entfernung  des  Wurm- 
fortsatzes. Die  Operation  im  freien  Intervall  ist  stets  geboten,  wenn  ein 
Änrall  sicher  nachgewiesen  ist. 

Was  die  Technik  anbetrifft,  so  bevorzugt  Verf  den  Schnitt  am  lateralen 
Rand  des  M.  rectus,  nur  bei  Abszessen,  die  durch  die  Bauchwand  zu  fühlen 
sind,  legt  er  den  Schnitt  über  die  Geschwulst  und  arbeitet  sich  stumpf  in 
die  Tiefe.  D  o  u  g  1  a  s  abszesse  eröffnet  er  mit  Vorliebe  vom  Rektum  oder  der 
\agina.  Das  Abstopfen  der  Bauchhöhle  wird  in  allen  Fällen  sorgfältig  aus- 
geführt. Der  Wurmfortsatz  wird  abgeklemmt,  eingestülpt  und  übernäht.  Bei 
allgemeiner  Peritonitis  verzichtet  er  auf  Kochsalzspülungen. 

Nach  Bode  (21)  (städt.  Krankenhans  zu  Frankfurt  a/M.  Abt.  Prof.  Rehn) 
ist  die  Appendizitis  ihrem  Wesen  nach  eine  durchaus  einheitliche  Erkran- 
tnngsform,  bedingt  durch  eine  auf  bakterieller  Infektion  beruhenden  Entzün- 
dung des  Wurmfortsatzes,  welche  sich  bei  den  ein/einen  Fällen  nur  durch 
die  Quantität  und  Qualität  der  eingeführten  Keime,  sowie  die  individuell  ver- 
scliieden  grosse  Widerstandskraft  des  betreffenden  Organs  der  benachbarten 
Gewebe  nnd  des  Gesamtkörpers  voneinander  unterscheidet.  Er  unterscheidet 
deshalb,  wie  v.  Czerny  und  v,  Meyer,  nur  akute  und  subakute  Fonnen 
<Di)  den  chronischen  nnd  rezidivierenden. 


Jabreebericbt  tOr  Chinu^e.    II.  Teil. 

Verf.  ist  ein  überzeugter  Anhänger  der  Frühoperation:  Er  hält  die 
pendizitis  für  eine  durchans  chirurgische  Krankheit.  Die  Therapie  nicht 
jin  des  Anfalls,  sondern  der  Krankheit  Überhaupt,  kann  einzig  and  allein 
der  Entfernung  des  Wurmfortsatzes  bestehen,  welche  um  so  gefahrloser 
d  technisch  einfacher  auszuführen  ist,  je  eher  man  sich  zn  einem  Eingriff 
ischliesst.  Bei  der  Operation  wurde  der  Schrägscbnitt  parallel  dem  Lig. 
up.  bevorzugt,  der  Proc.  wurde  abgebunden,  abgetragen  und  der  Stumpf 
ernäht  und  das  Operationsgebiet  mit  steriler  Kochsalzlösung  abgespfiit. 
i  Abszessbildung  soll  der  Wurmfortsatz  in  jedem  Falle,  wenn  irgend  mög- 
li,  primär  entfernt  werden.  Bei  allgemeiner  Peritonitis  haben  reichliche 
•chsalzspülungen  zweifellos  einen  grossen  Anteil  an  den  erzielten  Erfolgen 
bäht. 

Das  der  Arbeit  zu  gründe  liegende  Material  uinfasst  450  Fälle,  die  im 
Uten  Stadium  operiert  wurden.  Davon  war  bei  90  der  Prozess  lediglich 
f  den  Wurmfortsatz  beschränkt,  ohne  merkliche  Beteiligung  des  benach- 
rten  Peritoneums.  Diese  wurden  alle  gebeilt.  22  mal  wurde  darunter  ein 
rforierter  und  12  mal  ein  gangränöser  Wurmfortsatz  entfernt.  In  221  Fallen 
irde  Eiter  gefunden ,  der  gegen  die  freie  Bauchhöhle  abgekapselt  war. 
iTon  gingen  197  in  Heilung  aus,  24  {lO^/o)  starben.  Nur  in  25  Fällen 
terblieb  dabei  die  Entfernung  der  Appendix.  Von  diesen  unterzogen  sieb 
einer  zweiten  Operation  und  wurden  gebeilt.  In  3  Fällen  trat  trotz  der 
itfemnng  des  Wurmfortsatzes  wieder  eine  Abszessbildnt^  auf,  da,  wie  die 
'eite  Operation  zeigte,  ein  Teil  der  Appendix  zurückgeblieben  war. 

Von  Komplikationen  bei  den  abszedierenden  Formen  kamen  58  vor 
id  von  diesen  starben  21.  Verf.  meint,  wer  Anhänger  der  Frühoperation 
;,  wird  dergleichen  oft  verzweifelte  Fälle  überhaupt  nicht  erleben,  wer  da- 
gen  ein  esspektatives  Verfahren  vorzieht,  ist  der  Gefahr  lebensgefährlicher 
amplikationen  stündlich  ausgesetzt. 

139  mal  wurde  eine  Peritonitis  festgestellt,  also  in  einem  Drittel  aller 
ille.  Davon  wurden  77  geheilt,  62  (13,8*'j'o)  starben.  Im  letzten  Jahre 
uren  die  Erfolge  besser,  da  von  30  schweren  und  schnell  progredienten 
illen  20  geheilt  wurden,  was  Verf.  darauf  zurückführt,  dass  die  Fälle  früher 
ngeliefert  wurden  nnd  die  Operationstechnik  weiter  fortgeschritten  ist. 

Die  Erfahrungen  im  städtischen  Krankenhans*  zu  Frankfurt  a,  M.  haben 
ie  Noetzel{114)  mitteilt,  Reha  dazu  gebracht,  im  Gegensatz  zu  dem  von 
orte  auf  dem  letzten  Chirurgenkongress  aufgestellten  Satze:  „nach  dem 
■itten  Tage  der  Erkrankung  von  einer  Radikaloperation  abzusehen  und  sich 
ii  bestehendem  Absze&s  mit  der  Abszessinzision  zu  begnügen",  jeden  Appen- 
izitisfall  sofort  nach  der  Einlieferung  ins  Krankenhaus,  zu  jeder  Tages-  und 
achtzeit  zu  operieren.  Er  vertritt  die  Ansicht,  dass  auch  die  gutartigsten 
ten  Abszesse  nicht  so  gutartig  sind,  als  sie  im  frischen  Zustande  waren. 

Das  von  Rehn  geübte  Operationsverfahren  ist  für  alle  Formen  der 
bszesse  in  den  Grundzügen  dasselbe:  Eröffnung  der  Bauchhöhle,  Aufsuchung 
nd  Resektion  des  Wurmfortsatzes.  Findet  man  einen  Abzess,  so  wird  der- 
)tbe  unter  Lösung  der  Verwachsungen  vorsichtig  in  allen  seinen  Buchten 
'eigelegt,  entleert  und  drainiert.  Die  Baucbwunde  wird  bis  auf  die  Draiii- 
BTnung  vernäht.  Bei  diffuser  Peritonitis  werden  Gegenöffnungen  angelegt 
ür  den  Abtiuss  von  Eiter  ist  es  dabei  nötig,  dass  die  Banchhöble  vom 
eTsten  Punkt,  vom  Beckenboden  drainiert  wird  und  durch  Hochstellen  des 
Kopfendes  des  Bettes  alle  freie  Flüssigkeit  im  Bauch  dorthin  geleitet  wird. 


Toawinckel,  Appendiiitia.  785 

Der  durch  die  B&Dchdeckeimaht  wieder  hergestellte  Druck  in  die  Bauchhöhle 
onterstützt  die  Drainage  der  Abszesse  wie  auch  der  freien  Bauchhöhle.  Als 
Schnitt  empfiehlt  Noetzel  den  Rektusrandschnitt  und  legt  besonderen  Wert 
auf  die  gänzliche  Entfernung  des  Wurmfortsatzes,  da  auch  der  kleinste  zurück- 
gebliebene Stampf  Anlass  zu  neuen  Eiterungen  g^ben  könne.  Daher  bevor- 
zugt er  die  Ligatur  nach  vorheriger  Quetschung  mit  der  Kocher  sehen  Zange. 
Der  Dnrchschneidnng  einzelner  Nervenäste,  die  den  M.  rectug  versorgen, 
Ecfareibt  Noetzel  nicht  eine  so  grosse  Bedeutung  quoad  atrophiam  zu,  wie 
dies  in  letzter  Zeit  allgemein  geschieht,  er  glaubt,  dass  eine  Atrophie  erst 
bei  ausgedehnten  Durchschneidungen  der  Nerven  zu  befürchten  igt.  Die  Tam- 
ponade  nach  Sonnenbnrg  wurde  wegen  der  Gefahr  der  Kompreseion  der 
Därme  nicht  angewendet,  dagegen  wurden  manchmal  mit  Jodoformgaze  tun- 
«ickelte  Drains  eingeführt,  die  man  entfernen  kann,  während  die  umhüllende 
Gaze  weiter  nach  aussen  saugt. 

Die  grösste  Zahl  von  Todesfällen  kommt  bei  denjenigen  Fällen  vor, 
bei  denen  die  Darmwand  phlegmonös  erkrankt  war  oder  das  Mesenterium 
resp.  das  retroperitoneale  Gewebe.  Von  33  solcher  Fälle  starben  10.  Den  ' 
Gnmd  hierfür  findet  Verf.  in  dem  Umstand,  dass  dem  Prozess  durch  Ent- 
fernung des  Eiters,  Beseitigung  des  Wurmfortsatzes,  Drainage  nicht  beizu- 
kommen ist,  d.  h.  die  Ursache  der  Eitening  nicht  radikal  beseitigt  werden 
kann. 

Die  Zahl  der  Abszessoperationen  beträgt  231  mit  200  Heilungen  and 
31  Todesfallen,  von  denen  13  durch  ausserhalb  gelegene  KompUkationen  be- 
dingt waren,  3  dorch  snbcbronieche  resp.  Leberabszesse,  4  durch  chronische 
Eiterungen  und  Kotfisteln  mit  Gangrän  der  Darmwand,  6  durch  Phlegmone 
der  Dannwand  and  des  Mesenteriums  resp.  des  retroperitonealen  Gewebes, 
1  durch  Gasphlegmone  der  Bauchdecke,  3  durch  Peritonitis  bei  senilen  Per- 
sonen, 1  durch  Adhäsionsilens. 

Bosse  (22)  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  die  Entwickelung  der 
Appeudizitisfrage  von  dem  Zeitpunkte  an,  als  Renvers  im  Jahre  1899  an 
die  deutschen  Chirurgen  die  AnfTordemng  richtete,  sich  selbst  über  die  In- 
dikation zur  Operation  bei  der  Perityphlitis  zu  verständigen.  Nach  seinen 
eigenen  Untersuchangen  sind  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  die 
Darmbakterien  und  besonders  das  Bacterium  coli,  das  einen  hohen  Grad  von 
Virolenz  anzunehmen  imstande  ist ,  als  Erreger  der  Appendizitis  anzusehen. 
Die  Bemühungen  der  Chirurgen  haben  den  Erfolg  zu  verzeichoen,  dass 
anstelle  der  durchaoB  unsicheren  zuwartenden  Methode  zuverlässige  operative 
Eingriffe  als  Früh-  und  Intervalloperation  mit  einer  minimalen  Sterblichkeit 
getreten  sind.  Dabei  darf  aber  nicht  vergessen  werden,  dass  auch  hier  dem 
menschlichen  Können  ein  Ziel  gesetzt  ist  in  Gestalt  der  mit  zunehmender 
Vermehrung  und  Virulenz  der  Bakterien  bei  gleichzeitiger  herabgesetzter 
Widerstandskraft  des  Organismus  auftretenden  Autointoxikationen,  gegen 
velche  eine  Serumtherapie  bisher  vergeblich  verancht  ist. 

In  seiner  umfassenden  Monographie,  die  jetzt  in  5.  Auflage  vorliegt,  hat 
SoDuenburg  (145)  die  Erfahrungen,  die  er  bei  gegen  2000  von  ihm  ope- 
rierten Fällen  in  der  Erkenntnis  und  Behandlung  der  Perityphlitis  (Appen- 
dizitis) gesammelt  hat,  mitgeteilt.  Das  Buch  ist  für  diese  Auflage  einer  ganz 
neuen  Bearbeitung  unterzogen  worden,  „weil  sowohl  die  eigenen  Beobachtungen 
des  Verfs.  als  auch  besonders  die  Literatur  auf  diesem  Gebiete  in  den  letzten 
Jahren  über  Erwarten  stark  angewachsen  ist."    Ein  genaueres  Referat  ist  bei 

iihnabcrlsht  fllr  Ohimrila  IM».  50 


78l>  Jahreeberichi  fDr  Chirurgie.    It.  Teil. 

der  Fälle  des  Inhaltes,  bei  dem  hier  dafür  zur  Verfögnng  stehenden  Raum 
Ding  der  Unmöglichkeit.  Das  Buch  enthält,  wie  in  der  Einleitung  ausgeführt 
wird,  „die  Gesamterfahrungen,  die  auf  einer  grossen  cbirnrgiscben  Abteilung 
im  Laufe  von  14  Jahren  gemacht  wurden,  es  enthält  den  Wandel  der  An- 
schauungen in  diesem  Zeitranm  und  die  Verbessemngen  der  operativen 
Technik,  er  bringt  die  Sicherheit  der  Indikationen  für  das  operative  Handeln.- 

Karewski  (77)  will  die  Bezeichnung  Appendizitis  und  PeritTi)hlitis 
nicht  miteinander  identifizieren,  er  versteht  unter  Appendizitis  die  eigentliche 
Organerkrankung,  unter  Perityphlitis  die  peritonitische  Entzündung.  Er  stellt 
den  Satz  auf,  dass  das  Heil  des  Kranken  davon  abhänge,  dass  wir  lernen, 
den  ersten  Zustand  so  zu  behandeln,  dass  die  Patienten  vor  dem  anderen 
geschützt  werden.  Der  Wurmfortsatz  mag  nicht  ohne  Belang  für  die  Ver- 
dauung sein  (Macewen),  jedenfalls  ist  er  gerade  auf  Grund  seiner  natür- 
lichen Aufgabe  eine  Quelle  steter  Gefahren,  sobald  seine  Tätigkeit  die  nor- 
malen Grenzen  verlässt.  Karewski  hält  für  die  Entstehung  der  Perityphlitis 
nur  die  Theorie  der  Infektion  der  Appendix  für  stichhaltig.  Er  sieht  die 
Appendizitis  klinisch  an  als  eine  Enteritis,  gesteigert  in  ihren  unheilvollen 
Wirkungen  durch  die  eigentümliche  anatomische  Beschaffenheit  des  Organs, 
in  dem  sie  sich  festgesetzt  hat  und  nicht  herauskann.  Die  gröbste  Zahl  von 
Leuten,  die  von  Peritiphlitis  befallen  werden,  haben,  wie  Verf.  schon  rot 
Jahren  hervorhob,  an  Störungen  der  Verdauung  mehr  oder  weniger  lange 
Zeit  gelitten. 

Seine  früher  veröffentlichten  histologischen  Untersuchungen  hat  er  trotz 
des  Widerspruches,  den  sie  von  anderer  Seite  erfahren  haben,  bestätigt  ge- 
funden. Er  kommt  za  dem  Schlüsse,  dass  die  Appendizitis  histogenelisch 
eine  genuine  Enteritis  ist.  Perityphlitis  ist  nur  die  Folge  einer  akuten  Stei- 
gerung derselben,  ihre  Eigenart  ist  bedingt  durch  die  besonderen  anatomischen 
Verhältnisse,  welche  den  rapiden  Fortgang  und  das  deletäre  Ende  nach  sich 
ziehen.  Deshalb  kann  die  prophylaktische  Behandlung  nur  bei  der  Therapie 
der  Enteritis  ihre  Hebel  ansetzen. 

Die  positiven  Befunde,  die  man  bei  der  vorhandenen  Appendizitis  er- 
heben kann,  bestehen  in  lokalem  Druckschmerz  in  der  Ileocökalgegend  und 
örtlicher  Auf  treib  ung  dieser  Region.  Karewski  verwirft  den  MacBurney- 
Punkt,  da  dieser  in  vielen  Fällen  eine  unsichere  Bestimmung  sei.  Die  Dia- 
gnose hält  er  in  manchen  Fällen  für  schwer,  aber  nie  für  unmöglich.  Jede 
Appendizitis  ohne  Anfall  behandelt  er  zunächst  konservativ,  wenn  aber  in 
4 — 6  Wochen  die  Erscheinungen  nicht  geschwunden  sind  oder  wieder  auf- 
treten, hält  er  die  Appendektomie  für  angezeigt.  Für  die  akuten  Fälle  ist 
er  ein  strikter  Anhänger  der  Frühoperation.  Nur  wenn  Erbrechen,  Fieber, 
Pulsbeschleunigung,  kollapsähnliche  Zustände  fehlen,  nur  wenn  der  fixe  Schmerz 
nicht  zunimmt,  die  übrigen  Symptome  nicht  gesteigert  werden,  bestehe  ein 
Recht,  von  einer  Reizung  zu  sprechen  und  medikamentöse  Therapie  anzu- 
ordnen. 

Die  operative  Statistik  v.  Herczels  (66a)  bezieht  sich  auf  394  Epi- 
typhlitiställe.    Seine  Resultate  sind  folgende: 

L  Bei  Früh  Operationen,  innerhalb  der  ersten  48  Stunden,  hatte  er  unter 
drei  Fällen  keinen  Todesfall. 

2.  Fälle  mit  Abszessbildnng  verzeichnet  r.  Herczels  Statistik  HO; 
davon  starben  17,  die  Mortalität  somit  gleich  15,4  Vo. 


Toswinckel,  AppeDdüitü.  787 

3.  Fälle  mit  diffuser  Peritonitis:  48;  davon  sind  gestorben:  15;  die 
Mortalit&t  betrug  daher  68,75''/o. 

4.  Operationen  k  froid:  242;  Mortalität:  0,82 "/o  (2  Fälle). 

Im  Anschlnsse  an  seine  Statistik  gibt  t.  Herczel  folgende  Indikations- 
ätellang  in  bezug  auf  die  operative  Behandlung  der  Epityphlitis : 

1.  Ein  jeder  Epityphlitisfall  soll  in  den  ersten  48  Stunden  des  Anfalles 
operiert  werden;  eine  Ausnahme  gibt  es  nur  dann,  wenn  besondere  Zustände 
dts  Kranken  (Alter,  Herzfehler,  Diabetes  usw.)  die  Chancen  einer  Operation 
sehr  in  Frage  stellen  oder,  wenn  durch  besondere  äussere  Verhältnisse  eine 
aseptische  Operation  nicht  bewerkstelligt  werden  kann. 

2.  Nach  den  ersten  48  Stunden  soll  nur  dann  operiert  werden ,  wenn 
Zeichen  einer  schweren,  allgemeinen  Peritonitis  dies  indizieren;  in  letzterem 
Falle  jedoch  muss  man  sofort  einschreiten. 

3.  Wenn  nach  4—6  Tagen  die  klinischen  Symptome  auf  eine  Ahszess- 
bildang  hinweisen,  so  ist  die  Operation  auch  früher  indiziert. 

4.  In  sonstigen  fällen  muss  das  Abklingen  des  Anfalles  abgewartet 
und  die  Appendektomie  nach  Tollkommenem  Erlöschen  der  Entzündungser- 
scbeinungen  im  Intervallstadium  aufgeführt  werden.       GergÖ  (Budapest). 

Pellegrini  (118a)  gibt  ein  klinisches  und  anatomisch-pathologisches 
Studium  der  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Florenz  behandelten  Fälle  von 
Appendizitis. 

Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  das  grösste  Hindernis,  auf  das 
man  bei  Aufstellung  einer  wirklich  nützlichen  Statistik  unter  Benutzung 
vieler  Beobacbtongen  stösst,  in  der  Schwierigkeit  besteht,  eine  Reihe  voll- 
ständiger Geschichten  zu  bekommen;  er  hat  deshalb  einen  Fragebogen  an- 
gefertigt über  die  interessantesten  Daten  und  jedes  Mal  darauf  das  sich  auf 
dieselben  Bezügliche  eingetragen.  Auf  diese  Weise  hat  Verf.  —  und  er  fährt 
darin  noch  fort  —  eine  Reihe  von  genauen,  sehr  vollständigen  und  vollkommen 
vergleichbaren  Beobachtungen  gesammelt. 

Zur  Vermeidung  langer  Tabellen  mit  vielen  Zahlen  hat  Verf.  Häufig* 
keitskurven  konstruiert,  derart,  dass  auf  geringem  Raum  lange  Statistiken 
wiedergegeben  werden. 

Die  in  diesen  letzten  Jahren  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Florenz 
bebandelten  Kranken  mit  Appendizitis  beliefen  sich  auf  89.  Die  ausgeführten 
Appendicektomien  betrugen  68,  die  Resektionen  des  Blinddarms  2,  zweimal 
vurde  die  Laparotomie  gemacht,  um  Vervachsongen  der  Appendix  zu  be- 
seitigen, in  sechs  Fällen  wurde  die  einfache  Eröffnnng  des  Appendizitisabszesses 
aufigeführt,  in  den  übrigen  11  Fällen  wurde  ausschliessliche  medizinische 
Behandlung  eingeleitet,  sei  es  weil  die  Patienten  sich  bei  vorgeschrittenem 
Anfall  in  die  Klinik  aufnehmen  Hessen,  sei  es  weil  sie,  von  dem  Anfall  ge- 
heilt, sich  nicht  einem  Operationsakt  unterziehen  wollten. 

Von  89  Fällen  von  Appendizitis  kamen  nnr  33  bei  der  Frau  vor,  gleich 
einem  Prozentsatz  von  SßVo.  Zur  Erklärung  der  geringeren  Häufigkeit,  die 
die  Statistiken  für  die  Appendizitis  bei  der  Frau  geben,  sind  verschiedene 
Annahmen  aufgestellt  worden;  nach  dem  Verf.  muss  man  berücksichtigen, 
dass  bei  der  Frau  die  Irrtumer  in  der  Diagnose  gewöhnlicher  sind,  infolge- 
dessen viele  Beckeneiterungen,  denen  eine  salpingo-ovarische  Ursache  zu- 
geschrieben wird,  eher  ihren  Ursprung  ans  einer  Infektion  der  Appendix 
hätten. 


Jahresberidit  fOr  Chirurgie.    II.  ToiL 

Der  erste  AppendizitiBänfall  trat  bei  den  meisten  Fällen  gegen  das 
Lebensjahr  anf,  nnr  in  wenigen  Fällen  nach  dem  40.  Lebensjahre,  bloss 
inem  Falle  nach  dem  fünzigsten. 

61°/o  der  Kranken  hatten,  als  sie  ihre  Znäucht  zn  der  chirurgischen 
lik  nahmen,  zwei  oder  mehr  An^lle  dnrchgemacht:  wenn  man  hinzufügt 
«r  Berücksichtigung  der  vorgefundenen  Alterationen),  dass  viele  der 
ienten,  welche  nach  dem  ersten  AnFall  operiert  wurden,  wahrscheinlich  weitere 
selben  bekommen  haben  würden,  so  mnss  man  daraus  scbliessen,  dass  bei 
grossen  Mehrheit  der  Fälle  die  Appendizitis  mehr  als  einen  Anfall  bietet, 
'ans  ergibt  sich  die  Indikation  für  den  chirurgischen  Eingriff,  um  so  tuebr, 
man  nicht  die  Schwere  des  künftigen  Anfalls  voraussehen  kann,  noch  wir 
ische  Mittel  besitzen,  um  feststellen  zn  können,  wann  die  Appendix  nicht 
ir  entzündungsempfänglich  ist. 

In  26°/o  haben  die  Patienten  vor  dem  Appendizitiaanfall  mehr  oder 
liger  schwere  üarmbeschwerden  gezeigt,  Beschwerden,  welche  nach  einigen 
oren  mit  dem  Hervortreten  der  Appendizitis  selbst  in  Beziehung  gebracht 
den  könnton. 

Recht  häufig  figurierte  die  Tuberkulose  in  den  Präzedenzien  der 
ienten;  in  25^0  der  Fälle  waren  tuberkulöse  Erscheinungen  vorhanden 
esen  und  in  fünf  Fällen  war  die  Tuberkulose  im  Gange. 

Bei  verschiedenen  Appendizitiskranken  bestanden  mehr  oder  weniger 
were  Symptome  von  Darmstenose;  einige  vorübergehend  infolge  Pseudo- 
lusion  walürscheinlich  von  paralytischem  Typus,  andere  infolge  mechaniscber 
lingaDgeu:  wie  Verwachsangen,  Netzbändchen. 

Das  Netz  war  in  einer  grossen  Anzahl  von  Fällen  mit  der  Appendix 
wachsen  und  es  scheint,  dass  dies  sehr  frühzeitig  vor  sich  geht,  da  es  bei 
)r  nur  26  Stunden  nach  Beginn  des  ersten  Anfalles  ausgeführten  Appen- 
iktomie  ausgedehnt  mit  der  Appendix  verwachsen  gefunden  wnrde. 

Das  Netz  ist  nicht,  allein  ein  höchst  interessantes  Schntzorgan,  sondern 
kann  zuweilen  auch  als  Wegweiser  bei  den  Forschungen  nach  der 
)endix  dienen,  die  manchmal  alles  andere  als  leicht  sind. 

Um  den  Zeitpunkt  für  die  Operation  zu  wählen,  muss  man  sich  die 
^lichkeit  gegenwärtig  halten,  Appendixabszessen  einen  Monat  und  auch 
Monat  nach  dem  Tag  zu  begegnen,  an  dem  die  letzte  Temperatnrer- 
ung  war. 

Trotz  des  Eingriffes  auf  dem  Kaltwege  sind  in  sieben  Fällen  Läsionen 
Dannwände  angetroffon  worden,  die  sich  in  der  Nähe  der  Appendix 
inden:  in  einigen  dieser  Fälle  präexistierte  die  Läsion  des  Darmes  in  dem 
xient  des  Operationsaktes:  in  anderen  Fällen  waren  die  Darmwände  derart 
reissbar,  dass  zur  Isolierung  der  Appendix  der  Darm  in  Mitleidenschaft 
}gen  werden  musste. 

Verf.  illustriert  einige  Fälle  von  seltenen  Komplikationen  der  Appen- 
tis:  so  zwei  Pseudotumoren  des  Gökum  infolge  von  Appendizitis,  einen 
I  von  Ikterus,  einen  Fall  von  Nephritis  und  einen  Fall  von  rechtsseitiger 
lexerkranknng. 

Von  70  abgetragenen  Appendices  (zwei  derselben  zusammen  mit  dem 
:um)  wurden  nnr  bei  neun  Fremdkörper  angetrofTen:  Obstschalen  und 
men,  Kotsteine,  Helminthes  usw. 

Verf.  hat  histologisch  die  abgetragenen  Appendices  untersucht.  Die 
wersten  Veränderungen  wurden  in  der  Schleimhaut  und  Unterschleimhaut  he- 


VoBwinckel,  Appendiiitia.  789 

obacbtet.  Die  Abszesse  wurden  vorzugsweise  in  der  Unterschleiinhaut,  dann 
in  dem  unter  der  Serosa  gelegenen  Bindegewebe  angetroffen  nnd  fanden  sich 
iQcb  noch  sehr  lange  Zeit  nach  dem  Anfhören  der  aknten  Appendizitis- 
prscheinmigea. 

In  dem  Mesenterium  beobachtete  man  gewöhnlich  sehr  schwere  in 
GefSssthrombosen  und  kleinen  Abszessen  zwischen  den  Serosablättem  be- 
stehende Läsionen. 

Bei  den  mit  innerlichen  Mitteln  bebandelten  Fällen:  Rnbe,  Diät,  kalte 
l(J[ale  Aufschläge  unter  zeitweiliger  Begünstigung  der  Darmfunktion  mittelst 
leichter  Gljzerinklistiere,  ist  beständig  Heilung  erzielt  worden,  bis  auf  einen 
durch  eiterige  Pylepblebitis  komplizierten  Fall. 

Bei  den  nur  mit  der  Inzision  des  Abszesses  behandelten  Fällen  erzielte 
man  stets  Verschluss  der  Wunde. 

Von  68  Appendicektomien  hatte  man  nur  bei  einem  Fall  Gelegenheit, 
während  des  Bestehens  akuter  Krankheitserscheinungen  einzugreifen,  und 
zwar  26  Stunden  nach  Beginn  des  ersten  Appendizitisanfalles.  Die  Appendix 
Turde  aufgequollen,  mit  fibrinösem  Exsudat  bedeckt  nnd  mit  dem  Netz  ver- 
wachsen gefunden.  Die  Temperatur  fiel  sofort  nach  dem  Operationsakt  nnd 
es  wurde  glatte  Heilung  erzielt.  Bei  der  histologischen  Untersuchung  zeigte 
die  Appendix  derartig  schwere  Läsionen,  dass  man  die  Krankheit  als  eine 
phlegmonöse  Appendizitis  definieren  kann  und  dieselbe  Gangrän  des  Organs 
Toraussefaen  läest. 

In  allen  übrigen  Fällen  wurde  der  Eingriff  auf  dem  Kaltwege  ausge- 
führt und  auf  68  Appendicektomien  66  Heilungen  erzielt:  ein  Patient  ging 
verloren,  da  nach  der  Appendicektomie  eine  Broncho-pulmonitis  hinzukam 
nnd  ein  weiterer ,  weil  die  Appendicektomie  durch  eiterige  Pylephlebitis 
kompliziert  war. 

Bei  den  fünf  wegen  Appendizitiskomplikationen  (Darmstenosen  usw.) 
aasgefübrteD  Eingriffen  befand  sich  ein  Todesfall  einer  mit  Ileokolostomie 
Operierten.  Der  Tod  war  auf  das  äusserst  schwere  Allgemeinbefinden,  in 
<lem  sich  die  Patientin  in  dem  Augenblicke  der  Operation  befand,  zurück- 
znfähren. 

Von  insgesamt  89  Fällen  von  Appenziditis  4  Todesfälle,  gleich  einer 
Sterblichkeit  von  4,49''/o.  Bei  68  Appendizektomlen,  2  Resektionen  des  Cökum, 
2  Laparotomien  zur  Beseitigung  von  Appendixverwachsungen  nnd  1  Ileokolo- 
Etomie  3  Todesfälle,  gleich  einer  Sterblichkeit  von  4,10  "/o. 

Diese  Resultate  sind  höchst  ermutigend  und  zeigen,  welchen  Vorteil  man 
bat,  wenn  man  bei  der  Wahl  des  Zeitpunktes  für  den  Eingriff  mit  rationeller 
Umsicht  vorgeht. 

Was  den  Zeitpunkt  des  cbirurgiscben  Eingriffes  bei  Appendizitis  angeht, 
so  ist  Verf.  der  Ansicht,  dass  man  sich  nach  der  Zeit,  in  der  der  Kranke 
seine  Zuflucht  zu  dem  Chirurgen  nimmt,  zu  richten  habe:  so  wäre  es  sehr  gut, 
die  Appendizitiden,  wo  möglich  in  den  ersten  48  Stunden  der  Erkrankung  zu 
operieren  und  noch  bedeutend  besser  in  den  ersten  24  Stunden,  während  es 
verständig  sein  wird,  die  „vollständige  Abkühlung"  in  jenen  Fällen  abzu- 
vsrten,  die  uns  nach  48  Stunden  seit  Beginn  der  Erkrankung  gebracht  werden. 

Der  erste  nnd  der  zweite  Krankheitstag  ist  der  gelegenste  Zeitpunkt 
für  den  Eingriff  bei  Appendizitis  und  zwar  deshalb,  weil : 

Der  Operationsakt  relativ  leicht,  rasuh,  wenig  lädierend  und  von  glück- 
lichem Erfolg  ist,   weil  das  Individuum  von  gutem  Allgemeinbefinden  ist  und 


Jahreabericht  für  Cbimrgie.    II.  Teil, 

lokale  Entzänduiigsprozess  noch  nicht  zu  Bchweren  Schädigungen  geführt 
weder  in  der  Nähe  noch  in  der  Feme. 

Au8  den  gleichen  Gründen  sind  die  postoperativen  Komplikationen  und 
khaften  Folgen  geringer  als  in  den  Fällen,  bei  denen  bei  akuten  Krank- 
lerschetnungen  4 — 5  Tage  nach  Beginn  der  Appendizitis  operiert  wird  und 
lenen,  in  welchen  der  Eingriff  ausgeführt  wird,  wenn  die  Abkäblnng  noch 
e  vollständige  ist. 

Gegenwärtig  hat  man  bei  uns  nur  selten  Gelegenheit,  in  den  ersten  24 
tö  Standen  einzngreifen,  weil: 

Die  Kranken  selten  frühzeitig  sich  au  den  Arzt  wenden  und  am 
igsten  an  den  Chirurgen. 

Weil  es  nicht  immer  möglich  ist,  eine  sichere  imd  frühzeitige  Diagnose 
teilen. 

In  den  Fällen,  in  denen  es  nicht  m^lich  ist,  am  ersten  oder  zweiten 
)  einzugreifen,  tut  man  gut,  erst  einzugreifen,  wenn  die  Abkäblnng  eine 
tändige  ist  und  zwar  weil: 

Bei  den  Operationsmanövem  gewisse  Schranken  zerstört  werden  können, 
he  den  Infektionsprozess  abkapseln,  und  es  so  zu  einer  Allgemeinpen- 
;is  kommen  kann. 

Weil  manchmal  die  Organe,  welche  in  der  Nahe  des  Wurmforteatzes 
n,  derartig  verklebt  und  leicht  zerreissbar  sind,  dass  die  Ansfübning 
Appendizektomie,  ohne  sie  zu  lädieren,  unmöglich  ist. 

Weil  mit  grösserer  Häufigkeit  Komplikationen  eintreten ;  Sterkoralfistelu, 
ige  Pylephlebitis  usw. 

Weit  es  vorkommen  kann,  dass  die  Laparotomiewunde  nicht  per  primam 
itionem  heilt  und  in  diesen  Fällen  eine  Hernie  der  Narbe  folgen  kann. 

Weil  in  Beziehnng  zu  diesen  Verhältnissen  die  Mortalität  eine  bedeutend 
lere  ist. 

In  Anbetracht,  dass  die  Prognose  bei  Appendizitis  je  nach  dem  Zert- 
:t,  in  dem  der  Chirurg  eingreift,  eine  sehr  verschiedene  ist,  folgt  daraus 
Notwendigkeit,  eine  sichere  and  frühzeitige  Diagnose  zn  stellen,  damit  der 
riff  im  günstigsten  Augenblick  möglich  ist.  Übrigens  ist  auch  für  die 
kamentöse  Behandlung  eine  rasche  und  sichere  Diagnose  ebenso  wichtig, 
>ei  der  Appendizitis  eine  nicht  angemessene  medikamentöse  Behandlung 

das  Leben  des  Patienten  entscheiden  kann. 

Die  wahre  Behandlung  der  Appendizitis  ist  der  chirurgische  Eingriff,  weil: 

Mit  der  medikamentösen  Behandlung  es  der  Patient  mag  erreichen 
en,  den  Appendizitisanfall  zn  überwinden,  aber  man  wird  fast  sicher  sein 
en,  dass  die  Krankheit  nicht  heilt  and  die  Appendizitis  eine  beständige, 
ere  Gefahr  für  den  Patienten  bilden  wird. 

Die  operatorische  Mortalität  ist  nicht  grösser  als  die  von  den  Ärzten 
Dene,  obgleich,  verschiedene  Jahre  lang  wenigstens,  nur  die  schwersten  Fälle 
iert  worden  sind. 

In  der  Mortalität  der  medikamentös  bebandelten  Appendizitiskranken 

sicherlich  alle  jene  Fälle  nicht  inbegriffen,  die  nicht  an  Appendizitis 
en,  sondern  vielmehr  an  einigen  Komplikationen  der  Appendizitis  selbst: 
istenosen,  Nephritis,  Leberzirrhosen  mit  Ursprung  aus  dem  Darm  ubc; 
diese  Kranken  wären  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  nicht  gestorben, 
1  sie  operiert  worden  wären. 


VoBwinckel,  Appendizitia.  791 

Za  diesen  Betrachtungen  zugunsten  des  chirurgischen  Eingriffes  bei 
Appendizitis  Hessen  sich  noch  viele  weitere  hinzufügen,  wie:  die  Möglichkeit 
ia  tnberknlösen  Nutur  der  Appendizitis  und  demnach  die  Gefahr  der  Fort* 
ptianznog  der  Krankheit,  die  möglichen  schweren  Komplikationen  der  Appen- 
dizitb  bei  Schwangerschaft  und  im  Wochenbett,  die  Gefahr  eines  Darmver- 
5chlusses  infolge  tod  Darms-dhärenzen  oder  infolge  von  Cökalpseudotumoren 
Dach  AppeDdizitis ,  deren  Produktion  weniger  selten  ist,  als  man  bisher  ge- 
glaubt hat.  R.  Giani. 

Dun  (41)  ist  der  Ansicht,  dass  die  Appendizitis  allerdings  am  häufigsten 
bei  Erwachsenen  auftritt,  dass  sie  aber  auch  in  der  Kindheit  nicht  selten 
vorkomme.  Er  hat  den  frühesten  Fall  bei  einem  Kinde  von  12  Monaten  ge- 
sehen. Er  glaubt  nicht,  dass  Kinder  mehr  dazu  neigen  Eiter  zu  bilden,  wie 
andere  annehmen.  Das  häufigere  Vorkommen  von  Abszessen  erklärt  er  da- 
durch, dass  bei  Kindern  die  Erscheinungen  oft  nicht  richtig  erkannt  werden 
nnd  deshalb  nicht  die  richtige  Behandlung  eingeleitet  wurde.  Auch  er  findet 
die  Diagnose  bei  Kindern  schwieriger  als  bei  Erwachsenen,  besonders  in  den 
leichteren  Fällen.  Er  will  besonders  die  wiederholten  Anfälle  von  Kolik,  die 
mit  Diarrhöe  nnd  Blasenreiznng  verbunden  sind,  beobachtet  wissen,  da  diese 
in  der  Kindheit  häufig  mit  Entzündungen  des  Wurmfortsatzes  verbunden  sind. 
Er  entfernt  den  Wurmfortsatz,  wenn  mehrere  Anfälle  stattgefunden  haben. 
Bei  zirkumskripter  Peritonitis  wartet  er  ab;  hat  sich  ein  Abszess  gebildet,  so 
muss  dieser  sobald  als  möglich  eröffnet  werden,  dabei  die  Appendix  aber  nur 
dann  entfernt,  wenn  dies  ohne  Schwierigkeit  möglich  ist. 

Morton  (107)  hat  155  Fälle  von  Appendizitis  operiert.  Davon  während 
des  akuten  Anfalles  8,  alle  geheilt;  Abszesse  um  den  Wurmfortsatz  62,  ge- 
heilt 54;  Operationen  im  freien  Intervall,  nach  mehreren  Anfallen,  15;  nach 
einem  schweren  Anfalle  1,  chronische  Appendizitis  1,  diese  Fälle  heilten  alle. 
Diffuse  Peritonitis  14  mit  12  Heilungen,  allgemeine  Peritonitis  6  mit  1  Hei- 
lung. Mechanischer  Verschluss,  vergesellschaftet  mit  Appendizitis,  4,  welche 
alle  starben.  Unter  allgemeiner  Peritonitis  versteht  er  die  Fälle,  -bei  denen 
die  ganze  Bauchhöhle  in  Mitleidenschaft  gezogen  war,  unter  diffuser  Peritonitis 
diejenigen,  in  denen  sich  die  peritonitischen  ErGcheinungen  hauptsächlich  im 
kleinen  Becken  vorfanden. 

Barnsby  (11)  berichtet  über  132  Fälle  von  Appendizitis  aus  seiner 
Praxis,  von  denen  er  114  operierte.  Davon  befanden  sich  72  im  freien  Inter- 
vall, bei  denen  keine  Resistenz  mehr  gefülilt  werden  konnte,  16  bei  denen 
noch  eine  mehr  oder  minder  grosse  Zone  einer  Verdickung  vorhanden  war. 
Ein  Fall  wurde  6  Stunden  nach  Beginn  des  Anfalles  operiert.  24  mal  wurde 
bei  periappendikulirer  Eiterung  eingegriffen.  Bei  6  von  diesen  wurde  später 
im  Stadium  ä  froid  der  Wurmfortsatz  entfernt.  Einmal  bandelte  es  sich  um 
allgemeine  diffuse  Peritonitis  nach  Ruptur  eines  abgekapselten  Abszesses.  Von 
den  114  Operierten  starben  2.  Einer  von  diesen  war  im  freien  Intervall  operiert, 
bei  ibm  bestanden  aber  noch  starke  entzündliche  Verdickungen  nnd  es  kam 
zn  einer  allgemeinen  Peritonitis  4  Tage  nach  der  Operation.  In  dem  zweiten 
Todesfalle  handelte  es  sich  um  eine  allgemeine  diffuse  Peritonitis  bei  einem 
Kinde. 

Nach  einer  kurzen  geschichtlichen  Übersicht  über  die  Entwickelung  der 
Appendizitisfrage  stellt  Körte  (66)  die  Hauptfrage:  Welche  Gefabren  drohen 
den  Patienten  im  akuten,   mit  Entzündung,  Schmerz   und  Baucbfellreizung 


792  JahreslMriclit  fOr  Chirurgie.    IT.  Teil. 

einhergehenden  Anfall  von  Wurmfortsatzentzändong?  imd  sind  diese  GeCahren 
derart,  dass  ein  operatives  Eingreifen  gerechtfertigt  bezw.  geboten  ist?    Nach 
seiner  Erfahrung  kommen  zwar  eine  grosse  Anzahl  von  akuten  Perityphlitis- 
fällen  auch  bei  der  üblichen  inneren  Therapie  zunächst  zur  Heilung,  aber  in 
mindesteuB  40''/o  derselben  kommt  es  zu  Rückfällen,  deren  Schwere  und  Ver- 
lauf niemand  voraussehen  kann.   Diese  Tatsache,  sowie  die  direkten  Gefahreo 
des  schweren  akuten  Anfalls  hat  wohl  die  meisten  Chirurgen  ebenso  wie  der 
Verf.  von  der  Notwendigkeit  der  sog.  Frühoperation  überzeugt.     Als    grössfe 
Gefahr  des  akuten  Stadiums  sieht  er  die  diffuse  oder  fortschreitende   Perito- 
nitis an.    Unter  seinem  Material   von  1791  PerityphJitisfällen   kamen    $41 
Fälle  von  Peritonitis   vor,   von   welchen   ca.   60 "/«  mit  oder  ohne  Operation 
starben.     Die  grösste  Zahl  der  Erkrankungen  schloss   sich  an    den    akuten 
Anfall   an,    eine    geringe  Anzahl    entstand    erst    im    späteren  Verlauf.     Im 
Krankenhaus    am  Urban    wurde    unter    12186  Sektionen    in    ll*/>    Jabren 
229  mal  Peritonitis   vom  Wurmfortsatz  ausgehend  gefunden.     Verf.    ist   der 
Ansicht,  dass  es  sehr  schwer  ist  und  überhaupt  nur  in  bescheidenen  Grenzen 
möglich,  den  pathol(^ischen  Znstand  des  Wurmfortsatzes  zu  diagnostizieren, 
wie  dies  die  Frühoperationen  gezeigt  haben,  und  dass  wir  ebensowenig   den 
Grad   der  bestehenden  Reizung   oder  Entzündung   des  Bauchfells   mit    aus- 
reichender Bestimmtheit  zu   erkennen   vermögen.     Wir  können   nicht    den 
Beginn  der  gefährlichen  Infektion  des  Bauchfells  von  der  nicht  infektiösen 
Reizung  nnterscbeiden.     FUr  das  wertvollste  Zeichen   hält  er   wie  Rotter 
und  Küster  die  starre  Spannung  der  Bauchdecken,   weil  sie  mit  Sicherheit 
darauf  hindeutet,   dass   sich  hinter  diesen   eine   gefahrliche  Entzündung  ab- 
spielt.    Bis  vor  wenigen  Jahren  hat  er  die  Operation  im  Beginn  des   akuten 
Anfalles  auf  die  schwereren  Fälle  beschränken   zu  müssen  geglaubt,   seitdem 
er  aber  die  Erfahrung  gemacht  hat,  dass  die  Diagnose  und  Prognose  höchst 
unsicher  ist  und  dass  Patienten  durch  die  Verzögerung   des  operativen  Ein- 
griffes später  mit  den  schwersten  Befunden  zur  Operation  kamen,   ist  er   ein 
überzeugter  Anhänger  der  Frühoperation  geworden.     Er  steht  jetzt  anf  dem 
Standpunkt,    dass   das  Schicksal   der  Kranken   sich   in    den    ersten    zweimal 
24  Stunden  entscheidet,   und  dass  wenn  auch  die  Peritonitis  schon  sehr  früh 
einsetzen  kann,  wir  doch  im  Frühstadium   eher  einen  Menschen   mit  Perito- 
nitis retten  können,  als  in  dem  Spätstadium.    Er  hat  bisher  137  Fälle  inner- 
halb der  ersten  drei  Tage  nach  Beginn  der  Erkrankung  operiert;  von  diesen 
hatten  57  schon  Eiter  in  der  freien  Bauchhöhle.    In  den  ersten  beiden  Tagen 
hatte  er  in  27  Fällen  von  Wurmfortsatzperitonitis  eine  Mortalität  von  ISiS"/!) 
am  dritten  Tage  von  36,6  "U,  also  das  doppelte  und  sie  erreichte  im  weiteren 
Verlauf  (Operierte  und  Nichtoperierte  zosammengerechnet)  für  284  Peritonitis- 
kranke  die  Höhe  von  GG^h.    Körte  kommt  deshalb  zu  dem  Schluss,  dass 
man  am  ersten  oder  zweiten  Tag  operieren   mnss,    wenn    man    aach   den 
Perityphlitis-Patienten  nUtzen  will,  bei  welchen  bereits  im  Beginne  des  An- 
falles die  Infektion  der  Bauchhöhle  eingetreten  ist.     Aber  auch  denjenigen 
Patienten,  bei  denen  noch  keine  Peritonitis  bestand,    wird  man   durch  die 
Frühoperation  einen  wesentlichen  Dienst  erweisen,  indem  wir  sie  schnell  ood 
sicher  von  dem  erkrankten  Organ  befreien  und  sie  vor  Rezidiven  und  den 
zahlreichen    Folgekrankheiten ,    Pylephlebitis ,    Leberabszesse ,    subphrenieche 
Abszesse ,    Empyeme   etc,    bewahren.     Dass    diese    Operation    keine    emsteo 
Gefahren  bringt,  hat  ihm  die  Erfahrung  gezeigt,  denn  von  80  Patienten  mit 
akuter  Wurmforsatzentzündung,  welche  am  1. — 3.  Tage  operiert  wurden  und 


VoBwinckel,  Appendizitia.  TSß 

bei  denen  noch  keine  Infektion  der  Bauchhöhle  bestand,  ist  keiner  gestorben. 
Dieselbe  Erfahrung  haben  auch  andere  Operateure  gemacht. 

Nach  einem  zusammenfassenden  Überblick  über  die  Pathologie  der 
Appendizitis  wendet  sich  Verf.  zu  der  Technik  der  Operation:  Asepsis  und 
Beherrschung  der  Banchchirorgie  ist  eine  Conditio  sine  qua  nou.  Der 
Wurmfortsatz  muss  innerhalb  des  CÖkalansatzes  abgetragen  werden,  denn  das 
kleinste  Stummelchen  kann  eine  neue  Entzündung  hervorrufen.  Ist  es  zweifel- 
haft, ob  das  BauchfeU  schon  gereizt  ist,  so  drainiert  man  besser.  Durch 
exakte  Etagennaht  können  Bauchbrüche  mit  Sicherheit  vermieden  werden. 
Tritt  ein  solcher  nach  Drainage  auf,  so  erfordern  die  kleineren  das  Tragen 
eiues  Brachbandes  oder  die  ausgedehnteren  eine  Radikaloperation  durch  An- 
frischung  und  exakte  Vemähnng  der  verschiedenen  Bauchwandschichten. 

Fehldiagnosen  sind  möglich  durch  Verwachsung  mit  typhösen  oder  tuber- 
kulösen Darmoperationen,  Darmeinklemmongen,  Pyosalpinx  etc. 

Bekommt  Körte  Fälle  jenseits  des  dritten  Tages  mit  lokalisierter 
Entzündung,  so  wartet  er  ah  und  inzidiert,  wenn  sich  ein  Abszess  bildet. 
Bei  378  Abszessinzisionen  hatte  er  eine  Mortalität  von  6,3  %,  bei  der  Radikal- 
Operation  im  Intermediärstadium  76  Fälle  15  '^/o.  Er  hält  deshalb  dieses 
Stadium  für  die  Radikalcperation  nicht  günstig,  ebensowenig  bei  Vorhanden- 
sein von  Peritonitis.  Vom  dritten  Tage  sinken  die  Chancen  beträchtlich. 
Verf.  bebandelt  diese  Patienten  mit  Magenansspülungen,  Darmeingiessnngen 
und  vor  allem  mit  reichlichen  Salzinfusionen.  Bei  600  Intervalloperationen 
hätte  Körte  1 ''/o  Mortalität,  erwartet  aber  auch  das  völlige  Abklingen  aller 
Ectzöndongseracheinungen  ab  und  operiert  erst  4 — 6  Wochen  danach.  Zu- 
weilen kann  eine  Appendizitis  durch  nervöse  Beschwerden  vorgetäuscht 
werden;  die  Exstirpation  auf  Grund  derartiger  neuralgischer  Beschwerden 
bat  kein  gntes  Resultat.  Dahingegen  schwinden  die  Erscheinungen  der  A. 
larvata,  bei  denen  infolge  von  abnormer  Lagerung  oder  Verwachsnngen, 
Schmerzen  und  Störungen  entstehen  nach  Entfernung  des  Wurmfortsatzes. 
Zweimal  fand  Körte  als  Nebenbefund  Adenokarzinome,  deren  Entfernung 
bis  jetzt  ein  gutes  Resultat  ergeben  hat.  In  der  an  diesem  Vortrag  an- 
schliessenden Diskussion  stellten  sich  weitaus  dife  meisten  Redner  auf  den- 
selben Standpunkt. 

Die  klinischen  Grundlagen  zu  den  Ausführungen  Körtes,  gewissermassen 
dieBeläge  für  die  in  ihnen  auBgesprochenen  Ansichten,  bat  Nordmann  (115) 
in  einer  ansf  ührlichen  Arbeit  niedergelegt,  die  sich  auf  1522  Fälle  stützt,  die  vom 
Jahre  1897  bis  März  1905  auf  der  chirurgischen  Abteilung  des  Krankenhauses 
am  Urban  zu  Berlin,  sowie  in  der  Privatpraxis  Körtes  zor  Beobachtung  kamen. 
Gestützt  auf  die  Untersucbtingen  Bendas,  die  dieser  an  frisch  entzündeten 
Wurmfortsätzen  gemacht  hat,  kann  Verf.  die  Ergebnisse  der  Meiseischen 
Forschung,  die  dabin  gehen,  dass  eine  primäre  Thrombose  der  Mesenterial- 
Tenen  die  Ursache  der  Entzündung  sei,  nicht  bestätigen,  er  glaubt  vielmehr, 
dass  die  Veränderungen  an  den  Gefässen  erst  sekundär  auftreten.  Die  Be- 
deutung der  Bakterien  als  Ursache  der  Appendizitis  ist  hingegen  nicht  zu 
rerkennen.  Ihre  Tiefenwirkung  kommt  aber  nur  bei  Vorhandensein  eines 
gewissen  Innendruckes  im  Wurmfortsatz  zustande.  Bei  1 10  bei  Frühoperationen 
gewonnenen  Wurmfortsätzen  fand  sich  in  80  ein  Hindernis  für  den  Abäuss  des 
Sekretes.  In  diesem  Sinne  sind  auch  die  Kotsteine  als  ätiologisches  Moment 
aifzufassen,  die  sich  in  40*^/0  aller  Fälle  fanden.  Unter  800  Fällen,  die  auf 
eigentliche  Fremdkörper  durchgesehen  wurden,   fanden  sich  solche  in  kaum 


Jahresbericht  fUr  Cbinirgie.    11.  Teil. 

spieleo  also  eine  ganz  geringe  Rolle  bei  der  Entstehnng  der  Äppen- 
Unter  500  Fällen  var  6mal  ein  Traama  angegeben,  an  das  sieb  die 
ing,   und  zwar   jedesmal  mit  Peritonitis,   direkt  angeschlosaen  hatte, 
annn    ist   der   Ansicht,    dass    das   Trauma   nicht   als   Ursache    der 
:itis,  wohl  aber  der  Peritonitis  in  Frage  kommt,  insofern  schon  vor- 
kraolchafte  Veränderung  des  Organs  bestanden  hat  und  der  Wunn- 
wahrscheinlich  schon  mit  infektiösem  Material  erent.  mit  Eiter  prall 
ar  und  durch  den  Stoss  zum  Bersten  kam.    Eine  Familiendisposition 
Appendizitis  konnte  nicht  festgestellt  werden;  ob  ein  Zusammenhang 
Influenza  besteht,  lasst  sich  nach  dem  vorliegenden  Material   nicht 
len.    Sicher  aber  bat  die  Zahl   der  Erkrankungen   in    den    letzten 
tetig  zugenommen  nnd  ist  der  Verlauf  jetzt  ein  schwererer   als  in 
Jahren.    Die  sorgfältige  Klassifizierung  der  einzelnen  Arten  der  Er- 
;en  liält  Verf.  für  nberöäseig  und  begnügt  steh  mit  der  Unterscbei- 
prengels    in    Ä.   simpiex    und    A.   destrnctiva.     Als   diagnostisch 
erscheint  die  Spannung  der  Baucfamuskulatur,  ist  diese  eine  allge- 
)  kann  man  von  vornherein  sagen,  dass  eine  aasgebreitete  Entzün- 
I  Peritoneums  vorliegt,  ist  die  Kontraktur  nur  auf  der  rechten  Seite, 
man  hoffen,  dass  der  Prozess  auf  die  Umgebung  des  Wurmfortsatzes 
kt  geblieben  ist.    Die  Leukozytenzälilung  leistet  nacb  den  Erfahrungen, 
Lrankenhause  am  Urban  gemacht  sind,  gar  nichts,    da  sie  besonders 
lg  im  Stiebe  lässt  und  geradezu  schädlich  werden  kann.     Die  Frage, 
or   der  Operation   erhobenen  Befunde   in  Einklang  zu   bringen   sind 
immten  Veränderungen  an  der  Appendix  und  in  der  Peritonealhöhle, 
neint  werden.     In  26''/o  der  akuten  Fälle  fand  sich  nur   eine    leicht 
ische   Bauchdecken Spannung    in    der    Ileocökalgegend ,    nennenswerte 
aerscheinungen   fehlen,    trotzdem    fand    sich    bei    der  Operation   nur 
eine  Endoappendizitis  in  den   übrigen  Fällen  meistens  ein  Empyem, 
der  Perforation  stand,   oder  schon   eine   komplette  Perforation.     Bei 
den  80  Frühoperationen   war   der  Verlauf  ein   ungestörter,   bei   vier 
stellte   sich   eine  Peritonitis  ein,   in   vier  Fällen   eine  Kotfistei,  die 
r  bald  spontan  schlAss.     Zweimal  entwickelte   sich   ein  Abszess.     Mit 
is  wurden  am  ersten  Tage  S,  am  zweiten  19,  am  dritten  30  KranVe 
r  in  der  freien  Bauchhöhle  operiert,  die  Gesamtmortalität  betrug  für 
nd  zwar  am  ersten  und  zweiten  Tage  zusammen  18,6o/o  am  dritten 
während  von  80  auf  den  Wnrmfort^tz  beschränkten  Erkrankungen 
m  Exitus  letalis  kam.    Von  den  57  Peritonitisfällen  hatten  29  einen 
ten  Verlauf,  7  mal  bildeten  sich  Kotfisteln,  von  denen  sich  drei  spontan 
,  vier  noch  eine  Nachoperation  erforderten.    Tritt  aber  eine  Darm- 
ein,  so  soll  man  mit  der  Enterostomie   nicht   zu   lange   warten,  da 
h  Anlegung  einer  solchen  oft  sofortige  Besserung  im  ganzen  Krank- 
i  sieht.    Zweimal  scbloss  sieb  an  die  Peritonitis  acuta  ein  subpbre- 
Vbszess  an.     Beide  gingen  in  Heilung  aus.     Auch  bei   den  mit  Peri- 
omplizierten  Fällen  bietet  der  Eingriff   in   den   beiden   ersten  Tagen 
te   der  Gefahren,   wie   am   dritten.     „Jede  Stunde  ist  hier   kostbar." 
ndet  sich  dann  zu  der  Differentialdiagnose  und  führt  die  Erkrankungen 
vent.  eine  Appendizitis  vortäuschen  können.    Es  folgt  die  Beschreibung 
inik.     Als  Schnitt  wird  der   sog.  Rektusrandscbnitt  angewendet,  die 
lile  wird  mit  feuchten,  heissen  Saizwasserkompressen  abgestopft,   der 
■tsatz  nach  der  Quetscbmetbode  entfernt  und  übemäht.    Bei  Eiler 


Voawinckel,  Appendiiitis.  7% 

iD  der  Baachhöhle  wird  diese  mit  grossen  Mengen  heisser  steriler  Kochsalz- 
lüjnng  ausgespült  und  die  Wunde  nicht  fest  vernäht,  sondern  ein  Drain  ein- 
biegt und  eine  Gegeninzision  am  Darmbeinkamm  angelegt  und  auch  in  dieses 
ein  Drain  eingeschoben.  Bei  Peritonitis  oder  drohendem  Kollaps  werden  nach 
der  Operation  Kochsalzinfusionen  und  Koffeininjektion  gemacht.  Tritt  Er- 
brechen  auf,  so  wird  nach  Bedarf  der  Magen  ausgespült 

Mnss  im  intermediären  Stadium  operiert  werden,  um  einen  perityphli- 
tischen Abszess  zu  eröffnen,  so  wird  in  den  meisten  Fallen  auf  eine  gleich- 
zeitige Entfernung  des  Wurmfortsatzes  verzichtet.  Oft  wurden  Abszesse  im 
kleinen  Becken  vom  Rektnm  aus  veröffnet,  bei  neun  Franen  von  der  Scheide 
aas.  Von  269  mit  Abszessinzisionen  behandelten  Kranken  machten  15  ein 
ganz  nngestortes  Krankenlager  durch,  4*^/0  starben.  Bei  124  wurde  später 
im  freien  Intervall  der  Wurmfortsatz  entfernt  (ohne  Todesfall).  Bei  76  Patien- 
ten wurde  zugleich  mit  der  Eröffnung  des  Abszesses  der  Wurmfortsatz 
exstirpiert  (mit  12  Todesfällen  =  16°/o].  Bei  Peritonitis  im  intermediären 
Stadium  soll  nicht  in  jedem  Falle  operiert  werden,  da  manche  auch  ohne 
Operation  in  Genesung  ausgeben.  Im  Kollaps  soll  nie  operiert  werden. 
Was  die  chronische  Appendizitis  anbetrifft,  so  stellt  Nordmann  den  Satz 
auf;  der  Mensch,  der  einen  Anfall  von  Blinddarmentzündung  durchgemacht 
hat,  mnss  von  seiner  Appendix  befreit  werden,  wenn  er  geheilt  werden  will. 
Als  Termin  gibt  er  an:  sechs  Wochen  nach  dem  Abklingen  aller  akuter  Er- 
scheinnngen.  Von  625  Intervalloperationen  starben  sechs,  also  nicht  ganz 
l^/o.  Zum  Schluss  behandelt  Nordmann  noch  das  Karzinom  und  die 
Tuberkulose  des  Wurmfortsatzes,  sowie  den  DarmTerschluss  infolge  von  Strängen, 
die  sich  nach  Appendizitis  gebildet  hatten. 

In  einer  zusammenfassenden  und  kritisch  betrachtenden  Arbeit  verficht 
Senni  (138a)  folgende  Anschauungen:  „Die  grossen  und  unvorhersehbaren 
Gefahren,  welche  jeder  Appendizitisanfall  in  sich  schliesst,  müssen  systematisch 
den  Eingriff  in  allen  FtÜlen  in  den  ersten  zwei  Tagen  anraten  oder  besser 
in  den  ersten  24  Standen  nach  seinem  Beginn.  Die  Reihe  der  klinischen 
Merkmale  verläuft  anfangs  nicht  parallel  zu  der  Ausdehnung  und  Schwere 
der  anatomischen  Alterationen,  sondern  einem  Symptomkomplex  von  leichtem 
Anschein  kann  eine  anatomische  Läsion  entsprechen,  welche,  wenn  geschont, 
unvermeidlich  zu  den  verhängnisvollsten  Folgen  führen  würde.  Demnach 
müssen  auch  die  anscheinend  nicht  schweren  Fälle  gleich  den  übrigen  inner- 
halb der  Initialperiode  des  Anfalles  operiert  werden.  Die  befallenen  Patienten 
aber  den  zweiten  Tag  hinaus  müssen  je  nach  der  Anwesenheit  und  der  Qua- 
lität der  Komplikationen,  die  sich  entwickelt  haben,  behandelt  werden:  a)  Bei 
einfacher  Appendizitis ,  bei  der  keine  Anzeichen  dafür  besteben ,  dase  das 
Peritoneum  in  Mitleidenschaft  gezogen  ist,  unterliegt  der  Eingriff  keinerlei 
Vorschrift.  Immerhin  jedoch  ist  es  klug,  damit  abzuwarten,  um  zu  ver- 
meiden, kleine  Eiteransammlungen  anzutreffen ,  welche  klinisch  unbekannt 
bleiben  können  und  in  deren  Folge  zu  dieser  Gruppe  irrigerweise  einige  Fälle 
gezählt  werden  können,  welche  vielmehr  zu  dem  Typus  der  durch  Abszess 
komplizierten  Appendiziten  gehörten,  b)  In  den  Fällen  von  Appendizitis  mit 
allgemeiner,  diffuser,  eiteriger  Bauchfellentzündung  muss  stets,  wenn  noch 
Zeit  ist,  schleunigst  durch  die  Operation  vorgesorgt  werden,  c)  In  den  Fällen 
Ton  Appendizitis  mit  Abszessbildung  ist  jedes  Mittel  znr  Begünstigung  der 
Resorbiemng  des  Exsudates  zu  versuchen,  um  dann  später  auf  dem  Kalt- 
wege  zn  operieren.    Anszuscheiden  ans    dieser  Begel  sind  jene  schwereren 


Jabreabericht  fUr  Chirorgie.    II.  Teil. 

le,  welche  infolge  ihres  hoben  septiecben  Index  mit  progressiven  Merk- 
len  in  der  Thennometerkurve ,  in  dem  Allgemeinbefinden  und  in  den 
alen  Vorgängen  auftreten.  Diese  sind  mit  einfacher  Onkotomie  zn  bebandeln. 
er  Versuch  einer  radikalen  Kur  ist  in  dieser  Periode  zu  proskribieren. 

Die  zweite  Phase  des  Appendizitisanfalles  beginnt  am  Ende  des  zweiten 
;es  nnd  dehnt  sich  bis  znm  Moment  des  Verschwindens  jeder  Spur  der 
iappendikulären  Ansammlung  aus.  Da  diese  Periode  nicht  immer  klinisch 
bestimmbar  ist  und  da  es  zur  Feststellung  des  Momentes,  in  dem  man 
Spätoperation  vornehmen  kann,  notwendig  ist,  deren  Daner  zu  kennen, 
ssen  wir  auf  Grand  der  Erfahrung  annehmen,  dass  dieselbe  2 — 8  Wochen 
ragt.  Demnach  darf  die  Operation  auf  dem  Kaltwege,  um  wirklich  diesen 
raen  zu  verdienen,  niemals  vor  Ende  des  zweiten  Monates  nach  dem 
iten  Anfall  ausgeführt  werden."  R.  Giani. 

Auch  nach  den  Aufzeichnungen  der  Heidelberger  Klinik  hat  sich  in  den 
iten  Jahren  die  Zahl  der  Appendizitisanfalle  ausserordentlich  vermehrt, 
b  verdreifacht.  Nach  Arnsperger  (4)  kamen  dort  im  Jahre  1^04  90 
le  vor,  von  denen  79  operiert  wurden.  In  den  letzten  ö  Jahren  wurden 
I  308  Patienten  280  operiert,  von  denen  27  starben,  das  bedeutet  für  das 
ize  Material  8,76  "/o,  für  die  operierten  Fälle  9,64  »/o  Mortalität.  J50  Inter- 
loperationen  ohne  Todesfall,  9  Operationen  bei  Tuberkulose  resp.  Aktino 
kose  des  Wurmfortsatzes  oder  Gökum  mit  2  Todesfällen,  121  Operationen 
akuten  oder  subakuten  Stadium  mit  25  Todesfällen  =  20,66  "r'o  Mortalität. 
)  letztgenannten  Operationen  werden  eingeteilt  in  solche:  1.  bei  Erkran- 
igen,  die  auf  den  Wurmfortsatz  beschränkt  waren,  2.  bei  lokaler  eitriger 
ritonitis  und  3.  bei  diffuser  eitriger  Peritonitis.  Zur  ersten  Gruppe  zählt 
rf.  10  Fälle  mit  1  Todesfall,  zur  zweiten  78  mit  7  Todesfällen  =  9^/0  und 
dritten  33  mit  17  Todesfällen  =  51,5  Mortalität.  HervorznhebeD  ist, 
>s  Arnsperger  in  der  Anlegung  eines  künstlichen  Afters  ein  wertvolles 
ttel  zur  Bekämpfung  der  diffusen  Peritonitis  sieht.  Die  Heidelberger  Klinik 
bt  nicht  auf  dem  Staudpunkte  der  kritiklosen  sofortigen  Operation  jedes 
gelieferten  Appendizitisfalles,  sondern  sie  behandelt  die  leichten  akuten 
fälle,  besonders  die  ersten,  konservativ.  Es  wird  eine  Eisblase  aufgelegt, 
iv  nie  Opium  gegeben,  bei  einer  eintretenden  Verschlimmerung  aber  sofort 
iriert.  Während  früher  bei  Abszessen  der  Wurmfortsatz  erst  sekundär 
fernt  wurde,  geschieht  dies  in  letzter  Zeit  meist  gleich  bei  Eröffnung  der 
eransammlung.  Die  Intervalloperation  ist  nur  dann  indiziert,  wenn  mehrere 
lische  Ani^lle  vorausgegangen  sind  oder  nach  dem  ersten  Anfalle  noch 
ijektive  Beschwerden  in  der  Blinddarmgegend  bestehen  oder  objektiv  sii-b 
-t  noch  ein  pathologischer  Befund,  Druckschmerz,  Resistenz  oder  lokale 
Ihong  des  Darmes  nachweisen  lässt. 

Verf.  resümiert  dahin:  die  günstigsten  Aussichten  auf  glatte  Heilung 
tet  stets  das  Intervallstadium;  im  akuten  Anfall  muss  man  sofort  operieren, 
lald  irgendwelche  bedrohliche  Erscheinungen  vorhanden  sind;  es  gibt  aber 
:h  ganz  leichte  Anfälle,  die  bei  genauer  dauernder  chirurgischer  Aufsicht 
iservativ  behandelt  und  sodann  im  Intervall  operiert  werden  können. 

V.  Hippel  (68)  nimmt  an,  dass  das  häufigere  Auftreten  von  Appen- 
itis  in  letzter  Zeit  einesteils  nur  scheinbar  sei,  vorgetäuscht  durch  die 
isere  Diagnosenstellung,  anderenteils  aber  in  Wirklichkeit  bestehe.  Er  sieht 
1  Grund  nicht,  wie  andere,  in  dem  vermehrten  Fleischgenoss,  eher  scheint 
Q  ein  Zusammenhang  mit   akuten  Infektionskrankheiten,    insbesondere  der 


Taawinck«!,  App«Ddizitis.  797 

Intlaeiiza,  za  bestehen,  worin  ihn  die  Untersuchtuigen  Aschoffs  über  die 
bifektion  der  Äppendixtonsille  bestärkt  haben.  Jedoch  ist  er  der  Ansicht, 
dass  dessen  Behauptung,  dass  eine  cbronische,  ernste  Veränderungen  an  dem 
Wannfortsatz  schaffende  Entzündung  nicht  oder  nur  ganz  ausnahmsweise 
Torkommen  und  dass  alle  derartige  Veränderungen  die  Residuen  akuter  Ent- 
bindungen seien,  mit  den  klinischen  Tatsachen  nicht  tibereinstimmen.  Er 
führt  dafür  Beispiele  aus  der  Praxis  an.  Dass  man  auch  die  Wichtigkeit 
rein  mechanischer  Momente  für  das  Entstehen  der  Appendizitis  nicht  unter- 
schätzen dürfe,  beweisen  ihm  die  Untersuchungen  Bendas.  Therapeutisch 
steht  er  auf  dem  Standpunkt,  dass  jeder  einmal  entzündet  gewesene  Wurm- 
fortsatz entfernt  werden  müsse,  aber  erst  nach  Abklingen  aller  entzündlichen 
Erscheinungen,  ebenso  sind  zu  operieren  die  chronischen  Fälle,  in  denen  fort- 
während Beschwerden  bestehen.  In  bezug  auf  die  akuten  Fälle  ist  v.  Hippel 
strenger  Anhänger  der  Frühoperation.  Er  wendet  den  Rektusrandschnitt  an 
imd  die  Quetschmethode  mit  dem  Enterotrib.  Seine  Erfahrungen  für  diese 
Darlegungen  hat  er  an  64  Fällen,  von  denen  50  operiert  wurden,  gesammelt. 
Es  starben  davon  4  im  intermediären  Stadium  operierte. 

Das  Resultat  seiner  Erfahrungen  über  Frühoperationen  bei  akuter 
Appendizitis  legt  Krogius  (89)  in  folgenden  Sätzen  nieder: 

Die  Frühoperation  bei  akuter  Appendizitis  ist  ein  unschätzbares  Mittel 
eioen  schweren  Appendizitisanfall  abzuschneiden  und  die  Sterblichkeit  bei 
dieser  Krankheit  auf  ein  Minimum  herabzubringen.  Nicht  bei  allen  Appen- 
diiitisanfallen  ist  eine  frühzeitige  Operation  indiziert,  sondern  diese  ist  nur 
auf  Grund  bestimmter  Indikationen  vorzunehmen.  In  den  entschieden  leichten 
Fällen,  wo  kein  Symptom  geeignet  ist,  Besorgnis  zu  erregen  und  wo  der  Verlauf 
sich  als  eine  gleich  nach  dem  ersten  Erkranken  beginnende  und  sodann  gleich- 
massig  fortBcbreitende  Besserung  darstellt,  ist  jede  Operation  während  des  Anfalles 
nnnötig.  Frühzeitige  Operation  ist  dagegen  in  allen  schweren  Fällen  indiziert, 
wo  die  Symptome  auf  einen  drohenden  oder  bereits  erfolgten  Durchbruch 
des  infektiösen  Wurmfortsatzinhalta  in  die  Peritonealhöhle  hindeuten.  Die 
frühzeitige  Operation  sollte  im  allgemeinen  so  bald  wie  möglich  nach  dem 
Aoftreten  solcher  Symptome,  welche  die  Operation  indizieren,  vorgenommen 
werden  und  muss,  um  auch  in  den  zu  diffuser  Peritonitis  neigenden  Fällen 
gate  Aassichten  zur  Rettung  des  Patienten  darzubieten,  binnen  höchstens 
36  Stunden  nach  dem  heftigen  Erkranken  bezw.  nach  dem  ersten  Auftreten 
Terhältnismässig  schwerer  Symptome  bewerkstelligt  werden. 

Guidi  (52 a)  bat  19  Fälle  von  Appendizitis  operiert:  14  in  den  ersten 
24-48  Stunden,  2  am  neunten  Tage,  drei  am  vierten.  Bei  den  beiden  am 
nennten  Tage  operierten  Patienten  handelte  es  sich  um  Appendicltis  per* 
forativa  mit  Bildung  einer  reichlichen  periappendikulären  Eiteransammlung ; 
der  Ausgang  war  in  einem  Falle  gut,  in  dem  anderen  tödlich,  jedoch  infolge 
dazwischenkommender  Erkrankung.  Die  am  vierten  Tage  operierten  Patienten 
»igten  fortschreitende  diffuse  Peritonitis  infolge  von  gangränöser  Appendizitis. 
Voa  ihnen  starben  zwei,  einer-geuas.  Bei  den  14  innerhalb  der  ersten  24 — 48 
Stunden  operierten  Fällen  traf  er  alle  anatomischen  Varietäten  appendikniärer 
Phlogosen:  von  der  leichtesten,  nur  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung 
etkennbaren  Grube  bis  zu  den  frühzeitig  durchbohrenden  Formen,  verbunden 
mit  mehr  oder  minder  schweren  peritonealen  Komplikationen.  In  allen  Fällen 
«nielte  er  vollkommene  und  dauernde  Heilung. 


km 


1 1  p  1 


-**M 


t; 


*? 


:=e 


*> 


^.  :  *ii 


'  >    *    .     ,    '  f 


H 


>iM 


»:;;^' 


i 


!  »J 


f'i 


I 


in- 


798 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 


Der  Verf.  erklärt  sich  für  den  möglichst  frühzeitigen  Eingriflf  and  be- 
kämpft jeglichen  Versuch  medikamentöser  Behandlung,  da  er  dieselbe  für  er- 
folglos und  gefährlich  hält;  als  Einschnitt  zieht  er  der  Unterleibsmediane  einen 
ungefähr  10  cm  langen,  leicht  gebogenen,  mit  der  Konkavität  der  Mittellinie 
zugekehrten  Einschnitt  vor,  der  zwei  Finger  breit  vor  dem  vorderen  oberen 
Hüftendorn  verläuft,  welcher  der  Hälfte  der  Inzision  selbst  entspricht. 

R.  Griani. 

Dörfler  (38)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  bei  180,  teils  intern, 
teils  operativ  behandelten  Appendizitisfällen.  Seitdem  er  sich  vor  etwa 
3Vs  Jahren  entschlossen  hat,  jeden  Fall,  welcher  irgend  ein  ernstes  Symptom 
zeigte,  sofort  zu  operieren,  haben  sich  seine  Erfolge  bedeutend  gebessert,  da 
die  Mortalität  von  18,8  auf  5,5  ®/o  fiel.  Von  den  66  Patienten,  die  er  von 
Anfang  an  behandeln  konnte,  starb  nur  1  =  1,5  Vo  Mortalität.  Dörfler 
hält  die  Frühoperation  vor  Etablierung  einer  allgemeinen  Peritonitis  für  ge- 
fahrlos sicher  und  leicht  ausführbar.  Die  besten  Resultate  erhält  man,  wenn 
man  sowohl  in  den  frischeren,  als  auch  in  den  verschleppteren  Fällen  von  der 
freien  Bauchhöhle  aus  gegen  den  entzündlichen  Tumor  vorgeht. 

Haberer  (55)  hat  313  Fälle,   die   von   v.   Eiselsberg  und   seinen 
Assistenten  teils  in  Königsberg  teils  in  Wien  operiert  wurden,  zusammen- 
gestellt, um  sowohl  die  momentanen,  als  vor  allem  die  Dauerresnltate,  welche 
die  operative  Behandlung  der  Appendizitis  in  den  verschiedenen  Phasen  der 
Attacke  zeitigt,  miteinander  vergleichen  zu  können.    Davon  kommen  auf  Früh- 
operationen (innerhalb  der  ersten  48  Stunden)  15  mit  14  Heilungen,  auf  Spätope- 
rationen 99  mit  64  Heilungen,  auf  Operationen  im  Intervall  199,  die  alle  geheilt 
wurden.    Hinzugefügt  sind  41  nicht  operierte  Fälle,  von  denen  38  in  Heilang 
ausgingen.    Die  Dauerresultate  konnten  bei  96  Patienten  ermittelt  werden. 
55  von  ihnen  sind  seit  der  Operation  völlig  beschwerdefrei,  40  Patienten  aber 
haben  mehr  oder  minder  hochgradige  Beschwerden,   die  teils  bloss  in  hart- 
näckiger Stuhlträgheit,   teils  aber  sogar  in  hochgradigen  Schmerzen,  ja  in 
Kolikanfallen,  wie  sie  vor  der  Operation  bestanden  hatten,  sich  äussern.    Ein 
Patient  starb  Vh  Jahre  nach  der  Appendizektomie,  nachdem  er  3V2  Monat« 
zuvor  wegen  Cökalkarzinom  nochmals  operiert  worden  war.     Hab  er  er  fasst 
die  Gesichtspunkte  für  die  Behandlung  der  Appendizitis  in  folgende  Sätze  zu- 
sammen : 

1.  Alle  innerhalb  der  ersten  48  Stunden  nach  der  Erkrankung  einge- 
brachten Patienten  sind,  falls  keine  schwerwiegenden  Kontraindikationen 
bestehen,  der  Frühoperation  zu  unterziehen. 

2.  Dauert  der  Anfall  länger  als  48  Stunden,  so  ist  er  unter  strenger 
Beobachtung  des  Patienten  exspektativ  zu  behandeln.  (Zuwarten  mit  dem 
Messer  in  der  Hand.) 

3.  Die  Operation  ist  geboten  während  des  Anfalles  bei  Abzessbildnng. 
Dabei  beschränke  man  sich  auf  die  einfache  Spaltung  des  Abzesses  und  ent- 
ferne die  Appendix  nur  in  den  Fällen,  wo  er  vollkommen  frei  zutage  liegt. 
Für  die  übrigen  Fälle  ist  die  sekundäre  Appendizektomie  vorzuziehen. 

4.  Bei  diffuser  Peritonitis  wird  das  Abdomen  weit  eröflfnet,  das  Peri- 
toneum reichlich  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  ausgespült,  die  Appendix, 
wenn  irgend  möglich  —  meistens  ist  es  leicht  —  entfernt.  Das  Hauptgewicht 
der  Nachbehandlung  liegt  in  subkutanen  Kochsalinfusionen  und  Herzexzitantien. 


H 


♦    f  ■  I  ; 


Voawinokel,  AppendiziUs.  799 


';  -( 


I  '  .  .i  ■     ;  t 

<        .  (  ■         :•  ■ 


1  .'■.■' 


i1 


^  ■     •'■.■;.■..'.■ 

■    •  .       •  ■•  •  .    ■  '  . 

.<    .  »  :          ;  .  .       . 

i  ■  ,  ,  '    t     '     I       i-  ■  •              ' 

<  »   *  I.     •          ■                             I    . 

i;  ■  '  5'    t    ..   ..     '  :• 

'!  ^  ■      •     ■     ■               ' 

:  ■■  ■  ■     .  f.  '  '     .      ■  • 
■  ■■'•»:•..■'     '  ■ 


» ■ 

'  ■  < 


V 


5.  Für  die  Fälle  von  chronischer  Schwielenbildung  empfiehlt  sich  die 
DarmaxLsschaltung,  es  soll  aber  bloss  dann  operiert  werden,  wenn  bei  längerem 
Zuwarten  der  Patient  herunterkommt. 

6.  Die  Intervalloperation  soll  erst  nach  Ablauf  sämtlicher  lokaler  und 
AUgemeinsymptome  ausgeführt  werden. 

In  einem  Vortrag  der  wissenschaftlichen  Versammlung  des  Wiener  mediz. 
Doktor  kolleginms  gibt  Hab  er  er  (57)  einen  Überblick  über  die  Entwickelung 
und  den  heutigen  Stand  der  Appendizitisfrage.  Er  kommt  nach  einem  histo- 
rischen Überblick  zu  denselben  Schlussfolgerungen  wie  in  der  vorher  ange- 
fahrten Arbeit. 

Bauer  (12a)  fasst  seine  Ansichten  über  die  operative  Behandlung  der 
akuten  Appendizitis  in  folgenden  Sätzen  zusammen:  Patienten  mit  nicht  be- 
grenzter Appendizit-Peritonitis  und  Patienten  mit  hochgradiger  Allgemein- 
infektion ohne  Peritonitis  müssen  unbedingt  operiert  werden  und  zwar  so 
bald  als  möglich,  am  liebsten  eine  bis  zwei  Stunden  nach  der  Erkrankung. 
Patienten  mit  begrenzter  Appendizit-Peritonitis  werden  durch  möglichst  früh- 
zeitige Operation,  mit  Entleerung  des  eventuell  vorhandenen  Eiters  und  Ent- 
fernung der  Appendizitis,  am  sichersten  auf  einmal  von  der  Krankheit  und 
von  der  Ursache  derselben  befreit.  Patienten  mit  akuter  Appendizitis  ohne 
oder  mit  sehr  unbedeutender  Affektion   des  Peritoneums  und  mit  gelinden 

Allgemeinsymptomen  können  unter  exspektativer  Behandlung  von  den  akuten 

Symptomen  frei  werden  und  werden  dies  gewöhnlich. 

Hj.  von  Bonsdorff. 
Lindströms  (95a)  Statistik  umfasst  150  Fälle  von  Appendizitis,  wo- 
von 126   operiert  wurden,    und   zwar  66  während   freier  Zwischenzeit  ohne 

Todesfall  und  60  während  eines  Anfalles  mit  18  Todesfällen.    Die  Mortalität 

der  Operierten  war  von  den  am  1.  und  2.  Tage  Operierten  22  7o,  am  3. — 5. 

Tage  60  ^'o,   nach  dem  5.  Tage  100 ®/o.    Bezüglich  der  Indikation  zur  Ope- 
ration schliesst  sich  Lindström  der  von  Krogius  ausgesprochenen  Auf- 
fassung an.  Hj.  von  Bonsdorff. 
Unter  Mitteilung   von  Q.Krankengeschichten   und  einer  Statistik  über 

44  Fälle  stellt  Kraft  (88)  die  Grundsätze  fest,  nach  denen  die  Appendizitis 

auf  der  von  ihm  geleiteten  chirurgischen  Abteilung  des  Kopenhagener  Neuen 

Frederiksberg  Krankenhauses   behandelt  wird.     Sein  Standpunkt   entspricht  '.         /    T  '    !       '1 

etwa  dem  individualisierenden  von  Lennander,    d.  h.   sofortige  Operation 

schwerer  Fälle,  strenge  Überwachung  leichter,   um  beim  ersten  ungünstigen 

Zeichen  eingreifen  zu  können. 

Dowd  (39)   hat  im  Kinderhospital  in  New-York  seit  1905   70  Kinder 

im  Alter  von  2 — 15  Jahren  wegen  Appendizitis  operiert.    Er  teilt  die  Fälle 

ein  in  1.  Frühoperationen  bis  zu  48  Stunden,   2.  spätere  akute  Fälle,   die 

sich  im  fortschreitenden  oder  auch  zurückgehenden  Stadium  befinden,  3.  —22. 

Tag  und  3.  Intervalloperationen.     Die  erste  Gruppe  umfasst  11  Fälle,  davon 

6  mit  perforiertem  Wurmfortsatz,  4  mit  beginnender  Peritonitis.   Alle  gingen 

in  Heilung  aus.    Zur  2.  Gruppe  gehören  32  mit  3  Todesfällen^  19  von  ihnen 

hatten   diffuse   Peritonitis.     Bei    Abszessen   wurde    nur    drainiert,    bei    den 

schweren  Fällen  von  diffuser  Peritonitis  die  Bauchhöhle  mit  Salzwasser  aus- 
gespült.   Bei  der  3.  Gruppe,  den  Intervalloperationen,  kam  kein  Todesfall 

vor.     Dowd  ist  der  Ansicht,  dass  der  Prozentsatz   der  schwereren  Fälle  bei  ^•*       '  ?  \  t 

Kindern  grösser  ist  als  bei  Erwachsenen.    Er  fasst  seine  Erfahrungen  dahin 

zusammen :  1.  die  Appendizitis  bei  Kindern  verläuft  schneller  und  tückischer. 


1. 1  - 


•^, ■;;■■■.  ■  f 


■'  '  ■     .         1  . 


^^ '■■'-•! 


- » . 


:      ,         ( 


,     4 


•■*-      ..     ■ 


c .   i  '  .'       t 

■I     •  ■  ■ 

--'(■' 

■'  >     «    r  1 

»■ 

.     .  .     1  . 

I»  ■  .  , 


1  ' 


'.■  I 


1 


.!:-;'M: 


r 


I 


I 


.1  >;  I: 


0  JahreHbariolit  fQr  Cbirnrgis.     II.  Teil. 

der  Prozentsatz  der  difToBen  und  allgemeinen  Peritonitis  ist  grösEer,  da 
is  Netz  weniger  geeignet  ist,  die  entzündete  Appendix  einzuhüllen,  3.  es 
istehen  stets  Schmerzen,  4.  es  tritt  fast  immer  Erbrechen  anf,  5.  die  Pal- 
ition  des  Abdomens  ist  in  den  meisten  Fällen  ausreichend,  jedenfalls  melir 
ie  beim  Erwachsenen,  6.  Verstopfung  ist  seltener,  7.  die  Neigung  zu  allge- 
einer  Peritonitis  ist  grösser,  deshalb  ist  8.  während  des  akuten  Stadiums 
des  Verzögern  der  Operation  mit  grösserer  Geiahr  verbunden  wie  beim  Er- 
achsenen. 

König  (S5}  wendet  sieb  gegen  die  Ansicht  von  Gerwin,  die  dieser 
einem  Artikel  in  der  Septembemommer  des  Medico  veröffentlicht  hat  und 
dem  er  der  konservativen  Behandlung  der  Appendizitis  das  Wort  redet, 
erwin  will  in  seiner  15  jährigen  Praxis  keinen  Blinddarmkranken  ver- 
ren  haben,  „trotzdem,  oder  vielleicht,  weil  er  keinen  operieren  liess^. 
Önig  legt  an  der  Hand  der  anatomischen  und  pathologischen  Verhältnisse 
ir,  dass  der  Wurmfortsatzentzündong  mit  allgemein  septischen  Erscheinangen 
it  und  ohne  Metastasen  nur  durch  Operation  beizukommen  ist;  aber  auch 
sr  forUcbreitenden  Banchfellentzündungen  gegenüber  dürfe  niemand  ab- 
ärtend  verharren,  er  betont  dabei,  dass  nicht  erst  dann  Peritonitis  vorliege, 
renn  die  Augen  tief  liegen,  die  Nase  spitz,  der  Puls  klein  und  frequent, 
tr  Bauch  hoch  und  regungslos  ist  und  der  Patient  mühelos  seinen  dünnen 
arminhalt  herausgibt",  schon  viel  früher  muss  der  Arzt  die  Ansicht  eines 
liirurgen  einholen.  Auch  wenn  ohne  allgemeine  Erscheinungen  nach  einigen 
ägen  die  Temperatur  massig  ansteigt,  will  König  operativ  eingegriffen 
issen.  Ebenso  rät  er  jedem,  der  einen  schweren  oder  auch  mehrere  leichte 
nfälle  überstanden  hat,  die  Intervaltoperation  an.  Von  einem  auch  stunden- 
ngen  Transport  hat  König  selbst  bei  progredient  eitriger  Peritonitis  keinen 
achteil  gesehen,  er  verdankt  im  Gegenteil  dein  gerade  ein  paar  Operationen 
it  erfreulichstem  Erfolg. 

Schwarzkopf  (138)  wirft  die  Frage  auf,  was  tut  der  Landarzt,  wenn 
'  eine  Appendizitis  diagnostiziert  hat,  und  beantwortet  dieselbe  folgender- 
assen:  Ist  der  Transport  halbwegs  durchführbar  und  ein  Spital  in  der 
ähe,  so  ist  die  Überführung  dorthin  schleunigst  vorzunehmen.  Sind  diese 
edingongen  nicht  vorhanden,  so  muss  bei  drohender  oder  schon  vollzogener 
erforation  gerade  so  gehandelt  werden,  wie  bei  einem  eingeklemmten  Bruch, 
chwaizkopf  hält  die  Technik  für  leichter  und  den  Apparat  für  kleiner 
B  bei  der  Hemiotomie.  Zwei  Kollegen,  von  denen  einer  die  Narkose,  der 
idere  die  Assistenz  übernimmt,  sind  wohl  immer  zu  haben.  Der  Schnitt 
ill  gross  gemacht  werden  und  die  Bauchhöhle  ausgiebig  drainiert,  eventnell 
uss  eine  Gegeninzision  in  der  Leudengegend  angelegt  werden.  Der  Wurm- 
irtsatz  soll  erst  sechs  Wochen  nach  Verlassen  des  Krankenlagers  entfernt 
erden. 

Inge  (76)  wirft  die  Frage  auf:  Was  sollen  wir  tun,  wenn  wir  zu  einem 
luten  Appendizitisfall  gerufen  werden,  bei  dem  es  für  eine  Frühoperation 

1  spät  nnd  für  eine  Spätoperation  noch  zu  früh  ist?  Er  adoptiert  hier  die 
cspektative  Methode  vonÖchsner,  der  durch  Magenausspülungen,  absolute 
uhe  und  Verbot  jeglicher  Nahrung  die  Peristaltik  verhindern  nnd  die  Ad- 
isionsbildung  befördern  will,  um  die  Infektion  zu  lokalisieren.  Ist  ein  deut- 
cher  Tumor  zu  fühlen,  so  macht  Inge  ausserdem  eine  kleine  Inzision 
itichwunde)  durch  die  Bauchdecken  bis  auf  denselben.  Fliesst  Eiter  aus, 
>  legt  er  ein  höchstens  federkieldickes  Drain  ein,  fliesst  nur  Serum  ans, 


ToBwinekel,  Appeadizitia.  801 

etoen  Gazestreifen,  um  den  Strom  des  infektiösen  Materials  Ton  der  Bauch- 
höhle nach  aussen  leiten.  Mnrph;  hat  ober  16  so  behandelte  Fälle  be- 
richtet, TOD  denen  er  keinen  verlor.  Er  bringt  nach  Einführung  des  Drains 
in  den  retrovesikalen  Raum  in  eine  halbsitzende  Stellung  und  siebt  von  jeder 
Ansspülang  ab.  Inge  fuhrt  zum  Schluss  noch  einen  von  ihm  selbst  behan- 
delten Fall  an,  der  zur  Heilung  kam. 

Riedel  (130)  empfiehlt  bei  der  Appendizitisoperation  einen  Schnitt, 
den  er  Zickzackschnitt  nennt  und  folgfindermassen  beschreibt:  Hautochnitt 
1  ','t  cm  oberhalb  der  Lig.  Poup.  Spaltung  des  Obl.  ext.  und  seiner  sehnigen 
Ausbreitung  in  der  Richtung  der  Fasern.  Der  Muskel  selbst  vird  meist  nur 
in  der  Länge  von  I — 2  cm  gespalten,  von  dort  aas  läuft  der  Schnitt  nicht 
mehr  ganz  parallel  dem  Hantschnitte,  sondern  mehr  nach  der  Symphyse  zu. 
Stumpfe  Ablösung  der  Aponenrose  des  Obliq.  ext.  nach  oben  bis  über  die 
ättssere  Rektosscbeide  hinaus  nach  unten  bis  znm  Lig.  Poup.  An  den  Um- 
schlagfalten wird  eine  Seidenoaht  ein-  and  durch  die  Haut  eben  jenseits  des 
Nabels  nnten  am  Oberschenkel  ansgestossen.  Durch  Anziehen  und  Knöpfen 
dieser  Fäden  wird  die  sehnige  Platte  samt  Haut  und  subkntanem  Fettgewebe 
Dach  oben  und  unten  hin  evertiert  gehalten ;  in  dem  dadurch  entstandenen 
elliptischen  Defekte  liegt  jetzt  der  rechte  Obliq.  intern,  vom  Lig.  Poup.  bis 
zum  lateralen  Rande  des  Muse,  rectus  frei.  Dieser  wird  in  der  Richtung 
seiner  Fasern,  aber  1  cm  vom  Lig.  Poup.  beginnend,  weil  sonst  die  N.  ileo- 
hypogastricns  et  ileoinqninalis  getroffen  würden,  bis  znm  Rektusrande  hin 
dnrchtrennt,  sodann  noch  die  vordere  Scheide  des  Rektus  in  gleicher  Rich- 
tung 2  cm  weit  unter  Emporbebnng  der  Obliq.  extern.  Faszien  gespalten. 
Ebenso  wird  der  jetzt  freiliegende  M.  transversus  bis  zum  Rektus  hin  in 
seinem  Faserverlauf  gespalten  und  schliesslich  die  Fascia  transversa.  Durch 
die  Schnittränder  des  Obl.  intern.,  des  transversus  und  der  Fascia  transversa 
kommt  jetzt  abermals  eine  Seidennaht,  sie  wird  oberhalb  und  unterhalb  der 
Wunde  dnrch  die  Haut  gestochen,  knüpft  man  jetzt,  so  resultiert  ein  ellip- 
tischer Defekt,  in  dem  das  Peritonem  frei  liegt,  das  nach  Bedeckung  der 
Wnndränder  vorsichtig  wegen  der  eventuell  anliegenden  Darmschiingen  eröff- 
net wird.  Mit  Haken  lässt  sich  jetzt  die  Wunde  erweitern  und  gibt  einen 
guten  Einblick  in  die  Bauchhöhle.  Die  Wiedervereinigung  geschieht  durch 
Catgutnaht  der  tiefen  Ellipse,  nachdem  die  Seidenfäden  gelöst  sind.  M.  obliq. 
intern.,  transversus,  Fascia  transversa  and  Peritoneum  werden  mit  2  Nähten 
hart  am  Wnndrand  durchstochen,  dann  folgt  Vereinigung  der  vorderen  Scheide 
und  des  Rektus  durch  eine  Naht.  Dann  Nabt  der  Obliq.  ext.  durch  Catgut  und 
der  Haut  durch  Seide.  Die  ganze  Operation  inklusive  Appendizektomie  soll 
nur  15  Minuten  in  Ansprach  nehmen  und  eine  Hernienbildung  völlig  ausge- 
schlossen sein. 

Riedel  bat  in  den  letzten  l'/i  Jahren  S.*)?  Fälle  operiert.  Alle  Kranken, 
die  zar  Aufnahme  kamen,  wurden  der  Operation  unterzogen  and  zwar  300 
im  Anfall,  57  intermediär,  letztere  ohne  Todesfall.  Alle  im  Laufe  von  36 
Stunden  Operierte  genasen,  abgesehen  von  einem  Kinde  mit  schwerer  Perito- 
nitis. Dreimal  trat  der  Tod  ein  bei  Operationen  nach  48  Stunden,  nach 
3  Tagen  2  mal,  nach  4  l'agen  4  mal.  In  Summa  sind  21  Pattenten  gestorben, 
davon  16  an  Peritonitis,  3  an  Pneumonie,  einer  an  Perforation  eines  sub- 
phrenischen  Abszesses,  einer  an  Perforation  des  erweichten  Ösophagus  in  die 
Brusthöhle.  Fast  ausnahmslos  wurde  mit  dem  Zickzackschnitt  operiert.  „^^^ 
Kranke  soll  operiert  werden,  sobald  man  ihn  sieht," 


9S  J»hreaberiefat  lOi  Cliinirgie.    II.  TmI. 

Ghaptit  (29)  operiert  mit  einem  Horizontalscbnitt,  der  an  der  Spin. 
sup.  ant.  beginnt  and  die  Moskelfasem  schont.  Dieser  Schnitt  b^^stige 
die  Draini^e  nach  a]len  Richtungen  bin.  Ist  man  gezwungen,  zn  drainieren, 
so  kann  man  bei  diesem  Schnitt  darch  die  Seknndäraabt  am  6.  Tage  jeden 
Bauchbrnch  vermeiden. 

Der  Wormforteatz  mnss  in  seinem  Cökalansatz  abgetragen  nnd  dnrch 
Etagennaht  versenkt  werden.  Bei  Bet^enabszesBen  und  allgemeiner  Perito- 
nitis drainiert  Verf.  vom  Rektum  oder  der  Vagina  her  aus.  Er  hält  die 
Stovainanästhesie  bei  nicht  nervösen  erwachsenen  Personen  ffir  sehr  vor- 
teilhaft. 

Gösset  (52)  bevorzngt  die  Schnittrichtnng  nach  Mac  Barney  mit 
leichter  Modifikation.  Er  durchtrennt  die  Banchmuskehi  stumpf  in  der  Rich- 
tung ihres  Verlaufes  mit  Schonung  der  GefSfise  und  Nerven.  Die  Wunde  wird 
durch  einen  Ecarteur  auseinander  gehalten.  Durch  die  Lage  mit  etwas  er- 
höhtem Becken  glaubt  er  den  Wurmfortsatz  leichter  finden  und  vorziehen  za 
können.  Den  Stumpf  des  abgebundenen  und  mit  dem  Thermokauter  abge- 
tragenen Wurmfortsatzes  versenkt  er  durch  eine  Tahaksbeutelnaht. 

Hahn  (59)  legt  den  Schnitt  am  lateralen  Rande  des  Rektns  an.  Unter 
Schonung  der  Nerven  nnd  Gefässe  wird  dieser  nach  einwärts  gezogen  und 
dann  dae  Peritoneum  eröffnet.  Der  Schnitt  soll  so  klein  wie  möglich  gemacht 
werden.  Haaptschnitt  3 — 4  cm,  bei  fetten  Bauchdecken  höchstens  6 — 7  cm, 
der  Schnitt  durch  den  übrigen  Teil  der  Banchwand  nur  2V»— 3  cm,  also  nnr 
80  gross,  dass  der  linke  Zeigefinger  in  die  Bauchhöhle  dringen  kann.  Haha 
behauptet,  die  Appendix  dann  finden  zu  können,  indem  er  sich  von  dem  Ge- 
fühl leiten  lässt  nnd  zwar  in  jedem  Falle,  mögen  die  Veränderungen  von  dem- 
selben und  in  seiner  Umgebung  auch  noch  so  bedeutend  sein.  Eventuelle 
Verwachsungen  werden  stumpf  mit  dem  Zeigefinger  gelöst  und  die  Appendix 
hervorgeholt.  Bei  eitrigen  Prozessen  wird  die  bis  zum  Cökum  isolierte  Appendix 
nach  einfacher  Umschnürung  mit  einem  Catgutfaden  abgetragen  nnd  das  Cökum 
reponiert,  bei  nicht  eitrigen  wird  der  Stumpf  vorher  mit  Seide  übemäbt. 

Haberer  (56)  wendet  sich  gegen  die  von  Hahn  empfohlenen  kleinen 
Schnitte  durch  die  Rektusscheide  bei  der  Operation  der  Appendizitis.  Er  ver- 
steht nicht,  dass  ein  einziger  tastender  Finger  ohne  Eontrolle  des  Anges  seine 
Aufgabe  leichter  erfüllen  soll,  als  dies  beim  grossen  Schnitt  dnrch  Znsamnien- 
wirken  von  Auge  und  Hand  möglich  ist.  Bei  der  Frnhoperation  verwirft  er 
die  Methode  Hahns  absolat,  da  durch  ein  so  blindes  Vorgehen  eine  bereite 
vorbereitete  Perforation  der  Appendix  komplett  und  dadurch  der  Patient  in 
Lebensgefahr  gebracht  werden  könne.  Im  intermediären  Stadium  werde  durch 
das  ganz  blinde  und  daher  planlose  Lösen  von  Adhäsionen  sicherlich  viel 
Unheil  angerichtet.  Aber  anch  bei  Abszessinzisionen ,  bei  denen  wohl  ein 
kleiner  Schnitt  ausreiche,  sei  eine  seitliche  Inzision  der  perrektalen  vorzu- 
ziehen, da  sie  entschieden  günstigere  Abfiussbedingungen  schaffe.  Bei  diffuser 
Peritonitis  seien  nur  grosse  Schnitte  zn  empfehlen,  sei  es,  dass  man  Anhänger 
der  Spülmethode  oder  der  Drainage  sei.  Höchstens  bei  moribunden,  d.  h. 
eigentlich  inoperablen  Patienten  könnte  eine  knopflochförmige  Inzision  in  Frage 
kommen,  diese  sei  dann  aber  in  der  Linea  alba  anzulegen.  Bei  der  Intervall- 
operation würde  man  bei  schwierigen  Verhältnissen  den  Wurmfortsatz  in  vielen 
Fällen  gar  nicht  finden,  oder  oft  durch  das  unkontrollierbare  Zerreissen  derber 
Adhäsionen  leicht  schwere  Nebenverletzungen  (Darm,  Blase)  setzen.  Schliess- 
lich glaubt  T.  Haberer,  dass  durch  die  kleinen  Inzisionen  Wimdverhältnisse 


VoBwJDckel,  Appendiiiti«.  803 

geschaffen  verden,  die  das  Anftreten  poatoperativer  Komplikationen  (Adhäsions- 
beschwerden, Darntstenosen)  begünstigen. 

Kölliker  (84)  bedient  sich  bei  der  Resektion  des  Wurmfortsatzes 
eines  Schnittes,  der  wenig  verletzend  sein  und  vor  Baucbbrüchen  ebenso 
schützen  soll  wie  die  Etagennaht.  Er  beginnt  am  M.  Bnrnej'echen  Pnnkte 
nnd  verlänft  in  der  Richtung  nach  der  Mitte  der  Symphyse  etwa  8  cm  ab- 
wärts. Die  Aponeuroae  des  Obliq.  ext.  wird  gespalten  and  das  vordere  Blatt 
der  Rektnsscbeide  zu  einem  Drittel  bis  zm-  Hälfte.  Der  Rektua  wird  alsdann 
stampf  gelöst  nnd  mit  Haken  medial  verschoben.  Durchschneidung  des  sehnigen 
Teiles  des  Obliq.  intern,  and  transversus,  sowie  der  Faszia  transversalia.  Der 
Schnitt  im  Peritoneum  wird  sehr  klein,  3 — 1  cm  lang  angelegt.  Diese  Schnitt- 
föbning  soll  den  Vorteil  haben,  dass  der  Bancbfellschnitt  in  der  Hauptsache 
unter  dem  rechten  Rektus  za  liegen  kommt  und  dass  so  gnt  wie  keine  Muskel- 
fasern durchschnitten  werden.  Das  Peritoneum  wird  isoliert  nbemäht,  diese 
Naht  überdeckt  den  Rektus,  eine  zweite  Mahtreibe  umfasst  sämtliche  andere 
Schichten.  Je  nach  Bedarf  kann  der  Schnitt  auch  später  noch  vergrössert 
werden. 

Nach  Foersterling  (49)  gewährt  die  von  Schlange  auf  dem  letzten 
Cbirurgenkongress  angegebene  sogenannte  Halbseituilage  —  d.  h.  eine  durch 
Unterstützung  der  rechten  Schulter  und  Beckenhälfte  hervorgerufene  Hebung 
der  rechten  Seite  von  12—16  cm,  so  dass  die  Interspinallinie  einen  Winkel 
Ton  30 — 35"  mit  der  Tischplatte  bildet  —  besonders  bei  der  Frühoperation, 
solange  ein  Abszess  and  festere  Adhäsionen  noch  nicht  vorhanden  sind,  grossen 
Nutzen.  Die  Därme  fallen  nicht  so  leicht  in  die  Wunde  und  lassen  sich 
leichter  zurückhalten,  so  dass  der  Wurmfortsatz,  besonders  wenn  er  nach 
aussen  anten  oder  hinten  liegt,  überraschend  leicht  zu  Gesicht  zu  bringen, 
abzutragen  und  der  Stumpf  zu  versorgen  ist.  Der  im  kleinen  Becken  fixierte 
Wurmfortsatz  Hess  sich  so  leichter  exstirpieren  als  in  Rückenlage.  Bei  Spal- 
tung grösserer,  gut  abgekapselter,  Atezesse  ist  die  Lagerung  weniger  von 
Vorteil. 

Gelegentlich  der  Appendizitisperitonitiden  betont  Söderhanm  (144a) 
die  Begriffsverwirnmg ,  die  in  der  Benennung  der  verschiedenen  Formen 
herrscht.  Man  soll  bei  der  Diagnose  danach  streben,  die  Ausheilung  und 
Lokalisation  des  eiterigen  Exsudates  zu  bestimmen.  Die  Bezeichnung  Peri- 
tonitis diffusa  möchte  Söderbaum  durch  Peritonitis  libera  ersetzt  wissen. 
Er  teilt  54  im  Jahre  1904  operierte  Fälle  mit  und  gruppiert  sie  nach  den 
oben  angedeuteten  Prinzipien.  Hj.  von  Bonsdorff. 

Hansmann  (64)  weist  daraufhin,  dass  nicht  nur  die  kranke,  sondern 
in  manchen  Fällen  auch  die  gesnnde  Appendix  dnrch  Palpation  gefühlt  werden 
könne.  Als  Regel  für  die  Palpation  muss  es  gelten,  dass  die  Haltung  der 
Hand  oder  der  Finger  eine  zur  Achse  des  Organes  senkrechte  sei.  Eine  fernere 
Bedingung  ist,  dass  die  Finger  tief  eindringen.  Die  Aufgabe  wird  wesentlich 
dadurch  erleichtert,  wenn  der  zu  Untersuchende  das  gestreckte  rechte  Bein 
etwas  hebt,  wobei  sich  der  Psoas  anspannt  und  sich  der  vorderen  Bauchwand 
niibert.  Bei  der  Palpation  legt  Hausmann  die  linke  Hand  auf  die  pal- 
pierende  rechte  und  führt  den  nötigen  Druck  und  die  nötigen  Bewegungen 
mit  der  linken  aus.  Im  Laufe  von  15  Monaten  hat  Hausmann  unter  700 
Sprechstundenkranken  16  mal  die  sichere  Diagnose  Appendicitis  larvata  stellen 
können. 

61« 


JahrcBbericht  fOr  Chinirgie.    II.  Teil. 

ach  Knttner  (92)  ist  Über  die  Behandlnsg  der  Appendizitis  noch 
j^inignng  erzielt.     Er   erklärt   sich   aber,   obwohl   er  Internist   ist,    aaf 

seiner  Erfahrungen  für  die  Mehrzahl  der  Fälle  als  einen  unbedingten 
:er  der  chimrgischen  Behandlung,  jedoch  kann  er  sich  nicht  entschli  essen, 
ipiell  die  unverzügliche  Operation  im  akuten  Anfall  zu  empfehlen; 
den  Arzt  für  berechtigt,  abzuwarten.  Wird  durch  die  exspektative 
lung  nach  24  Stunden  keine  Besserung  erzielt  und  steigt  das  Fieber, 
lies  für  ihn  eine  Indikation  zur  Operation;  ebenso  die  Anzeichen  der 
ien  oder  vollendeten  Perforation.  Nach  Knttners  Erfahrung  über- 
,  wie  dies  auch  sonst  schon  festgestellt  ist,  im  kindlichen  Alter  die 
in  Formen  der  Erkrankung,  deshalb  ist  hier  eher  eine  Operation  an- 

als  bei  Erwachsenen.  Ist  der  Anfall  vorüber,  so  ist  damit  nicht  die 
eit  beseitigt,  deshalb  soll  der  Patient  dann  dem  Chirurgen  zur  Opera- 
lerwiesen  werden.  Bei  den  chronischen  Formen  sind  es  diagnostische 
en,  die  das  therapeutische  Handeln  erschweren.  Die  Differentiaidia- 
st  in  diesen  Fällen  oft  sehr  schwierig,  muss  aber  nach  Möglichkeit 
rt  sein,  ehe  zu  einer  Operation  geschritten  wird. 

inger  (143)  ist  der  Ansicht,  dass  zurzeit  Ärzte  geneigt  sind,  am  ja 
Fall  einer  larvierten  Äppendixerkrankung  zu  übersehen,  ÄfiFektionen 
klarer  Symptomatologie,  die,  wie  sich  nachher  öfters  herausstellt,  ganz 
gearteten  Ursprungs  sind,  auf  die  mannigfaltigen  Prozesse  ander  Appendix 
uführen.  Er  schildert  die  grosse  Reihe  von  Krankheitsprozessen,  die 
ronische  Appendizitis  vortäuschen  können  und  die  er  mit  dem  Namen 
Appendizitis  belegt,  in  eingehendster  Weise,  er  rechnet  dazu  das  Kar- 
ler Ileocökalgegend,  die  solitäre  Tuberkulose  des  Gökum,  die  Invagioa- 
id  ;Intususzeption,  die  entzündlichen  Erkrankungen  der  Adnexe.  Oft- 
inscht  eine  Gallenkolik  einen  Appendizitisanfall  vor,  oftmals  werden 
;cb6  oder  neurasthenische  Beschwerden  als  chronische  Appendizitis  ge- 
Singer glaubt,  dass  gerade  bei  letzteren  Erkrankungen  die  Snggestiv- 
des  Messers  nicht  so  selten  sind.  Die  Ursache  für  die  Täuschung 
irin,  dass  die  Diagnose  der  Appendizitis  und  namentlich  jener  Fälle  von 
:her  Appendixerkrankung  bei  der  das  Latenzatadium  durch  mehr  oder 
charakteristische  Einschnitte  unterbrochen  wird,  auf  sehr  schwanken- 
undlageo  beruht.  So  können  Erkrankungen,  die  jahrelang  in  einer 
nten  Richtung  gedeutet  worden,  durch  ein  Ereignis  plötzlich  in  anderer 
i^ualifiziert  und  charakterisiert  werden.  Ein  nach  einer  vermeintlichen 
.rmattacke  auftretender  Ikterus,  ein  Gallenblasentumor  etc.  kann  jähre- 
it  anscheinender  Berechtigung  als  Appendizitis  gedeutete  Symptome 
en  Haufen  werfen  und  damit  die  Handlungsweise  des  Arztes  in  ganz 
Bahnen  drängen.  Manifeste  hysterische  Symptome ,  die  Phänomene, 
1  funktionellen  Neurosen  eigentümlich  sind,  können  bei  bestimmten 
n  für  die  kritische  Würdigung  des  Krankheitsbildes  entscheidend  in 
ge  fallen.  Wie  mit  steigender  Erkenntnis  die  Schwierigkeit  für  die 
DiagDose  der  Appendizitis  wachsen,  so  schwierig,  ja  unmöglich  wird 
sein,  ihr  Bestehen  mit  Sicherheit  aaszuschliessen.  Im  Zweifel  aber 
i  wohl  ein  Gebot  der  Zweckmässigkeit  sein,  für  die  Annahme  der 
m  Erkrankung  zu  entscheiden. 

oas  (20)  hält  für  die  chronische  Appendizitis,  deren  Diagnose  manch- 
ir  schwer  sein  kann,  die  Operation  im  wesentlichen  für  das  günstigst« 


Yoswjnckel,  AppendiEitiB.  806 

Bfld  sicherste  Verfahren.     Bei  Kindern  ist  sie  für  die  gesundheitliche  Ent- 
«ickelung  absolut  nötig. 

Benedict  (15)  Trendet  sich  gegen  die  wahllose  Behtuidlung  der  Appen- 
dizitis durch  Operation,  da  diese  doch  nicht  so  harmlos  sei,  wie  jetzt  viel- 
fach behauptet  wird.  Bei  gelungenen  Operationen  kommen  z.  B.  bis  za 
]Vt*/o  Bauchbrüche  vor.  Theoretisch  haben  vielleicht  die  Verteidiger  der 
operativen  Behandlang  recht,  praktisch  aber  müsse  man  berücksichtigen,  dass 
doch  immer  Todesfälle  vorkämen:  durch  das  Narkotikum,  durch  den  Shock, 
durch  sekundäre  Infektion  oder  durch  sonstige  Komplikationen.  Ferner  gibt 
es  Fälle ,  in  denen  nach  Entfernung  des  Wurmfortsatzes  die  Beschwerden 
bestehen  bleiben,  femer  solche,  in  denen  der  Wurmfortsatz  gar  nicht  ent- 
ifindet  -war,  sondern  die  Symptome  einen  anderen  Grund  hatten.  Benedict 
will  deshalb  die  Fälle  scheiden  in  solche,  welche  einer  chirurgischen  Be- 
handlung und  solche,  die  einer  medizinischen  bedürfen.  In  den  meisten 
Fällen  ist  die  Eiterbildung  oder  die  Gangrän  eine  Folge  der  vermehrten 
Virulenz  der  Darmbakterien,  daher  ist  Benedict  ein  Anhänger  der  Abführ- 
mittel,  besonders  des  Kalomels;  femer  empfiehlt  er  Magen-  und  Darm- 
spülungen, er  lässt  den  Patienten  in  den  ersten  Tagen  reichliche  Mengen 
Wasser  trinken.  Morphium  verwirft  er,  da  es  das  Krankbeitsbltd  verschleiere 
nnd  den  Zeitpunkt  für  die  notwendige  Operation  nicht  erkennen  lasse,  sowie 
die  Bakterien  nnd  deren  Toxine  im  Darm  zurückhalte.  Bei  septischen  und 
gangränösen  Fällen  soll  stets  operiert  werden. 

Müller  (109)  will  nur  die  schweren  Formen  der  akuten  Appendizitis 
sofort  operieren,  die  leichteren  z.  B.  die  katarrhalischen  durch  interne  Mittel 
behandeln  und  bei  Rezidiven  im  anfallsfreien  Stadium  operieren.  Er  be- 
schreibt einen  Fall,  in  dem  innerhalb  fünf  Jahren  sechs  Anfälle  auftraten; 
bei  der  endlich  vorgenommenen  Operation  fand  sich  im  Wurmfortsatz  ein 
Kotstein  und  in  diesem  ein  scharfkantiges,  1,5  cm  langes  Knochenstück,  das 
äQ  einer  Seite  herausragte  nnd  den  Wurmfortsatz  arrodiert,  aber  noch  nicht 
perforiert  hatte. 

Condray  (39)  stimmt  ihm  zu,  da  in  9  von  10  Fällen  die  akute  Ap- 
pendizitis durch  geeignete  innere  Behandlung  sich  in  das  Stadium  ä  froid 
überführen  lasse.  Allerdings  könne  in  sehr  schweren  Fällen  der  operative 
Eingriff  geboten  sein,  z.  B.  bei  der  gangränösen  Form  oder  bei  Kompli- 
kationen, aber  diese  bildeten  doch  die  Ausnahmen. 

Reynier  (127)  verwirft  die  systematische  Operation  im  akuten  Sta- 
dium und  glaubt  durch  die  Behandlung  mit  Eis,  Ruhe  und  strenger  Diät 
bessere  Resultate  zu  erzielen. 

Kime  (81)  verurteilt  zwar  nicht  die  Operation  innerhalb  der  ersten 
24  Stunden,  wenn  die  ümsUinde  es  erfordern,  aber  er  verurteilt  die  Ansicht, 
dass,  sobald  die  Diagnose  feststeht,  in  jedem  Falle  unbedingt  operativ  ein- 
gegriffen werden  müsse.  Die  Fruboperation  empfehle  sich  nur  für  sehr 
schwere  Fälle,  die  anderen  mnssten  durch  innere  Behandlung  über  das  akute 
Stadium  herausgebracht  werden  und  könnten  dann  im  freien  Intervall  operiert 
werden  Hierdurch  wäre  es  möglich,  die  Zahl  der  Todesfälle  fast  auf  Null 
m  reduzieren. 

Nach  AI  bu  (1)  erklärt  die  früher  nicht  gekannte  oder  vielmehr  bisher  nicht 
genügend  gewürdigte  Häufigkeit  der  Darmnenrosen  zum  guten  Teil  das  scheinbar 
gehäufte  Auftreten  der  chronischen  Blinddarmentzündungen.  Es  handelt  sich 
dahei  1.  um  die  chronische  Obstipation,  besonders  in  ihrer  spastiscbenForm,  3.  um 


JahreBbericht  fOr  Chirargie.    II.  Teil 

Ineoralgien  and  3.  nm  die  viszerale  Lokalisation  der  Hysterie  uod  der 
nenrasthenie.  Ad  1.  Das  spastisch  kontrahierte  Cökum  kann  leicht  einen 
ten  Wurmfortsatz  palpatorisch  yortänschen.  Ad  2.  Bei  grosser  Konstanz 
eblicber  Heftigkeit  der  viBzeralen  nearalgischen  Beschwerden  bilden  diese 
iie  hauptsächlichste  Stütze  für  die  Diagnose  der  chronischen  Perityphlitis, 
la  es  viszerale  Neuralgien  und  Sensiblitätsneurosen  gibt,  bei  denen  die 
1  oder  sehr  ähnliche  subjektive  Schmerzempfindungen  in  der  Ileo- 
gend  lokalisiert  auftreten.  Ad  3.  Konzentriert  sich  die  viszersJe 
e  zQweilen  in  Schmerzempfindungen  und  Scbmerzanfälleu  in  der  Blind- 
gend.  Alba  ist  der  Ansicht,  dass  unter  dem  Schutze  der  Asepsis, 
die  Operationen  an  sich  fast  ganz  gefahrlos  macht,  heutzutage  zn  viel 
ine  strenge  and  zwingende  Indikation  operiert  vird.  Nach  seinen  £r- 
en  soll  nur  dann  eine  Operation  indiziert  sein,  wenn  1.  die  Diagnose 
inähemd  sichere  ist,  2.  trotz  sorgsamer  interner  Therapie  die  Se- 
len der  Kranken  so  lebhafte  sind,  dasa  Lebensgenuss  and  Berufstätig- 
ilurch  anmöglich  gemacht  werden.  In  allen  Fällen,  die  nicht  dorcfa 
bvere  eine  Operation  dringend  nötig  erscheinen  lassen,  solle  versucht 
,  eine  Latenz  des  Krankheitszustandes  zn  erreichen,  was  in  vielen 
durch  geeignete  interne  Behandlung  gelingt. 

oosbrugger  (104)  empfiehlt  für  die  innere  Behandlung  der  Appendi- 
i  aasschliessliche  reichliche  Anwendung  von  Argentum  colloidale  Crede. 
nittel  wendet  er  nicht  an.  Auch  bei  Abszessbildang  will  Moos- 
er durch  die  Behandlung  dauernde  Heilung  erzielt  haben,  allerdings 
nger  Anwendung  innerlich  und  äuBserlich.  Er  ist  der  Ansicht,  dass 
chtzeitig  erkannte,  wenn  auch  noch  so  akut  und  bösartig  auftretende 
izitis  anter  zweckentsprechender  Anwendung  von  Koll&rgol  ohne  chi- 
len  Eingriff  zum  Ausheilen  zu  bringen  ist. 

uch  Bernays(17)  ist  ein  Anhänger  der  exspektativen  inneren  Therapie 
iführmitteln  und  reichlichen  warmen  Klistieren.  Beschränkung  der 
g  auf  geringe  Mengen  Flüssigkeit. 

'ie  Erfahrungen,  die  über  Darmverschlnss  nnd  Darmverengerung  infolge 
rityphlitis  auf  der   v.   Mikuliczschen   Klinik   gemacht   wurden,    be- 

Loevinsohn  (96)  in  einer  auaführlichen  Arbeit,  die  auch  di»  bisher 
Literatur  veiöfFentlichten  Fälle  berücksichtigt.  Er  unterscheidet  Ok- 
m  im  Intervall  im  Gegensatz  zu  den  Okklusionen  im  Anfall.  Er  echliesst 
jenigen  Fälle  als  unrein  aus,  in  denen  aus  irgend  einem  Gründe  vor 
itstehen  der  Okklusion  die  Bauchhöhle  eröffnet  war,  also  auch  nach 
ektomien.  Nach  Loevinsohn  ist  bei  den  meisten  Okklusionen  im 
e  einer  lokalen  Peritonitis  die  lokale  Darmlähmnng  stets  als  wesent- 
'aktor  neben  grobmechanischen  Momenten  anzusehen,  wie  dies  Reiche! 
lentell  bewiesen  hat,  ebenso  wie  bei  der  allgemeinen  Peritonitis  häufig 
gemeine  Darmlähmung  auftritt.  Für  gewöhnlich  ist  die  2. — 4.  Woche 
itehens  einer  Perityphlitis  diejenige  Zeit,  in  der  die  Gefahr  des  Darm- 
isses am  meisten  droht,  da  dann  die  fibrinösen  Adhärenzen  schon  eine 
ide  Festigkeit  erlangt  haben.  Durch  Hinzutritt  eines  gelegentlichen 
sses  wird  der  Zustand  plötzlich  drohend  nnd  wir  haben  das  Bild  eines 
Ileus,  während  er  sich  doch  in  Wirkhcbkeit  chronisch  entwickelt  hat. 
;ibt  eine  Aufzählung  der  verschiedenen  Arten  des  postappendikalen 
Was  den  klinischen  Verlauf  anlangt,  so  hat  eine  Okklosjon  oder  Ste- 


ToBwinckel,  Appeadizitis.  fl07 

nose  des  Darmes  infolge  von  Appendizitis  nichts  Charakteristisches  vor  einer 
ebensolchen  aus  anderer  Ätiologie  voraus. 

I>ie  Fälle  im  freien  Intervall  sind  therapeutisch  relativ  einfach,  sie 
sollen  nach  denselben  Prinzipien  behandelt  werden,  wie  die  Okklusionen  und 
Stenosen  ans  anderen  Ursachen,  d.  h.  die  mechaniscben  Stönmgen  werden 
mit  dem  Messer  hinweggeräumt.  Für  die  Okklusionen  ä  cbaud  ist  pro- 
phylaktisch die  Vermeidung  allzugrosser  und  hinge  gegebener  Opiumdosen  bei 
der  Behandlung  der  Appendizitis  von  Wichtigkeit.  Auch  die  Okklusion 
ä  chaad  bedarf  stets  einer  chirurgischen  Therapie,  da  jede  andere  Behand- 
lung völlig  ohnmächtig  erscheint.  Loevinsohn  empfiehlt  einen  Schnitt  nicht 
medial,  sondern  2  —  3  cm  medial  und  parallel  dem  ersten,  da  man  durch 
diesen  mehr  in  die  Nähe  des  peritjphlitischen  Herdes  gelange.  Lassen  sich 
die  Adhäsionen  nicht  lösen,  so  kommt  die  Enteroanastomose  in  Betracht  and 
bei  Darmlähmnng  die  Enterostomie  oberhalb  der  gelähmten  Partie. 

Bei  V.  Mikulicz  kamen  unter  500  Perityphlitisoperationen  sechs  Falle 
von  Adfaäsionsileus  zur  Beobachtung,  deren  Krankengeschichten  folgen.  In 
drei  Fällen  handelte  es  sich  um  Okklusion  ä  chaud,  bei  einem  von  ihnen 
wurde  eine  Enteroanastomose  angelegt,  bei  den  beiden  anderen  eine  Kot- 
fistel,  von  letzteren  starb  einer.  Die  anderen  drei  Fälle  wurden  im  Intervall 
operiert,  zwei  davon  genasen,  einer,  bei  dem  eine  gangränös  gewordene  Darm- 
schlinge reseziert  werden  musste,  starb. 

Federmann  (48)  berichtet,  dass  im  Krankenhaus  Moabit  zu  Berlin  in 
den  letzten  Jahren  unter  ca.  300  Fällen  eitriger  Appendizitis  nur  sechsmal 
ein  Adhäsionsileus  aufgetreten  sei.  Auch  in  der  Literatur  konnte  er  nur 
wenig  Veröffentlichungen  über  diesen  Gegenstand  finden.  Er  ist  der  Meinung, 
dass  auch  jetzt  noch  viele  Patienten  nach  einer  operierten  oder  nicht  ope- 
rierten Appendizitis  unter  der  Diagnose  Peritonitis  zugrunde  gehen,  bei  denen 
es  sich  in  Wirklichkeit  um  mechanischen  Darmverschluss  gehandelt  hat.  In 
den  sechs  beobachteten  Fällen  war  stets  eine  schwere  eitrige  Perityphlitis 
vorangegangen.  Die  Passagestörungen  wurden  hervorgebracht  durch  äächen- 
hafte  oder  bandartige  Verwachsungen.  Gangrän  des  Darmes  durch  Strangu- 
lation wurde  nie  beobachtet.  Die  Zeitdauer  von  der  Operation  bis  zur  Aus- 
bildung des  Darmverschlusses  schwankte  zwischen  acht  Tagen  bis  sechs  Wochen. 
Die  Hauptsymptome  sind  Erbrechen,  das  bald  fäkulent  wird  und  schmerz- 
hafte Darmkoliken,  Diffuser,  hochgradiger  Meteorismus  wird  nur  in  wenigen 
Fällen  beobachtet.  Das  Verhalten  des  Stuhles  ist  diagnostisch  nicht  von  so 
hohem  Wert,  wie  früher  angenommen  wurde. 

In  zwei  Fällen  vrurde  durch  Einlänfe  etc.  dauernd  Stuhl  erzielt.  Man 
soll  daher  mit  der  Operation  nicht  so  lange  warten  bis  völlige  Stuhlver- 
haltung eingetreten  ist.  Federmann  empfiehlt  zuerst  eine  ezspektative 
Behandlang,  die  jedoch  nicht  zu  lange  fortgesetzt  werden  soll.  Schwinden 
dia  bedrohlichen  Erscheinungen  nicht  nach  zweimal  24  Stunden,  so  ist  ope- 
rativ einzugreifen.  In  fünf  Fällen  wurde  mit  völligem  Verschluss  der  Bauch- 
höhle operiert,  einmal  wurde  eine  Darmfistel  angelegt.  Federmann  ist 
der  Ansicht,  dass  man  sich  mit  der  Anlegung  einer  Darmfistel  begnügen 
moss,  wo  es  w^en  des  schlechten  Allgemeinzustandes  oder  der  Ausdehnung 
der  Verwachsungen  unmöglich  erscheint,  sie  ohne  Risiko  für  den  Patienten 
lu  lösen. 


Jttbreabericht  fDr  ChirorgH.    IL  Teil. 

)  beste  Prophylaxe  znr  Vermeidung  des  AdhäsionBÜens  ist  die, 
AbBzesse  nicht  der  spontanen  Resorption  zn  überlassen,  sondern  tnn- 
Id  mit  dem  Messer  zu  eröffnen. 

bbotitch  (148)  beschreibt  einen  Fall  von  akutem  Ileus  zehn  Jahre 
er  Appendizitisoperation,  der  infolge  einer  Einklemmung  einer  Dünn- 
inge unter  einem  straugförmigen  Pseudoligament,  das  vom  Cöktun 
labe  der  Appendix  zur  Wurzel  des  Mesenteriums  des  Dünndarmes 
tanden  war.  Der  Wurmfortsatz  der  jetzt  erst  entfernt  wurde,  war 
rt  und  zeigte  verdickte  Wandungen  und  an  der  Schleimhaut  Narben. 
em  einschnürenden  Strang  fanden  sich  noch  vielfach  SchrnmpfiuigeD 
)8e  Stränge. 

inro  (110)  behandelt  auf  Grund  von  39  ihm  selbst  vorgekommenen, 
er  in  der  Literatur  von  ihm  aufgefundenen  Fällen  die  von  der  Appen- 
isgehende  Seknndärinfektion  der  Lymphgefäsäe  und  der  Leber,  ohne 
esentlich  neue  Gesichtspunkte  zu  bringen. 

irte  (63)  hält  zur  Zeit  eine  Bifferentialdiagnose  zwischen  Appen- 
id  typhöser  Perforation  für  unmöglich.    Beide  aber  erfordern    eine 

Operation.  Bei  Laparotomien,  die  er  wegen  typhöser  Perforation 
latte  er  eich  nur  zweimal  geirrt  und  fand  keine  Perforation.  |^ Diese 
atienten  genasen  glücklicherweise. 

bbon  hat  zweimal  ans  demselben  Grunde  operiert,  in  dem  einen 
r  es  nicht  sicher,  dass  der  Znstand  eine  Folge  einer  typhösen  Ulze- 
la  Wurmfortsatzes  war,  wohingegen  sich  im  zweiten  FaJIe  drei  deot- 
höse  Geschwüre  in  demselben  fanden.  Auch  Gibbon  hält  die  Dif- 
liagnose  für  ausserordentlich  schwierig. 

lachas  (130)  beschreibt  zwei  Fälle,  in  denen  eine  Appendizitis  kom- 
vurde  durch  eine  Schwangerschaft  und  eine  Utemsruptur.  Im  ersten 
in  es  nicht  mehr  zu  einer  Operation,  da  die  Patientin  innerhalb 
ten  an  einer  Blutung  starb.  Aach  von  einer  Sectio  caesarea  post 
wurde  Abstand  genommen.  Im  zweiten  Falle,  in  dem  die  Uterns- 
urch  einen  Fall  auf  den  Bauch  hervorgerufen  war,  machte  Zalachas 
rotomie,  entfernte  einen  zur  Hälfte  in  der  freien  Bauchhöhle  liegenden 
n  sechs  Monaten,  nebst  der  Plazenta  und  resezierte  den  Wurmfort- 
r  Fall  ging  in  Heilung  aus.  Zalachas  glaubt,  dass  auch  der  erste 
:etten  gewesen  wäre,  wenn  er  früher  hätte  operativ  eingreifen  können, 
wohl  Letulle  (95)  unter  300  operativ  behandelten  Äppendizitiden 
imal  eine  chronische,  tuberkulöse  Erkrankung  des  Wurmfortsatzes 

diese  doch  nicht  so  selten,  denn  bei  den  Autopsien  von  Phthisikeru 
!  sich  in  15 — 20  "/o.  Verf.  demonstriert  die  beiden  ihm  vorgekom- 
älle.  Im  ersten  fand  sich  bei  der  Operation  ein  sehr  grosser  Tumor 
m,  den  der  Operateur  nicht  herausnahm,  aber,  um  wenigstens  etwas 
mtfernte  er  den  Wurmfortsatz.  Dieser  zeigte  eine  chronische  folli- 
ppendizitis,  durchsetzt  mit  tuberkulösen  Herden,  in  denen  sich  spar- 
erkelbazillen  fanden.  Im  zweiten  Fall  handelte  es  sich  um  einen 
lann  mit  Lungentuberkulose,  der  häufig  typische  Appendizitisanfalle 
latte.  Am  Wurmfortsatz  fanden  sich  sowohl  tuberkulöse  Verände- 
ils  auch  die  Zeichen  einer  akuten  follikulären  Appendizitis, 
anvy  und  Chiriä  (14)   fanden  in  Fällen  von  Appendizitis,  die  mit 

Allgemeinerscheinungen  einhergingen,  ausgedehnte  nekrotische  Ver- 
en  der  Leber  und  zwar  der  zentralen  Teile  der  Azini  bis  auf  eine 


VoBwinckel,  Appradiiitis.  809 

sciimale,  periphere  Zone.  Die  Mieren  zeigten  degenerative  Erkrankungen. 
Verf.  leiten  die  Befunde  ans  einer  Ton  dem  lokalen  Prozees  ausgehenden 
Tozinvei^ftnng  ab. 

Heaton  (65)  ist  der  Ansicht,  dase  die  Appendizitis  dreimal  häufiger 
bei  MäDoem  als  bei  Fraaen  vorkomme.  Er  glaubt  aber  nicht,  dass,  wie 
vielfach  angegeben  wird,  die  Erkrankung  des  Wurmfortsatzes  bei  Frauen 
häufig  erst  sekundär  sich  an  eine  Entzündung  des  Genitalapparates  an- 
schliessen,  sondern  dass  in  den  meisten  Fällen,  die  Appendizitis  das  primäre 
sei.  Schwangerschaft  scheint  nicht  zu  einem  ersten  Anfall  von  Appendizitis 
n  prädisponieren,  jedoch  kann  sie  durch  Zerreissuug  alter,  entzündlicher 
Adhäsionen  einen  uenen  Anfall  hervormfen.  Schwangerschaft  ist  eine  Kom- 
plikation, die  die  Gefahr  der  Erkrankung  bedeutend  rergrösBert  und  zwar  je 
nach  dem  Stande  ihrer  Entwickelung.  Je  weiter  die  Schwangerschaft  fort- 
geschritten ist,  um  so  schlechter  ist  die  Prognose,  besonders  bei  Eiterbildung. 
Ist  Eiter  vorhanden  bei  den  letzten  Schwangerschaftsmonaten,  so  ist  eine 
Frühgeburt  fast  nnvermeidlich,  ob  operiert  wird  oder  nicht.  Ist  der  Uterus 
stark  TergrÖssert,  so  ist  die  Gefahr  der  aligemeinen  Peritonitis  sehr  gross, 
da  durch  sein  Wachstum  die  abschliessenden  Adhäsionen  zerrissen  werden 
Aber  auch  in  denjenigen  Fällen,  wo  bei  fortgeschrittener  Schwangerschaft  schon 
der  Abszess  eröffnet  war,  oder  eine  Frühgeburt  eingetreten  ist,  wird  durch 
das  Auftreten  einer  septischen  Salpingitis  oder  Endometritis  die  Gefahr  für 
das  Leben  sehr  gross.  Folgende  klinische  Beobachtungen  sind  von  beson- 
derem Interesse:  der  Anfall  kann  in  jedem  Stadium  der  Gravidität  auftreten. 
Er  kann  sowohl  ganz  leicht  als  auch  ganz  fulminant  verlaufen.  Tritt  Er- 
brechen nnd  ungleich  Fieber  auf,  so  soll  man  das  Erbrechen  nicht  als  Begleite 
erscheinung  der  Schwangerschaft  anffassen,  sondern  stets  eine  Untersuchung 
der  Ileocökalgegend  vornehmen.  Kann  der  Wurmfortsatz  entfernt  werden, - 
ehe  Eiterung  eingetreten  ist,  so  ist  die  Prognose  etwas  günstiger.  Ist  Eiter 
vorhanden,  so  soll  keinen  Augenblick  mit  seiner  Entleening  gezögert  werden, 
der  Wurmfortsatz  aber  nur  dann  entfernt  werden,  wenn  dies  leicht  geschehen 
kann.  Uteros  und  Beckeneingeweide  sollen  möglichst  unberührt  bleiben  und 
nicht  mit  dem  entzündeten  Netz  etc.  in  Berührung  gebracht  werden.  Eine 
Frühgeburt  einzuleiten,  hält  Verf.  für  nicht  richtig,  obwohl  es  von  anderen 
angeraten  wurde.  In  allen  Fällen  von  Appendizitis  bei  verheirateten  Fraaen 
mnss  man  feststellen,  ob  Schwangerschaft  vorliegt  oder  nicht,  da  die  Pro- 
gnose und  die  Behandlung  dementsprechend  sich  anders  gestalten.  Verf.  be- 
spricht dann  vier  von  ihm  selbst  beobachtete  Fälle.  1.  Akute,  nicht  eiterte 
Appendizitis  ohne  Operation  geheilt,  normale  Geburt.  2.  Akute,  eiterige 
Appendizitis  im  zweiten  Monat  der  Schwangerschaft,  Bauchschnitt,  Drainage, 
Heilang  mit  Erhaltung  der  Gravidität.  3.  Appendizitis,  Abort  im  fünften 
Monat.  Allgemeine  septische  Peritonitis.  Tod.  4.  Appendizitis,  Abort  im 
siebenten  Monat.  Abszess  in  der  rechten  Seite  des  Beckens.  Bauchschnitte, 
da  die  Abszedierung  sich  wiederholte.  Heilung.  Femer  beschreibt  Verf.  drei 
Fälle,  in  denen  die  Appendizitis  eine  Ovarialerkrankung  vortäuschte.  2  mal 
Tsr  der  Wurmfortsatz  am  Orarium  adharent,  einmal  handelt  es  sich  um  eine 
Appendizitis  und  eine  zysttsche  Ovarialerkrankung. 

In  der  Febmarsitzung  der  Boyal  medical  and  Chirurgical  society  hielt 
Treves  (IÖ2)  einen  Vortrag  über  die  Erfolge  und  die  Komplikationen  bei 
Appendizitisoperationen.  Er  unterscheidet:  a)  Unvollständige  Erfolge  nach 
der  Operation  im  freien  Intervall  und  b)  solche  nach  Eröfi'oong  eines   peri- 


Jahresberiebt  fQi  Chirurgie.    11.  Teil. 

ischen  Abszesses.  Für  die  erste  Gruppe  fährt  er  45  Fälle  an,  die  sich 
lermsssen  verteilen:  Bei  2  war  der  Warmfortsatz  nicht  völlig  entfernt, 
tiestaDden  OvarialbeBchwerden,  bei  8  war  die  tod  der  Operation  vor- 
1  gewesene  Kolitis  bestehen  geblieben,  resp.  wiedergekehrt  bei  7  be- 
1  lokale  Schmerzen,  bei  5  nenrasthenische  und  hypocbondriache  Be- 
den, 3  litten  an  Gallensteinen,  2  an  Koliken,  2  an  Wandernieren,  1  aji 
stein  und  1  an  Schmerzanfällen  aus  anbekannten  Gründen.  Bei  5 
1  in  der  rechten  Fosaa  iliaca  noch  eine  Besistenz.  Alle  klagten,  dass  sie 
er  Operation  nicht  besser  daran  seien,  als  vor  derselben.    Die  beiden 

genannten  Patienten  wurden  durch  oachträgliche  Entfernung  des 
lixstumpfes  völlig  gebeilt.    Treves  gibt  daher  die  Regel,  die  Appendix 

dicht  an  seinem  Cökalansatz  abzutragen,  bei  Franen  stets  von  der 
<  ans  das  rechte  Ovärium  zu  untersuchen  nnd  eine  beatmende  Kolitis 
ars  aufmerksam  zu  bebandeln. 

)ie  unvollkommenen  Erfolge  nach  Abszesseröffnuog  verteilen  sich 
lermassen  in  Prozenten  ausgedrückt:  Zurückgebliebene  Fisteln  40**/'(i, 
alige  Abszesse  24°/a,  Rückfälle  von  Appendizitis  16°/a,  Kotfisteln  12Wo, 
Hiebe  Exsudate  in  der  Fossa  iliaca  Wla.  Die  Fisteln  heilten  meist, 
LUch  erst  nach  Monaten,  spontan  oder  durch  eine  einfache  Bebaadliing. 
len  dies  nicht  geschah,  war  der  Grund  entweder  eine  erkrankte  Appendix 
lin   zurückgebliebenes  Konkrement.     Wurde    die  Ursache    behoben,    so 

die  Fisteln.  Treves  sah  Abszesse  bis  zu  10 mal  wiederkehren,  wenn 
lie  Radikaloperation  ausgeführt  wurde.  Ebendenselben  Gmnd  haben 
ederholten  Abszesshildnngen.  Was  die  Kotfisteln  anbetrifft,  so  fasst 
«eine  Erfahrungen  dahin  zusammen:  1.  Während  noch  eine  Kotfistel 
.,  ist  ein  neuer  Anfall  ausserordentlich  selten.  2.  Wenn  die  Kotfistel 
hren  Gmnd  in  dem  direkten  Anschneiden  oder  Anreissen  des  Darmes 
»  heilt  sie,  wenn  auch  oft  spät,  meist  spontan  ans.    3.  Die  Fisteln, 

gleich  einige  Tage  nach  der  Entleerut^  des  Abszesses  erscheinen,  sind 
er  als  solche,  die  sich  erst  spater  bilden.  4.  Ein  kranker  Wnrm- 
s  oder  ein  zurückgebliebenes  Konkrement  sind  oft  die  Ursache  für  eine 
ierende  Kotfistel. 

''on  etwa  100  Fällen,  in  denen  ein  Abszess  eröffnet  wurde,  ohne  dass 
[irmfortsatz  exstirpiert  wurde,  blieben  83  ohne  weiteren  Anfall,  das 
bei  einem  zweiten  Anfall  ist  bedeutend  geringer  als  beim  ersten,  t^jo  gegen 
lortalität  und  sinkt  bei  jedem  folgenden.  Deshalb  soll  man  nicht  io 
Fall  von  Abszedierung  den  Wurmfortsatz  entfernen.  Treves  wendet 
tnn  zu  den  Komplikationen  nach  Appendizttisoperationen  und  stützt 
abei  auf  1000  Fälle  aus  dem  Londonhospital.  Dabei  ergaben  sich 
le  von  Kotfistel,  12  Thrombose  der  Vena  femoralis,  10  Kotverhaltung, 
onchopneumonien ,  14  Pleuritiden ,  mit  Exsudat ,  2  ohne  EIxsudat, 
yeme,  4  akute  Bronchitis,  1  Lungenembolie,  4  nicht  eiterige  Paroti- 
4  Pylephlebitiden,  11  zurückgebliebene  Abszesse,  12  sekundäre  Abszesse, 
var  die  Appendizitis  mit  Schwangerschaft  kompliziert, 
lasselbe  Thema  behandelt  Ballance  (10)  und  kommt  zu  den  folgen- 
hlüssen:  1.  Jeder  diagnostizierte  entzündete  Wurmfortsatz  mit  Zeichen 
reitender,  lokaler  oder  allgemeiner  Peritonitis  muss  entfernt  werden. 
ir  Wurmfortsatz,  der  Grund  zu  einer  Entzündung  gegeben  hat,  muss 
Is  entfernt  werden.  3.  In  schweren  akuten  Fällen  ist  es  unklug  den 
ortsfttz  zurückzulassen,  da  er  die  erste  Ursache  der  Infektion  darstellt, 


Toswinckel,  Appandtritis.  811 

Als    KomplikstioneD    der   Appenektomie   nennt  er;    abszedierende  Parotitis, 
Venenthrombose,  subphrenischer  Abszess,  Kotsttiuuiig,  Bauchbmch. 

Cfaenoweth  (31)  hat  im  Januar  1897  in  Mathews  Qnaterly  Journal 
zwei  Fälle  von  Erythema  ezsndativam  als  Komplikation  einer  Appendizitis 
beschrieben.  Er  ist  der  Ansicht,  dasa  sowohl  die  bei  dem  Erythems  vor- 
kommenden sogenannten  abdominellen  Krisen  oft  eine  Appendizitis  vortäascheD 
können,  aber  auch  da  oftmals  mit  ihm  eine  wirkliche  Affektion  des  Wurm- 
fortsatzes zugleich  vorkommt,  diese  übersehen  werden  kann. 

Faisaiit(45)  glaubt  auf  Grund  von  drei  einschlägigen  Beobachtungen, 
dass  die  Appendizitis  bei  älteren  Leuten  einen  torpiden  Charakter  zeige,  der 
sich  dokumentiere  durch  den  Seberlosen  Verlauf,  die  geringen  Erscheinungen 
der  peritonealen  Reaktion,  die  sogar  ganz  fehlen  können,  und  der  oft  auf- 
tretenden Obstipation.  Es  seien  daher  in  diesen  Fallen  Fehldiagnosen  leicht 
möglich. 

Dasselbe  Thema  behandelte  de  Bois  (24).  Er  fand,  dass  bei  den 
senilen  Formen  selten  der  ganze  Wurmfortsatz  gangränös  wird,  dagegen 
traten  häufiger  als  bei  jungen  Leuten  sehr  grosse  Abszesse  auf,  die  sich  aber 
selten  in  das  kleine  Becken  oder  zor  Leber  ausdehnen.  Die  chronische  zu 
Rezidiven  neigende  Form  ist  seltener.  Peritonitis  tritt  hänliger  wie  in  der 
Jugend  auf,  obwohl  Verklebungen  sich  seltener  finden. 

Hain  (62)  hatte  auf  der  chimrgischen  Abteilung  des  Kaiser  Franz  Joseph- 
Spitals  in  Wien  Gelegenheit,  2  Fälle  von  Pnenmonkokkenperitonitls,  ansgehend 
von  einer  Epitjphlitis  zu  beobachten.  Beide  Male  gelang  es,  schon  aus  dem 
klinischen  Bilde  die  Diagnose  einer  Pneumokokkeninfektion  zn  machen.  Da 
die  Pneumokokken,  wie  bekannt  ist,  auf  verschiedenen  Wegen  zum  Peritoneum 
gelangen  können,  z.  B.  anf  dem  Blut-  oder  Lymphwege,  oder  durch  direktes 
Überwandem  von  der  Pleura  durch  das  Zwercbfell  oder  vom  Magendarmkanal 
aus,  so  kann  es  keinen  Schwierigkeiten  unterliegen,  dass  sie  auch  durch  eine 
entzündete  Appendix  in  die  Bauchhöhle  gelangen  und  hier  pathogen  wirken 
können.  Zar  Pneumokokkeninfektion  rechnet  Verf.  nur  die  Fälle,  wo  der  Diplo- 
coccns  pneomoniae  in  Reinkultur  vorkommt. 

Der  erste  Fat.,  ein  9  Jahre  altes  Mädchen,  kam  unter  der  Diagnose 
Typhus  in  das  Spital.  Die  BIntnntersuchnng  ergab  ein  Resultat,  das  unwill' 
kürlich  an  eine  kroupöse  Pneumonie  erinnerte.  Im  Verein  mit  den  anderen 
Symptomen  wurde  die  Diagnose  auf  Peritonitis  purulenta  diffusa  pneumo- 
coccia  ex  perityphlitide  gestellt,  die  durch  die  Laparotomie  nebst  Appendic* 
ektomie  beEtätigt  wurde.  Exitus  letalis  nach  10  Tagen.  Im  zweiten  Falle, 
der  einen  14  jährigen  Jungen  betraf,  wurde  ebenfalls  aus  dem  filutbefund  im 
Zusammenhang  mit  den  übrigen  sehr  schweren  Symptomen  die  Diagnose  auf 
einen  abgesackten  Abszess  gestellt,  der  durch  Pneumokokkeninfektion  bedingt 
sei.  Die  sofortige  Laparotomie  bestätigte  die  Diagnose.  Der  Wurmfortsatz 
war  perforiert.  Pat.  wurde  geheilt.  In  beiden  Fällen  bestand  sehr  starke 
Leukozytose,  wobei  die  polynnkleären  grossen  Leukozyten,  darunter  zahlreiche 
eosinophile,  überwogen  und  ein  sehr  starkes  reichliches  Fibrinnetz.  Im  Eiter 
wurde  beide  Male  der  Diplococcus  pneumoniae  lanceolatus  in  Reinkultur  ge- 
fanden.  Haim  stellt  folgende  Schlnsssätze  anf:  1.  die  dnrch  Pneumokokken 
bervorgerufene  Epitjphlitis  ist  eine  ziemlich  seltene  Erkrankung;  2.  dieselbe 
ist  ein  gut  charakterisiertes  Krankheitsbild,  welches  sich  von  dem  der  Epi- 
tjphlitis anderer  Ätiologie  wohl  unterscheidet;  3.  die  Diagnose  ist  aus  den 
Uinischen  Symptomen  und  insbesondere  durch  die  Blutuntersucbong  leicht  zn 


2  Jabreabericbt  ttta  CiiirDi«:ie.    If.  Teil. 

achen;  4.  die  Bebandlung  soll  eine  operative  sein  and  zwar  in  einem  mög- 
:h8t  frühen  Zeitpunkte. 

Perrone  (119)  beschreibt  drei  Fälle,  in  denen  eine  Appendizitis  durch 
nen  Typbns  kompliziert,  erentuell  durch  diesen  bervorgenifen  war.  Er 
)mmt  zu  dem  Schluas,  dass  der  Wurmfortsatz  ebenso  «ie  alle  anderen  Par- 
BD  des  Darmes  der  Sitz  von  typhoiden  Läsionen  sein  kann,  dass  aber  ausser- 
im  eine  gewöhnliche  Appendizitis  vorkomme,  sowohl  im  Verlauf  eines  Typhus 
8  auch  während  der  Rekonvaleszenz.  Diese  wurde  von  Dieulafoy  mit 
)m  Namen  „paratyphoide  Appendizitis"  belegt  und  ist  häufiger  als  im  all- 
imeinen  angenommen  wird.  Ihre  Diagnose  kann  sehr  schwierig  sein,  wenn 
e  während  des  Verlaufs  des  Typhus  auftritt  und  sie  kann  leicht  mit  einer 
arniperforatioD  verwechselt  werden.  Ist  aber  die  Diagnose  gestellt,  so  muss 
ifort  operiert  werden,  ebenso  in  zweifelhaften  Fällen.  Der  üble  Aligemein- 
istand  des  Kranken  kann  nicht  als  Gegenindikation  angesehen  werden. 

Jopson  (74)  veröffentlicht  einen  Fall,  in  dem  während  eines  Typhus 
n  akuter  Appendizitisanfall  eintrat,  der  für  eine  Perforation  eines  typhösen 
eschwürs  gebalten  wurde.  Die  Operation  ergab  einen  gangränösen  und 
jrforierten  Wurmfortsatz.  Jopson  nnterscheidet  drei  Arten  dieser  Kom- 
likation.  1.  Solche,  bei  denen  sich  auch  in  der  Appendix  typhoide  Läsionen 
nden;  2.  solche,  in  denen  eine  Sekundärinfektion  zu  der  Typhusinfektion 
inzugekommen  ist  und  3.  solche,  die  ganz  unabhängig  von  der  typhösen 
rkrankung  entstanden  sind. 

Raymond  und  Guillain  veröfFentlichten  einen  Fall  von  Exstir- 
ition  des  Wurmfortsatzes,  bei  dem  starke  Verwachsungen  desselben  sowohl 
lit  dem  Cökum  als  auch  mit  dem  M.  psoas  gefnoden  wnrden.  Die  Be- 
shwerden,  die  vom  Appendix  ausgegangen  waren,  schwanden,  es  stellte  sich 
idoch  eine  völlige  atrophische  Lähmung  des  rechten,  sowie  eine  partielle 
BS  linken  Beines  ein.  Da  nun  schon  bei  früheren  Appendizitisan fällen 
chmerzen  im  Gebiet  des  rechten  Nervus  cruralis  und  ischiadicns  aufgetreten 
aren,  so  sind  Verff.  der  Ansicht,  dass  eine  frühzeitiger  vorgenommene  Ope- 
Ltion  die  eingetretenen  schweren  Erscheinungen  hätte  bintanhalten  können, 
eil  dann  ein  Überspringen  der  Entzündung  auf  die  Nerven  verhindert  wor- 
an wäre. 

Märcon  (100)  beschreibt  einen  Fall,  in  dem  sich  an  einer  Reihe  von 
ppendizitisanfällen  eine  Nenritis  des  rechten  Nervus  cruralis  anschloss,  die 
inen  aufsteigenden  Charakter  hatte  und  auch  auf  den  linken  N.  cruralis 
bergriff. 

Monier  (108)  fand  bei  einer  Operation  wegen  schwerer  Appendizitis 
usser  einem  nicht  abgekapselten,  zwischen  injizierten  Darmschlingen  liegenden 
.bszess  eine  walnussgrosse,  tumorartige  Verdickung  der  Wand  des  Wiurmfort- 
itzes,  die  sich  als  Myxoflbrom  erwies.  Pat.  starb  an  Sepsis.  Monier 
laubt,  dass  der  Tumor  kongenital  war  und  durch  sein  Wachstum  den  Pro- 
BS8U6  obliterierte  und  so  zur  Appendizitis  führte. 

Jehle  (72)  beschreibt  einen  Fall  von  einer  Einklemmung  der  Appendix, 
ie  als  Appendicitis  perforatlva  diagnostiziert  und  operiert  wurde.  Es  fand 
ich  Eiter  in  der  freien  Bauchhöhle.  Der  geknickte  Warmfortsatz  stak  in 
iner  von  Mesenterium  des  untersten  Ileums  gebildeten  Tasche  war  blanschwars 
erfärbt  und  über  einem  Kotstein  perforiert.  Eine  primäre  Appendizitis  war 
ach  des  Veifs.  Ansicht  auszugcb Hessen  wegen  des  scharfen  Absetzens  der 
chweren   Ernäbrungsstörung   des   distalen    Appendixdrittets   an   der   distalen 


Voswinckfll,  Appendiiitia.  813 

Schnurfnrcbe,  wegen  der  nnr  bis  dahin  reichenden  Thrombose  der  Mesen- 
terialgeßsse  and  wegen  der  scharfen  Begrenzung  der  geringfügigen  Wand- 
Terändernngen  des  inkarzeriert  gewesenen  mittleren  Drittels  gegen  den  intakten 
basalen  Abschnitt  der  Appendix. 

Morel  (105)  demonstrierte  einen  Warmfortsatz  von  18  cm  Länge, 
dessen  Kaliber  doppelt  so  stark  war  wie  bei  den  gewöhnlichen.  Es  ist  dies 
besonders  merkwürdig,  weil  die  Appendix  bei  einem  65jähngen  Manne  ge- 
fanden wurde,  während  sonst  so  anssergewöhnltch  grosse  Wurmfortsätze  nur 
bei  Kindern  vorkommen.  Morel  selbst  hat  einen  solchen  von  21  cm  von 
einem  10jährigen  Knaben  früher  einmal  demonstriert,  Lannelongue  sogar 
einen  von  23  cm. 

Amberger  (3)  teilt  3  Fälle  ans  dem  Krankenhause  zu  Frankfurt  a.  M. 
mit,  die  mit  schweren  sekondären  Eiterungen  verknüpft  waren.  Sie  gingen 
zwar  alle  in  Heilang  ans,  brachten  aber  die  Patienten  in  die  schwerste 
Lebensgefahr.  In  dem  ersten  Falle  kam  ein  14  jähriger  Junge  mit  einer 
diffusen  Peritonitis  vom  Wurmforteatz  üusgehend  nach  3  Tagen  zur  Operation, 
später  bildete  sich  ein  rechtsseitiger  sobphrenischer  Abszess,  der  perpleural 
entleert  wurde,  und  noch  später  ein  Abszess  im  rechten  mittleren  Lnngen- 
lappen.  Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  nm  einen  perityphlitischen  Abszess, 
der  eröffnet  wurde  mit  anschliessender  Appendektomie.  Drei  Wochen  später 
Eröffnung  eines  linksseitigen  subphrenischen  Abszesses  und  einige  Zeit  darauf 
eines  linksseitigen  jauchigen  Empyems.  Im  dritten  Falle  schloss  sich  an  einen 
grossen  Baachabszess  ein  Empyem  der  linken  Pleura  und  ein  rechtseitiger 
seröser  Pleoraergnss  an. 

Chavannaz  (30)  beobachtet  zwei  Fälle  von  tnberkulöser  Appendizitis, 
ohne  dass  bei  den  Patienten  sonst  irgendwelche  Symptome  von  Tuberkulose 
zu  bemerken  waren. 

Sontham  (146)  berichtet  über  4  Fälle,  in  denen  ein  Trauma  eine 
Appendizitis  auslöste. 

Symonds  (149)  beschreibt  einen  Fall,  in  dem  sich  nach  Entfernung 
eines  gangränösen  Wurmfortsatzes  ein  subphrenischer  Abszess  entwickelte,  der 
durch  Resektion  der  8.  Rippe  geheilt  wurde. 

Guyot  (53)  operierte  einen  59jährigen  Mann  mit  der  Diagnose  Appendi- 
zitis, fand  aber  einen  ganz  gesunden  Wurmfortsatz  ohne  Verwachsungen.  An 
der  Hinterwand  des  Gökum  zeigte  sich  eine  Perforation. 

Siegel  (141)  berichtet  über  zwei  Fälle,  in  denen  bei  Gelegenheit  einer 
Appendizektomie  zugleich  von  demselben  Schnitt  aus  eine  rechtsseitige  In- 
guinalhemie  radikal  operiert  wurde. 

Beni-Barde  (16)  ist  der  Ansicht,  dass  oft  zwischen  der  Appendizitis 
nnd  gewissen  Formen  der  Neurasthenie  ein  Zusammenhang  bestehe.  Er  be- 
schreibt drei  Fälle  dieser  Art,  von  denen  zwei  durch  die  Operation  geheilt 
worden,  während  bei  dem  dritten  die  Beschwerden  wiederkehrten. 

Nittis  (113]  beschreibt  mehrere  Fälle,  in  denen  verschiedene  Erkran- 
kungen des  Digestionstraktos  eine  Appendizitis  vortäuschten,  die  aber  ohne 
Operation  heilten. 

Waltber  (156)  resezierte  wegen  einer  Netzentzündung  das  ganze  Netz 
und  da  er  auch  den  Wurmfortsatz  am  distalen  Ende  narbig  verändert  fand, 
entfernte  er  diesen  zugleich  mit. 

Rouville  (138)  operierte  einen  Fall  von  chronischer  Appendizitis  bei 
einer  29jährigen  Patientin,  bei  der  früher  wegen  Schmerzen  in  der  rechten 


Jahreabericfat  für  Chirargie.    II.  TeiL 

das  zystigcb  degenerierte  rechte  Ovarinm  entfernt  war.  Da  nach  der 
Operation  die  Beschwerden  nicht  aufhörten,  war  nochmals  laparotomiert 
a,  um  eventuelle  Adhäsionen  zu  entfernen. 

Benthner  (18)  beschreibt  einen  Fall  von  Ferikolitis,  in  dem  der 
1  and  die  Adnexe  ganz  in  Adhäsionen  mit  den  Därmen  eingehüllt 
Besonders  die  rechte  Tube  war  mit  dem  Cöknm  fest  verwachsen, 
echte  Ovarinm,  in  dem  sich  eine  grosse  und  mehrere  kleine  Zysten 
len,  wurde  entfernt,  der  Wurmfortsatz  konnte  nicht  gefunden  werden. 
lg.  Die  Diagnose  war  auf  Verwachsungen  infolge  einer  alten  Appendi- 
^stellt  und  deshalb  operiert  worden,  zumal  grosse  Beschwerden  be- 
in. 
Picot   (120)    fand    an    der   Basis    eines    exstirpiert«n   Wurmfortsatzes 

erbsengrossen  Tamor,  der  auch  noch  auf  die  Wand  des  Cökam  iiber- 
io  dass  ein  Teil  derselben  mitentfemt  werden  musste.  Der  Tumor  hatte 
n  der  Valvula  Gerlach  entwickelt  und  bildete  einen  Klappenverschlnss 
m  Appendix.  Der  Tumor  schien  ein  Adenom  oder  ein  Lipom  zu  sein. 
Weinberg  (157)  fand  an  dem  operativ  entfernten  Wurmfortsatz  eines 
rigen  Soldaten  ein  Epitheliom,  das  sich  in  der  Narbe  einer  alten  Ent- 
lg  entwickelt  hatte ,  und  das ,  wie  er  annimmt ,  seinen  Ausgang  von 
iresten,  die  in  der  Narbe  erhalten  geblieben  waren,  seinen  Ausgang  ge- 
än  hatte.  Sicher  ist,  dass  es  nicht  herstammt  von  dem  Epithel,  das 
irbe  im  Innern  des  Wurmfortsatzes  überzog. 

Potherat  (122)  operierte  eine  3Ö jährige  Frau  wegen  Appendizitis.  Er 
jine  grosse  Eiterhöhle  und  entfernte  den  nach  nnten  hinten  liegenden 
fortsatz,  der  an  einer  Stelle  perforiert  war  und  in  dem  sich  eine  Metall- 
er vorfand,  wie  sie  von  einigen  Chirurgen  statt  der  Nähte  zum  Zu- 
inhalten  der  Wundränder  benutzt  wird.  Drei  Jahre  vorher  war  die 
wegen  eines  Ovarialkystoms  operiert  worden. 

losias  (75)  berichtete  in  der  Acad^mie  de  medicine  über  einen  Fall 
:hwerem  typhoiden  Fieber  bei  einem  6jährigen  Mädchen,  das  anfangs 
ppendizitis  vortäuschte.  Die  Sektion  zeigte  aber,  dass  es  sich  um  eine 
e  Erkrankung  mit  diffuser  fortschreitender  Peritonitis  gehandelt  hatte. 
Elebentisch  (124)  operierte  eine  74jährige  Frau,  bei  der  ein  brandiger 
fortsatz  in  einem  Bruchsack  gefunden  wurde.  In  dem  Innern  der  Appen- 
nden  sich  Trauben  und  andere  Pflanzenkerne,  Emaille-,  Knochen-  und 
littereben,  kleine  Kieselsteinchen,  zahlreiche  schwärzliche  Gallenstein- 
er und  eine  ganze  Anzahl  kleiner  hellbrauner  fazettierter  Steinchen, 
)m  Aussehen  von  Gallensteinen,  zusammen  über  100  Fremdkörper, 
jrarre  (51)  demonstrierte  im  Verein  für  wissenschaftliche  Heilknnde  zu 
iberg  einen  lOjäbrigen  Jungen,  der  von  einer  diffusen  eiterigen  Peri- 
-e-perityphlitide  durch  sechs  aufeinander  folgende  zum  Teil  schwere  opera- 
ingriffe  geheilt  war.  1.  Inzision  in  der  rechten  Unterbauchgegend,  Er- 
l  mehrerer  Abszesse,  Exstirpation  des  perforierten  Wurmfortsatzes,  Kot- 

2,  Gegeninzision  in  der  Lumbalgegend,  da  sich  hinter  dem  entfernten 
»n  Eiter  gestaut  hatte.  3.  Inzision  vom  Rektum  aus.  4.  Perpleurale 
n  eines  linksseitigen  subphrenischen  Abszesses.  6.  Rippenresektiou  and 
ung  eines  linksseitigen  subphrenischen  Abszesses.  6.  Werden  zwei 
lildete  Abszesse  unterhalb  des  Nabels  indiziert. 

LiO  Conte  beschreibt  einen  Fall  von  akuter  Appendizitis,  bei  dem 
1er  Operation  eine  Thrombose  der  rechten  Polmonalarterie  auftrat,  die 


Voawinek«!,  Appendiritja.  81& 

die  Ursachen  Tür  eiaen  Ltiagenabszess,  resp.  LungeDgangr&n  abgab  nnd  der 
mit  dem  Tode  endete. 

Allison  (2)  hat  in  den  letzten  12  Monaten  231  Fälle  operiert  nnd 
davon  2  verloren  (weniger  als  l''/o).  71  waren  mit  Eitening  Terbanden  and 
unter  diesen  4  mit  allgemeiner  septischer  Peritonitis,  van  denen  einer  starb. 
Der  andere  Todesfall  betraf  eine  Intervalloperation ,  die  eigentliche  Todes- 
ursache war  aber  eine  Hämatemesis  infolge  eines  Magengeschwüres. 

Rnpp  (135)  beschreibt  einen  Fall  von  Appendizitis,  der  yier  Wochen 
nach  der  Operation  letid  endete,  während  welcher  Zeit  FiebererscheinuDgen 
bestanden.  Bei  der  Sektion  fand  sich  Hepatitis  nnd  zwei  grosse  Leberabszesse 
nebeo  vielen  kleinen. 

Taylor  (150)  beschreibt  einen  Fall,  in  dem  der  Wnrmfortsatz  retro- 
cökal  gelten  war  nnd  dessen  kenlenförmig  verdicktes  Ende  etwa  2'/t  cm 
nach  oben  und  anssen  frei  in  die  Banchhöhle  reichte.  Der  mittlere  Teil  schien 
retroperitoneal  zn  liegen.  Da  die  nrspriingliche  Inzision  nicht  ausreichte  und 
die  Muskeln  sich  nicht  weit  genug  zurückziehen  liessen,  wurde  der  Hant- 
gchnitt  verlängert  und  nach  oben  zn  eine  zweite  Dnrchtrennnng  der  Muskeln 
Torgenommen ,  so  dass  eine  Mnskelbriicke  bestehen  blieb.  Von  der  letzten 
Mnskelöffnung  aas  wurde  der  obere  Teil  der  Appendix  frei  gemacht  and  nun 
aas  der  unteren  hinter  dem  Cökom  hervorgezogen  and  exstirpiert. 

Mohr  (102)  teilt  einen  Fall  von  subphrenischem  Abszess  mit,  der  sich 
im  Anschlass  an  Appendizitis  perforativa  mit  Abzessbildung  und  progredienter 
Peritonitis  entwickelte.  Trotz  Operation  neun  Tage  nach  der  Eröffnung  des 
Abszesses  —  perplenral  —  ging  der  Patient  an  Erschöpfung  zagrande.  Die 
Dif^ose  sowohl  des  subphrenischen  Abszesses  selbst,  als  auch  seines  peri- 
typhhtischen  Ursprungs  hält  Mohr  oft  für  sehr  schwierig,  die  Prognose  hängt 
in  erster  Linie  davon  ab,  ob  der  Eiter  möglichst  frühzeitig  und  gründlich 
entleert  wird ;  eine  Spontanheilung  kommt  nur  ganz  ausnahmsweise  vor.  Die 
beste  Behandlung  ist  die  frühzeitige  Entfernung  der  Appendix  oder  wenigstens 
Entleerung  des  appendizitischen  Eiterherdes  als  Prophylaxe  fiir  die  Entwicke- 
lung  des  subphrenischen  Abszesses. 

Sargent  (137)  beschreibt  einen  Fall,  in  welchem  bei  Gelegenheit  einer 
Operation  wegen  einer  akuten  Appendizitis  ein  Epitheliom  am  Wurmfortsatz, 
welcher  perforiert  war,  gefunden  wurde. 

Wilson  (158)  diagnostizierte  in  einem  Falle  eine  Appendizitis  nnd  fand 
bei  der  Laparotomie  einen  normalen  Wurmfortsatz,  aber  eine  Blntzyste  des 
linken  Ovariums. 

C 1  a  r  k  8  0  n  (32)  beschreibt  einen  Fall  von  eiteriger  rezidivierender 
Appendizitis,  bei  dessen  Operation  sich  so  starke  Verwachsungen  in  der  Um- 
gebimg zeigten,  dass  der  wahrscheinlich  retrocökal  gelegene  Wurmfortsatz 
nicht  entfernt  werden  konnte.  Später  bildete  sich  ein  sehr  grosser  Abszess, 
der  erÖfTnet  wurde.  Der  Patient  ging  an  Erschöpfung  durch  die  fortdauernde 
Eiterung  zugrunde. 

Rntherfurd  (136)  berichtet  über  einen  Fall,  in  welchem  eine  Appen- 
dizitis diagnostiziert  wurde.  Bei  der  Operation  fand  sich  eine  Eiterhöhle  in 
der  Ileocökaigegend ,  bei  einer  zweiten  Operation ,  fast  drei  Monate  später, 
Turde  der  Warmfortsatz  entfernt,  da  sich  wieder  ein  Abszess  gebildet  hatte, 
der  spontan  nach  aussen  durch  die  alte  Narbe  durchgebrochen  war.  Die 
Wunde  heilte  nicht  und  es  stellte  sich  heraus,  dass  man  es  mit  einem  Kar- 
zinom des  Kolon  zn  tnn  hatte.    Exstirpation.    Enteroanastomose  mit  Murphy- 


816  Jkhreebericht  fflr  Chirargia.    II.  Teil. 

knöpf.  Heilung.  In  einem  anderen  Falle  fiuid  sich  in  einem  perityphlitiscben 
Äbszess  eine  Fischgräte.  Patient  starb,  nachdem  sich  ein  Lnngenabszess  und 
Empjem  {links)  gebildet  hatte,  an  pyämische  Encephalitis. 

Stoney  (147)  operierte  eine  23jährige  Fran  wegen  eines  Tumors  in 
der  rechten  Fossa  iliaca.  Es  fand  sich  eine  Striktnr  im  Ilenm  nahe  am  Cökum, 
letzteres  war  verdickt  and  obliteriert.  Resektion  der  erkrankten  Partie.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab  eine  typische  Infektion  des  Tnmors  und 
der  mitentfemten  Drüsen  mit  Tnberkelbazillen. 

A.  Popp]  (121a)  berichtet  den  klinischen  Fall  eines  52jährigen,  an 
linksseitigem  Leistenbmch  leidenden  Individunnis,  welcher  bei  einer  Rauferei 
eine  in  das  Abdomen  unter  Läsion  des  Colon  sigma  penetrierende  Schnitt- 
wunde der  Schamregion  davongetragen  und  bei  dem  sich  als  einziges  Symptom 
der  Darmverletzung  die  Anwesenheit  von  Gas  in  dem  Bmchsack  zeigte,  ans 
welchem  sich  der  Darm,  nachdem  er  zusammen  mit  der  Sackwand  selbst  ver- 
wundet worden  war,  zurückgezogen  hatte. 

Die  Laparotomie  wurde  12  Stunden  nach  dem  Trauma  aosgeführt:  das 
Individuum  starb  am  zweiten  Tage  an  Peritonitis. 

Verf.  betont  die  Wichtigkeit  der  Anwesenheit  eines  Trommeltones,  der 
über  einem  Bruchaack  wahrnehmbar  ist,  der  als  leer  von  Darmschlingen  an- 
genommen werden  kann  (durch  Abwesenheit  des  Gnrgelgeräuscbes),  als  ein- 
ziges Symptom  von  Darmverletznng  infolge  penetrierender  Verwondnngen 
des  Unterleibes  und  erklärt  sich  für  einen  Anhänger  des  frühzeitigen  Eingriffes 
in  jeglichem  Falle  von  Unterleibsverletzung.  R.  Giani. 

Dollinger  [38a)  fand  bei  einem  Kruiken  nach  dem  dritten  Appendizitis- 
anfalle  den  Wurmfortsatz  an  seinem  Grunde  amputiert,  die  Stumpfenden 
waren  vernarbt,  während  die  Appendix  am  Mesenteriolum  hing.  Exstirpation 
derselben,  Heilung. 

Im  Innern  des  entfernten  Wurmfortsatzes  liess  sich  Bact.  coli  nach- 
weisen, woraus  Dollinger  folgert,  dass  trotz  der  Spontanamputation  ohne 
radikale  Entfernung  neue  Attacken  zu  gewärtigen  gewesen  wären. 

Gergö  (Budapest). 


Nachtrag:   Italienische  Referate. 

Banti  (lOa)  bringt  den  Beitrag  seiner  persönlichen  Statistik  zu  der  so 
sehr  umstrittenen  Frage  über  die  Wahl  der  medikamentösen  oder  chimip- 
schen  Behandlungsmethode  bei  dieser  gefahrlichen  Krankheit.  Von  den  drei 
möglichen  Metboden,  der  der  medikamentösen  Behandlung,  der  der  operatlreD 
Behandlung  in  jedem  Falle  und  der  sogenannten  opportunistischen,  je  nach 
den  Umständen,  ist  er  lange  Zeit  Anhänger  der  ersteren  gewesen  und  bat 
mit  ihr  sehr  niedrige  Mortalitätszahlen  erhalten  können  (ungefähr  8  °lo),  Zahlen, 
die  übrigens  denen  vieler  anderen  Kritiker  entsprechen.  Diese  mit  der  blossen 
medikamentösen  Behandlung  erhaltenen  therapeutischen  Resultate  sind  jedoch 
besonders  an  Hospitalkranken  erzielt  worden,  die  verschiedene  Tage  lang  bei 
absoluter  Diät  gehalten  worden  waren  und  denen  Opium  verabfolgt  wurde, 
da  Abführmittel  und  Enteroklysmen  absolut  proskribiert  waren.  Bei  anderen 
Kranken  jedoch,  bei  denen  diese  Bedingungen  nicht  beobachtet  wurden,  war 
der  Prozentsatz  der  Todesfälle  ein  noch  höherer.  Ausserdem  waren  viele 
Appendizitiskranke,  die  geheilt  waren,  mit  Leichtigkeit  nachfolgenden  Anfällen 


VoBwiDOkel,   Appandiiitis.  617 

unterworfen  oder  aber  waren  schweren  und  lästigen  Folgen  ausgesetzt,  die 
ebenfalls  auf  Rechnnng  der  Nachteile  der  medikamentösen  Behandlnng  za 
setzen  sind. 

Die  opporttmistiacbe  Methode  ist  gänzlich  zn  verwerfen,  da  es  nicht 
möglich  ist,  dasa  der  Operationaakt  grosse  Aussicht  anf  gnten  Erfolg  habe, 
wenn  die  Symptome  einer  schweren  Komplikation  der  Ansporn  zn  einem  Ein- 
^ff  sein  sollen.  Andererseits  ersieht  man  bei  Durchsicht  der  Statistik  jener 
Chirar^en,  welche  die  Appendizektomie  im  floriden  Stadium  vornehmen,  dass 
dte  Mortalität  eine  sehr  niedere  ist,  ja  anch  noch  geringer  als  die  mit  der 
gewissenhaftesten  medikamentösen  Behandlung  erzielte.  Auf  Grund  dieser 
Betrachtungen  glaubt  Verf.  sich  von  mm  an  entschieden  zugunsten  eines  so- 
fortigen chimrgiscben  Eingriffes  (innerhalb  48  Stunden  nach  Beginn)  stellen 
zu  müssen,  mittelst  dessen  die  Gefahr  der  schweren  Komplikationen  vermieden 
und  die  Möglichkeit  von  Rezidiven  gänzlich  ausgeschaltet  wird,  welche  infolge 
der  blossen  medikamentösen  Behandlung  alles  andere  als  selten  sind.  Verf. 
ist  zn  dieser  Ansicht  auch  darch  die  Tatsache  der  klinischen  Beobachtung 
gedrängt  worden,  dass  die  Appendizitiden  in  gewissen  Zeiträumen  hänöger 
werden  und  dass  dementsprechend  ihr  Verlauf  nnd  die  Komplikationen,  zu 
denen  sie  Veranlassung  geben,  sehr  viel  schwerer  sind,  derart,  dass  die  medika- 
mentöse Behandlung  in  derartigen  Fällen  noch  geringere  Partien  bietet. 

R.  Giani. 
Biondi  (18a)  berichtet  über  38  operierte  chronische  Appendizitiden  mit 
ebenso  vielen  Heilungen,  über  56  akute,  die  zwischen  dem  2.  nnd  ö.  Tag  nach 
Beginn  des  letzten  Angriffes  operiert  wurden,  mit  56  Heilungen,  über  59  akute, 
kompliziert  mit  umschriebener,  fortschreitender  oder  disseminierter  eiteriger 
Peritonits,  die  über  den  3.  Tag  hinaus  operiert  vmrden,  mit  4  Todesfällen, 
und  über  13  gleichfalls  akute,  kompliziert  mit  diffuser  oder  verallgemeinerter 
Peritonitis,  die  über  den  3.  Tag  hinaus  operiert  wurden,  mit  11  Todesfällen. 
Bei  weiteren  10  mit  verallgemeinerter  Peritonitis  komplizierten  Fällen  wurde 
nicht  eingegriffen  and  sie  nahmen  sämtlich  einen  tödlichen  Verlauf. 

Wegen  der  anatomisch-pathol(^iscben  Läsionen  der  von  dem  aknten 
Prozess  invadierten  Wurmfortsätze,  femer  weil  die  klinischen  Ergebnisse  aller 
Tage  häufig  zeigen,  dass  die  appendikulare  Phlegmone  oder  der  umschriebene 
Abazess  sich  in  das  grosse  Peritoneum  öffnet,  wie  aus  seinen  76  mit  Peritonitis 
komplizierten  Appendizitiden  hervorgebt,  endlich  wegen  seiner  Heilerfolge, 
auch  wenn  er  nach  den  48  Stunden  operierte,  ist  Verf.  der  Ansicht,  dass, 
da  die  medikamentöse  Behandlung  der  Appendizitis  verworfen  wnrde,  und  da 
alle  sich  überzeugt  haben,  dass  die  rechtzeitige  chirurgische  Behandlung  unge- 
^ihrlich  und  radikal  heilend  ist,  man  ohne  Zögern  zu  derselben  greifen  muss, 
sobald  die  klinischen  Kennzeichen  den  Appendizitisanfall  sicherstellen,  indem 
Enan  anch  in  den  Fällen  eingreift,  die  in  dem  Zwischenstadium  angelangt  sind. 
Nach  Besprechung  der  15  Todesfälle  legt  er  die  beobachtete  Behandlnng 
dar.  Neben  der  Vorschrift,  möglichst  schnell  die  Appendizitis  zu  operieren, 
geht  er,  nachdem  er  in  geeigneten  Fällen  die  peritoneale  Resistenz  durch  das 
in  der  Klinik  öbliche  Verfahren  erhöht  bat,  oft  ohne  alle  Anästhesie,  so  vor, 
däss  er  mißlichst  die  Operationsinokulationen  vermeidet  mit  dem  Haupt- 
zweck, die  Appendix  aufzufinden  (die  er  in  jedem  Falle  exstirpiert),  da  ihre 
Aufsuchung  zur  Entdeckung  der  Abszesse  führt,  die  mit  derselben  stets  in 
Beziehong  sind.  Er  verzichtet  in  den  indizierten  Fällen  auf  die  Wiederver- 
einigung und  appliziert  eine  ausgedehnte  und  lockere  Kapilhirdrainage.    Keine 

JakrHbaricht  lOr  Ghirurgl*  IK».  52 


818 


Jahresbericht  für  Chirargie.    IL  Teil. 


iJ-' 


!*      i     1 


,'•  ;;1^ 


m;-   '» 


\ 


'1 


t 


)}'■< 


H 


K(* 


1' 


\i 


Antiseptika,  kein  Opium,  wohl  aber  Abführmittel  und  drastische  Entero- 
klysmen. 

Die  partielle  oder  totale  Eviszeration  wird  anf  die  mit  diffuser  oder 
verallgemeinerter  Peritonitis  komplizierten  Fälle  beschränkt.  Dieselbe  erhöht 
nach  seinen  Beobachtungen  den  Herzdruck,  setzt  die  Respirationsfrequenz 
herab,  bekämpft  die  Parese,  die  Darmverwachsungen  und  erleichtert  dadurch, 
dass  sie  die  Lüftung  der  Schlingen  gestattet,  die  Abtötung  der  Keime,  die 
zumeist  Anaeroben  sind.  Zur  Erzielung  der  so  wichtigen  Darmentleerung 
Enterotomien,  Entleerung  und  nach  Injektionen  von  warmen  gesättigten  Mag- 
nesiumsulfatlösungen in  die  verschiedenen  interessierten  Darmstrecken,  Enteror- 
rhaphien  oder  Enteroanastomosen  zwischen  den  nicht  paralysierten  Schlingen. 

Bei  den  Peritonitiden  wendet  er  die  vollkommen  ofifene  Behandlang  an, 
oft  indem  er  die  Schlingen,  um  sie  nicht  beim  Zurücklegen  zu  pressen,  durch 
Flanell  zurückhält,  das  an  seinen  Rändern  ringsum  unter  die  Banchdecken 
eingestülpt  ist.  R.  Giani. 

Salinari  (136a)  teilt  einen  von  ihm  mit  günstigem  Ausgang  operierten 
klinischen  Fall  von  Periappendizitis  tuberkulösen  Ursprungs  mit.    R.  Giani. 

6.  DarmverscUuss. 

1.  Allgemeines. 

1.  Braun,  Über  den  durch  Lage-  und  Gestaltsveränderungen  des  Kolon  bedingten  voll- 
kommenen und  unvollkommenen  Darmverschluss.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  76. 
Heft  4—6. 

2.  Gzerny,   Ober  Ileus.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6. 

2a.  Gangitano,  F.,  Contributo  alla  cura  delle  occlusioni  inteatinali.  Riforma  medica  1905. 

3.  Ho  Imgren,  Einige  Fälle  von  Ileus,  mit  Atropin  behandelt  üpsala  läkarefömugs 
Forhandlangar  1905.  Bd.  X.  H.  4  u.  5.  p.  840. 

4.  Simon,  Erfahrungen  bei  der  operativen  Behandlung  des  kompletten  inneren  Dirm- 
verschlusses.    Bruns  Beitr.  45.  Bd. 

5.  Sand  her  g.  Einige  Fälle  von  Ileus.    Medicinsk  Revue  1905.  Nr.  2.  p.  33. 

5a. '^'Spadaro,  G.,  lleo  paralitico,  ricerche  patologiche.    Gl'  Incurabili  1905.  Faac  13-20. 

Gzerny  (2)  unterscheidet  einen  mechanischen  und  einen  dynamischen 
Ileus.  Letzterer  ist  selten  (Hysterie,  Hyperemesis  gravidarum).  AlsPseudo- 
ileus  ist  der  Ileus  bei  lokaler  Peritonitis  zu  bezeichnen. 

Ursachen  des  mechanischen  Heus  sind  Knickungen,  Volvulus,  Invagina- 
tion,  Geschwüre^  Tumoren  und  am  seltensten  Treitzsche  Hernien. 

Die  Symptome  können  bis  zu  einem  gewissen  Grade  Aufschluss  über 
den  Sitz  (Art  der  Auftreibung  des  Leibes  und  der  perkussorischen  Verhält- 
nisse) und  über  die  Art  (Anamnese,  Temperatur,  Palpationsbefnnd)  des  Hinder- 
nisses Aufschluss  geben.    In  späten  Stadien  ist  oft  alles  verwischt. 

Obwohl  interne  Behandlung  hier  und  da  zum  Ziele  führt,  soll  damit 
keine  Zeit  verloren  gehen,  da  nur  frühzeitige  chirurgische  Intervension  wirk- 
lich segensreich  ist. 

Der  Operation  soll  stets  eine  bis  ins  Detail  gehende  Untersuchung 
vorausgehen  und  man  soll  sich  mit  dem  Eingriff  nach  dem  Kräftezustand  des 
Patienten  richten  (eventuell  blosse  Enteroanastomose  oder  Enterostomie).  Bei 
Peritonitis  ausgiebige  offene  Wundbehandlung. 

Simon  (4)  referiert  über  die  Darmverschlüsse  der  Heidelberger  chirur- 
gischen Klinik  von  1890 — 1903:  14  Fälle  von  inneren  Einklemmungen,  7  Fälle 


HagaobKch,  Vtrietznogsn  und  chirarg.  Krankfaaiten  des  Darmes.  819 

lon  Achsendrehnng  xmä  Verknotung  des  Darmes,  2  Invagmationen, '  10  Darm- 
Teischlösse  durch  äussere ,  peritonitiache  Darmkonstruktion  und  Adhäsion 
Straogalation ;  11  Striktnren  durch  Narben  oder  Karzinom  (7),  3  Verlegungen 
durch  Gallensteine,  1  Darmstenose  durch  Lymphangiom  des  Mesenteriums, 
3  unbekannte  Darmverschlüsse. 

Bei  jeder  Strangulation  ist  sofortige  Operation  indiziert.  Bei  Gangrän 
empfiehlt  Simon  Verlagerung  und  Eröffnung.  Innere  Behandlung  darf  nicht 
länger  als  24  Stauden  ausgedehnt  werden  und  ist  nur  berechtigt  bei  chronisch 
sich  ausbildenden  Formen.  Resektion  bei  Tumoren  soll  zweizeitig  geschehen 
mit  primärer  Kotfistel  eventuell  Enterostomose.  Bei  jeder  Operation  wegen 
Heus  soll  der  Magen  gespült  werden.  Geblähte  Därme  sind  bei  der  Operation 
zu  entleeren;  bei  Peritonitis  wird  Anlegung  einer  Kotfiatel  empfohlen. 

A.  Müller. 
Braun  (1)  schreibt  über  den  durch  Lage-  und  Gestaltsrerändeningen 
des  Kolon  bedingten  vollkommenen  und  unvollkommenen  Darmverschlnss. 
Es  konmit  vor  Torsion  des  Kolon,  was  am  auf-  und  absteigenden  Schenkel 
mit  abnorm  langem  Mesokolon  verbunden  sein  muss,  Verlagerung  des  Blind- 
darmes, am  Colon  transversum  Schlingenbildung,  femer  Abknicknngen.  Diese 
kommen  am  häufigsten  an  der  Flexura  lienalis  zustande,  wegen  des  Ligamentum 
phrenico-colicum  und  wegen  der  spitzwinkeligen  Form  der  Flexur.  Ferner 
führen  Verwachsui^en  als  Folge  entzündlicher  Vorgänge  zu  Darmobstmktion. 
Als  Therapie  empfiehlt  Verf.  Massage,  hohe  Einlaufe  und,  falls  dies  nicht 
hilft,  operatives  Vorgehen,  bestehend  in  Lösung  von  Adhärenzen,  Kolopexie, 
Enterouiastomose,  Darmansschaltnngen  oder  Anus  praeternaturalis. 

Nach  ausführlichem  Hinweis  auf  die  Literatur  des  Gegenstandes  und 
namentlich  auf  die  von  den  verschiedenen  Autoren  für  den  chirurgischen  Ein- 
griff bei  Darmokklnsion  aufgestellten  Indikationen  und  Eontraindikationen 
berichtet  Gangitano  (2a)  über  12  von  ihm  operierte  Fälle  von  Darm- 
okklusion  verschiedenen  Ursprungs.  Er  hat  Gelegenheit  gehabt,  bei  seinen 
Patienten,  sei  es  mit  der  Laparotomie,  sei  es  mit  der  Bildung  eines  künst- 
lichen Afters,  einzugreifen:  siebenmal  hat  er  die  medikamentöse  Behandlung 
mittelst  Atropininjektionen  versucht  (Dosis  1 — 2  mg  alle  Vi  Stunden,  steigend 
bis  zu  der  Quantität  von  5 — 6 — 8  mg  Alkaloid).  Der  Gebrauch  des  Atropins 
führte  in  zwei  Fällen  von  Ileus  infolge  Kotverschlusses  allein  zur  Heilung: 
in  den  übrigen  fünf  zeigte  es  sich  unwirksam  und  es  folgte  der  Operationsakt. 
Ans  dem  Studium  der  beobachteten  Fälle  schliesst  Verf.,  dass  in  jedem 
Falle  von  Darmokklnssion  der  chirurgische  Eingriff  indiziert  ist,  wenn  sich 
die  medikamentösen  Behandlungen  als  unzureichend  erwiesen  haben.  In  der 
Hoffnung,  einen  sonst  dem  sicheren  Tode  geweihten  Patienten  zu  retten,  darf 
der  Cbirarg  nicht  einmal  in  den  äusserst  schweren  Fällen  zaudern.  Der  Eingriff 
der  W^l  ist  die  Laparotomie,  auch  in  den  Fällen  von  zweifelhafter  Diagnose : 
stets  ist  dem  medianen  Bauchschnitt  der  Vorzug  zu  geben,  ausser  in  den 
Fällen,  in  denen  die  Diagnose  auf  Sitz  der  Läsion  in  einer  der  Darmbein- 
gruben einwandsfrei  ist.  Das  Atropin  kann  in  alten  Fällen  angewandt  werden, 
in  denen  der  chirnrgische  Eingriff  nicht  als  von  absoluter  Dringlichkeit  er- 
achtet wird;  er  hat  gefunden,  dass  das  Alkaloid  auch  in  starken  Dosen  (6  bis 
8  mg)  gut  ertragen  wird  und  auch  bei  operierten  Individuen  vorteilhaft  ist, 
da  es  hier  die  Darmperistaltik  anregt.  Zuletzt  zeigt  er  die  Zweckmässigkeit, 
bei  jedem  Eingriff  wegen  Okklusion  die  Entleerung  des  Darminhaltes  der 
ausgestreckten  Schlingen  durch  eine  in  der  Nähe  des  Abschnittes,   wo  daa 

62- 


820  Jahrmbericht  Ar  Cbimrgie.    II.  Teil. 

Hindernis  sitzt,  angelegte  Bresche  und  die  nachfolgende  ÄusspiUnng   der  be- 
sagten Darmschlingen  vorzanehmen.  R.   Gisni. 

Sandberg  (6)  demonstriert  zwei  Fälle  von  Invagination,  der  eine 
bei  einem  Kind,  der  andere  bei  einem  Erwachsenen,  beide  Ileo-colica:  in 
beiden  wnrde  Darmresektion  mit  Murphy  ausgefäfart;  der  erste  Fall  verlief 
tödlich;  einen  Fall  von  VoWnlas  flesnrae  sigmoideae  mit  Resektion,  Tod; 
einen  Fall  yon  Ilens  infolge  von  Meckels  Divertikel  and  Adhäsionen, 
Heilung;  einen  Fall  yon  Stenosis  jejnni,  im  Anscblnss  an  ein  heftiges 
Trauma  entstanden,  Resektion,  Heilung ;  einen  Fall  ron  taberkalöser 
Peritonitis  sowie  einen  Fall,  wo  bei  einem  Weib,  das  zehn  Jahre  vorher 
wegen  Uterusmyomen  operiert  waj,  eine  18  cm  lange  Zange  in  der  Banch- 
höhle  vergessen  worden  war,  die  jetzt  eine  Perforation  von  Dünndarmscblingen 
und  Adhäsionen  zwischen  den  Därmen  hervorgerufen  hatte. 

Hj.  von  Bonsdorff. 
Holmgren  (3)  hat  in  vier  Fällen  von  Ileus  Atropin  in  Dosen  bis  zu 
6  mg  angewandt,  und  zwar  mit  gutem  Erfolg.  Zum  Atropin  ist  in  Fällen  zu 
greifen,  wo  kein  mechanisches  Hindernis  vorliegt,  also  erst,  nachdem  man 
durch  Operation  sich  von  der  Abwesenheit  eines  mechanischen  Hindernisses 
überzeugt  hat  oder  nachdem  dasselbe  entfernt  worden. 

Hj.  von  Bonsdorff. 

2.  Strangulation,  Knickung,  Konipression. 

1.  'Beeckmftiin,    Angulation  at  &m  eigmoid.     äqd.  of  surg.  1905.  Nov. 

2.  Bdrard,   PJDcemenU  latäraax  de  l'ititeetiD.    Rev.  de  Chir.  1905.  Nr.  4.  p.  540. 
2a.Cora«r,    IntestiDsl  obstractiDii  after  pelvic  opsrstiona.    The  Fractitionaer.  1903.  Aog. 

3.  *Klliot,  The  manage ment  of  certain  oriticäi  cas  of  inteat.  ofaetrueiioii.  Ann.  of 
Burg.  1905.  Nov. 

4.  HalbroD,   Occlusion  iuteatiaale  d'origine  rduale.    Soc  aaat.  de  Paria  1905.  Nr.  4. 

5.  PaateaD,  Occlosion  inteetinale  aprte  ane  taille  BDs-pabJeDDe.  Soe.  aoat.  1905.  Nr.  7. 
p.  628. 

6.  Wilma,  Die  beim  poetoperativen  ÜeDi  wirkaamen  Momente.  HQneh.  med.  WoeheD' 
sehrirt  1905.  Nr.  40.  p.  1951. 

7.  Zade,  Ober  poetoperativea  artario-meBanUrialen  Dannverschlasa  an  der  Daoden»- 
jeJDDalgrenxe  and  seinen  Zueammenbang  mit  akuter  Magendilatation.  Brnns  Beitr. 
46.  Bd. 

Zade  (7)  erörtert  den  postoperativeo  arterio-mesenterialen 
Darmverscblnss  an  der  Duodeno-Jejunalgrenze  und  seinen  Zusammenhang 
mit  akuter  Magendilatation.  Er  beobachtete  einen  derartigen  Fall  bei  einer 
32  jährigen  Frau  nach  Gastroenterostomia  retrocolica  posterior  wegen  Karzinom 
des  Pylorue.  Der  Magen  war  bei  der  Sektion  enorm  gedehnt;  ein  straff  ge- 
spannter Mesenterialstrang,  der  die  Arteria  mesenterica  enthielt,  komprimierte 
die  Duodeno-Jejunalgrenze.  Verf.  hält  eine  chronische  Magendilatation  für 
das  Primäre.  Es  kommt  dann  zum  arterio-mesenterialen  Ilens,  wenn  durch 
irgend  eine  Motilitätsstörung  eine  akute  Erweiterung  dazu  kommt.  Die  Dam- 
Bchlingen  werden  durch  den  vergrösserten  Magen  ins  kleine  Becken  gedrängt; 
dadui'ch  wird  das  Mesenterium  gespannt  und  tritt  die  Kompression  an  er- 
wähnter Stelle  ein,  wodurch  sich  die  Erscheinungen  steigern.  Verf.  schlägt 
deshalb  den  Ausdruck !  „Gastro-mesenterialer  Darmverschluss"  vor. 

A.  Malier. 

Wilms  (6)  erörtert  die  beim  postoperativen  Ileus  wirksamen 
mechanischen  Momente. 


Higanbaeh,  TerleUuDgen  und  cbinirg.  Krankheiten  des  Dftrmss.  821 

Die  Lähmnng  eines  kleinen  DartDabschnittes  genügt  nicht  znr  Erklärung 
des  postoperativen  Ilens.  Es  mäBsen  noch  mechanische  Momente  mitspielen. 
VentilverschluBs,  z.  B.  dnrch  Veränderung  der  Darmlage  bei  vermehrter  Fül- 
Inng.  Enterostomie  entleert  dann  den  oberen  Teil  und  behebt  so  das  mecha- 
nische Moment. 

Corner  (2b]  zeigt  an  einer  grösseren  Anzahl  von  Myomoperationen, 
dass  infolge  derselben  ziemlich  häufig  Darmverwachsangen  und  Ileus 
auftreten,  und  zwar  oft  erst  mehrere  Jahre  später.  Die  Hauptursache  liegt 
in  einer  nnz  weck  massigen  Vemähuug  des  Uterusstumpfes,  wodurch  Verwach- 
sungen mit  dem  Dünndarm  entstehen. 

Zur  Verhütung  dieser  Verwachsungen  rät  der  Verf.  einen  grossen  hinteren 
Serosalappen  zu  bilden  und  denselben  nach  der  Amputation  der  Cervix  nach 
Tom  zu  schlagen.  Dadurch  kommt  die  Naht  in  das  kleine  Becken  zu  liegen 
und  wird  dadurch  eine  Adhäsion  weniger  leicht  ermöglicht  Forcart. 

Im  AnschluBS  anBeckenhocblagerung  stellte  sich  nach  Pas teau  (5) 
Darmverschluss  ein,  an  welchem  eine  Patientin  zugrunde  geht.  Es  findet 
sich  eine  Bride,  die  vom  Mesokolon  über  das  Colon  transversum  ans  Epiploon 
geht  Das  Epiploon  lag  tief  im  kleinen  Becken  und  zog  das  Colon  transver- 
sum  nach,  indem  die  Bride  eine  V-förmige  Abknickiing  verursachte.  Verf. 
ist  der  Ansicht,  dass  beim  Aufrichten  aus  der  Trendelenbnrgschen  Lage 
das  Netz  ins  kleine  Becken  geschleudert  wurde. 

Bärard  (3)  beschreibt  zwei  Fälle  von  seitlicher  Darmeinklem- 
mnng,  von  denen  der  erste  durch  einen  Abszess,  der  zweite  durch  die  Er- 
scheinungen der  Netzeinklemmong  znr  Operation  Veranlassung  gaben.  Beide 
worden  gebeilt. 

Das  auffallende  in  beiden  Fällen  war,  daes  keine  Stenosenerscheinungen 
vorhanden  waren. 

Balbron  und  Siegel  (4).  Ilens  infolge  Verwachsung  des 
Kolon  mit  einem  Tumor  im  linken  Uypochondrium,  der  sich  als  multilokulare 
Zjstenniere  herausstellt. 

Die  Operation  bestand  in  Vorlagerong  des  Darmes.  Tod  20  Stunden 
nachher,  unter  zunehmender  Dyspnoe. 

3.  Volvulus. 

1.  *Adj»roff,  Cbr.,   Tolvnlos  infolge  eines  Kjstoma  meBeDteru.    Letoplsai  na  Lekar- 
akija  aajoi  r.  Bnlgaria  Nr.  7.  p.  887.  (BalgariBch.) 

2.  Carl,  CombJned  volvolne  and  hernia  through  a  reoeDt  meaant^rio  alit    Ann.  of  an^. 
kug.  1905.  II. 

3.  CUment,    VoWnlua  des  COkom.    Soc.  anat.  1905.  Oet  p.  7S7. 

i.  Corner-Sarg«Dt,   Volvnlns  of  tte  caecum.    Ann.  of  Burg.  1905.  Jan. 

i.  Ekehorn,    Die  anatomiacbe  Form  des   Volvulus  und  DarmverachluBaea  bei  beweg- 

licbem  CoecocoloD  ascendeDS.    Langenbecka  Arch.  Bd.  76. 
6.  Enatia,  La  volvnlua  du  patit  inteBtin.    Oaz.  de«  böp.  1905.  Nr.  102. 
T.  'Jonnescn,    Zwei  Ftlle  von  Volvnlua  des  CoIod   palvieus  operiert  unter  Raehiato- 

vainisatioa.    Revista  de  cbir.  Nr.  S.  p.  225.  (Bumäniseh.) 

8,  KOttner,   Volvuius  dea  Cokum   und  DOnndarma.    Hduohen.  med.  Wochenacbr,  1905. 
Nr.  10.  p.  482. 

9.  Larda,    Supra  nn  caao  di  toraione  totale  de  tenue  aul  auo  meBent«re.    Dal  progreaeo 
medico  1905.  Nr.  11. 

10.  'Papauiool,   Vier  VolvulnafUie.    Revista  de  cbir.  Nr.  5.  p.  216.  (Runftniacb.) 

11.  PbilipowicE,   Znr  Eaaniatik  und  Ätiologie  dea  DQnndarm-Tolvnlua.   Iiangenbecka 
Areb.  76.  Bd. 


82Ü  JtthrMbericht  (Or  Chirnrgie.    IL  Teil 

12.  Scndder,   VolTOlua  of  the  jejuanm.    Ann.  of  anrg.  1905.  Fabr. 

18.   Wilma,    Die  «ntaUbeud«!!  AcbModrehongeo  (Volvnliu}  dei  DOnndirmea?     Arch.  t 
Uin.  Chir.  Bd.  61.  H.  4. 

Wilms  (13)  führt  den  VoIthIus  äuf  denBelben  Mechanismus  znräck. 
den  er  für  Strangulationen  durch  Stränge  und  ringförmige  Verwachsungen, 
sowie  die  Knotenbildungen  verantwortlich  macht  (Deutsche  med.  Wocbenschr. 
1903,  Nr.  4  und  Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  69,  H.  3). 

Die  Einzelheiten  der  interessanten  Abhandlung  lassen  keine  Kürzung  zu. 

Philipowicz  (11)  verbreitet  sich  auf  Grund  von  neun  Fällen  über  Ka- 
suistik und  Ätiologie  des  Dünndarm- VoWnlus.  Er  bringt  denselben  in 
Zusammenhang  mit  Narbenbildungen,  die  speziell  am  oberen  Abgang  der 
Flexnra  sigmoidea  und  vor  der  Einmündung  des  Dünndarmes  in  den  Blind- 
darm, an  der  unteren  Fläche  des  Mesenteriums  schon  normalerweise  sich 
finden.  Sie  bangen  zusammen  mit  dem  Anwachsen  des  früher  freien  Meseo- 
teriums,  unzweifelhaft  aber  auch  mit  entzündlichen  VerändemngeD.  Beim 
Dönndarmvolvulus  sind  diese  Bildungen  besonders  häufig,  namentlich  in  der 
Gegend  des  Blinddarms.  Infolge  Hemmungen  der  Peristaltik  und  abnormer 
Fixationen  glaubt  Philipowicz,  dass  die  Verschlingungen  Zustandekommen. 

Die  Operation  hat  eine  hohe  Mortalität  infolge  Aspiration  des  Erbro- 
chenen und  Zirkulationsstörungen  am  Darmkanal,  die  durch  Entlastung  mittelst 
Kotfistel  am  besten  beeinfiosst  werden.  Rezidive  sind  durch  Fixation  der 
Schlingen  an  die  Bauchwand,  durch  Enteranastomose  zwischen  Blind-  und 
Dünndarm  oder  durch  Resektion  des  unteren  Dünndarms  zu  vermeiden. 

A.  Müller. 

Lerda  (9)  hatte  Gelegenheit  einen  Fall  von  totalem  Dünndarmverechluss 
zu  beobachten,  bei  dem  die  Ursache  dieser  seltenen  Okklusion  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  durch  wiederholte  Porgiermittel  bestimmt  war.  Der  in  äosserst 
schweren  Umständen  operierte  Kranke  wurde  der  Detorsion  der  um  280' 
rotierten  Dünndarmmasse  unterzogen,  starb  jedoch  bald  nach  der  Operation 
an  Shock. 

Im  Anschloss  erörtert  Verf.  die  Schwierigkeiten  der  Diagnose  ähnlicher 
Fälle  auch  auf  dem  Operationstisch  und  ergebt  sieb  weiter  über  die  Kontraindi- 
kationen  der  Purgiermittel  und  die  Nützlichkeit  der  Opiate.       R.  Giani. 

Ekehorn  (5)  teilt  eine  Beobachtung  mit,  bei  der  der  Dünndarm  mit 
Ausnahme  des  obersten  Jejunums  und  des  untersten  Deum  mit  seinem,  bis 
32  cm  hohen  Mesenterium  sich  um  das  freie  Stück  des  sehr  langen,  bis  in 
das  kleine  Becken  reichenden  Cökokolon  herumgeschlagen  hatte.  Dadurch, 
Abknickung  des  letzteren.  Drehung  im  entgegengesetzten  Sinne  des  Uhr- 
zeigers.    Der  74jährige  Patient  starb  rasch  nach  der  Operation. 

A.  Müller. 

Eustis  (6)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  VoIyoIus  bei  Typhus. 
Kein  chirurgischer  Eingriff.    Beidemal  Exitus. 

Im  Anscbluss  daran  berichtet  van  Wart  über  einen  gleichen  Fall,  in 
dem  zweimal  chirurgisch  interveniert  wurde.  Erst  Murphyknopf  ohne  Er- 
folg; bei  der  zweiten  Operation  stirbt  Patient  gleich  nach  Eröffnung  der 
Bauchhöhle.    (Sektion?  Ref.) 

Clement  (3)  berichtet  über  ein  Kind,  das  zwei  Tage  nach  der  Geburt 
mit  gespanntem,  aufgetriebenem  Abdomen  in  einem  Kollaps  zugrunde  gbg. 
Bei  der  Sektion  fand  sich  folgendes :  Der  obere  Teil  des  Jejunum  windet  sieb 


Hsgeobach,  TarleUnng«»  und  Chirurg.  Krankheiten  dea  Dannea.  823 

iweimal  spiralig  um  die  Arteria  mesenterta  saperior.  Das  Ende  des  Ileums 
ist  in  der  Ansdehnnng  von  3  cm  strsngartig  verdünnt,  jedoch  durchgängig. 
Das  unterste  Ende  des  Ileums  bat  ein  kanm  entwickeltes  Mesenterium.  Das 
Cökam  mit  der  Appendix  befindet  sich  unter  der  Leber.  Das  Kolon  zum 
Teil  falsch  gelagert  und  ohne  Mesokolon;  Mangel  des  letzteren  soll  die  Drehung 
des  Dünndanns  begünstigt  haben  Verf.  kommt  zum  Schloss,  dass  es 
ficfa  am  einen  VoItuIus  des  Dünndarmes  handelt  mit  Zerreissung  oder  Ab- 
vesenlieit  von  Mesenterium  und  Mesokolon,  mit  einer  sekundären  Stenose 
des  Dickdarmes  durch  Kompression.  Knss  glaubt  in  der  Diskussion,  dass 
es  sich  nicht  um  eine  eigentliche  kongenitale  Anomalie  handle,  sondern  um 
einen  während  der  Geburt  oder  kurz  vorher  entstandenen  Volvulus. 

M.  Reber. 
Küttner  (8)  berichtet  über  Volvulus  des  Cökum  und  des  ganzen 
Dünndarmes. 

Hess  seit  vier  Tagen.  Es  findet  sich  ein  schwer  entwirrbarer  Darm- 
klumpen in  der  linken  Darmbeinschaufel  von  Kopfgrösse.  Das  Cökum  war 
um  180°  gedreht  und  bildete  das  Zentrum  des  Klumpen;  darum  herum  war 
der  ganze  Dünndarm  mit  Drehung  der  Radix  mesenterii  um  360°  henimge- 
schluDgen.  Es  lässt  sich  alles  zurückdrehen.  Der  Darm  war  nicht  gangränös. 
Sechs  Tage  gutes  Befinden;  am  zehnten  Tage  Exitus  an  Peritonitis,  deren 
AoEgangspunkt  nicht  klar  wird. 

Corner  und  Sargent  (4)  teilten  ihre  Beobachtungen  bei  57  Fällen 
(on  Volvnlus  des  Cökums  mit,  wobei  einige  derselben  ausführlich  be- 
sprochen werden.  Die  Krankheit  ist  nach  ihrer  Statistik  bei  Männern  drei- 
mal hänfiger  als  bei  Frauen  und  tritt  meistens  zwischen  dem  20.  und  40. 
Jahre  auf.  Nicht  immer  tritt  die  Krankheit  akut  auf,  sondern  oft  auch  sub- 
akot  und  chronisch.  Die  Prognose  ist  keine  gute,  von  den  Ö7  FäUen  tritt  bei 
19,  die  alle  operiert  wurden,  Heilung  ein,  bei  38  Exitus,  von  diesen  wurden 
21  operiert.  Die  Mortalität  iet  also  66  "/o,  während  die  Mortalität  der  Ope- 
rierten 52,5  %  beträgt. 

Das  verlagerte  Göknm  kann  in  allen  Regionen  des  Abdomens  gefunden 
werden,  sogar  ausserhalb  desselben,  in  Inguinälhemien. 

Die  Verlagerung  des  Cökums  kann  entweder  zustande  kommen  durch 
Drehung  des  Mesenteriums  an  seiner  Wurzel,  oder  durch  Drehung  des  Cökums 
in  seiner  Längsachse.  Ersteres  ist  die  Folge  einer  kongenitalen  Abnormität 
des  Mesenteriums,  letzteres  beruht  auf  einer  kongenitalen  Missbildung  des 
Cökums.  F  o  r  c  a  r  t. 

Curl  (1)  beschreibt  einen  Fall  von  Volvulus,  kombiniert  mit  einer 
Hernie  durch  eine  Öffnung  des  Mesenteriums. 

40jähriger  Neger,  der  mit  den  Symptomen  von  Volvulus  ins  Kranken- 
haus kommt,  wird  der  Operation  unterzc^n.  Bei  Eröffnung  des  Abdomens 
zeigt  sich  in  demselben  eine  dunkle,  faulig  riechende  Flüssigkeit.  Ein  grosser 
Knoten  von  schwarzen  Darmschlingen  liegt  direkt  unter  der  Inzisionsöffnung. 
Derselbe  besteht  allerdings  zum  Teil  aus  einem  Stück  involvierten  Darmes, 
daneben  befindet  sich  aber  noch  eine  grosse  Darmportion,  welche  nicht  frei- 
gelegt werden  kann,  da  sie  durch  einen  frischen  Schlitz  in  das  Mesenterium 
durchgezwängt  ist  und  stranguliert  wird.  Dieser  ganze  Darmteil  ist  schwarz 
nnd  ohne  Zirkulation,  so  dass  er  in  einer  Ausdehnung  von  5Vi  Fuss  reseziert 
werden  moss.  Durch  eine  der  Arbeit  beigelegte  Phot<^raphie  werden  diese 
Verhältnisse  deutlich  veranschaulicht. 


824  JahrMb«richt  fDr  Cbirorgie.     II.  TeU. 

Für  die  Entstehung  des  Risses  im  MeseDterinm  lässt  sich  ananiDestisch 
nichts  nachweisen,  da  der  Krankheit  kein  Trauma  vorausgegangen  sein  soll. 

F  o  rc  a  r  t. 

4.  Invagination. 

1.  Baeskow,  Ein  Fall  yon  Danninvagmatioii.  Honatsscbr.  f.  Unfollheilk.  1905.  Nr.  2 
and  4- 

2.  Clnbbe,  100  consecutiTe  laparotoraies  for 'intUBanBCeption  in  cbildren.  Brit.  med. 
Jonm.  17.  VI.  1905. 

2a.  Costa,  G.,  ConeideraEioni  diagnoBtiehe  e  terapeotiche  dal  puoto  di  visla  della  chirurgi* 
aopra  qaattro  caai  di  iutaWQMitione  intMtinale  diaeeudcnte  Mmpliee  in  penone  «dalte 
eoD  speciale  risnardo  a]la  varietk  complessa  iIeo-c«cale  prograsaiTa.  Clioica  cbimr- 
gica  1905. 

3.  Fagge,  Caaee  of  intaasoaceptiOD  in  children.    Ann.  of  soTg.  Hardi  1905. 

4.  *QaleseBca,  D-,  und  V.  Oradinascn,  Ein  Fall  tob  ileO'CSkaler  iDTsgioAlion. 
Kevisla  Sciiotzelor  medicale  Nr.  6.  p.  918   (RumftniBch.) 

5.  HirschsprnQg,  IGT  FiUe  von  DanninTsgination  bei  Kindern.  Grenigeb.  i.  Hed. 
n.  Chir.  Bd.  14.  H.  5. 

6.  Israel,   Über  DarmiDTagioation.    Hflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 
6a.PaHBBggi,  A.,  laTaginsiione  ileo-c»cale  croniea.    II  Policlinico.  Ses.  chirargiea  1905. 

7.  Bay ,  A  case  of  acate  intiiasasception  of  the  sigmoid  colon  dae.  Lancet  4.  HI.  1905. 
p.  567. 

8.  ShevingtoD,  S.,  Enterectoinj  of  the  ileum  for  gangrenooa  lutussosceptioD.  Lancet 
1905.  Sept.  23.  p.  890. 

9.  'Thomesca,  N.,  und  N.  Mastor,  Ein  Fall  von  ileo  -  caecaler  Invagination  im  ileo- 
pelvisohen  Kolon.    Bevista  Sciintielor  Medicale  Nr.  4.  p.  654.  (Rumiiiiach.) 

10.  Vignard,   Invagination  inteetinsle.    Lyon  ni4d.  1905.  Nr.  5.  p.  215. 

11.  —   Invagination  inteBtinale.    Bevae  de  cbir.  1905.  Nr.  2.  p.  28S. 

12.  Wallace,  Cnthbert,  A  sariea  of  caees  of  intnasnaceptioD  in  obildhood.  Ann.  uf 
sorg.  1905.  March. 

18.  Winternits,  Über  die  ileo-cOkale  Invagination.  BndapMtor  kgl  Srtt«verein  2.  II. 
1905.    Orvoai  Hetilap  1905.  Nr.  7.  (ungarisch.) 

Hirschsprung  (6)  schreibt  über  107  Fälle  von  Darminvaginatioo 
bei  Kindern,  bebandelt  im  Königin  Louisen-Kinderhospital  in  Kopenhagen 
während  der  Jahre  1871—1904,  eine  kurze  tabellarische  Znsammenstelluiig. 

Die  Krankheit  scheint  in  Kopenhagen  häufiger  zu  sein  als  anderano. 
Von  den  107  Fällen  waren  77  Knaben  und  30  Mädchen.  Das  jungst«  Kind 
war  7  Wochen  und  die  ältesten  7  Jahre  alt.  Die  Mehrzahl  war  4  Monate 
bis  4  Jahre  alt.  Alle  Kinder  waren  in  gutem  Emährungszuatande.  Ale  Ur- 
sache kommt  namentlich  chronische  Obstipation  in  Frage,  ferner  selten  das 
Gegenteil,  weniger  selten  Traumen  oder  Polypen. 

Die  Heilung  beträgt  60,75  "/o,  Rezidive  sind  selten. 

Tazia  in  Narkose  und  Wassereingiessungen  genügten  meistens.  Ver- 
hältnismässig selten  war  Operation  notig.  Je  früher  die  Krankheit  zur  Be- 
handlung kam,  um  so  besser  waren  die  Aussichten  anf  Heilnng. 

Clubbe  (2).  100 Laparotomien  wegenlntussnszeption  bei  Kindero. 
(Brit.  med.  Journal.  17.  VI.  1905). 

Bei  den  ersten  50  Operationen  trat  in  26  Fällen,  bei  den  zweiten  50 
iß  38  Fällen  Heilung  ein.  Die  besseren  Resultate  haben  hauptsächlich  darin 
ihren  Grund,  dass  die  Fat.  jetzt  früher  zur  Untersacbung  kommen. 

Der  Häufigkeit  ihres  Auftretens  nach  werden  Invaginatio  ileocoecalis  (61), 
ileocolica  (12),  duplex  (20),  colica  (3)  und  iliaca  (1)  beobachtet. 

Da  die  Diagnose  besonders  anfangs  schwierig  zu  stellen  ist,  wird  bei 
zweifelhaften  Fällen  zur  Untersuchung  in  Narkose  geraten. 


Hagenbmch,  TerletiaDgen  und  ohimrg.  Krankheiten  des  Dannes.  825 

In  jedem  Falle  ist  eine  rektale  Eingiessnng  zu  empfehlen,  durch  welche 
die  Invagination  entweder  ganz  beseitigt,  oder  doch  stete  teilweise  znrück- 
gebr»cht  wird,  and  dadurch  die  Operation  erleichtert.  Die  Reduktion  durch 
EingiessuQg  gelingt  etwa  in  lO"/«  der  Falle. 

Der  Operationsschnitt  wird  bei  Invaginationen  in  der  Cökalgegend  durch 
den  äusseren  Band  des  rechten  Mnsc.  rectus,  in  den  übrigen  Fällen  in  der 
Mittellinie  gemacht.  Von  7  Darmresektionen  trat  bei  6  Exitus  ein.  —  Nach 
der  Operation  werden  Morphium,  Strychnin  und  Kochsalzinfusionen  empfohlen. 
Um  Stuhlgang  hervorzurufen,  macht  Verf.  12  Stunden  nach  der  Operation 
einen  hohen  Eiulauf  mit  Kai.  permang.,  und  bleibt  dieser  ohne  Wirkung,  wird 
Kalomel  oder  Bizinnsöl  gegeben.  Forcart. 

Fagge  (3)  bespricht  18  Fälle  Ton  Intussuszeption.  Von  diesen 
war  in  16  bei  der  Untersuchung  ein  Tiunor  fühlbar,  entweder  durch  die 
Baocbdecken  oder  per  Rectum.  Die  bimanuelle  Untersuchung  wird  sehr 
empfohlen.  Bei  15  war  die  Diagnose  leicht,  in  einem  jedoch,  bei  welchem 
schon  seit  Wochen  Schmerzen  bestanden,  wurde  Peritonitis  tuberc.  diagnosti- 
ziert und  der  Tumor  für  geschrumpftes  Omentum  gehalten.  Die  beiden  Fälle, 
in  welchen  kein  Tumor  gefühlt  wurde,  endeten  letal,  da  die  Symptome  nicht 
typisch  waren  und  deshalb  die  Operation  zu  lange  hinausgeschoben  wurde. 

Die  Untersuchung  in  Narkose  ist  sehr  zu  empfehlen.  Von  den  18  In- 
tossuszeptionen  waren  10  einfach,  7  doppelt  and  1  dreifach. 

Was  die  Behandlung  anbetrifft,  so  wurde  in  17  Fällen  so  früh  wie 
möglich  operiert,  bei  einem  worden  vor  dem  Spitaleintritt  Blähungen  des 
Darmes  vorgenommen,  welche  aber  ohne  Erfolg  waren.  Aufblähung  des 
Darmes  vor  der  Operation  wird  nicht  empfohlen,  jedoch  ist  es  vorteilhaft, 
wenn  durch  einen  durch  das  Rektum  eingeführten  Finger  der  Darm  vorge- 
drängt wird.  Die  Behandlung  bestand  gewöhnlich  in  Reduktion  der  Intussu- 
szeption, in  4  Fällen  wurde  wegen  Gangrän  Resektion  des  betreffenden  Darm- 
teiles vorgenommen. 

Was  die  Resultate  anbetrifft,  so  starben  von  den  18  Operierten  7,  was 
eine  Mortalität  von  39  "/o  ergibt.  Wenn  man  nun  noch  zwei  Pat.  binzunimmt, 
die  bald  nach  ihrem  Austritt  wieder  aufgenommen  wurden  nnd  deren  Tod 
als  eine  Folge  der  Intussuszeption  angesehen  werden  muss,  so  steigt  die  Mor- 
talität auf  ÖO  o/o.  F  0  r  c  a  r  t. 

Israel  (6]  berichtet  über  Darminvagination  und  eine  nene  ge- 
fahrlose Methode  der  operativen  Behandlung. 

Von  11  beobachteten  Fällen  sind  6  am  Leben  geblieben,  und  zwar  waren 
9  Deocökalinvagination,  1  Dünndanninvagination  und  1  Invagination  des  Cökum 
in  das  Kolon  infolge  Tumors. 

Zwei  sind  nach  neuer  Methode  operiert.  Diese  besteht  im  Prinzip 
darin,  dass  die  äussere  Serosa  des  Intussnscipiens  in  die  Öffnung  des  Perit. 
parietale  eingenäht  wird  und  dann  durch  die  Vagina  das  Invaginatum  unter 
sukzessiver  Naht  reseziert  wird.    Der  Darm  wird  offen  gelassen. 

Verf.  rühmt  als  Vorzüge  seiner  Methode :  „Übersicht  über  die  Beschaffen- 
heit der  invaginierten  Darmpartieu ;  Fähigkeit,  den  Darm  nach  Beschaffenheit 
in  beliebiger  Länge  zu  entfernen;  Vermeidung  jeglichen  Eindringens  von 
mfizierenden  Massen  in  den  Peritonealraum,  feste  Naht",  nnd  meint,  hei  All- 
gemeinwerdcn  der  Methode  werde  „das  Wort  Invagination  seine  Schrecken 
yerlieren". 


i  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Joseph  0.  Shevington  (8)  referiert  über  einen  Fall  von  Enterektomie 
i  gangränöser  Intnssnszeption  des  Ilenm. 

Es  handelt  sich  nm  einen  ISjäbrigen  Jnngen.  Beginn  der  ErkranVmig 
5tzlich  mit  allgemeinen  Banchschmerzen ,  Brechen  und  Al^ang  von  Blnt 
d  blutigem  Schleim  dnrch  das  Rektum.  Resistenz  fühlbar  unterhalb  der 
iber  und  in  der  linken  Iliakalgegend.  Laparotomie.  In  der  Peritonealhöhle 
trächtliche  Mengen  von  Flüssigkeit.  In  der  linken  Iliakalgegend  wird  In- 
gination  des  Deiuns  vorgefunden.  Desinvagination  unmöglich.  Dannwan- 
ng  daselbst  gangränös.  Es  vird  deshalb  Enterektomie  vorgenommen  and 
B  Enden  mit  Lembert>Nähten  vereinigt. 

Zustand  des  Knaben  während  der  Operation  sehr  schlecht;  nach  Koch- 
Izinfusionen  tritt  Besserung  ein.    Der  Knabe  verlässt  das  Spital  geheilt. 

Forcart. 

Ra;  (7)  schreibt  über  einen  Fall  von  aknter  Intussuszeption  der  Fleznra 
^oidea,  faervorgemfen  durch  ein  subserösea  Lipom. 

30jährige  Patientin,  die  schon  längere  Zeit  an  Konstipation  leidet, 
krankt  plötzlich  an  heftigen  Leibschmerzen.  Nach  Verabfolgung  eines  Klj- 
ers  ragt  aus  dem  Anus  eine  Geschwulst  von  der  Grösse  einer  halben  Orange, 
n  welcher  angenommen  wird,  dass  sie  den  Gipfel  einer  Intussnszeption 
Ide.  —  Operation.  Längsschnitt  links  von  der  Mittellinie.  Vornahme  der 
jsinvagination,  welche  leicht  gelingt.  Im  letzten  Teil  der  Umfaltnng,  im 
iteren  Drittel  des  S  romannm,  befindet  sich  eine  Geschwulst,  die  das  ganze 
U'mlumen  ausfüllt.  Eröffnung  des  Darmes,  Exzision  der  Geschwulst,  welche 
it  der  Wandung  fest  verwachsen  ist.  Darmnabt.  Schluss  der  Laparotomie- 
inde.  Pat.  erholt  sich  gut.  -^  Untersuchung  des  Tumors  ergibt  ein  sub- 
röses  Lipom,  welches  anscheinend  vom  Mesokolon  ausging  und  ein  inver- 
srtes  Divertikel  in  das  Kolon  erzeugte.  Forcart. 

Baeskow  (1)  beschreibt  einen  Fall,  bei  dem  es  sich  nicht  um  die 
wohnliche  Invaginatio  ileocoecalis  bandelte,  sondern  bei  welchem 
le  Einstülpui^  von  Ileum,  Cökum  und  einem  Stück  Kolon  ins  Colon  ascen- 
ns  zu  Stande  kam.  Am  26.  Krankheitstage  entleerte  der  Patient  mit  reich- 
hem  Stuhl  ein  21  cm  langes,  nekrotisches  Darmstück,  das  sich  als  ganzes 
ikum  mit  Processus  vermiformis  und  einem  Teil  des  Ck)lon  ascendens  erwies. 
e  Invagination  soll  durch  das  Heben  eines  schweren  Steines,  worauf  der 
itient  heftige  Schmerzen  im  Unterleib  verspürte,  verursacht  worden  sein. 
I  trat  vollständige  Heilung  ein.  M.  Reber. 

Winternitz  (13).  Mitteilung  zweier  Fälle  von  ileocökaler  Invagi- 
ition.  In  dem  einen  Falle,  bei  einem  9jäbrigen  Knaben,  bestand  die 
vagination  ebenfalls  eine  Woche,  doch  Stnhlverhaltung  und  stürmische  Er- 
heinongen  zeigten  sich  nnr  vom  vierten  Tage  der  Erkrankung  an.  In 
iden  Fällen  erreichte  Winternitz  nach  Desinvagination  glatte  Heilung. 

Gergö  (Budapest). 

Vignard  (10  und  11)  erörtert  ofifenbar  zweimal  denselben  Fall  tod 
ivaginatio  ileo-colica,  colo-colica,  der  unter  den  Erscheinungen 
n  Perityphlitis  auftrat.     Dannblutungen  wurden  nicht  beobachtet. 

Bei  der  Laparotomie  wnrde  erst  die  Desinvagination  versucht  and  als  sie 
;h  nicht  vollständig  ausführen  Hess,  wurde  reseziert  und  mit  Jaboulay- 
hem  Knopf  eine  Enteroanastomosis  ileocolica  angelegt.  Pat.  stirbt  48  Stunden 
«t  op.    Die  Nähte  waren  snffizient,  keine  Peritonitis. 


EftgenbBch,  TerletzoDgen  und  cbirarg.  Krankheiten  des  Dannea.  827 

Das  eine  Mal  (Lyon  m^dical]  neigt  Verf.  mehr  zur  Lösnng  der  Invagi- 
natioD,  das  aodere  Mal  (Kerne  de  chirurg.)  mehr  zur  Resektion. 

Costa  (2a}  illustriert  vier  klinische  Fälle  von  einfacher  deszendenter 
Darmeinstülpung,  toq  denen  zwei  der  progressiven  Ileocökalvarietät  angehören 
□od  knüpft  daran  eine  lange  kritische  Untersuchung  über  Diagnose  und 
Therapie  dieses  Leidens.  K.  Giani. 

Passaggi  (6a)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  mit  chronischer 
Ileocökalinvagination  hehafteten  Patienten  mit,  dessen  Symptome  seit  un- 
gefähr neun  Monaten  datierten,  bei  dem  er,  nachdem  er  leicht  und  unblutig 
die  Reduktion  der  Livagination  hatte  vollführen  können,  mit  Erfolg  die  Endo- 
plicatio  des  gedehnten  Kolonabschnittes  vornahm.  Er  fügt  einige  Be- 
trachtungen über  Symptomatologie,  Dia^ose  und  Pathogenese  der  Danninvagi- 
nationen  im  allgemeinen  hinzo.  R.  Giani. 

5.   Ileus  dnrch  Meckelsches  Divertikel,  Würmer  etc. 

1.  Pehre,    Zwei  F&lle  von  Volvnlaa  des  Hackelachen  Divertikels.     Zeitachr.  f.  Cbir. 
Bd.  78. 

2.  'Jattti,    Ein  Beitrag  inr  Behandlang  des  Ileus    mit  sabkataner  Strjrchnininjektioii. 
ZetitralbL  f.  Qyn.  1903.  Nr.  33. 

3.  'Severeann,    Darmokklosion  durch  Meokelscliea  Divertikel.    Revista  de  chir.  Nr.  2. 
p.  87.  (Rinninieob.) 

4.  Zanardi,   Oeclnsione  intastinale  da  calcolo  biliare.     Policlinico,  seEiona  prat.   1905. 
Fase.  7. 

Febre  (1)  berichtet  über  2  Fälle  von  Volvulus  des  Meck eischen 
Divertikels.  Beide  Falle  verliefen  unter  dem  Bilde  einer  akuten  Perito* 
nitis.  Beide  Anhänge  waren  stark  mit  blutigem  Darmiuhalt  gefüllt  und  um 
ihre  Längsachse  gedreht,  so  dass  stellenweise  Gai^än  bestand.  Die  Darm- 
teile, an  denen  sie  inserierten,  waren  unverändert.  Einmal  betrug  die  Länge 
des  Gebildes  18  cm  bei  einem  15  jährigen  Mädchen,  einmal  12  cm  bei  einem 
21  jährigen  Manne;  bei  letzterem  war  die  Spitze  am  Nabel  adhärent.  Die 
Behandlung  bestand  in  Abtragung  und  Naht  des  Darmes;  der  2.  Fall  starb 
an  Peritonitis.  In  der  Literatur  finden  sich  von  14  Fällen  (inkl.  die  beiden 
eigenen)  10  operiert  mit  8  Todesfällen.  A.  Müller. 

Klinischer  Fall,  bei  dem  der  Gallenstein  in  dem  ersten  Abschnitt 
des  Duodenums  engagiert  war  und  ihn  vollständig  obstruierte.  Zanardi  (4) 
griff  mit  der  Enterostomie  ein,  wenige  Stunden  darauf  jedoch  verstarb  der 
Patient.    Erbrechen  und  Tympanites  hatten  in  diesem  Falle  gänzlich  gefehlt. 

R.  Giani. 


S28  Jahrubericht  fDr  ChirnTgie.    II.  Teil. 

xm. 
Erkrankungen  der  Bauchwand  und  des  Peritoneums. 

Referent:  Ernst  Fagenstecher,  Wiesbaden. 

Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  wordan. 

1.   Bftuoh.     Allgemeines. 

1.  Bibergeil,   Ober   Langenkoropliletiaiien    nach    Baachoperktienen.     Langenbecka 
Arch.  78.  Dd. 

2.  Barger,    Über   iwei   intereesante  Falle  von  Abdominalerkrsnkangen.    Wiener  klin. 
Rundschau  1905.  Nr.  19. 

3.  Bnrghele,  Betracfatangen  über  manche  seltene  poetlaparotomische Symptome.  Bevista 
de  Chimrgie.  Nr.  I.  p.  87  (ramlnisch). 

4.  Ciaret,  La  dächarge  aiotorique  peat  opäratoire  dans  les  grsndes  interrentiona  abdo- 
miealea.     Arch.  g^n.  de  m^d.  1905.  Nr.  9. 

5.  Clemm,  Heftpflaster-  und  Binden bebandlung  der  Baacfa Organe,    Aroh.  f.  Ortbop.  1906. 
Bd.  111.  Beft  3. 

6.  Kvald,  Drainage  after  laparotomy.    Med.  Newa  10.  Tl.  1905. 

7.  Folly,  Lea  adhärencea  in^B-p4ritondalea  douloureusea  de  l'inteatin.    Aich.  de  mMiciee 
miliUlre.    Ref.  nach  Journ.  de  mM.  de  Chir.  1905.  10  Aoüt  p.  592. 

6.    Oodlewski  et  Martin,  AdhdreDCes  päritonäalee  Himalant  des  affectioDB  abdominalee 

typiques.    Arch.  g6a.  de  mid.  1905.  Nr.  87. 
9.   Kiimer,  A  Pieseometer  for  the  acouiate  determinatien  of  sbdeminal  wall.     Hedical 

News.  Nov.  25. 

10.  Kindt,  Ober  einen  Fall  von  disseminierter  Fettnekrose  infolge  SchasarerletzuDg  d» 
Magens.     MOnch.  med.  Wocbenscbr.  1905.  Nr.  10. 

11.  Haonanghton,  A  new  peritoneal  catch  and  holdera.    Laneet  1905.  Sept.  SO.  p.  970. 

12.  Hc  Murtry,  Review  of  tbe  treatment  immediatelr  before  and  after  abdominal  sectioD. 
Hedical  Newa  7.  I.  1905.  p.  45, 

18.  Uadelung,  Über  den  poatoperativen  Vorfall  von  Bancheingeweiden.   Langenbeck« 
Archiv.  Bd.  77.  Beft  2. 

14.  Hflller,  Zur  Technik  der  Laparetomie.    Honcb.  med.  WocheDscIir.  1905.  Nr.  9. 

15.  —  Über  die  disseminierte  Fettgewebsnekrose  der  BaachhOhle.  Wiener  klin.  Bandacbia 
1905.  Nr.  10. 

16.  *Podhoretzky,    1000  von  Fenomenoff  ausgefohrte  Laparotomien.    Arcfa.  f.  Gj^. 
Bd.  74.  Heft  8. 

17.  Riese,  tJber  das   Schicksal  der  in   der  Bauchhöhle   inrOckgelaasenen  Kompressen. 
Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  78.  Heft  4. 

18.  *Ssniter,  Deainfektien  der  Banchdecken.    Zentralbl.  f.  Ojmlkologie. 

Kiimer  (9)  konstruierte  ein  Instrument,  welches  zur  Messung  der  Bauch- 
deckenspannung  dienen  soll;  es  zeigt  an,  in  welchem  Hasse  dieselben  einer 
jedesmal   um  denselben  Grad   zusammengedrückten  Feder  Widerstand  leisten. 

Mc  Murtry  (12).  Längere  Vorbereitung  zur  Laparotomie  durch  Ab- 
fahren nnd  Fasten  schwächt  den  Organismus.  Bei  hegleitenden  Erscheinnngen 
von  Anämie  und  dergleichen  ist  eine  Vorbereitung  mit  Rückgicht  auf  diese 
um  Platze.     Die  Haut  soll  bei  der  Reinignng  nicht  mit  Bürsten,  sondern 


Paganatecber,  ErkruikangeD  der  Bftnohwand  nnd  des  Peritonennu.  829 

DDr  mit  Gaze,  Wasser  und  Seife  bearbeitet  werden,  um  die  schützende  Epithel- 
decke nicht  zn  verletzen. 

Evald  (6)  schränkt  die  Laparotomien  aufs  änsserste  ein.  Aach  nach 
Operationen  wegen  geplatzter  Fyosalpinx  ist  sie  nnnötig.  Der  Eiter  ist  nach 
neon  Monaten  steril.  Lässt  man  Tumoren  oder  Zystenreste  in  der  Bauchhöhle 
zurück,  so  führt  Drainage  zu  sekundärer  Infektion.  Ein  auf  die  Naht  ver« 
letzt«r  Banchorgane  gelegter  sogen.  „Sicherheits^-Gazestreifen  führt  leicht  zu 
Fistelbildung. 

Macnaughton-Jones  (11)  faast  das  Peritoneum  mit  breitmäuligen, 
feiogezahnten  Pinzetten,  die  durch  an  einem  P'aden  hängende  Gewichte  an- 
gezogen werden. 

Madelung  (13)  konnte  aus  eigener  und  fremder  Erfahrung  157  Fälle 
Ton  postoperativem  Vorfall  von  Bancheingeweiden  zusammenstellen.  Der  Vor- 
fall trat  ein  bei  Personen  jeden  Alters  und  Geschlechts,  bei  Operationen  ver- 
schiedenster Art,  auch  zu  Zeiten  der  fortgeschrittensten  operativen  Technik. 
118  Frauen,  25  Männer.  36  Ovariotomien,  10  Adnexoperationen,  II  Myom- 
ektomien,  17  siipravaginale  Uterusexstirpationen ,  8  Sectiones  caessreae,  6 
Probelaparotomien,  2  Lap.  wegen  Peritonitis,  wegen  Periton.  tuberkulosa, 
2  wegen  Appendizitis,  2  wegen  Ileus,  6  wegen  Bauchverletzung,  2  wegen 
Magensekretion,  9  Gastroenterostomien,  17Ileo-KoIostomien,  2  Darmresektionen. 
>'ach  Laparotomie  in  der  unteren  Hafte  häufiger  ab  nach  solchen  in  der 
oberen.  Nach  Schnitt  in  der  Mittellinie  mehr  als  in  der  Flanke.  Die  aller- 
verschiedensten  Ursachen  werden  beschuldigt:  mehrfache  Laparotomie  in  der- 
selben Stelle,  Krebskacbexie,  Husten,  dünne  Bauchdecken,  Nachblntnng,  Er- 
brechen etc.  Eine  bestimmte  Wahl  des  Nahtmateriales  oder  Methoden  der 
der  Bauchnaht  lässt  sich  nicht  anschuldigen.  Keine  Methode  schützt  vor 
Vorfall.  Die  Wunde  kann  platzen  vor  völliger  Verheiinng,  sie  kann  sich 
langsam  öffnen  (bei  Peritonealtuberkulose),  sie  kann  neben  der  Nabtlinie 
aD%ehen  (2  Fälle).  Im  Vorfall  sind  alle  Eingeweide  des  Bauches  mit  Aus- 
nahme von  Milz  und  Pankreas  gesehen  worden,  am  häufigsten  Dickdarm  und 
Netz.    Mit  Tamponade  ist  der  Vorfall  nur  sehr  selten  in  Beziehung  zu  bringen. 

Meist  blieb  das  Allgemeinbefinden  längere  Zeit  gut.  Die  Behandlung 
kann  auf  verschiedenen  Wegen  zum  Ziele  führen.  Manchmal  mnss  man  ab- 
warten (Husten,  schlechter  Allgemeinzustand,  Eiterung  in  der  Wunde).  Die 
Reposition  ist  bald  leicht,  meist  sehr  mühsam  gewesen,  ebenso  die  folgende 
aeue  Naht  Es  kann  neuer  Vorfall  sich  bilden,  Kotfiatel,  Peritonitis.  In  ge- 
beilten Fällen  ist  Schwäche  der  Narbe  überraschend  selten  notiert,  Spät- 
stomngen  nur  einmal,  die  Mortalität  beträgt  22,3Vo- 

Benno  Müller  (14)  sucht  eine  Infektion  oder  Beschmutzung  der  Laparo- 
tomiewunde  während  der  Operation  dadurch  zu  vermeiden,  dass  er  eine  Art 
Gnmmimanschette  über  den  Wundrand  und  die  Haut  sowie  Peritonealfläche 
stölpt.  Dieselbe  wird  mit  Klammem  festgehalten,  welche  ähnlich  den  be- 
kannten Klammern  konstruiert  sind,  mit  denen  Tücher  am  Tischrand  befestigt 
werden. 

Bibergeil  (1)  bearbeitete  Körtes  Material  von  3909  Laparotomien 
aas  den  Jahren  1900 — 1905  auf  Vorkommen  von  Lnngenkomplikationen ,  es 
kamen  vor  283  =  7,2  "j'o,  davon  Pneumonien  3,5  °/o.  Am  seltensten  war  lobäre 
(0,26"/«),  am  häufigsten  die  lobulären  2,5*'/o;  dann  Hypostatische  97  "/o.  Ein 
besonderer  Einfluss  des  Wundverlaufes,  ein  wesentlicher  der  Abkühlung  konnte 
nicht  konstatiert  werden.     Auch  die  Kellingsche  Annahme  lymphatischen 


830  J»hreBbericbt  fOr  Chimigi«.    11.  TeiL 

UrspniBgs  erscheint  nicht  geschützt.  Dagegen  hält  Körte  die  ausgiebige  Sp&]- 
tung  der  Faszienverbindung  in  der  Mittellinie  des  Epigastrimn  för  die  wich- 
tigste Ursache.  Die  durch  Nähte  yereinigte  Wnnde  ist  zunächst  schmerzhaft, 
bei  der  Atmung  wird  diese  Stelle  instinktiv  geschont,  woraus  eine  mangel- 
hafte Lüftung  in  den  unteren  Lnngenteilen  folgt  Alle  prophylaktischen  Mass- 
nahmen geben  bei  sorgfältigster  Anwendung  zur  Zeit  noch  keine  Sicherheit 
g^en  postoperative  Lnngenerkranknng. 

Riese  (17)  bat  zweimal  erlebt,  dass  Kompressen  bei  der  Laparotomie 
in  der  Bauchhöhle  znrückblieben. 

1.  Wegen  NierelixertrIlinmeTaDg  mnasta  sahr  raaoh  Koagiebig«  intraperitooeala  Tampo- 
nade gemacht  werden.  Eiaen  Monat  nachher  trat  Erbrechen,  Leibschmenen,  DUirh&en, 
dann  DarmaUnoBe  ein;  ein  klein fanatgiosaer  Tumor  lag  linka  unterbalb  doa  Nabels  and 
•nries  aich  ala  eine  zjündriBch  aufgetriebene  Darmachlinge,  welche  in  ihrem  InnerD  wne 
QazekompreBae  enthielt. 

2.  Operation  einer  Tubargrariditlt  war  voranagegangen.  Man  fand  jetzt  eine  Orarial- 
tynt»  am  Ligamentum  latum  and  daneben  eine  billardkagelgroeae  Zjrate  un  Mesviitoriiun 
der  Flexura  sigmoidea  ohne  NetzTerwachBong.  Sie  wurde  anageaefallt  und  erwies  sich  be- 
stehend ana  bindegewebiger  Wand  mit  Inuenacbioht  von  G ran ulationage webe  and  enthirlt 
neben  wenig  Öligem  Sekret  eine  aseptisch  eingeheilte  Eorapresse. 

Es  bestehen  vier  Arten  des  Ausganges  dieses  Ereignisses:  Peritonitis 
(selten],  Elimination,  durch  Vagina  oder  Bauchdeckenabszess,  Einkapselang, 
Bjn  wandern  Dg  in  den  Darm. 

Clemm  (5)  verwendet  an  Stelle  des  von  ihm  vorher  empfohlenen  Heft- 
pflasterverbandes (Jahresber.  1904)  jetzt  eine  fertige  Heftpfiasterbinde,  welche 
anf  die  durch  UnnaschesEpilatorum  gereinigte  Haut  angelegt  wird.  Mehrere 
Abbildungen. 

Cläre t  (4)  zieht  aus  der  Untersachong  von  26  Fällen  den  Schlnss, 
dass  nach  Laparotomie  auch  Auftreten  einer  reichlichen  Uratausscheidung 
während  der  ersten  24  oder  48  Stunden  ein  prognostisch  günstiges  Zeichen 
darstellt.    Ihr  Fehlen  mahnt  zur  Vorsicht. 

Folly  (7)  beschäftigt  sich  mit  den  Symptomen  schmerzhafter  intraperi- 
tonealer Verwachsungen  des  Darmes.  Es  gibt  lockere,  strangartige  nnd  feste 
derbe  Verwachsungen.  Die  objektiven  Zeichen  sind  gering,  die  fanktionelleD 
besteben  in  Verstopfang,  fast  stets  vorhanden,  Koliken,  durch  das  Durchtreten 
des  Inhaltes  bervoi^rufen ,  nnd  Schmerzen.  Letztere  werden  erzeugt  durch 
Verschiebung  des  Darmes,  teils  durch  seine  Zusammenziehong  nnd  sind  dann 
kolikartig.  Es  gibt  auch  fixe  Schmerzen,  meist  treten  sie  zeitweise  auf.  Die 
Probelaparotomie  bat  ein  weites  Feld. 

Godlewski  ondMartin  (8).  Peritoneale  Adhäsionen  können  bestimmte 
Krankheitstypen  vortäuschen. 

1.  Erbrechen,  Dyspepsie  infolge  Adhisionen  des  Neties  an  den  lystisch  entartelen 
Adnexen.    Resektion  der  Adnexe.    LOsang  der  Adhlsioneu,  Heilnng. 

2.  Erscheinnngen  wie  bei  Gallensteiakolik.  Elrfarechen,  Scbmersen,  nach  der  Schnllcr 
ausstrahlend.  AdbOBionen  zwischen  Gallenblaae,  Magen  und  Dlrmsn.  LOsang  denelban, 
Heilang. 

3.  Psendotamor  in  der  neocflkslgegend  dnrch  Adhftaionen  hervoigarufeD,  mit  Schmtnen, 
Obatipstion,  blatig-schleimigen  Stühlen.  Bei  der  Laparotomie  kein  Tnmor,  nur  Adhftsioneji 
iwischen  Cokum  and  D&nndarm.    Nach  Löaang  derselben  Verschwinden  alter  BeBchwerdra. 

Kindt  (10).  SchasBTerletzung  des  Magens.  Magennaht.  Tod,  Sektion  ergibt  vu- 
gedehate  Fettnekrose  des  Peritoneum,  Verletznng  des  Pankreas.  Bei  der  Laparotomla 
9',!  Standen  nach  der  Verletzung  waren  noch  keine  Nekrosen  gefanden  worden. 

Müller  (15).  Akute  peri tonitische  Erscheinungen.  Laparotomie.  Disseminierte  Felt- 
gewebsnekrose  des  Peritoneum.  Pankreas  makroskopisch  normal.  Tampon.  Drainage.  Sat 
jektivs  Bessscnng.    Tod.    Keine  Sektion. 


Pagenatecher,  Eikrankuugen  der  BMchwuid  und  de«  Peritoneams.  831 

BiiTg«r  (2).  1.  Anfftlle  von  rsMadeu  SchmeraeD  im  Leib,  ROMtrablend  io  das 
rechte  Bein.    EolUps.    Nach  dem  lehnten  Eraralhemie  gefaadan  nnd  dacch  Band  Antille 

2.  Fraa  tod  55  Jahren  mit  Aaiitea,  Kachexie  nnd  baharrlichem  Fieber  (tnberkulAse 
Ptiitonitia?).    Heilung  auf  wiederholte  Ponktion,  Jedipin  innerlich. 

Seltene,  isolierte,  postlaparotomische  Symptome  ohne  ZusammenhaDg 
mit  der  LäsioD  nnd  dem  operierten  Organe  sollen  nachBurghele  (3)  folgende 
sein:  Hämoptysie,  Hämaturie,  Diarrhöe,  Darmatonie  nnd  Okklneion,  ver- 
schiedene Hämorrhagien,  Oligurie,  Annrie  nnd  plötzlicher  Tod. 

Stoianoff  (Vama). 

2.  Erkrankungen  der  Bauehwand. 

I.  Conrtin-Boaauet,  EventratioD,  cnre  radieale  par  le  proo^ä  de  Fanre-Poiri.   Journ. 
d«  mid.  de  Bord.  1905.  Nr.  10.  p.  164. 

2-   *Crachet,  L«  röflexe  cutanö  abdominal  dana  lea  gaatro-ent^itea  de  l'enfanee.  Jonrn. 
de  mäd.  de  Bord.  1905.  Nr.  4.  p.  63. 

3.  Flatan,  Desmoid  der  Bauchdecken.    Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  40.  p.  1957. 

4.  LeDorroont,  Dos  kjetee  hjdatiquea  de  la  paroi  abdomioale.   Revue  de  CShirargie  10. 

5.  Leuai,  Raptor  des  Muaculoe  rectna  abdominia.    Wiener  med.  Freaae  19U5.  Nr.  52. 

6.  Minkowski,  laolierte  neuritieohe  L&hmnngen  von  Bauchmoakeln.    Deutsche  medizin. 
Wochenschr.  Nr.  41. 

7.  Hohr,  BanchbrOche  in  der  weiaaen  Linie  ohne  etc.    Orenageb.  SIT,  3. 

8.  Horeatin,  Corps  ätrangera  de  la  paroi  abdominale.     Soc.  anat.  1905.  Oct. 

9.  HQller  nnd  Seidelmann,  Zar  Physiologie  und  Pathologie  der  Baachdeckenreflexe. 
MQDcfa.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  28. 

10.   Bnggi,  G.,  Nnovo  proceaBo  di  plastica  delle  pareti  addomiuali.    II  Poliolinieo  aai. 
pnt  1905.  Fase.  80. 

II.  Sikora,  Abcis  de  la  paroi  abdommale  d&  b  la  migration  den  vers  intaatinanx.    La 
Prease  mid.  1905.  Nr.  17. 

P.  ümachigi,  Laceratioo  of  the  abdominal  wall  tfae  result  of  bear-bite  aimulatiiig  an 
abdotninal  tnmonr.    Tbe  Lftne«t  25.  II.  1905. 

Müller  nnd  Seidelmann  konnten  bei  Untersnchung  an  1000  Soldaten 
Dar  einmal  den  Banchreflex  nicht  auslösen.  Alle  diffasen  oder  lokalen  krank- 
haften Prozesse  im  Bauch ,  welche  die  Banchdeckenapannung  steigern ,  er- 
schweren den  Reflex.  In  Grenzfällen  spricht  das  Fehlen  des  rechten  anteren, 
resp.  infranmbilikalen  Reflexes  mit  Wahrscheinlichkeit  für  einen  akut-ent- 
zündlichen Prozess  in  dieser  Gegend. 

Minkowski  (6)  sah  zwei  Fälle  von  nenritischer  Lähmung  der  Bauch- 
mnskeln : 

1.  55jShriKer  an  Alkohol  gewohnter  Manu  mit  Arterioskleroae  und  Diabetes  be- 
kommt nnt«r  Schmerzen  eine  atrophische  LShmung  dae  rechten  Obliqnns  superior  und  der 
QDteren  HAlR«  dea  Transversns  mit  Eutartungareaktion.  Heilung  unter  ElektrizitBt  und 
&4dem,  Msasag«. 

2.  63jihrige  Fran.  Einige  Wochen  nach  Auftreten  eines  Herpes  zoster  im  Bereich 
des  UeohypogastricDS  QDd  Ileoingoinalis  Lfthmong  nnd  Entartnngsreaktion  des  linken  Trans- 
TBTsna  nnd  der  oberen  B&nche  dea  Rektas.    Nach  einigen  Wochsii  noch  unverändert. 

Symptom  war  beidemale  airkumskript«  VorwBlbung  des  Leibes  im  Bereich  der  ge- 
lUimten  Huakeln. 

Mohr  (7).  Fall  von  kleiner  adhärenter  Netzhemie  der  Linea  alba, 
in  welchem  trotz  stärkster  Beschwerden  nur  umschriebener  Druckschmerz  fest- 
zustellen und  erst  bei  der  Operation  nach  Durcbtrennung  des  grossen  Bauch- 
«andsebnenblattes  die  Bruchbildong  zu  erkennen  war. 

Conrtin-BosBuet  (1)  nähten  bei  Operation  einer  Banchhemie  die 
Recti  vermittelst  zweier  ans  den  Aponeurosen  der  Recti  entommenen  Gewebs- 
streifen  nach  Porri. 


S32  Jahresbericht  für  Chirurgie.     II.  Teil. 

Umftchigi  (12).  Als  Folge  von  Bisswonden  (Bär)  der  Baocbwand 
präsentierte  sich  ein  eiterig  belegter  gestielter  Tamor  am  Hippenbogen ,  der 
durch  zerrissene  und  vorgefallene  Mn^elpartien  gebildet  war. 

Lenez  (ö).  Buptor  des  Rectns  abdominis  ereignet,  sieb  sehr  hänfig  bei 
jongeo  Kavalleristen  beim  Sprung  in  den  Sattel  ohne  Hilfe  der  Steigbügel. 
Symptome:  plötzlicher  Schmerz,  eventuell  Übelkeit,  Koliken.  Äusserlich  tretne 
Ekchymose  trotz  meist  umfönglichen  Hämatoms.  Denn  der  Sitz  ist  meist 
im  unteren  Drittel  in  den  tieferen  Partien  des  Muskels ;  hinten  fehlt  hier  die 
Aponeurose ;  daher  auch  dieser  Sitz  der  häufigste.  Es  kann  die  Art.  epigastrica 
mitreissen.  —  Gewöhnlich  kein  Vorspnmg  des  Muskels;  keine  fühlbare  Lücke. 
ManchntEÜ  Bildung  einer  Geschwulst,  die  kugelig  vorspringt,  mit  Hernie  ver* 
wechselt  wird,  bei  Kontraktion  der  Muskeln  hart  and  anverscbieblicb  wird, 
bei  schlaffem  Zustand  verschieblich  ist.  Ei^s  können  nur  wenig  Fasern,  aber 
auch  die  ganze  Dicke  des  Muskels  gerissen  sein  mit  Diastase  bis  6  cm. 
Partielle  Fälle  heilen  rasch;  Schwächegerühl  bleibt  lang,  Rückfalle  kommen 
vor.  Therapie:  Robe,  Umschläge,  12  kurze  Krankengeschichten  eigener  Be- 
obachtung. 

Fl&tftD  {3}  openerte  «In  gtoassB  nad  bis  zn  4  om  dickes  Desmoid  der  Banchdecken, 
iu  parallel  dem  Lig.  Fonparti  lag  und  am  unteren  Rand  nnlBsbar  mit  dem  KnorpelSbenag 
der  Darmbeinschanfel  rerbnndeD  ist.    Dieae  Terbindang  var  bindegewebig. 

Lenormont  (4).  Echinokokken  der  Bauchdecken  als  einzige  liokalisa- 
tion  der  Krankheit  sind  sehr  selten.  Lenormont  stellt  aus  der  Literatur 
nur  2t  sichere  Fälle  zusammen;  einen  hat  er  selbst  beobachtet.  Intraperi- 
toneale, auch  vorher  durchgebrochene  Zysten  sind  au^eschieden.  Diese  Zysten 
sind  gutartige,  meist  harte,  oft  mit  Fibrom  verwechselte  Geschwülste,  von 
langsamer  Entwickelung ,  die  einzige  Komplikation  ist  Verdickung.  16  der 
Fälle  betrafen  Zysten  in  der  Muskulatur,  5  allein  sassen  im  properitonealeu 
Zellgewebe. 

Morestin  (8)  fand  in  einem  Bauchdeckenabszess  (rechtsgelegen,  unter 
intakter  Haut  spontan  ohne  Verletzung  entwickelt,  eine  Nadel,  von  5  cm 
Länge,  die  vielleicht  aus  dem  Darm  ausgewandert  ist. 

Sikora  (11).  Bei  einer  Frau,  welche  früher  an  Erbrechen  von  Askariden 
gelitten  hatte,  bildete  sich  allmählich  ein  Bauchdeckenabszess ,  in  dessen 
fäkulentem  Eiter  sich  mazerierte  Teile  von  Würmern  fanden.  EommunikatioD 
mit  dem  Peritoneum  konnte  nicht  mehr  gefunden  werden. 

Das  von  Ruggi  (10)  aasgedachte  Plastikverfahren  hat  zum  Zweck,  die 
Fixierung  der  geraden  Muskeln  an  tiefgelegener  Stelle,  nämlich  in  der  Nab«l- 
Scbambeinstrecke  zu  sichern,  wo  die  genannten  Muskeln  eine  leichte  Ver- 
schiebbarkeit geniessen.  Der  Verf.  operiert  folgendermassen :  mit  einer  Ellipse, 
deren  grösserer  Durchmesser  in  vertikalem  Sinne  verläuft,  umschreibt  er  einen 
grossen  Haut-  und  Unterhautzellgewebslappen,  den  er  entfernt,  wodurch  ein 
breites  Stück  ßekleidungsaponeurose  der  geraden  Bauchmuskeln  blossgelegt 
wird.  Auf  dem  medianen  Teil  des  Nabel-Scbambeinabsctmittes  derselben  legt 
er  auf  jeder  Seite  zwei  horizontale  Einschnitte  an,  welche  in  einer  Entfernung 
von  einer  Fingerbreite  von  der  Mittellinie  aus  derart  nach  aussen  geführt 
werden,  dass  sie  auf  jeder  Seite  einen  ungefähr  drei  Finger  breiten  Lappen 
umschreiben.  Alsdann  präpariert  er  die  beiden  Lappen  von  innen  nach  aussen, 
von  den  darunter  liegenden  geraden  Muskeln  los,  bis  an  den  äusseren  Rand 
derselben.  Hierauf  zieht  er  unter  sorglicher  Vermeidung  der  Verletzung  der 
von  den  Epigastricae  herkommenden  arteriösen  Verzweigungen  die  erwähnten 


Pagonstecher,  Erkrankungen  der  BüQchir&Dd  und  des  Peritoneums.  833 

Lappen  hinter  den  geraden  Muskeln  hiodarch  zu  der  medianen  Linie  hin. 
Mit  diesem  Hilfsmittel  gelang  es  Rvggi,  den  geraden  Baachmuskel  in  eine 
Art  robuster  Scheide  zn  zäumen,  welche  hinten  durch  den  genannten  Lappen 
gebildet  wurde  und  vom  durch  die  übrige  Aponenrose,  die,  da  sie  sehr  reich- 
lich ist,  wieder  vor  den  geraden  Muskeln  selbst  vereinigt  werden  kann. 

Die  beiden  an  der  medianen  Linie  wieder  verbundenen  nnd  um  das 
eben  Nötige  verkürzten  Lappen  bilden  also  eine  erste  tiefgelegene  Schicht, 
irelche  dadarch,  dass  sie  die  geraden  Mnskeln  mit  ihrem  inneren  Rande  ein- 
ander genähert  hält,  als  erste  ausserhalb  der  Transversalaponeurose  gelagert« 
Schutzschicht  dient,  während  die  auf  der  vorderen  Fläche  der  geraden  Muskeln 
rerbliebene  Aponenrose  gleichfalls  als  zweite  Schutz-  und  Kräftigungsschicht 
hinzukam  derart,  dass  die  Bildang  der  Wand  selbst  eine  feste  wurde. 

Der  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  der  Lappen  auch  nur  einer  allein  zu 
^in  brauche  in  der  Vorstellung,  dass  die  eventuelle  Diastasia  abhängig  sein 
misse  von  der  Entfernung  nur  eines  der  geraden  Muskeln. 

Raggi  hat  diese  seine  Methode  in  zwei  Fällen  mit  gutem  Erfolg  zur 
Anwendung  gebracht. 

S.  Erkrankun^n  des  Nnbela. 


4.   Verletznngen  des  Bauches. 

1.  'Baoar,  C,  Perforative  Bauchwande  mit  Hernia  und  DarmperforatioD,  Laparotomie, 
EnUrorrhaphie.    Genesung,    ßeviats  de  chirargie.  Nr,  4.  p.  176  (rnm&Diach). 

2.  Ecbola,  Widerstands nhigkeit  des  PeritoDeams  gegen  Terlelznngen.    Jonrn.  of  Amer. 
Aisoc.   1904.  Nr.  27. 

3.  Flick,   Zar   Kasaietik    der  Pmünngsverlatinngen   des   Becken«,     Bruna   Beiträge. 
Bd.  46.  Heft  1. 

i.  Kramm,  Chirnrgiacbe  Beitrage,    ärztl.  Hitteilungen  aus  Baden  1905.  30.  Nov. 

5.  'Hunteanu,  A,,  Baachkontusion,  Darmperforation,  allgemeine  Peritonitis,  Laparatomie, 

Enterorrhaphie.  QeneBnng.    Spitnlnl.  Nr.  4.  p.  76  (ramftniech].    Stolanoff  {Tama). 
i.  Nengebaner,  ZurChirurgie  des  Zwerchfells,  v.  Langenbecks  Archiv  1904.  Bd.  TS. 

Heft  4. 
7.  'Severeanu,  Perforative  Sobusawunde  dea  Abdomens.    Revieta  de  cbinirgie.  Nr.  4. 

p,  182  (nimftnisch), 
R  Soter,  Ober  die  operative  Behandlung  von  Zwerchfell  wunden.  Bruna  Beitr.  46.  Bd. 
9.  —  Ober  die  uperative  Behsndlang  von  ZneTchf eil  wunden.     Brnne  Beitr.  47.  Bd. 
10.  Tatter,  Ein  Fall  von  subknUner  Ruptnr  der  Art.  gaatre-epiploic.  dezt.    Zeutralbl.  f. 

Chir.  19M.  Nr,  43. 

Vatter  (10],  Nach  stumpfer  Kontusion  (Hufschlug)  des  Bauches  ergab 
die  nach  einigen  Stunden  wegen  innerer  Blutung  ausgeführte  Laparotomie  eine 
Sn|ell»tion  an  der  vorderen  unteren  Fläche  der  grossen  Kurvatur,  das  Netz 
eingerissen  und  Blutung  im  Stuhl  aus  der  Art.  gastroepiploica,  welche  durch- 
trennt  ist.     2  cm  langer  Riss  am  Leberrand.     Heilung. 

Krumm  (4). 

1.  Qnetscbung  des  Banches  durch  Puffer.  Leibschmers,  Erbrechen.  Kollapa.  Laparo- 
tODii«  nach  4  Stunden.  Grosse  Blutmengen.  Riss  von  5  cm  Länge  nnd  S  cm  Tiefe  neben 
der  GsUenblase.    Naht  mit  durchgreifenden  Catgutn&hten  und  Tamponade.     Beiinng. 

2.  Schlag  gegen  Bauch  durch  ein  sebweres  EolzstOck  gegen  die  rechte  Untnrbaach- 
mend,  Ohnmacht.  Am  anderen  Morgen  Zeichen  von  Peritonitis.  Operation.  Jauchig-eitriges 
EiiüilaL  DSrme  rerklebt  durch  Fibrin.  Erbseagrosse  Perforation  einer  rechte  unten  an  der 
Foui  iliaca  liegenden  Darmschlinge.  Naht.  Reinigung  dea  Banches.  Drainage  mit  Jodofarm- 
gue  nsch  verschiedenen  Richtungen.    Beilang. 

iihrMbaricht  fflr  ChlrarEl*  1V&  53 


JahreBbericht  fQi  Chinirgie.    II.  Teil. 

Neagebauer  (6)  berichtet  zuerst  über  einen  Fall  von  StichverietzuBg 

Zwerchfells  mit  Prolaps  nnd  Verletznng  des  Magens,  welcher  durch  trans- 
urale  Operation  von  ihm  geheilt  wurde.  Die  Naht  des  Zwerchfells  war 
ht.  Er  weist  im  Änschlnsa  daran  auf  die  gute  Prognose,  welche  diese  Ver- 
dungen bei  frühem  Eingreifen  und  transpieuralem  Vorgehen  haben.  Zur 
;änznng  muss  eventuell  noch  eine  Laparotomie  gemacht  werden,  mn  etwaige 
rletznngen  der  Eingeneide  zu  konstatieren.    Auch  zur  digitalen  Exploration 

Zweifel  ob  eine  Zwerchfellverletzung  vorli^,  so  besonders  bei  Schüssen, 
tNeugebauer  die  Probelaparotomie  für  geeigneter  als  die  Probethora- 
.omie  nach  Postempski. 

Dagegen  fordert  die  Leichtigkeit,  mit  welcher  die  Zwercbfellnaht,  viel- 
:ht  wegen  des  Pneumothorax  sieb  ausführen  läset,  dazn  auf,  auch  bei  Her- 
n  des  Zwerchfells  die  eigentliche  Operation  nur  vom  Thorax  vorzanehmen, 
erchfellbemien  als  Folge  vorausgegangener,  nicht  genähter  Verletzungen 
d  häufig.  Die  Literatur  wird  darüber  angegeben:  Von  den  transpleural 
erierten  starb  nur  einer.  Von  den  abdominell  angegriffenen  sind  nur  wenige 
■ettet  worden.  Die  Gefahr  des  Pneumothorax  bei  thorakaler  Operation 
d  von  Neugebauer  nicht  so  hoch  angeschlagen. 

Suter  (8  u.  9)  berichtet  über  zwei  erfolgreich  operativ  bebandelte,  ge- 
ilte Zwerchfellwnnden. 

1.  Subkutane  Verletzung  durch  Zusammendrücken  des  Körpers  zwischen 
ei  Puffern.  Komplikation  mit  Läsion  der  Niere.  Indikation  zur  Operation 
r  gegeben  durch  die  Nierenverletzung  (zunehmende  Schwellung  in  der 
ken  Lendengegend,  Hämaturie)  sowie  den  bedenklichen  Allgemeinzustaud. 
e  Operation  wurde  also  aus  diesem  Grund  mit  Flankenschnitt  gemacht,  die 

drei  Stücke  gerissene  Niere  exstirpiert.  Als  zufälliger  Befund  fand  sich 
s  Zwerchfell  hart  an  seinem  thorakalen  Ansatz  abgerissen;  sein  medialer 
undrand  konnte  aber  leicht  mit  der  Thoraxwand  vereinigt  werden.  Heiiang- 
2.  Perkutane  Zwerchfellverletzung  dnrch  Messerstich  im  7.  Interkostal- 
iim  15  cm  lateral  von  der  Medianlinie;  '/>  cm  breit.  Die  Richtong  des 
undkanals  und  Scbmerzhaftigkeit  der  linken  Regio  epigastrica  Hessen  intru- 
dominelle  Verletzung  sehr  wahrscheinlich   erscheinen.     Laparotomie.     Netz 

in  einer  Zwerchfellwunde  inkarzeriert.  Nach  seiner  Lösung  Pneumothorax. 
:m  lange  klaffende  Wunde  in  linker  Zwerchfellhälfte,  oberflächliche  V/t  cm 
Ige  Wunde  des  Magens  (Serosa  und  Mnekalarisj,  an  der  Vorderfläche  der 
exura  lienalis  zwei  Verletzungen.  Kein  Darminhalt  ausgetreten.  Naht  aller 
sse.  Die  Heilung  wurde  durch  Eiterung  der  Laparotomiewunde  sowie  ein 
npyem  in  die  Länge  gezogen.  Daraus,  dass  im  Eiter  Streptokokken  nnd 
)libazUlen  gefunden  wurden,  schliesst  Suter,  dass  vielleicht  der  Pleuraranm 
im  Zurückziehen  des  Messers,  welches  soeben  den  Dünndarm  verletzt  hatte, 
Sziert  wurde. 

Im  Anschluss  daran  folgt  eine  sorgfältige  Bearbeitung  der  Zwerchfell- 
rletzungen.  Es  werden  unterschieden,  subkutane  und  perkutane.  Erslere 
tetehen  meist  durch  das  Abdomen  komprimierender  Gewalten.  Seine  Wand 
atzt  dann.  Zahlen  lassen  sich  noch  nicht  angeben.  Offenbar  sind  viele 
ir  Beobachtung  entgangen.  In  der  Diagnose  der  Zwerchfellverletznugss 
ielen  die  Hauptrolle  nachweisbare  Verletznng  oder  Vorfall  von  Baucborganen 
irch  eine  Tboraxwunde,  die  Richtung  von  Stichen  und  Schüssen  etc.  Ope- 
tiv  behandelt  sind  nur  zwei  subkutane,  dagegen  71  perkutane.  Sie  sind 
fenbar  viel  häufiger  als  man  annimmt.    Suter  meint,  dase  viele  kleine 


FagaDBtecher,  ErkraDkoDgen  der  Bauchwand  nnd  des  FeritonenrnB.  835 

Wanden  keine  Symptome  machen,  auch  spontan  heilen;  er  ist  daher  auch 
der  Meinnng,  dass  theoretiscli  eine  änsserliche  kleine  Zwerchfellwnnde  keine 
Operation  erheischt,  vas  den  sonst  von  den  Autoren  anfgestellten  Indikationen 
inderspreche.  Erst  grössere  Verletzungen  hedingen  die  Gefahr  der  sogen. 
Zverchfellhemie. 

Eane  ZusammenstelluDg  der  Operationsresnltate  ergibt  eine  Überlegen- 
heit der  transpleuralen  Methode  gegenüber  der  abdominellen,  auch  bat  man 
nur  Fälle  mit  gleichzeitigen  BauchorganTerletznngen  berücksichtigt.  Von 
solchen  12  Fä.llen  starb  nur  einer,  von  12  mit  anderen  Methoden  Operierten 
6  =  8,3  gegen  50°;o.  Von  28  Fällen  mit  gleichzeitiger  Verletzung  anderer 
Organe  starben  überhaupt  7  =  25  "/o. 

71  Fälle  der  Literatur  von  operierten  Zwerchfellwunden  am  Schlnss  der 
Arbeit. 

Flick  (3)  berichtet  über  vier  Fälle  von  Pföhlungsverletznngen: 

1.  Ein  Stuhlbein  war  ao  der  Übergangsforche  des  ObenchenlcelB  in  daa  Perineaill 
eingedniDgen  und  hatte  die  Blase  perforiert.  Nach  */•  Jahren  wurde  mittelst  Sectie  alta 
«in  grosBer  Blasenatein  entfernt,  der  eich  dnrch  Inkmattition  eine«  Tnchstüekohena  gebildet 
hatt«.    Ferinrethraler  Äbsieaa,  Blaaendiphtfaerie ;  Tod  an  Sepais. 

2.  Beim  Sturz  von  einem  Baume  auf  einen  Latteniaun  war  eine  Latte  rechte  vom 
AnoB  ca.  5  cm  tief  eingedrungen.  Verlatzung  daa  Peritoneums,  Perforation  des  Bektuma. 
Vollkommene  HeUnng  innerhalb  3'  •  Wochen. 

3.  Beim  Sturz  von  einem  2  m  hohen  Holutoas  auf  die  Spitze  einea  Scheites  war 
letiterea  30  cm  tief  ron  vom  nach  hinten  zwischen  Skrotum  nnd  AnalOffnong  eingedrungen. 
Perforation  der  Pars  proatatica  urethrae,  groaaer  Schlitz  in  der  hinteren  Btosenirand,  Perfo- 
ration den  Bektnma  mit  Erhaltung  der  8phinkt«rpartie.    Heilung  innerhalb  S  Wochen. 

4.  Sturz  3  m  hoch  auf  eine  Heugabel,  die  im  Soden  ateckL  Bei  der  Laparotomie 
findet  sich  zweimalige  Perforation  des  Rektums,  ErCffnung  des  Peritoneums  am  CaTum 
Donglaoü.  Der  Fremdkörper  war  aus  der  Peritonealhöhle  an  der  Wurzel  des  MeBOsigma 
ahne  gröbere  Verletzung  der  Intestina  ausgetreten  und  weiter  retroperitoneal  bis  zum  111. 
Lendenwirbel  vorgedrungen.  Tod  nach  6  Tagen  an  Peritonitis.  Bei  der  Sektion  findet  aich 
ein  retroperitonealer,  durch  die  Öffnung  von  Mesosigma  mit  dem  Bauchraum  kommnnj- 
lierender  Abszeas.  In  demselben  liegt  der  teilweise  nnd  in  der  Insertionsstelle  an  den 
«Jnerfortafttzen  der  Lendenwirbel  vollstindig  abgerissene  Psoaa  major. 

Der  Stiel  kann  nicht  ISnga  der  Wirbel  hergeglitten  sein,  sondern  mnss  den  Mnskel- 
buch  getroffen  nnd  letzterer  sich  dann  von  der  ADsatiatelle,  vielleicht  durah  Kontraktion, 
loagerisaen  haben. 

5.   Akute  Peritonitis. 

t.  Barth,   Über  unsere   Fortschritte  in  der  Beurteilung   nnd  Behandlung   der   eitrigen 
Perforationsparitonitis.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10.  p.  873. 

2.  Basile,  Q.,  Dingnoei  preeoce  della  peritonite  perforitiva  tifosa  ad  intervento.    Poli- 
clinico  1905.  Sez.  praL  Faao.  6. 

3.  Bosse,  B.,  Praktische Ergebnipse  aus  dem  Gebiete  der  Chirurgie.    Über  diffuse  eitrige 
Peritonitis.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1902.  2. 

4.  Clairmont-Haberar,  Experimentelle  Untersuchungen  znr  Physiologie  n.  Pathologie 
dea  Peritonenms.    Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  76.  Heft  1  n.  2. 

5.  — Ranii,  Kaeuistisehe  Beitrige  zur  Eiehsndlnng  der  diffusen  eitrigen  Peritonitis.  Arch. 
f.  klin.  Chir.  76,  1  n.  2. 

6, Über  subphrenische  Abszesse.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  24  nnd  25. 

p.  647. 
T.  *Cotte,  Abcte  da  U  cavit«  de  Retzius.    Gsz.  des  HSp.  1905.  Nr.  49. 

8.  Courtois-Saffit-Beanfamd,  PäritooHe  typholdiqne  ssns  Perforation.    Qsz.  des 
HAp.  1905.  Nr.  33.  p.  390. 

9.  Dablgreen,  Zor  Behandlung  der  diffusen  eitrigen  BanchfellentzQndung.    Nord.  Tid. 
for  Terap.  1905.  6—8.    Ref.  Wiener  med.  Presse.  Nr.  37. 

10.  Dndgeon-Sargent,  Peritonitis,  a  bacteriologioal  stody.    The  Lancet  II.  111.  1905, 
25.  IL  1906,  4.  lU.  1905. 

58* 


S  JKhTesbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

,   Friedrich,  P.,  Die  BehADdlnag  der  Peritonitis.    Premier  congrAs  de  U  aocirit^  inter- 
nationale de  Chinu^e.  BrOsael  1906. 

:   Friedrieh,  Treatniant  of  Peritonitis.    Med.  Preaa  1905.  Sept.  27. 

.,   ^  Über  den  Nutzen  der  funktionellen  Aoeschaltnng  grosser  DarraebBcbnitt«  bei   op- 
tischer Peritonitis.     Hediziniache  Klinik  1905.  2. 

.   Ghon-Sachs,  Ätiologie  der  Peritonitis.    Zentralbl.  f.  Bakt.  38,  1  u.  2. 

.    Jaboulay,   La   gaatrostomie   chez   certsinea   formes   de  piritonite.     Ljron   m6d.   1905. 
Nr.  11.  p.  560. 

.    Enott,  Drainage  in  diffuse  aeptic  Peritonitis.    Annal.  of  Sorg,  1905.  July. 

.   Kojucharoff,  Iv.,  Pneamokokken Peritonitis.  Letopisti  na  lekerskija  eejai  v.  Bulgaria. 
Nr.  8.  p.  37  (bulgarisch). 

.   'Eahn,    Die   Behandlung   der  Peritonitis.    HOnch.  med.  Wochenschr.   1905.    Nr.  41. 
p.  1996. 

.   'Laignel-Lavastiae,  Plexus  solaris  bei  Peritenitin.    Atch.  de  mäd.  exp6r.  H.  1. 

'.    Lennander,  Ober  die  Behandlung  der  akaten  Peritonitis.    Deutsche  Zeitocfaf-    fQr 
Chir.  81,  1. 

.    —  On  the  treatment  of  acute  Peritonitis.    The  Edinb.  Med.  Jonm.  1905.  Angaat  and 
Sept. 

.   ~  Acute  Peritonitis.    Med.  Press  and  Circ.  1905.  Nr.  18. 

':    —  Friedrich  etc.,  Über  Peritonitisbehsndlang.     Internat.  Eongr.   f.  Chir.  io   BrOaaeL 
Kef.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905  Nr.  48. 

.    Hc  Cosh,  General  Peritonitis.     Med.  Press  and  Circ.  1905.  Sept  20. 

.   Malcolm,  Inflammation  and  Peritonitis  regarded  as  Physiologieal  Proceases.     Lancet 
1905,  Oct  28.  p.  1255. 

.   Marcrae,  The  diagnosis  of  Peritonitis  in  enteric  fever.    Qlaago«  med.  Joum.  1905. 
Oct.  p.  257. 

.   Marcy,  Tubercntar  Peritonitis  in  woman.    Ann.  of  Snrg.  1905.  Not. 

.    Nuetzel,  Die  Prinzipien  der  Peritonitis- Behandlung.    Bruns  Beitr.  46.  Bd. 

.   —  Die  l<:rgebaJ8se  von  241  Peritonitis  Operationen.    Brnns  Beitr.  47.  Bd. 

'.    Peiser,  Zur  Pathologie  der  bakteriellen  Peritonitis.     Brnns  Beitr.  45,  1. 

.    Romme,  La  rösistauce  du  päritoine  et  les  injections  leacotaxiques  en  chimrgie  abdo- 
minale.   Presse  mäd.  1905.  Nr.  ö. 

.    Poenaru,    Ferforativperitonitis   nach   kalkulOser   Cholecystitis.     Revista  de   chimx^e. 
Nr.  6.  p.  -261  (rumänisch). 

.   *Sherrilt,  The  roansgcment  of  acute  general  Peritonitis.   Hed.News  14.  I.  1905  and 
11.  IL  1905. 

.    Winternitz,  M.  A.,  Fall  von  Peritonitis  pnenmocacciea.  ündapester  kgL  Arrte- Verein, 
Sitzung  vom  4.  II.  1905.    Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  7  (imgarisch). 

Nach  einer  lebliaften  Kritik  der  für  klassisch  bei  der  Peritonitis  nach 
irforation  gehaltenen  Symptome  stellt  Basile  (2)  die  Behauptung  auf,  dass 
e  eiDzigen  konstanten  frühzeitigen  Symptome  die  Delensa  muscularis  nnd 
e  Facies  abdominalis  sind,  bei  deren  Anwesenheit  stets  die  Laparo- 
mie  geboten  erscheint.  Der  durch  eine  irrtümliche  frühzeitige  Diagnose 
itzlos  gewordene  Operationsakt  verursacht  nach  dem  Verf.  dem  Pat.  keinen 
haden,  wie  sehr  er  auch  durch  die  im  Gang  befindliche  Infektion  entkräftet 
in  möge.  Diese  Behauptung  unterstützt  er  durch  die  Krankengeschichten 
'eier  Fälle,  bei  den  im  Verlauf  eines  Typhus  die  Laparotomie  vorgenommen 
irde  unter  dem  Eindruck,  dass  eine  Perforation  stattgefunden  habe,  die 
loch  nicht  eingetreten  war.  Trotz  der  Operation  genasen  die  Patienten 
id  die  Vernarbung  der  Wunde  erfolgte  per  primam. 

Weiterhin  erzählt  Basile  die  Geschichte  sieben  Typhuskranker ,  bei 
nen  mit  der  Laparotomie  eingegriffen  und  bei  der  Operation  die  Perforation 
nstatiert  wurde.  In  nur  einem  von  diesen  sieben  Fällen  trat  der  Tod  ein 
folge  Peritonitis,  die  übrigen  genasen.  B.  Giani. 

Die  experimentellen  Untersuchungen  von  Clairmont  und  Haber  er  (4) 


PagsDBtecher,  ErkraDknngen  der  Bancbwand  nnd  des  Peritoneuma.  837 

beschäftigen  sich  in  einem   ersten  Teil   mit  den  „Schutzvorrichtungen  des 
Körpers  gegen  die  peritoneale  Infektion".     Dazu  rechnen: 

a)  Die  Resorption.  Versuche  mit  2''/oiger  Jodkalilösung  bei  Ka- 
ninchen ergaben,  dass  normal  Jod  nach  intraperitonealer  Injektion  nach  15 
bis  30  Minuten  im  Harn  erscheint;  einfache  Laparotomie  führt  zn  Verzöge- 
ning  der  Resorption,  die  sich  nicht  in  ihrem  Beginne,  sondern  in  einem  pro- 
trahierten Abklingen  bemerkbar  macht.  Erentration  (trocken)  verzögert  die 
Resorption,  und  zwar  schon  von  ihrem  Beginn.  Feuchte  Eventration  verzögert 
den  Eintritt,  der  Verlauf  ist  verschleppt.  Spülang  der  Bauchhöhle  mit  warmer 
Kochealzlösoi^  bei  Eventration  gibt  ein  anderes  Bild:  es  tritt  zwar  hier  oft 
eine  aktive  Hyperämie  ein,  aber  es  fehlt  Füllung  der  Venen,  Blaufärbung 
der  Därme,  es  treten  peristaltische  Bewegungen  ein.  Aufgehoben  wird  jedoch 
die  Beeinflussung  der  Resorption  nicht.  Narkose  ergab  keine  wesentliche 
Beeinflussung.   Physostigmin  sclieint  zu  beschleunigen.  Morphium  verlangsamt. 

Peritonitis  wurde  durch  Krotonöl  und  Ol.  therebinth.  erzeugt.  Im  ersten 
Stadiom  besteht  nicht  nur  nicht  Verlangsamung,  sondern  sogar  Beschleanigang; 
bei  vorgeschrittener  Peritonitis  ist  die  Resorption  beeinflusst.  Dieselben  Re- 
sultate ergaben  sich  bei  E^rzeugung  von  Peritonitis  durch  Injektion  von  auf- 
geschwemmten Fäzes  aus  dem  Dickdarm  oder  Verletzung  des  Darmes. 

Die  Resorptionsbahnen  gehen  durch  das  Zwerchfell.  Ein  Tier  ohne 
Zwercbfellausschaltong  bekam  nach  Strychnininjektion  schon  nach  5  Minuten 
Vergiftongserscheinungen,  Tiere  mit  Zwerchfellausschaltung  (Kollodium)  erst 
Dach  23  Minuten.     Dasselbe  ergaben  Jodversuche. 

b)  Die  peritoneale  Phagozytose.  Im  Verhalten  dieser  Phäno- 
mene ist  nach  trockener  und  feuchter  Eventration  kein  wesentlicher  Unter- 
schied ZQ  erkennen.  Es  kommt  nach  jeder  Eventration,  ob  trocken  oder 
feucht,  ZQ  reichlicher  Lenkozytenemigration.  Anfangs  entwickeln  diese  ener- 
gische Phagozytose,  die  dann  rasch  erlahmt  und  hinter  der  Norm  zorück- 
bleibL 

c)  Die  peritoneale  Bakterizid! e.  Die  Versuche  hierüber  schei- 
terton. 

Die  Transsudation  der  Bauchhöhle  wird  durch  die  Laparotomie  nicht 
wesentlich  beeinflusst. 

Aus  diesen  Resultaten  ergeben  sich  Folgerungen :  1.  betreffend  der  Wege 
der  Resorption;  die  Verzögerung  durch  die  Resorption  wird  auf  die  Blut- 
gefässe bezogen.  Die  bei  der  Entzündung  sich  einstellende  aktive  Hyper- 
ämie führt  die  rasche  Resorption  herbei,  die  venöse  bewirkt  mangelhafte. 
Ob  die  Lymph-  oder  Blutbabnen  des  Zwerchfells  die  Resorption  herbeiführen, 
wird  dahingestellt,  wahrscheinlich  sind  es  beide.  2.  Die  Pathogenese  der 
Peritonitis:  es  gehören  zu  ihrer  Entstehung  nicht  noch  auch  schädigende 
Momente  wie  Reize,  Fremdkörper  etc.  neben  den  Bakterien. 

Für  die  Therapie  ergibt  sich,  dass  feuchte  Eventration  und  Spülang 
nicht  nur  für  das  normale,  sondern  auch  für  das  entzündete  Bauchfell  als 
Prophylaxe,  sowie  Therapie  der  Peritonitis  die  zweckmässigste  Methode 
darstellt. 

Clairmont  und  Ranzi  (5)  geben  in  einer  weiteren  Arbeit  eine  Wieder- 
gabe von  41  Fällen  von  Peritonitis  aus  der  Klinik  von  Eiselberg:  a)  Peri- 
tonitis bei  Appendizitis:  25  Fälle,  15  im  ersten  Anfall.  Peritonitis  im  An- 
sctilnss  an  perityphlitischen  Abszess  ergab  schlechteres  Resultat  als  bei  Per- 
foration des  Wurms  in  die  freie  ßanchhöhle.    Bis  zum  zweiten  Tage  hatte 


S  Jahreabericbt  fDr  ChiniTgie.    II.  Teil. 

peration  Aussicht  auf  Erfolg  (Hälfte  gerettet),  alle  Fälle  des  dritten  Tages 
irliefen  tödlich.  Im  ganzen  von  den  25  Fällen  10  geheilt,  15  starben. 
I  Magenperforation :  von  6  Fällen  3  geheilt,  c)  Duodennniperforation :  2  Fälle, 
idlich.  d)  Perforation  der  Gallenblase  bei  Cholelitfaiasis :  ein  Fall  gestorben, 
n  zweiter,  der  den  sonst  beschriebenen  gutartigen  Verlauf  zeigte,  geheilt. 
I  Platzen  eines  parametristischen  Abszesses,  tödlich,  f)  Reposition  einer  in- 
urzerierten  Hernie,  tödlich,    g)  Trauma:  4  Fälle,  1  geheilt. 

Von  allen  41  Fällen  sonach  63,4  "/o  Mortalität.  Die  Fälle  mit  Spülung 
6)  hatten  37,1,  6  ohne  Spälang  33,3  °/o  Heilung.  Als  Narkotikum  wurde 
tber  bevorzugt.  Schnitt  median,  Aufsuchen  nnd  Verschluss  der  Ferforations- 
elle,  Spülung  mit  heisser  Kochsalzlösung.  Über  Enterostomie  haben  \'^er£r. 
bringe  Erfahrung.  Breites  Offenlassen  des  Bancbes  mit  Mikulicztampo- 
»de.  6 — 8  Kochsalzinfusionen  pro  die  mit  l  Liter  Flüssigkeit.  Entfernung 
BS  Tampons  vom  3. — 4.  Tage  ab.  In  den  Fällen  von  Magen-  und  Dnodenum- 
erforation  wird  die  Jejunostomie  für  angezeigt  gehalten. 

Noetzel  (28).  Die  Behandlung  der  Peritonitis  hat  folgende  Ziele :  Ent- 
imung  des  Eiters,  Beseitigung  der  Ursache  der  Eiterung,  Drainage  von  Ab- 
essen und  Eiterherden.  Die  sogen.  Resistenz  des  Peritoneums  mnss  den  Rest 
smichten,  den  man  nicht  herausschaffen  kann.  Sie  bemht  immer  auf  der 
isserordentlich  grossen  Oberfläche  der  Bauchhöhle.  Die  Resorption  ist  nicht 
ie  Ursache  der  Resistenz.  Die  Bakterien  müssen  erst  in  der  Bauchhöhle 
stötet  werden,  würden  sie  lebend  resorbiert,  so  museten  sie  vom  Blut  ans 
idlich  wirken.  Neben  Bakterienvemichtnng  nnd  Resorption  besteht  noch 
ne  Verdauung  der  Entzündungsprodukte.  Ein  höheres  bakterizides  Ver- 
lögen als  andere  Gewebe  bat  das  Peritoneum  nicht.  Eigene  frühere  Experi- 
lente,  welche  das  Gegenteil  beweisen  sollten,  hält  Noetzel  nicht  mehr  für 
jchbaltig.  Die  Entfernung  des  Eiters  nnd  seiner  Ursache  geschieht  nur 
urcb  frühzeitige  Operation.  Man  spült  mit  Kochsalzlösung  von  38—39**  jede 
'erunreinigung  bei  Laparotomie  ab.  Durch  vorher  angelegte  GegenöffnungeD 
ird  für  Ablaufen  der  Flüssigkeit,  z.  B.  bei  Eröffnung  von  zirkumskripten 
.bszessen,  gesorgt.  Die  Spülung  wird  am  Schluss  der  Operation  wiederholt. 
ei  diffuser  Peritonitis  wird  unter  hohem  Druck  gespült.  Eine  Erhöhung  der 
.esistenz  des  Peritoneums  durch  Spülen  hat  Noetzel  im  Experiment  nicht 
iststellen  können.  Zurückbleibende  Flussigkeitsmengen  machen  Hyperämie 
nd  Leukozytose. 

Offene  Behandlung  der  Bauchhöhle,  wie  bei  Abszessen,  ist  onm^lich. 
>ie  Banchhöhle  moss  geschlossen  werden,  wenn  die  Drainage  richtig  funktio- 
ieren  soll,  indem  dazu  der  Druck  in  der  Bauchhöhle  notwendig  ist.  In  Frank- 
irt  drainiert  man  nicht  mehr,  wie  früher,  mit  vielen,  sondern  nur  mit  zwei 
der  drei  Drainagen.  Bei  Blinddarmperitonitis  rechts  Schnitt,  links  Kontra- 
izision,  von  beiden  je  ein  Drain  ins  kleine  Becken.  Von  den  Drains  winJ 
ann  unter  massigem  Druck  gespült  Die  Sekretion  aus  ihnen  ist  besonders 
aichlich,  darmbakterienhaltig,  wie  wenn  durch  Umkehrung  des  Saftstronies 
ifektionsmaterial  ans  der  Bauchhöhle  getrieben  würde.  Die  Drains  drainieten 
Dch  bergauf.  Die  Patienten  werden  mit  dem  Becken  tief  gelagert.  PhjEO- 
irigmin  wurde  früher  viel  verwandt,  jetzt  weniger,  künstliche  Entleerung  des 
larms  in  der  Operation  wird  nur  bei  Deusoperation  durch  Ausdrücken  von 
leinen  Inzisionen  her  verwandt.  Morphium  wird  reichlich  gegeben,  die  Er- 
ährung  ist  dreist.  Kochsalzinfusionen,  meist  intravenös,  nicht  zu  reichlich, 
leicblich  Trinkenlassen,  trotz  Erbrechen. 


Fagenstecher,  Erkranknageii  der  Baacbwand  and  des  Periton«uins.  839 

Nötzel  (29)  gibt  weiter  einen  Beriebt  über  241  Feritonitisoperationen, 
welche  in  Frankfurt  ausgeführt  wurden.  Er  erörtert  nochmals  die  Diagnose 
und  die  Symptome  der  Peritonitiden,  unter  welchen  die  BlinddarmperitonitiB 
die  Hauptmasse  bildet,  die  Operation  und  Nachbehandlung  nach  den  oben 
erörterten  Grundsätzen.  Die  Resultate  haben  sich  gegen  früher  sehr  ge- 
bessert. Von  23  Fällen  konnten  jetzt  18  geheilt  werden.  Operiert  wurden 
alle  eingelieferten  Kranken  ohne  Ausnahme,  auch  die  schwersten.  Unter  den 
geheilten  Fällen  bilden  die  Mehrzahl  diejenigen  mit  fibrinös-eitriger  Perito- 
nitis. Bei  sogen,  peritonealer  Reizung  kann  abgewartet  werden.  Alle  Einzel- 
heiton  der  Technik  werden  sehr  ausführlich  erörtert  und  können  hier  nicht 
wiedergegeben  werden.  Auch  eine  Reihe  Ton  Peritonitis  durch  Tnbenperfo- 
ration,  puerperale  Infektion,  Magengeschwür  und  Gallenblasenruptur  finden 
sich  in  besonderen  Kapiteln  erörtert. 

Dudgeon-Sargent  (10)  haben  im  ganzen  270  Fälle  von  Peritonitis 
bakteriol(^sch  untersucht.  In  drei  Vorträgen  wird  eine  Menge  von  Einzel- 
untersuchnngen  und  Angaben  aufgestapelt,  aber  in  so  unübersichtlicher  Weise, 
dass  eine  Wiedergabe  absolut  unmöglich  ist.  In  20  Fällen  von  intraperito- 
nealer Blutnng,  worunter  17  Extrauteringraviditäten,  fand  sich  fast  immer 
der  Staphylococcus  albus.  Bei  Perforation  der  erkrankten  Gallenblase  (3  Fälle) 
Streptococcus  resp.  Bact.  coli.  Bei  Perforation  von  Ulcus  ventricnli  (9  Fälle) 
stets  ein  Strepto-diplococcas  besonderer  Art,  der  genauer  beschrieben  wird, 
in  den  Rändern  des  Ulcus  and  dem  Exsudat  (hier  neben  Staphylokokken). 
Er  wird  in  Beziehung  gebracht  zur  Entstehung  des  Ulcus.  —  Perforiertes 
Duodenalulcus :  der  eben  beschriebenen  Organismen  fehlte.  —  Peritonitis  bei 
Typhös:  Staphyloc.  und  Bact.  coli  vergesellschaftet  in  zwei  Fällen.  Bei  Ap- 
pendizitis: a)  Abszess:  Die  Ana^roben  spielen  nicht  die  Rolle,  welche  man 
ihnen  zugeschrieben  bat.  Gefunden  wurden  Staphyloc.  albus  und  aureus; 
b)  Pyocyaneus  und  Bact.  coli;  letzteres  ist  der  häufigste  und  wichtigste,  aber 
von  verschiedener  Virulenz.  Gleichzeitige  und  vorgängige  Infektion  mit 
Staphylococcus  albus  kann  die  Infektion  mit  Bact.  coli  abschwächen.  Da  es 
von  geringer  Virulenz  ist,  kann  Infektion  mit  ihm  überstanden  werden.  Es 
scheint,  dass  dadurch  die  Resistenz  des  Peritoneum  ebenso  erhöht  wird,  wie 
darcb  die  Mikuliczschen  Nukleinsäureinjektionen.  Auch  begünstigt  es  Ad- 
häsionsbildung.  —  Bei  diffuser  Peritonitis :  Beschrieben  werden  Pneumokokken- 
peritonitis (meist  diffus),  3  Fälle.  Gonokokkenperitonitis  1  Fall.  —  Strepto- 
kokkenperitonitis ist  im  allgemeinen  wie  Septikämie.  Sie  kann  auf  dem 
Blatweg  entstehen.  Die  rasche  Resorption  der  Bakterien  und  ihrer  Toxine 
TOD  Seiten  des  Bauchfells  bedingt  die  grosse  Gefahr;  sie  ist  so  gut  wie  ab- 
solut tödlich.  —  Der  Bacill.  pyocyaneus  ist  sehr  virulent.  Er  wächst  auch 
anaerob.  Mit  Bact.  coli  zusammen  verträgt  er  sich  nicht;  wird  nie  mit  ihm 
zusammen  gefunden,  wächst  auch  nicht  auf  gemeinsamem  Nährboden. 

Peiser  (30)  teilt  eine  Reihe  von  Kaninchenexperimenten  mit,  an  wel- 
chen er  den  gesamten  Ablauf  der  bakteriellen  Infektion  des  Peritoneum  durch 
regelmässige  Untersuchung  des  Blutes  feststellte  und  gleichzeitig  mit  dem 
letzteren  den  kolturellen  Befund  in  der  Bauchhöhle  verglich.  Nach  bakterieller 
Infektion  der  Bauchhöhle  tritt  nach  gewisser  Zeit  eine  Verminderung  der 
Slutbakterien  ein,  während  in  der  Bauchhöhle  sich  noch  enorme  Mengen  be- 
finden. Daher  ist  die  Meinung  unberechtigt,  die  Entstehung  einer  Peritonitis 
irerde  durch  Resorptionshemmung  begünstigt.  Die  oben  geschilderte  Erschei- 
DQDg  erklärt  sich  weder  durch  bakterielle  mechanische  Verstopfung  der  ab- 


JkhreBboricht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

den  Bahnen,  noch  durch  die  bakterizide  Kraft  des  Blates,  sondern  es 
t  sich  am  KesorptionsyerzÖgenmg.  Diese  ist  eine  Abwehrreaktioa  des 
smns  gegen  eine  Allgemeiniutoxikation,  herTorgemfen  durch  den  Reiz 
i  Blut  kreisenden  Bakterien  und  Gifte.  Der  Kampf  mit  den  Bakterieo 
sich  im  Peritoneum  ab.  Die  Resorptionskraft  desselben  ist  kein  Scfaotz- 
bei  Peritonitis. 
Adrenalin    übt    in    der    BanchhÖhle   eine    resorptionsYerzögemde  Wir- 

iUS. 

Jennanders  (20—23)  Referat  beschäftigt  sich  fast  ausschliesslich  mit 
Fülle  von  sehr  genau  auBgearbeiteten  Technicismen,  die  im  Original 
ilesen  werden  müssen.     Den  wesentlichen  Inhalt  enthalten  die   Schlnss- 

Bei  der  Behandlung  der  aknten  Peritonitis  haben  wir  hinzaarbeiten 
ihe,  detaillierte  Diagnose,  auf  frühe  Operation  vor  Eintritt  der  Darm- 
ie.  Man  soll  danach  streben,  die  Ursache  der  Peritonitis  anszarotten. 
umparalyse  ist  in  Erwägung  zu  ziehen  die  Enterotomie,  eventuell  an 
en  Stellen,  mit  Entleerung  während  der  Operation,  Schrägfisteln   am 

oder  Darm;  eventuell  sogar  Resektion  von  0,5 — 2  m  gelähmtem  Darm. 
ppendizitisperitonitis  mit  Parese  des  CÖkum  Schrägfistel  am  Cökam. 
ischer  eitriger  Peritonitis  im  Zentrum  des  Bauches  Ausspülung  mit 
r  Kochsalzlösung.  Gesunde  Peritonealflächen  darf  man  erst  bespülen, 
iie  Reaktionserhöhung  (Mikulicz)  nachgewiesen  ist. 
!ur  Drainage  wird  Tampondrainage  mit  gutem  Banmwollengam  mit 
Öhren  zwischen  dem  stärkeren  und  dünnen  Kautschukstoff  gegen  das 
leum  parietale  empfohlen.  Subkatan  und  intravenös  Kochsalzinfnsionen 
raubenzuckerzusatz  3—8  °/o).  Bei  der  Nachbehandlang  hat  man  alles  zu 
amit  Magen  und  Darmkanal  bald  ihre  normale  Funktion  anfnebmen. 
-  und  Darmspülungen,  Enterostomie  dienen  dazu.  Physostigmin  '/>  bis 
1^ — 2  mal  tägl.,  der  Wasserverlust  des  Körpers  ist  zu  ersetzen,  wobei 
irmästel  zur  Eingiessung  dienen  kann.    Andere  Nabrang  als  Tranhen- 

wird  nicht  per  rectum  gegeben.    Subkatan  Olivenöl,  Traubenzacker 
Ikohol. 
Adhärenzen  und  Knickungen  in  scharfen  Windungen  sind  zu  fürchten. 

keine  Überladung  des  Darmes! 

Friedrich  (11  und  12).  Für  die  Prognose  der  Peritonitis  ist  von 
leidender  Bedeutung,  welchen  Ausgangs  die  Infektion  ist.  Die  Perito- 
ppendizitischen  Ursprungs  ist  unserer  Therapie  sehr  zugänglich,  macht- 
hen  wir  den  meisten  operativen  Infektionen  des  Bauchfells  gegenüber, 
mpf  der  Organismen  gegen  die  Infektion  ist  zuerst  die  Resorption 

ichtigkeit  —  Im  ersten  Resorptionsstadium  werden  FremdstofiTe  auf- 
t,  die  unmittelbar  das  Vasomotorenzentrum  reizen  mit  Verengerung  der 
bahnen,  welche  die  Resorption  herabsetzt.  Darauf  folgt  bei  fortgesetzter 
'uhr  Lähmung  mit  strotzender  Blntfnlle  des  Bauchraumes,  Kühle  der 
aitäten  etc.  Der  erste  Nachlass  der  Resorption  ist  ein  Heilmittel  des 
smns. 

Therapeutisch  ist  der  erste  Angriffspunkt  die  Verzögerung  der  Resorp- 
ler  zweite  vielleicht  die  Erzeugung  einer  peritonealen  Leukozytose. 
n  allen  Phasen  der  freien  Peritonitis  ist  geboten,  sofort  operativ  ein- 
iiten.  Die  einzige  absolute  Gegenindikation  ist  Kühle  der  Eztremi- 
iind  Zyanose,  welche  die  Lähmung  der  Medulla  anzeigen.  Im  einzelnen 
ortet  Friedrich  vorsichtige  Äthemarkose  mit  vorausgeschickter  Mor- 


Paftenstechar,  Erkrankungen  der  Bauchwand  und  dea  Feritouenma.  841 

phinmiDJektion ;  Unterlassen  von  Auspacken  der  Därme;  Draini^e  durch  be- 
stimmte Art  der  Tamponade.  Vermeidung  von  Abführmitteln,  welcbe  die 
Resorption  steigern,  EocbsalzinfusioneD.  Die  Anlegung  der  Kotfistel  wird  als 
etentoell  notwendig  erwähnt,  wenn  Friedrich  selbst  auch  keine  lebensrettende 
Wirkung  bisher  davon  sab. 

Mc  Cosh  (24)  hebt  hervor,  dass  es  auch  Fälle  allgemeiner  Peritonitis 
gibt,  welche  ohne  Operation  heilen.  Für  die  letztere  sind  Raschheit  vorsich- 
tiges Vorgehen,  Entfernung  der  Ursache  der  Peritonitis  am  wichtigsten  für 
den  Erfolg.  Überall  wird  Kochsakspülung  angewandt.  Drainage  wird  mit 
weichen  Röhren,  am  besten  dem  Zigarettendrain,  gemacht,  Gazetamponade, 
and  Enterostomie  werden  verworfen.  Die  Fo  wie  räche  Körperhaltung  nach 
der  Operation  empfohlen. 

Die  Referate  von  Krogins  und  Lejars  sind  mir  nicht  zugänglich 
gewesen.  Ein  Bericht  darüber  findet  sieb  Zentralblatt  für  Chirurgie,  1905. 
48.  (23). 

T.  Buren  Knott  (16)  hält  die  von  Fowler  angegebene  sitzende  Lage- 
rung »on  wegen  Peritonitis  Operierten  für  den  grössten  Fortschritt  in  dieser 
Technik.  Ausserdem  macht  er  grosse  Inzisionen ,  sucht  die  Quelle  der  In- 
fektion auf,  spült  reichlich  mit  Kochsalz,  von  dem  eine  gewisse  Menge  im 
Banch  zurückbleibt,  und  drainiert  nach  der  Tiefe  des  Beckens  mit  2  Drains 
von  der  Mittellinie  und  dem  einen  Wundwinkel,  während  die  Wunde  im  übrigen 
geschlossen  wird.     Von  19  Fällen  17  Heilungen. 

Barth  (1)  bebt  hervor,  dass  bei  der  Peritonitis  die  Begrenzung  der 
Peritonitis  in  der  Regel  erst  ein  sekundäres  Ereignis  ist.  Im  Frühstadium 
Terbreitet  sie  sich  gegen  eine  freie  Bauchhöhle.  Daher  spricht  er  sich  für 
die  Früboperation  aus.  Im  ersten  Stadium  der  Perforationsperitonitis  ist 
die  reflektorische  Spannung  der  Bauchdecken  besonders  wichtig.  Der  Meteoris- 
mus  tritt  im  allgemeinen  viel  später  auf,  er  verbreitet  sich  allmählich  von 
der  Nachbarschaft  des  Herdes  aus, 

Barth  schliesst  sich  der  Ansicht  von  Heidenbain  an,  dass  der 
Tod  häufig  durch  die  gestauten  Gifte  entsteht.  Er  bat  mit  der  Enterostomie 
gute  Erfolge  gehabt  und  von  11  Fällen  7  durcbgebracfat.  Er  benutzt  ent- 
weder eine  in  der  Wunde  liegende  Schlinge  oder  macht  einen  zweiten  kurzen 
Schnitt  rechts  oder  links,  näht  eine  beliebige  geblähte  Schlinge  ein,  punktiert 
sie  mit  dem  Troikart  und  armiert  diesen,  der  li^en  bleibt,  mit  einem  Gummi- 
schlauch. 

Dabigreen  (9)  empfiehlt  bei  Peritonitis  zuerst  entfernt  vom  Ursprungs- 
herd  links  oder  median  einzugehen.  Bei  positivem  Resultat  wird  von  hier 
ans  reingemacht,  bei  negativem  wenigstens  das  Terrain  geklärt.  Die  Quelle 
der  Peritonitis  soll  womöglich  entfernt  werden.  Grosse  Schnitte,  Eventration, 
Spülung.  Bei  Darmparaljse  Cökaltistel,  an  welcher  der  Inhalt  durch  Melken, 
Streichen  des  Darms  mit  Gummihandschuhen,  entleert  wird.  Nach  der  Ope- 
ration Atropin  in  grossen  Dosen. 

Ghon  und  Sachs  (14)  fanden  im  Exsudat  einer  zirkumskripten  akut 
jauchigen  Peritonitis  im  Anschluss  an  ein  zerfallenes  und  verjanchtes  Magen- 
karzinom mikroskopisch  und  kulturell  ausschliesslich  und  reichlichst  ein  an- 
aerobes Bakterium ,  welches  klein ,  mit  Gram  negativ ,  unbeweglich ,  ohne 
Sporen,  schlecht  färbbar,  polymorph  war,  nur  bei  höheren  Temperaturen 
wuchs,  spärlich  Gas  bildet,  Gelatine  nicht  verfiässigt,  für  die  gebräuchlichen 


842  Jfthresbericlit  fQr  Chirurgie.    II.  Teil 

Versuchstiere  gering  pathogen    war,   dem  von  Halle    geftindenen  Bacillus 
fundiliformis  ähnlich,  vielleicht  identisch  ist. 

Marcy  (27)  füllt  nach  Entfernung  des  Exsndates  den  Leib  mit  wanner 
Kochsalzlösung. 

Marcrae  (26).  Veränderung  des  AllgemeinbefindeDS ,  Facies  hippo- 
kratica,  Spannung  der  Banchdecken,  Pulsbeschlennigung  sind  die  wichtigsten 
Zeichen  einer  Peritonitis  im  Verlauf  eines  Äbdominaltyphns. 

Malcolm  (25).  Die  Erscheinungen  der  Peritonitis  beruhen  auf  der 
physiotogischen  Reaktion  des  Bauchfells  gegen  einen  eingedrungenen  Reiz. 
Die  Enteündnng  um  eine  gedrehte  Ovariaizyste  ist  dieselbe,  welche  sich  nm 
einen  bakteriellen  Herd  bildet. 

Jaboula;  (15)  empfiehlt  bei  Peritonitis  mit  Vorherrschen  des  Er- 
brechens die  Vornahme  einer  Gastrostomie.  Er  berichtet  über  einen  Fall 
von  „dynamischem  Ileus"  und  Peritonitis  ohne  Exsudat,  wo  die  Anlegung 
einer  Anastomose  zwischen  dem  geblähten  und  leeren  Darmabschnitt  erfolglos 
blieb,  aber  nach  Entleerung  des  Magens  vermittelst  Gastrostomie  mit  einem 
einem  Schlage  sich  alles  zum  Günstigen  wandte.  Wie  das  Mittel  mit  Magen- 
spülungen konkurriert,  wird  nicht  besprochen. 

Nach  Bosse  (3)  starben  von  12  Fällen  diffuser  eitriger  Peritonitis  ver- 
schiedener Provenienz,  welche  in  der  chirurgischen  Klinik  der  Charit^  ope- 
riert wurden,  11,  trotz  sachgemässer  Hilfe  und  Aufbietung  aller  therapeuti- 
schen Massnahmen. 

Friedrich  (13).  Eine  wegen  ein  geklemmten  Schenkelbrnchea  mit  Verlagerung  dea 
brftDdigeii  Darmes  operierte  Fraa  kommt  zur  Elinik  mit  den  Zeichen  einer  Peritonitii.  Die 
Laparotomie  leigte  den  ganzen  Dünndarm  ab  schnitt  abwlrta  von  der  Fiatel.  ca.  3  m, 
acfawimmend  in  aerofibrinttaem  und  eitrigem  Blzandat;  der  aafwlita  raichende  Teil  bis  mm 
Dnodenum  war  frei.  Friedrich  schaltete  den  ganzen  kranken  Teil  aus,  indem  er  DQnn- 
darm  mit  Colon  tranaveranm  anastomosierte.    Patientin  genaas. 

Der  Fall  zeigte  ausserdem,  dass  man  4  m  Darm  ausschalten  kann,  dass 
selbst  bei  septischer  Peritonitis  es  gelingen  kann,  partielle  Darmfnnktion  und 
damit  das  Leben  zu  erhalten,  wenn  für  die  Kotfortbewegnng  des  noch  peri- 
staltisch  tätigen  Darmteiles  nicht  durch  den  peritonitisch  gelähmten  Abschnitt 
ein  unüberwindbares  Hindernis  entsteht. 

Courtois-Suffit  (8).  Peritonitis  am  21.  Tage  eines Äbdominaltjpbos. 
Operation.   Keine  Perforation.    Tod. 

Im  Falle  Kojacharoffs  (IT)  bei  einer  Frau  mit  rechtsseitiger  krapOaer  Pnournonie 
mit  Eriae  am  9.  Tags  stieg  die  Temperatur  am  dritten  Tage  nach  der  Eriae  bis  39*  and 
unter  heftigen  Bauchschmerzen  entwickelte  sich  eine  Feritonitia.  Bei  der  Laparotomie  «nt- 
leerten  sich  3  1  dicken,  grünlichen  Eiters  aus  einem  lokalisierten  Peritoneal abaieas.  Im 
Eiter  Diplococcua  pnenmoniae  Weich selbaumü.  Stolanoff  (Varns). 

Der  lOjShrige  Knabe,  Ober  den  Winternitz  (34)  berichtet,  erkrankte  vor  S  Wocheu 
plstzlicb  nnter  Symptomen  einer  akuten  PeritonitiB.  In  der  zweiten  Woche  zeigte  sieb 
Exsudatbildang.  Operation  in  der  dritten  Woche:  Winternitz  fand  eine  diffoae  eitrig« 
Fentonitis,  im  Becken  zwei  Liter  grnnlichen,  fibrinösen  Eiter,  ana  dem  er  den  Frlnkel- 
Bcben  Diplococous  in  Reinknltur  erhielt.  —  In  der  Diekossion  betonte  Prof.  J.  v.  Baksj 
die  Schwierigkeiten  in  der  Differentialdiagnose  gegenüber  einer  diffusen  Peritonitis  nsch 
perforierender  Appendizitis.  GergO  (Badapeat). 

Glairmont  und  Ranzi  (6)  berichten  über  10  Fälle  von  subphreni- 
schem  Abszess  aus  der  Eiselsbergschen  Klinik.  Ausgangspunkt  war  drei- 
mal die  Appendix ,  viermal  der  Magen ,  einmal  ein  Ulcus  duodeni ,  einmal 
Perforation  eines  (tuberkulösen)  Geschwürs  am  Colon  ascendens,  einmal  un- 
bestimmt. Achtmal  sass  der  Abszess  rechts;  weitaus  in  der  Mehraahl 
zwischen  Zwerchfell   und  Leber,   nur  einmal  zwischen  Milz,  Kolon,  Magen 


PsgeDstecher,  ErkTODkangeii  der  Bkochwand  nnd  des  PeriloDSDinB.  843 

und  Zwerchfell.  Gasbildong  (töDfinsl)  wird  mit  Grüne isen  auf  gasbildende 
Bakterien  zurückgeführt.  Von  zehn  operierten  Fallen  heilten  acht,  zwei 
starben.  Der  perplenrale  Weg  wnrde  nur  zweimal  eingeschlagen,  sonst  ge- 
lang es  stets,  mit  Vermeidung  der  Pleura,  an  den  Abszess  zu  kommen. 
Ver£F.  sprechen  sich  daher  gegen  das  perplenrale  Vorgehen  aus,  sofern  nicht 
bereits  ein  Empyem  bestand. 

In  der  Diekusaion  schliessen  sich  Hochenegg  und  Schnitzler 
dem  ao. 

6.   TuberbulSse  Peritonitis. 

1.  BAgonin,  ADnezitaa  et  pMtonita  tabercnleiuM.    Jonni.  de  m6i.  de  Bordeftoz  1905, 
Nr.  31. 

2.  GSschel,  Laparotomie  bei FeritonealtDberknloBe.  Dentach.  Arch,  f.  klin.  Med.  Bd.  84. 
Heft  1—*. 

3.  Gajot,  Die  ImpbntaUonstDberkaloBe  des  Bftuchfells  usw.    Virchowa  Aroh.  179,  3. 

4.  ESppen,  Heilung  der  taberknlOsea  Peritonitis  so  einem  spontan  geheilten  Fall.   Berl. 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  26. 

b.   *Landolfi,  Über  milchige  Kxsndate.    Gau.  degli  osped.  1904.  Nr.  103. 
6.   'Lawrence,  IntrtperitoQBiil  tabercnlosia.    Med.  Nawa  1905.  Nov.  11.  p.  954. 
T.   H»jo,  William  J.,  Sargieal  tahercnloBiB in  the abdominal cavitj  wiUi  epecial  reference 
to  tabercolons  Peritonitis.    Tbe  jonm.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  April  15. 

8.  Potherat,  Färitonite  tabercnlenae  et  laparotomie.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  23. 

9.  Scboemann,  Bin  Beitrag  zur  Behandlung  das  toberkoltaen  Assitea.    ZentrslbL  flit 
Chir.  1905.  Nr.  49. 

10.  'Stokea,  Psthogeneais  and  anrgical  treatment  of  tnbercolous  Peritonitis.  Med.  News 
14.  I.  1905.  p.  95. 

11.  üffenheimer.  Echte  primlre  Perlsncht  des  Baachfetls  beim  Kinde.    Mflnch.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

Neben  der  gewöhnlichen  generalisierten  Bauchfelltuberkulose  gibt  es 
eine  lokalisierte  Form,  gekennzeichnet  durch  eigentümliche  Tnmorbildnng, 
welche  zuerst  von  Weigert  beschrieben  und  von  Orth  als  Implantations- 
tuberkulose bezeichnet  ist.  Nach  Gayot  (3)  weicht  sie  von  der  gewöhnlichen 
Form  in  ihrer  Entstehung  ab;  sie  entsteht  weder  auf  dem  Lymph-  noch 
Blutweg,  sondern  von  der  freien  Oberfläche  der  Bauchhöhle  aus.  Ihr  Haupt- 
sitz  ist  im  Beckenbauchfell  und  unter  dem  Zwerchfell.  Die  Bazillen  gelangen 
dorthin  aus  erkrankten  Genitalorganen,  geplatzten  Ulzerationen  und  Drüsen 
sowie  durch  retrograden  Transport  in  den  Lymphbahnen.  Guyot  beschreibt 
10  Fälle,  bei  welchen  frühzeitig  andere  Organe  erkrankt  waren.  In  drei 
Fällen  war  die  Implantationstuberkulose  maskiert  durch  allgemeine  Bauch- 
felltuberkalose.  Histologisch  ist  charakteristisch  die  Bildung  von  Knoten,  die 
polypös  aufsitzen  bis  zn  Haselnussgrösse,  anfangs  homogen,  später  verkäst, 
mit  Fibrin  überzogen.  Es  gibt  isolierte  Konglomerattnberkel  oder  konilnierende 
Grannlationsbeläge.  Von  der  gewöhnlichen  Tuberkulose  weicht  die  Implan- 
tationstuberkulose  durch  die  ausgesprochene  Vaskniarisation  sämtlicher  Neu- 
bildungen nnd  durch  den  Polymorphismus  ihrer  histologischen  Konstitution 
etwas  ab,  sie  nähert  sich  sehr  den  entzündlichen  Neubildungen,  besonders  in 
den  ersten  Stadien.  Die  Deckzellen  verhalten  sich  passiv.  Die  Neubildnng 
wird  offenbar  hauptsächlich  von  ausgewanderten  Elementen  gebildet. 

Mit  dieser  knotigen  Form  verwandt,  aber  doch  deutlich  unterschieden 
ist  die  Perlsucht.  Üffenheimer  (11)  veröffentlicht  folgenden  Fall:  Vater 
Inngenleidend ;  Kind  von  einem  Jahr,  gut  entwickelt.  Drüsenschwellungen  der 
linken  Axilla,  eiternde,  tuberkulöse  Fistel  am  Zeigefinger.  Leib  aufgetrieben, 


4  Jahteabericbt  (üz  Cbirnrgie.    U.  Teil. 

line  DämpfuDg,  harte  Kotballeo ;  Tod  an  Meningitis  tnbercnlosa.  Dünndarm 
it  glatten,  rundlichen  Knoten  von  Hirsekorn-  bis  ZehnpfenniggrösGe  besetzt, 
ieselben  sitzen  der  Sabmukosa  auf,  sind  zentral  nekrotisch,  dazwischen  zell- 
iches  Bindegewebe,  aussen  einige  Kiesenzellen,  darum  Rundzelleo.  In  den 
tntren  Tuberkelbazillen.  Daneben  miliare  Tuberkulose  der  Leber,  Milz, 
ingen,  Gehirns-  Kleine  Käseherde  der  Lunge.  Hilusdrüsen  frei.  Die 
ingenaffektion  ist  daher  hämatogen.  Die  Lungenherde  mikroskopisch  gleich- 
tig  mit  den  Darmknoten.  Es  fehlten  dem  Fall  die  Erscheinungen  der  mensch- 
^hen  Taberknlose,  abgesehen  von  den  terminalen,  miliaren,  und  stelle  er  eine 
ine  Füttenmgstnberkulose  dar. 

Begouin  (1).  Auch  wenn  bei  iuberkulöser  Peritonitis  die  Adnexe  sich 
berkulös  erkrankt  erwiesen,  heilt  sie  häufig  auch  ohne  Entfernung  letzterer 
irch  einfache  Laparotomie  aus. 

Göschel  (2).  Spontane  Heilung  der  Bauchfelltnberkulose  tritt  ein, 
»in  die  Schatzkraft  des  Peritoneums  die  Invasion  der  Bazillen  äberwiegt. 
t  das  Peritoneum  unterlegen,  so  kann  der  Reiz  der  Operation  durch  künsN 
:he  Steigerung  der  Hyperämie,  durch  Entlastung  des  Bauchdruckes,  Her- 
ellnng  besserer  Zirkulations-  und  Resorptionsverhältnisse,  Erleichternng  der 
Aspiration  die  Erkrankung  überwinden  helfen. 

Schoemann  (9)  punktiert  den  tuberkulösen  Aszites  and  injiziert  darauf 
iederholt  Jodoformglyzerinemulsion  in  steigender  Dosis.  Sieben  Fälle  heilten 
3 — 10  Wochen.     Intoxikationen  blieben  aus. 

KappsD  (4).  Fall  TOD  BerSser  Peritonitis  mit  SehemgeschwülaUn,  der  ohne  Paiiktion 
ter  ftllgemeiner  Therapie,  auch  Jod  ausheilte.  Wfihrend  das  Befinden  sich  b«aaerte,  be- 
uid  Fieber,  gewöhnlich  Abends  bis  zu  39,6,  welches  anf  Toxinresorption  besogeu  wird. 

Potherat  (8)  stellt  zwei  wegen  tuberkulösen  Aszitis  vor  vier  Jahren 
)erierten  Patientinnen  vor.  Bei  beiden  wurde  der  Aszites  abgelassen.  Die 
enitalorgane  zeigten  nichts  Besonderes.  Bei  der  einen  ist  jetzt  eine  Zyste 
)s  Ligamentum  latam  entfernt  worden.  Dabei  zeigte  sieb  völlige  Ausheilung; 
tin  Aszites,  keine  Adhäsionen,  keine  Knötchen  mehr. 

Unter  1S88  Appendizitisoperationen  fand  Mayo  (7)  29mal  lokale  Tuber- 
ilose  der  Appendix.  In  44  Fällen  fand  sich  lokalisierte  Tuberkulose  der 
utopischen  Tuben  ohne  taberkulöse  Peritonitis.  Auf  eine  weibliche  Kranke 
im  ein  männlicher,  wegen  Baucbfelltuberkulose  operiert.  Im  ganzen  kamen 
)  derartige  Kranke  zur  Operation.  Rezidive  anter  den  geheilten  waren  sehr 
.hlreich,  manche  wurden  3 — 4mal  operiert.  Bei  den  Geheilten  fanden  sich 
läter  oft  Verdickungen  in  der  Tubengegend.  Als  auf  Gmnd  dieser  Erfab- 
ingen  bei  späteren  Laparotomien  wegen  Baachfelltuberkulose  die  Tuben 
igelmässig  untersucht  wnrden,  fanden  sich  Tuberkulose  derselben  bei  der 
ajorität.  Die  zunächst  vorgenommene  regelmässige  EntFernung  des  Uterus 
it  den  Anhängen  zeigte,  dass  der  Prozess  immer  nur  auf  die  Tuben  be- 
hränkt  war,  so  dass  später  nur  diese  exstirpiert  wurden.  Die  Operation 
>t  oft  ausserordentliche  Schwierigkeiten.  Im  ganzen  ist  sie  Mayo  in  36 
allen  gelungen.  Wenn  die  Tuben  gesund  waren,  fand  sich  meist  eine  tube^ 
ilöse  Appendix.  Nur  bei  wenigen  Hess  sich  der  Ausgangspunkt  nicht  fest- 
ellen.  Unter  den  nach  diesen  Operationen  geheilten  sind  bisher  keine  Re- 
dive  beobachtet  worden.  Bei  Aszites  handelte  es  sich  meist  um  Tuben- 
krankungen,  bei  fibroplastischen  Formen  war  in  der  Regel  die  Appendix 
krankt.    Die  Inzision  wurde  bei  Männern  immer  in  Appendixg^end  gemacht 

Maass  (New  York). 


Pagenaiecher.  Erkrankungen  der  BaQcbwiuid  nnd  des  FeritoDeama. 


1.  *BD8ton,  Cfajloaer  Aaiitaa  mit  Eoaiuopbilia.    Jonm.  of  Amer.  Assoc.  Nr.  7. 

2.  Nicfaola,  ThromboBiB  of  tfae  receptacnlum  chfli  aod  chyloua  aacitea  aa  a  complicatioD 
of  cÜThoais  of  tlie  liver.    Med.  News  1905,  Nov.  U.  p.  925. 

Nichols  (2).  Fall  von  chylösem  Aszites  bei  Leberzirrhose  infolge 
Thrombose  des  Receptaculmn  chjli. 

74jfthTiger  schwach Binaiger  Trinker.  Odem  der  Beine,  Anftrelbung  dea  Leibea,  Leber- 
dimpfiiDg  verklainert;  Hjehtbare  Tenen  sof  der  Bauefairand,  Hämorrhoiden;  Entwickeluog 
lOQ  AaxiteB,  der  dreimal  punktiert,  jedesmal  chjlöa  war,  im  ganzen  22'. i  cm  entfernt;  spet. 
G«v.  1010  —  1013.  Zucber  0,l°,o,  Fett  1,3V,  Atbamin  1  >,  Harnstoff  0,l°;o,  alfcaliacha 
Reaktion.  Fett  in  feiner  Yerteilnng,  rote  und  weisae  BlntkGrpercben.  Sektion:  typische 
giBBuIierte  Leber.  Ductus  thoraciena  nnd  Receptacnlum  cbyli  heraQsprftpariert.  Letzteres 
thiomboBiert.  Die  znfQhranden  Chjlusstftnime  führen  neeh  DrOaen  mit  erweitertem  Sinns 
und  Ljmphgefäasan,  in  denen  rote  und  weisse  BlutkQrper  angestant  sind.  (Mikroakopiache 
BUd«r.) 

Ea  sind  noch  7  Fftlle  von  Ascites  efaf li  bei  Cirrhoso  beschrieben ;  eine  Thrombose 
wie  hier  noch  nicht.  Infolge  der  venösen  Staaung  traten  Kollateralbahnen  auch  nach  den 
GctftaseD  der  Lymphdrüsen  und  nscb  den  Chylnsgefttssen  bin  ein;  doch  kam  es  in  denselben 
in  Thrombose  und  dadarch  zur  Chjluastanung. 

8.   GeschwfiUte. 

1.  Bidfrell,  Cystic  tnmonr  of  Omentum.    Bril.  med.  Journ.  SO.  IX.  1905.  p.  80fi. 

2.  Leriche,  Kyste  de  rarriSre-cavit^  des  dpiploons  Simulant  un  kyste  da  pancräas.  Arcfa. 
gän.  de  M4d.  1905.  Nr.  42. 

3.  Martin,  Diagnostik  der  BauchgeacbwOlste.    Deutsche  Chirurgie  45a.  Stuttgart.  Enke. 
1-   Müller,    Über    OefSasgeräusche    in    der   rechten    Hfilfte    des    Epigastrinraa.      Brnne 

Beitr.  47.  Bd. 
b.   Potherat,  Kyate  congänital  (?)  de  la  paroi  postdro-lat^rale   de   l'abdomen.     Bull,   et 
m^m.  de  la  Soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  21. 

6.  Rontier,  Tnmeur  ossense  du  Ügament  large.     Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  31. 

7.  Sehroeder,  Späteres  Scbickaal   von   Implantationen   und   entackgalaaaenen  Tumor- 
reaten  usv>.     Zeitschr.  f.  Geb.  54,  1. 

8.  *Tomellini,  Freie  ESrper  in  den  grossen  serOaen  Eßhien.    Riform.  med.  Nr.  50/51. 

Martin  (3).  Es  war  ein  sehr  glücklicher  Gedanke  für  die  deutsche  Chirurgie, 
die  Diagnostik  der  Bauchgeschwülste  in  einer  separaten  zasammenfassenden 
Sclirift  bearbeiten  zu  lassen.  Wer  selbst  in  diesem  Gegenstand  gearbeitet  hat, 
weiss,  wie  zerstreut  die  Literaturangaben  sind  und  wie  häuög  ein  einzelner 
Beobachter  bei  beschränkter  Erfahrung  zu  unrichtigen  Angaben  kommt.  So  richtig 
es  ist,  dass  keine  Diagnose  einer  Bauchgeschwulst  vor  der  Laparotomie  über 
allen  Zweifel  erhaben  ist,  so  ist  doch  bei  der  heutigen  Eotwickelung  der  Ab- 
dominalchirurgie nnentbehrlicli,  dass  man  durch  Prüfung  aller  möglichen  Mo- 
mente der  Wahrheit  möglichst  nahe  kommt.  In  Martins  Buch  wird  man 
ein  sehr  brauchbares  Nachschlagewerk  finden,  wenn  es  auch  das  ganee 
Idinische  Rützzeug  nicht  erschöpft.  Der  Begriff  Geschwülste  ist  mit  Recht  im 
Veitesten  Sinn  genommen  und  darunter  sind  aile  Veränderungen  der  Form, 
Lage  nnd  Konsistenz  der  abdominalen  Organe,  aus  welchen  Ursachen  sie  auch 
hervorgehen,  zusammengefasst.  Dem  speziellen  Teil,  welcher  systematisch  die 
einzelnen  Organe  und  Geschwülste  durchgeht,  ist  ein  zusammenfassender  allge- 
meiner Teil  vorausgeschickt. 

Schröder  (7).  Die  Implantationsmetastasen  auf  dem  Bauchfell  sind 
bei  Gystadenoma  ovarii  serosum  häufiger  als  bei  dem  Pseudomucinosum.  Wir 
vissen  nicht,  wamm  es  im  einen  Falle  zum  Weiterwachsen  solcher  implan- 


846  Jahresbericht  thr  Ghirnrgie.    ü.  Teil. 

tierter  Keime  kommt,  im  anderen  nicht,  ebensowenig,  wie  es  kommt,  dass 
bereits  gebildete  Impfmetastasen  nach  der  Entfernung  des  Primärtumors  sich 
zurückbilden  können;  und  warum  im  einen  Falle  dies  geschieht,  im  anderen 
nicht.  Sehr  selten  ist  karzinomatöse  Degeneration  solcher  Impftumoren  bei 
primärer  benigner  Geschwulst.  Ein  Fall  wird  mitgeteilt.  Vier  Fälle  sind 
endlich  bekannt,  in  welchen  bei  Ruptur  von  Dermoidzysten  es  durch  Ver- 
schleppung von  Wandteilen  zur  Bildung  einer  Zyste  kam. 

Müller  (4)  beobachtete  ein  keuchendes,  mit  der  Inspiration  anschwel- 
lendes Geräusch  im  rechten  Epigastrium  bei  Aszites,  das  als  Venengeräusch 
infolge  Kompression  der  Pfortader  durch  eine  knotige  Hyperplasie  der  Leber 
gedeutet  wird;  ein  systolisches,  teilweise  amphorisches  Geräusch  ebenda  bei 
Magenkarzinom  mit  ausgebreiteten  Metastasen,  vielleicht  infolge  Fortleitung 
von  der  Aorta  durch  die  sie  komprimierenden  Krebsmassen  henrorgerufen. 

Bidwell  (1).  52  jähr.  Frau.  Abmagenmg,  enorme  Anftreibang  des  Leibes.  Punktion, 
blntige  Flflsaigkeit.  Harter  Tomor  in  der  Nabel-  und  rechten  Rippengegend  nach  wieder- 
holten Punktionen.  Laparotomie  und  Entfernung  einer  Zyste,  die  mit  breitem  Stiel  vom 
grossen  Netz  entsprang.  Heilung.  Mikroskopisch  bindegewebiges  Stroma  mit  bluthaltenden 
Räumen. 

Rentier  (6).  Zyste  des  Ligamentum  latum  mit  verknöcherter  Wand.  88 jähr.  Frau, 
die  erst  in  letzter  Zeit  Schmerzen  hatte.  Der  runde  harte  Tumor  lag  links  vom  Uterus  und 
wurde  leicht  ausgeschält. 

Potherat  (5)  operierte  eine  Zyste  der  linken  Bauchseite,  welche,  nur  mit  dem  Netz 
adhärent,  ohne  Beziehung  zu  irgend  einem  Bauchorgan  sich  von  der  hinteren  seitlichen 
Bauchwand  ausschälen  Hess.  Inhalt  schleimige,  dicke,  schwärzliche  Flüssigkeit.  Mikro- 
skopische Untersuchung  fehlt. 

Vallas  (Leriche  2)  operierte  eine  grosse  Zyste  des  Epigastrium s  nach  Entleerung 
und  Einnähen  in  die  Bauchwand.  Sie  sass  vor  dem  Pankreas  in  der  Bursa  omentalis,  ent- 
hielt gelbliche  Fltlssigkeit,  war  für  Pankreaszyste  gehalten  worden;  die  Wand  bestand  aas 
gefässführendem  Bindegewebe  mit  glatten  Muskelfasern,  ohne  Zellauskleidung  an  der 
Innenfläche. 

9.  Krankheiten  des  Mesenteriums  und  Netzes. 

1.  Adler,  Über  Mesenterialzysten.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  46.  p.  2224. 

2.  Baradulin,  Kryptogener  Abszess  der  Bursa  oment.    Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  79. 

3.  Corner,  The  surgical  treatment  of  tuberculous  glands  in  the  mesentery.  Lancet  1905. 
Dec.  23. 

4.  Haas,  Kasuistik  der  Mesenterialzysten.    Zentralbl.  f.  Gyn.  1904.  Nr.  50. 

5.  Hahn,  Job.,  Eine  weitere  diagnostisch  interessante  Mesenterialzyste.    Mflnch.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  46. 

6.  *Heger  (Brüssel),  Übör  das  physiol.  Auskehren  der  Bauchhöhle  durch  das  grosse  Nets. 
Arch,  intern,  de  pfaysiolog.  I.  1.  p.  26. 

7.  Heusner,  Die  physiologische  Bedeutung  des  grossen  Netzes.    Mflnch.  med.  Wocbeo- 
schr.  1905.  Nr.  24. 

8.  *Klemm,  Beitr.  zur  Genese  der  mesent.  Chylangiome.    Virchows  Arch.  181.  Bd. 

9.  Kftttner,  Netztorsion.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10.  p.  483. 

10.  Lindner,  Thrombose  der  Mesenterialgefässe.    Berliner  klin.  Wochenschr.  44  a. 

11.  Lotze,  Zur  Kasuistik  der  Netztumoren.    Münoh.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  15. 

12.  *Pirone,  Physiopathologie  des  grossen  Netzes.    Riform.  med.  1905.  Nr.  1. 

13.  Pölya,  £.  A.,  Mesenterialzyste.   Budapester  kgL  Ärzteverein,  Sitzung  vom  14.  L  1905. 
Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  4  (Ungarisch). 

14.  Reitter,  Zur  Diagnose  der  Embolie  der  Art.  mesent.  sup.  Mflnch.  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  5. 

15.  Riedel,  Ober  die  Drehung  der  Appendices  epiploicae  und  ihre  Folgen  (Corpora  aliena 
und  Stränge  im  Bauchej.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 

16.  Riedel,  Über  gedrehte  Netzgeschwülste  mit  und  ohne  vorgängigen  Bruch.    Mflncho. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  47. 

17.  ^Roegner,  Ein  Enterokystom  des  Mesenteriums.    Virchows  Arch.  181.  Bd. 


PAganatoeher,  firkunkangsD  i»r  BiDcbwftiid  und  des  Pariton^nma.  817 

18.  St«vart,  VolTaloB  ot  tbe  omentam.    PhÜAdelph.  anrg.  soaiety.     Ann.  of  Sorg.  1905. 
p.  624.  Octob. 

19.  Sooliä,  CarieuM  atrophie  de  l'äpiploon.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  6. 

3).    Walther,  £piplo1te.     Bull,  et  mäm.  de  la  aoc.  da  Cfair.  de  Paria  1905.  Hr.  9. 

31.   —  Adherencea  ancieonea  de  I'äpiplooD  avec  condure  dn  cftloD  asceDdant.  Ball,  et  mäm. 

d«  la  aoc.  de  Chir.  de  Paria  1905.  Nr.  14. 
22.    Toong,  CoDgenital  maltilocolar  oyst  of  the  omentam.    Lancet  'il.  1.  19&5.  p.  157, 

Heusner  (7).  Die  Bedeutung  des  grossen  Netzes  liegt  nicht  in  der 
Bestimmtmg  als  Schutzvorrichtung  bei  Entzündungen,  denn  es  gibt  kein  Organ 
fiir  Ausnahmefälle ;  es  ist  vielmehr  phylogenetisch  zn  erklären.  Eine  Betrach- 
long  der  vergleichenden  Anatomie  lehrt,  dass  es  ein  Haftorgan  ist,  benutzt 
ZOT  Fixation,  vornehmlich  des  Magens  und  Dickdarms.  Bei  Hunden  und 
Katzen  hat  es  eine  grosse  Langen-  nnd  Breitenentwickelnng,  überzieht  die 
Därme,  au  denen  es  durch  Luftdruck  elastisch  fixiert  ist;  bei  Wiederkäuern 
ist  der  angeheuere  Magen  durch  das  an  den  Bauchwänden  festgewachsene 
Netz  vor  nnheilvollen  Verschiebungen  bewahrt.  Der  Mensch  nimmt  eine  Mittel- 
stellang  ein.  Die  Fixation  des  Magen  am  Dickdarm  erinnert  an  die  Vor- 
richtungen der  Wiederkäuer  nnd  Tiere  mit  aufrechtem  Gang,  der  freie  Netz- 
teil ist  ein  Überbleibsel  der  mächtigen  Netzschiirze  der  Banbtiere. 

Souliä  (19).  Es  beatand  ein  Aazitea,  der  mehrfach  punktiert  war.  Ein  EnrpfDa eher 
hatte  eine  Punktion  dnrch  den  Nabel  gemacht;  ea  antataad  eine  Nabelhernie.  In  derAbaicht 
diese  la  beseitigen  und  die  Talmaache  Operation  zd  machen,  laparotomierte  Sonliä  aad 
fand  das  Neti  bia  tat  einzelne  Fttdeo,  genasfOhrende  Stränge  mit  kleinen  FettanhftngaelD 
rednsiert,  aberall  mit  der  Baachwand  venvachaen,  ao  daaa  apontan  Anastomosen  mit  deren 
Geßaaen  bestanden.    Der  Aaiitea  kehrte  wieder.    Leber  geaaod. 

Lindner  {10).  56jftbr.  Mann.  Seit  8  Tagen  LeibBcbmenen,  Auftreiben  des  Leibea, 
Aubtoaaen,  Erbrechen.  Seit  8  Tagen  kein  Stuhl,  wenig  Flatua.  Diffiiaer  Druckachmeri. 
Puls  100,  Temp.  37.  Diagnoae:  Peritonitis.  Laparotomie:  liemliche  Menge  blutigen,  nicht 
riechenden  Ezandata,  unten  scbwarablanverf&tbte  Darmauhlingsn,  Teile  des  Jejunnm  and 
llenm  infarziert,  verdickt,  atarr,  Hesenterium  OdemstOa,  hart;  Ulmfthlicher  Übe^ang  ins 
Normale  dnrch  eins  Zone  von  15  om  mit  Ekcbjmosen.  Besektion.  Tod.  Thrombose  der 
Heaentarialvenen.    UiMche  nicht  nachanweiaen. 

Beitter  (14)  beachreibt  einen  Fall  von  lokaler  Darmgangrln  und  Feritonitia,  der 
put  unter  dem  Bild  der  Embolie  der  Art.  mesent.  snp.  verlief.  Es  beatand  inkompenaiert« 
Hitnlinaoffizieni  nnd  Lnngeneinbolie.  Die  Sektion  zeigte  aber  bei  sorgfiltiger  Prlparation 
die  Arterie  nnd  ihre  Xate  frei  von  Thromben.  Die  ErklArung  kann  entweder  in  kapillaren 
Embolien  oder  in  der  Annabme  einer  diphtherischen  DarnientzDndang  liegen.  Jedenfalls 
tat  in  solchen  f^en  klinisch  allein  eine  sicbere  Diagnose  nicht  zu  stellen. 

Baradniin  (2).  Bei  einem  Potator,  der  früher  viel  an  Verdannngast^ruDgen  ge- 
litten hatte,  trat  ein  Tumor  im  hinteren  Hj-pochondriam  mit  Fieber,  Obatipstion,  Erbrechen 
ein.  Es  wurde  laparotomiert,  mit  Jodoformgaze  aaf  den  Tumor,  der  hinter  dem  kleinen 
Netz  lag,  tamponiert  und  zveizeitig  deraelhe  geOfiiiet.  Beichlich  Euter  mit  Streptokokken. 
Oaa  Erbrechen  dauerte  fort,  Tod  nach  S  Wochen.  Sektion  ergibt  keinen  beatimmten  Aus- 
EUgspnnkt.  Nor  oberflächliche  Nekrose  des  an  die  Auaaenwand  angrenzenden  Darmes  nnd 
Pankreas,  keine  Verfindernng  im  Fettgewebe. 

Corner  (3)  hat  fünfmal  wegen  tuberkulöser  Mesenterialdriisen  operiert. 
Es  bestanden  stets  heftige,  zum  Teil  kolikartige  Leibschmerzen.  Bei  einem 
Knaben  verschwanden  dieselben  nach  Exstirpation  der  atrophischen  Appendix. 
Bei  zwei  weiteren  wurden  grosse  Pakete  oder  verkäste  Drüsen  ausgeschält 
und  ausgekratzt.  Es  erfolgte  Heilung.  Ein  weiterer  Knabe  starb  an  Menin- 
gitis tubercutosa,  deren  erste  Symptome  schon  vor  der  Operation  bestanden 
hatte.  Bei  einem  Erwachsenen  waren  die  Beschwerden  für  funktionell  ge- 
halten worden.  Sie  verschwanden,  nachdem  eine  vor  dem  dritten  Lenden- 
wirbel gelegene,  verhärtete,  walnussgrosse  Drüse  ausgekratzt  war,  daneben 
Exstirpation  der  Appendix. 


818  JfthreBbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Riedel  (15)  erklärt  die  gedrehten  Äppendices  epiploicae  für  ga^hr- 
licher  als  gedrehte  Netztumoren.  Sie  drehen  sich  bis  sie  abfallen  und  als 
freie  Körper  in  den  Bauch  fallen.  Hier  können  sie  heftige  kolikartige 
Schmerzen  hervorrufen  und  zu  Verwechselung  mit  Appendizitis  und  Gallen- 
steinkolik  Veranlassung  geben.  Es  werden  drei  Fälle  mitgeteilt.  In  einem 
vierten  entstand  tödliche  Peritonitis,  für  welche  eine  andere  Ursache  oiclit 
gefunden  wurde;  im  Zentrum  des  Fremdkörpers  fand  sich  das  Bacterinm  coli. 

Ferner  kann  der  Stiel  einer  abgedrehten  Appendix  einen  Strang  bilden, 
welcher  sich  fixiert  und  Ileus  hervorrufen  kann.  Ein  glücklich  operierter  Fall 
wird  beschrieben.  Das  unterste  Ileumende  war  durch  einen  an  seinem  Mesen- 
terinm  adhärenten  Stiel  abgeschnürt. 

Endlich  kann  eine  abgedrehte  Appendix  als  Fremdkörper  im  Bruchsack 
vorkommen.  In  den  zwei  mitgeteilten  Fällen  entstanden  dadurch  Einklem- 
mungserscheinungen  resp.  Brucksackentzündung. 

Riedel  (16)  hat  sechsmal  gedrehte  Netztumoren  gesehen,  von  denen 
ein  Fall  bereits  publiziert  ist.  Die  Diagnose  war  fast  immer  Fehldiagnose 
auf  Appendizitis.  Vier  Fälle  hatten  Leistenbrüche.  In  einem  bestand  keine 
Hernie.  Während  die  anderen  Fälle  so. zu  erklären  sind,  dass  ihr  Netz  im 
Bruchsack  zuerst  sich  vergrösserte,  um  dann  im  Darm  oder  in  der  Banchhöhle 
sich  zu  drehen,  sind  Fälle  ohne  nachgewiesenen  Bruch  schwer  zu  erklären. 
Vielleicht  besteht  auch  hier  eine  übersehene  Bruchanlage,  in  deren  Trichter 
das  Netz  zuerst  klumpig  degeneriert,  um  dann  in  der  freien  Bauchhöhle 
weiter  zu  wachsen.  Es  spricht  dafür  ein  Fall,  wo  bei  der  Hadikaloperation 
einer  Hernie  der  Brachsack  offenbar  nicht  vollkommen  hoch  genug  abge- 
bunden war  und  non  nach  einiger  Zeit  Deuserscheinungen  auftraten.  Die 
Operation  ergab  einen  kolbig  entarteten  Netzzipfel,  der  in  diesem  proximalen 
Teil  des  Leistenkanales  lag. 

Aus  der  Anamnese  der  Kranken  schliesst  Riedel,  dass  die  ersten 
Drehungen  solcher  Netzgeschwülste  lange  Jahre  zurückliegen  können. 

Femer  benutzt  er  die  Gelegenheit,  um  vor  der  Anwendung  von  Seide 
zur  Netzabhindung  zu  warnen,  da  entzündliche  Geschwülste  sich  darom  bilden 
können. 

EOttDer  (9).  Scbmerzhftftei  Tamor  der  linken  Leisteagegenil ;  rasche  Entwicklang 
eines  grossen  Tumors  der  lintcen  Uoterbaacb gegen d ;  der  erste  Tumor  erweist  sich  *1b 
bSmorrhagisch  infarziertes  Netc,  d&a  sich  in  die  Bsachhöble  Fortsetzt.  Das  sehr  schwer» 
Netz  ist  fDnfmsl  am  die  X<äDgsitchse  gedreht  Resektion.  Heilung.  Ursache  vielleicht  rds- 
giebigea  Tanzvergnügen. 

Stewart  (18).  Ein  Mann  von  45  Jahren,  250  Pfund  schwer,  der  mit  15  Jahren  eins 
freie  Leistenhernie  hatte  und  nie  ein  Band  trug,  erkrankt  mit  Sdimerzen,  SpaoDQng  der 
BauchdsckeD.  Kein  Erbrechen.  Bracksack  leer.  Diagnose;  Appendizitis.  Bei  der  tnl- 
femuDg  des  Wurms  findet  sich  eine  !'/>  Pfani)  schwere  Netzmasse  am  dreifach  gedrehten 
Stiel,  in  beginnender  Gangrftn.    Eiatirpatioo.    Heilung. 

Walther  (20).  Mann  von  60  Jahren,  hat  seit  lange  Magenbeschwerden,  bekommt 
vor  S  Monaten  Zeichen  von  Darm  verschluss.  Langsame  Besserung.  Es  bleibt  Schmerzhaftig- 
keit  in  der  Cökalgegend.  Exstirpation  der  chronisch  verftnderteD  Appendix.  Netz  frei,  aber 
chronisch  entzQndet,  verdickt,  hart«  Knoten  dicht  am  Kolon.  Strang  verlfinft  von  der  Hinter 
Seite  zum  Mssoculon  transversum.    Resektion  des  ganzen  Netzes.    Heilnng. 

Walther  (21).  32  Jahr.  Frau,  Zeichen  von  akuter  Appendizitis.  Tnmor  in  der  rechten 
Seite.  Appendix  frei.  Netz  bildet  eine  verdickt«  entzündete  Masse,  die  an  der  ganzen  Llng« 
des  Colon  aacendens  adhSrent  ist  und  durch  narbige  Schrumpfung  eine  Verkleinerung  des 
rechten  Kolonwinkels  und  sine  Einfaltung  des  mittleren  Teiles  des  C.  aso.  macht.  Resekti«». 
Froher  fixierte  Betroflezio. 

Lotze  (11).  Durch  Photographie  illustrierter  diagnostischer  Befund 
bei  einem  Bauchtumor  in  der  Regio  umbilicalis.    Rasch  gewachsene,  massig 


Pagenstecher,  Erkruikaogen  der  Banchwand  und  des  Peritonemiu.  849 

bewegliche,  praUelastische,  glatte  Oeschwalst,  die  sich  als  Sarkom  des  Netzes 
entpappt.     Nach  anranglicher  Heilung,  später  Zeichen  von  Metastasen. 

Adler  (1).  48jKhr.  Ftml  Oroiser  den  Nabel  OiMrragender  mannskopfgroBaer TnmoT. 
Cttr^elinlsaige  Blatmigeii.  Tomor  beweglich,  floktnierend.  Laparotomie.  Der  hSokerige 
Tumor  ist  mit  dem  Darm  verwacheen  ond  sitzt  iwiBohen  den  Blättern  dee  Hesenteriiuna. 
USutaig  der  Verwachaangen,  AueecbAlen  der  Zrete  aoa  dem  Hesenterium  des  DUnndarms, 
CnterbindnDg  des  kOnsÜicb  gebildeten  Stiele.  Genitalien  normaL  Heünng.  Holtilaknl&re 
Eretom«,  im  Innern  3— -4  orangegrOBse  HOUen  einer  waaserklaren  FlOseigkeit,  an  der  RQck- 
Mite  borsdorferapfelgrosser  weiter  Tnmer,  teile  aus  erbsen-  bie  heselnneegroseen  Zjeten, 
teile  aae  soliden  beim  Schneiden  knirschenden  Heseen.  Mikroskopieeh :  innen  Zyliaderepitbel, 
DchrBchiehtig;  dann  grobfiseriges  Bindegewebe,  aoasen  niedriges  Epithel.  Der  Tarn  er  h;^ 
linee  Bindegewebe,  nichts  malignes. 

Haas  (4)  erklärt  für  die  Diagnose  der  Mesenterialzysten  als  weaent- 
Kches  Moment,  dass  fast  immer  ein  Zusammenhang  mit  dem  Darm  nachzu- 
weisen sei,  sei  es,  dass  der  Tumor  aber  ihm  li^e,  oder  neben  ihm  und  mit 
ihm  verschieblich  gefunden  werde. 

34jährige  Frau.  Vor  drei  Wochen  Schmerzen  in  der  rechten  Bauch- 
seite. Kein  Erbrechen.  Überkindskopfgrosser  Tumor,  oval,  pratlelastisch  in 
der  rechten  Seite,  nach  rechts  and  links  Terschieblich,  weniger  nach  oben 
und  nnten.  Bei  Betastang  gurrendes  Geräusch,  wie  vom  Dann.  Laparotomie. 
Tumor  von  Darmschlingen  stark  eingebettet,  in  dem  Mesenterium  des  Dünndarms, 
Peritoneum  parietale  und  Netz  durch  reichliche  Adhäsionen,  flächenhafte  Ver- 
wachsnngen  und  dicke  Bindegewebsstränge  in  intimster  Verbindung.  Lösung 
der  Adhäsionen,  Isolieren  des  Tumors,  grosse  Mesenterialgefässe  werden  durch- 
trennt. Schliesslich  als  Stiel  ein  in  der  Tiefe  liegendes  Konglomerat  von 
GeHissen  durchtrennt.  Heilung.  —  Inhalt  gelblich,  leicht  mykotisch,  10,4. 
Fett-  und  Lymphkörperchen.  Mikroskopisch  bindegewebige  Wand  mit  Resten 
flacher  Epithelien. 

Hahn  (&)  beobachtete  eine  Zyste  im  nnteren  Uesenterium  des  Colon  transversnm, 
wtlebe  wegen  ihrer  Lage  direkt  unter  der  Leber  und  bestehender  Äsffile  von  ,Hagen- 
krimpfen*  für  eiue  durch  Hydrope  oder  Empyem  vergrOsserte  Gsllenblase  gehalten  werde. 
3i»  »Dthielt  sohokoladeforbenen  Inhalt,  die  Hshle  reichte  hinter  die  Hinterwsed  dee  Magens; 
die  Wand  wnrde  angen&ht;  die  Bohle  tamponiert.  Heilung  zunftchst  unter  Fistel bildang ; 
durch  Sekretataniing  kam  ea  ED  kolikartigen  Anftllen.  Heilung  erfolgte  erst  nach  längerer 
Bebaadtung  mit  Drainage  nnd  Ätzong. 

Tonng  (22).  S'/ijfthr.  MIdchen  mit  hochgradig  aargetriebenem  Leih,  Fluktnatian. 
Liparotomie.  Das  Nets  inntchst  dem  Hagen  lu  mit  multiplen  Zysten  mit  aohmntzig 
braonem  Inhalt  entartet;  am  Colon  tranaversnm  normaler  Netzrest  ReaektioD  eines  Teils 
der  Zysten.  In  der  Bekonralesxenz  anscheinend  DSmpfnng  und  ResietecE  im  Epigastrinm 
unter  Fieber,  was  Yonng  auf  Wachsen  von  zorQckgebliebenen  Zysten  bezieht;  dann  all- 
mihliche  Schrumpfung  des  Leibes  und  Heiinng.  Yonng  glaubt,  dass  die  Zysten  geplatzt 
»Jen.    (Sollte  ee  sich  nicht  um  Entzflndung  dee  Netzatampfee  gehandelt  haben?  Bef) 

In  dem  mitgeteilten  Falle  Pdlyaa  (13)  trat  bei  dem  SjAhrigen  Mfidchen  innerhalb 
eines  Jahres  nnd  neben  starker  Kachexie  eine  Auftreibnng  des  Leibes  eb;  ea  wurde  Ober 
dem  ganzen  Banehe  Fluktuation  gefühlt,  eo  dass  eine  tuberkulOae  Peritonitia  vorhanden  zn 
nin  schien.  Bei  der  Operation  fand  Pdlya  eine  grosse,  mnltilokulAre  Meeenterialzyste, 
die  nun  Teil  mit  dem  DDnndarm  innig  Terwachsen  war;  die  Exstirpatlon  gelang  nur  nach 
itesektion  der  verwachsenen  Darmschlingeu.  Die  Lftnge  der  Zyste  war  29  cm,  die  Breite 
2fi  cm,  ihr  grOseter  Umfang  76  cm.  Den  Inhalt  der  Zjate  bildeten  S'/t  1  rStlicher,  trtlher 
nsesigkeit,  mit  einem  milchigen  Ring  an  der  Oberfläche  nach  kurzem  Stehen.  Das  spezi- 
bcheOewicht  hetmg  1019;  in  der FlDssigkeit  waren  5,71  "/o Trockensubstanz,  2,05 °/o  Asche, 
4,0T°,B  Eiweias  und  0,56''/d  Fett  vorhanden.  Mikroskopisch  sah  man  neben  roten  Blut- 
kCrpercfaen  sehr  viele  Petttropfen.  Dia  Oeecbwulst  bildete  somit  eine  Retentionszyste  des 
DbcIds  chyloaua  intestinalis.    Es  trat  Heilung  ein.  QergO  (Budapeat). 

JdirMbtrfckt  (Dt  Ctalrntgi*  im.  54 


JahrMbuicht  fDr  Chirurgie.    II.  Teil. 

10.  Retroperitoneales  Gewebe. 

ihaatone,  R«traperitoiieal  fibrolipoma.    Btit.  med.  Joarn.  1905.  Dec  2. 
lue,  Sarcome  iMro-pöritonäal.    Soc  anat  1905.  Mai.  p.  899. 
icbaUoD,  RetroperitoDeal  toratoma.    Ued.  News  1W5.  Oct.  21.  p.  815. 
ret,  Dn  caa  de  liaite  caae^nuee  arec  rMrop^lonit«  calleoM.    Soc    anat  19(B. 

.  e, 

hitney  and  Harrington,  Snbperitoneal  palrio  fibromata.  Anaalea  of  Sarg.  1905. 


JohastoDO  (1).  Frau  vod  38  Jahren,  groBaer  harter  Tnroor  seit  6  HoDat«D,  der 
nie  Abdomen  auefOllt  Die  Dftmie  nach  hinten  verdrftDgl,  auch  dae  Colon  aacendene 
inks  geeohoben.  AneachSluDg  ans  dem  retroperitonealeo  Gewebe  unter  geringer 
i.  Beebter  Ureter  UDd  Niere  in  eine  Nische  des  Tumore  eingebettet.  Mikroskopiach 
pom  mit  geringer  mjzometdser  Elotirtnog.    Heilung. 

Whitney  ond  Harrington  (5).  Neben  den  pro-  and  retroperitonealen 
len  and  Fibromen  gibt  es  subperitoneale  Fibrome,  welche  sich  vom 
liehen  Beckenbindegewebe  aus  entwickeln  und  zu  ganz  kolossaler  Grösse 
hsen  können.  Die  Autoren  konnten  19  Fälle  aus  der  Literatur  sammeln, 
inen  der  älteste  aus  dem  Jahre  1851  bereits  in  Daguerrotypie  vorgeführt 

Die  Tumoren  wachsen  einerseits  aus  dem  Bauchraum,  andererseits  aus 
leckeneingang  neben  Blase,  Vagina  hervor,  aas  Skrotum  oder  aus  dem 
len  ischiadicum  and  hängen  dann  als  oft  enorme  Tumoren  nach  hinten, 
innen  einen  Peritoneatfortsatz  mit  herausziehen  Mikroskopisch  sind  es 
)  Fibrome  mit  ödematösem  Gewebe  aus  feinen  Fibrillen  und  spärlicbeu 
lelartigen  Zellen.     Zwei  neue  Fälle  werden  mitgeteilt: 

1.  liVau,  56  Jahre.  1893  operiert  wegen  kind^opfgrossen  gestielten  Tamora  der 
Labie.  1B99  Rezidiv.  Ein  grOseerer  Tamor  an  der  linken  Hinterbacke  uod  ein  kleinerer 
linken  kleinen  Labie.    Urin retent Ion.    Die  Blase  in  den  grosseren  Tamor  hineiege- 

Durch  eine  kombinale  abdominale  and  isrhioiektale  Iniision  wird  die]  Blase  loege' 
eine  peritoneale  Aosbnchtung  geht  dnrch  den  Beckenausging  in  den  Tumor;  dort 
e  Blase  gefühlt.    Heilung. 

t.  48jBbr.  Frau.  Orangegroaae  Oeschwolst  an  den  linken  Tuberoeitaa  iachii,  oedi 
Fall  bemerkt.  Die  Schwellang  wird  durch  Druck  ins  Becken  reponiert,  tritt  bei 
nud  Husten  hervor.  Im  Becken  ein  Tnmor  linke  von  der  Vagina.  Darob  abdonij- 
iziaion  Entfemung  desselben  durch  Insieion  des  Lig.  latum.  eowie  von  einer  zweiten 
tB  Inzieion  am  Damm.  Spalte  im  Levator  nni,  Naht  deaselben.'  Heilung, 
tflas  (2).  Enormes,  teils  epindelielligee,  teile  randzelligee  Sarkom,  das  in  3  Jabreii 
(wickelt  und  ziemlicb  lang  die  Ernährung  wenig  beeintrScbtigt  hatte.  Ea  ging  toid 
ütonealen  Gewebe  hinterm  Colon  aacendens  aue,  war  im  Hesocolon  tranaveraaei, 
mtbaltend,  eingewachaen  und  nahm  die  ganze  rechte  Banchseite  medial  vom  Colon 
1,  wfthrend  die  DQuadärme  nach  links  gedr&ngt  waren.  MjxomatOee  and  peeado- 
le  Degeneration.    Heteatasen  auf  dem  ganzen  Bauchfell. 

licholeen  (3).  Bei  2IjShr.  jungem  Manne  entwickelt  sich  rapid  ein  retroperile- 
Pumor  zwischen  Wiibelsftule  und  rechter  Niere  nnd  abwIrts  Ina  nahe  ana  Scbwn. 
Tod.    Sektion  ergibt  eine  halbweiche  Hasse  in  fibrOser  Kapsel  mit  bis  baattlnusf 

Zfsten.  Mikroskopisch  AbkJJmmlinge  aller  Keimblätter,  Haut  und  Hautorgsne, 
lervenaystem,  periphere  Nerven,  Schleimdrüsen,  SchlauchdrQsen,  Zjaten,  Knorpel, 
a  und  fibrDsea  Gewebe. 

ilivet  (4).  Alter  Potator  mit  hochgradiger  Anämie,  grosser,  nicht 
Leber.    Sektion :  Magen  geschrumpft,  seine  Wand  verdickt,  kniracheüd, 

10  mm  messend.  Mukosa  in  ^tat  mammelonne,  ohne  Ulzeration.  An 
nterwand  derbe,  kailöse  Adhäsion  mit  dem  Pankreas,  Nebenniere  und 
)r  Bauchwand.  Mikroskopisch :  Bindegewebe  mit  Inseln  und  Zügen 
[en  Gewebes,  Metastasen  in  den  Bronchialdrüsen  und  Leber. 


PkgaDBteehar,  Rrkrankiiiigaii  der  BAnehwuid  nnd  des  PeritoneuniB.  851 

Nachtrag. 

Italienische  Llterfttur. 

I-  *Bobbio,  Sopra  od  intareassnt«  euo  di  tamo»  ciBtico  del  meseDteria  (fibro-mixo- 
Htrcom*  peritcliala).  Giornale  delU  R.  Äceu]«iniB  di  Hedicina  de  Tarino  1905.  Dicembre. 
(KUniaeher  FslL) 

2.  *Cacea,  R.,  Contribnto  «llo  studio  dci  tnmori  primiliTi  dei  gangli  linfatici  retroperi- 
tODMÜ.  (PstogensBi.  SemMologiB.  Än&tomia  patologica.]  ^  dinicft  moderua  1905. 
Fuc.  25-26. 

3.  *GiAcoraelli,  3.,  Coutribiita  alle  atndio  della  sintomatologia  delle  cigti  da  achinococco 
d«l  mcsentere.    La  clinics  moderna  1905   Fase.  30.    (Kliniacher  Fall.) 

4.  *Hoiiliardo,  L'  interrento  chirurgieo  i)«11a  eirrhoii  del  fegate  cod  Mcite  di  origioe 
malarica.    BiTista  reoeta  de  seien»  mediche  1905.  Fase.  8. 

5.  De  Paeli,  E.,  Contribato  »llo  stadio  della  peritonite  tubercolare.  Confereiue  di  pato- 
logia  e  elinica  ehirnrgica  1905. 

6.  Rolando,  S-,  Sol  valore  senieiologico  dell'  esama  del  sangne  Delle  ferite  penetranti 
neir  addome.    BoUettino  della  R.  Aceademia  mediea  di  GenoTa  1905. 

7.  'Salinari,  Le  imperfenoni  e  malattie  doTote  alla  maoeata  od  iacompleta  obliteraiion« 
del  coDdatto  vagiso  perifameale.    QioniBle  medico  del  R.  Esereito  1905.  Faso.  IS. 

&  Tigliani,  R.,  Come  ei  eomporiano  le  cellnle  di  riTeatimeDto  delle  eienwe  Del  procesao 
infiammatorie.    Lo  sporiineDtale  1905.  Faao.  5. 

Paoli  (5)  hat  eine  Statistik  von  182  mit  Laparotomie  behandelten 
Fällen  von  tuberkulöser  Peritonitis  zusammengestellt,  die  zum  Teil  von  ihm, 
zum  Teil  in  den  verschiedenen  Hospitälern  Umbriens  operiert  vrorden  sind. 
Er  teilt  seine  Fälle  in  vier  Qmppen :  Laparotomien  mit  nachfolgendem  Dauer- 
erfolg, der  bis  8  Jahre  nach  der  Operation  kontrolliert  vrurde  (80  Fälle); 
Laparotomien  ebenfalls  mit  Heilung,  bei  denen  die  Beobachtung  des  Patienten 
nicht  über  2  Jahre  hinaus  verfolgt  wurde  (39  Fälle];  Laparotomien  mit  zeit- 
weiser  Besserung  (28  Fälle);  Laparotomien  mit  bald  darauf  folgendem  Tod 
ohne  Besserung  (36  Fälle).  Diese  Beobachtungen  begleitet  er  mit  einem 
langen,  sorgfältigen  kritischen  Studium,  indem  er  die  neuesten  Anschauungen 
über  die  Frage  zusammenfasst :  er  liefert  einen  neuen  Beitrag  zu  dem  Hei- 
lungaprozess  der  Banchfelltuberkulose  durch  Mitteilung  der  histologischen 
Befunde  von  bei  der  Operation  abgetragenen  Banchfellstßcken  und  Verglei- 
cbnng  der  in  Heilung  ausgehenden  Fälle  mit  denen,  in  welchen  der  Ausgang 
ein  ungünstiger  war.  Inbezug  auf  die  noch  migelöste  Frage,  ob  die  Heilung 
der  tuberkniösen  Peritonitis  mit  der  Laparotomie  in  Zusammenhang  zu  bringen 
sei  oder  nicht,  zeigt  sich  Verf.  der  heilenden  Wirkung  der  Laparotomie  ge- 
neigt. £r  ist  der  Ansicht,  dass  die  Misserfolge  nach  der  Laparotomie  zom 
grossen  Teil  der  Schwere  der  Lokalisationen  in  den  übrigen  Organen  zuzu- 
schreiben seien:  in  vielen  tödlich  verlaufenen  Fällen  beobachtete  er,  dass 
infolge  des  Operationsaktes  die  peritoneale  Erkrankung  teilweise  oder  auch  gänz- 
lich geheilt  war,  während  die  übrigen  Erkrankungen  der  inneren  Organe  zu  dem 
letalen  Ausgang  geführt  hatten.  In  anderen  Fällen  hätte  der  Erfolg  der 
Laparotomie  ein  dauernder  bleiben  können,  wenn  die  alterierten  Uterin- 
sdnexe  nnd  der  veränderte  Appendix  entfernt  worden  wären  und  wenn  in 
der  nach  der  Operation  erzielten  Ruhepause  eine  zweckentsprechende  Altge- 
meinbehandlnng  vorgenommen  worden  wäre.  Ein  guter  Teil  der  Misserfolge 
der  Laparotomie  ist  schliesslich  darauf  zurückzuführen,  dass  sie  in  einem 
Zeitpunkt  ausgeführt  wurde,  wo  sie  wegen  der  Schwere  der  peritonealen 
Läsionen,  angezeigt  durch  die  Bildung  grosser  käsiger  Massen,  und  wegen 
der  Zahl  nnd  der  Bedeutung  der  übrigen  Lokalisationen  ganz  und  gar  nicht 

54* 


JabreBbericht  fOr  ChirnTgie.    IL  Teil. 

r  indiziert  ist.  Es  erklären  sich  ao  der  Shock,  die  allgemeine  Tuberka- 
,  die  Darmfisteln,  die  so  häufig  als  Todesursachen  beobachtet  wurden. 

Zuletzt  hebt  Verf.  den  dorch  die  klinische  Beobachtong  und  den  histo- 
ichen  Befand  gezeigten  Umstand  hervor,  dass  infolge  der  Laparotomie 
eicht  rasch  dem  Tuberkulin  analoge  Substanzen  absorbiert  werden,  welche 
1er  lokalen  Läsion  jene  phlogistische  Reaktion  hervorrufen,  die  deren 
nng  bedingt.  R.  G  i  a  n  i. 

Rolando  (6)  gebt  die  klinischen  Zeichen  der  Abdominalwanden  darch 
zeigt,  dass  es  in  vielen  Fällen  unmi^lich  ist,  festzustellen,  ob  es  sich 
eine  parietale  Wunde,  oder  um  eine  einfach  penetrierende,  oder  kompli- 
;  penetrierende  Wunde  handelt.  Er  zitiert  die  neuerlichen  Untersncfaungen 
Gazin  und  Tuffier,  welche  gefunden  hätten,  dass  die  die  Abdominal- 
den  begleitenden  Eingeweideverletznngen  eine  beträchtliche  und  rasche 
nehmng  der  Leukozyten  des  Blutes  bedingten. 

Verf.  hat  eine  Reihe  von  Versuchen  an  Hunden  angestellt,  um  klar  zu 
1,  ob  die  Untersuchung  des  Blates  wirklich  einige  Bedeutung  auf  die 
;nose  der  penetrierenden  Bauchwnnden  besitzt,  und  ist  zu  den  folgenden 
üssen  gekommen: 

1.  Die  einfachen  penetrierenden  Banchwnnden  und  die  mit  Verletzangen 
Magendannkanals  komplizierten  bedingen  keine  nachweisbaren  Modifi- 
)nen  in  dem  quantitativen  und  qualitativen  Leukozytengehalt  des  BIntes. 

2.  Derartige  Modifikationen  treten  nur  dann  ein,  wenn  der  Darrainhait 
in  das  Peritoneum  entleert  und   zu   einer  Peritonitis  Veranlassung  gibt. 

R.  Giani. 

Brunn  und  Mönckeberg  beobachteten,  dass  während  des  Elntzün- 
;eprozesses  der  serösen  Membranen  die  Cilien  der  Epitbelzellen  sich 
li  verändern  und  verschwinden;  ja  der  letztere  von  diesen  Anturen  lässt 
Anfang  ihrer  regressiven  Metamorphosen  mit  der  Fällung  des  Fibrins 
mmenfallen.  Vigliani  (8)  hatte  Gelegenheit,  zu  beobachten,  wie  sich 
Cilien  der  Epithelzellen  im  Lanfe  einiger  Versuche  verhalten,  die  zu  dem 
;ke  angestellt  wurden,  den  Entziindungsprozesa  der  serösen  Membranen 
tischen  Ursprungs,  mittelst  Injektionen  von  Terpentinessenzöl  und  Jod- 
isnng  in  Pleora  and  Peritoneum  von  Kaninchen  und  Meerschweinchen  zu 
ieren.    Dabei  hat  er  sich  überzeugt,  dass  die  Epitbelzellen  zum  grossen 

die  begrenzende  Basalmembran  verlassen.  Einige  derselben  entarteo 
sterben  ab;  die  übrigen  proliferieren  und  streben  die  Hohlräume  anszu- 
Q  und  staffelförmig  längs  der  Ränder  des  Exsudats  bis  zu  fast  völliger 
deidung  der  Oberfläche  aufzurücken. 

Weiter  hat  er  gesehen,  dass  man  zuweilen  3  Tage  nachdem  der  Eni- 
nngsprozess  in  Gang  ist,  wenn  schon  reichlich  fibrinöses  Exsudat  vor- 
en  ist,  Epithelzellen  mit  guterhaltenen  Cilien  bemerken   kann   und  dass 

Ö  Tagen,  wenn  das  Exsudat  durch  Granulationsgewebe  ersetzt  zu  werden 
mt,  mitten  in  diesem  neuen  Gewebe  noch  mit  Cilien  versehene  Elemente 
epithelialem  Aussehen  wahrzunehmen  sind. 

Verf.  glaubt  daher  behaupten  zu  können,  dass  diese  Bildungen  nicht 
,bil  sind,  wie  einige  Autoren  meinen,  und  dass  man  zaweilen  in  dem 
uhttionsgewebe  den  Vorteil  hat,  mit  einem  sicheren  Eriterium  die  epi- 
Uen  Elemente  von  den  jungen  Bindegewebszellen  nnterscheiden  za  können. 

R.  Giani. 


Hertens,  Verletzungeii  and  chirarg.  Krankheiten  dea  Rektums.  853 


XIV. 


Verletzungen  und  chirurgfische  Krankheiten  des 

Rektums. 


Referent:  Fr-  Mertens,  Bremerhaven. 


Die  mit  *  Tersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Allgemeines. 

Statistisches.    Technik. 

1.  Ball,  Treatment  of  malignant  disease  of  the  reotam.  British  medicalJoama].  Ang.  5, 
Sept.  30. 

2.  Bilfinger,  Schlossunfthigkeit  des  Musculos  sphincter  ani.  Zentralbl.  far  Chirurgie. 
Nr.  14. 

3.  ^Cooke,  Technik  der  Dickdannresektion.    Nordiskt  medicinskt  Archiv.  Bd.  87. 

4.  * —  üpon  the  rectnm  under  local  (sterile-water)  anaesthesia.    Med.  News.  Aug.  26. 

5.  Dolagöni^re,  De  Fanastomose  il6o-rectale.  Soo.  de  chir.  Bull,  et  m^m.  de  la  soci^t^ 
de  Chirurgie  de  Paris.  Nr.  31. 

S.  V.  Eiselaberg,  Kontinenz  nach  sakraler  Rektumexstirpation.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift. Nr.  38. 

7.  ^Ganltier,  Importance  de  la  coprologie.    Gaz.  des  Hdpitauz.  Nr.  93. 

8.  Hartwell,  Radical  treatment  of  cancer  of  the  rectum.  Annals  of  surgery.  Ang.  p.  277, 
Sept.  p.  897. 

9.  Hofmann,  Beckenbodenplastik.    Zentralblatt  far  Chirurgie.  35. 

10.  —  Zur  Witze  Ischen  Methode  der  hohen  Rektnmamputation.  Zentralblatt  fttr  Chi- 
rurgie. Nr.  45. 

lt.  Kraske,  Die  Erhaltung  des  Schliessmuskels  bei  der  Exstirpation  des  Mastdarmkrebses 
und  seine  spfttere  Funktion.    Deutsche  med.  Wochenschrift.  Nr.  28. 

12.  Medical  Press.  July  26.    Rectal  Feeding.  p.  94. 

13.  Mignon,  Hernie  intrarectale  ayec  occlusion  du  rectum.    Soc.  de  Chirurgie.  Nr.  28. 

14.  Mummery,  A  new  rectal  dUator.    Lancet  7.  I. 

15.  —  The  value  of  the  sigmoidoscope.    Brit.  med.  Journ.  Dec.  28. 

16.  Mnscatello,  6.,  SuU*  esttrpazione  del  retto  per  cancro  col  metodo  perineo-coccigeale. 
Bollettino  della  Societä  medico-chirurgica  di  Payia  1905. 

17.  Neugebauer,  Bedeutung  der  Spinalanalgesie.    Zentralblatt  fttr  Chirurgie.  Nr.  44. 

18.  *Parkisson,  lUustrations  of  the  importance  of  rectal  ezamination.  The  Praotitioner. 
Nr.  445. 

In  einem  Artikel  der  Medical  Press  (12)  vom  26.  Juli  pag.  94  wird  die 
Möglichkeit  rektaler  Ernährung  besprochen. 

Im  allgemeinen  werden  nur  Wasser  und  Salzlösungen  vom  Dickdarm 
aufgenommen.  Neuerdings  haben  Versuche  von  Edso  11,  Miller  und  anderen 
gezeigt,  dass  Fett  in  Form  von  Seifen  in  einem  ziemlich  erheblichen  Betrage 
vom  Dickdarm  absorbiert  werden  kann. 

Lochhart  Mummery  (14)  beschreibt  einen  neuen  Rektumdilatator. 
Das  Instrument  ist  dem  Hegar sehen  Uterusdilatator  nachgebildet.  Durch 
einen  Satz  dieser  Dilatatoren  ist  eine  ganz  allmähliche  Dehnung  des  Sphincter 
ani  zu  ermöglichen. 


L  Jahresbericht  tUr  Chinirgie.    II.  Teil. 

An  der  Hand  von  fnof  Fällen  hebt  derselbe  Verfasser  (15)  hervor,  wie 
ßhtig  es  ist,  durch  die  direkte  Untersuchung  mit  dem  Sigmoidoskop  eine 
akte  Diagnoaenstellung  zu  ermöglichen,  bevor  man  sich  bei  der  Diagnose 
ilitis  bemhigt.  Gutartige  Geschwulste  und  Ulcera,  ebenso  wie  maligne 
imoren  können  unter  dem  Bilde  einer  einfachen  Kolitis  verlaufen  nnd  nur 
rch  das  Sigmoidoskop  kann  der  wahre  Charakter  des  Leidens  enthüllt  werden. 
Über  die  Bedeutung  der  Spinalanalgesie  für  die  Diagnose  und  Therapie 
r  Erkrankungen  des  Anus  und  Rektums  spricht  Nengebauer  (17). 

Es  worden  79  Spinalanalgesien  ansgefuhrt  zwecks  Eingriffen  am  Anus 
d  Rektum.  Durch  die  Injektionen  wird  neben  der  EmpfindnngBläbmoug 
le  Motilitätslähmung,  besonders  des  Sphinkters,  bedingt.  Der  After  klafft 
cht  tmd  ist  für  Eingriffe  sehr  bequem  zugänglich,  ein  ganz  besonderer 
)rzng.  Dadurch  gelang  es,  einen  lange  Zeit  nicht  entdeckten  inneren 
imorrhoidalknoten ,  der  zu  schwerer  Blntnng  geführt  hatte,  za  entdecken 
id  zu  beseitigen.  Auch  inkarzerierte  Hernien  gingen  in  drei  Fällen  spontan 
ück,  anscheinend  auch  infolge  der  Ansschsltung  der  Mnskeltätigkeit  nach 
Btritt  der  Analgesie. 

In  seiner  Inangnral- Dissertation  behandelt  Bilfinger  (2)  die  plasti- 
hen  Operationen  bei  Schlussunfahigkeit  des  Musculus  sphincter  ani  und  teilt 
nen  nach  neuer  Methode  geheilten  Fall  mit. 

Helferich  legte  von  einem  halbmondförmigen  Schnitt  an  der  hinteren 
lite  des  Afters  aus  den  Sphincter  ani  frei  nnd  durchtrennte  ihn  in  der  Mitte. 
EIS  eine  Sphinkterende  wurde  dann  an  die  Schleimhaatseite,  das  andere  an 
ir  Hautseite  etwas  freipräpariert  und  übereinander  genäht.  Das  umgebende 
Bwebe  nnd  die  Haut  wurden  in  der  Medianlinie  geschlossen.  Der  Sphinkter 
nrde  um  V«  seiner  Umfanges  verkleinert. 

In  einem  Falle,  in  dem  nicht  genügend  Muskel  mehr  vorhanden  war, 
urde  lediglich  durch  Vernähung  in  der  Längsrichtung  Besserung  erzielt. 

Im  ersten  Falle  wurde  nach  der  Operation  noch  Massage  nach  Thure- 
randt  angewandt. 

Die  Frage  der  Kontinenz  nach  sakraler  Rektumexstirpation  behandelt 
Eiseisberg  (6). 

Bei  Fällen,  die  die  Exatirpation  des  Rektums  nötig  machen,  führt  Eisels- 
erg  meist  bei  Anlegung  des  Anus  sacralis  die  Drehung  nach  Gersuny  aas, 
)wohl  dieselbe  öfters  in  Stich  lässt  und  auch  zu  Gangrän  des  unteren  Darin- 
ides  geführt  hat.  Der  Darm  wird  als  Anus  sacralis  eingenäht  (Hocbenegg) 
1er  in  der  Mitte  des  Wundtrichters  liegen  gelassen  (Hof mann). 

Bei  Fällen,  die  die  Erhaltung  des  Analteils  erlauben,  übt  er  haaptsäch- 
Bh  die  Invagination  von  Hochenegg.  Dieselbe  benutzt  er  öfters  auch 
ikondär,  wenn  entweder  die  primäre  Vereinigung  nicht  gehalten  bat  oder 
ifänglich  wegen  der  Kürze  des  Darms,  dem  Zustand  des  Patienten  etc. 
icht  möglich  war.  Er  hat  damit  sehr  gute  Erfolge  erzielt.  Der  Sphinkter 
ird  hinten  linear  durchschnitten. 

Kleine  Fisteln  werden  durch  wiederholte  Anfrischung  oder  durch  Lappen- 
lastik  beseitigt.  Die  Lappen  müssen  gross  genug  gewählt  werden,  und  wenlen, 
enn  die  WundQäcbe  lebhaft  granuliert  auf  die  gleichfalls  granulierende  Fistel- 
ffnung  anfgepresst. 

In  zwei  Fällen  wurde  nicht  das  nicht  genügend  herabziebbare  Darmende 
a  den  Analteil  genäht,  sondern  die  tiefer  herabzuziehende  Kuppe  der  Flexnr, 
eide  Fälle  starben  bald. 


Hertens,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  des  Rektums.  855 

Die  Resektion  mit  Erhaltung  des  Sphinkters  hat  nicht  immer  die  ge- 
wünschte Kontinenz  zur  Folge,  da  häufig  die  Innervation  des  Sphinkters  zu 
stark  geschädigt  wird.  Dazu  kommt  das  häufige  Bestehenbleiben  einer  hin- 
teren Kotfistel  und  die  Gefahr  der  Infektion  der  Wundhöhle  bei  der  Re- 
sektion. 

Eis    ist  daher  begreiflich,   dass  von  verschiedenen  Seiten  von  der  Re- 
sektion abgeraten  wird  und  die  wenig  Blutung  verursachende,  radikal  zu  ge- 
staltende Amputation  bevorzugt  wird,  so  von  Wiesinger  und  Witzel-Wenzel. 
Hofmann  empfiehlt  ebenfalls  das  Witzeische  Verfahren,  abgesehen 
von    der  Anlegung  eines  Anus   glutaealis.     Statt   dessen   will   er   nach   der 
Amputation  den  Rektumstumpf  mitten  in  die  Wundhöhle  von  einem  Tampon 
nmstopft  lagern,  ohne  den  Rand  der  Schleimhaut  mit  der  Haut  zu  vernähen. 
Macht  man  letzteres,  kommt  es  immer  zu  einem  grossen  Schleimhautprolaps. 
Lagert  man  den  Stumpf  ungezwungen,  aber  doch  möglichst  vom  Kreuzbein 
entfernt,   so  in  die  Wunde,   dass  er  zwei  fingerbreit  unter  dem  Niveau  der 
Hautwnnde  liegt,   dann  granuliert  die   entsprechend  durch  Hautnähte   ver- 
kleinerte,  sonst   aber   tamponierte  Wunde   sehr  schnell  zu.    Es   bildet  sich 
dann  eine  mediane  von  den  beiden  Glutäalwülsten  flankierte  Rinne,  in  deren 
Grund  der  Darmstumpf  mündet.     Diese  Lage  bildet  schon  eine  gewisse  Kon- 
tinenz, die  durch  das  Kneifen  der  Glutäen  noch  zu  verstärken  ist  und  für 
festen  und  breiigen  Stuhl  ausreicht. 

Einige  Fälle  mit  gutem  Erfolg  werden  mitgeteilt 
Kraske  (11)  tritt  im  geraden  Gegensatz  hierzu  überzeugend  für  mög- 
lichste Erhaltung  des  Sphinkter  bei  Mastdarmoperationen  ein  und  wendet 
sich  gegen  die  vonWitzel  und  Wiesinger  vertretene  gegenteilige  Ansicht, 
nach  der  stets  der  Sphinkter  mit  zu  entfernen  ist,  und  zwar  weil  die  Aseptik 
grösser  sei  und  weil  die  Funktion  des  erhaltenen  Sphinkters  doch  ungenügend 
sei,  es  ausserdem  häufiger  zu  Fistelbildung  komme. 

Kraske  führt  aus,  dass  es  auch  bei  der  allerdings  grössere  Anforde- 
rungen stellenden  Resektion  durchaus  möglich  sei,  die  Wunde  vor  Beschmutzung 
za  hüten.  Zur  Erzielung  einer  Prima  intentio  sei  es  nötig,  das  stumpfe 
Wühlen  mit  dem  Finger  einzuschränken  und  die  Lösung  des  Darmes  mög- 
lichst schonend  auszuführen  und  die  Tamponade  ausgiebig  anzuwenden. 
Dann  sei  auch  die  Gefahr  nicht  wesentlich  höher  als  bei  der  Amputation. 

Bei  der  Yergleichung  der  Witzeischen  Statistik  mit  der  seinigen  sei 
za  berücksichtigen,  dass  Witzel  20 ^/o,  er  7d— 80^/o  aller  zur  Beobachtung 
gelangten  Fälle  operiert  habe,  dass  Witzel  also  zweifellos  ein  viel  günstigeres 
Material  gehabt  habe. 

Die  Fistelbildung,  die  Witzel  als  Gegengrund  gegen  die  Resektion  an- 
führe, sei  kein  Grund.  Mit  der  nötigen  Geduld  gelinge  es  stets,  die  Fisteln 
m  beseitigen. 

Die  Annahme  Witz  eis,  dass  durch  die  Operation  die  Funktion  des 
Schliessmuskels  doch  dauernd  geschädigt  werde,  sei  eine  ganz  willkürliche, 
nicht  mit  den  Tatsachen  übereinstimmende  Annahme,  rein  a  priori. 

Die  Nervenverbindungen,  die  vom  Plexus  pudendalis  zum  Sphinkter 
ziehen,  bleiben  auch  bei  einem  weit  hinaufgehenden  sakralen  Schnitt  unver- 
letzt, höchstens  werde  die  eine  Seite  verletzt,  was  bei  dem  Übergreifen  der 
Nervenfasern  von  der  anderen  Seite  auch  nicht  viel  zu  bedeuten  habe. 

Goltz  und  Ewald  haben  bei  Hunden  beobachtet,  dass  nach  völliger 
Zerstörung  des  Rückenmarks  bis  auf  das  Halsmark  doch  die  Funktion  des 


JahrMberieht  für  CUnirgie.    II.  Teil. 

[icter  ani  sich  nach  Jahren  wieder  hergeetellt  hat,  wahrscheinlich  anf 
len,  durch  die  der  Plexus  podendalis  mit  dem  sjrmpathischen  Becken- 
shte  in  Verbindong  steht 

Kraske  teilt  dann  14  Fälle  von  Operierten  mit,  die  völlig  nonnale 
okterfnnktion  haben. 

Kraske  erklärt,  wer  einem  Menschen  seinen  gesanden  Sphinkter  raubt 

ihn  so  ohne  Not  eines  wichtigen  Oi^ans  beraubt,  das  sich  sehr  wohl 
Iten  lässt,  begeht  ein  grosses  Unrecht  nnd  sündigt  wider  das  erste  Gebot 
Dperativen  Chirurgie. 

Mnscatello  {16)  teilt  vier  Fälle  von  Krebs  des  Rektum  mit,  welche 
Ezstirpation  nach  dem  perinealen  Verfahren  operiert  wurden.  Bei  dem 
m  handelte  es  sich  um  einen  grossen  ampullenartigen  Krebs  (Adeno- 
inom),  welcher  die  blosse  Rektalwand  in  Mitleidenschaft  zog.  Es  wurden 
m  Darm  exstirpiert  and  der  Stumpf  nach  einer  Drehung  von  180  an 
[Cutis  angenäht.  Nach  14  Monaten  hielt  sich  der  Anus  kontinent,  die 
sntin  befand  sich  in  gutem  AUgemeinzustande.  Im  zweiten  Falle,  einem 
liven  Anorektal krebs  mit  umfangreichen  Metastasen  in  den  Präsakral- 
;lien,  bei  dem  ein  Darmstnck  von  12  cm  entfernt  wurde,  war  der  Erfolg 
EUg  auf  die  Kontinenz  negativ  infolge  des  ausgedehnten  Substanzrerlnstes 
perinealen  Gewebe.  Der  dritte  Patient  zeigte  einen  kreisförmigen  Krebs 
Beckenkolon  an  der  Grenze  des  Rektum.  Es  wurde  ein  Darmtraktus 
22  cm  exstirpiert  und  das  beweglich  gemachte  sigmaförmige  Kolon  au 
Hautwunde  angenäht.  Das  Allgemeinbefinden  wurde  wieder  ein  vorzüg- 
IS,  nach  10  Monaten  zeigte  sich  keine  Spur  von  Reproduktion  and  die 
linenz  für  festen  Stahl  liess  nicht  nach,  Im  vierten  Falle  bestand  ein 
sinom,  das  von  der  Ampulle  bis  zu  dem  ulzerierten,  mit  der  Prosata  und 

Blase  verwachsenen  Beckenkolon  reichte.  Nach  einer  beschwerlichen 
ösung  von  den  verwachsenen  Organen  wurden  18  cm  Darm  entfernt, 
[en  der  angeborenen  Kurze  des  sigmaförmigen  Gekröses  konnte  der 
apf  nicht  mit  der  Hautwunde  vereinigt  werden,  weshalb  er  5  cm  darüber 
stigt  wurde  mit  Ansetzung  eines  Gummirohrs  und  Tamponade  der  Wunde. 

Befinden  des  Patienten  nach  7  Monaten  war  bis  auf  die  unvermeidliche 
mtinenz  ein  gutes.  Das  in  diesen  Fällen  erzielte  vorzügliche  Resnitst 
t,  dass  die  perineale  Methode  ausgedehnte  Angriffe  anf  den  Mastdarm 
attet  in  gleicher  Weise  wie  die  sakrale  Methode  und  ohne  die  unmittel- 
m  Gefahren  und  die  definitiven  Übelstände,  denen  letztere  ausgesetzt  ist. 

R.  Giani. 
Delag^niere  (5)  empfiehlt  für  hochsitzende,    inoperable  Karzinome 

Mastdanns  oder  des  S  romanum  die  Anlegung  einer  Ueorektalen  Anasto- 
e,  falls  es  die  Lage  des  Tumors  noch  erlaubt.    Er  wählt  die  Naht,  nicbt 

Knopf,  und  zwar  möglichst  entfernt  vom  Tumor. 
Zwei  Fälle,  die  an  OkklusioDserscheinungen  gelitten  hatten,   wurden  so 
riert.     Der  eine  lebte  noch  17,  der  andere  5  Monate  nach  der  Operation. 
ersten  Falle  kam  es  zum  Scbluss  wieder  zu  Stenoseerscheinungen. 

In   der  Diskussion   spricht  sich  Quenu   für   die  Anlegung   eines  Anoi 
ins  ans,  wenn  es  sich  um  akuten,   völligen  Verschluss  handelt  und,  trenn 

Raum  zwischen  unterer  Tamorgrenze  und  Rektum  kein  ausreichender  ist. 
zteres  ist  nicht  der  Fall  bei  Tumoren  des  oberen  Rektumabschnittes  oder 

Flexur.  Nur  die  eng  begrenzten  Scirrhen  mit  wenig  Ulzeration  und  ge- 
;er  Neigung  zum  Fortschreiten  können  eine  Ausnahme  machen  und  die 


Mertens,  Verletzangen  und  chinirg.  Eraoldieiieii  des  Rekiams.  857 

Anlegiing  einer  Enterorektostomie  erlauben.  In  den  anderen  Fällen  ist  die 
baldige  Wiederkehr  von  Stenoseerscheinnngen  zn  befürchten,  auch  ist  die 
wesentlich  höhere  Gefahr  der  Operation  in  Rechnung  zu  stellen. 

Tuffier  schliesst  sich  im  allgemeinen  Quenu  an  und  betont  ebenfalls, 
dass  genügend  Abstand  vom  Tumor  zu  halten  ist  und  die  Öffnung  eine  weite 
sein  muss. 

Hartmann  gibt  dem  Anns  praeternaturalis  den  Vorzug,  schon  wegen 
der  bei  weitem  grösseren  Gefahr  der  Anastomosenbildung.  Die  Beschwerden, 
die  ein  Anus  praeternaturalis  verursacht,  sind  verhältnismässig  gering,  wenn 
die  Anlegung  in  modemer  Weise  mit  möglichster  Schonung  der  Muskeln  er- 
folgt.    Für  die  gutartigen  Scirrhen  kann  die  Anastomose  in  Frage  kommen. 

In  der  Diskussion  (1)  über  die  Behandlung  maligner  Geschwülste  des 
Rektams  teilen  eine  grosse  Anzahl  von  Rednern  ihre  Ansichten  mit  über  die 
verschiedenen  Operationswege  (perinealer,  sakraler,  abdominaler)  über  die  Not- 
wendigkeit oder  Entbehrlichkeit  eines  präliminaren  oder  definitiven  Anus 
iUacns,  über  die  Versorgung  des  Darmendes  etc. 

Hart  well  (8).  Durch  drei  Dinge  wird  es  gelingen,  die  Erfolge  der 
w^en  Karzinom  ausgeführten  Mastdarmresektion  zu  verbessern:  1.  Durch 
frühzeitige  Mastdannuntersuchung.  2.  Durch  Vermeiden  septischer  Infektion 
der  Operationswunde.  3.  Durch  radikales  Operieren.  Der  zweite  Punkt  fordert 
Anlage  eines  inguinalen  Afters,  wobei  die  Schlinge  intermuskulär  und  unter  die 
Rektusscheide  gelagert  wird.  Ferner  Vernähen  des  Afters  vor  der  Operation, 
Abtrennen  des  Darmes  mit  Kauterisator. 

Radikales  Operieren  ist  meist  nur  möglich,  wenn  das  ganze  distale  Ende 
mitsamt  dem  After  exstirpiert  wird^  da  gerade  dicht  oberhalb  des  Sphinkters 
gefahrliche  Lymphdrüsen  liegen.  46  Fälle  werden  mitgeteilt,  die  in  New-York 
operiert  wurden. 

Mignon  (13)  beobachtete  bei  einem  jungen  Manne  einen  die  ganze 
Ampulle  des  Rektums  ausfüllenden  Tumor,  der  gestielt  von  der  Vorderwand 
des  Rektums  ausging.  Die  untere  Grenze  des  Stiels  lag  12  cm  oberhalb  des 
Afters,  die  obere  Grenze  war  nicht  festzustellen.  Zwischen  Tumor  und 
hinterer  Rektumwand  konnte  der  Finger  durchdringen.  Die  Oberfläche  des 
Tumors  wurde  von  gesunder  Schleimhaut  gebildet,  die  Konsistenz  war  hart 
bis  prall  elastisch. 

Die  klinischen  Erscheinungen  waren  die  der  Darmokklusion,  die  plötz- 
lich, etwa  acht  Tage  zuvor,  eingesetzt  hatten.  Der  Leib  war  stark  aufge- 
trieben, irgend  welche  Entleerungen  von  Kot  oder  Gas  fanden  nicht  statt. 

Bei  der  zwecks  Anlage  eines  Anus  praeternaturalis  der  linken  Seite  vor- 
genommenen Eröffnung  der  Bauchhöhle,  fand  sich  eine  tuberkulöse  Peritonitis 
mit  viel  freier  Flüssigkeit  und  starker  Verwachsung  der  Darmschlingen. 
Durch  den  Anus  praeternaturalis  bekam  der  Kranke  nach  sehr  reichlicher 
Entleerung  von  Kot  grosse  Erleichterung.  Die  erste  Stuhlentleerung  auf  na- 
türlichem Wege  erfolgte  erst  vier  Wochen  nach  der  Operation.  Der  Kranke 
erholte  sich  nach  der  Operation  zusehends  und  fand  seine  Gesundheit  wieder. 

Die  Geschwulst  stellte  also  eine  hemienartige  Aussackung  der  vorderen 
Wand  des  Rektum  in  das  Lumen  des  Rektum  vor.  Die  Disposition  lag  wohl 
in  einer  abnorm  grossen  und  tiefen  Gestaltung  des  Douglas,  zu  der  sich  dann 
der  Druck  des  tuberkulösen  Aszites  als  weitere  Ursache  gesellte. 


Jahreabsriclit  fOr  Cbimi^i«.    II.  Teil. 
B.   BpeKiellea. 

a)    Kongenitale   Störangen. 

jlritel,  Cure  »dieale  des ftboadiBmentB  coDgioitMiz  da  rectom  dku  l'arMAre  |MwUheDr 
;  de  U  vBBsie.    Rev.  d'orthop.  Nr.  5. 

tleyer,  Über  einige  AbnarmiUten  am  Schwuizend«  meatcbl.  Fstea  etc.    Virchows 
rchiv.  180.  2. 

The 


b)  Verletzangen.     Fremdkörper. 

üahn.  Ober  EljetierTerletzangen.    Strawborger  med.  Zettung  Jani  1904. 

ellj,  Usions   da  recbim    occaaionn^e   par    reiamen   gynicologfqae.      Sem.    mM. 


Kelly  (2)  berichtet  über  vier  Fälle  von  Gektnmperforation  durch  den 
Rektum  aas  untersnchenden  Finger.  Davon  ist  ein  Fall  ibm  selbst 
ert.  Ältere  fettreiche  Frauen  neigen  za  der  Verletzung,  einmal  weil  die 
ibe  leichter  zerreissen  und  dann  weil  die  Fettleibigkeit  leicht  zu  stärkerer 
Anwendung  herausfordert.  Beim  Eintritt  der  Verletzung  ist  es  nötig, 
vaginale  oder  abdominale  Eröffnung  der  Bauchhöhle  sofort  ausznrühren 
die  verletzte  Stelle  zu  nähen. 

c)  Entsnndnngen,  Geschwüre,  Strikturen. 

all,  The  treatment  of  inveterat«  pmritae  sni.    Brit.  med.  joaraal.  Jan.  21. 

eaoh,  Anal  fiaanre.    Hed.  Newa.  Jan.  7. 

Idjat,  lUtr^ciaaement  dn  rectam.     Joarn.  de  mM.  de  Berd.  Nr.  22. 

iDgel.  ÜberRehtalgonorrhSe  aad  VulvoTaginitiB  iofant.  Berliner  klin.  WochenechtifL 

r.  12. 

^rankenbnrger,  lafl^mmatorj'  etrictura  of  the  rectnin.    Hed.  Newe.  Febr.  4. 

renod,  Tuberkaloae  dea  Bektams.    AUgem.  med.  Zentral  Zeitung.  Nr.  34. 

3auttier,  Ezdaion  d'ane  fistule  k  Tanns  etc.    Lyon  niddicale.  Nr.  2. 

iea.  Extensive  rectal  strictures.    Annale  of  eurgery.  Jalj. 

Wallis,  Ano-rectal  nlceration.    The  Practitioner.  Sept.    Ref.  Zentralbl.  fOr  Chimrgi*. 

r.  45. 

Ware,  Plaatie  Operation  for  the  onre  of  a  recte  -  urethral  fiatnla.    Hedical  New*. 

Uly  15. 

In  überaichtlicher  Weise  bespricht  Wallis  (9)  an  der  Hand  von  Skizzen 
«hung,  Verlauf  und  Behandlung  der  Fissnra  ani,  Fistnla  ani,  periprokti- 
sr  Abszesse,  sowie  der  mit  Ulzeration  der  Schleimhaut  einhergeheDden 
tiösen  Proktitis.  Letztere  mit  Schmerzen  und  Brennen  im  After,  sowie 
^usflnss  blutigen  Eiters  verbunden,  zeichnet  sich  durch  öeckweise  Ulze* 
□  der  Schleimhaut,  submnköse  Infiltration  der  nicht  geschwungen  Stellen, 
ge  Ausheilung  und  Schrumpfung  der  primär  befallenen  Peripherie  wis. 
lat  mit  Lues  nichts  zu  tun.  Eine  Striktur  des  Mastdarms  nach  luetischer 
■ation  hat  Verf.  überhaupt  niemals  beobachtet.     Die  Ursache   sind   noch 

sicher  isolierte  Mikroorganismen.  Zur  Radikalheiiung  wird  die  Exzision 
erkrankten  Darmteils  vorgeschlagen. 

Flügel  (4).     Während  bei  Frauen  etwa  '/i  aller  Fälle  von  Vulvovagi- 

an  Rektalgonorrhöe  leiden,  wurden  bei  Kindern  nur  20  7o  erkrankt  ge- 
an,  und  zwar  anter  56  Fällen  U-    Die  subjektiven  Beschwerden  und 


Mertens,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Rektums.  859 

ErscheiniiBgen  waren  meist  gering.  Einige  Kinder  klagten  über  Stuhldrang 
und  Brennen  im  After.  Die  Infektion  könnte  durch  Instrumente  (Thermo- 
met>er,  Injektionsspitze)  entstehen,  rührt  aber  wohl  meist  von  dem  aus  der 
Vagina  herabfliessenden  Scheidensekret  her. 

Die  Behandlung  bestand  in  Applikation  von  Snppositorien  von  0,01 
Ärgentnm  nitricum  oder  Albargin  oder  in  Ausspülungen  mit  Solutio  Argenti 
nitric.   1,0:3000,0. 

Die  Dauer  ist  verschieden,  vier  Tage  bis  vier  Wochen  und  mehr.  Schliess- 
lich wurde  immer  Heilung  erzielt.  In  allen  Fällen  wurde  das  Rektalsekret 
früher  gonokkenfrei  als  das  Vaginalsekret. 

Ries  (8)  operierte  eine  Frau  wegen  syphilitischer  Rektalstrikturen  bei 
gleichzeitigen  allgemein  syphilitischen  Erscheinungen.  Bei  der  zur  Resektion 
der  Striktur  vorgenommenen  Operation  fand  sich  in  der  Flexur  eine  zweite 
Striktur.  Deshalb  wurde  es  nötig,  eine  Laparotomie  zu  machen.  Das  Colon 
descendens  wurde  oberhalb  dieser  zweiten  Süiktur  durchtrennt  und  das  proxi- 
male Ende  dicht  oberhalb  des  Sphinkters  seitlich  dem  Rektum  eingepflanzt, 
während  die  obere  Öffnung  des  distalen  Endes  in  sich  geschlossen  wurde.  Der 
Erfolg  war  ein  guter,  die  sehr  heruntergekommene  Frau  erholte  sich  völlig. 
Erst  nach  füunf  Jahren  trat  auch  in  dem  neuen  Rektum  wieder  die  gleiche 
Strikturbildung  auf,  die  nunmehr  wegen  Mangels  eines  weiteren,  genügend 
beweglichen  Kolonteils  die  Anlegung  eines  Anus  praetematuram  nötig  machte. 

Verf.  erwähnt  noch  drei  von  Rotter  in  gleicher  Weise  operierte  Fälle, 
bei  denen  es  später  ebenfalls  wieder  zu  Strikturbildung  kam. 

Bei  seinem  Fall  erwies  sich  das  ausgeschaltete  ursprüngliche  Rektum 
bei  der  späteren  Operation  fast  völlig  obliteriert. 

Clej  at  (3)  demonstriert  ein  Rektum  mit  Striktur-  und  Fistelbildung  und 
ulzerösen  Prozessen.  Die  Krankengeschichte  wird  ebenfalls  mitgeteilt.  Die 
Diagnose  schwankt  zwischen  syphilitischer  Striktur  und  tuberkulösen  Ver- 
änderungen. 

Freund  (6)i  Bei  einer  33jährigen  Frau  waren  mehrfach  starke  BIu- 
tnngen  aus  dem  After  vorgekommen.  Die  Untersuchung  ergab  gesunde  Lungen, 
im  Abdomen  keinen  Tumor,  keine  Empfindlichkeit.  An  den  Kotstücken,  findet 
sich  Blut  und  eitrige  Fetzen,  in  denen  reichliche  Tuberkelbazillen  nachge- 
wiesen werden. 

Die  digitale  Untersuchung  ergab  keinen  Befund,  dagegen  fand  man  mit 
dem  Spekulum,  15  cm  vom  Anus  entfernt,  ein  oberflächliches  Geschwür.  Der 
mit  dem  Tupfer  entfernte  Schleim  enthielt  reichliche  Tuberkelbazillen. 

Bei  Sorge  für  dünnen  Stuhl  und  Darmausspülungen  hörten  die  Blutungen 
anf.  Auffallend  in  dem  Fall  waren  die  starken  Blutungen,  das  Fehlen  jeder 
Tnmorbildung,  wie  sie  durch  die  Tuberkulose  am  anderen  Ende  des  Dick- 
darms (Cökum)  bedingt  wird  und  das  Fehlen  der  Stenoserscheinnngen.  Das 
Leiden  dürfte  ein  lokales  sein,  was  auch  der  Annahme  Sourdilles  ent- 
sprechen würde. 

Ball  (1).  Die  Behandlung  von  Pruritus  ani  führt  in  vielen  Fällen  nicht 
zum  Ziel,  trotz  Anwendung  aller  gebräuchlichen  Mittel,  sei  es,  dass  das 
Leiden  in  einer  Dermatitis,  sei  es,  dass  es  in  einer  Erkrankung  der  das  Ge- 
biet versorgenden  Gefühlsnerven  (III.  und  IV.  Sakralnerv)  seine  Ursache  hat. 
Der  Pruritus  betrifft  nur  die  äusseren  zwei  Drittel  des  Afters,  die  mit  Platten- 
epithel bedeckt  sind  und  die  benachbarten  Hautabschnitte,  nie  den  inneren 


860  JAhrmbericU  fUr  Cfainugie.    II.  Tail. 

mit  Schleimhant  aoBgekleideteD  Afterteil.  Nnr  die  ersteren  Teile  haben  sen- 
sible Fasern. 

Für  die  veralteten  Fälle  sind  von  anderer  Seite  auBgedehnte  Kaateri- 
sation  oder  Exzision  der  kranken  Haut  angewandt  worden.  Verf.  hat  diese 
Verfahren  nicht  geübt,  er  hält  sie  für  nnnötig  eingreifend  und  schlägt  vor, 
die  znführenden  sensiblen  Nervenfasern  zn  durchschneiden. 

Zn  dem  Zweck  umschneidet  er  in  Form  einer  Ellipse  die  ganze  er- 
krankte Partie  nur  vom  nnd  hinten  eine  Brücke  stehen  lassend.  Dann  geht 
er  von  dem  Schnitt  in  die  Tiefe  bis  auf  den  Spfaincter  extemus  und  löst 
von  beiden  Seiten  die  Haut  lappenformig  ab,  bis  in  die  Höhe  der  Hant^ 
schleimhantgrenze  des  Afters.  Die  beiden  Brücken  werden  unterminiert,  so 
dass  auch  hier  alle  zuführenden  Fasern  durchtrennt  werden,  und  ebenso 
werden  die  seitlichen  Hautabschnitte  bis  über  die  erkrankte  Hautpartie  hinaus 
unterminierL  Nach  sorgfältiger  Stillung  der  Blutung  werden  die  Hantlappen 
reponiert  und  vernäht. 

Das  Gefühl  kehrt  nach  einigen  Monaten  wieder,  der  Pniritos  bleibt  ge- 
heilt, wenigstens  war  dies  bei  drei  so  operierten  Kranken  der  Fall.  Das  Ver- 
schwinden des  Pruritus  tritt  sofort  ein. 

Coles  Brich  (2)  weist  darauf  hin,  wie  hänfig  bei  Lungentuberkulose 
tuberkulöse  Fisteln  vorkommen  und  umgekehrt,  und  wie  nötig  es  ist,  stets 
die  Lungentuberkulose  bei  der  Behandlung  zu  berücksichtigen.  Eine  Atber- 
narkose  verwirft  er  bei  diesen  Kranken  wegen  des  ungünstigen  Einflusses  auf 
die  Lungentuberkulose. 

d)  Geschwülste.     Prolapse.    Hämorrhoiden. 

1.  *Adl»r,  Iniisre  und  Bnuere  Hftmarrhoideii.    Journal  of  Americaii  Äaaociation.  Nr.  3. 

2.  Allaita,  Le  traitement  des  h^moiroidea  et  de  la  fisaure  k  l'aniiB  par  lee  oooranta  d« 
hante  fr^aence.    Jonnial  de  mAd.  de  Paris.  Nr.  33. 

3.  V.  Baraci,  Zoi BehandlaDg  vorgefallener  brandiger HAmorrhoidalknaten.    Zeutnlblttt 
fOr  Chirurgie.   Nr.  17. 

i.   Combf,  Traitoment  dea  b^Tnonhoidea  ches  lea  enfanta.   La  Preea«  mMicale.  Nr.  1. 
6.   Delberms-Laguerriere,  Couranta  de  haatoa  frequences  et  b^morrhoideB.  La  Pr«M« 
iD^icale.  Nr.  23. 

6.  *Le  Denta,  ProUpaos  du  rectum  traitö  succeasiTameiit  par  etc.    finll.  et  m^m.  de  1* 
Soc.  de  Chimrg.  de  Paria.  Nr.  3L  2. 

7.  Freund,  Die  nichtoperatiTe  Behandlung  der  Hämorrhoiden.  Allgemeine  med.  Zentnl- 
Zeitong.  Nr.  U. 

'  8.    Gaignarot,  Cancer  da  rectnm  et  Cancer  eeeondair«  du  foie  etc.    Journal  de  mU.  it 
Bordeaux.  Nr.  11. 
9.   Oilbert-Lereboullet,  L'origine   bäpatiqne   dea   hämorrhoides.     Jonmal  de  med.  et 
de  Chirurgie  pratique.  Nr.  21. 

10.  Gonlliond-FajeBe,  De  l'ampntation  abdomino-pärindale  dn  rectum  eancdrenx.  Beroe 
de  Chirurgie.  Nr.  6  et  7. 

11.  *EirBchkron,  Heilung  der  Hfimorrhoiden  auf  unblntigem  Wege.    HediiinalanieigM. 
Nr.  26. 

12.  Hofmann,  Zur  Pathologie  dea  Prolapaua  ani  et  recti  nnd  seine  operative  Behindlmig 
durch  Beckenplastik.    Zentralblatt.  Mr.  3b. 

13.  Eenned}',  Ciue  of  escision  of  a  atrangnlated  prolapsed  reetnm  etc.    Glasgow  mni 
Journal.  Jan. 

14.  Laplace,  Gsciaion  progreasive  des  paqaets  hämorrhoid airsa  internes.  Semaine  mMical. 
Nr.  1. 

15.  'Meyer,  Exciaion  of  tbe  rectum  for  Carcinoma.    Annab  of  Surgei^,  Oct.  p.  60$. 

16.  Monnier,  Cancer  du  rectnm  ä  forme  h^patique.   Journal  de  midicine  et  de  chinirgi* 
pratique.  Nr.  23. 


Mertens,  Verletzangen  nnd  chirnrg.  Krankhaiien  des  Rektums.  861 

17.   Mammery,  A  snceessfal  removal  of  a  large  papilloma  of  the  rectom.    The  Lancet. 

Sept.  28.  p.  888. 
IS.   ^Noesske,  Polyposis  adenomatosa  des  Dickdarme    Mflnchener  med.  Wochenschrift. 

Nr.  2. 

19.  Pachino,  Über  Dauerresaltate  der  Kolopezie  bei  hochgradigem  Rektamprolaps.  Brnns 
Beitrage.  Bd.  45.  Heft  2. 

20.  Petit,  Tmnenr  calcnlense  pMicalte  du  rectum.    Bull,  et  möm.  de  la  sociötä  anatom. 
de  Paris.  Nr.  8. 

21.  *Picqn6,  Cancer  dn  rectum  etc.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Cbir.  de  Paris.  Nr.  31.  1. 

22.  ^Robin,  Le  traitment  m^dicale  des  hämorrhoides.    Jonmal  de  mM.  de  Paris.  Nr.  26. 
2S.   Schlucht,  Die  chirurgisohe  Behandlung  der  Hämorrhoiden.    Eine  klinische  Sammel- 

atadie.    Königsberg  in  Pr.  Gr&fe  und  Unze.  II.  Aufl. 

24.  *Smith,  Cancer  of  rectum.    Med.  News.  Not.  p.  958. 

25.  Taylor,  Operative  treatment  of  rectal  Cancer.    Med.  Press.  July  26. 

26.  Tilton,  Exdsion  of  Carcinoma  of  the  anal  portion  of  the  rectum.    Annais  of  Surg. 
Aug.  p.  273. 

27.  ^Yillard,  De  l'ezstirpation  trans- anale  dn  rectum  cane^nse.  Lyonm^cale.  Nr.  82. 
p.  233. 

28.  Yrädöne,  La  torsion  du  rectum  en  tont  que  proc4d^  du  traitement  du  prolapsus  rectal. 
La  S^maine  m^d.  Nr.  6.  I  Referiert  aus  Rousdci  Vratch  1904.  80  Oct 

29.  Wallis,  A  oase  of  ezcision  of  the  rectum  for  Carcinoma  recti.    Lancet.  April  29. 

SO.   Walt  her,  Prolapsus  dn  rectum  etc.    Bull,  et  m6m.  de  la  soci4t4  de  Chir.  de  Paris. 

Nr.  7.  p.  213. 
31.   Zimmern,  Th^rapentique  physique  des  hömorrhoids  et  de  leurs  oomplications.  Presse 

m^cale.  Nr.  4. 

Tilton  (26)  hat  eine  Fran  von  54  Jahren  wegen  eines  fünfmarkstück- 
grossen  Karzinoms  der  hinteren  Wand  des  Rektums  mit  Erfolg  vor  sechs 
Monaten  operiert.  Die  Funktion  ist  trotz  des  Verlustes  von  zwei  Dritteln 
des  Sphinkters  gut. 

Gaignerot  (8)  berichtet  über  einen  Fall  von  hochsitzendem  Rektum- 
karzinom, dass  ausser  Obstipation  keinerlei  Symptome  gemacht  hatte.  Dann 
traten  plötzlich  Okklusionserscheinungen  auf  und  nach  einem  plötzlichen 
heftigen  Schmerz  allgemeine  Peritonitis  und  Tod. 

Die  Autopsie  liess  einen  ringförmigen  Scirrhus  im  oberen  Rektum  er- 
kennen, der  kaum  für  eine  Sonde  zu  passieren  war  und  weit  von  der  Stenose 
entfernt  eine  Perforationsstelle  des  übermässig  gedehnten  Kolon.  In  der 
Leber  fand  sich  eine  Metastase. 

Monnier  (16)  weist  darauf  hin,  dass  ein  Rektumkarzinom  bisweilen 
keine  oder  sehr  unbestimmte  Erscheinungen  machen  kann,  bis  plötzlich  die 
rapide  Entwickelung  eines  sekundären  Leberkarzinoms  die  Sachlage  klärt. 
Ein  solcher  bei  einem  alten  Manne  beobachteter  Fall  wird  mitgeteilt,  bei 
dem  nur  zeitweilige  Durchfälle  und  bisweilen  etwas  Blutgehalt  des  Stuhles 
den  Verdacht  erweckt  hatten.  Der  schnell  wachsende  Lebertumor  klärte 
das  Bild. 

Wallis  (29).  Bei  einem  72jährigen  Manne,  der  seit  acht  Monaten  an 
blutigen  Diarrhöen  litt,  fand  sich  ein  Rektumkarzinom,  dessen  unteres  Ende 
3V2  Zoll  über  dem  After  begann,  dessen  oberes  Ende  noch  zu  erreichen  war. 
Der  Tumor  war  beweglich. 

Von  einem  sakralen  Schnitt  aus  wurde  das  kranke  Darmstück  reseziert. 
Nur  die  vordere  Wand  der  beiden  Darmenden  durch  einige  Nähte  vereinigt, 
im  übrigen  das  obere  Ende  in  die  sakrale  Wunde  genäht. 

Später  wurde  zur  Beseitigung  des  sakralen  Afters  das  obere  Darmende 
unter  Eröffnung  des  Peritoneums  aus  seinen  Verwachsungen  gelöst  und  durch 


862  Jahresbericht  ffir  Chimrgie.    IL  Teil 

das  untere,   von  Schleimhatit  entblösste,  invaginiert.    Das  Resultat  war  ein 
vollkommenes. 

Taylor  (25)  spricht  über  die  Operation,  welche  er  bei  Rektumkarzinomen 
anwendet,  die  den  Sphinkter  freilassen  und  nicht  oder  nicht  hoch  auf  das 
Colon  pelvinum  übergreifen. 

Notwendig  ist,  dass  die  Geschwulst  auf  den  Darm  beschränkt  ist  und 
also  das  Rektum  seine  Beweglichkeit  nicht  zu  sehr  eingebüsst  hat.  Wichtig 
ist  eine  genügende  vorherige  Entleerung  des  Darmes.  24  Stunden  vor  und 
einige  Tage  nach  der  Operation  gibt  er  Opium.  Linke  Seitenlage  bei  stark 
angezogenen  Knien.  Schnitt  von  der  Mitte  des  Sacrum  bis  2  cm  vom  Anns, 
Entfernung  vom  Coccyx  und  unterstem  Ende  des  Sacrum.  Sehr  wichtig  ist, 
dass  die  Rektalfaszie  vollständig  gespalten  wird,  am  besten,  indem  sie  mit 
Klemmen  emporgehoben  wird.  Die  Spaltung  erfolgt  bis  zwischen  die  Leva- 
tores  ani.  Dann  hat  die  Isolierung  und  Lösung  des  Darmes  zu  erfolgen,  und 
zwar  möglichst  oberhalb  der  Geschwulst.  Dazu  ist  die  möglichst  frühe  Er- 
öffnung des  Peritoneums  nötig.  Das  perirektale  Fettgewebe  wird  durchtrennt, 
in  der  Höhe  des  Knochenschnittes,  etwas  nach  rechts  vom  Darm.  Nahe 
am  Darm  würde  hier  die  Gefahr  einer  Verletzung  der  Arteria  haemorriioi- 
dalis  bestehen.  Nach  Eröffnung  der  Peritonealhöhle  wird  der  rechte  Zeige- 
finger eingeführt,  das  Peritoneum  auf  der  linken  Darmseite  vorgestülpt  und 
auf  dem  Finger  durchschnitten.  Dann  wird  ein  Gazestreifen  um  das  Rektum 
geführt  und  der  Darm  kann,  eventuell  unter  weiterer  Spaltung  des  hinteren 
und  seitlichen  Fettgewebes  leicht  vorgezogen  werden. 

Dann  erfolgt  die  Durchtrennung  des  Darmes  nach  vorheriger  Ligatur, 
Lösung  des  distalen  Darmendes  und  Abtragung  oberhalb  des  Sphinkters.  Das 
distale  Darmende  wird  schliesslich  durch  den  evertierten  A.nus  gezogen  und 
die  Darmwand  des  Analteils  in  dieser  Lage  mit  ihm  vernäht.  Das  Dannende 
bleibt  für  die  ersten  24  Stunden  geschlossen.  Die  Operationswnnde  wird  bis 
auf  eine  Öffnung  für  einige  Gazedrains  geschlossen.  Der  Heilungsverlauf  ist 
ein  günstiger.     Verschiedene  Fälle  werden  näher  mitgeteilt. 

Goulliond  et  Faysse  (10).  Acht  Fälle  von  abdomino- perinealer 
Ezstirpation  des  Rektum  werden  ausführlich  mitgeteilt,  und  zwar  davon  7 
bei  Frauen,  einer  bei  einem  Manne.  Letzterer  starb  im  Anschluss  an  die 
Operation. 

Darauf  werden  die  Vorzüge  der  Operation  besprochen.  Sie  erlaubt 
breitere  Indikationsstellung,  sowohl  in  bezug  auf  die  Höhen  als  auf  Breiten- 
ausdehnung der  Geschwulst,  gestattet  radikales  Operieren  und  aseptisches 
und  unblutiges  Vorgehen.    Ein  Nachteil  liegt  in  der  Opferung  des  Sphinkter. 

Für  die  Feststellung  der  Dauerresultate  ist  die  Zeit  noch  zu  kurz. 

Die  Operationsmortalität  aller  veröffentlichten  Fälle  beträgt:  Von  31 
Operierten  starben  11,  wurden  geheilt  20.  Davon  waren  Frauen  16,  mit 
1  Todesfall  =  6,2  7o,  Männer  15  mit  10  Todesfällen  =  66,2^/0. 

Die  angewandte  Technik  deckt  sich  im  grossen  und  ganzen  mit  der 
von  Quänu  früher  beschriebenen.  Es  werden  vier  Zeiten  der  Operation  unter- 
schieden: 1.  Mediane  Laparotomie,  seitliche  Inzision  für  den  Anus  iliacns. 
Durchtrennung  der  Flexur.  Reposition  des  soi^ältig  vernähten  unteren 
Darmendes.  2.  Lösung  des  Rektums.  Unterbindung  des  Mesorektums  und 
der  Art.  haemorrhoidales  super.,  womöglich  auch  der  Arteriae  hypogastricae, 
deren  Aufsuchung  beschrieben  wird.  Die  Lösung  des  Rektums  erfolgt  mög- 
lichst weit  nach  unten.     Das  Peritoneum   wird  über  dem  Mesorektumstumpf 


Hertens,  YerletzoDgen  and  chimrg.  Krankheiten  des  Rektums.  863 

remaht.  In  das  Becken  wird  ein  Tampon  eingeführt,  darauf  die  Bauchhöhle 
geschlossen.  3.  Bildung  des  iliakalen  Afters.  4.  Perineale  Exstirpation  nach 
Lisfranc  Herausleiten  des  im  Becken  befindlichen  Tampons  und  Tampo- 
oade  der  Wundhöhle. 

Yerff.  sprechen  sich  sehr  zugunsten  der  Operation  aus. 

Mammery  (17).  Der  Kranke  litt  an  Anfaulen  von  Diarrhöe,  Tenesmus, 
Gefahl   nnvoilkommener  Entleerung  des  Darmes  und  zeitweiligen  Blutabgang. 

Im  Darm  war  eine  weiche,  papillomatöse  Masse  zu  fühlen  und  mit  dem 
Elektroskop  der  Ausgangspunkt  zu  sehen.  Von  einem  hinteren  Peritoneal- 
schnitt  anter  Entfernung  des  Coccyx  wurde  das  Rektum  freigelegt  und  vor- 
gezogen, seitlich  vom  Ansatz  der  Geschwulst  erö£fnet  und  der  Teil  der  Darm- 
wand, von  dem  die  Geschwulst  ausging,  exzidiert,  und  die  Darmwunde  wieder 
geschlossen.  Heilung.  Mikroskopisch  zeigte  die  Geschwulst  das  gewöhnliche 
Bild  des  Rektumpapilloms. 

Petit  (20)  demonstriert  einen  nussgrossen,  rein  adenomatösen  Tumor, 
der  in  seiner  Mitte  einen  Stein  birgt.  Der  Tumor  war  gestielt  etwa  7 — 8  cm 
über  dem  Sphinkter  und  war  aus  dem  Anus  getreten.  Es  stammt  von  einem 
Pferde. 

Pachino  (19)  spricht  über  Dauerresultate  der  Kolopexie  bei  hoch- 
gradigem Rektumprolapsus.    (Königsberger  chirurgische  Klinik.) 

Der  Prolapsus  recti  ist  mit  Recht  als  eine  Hernie  aufgefasst  worden. 

Dieser  Auffassung  würde  die  Kolopexie  gerecht  werden. 

Jeannel  hatte  mit  der  Kolopexie  die  Anlegung  eines  temporären  Anus 
praeter  naturam  verbunden,  um  den  Katarrh  des  Rektum  in  der  kotfreien 
Zeit  zu  beseitigen.  Die  Befestigung  des  Kolon  war  dadurch  ausserdem  viel 
fester  geworden.  Ohne  diese  festere  Verwachsung  durch  Anlegung  eines  Anus 
praeter  naturam  lösen  sich  die  Verwachsungen  bald  wieder.  Die  durch  die 
Kolopexie  gesetzten  Verwachsungen  könnten  zu  innerer  Inkarzeration  Ver- 
anlassung geben,  auch  ist  das  Entstehen  einer  Ventralhemie  nicht  auszu- 
schliessen.  Die  Kolopexie  berücksichtigt  in  keiner  Weise  den  schlechten  Zu- 
stand des  Beckenbodens  und  das  ist  ihr  Hauptvorwurf. 

Es  sind  zur  Vorbeugung  dieser  Ereignisse  und  zur  Besserung  der 
schlechten  Erfolge  zahlreiche  Modifikationen  angewandt  worden. 

Die  meisten  Modifikationen  legen  den  Hauptwert  auf  eine  feste  Ver- 
wachsung des  Peritoneum  parietale  und  viscerale  (v.  Eiseisberg,  Weber), 
andere  lassen  den  Darm  noch  direkt  mit  der  Muskulatur  und  der  Faszie 
Terwachsen  (Bogdanik).  Rotter  nähte  den  Darm  nicht  an  der  Bauch- 
wand, sondern  auf  eine  grosse,  von  Peritoneum  entblösste  Fläche  der  linken 
Beckenschanfel  an.  Ludloff  hat,  bislang  nur  an  Hunden,  die  End-zu- 
Seitanastomose  des  Darms  ausgeführt.  Das  blind  vernähte,  distale  Darm- 
ende wird  straff  emporgezogen  und  der  Stumpf  zwischen  die  Muskulatur  der 
Banchwand  in  die  Laparotomiewunde  genäht. 

Zur  Kräftigung  der  Muskulatur  des  Darmes  und  Beckenbodens  sind 
verschiedene  Massnahmen  neben  der  Kolopexie  zur  Anwendung  gekommen. 
Bryant  behandelte  den  Sphinkter  elektrisch,  Berg  wandte  Thure  Brandsche 
Massage  an,  G^rard  Marchand  will  nach  Napelhoff  beide  Hälften  des 
Leyator  ani  verkürzen  und  miteinander  vernähen. 

Bardenhauer  hat  einmal  durch  Vernähung  des  Plicae  Douglasii  den 
Verschluss  des  Dou gl  asschen  Raumes  herbeigeführt  und  ausserdem  die 
Flexur  in  Form  einer  Schleife  nach  rechts  verlagert. 


864  JihrMberiobt  fDr  Chinirgie.    II.  Teil 

Die  Resultate  aller  dieser  Modifikationen  waren  ebenfalls  schlechte, 
was  sich  ei^bt,  wenn  man  die  Nachprüfiuigen  erst  nach  längerer  Zeit,  min- 
deetena  ein  Jahr  post  operationem  vornimmt.  Unterwirft  man  die  in  der 
Literatur  Teröffentlichten  Fälle  einer  scharfen  Kritik,  so  erhält  man  59''/d 
Rezidive. 

Von  den  in  der  Königsberger  Klinik  operierten  Fällen,  von  denen  11 
in  Frage  kommen,  sind  5  Heilungen,  6  Rezidive,  dabei  sind  kleinere  Pro- 
lapse, die  keine  Störui^en  machen,  als  Heilnngen  gerechnet.  Das  sind  bi,b°!i> 
Rezidive. 

Die  Rezidive  sind  so  häufig,  weil  die  eigentlichen  ätiologischen  Momente 
durch  die  Operation  nicht  bekämpft  werden  (Rektalkatarrh,  Obstipation,  er- 
neute Gebniistranmen ,  Prostatahypertrophie  etc.)  Dazu  kommt,  dass  die 
Patienten  der  niederen  Klasse  oft  alsbiJd  ihre  schwere  Arbeit  wieder  tun 
müssen  und  keine  Zeit  nnd  Intelligenz  haben,  sich  einer  geregelten  Nachknr 
zu  widmen. 

Die  Kolopexie  ist  nnr  indiziert  bei  nicht  inkarzerierten  und  reponiblen 
Hastdannvorfällen,  wenn  es  sich  um  gebildetere  Patienten  handelt,  die  keine 
körperlich  schweren  Arbeiten  zu  leisten  haben.  Bei  Frauen,  nur  wenn  keine 
weitere  Gebarten  zu  erwarten  sind. 

Für  alle  anderen  Fälle,  also  die  Mehrzahl,  wendet  man  sich  vielleicht 
besser  anderen  Metboden  zu,  wie  sie  von  Rehn  und  Bier  angegeben 
wurden. 

Hof  mann  (12)  Die  bisherigen  Operationsverfahren  des  Prolapsus  ani 
et  recti  haben  wenig  befriedigende  Resultate  gehabt,  trotzdem  sie  teilweise 
recht  gefährliche  Eingriffe  darstellen  (Resektion,  Kolopexie,  Verödung  des 
DoQglas).  Die  weniger  gefahrlichen  Eingriffe,  die  auf  eine  Verengerang  dea 
Afters  hinzielten,  waren  noch  weniger  erfolgreich. 

Nach  Esmarchscher  Auffassung  war  znnächst  die  Schleimhaat  prola- 
biert und  dann  die  übrige  Darmwand  nachgezogen. 

Waldeyer-Ludtoff  fassen  den  Vorfall  als  Hernie  auf,  bedingt  durch 
den  intraabdominellen  Druck  bei  Tiefstand  der  Plica  Douglasii,  als  eine  In- 
vagination  recti  et  ani,  von  der  scharf  zu  trennen  ist  der  ProUpsus  ani 
et  recti. 

Hof  mann  hält  solche  Traumen  nicht  für  wichtig.  Er  glaubt,  dass 
die  Nachgiebigkeit  und  Schwache  des  Beckenbodens  die  eigentliche  Ursache 
des  Prolapses  ist,  gerade  wie  beim  Prolapsus  uteri  ein  anatomischer  oder 
funktioneller  Defekt  des  Dammes  die  Voraussetzung  bildet. 

Daher  werden  auch  Kinder  und  schwächliche  Frauen  von  dem  Leiden 
meist  befallen.  Gerade  bei  Kindern  ist  der  Beckenboden  wenig  resistent, 
wozu  die  noch  meist  fehlende  Exkavation  des  Steissbeins  kommt.  Daher  li^ 
die  Ampntla  recti  nicht  in  einer  so  vollkommenen  Aushöhlung.  Kommt  ein 
starker  intraabdomineller  Druck  hinzu,  so  entsteht  ein  Eingeweidebmch  unter 
der  Form  des  Mastdarmvorfalles.  Der  Beckenboden  spielt  dabei  die  Rolle 
der  ßmcbpforte. 

Zur  Beseitigung  hat  Hof  mann  folgende  Methode  der  Beckenboden- 
plastik  angewandt.  An  der  Grenze  von  Haut  und  Schleimhaut  wird  die 
hintere  Umwandung  des  Anus  mit  einem  H  förmigen  Schnitt  durchtrenot. 
Die  parallelen  Schnitte  sind  nach  aussen  konkav.  Das  Kektum  wird  stumpf 
nach  der  Tiefe  4 --5  cm  abgelöst.  Dann  werden  die  beiden  Wandränder  in 
der  Mitte  gefasst  und  der  rektale  nach  vom,  der  andere  nach  hinten  aus- 


Hertens,  Verletsnngen  und  chirarg.  Krankheiten  des  Rektums.  865 

gezogen  und  die  trichterförmige  Wandhöhle  mit  starkem  Catgut  quer  in  Etagen 
vernäht,  ähnlich  wie  bei  der  Dammplastik  von  Lawson-Tait. 

Primärteilung  ist  für  guten  Erfolg  unerlässlich.  Der  Eingriff  ist  ein 
geringer  und  wird  auch  bei  Kindern  zur  Umgehung  der  langwierigen  anderen 
Behandlungen  angewandt  werden  können. 

Neben  der  Plastik  würde  sich  bei  sehr  grossen  Vorfallen  natürlich  noch 
eine  Kolopexie  ausführen  lassen. 

Kennedy  (13).  Ein  28  jähriger  männlicher  Kretin  litt  seit  Jahren  an 
einem  Rektalprolaps,  der  allmählich  an  Grösse  zunahm.  Einmal  gelang  es 
nicht,  den  über  fnsslang  vorgefallenen  Darm  zurückzubringen,  weshalb  chirur- 
gische Behandlung  im  Krankenhaus  notwendig  wurde.  Der  Kranke  war  in 
völlig  kollabiertem  Zustande,  da  aber  die  Reposition  unmöglich  war,  wurde 
der  Prolaps  abgetragen  und  das  Kolon  an  den  kurzen  stehengebliebenen  Anal- 
teil ai^enäht.  Es  wurden  22  Zoll  Dann  entfernt  und  zwar  das  ganze  Rektum, 
die  Flexur  und  ein  erheblicher  Teil  des  Kolon. 

Die  Heilung  verlief  glatt.  Der  Prolaps  war  dauernd  beseitigt,  anfäng- 
liche Durchfälle  verschwanden  völlig. 

Walther  (30)  stellte  einen  Kranken  vor,  den  er  8  Jahre  zuvor  wegen 
eines  kompleten  Prolapsus  recti  nach  der  Methode  Mikulicz  operiert  hatte. 
Die  Untersuchung  ergibt  nicht  die  Spur  eines  Rezidivs,  selbst  die  Operations- 
narbe  ist  nicht  mehr  zu  finden. 

Zur  Behandlung  von  Prolapsen  des  Rektums,  deren  Länge  6 — 8  cm  be- 
trog, hat  Vred^nS  (28)  eine  Drehung  des  unteren  Rektalabschnittes  ange- 
wandt, ähnlich  wie  Gersuny  sie  angegeben  hatte.  Der  untere  Rektal- 
teil wurde  zu  dem  Zweck  nach  Umschneidung  des  Anus  von  seiner  Um- 
gebung gelöst  und  der  Darm  dann  um  18(P — 270^  gedreht,  wodurch  das 
Lumen  so  verengert  wird,  dass  kaum  der  Zeigefinger  passieren  kann. 

Ein  Rezidiv  ist  nicht  aufgetreten,  obwohl  einzelne  der  Operationen  schon 
Tor  drei  Jahren  ausgeführt  waren. 

Gilbert  et  Lereboullet  (9)  erblicken  in  Erkrankungen  der  Leber 
eine  sehr  häufige  Ursache  der  Hämorrhoidenbildung.  Dabei  ist  die  Erkran- 
kung der  Leber  allerdings  häufig  noch  latent.  Durch  die  Erkrankung  der 
Leber,  auch  durch  Gallensteinbildung,  kommt  es  zu  Stauungen  im  Pfortader- 
kreislauf, die  wieder  zu  Stauungen  in  den  Hämorrhoidalvenen  führen.  Gleich- 
zeitig damit  kann  es  zu  Milzschwellungen,  Blutbrechen  oder  Stauung  in  den 
Haatvenen  kommen.  Umgekehrt  liegt  in  dem  Vorhandensein  von  Hämorrhoiden 
ein  diagnostisch  wertvolles  Symptom  für  die  Erkennung  oder  das  Vermuten 
Ton  noch  latenten  Leberleiden. 

Schlacht  (23)  gibt  eine  historische  Übersicht  der  Methoden  der  Be- 
handlung der  Hämorrhoiden  und  bespricht  jedenfalls  die  hauptsächlichsten 
genau.  Zur  Orientierung  über  die  verschiedenen  Methoden  ist  die  Schrift 
recht  geeignet. 

Roman  v.  Baracz  empfiehlt  für  vorgefallene  brandige  Hämorrhoidal- 
kDoten  die  v.  Langenbecksche  Kauterisation,  mit  der  er  seit  langer  Zeit 
gute  Erfolge  erzielt  hat. 

Laplace  (14)  fasst  an  Stelle  der  Whiteheadschen  Operation  die 
Hämorrhoiden  mit  einer  Klemme,  zieht  sie  vor  und  trägt  sie  schrittweise  ab, 
oach  jedem  Schnitt  die  Wunde  mit  Catgut  verschliessend.  Er  hat  83  Fälle 
mit  stets  günstigem  Erfolge  operiert. 

JilirMb«rielit  für  Ohirnrgie  1905.  55 


366  Jahreebaricht  fSr  Chirai^e.    Tl.  Teil. 

Zimmarn  (31)  bespricht  die  nichtblutigen  Massnahmen  zur  Behand- 
lung der  Hämorrhoiden,  Bekämpfung  der  Obstipation,  die  lokale  Behandlung 
durch  Sitzbäder,  Darmeingi  essungen,  Massage,  die  er  nicht  für  empfehlens- 
wert hält,  passiven  Bewegungen  der  Banchmuskeln,  aktiven  der  Perineal- 
nuakeln  und  schlieaslich  die  Anwendung  hochgespannter  elektrischer  Strüme, 
deren  Erfolge  er  sehr  rühmt,  auch  für  die  Behandlmig  der  Fissuren  und  des 
Pmritus. 

R.  Freund  (7).  Die  nicbtoperative  Behandlung  wird  vielfach  unter- 
icbätzt.  Häufig  wird  Heilung,  auf  jeden  Fall  grosse  Erleichterung  der  Be- 
jchwerden  erzielt  werden. 

Eine  Prophylaxe  hat  stattzufinden  durch  hygienisches  Leben,  namentlich 
Bekämpfung  der  Obstipation. 

Die  Behandlung  der  vorhandenen  Hämorrhoiden  hat  vorwiegend  eine 
diätetische  zn  sein,  und  zwar  ist  die  Boassche  Obstipationsdiät  za  verord- 
aen  (reichlich  gemischte  Ernährung  mit  Gemüse,  Schwarzbrot,  Kohlarten,  Obst 
ind  Salat.  Obst  abends  vor  dem  Schlafengehen).  Dazu  müssen  meist  die 
physiologischen  Abführmittel  herangezogen  werden: 

1.  Saure  Milch,  Buttermilch,  Essigsäure; 

2.  Zuckerarten:  Honig,  Weintrauben,  stark  gesüsste  Kompotte,  Milch- 
iucker ; 

3.  Butter  und  Öl; 

4.  Kochsalz   in  reichlich  gesalzenen  Speisen   (Hering,   Sardellen,   Pökel- 
fleisch, Salate). 

Alle  physiologischen  Stopfmittel  sind  strenge  zn  meiden  (Rotwein,  Kakao, 
Elfiis,  Gries,  Mehlspeisen,  Tee,  Heidelbeeren,  Schleimsuppen  jeder  Art). 

Kommt  man  so  nicht  aus,  oder  bestehen  Fissuren,  oder  ist  der  Stuhl 
tchmerzhaft,  braucht  man  Abführmittel :  Pulvis  haemorrhoidalis  FMB.,  Bitter- 
wasser, Einlaufe,  Anusolzäpfcben). 

Eine  brauchbare  Methode  ist  das  Einführen  von  30  g  kaltem  Wasser 
lach  jedem  Stuhl,  das  möglichst  lange  zurückgehalten  wird. 

Das  lästige  Jucken  wird  meist  vermieden,  wenn  abendliche  Entieenuig 
ies  Darms  erfolgt. 

Gunstig  wirken  auch  Sitzbäder. 

Eine  Fissur  muss  zunächst  beseitigt  werden.  Boas  gibt  zn  dem  Zweck 
i — 10  Tage  Snppenkost  und  Opium.  Bei  Tenesmus  sind  warme  Sitzbäder  von 
10 — 34"  empfehlenswert 

AUaire  (2)  gibt  eine  kurze  Übersicht  über  die  bisherige  Anwendang 
lochgespannter  Strome  gegen  Hämorrhoiden,  Fissuren,  Tenesmus  und  sieht 
n  ihnen  ein  sehr  wirksames  Mittel.  Bei  chronischen  Fällen  ist  die  WirkuDg 
angsamer,  in  einem  Falle  trat  sie  überhaupt  nicht  ein. 

Delherm  et  Laguerriere  (5).  Die  Anwendung  hochgespannter 
tlektrischer  Ströme  zur  Behandlung  der  Hämorrhoiden  ist  noch  wenig  be- 
gannt, trotz  der  guten  damit  erzielten  Erfolge. 

Die  akut  einsetzenden  Hämorrhoidalbeschwerden  werden  sofort  wesent- 
ich  gebessert,  auch  die  subakuten  Fälle  erfahren  eine  Beruhigung  und  Be- 
leitigung  der  Schmerzen. 

Die  chronischen  Beschwerden  mit  oder  ohne  Blutung,  oder  Fissuren- 
>ildang,  Schmerzen  beim  Stuhle,  verschwinden  meist,  ebenso  perianaler 
i*mritas  and  Ekzem.  Auch  die  periodischen  Blutungen  und  die  häufige  Dh- 
itipation  werden  beseitigt. 


Kammeyer,  Die  Hernien.  86? 

Wie  die  Symptome  werden  die  Hämorrhoiden  selbst  beeinflnsst  und 
nrar  können  die  akut  aufgetretenen  in  einigen  Sitzungen  völlig  verschwinden. 
Die  chronischen  können  ebenfalls  verschwinden,  bedürfen  aber  häufigerer 
Sitzungen,  veraltete  verschwinden  nicht,  werden  aber  schmerzlos. 

Die  Dauer  der  einzelnen  Sitzung  beträgt  2 — 10  Minuten,  die  Zahl  der 
Sitzungen  beträgt  bei  akuten  Fällen  5—10,  bei  phronischen  15 — 20,  um  dann 
zanächst  eine  Unterbrechung  zu  erleiden.  Später  werden  eventuell  kürzere 
Nachkuren  von  5 — 6  Sitzungen  angewandt. 

Die  Behandlung  ist  schmerzlos,  einfach  und  von  sofortigem  Nachlass 
der  Besc^hwerden  gerbigt. 


XV. 


Die  Hernien, 


Referent:  E.  Kammeyer,  Berlin. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

I.  Allgemeines. 

1.  Rarhaniy  A  case  of  strangalated  hernia  of  the  emall  intestine  and  bladder.  Lancet 
July  15. 

2.  Bobbio,  Dae  casi  di  rottnra  traumatica  sotto  cutanea  dell*  intestiuo  in  emie  libere. 
Giom.  della  B.  Accad.  di  Med.  di  Torino.  Febbraio. 

3.  Bonlet,  De  la  hemie  par  effort  devant  la  joriaprudence  fran^aise  en  1903.  Thöae  de 
Montpellier  1904.   Ref.:  Le  Progria  möd.  Nr.  1. 

4.  Briz,    Zar  Bebandlnng  eingeklemmter  Brüche.     Deutsche  med.  Wochenschr.   Nr.  27 

5.  ^Campbell,    On  rupture  of  intestine.    Ann.  of  Sorg.  Nov. 

6.  Dardanelliy  Contributo  alla  resezione  primaria  nelle  emie  cancrenate  oon  suppu 
razione  periemiaria.    La  Riforma  medica.  Settembre. 

7.  Del  Conte,  Delle  Alterazioni  istologiche  dell'  intestiuo  umano  e  della  sua  permea 
bilita  ai  batterii  negli  strozzamenti  emiarii.  Qiomale  iutemat.  delle  scienze  mediche 
Marzo. 

8.  Eh  rieh.  Über  traumatische  Hernien.  Rostocker  Ärzteverein.  MOncL  med.  Wochen 
Schrift  Nr.  2. 

9.  Fedele,  Contributo  allA  cura  di  emie  strozzate  coUe  compresse  di  etere  appllcate 
localmente.    Policlinico,  sez.  prat.  Faso.  4. 

10.  Goldner,  Betriebsunfall  und  Leistenbrach.  77.  deutsche  Naturforscher-Yersammlg. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  41. 

11.  Hagenbach,    Über  Brachsackdivertikel.    Bruns'  Beitr.  z.  Chir.  Bd.  45.  H.  3. 

12.  Hansen,  Über  die  Häufigkeit  angeborener  Bruchsftcke.  Langenbecks  Arch.  Bd.  78. 
Heft  IL 

13.  Hoeftmann,    Behandlung  irreponibler  Hernien.    Zeitschr.  f.  orthop.  Ghir.  Bd.  14. 

14.  *K  auf  mann.  Über  plötzliches  Auftreten  und  Einklemmung  in  Fettbrüchen.  Disaert. 
Freiburg. 

55* 


168  Jahreslwricht  fur  Chirargie.    II.  Teil. 

,5.  'EinnisBon,  Nouvesn  bandage  de  caontchouc  pour  le  traitement  de  la  b«mie  Jngoi- 
nüe  des  nouTean-DtiB.    BuU.  et  mdm.  de  U  Soc  de  ChJr.  da  P.  Hr.  12.  (Hit  Abbildg.) 

,6.  'Eranee,  Zar  Bebandlang  eingekleniinter  BrDcbe.  Eün  Fall  von  HeroU  incvcerUa. 
Herniotomie  mit  auch  folgen  der  DarmrasektioD.  Hailuog.  Deateche  med.  Wocbenschr. 
Nr.  87. 

,7.  LeTASBoit,  ObBtraction  par  nne  doonne  tninear  sUrcorale  daoB  an«  hemie  par 
Bliaaemant  dn  gros  iDtestin.  (Mit  Abbildnag.)  Jonrn.  do  mdd.  de  PartB.  Hr.  29- 

8.  Liniger,  Hernien  «la  Betriebannfall.  Intern,  med.  UnfaUkangreas  tn  Lattich.  Ref. 
Monatascbr.  f.  Uufallfaeilk.  Nr.  6. 

.9.   LnndbUd.,    383  Brachoperationen.    Hjgiea  H.  10.  S.  1035. 

!0,  Heyer,  Über  DannverengeruDgen  nach  blutiger  oder  anblutiger  Reposition  einge- 
klemmter BrOcbe.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  76.  H.  4—6. 

11.  Heyer,  Joaepb,  Beriebt  Ober  110  BmchoperatioDen.   Prager  med.  Wocbenschr.  Nr.  26. 

12.  'Rnssell,  Od  tb«  patbology  and  treatment  of  tbe  bemiae  of  children  and  their 
relation  to  cooditieoB  in  the  adult.    Lancet  Jan.  7. 

IS.  'SoaligODx,  Des  rätr^cissements  tardifs  de  l'inteatin  cons^cutifa  ä  rätrADglement 
bemiaire.    Rapport  par  Lejars.    Bull,  et  mäm.  de  la  aoc.  de  chir.  de  Paris  Nr.  9. 

14.  Taylor,  QaiigrenoaB  tranmatic  hemia.  Hedical  Press.  Aag.  30  und  The  Doblia 
jonmal.  Msj. 

15.  ^  A  new  method  of  procedure  for  the  radical  eure  of  inguinal  of  femoral  bemiae. 
Tbe  Dublin  jonrn.  Harcb. 

Barham  (1).     Die  Blase  wird  während  der  Operation  angeschnitten, 
^näht  und  ein  Danerkatheter  mit  gutem  Erfolg  eingelegt.     Heilung. 

Bobbio  (2)  berichtet  kurz  die  Geschichten  zweier  mit  freier  Inguinal- 
lemie  behafteten  Kranken,  welche  infolge  eines  direkt  anf  die  Hemie  erhal- 
enen  Traumas  {Fall  auf  einen  harten  Gegenstand  im  ersten  Fall,  Fusstritt 
liner  Frau  im  zweiten  Fall)  Symptome  einer  Ruptur  des  VerdaanDgstraktus 
:eigten.  Diagnose  durch  die  Operation  bestätigt,  bei  der  ganz  in  der  Nähe 
ler  Brucbpforte  eine  gerissene,  schon  durch  schlaffe  Adhärenzen  an  das  parie- 
ale  Peritoneum  fixierte  Schlinge  gefunden  wird:  beginnende  Peritonitis  im 
ersten  Falle,  bei  dem  nach  acht  Stunden  eingegriffen  wurde  and  Torge- 
chrittene  im  zweiten  Falle,  bei  dem  erst  nach  48  Stunden  eingegriffen  wurde, 
/^ernähung  der  Darmläsion.  Drainage  Mikulicz.  Tod  in  beiden  Fällen  au 
Peritonitis.  Bei  Erörterung  der  Pathogenese  derartiger  Ruptur  ist  Verf. 
owohl  durch  die  Kommemorative  des  Traumas  (schwer  im  ersten  Falle,  leicht 
m  zweiten)  wie  durch  die  an  der  gerissenen  Schlinge  angetroffenen  anatomiscli' 
latbologischen  Veränderungen,  die  in  beiden  Fällen  verschieden  waren,  zur  Än- 
lahme  gedrängt,  dass  im  ersten  Falle  die  Ruptur  des  Darmes  durch  Kontusion, 
lurch  direktes  Zerschlagen,  im  zweiten  durch  Platzen  erfolgt  sei.  Er  betont 
lie  steinartige  Steifheit  der  Bauchwände  infolge  übermässiger  Tension  zur 
)iagnoEe  einer  Läsion  irgend  eines  Endoabdominaleingeweides  und  wie  sehr 
uch  die  Operation  stets  angezeigt  sei,  nimmt  er  die  Prognose  als  fast  stets 
erhängnisvoll  an.  R.  Giani. 

Ans  Boulets  (3)  Arbeit  sieht  man,  dass  die  französische  Rechtsprechung 
ti  obiger  Frage  Tielfach  auf  einem  ganz  anderen  Standpunkt,  als  die  deutsche 
teht,  die  bekanntlich  die  Entstehung  eines  Bruches  durch  ein  Trauma  fsst 
anz  leugnet.  Der  Referent  Th^bault  betont  allerdings,  dass  Beulet  mit 
einen  Ansichten  anch  in  Frankreich  ziemlich  isoliert  dastehe. 

Brix  (4)  empfiehlt  bei  Reposition  eingeklemmter  Brüche  statt  des 
Lthers  den  Athylchloridspray  auf  die  Geschwulst  und  hat  damit  öfters,  auch 
1  Laienhand,  gute  Resultate  gehabt,  nachdem  sehr  forcierte  Taxis  ohne  Er- 
3lg  geblieben  war. 


Eammeyer,  Die  Hernien.  869 

Dardanelli  (6)  hebt  die  Meinungsverschiedenheit  hervor,  die  auch 
bei  dem  gegenwärtigen  Stand  der  Chirurgie  über  die  Art  der  Behandlung 
der  inkarzerierten  Hernie  mit  sicherer  Gangrän  eines  Darmabschnittes  noch 
besteht. 

Er  zeigt  wie  die  Bildung  eines  künstlichen  Anus  eine  ganz  und  gar 
irrationelle  Methode  sei,  welche  ungünstige  Bedingungen  für  die  Darmfunktion 
setzt  und  unmittelbare  und  ferne  Gefahren  mit  sich  bringt,  deren  erste  die 
Lähronng  und  die  Knickung  des  an  die  Bauchwände  durch  kräftige  Adhärenzen 
fixierten  zuführenden  Darmabschnittes  ist. 

Mit  diesen  Nachteilen  vergleicht  er  die  wohltätigen  Wirkungen  der  pri- 
mären Enteroanastomose,  die  dadurch,  dass  sie  die  Kontinuität  des  Magen- 
darmrohres wiederherstellt  und  die  Wiederaufnahme  seiner  natürlichen  Beweg- 
Uchkeit  in  der  Abdominalhöhle  gestattet,  der  Muskelparese  des  Darmes  ent- 
gegenwirkt 

Die  gegen  die  Methode  der  primären  Resektion  erhobenen  Einwürfe 
werden  geprüft  und  es  wird  gezeigt,  wie  die  moderne  Operationstechnik  die 
Enteroanastomose  auch  in  den  schwersten  Fällen  von  Darmläsion  zu  vollführen 
gestattet.  Zuletzt  wird  der  Umstand  betont,  dass  die  Laparotomie  jetzt 
freier  ist  von  den  Gefahren,  die  man  ihr  zuschreiben  will,  und  gezeigt,  wie 
dieselbe  eine  wohltätige  Wirkung  ausübt,  indem  sie  die  peritoneale  Umgebung 
günstig  modifiziert,  die  Schädlichkeiten  mildert  und  in  derartigen  Fällen  die 
natürliche  Verteidigungsfähigkeit  des  Organismus  wieder  weckt. 

Er  zitiert  die  Methode  von  Hahn  und  die  Herniolaparotomie  von 
Mikulicz  und  hebt  die  Übelstände  hervor. 

Zuletzt  bringt  er  die  Krankengeschichte  einer  mit  rechtsseitiger  einge- 
klemmter Kruralhemie  behafteten  Patientin,  bei  der  ausgedehnte,  durch  peri- 
hemiäre  Eiterung  komplizierte  Darmgangrän  bestand.  Nach  Einschnitt  des 
einem  Kotabszesse  ähnlichen  Sackes  nahm  er  die  Laparotomie  auf  dem 
äusseren  Bande  des  M.  rectus  in  Entfernung  von  der  Bruchpforte  vor:  er 
resezierte  den  gangränösen  Abschnitt  und  führte  die  Enteroanastomose  in 
der  Bauchhöhle  aus.  Alsdann  zog  er  aus  der  Bruchpforte  die  resezierte 
Schlinge  heraus  und  tamponierte  die  Bruchpforte  selbst,  indem  er  die  Drai- 
nage von  der  Abdominalhöhle  aus  einführte. 

Die  Kranke  genas  vollkommen  und  in   einem  Zeitraum  von  ungefähr 
drei  Jahren  hat  sie  keinerlei  Störung  mehr  in  der  Darmkanalisation  gezeigt. 
Verf.  schliesst  mit  dem  Hinweis  auf  die  Vorteile  seines  Operationsver- 
fahrens,  welche   in  einer  einzigen  Sitzung  beide  Zeiten  der  Samt  er  sehen 
Operation  vereint.  R.  Giani. 

Zum  Zwecke  der  Erforschung  der  Art  und  Weise  des  Eindringens  der 
Bakterien  in  die  menschlichen  Darmhäute  bei  Einklemmung  unterzog  Del 
Conte(7)  die  aus  sechs  Fällen  von  Dannresektion  herrührenden  Stücke  der 
histologischen  Untersuchuug,  wobei  er  bei  einigen  Befunden  fast  ebensoviele 
Etappen  auffand,  durch  die  der  eingeklemmte  Darm  hindurchgehen  muss, 
bevor  er  zu  seinem  verhängnisvollen  Abschluss,  der  Perforation,  gelangt. 
Dieselben  waren  dargestellt,  erstens: 

Durch  beträchtliche  Stase  der  Kapillaren  der  Darmschleimhaut  mit 
einigen  kleinen  Hämorrhagien  des  interglandulären  Bindegewebes  und  mit 
ziemlich  gut  erhaltenen,  nur  hier  und  da  durch  die  Hämorrhagien  auseinander- 
gezerrten  Li  eher  kühn  sehen  Drüsen.  Die  Submukosa  war  von  nekrotischem 
Aussehen;   gut    erhalten  waren  nur  die   Blutgefässe,    während  die    inneren 


870  JahrMbericht  fUr  Cbinirgie.     11.  Teil. 

Bündelchen  der  Moskelhaut  au&einandergezerrt  nnd  an  einigeo  Stellen  nekro- 
tisch waren. 

Das  snbseröse  Bindegewebe  zeigte  starke  Gefässerweitening  nnd  Hämor- 
rhagien,  während  die  äussere  Schicht  wenig  oder  nicht  verändert  war. 

In  einem  weiter  Torgeschrittenen  Stadium  wnrde  gefanden: 

Beträchtlich  alterierte  Schleimhaut  mit  Zotten  im  Zustande  vorgeschrit- 
tener Nekrose  und  in  ihnen  anregelmässige  Infiltration  Ijmphoider  Elemente. 
Von  den  strotzend  gefüllten  Gefässen  waren  einige  zersprungen,  zu  interstitiellen 
Hämorrhägien  Veranlassung  gebend.  Die  Submukosa  und  die  zirkuläre  Mnskel- 
schicht  waren  eine  Beute  offensichtlicher  Auflösung  mit  ansehnlicher  lymphoider 
Infiltration.  Weniger  verändert  war  die  Schicht  der  Längsmuskelfasem.  Be- 
deutend hyperämische  Unterschleimhant.  Seitenbanchfell  an  einigen  Stellen 
zerrissea  mit  in  die  Schleimhaat  eindringenden  Bakterien,  die  in  die  Unter- 
schleimhaut vorrückten,  aber  durch  die  passive  Hyperämie  des  Unterschleim- 
haatnetzes  aufgehalten  wurden. 

Mit  dem  Weiterschreiten  des  Prozesses  beobachtete  er: 

Auf  eine  Anhäufung  aufgelöster,  durch  lymphoide  Zellen  and  Bakterien 
infiltrierter  Gewebe  reduzierte  Schleimhaut.  Villi  und  Mnscularis  mucosae 
im  Zustande  vorgeschrittener  Nekrose,  zirkuläre  Muskelfasern  zerstört,  nnr 
die  longitndinalen  erbalten.  Zahlreiche  Bakterien  in  der  Schleimhaut,  der 
Unter  Schleimhaut  und  zwischen  den  Überresten  der  zirkulären  Fasern,  wäh- 
rend in  der  Längsschicht  und  der  Snbserosa  keine  aufgefunden  wurden. 

Andere  Male  konnte  er  beobachten,  wie  die  Villi  und  Drüsen  ihre 
Struktur  in  genügender  Weise,  jedoch  etwas  atrophisch  und  verkleinert,  be- 
wahren, während  die  Fasern  der  Muscularis  mucosae  kaum  erkennbar  waren, 
Unterhalb  derselben  befand  sich  eine,  die  ganze  Darmwand  umfassende  Schicht 
hämorrhagischen  Infarkts,  in  deren  Mitte  man  einige  in  Nekrose  begriffene 
nnd  durch  Leukozyten  stark  infiltrierte  Gefässe  nnd  Längsfaserbündelcbeo 
beobachtete.  Wenig  zahlreiche  Bakterien  nahmen  die  ganze  Dicke  der  Dann- 
wändfl  ein. 

Schliesslich  konnte  man,  wenn  der  Darm  vollständig  »ekrotiach  war, 
nar  mit  grosser  Schwierigkeit  den  Ort  einer  jeden  Tunika  unterscheiden.  In 
der  auf  eine  Anhäufung  von  feinfibrillärem  Aussehen  reduzierten  Schleimhaut 
sah  man  spärliche  Leukozyten  und  viele  Bakterien;  die  Anwendung  der  loogi- 
tudinalen  Muskelfasern  und  eine  Anhäufung  abgestorbener  Gewebe  war  noch 
zu  bemerken  und  in  deren  Mitte  mehrere  Arterien,  bei  welchen  das  Endothel 
der  Intima  bei  einigen  ziemlich  gut  erhalten  war.  Überall  zahlreiche  Bak- 
terien, ausser  in  dem  Gefassinnem. 

Verf.,  der  femer  bei  20  strangulierten  Brüchen  die  Bmchfiüssigkeit 
nntersucht  hat,  fand  dieselbe  in  19  Fällen  steril,  nur  einmal  gab  sie  zu  der 
Entwickelung  zahlreicher  Kolonien  von  Bacterium  coli  Veranlassung,  da  eine 
Stelle  des  Darmes  nekrotisiert  war,  durch  die  hindurch  die  Bakterien  sich 
Bahn  gebrochen  hatten. 

Aas  dem  Ganzen  zieht  er  folgende  Schlüsse: 

1.  Bei  den  Brucheinklemmungen  sind  die  Alterationen  der  Darmbänte 
nicht  systematisch,  sondern  bedingt  durch  passive  Hyperämie;  sie  sind  Btür- 
misch  und  können  gleichzeitig  alle  Schichten  der  Darmwand  treffen. 

2.  Im  allgemeinen  leistet  von  der  Muskelhaut  den  meisten  Widerstanil 
die  Längsschicht ,  und  die  arteriösen  Wände  grösseren  als  die  übrigen 
Gewebe. 


Kammeyer,  Die  Hernien.  871 

3.  Auch  im  Falle  von  leichten  Alterationen  der  Darmschleimhaut  gehen 
die  Bakterien  leicht  durch  dieselbe  hindurch,  während  die  Muskelhaut  fast 
immer  ein  mechanisches  Filter  bildet,  das  ihr  weiteres  Fortschreiten  durch 
den  Darm  anhält. 

4.  Der  eingeklemmte  Bruch  enthält  stets  Bakterien;  die  gewöhnlich 
sterile  Bruchflüssigkeit  verunreinigt  sich,  wenn  sich  Alterationen  der  Darm* 
wände  bemerkbar  machen,  die  die  Bakterienexosmose  gestatten. 

R.  Giani. 

Ehr  ich  (8)  veröffentlicht  einen  Fall  von  sekundär- traumatischer  Hernie: 
28  jfthriger  Arbeiter  wird  fiberfahren  und  ein  Brach  der  Spina  iL  ant.  sup.  mit  grossem 
Blnieignas  festgestellt.  Bei  späterer  Untersochnng  fflhlt  man  oberhalb  des  rechten  Darm- 
beinkammes  eine  2-3  Finger  breit  nach  hinten  von  der  Spina  ant.  aasgehende,  der  Becken- 
achaafel  nach  innen  aafeitzende,  medial  zagespitzt  endigende  Knochenspange,  an  deren 
freiem  £nde  das  Lig.  Poop,  inseriert.  Zwischen  der  Knochenleiste  and  der  Spina  iL  ant. 
infefr.  wölbt  sich  nnterhalb  des  sehnigen  Lig.  Ponp.  eine  walnnssgrosse  Hernie  hervor,  deren 
Eotstehong  darauf  znrückzafQhren  war,  dass  mit  der  von  der  Crista  abgesprengten  Knochen- 
leist«  die  daran  inserierende  Mnskulatar  mitsamt  dem  Lig.  Poop,  nach  oben  innen  ver- 
schoben nnd  dadurch  die  Lflcke  zwischen  dem  Ligament  nnd  dem  M.  ileopsoas  zum  Aastritt 
der  Bemie  geschaffen  wurde. 

Fedele  (9)  berichtet  über  drei  Fälle  von  eingeklemmtem  Bruch,  der 
eine  ein  Leistenbruch,  bei  dem  die  Einklemmung  seit  36  Stunden  andauerte ; 
der  andere  gleichfalls  an  der  Leiste,  war  seit  12  Stunden  eingeklemmt;  der 
dritte  ein  Nabelbruch,  bei  dem  die  Einklemmung  nur  10  Stunden  bestand.  Bei 
ihnen  brachte  er  die  Kurmethode  der  lokalen  Ätherkompressen  nach  Fl  es- 
sin g  er  mit  ausgezeichnetem  Erfolg  zur  Anwendung.  In  allen  drei  Fällen 
erfolgte  die  Reduktion  des  Bruches  innerhalb  ungefähr  einer  Stunde  nach 
Anwendung  des  Medikaments.  R.  Giani. 

Goldner  (10)  betont  das  ausserordentlich  seltene  Vorkommen  echter 
traumatischer  Hernien.  Er  selbst  fand  unter  88  angeblich  traumatisch  ent- 
standenen Hernien  66  mal  ein  zweifellos  kongenitales  Leiden  und  in  keinem 
Falle  einen  Anhaltspunkt  für  traumatische  Entstehung. 

Hagenbach  (11).  Sechs  klinisch  beobachtete  resp.  bei  der  Operation 
gefundene  Divertikel  von  Bruchsäcken;  nur  eines  davon  hatte  zwei  Zipfel, 
die  beide  mit  der  Bauchhöhle  in  offener  Verbindung  standen,  alle  anderen 
zeigten  Nebenzipfel  ohne  Inhalt.  Alle  Präparate  waren  zufallige  Befunde  bei 
der  Radikaloperation,  die  erst  nach  sorgfältiger  Präparation  zur  Erscheinung 
kamen.  Die  Mehrzipfligkeit  der  Bruchsäcke,  welche  bei  der  Operation  gewiss 
oft  übersehen  wird,  muss  wohl  für  eine  gewisse  Anzahl  von  Rezidiven  verant- 
wortlich gemacht  werden. 

Über  die  Häufigkeit  angeborener  Bruchsäcke  berichtet  Hansen  (12) 
nach  Befunden  bei  79  Leistenbruchoperationen,  die  er  an  Angehörigen  der 
Marine  in  Kiel  vorgenommen  hat.  Da  es  sich  um  jugendliche  und  muskel- 
kräftige Individuen  im  Alter  von  17—34  Jahren  handelte,  ist  sein  Material 
sehr  gleichwertig  und  besonders  geeignet  zur  Beurteilung  obiger  Frage.  Verf. 
gibt  zunächst  eine  übersichtliche  Tabelle  aller  Operierten  und  kommt  zum 
Schluss  zu  folgenden  Leitsätzen :  Die  weit  überwiegende  Mehrzahl  (83,8  ^/o)  der 
Brüche  ist  auf  der  Basis  kongenitaler  Bruchsäcke  entstanden.  Gewaltbrüche 
sind  solche,  bei  denen  die  Entstehung  eines  Bruches  von  dem  Augenblick  zu 
datieren  ist,  in  dem  bei  irgend  einer  Gelegenheit,  vielleicht  bei  einer  über 
das  gewöhnliche  Mass  hinausgehenden  körperlichen  Anstrengung,  die  ersten, 
wenn  auch  geringen  Schmerzen  in  der  Gegend  des  inneren  Leistenringes  ge- 


872  JftfareBberieht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 


I 


spürt  werden.  Solche  Bräche  sind  infolge  der  Häufigkeit  angeborener  Leisten- 
brüche zahlreicher,  als  man  bisher  angenommen,  ca.  50 — 60°/o  in  des  Verfs. 
Material.  Echte  traumatische  Brüche  sind  Bebr  selten  und  dem  Verf.  nicht 
vorgekommen.  Wenn  ein  Leistenbruch  während  der  ersten  Stadien  des  Ent- 
stehens sehr  hingsam  zum  Vorschein  kommt,  dann  aber  ohne  grosse  Be-- 
gehwerden  schnell  wächst  und  in  einer  gewissen  Grösse  längere  Zeit  unT«r-l 
ändert  bleibt,  so  war  der  Bruchsack  angeboren.  Bei  frisch  entstandenen 
äusseren  Leistenbrüchen  besteht  der  Inhalt  in  70''/o  aas  Netz  allein,  das  sich  ' 
zur  ersten  Füllung  eines  kongenitalen  Bruchsackes  besser  eignet  als  der  Darm. 
Das  übereinstimmende  Verhältnis  der  rechten  zur  linken  Seite  betreffs  Offen- 
bleiben des  Proc.  vagin.  und  betreffs  Vorkommen  der  Leistenhernien  lasst  auf 
grosse  Häufigkeit  angeborener  Brucksäcke  schliessen.  Deren  Hauptkenu- 
Zeichen  sind: 

a)  Fingerform  und  Enge. 

b)  Strangförmige  Verdickung,  bei  sonstiger  Dünnwandigkeit. 

c)  Ringförmige  Einschnürung  oder  Zystenbildung. 

d)  Narbige  Verdickung  am  blinden  Ende. 

e)  Feste  Verwachsung  des  Brucbsackes  mit  nebeneinanderliegenden  Ele- 
menten des  Samenstranges,  besonders  am  blinden  Ende. 

Bei  „Gewaltbrüchen"  kommen  Blutungen  in  das  sabseröse  Gewebe  vor. 
Die  Anlage  zu  äusserem  Leistenbruch  kann  auf  Weite  des  Leistenkanals  be- 
ruhen und  ist  als  solche  nachzuweisen  oder  auf  angeborenem  Bmchsack  und 
ist  dann  nur  ausnahmsweise  nachzuweisen.  Letztere  Anlage  führt  auch  bei 
engem  Kanal  häufiger  zu  einem  Bruch,  als  die  erstere.  Anlage  zn  innerem 
Leistenbruche  beruht  bei  muskelkräftigen  Personen  stets  auf  angeborenem 
Muskeldefekt,  ist  nicht  selten  und  von  Kochers  „weicher  Leiste"  son-ie  von 
einem  gerade  verUnfenden,  knrzen  nnd  weiten  Leistenkanal  streng  zu  trennen. 

Das  gemeinsame  Vorkoomien  der  „inneren  Anlage"  neben  äusserem 
Bruche  auf  derselben  Seite  beneist,  dass  für  den  letzteren  ein  angeboreuer 
Brachsack  vorbanden  war. 

Hoeftmann  (13)  demonstriert  ein  seit  25  Jahren  von  ihm  geübtes 
Verfahren,  womit  es  gelingt,  so  gut  wie  jede  irreponible  Hernie  beweglich  zu 
machen,  so  dass  ein  Bruchband  angelegt  resp.  die  Radikaloperation  ange- 
schlossen werden  kann.  Die  Manipulationen  bestehen  znm  Teil  in  den  ge- 
wöhnlichen Repositionsmanövem ,  wobei  allerdings  ein  gewisses  feines  Tast- 
gefübl  nötig  ist,  zum  Teil  aber  in  der  Mobilisierung  am  Bruchring,  indem 
man  den  Brucbinhalt  ans  dem  Kanal  hervorzieht.  Auch  durch  Eindrücken  vom 
Abdomen  aus  kann  man  so  die  Darmschlingen  resp.  das  Netz  aus  dem  Bmch- 
sack herausziehen. 

Beim  Nabelbruch  wirkt  oft  schon  wiederholtes  Anheben  des  Bruchsackes, 
so  dass  sein  Inhalt  nach  unten  sinkt.  Die  durchschnittliche  Dauer  des  Ver- 
fahrens ist  14  Tage. 

Um  das  Platzen  der  Bauchnaht  bei  kurze  Zeit  liegenden  Nähten  zu  ver- 
hindern, schnürt  Verf.  die  Nahtlinie  durch  eine  Gummischnur  zusammen,  die 
an  breite  parallele  Heftpfiasterstreifen  mit  zwei  Reihen  von  Schahhaken  be- 
festigt sind.     Vergl.  Abbildung. 

Levassorts  (17)  Fall  ist  ein  Unikum. 

Gin  42  jikbriger  FUiecher  hatte  eine  enorme,  bis  fast  lU  den  EniAeii  reichende  SkroUl- 
heroie,  die  ihm  durch  die  OrBsse  und  ibr  Gewicht  grosse  Unbequemlichkeiten  niftebt«.  Im 
Qbtigen  war  er  geBond.    Nach  InziBion  floss  Asiitea  %a»  nnd  mau  kam  auf -du  enom 


Kammeyer,  Die  Hernieo.  873 

aasg«debnte  S  romanam,  das  von  einem  harten,  ca.  33  cm  langen  und  19  cm  breiten  Tumor 
ftogefölit  war  und  sich  als  eine  feste,  ca.  4V'2  Kilo  wiegende  Kotmasse  herausstellte.  Alle 
Gewebe  des  Darms  waren  stark  hypertrophisch  und  mit  dicken  Venenstämmen  durchzogen. 
Der  Darm  wurde  inzidiert  und  nach  Herausnahme  des  Tumors  in  toto  mit  vieler  MQhe 
wieder  zugenäht.  Das  Herauspräparieren  des  ganz  in  die  Haut  einbezogenen  und  durch 
Verwacbsungen  verzogenen  Penis  nahm  lange  Zeit  in  Anspruch.  Der  Patient  erlag  dem 
Shoek  noch  am  Abend  der  Operation.  Es  handelte  sich  um  eine  Hernie  par  gliasement 
des  S  romanum  und  des  Colon  descendens,  dessen  oberer  Teil  mit  dickflüssigem  Kot,  dessen 
ojiterer  Pol  mit  dem  oben  beschriebenen  Eotklumpen  ohne  jedes  zentrale  Lumen  ausge- 
fällt war. 

Trotz  der  chronischen  Eotvergiftung,  der  Patient  wohl  auch  mit  erlag,  war  sein  AU- 
goneinziistand  bis  zur  Operation  nicht  schlecht. 

Linigers  (18)  Vortrag  gibt  eine  Übersicht  der  jetzt  in  der  deutschen 
Rechtsprechnng  geltenden  Ansichten  betreffs  Entstehung  der  Hernien  infolge 
von  Betriebsunfällen ;  aus  den  persönlichen  Erfahrungen  des  Autors  zitiere  ich 
folgendes:  Er  unterscheidet  schwache  und  starke  Bruchanlagen;  zu  letzteren 
rechnet  er  den  Zustand,  bei  dem  von  einem  Leistenkanal  keine  Rede  sein 
kann,  sondern  nur  ein  weites,  für  mehrere  Finger  durchgängiges  Loch  exi- 
stiert. Unter  1000  Arbeitern  fand  er  40  Vo  gesunde  Leisten,  33,9  Vo  schwache 
und  16,4 Vo  starke  Bruchanlagen;  20,1%  der  Arbeiter  hatten  einen  Bruch. 
In  den  40er  und  50er  Lebensjahren  haben  ungefähr  viermal  so  viel  Leute 
Brüche  als  in  den  20er  Jahren.  Ungefähr  60%  der  Leute  hatten  keine 
Ahnung  von  ihrem  Bruche.  Von  den  275  angeblich  traumatisch  entstandenen 
Hernien,  die  Verf.  begutachtete,  wurden  21  auf  eine  direkte  Verletzung  der 
Leistengegend  zurückgeführt,  und  nur  5  anerkannt.  Auch  diese  waren  dem 
Verf.  noch  zweifelhaft  Verf.  steht  auf  dem  scharfen  Standpunkt  des  Reichs- 
rersicherungsamtes ,  die  plötzliche  Entstehung  eines  Bruches  fast  ganz  zu 
leugnen. 

Die  Hemia  epigastrica  ist  eine  der  häufigsten  Brucharten:  unter  1000 
Arbeiter  fand  Verf.  43  Bauchbrüche.  Die  traumatische  Entstehung  ist  hier 
vielleicht  etwas  häufiger,  als  bei  den  Leistenbrüchen.  Unter  37  vom  Verf. 
begutachteten  Fällen  sind  19  entschädigt,  von  denen  aber  nur  5  wohl  sicher 
auf  Trauma  zurückgeführt  werden  können.  Die  meisten  Hernien  der  Linea 
alba  machen  keine  Beschwerden. 

Typische  Nabelbrüche  entstehen  selten  durch  Verletzungen,  wohl  aber 
kann  der  Nabelbruch  durch  grosse  Traumen  eingerissen  werden  und  dadurch 
zur  Bruchpforte  werden.  Unter  1000  Arbeitern  fand  Verf.  24  Nabelbrüche. 
Nur  5  der  Leute  wussten  von  ihrem  Bruche,  alle  arbeiteten  und  keiner  trug 
ein  Bruchband.  Von  21  begutachteten  Nabelbrüchen  wurde  keiner  als  trau- 
matisch anerkannt,  da  das  Reichsversicherungsamt  sich  hier  auf  denselben 
strengen  Standpunkt  stellte,  wie  bei  den  Leistenhernien. 

Ein  wirklicher  Fall  von  traumatischer  Entstehung  eines  Schenkelbruches 
ist  dem  Verf.  nicht  bekannt.  Unter  1000  Arbeitern  fand  er  30  Schenkel- 
brüche, das  macht  3^/o  auf  10,4  ^/o  Leistenbrüche. 

In  der  Frage,  wie  Einklemmung  eines  Bruches  mit  einem  Trauma  zu- 
sammenhängt, neigt  das  Reichsversicherungsamt  nach  Ansicht  des  Verf.  zu 
einer  viel  zu  milden  Ansicht,  da  auf  Grund  dieser  eigentlich  alle  bei  der 
Arbeit  auftretenden  Einklemmungen  als  entschädigungspflichtig  anerkannt 
werden  müssen. 

Bei  entschädigungspflichtigen  Brüchen  rät  Verf.  nur  mit  Vorsicht  zur 
Operation,  da  viele  Operierte  angeblich  nachher  an  Schmerzen  im  Operations*. 


JfthrestMrielit  ftlr  Chirnrgje.    11.  Teil. 

en,  die  eine  höhere  Rente  als  die  Dnrchsclinittsrente  von  10"/« 
lt. 

en  noch  mancherlei  interessante  Einzelheiten  enthaltenden  Vortrag 
1  eine  lebhafte  EHsknssion  in  zameist  zustimmendem  Sinne, 
dblads  (19)  Statistik  bezieht  sich  nur  anf  die  unmittelbaren  Ope- 
bnisse  nnd  umfasst  386  Leistenbrüche,  worunter  35  eingeklemmte, 
lenkelbrüche,  womnter  30  freie  und  35  eingeklemmte,  aosserdem 
e  von  Nabel-  und  Banchbruch.  16  brandige  Brüche  werden  be- 
handelt.. Hj.  von  Bonsdorff. 
er  (20)  behandelt  die  Frage  des  Anftretens  nachträglicher  Darm- 
:h  Reposition  von  Brüchen  auf  Grnnd  der  Bearbeitung  von  22  Fällen 
iteratur.  Er  gibt  die  Erankengeschichten  in  Anszug  wieder  und 
ligene  Beobachtung  bei  einer  GOjährigen  Fran,  die  durch  Entero- 
'  geheilt  wurde,  hinzu. 

vielen  Einzelheiten  können  hier  nicht  in  einem  korzen  Referat 
ben  werden. 

iph  Meyer  (21)  berichtet  kurz  über  62  Radikaloperationen  freier 
list  nach  B  a  s  s  i  n  i  operiert,  sowie  48  Operationen  bei  eingeklemmten 
lavon  38  ohne  Gangrän,  von  denen  7  starben;  von  den  10  gan- 
tarben  8. 

ur  (24).  Eia  2TjabrJger  Mann  empflbigt  einen  Hnfschlag  in  die  linke  Weicfa« 
r«rletziing  dn  Haut,  des  Skrotums  asw.  Nach  drei  Tagen  ObatipatioD ,  Er- 
Tympanie.  Bei  der  iDzieioa  der  grossen  entiOndeten  Gescbwnlat  fand  sieb 
[«ngrinitBen  Daniies  mit  einer  kleinen  Perforation.  Diese  warde  erweitert,  ein 
egt  und  die  Wunde  offen  bebandelt.  Nach  acht  Wochen  wurde  der  Anus 
ilie  nebst  6  Zoll  Dann  reseiiert,   ein  Hnrphyknopf  eingelegt   und   die  Wand« 

Prima  int«Dtio. 
lor  (25).  Das  neue  Verfahren  von  Taylor  ist  knrz  folgendes: 
Banchschnitt,  4  Zoll  lang,  zwischen  Mittellinie  und  äasserem  Rektus- 
nteren  Teil  des  Muskeh.  Nach  Durchtrennung  der  Rektusscheide 
iussere  Rand  der  Scheide  nach  aussen,  der  äussere  Muskelrand 
I  stark  angezogen.  Trennung  der  Fascia  transversalis  bis  anf  das 
neate  Fettgewebe.  Durch  starkes  Anziehen  des  Wundrandes  bis 
art sehen  Bande  wird  der  Brucbsackbals  freigemacht,  geöffnet  und 
istrang  gelöst.  Tabaksbentelnaht  und  Absetzung  des  Bruchsackes. 
leren  Nadeln  wird  die   gemeinsame  Aponenrose  und   der  M.  traos- 

dem  Lig.  Poupart  vernäht,  so  dass  der  Samenstrang  reichlich 
lt.     Der  äussere  Rektusrand   wird   dann   durch   einige   Nähte  mit 

Lager  des  M.  transversns  verbunden  und  schliesslich  die  Rektos- 
i  Hautwunde,  letztere  mit  Silkworm  geschlossen.  Ist  der  äussere 
;  sehr  weit,  so  wird  er  durch  ein  oder  zwei  Nähte  verkleinert. 
nkelbmch  wird  eventuell  die  Aponeurose  an  das  Schambein  an- 

II.  Inganlnalhemien. 

,  Cjstocile  inguinale  accompagnant  uns  hernie  dtranglte.    Bull,  et  taiia.  de  U 

t.  de  Paris  Nr.  7. 

ni,   Cn'  operazione  d'  eraia  inguinale  della  sola  vescica.    Atti  della  Secietl 

di  vhinirgia  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

}im,    Ein  Fall  van  plstzlich  auftretendem  und  Heus  verarsachendem  Fettbracb 

tenkanalB  bei  einer  83jährigen  Fraa.     Munatsschr.  f.  Unfallbeilk.  Nr.  G 

nski,    Über  die  Anvendung  der  Bassiniachen  und  Eocherscfaen  Operalio" 

eiBtenbrnchtherapie.    Dentache  med,  Wochenachr.  Nr.  51. 


Kammeyer,  Die  Hernien.  875 

3a.^Bar  tieri,    Uu  caso  di  ernia  inguinale  viditfca  in  maato.    Gazz.  degli  osped.  e  delle 

Clin.   1905.  Fase.  85.   (Klinischer  Fall.) 
3b.  Bon  fanti-Caponago,  6.,  Di  an  caso  di  ernia  inguinale  obliqua  interna.    La  din. 

chir. 

4.  Brenner,  Ober  die  Radikaloperation  der  Leistenhernien.  77.  deutsche  Naturforscher- 
versammig.    Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  40. 

4a.  ^Gametti,  Contributo  alla  cura  cbirurgica  dell'  ernia  inguinale.  Giom.  medico  del 
R.  Esercito.  Fase.  2. 

5.  Damianos,  Ober  die  Stieldrebnng  der  Adnexe  in  Leistenbrüchen.  Deutsche  Zeitschr. 
f.  Chir.  Bd.  80. 

6.  *Derveaa,  Des  accidents  op^ratoires  dans  la  eure  radicale  des  hemies  inguinales. 
Le  Frogräs  m^d.  beige  Nr.  18. 

7.  Donati,  Süll'  ernia  inguinale  diretta  nella  donna.  Contributo  clinico  e  ricerche  ana- 
iomiche  intorno  alle  formazioni  limitanti  il  canale  inguinale  nei  due  sessi.  Archivio 
per  le  szienze  mediche  1905.  Vol.  XXIX. 

8.  Dnn,  Inguinal  hemia  in  infancy  and  ohildhood.    Med.  Press.  June  21.  u.  28. 

9.  Ebner,  Über  ektupische  Inguinalhernien  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  super- 
fiziellen Form  und  einem  Beitrag  zur  Kasuistik  derselben,  v.  Bruns'  Beitr.  z.  Chir. 
Bd.  47.  H.  3. 

10.  Gratechoff,  Une  nouvelle  m^thode  de  eure  radicale  des  hemies  inguinales.  Rev. 
de  chir.  Nr.  10. 

10a.  ^Fardini,  0.,  Contributo  allo  studio  clinica  dell'  embolia  polmonare  in  seguito  alla 
cora  deir  ernia  inguinale  (Metodo  Bassini).    La  clinica  modema.  F.  34.  (Klin.  Fall.) 

11.  Landau,  Heinrich,  Die  mediale  Leistenbruchpforte  und  der  grade  Bauchmuskel. 
Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  5. 

12.  Lucas-Championni^re,  La  rdsection  du  cordon  sans  castration  comme  compl^ment 
de  la  eure  radicale  de  la  hernie  inguinale.    Joum.  de  m^d.  et  de  chir.  prat.  Nr.  23. 

13.  —  lUsection  du  cordon  dans  les  cas  de  hemies  inguinales  volumineuses  ou  difficiles 
a  r^pares.    18.  franz.  Chir.-Kongr.    Semaine  m^d.  Nr.  41. 

13a.  Ma gras si,  La  cura  radicale  delle  eraie  inguinali  nei  bambini.  Y  Congresso  Pedia- 
trico  Italiano.    II  Policlinico. 

14.  Nicoll,  Case  operated  on  for  radical  eure  of  inguinal  hernia.  Glasgow  med.  jonrn. 
October. 

15.  Fölya,  Modifikation  der  Bassini  sehen  Radikaloperation  der  Leistenhernien.  Zentralbl. 
f.  Chir.  Nr.  9. 

16.  Rochard,  Un  nonveau  procöd^  de  eure  radicale  de  la  hernie  inguinale.  Gaz.  des 
Höp.  Nr.  45. 

17.  Sellenings,  Superficial  inguinal  hemia,  with  report  of  a  case.  Med.  News.  March  18. 

18.  Sheen,    The  treatment  of  a  strangulated  inguinal  hemia.    The  Praci  July. 

19.  ^Slajmer,  Zur  Frage  der  Prognose  und  Anästhesie  bei  der  Radikaloperation  des 
freien  Leistenbruches.  Lie£ni£ki  viestnik.  Nr.  2  (kroatisch).  Ref.  in  Zentralbl.  f.  Chir. 
Nr.  14. 

20.  *yigliardi,  Sulla  frequenti  concomitanza  della  punta  d'  ernia  inguinale  coli'  idro- 
cele  e  relativa  ernia.    Giom.  med.  del  R.  Eserc.  F.  X. 

Angelini  (la)  berichtet  über  einen  Mann,  bei  dem  er  bei  Vornahme 
der  Radikalkur  nach  Bassini  auf  die  Blase  stiess,  welche  das  Aussehen 
eines  Bruchsackes  hatte,  derart,  dass  sie  inzidiert  wurde.  Die  Inguinal- 
hernie  der  blossen  extraperitonealen  Blase  ist  eine  Seltenheit. 

R.  Giani. 

Aronheim  (2).  Eine  83jährige,  noch  sehr  rüstige  Frau  bekommt  drei  Wochen 
nach  einer  schweren  fieberhaften  Influenza  -  Bronchitis  plötzlich  grosse  Schmerzen  im  Leibe 
und  Erbrechen ;  Temperatur  und  Respiration  normal.  Puls  frequent  und  klein ;  Verstopfung 
auch  nach  zwei  Klistieren.  Die  Bruchpforten  waren  nicht  schmerzhaft  und  frei ;  Abdomen 
nicht  aufgetrieben ;  Druck  auf  Magen  und  Blinddarmgegend  sehr  schmerzhaft.  Am  nächsten 
Tage  entsteht  plötzlich  bei  heftigem  Stuhldrang  eine  wurstförmige,  8  cm  lange  Geschwulst 
in  der  linken  Leiste.  Diagnose:  Elastische  Einklemmung  eines  plötzlich  entstandenen 
Leistenbruches,  der  in  Narkose  irreponibel  bleibt.  Bei  der  Operation  fand  sich  statt  einer 
Dannschlinge  ein  abgrenzbares  apfelgrosses  Lipom,  das  sich  mit  breitem,  sehnigen  Stiel 


Jahresberieht  für  Cbirorgie.    TT.  Teil. 

den  Leistenring  bis  zum  puietaleD  Peritoneam  fortaeUte.    Abtrennung,    Sehlnss    der 
chpfortfl,  HeilüDg. 

Die  EntstehnDg  dieser  Fettbrüche  ist  anklar,  vielleicht  kongenital;  be- 
ffs  der  DifferentialdiagQose  sprach  alles  für  eine  Darmhemie ,  da  alle 
lischen  Erscheinungen  der  Fettbrüche  fehlten.  Solche  Fälle  könnten  ein- 
1  entschädignngsp flichtig  werden,  auch  nach  der  Anpassung  des  Reichs- 
sicherungsamtes, und  man  muss  bei  plötzlich  auftretenden  Brächen  der 
ste  und  des  Schenkeliianals  an  derartige  präperitoneale  Lipome  denken. 
Baratynski  (3)  resümiert  seine  Arbeit  folgendermassen : 
i.  Bei  Leistenbrüchen  mit  schwach  aasgeprägten  anatomischen  Verän- 
nngen  in  der  Leistengegend,  einem  engen  und  schrägen  Leistenkanal  (wie 
den  meisten  Brüchen  der  Kinder]  ist  Kochers  Methode  am  besten. 

2.  Bei  Brächen  mittlerer  Grösse  sind  für  die  Wahl  der  Operation  mass- 
lend:  der  Grad  der  Beweglichkeit  des  Baachfells  und  die  Weite  der  Diastase 
sehen  der  tiefen  Schicht  der  Bauchmaskeln  and  dem  Lig.  Pouparti.  Bei 
tem  and  überschüssigem  Bauchfell  ist  Kochers,  bei  bedeutender  Diastase 
Bassinis  Methode  angezeigt. 

3.  Leistenbrüche,  die  klinisch  durch  einen  breiten,  schrägen  oder  ge- 
!en  Leistenkanal  ausgezeichnet  sind,  werden  nach  Bassini  operiert. 

Bonfanti-Caponago  (3b)  illustriert  einen  klinischen  Fall  von  innerem 
iqnem  Leistenbruche,  der  durch  einen  Lappen  des  grossen  Netzes  gebildet 
r,  der  sich  durch  eine  Undichtigkeit  in  der  Aponeurose  des  M.  obliqaus 
..  ausgestülpt  hatte.  R.  Giani. 

Brenner  (4)  berichtet  über  zirka  200  Leistenhernien,  die  nach  modi- 
erter  Bassin imethode  operiert  wurden,  indem  er  den  dreieckigen  Defekt 
irhalb  des  Leistenbruches  mit  Kremasterfasem  deckte.  Die  gesamte  Mor- 
tät  betrug  0,97»  nnd  C/o  bei  Äusserachtlassuung  der  nicht  auf  Wand- 
aktion beruhenden  Todesfälle.  Besonders  wichtig  für  Einklemmung  sind 
nige  Ringe  an  typischen  Stellen  des  Bmchsackes,  die  er  auch  bei  der 
lenen  Hemia  directa  gefunden  hat.  Die  durchschnittliche  Heilongsdaner 
ren  17'/>  Tage,  die  Dauerheilungen  betrugen  Q^"/",  während  Bassiui 
IVo  und  Kocher  92,5 *'/o  Dauerheilungen  hatten. 

Damianos  (5)  spricht  über  ein  im  Kindesalter  typisches  schweres 
tnkheitsbild,  nämlich  die  Stieldrehung  der  weiblichen  Adnexe  in  einem 
stenbrache.  Sie  macht  ähnliche  Erscheinungen  wie  die  Inkarzeration,  die 
ir  sehr  viel  seltener  zur  Beobachtung  kommt. 

Betreffs  der  Entstehung  erinnert  Verf.  noch  einmal  daran,  dass  es  normaler- 
se  beim  Weibe  einen  Prozessus  vaginalis  peritonei  und  ein  darans  bervor- 
lendes  Diverticulum  Nuckii  nicht  gibt,  sondern  dass  es  sich  bei  den  so  ge- 
mten  Bildungen  um  fötale  Inguinalbruchsäcke  handelt,  in  welche  das  Ovariiim 
möge  seiner  Form  leicht  durch  den  intraabdominellen  Druck  hineingepresst 
d.  Meist  werden  die  Adnexleistenhernien  von  Kindern  beschwerdelos  ar- 
gen, so  lange  es  nicht  zu  Torsionen  des  Stieles  kommt,  die  znerst  nur 
ssigen  Grades  zu  sein  pflegt,  durch  die  Störungen  in  der  Zirkulation  aber 
ch  zunimmt.  Die  Patienten  waren  fast  alle  im  ersten  und  Anfang  des 
titen  Lebensjahres.  Späterhin  steigt  das  Ovarium  aus  dem  grossen  Becken 
der  Nähe  des  Leistenringes  ins  kleine  Becken  hinab.  Das  klinische  Bild 
t  Änlass  zu  Verwechslung  mit  inkarzerierter  Hernie,  Warmfortsatzhrüchen, 
drocele  muliebris   inäammata   und  Lymphadenitis.     Die  Therapie   ist  eine 


Kammeyer,  Die  Hernien.  877 

Dor   operative.     Zum  Schlüsse   folgt   eine  Tabelle   über   die   yeröSentlichten 
Fälle  Ton  Stieldrehung. 

Donati  (7)  berichtet  über  einen  von  ihm  operierten  Fall  von  direktem 
Leistenbruch  bei  einer  47  jährigen  Frau,  und  legt  im  Anschluss  daran  das 
Ergebnis  seiner  an  52  Leichen  beiderlei  Geschlechts  zum  Zwecke  der  Fest- 
stellung, ob  eventuell  ein  anatomischer  Grund  für  die  Seltenheit  der  direkten 
Inguinalhemie  beim  weiblichen  Geschlecht  bestände,  vorgenommenen  anatomi* 
sehen  Untersuchungen  dar.  Bisher  sind  nur  noch  drei  weitere  Fälle  von 
direkter  Inguinalhemie  bei  der  Frau  bekannt. 

Die  erhaltenen  anatomischen  Befunde  werden  eingehend  für  jede  Schicht 
der  Inguinoabdominalgegend  geschildert.     ^Unterschiede  zwischen  den  beiden 
Geschlechtem  sind  in  den  verschiedenen  Bildungen  anzutreffen,  jedoch   sind 
dieselben  von  keiner  grossen  Bedeutung;  nur  der  hinteren  Wand  des  Inguinal- 
kanals   entsprechend  finden   sich   höchst  bemerkenswerte  Unterschiede,    die 
wunderbar   zur  Dlustrierung   der  Bruchpathogenese   geeignet   sind.     In   der 
Tat  wird  die  hintere  Wand  des  Leistenkanals  eingenommen  durch  ein  System 
vertikaler  Yerstarkungsfasern,  welche  aus  der  Insertionsaponeurose  des  M.  trans- 
versalis  stammen  und  auf  seine  dorsale  Oberfläche  aufgelegt  sind.   Diese  Fasern 
bilden  in  ihrem  Ganzen  eine  mehr  oder   weniger  kompakte  Platj^,  welche 
Donati  als  Lamina  pubo-tranversalis   bezeichnet  und  deren  Anord- 
nung er  ausführlich,  auch  mit  Abbildungen  erläutert.     Diese  Lamina  ist  von 
Donati  in  60%  der  weiblichen  Leichen  und  in  nur  14^0  der  männlichen 
angetroffen  worden ;  es  ist  derselben  der  höchste  Wert  als  Widerstandselement 
der  hinteren  Kanalwand  beizumessen,   da  sie  vor  der  Fascia  transversalis, 
hinter    der  Insertionsaponeurose   des  M.  transversalis   und   der   zugehörigen 
Sehne,  aussen  (seltener  auch  zum  Teil  vorn)  von  der  Sehne  des  Rektus  ge- 
legen ist.  —  Während  man  so   beim  Manne  fast  beständig  eine   schwache 
Portion  in  der  hinteren  Wand  des  Leistenkanals  findet,   in  der  Portion,  die 
nach  Yom   dem    äusseren  Leistenring   entspricht,    fehlt   bei    der  Frau    eine 
schwache  Stelle  oder  ist  doch  äusserst  eng,  weshalb  die  Prädisposition  zur 
Hernie  sehr  gross  beim  Manne  ist,  äusserst  gering  dagegen  bei  der  Frau. 

R.  Giani. 

Dun  (8)  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Bruchbandbehandlung  ist  unsicher  und  unbequem  und  soll  nur  in 
den  ersten  Lebensmonaten  versucht  werden. 

2.  Nach  dem  ersten  Lebensjahre  ist  die  einzig  sichere  Behandlung  die 
Operation,  welche  kaum  eine  Gefahr  bringt.  Nach  3  Wochen  wird  der  Patient 
ohne  Bruchband  entlassen. 

3.  Die  Verunreinigung  des  Verbandes  duroh  Kot  und  Urin  vermeidet 
Dun  durch  eine  fixierende  Lage  des  Kindes. 

Bei  inkarzerierten  Hernien  versucht  Verf.  nur  eine  ganz  leichte  Taxis 
in  Narkose,  um,  wenn  diese  erfolglos  ist,  sofort  die  Operation  anschliessen 
za  können. 

Ebner  (9)  schlägt  nach  Garr^  für  die  Form  der  Hernien,  welche 
früher  properitoneale,  inter-  oder  intraparietale,  parainguinale  oder  dergl. 
genannt  wurden,  den  Namen  ektopische  Inguinalhemien  vor.  Er  erörtert 
die  verschiedenen  Formen  inbezug  auf  Lage,  Entstehung,  Verbindung  mit 
Kryptorchismus  usw.  und  bringt  zu  den  23  bis  jetzt  bekannten  Fällen  einen 
selbstbeobacbteten  Fall  von  Hernia  ing.  superfic.  congenita  externa  parietalis 
oder  bilocularis.   Verf.  resümiert  dahin,  dass  am  häufigsten  die  abdominalen, 


JAhresbericht  fOr  Chirn^ie.    II.  T«il. 

ner  die  kruralen  nnd  perinealen  Formen  vorkommen.  Meist  sind  es 
■ne  Leistenhernien  mit  kongenitaler 'Brnchanlage  und  Hodenektopie.  Der 
hsack  ist  meiat  ein  offenes  Peritonealdivertikel  mit  bilobnlärer  Entwicke- 

Der  atrophische  Hoden  liegt  in  der  Höhe  der  Spina  sup.  ant.,  die  Bnich- 
e  ist  weit  und  dorchsetzt  die  Banchwand  von  hinten  nach  vom.  .4tio- 
;h  kommt  stets  ein  mangelhafter  Descensna  testicnli  mit  mangelhafter 
rickelong  der  betreffenden  Skrotalhälfte  in  Frage,  wozn  Dreck  und  Zd^- 
ingen  oder  traumatische  Einwirkungen  hinzutreten. 

Gratschoffs  (10)  nene  Methode  der  Operation  von  Leistenbrüohen 
ittelst  eines  neuen  Instruments  erscheint  zwar  sehr  einfach,  aber  auch 
;  wirksam,  da  die  Zahl  der  anmittelbaren  tmd  späteren  Rezidive  (ca.  23''i'i)) 
sehr  hohe  ist. 

Landau  (11).  Der  Leistenbrach  hat  bei  seinem  Durchtritt  keine 
idige  Muskelkraft  zu  überwinden,  nur  ein  Muskel  ist  im  Bereich  der 
Iren  Bruchpforte  noch  voll  muskulös,  das  ist  der  Rektus;  in  der  Rahe 
sein  lateraler  Rand  mit  der  Falx  aponeurotica  inguinalis  zusammen,  bei 
:erer  Kontraktion  aber  verbreitert  sich  seine  Symphysenpartie  um  gut 
1  Centimeter,  so  dass  sie  sich  wie  eine  Kalisse  nach  aussen  über  die 
ale  Bmchpforte  legt;  das  geschieht  aber  nur  beim  Pressen  in  Exspira- 
stellnng,  nicht  bei  der  Inspiration,  wo  der  Muskel  sieb  nur  zunächst 
V  spannt,  aber  nicht  verkürzt,  resp.  verbreitert. 

Verf.  rät  deshalb  Leuten  mit  weicher  Leiste  bei  heftiger  Anstrengung 
anzugewöhnen,  in  Exspirationsstellung  zu  pressen,  statt  wie  es  physio- 
oh  zu  sein  pflegt,  in  Inspirationsstellung.  Darch  dieses  Umlernen  wird 
Sruchgegend  entschieden  gesichert. 

Lucas-Ghampionni^re  (12)  hatte  schon  früher  vorgeschli^en,  bei 
len  Hernien,  bei  dekrepiden  Individuen,  bei  schlaffer  Bauchwand,  bei 
liven  usw.  die  Kastration  zur  Sicherung  des  operativen  Verfahrens 
mehmen.  Manche  Patienten  verstehen  sich  aber  nicht  dazu,  und  darum 
ir  sich  in  zehn  solchen  Fällen  damit  begnügt,  das  Vas  deferens  im  Leisten- 
I  zu  resezieren  und  zwar  mit  dem  gleichen  guten  Resultat.  Der  Samen- 
ig  muss  sorgsam  fortpräpariert  werden,  alles  Fett  abgetragen  und  der 
hsack  und  das  Vas  deferens  müssen  isoliert  unterbunden  werden,  nach- 
jede  Blutung  genau  gestillt  ist.  Der  Hoden  und  alle  übrigen  Gebilde 
Samenstranges  werden  behutsam  an  ihrem  Platze  gelassen,  jede  Zermug 
ichst  vermieden. 

Bei  der  Hautnaht  legt  Verf.  stets  ein  Drain  ein;  gewöhnlich  tritt  nach- 
eine  Zeitlang  Schwellung  und  Scbmerzhaftigkeit ,  später  eine  gewisse 
phie  des  Hodens  auf,  jedoch  nie  eine  Gangrän.  Immerhin  will  Verfasser 
s   ganze   Verfahren   nur  für   gewisse   sehr  schwierige   Fälle   angewendet 

Sieben  Fälle,  in  denenLucaE-Champiouniere  (13)  statt  der  Kastra- 
bei  grossen  Hernien  nur  die  Resektion  des  Samenstranges  mit  gutem 
Ige  gemacht  hat.     Die  Hodenatrophie  tritt  nicht  so  rasch  ein. 

Magrassi  (13a)  zitiert  eine  zahlreiche  Reihe  von  Kindern,  die  wegen 
lien  im  Spitale  zu  Brescia  operiert  wurden,  imd  ist  auf  Grund  seiner 
achtungen  der  Ansicht,  dass  es  zweckmässig  sei,  die  kleinen  BruchtrÜger 
1  im  zarten  Alter,  auch  »inter  2  Jahren  zu  operieren.  Die  von  ihm  er- 
!n  Resultate  sind  die  besten  gewesen.  Auch  die  sehr  kleinen  Kinder 
gen  die  Chloroformnarkose  gut.     Um  die  Infektion   der  Wunde  zu  ver- 


Kamm ey er,  Die  Hernien.  879 

meiden,  verwendet  er  ein  besonderes  Verbandssystem,  welches  in  der  Appli- 
kation einer  undurchlässigen  Pasta  auf  die  Wunde  selbst  besteht.  Mit  diesem 
System  wird  die  Heilung  des  Bruches  fast  stets  per  primam  intentionem  er- 
balten.    Die  Formel  der  Pasta  ist  die  folgende: 

Gelatine Teile  85 

Aq.  dest.        .......        ^^     60 

Glyzerin  bei  60  ^ ;,     20 

Znoxyd ^10 

Salol n       8. 

Im  Wasserbad  lösen. 
Dieselbe  ist  fest  bei  gewöhnlicher  Temperatur  und  verflüssigt  sich  in 
der  Wärme  im  Wasserbad.  R.  Giani. 

Die  Nie  ollsehe  (14)  Operation  ist  in  erster  Linie  bestimmt  für  alte 
grosse  Schenkel-  und  auch  Leistenhernien  und  beruht  wesentlich  in  der  Ver- 
wendung des  Bruchsackes  als  intraabdominales  Polster,  in  der  Heranziehung 
des  Os  pubis  als  point  d'appui  für  den  Schluss  des  Bruchkanals  sowie  der 
Überlagerung  von  Faszienmuskellappen  über  die  Knochennähte.  Einzelheiten 
sind  in  dem  Original  mit  seinen  Abbildungen  nachzusehen. 

Pölya  (15)  operierte  47  Fälle  nach  folgendem  Verfahren,  wobei  der 
Samenstrang  durch  einen  von  der  Obliquusaponeurose  gebildeten  Sporn 
scharf  abgeknickt  wird,  in  der  Weise,  dass  er  nach  seinem  Austritt  unter 
der  Muskulatur  zuerst  nach  aussen  oben  hinzieht  und  dann,  sich  plötzlich 
nach  unten  wendend,  in  einem  von  der  Aponeurose  gebildeten  engen  Kanal, 
der  knapp  den  Samenstrang  einschliesst,  weiter  verläuft.  Zugleich  wird  die 
Bassinische  Naht  durch  Vereinigung  des  oberen  Aponeuroselappens  mit  dem 
Lig.  Pouparti  entspannt  und  verstärkt. 

Die  einzelnen  Etappen  der  Operation  sowie  vier  Illustrationen  werden 
näher  erläutert. 

Das  neue  Verfahren  von  Rochart  (16)  lehnt  sich  an  Halsteds  Ope- 
ration an,  lässt  den  Samenstrang  möglichst  unberührt  und  schliesst  den 
Bruchkanal  durch  komplizierte  Naht  der  Muskeln  (cfr.  Abbildung).  Die  er- 
weiterten Venen  des  Samenstranges  werden  nicht  reseziert,  weil  sie  häufig 
schwierig  von  den  Arterien  zu  unterscheiden  sind,  deren  Unterbindung  eine 
Hodenatrophie  zur  Folge  haben  würde. 

Sellenings  (17).  Es  sind  nur  ca.  27  oberflächliche  Leistenhernien 
bis  jetzt  beschrieben,  die  fast  immer  mit  Kryptorchismus  verbunden  waren. 
In  dem  eigenen  Falle  wurde  zuerst  die  Diagnose:  Schenkelhemie 
gestellt.  Bei  der  Operation  lag  der  Bruch  oberhalb  des  Annulus  extemus 
auf  der  Aponeurose  des  Obliquus  extemus;  durch  einen  Schlitz  der  Apo- 
neurose war  der  Bruch  getreten,  der  Leistenkanal  schien  obliteriert.  Es 
wurde  ein  modifizierter  Bassini  gemacht  und  Patient  genas. 

Sheen  (18)  enthält  die  kurze  schulmässige  Darstellung  der  Operation 
bei  eingeklemmter  Hernie,  ohne  neue  Gesichtspunkte. 

m.  Kmralhemien. 

1.  Abadie,   Cysiocöle  crarale  ötranglöe.    Ball,  et  möm.  de  U  soc.  anat.  de  Paris  Nr.  7. 

2.  Bardey,  Eiae  zu  wenig  beobachtete  Operationsmethode  bei  grossen  Schenkelbrüchen. 
Finska  llkaresftllskapeta  Handlingar  1905.  H.  2.  p.  460. 

2a.Gro8ti,  F.,  Sullo  afiancamento  del  legamento  ileo •  pettineo  neu*  emia  voluminosa 
crurale  e  nelle  recidive  post-operatorie  e  sopra  an  artificio  tecnico  inteao  a  preyenirlo. 
La  clinica  chirurgica. 


880  Jahresberieht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

8.   *De  Garmo,   The  eure  of  femoral  hernia.    Add.  of  Surg.  August. 

4.  6 h e d i n i ,  La  posiziooe  del  Trendelenburg  nella  cura  dell'  eroia  crurale  col  metodo 
Rüg  gl.    II  Policlinico  sex.  prat  Fase.  39. 

5.  *6uibal,  Hernie  cmrale  complexe :  hemie  du  caecum,  double  sae  p^riton^l,  ^traogle- 
ment  de  riuteetin  gr§le.    Bull,  et  möm.  de  la  soc  anat.  de  Paris  Nr.  3. 

6.  Jonnescu,  Radikale  Behandlung  der  Schenkelbrüche  ohne  versenkte  N&bte,  Beschrei- 
bung einer  neuen  Methode.    Revista  de  Chirurgie  Nr.  5.  p.  193  mit  9  Figaren  (ram.). 

7.  Kohl,   Hernia  cruralis.    Korrespondenzbl.  für  Schweizer  Ärzte  Nr.  2. 

8.  Pfann,  J.,  Operation  der  Hernia  cruralis  praevascularis.  Mitteilung  aas  der  chir. 
Abteilung  des  neuen  big.  Johannes  -  Spitales  zu  Budapest  Budapesti  Orrosi  üjsag. 
Nr.  40.  (Ungarisch.) 

9.  Pölya,  Ein  neues  Verfahren  zur  Radikaloperation  grosser  Schenkelbrüche.  Zentralbl. 
f.  Chir.  Nr.  18. 

10.  *Ricou,    Hemie  crurale  droite  appendiculaire   ötrangl^e.    Cure  radlcale.     Ablation  de 
l'appendice.    Gu^rison.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  Nr.  1. 

11.  Troiani,   Modiiicazione  al  metodo  Ruggi  nella  cura  dell'  emia  crurale.     Giomale 
medico  del  R.  Esercito.  Faso.  X. 

Abadie  (1)  berichtet  über  einen  (den  20.  der  Literatur)  der  so  sehr 
seltenen  Fälle  von  Cystocele  cruralis. 

26  jährige  Patientin  bemerkt  beim  Aufheben  einer  Klappe  plötzlich 
einen  Schmerz  und  eine  Geschwulst  in  der  linken  Leiste.  Da  sich  Einklem- 
mnngserscheinungen  einstellen,  wird  operiert  und  dabei  die  Blase  ange- 
schnitten, die  mit  der  medialen  Seite  des  Schenkelbruchsackes  eng  ver- 
wachsen war.  Naht,  Heilung.  Ein  prävesikales  Lipom  existierte  nicht.  Be- 
merkenswert ist  der  linksseitige  Sitz,  da  von  den  19  Fällen  17  rechtsseitige 
waren. 

Bardy  (2)  empfiehlt  bei  Operation  grosser  Schenkelbrüche  ein  Ver- 
fahren ähnlich  dem  von  Lotheisen  vorgeschlagenen. 

Hj.  von  Bonsdorff. 

Crosti  (2a)  hat  beobachtet,  dass  bei  umfangreichen  Schenkelbrüchen 
das  Lig.  ileo-pectineum  sich  erheblich  nach  aussen  verschiebt  und  so  die 
Gefässlakune  auf  Kosten  der  Muskellakune  vergrössert.  Nach  der  Radikal- 
operation ist  es  diese  Verschiebung  des  Lig.  ileo-pectineum  nach  aussen, 
welche  das  Herabgleiten  eines  neuen  Bruchsackes  begünstigt.  Um  diesem 
Übelstand  vorzubeugen,  verstärkt  Verf.  nach  Ausführung  der  Badikaloperation 
des  Schenkelbruches  nach  Salzer-Novaro  und  Verschluss  des  Schenkelrioges 
das  Lig.  ileo-pectineum  (aussen  von  dem  Gefässbündel)  mit  einem  kleinen 
aus  der  Fascia  iliaca  ausgeschnittenen  Lappen.  Er  hat  so  drei  Fälle  von 
Schenk  elhernie,  von  denen  der  eine  nach  der  Salzer  sehen  Operation  rezi- 
diviert war,  mit  zufriedenstellendem  Erfolg  operiert.  R.  Giani. 

Die  Trendelenburgsche  Lage  erleichtert  nach  Aussage  Ghedinis  (4) 
bedeutend  die  Radikalkur  des  Kruralbniches  mit  der  Methode  Ruggi;  diese 
Lage  kann  dem  Patienten  sofort  gegeben  werden  in  Fällen  von  freiem  Bruche; 
in  den  Fällen  dagegen  von  eingeklemmtem  Bruche  ist  es  zweckmässig,  den 
Sack  zu  öffnen  und  für  die  Erfordernisse  des  Falles  in  der  angetroffenen 
Lage  zu  sorgen,  um  zu  vermeiden,  dass  ein  Zug  auf  den  eingeklemmt  blei- 
benden Teil  ausgeübt  werde  und  derselbe  vorzeitig  in  den  Unterleib  zurück- 
trete. Dann  erst  gibt  man  dem  Patienten  die  Trendelenburgsche  Lage, 
um  die  Radikalkur  auszuführen.  R.  Giani. 

Jonnescu  (6)  beschreibt  seine  im  Jahre  1897  erfundene,  im  Jahre 
1905  neu  modifizierte  Operationsmethode  der  Schenkelbrüche  mit  temporären 
Metallnähten.     Bis  zur  Resektion   des  Sackes   ist   die  Methode   genau   nach 


Kamm ey er,  Die  Hernieo.  881 

Bassini;  Jonnescu  reseziert  den  Sack  zwischen  zwei  Kocherschen  Pin- 
letten.  Vermittelst  einer  mit  Silberdraht  armierten  Hohlnadel  vereinigt  er 
durch  zwei  U-formige  Nähte  den  Arcus  cmralis  mit  dem  Sackstnmpfe  nnd 
TraDsyersos,  Obliqui  und  Haut.  Die  zwei  Enden  des  Drahtes  durchbohren 
die  Haut  3  cm  von  der  Inzision  durch  2  Löcher  in  1  cm  gegenseitiger  Ent- 
fernang;  dann  mit  3  Grins  de  Florence,  die  8  formig  die  Obliqui  und  Trans- 
Tersas  und  die  Haut  durchstechen;  so  vereinigt  er  die  ganze  Wunde.  Der 
Faniculas  bleibt  zwischen  Peritoneum  und  Transversus.  Die  zwei  Silberdraht- 
Dähie  torqniert  er  auf  einem  Mulltampon.  Am  7.  Tage  nimmt  er  die  Grins 
de  Florence,  am  12.  die  Silberdrähte  heraus. 

Von  1899  bis  1905  operierte  Jonnescu  241  Fälle  nach  dieser  Methode, 
Ton  diesen  15  beiderseitig.    227  heilten  per  primam,  14  suppurierten,  5  starben 
an  Pneumonie  oder  Peritonitis,  von  diesen  2  nach  strangulierten  Brächen. 
Die  späteren  Resultate  sind  sehr  gut.  Stoianoff  (Vama). 

Kohls  (7)  Vortrag  resümiert  aus  den  Erfahrungen  des  Autors.  Er 
operierte  24  inkarzerierte  Leisten-  und  38  Schenkelhernien ;  die  Mortalität  der 
Leistenbrüche  betrug  bei  Männern  5^/o,  bei  Frauen  25Vo;'bei  den  Schenkel- 
hernien bei  Männern  33%,  bei  Frauen  13  ^lo,    Totalmortalität  =  11  Vo. 

Aus  dem  Resumä  betreffs  Schenkelhernien  ist  hervorzuheben,  dass  Verf. 
nie  Repositionsversuche  macht,  dass  die  Reposition  der  gesunden  Schlinge  mit 
Finger  oder  Instrument  bis  weit  ins  Abdomen  statthaben  soll,  dass  bei  aus- 
gedehnter Nekrose  im  Spitale  die  Resektion  auszuführen,  in  der  Privatpraxis 
aber  wohl  Fixierung  der  Schlinge  und  Anus  praeternaturalis  sicherer  ist. 

Den  Bruchsack  stülpt  er  mit  besonderer  Sonde  unter  dem  Lig.  Poupart. 
durch  und  zieht  ihn  durch  ein  Knopfloch  in  den  Leistenkanal  heraus,  wo  er 
mit  deren  Faszie  vernäht  resp.  reseziert  wird. 

Den  Verschluss  der  Bruchpforte  einer  Hernie  cruralis  praevascularis 
nahm  Pfann  (8)  in  einem  Falle  folgendermassen  vor.  Aus  dem  M.  sartorius 
wurde  ein  6  cm  langer,  3  cm  breiter,  1  cm  dicker,  oben  gestielter  Lappen 
entnommen  und  am  Lig.  inguinale,  resp.  an  der  Fascia  pectinea  angeheftet; 
über  dieser  Muskelpelotte  zog  er  dann  die  Fascia  pectinea,  das  Ligamentum 
inguinale  und  den  Margo  falciformis  der  Fascia  lata  durch  eine  Tabaks- 
beutelnaht zusammen.    Das  Resultat  war  ein  sehr  gutes. 

Gergö  (Budapest). 
Polya   (9)   benutzt   zur  Ausfüllung   und  Deckung   des  Schenkelkanals 
als  Pelotte   den   M.  sartorius    in   seiner   ganzen   Dicke.     Das  Verfahren   ist 
folgendes : 

1.  T  oder  r förmiger  Hautschnitt;  Zurückpräparierung  der  Hautlappen. 

2.  Abbindung  und  Durchschneidung  der  V.  saphena;  womöglich  hohe 
Abbindung  und  Versenkung  des  Brucksackes. 

3.  Schlitzung  der  Sartoriusscheide  von  der  Spin.  ant.  sup.  bis  zur  Mitte 
des  Oberschenkels  und  Durchschneidung  des  Muskels. 

4.  Mit  einer  Komzange  wird  die  Sartoriusscheide  von  der  Fossa  ovalis 
aus  durchstossen  und  nach  Erweiterung  der  Öffnung  der  proximale  Muskel- 
stampf über  die  grossen  Gefässe  in  den  Canalis  cruralis  gezogen  und  womög- 

,  lieh  tief  in  den  Kanal  eingelagert,  daselbst  mittelst  Catgutnaht  an  die  Fascia 
pectinea,  Lig.  Cowperi,  Gimbemati  und  Pouparti  fixiert. 

5.  Mit  2 — 3  dicken  Catgutnähten  wird  das  Lig.  Poup.,  der  implantierte 
Sartorius  und  die  Fascia  pectinea  durchstochen ;  durch  Knüpfung  dieser  Fäden 
wird  der  Muskel  in  die  Tiefe  des  Schenkelkanals  versenkt. 

JahratlMrieht  Ar  Chirurgie  1905.  56 


882  Jahresbericht  fQr  Ghirargie.    II.  Teil. 

6.  In  einen  nach  oben  offenen,  etwas  stumpfen  Winkel  wird  an  den 
ersten  Sartorinseinschnitt  ein  zweiter  in  die  Faszia  lata  geführt,  der  so  ge- 
bildete Lappen  zorückgeschlagen  und  an  das  Lig.  Poupart.,  an  die  Fascia 
pectinea  und  mit  einigen  Nähten  auch  an  den  unter  ihm  eintretenden  Sar- 
torius  fixiert. 

7.  Hautnaht.     Derart  sind  2  Fälle  operiert,  cfr.  die  Abbildungen. 
Das  von  Troiani  (II)  vorgeschlagene  Verfahren  ist  das  folgende: 

1.  Inzision  der  Weichteile.  Anlegung  eines  parallel  zn  der 
Leistenfalte  von  dem  Schambeinstachel  bis  fast  zur  Vereinigungsstelle  des 
mittleren  und  äusseren  Drittels  des  Lig.  Fallopii  sich  erstreckenden  Ein- 
schnitts. Sodann  Eröffnung  des  Leistenkanals,  Hochhebung  der  Elemente 
des  Samenstranges  und  Loslösung  der  Fascia  transversalis  von  ihrem  Ansatz 
an  den  hinteren  Rand  der  Poupart  sehen  Brücke. 

2.  Isolierung,  Ligatur  und  Exzision  des  Sackes. 

3.  Verschluss  des  Kruralringes.  Während  der  Assistent  einer- 
seits die  darüberliegenden  Weichteile  auseinanderzieht  und  andererseits  mit 
einem  stumpfen  Haken  die  Gefässe  schützt  und  nach  aussen  verschiebt, 
fixiert  Verfasser  mit  vier  Stichen  die  dreifache  Schicht  (M.  obliqnns  minor, 
M.  transversalis  und  Fascia  transversalis)  an  das  Co op ersehe  Band.  Der 
erste  Stich  fasst  nach  oben  den  äusseren  Rand  des  M.  rectus,  nach  unten 
das  Goopersche  und  das  Gimbernatsche  Band,  nahe  dem  Schambein- 
stachel. —  Der  vierte  Stich  geht  oben  an  den  epigastrischen  Gefassen,  unten 
an  der  Scheide  der  grossen  Schenkelgefässe  dicht  vorbei. 

4.  Wiederherstellung  des  Leistenkanals.  —  Nachdem  so 
mit  diesem  Muskel -Membran -Diaphragma  der  Kruralring  verschlossen  ist, 
stellt  er  unter  Verstärkung  derselben  die  hintere  Wand  des  Leistenkanals 
wieder  her,  indem  er  die  dreifache  Schicht,  ungefähr  4  cm  von  ihrem  (bereits 
an  der  ürista  pectinea  befestigten)  Rand  an  den  hinteren  Rand  des  Lig.  Fal- 
lopii annäht. 

Der  Operationsakt  endet  mit  der  Vemähung  der  übrigen  Schichten. 

R.  Giani. 

IV.  Umbiiikalhemien. 

1.  *  Aid  er,    Über  Nabelschnarbrache.    Dissert   Zürich. 

2.  Baracz,  von.    Zur  Radikaloperation  des  Nabelbruches,     v.  Langenbecks  ArchiT 
Bd.  77.  H.  1. 

2a. *Del  Vesco,   Contributo  alle  studio  delle  emie  del  cordone  ombelicale.    Gas.  degli 
Ospedali  e  delle  Cliniche.  F.  28.    (Etinischer  Fall.) 

3.  *Gourdet,   Gare   radicale   de  la  hemie  ombUicale.    18.  französ.  ChimigeDkongress. 
Semaine  möd.  41.    (Empfehlang  der  transversalen  Naht) 

4.  Landman,    A  case  of  congenital  ambilical  hernia  containing  M  eck  eis  diverticulam. 
Lancet  Nov.  11. 

5.  *Lapinski,    Traitement  des  hemies  ombilicales  chez  les  enfants  par  des  injectioos 
d'alcool.    Gaz.  lekarska  5  Not.  1904.  Ref.  Semaine  m^.  Nr.  11. 

6.  'Leyassort,   ^visc^ration  totale,  dans  une  hemie  ombilicale  irr^dnctible.    Operation. 
Gn^risoD.    Deux  cas  de  hemies  chez  des  ob^ses.    Joum.  de  m^d.  de  Paris  Nr.  31. 

7.  ""NeugebaueriVon,  Drei  interessante  Beobachtungen  analoger  Missbildangen  (Hernii 
faniculi  umbilicalis.    Monatsschr.  f.  Geb.  Bo.  XX.  H.  6. 

8.  Pölya,    Zur  Radikaloperation  der  Nabelbrfiche.    Zentralbl.  f.  Ghir.  Nr.  42. 

y.  Baracz  (2)  beschreibt  nach  einer  kurzen  literarischen  Übersicht  der 
bisherigen  Operationsmethoden  zwei  Fälle  von  eingeklemmter  Nabelhernie,  die 
er  nach   dem  Mayo sehen  Verfahren   behandelt  hat.     Der  Nabelring  wird 


Kammeyer,  Die  Hernien.  883 

durch  zwei  oTuläre  Schnitte  freipräpariert,  nach  Versorgung  des  Inhaltes  ex- 
stirpiert  und  nun  werden  zwei  Lappen  gebildet.  Das  Peritoneum  wird  fort- 
laufend mit  Catgut  genaht  und  der  obere  Lappen  über  den  unteren  herüber- 
lestälpt,  indem  man  sie  mit  Silberdrahtmatrazennähten  übereinander  vernäht. 
Nachdem  der  freie  untere  Rand  des  oberen  Lappens  an  der  Rektusscheide 
mit  Catgut  fixiert  ist,  wird  die  Haut  mit  tiefer  und  oberflächlicher  Naht  ge- 
schlossen.   Mayo  hat  so  35  Fälle  mit  nur  einem  Rezidiv  behandelt.    Sind 

die  Brüche  sehr  voluminös,  so  muss  man  Silberfiligrannetze  einpflanzen. 

Landman  (4).  Neogeborenes  Mftdchen  mit  apfelsinengroaaer  Nabelhernie  kommt 
ar  Operation.  Im  Bmcbsack  Dünndarm  mit  einem  Mecke Ischen  Divertikel,  das  am 
Nabelring  fest  inseriert  Trennung,  Reposition  der  Eingeweide.  Tod  am  dritten  Tage  an 
Peritonitis. 

Polya  (18).    Nach   kurzer  Aufzählung  der  gebräuchlichsten  Methoden 
des   Nabelpfortenverschlusses    gibt  Verf.  ein   Verfahren   für   den  Verschluss 
mittelgrosser  Bmchpforten :  Nach  Versorgung  des  Bruchinhaltes  vereinigt  man 
die  Peritonealwunde  quer  oder  längs.    Dann  wird  die  Vorderfläche  der  Rektus- 
scheiden  durch  Abpräparieren  der  Haut  und  einen  Schnitt  freigelegt,  welcher 
parallel   dem    medialen  Rektusrand  und  in  einer  Entfernung  von  1  cm  von 
diesem  verläuft    Beide  Schnitte  treffen  sich  in  der  Mittellinie.    Der  so  ge- 
wonnene Aponenroselappen  wird  aufpräpariert,  so  dass  sein  freier  Rand  nach 
oben  sieht  und  mit  einem  Faden  nach  Art  der  Tabaksbeutelnaht  mehrfach 
durchstochen;  nach  Knüpfung   entsteht  an   der  Pforte  eine  Pelotte.    Dann 
werden  die  Mm.  recti  durch  stumpfe  Abpräparierung  von  der  hinteren  Scheide 
stark  mobilisiert  und  mittelst  durchgreifender  Knopfnähte,   die  2Vs — 3  cm 
voneinander  entfernt  angelegt  sind,  die  Muskeln,  vordere  Rektusscheide  und 
Haut  vereinigt.    Endlich  folgen  oberflächliche  Hautnähte.    Abbildungen  illu- 
strieren das  Verfahren. 

Y.  Innere  Hernien. 

1.  *Carl,   Combined  volvnlus  and  bernia  throngh  a  recent  mesenteric  slit.    Annais  of 

sarg.  Angnst 

2.  Delkeakamp,  Zar  Kaeaistik    der  inneren  Hernien,   speziell   der   Hernia  foraminis 
Winalowü    Brnns  Beitr.  z.  Chir.  Bd.  47.  H.  3. 

3.  ^Dobson,   Mesocolic  hernia.    Ann.  of  sarg.  Nov. 

4.  Haberer,   Ein  operativ  geheilter  Fall  von  inkarzerierter  T r e i t z scher  Hernie.  Wiener 
klin.  Wochenachr.  Nr.  11. 

5.  Knaggs,   A  case  of  inflamed  retroperitoneal  hernia  (so-called  duodenal).    Brit  med. 
joam.  Dec.  2. 

6.  Kramm,   Ober  intraabdominale  Hernien  and  iliakale  Baachfelltaschen.    v.  Langen- 
beeks  Archiv  Bd.  78.  H.  IV. 

7.  *Wood»    Transmesenteric  hernia  of  the  appendix  vermiformis.     Annais  of  Surgery 
Aagnat. 

Delkeskamp  (2)  veröffentlicht  den  13.  Fall  obiger  Hernie,  der  zu- 
gleich als  zweite  operativ  geheilt  wurde.  Die  Hernie  entwickelte  sich  intra 
partum,  wurde  am  63  Tage  post  partum  mit  reaktionslosem  Ausgang  operiert. 
Das  Foramen  Winslowii  wurde  nicht  genäht. 

Haber  er  (4)  konnte  bei  seiner  23  jährigen  Patientin  die  Diagnose:  in- 
karzerierte retroperitoneale  Hernie  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  stellen. 
Es  war  ein  klassischer  Fall  von  Treitzscher  Hernie  in  dem  Recessus  duo- 
denojejunalis  sin.,  die  fast  den  gesamten  Dünndarm  enthielt.  In  der  Plica 
Tenosa  verlief  die  thrombosierte  Vena  mesenterica  inferior,  welche  behufs 
Lösung    des  Einklemmungsringes    durchschnitten    und    unterbunden   werden 

56* 


884  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

mosste.     Darauf  wurde  partieDweise  die  ganze  vordere  ventrale  Wand  dea 
Hemiensackes  ligiert  und  abgetragen.    Heilung. 

Die  Kranke  hatte  früher  nie  Beschwerden  in  ihrer  lange  bestehenden 
grossen  Hernie  gehabt.  Patientin  bot  zuerst  den  Eindruck  einer  allgemeinen 
Peritonitis ;  durch  die  Ausheberung  des  Magens,  der  4  Liter  galliger  Flüssig« 
keit  enthielt,  änderte  sich  das  Krankheitsbild  und  die  Operation  wurde  viel 
leichter.  Ebenfalls  grossen  Wert  legt  Verf.  auf  die  Infusion  grosser  Mengen 
Kochsalzlösung  in  die  Peritonealhöhle  während  der  Operation,  die  einen  Zu- 
stand starker  Austrocknung  zeigte.  Nach  der  Operation  traten  profuse  Diar- 
rhöen auf,  die  wahrscheinlich  durch  die  Thrombose  der  grossen  Vena  mesen- 
terica  inferior  bedingt  waren. 

Knagge  (5)  Patient  kam  mit  einer  Unfall  Verletzung  ins  Hospital.    Aaaser  einem 
Armbrach  .fanden  sich  unbestimmte  Abdominalsymptome ,  die  zum  Teil  schon   seit  langer 
Zeit  bestanden.    Als  Erbrechen   fäkulenter  Massen  eintrat,   wurde  operiert  und  zwischen 
Magen  und  Colon  transversum  ein  grosser,  dunkelroter,  scheinbar  zystischer  Tumor  frei- 
gelegt,  der   von  dem  Omentum    gastrocolicum  bedeckt  war.    Hob  man  das  Colon  trans- 
versum auf,  so  sah  man,  dass  ca.  6—8  Fuss  Dtlnndarm  durch  ein  Loch  im  Mesokolon  des 
Colon  transversum   verschwanden  und  den  Tumor  bildeten.     Die  Därme  waren   mit  peri- 
tonitischer  Auflagerung  bedeckt  und  es  entleerte  sich  eine  Masse  dflnnflflssigen  Exsudates. 
Der  Bmchsackring  wurde  fortlaufend  vernäht,  der  Tumor  nach  Rücklagemng  des  Kolon 
an   seiner   vorderen  Seite   auf  der  höchsten  Yorwölbung  inzidiert,   die  Schnittränder  im 
oberen  Wundwinkel  des  Bauchschnittes  fixiert  und  der  Sack  mit  Gaze  ausgestopft.  Heilong 
nach  6  Wochen.   Neun  Monate  später  wurde  Patient  von  neuem  ins  Hospital  anfgenommea 
wegen  Typhus,  an  dem  er  starb.    Zum  Erstaunen  des  Verf.  zeigte  sich,  dass  die  beabsichtigte 
Verödung  des  Sackes  durch  Ausstopfen  ganz  resultatlos  geblieben   war;   die  Bnichsack5ff- 
nnng  hatte  sich  ganz  wieder  hergestellt,  nur  einige  Verwachsungen  bestanden. 

Krumm  (6)  operierte  mit  glücklichem  Erfolge  einen  9  jährigen  Jungen, 
bei  dem  sich  eine  intraabdominale  eingeklemmte  Hernie  in  einer  Peritoneum- 
tasche  im  medialen  Teile  der  Fossa  iliaca  dextra  fand.  Es  handelte  sich 
nicht  um  einen  Recessns  retrocoecalis  (Broesike),  sondern  nm  bis  jetzt  wohi 
sehr  selten  beschriebene  iliakale  Bauchfelltaschen,  die  auch  nicht  zu  den  ge- 
wissermassen  normalen  pericökalen  Bauchfelltaschen  gehören.  Sie  geben  meist 
Veranlassung  zur  Verwechslung  mit  Appendixerkrankungen. 

VI.  Seltene  Hernien. 

1.  Allessandri,  ün  nuovo  caso  di  emia  inguinale  bilaterale  della  vesciea.  BoUettino 
della  R.  Accademia  med.  di  Koma.  Fase.  1,  2,  3. 

2.  *Auvray,  Hernie  inguinale  ^tranglöe  chez  un  enfant  de  sept  semaines;  k^lotomie, 
gn^rison.  Du  r6le  jouö  dans  la  pathogönie  de  Tötranglement  par  le  diverticule  de 
Meckel  contenu  dans  la  hernie.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  Nr.  34. 

3.  Bakay,    Über  perineale  Hernien.    Onrosi  Hetilap.  Nr.  53.  (ungarisch.) 

4.  Bäron,  J.,  Über  den  Wurmfortsatz  enthaltende  Hernien.  Orrosi  Hetilap.  Nr.  15. 
(Ungarisch.) 

5.  Bayer,  Über  eine  bisher  noch  nicht  beschriebene  Variet&t  der  interparietalen  Leisten- 
hernie mit  Bemerkungen  zur  radikalen  Bruchoperation.  Frager  med.  Wochenschr.  Nr.  7. 

6.  *Beck,  Hernien  der  Linea  alba  abdominis.  Wiener  klin.  Rundschau  Nr.  88.  (Zwei 
operierte  Fälle.) 

7.  *Bergholm,  Rechtsseitiger  Leistenbruch  (Hernie  labialis)  mit  der  rechten  Tube  and 
dem  Ovarium  als  Inhalt.    Duodecim.  Nr.  9—10.  p.  249. 

8.  Birnbaum,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Hemia  uteri  inguinalis  und  der  histologisdiefl 
Veränderungen  verlagerter  Ovarien.    Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  2L 

9.  Boehm,  Zur  Kasuistik  der  inkarzerierten  Zwerchfellhemie.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Nr.  49. 

10.   Bovin,  Zur  Kenntnis  der  Ectopia  ovarii  inguinalis.  Nordiskt  medicinskt  Arkiv.  Bd.  38. 
Abt.  1.  Chirurgie.  Heft  1.  Nr.  3. 


Eammeyer,  Die  Hernieo.  885 

11.  Briiiy    £trangleineiit  ou  inflammation  da diverticule  de  Me ekel  herniö.    Bull,  et  möm. 
de  la  aoe.  de  Paria  Nr.  15. 

12.  ^C  Q  m  a  1 0  o ,    Interstitial  hemia.    Ann.  of  sarg.  March. 

13.  —    Un  caa  de  hemie  interstitielle  chez  une  fille  de  neaf  ans.    Rev.  de  chir.  Nr.  6. 
IL  Darnach,   Demonstration  einer  Zwerohfellhemie.     Mediz.  Gesellschaft  in  Göttingen. 

Deatacbe  med.  Wochenschr.  Nr.  18. 
15.  *Daigoa,    ^tranglement  de  Tappendice   il^ocoecal  dans  le  canal  crural.    Joam.  de 

med.    et  de  chir.  prat.  Nr.  23. 
1&   Eiaelsberg,  von,    Abgeschnürter  Darm  als  Inhalt  einer  Hemia  ischiadica.    Archiv 

f.  klin.  Chir.  Bd.  76.  p.  518. 

17.  För6,  Contribotion  h  r^tade  des  anomalies  de  d^yeloppement  des  apon^vroses  chez 
lea  d^ön^r^    Revae  de  chir.  Nr.  9. 

18.  Hamdi,  Der  Magen  als  Inhalt  einer  rechtsseitigen  Zwerchfellhemie  mit  sekandftrer 
Auastfllpung  nach  der  Baachhöhle  za,  eine  rechtsseitige  Pyonephrose  Yortftoschend. 
Dentsche  Zeitschr.  1  Chir.  Bd.  79.  H.  1—3. 

19.  Heidenhain,  Geschichte  eines  Falles  von  chronischer  Inkarzeration  des  Magens  in 
einer  angeborenen  Zwerchfellhemie,  welche  durch  Laparotomie  geheilt  wurde,  mit  an- 
schliessenden Bemerkungen  Ober  die  Möglichkeit,  das  Kardiakarzinom  der  Speiseröhre 
au  resezieren.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  76.  p.  394. 

20.  Herz,  Uemia  diaphragmatica.  Wiener  klin.  Rundschau  Nr.  29  und  Mflnch.  med. 
Wochenschr.  Nr.  40. 

21.  Hildebrandt  a.  Hess,  Zur  Differentaldiagnose  zwischen  Hemia  diaphragmatica 
und  Eventratio  diaphragmatica.    Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  16. 

22.  ^Horcocks,    Two  cases  of  hemia  of  the  caecum.    Lancet.  Jan.  14. 

23.  Kirmisson,  Hernie  isoläe  de  Tappendlce  ileocoecal  du  cöt^  droit.  Verification  du 
diagnostio  par  Top^ration.    Bull,  et  möm.  de  la  soc,  de  chir.  de  Paris  Nr.  27. 

24.  ^Kttttner,  Fall  von  extraperitonealer  Cystocele  inguinalis.  Ärztl.  Verein  zu  Mar- 
harg.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  Nr.  6. 

25.  ^Lejars,    Hemie  lumbaire  4trangl^e.    18.  franz.  Chir.-Kongr.    Sem.  m^d.  Nr.  41. 

26.  *Low,   A  clinical  lecture  on  Richter's  hernia.    Lancet.  Jan.  28.     (4  Fälle). 

27.  LQcke,  Über  die  extraperitoneale  Blasenhemie.  Deutsche  Zeitechr.  f.  Chir.  Bd.  80. 
Heft  5-6. 

28.  MignoD,    Occlusion  intestinale  par  hemie  tntrarectale.    Gaz.  d.  Hdp.  Nr.  121. 

29.  Mohr,  Baaohbrflche  in  der  weissen  Linie  ohne  objektiven  üntersachungsbefund.  Mitt. 
a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  14.  H.  3. 

90.  ^MoncanyetDelaunay,  Deux  cas  de  hemia  diaphragmatique.  Bull,  et  m^m.  de 
la  soc  anat.  de  Paris  Nr.  5. 

31.  *Rigby,  A  case  of  torsion  of  the  ovary  in  a  heraial  sac  (bei  einem  dreimonatlichen 
Kiode).    Lancet.  Aug.  5. 

32.  ^Salinari,  II  processo  di  scelta  nella  cura  radicale  dell*  ernia  crurale.  Giom.  med. 
del  R.  Esercito.  Fase.  8. 

33.  ^Santucci,  A.,  Sülle  emie  del  Littr^.  La  dinica  moderna.  Nr.  3—4.  (Klinischer  Fall 
und  Obersicht.) 

34.  Savariaud,  Hernie  intercostale  äpiploique.  Bull,  et  möro.  de  la  soc.  de  chir.  de 
Paris  Nr.  35. 

35'    St  räter,    Die  Radikaloperation  der  Hemia  obturatoria.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  42. 
36.   Yannucci,  F.,  Osservazioni  cliniche  e  sperimentali  sull'  emia    della    vescica.    La 
cliniea  moderna.  Nr.  48. 

Alessandri  (1).  Antonio  Provetti,  74  Jahre  alt,  Junggeselle,  Dienst- 
mann, lässt  sich  am  1.  September  1904  in  den  Policlino  Umberto  I  auf- 
nehmen mit  dem  Wunsche  ihn  von  zwei  Leistenbrüchen  zu  befreien,  welche 
es  ihm  unmöglich  machen,  seinem  Beruf  nachzugehen.  Er  versichert,  die- 
selben seien  erst  seit  einigen  Jahren  aufgetreten  und  hätten  allmählich  an 
Grösse  zugenommen.  Er  hat  Gonorrhöen  gehabt,  niemals  jedoch  an  erblichen 
Blasenstörungen  gelitten,  noch  ist  er  nach  der  Entstehung  der  Bruche  auf 
Schwierigkeiten  oder  Hindernisse  im  Harnlassen  gestossen.  Objektiv  werden 
in  der  Leistengegend  zwei  direkte  Bruchschwellungen  getroffen,  die  nicht 
über  den  Ring  hinausgehen  und  sich  beim  Druck  reduzieren.     Bei   der  Re- 


886  Jahresbericht  fflr  Chimrgie.    II.  Teil. 

daktion  verspürt  der  Patient  kein  Bedürfnis  Harn  zu  lassen  oder  sonstige 
Störung.  Es  bestand  massiger  Grad  von  Prostatahypertropliie.  Sonst  nichts 
Bemerkenswertes.  Bei  der  am  5.  September  zunächst  rechts  vorgenommenen 
Operation  fand  man  einen  breitbasigen,  massig  umfangreichen  Sack  mit  wenig 
Fett,  der  bei  den  Dissektionsversncben  sehr  dick  erschien  und  bei  näherer 
Untersuchung  das  charakteristische  Netzwerk  der  Muskelhaut  der  Harnblase 
zeigte.  Es  wurde  alsdann  ein  Metallkatheter  durch  die  Harnröhre  eingeführt 
und  versucht,  die  Spitze  nach  der  Bruchstelle  zu  fuhren;  jedoch  gelang  dies 
nicht.  Dagegen  wurde  das  Anschwellen  und  Schlaffwerden  des  Teiles  bei  der 
Injektion  und  Extraktion  der  Blasenflüssigkeit  augenscheinlich.  Reduktion; 
Operation  nach  Bassini.  Als  gleich  darauf  auch  links  zur  Operation  ge- 
schritten wurde,  fand  man  überraschenderweise  die  gleichen  Verhältnisse 
vor  wie  rechts  und  konstatierte,  dass  es  sich  hier  um  direkte  extraperitoneale 
Cystocele  handle.     Glatte  Heilung. 

Aus  dem  oben  berichteten  Fall  nimmt  Alessandri  Veranlassung,  die 
Frage  nach  der  Pathogenese  der  Hamblasenbrüche  zu  behandeln.  Unter  Be- 
rücksichtigung der  von  anderen  Chirurgen  gegebenen  Winke  und  unter  Aus- 
dehnung der  allgemeinen  Theorie  von  Cloquet  und  Roser  auf  die  Patho- 
genese der  Brüche  vertreten  Monod  und  Delageniere  die  Ansicht,  dass, 
obwohl  die  Blase  natürlich  ausgedehnt  und  schlaff  sein  muss,  es  die  Lipocele 
ist,  welche  sie  mit  den  Ringen  in  Eontakt  bringt  und  erhält,  sie  darin  enga- 
giert und  deren  Ausstülpung  hervorbringt.  Verf.  vertrat  in  einer  früheren 
Arbeit  die  Anschauung,  dass  die  angeborenen  und  erworbenen  Formverände- 
rungen der  Blase  ebenfalls  die  höchste  Bedeutung  haben  müssten  und  nahm 
auch  in  dieser  Hinsicht  experimentelle  Untersuchungen  am  Kadaver  vor,  wie 
schwierig  und  wie  notwenigerweise  unvollständig  diese  auch  sein  müsseo. 
Diese  Fälle  von  doppelseitigem  Leistenbruch  sind  in  dieser  Hinsicht  von  der 
allergrössten  Wichtigkeit,  da  sie  zugunsten  dieser  Anschauung  entscheiden; 
man  kann  in  der  Tat  nicht  annehmen,  dass  auf  beiden  Seiten  eine  Blasen- 
expansion mit  den  Ringen  in  Berührung!  trete  und  zwar  oft  ohne  Spur 
von  Fettanhäufung,  wie  es  in  dem  Falle  von  Durante  und  in  dem  des 
Verfs.  der  Fall  war,  es  sei  denn  infolge  angeborener  Missbildung  der  Blase 
selbst.  Es  handelt  sich  in  der  Tat  stets  um  seit  langer  Zeit  bestehende 
Blasenkatarrhe  und  Prostatastörungen;  so  in  dem  Falle  von  Durante,  in 
dem  des  Verfs.  und  in  denen  von  Civiale,  Zahnlass  und  Villard. 

R.  Giani. 

Bakay  (3).  Angeregt  durch  das  Studium  zweier  Perinealhemien,  die 
Prof.  Dollinger  auf  der  I.  chirurgischen  Klinik  (Budapest)  operierte,  befasste 
sich  Bakay  eingehender  mit  der  Anatomie  dieser  Hernien  und  kommt  zu 
folgenden  Schlüssen: 

1.  Der  Douglas-Raum  bildet  durch  seine  Lage  einen  intraabdominellen 
Bruchsack  und  kann  in  demselben,  wenn  sich  Eingeweide  dorthin  verlagern, 
leicht  ein  freier  Bauchbruch  zustande  kommen.  Die  dislozierten  Eingeweide 
drängen  den  Boden  des  Douglas-Raumes  nach  abwärts,  das  Resultat  dafon 
sind  perineale  Brüche. 

2.  Auch  ein  Lipom  des  Cavum  ischio-rectale  kann  perineale  Bräche 
erzeugen. 

3.  Untersuchungen  am  Embryo  sprechen  gegen  ein  kongenitales  Ent- 
stehen dieser  Brüche,  da  Eingeweide  in  den  Douglas  frühestens  mit  der  An- 
nahme einer  aufrechten  Stellung  gelangen  können.  Gergö  (Budapest). 


Kamroeyer,  Die  Hernien.  887 

Baron  (4)  operierte  häufig  Hernien  mit  Inkarzerationserscheinnngen 
and  fand  eine  inkarzerierte  Appendix  oder  bloss  eine  Entzündung  der- 
selben, ohne  dass  je  vor  der  Operation  festgestellt  werden  konnte,  dass  im 
Brache  der  Wurmfortsatz  sei.  Deshalb  ist  er  ein  Gegner  jeglicher  Taxisver- 
snche  bei  inkarzerierten  Brüchen  und  empfiehlt  dringend  die  sofortige  Ope- 
ration. Gergö  (Budapest). 

Der  Bay ersehe  (5)  Fall  stellt  sich  dar  als  eine  interparietale  Leistenhernie 
mit  grossem  kongenitalen  Bruchsack,  dem  wandständig  und  etwas  höher  als 
normal  der  Hoden  (mit  einem  Lipom)  aufsitzt  und  der  drei  Fächer  hat,  ein 
skrotales  und  zwei  inguinale,  von  welchen  letzteren  das  eine  vor,  das  andere 
hinter  der  Aponeurose  des  M.  obliq.  extern,  ziemlich  gleich  weit  im  Verlaufe 
des  Lig.  Pouparti  lateral  aufwärts  sich  ausbreitet.  Im  skrotalen  Bruchsack- 
anteil lag  das  Omentum,  die  anderen  Fächer  waren  leer.  Der  32jährige 
Patient  wurde  nach  dem  Bay  ersehen  Verfahren  operiert,  das  Verf.  in  der 
.Chirurgie  in  der  Landpraxis^  1901  beschrieben  hat  und  das  er  hier  noch 
einmal  nebst  Abbildung  beschreibt. 

Birnbaums  (8)  im  Titel  angegebene  Beobachtung  ist  eine  sehr  seltene; 
24  ähnliche  Fälle  sind  bekannt: 

35jährige  Frau,  seit  11  Jahren  verheiratet,  nie  menstruiert,  hatte  seit  dem  5.  Jahre 
ein  Bracbbaod  getragen  wegen  einer  öfters  schmerzhaften  Geschwulst  in  der  linken  Weiche. 
Koitus  nnd  SexnalgefÜhl  normal.  Die  sonst  kräftige  Person  hat  infantiles  Äussere,  wenig 
behaarte  Grenitalien,  Scheide  normal,  Portio  und  Muttermund  fehlen.  Per  rectum  ftthlt  man 
einen  qnenrerlaufenden  Strang,  in  der  linken  Leiste  eine  walnussgrosse  Geschwulst,  die 
sich  bis  in  die  linke  Schamlippe  drängen  lässtl  Bei  der  Operation  wurde  die  Geschwulst 
bis  mm  linken  Leistenring  freigemacht,  abgetragen  und  ihr  Stiel  an  den  inneren  Leisten- 
ring  festgenäht.  Nach  Anlegung  mehrerer  versenkter  Catgutknopfhähte  wurde  die  Bauch- 
wunde  geschlossen.    Per  primam  Heilung. 

0ie  Geschwulst  war  der  Uterus,  aber  ohne  Lumen;  die  Lig.  Ista  und  ein  Lig.  rot. 
sin.  waren  vorhanden,  femer  auch  eine  lumenlose  linke  Tube;  darunter  ein  grosses  Ovarium 
mit  einer  Zyste.  Die  rechten  Adnexe  fehlen.  Das  Ovsrium  hatte  nirgends  Oberflächen- 
epithel  nnd  zeigte  den  Bau  fötaler  Ovarien. 

Verf.  berichtet  über  die  letzten  acht  noch  nicht  im  Zusammenhang  ver- 
öffentlichten Fälle  von  Hemia  uteri  inguinalis.  8  Uteri  waren  (eine  schwere 
Komplikation)  gravid,  15  nicht  gravid,  2  Fälle  von  Hemia  uteri  cruralis  sind 
bekannt.  Die  Affektion  ist  meist  angeboren  und  mit  anderen  Missbildungen 
der  Genitalien  verbunden.     Die  Diagnose  lässt  sich  meistens  stellen. 

Brehm  (9).  Fall  von  kongenitaler  Hemia  diaphragmatica  spuria  incarcerata  bei 
einem  4jährigen  Knaben,  der  moribund  ins  Hospital  kam.  Magen,  Colon  transversum, 
Netz  und  zweidrittel  der  Milz  lagen  in  der  linken  Brusthöhle ;  der  Magen  wies  eine  IV*  cm 
lauge  scharfrandige  Perforation  auf.  Das  Querkolon  wies  SchnQrringe  auf.  Das  Loch  im 
Zwerchfell  war  oval  mit  glatten  sehnigen  Rändern  von  6,5  cm  Länge  und  2,5  cm  Breite. 
Entstehung  der  Einklemmung  unbekannt.  Die  Diagnose  war  bei  der  Kürze  der  Beobachtung 
nicht  gemacht  worden. 

Nach  einer  einführenden  Darstellung  unserer  heutigen  Kenntnis  von  der 
Art  und  Weise  einer  Dislokation  des  Ovarinms  in  den  Leistenkanal  und 
ausserhalb  desselben  teilt  Bovin  (10)  einen  Fall  mit,  in  dem  bei  Operation 
wegen  eines  vermuteten  Netzbruches  bei  einem  46  jährigen  Weibe  im  Leisten- 
kanal ein  Tumor  angetroffen  wurde,  der  sich  bei  mikroskopischer  Unter- 
suchung als  ein  Ovarium  erwies.  Die  Frage,  ob  in  diesem  Falle  eine  kon- 
genitale Entwickelungsanomalie  oder  eine  akqnirierte  Abnormität  vorgelegen 
hat  wird  vom  Verf.  diskutiert,  der  die  Frage  jedoch  offen  lassen  zu  müssen 
glaubt.  Hj.  von  Bonsdorff. 

Brin  (11)  heohachtete  bei  einem  70jährigen  Potator,  der  seit  seiner  Jugend  an 
ftoMcrst  achmerzhaften  Koliken   mit  Erbrechen,   Verstopfung  usw.  litt,  eine  seit  kurzem 


888  Jahresberieht  für  Chirurgie.    IL  TeiL 

entstandene  irreponible  rechtsseitige  Schenkelherniei  die  auf  Druck  schmerzhaft  war.  3ei 
der  Operation  fand  sich  ein  ca.  8  cm  langes  Meckelsches  Divertikel,  überall  adhirentp 
im  Bruchsack.  Ein  ca.  3  cm  langes  Stück  im  Bauch  erschien  gesund.  Abtragung  iaii<l 
Naht  des  Darms.  Heilung  nach  überstandener  linksseitiger  Phlebitis.  Verf.  hfilt  die  Eint- 
Zündung  im  Bruchsack  für  das  Primäre,  es  waren  Krisen,  ähnlich  wie  bei  chronischer 
rezidivierender  Appendizitis. 

Greene-Cumston  (13).    Nach  einigen  liierarischen  Bemerkungen  be- 
richtet  Verf.  über  seinen  eigenen  Fall: 

Bei  einem  9  jährigen  Mädchen  mit  leichten  Inkarzerationserscheinnngen  fand  sich 
eine  hühnereigrosse  Hernie  im  rechten  Leistenkanal,  die  in  Bückenlage  auf  Druck  zurdcJc- 
ging.  Verschloss  man  nun  den  Leistenkanal  mit  dem  Finger  und  liess  die  Patientin  sich 
aufrichten,  so  entstand  oberhalb  der  früheren  Geschwulst  eine  zweite,  die  in  der  Baoch- 
wand  lag  und  sich  bei  längerem  Pressen  nach  rechts  und  links  ausdehnte.  Sie  verschwaod 
unter  charakteristischem  Gurren  auf  Druck  und  nun  fQhlte  man  eine  ovale,  für  zwei  Finder 
durchlässige  Öffnung.  Bei  der  Operation  fand  sich  der  Bruchsack  zwischen  Musculus  obliq. 
intern,  und  der  Aponeurose  des  M.  transvers.  mit  einer  Dünndarmschlinge  und  drei  kleinen 
Lipomen  als  Inhalt.  Der  Verschluss  der  Bruchpforte  wurde  durch  eine  vierfache  Naht- 
Schicht  der  Muskeln  bewerkstelligt.    Heilung. 

Damsch  (14)  demonstriert  einen  38  jährigen  Kranken  mit  den  typischen 
klinischen  Zeichen  einer  linksseitigen  Zwerchfellhemie,  besonders  die  Durch- 
leuchtung des  mit  GOg  aufgeblähten,  resp.  mit  Bismnt  gefüllten  Magens  ver- 
mittelst Röntgenstrahlen  ergab  sehr  deutliche  Bilder;  ebenso  das  Diagramm 
einer  mit  Schrot  gefüllten  Schlundsonde. 

von  Eiseisberg  (16)  berichtet  einen  einzigartigen  Fall: 

Ein  IV«  jähriger  Knabe  hatte  von  (xeburt  an  eine  eigrosse  Geschwulst  der  linken 
Kreuzbeingegend,  die  seit  kurzem  zu  Faustgrösse  gewachsen  war,  sich  nicht  fortdrficken 
liess,  aber  beim  Pressen  und  Schreien  deutlich  praller  wurde !  Bei  der  Operation  fand  sich 
zwischen  den  Fasom  der  Glutftalmuskeln  ein  Bruchsack  mit  reichlich  Bruch  wasser  und 
nach  Inzision  eine  Darmschlinge.  Diese  hatte  aber  merkwürdigerweise  zwei  blinde  wnist- 
f&rmige  Enden  und  kommunizierte  nur  durch  einen  kleinfingerdicken  Mesenterialstiel  mit 
der  Bauchhöhle. 

Trotz  möglichst  exakter  hoher  Ezstirpation  des  Bruchsackes  und  Naht  der  Muskeln 
kam  bald  wieder  ein  Rezidiv  in  Gestalt  einer  Vorwölbung  der  GlutAalgegend ,  das  auch 
durch  eine  zweite  Operation  nicht  beseitigt  werden  konnte. 

Das  Darmstück,  anscheinend  Dünndarm,  war  prall  gefüllt  mit  einem  grauen  Brei  mit 
bakteriologisch  negativem  Resultat;  alle  Schichten  der  Darmwand  waren  erkennbar,  die 
Mukosa  sehr  atrophisch.  Es  bandelte  sich  wohl  um  eine  angeborene  Hemia  ischiadica,  in 
die  sich  ein  Stück  Darm  eingeklemmt  hatte,  wobei  es  zu  einer  sehr  langsam  verlaufenden 
Gangrän  kam,  bei  der  die  Lumina  der  beiden  BchUngen  jedes  für  sich  verwachsen  konnten 
und  der  Mesenterialstiel  überhaupt  nicht  der  Gangrän  verfiel  (s.  Abbildung). 

Ein  ähnlicher  Befund  wurde  gelegentlich  einer  Sektion  erhoben,  bei  der 

sich  vier  offene  Darmlumina  in  der  Bauchhöhle  fanden;  in  der  Nähe  einer 

durch  Volvulus  nekrotisch  gewordenen  Darmschlinge  war  der  Mesenterialstiel 

erhalten  geblieben.    Verf.   wirft  auch  die  Frage   auf,   ob   es  sich  in  seinem 

Falle   um    ein   autocbthones  oder  heretochthones    Teratom    oder    um   einen 

Foetus  in  foetu  gehandelt  habe,  was  indes  wenig  wahrscheinlich  war. 

F^t6  (17).  Bei  einem  Paralytiker  fanden  sich  zufiLllig,  als  er  einmal  hustete,  zwei 
reponiblel  Tumoren  zu  beiden  Seiten  der  Wirbelsäule  in  der  Höhe  des  ersten  Lenden- 
wirbels. Sie  lagen  neben  den  Proc.  transversi,  waren  nussgross  und  drangen  aus  dem 
Muscul.  sacrolumbalis  hervor ;  sie  waren  unempfindlich  auf  Druck  und  leicht  zu  reponiereo. 
In  der  Ruhe  verschwanden  die  Hernien  von  selbst;  auch  an  den  Oberschenkeln  fanden  sich 
Lakunen  in  der  oberflächlichen  Aponeurose.  Verf.  hat  oft  derartrge  degenerative  Zeichen 
bei  Geisteskranken  beobachtet. 

Hamdi  (18).  Ein  50 jähriger  Türke  wird  wegen  eines  Nierensteines  und  vennat- 
lieber  rechtsseitiger  Pyonephrose  operiert;  bei  der  Sektion  findet  sich,  dass  der  scheinbare 
Pyonephrosentumor,  welcher  in  seiner  Grösse  stark  wechselte,  ein  geblähter  Teil  des  Magens 
ist,  der  durch  eine  Zwerchfellhernie  in  die  rechte  Brusthöhle  getreten  ist  und  dann  seknndir 
wiederum  hinter  der  Leber  durch  eine  bruchsackartige  Ausstülpung  und  Verdflnnnog  der 


Kammeyer,  Die  Hernien.  889 

rechten  ZwerchfeUseite  von  der  rechten  Niere  her  in  die  Bauchhöhle  hinahgedr&ngt  wird. 
Im  Magen  waren  sieben  Ulcera,  die  eine  starke  Perigastritis  erzengt  hatten  und  ferner 
ein  hühnereigrosser,  kristallinischer  Stein  von  weisser  Farbe,  der  sich  als  eine  Zusammen- 
ballang  von  Salol  erwies,  das  zwecks  Desinfektion  des  Harns  gereicht  war.  Es  handelte 
sich  um  eine  angeborene  oder  langsam  erworbene  echte  Hernie  mit  Bmchsack. 

Heidetthain  (19).  Der  bisher  einzige  Fall  einer  angeborenen  Zwerch- 
fellhemie,  der  operativ  geheilt  wurde.  Einzelheiten  der  Krankengeschichte 
cf.  im  Original. 

Herz  (20)  stellte  einen  30jährigen  Patienten  mit  wahrscheinlich  kon- 
genitaler Zwerchfellhemie  vor,  in  dem  nach  dem  physikalischen  Befand,  so- 
wie nach  der  Röntgenaufnahme  die  Flexura  lienalis  des  Dickdarms  und  einige 
Dönndarmschlingen  liegen.  Die  Därme  zeigen  im  Röntgenbild  paradoxe  in- 
spiratorische  Bewegung,  weil  vorhandene  Zwerchfellreste  der  linken  Seite,  be- 
sonders aber  das  rechte  Zwerchfell  bei  der  Einatmung  die  Abdominalorgane 
nach  abwärts  drängen.  Diese  trachten  nach  dem  Orte  des  geringsten  Wider- 
standes auszuweichen  und  dies  geschieht  an  der  Flexura  lienaUs  nach  dem 
Defekt,  also  nach  dem  Thorax  hin.  Dazu  kommt  noch  die  Aspirationswirkung 
bei  der  respiratorischen  Erweiterung  der  linken  Thoraxhälfte. 

Hildebrandt  und  Hess  (21)  haben  den  von  Hirsch  beschriebenen 
39jährigen  Bierzapfer  Seh.,  der  jetzt  die  Kliniken  mit  der  Diagnose  Hemia 
diaphragmatica  bereist,  mehrfach  nachuntersucht  und  kommen  zu  dem  Re- 
sultat, dass  es  sich  in  Wirklichkeit  um  eine  Eventratio  diaphragmatica  mit 
Hochstand  der  linken  Zwerchfellhälfte  handelt.  Hiervon  sind  nur  10  Fälle 
bekannt. 

Klinisch-physikalische  und  klinisch-physiologische  Untersuchungsbefunde 
wie  gleichzeitig  aufgenommene  Druckkurven  der  Atmung  und  des  Magendruckes 
Hessen  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  schon  auf  Eventratio  schliessen,  sichere 
Auskunft  gab  aber  die  radiologische  Untersuchung,  die  in  verschiedenster  Stellung 
und  nach  Eingiessung  von  Wismut  per  os  und  anum  vorgenommen  wurde.  Es 
ergab  sich  nämlich  immer  eine  bogenförmige  scharfe  Linie  als  oberer  Rand 
des  Hohlraumes  im  linken  Brustraum,  die  stets  dieselbe  Lage  und  Gestalt 
beibehielt,  mochte  der  Magen  und  der  nach  oben  verlagerte  Darm  noch  so 
starke  Bewegungen  machen;  bei  tiefer  Atmung  fand  gleichmässiges  Herab- 
steigen des  ganzen  bogenförmigen  Schattens,  bei  Bewegung  des  Darms  und 
des  Magens  dagegen  völliger  Stillstand  desselben  statt.  Die  Sondenversuche 
sind  von  Hirsch  falsch  gedeutet. 

EirmiBSons  (23)  Beohachtaog  ist  interessant  dadurch,  dass  es  ihm  gelang,  bei  dem 
kleinen  Sjfthrigen  Patienten  die  richtige  Diagnose  zu  stellen.  Im  rechten  Hodensack  be- 
fand flieh  oberhalb  des  isolierbaren  Hodens  eine  Flössigkeitsansammlung,  die  man  ganz  in 
den  Bauch  fortdrücken  konnte.  Dann  fQblte  man  in  dem  dünnen  Brnchaack  einen  blei- 
Btiftdicken  runden  Strang  mit  beweglichem  unteren  Ende.  Der  Strang  war  fixiert  and  Hess 
sich  in  die  BaucbhShle  weiter  verfolgen.  Bei  der  Operation  sah  man,  dass  es  sich  um  den 
zum  grOssten  Teil  fixierten  Proc.  vermiformis  handelte,  der  ganz  allein  den  Inhalt  des 
Bmchsackea  bildete.    Heilung  nach  Resektion. 

Lücke  (27)  operierte  mit  Erfolg  einen  Mann  mit  der  seltenen  extra- 
peritonealen kruralen  Blasenhernie.  Er  behauptet  entgegen  anderen  Au- 
toren, dass  es  typische  Symptome  einer  akut  entstandenen  reinen  Blasen- 
einklemmung  gibt  und  zwar:  ausserordentliche  Schmerzhaftigkeit,  Ausstrahlen 
der  Schmerzen  in  die  Gegend  über  der  Symphyse,  Fehlen  typischer  Darm- 
einklemmungssymptome  und  eventuell  Erscheinungen  von  Seiten  der  Blase. 
Für  die  Diagnose  inter  operationem  kommt  in  Betracht,  dass  auf  dem 
vorliegenden  Blasenzipfel  kein  Lipom,  sondern  Fett,  wie  epikardiales  Fett  vor- 


890  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IT.  Teil. 

lag,  ferner  dass  man  durch  Rollen  zwischen  den  Fingern  ein  Hohlorgan  mit 
dicken  Wandungen  fühlte,  an  dessen  Wurzel  man  nirgends  ins  freie  Peri- 
toneum, sondern  überall  ins  Bindegewebe  kam  und  schliesslich  ging  der  Stiel 
in  die  Gegend  hinter  der  Symphyse.    Der  Katheter  sicherte  die  Diagnose. 

Zum  Schluss  gibt  Verf.  die  vier  bis  jetzt  bekannten  Fälle  sicherer 
extraperitonealer  Kruralblasenhernien. 

MignoD  (28).  24 jahriger  Soldat  hatte  eine  PlenritiB  und  Appendizitis  vor  einigen 
Jahren  flberstanden,  leidet  seitdem  an  heftigen  Koliken  nnd  Obstipation.  Per  anam  fttblt  man 
einen  grossen,  schwer  reponierbaren,  glockenförmigen  Tamor  Ton  der  vorderen  Bektamwand 
aasgehend,  dessen  obere  Stielinsertion  nicht  zn  erreichen  war.  Bei  der  Laparotomie  ent- 
leert sich  klare  Flflssigkeit  als  Folge  von  tnberknlOser  Peritonitis;  nach  Anlegung  eines 
Anns  praetematnralis  allmählich  Nachlass  aller  Beschwerden  und  Defftkation  per  aamn. 
Heilang  nach  40  Tagen;  der  Tamor  war  verschwunden.  Es  hatte  sich  nm  eine  Aoaatfll- 
pong  des  Donglasschen  Raumes  in  den  Mastdarm  mit  Darm  als  Inhalt  gehandelt. 

Mohr  (29).  Ein  34 jähriger  Patient  hatte  seit  acht  Jahren  Schmerzen  an  einer 
Stelle  der  Linea  alba  oberhalb  des  Nabels,  stets  genau  an  derselben  umschriebenen  Stelle; 
sonst  kein  Befand.  Bei  der  Operation  fand  sich  an  genanntem  Orte  nach  Durcbtrennnng 
des  queren  Sehnenblattes  ein  walnussgrosser  Fettklumpen  als  das  Ende  eines  eingewadiaenen 
Netzzipfels,  der  nach  der  Magengegend  verlief.  Kein  Bruchsack.  Nach  Abtragung  sofort 
Nachlass  aller  Schmerzen. 

Savariauds  (84)  Beobachtung  einer  Interkostalhernie  ist  die  vierte  in  der  Literatur. 
Der  41jährige  Patient  hatte  vor  acht  Jahren  plötzlich  einen  heftigen  Schmerz  links  neben 
der  Wirbelsäule  eben  tlber  dem  Kreuzbein  gefdhlt  und  litt  von  da  an  an  intermittierenden 
heftigen  Schmerzen,  die  ihn  schliesslich  in  den  Verdacht  von  traumatischer  Hysterie 
brachten.  Erst  Savariaud  entdeckte  im  10.  Interkostalraum  in  der  Axillarlinie  eine 
Narbe,  die  von  einem  im  dritten  Jjebensjahre  erlittenen  Sturz  auf  eine  Hacke  herrOhrte. 
Von  da  an  hatte  Patient  oft  an  Koliken  gelitten,  bis  im  22.  Jahre  ein  grosser  Knäuel  Ein- 
geweidewürmer abging.  Danach  fBhlte  er  sich  wohl  bis  zu  dem  oben  erwähnten  Unfall. 
Die  Gegend  der  Narbe  wird  ausgefällt  durch  einen  apfelsinengrossen  Tumor,  der  beim 
Husten  und  tiefer  Atmung  kommt  und  verschwindet;  er  gibt  matten  PerkussionsschalL 

Bei  der  Operation  der  Hernie  fQhlte  man  ein  Loch  im  Literkostalraum,  in  das  sich 
ein  Stttck  Netz  mit  einem  Stiel  hineindrängt  Das  Peritoneum  bildet  einen  unvollkommenen 
Bruchsack. 

Der  Verschluss  der  Bruchpforte  geschah  durch  Transplantation  des  grossen  Racken- 
muskels,  der  wie  ein  Vorhang  über  das  Loch  fixiert  wurde.  Heilung  und  Nachlass  aller 
Beschwerden.    Später  wurde  eine  kleine  Leistenhernie  operiert. 

Sträters  (35)  Technik  ist  folgende:  Nach  Abtragung  des  Bruchsackes 
formt  man  einen  IV2— 2  cm  breiten  und  ca.  8  cm  langen  Lappen  ans  der 
medialen  Seite  des  M.  pectineus,  dessen  Stiel  sich  am  Schambein  befindet 
und  der  distalwärts  etwas  dünner  wird.  Nahe  dem  Ende  wird  der  Lappen 
mit  dickem  Faden  umschnürt  resp.  durchstochen.  Die  lang  gelassenen  Enden 
werden  mittelst  Aneurysmanadel  durch  den  Canalis  obturatorius  geführt  und 
nach  Erweiterung  der  Kruralpforte  an  der  Innenseite  aufgefangen.  Mit  diesen 
Fäden  zieht  man  den  Pektineuslappen  durch  den  Obturatorkanal,  während 
man  ihn  gleichzeitig  von  aussen  in  das  Foramen  obturatorium  extern,  hinein- 
schiebt. Die  Fäden  werden  kurz  oberhalb  des  Lig.  Poup.  durch  die  Apo- 
neurose  geführt  und  geknüpft  und  dann  die  Kruralpforte  nach  Bedarf  ver- 
engt. Dann  ist  der  ganze  Kanal  durch  den  Muskellappen  verschlossen  und 
das  Peritoneum  parietale  wird  am  Foramen  obtur.  intern,  durch  den  implan- 
tierten und  vorspringenden  Muskellappen  abgehoben. 

Die  Methode  ist  bis  jetzt  erst  an  der  Leiche  ausgeführt. 

Nach  Resumierung  der  hauptsächlichen  Theorien,  die  über  die  Patho- 
genese der  Cystocele  aufgestellt  wurden  und  nach  kurzer  Besprechung  von 
16  von  ihm  studierten  und  operierten  klinischen  Fällen,  kommt  Vannucci 
(36)  zur  Darlegung  seiner  Untersuchungen  über  die  Beziehungen  der  Nabel- 


Pagenstecher,  Verletzangen  n.  chinirg.  Krankheiten  der  Leber  o.  Gallenblase.    891 

arterie  zu  dem  Bauchfell  und  der  Blase  und  über  den  Einflnss,  den  der  Zug 
an  der  Nabelarterie  auf  die  Blase  ausüben  kann. 

Durch  diese  Untersuchungen  sieht  sich  Verf.  zur  Annahme  geführt,  dass, 
obschon  die  Mehrzahl  der  Blasenbrüche  sekundäre  sind  als  Folge  einer  prä- 
existierenden gemeinen  Hernie,  doch  zuweilen  der  Blasenbruch  ein  pri- 
märer ist. 

Was  nun  den  Entstehungsmechanismus  angeht,  so  vertritt  Vannucci 
die  Ansicht,  dass  die  sekundären  paraperitonealen  Gystocelen  sich  durch  den 
Zug  bilden,  der  auf  die  Blase  durch  die  ausgestülpte  Nabelarterie  vermittelst 
der  Arterienäste  und  des  Fettes,  welche  die  Nabelarterie  mit  der  Blase  selbst 
verbinden,  ausgeübt  wird;  dass  bei  den  primären  paraperitonealen  Gysto- 
celen die  Blase,  sobald  sie  sich  einmal  ausgestülpt  hat,  einen  Zug  auf  die 
Nabelarterie  überträgt  durch  die  Mittel,  die  sie  mit  derselben  verbinden, 
und  von  der  Nabelarterie  aus  der  Zug  auf  das  Bauchfell  übertragen  wird, 
wodurch  sich  an  der  Seite  der  ausgestülpten  Blase  der  Sack  der  gemeinen 
Hernie  bildet. 

Was  die  intraperitoneale  Cystocele  angeht,  so  wird  der  von  Leroux 
geschilderte  Entstehungsmechanismus  vom  Verf.  akzeptiert,  der  nach  Er- 
wähnung der  Frequenz  der  Blasenhemie  weiter  bei  der  Besprechung  der 
Diagnose,  Behandlung  und  Prognose  dieser  Krankheit  verweilt.    R.  Giani. 


XVI. 


Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Leber 

und  Gallenblase. 

Referent:  E.  Pagenstecher,  Wiesbaden. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Allgemeines. 

1.  Aspelin,    Über  den  sogen.  Morbus  Banti.    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  11,12. 

2.  Garnot,   Evolution  des  greffes  de  muqueuse  biliaire.    Soc.  de  biol.  14.  I.  1905.    Ref. 
Gaz.  des  h6p.  1905.  Nr.  6.  p.  69. 

3.  *Frank,    Excisions  of  liver  tissue.    Annais  of  Surg.  1905.  Oct.  p.  632. 

4.  Haberer,  H.,  Experimentelle  Unterbindung  der  Leberarterie.    Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  78. 
Heft  3. 

5.  Hammond,   Gongenital  elongation  of  the  left  lobe  of  the  Hyer.   Ann.  of  Surg.  1905. 
January. 

6.  ^Hollftnder,    Blutstillung  an  parenchymatösen  Organen.    Deutsche  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  13.  p.  510. 

7.  *Kr annhals,  v.,    Über  kongenitalen  Ikterus  etc.    Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  1904. 
Bd.  81.  H.  5  u.  6. 

8.  Li pp mann,   Microbisme  biliaire.    Bull,  de  TAcad.  de  m^.  1905.  Nr.  37. 


892  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil 

9.   Minkowski,    Pathogenese  des  Ikterus.    Zeitscbr.  f.  klin.  Med.  Bd.  55. 

10.  Mouisset-Yallas,  Pöritonite  eokyst^  de  rarri^re-cavit^  des  öpiploons.  Lyon  m^. 
1905.  Nr.  6.  p.  253. 

11.  *Naa,  Le  d^veloppement  da  lobe  ganche  da  foie.  Ball,  et  möm.  de  la  Soc  anat  de 
Paris  1905.  Nr.  2.  p.  101. 

12.  Payr  u.  Martina,  Experimentelle  and  klinische  Untersachungen  aber  Leberreaekiion 
and  Lebemaht  (Magnesiamplattennaht).  Verhandl.  d.  Chir.-Kongr.  Langenbecka 
Arch.  Bd.  77.  H.  4. 

13.  Schlesinger,  Fall  mit  Bantischem  Symptomenkomplex.  Wien.  Handbach  £.  inn. 
Med.  etc.    Wiener. klin.  Randschau  1905.  Nr.  3. 

14.  Villard,  Röle  de  la  compression  de  la  veine  porte  dans  certains  accidents  graves 
cons^catifs  aax  Operations  sur  le  hile  da  foie.    Lyon  mäd.  1905.  Nr.  13.  p.  661. 

15.  *Epistazis  dans  les  affections  da  foie.  Thöse  de  Lyon.  Ref.  Joarn.  de  M(^.  et  de 
Chir.  25.  IX.  1905.  p.  691. 

Aspelin  (1)  teilt  3  Fälle  mit,  die  zur  Banti sehen  Krankheit  gehören. 
Der  eine  ging  nach  Splenektomie  in  Genesung  über.  Die  Diagnose  stützt 
sich  auf  Milzvergrösserung  bei  Abwesenheit  von  anamnetisch  auffindbaren  oder 
klinisch  nachweisbaren  ätiologischen  Momenten,  schleichenden  Verlauf,  Ab- 
nähme  des  Hämoglobingehaltes  und  Blutkörperchenzahl,  bei  fehlender  Ver- 
mehrung der  Leukozyten,  Überragen  der  mononukleären  Formen  bei  letzteren. 

Moaisset  a.  Yallas  (10).  Missionar,  welcher  an  Malaria  gelitten  und  vor  1  resp. 
2  Jahren  je  einen  heftigen  Anfall  von  Schmerz  im  Epigastriam  gehabt  hatte,  bietet  das 
Bild  einer  Lebergrösserang  mit  Ikteras.  Laparotomie  zeigt,  dass  Leber  normal,  die  Ver- 
grdsserung  vorgetäuscht  war  durch  eine  Ansammlung  einer  grünlichen,  serösen  Flüssigkeit 
in  der  Bursa  epiploica.  Im  kleinen  Netz  dilatierte  Venen.  Entleerung  der  Zyste,  Drainage. 
Der  Ikterus  verschwindet,  beruhte  somit  nur  auf  Druck  auf  den  Choledochus. 

Hab  er  er  (4)  berichtet  über  Experimente  an  Tieren  über  die  Unter- 
bindung der  Art.  hepatica.  Infolge  der  ausgedehnten  Anastomosen,  welche 
die  Äste  mit  den  Milz-  und  Magenarterien  eingehen,  ist  der  Ort  der  Unter- 
bindung von  Wichtigkeit.  Unterbindung  der  Leberarterie  bei  Tieren  nach  Abgabe 
der  Gastroduodenalis  wird  vertragen,  da  die  Gastrica  dextra  einen  KoUateral- 
kreislauf  herstellt.  Die  Unterbindung  jenseits  der  Gastrica  dextra  unter- 
scheidet nicht  immer  den  Blutstrom  völlig.  Es  muss  noch  die  Hepat.  com- 
munis und  eventuell  Gastroduoden.  unterbunden  werden,  dann  kommt  es  zu 
Nekrose  der  Leber.  Unterbindung  einzelner  Äste  macht  tödliche  Nekrose  des 
zugehörigen  Abschnittes.  Sukzessive  totale  Ausschaltung  der  Leberarterie  in 
mehreren  Sitzungen  hatte  keine  schädlichen  Folgen. 

Beim  Menschen  darf  danach  der  Hauptstamm  der  Art.  hepatica  com- 
munis ohne  Gefahr  unterbunden  werden.  Unterbindung  der  Art.  hepatica 
propria  vor  Abgang  der  Gastrica  dextra  wird  wohl  in  der  Regel  die  Leber 
nicht  gefährden.  Zu  verwerfen  ist  Unterbindung  jenseits  der  Gastrica  dextra; 
Ein  Ast  darf  bei  Leberresektion  zwecks  Blutsparung  unterbunden  werden. 

Minkowski  (9)  wendet  sich  gegen  Eppinger,  der  durch  anato- 
mische Untersuchungen  tiberall  bei  Ikterus  mechanische  Behinderung  des 
Gallenabflusses  feststellt.  Vielmehr  sprechen  alle  Überlegungen  dafür,  dass 
es  neben  einem  Icterus  per  stasin  auch  einen  per  parapedesin  gibt,  infolge 
veränderter  Funktion  der  Leberzellen  bei  toxischem  und  infektiösem,  zyano- 
tischem und  nervösem  Ikterus.  Dafür  sprechen  auch  die  Veränderungen  der 
Galle,  die  sich  unter  anderem  in  den  von  Eppinger  beschriebenen  Gallen- 
thromben  und  den  gallenfarbstoffhaltigen  Niederschlägen  zeigen,  da  normale 
flüssige  Galle  unter  dem  Mikroskop  nicht  sichtbar  ist. 

Payr  und  Martina  (12)  beschreiben  und  empfehlen  nach  Tierexperi- 
menten die  Naht  von  Milz-  und  Leberwunden  mittelst  der  Magnesiumplatten- 


Pagenstecher,  Verletznngeii  u.  chinirg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.     Ö93 

naht.  Bei  keilförmigen  Defekten  werden  die  Platten  etwas  entfernt  vom 
Wundrand  aufgelegt,  mit  leicht  gekrümmten  oder  geraden  stumpfen  Nadeln 
Catgatfäden,  die  ungefähr  in  der  Mitte  der  Wundäächen  ein-  und  austreten, 
durchgeführt.  Bei  Defekten  durch  die  ganze  Dicke  werden  die  Platten  ent- 
fernt Yom  Rand  an  die  abgestumpften  Kanten  gelegt  und  die  Schnittflächen 
durch  Anziehen  der  Fäden  in  Kontakt  gebracht,  oder  eine  Art  Faltenbiidung 
erzeugt;  oder  man  legt  an  die  Konvexität  wie  Konkavität  je  2  Platten  und 
verknüpft  dieselben  durch  Fäden,  eventuell  in  Achterturen.  Als  Nahtmaterial 
diente  Jodcatgut.  Bei  richtigem  Vorgehen  kann  man  Schädigung  des  Leber- 
gewebes vermeiden.  Den  einzigen  Nachteil  bildet  die  bindegewebige,  gas- 
haltige Neubildung  um  die  Platten  und  die  dadurch  erzeugten  reichlichen 
Adhäsionen.  Durch  Bedeckung  mit  Netz  lässt  sich  dem  mit  Erfolg  be- 
gegnen. 

Nach  Villard  (14)  kann  durch Tamponäde  in  der  Nähe  des  Leberhilus  eine 
Kompression  der  Pfortader  bewirkt  werden.  Dieser  Druck,  der  meist  wohl  nur 
zu  partiellem  Verschluss  des  Gefässes  führen  dürfte,  macht  die  Zeichen  einer 
inneren  Blutung  oder  eines  schweren  Shocks.  Villard  verlor  eine  Patientin 
und  fand  bei  der  Sektion  die  Därme  hochgradig  kongestioniert,  aber  keine 
Blutung.  In  einem  weiteren  Fall  erholte  sich  Patientin  nach  Lockerung  des 
Tampons.  Ähnliche  Erscheinungen  treten  bei  der  Exstirpation  einer  Pan- 
kreaszyste  auf»  während  der  Pylorus  und  der  Pankreaskopf  stark  nach  oben 
empoi^ehoben  wurde. 

Carnot  (2).  Transplantation  von  Gallenblasenschleimhaut  auf  Darm- 
oberfläche oder  in  die  Leber  führt  zu  Wucherung  des  Epithels  mit  Bildung 
kleiner  zystischer  und  adenomatöser  Geschwülstchen.  Die  starke  Prolifera- 
tionsfahigkeit  dieses  Epithels  zeigt  sich  auch  an  der  Regeneration  der 
Gallenblase. 

Lippmann  (8)  behauptet,  gestützt  besonders  auf  Untersuchungen  am 
Tier,  dass  die  normalen  Gallenwege  ausserhalb  der  Leber  zahlreiche  aerobe 
and  besonders  anaerobe  Bakterien  enthalten.  Letztere  allein  besonders  be- 
völkern konstant  die  Gallenblase  und  das  obere  Choledochusdrittel.  Diese 
autochthonen  Bakterien  sind  auch  die  Ursache  der  Entzündungen  der  Gallen- 
gänge. 

Hammond  (6).  16  jähriges  Mädchen  leidet  an  Schmerzen  im  Epi- 
gastrium  bei  gefülltem  Magen  und  bei  Rückenlage.  Es  besteht  ein  Tumor 
qner  durchs  Epigastrium,  abwärts  von  ihm  scheint  der  dilatierte  Magen  zu 
liegen.  Druck  auf  den  Tumor  macht  Übelkeit,  Erbrechen,  Dyspnoe,  Ver- 
schiebung der  Herzspitze  am  1.  Literkostalraum. 

Probelaparotomie.  Der  linke  Leberlappen,  nach  Art  einer  Hundezunge 
ausgezogen,  verläuft  quer  über  die  kleine  Kurvatur  bis  ans  obere  Milzende. 
Durch  Annähung  des  Lappens  an  die  Bauchwand  werden  alle  Beschwerden 
beseitigt. 

2.  Verletzungen  der  Leber  und  der  Gallenblase. 

1.  Gignoxzi,  0.,  L'intervento  chirurgico  nelle  cirrosi  del  fegato  con  ascite.  Riferma 
medica  1905.  Febbraio. 

2.  ^Conteaad,  Un  cas  de  sutore  da  foie  et  du  rein.  Ball,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir. 
de  Paris  1905.  Nr.  16. 

3.  CoBta,  Gesaaldo,  Qravissima  ferita  da  punta  e  taglio  deir  ala  sinista  dell  fegato. 
Ligatara  intrahepatica.  Gaarigione.  Gontributo  clinico  allo  studio  dell'  emostasi  in 
rapporto   agli  infarti  per  ischemia.     II  Policlinico  1905. 


894  Jahreabericht  für  Chinirgie.    II.  Teil. 

4.  ^Flaissier,    Contusioo  du  foie.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  40.  p.  515. 

5.  Mattoli,  A.,  Salla  cnra  chirargica  della  eirrosi  epatica.  Zaffamento •  drenaggio  peri- 
epatico.    II  Policlinico,  aez.  prat.  1905.  Quart  17. 

6.  Milkö,  W.,  Operativ  geheilter  Fall  einer  tranapleiiraleii  Leberverletzang.  Ärzte-Ges. 
d.  Eomm.-Spitftler  z.  Budapest  Bitznog  y.  15.  IL  1905.  Oreosi  Hetilap  1905.  Nr.  19. 
(ÜDgarisch.) 

7.  *Piquö,  Döchimre  du  foie  par  nn  coup  de  pied  de  cheval.  Soc.  anat  de  Paris 
1905.  Nr.  4. 

8.  Roth  fuchs,  Traumatische  Ruptur  der  Gallen  wege.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  41. 

9.  Tilton,  Some  considerations  regarding  wouods  of  the  liver.  Ann.  of  Sarg.  1905.  Jan. 
p.  20  a.  138. 

10.  Thöle,    Traumatische  Leberwunden.    Verhandl.  des  Chirurgenkongresses. 

11.  —   Zwei  operierte  Fälle  von  Leberruptur.   Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  80.  H.  1  u.  2. 

12.  Wilms,    Behandlung  und  Nachbehandlung  der  Leberrupturen.    Verhandl.  des  Chir.- 
Eongresses. 

Thöle  (10)  spricht  über  die  Resultate  der  operativen  Behandlung  von 
Lebergeschwüisten  und  -Wunden.  Die  beste  Methode  der  Blutstillung  sind 
intrahepatische,  fest  geschnürte,  das  Parenchym  bis  auf  die  Gefasse  durch- 
schneidende Massenligaturen. 

Thöle  (11)  teilt  zwei  operierte  Fälle  von  Leberruptur  mit;  im  zweiten 
lag  zugleich  eine  Ruptur  des  Ösophagus  an  der  Kreuzungsstelle  mit  der  Wirbel* 
Säule  vor;  dieselbe  machte  auffallend  geringe  Anfangssymptome.  Der  Tod 
erfolgte  durch  Mediastinalphlegmone.  Leberrupturen  werden  noch  zu  wenig 
operiert.  Ein  Fortschritt  ist  nur  von  Verbesserung  der  Frühdiagnose  zu  er- 
warten. In  den  ersten  drei  Stunden  können  Shocksymptome  allein  nicht  ge- 
nügen. Von  Lokalzeichen  ist  die  abnorme,  sich  vergrössemde  Dämpfung  am 
Leib  ein  sicherer  Beweis  einer  Eingeweideverletzung.  Verkleinerung  der 
Leberdämpfung  kann  auch  durch  Kantenstellung  infolge  Darmlähmung  ent- 
stehen und  zwar  auch  durch  lokalen  Meteorismus  des  Kolon,  ist  aber  keine 
Operationsindikation.  Schmerz,  Erbrechen  und  Bauchkontraktur  sind  eben- 
falls in  den  ersten  Stunden  nicht  beweisend.  Besserung  des  Pulses  in  einigen 
Stunden  ist  kein  Beweis  gegen  innere  Blutung.  Hauptsächlich  kommt  es  auf 
Beobachtung  des  Allgemeinzustandes  an.  Tamponade  der  Leberwunde  ist  za 
machen  bei  Schuss-  und  bei  fetzigen  Wunden,  sonst  die  Naht,  wenn  die  Riss- 
stelle nur  erreichbar  ist. 

Gesnaldo  Costa  (3).  Stichwunde  der  Leber,  welche  den  linken  Lappen  von  der 
Konvexität  dicht  unter  dem  Lig.  Suspensorium  bis  zur  ünterfi&che  3  cm  vor  Ansatz  des 
kleinen  Netzes  durchsetzt.  Da  NAhte  ausreissen,  wird  eine  Reihe  von  Fäden  neben  der 
Wunde  in  der  Basis  des  Lappens  durch  die  ganze  Dicke  gelegt,  wobei  ein  Teil  der  Lappen 
blass  wird.  In  der  Folge  stösst  sich  ein  nekrotisches  Leberstück  ab.  Sonst  Heilung. 
Operation  30  Minuten  nach  der  Verletzung. 

Roth  fuchs  (8).  Einem  Arbeiter  fallen  schwere  Säcke  auf  den  Rflcken,  er  fUit 
hin,  wobei  die  Ellbogen  dicht  an  den  Leib  gedrückt  werden.  Druckempfindlidikeit  der 
vorderen  Brust,  Leib  zunächst  ohne  Befund.  Am  folgenden  Tag  Leibschmerz,  Anfatoesen, 
links  Dämpfung.  Nach  2  Tagen  Übelkeit,  Aufstossen,  Spannung  der  Bauchdecken  links, 
Blähungen  auf  Darmrohr.  Nach  3  Tagen  rechts  hinten  Dämpfung  bis  Mitte  Skapula.  Nach 
4  Tagen  Ikterus,  Gallenfarbstoff  im  Urin.  Zunehmende  Dämpfung.  Nach  14  Tagen 
Punktion  galliger  Flüssigkeit.  Laparotomie :  Peritoneum  verdickt,  Därme  fibrmös  belegt,  ver- 
klebt, Netz  gallig  imbibiert,  mit  vorderer  Bauchwand  verklebt.  Nach  Lösung  der  Ver- 
wachsungen grosse  mit  Galle  gefüllte  Hühle,  in  der  Gallenblase  und  Cysticus  frei  lagen. 
Rupturstelle  nicht  gesehen.  Drainage  mit  Gaze,  später  mit  Schlauch.  Reichlicher  Gallen- 
abfluss,  dann  Heilung  ohne  Fistel. 

Tilton  (9).  1.  Subkutane  Leberruptur  mit  Abstossung  nekrotischer  Teile»  während 
der  Betrunkenheit  auf  unbeachtete  Weise  entstanden.    Laparotomie.    Tod. 


Pagenateeher,  Yerleizangen  u.  chirurg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    8Ü5 

2.  SehuBSTerleiznng  der  Leber.  Laparotomie.  Andere  Organe  nicht  verletzt.  Nach 
Mcha  Wochen  kleiner  ifichio-rektaler  Abszeaa,  in  dem  die  Engel  liegt 

Wilma  (12).  Dnrch  Anschlagen  einer  Brechstange  war  der  linke  Leberlappen  vOUig 
gegen  die  WirbelsAnle  abgequetscht.  Die  grosse  Blutung  wurde  durch  ausgedehnte  Tam- 
ponade erfolgreich  behandelt. 

Wilma  bemerkt  im  Anschluss  daran,  dass  er  die  subkutane  Infusion  fast  yOllig 
durch  Einlftufe  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  ersetzt 

Cignozzi  (1)  erläutert  zwei  Fälle  von  Leberzirrhose  mit  Aszites,  der 
eine  sekundär  als  Folge  einer  Herzaffektion,  der  andere  von  toxiko-infektiöser 
Natur  mit  Ursprung  aus  dem  Darm,  die  beide  von  Prof.  Tricomi  mit  glück- 
lichem, unmittelbarem  Ausgang  und  befriedigendem  Femresultat  operiert 
wurden. 

Nach  einer  eingehenden  Darlegung  der  Geschichte  des  chirurgischen 
Eingriffes  bei  Leberzirrhosen  mit  Aszites  weist  Verf.  darauf  hin,  dass  die 
Meinungsverschiedenheiten  der  verschiedenen  Autoren  auf  dem  Umstand  be- 
ruhen, dass  die  Talmasche  Operation  bisher  in  allen  Leberaffektionen  cir- 
rhotischer  Natur  ausgeführt  worden  ist,  welche  einen  Flüssigkeitserguss  in 
das  Bauchfell  veranlassen,  ohne  in  bezug  auf  ihre  klinische  Form  einen  Unter- 
schied zwischen  den  mannigfaltigen  Zirrhoseformen  zu  machen. 

Alsdann  kommt  er  nach  eingehender  Erörterung  der  verschiedenen 
Formen  von  Leberzirrhose  und  sorgfältiger  Klassifizierung  derselben  zu  fol- 
genden Schlüssen: 

1.  Die  Omentopexie  ist  indiziert  und  der  Eingriff  hat  sicheren  Erfolg 
bei  Affektionen  des  Portalstammes  mit  obliterierender  Periendophlebitis,  durch 
welche  Ursache  auch  immer  dieselbe  hervorgerufen  sein  möge. 

2.  Bei  der  atrophischen  Zirrhose  alkoholischer  Natur.  (Typus  Lännec) 
gibt  der  chirurgische  Eingriff  Heilung  des  Aszites  und  einen  hohen  Sterblich- 
lichkeitsprozentsatz.  Bei  diesen  Formen  ist  die  Operation  nur  in  den  An- 
fangsstadien angezeigt,  vorausgesetzt,  dass  die  Funktionalität  der  Leberzelle 
noch  hinreichend  gut  ist  und  die  übrigen  Organe  unversehrt  sind :  eine  weitere 
Indikation  ist  gegeben  durch  Hämatemesis  und  schwere  Enterorrhagie. 

3.  Der  chirurgische  Eingriff  ist  indiziert  und  hat  befriedigenden  Aus- 
gang bei  der  Girrhosis  hypertrophica  bivenosa  alcoholica  (Typus 
Hanot  und  Gilbert),  bei  der  Girrhosis  toxico-infectans  (Typus 
Bndd  und  Girrhose  infolge  von  B  an  tischer  Krankheit). 

4.  Bei  Zirrhosen  mit  Ursprung  aus  dem  Herzen,  bei  denen 
keine  Läsionen  anderer  Organe  bestehen  und  der  Herzfehler  kompensiert  ist, 
gibt  die  Omentopexie  gute  Resultate;  doch  verschlimmert  die  Herzkrankheit 
die  Prognose,  da  sich  der  Aszites  infolge  myokardischer  Insuffizienz  repro- 
duzieren kann. 

5.  Gute  Resultate  lassen  sich  ausserdem  erzielen  bei  erworbener 
Syphilis  der  L e b e r  (sklerogummöse  Form  mit  Aszites)  und  beiMalaria.- 
zirrhosen  splenischen  Ursprungs,  bei  welch  letzteren  der  Verf., 
wenn  die  Milzgeschwulst  umfangreich  ist,  empfiehlt  mit  der  Omentopexie  die 
Splenopexie  zu  verbinden. 

Zuletzt  ergeht  sich  Verf.  über  die  Bedeutung,  die  die  Untersuchung  der 
Funktionalität  der  Leberzeile  besitzt,  und  äussert  sich  dahin,  dass  der  chirur- 
gische Eingriff  nur  dann  kontraindiziert  ist,  wenn  alle  Funktionen  der  Leber 
alteriert  sind,  während  die  Alteration  nur  einer  derselben,  wenn  die  übrigen 
inneren  Organe  gesund  sind,  keine  unbedingte  Kontraindikation  bildet.  Zum 
Schlüsse  hebt  Verf.   bei  Besprechung   der  mannigfachen  Modifikationen  der 


896  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Talma  sehen  Operation  und  der  Vorteile,   die  der  Omentopexie  daraos   ent- 
stehen, die  Vorzüglichkeit  der  Methode  von  Schiassi  hervor. 

R.  Giani. 

Mattoli  (5)  macht  den  Vorschlag,  bei  der  chirurgischen  Behandlung 
der  Lebercirrhose  mit  der  Omentopexie  nach  Schiassi  eine  ausgedehnt« 
peribepatische  Tamponade  zu  verbinden,  die  man  dadurch  erreicht,  dass  man 
zwischen  die  sagittale  Fläche  der  Leber  und  das  parietale  Bauchfell  and 
zwischen  die  konkave  Fläche  des  Eingeweides,  den  queren  Grimmdarm  nnd 
das  parietale  Bauchfell  sterilisierte  Mulllappen  einschiebt.  Er  hat  auf  diese 
Weise  kräftige  Verwachsungen  zwischen  Leber  und  Bauchfell  in  einem  von 
ihm  operierten  Falle  von  Aszites  nach  hypertrophischer  Zirrhose  erhalten; 
die  Aszites  hat  sich  nicht  reproduziert  und  der  Patient  befand  sich  noch 
acht  Monate  nach  dem  Operationsakt  in  besten  Umständen.       G.  Giani. 

Der  Kranke  Milk 6s  (6)  kam  mit  einer  profus  blutenden  Stich¥ninde 
im  rechten  sechsten  Interkostalraum  eine  halbe  Stunde  nach  dem  Unfälle 
zur  Operation.  Dieselbe  wies  eine  transpleurale,  6  cm  lange,  äusserst  tiefe 
Leberverletzung  nach,  die  heftige  Blutung  sistierte  nach  drei  tiefen  Nähten 
der  verletzten  Leberstelle  sofort.  Trotz  desperaten  Zustandes  des  Kranken, 
er  hatte  über  einen  Liter  Blut  nur  während  der  Operation  verloren  —  trat 
in  vier  Wochen  vollkommene  Heilung  ein.  Gergö  (Budapest). 

3.  Schnurleber,  Wanderleber,  Ijeberzirrhose,  Tuberkulose,  Syphilis. 

1.  Aldor,  v.,   Ober  die  hftmorrhagisohe  Fonn  der  Leberzirrhose.    Berliner  klin.  Woeheo- 
schr.  Nr.  35. 

2.  Boaverety    Cbol^ystocele  et  höpatoptose.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  4. 

3.  Bange,    Die  Talma-Drammondsche  Operation,  ihre  Indikation,  Technik  and  die 
bisher  erzielten  Resultate.    Jena  1905.  Klin.  Jahrb. 

4.  *Gaas8ade-Mihlit,    Foie  syphilitiqne,  hypersplöno-mögalie  ä  döbot  apleniqoe.    Qaz, 
des  Höp.  1905.  Nr.  121.  p.  449. 

5.  Ellbogen,    Über  die  subkutanen  Verlagerangen  des  Omentam.  Zentralbl.  f.  Chir.  51. 

6.  *Elte8ter,    Ober  syphilitische  Geschwülste  der  Leber.    Dissert  Berlin  1905.  (2  FftUe.) 

7.  Elemperer,    Fieber  bei  Syphilis  der  Leber.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  55. 

8.  K5nig,    Die   Bedeutung  der   Lebersyphilis  fOr  die  Diagnose  der  Banchgeachwtilste. 
Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6. 

9.  '^Martinet,   Foie  flottont    La  Presse  m^  1905.  Nr.  27. 

10.  Narath,   Ober  subkutane  Verlagerung  des  Omentum.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  82. 

11.  Nicolic,    Hepatopexie  bei  Girrhosis  hepatis.    Beitrag  zur  Kenntnis  der  Magen-  und 
Duodenalblutungen  nach  Operationen.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  39. 

12.  Patel,    H^patoptose;   hydrocholecystose  intermittente;    hepatopexie  par  le  ligament 
suspenseur  du  foie.    Lyon.  möd.  11.    (Titel  besagt  Inhalt.) 

13.  Rose,    Zuckergussleber  und  die  fibröse  Polyserositis.    Wärzb.  Abhandl.  IV.  V.  1904. 

14.  Wheeler,    The  Talma- Morison  Operation.    Brit  med.  joum.  1905.  Oct.  7.  p.  867. 

Bouveret  (2)  bemerkt,  dass  durch  Lebersenkung  es  zur  Erweiterung 
der  Gallenblase  ohne  Steine  kommen  könne.  Er  hat  vier  Fälle  gesehen,  bei 
allgemeiner  Enteroptose.  Die  Gallenblase  bildet  einen  bis  eigrossen,  schmerz- 
losen Tumor.  Eine  Operation  ist  nicht  jedesmal  nötig.  Die  Entstehung  er- 
klärt sich  durch  eine  Einschnürung  des  Zystikus  infolge  des  Tiefertretens  und 
Vorwärtskippens  der  Leber. 

Patel  (12).  Totale  Nephroptose  mit  anfalls weise  auftretender  Anschwellung  der 
Gallenblase  wahrscheinlich  durch  Knickung  des  Gysticus,  da  sie  sich  frei  von  Steinen  oder 
Geschwulst  nur  mit  klarer  FlAssigkeit  gefüllt  fand.  Jaboulay  nähte  das  Lig.  suspen- 
sorium  nahe  dem  Rippenbogen  an  den  oberen  Wundwinkel.    Heilung. 


Pagenstecher,  Verletzungen  u.  Chirurg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.     897 

Banges  (3)  Monographie  sammelt  274  Fälle,  ausserdem  werden  14  aus 
der  Königsberger  Klinik  ausführlich  mitgeteilt  und  Bunge  erörtert  ausgiebig 
die  physiologischen  und  pathologischen  Grundlagen  der  Talmaschen  Ope- 
ration; zum  Teil  hat  er  durch  eigene  Nachuntersuchungen  ein  Urteil  über 
manchen  diesen  Stoffwechsel  betreffende  Fragen  gewonnen.  Er  nennt  fol- 
gende Indikationen:  a)  Die  atrophische  Leberzirrhose;  b)  sog.  Zirrhose 
cardique;  c)  die  perikarditische  Leberzirrhose;  d)  Zuckergusslel3er. 

Bei  atrophischer  Leberzirrhose  ist  der  Aszites  Ausdruck  der 
dnrch  den  Leberprozess  bedingten  Stauung  im  Kreislauf;  für  toxische  Ein- 
flüsse ist  ein  Beweis  nicht  erbracht. 

Die  Cirr hose  cardiaque  ist  ein  klinischer  Begriff,  zweifelhaft  ob  die 
kardiale  Stauung  allein  zur  Entstehung  der  Aszites  durch  Bindegewebsbildung 
fuhrt  oder  nicht  eine  selbständige  Zirrhose  in  Frage  kommt. 

Die  perikarditische  Zirrhose  ist  vielleicht  ebenso  zu  erklären. 
Aach  spielen  Verzerrungen  der  Cava  durch  die  Schwartenbildung  eine  Rolle, 
dafür  spricht  der  Erfolg  der  Kardiolyse,  welche  hier  vorzuziehen  ist. 

Bei  Zuckergussleber  handelt  es  sich  vielleicht  um  entzündlichen 
Aszites. 

Die  Talmasche  Operation  beseitigt  den  Aszites.  Sie  kann  aber  auch 
die  durch  Pfortaderstauung  bedingten  Blutungen  aus  dem  Magenkanal  günstig 
beeinflussen.  Dieselben  können  als  Zeichen  der  Überlastung  im  Pfortader- 
kreislauf sowie  als  Zeichen  der  Ausbildung  von  Kollateralen  (Ösophagus)  auf- 
treten. Bunge  rät  geradezu  bei  Blutungen  allemal  möglichst  bald  zu  ope- 
rieren.   Dieser  Indikation  ist  mehr  Beachtung  zu  schenken  als  bisher. 

Bei  Aszites  soll  man  frühestens  an  Stelle  der  zweiten  Punktion  operieren. 

Kontraindikationen  sind  Herz-  und  Nierenerkrankung,  Ikterus,  Acholie 
und  Hjpocholie  der  Fäzes. 

Die  bei  Leberzirrhose  häufige  Harnstoffverminderung  und  Ammoniak- 
vermehrung bedarf  weiterer  Untersuchung. 

Alimentäre  Glykosurie  ist  durch  Pankreasveränderung  zu  erklären.  Ali- 
mentäre Lävulosurie  ist  ohne  Bedeutung  für  die  Indikationsstellung. 

Die  Technik  kann  das  Netz  entweder  intraperitoneal  oder  zwischen 
Peritoneum  und  Bauchwand  fixieren.  Beide  Methoden  sind  nach  den  Ergeb- 
nissen der  Statistik  vorläufig  als  gleichartig  zu  betrachten.  Drainage  des 
Bauches  hinzuzufügen,  ist  überflüssig,  eventuell  gefährlich.  Die  Splenopexie 
wird  empfohlen,  ist  eventuell  schwierig.  Zu  warnen  ist  vor  der  Benutzung 
von  Hohlorganen,  speziell  Därmen,  wegen  Gefahr  von  Blutung  aus  den  ent- 
stehenden Kollateralen. 

Die  unmittelbare  Prognose  der  Operation  ist  sehr  gut. 

Alle  bisher  ausgeführten  Operationen  ergeben  gute  Resultate  zu  30  ^/o 
der  Fälle.     Nur  durch  frühzeitige  Operation  ist  eine  Besserung  zu  erwarten. 

Narath  (10)  empfiehlt  das  Netz  in  eine  subkutane  Tasche  zu  verlegen. 
In  Lokalanästhesie  Schnitt  median  dicht  über  dem  Nabel,  links  vom  Ligam. 
transv.  Die  Aszitesflüssigkeit  wird  mit  Metallkatheter,  die  mit  Gummischläuchen 
armiert  sind,  abgehebert.  Ein  dicker  Netzzipfel  mit  möglich  vielen  und  dicken 
Blutgefässen  wird  herausgezogen  ohne  Verlagerung  des  Kolon.  Verkleinerung 
des  Schnittes  bis  an  den  Netzstiel,  Fixierung  des  Netzes  am  Peritoneum 
parietale,  Anlegung  einer  subkutanen  Tasche  auf  stumpfem  Wege,  Hautnaht. 
In  den  ersten  Tagen  bildet  sich  ein  Ödem,  nach  acht  Tagen  kann  man  die 
ersten  Venenerweiterungen  sehen.    Narath  hat   das  Verfahren   seit  Jahren 

JahrMbcrieht  fOr  Ghirargie  1905.  57 


898  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

geübt.   Eine  Gefahr  ist,  dass  Darm  mit  austreten  kann,  wenn  die  Öffnung  zu 
gross  angelegt  wird. 

Ellbogen  (5)  hat  diese  Methode  mit  günstigem  Erfolge  einmal  geübt. 

Wheeler  (14)  machte  mit  Erfolg  die  Talmasche  Operation  bei  harter  Dicht  graoo- 
lierter  Leber;  Patient  war  kein  Alkoholiker.  Vorausgegangen  waren  mehrere  Poukttonen 
und  eine  Probelaparotomie.  Das  Netz  wurde  zwischen  Peritoneum  und  Muskulatur  beider- 
seits gelagert.    Die  exakte  Vemähung  der  letzteren  wurde  durch  die  Netzmasse  behindert. 

y.  Aldor  (1)  beschreibt  drei  Fälle  der  von  Curchmann  und  Maixner 
beschriebenen  Form  der  Leberzirrhose,  bei  welchen  schon  im  präaszitischen 
Stadium  Blutungen  aus  dem  Intestinaltraktus  auftreten.  Mit  Maixner  sieht 
er  die  Ursache  in  der  Entwickelung  eine  KoUateralkreislaufs  in  den  Intestinis. 
Die  gleichzeitig  stets  nachweisbare  Milzvergrösserung  führt  zur  Differential- 
diagnose mit  B  an  tischer  Krankheit.  Vielleicht  ist  letztere  identisch  mit 
dieser  Form  der  Zirrhose.  Als  Rarität  zu  bezeichnen  sind  die  von  v.  Aldor 
gleichzeitig  beobachteten  varikösen  Venen  des  Skrotums  hinsichtlich  ihrer 
grossen  Dimensionen. 

Nicolic  (11).  Völker  operierte  in  der  C z er ny sehen  Klinik  wegen 
Annahme  eines  Magengeschwürs  mit  Blutungen  und  Dilatation.  Der  linke 
Leberlappen,  stark  hypertrophisch,  lag  scharf  auf  dem  Pylorus,  diesen  kom- 
primierend. Dies  wird  als  Ursache  der  Dilatation  angesprochen  und  die 
Hepatopexie  ausgeführt.  Nach  der  Operation  traten  erneute  Blutungen  auf, 
die  zum  Tod  führten.  Es  fand  sich  ein  Ulcus  duodeni  mit  Verengerung  des 
Pylorus  durch  den  schwieligen  Rand  des  Geschwürs.  Arrosion  der  in  letzterem 
blossliegenden  Art.  gastro-duodenalis  an  ihrer  Teilung  in  die  Pancreatico- 
duodenalis  resp.  -gastro-epiploica.  Älterer  wandständiger  Thrombus  in  der 
Gastroduodenalis  zentralwärts  von  der  Teilungsstelle.  Es  wird  angenommen, 
dass  der  Druck  der  schweren  Leber  auf  den  Magen  resp.  der  Art.  gastro- 
duodenalis zur  lokalen  Anämie  und  Thrombose  im  Gefass  und  so  zur  anämi- 
schen Nekrose  und  Geschwürsbildung  führte.  Eine  adenomartige  Vorstülpung 
der  Leber  lag  gerade  wie  ein  Stöpsel  auf  dem  Geschwür  und  verhinderte  die 
Blutung  aus  der  arrodierten  Arterie.  Durch  die  Hepatopexie  wurde  dieser 
Sicherheitsverschluss  aufgehoben  und   so  die  tödliche  Blutung  herbeigeführt. 

Rose  (13)  versteht  unter  Zuckergussleber  eine  fibröse  hyperplastische 
Perihepatitis.  Sie  ist  Teilerscheinung  einer  allgemeinen  Polyserositis.  Es  gibt 
eine  Form,  welche  vom  Peritoneum  aus  beginnt  und  dann  aufsteigend  Pleura 
und  Perikard  befällt,  eine  zweite,  welche  in  umgekehrter  Richtung  geht;  beide 
entstehen  durch  Verbreitung  von  Toxinen  auf  dem  Lymphweg,  und  eine 
dritte  mit  gleichzeitigem  Befallensein  aller  Höhlen;  für  sie  kommt  eventuell 
auch  der  hämatogene  Weg  in  Betracht.  Tuberkulose  kann  Ursache  sein,  wie 
auch  andere  Infektionen.  Leberzirrhose  kommt  nach  Roses  Beobachtung 
als  Komplikation  vor.  Der  Aszites  entsteht  teils  als  Exsudat,  teils  durch 
Stauung  infolge  der  einschnürenden  Wirkung  der  Bindegewebskapsel  auf  die 
Leber,  sobald  infolge  der  Beteiligung  des  übrigen  Peritoneum  dessen  Resorption 
leidet.  Der  Verlauf  ist  sehr  chronisch,  die  Diagnose  wird  meist  nicht  gestellt. 
Von  der  Talmaschen  Operation  ist  nicht  viel  zu  hoffen. 

König  (8)  teilt  drei  P'älle  von  Lebergeschwülsten  mit,  die  als  luetische 
sich  herausstellten.  Einmal  wurde  Exstirpation  gemacht.  Die  geschwulst- 
artige Lebersyphilis  stellt  sich  als  bewegliche  bald  sicher  der  Leber  ange- 
hörige,  bald  mehr  den  Eindruck  von  Gallenblasengeschwulst  oder  mobiler 
Niere  machende  Neubildung  dar.  Ihnen  gegenüber  liegen  die  Gummata  im 
Lebergewebe,  die  Leber  vergrössernd. 


Pagenstecher,  Yerletzangen  n.  chinirg.  Krankheiten  der  Leber  a.  Gallenblase.     899 

Klemperer  (7).  Zwei  Fälle  von  Leberschwellnng  mit  geringer  Empfind- 
lichkeit, Ikterus  und  intermittierendem  Fieber,  welche  durch  antiluetische 
Kur  Töllig  geheilt  wurden.  In  beiden  wurde  die  jahrelang  zurückliegende 
Iniektion  nachgewiesen.  Über  die  Ursache  des  Fiebers  ist  mit  Sicherheit 
nichts  auszumachen. 

4.  Echinokokken  der  Leber. 

1.  Biondi,  D.,    Contribato  alla  cara  delF  echinococco  epatico.    II  Policlinico,  sez.  prat. 
1905.  Fase.  50. 

2.  Delbret,    Kyste  hydatiqne  de  la  face  convexe  du  foie.    See.  de  Chir.  1905.  Nr.  23. 
ä.  D6v^,    L^  kystes  hydatiques  du  foie.    Paris.  Rudeval. 

4.  Fuster-Godlewski,    Snr  un  caa  d'intozication  hydatique  suraiguö  tardive.    Arch. 
g^n.  de  m^.  1905.  Nr.  21. 

5.  *Gaathier,   Kyste  hydatique  suppur^  du  f(>ie  avec  ict^re.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  48. 
p.  629. 

6.  ^Gomory,   Ober  einen  durch  Operation  geheilten  Fall  von  Echinococcus  der  Leber. 
Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  80. 

7.  Gnibal,    Kyste  hydatique  du  foie.    Bull,  et  mem.  de  la  soc.  anat  de  Paris  1905. 
Nr.  3.  p.  190. 

8.  Gninard,  Kyste  hydatique  de  Ja  face  convex  du  foie.    Soc  de  chir.  1905.  Nr.  26. 

9.  Parkinson,   Hydatid  cyst  simnlating  subphrenic  abscess.    Lancet  4.  IL  1905.  p.  289. 

10.  Rausch,   Über  Gallenflnss  nach  Echinokokkenoperation,     y.  Langenbecks  Archiv 
Bd.  77.  H.  2. 

11.  *Tyrman,   Echinococcus  cysticus  multiplex  der  Leber.    Wiener  med.  Wochenschrift 
1905.  Nr.  48. 

12.  Verdelet-Pareau,    Kyste  hydatique  suppur^  du  foie.    Intervention  chirurgicale.    Opo- 
therapie biliaire.    Gu^rison.    Journal  de  möd.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  28.  p.  510. 

13.  Zirkelbach,  Gefahren  der  Punktion  der  Echinococcuszysten.    Wiener  klin.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  86. 

Ranch  (10)  berichtet  ans  der  Kehr  sehen  Klinik:  48  jähriger  Mannn  mit  Leber- 
echinococcus  an  der  Konkavität.  Zweizeitige  Operation  desselben  mit  Rippenrandschnitt 
unter  Resektion  zweier  Rippenknorpel.  Zugleich  Exstirpation  der  verdickten  und  ver- 
wachsenen Gallenblase,  in  welcher  sich  ein  schwärzliches  Konkrement  und  eine  haselnuss- 
grosse  Echinococcttsblase  findet.  In  der  Leber  zahlreiche  bohnen-  bis  hühnereigrosse  Blasen ; 
Ansspfllen  der  Höhle.  Gallig -eiterige  Sekretion.  Gegenöffnung  nach  hinten  durch  trans- 
plenrale  Operation;  vorabergehend  Kommunikation  der  Leberhöhle  mit  dem  Gallenblasen- 
bett Dauernd  häufige  Sekretretention  in  der  Leberhöhle;  Patient  kommt  stark  herunter, 
Stfihle  werden  acholisch,  ausgedehnte  Rippenknorpel  und  Sternumnekrose.  Abermalige 
Operation,  da  Verstopfung  des  Gholedochos  durch  eine  Blase  angenommen  werden  muss. 
Mahsame  Freilegung  des  Gholedochus,  Inzision,  Einführen  einer  Kernzange  in  ihn;  man 
gelangt  in  die  Leberhöhle  und  kann  von  der  hinteren  Wunde  ein  Drain  durchziehen  und 
zar  Bauchhöhle  herausleiten.  Nunmehr  fieberfrei,  gute  Drainage.  AusapUlungen  des  He- 
paticus.  Eines  Tages  entleerte  sich  eine  Echinococcusblase.  Man  kann  von  der  hinteren 
Wunde  ein  Bougie  durch  die  Gänge  in  das  Duodenum  führen.    Vollständige  Heilung. 

Parkinson  (9).  27jährige  Frau.  Schwellung  des  linken  Leberlappens,  Dämpfung 
bis  zur  2.  Rippe.  Grosse  Echinococcuszyste  am  linken  Lappen,  subphrenisch  gelegen  im 
hinteren  Teil  des  Lappens;  einzeitig  vom  Abdomen  aus  geöffnet,  eingenäht  und  drainiert. 
Heilung.  Bräunliche  Flüssigkeit  mit  Blutköi-perchen,  Cholestearin  und  Detritus.  Keine  (!) 
Häkchen,   aber  „ein  Stück  der  Zystenwand  zeigte  charakteristische  Struktur'^ 

Guibal  (7).  1.  13 jähriger  Knabe  mit  einem  durch  Flüssigkeit  stark  aufgetriebenen 
Leib;  Bild  der  tuberkulösen  Peritonitis.  Neben  Aszites  findet  sich  eine  vöUg  frei  im  rechten 
Hypochondrinm  liegende  grosse  Hydatitenzyste.  Ringsum  Adhäsionen,  die  die  Därme  ab- 
Bchliessen«  An  der  Ijeberunterfläche  eine  abgekapselte,  bei  der  Operation  platzende  grosse 
Qallenansammlung. 

Guibal  nimmt  an,  dass  der  Echinococcus  sich  unter  der  Leberunter- 
fläche entwickelte  und  bei  seinem  Wachstum  langsam  aus  derselben  heraus- 
wächst; ins  leere  Bett  erfolgte  ein  Gallenerguss. 

57* 


900  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

2.  Todesfall  nach  einfacher  Probepunktion  eines  Leberecbinococcos  unter 
Kollaps,  Erbrechen,  Koma. 

Delbet  (2)  berichtet  über  einen  folgendermassen  operierten  Echino- 
coccus der  Leber:  Entleerung  der  Zyste  durch  Troikart,  Füllung  mit  l^/oiger 
Formollösung;  nach  einiger  Zeit  Inzision,  Entfernung  der  Blase  und  Naht- 
verschluss.    Heilung. 

Guinard  (8)  hat  10  zweimal  operiert;  im  zweiten  stellte  sich  danach 
eine  Ansammlung  galliger  Flüssigkeit  ein,  welche  einmal  spontan  durch  die 
Wunde  durchbrach,  einmal  künstlich  entleert  wurde.     Danach  Heilung. 

Auch  Bary  und  Anou  berichten  über  gleiche  Erfahrungen. 

Faster  a.  Godlewski  (4).  Ein  Leberechinococcas  wird  nach  Lindemann- 
Landau  operiert.  Vor  der  Annähung  und  Entleerung  der  Zyste  wird  punktiert,  ein 
Weinglas  Inhalt  entfernt  und  dafür  125  g  10%  ige  Formalinlösung  injiziert. 

Am  zweiten  Tag  wird  Patientin  unruhig,  am  folgenden  tritt  Urticaria  auf,  dann 
folgen  Schweisse,  epileptiforme  Erscheinungen,  Tod  am  andern  Morgen. 

Die  Erscheinungen  beruhen  auf  Intoxikation.  Diese  treten  nicht  bei 
allen  Echinokokken  auf.  Der  Inhalt  derselben  ist  zu  verschiedenen  Zeiten 
des  Wachstums  verschieden  giftig.  Thedenat  hat  ohne  Schaden  grosse 
Mengen  bei  Tieren  injiziert.  Die  Resorption  aus  der  Zyste  geschieht  durch 
die  Gefässe  der  Wand. 

Zirkelbach  (13).  2  Todesfälle  nach  einfacher  Punktion  von  Echino- 
kokkenzysten. Die  eine  sitzt  in  der  Lunge,  die  andere  in  der  Leber.  Im 
zweiten  konnten  die  bedrohlichen  Kollapserscheinungen  durch  sofortige  Lapa- 
rotomie und  Entfernung  der  Blase  aus  der  Leber  nicht  aufgehalten  werden, 
der  Tod  erfolgte  nach  5  Tagen. 

Verdelet-Pareau  (12).  Die  innerliche  Darreichung  von  Galle  soll 
auf  die  Eiterung  aus  einer  Echinokokkenzyste  der  Leber  günstig  eingewirkt 
haben. 

Auf  Grund  von  ungefähr  20  von  ihm  operierten  Fällen  von  Echino- 
kokken der  Leber  versichert  Biondi  (1),  dass  unter  Reservierung  der  Ent- 
leerungspunktion und  der  Injektion  von  parasitentötenden  Substanzen  für  die 
unilokulären,  nicht  vereiterten,  adhärenten  Zysten,  der  Marsupialisation  für 
die  vereiterten  und  die  proliferierenden,  der  Enukleation  und  Exstirpation 
für  die  kleinen  gestielten  oder  fast  gestielten  Zysten,  der  Leberresektion  für 
die  Fälle  von  alveolaren  oder  multilokularen  Echinokokken  in  leicht  zugäng- 
lichen Leberabschnitten,  in  Fällen  von  unilokulären,  nicht  vereiterten,  noch 
mit  den  Bauchwänden  verwachsenen  Zysten  nach  vorausgehender  Laparo- 
tomie und  Entleerung  der  Zysten  mittelst  Nadelkanüle  die  Injektion  von 
Parasiten  tötenden  Substanzen  zu  versuchen  sei. 

Es  werden  von  dem  Verfasser  die  Beobachtungen  Memmis  bestätigt, 
nämlich,  dass  die  Eosinophilie  stets  für  Echinococcus  mit  lebenden  Parasiten 
zeugt  und  dass  die  Anwesenheit  von  auch  nicht  vereiterten  Zysten  mit  Ab- 
wesenheit von  Eosinphilie  stets  anzeigt,  dass  der  Parasit  abgestorben  ist. 

R.  Giani. 

5.  Leberabszess,  Leberentzfindung,  Cholangitis. 

1,  Adolph,   Schwerste  AUgemeininfektion  bei  Gbolaogitis.     Grenzgeb.  d.  Chir.  a.  Med. 
.1905.  Bd.  15. 

2.  Cantlio,   Seven  cases  of  liver  abacess.    Operated  upon  between  Jiily  1904  and  Joly 
1905.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Nov.  11.  p.  1294. 

8.   *Har8ton,  A  case  of  suppurativa  Cholangitis  following  cholelithiasis  and  Cholecystitis. 
Brit.  med.  Journ.  1905.  Nov.  25.  p.  1391. 


Pagenstecher,  Verletzungen  u.  chirurg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.     901 

4  Heymann,  Über  pjlephlebitische  Leberabszesse.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  44a. 

5.  *Hiigue,   Abc^s  da   foie  dans  la  fidvre  typholde.    Thdse  de  Lyon.    Ref.  Journal  de 
mM.  et  de  chir.  prat.  1905.  cah.  U^  p.  24. 

6.  Legrand  et  Axisa,     Valeur  de  la  leucocystose   pour  le  diagnostic  des   abc^s  du 
foie  des  pays  chauds.    Note  sur  22  Operations.    Arch.  prov.  de  Chir.  1905.  Nr.  11. 

7.  *Legrand,   Ober  AnaSrobien   im  Eiter   dysenterischer  Leber-   und  Gehimabszesse   in 
Ägypten.    Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  49. 

8.  M^n^trier-Aubertin,    Foie  gras  appendiculaire  chez  un  enfant.    Bull,  et  möm.  de 
la  See  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  1.  p.  63. 

9.  Peck,    Acute  haemorrhagic  hepatitis.    Annais  of  Surgery  1905.  Nr.  4.  Oci  p.  597. 

10.  * —   Abscess  of  liver  (recurrent).    Ann.  of  Surg.  1905.  Dec. 

11.  Risel,    Über  retrograde  Embolie  bei  Leberabszessen.    Yirchows  Arch.  Bd.  182. 

12.  Steinheimer,    Fall  von  Leberabszess.  Milnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  42. 

Cantle  (2).  6  Fälle  von  tropischem  Leberabszess.  Meist  wurde  mit 
Troikart  in  einem  Zwischenrippenraum  eine  Drainage  angelegt.  3  Patienten 
starben.  2  mal  war  die  Eiterung  ^^durchs  Diaphragma  getreten^  und  hatte 
einen  Luugenabszess  verursacht. 

Legrand  und  Axisa  (6)  fanden  beim  tropischen  Leberabszess  eine 
Vermehrung  der  Leukozyten  aufs  doppelte  bis  dreifache,  16 — 32000. 

Risel  (11).  Eitrige  Thrombophlebitis  des  Sinus  sigmoideus  nach  Mittel- 
ohreitemng;  neben  anderen  embolischen  Herden  in  den  inneren  Organen 
grosse  Zahl  von  meiastatisch  beginnenden  Abszessen  in  der  Leber,  deren 
Entstehung  nur  durch  retrograden  Transport  innerhalb  der  venösen  Blutbahn 
zn  erklären  ist,  da  sie  ihren  Ausgangspunkt  ohne  Ausnahme  in  den  feineren 
Verzweigungen  der  Lebervene  haben. 

Peck  (9).  23 jähriger  Mann;  erkrankt  mit  heftigem  Schmerz  in  der 
Gallenblasengegend,  Kopfweh,  Verstopfung,  kein  Erbrechen,  Fieber.  Pleuritis 
nur  rechts.  Schmerz  und  Empfindlichkeit  der  Leber  halten  an,  verbreiten 
sich  nach  der  Appendixgegend.  Diagnose  auf  Appendizitis.  Entfernung  des 
Darms.  Blutige  Flüssigkeit  kommt  aus  der  Lebergegend.  Leber  geschwollen, 
überall  adhärent.  Drainage.  Heilung.  Es  wird  akute  Infektion,  vielleicht 
gastrointestinalen  Ursprungs,  angenommen. 

Men6trier  und  A über t in  (8).  Tod  nach  Entleerung  eines  appendi- 
zitischen Abszesses  unter  septischen  Erscheinungen;  keine  Peritonitis.  Aus- 
gedehnte lobuläre  Fettdegeneration  der  Leber.    Ekchymosen  des  Magens. 

Steinheimer  (12).  Mann  von  30  Jahren.  Erkrankt  mit  den  Zeichen  einer  Appen- 
dizitis, Schüttelfrösten,  septischen  Fiebers,  Brechreiz.  Exstirpation  des  Wurmfortsatzes, 
der  normal  sich  erweist.  Dann  Freilegung  der  Leber  und  vergebliche  Punktionen  derselben. 
Später  R.  H.  Eiter  gefunden,  Leberabszesse  eröffnet,  tamponiert,  wobei  Pleura  verletzt 
(wie  versorgt?).  Weiter  Empyem,  Rippenresektion  rechts,  wobei  faustgrosses  Lungen- 
stack entfernt  wird  (Lungengangrän:  Husten,  blutiger  Auswurf).  Jetzt  erst  allmählicher 
Fieberabfall,  völlige  Heilung.  Angenommen  wird  als  Ursache  Gholelithiasis  und  der  Be- 
ginn als  Gallensteinkolik  gedeutet,  da  bei  der  zweiten  Operation  ein  Hydropa  der  Gallen- 
blase sich  fand. 

Hey  mann  (4).  Krankengeschichte  und  Sektion.  Pylephlebitis  im  An- 
schluss  an  abgelaufene  Perityphlitis.    Ikterus.    Multiple  Leberabszesse. 

Adolph  (1).  49jährige  Dame  leidet  seit  mehreren  Jahren  an  ^Magen- 
krämpfen^; bekommt  plötzlich  heftige  Schmerzen  rechts,  dann  Ikterus,  und 
einen  septikämischen  Zustand  mit  zahlreichen,  täglich  bis  zu  4  mal  auf- 
tretenden Schättelfrösten  und  intermittierendem  Fieber.  Im  Stuhl  schwärz- 
liche Massen  aus  zackigen  bräunlichen  Körnchen,  welche  als  Gries  ange- 
sprochen  werden.    Nach   14   Tagen   Cholezystotomie.     Weder  in   der  Blase 


902  JahreBbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

noch  den  Gallenwegen  etwas  von  Stein  oder  Gries.     In  der  Galle  Bacteriam 
coli.    Heilung  unter  allmählichem  Fieberabsinken. 

Einen  gleich  schweren  Fall  von  unter  dem  Bild  der  Sepsis  fortschrei- 
tenden Infektionen,  Cholangitis  ohne  Konkrement  hat  Adolph  nur  bei  Kehr 
einmal  gefunden. 

6.  Tumoren  der  Leber,  Gallenblase  und  Gallengange« 

1.  Bland-Sutton,    Solitary  non-parasitic  cysts  of  the  liver.    Brit.  med.  Joum.  1905. 
Nov.  4.  p.  1167. 

2.  ^Brace-BaySi    Frimary  malignant  growth  of  liver.    Brit.  med.  Journal  1905.  Sept.  16. 

p.  630. 
8.   Galori,  R.,  Sopra  un  caso  di  resezione  del  fegaio  per  neoplasma.    La  riforma  medica 
1905.  Marzo. 

4.  Donati,  M. ,   Ipernefroma  maligno  del   fegato.    Archivio  per  le  scienze  med.    1905. 
Vol.  XXIX. 

5.  —   I   carcinomi   primitivi   dei    dotti  biliari  extraepatici.     La  Clinica  Chirorgica  1905. 
Nr.  6,  7,  8. 

6.  Hausson,  Anders,    Ein  Fall  von  Papillom  der  Gallenblase.    Nordiskt   medicinskt 
Arkiv  1905.  Bd.  38.  Abt.  I.  Chirurgie.  H.  2.  Nr.  4. 

7.  '''Hutchinson,    Cancer  of  gall  bladder  due  to  imitation  of  gall  stones.     Cholecjst- 
eciomy  and  partial  hepatectomy.    Brit.  med.  Joum.  21.  1.  1905.  p.  126. 

8.  Mc  Arthur,    Carcinoma  of  the  liver.    Ann.  of  Surg.  1905.  Oct.  p.  626. 

9.  Meistring,   Zar  Kasuistik  der  Exstirpation  von  Lebertumoren  unter  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Adrenalinwirkung.    Diss.  Kiel  1904. 

10.  Moorhead,    A  case  of  Melanuria.    Dubl.  Joum.  1905.  Dez. 

11.  Montier,  Cancer  primitif  de  la  vösicule  biliaire  avec  propagation  au  foie.    Arch. gen. 
de  m^d.  1905.  8  Aug. 

12.  *Oertel,    Der  primäre  Leberkrebs.    Virchows  Arch.  Bd.  180. 

13.  *Pater,    Neoplasie  (?)  bizarre  du  foie  cbez  un  homme  de  67  ans.    Bull,  et  m^m.  de 
la  Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  2.  p.  151. 

14.  * —  Examen  histologique  d'un  sarcome  primitif  du  foie.  Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  anat. 
de  Paris  1905.  Nr.  3.  p.  226. 

15.  Rubin ato,  Über  einen  Fall  von  primärem  Lebersarkom  mit  Zirrhose.  Deutscfaai 
Arch  f.  klin.  Med.  1905.  Bd.  1.  H.  1. 

16.  W egelin,  Über  das  Adenokarzinom  und  Adenom  der  Leber.  Virchows  ArcfaiT 
Bd.  179.  H.  1. 

17.  Thomas  S.  Cullen,  Large  carcinomatous  tumor  of  the  liyer.  Removal  seTenteen 
months  after  nephrectomy  for  Carcinoma  of  the  left  kidney.  Temporary  recoyeij. 
The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  April  22. 

Bland-Sutton  (1).  Beschreibung  und  Abbildung  je  eines  Falles  von 
multipler  und  von  solitärer  Zystenbildung  der  Leber. 

Calori  (3)  erläutert  einen  klinischen  Fall  eines  ausgedehnten  malignen 
Hypernephroms  des  rechten  Leberlappens,  der  von  ihm  nach  vorausgehender 
Anastomose  mit  ringsum  die  Base  des  Tumors  geschnürter  elastischer  Schnur 
operiert  wurde.  Aus  seinem  Falle  nimmt  er  Veranlassung  zu  einigen  Be- 
trachtungen über  die  von  demselben  gebotene  Symptomatologie,  welche  zn 
der  irrigen  Diagnose  auf  Cholecystitis  suppurativa  geführt  hatte,  und  über 
die  Zweckmässigkeit,  chirurgisch  bei  mit  malignen  Lebertumoren  behafteten 
Individuen  von  ernstem  Allgemeinbefinden  einzugreifen.  R.  Giani. 

Donati  (4)  beschreibt  einen  sehr  interessanten  Fall  von  Leberge- 
schwulst, welcher  nur  in  einem  von  Pepere  beschriebenen  Fall  ein  Seiten- 
stück hätte.  Die  Neubildung  hatte  sich  in  einer  36jährigen  Frau  entwickelt 
und  sich  seit  6  Monaten  zu  erkennen  gegeben,  ohne  ernstliche  Beschwerden 
zu  verursachen ;    seit  einigen  Tagen  war  der  Tumor  zum  Sitz  äusserst  em- 


Pas^n Stecher,  Verletzungen  u.  cbirurg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    903 

pfindlicher  Schmerzen  geworden  und  es  hatte  sich  hohes  Fieber  entwickelt. 
Diagnose:  geeiterte  Cholezystitis.  Bei  dem  Operationsakt  fand  man,  dass  in 
dem  rechten  Leberlappen  eine  umfangreiche  Geschwulst  bestand,  welche 
exstirpiert  wurde  (von  Calvini);  dieselbe  wog  370  g  und  war  scharf  ab- 
greozbskr  von  dem  umliegenden  Lebergewebe;  sie  bestand  aus  einer  weichen 
grau-gelblichen  Substanz  und  war  im  Zentrum  nekrotisch.  —  Die  sorgfältig 
an  verschiedenen  Stellen  des  Tumors  vorgenommene  mikroskopische  Unter- 
suchung ergab,  dass  es  sich  um  ein  von  Nebennierenkeimen  (genauer  von 
der  RLndensubstanz  der  Nebenniere)  herrührendes  Neoplasma,  das  heisst,  um 
ein  Hypernephroma  handelte. 

Donati  schliesst,  dass  in  der  Leber  aus  kleinen  versprengten  Neben- 
nierenknötchen,  wie  sie  von  einigen  Autoren  angetroffen  worden,  sich  gut- 
artige (Schmorl,  De  Vecchi)  oder  bösartige  Tumoren  (Pepere,  Donati) 
entwickeln  können,  welche  die  Struktur  der  bei  anderen  Organen  und  vor 
allem  den  Nieren  beschriebenen  Hypemephrome  besitzen.  R.  Giani. 

Anknüpfend  an  einen  Fall  von  primärem  Karzinom,  das  sich  an  der 
Porta  hepatis,  der  Yereinigungsstelle  der  drei  Gänge:  Cysticus,  Hepaticus 
und  Choledochus  entsprechend  entwickelt  hatte,  erläutert  Donati  (5)  in 
vollständiger  Weise  die  primären  Karzinome  der  grossen  extrahepatischen 
Gallengange,  wobei  er  sein  Studium  auf  102  aus  der  Literatur  gesammelten 
Fälle  stützt.  Von  diesen  102  Fällen  beziehen  sich  29  auf  Gesch¥rülste  des 
Choledochus,  34  auf  Geschwülste  mit  Sitz  an  der  Vereinigung  der  drei 
Gänge,  1  auf  eine  Geschwulst  des  Cysticus  und  28  auf  Karzinome  des  He- 
paticus. 

Aus  dem  Studium  Donatis  geht  hervor,  dass  die  primären  Karzinome 
der  grossen  Gallengänge  beim  männlichen  Geschlecht  etwas  häufiger  ange- 
troffen werden  als  beim  weiblichen,  besonders  wenn  sie  im  Choledochus  und 
im  Hepaticus  Sitz  haben;  sie  können  Personen  jeglichen  Alters  treffen,  von 
20  bis  80  Jahren,  sind  aber  häufiger  in  vorgerücktem  Alter.  Die  Gallen- 
kalkolose  hat  keine  ätiologische  Bedeutung  in  mehr  als  10 Vo  der  Fälle;  an- 
dererseits gesellt  sich  in  ungefähr  dem  vierten  Teil  der  Fälle  die  Kalkulose 
zum  Karzinom,  ist  aber  zumeist  als  eine  Folge  anzusehen.  Auch  chronische 
nicht  mit  Kalkulose  verbundene  Entzündungsprozesse  können  ätiologische  Be- 
deutung haben. 

Diesen  Tumoren  gemeinsam  ist  der  anatomische  Charakter,  dass  sie 
nur  ausnahmsweise  beträchtliche  Dimensionen  erreichen  und  infolge  der 
Hemmung  des  Gallenfiusses  zum  Tode  führen,  bevor  sie  Metastase  von 
einiger  Bedeutung  gegeben  haben.  Metastasen  sind  nur  in  einem  Drittel  der 
Fälle  angetroffen  worden  mit  Sitz  an  den  nahen  Lymphdrüsen  oder  an  der 
Leber. 

In  klinischer  Hinsicht  lassen  sich  Karzinome  des  Choledochus  und 
Karzinome  der  Porta  hepatis  unterscheiden.  Sie  beginnen  gewöhnlich  mit 
einer  präikterischen  Periode,  die  am  häufigsten  ist  bei  den  Karzinomen  des 
Choledochus  und  charakterisiert  durch  leichte  Schmerzerscheinungen  am  Epi- 
gastrium  oder  am  rechten  Hypochondrium,  durch  Appetitlosigkeit  und  Ab- 
magerung; es  folgt  dann  eine  Periode,  in  der  sich,  oft  unvorhergesehen, 
Ikterus  einstellt  und  dieser  nimmt  progressiv  an  Litensität  zu  bis  zu  dem 
Tode.  Man  trifft  die  Leber  an  Volumen  vergrössert,  und  häufig  ist  es  auch 
Gallenblasen,  namentlich  wenn  der  Choledochus  getroffen  ist.    Auf  die  Kar- 


904  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

zinome   der  Porta   hepatis   kann   das  Gesetz   von  Courvoisier-Terrier 
nicht  angewendet  werden. 

Die  Diagnose  ist  schwierig,  da  die  Affektion  mit  Karzinomen  der  Vater- 
schen  Ampulla  und  des  Pankreaskopfes ,  mit  der  Hanotschen  Krankheit 
usw.  und  vor  allem  mit  der  Steinobstruktion  der  Gallenwege  verwechselt 
werden  kann;  durch  aufmerksame  und  längeae  Beobachtung  jedoch  kann 
man  zu  der  Diagnose  gelangen,  wenigstens  durch  Ausschliessung. 

Da  der  Verlauf  ein  progressiver  ist  und  der  Ausgang  verhängnisvoll,  so 
ist  in  allen  Fällen,  und  umsomehr  in  den  zweifelhaften,  der  frühzeitige  ope- 
rative Eingriff  geboten,  welcher  in  gewissen  Fällen  wirklich  radikal  ausfallen 
kann.  In  der  Arbeit  ist  die  Indikation  zu  den  verschiedenen  Eingriffen  ver- 
zeichnet, während  alle  verschiedenen  bisher  in  diesen  Fällen  vorgenommenen 
Operationen  erwähnt  und  klassifiziert  sind. 

Der  eine  31jährige  Frau  betreffende  Fall  des  Verf.  ist  sorgfaltig  be- 
schrieben, sowohl  vom  anatomischen  als  vom  klinischen  Gesichtspunkt  aus. 

R.  Giani. 

Helferich  hat  (M e i s t r i n g  [9])  ein  offenbar  primäres  Lieberkarzinom 
in  einem  Leberlappen  gelegen,  so  exstirpiert,  dass  zwei  Nähte  durch  die 
Brücke  gelegt,  dieselbe  keilförmig  mit  Bildung  eines  vorderen  und  hinteren 
Lappens  durchtrennt,  die  Gefässe  mit  Schiebern  gefasst  und  darauf  die 
parenchymatöse  Blutung  mit  Betupfung  der  reinen  Adrenalinlösung  gestillt 
wurde.     Das  Parenchym  wurde  danach  blass  und  anämisch.    Heilung. 

Wegelin  (16)  beschreibt  einen  Sektionsfall  von  primärem  Adeno- 
karzinom der  Leber  im  Kindesalter  mit  Gallensekretion  in  den  Lungennieta- 
stasen  bei  Fehlen  einer  Leberzirrhose. 

Mc  Arthur  (8).  Karzinom  der  kleinen  Kurvatur  mit  der  Leber  verwachsen.  Ez- 
Btirpation  derselben  und  eines  keilförmigen  Leberstückes.  Nach  einem  Jahre  wegen  Ver- 
dacht auf  Rezidiv  Relaparotomie ;  doch  findet  sich  keine  neue  Wucherung. 

Montier  (11).  Karzinom  der  Gallenblase,  übergreifend  auf  die  Leber.  Bildang 
einer  abgesackten  Gallenansammlung  am  Mesocolon  ascendens,  welche  im  Leben  für  eine 
erweiterte  Gallenblase  gehalten  wird.  Selbst  bei  der  Sektion  wird  der  Irrtum  nicht  gleieh 
klar  gestellt. 

Moorhead  (10).  Melanurie  infolge  metastatiscben  Melanosarkoms  der 
Leber. 

Rubinato  (15).  Die  Abwesenheit  der  bindegewebigen  Resektion  wurde 
bisher  von  pathologisch-anatomischer  Seite  als  differentialdiagnostisches  Merk- 
mal des  Sarkoms  gegenüber  dem  Karzinom  der  Leber  verwertet.  Rubinato 
beschreibt  einen  Fall  von  primärem  Sarkom  der  Leber,  der  mit  Leberver- 
grösserung,  Ikterus,  Aszites  zum  Tode  führte.  Nach  der  histologischen  Unter- 
suchung glaubt  Rubinato,  dass  der  Tumor  aus  dem  embolisch  veränderten, 
interazinösen  Bindegewebe  hervorgegangen  ist. 

Als  Beitrag  zur  Kenntnis  der  äusserst  seltenen  gutartigen  papilloma- 
tösen  Tumoren  der  Gallenblase  teilt  Haussen  (6)  einen  Fall  mit.  Bei  der 
Operation  einer  alten  Frau  mit  Symptomen  ähnlich  denen  bei  Appendizitis 
fand  der  Verf.  die  faustgrosse  degenerierte  Gallenblase  gefüllt  mit  Steinen, 
Eiter  und  einer  zerfallenden  Tumormasse,  die  sich  bei  mikroskopischer  Unter- 
suchung als  ein  Papillom  mit  adenomatösen  Partien  erwies.  Verf.  hat  die 
wenigen  bisher  bekannt  geraachten  Fälle  von  Papillom  der  Gallenblase  zu- 
sammengestellt. Hj.  von  Bonsdorf  f. 


Pagenstecher,  Verletzungen  u.  chirurg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.     905 

7.  Erkrankungen  der  Gallenblase  und  des  Ductus  cysticus  ausschliesslich 

Tumoren. 

1.  ^Addinsell,  Removal  of  gall-bladder  in  a  womau  aged  75.  Brit.  med.  Joom.  1905. 
April  8. 

2.  Albo,  Gallensteinleiden.    Rerliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16.  p.  480. 

3.  Bain,  An  experimental  contribation  to  the  treatment  of  cholelithiasia.  British  med. 
Joam.  1905.  Ang.  5. 

4.  *Bake&,  Gfaolelithiasisoperationen.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5.  p.  123. 

5.  *Beer,  Concerning  the  causes  of  gall-stones.    Med.  News  1905.  Aug.  12.  p.  325. 

6.  Borelius,  Jacques,  Soll  die  Gallenblase  bei  gewöhnlichen  Gallensteinoperationen 
entfernt  werden  oder  erhalten  bleiben  ?  (Aus  den  Verhandlungen  der  med.  Gesellschaft 
zu  Lnnd.)    Hygiea  1905.  Heft  6.  p.  591. 

7.  *Carsha,  Distended  gall-bladder.    Ann.  of  Surg.  1905.  Nov. 

8.  Christiani,  Cholecystitis  im  Wochenbett.    Monatsschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  XXI,  1. 

9.  Gignozzi,  0.,  Su  di  un  caso  di  laparotomia  paracolecistica  iiberatrice.  La  riforma 
medica.  Settembre  1905. 

10.  Clemm,  W.  C.,  Die  Galleosteinkrankheit,  ihre  Häufigkeit,  ihre  Kntstehung,  Verhütung 
und  Heilung  durch  innere  Behandlung.     Berlin  1903.  Klemm. 

11.  Dorr,  Ober  Cholecystitis  typhosa.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  34. 

12.  Do  ran,  Dilatation  of  the  gall-bladder  simulating  etc..    Brit  med.  Joum.  17.  VI.  1905. 

13.  Durand,  Chol^cystectomie  sous-s^reuse.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  33.  p.  267. 

14.  Ehret,  Fieber  bei  Gallensteinkrankheiten.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  55.  Bd. 

15.  Eich  1er,  Zur  Kasuistik  der  Bronchus -Gallengangsfisteln.  Berliner  klin.  Wochen- 
schr. 44  a. 

16.  Estes,  Wandering  gall-stones.    Med.  News  1905.  Dec.  23. 

17.  *£wald,  Erkrankungen  der  Gallenblase  usw.  Med.-ärztl.  Bibl.  Karewski.  Berlin  1904. 
Heft  9. 

18.  Fink,  Über  die  mit  der  balneologischen  und  der  operativen  Behandlung  des  Gallen- 
steinleidens gemachten  Erfahrungen.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  11  und  Dis- 
kussion ibid.  Nr.  7. 

19.  —  Zur  Wirkungsweise  des  Karlabader  Thermalwassers  beim  Gallensteinleiden.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  11. 

20.  *—  Bericht  über  385  mit  der  Kur  in  Karlsbad  behandelte  «Gallensteinkranke*.  Münch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  41.  p.  1996. 

21.  —  Kur  in  Karlsbad  bei  Gallensteinleiden.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  42. 

22.  *—  Bericht  über  weitere  50  operierte  Gallensteinkranke.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  4a 

23.  Gillespice,  Notes  on  a  case  of  biliaiy  calculi  in  the  Peritoneum.  Brit.  med.  Joum. 
1905.  May  6. 

24.  Glaser,  Meine  Erfahrungen  bei  300  intern  behandelten  Gallensteinkranken.  Wiener 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  28,  29,  30.  31. 

25.  Hecht,  Zur  Therapie  der  Cholelithiasia.    Tberap.  Monatsh.  1905.  Nr.  4. 

26.  *Hertzka,  Dauer  des  Kurgebrauches  in  Karlsbad  bei  Gallensteinleiden.  Münchn.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  45. 

27.  *H  och  haus,  Cholelithiasis.    Münchn.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38.  p.  1848. 

28.  Holmes,  Brown  atropby  of  heart  as  a  result  of  Cholecystitis  and  as  a  complication 
of  cholecystectomy.    Annais  of  Surg.  1905.  Dec. 

29.  Kehr,  Die  interne  und  chirurgische  Behandlung  der  Gallensteinkrankheit.  München. 
Lehmann  1906. 

30.  Körte,  Beiträge  zur  Chirurgie  der  Gallenwege  und  der  Leber.    R.  v.  Hirscbmann  1905. 
Hl.  Kramer,  Infection  of  gall-bladder  in  typhoid  fever.    Med.  News  1905.  Dec.  30. 

82.  Kojucharoff,  Iv.,  Cholecystomia.  Letopissi  na  lekarskija  Sajuz  v.  Bulgaria.  Nr.  5— 6. 
p.  204  (bulgarisch). 

33.  *Kynoch,  Distension  of  the  gall-bladder  simulating  ovarian  cyst  Lancet  1905.  Oct.  14. 
p.  1105. 

34.  Lemon,  Anatomical  peculiarities  of  a  gall-bladder  and  an  appendix.  Lancet  13.  V.  1905. 
p.  1265. 

35.  ^Martin,  Report  on  gall-bladder  Surgery  with  especial  referencea  to  early  diagnosis 
and  early  operative  interferences  on  cholecystectomies  with  brief  summary  of  twenty 
eight  cases,  including  six  cholecystectomies.  Med.  News  17.  VI.  1905  and  24.  VL  1905. 


906  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

36.  Mayo,  W.,  und  Gh.  H.  Mayo,  Übersicht  über  1000  operierte  Fftlle  von  Gallensiein- 
krankheit  mit  besonderer  Rflcksicbt  auf  die  Mortalität  Allg.  med.  Zentral-Zeitg.  1905. 
Nr.  28. 

37.  *Morison,  Gall-stones.    The  Edinb.  med.  Jonrn.  1905.  Oct.  p.  322. 

38.  ""Moynihan,  Gall-stones  aud  their  Surgical  treatment.  London  1905.  W.  B.  Saunders 
and  Co. 

39.  '''Müller,  Benno,  Über  Cholelithiasis  und  deren  chirurgische  Behandlung.  Wiener 
med.  Presse  1905.  Nr.  34,  35,  36. 

40.  Naunyn,  Zur  Naturgeschichte  der  Gallensteine  und  zur  Cholelithiasis.  Grenzgeb.  der 
Med.  u.  Chirurg.  Bd.  14.  Heft  5. 

41.  Patel,  Un  mode  de  traitement  des  fistulös  biliaires  de  la  y^icule  (la  eure  alimen- 
taire).    Gaz.  d.  Höp.  1905.  Nr.  121. 

42.  —  De  la  eure  alimentaire  des  fistulös  biliaires  de  la  vösicule.  Lyon  möd.  1905.  Nr.  43. 

43.  Riese,  Erfahrungen  auf  dem  Gebiete  der  Chirurgie  der  Gallenwege.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  7. 

44.  Rosenheim,  Die  Behandlung  der  Gallensteinkrankheit.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
Nr.  41. 

45.  '^'Rudaux,  De  la  colique  h^patique  pendant  la  puerpöralit^.  Arch.  gän.  de  med.  1905. 
Nr.  2.  p.  86. 

46.  Serenin,  Einiges  zu  den  Gallensteinoperationen.   Zentralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  33. 

47.  Singer,  Die  Gallensteinkrankheiten.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  20. 

48.  Slade,  Gallstones  and  Cancer.    Lancet  22.  IV.  1905. 

49.  Steele,  Gall-bladder  and  biliary-duct  surgery.    Ann.  of  Surg.  1905.  Febr. 

50.  Stieda,  Beitr&ge  zur  Chirurgie  der  Gallen wege.    Bruns  Beitr.  47.  Bd. 

51.  Stiller,  Die  innere  Behandlung  der  Gallensteinkrankheit.  Wiener  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  1. 

52.  Stoney,  A  Case  of  Empyema  of  the  Gallbladder.    Brit.  med.  Joum.  1905.  Sept.  9. 

53.  *S  w  a  i  n ,  The  surgical  aspects  of  Cholelithiasis.  The  Bristol  med  -chirurg.  Jouro.  1905. 
Nr.  89. 

54.  *Terre,  Cholöcystectomie.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  53. 

55.  Yillard,  Hydropisie  intermittente  de  la  v^sicule  biliaire.  Lyon  m^d.  1905.  Nr.  15. 
p.  773. 

56.  *W alker,  Surgery  of  the  gall-bladder.    Med.  News  1905.  Oct.  21.  p.  815. 

57.  Walz  borg,  Th,  Die  Gallensteinkrankheit  und  ihre  Behandlung.  München.  Bruns 
Verlag  1905.  57  p.  3  M. 

58.  Wermel,  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Cholelithiasis.  AUgem.  Wiener  med.  Zeitg.  1905. 
Nr.  44,  45,  46,  47. 

59.  y.  Wild,  Beiträge  zur  Klinik  der  Cholelithiasis.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  55.  Bd. 

Bain  (3).  Gallensteine,  welche  in  gesunde  Gallenblasen  von  Hunden 
eingebracht  werden,  verschwinden  in  8 — 9  Wochen,  bleiben  darin  bei  gleich- 
zeitiger erzeugter  Cholecystitis.  Ichthoform,  Cholelysin,  Olivenöl  und  Kalomel 
haben  keinen  Einfluss  auf  die  Lösung  von  Steinen  in  entzündeten  Blasen, 
wohl  aber  fand  Bain  sie  nach  dem  Gebrauch  des  Schwefel wassers  von  Har- 
rogate, sowie  von  einer  Tinktur  von  Urotropin  und  Iridin,  teils  aufgelöst, 
teils  verkleinert. 

Die  wichtigen  Mitteilungen  Ehrets(14)  über  das  Fieber  bei  der  Gallen- 
steinkrankheit stützen  sich  auf  die  experimentellen  Tatsachen,  dass  künst- 
licher sowie  auch  Infekt  autoinfektiösen  Ursprungs  der  in  ihrer  Motilität  be- 
hinderten Gallenwege  Prozesse  auslösen  kann,  die  unter  anderem  mit  hohem 
Fieber  einhergehen.  Dagegen  hat  dies  Fieber  mit  Reizung  der  Gallengang- 
wandungen  und  reflektorischer  Auslösung  nichts  zu  tun.  Abgesehen  von  Kom- 
plikationen kommt  Fieber  nur  dort  vor,  wo  Infekt  in  den  Gallenwegen  herrscht, 
Nichtfiebernde  Kranke  sind  aber  weit  entfernt  davon,  sterile  Gallenwege  zu 
haben.  Das  Fieber  ist  nicht  an  das  Vorhandensein  von  fiebermachenden 
Keimen,  sondern  an  das,  durch  entsprechende  Abwehrkräfte  noch  nicht  kom- 
pensierte Vorhandensein  von  diesen  Keimen  gebunden.    Es  fehlt,  wenn  diese 


Pagen  Stecher,  Verletzuiigen  n.  Chirurg.  Krankheiten  der  Leber  n.  Gallenblase.     907 

Äbwebrkräfte  ausreichen.  Dieselben  bestehen  einmal  in  Immunisation  des 
Gesamtkörpers,  andererseits  in  Veränderungen  lokaler  Natur,  die  eine  Wirkung 
aaf  den  Gesamtkörper  ausschalten. 

Ans  dem  Vorhandensein  von  Fieber  ist  zu  schliessen,  dass  in  den  Gallen- 
wegen virulente  Prozesse  sich  abspielen;  aus  normaler  Temperatur  das  Um- 
gekehrte zu  schliessen,  ist  nur  erlaubt,  wenn  die  Gallensteinkrankheit  bis  vor 
kurzem  keinerlei  Erscheinungen  gemacht  hat.  In  älteren  Fällen  ist  mit  Fehlen 
von  Fieber  nichts  anzufangen. 

Je  häufiger  und  hochgradiger  Fieber  geherrscht  hat,  um  so  wahrschein- 
licher sind  Veränderungen  der  Wandung.  Ob  augenblicklich  Fieber  besteht 
oder  nicht,  ist  von  untergeordneter  Bedeutung. 

Dem  Fieber  fehlt  ein  richtigem  Stadium  incrementi.  Es  steigt  rasch 
an.  Es  beginnt  eventuell  subfebril  und  wird  dann  oft  übersehen.  Häufiger 
sind  hohe  Temperaturen,  besonders  in  frischen  Fällen.  Seine  Höhe  hat  an 
und  für  sich  keine  prognostische  Bedeutung.  Ungünstig  ist,  wenn  in  ganz 
chronischen  Fällen  noch  Fieber  besteht  (Insuffizienz  der  Abwehrkräfte),  günstig, 
wenn  sein  Eintritt  in  frischen  Fällen  sich  lang  hinausschiebt.  Es  beendigt 
sich  gern  nach  einer  Continua  kritisch.  Die  Gallenwege  werden  dann  rasch 
wieder  steril,  schon  nach  24  Stunden. 

Fieber  mit  Ikterus  ist  ein  Zeichen,  dass  der  Infekt  sich  an  den  feineren 
Gallenwegen  abspielt  resp.  hinaufreicht.  Regelmässiges  Auftreten  von  Ikterus 
und  Fieber  gleichzeitig  spricht  für  Gholedochusstein. 

Todesfälle  bei  Gallensteinoperationen  beziehen  sich  gern  auf  Fälle,  die 
während  hohen  Fiebers  zur  Operation  kommen.  Es  empfiehlt  sich  daher  im 
postfebrilen  Stadium  zu  operieren. 

Naunyn  (40)  hält  für  Cholestearinsteine  die  Wiederauflösung  für 
möglich,  doch  kommt  das  so  selten  vor,  dass  man  therapeutisch  nicht  damit 
rechnen  kann.  Unter  1000  Sektionsfällen  hat  er  es  zehnmal  gesehen.  Die 
Steine  hatten  einen  noch  weichen,  nicht  kristallinischen  Kern.  Sie  werden  von 
der  Oberfläche  angenagt,  der  Defekt  wächst  in  die  Tiefe,  bis  der  radiär  kristal- 
linische Kern  in  Sektoren  zerfällt.  Bakterien  sind  häufig  im  Spiel,  indem 
sie  durch  Oxydation  zu  Ablagerung  von  kohlensaurem  Kalk  führen,  welcher 
die  Schichten  von  der  Peripherie  zum  Zentrum  durchwächst. 

Der  Nachweis  von  Konkrementen  durch  Röntgenstrahlen  hängt  vom 
Kalkgehalt  ab,  doch  sind  solche  schattengebenden  Steine  recht  selten. 

Naunyn  hat  sicher  Steine  gesehen,  welche  akut,  d.  h.  in  Tagen, 
vielleicht  Stunden  entstanden  waren.  Sie  verraten  ihre  Entstehung  durch 
Fehlen  jeder  Schale;  in  schlammigen  Massen,  Produkten  einer  Cholezystitis 
entstehen  Konkremente  durch  schnelles  Zusammenbacken.  Ein  Fall  wird  be- 
schrieben, wo  dieselben  sich  härten  und  in  Celloidin  eingebettet  schneiden 
iiessen;  dabei  handelte  es  sich  um  amorphen  Bilirubinkalk  und  Cholestearin, 
in  welchen  schildförmige  Büschel  aus  Kalk  und  geschichtete  Bildungen  aus 
Schleimhautabstossungen  lagen.  In  einem  zweiten  Fall  lag  ein  älterer  Stein 
lose  in  einer  ausgebreiteten  Schale,  die  Höhle  entstand  durch  schnelles  Zu- 
sammentrocknen der  Rinde. 

Bezüglich  der  Diagnostik  des  Steinleidens  wird  besonders  auf  die  von 
Ehret  studierten  Temperaturverhältnisse  bei  Choledochusobstruktion  hin- 
gewiesen. 

Slade  (48).  Bei  2180  Sektionen  fanden  sich  33 mal  Gallensteine;  davon 
17 mal  solche,    die  im  Leben  keine  Erscheinungen  gemacht  hatten;    in  16 


906  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

dieser  letzteren  war  die  Gallenblasenwand  ohne  besondere  Veränderung.     In 
10  Fällen  fand  sich  neben  Steinen  Karzinom. 

Lemon  (34).  Gallenblase  fehlt  an  normaler  Stelle.  Auf  der  VorderflSehe  da* 
Leber  ein  Gebilde,  welches  wie  eine  Kchinococcuszyste  aussah;  es  wurds  inzidiert  und  ent- 
hielt neben  Galle  einige  Gallensteine.  Die  Wand  hatte  die  Struktur  der  Gallenblase.  Sie 
war  ganz  von  der  Lebersubstanz  umschlossen. 

Glaser  (24).  Die  Gallensteinkrankheit  sei  häufig  erblich.  Ihre  Ur- 
sache ist  eine  nervöse.  Sie  beginnt  mit  nervösen  Erscheinungen.  Vagosreiz 
führt  zu  einer  Sekretionsanomalie  der  Leber.  Wird  Galle  ausgeschieden, 
in  welcher  ein  Missverhältnis  zwischen  Menge  des  Cholestearins  und  den  es 
lösenden  Salzen  vorliegt,  fallt  ersteres  aus.  Es  wird  eine  dünne  Galle  ge- 
liefert, welche  nicht  mehr  sterilisiert  wie  die  normale.  Folge  sei  Katarrh 
der  Schleimhaut,  bakterielle  Infektion  etc.  Chirurgisch  seien  nur  die  Fälle 
von  Empyem  und  von  obturierenden  Steinen  in  den  engeren  Gallenwegen, 
welche  verkalken  und  nicht  wieder  gelöst  werden  können,  zu  behandeln.  Die 
interne  Behandlung  habe  die  Sekretionsanomalie  zu  beseitigen.  Neben  Kräf- 
tigung der  Konstitution  ist  das  Cholagen  zu  verwenden.  Die  Kur  dauert 
je  40  Tage  dreimal  im  Jahr.  Gerade  die  schweren  Fälle  waren  die  dank- 
bai-sten.     70 — 80  7o  der  Patienten  waren  geheilt. 

C  lern  ms  (10)  Schrift  ist  wohl  hauptsächlich  für  Laienkreise  bestimmt, 
denen  sie  eine  sichere  Heilung  aller  Gallensteinleiden  auf  innerem  Wege  ver- 
spricht, wenn  nur  frühe  genug  die  Methode  Clemms  zur  Anwendung  kommt, 
welche  neben  diätetischen  Massnahmen  hauptsächlich  in  der  Anwendung  von 
ölsaurem  Natron  besteht. 

Hecht  (25)  empfiehlt  Kalomel  mit  Extr.  strychni,  um  durch  Regulie- 
rung der  Darmperistaltik  den  normalen  Gallenstrom  wiederherzustellen. 

Bosenheim  (44)  bespricht  die  interne  Behandlung  der  Gallenstein- 
krankheit, besonders  die  hygienisch-diätetische. 

Singer  (47).  Cholagoge  Mittel  sind  da  angezeigt,  wo  Exsudat  and 
Galle  vermischt  in  den  entzündlichen  Gallenwegen  stagniert.  Die  Ölkur  wird 
besonders  empfohlen. 

Stiller  (51)  empfiehlt  das  Salizylnatron  bei  Cholelithiasis. 

Fink  (18)  erreichte  durch  einmalige  Kur  in  Karlsbad  72,8 ®/o,  jetzt 
87,33^0  ;,gute"  Erfolge.  Die  Grenzen  für  die  interne  Behandlung  smd  ge- 
geben durch  die  Fortdauer  der  Beschwerden,  durch  das  Hinzutreten  einer 
Infektion  und  den  Choledochusverschluss. 

In  der  Diskussion  betont  Clairmont  die  Gefahr  des  so  äusserst  häufigen 
Karzinoms.     Schnitzler  bezweifelt  die  Resultate  der  Karlsbader  Kur. 

Fink  präzisiert  demgegenüber  nochmals  seinen  Standpunkt. 

Fink  (19).  Die  Kur  in  Karlsbad  übt  auf  das  Gallensteinleiden  in  seinen 
verschiedenen  Stadien  einen  wesentlich  günstigeren  Einfluss  als  andere;  in 
allen  Stadien,  besonders  im  Frühstadium,  sowie  allen  Phasen  des  Verlaufe« 
des  Leidens  kann  dauernde  Latenz,  die  der  Heilung  gleicht,  erreicht  werden. 
Latenz  betrug  nach  einmaliger  Kur  87°/o,  nach  10  Jahren  72®/o.  Besserung 
in  4,5%,  Ausbleiben  des  Erfolges  7,55  <^/o.    (Jahr  1903). 

Albu  (2)    demonstriert    einen    spontan  abgegangenen  49   g   schweren 

Cholestearingallenstein. 

W  e  r  m  e  1  (58).  Krankengeschichte  eJDes  Patienten  ,  der  15  Jahre  lang  an  Be- 
schwerden litt,  die  bald  für  Appendizitis,  bald  für  Cholelithianis  erkläH  wurden,  bis  achliess- 
lieh  durch  spontanen  Abgang  von  149  Cholesteaiinsteinen  Heilung  erfolgte. 


Pagenstecher,  Verletzongen  n.  chirnrg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.     909 

Kehr8(29)  neueste  Schrift  ist  ein  erweiterter  Fortbildungsvortrag  und 
in  seiner  bekannten  lebhaften  Diktion  geschrieben.  Besonders  ausführlich 
wird  das  Kapitel  der  inneren  Behandlung  genommen  und  dabei  nicht  nur 
Kehrs  Methode,  sondern  auch  verschiedene  von  sogenannten  Gallenstein- 
spezialisten, Ärzten  und  Kurpfuschern  empfohlenen^  angeblich  sicheren  Mittel 
und  Kuren  besprochen.  Kehrs  bekannter  Standpunkt  bezüglich  der  Indi- 
kationsstellung kommt  auch  hier  zum  Ausdruck.  Seine  Sterblichkeit  bei 
Gallensteinoperationen  beträgt  jetzt  kaum2Vo.  Die  Dauererfolge  haben  sich 
i^esentlich  gebessert. 

Walzbergs  (57)  Schrift  verfolgt  den  Zweck,  dem  praktischen  Arzt 
eine  Einführung  in  das  Gebiet  der  Gallensteinchirurgie  zu  geben  und  ihn  von 
der  Notwendigkeit  frühzeitigen  Eingreifens  zu  überzeugen.  Er  gibt  daher  eine 
übersichtliche  Darstellung  der  wissenschaftlichen  modernen  Standpunkte  und 
illustriert  alles  durch  die  Erfahrungen,  welche  er  selbst  zu  machen  hatte. 
Eine  topographische  Tafel  und  eine  mit  gut  gelungenen  Abbildungen  von  Steinen 
ist  beigegeben.  Je  mehr  die  Frühoperation  an  Terrain  gewinne,  um  so  seltener 
werden  die  schweren  Fälle  mit  ausgebreiteten  Adhäsionen  und  sekundären 
Veränderungen  werden. 

Riese  (43)  bespricht  Erfahrungen  aus  dem  Gebiet  der  Gallen wege- 
Chirurgie,  aus  denen  wir  hervorheben:  1.  Entstehung  von  Cholezystitis  auf 
dem  Blutweg:  akuteste  Zystitis  bei  multipler  Osteomyelitis.  2.  Dieselbe  bei 
Pyämie  mit  Abszessen,  Thrombophlebitis  etc.  3.  Heilung  einer  Verstopfung  des 
Choledochus  und  der  Hepatici  und  Leberabszessen  an  der  Oberfläche  durch 
ausgedehnte  Drainage  und  Tamponade.  4.  Plädiert  Riese  für  die  Ektomie 
bei  den  ganz  akuten  Infektionen  der  Gallenblase.  5.  Intrahepatische  Steine 
bei  Choledochusverstopfung. 

Stieda  (50)  berichtet  über  die  von  Garre  in  Rostock  und  Königsberg 
ausgeführten  Gallensteinoperationen;  er  kommt  zu  folgenden  Ergebnissen: 
Bei  positivem  Steinbefund  ist  je  nach  dem  Inhalt  der  Gallenblase  und 
dem  anatomischen  Verhalten  von  Blase  und  Zystikus  die  Zystotomie  oder 
Zystektomie  indiziert.  Garr^  hat  verhältnismässig  häufig  die  erstere  Ope- 
ration, Eröffnung  der  Blase  mit  sofortigem  Verschluss,  ausgeführt,  im  Gegen- 
satz zu  anderen  Autoren  bei  nicht  infizierter  Blase  und  freien  Gängen  kürzt 
sie  den  Heilungsverlauf  ab  und  schützt  vor  Adhäsionen. 

Die  Zystostomie  ist  mehr  weniger  eine  Kompromissoperation;  sie  tritt 
für  die  Zystotomie  ein,  falls  man  die  Blase  erhalten  will,  aber  nicht  sicher 
ist,  alle  Steine  entfernt  zu  haben,  also  besonders  bei  sehr  zahlreichen  Kon- 
krementen; sie  ist  an  die  Stelle  der  Radikaloperation  zu  setzen,  falls  sich  die 
Ektomie  wegen  schwieriger  technischer  Verhältnisse  und  schlechten  AUgemein- 
zustandes  verbietet.  Bei  den  Operationen  am  Hauptausführungsgang  hat  auch 
die  Eröffnung  mit  anschliessender  Naht  ihre  Berechtigung. 

In  den  Fällen  ohne  Steinbildung  ist  möglichst  radikal  vorzugehen.  Hin- 
sichtlich der  allgemeinen  Indikationsstellung  ist  ein  Operieren  im  Anfall  zu- 
gunsten der  nicht  drainierenden  Methoden,  wenn  möglich,  zu  vermeiden.  Bei 
Karzinomen  der  Gallenblase  hat  die  Palliativektomie  wie  beim  Magenkarzinom 
unter  Umständen  Berechtigung. 

Die  seltenen  Karzinome  des  Hauptausführungsganges  würden  gute  Chancen 
für  Radikalheilung  geben. 

Ghristiani  (8).  Die  gynäkologische  Literatur  enthält  keine  Angaben 
über  die  Komplikation  der  Schwangerschaft  und  des  Wochenbettes  mit  Gallen- 


910  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

blasenerkranknngen.  Die  Cholezystitis  im  Wochenbett  soll  mehr  Beachtang 
finden  und  muss  ausgeschlossen  werden,  um  die  Diagnose  puerperale  Pyämie 
stellen  zu  dürfen.  Zwei  Fälle  werden  mitgeteilt.  Sie  heilten  ohne  neue 
Operation. 

Doran  (12).  Durch  Hydrops  oder  Empyem  ausgedehnte  Gallenblase 
kann  eine  Ovarialzyste  vortäuschen,  wenn  sie  beweglich  wird  und  zwischen 
ihr  und  der  Leber  tympanitischer  Schall  auftritt.  Ein  eigener  Fall  wird 
berichtet. 

Krämer  (31).  Am  35.  Tag  eines  Typhus  traten  Schmerzen,  Spannung,  Anftreibang 
in  der  rechten  Banchseite  ein,  die  zur  Operation  führten.  Der  Magen  war  dilatieri  und 
fällte  den  Bauch  zum  grOssten  Teil  aas.  Nach  seiner  Entleerung  fand  sich  die  Gallenblase 
enorm  dilatiert,  gefüllt  mit  klarem  Serum,  Eiter  und  35  Steinen.  Tod.  Im  lonem  eines 
Steines  fanden  sich  Typhusbazillen. 

Dorr  (11).  Auf  Grund  einer  alten  Cholelithiasis  und  längere  Zeit  nach  abgelaufenem 
Abdominal typhus  hatte  sich  ein  Empyem  der  Gallenblase  entwickelt.  Sowohl  der  eiterige 
Inhalt  der  Gallenblase  als  auch  der  Kern  der  zahlreichen  Steine  enthielt  enorme  Mengen 
von  Typhusbazillen  in  Reinkultur. 

Stoney  (52)  beschreibt  einen  Fall  von  Empyem  der  Gallenblase,  in  welchem  die 
von  letzterer  gebildete  Dämpfung  von  der  Leberdämpfung  durch  hellen  Schall  getrennt 
war,  weil  das  Colon  transversum,  am  Leberrand  adhärent,  vor  der  Gallenblase  herzog.  Die 
Diagnose  wurde  daher  auf  einen  appendizitischen  Abszess  gestellt 

Bryand  Holmes  (28).  Frau  von  32  Jahren  starb  am  Abend  nach  einer  Ghole- 
zystektomie  an  Herzschwäche  (Äthernarkose).  Sektion  ergibt  keine  Atrophie  des  Herzens, 
sondern  Atherom  der  Koronargefässe,  chronische  diffuse  Nephritis. 

Durand  (13)  hat  dreimal  versucht  die  Gallenblase  aus  ihrer  Serosa 
auszuschälen,  aber  nur  einmal  bei  einer  grossen  Blase  mit  verdickter  Wand 
diese  Methode  durchführen  können. 

Bei  einer  27  jährigen  Frau  mit  Gallenblasensteinen  exstirpierte  Eojucharoff  (32) 
mit  Erfolg  die  Gallenblase,  in  welcher  er  8  haselnussgrosse,  2  erbsengrosse  und  40  linsen- 
grosse  Steine  fand.  S  t  ot  a  n  o  f  f  (Yarna). 

Serenin  (46).      Bei   wenig  veränderter  Gallenblase   und   bei    starken 

Verwachsungen  in  der  Nachbarschaft  zieht  Serenin  die  Cholezystotomie  der 

Ektomie  vor. 

Yillard  (55).  Typische  schmerzhafte  Gallensteinkoliken  mit  jedesmaliger  An- 
schwellung des  Gallenblase.  Kleiner  nicht  fazettierter  Stein  im  Cysticns,  galliger  Inhalt 
der  Blase.    Heilung  nach  Cholezystektomie. 

Ausgehend  von  der  modernen  Auffassung  der  Pathogenese  der  Gallen- 
steinleiden bespricht  Borelius  (6)  die  Frage  von  den  Vor-  und  Nachteilen 
der  Cholezystostomie  und  -Ektomie,  Operationsverfahren,  die  wohl  als  die 
zurzeit  bei  Gallensteinkrankheiten  allgemein  gebräuchlichsten  zu  betrachten 
sind.  Da  die  Gallenblase  als  ein  Organ  angesehen  werden  kann,  dessen  Ent- 
fernung „Ausfallerscheinungen^  nicht  im  Gefolge  haben  könnte,  da  die  Ektomie 
keine  gefährlichere  Operation  ist  als  die  Ostomie,  da  durch  die  Ektomie 
eine  schnellere  und  sicherere  Heilung  herbeigeführt  wird,  da  die  Ektomie 
zuverlässiger  gegen  Rezidive  schützt,  da  die  Ektomie  ausserdem  einer  even- 
tuellen Entwickelung  von  Karzinomen  vorbeugt,  trägt  Borelius  kein  Be- 
denken, die  Cholezystektomie  als  das  normale  Verfahren  in  gewöhnlichen 
Fällen  zu  betrachten.  Borelius  hat  ca.  50  Ektomien  ohne  Todesfall  aus- 
geführt. Hj.  von  Bonsdorff. 

Cignozzi  (9)  berichtet  den  Fall  einer  27jfthrigen  Frau,  welche  in  einem  Zeitraam 
von  zwei  Jahren  vier  Leberkolikanfälle  erlitt  ohne  Ikterus  noch  Abgang  von  Steinen  mit 
dem  Stuhl  und  mit  lebhaften  Magenbeschwerden ,  welche  in  der  letzten  Periode  der  Er- 
krankung persistent  wurden  und,  obwohl  leicht,  in  der  Zwischenzeit  zwischen  dem  drittefl 
und  vierten  Eolikanfall  fortdauerten. 


Pagenstecher,  Verletzangen  a.  chirnrg.  Krankheiten  der  Leher  n.  Gallenblase.     911 

Bei  dem  Operationsakt  fand  man  die  Gallenblase  leicht  yergrössert,  gänzlich  frei 
von  Steinen  oder  Sand  mit  morschen,  vaskularisierten  Verwachsungen,  welche  den  Hals 
der  Gallenblase  selbst  mit  Fyloros  and  Leber  vereinigten.  Der  Gysticus  war  normal.  Die 
Verwachsungen  wurden  gelöst;  Patientin  genas  vollkommen  und  zeigte  durch  gut  zwei 
Jahre  nach  der  Operation  keinerlei  Beschwerden  mehr.  Verf.  verweilt  des  Längeren  bei 
der  Symptomatologie  dieses  Falles  und  bei  den  in  der  Literatur  aufgeführten  ähnlichen 
Fällen.  R.  Giani. 

Patel  (41  u.  42).  Jabonlay  bemerkte  bei  GalleDblasenfisteln ,  dass 
der  Gallenabfluss  nur  während  der  Nacht  stattfand,  also  ausserhalb  der 
Digestionsperioden  die  Galle  ihren  Weg  in  die  Blase  nahm.  Er  liess  deshalb 
auch  während  der  Nacht  mehrere  Mahlzeiten  nehmen  und  sah  in  der  Tat 
danach  eine  Gallenfistel  sich  in  14  Tagen  schliessen. 

Eich  1er  (15)  hat  in  der  Literatur  13  Fälle  von  Bronchus-Gallengang- 
fisteln  gesehen.  Einmal  war  Trauma,  einmal  Gallensteine  mit  Leberabszess- 
bildang  die  Ursache.  Stets  traten,  bevor  galliges  Sputum  expektoniert  wurde, 
Schmerzen  attackenweise  auf  mit  Fieber.     Ikterus  7  mal. 

43 jähriger  Mann.  Vor  20  Jahren  nachts  plötzlich  gelbgrünes  Sputum. 
Dieser  Auswurf  dauerte  etwa  ein  halbes  Jahr,  pro  Tag  ein  Wasserglas  voll. 
Seit  einigen  Wochen  wieder  Hustenreiz  und  gallig-grünlicber  Auswurf,  kein 
Fieber;  kein  Ikterus.  Jede  Perkussion  des  Thorax  macht  Husten.  Sputum 
schichtet  in  dünnflüssige  grünliche  untere  und  hellgelbe  schaumige  obere  Schicht. 
Lebergrösse  normal.  R.H.U.  Kasseln.  Rechte  Zwerchfellhälfte  (Röntgen- 
durchleuchtung) macht  kürzere  Exkreszenzen  als  linke.  Im  rechten  Unter- 
lappen ovaler  dunkler  Bezirk.  Operation:  Rippenresektion.  Verwachsungen 
zwischen  Unterlappen  und  Zwerchfell  werden  gelöst.  Nahe  der  Vena  cava 
derber  kleinfingerdicker  Strang,  Operation  wegen  Kollaps  unterbrochen.  Tod. 
Kommunikation  einer  sackförmigen  Bronchiektasie  der  Unterlappen  mit  einem 
grösseren  Gallengang.    Gholelithiasis. 

V.  Wild  (59).  1.  Perforation  der  steinbaltigen  Gallenblase  in  die  freie 
Banchhöfale  und  Tod  innerhalb  12  Stunden. 

2.  Schwere  Pyämie  mit  Metastasen  in  entfernteren  Organen  im  An- 
schluss  an  einen  Kolikanfall,  welcher  rahmigen  infektiösen  Eiter  (Bacterium 
coli)  aus  der  Blase  mit  dem  Stein  in  den  Choledochus  führte.  Endokarditis, 
Stnimitis,  Meningitis,  Pfortaderbronchose,  Tod  im  Koma. 

3.  Tod  durch  toxische  Wirkung  der  nur  lokal  in  den  Gallenwegen  ver- 
hüteten Infektion  innerhalb  von  ca.  14  Tagen. 

Gillespice  (23).  Bei  einer  Geisteskranken,  welche  an  Schmerzan Tillen  in  der 
rechten  Seite  gelitten  hatte,  fand  sich  bei  der  Sektion  (Tod  infolge  der  Anfälle)  eine  grosse 
Anzahl  von  Gallensteinen  in  der  freien  Bauchhöhle,  in  Adhäsionen  eingebettet.  Perihepa- 
titiB  an  der  Unterfläche  der  Leber,  in  der  Gallenblase  kleine  Steine,  verheilte  Perforations- 
stelle an  ihrem  Fundas.  Tiefe  Gänge  durchgängig.  Die  Steine  lagen  hauptsächlich  in 
lombalen  Nischen,  dem  Donglas,  unterm  Diaphragma. 

Est  es  (16)  gibt  eine  Übersicht  über  das  Schicksal   von  Gallensteinen, 

die  durch  Perforation  aus  der  Gallenblase  austreten,   und  beschreibt  unter 

anderem  die  Entstehung  von  Abszessen  und  Fisteln,  die  Steine  enthalten,  an 

der  Hand  zweier  eigener  Fälle. 

8.  Erkrankungen   des  Ductus  choledochus  und  hepaticus  (ausschliesslich 

Tumoren). 

1.  Gahen,    Über  die  Leberfistel  (Hepatosiomie).    Mfinch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  32. 

2.  ^Clavand,   Regime  et  th^rapeutique  des  h^patiques.    Thöse   de  Paria  1904.    Ref.  in 
aazette  des  Höpitaux  1905.  Nr.  10.  p.  112. 


912  Jahrefibericht  fQr  Ghimrgie.    IT.  Teil. 

3.  *E  bat  ein,    Die  Strangulationsmarke  beim   Spulwurm  etc.    Deutsches  ArchiT  f.  klio. 
Med.  1904.  Bd.  82.  H.  5  u.  6. 

4.  Fink,    Eine  Gallensteiooperation.    Prager  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10. 

5.  Kehr,    Die  „Choledochus-Frage*'.    Zentralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  28. 

6.  —  Ober  zwei  seltene  Operationen  an  den  Gallengängen.    Mflncb.  med.  WcM^enschr. 
1905.  Nr.  23. 

7.  Lorenz,    Ober   den  Wert   der  Mobilisierung    des  Duodenum  bei  Operationen  wegen 
Steinen  in  den  tiefen  Gallenwegen.    Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  79. 

8.  Maylard,   Hepato-cholangio-jejunostomy.    Ann.  of  Snrg.  1905.  Jan. 

9.  Mayo,    Some  remarks  on  cases  involving  operative  loss  of  continuty  of  the  <x>mmon 
bile  duct.    Ann.  of  Surg.  1905.  July. 

10.  Moynihan,    A  case  of  simple  stricture  of  the  common  bile  duct  treated  by  a  pleiie 
Operation.    Brit.  med.  Joum.  1905.  Nov.  25.  p.  1391. 

11.  Ombr^danne,    Le  broiement  des  calculs  du  chol^doque.    Roy.  de  chir.  1905.  Nr.  11. 

12.  Qu^nu,    Gontribution  ä  la  chii-urgie  du  canal   h^patique  etc.    Bull,  et  m6w.  de  la 
Soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  8.  p.  218. 

13.  Robson,    Biliary   pulmonary   fistula   cured   by   hepato-dochotomy.    The  Practitioner 
1905.  Nr.  445. 

14.  —   Mayo,    Common  duct  cholellthiasis.    Med.  Press.  1905.  Nov.  8. 

15.  *Savy,    Obstruction  calculeuse  du  cholödoque,  angiocholite  sappur^  cirrhose  biliaire  et 
abeäs  miliaires  du  foie.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  37.  p.  409.  (Sektionsfall.) 

16.  Terrier,  Le  drainage  des  voies  biliaires  principales.  Soc.  de  Chir.  de  Paris  1905. 
Nr.  37. 

17.  Tuffier,  A  propos  de  la  Chirurgie  du  canal  höpatique.  Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  de 
Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  9. 

18.  —    Obstructions  du  chol^doque,    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  36. 

19.  *Weill-Pähu,  Un  cas  d*ict^re  par  compression  ganglionnaire  du  cholödoqae  äaoB 
une  gianulie  gön^ralisöe  ayant  simul^  l'ict^re  grave,  chez  un  enfant  de  4  ans.  Lyon 
m^d.  1905.  Nr.  49. 

Ombredonne  (11)  berichtet  zwei  Fälle,  einen  von  Nelaton,  einen 
eigenen,  in  welchen  es  gelang,  einen  Choledochusstein  mit  den  Fingern  zu 
zertrümmern.  Die  Fragmente  wurden  im  letzteren  Fall  im  Stuhl  gefunden. 
In  der  Literatur  sind  noch  öl  weitere  bekannt.  10  mal  war  die  Operation 
vergeblich.  Zur  Zertrümmerung  wurde  teils  der  Finger,  teils  mit  Gummi 
armierte  Zangen  benutzt.  Wo  die  Finger  nicht  halfen,  waren  die  letzteren 
aber  auch  vergeblich.  Akupunktur  ist  gefährlich.  Möglich  ist  die  Operation 
häufig  bei  weichen  und  bei  kleinen  Steinen,  besonders  im  supradnodenalen 
Choledochusteil.  Sie  ist  von  Erfolg  begleitet.  Als  einen  Vorteil  betrachtet 
Ombredonne,  dass  die  Wände  intakt  bleiben  und  man  leicht  herankommen 
könne,  wenn  eine  erneute  Operation  durch  Tiefertreten  eines  höher  gelegenen 
Steines  notwendig  würde.  Die  Infektion  der  Gallenwege  werde  durch  Frei- 
machen der  Gallenwege  ebenso  gut  drainiert  wie  durch  einfe  Fistel  nach 
aussen!  Dieser  Satz  ist  falsch  und  die  bekannten  Vorteile  der  Hepaticus- 
drainage  werden  also  vom  Verfasser  noch  nicht  berücksichtigt. 

Fink  (4).  Zystektomie  und  Cboledochotomie.  In  der  Nachbehandlang  grosser  De- 
fekt des  Duodenum  und  Kolon,  dadurch  war  Ernährung  der  Patientin  in  Frage  gestellt,  daher 
Gastroenterostomie.  Ein  im  HeUungsverlauf  nekrotisch  gewordener  Leberbezirk  wird  ab- 
getragen. Schliesslich  Schluss  der  Defekte  im  Darm.  Im  ganzen  6  Einzeieingriffe,  echliesa- 
lich  Heilung. 

„Choledochusfege"  nennt  Kehr  (5)  ein  Verfahren  zur  Entfernung  von 
Steinen  aus  dem  retroduodenalen  Teile  des  Choledochus.  Nach  ausgeführter 
Duodenotomie  wurd  eine  Zange  durch  die  Papille  in  den  Choledochus  bis  zur 
supraduodenalen  Inzision  geschoben,  ein  Streifen  feuchter  Gaze  gefasst  und 
durch  Zurückziehen  der  Gang  rein  ausgefegt.  Einmal  musste  dies  fünfmal 
ausgeführt  werden,  ehe  alles  gesäubert  war. 


Pagensteoher,  Verletzangen  n.  chirarg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.     913 

Mayo  Robson  (14)  findet  in  40 ^/o  seiner  Fälle  Steine  im  Gholedocfans. 
Er  beschreibt  die  Diagnose  des  Choledochnssteines  nnd  zählt  nicht  weniger 
als  28  Komplikationen  auf,  die  danach  auftreten  können;  beschreibt  endlich 
seine  Operationsweise.  Gewöhnlich  wird  die  Blase  drainiert,  nicht  entfernt, 
die  Choledochus wunde  wird  vernäht,  nur  bei  Schwellung  des  Pankreaskopfes 
wird  ein  Drain  in  den  Gang  eingelegt;  auch  anfangs  neben  der  Gallenblase 
ein  Gazestreifen  nach  der  Nahtlinie  geführt. 

Mayo  Robson  (13).  Nachdem  früher  nur  einmal  ein  leichter  Kolik- 
anfall  bestanden  hatte,  bekam  eine  28jährige  Dame  galligen  Auswurf.  Leber 
vergrössert,  geringer  Tetanns.  Gallenblase  geschrumpft,  nussgrosser  Stein  im 
Hepaticus.  Adhäsionen  zwischen  Leber  und  Zwerchfell.  Hepaticusdrainage. 
Heilung. 

Quenu  (12).  Seit  neun  Jahren  Koliken  mit  Ikterus.  Seit  zwei  Jahren 
dauernde  Gelbsucht.  Operation  zeigt  keine  Steine,  Blase  stark  geschrumpft; 
Cboledochus  abtastbar.  Bei  der  Leberpforte  ein  Gebilde  mit  Galle  gefüllt 
vird  mit  dem  Magen  anastomosiert.  Tod.  Sektion  zeigt,  dass  es  der  dilatierte 
Hepaticus  ist.  Die  Stenose  sitzt  im  Choledochus  an  der  Mündung  des  nar- 
bigen Cysticus.  Weiter  abwärts  Dilatation  des  Choledochus  bis  zur  Mündung 
des  Ductus  Wirsung. 

Auch  Tuffier  (17)  hat  mehrfach  am  Hepaticus  operiert.  Inzisionen 
des  Ganges  heilen  im  Gegensatz  zum  Choledochus  sehr  langsam. 

Wegen  Karzinom  an  der  Einmündung  des  Cysticus  in  den  Choledochus 
machte  er  eine  Anastomose  zwischen  Magen  und  dem  fingerdicken  Hepaticus. 
Die  Wand  desselben  war  sehr  zerreisslich.  Es  bildete  sich  eine  Gallenfistel 
und  Patientin  verfiel  rasch. 

Tuffier  (18)  hat  1903  über  einen  mit  Cholezystotomie-  behandelten 
nnd  scheinbar  ausgeheilten  Fall  von  Pancreatitis  chronica  berichtet.  Neuer- 
dings stellte  sich  Patient  wieder  vor  mit  einem  durch  die  Narbe  durchge- 
wachsenen Karzinom  des  Bauches,  offenbar  vom  Pankreas,  hat  aber  keinen 
Ikterus. 

Terrier  (16)  teilt  Fälle  mit  Hepaticusdrainage  mit. 
Lorenz  (7)  hat  5 mal  bei  sehr  schwierigen  Gallensteinoperationen  die 
Mobilisierung  des  Duodenum  nach  Kocher  ausgeführt  und  davon  jedesmal 
grossen  Nutzen  gezogen.  Jedesmal  Hess  sich  die  Ablösung  anstandslos  in 
kürzester  Zeit  ausführen.  Es  konnten  retroperitoneal  liegende  eingeklemmte 
Steine  doch  noch  nach  oben  verschoben  und  der  Verlauf  des  Choledochus 
klar  gestellt  werden.  Es  lässt  sich  daher  wohl  bei  manchem  Fall,  der  noch 
der  transduodenalen  Methode  verfallen  würde ,  noch  die  supraduodenale 
Choledochotomie  durchsetzen.    Die  mehrfach   hervorgehobenen  Gefahren  der 

Operation  werden  von  Lorenz  nicht  so  hoch  angeschlagen  als  den  Autoren. 
Moynihan  (10).  68 jähriger  Patient.  Zahllose  GalleDsieinkoliken,  meist  mit  Ikterus, 
vonasgegaDgeD,  einmal  Abgang  eines  grosseren  Steines.  Jetzt  chronischer  Ikterus.  Die 
Operation  stellt  eine  harte  narbige  Striktur  des  Choledochus  fest,  oberhalb  deren  er  zystisch 
erweitert  war  und  sieben  Steine  enthielt;  in  der  Qallenblase  zahlreiche  Steine.  Spaltung 
der  Striktur  und  Vemahung  derselben  in  der  Quere  bis  auf  eine  mittlere  Öffnung,  durch 
welche  nach  oben  und  nach  unten  je  ein  Drain  geschoben  wird.    Heilung. 

Mayo  (9)  hat  7 mal  bei  Operationen  den  Ductus  choledochus  durch- 
trennt  bei  Entfernung  von  stark  adhärenten  Gallenblasen,  Resektion  von 
stark  adhärenten  Gallenblasen,  Resektion  von  Karzinom  desselben  mit  Teilen 
des  Ganges,  Karzinom  des  letzteren.  Die  direkte  Naht  wurde  mit  Catgut 
gemacht,  wobei  ein  Teil  der  Zirkumferenz  zur  Drainage  frei  bleibt.     Einmal 

Jahresbericht  fOr  Cbimrgle  1905  58 


914  Jahresberieht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

wurde  der  Cboledochus,  einmal  der  Hepaticus  (wegen  Stückes  des  Choledochus) 
im  Duodenum  genäht.  Ein  Fall  starb,  weil  eine  Gazedrainage  auf  die  Naht- 
linie gelegt  war  und  die  Fistel  darüber  führte;  der  letztere  heilte  und  wird 
ausführlich  mitgeteilt.  Wichtig  ist  das  Duodenum  an  der  Nachbarschaft  zu 
befestigen,  sowie  einen  vom  Peritoneum  bekleideten  Teil  zu  wählen.  Ein 
Drain  aus  Kautschuk  wird  in  die  Nähe,  nicht  auf  die  Nahtlinie  selbst  geführt 

Kehr  (6).  Zwei  seltene  Operationen :  1.  Choledochotonoie  bei  Situs  ytsoemm  totaüa. 
2.  Resektion  einer  Narbenstriktar  des  Gholedochas,  zirkolAre  Naht,  Heilong.  Bei  einer  Ek- 
tomie  war  der  Hepaticas  angerissen  worden,  es  folgte  eine  danemde  GailenfisteL  Bei  der 
Operation  lag  die  Striktur  vor;  Kehr  nimmt  an,  dass  bei  der  Ektomie  bei  der  Unter- 
bindong  der  sehr  starken  Cystica  resp.  des  Cysticus  ein  Teil  des  Choledocfaas  mitgefasst 
wurde.  Der  yerletzie  Hepaticas  liess  die  Galle  nach  aussen.fliessen,  der  Choledochus  worde 
nicht  benutzt,  immer  enger  und  obliterierte. 

Maylord  (8)  machte  eine  Hepato-Cholangio-Jejunostomie  bei  chronischem 
Ikterus  mit  geschrumpfter  Gallenblase  und  alten  derben  Adhäsionen  in  der 
Tiefe.    Der  Erfolg  blieb  aus. 

Cahen  (1)  berichtet  über  den  überraschenden  günstigen  Erfolg  einer 
Hepatostomie. 

Bei  einem  47  jährigen  Mann  war  die  Cholezystektomie  gemacht  worden.  Nach  drei- 
wöchentlicher Drainage  trat  Schdttelfrost  und  Kolik  mit  Ikterus  auf.  Dann  fieberhafte 
Cholangitis,  völliger  Choledochusverschluss,  erschwerter  Allgemeinzustand.  Verwaebsunges 
und  parenchymatöse  Blutung  machen  es  unmöglich,  die  tiefen  Gallenwege  freizulegen. 
Daher  wird  ein  umschriebenes  Stück  des  linken  Leberlappens  in  das  Bauchfell  eingenftbt 
und  mit  dem  Paquelin  ein  8  cm  langer,  kleinfingerdicker  Kanal  in  die  Leber  eingebranot 
und  tamponiert.  Nach  zweimal  24  Stunden  begann  Galle  zu  fliessen.  Das  Allgemein- 
befinden bessert  sich  rapid,  Ikterus  nimmt  ab,  aus  der  vorher  schleimigen  Blasenfistel 
fliesst  Galle,  Heilung  unter  allmählichem  Versiegen  der  Fisteln  und  Gallenfftrbang  der 
Stuhlgänge. 

9.  Galiensteinileus. 

1,  ^Coombs,   Biliaiy  calculns  and  intestinal  obstruction.     British  med.  Jonmal   1905. 
Nov.  25.  p.  1399. 

2.  Gordon  and  Wright,  A  case  of  intestinal  obstruction  by  a  gall-stone.    The  Dablin 
Journ.  of  med.  Science  1905.  Sept 

8.   *Michon,   Obstruction  intestinal  par  calcul  biliaire.    Ablation  du  calcul  par  ent^ro- 
tomie.    Guörison  etc.    Obst.     Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  Nr.  9. 

4.  Mi  1  ward,    Another  case  of  impaction   of  a  gallstone  in  the  large  intestine;  laparo- 
tomy.    Recovery.    Lancet  1905.  p.  1327.  Nov.  4. 

5.  '^'Smith,    A  case  of  impaction  of  a  gall-stone  in  the  large  intestine.    Lancet  1905. 
Oct.  21.  p.  1175.  (Sektionsfall.) 

6.  Wiesinger,    Galiensteinileus   ohne  vorhergehende  nachweisbare   Störungen  in  des 
Gallen  wegen.    Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  48. 

Gordon  und  Wright  (2).  Im  Februar  Gallensteinkolik  mit  Ikterus.  Im  Äagost 
plötzlich  Schmerz  und  Erbrechen,  nach  einigen  Tagen  der  Ruhe  Darm  verschluss,  Obsti- 
pation ,  Meteorismus ,  fftkulentes  Erbrechen.  Operation  ergibt  Gallenstein  im  unteren 
Ileum.    Adhäsionen  in  der  Umgebung  der  Gallenblase. 

Mi  1  ward  (4).  Ileus  durch  Gallenstein  von  465  g  Gewicht.  Operation  nach  vier 
Tagen.    Gallensteinkoliken  nicht  vorausgegangen.    Einklemmnngssitz  die  Flexnr. 

Wie  Singer  (6).  Gallenstein  von  5Vs  cm  Länge  und  3  Vi  cm  Breite;  völliger  Aus- 
guss  der  Gallenblase  mit  dem  Anhang  des  Cysticus  macht  Ileus,  ohne  dass  irgend  welche 
nachweisbare  Störungen  vorangegangen  waren. 


Pagenstecher,  VerletcoDgen  u.  chirnrg.  Krankheiten  der  Leber  n.  Gallenblase.     915 

Nachtrag. 

Italienische  Referate. 

Referent:  R.  Giani. 

1.  Aleaaandri,  Un  caso  di  aneuriema  dell'  arteria  epaiica.    Atti  della  Societä  italiana 
di  chimrgia  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

2.  B  i  n  d  i ,  F.,  Contriboto  dinico  ed  iatogenetico  al  cancro  priroitivo  del  fegato.  La  dinica 
moderoa  1905.  Nr.  28. 

3.  Biondi,  Contributo  al  trattamento  dell*  echinococco  epatico.  Atti  della  Sodetä  italiana 
di  chimrgia.  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

4.  Bozsi,  Contribato  alla  coledstenterostomia.    Atti  della  Sodetä  italiana  di  chirargia. 
V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

5.  Ceccherelli,  A.,  Contribato  alla  cura  cbimrgica  della  drrosi  epatica.    La  dinica 
chimrgica  1905. 

6.  Ceroezxi,    A.»    I  sostegni  di   magnesio   nella   legatnra   intraepaiica   mediata    alla 
Ceecherelli.    La  dinica  ohimrgioa  1905. 

7.  Senni,  6.,  Ciati  da  echinococco  del  fegato  e  della  miUa.    BoUettino  della  Sodetk 
Lancidana  degli  ospedali  di  Roma.  Lngtio  1905. 

8.  D '  U  rs  o ,  Interventi  operativi  in  8  casi  di  calooloai  delie  vie  biliari.   Atti  della  Societä 
italiana  di  chimrgia  Y.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

Alessandri  (1)  weist  auf  die  Seltenheit  der  Fälle  hin,  anch  als  mikro- 
skopischer Befand. 

Die  dem  Chirurgen  vorgekommenen  sind  äusserst  wenige :  In  den  Fällen 
Ton  Mikulicz,  Heller,  Riedel  und  Habs  erkannte  man  erst  bei  der 
Sektion,  dass  es  sich  um  Aneurysma  handelte.  Kehr  war  glücklicher  und 
kühner,  und  es  gelang  ihm  in  einem  Falle,  die  Arterie  zu  unterbinden,  den 
Sack  zu  spalten  und  Heilung  zu  erzielen. 

In  dem  Falle  des  Yerfs.  trat  bei  einem  jungen  Individuum  nach  einer 
Pneumonie  Ikterus  auf,  mit  vollständiger  Gallenretention,  ohne  Fieber,  ohne 
Schmerzen,  mit  vorgewölbter,  gespannter,  faustgrosser  Gallenblase. 

Der  Ikterus  dauerte  seit  drei  Monaten,  jeder  Behandlung  spottend;  in 
letzter  Zeit  trat  wiederholt  ziemlich  Meläna  auf. 

Beim  Eingriff  fand  sich  die  Gallenblase  mit  Blutklümpchen  ausgefüllt, 
nach  deren  Beseitigung  bis  gegen  den  Hals  hin  eine  äusserst  schwere  arterielle 
Blutung  eintrat,   die  zur  Tamponade  und  Abbrechung  der  Operation  zwang. 

Es  wurde  alsdann  die  Diagnose  auf  in  den  Gysticus  geöffnetes  Aneu- 
rysma der  Hepatika  gestellt  und  Verf.  gedachte  von  neuem  einzugreifen,  um 
die  Arterie  zu  unterbinden;  jedoch  starb  das  Individuum  am  sechsten  Tage 
an  Erschöpfung. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  Aneurysma  des  Stammes  der  Hepatika, 
das  mit  dem  Cystikus  und  durch  ein  kleines  Loch  auch  mit  der  Gallenblase 
gegen  den  Hals  hin  kommunizierte. 

Inbezug  auf  die  Diagnose  macht  er  auf  die  Bedeutung  aufmerksam, 
die  die  vorausgegangene  Infektion,  die  Abwesenheit  von  Koliken  und  Fieber, 
die  grosse  Spannung  der  Gallenblase,  die  Melaena,  sowie  bei  dem  Eingriff 
der  Inhalt  der  Gallenblase  für  dieselbe  haben. 

Bindi  (2)  teilt  die  Krankengeschichte  einer  Patientin  mit,  bei  der 
infolge  der  von  ihr  gebotenen  Symptomatologie  die  Diagnose  allgemein  auf 
Lebergeschwulst  gestellt  worden  war.  Bei  der  Laparotomie  wurde  die  Leber 
vergrössert  gefunden  mit  Dissemination  harter  Knötchen  längs  ihrer  ganzen 

ö8* 


916  Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    U.  Teil. 

Oberfläche;  nichts  am  Magen,  am  Pankreas,  am  Netz.  Eines  dieser  Knöt- 
chen wurde  exzidiert  und  einer  eingehenden  histologischen  Uniersachung 
unterzogen. 

Aus  dem  Studium  dieses  anatomischen  Stückes  leitet  Verf.  her,  1.  dass 
der  Tumor  seinen  Ausgangspunkt  aus  den  vorherrschenden  und  neugebildeten 
Gallenröhrchen  genommen  habe,  in  welcher  Ansicht  er  durch  den  Umstand 
bestärkt  wird,  dass  er  Hohlräume  beobachtet  hat,  welche  mit  Zylinderepithel 
bekleidet  waren,  das  sich  allmählich  in  echten  atypischen  Zellenformen  ver- 
liert, wie  man  es  beim  Karzinom  wahrnimmt; 

2.  dass  das  elastische  Gewebe  in  dem  Geschwulststroma  äusserst  spär- 
lich ist; 

3.  dass  trotz  einer  ausgedehnten  und  schweren  Läsion  des  Eingeweides 
die  Zeichen  von  Leberinsuffizienz  leichte  gewesen  waren; 

'4.  dass  dem  Epithel  der  Gallengänge  wahrscheinlich  eine  hervorragende 
Rolle  in  der  Genese  des  primären  Leberkrebses  zukommt. 

Biondi  (3)  berichtet  über  20  von  ihm  operierte  Leberechinokokken 
und  legt  nach  Exposition  der  Obelstände  der  von  Bobrow  und  Posadas 
wieder  in  Vorschlag  gebrachten  Billrothschen  Methode,  der  Methode  der 
Capitonnage  von  Delbet  und  der  Marsupialisation  in  nur  einer  Zeit  nach 
Lindemann  und  Landau  ein  eigenes  Verfahren  dar,  das  bei  nicht  ver- 
eiterten und  nicht  verwachsenen  Echinokokken  zur  Anwendung  kommen  soll 
und  das  ihm  6  Dauerheilungen  auf  die  6  letzten  so  behandelten  Fälle  ge- 
geben hat. 

Nach  Laparotomie  Lnspektion  des  Organs,  um  sich  von  dem  Vorhanden- 
sein nur  einer  Zyste  zu  vergewissern,  und  Umschreibung  des  Lebersegments, 
auf  dem  er  operieren  muss,  mit  rahmenartiger  Tamponade  in  verschiedenen 
Gazelagen  eines  und  desselben  in  physiologischer  Lösung  getränkten  und  so- 
wohl in  der  Tiefe  als  an  der  Oberfläche  zwischen  Organ  und  Bauchwänden 
angeordneten  Streifens,  Punktion  mit  dünner  Nadelkanüle,  möglichst  voll- 
ständige Entleerung  der  Zyste  und  Injektion  mittelst  derselben  Nadel  von 
20  ccm  einer  1^/ooigen  Ag  Flg-Lösung. 

Er  schliesst  dahin,  dass  unter  Reservierung  der  Evakuationspunktion 
und  der  Injektion  von  parasitentötenden  Substanzen  für  die  nicht  vereiterteil 
und  verwachsenen  Zysten,  der  Marsupialisation  für  die  vereiterten  und  pro- 
liferen^  der  Ausschälung  und  Exstirpation  für  die  kleineren  gestielten  oder 
fast  gestielten  Zysten,  der  Leberresektion  für  die  Fälle  von  alveolären  oder 
multilokularen  Echinokokken  in  leicht  zugänglichen  Leberabschnitten,  in  Fällen 
von  unilokulären,  nicht  vereiterten  noch  verwachsenen  Zysten 
die  Injektion  von  parasitiziden  Substanzen  nach  vorherge- 
gangener Laparotomie  und  Entfernung  der  Zyste  mittelst  der 
Nadelkanüle  vorzunehmen  sei. 

Zur  Bestätigung  der  Beobachtung  von  Memmi  fügt  er  hinzu,  dass  die 
Eosinophilie,  sobald  eine  sonstige  Ursache,  die  dieselbe  erklären  könnte  (Haut- 
krankheiten, Entzündungen  der  Schleimhäute,  Darmparasiten  etc.),  fehlt,  stets 
für  Echinococcus  mit  lebendem  Parasiten  zeugt  und  dass  die  Anwesenheit 
der  nicht  vereiterten  Zyste  mit  Abwesenheit  von  Eosinophilen  anzeigt,  dass 
der  Parasit  abgestorben  ist,  wie  er  in  seiner  vorletzten  Beobachtung  hat  be- 
stätigen können,  bei  der,  während  alle  klinischen  Daten  für  Echinococcus 
sprachen,  in  wiederholten  Untersuchungen  keine  Eosinophilen  konstatiert 
wurden.    Bei   der  Operation  fand  sich  ein  umfangreicher  Echinococcus  mit 


Pagenstecher,  Verletzungen  u.  chirurg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.     917 

gänzlich  durchsichtiger,  aber  eiweissreicher  Flüssigkeit.  In  derselben  Beob- 
achtuDg  bestand  reichliche  Albuminurie  ohne  Nierenelemente,  welche  unmittel- 
bar nach  Entleerung  der  Zyste  aufhörte. 

Bozzi  (4)  hat  an  vier  Hunden  die  für  diese  Operation  vorgeschlagene 
Methode  von  Krause  experimentiert.  An  zweien  wurde  die  Originalmethode 
ausgeführt,  an  zweien  wurde  sie  modifiziert,  indem  man  zu  der  von  Vogt 
für  die  Gastroenterostomie  vorgeschlagenen  Y-förmigen  Pfropfung  griff.  Die 
vier  Hunde  gingen  an  aszendenter  Affektion  zugrunde.  Die  beiden  ersten 
zeigten  zirrhotische  Alterationen  der  Leber  und  aus  dem  Lieberparenchym 
wurden  Kulturen  von  B.  coli  und  Staphylococcus  albus  erhalten  (bei  einem 
derselben  bestand  reichlich  aszitische  Flüssigkeit).  Die  beiden  letzteren  ver- 
endeten an  eitriger  Angiocholitis  mit  multiplen  Abszessen.  Verf.  schliesst 
aus  diesen  Resultaten,  dass  die  Krause  sehe  Operation  keine  besonderen 
Garantien  bietet,  und  hebt  die  Bedeutung  der  abgeschwächten  Infektionen 
der  Gallen wege  bei  der  Bestimmung  einiger  Zirrhoseformen  hervor:  was  die 
guten  Resultate  erklären  kann,  die  die  Cbolezystostomie  in  diesen  Formen 
von  Gallenzirrhose  geben  kann. 

Ceccherelli  (5)  gibt  ausführlich  die  Krankengeschichte  von  drei  an 
Leberzirrhose  leidenden  und  von  ihm  mit  der  Omentopexie  operierten 
Individuen,  bei  denen  er  in  zwei  Fällen  bedeutende  Besserung  erzielte. 

Sodann  stellt  er  einige  Betrachtungen  über  die  drei  operierten  Fälle 
und  die  Technik  der  Palmaschen  Operation  an  und  schliesst  dahin,  dass 
trotz  der  durch  dieselbe  herbeigeführten  bedeutenden  Vorteile  das  Problem 
der  chirurgischen  Behandlung  der  Leberzirrhosen  mit  ihr  nicht  gelöst  ist. 

Cernezzi  (6)  macht  auf  die  Vorteile  der  Magnesiumstützen  bei  der 
mittelbaren  intrahepatischen  Ligatur  nach  Ceccherelli  aufmerksam  und 
erklärt  dieselben  für  empfehlenswert,  sei  es  wegen  der  Leichtigkeit  ihrer  Her- 
stellung, sei  es  wegen  ihrer  Elastizität  und  Widerstandsfähigkeit  und  der 
vollständigen  und  konstanten  Resorption,  die  bei  ihnen  in  den  lebenden  Ge- 
weben erfolgt  (wie  Verf.  bei  vier  Versuchen  an  Kaninchen  gefunden  hat). 

Nach  Erwähnung  einiger  von  ihm  operierter  Fälle  von  Echinococcus- 
zysten  der  Leber  macht  Senni  (7)  auf  die  wirklichen  diagnostischen  Schwierig- 
keiten und  die  schwierigen  therapeutischen  Aufgaben  aufmerksam,  die  der 
Chirurg  zuweilen  zu  lösen  hat.  Er  erzählt  ausführlich  die  Krankengeschichte 
einer  Patientin,  die  Trägerin  einer  an  der  unteren  Fläche  der  Leber,  und 
zwar  an  dem  Hilus  des  Organs  sitzenden  Echinococcusblase  war,  welche  die 
grossen  Blut-  und  Gallengefässe  verschoben  und  emporgehoben  hatte,  ohne 
jedoch  Zirkulationsstörungen  an  dem  Portalsystem  oder  an  der  Gallenleitung 
zn  verursachen.  Die  einzigen  Symptome,  über  die  Patientin  klagte,  waren 
schwere  Magenunordnungen,  wegen  deren  sie  lange  in  einer  Klinik  behandelt 
worden  war,  wo  erst  nach  drei  Monaten  eine  Anschwellung  offenbar  wurde, 
die  dem  Pylorus  angehörend  beurteilt  wurde,  und  wegen  deren  sie  nach  der 
chirurgischen  Abteilung  überführt  wurde,  wo  Verf.  Dienst  leistete. 

Die  Operation  war  sehr  mühsam,  da  die  Zyste  wegen  ihrer  tiefen  Lage 
nicht  an  die  Bauchwunde  angenäht  werden  konnte.  Verf.  beschreibt  die  Art 
und  Weise,  wie  er  sie  total  ausschälen  konnte,  ohne  sie  zu  zerreissen  und 
ohne  irgend  eines  der  vielen  Blut-  und  Gallengefasse  zu  verletzen,  die  sie, 
wie  ausgespannte  Stricke,  an  der  unteren  Leberfläche  befestigten.  Die  Pylorus- 
portion  des  Magens,   der  enorm   erweitert  gefunden  wurde,  war  durch  Ver- 


918  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

wachsongen  mit  der  Wand  der  Echinococcusblase  verknüpft  und  konnte  eben- 
falls frei  gemacht  werden. 

Die  Kranke  befand  sich  ungefähr  ein  Jahr  lang  wohl,  indem  sie  Appetit 
und  Kräfte  wiedererlangt  und  die  Schmerzen  und  Magenstörungen  aufgehört 
hatten,  als  sie  über  neuerliche  Schmerzen  unter  dem  linken  Hypochondrium 
zu  klagen  begann,  wegen  deren  sie  sich  von  neuem  untersuchen  Hess. 

Verf.  fand  einen  Echinococcus  der  Milz,  weshalb  er  die  Splenektomie 
vorschlug  und  ausführte.  Die  Kranke  genas  endgültig.  Die  abgetragene  Milz 
zeigt  eine  umfangreiche,  an  der  vorderen  Wand  sitzende  Zyste,  welche  allein 
zu  sein  schien  und  bei  der  Operation  fast  dazu  herausfordert«,  das  Organ  zu 
schonen,  um  sie  an  der  Bauchwunde  zu  befestigen.  Verf.  tat  es  nicht,  da 
ihm  die  Erfahrung  eines  anderen  beobachteten  Falles,  in  dem  er  ein  Rezidiv 
bekam,  zur  Splenektomie  entschied.  Und  es  war  gut  so,  da  bei  der  Durch- 
schneidung des  Organs  noch  drei  kleine  Echinococcuszysten  gefunden  wurden, 
die  bei  intaktem  Organ  nicht  nachweisbar  waren. 

Verf.  schliesst  mit  der  Behauptung  der  grossen  Überl^enheit  der  Ex- 
stirpation  der  Milz  über  die  Befestigung  und  Drainage  der  Echinococcuszysten 
und  möchte  diese  letztere  nur  für  die  Fälle  reserviert  wissen,  in  denen  die 
ausgedehnten  perisplenischen  Verwachsungen  die  Splenektomie  schwierig  und 
mühsam  gestalten  sollten. 

Verf.  teilt  auch  einen  Fall  von  gestielter  Echinococcuszyste  der  unteren 
Leberfläche  mit,  ein  Fall,  der  Interesse  hat,  sei  es  wegen  der  Seltenheit  ana- 
loger Beispiele,  sei  es  wegen  des  Symptomenkomplexes,  mit  dem  sie  auftrat. 
Es  handelte  sich  um  eine  Kranke  mit  einem  rundlichen  Tumor  mit  glatter 
Oberfläche  und  elastischer  Konsistenz,  welcher  längs  der  Mittellinie  in  nächster 
Nähe  des  Nabels  sass  und  in  transversalem  Sinne  äusserst  beweglich  war, 
wenig  in  longitudinalem  Sinne.  Beim  Versuch,  ihn  gegen  eine  der  Seiten 
des  Leibes  zu  verschieben,  sah  man  ihn  unter  Beschreibung  eines  Kreisab- 
schnittes gegen  das  entsprechende  Hypochondrium  hinaufsteigen.  Auch  in 
diesem  Falle  bestand  Vergrösserung  des  Magenareals. 

Man  fühlte  keinerlei  Stiel  zwischen  Leber  und  Geschwulst.  Aus  diesem 
Grunde  wurde  die  Annahme,  dass  es  sich  um  eine  gestielte  Zyste  der  mitereo 
Leberfläche  handle,  unter  die  Wahrscheinlichkeiten  zugelassen,  aber  nicht 
behauptet. 

Nach  Ausführung  der  Laparotomie  fand  man  die  Echinococcuszyste  mit 
der  vorderen  Fläche  der  Pylorusportion  des  Magens  verwachsen  und  mittelst 
eines  langen  Stiels  aus  Lebersubstanz  mit  dem  vorderen  Rand  der  Leber  zu- 
sammenhängend. Dieser  Stiel  wurde  zwischen  zwei  Ligaturen  reseziert  and 
an  dem  oberen  Winkel  der  Bauchwunde  befestigt;  die  Cyste  wurde  exstirpiert 
Die  Frau  heilte  vorzüglich  und  klagte  nicht  mehr  über  irgend  welche  Be- 
schwerden. 

Bei  einem  ersten  Individuum  im  Alter  von  23  Jahren  mit  dem  klini- 
schen Bilde  der  Gallensteine  nahm  D'Urso  (8)  nach  Eröffnung  des  Ab- 
domens, da  er  durch  Abfühlen  der  Gallenwege  nirgends  den  Sitz  von  Steinen 
hatte  entdecken  können  und  zu  gleicher  Zeit  Infektion  der  Gallenwege  be- 
stand, erstzeitig  die  Gholezystotomie  vor;  in  zweiter  Zeit  führte  er  nach 
Korrektion  der  Infektion  nach  einem  Monat  die  Cholezystienterostomie  ans 
mit  vollkommener  Heilung. 

Pat.  hatte  nach  einigen  Monaten  eine  erneute  Leberkolik  und  befindet 
sich  seitdem  bis  heute,  nach  2Vs  Jahren,  vollkommen  wohl. 


Pageo siecher,  VerletzuDgen  a.  chirarg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.     919 

Im  zweiten  Falle  hat  er  die  Choledochotomie  mit  nachfolgender  Chole- 
dochorrhaphie  vorgenommen  wegen  eines  Steines  in  den  Dimensionen  von 
18  X  15  nun,  der  in  dem  Choledochus  dem  oberen  Rand  des  Duodenums 
entsprechend  eingekeilt  war.    Glatte  Heilung. 

Im  dritten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  gangränöse  Cholezystitis  mit 
Steinen  and  schwerer  Infektionen  der  Gallenwege  bei  einer  Frau,  die  sich 
in  kläglichem  Zustande  befand.  Die  Gallenblase  ist  an  der  Stelle  des  gangrä- 
nösen Fleckes  aufgebrochen  in  dem  Moment,  wo  die  Leber  emporgehoben 
wurde,  um  den  Hilus  blosszulegen.  Die  Gallenblase  war  von  ihrem  Grund 
bis  gegen  den  Hals  durch  ein  vollständiges  Septum  in  zwei  seitliche  Höh- 
limgen  getrennt;  die  beiden  Höhlungen  kommunizierten  dem  Halse  entspre- 
chend. Er  machte  die  Cholezystotomie  dem  gangränösen  Fleck  entsprechend 
und  die  Cholezystotomie  entsprechend  der  rechten  Abteilung  der  Gallenblase. 
Die  Pat.  hatte  Entleerungen  mit  gefärbtem  Stuhl  am  dritten  Tag,  ist  aber 
am  siebenten  Tage  an  Pneumonie  am  unteren  Lappen  der  rechten  Lunge 
gestorben,  wie  bei  der  Obduktion  konstatiert  wurde. 


n.  Nachtrag. 

Kehr,  Technik  der  GallensteinoperatioDen.    Lehmanns  Verlag.    München  1905. 

Kehr  gibt  in  einem  dicken  Bande  die  in  seiner  Klinik  geübte 
Technik  der  Gallensteinoperationen  bekannt.  Die  Vorbereitungen  zu  einer 
Gallensteinoperation,  die  Technik  der  Gallensteinoperationen,  die  allgemeine 
nnd  die  spezielle,  die  Nachbehandlung  der  Gallensteinoperationen  und  die 
Erfolge  der  Gallensteinoperationen,  das  sind  die  vier  Hauptteile,  in  die  das 
Bach  zerfällt  Das  Buch  stützt  sich  auf  die  Erfahrungen,  die  Kehr  bei 
1000  Gallensteinoperationen  erwarb  und  es  ist  ganz  selbstverständlich,  dass 
darin  eine  grosse  Bedeutung  des  Buches  liegt,  die  durch  die  klare  Auffassung 
der  einschlägigen  Verhältnisse  und  Fragen  und  durch  die  klare  Darstellung 
noch  wesentlich  erhöht  wird.  Der  Fachmann  wird  mit  Interesse  lesen  und 
der  praktische  Arzt  viel  daraus  lernen  können.  Ein  Eingehen  auf  den 
speziellen  Inhalt  verbietet  aber  der  Umfang  des  Buches.  Eine  grosse  Anzahl 
von  Krankengeschichten  dienen  zur  Erläuterung  der  Abhandlung  über  die 
einzelnen  Punkte. 


920  Jahresbericht  fttr  Ghimrgie.    IL  Teil. 


xvn. 


Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Erkrankungen 

der  Milz. 


Referent:  AcMlles  Müller,  Basel 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Terletzungen. 

1.  Auvray,   Roptnre  traumatique  de  le  rate.    La  presse  m^.  1905.  Nr.  3. 

2.  Fontoynont,    Rupture  traamatique  d*nne  rate.    Ball,  et  m6m.  de  la  Soc  de  chir. 
T.  XXXL  2. 

3.  Graf,    Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Milz  Verletzungen  und  deren  Therapie.    MCLncb. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  44. 

4.  Lud  low,    Suture  of  the  spieen  for  traumatio  haemorrhage.    Annais  of  Surgery  1905. 
Nr.  6. 

5.  Neck,    Subkutane  Zerreissung  der  normalen  Milz.     Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  11. 

6.  *Romann,   Ober  einen  Fall  von  subk.  Milzruptur.    Diss.    Manchen  1904. 

Auvray  (1)  hat  in  einem  Fall  von  traumatischer  Milzruptur  sich  die 
Exstirpation  des  zerrissenen  Organs  durch  eine  Methode  erleichtert,  die  sich 
ihm  auch  schon  bei  einer  Leberverletzung  bewährt  hat  und  über  die  er  am 
französischen  Ghirurgenkongress  1903  referierte. 

Medianer  Laparotomieschnitt ,  dazu  im  Winkel  Schnitt  parallel  dem 
Rippenbogen.  Dann  Resektion  des  knorpligen  unteren  Thoraxrandes  in  einer 
Ausdehnung  von  zirka  10  cm.  Zu  achten  ist  namentlich  auf  eine  Ablösung 
der  Muskulatur  hart  an  der  Hinterfläche  der  resezierten  Knorpelteile,  wo- 
durch eine  Eröffnung  der  Pleura  vermieden  wird.  Den  Erörterungen  zu 
Grunde  liegt  ein  Fall  von  Milzruptur  bei  einem  Artisten  infolge  von  Stun 
mit  einem  Fahrrad  aus  einer  Höhe  von  zirka  4  Metern  und  Aufschlagen  des 
Bauches  über  die  Lenkstange.  Operation  zirka  20  Stunden  nach  der  Ver- 
letzung.   Exstirpation  der  Milz.    Drainage.    Heilung. 

Aus  der  französischen  Literatur  kennt  Auvray  im  ganzen  10  Fälle 
von  Milzverletzungen,  die  geheilt  sind,  davon  8  subkutane. 

Fontoynont  (2)  beschreibt  einen  Fall  von  Ruptur  der  Milz  und  Zer- 
trümmerung des  Pankreasschwanzes  bei  einer  28  jährigen  Frau,  die  an  Malaria 
litt.  Sie  war  durch  die  Deichsel  eines  Handwagens  in  die  linke  Seite  ge- 
stossen  worden  und  fiel  nach  einigen  Schritten  ohnmächtig  um.  Operation 
2  Stunden  nach  der  Verletzung  bei  deutlichen  Zeichen  innerer  Blutung  und 
starker  Auftreibung  im  Unterleib,  die  an  den  graviden  Uterus  erinnerte. 
Ausgedehnte  mediane  Laparotomie  mit  Hilfsschnitt  entlang  dem  linken  Rippen- 
bogen wies  grosse  Blutungen  im  Unterleib  nach.  Milzarterie  verletzt,  unteres 
Drittel  der  grossen,  am  Zwerchfell  mehrfach  verwachsenen  Milz  zertrümmert, 
ebenso  Schwanz  des  Pankreas.    Abtragung  der  Milz  und  des  zertrümmerten 


Maller,  Verletzungeii  und  chirarg.  ErkronkuDgen  der  Milz.  921 

Pankreasstückes  vor  Klammern,  die  liegen  bleiben.  Tamponade.  Infusionen. 
Injektionen  von  Chinin.  Heilung  kompliziert  durch  eine  Pankreasfistel,  die 
sich  spontan  schliesst.  Bei  den  in  dem  Falle  vorgenommenen  Blutunter- 
sucbmigen  fallt  eine  Vermehrung  der  Leukozyten  und  ein  bemerkenswerter 
Reichtum  an  kernhaltigen  roten  Blutkörperchen  auf.  Verfasser  betont  den 
Wert  von  systematischen  Cbinininjektionen  bei  allen  Operationen  in  Malaria- 
gegenden. 

Graf  (3)  berichtet  über  drei  Fälle  von  Milzverletzungen,  durch  Exstir- 
pation  der  Milz  behandelt.  Es  handelt  sich  um  zwei  Milzschüsse  quer  durch 
das  Parenchym  —  eine  typische  Verletzung  bei  Tentamen  suicidii  —  von 
denen  der  eine  5  V«f  der  andere  6 — 7  Stunden  nach  der  Verletzung  zur  Ope- 
ration kam.    Nur  der  letztere  genas. 

Die  dritte  Beobachtung  betrifft  eine  Milzruptur  durch  Fall  aus  einer 
Höhe  von  4  Meter  auf  den  Bauch.     Exitus. 

Im  Anschluss  an  die  Fälle  Besprechung  der  Diagnostik  und  Therapie 
der  Verletzung.  Zu  erwähnen  ist  daraus  die  Empfehlung  häufiger  Rektal- 
messungen nach  der  Verletzung. 

Jede  intraabdominale  Blutung  macht  steigende  subfebrile  Temperaturen, 
der  Austritt  von  Darminhalt  verursacht  noch  weitere  Steigerungen. 

Im  zweiten  Falle  verlief  die  Rekonvaleszenz  und  die  Rückbildung  der 
anämischen  Zustände  auffallend  glatt,  was  möglicherweise  auf  eine  bei  der 
Operation  sorgfältig  geschonte  Nebenmilz  bezogen  werden  kann. 

Ludlow  (4)  berichtet  über  einen  Fall  von  Messerstichverletzung  der 
Milz.  Je  ein  Einstich  im  neunten  und  im  elften  Interkostalraum  links,  ent- 
sprechend der  mittleren  Axillarlinie.  Das  Zwerchfell  war  von  seinem  Rippen- 
ansatz abgetrennt,  die  Pleura  eröffnet;  durch  beide  Wunden  Vorfall  von  Netz; 
Resektion  des  letzteren.  Von  einer  Verlängerung  der  unteren  Wunde  aus 
Naht  eines  4  cm  langen,  blutenden  Milzrisses.  Naht  der  Zwerchfellwunde. 
Drainage.    Heilung. 

Neck  (5)  referiert  über  einen  Fall  von  subkutaner  Ruptur  der  normalen 
Milz.  Der  16jährige  Patient  war  vom  Fahrrad  gestürzt  und  hatte  mit  der 
linken  Körperseite  sich  auf  die  Kante  eines  Bordsteines  heftig  aufgeschlagen. 
Laparotomie  und  Exstirpation  der  Milz  48  Stunden  nach  der  Verletzung. 
Ans  dem  klinischen  Bild  des  Falles  ist  zu  erwähnen  ein  sehr  spätes  Auftreten 
von  Blutungssymptomen  und  das  vollständige  Fehlen  der  Bauchdeckenspannung. 
In  der  Milz  findet  sich  ein  Längsriss  in  der  unteren  Hälfte.     Heilung. 

Blutuntersuchung  nach  der  Heilung  ergibt  eine  massige  Anämie  und 
eine  Vermehrung  der  Lymphozyten.  Einzelne  vergrösserte  Lymphdrüsen  am 
Hals  und  in  Inguine. 

Im  Anschluss  an  die  Krankengeschichte  Besprechung  der  Klinik  der 
Milzruptur. 

Akute  Entzfindungen. 

7.  Esaa,    Milzabscess  nach  Typhus.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  28. 

8.  FedermauD,  Posttyphöser  Milzabszess.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 
Referate  Aber  die  Demonstration  in  der  freien  Vereinigung  der  Chirurgen  Berlins  im 
Zentralblatt  für  Chir.  1905.  Nr.  13.    Berliner  klin.  Wochenschr.'  1905.  Nr.  16. 

9.  Harrington,    Abscess  of  the  spieen  in  enteric  fever.    Lancet  1905.  V.  II.  Nov.  11. 

Federmann  (8)  bespricht  einen  operativ  geheilten  Milzabszess  in  der 
achten  Woche   eines  Typhus  abd.    Die  Diagnose   wurde   aus   einer   basalen 


922  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

eitrigen  Pleuritis  und  Vorwölbung  des  Zwerchfells,  konstatiert  bei  Behandlung 
der  ersteren  mit  Rippenresektion,  sowie  aus  der  hohen  Leukozytose  zunächst 
auf  subphrenischen  Abszess  gestellt.  Die  Höhle  enthielt  ca.  300  com  Eiter 
mit  nekrotischen  Fetzen,  die  obere  Hälfte  der  Milz  war  nekrotisch  and  wurde 
entfernt.     Tamponade. 

Für  die  Diagnostik  ist  nach  Federmann  die  hohe  Leukozytose  bei 
fehlenden  Temperaturen  und  die  basale  Pleuritis  besonders  wesentlich.  Die 
Operation  ist  einzeitig  auszuführen.  Die  Prognose  ist  im  ganzen  gut  nach  30 
in  der  Literatur  publizierten  Fällen. 

Es  au  (7)  erinnert  im  Anschluss  an  die  Mitteilung  von  Federmann 
an  einen  von  letzterem  nicht  angeführten,  von  ihm  bereits  1903  in  seiner 
Dissertation  publizierten  Fall  von  Milzabszess  nach  Typhus,  zirka  2  Monate 
nach  Beginn  der  Erkrankung  auftretend  und  durch  Inzision  geheilt.  Die 
Diagnose  wurde  gestellt.  Im  Eiter  wurden  Typhusbazillen  in  Reinkultur  nach- 
gewiesen. Für  die  Diagnose  weist  Es  au  besonders  auf  die  ausbleibende  Re- 
konvaleszenz nach  Abklingen  der  primären  Erkrankung  hin. 

Harrington  (9)  referiert  über  zwei  Fälle  von  Milzabszess  bei  Typhus 
mit  einer  Heilung. 

Im  ersten  Fall  einer  46jährigen  Frau  Auftreten  ungefähr  zwei  Monate 
nach  Beginn  der  Erkrankung.  Diagnose  erst  nach  dem  an  Darmblutung  er- 
folgten Tode  durch  die  Sektion.  Der  Abszess  höhlte  tatsächlich  das  ganze 
Organ  aus.     Kulturell  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  Typhusbazillen. 

Der  zweite  Fall  betrifft  einen  33jährigen  Mann.  Auftreten  des  Ab- 
szesses ungefähr  um  den  58.  Tag  der  Erkrankung  in  einem  Rückfall.  Dia- 
gnose nur  vermutungsweise.  Operation  mittelst  Resektion  der  12.  Rippe. 
Kleiner  Abszess  am  unteren  Ende  der  Milz,  umgeben  von  Verwachsungen  mit 
der  Niere.    Kulturell  Staphylokokken  und  Streptokokken. 

Chronische  Entzündungen. 

10.  Dufoar,   Les  pierres  de  la  rate.    Vortrag  in  der  Soc.  m^d.  des  höp.  17.  Mftrs  1905. 
Gazette  des  hdpitaux  1905.  Nr.  33. 

11.  Robert,    Syphilis  de  la  rate.    Thtee.    Ref.  Joom.  de  m4d.  et  de  chir.  1905.  Nr.  22. 

12.  Vallas,   Hypertrophie  de  la  rate.    Reyne  de  Chir.  1905.  Nr.  3.  p.  421. 

Dufour  (10)  spricht  über  Milzsteine.  Der  Befund  wurde  bei  einem 
Pat.  erhoben,  der  wegen  chronischer  Bronchitis  und  Emphysem  in  Behand- 
lung  gestanden  hatte  und  auch  alte  tuberkulöse  Veränderungen  aufwies. 

Die  Milz  ist  nicht  vergrössert  und  enthält  kirschkerngrosse  sphärische 
oder  leicht  höckerige  Körper,  die  leicht  sich  enukleieren,  von  einer  dicken 
Kapsel  umgeben  sind  und  im  Innern  aus  Kalksalzen  bestehen.  Sie  sind  analog 
den  Lungensteinen.  Demonstration  von  5  Exemplaren.  Die  Leber  enthält 
1 — 2  analoge  kleine  Gebilde. 

Der  Redner  nimmt  eine  Verkalkung,  wahrscheinlich  tuberkulöser  Natur, 
als  Ursache  dieser  eigenartigen  Bildungen  an. 

Der  kleine  Artikel  (11)  weist  auf  die  Bedeutung  der  Milzvergrössenmg 
für  die  Diagnose  der  kongenitalen  Syphilis  hin,  wie  sie  neuerdings  wieder  in 
einer  These  von  Robert  und  von  Marfan  betont  wird  und  wie  sie  unter 
Umständen,  mit  Anämie  gepaart,  das  einzige  Symptom  darstellen  kann.  Für 
die  Behandlung  ist  sowohl  die  Schmierkur  (1—3  g),  der  Liquor  van  Swieten 
(20--60  Tropfen  2—3  mal)  und  Jodkali  0,2-0,3  p.  d.  zu  empfehlen. 


M  All  er,  Verletzaogen  and  cbinirg.  Erkrankungen  der  Milz.  923 

In  der  Lyoner  SociöM  de  Chirurgie,  Sitzung  vom  2.  Februar  1905, 
demonstriert  V alias  (12)  eine  von  ihm  exstirpierte  Milz  von  1700  g  Ge- 
wicht. Sie  stammt  von  einem  20  jährigen  Mädchen,  bei  dem  sie  seit  dem 
5.  Jahre  wuchs.  Die  Diagnose  schwankte  zwischen  Tumor,  Tuberkulose  und 
Bantischer  Krankheit.  Malaria,  Leukämie  und  Lues  wurden  ausgeschlossen. 
Die  Indikation  war  g^eben  durch  Verschlechterung  des  Allgemeinbefindens 
nnd  Ödeme  der  Beine. 

Makroskopische  Diagnose:  Tuberkulose.  Eine  mikroskopische  Unter- 
suchung soll  noch  folgen. 

Hyperplasien. 

13.  Emile- Weil,  P.,  et  A.  Giere,  Diagnostic  des  spl^nom^ftlies  chroniques.  Gaz.  des 
höp.  1905.  Nr.  187. 

14.  ^Gilbert-Lerebonllet,  La  maladie  de  Banti  existe-i-elle?  Revue  de  M^.  1904. 
10  D6c    Ref.  Arch.  g^n.  de  m^.  1905.  Nr.  5.  p.  300. 

15.  üofbaner,  Zar  Frage  der  Genese  des  akuten  Milztumors.  Wiener  med.  Wochen- 
achr.    1905.  Nr.  2. 

16.  Jonnescu  n.  Rainer,  Malariamilz.  Latente  Infektion  mit  Plasmodium  vivaz. 
Splenektomie.  Sumpffieberanfälle  nach  dem  Eingriff.  Rer.  Stiintzelov  Med.  1905.  Nr.  2. 
(Ramftnisch.) 

17.  LeTi-Sirngne,  Zusammenhang  von  Milz-  nnd  Lebererkrankungen.  Gaz.  des  h6p. 
1905.  Nr.  23. 

18.  Lindner,  Znr  Frage  der  chir.  Eingriffe  bei  lienaler  Leukämie.  Deutsches  Arch.  f. 
klin.  Med.  1905.  Bd.  85. 

19.  Richardson,   Splenectomy  for  myelogenons  leukaemia.    Annais  of  Surg.  1905.  Nov. 

20.  Schiassi,  La  splenocleisi  nella  cura  dell'  anemia  splenica.  Atti  della  Societä  italiana 
dl  chirurgia.  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

21.  Simmonds,    Zur  Frage  der  Bantikrankheit.    Med.  Blätter  1905.  Nr.  20. 

22.  Steven,  Gase  of  enlargement  of  the  spieen  and  liver  in  a  child  the  second  ease  in  the 
same  family.    Glasgow  med.  Joum.  1905.  July.  Vol.  64.  Nr.  1. 

23.  Strickland,  Hodgson  and  Anderton,    Banti*s  disease.    Lancet  1904.  Vol.  IL  Oct 

24.  Um  her,    Zur  Pathogenese  der  B  an  tischen  Krankheit.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  55 
Festschrift  f.  Naunyn. 

Emile-Weil  und  Clerc  (13)  geben  ein  System  der  chronischen  Milz- 
tumoren. 

Sie  unterscheiden: 

A.  Milz-Lymphdrüsenkomplex;  findet  sich  bei 

a)  Blutkrankheiten: 

1.  Leukämie;  myelogene  Form  mit  grossem  Milztumor,  lymphatische 
Form  mit  vorwiegenden  Drüsenschwellungen; 

2.  Pseudoleukämie  ist  eine  aleukämische  Lymphozytämie  (Vaguez 
und  Ribierre)  respektive  eine  lymphatische  Lymphadenie  oder 
aleukämische  Lymphomatose  (Emile-Weil  und  Clerc).  Sie  ist 
eine  Vorstufe  der  wirklichen  Lymphämie. 

Aleukämische  Myelämie  ist  bis  jetzt  nicht  bekannt. 

fiei  malignem  Wachstum  findet  sich  im  Blute  eine  Vermeh- 
rung der  polymorphkernigen  Elemente,  mit  oder  ohne  Eosinophilie, 
selten  Zunahme  der  Lymphozyten  oder  gar  der  Myelozyten:  maligne 
atypische  Lymphome  oder  Lymphosarkom; 

b)  Infektionskrankheiten:   chronische  Infektionen  mit  Eitererregem  und 
tertiärer  Syphilis. 

B.  Leber-Milzkomplex. 


924  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Verff.  nehmen  bei  dieser  Gruppe  die  Leber  als  das  primär  erkrankte 
Organ  an.     Vorkommen  bei: 

a)  Blutkrankbeiten :   Leukämie   (speziell  Myelämie)  und  Pseudoleukamie; 

b)  Leberaffektionen: 

1.  Zirrhosen:  Fast  regelmässig  bei  der  H an ot sehen  Zirrhose;  als 
forme  hypersplenomegalique  (Gilbert  und  Fournier)  bei  Kin- 
dern, verbunden  mit  Wachstumsstörungen. 

Bei  Gallengangzirrhosen  infolge  chronischer  Cholangitiden, 
seltener  bei  alkoholischen  Zirrhosen  und  nur  ausnahmsweise  bei 
zirrhotischer  Fettleber. 

Asystolie  ä  forme  splenique  (Oulmont  und  Ramont)  ist 
eine  Milzschwellung  bei  Stauungsleber; 

2.  Chronischer  Ikterus: 

Ictere  chronique  splenomSgalique  (Hayem  und  Levy),  eine 
in  schmerzhaften  Anfällen  auftretende  Form.  Dieselben  Verfasser 
beschrieben  eine  ^^spleuom^galie  mötaict^rique^,  einige  Zeit  nach 
einem  Ikterus  auftretend,  unter  dyspeptischen  und  hämorrhagischen 
Erscheinungen. 

Endlich  Vorkommen  des  Komplexes  bei  chronischer  Cholan- 
gitis ohne  Ikterus. 

c)  Infektionskrankheiten: 

1.  Chronische  Infektionen  mit  Eitererregem; 

2.  Milz-  und  Lebertuberkulose;  andere,  namentlich  Lungenherde  fehlen; 
meist  besteht  Tuberkulose  der  serösen  Häute  und  besonders  des 
Peri-  und  Endokards; 

3.  Malaria; 

4.  Hereditäre  Syphilis; 

5.  Amyloid. 

C.  Reiner  Milzkomplex: 

Hierher   die  Fälle    von  Spl^nomegalies   primitives   (Debove  und 
Brühl    und    Anaemia   splenica   (Strümpell).     Die    Blutuntersuchung 
trennt  2  Gruppen: 
a.  Die  Milzschwellung  mit  Vermehrung  der  roten  Blutkörperchen  (6  bis 

10000000)  und  häufig  mit  Zyanose; 
ß.  Mit  Anämie  (Anaemia  splenica).    Beide   Gruppen  entsprechen  nicht 
genau  abgegrenzten  Krankheitsbildem. 

Der  reine  Milzkomplex  kommt  vor  bei: 
a)  Blutkrankheiten: 

1.  Bei  Leukämie,  speziell  der  myelogenen  Form. 

2.  Mit  Anämie  und  Lymphozytämie.  Diese  Abart  entspricht  ge- 
wissen Formen  von  Pseudoleukamie; 

3.  Mit  Anämie  und  Myelämie  (Emile  Weil  und  Clerc),  grosser 
Milztumor;  rote  Blutkörpereben  3000000—12000000,  massige 
Myelämie;  Normoblasten  und  Megaloblasten. 

Ursache : 

a)  Ein  Zustand,  der  mit  einer  myelogenen  Pseudoleukamie  ver- 
wandt ist; 

ß)  Eine  lymphatische  Pseudoleukamie  oder  ein  beginnendes 
Lymphosarkom  mit  Reaktion  im  Knochenmark  (Pappenheim); 


Möller,  Verletzungen  und  chimrg.  Erkrankungen  der  Milz.  925 

y)  Eindringen  einer  bösartigen  Geschwulst  in  das  Knochenmark 
oder  die  Milz  (Reizungsmyelozytose  der  deutschen  Autoren). 
4.  Jaksch-Luzetsche  Krankheit  oder  Pseudoleukämie  der  Säug- 
linge ist  die  infantile  Form  der  vorhergehenden.  Einzelne  Fälle 
werden  zu  echter  Leukämie.  Bei  Säuglingen  kommen  für  die 
Ätiologie  ausserdem  in  Betracht:  Infektionen,  Syphilis,  Malaria, 
Tuberkulose,  Verdauungsstörungen,  Rachitis. 

b)  Leberkrankheiten :  Die  bei  einer  Menge  derselben  scheinbar  primäre 
oder  vorwiegende  Milzschwellung,  wie  sie  bei  den  verschiedenen 
Typen  des  Leber-Milzkomplexes  bereits  erwähnt  wurden,  nehmen 
Verfasser  mit  Gilbert  und  Lereboullet(14)  trotzdem  als  sekun- 
där an  und  zweifeln  damit  auch  an  der  Individualität  der  Banti- 
schen  Krankheit.  Alle  hierhergehörigen  Milzschwellungen  sind  Leber- 
milzen (Rates  h6patiques); 

c)  Infektionskrankheiten: 

1.  Malaria; 

2.  Andere  Tropenkrankheiten  (Verruga,  Kala-Azar); 

3.  Tuberkulose; 

4.  Hereditäre  Syphilis:  betrifft  die  Milz  besonders  häufig  und  hoch- 
gradig (Marfan); 

5.  Amyloid,  welches  ebenfalls  häufig  auf  Syphilis  beruht,  aber  auch 
auf  anderen  Infektionen; 

6.  Chronische^  nicht  spezifische  Milzentzündungen.  Darauf  mögen 
die  bei  Kindern  so  häufigen  Milzschwellungen  bei  Rachitis  und 
chronischen  Magen-Darmkatarrhen  beruhen.  Auch  bei  Erwach- 
senen kommen  derartige^  ätiologisch  nicht  recht  bestimmbare 
Milzschwellungen  vor,  auf  die  man  die  Bezeichnung  primäre  Milz« 
tumoren,  Splenomegalies  primitives  (Debove  und  Brühl)  an- 
wenden könnte. 

d)  Tumoren  der  Milz:  z.  B.  das  Epitheliom  oder  Gau  eher  sehe  Krank- 
heit; Sarkome  etc.; 

e)  Zysten  (Echinococcus  und  zystische  Tumoren). 

Die  Splenektomie  halten  Verff.  für  absolut  kontraindiziert  bei  Leukämie, 
Syphilis  und  allen  Fällen  von  Lebermilz.  Bei  Tuberkulose,  bei  Echinococcus, 
häufig  bei  Malaria  und  Gau  eher  scher  Krankheit  bietet  dagegen  die  Ope- 
ration Chancen;  Banti  empfiehlt  sie  bei  dem  von  ihm  beschriebenen  Sym- 
ptomenkomplex. Neuerdings  haben  sich  durch  die  Einflüsse  der  Röntgenbehand- 
lung der  Leukämie  neue  Gesichtspunkte  ergeben. 

Levi-Sirugue  (17)  bespricht  den  Zusammenhang  zwischen  Leber- 
und Milzveränderungen.  Derselbe  wurde  lange  Zeit  rein  mechanisch  als  Folge 
von  Zirkulationsstörungen  im  Pfortaderkreislauf  aufgefasst.  Später  nahm  man 
fär  die  Erkrankung  beider  Organe  eine  gemeinsame  Ursache  an.  Im  Gegen- 
satz dazu  sah  C  harr  in  in  der  Milzhypertrophie  eine  Kompensation  der  ge- 
störten Leberfunktion.  Chauffard  dagegen  nimmt  entzündliche  Verände- 
rungen der  Leber  an,  deren  Ursache  in  der  Milz  gelegen  ist.  Zu  den  klinischen 
Krankbeitsformen,  welche  für  letztere  Auffassung  sprechen,  gehört  auf  dem 
Gebiete  der  atrophischen  (portalen)  Zirrhosen  in  erster  Linie  die  B  an  tische 
Krankheit,  von  der  gewisse  Fälle  bekanntlich  nach  Entfernung  der  Milz 
bellen.  Damit  verwandt  sind  Tatsachen,  wie  sie  in  einer  besonders  typischen 
Beobachtung  von  Lessenet  und  Leaderich  publiziert  worden   sind  unter 


926  Jahreabericbt  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

dem  Namen:   ^Hypertrophische  Zirrhose  der  Milz  und  portale  Zirrhose  der 
Leber,  auf  Malaria  beruhend^. 

Unter  den  biliären  hypertrophischen  Zirrhosen  haben  Gilbert  nnd 
Fournier  auf  eine  spezielle  Form  aufmerksam  gemacht,  die  sie  entsprediend 
der  Gewichtigkeit  der  Milzvergrösserung  ^^Forme  hyperspl6nomegalique^  nennen. 
Sie  kommt  besonders  bei  jugendlichen  Individuen  vor  und  verläuft  mit  Knochen- 
und  Gelenkveränderungen  und  Beeinflussung  der  Entwickelung.  Der  Ursprung 
der  Krankheit  sitzt  in  der  Leber,  die  Milz  ist  eine  Lebermilz  (rate  höpatique). 
Im  Gegensatz  dazu  nimmt  Boix  eine  primäre  Milzerkrankung  an. 

Allen  Möglichkeiten  sucht  eine  Einteilung  nach  Chauffard  gerecht  zu 
werden.  Er  unterscheidet:  I.  eine  Forme  splenomögalique  (gleichzeitiges  Be- 
stehen von  Leber-  und  Milzerkrankung):  die  meisten  Fälle  von  Uanot- 
(Char cot-) scher  Krankheit.  11.  Forme  pr6splenom6galique  (Leber  vor  der 
Milz  ergriffen  und  hochgradiger  erkrankt):  hierher  die  biliäre  Zirrhose  cho- 
langitischen  Ursprungs  mit  sekundärer,  leichter  Milzschwellung.  Damit  iden- 
tisch die  Forme  microspl6nomegaIique  Gilbert  und  Fournier.  III.  Forme 
metasplenomegalique  (Milz  primär  und  stärker  erkrankt) :  entspricht  der  Hyper- 
splenom^galie  Gilbert  und  Fournier,  einer  portalbiliären  Zirrhose  lienalen 
Ursprungs  mit  primärem  Milztumor. 

Mit  den  biliären  Zirrhosen  sind  verwandt  Fälle  von  chronischem  infek- 
tiösem Ikterus  mit  Milzschwellung,  wie  sie  Hayem  beschrieben  hat,  vielleicht 
Anfangsstadien  der  hypertrophischen  Zirrhose.  Hierher  gehören  ferner  die 
exazerbierenden  Ikterusformen  mit  Milzschwellung  (Weil sehe  Krankheit)  nnd 
die  Fälle  von  Spätikterus  mit  Milzschwellung  bei  Syphilis  (L.  Bernard). 

Neuerdings  scheinen  Beobachtungen  von  Milz-Lebertuberkulose  die  pri- 
märe Infektion  der  erste ren  zu  beweisen,  doch  wird  sowohl  hier,  wie  bei 
den  oben  angeführten  Typen  andererseits  der  Leber  die  Priorität  zuge- 
sprochen. 

Für  ersteren  Modus  sprechen  die  Experimente  von  Chauffard  und 
Castaigne,  denen  es  gelang,  durch  Injektion  in  die  Milz  und  namentlich 
in  die  Milzarterie  Farbstoffteilchen  in  die  Leber  gelangen  zu  lassen.  Dasselbe 
glückte  ihnen  mit  tuberkulösen  Massen. 

Mit  dem  Nachweis  der  Priorität  der  Milzerkrankung  ergibt  sich  als  Kon- 
sequenz die  Splenektomie ,  die  immer  dann  in  Betracht  kommt,  wenn  der 
infektiöse  Einfluss  der  Milz  auf  die  Leber  zu  fürchten  ist.  Der  Zusammen- 
hang der  Dinge  ist  nach  Chauffard  ein  natürlicher  Übergang  von  den  soge- 
nannten gemeinen  Splenopathien  (Gau eher  etc.),  ohne  Reaktion  der  Leber, 
über  die  Formen  von  chronischem,  infektiösem  Ikterus  mit  Milzschwellnng 
(Hayem)  nach  den  atrophischen,  venösen  Formen  der  Zirrhose  (Banti)  oder 
zu  den  biliären,  hypertrophischen  Zirrhosen  (Gilbert  und  Fournier). 

Die  Sphlenektomie  ist  eo  ipso  indiziert  beider  Banti  sehen  Krankheit; 
bei  den  Malariaformen  schon  mit  mehr  Bedacht ;  doch  ist  auch  hier  die  Mor- 
taUtät  von  55  auf  6%  gefallen.  Kontraindikationen  sind:  hochgradige Schramp- 
fung  der  Leber,  ausgedehnte  Verwachsungen  der  Milz,  schwerer  Aszites,  Plen- 
ritis,  schlechtes  Allgemeinbefinden. 

Auf  Grund  der  Erfolge  der  Milzexstirpation  bei  der  Banti  sehen  Krank- 
heit glaubt  Lindner  (18),  dass  die  Erwägung  dieses  Eingriffes  bei  lienaler 
Leukämie  wieder  in  ein  anderes  Licht  gerückt  sei.  Es  würde  sich  dabei 
weniger  um  die  Heilung  der  Krankheit,  als  um  einen  symptomatischen  Ein- 
griff bei  bestehenden  Druckbeschwerden  durch  die  vergrösserte  Milz  handeln. 


Maller,  VerletznngeD  nnd  ohirarg.  Errkankungen  der  Milz.  927 

Aaszolesen  sind  dazu  mildere  Fälle  mit  gutem  Allgemeinbefinden,  Milztumoren 
ohne  aasgedehnte  Adhäsionen,  die  aber  peinliche  örtliche  Störungen  auslösen. 
Lindner  hat  1003  einen  derartigen  Fall  mit  Glück  operiert,  bei  dem 
die  Diagnose  erst  während  und  nach  der  Operation  gestellt  wurde.  Im  Ver- 
lauf zeigte  sich  in  den  leukämischen  Erscheinungen  eine  wesentliche  Besse- 
rung.    Aus  der  Literatur  4  Fälle  von  Heilung,  28  Todesfälle. 

Richardson  (19)  bringt  die  Nachgeschichte  eines  geheilten  Falles  von 
myelogener  Leukämie.  Splenektomie  im  Dezember  1900.  (Publiziert  von 
Whitney,  Annais  of  surgery,  Mai  1901.)  Das  Blut  war  nach  der  Operation 
normal.  (Vor  der  Operation  nicht  untersucht,  Diagnose  nur  aus  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  der  Milz.)  1904  Ausbildung  eines  Krankheitsbildes 
von  Tabes  dorsalis.  Tod  nach  einigen  Monaten.  Verf.  zweifelt  daran,  dass 
sowohl  der  günstige  Verlauf  nach  der  Operation,  als  dieser  Ausgang  auf  den 
Eingriff  zu  beziehen  sei  und  rät  dabei  von  letzterem  ab. 

Bei  einem  23 jährigen  Manne  mit  Malariamilz  fanden  Jonnescu  und 
Rainer  (16)  Plasmodien  in  geringer  Zahl.  Splenektomie.  Nach  24  Tagen 
typische  Fieberanfalle  mit  sehr  grosser  Zahl  Parasiten,  die  nach  täglichen  In- 
jektion mit  Chlorhydrosulfate  de  quinine  verschwanden.  Es  soll  dies  das  erste 
experimentelle  Dokument  in  der  Frage  über  den  Einiiuss  der  Operation  auf 
Evolution  einer  Infektion  beim  Menschen  sein.  Vor  der  Operation,  trotz 
Vorhandensein  der  Plasmodien  im  Blute,  kamen  keine  Fieberanfälle  vor. 

Stoianoff  (Vama). 
Hofbauer  (15)  glaubt  einen  Beitrag  zur  Lösung  der  Frage  nach  der 
Genese  des  akuten  Milztumors  geben  zu  können  auf  Grund  von  Beobach- 
tungen bei  einem  Fall  von  Pal-Ebsteinschem  Symptomenkomplex  (Perioden 
von  anhaltendem  Fieber,  wechselnd  mit  Perioden  subnormaler  Temperatur, 
schnelle  Besserung  in  der  anfallsfreien  Periode,  Verkleinerung  der  Milz,  die 
während  des  Fieberanfalls  stark  geschwollen  ist;  langsam  progressive  Anämie 
bei  negativem  Blutbefund.  Starke  Anschwellung  der  Leber,  flüssige  Stühle, 
terminaler  hepatogener  Ikterus.  Die  letzteren  drei  Symptome  fehlten  in  der 
Beobachtung  Hofbauers). 

Die  Sektion  ergab  eine  Tuberkulose  der  rechten  Nebenniere,  eine  ;,  sub- 
akute und  akute^  Tuberkulose  der  Milz  mit  starker  Vergrösserung,  Tuber- 
kulose der  retroperitonealen  Drüsen. 

In  den  anscheinend  tuberkulösen  Veränderungen  waren  Bazillen  nicht 
nachzuweisen,  auch  Impfversuche  blieben  negativ. 

In  der  Milz  fanden  sich  keine  Einschmelzungsprozesse,  auf  die  etwa  die 
Veränderung  der  Grössenausdehnung  hätte  bezogen  werden  können. 

Die  Grössenzunahme  der  Milz,  hier,  wie  bei  allen  Infektionskrankheiten, 
dürfte  vielmehr  auf  eine  Hyperämie,  verursacht  durch  die  Wirkung  pyrogener 
Stoffe,  zurückzuführen  sein. 

Lindsay  Steven  (22)  erwähnt  einen  Fall  von  Milz-  und  Leberver- 
grösserung  bei  einem  Kind,  den  zweiten  Fall  in  der  gleichen  Familie.  Er 
glaubt,  dass  die  Anaemia  splenica  der  Kinder  nicht  ein  abgegrenztes  Krank- 
heitsbild  ist,  sondern,  dass  oft  Formen  vom  Typus,  wie  er  bei  Erwachsenen 
vorkommt,  beobachtet  werden  und,  dass  eine  grössere  Anzahl  noch  auf  ange- 
borener Syphilis  beruhen.  (Hutchinson.)  Der  kindliche  Typus  zeichnet 
sieh  nach  Hutchinson  durch  Hämoglobinarmut  aus.  Die  roten  Blutkör- 
perchen mehr  oder  weniger  vermindert,  ungleich  gross  und  unregelmässig, 
m\e  kernhaltig.  Vermehrung  der  Leukozyten,  namentlich  der  grossen  Lympho- 


928  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

zyten,  häuiig  zahlreiche  Myelozyten.  Bei  dem  zwei  jährigen  Kind,  das  Steven 
gesehen  hat  und  dessen  Bruder  im  elften  Jahre  nach  dreijähriger  Milzschwel- 
lung gestorben  ist,  bestand  neben  der  Milz-  und  Leberschwellung  eine  reine 
Anämie  massigen  Grades^  ohne  kernhaltige  Zellen  und  ohne  Vermehrung  der 
weissen  Blutkörperchen.  Rachitis  und  Syphilis  auszuschliessen.  Erhebliche 
Besserung  auf  Eisen. 

Auf  Grund  einer  Beobachtung,  die  möglicherweise  in  das  Gebiet  der 
B  an  tischen  Krankheit  gehört,  kommt  Simmonds  (21)  zu  dem  Schlüsse, 
dass  es  eine  anatomische  Diagnose  dieses  Symptomenkomplexes  nicht  gibt. 
Die  Anämie  kann  durch  Blutungen  verschiedener  Art  bedingt  sein.  Die  ver- 
schiedenen Leber-  und  Milzveränderungen  sind  nicht  charakteristisch,  erstere 
können  überhaupt  fehlen. 

Strichland,  Hodgson  und  Enderton  (23)  teilen  einen  Fall  von 
B  an  tischer  Krankheit  mit,  der  eine  46  jährige  Frau  ohne  Heredität  und 
ohne  Antezedentien  betrifft  und  der  im  Anschluss  an  eine  profuse  Nasen- 
blutung in  ihre  Beobachtung  gelangte.  Die  Erkrankung  verlief  unter  dem 
Bild  einer  progressiven  Milzschwellung  und  zunehmender  Anämie.  Der  Milz- 
tumor wurde  fünf  Jahre  vor  dem  Exitus  nach  einer  Entbindung  entdeckt. 
Gegen  Ende  des  Lebens  Hinzukommen  einer  Leberschwellung  mit  Ikterus  und 
Aszites. 

Die  bei  der  Sektion  entnommene,  enorm  vergrösserte  Milz  war  auf  dem 
Schnitt  dunkelrot  und  zeigte  eine  auffallende  Verdickung  des  bindegewebigen 
Stroma  und  der  Kapsel.  Die  Bindegewebswucherung  war  histologisch  beson- 
ders auffallend  um  die  Arterien.  Die  Mal pighi sehen  Körperchen  waren 
spärlich  und  klein  und  stellenweise  vollständig  fibrös  umgewandelt.  Weisse 
und  rote  Blutkörperchen  sehr  spärlich  vorhanden.  Pigmentkörnchen  nament- 
lich in  den  bindegewebigen  Partien. 

Die  Leber  zeigt  starke  Bindegewebsvermehrung  sowohl  um  die  Pfort- 
aderäste, als  inter-  und  namentlich  intraazinös.  Stellenweise  kleine  Rundzellen- 
infiltrate. Die  Leberzellen  sind  auffallend  klein  und  mehr  oder  weniger  ver- 
fettet.   Auch  in  der  Leber  starke  Pigmentablagerung. 

Umher  (24)  beschreibt  einen  Fall  von  B  an  tischer  Krankheit. 

Bei  einem  15jährigen,  im  übrigen  gesunden  Jungen,  bei  dem  weder 
hereditäre  Lues,  noch  Tuberkulose,  noch  Alkoholmissbrauch  in  Frage  kommen, 
wurde  durch  acht  Jahre  hindurch  primärer  Milztumor  und  Anämie  beobachtet. 
Dazu  kamen  dann  Nasenblutungen  und  beginnender  Ikterus  mit  Leberschwel- 
lung, zeitweise  geringer  Aszites.  Während  einer  dreimonatlichen  Beobachtung 
unaufhaltsame  Verschlimmerung  des  Allgemeinbefindens,  der  Müzschwellung, 
des  Ikterus  und  der  Anämie.  Die  in  diesem  Stadium  exstirpierte  Milz  er- 
wies sich  als  hochgradig  hyperämisch  mit  auffallenden  Pigmentablagemngen 
und  erheblichem  Zellreichtum  der  vergrösserten  Follikel.  Balkengewebe  und 
Venenwandungen  sind  nicht  im  Sinne  der  von  Bauti  beschriebenen  Fibro- 
adenie  verändert.  Die  Leber,  von  der  eine  Probeexzision  entnommen  wurde, 
erwies  sich  ebenfalls  als  stark  hyperämisch,  mit  geringer  periportaler  Lymphe- 
zytenanhäufung  (wie  in  den  Frühstadien  der  Zirrhosen).  Das  Parenchym  ist 
völlig  normal,  keine  Gallenstauung. 

Verf.  beweist  nun  auf  Grund  seines  Falles  die  Richtigkeit  der  Abgren- 
zung der  B  an  tischen  Krankheit  von  den  Leberzirrhosen  und  ihre  Deutung 
als  ;, Wirkung  einer  chronischen  Vergiftung,  deren  Ausgangspunkt  nur  in  der 
Milz  liegen  kann.^ 


M filier»  YerletzuDgen  und  chimrg.  Erkrankungen  der  Milz.  929 

In  wenigen  Tagen  nach  der  Splenektomie  schwand  der  Ikterus,  die  Leber- 
scbwellung  kehrte  innerhalb  drei  Wochen  zur  Norm  und  Allgemeinbefinden 
and  Blatbefund  besserten  sich  zusehends.  Nach  drei  Monaten  war  Patient 
Tollständig  gesnnd  und  konnte  schwere  Handarbeit  verrichten. 

Ans  den  Blutbefunden  verdient  erwähnt  zu  werden,  dass  der  Hämo- 
gk>bingehalt  nach  der  Operation  plötzlich  zur  Norm  ansteigt;  nur  eine  schnell 
vorübergehende,  leichte,  sekundäre  Anämie  deutet  auf  den  schweren  Eingriff. 
Die  bei  Gesunden  nach  Splenektomie  beobachtete  relative  Lymphozytose 
fehlt  hier,  dagegen  besteht  anfänglich  eine  beträchtliche  Leukozytose,  die  vor- 
zugsweise auf  einer  Vertnehrung  der  polynukleären  Neutrophilen,  sowie  der 
grossen  Mononukleären  beruht. 

Die  Milz  hat  in  derartigen  Krankheitszuständen  offenbar  eine  Steige- 
rung ihrer  blutkörperchenzerstörenden  Funktion  erfahren.  Nur  so  ist  die 
rapide  Besserung  der  Anämie  und  das  Schwinden  des  hämato-hepatogenen 
Ikterus  nach  der  Splenektomie  zu  deuten. 

Ausgedehnte  Stoffwechseluntersuchungen  vor  und  nach  der  Operation 
haben  dann  femer  während  des  Bestehens  der  Krankheit  einen  rapiden  — 
offenbar  toxogenen  —  Eiweisszerfall  ergeben,  der  nur  durch  eine  kolossale 
Iberemährung  (113  Kai.  pro  kg,  150 — 166  g  Eiweiss)  sich  zur  Not  kompen- 
sieren liess. 

Nach  der  Operation  dagegen  liess  sich  ein  normaler  Eiweissansatz  fest- 
stellen. 

Daneben  ergab  die  Beobachtung  der  Purinkörperausscheidung  —  bei 
pnrinfreier  Nahrung  —  ein  periodisches  hohes  Aufwärtsschwanken  der  Harn- 
purine,  das  auf  Einschwemmung  von  Leukozytenkemtrümmem  aus  der  Milz 
in  die  Pfortader  und  Leber  zurückgeführt  wird. 

Über  die  Art  der  toxischen  Quelle  in  der  Milz  ist  z.  Z.  kein  Urteil  zu 
fallen;  die  Protozoenbefnnde  Marchands  geben  gewisse  Anhaltspunkte. 

Verf.  hat  dann  noch  an  einem  anderen,  klinisch  als  B  an  tische  Krank- 
heit diagnostizierten  Fall,  durch  Stoffwechseluntersuchungen  die  Diagnose  be- 
richtigen können.  Es  fehlte  trotz  konstanter  VerschUmmerung  des  Zustandes 
der  toxische  Eiweisszerfall  und  die  hohen  Werte  der  Hampurine.  Dement- 
sprechend wnrde  auch  von  der  Splenektomie  abgesehen  und  der  Fall  kam 
wider  Erwarten  zur  vollständigen  Heilung  (allerdings  mit  bleibendem  Milz- 
tnmor).  Vielleicht  handelte  es  sich  bei  der  Beobachtung  um  thrombotische  Vor- 
gänge im  Pfortadersystem  im  Anschluss  an  eine  in  der  Jugend  überstandene 
Skarlatina. 

Schiassi  (20)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Milzanämie,  die  mit  einem 
speziellen  Verfahren  des  Verf.  behandelt  wurden. 

Zu  dem  Zwecke,  neue  anastomotische  Bahnen  des  Rückflusses  für  das 
Milzblut  zu  schaffen  und  die  Substitution  des  Bindegewebes  an  Stelle  des 
Milzgewebes  zu  erleichtem,  nimmt  er  eine  Tamponade  um  die  Milz  herum 
Tor  und  lässt  durch  Granulation  heilen. 

Die  beiden  von  ihm  in  dieser  Weise  behandelten  Patientinnen  haben 
eine  erhebliche  Besserung  gezeigt,  während  die  medikamentöse  Behandlung 
wirkungslos  gewesen  war.  R.  Giani. 

Zysten. 

25.  Bryan,    Gysis  of  the  spieen.    Med.  Newa  1905.  July  22.    56.  Jahresvei'sammlg.  der 
Americ  med.  Assoc. 

26.  Nftrdi,    Solle  cisti  vere  della  milza.    Rivist.  venet  di  Scienze  med.  1905.  Faac.  X. 

Jabr«8b«rielit  Ar  Obirorgio  1906.  59 


930  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

27.  Powers,   Mon-parasitic  cysts  of  the  spieen.     26.  Jahresyersammlg.  d.  Amer.  8ar| 
Assoc  Med.  News  1905.  Aag:  12.  p.  821. 

28.  Slatineana,  AI.,  u.  P.  Galesescu,   EchiDococcus  der  Milz.    Bev.  Stiintzelov  Me« 
Nr.  5.  (RumftDisch.) 

In  der  56.  Jahresversammlung  der  American  medical  Association  sprich 
Bryan  (25)  über  Milzzysten.  Dieselben  kommen  selten  isoliert,  also  ohrn 
ansJoge  zystische  Bildungen  in  anderen  Organen  yor.  Man  teilt  sie  ein  i] 
1.  Dermoide  (1  Fall  von  Audral),  2.  einfache,  seröse  oder  hämorrhagischi 
Zysten,  3.  Echinokokken.  Besprechung  der  Symptomatologie.  Für  die  Be 
handlung  wird  vor  der  Punktion  und  vor  partiellen  Milzresektionen  gewarnt 

Unter  echter  Zyste  dürfen  wir  nach  Nardi  (26)  nur  eine  blasenartige 
Bildung  verstehen,  deren  Wände  nur  aus  mit  Endothel  oder  mit  einer  ode) 
mehreren  Epithelschichten  ausgekleideten  Bindegewebsmembranen  bestehen 
der  Inhalt  hat  nichts  mit  dem  Umstand  zu  tun,  ob  die  Zyste  eine  echte  isl 
oder  nicht. 

Dies,  um  sie  von  den  hämorrhagischen  Zysten  zu  unterscheiden,  die 
Verf.  in  subkapsuläre  (Hämatome)  oder  intrasplenische  und  extrakapsuläre 
(Hämatome)  teilt.  Unter  Anführung  dann  einer  Kasuistik  mehrerer  Autoren 
fasst  er  die  Meinungen  derselben  in  verschiedenen  Kategorien  zusammen: 

1.  Ruptur  der  Milz:  kein  Zusammenhang  mit  den  Lymphgefassen;  Ein- 
klemmung des  peritonealen  Epithels  infolge  Hernie  der  Milz  (Beneke, 
Rahmdohr),  der  Lymphräume  des  Bindegewebes  (Schmidt); 

2.  Einklemmung  des  peritonealen  Epithels  infolge  Entzündung:  im  em- 
bryonalen Leben  (Rengghi),   im  postembryonalen  Leben  (Kühne); 

3.  Lymphatische  Ektasien  (Aschoff,  Kühne); 

4.  Lymphatische  Neubildungen  (Fink,  Otto). 

Nach  Anstellung  einiger  Betrachtungen  legt  er  zwei  von  ihm  beobachtete 
Fälle  von  Milzzyste  dar: 

Autopsie:  Milz  mit  normaler  Kapsel  ohne  Narben;  Hyperplasie  der 
Pulpa;  eine  einzige  kugelige  seröse  Zyste  mit  durchscheinenden  elastischen 
Wänden:  sie  enhält  neutrale,  geruchlose,  klare,  zitronengelbe  Flüssigkeit,  die 
nicht  absetzt  und  in  der  Wärme  koaguliert.  Es  werden  Kulturen  mit  der- 
selben angestellt  und  Bakterien  erhalten,  die  sicherlich  Verunreinigungen  dar- 
stellen. Untersuchung  des  Nierenparenchyms  ohne  Resultat.  Die  mikro- 
skopische Untersuchung  ergibt  einige  lymphozytenähnliche  Körperchen  und 
Fetttröpfchen:  die  Flöckchen  bestehen  aus  fibrinösem  Netzwerk,  welches 
spärUche  rundliche  Zellen  mit  zentralem  kugelförmigen  Kern  beherbergt. 
Fixierung  des  Stückes  in  Formalin.  Die  Milz  hat  an  Volumen  zugenommen: 
die  Zyste  ist  nussgross,  erhebt  sich  auf  der  Oberfläche  des  Organs,  ungestielt, 
von  der  Milzkapsel  bekleidet.  Die  Zysten  wand  ist  scharf  abgegrenzt:  zwischen 
ihr  und  der  Kapsel  findet  sich  ein  dünnes,  leicht  abtrennbares  Gewebe. 

Mikroskopische  Untersuchung:  die  Schnitte  des  in  Paraffin  eingebet- 
teten Stückes  werden  mit  Hämatoxylin-Eosin  und  nach  der  Methode  Ben  da 
gefärbt. 

Das  von  der  Zyste  entfernt  gelegene  Nierenparenchym  ist  im  Zustand 
leichter  Stauung;  an  der  Peripherie  der  Zyste  sind  die  Malpighischen 
Follikel  fast  verschwunden  und  im  Volumen  zurückgegangen;  die  Mednllar- 
stränge  atrophisch,  die  Mischen  der  Pulpa  haben  längliche  Form  angenommen 
und  sind  mit  mehr  oder  weniger  alterierten  Blutkörperchen  angefüllt.    Die 


Mttller,  Verletzungen  und  ohimrg.  Erkrankungen  der  Milz.  931 

Trabekeln  der  Kapsel  sind  dicker  als  normalerweise  und  zwischen  ihnen  be- 
finden sich  weite  Höhlungen  (venöse  und  arterielle  Ektasien),  zuweilen  mit 
einer  Lymphozytenmasse  angefüllt.  Die  Zystenwand  ist  durchsetzt  durch 
wenige  netzförmig  angeordnete  Lymphozyten  und  blasenartige  Zellen  mit 
tingierbarem  zentralem  Kern;  innerlich  ist  sie  ausgekleidet  durch  Endothel 
in  kontinuierlicher  einfachzelliger  Schicht  (seröse  Zyste  mit  Endothelaus- 
kleidung). 

Die  Genese  ist  fast  mit  Sicherheit  auf  Erweiterung  der  Lymphräume 
zurückzuführen. 

Von  dem  zweiten  Fall  fehlt  die  Geschichte ;  es  liegt  ein  in  Alkohol  und 
Safranin  gehärtetes  Präparat  vor,  mit  einer  Höhlung  an  der  Peripherie  und 
unter  derselben  zwei  kleine  Höhlungen. 

In  dem  Parenchym  beobachtet  man  im  Zentrum  Riesenzellen-Tuberkel. 
Malpighische  Körperchen  normal;  Blutstauung;  einige  Trabekeln  zeigen 
im  Zentrum  mit  Endothel  ausgekleidete,  inhaltlose  Höhlungen.  Die  Kapsel 
ist  unversehrt:  die Parenchymschicht  um  die  Zyste  herum  ist  atrophisch  mit 
Hämorrhagie  neueren  Datums.  Die  Zyste  ist  ausgekleidet  durch  eine  ein^ 
fache  Endothelschicht ;  die  Wand  ist  dick  und  durch  fibröses  Bindegewebe 
gebildet;  kein  Gefäss  ist  in  Beziehung  mit  der  Zyste. 

Die  Zyste  ist  genetisch  auf  lymphatische  Ektasie  zurückzuführen. 

Verf.  Bchliesst: 

1.  Die  Genese,  die  man  in  vorausgehender  Ruptur  der  Milz  suchen 
kann,  ist  häufig  auf  lymphatische  Ektasie  zurückzuführen. 

2.  dass  die  Lymphgefasse  in  den  Trabekeln  verliefen  und  um  diese 
hemm  be&nden  sich  die  von  Kyber  beschriebenen  Räume.       R.  Giani. 

Auf  der  26.  Jahresversammlung  der  Amerikanischen  Chirurgengesell- 
schaft referiert  Powers  (27)  über  nicht  parasitische  Milzzysten.  Den  Be- 
trachtungen liegt  ein  Fall  zu  Grunde,  der  bei  einem  18  jährigen  jungen  Mann 
beobachtet  wurde. 

Innerhalb  von  4  Jahren  Ausbildung  einer  grossen  Milzzyste  unter  pro- 
gressiven Störungen  des  Allgemeinbefimdens.  Die  Zyste  erwies  sich  bei  der 
auf  Grund  der  gestellten  Diagnose  vorgenommenen  Operation,  sowie  später 
bei  der  Sektion  wegen  Verwachsungen  als  inoperabel.  Durchgehende  Drainage. 
Exitus  an  septischer  Allgemeininfektion,  ausgehend  von  der  Zyste,  die  autop- 
tisch sich  als  hämorrhagische  Zyste  erwies. 

Der  Fall  Slatineanus  und  Galesescus  (28)  betrifft  einen  46 jähr. 
Arbeiter,  bei  welchem  seit  einem  Jahre  eine  Geschwulst  des  linken  Hypo- 
chondriums  sich  entwickelte.  Bei  der  Punktion  wasserklare  Flüssigkeit.  Der 
Kranke  wollte  sich  einer  Operation  nicht  unterziehen. 

Stoianoff  (Vama). 

Varia. 

29.  Arloing,  Influence  de  la  Bpltoectomie  snr  rinocolation  intrapöriton^e  de  bacilles 
tabercalenx  en  caltures  homogänes.  Vorgetragen  in  der  8oc.  de  Biol.  12.  Febr.  1905. 
Qaz.  des  höp.  1905.  Nr.  18.  p.  213. 

30.  C  h  i  1  d  e ,  Wandering  spieen.  Haemorrbage  witbin  the  capsule.  Spleneotomy.  Recovery. 
Brit  med.  Jonm.  1905.  II.  Dec.  23. 

31.  Davis,  Indications  for  tbe  removal  of  the  patbological  spieen.  56.  Versammlg.  der 
Amer.  med.  Absoc.    Med.  News  1905.  July  22.  p.  189. 

32.  Oestreicb,  Oberlagerung  der  vergrOsserien  Milz  dnrcb  Dickdarm.  Berliner  klin 
Wochenschr.  1905.  Nr.  44a. 

59* 


d32  JahreBbericht  für  Chirargie.    IL  Teil. 

83.   Rimabeaa-Debas,    Lteions   de  la  charpente  fibro-^lastiqae  de  la  rate  daas  les 

spl^nopatbies.    Ball,  et  mte.  de  la  Soc.  anat.  de  Paris  1904.  Nr.  10.  p.  857. 
d4.   SoQÜ^,   Rate  flottaDte  coinddaiit  avec  nne  ectopie  da  rein  gaacbe.   Grave  d^höanc« 

physiologiqae.     D^capsalation  partielle  de  ]a  rate.     Nephropexie.     Gaeriflon.    Revae 

proY.  de  Ghir.  1905.  Nr.  4. 
85.   Winckler,    Ein  Fall  von  Milzexstirpation  wegen  Aneorysma  der  Art.  lienal.    Zentnübl. 

f.  Ghir.  1904.  Nr.  10. 

Arloing  (29)  hat  nachgewiesen,  dass  Splenektomie  bei  Kaninchen  und 
Meerschweinchen  die  Infektion  mit  Tuberkelbazillen  begünstigt,  indem  die 
entstehenden  Lokalisationen  im  Netz  nach  intraperitonealer  Injektion  viel 
hochgradiger  werden  als  bei  den  Eontrolltieren.  Hier  und  da  kommt  es  sogar 
zu  Lungentuberkulose.  Bei  intravenöser  Injektion  wird  die  Aussaat  durch 
Splenektomie  noch  mehr  begünstigt. 

C bilde  (30)  referiert  über  einen  Fall  von  Wandermilz,  der  einen  höchst 
eigenartigen  Symptomenkomplex  aufwies.  Er  betrifft  eine  54jähnge  Frau 
und  bot  bis  in  alle  Details  das  Bild  einer  linksseitigen  Ovariabsyste  mit  Stiel- 
drehung. 

Bei  der  Laparotomie  fand  sich  die  Milz  disloziert,  in  der  linken  Fossa 
iliaca  breit  adhärent.  Eine  grosse  Blutzyste  war  ihrer  oberen  Fläche  ange- 
lagert und  zwischen  Kapsel  und  Parenchym  gelegen.  Die  festen  Verwachsungen 
des  Organs  und  seine  grosse  Zerreisslichkeit  machten  die  Totalezstirpation 
nötig.  Ungestörte  Heilung,  keinerlei  Ausfallserscheinungen.  Aus  den  Bemer- 
kungen über  den  Fall  geht  hervor,  dass  die  Beobachtung  einzig  in  ihrer  Art 
ist;  die  15  Blutzysten  der  Milz,  die  von  Giulaceo  gesammelt  wurden,  be- 
trafen alle  Malariamilzen.  Verf.  glaubt  in  seinem  Fall  die  Blutung  auf  eine 
Stieldrehung  beziehen  zu  müssen.  Die  Fixation  der  Milz  erfolgte  dann  durch 
eine  reaktive  lokalisierte  Peritonitis. 

In  der  Beobachtung  von  Souli6  (34)  handelt  es  sich  um  einen  Zustand 
schwerer,  nervöser  Depression  mit  Störung  des  Allgemeinbefindens.  Im  linken 
Hypocbondrium  ein  beweglicher  Tumor.  Die  Operation  deckt  den  letzteren 
als  Milz  auf.  Die  linke  Niere  etwas  gesenkt.  Die  Milz  wird  nun  nach  Analogie 
mit  der  Nierendekapsulation  ihrer  fibrösen  Umhüllung  so  gut  wie  möglich 
entledigt.  Die  Niere  wird  fixiert.  Drainage.  Heilung  sowohl  lokal  als  allgemein. 
Milz  nicht  mehr  zu  fühlen. 

Davis  (31)  spricht  über  Indikationen  für  der  Exstirpation  der  kranken 
Milz.  Der  Standpunkt  des  Redners  ist  aus  dem  Referat  nicht  ersichtlich. 
In  der  Diskussion  vorzugsweise  kasuistische  Mitteilungen,  die  vom  Bericht- 
erstatter nicht  näher  präzisiert  werden. 

Oestreich  (32)  hat  sich  auf  Grund  von  7000  Sektionen  überzeugt, 
dass  die  vergrösserte  Milz  gewöhnlich  vor  der  linken  Flexur  gelegen  ist;  er 
fand  nur  zwei  Ausnahmen,  bei  denen  einmal  bei  Tuberkulose,  durch  entzünd- 
liche Verwachsungen,  das  andere  Mal  bei  einer  ulzerösen  Endokarditis  mit 
Milzinfarkt,  durch  eine  kongenitale  Anomalie  des  Bandapparats  eine  Fixation 
des  wachsenden  Organs  bestand,  welche  dessen  Wachstum  hinter  das  Kolon 
zur  Folge  hatte  und  zugleich  eine  Drehung  in  die  Längsachse  des  Körpers 
bewirkte.  Diese  Möglichkeit  ist  bei  der  diagnostischen  Aufblähung  des  Kolon 
zur  Differentialdiagnose  von  Nieren  und  Milztumoren  zu  berücksichtigen. 

Ribabeau-Dumas  (33)  berichtet  in  der  Soc.  anat.  über  die  Ver- 
änderungen der  Milzkapsel  bei  Milzerkrankungen.     Die   normale  Kapsel  und 


M Aller,  Yerletzuogen  und  chirurg.  Erkrankangen  der  Milz.  933 

ihre  Fortsetzung  in  die  Trabekel  gestattet  gewisse  Yolumschwankiingen  der 
Milz,  wie  sie  physiologischerweise  vorkommen.  Grössere  Schwellungen  bedingen 
Veränderungen  im  elastischen  und  muskulösen  Gewebe  der  Kapsel. 

Beim  Menschen  sind  wenig  glatte  Muskelfasern  vorhanden,  dagegen  ein 
reiches  Netz  elastischer  Elemente,  die  sich  durch  Septen  und  Septula  bis 
ins  Innere  der  Follikel  ausbreiten. 

Akute  Milztumoren  gehen  im  allgemeinen  mit  blosser  Kapselspannung, 
ohne  Verlust  der  Elastizität,  einher. 

Bei  chronischen  Milzschwellungen  ist  ein  stärkeres  Wachstum  des 
Tumors  nur  ermöglicht  durch  ein  Schwinden  der  elastischen  Fasern  und  die 
dadurch  veränderte  Kontraktilität  der  Milz. 

Die  Follikel  schwinden,  während  die  fixen  Bindegewebszellen  wuchern 
und  die  elastischen  Elemente  zum  Untergang  bringen. 

Die  Bindegewebsneubildung  ist  besonders  hochgradig  in  Fällen  von 
Banti scher  Krankheit. 

Häufig  konstatiert  wird  auch  die  Überschwemmung  des  Parenchyms 
mit  Pigment,  das  namentlich  bei  starker  bindegewebiger  Reaktion  sich  auch 
in  den  Septen  ablagert,  an  der  Peripherie  im  ganzen  mehr  als  in  den 
zentralen  Partien. 

Diese  Verteilung  glaubt  Ribabeau  auf  die  Lymphgefässe  der  Milz, 
wie  sie  von  Ryber  beschrieben  wurden,  zurückführen  zu  müssen. 

Winckler  (35)  berichtet  über  einen  glücklich  verlaufenen  Fall  von 
Milzexstirpation  wegen  Aneurysma  der  Arteria  lienalis. 

Die  Erkrankung  betraf  eine  25  jährige  Diakonissin,  die  seit  6  Jahren 
an  abdominalen  Schmerzanfällen  mit  Ohnmachtsattacken  litt.  Objektiv  bestand 
neben  anämischen  Symptomen  ein  grosser  Milztumor.  Die  Exstirpation  des- 
selben gelang  ohne  Schwierigkeiten.  Ligatur  der  fast  taubeneigrossen  Arterien 
mit  Seide.    Mikulicz-Tampon. 

4  Stunden  post  op.  Nachblutung,  die  auf  Kompressionsverband  steht. 

Die  pathologisch-anatomische  Untersuchung  der  Milz  (Geh.-Rat  Ponfick) 
zeigte  ausser  Schlängelung  des  Hauptarterienstamms  drei  miteinander  kom- 
munizierende Aneurysmenteile.  Milz  im  Zustand  chronischer  Blutüberfiillung 
mit  massiger  Hyperplasie  der  Pulpa.  Starke  Induration  der  Trabekel. 
Ätiologie  unbekannt. 


934  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil. 


xvm. 


Die  Verletzungen  und  ehirurgisehen  Krankheiten  der 

Nieren  und  Harnleiter. 


Referent:  P.  Ziegler,  München. 


Die  mü  *  TerBehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.   Angeborene  Missbildnngen. 

1.  Alglave,  Ectopie  pelvienne  congenitale  du  rein  droit.    Soc.  anat  1905.  Nr.  7.  p.  654. 

2.  Babes,   Hypogenetische  Nephritis.    Sem.  m^.  Nr.  6.    Ref.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  8. 

3.  Bolewski,  Johann,   Über  kongenitale  Nierenmissbildungen.    Dissertation.    Wllrz- 
burg.  1904. 

4.  Brnncher,   Deuxidme  obs.  de  rein  en  fer  k  cheTal.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-vr. 
1905.  1  Nov. 

5.  Da  11  est»   Anomalies  renales.    M^m.  de  la  soc.  anat.  1905.  Mai.  p.  391. 

6.  Faltz,  Kurt,  Angeborene  Bildungs-  und  Lageanomalien  der  Nieren.    Dissert    Würz- 
bürg  1904. 

7.  Fortescue-Brickdale,    A   note  en   congenit.   dilat   of  the   Ureters   with   hydro- 
nephrose.    The  Bristol  med.  chir.  journ.  1905.  Nr.  89.  Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  2. 

8.  Hammerschlag  u.  Zangemeister,  Beiderseitige  Ureterverdoppelung.  Ost-  o.  west- 
preuss,  Ges.  f.  Gyn.  8.  U.  1905.    Ref.  Mftnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  39. 

9.  Herbst,  Anomalie  du  rein.    Möm.  de  la  soc  anat  Jan.  1904.    Ref.  Ann.  des  maL 
des  org.  g^n.-ur.  1905.  Nr.  2.  p.  109. 

10.  Hör  and,   Absence  cong^nitale  du  rein  droit,  uretöre  droit  desserrant  le  rein  ganche. 
Lyon  m^.  1905.  Nr.  14.  p.  718. 

11.  Huck,  Karl,    Über  kongenitale  Zystennieren.    Dissert    Freiburg  1904. 

12.  L  ac  a SS  e ,  Imperforation  anale,  fusion  de  Turet^re  et  du  canal  d^ferent  ä  leur  terminaison. 
Soc.  anat.  1904.  Jan.    Ref.  Ann.  des  mal.  des  org.  gön.-ur.  1905.  Nr.  2.  p.  130. 

13.  —  Rein  en  fer  k  cheval.    Soc.  anat.  1904.    Ref.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-ur.  1905. 
Nr.  2.  p.  109. 

14.  Lessing,    Nierenstein.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  35. 

15.  Monod,  Rein  unique  du  cöt4  droit,  a  gauche  coque  calcaire  r^pr^sentant  le  rein  ab- 
sent  Absence  totale  de  Turet^re  gauche.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  31.  III.  p.  82. 

16.  Moresco,    Genitalanomalie   und  Nierenatrophie.     Gaz.   di   ospedali   Nr.    100.     Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  36. 

17.  NiclotetHeuyer,    Sur  un  cas  d'ectopie  renale.    BulL  et  m^m.  de  la  soc  anat 
1905.  Nr.  5. 

18.  Orth,    Eongenitale  Lage-  und  Bildungsanomalie  der  linken  Niere.    Zentralbl.  f.  Gyn. 
1905.  Nr.  1. 

19.  Pohlmann,    Abnormalities  in  the  form   of  the  kidney  and   Ureter  dependent  on  the 
developpement  of  the  renal  bud.    John  Hopkins  hosp.  buUetin.  1905.  Febr. 

20.  Rein  felder,  Fritz,  Ein  Fall  von  beiderseitiger  Verdoppelung  der  Nieren  und  Ureteren. 
Dies.  München  1905. 

21.  Scharogorodsky,  Moyssei,    Zur  Würdigung  der  Nierendystopie  in  anatomischer 
und  klinischer  Beziehung.     Dissert.  Berlin  1905. 

22.  Thumim,  MUudungsanomalien  einfacher  und  überzähliger  Ureteren  beim  Weibe.    Berl. 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

23.  Uteau,    Uretöres  en  Y.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat  1905.  Nr.  1.  p.  84. 


Zie^ler,  Verleiznogen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        935 

Alglave  (1)  berichtet  über  eine  im  Becken  ek topische  rechte  Niere, 
die  ¥on  den  linken  Diakalgefassen  versorgt  wird.     Linke  Niere  normal. 

Nach  Babes  (2)  sind  mit  hypogenetischen  Nieren  behaftete  Individuen 
sehr  gefährdet,  da  schon  geringfügige  Entzündungen  zu  Insuffizienz  und 
Urämie  fuhren  können.  Hypogenetische  Nieren  sind  nach  ihm  von  abnorm 
kleinem  Volumen,  dystopisch,  gelappt,  mit  engen  Arterien  und  Ureter,  ver- 
ringerter Glomerulusanzahl  und  mit  fötalem  Bindegewebe. 

Bolewski,  Johann  (3)  berichtet  über  Zystenbildung  in  zwei  Nieren. 

Brauch  er  (4),  der  schon  im  vorigen  Jahre  eine  Hufeisenniere  erwähnte 
(1904,  S.  778),  beschreibt  eine  zweite,  wo  die  Verbindung  zwischen  den  beiden 
Nieren  eise  Pyramide  herstellt,  während  die  Verbindung  der  vorigen  Jahres 
erwähnten  nur  kortikal  war. 

Dal  lest  (5)  beschreibt  eine  abnorme  Gefassversoi^ng  der  Niere. 

Faltz,  Kurt  (6)  berichtet  von  drei  Fällen  angeborener  Missbildungen 
der  Niere,  einer  Hydronephrose  mit  entzündlichen  Veränderungen  mit  Atrophie 
der  Niere  mit  einer  grossen,  angeborenen  Zyste  und  einer  Hufeisenniere. 

Fortescue-Brickdale  (7)  fand  bei  der  Sektion  von  drei  Kindern 
im  Alter  von  mehreren  Monaten  eine  Erweiterung  der  Harnleiter  mit  Hydro- 
nephrose bei  starker  Blasenhypertrophie;  er  hält  diese  für  die  primäre  Er- 
brankang  mangels  anderer  Ursache  der  Erweiterung. 

Hammerschlag  und  Zangemeister  (8)  stellen  eine  Kranke  vor 
mit  beiderseitiger  Ureterverdoppelung,  die  Funktion  aller  vier  Ureterö£fnungen 
Würde  nachgewiesen  durch  Indigokarmininjektioo. 

Herbst  (9)  fand  bei  einem  Erwachsenen  vor  dem  Kreuzbein  eine  ekto- 
pische  Niere,  kaum  als  Niere  zu  erkennen,  halb  so  gross  wie  die  andere, 
difform,  mit  abnormen  Gefässverzweigungen. 

Her  and  (10)  fand  bei  der  Sektion  eines  3^/2  monatlichen  Kindes  fol- 
genden seltenen  Befund: 

1.  Angeborenes  Fehlen  der  rechten  Niere.  2.  Anwesenheit  des  rechten  Ureters;  der- 
selbe durchgängig,  erweitert,  steigt  rechts  von  der  Blase  aufwärts,  flberschreitet  die  Mittel- 
Imie  nnd  setst  sich  an  mit  wohl  gebildetem  Nierenbecken.  In  der  Blase  zwei  dorohgängige 
Uretermflndongen.  Rechte  Nebenniere  atrophisch,  keine  Gefässe  zur  fehlenden  Niere.  Links 
endet  der  Ureter  bandartig  blind,  linke  Nebenniere  normal.  Rechtes  Samenbläschen  normal, 
linkes  fehlt  Das  Vorhandensein  des  Orif.  vesic.  anf  Seite  der  fehlenden  Niere  ist  chimr- 
giach  wichtig. 

Huck,  Karl  (11)  berichtet  über  eine  erfolgreiche  Nephrektomie  wegen 
zfstischer  Degeneration  der  linken  Niere  bei  einem  12jährigen  Mädchen; 
T^hts  nichts  zu  fühlen. 

Lacasse  (12)  berichtet  von  einem  Neugeborenen,  der  neben  anderen 
Missbildungen  eine  Verschmelzung  des  linken  Ureters  mit  dem  linken  Vas 
deferens  unter  beiderseitigen  Krümmungen  am  unteren  Ende  aufwies.  Der 
Ureter  führte  zu  einer  atrophischen  Niere,  eine  Mündung  in  die  Blase  ist  nicht 
zü  finden.    Rechte  Niere  atrophisch,  Ureter  fehlt. 

Lacasse  (13)  fand  bei  einem  Fötus  von  acht  Monaten  eine  Hufeisen- 
niere,  die  beiden  Nieren  sind  am  unteren  Ende  verwachsen,  es  bilden  sich 
drei  Lappen,  ein  rechter,  ein  linker,  ein  medianer,  jeder  der  drei  Lappen  hat 
einen  Ureter,  die  Nebennieren  sind  an  ihrem  Platze. 

Lessing  (14)  berichtet  von  einer  Nephrotomie  wegen  Stein,  wobei 
sich  zeigte,  dass  die  Niere  in  zwei  Teile  getrennt  war,  jeder  Abschnitt  hatte 
seinen  eigenen  Ureter,  die  sich  6 — 7  cm  von  ihrem  Ausgangspunkte  ver- 
einigten. 


936  Jahresbericht  fOr  Ghirargie.    IL  Teil. 

Monod  (15)  zeigte  die  Nieren  eines  74jährigen  Mannes  mit  Steinanurie, 
der  trotz  rechtsseitiger  Nephrotomie  keinen  Tropfen  Urin  gab.  Bei  der  Sek- 
tion zeigte  sich  die  rechte  Niere  hypertrophisch,  im  Beckenteil  des  Ureters 
ein  erbsengrosser  Stein.  Links  fehlt  die  Niere;  an  ihrer  Stelle  ein  schaliger, 
harter,  mandarinengrosser  Körper,  in  der  Mitte  eine  Höhle  mit  trüber  Flüssig- 
keit mit  Cholestearinflocken.  Walirscheinlich  handelte  es  sich  um  angeborene 
Atrophie  der  linken  Niere,  die  eine  leichte  Hydronephrose  erzengte.  Ureter 
fehlt  bis  zur  Blasenmündung. 

Moresco  (16)  fand  bei  einer  Hemiotomie  rudimentären  linken  Neben- 
hoden und  Fehlen  des  linken  Vas  deferens,  die  linke  Uretermündung  weniger 
deutlich  als  die  rechte,  aus  dem  linken  Ureter  floss  weniger  Urin  als  ans  dem 
rechten. 

Niclot  und  Heuyer  (17)  berichten  den  Sektionsbefund  eines  an  Pneu- 
monie verstorbenen  Soldaten  mit  beiderseitigem  Tiefstand  der  Niere  (die 
rechte  Niere  lag  im  kleinen  Becken)  und  beschreiben  den  abnormen  Gefass- 
verlauf. 

0  r  t  h  (18)  berichtet  von  der  erfolgreichen  Exstirpation  per  laparotomfam 
einer  Beckenniere,  die  für  eine  Tnboovarialzyste  oder  eine  Hydrosalpinx  ge- 
halten worden  war,  bei  einer  jungen  Frau. 

Po  hl  man  (19)  beschreibt  die  Abnormitäten  in  der  Form  der  Niere 
und  des  Ureters,  die  abhängig  sind  von  der  Entwickelung  der  Renalknospe. 

Reinfelder,  Fritz  (20)  berichtet  über  einen  Fall  von  beiderseitiger 
Verdoppelung  der  Nieren  und  Ureteren  bei  einem  Manne,  wobei  die  oberen 
Nieren  beiderseits  hydronephrotisch  und  die  von  ihnen  abgehenden  Ureteren 
stark  erweitert  sind. 

Scharogorodsky,  Moyssei  (21)  bespricht  die  Nierendystopie  in 
anatomischer  und  klinischer  Beziehung. 

Thumim  (22)  bespricht  die  Mündungsanomalien  einfacher  und  über- 
zähliger Ureteren  beim  Weibe. 

Uteau  (23)  berichtet  von  einer  Anomalie  der  Ureteren.  Von  der  rechten 
Niere  gehen  zwei  Ureter  ab,  die  sich  im  oberen  Viertel  zu  einem  normales 
Ureter  vereinigen.  Auch  links  gehen  von  der  Niere  zwei  Ureter  ab,  die  sich 
aber  erst  1 — 2  cm  vor  dem  Eindringen  in  die  Blase  vereinigen.  Beide  Ureter- 
teile  sind  zu  katheterisieren. 

2.  Anatomie  und  Physiologie. 

1.  Biberfeld,  Johannes,  Zur  Kenntnis  der  Sekretionsstelle  körperfremder  SabstaDzen 
in  der  Niere.    Habilit-Sohrift.   Breslaa  1904.    Pflüger a  Arch.  f.  Phys.  1904.  p.  808. 

2.  Hill,  On  the  firat  appearance  of  the  renal  artery  and  the  relative  developmeot  o/ 
the  kidneys  and  WoÜQan  bodies  in  pig  embryoa.  Johns  Hopkins  Hospital  Bulletio. 
1905.  Febr. 

3.  L  o  eb ,  Über  den  Einflnss  senkrechter  Körperhaltung  auf  die  ürinsekretion.  XXII.  Eongr. 
f.  iunere  Med.  12.— 15.  IV.  1905.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  19. 

4.  Pohlman,  A  note  of  the  developmental  relations  of  the  kidneys  and  nreter  in 
human  embryos.    Johns  Hopkins  Hospital  Bulletins  1905.  Febr. 

5.  Rathery,  Francis,  Le  tube  contoum^  du  rein.  Paris.  Steinheil  1905.  Ref.  MttDch. 
med.  Wocheuschr.  1905.  Nr.  27. 

6.  Wright  and  Ross,  On  the  discrimination  of  physiological  albnminuria  from  that 
caused  by  renal  disease.    Lancet  1905.  Oct.  21.  p.  1165. 

Biberfeld,   Johannes  (1)  suchte  in  Versuchen  mit  Injektion  ver- 
schiedener Substanzen,  die   farbige  Niederschläge  geben,  die  Stelle  der  Eli- 


Ziegler,  Verletzangen  und  ohirurg.  Krankheiien  der  Nieren  and  Harnleiter.        937 

fflination  mikroskopisch  in  der  Niere  nachzuweisen  und  zeigte,  dass  die  Glo- 
meruli  bei  der  Sekretion  körperfremder  Substanzen  nicht  beteiligt  zn  sein 
scheinen. 

Hill  (2)  schreibt  über  das  erste  Erscheinen  der  Nierenarterie  und  die 
Entwickelnng  der  Niere  bei  Schweineembryos. 

Loeb  (3)  findet,  dass  beim  Aufstehen  relati?  weniger  NaCI  ausgeschieden 
wird,  was  für  eine  venöse  Nierenhyperämie  beim  Aufstehen  spricht. 

Pohl  man  (4)  behandelt  die  Entwickelnng  der  Niere  und  des  Ureters 
in  menschlichen  Embryonen. 

Rathery  (5)  untersuchte  an  menschlichen  und  tierischen  Nieren  die 
feineren  Verhältnisse  der  Zellen  der  Tubuli  contorti,  die  häufig  durch  die 
Fixierangmethoden  und  sehr  rasch  durch  die  Fäulniserscheinungen  verändert 
werden. 

Wright  und  Boss  (6)  geben  eine  physiologische  Studie  über  die 
Unterscheidung  zwischen  physiologischer  Albuminurie  und  der  bei  Nieren- 
krankheiten. 

S.  Nierenverletzungen. 

1.  Brown,  Traumatic Raptare  of  Ureter;  Eztravasation  ofUrine;  Pyonephrosia.    Nephr* 
ectomie.    New  York  snrg.  soc.  12.  X.  1904.    Ann.  of  sorg.  1905.  Jan.  p.  127. 

2.  Coli  in 8,   Traumatio  effasion  and  pleural  effueion.    Lancet  14.  L  1905.  p.  88. 

3.  Gomston,   Renal  traumatism.    Pract.  1905.  Dec.  p.  795. 

4.  Ghapnt,    Qoelques  caa  intereasants  de  ropture  du  rein.    Ball,  et  m^m.  de  la  aoc.  de 
ebir.  de  Paria  1905.    Ref.  Mfinch.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  26. 

5.  Dyde,  Trauma  der  rechten  Niere.   Joum.  of  Amer.  Aasoc.  Nr.  3.  Ref.  Deatache  med. 
Wochenachr.  1905.  Nr.  32. 

6.  Fröhlich,  £tade  de  Chirurgie  infantile.    Paria  Maloine  1905.    Ref.  Zentralbl.  f.  Ghir. 
1905.  Nr.  13. 

7.  Gelpke,  Fall  von  tranmatiaoher  Hydronephroae.    Korreapondenzbl.  f.  Schweiz.  Arzte 
1905.  Nr.  7. 

8.  Haha,  Üb^r  Nierenverletznngen.    Münch.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  13. 

9.  Oppel,    Die  aubkutanen  Verletzungen  der  Niere  vom  kliniachen  Standpunkte.    Ruaa. 
Arch.  f.  Chir.  1905.    Ref.  Zentralbl.  f.  Ghir.  1905.  Nr.  26. 

10.  Steinthal,    Tranmatiache  Hydronephroae.      Ärztl.  Yer.  in  Stuttgart.  7.  XII.  1905. 
Deutache  med.  Wochenachr.  1906.  Nr.  12. 

11.  Snter,   Über  aubkutane  Nieren  Verletzungen.    Brnna  Beiträge  47.  Bd.  Ref.  Deutache 
med.  Wochenachr.  1906.  Nr.  3. 

12.  Wolffhügel,  Ein  aeltener  Fall  von  doppelseitiger  Saokniere.    Mttnch.  med.  Wochen- 
achrift  1905.  Nr.  42,  43. 

13.  Zaniboni,   Renale  Hämaturie  vermeintlich  traumatiachen  Uraprungea.   Gaz.  di  ospe- 
dali  Nr.  7.    Ref.  Deutache  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  5. 

Brown  (1)  berichtet  von  einem  Knaben  eine  Ruptur  IVs  Zoll  vom 
Hilus  durch  Überfahren,  es  entwickelte  sich  eine  Pyonephrose ;  Nephrektomie, 
Heilung. 

Coli  ins  (2)  berichtet  von  der  Entwickelung  einer  Hydronephroae  und 
eines  Pleuraergusses  bei  einem  Knaben  durch  Überfahren,  die  Hydronephrose 
verschwand  durch  Aspiration. 

Cum 8 ton  (3)  bespricht  die  Symptome  bei  Nierenkontusionen,  die  oft 
ohne  Operation  heilen  können,  die  Operation  aber  wird  erfordert  durch 
schwere  Blutungen  oder  bei  Zeichen  von  Eiterbildung. 

Chaput  (4)  berichtet  über  drei  Rupturen  der  Niere,  Zwei  nephrekto« 
miert,  eine  nephrostomiert,  stets  Heilung. 


938  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  TeiL 

Dy  de  (5)  berichtet  von  einer  dnrch  Hufschlag  in  drei  Stücke  zerrissenen 
Niere  ohne  Zusammenhang  mit  Arterie,  Vene  und  Ureter.  Die  zuerst  ver- 
vreigerte  Operation  wegen  heftiger  Blutung  erst  sub  finem  ausgeführt. 

Fröhlich  (6)  berichtet  unter  anderem  eine  Hydronephrotis  traumatica 
bei  einem  Mädchen  von  neun  Monaten,  erworben  durch  Fall  im  siebentem 
Monate. 

Gelpke  (7)  stellt  einen  Mann  vor,  bei  dem  sich  durch  Überfahren  eine 
traumatische  Hydronephrose  bildete.  Da  die  Niere  vom  Nierenbecken  teil- 
weise abgetrennt  war,  Ezstirpation  der  hydronephrotischen  Niere  und  des 
Sackes.    Heilung. 

Habs  (8)  berichtet  über  Nierenverletzungen  und  teilt  fünf  Fälle  teils 
konservativ,  teils  operativ  behandelter  Nierenverletzungen  mit,  darunter  einen 
Fall  von  subkutaner  Nierenverletzung  bei  Fehlen  von  Hämaturie. 

0  p  p  e  1  (9)  berichtet  von  einer  subkutanen  Verletzung  der  schon  vorher 
von  Pyelitis  befallenen  Niere  eines  jungen  Mannes,  die  konservativ  und  später 
mit  Nierenbeckenausspülungen  erfolgreich  behandelt  wurde. 

Steinthal  (10)  berichtet  die  Entwickelung  einer  linken  Hydronephrose 
ein  Jahr  nach  einem  Sturze  mit  geringen  Folgen.  Durch  Punktion  400  ccm 
Flüssigkeit  entleert,  mit  0,6  ^/o  Harnstoff.  Der  linke  Ureter  spritzt  weniger 
kräftig  als  der  rechte. 

Suter  (11)  muntert  bei  den  subkutanen  Nierenverletzungen  (700  Fälle) 
zu  radikalerem  Vorgehen  auf  und  bespricht  noch  die  paranephritischen  An- 
sammlungen (21^0  aller  Fälle)  und  die  wahren  intrarenalen  Hydronephrosen 
(7^/o)  und  sechs  Fälle  infolge  eines  Traumas  geplatzter  Hydronephrose.  Ab- 
solute Indikation  für  Operation  ist  schwere  primäre  Blutung  oder  schwere 
Nachblutungen,  selbstverständlich  auch  Infektion.  Die  Gesamtst^tistik  ergibt 
20,6^0  Sterblichkeit  bei  exspektativ  behandelten,  14,6 ^/o  bei  konservativ  und 
16,7^/o  bei  mit  Nephrektomie  behandelten  Fällen. 

Wolffhügel  (12)  berichtet  von  einem  Soldaten,  bei  dem  sich  nach 
einem  Sturz  vom  Pferde  zuerst  eine  linksseitige,  dann  auch  eine  rechtsseitige 
Hydronephrose  entwickelte,  sowie  eine  Überdehnung  der  Blase  mit  zeitweiliger 
Harnverhaltung. 

Zaniboni  (13)  berichtet  von  einem  Knaben,  der  nach  einem  Fusstritt 
in  die  Nierengegend  Hämaturie  bekommen  hatte,  auf  Grund  erblicher  Be- 
lastung, vorangegangener  Malaria  und  Steinbildung  der  Zusammenhang  zwischen 
Trauma  und  Blutung  angezweifelt. 

4«  Wandemiere. 

1.  Alglave,  Effect  of  displacements  of  the  right  kidney  on  the  ascendiDg  colon.    Brit. 
med.  joam.  4.  II.  1905.  p.  17.^ 

2.  Allison,   Wanderniere.    Joum.  of  Amer.  Aasoc.  Nr.  1.    Ref.  Dentache  med.  Wochen- 
Bchrift  1905.  Nr.  10. 

3.  *Antonelli,   Naovo  metodo  di  nefropeaaia.    Raveati.  Milano  1903. 

4.  Atlec,    Wandemiere.    New  York  med.  joum.  Vol.  LXKXI.  Nr.  55.     Ref.  Mfinchener 
med.  Wocfaenachr.  1905.  Nr.  32. 

5.  Balaceaca,    Nephropexie   mit  Temporäraähten   wegen   rechta  beweglicher  Nieren. 
Reviata  de  chirargie  Nr.  11.  p.  516. 

6.  B  i  0  n  d  i ,  Conseguenze  e  cara  del  rene  mobile.  La  Riforma  medica  1905.  Set.  La  Clinica 
modern.  1905.  Fase.  28. 

7.  Blum,  Über  palpable  Nieren  bei  Kindern.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  44a. 

8.  Cavardine,   Nephropexie  by  means  of  the  application  of  streng  carbolic  acid  and 


Ziegler,  Verletzimgeii  und  chiiiirg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        939 

iemponury   sopport.    Bristol  med.  chir.  jonm.  1905.  Nr.  87.  Mftrz.    Zentralbl.  f.  Chir. 
1905.  Nr.  20. 
9.  Gaadiani,    Bicerche  snlla  fimzionalitii  del  rene  mobile.    Pollclinico  Ser.  prat.  1905. 
H.  14. 

10.  Giannettasio,  Contribato  clinico   alla    nefropessia.    Atti  della  Societa  italiana  di 
chimrgia.  Y.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

11.  Heidenhain,  Wandemiere  der  Frauen.    Ost-  u.  weatprenss.  Ges.  f.  Gyn.  3.  VI.  1905. 
Ref.  Maocfa.  med.  Wocbenscbr.  1905.  Nr.  39. 

li  Jonesca,  Thoma,    Die  Nephropexie,  ein  neuer  Eingriff.    Revista  de  Chirurgie.  Juli 

1905. 
13.  Longyear,  A study  of  the  etiology  of  floating  kidney  with  suggestions  changing  the 

operative  technic  of  Nephropexy.    Med.  Newa*  1905.  Sept.  30.  p.  665. 
U.  Larrab^e,    £tude  clinique  du  rein  mobile.    Boston  med.  and  surg.  journ.  26.  XI.  1903. 

Ref.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-ur.  1905.  Nr.  1.  p.  57. 
\h,  "^Mariani,  C,  Proposta  di  nephropexi  col  passaggio  altraraso  il  rene  del  periostio  della 

12«  Costa  resecata.    Gazz.  degli  osped.  e  delle  clin.  Nr.  91.  1905. 

16.  Hastrosimone,  Nuoyo  processo  di  nefropessio  stabile.  U  Polidinico  ser.  prat. 
fasc.  29.  1905. 

17.  Micheli,  C,  Per  Fargomento  della  fissazione  e  decapsnlazione  del  rene.  La  cHuica 
chirurgica.  1905. 

18.  Morris,  Different  conditions  in  movable  Kidney  and  their  treatment.  Med.  News 
1905.  Sept.  16.  p.  573  6. 

19.  Newmann,  Movable  displacements  of  the  Eidoey.  Fortsetzung  vom  Jahre  1904. 
The  Glasgow  Med.  Journ.  1905.  Febr.,  April,  Juli,  August,  Sept. 

^.  Picqn^,  Ectopie  renale  et  psychop.    IndicatioDs  oper.   Le  Progrds  m^d.  1905.  Nr.  20. 

21.  Rebonl,  Rein  mobile  probable  nnique;  Troubles  fonctionels  urinaires.  Nephropexie. 
Evolution  reguliere  d'une  grossesse  co^xistaote.  Ann.  des  malad,  des  org.  gän.-ur. 
1905.  1  Nov. 

22.  Rnggi,  Intomo  alla  eliroinazione  del  bleu  di  metilane  prima  e  depo  la  nefropexis. 
Polidinico,  sez.  prat.  1905.  Mai. 

23.  Schmitz,  Die  Heftpflastermethode  bei  der  Nierenbehandlung.  Deutsche  Ärzte-Ztg. 
1905  Nr.  3.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  6. 

24.  Sedille,  Henri,  Consid^rations  sur  Tanatomie  path.  et  traitement  du  rein  mobile. 
Dissert    Paris  1905. 

25.  Steward,  Two  cases  of  hydronephrosis  due  to  movable  Kidney.  Med.  Press.  1905. 
April  19. 

26.  Treves,  The  circumstances  and  treatment  of  movable  Kidney.  The  Practitioner. 
1905.  Jan. 

27.  *Tuffier,  De  la  douleur  dans  le  rein  mobile.  Schon  1904  besprochen  p.  786.  Ann. 
des  mal.  des  org.  gön.-nr.  1905.  1  Oct. 

28.  *W achter,  Oskar,  Über  einen  Fall  von  erworbener  Dislokation  und  Atrophie  einer 
Niere.    Dissert.    Freiburg  1905.    Wird  im  nächsten  Jahre  referiert. 

29.  Zondek,  Zur  Lehre  von  der  Wandemiere.  34.  Kongr.  d.  Deutschen  Gesellsch.  f.  Chir. 
26.  IV.  1905.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  30. 

Alglave  (1)  bespricht  die  Wirkung  der  Wandemiere  auf  das  auf- 
steigende Kolon,  Kotstauung,  Verstopfung,  Enterokolitis,  Adhäsionen  mit  den 
Nachbarorganen,  gegen  die  nur  die  Nephropexie  hilft. 

Nach  Alli  son  (2)  soll  eine  ausgesprochene  Störungen  machende  Wander- 
niere operiert  werden. 

Atlee  (4)  berichtet  über  mehrere  Fälle,  wo  die  Wandemiere  Gallen- 
steine, Darmobstraktion  und  Appendizitis  vortäuschte. 

Balacescu  (5)  operierte  diesen  Fall  nach  der  Methode  seines  Lehrers 
Prof.  Th.  Jonnescu  von  Bukarest  (siehe  diesen  Jahresbericht).  Bei  dieser 
Gelegenheit  beschreibt  er  vor  der  chirurg.  Gesellschaft  zu  Bukarest  seine 
neue  Methode  von  Nephropexie,  die  derjenigen  seines  Lehres  ähnlich  ist,  mit 
der  Differenz,  dass  die  Drahtnähte  die  Nierensubstanz  nicht  durchbohren, 
sondern  die  beiden  Pole  der  entkapselten  Niere  in  ihren  Schlingen  umarmen 


940  Jahresbericht  fBr  Chirurgie.    IL  Teil. 

und  dieselben  an  die  12.  oder  11.  Rippe  fixieren.  Diese  Methode  soll  nich 
den  Nachteil  der  anderen  Methoden  haben,  d.  h.  sie  lädiert  nicht  da^ 
Parenchjrm  und  yemrsacht  nicht  ringsum  die  durchbohrenden  Nähte  einei 
Skleroseprozess,  der  das  Parenchym  teilweise  vemichtet. 

Stoi'anof  f  (Vama). 

Biondi  (6)  weist  kurz  auf  die  Komplikationen  der  Wandemiere  und 
die  verschiedenen  Behandlungsmethoden  derselben  hin:  alsdann  geht  er  zui 
Beschreibung  seiner  Methode  der  Nephropexie  über. 

Er  greift  die  Niere  mit  einer  im  Pe titschen  Dreieck  geführten  Inzision 
an:  auf  dem  Organ  angelangt,  beraubt  er  dasselbe  seiner  Fett-  und  Faser- 
kapsel und  steckt  sie  hierauf  von  neuem  in  ihr  Fach,  wo  er  sie  mittelst 
Tamponade  mit  einen  langen  Gazestreifen,  mit  dem  er  das  ganze  Nierenfach 
vom  und  hinten  von  der  Niere  ausfüllt,  feststehend  erhält. 

Zehn  Tage  später  entfernt  er  nach  und  nach  die  Gaze :  die  Niere  bleibt 
fest  fixiert  und  erleidet,  wie  Verf.  in  Fällen  von  doppelseitiger  Nephropexie 
und  bei  Versuchen  an  Hunden  hat  sehen  können,  infolge  der  narbigen  Ver- 
wachsungen, die  sich  ringsherum  bilden,  keinerlei  funktionelle  oder  anatomische 
Veränderung. 

Er  weist  auf  eine  Modifikation  dieses  Verfahrens  bin  in  dem  Sinne, 
dass  man  nur  die  Entkapselung  der  hinteren  Nierenfläche  vollziehen  kann, 
falls  man  befürchtet,  dass  die  Niere  allzu  schwer  durch  eine  vollständige 
narbige  Hülle  benachteiligt  werden  möge. 

Er  macht  darauf  aufmerksam,  wie  der  gegen  seine  Methode  erhobene 
Einwurf,  dass  sie  notwendigerweise  Heilung  per  secundam  mit  sich  bringt« 
bedeutend  an  Wert  verliere,  wenn  man  bedächte,  dass  die  prima  intentio 
recht  häufig  bei  den  sonstigen  Methoden  der  Nephropexie  fehlschlägt. 

R.  Giani. 

Blum  (7)  konnte  unter  106  Kindern  im  Alter  von  3^15  Jahren  37 nuü 
eine  oder  beide  Nieren  fühlen. 

Cawardine  (8)  sucht  bei  der  Operation  der  Wanderniere  zur  Ver- 
meidung von  Inzision,  Abstreifung  der  fibrösen  Kapsel  und  Fremdkörper  bei 
der  Naht  durch  chemische  Reizung  eine  Granulationsschicht  um  die  Niere 
hervorzurufen,  welche  durch  narbige  Schrumpfung  und  Verwachsung  mit  der 
Umgebung  das  Organ  sicher  fixieren  könnte.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  die 
von  ihrer  Fettkapsel  befreite  Niere  2— 3  mal  mit  starker  KarbolsäurelösuDg 
bestrichen,  um  die  in  ihre  normale  Lage  gebrachte  Niere  wurde  sodaim 
durch  eine  um  den  untern  Pol  gelegte  Jodoformgaze-Schlinge  fixiert,  bis  Ver-  I 
wachsungen  eingetreten  waren.  Schon  nach  3  Wochen  feste  Fixierung  des 
Organes.  In  8  Fällen  völlige  Heilung,  ausgedehnte  Verwachsungen,  1  Sektions-  | 
befund. 

Nach    einem    kritischen    Überblick   über    die    verschiedenen    von  den    . 
Autoren  zur  Prüfung  der  Nierenfunktion  in  Vorschlag   gebrachten  Methoden    I 
legt  Gaudiani  (9)  seine  eigenen  Untersuchungen  nieder.    Nach  getrennter 
Sammlung  des  Harns  von  beiden  Nieren  durch  einen  Zeitraum  von  15  Minuten    j 
bis    zu    1    Stunde    mittelst  Katheterismus    der   Harnleiter    unterzog    er  ihn 
folgenden  Proben:    1.  Messung,    2.  Quantitative  Bestimmung  des  Harnstoffes, 
3.  Bestimmung  der  Molekularkonzentration  im  Sinne  Koranjis,    die  dnrch 
Feststellung  des   Gefrierpunktes   mit  dem  Beckmann  sehen  Apparate  aus- 
geführt wurde;  4.  Verdünnungsprobe  des  Harns,  5.  Phloridzinprobe. 


Ziegler,  Verletzimgen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  Nieren  and  Harnleiter.       941 

Diese  von  dem  Verfasser  in  Fällen  von  beweglicher  Niere  vorgenommenen 
IntersQchnngen  demonstrierten  eine  Alteration  in  der  Hamsekretion  von 
selten  der  deplazierten  Niere,  welche  sich  durch  geringere  Molekularkonzen- 
tration, geringeren  Hamstoffgebalt  und  Herabsetzung  der  Zuckersekretion 
tnmdgibt. 

In  zwei  Fällen,  in  denen  der  Autor  die  Nephropexie  nach  Guyon 
machte  und  dann  40  Tage  später  von  neuem  die  Harnleiter  katheterisierte 
und  den  so.  erhaltenen  Harn  untersuchte,  fand  er  die  Sekretionstätigkeit  der 
fixierten  Niere  bedeutend  gebessert.  R.  Giani. 

Giannettasio  (10)  berichtet  über  41  nach  seiner  eigenen  Methode 
iAufh&ngen  der  Niere  an  einem  in  einem  Knopfloch  des  Quadratus  lumborum 
befestigten  Kapsellappen)  ausgeführte  Nephropexien,  darunter  35  persönliche 
mit  Yorzüglichem  Operationsresultat.  Von  diesen  Fällen  gehören  18  der 
djspeptischen  Varietät  an;  unter  ihnen  befinden  sich  13  Dauerheilungen  und 
5  Besserungen;  17  der  schmerzhaften  Varietät  mit  14  Heilungen,  2  Besse- 
nmgen  und  einem  operativen  Misserfolg ;  6  Fälle  waren  von  neurasthenischem 
Tjpus  mit  2  Heilungen  und  4  Besserungen.  R.  Giani. 

Heidenhain  (11)  bespricht  die  Wanderniere  der  Frauen.  Wenn  er 
auch  die  Operation  nicht  verwirft,  empfiehlt  er  doch  mehr  G16nards  hypo- 
gastrischen Gurt.  Fuchs  und  Lampe  empfehlen  die  Ostertagsche  Monopol- 
leibbinde. 

Jonnescu  (12)  vervollkommnet  jetzt  seine  Methode  der  Nephropexie, 
aber  die  er  im  J.  1897  im  Kongresse  zu  Moskau  referierte  und  welche  aus 
translumbarer  Fixation  der  Niere  an  die  12.  oder  11.  Rippe,  durch  tem- 
poräre seidene  oder  Metallnähte  besteht.  Jonnescu  macht  eine  gewöhnliche 
lambare  Inzision  nach  Guyon  von  der  12.  und  wenn  diese  zu  kurz,  von 
der  11.  Rippe  aus,  legt  die  Niere  bloss,  indiziert  die  Kapsel  und  schlägt  sie 
nach  unten  manschettenartig  um.  Mit  einer  Hohlnadel,  5—6  cm  von  dem 
Hautschnitt  führt  er  zwei  U-förmige  Silberdrahtnähte,  welche  durch  Haut, 
Muskel,  Kapsel,  Nierensubstanz  gehen  und  umarmt  die  12.  oder  lt.  Rippe, 
dann  zurück  über  dieselbe  Rippe  über  die  Konvexität  der  Niere  durch 
Muskel  und  Haut,  die  zwei  Enden  jedes  Drahtes  werden  auf  einem  Mull- 
tampon torquiert,  Haut  und  Weichteile  mit  Crin  deFlorence  durch  S-förmige 
Separatnähte  genäht.  Es  ist  genau  dieselbe  Methode  desselben  Chirurgen  zur 
Bruchradikaloperation  mit  temporären  Nähten.  Nach  6  Tagen  Entfernung 
der  Hautnähte,  am  11.  Tage  der  Silberdrahtnähte.  Die  Experimente  an 
Hunden  zeigten  sehr  rasche  Adhärenzen  der  so  fixierten  Nieren.  Jonnescu 
führte  seine  Operation  21  mal  mit  sehr  gutem  Erfolge  aus.  7  wurden  nach 
7,  4,  3  und  1  Jahre  gesehen.  Kein  Rezidiv.  In  2  Fällen  wurde  die  Pleura 
Terwundet  ohne  schlechte  Folge.  Man  warf  dieser  Operation  vor  die  un- 
natürliche Position  parallel  mit  der  Rippe.  Stoi'anoff  (Vama). 

Longyear  (13)  fand,  dass  er  bei  einer  Appendizitisoperation  bei  einem 
jongen  Mädchen  durch  Zug  am  Cökum  die  Niere  leicht  herabziehen  und 
diese  festhalten  konnte.  Dadurch  angeregt,  widmete  er  den  Bändern  am 
Bauche  mehr  Aufmerksamkeit  und  fand,  dass  die  Ligamente  zwischen 
Niere  und  den  Eingeweiden  den  wichtigsten  Faktor  für  die  Ätiologie  der 
Nephroptosis  darstellen. 

Larrabäe  (14)  behandelt  die  Wanderniere,  die  er  unter  272  Weibern 
in  41,5%  gefunden  hat.  Die  rechte  Niere  war  allein  unter  112  Fällen  be- 
troffen, in  98  Fällen,  die  linke  nur  in  einem  Falle.     Der  Verf.  nennt  die 


d42  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IT.  Teil. 

Niere  palpable,  wenn  man  sie  nur  während  der  Inspiration  fühlt,  mobile, 
wenn  man  sie  anch  während  der  EIxspiration  fühlt,  finant,  wenn  die  Niere 
frei  ausserhalb  ihrer  Nische  liegt.  Unterschiede  zwischen  Verheirateten  nod 
nicht  Verheirateten  bestehen  nicht,  anch  Schwangerschaft  ändert  das  Ver- 
hältnis nicht.  Die  wirkliche  Ursache  ist  die  Abmagerong.  Trauma  nur  in 
einem  Falle.  Oft  Eiweiss  im  Urin.  Unter  112  Fällen  schienen  87  nicht 
geeignet  für  die  Operation. 

Nach  Hinweis  auf  die  anatomischen  Kenntnisse  über  die  Lage  der 
beiden  Nieren  und  auf  die  verschiedenen  von  den  Autoren  zur  Fixierung  der 
dislozierten  Niere  erdachten  Operationsmethoden  gibt  Mastrosimone  (16) 
die  Beschreibung  des  yon  ihm  ersonnenen  Verfahrens.  Dasselbe  ist  das  fol- 
gende: Lumbarschnitt  in  der  ganzen  Dicke  auf  dem  vorderen  Band  des 
viereckigen  Lendenmuskels,  welcher  von  der  äusseren  Fläche  der  11.  Rippe 
bis  zu  dem  Darmbeinkamm  geht;  Entfernung  der  perirenalen  Zellen-Fett- 
atmosphäre und  Anziehen  der  Niere  an  das  Hautniveau:  Inzision  der  eigent- 
lichen Nierenkapsel  mittelst  eines  Einschnittes,  der  von  dem  Linenrand  des 
wenig  von  dem  Hilus  abliegenden  oberen  Poles  auf  den  Gipfel  des  Poles 
selbst  hinaufgeht  und  von  dort  auf  den  konvexen  Rand  des  Eingeweides 
übergeht,  den  er  bis  zur  Vereinigungsstelle  der  beiden  oberen  Drittel  mit 
dem  unteren  Drittel  desselben  durchläuft,  wo  er  stehen  bleibt;  Loslösen  der 
Kapsel  auf  dem  oberen  Pol  und  den  beiden  Seiten  der  Niere  bis  zum  Niveau 
einer  Linie,  welche  von  dem  oberen  Ende  des  Hilus  zur  Vereinigungsstelle 
der  beiden  oberen  Drittel  mit  dem  unteren  Drittel  des  konvexen  Randes  der 
Niere  zieht.  Es  bleiben  so  eingekapselt  der  untere  Pol,  der  Hilns  und  das 
untere  Drittel  der  beiden  Nierenseiten.  Um  die  Entkapselung  nicht  weiter 
nach  unten  fortschreiten  zu  lassen,  wird  durch  die  Kapsel  und  die  Nieren- 
substanz ein  Gatgutfaden  Nr.  1  gezogen,  der  an  den  Endpunkten  der  Los- 
lösung verknüpft  wird. 

Die  beiden  durch  die  Entkapselung  erhaltenen  fibrösen  Kapselblätter 
werden  zu  einem  Schnürchen  zusammengerollt  und  mittelst  eines  dünnen 
Klemmers  in  umgekehrtem  Sinne  durch  ein  kleines  ungefähr  in  dem  mitt- 
leren Drittel  des  11.  Literkostalraumes  angebrachtes  Knopfloch  gezogen.  Sie 
kommen  so  auf  die  12.  Rippe  zu  liegen,  auf  der  sie  verknüpft  werden  unter- 
einander und  dann  durch  eine  Catgutschlinge  zusammengeschnürt.  Die  Niere 
bleibt  so  an  der  12.  Rippe  suspendiert.  Alsdann  zieht  man  durch  die  Dicke 
der  über  die  12.  Rippe  hinausragenden  Niere  einen  langen  Gatgutfaden,  dessen 
Enden  im  Verein  mit  denen  der  die  Entkapselung  begrenzenden  Schlinge  nud 
zwar  die  hinteren  durch  den  viereckigen  Lendenmuskel  und  durch  den 
hinter  dem  Operationseinschnitt  verbleibenden  Teil  des  Latiss.  dorsi,  die 
vorderen  durch  die  Aponeurose  des  Transversus  uud  den  vorderen  Teil 
des  Latiss.  dorsi  hindurchgezogen  werden.  Vor  ihrer  Verknüpfung  wird  die 
Muskelnaht  und  die  Naht  der  inzidierten  Aponeurosen  angelegt  und  zwar 
um  einen  allzustraffen  Zug  auf  dieselben  zu  verhüten.  Diese  Naht  des  Nieren- 
parenchyms an  die  hintere  Unterleibswand  dient  nur  dazu,  die  entkapselte 
Niere  einige  Tage  hindurch  mit  der  Unterleibswand  selbst  in  Berührung  zn 
halten,  bis  sich  Verwachsungen  gebildet  haben,  die  allein  die  Rotation  des 
Organs  verhindern  sollen. 

Mit  dieser  Methode,  die  nach  Aussage  des  Verf.  mit  allen  übrigen  Vor- 
teilen der  früheren  Methoden  diejenige  verbindet,  die  Niere  wieder  in  ihre 
normale  Lage  zu  bringen  und  von  der  grössten  Einfachheit  zu  sein,  operierte 


Ziegler,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        943 

Mas tro Simone   mit  vorzüglichem   unmittelbaren  Erfolg   zwei  mit  beweg- 
licher Niere  behaftete  Frauen.  R.  Giani. 

Michel i  (17)  bringt  eine  Statistik  von  zehn  klinischen  Fällen  von 
Wanderniere  mit  sekundären  Funktionsalterationen  und  einfacher  chro- 
nischer Phlogose  der  Niere.  Bei  ersteren  hat  er  die  Nephropexie  angewandt 
mit  oder  ohne  Abhäuten  der  Niere,  bei  den  zweiten  die  einfache  Entkap- 
selung,  wodurch  er  bedeutende  Vorteile  erzielte.  R.  Giani. 

Morris  (18)  bespricht  die  Wandemiere  und  ihre  Behandlung.  Wäh- 
rend er  früher  nach  yerschiedenen  Methoden,  auch  seiner  eigenen  (Durch- 
ziehung der  Niere  durch  den  Psoas)  operierte,  zieht  er  jetzt  die  Methode 
Ton  Goelet  vor  (Suspension  der  Niere  mittelst  einer  Sutur,  wodurch  die 
Niere  unter  die  Rippen  hinanfgeschoben  wird). 

New  mann  (19)  behandelt  die  Lageveränderungen  der  Niere  in  einem 
sehr  ausführlichen  Aufsatze,  der  schon  im  vorigen  Jahre  begonnen  wurde. 
Die  Nephropexie  gibt  sehr  zufriedenstellende  Resultate.  Bei  75  ^/o  war  die 
Niere  fest  fixiert,  bei  10 ^/o  davon  war  eine  zweite  Operation  erforderlich; 
bei  10  %  nur  teil  weiser  Nutzen,  bei  9  ^/o  kein  Nutzen,  bei  1  ^/t  ^/o  Tod.  Keine 
Operation  1.  bei  allgemeiner  Enteroptose,  2.  bei  beweglicher  Niere  mit  ner- 
vösem Habitus,  3.  bei  lang  bestehender  Dyspepsie  und  chronischer  Verstopfung 
und  bei  chronischen  Uterinkrankheiten,  4.  bei  Lageveränderungen  der  Niere 
ohne  erhebliche  Störung. 

Picqu6  (iO)  bespricht  die  Beziehungen  der  Wandemiere  zu  den  geistigen 
Erkrankungen  und  warnt  vor  Operationen  der  Wandemiere  bei  Hysterischen. 

Reboul  (21)  berichtet  von  einer  jungen  Frau  mit  linker  Wandemiere, 
die  durch  Nephropexie  gebessert  wurde.  Durch  Laparotomie  wurde  sodann 
eine  rechtsseitige  Zyste  entleert.  Heilung.  Ungestörter  Verlauf  einer  Schwanger- 
schaft trotz  beider  Eingriffe. 

Um  die  Heilwirkung  der  eigenen  Methode  (Sulla  razionale  fissazione  del 
rene  migrante.  Policlinico,  soz.  prat.  1903)  zu  erproben,  griff  Ruggi  (22)  zur 
intramuskulären  Einspritzung  von  Methylenblau,  wobei  er  5  cg  Substanz  in 
1  Vo  iger  wässeriger  Lösung  verwandte ,  dann  allhalbstündlich  den  Harn 
sammelte  und  sorgfältig  mit  der  Chloroformprobe  den  Zeitpunkt  des 
Auftretens,  den  Zeitpunkt  des  Höhepunktes  der  Färbung  und 
die  Dauer  der  Elimination  feststellte.  Die  Blauprobe  wurde  unmittel- 
bar vor  dem  Operationsakt  vorgenommen  und  zwanzig  Tage  nach  dem  Ope- 
rationsakt: in  einem  Falle  wurde  nach  einem  halben  Jahre  die  Nephropexis 
angeführt.  In  den  12  untersuchten  Fällen  beobachtete  Verf.  in  25  ^/o  ein 
schnelleres  Auftreten  der  Färbung  gegenüber  8,5  ^/o,  in  denen  diese  verzögert 
wurde:  der  Höhepunkt  der  Färbung  zeigte  sich  vorzeitig  in  50 7o,  verzögert 
in  33  Vo;  in  der  grossen  Mehrheit  dagegen  war  die  Dauer  der  Elimination 
abgekürzt  (75  Vo)  und  nur  in  25  ^/o  blieb  sie  unverändert. 

Auf  Grund  dieser  Zahlen  ist  der  Verf.  zum  Schluss  gedrängt,  dass  bei 
seinen  mit  Nephropexis  operierten  Patienten  die  Nierendurchlässigkeit  und 
mehr  noch  die  Sekretionstätigkeit  der  Drüse  durch  den  Operationsakt  eine 
Förderung  erfahren  haben. 

Ob  diese  Besserung  der  Nierenfunktion  auf  die  veränderten  statischen 
und  demnach  hydraulisch-zirkulatorischen  Verhältnisse  der  Drüse  oder  auf 
die  bessere  Ernährung  und  demnach  die  Funktion  der  Epithelia  infolge 
der  Entkapselung  zurückzuführen  sei,  weiss  Ruggi  nicht  zu  sagen. 

R.  Giani. 


944  JahreBbericbt  für  Chirnrgie.    II.  Teil. 

Schmitz  (23)  empfiehlt  bei  Wanderniere  einen  Heftpflasterverband,  der 
mehrere  Wochen  liegen  bleibt. 

Sedille  (24)  bespricht  die  pathologische  Anatomie  der  Wandemiere 
und  deren  Behandlung;  er  meint,  zwischen  angeborener  Ektopie  und  einfacher 
Wandemiere  seien  die  Grenzen  nicht  scharf.  Operiert  soll  die  Wandemiere 
werden:  1.  wenn  wegen  anderer  Leiden  (Stein,  Krebs,  Infektion)  eine  Ope- 
ration nötig  wird;  2.  bei  heftigen  Schmerzen;  3.  bei  Kompressionserscheinungen 
durch  die  deplazierte  Niere.    Literatur! 

Steward  (25)  berichtet  von  2  Hydronephrosen  durch  bewegliche  Nieren, 
die  durch  Fixierung  der  Niere  geheilt  wurden. 

Treves  (26)  will  bei  95 7o  von  Wandemieren  mit  einer  vom  Londoner 
Bandagisten  Ernst  hergestellten  Pelotte  ausgekommen  sein,  Operation  nur 
als  letztes  Mittel  oder  bei  Strangulation.  Eine  Anzahl  der  Patienten  konnte 
nach  18  Monaten  oder  2  Jahren  das  Band  fortlassen. 

Zondeck  (29)  will  in  der  Lehre  der  Wanderniere  besser  unterschieden 
wissen  die  sicher  angeborenen,  seltenen  Heterotopien  der  Niere  von  den  ge- 
wöhnlichen, sehr  häufig  in  der  Literatur  beschriebenen  Wandemieren. 

6.  Uydronephrose. 

1.  BaDgs,   Hemataria  as  a  sjmptom  of  bydronephrosia.    Med.  News  11.  II.  1905.    Ref. 
Zentralbl.  f.  Ghir.  1905.  Nr.  20. 

2.  Barth,  Ernst,  Beiträge  zur  Pathologie  and  Therapie  der  intermittierenden  Hjrdro- 
nephrose.    Dissert    Leipzig  1904. 

8.  Bozzi,  Sni  criterii  conservatorii  negli  interventi  par  rene  hidronefrotica.  Gazz.  degli 
osped.  delle  clin.  1905.  Nr.  79.    Ref.  Zentralbl.  f.  Cbir.  1905  Nr.  38. 

4.  —  Sal  ritorno  della  funzione  nel  rene  hidronefrotico.  Genova.  Papini  1905.  Ref. 
Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  2. 

5.  Dowd,  Hydronepbrosis,  with  complete  destmction  of  kidney  parenchyma  dae  to 
calcnlua  occlasian  of  oreter;  Nephrectomy.    Ann.  of  Sarg.  1905.  Aag.  11. 

6.  Durand,  Da  röle  des  yaisseaax  anormaux  dana  la  pathogönie  de  rhydronephrose. 
Diss.  Paris  1905. 

7.  Hneter,  Hftmonephrose  and  Nierenkrebs.  MQnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  19. 
u.  Diskasssion  biol.  Abt.  d.  ft.  V.  in  Hamburg  81.  I.  1905.  MQnchener  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  16. 

8.  Kennedy,    Nephrectomy  for  hydronephrosis.    Med.  Press.  1905.  Nov.  1. 

9.  Läwen,  Beiträge  zur  Kenntnis  plastischer  Operationen  am  Nierenbecken  bei  Hydro- 
nephrose.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Ghir.  79.  Bd.  1.— 8.  Heft. 

10.  Löwenhardt,  Hftmatonephrose.    Med.  Sektion  der  schles.  Ges.  f.  vaterl.  Kultur  in 
Breslau  8.  III.  1905.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  14.  p.  412. 

11.  Lucks,  Hans,  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der  Hydronephrose  des  Schweins. 
Diss.  Giessen  1905. 

12.  Marshall,    Large  hydronephrosis  wistaken  ovarian  cystoma.    Glasgow  med.  jouni. 
1905.  Aug. 

13.  ^Mathien,  Deux  cas  d'hydronephrose.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc  anat  Nr.  7. 

14.  Morris,    A  case  of  hydronephrosis  and  renal  calculi.    The  Lancet  1905.  Jnly  15. 
p.  158. 

15.  Puyhaubert,  Nephrectomie  pour  hydronephrose  chez  un  enfant  de  quatre  ans.    Soc 
d'anat  et  de  phys.  de  Bordeaux  26.  X.  1905.    Joum.  de  möd.  de  Bord.  1905.  Nr.  49. 

16.  Röder,    Hydronephrose.    Freie  Verein,  d.  Chir.  Berlins  10.  III.  1905.   Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  4. 

17.  Rutherfurd,   Large  hydronephrosis  in  a  boy,  aged  7  years.    Glasgow  Med.  Joum. 
1905.  Febr.  p.  195. 

18.  Schmidt,  Kurt,  Ober  einen  Fall  von  kompletter  Hydronephrose.  Diss.  Leipzig.  1904. 

Bangs  (1)  berichtet  über  Blutungen  bei  Hydronephrose;   die  Blntnng 
trat  neuerdings  bei  der  Nephrotomie  auf. 


Ziegler,  Verletzimgeii  and  chinirg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        945 

Barth,  Ernst  (2)  berichtet  von  zwei  Fällen  von  intermittierender 
Hjdronephrose. 

In  dem  einen  Falle  papillenartige  Erhebung  an  der  Einmündnngastelle  des  Ureters 
m  das  Nierenbecken,  Neneinpflanzung  des  Ureters  in  das  durch  Ezzision  verkleinerte 
Nierenbecken ;  im  andern  Knickung  des  Ureters  durch  Narbenstrftnge,  Niere  zerstQckelt  bei 
Ablösung,  Nephrektomie. 

Bozzi  (3)  befürwortet  bei  Hydronephrose  auf  Grund  seiner  mikro- 
skopischen Studien  den  baldigen  operativen  Eingriff  zur  Verhütung  einer  In- 
fektion imd  dauernder  Gewebsveränderungen. 

Bozzi  (4)  erzeugte  zum  Studium  der  Veränderungen  bei  Hydronephrose 
ftn  Hunden  durch  Abklemmung  des  Ureters  künstlich  Hydronephrose.  Nach 
verschiedener  Zeit  Wiederherstellung  des  Urinablaufes.  Nach  Unterbindung 
fand  er  stets  ein  Ödem  der  Niere,  später  interstitielle  Bindegewebswucherung. 
Nach  Behebung  des  Hindernisses  nahmen  die  übrig  gebliebenen  Elemente  des 
Nierenparenchyms,  so  weit  möglich,  ihre  Funktion  wieder  auf.  Daher  mög- 
lichst konservatives  Verfahren,  baldigste  Wiederherstellung  eines  guten  Ab- 
flusses. 

Dowd  (5)  entfernte  bei  einem  Mann  einen  hydronephrotischen  Sack 
ohne  Nierenparenchym,  bei  dem  im  Ureter  ein  Stein  steckte. 

Nach  Durand  (6)  können  abnorme  Gefasse  die  Folge  und  Ursache  der 
Hydronephrose  sein,  die  Durchtrennung  der  Gefässe  genügt  für  die  Heilung, 
wenn  nicht  die  Läsion  zu  alt  ist  und  die  Ureterwand  nicht  anatomische  Ver- 
änderungen eingegangen  hat. 

Hu  et  er  (6)  berichtet  von  der  Sektion  eines  sterbend  eingelieferten, 
älteren  Mannes,  bei  dem  sich  eine  grosse  Hydronephose  fand,  in  dem  eine 
Blutung  stattgefunden  hatte,  das  restierende  atrophische  Nierengewebe  war 
im  oberen  Pol  krebsig  degeneriert,  durch  Berstung  des  Sackes  infolge  von  Fall 
ohne  Verletzung  des  Bauchfelles  und  nachfolgender  Blutung  erfolgte  der  Tod. 
Kennedy  (7)  berichtet  von  der  Heilung  eines  Knaben  durch  Entfernung 
eines  grossen  hydronephrotischen  Sackes,  in  dem  die  Niere  ganz  zu  Verlust 
gegangen  war. 

Läwen  (9)  teilt  9  Heilungen  von  13  Hydronephrosen  durch  die  pla- 
stische Operation  von  Trendelenburg  mit:  Eröffnung  des  Hydronephrosen- 
sackes,  Spaltung  des  den  Ureter  vom  Nierenbecken  trennenden  Sporns,  An- 
näherung der  Ureterränder  an  die  Ränder  des  Nierenbeckens. 

Löwenhardt  (10)  stellt  einen  Patienten  vor  mit  Hydronephrose,  die 
unter  profuser  Hämaturie  auf  einmal  ohne  Ursache  als  grosse  Geschwulst  der 
linken  Bauchseite  aufgetreten  ist.  Kystoskopisch  fand  man,  dass  aus  dem 
linken  Ureter  nur  bei  Druck  auf  den  Tumor  Urin  austrat.  Ursache  nicht  zu 
eruieren.  Stern  erwähnt  als  Ursache  solcher  Blutungen  die  von  Israel 
schon  erwähnten  umschriebenen  Herde  von  Nephritis. 

Lucks,  Hans  (11)  behandelt  die  Hydronephrose  beim  Schwein,  die  in 
0,67 ^/o  vorkommt,  bei  weiblichen  Tieren  dreimal  so  häufig  als  bei  männlichen; 
die  grössere  Häufigkeit  ist  bedingt  durch  die  Bildungsanomalien  in  der  An- 
lage des  hamabführenden  Apparates,  zumal  durch  eine  angeborene,  zu  weit 
kaudal  im  Blasenhals  liegende  Mündung  eines  oder  beider  Harnleiter  und 
durch  die  dem  Schwein  eigentümliche  Lagerung  und  lockere  Befestigung  der 
relativ  sehr  grossen  Blase. 

Marshall  (12)  erwähnt  eine  grosse  Hydronephrose,  die  irrtümlich  für 
ein  Ovarialkystom  gehalten  wurde.  Laparotomie,  Exstirpation.  Heilung.  Stein 
im  Ureteranfang  fixiert,  wahrscheinlich  die  Ursache  der  Hydronephrose. 

JahraclMrioht  fOr  Chirurgie  1905.  60 


946  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  TeiL 

Morris  (14)  berichtet  über  einen  Fall  von  16  durch  Röntgenstrahlen 
nachgewiesenen  Steinen  mit  Hydronephrose  durch  Abschnnrung  des  Beckens 
durch  eine  quer  verlaufende  Arterie  und  Vene.  Nephrotomie,  Elntfemung 
der  Steine,  doppelte  Unterbindung  der  Gefasse.    Naht  der  Niere.     Heilung. 

Puyhaubert  (15)  zeigt  eine  Niere  eines  vierjährigen  Mädchens,  die 
er  wegen  Hydronephrose  der  rechten  Niere  durch  Laparotomie  mit  Erfolg 
entfernt  hatte. 

Röder  (16)  zeigt  die  Präparate  eines  Jungen  mit  doppelseitiger  Hydro- 
nephrose,  der  noch  vor  der  Operation  urämisch  gestorben  war.  Beide  Nieren 
grosse,  schlaffe,  eiterhaltende,  papierdünne  Säcke,  starke  Erweiterung  beider 
Ureteren,  keine  Prostatahypertoophie,  keine  Ursache  für  die  Hydronephrose 
zu  finden. 

Rutherfurd  (17)  berichtet  über  die  Entfernung  einer  grossen  Hydro- 
nephrose durch  Laparotomie  bei  einem  7  jährigen  Knaben. 

Schmidt,  Kurt  (18)  berichtet  von  einer  mannskpp^rossen  Hydro- 
nephrose einer  alten  Frau  infolge  von  Klappenbildung  am  Ansatz  des  Ureters 
mit  starker  Atrophie  des  Nierengewebes.  Transperitoneale  Nephrektomie. 
Heilung. 

6.  Akute  Pyelitis,  Pyonephritis,  Pyonephrose«  Nierenabszesse. 

1.  *Ayres,    Treatment  of  catarrhal  pyelitiB.    Amer.  Jonm.  of  Orology  1904.  Oet 

2.  Barnard,  Multiple  Nierenabszesse  infolge  von  Koliinfektion.  Lancet  Nr.  4287.  28.  Okt. 
p.  1243. 

3.  Baumann,   Nierenerkrankongen  in  Schwangerschaft,  Gebnrt  und  Wocheobett  Diss. 
Mflnchen  1904. 

4.  Brongersma,   Pyelonephritis  gravidanun.     Weekbl.  voor  deneesk.   Nr.  12.    Ret 
Dentsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  15.   MtLnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  20. 

5.  Cathala,    Pathogönie  et  ^tade  clinique  de  la  pyälonäphrite  gravidiqae.    Diss.   Paris. 
1904. 

6.  Elsemann,  Peter,    Über  die  Nierenaffektionen  in  der  Schwangerschaft  und  ihraßa- 
ziehung  znr  Eklampsie.    Diss.  Wfirzborg  1904. 

7.  Fabro,   Gravidanza  e  nefrectomia.    Gaz.  degli  osped.   1905.  Nr.  4.    Bei:  Deutaeho 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4.   Zentralbl.  f.  Ghir.  1905.  Nr.  20. 

8.  Hessert,    Metastatic  renal  abscesses.    Ann.  of  snrg.  Nr.  5.  p.  793. 

9.  Jordan,  Über  renale  und  perirenale  Abszesse  nach  Furankeln.    14.  Eongr.  d.  deatsclieo 
Gesellsch.  f.  Chir.  1905.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  18. 

10.  Israel,   Metastatischer  Karbunkel  der  Niere.    Freie  Yer.  d.  Chir.  Berlins.  10.  III.  1905. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4. 

11.  Juy,  Henri,    Contribution  ä  Fötude  du  traitement  des  py^lonephrites  infecUeasea. 
Diss.  Paris  1905. 

12.  Kelly,  The  treatment  of  pyelitis.    New  York  med.  record.  1905.  April  8.  Ref.  Zentral- 
blatt f.  Chir.  Nr.  47. 

13.  Lafond,   Py^lonäphrite  primitive  des  suites  de  couohes.    Joum.  de  m6d.  de  Bord. 
1905.  Nr.  18.  p.  317. 

14.  Loumaigne,  Andrö,   üret^rites  et  pyölites.    Diss.  Paris  1905. 

15.  Malouvier,  Pierre,    Des  pyälonöphrites  pendant  les  suites  de  couches.    Diaaart 
Bordeaux  1905. 

16.  Opitz,    Die  Pyelonephritis  gravid,  et  puerper.    Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  55.  Bd.  1905. 

17.  Orlowski,    Pyelitis,  eine  Komplikation  der  Schwangerschaft.   Rnask.  Wratsch  Nr.  18. 

18.  Pieper,  Eduard,    Zur  Kenntnis  der  kryptogenen  eiterigen  Pyelonephritis.    DiaBait 
Manchen  1904. 

19.  Sato,  Tatsujiro,    Über  einen  Fall  von  zystischer  Degeneration  der  Niere  aua 
Pyelonephritis.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  40. 

20.  "^Schuhmacher,  Heinrich,    Ein  Beitrag  zur  Lehre  der  Pyelonephritis  gravid,  at 
puerper.    Diss.  Bonn  1905.    Wird  im  nftchsten  Jahre  referiert. 


Ziegler,  Verletzangeii  und  chinug.  ErMikheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       947 

21.  S  i  pp e  1 ,  Py onephroae  und  Hamleiterkompreasion  während  der  Schwangerschaft.  Zentral- 
Matt  f.  Gyn.  Nr.  37. 

22.  Spadacci,  Nierenabszess  infolge  von  Echinococcus.  6az.  dl  ospedali  Nr.  87.  Ref. 
Deatflcbe  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  15. 

23.  Steinbflohel,    Helmitol  als  Hamantiseptikum.    Wiener  med.  Presse  Nr.  5. 

24.  Stern,  Kryptogenetische  Infektion  der  Hamorgane.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  14.  p.  912. 

25.  Tänago,  Gonzalez,  Magenbeschwerden  bei  eiterigen  Entzandungen  der  Nieren. 
£1  Siglo  M^.  1.  u.  8.  April  1905.    Ref.  Mfinch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  31. 

26.  Whitacre,  Allen,  Report  of  a  case  of  chronic  pyelitis,  due  to  bacillus  coli  comm. 
infeetion,  simnlating  renal  tnberculosis.  Amer.  journ.  of  the  med.  sciences  1905.  March. 
Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  20. 

27.  Ziegel  mann.   De  la  pyölon^phrite  gravidique.    Arch.  g4n.  de  m^.  1905.   11  Juillet. 

Barnard  (2)  berichtet  Yon  sechs  Fällen  von  multiplen  Abszessen  der 
Niere,  vier  mit  Nephrektomie,  zwei  mit  Resektion  behandelt,  alle  geheilt. 
Meist  durch  den  Bacillus  coli  communis  erzeugt,  besteht  verschiedene  Viru- 
lenz. Frauen  werden  häufiger  befallen  als  Männer,  5:1.  Beginn  mit  Schmerzen 
beim  Harnlassen,  Strangurie,  trüber  Urin  mit  desquamiertem  Epithel,  meist 
noch  sauer,  Zunahme  des  Eiweiss  im  Urin,  Fieber,  Erbrechen,  Bildung  eines 
Tumors  in  der  Nierengegend,  Lende  hart,  empfindlich,  wenn  rechts,  dann  wie 
ein  appendizitischer  Abszess,  wenn  nicht  eingegriffen  wird,  Tod  unter  septischen 
Erscheinungen. 

Baumann  (3)  berichtet  über  Nierenerkrankungen  in  Schwangerschaft, 
Geburt  und  Wochenbett.  Unter  6093  Geburten  aus  der  Münchener  Frauen- 
klinik waren  101  Fälle  mit  Eiweiss,  41  nur  in  der  1.  und  2.  Geburtsperiode, 
52  mal  Eklampsie  mit  typischen  Anfällen,  sämtlich  mit  Eiweiss. 

Bronger8ma(4)  berichtet  über  einen  schweren,  in  der  Gravidität  ent- 
standenen Fall  von  Cystitis  und  Pyelonephritis,  der  durcl)  Spülungen  des 
Nierenbeckens  geheilt  wurde. 

G  a  t  h  a  1  a  (5)  bespricht  die  Schwangerschaftspyelonephritis,  die  gewöhn- 
lich durch  die  Kolibazillen  verursacht  wird.  Er  unterscheidet:  1.  im  Anfang 
Bakteriurie,  ein  präsuppuratives  Stadium,  eine  leichte  Nephritis ;  2.  chronisch 
eiterige  Pyelonephritis  mit  trübem  Urin.  In  jedem  Stadium  kann  die  Affek- 
tion ausheilen.     Literatur! 

Elsemann,  Peter  (6)  bespricht  die  Nierenaffektionen  in  der  Schwanger- 
schaft und  ihre  Beziehung  zur  Eklampsie.  (Mit  einer  Tabelle  über  die  1889 
bis  1903  an  der  Würzburger  Klinik  vorgekommenen,  mit  Schwangerschaft 
komplizierten  Fälle  von  Nephritis.) 

Nach  Del  Fabro  (7)  kann  die  Nephritis  der  Schwangeren  spontan 
heilen,  kann  aber  auch  zu  perinephritischer  Phlegmone  führen.  Die  Nephr- 
ektomie wird  von  Schwangeren  gut  vertragen,  wie  er  an  einem  Fall  im  ersten 
Monat  der  Schwangerschaft  zeigt.  Die  günstigste  Zeit  für  die  Operation  ist 
der  1. — 6.  Schwangerschaftsmonat. 

Bessert  (8)  zeigt  einen  Mann,  wo  nach  einer  Osteomyelitis  am  Kinn 
Nierensymptome  und  allgemeine  Sepsis  auftraten,  die  Niere  wurde  entfernt, 
reichliche  Abzesse,  in  dem  Eiter  Staphylococcus  pyogenes  aureus,  Eiter  auch 
im  Urin,  Yergrösserung  und  Empfindlichkeit  der  anderen  Niere,  Inzision  dort- 
selbst,  Eiter.    Heilung. 

Jordan  (9)  hat  12  renale  und  perirenale  Abszesse  nach  Furunkeln 
oder  sonstigen  kleinen  Eiterherden  beobachten  und  operieren  können,  meist 
Solitärabszesse,    Schwierigkeit  der  Diagnose,   Wichtigkeit   der  Frühdiagnose. 

eo* 


948  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Israel   hat  als  Eingangspforte  in  einem  Falle  die  Nasenschleimhant   be- 
obachtet. 

Israel  (10)   berichtet  von  einem  metastatischen  Karbunkel  der  Niere. 

Junger  Mann,  Nackenkarbunkel ,  Stoss  gegen  den  Leib,  unter  Schmerz  and  Fieber 
paranephritische  Eiterung;  bei  deren  Eröffnung  zeigt  sich  die  Niere  von  Abszeesen  durch- 
setzt.   Exstirpation.    Heilung.    Nachweis  Ton  Staphylococcus  aureus  im  Eiter. 

Juy,  Henri  (11)  behandelt  die  infektiösen  Pyelonephritiden,  die  ge- 
wöhnlich durch  genügend  lange  innere  Behandlung  heilen.  Die  Symptome, 
der  paraumbilikale  Schmerz,  die  Empfindlichkeit  des  Ureters  beim  Toschieren, 
die  Schmerzpunkte  der  prostatischen  Homer,  der  uretero-vesikale  und  pyelo- 
vesikale  Reflex,  verbunden  mit  Pyurie  und  nächtlicher  PoUakiurie  verschwinden 
gewöhnlich  durch  Ruhe  und  Milchdiät,  daneben  Salol,  Urotropin,  Helmitol, 
chirurgische  Eingriffe  sind  erst  gerechtfertigt  nach  der  Geburt.  Künstliche 
Geburt  nur  selten.  Nephrostomie  bei  septischen  pyelo-renalen  Retentionen. 
Selten  sekundäre  Nephrektomie. 

Kelly  (12)  empfiehlt  zur  Behandlung  der  Pyelitis  zuerst  Ruhe,  Flüssig- 
keiten, Urotropin  oder  Salol,  dann  Beseitigung  kleiner  Hindemisse  im  Harn- 
leiter, Irrigation  des  Nierenbeckens,  Instillation  mit  Borsäure  und  Silber- 
nitrat, operative  Eingriffe. 

Lafond  (13)  berichtet  über  eine  günstig  verlaufene  Pyelonephritis  nach 
einer  Geburt  im  Anschluss  an  eine  Kathetensation  bei  normalem  Genital- 
befund. 

Loumaigne  (14)  bespricht  die  Entzündungen  des  Ureters  und  des 
Nierenbeckens,  die  meist  leicht  zu  diagnostizieren  und  erfolgreich  zu  behan- 
deln sind.  Die  Diagnose  bei  Ureteropyelitis  stützt  sich  wesentlich  auf  drei 
Punkte : 

1.  nächtliche  PoUakiurie, 

2.  Douleur  paraombilicale,  2 — 3  cm  über  dem  M  a  c  B  u  r  n  ey  sehen  Punkte, 

3.  häufig  der  uretero-vesikale  Reflex,  d.  i.  beim  Vaginaltuschieren 
Schmerzen  und  Drang  zum  Urinieren. 

Malouvier  (15)  behandelt  die  Pyelonephritiden  im  Wochenbett,  die 
mangels  schwerer  Symptome  oft  schwer  zu  diagnostizieren  sind. 

Opitz  (16)  berichtet  über  84  Fälle  von  Pyelonephritis  in  der  Schwanger- 
schaft und  im  Wochenbett. 

Orlowski  (17)  berichtet  von  drei  Frauen,  die  vorher  nie  nierenkrank 
waren,  dass  sich  im  Laufe  der  Schwangerschaft  eine  Pyelitis  entwickelte. 

Pieper,  Eduard(18)  berichtet  über  zwei  Fälle  kryptogener,  eiteriger 
Pyelonephritis. 

Tatsujiro  Sato  (19)  berichtet  von  einer  zystischen  Degeneration  einer 
Niere,  die  nicht  angeboren,  sondern  in  Anschluss  an  Gonorrhöe  durch  eine 
Pyelonephritis  entstanden  war.     Exstirpation.    Heilung. 

Sippel  (21)  berichtet  von  einer  Pyonephrose  durch  Ureterenkompression 
dnrch  den  schwangeren  Uterus;  dauernde  rechte  Seitenlage,  Nephrotomie, 
Heilung.     Später  spontane  Frühgeburt,  lebendes  Kind. 

Spadacci  (22)  berichtet  über  einen  schwierig  zu  diagnostizierenden 
Nierenabszess  infolge  von  Echinococcus. 

V.  Steinbüchel  (23)  empfiehlt  die  innere  Darreichung  von  Helmitol 
bei  akuter  chronischer  Zystopyelitis,  Bakteriurie  und  prophylaktisch  als  un- 
giftig, angenehm  schmeckend  und  energisch  desinfizierend. 


Ziegler,  Verletz angen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  HAmleiter.        949 

Stern  (24)  beschreibt  einen  Fall  von  Pyonephrose  mit  Vergrössemng 
der  linken  Niere  und  alkalischem,  stark  eiterhaltigem  Urin  bei  negativem 
kystoskopischem  Befunde.  Wahrscheinlich  hämatogene  Infektion.  Behandlung : 
grosse  Dosen  Hippon,  einer  Verbindung  von  Hippursäure  und  Paraldehyd. 

Gonzalez  Tanago  (25)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  anscheinend 
funktionelle  Erkrankungen  des  Magens  nicht  selten  auf  einer  latent  ver- 
laufenden eiterigen  Entzündung  der  Nieren  beruhten  (Pyelitis,  Pyelonephritis 
usw.),  bei  deren  Besserung  auch  die  Magenbeschwerden  sich  bessern. 

Whitaker  Allen  (26)  berichtet  von  dem  Befund  des  Bacterium  coli 
commimis  im  Nierenbecken  bei  der  Nephrotomie  einer  unter  dem  Bilde  der 
Nierentnberkulose  erkrankten  Frau.  Wasserstoffsuperoxyd-Formalinspülungen 
des  Nierenbeckens,  des  Ureters  und  der  Blase.     Rasche  Erholung. 

Ziegelmann  (27)  bespricht  die  Pyelonephritis  in  der  Schwangerschaft, 
die  nicht  selten  in  der  zweiten  Hälfte  derselben  auftritt,  vorzüglich  rechts. 
Prognose  gut,  Behandlung  symptomatisch,  nur  bei  Komplikationen  chirur- 
gischer Eingriff,  bei  Beiderseitigkeit  und  Toxämie  Herbeiführung  einer  Früh- 
geburt. 

7.  Para-Perinephritis. 

1.  Bryan,   Perinephretic  Absceas.    Med.  News  1905.  Sept.  2. 

2.  Dachastelet,   Sapparation  perinöphrötique  chez  un  diab^tique.    Ann.  des  mal.  des 
org.  g^n.-ar.  1  Nov.  1905.  p.  1670. 

3.  Minkowski,    Perirenale    Hydronephrose.     Med.  Ver.    in  Greifswald.    9.  XI.  1905. 
Deatscfae  med.  Wocbenschr.  1906.  Nr.  2. 

4.  Toshimasn^Yntaro,  Beiträge  zur  Genese,  Therapie  nnd  Prognose  des  paranephriti- 
schen  Abszesses.    Diss.  Greifswald  1905. 

Bryan  (1)  berichtet,  dass  sich  in  Anschluss  an  eine  Brandwunde,  bei 
der  sich  verschiedene  Abszesse  bildeten,  unter  Lumbaischmerzen  ein 
24  Unzen  haltender  perinephritischer  Abszess  und  nachher  ein  Empyem. 
Operation.    Heilung. 

Dnchastelet  (2)  berichtet  von  einem  schweren  Diabetiker,  mit  Stein- 
leiden Entwickelung  eines  grossen  perinephritischen  Abszesses,  Inzision.  2  Liter 
Eiter.     Heilung. 

Minkowski  (3)  demonstriert  einen  jungen  Mann,  der  an  einem  eine 
Hydronephrose  vortäuschenden  Erguss  zwischen  Nierenwände  und  Nieren- 
kapsel litt,  die  durch  Eröffnung  und  Tamponade  des  Sackes  glatt  heilte,  für 
die  von  Friedrich  der  Name  ;jperirenale  Hydronephrose"  vorgeschlagen 
wird. 

Yoshimasu  Yutaro  (4)  berichtet  von  9  Fällen  von  paranephri tischen 
Abszessen,  die  vom  Juni  1903  bis  November  1904  in  der  Greifswalder  Klinik 
behandelt  wurden,  sämtlich  geheilt. 

8*  Tuberkulose. 

1.  Albarran,    Taberculose  renale.    La  Presse  m6ä.  1905.  6.  Oct  p.  637. 

2.  *Baldy-Schahmann,   Tnberc.  of  the  kidney.    Amer.  Med.  81.  XII.  1904. 

3.  Bazy,  De  ralbumiourie  prömonitoire  dana  la  tuberc. -renale.  Ball,  et  möm.  de  la 
80C.  de  chir.  Nr.  12. 

4.  —  Pollakiurie  nocturne.  Incontinence  d'uriDe  symptomatiqne  de  la  taberculose  renale. 
Bull,  et  ro^m.  de  la  soc.  de  chir.  1905.  Nr.  30. 

5.  Bernard- SalomoD,  L^sions  des  reins  provoquäes  par  l'injection  intrapöritonöale  oa 
soaa-catan^e  de  bacilles  de  Koch.  Soc.  de  biolo^e  14.  I,  1905.  Gaz,  des  H5p.  Nr.  6. 
p.  70. 


950  Jahresbericht  fDr  Chirurgie.    II.  Teil. 

6.  Bernard-Salomon,  L^sions  des  reios  provoqn^B  par  le  baeille  de  Koch  iojecte 
dans  lee  Toies  orin.  Soo.  de  biologie  21.  I.  1905.  Ref.  Gaz.  des  Hdp.  1905.  Nr.  10. 
p.  115. 

7.  Brown,  Nephrectomie  for  renal  taberculosia.  New  York  sarg.  soc.  Ann.  of  sung.  1905. 
Jan.  p.  129. 

8.  Gar  Her  and  Gartis,  La  reine  tubercaleoae  polycyBtique  chronique.  Echo  in^d.  da 
Nord  1905.  Nr.  345.    Ref.  Zeniaralbl.  f.  Ghir.  1906.  Nr.  2. 

9.  Caspar,  Zur  Diagnostik  und  Therapie  der  Nierentuberkolose.  Deutsche  med.  Woehen- 
Schrift  1905.  Nr.  3  n.  4. 

10.  Chauffard,    Les  nephrites  chez  les  tuberculenx.    Jonm.  de  m6d.  et  de  chir.  prai. 
1905.  H.  21. 

11.  Clark,   Tubercnl.  kidney.    Med.  News  1905.  Deo.  9. 

12.  Delbet,  De  la  curabililä  de  la  tuberculose  renale.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^s.-iir. 
1905.  Nov.  1. 

13.  Desnos,  Resultats  de  la  nöphrectomie  dans  la  tuberculose  urinaire.  Ann.  des  mal. 
des  org.  gän.-ur.  1905.  1.  Nov. 

14.  Ertzbischoff,   Tuberculose  renale.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1905.  Nr.  6. 

15.  Giani,  R.,  Sulla  possibilita  di  determinare  sperimentalmente  la  nefrite  tubercolare 
ascendente.    Lo  sperimentale  1905.  Fase.  Y. 

16.  Gibson,  The  different  conditions  in  tuberculous  kidney  and  their  treatmeni.  Med. 
News  1905.  Oct.  21. 

17.  Giese,    Über  aszendierende  Pyelonephritis  tuberculosa.    Diss.  Greifswald  1904. 

18.  *Herescu,    Tuberkulose  Niere.    Reyista  de  Chirurgie  Nr.  4.  p.  184. 

19.  Jenkel,  Zur  Kasuistik  der  tödlichen  reflektorischen  AnAmie  nach  Nephrektomie  wegen 
einseitiger  Nierentuberkulose.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  78.  p.  594.  H.  4 — 6. 

20.  Kelly,  Tuberculosis  of  the  kidney.  Lancet  17.  VI.  1905.  Med.  Press  28.  YL  1905. 
Brit.  med.  joum.  1905.  June  17.  Ref.:  MQnch.  med.  Wochenschr.  Nr.  87.  Deotsche 
med.  Wochenschr.  Nr.  26.    Zentralbl.  f.  Ghir.  Nr.  40. 

21.  KQmmel,  Zur  Diagnose  und  Therapie  der  Nierentuberkulose.  ÄrztL  Yer.  in  Ham- 
burg 6.  XII.  1904.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  12.  p.  485. 

22.  Lecdne,   Tuberculose  r^n.  gauche.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1905.  Nr.  6. 

23.  Mirabeau,  Ober  Nierentuberkulose.  Gyn.  Ges.  in  München  15.  IL  1905.  Mflnch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10. 

24.  Moncany  et  Delaunay,  Reins  tuberculenx.  Bull,  et  möm.  de  la  soc  anat  de 
Paris  1905.  Nr.  4. 

25.  Pardoe,  The  treatment  of  the  tuberculosis  of  the  orinary  System.  Lanoet  1905. 
Dec.  16. 

26.  Pechöre,  Tuberkulöse  Niere  und  Nephritis  tuberculosa.  Joum.  de  Brnxelles  Nr.  26 
u.  28.    Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  31. 

27.  Pels-Leusden,  Zur  Frage  der  experimentellen  Erzeugung  der  Nierentuberkuloae. 
34.  Chir.-Kongress  26.  lY.  1905.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  30. 

28.  Pousson,  Contribution  k  l'ätnde  de  la  tuberculose  rönale.  Ann.  des  mal.  des  org. 
g^n.-ur.  1SK)5.  1  Juill.,  15  Juill.,  1  Juin,  15  Juin. 

29.  Rafin,,La  nephrectomie  dans  la  tuberculose  renale.  Lyon  mM.  1905.  N.  12  u.  13. 
p.  613  u.  670. 

30.  *Rabe,  Hermann,  Die  Resultate  der  wegen  chronischen  Tuberkulose  der  Niere  vor- 
genommenen  Nephrektomien.    Diss.  Freiburg  1905.    (Wird  nftchstes  Jahr  referiert) 

31.  Reitter,  Chronisch  parench.  Nephritis  und  Tuberkulose.  Ges.  f.  innere  Med.  o. 
Kinderheilk.  in  Wien  21.  XII.  1905.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  12. 

32.  Reynolds,  Nephro-ureterectomy  for  Tuberculous  disease  with  a  description  of  the 
new  technic  for  the  Operation  in  Women.  New  York  Obstetr.  Soc  13.  XII.  1904.  Med. 
News  11.  m.  1905.  p.  472. 

33.  Rosenstein,  Über  feinere  Anatomie  der  Nierentuberkulose.  Berl.  med.  Gesellecb. 
25.  XII.  1905.    Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1906  Nr.  1. 

34.  Schflller,  Guajakol  zur  Behandlung  der  Nierentuberkulose.  Grenzgeb.  d.  Med.  o. 
Chir.  1905.  Bd.  15. 

35.  Sh  er  rill,  Tuberculosis  of  the  kidney.  Med.  News  1905.  Jnly  29.  p.  227.  Joum.  of 
Amer.  Assoc.  1905.  Nr.  6.    Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  45. 

36.  Tendeloo,  Lymphogene  retrograde  Tuberkulose  einiger  Bauchorgane.  Mflneh.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  21  u.  22. 


Ziegler,  Yerletznngen  und  chinirg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        %Z 

37.  Vineberg,  Nephrectomy  for  early  tubercnlosis  of  left  kidney  and  strictare  of  the  in- 
trmTes.  portion  of  the  corresp.  Ureter.  New  York  obstetr.  soc.  13.  XII.  1904.  Med.  News 
11.  II.  1905.  p.  473. 

38.  Walker,  Renal  tuberculosis.  Johns  Hopkins  hosp.  reports  1904.  p.  455.  Ref.  ZentralbL 
f.  Ghir.  1905.  Nr.  40. 

89.  Welch,  Futcher,  Kelly,  Kidney  tnbercnlosis.  Soc.  of  the  John  Hopkins  hosp. 
15.  XU.  1904.    Med.  News  11.  lU.  1905.  p.  475. 

iO.  Wild  bolz,  Über  Diagnose  und  Behandlung  der  Nieren-  und  Blasentuberkulose.  Kor- 
respondenxbl.  f.  Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  6. 

4L  Z  Q  c  k  e  r k  a  n  d  1 ,  Operation  der  primären  Nierentuberkulose.  77.  Vers,  deutscher  Natur- 
forscher o.  Ärzte  in  Meran  24.-30.  IX.  1905.  Ref.  Mflnch.  med.  Woohenschr.  1905. 
Nr.  41. 

Albarran  (1)  bespricht  die  Nierentuberktilose  auf  Grund  von  64  Fällen, 
davon  58  unilateral.  Die  frühe  Nephrektomie  gibt  ausgezeichnete  Resultate 
und  ist  ungefährlich. 

Israel         41  Fälle    4  Todesfälle 

Krönlein  34      ^        2  „ 

Rovsing     47      „        3         ;, 

Kümmel     43      ;,       5         „ 

Casper       20     „        2         „ 

Albarran  64     ^        2  ;, 

Was  die  späteren  Resultate  der  Nephrektomie  betrifft,  sind  5  gestorben. 

2  nach  5  Monaten 

1     „     6       „ 

1  „      3  Jahren 

2  sind  gesund  seit  10  Jahren 

Bei  Lungenerscheinungen  und  Blasentuberkulose  wirkt  die  Nephrektomie 
oft  günstig,  selbst  eventuell  bei  doppelseitiger  Nierentuberkulose.  Jede  Pyurie 
ist  verdächtig  auf  Tuberkulose. 

Bazy  (3)  hält  auf  Grund  der  Erfahrung  an  5  Fällen  eine  Albuminurie 
mit  nächtlicher  Pollakiurie  als  Vorläufer  der  Nierentuberkulose. 

Bazy  (4)  erwähnt  nach  der  Erfahrung  an  einem  jungen  Mädchen  nächt- 
liche Pollakiurie  und  Inkontinenz  des  Urins  als  frühzeitige  Symptome  der 
Nierentuberkulose. 

Bernard  und  Salomon  (5)  haben  durch  intraperitoneale  oder  sub- 
kutane Injektion  von  Tuberkelbazillen  makroskopisch  sichtbare  Tuberkel  im 
Bereich  der  Niere  gefunden,  Infektion  wahrscheinlich  auf  lymphatischem  Wege. 

Bernard  und  Salomon  (6)  haben  kerne  aufsteigende  Nierentuber- 
kulose  durch  intravesikale  Injektion  von  Tuberkelbazillen  selbst  nach  Unter- 
bindung des  Ureters  und  Blasenreizung  erzeugen  können.  Bei  Injektion  in 
das  Nierenbecken  nach  vorheriger  Unterbindung  des  Ureters  konnten  sie 
teilweise  Tuberkulose  der  Niere  erzeugen. 

Brown  (7)  berichtet  von  einer  erfolgreichen  Nephrektomie  wegen 
Nierentuberkulose,  wegen  Blutung  und  starker  Pyurie,  Geschwür  am  Orif. 
nreteri  vesic,  keine  Tuberkelbazillen  gefunden.  An  der  Oberfläche  der  ex- 
Btirpierten  Niere  Tuberkelbazillen. 

Carlier  und  Curtis  (8)  beschreiben  eine  mit  Erfolg  exstirpierte 
tuberkulöse,  polyzystische  Niere  eines  jungen  Mannes,  die  sie  als  besondere 
Form  der  primären  Nierentuberkulose  anführen. 


%2  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Gas  per  (9)  bespricht  die  Diagnostik  und  Therapie  der  Nierentnber- 
kulose,  schon  im  vorigen  Jahre  referiert,  pag.  794,  1904,  nur  hat  sich  ein 
Fehler  eingeschlichen,  indem  Zeile  6  ein  ^^nicht^  ausgeblieben  ist;  es  muss 
heissen  „da  bleibt  dann  die  2.  Niere  von  der  Tuberkulose   nicht  verschont^ 

Ghauffard  (10)  unterscheidet  eine  Nierenentzündung  bei  Tuberkulösen 
1.  mit  Verweilen  von  Bazillen  im  Gewebe,  2.  ohne  Bazillen  dnrch  das 
tuberkulöse  Toxin  hervorgerufen  n^phrites  paratuberculeuses.  Anführung 
mehrerer  Fälle.  Die  Tuberkelbazillen  können  2  Gifte  produzieren:  eines,  das 
Yerkäsung,  das  andere,  das  Sklerose  bewirkt. 

Glark  (11)  berichtet  von  einer  Nephrektomie  wegen  Nierentuberkulose, 
wo  sich  vorher  nur  starker  Harndrang  und  keine  Tuberkelbazillen  gefunden 
hatten.    Heilung. 

Delbet  (12)  bespricht  die  spontane  Heilbarkeit  der  Nierentuberkulose, 
die  ja  möglich  ist  aber  nur  mit  Zerstörung  des  Drüsengewebes,  bei    gleich- 
zeitiger Gefahr  von  Komplikationen,  besonders  der  Erkrankung  der   anderen 
Niere  gegenüber  der  geringen  Gefahr  der  Nephrektomie.    Le  Für  erwähnt 
einen  seit  8  Jahren  geheilten  Fall,    weder  Eiter  noch  Tuberkelbazillen   im 
Urin  enthaltend  und  einen  2.,   der  zeitweilig  Eiter  und  Bazillen  hat.     Beide 
befinden    sich    sehr    gut.     Motz    erwähnt    die    Tatsache   des    moment-anen 
Fehlens  der  Tuberkelbazillen  im  Urin,  dies  spricht  durchaus  nicht  für  Heilung. 
Nogues   erwähnt   den   Befund    der  Tuberkelbazillen  im  Urin  als  unzuver- 
lässig; er  fehlte  in  2  bei  3  Fällen.  Frank  hält  selbst  das  negative  Resultat 
der  Impfung  bei  Meerschweinchen  für  unzuverlässig.     AI  bar  ran   betont  die 
immer  mehr  anerkannte  Notwendigkeit    der  frühen  Operation    der  Nieren- 
tuberkulose. 

Desnos  (13)  betont  die  frühzeitige  Operation  bei  Nierentuberkulose, 
die  auch  in  vorgerückteren  Stadien  und  bei  Infektion  der  unteren  Hamwege 
noch  möglich  ist,  wie  er  an  3  erfolgreich  Operierten  mit  vorgerückter  Tuber- 
kulose sieht. 

Ertzbischoff  (14)  zeigte  die  Niere  einer  Kranken,  die  früher  an 
Lithiasis  gelitten  hatte,  wo  bei  blühendem  Aussehen  Tuberkelbazillen  gefimden 
wurden.     In  der  früh  entfernten  Niere  eine  kleine  Kaverne. 

Giani  (15)  hat  mittelst  der  Gystotomia  suprapubica,  der  er  sogleicli 
die  Yernähung  nach  Lembert  folgen  Hess,  in  die  Blase  von  Kaninchen 
Zelloidinröhren  eingeführt,  die  mit  einer  grossen  Menge  von  virulenter  Tuber- 
kulosekultur, gemischt  mit  Nähragar,  geladen  waren.  Die  Röhren  waren  in 
der  Weise  gebaut,  dass  der  Urin  frei  in  dieselben  eintreten  und  sie  frei  ver- 
lassen konnte.  Die  verwandte  Tuberkulose  war  aus  an  dieser  Krankheit  ver- 
endeten Kaninchen  gewonnen  worden  und  tötete  das  Meerschweinchen  in  20 
Tagen. 

Wiederholt  ist  während  des  Verlaufes  des  Experimentes  das  Infektions- 
vermögen des  Urins  der  verschiedenen  Tiere  geprüft  worden  und  Verf.  hat 
dabei  feststellen  können,  dass  auch  nach  30  Tagen  derartiger  in  einer  Menge 
von  3—4  ccm  in  das  Unterhautgewebe  eines  Meerschweinchens  injizierte  Harn 
es  innerhalb  20—30  Tagen  zum  Tode  an  Tuberkulose  führte. 

Die  Kaninchen  werden  1 — 3  Monate  nach  dem  Experimentieren  ge- 
opfert. Bei  der  Sektion  wurde  in  zwei  Fällen  die  Zelloidinröhre  nicht  mehr 
vorgefunden  (offenbar  hatte  das  Tier  sie  schliesslich  mit  dem  Harn  entleert), 
in  sechs  Fällen  war  die  Röhre  noch  in  der  Blase  und  war  zum  Mittelpunkt 
eines  Steines  geworden. 


Ziegler,  Verletzungen  und  chimrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        953 

Aus  dem  Innern  der  Röhre  konnte  die  Tuberkulose  noch  ebenso  vira- 
lent  wie  bei  ihrer  Einlagerung  in  dieselbe  ausgezogen  werden ;  ebenfalls  wurden 
frei  Tuberkelbazillen  in  der  in  der  Umgebung  des  Steins  stagnierenden  Blasen- 
flüssigkeit angetroffen. 

In  allen  diesen  Fällen  zeigte  die  Blase  die  Merkmale  einer  mehr  oder 
weniger  lebhaften  und  diffusen,  chronischen  Irritation;  dem  ungeachtet  war 
es  nicht  möglich,  Tuberkulose  der  Blase  und  um  so  weniger  Tuberkulose  der 
Harnröhre  und  der  Niere  nachzuweisen ;  ebensowenig  andererseits  Tuberkulose 
der  Samenwege  oder  des  Hodens. 

In  einem  Falle,  bei  dem  die  tuberkulöse  Infektion  bei  dem  Operations- 
akt selbst  erfolgt  war,  traf  Verf.  nach  40  Tagen  bei  der  Sektion  Miliartuber- 
kulose des  Viszeral-  und  Parietalperitoneums,  besonders  in  der  Nähe  der 
Blase,  welche  von  einem  lebhaften  tuberkulösen  Prozess  ergriffen  war,  beson- 
ders entsprechend  der  alten  Wunde.  Keine  Tuberkulose  der  Leber,  noch  der 
Milz,  Nieren,  Hoden,  Lungen. 

Mit  der  Erklärung,  dass  diese  Versuche  nur  die  ersten  einer  langen, 
schon  seit  längerer  Zeit  über  diesen  Gegenstand  unternommenen  Reihe 
darstellen,  glaubt  Verf.  jedoch  schon  jetzt  behaupten  zu  können,  dass  die 
Blasenschleimhaut,  auch  wenn  sie  sich  in  einem  Zustand  chronischer  Irritation 
befindet,  schwierig  bei  nicht  diskontinuierlichem  Epithel  Ansiedelungssitz  der 
Tuberkelbazillen  werden  kann,  und  dass  jedenfalls  bei  kontinuierlichem  und 
kompletten  Defluxus  des  Harns  der  Aufstieg  von  Tuberkulosekeimen  aus  der 
Blase  nach  der  Niere  längs  des  Hamröbrenlumens  ausserhalb  des  Blutweges 
für  unmöglich  angesehen  werden  muss.  R.  Giani. 

Gibson  (16)  bespricht  die  Nierentuberkulose  und  ihre  Behandlung. 
Keine  Resektion. 

Giese  (17 j  teilt  unter  13  Fällen  von  tuberkulöser  Pyelonephritis  eine 
vom  Typus  aszendierender  Tuberkulose  mit. 

Jenkel  (19)  berichtet  von  einer  Nephrektomie  wegen  Tuberkulose. 
Trotz  festgestellter  Funktionstüchtigkeit  der  anderen  Niere  durch  Kryoskopie 
Anurie;  Tod.  Die  andere  Niere  makroskopisch  und  mikroskopisch  normal,  so 
dass  wohl  die  Anurie  als  reflektorisch  aufgefasst  werden  muss. 

Kelly  (20)  behandelt  Diagnose,  Klinik  und  Prognose  der  Nierentuber- 
kulose an  der  Hand  von  35  Operationen,  unter  31  Nephrektomien  nur 
1  Todesfall.  Er  empfiehlt  für  die  Diagnose  die  Zystoskopie.  Betreffs  Therapie 
verspricht  nur  die  totale  Entfernung  der  kranken  Niere  Erfolg,  nur  bei  sehr 
kachektischen  Fällen  ist  häufig  Spaltung  der  Niere  und  Eröffnung  von  Ab- 
szessen Voroperation.  Ein  erweiterter  und  stellenweise  strikturierter  Harn- 
leiter ist  tuberkulös  und  muss  entfernt  werden.  Auch  in  verzweifelten  Fällen 
ist  noch  anf  Erfolg  zu  hoffen.  Er  operiert  noch  bei  Krankheit  der  Blase  und 
einseitiger  Nieren-  und  Hamleitererkrankung  auch  bei  Pyelitis  simplex  der 
anderen  Seite. 

Kümmel  (21)  bespricht  die  Nierentuberkulose,  im  Vorjahr  schon  referiert 
1904  pag.  795  und  797. 

Lecäne  (22)  berichtet  über  eine  erfolgreiche  Nephrektomie  mit  Resektion 
des  Ureters  wegen  Tuberkulose. 

Mirabeau  (23)  stellt  fest  auf  Grund  von  22  Fällen  von  Nierentuber- 
kulose, von  denen  er  7  operiert  hat,  dass  die  Blasentuberkulose  bei  der 
Frau  ausnahmslos  eine  deszendierende  Nierentuberkulose  ist,  die  Nierentuber- 
kulose ist  in  50%  einseitig.  Wichtig  für  die  Diagnose  ist  die  Palpation  des 


954  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    11.  Teil. 

verdickten  Ureters.  Als  Therapie  frühzeitige  Nephrektomie  auch  bei 
Schwangerschaft. 

Moncany  und  Delannay  (24)  zeigen  tuberkulöse  Nieren  mit  zahl- 
reichen Zysten,  die  mit  Käse  erfüllt  sind,  Becken  und  Ureter  ebenfalls  erfüllt 
mit  käsigem  Inhalt,  stehen  mit  diesen  Hohlräumen  in  Verbindung. 

Pardoe  (25)  bespricht  die  Behandlung  der  Tuberkulose  des  Urinartraktus 
mit  Tuberkulin  auf  Grund  von  21  Fällen,  die  über  1  Jahr  beobachtet 
wurden.    5  scheinbar  geheilt,  4  bedeutend  gebessert,  6  Fälle  ohne  Besserung, 

6  Fälle  starben.  Je  früher  die  Behandlung  beginnt,  desto  besser  sind  die 
Resultate. 

Pech^re  (26)  vertritt  auf  Grund  mehrerer  Beobachtungen  die  Meinung, 
dass  es  tuberkulöse  Nephritiden  gibt,  die  spontan  ausheilen  können.  Klinisch 
charakterisieren  sich  diese  Formen  durch  schubweise  auftretende  Bakieriurie 
und  Albuminurie,  die  von  den  gewöhnlichen  Symptomen  der  akuten  Nephritis 
begleitet  werden,  aber  völlig  wieder  zurückgehen  und  unter  günstigen  Um- 
ständen dauernd  verschwinden.  Pathologisch  anatomisch  finden  sich  miliare 
Knötchen  mit  umschriebenen,  entzündlichen  Parenchymverändenmgen.  Diese 
Beobachtungen  sprechen  gegen  die  Notwendigkeit  einer  chirurgischen  Therapie 
ä  tout  prix. 

Pels-Leusden  (27)  gelang  es,  bei  Hunden  und  Ziegen  Nierentnber- 
kulose  isoliert  zu  erzeugen  durch  Injektion  von  in  Öl  aufgeschwemmten 
Tuberkelbazillenkulturen  in  die  Nierenarterie.  Er  hofft  durch  Erzeugung  der 
isolierten  Nierentuberkulose  dieselbe  in  ihren  ersten  Anfangen  beobachten  zu 
können  und  daraus  für  die  Diagnostik  Gewinn  zu  ziehen. 

Pousson  (28)  behandelt  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  (32  Eingriffe) 
und  unter  Anführung  der  betreffenden  Krankengeschichten  die  Nierentuber- 
kulose. Unter  9  Nephrotomien  hat  er  2  Todesfälle  =  22,2  ^/o  Mortalität, 
unter  23  Nephrektomien  3  Todesfälle  =  13,05  <»/o  Mortalität.  Weist  so  die 
Nephrotomie  betreffs  operativer  Mortalität  die  schlechteren  Resultate  auf,  so 
wird    für    später    das    Resultat    noch    schlechter.     Von    den    überlebenden 

7  Nephrotomierten  mussten  sich  später  4  der  Nephrektomie  nnterzieheo, 
4  später  wahrscheinlich  gestorben.  Von  den  20  Nephrektomierten  11  gesund, 
3  gestorben,  6  weniger  als  ein  Jahr  gesund. 


Zahl  der  Nephrektomien. 

TodeefUle. 

•,• 

Rotter                  8 

2 

25 

Rafin                   20 

3 

15 

Barth                    7 

1 

14,3 

Kümmel              42 

6 

14,3 

Pousson             23 

3 

13,05 

Casper                19 

2 

10,5 

Albarran           57 

2 

3,5 

Rafin  (29)  beschreibt  die  Nierentuberkulose,  wegen  der  er  20  primäre 
Nephrektomien  bei  13  Weibern  und  7  Männern  9  mal  rechts,  11  mal  iiiito 
ausgeführt  hat  mit  3  Todesfällen  =  15  ^lo  Mortalität.  Die  Nephrektomie 
wegen  Nierentuberkulose  ist,  da  sie  selten  zu  Komplikationen  VeranlassuDg 
gibt,  eine  gutartige  Operation  und  ihre  Prognose  wird  nur  beeinträchtigt 
durch  den  schlechten  Ällgemeinzustand  des  Kranken  und  gleichzeitig  be- 
stehende schwere  Veränderungen  der  anderen  Niere. 

Reitter  (31)  weist  auf  das  Bestehen  niedrigen  Blutdruckes  bei 
chronisch  parenchymatöser  Nephritis  als  verdächtig  auf  Tuberkulose  hin. 


Ziegler,  Yerletzungen  und  chimrg.  Krankheiten  der  Nieren  nnd  Harnleiter.        955 

Reynolds  (32)  bespricht  die  Nierentaberkniose  und  gibt  ein  Verfahren 
an  znr  besseren  Übersicht  bei  der  Operation  ohne  Anwendung  von  Kissen, 
Ureter  soll  stets  vollständig  entfernt  werden,  9  Falle  alle  geheilt,  bei  2  nach- 
träglich Ureter  entfernt. 

Rosenstein  (33)  bespricht  die  feinere  Anatomie  der  Nierentnber- 
kulose,  besonders  auch  an  den  Nierenpapillen,  deren  Untersuchung  erst  durch 
die  frühzeitige  Operation  ermöglicht  wurde. 

Schul  1er  (34)  empfiehlt  Guajacol.  purissimum  3 — 20  Tropfen  5 — 6  mal 
am  Tage  bei  Nieren-  und  Blasentuberkulose,  auch  nach  Operationen  mehrere 
Monate,  zu  geben. 

Sh errill  (35)  behandelt  die  Nierentuberkulose,  ohne  etwas  Neues  zu 
bringen  und  betont  die  Wichtigkeit  der  Dysurie  und  Polyurie  für  die 
Diagnose. 

Nach  Tendeloo  (36)  bevorzugt  die  hämatogene  Nierentuberkulose  die 
Rinde,  während  die  medulläre,  zentrale  Nierentuberkulose  lymphogen  ist. 

Vineberg  (37)  erwähnt  eine  Nephrektomie  wegen  Tuberkulosis  der 
linken  Niere  mit  Striktur  des  unteren  Teiles  des  betreffenden  Ureters  durch 
einen  Abszess. 

Walker  (38)  bespricht  auf  Grund  von  79  Fällen  eigener  Beobachtung 
and  373  Fällen  anderer  die  Nierentuberkulose.  Infektion  gewöhnlich  Blut- 
infektion. Für  die  Diagnose  Tuberkulin  geringen  Wert.  Harnleiterkatheteris- 
mns  Vorzug  vor  den  Separatoren,  Kryoskopie  grossen  Wert.  Entfernung  der 
taberkulös  erkrankten  Niere  sofort  nach  Sicherheit  der  Diagnose,  auch  bei 
Erkrankung  des  Genitalapparates  oder  anderer  Organe,  auch  bei  leichter 
Erkrankung  der  2.  Niere.  Bei  der  Nephrektomie  zuerst  Bauchschnitt,  Unter- 
bindung der  Gefasse,  dann  Lumbaischnitt  und  Entfernung  der  Niere.  Ham- 
leiterentfemung  nur  bei  offensichtlicher  Erkrankung.  Nephrotomie  gibt 
schlechte  Resultate,  von  36  16  gestorben,  bei  24  später  nach  Nephrektomie. 
Literatur. 

Welch,  Futcher  und  Kelly  (39)  besprechen  die  Nierentuberkulose. 

Wildbolz  (40)  berichtet  über  3  Fälle  von  Exstirpation  einseitiger 
Nierentuberkulose.  Schwierigkeit  der  Diagnose.  Bei  gering  gradiger  Schädi- 
gung des  Organs  noch  konservative  Behandlung  erlaubt. 

Zuckerkandl  (41)  rät  auf  Grund  der  Operation  von  23  Nierentuber- 
knlosen,  von  denen  3  im  Anschluss  an  die  Operation,  drei  weitere  innerhalb 
des  ersten  Jahres  an  anderweitigen  Tuberkulosen  starben,  den  Ureter,  wenn 
er  bei  der  Spaltung  sich  erkrankt  erweist,  möglichst  weit  zu  entfernen. 

9.  Nephrolithiasis. 

1.  Axteil,    NiereoBtoiD.   Joarn.  of  Amer.  Aas.  Nr.  28.   Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  27. 

2.  Beck,  Tlie  Röntgen  method  as  a  guide  in  operating  for  b'thiasis  of  the  urinary  tract. 
Jonm.   of  the  Amer.  med.  Assoc.  1905.  Dec.  23.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  6. 

3.  Beyan,  X  rays  as  a  means  of  diagnosis  in  kidney  aurgery.    Chicago  Urolog.  Soc. 
1.  ÜL  1905.    Med.  Newa  29.  lY.  1905.  p.  884. 

4.  Blanc,  Charles,    Les  interyentions  chirargicales  dana  la  lithiaae  renale.    Diaaert. 
Bordeaux  1905. 

5.  —  Die  Röntgenatrahlen  im  Dienste  der  Urologie.     Zeitschr.  f.  Heilkunde  XXII.  N.  F. 
n.  Bd.  1905.  H.  XII. 

6.  Blaud-Sutton,    Kidney  which  contained  more  than  40000  irideacent  calculi.    Brit. 
med.  Jonm.  21.  I.  1905.  Nr.  2299.  p.  225. 


956  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

7.  Brewer,  Snpposed  Nephrolithiasis.    New  York  Acad.  of  Med.  6.  I.  1905.    Med.  News 
22.   IV.  1905.  p.  761. 

8.  —   Stone  in  the  pelvic  portion  of  the  nreter.     New  York  surg.  soc.    Ann.   of  surg. 
1905.  Jan.  p.  132. 

9.  Brown,   Nephrectomy  for  calcnloas  pyelonephrosis.    New  York  sarg.  soe.    Ann.  of 
surg.  1905.  Jan.  p.  191. 

9a.  Galdwell,  Differential  diagnosis  of  calcnloas  sbadows.  New  York  Acad.  of  Med. 
6.  I.  1905.    Med.  News  22.  IV.  1905.  p.  761. 

10.  Glerc-Dandoy,  Grosser  Stein  des  Nierenbeckens.  Joam.  de  Bruxelles  Nr.  19.  Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  21. 

11.  Gole,    The  X  rays  in  kidney  disease.    Med.  News  11.  III.  1905. 

12.  Davis,    Nephrolithotomie.     Ann.  of  surg.  1905.  Febr.  p.  292. 

13.  Fenwick,  The  value  of  the  use  of  a  shadograph  ureteric  bougie  in  the  precise  sorgery 
of  renal  calculi.  Brit.  med.  journ.  1905.  Jane  17.  Ref.:  Mfinch.  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  37.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  26. 

14.  Füller,  The  differents  conditions  in  caiculous  kidney  and  their  treatment.  Med.  News 

1905.  Sept.  16.  p.  574. 

15.  Harris,  The  diagnosis  of  areteral  stones.  Chicago  urolog.  soc.  1.  III.  1905.  Med. 
News.  29.  IV.  1905.  p.  815. 

19.  *Herescu^    Nephrostomie  wegen  Nierensteinen.    Revista  de  chirargie  Nr.  11.  p.  512. 

20.  —   Ober  Nephrolithiasis.    Spitalal  Nr.  21.  p.  599.    Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr. 

1906.  Nr.  4. 

21.  —   Calcal  vesical.    Ureterite.    Ball,  et  mäm.  de  la  soc.  de  chir.   1905.  Nr.  6.  p.  158. 

22.  —   Nephrolithotomie  wegen  Ureteralstein.    Revista  de  Chirurgie.  Nr.  6.  p.  257. 

23.  —  Nierensteine  durch  zwei  Nephrolithotomien  und  eine  Nephrektomie  gewonnen.  Re- 
vista de  chirargie  Nr.  5.  p.  227.  Chir.  Ges.  z.  Bukarest  6.  IV.  1905.  Ref.  MQnch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  40. 

24.  —  Nephrolithotomie  droite  chez  un  malade  guöri  anterienrement  d*an  diabete  insipide 
par  n^pbropexie.    Bull,  et  möm.  de  la  soc  de  chir.  1905.  Nr.  6.  p.  156. 

25.  Leonhard,  40  cases  of  urethral  calculus,  in  which  the  Röntgen  diagnosis  was  cod- 
firmed  by  the  recovery  of  the  calculus.  Lancet  1905.  June  17.  Ref.  Zentralbl.  f.  Chir. 
Nr.  36. 

26.  —  Nierensteindiagnose.  Röntgenkongress  30.  IV. — 3.  V.  1904.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  19. 

27.  Levy-Dorn,  Nephropyelitis calculosa.  Untersuchung  aaf  Nierensteine  mittelst Rdntgeo* 
strahlen.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  5.  p.  133. 

28.  Lilienthal,  Calculus  in  Ureter;  perinephric  abscess.  Annais  of  surg.  1905.  Nr.  3.  p.  765. 

29.  Lucas,  Ober  negativen  skiagraphischen  Befund  bei  Nierensteinen.  Brit.  med.  joam. 
1905.  p.  820.    Ref.  MQnch.  med.  Wochenschr.  Nr.  45. 

30.  Morris,  A  case  of  hydronephrosis  and  renal  calculi,  in  which  16  small  calcali  were 
detected  by  the  X  rays  and  in  which  the  hydronephrosis  was  due  to  constriction  of 
the  pelvis  of  the  kidney  by  an  artery  and  a  vein  passing  to  the  Iower  pole.  Lancet 
1905.  July  15.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  36. 

31.  Nicolich,    Pyonephrose  calculeuse.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-ar.  1905.  Nr.  5. 

32.  0 raison,  Sur  deuz  cas  de  calouls  du  rein;  Tun  septique  avec  coexistence  d'epitheliome 
du  bassinet,  l'autre  aseptique.  Ann.  des  mal.  des  org.  g4n.-ur.  1905.  Nr.  10.  Ref. 
Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  29. 

33.  Perard,  Alphonse,  Gontribution  ä  Tötude  des  gros  calculs  du  rein.  Dissert  Paris. 
1905. 

34.  Pierantoni,  Pyonephrose  infolge  von  Steinbildung.  Gaz.  di  ospedali  Nr.  31.  Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  13. 

35.  Sick,  Uretersteine.  Ärztl.  Vor.  in  Hamburg  14.  XL  1905.  Münch.  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  47.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1906.  Nr.  3. 

36.  Smart,  X  ray  diagnosis  of  renal  calculus.  Brit.  med.  journ.  1905.  Sept.  16.  Ref. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  45. 

37.  Stenbeck,  Nierensteine  nach  Röntgenaufnahme  entfernt  Hygiea  Nr.  1.  Ref.  Deatscbe 
med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  11. 

38.  Thorndike,  Cases  illustrating  a  few  points  in  the  operative  treatment  of  reoal 
calculus.    Aroer.  journ.  of  surg.  1905.  Sept.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  47. 

39.  ZadoketDeshayes,  Anurie  calculeuse.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anat.  1905.  Nr.  2. 
p.  126. 


Ziegler,  Verletzungen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        957 

Axt  eil  (1)  berichtet  von  einem  spontanen  Abgang  eines  V«  Zoll  langen, 
^,4  Zoll  breiten,  V«  g  schweren  Nierensteines  bei  einer  jungen  Frau. 

Beck  (2)  hält  unter  gewissen  Kautelen  den  Nachweis  der  Nierensteine 
durch  Röntgenstrahlen  in  allen  Fällen  für  möglich. 

Bevan  (3)  bespricht  die  Wichtigkeit  der  Röntgenstrahlen  für  die  Dia- 
gnose in  der  Nierenchirugie. 

Charles  Blanc  (4)  empfiehlt  frühzeitiges  Operieren  bei  Nierensteinen 
and  zwar  bei  aseptischen  Steinen  Nephrolithotomie  mit  Naht,  bei  Steinen  mit 
Eiterung  Nephrotomie  mit  Drainage.  Nephrektomie  nur  bei  totaler  Zerstö- 
rung der  Niere,  Infektion,  Kompression  oder  Schmerzen  durch  Verwachsungen, 
wenn  die  andere  Niere  gut  funktioniert,  wenn  beide  Nieren  ergriffen  sind, 
Nephrotomie. 

Blum  (5)  gibt  den  gegenwärtigen  Stand  der  Röntgenuntersuchung  bei 
Hamkonkrementen.  1.  Der  radiographische  Nachweis  eines  Nierenkonkre- 
mentes  ist  mit  Ausnahme  der  seltenen  Fälle  von  direkter  Palpation  das 
einzig  sichere,  objektive  Zeichen  der  Nephrolithiasis.  2.  Der  radiographische 
Nachweis  von  Konkrementen  im  Nierenbecken  ist  bei  tadelloser  Technik  fast 
immer  möglich;  der  negative  Ausfall  ist  nicht  absolut  beweisend  für  das 
Nichtvorhandensein  von  Konkrementen.  3.  Bei  einseitigen  Nierensteinsym- 
ptomen genügt  nicht  die  Durchleuchtung  der  einen  Niere.  4.  Bei  kleinem 
Stein  ist  eine  Frühdiagnose  und  betreffende  interne  Therapie  möglich,  bei 
grossen  Steinen  überzeugt  sie  von  der  Notwendigkeit  einer  chirurgischen 
Therapie.     5.  Bei  Anurie  erkennt  man  allein  die  Ursache  des  Leidens. 

Blaud-Sutton  (6)  fand  in  einem  erweiterten  Cal ix  einer  Niere  40000 
Steine  verschiedener  Grösse  aus  Kalziumphosphat  und  Kalziumoxalat. 

Brewer  (7)  hielt  für  einen  Ureterstein  mit  den  Röntgenstrahlen  eine 
Terkalkte  Spitze  einer  Appendix  epiploica. 

Brewer  (8)  berichtet  von  einem  Stein  im  Beckenteil  des  Ureters. 
Stein  durch  Radiographie  nachgewiesen.  Laparotomie  oberhalb  des  Poupartschen 
Bandes.    Inzision  des  Ureters.  Entfernung  des  Steines.   Heilung. 

Brown  (9)  berichtet  von  einer  Nephrektomie  wegen  Steinpyelonephrose. 

Caldwell  (9a)  weist  bei  der  Röntgenuntersuchung  auf  Nieren-  und 
Uretersteine  auf  scheinbare  Schatten  hin  in  der  Umgebung  der  Spin,  post., 
die  durch  Knochenbildungen  in  den  Obturatorsehnen  entstehen. 

Clerc-Dandoy  (10)  berichtet  über  einen  grossen,  radiographierten, 
dann  durch  Nephrotomie  entfernten  Stein  des  Nierenbeckens. 

Cole  (11)  wendet  zur  Darstellung  der  Nierensteine  Röntgenstrahlen  mit 
elektiver  Absorption  bei  einer  äusserst  kurzen  Expositionsdauer  von  7—14 
Sekunden  an  wegen  Verbrennungsgefahr  und  der  stetigen  Bewegung  der 
Niere.  Unter  179  Fällen  nur  2  mal  Fehldiagnose,  das  einemal  durch  Kot, 
das  anderemal  durch  Gallensteine  und  Karzinom  des  Pankreaskopfes  hervor- 
gerufen. 

Davis  (12)  berichtet  über  4  geheilte  Fälle  von  Nephrolithotomie,  In- 
zision durch  die  Niere.     Wert  der  Röntgenstrahlen. 

Fenwick  (13)  beweist  an  der  Hand  von  drei  auf  Grund  von  Röntgen- 
aufnahmen gestellten  Diagnosen  Harnleiterstein  den  grossen  Wert  von  schatten- 
gebenden Hamleitersonden  bei  auch  nur  leisem  Zweifel  über  den  Schatten. 
Der  Schatten  erwies  sich  bei  der  Operation  einmal  als  Verkalkung  an  der 
Teilangsstelle   der  Bauchaorta  und   zweimal   als  verkalkte  Mesenterialdrüsen. 


958  Jahresbericht  fOr  Chimrgie.    ü.  Teil. 

F  n  1 1  e  r  (14)  bespricht  die  Steiniiiere  und  ihre  Behandlung  und  empfiehlt 
dabei  die  Nephrotomie  und  partielle  Nephrektomie. 

Harris  (15)  betont,  dass  die  Diagnose  der  Uretersteine  vor  Einführung 
der  Röntgenstrahlen  und  Ureteralkatheterisation  fast  nie  möglich  war,  doch 
auch  jetzt  sind  Täuschungen  möglich  durch  Phlebolithen  oder  Sesamoid- 
knochen. 

Herescu  (20)  rät  bei  Nierensteinen  wo  möglich  nur  die  Nephrotomie 
vorzunehmen  statt  der  Nephrektomie,  die  nur  ausgeführt  werden  soll,  wenn 
nicht  alle  Steine  beseitigt  werden  können,  oder  wenn  die  Substanz  derart 
reduziert  ist,  dass  von  einer  Funktionsfähigkeit  nicht  mehr  gesprochen 
werden  kann. 

Herescu  (21)  berichtet  von  der  Entfernung  eines  Blasensteines  durch 
Sectio  alta  bei  einem  Kinde.  Aus  dem  rechten  Harnleiter  Eiter.  Harn- 
leiter und  Niere  extraperitoneal  freigelegt.  Harnleiter  stark  erweitert,  Niere 
in  eine  grosse  Eitertasche  umgewandelt.    Nephroureterektomie.    Heilung. 

Im  Falle  Herescus  (22)  handelte  es  sich  um  einen  26jährigen  Stu- 
denten, welcher  seit  dem  7.  Lebensjahre  an  Schmerzen  in  der  rechten  Regio 
lumbaris  litt,  und  vor  14  Jahren  Hämaturie,  jede  2 — 3  Monate,  seit 
5  Jahren  öfters  hatte.  Seit  IV»  Jahren  ballottierende  Geschwulst  in  der 
rechten  Regio  lumbaris.  Eine  akute  Blenorrhagie  komplizierte  den  Fall,  die 
Schmerzen  vermehrten  sich  sehr.  Herescu  führte  eine  Nephrostomie  aus, 
öffnete  den  grossen  Galix,  in  welchem  Eiter  vorhanden  war,  der  Ureter  in- 
duriert,  dick,  Induration  am  Promontorium,  wahrscheinlich  Calculus.  Nach 
2  Monaten  violente  linksseitige  Nierenkolik,  dann  Pyurie.  Nach  2  Monaten 
Nephrotomie  links  nach  Guyon;  er  legte  den  ganzen  Ureter  bloss  und  fand, 
wo  dieser  die  Arteria  iliaca  externa  kreuzt,  einen  Stein,  Ureterotomie,  Ex- 
traktion, dann  Sutur  des  Ureters,  Drainage  durch  die  Harnblase  und  Urethra. 

Stoianoff  (Vama). 

Herescu  (23)  berichtet  von  radiographisch  nachgewiesenen  Nieren- 
steinen, die  er  durch  zwei  Nephrolithotomien,  die  er  gewöhnlich  macht  und 
eine  Nephrektomie  erhalten  hat. 

Herescu  (24)  berichtet  von  dem  vor  2  Jahren  wegen  Diabetes  insi- 
pidus  durch  Nephropexie  geheilten  17  jährigen  Manne,  dass  er  durch  Nephro- 
lithotomie auf  der  früher  nicht  operierten  Seite  einen  Stein  entfernte.  Heilung, 
auch  Dauerheilung  bezüglich  des  früher  operativ  behandelten  Diabetes.  (1903, 
p.  783.) 

Leonard  (25)  misst  der  Röntgendiagnostik  für  Nieren-  und  Hamleiter- 
steine  eine  sehr  wichtige  Bedeutung  bei,  ein  Nierenstein  gibt  eine  unbedingte 
Operationsindikation,  nicht  aber  ein  Hamleiterstein ,  der  spontan  abgehen 
kann.  Unter  330  Fällen  nur  3^/o  Irrtümer,  dabei  gefahrlos.  Man  soll  mit 
20  Volt  oder  weniger  arbeiten,  dann  ist  keine  Kompressionsblende  nötig. 

Leonard  (26)  verfügt  über  331  Untersuchungen  auf  Nierenstein  mit 
dem  Röntgenverfahren  mit  3^/o  Fehldiagnosen.  Ihm  fiel  das  Überwiegen  der 
Uretersteine  gegenüber  Nierensteinen  auf.  Demgegenüber  weist  Albers- 
Schöneberg  auf  die  nicht  selten  nahe  dem  Darmbeinkamm  sichtbaren, 
kleinen,  oft  mit  Uretersteinen  verwechselten  Schatten  hin,  Verkalkungen  von 
Bändern,  welche  nach  Beclere  in  den  Beckenbändem  und  in  der  Spin. 
isch.  (Stieda)  zu  sitzen  scheinen.  Nierensteine  bis  zu  Elrbsengrösse  herab 
könne  man  bei  nicht  zu  fetten  Personen  nachweisen;  in  Anbetracht  der  vor- 
gekommenen Irrtümer  soll  der  Urin  genau  untersucht  werden  (Blut),  Nieren- 


Ziegler,  Verletznngen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       959 

schatten  müssen  immer  homogen  sein.  Grunmach  warnt  bei  Verdacht  auf 
Nierentumor  mit  der  Blende  zu  komprimieren.  Gowl  erwähnt,  dass  reine 
Harnsäure-  nnd  Zystinsteine,  in  Wasser  röntgenographiert,  keinen  Schatten 
werfen  können.  S  trat  er  empfiehlt  zur  Aufnahme  mit  der  Blende  die  An- 
wendung eines  Luffahschwammes. 

LeTy-Dorn  (27)  zeigte  eine  Patientin,  bei  welcher  bei  der  Röntgen- 
aufnahme die  rechte  Niere  mit  grossen  Steinen  behaftet  sich  erwies,  während 
die  linke  Niere  frei  war,  die  Niere  wurde  dann  wegen  ihrer  grossen  Zerstö- 
rung erfolgreich  exstirpiert;  dann  bespricht  er  die  Art  der  Aufnahme,  die 
Quer-  und  Domfortsätze  müssen  deutlich  sein,  ebenso  die  letzten  Rippen  nnd 
der  M.  psoas,  dann  erwähnt  er  die  Fehler  bei  der  Aufnahme,  die  zu  Täuschung 
Veranlassung  geben  können. 

Lilienthal  (28)  berichtet  von  einem  Knaben,  der  unter  unbestimmten 
Erscheinungen  erkrankte,  Fieber,  Schmerz  in  der  Lumbairegion,  Eiter  und 
Blut  im  Urin,  allmählich  teigige  Fuktuation  in  der  Lumbairegion.  Auf  In- 
zision  Eiter.  Kein  Stein  durch  Radiographie  nachzuweisen.  Stein  spontan 
passiert;  Urin  wurde  dann  klar. 

Lucas  (29)  rät,  da  gelegentlich  bei  Nierensteinen  das Röntgenverfahren 
im  Stich  lässt,  eine  Erschütterung  im  Bauche  hervorzurufen,  um  den  Stein 
zu  lockern,  so  dass  es  zu  Hämaturie  und  Kolik  kommt  durch  Beugung  und 
plötzliche  Streckung  des  Oberschenkels  und  Stoss  der  Ferse  gegen  den  Fuss- 
boden. 

Morris  (30)  berichtet  über  die  Entfernung  von  16  röntgenographisch 
nachgewiesenen  Steinen  aus  der  Niere.  Die  bestehende  Hydronephrose  war 
durch  eine  abschnürende,  bandartige,  abnorme  Arterie  hervorgerufen.  Unter- 
bindung.   Heilung,   cf.  Jahresbericht  1904  bei  Hydronephrose. 

Nicolich  (31)  berichtet  von  einer  Heilung  ohne  Fistel  bei  schwerer 
Urosepsis,  bei  schwerer  Eitersteinniere  durch  Inzision  der  Pyonephrose  und 
Extraktion  eines  Steines. 

O raison  (32)  fand  bei  einer  septischen  Steinniere  einer  älteren  Frau 
neben  dem  Stein  im  Nierenbecken  ein  grosses  Pflasterzellenepitheliom.  Femer 
berichtet  er  über  eine  aseptische  Steinniere.    Lithotomie;  Heilung. 

Alfons  Perard  (33)  behandelt  die  grossen  Steine  der  Niere,  die 
eventuell  unbemerkt  bleiben  können,  jetzt  durch  die  Radiographie  entdeckt 
werden  können. 

Pieranton i  (34)  teilt  eine  Steinbildung  im  Nierenbecken  einer  jungen 
Frau,  vermutlich  im  Anschluss  an  eine  in  der  Kindheit  überstandene  Schar- 
lachinfektion mit.  Der  Stein  verschloss  die  Uretermündung,  Hydronephrose, 
Pyonephrose.    Erst  nach  Entfernung  des  Steines  Eiter  im  Urin. 

Sick  (35)  demonstriert  zwei  im  Röntgenbild  nachgewiesene,  auf  opera- 
tivem Wege  entfernte  Uretersteine.    Beide  Patienten  geheilt. 

Smart  (36)  bespricht  die  Diagnose  der  Nierensteine  durch  Röntgen- 
strahlen. Zu  kleine  Steine,  Fettleibigkeit,  chronische  Induration,  Eiter  er- 
schweren die  Aufnahme  oder  machen  sie  unmöglich.  Vor  der  Aufnahme  Ab- 
führmittel,  völlige  Entkleidung,  möglichste  Annäherung  der  Niere  an  die 
Platte,  möglichst  schwache  Atmung,  Täuschung  durch  Fremdkörper,  zur  Ver- 
meidung von  Irrtümern  durch  Plattenfehler  Anwendung  zweier  Platten  über- 
einander; stets  stereoskopische  Aufnahme,  und  stets  am  Tage  vor  der  Ope- 
ration noch  eine  Aufnahme  machen  wegen  allenfallsigen  Lagewechsels  der 
Steine. 


060  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Stenbeck  (37)  berichtet  über  den  Nachweis  dreier  Steine  durch  Röntgen- 
strahlen in  einem  diagnostisch  unsicheren  Falle.    Operation.    Heilung. 

Thorndike  (38)  befürwortet  auf  Grund  von  Beispielen  bei  grossen 
Steinen  die  Nephrotomie  statt  der  Nephrektomie. 

Zadok  und  Deshayes  (39)  berichten  von  einer  Steinanurie;  bei  der 
rechtsseitigen  Nephrotomie  kein  Stein  gefunden.  Unter  Urämie  Tod.  Sektion: 
Im  rechten  Ureter  ein  kleiner  Stein,  linke  Niere  in  eine  geschlossene,  inkru- 
stierte Tasche  verwandelt,  kompletes  Fehlen  des  Ureters. 

10.  Anurie. 

1.  Bauby,  Des  effeta  de  la  compression  des  uret^rea  dana  lea  tomeora  de  TatäipiiB.  Arch. 
prov.  de  chir.  1905.  Nr.  10. 

2.  Garri^re,  Du  röle  de  la  ponction  lombaire  dana  le  treatment  de  ror^mie  Derveuae. 
Arch.  göD^r.  de  m^.  1905.  Nr.  87. 

3.  Clairmont,  Beitrag  zur  Kaaaiatik  der  normalen  Annrie.  77.  Vera.  d.  deutschen 
Naturforscher  und  Ärzte.  Heran  24. — 30.  IX«  1905.  Ref.  Mflnch.  med.  Wochenachr. 
1905.  Nr.  41. 

4.  Guibal,    Anurie  caiculeuse.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  chir.  1905.  Nr.  14. 

5.  Nassauer,  Kompression  der  hamfflhrenden  Organe  durch  Adneztumoren.  MOnch. 
med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  52. 

6.  Willaon,  The  relief  of  uremie  hemiplegia  and  other  uremie  ataiea  by  cowering 
intracranial  preasure.    The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Aaa.  1905.  July  1. 

Banby  (1)  berichtet  über  sieben  Fälle  von  Kompression  des  Ureters 
durch  Uterustnmoren. 

Carriere  (2)  hat  acht  Falle  von  nervöser  Urämie  mit  Lumbalpunktion 
behandelt,  vier  mit  negativem,  vier  mit  günstigem  Erfolge.  Sie  kann  ausge- 
zeichnete Resultate  geben,  bei  jungen  Leuten,  bei  akuter  Nephritis  und 
baldigstem  Eingriff  nach  dem  Beginne  der  urämischen  Symptome  die  ent- 
fernte Flüssigkeit  ist  jedenfalls  hypertoxisch,  wie  durch  Einspritzungen  an 
Meerschweinchen  festgestellt  werden  konnte. 

Clairmont  (3)  berichtet  über  fünf  Beobachtungen  renaler  Anurie,  von 
denen  drei  Fälle  als  reflektorische  Anurie  aufzufassen  sind.  Aus  den  Fällen 
erhellt  die  Existenz  einer  reflektorischen  Anurie;  sie  wird  ausgelöst  durch 
eine  mit  heftigen  Schmerzen  und  Sekretionshemmung  einhergehende  Erkran- 
kung der  einen  Niere.  Bedingung  für  das  Auftreten  ist  ein  Reizzustand  der 
anderen  Niere.  Derselbe  ist  durch  Veränderungen  des  Parenchyms  gegeben, 
welche  die  Niere  empfindlicher  machen,  ohne  ihre  Funktion  wesentlich  zu  be- 
einträchtigen. 

Guibal  (4)  berichtet  von  einer  9Vstägigen  Anurie  mit  urämischen 
Symptomen  mit  Aszites  und  Hydrothorax  nach  vorausgegangenen  beider- 
seitigen Nierenkoliken,  wo  er  durch  Nephrotomie  rechts,  der  Seite,  wo  zuletzt 
Schmerzen  bestanden,  Heilung  erzielte. 

Nassauer  (5)  berichtet  über  Anurie  durch  Kompression  der  Ureteren 
durch  ein  grosses,  intraligamentäres  Ovarialkystom.    Tod. 

Bei  sieben  Kranken  mit  urämischem  Koma,  Hemiplegie,  Amaurose  etc. 
machte  Willson  (6)  Lumbalpunktion.  Meistens  schwanden  die  urämischen 
Erscheinungen  vollständig,  bei  allen  traten  mindestens  vorübergehende  Bes- 
serungen ein.  Ein  Kranker,  nachdem  die  Punktion  die  Erscheinungen  ge- 
mildert hatte,  erhielt  durch  Missverständnis  eine  Kochsalztransfusion,  worauf 
sofortige  Verschlechterung  eintrat,  die  auch  durch  nochmalige  Punktion  nicht 


Ziegler,  Verletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  nnd  Harnleiter.        961 

■ 

I  gehoben  wurde.  Ausser  Punktion  des  Wirbelkanals  wandte  Willson  Drastica, 
I  Dioretica  und  Akonit  an.  Heisse  Packungen  wirkten  ebenso  wie  Transfusion 
I    oDgiinstig.  Maass  (New-York). 

11.  Funktionelle  Nierendiagnostik. 

1.  Albarran,  EQmmel,  Giordano,  Diagnostik  der  cbirarg.  Erkrankungen  der  Niere. 
1.  Internat  Chir.-Kongress.  Brüssel  18.— 23.  IX.  1905.  Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
Nr.  41. 

2.  Albarran,  Exploration  des  fonctions  renales.  Masson  et  Co.  Paris  1905.  Ref.  Dentscbe 
med.  Wochenscbr.  Nr.  23.    Zentralbl.  f.  Ghir.  Nr.  44.    La  Semaine  m^d.  1905.  27  Sept. 

3.  Bazj,  De  l'importance  de  Tölimination  du  bleu  de  metbyläne  ponr  le  diagnostic  de 
la  Talenr  fontionelle  des  reins.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1905.  Nr.  11. 

4.  Bi erhoff,  The  cystoscope  and  Ureter  catheter  in  the  diagnosis  and  prognosis  of 
surgical  diseases  of  the  kidney.  Americ.  joum.  of  surgery  1905.  Oct.  Ref.  Zentralbl. 
fOr  Chir.  Nr.  49. 

5.  Brown,  The  cystoscop  and  nreter  catheter  in  the  diagnosis  of  surgical  disease  of  the 
kldney  and  nreter.    Med.  News  11.  III.  1905. 

6.  Caird,  Über  den  Urinseparator  vonLuys.  Scottish  Med.  and  Surg.  Joum.  Sept.  1905. 
Ref.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  46. 

7.  G  asp  er,  Rückblick  auf  die  Nierencbimrgie  seit  Einführung  des  üretherenkatheterismus. 
34.  Kongr.  d.  deutschen  Ges.  f.  Chirurg.  27.  IV.  1905.  Langenbecks  Archiv  77,  1. 
Berl.  klin.  Wochenschr.  Nr.  18. 

8.  Gastaigne,  Etüde  clinique  des  fonctions  renales.    Gaz.  d.  höp.  1905.  Nr.  143. 

9.  Cathelin,  Becherches  sur  le  säcrätion  et  l'excr^tion  des  reins  malades.  Ann.  des  mal. 
des  org.  g^n.-ur.  1905.  15  Juillet. 

10.  Glarke,  Über  einen  Harnscheider.    Lancet  7.  I.  1905. 

11.  Cohn,  Über  Gefrierpunktsbestimmnngen  des  Blutes  und  seröser  KörperflOssigkeiten. 
Mitteil,  ans  den  Grenzgeb.  der  Med.  n.  Chir.  15.  Bd.  1.  u.  2.  Heft. 

12.  CouY^e,  Die  Ursachen  des  Todes  nach  doppelseitiger  Nephrektomie.  Zeitschr.  f.  klin. 
Med.  Bd.  54.  Heft  3  u.  4. 

13.  Denis,  Kritik  der  verschiedenen  Methoden  der  Hamseparation.  Joum.  de  Bi^xelles. 
Nr.  6.    Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  9. 

14.  Fenwick,  Discussion  on  modern  methods  of  diagnosis  in  kidney  disease.  Med.  soc. 
of  London  11.  XII.  1905.    Brit.  med.  joum.  1905.  May  16. 

15.  Gargar,  Recherches  histo-pbysiologiques  sur  Telimination  du  bleu  de  methyl^ne  par 
le  rein.    Soc.  anat.  1905.  Novembre.    Ann.  des  mal.  des  org.  gön.-ur.  Nr.  1.  p.  56. 

16.  Glaser,  100  Fälle  funkt.  Nietendiagnostik.    Langenbecks  Archiv  77,  1. 

17.  Grandjean,  Alexandre,  La  Separation  intravösicale  des  urines  et  la  chir.  urin. 
Diss.    Paris  1904. 

18.  Herhold,  Beiträge  zur  Nierenchirargie.   Deutsche  militärärztl.  Zeitschr.  1905.  Heft  7. 

19.  Israel,  Welchen  Einfiuss  haben  die  funktionell-diagnostischen  Methoden  auf  die  Sterb- 
lichkeit der  Nephrektomie  wegen  Tuberkulose  gehabt?  34.  Koogr.  d.  deutschen  Ges. 
f.  Chir.  26.-29.  lY.  1905.    Langenbecks  Archiv  77,  1. 

20.  Kapsammer,  Wandlungen  in  der  funktionellen  Nierendtagnostik.  E.  k.  Ges.  der  Ärzte 
in  Wien.  Ref.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  17,  18.  Wiener  klin.  Rundschau.  Nr.  28. 
Wiener  med.  Wochenschr.  Nr.  25.    Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  17. 

21.  Kelen,  Über  die  Bedeutung  der  Kochsalzentziehung  bei  der  Behandlung  Nierenkranker. 
Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

22.  Keydel,  Beiträge  zur  funktionellen  Nierendiagnostik.  Zentralbl.  für  Harnkrankheiten. 
Bd.  XIL  Heft  5. 

23.  Klotz,  Clinical  studies  in  ureteric  meatoscopy.    Med.  News  25.  II.  1905. 

24.  Kock,  Die  funktionelle  Nierendiagnostik  und  ihre  Bedeutung  für  die  Nierenchirurgie. 
Habilitat-Schrift.  Kopenhagen  1905.  Ref.  Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  27.  Langen- 
becks Archiv.  78.  Bd. 

25.  Kockels,  The  present  Status  of  the  differents  methods  of  estimating  the  functionating 
capacity  of  the  kidney,  with  a  brief  account  of  chromocystoscopy  and  its  uses.  Americ. 
joum.  of  surgery  1905.  August.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  47. 

26.  Kolischer  and  Schmidt,  An  attempt  to  use  the  electric  conductivity  of  urine  for 
clinical   pnrpose.    Chicago  Urolog.  Soc.  1.  III.  1905.    Med.  News  29.  IV.  1905.  p.  816 

JahrMberIcht  Ar  Chirurgie  1905.  61 


962  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    II.  Teil. 

27.  Kttmmel,  Wichtigkeit  der  Gefrierpanktsbestiminang.  Ärztl.Ver.  Hunbarg  14.  XL  1905. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  3. 

28.  Lupine,  Snr  la  question  da  diaböte  renale.    Berliner  klin.  Wochenschr.  44a. 

29.  Lichtenstern  und  K a t z ,  Nierendiagnostik.  77.  Vers,  der  dentschen  Natarf.  n.  Ärzte 
Meran  24.— 30.  IX.  1905.   Manch,  med.  Wochenschr.  Nr.  41.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  51. 

30.  —  Wandlangen  in  der  fanktionellen  Nierendiagnostik.  Wiener  med.  Wochenschr. 
Nr.  24. 

31.  *Negri,  P.,  Esploratione  delle  fontioni  renali.    La  clin.  chir.  Fase.  5.  1905.  (Obersicfat.) 

32.  Richter,  Bemerkungen  zur  fanktionellen  Nierendiagnostik.  Medizinische  Klinik  190.>. 
Nr.  20.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  29. 

33.  Röthlisberger,  Apparat  zur  G efrierpanktsbestimmung.  Mfinch.  med .  Wochenschr.  ISOo. 
Nr.  22. 

34.  Rovsing,  Über  Indikationen  und  Resultate  der  Nierenezstirpation  speziell  bei  Nieren- 
tuberkulöse.  34.  Chir.-Kongr.  26.-29.  IV.  1905.  Langenbecks  Archiv  77,  1.  Ref. 
Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  30. 

35.  —  Methoden,  vor  den  Nierenoperationen  die  phys.  Leistungsfähigkeit  der  Nieren  zn 
bestimmen.  Archiv  fflr  klin.  Chir.  75,  4.  Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  8. 
Hospitalstitende.  Nr.  22.    Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  27. 

36.  Ruggi,  L'^limination  du  bleu  demethyltoe  avant  et  apres  la  nephropexie.  Polidinico. 
29.  I.  1905.    Ref.  Sem.  möd.  1905.  Nr.  9.  p.  101. 

37.  Rumpel,  Wert  der  Kryosköpie  für  die  Nierenchimrgie.  Archiv  fOr  klin.  Chirargie. 
Bd.  76.  Heft  3. 

88.  Steensma,  Nierenfunktion.  WeekbL  voor  Geneesk.  Nr.  2.  Ref.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  4. 

39.  Steyrer,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Sekretionsanomalien  der  Nieren.  Zeitschr.  f.  klio. 
Med.  55.  Bd. 

40.  Vedova,  Nuovo  separatere  endo  -  vesicale  delle  orine.  Accad.  med.  di  Roma  190i5. 
Morgagni  1905.  Nr.  37.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  49. 

41.  Völcker,  Über  Chromokystoskopie.  Naturhist-med.  Verein  Heidelberg  14.  II.  1905. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  16. 

42.  Vogel,  Neuere  Methoden  in  der  Diagnostik  der  Chirurg.  Nierenerkrankungen.  Berliner 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

43.  Walker,  The  Separation  of  the  urine  of  each  kidney.    The  Practitioner  1905.  Juni. 

44.  Zieschö,  H.,  Über  den  klinischen  Wert  der  Kryosköpie  von  Blut  und  Harn.  Zentralbl. 
f.  die  Grenzgeb.  der  Med.  u.  Chir.  1905.  Heft  8.  Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  44. 
Diss.    Breslau  1905. 

45.  Zuckerkandl,  Nierendiagnostik.  K.  k.  Ges.  der  Ärzte  in  Wien  7.  IV.  1905.  Wiener 
klin.  Wochenschr.  Nr.  15.  p.  388  u.  391. 

Albarran  (1)  bespricht  im  ersten  Referat  die  einzelnen  Methoden  der 
Diagnostik  und  der  chirurgischen  Erkrankungen  der  Niere.  Die  chemische 
Untersuchung  des  Urins  gibt  nur  zuverlässige  Resultate  bei  mehrtägiger  Be- 
obachtung. Kryosköpie  des  Harns  und  des  Blutes  sind  ungenau.  Methylen- 
blaureaktion und  Phloridzinprobe  können  unter  Umständen  brauchbare  Re- 
sultate geben.     Ureterenkatheterismus  sehr  wertvoll. 

Im  zweiten  Referat  hebt  Kümmel  den  Wert  des  Röntgenverfabrens 
bei  Nierensteinen  hervor,  dann  des  Harnleiterkatheterismus  oder,  wo  derselbe 
nicht  möglich  ist,  der  Segregatoren.  Auch  die  Phloridzinmethode  ist  branch- 
bar. Auch  behauptet  er  den  Wert  der  Kryosköpie  des  Harns  und  Blntes. 
Bei  einseitiger  Nierenerkrankung  fand  sich  stets  normale  Blutkonzentration, 
wo  die  Gesamtnierenfunktion  keine  Störung  zeigte.  Kryosköpie  in  Verbindung 
mit  dem  Harnleiterkatheterismus  hat  grosse  Bedeutung.  Bei  Erkrankung 
einer  Niere  tritt  sofort  eine  erhebliche  Störung  der  Funktionen  dieser  Niere  auf. 

Im  dritten  Referat  spricht  Giordano  zugunsten  der  altbewährten 
Untersuchungsmethoden,  Anamnese,  Palpation,  Nierenmassage  nach  Gior- 
dano,  Kenntnis  der  Schmerzpunkte,   chemische  Untersuchung  usw.   Ureter- 


Ziegler,  Verletzangen  und  chimrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       963 

katheterismus,  eventuell  auch  Harnseparation  in  der  Blase.    Daneben  können 
die  neueren  Untersuchungsmethoden  unterstützend  wirken. 

Letztere  verwirft  Bazy,  hebt  aber  den  diagnostischen  Wert  der  nächt- 
lichen Pollakiurie  hervor.  Legueu  empfiehlt  die  Hamseparation.  Kap- 
sammer empfiehlt  die  Indigokarminreaktion  und  die  Phloridzinmethode.  Hanne- 
cart  empfiehlt  die  Röntgographie  für  die  Diagnostik  der  Nierensteine.  Hart- 
mann lobt  die  Beckenhochlagerung,  bei  negativem  Befund  der  Radiographie 
kann  man  keinen  Schluss  ziehen.  Eryoskopie  zweifelhaft,  besser  Methylenblau- 
probe zu  empfehlen,  Hamseparation.  Mit  Separation,  Methylenblau  und  mikro- 
skopischer und  chemischer  Untersuchung  hat  er  120  Nephrektomien  ohne 
Todesfall. 

AI  bar  ran  (2)  bespricht  in  einem  ausführlichen  Werk  über  die  Nieren- 
fnnktionen  in  einem  ersten  Teil  die  Gesamttätigkeit  der  Nieren,  in  einem 
zweiten  Teil  das  Verhalten  der  getrennten  Funktion  jeder  Niere  und  dem- 
gemäss  die  modernen  Errungenschaften  der  Nierenchirurgie,  von  denen  es 
kein  einziges  Verfahren  gibt,  durch  welches  mit  Sicherheit  die  Nierenfunktion 
festgelegt  werden  kann,  wohl  aber  ergänzen  sich  verschiedene  Verfahren  und 
liefern  diagnostische  und  prognostische  Fingerzeige.  Die  kranke  Niere  funk- 
tioniert viel  konstanter  als  die  gesunde.  Je  gesunder  die  Niere  ist,  desto 
besser  passt  sich  ihre  Funktion  grösseren  Ansprüchen  an  ihre  Tätigkeit  an. 
Zahlreiche  Operations-  und  Untersuchungstabellen  von  129  Kranken. 

Bazy  (3)  berichtet  von  einer  beiderseitigen  Pyelonephritis,  bei  der  er 
wegen  schlechtem  Ausfall  der  Methylenblauprobe  die  Operation  verweigert 
hatte.  Die  nachfolgende  Autopsie  bestätigt  die  schwere  Schädigung  beider 
Nieren. 

Bierhoff  (4)  behandelt  die  grossen  Fortschritte,  die  wir  in  der  Nieren- 
chirurgie dem  Hamleiterkatheter  und  dem  Kystoskop  verdanken.  Er  ver- 
zichtet auf  Hamscheider  und  Kryoskopie.  Bei  Steinen  im  Nierenbecken  Ein- 
spritzung in  das  Nierenbecken,  es  entsteht  dadurch  Hämaturie,  die  für  die 
Diagnose  verwertet  wird. 

Brown  (5)  zeigt  in  einigen  Fällen  den  Nutzen  des  Kystoskops  und 
und  Ureterenkatheters  für  die  Diagnose. 

Caird  (6)  lobt  auf  Grund  von  11  Untersuchungen  den  Urinseparator 
von  Luys.  Kochen  des  Instrumentes  in  Wasser,  nicht  Soda,  Blase  mit 
warmer  Borsäurelösung  ausgewaschen,  40  ccm  in  der  Blase  zurückbehalten. 
Vorteilhaft  10  Minuten  vor  der  Untersuchung  4  ccm  einer  4  ^/o  igen  Indigo- 
karminlösnng  intramuskulär  einspritzen. 

Gas  per  (8)  verteidigt  die  modernen  Untersuchungsmetboden  der  funk- 
tionellen Nierendiagnostik  gegen  verschiedene  Einwände,  besonders  von  Israel 
und  Rovsing.  Er  rät  zu  einem  Probefrühstück  aus  50 — 100  ccm  Milch, 
zwei  Eiern,  einem  Weissbrot  mit  Butter,  zwei  Stunden  darauf  Beginn  der 
Untersuchung.  Nachdem  die  Hamabsonderung  aus  den  Harnleitern  im  Gange 
ist,  Injektion  von  0,1  Phloridzin.  Erste  Probe  gibt  die  bis  zum  Auftreten 
der  Glykosurie  (meist  ca.  15—20  Minuten)  abgesonderte  Menge,  die  nächsten 
10  g  sind  die  zweite  Probe.  Sollte  einmal  ein  zweifelhafter  Fall  vorkommen, 
empfiehlt  er  nochmalige  Untersuchung  nach  Injektion  von  0,02  Phloridzin. 
Unter  Anwendung  des  Hamleiterkatheterismus  haben  sich  die  Todesfälle  auf 
9,5  ®/o  vermindert,  die  Nierentode  auf  0,5  Vo  unter  einer  Zusammenstellung 
von  508  Nephrektomien. 

61* 


964  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IT.  Teil. 

Castaigne(8)  gibt  einen  Überblick  über  die  moderne  Nierendiagnostik. 

Cat heiin  (9)  empfiehlt  auf  Grund  seiner  Erfahrung  seinen  Urinsegre- 
gator  zur  endovesikalen  Scheidung  des  Urins  beider  Nieren. 

Bruce  Clarke  (10)  lobt  den  Hamscheider  von  Luys  und  stellt  ihn 
sogar  über  den  Ureterenkatheterismus. 

Cohn  (11)  findet  auf  Grund  seiner  ausgedehnten  Untersuchungen,  dass 
ein  abschliessendes  Urteil  über  den  klinischen  Wert  der  vergleichenden  Ge- 
frierpunktsbestimmungen des  Blutes  und  anderer  seröser  Flüssigkeiten  zur 
Zeit  nicht  erlaubt  ist,  er  verlangt  Verwendung  des  Gesamtblutes,  Regelung 
des  diätetischen  Verhaltens  des  Untersuchten  und  möglichste  Vermeidung  der 
von  ihm  erwähnten  Fehlergrenzen  der  Methoden  der  Gefrierpunktsbestimmung. 
1.  Der  wirkliche  Gefrierpunkt  des  normalen  menschlichen  Blutes  liegt  bei 
—  0,537.  —0,56  gibt  die  durchschnittliche  Höhe  des  scheinbaren  an.  Er 
schwankt  nach  seinen  Beobachtungen  bei  Nieren  Gesunder  zwischen  — 0,517 
und  — 0,562.  2.  Beim  Hunde  ist  das  venöse  Blutserum  molekular  dichter 
konzentriert  als  das  arterielle.  3.  Für  keine  Form  der  Nephritis  ist  eine 
bestimmte  molekulare  Blutdichte  charaikteristisch.  Bei  chronischer  Nephritis 
liegt  der  Blutgefrierpunkt  sehr  häufig  bei  Urämie  meist  abnorm  tief.  4.  Der 
Blutgefrierpunkt  gibt  keine  zutreffende  Indikation  zur  Nephrektomie  (im  Gegen- 
satz zu  anderen). 

Couvee  (12)  glaubt  als  Ursache  des  Todes  nach  Entfernen  beider  Nieren 
bei  Kaninchen  die  hohe  molekulare  Konzentration  des  Blutes  und  der  Gewebs- 
safte  annehmen  zu  dürfen. 

Nach  Denis  (13)  ist  die  beste  Methode,  den  Harn  beider  Nieren  ge- 
trennt zu  bekommen,  der  Ureterenkatheterismus,  weil  er  gleichzeitig  eine 
kystoskopische  Untersuchung  der  Blase  ermöglicht  und  über  die  Durchgängig- 
keit des  Ureters,  resp.  über  die  Art  des  Hindernisses  Aufschluss  gibt.  Die 
endovesikale  Scheidung  ist  einfacher  und  gibt  mit  dem  Luys  sehen  Instrument 
auch  einwandfreie  Resultate. 

Fenwick  (14)  bespricht  die  modernen  Methoden  zur  Diagnose  der 
Nierenkrankheiten  und  die  Irrtümer,  die  daraus  entstehen  können;  jede  für 
sich  allein  ist  unsicher.    Barker  hebt  den  Wert  der  Kryoskopie  hervor. 

Gar  gar  (15)  findet  auf  Grund  histologischer  Untersuchungen,  dass  die 
Methylenblauausscheidnng  bei  Fröschen  ausschliesslich  in  den  Kanälen,  nicht 
in  den  Glomeruli  der  Niere  stattfindet. 

Glaser  (16)  berichtet  über  die  bei  100  Fällen  mit  der  Phloridzin- 
methode  gewonnenen  günstigen  Resultate  in  bezug  auf  die  funktionelle  Nieren- 
diagnostik. 

Grandjean  Alexandre  (17)  empfiehlt  zur  Scheidung  des  Urins  bei 
den  Nieren  den  Apparat  von  Cat  heiin,  dessen  Anwendung  einfach»  nicht 
schmerzhaft  auch  beim  Manne,  ohne  Gefahr  ist.  Er  soll  die  andern  Methoden 
nicht  verdrängen,  sondern  ergänzen. 

Nach  Herhold  (18)  sei  die  Hauptsache  vor  Ausführung  der  Nephrek- 
tomie die  bakterielle  und  chemische  Untersuchung  des  aus  dem  Ureter  der 
andern  Niere  entnommenen  Urins,  dann  die  Phloridzin-  und  Harnstoffprobe 
bei  positivem  Ausfall. 

Israel  (19)  bestreitet  Kümmels  und  Caspers  Behauptung,  die 
Sterblichkeit  nach  Nephrektomien  nehme  ab  unter  dem  Einfiuss  der  funktio- 
nellen Diagnostik.  Er  hält  nichts  auf  Blut-  und  Hamkryoskopie  oder  die 
Phloridzinmethode,  auch  nicht  unter  Berücksichtigung  des    Zeitpunktes   des 


Ziegler,  Verletzangen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  Nieren  and  Harnleiter.        965 

Eintrittes  der  Zuckerreaktion.   Israels  Mortalität  nach  Nephrektomien  ohne 
Anwendung  der  funktionellen  Methoden 

vor  1901     28%  Mortalität 
nach  1901     lOVo 
Auch  nicht  durch  den  Uretherenkatheterismus  ist  die  Verbesserung  be- 
dingt,   sondern  durch  die  frühzeitige  Diagnose.     Die  Statistiken  sind  schwer 
zu  beurteilen,  weil  sie  verschiedenes  Material  betreffen. 

Kapsammer  (20)  behandelt  die  neuen  Methoden  zur  Bestimmung  der 
Funktionsgrösse  jeder  einzelnen  Niere  kritisch  unter  Beziehung  auf  einzelne 
Fälle.  Die  Separatoren  können  keineswegs  den  Ureterenkatheterismus  er- 
sparen. Der  Wert  der  Kryoskopie  ist  ein  fraglicher,  die  Probe  mit  dem 
Methylenblau  ist  zu  verwerfen,  dagegen  die  Indigokarmininjektion  in  Ver- 
bindung mit  dem  Ureterenkatheterismus  ist  wertvoll,  ebenso  auch  die 
Phloridzinprobe.  Erscheint  der  Zucker  12 — 15  Minuten  nach  der  Injektion 
von  0,01  Phloridzin  (warme  Lösung!),  beweist  dies  bei  Abwesenheit  von  paren- 
chymatöser Nephritis  die  Gesundheit  oder  Funktionsfähigkeit  der  Niere. 

Kelen  (21)  bespricht  in  einem  Sammelreferat  die  Bedeutung  der  Koch- 
salzentziehung bei  der  Behandlung  der  Nephritis.     Literatur. 

Keydel  (22)  hält  den  Luys sehen  Harnsegregator  auf  Grund  von 
3ö  eigenen  Fällen  für  gut  und  gut  vertragbar.  Wenn  bei  dessen  Anwendung 
grössere  Differenzen  in  quantitativer  Hinsicht  zwischen  rechts  und  links  be- 
standen, wenn  der  Abfluss  unregelmässig  war,  so  dass  verschieden  grosse 
Pausen  vorkamen,  war  eine  tiefere  Schädigung  der  einen  oder  beider  Nieren 
zu  befürchten.  Vorübergehend  beobachtete  er  durch  das  Einlegen  der  Harn- 
scheiders  Oligurie. 

Klotz  (23)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  über  Ureterkatheterisation 
an  20  Fällen,  grösstenteils  Nephrolithiasis. 

Kock  (24)  bespricht  aus  der  Klinik  Rovsing  die  funktionelle  Nieren- 
diagnostik. Betreffs  Blutkryoskopie  findet  er  bedeutend  grössere  Schwankungen 
als  man  bisher  angenommen  hat.  Bei  normaler  osmotischer  Konzentration 
können  urämische  Erscheinungen  vorkommen,  ebenso  doppelte  Nierenleiden, 
es  ist  nicht  im  allgemeinen  die  Vornahme  jeder  Nephrektomie  zu  gestatten; 
bei  vermehrter  osmotischer  Konzentration  kann  man  nicht  ein  doppelseitiges 
Leiden  oder  eine  Funktionsstörung  der  Nieren  folgern,  eine  Nephrektomie 
verbieten.  Im  allgemeinen  verwirft  er  nicht  die  funktionelle  Diagnostik,  stellt 
aber  die  alten  chemischen  und  mikroskopischen  Untersuchungsmethoden 
wieder  in  den  Vordergrund.  Eine  zuverlässige  Methode  zur  Abschätzung  der 
Arbeitsfähigkeit  der  Nieren  gibt  es  vorläufig  nicht. 

Kockels  (25)  empfiehlt  zur  Prüfung  der  Nierenfunktion  in  erster  Linie 
die  Chromozystoskopie  nach  Völcker  und  Joseph,  dann  die  Phloridzinprobe 
und  die  Kryoskopie,  zur  Scheidung  des  Urins  den  Harnleiterkatheterismus. 

Kolischer  und  Schmidt  (26)  wollen  in  ihren  Versuchen  einer  neuen 
funktionellen  Nierendiagnostik  die  elektrische  Leitungsfähigkeit  des  Urins 
nach  Injektion  einer  Indigo karminlösung  bestimmen.  Bei  normalen  Nieren 
findet  sich  nach  Indigokarminlösunginjektion  eine  Herabsetzung  der  Leitung- 
fäbigkeit,  die  9  Ohm  nicht  überschreitet.  Bei  gestörter  Nierenfunktion  ist 
nach  der  Injektion  eine  vermehrte  Leitungsfahigkeit  zu  verzeichnen,  steigt 
diese  über  20  Ohm,  dann  kein  chirurgischer  Eingriff. 

Kümmel  (27)  berichtet  über  3  Nierenexstirpationen,  bei  denen  die 
regelmässigen  Gefrierpunktsbestimmungen  wichtige  Aufschlüsse  gaben. 


966  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Nach  Lepine  (28)  gibt  es  sicher  eine  toxische  Glykosurie  darch  Phlo- 
ridzin  renalen  Ursprunges;  vielleicht  gibt  es  auch  eine  nervöse  Glykosurie. 

Lichtenstern  und  Katz  (29)  finden  nach  Versuchen  am  gesunden 
und  kranken  Menschen  und  am  Tier  den  klinischen  Wert  der  Phloridzin- 
methode  als  Reagens  für  Gesund-  oder  Kranksein  der  Niere  zweifelhaft,  Ver- 
spätungen oder  gänzliches  Ausbleiben  der  Zuckerreaktion  dürfen  nicht  als 
Beweis  für  Erkrankungen  des  Organs  aufgefasst  werden,  die  schwerkranke 
Niere  des  Menschen  kann  prompt  innerhalb  der  normalen  Zeit  Zucker  geben. 

Lichtenstern  (30)  erklärt  im  Gegensatze  zu  Kapsammer  die  Harn- 
segregatoren  für  zuverlässig,  schonend  und  ungefährlich  (200  Fälle). 

Kichter  (32)  hält  gegen  neuere  Einwände  fest,  dass  die  Gefrierpunkt- 
bestimmung des  mittelst  Hamleiterkatheterismus  gesondert  aufgefangenen 
Urins  jeder  Niere  und  die  Prüfung  der  Zuckerausscheidung  nach  Phoridzin- 
injektion  über  die  augenblickliche  Leistung  jeder  Niere  unter  gewissen  Vor- 
sichtsmassregebi  sicher  unterrichten.  Dabei  muss  der  Hamleiterkatheter 
2  Stunden  oder  länger  liegen  gelassen  werden,  Gefrierpunkt  und  Zuckerans- 
scheidung sind  zeitlich  getrennt  zu  untersuchen,  Phloridzinprobe  ist  unschädlich, 
die  Untersuchung  soll  entweder  nüchtern  oder  nach  einer  einfachen,  wenig 
Salze  enthaltenden  Mahlzeit  ausgeführt  werden. 

Köthlisberger  (33)  empfiehlt  zur  Gefrierpunktsbestimmung  zur 
Kälteerzeugung  statt  des  Eises  beim  Beck  mann  sehen  Gefrierapparate 
Äther  zu  nehmen.     (Zeichnung!) 

Rovsing  (34)  berichtet  auf  Grund  von  112  Nephrektomien,  die  Indi- 
kationen und  Resultate  der  Nierenexstirpation,  speziell  bei  Nierentuberkulose. 
Betreffs  Nephrektomie  bei  Tuberkulose  gibt  es  3  Anschauungen:  1.  die  kon- 
servative, bei  nutzloser,  lange  dauernder  innerer  Behandlung  und  bei  rasch 
fortschreitender  Tuberkulose  Nephrektomie  (Israel),  jede  lokale  Tuberkulose 
gibt  die  Möglichkeit  einer  Spontanheilung.  2.  Die  gemässigte  (Küster), 
welche  die  Resektion  unter  gewissen  Umständen  gestattet,  Rovsing  dagegen. 
3.  Die  radikale  (Kümmel  u.  a.),  für  die  er  auch  eintritt,  bei  jeder  ein- 
seitigen Nierentuberkulose  Nephrektomie.  Bei  Mitbeteiligung  der  Blase  mit 
ihren  schmerzhaften  Tenesmen  und  Blutungen  Spülungen  mit  5  ^/oiger  Karbol- 
lösung, binnen  wenigen  Wochen  vernarben  die  Geschwüre.  Selbst  weit  fort- 
geschrittene Blasentuberkulose  ist  nicht  Kontraindikation  für  Nephrektomie. 
Kleine  Ulzerationen  an  der  Uretermündung  können  ausheilen.  Auch  bei 
Genitaltuberkulose,  bei  einseitiger  Nierentuberkulose  Nephrektomie.  In  der 
Frage,  inwieweit  die  andere  Niere  als  funktionsfähiges  Organ  existiert,  ist 
von  der  Methylenblauprobe  nichts  zu  erwarten,  Indigokarmin  ist  besser,  aber 
auch  nicht  sicher.  Bei  normaler  Hamstoffmenge  ist  die  Niere  funktionsfähig, 
dagegen  hat  er  trotz  sehr  niedriger  Harnstoffmenge  unter  112  Fällen  31  mal 
mit  Erfolg  die  Nephrektomie  gemacht.  Auch  die  Phloridzinprobe  ist  unzu- 
verlässig, 9  mal  hat  er  trotz  negativen  Resultates  der  Probe  die  Nephrektomie 
gemacht,  8  Patienten  sind  geheilt  worden,  dagegen  ist  eine  Niere,  die  prompte 
Zuckerausscheidung  gibt,  nicht  insuffizient.  Die  Blutkryoskopie  hat  von 
50  Fällen  12  mal  ein  irreleitendes  Resultat  ergeben,  auch  bei  ausserordent- 
lich vorgeschrittenem  doppelseitigen  Nierenleiden  hat  er  einen  normalen  Ge- 
frierpunkt gefunden.  Unter  112  Nephrektomien  9  Todesfälle  =  SVo  Mortali- 
tät, Schmieden  =  17,4  ®/o. 

Vor     1901  52  Nephrektomien  7  Todesfälle  =  13,2  7o  Mortalität, 

nach  1901  60  ^  2  ^  =    3,3^/0  ^ 


Ziegler,  Verletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        967 

Die  FunktioDsfahigkeit  lässt  sich  durch  keines  der  bis  jetzt  angegebenen 
Verfahren  zur  Nierenfanktionsnntersnchnng  sicher  bestimmen.  Eine  herab- 
gesetzte Nierenfunktion  ist  nicht  identisch  mit  herabgesetzter  Nierenfunktions- 
Migkeit.  Die  verbesserten  Resultate  sind  nicht  durch  die  Nierenfunktions- 
notersuchungen  herbeigeführt,  sondern  durch  die  Ureterkatheterisation  und 
Norgfältige  chemische,  mikroskopische  und  bakteriologische  Untersuchung  des 
Ton  der  Niere  direkt  aufgefangenen  Urins.  Hat  er  den  aufgefangenen  Urin 
ohne  Albnmen,  Blut  und  Mikroben  gefunden,  hat  er  in  der  Regel  den  opera- 
tiven Eingriff  für  berechtigt  gehalten.  Die  Ureterkatheterisation  kann  nicht 
durch  die  verschiedenen  Hamsegregatoren  ersetzt  werden. 

In  der  Diskussion  bekennt  sich  Kümmel  auch  als  Anhänger  des 
Ureterenkatheterismus,  doch  hält  er  viel  auf  die  Kryoskopie.  Kapsammer 
hält  die  Kryoskopie  für  überflüssig,  dagegen  die  Hamstoffbestimmung  für 
wichtig.  Auch  die  Methylenblaumethode  in  Verbindung  mit  dem  Ureter- 
katheterismus.  Völcker  weist  auf  die  Wichtigkeit  der  Indigokarminprobe 
mit  und  ohne  Ureterkatheterismus  hin.  Gohn  bezweifelt  die  Genauigkeit 
der  Blutkryoskopie.  Frank  hebt  die  Wichtigkeit  der  Segregationsmethode 
her?or.  Rumpel  betont  die  Konstanz  des  normalen  Gefrierpunktes.  Nico- 
lich hat  unter  35  Nephrektomien  eine  Mortalität  von  17,1  ^/o.  Er  trennt 
den  Harn  beider  Nieren  zur  Untersuchung  mittelst  Ureterkatheterismus, 
Nierenmassage  und  Kompression  des  Ureters  der  andern  Seite.  Barth  hält 
die  Kryoskopie  für  zuverlässig.  Strauss  weist  auf  die  Möglichkeit  einer 
frühen  Diagnose  hin  durch  die  funktionellen  Methoden.  Götzel  hat  be- 
ginnende Nierentuberkulose  durch  Injektion  von  Tuberkelbazillen  in  die  Ohr- 
vene erzeugt. 

Rovsing  (35)  hält  die  quantitative  Hamstoffbestimmung  für  sehr  wert- 
Toll,  um  die  Leistungsfähigkeit  der  Nieren  vor  Operationen  zu  erproben,  die 
Blatgefrierpunktsbestimmung  und  Phloridzinprobe  für  unsicher,  wie  er  an 
Beispielen  zeigt.  Die  Phloridzinprobe  kann  erst  nach  3—5  Stunden  ihren 
Höhepunkt  erreichen ,  sie  kann  zu  Täuschungen  Veranlassung  geben  durch 
die  Polyurie  infolge  von  Reflexwirkung,  auch  kann  sie  manchmal  Hämaturie 
erzeugen.  Ein  normaler  Blutgefrierpunkt  garantiert  nicht  für  die  Gesundheit 
der  andern  Niere,  anderseits  spricht  nicht  ein  niederer  Blutgefrierpunkt  für 
doppelseitige  Nierenerkrankung.  Nicht  durch  Kryoskopie  und  Phloridzinprobe 
wird  die  Mortalität  der  Nephrektomie  herabgedrückt,  sondern  durch  die 
Ureterzystoskopie,  er  hat  trotz  Vernachlässigung  der  beiden  ersten  Methoden 
auch  eine  geringere  Mortalität  gegen  früher. 

Ruggi  (36)  hat,  um  den  Einfluss  der  Nephropexie  auf  die  Nieren- 
funktion  zu  prüfen,  bei  12  Nephroptosen  vor  und  nach  der  Nephropexie  die 
Methylenblauausscheidung  geprüft  und  dabei  gefunden:  bei  8  ist  das  Er- 
scheinen des  Methylenblau  gleich  geblieben,  bei  3  trat  es  früher  ein,  bei  1 
später.  Das  Maximum  der  Ausscheidung  trat  in  6  Fällen  früher,  in  4  ver- 
spätet, in  2  unverändert  ein.  Die  Gesamtdauer  der  Ausscheidung  9  mal  ver- 
kürzt, 3  mal  unverändert,  nie  verlängert. 

Rumpel  (37)  richtet  sich  gegen  Rovsings  Behauptung  der  Unzuver- 
lässigkeit  der  Kryoskopie. 

Steensma  (38)  vergleicht  die  von  Koranyi,  Claude  und  Baltha- 
sar d  aufgestellten,  als  Massstab  für  die  Funktion  der  Nieren  dienenden 
Formeln. 


068  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Steyrer  (39)  betont,  dass  die  durch  den  Ureterenkatheterismus  be- 
wirkte Polyurie,  Anurie  oder  Oligurie  betreffs  Kryoskopie  oder  elektrischer 
Leitfähigkeit  zu  falschen  Resultaten  führen  können. 

Yedova  (40)  hat  einen  neuen  endovesikalen  Hamseparator  angegeben, 
der  die  Form  eines  Mercierkatheters  hat,  aber  aus  drei  Stäben  besteht,  von 
denen  zwei  ventral  und  seitlich  angeordnet  sind,  während  der  dritte  dorsal 
und  in  der  Mitte  liegt.  Jeder  hat  eine  doppelte  Reihe  von  Öflfnungen.  Der 
Schnabel  des  Instrumentes  passt  sich  dem  Trigonum  vesicae  in  der  Mittel- 
linie an.  Die  richtige  Lage  wird  dadurch  festgestellt,  dass  aus  dem  mittleren 
Rohre  keine  Flüssigkeit  abfliesst. 

Völcker  (41)  spricht  über  den  Wert  der  zystoskopischen  Beobachtung 
des  durch  Indigokarmin  blau  gefärbten  Urinstrahles  zur  Beobachtung  der 
feineren  Sekretionsarbeit  der  Niere  und  zur  Unterleibs-  speziell  Nierendia- 
gnostik. Er  zeigt  die  Präparate  von  22  auf  Grund  seiner  Untersuchungen 
exstirpierten  Nieren,  nie  Irreleitung.  Er  hat  zur  quantitativen  Farbstoff- 
bestimmung ein  dem  Fleischischen  Hämoglobinometer  ähnliches  Chromo- 
meter  konstruiert. 

Nach  Vogel  (42)  ist  der  Harnleiterkatheterismus  das  wichtigste  für 
die  funktionelle  Nierendiagnostik,  Kryoskopie,  Phloridzinprobe  und  quantita- 
tive Hamstoffbestimmung  kommen  erst  in  zweiter  Linie  in  Betracht. 

Walker  (43)  bespricht  die  Separation  des  Urins  jeder  Niere,  be- 
schreibt die  verschliedenen  Instrumente  und  befürwortet  die  Segregatoren 
gegenüber  der  Ureterenkatheterisation. 

Ziesche  (44)  gibt  ein  Sammelreferat  von  640  Arbeiten  über  den  klini- 
schen Wert  der  Kryoskopie  von  Blut  und  Harn,  auf  Grund  dessen  er  die 
Kryoskopie  für  eine  wertvolle  Ergänzung  unseres  klinischen  Rüstzeuges  hält. 

Zuckerkandl  (45)  fand  betreffs  Phloridzinprobe,  dass  es  kranke  Nieren 
gibt,  die  Zucker  ausscheiden,  und  gesunde,  in  denen  wir  diesen  vermissen, 
während  Kapsammer  der  Phloridzinprobe  hohen  Wert  beimisst.  Eine  tuber- 
kulös schwer  veränderte  Niere  kann  klaren,  eiweissfreien  Harn  liefern  und 
nach  den  funktionellen  Methoden  als  gesundes  Organ  imponieren. 

12.  Nierenblutung. 

1.  Cr  ist  an,    De  la  nephrectomie  dans  nephrorrhagies.    Dies.  Bordeaux  1905. 

2.  Garrod,    Hämatarie.    Lancet  28.  I.  1905.  p.  228. 

3.  Gunn,    Schmerzlose  Hämaturie.    The  Dublin  Joum.  of  med.  Science  1905.  Nr.  403. 

4.  Schüller,    KasuiBtisches  zur  Frage  der  sogen,  essentiellen  Nterenblatang.    Wiener 
klin.  Rundschan  1905.  Nr.  13. 

5.  Solieri,  S.,  e  E.  Zanellini,    Ematuria  da  follicoli  linfoidi  sottomueosi  della  pelri 
renale.    La  clinioa  chirnrgica.  1905. 

6.  Zuckerkandl,    Über  essentielle  Nierenblutung.    Wiener  k.  k.  Ges.  d.  Ärzte.    Wiener 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4.    Bef.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 

Nach  Cr i stau  (1)  haben  die  Nierenblutungen  zahlreiche  Ursachen  und 
oft  weiss  man  es  nicht,  meist  sind  es  chronische  Nephritiden.  Nephrotomie 
kann  dauernde  Blutstillung  bewirken.  Selbst  bei  Tuberkulose  und  Krebs, 
wenn  die  Nephrektomie  kontraindiziert  ist  durch  den  Zustand  der  anderen 
Niere,  könnte  man  zur  Blutstillung  an  die  Nephrotomie  denken. 

Garrod  (2)  bespricht  die  verschiedenen  Ursachen  der  Hämaturie. 
Porter  erwähnt  noch  den  starken  Spargelgenuss.  Swan  bemerkt,  bei  einer 
tuberkulösen  Kystitis  kann  die  Blutung  das  einzige  Symptom  sein. 


Ziegler,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        969 

Gnnn  (3)  berichtet  über  fünf  Fälle  von  schmerzloser  Blutung  aus  ver- 
schiedener Ursache. 

Nach  Schüller  (4)  ist  für  jede  Nierenblutung  eine  anatomische  Ur- 
sache vorhanden,  die  essentiellen  Nierenblutungen  sind  Symptome  einer 
Nephritis,  auch  bei  Einseitigkeit.  Zwei  Krankengeschichten.  Der  operative 
Eingriff  bringt  wohl  die  Blutung  zum  Schwinden,  nicht  aber  die  Albuminurie. 

Solieri  und  Zanellini  (5)  veröffentlichen  einen  klinischen  Fall  von 
schwerer,  seit  sechs  Monaten  datierender  Hämaturie  von  Nierenursprung 
bei  einer  40  jährigen  Frau.  Es  wurde  zur  Nephrektomie  der  durch  direkte 
Inspektion  der  Ureterpapille  mittelst  der  Cystotomia  supra  pubica  als  krank 
nachgewiesenen  linken  Niere  geschritten. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  des  entfernten  Stückes  konnte 
festgestellt  werden,  dass  die  Niere  vollkommen  gesund  war:  Die  Blutung 
rührte  aus  der  Beckenschleimhaut  her,  welche  sich  schon  nach  dem  makro- 
skopischen Aussehen  verändert  zeigte.  Verflf.  fanden  in  der  Tat  in  der  Schleim- 
haut und  Unterschleimhaut  des  Beckens  zahllose  LymphfoUikel,  welche  sich 
unterhalb  der  Schleimhaut  selbst  vorwölbten.  Die  Struktur  dieser  Follikel 
war  vollkommen  der  normalen  Struktur  der  Darmschleimhautfollikel   ähnlich. 

Yerff.  bringen  diese  Neubildung  in  Zusammenhang  mit  dem  entodermalen 
Ursprung  des  Nierenbeckens.  R.  Giani. 

Zuckerkandl(6)  berichtet  von  einem  jungen  Manne,  der  viele  Wochen 
hindurch  an  unstillbarer  Nierenblutung  litt.  Freilegung  der  Niere,  Ablösung 
der  Kapsel,  Versenkung  der  Niere  in  ihre  Fettkapsel.  Sistieren  der  Blutung. 
Auf  Grund  von  drei  operierten  und  mehreren  nicht  operierten  Fällen  glaubt 
er,  das  anatomische  Substrat  der  essentiellen  Nierenblutung  seien  stets  Ver- 
änderungen der  Niere  im  Sinne  der  Entzündung. 

13«  Geschwülste  und  Zysten. 

a)  Zysten. 

1.  Ali-Krogius,  Über  die  mit  dem  Nierenbecken  kommanizierendeii  pararenaien  Zysten. 
Nord.  med.  Arkiv  Bd.  XXVII.  III.  Folge.  Bd.  IV.  Abt.  I.  Nr.  1.  Ref.  Zentralbl.  f.  Cbir. 
1905.  Nr.  23. 

2.  Beck,  Contribution  to  the  surgery  of  multilocular  renal  cysi  Ann.  of  sarg.  1901. 
Febrnary. 

3.  Berti  er,  Double  rein  polykysiique.  Soc.  anat.  1903.  Nov.  Ref.  Ann.  des  mal.  des 
org.  gön.-nr.  1905.  Nr.  1.  p.  56. 

4.  Billon,  Rein  polykystique.  Soc.  anat.  1904.  Fävr.  Ref.  Ann.  des  mal.  des  org. 
g^n.-ur.  1905.  Nr.  2.  p.  124. 

5.  Gollis  o.  Hewetson,  Über  zystiscbe  Degeneration  der  Nieren  bei  Geschwiatem. 
Lancet  20.  V.  1905. 

6.  Esmouet,  Maladie  kystique  du  rein  chez  le  lapin.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat. 
de  Paris  1905.  Nr.  4. 

7.  Etcbeverry,  A.,  Contribution  ä  T^tude  des  k3'8tea  h^matiques  du  rein.  Dissert 
Paris  1905. 

8.  Gösch,  Claudius,    Ein  Fall  von  Nierenechinococcus.    Dissert.  Marburg  1905. 

9.  Groves,  £.,    A  case  of  extensive  polycystic  disease  of  kidney.    Lancet  30.  IX.  1905. 

10.  Lemaire,    Dögönörescence  kystique  des  reins.    Soc.  anat.  1904.  Fövr.   Ref.  Ann.  des 
mal.  des  org.  g^n.-ur.  1905.  Nr.  3.  p.  126. 

11.  Martini,  V.,  Di  un  caso  di  eiste  da  echinococco  suppurata  del  rene  destro.  Atti  della 
R.  Accademia  dei  Fisiocritici.  Siena  1905.  Nr.  1—2. 

12.  MonissetetRome,  Reins  polykystiques.  Soc.  des  scienc.  m^d.  24.  Y.  1905.  Lyon 
m6d.  1905.  Nr.  32.  p.  225. 

13.  Patel,    Reins  calculeux  polykystiques.    Lyon  med.  1905.  Nr.  51.  p.  959. 


970  Jahresbericht  für  Ghinirgie.    II.  Teil. 

14.  Fat  OD,  A  case  of  hydatid  disease  of  the  kidney.    Lancet  21.  I.  1905.  p.  159. 

15.  Reitter,   Zystennlere.    Wiener  klin.  Rundschaa  1905.  Nr.  5.  p.  83. 

16.  Reque,   Gystic  kidney  and  liver.    Med.  Newa  Jaly  29  a.  Aug.  5.  p.  211  a.  255. 

17.  Sato,  Über  einen  Fall  von  zystischer  Degeneration  der  Nieren  ans  PyeloDephritia. 
Wiener  klin.  Wochenschr.    Nr.  40.  Ref.  Mfinch.  Wochensehr.  Nr.  42. 

18.  Sieber,  Zystennieren.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  79.  H.  4—6.  Dias.  Leipzig  1905. 

19.  Souligoux  et  Gouget,   Grands  kystes  h^matiques  simples  du  rein.    Arch.  g^n.  de 
m^d.  1905.  Nr.  14. 

20.  St  au  der,   Zystenniere.     Mttnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2.  p.  97.   cf.  Jafareaber. 
1904.  p.  813. 

b)  Geschwülste. 

21.  Acconci,  G.,  Su  di  nna  forma  non  comune  di  tnmore  primitivo  del  rene.    Bollettino 
della  societä  medico-chirurgica  di  Pavia  1905.  Nr.  5. 

22.  Albrecht,   Maligne  Hypernephrome.    Langenbecks  Arch.  Bd.  77.  H.  4. 

23.  Bastianelli,  P.,    Mixosarcoma  del  rene  destro.    La  clinica  chir.  1905. 

24.  Gaben,  Tumor  der  linken  Niere  und  Nebenniere.  Allg.  ftrztl.  Ver.  in  Göln  6.  IL  1905. 
Mfinch.  med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  16. 

25.  MacGarty,  Malignes  Hypemephrora.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  44.  p.  114. 

26.  Eisenbach,  Max,   Ein  Fall  Ton  primärem  Sarkom  der  Niere.    Diss.  Tübingen  1905. 
(Wird  im  nächsten  Jahre  ref.) 

27.  El  1er,    Über  die  Beziehungen  einiBS  Uterusmyoms  zu  gleichzeitig  vorhandenen  mul- 
tiplen Tumoren  der  Nieren.    Virchows  Arch.  Bd.  181.  H.  2. 

28.  Friediger,   Adolf,    Ein  Nierensarkom    von    seltener  Grösse  bei  einem  4j&hrigen 
Kinde.    Diss.  München  1905. 

29.  Funcoius,  Bruno,    Ober  von  versprengten  Nebennierensteinen  ausgehende  Tumoren 
beider  Nieren,  kompliziert  durch  Hufeisenniere.    Diss.  Erlangen  1905. 

30.  Gaul ti er,    Cancer  latent  du  rein.    Bull,  et  m^m.  de  soc.  anat.  1905.  Nr.  1.  p.  94. 

31.  Gene  wein,    Über  Hämatome  der  Niere.    Zeitschr.  f.  Heilkde.  XXII.  Bd.  H.  10.  1905. 
Ref.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  45. 

32.  Grögoire,    Les  propagations  du  cancer  du  rein.    Soc.  anat.   1903.  Nov.     Ann.  des 
mal.  des  org.  g^n.-ur.  1905.  Nr.  1.  p.  98. 

33.  —   Proc^dö  de  n^phrectomie  pour  cancer.    Ann.  des  mal.  des  org.  gön.-ur.  1905.  Nr.  3. 
Presse  m^d.  1905.  Nr.  7. 

34.  GuenierdeCardenal,    Cancer  du   rein  avec  noyaux  secondaires  du  foie.    Journ. 
de  m^d.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  21.  p.  377. 

35.  Giuliani,    Deux  n^phrectomies  pour  Cancers  du  rein.    Soc.  anat.  de  Möd.  de  Lyon. 
9.  I.  1904.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  4  p.  146. 

36.  Herczel,  E.  V.,  Ein  Fall  von  Hypemephrom.    Ärzteges.  der  komm.  Spitäler.    Orvosi 
Hetilap  1905.  Nr.  24. 

37.  Hess,   Multiple  Fibromyome   der  Nierenkapsel.    Zieglers  Beiträge  zur  path.  Anat. 
1995.    Ref.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38. 

38.  Hock,    Jahresbericht  über  urologische  Operationen,    Prager  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  47,  48. 

39.  Kabel,  Otto,    Zur  Kasuistik  der   embryonalen  Drüsengeschwülste  der  Nieren  des 
Schweines.    Diss.  Giessen  1905. 

40.  Krön  lein,  Nierengeschwülste.    Schweiz.  Korrespondenzbl.  1905.  Nr.  13,  14. 

41.  Kuzmik,    Hypemephroma  renis.    Beitr.  z.  klin.  Cbir.  Bd.  45.  p.  185.  cf.  Jahrg.  1904. 
p.  812. 

42.  Lilienthal,   Hvpemephroma.    Med.  News  1905.  Dec.   30. 

43.  Neuhäuser,  tfber  einige  unbekannte  Typen  der  Nierenhypemepbrome.    Freie  Ter. 
d.  Chir.  Beriins  10.  VIL  1905. 

44.  Neumann,  Hans,    Karzinom  des  Larynx  und  Grawitzsche  Tumoren  der  Nieren. 
Diss.  München  1905. 

45.  Neumann,     Retroperitoneales  Lipom   der  Nierenfettkapsel  bei   Kindern.     34.   Chir.- 
Kongr.  24.^29.  IV.  1905.    Langenbecks  Arch.  Bd.  77.  H.  2. 

46.  Petrenz,  Max,    Über  multiple  Adenombildung  in  Schrumpfnieren.    Diss.  WOrzbnrg 
1904. 

47.  Peukert,  Friedrich,    Über  die   von  versprengten  Nebennierenkeimen  aasgehenden 
Geschwülste  der  Niere.    Diss.  Leipzig  1905.   Ref.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  7. 


Ziegler,  Yerleizangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        971 

48.  Richards,    Growth  of  the  kidney   and  adrenals.   Guy.  hosp.  reports  1905.  Vol.  59. 
Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  44. 

49.  Roll  in,   Sarcome  du  rein  droit.    Bull,  et  ni4m.  de  la  soc.  anat.  1905.  Nr.  1.  p.  98. 

50.  Rosenbach,   Eongenitale  Nierentnmoren.    Gea.  d.  Ghar.-Ärzte  Berlin  6.  VII.   1905. 
Deoiaehe  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  32. 

51.  Schmid,  Richard,    Beitrag  zur  Kenntnis  der  Nierenaarkome  im  Kindeaälter.    Dies. 
Mfinehen  1905. 

52.  Sionriani,    Maligne  Neubildungen   der  Niere.      Gazz.   di   ospedali    Nr.   121.     Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  43. 

53.  Steiner,  Ernst,    Über  Mischgeschwfilste  der  Niere.    Dias.  Wfirzburg  1905. 
bL  Vecchi,    Doppelseitiges  Nierensarkom.    Virchows  Arch.  Bd.  182.  p.  282. 

55.  Winternitz,    Nephrektomie  bei  einem  Kinde  von  11  Monaten  wegen  Tumor.    Buda- 
peeter  Arztever.  11.  III.  1905.    Oryosi  Hetilap  1905.  Nr.  12. 

a)  Zysten. 

Ali-Krogins  (1)  bespricht  im  Anschlnss  an  einen  eigenen  Fall  die 
seltenen  mit  dem  Nierenbecken  kommunizierenden  pararenalen  Zysten. 

Beck  (2)  bespricht  einen  Fall  von  multilokularen  Zystennieren  bei  einem 
55 jährigen  Fräulein,  deren  beide  Schwestern  an  zystischer  Degeneration  der 
Nieren  gestorben  waren,  die  eine  ohne,  die  andere  mit  Operation,  transperi- 
toneale Laparotomie,  rechte  Niere  mit  über  100  Zysten  entfernt;  11  Tage 
nach  der  Operation  gestorben  an  Urämie.  Er  warnt  wegen  der  gewöhnlichen 
Doppelseitigkeit  solche  Nieren  zu  operieren. 

Berti  er  (3)  zeigt  grosse  polyzystische  Nieren,  die  einer  49  jährigen 
Frau  entstammten,  die  unter  dyspnoischen  Erscheinungen  mit  Eiweiss  im  Urin, 
(>demen,  Abmagerung  gestorben  war.     Nierengewebe  sehr  reduziert. 

Eil  Ion  (4)  zeigte  eine  enorme  polyzystische  Niere  eines  50jährigen 
Fräuleins,  die  wegen  grosser  Beschwerden,  Schmerzen  im  Leib,  Polyurie,  Ab- 
magerung, durch  Laparotomie  entfernt  wurde,  Tod  an  Urämie,  an  der  Niere 
der  anderen  Seite  fanden  sich  ähnliche  Veränderungen,  aber  geringer. 

Collis  und  Hewetson(5)  fanden  bei  einer  36jährigen  Frau  und  ihrem 
43}ährigen  Bruder  doppelseitige  Zystennieren.  Da  die  eine  Seite  grosse  Be- 
schwerden machte,  wurde  bei  beiden  Kranken  die  eine  Niere  entfernt.  Die 
Frau  wurde  danach  viel  besser  und  war  noch  drei  Jahre  nach  der  Operation 
völlig  wohl  und  arbeitsfähig.  Der  Mann  dagegen  wurde  nur  wenig  gebessert 
imd  starb  sieben  Monate  später  unter  Zeichen  der  Niereninsuffizienz.  Die 
Verff.  empfehlen  statt  der  Nephrektomie  die  Inzision  der  Niere  mit  Eröffnung 
aller  grösseren  Zysten  und  Drainage.  Dies  kann  auch  an  beiden  Nieren  in 
Zwischenräumen  geschehen;  Fisteln  bleiben  danach  fast  nie  zurück.  In  dem 
einen  Falle  wog  die  Niere  408  g,  im  anderen  1300  g. 

Esmouet(6)  berichtet  über  eine  zystische  Erkrankung  der  Nierenrinde 
bei  Kaninchen. 

A.  Etcheverry  (7)  bespricht  die  seltenen  Blutzysten  der  Niere,  Zysten 
mit  hämorrhagischem  Inhalt  an  der  Niere,  ohne  Verbindung  mit  dem  Becken 
und  bei  der  histologischen  Untersuchung  ohne  das  Bild  eines  Krebses,  die 
noch  dunkel  in  ihrer  Pathogenese  und  selten  richtig  diagnostiziert  sind.  Die 
Blntnug  in  der  Wand  der  Zysten  ist  die  Hauptgefahr,  sie  kann  so  schwach 
sein,  dass  sich  nur  der  seröse  Inhalt  etwas  färbt  oder  sie  kann  auch  so  stark 
sein  bei  der  Operation,  wie  er  zwei  Fälle  berichtet,  dass  sie  die  Nephrektomie 
erfordert  und,  dass  der  Tod  eintritt,  bevor  man  den  Nierenstiel  unter- 
binden kann. 


972  Jahresbericht  für  Chirurgie.    Tl.  Teil. 

Gösch,  Claudius  (8)  berichtet  von  einer  transperitonealen  Nephr- 
ektomie wegen  Nierenechinococcnszyste ,  die  irrtümlich  für  eine  Ovarialzyste 
gehalten  wurde. 

Groves  (9)  berichtet  von  einer  Nephrektomie  w^en  einer  grossen 
polyzystischen  rechten  Niere  mit  Schmerzen,  Blutung  und  Abmagerung,  an- 
fänglich guter  Verlauf,  dann  Anurie,  trotz  Nephrotomie  links,  bei  der  ein 
Stein  entfernt  wurde,  Tod.  Autopsie :  linke  Niere,  wie  die  rechte  mit  Zysten 
übersät,  mehrere  Steine,  ein  Stein  im  Ureter,  auch  in  der  Leber  Zysten. 

Lemaire  (10)  berichtet  von  einem  34jährigen  Manne,  der  mit  den 
Zeichen  einer  chronischen  Nephritis  mit  Hämaturie  und  Lumbaischmerzen 
aufgenommen.  Plötzlicher  Tod.  Beiderseits  grosse  polyzystische  Nieren  mit 
zystischer  Degeneration  der  Leber. 

Martini  (11).  Es  handelte  sich  um  eine  vereiterte  Echinococcuszyste 
der  rechten  Niere,  die  nicht  diagnostiziert  werden  konnte,  bevor  der  Patient 
Eiter  und  Blasen  mit  dem  Harn  zu  entleeren  begann. 

Der  Patient,  ein  junger  Mann  von  28  Jahren,  befand  sich  3  Tage, 
nachdem  die  Anwesenheit  von  Blasen  in  dem  Harn  konstatiert  worden  war, 
in  so  allarmierendem  Zustande,  dass  man  lange  erwägte,  ob  es  angemessen 
sei,  den  Kranken  selbst  dem  Risiko  eines  Eingriffes  auszusetzen,  dessen 
Wirksamkeit  damals  höchst  fraglich  erschien.  Da  jedoch  der  Patient,  er- 
schöpft durch  die  langen  Leiden,  deren  Anfang  auf  ungefähr  drei  Monate 
zurückging,  verlangte  auf  jede  Weise  davon  befreit  zu  werden  und  auf  der 
anderen  Seite  auch  seine  Angehörigen  keinen  Einspruch  erhoben,  so  wurde 
beschlossen,  ihn  zu  operieren. 

Da  im  Hinblick  auf  die  beobachteten  Symptome  nicht  ausgeschlossen 
werden  konnte,  dass  der  Krankheitsprozess ,  der  sich  durch  eine  enorme 
Geschwulst  in  der  rechten  Regio  costoiliaca  mit  vollkommen  abdominaler 
Entwickelung  geäussert  hatte,  sich  primär  in  der  Leber  lokalisiert  und  sich 
in  der  Folge  auf  die  Niere  ausgedehnt  hätte  und  auch  in  der  Erwägung,  dass 
der  Tumor  durch  Verwachsungen  fixiert  erschien,  machte  Verf.,  anstatt  zum 
Lendensohnitt  zu  greifen,  eine  lange  Inzision  auf  dem  vorspringendsten  nnd 
fluktuierenden  Teil  der  Geschwulst,  entleerte  eine  ungeheure  Menge  Eiter  und 
Blasen  und  stellte  zu  gleicher  Zeit  fest,  dass  die  Zyste  einzig  die  Niere  in 
Mitleidenschaft  zog.  Den  Zystenbalg,  der  ringsum  bis  auf  eine  kurze  Strecke 
an  seinem  untersten  und  inneren  Teil  feste  Verwachsungen  eingegangen  war, 
befestigte  er  an  der  Bauchwand.  Am  6.  Oktober,  3  Wochen  nach  dem 
ersten  Eingriff,  schritt  Verf.,  um  den  Abfluss  der  eiterigen  Sekretion  und 
des  Urins,  die  sich  in  der  Abszesshöhle  ansammelten,  zu  erleichtem,  zum 
Lendenschnitt.  Der  Sack  füllte  sich  in  einem  Zeitraum  von  ungefähr 
3  Monaten  langsam  aus,  und  die  daraus  sich  ergebende  Nierenfistel  verschloss 
sich  ebenfalls  vollständig. 

Verf.  hat  es  für  angezeigt  gehalten,  über  diesen  Fall  zu  berichten, 
wegen  der  relativen  Seltenheit  der  Echinococcusblasen  der  Niere  (115 mal 
auf  2111  gesammelte  Fälle  =  5,44%,  nach  der  Statistik  von  Honzel)  be- 
sonders der  rechten  und  auch  wegen  des  operativen  Erfolges,  in  Berück- 
sichtigung des  hoffnungslosen  Zustandes,  in  dem  sich  Patient  im  Moment  des 
Eingriffes  befand.  R.  Giani. 

Mouisset  und  Borne  (12)  berichten  von  grossen,  beiderseitigen,  poly- 
zystischen Nieren  eines  alten  Mannes,  der  in  kurzer  Zeit  unter  Herzerschei- 
nungen mit  Schwindel  und  Hämaturie  starb. 


Ziegler,  Yerleizangen  und  chinirg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        973 
Patel  (13)  zeigt  zwei  polyzystische  Nieren. 

Sie  entstammen  einer  49jfthrigen  Frau,  die  nach  vorausgegangenem  linksseitigen 
Steinlelden  an  kompleter  Annrie  seit  sechs  Tagen  litt;  linke  Niere  freigelegt,  enorm  ver- 
gröasert,  mit  reichlichen  Zysten,  Dekapsnlation.  Anfänglich  Besserung,  dann  Verschlechte- 
roBg  ond  Tod. 

In  beiden  Nieren  Steine,  nur  wenig  Drüsengewebe  erhalten;  histologisch 
das  Bild  einer  chronischen  Nephritis  mit  Zysten. 

Paton  (14)  berichtet  von  der  Entwickelung  einer  Echinokokkenzyste  in 
der  Niere,  bei  einem  Manne,  der  nie  aus  England  hinausgekommen  war.  Erst 
nach  der  Laparotomie  Stellung  der  Diagnose.  Keine  deutliche  Fluktuation, 
keine  Flüssigkeit  durch  Aspiration.  Erst  nachher  Austritt  einiger  Hydatiden- 
zysten.     Inzision.    Tamponade  Tod. 

Beitter  (15)  zeigte  eine  grosse,  doppelseitige  Zystenniere  bei  einer 
37  jährigen  Frau  mit  wenig  Beschwerden. 

Reque  (16)  erwähnt  sieben  Fälle  von  Zystenniere,  zwei  davon  verge- 
sellschaftet  mit  Zystenleber. 

Sato  (17)  berichtet  von  einer  nach  Gonorrhöe  entstandenen  pyelitischen 
Zysten-Niere,  die  mit  Erfolg  exstirpiert  wurde  im  Gegensatz  zu  den  gewöhn- 
\\eh  doppelseitig  auftretenden  angeborenen  Zystennieren. 

Sieber  (18)  entwirft  auf  Grund  von  zwei  eigenen  Fällen  und  211  aus 
der  Literatur  gesammelten  Fällen  ein  Bild  der  Zystenniere  bei  Erwachsenen 
und  warnt  dringlich  vor  einem  operativen  Eingriff,  der  nur  bei  zwingender 
Indikation,  bei  Eiterungsprozessen  und  bei  Anurie  in  Nephrotomie  bestehen  soll. 

Souligoux  und  Gouget  (19)  besprechen  die  grossen,  seltenen,  der 
Niere  anliegenden,  nicht  neoplastischen,  nicht  traumatischen,  stets  verschieden 
blathaltigen  Zysten  der  Niere,  anschliessend  an  einen  eigenen  Fall  und  7  aus 
der  Literatur  gesammelten  Fällen.  In  seinem  Fall  handelt  es  sich  um  eine 
vom  Nierenbecken  entfernte,  dem  oberen  Pol  der  Niere  angelagerte  Blutzyste, 
innen  glatt,  die  Zystenwand  verschieden  dick,  innen  Fibrin,  dann  Binde- 
gewebe mit  grossen  Venen  und  hämorrhagischen  Herden,  in  der  äusseren 
Wandschicht  Spuren  von  Nierengewebe,  was  den  Ursprung  dieser  Zysten  von 
der  Niere  beweist,  Niere  normal,  auch  wie  stets  die  andere,  was  sehr  wichtig 
ist  wegen  einer  eventuellen  Nephrektomie  wegen  der  Blutung,  häufig  Ad- 
härenzen mit  den  benachbarten  Organen.  Für  die  Diagnose  ist  wichtig: 
1.  Das  allmähliche  Wachsen  der  Geschwulst,  2.  die  Anämie  des  Kranken. 
Bei  der  Therapie:  Punktion,  dabei  kann  eine  lebensgefährliche  Blutung  auf- 
treten, Resektion  der  Wand,  Marsupialisation,  Tamponade,  oder  schliesslich 
Nephrektomie,  hauptsächlich  wegen  der  Blutung. 

Stauder  (20)  berichtet  über  die  erfolgreiche  Nephrektomie  eines 
Falles  von  vereiterter  multilokularer  Zystenniere  bei  einer  48  jährigen  Frau. 
Hoher  Mortalitätsprozentsatz  44%  wegen  der  Gefahr  der  Doppelseitigkeit. 
Er  schlägt  vor: 

1.  Einseitige  und  beiderseitige  Zystenerkrankung  für  gewöhnlich  der 
internen  Behandlung  zu  überweisen. 

2.  Der  Chinirg  hat  das  Recht,  zur  Entfernung  einer  grossen  Zystenniere 
ZQ  schreiten,  wenn  Dyspnoe,  Schmerzen,  Hämaturien  den  Zustand  ver- 
schlimmem, wenn  sich  eine  Erkrankung  der  anderen  Niere  noch  nicht  nach- 
weisen lässt. 

3.  Der  Chirurg  hat  die  Pflicht,  zur  Operation  zu  schreiten,  wenn  es 
sich  um   lebensgefahrliche  Zustände,  z.  B.  Vereiterung  der  Zysten  handelt, 


974  Jahreebericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

wenn    die    Erkrankung    der    anderen    Niere    noch    nicht   nachweisbar  oder 
leicht  ist. 

Acconci  (21)  berichtet  über  einen  klinischen  Fall  einer  34jährigen  Fraa^ 
welche  seit  ungefähr  zwei  Jahren  die  Anwesenheit  eines  rundlichen  Körpers 
Yon  der  Grösse  einer  umfangreichen  Orange  in  der  linken  Seite  bemerkt 
hatte,  der  ihr  keinerlei  Beschwerden  verursachte.  Diese  Geschwulst  wuchs 
allmählich  bis  zu  Mannskopfgrösse  an.  Bei  der  objektiven  Untersuchung  fand 
man  den  Bauch  durch  eine  umfangreiche,  harte,  glatte,  wenig  bewegliche, 
rundliche  Geschwulst  gedehnt.  Durch  die  Yaginalexploration  erreichte  man 
nur  den  unteren  Pol  des  Tumors,  jedoch  Hess  sich  seine  vollständige  Unab- 
hängigkeit von  dem  Uterus  konstatieren. 

Die  Diagnose  schwankte  zwischen  retroperitonealem  Tumor  (wahr- 
scheinlich der  Niere)  und  einer  durch  Verwachsungen  fixierten  Ovarialge- 
schwulst. 

Durch  die  Laparotomie  wurde  konstatiert,  dass  es  ein  eng  mit  dem 
unteren  Pol  der  Niere  verwachsener  Tumor  war,  und  es  wurde  die  Nephr- 
ektomie vorgenommen. 

Bei  der  histologischen  Untersuchung  wurde  festgestellt,  dass  es  sich  um 
ein  Fibromyom  handelte,  das  aus  dem  subkapsulären  Gewebe  und  den  glatten 
Muskelfaserbündelchen  hervorgegangen  war,  die  von  Uberth  als  eine  Art 
von  zartem  Netzwerk  mit  weiten  Maschen  entsprechend  der  inneren  Fläche 
der  Membrana  propria  beschrieben  wurden. 

Verf.  führt  weiter  die  aus  der  Literatur  bekannten  Fälle  an. 

R.  Giani. 

b)  Geschwülste. 

Alb  recht  (22)  beschreibt  auf  Grund  der  Beobachtung  von  27  Fällen 
von  Hypernephroma  malignum  die  Klinik  der  Hypemephrome.  Häufigkeit 
von  Enochenmetastasen,  auch  häufig  Lungenmetastasen,  häufig  Spätmetastasen. 
Tumorzellen  selten  im  Harn  nachzuweisen. 

Basti anelli  (23)  berichtet  die  Krankengeschichte  eines  14 jährigen 
Jünglings,  der  mit  umfangreicher  Geschwulst  der  rechten  Niere  behaftet 
war  und  sich  infolge  der  häufigen  und  abundanten  Nephrorrhagien,  an  denen 
er  zu  leiden  hatte,  in  äusserst  schwerem  Allgemeinzustande  befand.  Er  nahm 
die  Nephrektomie  auf  transperitonealem  Wege  vor,  ohne  irgend  einen  Drain 
in  die  Wunde  einzulegen.  Das  postoperative  Resultat  war  ein  gutes  und  der 
Patient  erfreut  sich  nach  vier  Jahren  noch  guter  Gesundheit.  Verf.  fügt 
noch  einige  Betrachtungen  über  die  klinische  Bedeutung  seines  Falles  hinzu 
und  teilt  die  mikroskopische  Untersuchung  des  entfernten  Tumors  mit,  welche 
zeigte,  dass  es  sich  um  ein  Myxosarkom  der  Niere  handelte.       R.  Giani. 

Gaben  (24)  berichtet  von  der  tödlich  verlaufenen  Exstirpation  eines 
sehr  blutreichen  Hypernephroma  von  hinten  bei  einer  älteren  Frau,  Niere 
und  Nebenniere  waren  ganz  von  der  Geschwulst  eingenommen. 

Mac  Carty  (25)  berichtet  von  einem  Sektionsbefund  eines  Hyper- 
nephroms  der  rechten  Niere  bei  einem  2  Vs  jährigen  Kinde,  Niere  ganz  za 
Verlust  gegangen,  mehrfache  Metastasen  an  den  Kopfknochen.  Während  des 
ganzen  Verlaufes  Fieber. 

Eller  (27)  berichtet  von  dem  gleichzeitigen,  bei  der  Sektion  gefundenen 
Vorkommen  von  multiplen,  gleich  grossen  Tumoren  in  beiden  Nieren,  die 
aus  Muskel-  und  Fettzellen  bestehen,  neben  einem  Uterusadenomyom,  er  hält 


Ziegler,  Verletzangen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       975 

die  Tnmoren   in  der  Niere  für  selbständig  für  sich  anf  Grund  embryonaler 
Entwickelungsstömngen   entstandene  Gebilde,  unabhängig   vom  Uterustumor. 

A.  Fried inger  (28)  berichtet  von  der  Sektion  eines  4jährigen 
Mädchens  mit  einer  12  Pfund  schweren,  rechtsseitigen  Nierenmischgeschwulst, 
in  die  die  Niere  ganz  aufgegangen  war,  mit  Perforation  in  die  Vena  cava 
inf.     Keine  Metastasen.    Nie  Blutung  vorhergegangen. 

Bruno  Funccius  (29)  bespricht  den  Sektionsbefund  eines  Gra- 
witzschen  Tumors  beider  Nieren,  die  beide  durch  eine  hufeisenförmige  Brücke 
Terbnnden  sind. 

Ganltier  (30)  berichtet  über  einen  latent  verlaufenen  Nierenkrebs  einer 
schwangeren  Frau,  die  nur  Lungenerscheinungen  hatte,  ähnlich  wie  andere 
latent  verlaufende  Nierenkrebse  nur  progressive  Kachexie  oder  die  Symptome 
einer  Knochenmetastase  hervorrufen.  Sektion:  Hühnereigrosser  Krebs  in  der 
rechten  Niere,  zahlreiche  Knoten  in  Lungen  und  Brustfell,  in  der  Niere  und 
Nebenniere  des  Fötus  starke  Kongestion  und  zahlreiche  hämorrhagische  Herde. 

Genewein  (31)  berichtet  über  ein  Hamartoma  fibrocanaliculare  der 
Niere;  ein  Hamartom  ist  eine  Bildung,  die  äusserlich  den  Geschwülsten 
gleichend  keine  eigentliche  Geschwulst  ist,  da  sie  aufgebaut  ist  aus  den  ge- 
samten Elementen  des  Organs,  in  dem  sie  sitzt. 

Gregoire  (32)  rät  bei  Krebs  der  Niere,  den  Tumor  gemeinsam  mit 
der  Fettkapsel,  der  Nebenniere  und  dem  Lymphsystem  mit  den  Drüsen  zu 
entfernen. 

Gregoire  (33)  empfiehlt  wegen  des  schlechten  Verlaufes  der  Nephrek- 
tomie wegen  bösartiger  Neubildung  die  Drüsen,  Fettkapsel  und  die  Neben- 
niere zu  entfernen  und  dies  gelingt  am  besten  durch  einen  Lappenschnitt, 
ein  Schnitt  in  der  vordem  Axillarlinie,  vom  obem  und  untern  Ende  des 
Schnittes  nach  vom  im  Bogen  in  der  Leiste  und  entlang  des  Rippenrandes. 

Grenier  de  Cardenal  (34)  zeigt  einen  grossen  rechtsseitigen  Nieren- 
krebs mit  Verkäsung  und  sekundären  Knoten  in  der  Leber. 

Giulliani  (35)  berichtet  über  2  Nephrektomien  wegen  Nierenkrebs 
von  Männern  in  den  fünfziger  Jahren,  beide  mit  Varicocele. 

V.  Herczel  (36).  Der  Fall  betraf  einen  39  jährigen  Mann.  Schon  vor 
der  Operation  wurde  der  Tumor  als  solcher  erkannt.  Die  Entfernung  des 
Hypemephroms  nahm  Herczel  von  einem  schiefen  Lumbaischnitte  aus  vor. 
Die  Geschwulst  mass  21X11X9  cm,  zeigte  Birnenform  und  nahm  fast  die 
ganze  obere  Hälfte  der  Niere  ein.     Heilung.  Gergö  (Budapest). 

Hess  (37)  berichtet  von  einer  alten  Frau  mit  Uterusmyomen  über  den 
Befund  von  multiplen,  kleinen  Fibromyomen  der  Kapsel  in  beiden  Nieren 
und  ein  faustgrosses,  solitäres  an  der  rechten  Niere.  Die  Myombildung  ist 
jedenfalls  von  der  Muskularis  der  Gefässe  ausgegangen. 

Hock  (38)  berichtet  über  eine  Nephrektomie  bei  einer  46 jähr.  Frau 
wegen  Hypemephrom.  Anfangs  normaler  Verlauf,  dann  unter  Auftreibung 
des  Magens  plötzlich  Tod  am  10.  Tage. 

Otto  Kabel  (39)  berichtet  von  einer  Mischgeschwulst  der  linken  Niere 
eines  Schweines,  die  selten  ist  und  sich  vom  untern  Pol  der  Niere  aus  ent- 
wickelt hat  mit  Verdrängung  des  normalen  Nierengewebes,  von  dem  nur 
Reste  vorhanden  waren. 

Krön  lein  (40)  berichtet  über  23  nephrektomierte  Nierengeschwülste. 
Ein  Nierentumor  kann  sich  entwickeln  und  längere  Zeit  bestehen  ohne 
Symptome  zu  machen  ausser  durch  die  Grösse.    In  16  Fällen  von  20  Häma- 


976  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    II.  Teil. 

tnrie,  dieselbe  kann  auch  nur  einmal  auftreten.  Extraperitonealer  Flanken- 
schnitt  vorzuziehen;  von  20  Fällen  nur  1  Todesfall  unmittelbar  in  Anschluss 
an  die  Operation.  Bei  Karzinom  Dauererfolge  von  20  und  5  Jahren;  bei 
Uypemephrom  von  11,  2  V«  und  2  V«  Jähren ;  bei  polyzystischen  Geschwülsten 
von  6  •/*  Jahren. 

Kuzmik  (41)  berichtet  von  drei  beschw.rdelos  sich  entwickelnden 
Hypernephromen.  Nephrektomie.  Der  erste  Fall  geheilt  seit  5  Jahren,  der 
der  zweite  starb  nach  IVi  Jahren  an  Nephritis,  der  dritte  nach  26  Tagen 
nach  der  Operation,  zahlreiche  Metastasen.  Nicht  die  Grösse  der  Geschwulst, 
aber  nachweisbare  Metastasen  sollen  von  der  Operation  abhalten. 

Lilienthal  (42)  berichtet  über  den  mikroskopischen  Befund  bei  Hyper- 
nephromen, von  denen  er  acht  Fälle  operiert  hatte.  Bei  Metastasen  keine 
Operation  mehr!     Stets  Hämaturie. 

Neuhäuser  (43)  glaubt  auf  Grund  mehrerer  mikroskopischer  Befunde 
von  Hypernephromen,  dass  sich  die  Sarkoma  der  Nebenniere  sowie  der 
akzessorischen  und  versprengten  Nebennierenteile  aus  dem  Stroma  und  nicht 
aus  den  Parenchymzellen  entwickeln. 

Hans  Neumann  (44)  berichtet  bei  einem  Sektionsbefund  über  das 
gleichzeitige  Vorkommen  von  einem  ausgedehnten  Larynxkarzinom  mit  beider- 
seitigen Grawitzschen  Tumoren  beider  Nieren. 

Neumann  (45)  berichtet  über  eine  erfolgreiche  lumbale  Entfernung 
eines  7  Pfund  schweren  Lipoms  der  Nierenfettkapsel  bei  einem  3'/4  Jahre 
alten  Kinde. 

Max  Petrenz  (46)  berichtet  über  einen  Fall  von  multipler  Adenom- 
bildung in  Schrumpfnieren. 

Peuck er t  (47)  berichtet  von  drei  aus  versprengten  Nebennierenkeimen 
entstandenen  Nierengeschwülsten.  Nephrektomie.  Zwei  Patienten  waren  noch 
zwei  Jahre  nach  der  Operation  rezidivfrei ;  eine  Patientin  starb  nach  3V«  Jahren 
an  Metastasen. 

Richards  (48)  berichtet  über  70  Fälle  von  Nieren-  und  Nebennieren- 
geschwülsten.    Abbildungen,  Literatur ! 

Roll  in  (49)  berichtet  von  einem  transperitoneal  entfernten,  grossen 
Sarkom  der  rechten  Niere  einer  52 jährigen  Frau,  die  nie  Urinstörungen 
hatte.    Heilung.     Nur  im  oberen  Viertel  der  Niere  noch  Nierenreste. 

Rosenbach  (ÖO)  zeigt  einen  kongenitalen  Nierentumor  von  einem  Kinde, 
bei  dem  sich  alle  drei  Keimblätter  vorfanden. 

Richard  Schmid  (51)  berichtet  von  der  erfolgreichen  extraperi- 
tonealen Nephrektomie  wegen  Sarkom  bei  einem  vierjährigen  Kinde.  Niere 
fast  ganz  zu  Verlust  gegangen.    Nach  einigen  Monaten  Metastasen  und  Tod. 

Sicuriani  (52)  bespricht  einen  Fall  von  Karzinom  und  Kystosarkom 
der  Niere. 

Ernst  Steiner  (53)  berichtet  über  ein  grosses,  rechtsseitiges,  zysti- 
sches Fibrosarkom  der  Niere.    Von  Niere  oder  Nebenniere  nichts  vorhanden. 

Bindo  deVecchi  (54)  berichtet  vom  Sektionsbefund  eines  1 V«  jährigen 
Kindes.     Doppelseitige  Nierenmischgeschwulst  mit  chromaffinen   Zellnestem. 

Winternitz  (55).  Die  Nephrektomie  geschah  transpleural,  mit  Hilfe 
eines  Querschnittes  vom  Nabel  bis  zum  M.  quadratus  lumborum.  Auf  diese 
Weise  wurde  der  Nierenhilus  zwecks  Unterbindung  der  Blutgefässe  leicht  zu- 
gängig und  der  enorme  Nierentumor,  ein  embryonales  Adenosarkom,  leicht 
entfernt.     Heilung.  Gergö  (Budapest). 


Ziegler,  Verleizangeii  und  ohirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        977 

14.  Operationen. 

1.  Albarran,  Proc^dö  de  n^phrectomie  sons-capaalaire.   Ann.  des  mal  des  org.  gto.*ar. 
1905.  1  Nov.  p.  1669. 

2.  Cunningham,  Une  table  ponr  Operations  renales.     Boston  med.  and  surg.  jonm. 
26.  IX.  1903.    Ref.  Ann.  des  mal.  des  org.  gen.-nr.  1905.  Nr.  1.  p.  58. 

3.  Ekehorn,   Die  Funktion  der  Niere  nach  Sektionsschnitt.     Langenbecks  Archiv 
Bd.  78.  H.  1. 

4.  Escat,  N^phrectomie  ponr  pyon^phrose.  l'autre  rein  ätant  albaminnrique  ou  pyarique. 
Ann.  des  mal.  des  org.  gön.-nr.  1905.  1  Nov.  p.  1669. 

5.  Gardner,   Fistnles  renales  consöc.  ä  la  n^phropexie.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-ur. 
1905.  Nr.  8. 

6.  Jacobson,   Abdomtnalnephrectoroy  with  illnstr.  cases.    Med.  News  22.  lY.  1905. 

7.  Kapsamroer,  Multiple  Operationen.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  14.  p.  363. 

8.  Lerda,   SuUe  alterazioni  Patholog.  dell  Urina  nei  Traumatismi  operatorii.    La  clinica 
cbir.  Nr.  7A. 

9.  Lilienthal,  Ezploratory  Operations  relating  to  the  kidney.   Med.  News  11.  lU.  1905. 
10.  Murphy,    Same  further  advances  in  renal  snrgery.    Med.  News  14.  I.  1905.  p.  93. 
U.  Bindo  De  Yeochi,  Sulla  resezione  sperimentale  dei  nervi  renali.    BoUettino  delle 

Scienze  mediche  di  Bologna  1905. 
12.  Walker,  Transperitoneale  Ligaturen  der  Nierengefftsse.   Joum.  of  Amer.  Ass.  Nr.  22. 
Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  51. 

Albarran  (1)  findet  beider  subkapsulären  Nephrektomie  nach  Ollier 
Schwierigkeit,  den  Stiel  zu  bilden  und  langdanernde  Eiterungen  durch  die 
zurückgelassene  Kapsel.  Er  macht  die  Dekortikation  der  Niere,  legt  eine 
Klemme  an  den  Stiel  und  entfernt  die  Niere,  isoliert  dann  Ureter  und  Ge- 
lasse und  erst  nach  der  Ligatur  des  Stiels  entfernt  er  die  Kapsel,  so  weit  als 
möglich. 

Cunningham  (2)  empfiehlt  einen  Tisch  für  Nierenoperationen  zur 
Lambalinzision,  der  auf  jeden  anderen  Tisch  gestellt  werden  kann  und  in  der 
Hauptsache  aus  zwei  geneigten  Flächen  und  einem  aufrecht  stehenden  Teil 
besteht,  an  Assistenten  erspart  und  möglichste  Vorwölbung  der  Nierengegend 
ermöglicht. 

Ekehorn  (3)  glaubt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen,  dass  der  Sek- 
tionsschnitt keine  nennenswerte  Herabsetzung  der  Nierenfunktion  herbeizu- 
führen braucht,  wenigstens  während  mehrerer  Monate  nach  dem  Eingriff. 

Escat  (4)  zeigt  an  zwei  Fällen,  dass  die  Nephrektomie  mit  Erfolg  aus- 
geführt werden  kaim,  auch  bei  eiweisshaltigem  Urin  der  anderen  Niere,  ja 
dass  dies  günstig  wirken  kann.  Albarran  bestätigt,  dass  eine  Krankheit 
der  zweiten  Niere,  wenn  sie  nicht  zu  schwer  ist,  die  Operation  nicht  ver- 
hindere. 

Gardner  (6)  teilt  drei  Fälle  mit,  wo  nach  sachgemäss  ausgeführter 
Nephropexie  eine  Urinfistel  sich  entwickelte,  die  sehr  hartnäckig  der  Heilung 
widerstand.  Dabei  muss  bei  bestehender  Infektion  ein  Nierenkelch  durch  eine 
der  parenchymatösen  Nierennähte  verletzt  worden  sein.  Man  soll  daher  nur 
völlig  gesunde  Nieren  operieren  und  jede  Infektion  peinlich  vermeiden,  ebenso 
die  Verletzung  eines  Nierenkelches.  Das  distale  Ende  des  mittleren  Nieren- 
kelches  nähert  sich  am  meisten  dem  konvexen  Nierenrande,  daher  hier  nicht 
zu  tiefe  Naht. 

Jacobson  (6)  befürwortet  die  grössere  Verbreitung  der  abdominalen 
Nephrektomie  gegenüber  der  lumbalen,  unter  Anführung  von  vier  Fällen,  da 
erstere  bei  grossen  Tumoren  mehr  Raum  gewährt  und  ein  Arbeiten  im  Dunkeln 

JihrMlMrieht  fOr  Chirurgie  1905  62 


978  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    lU  Teil. 

vermeidet,  die  Blutstillung  erleichtert,  den  Nachweis  einer  zweiten  Niere  ge- 
stattet, bei  Vorhandensein  grosser  Adhärenzen  dieselbe  leichter  lösen  lässt. 
Kapsammer  (7)  berichtet  von  einer 38 jährigen  Patientin,  die  folgende  Operationen 
durchgemacht  hat:  1.  Pyosalpinz  beiderseits;  2.  Operation  einer  Blasenbauchdeckenfistel ; 
3.  rechts  Nierenabszess,  Nephrotomie;  4.  Pyonephrosis  caiculosa  sin.  links;  Nephrotomie; 
5.  Pyonephrosis  caiculosa  dextr.,  Nephrotomie;  6.  Calculosis  renis  dext.,  Nephrektomie. 
Heilung. 

Nach  einem  raschen  und  vollständigen  Überblick  über  die  Literatur  be- 
richtet Lerda  (8)  über  die  Ergebnisse  der  systematischen  Untersuchung  auf 
Eiweiss,  Traubenzucker,  Gallen-  und  Blutfarbstoffe  und  Urobilin  bei  265  Ope- 
rierten, von  denen  200  in  Chloroformnarkose  und  65  ohne  Anästhesie  oder 
höchstens  mit  5  cg  Kokain  nach  Schleich. 

Von  den  200  Chloroformierten  waren  177  fieberfrei  und  23  mit  Fieber. 
Von  den  177  Fieberfreien  hatten  167  vor  der  Operation  normalen  Harn  und 
bei  der  Mehrzahl  derselben  nahm  Verf.  Herabsetzung  in  der  abgesonderten 
Urinmenge,  Erhöhung  des  spezifischen  Gewichts,  der  Azidität  und  des  Farb- 
stoffgehaltes war;  oft  auch  (40mal)  beobachtete  er  nach  der  Operation  eine 
starke  Zunahme  an  harnsauren  Salzen,  zeitweilig  auch  Urobilin.     15 mal  trat 
Albuminurie  auf,  zumeist  äusserst  gering,  5 mal  von  einer  Dauer  von  2—4 
Tagen,  Imal  endete  sie  mit  dem  Tode  (vielleicht  durch  Chloroform).  —  Der 
30  mal  untersuchte  Hamabsatz  zeigte  6  mal  Zylinder  (4  mal  begleitet  von  Albu- 
minurie),  13  mal   Leukozyten  und  Erythrozyten.    Die  Untersuchung  auf  Ke- 
duktions vermögen    mit  der   Probe  von  Trommer  und  Nylander   verlief 
6  mal  positiv.    11  mal  wurden  Gallenfarbstoffe  aufgefunden.  —  In  den  23  Fällen 
von  Fieberkrankheiten  wurde  8  mal  vor  der  Geburt  Albuminurie  angetroffen, 
welche  5  mal  nach  der  Operation  zunahm.     Bei  den  übrigen  fanden  sich  nur 
3  Albuminurien,    5 mal   Spuren  von   Gallenfarbstoffen,   2 mal   Reduktionsver- 
mögen. —  Was  nun  die  65  Fälle  angeht,  bei  denen  kein  Gebrauch  von  Chloro- 
form gemacht  wurde,   so  waren  34  derselben  fieberfrei:   man  hatte  7  Albu- 
minurien zu  verzeichnen,   doch   bestand  bei  5   dieser  Fälle  die  Albuminurie 
vorher.     In  nur  einem   —   eiternden  —  Falle  zeigte   sich  GallenfarbstoÖ'e. 
Niemals  Reduktionsvermögen.     Überhaupt  fand  man  auch  bei  diesen  Herab- 
setzung der  Urinmenge,  Zunahme  der  Azidität,  des  spezifischen  Gewichts  und 
des  Farbstoffgehaltes.  —  In  den  31  Fällen  mit  Fieber  präexistierte  Albumin- 
urie 13 mal  und  nahm  6 mal  nach  der  Operation  zu,   Imal   verschwand  sie. 
Bei  den  übrigen  zeigte  sich  postoperative  Albuminurie  2  mal.    ReduktioDsver- 
mögen  wurde  nie  angetroffen. 

Aus  der  Analyse  dieser  Tatsachen  schliesst  Verf.,  dass  man  bei  der 
Pathogenese  dieser  Alterationen  neben  der  Chloroformierung,  der  Veränderung 
in  der  mechanischen  Beschaffenheit  des  Circulus,  die  oft  aus  Eingriffen  au 
dem  Abdomen  resultieren  (umfangreiche  Geschwülste  usw.)  der  vorbestehenden 
und  nachfolgenden  Intoxikation,  den  Absorptionsprozessen,  die  das  Trauma 
bedingt,  und  schliesslich  der  psychischen  Beschaffenheit  den  gebührenden  Platz 
einräumen  müsse.  R.  Giani. 

Lilienthal  (9)  bebandelt  die  Explorativoperationen  in  bezug  auf  die 
Niere. 

Murphy  (10)  fordert  zu  einem  konservativeren  Vorgehen  bei  Nieren- 
operationen auf. 

Bindo  De  Vecchi  (11)  legt  seine  ersten  Untersuchungen  über  die 
Resektion  der  Nierennerven  bei  Hunden  und  Kaninchen  dar,  die  zu  dem 
Zwecke  ausgeführt  wurden,   den  Einfluss  zu  erforschen,   welchen  das  Nerven- 


Ziegler,  Verletzungen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        979 

System  direkt  auf  die  Parenchymzellen  der  Niere  ausübt.  Im  Gegensatz  zu 
dem,  was  Cl.  Bernard  zugestossen  war,  beobachtete  er  niemals  den  Tod 
der  operierten  Tiere:  sondern  sowohl  in  den  der  operierten  Seite  ent- 
sprechenden Nieren  als  in  denen  der  entgegengesetzten  Seite  (wenn  die 
Resektion  einseitig  war)  fand  er  degenerative  Läsionen  des  Nierenepithels 
verbunden  mit  augenscheinlicher  Anämie  des  Organs;  jedoch  verschwanden 
diese  Läsionen  nach  wenigen  Tagen  und  das  Parenchym  wurde  wieder 
normaJ.  Ähnliche  degenerative  Erscheinungen  des  Nierenepithels,  jedoch 
nicht  verbunden  mit  Anämie  des  Organs,  beobachtete  er  auch  bei  der  beider- 
seitigen Resektion  der  Nierennerven  und  ebenfalls,  als  der  Resektion  der 
Nerven  auf  der  einen  Seite  die  entgegengesetzte  Nephrektomie  voraus-  oder 
nachgeschickt  worden  war.  Er  nimmt  sich  vor,  die  über  die  Ausscheidung 
von  Farbstoffen  durch  die  ihrer  Nerven  beraubter  Niere  hindurch  begonnenen 
Untersuchungen  fortzusetzen.  R.  Giani. 

Walker  (12)  rät  bei  Nephrektomie  wegen  Tuberkulose  oder  maligner 
Geschwülste  viel  von  dem  die  Gefasse  begleitenden  Bindegewebe  bei  Unter- 
bindung der  Gefässe  mitzufassen,  um  auch  die  Lymphbahnen  zu  unterbinden. 

16.  Akute  und  chronische  Entzündung, 

1.  AI  bar  ran,  H^mataries  des  nephrites.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-ur.  1905.  15  Nov. 

2.  Arcoleo,  Nefrocapsalectomie  alla  Edebohls  per  nefrite  cronica  a  forma  prevalen- 
temente  interstiziale.  Riforma  medica.  1905.  Febr.  Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  8. 

3.  Arnllani,  Ober  therapeutische  Wirkung  und  Wert  der  Nierenmazeration.  Riforma 
med.  1905.  Nr.  31.    Ref.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  49. 

i.  Ayres,  Lavage  of  tbe  renal  pelves  in  the  treatment  of  Brights  disease.  Med.  News 
1905.  July  1.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  44. 

5.  Bartkiewicz,  Ein  Fall  von  Nierendekapsulation.  Gaz.  lekarska  1905.  Nr.  30.  Ref. 
Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  49. 

6.  Boinet,  Du  traitement  du  mal  de  Bright  et  de  Tur^mie  par  la  döcapsulation.  Arch. 
gÖD.  de  möd.  1905.  Nr.  11. 

7.  Boyd,  Note  on  decapsulatton  of  the  kidneys.  The  Edinb.  Med.  Journ.  1905.  April. 
Ref.  Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  28. 

8.  *Caill6,   A  eure  of  chronic  nephritis  foUowing  renal  d^apsnlation.    Arch.  of  Ped. 

1904.  Oct 

9.  Cavaillon,   Hämaturie  rönale.    Gapsulectomie  et  nöphrolyse.    Gu^rison.    Lyon  möd. 

1905.  Nr.  18.  p.  989. 

10.  Cesari,  Chirurgische  Behandlung  der  Nephritis.  Gaz.  di  ospedali  1905.  Nr.  37.  Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  15. 

11.  Ghoupin,  Die  klinischen  Resultate  mit  der  Nierensafttherapie  nach  der  Methode 
Renaut-Dubols.  Rev.  de  möd.  1905.  Jan.  und  Febr.  Ref.  Manch,  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  29. 

12.  Claude-Duval,  Les  effets  imm^diats  de  la  d^capsulation  du  rein.  Gaz.  des  H6p. 
1905.  Nr.  18.  p.  212.  Soc.  de  chir.  10.  et  17.  II.  1905.  Ref.  MOnch.  med.  Wochenschr. 
1805.  Nr.  17. 

13.  Diehl,  Rudolf,  Ein  seltener  Fall  von  akuter  parenchymatöser  Degeneration  der 
Nieren  mit  Ausgang  in  Nekrose  der  Rinde.    Diss.  Manchen  1905. 

14.  Ehrhardt,  Experimentelle  Beiträge  zur  Nierendekapsulation.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb. 
d.  Med.  u.  Chir.  13.  Bd.  2.  T. 

15.  Ekehorn,   Über  Operationen  bei  Nephritis.    Hygiea  1905.  Nr.  11.  p.  1123. 

16.  Feranini,  Über  die  Wirkungen  subkutaner  Kochsalzinfusionen  bei  Nephritis  mit 
Rücksicht  auf  die  neueren  Theorien  über  den  Wert  des  Kochsalzes  bei  den  Krank- 
heiten der  Nieren.    Zentralbl.  f.  inn.  Med.  1905.  Nr.  1. 

17.  Fioretti,  La  decapsnlazione  del  rene  nelle  nefriti  sperimentali  da  cromato  d'am- 
monio.    D  Policlinico  sez.  prat.  1905.  fasc.  32. 

62* 


980  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

18.  Gatti,  6.,  Decapsnlazione  renale  bilaterale  per  nefrite  cronica.  Clinica chinirgica  1905. 

19.  —  Decapsulazione  renale  in  nefrite  cronica.  Atti  della  Societä  italiana  di  chinurgia. 
y.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

20.  Gaudiani,  La  cura  chirargica  della  nefriti.  Policlinico  1905.  Sez.  chir.  Nr.  9.  Ref. 
Zentralbl.  f.  Cbir.  1905.  Nr.  2. 

21.  Ge]pke,  Dekapsnlation  and  Bedeckung  der  Niere  mit  Netz.  Korrespondenzbl.  ffir 
Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  7. 

22.  —  Zur  Frage  der  chiioirgischen  Behandlung  der  chronischen  Nephritis.  Korrespon- 
deozbl.  f.  Schweizer  Ärzte.  1904.  Nr.  15. 

23.  Gentil,  Franzisko,  Tratamen to  cirurgico  do  mal  de  Bright  pela  nephrocapsec- 
tomia.  Lissabon.  La  Silva  1904.  Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  45.  Münch. 
med.  Wochenschr.  Nr.  49. 

24.  Gentzen,    Zjlindrurie  und  Nephritis.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  33. 

25.  HariSi  Renal  decapsnlation  in  nepbritis  with  report  of  a  case.  Johns  Hopkins  bosp. 
bull.  1905.  Dez.  Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  6. 

26.  '*'Hedonin,  Les  n^phrites  bilaterales  consöcutives  ä  des  l^siona  traumatiques  d'an 
seul  rein.    Diss.  Paris  1905. 

27.  Haringham  uixd  Griffith,  Nekrose  der  Rinde  beider  Nieren.  Path.  Soc.  17. X.  1905. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  2. 

28.  Illyes,  y.,  Die  chirurgische  Behandlung  einzelner  interner  Nierenerkrankungen.  Or- 
vosi  Hetilap  1905.  Nr.  21. 

29.  Lamer,    De  la  döcortication  du  reins  dans  les  nöphrites.    Diss.  Paris  1904. 

80.   Leube,    Zur  Frage  der  physiologischen  Albuminurie.     Deutsehe  med.   Wochensck 

1905.  Nr.  8. 

31.  Martini,  Ober  die  Möglichkeit,  der  Niere  einen  neuen  kollateralen  Blutzuflosa  za 
schaffen.    Langenbecks  Archiv  1905.  78.  Bd.  3.  H.    Ref.  MOnch.  med.  Woehenschr. 

1906.  Nr.  3.    Giom.  della  R.  Accademia  di  Med.  di  Tonne  1905.  Fase.  4. 

32.  Mynlieff,  Intrarenale  Spannung  als  eine  der  Ursachen  der  Eklampsie.  Zentralbl. 
f.  Gyn.  1905.  Nr.  13. 

33.  Nico  lieh,  Hämaturie  dans  un  cas  du  rein  unique  guörie  avec  la  däcapsulation.  Aod. 
des  mal.  des  org.  gän.-ur.  1905.  1  Nov.  p.  1668. 

34.  Onorato,  R.,   Sulla  cura  chirurgica  delle  nefriti.  Bollettino  della  R.  Accademia  media 

di  Genova  1905. 

35.  Pauchet,   Traitement  Chirurg,  des  näphrites.    Journ.  de  möd.  de  Paris  1905.  Nr.  34. 

36.  *Perez,  Sul  trattamento  chirurg.  delle  nefrite.  II  Policlinico  sez.  chir.  1904.  Nr.  1 
et  3.  Ref.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-ur.  1905.  Nr.  1.  p.  47.  Schon  im  Jahre  19(H 
ref.  p.  821. 

37.  Pulley,  The  treatment  of  renal  inadequacy  complicated  by  an  apparent  nephritis. 
New  York  med.  record  1905.  June  24.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  44. 

38.  Ransohoff,  Unilateral  diseaee  of  the  kidney  simulating  stone.  Transact.  of  tbe 
Southern  surg.  and  gyn.  Ass.    1902. 

39.  *Remouchamps,  Nierenkrankheiten  und  Albuminurie.  Naturen  Geneeskundig  Coih 
gross.  Gent. 

40.  RibasyRibas,  Chirurgische  Eingriffe  bei  Nephritis.  Rev.  de  Cienc  de  Med.  de 
Barcelona.   Febr.    Ref.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

41.  Rolleston  and  Attlee,  Extraordinarly  rapid  diminution  of  renal  dropsy.  Lsncef 
1905.  Nov.  11.  p.  1395. 

42.  Rovighi,   Dell'  intervento  chir.  nelle  nefriti.    Riforroa  medica  1905.  Nr.  6. 

43.  Ruffer  et  Calvocoressi,  Ona  hitherto  underscribed  change  in  tbe  nrine  of  patients 
suffering  from  nephritis.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Nov.  25.  p.  1397. 

44.  Sandberg,  Nierendekapsulation  bei  Morbus  Bright ii,  Journ.  of  Amer.  Assoc.  Nr. H- 
Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  14. 

45.  Soheben,  Beiträge  zur  Wirkungsweise  der  Ed  ehe  bis  sehen  Operation.  Münch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  19. 

46.  Schmidt,  Dekapsnlation  und  Stichelung  der  Niere  wegen  vierti&giger  Anurie  nach 
Scharlach.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  78.  Bd.  p.  296.  H.  1—3. 

47.  Schreiber,  Über  Albuminurie  und  Nephritis.  Vor.  f.  wiss.  Heilkunde  in  Königsberg. 
9.  I.  1905.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  Bd.  55.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 

48.  Sorel,  Contribution  ä  Tetude  de  la  döcapsulation  des  reins.  Arch.  prov.  de  cbir. 
1905.  Nr.  2.  p.  113. 

49.  S  t  e  r  n ,  K  a  r  1 ,   Experimentelle  und  klinische  Untersuchungen  zur  Frage  der  Nieren- 


Ziegler,  Verletzungen  and  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        981 

anshalsang  nach  Edebohls.     Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  n.  Chir.  1905.  Bd.  U. 
Hefl  5. 

50.  Stern,  Beitrftge  zur  chirurgischen  Behandlung  der  Nephritis.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  11.  p.  447. 

51.  StOltzner,  Zur  Behandlung  der  Nephritis.  Yer.  der  Ärzte  in  Halle.  2.  YHI.  1905. 
Manch,  med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  14. 

52.  Storbeck,   Chloralhydrat  bei  Nephritis  acuta.    Allg.  med.  Zentralztg.   1906.   Nr.  42. 

53.  Vidal    Traitement  chir.  des  nöpbrites.    La  Sem.  m^d.  1905.  Nr.  41.  p.  488. 

54.  Vitanov,  Über  Dekapsulation  bei  Nephritiden.  Letop.  na  lek.  J.  i.  Bulgaria  Nr.  12. 
p.  607. 

55.  Weigert,  Klinische  und  experimentelle  Beiträge  zur  Behandlung  der  Nierenentzün- 
dung im  Kindesalter.    Monatsschr.  f.  Kinderheilk.  1905.  Nr.  4. 

56.  Wendel,   Über  renale  Hftmophilie.    MQnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6.  p.  291. 

57.  Zaaijer,  Untersuchungen  über  den  funktionellen  Wert  der  sich  nach  Entkapselung 
nenbildenden  Nierenkapsel.  Mitteil.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  XJV.  H.  3. 
Bd.  XV.  H.  a  u.  4. 

58.  Zironi,  Ricerche  sperimentali  sulla  decaps.  renale  nelle  stasi  venöse  del  rene.  Soc. 
med.-chir.  a  Modena  1905.  Gazz.  degli  osped.  e  delle  clin.  1906.  Nr.  21.  Ref.  Zentralbl. 
f.  Chir.  1906.  Nr.  16. 

Albarran  (1)  bebandelt  die  Nierenblatungen  bei  akuten,  chronisch 
diffusen  und  chronisch  parzellären  Nephritiden,  welchen  man  erst  in  neuerer 
Zeit  mehr  Aufmerksamkeit  geschenkt  hat  gegenüber  den  bekannteren  Ursachen 
einer  Nierenblutung,  der  Neubildung,  dem  Stein  und  der  Tuberkulose. 

Arcoleo  (2)  legt  kurz  die  Geschichte  des  chirurgischen  Eingriffs  bei 
chronischen  Nierenentzündungen  dar  und  erläutert  nach  Referierung  der  Ope- 
rationstechnik und  der  leitenden  Gesichtspunkte  Edebohls  einen  Fall  von 
chronischer  interstitieller  Nephritis,  in  dem  er  die  Nephrokapsulektomie  nur 
auf  der  schwerer  angegriffenen  rechten  Seite  vornahm.  Arcoleo  erzielte  nur 
eine  Verbesserung  der  Nierenpermeabilität,  die  an  der  quantitativen  Ver- 
mehrung der  Chloride  zu  erkennen  war.  R.  Giani. 

Arullani  (3)  hat  die  Renautsche  Methode  (Bull,  de  Tacademie  de 
medecine  22  Dec.  1903),  Nephritis  mit  einem  Eochsalzauszug  aus  frischen 
Schweinsnieren  zu  bebandeln,  untersucht  und  dabei  ermutigende  Resultate 
erhalten.  In  10  Fällen  von  verschiedenen  Nephritiden  hat  er  6  Heilungen, 
2  Besserungen  und  2  Misserfolge  erhalten.  Kur  1 — 12 — 15  Tage,  1  mal  oder 
2 mal  wiederholt,  täglich  300  g  des  Rena ut sehen  Präparates.  Schneller  Ein- 
tritt der  Besserung,  Verschwinden  des  Albumens  und  der  Zylinder,  Besserung 
der  Diurese,  Erniedrigung  des  Gefässdruckes.    Keine  schädigende  Wirkung. 

Ayres  (4)  hat  46  Fälle  beginnender  Nephritis  mit  Nierenbeckenspülung 
behandelt,  dabei  verschwand  das  Albumen  und  die  korpuskularen  Elemente. 
Von  vorgeschrittener  parenchymatöser  und  interstitieller  Nephritis  wurden 
12  Fälle  mit  Ausspülung  des  Nierenbeckens  behandelt:  3  chronisch  paren- 
chymatöse Nephritiden  wurden  merklich,  2  leichte  interstitielle  etwas  gebessert, 
7  Fälle  ausgesprochener  interstitieller  Nephritis  wurden  nicht  günstig  be- 
einflusst. 

Bartkiewicz  (5)  berichtet  von  einer  Besserung  einer  Nephritis  nach 
Dekapsulation. 

Boinet  (6)  berichtet  von  einer  chronischen  Nephritis,  die  durch  doppel- 
seitige Dekortikation  wesentlich  gebessert  wurde,  die  urämischen  Symptome 
schwanden  ganz,  erst  nach  einem  Jahre  wieder  Verschlechterung  und  nach 
28  Monaten  Tod.  Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  wenig  gefässreiche,  neu 
gebildete  Kapsel,  die  Niere  atrophisch  durch  in  sie  dringende  sklerosierende 
Bindegewebszüge.     Er   findet  die    Dekortikation    angezeigt   bei    Brightischer 


982  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

Krankheit,  wenn  jede  innere  Therapie  versagt,  besonders  bei  urämischen 
Symptomen.  Er  findet  für  doppelseitige  Dekortikation  nur  13  ^/o  Todesfalle 
(bei  Nephrektomie  40»  und  27  Vo  Heilung. 

Boyd  (7)  spricht  gegen  die  Dekapsulation  zur  Heilung  der  Nephritis, 
bei  akuter  Nephritis  eventuell  Inzision,  bei  chronischer  Nephritis  durch  In- 
zision  vorübergehende  Vermehrung  der  Diurese,  aber  keine  Heilung  weder 
durch  Dekapsulation  noch  durch  Inzision. 

Cavaillon  (9)  berichtet  von  einer  Heilung  von  einer  seit  4  Jahren 
bestehenden  Nierenblutung  wegen  Nephritis  durch  Dekapsulation  und  Kapsul- 
ektomie  bei  einer  jungen  Frau. 

Cesari  (10)  gibt  eine  Übersicht  über  die  Erfolge  der  verschiedenen 
Operationsmethoden  der  Nephritis. 

Choupin  (11)  berichtet  auf  Grund  eigener  Beobachtungen  lobend  über 
die  Behandlung  Nierenkranker  mit  dem  Extrakt  roher  Schweinsnieren  nach 
der  Methode  Renauts.  Er  rät,  die  Mazeration  nicht  absetzen  zu  lassen, 
sondern  durchzuseihen,  keine  grössere  Wärme  anzuwenden  als  38^,  da  sonst 
das  wirksame  Prinzip  zerstört  wird,  möglichst  frische  Nieren  von  jungen 
Schweinen  zu  nehmen  und  zwar  2  Stück  10  Tage  lang.  Die  Nierenmazeration 
wirkt  stark  diuretisch,  schweisstreibend  und  abführend,  ist  völlig  gefahrlos, 
Albuminurie  nimmt  ab  bis  zuweilen  zum  völligen  Verschwinden. 

Henri  Claude  und  Pierre  Duval  (12)  berichten  von  2  Fällen  von 
chronischer  interstitieller  Nephritis  mit  Urämie  von  vorzüglichem  vorläufigem 
Erfolg  durch  die  Operation  von  Edebohls.  Leon  Bernard  hält  diese 
Besserungen  nur  für  vorübergehend  und  will  an  Stelle  der  Operation  den  ein- 
fachen Aderlass  setzen. 

Rudolf  Diehl  (13)  berichtet  von  einem  Kinde,  das  unter  urämischen 
Erscheinungen  gestorben  ist,  chronisch  parenchymatöse  Degeneration  der 
Nieren  mit  Ausgang  in  fast  totale  Nekrose  der  Rinde  vielleicht  nach  einem 
Scharlach. 

Ehrhardt  (14)  machte  an  Katzen  Versuche  über  Nierendekapsulation, 
in  keinem  Falle  Neubildung  nennenswerter  Anastomosen  in  der  neugebildeten 
Kapsel.  Nach  Unterbindung  der  Art.  und  V.  renalis  blieb  nur  1  Millimeter 
breiter  Rindensaum  von  der  Nekrose  verschont. 

Ekehorn  (15)  liefert  einen  Beitrag  zur  Frage  der  operativen  Behand- 
lung der  Nephritis.  Bei  2  Fällen  von  akuter  infektiöser  Nephritis  wurde  die 
Niere  blossgelegt.  In  dem  einen  Falle  wurden  kleine  Abszesse  auf  der  Ober- 
fläche der  Niere  gefunden;  hier  wurde  nur  die  Niere  blossgelegt  In  dem 
anderen  Falle  wurde  die  Niere  gespalten.  In  4  Fällen  von  renaler  Hämaturie 
auf  Grund  chemischer  Nephritis  wurden  Dekapsulation  und  Sektionsschnitte 
ausgeführt.  Die  mikroskopische  Untersuchung  bei  der  Operation  exzidierter 
Stückchen  zeigte,  dass  in  diesen  Fällen  verschiedene  Formen  chemischer  Ent- 
zündung vorlagen.  In  sämtlichen  Fällen  war  die  Operation  von  Heilung  be- 
gleitet. Beigefügt  sind  vollständige  Krankengeschichten  mit  epikritischen  Be- 
merkungen. Hj.  von  Bonsdorff. 

Nach  Ferranini  (16)  wird  die  neuerdings  angenonunene  Schädigung 
durch  das  Kochsalz  bei  Nephritikern  übertrieben ;  es  führen  subkutane  Koch- 
salzinfusionen nur  eine  sehr  vorübergehende  Steigerung  der  Albuminurie  und 
der  Nierenelemente  herbei.  Nicht  einmal  während  eines  urämischen  Anfalles 
sind  ausgiebige  Kochsalzinfusionen  gefährlich,  sondern  sogar  nützlich.  Die 
Entchlorungskur  ist  bei  Nephritis  bedeutungslos. 


Ziegler,  Verletzungen  und  chimrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        983 

Fioretti  (17)  legt  in  einer  vorläufigen  Mitteilung  die  ersten  Resultate 
einer  Reihe  von  Versuchen  nieder,  bei  denen  er  bei  Kaninchen  und  Hunden 
sadi  Provozierung  einer  chronischen  Nephritis  mittelst  Ammoniumchromat 
die  Entkapselung  der  Niere  vorgenommen  hat.  Die  Versuche  umfassen  vier 
(Truppen:  a)  gesunde  entkapselte  uud  7  bis  70  Tage  nach  der  Operation  ge- 
tote Hunde ;  b)  nephritische,  in  verschiedenen  Stadien  der  Krankheit  getötete 
üunde  und  Kaninchen;  c)  nephritische  in  verschiedenen  Stadien  der  Krank- 
heit operierte  Hunde  und  Kaninchen;  d)  entkapselte  und  nach  einem  gewissen 
Zeiträume  vergiftete  Hunde.  Die  erzielten  Resultate  fähren  den  Verf.  zu  dem 
Schlosse,  dass: 

1.  bei  normalen  Nieren  die  Kapsulektomie  nur  vorübergehende  Altera- 
tionen der  Nierensubstanz  mit  sich  bringt,  welche  ungefähr  10  Tage  nach  dem 
Operationsakt  verschwinden; 

2.  die  neue  äusserst  gefassreiche  Kapsel  schon  am  10.  Tage  nach  der 
Entkapselung  gebildet  ist; 

3.  infolge  der  sich  zwischen  der  entkapselten  Niere  und  den  benach- 
barten Geweben  bildenden  Verwachsungen  eine  reichliche  Gefassneubildung 
eintritt,  welche  die  endorenale  Zirkulation  mit  der  der  umhegenden  Gewebe 
in  Kommunikation  setzt; 

4.  das  Ammoniumchromat  eine  chronische  parenchymatöse  Nephritis 
verursacht; 

5.  bei  nephritischen  Nieren  die  Entkapselung  eine  Besserung  in  dem 
AUgemeinznstande  des  Röhrchenepithels  mit  sich  bringt; 

6.  die  in  der  nicht  operierten  nephritischen  Niere  kaum  angedeutete 
Neubildung  der  Röhrchen  recht  ersichtlich  und  ausgeprägt  ist  in  der  ent- 
kapselten Niere  infolge  der  Gefassneubildung  und  der  gebesserten  Blutzirku- 
lation ; 

7.  die  neugebildete  Kapsel  drei  Monate  nach  der  Entkapselung  keine 
Neigung  zur  Schrumpfung  zeigt.  R.  Giani. 

Nach  ausführlicher  Mitteilung  der  einschlägigen  Literatur  illustriert 
Gatti  (18)  einen  persönlichen  Fall.  Es  handelt  sich  um  ein  Individuum  von 
19  Jahren,  das  an  doppelseitiger,  vorwiegend  interstitieller,  gemischter 
chronischer  Nephritis  (histiologische  Diagnose)  ohne  Nephralgie  und  ohne 
Hämaturie  litt,  bei  dem  er  nach  vorausgegangener  Nephrolyse  die  doppelseitige 
Nierenentkapselung  vornahm  mit  einem  Zwischenraum  von  einem  Monat 
zwischen  der  ersten  und  zweiten  Entkapselung. 

Der  ein  Jahr  lang  nach  der  ersten  Operation  beobachtete  Patient  hat 
aus  dem  chirurgischen  Eingriff  erhebliche  Vorteile  gezogen:  diese  Vorteile 
lassen  sich  also  zusammenfassen: 

1.  Sofortige  Hebuug  der  Nierenfunktion  mit  Zunahme  der  Gesamtmenge 
des  Urins,  des  Hamstoflfstickstoflfs  und  der  Chloride.  Diese  Hebung  war  teil- 
weise schon  durch  die  erste  Entkapselung  erzielt  worden. 

2.  Bedeutende  und  dauernde  Besserung  des  Allgemeinbefindens  des 
Patienten. 

3.  Bedeutende,  doch  vorübergehende  Besserung  der  lokalen  Verhältnisse ; 
die  Albuminurie,  die  in  der  Tat  sofort  nach  der  Operation  bedeutend  herab- 
gegangen war,  wurde  nach  einem  Zeitraum  von  einem  Jahr  allmählich  wieder 
erheblicher,  ohne  jedoch  die  ursprüngliche  Menge  zu  erreichen. 

Indem  Verf.  sodann  zu  Betrachtungen  allgemeiner  Natur  übergeht,  hält 
er   zwar    die    Vorteile    des   chirurgischen    Eingriffes    bei    Nephralgien    und 


984  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

essentiellen  Nierenhämaturien  für  unzweifelhaft,  betrachtet  jedoch  jedes  end- 
gültige Urteil  über  den  Eingriff  selbst  bei  einfachen  elastischen,  bakteriellen 
oder  toxischen,  akuten  oder  chronischen  Nephritiden  ohne  Nephralgie  und 
ohne  Hämaturie  als  verfrüht.  R.  Giani. 

Gatti  (19)  teilt  das  Dauerresultat  eines  chirurgischen  Eingriffs  mit 
bilateraler  Nierenentkapselung  mit,  den  er  in  einem  Falle  von  gemischter,  vor- 
wiegend interstitieller,  chronischer  beiderseitiger  Nephritis  ausgeführt  bat. 

Er  teilte  das  Dauerresultat  bereits  nach  11  Monaten  mit.  Jetzt  sind 
20  Monate  verflossen. 

Red.  hat  in  diesem  Falle  eine  sofortige  Hebung  der  Nierenfunktion 
(Harnstoff,  Diurese),  eine  dauernde  Besserung  in  dem  Allgemeinzustand  des 
Patienten  (Verschwinden  der  Ödeme,  des  Herzklopfens,  des  Gefühls  allge- 
meiner Niedergeschlagenheit),  aber  nur  eine  vorübergehende  Besserung  des 
Krankheitsprozesses  der  Niere  beobachtet,  da  die  Albuminurie  von  neaem 
stieg  mit  reichlicher  Anwesenheit  von  Zylindern  und  Polyurie. 

Red.  hat  die  Tendenz  des  Prosesses  zum  interstitiellen  Typus  nach  dem 
Operationsakt  konstatiert,  in  Übereinstimmung  mit  den  Beobachtungen 
.mehrerer  Experimentatoren,  unter  denen  Ferrarini,  Cassanello  und 
•Zironi,  welche  die  erhebliche  Entwickelung  von  nicht  nur  perirenalem, 
sondern  auch  intrarenalem  Bindegewebe  nach  diesem  Eingriff  konstatiert 
haben.  Er  glaubt,  dass  man  sich  bei  den  einfachen  Nephritiden  vor  den 
Illusionen  hüten  müsse,  welche  die  frühzeitigen  guten  Erfolge  über  die 
definitiven  erwecken  können.  R.  Giani. 

Es  handelt  sich  um  eine  klinische  und  anatomisch-pathologische  Unter- 
suchung über  drei  von  Gaudiani  (20),  sei  es  mit  Nephrolyse,  sei  es 
mit  Kapsulektomie  operierte  Fälle  von  chronischer  Nephritis.  Nur  bei  einem 
derselben  erzielte  er  einen  befriedigenden  Erfolg;  Verf.  fügt  einen  vierten 
von  Prof.  Montenovesi  mit  vorzüglichem  Resultat  mit  Kapsulektomie  ope- 
rierten Fall  hinzu. 

Verf.  stellt  eine  kritische  Untersuchung  über  die  Frage  an  und  schliesst 
dahin,  dass  der  chirurgische  Eingriff  seine  Berechtigung  findet  bei  Nephralgie 
oder  Hämaturie  der  chronischen  Nephritiker,  während  er  im  gegenwärtigen 
Zeitpunkt  ganz  und  gar  nicht  gerechtfertigt  ist  in  den  Fällen  von  nicht  in- 
fektiöser, chronischer  Nephritis,  die  frei  von  irgend  einer  der  erwähnten  Kom- 
plikationen verlaufen.  R.  Giani. 

Gelpke  (21)  stellt  einen  55 jährigen  Mann  vor,  der  infolge  chronischer 
Nephritis  starkes  Odem,  Zylinder  und  viel  Eiweiss  im  Urin  hatte;  derselbe 
wurde  mit  Dekapsulation  und  Bedeckung  der  Niere  mit  Netz  behandelt.  Er 
ist  jetzt  beschwerdefrei  und  hat  nur  mehr  wenig  Eiweiss. 

Gelpke  (22)  berichtet  von  einem  älteren  Mann  mit  massiger  Albuminurie, 
den  er  von  seinen  heftigen  Schmerzen  in  der  rechten  Nierengegend  durch 
Kapselspaltung  heilte. 

Francisco  Gentil  (23)  bespricht  monographisch  unter  Berücksichti- 
gung der  Geschichte,  zum  Teil  auf  Grund  eigener  Erfahrung,  zum  Teil  auf 
Grund  des  Literaturstudiums  die  Behandlung  der  Brightischen  Krankheit 
durch  Nephrokapsektomie  in  ungünstigem  Sinne.  Unter  83  Fällen  von  paren- 
chymatöser, interstitieller  und  gemischter  Nephritis  10  Heilungen,  21  Besse- 
rungen, 16  Todesfälle  infolge  der  Operation,  für  die  mit  Albuminurie  einher- 
gehende Wanderniere  25  Heilungen  unter  34  Fällen.    Grosse  Literatur. 


Ziegler,  Verletzangen  nnd  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       985 

Gentzen  (24)  fand  in  normalem,  d.  h.  eiweissfreiem  Urin  gesunder 
Personen  in  49  Vo  Zylinder,  in  30  ^/o  granulierte  und  in  19®/o  hyaline. 

Haris  (25)  berichtet  von  einer  Heilung  von  chemischer  Nephritis  mit 
Aszites  nnd  Ödemen  durch  doppelseitige  Aushülsung.  Heilung  hält  noch  nach 
IVt  Jahren  an. 

Herringham  und  Griffith  (27)  sprachen  über  Nekrose  der  Rinde 
beider  Nieren. 

Es  handelt  aich  am  eine  jange  Frau,  die  kurz  nach  der  Geburt  eines  toten  Kindes 
an  Nephritis  erkrankte  nnd  nach  sechstägiger  Anurie  starb.  Bei  der  Sektion  fand  man  die 
Rindensubstanz  beider  Nieren  nekrotisch.    Es  bestand  keine  Endarteritis. 

V.  Uly 6s  (28)  gelangt  auf  Grund  von  Versuchen  und  klinischen  Er- 
fahrungen zu  folgenden  Konklusionen  in  der  Frage  über  die  chirurgische 
Behandlung  interner  Nierenleiden. 

1.  Nach  der  Dekapsulation  entwickelt  sich  in  kurzer  Zeit  eine  neue 
Kapsel. 

2.  Demgemäss  wird  durch  die  Dekapsulation  eine  (Entspannung  nur  auf 
kurze  Dauer  erzielt. 

3.  In  der  neugebildeten  Kapsel  findet  man  auch  neue  Blutgefässe,  die 
in  die  Niere  eindringen,  doch  sind  diese  zu  spärlich  und  zu  dünn,  um  in  der 
Emähning  der  Niere  eine  entscheidende  Rolle  spielen  zu  können. 

4.  Keines  der  neugebildeten  Gefässe  dringt  bis  in  die  Glomeruli  oder 
an  die  Nierenkanälchen  vor. 

5.  Die  neugebildete  Kapsel  schädigt  nach  einiger  Zeit  die  Funktion 
der  Niere. 

6.  Die  Redekapsulation  hat  auf  die  Niere  nachteilige  Folgen. 

7.  Die  Dekapsulation  kann  bei  akuter  Nephritis  die  intrarenale  Spannung 
nicht  immer  beheben. 

8.  Einseitige  chronische  toxische  Nephritis  entsteht  nicht  auf  hämato- 
genem  Wege. 

9.  Nach  der  destruktiven  Erkrankung  der  einen  Niere  entstehen  binnen 
gewisser  Zeit  auch  an  der  anderen  Niere  funktionelle,  ja  sogar  in  einzelnen 
Fällen  histologische  Veränderungen. 

10.  In  Fällen  akut  eitriger  Nephritis  wird  durch  die  Dekapsulation  die 
renale  Tension  gemindert,  für  oberflächliche  Eiterungen  ein  Abfluss  verschafft 
und  auf  diese  Weise  der  Prozess  im  ganzen  günstig  beeinflusst. 

11.  Bei  chronischer  diffuser  Nephritis  beobachtete  v.  Uly 6s  nach  der 
Dekapsulation  in  den  drei  ersten  Monaten  Besserung.      Gergö  (Budapest). 

L  a  m  e  r  (29)  wagt  noch  nicht,  die  ungefährliche  Dekortikation  der  Nieren 
bei  Nephritis  zu  empfehlen. 

Leube  (30)  glaubt,  dass  wir,  die  physiologische  Albuminurie  betreffend, 
mit  der  Annahme  einer  angeborenen  Verschiedenheit  in  der  Dichtigkeit  des 
Nierenfilters  auch  fernerhin  rechnen  müssen. 

Nach  Hinweis  auf  die  einschlägigen  in  der  Wissenschaft  herrschenden 
Anschauungen  berichtet  Martini  (31)  über  eine  Reihe  von  ihm  an  Hunden 
nntemommenen  Versuchen,  die  er  in  drei  Gruppen  eingeteilt  hat: 

Die  erste  Gruppe  hat  den  Zweck,  die  Entwickelung  der  neuen  Kapsel 
zu  studieren,  weshalb  das  Tier  in  verschiedenen  Zwischenräumen  nach  der 
Entkapselung  getötet  wurde. 

Die  zweite  Gruppe  hat  den  Zweck,  die  Neubildung  der  Kapseigefasse 
und  ihre  Kommunikation  mit  den  Nierengefassen  zu  verifizieren,  indem  zu 
diesem  Behufe  die  intravenöse  Injektion   vermittelst  der  Brustaorta  und  der 


986  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Vena  cava  ascendens  nach  vorausgehender  Ligatur  der  Nervengefasse  am  Hilus 
gemacht  wurde. 

Die  dritte  Gruppe  hat  den  Zweck,  den  funktionellen  Wert  der  Nieren- 
kapselanastomosen  zu  konstatieren  durch  Unterbindung  der  Nierenarterie  oder 
Vene  zu  verschiedenen  Zeiten  nach  der  Operation. 

Die  Hauptergebnisse  der  ersten  Gruppe  sind: 

1.  Die  Entwickelung  der  neuen  Kapsel  erfolgt  wesentlich  infolge  Pro- 
liferation des  interstitiellen  Bindegewebes  und  des  Endothels  der  Gefasse. 

2.  Die  neugebildete  Kapsel  erhält  sich  an  der  Nierenoberfläche  äusserst 
adhärent  und  hat  eine  nicht  gleichmässige ,  aber  stets  normal  grosse  Dicke, 
die  nicht  durch  den  Netzeinschluss  oder  durch  die  Vorbringung  der  entkap- 
selten Niere  in  die  Peritonealhöhle  beeinflusst  wird. 

3.  Indem  die  Entkapselung  den  natürlichen,  kollateralen  Kreislauf  der 
Niere  unterbricht,  erzeugt  sie  in  dieser  nur  Erscheinungen  vorübergehender, 
auf  die  peripheren  Teile  des  Organes  beschränkter  Hyperämie  und  keine  nach- 
weisbare degenerative  Erscheinung  zu  Lasten  des  Epithels  usw. 

Die  Hauptergebnisse  der  zweiten  Gruppe  sind: 

1.  Die  normale  Existenz  eines  perirenalen  Kollateralkreislaufes  begünstigt 
die  Erzeugung  von  neuen  Gefässwegen  infolge  des  ümstandes,  dass  auf  seine 
Unterbrechung  mittelst  Entkapselung  der  Niere  die  Bildung  eines  Granulations- 
gewebes folgt,  das  äusserst  reich  an  Endothelsprossen  ist,  welche  ihrerseits 
sich  entwickelnd,  anastomosieren,  sei  es  mit  Gefässen  der  Fettkapsel  und  der 
umliegenden  Gewebe,  sei  es  mit  den  Gefässen  der  Niere. 

2.  Die  Entwickelung  dieser  neuen  anastomotischen  Wege  wird  dargetan 
durch  die  makro-mikroskopischen  Befunde,  denn,  da  die  Gefasse  des  Nieren- 
hilus  vor  der  Vornahme  der  Injektion  unterbunden  vnirden,  bildet  die  in  dem 
entkapselten  Organ  angetroffene  Gelatine  einen  Beweis  dafür,  dass  sie  ver- 
mittelst der  neugebildeten  Gefasse  dorthin  gelangt  ist. 

3.  Aus  seinen  Experimenten  ergibt  sich,  dass  der  neue  Kollateralkreis- 
lauf  viel  weiter  und  reichlicher  ist,  als  der  natürliche,  und  zwar  weil  kon- 
statiert wurde,  dass  die  injizierten  Gefasse  der  regenerierten  Kapsel  viel  zahl- 
reicher und  von  ansehnlicherem  Kaliber  sind,  als  die  der  normalen  Kapsel 
angehörigen  usw. 

Die  Hauptergebnisse  der  dritten  Gruppe  sind: 

1.  Die  anatomisch-pathologischen  Veränderungen,  das  heist,  die  durch 
die  Ligatur  der  Nierenarterie  oder  -Vene  in  einer  vorher  entkapselten  Niere 
erzeugten  Degenerations-  und  Nekroseerscheinungen  sind  geringer  als  die  durch 
dieselbe  Ursache  in  einer  normalen  Niere  erzeugten. 

2.  Die  zweizeitig  in  einem  Zwischenraum  von  einem  Monat  voneinander 
nach  der  Neubilduug  der  Kapsel  beider  Nieren  gemachte  bilaterale  Ligatur 
der  Nierenvene  ist  mit  dem  Leben  des  Tieres  verträglich. 

3.  Der  Hund  überlebt  die  Entfernung  einer  Niere,  die  einige  Zeit  nach 
der  Ligatur  der  Vene  der  anderen,  vorher  entkapselten  Niere  vorgenommen 
wird  usw.  R.  Giani. 

Mynlieff  (32)  verficht  die  Ansicht,  dass  erhöhte  intrarenale  Spannung 
zur  Eklampsie  führt,  die  um  so  leichter  auftritt,  als  im  Blute  der  Schwangeren 
viele  Toxine  zirkulieren.     Therapie:  Dekapsulation. 

Nico  lieh  (33)  berichtet  von  einer  jungen  Frau,  die  wegen  Blutung  bei 
Nephritis  nephrektomiert  wurde. 


Ziegler,  Verletzangen  und  chinirg.  Krankheiten  der  Nieren  nnd  Harnleiter.        987 

Ein  Jahr  lang  gutes  Befinden,  dann  wieder  Schmerz  und  Hämaturie.  Inzision  bis 
uf  die  Kapsel  genügt,  um  Schmerz  und  Blutung  zum  Verschwinden  zu  bringen.  Nach 
tti  Jahren  beginnt  der  Urin  trübe  zu  werden ,  Niere  vergrössert  und  beweglich ,  Nephro* 
ismie  und  Nephropexie,  geheilt.  Nach  zwei  Jahren  wieder  Blutung  und  schlechter  Zustand. 
Eomplete  Dekortikation,  worauf  Blutung  und  Schmerz  schwindet. 

Onorato  (34)  hat  bei  Hunden  höchst  akute  Nephriti den  hervorgerufen, 
indem  er  in  das  Nierenbecken  eine  Lösung  von  Fluornatrium  injizierte.  Wurde 
das  Tier  beim  Eintritt  der  anurischen  Periode  sich  selbst  überlassen,  oder 
wurde  Äderlass  und  Injektion  vorgenommen,  so  verendete  dasselbe  gewöhnlich 
an  urämischer  Intoxikation.  Dagegen  genasen  bei  Vornahme  der  Nephrotomie 
TOD  vier  Hunden  zwei;  beim  Eingriff  mit  der  Nephrolyse  wurden  von  vier 
Hunden  drei  gerettet.  R.  Giani. 

Fauchet  (35)  stellt  betreffs  der  chirurgischen  Behandlung  der  Nepbri- 
tiden  folgende  Sätze  auf: 

1.  chronische  Nephritis  wird  häufig  gebessert,  vielleicht  geheilt  durch 
Dekapsulation  der  Niere,  stets  beiderseitig  in  einer  Sitzung. 

2.  Die  Blutung  bei  Entzündung  wird  behandelt  durch  Inzision  der 
Niere  nnd  Exzision  der  Kapsel,  wodurch  Feststellung  der  Diagnose,  Aufhören 
der  Blutung,  Besserung  der  Nephritis. 

3.  Für  Urämie  Kapsulektomie;  die  weniger  schwer  erkrankte  Niere 
wird  operiert.  Durch  die  Operation  Erniedrigung  der  arteriellen  Spannung 
und  Wiederkehr  der  Diurese.  Kontraindikation :  Herzerweiterung  und 
schlechter  Puls. 

Pulle y  (37)  empfiehlt  bei  chronischer  Nephritis  Auswaschungen  des 
Nierenbeckens  mit  warmer  ^/lo  — Va%  Höllensteinlösungen.  Besserungen  bei 
4  Fällen  und  2  gonorrhoischen. 

Ransohoff  (38)  berichtet  von  einem  jungen  Mann,  der  unter  ver- 
schiedener Diagnose  Jahre  hindurch  behandelt  worden  war  und  beständig  an 
Schmerzanfallen  litt,  die  auf  Steinniere  oder  Wanderniere  hinwiesen,  bei 
negativem  Untersuchungsbefunde.  Es  wurde  die  Niere  freigelegt  und  bis 
zum  Becken  eröffnet,  ohne  Befund.  Verschluss.  Heilung.  Untersuchung 
eines  exzidierten  Stückchens  ergab  chronische  Nierenentzündung. 

E.  Ribas  y  Ribas  (40)  hat  in  4  Fällen  von  einseitiger  Nephritis 
Nephrotomie  (in  einem  Falle  beginnender  Urämie  Besserung,  in  1  Falle  bei 
Urämie  Besserung  der  urämischen  Symptome  aber  dann  Tod,  in  2  Fällen 
Heilung)  und  in  einem  Falle  von  doppelseitiger  Nephritis  Dekapsulation  aber 
ohne  Besserung  erzielt.  Er  will  Nephrotomie  bei  jeder  schweren  akuten 
Nephritis  bei  Versagen  der  internen  Therapie  und  drohender  Urämie,  bei 
Schmerzen  nnd  Hämaturie. 

Rolleston  und  Attlee  (41)  berichten  über  die  ausserordentlich 
günstige  Wirkung  von  Coffein,  citric.  auf  Ödem  bei  parenchymatöser  Nephritis. 
[T  Vs  grains  3  mal  täglich  mit  allmählich  geringeren  Dosen  bis  zum  Ver- 
schwinden des  Ödems  in  22  Wochen).  Patient  verlor  anfangs  täglich  4  eng- 
lische Pfund. 

Rovighi  (42).  Ungeachtet  der  grössten  Fürsorge  sieht  der  Arzt  öfters  ein 
Terhängnisvolles  Fortschreiten  im  Verlaufe  ausgebreiteter  nephritischer  Prozesse 
und  das  liegt  ihm  schwer  auf  der  Seele,  weil  der  Tod  der  Patienten  ihm 
dami  als  unvermeidlich  erscheint.  Bei  solchen  Fällen  kann  sich  der  Arzt 
die  Frage  aufstellen,  ob  der  Versuch,  den  Kranken  mittelst  eines  operativen 
Vorganges,  d,  h.  der  Nierenentkapselung,  zu  retten,  angemessen  ist. 


988  Jahresbencht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Die  Geschichte  der  Frage  des  chirurgischen  Eingriffes  bei  der  Nephritis, 
obwohl  neuesten  Datums,  hat  sich  mit  zahlreichen  Beobachtungen  und  wert- 
vollen Arbeiten  bereichert,  welche  einen  Beweis  des  edlen  zu  Gunsten  der 
leidenden  Menschheit  entfalteten  Eifers  unserer  Epoche  liefern. 

Es  ist  bekannt,  dass  der  Zufall  oder  ein  diagnostischer  Fehler  manchmal 
zur  Erfindung  bedeutender  Heilmethoden  auf  dem  chirurgischen  Gebiete  fährten. 

Ein  englischer  Chirurg,  Harrisson  (im  Jahre  1896),  welcher  die 
Diagnose  von  Nephrolithiasis  gestellt  hatte,  öffnete  den  Bauch  des  Kranken 
und  entkapselte  die  Niere.  Sein  diagnostisches  Urteil  war  fehlerhaft;  es 
handelte  sich  nur  um  einen  nephritischen  Vorgang,  der  Kranke  jedoch  heilte 
und  dieser  Erfolg  veranlasste  ihn,  die  Nierenentkapselung  bei  anderen  mit 
nephritischen  Prozessen  behafteten  Individuen  mit  besten  Resultat-en  vorzu- 
nehmen. Der  Schnitt  der  fibrösen  Nierenkapsel  würde  nach  Harri  son 
dazu  nützen,  die  durch  entzündliche  und  hämorrhagische  Nierenvorgänge  ver- 
ursachte reno-kapsuläre  Spannung  zu  vermindern. 

Die  Idee  Harrissons  wurde  in  anderen  Ländern  aufgenommen  und 
fruchtbar  gemacht,  nämlich  in  Deutschland  von  Israel,  in  Frankreich  von 
Tuffier,  Pousson,  Salamon,  in  Dänemark  von  Rovsing,  in  Amerika 
von  Elliot  und  besonders  von  Edebohls.  Damit  beschäftigen  sich  in 
Italien  Ferrarini  und  Giordano.  Wenn  man  heutzutage  eine  Statistik 
der  günstigen  und  ungünstigen  Urteile  der  Chirurgen  in  bezug  auf  die 
Nephrolysis  zur  Behandlung  der  Nephritis  sammeln  wollte,  so  würde  man 
finden,  dass  70— 80®/o  derselben  die  Nierenentkapselung  bei  den  nephri- 
tischen Prozessen  mit  Begeisterung  lobt. 

R  o  V  i  g  h  i  hat .  sich  vorgesteckt ,  folgende  praktisch  wichtige  und 
klinische  Frage  zu  lösen :  d  h.  ob  die  Schröpfung  oder  die  Entkapselnng  der 
Niere  den  nephritischen  bei  Kaninchen  versuchsweise  durch  Cantharidinum- 
oder  Diphtherietoxininjektionen  erzeugten  Vorgang  zu  hemmen,  lösen  oder 
verändern  vermögen.  Seine  Versuche  beziehen  sich  also  auf  die  Prozesse  von 
akuter  Nephritis,  welche  den  infolge  akuter  Vergiftung  oder  Infektionen  beim 
Menschen  beobachteten  ähnlich  sind.  In  seinen  Versuchen  verwendete  er 
folgende  Methode:  er  spritzte  gleiche  Gaben  von  Cantharidinum  oder  Di- 
phtherietoxin  in  zwei  Kaninchen  gleichen  Alters  und  Gewichtes  ein  und  beim 
Auftreten  von  Nephritissymptomen,  welche  sich  durch  Anwesenheit  von  Eiweiss, 
Nierenzylindern,  roten  Blutkörperchen  und  Leukozyten  im  Harne  offenbar 
machten ,  dann  operierte  er  das  eine  Kaninchen ,  das  andere  zur  Kontrolle 
schonend.  Er  wurde  sofort  gewahr,  dass  die  Schröpfungen  der  Kapsel  nicht 
so  nützlich  waren  als  die  Entkapselnng  und  bediente  sich  darum  fast  immer 
der  Entkapselnng  einer  einzigen  Niere ;  zuweilen  operierte  er  jedoch  in  kuner 
Zwischenzeit  beide  Nieren.  Er  benutzte  starke  vier-  oder  fünfmonatliche 
Kaninchen,  welche  ungefähr  2  kg  wogen,  da  die  jungen  und  kleinen  den 
operativen  Eingriff  schwer  ertragen.  Bei  allen  operierten  Kaninchen  zeichnete 
er  die  Gewichtsänderungen  auf;  nach  ihrem  Tod  oder  ihrer  Aufopfernng 
nahm  er  die  Sektion  vor,  wobeier  die  Nierenstücke  zu  der  histologischen  Unter- 
suchung aufbewahrte;  unter  den  operierten  oder  geheilten  Kaninchen  opferte 
er  einige  gleich  nach  dem  Verschwinden  des  Eiweisses,  andere  15 — 30  Tage 
nach  der  Heilung  des  nephritischen  Prozesses.  Zuerst  erforschte  er  jedoch 
die  Folgen  der  auf  die  gesunde  Niere  vorgenommenen  Entkapselung,  wozu 
ein  Kaninchen  mit  der  Nierenentkapselung  operierte  und  es  25  Tage  nach 
der  Operation  opferte. 


Ziegler,  YerletzangeD  and  chirnrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Hamleiier.        d89 

Aas  seinen  Versuchen  kam  Rovighi  zu  folgenden  Resultaten: 

1.  Ungefähr  einen  Monat  nach  der  Nierenentkapselung  beobachtet  man 
die  Wiedererzeugung  der  Faserkapsel  mit  Neubildung  bindegewebiger  Stränge, 
worin  neue  Blutgefä88e  enthalten  sind,  welche  den  Blutkreislauf  in  der 
operierten  Niere  verstärken. 

2.  Bei  allen  durch  Cantharidinum  nephritisch  gemachten  Kaninchen 
führten  die  Schröpfungen  der  Niere  und  die  einseitige  Nephrolysis  den  krank- 
haften Vorgang  zur  Heilung,  während  die  Mortalität  -der  anderen  aus 
Cantharidinuminjektionen  nephritisch  gewordenen  Kaninchen  sich  auf  50  7o 
darstellte. 

3.  Bei  der  durch  Diphtherietoxin  erzeugten  Versuchsnephritis  sind  die 
zweiseitigen  Nierenschröpfungen  erfolglos,  während  die  bilaterale  und  auch 
die  einseitige  Entkapselung  50%  der  durch  dasselbe  Diphtherietoxin 
nepbritisch  gemachten  Kaninchen  vom  Tode  rettete. 

4.  Die  Mortalität  der  durch  Diphtherietoxin  nephritisch  gemachten 
Kontrollkaninchen  stellte  sich  auf  100  ^/o  dar. 

5.  Die  Entkapselung  hat  zur  Folge:  Zunahme  der  Diurese,  allmähliches 
Verschwinden  des  Eiweisses  und  der  Nierenelemente  vom  Harne  und  Heilung 
des  nephritischen  Prozesses  30 — 36  Tage  nach  der  Operation,  wie  es  durch 
die  histologische  Untersuchung  der  Nieren  bestätigt  wird. 

6.  Die  Dekortikation  einer  nephritischen  Niere  übt  auch  infolge  des 
bekannten  reno- renalen  Reflexes  einen  günstigen  Einfluss  auf  die  andere 
erkrankte  Niere  aus. 

Der  chirurgische  Eingriff  bei  der  durch  Cantharidiuum  und  Diphtherie- 
toxin versuchsweise  erzeugten  akuten  Nephritis  führt  also  in  der  grössten 
Hälfte  der  Fälle  zu  einer  langsamen  und  fortschreitenden  Heilung  des  krank- 
haften Vorganges.  Nach  Rovighi  sind  die  Gründe  der  durch  die  Nieren- 
entkapselung bewirkten  Verbesserung  und  Heilung  der  nephritischeu  Prozesse, 
wie  es  von  den  meisten  Autoren  angenommen  wird,  in  dem  veränderten 
Kreislaufe,  bezw.  in  dem  verbesserten  Blutumlaufe  zu  suchen,  welcher  dem 
operativen  Eingriffe  folgt. 

Aus  den  Resultaten  seiner  Versuche  erhellt  es  weiter,  wie  Rovighi 
betont,  dass  der  Schnitt  der  Nierenkapsel  sofort  die  übermässige  Spannung 
and  die  Kongestion  der  Blutgefässe  vermindert  und  öfters  einen  reichlichen 
Abfluss  von  Blut  und  vielleicht  auch  von  toxischen  Stoffen  und  in  der  Niere 
angehäuften  epithelialen  Rückständen  bewirkt.  Dazu  knüpft  sich  die  ver- 
mehrte Diurese  als  erste  Wirkung  der  Nephrolysis,  sowie  die  Verminderung 
jener  entzündlichen  Stauung,  welche  für  das  Leben  der  Gewebe  und  die 
Wiederherstellung  ihrer  Funktionen  so  hinderlich  ist. 

Neuerdings  haben  zwar  Claude  und  Balthazard  durch  Versuche 
beim  Hunde  bewiesen,  dass  die  Nierenentkapselung  eine  vollständigere 
Harnreinigung  mit  geringerem  Zwang  des  Herzens  bewirkt;  darum  kommen 
sie  zum  Schlüsse,  dass  derselbe  beim  Menschen  vorgenommene  operative 
Eingriff  die  Blutspannung  zu  vermindern  neigt.  Von  der  Idee  aus- 
gehend, dass,  welcher  auch  der  die  Nephritis  und  besonders  die  Glomeru- 
lonephritis verursachende  Vorgang  sei,  der  grössere  Schaden  von  der  venösen 
Kongestion  bedingt  wird,  so  hat  Baccelli  seit  lange  den  Aderlass  am 
Fusse  als  das  beste  Mittel  empfohlen,  um  die  erkrankte  Niere  von  dem 
übermässigen  Blutandrang  zu  befreien,  wonach  er  immer  eine  wohltätige 
Wirkung  beobachtete. 


$)90  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Es  gibt  dann  eine  andere  Art,  womit  die  Entkapselung  in  gün- 
stiger Weise  auf  den  Verlauf  der  akuten  und  chronischen  Nephritis  ein- 
wirkt; solcher  günstige  Einfluss  hängt  mit  dem  Einsetzen  neuerer  Wege 
zusammen,  wodurch  der  von  dem  Entzündungsprozesse  verhinderte  Blutkreis- 
lauf sehr  erleichtert  wird  und  somit  die  molekularen  Wechsel  in  den  er- 
krankten Geweben  leichter  und  ersetzungsfahiger  werden  und  die  Heilung 
begünstigen.  Dazu  kommt,  dass  Edebohls  bei  den  mit  der  Bright sehen 
Krankheit  befallenen  Individuen,  die  der  chirurgischen  Behandlung  unter- 
worfen worden  waren,  eine  Zunahme  der  Nierenfunktion  beobachtete,  welche 
sich  mit  der  vermehrten  Diurese  und  der  grösseren  Hamstoffausscheidnng, 
sowie  mit  der  Verbesserung  des  Allgemeinzustandes  der  Patienten,  mit  dem 
Verschwinden  der  Ödeme,  der  Kopfschmerzen,  der  Verdauungsstörungen  und 
mit  dem  Wiederauftreten  der  normalen  Hautfarbe  offenbarte. 

Auf  diese  Weise  vervollständigen  sich  die  Theorie  Harrisons,  nach 
welcher  die  Kapsulektomie  einen  günstigen  Einfluss  durch  Verminderung  der 
inneren  Spannung  bei  der  mit  Phlogose  befallenen  Niere  ausübt  und  die 
Edebohls,  welche  solche  wohltätige  Wirkungen  mit  den  neueren  Wegen  in 
Zusammenhang  bringt,  die  infolge  der  Nephrolysis  zwischen  der  Niere  und 
den  Nachbarorganen  sich  einsetzen. 

Aus  dem  oben  Gesagten  ergibt  sich  also^  dass,  besonders  im  Verlaufe 
einer  akuten  Nephritis  oder  einer  chronischen,  wenn  schwere  Erscheinungen 
von  Anurie  und  folglich  von  Urämie  auftreten,  bei  noch  jungen  und  kräftigen 
Individuen,   wenn  der  Kranke  in   drohender  Lebensgefahr  ist  und  alle  von 
der  ärztlichen  Kunst  empfohlene  Mittel  erfolglos  blieben,    die  Pflicht  heutzu* 
tage  vorUegt,   durch  die  Nierenentkapselung  operativ   einzugreifen,  mit  der 
Hoffnung,   die  Kranken  von   einem  sicheren  Tode  zu  retten.     Darin  stimmt 
Rovighi    mit    Morgour,    Guiteras,    Pousson,    Claude,    Edebohls 
und  anderen  Autoren  überein,   welche  behaupten,   dass  die  Nephralgie,   die 
Hämaturie,  die  Anurie  und  im  allgemeinen  alle  physikalischen  und  funktionellen 
Symptome,  durch  deren  langwieriges  Bestehen  der  Tod  der  Kranken  wahr- 
scheinlich wird   und  welche  aller  Heilmittel  spotten,  in  wirksamer  Weise  mit 
dem  chirurgischen  Messer  behandelt  werden  können.  R.  Giani. 

Ruffer  und  Calvocoretti  (43)  injizierten  bei  Kaninchen  den  Urin 
von  Nephritikem  und  erzeugten  nur  bei  einem  Teil  hämolytisches  Serum. 

Sandberg  (44)  berichtet  von  Besserung  einer  chronischen,  interstitiellen 
Nephritis  durch  Dekapsulation  beider  Nieren. 

Scheben  (45)  berichtet  über  3  Fälle  von  Nephritis,  einer  akuten,  einer 
chronisch  parenchymatösen  und  einer  interstitiellen,  die  durch  Dekapsulation 
gebessert  wurden. 

Schmidt  (46)  berichtet  von  Genesung  bei  einem  5jährigen  Knaben 
nach  4tägiger  Anurie  nach  Scharlach  durch  Dekapsulation  und  Stichelnng 
der  Niere. 

Julius  Schreiber  (47)  bespricht  die  Beziehungen  der  Albuminurie 
und  Nephritis.  Während  früher  die  Diagnose  Nephritis  fast  identisch  mit 
Albuminurie  war ,  versteht  man  jetzt  unter  physiologischer  Albuminurie  die 
mit  den  gebräuchlichen  Mitteln  des  Arztes  ohne  weiteres  nachweisbare  An- 
wesenheit von  Eiweiss  im  Harn  bei  gesunden  Menschen.  In  der  Folge  nahm 
vielleicht  in  Folge  der  Verfeinerung  der  Reaktionen  die  Häufigkeit  der 
physiologischen  Albuminurie  zu,  Leube  47o,  Bexelius  3 — 5®/o,  Für- 
bringer    11 — 12^0,    Grainger    Stewart    337o,    Leube    (bei    späteren 


Ziegler,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        991 

Untersuchungen)  34 7o,  Chateaubourg  70 >,  er  selbst  1,6— 20,8 7o.  Viel- 
leicht ist  das  Auftreten  der  Zylindrurie  für  die  Diagnose  der  Nephritis  ge- 
wichtiger, obwohl  sie  auch  immer  häufiger  im  normalen  beobachtet  wird. 

Sorel  (48)  berichtet  von  einer  vollständigen,  noch  1  Jahr  nach  der 
Operation  anhaltenden  Heilung  einer  Nephritis  bei  einer  jungen  Patientin 
durch  beiderseitige  Dekapsulation  (rechts  auch  noch  Nephrotomie  und  Ent- 
fernung eines  Nierensteines). 

Stern  (49)  rät  auf  Grund  von  Tierversuchen  und  Operationen  am 
Menschen  von  der  totalen  Aushülsung  abzusehen,  dagegen  hält  er  Spaltung 
der  Kapsel  und  Fixierung  der  Niere  durch  Naht  oder  Tamponade  event.  für 
angezeigt,  um  die  Abflussverhältnisse  der  Kapsel  zu  bessern  und  eine  Druck- 
entlastung  der  Niere  herbeizuführen. 

Stern  (50)  berichtet  über  die  chirurgische  Behandlung  der  Nephritis. 
Bei  einem  an  schweren  einseitigen  Blutungen  leidenden  Kranken  Nephrotomie, 
es  fand  sich  interstitielle  Nephritis.  Völlige  Genesung.  Bei  einer  grossen 
weissen  Niere  mit  völliger  Anurie  durch  Nephrotomie  Wiederherstellung  der 
Sekretion.  Ferner  durch  Nephrotomie  bedeutende  Besserung  bei  chronischer 
Nephritis;  bei  einem  Kranken  mit  Urämie  Besserung,  trotzdem  Tod.  Bei 
Nephritis  im  Anschluss  an  eine  lange  dauernde  Eiterung  durch  Aushülsung 
Torübergeüende  Besserung. 

Bei  einem  Fall  von  Nephritis  Besserung,  aber  zur  Beurteilung  ist  die 
Zeit  zu  kurz.  Sträter  operierte  in  4  Fällen  von  Nephritis,  in  2  Fällen 
Nephrotomie,  in  2  Fällen  Aushülsung.  Ein  Fall  von  vornherein  aussichtslos, 
ein  Fall  bedeutende  Besserung,  ein  Fall  Heilung.  Bei  einem  Fall  von  Anurie 
durch  den  blossen  Einschnitt  Wiederherstellung  der  Sekretion.     Literatur. 

Stöltzner  (51)  sah  bei  einem  Kinde  mit  Nephritis  und  starken 
Ödemen  auf  kochsalzfreie,  gemischte  Kost  die  Ödeme  rasch  zurückgehen. 

Storbeck  (52)  berichtet  über  die  günstige  Wirkung  des  Chloralhydrats 
bei  akuter  Nephritis  3X0,3  tgl. 

Vi  dal  (53)  berichtet  bei  2  Fällen  akuter  Nephritis  ohne  Pyonephrose 
durch  Nephrotomie  1  Heilung  und  1  beträchtliche  Besserung,  bei  3  Fällen 
chronischer  Nephritis  1  Misserfolg  durch  Nephrotomie,  durch  Dekapsulation 
beiderseitig  1  Heilung,  1  beträchtliche  Besserung. 

Yitanov  (54)  beschreibt  systematisch  die  Gesohichte  und  Kasuistik  der 
Edebohlsschen  Operation  und  illustriert  sie  durch  einen  eigenen  operativen 
Fall  bei  einem  51jährigen  Mädchen  mit  Scharlachnephritis,  mit  Albumin, 
Hämaturie  und  eklamptischen  Anfallen.  Operation  unter  Lokalanästhesie, 
Dekapsulation  nur  der  rechten  Niere  bis  zum  Hilus,  leicht  ausgeführt.  Nach 
2  Tagen  Urin  1200  g,  hell,  albuminfrei.  Nach  23  Tagen  Genesung.  Es  soll 
die  erste  solche  Operation  in  Bulgarien  sein.  Stoi'anoff  (Varna). 

Weigert  (55)  berichtet  über  Kost  bei  nephritischen  Kindern.-  Die  Ei- 
weissausscheidung  ist  am  ungünstigsten  bei  vorwiegend  Fleischkost,  dann 
Milchkost,  dann  gemischte  Nahrung  und  Eier,  am  besten  bei  rein  vegetabi- 
lischer Diät.  Gewürze  ohne  ungünstigen  Einfluss  auf  Eiweiss.  Kochsalzarme 
Nahrung  anzuraten. 

Wendel  (56)  berichtet  von  einem  39jährigen,  hämophilen  Mann,  der 
nach  Tragen  schwerer  Säcke  Hämaturie  bekam.  Befund  bei  der  Freilegung 
der  Niere  negativ.  Blutung  stand.  Das  zur  Untersuchung  exzidierte  Stück 
ergab  interstitielle  Nephritis:  1  Jahr  nach  der  Operation  noch  Eiweiss  im 
Urin,  aber  keine  Blutung  mehr. 


992  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Zaaijer  (57)  unterband,  um  den  funktionellen  Wert  der  sich  nach  der 
Entkapselung  neubildenden  Nierenkapsel  zu  prüfen,  an  Kaninchen  die  Nieren- 
arterie gleichzeitig  mit  oder  einige  Wochen  nach  der  Dekapsulation.  Mit  der 
Unterbindung  der  Arterie  wird  fast  die  ganze  Niere  nekrotisch,  nur  ein 
schmaler  Saum  der  Rinde  wird  von  der  Kapsel  ernährt  und  bleibt  erhalten. 
Ist  dieser  Saum  nun  nach  der  Dekapsulation  breiter,  so  ist  dadurch  ein 
höherer  funktioneller  Wert  der  Anastomosen  nach  der  Dekapsulation  bewiesen. 
4  Wochen  nach  der  Dekapsulation  haben  die  renokapsulären  Anastomosen 
einen  geringeren  funktionellen  Wert  als  bei  unversehrter  Kapsel,  sie  können 
aber  auch  an  einigen  Stellen  einen  höheren  Wert  besitzen. 

Zaaijer  (ö7a)  findet  bei  seinen  Untersuchungen  über  den  funktionellen 
Wert  der  sich  nach  Entkapselung  neu  bildenden  Nierenkapsel,  dass  die  nach 
Dekapsulation  in  Verbindung  mit  Skarifikation  der  Niere  sich  bildenden  reno- 
kapsulären Anastomosen  nach  einiger  Zeit  einen  höheren  funktionellen  Wert 
hatten  als  die  normalen,  namentlich  an  der  Konvexität. 

In  Verfolg  seiner  anderweitigen  Forschungen  über  die  Wirkungen  der 
Entkapselung  bei  chronischen  Nierenentzündungen  berichtet  G.  Zironi  (58) 
über  die  durch  die  Entkapselung  selbst  bei  chronischen  venösen  Stasen  der 
Niere  hervorgerufenen  Wirkungen. 

Die  venösen  Stasen  erzielte  er  durch  Hervorruf  ung  von  Stenose  der  Nieren- 
vene, indem  er  an  dieser  eine  Schlinge  in  der  folgenden  Weise  anbrachte: 
nach  sorgfältiger  IsoUerung  der  Nierenvene  legte  er  seitlich  an  dieselbe  eine 
Klemme  von  ungefähr  1  mm  Durchmesser ,  worauf  er  mit  einer  Schleife 
Klemme  und  Vene  zusammenschnürte  und  dann  nach  behutsamer  Entfernung 
der  Klemme  die  Schlinge  an  ihrem  Platze  Hess,  welche  starke  Stenose  der 
Vene  hervorrief. 

In  den  Fällen,  in  denen  er  gleichzeitig  mit  der  Stenose  die  Entkapselung 
produzierte,  konnte  er  höhere  Nierentätigkeit  antreffen  als  in  den  Fällen,  in 
denen  er  Stenosis  der  Vene  ohne  Entkapselung  ausführte:  ausserdem  waren 
bei  den  ersteren  die  histologischen  Verletzungen  der  Niere  bei  weitem  leichter 
als  die,  welche  bei  letzteren  angetroffen  wurden;  er  glaubt  deshalb schliessen 
zu  können: 

Dass  die  funktioneUen  Störungen  und  die  organischen  Läsionen  bei 
chronischen  venösen  Stasen  bedeutend  durch  die  Entkapselung  gemildert 
werden.  R.  Giani. 

16.  Chirurgie  der  Harnleiter. 

1.  Adler,  Piimäre  Tamoren  des  Ureters.  Monatsschr.  f.  Urologie  Bd.  10.  H.  3.  Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

2.  Adrian,  Zystische  Erweiterung  des  veaikalen  üreterenendes.  Untereis.  ftrztl.  Ver. 
in  Strassburg.  1.  VIII.  1905.  Ref.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  46.  Langen* 
beck.8  Archiv  78.  Bd.  H.  8. 

3.  Ahlefelder,  Einseitige  Ureterkompreasion  in  der  Schwangerschaft.  Monatsschr.  f. 
Geb.  Bd.  21.  H.  3. 

4.  Bernasconi  et  Colombino,  Contribution  ä  l'ötude  du  traitement  des  blessares  de 
Turetöre  au  conrs  des  interventions  chir.  Ann.  des  mal.  des  erg.  g^n.-nr.  1905.  Nr.  6. 
Bull,  et  möm.  de  ia  soc.  anat.  1905.  Jnill.  Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  190o.  Nr.  49  ond 
1906.  Nr.  6. 

5.  Betagh,  Patogenesi  del  anuria  in  un  caao  di  isterectomia  vaginale  per  cancro.  Con 
ricerca  sperimentale  sul  cadavere.  Ann.  di  r.  Institute  di  clinica  chir.  di  Mess.  Vol.  I. 
1902/1908.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  84. 

6.  Bozzi,  £.,  Sn]Ie  alterazioni  renali  permanenti  consecntive  alla  chiusnra  brosa 
deir  uretero.    BoUettino  deila  R.  Accademia  medica  di  Genova  1905. 


Ziegler,  Verletznngen  nnd  chirnrg.  Krankheiten  der  Nieren  nnd  Harnleiter.       993 

7.  Brown,   Woond  of  Ureter  daring  hysterectomy ,  anastomosis ,  subsequent  nephritis. 
Nephrectomy.    New  York  aurg.  soc.    Ann.  of  sorg.  1905.  Jan.  p.  126. 

8.  Carli,  Harnleiterbernie.     Archiv  f.  klin.  Chir.  Bd.  76.  H.  4.    Ref.  Deutache  med. 
Wochenachr.  1905.  Nr.  29. 

9.  Cathelin,  Calcal  de  Tnretdre  pelvien.  Ball,  et  m^m.  de  la  aoc.  anat.  1905.  Nr.  8.  p.  256. 

10.  Cohn,  Heilang  einer  Nierenfiatel  darch  Ureterenkatheteriamas.  Brana*  Beitrftge  z. 
klin.  Chir.  Bd.  47.  H.  3.    Ref.  Mflnch.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  a 

11.  Deanealy,  Caaea  of  nreteral  aargery.  Brit.  med.  Joam.  1905.  März 25.  Ref.  Zentral- 
blatt f.  Chir.  1905.  Nr.  84. 

12.  Del b et,    Uretero-aigmoido-n^oatomie.    Ball,  et  m4m.  de  la  aoc.  de  chir.  1905.  Nr.  28. 

13.  Fiori,  Calcaloai  e  riatringimenti  mnltiple  delF  aretere;  areteroatomie  ed  edeaa  aretero- 
eteao-plaatica.  Soc.  med.  di  Modena.  Policlinico  1905.  Sez.  chir.  Faac.  2.  Ref.  Zentral- 
blatt fOr  Chir.  Nr.  20.    Ref.  Mfinchener  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  9. 

14.  Friolet,  Kaaaiatiacber  Beitrag  zar  Ureterreaektion.  Eorreapondenzbl.  f.  Schweizer 
irzte  1905.  Nr.  2. 

15.  Gefe,  Otto,  Über  Ureteranterbindang  bei  Unmöglichkeit  der  Implantation  in  Blase 
und  Darm.    Diaa.  Marburg.  1904. 

16.  Geipel  and  Wollenberg,  Über  den  Prolape  der  blasenartig  in  die  Harnblaae  vor- 
gewölbten blinden  Uretermflndang  in  die  Harnröhre.  Arch.  f.  Kinderhk.  40.  Bd..  H.  1—3. 

17.  H erbet,  Diverticule  de  Faretöre.  Soc.  anat.  1904.  Jany.  Ann.  dea  mal.  des  org. 
g^n.-nr.  1905.  Nr.  2.  p.  130. 

18.  lllyäa,  ▼.,  Über  den  therapeatiachen  Ureterkatheterismaa.  Deatache  Zeitachr.  f.  Chir. 
Bd.  76.  H.  1.  p.  83.    Im  vor.  Jahrg.  1904.  ref.  p.  827. 

19.  Lichtenaaer,  Sollen  wir  die  Reimplantation  dea  üretera  intra-  oder  extraperitoneal 
aoafabren?  Monataachr.  f.  Geb.  n.  Gyn.  Bd.  22.  H.  8. 

20.  Löbker,  Zur  Behandlang  dea  erkrankten  üretera  bei  Nierenexstirpation.  Verein, 
niederrhein.-westf.  Chir.  in  Dflaaeldorf.  20.  Veraammlong.  Deatache  med.  Wochenachr. 
1905.  Nr.  51. 

21.  Loamaigne,  Ur^teritea  et  py^litea.  Roy.  de  fran9.  de  m6d,  et  de  chin  1905.  Nr.  34. 
Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  44. 

22.  Mackenrodt,    Ureterenresektion.    Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16.  p.  481. 

23.  Metcalf  and  Safford,  A  caae  of  Carcinoma  of  the  areter  apparently  indnced  by 
a  calcnloa  lodged  in  ita  juxtayeaical  portion.  Amer.  Joarn.  of  the  med.  acience.  1905. 
Janv.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  11. 

24.  Monaarrat,  Conatriction  of  the  areter.  Brit  med.  Joarn.  1905.  Jane  17.  Nr.  2320. 
Wiener  med.  Preaae  1905.  Nr.  33. 

25.  *Nitze,    Hamleiterokkluaivkatheter.    Zentralbl.  f.  Harnkrankh.  Bd.  XVI.  H.  3. 

26.  Picqaö,  8  groa  calcala  enclarte  k  l'extremit^  inf.  de  Taret^re  droit.  Bull,  et  m^m. 
de  la  800.  de  chir.  1905.  Nr.  10.  p.  291. 

27.  Riaamann,  Zar  abdominalen  Ureterimplantation.  Monataschr.  f.  Gebortah.  o.  Gyn. 
Bd.  XXIT.  H.  8. 

28.  Röchet,  Des  prolapana  de  Textremit^  inf.  de  Taret^re  dana  la  veaaie.  Lyon  möd. 
1905.  Nr.  81.  p.  208. 

29.  Rolando,  Contribato  all'  emia  del  nretere.  Riforma  med.  Faac.  XX.  Nr.  21.  Ref. 
Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  20. 

80.  Sampaon,  Operations  on  the  lower  ends  of  the  Ureters  by  the  inguinal  extraperi- 
toneal roate  ander  local  anaeatheaia.    Ann.  of  aurg.  1905.  Nr.  2. 

31.  Seil  he  im,  Beiträge  zur  Ureterchirurgie.  Vor.  Freiburger  Ärzte.  24.  III.  1905.  Mflnch. 
med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  83. 

32.  Similew,  Eugenie,  Über  Ureteritia  cyatica.  H  Policlinico  1905.  Juli  u.  August. 
Ref.  Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  51. 

33.  Simon,    Vorfall  und  Gangrftn  dea  erweiterten  Ureterendes.    Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  3. 

34.  Taddei,    Die  üreteranastomoae  mittelst  eines  Magneaiumstfltzröhrchens.    1905. 

35.  Yaughan,  Gunahot  wounds  of  the  Ureter;  two  cases  of  uretero veaical  anaatomosis. 
Amer.  Joum.  of  the  med.  scieuc.  1905.  March.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  20. 

36.  *Vorpahl,£urt,  Über  ein  primftrea  Karzinom  dea  Ureters.  Dias.  Greifswald  1905. 
Wird  im  nftchsten  Jahre  ref. 

37.  Wölfler,  Blasenektopie.  Vor.  deutscher  Ärzte  in  Prag.  3.  IL  1905.  Deutache  med. 
Wochenachr.  1905.  Nr.  10. 

88.  Zondek,  Zur  Chirurgie  der  Ureteren.  Berlin.  Hirschwald.  1905.  Ref.  Zentralbl.  f. 
Chir.  1905.  Nr.  23. 

JfthrMb«riehi  für  Chirnrgi«  10O5  63 


964  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Adler  (1)  berichtet  über  ein  unter  dem  Bilde  einer  Nebennierentuber- 
kulose  verlaufendes  Karzinom  des  Ureters  in  der  Höhe  der  Flexura  niargi- 
nalis,  vermutlich  infolge  einer  früheren  Steineinkeilung  an  dieser  Stelle,  bei 
einem  alten  Manne.  Das  Karzinom  war  teils  papillär,  teils  nach  dem  Typus 
eines  verhornenden  Plattenepithelkrebses  gebaut.  Vereinzelte  Metastase  im 
Körper  des  vierten  Lendenwirbels. 

Adrian  (2)  berichtet  von  einer  jungen  Patientin  mit  auf  eine  Wander- 
niere mit  Zystitis  hindeutenden  Beschwerden.  Mit  dem  Kystoskop  konnte 
man  deutlich  eine  intermittierende  zystische  Dilatation  des  linken  Ureterendes 
erkennen.  Sectio  alta,  Spaltung  der  Zyste,  Vemähung  der  Blasen-  mit  der 
Ureterschleimhaut,  Heilung. 

Ahlefelder  (3)  berichtet  von  Kompression  des  rechten  Ureters  in 
zwei  aufeinander  folgenden  Schwangerschaften  durch  den  schwangeren  Uteras, 
einseitige  Urinstauung  mit  enormer  Schmerzhaftigkeit  in  der  rechten  Nieren- 
gegend ohne  Eklampsie. 

Bernasconi  und  Colombino  (4)  finden  nach  den  Erfahrungen  an 
Hunden  die  Einpflanzung  des  einen  Ureters  in  den  anderen,  wenn  man  die 
beiden  Ureteren  nicht  aneinander  bringt  oder  den  verletzten  Ureter  nicht  in 
die  Blase  einpflanzen  kann,  auch  am  Menschen  gerechtfertigt,  in  der  Höbe 
des  4.-5.  Lendenwirbels,  sie  ist  nicht  lange  Zeit  erforderlich  und  nicht 
schwierig,  besonders  beim  Weibe. 

Betagh  (5)  berichtet  von  einer  Totalexstirpation  des  Uterus,  wegen 
Karzinom  auf  vaginalem  Wege  mit  Dauerklemmpinzetten.  Erst  nach  Ent- 
fernung derselben  kam  wieder  Urin  in  die  Blase.  Wahrscheinlich  verursachen 
die  Klemmpinzetten  eine  Knickung  des  Harnleiters.  Bei  Versuchen  an  der 
Leiche  konnte  er  leicht  eine  Knickung  des  Harnleiters  erzeugen,  namentlich 
durch  die  letzte  unterste. 

Im  Anschluss  an  seine  im  verflossenen  Juli  über  die  Funktion  der 
hydronephrotischen  Niere  gemachte  Mitteilung  berichtet  Bozzi  (6)  über 
mikroskopische  Alterationen,  die  er  in  diesen  Nieren  nach  Hebung  des 
Hindernisses  für  den  Hamabfluss  vorfand.  Dieselben  sind  nach  dem  Verf. 
zu  unterscheiden  in  dauernde  und  vorübergehende.  Diese  beruhen  auf  ein- 
fachem Ödem  und  treten  zuerst  auf;  jene  sind  später,  dauernd  und  auf 
Wucherung  des  Bindegewebes  beruhend.  In  der  Marksubstanz  ist  die  Zu- 
nahme im  Bindegewebe  eine  gleichmässige ,  nicht  so  in  der  Rindensubstanz, 
wo  sie  am  höchsten  ist  in  der  Nähe  des  Hilus,  um  dann  stufenweise  oder 
diskontinuierlich  mit  dem  allmählichen  Vorrücken  gegen  die  dickeren  Teile 
abzunehmen. 

Nach  Beseitigung  des  Hindernisses  beobachtet  man  in  der  Niere  keine 
Regenerations-  sondern  bloss  Reparationserscheinungen.  Im  Nierengewebe 
beginnt  jedes  wenig  alterierte  Element  wieder  in  beschränktem  Masse  zu 
funktionieren.  R.  Giani. 

Brown  (7)  berichtet  von  einer  Verletzung  des  Ureters  bei  Hyster- 
ektomie  wegen  Myom.  Zuerst  Anastomose,  dann  wegen  eiterigem  Urin  und 
Fieber  Nephrektomie.    Heilung. 

Carli  (8)  behandelt  die  Hamleiterhernien,  von  denen  einfache,  derartige 
Brüche  zu  unterscheiden  sind  und  solche,  die  mit  dem  Blasenbruch  kom- 
biniert sind.  Beide  kommen  sowohl  krural,  besonders  beim  weiblichen  Ge- 
schlechte, als  inguinal  vor,  besonders  beim  männlichen  Geschlecht;  bevorzugt  ist 
das  Alter  zwischen  vierten  bis  sechsten  Dezennium.    Der  hemierte  Harnleiter 


Ziegler,  Verletzungen  und  chimrg.  Krankheiten  der  Nieren  and  Harnleiter.        995 

bewahrt  seine  Beziehungen  zum  Bauchfell,  d.  h.  er  liegt  unterhalb  des  Bruch- 
sackes, mit  welchem  er  verwachsen  ist.  Der  Harnleiter  kann  normal  sein 
oder  verengt  oder  zystisch  erweitert,  verdickt.  Die  Symptome  des  Ham- 
leiterbmches  sind  spärlich,  hier  und  da  Harnbeschwerden,  Leibschmerzen. 
Zur  Unterscheidung  von  Hernien  des  Ligamentum  rotundum  ist  das  Ligamentum 
rotundum  viel  fester  mit  dem  Bruchsack  verwachsen,  lässt  sich  nur  schwer 
von  ihm  lösen.  Bei  Verletzung  des  Ureters  Uretero-Zystoneostomie  oder 
Uretero-Ureteralanastomose. 

Cathelin  (9)  berichtet  von  einem  tödlichen  Ausgang  einer  ^Uretero- 
tomie  extraperitoneale^  nach  vorheriger  Laparotomie  bei  einem  Ureterstein, 
der  durch  Röntgenstrahlen  nachgewiesen  war  (Oxalatstein) ,  nachdem  der 
Cathelin  sehe  Apparat  zur  intravesikalen  Scheidung  des  Urins  schlechte 
Funktion  der  rechten  Niere  angezeigt  hatte. 

Gohn  (10)  berichtet  von  einer  lange  bestehenden  Nierenfistel  nachPyo- 
nephrotomie,  bei  der  es  gelang,  durch  Ureterenkatheterismus  den  Harnleiter 
wieder  durchgängig  zu  machen,  nachdem  von  der  Fistel  aus  die  Sondierung 
nicht  geglückt  war.    Naht  der  Fistel,  Heilung. 

Deanesly  (11)  berichtet  über  die  Heilung  zweier  operativ  entfernter 
Hamleitersteine  und  einer  Knickung  des  Harnleiters. 

Delbet  (12)  berichtet  von  der  Einpflanzung  beider  Ureteren  in  die 
Flexura  sigmoidea.  Anfangs  schwere  Pyelonephritis,  dann  Erscheinungen 
zurückgegangen.  Seit  drei  Monaten  Gesundheit.  Dreimal  täglich  Stuhl.  Keine 
Entzündung  des  Rektums.  Mich  au  x  berichtet  von  zwei  guten  Erfolgen  bei 
zwei  Anastomosen  des  Ureters  mit  dem  Cökum.  Gute  Erfolge  berichten  über 
die  Einpflanzung  des  Ureters  in  die  Flexur  Guinard,  Ghaput  seit  5  und 
7  Jahren. 

Fiore  (13)  berichtet  über  einen  Erfolg,  den  rechten  Harnleiter  in  der 
Länge  von  16  cm  neu  zu  bilden. 

Patientin  litt  seit  14  Jahren  an  Nierensteinen  und  hatte  fOnf  Verengerungen  des 
rechten  Harnleiters.  Um  die  Durchlftssigkeit  des  Kanals  wieder  herzustellen,  formte  er 
mit  einem  TeU  der  verschieblichen,  snbserösen  (Gewebe  des  Bauchfelles  einen  Kanal  nach 
einer  Sonde  Charridre  Nr.  80  und  fQhrte  die  Operation  mit  der  Extraperitonealmethode 
darch.  Der  Erfolg  war  sehr  befriedigend;  die  Lumbalfistel  blieb  bis  zum  38.  Tag  nach  der 
Operation,  dann  schloss  sie  sich  völlig.  Die  Durchlässigkeit  des  neugebildeten  Kanales 
wurde  direkt  durch  Einführung  des  Katheters  in  die  untere  Mündung  des  Harnleiters  und 
mit  der  separierten  Aufnahme  des  Harns  durch  den  Apparat  von  Luys  nachgewiesen. 
Sieben  Monate  nach  der  Operation  zeigte  sich  am  neugebildeten  Harnleiter  trüber,  sauer 
reagierender  Urin  mit  Eiweissspnren ,  wfthrend  dem  gesunden  Harnleiter  normaler  Harn 
entfloss. 

Friolet  (14)  berichtet  über  eine  Uretero-Zystanastomose  infolge  Ver- 
letzung des  Ureters  bei  einer  Totalexstirpation  des  Uterus.  Bei  der  einige 
Wochen  später  erfolgten  Sektion  fand  sich  trotz  guter  Durchgängigkeit  des 
Ureters  enorme  Dilatation  der  Nieren. 

Otto  Gefe  (15)  berichtet  über  die  Unterbindung  des  Ureters  bei  einer 
bei  der  Geburt  entstandenen  Ureterscheidenfistel,  wo  der  Ureter  nicht  in  die 
Blase  eingepflanzt  werden  konnte.  Heilung  bei  nachherigem  Wohlbefinden 
ohne  Hydronephrose. 

Geipel  und  Wollenberg  (16)  beschreiben  einen  Fall  von  Prolaps 
der  blasenartig  in  die  Harnblase  vorgewölbten,  blinden  Uretermündung  in  die 
Harnröhre  mit  Sektionsbefund  und  Illustrationen. 

Herbert  (17)  fand  bei  einer  Sektion  einen  Divertikel  des  unteren  Endes 
des  Ureters  ungefähr  3  cm  oberhalb  der  Blase,  32  mm  lang,  fast  doppelt  so 

63* 


9!)6  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

breit  als  der  normale  Ureter,  beim  Durchtritt  in  der  Blase  verengt  er  sich 
wieder. 

V.  Uly 6s  (18)  berichtet  an  der  Hand  von  sieben  Fällen  über  den  thera- 
peutischen Nutzen  des  Uretherenkatheterismus.  (Nierenbeckenspülung,  Ent- 
fernung Yon  Sekreten,  Vermeidung  von  Operationen). 

Lichtenauer  (19)  will  anschliessend  an  einen  Fall  bei  Verletzung  eines 
Ureters  die  Frage  der  .  Ureterimplantation ,  ob  intra-  oder  extraperitoneal, 
von  Fall  zu  Fall  entscheiden,  die  Hauptsache  bei  der  Hamleitereinflanzung 
ist  das  überschüssige  Hineinziehen  des  Harnleiters  in  die  Blase. 

Löbker  (20)  steht  in  der  Frage  der  Behandlung  des  erkrankten  Ureters 
bei  der  EIxstirpation  der  tuberkulösen  Niere  auf  möglichst  radikalem  Stand- 
punkte; unangenehm  ist  dabei  die  lange  dauernde  Fistelbildung.  Da  die 
Ligaturen  sich  sehr  schwer  von  den  Stümpfen  abstossen,  lässt  er  die  Liga- 
turen lang  und  entfernt  diese  später  durch  Anziehen,  bei  gesundem  Ureter 
bleibt  dann  keine  Fistel  zurück.  Möglichste  Freilegung  des  Ureters,  eventuell 
mit  neuem  Schnitte  wie  zur  Unterbindung  der  A.  iliaca. 

Loumaigne  (21)  bespricht  die  Entzündungen  der  Harnleiter  und  des 
Nierenbeckens,  die  besonders  bei  Frauen  vorkommen.  Ihre  ersten  Symptome 
sind  Feststellung  des  entzündeten,  schmerzhaften  Harnleiterstranges  vom  Bauche 
oder  von  der  Scheide  aus,  Miktionsstörungen,  häufig  Pollakiurie,  dann  der 
Paraumbilikalschmerz,  oft  Harnleiterblasenreflex. 

Mackenrodt  (22)  demonstriert  einen  aus  krebsigem  Bande  präpa- 
rierten und  resezierten,  selbst  krebsig  erkrankten  Ureter  bei  Totalexstir- 
pation. 

Metcalf  und  Safford  (23)  berichten  von  einem  durch  lumbo-ileo- 
inguinalen  Schnitt  entfernten  Adenokarzinom  des  unteren  Teiles  des  Ureters 
mit  Entfernung  der  hydronephrotischen  Niere  eines  47jährigen  Mannes,  in 
der  Mitte  der  Geschwulst  sass  ein  Stein,  der  wahrscheinlich  die  Neubildung 
durch  den  Reiz  hervorgerufen  hatte;  die  Schleimhaut  des  Ureters  war  vom 
Nierenbecken  ab  zottig  degeneriert.    Tod. 

Monsarrat  (24)  berichtet  über  drei  Strikturen  des  Ureters. 

Die  erste  wurde  für  Appendizitis  gehalten;  trotz  EntfemuDg  der  Appendix  keine 
BeBserung,  bei  wiederholter  Laparotomie  Striktnr  nahe  der  Blase  gefdnden  und  darch 
Bongierung  von  der  Blase  aas  beseitigt;  im  zweiten  Falle  Striktnr  nahe  der  Niere,  Plastik 
nach  Mynter;  im  dritten  Falle  bei  eiteriger  NierenbeckenentzAndang,  Erweitemog  der 
Striktnr  vom  Nierenbecken  aas. 

Picque  (26)  entfernte  extraperitoneal  drei  Steine  aus  dem  Ureter. 
Naht  des  Ureters.     Heilung. 

Rissmann  (27)  frischt  bei  der  Einpflanzung  des  Ureters  in  die  Blase 
den  Harnleiter  klarinettenschnabelförmig  an,  so  dass  die  in  die  Blase  mündende 
Lichtung  weniger  leicht  narbig  verengt  werden  kann.  Die  Blase  auf  einer 
Sonde  nach  der  rechten  Seite  verschoben  und  hier  fixiert,  der  Harnleiter 
durch  ein  Loch  in  die  Blase  vorgeschoben  und  durch  ein  anderes,  etwa  3  cm 
medial  von  der  ersten  Inzision  wieder  herausgeführt.  Hier  wird  das  zuge- 
schnittene, spitze  Hamleiterende  fixiert,  die  Öffnung  der  Blase  geschlossen. 
Das  erste  Blasenloch  wird  nun  beiderseits  vom  Harnleiter,  ohne  ihn  mitzo- 
fassen,  verengt. 

Röchet  (28)  berichtet  von  vier  Fällen  von  handschufingerartigem  Vor- 
springen des  unteren  Endes  des  Ureters  in  die  Blase  bis  zu  2  cm,  zwei  bei 
der  Autopsie  gefunden,  zwei  in  vivo  und  daselbst  immer  Nieren-  und  Ureter- 
schmerz  auf  derselben  Seite. 


Ziegler,  Yerletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        997 

Rolando  (29)  fand  bei  der  Operation  eines  beweglichen  linksseitigen 
Schenkelbruches  bei  einer  27  jährigen  Patientin  den  Harnleiter  neben  dem 
Brachsacke  im  Schenkelkanale  vor. 

Sampson  (30)  berichtet  von  erfolgreichen  Eingriffen  am  unteren  Ende 
des  Harnleiters  auf  extraperitonealem  Wege  untrer  Kokainanästhesie,  und  zwar 
von  zmrei  Resektionen  des  Harnleiters  und  Einpflanzung  in  die  Blase  und  ein- 
mal von  einem  Harnleiterschnitt  zur  Entfernung  eines  Steines.  Schmerzhaft 
waren  nur  die  Zerrungen  am  Bauchfell,  Einschnitte  und  Nähte  am  Harnleiter 
schmerzlos. 

Seil  heim  (31)  berichtet  über  drei  erfolgreiche,  ein  Jahr  nach  der  Ope- 
ration kontrollierte  Ureterozystanastomosen. 

Eugenie  Similew  (32)  bespricht  die  Entstehung  der  Zystenbildung 
im  Ureter  anknüpfend  an  einen  Fall.  Die  Zysten  entstehen  aus  den  v.  Brunn- 
seben Nestern,  normalen  Bildungen  der  Uretermukosa  und  zeigen  die  typischen 
Charaktere  der  Epitheleinschmelzung.  Parasitäre  Momente  spielen  dabei  keine 
Rolle;  es  ist  ein  entzündlicher  Vorgang,  der  zur  Wucherung  der  Brunn  sehen 
Nester  führt. 

Simon  (33)  berichtet,  dass  sich  bei  bestehendem  Yaginalprolaps  eine 
linksseitige  Hydronephrose  mit  zystenartiger  Erweiterung  des  Harnleiters 
innerhalb  der  Harnblase  gebildet  hatte.  Bei  starker  Anwendung  der  Bauch- 
presse beim  Urinlassen  wurde  der  Tumor  durch  die  Urethra  getrieben  und 
durch  den  den  Stiel  krampfhaft  umschliessenden  Sphinct.  vesic.  inkarzeriert 
und  gangränös.  Durch  Infektion  des  Blaseninnern  entstand  Pyonephrose  und 
Sepsis.  Spaltung  der  Blase,  Abtragung  der  gangränösen  Geschwulst.  Heilung 
der  Blasen-Hamröhren-Scheidenfistel. 

Nach  einer  kritischen  Erörterung  der  bisher  zur  Ureteranastomose  vor- 
geschlagenen Prozesse  und  von  dem  Begriffe  ausgehend,  dass  solche  Operation 
während  oft  schwerer  chirurgischer  Eingriffe  (die  Läsion  des  Harnleiters  ist 
ja  immer  oder  beinahe  immer  chirurgischer  Natur)  verwendet  sein  muss,  so 
schlägt  Taddei  (34)  einen  ziemlich  einfachen  Vorgang  vor,  welcher  nach  meh- 
reren experimentellen  Versuchen  als  sehr  zweckmässig  und  sicher  erscheint. 
Ein  1  cm  langes  Magnesiumröhrchen  (von  der  Firma  Rohrbecks  Nach- 
folger, Kärtnerstr.  59,  Wien,  geliefert)  mit  dem  Durchmesser  des  Harnleiters 
und  mit  klarinettschnabelförmig  geschnittenen  Enden  hat  vier  Löcher,  zwei 
von  einer  und  zwei  von  der  anderen  Seite  auf  zwei  Vertikallinien.  Die  Löcher 
sind  in  der  Art  hergestellt,  dass  es  leicht  ist,  zwei  dünne  Catgutfäden  von  je 
einer  Seite  einzuführen.  Mit  den  oberen  Enden  der  mit  kleinen  Nadeln  ver- 
sehenen Fäden  geht  man  durch  zwei  entgegengesetzte  Punkte  des  Nieren- 
stumpfes des  Harnleiters  2  mm  weit  von  der  Schnittfläche  und  mit  den  unteren 
Enden  durch  zwei  entgegengesetzte  Punkte  des  Blasenstumpfes  4  mm  entfernt 
von  der  Schnittfläche.  Die  Fäden  werden  dann  gezogen  und  geknüpft.  Das 
zentrale  Hamleiterende  bleibt  mit  der  Vermittelung  des  Magnesiumröhrchens 
in  das  periphere  eingestülpt:  Das  Röhrchen  erleichtert  die  Einstülpung  und 
sichert  die  Durchgängigkeit  des  Kanals.  Zum  Zwecke  einer  grösseren  Sicher- 
heit kann  man  zwei  feine,  nicht  perforierende  Nähte  analog  der  Lembert- 
schen  Darmnähte  anlegen.  Bei  den  Hunden  ergaben  die  Versuche  vortreff- 
liche Resultate,  welche  auch  durch  die  histologische  Untersuchung  bestätigt 
wurden. 

Verf.  fand,  dass  das  Magnesiumröhrchen  in  weniger  als  20  Tagen  ver- 
schwindet, indem  es  sich  in  Ammonium-Magnesium  phosphoricum  verwandelt. 


998  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil 

Die  einzige,  obwohl  geringe  Unannehmlichkeit  des  Verfahrens  wird,    wie    es 
scheint,  durch  die  unter  der  epithelialen  Schicht  stattfindende  Infiltration  des 
Gases  gebildet,   welches  sich  von  dem  durch  die  Wirkung  des  Harnes  zer- 
setzten Magnesium  entwickelt.  R.  Giani. 
Vaughan  (35)  berichtet  von  zwei  erfolgreichen  Einpflanzungen    des 

Ureters  in  die  Blase. 

Im  ersten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  Hamleiterschussyerletzaog.  Ein  Schnas 
unter  dem  Lig.  Ponp.  einwärts  und  unterhalb  der  rechten  Spin.  ant.  snp.,  den  4.  Sakral- 
wirbel durchbohrend,  das  Geschoss  war  hinten  etwa  in  der  Mittellinie  unter  der  Haut 
stecken  geblieben.  Wegen  beginnender  Peritonitis  Laparotomie.  Drainagen  liefeni  aas 
der  Fistel  dünnes  Sekret,  allmählich  Urin.  Ein  halbes  Jahr  nach  der  Verletzang  Laparo- 
tomie, Ureter  sondiert,  starke  Verwachsungen.  Einpflanzang  des  Ureters  in  die  Blase. 
Heilang.  Ein  zweiter  Erfolg  bei  der  Verletzung  des  Harnleiters  bei  der  Resektion  eines 
Mastdarmkarzinoms. 

Wölfler  (37)  stellt  ein  Mädchen  vor,  dem  vor  acht  Jahren  wegen 
Blasenektopie  die  Einpflanzung  der  Ureteren  in  die  Flexur  gemacht  wnrde. 
Das  Mädchen  kann  den  Harn  gut  halten,  so  dass  es  tagsüber  2— 3 mal, 
nachts  gar  nicht  urinieren  muss. 

Zondek  (38)  behandelt  die  Topographie  der  Ureteren  und  ihre  Bedeu- 
tung für  die  Nierenchirurgie  monographisch.    Man  unterscheidet  am  mensch- 
lichen Harnleiter  eine  Pars  abdominalis  vom  Nierenbecken  bis  zur  Ereuzungs- 
stelle  der  Yasa  iliaca  und  eine  Pars  pelvina  bis  zur  Einmündung  in  die  Blase. 
Beide  Teile  weisen  physiologisch  Erweiterungen  und  Verengerungen  auf.   Die 
Länge  des  Harnleiters  schwankt  zwischen  21 — 23  cm;  er  ist  sehr  dehnbar, 
daher  ist  auch   das  Entstehen  einer  Wandemiere,   z.  B.   durch  Vorfall  des 
Uterus,  sehr  unwahrscheinlich.    Die  normale  Ureterlichtung  wechselt  zwischen 
^U  cm  und  2  mm,  die  ampullenartigen  Erweiterungen  sind  die  Lieblingsstellen 
für  Steine.     Harnleiter  bei  Frauen  leicht  zu  tasten,  charakteristischer  Druck- 
schmerz, für  den  tuschierenden  Finger  von  oben  medial  nach   unten  lateral. 
Vergrösserung  der  Niere  führt  zu  Lageabweichung  des  Ureters.     Bei  Dupli- 
zität des  Nierenbeckens  und  Harnleiters  (nach   Bostroem  in  3^/o,  nach 
Poirier  in  4**/o  seiner  Fälle)  Resektion  gerechtfertigt.    Doppelte  Harnleiter 
kommen  vor  bei  Solitärniere. 


17.  Kasuistik  und  Lehrbüeher. 

1.  Bangs,  The  diagnosis  of  tbe  surgical  lesions  of  ihe  kidney  and  Ureter.  New  York 
Acad.  of  Med.  15.  XII.  1904.    Med.  News  11.  III.  1905.  p.  466. 

2.  BaKy,  Nephrektomie.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1905.  Nr.  18. 

3.  *Bonrcart-Gaaben,  Le  ventre,  ötnde  anatomique  et  cliniqae  etc.  I.  le  rein  pM* 
Bourcart.    Genf  1904.    Bflndig. 

4.  Bremer,  A  raport  of  84  Operations  on  the  kidney  and  areter.  New  York  med.  reeord 
1905.  Febr.  18.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  44.    Med.  News  22.  IV.  1905.  p.  761. 

5.  Gasper,  Rflckblick  auf  die  Nierenchimrgie  seit  Einführung  des  Ureterenkatbeterismas. 
84.  Ghir.-Eongr.  26.-29.  lY.  1905.  Zentralbl.  f.  Gbir.  1905.  Nr.  30.  RerUner  klin. 
Wocbenschr.  1905.  Nr.  18. 

6.  D  z  i  r  n  e ,  Die  Behandlung  der  Nephrolithiasis,  Hydro-  u.  Pyonephrose.  Monatsber.  f. 
Urologie.  1904.  9.  Bd.  3.  u.  4.  H. 

7.  HaenenSi    La  Chirurgie  renale.    Le  progrte  m^d.  beige  1905.  Nr.  23. 

8.  Hartmann,   Travaux  de  Chirurgie  anatomo-clinique.    Paris,  Steinbeil  1904. 

9.  Johnsen,  Gystoscopy  and  renal  lavage.  New  York  med.  reeord  1905.  May  20.  Bef. 
Zentralbl.   f.  Ghir.  1905.  Nr.  44. 

10.  Leroy,    Diagnosis  of  kidney  diseases.    Med.  News  1905.  Sept.  2. 

11.  Posner,    Balneotherapie  der  Harnkrankheiten.     Balneologenkongress  1905.     Berliner 
klin.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  25,  26. 


Ziegler,  Verletzangen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        999 

12.  Riese,   Hypernephrom  und  Hydronephrose.     Freie  Verein,  d.  Chir.  Berlins.  14.  XL 

1904.  Berliner  klin.  Woohenschr.  1905.  Nr.  1. 

13.  Röder,  Demonstrationen  seltener  Nieren präparate.  Freie  Verein,  d.  Chir.  Berlins 
10.  III.  1905.    Zentralbl.  f.  Cbir.  1905.  Nr.  35. 

14.  Sondern,  Laboratory  fundings  in  surgical  diseases  of  the  kidney.  Med.  News  11. III. 
1905. 

15.  Siranss,  Die  Untersuchung  der  Nieren  und  Nierenbecken.  Teilbuch  des  Lehrbuches 
der  klinischen  Untersuchungsmethoden  Eulen  bürg,  Eolle  und  Weintraud.  Wieu 

.  1904.    Urban  A  Schwarzenberg. 

16.  T  erranova,  J.,  Diagnostica  renale.    Tipografia  Loescher.    Roma  1904. 

17.  Tores,  Casanovas,  Nierenchirurgie.  Revista  de  med.  Nr.  3  u.  4.  Ref.  Deutsche 
medizin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  20,  25. 

18.  Veer,  van  der,  Endresults  in  surgery  of  the  kidney  leased  on  a  study  of  90  cases 
with  123  Operations.  Albany  med.  Ann.  1905.  Nr.  9,  11.  Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1906. 
Nr.  10.    Med.  News  1905.  Aug.  2.  p.  319.    New  York  and   Philadelphia  med.  journ. 

1905.  Aug.  25.  Sept.  2. 

19.  Wagner,  Die  Fortschritte  der  Nierenchirurgie  im  letzten  Dezennium.  BerL  Klinik. 
Heft  204.  Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  38  und  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  32. 

20.  Wossidlo,  Diagnosis  and  treatment  of  urinary  diseases.    Med.  Press.  22.  III.  1905. 

21.  Wolff,  Nierenpräparate.  ÄrztL  Ver.  in  Hamburg  30.  V.  1905.  Mflnchener  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  24. 

22.  —   Progress  in  the  diagnosis  of  renal  disease.    Med.  News  1905.  Nov.  25.  p.  1041. 

23.  * —  Chirurgische  Nierenaffektionen.  Mediz.  Blfttter  1905.  Nr.  44.  Halbmonatsscbr.  f. 
Hautkrankheiten. 

Bangs  (])  bespricht  die  Diagnose  der  chirurgischen  Nieren- und  Ureter- 
krankheiten. 

Bazy  (2)  berichtet  von  2  Nephrektomien  wegen  eitriger  Pyelonephritis 
nnd  wegen  beginnender  Nierentuberkulose. 

Brewer  (4)  berichtet  über  84  Nieren-  und  Harnleiteroperationen. 
Ausser  Harnleiterkatheter  Segregator  von  Harris,  neben  Kryoskopie  Me- 
thylenblaumethode. Multiple,  septische  Blutinfarkte  können  auch  eine  Seite 
betreffen,  dann  Nephrektomie.  Alle  Fälle  von  schwerer  Seitenkontusion  mit 
Hämaturie  sollen  unmittelbar  operiert  werden.  Unter  den  84  Operationen 
27  Nephrektomien  mit  1  Todesfall,  27  Nephrotomien  mit  8  Todesfallen  und 
12  Dekapsulationen  an  5  Patienten  mit  2  Todesfallen. 

C  a  8  p  e  r  (5)  hält  einen  Rückblick  auf  die  Nierenchirurgie  seit  Einfüh- 
rung des  Uretherenkatheterismus. 

Dzirne  (6)  bespricht  unter  Anführung  von  17  von  ihm  ausgeführten 
Nierenoperationen  die  Behandlung  der  Nephrolithiasis ,  Hydro-  und  Pyo- 
nephrose. 

Haenens  (7)  bespricht  die  grossen  Fortschritte  der  Nierenchirurgie  im 
allgemeinen  in  den  letzten  15  Jahren,  wesentlich  durch  die  funktionellen 
Methoden,  die  allerdings  keinen  absoluten  Wert  haben. 

Hart  mann  (8)  berichtet  über  verschiedene  urologische  Beiträge,  so  von 
Hartmann  und  Lecene,  über  Geschwülste  der  Nebennieren  mit  schönen 
Abbildungen,  von  Lecene  über  solide  Geschwülste  der  Niere,  von  Hart- 
mann über  2  Fälle  von  Zystenniere,  von  Hartmann  über  eine  glücklich 
verlaufene  Unterbindung  der  Vena  cava  inf.  wegen  Verletzung  bei  Nephr- 
ektomie, von  Hart  mann  über  die  günstige  Anwendung  des  Luysschen 
Hamscheiders. 

Johnsen  (9)  empfiehlt  bei  verschiedenen  Nierenerkrankungen  die  Aus- 
waschung des  Nierenbeckens  mit  V« — l^oigem  Protargol  in  warmer  Bor- 
saurelösung. 


998  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil 

Die  einzige,  obwohl  geringe  Unannehmlichkeit  d^  jnkrankheiten. 
scheint,  durch  die  unter  der  epithelialen  Schic^  ^^apie  der  Hamkrankheiten 
Gases  gebildet,  welches  sich  von  dem  dur*^'   flarnkranker  darzulegen, 
setzten  Magnesium  entwickelt.  ^eiche  Resektion  eines  mit    dem 

Vaughan  (35)  berichtet  von  zw    ^^en  Nierenbeckens  bei  intermit- 
Ureters  in  die  Blase.  abdominale  Exstirpation  eines  G  r  a- 

Im  eraten  Falle  handelte  es  sich  r  g  j^^^^^        «^^   Exstirpation     von 

unter  dem  Lig.  Poup.   emwftrts  und  vmf  iv4.t  ii.  j         tt 

Wirbel  durchbohrend,  das  Geschoss  '       ^^"    *^®*^t  Israel    hervor,    dass   Hyper- 
stecken  geblieben.     Wegen  beginne      i  dem  Blntwege  durch  Einwachsen  der  Ge- 
der  Fistel  dünnes  Sekret,  allmfth^'    i)rüsenmetastasen  machen. 
Hdlun  ^'?'  sondiert    starke    ^^^    einen  aktinomykotischen  Nierenabszess    bei 
MMwSmkarzin^^'  j  eine  doppelseitige  Hydronephrose  mit  Erweiterung 

Wolf  1er   (37)       ^^^e  Ursache. 
Blasenektopie  die  F      ^richt  die  chemischen  und  mikroskopischen  Befimde 

Das  Mädchen  ka*    /  ^ 

nachts  gar  nicb     .y^^^öspricht  in  einem  Lehrbuch  die  Untersuchung  der  Nieren 

Zonde'  •  V'^  einschliesslich  des  Urins, 
tung  für  d^'      ^t^^^^^^l^^  Band  eine  ;,  Einführung   in   das  Studium  der  Nieren- 
lichen  H'    ,'P^In  ^^    untersucht  Terranova  (16)   zunächst  die  wesent- 
stelle  d       jit^Kl  rfer  Nieronfunktion,  gewissermassen  zur  Klärung  und  Expli- 
Beidp       V^^^'^*^  ®^  ^^  ^^^  Kapitel  über  die  ^Physiopathologie  der  Sekre- 
Lär        j^'^^li*^^  ^Allgemeinerscheinungen^   ausführen   wird.    Er  erkennt    in 
dr        Lß^'^n  ^i°  Vermögen  zweifelloser  Elektivität  und  bringt  dasselbe   in 
7        ^ /^j,5g0iinei^h&ng  mit  den  elementarsten  Bedürfnissen  des  organischen 
^f^'^ond  ßii^  ^^^  Störungen,  die  in  den  yerschiedensten  Zufälligkeiten,  ib 
^    ßtgboliachen  Tätigkeiten  der  ganzen  Organisation  vorkommen.    In  Hin- 
^.  ^iif  diese  Notwendigkeit  der  Beziehungen  zwischen  den  Evolutionen  des 
^fL^^  Metabolismus  und  den  Wirkungen  des  aktiven  Elementes  der  Niere 
^  es  selbstverständlich,  dass  jedwede  der  Niere  und  ihrer  Funktion  zoge- 
ri!^  Verletzung    sich   notwendigerweise    in   dem   ganzen   Haushalt   fühlbar 
^en  muss.    Es  ergibt   sich   so  das  Nierensymptombild,    das  nicht 
ieT  N'ö^^»  sondern  dem  ganzen  Organismus  eigen  ist.    Durch  diese  Kriterien 
jjisst  sich  Verf.  bei  der  Definition  und  Erläuterung  des  Begriffes  des  Brightis- 
^os  leiten. 

Nachdem  Verf.  so  die  Funktion  der  Niere  und  das  mit  ihr  zusammen- 
hängende Symptomenbild  besprochen,  stellt  er  sich  die  Frage,  ob  wirklich 
eine  Nephritis  besteht  und  welches  der  dieselbe  leitende  physiopathologiscbe 
Grundgedanke  sei.  Er  empfindet  daher  das  Bedürfnis,  den  pathologischen 
Prozess  im  allgemeinen  in  seinen  strukturellen  und  physiologischen  Eigen- 
schaften durchzugehen  und  untersucht  die  Rolle,  die  dabei  dem  Bindegewebe, 
dem  nicht  differenzierten  und  spezifischen  Gewebe  zukommt,  und  die  Rolle, 
die  dem  spezifischen,  ausgebildeteren  Element  zukommt.  Aus  ihrer  verschie- 
denen Reaktivität  zieht  der  nephritische  Prozess  in  seinen  mannigfaltigen 
Formen  seinen  Grund  und  sein  Wesen.  Er  teilt  die  Nephritiden  in  endogene 
und  exogene;  und  erwähnt  unter  den  endogenen  die  senile  Nephritis,  die  er 
^s  idiogenetische  oder  physiologische  bezeichnet.  Er  weist  nach,  dass  die 
Nephritiden  wesentlich  diffus  sind  und  dass  keine  systematiscben 
Nephritiden  existieren.  Nur  die  chirurgischen  Nephritiden  sind  im  wesentr 
hchen  und  vor  allem  bindegewebige,  da  das  Epithel  nur  auf  mechanischem 
Wege  an  dem  Prozess  sich  beteiligt.  Er  schliesst,  indem  er  die  Grenzen  zieht 


' .  Verletzongen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  nnd  Harnleiter.      1001 

^  'ikamentösen  Nephritis  und  der  chirurgischen  Nephritis:  zu 

-'-^,  ''t  er  sich  nach  den  alten  Kriterien  nicht  auf  ätiologische 

**•  ninde,   sondern   er  gibt    der  Untersuchung  eine   echt 

^^  ^e,  indem  er  sich  auf  das  anatomische  Substrat  und 

^ogischen  Gründe  stützt,  die  sie  bedingen. 
*"^^  ^  '^  er  die  objektiven  Erscheinungen  bei  der  Nieren- 

Sorgfalt  und  Reichtum  an  Einzelheiten  die  ver- 
.thoden  der  Niere  dar  unter  Angabe  der  Kriterien, 
einen   oder   andern  die  Richtschnur  bilden  müssen. 
jsb   Kenntnisse   der  Semiologie   mit   den   speziellen   topo- 
wfhältnissen  der  Niere,  die  nicht  feststehend  ist,  sondern  be- 
.id  fluktuierend  und  empfindet   in  der  Hinsicht  das  Bedürfnis,  eine 
.tomische   Topographie   und    eine    semiologische   Topographie   zu 
unterscheiden:  die  anatomische  Topographie,  der  die  hintere  Wand  des  Ab- 
domens, die  Lendengabelung,  zugrunde  liegt;  die  semiologische  Topographie, 
der  die   vordere  Wand  zugrunde  liegt,  die  er  als   ^^natürliche  semiologische 
der  Niere*  bezeichnet.    Von  der  physiologischen  Beweglichkeit  geht  er  zur 
pathologischen  Beweglichkeit  über,  als  deren  wichtigste  und  unmittelbare  be- 
stimmende Ursache  er  die  ;,gestörte  Harmonie  ihrer  topographischen  Bezieh- 
nngen*  bezeichnet.    Er  beschäftigt  sich  eingehend  mit  der  Perkussion  und 
definiert  die  diagnostische  Funktion  derselben.     Ebensowenig  übergeht  er  die 
Subsidiarischen  Mittel  der  Diagnose :  zystoskopische Untersuchung,  ver- 
schiedene Mittel  der  Blasentrennung  der  beiden  Urine,  Palpation  des  Ureters. 
Es  schliesst  das  Kapitel  eine  semiologische  Differentialdiagnose  zwischen  den 
Nierenleiden  und  den  Leiden  der  Organe,   die  am  leichtesten  mit  denselben 
verwechselt  werden  können. 

Im  2.  Kapitel  macht  Verf.  eine  genaue  Analyse  des  subjektiven  Sym- 
ptoms bei  den  Nierenleiden,  je  nachdem  dasselbe  aus  der  Nierenkapsel  her- 
rührt, oder  aus  dem  Nierenbecken  und  Ureter,  oder  aus  dem  Stiel.  Für  eine 
jede  dieser  Unterabteilungen  der  Scbmerzsemiologie  der  Niere  gibt  Verf.  auf 
den  Lehren  der  Klinik  begründete  Phänomenrekonstruktionen,  die  im  wesent- 
lichen von  den  strukturellen,  morphologischen,  physiologischen  Modifikationen 
selbst  herrühren.  Hier  wie  in  der  ganzen  Arbeit  verflicht  er  das  Symptom 
aufs  innigste  mit  der  Pathogenese.  Er  schliesst  das  Kapitel  mit  einer  Diffe- 
rentialdiagnose  zwischen  dem  klassischen  Kolikanfall  und  den  Schmerzformen 
sonstiger  Organe,  welche  denselben  vortäuschen  können. 

Im  3.  Kapitel  handelt  er  von  den  ^Reflexen ^  gleichsam  zur  weiteren 
Entwickelung  des  Kapitels  über  die  „subjektiven  Erscheinungen^.  Nach  Be- 
sprechung des  mannigfaltigen  und  vielseitigen  Mech^oiismus  der  Reflexe  tritt 
Verf.  an  das  strittige  Argument  der  „Nierenneurosen^  heran,  sei  es  als  ein- 
fache Algie,  sei  es  als  Hämaturie,  oder  als  hämaturische  Nephralgie,  oder  als 
funktionelle  Neurose. 

Höchst  nützlich  vom  praktischen  Gesichtspunkte  aus  ist  das  Kapitel 
über  die  „Physiopathologie  der  Sekretionen^.  Verf.  beschäftigt  sich  zuerst 
mit  den  quantitativen  Alterationen;  und  die  Polyurie  der  Prostatiker  im 
letzten  Stadium  stellt  er  in  ihrer  Pathogenese  neben  die  Polyurie,  die  sym- 
ptomatisch ist  für  die  idiopathischen  chronischen  interstitiellen  Nephritiden. 
Sodann  bespricht  er  die  qualitativen  Alterationen,  die  er  in  änsserliche  und 
innerliche  unterscheidet.  Unter  die  äusserlichen  stellt  er  die  Nierenpyurie 
und  Hämaturie  und  gibt  Regeln,  um  sie  von  einer  Blasenpyurie  und  Hämaturie 


1002  Jahresbericht  für  Chirnrgie.    II.  Teil. 

ZU  unterscheiden.    Bei  den  innerlichen  Alterationen  (Albuminurie,  Depression 
der  einzelnen  funktionellen  Werte)  unterscheidet  er  die  Störung  der  Funktion 
bei  den  medikamentösen  Nephritiden  und  bei  den  chirui^schen  Formen  der 
Nierenläsion;  Unterscheidung,  die  begründet  ist  auf  den  neuen  physikalischen 
und  strukturellen  Eigenschaften  der  Elemente,  auf  der  Natur  selbst  und  der 
verschiedenen  Orientation  des  anatomisch-pathologischen    Prozesses,    auf  der 
Rolle,  die  bei  der  Läsion  dem  epithelialen  Element  und  dem  bindegewebigen 
Element  zukommt,  auf  dem  grösseren  oder  geringeren  Vorwiegen  der  hydrau- 
lischen Mechanik  —  Osmose  oder  Filtration  —  oder  der  der  dynamischen  elek- 
tiven  Kräfte  des  Epithels.  Dies  vorausgeschickt,  beschäftigt  er  sich  mit  der  Albu- 
minurie, die  er  in  organische  Albuminurie  und  in  funktionelle  oder  dynamische 
Albuminurie  unterscheidet.    Sodann  geht  er  zur  Untersuchung  der  Funktions- 
fähigkeit über  und  erörtert  die  analytische  Methode,  die  er  als  unzureichend 
bezeichnet,  und  die  synthetischen  Methoden.     Unter  diesen  hält  er   sich  an 
die  Methoden  der  molekularen  Konzentration  und  gibt  von  dem  osmotischen 
Mechanismus  und  der  molekularen  Spannung  eine  eingehende  Erklärung.   Er 
endet  mit  den  Methoden  der  provozierten  Elimination,   die  er  „symbolische 
Methoden^  nennt. 

Im  5.  und  letzten  Kapitel  handelt  er  von  der  Urämie.  Dabei  unter- 
scheidet er  tödliche  akute  Urämieformen  und  permanenten  urämischen  Zu- 
stand, der  unheilbar:  der  Brightismus,  der  für  ihn  ein  Zustand  „universeller 
Meiopragie^  ist.  In  ins  Einzelne  gehender  Weise  beschäftigt  er  sich  mit  der 
urämischen  Phänomenologie  unter  Hervorhebung  der  bezeichnendsten  Sym- 
ptome, die  für  sich  allein  zur  Aufklärung  des  zuweilen  so  unsicheren  und 
verschwommenen  klinischen  Bildes  geeignet  sind.  Er  beschreibt  die  Zeichen 
des  kleinen  Brightismus  nach  Dieulafoy  und  die  Verdauungsstörungen  von 
Guyoud;  jene  vorherrschend  in  den  medikamentösen  Nephritiden,  diese  in 
den  chirurgischen  Nephritiden. 

Der  Band  schliesst  mit  einem  Studium  über  das  Nierenfieber,  das  nicht 
so  sehr  auf  der  Absorption  feindlichen  Agentien  und  Produkten,  als  auf  der 
ausgesprochenen  Ausscheidung  derselben  beruht.  R.  Giani. 

Tores  Casanovas  (17)  bespricht  die  Indikationen  für  verschiedene 
Nierenoperationen.    Nichts  Neues. 

Van  der  Veer  (18)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  bei  123  Nieren- 
operationen: bei  Niereneiterungen  zuerst  Nephrotomie,  dann  Nephrektomie^ 
nur  bei  der  kystischen  Pyonephrose  primäre  Nephrektomie.  Bei  grossen 
Zysten  und  weichen  Geschwülsten  transperitoneale  Nephrektomie.  Zwei  Hydro- 
nephrosen  durch  Aspiration  geheilt.  Kapselspaltung  wirkt  günstig  bei  Nephr- 
algie. Bei  Tuberkulose  möglichst  frühe  Operation.  Zwei  Fälle  von  chroni- 
scher Nephritis  gebessert  durch  Kapselspaltung.  Bei  Nierenverletzungen 
möglichst  konservativ.  Bei  Schwierigkeit,  den  Nierenstiel  zu  unterbinden, 
Anlage  von  Klemmen. 

Wagner  (19)  bespricht  die  Fortschritte  der  Nierenchirurgie  im  letzten 
Dezennium,  die  in  der  Behandlung  der  Nierenerkrankungen  immer  mehr  Ge- 
biet sich  erobert  hat,  konservativer  geworden  ist  und  deren  Mortalität  nach 
Nierenoperationen  bedeutend  geringer  geworden  ist. 

Wossidlo  (20)  bespricht  die  Diagnose  und  Behandlung  der  Harn- 
krankheiten. Die  Fortschritte  in  der  Diagnose  und  Behandlung  der  Nieren- 
krankheiten   sind    bedingt    durch   die    Kystoskopie,    Ureterenkatheterisation, 


Ziegler,  Verletziuigen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.      1003 

Radiographie,  die  physikalische  Untersuchung  des  Blutes  und  Urins  und  bei 
Unanwendbarkeit  der  Ureterenkatheterisation  die  Hamsegregatoren. 

Wolf  f  (21)  demonstriert  die  Präparate  einer  kongenitalen  Hydronephrose 
und  einer  anscheinend  sekundären  Nierentuberkulose. 

In  den  Medical  News  (22)  werden  die  Fortschritte  in  der  Diagnose 
der  Nierenkrankheiten  besprochen. 

18.  Chirurgie  der  Nebennieren. 

1.  Aisenstein,   Beitrag  zur  Kasuistik  der  Nebennierentumoren.    Dias.  Zürich  1905. 

2.  Bernard  et  Bigot,  La  structure  de  la  glande  Burrönale.    Presse  m^.  1905.  Nr.  87. 

3.  Bernard,  Les  Syndromes  surr^nauz.    La  Presse  möd.  6.  XXL  1905. 

4.  Gioffi,    Entfernung  des  Nebennierenmarkes.     Gazz.  d.  ospedali.   1905.  Nr.  4.     Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschr.,  1905.  Nr.  4. 

5.  Dnpraz,    Tumeur  de  la  capsule  surr^nale.    Rev.  m^d.  de  la  Suisse  Rom.  1905.  Nr.  3. 
p.  201. 

6.  Gackowski,  Wladislaus,   Nebennierenblutung  bei  einem  Neugeborenen.    Dissert. 
Mflnchen  1905. 

7.  Gierke,    Ober  Knochenmark  in  der  Nebenniere.    Naturforsch.  Gesellsch.  in  Freiburg 
30.  y.  1905.    Ref.  Deutache  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  37. 

8.  fleinlein,    Nebennierenabszess.    NOmberger  med.  Ges.  n.  Polikl.  5.  IX.  1905.  Mfinch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  50. 

9.  Holst,  Felix,  Über  doppelseitige  primftre  Nebennierentumoren.    Diss.  Leipzig  1904. 
10.   Israel,    Die  Diagnose   der  Nebennierengeschwfilste.     Freie   Verein,  d.  Chir.   Berlins 

10.  VII.  1905.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  35.  Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  44. 
IL  Küster,    Über  Gliome  der  Nebennieren.    Virchows  Archiv  Bd.  180.  H.  1. 

12.  Minervini,   The  suprar^nal  capsules.     Joum.  de  l'anat.  Sept.  et  Oct.     Lancet  21.1. 
1905.  p.  179. 

13.  '^Oberndorfer,   Über  Nebennierenblutungen.    Gyn.  Ges.  Mttnchen  15.  II.  1905.  cf.  6. 

14.  Po  11,    Nebennierenyerpflanzung.    Phys.  Ges.   in  Berlin  27.  X.  1905.    Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  45. 

15.  Schilling,  Operativ  geheiltes  rechtsseitiges  Nebennierenkystom.    Ärztl.  Ver.  in  Nürn- 
berg 7.  XI.  1905.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  45. 

16.  Sicuriani,    Myzosarkom  der  rechten  Nebenniere.    Rif.  med.  Nr.  44.    Ref.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 

17.  Srdinkoy  Blutgefässe  in  der  Nebenniere  des  Menschen.   Casop.  lök.  cesk.  Nr.  51.  Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  6. 

18.  WidaletBoidin,    Adenomes  des  capsules  surr^nales.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  84. 
p.  1004. 

19.  Wiesel,   Glioma  der  Nebenniere.    Virchows  Archiv  180.  Bd.  3.  H. 

20.  Wyder,  Grosser  Nebennierentumor.    Korrespondenzbl.  f.  Schweizer  Ärzte  19C5.  Nr.  13. 
p.  425. 

Aisenstein  (1)  berichtet  über  einen  zur  Sektion  gelangten  Fall  von 
linkem  Hypernephrom  bei  einem  zwei  Jahre  alten  Knaben. 

Bernard  nnd  Bigot  (2)  untersuchten  die  Struktur  der  normalen 
menschlichen  Nebenniere. 

Bernard  (3)  bespricht  die  Pathologie  der  Nebennieren,  er  unterscheidet 
eine  Hyperepinephrie,  wie  sie  durch  Einführung  von  Adrenalin  entsteht  und 
eine  Hypoepinephrie  durch  verschiedene  Krankheiten  der  Nebennieren,  Tu- 
moren, Tuberkulose,  Syphilis. 

Cioffi(4)  fand,  dass  die  in  zwei  Zeiten  vorgenommene  Entfernung  des 
Nebennierenmarkes  stets  den  Tod  der  Versuchstiere  zur  Folge  hatte ;  bei  der 
Obduktion  fand  man  Abmagerung,  Hämorrhagien  der  Magenschleimhaut  und 
der  Milz. 

Dupraz  (5)  berichtet  über  einen  erfolgreich  operierten,  seltenen  Neben- 
nierentumor  von   alveolärem  Bau,    Epinephrom,  die   25.  derartige  Operation. 


1004  JahroBbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Anfang  vor  fünf  Monaten  mit  Magen-  and  Leberstömngen,  keine  Haatpigmen- 
tation.  Zirkulations-  und  Respirationsstönmgen  beim  Herausluzieren  des 
Tumors,  vielleicht  durch  Zerrung  des  Sympathikus.  Trennung  von  der  Niere 
leicht.  50  7o  Mortalität.  Kummer  berichtet  von  zwei  ähnlichen  Operationen 
bei  malignen  Tumoren  der  Nebenniere  bei  Weibern:  1.  Laparotomie,  Niere 
mitentfemt ;  nach  dreijähriger  Gesundheit  Rezidiv,  nach  neuerlicher  Operation 
Tod.     2.  Krebsiger  grosser  Tumor,  Laparotomie,  Tod  an  Peritonitis. 

Wladislaus  Gackowski  (6)  berichtet  von  einem  Neugeborenen  mit 
Blutungen  in  beiden  Nebennieren.  Zangengeburt,  Tod  unter  septischen  Er- 
scheinungen. Nebennieren  fast  nierengross,  Mark  ganz  geschwunden,  Rinde 
nur  mehr  Reste. 

Gierke(7)  zeigt  eine  zirka  pflaumengrosse  Einsprengung  von  Knocfaen- 
marksgewebe  in  die  Nebenniere  einer  alten  Frau,  Auftreten  von  Knochen- 
balken mit  Knochenmark  in  der  verkalkten  Marksubstanz,  Herde  von  echten 
Fettzellen  und  Rundzellen  und  Hämosiderin  in  der  Nebennierenrinde. 

Heinlein  (8)  bespricht  die  normale  und  pathologische  Anatomie  der 
Nebenniere  und  einen  Nebennierenabszess  bei  einem  Kinde,  das  nach  Bronchial- 
und  Darmkatarrh  mit  Schmerzhaftigkeit  der  Rumpfbewegung  und  Anschwel- 
lung der  Lendengegend  erkrankte.  Probepunktion  ergab  Eiter.  Bronzefarbung 
der  Haut  fehlte.  Inzision  führt  in  eine  Abszesshöhle  mit  zertrümmerten  Ge- 
websteilen, die  sich  als  Nebennierengewebe  erkennen  Hessen.  Heilung.  Wahr- 
scheinlich hat  es  sich  um  tuberkulöse,  zur  eiterigen  Einschmelzung  führende 
Nebennierenerkrankung  gehandelt. 

Felix  Holst  (9)  berichtet  über  zwei  Sektionsbefunde  der  seltenen, 
doppelseitigen,  primären  Nebennierentumoren,  der  eine  mehr  vom  Typus  eines 
Karzinoms,  der  andere  eines  Sarkoms,  bei  beiden  fehlte  im  Leben  der  Ad- 
dison sehe  Symptomenkomplex.    Genauer  mikroskopischer  Befund.    Literatur ! 

Israel  (10)  bespricht  die  Schwierigkeit  der  Unterscheidung  der  Nieren- 
und  Nebennierengeschwülste,  die  beide  retroperitoneal  liegen  und  beide  häufig 
von  Blutungen  begleitet  sind.  Auf  Grund  der  Erfahrung  von  100  operierten 
malignen  Nierengeschwülsten  und  neun  primären  Nebennierentumoren  unter- 
scheidet er  bei  den  letzteren  verschiedene  Formen  für  die  Diagnose: 

1.  Kein  örtliches  oder  entferntes  Symptom,  nur  Metastasen  verraten  das 
Bestehen  irgend  eines  primären  Herdes ;  nur  bei  Gegenwart  von  Bronzefarbung 
kann  man  eine  Diagnose  stellen. 

2.  Kein  Tumor  zu  fühlen,  aber  Blutungen  und  Schmerzparoxysmen,  resp. 
Parästhesien  im  Ausbreitungsbezirk  des  Plexus  lumbalis  bei  Ausschluss  von 
Steinen. 

3.  Tumor  fühlbar,  die  an  dem  Prozess  unbeteiligte  Niere  nicht  zu  fühlen. 

4.  Der  von  der  Nebenniere  gebildete  Tumor  fühlbar  und  lateral  davon 
die  unveränderte  Niere ;  erleichtert  wird  die  Diagnose  bei  Vorhandensein  von 
Addison  scher  Krankheit  und  Fieber. 

5.  Ein  einziger,  nicht  zu  trennender  Verschmelzungstumor  von  Nieren- 
und  Nebennierentumoren  zu  fühlen;  Diagnose  häufig  nicht  möglich,  Ver- 
schmelzungstumoren sind,  wenn  sie  unter  dem  Rippenbogen  hervorkommen, 
mehr  in  die  Breite  entwickelt  als  Nierentumoren.  Prognose  schlecht,  weil 
alle  Nebennierentumoren  früh  nicht  zu  diagnostizieren  sind  und  daher  zu  spät 
;zur  Operation  kommen. 


Ziegler,  Yerleiznngen  und  chinirg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.      1015 

Küster  (11)  beobachtete  zwei  primäre,  maligne  Tumoren  der  Neben- 
niere, Yon  denen  der  eine  multiple  Lebermetastasen  machte  und  die  er  für 
Gliome  (von  Entwickelungsstörungen  abzuleiten)  hält. 

Mineryini  (12)  berichtet  über  die  Geschichte  der  Erkenntnis  der 
Nebennieren  und  über  die  Anatomie  derselben. 

Poll  (14)  ist  es  einmal  gelungen  (bei  den  bisherigen  Versuchen  war  es 
bei  den  Nebennierenverpflanzungen  höherer  Tiere  nicht  gelungen,  Markzellen 
zu  erhalten)  bei  Eidechsen  Marksubstanz  drei  Wochen  bis  zum  Tode  des  Tieres 
zo  erbalten. 

Schilling  (15)  berichtet  über  ein  operativ  geheiltes,  rechtsseitiges 
Nebennierenkystom  bei  einem  jungen  Mann;  mannskopfgrossen  Tumor,  ein- 
kammerige  Zyste,  mikroskopisch  Endotheliom  der  Nebenniere. 

Sicuriani  (16)  berichtet  von  einem  Abdominaltumor,  der  sich  bei  der 
Operation  als  ein  3,2  kg  schweres  Myxosarkom  der  rechten  Nebenniere  erwies. 

Srdinko  (17)  findet  Mark  und  Rinde  der  Nebenniere  des  Menschen 
sehr  reich  an  breiten  und  dünnwandigen  Gefässen  mit  Sinusoiden.  Infolgedessen 
kommt  das  Blut  in  innigen  Kontakt  mit  den  Parenchymzellen.  Häufigkeit 
der  Tuberkulose  in  den  Nebennieren. 

Widal  und  Boidin  (18)  berichten  von  einer  36jährigen  Frau,  Alko- 
holistin,  welche  an  Magengeschwür,  allgemeiner  Atheromatose  und  Hemiplegie 
litt,  dass  man  bei  der  Sektion  hypertrophische,  mit  reichlichen  Adenomen 
versehene  Nebennieren  fand,  die  Verff.  in  ätiologische  Beziehung  bringen  zum 
allgemeinen  Atherom. 

Wiesel  (19)  glaubt,  dass  es  sich  bei  den  Elementen  der  von  Küster 
beschriebenen  Nebennierentumoren  (Glioma)  um  Bildungszellen  des  Sym- 
pathikus handelt. 

Wyder  (20)  berichtet  über  eine  erfolgreich  in  Verbindung  mit  der 
interstitiell  veränderten  Niere  transperitoneal  entfernten  grossen  Geschwulst 
der  linken  Nebenniere  Grawitzscher  Tumor),  die  vorher  nicht  diagnostiziert 
war,  bei  einer  70jährigen.  Frau. 

19.  Adrenalin  usw. 

1.  Br  am  well,   AddiaoDS  Krankheit.    Brit.  med.  journ.  26.  X.  1905. 

2.  Erbjun.,  Über  Arterienerkrankung  nach  Adrenalininjektion.  Naturhiat.  Verein  in 
Heidelberg  28.  II.  1905.    Mflncb.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  17. 

3.  Flacher,  Arterienerkrankung  nach  Adrenalininjektion.  XXII.  Kongreaa  f.  inn.  Med. 
12.— 15.  IV.  1905.  Wieabaden.    Dentache  med   Wochenachr.  1905.  Nr.  17. 

4.  Gondeacu,  Ober  die  blutatillende  Wirkung  dea  Paranephrin  Merk.  Wiener  klin.- 
ther.  Wochenachr.  1905.  Nr.  48.    Ref.  Mttnch.  med.  Wochenachr.  1906.  Nr.  2. 

5.  Hildebrandt,  Die  Anwendung  dea  Adrenalina  in  der  chimrgiachen  Praxia.  Berliner 
klin.  Wochenachr.  1905.  Nr.  1. 

6.  Kfllba,  Experimentellea  Ober  Nebenniereneztrakte.  22.  Eongr.  f.  inn.  Med.  12.-15.17. 
1905.  Mfinch.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  19.  Arch.  f.  exper.  Pathol.  u.  Pharmakol. 
53.  Bd.  1.  u.  2.  H.    Ref.  MOnch.  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  44. 

7.  Liaaauer,  Experimentelle  Arterienerkrankung  beim  Kaninchen.  Berl.  klin.  Wochen- 
achrift  1905.  Nr.  22. 

8.  Mironeaen,  Beitrftge  zur  Wirkung  dea  Adrenalina  auf  den  Blutdruck  b.  Kaninchen. 
RomAnia  medicala  1905.  Nr.  21.    Ref.  Mttnch.  med.  Wochenachr.  1905.  4. 

9.  Maller,    Ein  neuea  Verfahren  der  Blotatiliung.    Berl.  klin.  Wochenachr.  1905.  Nr.  6. 

10.  Peiaer,  Über  Anwendung  der  Kokain- Adrenalin- Anftatheaie  bei  grOaaeren  chii-urgiachen 
Operationen.    Straaaburger  med.  Ztg.  1905.  H.  1.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  16. 

11.  Plant  and  Steele,  Treatment  of  aerions  effuaiona  by  injection  of  adrenalin  chloride. 
Brit.  med.  joum.  1905.  July  15. 


1006  Jahresbericht  f&r  Chirurgie,    ü.  Teil. 

12.  Scheidemantel,  Durch  Adrenalin  erzengte  Aortenverkalknng  beim  Kaninchen. 
Virchows  Archiv  189.  Bd.  2.  H. 

13.  Tou Jan,  Gabriel,    Recherches  experim.  sur  Tadrenalin.    Dias.  Toulouse  1905. 

14.  Vaciori,  Dell'  azione  dell'  adrenalina  snl  parenchyma  renale.  Policlinico  1905. 
Sez.  chir.  Fase.  4.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  85. 

15.  Ziegler,  Über  die  Wirkung  intravenöser  Adrenalininjektion  auf  das  (MäasBysiem 
und  ihre  Beziehung  zur  Arteriosklerose.  Zieglers  Beitr.  Bd.  XXXVIII.  MOnch.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  39. 

Bramwell  (1)  berichtet  über  bedeutende  Besserung  der  Addisonschen 
Krankheit  durch  Suprarenalextrakt,  5  g  dreimal  täglich.    Später  Tod. 

Erb  jun.  (2)  berichtet,  dass  die  intravenösen  Adrenalininjektionen  beim 
Kaninchen  regelmässig  nach  einiger  Zeit  zu  einer  charakteristischen  Erkran- 
kung der  Aorta  und  bisweilen  auch  anderer  grosser  Arterien  führen.  Man 
sieht  kleine,  napfförmige  Vertiefungen  in  der  Intima  der  Aorta,  Verdünnung 
der  Wand,  Bildung  von  Aneurysmen,  Untergang  der  muskulären  Elemente 
der  Media  mit  rasch  eintretender  Verkalkung,  vielleicht  spielen  die  Vasa 
vasorum  (Gefässkrampf  durch  das  Adrenalin)  eine  Rolle. 

Bernhard  Fischer  (3)  berichtet  über  Arterienerkrankungen  nach 
intravenösen  Adrenalininjektionen,  die  zu  Aneurysmen  der  Aorta  fuhren. 
Fleckweise  Nekrosen  der  glatten  Muskulatur  in  der  Media,  ausgedehnte  Ver- 
kalkung, Dehnung  und  Zerfall  der  elastischen  Fasern,   typische  Endarteriitis. 

Gondescu  (4)  berichtet,  dass  bei  einer  Hämophilie  bei  profuser 
Alveolarblutung  die  Blutung  durch  mit  Paranephrin  Merk  getränkte  Tampons 
beherrscht  werden  konnte. 

Hildebrandt  (5)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  bei  der  Anwendung 
des  Suprarenins,  die  beobachteten  Nachteile  sind  Gefahr  späterer  Gewebs- 
nekrose  und  von  Nachblutungen. 

Külbs  (6)  fand  bei  intravenöser  und  intratrachealer  Injektion  von 
Nebennierenextrakt  Trübung,  Verkalkung,  aneurysmaähnliche  Ausbuchtungen 
der  Aorta  durch  Nekrose  der  Media  und  Kalkablagerung  in  derselben.  In- 
tima verdickt. 

Nach  Littauer  (7)  treten  die  Gefassveränderangen  durch  Adrenalin- 
injektionen  bei  Kaninchen,  die  einige  Ähnlichkeit  mit  syphilitischer  und  neu- 
rotischer Angiosklerose  haben,  nicht  durch  Steigerung  des  Blutdruckes  ein, 
sondern  wahrscheinlich  durch  Beteiligung  der  Vasa  vasorum. 

Mironescu  (8)  zeigte  an  Kaninchen  die  enorme  Blutdruckerhöhuiig 
durch  Adrenalininjektionen  und  die  enorme  Blutdruckemiedrigung  durch 
Euphthalmininjektionen.  Nach  einigen  Injektionen  beider  hochgradiger  Athe- 
rome der  Aorta,  wahrscheinlich  durch  den  starken  Wechsel  des  Blutdruckes, 
das  Atherom  ist  viel  stärker  als  nach  Adrenalininjektionen  allein. 

Müller  (9)  hat  für  Blutungen  eine  mit  Nierenpräparaten  imprägnierte, 
sterile  Gaze  und  Watte  hergestellt,  mit  einem  bestimmten  Promillegehalt  un- 
zersetzter,  wirksamer  Substanz,  zu  erhalten  bei  der  Firma  Arnold,  Chem- 
nitz i.  S. 

P eis  er  (10)  empfiehlt  auch  für  grössere  Operationen  die  regionäre  An- 
ästhesie mit  Kokain-Adrenalin  subkutan.  Keine  üble  Nachwirkungen,  wenn 
man  acht  hat,  kein  Gefäss  anzustechen.  Bei  Laparotomien  weniger  geeignet. 

Plant  und  Steele  (11)  haben  bei  Aszites  und  seröser  Pleuritis  nach 
Entfernung  der  Flüssigkeit  ca.  4  ccm  einer  Lösung  des  salzsauren  Adrenalin 
1 :  1000  in  15  ccm  Wasser  eingespritzt.     1 — 2  Injektionen  genügten,  um  die 


Ziegler,  Verletznogen  aod  chinirg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.      10Q7 

Wiederkehr  der  Flüssigkeit  zu  verhindern,  für  gewöhnlich  steigt  die  Tempe- 
ratur nach  der  Einspritzung,  die  Pulsspannung  nimmt  zu. 

Scheidemantel  (12)  fand  nach  Adrenalininjektion  bei  Kaninchen 
wie  Fischer  ausgedehnte  Verkalkungen  untergegangener  Mediaabschnitte 
und  Aneurysmen. 

Gabriel  Toujan  (13)  berichtet  über  seine  Untersuchungen  über  das 
Adrenalin. 

Nach  Vaciori  (14)  empfiehlt  es  sich  nicht,  bei  Nierenoperationen  Ad- 
renalin als  blutsparendes  Mittel  zu  verwenden.  Nach  Versuchen  an  Kaninchen 
werden  die  Veränderungen  gesteigert,  welche  eine  Verwundung  des  Nieren- 
parenchyms mit  sich  führt,  teils  durch  direkte  Schädigung  der  Zellen,  teils 
durch  Beeinflussung  ihrer  Ernährung. 

Ziegler  (15)  erzielte  durch  intravenöse  Injektionen  von  0,15  einer 
1^/ooigen  Adrenalinlösung  bei  Kaninchen  in  verschiedenen  Zwischenräumen 
Nekrosen  der  Muskulatur  der  grossen  Gefässe,  besonders  der  Aorta,  mit  Kalk- 
einlagerungen und  entzündlichen  Reaktionen  an  den  Vasa  vasorum. 

20.  Syphilis. 

1.  Berthezenne,Jean,  Traitement  de  la  nöphrite  syphilitique  secondaire.   Dias.  Lyon. 
1905. 

2.  Campbell,   Diagnose  dea  Mierengumma.  Joarn.  of  Amor.  Aas.  Nr.  17.  Ref.  Dentaohe 
med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  21. 

3.  Ribbert,   Protozoen&hnliohe  Zellen  in  der  Niere  eines  aypbilitiachen  Neugeborenen 
und  in  der  Parotis  von  Kindern.    Zentralbl.  f.  path.  Anat.  1904  Nr.  23. 

4.  Thiemann,   Ein  Fall  von  Nephritia  syphilitica  acuta.     Mflnch.  med.  Wochenachr. 
1905.  Nr.  5. 

Jean  Berthezeune  (1)  bespricht  die  syphilitische  Nephritis,  die  dem 
sekundären  Stadium  angehört.  Quecksilber  ist  hier  wirksam  und  zwar  sind 
die  Injektionen  vorzuziehen.  Daneben  Milchdiät  und  Verordnungen  wie  bei 
Nephritis. 

Campbell  (2)  erinnert  bei  der  Diagnose  an  die  Möglichkeit  eines 
Xierengumma,  dessen  Symptome  wenig;  charakteristisch  sind. 

Ribbert  (3)  berichtet  über  den  Befund  grosser,  die  normalen  Epithel- 
zellen verdrängenden  Zellen,  protozoenähnliche  Gebilde  in  den  Nieren  eines 
syphilitischen  Neugeborenen,  femer  in  der  Parotis  nicht  syphilitischer  Kinder. 

Thimann  (4)  berichtet  von  einer  Nephritis  syphilitica  acuta,  die  durch 
öO  Sublimatinjektionen  k  0,01  völlig  geheilt  wurde. 

21.  Varia. 

1.  Bainbridge,    Tbe  pathology  of  dropay.    Practitioner  1905.  Dec.  p.  786. 

2.  Brandenatein  u.  Chajea,   Folgen  subkutaner  Kochaalzzufubr  nach  Nephrektomie. 
Zeitschr.  f.  klin.  Med.  47.  Bd.  3.  n.  4.  H. 

3.  Cabot,   Gh>norrheal  infection  of  the  kidney.    Med.  News.  Sept.  16.  p.  575. 

4.  Chanffardy    Soblimatnephritis.     La   Semaine  m^d.    Nr.  2.      Ref.   Deutsche   mediz. 
Wochenachr.  1905.  Nr.  4. 

5.  Dali mi er,    Modes  d'action  du  chloroforme.    Dias.  Paria  1904. 

6.  Frey,   Yenneidung  der  Nierenreizung  nach  grosaen  Salizylgaben.    Münchener  mediz. 
Wochenachr.  Nr.  28. 

7.  Qavalea,   Morbna  Addisonii.    AUg.  Wiener  med.  Ztg.  1905.  Nr.  41. 

8.  Gibaon,  Object.  and  subject.  Symptoms  of  surg.  dis.  of  tbe  kidney.    Med.  News  11.  III. 
1905. 


1006  Jahresbericht  fflr  Chirnrgie.    IT.  Teil. 

9.   GrOndahl,  Wirknng  der  Ätheniarkose  auf  die  Nieren.    Norak.  Mag.  f.  LaegeTid  1905. 
Nr.  5.    Ref.  Deutsche  med.  Wocbeoschr.  1905.  Nr.  25. 

10.  G  u  ö  r  i  n ,  Gontribution  ä  Tötnde  de  Topothörapie  renale.   Joum.  de  m^.  de  Bord.  1905. 
Nr.  21.  p.  360. 

11.  Guiard,    L'urotropine  et  rh^mitol.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-nr.  1905.  1  Oct. 

12.  Huchard,    La  santbeose.    Lyon  mM.  1905.  Nr.  4.  p.  179. 

18.   Javal,    Les  effets  physiol.  et  th^rapeut.  de  U  dMiloruration.     Aroh.  g^n.  de  m^. 
1905.  18  Juillet. 

14.  Jordan,    Über  HautTerändemngen  bei  Nierenkranken.    Monataschr.  f.  prakt.  Denn. 
Bd.  XXXIX.  Nr.  11. 

15.  Imbert,    La  fibrinurie.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-nr.  1905.  IL  17.  p.  1917.  1  Sept 

16.  Kornfeld,    Zur  Symptomatologie   der  Urosepsis.     Wiener  med.  Wocbenschr.   1905. 
Nr.  11  n.  12. 

17.  Lananx,    Ober  die  AoSsthesierung  der  Nieren  nnd  oberen  Hamwege.    Monataacbr. 
f.  Harnkrankh.  u.  exp.  Hygiene.  1905.  H.  4  u.  5. 

18.  Long,  Henri,  Opotherapie  renale.    Dies.  Montpellier  1905. 

19.  Marie,   Note  snr  la  prösence  de  levnres  pathogönes  dans  les  reins  hnmaine.     Soc 
anat.  1908.  Nov.    Ann.  des  mal.  des  org.  gön.-nr.  1905.  Nr.  1.  p.  54. 

20.  Michel,   Gonlribation  ä  T^tude  de  ropotb^rapie  renale.    Dias.  Bordeaux  1905. 

21.  N  i  z  z  0 1  i ,  Di  un  nuovo  segno  per  la  diagnosi  delle  malattie  renali.    Nuovo  racc.  med. 
1905.  Fase.  1  u.  2.    Ref.  Zentralbl.  f.  Ghir.  1905.  Nr.  29. 

22.  Offergeid,    Experimenteller  Beitrag  zur  toxischen  Wirkung  des  Ghloroforms  auf  die 
Nieren.    Archiv  f.  klin.  Ghir.  1905.  75.  Bd.  8.  H. 

23.  Parry,    Irritation  of  the  kidney  caused  by  urotropin.    Lanoet  1905.  Dec.  9. 

24.  *Periganlt,   De  rhör^dit^  renale.    Dias.  Paris  1905. 

25.  ^Petroff,  Theodor,    Über  die  Einwirkung  der  Metalle  auf  die  Niere.    Dias.  Wfiiz- 
burg  1905.    (Wird  im  nAchsten  Jahre  ref.) 

26.  Pringle,  H.,  Mann  seil  n.  S.  Pringle,    Der  Einflnss  der   Äthemarkose  anf  die 
Nierentätigkeit.    Brit  med.  joum.  1905.  9.  Sept. 

27.  Schulz  u.  Hoffmann,   Zur  Wirkungsweise  der  Röntgenstrahlen.    Dentsehe  Zeitschr. 
f.  Ghir.  1905.  29.  Bd.  p.  850. 

28.  Stanton,   Actinomycosis  limited  to  the  urin.  tract.    Albany  med.  annale  1905.  Nr.  11. 
Ref.  Zentralbl.  f.  Ghir.  1906.  Nr.  10. 

29.  Snfter,  Pi  y.  Die  antitoxische  Funktion  der  Niere.    Gac.  Med.  Gatalana  1905.  Nr.  20 
u.  21.    Ref.    Manch,  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  6. 

80.  —   Die  Wirkung  des  Nephrine^  auf  die  Elimination  der  hamf&higen  Stoffe.    Rot.  de 
Medy.  Gir.  Pract.  14.  X.  1905.    Ref.  Manch,  med.  Wochenachr.  1906.  Nr.  6. 

81.  Thompson,   Tätigkeit  der  Nieren  während  der  Narkose.    Brit.  med.  joum.  Nr.  2808. 

82.  Tibbles,    Addison's  disease.    Brit.  med  joum.  30.  XII.  1905. 

88.   UUmann,   Le  dignement  yibratoire  des  paupiäres  et  les  affections  renales.   Gas.  des 
Höp.  1905.  Nr.  107. 

Bainbridge  (1)  bespricht  die  Nierenwassersacht,  deren  Ätiologie  noch 
sehr  dunkel  ist,  für  die  man  aber  drei  Ursachen  annehmen  kann,  Änderongen 
der  kapillaren  Permeabilität,  Ändemngen  des  kapillaren  Druckes  und  Ände- 
rungen in  den  Geweben,  gewöhnlich  wirken  zwei  Faktoren  mit. 

Brandenstein  und  Chajes  (2)  schliessen  aus  ihren  Versuchen  über 
die  Folgen  subkutaner  Kochsalzzufuhr  nach  Nephrektomie,  dass  die  Hanptr 
masse  von  dem  zurückgehaltenen  Kochsalz  in  den  Säften  und  nur  wenig  in 
den  Parenchymsubstanzen  zurückgehalten  werden. 

Cabot  (3)  fand  bei  einem  Manne,  bei  dem  Gonorrhöe  vorausgegangen 
war,  in  dem  durch  Nephrektomie  eröffneten  Nierenbecken  neben  6  Steinen 
Vs  Liter  Eiter  mit  Gonokokken. 

Ghaufford  (4)  berichtet  von  einer  Sublimatvergiftung  mit  kompletter 
fünftägiger  Anurie,  durch  mechanische  Verstopfung  der  gewundenen  Harn- 
kanälchen  durch  nekrotische  Epithelien.  Nach  2ö  Tagen  kaum  noch  Spuren 
von  Eiweiss  und  Zylindern. 


»  ^ 


Ziegler,  Verletzungen  und  cliimrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.      1009 

Dalimier  (5)  rät,  vor  der  Chloroformnarkose  den  Urin  zu  untersuchen 
and  bei  chronischen  Afifektionen  der  Nieren  den  Gebrauch  des  Chloroforms 
m  verbieten.  Bei  gesunden  Nieren  nach  Chloroformnarkose  in  ungefähr 
13  Vo  der  Fälle  Folgeerscheinungen,  leichte  Albuminurie  usw. 

Nach  Frey  (6)  lässt  sich  die  nach  grossen  Salizylgaben  häufig  beob- 
achtete Nierenreizung  durch  Darreichung  von  Alkalien  eliminieren. 

Gavalas  (7)  berichtet  über  den  Tod  eines  Soldaten  an  Meningitis,  der 
an  Addisonscher  Krankheit  mit  Bronzefärbung  der  Haut  und  allgemeiner 
Tuberkulose  bei  Freibleiben  der  Nebenniere,  wie  die  Sektion  gezeigt,  ge- 
litten hatte. 

Gibson  (8)  bespricht  die  Schmerzen  bei  den  verschiedenen  Nieren- 
erkrankungen; Schmerzen  fehlen  bei  chronischer  Nephritis,  Hydronephrose 
und  bei  Lithiasis  ohne  Pyelitis  und  Abflusshindemis. 

Gröndahl  (9)  fand  bei  75  Äthernarkosen,  wo  der  Urin  vor  der  Nar- 
kose untersucht  war,  27  mal  (in  36  ^o)  Eiweiss  nach  der  Narkose  und  stets, 
ausser  in  3  Fällen,  Zylinder.  Häufig  trat  das  Eiweiss  erst  am  2.  Tage  auf, 
um  meist  bald  wieder  zu  verschwinden. 

Gnerin  (10)  berichtet  über  die  Nierenopotherapie,  die  Anwendung  einer 
Nierenmazeration  nach  Renaut  bei  Meerschweinchen,  die  den  Aufguss  mittelst 
Magensonde  erhielten.  Der  Aufguss  wirkt  reizend  auf  die  Niere,  bewirkt 
reichliche  Diurese,  lässt  urämische  Symptome  verschwinden.  Bei  2  Urämikem 
Torübergehende  Besserung. 

Guiard  (11)  bespricht  das  Urotropin-Hexamethylentetramin  und  das 
Helmitol,  die  Verbindung  des  Hexamethylentetramin  mit  der  Anhydromethylen- 
zitronensäure,  die  desinfizierend  auf  die  Hamwege  und  beruhigend  und  an- 
ästhesierend auf  Schmerzen  im  Ureter  und  Blasenhals  wirken.  Die  Wir- 
kung des  Helmitols  tritt  nur  durch  das  Urotropin  ein.  Preis  fast  gleich. 
Literatur ! 

Huchard  (12)  empfiehlt  die  Santheose  als  ein  ausgezeichnetes,  sehr 
sicheres,  konstantes,  wenig  angreifendes  Nierendiuretikum,  nicht  giftig,  nach 
dem  Gebrauch  keine  Magen-  und  Herzstörungen,  in  Dosen  von  0,5  1 — 4  Stück 
pro  die,  wird  nur  verkauft  in  Daten  ä  24  Stück. 

Javal  (13)  empfiehlt  die  Entchlorung  beim  Ödem  der  Nierenkranken 
und  beim  kardialen  Ödem  und  Aszites. 

Jordan  (14)  macht  auf  die  bei  Nierenkranken  auftretenden  Haut- 
erscheinungen aufmerksam,  er  veröflFentlicht  2  Fälle  von  Pruritus,  einen  von 
Furunkulose,  zwei  von  Ekzem  und  einen  von  Gangrän  bei  Nephritis. 

Imbert  (15)  bespricht  die  Fibrinurie,  eine  Ausscheidung  von  Fibrin 
im  Urin,  unabhängig  von  jeder  Hämaturie  oder  Chylurie,  an  drei  eigenen 
Fällen  beobachtet  und  in  neun  Fällen  in  der  Literatur  erwähnt.  Charakte- 
ristisch ist  die  sofortige  Koagulation  des  Urins  im  Glas,  was  die  Diagnose 
leicht  macht.  Sie  kommt  bei  verschiedenen  Nierenaffektionen  vor.  Behand- 
lung symptomatisch. 

Kornfeld  (16)  bespricht  die  Symptomatologie  der  Urosepsis. 

Lavaux  (17)  berichtet  über  die  vorzügliche  anästhesierende  Wirkung 
des  Gonosans,  dargestellt  aus  der  Wurzel  eines  polynesischen  Strauches, 
bei  Erkrankungen  des  Harnleiters,  Nierenbeckens  und  der  Niere.  Die  Nieren- 
schmerzen schwinden  sehr  rasch.  Gegeben  in  Kapseln  ä  0,3  mit  Sandelöl 
ce  7—10  Stück  täglich. 

JahrMbM>ieht  flir  Chimrgie  1905.  64 


1010  Jahresbericht  f&r  Chirurgie,    tl.  Teil. 

Henri  Long  (18)  behandelt  die  schon  im  Altertum  gebrauchliche 
Nierenopotherapie,  am  besten  die  Schweinsnierentherapie  nach  Renaut,  die 
sehr  diuretisch  wirkt,  Eiweiss  zum  Verschwinden  bringt,  bei  allen  Nephritiden 
im  Moment  und  ausserhalb  der  urämischen  Krisen  zu  empfehlen  ist.  Kontra- 
indiziert bei  schweren  Herzleiden  und  vorgeschrittener  Lungentuberkulose. 

Marie  (19)  berichtet  von  der  Gegenwart  von  Hefezellen  in  mensch- 
lichen Nieren  bei  zwei  jungen  Leuten,  vergesellschaftet  mit  Eiweiss,  im  ersten 
Falle  bei  einer  Endokarditis,  im  zweiten  Falle  bei  einer  Scharlachnephrit  is, 
wo  Glomeruli,  die  grossen  Gefässe  und  die  Leber  untersucht  werden  konnten 
und  frei  befunden  wurden. 

Michel  (20)  fand  bei  Meerschweinchen,  denen  er  taglich  10  Tage  lang 
2  mmg  Nierensubstanz  pro  Kilo  Körpergewicht  gegeben  hatte,  Abmagerung, 
parenchymatöse  Nephritis.  Bei  den  Gaben,  wenn  sie  in  Glyzerin  aufgechwemmt 
waren,  waren  die  Erscheinungen  deutlicher.  Beim  Menschen  fand  sich  eine 
abundante  Diurese,  Besserung  der  urämischen  Symptome,  Eiweiss  verhält  sich 
ganz  verschieden. 

Nizzoli  (21)  fand  die  Schmerzhaftigkeit  in  der  Nierengegend  am 
äusseren  Rande  des  M.  sacrolumbalis,  wie  bereits  von  Goldflam  angegeben, 
als  konstantes  Zeichen  der  verschiedenen  Nierenaffektionen ,  auch  bei  Ein- 
seitigkeit der  Erkrankung. 

Offergeid  (22)  prüfte  im  Anschluss  an  einen  Chloroformtodesfall  mit 
schweren  Veränderungen  in  den  Nieren,  an  Tieren  die  Wirkung  des  Chloro- 
forms auf  die  Nieren.  Nach  einmaliger  Narkose  gelingt  es,  Fettdegeneration 
in  den  Nieren  zu  schaffen,  denen  die  Tiere  erliegen,  wenn  sie  die  Narkose 
gut  überstanden  haben.  Bei  Entzündungszuständen  der  Nieren  durch  chemische 
oder  bakterielle  Mittel  tritt  die  Degeneration  der  Epithelien  viel  leichter  ein. 
Bei  trächtigen  narkotisierten  Tieren  ergab  sich  keine  erhöhte  Disposition  zur 
fettigen  Nierenentartung,  dagegen  durch  wiederholte,  aufeinander  folgende 
Narkosen.  Durch  Chloroform-Sauerstoffnarkose  ergab  sich  Beschränkung  der 
fettigen  Degeneration.  Nach  der  Chloroformnarkose  schwindet  das  Fett  in 
den  Geweben  und  sammelt  sich  grösstenteils  in  der  Leber  an.  Wahrscheinlich 
verändert  das  Chloroform  das  Hämoglobin,  so  dass  es  die  Fähigkeit  verliert 
mit  dem  Sauerstoff  sich  zu  verbinden.  Es  würde  also  der  Sauerstoffmangel 
die  Fettdegeneration  bedingen. 

Parry  (23)  berichtet  von  einer  Reizung  der  Nieren  (Zunahme  des  Ei- 
weiss durch  längeren  Gebrauch  von  Urotropin  (5  grains  täglich)  bei  einer  Pro- 
statazystitis  eines  alten  Mannes. 

Nach  H.  Pringle,  Maunsell  und  S.  Pringle  ist  während  tiefer 
Narkosen  mit  Äther  die  Menge  des  Urins  sehr  stark  vermindert,  die  Stick- 
stoffausscheidung hört  fast  ganz  auf.  Nach  Beendigung  der  Narkose  nimmt 
zuerst  die  Wasserausscheidung  wieder  zu,  die  Stickstoffausscheidung  kommt 
viel  langsamer  wieder. 

Schulz  und  Hoffmann  (27)  konnten  durch  Röntgenbestrahlung  an 
der  freigelegten  Niere  vom  Kaninchen  Veränderungen  herbeiführen,  die 
schliesslich  zu  interstitieller  Nephritis  führten,  auch  erfuhren  die  Epithelzellen 
Veränderungen. 

Stanton  (28)  berichtet  von  einer  als  Zystitis  und  Pyelonephritis  ver- 
laufenden Aktinomykose  der  Niere  und  Blase  mit  reichlichen  Abszessen  in 
der  Niere.  Wahrscheinlich  war  der  primäre  Herd  in  einem  andern  Körper- 
teil zur  Zeit  der  Sektion  abgeheilt. 


tleerink,  Verletzadgeil  und  ohirarg.  Krankheiten  der  Blase.  lOli 

Nach  Pi  y  Sun  er  (29)  sollte  man  den  Begriff  der  ^inneren  Sekretion*' 
fallen  lassen  und  ihn  durch  den  der  antitoxischen  Funktion  ersetzen. 

Pi  y  Suner  (30)  bespricht  die  Wirkung  des  Nephrins  auf  die  Elimi- 
nation der  hamfähigen  Sto£fe,  die  nicht  immer  vorhanden  ist  und  sich 
ror  allem  danach  richtet,  ob  noch  genug  reaktionsfähiges  Parenchym  vor- 
handen ist. 

Thompson  (31)  findet  durch  Tierversuche,  dass  während  der  An- 
ästhesie (Morphium,  Äther,  Chloroform)  zunächst  die  Harnausscheidung  ver- 
mehrt ist,  in  tiefer  Narkose  die  Harnabsonderung  fast  ganz  aufhört,  nach 
der  Narkose  bald  der  normale  Zustand  wieder  eintritt. 

Tibbles  (32)  berichtet  von  2  Fällen  von  Addisonscher  Krankheit. 

Uli  mann  (33)  erwähnt  das  Blinseln  der  Augenlider,  besonders  des 
oberen,  als  ein  Zeichen  für  Nierenkrankheiten,  oft  nur  wenige  Minuten  bis 
zu  30  Minuten  und  öfter  am  Tage. 


xxn. 


Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der 

Blase. 


Referent:  H.  Reerink,  Freiburg  i.  B. 


Die  mit  *  veraeheneii  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.   Anatomie  und  Physiologie  der  Blase. 

1.  Gnyon,  De  ia  chloroformisation  de  la  vessie.    Annal.  des  mal.  des  org.  gänit.-nrin. 
1905.  Nr.  8. 

2.  *LegaeaetChiri^,  L'^tat  anatomique  de  la  vesaie  aprda  la  proatatectomie  de  FuUer- 
Freyer.    Ball,  et  m^m.  de  la  aoc.  anat  de  Paria  1905.  Octobre. 

3.  ütean,  Anatomie  du  trigone  vdsical.    Annal.  des  malad,  des  org.  g^nit.-arin.  1905. 
Nr.  4. 

Gnyons  (1)  Aufsatz,  der  u.  a.  auf  seine  auch  bei  uns  gewürdigten 
Ansichten  über  Tensions-  und  Kontaktempfindlichkeit  unter  normalen  und 
pathologischen  Verhältnissen  sich  stützt,  ist  eher  als  eine  interessante  physio- 
logische Studie  zu  betrachten;  für  den  Praktiker  bringt  er  wenig  Brauch- 
bares. 

Ute  au  (3)  studierte  an  frischen  Harnblasen  und  zwar  von  je  50  männ- 
lichen, 50  weiblichen  und  50  kindlichen  Leichen  die  Topographie  des  Trigo- 
nums.  Eine  genau  geführte  Tabelle  gibt  die  Masse  der  einzelnen  Präparate 
und  zwar  die  Messungen  über 

64* 


1012  JahreBbericfat  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

1.  Distances  inter-ureterales; 

2.  Distances  de  Turetere  droit  au  plan  median; 

3.  Distances  de  Turetere  gauche  an  plan  median; 

4.  Distance  de  Turetere  droit  an  col; 

5.  Distance  de  Tnretere  gauche  au  col. 

Das  Maximum  des  inter-ureteralen  Abstandes  betrug: 

beim  Manne    88  mm, 
„     Weibe     62     ^ 
^     Kinde     24    „ 
Das  Minimum: 

beim  Manne    20  mm, 
jy     Weibe     10    „ 
^     Kinde      7     „ 
Die  mittlere  Grösse  aus  den  50  Fällen: 

beim  Manne  32  mm  7 
„  Weibe  26  „  8 
^     Kinde      12     ;,      32. 

Der  Abstand  der  Ureterenmündung  von  der  Mittellinie  betrug: 

Maximum:  Minimum:  mittlere  Grösse: 

beim  Manne    45  mm        beim  Manne    4  mm        beim  Manne  15  mm  79, 

„     Weibe     32     „  „     Weibe     4    „  ^     Weibe  13    ,,  45, 

„     Kinde      13    ;,  „     Kinde     3    ^  „     Kinde  6    „  35. 

Der  Abstand  der  Uretermündung  vom  Blasenhals : 

mittlere  Grösse 
Maximum:  Minimum:  (aus  den  50  Fällen): 

beim  Manne    61  mm        beim  Manne  10  mm        beim  Manne    27  mm    58, 

^     Weibe     51     ^  „     Weibe  10    „  „     Weibe     22    „      71, 

;,     Kinde     24    ^  „     Kinde     5    „  ;,     Kinde     11     „    275. 

Eine  Anzahl  für  die  Praxis  nicht  unwichtiger  Schlussfolgernngen  sind 
angegeben,  z.  B.  ;,In  einem  Falle,  wo  die  Distanz  der  Ureteren  nur  4  mm 
betragen  würde,  wäre  das  Luyssche  Instrument  nicht  anwendbar;  dann  ist 
der  Cathelinsche  Diviseur  allein  indiziert^.  „Bei  sehr  kleinem  Trigonnm 
könnte  gelegentlich  die  Frey  ersehe  suprapubische  Prostatektomie,  zumal  bei 
sehr  grosser  Prostata,  eine  Ureterverletzung  setzen**.    (?  Ref.). 

Zum  Schluss  geht  Uteau  noch  kurz  auf  eine  Arbeit  von  George  S. 
Whiteside,  M.  D.  Portland,  Oregon,  ein  (Medical  Sentinel,  Portland,  Oregon, 
Nov.  1904),  dessen  durch  kystoskopische  Untersuchungen  gemachten  Befunde 
unter  pathologischen  Verhältnissen  Uteaus  Untersuchungen  glücklieb  er- 
gänzen. 

U.    Allgemeines  über  Blasenchirurgie« 

1.  Gat heiin,  R^ponse  ä  M.  Max  Weinrich  (de  Berlin)  aar  le  cystoscope  k  air.    Anoal. 
des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  1905.  Sepiembre. 

2.  —  Note  räctificative  k  propos  de  Parti cle  de  M.  Lnya  aar  la  methode  de  Separation 
intraväsicale  des  urines  de  lambotte.    Annal.  des  mal.  des  org.  genit.-nrin.  Mr.  4. 

3.  *Caird,  F.  M.,  Tbe  urine  separater  of  Luys.    The  medical  Press.  Joly  19. 
3a. Casper,  Handbuch  der  Eystoskopie.    Leipzig  1905.  Georg  Thieme. 

4.  Delbet,  Cystoscope  direct  du  Dr.  Luys.    Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  de  Cbir.  de  Paris. 

5.  ^Denis,  Paul,  Diapositiv  nouveau  pour  redresser  les  images  cystoscopiqaes.   Ann. 
des  mal.  des  org.  gänit.-urin.  1905.  Nr.  7. 

6.  '''D  o  w  d ,  Painless  Haematuria  of  five  years  duration ;  incision  of  kidney  pelvis;  cessation 
of  Symptoms.     Annals  of  surgery  1905.  42.  p.  266. 


Reerink,  Verleizungen  und  ckirurg.  Krankheiten  der  Blase.  1013 

7.  Frank,  P.  Vale,  Lnya  instrument  for  the  intraveaicai  Separation  of  the  tow  orines. 
Annals  of  surgery  1905.  Jan. 

7a.  Giani,  R.,  Contribato  sperimentale  alla  genesi  della  .cistite  cistica*.  Lo  sperimentale 
1905.  Fase.  V. 

8.  ^Goiard,  L'Urotropine    et   rHelmitol.    Annal.   des  mal.  des  org.  gönit.-urin.  Vol.  1. 
Nr.  7. 

9.  H  o  f  ni  a  n  n ,  C,  Zar  Blasen  naht  nach  der  Sectio  alta.    Zentralbl.  f.  Chirurgie.  Nr.  23. 

10.  Uabbard,  Fistale  vesico-intestinale.  Boston  med.  1905.  Oct.  8.  Ref.  in  den  Annal. 
des  mal.  des  organ.  gönit.-urin.  1905.  Vol.  1.  Nr.  1. 

11.  Jacoby,  S,  Die  Stereokystoskopie.  Zentralbl.  für  die  Erankh.  der  Harn-  u.  Sexual- 
Organe.  1905.  Bd.  XVI.  Heft  10. 

12.  —  Die  Stereokystophotographie.    Ibidem. 

13.  Kaufmann,  R.,  Treatment  of  nrinary  haemorrhage.  The  medical Press  1905.  Sept. 20. 

14.  Legneu,  Nouveau  cystoscope  ä  vision  directe.  Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  de  Paris  1905. 
p.  513. 

15.  TanLoghem,  Bakteriologischer  Befand  bei  spontaner,  vesikaler  Pneumatarie  eines 
diabetischen  Kranken.    Zentralblatt  für  Bakteriologie  38.  4. 

16.  Lowson,  A  case  of  intrapelvic  extravasation  of  urine.    The  Lancet  1905.  p.  790. 

17.  Luye,  La  cystoscopie  ä  vision  directe.  Annal.  des  mal.  des  org.  g4nit.-urin.  Vol.  II. 
Nr.  2. 

18.  —  La  cystoscopie  ä  vision  directe.    La  Presse  mädical.  Nr.  50. 

19.  —  Consid^rations  sur  la  m^thode  de  la  Separation  intra-v^icale  des  nrines.  Annal.  des 
mal.  des  org.  g^nit.-urin.  Vol.  1.  Nr.  2. 

20.  Marie,  R.,  Enorme  dilatation  de  la  yessie,  cons^cutive  ä  an  r^tr^cissement  de  Turdthre. 
Bull,  et  m4m.  de  la  Soc.  anatom.  de  Paris.  Nr.  9. 

21.  Nico  lieh  (Trieste),  Abcös  r^tro-vteical,  Perforation  spontanöe  de  l'intestin  apr^s  l'ou- 
Tertnre  de  Tabcös.    Annal.  des  mal.  des  org.  g^oit-urin.  Nr.  7. 

22.  Otis,  Un  nouveau  ölectrocystoscope.    Annal.  des  mal.  usw.  Vol.  I.  Nr.  12. 

23.  Posner,  Praktische  Ergebnisse  aus  dem  Gebiete  der  Urologie.  Berliner  klin.  Wochen- 
scbr.  Nr.  2. 

23a.*Parpara,  J.,  Cocchiaio  per  11  raschiamento  della  vescica  attraverso  la  via  naturale 
nella  cistite  cronica  delP  nemo.  Bollettino  della  Societii  medico  •  chirurgica  d.  Pavia 
1905.  Fase  9. 

24.  Rafin,  Separation  endo-vesicale  et  catheterisme  urethral.    Lyon  mödical.  Nr.  7. 

25.  Ringleb,  0.,  Zystoskopie  und  Lithotripsie  in  verschiedenen  Körperlagen.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  Nr.  46. 

26.  Rudeaux,  Troubles  vösicanx  de  hi  pa^rperalite.    Arch.  g^n.  de  Med.  25  Juill. 

27.  Stordeur-Verhelst,  Reteotion  compldte  par  atonie  v^sicale  d'origine  urämiqae. 
Le  progi^s  mödical  beige.  Nr.  7. 

28.  T h  u m  i  m,  L.,  Was  leistet  die  Kystoskopie  bei  Verletzungen  der  Blase  und  der  Ureteren? 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  21. 

29.  Voelcker  und  Lichtenberg,  Die  Gestalt  der  menschlichen  Harnblase  im  Röntgen- 
bilde.   MQnch.  med.  Wochenschr.  Nr.  33. 

30.  Vogel,  J.  (Berlin),  Praktische  Ergebnisse  aus  dem  Gebiete  der  Urologie.  —  Zum  Kapitel 
der  nervösen  Blasenstörungen.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  43. 

31.  —  Zur  inneren  Behandlung  des  Blasenkatarrhs.  Zentralblatt  für  die  Krankheiten  der 
Harn*  u.  Sexualorgane.  Bd.  XVI.  Heft  1. 

Delbet  (4)  beschreibt  das  direkte  Cystoskop  von  Luys,  wie  dieser 
Autor  es  im  AnklaDg  an  die  Kelly  sehe  Methode  der  direkten  Blasenbeleuch- 
tuDg  in  Knie-Ellenbogenlage  ausgebildet  hat.  Statt  letzterer  wird  dieTren- 
delenbnrgsche  Hochlagerung  benutzt.  Drei  Abbildungen  der  Instrumente, 
die  das  Gesagte  illustrieren,  sind  beigegeben.  Mit  Ausnahme  der  Partie  um 
den  vorderen  oberen  Blasenhals  soll  die  ganze  Blase  gut  abzuleuchten  sein. 
In  der  Diskussion  stimmen  Hart  mann,  der  namentlich  das  leichte  Gelingen 
des  Ureterenkatheterismus  lobt,  AI  bar  ran  und  Tuffier  im  wesentlichen 
dem  Lobe,  das  Delbet  dem  Instrumente  zollt,  bei,  wenn  man  auch  nur  ein 
sehr  begrenztes  Gesichtsfeld  auf  einmal  übersehen  könne.  Aber:  ce  qu'on 
Yoit,  on  le  voit  bien  nettement,^ 


1014  Jahreabericfai  fttr  Chinirgie.    11.  Teil. 

L  u  y  s  selbst  ergreift  mehrfach  zu  seiner  Methode  das  Wort.  In  einem 
seiner  Aufsätze  (17)  bespricht  er  zunächst  die  Vorteile  der  direkten  Kjsto- 
skopie,  die  natürliche  Bilder  gebe,  da  man  die  Blase  nicht  so  stark  auszu- 
dehnen brauche;  sie  allein  gestatte  die  direkte,  örtliche  Anbringung  Ton 
Medikamenten.  Als  Nachteil  würde  gewöhnlich  genannt,  dass  die  Instrumente 
voluminöser  seien  und  dass  das  Gesichtsfeld  kleiner  sei.  Die  Trendelen- 
burgsche  Hochlagerung  bewirkt  eine  hinreichende  Ausdehnung  der  Blase 
ohne  weitere  Mittel,  da  in  dem  Momente,  wo  bei  dieser  Lagerang  eine 
hohle  Sonde  in  die  Blase  eingeführt  wird,  Luft  einstürzt  und  die  Blase 
ausdehnt.  Eine  besondere  Vorrichtung  fängt  den  Urin,  der  sich  während 
der  Untersuchung  bildet,  sofort  auf,  so  dass  ohne  Unterbrechung  untersucht 
werden  kann. 

Luys  gibt  eine  genaue  Beschreibung  seines  Instrumentes  und  der  ver- 
schiedenen Untersuchungsmethoden  mit  demselben.  Aus  den  beigegebenen 
Abbildungen  sieht  man  nicht  allzuviel. 

Zum  Schlüsse  fügt  Luys  den  in  seinem  Buche:  Endoscopie  de  Turetre 
et  de  la  vessie,  Paris,  Massen,  1904  veröffentlichten  Fällen  noch  7  weitere 
Beobachtungen  hinzu.  Schon  die  ersten  zwei  derselben  kennzeichnen  hin- 
reichend den  Standpunkt  des  Autors: 

1.  Tuberculose  renale  droite  reconnue  par  le  s^parateur  Luys.  —  Con- 
iirme  par  le  cathöterisme  direct  de  Turetere. 

2.  Pyon^phrose  droite  et  cystite  intense.  La  Separation  des  urines  ne 
peut  etre  fait  que  par  le  cathäterisme  direct  de  Puretere. 

Sein  Aufsatz  in  der  Presse  m^dicale  (18)  wiederholt  in  der  Hauptsache 
das  vorhin  Gesagte;  auch  die  Abbildungen  sind  dieselben. 

Sehr  lesenswert  ist  sein  dritter  Artikel  (19),  wenn  er  vielleicht  auch 
hier  seiner  Methode  zu  ausschliesslichen  Wert  beimisst;  mehr  jedenfalls,  als 
ihm  von  anderen  Seiten  wird  zugegeben  werden.  Doch  finden  auch  die  In- 
strumente anderer  Autoren  Berücksichtigung  und  sind  Abbildungen  derselben 
beigegeben.    Auch  die  Anwendungsweise  ist  schematisch  dargestellt. 

Frank  P.  Vale  (7)  berichtet  über  günstige  Erfolge  mit  dem  Instru- 
ment von  Luys  zur  intravesikalen  Trennung  der  beiden  Urine.  Dasselbe 
besteht  aus  einem  doppelläufigen  Katheter  mit  Escatscher  Krümmung.  Die 
Trennung  wird  nach  Einführung  in  die  Blase  durch  eine  Gummischeidewand 
bewirkt,  welche  mit  Hilfe  einer  Kette  aus  dem  Schaft  des  Instruments  vor- 
gezogen wird.  Die  Elastizität  des  Gummis  zieht  die  Kette  vor  Entfernung 
des  Instruments  in  den  Schaft  zurück.  Bei  richtiger  Handhabung  verursacht 
das  Instrument,  wenig  Unbehagen,  keinen  Schmerz  und  kann  bis  zu  einer 
Stunde  in  der  Blase  belassen  werden.  Es  genügen  meist  20 — 30  Minuten. 
Um  sichere  Trennung  der  Urine  zu  bewirken,  muss  der  Kranke  nach  Ein- 
führung sitzen.  Die  verschiedenen  von  AI  bar  ran  gegen  das  Instrument 
gemachten  Einwürfe  sind  nicht  stichhaltig. 

Legueu  (14)  demonstriert  das  Cathelinsche  Instrument:  cystoscope 
ä  vision  directe. 

La  forme  est  celle  d'une  sende  creuse  metallique;  la  lampe  est  k  Fex- 
tremitö  de  Tinstrument  et  dispos^e  de  teile  fagon  qu'elle  öclaire  la  vessie 
de  haut  en  bas  k  travers  une  entaille  faite  aux  parois  m^talliques. 

Zwei  Abbildungen  sind  beigegeben. 

Otis  (22)  beschreibt  und  gibt  die  Abbildung  eines  neuen  Kystoskops, 
dessen  Hauptvorzug  darin  zu  liegen  scheint,   dass  der  Beleuchtungskörper  an 


Reerink.  VerletKungen  und  chimrg.  Krankheiten  der  Blase.  1015 

der  Spitze  des  Instrnments  nicht  überdeckt  ist  und  somit  die  ganze  Blase 
erlenchtet  wird.  Das  Gesichtsfeld  scheint  dadurch  wesentlich  erweitert  zu 
sein.  £ine  besondere  Konstruktion  der  Lampe  verhindert  eine  stärkere  Er- 
hitzung.    Weitere  Einzelheiten  müssen  im  Original  nachgelesen  werden. 

Rafins  (24)  Arbeit  beschäftigt  sich  nur  mit  der  Separation  endo- 
vesicale  des  urines  und  mit  dem  Ureterenkatheterismus,  ohne  die  anderen 
Methoden  (Phlorogluzin,  Kryoskopie)  zu  berücksichtigen.  Sein  Instrument  ist 
der  Layssche  Separator.  Die  einzelnen  Kapitel  enthalten  die  Untersuchungs- 
methoden und  ihre  Ergebnisse  bei  Erkrankungen  der  Nieren  und  bei  diffe- 
rentialdiagnostischen Schwierigkeiten.  Bei  gesunder  Blase  spielt  die  grössere 
Schmerzhaftigkeit  der  einen  oder  andern  Methode  keine  Rolle;  bei  krank- 
haften Veränderungen  der  Blase  dürfte  der  Ureterenkatheterismus  vorzuziehen 
sein.  Öfters  wird  man  auch  in  die  Lage  kommen,  die  beiden  Methoden,  die 
sich  gegenseitig  nicht  ausschliessen,  kombiniert  anwenden  zu  können ;  so  wird 
die  erstere  gelegentlich  mit  Sicherheit  zeigen,  an  welcher  Seite  man  den  Ure- 
terenkatheterismus ungestraft  wird  anwenden  dürfen. 

Jacoby  (12  und  11).  ;,Die  Stereokystophotographie  führte  mich  zur 
Konstruktion  des  Stereokystoskops ,  das  uns  auf  die  einfachste  Weise  die 
Möglichkeit  gibt,  binokular  das  Blaseninnere  zu  betrachten,  d.  h.  die  Ob- 
jekte im  Blaseninnem  körperlich  zu  sehen  im  Gegensatz  zu  den  flächen- 
haften Bildern,  die  wir  erhalten,  wenn  wir  nur  mit  einem  Auge  kystosko- 
pieren.^ 

Folgt  Beschreibung  und  Abbildung  des  Instruments. 
K  i  n  g  1  e  b  (25)  hält  für  eine  Anzahl  von  Fällen  den  Übergang  aus  hori- 
zontaler Lage  in  andere  Lagen  resp.  Positionen  für  wünschenswert  oder  sogar 
erforderlich.  Er  beschreibt  die  Konstruktion  eines  Tisches  und  gibt  mehrere 
Abbildungen,  die  im  Gegensatz  zu  dem  ^ Katheterismus  über  dem  Bauch^ 
(Rückenlage)  den  ., Katheterismus  unter  dem  Bauch^  (Bauchlage)  illustrieren 
sollen.  Ringleb  empfiehlt  diese  Lage  für  kystoskopische  Grenzfälle,  i.  e.  für 
solche,  bei  denen  eine  Besichtigung  des  Blasenbodens  erwünscht  ist,  nament- 
lich eine  solche  der  Hamleitermündungen,  diese  aber  nicht  möglich  ist. 

Auch  für  die  Lithotripsie  hält  Ring  leb  die  Bauchlage  für  empfeh- 
lenswert 

Die  nach  schweren  Entbindungen  oder  nach  gynäkologischen  Operatio- 
nen auftretenden  Blasen-  resp.  Blasenscheidenfisteln  unterzieht  Thumim  (28) 
einer  genaueren  Besprechung,  welche  die  Leistungsfähigkeit  des  Kystoskops  für 
den  Gynäkologen  illustrieren  soll.  Des  weiteren  die  Diagnostik  ;,solcher 
Ureterfisteln,  die  sich  dem  Operateur  zur  Überraschung  etwa  am  7.  bis  11. 
Tage  nach  einer  grossen  Bauchoperation  einstellen,  bei  welcher  der  Ureter 
ans  seinem  natürlichen  Situs  verschoben  wurde  oder  z.  B.  in  seiner  un- 
mittelbarsten Nähe  Umstechungen  oder  Massenligaturen  vorgenommen  werden 
mussten^. 

Zwei  sehr  instruktive  Krankengeschichten  sind  der  Arbeit  beigegeben. 
In  2  Aufsätzen  (1  u.  2)  polemisiert  Cat  heiin  gegen  Wein  rieh  und 
L  u  y  s  unter  Wahrung  seiner  Ansprüche. 

Nach  Injektion  von  120—150  g  und  mehr  einer  2%  igen  Kollargol- 
lösung  durch  einen  in  die  Blase  eingeführten  Katheter  nahmen  Voelcker 
und  Lichtenberg  (29)  Röntgenogramme  der  Blasengegend  auf  mittelst 
mittelweicher  Röhren  mit  Albers- Sc hönb ergscher  Blende.  Eine  Anzahl 
beigegebener  Skizzen  demonstrieren  die  Form  der  normalen  menschlichen  Blase 


1016  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

sowie  dieselbe  unter  pathologischen  Verhältnissen.  (Prostatahypertrophie,  chro- 
nische Zystitis,  Divertikelblase ,  Form  der  Blase  bei  die  linke  Beckenhälfte 
ausfüllendem  Rektumkarzinom,  nach  Beckenfraktur  mit  Verschiebung  und 
Anspiessung  der  Blase.) 

(Ref.  darf  vielleicht  darauf  aufmerksam  machen,  dass  nach  seinen  Unter- 
suchungen über  die  Form  der  Blase  beim  Prostatiker,  wie  er  sie  nach  vor- 
sichtigen Injektionen  von  Gelatinemassen  vom  Nierenbecken  aus  an  der  Leiche 
erhielt  (Verhandlungen  der  Deutschen  Gesellschaft  für  Chirurgie  1903)  schon 
die  Form  der  Blase  wesentlich  davon  beeinflusst  wird,  ob  man  von  der  Niere 
aus  (bei  intaktem  Peritoneum)  oder  durch  einen  Katheter  per  nrethram 
injiziert,  da  im  letzteren  Falle  der  ^Hochstand^  der  Blase  nicht  eintritt. 
Zweifellos  spielen  auch  die  verschiedenen  Füllungsgrade  eine  grössere  Rolle, 
als  Voelcker  und  Lichtenberg  das  erwähnen.) 

Praktische  Ergebnisse  aus  dem  Gebiete  der  Urologie  bespricht  C. 
Posner  (23).  Bei  der  inneren  Behandlung  des  Blasenkatarrhs  haben  neuere 
Mittel,  wie  Helmitol  und  Uetralin  gegenüber  dem  Urotropin  keine  Vorzüge 
aufzuweisen.  Im  Gegenteil!  wenn  auch  Urotropin  gelegentlich  versagt,  so 
fällt  das  nicht  dem  Mittel  zur  Last,  sondern  liegt  an  der  Beschaffenheit  der 
Infektionserreger.  ;,Bei  akuter  gonnorrhoischer  Urethrozystitis  leisten  am 
meisten  die  Balsamica,  denen  auch  bei  chronischen  Fällen  die  eklatanteste 
schmerzlindernde  Wirkung  innewohnt;  unter  den  inneren  Desinfizientien, 
namentlich  bei  Koli-  und  Staphylokokkenzystitis,  kennen  wir  bisher  keines, 
welches  dem  Urotropin  vorzuziehen  wäre:  der  Tuberkulose  gegenüber  aber 
richten  wir  mit  ihm  ebenso  wenig  aus,  wie  mit  den  Ersatzmitteln.^ 

Nach  J.  Vogel  (30)  sind  nervöse  Störungen  der  Blasenfunktion  ohne 
anatomische  Grundlage  selten ;  viel  häußger  sind  die  Erscheinungen  von  Seiten 
der  Blase  nervöse  Ausstrahlungserscheinungen,  die  von  Erkrankungen  anderer 
Organe  herrühren.  Die  Verhältnisse  bei  Tabes,  chronischen  Entzündungen 
der  Prostata  u.  a.  werden  besprochen.  Bei  den  Blasenstörungen  der  Near- 
astheniker  nimmt  die  ;,Neurose^  am  häufigsten  von  einer  Erkrankung  am 
Urogenitalapparat  ihren  Ursprung. 

Derselbe  Autor  (31)  kommt  nach  Prüfung  von  vier  neueren  Mitteln  — 
Helmitol,  Neu-Urotropin  —  Hetralin,  Griserin  —  zu  dem  Schluss,  dass  keines 
derselben  als  zuverlässiges  Hamdesinfizienz  bezeichnet  werden  kann.  Alle 
stehen  in  ihrer  Wirkung  dem  Urotropin  nach,  dessen  Heilkraft  allerdings 
auch  an  bestimmte  Grenzen  gebunden  ist.  Auch  heute  noch  besteht  die 
Erfahrungstatsache  zu  recht,  ;,dass  die  tuberkulöse  und  gonorrhoische  Form 
der  Zystitis  durch  das  Mittel  nicht  beeinfiusst  werden  und  dass  es  in  den 
Fällen,  die  durch  eine  Striktur  oder  Prostatahypertrophie  bedingt  sind,  die 
günstigste  Wirkung  entfaltet."  „Fnr  klinische  Zwecke  liefert  die  Untersuchung 
mittelst  der  von  Posner  angegebenen  Transparenzbestimmung  des  Urins  be- 
züglich ihrer  Genauigkeit  durchaus  ausreichende  Resultate." 

Hubbards  (10)  Mitteilung  vermehrt  die  Kasuistik  der  Blasendarm- 
fisteln, ohne  dabei,  soweit  wenigstens  aus  dem  Referat  von  Laroche  henor- 
geht,  etwas  Besonderes  zu  bringen.  Es  bleibt  ziemlich  unklar,  weshalb  bei 
dem  24jährigen  Patienten,  der  Erscheinungen  von  Verdauungsbeschwerden 
and  leichter  Zystitis  geboten  hatte  und  bei  dem  unter  den  Erscheinungen 
von  Nierenkolik  ein  kleiner  Stein  abgegangen  war,  —  die  Zystoskopie  zeigte 
eine  kleine,  gelblich  weisse  Ulzeration  nahe  der  linken  Uretermündung  —  die 
suprapubische  Drainage  gemacht  werden  musste.    Hiemach  trat  Kot  im  Urin 


Reerinky  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Blase.  1017 

auf.  Die  Laparotomie  ergab  eine  Verwachsung  zwischen  Blasenscheitel  nnd 
Flexur.    Tod  nach  6  Tagen. 

Kaufmann  (13)  sucht  in  seinem  „Treatment  of  urinary  haemorrhage^ 
an  4  Beispielen  die  ausgezeichnete  Wirkung  des  Styptol  nachzuweisen.  Es  ist 
ein  gelbliches  Pulver  von  bitterem  Geschmack  und  leicht  löslich  in  Wasser. 
Seine  chemische  Formel:  C6H4(C02H),  —  (CijHigNOa)^.  Kaufmann  gebraucht 
Dosen  von  3  mal  tägl.  0,1  g. 

Ans  dem  eiweiss-  und  zuckerhaltigem  Urin  eines  65jährigen  Kranken, 
bei  dem  am  6.  Tage  nach  der  Aufnahme  zuerst  Pneumaturie  aufgetreten 
war  —  die  Blase  war  vorher*  mit  Salizylsäurelösung  und  1^/ooigem  Silber- 
nitrat ausgespült  worden  —  konnte  van  Loghem  (15)  u.  a.  einen  Bazillus 
züchten,  den  er  mit  Proteus  vulgaris  (Haus er)  identifiziert.  „Fakultative 
Anaerobie,  Pleomorphismus,  Eigenbeweglichkeit,  das  Verhalten  gegenüber  Färbe- 
mitteln, die  Fähigkeit,  Gelatine  zu  verflüssigen,  Indol,  Schwefelwasserstoff 
und  brennbares  Gas  zu  bilden  und  die  Pathogenität  für  Kaninchen.^  Als 
Erreger  der  Pneumaturie  wurde  Proteus  vulgaris  bis  jetzt  nie  genannt. 

Lowson  (16)  bespricht  zunächst  die  Prädilektionsstellen  bei  Ruptur 
der  Urethra  und  dementsprechend  die  Verbreitungswege,  die  der  Urin 
nehmen  kann.  Im  konkreten  Falle  hatte  ein  junger  Reiter  durch  Sturz 
vom  Pferde  sich  eine  Beckenquetschung  zugezogen.  Da  er  angab,  vorher 
gerade  Urin  gelassen  zu  haben,  so  wird  mit  dem  Katheterismus  bis  zum 
nächsten  Morgen  gewartet  (!  Ref.)  und  dann  auf  diesem  Wege  blutiger  Urin 
entleert.  Am  Abend  keine  Urininfiltration  aber  Dämpfung  oberhalb  der 
Symphyse.  Nach  einer  hier  vorgenommenen  Inzision  quoll  sofort  Blut  und 
Urin  hervor;  die  Flüssigkeit  kam  von  der  rechten  Seite  der  Blase  her: 
letztere  war  unverletzt. 

Der  Mechanismus  der  Verletzung,  wie  Lowson  ihn  sich  vorstellt, 
scheint  Ref.  etwas  kühn,  so  dass  er  sich  lieber  an  die  Worte  des  Verfs.  hält : 
„There  is  little  douht,  that  when  the  Peritoneum  came  in  violent  condition 
with  the  hard  projecting  earth  the  floor  of  the  pelvis  with  the  bladder  was 
driven  up  into  the  abdomen  and  the  right  pubovesical  ligament  and  all  the 
soft  structures  were  violently  torn  off  the  bone  and  forced  up  into  the  ab- 
domen and  that  at  the  same  time  the  pudic  vessels  were  torn  across,  and 
the  Urethra  being  also  completly  severed  juste  at  the  tip  of  the  prostate  and 
behind  the  deep  layer  of  the  triangulär  ligament  the  blood  and  urine  soon 
excavated  for  themseivs  a  large  Chamber  in  this  Situation.^  Nach  retrogradem 
Katheterismus  Heilung. 

Seinen  Fall  von  enormer  Dilatation  der  Blase  hält  R.  Marie  (20)  aus 
folgenden  Gründen  für  mitteilungswert: 

1.  Wegen  der  bemerkenswerten  Toleranz  der  Blase  gegenüber  einer 
Striktur,  die  schon  seit  mehreren  Jahren  impermeabel  war. 

2.  Wegen  der  Hypertrophie  der  Wandung  bei  der  enormen  Blasener- 
weiterung; die  Kapazität  betrug  2  7»  1. 

3.  Durch  die  besondere  Form  des  Blasengrundes  als  Folge  der  starken 
Distension. 

Eine  histologische  Beschreibung  schliesst  die  Mitteilung. 

Nicolichs  (21)  Fall  ist  mit  der  Nennung  des  Themas  erschöpft; 
höchstens  bleibt  noch  zu  erwähnen,  dass  die  Natur  des  retrovesikalen  Ab- 
szesses und  der  Dünndarmfistel  (resp.  Anus  praeter  naturalis  am  Dünndarm) 
auch  dem  Autor  nicht  klar  geworden  ist.    Es  trat  Heilung  ein. 


1018  Jahresberichf  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Im  Anschluss  an  eine  Beobachtung  bei  einer  Wöchnerin  (Primipara), 
die  am  6.  Tage  post  partum  Urinretention  mit  Temperatursteigerang  und 
erhöhter  Pulsfrequenz  zeigte  (T.  38.  4.  P.  120)  bespricht  Rudaux  (26)  die 
Entstehung  der  Urinretention  im  Wochenbett  und  während  der  einzelnen 
Schwangerschaftsmonate.  Er  warnt  im  allgemeinen  vor  frühzeitigem  Katheteri- 
sieren  und  rät  zum  Abwarten. 

Stordeur-Yerhelst  (27)  gibt  die  ausführliche  Krankengeschichte 
einer  47  jährigen  Frau,  die  5  Jahre  vorher  eine  Apoplexie  erlitten  hatte  und 
bei  der  es  sich  um  Blasenlähmung  handelt,  während  der  Sphincter  ani 
normal  funktionierte.  (Da  Dauerkatheter  nicht  vertragen  wurde,  musste 
3 mal  täglich  katheterisiert  werden;  IVoige  Lapisausspülungen  sollten  dabei 
als  Stimulans  für  die  Blase  wirken).  Nach  Czyhiarz  und  Marburg  ist  die 
bewusste  und  freiwillige  Miktion  an  die  motorische  Region  gebunden  zwischen 
den  Zentren  für  die  l'ewegungen  des  Armes  und  der  unteren  Extremität. 
Wenn  das  Zentrum  für  den  Schliessmuskel  verletzt  ist,  soll  Ischuria  paradoxa 
bestehen,  wenn  die  Hemmungsfasern  des  Sphinkters,  die  mit  ihr  auf  das 
innigste  vereinigt  sind,  in  gleicher  Weise  verletzt  sind,  so  besteht  totale 
Retention.  Den  letzteren  Vorgang  nimmt  Stordeur-Verhelst  für  seinen 
Fall  in  Anspruch.  (Wenn  wir  über  das  Zustandekommen  der  normalen  Vor- 
gänge nur  besser  orientiert  wären!     Ref.) 

Für  die  Praxis  ist  es  wichtig  zu  wissen,  dass  Lähmungen  der  von 
Stordeur-Verhelst  beschriebenen  Art  vorübergehend  sind. 

Die  Herstellung  eines  möglichst  normalen  Urins  vor  der  Sectio  alta 
hält  C.  Hof  mann  (9)  für  die  erste  Vorbedingung,  um  eine  suffiziente 
Blasennaht  zu  erzielen.  Einzelheiten  könne  in  dem  überall  leicht  zugänglichen 
Zentralblatt  für  Chirurgie  (1905,  Nr.  23)  nachgesehen  werden.  Als  bestes 
Nieren -Blasen -Antiseptikum  empfiehlt  Hof  mann  das  Vesipyrin,  das  wegen 
seiner  Ungefährlichkeit  *den  Nieren  gegenüber  unbeschränkt  angewandt 
werden  kann. 

Bei  seinen  Versuchen  über  die  Möglichkeit  aufsteigende  tuberkulöse 
Nephritiden  hervorzurufen,  ist  Giani  (7  a)  häufig  in  die  Lage  gekommen  beim 
Kaninchen  ziemlich  weite  Gystostomiae  suprapupicae  vorzunehmen,  denen  sofort 
die  Vernähung  der  Blase  nach  Lembert  mit  Catgut  folgte. 

Als  Verf.  nach  einiger  Zeit  die  Wände  der  Blase,  welche  durch  die 
Anwesenheit  einer  Zelloidinröhre  in  ihr,  die  dann  zum  Sitz  eines  Steines 
wurde,  in  einem  gewissen  Grad  chronischer  Irritation  gehalten  worden  war, 
unter  dem  Mikroskop  untersuchte,  konnte  er  sehen,  dass,  sei  es  entsprechend 
der  Nahtlinie,  wo  der  innere  Auskleidungsepithelrand  sich  von  neuem  voll- 
ständig wiederhergestellt  hatte,  sei  es  auch  von  derselben  entfernt,  bald  in 
Berührung  mit  dem  Epithelrand,  bald  von  ihm  durch  eine  zarte  Bindegewebs- 
binde  getrennt,  sich  an  Grösse  bedeutend  untereinander  abweichende  Nester 
von  Epithelzellen  gebildet  hatten. 

Diese  Epithelnester,  die  aus  sich  aufeinander  zusammendrückenden 
Zellen  von  verschiedener  Form  und  Dimension  gebildet  waren,  waren  am 
häufigsten  voll,  zuweilen  hingegen  schickten  sie  sich  an,  sich  durch  Abschup- 
pung des  zentralen  Epithel  auszuhöhlen;  ja  einige  Male  war  eine  solche 
Epithelabschuppung  so  vorgeschritten,  dass  dadurch  zur  Bildung  von  echten 
in  das  submuköse  Bindegewebe  eingemischten  und  durch  wenige  Lagen  gut 
erhaltener  Zellen  umsäumten  Zysten  Veranlassung  gegeben  wurde. 


Reerink,  VerleizuDgen  und  ohirarg.  Krankheiten  der  Blase.  1019 

Getroffen  durch  solchen  Befand,  der  sich  mit  verschiedenen  Modalitäten 
JB  aDen  untersnchten  Fällen  wiederholte,  hat  Verf.  gesucht,  die  Bildungsweise 
sowohl  der  Epithelnester,  als  der  Zysten  näher  zu  verfolgen,  und  hat  kon- 
stant beobachten  können,  dass  schon  nach  einem  15 — 20tägigen  Aufenthalt 
des  Fremdkörpers  in  der  Blase,  wenn  die  Kontinuität  der  Schleimhaut  sich 
bereits  wiederhergestellt  hatte,  in  der  untersten  Schicht  des  Schleimhaut- 
zellenrandes Epithelsprossen  aufzutreten  begannen,  die  sich  ampullenartig  gegen 
das  Unterschleimhautbindegewebe  hin  erweiterten,  sich  dort  stielten  und 
zuletzt  durch  Abschnürung  ihres  Stiels  zu  freien  Epithelnestem  von  verschie- 
dener Grösse  führten,  die  bald  in  grosser  Anzahl  in  der  Unterschleimhaut 
gruppiert,  bald  isoliert  in  derselben  verstreut  waren. 

Mit  dem  Fortschreiten  des  Experimentes  höhlten  sich  die  älteren  Epithel- 
nester,  während  neue  Zellknospen  getrieben  wurden,  ventralwärts  aus  und  es 
erschienen  so  die  Zysten,  welche  sich  allmählich  vergrösserten  und  schliess- 
lich schon  mit  blossem  Auge  sichtbare,  miliare  Erhabenheiten  gegen  die 
Blasenhöhlung  bildeten. 

In  den  späteren  Zeitpunkten  waren  die  Zystenbildungen  vorwiegend; 
diese  fast  stets  durch  ein  ein-  oder  mehrschichtiges  abgeplattetes  Epithel 
ausgekleideten  Zysten  sind  eng  aneinander  gedrängt  und  sind  bald  leer  bald 
hingegen  angerüUt  durch  einen  mehr  oder  weniger  feinkörnigen  Detritus  mit 
Kemresten.  Nicht  selten  sieht  man  inmitten  eines  derartigen  Detritus  iso- 
lierte, in  Degeneration  begriffene  Epithelzellen,  die  durch  das  angenommene 
bizarre  Aussehen  eine  entfernte  Ähnlichkeit  mit  sporozoarischen  Formen  be- 
sitzen. 

Die  Zahl  sowohl  der  Zysten,  als  der  Epithelnester  hat  Verf.  stets  in 
direktem  Verhältnis  mit  der  Intensität  oder  Dauer  der  auf  der  Blasenschleim- 
haut hervorgerufenen  chronischen  Irritation  gefunden. 

Ein  derartiges  histologisches  Bild  kollimiert  vollkommen  mit  dem,  welches 
man  bei  der  sogenannten  Cystitis  cystica  beobachtet  und  kann  eben  des- 
halb deren  noch  so  sehr  umstrittene  Ätiologie  bedeutend  aufhellen. 

Der  Umstand,  bemerkt  Verf.,  dass  es  in  der  Tat  gelungen  ist,  diese 
besonderen  Erscheinungen  in  der  Blase  unabhängig  von  irgend  einem  Infek- 
tionsfaktor hervorzurufen,  entzieht  der  —  jetzt  mehr  bereits  wenig  glaub- 
haften —  Theorie^  welche  die  zystische  Blasenentzündung  als  die 
Folge  einer  genau  bestimmten  Infektion,  und  zwar  als  auf  der  Anwesenheit 
von  besonderen  Sporozoen  beruhend  deuten  möchte,  jede  Wahrscheinlichkeit. 
Der  Umstand  auf  der  anderen  Seite,  dass  dieselben  nach  unserer  Wahl  und 
infolge  chronischer  Irritationen  erhalten  worden  sind,  verhindert  absolut  die 
Annahme,  dass  jeder  Fall  von  Cystitis  cystica  seinen  Daseinsgrund  in 
einer  mehr  oder  minder  ausgesprochenen  Entwickelung  der  Brunnschen 
Epithelnester  finden  müsse.  Vielleicht  muss  man  glauben,  dass  neben  den 
Fällen,  in  denen  dieses  Band  zwischen  der  in  Rede  stehenden  Krankheitsform 
und  den  Brunnschen  Nestern  ein  deutlich  ausgeprägtes  ist,  es  deren  andere, 
und  zwar  in  nicht  geringer  Zahl  gibt,  bei  denen  das  anatomisch-pathologische 
Bild  der  Cystitis  cystica  auf  verschiedene  irritierende  Wirkungen  auf 
die  Blasenschleimhaut,   auf  die  verschiedensten  Ursachen  zurückzuführen  ist. 

R.  Giani. 

Caspers  (3a)  Handbuch  der  Eystoskopie  ist  in  zweiter  umge- 
arbeiteter und  vermehrter  Auflage  erschienen. 

Die  Schilderung  der  Geschichte  der  Kystoskopie  ist  naturgemäss  nicht 


1020  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

wesentlich  verändert,  auch  das  Instrumentarium,  die  Technik  der  Kystoskopie, 
die  Anatomie,  Physiologie  der  Harnröhre  und  Harnblase,  die  Bilder  der 
normalen  und  pathologischen  Blase  nehmen  nicht  hervorragend  Teil  an  der 
Umarbeitung.  Ein  Abschnitt  aber :  der  Ureterenkatheterismus  und  seine  Be- 
deutung für  die  Diagnose  der  Nierenkrankheiten  hat  ganz  bedeutende  Er- 
weiterung erfahren.  Gerade  darin  sind  seit  der  1.  Auflage  (1898)  grosse 
Fortschritte  gemacht  worden.  Sie  sind  alle  verwertet  und  kritisch  be- 
leuchtet worden.  Und  wenn  auch  diese  Fragen  bis  jetzt  noch  nicht  voll- 
ständig klargestellt  sind,  so  dient  doch  die  Darstellung  in  diesem  Buche  sehr 
der  Klärung. 

III.   Ektopie.  Missbildungen,  Divertikel. 

1.  '''Cernezzi,  Blasendivertikel  als  Inhalt  von  Hernien.    Gazz.  d.  osped.  Nr.  22. 

2.  *6aitera8,  Exstrophy  of  bladder.    Medical  News.  July  15. 

3.  Harte,  Eztrophy  of  the  bladder.    Annais  of  sargery  1905.  p.  463. 

4.  Heine,  Walter,  Über  Darm  Blasenfisteln.    Inaug.-Diss.  Leipzig  IdOi. 

5.  LQcke,  R.,  Über  die  extraperitoneale  Blasenhernie.  Deutsche  Zeitschrift  fflr  Chirurgie 
1905.  80. 

6.  Marie,  R.,  Diverticales  multiples  de  la  vessie.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anatomiqne 
de  Paris.  Nr.  3, 

7.  Muscatello,  Zur  Radikalbehandlung  der  Blasenektopie.    Archiv  f&r  klin.  Chirurgie. 
Bd.  76.  Heft  4. 

8.  Oknniewski,  Urachusfistel,  innere  Inkarzeration^  Laparotomie,  Heilung.  Wiener  klio. 
Wochenschrift.  Nr.  12. 

9.  Shermann,  Harry,  Extrophy  of  the  bladder,  successfully  treated  by  Peter*s  method. 
The  journ.  of  the  Americ.  Med.  Ass.  Sept.  23. 

10.  Serralach,  Diverticule  vesical  d'origine  probablement  traumatique  sans  obstacle  ä 
r^mission  de  Turine.    Annal.  des  mal.  des  org.  gänit.-urin.  Vol.  L  Nr.  11. 

11.  Wagner,  6.  A.,  Zur  Therapie  der  Blasendivertikel,  nebst  Bemerknnge  i  Qber  Kompli- 
kationen derselben.    Archiv  fflr  klin.  Chirurgie.  Bd.  76.  Heft  1  u.  2. 

Lücke  (5)  teilt  einen  von  ihm  operierten  Fall  einer  extraperitonealen 
Hernie  im  Schenkelring  mit  und  erörtert  dabei  die  ätiologischen  Momente 
der  verschiedenen  Arten  von  Blasenhernien. 

Als  charakteristische  Symptome  eine  Blaseneinklemmung  erwähnt  er  die 
ausserordentliche  Schmerzhaftigkeit ,  das  Ausstrahlen  der  Schmerzen  in  die 
Gegend  ^über  der  Symphyse  sowie  das  Fehlen  typischen  Darmeinklemmungs- 
symptome. 

Eine  Kasuistik  der  rein  extraperitonealen  Blasen-Schenkelhernien  schliefst 
die  Arbeit. 

Heine  (4).  Bei  einer  59jährigen  Patientin,  bei  der  eine  Darmblasen- 
fistel diagnostiziert  war,  ergab  die  Laparotomie,  dass  die  Blase  auf  der 
rechten  Seite  mit  der  sehr  langen  und  stark  verlagerten  Flexura  sigmoidea, 
die  an  dieser  Stelle  den  Eindruck  eines  harten,  festen  Tumors  machte,  fest 
verwachsen  war.  Die  mikroskopische  Untersuchung  (Schmorl)  eines  als 
Karzinommetastase  angesprochenen  erbsengrossen  Knötchens,  wie  solche  zu 
mehreren  unter  der  Darmserose  gefühlt  wurden,  ergab  Darmdivertikel,  welches 
einen  kleinen,  mit  geringen  Mengen  eingedickten  Kotes  gefüllte  Hohbranm 
umschloss.  Die  Wand  zeigt  die  Struktur  der  Darmschleimhaut  samt  Muscu- 
laris  mucosae,  während  die  äusseren  Muskelschichten  nicht  in  der  Wand  ent- 
halten sind.     Heilung  nach  einer  zweiten  Operation. 

Sieben  weitere  Fälle  von  Blasen-Darmdivertikelfisteln  sind  aus  der  Lite- 
teratur  herangezogen. 


Reerink,  Verletzangen  und  cfairorg.  Krankheiten  der  Blase.  1021 

Bei  einer  wegen  innerer  Inkarzeration  vorgenommenen  Laparotomie 
musste  Okuniewski  (8)  eine  Urachusfistel  samt  Nabel  exstirpieren. 
Einen  Zusammenbang  der  Fistel  mit  der  Inkarzeration  findet  Okuniewski 
darin,  dass  durcb  eine  V'  Jabr  vorber  in  die  Fistel  gemacbte  Injektion  von 
Jodtinktur  eine  entzündlicbe  Reizung  des  Peritoneum  parietale  bervorgerufen 
wurde  und  dass  sieb  an  dieser  Stelle  das  Omentum  majus  fixierte.  ;,Nacb- 
träglich  debnte  sieb  durcb  die  peristaltiscben  Bewegungen  das  fixierte  Netz 
zu  einem  Strange,  in  dessen  Scblinge  der  Dünndarm  inkarzeriert  wurde. ^ 

Harte  (3)  bescbreibt  ausfübrlicb  die  Operation  der  Blasenektopie  bei 
einem  neunjäbrigen  Knaben  in  vier  Sitzungen.  Er  bespricbt  die  drei  Ope- 
rationsmetboden der  Exstirpation  der  Blase  und  Einnäbung  der  Ureteren  in 
den  Uretbralkanal,  die  Implantation  der  Ureteren  in  den  Darm  und  zuletzt 
die  Versucbe,  durch  die  verschiedenen  plastischen  Methoden  eine  neue  Blase 
herzustellen. 

Muscatello  (7)  demonstrierte  der  medizinisch-chirurgischen  Gesell- 
schaft zu  Pavia  einen  wegen  totaler  Blasenektopie  operierten  zehnjährigen 
Knaben.  Er  beschreibt  seine  Operationsmetbode  als  eine  Modifikation  der 
May  dl  sehen  Uretero-trigono-sigmoideostomie,  wobei  das  Trigonum  vesicae 
mit  Ureterenmündungen  in  die  von  der  Kotbabn  zum  Teil  ausgeschlossene 
Pars  pelvina  des  Colon  sigmoideum  implantiert  wird.  Der  Knabe  konnte  den 
Harn  bei  Tage  vier,  bei  Nacht  bis  zu  sieben  Stunden  halten  und  entleert  ihn 
freiwillig  aus  dem  After.  Neben  genauer  Beschreibung  der  eigenen  Opera- 
tionsmethode werden  die  anderer  Autoren  genau  besprochen,  insbesondere 
die  von  Gersuny  (Wiener  klinische  Wochenschrift  1898  u.  99)  und  die  von 
Bor el ins  (Zentralblatt  für  Chirurgie  1903). 

Sherman  (9)  operierte  einen  Fall  von  Blasenektopie  erfolgreich  nach 
der  Methode  von  Peters. 

Nach  getrennter  Einpflanzung  beider  Ureteren  mit  etwas  Blasenschleim- 
baut  an  der  Mündung  in  das  Rektum  ohne  Eröffnung  des  Peritoneums  ent- 
fernte Sherman  im  Gegensatz  zu  Peter  den  Ureterenkatheter  sofort.  Das 
Rektum  wurde  zunächst  durcb  einen  Riss  drainiert  ohne  Dehnung  des  Sphinkters. 
In  zweiter  Sitzung  wurden  die  Rekti  zusammengezogen  und  die  Bauchwunde 
geschlossen.  Die  Bildung  einer  Harnröhre  nach  Duplay  erfolgte  in  einer 
dritten  Operation.  Während  des  Aufenhaltes  in  der  Klinik  erhielt  Patient 
Hexametbylamin,  um  aufsteigende  Niereninfektion  zu  verhüten.  Patient  ent- 
leerte alle  3—4  Stunden  Urin,  meist  getrennt  von  der  Stuhlentleerung. 

Maass  (New- York). 

Zwei  von  v.  Eiselberg  operierte  Fälle  von  Divertikel  der  Harnblase 
geben  die  Veranlassung  zu  G.  A.  Wagners  (11)  Ausführungen  über  die 
Therapie  der  Blasendivertikel,  nebst  Bemerkungen  über  Komplikationen  der- 
selben. Im  ersten  Falle  wurde,  ;,nacbdem  aus  dem  peritonealen  Überzug  des 
Divertikels  ein  Lappen  gebildet  worden  war,  der  zur  Deckung  der  durch  die 
Abtragung  entstehenden  Blasenwunde  bestimmt  war^,  das  Divertikel  mitsamt 
dem  übrigen  Peritonealüberzug  reseziert.  Im  zweiten  Falle  wurde  das  nur 
t^ubeneigrosse  Divertikel  nicht  abgetragen,  sondern  in  das  Innere  der  Blase 
eingestülpt  und  die  Kommunikationsöffnung  hinter  dem  Divertikel  durch 
Knopfnähte  linear  verschlossen.  Fall  I  wurde  geheilt;  Fall  II,  bei  dem  die 
Autopsie  noch  mehrere  Divertikel  aufwies,  starb  an  Pyelonephritis,  Die  Stelle, 
wo  das  operierte  Divertikel  gesessen  hatte,  war  am  Präparat  nicht  zu  er- 
kennen.   Für  Divertikel  am  Blasenscheitel  hält  Wagner  den  medianen  Bauch- 


1022  Jahreabericht  für  Ghirargie.    IL  Teil. 

schnitt  für  ausreichend ;  die  von  anderen  Autoren  gewählten  Zugangswege  zu 
den  mehr  seitlich  und  hinten  gelegenen  Taschen  werden  erörtert.  Die  bisher 
in  der  Literatur  bekannt  gegebenen  Fälle  von  Divertikeloperationen  (P^an, 
Czerny,  Riedel,  v.  Eiseisberg,  Pagenstecher,  0.  Wulff)  sowie 
fünf  in  der  Prosektur  des  Rudolf spitals  zu  Wien  zur  Obduktion  gelangte  Fälle 
(Pal tauf)  werden  eingehend  geschildert. 

Wagner  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  Hamblasendivertikel,  sobald 
sie  sicher  erkannt  sind,  womöglich  durch  Exstirpation  radikal  beseitigt  werden 
sollen. 

R.  Marie  (6)  demonstriert  die  Blase  eines  56  jährigen  Mannes,  der  an 
Gehirnerweichung  gestorben  war  und  intra  vitam  die  Erscheinungen  pturu- 
lenter  Zystitis  geboten  hatte.  Die  Blase  zeigt  sieben  Divertikel,  Yon  denen 
das  grösste  nur  4  cm,  die  übrigen  2 — 4  mm  massen.  Das  erstgenannte  sass 
im  linken  oberen  Trigonnmwinkel,  direkt  oberhalb  der  Uretereneinmündong, 
drei  sassen  an  der  hinteren  Wand,  nahe  dem  Blasenscheitel,  die  übrigen 
mehr  seitlich.  Die  histologische  Untersuchung  zeigte,  dass  wohl  einige  zarte 
Muskelbündel  bis  zum  Boden  des  Divertikel  ziehen,  während  das  letztere 
selbst  sich  stets  direkt  in  Zusammenhang  mit  dem  subperitonealen  Fett  be- 
findet. Innen  kleidet  die  Schleimhaut  der  Blase  das  Divertikel  aus.  Eine 
exakte  Erklärung  für  die  Entstehung  der  Divertikel  vermag  auch  Marie 
nicht  zu  geben. 

Serralach  (10)  beschreibt  ausführlich  die  Krankengeschichte  eines 
32  jährigen  Mannes,  bei  dem  sich  im  Anschluss  an  ein  schweres  Trauma  mit 
Kompression  der  Bauchgegend  allmählich  Beschwerden  der  Miktion  eingestellt 
hatten.  Beim  Katheterisieren  fliesst  der  Urin  nicht  auf  einmal  ab,  sondern 
in  mehrfachen  Unterbrechungen,  als  ob  ein  Stein  die  Öffnung  des  Katheters 
verlege.  Die  Kystoskopie  nach  Einführung  von  300  g  Flüssigkeit  ergab  eine 
sehr  kleine  Blase,  die  unmöglich  die  ganze  Flüssigkeitsmenge  fassen  konnte. 
Die  Operation  (Sectio  alta)  ergab  ein  grosses  Divertikel  der  linken,  hinteren 
Blasenwand,  welcher  durch  eine  1  cm  breite  Öffnung  mit  der  Blase  kommu- 
nizierte. Durch  Spaltung  der  Zwischenwand  wird  eine  grosse  Höhle  herge- 
stellt; die  Annahme,  da^s  es  sich  um  eine  angeborene  Doppelblase  handle, 
Hess  sich  nicht  halten,  da  im  Gebiete  der  Ausstülpung  die  Muskulatur  fehlte. 

Den  Schluss  der  Arbeit  bildet  eine  genaue  differential-diagnostische  Be- 
sprechung. 

ly.  Verletzungen  der  Blase. 

1.  Cropper,  A  case  of  rupture  of  the  bladder  in  a  young  child.    The  Lancet  I  1905. 
p.  639. 

2.  D  e  e  t  z ,  Extraperitoneale  Pffthlnngsverletzung  mit  Blasen-Mastdarmfistel.  Epikyaiotomie 
am  dritten  Tage.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1905.  79. 

8.   Dupouy,  Rupture  spontanöe  intraperitonöale  de  la  vessie  chez  an  ali^nä.    Gaz.  des 
Höp.  Nr.  47. 

4.  Evans  and  Fowler,  Panctured  wounda  of  the  bladder.    Annais  of  sargerj  1905.  42. 
p.  215. 

5.  Flick,  Zur  Kasuistik  der  Pfählungsverletzungen  des  Beckens.    Beiträge  zur  klin.  Chi- 
rurgie 1905.  46. 

6.  F  ö  d  e  r  1 ,  Fall  von  intraperitonealerp  traumatischer  Ruptur  der  Harnblase.  Wiener  klin. 
Wochenschrift  1905.  Nr.  25. 

7.  Hermes,  Zwei  Fälle  von  Blasenruptur.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1905.  Nr.  16. 

8.  ^Horwitz,  0.,  Rupture  of  the  male  urinary  bladder  (with  an  account  of  three  cases). 
Annais  of  surgery  1905.  Dec. 


Reerink,  Yerletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Blase.  1023 

9.   Maeder,  Ein  Fall  von  geheilter,  traumatischer,  intra-  und  eztra-peritonealer  Blasen- 

raptur.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1905.  70. 
10.   ^Morel- Raymond,  Rupture  intrapöritoneale  de  la  vessie.    Bull,  et  mäm.  de  la  soc. 

anatom.  de  Paris  1904.  Nr.  20.  p.  769. 

Deetz  (2).  Bei  einem  13  jährigen  Knaben  wurden  am  dritten  Tage 
nach  der  Verletzung  Kotpartikel  bei  der  Blasenentleerung  sowie  Urinentleerung 
aus  dem  Rektum  festgestellt.  Deshalb  Operation  unter  Eröffnung  der  Blase 
bezw.  des  Beckenraumes  von  vorne  durch  Epikystotomie  Heilung. 

Flick  (ö).  Von  den  vier  aus  der  Täbinger  Klinik  mitgeteilten  Fällen 
interessieren  hier  zwei;  im  ersten  Falle  wurde  elf  Monate  nach  einer  Pfäh- 
longsverletzung  (Eindringen  eines  Stuhlbeines  ins  Perineum)  durch  Sectio 
alta  ein  Blasenstein  entfernt,  der  als  Kern  ein  Tuchsstückchen  beherbergte. 
Tod  an  Sepsis. 

Im  zweiten  Falle  (Eindringen  eines  Holzscheites  in  die  Aftergegend  zirka 
30  cm  tief,  nach  Fall  aus  2  m  Höhe),  der  frisch  in  die  Behandlung  der 
Klinik  kam,  war  die  Harnröhre  in  der  Pars  prostatica  und  die  hintere  Blasen- 
wand in  weiter  Ausdehnung  zerrissen.  Heilung  durch  konservative  Behand- 
lung: ^indem  durch  den  eingeführten  Katheter  ein  Drain  nachgezogen  und 
letzteres  durch  den  Blasenschlitz  und  aus  diesem  zu  der  Wunde  am  Damm 
herausgeführt  wurde;  ausserdem  wurde  noch  ein  Drain  in  die  Blase  einge- 
legt.^ Am  Abend  vorher  war  die  Wunde  nur  mit  Jodoformgaze  austamponiert 
worden. 

Cropper  (1).  Bei  dem  vierjährigen  Knaben  wurde  am  dritten  Tage 
nach  dem  Trauma  (Fall  von  einem  Schieferdach  aus  in  12  Fuss  Höhe)  ope- 
riert: Därme  adhärent.  Bei  Lösung  der  Adhäsionen  quoll  blutiger  Urin 
oberhalb  der  Pubes  hervor.  Die  für  zwei  Finger  durchgängige  intraperitoneale 
Blasenruptur  sass  rechts  am  Blasenscheitel.  Drainage  der  Blase  und  Tam- 
ponade der  Bauchhöhle.     Heilung. 

(Warum  mit  dem  operativen  Eingriff  bis  zum  dritten  Tage  gewartet 
wurde,  geht  aus  dem  Aufsatz  nicht  deutlich  hervor.    Bef.) 

Evans  und  Fowler  (4)  berichten  über  einen  Patienten,  dem,  nach 
Fall  von  einem  Gerüste,  eine  Holzleiste  vom  Perineum  aus,  unter  Zerreissung 
des  Spbincter  ani  und  der  vorderen  Wand  des  Rektum,  in  die  Blase  drang 
und  hier  eine  quere  Wunde  des  Trigonum  setzte.  Die  Spitze  der  Holzleiste 
drang  durch  den  Blasenfundus  in  die  Bauchhöhle.  Als  der  Patient  selbst 
den  Fremdkörper  herauszog,  prolabierte  eine  grössere  Partie  Netz.  Laparo- 
tomie. Auswaschen  der  Bauchhöhle  mit  Kochsalzlösung ;  der  Riss  im  Blasen- 
fundus wird  genäht;  Drainage  der  Bauchhöhle. 

Nach  14  Tagen  wird  durch  zweiten  Eingriff  vom  Perineum  aus  die 
Blasen-  und  Darmverletzung  ausgiebig  freigelegt.  Die  Operationsmethode 
wird  durch  sechs  Abbildungen  illustriert.  Die  Literatur  ist  ausführlich  heran- 
gezogen.    (24  Fälle.) 

Der  Mechanismus  der  intraperitonealen  Blasenruptur  bei  einem  35jähr. 
Geisteskranken,  über  den  Dupouy  (3)  berichtet,  war  nicht  aufgeklärt.  Die 
Blase  war  vergrössert  und  hypertrophisch.  Die  histologische  Untersuchung 
ergab  Hypertrophie  der  Muskulatur,  im  Gegensatz  zu  einem  anderen  Falle, 
wo  es  sich  um  eine  hyaline  Degeneration  der  Blasenmuskulatur  gehandelt 
hatte. 

Iii  der  freien  Vereinigung  der  Chirurgen  Berlins  stellte  Hermes  (7) 
einen  wegeu  intraperitonealer  Blasenruptur  operierten^  geheilten  Patienten 


1024  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    11.  Teil. 

vor.  Ein  weiterer  Fall  war  letal  verlaufen.  Hermes  (7)  rät,  die  Naht  in 
Beckenhochlagerung  zu  machen,  als  Nahtmaterial  Seide  zu  vermeiden  und  für 
die  ersten  Tage  post  operationem  Verweilkatheter  anzulegen. 

Föderl  (6)  stellte  in  der  k.  k.  Gesellschaft  der  Ärzte  in  Wien  einen 
durch  Operation  geheilten  Fall  von  kompletter,  intraperitonealer,  traumatischer 
Ruptur  der  Harnblase  vor.  Der  26  jährige  Patient  kam  13  Stunden  nach 
dem  Unfall  (Sturz  aus  dem  Fenster)  zur  Operation.  Die  Blase  zeigt  einen 
sagittal  und  median  gestellten,  vollständigen  Biss  von  ca.  8  cm  Länge,  der 
von  seinem  hinteren  Ende  aus  in  zwei  Schenkel  geteilt  sich  als  inkompletter 
Riss  durch  die  Schleimhaut  gegen  das  Trigonum  hin  fortsetzte.  Die  Ruptur 
vrurde  vernäht  bis  auf  eine  kleine  Lücke,  die  drainiert  wurde  und  deren 
Ränder  mit  dem  Peritoneum  parietale  umsäumt  wurden.  Der  Verlauf  war 
durch  Strangulation  einer  Dünndarmschlinge  gestört,  die  operiert  werden 
musste.  „Überraschend  waren  dabei  die  geringen  peritonealen  Veränderungen, 
die  durch  den  Austritt  von  Harn  gesetzt  worden  waren.^ 

Li  der  Diskussion  tritt  v.  Eiseisberg  ebenfalls  für  frühzeitige  Ope- 
ration und  für  vollständige  Blasennaht  ein.  Er  betont  dabei  die  grosse  Re- 
sistenz des  vom  Peritoneum  bedeckten  Blasenabschnittes,  welche  sogar  zu 
dem  Vorschlage  geführt  habe,  Blasensteine  transperitoneal  zu  operieren. 

Die  Krankengeschichte  eines  50jährigen  Mannes,  der  bei  gefüllter  Blase 
mit  dem  Unterleib  aufgeschlagen  war,  gibt  Maeder  (9).  14  Stunden  nach 
dem  Unfall  wurde  die  Laparotomie  gemacht,  die  den  intra-  und  extraperi- 
tonealen Blasenriss  aufdeckte.  Ln  unteren  Winkel  des  extraperitonealen 
Risses  wird  ein  Blasendrain  eingelegt.     Daneben  Dauerkatheter.     Heilung. 

Symptomatologie  und  Diagnostik  werden  —  vielleicht  etwas  zu  apo- 
diktisch —  besprochen.  ;,Die  Schmerzen  in  der  Blasengegend  haben  ihren 
Grund  in  der  Verletzung  der  zahlreichen  Nerven  der  Blase. ^  »Der  Harn- 
drang entsteht  durch  krampfhafte  Kontraktur  der  Blasenmuskulatur.  (Wer 
sagt  das?   Ref.) 

Y.  Zystitis,  Perizystitis. 

1.  Chambard-H^non,  Rafin  etM^rieax,  Gystite  puralente  eth^morragtque;  staphjlo- 
coqnes  dorte  transformte  en  staphylocoqaes  blancs.    Lyon  m^dical  1905.  Nr.  10. 

2.  Gierke,  E.,  Über  Malakoplakie  der  HambJase.    Mfinchener  med.  Wochenschrift  1905. 
Nr.  29. 

3.  *GQterbock,  R.,  Ein  Beitrag  zur  Malakoplakie  der  Harnblase  (cystitis  en  piaqoes). 
Inaug.-Diss.    Leipzig,  Juni  1905. 

4.  Hirt,  W.,  Ein  Fall  von  akutester  Zystitis  (chaude  pisse).    Allgemeine  med.  Zentral- 
Zeitung. 

5.  Michaelis,  L.,   Die   Malakoplakie   der   Harnblase.    Med.  Klinik  1905.  Nr.  14.    B«f. 
ZentralbL  für  Chirurgie  1905.  Nr.  20. 

6.  M  i  c  h  0  n »  Quelques  variöt^s  de  cystitis.   Archives  gön^rales  de  mödecine  1905,  1.  195. 

7.  Schaefer,  Bemerkungen  zu  dem  Vortrage:  .Ein  Fall  von  akutester  Zystitis*  von  Hirt. 
Allgemeine  med.  Zentral-Zeitung  1905.  Nr.  18. 

8.  Sorgente,  P.,  Golicistite  da  b.  coli  in  bambini  di  28  mesi.  La  Pediatria  1904.  Nr.  12. 

9.  *Stoeckel,  Über  Cystitis  gangraenosa  bei  der  Frau  mit  kystoskopischer  Demonstration. 
Berliner  klin.  Wochenschrift.  Nr.  1. 

10.  Schmorl,  Betr.  Malakoplakie  der  Harnblase.    Mflnch.  med.  Wochenschrift.  Nr.  35. 

11.  Strauss,  Die  Ausschabung  der  männlichen  Harnblase  bei  chronischer  Zystitis  ohoe 
deren  Eröffnung.    Deutsche  med.  Wochenschrift.  Nr.  34. 

12.  Walker,  Acute  ascending  paralysis  in  cases  of  chi-onio  cystitis.    British  med.  Joani. 
p.  134. 


Reerink,  Yerletsiingeii  nnd  chimrg.  Krankheiten  der  Blase.  1026 

Bef.  reiht  die  als  Malakoplakie  (Hansemann)  oder  als  Cystitis  en 
plaqaes  (Landsteiner  nnd  Stoerk)  bezeichnete  Affektion  einstweilen  bei 
den  (chronisch)  entzündlichen  Prozessen  ein,  da  die  Natur  der  Erkrankung 
noch  nicht  sicher  gestellt  ist. 

Nach  Michaelis  (6)  zeigt  sie  pathologisch  -anatomisch  zahlreiche, 
z.  T.  znsammenfliessende ,  oberflächlich  zerfallende  Knötchen.  Das  Haupt- 
charakteristikum  sind  eigenartige  Einschlüsse,  die  sich  in  den  und  um  die 
grossen  polygonalen  Geschwulst(!)zellen  finden  und  Eisenreaktion  geben. 
Michaelis  rat,  gegebenenfalls  unter  Zuhilfenahme  einer  Eisenprobe  im 
Urinsediment  nach  den  eisenhaltigen  Zellenschollen  zu  suchen. 

Gierke  (2)  fugt  den  bisher  in  der  Literatur  niedergelegten  7  Fällen 
Yon  Malakoplakie  zwei  weitere  aus  dem  pathologischen  Institut  zu  Frei- 
bnrg  hinzu. 

Makroskopisch  zeigten  die  Blasen  hirsekom-  bis  pfennigstückgrosse 
flacherhabene  Herde  von  gelblich  bis  gelblich-weisser  Farbe,  die  von  einem 
hell-  oder  dunkelroten  Hofe  umgeben  sind.  Eine  charakteristische  Lokali- 
sation in  der  Blase  war  nicht  festzustellen.  Mikroskopisdi  bestehen  die 
Plaqaes  „aus  eigenartigen  grossen  Zellen,  die  einen  oder  mehrere  kleine 
Kerne  ohne  Mitosen  in  einem  grossen  Protoplasmaleib  haben '^;  sie  beher- 
bergen hanfig  Bazillen  und  andere  Einschlüsse,  über  deren  Natur  eine 
Einigung  bisher  nicht  erzielt  ist.  Das  Epithel  scheint  auch  über  den  kleinsten 
Herden  defekt  zu  sein. 

Verwechslung  mit  Tuberkulose  scheint  leicht  vorzukommen;  von 
klinischer  Beobachtung  analoger  Fälle,  namentlich  vermittelst  der  Zystoskopie, 
erwartet  Gierke  weitere  Aufschlüsse. 

Auch  Schmorl  (10)  demonstrierte  in  Dresden  einen  Fall  von  Malako- 
plakie der  Blase.  Die  eisenhaltigen  Zelleinschlüsse  und  die  extra-  und  intra- 
zellulär gelegenen  Bakterienhaufen  fanden  sich  auch  in  dem  Schmorl  sehen 
Präparate.  (Da  besonders  betont  wird,  dass  eine  Artbestimmung  der  Bakterien 
nicht  möglich  war,  weil  die  Harnblase  bereits  im  konservierten  Zustande  zur 
Untersuchung  gelangte,  so  scheint  Schmorl  diesen  ev.  doch  eine  ätiologische 
Bedeutung  beizumessen.) 

W.  Hirt  (4). 

Bin  84jfthriger  Mann,  der  niemals  geschlechtlich  krank  gewesen  sein  will,  hatte  bis 
dahin  auch  völlig  gesunde  Hamorgane  gezeigt  Er  bekam  eines  Abends,  nachdem  er  reich- 
lich gegessen  nnd  einige  Qlas  Bier  getranken  hatte,  unter  starken  Leibschmerzen  stark 
diarrhOischen  Stahl,  wfthrenddessen  die  gleichzeitig  auftretende  ürinenÜeemng  völlig 
schmerzlos  war.  Nach  drei  Standen  erwachte  er  und  Hess  wieder  Urin.  Plötzlich  wahrend 
des  ürinierens  stellten  sich  heftige  Schmerzen  in  der  ganzen  Harnröhre  ein,  die  sich  sofort 
Mch  Ober  die  ganze  Blasengegend  yerbreiteten.  Plötzlich  trat  heftiger  ürindrang  anf .  Nach 
\s  Stunde  Hess  Pat  wieder  Urin;  dieser  war  völlig  erftUlt  von  weissen,  bei  anffallendem 
Gaslicht  glänzenden  Schüppchen. 

Die  Schüppchen  erwiesen  sich  mikroskopisch  als  grosse,  oft  das  ganze 
Gesichtsfeld  ausfüllende,  aus  massenhaften,  stark  verfetteten  Blasenepithelien 
bestehende  Lamellen.  Ausserdem  massig  viele  Leukozyten,  vereinzelte  rote 
Blutkörperchen  und  sehr  spärliche  amorphe  Salze.  Reaktion  alkalisch.  Spez. 
Gewicht  1030. 

Hirt  sucht  den  Yoi^ang  der  ^chaude  pisse^  durch  die  reizende 
Wirkung    des    konzentrierten    Urins    und    durch    ^Kongestion^    (?  Ref.)    zu 

erklären. 

JahrMlMriehi  für  Ohirargie  1905.  65 


1026  Jahresbericht  fQr  Ghimigie.    II.  Teil. 

Auch  wäre  daran  zu  denken,  ^dass  sich  infolge  der  reichlichen  Nah- 
rungsaufnahme und  des  Alkoholgenusses  Toxine  im  Urin  gebildet  hätten,  die 
zur  Schädigung  des  Epithels  führten,  zumal  die  „ausserordentlich  starke  Ver- 
fettung  der  Epithelien  einer  Erklärung  bedarf.^ 

Schaefer  (7)  polemisiert  gegen  Hirt,  dessen  Deutung  für  den  von 
ihm  beschriebenen  Fall  er  nicht  anerkennen  will. 

„In  der  weitaus  grössten  Anzahl  dieser  „sogenannten  chaude  pisse"" 
ergaben  sich  aber  bei  genauer  Aufnahme  der  Anamnese  und  bei  eingehenderer 
Untersuchung  mit  Bestimmtheit  Krankheiten,  die  bisher  nicht  znr  Kenntnis 
des  Patienten  gelangt  waren. ^ 

Aus  einem  sorgfältig  studierten  Falle,  bei  dem  Sorgente  (8)  ein 
gewöhnliches  B.  coli  in  Reinkultur  isoliert  hatte,  folgert  derselbe,  dass  die 
spontane,  akute  Kolizystitis  infolge  einer  Beschmutzung  der  äusseren  Ge- 
schlechtsteile mit  dem  Kote  desselben  Individuums  zustande  gekommen  sei. 
Da  dann  der  ziemlich  virulente  Bazillus  in  der  Blase,  eine  von  leichter 
Uricämie  des  Kindes  bedingte  lokale  Irritation  vorfand,  erzeugte  er  eine 
Entzündung,  die  sowohl  den  Symptomen,  dem  Verlauf  und  dem  uroskopischen 
Befunden  nach  zu  urteilen,  nur  mittelschwer  sein  konnte. 

Therapeutisch  zeigte  sich  wirkungsvoll  ein  Absud  von  Uva  ursina  (6^oi 
mit  Urotropin  Verf.  war  es  nicht  möglich,  das  Celli -Valentische  antikoli- 
dyssenterische  Serum  anzuwenden.  R.  Giani. 

Michon  (6)  rät,  bei  blennorrhagischer  Zystitis  mit  starken  Schmerzen 
und  Blutungen,  Injektionen  mit  konzentrierten  Höllensteinlösungen  zu  machen; 
Ausspülungen  mit  grösseren  Flüssigkeitsmengen  „qui  mettent  la  vessie  en 
tension^  sind  kontraindiziert. 

Bei  Prostatikern  soll  die  Behandlung  davon  abhängig  gemacht  werden, 
ob  die  Blase  intolerant  ist  oder  nicht.  Im  ersteren  Fall  ist  wieder  das 
Hineinbringen  konzentrierter  geringer  Mengen  am  Platze,  im  zweiten  Aus- 
waschungen mit  Lapislösung  1  :  1000  oder  1  :  500.  Bei  tuberkulöser  Zystitis 
hat  Michon  vom  Höllenstein  keine  guten  Resultate  gesehn. 

Er  rät  hier  zu  Injektionen  von: 

Solution    de    sublim^  1:10000  ohne  Alkohol, 
oder  Thuile  gaiacol^e  1 :  20, 
oder  rhuile  gominol6e  1 :  15. 

Man  soll  mit  den  Mitteln  abwechseln  und  überhaupt  von  Zeit  zu  Zeit 
grössere  Ruhepausen  in  der  Behandlung  eintreten  lassen. 

Auf  Grund  der  pathologisch  anatomischen  Verhältnisse  der  chronischen 
Zystitis  hält  Strauss  (11)  die  Bedingungen  für  die  Bekämpfung  resp. 
Heilung  dieses  Leidens  durch  die  Ausschabung  für  sehr  günstig.  Die  Be- 
schreibung des  von  ihm  angegebenen  Instrumentes  zum  Curettement  der 
Blase  muss  im  Original  nachgelesen  werden. 

;,Mit  der  Entfernung  der  erkrankten  Schleimhaut  wird  aber  durch  die 
Ausschabung  auch  eine  Blutentziehung  herbeigeführt,  welche  entlastend  auf 
das  entzündete  Organ  wirken  muss  und  eine  mächtige  Umstimmung  in  ihm 
hervorzurufen  vermag,  eine  Umstimmung,  die  die  Anregung  zur  Bildung  einer 
neuen,  gesunden  Schleimhaut  gibt.^ 

Bei  Beschreibung  der  Technik  rät  Strauss,  den  Grad  der  Empfind- 
lichkeit der  Blase  stets  vor  der  Operation  festzustellen  und  gegebenenfalls 
schon  an  zwei  vorausgehenden  Tagen  je  0,02  Morphin  zu  geben. 


Reerink,  Verletasangen  und  ehintrg.  Krankheiten  der  Blase.  1027 

„Indikation  zur  Anwendung  des  Katheterlöffels  dürfte  jede  hartnäckige, 
chronische  Zystitis  bieten.^ 

Walker  (12)  teilt  3  Fälle  von  Lähmungen  nach  langdauemder  Zystitis 
mit,  die  alle  drei  rasch  tödlich  verliefen. 

Autopsie  wurde  nicht  gemacht.    (Toxinwirkung  ?) 

Chambard-Henon  (1).  Beobachtung  eines  Falles  von  Zystitis  bei 
einem  62jährigen  Patienten,  bei  dem  die  bakteriologische  Untersuchung  den 
Autoren  auf  exakte  Weise  zu  beweisen  schien,  dass  Staphylococcus  albus  und 
anrens  nicht  nur  in  den  Kulturen,  sondern  auch  im  menschlichen  Organismus 
nur  eine  Art  darstellen,  die  bei  den  verschiedenen  Untersuchungen  bald  in 
der  einen,  bald  in  der  anderen  Form  erschienen. 

Tl.  Tuberkulose  der  Blase. 

1.   D'Haenena,  De  la  marche  de  la  tabercnloae  vesicale.  Le  progrte  mödical  beige  1905. 
Nr.  7.    Yergl.  auch  anter  Zystitis:  Michon,  Quelques  vari^t^  de  cystitis. 

D'Haenens  (1)  teilt  5  Krankengeschichten  mit. 

Eingreifende  chirurgische  Operationen  (excision,  curretage,  fistulisation 
de  la  vessie)  sind  bei  der  Blasentuberkulose  gewöhnlich  von  schlechtem 
Erfolge  begleitet.  Die  Allgemeinbehandlung  soll  im  Vordergrund  stehen.  Bei 
der  letzten  Kranken,  einem  17  jährigen  Mädchen,  heilte  die  Blasentuberkulose 
ans,  trotzdem  seit  zwei  Jahren  keine  örtliche  Behandlung  mehr  stattgefunden 
hatte.  Die  kystoskopische  Untersuchung  zeigte,  dass  die  Ulzerationen  ge- 
schwunden waren  und  dass  am  Blasenhals  noch  Hyperämie  bestand.  Die 
Kapazität  hatte  sich  nur  wenig  gebessert;  ebenso  war  trotz  der  Heilung  der 
Drang  zu  häufiger  Miktion  bestehen  geblieben. 

D^Haenens  ist  ein  Anhänger  der  Höllensteintherapie,  die  allerdings 
mit  Vorsicht  angewandt  werden  soll. 

(Seine  Angabe  „reins  normaux^  ohne  Mitteilung  weiterer  diesbezüglicher 
Untersuchungsmethoden  ist  gerade  nicht  sehr  beweisend.    Ref.) 

VII.  Fremdkörper  der  Harnblase. 

1.  Barnsby,  Denx  observations  de  corps  ötrangers  de  la  vessie.    Bull,  et  mäm.  de  la 
Soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  81. 

2.  ^Ghevallier,  Diz  observations  de  corps  ^fcrangers  de  la  vessie  (calculs  except^). 
Ball,  et  mäm.  de  la  Soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  31. 

3.  Englisch,  Ober  Fremdkörper  der  männlichen  Harnröhre  und  Blase.    Deutsche  Zeit- 
schrift für  Chimi'gie  1905.  79. 

4.  Qnyon,  Les  corps  ötrangers  de  la  vessie.  Annal.  des  mal.  des  org.  g^nit.-urin.  Vol.  ü. 
Nr.  2. 

5.  Luys,   L'eztraction   de  fragments  de  sondes   bris^s  dans  la  vessie.  —  Emploi  du 
cystoscope  k  vision  directe.    La  presse  m^dicale  1905.  Nr.  96. 

6.  Röboul,  £pingle  ä  cheveux  dans  la  vessie;  extraction  par  les  voies  naturelles.    Soc. 
de  Chir.  1905.  Nr.  23. 

7.  Trouv^,  A  propos  d'un  corps  ötranger  de  la  vessie  chez  la  femme.    Annal.  des  mal. 
des  org.  gänit-urin.  Vol.  II.  Nr.  1. 

Barnsby  (1)  teilt  zwei  Fälle  von  Extraktion  von  Fremdkörpern  mit; 
eines  ^^Pessaire  de  Dnmontpellier^  und  einer  Haarnadel,  um  die  sich  ein  Stein 
gebildet  hatte.    Beide  Fremdkörper  waren  durch  Masturbation  in  die  Blase 

gelangt. 

65* 


1U28  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Einen  weiteren  Fall  von  ^^pingle  k  cheyenx  dans  la  Tessie^  teilt 
Reboul  (6)  mit:  der  Fremdkörper  hatte  auch  auf  gleiche  Weise  den  Weg 
in  die  Blase  gefunden;  angeblich  schon  vor  zwei  Jahren! 

Die  ausführliche  Arbeit  von  Englisch  (3)  beschäftigt  sich  mit  den 
Fremdkörpern  der  männlichen  Harnröhre  und  Blase. 

Unter  Ausschluss  der  Konkremente,  welche  von  den  Nieren  und  den 
Harnleitern  herab  in  die  Blase  gelangen,  berücksichtigt  er: 

1.  Ansammlung  organischer  Massen  (Fibrin,  Eiter),  welche  den  Kern 
für  einen  Stein  abgeben  können. 

2.  Solche  Fremdkörper,  die  von  aussen  her,  entweder  durch  die  Harn- 
röhre, oder  nach  Verletzungen  äusserer  Teile  (Schussverletzungen,  Pfahlungen) 
in  die  Blase  gelangen. 

3.  Von  benachbarten  Höhlen,  nach  vorhergehender  Verlötung  mit  der 
Blase. 

4.  In  der  Blase  selbst  entstandene. 

Der  Mechanismus  der  einzelnen  Punkte  wird  genau  erörtert,  ebenso  die 
Erscheinungen,  welche  die  Fremdkörper  machen.  Natürlich  findet  auch  die 
Kystoskopie  resp.  Endoskopie  eingehende  Berücksichtigung.  Die  Versuche 
des  Herausziehens  der  Fremdkörper  durch  die  verschiedenen  Instrumente 
sollen  im  allgemeinen  nicht  zu  lange  oder  gewaltsam  fortgesetzt,  sondern  die 
blutige  Entfernung  vorgezogen  werden. 

Die  Literatur  ist  eingehend  berücksichtigt  und  ein  Verzeichnis  beigegeben. 

Eine  eigene  Kasuistik  von  zehn  Fällen  schliesst  die  Arbeit. 

Luys  (5).  Mitteilung  enthält  eine  weitere  Empfehlung  des  Kystoskops 
ä  Vision  directe;  an  einem  Beispiel  wird  gezeigt,  dass  das  Instrument  bei  der 
Extraktion  von  Fremdkörpern  nach  Luys  Ansicht  vorzügliche  Dienste  leistet. 

;,Ici,  comme  partout,  se  trouve  ainsi  realise  le  principe  de  toute  Chi- 
rurgie rationelle,  qui  est  de  bien  voir  la  lesion  pour  la  traiter  de  suite  et 
directement  sous  la  vue.^ 

Guyons  (4)  kurzer  Aufsatz  beleuchtet  zunächst  die  Unaufrichtigkeit 
der  meisten  Patienten  bei  Aufnahme  der  Anamnese.  Aber:  ;,Le  m^decin  fera 
bien  de  ne  pas  insister;  il  suffit  qu^il  guerisse  son  malade.^  Es  ist  wichtig  zu 
wissen,  dass  bei  den  verschiedenen  Fällungszuständen  der  Blase  die  Fremd- 
körper auch  ihre  Lage  wechseln. 

Das  von  Guyon  in  seinem  Aufsatz  Behauptete  wird  von  Trouvi  (7j 
an  einem  besonderen  Falle  beleuchtet. 


Vni.   Blasensteine. 

1.  Beck,  Carl,  The  Roentgen  Method  aa  a  gaide  io  operating  for  Lithiasis  of  Üie  arioaiy 
tract.    The  Jouni.  of  the  Americ.  Med.  Ass.  1905.  Dec.  28. 

2.  —  The  RoentgeD  Method  in  lithiasis  of  the  nrinary  bladder.  Annals  of  sorgery  1905. 
Dec; 

3.  ^Englisch,  Ober  mehrfache  Blasensteine  und  ihre  Rezidive  nach  Operationen.  Allge- 
meine Wiener  med.  Zeitung  1905.  Nr.  1. 

4.  —  Über  spontane  Zertrümmerung  der  Harnsteine  in  der  Blase.  Arch.  f.  klin.  Chirurgie. 
Bd.  76  und:  77.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Meran.  Ref.  m 
der  Manch,  med.  Wochenschrift  1905.  Nr.  41. 

5.  Finsterer,  Über  Harn  blasensteine.    Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chimigie  1905,  80. 

6.  Gardini,  Sur  un  volumineux  calcul  dans  un  diverticule  de  la  vessie.  Soc.  medico* 
chirurgica  di  Bologna  10.  XII.  1905.  Ref.  in:  Annal.  des  malad,  des  org.  g6n.-nr.  1905. 
Vol.  I.  Nr.  1. 


Reerink,  VerleizuDgen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  Blase.  1029 

7.  Hab  er  er,  J.  P.,  Die  sichere  Diagnose  yon  Blasensieinen  im  Röntgenbilde.   Budapesti 
Orvosi  Ujs&g  1905.  Nr.  1  (ungarisch). 

8.  D'Haenens,  Importance  de  la  cystoscopie  au  cours  de  la  lithotritie.  Le  progrfes  möd. 
beige  1905.  Nr.  15. 

9.  Perutz,  Demonstration  eines  mit  dem  Urin  entfernten  Phosphatsteines  usw.    Ärztl. 
Verein  Mflnchen.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  32. 

10.  *Van  der  Pool,  Multiple  vesical  Galculi.    The  med.  News  1905.  Sept  16. 

11.  W  inte  mit  z,  M.  A.,  Die  Indikationen  der  operativen  Methoden  bei  Blasensteinen  im 
Kindesalter.  Chirurg.  Sektion  des  Budapester  k^^.  Ärztevereins,  Sitzung  vom  28.  III.  1905. 
Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  29  (Ungarisch). 

Beck  (1).  Eine  Röntgenaufnahme  zur  Diagnose  von  Nierensteinen 
ist  mit  weichen  Röhren  zu  machen,  znnächst  eine  solche  zur  Orientierung 
and  dann  eine  zweite  mit  röhrenförmigem  Diaphragma.  Seitdem  Verf.  bei 
Verdacht  auf  Blasensteine  immer  die  Nierengegend  radiographiert ,  hat  er 
immer  Nierenkonkremente  gefunden.  Die  operative  Entfernung  der  Nieren- 
konkremente ist  jedoch  nicht  notwendig,  wenn  dieselben  so  klein  sind,  dass 
sie  den  Ureter  passieren  können.  In  solchen  Fällen  sind  antilithiatische 
Mittel  zu  geben  und  ihre  Wirkung  mit  den  Röntgenstrahlen  zu  kontrollieren. 

Maass  (New -York), 

Der  Arbeit  Becks  (2)  in  den  Annais  of  surgery,  die  sonst  dasselbe 
Thema  behandelt,  sind  ausgezeichnete  Skiagramme  von  Blasensteinen  beige- 
geben. 

Hab  er  er  n  (7)  fand,  dass  sich  nach  Lufteintreibungen  in  die  Harnblase 
stets  gute  und  brauchbare  Röntgenbilder  von  Blasensteinen  erreichen  Hessen. 
Zu  diesem  Zwecke  presst  Haberern  mit  Hilfe  eines  Nelaton-Katheters  und 
Paquelin-Gebläses  so  lange  Luft  in  die  vorher  entleerte  Blase,  bis  der  Kranke 
ein  spannendes  Gefühl  avisiert;  nachher  wird  unter  Zusammendrücken  des 
Penis  der  Katheter  entfernt  und  der  Penis  selbst  so  lange  zusammengepresst 
gehalten,   bis  die  Aufnahme  bewerkstelligt  ist. 

Über  die  Brauchbarkeit  der  Methode  belehren  uns  vier  gelungene  Rönt- 
gonographien. 

Haberern  empfiehlt  das  Röntgenverfahren  besonders  in  solchen  Fällen, 
wo  eine  kystoskopische  Untersuchung  mit  mehr  oder  minder  Schwierigkeiten 
verbunden  ist  (Hypertrophie  der  Prostata,  Zystitis  etc.). 

Gergö  (Budapest). 

Englisch  (4)  erörtert  in  einer  ausführlichen  Monographie  die  Frage 
der  Selbs^ertrümmerung  der  Steine.  Experimentelle  Versuche  mit  den  ver- 
schiedensten Mitteln  (Wasser,  Kohlensäure,  Kalkmasse,  Alkalien,  alkalische 
Mineralwässer  usw.)  die  Steine  ausserhalb  des  Körpers  zur  Lösung  zu  bringen 
finden  ebenso  erschöpfende  Darstellung,  wie  die  mannigfachen  Versuche  am 
Menschen.  Am  häufigsten  findet  sich  die  Spontanzertrümmerung  bei  den 
harosauren  Steinen  (von  142  Steinen  100  reine  hamsaure  und  eine  Anzahl 
gemischter  Steine).  Die  scharfe  Trennung  von  Kern  und  konzentrisch  radiären 
Schichten  spielt  eine  grosse  Rolle. 

Bei  Phosphatsteinen  soll  spontane  Zertrümmerung  überhaupt  nicht  vor- 
kommen. ;,Der  Chemismus  ist  noch  näher  zu  studieren,  wobei  auch  die  Wir- 
kung von  Bakterien  noch  zu  berücksichtigen  ist.^ 

Die  überaus  fleissige  Arbeit  erfordert  das  besondere  Studium  der  Inter- 
essenten; ein  Referat  kann  ihr  nicht  gerecht  werden. 

Eine  Literaturzusammenstellung  ist  begegeben. 


1030  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Winternitz  (11)  ist  ein  entschiedener  Gegner  des  perinealen  Stein- 
schnittes; er  sah  danach  häufig  Narbenstrikturen  der  Harnröhre,  die  bis  an 
den  Blasenhals  reichten  und  zur  Inkontinenz,  ja  sogar  durch  Stenose  der 
Ducti  ejaculatorii  zur  Aspermie  führten.  Nach  Winternitz  hatte  diese 
Methode  nur  in  der  voraseptischen  Ära,  vom  Standpunkte  einer  günstigen 
Drainage  aus  ihre  Berechtigung. 

Beim  heutigen  Stande  der  Asepsis  kommt  bei  Blasensteinen  nur  der 
hohe  Blasenschnitt  in  Betracht.  Als  untere  Altersgrenze  der  letzteren  be- 
trachtet Winternitz  das  dritte  Lebensjahr,  da  abwärts  von  diesem  die 
kindliche  Urethra  für  den  Lithotriptor  nicht  durchgängig  ist.  Wenn  somit 
der  Lithotriptor  00  und  Evakuator  Char.  16  nicht  eingeführt  werden  kann, 
oder  im  Falle,  dass  eine  stärkere  Zystitis  vorhanden  ist,  bedient  sich  Win- 
ternitz des  hohen  Blasenschnittes. 

War  der  Urin  klar,  so  vernäht  Winternitz  nach  demselben  die  Blasen- 
wunde ganz  und  drainiert  nur  den  prävesikalen  Raum;  bei  Gegenwart  einer 
stärkeren  Zystitis  drainiert  er  die  Blase  direkt  nach  aussen,  so  dass  er  durch 
die  verkleinerte  Blasenwunde  einen  Nilaton-Katheter  Nr.  20 — 22  heraus- 
führt.   Verweilkatheter  verwirft  er. 

In  der  Diskussion  identifiziert  sich  Prof.  J.  Dollinger  mit  obiger  In- 
dikationsstellung. Er  demonstriert  einen  ihm  bekannten  dünneren  Litho- 
triptor, 000,  dessenwillen  er  die  untere  Altersgrenze  der  Litholapaxie  noch 
tiefer  stellt  als  Winternitz.  Gergö  (Budapest). 

Finsterers  (5)  Arbeit  umfasst  die  Beschreibung  und  literarische 
Würdigung  der  Blasensteinsammlung  der  II.  chirurgischen  Universitätsklinik 
in  Wien  (Billroth,  Gussenbauer,  Hochenegg).  Interessenten  seien 
namentlich  auf  die  eingefügten  Abbildungen,  z.  B.  Figur  4 :  Drei  nebeneinander 
gelagerte  Steine  im  Zentrum;  Figur  6:  Phosphatstein  mit  einem  aus  nenn 
Kernen  zusammengesetzten  Sekundärstein;  Figur  16:  Pfeifenstein  mit  dem 
Kern  im  urethralen  Anteile  (Galculus  prostato-vesicalis)  aufmerksam  gemacht. 
Figur  17  zeigt  einen  durch  vier  Spalten  geteilten  Uratkem,  wobei  sich  die 
Spalten  auch  in  die  umgebenden  Schichten  fortsetzen. 

Das  Literaturverzeichnis  umfasst  70  einschlägige  Arbeiten. 

Gardini  (6).  Entfernung  eines  Divertikelsteines  von  280  g  dnrch 
Sectio  alta  bei  einem  Patienten,  dem  schon  ein  Jahr  vorher  durch  Sectio  alta 
Blasen-  und  Urethralsteine  entfernt  worden  waren. 

Perutz  (9)  demonstrierte  im  Münchener  ärztlichen  Verein  einen  mit 
dem  Urin  entleerten  Phosphatstein  und  das  dazu  gehörige  Röntgenbild. 

Es  handelte  sich  um  einen  Nierenstein,  der  vor  dem  Abgang  zu  diffe- 
rentialdiagnostischen Schwierigkeiten  mit  chronisch  verlaufender  Appendizitis 
Veranlassung  gegeben  hatte. 

Der  Fall  von  D'Haenens  (8)  betraf  einen  65jährigen  Kranken,  bei 
dem  durch  Inkrustation  eines  kleinen  Teils  der  Blasenwand  ein  Rezidiv  nach 
Lithotritie  aufgetreten  war ;  ohne  Hilfe  des  Kystoskops  hätte  die  Ursache  des 
Rezidivs  nicht  entdeckt  werden  können. 

IX.  Geschwülste  der  Blase. 

1.  Ade  not  (Lyon),  Pneomatose  v^sicale  dans  an  cas  de  tameor  de  la  vesaie.    Arehiyei 
provinciales  de  Chir.  1905.  Nr.  7.  Juill. 

2.  Albarran,  Myoaarcome  de  la  vessie  prolongö  k  rut^ras.  Hysteröctomie,  Cystäctomie 
partielle;  GuärisoD.    Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  de  Chir.  de  Paris  1905.  p.  7721. 


Reerink,  Verletzangen  und  chirurg.  KrankheiteD  der  Blase.  1031 

2a.Ale88andri,  R.,  Gontribato  all'  istologia,  diagnosi  e  cara  dei  tainori  della  vescica 
orinaria.    Policlinico.  Sezione  chirurgica  1905. 

3.  Berg,  Albert  AshtoD,  A  radical  Operation  for  malignant  neoplasm  of  tbe  nrinary 
bladder.    Annale  of  surgery  1904-  September. 

4.  Darling,  G.  G.,  Sarcome  of  tbe  bladder.    Annais  of  Surgery  1905.  Dec. 

5.  ^Fran^ais,  Neoplasm e  vösical  arec  ouverture  dans  le  rectum.  Ref.  in  den  Annal.  des 
mal.  des  org.  gteit-urin.  1905.  VoL  1.  Nr.  2. 

6.  Kapsammer  (Wien),  Verhandlungen  der  Ddutscben  Gesellscbaft  fttr  Gbimrgie  1905. 
I,  227. 

7.  Lampe,  Verhandlungen  der  Deutschen  Gesellschaft  fflr  Ghirurgie  1905.  I.  266. 

8.  Molas,  De  la  recidire  dans  les  papillomes  de  la  vessie.    Th^se  de  Paris  1904.    Ref. 
in  Gas.  des  Höpitaux  1905.  p.  57. 

9.  Posner,  G.,  Ober  Blasengeschwülste.    Die  Deutsche  Klinik  1905. 

10.  Bauenbusch,  Über  Gallertkrebs  der  Harnblase.   Virchows  Arch.  Bd.  182.  Heft  1. 

11.  Rehn,  Über  Hamblasengeschwülste  bei  Anilinarbeitern.  Verhandlungen  der  Deutschen 
Gesellschaft  fttr  Ghirurgie  1905.  L  220. 

12.  Riegner,  Über  Hamblasengeschwülste.    Bruns  Beitrüge.  Bd.  45. 

13.  S  trau  SS,  Verhandlungen  der  Deutsch.  Ges.  f.  Ghir.  1905.  I.  227. 

14.  ^Villar  (Bordeaux),  Prolapsus  de  la  muqueuse  de  la  vessie  chez  la  femme,  ä  travers 
Turöthre.    Archiv,  provinc.  de  Ghir.  1905.  Nr.  6. 

15.  Watson,  Francis  L.,  The  operative  treatment  of  tumours  of  tbe  bladder.    Annais 
of  surgery  1905.  Dec. 

16.  Wein  rieh,  Die  intravesikale  Operation  von  Hamblasengesch  Wülsten  nach  Nitzes 
Methode.    Verhandlungen  der  Deutschen  Gesellsch.  fflr  Ghir.  1905.  I.  223. 

Posner  (9).  Die  verfeinerten  Untersuchungsmethoden  ergeben,  dass 
Blasengeschwülste  häufiger  sind,  als  man  früher  annahm.  Die  differential- 
diagnostischen Momente  gegenüber  anderen  Blasenerkrankungen  werden  er- 
örtert. Sehr  angenehm  berührt  in  dem  Aufsatz  die  mehrfache  Warnung  vor 
unnötigen  resp.  zu  frühen  chirurgischen  Eingriffen.  ^^Es  muss  als  oberster 
Grundsatz  für  die  Therapie  hervorgehoben  werden,  dass  die  Erkennung  eines 
Blasentumors  zunächst  irgend  ein  schleuniges  Einschreiten  jedenfalls  nur  sehr 
ausnahmsweise  bedingt.^  Die  Gefahren  grösserer  Eingriffe  sind  auch  heute 
noch  nicht  zu  unterschätzen.  Die  Operationsmortalität  ist  noch  sehr  gross. 
Die  Träger  gutartiger  Tumoren  befinden  sich  oft  bei  konservativ-esxpektativer 
Behandlung  lange  Jahre  hindurch  ganz  gut  und  die  Erfolge  der  Operation 
beim  eigentlichen  Blasenkrebs  sind  keineswegs  ermunternd,  selbst  wenn  der 
unmittelbare  Effekt  der  Operation  ein  sehr  guter  ist.  (Die  Therapie  hat 
also  einstweilen  mit  den  Fortschritten  der  Diagnostik  nicht  gleichen  Schritt 
gehalten.) 

Molas  (8).  Es  ist  schwer,  aus  den  klinischen  Erscheinungen  differen- 
tialdiagnostische Merkmale  zwischen  gutartigen  Papillomen  und  malignen 
Zottengeschwülsten  mit  Sicherheit  zu  ziehen.  Gutartige  können  sich  in 
maligne  umwandeln,  sie  können  aber  gerade  so  gut  wieder  als  gutartige  Tu- 
moren rezidivieren.  Zwei  Krankengeschichten  mit  histologischem  Befund 
werden  mitgeteilt. 

Wein  rieh  (16)  berichtet  über  Nitzes  Erfahrungen  über  die  Entfer- 
nung gutartiger  Blasengeschwülste  durch  die  von  Nitze  begründete  intra- 
vesikale Operationsmethode.  Vermittelst  des  im  Zentralblatt  für  Chirurgie 
1891.  Nr.  51  beschriebenen  Operationskystoskops  wurden  über  150  Papillome 
intravesikal  operiert.  Die  Anzahl  der  Sitzungen,  die  nötig  sind,  richtet  sich 
nach  der  Grösse  der  Tumoren.  Mit  breiter  Basis  aufsitzende  maligne 
Tumoren  sind  von  der  Behandlung  ausgeschlossen  und  bleiben,  wenn  sie  am 
Blasenboden  sitzen,  wohl  besser  unoperiert. 


10S2  Jahnsbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Rezidive  wurden  nur  in  20  Fällen  konstatiert,  so  dass  Weinrich  die 
Methode  für  gründlicher  hält  als  die  Sectio  alta.  Von  41  Fällen,  bei  denen 
Nitze  wegen  maligner  Tumoren  die  Sectio  alta  ausführte,  sind  nur  8  Pa- 
tienten als  dauernd  geheilt  zu  betrachten. 

Kapsammer  (6)  betont  in  der  Diskussion  gegenüber  Weinrich,  dass 
er  auch  ein  Anhänger  der  intravesikalen  Operationsmethode  nach  Nitze 
ist,  will  sie  aber  auf  kleine,  gestielte  Geschwülste  begrenzen,  die  anbedingt 
in  einer  Sitzung  abgetragen  werden  können.  Eine  ausgedehntere  Anwendung 
des  Verfahrens  möchte  er  für  die  intravesikale  Kauterisation  von  Ulzerationen 
in  der  Blase  befürworten. 

Im  weiteren  Verlaufe  der  Diskussion  bemerkt  Strauss  (13),  dass  man 
einer  Zottengeschwulst  ihre  Gutartigkeit  vermittelst  des  Kystoskops  nicht 
immer  ansehen  könne.  Auf  karzinomatöser  Basis  kann  sich  ein  histologisch 
Yollständig  gutartiges  Papillom  entwickeln.  ^Hierin  liegt  die  schwache  Seite 
der  endovesikalen  Operation.^ 

Albert  Asthon  Berg   (3).     Bei  Entfernung   der   malignen    Blasen- 
tumoren  hat  man  bisher  den  Becken-Lymphgefass^i  und  Drüsen  keine  Be- 
achtung geschenkt.    Um   diese   mit   dem  Tumor  zu  entfernen,   werden  vor 
Beginn    der   Narkose    beide   Ureteren   katheterisiert.     Nach   Eröffnung    der 
Bauchhöhle  in  der  Mittellinie  wird  das  Peritoneum   hinter  der  Blase  quer 
durchtrennt  und  stumpf  bis   zur  Bifurkation  der  Uiaca  communis  abgelöst. 
Dann  Freilegung  der  Ureteren  bis  zur  Blase.    Ausschälung  mit  dem  Lymph- 
apparat   im   Verlauf    beider    Iliacae  intemae  herab   bis    zur  Blase.     Eröff- 
nung und  Trockenlegung  der  Blase.    Kauterisation  des  Geschwürs  mit  konzen- 
trierter Karbolsäure  oder  Thermokauter.     Resektion  des  Tumors,  wenn  nötig 
mit  den  Ureteren.    Einpflanzung  der  Ureterstümpfe  in  besonderen   kleinen 
Inzisionen  der  Blase,  so  dass  sie  nicht  in  die  Nahtlinie  fallen.    Drainage  nach 
unten  in  die  Vagina  oder  durch  den  Damm.    Berg  hat  bei  zwei  Frauen  mit 
gleichzeitiger  Exstirpation  des  Uterus  in  obiger  Weise  erfolgreich  operiert. 

Maas  (New  York), 

Watson  (15).  Die  wegen  Blasenkarzinom  ausgeführten  Operationei} 
ergaben  eine  Mortalität  von  18,6  ^/o  mit  Resektion  der  Blasenwand  und  28  Vo 
ohne  Resektion  derselben.  Rechnet  man  Todesfälle  und  Rückfalle  nach  Ope- 
rationen als  Misserfolge,  so  geben  gutartige  Blasentumoren  28,6  ^/o  und  bös- 
artige 46,0  ®/o  Misserfolge.  Für  einen  grossen  Teil  der  Misserfolge  sind  die 
Ureterimplantationen  verantwortlich.  Es  ist  deshalb  ratsam,  der  Operation 
Nephrotomien  mit  Unterbindung  der  Ureteren  vorauszuschicken  und  somit 
dauernde  Nierenfisteln  anzulegen  bei  allen  malignen  Blasentumoren  und  gntr 
artigen  Rezidiven.  Bei  zweckmässiger  Behandlung  machen  dauernde  Nieren- 
fisteln  den  Kranken  wenig  Beschwerden.  Watson  hatte  bisher  keine  Ge- 
legenheit, das  von  ihm  vorgeschlagene  Verfahren  auszuführen. 

Maass  (New- York). 

Rehn  (11)  gibt  den  Sektionsbericht  (Albrecht)  eines  von  ihm  zweimal 
wegen  Karzinom  der  Blase  operierten  50jährigen  Mannes,  der  18  Jahre  lang 
in  einem  Anilinraume  beschäftigt  gewesen  war.  Es  handelte  sich  um  Karzi- 
nom der  Blase,  Karzinom  des  rechten  Ureters  und  der  rechten  Niere.  Meta- 
stasen hauptsächlich  in  den  Lumbaidrüsen.  Thrombose  der  Vena  cava  inferior. 
Die  Frage,  ob  die  3  Karzinome  primär  und  die  beiden  anderen  auf  metastati- 
schem Wege  entstanden  sind,  ob  Fortleitung  von  einem  der  3  Herde  znm 
anderen  durch  Lymphgefässe  (nicht  nachgewiesen!)  anzunehmen,  ob  an  Im- 


Reerink,  yerletzangen  und  chirorg.  Krankheiten  der  Blase.  1(33 

plantation  zu  denken  sei,  kann  mit  absoluter  Sicherheit  aus  dem  einen  Falle 
nicht  beantwortet  werden.  ^Vorläufig  ist  am  wahrscheinlichsten  die  Annahme, 
dass  es  sich  nm  eine  spezifisch  auf  das  ^Übergangsepithel^  bezw.  die  betreffenden 
Schleimhäute  im  allgemeinen  wirksame  Noxe  handelt.^ 

Lampe  (7)  demonstriert  ein  vor  4  Wochen  durch  Operation  nach  der 
Sonnenburgschen  Methode  gewonnenes  Präparat  von  karzinomatös  degene- 
rierter Blase  bei  Ectopia  vesicae.  Patient  ist  einstweilen  geheilt.  Mikro- 
skopisch handelt  es  sich  um  ein  Kankroid  mit  starker  Neigung  zur  Hom- 
perlenbildung. 

Rauenbusch  (10).  Von  primären  Karzinomen  der  Harnblase  ist  nach 
Ranenbusch  der  Gallertkrebs  bisher  nur  10 mal,  davon  4 mal  bei  Frauen, 
beobachtet  Das  genau  beschriebene  Präparat  des  Rauenbusch  sehen  Falles 
stammt  von  einer  51  jährigen  Frau,  die  nach  kaum  jahrelanger  Krankheit 
an  einem  inoperablen,  dem  Blasenfundus  mit  breiter  Basis  aufsitzenden  Tumor 
mit  Metastasenbildung  zugrunde  ging.  Die  genaue  histologische  Untersuchung 
zeigte,  dass  sich  die  Gallertbildung  aus  einer  kolloiden  Metamorphose  der 
Geschwulstzellen  entwickelte. 

Die  verschiedenen  Ansichten  über  die  Histologie  der  normalen  Blasen- 
scUeimhaut,  soweit  sie  als  Ausgangspunkt  des  Blasenkrebses  in  Frage  kommt, 
sowie  diejenigen  über  die  Genese  des  Kolloidkrebses  werden  erörtert. 

Von  den  3  Fällen  Riegners  (12)  von  Gallertkrebs  war  der  erste  bei 
einer  33  jähr.  Frau  in  Grösse  eines  Zwei-  bis  Dreimarkstückes,  der  der  vor- 
deren oberen  Blasenwand  aufsass,  durch  Sectio  alta  entfernt  worden.  Der 
Krankheitsverlauf  war  ungestört.  Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  das 
bei  der  Sektion  gewonnene  Präparat  einer  51jährigen  Frau. 

Riegner  erwähnt  weiter  die  Krankengeschichte  eines  36  jährigen 
Mannes,  dem  1903  ein  papilläres  Fibrom  der  Blase  entfernt  wurde.  Zwei 
Jahre  später  wurde  Karzinom  konstatiert,  so  dass  es  sich  ^um  Umwandlung 
eines  ursprünglich  gutartigen  Papilloms  der  Blase  in  einen  malignen  Tumor 
handelte^. 

Bei  Albarrans  (2)  Mitteilung  besagt  das  Thema  das  wichtigste;  Hei- 
limg  wurde  bei  der  27  jährigen  Frau  durch  das  Kystoskop  nach  9  Monaten 
festgestellt. 

Adenot  (1).  Tumeur  de  la  vessie;  hömaturie  profuse;  production  de 
gaz  dans  la  vessie. 

Der  47  jährige  Patient,  Potator,  war  wegen  Urinretention  aufgenommen 
und  operiert;  die  Blase  war  mit  Blutkoagulis  gefüllt.  Exitus  nach  3  Tagen 
durch  Nachblutung  nach  Entfernung  eines  Tumors.  Der  Urin  hatte  nicht 
untersucht  werden  können;  insbesondere  nicht  auf  Zucker.  Einen  aus- 
reichenden Grund  für  die  Entstehung  der  Pneumatose  vermag  Ade  not  nicht 
anzugeben,  (cfr.  auch  bei  H,  Nr.  15  van  Loghem  über  vesikale  Pneu- 
maturie). 

Darling  (4)  operierte  einen  4jährigen  Knaben  wegen  (kongenitalen!) 
Sarkoms  der  Blase  innerhalb  eines  Zeitraumes  von  1 V«  Jahren  viermal. 
Exitus. 

Der  Beschreibung  des  histologischen  Befundes  nach  den  einzelnen  Ope- 
rationen sind  Zeichnungen  beigegeben.  (Lipo-myxo-sarcom ,  drüsenähnliche 
Struktur  des  Tumors  nach  der  dritten  Operation,  polymorphous  celled  character 
nach  der  vierten.) 

17  Fälle  aus  der  Literatur  sind  kurz  angeführt. 


1034  Jahresbericbt  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Alessandri  (2a)  berichtet  über  vier  von  ihm  operierte  Falle  von 
Harnblasengeschwülsten.  In  dem  einen  Falle  handelte  es  sich  um 
infiltriertes  Epitheliom  der  rechten  Hälfte  der  Blasenwand.  In  einem  zweiten 
Falle  bestand  ein  aasgedehnter,  die  Blasenkuppel  und  den  oberen  Abschnitt 
der  vorderen  und  hinteren  Wand  einnehmender,  infiltrierter  Wandkrebs.  In 
den  übrigen  beiden  Fällen  handelte  es  sich  um  eine  Geschwulst  von  Binde- 
gewebstypus.  In  zwei  unter  den  vier  Fällen,  und  zwar  im  zweiten  und  in 
dem  einen  der  Bindegewebsgeschwülste  war  die  Neoplasie  von  Steinbildung 
begleitet. 

Das  Operationsergebnis  war  in  sämtlichen  Fällen  befriedigend:  beim 
zweiten  Falle  trat  jedoch  nach  kurzer  Zeit  lokales  Rezidiv  und  Tod  an  Ka- 
chexie und  allgemeiner  Metastase  ein. 

Nach  eingehender  Schilderung  der  Geschichte  der  vier  Patienten  und 
des  an  ihnen  vollführten  Operationsaktes  stellt  Verf.  einige  Betrachtungen 
über  die  verschiedenen  zur  Diagnose  der  Blasengeschwulst  ausgedachten  Me- 
thoden an. 

Er  vertritt  die  Ansicht,  dass  in  jedem  Fall,  wo  eine  Läsion  der  Blase 
vermutet  wird,  systematisch  sämtliche  diagnostischen  Methoden  anzuwenden 
seien,  ohne  bei  der  ersten,  die  ein  positives  resp.  negatives  Resultat  gegeben 
habe,  stehen  zu  bleiben.  Zur  Bestätigung  hierfür  führt  er  einen  seiner  Fälle 
an,  bei  dem  er  mit  der  Metallsonde  das  Vorhandensein  eines  Blasensteins 
hatte  feststellen  können  und  erst  während  des  Operationsaktes  durch  den 
Einschnitt  über  dem  Schambein  die  Anwesenheit  einer  Blasengeschwulst  be- 
merkte, deren  Existenz  er  nicht  ahnte,  von  der  er  jedoch  Gewissheit  gehabt 
hätte,  wenn  er  systematisch  zu  sämtlichen  Untersuchungsmethoden  gegriffen 
hätte.  Er  demonstriert  die  Zweckmässigkeit  eines  höchst  einfachen  Diagnose- 
mittels, das  in  der  Klinik  von  Prof.  Dur  ante  angewendet  wird  und  darin 
besteht,  dass  man  kräftig  mit  einer  Metallsonde  die  mit  Wucht  mittelst  der- 
selben Sonde  in  die  Blase  injizierte  Flüssigkeit  aspiriert.  Man  erhält  auf 
diese  Weise  in  der  aspirierten  Flüssigkeit  kleine  Gewebsfetzen ,  welche  im 
ersten  Falle  gestatteten,  vor  dem  Operationsakt  die  Diagnose  auf  Blasenkrebs 
zu  stellen,  obschon  wegen  der  reichlichen  Hämaturie  die  Kystoskopie  unmög* 
lieh  war. 

Alsdann  geht  er  zur  Betrachtung  der  Verbindung  zwischen  Steinbildnng 
und  Tumoren  der  Harnblase  über,  die  von  ihm  in  zwei  Fällen  auf  vier  ope- 
rierte vorgefunden  wurde.  Er  zitiert  in  dieser  Hinsicht  die  Anschauungen 
der  verschiedenen  Autoren  und  berichtet  die  Fälle  aus  der  Literatur,  bei 
denen  die  Existenz  der  Steine  dem  Auftreten  der  Geschwulst  voraufging.  Mit 
diesen  vergleicht  er  seinen  zweiten  Fall,  bei  dem  die  Steine  schon  20  Jahre 
vor  dem  Auftreten  der  auf  dem  Vorhandensein  des  Epithelioms  beruhenden 
Hämaturie  bestanden  und  schliesst  mit  der  schon  bei  der  Gallenblase  aofge- 
stellten  Annahme,  dass  die  auf  die  Anwesenheit  eines  Steines  folgende,  in 
die  Länge  gezogene  Irritation  die  Produktion  eines  Neoplasma  in  der  Blase 
verursachen  könne. 

Anschliessend  untersucht  er  die  in  ähnlichen  Fällen  angewandte  Ope- 
rationstechnik und  äussert  sich  dahin,  dass  er  in  allen  Fällen  die  einfache 
Inzision  nach  Guyon  befriedigend  gefunden  habe,  die  er  bei  den  ausge- 
dehnten, die  Blasenkuppel  und  die  hintere  Wand  umfassenden  Affektionen 
mit  einem  transversalen  Einschnitt  an  ihrer  Basis  und  der  Loslösung  eines 
der  geraden  Muskeln  von  seinem  Ansatz  am  Pubis  kombinierte.     Stets  führt 


Mohr,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        10B5 

er  die  sofortige  Vemähung  der  Blasenwnnden  aus  und  belässt  nur  eine  kleine 
Drainage  im  unteren  Ende  der  Bauchwandwunde :  bei  Blasenresektionen  findet 
er  es  zweckmässig  einen  Dauerkatheter  zu  belassen,  um  dadurch  Dehnung 
des  Organs  und  darauffolgenden  Zug  auf  die  Nahtstiche  zu  verhindern. 

Zuletzt  referiert  er  die  Statistiken  der  verschiedenen  Chirurgen,  welche 
Blasengeschwülste  operierten,  und  schildert  eingehend  den  histologischen  Be- 
fand seiner  Fälle,  der  bei  den  beiden  Geschwülsten  von  bindegewebigem  Typus 
höchst  interessant  ausfiel.  Es  handelte  sich  in  der  Tat  in  einem  derselben 
am  ein  telangiektatisches  Fibrosarkom  mit  Hyperplasie  der  Bekleidungsepithel- 
schicht des  Tumors.  Das  verdickte  Epithel  zeigte  deutlich  die  Tendenz  zur 
Papillenform,  die  bei  Blasengeschwülsten  jedwelcher  Art  charakteristisch  ist. 
Bei  dem  anderen  Fall  fand  Verf.  eine  kleine,  bohnengrosse,  kaum  über  der 
Ebene  der  Schleimhaut  erhabene  Geschwulst,  welche  mit  ihrer  Ansatzbasis 
bis  zur  Muskelhaut  reichte.  Diese  Geschwulst  bestand  aus  einem  schlaffen, 
von  zahlreichen  ektatischen  Venen  durchzogenen  Faserzellengewebe,  in  dem, 
neben  gewöhnlichen  Bindegewebszellen  und  Infiltrationselementen ,  äusserst 
zahlreiche,  längliche,  spindelförmige  Elemente  mit  chromatinreichem  Kern  und 
reichlichem,  hellen  Protoplasma  vorgefunden  wurden.  An  einigen  Stellen  des 
Tumors  waren  diese  Elemente  konzentrisch  zu  den  Blutgefässen  angeordnet, 
wodurch  sie  klar  ihren  Ursprung  aus  den  Gefässperithelia  zeigten.  Verf. 
legt  die  Wichtigkeit  dieses  Falles  dar,  da  es  sich  um  das  erste  bei  der  Blase 
beschriebene  Peritheliom  handelt.  R.  Giani. 


XX. 


Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der 

männlichen  Genitalien. 


Referent:  H.  Mohr,  Bielefeld. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Allgemeines.    Penis.    Skrotum. 

1.  Allen,  Gase  of  an  bermaphrodite.    Annais  of  snrgery  1905.  December. 
la.Armitage,  Exstirpation  of  the  penis  for  epitbelioma.    Lancet  30.  IX.  1905. 
lb.*Beddnell,  Die  Zirkumzision  nnd  Klitoridektomie  der  Eingeborenen  von  Ostafrika. 

British  med.  Journal  1905.  April  29. 
lc.*Briqaet,  De  la  gangrdne  des  org.  gänitauz  ext.  de  Thomme  etc.  Paris.  A.  Michaion 
1904. 

2.  Bergb,  Symbola  ad  morphographiam  membri  virilis  cum  tabulis  tribus.    Nord.  med. 
Arkiv.  Bd.  37.  3.  Folge.  Bd.  4.  Abt.  I.  Nr.  5. 

2&.*Black,  Melano-sarcoma  of  the  scrotum,  incomplete  Operation.  Internat.  Journ.  of  surg. 
New  York  1904.  XVIII. 


1036  Jahresbericht  fOr  Ghimrgie.    II.  Teil. 

3.  *Bland-8atton,  Fracture  of  ihe  os  penis  in  ottera.  Lancet  l.YII.  1905.  (Zoologische 
Stadie  über  den  Peniaknochen  und  den  Brach  desselben  bei  Ottern.   2  Abbildangen.) 

4.  Broca,  Hypospadias  balano-p^nieo.  Annales  des  mal.  des  org.  gänito-nrin.  1905.  Nr.  1. 

5.  Brod ,  Über  die  plastische  Deckung  grosser  Hautdefekte  am  Penis  and  am  Skrotum  etc. 
Beitrftge  zar  klin.  Ghir.  Bd.  46.  p.  379. 

5a.  Ca  bot,  Epithelioma  of  the  Penis.    Medical  news  1905.  Jaly  15. 

6.  Gooper,  On  the  significance  of  scars  of  the  genital  region  in  the  retrospective  diagnosis 
of  Syphilis.    British  med.  Journal  1905.  Jan.  21. 

7.  Corby,  Removal  of  a  tamor  from  a  hermaphrodite.    British  medical  joaraal  1905. 
Sept.  28. 

7a.  Cour  an  t,  Yereisang  spitzer  Kondylome  mittelst  Äthylchlorid.   AUgem.  med.  Zentral- 
zeitang  1905.  Nr.  35. 

8.  G reite,  Peniskarzinom  bei  einem  zweijährigen  Kinde.    Deutsche  med.  Wochenschr. 
Nr.  22  und  Deuteche  Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  79.  p.  299. 

9.  *Dicos,   Gontribution   k  l'^tnde  de  Töpithölioma  s^bacä  du  pänis.    Thtoe  de  Lyon. 
Nov.  1904. 

10.  Faraboeuf,  Les  vaisseaux  sanguines  des  org.  gönito-urin.  du  p^rin^  ei  du  pelvis. 
(Ausführliche  anatomische  Untersuchungen  Aber  das  betreffende  (refftssgebiet)  Paris. 
Massen  et  Gie.  1905. 

11.  Förö,  La  castration  contre  Tinversion  sexuelle.    Revue  de  chir.  1905.  Nr.  3. 

12.  Fichera,  Sulla  ipertrofia  della  ghiandola  pituitaria  cons.  alla  castrazione.  Policlinioo. 
Ser.  chir.  1905.  Nr.  6—7. 

18.  V.  Frisch,  Verstümmelung  des  Genitale  durch  Biss.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  16. 

14.  ^Griffen,  Sphac^Ie  de  la  verge  cons^utif  ä  un  chancre.  AnnaL  de  dermai  et  syph. 
1905.  Nr.  12. 

15.  Galian,  Eine  seltene  Form  von  sek.  Gangrän  der  Vorhaut  Revista  medicale.  Nr.  41. 
p.  652  (rumänisch). 

16.  Grouven,  Tuberkulöser  Tumor  der  Glans  penis.  Archiv  f.  Dermatologie  u.  Sypb. 
Bd.  70. 

17.  *Hallopean,  Gas  d'oedöme  ^l^phantiasique  du  scrotnm  avec  vitiligo.  BulL  de  la  soc. 
franf.  de  dermat.  et  syph.  1904.  XV. 

18.  Harrison,  Some  cases  of  urethral  stricture  complicated  with  etc.  Lancet  18l  IL  1905. 

19.  Hamonic,  Proc^^  op^ratoire  contre  Thypospadias.  Annales  des  org.  gönito-urin.  1905. 
1  Nov. 

20.  Heresco,  Du  rötrecissement  blenorrhagique  de  la  portion  membraneuse  de  TarMbre. 
Annales  des  org.  g^nito-urin.  1905.  15  Novembre. 

21.  V.  Hart,  Zur  Kasuistik  der  Penisverletzungen.  St.  Petersb.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  6-7. 

22.  Hoffmann,  Ursache  und  Behandlung  des  weichen  Schankers.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  30. 

23.  ^L'infibulationk  Djibanti.    Jonrn.  de  m6d.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  33. 

24.  Janssen,  Zur  Technik  der  Amputatio  penis.    Zentralbl.  f.  Ghir.  1905.  p.  545. 

25.  Joe  SS,  Zur  Therapie  des  Ulcus  moUe.  Monatsschr.  f.  Hamkrankheiten  und  sexuelle 
Hygiene.  Jahrg.  1.  Heft  11. 

26.  *Jeanselme,  Ulc^rations  de  la  verge.    Gaz.  des  höp.  19.  XII.  1905.  (Klin.  Vorlesoog.) 

27.  Kermorjant,  R^tention  compl^te  d*urine  caus4e  par  un  calcul  pr^putial.  BolL  de 
Tacad^mie  de  med.  1905.  Nr.  2. 

28.  Kisch,  Ober  Feminismus  männlicher  lipomatöser  Individuen.  Wiener  med.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  8. 

29.  *Erotoszyner,  A  plea  for  the  administration  of  spinal  anaesthesia  in  the  sargical 
treatment  of  genito-urin.  affections.  Americ.  joum.  of  dermatology  and  genite-nrio. 
diseases  1904.  VIU. 

30.  Lichtenberg,  Über  die  Herkunft  der  paraurethralen  Gänge  des  Mannes.  Mflncheser 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  25. 

31.  Lombardi,  L'ötude  de  rhermaphroditisme  des  voies  genitales.  Presse  medicale  1905. 
5  Juillet. 

32.  Martina,  Peniskrotale  Hypospadie.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  79. 

33.  Maxim ow,  Vollständige  Kastration  des  Mannes  wegen  Karzinoms.  Rnssk.  Wntseh. 
Nr.  51  (1904)  und  Zentralblatt  für  Krankheiten  der  Harn-  und  Sexualorgane.  Bd.  XVI. 
Heft  8. 


Mohr,  Yerletzongen  und  chimrg.  Krankheiten  der  mftnnlichen  Grenitalien.        1037 

34.  Moneany,  Hypospadiaa  efc  paeudohermaphroditisme.  Ectopie  iliaqoe  dea  denx  teati- 
cnlea.    Soc.  anatornique  de  Paria  1905.  Nr.  4. 

35.  Moreatin,  5  caa  de  Cancer  de  la  verge.    Soc.  anatom.  1905.  Nr.  9. 

36.  Mori,  Caao  di  priapiamo  permanente.    Gazz.  degli  oaped.  1905.  Nr.  91. 

37.  Mozoarelli,  Gangrene  of  the  acrotnm.    Britiah  med.  joamal  7.  I.  1905. 

38.  Negroni  nndZoppi,  Ober  Elephantiaaia  lymphorrhagica  deaPenia  and  deaSkrotuma 
infolge  narbiger  Unterbrechung  der  Lymphbahnen.  ▼.  Langenbecka  Archiv.  Bd.  77. 
Heft  1. 

39.  Nenberger,  Erkrankungen  der  Corpora  eayemoaa  penia.  Münchener  med.  Wochen- 
schr.  1905.  p.  882. 

40.  Neuhana,  Ober  Striktnren  der  männlichen  Harnröhre.  Berliner  klin.  Wochenachr.  1905. 
Nr.  50-51. 

41.  Pal ac loa,  Präpntialateine.    Qaz.  med.  de  Granada  7.  III.  1905. 

42.  Philip,  De  la  eotnddenoe  du  r^tr^ciaaement  de  Turötbre.  Lyon  möd.  1905.  Nr.  58. 

43.  Pick,  Adenome  der  mftnnlichen  nnd  weiblichen  Eeimdrflae  bei  Hermaphroditiamua 
vema  und  apurioa.    Berliner  klin.  Wochenachr.  1905.  Nr.  17. 

44.  Poaner,  Inwieweit  beeuirftchtigt  eine  Bongierknr  die  Erwerbaffthigkeit?  Zeniralbl.  f. 
die  ErankL  d.  Harn-  n.  Sex.-Org.  Bd.  16.  Heft  6. 

45.  Princetau,  Hypoapadiaa  balaniqne  et  juxta-balaniqae.  Joaraal  de  m^.  de  Bordeaux 
1905.  Nr.  31. 

46.  *Pnjat,  Emaeculation  tranmatiqne.    Toulouae  m^.  1964.  2  a.  VI. 

47.  Qneyrat,  Balano  -  poathite  pnatulo  -  ulc^reuae  avec  dea  bacillea  foaiformea.  Gaz.  dea 
h6p.  1905.  Nr.  15. 

48.  *RavantetDarrö,  Lea  rdactiona  nerveuaea  au  conra  dea  herpöa  gönitaux.  Ann.  de 
derm.  et  de  ayphilia  1904.  p.  481. 

49.  Reitzenatein,  Ober  Paendohermaphrod itiamua  maaculinua.  MQnchener  med.  Wochen- 
achr. 1905.  Nr.  31. 

50.  ^Renner,  Caae  of  elephantiaaia  of  the  acrotnm   Joum.  of  trop.  med.  London  1904.  VII. 

51.  Reyerdin,  Abaence  cong^nitale  preaque  compIMe  dea  organea  gönitauz.  Bull,  et  möm. 
de  la  aociät^  de  chir.  de  Paria.  XXXI.  3.  p.  70. 

52.  Ricon,  Etranglement  de  la  verge  par  un  ^rou.  Ann.  dea  mal.  dea  org.  g4nito-urin. 
1905.  Nr.  1. 

53.  Robert,  Sur  nn  caa  d*äpithölioma  de  la  verge.  Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1905. 
Nr.  8. 

53a.  Roch  er,  Eyate  dermoide  du  präpnce.  Ref.  Annal.  dea  mal.  dea  org.  gönito-nrin.  1905. 
1  JoiUet 

54.  V.  Roathorn,  Fall  von  Paeudohermaphroditiamua  maaculinua  coropletua.  Mflnchener 
roeil.  Wochenachr.  1905.  p.  47. 

55.  Schein,  Die  Behandlung  dea  Condyloma  aenminatum  mittelat  Erfrierung.  Wiener 
klin.  Wochenachr.  1905.  Nr.  1. 

56.  Stieda,  Die  akzeaaoriachen  Gftnge  am  Penia.  Archiv  für  klin.  Chir.  Bd.  77.  Heft  1. 

57.  S trau 88,  Eine  neue  Peniaklemme.  Mflnchener  med.  Wochenachr.  1905.  Nr.  44. 

58.  Timm  er,  Hypoapadie  der  Glana.    WeekbL  voor  Geneeakonde  1904.  Nr.  27. 

59.  Ungar,  Beitrftge  zur  Lehre  vom  Hermaphroditiamua.  Berliner  klin.  Wochenachr.  1905. 
Nr.  17. 

60.  Vincent,  Recherchea  bacter.  aur  la  balanite  vulgaire.  Ann.  de  dermat  et  de  ayph. 
1904.  p.  497. 

61.  Voron,  Lymphangite  gangr^neuae  du  acrotum.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  51. 

62.  Vulliet,  Eine  einzeitige  Operation  der  Hypoapadia  penia  et  penoacrotalia  mit  voraua- 
gehendem  Perinealachnitt.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  p.  814. 

63.  *Weinberg-Arnal,  Stude  de  Tatrophie  dea  organea  g^nitaux.  Soc.  anatomique  1905. 
Nr.  5. 

64.  Whiting,  Gangrene  of  the  acrotum.    Annale  of  aurgery  1905.  Nr.  6. 

Farabeuf  (10)  berichtet  über  anatomische  Untersuchnngen,  das  Blat- 
gefässgebiet  der  Urogenitalorgane  beider  Geschlechter  betreffend.  Farabeuf 
betrachtet  die  Gefassgebiete  des  Damms  und  des  Beckens  als  getrennte,  ob- 
wohl zahlreiche  Anastomosen  bestehen.  Auf  Grund  seiner  Injektionsstudien 
kommt  Farabeuf  zu  verschiedenen  neuen  Schlüssen  über  die  Gefässver- 
teilong  des  betreffenden  Bezirks. 


1038  Jahresberieht  für  Ghinirgie.    IL  Teil. 

Nach  Kischs  (28)  Studien  über  den  Feminismus  männlicher  lipomatöser 
Individuen  findet  man  bei  Männern  mit  hereditärer,  von  Geburt  an  be- 
stehender Lipomatose  etwa  in  Vs  der  Fälle,  dass  sich  ein  feminiler  Typus 
entwickelt,  der  sich  im  ganzen  Habitus  äussert.  Besonders  die  Entwickelung 
der  Brüste  wird  stärker  und  die  äusseren  Geschlechtsteile  neigen  zu  Hypo- 
spadie.  Tritt  die  hereditäre  Lipomatose  erst  im  späteren  Lebensalter  auf,  so 
ist  ein  solcher  feminiler  Typus  sehr  viel  seltener,  bei  nicht  hereditärer  Lipo- 
matose fehlt  er  ganz. 

Hermaphroditismus. 

Unger  (59)  berichtet  über  2  Fftlle:  1.  37  jähriges,  als  Frau  betrachtetes  IndJFidaam 
mit  eiDem  dem  kindlichen  Penis  fthnlicbem  Gebilde  von  HaselniiBSgrösse,  mit  einer  Hypo< 
spadie-fthnlichen  Einziehung,  die  Scheide  bildet  einen  walnoBBgrossen  Blindsack,  in  welchen 
die  Harnröhre  einmündet.  Innere  Genitalien:  Beiderseits  Hoden,  ütems  didelphys  mit 
rudimentärer  Aasbildung.  Also  ein  Fall  von  Pseudohermaphroditismus  maculinoa  completns. 
2.  29 jähriges,  als  Mädchen  erzogenes  Individuum  mit  hochgradiger  Hypospadia  penoscrotalia, 
Damm  fehlt,  Harnröhre  und  Anus  durch  eine  einfache  Schleimhantfalte  getrennt,  im  ge- 
spaltenen Skrotum  zwei  als  Hoden  anzusprechende  Gebilde,  im  ganzen  männlicher  Habitos. 

Pick  (43)  fand  im  ersten  Falle  üngers  in  den  Hoden  zahlreiche  bis  bohnengrosee. 
bräunlich-gelbe  Knoten,  mikroskopisch  ganz  rein  tubuläre* Adenome,  von  denen  die  kleinsten 
zweifellos  mit  den  Samenkanälchen  zusammenhingen.  Vollkommen  gleichgebaute  Greschwülste 
beobachtete  Pick  auch  im  Eierstock  einer  Frau:  testikuläres  Adenoma  tubulosum. 

Reizensteins  (49)  Fall  von  Pseudohermaphroditismus  masculinus  betraf  ein  22 jähr., 
angebliches  Mädchen;  äusserer  Habitus  weiblich,  Hodensack  in  2  Hälften  geteilt,  die  als 
Labia  majora  imponieren  und  normal  grosse  Hoden  enthalten,  nach  oben  ein  spitzwinkelig 
abgeknickter  Penis  mit  deutlicher  Glans,  Orifizium  der  Harnröhre  an  der  ünterfläclie 
des  Penis. 

V.  Rosthorns  (54)  Kranker  mit  Pseudohermaphroditismus  masculinus  completns 
war  ein  ebenfalls  als  Mädchen  erzogenes  44 jähriges  Individuum  mit  männlichem  Habitus; 
verkümmerter  Penis,  Hypospadie,  gespaltenes  Skrotum,  rechts  Hoden  normal,  links 
Leitenhoden. 

Moncany  (34)  demonstrierte  folgendes  von  einem  nach  4  Tagen  gestorbenen  Kinde 
stammendes  Präparat:  Penis  angedeutet,  nur  1  cm  lang,  an  der  Unterfläche  Urethralrinne, 
Hamröhrenmündung  an  der  Peniswurzel  zwischen  den  beiden  gespaltenen,  grossen  Scham- 
lippen ähnlichen,  Skrotalhälften.  Die  Hoden  finden  sich  beiderseits  vom  Maatdarm  in  der 
Bauchhöhle  aufgehängt,  einerseits  an  den  Spermatikalgefässen,  andererseits  an  einem  langeo, 
zum  Leistenringe  hinziehenden  Gubernakulum. 

Lombardis  (31)  Patient  war  ein  21  jähriger  Mann  mit  normalen,  äusseren  Geni- 
talien und  grosser  irreponibler  rechtsseitiger  Skrotalhemie.  Bei  der  Operation  derselben 
fand  sich  ein  frei  in  den  Bruchsack  hineinhängendes,  auf  den  ersten  Blick  hodenähnliches 
Gebilde,  welches  zum  Teil  erst  aus  der  Bauchhöhle  hervorgeholt  werden  mnsste,  und  non 
im  ganzen  einem  rudimentären  Uterus  samt  Adnexen  glich.  Die  genauere  UntersuchoDg 
dieser  mit  dem  Bruchsack  entfernten  Teile  ergab,  dass  tatsächlich  ein  rudimentärer  ütems 
mit  Tuben  vorlag;  die  in  der  Nähe  der  Tubenmündungen  beiderseits  gelegenen  ovoiden 
Körper  erwiesen  sich  als  echte  Hoden;  seitlich  vom  Uterus  lag  auf  jeder  Seite  ein  Vas 
deferens,  welches  einerseits  zum  Hoden  ging,  andererseits  im  kleinen  Becken  nach  der 
Harnröhre  zu  verlief.  Die  Lagerung  der  genannten  Teile  im  Bruchsack  erklärt  sich,  wenn 
man  den  Fall  als  einen  solchen  von  abdominaler  Ektopie  des  Hodens  auffasst 

Gorby  (7).  15  jähriger  Hermaphrodit  mit  männlichem  Habitus  und  weiblichem  Aos- 
sehen  der  äusseren  Genitalien.  Corby  entfernte  eine  grosse  Geschwulst  in  der  linken 
Unterbauchseite,  welche  sich  als  etwa  6  Pfund  schweres  Fibroid  des  linken  Eierstocks  mit 
extraperitonealer  Entwickelung  erwies.  Vermutlich  hatte  der  Eierstock  ursprünglich  im 
Bruchsacke  eines  angeborenen  Leistenbruchs  gelegen,  war  dann  mit  zunehmender  Ver- 
grösserung  zwischen  die  Bauchwandmuskeln  gewachsen,  jedoch  mit  der  Bauchhöhle  dorch 
einen  Stiel  in  Verbindung  geblieben.  6  Jahre  später  war  der  Habitus  der  äusseren  Geni- 
talien folgender :  2  Skrotalhälften  ohne  Hoden,  eine  gut  entwickelte  Glans  penis,  keine  Spar 
von  Scheide,  ein  rudimentärer  Uterus. 

Allen  (1).  3  jähriges  Kind.  Innere  Geschlechtsorgane  weiblich,  an  Stelle  der  Klitoris 
ein  penisähnliches  Gebilde  mit  ausgebildeter  Glans  und  Vorhaut,  welches  ganz  dem  Penis 


Mohr,  Verletzungen  and  chirorg.  Krankheiten  der  mAnnlichen  Genitalien.        1039 

eines  3 jfihrigen  Kindes  entsprach ;  jedoch  war  die  Vorhaut  mit  der  Glans  z.  T.  verwachsen, 
und  ihre  Form  entsprach  mehr  der  eines  Praeputinm  clitoridis.  Der  Penis  war  an  der 
ganzen  Qnterfläche  mit  den  darunter  liegenden  Gehilden  verwachsen. 

Reverdin  (51).  Sljfthriger,  sonst  gesunder  Mann  mit  angeborenem,  fast 
völligem  Mangel  der  Genitalien:  Penis  nur  durch  eine  kleine  Vorhautfalte  mit 
kaum  fablbarem,  harten  Körper  angedeutet,  Skrotum  infantil,  ohne  Spur  von  Hoden,  links 
Leiatenhoden,  rechts  kein  Hoden  nachweisbar.  Wegen  schnellen  Wachstums  in  letzter  Zeit 
and  Verdacht  auf  bösartige  Umwandlung  wurde  der  Leistenhoden  mitsamt  einer  angeborenen 
Netzhemie  beseitigt.  Nach  der  ausfnhrlichen  histologischen  Beschreibung  handelte  es  sich 
mn  einen  epithelialen  Tumor  mit  Zellen  von  embryonalem  Charakter,  jedoch  ohne  die 
Bösartigkeit  des  eigentlichen  Karzinoms. 

V.  Frisch  (13).  15 jähriger  Knabe,  welchem  im  Alter  von  6  Monaten  von  einem 
Hnnde  Penis  und  Skrotum  abgefressen  wurden.  Jetziger  Befund:  Penis,  Skrotum,  Hoden 
fehlen,  in  der  Linea  alba,  dreifingerbreit  Ober  der  Symphyse  eine  Öffnung,  aus  welcher  ein 
linaengrosaer  Scbleimhautwulst  hervorragt,  anscheinend  das  Ende  der  noch  erhaltenen 
SchwellkOrper.  Knapp  daneben  dringt  beim  Umieren  der  Harn  hervor.  In  der  rechten 
Unterbanchgegend  fühlt  man  bei  tiefer  Palpation  eine  kleine,  eiförmige  Geschwulst,  ver- 
mutlich ein  nicht  herabgestiegener  Hode. 

Fichera  (12)  beobachtete  bei  kastrierten  Tieren  beiderlei  Geschlechts 
eine  Vergrössernng  der  Hypophysis,  welche  sehr  bald  nach  der  Kastration 
auftrat  und  durch  Einspritzungen  von  Hodensaft  ebenso  rasch  wieder  zum 
Schwinden  gebracht  werden  konnte;  histologisch  handelte  es  sich  um  eine 
echte  Hypertrophie  der  Drüsenelemente.  Da  einerseits  bei  Schwangerschaft 
Veränderungen  an  der  Hypophysis  vorkommen,  andererseits  bei  Äkromegalie 
mit  Vergrösserung  der  Drüse  Störungen  im  Bereich  der  Genitalien  häufiger 
beobachtet  werden,  so  nimmt  Fichera  an,  dass  zwischen  Hypophysis  und 
Geschlechtsdrüsen  bestimmte,  durch  innere  Sekretion  vermittelte  Beziehungen 
bestehen. 

F^re  (11)  bespricht  die  Versuche,  durch  Kastration  sexuelle  Perversi- 
täten heilen  zu  wollen.  Er  führt  zwei  Fälle  an,  welche  zeigen,  dass  die 
sexuelle  Perversität  nicht  beseitigt,  dagegen  der  übrige  psychische  Zustand 
bedeutend  verschlimmert  wurde  und  warnt  demnach  vor  der  Operation  in 
solchen  Fällen. 

Maximow  (33)  hat  im  Anschluss  an  zwei  eigene  Operationen  von 
totaler  Entmannung  wegen  Karzinoms  (s.  vorigen  Jahresbericht)  die  ein- 
schlägige Literatur,  im  ganzen  23  Fälle  gesammelt.  Die  erzielten  Erfolge 
lassen  diese  Operation  angezeigt  erscheinen  bei  Patienten,  bei  denen  das 
Karzinom  bereits  vom  Penis  auf  die  benachbarten  Genitalien  übergegriffen 
hat.  Rezidive  sind  selten,  die  Prognose  bezüglich  Genesung  nach  der 
Operation  ist  günstig. 

Syphilis,  Ulcus  molle,  Gonorrhöe,  Allgemeines. 

Cooper  (6)  gibt  eine  Schilderung  der  Narben  der  Geschlechts- 
teile und  der  Leistengegend,  die  als  Folgen  der  verschiedenen  Geschlechts- 
krankheiten, Hauterkrankungen,  Entzündungen,  Traumen  und  operativen  Ein- 
griffe zurückbleiben  können.  Er  geht  besonders  auf  die  ätiologische  und 
diagnostische  Bedeutung  dieser  Narben  ein  und  kommt  zu  folgenden 
Schlüssen: 

Man  findet  häufiger  und  deutlichere  Narben  an  den  Geschlechtsteilen 
von  Hospitalpatienten  als  von  Privatpatienten.  Bei  den  Spätformen  der  Lues 
ist  in  yielen  Fällen  an  den  Geschlechtsteilen  überhaupt  nichts  Abnormes 
mehr  nachzuweisen.    Eine  einzelne  Narbe  an  der  Haut   des  Penis  ist  auf 


1040  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

luetischen  Ursprang  verdächtig,  ebenso  eine  Schleimhantnarbe  am  Penis,  ob- 
wohl sie  auch  gelegentlich  durch  Ulcns  molle  veranlasst  sein  kann.  Mehrere 
Narben  auf  der  Schleimhaut  des  Penis  oder  auch  auf  der  Schleimhaut  und 
Haut  sprechen  für  früheres  Ulcus  molle,  ebenso  auch  Narben  der  Leisten- 
gegend zugleich  mit  Narben  am  Penis,  dagegen  solche  in  der  Leisteng^end 
allein  mehr  für  frühere  Gonorrhöe.  Sind  die  Narben  in  der  Leistengegend 
oder  am  Penis  oder  an  beiden  Stellen  zugleich  ausgedehnter,  so  spricht  das 
für  Ulcus  molle  phagedaenicum.  Narben  an  den  Geschlechtsteilen  und 
gleichzeitig  solche  an  anderen  Körperstellen  sprechen  für  Lues. 

Ho  ff  mann  (22)  gibt  eine  Übersicht  über  die  neuesten  Untersuchungen 
bezüglich  der  Ursache,  Prophylaxe  und  Therapie  des  Ulcus  molle.    Die 
Exzision  ist  nur  dann  zu  empfehlen,   wenn  eine  gleichzeitige  Lifektion  mit 
Syphilis  wahrscheinlich  ist,  zu  vermeiden  sind  auch  Ätzungen,  Lokalbäder 
mit  Kaliumpermanganatlösung,  Betupfen  mit  Acid.  carbol.  liquef.  oder  Jod- 
tinktur und  Bestreuen  mit  Jodoform  haben  sich  am  besten  bewährt.    Für 
die  Behandlung  der  Bubonen  mit  fluktuierendem  Abszess   empfiehlt  Hoff- 
mann die  Langsche  Methode,  jedoch  statt  der  Höllensteineinspritzungen, 
nach  denen  Hoff  mann  zweimal  eine  ausgedehnte  Nekrose  der  Fascia  lata 
auftreten  sah,    solche  von  10  ^/o  Jodoformglyzerinmischung.    Nur  in  seltenen 
Fällen  ist  eine  Ausräumung  der  geschwollenen  Drüsen  notwendig.    Leichtere 
Grade  von  Phimose  infolge  des  Schankers  gehen  öfters  durch  die  oben  ge- 
nannten protrahierten  Bäder  und  Einspritzungen  in  den  Vorhautsack  wieder 
zurück,   sonst  dorsale  Spaltung  der  entzündeten  Vorhaut  zur  Freilegnng  der 
Geschwüre;  eine  etwa  notwendige  Zirkumzision  jedoch  erst  nach  Abheihing 
derselben. 

Jooss  (25)  rät,  bei  schweren  Fällen  von  Ulcus  molle,  besonders 
solchen  mit  Infektion  der  Lymphdrüsen,  den  Penis  mit  einem  feuchten  Ver- 
bände zu  umgeben,  welcher  durch  ein  mit  Bindentouren  fixiertes  Kondom 
gehalten  wird.  Entsprechend  der  Harnröhrenmündung  wird  eine  ÖflEhung  im 
Kondom  angebracht.  Das  Ulcus  darf  im  Verbände  nicht  durch  die  Vorhaut 
bedeckt  sein. 

Schein  (55)  und  Courant  (7a)  empfehlen,  das  Condyloma 
acuminatum  mit  Äthylchloridvereisung  zu  behandeln.  Die  Vereisung  mnss 
von  der  Spitze  bis  zur  Basis  gründlich  mit  kräftigem  Strahle  geschehen. 
Meist  sterben  die  Kondylome  schon  nach  einer  Vereisung  ab»  event.  mass 
sie  nach  einigen  Tagen  noch  1 — 2 mal  wiederholt  werden;  schon  nach 
2 — 3  Tagen  tritt  bedeutende  Schrumpfung  ein,  nach  einer  Woche  sind  selbst 
grosse  Hautkondylome  zu  kleinen,  trockenen  Exkreszenzen  eingetrocknet  mid 
in  der  Regel  verschwinden  sie  spurlos  ohne  Rezidiv.  Da  die  Spitze  der 
spitzen  Kondylome  frei  von  Epithel  ist,  vermittelt  wahrscheinlich  dieser 
Defekt  die  schnelle  Durchfrierung  des  blossliegenden  Papillarkörpers  bis  an 
seine  Basis;  vermutlich  tritt  Gerinnung  in  den  Gefässen  des  Kondyloms  ein, 
welche  zu  akuter  Ernährungsstörung  und  zu  Schwund  desselben  führt 

Penis. 

Bergh  (2),  ein  Kopenhagener  Venerologe,  gibt  in  drei  Untersnchnngs- 
reihen  von  482,  500  und  1868  Individuen  eine  bis  ins  kleinste  gehende  Be- 
schreibung und  Abbildung  der  verschiedenen  Formverhältnisse  und 
anatomischen  Varianten  der  äusseren  männlichen  Geschlechts- 
teile, bes.  des  Penis. 


Mohr,  Verletzungen  und  cliinirg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1041 

Lichtenberg  (30)  untersuchte  einen  gonorrhoisch  erkrankten,  von 
Czerny  exstirpierten  paraurethralen  Gang.  Die  Genese  derartiger 
Gebilde  denkt  er  sich  folgendermassen :  Die  paranrethralen  Gänge  an  der 
dorsalen  Fläche  des  Penis  in  der  Raphe  sind  Drüsen,  welche  bei  der  Bildung 
der  Harnröhre  zugleich  mit  einem  Teile  des  Harnröhrenseptums  abgeschnürt 
wurden  und  sich  selbständig  weiter  entwickelten. 

Die  gleiche  Genese  haben  die  an  anderen  Stellen  gelegenen  para- 
urethralen Gänge,  sie  alle  sind  ihrem  histologischen  Bau  nach  als  Drüsen- 
derivate  zu  bezeichnen.  Die  gonorrhoisch  erkrankten  Gänge  zeigen  ein 
anderes  histologisches  Bild^  indem  die  Drüsenelemente  verschwinden  und  als 
Folge  einer  entzündlichen  Metaplasie  von  geschichtetem  Pflasterepithel  ersetzt 
werden. 

Auch  Stieda  (56)  geht  von  der  Beobachtung  eines  Falles  aus,  bei 
welchem  zwei  akzessorische  Gänge  an  der  Unterfläche  des  Penis 
wie  gewöhnlich  erst  dadurch  wahrgenommen  wurden,  dass  sie  sich  gonorrhoisch 
infizierten,  während  die  Harnröhre  gesund  blieb;  nach  Exzision  trat  Heilung 
ein.  Die  Auskleidung  der  Gänge  war  geschichtetes  Pflasterepithel.  Die  para* 
urethralen  Gänge  kommen  entweder  in  die  Harnröhre  einmündend,  parallel 
mit  dieser  verlaufend  vor,  dann  auch  zugleich  mit  Hypospadia  glandis,  oder 
sie  stehen  mit  der  Harnröhre  nicht  in  Verbindung  und  liegen  in  der  Penis- 
haut  als  reine  Hautgänge  meist  an  der  Unterfläche  des  Gliedes.  Verf.  unter- 
scheidet: 1.  Ductus  paraurethrales,  Gänge,  welche  mit  der  Harnröhre  und 
deren  Mündung  in  Verbindung  stehen.  2.  Ductus  praeputiales ,  Gänge 
zwischen  beiden  Blättern  der  Vorhaut.  3.  Ductus  dorsales  penis,  akzessorische, 
Yon  der  Harnröhre  abzweigende  Gänge,  welche  eine  eigene  Mündung  be- 
sitzen; sie  sind  als  epispadische  Hemmungsbildungen  zu  betrachten.  4.  Ductus 
cutanei  an  der  Unterfläche  des  Gliedes,  ebenfalls  durch  Unregelmässigkeiten 
bei  der  Bildung  und  dem  Schluss  der  Genitalrinne  entstehend;  sie  haben 
durch  die  Möglichkeit  einer  gonorrhoischen  Erkrankung  praktische  Be- 
deutung. 

Hypospadie. 

Broca  (4).  8 jähriger  Knabe  mit  Hamröhrenmündung  5  mm  hinter 
der  Corona,  glandis ;  selbst  derartig  leichte  Grade  machen  Schwierigkeiten  bei 
der  Miktion  und  beim  Geschlechtsakt.  Broca  bespricht  die  Unzulänglich- 
keiten und  häufigen  Misserfolge  bei  dem  alten  Duplay sehen  Verfahren  und 
empfiehlt  die  Methode  von  Hackers.  Drei  so  operierte  Kinder,  darunter 
ein  5  jähriges,  verliessen  nach  8 — 10  Tagen  nach  absolut  glattem  Verlauf  und 
mit  vollen  Erfolge  das  Hospital.  Für  Hypospadien  mit  Harnröhrenmündung, 
welche  mehr  als  10 — 15  mm  hinter  der  Glans  liegt,  hält  Broca  an  dem 
Duplay  sehen  Verfahren  fest. 

Princeteau  (45)  teilt  2  Fälle  von  Hypospadie  mit  Hamröhrenmündung 
an  der  oder  dicht  neben  der  Glans  mit,  welche  durch  v.  Hackers  Ver- 
fahren geheilt  wurden.  Man  sollte  nicht  vor  dem  4.  Jahre  operieren,  weil 
das  sehr  zarte  und  dünne  vorderste  Ende  der  Harnröhre  die  Operation  in 
den  ersten  Lebensjahren  sehr  schwierig  machen  kann. 

Hämo  nie  (19)  operiert  Hypospadien  mit  Mündung  am  Penisschaft  und 
Skrotum  in  zwei  Sitzungen  mit  mehrmonatlichem  Zwischenraum,  indem  er 
in  der  ersten  Sitzung  den  nach  vorn  von  der  Mündung  gelegenen  Teil  der 
Harnröhre  durch  Lappenbildung  wiederherstellt.     Nach  der  Operation  wird 

JfthreBberiebt  fOr  Cbirargio  1905  66 


104ä  JahreBbericiit  fttr  Chirurgie,    lt.  Teil. 

der  Urin  znnächst  durch  die  freigelassene  Hypospadieoffnung  entleert;  nach 
Heilnng  der  Wunde  wird  in  einer  zweiten  Sitzung  die  Hypospadieoffnung 
zirkulär  angefrischt  und  mit  dem  vorderen  Teile  der  Harnröhre  vereinigt. 

Martina  (32)  zeigt  an  einem  nach  der  ersten  Beck  sehen  Methode 
operierten  Falle,  dass  dieses  Verfahren  selbst  bei  peniskrotaler  Form  der 
Hypospadie  anwendbar  ist.  Die  Hamröhrenmündung  lag  bei  dem  5  jährigen 
Knaben  2  V»  cm  hinter  der  Spitze  des  kleinen,  abwärts  gekrünmiten  Gliedes 
am  Übergang  in  die  Skrotalhaut.  Die  Harnröhre  wurde  samt  ihrem  Corpus 
cavernosum  bis  zum  Ende  des  Bulbus  urethrae  ausgelöst  und  ohne  allzu  be- 
deutende Spannung  durch  die  tunnelierte  Glans  durchgezogen.  Heilung  mit 
gutem  funktionellem  Resultat.  Trotzdem  der  Weg,  den  die  Harnröhre 
zurückzulegen  hatte,  fast  3  cm  betrug,  war  es  durch  die  ausgiebige  Aus- 
lösung und  Dehnbarkeit  der  Harnröhre  möglich,  noch  die  Becksche  Methode 
mit  Erfolg  anzuwenden.  Martina  empfiehlt  für  die  ersten  Tage  p.  o.  Yer- 
weilkatheter. 

Nach  VuUiet  (62)  ist  es  möglich,  die  Hypospodia  penis  und  penoscro- 
talis  in  einer  Sitzung  zu  operieren;  durch  eine  vorhergehende  Inzision  am 
Damm  und  einen  kleinen  Hamröhrenschnitt  führt  man  einen  elastischen 
Katheter  in  die  Blase  ein,  sorgt  so  für  den  Abfluss  des  Urins  und  kann 
sich  nun  ruhig  an  die  Herstellung  der  Harnröhre  am  Penis  machen,  wobei 
es  ohne  Bedeutung  ist,  welche  Methode  man  anwendet.  Jeder  Dauerkatheter 
in  der  neuen  Harnröhre  ist  zu  vermeiden;  Nachbehandlung  wie  bei  der 
Urethrotomia  externa.  Bei  einem  so  operierten  18  jährigen  Patienten  war 
am  5.  Tage  Heilung  p.  p.  eingetreten,  am  8.  Tage  wurde  der  Katheter  aus 
der  Dammwunde  entfernt,  4  Tage  später  war  die  Dammwunde  geschlossen. 

Penistraumen. 

V.  Hart  (21)  berichtet  über  eine  Reihe  von  Penisverletzungen,  darunter 
2  Fälle  von  Schnittwunden,  in  denen  fast  ^/s  des  Gliedes  durchtrennt,  die 
Harnröhre  jedoch  intakt  geblieben  war;  exakte  Naht  des  Septums,  der  Albn- 
ginea  und  Haut,  glatte  Heilung.  Bei  einem  dritten  Patienten  war  der  Penis 
bis  auf  einen  schmalen  Hautstreifen  und  einen  kleinen  Rest  des  Schwell- 
körpers ganz  durchtrennt;  Naht  der  Harnröhre  und  der  übrigen  Schichten, 
zunächst  Hamröhrenfistel,  schliesslich  jedoch  völlige  Heilung,  Hiemach  ist 
die  Ansicht,  dass  man  bei  Durchschneidung  von  ^/s  der  Schwellkörper  stets 
amputieren  solle,  da  fast  immer  Gangrän  eintrete,  nicht  in  jedem  Falle  zu- 
treffend. 

Ricoo  (52).  Anlftsslich  einer  Wette  hatte  sich  der  Fat.  eine  starke  Stsblschraabeo- 
mntter  von  2Va  cm  äusserem  Darchmesser  über  den  Penis  bis  zur  Wurzel  übergezogen; 
das  Glied  wurde  sofort  turgeszent,  so  dass  die  Entfernung  nicht  mehr  möglich  war;  oean 
Stunden  später  glich  es  nach  Form,  Konsistenz  und  Farbe  einer  grossen  Blutwurst  (boudio); 
mit  Hilfe  von  zwei  Schlossern  wurde  die  Schraubenmutter  am  narkotisierten  Patienten  mit 
vieler  Mühe  durchtrennt  Obwohl  die  Einschnürung  im  ganzen  11  Stunden  gedauert  hatte, 
schwoll  das  Glied  fast  augenblicklich  schnell  ab,  einige  Stunden  später  waren  als  einzige 
Folgen  nur  noch  Spuren  von  Schwellung,  wenige  Erosionen  und  Ekchymosen  zu  bemerken. 

Posner  (44)  erörtert  in  einem  berufsgenossenschaftlichen Obergatachten, 
inwieweit  eine  Bougiekur  nach  Beckenbruch  mit  Zerreissung  und 
nachfolgender  Verengerung  der  Harnröhre  die  Erwerbsfähigkeit 
beeinträchtigt.  Unter  Berücksichtigung  des  örtlichen  Zustandes  der  Harn- 
organe  und   der  mit   einer  Bougiekur   eventuell   verbundenen   Schädigungen 


Mohr,  Verletzangeil  uncl  chirdrg.  Kfankheiten  ddr  mäünlicliexi  Genitalien.        1043 

nnd  Gefahren  kommt  Posner  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  angegebene  Be- 
handlung —  einmal  wöchentliches  Bougieren  —  die  Erwerbsfahigkeit  des 
Patienten  nicht  in  erheblicher  Weise  beeinflusst.  Hiermit  stimmt  auch  eine 
Umfrage  unter  Posners  poliklinischen  Patienten  überein. 

Neu  haus  (40)  bespricht  in  einem  Übersichtsartikel  über  die  organi- 
schen Strikturen  der  männlichen  Harnröhre  die  neuesten  ein- 
schlägigen Arbeiten.  In  einem  Falle  Mo  nies  (Annales  des  mal.  des  org. 
genito-urin.  1905,  Nr.  8)  trat  bei  einem  5jährigen  Knaben  eine  Striktur  im 
Anschluss  an  eine  Yaricellen-Eruption  der  Harnblase  auf.  Ferner  wird  die 
gummöse  Striktur  nach  bindegewebiger  Umwandlung  eines  Gummiknotens 
besprochen.  Bei  der  Therapie  berücksichtigt  Neu  haus  besonders  die  auf 
der  chirargischen  Klinik  der  Charit^  gemachten  Erfahrungen.  Die  Urethro- 
tomia  interna  wird  bei  eitriger  Zystitis  wegen  Gefahr  der  Infektion  der 
Hamröhrenwunde  vermieden;  bei  der  Urethrotomia  externa  empfiehlt  es  sich, 
falls  die  Auffindung  des  Blasenendes  der  Striktur  Schwierigkeiten  macht,  die 
Harnröhre  auch  hinter  der  verengten  Stelle,  also  meist  wohl  in  der  Pars 
membranacea  zu  eröffnen  und  die  Striktur  zu  spalten  oder  auszuschneiden. 

Heresco  et  Daniölopolu  (20).  Entgegen  der  Ansicht,  dass  gonor- 
rhoische Strikturen  in  der  Pars  membranacea  nicht  vorkommen,  bezw.  nur 
durch  Übergreifen  einer  Striktur  der  vorderen  Harnröhre  auf  die  Pars  mem- 
branacea, zeigen  die  Verff.  an  einem  zur  Autopsie  gelangten  Falle,  dass  die 
engste  Stelle  allerdings  in  Ausnahmefällen  in  der  Pars  membranacea  liegen 
kann;  makroskopisch  war  dieses  in  ihrem  Falle  allerdings  so,  jedoch  zeigte 
die  histologische  Untersuchung,  dass  hauptsächlich  die  Pars  bulbosa  ergriffen 
war,  und  die  Striktur  sich  von  hier  auf  die  Pars  membranacea  fortgesetzt 
hatte.     Der  histologische  Befund  wird  ausführlich  mitgeteilt. 

Schwellkörpererkrankungen. 

Mori  (36)  sah  bei  einem  38 jährigen  Manne  einen  seit  20  Tagen  bestehenden,  ohne 
enichtllcbe  Ursache  aufgetretenen,  sehr  schmerzhaften  Priapismus;  verschiedene  Be- 
handlungsmethoden, auch  die  Narkose,  blieben  ohne  Erfolg.  Daher  vfurde  die  Albuginea 
aof  2  cm  Länge  eingeschnitten,  und  etwa  150  cbcm  pechschwarzes  Blut  ausgedrückt,  worauf 
Heilung  eintrat. 

Nfeuberger  (39)  demonstrierte  zwei  Fälle,  von  denen  der  eine  eine  sog.  plastische 
Induration  der  Schwellkörper  darstellte;  der  andere  war  eine  chronische  Kaver- 
nitis,  die  nach  Angabe  des  Fat.  durch  Sturz  auf  die  Dammgegend  entstanden  war,  und 
sich  klinisch  als  Penisverdickung  darstellte;  das  Glied  stand  stets  in  mittlerer  Erektions- 
Stellung,  völlige  Erektion  war  nicht  möglieb. 

Negroni  und  Zoppi  (38)  berichten  Aber  einen  23jährigen  Mann,  bei  welchem  nach 
aasgedehnter  Zerstörung  der  beiderseitigen  Leistendrüsen  durch  tuberkulöse  Abszesse  eine 
Elephantiasis  des  Penis  und  Skrotums  auftrat.  Durch  die  narbige  Unterbrechung 
der  ingninokruralen  Lymphbahnen  wird  der  Lymphabfluss  von  den  äusseren  Genitalien  be- 
hindert; infolgedessen  tritt  eine  Lymphangiektasie  auf,  zugleich  mit  Bindegewebshyperplasie 
und  Sklerosierung,  wodurch  das  klinische  Bild  der  Elephantiasis  entsteht.  Der  histologische 
Befand  von  Schnitten  der  Vorhaut  bestätigte  diese  Erklärung. 

Fe  nis-Ge  schwülste. 

Grouven  (16)  sah  eine  tuberkulöse  Geschwulst  der  Glans  penis,  welche  sich 
bei  einem  kräftigen,  sonst  gesunden  Manne  im  Sulcus  coronarlus  genau  an  derselben  Stelle 
eatwickelt  hatte,  wo  12  Jahre  vorher  ein  Ulcus  moUe  gesessen  haben  sollte;  es  handelte 
sich  um  eine  halbkirschgrosse,  derbe,  flache  Geschwulst  mit  normalem  Schleimhautüberzug. 
Der  mikroakopische  Befund  nach  Exstirpation  ergab  typische  Tuberkel,  der  Nachweis  von 
Bazillen  gelang  nicht. 

66* 


1044  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Greite  (8).  Bei  dem  2j&hrigeii  EDaben  bestand  seit  8  Tagen  ein  ohne  ersicht- 
liche Ursache  aufgetretener  Priapismus  und  eine  wainusagrosse,  undeutlich  fluktuierende 
Geschwulst  in  der  Dammgegend.  Nach  Freilegung  und  mikroskopischer  Untersuchung  ergab 
sich,  dass  dieser  Knoten  aus  epithelialen  Zellen  bestand ;  hierauf  wurde  die  Operation  ange- 
schlossen und  eine  Geschwulst  gefunden,  welche  die  Harnröhre  vollständig  umwuchs  und 
ausgedehnt  die  Schwellkörper  mit  Ausnahme  der  Eichel  ergriffen  hatte.  Daher  wurde  der 
Penis  mit  völliger  Entfernung  der  Schwellkörper  abgesetzt,  das  Harnröhrenende  am  Damm 
eingenäht.  Zunächst  glatte  Heilung,  später  Verfall  der  Kräfte,  Bronchitis,  Tod.  Nach  dem 
histologischen  Befund  handelt  es  sich  um  ein  grosszelliges  Karzinom,  Ausgangspunkt 
und  Entstehungsmodus  blieb  zweifelhaft.  Der  Fall  ist  bisher  der  einzige,  der  ein  Kind  in 
derart  jugendlichem  Alter  betraf. 

Robert  (53).  Vor  IV's  Jahren  im  Anschluss  an  einen  verdächtigen  Koitus  schmerz- 
hafte Schwellung  der  Schleimhaut,  Sekretion  zwischen  Vorhaut  und  Eichel,  welche  einige 
Monate  später  blutig  wurde;  Pat.  ffihlte  jetzt  unter  der  Vorhaut  einen  harten,  allmählich 
wachsenden  Knoten.  Jetziger  Befund:  Von  der  Vorhaut  ausgehende,  ulzerierte,  fnngoae 
Wucherung,  LeistendrQsen  leicht  geschwollen.  Amputatio  penis.  Mikroskopisch:  Platten- 
epithelkrebs. 

Armitage  (la).  Harte,  war  zen  ähnliche,  ulzerierte  Geschwulst  der  Eichel  mit  starker 
Leistendrüsenschwellung;  Beginn  vor  6  Monaten  als  kleines  Bläschen,  welches  zerfiel,  mehr- 
fach heilte  und  wieder  geschwttrig  wurde.  Nach  Spaltung  der  Vorhaut  sah  man  ein  typisches 
karzinomatöses  Ulcus  der  Eichel.  Der  Penis  wurde  mit  den  gesamten  Schwellkörpem  in 
einem  Stück  von  einem  Dammschnitte  aus  (mit  seitlichen  Hilfsschnitten  und  um  die  Wurzel 
des  Gliedes)  ausgelöst.  Die  Ablösung  der  Penisschenkel  von  den  Schambeinästen  war  wegen 
der  festen  Verbindungen  mit  dem  Knochen  und  der  profusen  Blutung  schwierig.  Hierauf 
Ausräumung  der  beiderseitigen  Leistendrüsen,  linker  Hoden  exstirpiert,  Einnähung  des  Harn- 
röhrenendes  in  die  Skrotalwunde.  Heilung.  Bemerkenswert  ist,  dass  Pat  erst  28  Jahre 
alt  war;  vermutlich  hatte  die  bestehende  Phimose  die  Ent Wickelung  der  Geschwulst  be- 
günstigt.   Der  eine  Hoden  wurde  zurückgelassen,  um  die  interne  Sekretion  zu  unterhalten. 

Morestin  (35)  teilt  die  Krankengeschichten  von  5  Fällen  von  Penis- 
krebs  mit.  Die  beiden  letzten  Beobachtungen  zeigen  die  enormen  Schwierig- 
keiten und  Gefahren,  und  die  schlechten  Erfolge,  wenn  die  Operation  erst 
in  einem  Stadium  ausgeführt  werden  kann,  in  welchem  die  Drüsen  ausge- 
dehnt ergriffen  und  verwachsen,  oder  sekundär  infiziert  und  ulzeriert  sind. 
In  einem  dieser  Fälle  musste  die  Vena  femoralis  wegen  Verwachsungen  mit 
den  Drüsen  reseziert  werden;  weiterer  Verlauf  ohne  Komplikationen. 

Bei  dem  anderen  Kranken  wurde  in  einer  Sitzung  zunächst  eine  sehr 
grosse  Hernie  beseitigt,  dann  beiderseits  die  Drüsen  ausgeräumt  und  schliess- 
lich das  Glied  amputiert.  Die  Entfernung  der  Iliakaldrüsen  lässt  sich  nicht 
immer  bei  dem  oft  schlechten  Allgemeinzustande  durchführen,  da  der  Eingriff 
ein  sehr  schwerer  ist,  man  muss  sich  mit  Rücksicht  auf  den  Zustand  des 
Kranken  unter  Umständen  sogar  mit  der  alleinigen  Amputatio  penis  be- 
gnügen. Selbst  bei  ganz  kleiner  Penisgeschwulst  (Fall  4)  kann  die  Erkran- 
kung der  Drüsen  bereits  sehr  ausgedehnt  sein.  Bei  einzelnen  Kranken  (Fall 
3  und  5)  kann  man  den  operativen  Eingriff  am  Penis  ohne  erhöhte  Rezidiv- 
gefahr  relativ  konservativ  gestalten,  während  die  Drüsenausräumung  möglichst 
ausgedehnt  erfolgen  muss. 

Wichtig  für  die  Blutstillung  und  eine  gute  Stumpfbildung  ist  es,  die 
Schnittflächen  der  Schwellkörper  zu  vernähen.  In  einem  Falle  wurde  p.  o. 
die  Erektionsfähigkeit  erhalten  und  der  Koitus  regelmässig  ohne  Beschwerden 
ausgeführt. 

Cahot  (5  a).  Beginn  des  Peniskarzinoms  hei  dem  41jfthrigenPai  mit  einem  BiAschen 
unter  der  Vorhaut;  innerhalb  18  Monaten  war  der  ganze  Penis  ergriffen,  die  penile  Harn* 
r5hre  zerstört,  Skrotum  stark  angeschwollen,  von  eitrigem  Harn  infiltriert.  Die  Harnröhre 
wurde  zunächst  am  Damm  eröffnet  und  isoliert,  hierauf  '^  s  des  Skrotums,  der  ganze  Penis, 
die  Leistendrüsen  und  der  eine  Hoden  entfernt.    Heilung.   Miktion  ohne  Schwierigkeiten. 


Mohr,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  mttnnlichen  Genitalien.        1045 

Bei  Ca  bot  8  zweitem  Fat.  ist  hemerkenawerti  daas  der  Kranke  ein  Jahr  nach  der 
ersten  üntersnchnng,  bei  welchem  Peniskrebs  festgestellt  wurde,  noch  keine  Spur  von 
Schwellung  der  Leistendrüsen  zeigte. 

Vorhaut-Erkrankungen. 

Vincent  (60)  fand  unter  31  Fällen  von  Balanitis  in  25  einen  ana- 
eroben  Bacillus  neben  Spirillen,  während  Eiterkokken  und  sonstige  Keime  viel 
seltener  vorkamen. 

Queyrat  (47)  übertrug  bei  einem  20jährigen  Patienten  mit  Stomatitis 
ulcero-membranosa  (bakteriologisch:  Bacillus  fusiformis  und  Spirillen)  ein 
Stückchen  der  Schleimhautauflagerungen  des  Mundes  in  den  Sulcus  balano- 
praeputialis ;  Queyrat  hatte  nämlich  bereits  früher  Genitalulzerationen  mit 
dem  gleichen  bakteriologischen  Befunde  wie  bei  der  Stomatitis  ulceromembra- 
nosa  beobachtet,  und  in  diesen  Fällen  Gründe,  anzunehmen,  dass  die  Infektion 
von  der  Mundhöhle  aus  erfolgt  sei.  Er  versuchte  demnach,  durch  vorliegenden 
Versuch  festzustellen,  ob  ein  derartiger  Infektionsmodus  experimentell  mög- 
lich sei.  Der  Versuch  fiel  positiv  aus,  es  entwickelte  sich  eine  pustulöse, 
ulzeröse,  membranöse  Balanoposthitis  mit  genau  gleichem  bakteriologischen 
Befunde  wie  bei  der  Mundhöhlenerkrankung. 

Rocher  (53a)  teilt  einen  Fall  von  Dermoidzyste  der  Vorhaut  mit;  bei  dem 
Kuaben  von  17  Monaten  bestand  seit  der  Geburt  ohne  Beschwerden  eine  kleine  Vorhaut- 
geschwolst,  welche  zur  Zeit  eine  erbsengrosse,  rundliche,  der  Innenfläche  der  Vorhaut  direkt 
anter  der  Genitalraphe  aufsitzende,  gegen  die  Umgebung  verschiebliche,  fluktuierende  Ge- 
schwulst darstellte.  Nach  dem  mikroskopischen  Befunde  nach  leiehter  Entfernung  handelte 
es  sich  um  ein  Dermoid  mit  beginnender  Entzündung;  sein  Sitz  im  Niveau  der  Raphe  zeigte 
deutlich  den  Entstehungsmechanismus  durch  Ektodermeinschluss. 

Kermorgant  (27)  sah  bei  einem  Patienten  mit  angeborener  Phimose  eine  ürin- 
retention  durch  einen  Präputialstein.  Qrinbesch werden  seit  3  Jahren.  Seit  einem 
halben  Jahre  bemerkte  Pat.  einen  harten  Körper  vorn  am  Gliede.  Aufnahme  mit  vollständiger 
Urinverhaltung  seit  3  Tagen,  im  Vorhautsack  ein  rundlicher,  steinharter,  infolge  seiner  Grösse 
onverschieblicher  KOrper.  Katheterismus  unmöglich,  daher  Zirkumzision  und  Entfernung 
eines  sehr  harten,  ziemlich  glatten  Steins  von  4  g  Gewicht  und  fast  2  cm  Durchmesser, 
worauf  sofort  spontan  Urin  entleert  werden  konnte. 

Palacios  (41).  Bei  dem  63jährigen  Manne  bestanden  seit  IV'  Jahren  ürinbe- 
ftchwerden.  Der  Strahl  wurde  plötzlich  unterbrochen,  und  nur  durch  Reibung  des  Penis 
war  es  zu  erreichen,  dass  Pat.  weiter  urinieren  konnte.  Im  Vorhautsack  fanden  sich  vier 
grosse  Steine  von  3 — 6  g  Gewicht. 

Bei  einem  77  jährigen  Manne  konstatierte  G  all  an  (15)  am  Präputium  zwei  Löcher 
ausser  der  natQrlichen  Präputiumöffnung.  Aus  dem  oberen  Loch  ragt  das  Caput  penis 
heraus  und  das  Präputium  hängt  schtlrzenartig  nach  unten.  Diese  Löcher  sollen  infolge 
einer  sekundären  Gangrän  nach  Ulcus  molle  entstanden  sein.  Stolanoff  (Varna). 

Skrotum. 

Whiting  (64)  gibt  unter  Einfügung  einer  Anzahl  eigener  Beobachtungen 
and  sämtlicher  Literaturfälle  eine  Schilderung  des  Krankheitsbildes  der 
Uran gr an  des  Skrotums.  Das  weitmaschige  subkutane  Zellgewebe  des 
Hodensacks  und  die  Zartheit  seiner  Haut  machen  ihn  zu  Entzündung  und 
Gangrän  besonders  geneigt.  Andere  Ursachen  liegen  in  Krankheiten,  welche 
za  Ödem  und  Infiltration  des  Skrotalgewebes  führen ,  schUesslich  auch  in 
allen  Erkrankungen,  welche  die  Widerstandskraft  des  ganzen  Körpers  herab- 
setzen (Cholera,  Pocken).  Hoden  und  Tunica  vaginalis  sind  gewöhnlich  nicht 
ernsthaft  ergriffen.  Whiting  unterscheidet  5  Gruppen:  1.  Skrotalgangrän 
infolge  bakterieUer  Infektion,  bei  weitem  die  häufigste  aller  Ätiologien,  a)  In- 


1046  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

fektion  durch  sehr  virulente  Streptokokken  und  „gangrene  foudroyante'', 
b)  Erysipel,  c)  gewöhnliche  pyogene  Bakterien.  Von  den  36  Literaturfiillen 
dieser  Art  starben  8.  2.  Gangrän  durch  entzündliches  Ödem  und  starker, 
hierdurch  herbeigeführter  Ernährungsstörung,  sowie  durch  Urininfiltration, 
gleichfalls  mit  Ernährungsstörungen  des  Gewebes  und  gleichzeitig  mit  den 
reizenden  Eigenschaften  des  sich  zersetzenden  Urins.  15  Fälle  mit  4  Todes- 
fällen. 3.  Gangrän  infolge  direkter  mechanischer  und  chemischer  Einwirkung 
auf  das  Gewebe:  Traumen,  Verbrennungen,  Verätzungen;  bei  den  traumatisch 
entstandenen  Fällen  ist  die  Gangrän  entweder  eine  Folge  der  Ruptur  der 
Blutgefässe  oder  der  Infektion  im  Anschluss  an  das  Trauma.  13  Fälle  mit 
6  Todesfallen.  4.  Erfrierungen.  5.  Durch  trophoneurotische  Einwirkungen 
bedingte  Gangrän,  mehrfach  nach  der  Entfernung  vergrösserter  Leistendrüsen 
beobachtet.  Die  Gangrän  tritt  in  solchen  Fällen  über  dem  grössten  Teil  des 
Hodensackes  fleckenweise  auf,  öfters  nur  oberflächlich.  6  Fälle  (1  gestorben). 
Schliesslich  sind  mehrfach  FäUe  beschrieben  worden,  in  welchen  überhaupt 
keine  Ursache  erkennbar  war.  Von  im  ganzen  93  Fällen  starben  23,  in  allen 
geheilten  nahmen  die  Hoden  ihre  Funktion  wieder  auf. 

Therapie:  Bei  entzündlichen  Schwellungen,  um  einer  Gangrän  vorzu- 
beugen, frühzeitg  breite  Einschnitte  durch  Haut  und  Tunica  dartos;  selbst 
völlig  freiliegende  Hoden  sollten  niemals  entfernt  werden;  die  sie  überziehende 
Granulationsfläche  bildet,  event.  unter  Mithilfe  von  plastischen  Operationen, 
stets  wieder  einen  brauchbaren  Hodensack. 

Mozonrelli  (37)  berichtet  über  eine  sehr  akat  eingetretene  Gasphlegmone  des 
Skrotums  mit  Gangrän  bei  einem  35 jährigen  Manne,  welcher  im  Anschloss  an  einen 
Alkoholezzess  plötzlich  unter  schweren  Ällgemeinerscheinungen,  hohem  Fieber  und  Schmerzen 
in  der  Dammgegend  erkrankte.  Das  Skrotum  war  nach  einigen  Stunden  im  ganzen  sehr 
stark  geschwollen,  dderoatös,  schwarz  verfärbt,  bei  Palpation  Gasknistem  unter  der  Haut. 
Trotz  vielfacher  Einschnitte  wurde  die  gesamte  Skrotalhaut  in  einigen  Tagen  nekrotisch: 
nach  Abtragung  der  brandigen  Teile  Abfall  des  Fiebers. 

Brod  (5).  Schindung  des  Penis  und  des  Skrotums  bei  einem  16jährigen  Fat 
Durch  Plastik  mittelst  gestielter  Lappen  von  der  Innenseite  der  Oberschenkel  gelang  es, 
den  grossen  Hautdefekt  ganz  zu  decken. 

Voron(61).  Autopsiebefund  einer Lymphangitis  gangraenosa  des  Skrotums 
bei  einem  Säugling.  Das  Eind  erkrankte  mit  plötzlicher  ödematöser  Schwellung  und 
Rötung  der  äusseren  Geschlechtsteile  und  Schambeingegend  ähnlich  einem  Erysipel;  hohes 
Fieber;  nach  einigen  Tagen  zeigten  sich  gangränöse  Stellen  am  Hodensack  und  deutliche 
Fluktuation,  daher  beiderseits  senkrechter  Einschnitt  durch  die  sehr  verdickten  Schichten 
desselben,  keine  Entleerung  von  Flüssigkeit.  Trotzdem  Zunahme  der  Gangrän,  Tod  am 
Tage  nach  der  Operation. 

Technisches. 

S  trau  SS  (57)  hat  für  prolongierte  Injektionen  in  die  Harnröhre  mr 
Verschliessung  derselben  eine  Klemme  konstruiert,  welche  den  Druck  der 
Finger  genau  nachahmt  und  die  Eichel  ohne  Belästigung  zusammendrückt 
(Abbildung). 

Janssen  (24)  hatte  mehrere  vorzügliche  Erfolge  mit  einer  von  Witzel 
erdachten  Technik  der  Amputatio  penis,  welche  die  Nachteile  der 
bisherigen  Methoden  zu  vermeiden  sucht,  indem  sie  die  Form  des  Gliedes 
möglichst  zu  erhalten  und  die  Hamröhrenöflfnung  dauernd  an  die  Spitze  des 
Gliedes  zu  legen  sich  bestrebt.  Technik:  ovaläre  Durchtrennung  der  Haut, 
derart,  dass  ein  oberer  Lappen  entsteht,  an  der  Basis  des  Lappens  quere 
Durchtrennung  der  Schwellkörper  bis  auf  die  Harnröhre,  welche  einige  Zenti- 
meter weiter  distalwärts  durchschnitten  wird,  Verschluss  der  Schwellkörper 


Mohr,  Verletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1047 

durch  isoliertes  Vernähen  der  Albuginearänder  der  einzelnen  Schwellkörper 
in  der  Weise,  dass  eine  horizontale  Nahtlinie  entsteht;  die  Harnröhre  wird 
schon  hierdurch  indirekt  dorsalwärts  verschoben.  Das  vorstehende  Hamröhren- 
ende  wird  nunmehr,  nach  oben  hin  abgebogen,  in  einen  konvexen  Bogen  über 
den  Schwellkörperstumpf  verlagert  und  so  fixiert,  dass  die  Mündung  an  der 
Basis  des  oberen  Hautlappens  liegt.  Durch  einen  etwas  distal  von  der  Basis 
durch  die  Haut  quer  gelegten  Schnitt  wird  das  Harnröhrenende  durchgeführt, 
aufgeschlitzt  und  mit  den  Hauträndem  des  Schnitts  vernäht,  alsdann  Ver- 
einigung des  heruntergeklappten  Hautlappens  mit  der  Haut  an  der  Unter- 
seite des  Gliedes.  Die  zunächst  vorhandene  Epispadie  wird  durch  den 
Xarbenzug,  welcher  die  Hamröhrenmündung  nach  der  Unterseite  zu  ziehen 
sucht,  allmählich  so  verringert,  dass  die  Mündung  schliesslich  dauernd  auf 
der  Kuppe  des  Penisstumpfes  liegen  bleibt. 

2.  Hüllen  des  Hodens  und  Samenstranges. 

1.  *Agoilar,  Tratamiento  del  hidrocele.    Rev.  de  med.  y  chir.  Barcelona  1904.  XVIII. 

2.  Broaardel,  lojection  de  cocaine  dans  une  hydrocöle.   Mort   Annales  d'hygiöne  publ. 
et  de  möd.  l^ale  1905.  Heft  4. 

3.  ^Conforti,  Caso  di  vaginalite  adesiva  calcificata.    Clinica  mod.  Pisa  1904.  X. 

4.  ^Causeret,  Pachyvaginalite  et  hömatocMe.    These  de  Lyon  1904. 

5.  Cecca,  Sulla  pathogenesi  delF  idrocele  volgare.    Gazz.  degli  ospedali  etc.  1905.  Nr.  108. 

6.  Dizac,  La  rupture  du  varicocMe.    Journal  de  m4d.  et  de  chir.  prai  1905.  Nr.  11. 

7.  Doyle,  Surgical  treatment  of  hydrocele  of  tunica  vaginalis.  British  med.  joum.  1905. 
Jan.  28. 

8.  *£ad8,  Varicocele.    Med.  standart.  Chicago  1904.  XXVII. 

9.  *Fürth,  Wasserbruch  und  Anfall.    Inaug.-Diss.    Bonn  1904. 

10.  *61y arzshtein,  Operative  Behandlung  der  Hydrocele  nach  Winkelmann.    Khi- 
rurgia.  Moskau  1904.  XV. 

11.  D'Haenens,  Traitement  de  l'hydrocäle.    Progrös  möd.  beige  1.  VIII.  1905. 

12.  —  Cure  radicale  du  varicocMe.    Progrös  möd.  beige  1905.  Nr.  15. 

13.  Halstead  and  Clark,  Hydrocele  in  the  female.    Annais  of  surgery  1905.  Nr.  5. 

14.  Hartmann,  Hydrohaaroatocele  en  bissac.    Traveauz  de  chir.  anatomo-clin.  des  voies 
nrinaires.    Testicule.    Paris,  Steinheil  1904. 

15.  — ,  fismonet,  Lecöne,  Untersuchungen  aber  den  Bakteriengehalt  bei  der  Entzündung 
der  Tunica  vaginalis.    Ibidem. 

16.  Lanschmann,  Zur  Therapie  der  Hydrocele.    Öaposis  öesk^sch  1905.  p.  134. 

17.  Lewtas,  Properitoneal  or  abdominal  hydrocele.    Lancet  1905.  Febrnary  25. 

18.  *L  a  w  r  e  n  c  e ,  Simple  method  for  the  radical  eure  of  hydrocele.  Yale  m.  j.  1904—1905.  XI. 

19.  ^Magrassi,  La  cura  radicale  ambulatoria  deir  idrocele.    Gazz.  degli  ospedali  1905. 
Nr.  106.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  p.  1288  (Karbolsäure-Injektionen). 

20.  Maut^  et  Daniel,  D^gönerescence  calcaire  de  la  vaginale.    Annales  des  mal.  des 
org.  g^nito-urin.  1.  VIL  1905. 

21.  *Moncayo  Reden,  Un  caso  notable  de  hidrocele  vag.  doble.    Rev.  Valenc.  di  cienc. 
med.  Valencia  1904.  VI. 

22.  Picquä,  Varicocele  et  Obsession.    Progr^s  m4d.  1905.  Nr.  15  et  Annales  des  mal.  des 
org.  g^nitourin.  1905.  1  Aoüt. 

23.  «Presnel,  Varicocele.    Illinois  med.  bulletin  1903—1904.  IV. 

24.  Ruggi,   Processo   nuovo   per   la   cura   del   varicocele.    II  Policlinico  sez.  prat.  1905. 
Fase.  1. 

25.  Reclus,  Traitement  de  ThydrocMe.    Journal  de  m^.  de  Paris  1905  et  Revue  fran^aise 
de  möd.  et  de  chir.  1905.  Nr.  49. 

26.  Rindone,  Limfangioendotelioma  della  vaginale.    Giorn.  della  assoc.  NapoUt.  dei  med. 
et  nat.  1905.  XIV. 

27.  *Shaw,  Case  of  sarcoma  resembling  hydrocele.    Indian  Lancet  1904.  XXFV. 

28.  *Schifone,  Beitrag  zur  Radikalkur  der  Varicocelen  nach  dem  Verfahren  von  Dur  ante. 
II  policlinico  1905.  Nov. 

29.  Tusini,  Sopra  un  caso  di  varicocele  linfatico  da  filaria.    Gaz.  degli  ospedali  1905. 


1048  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Hartmanns  (15)  Untersuchungen  übei:  den  Bakteriengehalt 
bei  der  Entzündung  der  Tunica  vaginalis  ergaben  folgende:  bei 
sieben  gonorrhoischen  Entzündungen  zweimal  negativer  Befund,  nur  einmal 
Gonokokken,  viermal  Staphylo-  und  Streptokokken;  bei  sieben  Entzündungen 
infolge  von  Katheterismus  fanden  sich :  Bacterium  coli  einmal,  in  den  übrigen 
Fällen  Staphylo-  und  Streptokokken. 

Ceccas  (5)  Versuche  über  die  osmotischen  Eigenschaften  der 
Hydrocelensackmembran  ergaben,  dass  diese  sich  nicht  wie  eine  dif- 
fundierende Membran  verhält  und  den  Übergang  von  Salzen  in  die  Hjdro- 
celenflüssigkeit  nicht  gestattet;  auch  an  Bruchsäcken  wies  Cecca  die  gleichen 
osmotischen  Eigenschaften  nach. 

Uartmann  (14)  berichtet  über  eine  infizierte,  darch  Operation  geheilte  Hydro- 
haematocele  en  bissac  von  eDormem  Umfang;  sie  war  45  cm  lang  und  hatte  im 
extraperitonealen  Teile  44  cm  Umfang. 

Mantö  et  Daniel  (20)  sahen  kalkige  Entartung  der  Tnnica  vaginalis. 
49 jähriger  Fat.;  vor  20  Jahren  starke  Qaetschnog  des  rechten  Hodens;  in  der  Folgezeit 
Erscheinungen  eines  traumatischen  Hämatoms  des  Hodens,  zurzeit  ist  der  ehemals  ge- 
quetschte Hode  in  eine  eiförmige,  schmerzlose,  harte,  stellenweise  sogar  knochenharte 
faustgrosse  Geschwulst  umgewandelt,  anscheinend  eine  chronische  Hämatocele.  Entfemaog 
der  Geschwulst.  Die  verdickte  Tunica  vaginalis  war  ausgesprochen  kalkig  entartet  und 
bildete  eine  harte  Schale  um  eine  mit  gelblicher,  sirupähnlicher  Flüssigkeit  gefflllte  Höhle, 
an  deren  Hinterwand  der  abgeplattete,  atrophische  Hoden  lag. 

Lewtas  (17).  Fall  von  properitonealer  s.  abdominaler  Hydrocele: 
Operation  mit  der  Diagnose:  reponibler  Leistenbruch.  Der  freigelegte  .Bruchsack*  war  mit 
Flüssigkeit  gefüllt,  nach  Eröffnung  strömte  eine  grosse  Menge  seröser  Flüssigkeit  heraus, 
der  durch  den  Leistenkanal  eingeführte  Finger  fühlte  keine  Eingeweide,  sondern  nur  die 
Wandung  einer  serösen  Höhle,  in  welche  die  Sonde  in  der  Richtung  aufwärts  und  einwärts 
25  cm  weit  eingeführt  werden  konnte.  Es  wurde  nur  der  skrotale  Teil  der  Hydrocele  bis 
zum  inneren  Leistenring  entfernt,  der  properitoneale  Sack  durch  einen  Gazestreifen  drainiert, 
die  übrige  Wunde  geschlossen.  Nach  Entfernung  des  Streifens  am  9.  Tage  füllte  sich  der 
Sack  nicht  wieder  an  und  verödete  anscheinend  völlig. 

Rindone  (26)  berichtet  über  ein  Lymphangioendotheliom  der  Tunica 
vaginalis.  Bei  dem  43jährigen  Fat.  bestand  seit  langen  Jahren  eine  kleine  Geschwulst 
im  linken  Hodensacke,  welche  im  Laufe  eines  Jahres  erst  Ungsam,  dann  schnell  unter 
Schmerzen,  Yergrösserung  der  Leistendrüsen  und  Fieber  bis  zur  Grösse  einer  Limone  heran- 
wuchs; sie  Hess  sich  gegen  den  Hoden  abgrenzen,  Oberfläche  glatt,  Konsistenz  elastisch- 
derb  mit  einzelnen  weicheren  Stellen.  Entfernung  der  Geschwulst,  Ausräumen  der  Drüsen. 
6  Wochen  später  bereits  Drüsenrezidiv,  welches  entfernt  wird,  nach  4  Wochen  wieder 
Rezidiv,  2  Monate  später  unter  schwerer  Kachexie  und  Drüsenschwellungen  in  der  Darm- 
beingrube  Exitus.  Histelogischer  Befund :  Eudotheliom  mit  Ausgang  von  den  Lymphspalten 
der  Tunica  vaginalis. 

Halstead  und  Clark  (13)  sahen  einen  Fall  von  Hydrocele  bei  der  Frao. 
Die  Fat.  hatte  seit  18  Jahren  eine  Schwellung  in  der  rechten  Leistengegend,  welche  stets 
reponibel  war,  nach  4 — 5  Tagen  jedoch  regelmässig  wieder  erschien.  Seit  8  Tagen  war 
sie  irreponibel,  schmerzhaft;  Verstopfung,  Erbrechen.  Diagnose:  eingeklemmte  Hernie. 
Operationsbefund :  zystische  Geschwulst,  welche  sich  vom  Leistenring  abwärts  in  die  grosse 
Schamlippe  ersti-eckte  und  mit  dem  Ligamentum  rotundum  fest  verwachsen  war.  Aos- 
schälung,  dann  Operation  nach  B a s s i n i.  Anatomische  Diagnose :  Hydrocele  des  Ganal. 
Nuckii.  Die  Zyste  war  bilokulär,  durch  den  inneren  Leistenring  in  eine  untere  und  obere, 
völlig  intraperitoneale  Hälfte  geschieden;  das  Ligam.  rotundum  drang  in  den  oberen  Sack 
ein,  der  untere  enthielt  viele  unvollständige  Scheidewände.  Nahe  der  Einschnfirungsstelle 
lag  im  unteren  Sack  ein  bohnengrosser,  freier  Körper,  der  sich  wohl  infolge  entzündlicher 
Vorgänge  von  der  Sackwandung  abgelöst  hatte;  er  hatte  sich  vor  die  Verbindungsstelle 
beider  Säcke  gelegt  und  so  die  ,Irreponibilität*  herbeigeführt.  Mc.  Arthur  berichtete  in 
der  Diskussion  über  einen  ähnlichen  Fall. 


I 

Mohr,  Yerletzangen  and  chinirg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1049 

Behandlnng  der  Hydrocele. 

D'Haenens  (11)  spritzte  in  12  Fällen  von  Hydrocele,  nachdem  er 
2—3  com  aspiriert  hatte,  1  ccm  einer  Adrenalinlösnng  1:1000  ein;  falls 
sich  nach  8 — 10  Tagen  die  Flüssigkeit  nicht  genügend  resorbiert  hatte,  wur- 
den nochmals  1  —  2  ccm  eingespritzt.  Nur  3  von  12  wurden  geheilt.  Ent- 
fernt man  vor  der  Einspritzung  eine  grössere  Menge  von  Flüssigkeit  aus  dem 
Sack,  so  kann  die  Reaktion  auf  die  Adrenalineinspritzung  sehr  heftig  werden. 
Der  Eintritt  einer  Reaktion  ist  nicht  nötig  zur  Heilung,  AUgemeinerschei- 
nnngen  wurden  nach  den  Einspritzungen  nicht  beobachtet.  Bei  Alkoholinjek- 
tionen geht  D'Haenens  in  der  Weise  vor,  dass  er  immer  nur  eine  kleine 
Menge  Flüssigkeit  aspiriert,  dann  eine  kleine  Menge  Alkohol  einspritzt  und 
allmählich  den  Hydroceleninhalt  durch  Alkohol  ersetzt;  die  ganze  Prozedur 
moss  so  langsam  vorgenommen  werden,  dass  kein  stärkerer  Schmerz  entsteht. 

Brouardel  (2)  teilt  einen  Todesfall  nach  Kokaininjektion  in 
den  Hämatocelensack  mit.  Eine  traumatische  Hämatocele  sollte  nach 
dem  Verfahren  Tillaux  behandelt  werden:  Entleerung  der  Flüssigkeit  durch 
Punktion,  Einspritzung  einer  5  ^/o  igen  Kokainlösung,  die  sofort  abgesogen 
wird,  nach  24  Stunden  Einspritzung  von  Jodtinktur.  Es  wurden  40  g  einer 
5 '^/o  igen  Kokainlösung  etwa  3 — 4  Minuten  in  der  Höhle  gelassen  und  dann 
anscheinend  vollkommen  wieder  aufgesogen.  ^U  Stunde  später  trat  Angst 
nnd  Schwäche  ein,  nach  weiteren  15  Minuten  Exitus  unter  Krämpfen.  Sek- 
tionsbefund: Arteriosklerose  und  alte  pleuritische  Veränderungen. 

Doyle  (7)  empfiehlt  auf  Grund  von  111  ohne  festgestelltes  Rezidiv 
operierten  Fällen  folgende  zwei  Methoden: 

1.  Punktion  und  Einspritzung  von  reiner  Karbolsäure;  der  Schmerz 
dauert  nur  einige  Minuten. 

2.  Freilegung  der  Tunica  vaginalis  und  Auslösung  aus  der  Umgebung  zu 
zwei  Dritteln  ihres  Umfanges,  Eröffnung  des  Sackes,  und  Umkrempelung  der 
Ränder  so  weit  als  möglich,  d.  h.  bis  zur  Grenze  der  Ablösung ;  hier  wird  die 
umgekrempelte  Tunika  durch  fortlaufende  Catgutnaht  fixiert,  sodann  Haut- 
naht mit  Drainage  des  unteren  Wundwinkels.   Entlassung  nach  8 — 12  Tagen. 

Lanschmann  (16)  eröffnet  unter  Infiltrationsanästhesie  den  Hydro- 
celensack  möglichst  breit,  so  dass  die  ganze  Innenfläche  zugänglich  ist,  reibt 
mit  Gaze  aus  und  pinselt  die  Innenfläche  mit  einer  Lösung  von  Jodtinktur 
and  Alkohol  (3 : 1)  mit  1  ^/o  Kokainzusatz  genau  aus.  Verschluss  der  Wunde 
durch  eine  Naht,  welche  die  Schnittränder  des  Sackes  mitfasst.  Lausch- 
mann  sah  p.  o.  wohl  in  einzelnen  Fällen  sich  etwas  Flüssigkeit  ansammeln, 
die  spontan  resorbiert  wurde,  jedoch  kein  eigentliches  Rezidiv. 

Reclus  (25)  empfiehlt  für  Rezidive  nach  der  Hydrocelenope- 
ration  folgendes  Verfahren:  nach  Spaltung  und  Resektion  des  vorderen 
Umfanges  des  Hydrocelensackes  wird  die  ganze  Wunde  offen  gelassen  und 
entweder  mit  Streifen  tamponiert  oder  mit  antiseptischer  Salbe  ausgefüllt. 
Die  Heilung  nimmt  drei  Wochen  in  Anspruch,  ein  Rückfall  ist  ausgeschlossen, 
da  das  parietale  und  viszerale  Blatt  der  Tunica  vaginalis  propria  durch  feste 
Verwachsungen  vereinigt  werden. 

Varicocele. 

Picque  (22)  erörtert  die  Beziehungen  der  Varikocele  zu  ein- 
zelnen Geistesstörungen,  besonders  der  Hypochondrie.     Die  Anzeigen 


1050  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

zur  Operation  der  Yaricocele  müssen  sich  nicht  nur  nach  dem  anatomischen 
Zustande  des  Samenstranges,  sondern  auch  nach  dem  Geisteszustände  richten. 
Picqu6  unterscheidet  drei  Kategorien  von  Fällen: 

1.  Starke  Entwickelung  der  Venen  des  Samenstranges,  Skrotum  ver- 
grössert;  trotzdem  fehlen  gewöhnlich  örtliche  Beschwerden,  sondern  der  Arzt 
wird  aufgesucht  aus  andersweitigen  Gründen:  Angst  vor  Impotenz  und  ähn- 
lichem. In  solchen  Fällen  soll  man  operieren,  nicht  nur  wegen  der  anato- 
mischen Veränderungen,  sondern  um  einer  Hypochondrie  vorzubeugen.  Erfolge 
gewöhnlich  sehr  gut. 

2.  Örtliche  Veränderungen  sehr  wenig  ausgesprochen  oder  ganz  fehlend, 
dagegen  psychische  Symptome  verschiedenster  Intensität,  oft  auch  örtliche 
Beschwerden:  unangenehmes  Ziehen  den  Samenstrang  entlang,  heftigste,  in 
den  Hoden  ausstrahlende  Schmerzen,  in  einzelnen  Fällen  frühzeitige  Impo- 
tenz, häufig  allgemeine  Depression.  Bei  reiner  Hypochondrie  ist  der  Erfolg 
der  Operation  bei  diesen  Formen  gewöhnlich  sehr  günstig,  dagegen  soll  man 
bei  Hypochondrien  mit  frühzeitiger  Impotenz  nicht  operieren. 

3.  Ohne  jede  bemerkbare  Vergrösserung  der  Samenstrangsvenen  existiert 
eine  Hodenneuralgie,  die  Varicocele  existiert  nur  in  der  Einbildung  der  ge- 
wöhnlich hypochondrischen  Kranken.  Die  Operation  ist  stets  ohne  Erfolg,  es 
können  sich  sogar  im  Anschluss  an  dieselbe  hypochondrische  Delirien  aus- 
bilden. 

Picque  teilt  einen  derartigen  Fall  von  Hodenneuralgie  bei  einem  Hypo- 
chonder mit,  bei  welchem  er  irrtümlich  eine  Varicocele  annahm  und  mit  dem 
Erfolge  operierte,  dass  der  psychische  Zustand  sich  verschlimmerte.  Mehrere 
andere  Fälle  von  operierter  Varicocele  bei  psychisch  Kranken  werden  ge- 
nauer mitgeteilt. 

Dizac  (6)   gibt  im  Anschluss   an   mehrere   eigene  Beobachtungen  eine 

Darstellung  des  Krankheitsbildes  der  Ruptur  der  Varicocele.  Die  Ruptur 

tritt  unter  dem  Einfluss  irgend  eines  Traumas  entweder  mit  nadelstichartigem, 

heftigen  Schmerz  oder  ohne  Schmerzen,   mit  einem  Gefühl  von  Schwere  ein. 

Die  Anschwellung  des  Hodensackes  infolge  des  Blutergusses  kann  in  einzelnen 

Fällen  auf  die  benachbarte  Leisten-  und  Oberschenkelgegend  übergreifen,  die 

Spannung  der  Haut  kann  so  stark  werden,  dass  stellenweise  Gangrän  eintritt. 

Die  durch   den  Bluterguss   entstandene  Schwellung   ist   mehr  oder    weniger 

scharf  geschwulstähnlich  umgrenzt.     Bei   konservativer  Behandlung  schwindet 

sie  gewöhnlich  bis   auf  einen  länglichen,   knorpelharten,   dem  Samenstrange 

entsprechenden  Knoten;  dieser  kann  lange  Zeit  bestehen  bleiben. 

Tusini  (29).  Fall  von  Lymphgefässvaricocele  dnrch  Filaria-Infektion: 
Heilung  nach  Resektion  des  stark  varicösen  Plexus  spermaticus.  Im  Samenstrang  und  in 
den  erweiterten  Lymphräumen  and  Lymphgefässen  wurden  Eier  der  Filaria  Bankrofti  nach- 
gewiesen, in  einem  Blutgefäss  auch  embryonale  Formen  der  Filaria. 

Nach  D^Haenens  (12)  genügt  bei  der  operativen  Behandlung 
der  Varicocele  die  Resektion  der  varicösen  Venen  nur  dann,  wenn  das 
Skrotum  nicht  erschlafft  ist;  meist  müssen  gleichzeitig  die  erschlafften  Hüllen 
des  Samenstrangs  und  Hodens  reseziert  werden.  Sowohl  nach  alleiniger  Re- 
sektion der  Venen  als  nach  alleiniger,  ausgiebiger  Resektion  der  Skrotums 
sah  D'Haenens  häufig  Rezidive  auftreten.  Technik:  Der  Hode  wird  nach 
oben  in  die  Nähe  des  äusseren  Leistenringes  gedrängt;  der  übrigbleibende 
untere  Teil  des  Hodensackes  durch  eine  gekrümmte  Klemme  in  der  Weise 
abgeklemmt,   dass  die  Raphe  genau   in  der  Mitte  liegt,  dar  Hodensack  wird 


Mohr,  Verletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Grenitalien.        1051 

hierauf  reseziert,  ebenso  die  erweiterten  Venen ;  exakte  Blutstillung,  Naht  der 
einzelnen  Schichten  des  Hodensackes. 

Das  neue  von  Ruggi  (24)  zur  Heilung  der  Varikocele  erdachte  Opera- 
tionsTerfahren  wird  in  vier  Zeiten  ausgeführt: 

1.  Inzision  der  Kutis  von  der  Hodensackwurzel  bis  zum  Grunde  des- 
selben. 

2.  Extraktion  des  mit  dem  Hängemuskel  und  der  gemeinsamen  Scheiden- 
haut bekleideten  Testikels  aus  der  Dartoshöhlung. 

3.  Befestigen  eines  Catgutfadens  Nr.  3  an  der  unteren  Säule  des  Leisten- 
kanals, da,  wo  jene  sich  an  das  Schambein  ansetzt;  alsdann  legt  er  mit  dem 
nämlichen  Faden  längs  des  ganzen  Innenrandes  des  abgerückten  Samenstranges 
bis  zum  Testikel  eine  nur  den  Kremaster,  die  Tunica  vaginalis  communis 
und  das  Seitenblatt  der  Vaginalis  propria  interessierende  Heftnaht  an. 

4.  Verknüpfen  der  beiden  Fadenenden,  wodurch  der  Testikel  hochge- 
zogen wird  und  auf  die  Innenseite  des  schlingenförmig  gewundenen  Samen- 
stranges zu  liegen  kommt.  Durch  diese  Methode,  die  von  den  Patienten  gut 
vertragen  wird  und  von  leichter  Anwendbarkeit  ist,  zeigt  sich  der  Verf.  aufs 
höchste  befriedigt.  R.  Giani. 

8.    Hoden,  Nebenhoden,  Samenstrang. 

1.  Alexandre,  Infarctus  du  tesiicule.    Ball,  et  möm.  de  la  boc.  anatomique  1905.  Nr.  9. 

2.  Ancel  et  Boain,  Sur  rinsuffiaance  de  laglande  ä  s^cr^tion  interne  du  testicule.  Revne 
med.  de  FEst  1904.  Nr.  22. 

3.  Autefage-Aubertin,  Examen  histologiqae  d'nn  iesticnle  d'adulte  en  eciopie  abdom. 
Soc.  anatom.  1903.  Nov. 

4.  *B an erme ister,  Ein  Fall  von  Allgemeininfektion  durch  Bacterium  coli  mit  typhus- 
fthnlichem  Verlauf  und  Spfttfocus  der  Hodenabszedierung.    Zeitschr.  f.  klin.  Med.  1904. 

5.  V.  Baumgarten,  Über  experimentelle  Urogenital  tuberkulöse.  77.  Versamml.  Deutscher 
Ärzte  und  Naturforscher.  Meran  1905. 

6.  Beck,  A  new  method  of  Orchidopexie.    Medical  record  1905.  August  12. 

7.  *Berg,   Die  Urogenitaltuberkulose.    Monatsschr.   für  Harnkrankh.   und   sex.  Hygiene 
1904.  I. 

8.  De  Beule,  Ober  Orchidopexie  bei  inguinalem  Kryptorchismus.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905. 
Nr.  18.  p.  505. 

9.  Bogdanik,  Torsion  des  Samenstranges.    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  47—51  und 
Przeglad  chirurgiczny.  Bd.  Y.  Heft  4  a. 

10.  Branca,  La  cellule  interstitielle  du  testicule.    La  presse  möd.  1905.  Nr.  64. 

11.  Broca,  Tuberculose  testiculaire  et  hemiaire  avec  ascite.    Journal  de  möd.  et  de  chir. 
prat  1905.  Nr.  3. 

12.  —  Orchite  et  p^ritonite.    La  presse  möd.  1905.  Nr.  10. 

13.  V.  Brunn,  Zur  Tuberkulose  des  Hodens  und  Nebenhodens.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir. 
Bd.  77.  p.  235. 

14.  Buschke,  Ober  Hodengangrän  bei  Gonorrhöe.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38. 

15.  Cheyassu,  Chorio-^pithäliome  intra-testicnlaire  etc.  Soc.  anatom.  de  Paris  1904.  Oct. 

16.  *Gohn,  Res^ction  de    Töpididyme  et  d'une  portion  du  testicule  pour  l^ions  tubercul. 
Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  de  Bukarest  1904.  YII. 

17.  Gornil,  Tnmeur  du  testicule.   Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anatom.  de  Paris  1905.  Nr.  4. 
April. 

18.  Cruveilhier,  Autospermatopbagie  dans  un  cas   d'affection  chronique  du   testicule. 
BulL  et  möm.  de  la  soc.  anatom.  de  Paris  1905.  Nr.  7. 

19.  Cun^o,  Ober  die  histolog.  Veränderungen  bei  einer  gonorrh.  Epididymitis.    Traveanx 
de  chir.  anatomo-clin.  Yoies  urin.  Testicule.    Paris.  Steinheil  1904 

20.  ^Darling,  Typhoid  Orchitis.    Maryland  med.  joum.  1904.  Bd.  47. 

21.  Dalous,  Des  suppurations  testiculaires.    Annales  des  org.  gänito-urin.  1905.  1  Juillet. 

22.  *Delaunay,  La  glande  interstitielle  du  testicule.    Poitou  m^d.  1904.  XYIl. 

23.  Dillmann,  Ober  einen  Fall  von  Chorionepitheltora  beim  Mann.    Zeitschr.  f.  Krebs- 
forschung. Bd.  III.  Heft  1. 


1052  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

24.  Do  Hing  er,  Zur  Technik  der  Samenleiternahi.  Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  19  (Ungarisch). 

25.  D  o  w  d  e  n ,  Recurring  torsion  of  the  spermatic  cord.  British  med.  joum.  1905.  April  29. 

26.  Ducurtil,  Cryptorchidie  droite  compliquöe  d'hemie  inguioale  etc.  Archiyes  de  med. 
et  de  pharmac.  milit.  1905.  July. 

27.  *£isendraht,  Enlargements  of  the  testis  and  epididymis.  Chicago  med.  record  1905. 
Sept.  15. 

28.  —  Primary  tumour  of  the  testis,  metastasis  in  head  of  femur.  Annals  of  sarg.  1905. 
Nr.  5. 

29.  Emannel,  Über  chorionepitheliom artige  Wucherungen  in  Hodenteratomen.  Monatsschr. 
f.  Geburtsh.  u.  Gyn.  Bd.  21.  Heft  5. 

30.  *Esmonet,  Technik  der  Erzeugung  von  Orchitiden  durch  Injektion  in  die  Art  Sper- 
ma tica  und  Unterbindung  derselben.  Traveaux  de  chir.  anatomo-clin.  Voiee  urtn.  Testi- 
cule.  Paris.  Steinheil  1904. 

31.  —  Experimentelles  über  Hodentuberkulose.    Ibidem. 

32.  Filii atre,  Tuberculose  de  Töpididyme  etc.  Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  anatom.  de  Paris 
1905.  Nr.  1. 

33.  —  Tuberculose  du  canal  d^förent.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anatom.  de  Paris  1905. 
Nr.  1. 

34.  —  Testicule  syphilitique  etc.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anatom.  1905.   Nr.  1. 

35.  Foulerton,  Carcinoma  of  the  testicle.    Lancet  23.  12.  1905. 

36.  *Gaston,  Complications  met  in  the  surgical  treatroent  of  diseases  of  the  testicles. 
Trans,  of  South,  surg.  and  gyn.  assoc.  1903.  Philadelphia  1904.  XYI. 

37.  G  a  1 1  i ,  L'anastomose  intertestioulaire  aprto  la  section  d*un  canal  d^förent.  Annales  des 
mal.  des  org.  g^nito-urin.  1905.  Nr.  9. 

38.  Genital-Tuberkulose.  Internationaler  Tuberkulose -Eongress.  Paris  1905.  Ref. 
Münchener  med.  Wochenscbr.  1905.  p.  2340. 

39.  Groussin,  Atrophie  des  deux  testicules  aprds  violente  contusion.  Annales  des  mal. 
des  organ.  gönito-urin.  1.  VII.  1905. 

40.  "^Hamonic,  La  maladie  kystique  du  testicule.  Rev.  clin.  d'androl.  et  de  gynee. 
Paris  1904.  X. 

41.  * —  Kystes  de  l'öpididyme  et  du  testicule.    Ibidem. 

42.  Haynes,  Tuberculosis  of  the  testicle.    Annals  of  surgery  1905.  Nr.  5. 

43.  Hei  her,  Über  Parotitis  und  Orchitis  epidemica.  Med.  Korreep.-Blatt  des  Württemberg, 
ärztl.  Landesvereins  1905.  Nr.  49. 

44.  Hermann,  Zur  operativen  Behandlung  des  Eryptorchismus.  Wiener  klin.  Wochen- 
scbr. 1905.  Nr.  6. 

45.  Humbert  et  Balzer,  Essai  d'abouchement  direct  du  canal  döf^rent  avec  le  testicule  etc. 
La  biologie  1905.  October. 

46.  *Jeanne,  Cancer  du  testicule.    Normandie  mäd.  Ronen  1904.  XIX. 

47.  Imbert,  Sur  la  eure  radicale  de  Tectopie  testiculaire.  Annales  des  org.  gönito-urin.  1905. 
1  Aoüt. 

48.  Katzenstein,  Zur  Pathologie  und  Therapie  des  Eryptorchismus.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  51. 

49.  Eeetly,  Temporary  fixation  of  testis  to  thigh.    The  Lancet  1905.  July  29. 

50.  Klinger,  Torsion  des  Samenstranges.    Münchener  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  8. 

51.  Landau,  Bauchpresse  und  Torsion  des  Samenstranges.  Mttnchener  med.  Wochen- 
scbr. 1905.  Nr.  16. 

52.  Lanz,  Der  ektopische  Testikel.    Zenüalbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  16. 

53.  Lecdne,  Tumeur  maligne  du  testicule.    Soc.  anatom.  1905.  Nr.  9.  p.  786. 

54.  Luseni,  Le  lesione  del  cordone  spermat.  in  rapporto  al  tono  delle  sfioctere  Tesicale. 
Bolletino  della  R.  Accad.  med.  di  Genova  1905.  Nr.  2. 

55.  Marion,  Testicule  inguinal  et  tumeur  d'un  testicule  abdom.  chez  une  femme.  Annales 
des  malad,  des  org.  g^nito-urin.  1905.  1  D^cembre. 

56.  Matsuoka,  Über  Gewebsveränderungen  des  verlagerten  Hodens.  Nebenhodens  and 
Samenleiters.    Virchows  Archiv.  Bd.  180.  Heft  3. 

57.  Mauclaire,  La  synorchidie  artificielle.  Annales  des  mal.  des  org.  gönito-urin.  1905. 
Nr.  9. 

58.  Müller,  Zur  Kenntnis  der  Hodenembryone.    Archiv  f.  klin.  Chir.  Bd.  74.  Heft  3. 

59.  Neu  haus,  Gefässversorgung  des  Hodens  und  Nebenhodens.  Freie  Verein,  der  Chir. 
Berlins.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  p.  803  u.  Beriiner  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  33. 


Mohr,  Yerletzimgen  und  cbirarg.  Krankheiten  der  mftnnlichen  Genitalien.        1053 

60.  Oppenheim  nnd  Low,  Klin.  und  exper.  Stadien  zur  Pathogenese  der  gonorrhoischen 
Epididymitis.    Vircfaows  Archiv.  Bd.  182.  p.  89. 

61.  Penso,  Anastomosi  fra  doUo  deferente  e  testicolo.    Rivinta  veneta  di  scienze  med. 
Venezia  1905. 

62.  Philipp,  Die  Röntgenbestrahlung  der  Hoden  des  Mannes.    Fortschr.  auf  dem  Gebiete 
der  Röntgenstrahlen.  Bd.  YIU.  Heft  2. 

63.  Picqu^,  A  propos  de  la  castration  et  de  la  prothäse  testicnlaire.  Le  progrto  möd.  1905. 
Nr.  10. 

64.  Posner,  Über  diagnostische  Hoden punktion.     Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  35. 

65.  Röchet,  Tumeur  du  lesticule.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  190£f.  Nr.  83. 

66.  Rocher,  Ectopie  inguinale.    Journal  de  m^.  de  Bordeaux  18.  VIII.  1905. 

67.  Schäfer,  Die  Behandlung  des  Kryptorchismus.  Miinch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  26. 

68.  Schi  föne,  Beitrag  zur  Heilung  der  Transversal  wunden  des  Vas  deferens.  II  policlinico. 
Juli  1905. 

69.  Sonligoux,  Torsion  du  cordon  spermatique  saus  ectopie  testicnlaire.    Bull,  et  m^m. 
de  la  soc.  de  chir.  de  Paris.  T.  XXX.  p.  48. 

70.  *äpandri,  Condro-sarcoma  delP  epididimo.    Riv.  veneta  di  sc.  med.  1904.  XLI. 

71.  V.  Stabe  1,  Über  abszedierende  gonorrhoische  Epididymitis  etc.  Inaug.-Diss.  Berlin  1905. 

72.  Steinmann,  Zur  operativen  Behandlung  des  Leistenhodens.    Eorr.-Blatt  f.  Schweizer 
Arzte  1905.  Nr.  16. 

73.  Stern  borg.  Ein  peritheliales  Sarkom  (Hämatangioendotheliom)  des  Hodens  mit  chorion- 
epitheliomartigen  Bildungen.    Zeitschr.  f.  Heilkunde  1905.  Bd.  26.  Heft  4. 

74.  Stewart,  Double  castration  for  tubercular  testicle.    Annais  of  surgery  1905.  Nr.  5. 

75.  Strandgaard,  Die  Behandlung  der  Epididymitis  tuberculosa.    Hospitaltidende  1905. 
Nr.  9—10. 

76.  Tanbert,  Vollkommene  Latenz  ungewöhnlich  vorgeschrittener  ürogenitaltuberkulose. 
Deutsche  militArärztl.  Zeitschr.  1905.  Nr.  2. 

77.  Tomaschewsky,  Zur  Frage  der  Orchidopexie.    St.  Petersburger  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  21. 

78.  Qllmann,  Hodentuberkulose.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  47. 

79.  Walker,  Undescended  testis  in  relation  to  hemia.    Annais  of  surgery  1905.  Juni. 

80.  Wyeth,  Sarcoma  of  the  undescended  testes.    New  York  and  Philadelphia  med.  joarn. 
2.  XII.  1905. 

Aus  Neuhaus  (59)  Versuchen  über  die  Gefässversorgung  des 
Hodens  und  Nebenhodens  ergab  sich,  dass  die  Art.  spermat.  int., 
nachdem  sie  sich  in  zwei  Äste  geteilt  hat,  mit  diesen  beiden  Ästen  direkt 
in  den  Hoden  geht  und  zwar  an  der  dem  Nebenhoden  zugekehrten  Seite  in 
der  Mitte  und  am  unteren  Pole.  Die  Art.  deferentialis  versorgt  den  Neben- 
hoden und  sendet  eine  Anastomose  zum  Hoden.  Aus  diesem  Verhalten  der 
Gefasse  lässt  sich  kein  Grund  dafür  ableiten,  dass  die  Tuberkulose  ge- 
wöhnlich den  Nebenhoden  zunächst  befallt. 

Branca  (10)  kommt  in  seiner  durch  zahlreiche  Abbildungen  illustrierten 
Studie  über  die  interstitiellen  Zellen  des  Hodens  zu  dem  Resultat, 
dass  es  sich  um  durch  Aussehen  und  Lagerung  gut  charakterisierte  Zellen 
handelt,  nämlich  von  epitheloider  Form  und  in  inselförmigeu  Gruppen  durch 
die  Substanz  der  Drüse  angeordnet;  sie  haben  die  Bedeutung  von  hoch 
differenzierten  Bindegewebszellen  und  sind  fähig,  vielfache  Produkte  auszu- 
scheiden und  diese  an  den  Organismus  abzugeben,  sind  also  mit  glandulären 
Zellen  zu  vergleichen.  Ob  sie  an  der  Ernährung  der  Canaliculi  seminiferi 
teilnehmen,  ist  zweifelhaft,  jedenfalls  ist  diese  Funktion  nur  eine  örtliche 
und  sekundäre,  während  ihre  wahre  Funktion  darin  besteht,  auf  den 
Organismus  eine  Tätigkeit  auszuüben,  welche  Brown-Sequard  dem 
ganzen  Hoden  zuschrieb;  vermutlich  halten  sie  die  sekundären  und  tertiären 
Geschlechtscharaktere  unter  ihrem  Einfluss,  rufen  ihr  Erscheinen  hervor  und 
bewirken  ihr  Aufhören. 


1054  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Auch  Ancel  und  Bouin  (2)  unterscheiden  beim  Hoden  zwei  ver- 
schiedene sezemierende  Bestandteile:  1.  Die  Samendrüse,  eingeschlossen 
in  den  Tubuli  seminiferi;  2.  die  interstitielle  Drüse  zwischen  den 
Tubuli;  letztere  allein  übt  durch  innere  Sekretion  eine  Wirkung  auf  den 
Gesamtorganismus  aus;  ihr  Fehlen  oder  Störungen  ihrer  Entwicklung  bei 
Kastrierten  oder  bei  Menschen  mit  atrophischem,  event.  ektopischen  Hoden 
erklären  allein  die  körperlichen  Abweichungen  bei  solchen  Individuen: 
Feminismus,  Infantilismus,  Androgynismus,  verspäteter  Eintritt  der  Pubertät. 
Tierversuche  bestätigten  diese  Anschauungen. 

Cruv  eil  hier  (18)  berichtet  über  einen  Fall  von  Autospermato- 
phagie  bei  einem  30jährigen  Patienten,  welcher  wegen  chronischer,  ver- 
mutlich tuberkulöser  Hodenerkrankung  operiert  wurde.  Im  Präparat  wurden 
in  den  Samenkanälchen  keine  Spermatozoon  gefunden,  dagegen  in  dem  sonst 
normalen  Nebenhoden  Anzeichen  einer  spontanen  Resorption  von  Spermatozoen 
durch  Leukozytenanhäufungen,  bes.  durch  Makrophagen. 

Philipps  (62)  Versuche  an  zwei  Männern  über  den  Einfluss  der 
Röntgenstrahlen  auf  die  Funktion  des  Hodengewebes  ergaben, 
dass  das  Sperma  zunächst  noch  lebende  anscheinend  normale  Spermatozoen 
zeigte;  Nachuntersuchungen  6 — 7  Monate  später  zeigten  jedoch  bei  vollkommen 
erhaltener  Potentia  coeundi  eine  ebenso  vollständige  Azoospermie.  Die  Röntgen- 
bestrahlung ist  also  eine  ;,bequeme,  schmerzlose  und  unschädliche  Methode, 
um  den  Mann  zu  sterilisieren^. 

Posner  (64)  benutzt  zur  diagnostischen  Hodenpunktion  eine 
Pravazspritze.  Die  Untersuchung  des  aspirierten  Inhalts  ermöglicht  die 
Diagnose,  ob  wirkliche  Azoospermie  besteht,  oder  ob  Spermatozoen  produziert 
werden,  jedoch  infolge  irgend  eines  mechanischen  Hindernisses  nicht  abge 
sondert  werden  können.  Bei  einem  Patienten  fand  Posner,  dass  die 
Spermatozoen  schon  im  Hoden  beweglich  waren,  also  vor  Hinzukommen  des 
Prostatasekrets. 

GrouBsins  (39)  Fall  von  Atrophie  beider  Hoden  nach  einer  heftigen 
Quetschung  betraf  einen  24jährigen  Fat.,  welcher  sich  im  16.  Lebensjahre  eine  schwere 
traumatische  Orchitis  mit  Hämatocele  am  rechten  Hoden  mit  späterer  Atrophie  desselben 
zugezogen  hatte;  5  Jahre  später  ereignete  sich  genau  der  gleiche  Vorgang  am  anderen 
Hoden.  Zurzeit  war  der  Befund  folgender:  Hodensack  wenig  entwickelt,  rechts  keine  Spar 
eines  Hodens  mehr  zu  fühlen,  ebensowenig  eines  Nebenhodens  oder  Samenstraugs,  links 
nur  geringe  strangförmige  Reste  des  Hodens  und  Nebenhodens ;  dabei  normale  Erektionen, 
dauernd  Ejakulationen  und  erhaltene  Föten tia  coeundi.  Nach  einer  Reihe  von  Einspritzungen 
von  Hodensaft  schien  links  eine  YergrösseruDg  des  Hodenrestes  einzutreten,  die  jedoch 
nach  der  12.  Einspritzung  sistierte,  also  kein  Dauererfolg.  Der  traumatische  Ursprung  dee 
Leidens  wurde  in  der  Diskussion  stark  angezweifelt. 

Kryptorchismus,  Leistenhoden,  Hodenektopie. 

Matsuokas  (56)  Tierversuche  über  Gewebsveränderungen  bei 
verlagertem  Hoden  und  Samenstrang  ergaben:  bei  primärer  sub- 
kutaner Verlagerung  des  ganzen  Hodens  und  einer  nach  Wochen  erfolgenden 
sekundären  Unterbindung  und  Durchschneidung  des  Yas  deferens  und  der 
Gefasse  ging  das  Hodengewebe  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  auf  dem  Wege  der 
Nekrose  zugrunde,  jedoch  blieben  Rete  testis,  Ductus  efferens,  Ductus  epidi- 
dymis  immer  intakt. 

Autefage  und  Aubertin  (3)  teilen  den  histologischen  Befund 
eines  exstirpierten  Bauchhodens  mit.     Es  handelte  sich  um  einen 


Mohr,  Verletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1055 

26jährigen  Patienten  mit  angeborenem  Leistenbruch;  in  letzter  Zeit  öfters 
koUkartige  Leibschmerzen  unter  Vergrösserung  des  Bruchs;  in  der  ent- 
sprechenden Hälfte  des  Hodensackes  und  im  sehr  erweiterten  Leistenkanal 
keine  Hode  fühlbar.  Während  der  Operation  wurde  beim  Anziehen  des 
leeren  Bnichsackes  der  hinter  der  Bauchwand  gelegene  Hode  im  Leistenkanal 
sichtbar.  Da  infolge  des  sehr  kurzen  Samenstrangs  es  auch  nach  Lösung 
aller  fibröser  Verwachsungen  mit  dem  Bruchsack  nicht  gelang,  den  Hoden 
tiefer  herabzuziehen,  ¥rurde  er  entfernt.  Histologisch  bestand  eine  sehr 
ausgeprägte  Sklerose  der  ganzen  Drüse,  Samenkanälchen  mehr  oder  weniger 
atrophisch,  ohne  Spermatozoen ,  interstitielle  Zellen  verschwunden,  oder 
wenigstens  im  gewucherten  Bindegewebe  nicht  mehr  zu  unterscheiden;  dem- 
nach war  der  etwa  taubeneigrosse  Hode  (wie  stets  in  ähnlichen  Fällen)  für 
die  Funktion  vollständig  verloren. 

Lanz  (52)  fand  unter  750  19jährigen  Rekruten  5  Monorchisten.  In 
einem  Falle  sah  Lanz  (entgegen  der  Angabe  Curlings),  dass  bei  einem 
Kryptorchisten  die  beiden  Hoden  sich  erst  im  Beginn  der  Pubertät 
am  vorderen  Leistenringe  zeigten  und  allmählich  bis  in  den  Skrotalhals 
hinunterstiegen,  allerdings  von  doppelseitiger  Hernie  gefolgt.  In  zwei  Fällen 
sah  Lanz  familiäres  Vorkommen  des  Leidens.  Fötale  Peritonitis  kommt 
nach  Lanz'  51  Operationsbefunden  ätiologisch  nicht  in  Betracht,  wahr- 
scheinlich ist  die  schon  im  makroskopischen  Verbalten  des  Organs  zum 
Ausdruck  kommende  Entwicklungshemmung  als  solche  auch  der  Grund 
des  unvollständigen  Deszensus.  Im  5.  Teil  der  Fälle  hat  Lanz  wegen  aus- 
gesprochenster Atrophie  oder  Unmöglichkeit  gesicherter  Verlagerung  die  ein- 
seitige Kastration  ausgeführt.  Mikroskopische  Befunde :  nur  in' einem  einzigen 
Falle,  wo  der  Hoden  sich  schon  makroskopisch  der  Norm  näherte,  konnte 
Lanz  aktive  Spermatogenese  nachweisen.  Albuginea  stets  verdickt,  Zwischen- 
bindegewebe manchmal  kaum,  manchmal  sehr  stark  vermehrt,  die  sogen, 
interstitiellen  Zellen  blieben  erhalten  und  waren  in  einem  Falle  stark  ver- 
mehrt, Epithel  der  Samenkanälchen  ohne  deutliche  Differenzierung,  in 
einzelnen  Präparaten  Drüsenknäuel  von  ganz  anderem  Epithelbau  wie  die 
umgebenden  Tubuli,  also  Einsprengungen  atypischer  Drüsenepithelien,  was  im 
Hinblick  auf  die  Cohnheimsche  Theorie  der  Entstehung  bösartiger  Ge- 
schwülste die  Neigung  des  ektopischen  Hodens  zu  maligner  Entartung  er- 
klären würde.  In  Lanz'  sämtlichen  Fallen  war  der  Processus  vaginalis  in 
ganzer  Ausdehnung  offen,  meist  bestand  manifeste  Hemienbildung.  Klagen 
sexueller  Natur  waren  auffallig  selten.  Mehrfach  wurde  nach  Entfernung 
des  ektopischen  Hodens  der  andere  im  unmittelbaren  Anschluss  an  die 
Operation  grösser.  Trotzdem  hält  Lanz  im  Hinblick  auf  die  erwähnten 
atypischen  Epithelwucherungen  bei  ausgesprochener  Atrophie  des  einseitig 
zurückgehaltenen  Hodens  die  Kastration  für  das  Normalverfahren.  Bei  Kindern 
bis  zu  10  Jahren  operiert  Lanz  nur  ausnahmsweise,  empfiehlt  vielmehr  das 
Ausstreichen  des  Leistenkanals  mit  allmählichem  Herunterziehen  des  Hodens. 
In  8  Fällen  operierte  Lanz  mit  ^extensio  testis^:  nach  Dehnung  des 
Samenstrangs  und  des  Skrotums  wird  der  Hoden  an  einer  ans  Gubernakulum 
gelegten  Fadenschlinge  heruntergeholt,  diese  durch  ein  Knopfloch  im  Grunde 
des  Hodensacks  nach  aussen  geleitet  und  am  Oberschenkel  oder  einem 
zwischen  den  Oberschenkeln  befestigten  Querbalken  fixiert.  An  Stelle  des 
Gubemakulums  kann  die  Albuginea  des  unteren  Pols  in  die  Fadenschlinge 
gelegt,  und  zu  dieser  zweckmässig  ein  elastisches  Band  verwendet  werden. 


1056  JahreBbericht  für  Chinirgie.    IT.  Teil. 

Nach  Katzenstein  (48)  können  beim  Kryptorchismus  Fehler  in  der 
Ausstülpung  des  Processus  vaginalis  als  Ursache  mitwirken,  indem  durch 
Verzögerung  dieser  Peritonealausstülpung  der  Descensus  gestört  wird.  Auch 
scheint  in  einzelnen  Fällen  der  Zustand  als  eine  Art  von  Atavismus  aufzu- 
fassen zu  sein,  wofür  mehrere  Fälle  Eatzensteins  von  familiärer  Erkran- 
kung sprechen.  Die  Ursache  der  mangelhaften  Entwicklung  des  ektopiscben 
Hodens  ist  in  seiner  abnormen  Lage  zu  suchen;  die  gestörte  Funktion  des 
ektopischen  Hodens  kann  zu  einer  Zellvmcherung  abnormer  Art  und  damit 
zu  Neigung  zu  maliger  Entartung  führen.  Die  operative  Behandlung  des 
unkomplizierten  Leistenhodens  soll  erst  zwischen  dem  8.— 10.  Jahre  an  die 
Stelle  der  Massage  treten,  der  mit  Hernie  einhergehende  Leistenhoden  muss 
in  jedem  Lebensalter  operiert  werden.  Katzenstein  gibt  sodann  unter 
Illustrierung  der  einzelnen  Operationsphasen  genaue  technische  Vorschriften 
für  seine  eigene  Operationsmethode  (cf.  frühere  Jahresberichte)  und  teilt  die 
Krankengeschichten  von  15  Operationen  an  10  Individuen  mit.  5  mal  bestand 
doppelseitiger  Kryptorchismus.  In  allen  Fällen  lag  p.  o.  der  Hoden  am 
Grunde  des  Skrotums  und  hatte  an  Umfang  zugenommen.  Katzenstein 
empfiehlt,  grosse  Verbände  zu  vermeiden,  die  Wunden  nur  mit  Wismutbrei 
oder  einer  Paste  zu  bedecken;  eine  Störung  der  Asepsis  erlebte  Katzen- 
stein nie.  Die  Durchschneidung  der  Hautbrücke  am  Oberschenkel  wurde 
erst  vorgenommen,  wenn  die  zuerst  bestehende  starke  Spannung  des  Samen- 
strangs nachliess,  nämlich  nach  der  3.   Woche. 

Zur  Behandlung  des  Kryptorchismus  empfiehlt  Schäfer  (67) 
folgende  von  Witzel  ausgearbeitete  Methode,  welche  der  Gefahr  der  Wund- 
infektion durch  sorgfältige  Vorbereitung  des  Kranken  und  Vermeiden  jedes 
Operierens  am  Damm  vorzubeugen  sucht:  mehrtägige  Vorbereitung  mit  Voll- 
bädern, Schmierseifensitzbädern  und  aseptischem  trockenen  Verbände  am 
Tage  vor  der  Operation  nach  gründlicher  Desinfektion.  Der  über  dem  Leisten- 
kanal beginnende  Schnitt  eröffnet  das  Skrotum  nur  so  weit  als  es  nötig  ist 
um  zum  Septum  scroti  zu  gelangen.  Nach  Versorgung  der  Hernie  and 
starker  Dehnung  des  Samenstrangs  wird  durch  einen  kleinen  Einschnitt  im 
Septum  scroti  der  gesunde  Hoden  in  die  leere  Skrotalhälfte  herüberlaxiert, 
beide  Hoden  durch  feinste  Nähte  miteinander  vereinigt  und  zusammen 
wieder  in  die  gesunde  Hälfte  zurückverlagert ;  die  Öffnung  im  Septum  wird 
soweit  geschlossen,  dass  der  Samenstrang  nicht  eingeschnürt  wird.  Dorch 
die  Schwere  der  beiden  Hoden^  die  Engigkeit  des  Lochs  im  Septum  und  die 
Schlaffheit  des  überdehnten  Samenstrangs  wird  der  verlagerte  Hoden  in  situ 
erhalten.  Bei  doppelseitigem  Kryptorchismus  werden  die  beiden  herabge- 
holten Hoden  ebenfalls  vereinigt,  der  linke  in  die  rechte  und  der  rechte  in 
die  linke  Skrotalhälfte  verlagert  und  zwischen  ihnen  das  Septum  möglichst 
enge  verschlossen. 

Gersuny  hat  nach  Hermann  (44)  in  ähnlicher  Weise  in  4  Fällen 
von  beiderseitigem  Leistenhoden  mit  gutem  Erfolge  operiert.  Nach  völliger 
Auslösung  des  Samenstranges  wird  durch  den  Rest  des  Gubemaculum  Hunteri 
am  unteren  Pol  des  Hodens  eine  Fadenschlinge  gelegt,  deren  Enden  mit  einer 
Komzange  oder  gestielten  Nadel  am  tiefsten  Punkte  des  Septum  scroti  durch- 
gestossen  und  mit  den  Enden  einer  gleichen,  am  anderen  Hoden  angelegten 
Schlinge  fest  verknüpft  werden ;  event.  werden  die  Enden  der  ersten  Schlinge 
auch  direkt  zur  Naht  des  anderen  Hodens  verwendet.  Hierauf  wird  die  Ein- 
gangsöffnung in  die  Tunica  dartos  verengert,  die  Aponeurose  des  M.  obliquos 


Mohr,  Verletzongeii  und  chirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1057 

extemns  vereinigt;  hierbei  werden   die  Hüllen  des  Samenstranges  mehrfach 
mit  in  die  Naht  genommen. 

Für  einseitigen  Kryptorchismos  schlägt  Gersuny  vor,  die  durch  das 
Septnm  scroti  durchgeführte  Schlinge  auf  der  anderen  Seite  entweder  an  der 
Tonica  vaginalis  testis  oder  der  Aussenseite  der  Skrotalhaut  zu  fixieren. 

Durch  dieses  Verfahren  wird  eine  feste  Brücke  zwischen  beiden  Hoden 
geschaffen,  welche  durch  das  Septum  scroti  und  die  Crura  penis  so  gestützt 
wird,  dass  die  Hoden  nicht  zurückschlüpfen  können. 

Beck  (6)  operiert  bei  Retentio  testis  folgendermassen :  Schnitt  wie  bei 
der  Hemiotomie  nach  Bassini,  Mobilisierung  des  Hodens,  welcher  hierauf 
in  eine  im  Hodensack  hergestellte  Tasche  hinuntergedrängt  wird.  Um  ihn 
hier  festzuhalten»  wird  aus  dem  äusseren  Rande  des  Leistenringes  ein  Apo- 
neurosenlappen  mit  unterer  Basis  umschnitten,  und  so  gedreht,  dass  er  in 
Fonn  eines  Halbmondes  mit  dem  gegenüberliegenden  Pfeiler  vernäht  werden 
kann  (4  Abbildungen  der  einzelnen  Operationsakte).  Auf  diese  Weise  wird 
der  Hoden  von  dem  so  gebildeten  Bande  wie  von  einem  Halstuch  umgeben 
und  wie  in  einem  Knopfloch  zurückgehalten.  Die  Aponeurose  wird  dann 
darüber  vereinigt.  Bei  einem  18  jährigen  Patienten  mit  Leistenhoden  stand 
derselbe  2  Wochen  p.  o.  im  Grunde  des  Hodensacks. 

de  Beule  (8)  hat  die  Nachteile  der  Katzensteinschen  Operation 
(onsichere  Asepsis,  mangelhafter  ästhetischer  Erfolg  der  Oberschenkelplastik) 
durch  folgendes  Verfahren  zu  vermeiden  gesucht:  7 jähr.  Knabe  mit  Leisten- 
hoden rechts;  der  herabgezogene  Hoden  wurde  durch  einen  Schlitz  an  der 
tiefsten  Stelle  des  Skrotums  nach  aussen  befördert;  hierauf  wurde  an  der 
Innenseite  des  Oberschenkels  ein  senkrechter  Hautschnitt  angelegt,  die  Ränder 
desselben  bis  auf  die  Aponeurose  abpräpariert^  der  Hoden  in  der  Mitte  der 
Wnndfläche  an  den  Oberschenkelmuskeln  befestigt,  und  schliesslich  wurden 
die  Rander  des  Hodensackschlitzes  mit  denen  des  Oberschenkels  vernäht. 
Gaze-Kollodiumverband.  Pat.  ging  nach  10  Tagen  umher,  wobei  der  Hoden 
bei  jeder  Oberschenkelbewegung  herabgezogen  und  der  Samenstrang  allmäh« 
lieh  und  schmerzlos  gedehnt  wurde.  Nachdem  nach  6  Wochen  genügende 
Dehnung  erzielt  war,  wurde  die  Hautverbindung  am  kruralen  Ende  durch- 
schnitten, der  Hoden  losgelöst,  wieder  in  den  Hodensack  gelagert  und  beide 
Hautwunden  wieder  vernäht.  5  Monate  p.  o.  lag  der  Hoden  tief  unten  im 
gut  entwickelten  Skrotum. 

Keetley  (49)  berichtet  über  25  Fälle  seines  Operationsverfahrens  bei 
Kryptorchismns.  Hautschnitt  über  dem  äusseren  Leistenring,  ein  zweiter 
Schnitt  im  Grunde  des  Hodens,  ein  dritter  in  gleicher  Höhe  mit  dem  zweiten 
am  Innenrande  des  Oberschenkels.  Nach  Auslösung  des  Hodens  und  Samen- 
stranges mit  möglichster  Erhaltung  des  Gubemakulum  wird  letzteres  durch 
die  Skrotalöffnung  durchgezogen  und  an  die  Fascia  lata  des  Oberschenkels 
entsprechend  dem  Oberschenkelschnitt  vernäht.  Skrotal-  und  Schenkelwunde 
werden  miteinander  vernäht.  Die  Befestigung  am  Schenkel  gelingt  stets  ohne 
grössere  Zerrung,  selbst  bei  Bauchhoden.  Der  Kranke  streckt  den  anfänglich 
gebeugt  gehaltenen  Oberschenkel  immer  mehr  und  verlängert  so  langsam  und 
schmerzlos  den  Samenstrang.  Lösung  der  Verbindung  nach  5  Monaten;  ein- 
zelne Kranke  verzichten  überhaupt  auf  die  Lostrennung.  Der  Hoden  bleibt 
gewöhnlich  hoch  oben  im  Skrotum  liegen,  und  nimmt  manchmal  an  Volumen 
zu.    In  allen  Fällen  stets  guter  Erfolg. 

Jahreilb«riebt  fDr  Obirnrgi«  1905.  67 


1068  JahreBbericht  f&r  Chirurgie.    II.  Teil. 

Tomaschewsky  (77)  hat  mittelst  seines  nach  Longard  modifi- 
zierten Verfahrens  (siehe  Bericht  1904)  bisher  sechs  Fälle  mit  bestem  Erfolge 
operiert. 

Roch  er  (66).  13 jähriger  Knabe  mit  linksseitigem  Leistenhoden.  Nach  Wiederher- 
Btellung  des  Leistenkanals  und  Anheftung  des  Samenstrangs  kontinuierliche  elastische  Ex- 
tension nach  Lanz,  vorzügliches  Resultat. 

Imbert  (47).  Operation  eines  Falles  nach  einem  dem  Delbetschen  ähnlichen  Ver- 
fahren: der  herabgezogene  Hoden  wurde  im  Grunde  des  Hodenaackes  durch  einen  dicken 
Gatgutfaden  fixiert,  der  die  ganze  Dicke  des  Skrotums  durchsetzte,  die  Enden  wurden  aussen 
auf  der  Haut  geknüpft,  das  andere  Ende  an  einem  Punkte  in  der  Mitte  des  Oberschenkels 
fixiert.    Gutes  Resultat 

Walker  (79)  berichtet  über  drei  operierte  Fälle  von  nicht  herab- 
gestiegenen Hoden  mit  gleichzeitiger  Hernie;  bei  einem  der 
Kranken,  einem  15jährigen  Knaben,  standen  beide  Hoden  im  Leistenkanal: 
p.  o.  blieb  der  eine  tief  unten  im  Skrotum,  der  andere  in  der  oberen  Hälfte 
desselben,  beide  entwickelten  sich  bedeutend.  Dowd  betont  in  der  Dis- 
kussion, dass  die  Enderfolge  bezüglich  der  richtigen  Lagerung  des  Hodens 
je  nach  der  Schwierigkeit,  den  Hoden  herabzuziehen,  sehr  wechselnd  sind; 
das  Haupthindernis  liege  nur  in  den  Gefassen  des  Samenstranges.  Coley 
wartet  bis  zum  6.  oder  7.  Lebensjahr  ab,  ob  nicht  noch  spontaner  Descensns 
erfolgt.  Unter  57  Fällen  von  Bruchoperation^  kompliziert  mit  nicht  herab- 
gestiegenem Hoden,  hatte  er  kein  Bruchrezidiv. 

Steinmann  (72)  fand  in  einem  Falle  von  Leistenhoden  bei  einem 
13  jährigen  Knaben  J3ei  der  Operation,  dass  der  Hoden  im  Leistenkanal  all- 
seitig so  fest  verwachsen  war,  dass  er  sich  trotz  völliger  Isolierung  nicht 
nach  abwärts  ziehen  Hess.  Daher  wurde  der  der  Grösse  nach  nicht  be- 
sonders atrophische  Hoden  samt  dem  weit  offenen  Processus  vaginalis  in  die 
Bauchhöhle  zurückverlagert,  hierauf  Operation  nach  Bassini,  vier  Monate 
später  Erzeugung  eines  Paraffinhodens. 

Dieses  Verfahren  ist  in  ähnlichen  Fällen  der  Kastration  vorzuziehen, 
ebenso,  wenn  die  Orchidopexie  wegen  der  zu  geringen  Beweglichkeit  des 
Hodens  keinen  Erfolg  verspricht. 

Der  in  die  Bauchhöhle  zurückverlagerte  Hoden  ist  hier  vor  Einklem- 
mung und  Entzündung  am  besten  geschützt,  auch  schliesst  diese  Lage  eine 
normale  Funktion  des  Hodens  nicht  aus,  was  vom  Leistenhoden  noch  nicht 
feststeht.  Der  Bauchhoden  scheint  femer  weniger  als  der  Leistenhoden  zn 
maligner  Entartung  zu  neigen.  Um  psychischen  Strömungen  vorzubeugen, 
empfiehlt  Steinmann  die  sofortige  Einsetzung  einer  Hodenprothese  bei  der 
Operation  selbst,  wobei  man  den  Kranken  möglichst  im  Glauben  lassen  soll, 
der  künstliche  Hoden  sei  der  herabgeholte.  Schliesslich  gewährleistet  die 
Bauchhöhlenverlagerung  bei  gleichzeitiger  Hernie  am  sichersten  die  dauernde 
Heilung  derselben. 

Ducurtil  (26).  Einseitiger  Eryptorchismus  mit  Hernie  hei  einem  Sjfthr.  Ensbeo. 
Der  Hoden  erschien  nach  einigen  Massagesitzungen  am  inneren  Leistenring,  nach  4  Tagen  im 
Leistenkanal  und  glitt  schliesslich  in  den  Hodensack  hinah.  Reposition  der  Hernie,  Bracii- 
band.  2  Jahre  später:  Hoden  hat  sich  normal  entwickelt,  Bruch  seit  8  Monaten  nicht  mehr 
ausgetreten. 

Marion  (55).  86jährige  «Frau*  mit  normalen  äusseren  Geschlechtsteilen,  Scheide 
endet  blind,  kein  Uterus  vorhanden.  Im  kleinen  Becken  eine  harte,  unverschiebliche,  kinds- 
kopfgrosse  Geschwulst.  Diagnose:  Uterusmyom  bei  nicht  perforierter  Scheide.  In  der 
rechten  Leistengegend,  am  Rande  der  grossen  Schamlippe  eine  seit  der  Geburt  bestehende 
taubeneigrosse  Geschwulst,  die  als  Fibrom  des  Lig.  rotund.  angesprochen  wurde.  Bei  der 
Operation  wurde  keine  Spur  von  Uterus  und  Ovarien  gefunden,   die  Geschwulst  liess  aich 


Mohr,  Verletzangen  and  chirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Qenitallen.        1059 

leicht  ausschftlen  and  sass  an  einem  Stiel,  welcher  sich  seitlich  an  der  Linea  innominata 
festsetzte.  Die  ebenfalls  entfernte  rechtsseitige  Leistengeschwnlst  hing  an  einem  dicken, 
samenstrangähnlichen,  in  den  Leistenkanal  eintretenden  Stiel;  die  mikroskopische  (Jnter- 
sQchnng  ergab,  dass  es  sich  am  einen  normalen  Hoden  handelte,  dessen  Sabstanz  nicht 
ilrophisch  war,  jedoch  keine  Zeichen  physiologischer  Tätigkeit  zeigte.  Bei  der  Bauchge- 
schwillst  handelte  es  sich  um  einen  Bandihoden,  der  karzinomatds  entartet  war. 

Torsion  des  Hodens  und  Samenstrangs. 

Dowdens  (25)  Arbeit  über  rezidivierende  Torsion  des  Samen- 
stranges liegen  fünf  eigene  Fälle  und  fünf  ähnliche  Beobachtungen  anderer 
Autoren  zu  Grunde.  Sechsmal  lag  der  Hoden  an  normaler  Stelle.  Es  treten 
mehr  oder  weniger  häufige  und  akute  Anfalle  in  der  Weise  auf,  dass  plötz- 
lich die  Hoden  schmerzen  und  anschwellen,  oft  unter  Kollaps,  Erbrechen, 
Schweissausbruch  etc.  Diese  in  wenigen  Stunden  sich  entwickelnden  Sym- 
ptome pflegen  ebenso  schnell  wieder  zurückzugehen,  die  Hodenschwellung  ist 
gewöhnlich  innerhalb  24  Stunden  wieder  verschwunden. 

Derartige  Anfälle  können  sich  jahrelang  wiederholen.  Differentialdia- 
gnostisch kommen  in  Betracht:  akute  Hoden-  und  Nebenhodenentzündung, 
eingeklemmter  Bruch,  hämorrhagischer  Hodeninfarkt,  Embolie  der  Spermatica, 
Appendizitis  im  Bruchsack.  Die  Richtung  der  Torsion  geht  in  fast  allen 
Fällen  von  aussen  nach  innen. 

Behandlung  im  Anfall:  Möglichst  bald  Versuch,  manuell  die  Torsion 
aufzuheben;  gelingt  das  nicht,  dann  sofortige  blutige  Detorsion  und  Orchido- 
pexie. Im  freien  Intervall  sollte  der  Hoden  fixiert  werden,  indem  die  parie- 
tale Tunica  vaginalis  entfernt  und  der  Hoden  mit  der  Innenfläche  der  Tunica 
dartos  vernäht  wird.    In  fünf  so  operierten  Fällen  trat  kein  Rückfall  ein. 

Bogdanik  (9)  stellt  im  Anschluss  an  einen  eigenen  operierten  Fall 
50  Literaturfalle  zusammen.  Die  Torsion  kommt  am  häufigsten  im  Alter  von 
13—30  Jahren  vor,  jedoch  betraf  sie  in  einem  Falle  ein  neugeborenes  Kind 
in  einem  anderen  einen  70jährigen  Greis.  Als  Gelegenheitsursache  wird  in 
vielen  Fällen  eine  starke  Körperbewegung  oder  Erschütterung  erwähnt.  Nur 
viermal  wurde  die  Torsion  diagnostiziert,  zehnmal  vermutet,  meist  wurde 
Brucheinklemmung  angenommen.  In  70  ^/o  der  Fälle  wurde  kastriert,  in  den 
übrigen  kam  es  wohl  stets  zu  Hodenatrophie.  Während  nach  Ablauf  eines 
Tages  die  meisten  Autoren  die  Kastration  empfehlen,  ist  Bogdanik  für 
Erhaltung  des  Hodens,  wenn  er  sich  nach  der  Detorsion  heller  färbt,  obwohl 
in  der  Regel  trotzdem  Atrophie  eintritt;  denn  selbst  ein  atrophischer  Hoden 
ist  besser  als  gar  keiner,  zumal  wenn,  wie  inBogdaniks  Falle,  der  andere 
Hoden  fehlt. 

SonligoQx  (69).  29  jähriger  Fat.  Plötzlicher  Beginn  ohne  ersichtliche  Ursache  mit 
schmerzhafter  Anschwellang  des  normal  gelagerten  1.  Hodens,  5  Tage  später  Kontraktur 
der  Bauchdecken  in  der  1.  Darmbeingrobe,  Beogekontraktur  des  1.  Oberschenkels;  bei  der 
Operation  zeigte  sich  eine  intravaginale  Drehung  des  Samenstrangs  um  180  ^  Hoden  wird 
wegen  der  yorhandenen  schweren  Zirkulationsstörungen  entfernt.    Heilung. 

Leguea  fägt  dieser  Beobachtung  einen  der  sehr  seltenen  Fälle  von  extravagi- 
naler Torsion  (Drehung  des  Samenstrangs  und  des  Hodens  mitsamt  den  Hüllen)  hinzu: 
13  jähriger  Knabe»  rechte  Skrotalbälfte  leer,  im  Niveau  des  äusseren  Leistenrings  eine  runde, 
schmerzhafte,  nnssgrosse  Geschwulst.  Nach  Freilegung  erwies  sich  diese  als  weisser  Hoden 
mit  schwarz  verfärbtem  Nebenhoden  mit  Torsion.    Heilung  ohne  Kastration. 

Kling  er  (50).  17  jähriger  Fat  Beginn  der  schmerzhaften  Schwellung  des  einen 
(normal  gelagerten  Hodens)  vor  8  Tagen  ohne  besondere  Ursache.  Diagnose:  Abszess  des 
Hodens  infolge  Traumas,  bezw.  körperlicher  Anstrengung.  Operationsbefund :  Hoden  nekro- 
tisch, Samenstrang  Vs  cm  entfernt  vom  Kopfe  des  Nebenhodens  um  360°  gedreht.    Die 

67* 


lOCK)  JahreBbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

TorBionsBtelle    entsprach    der   Lage   nach    der   Einmflndangsöffnang    in   den    Hodenaack. 
Kastration. 

Kling  er  glaubt,  dass  die  Hauptursache  der  Torsion  in  der  Wirkung 
der  Bauchpresse  liegt;  die  einseitige  Fixierung,  von  der  eine  Drehung  aus- 
gehen muss,  kann  bei  der  Bauchpresse  dadurch  bewerkstelligt  werden,  dass 
bei  ihrer  Wirkung  der  Leistenkanal  stark  verengert  wird,  und  der  Samen- 
strang seine  Beweglichkeit  verliert.  Die  hierdurch  gleichzeitig  hervorgerufene 
Stauung  in  den  Venen  des  Samenstranges  könnte  zu  einer  Streckung,  Drehung 
und  Überdrehung  des  ganzen  Samenstrangs  und  Hodens  führen. 

Landau  (51)  kritisiert  diesen  von  Klinger  angenommenen  Entste- 
hungsmechanismus. Bei  Anspannung  der  Bauchpresse  tritt  keine  Verenge- 
rung des  Leistenkanals  ein;  die  Überdrehung  des  Samenstrangs  kann  freilich 
mittelbar  durch  die  Bauchpresse  verschuldet  sein,  da  die  Kremasterfasem 
mit  ihren  Stammmuskeln  als  physiologische  Einheit  zu  gleicher  Zeit  arbeiten. 
Bei  guter  Entwickelung  dieser  Muskeln  und  günstigem  Zusammentreffen  ver- 
schiedener anderer  Zufälle  mag  so  wohl  auch  einmal  eine  Torsion  zu  stände 
kommen. 

Alexandres  (1)  Fall  von  Hodeninfarkt  lag  vermatlich  eine  Torsion  zugrunde: 
16  jähriger  Fat.  mit  sehr  beweglichem  Leiatenhoden,  plötzliche  heftige  Schmerzen  und  An- 
schwellung desselben,  Entfernung  des  Hodens  nach  14  Tagen;  er  ist  von  di£fusen  Blutungen 
durchsetzt,  zwischen  ihm  und  dem  Kopfe  des  Nebenhodens  ein  keilförmiger  Infarkt. 

Urogenital-  speziell  Hoden-  und  Nebenhodentuberkulose. 

Bei  V.  Baum  gar  tens  (5)  neuesten  Experimenten  wurden  Harnleiter 
und  Vas  deferens  mit  tuberkelbazillenhaltigen  Fäden  unterbunden.  Im  Ureter 
trat  aufsteigend  tuberkulöse  Ureteritis,  Pyelitis  und  Pyelonephritis  auf,  im 
Vas  deferens  pflanzte  sich  der  Prozess  nur  auf  eine  kurze  Strecke  fort,  ob- 
wohl in  beiden  Ausfiihrungsgängen  das  Sekret  absolut  gestaut  war.  In  der 
Diskussion  erwähnte  Orth  2  Fälle  von  schwerer  Urogenitaltuberkulose  ohne 
Hodentuberkulose;  vielleicht  war  das  Vas  deferens  durch  Käsemassen  ver- 
schlossen. 

Bei  Esmonets  (31)  Versuchen  an  Hunden  wurden  Injektionen 
von  Tuberkelbazillen  in  das  Hodenparenchym  und  in  die  Arteria  spermatica 
mit  positivem  Resultat  gemacht.  Dagegen  erzeugten  Injektionen  in  die  Venen 
und  das  Vas  deferens  keine  Hodentuberkulose;  die  Hoden  blieben  immer 
gesund,  auch  wenn  sie  noch  durch  ein  Trauma  geschädigt  wurden;  auch  eine 
allgemeine  Tuberkulose  entstand  nicht.  In  den  Fällen  mit  positivem  Resul- 
tat wurden  therapeutische  Einspritzungen  von  Naphthol  und  Tuberkulin  in 
die  Art.  spermatica  mit  gutem  Erfolge  angewendet. 

Taubert  (76)  beschreibt  einen  Fall  von  vollkommener  Latenz 
einer  ungewöhnlich  vorgeschrittenen  Urogenitaltuberkulose: 
anamnestisch  keine  erbliche  Belastung,  seit  einiger  Zeit  leichte  Blasenstörungen 
bei  sonst  vollkommenem  Wohlbefinden,  jetzt  akute  Erkrankung  mit  Blasen- 
schmerzen, Bluthamen,  im  Urin  kein  Eiter,  keine  Tuberkelbazillen,  auch 
sonst  keine  klinischen  Anhaltspunkte  für  Tuberkulose.  Unter  Erscheinungen 
von  Allgemeininfektion  starb  Pat.  drei  Wochen  nach  Beginn  der  akuten  Er- 
krankung. Im  Gegensatz  zu  diesem  klinischen  Verlauf  ergab  die  Sektion 
eine  vorgeschrittene  Tuberkulose  der  linken  Niere,  des  linken  Nierenbeckens 
und  Harnleiters  bis  zur  Blase;  der  Harnleiter  war  mit  eingedickten  Käse- 
massen angefüllt,  Blasenschleimhaut  mit  häutig -käsigen  Auflagerungen  be- 


Mohr,  Verletzimgen  und  cbirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1061 

deckt,  Prostata  ebenfalls  erkrankt.  Der  Fall  lehrt  von  nenem,  dass  Cysto- 
skopie  und  Ureterenkatheterismus  für  die  klinische  Diagnostik  unter  Umständen 
als  unentbehrliche  Hilfsmittel  angesehen  werden  müssen. 

Broca  (11)  sah  einen  5jährigen  Knaben  mit  vorhergehender,  jetzt  an- 
scheinend in  Ausheilung  begriffener  tuberkulöser  Peritonitis ;  der  offen  geblie- 
bene Processus  vaginalis  war  ebenfalls  tuberkulös  erkrankt,  ebenso  Hoden, 
Nebenhoden  und  Samenstrang. 

Broca  betont  zunächst  die  Möglichkeit  einer  Verwechselung  der  soge- 
nannten Orchite  par  effort  oder  einer  Hernie  mit  der  Nebenhodentuberkulose, 
da  diese  bei  Kindern  nicht  selten  sehr  akut  auftritt.  Er  hebt  ferner  die 
guten  Aussichten  für  die  Heilung  der  Genitaltuberkulose  des  Kindesalters  bei 
rein  konservativer  Behandlung  hervor.  Die  Peritonitis  tuberculosa  kann  in 
Fällen  wie  dem  obigen  das  primäre  sein;  denn  bei  Bruchoperationen  kleiner 
Kinder  findet  man  hier  und  da  einen  verdickten,  vaskularisierten,  in  Aus- 
heilung begriffenen  oder  ausgeheilten  tuberkulösen  Hemiensack,  während  das 
Peritoneum  bereits  wieder  ganz  normal  geworden  ist.  Solche  Fälle  werden 
vor  der  Operation  mit  Netzbrüchen  verwechselt.  Bei  anderen  Kranken,  und 
so  auch  nach  dem  klinischen  Verlaufe  im  obigen  Falle,  ist  der  ursprüngliche 
tuberkulöse  Herd  in  den  Genitalien  zu  suchen;  durch  Kontinuitätsinfektion 
geht  die  Tuberkulose  auf  den  Processus  vaginalis  und  von.  hier  auf  das 
Bauchfell  über.  Der  frei  mit  dem  Processus  vaginalis  in  Verbindung  stehende 
Aszites  fuhrt,  wie  auch  in  obigem  Falle,  wiederum  zu  einer  Ausweitung  des 
Processus,  einer  Hydrocele  communicans. 

Filliatres  Fall  (82)  zeigt  deutlich  die  Art  der  Aashreitong  der Genitaltuberkulose : 
zunächst  nnsagrosse  Verhärtung  am  Kopf  des  linken  Nebenhodens,  sei  2  Monaten  be- 
stehend; 8  Tage  später  an  Stelle  der  Verhärtung  eine  Erweichung  mit  Durchbruch  nach 
aussen,  der  flbrige  TeU  des  Nebenhodens  hart  und  geschwollen,  rechts  nussgrosse  Ver- 
härtung und  Verdickung  am  Kopfe  des  Nebenhodens.  2  Tage  später  links  Kastration,  wobei 
der  Körper  und  Schwanz  des  rechten  Nebenhodens  gesund  erscheint,  daher  nur  Resektion 
des  erkrankten  Kopfes  des  rechten  Nebenhodens;  2  Monate  später  jedoch  der  ganze  rechte 
Nebenhoden  erkrankt,  Fistelbildung,  Hoden  und  Samenstrang  anscheinend  intakt  Grenaue 
Mitteilung  des  histologischen  Befundes. 

Filliatre  (33)  beschreibt  femer  einen  Fall  von  isolierter  Tuberkulose  des 
Vas  deferens.  Bei  dem  20jährigen  Fat.  lag  am  Übergang  des  Skrotums  in  den  Damm 
rechts  einige  cm  von  der  Mittellinie  entfernt  eine  harte,  nussgrosse,  Aber  der  Haut  sehr 
bewegliche  eiförmige  Geschwulst,  welche  dem  Vas  deferens  anzugehören  schien  und  im 
Laufe  von  8  Monaten  entstanden  war;  sonstiges  Genitale  gesund.  Einige  Wochen  später 
war  die  Geschwulst  erweicht,  jedoch  waren  2  weitere  erbsengrosse  Knötchen  aufgetreten. 
Bei  der  Operation  schien  der  freigelegte  Hoden  und  Nebenhoden  gesund  zu  sein,  der  Samen- 
sträng  wurde  vom  Nebenhodenschwanz  bis  zum  äusseren  Leistenring  entfernt.  Diagnose 
histologisch  bestätigt. 

Behandlung  der  Genitaltuberkulose. 

Ullmann  (78)  teilt  drei  Fälle  von  Hodentuberkulose  mit,  welche 
durch  Biersche  Stauung  wesentlich  gebessert  wurden.  Das  ela- 
stische, etwa  um  4  cm  breite  Gummiband  wurde  entweder  um  das  gesamte 
äussere  Genitale,  oder  nur  um  den  erkrankten  Teil  gelegt,  jeden  Tag  oder 
einen  über  den  anderen  V« — 1  Stunde.  Am  beweisendsten  ist  Fall  3,  wo  bei 
fast  täglicher  Stauung  von  30— 75  Minuten  Dauer  innerhalb  von  vier  Wochen 
die  gänseeigrosse  Hodengeschwulst  sich  in  einen  haselnussgrossen,  scharf  um- 
schriebenen, ziemlich  derben  und  schmerzhaften  Knoten  umwandelte.  Ull- 
mann  will  die  Sitzungsdauer  in  weiteren  Fällen  auf  2 — 3  Stunden  ausdehnen. 


KXK)  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 


ToreioDssteile    entsprach    der   Lage    nach    der   Einmandangsdffv-  ^  /^      -x  i 

Kastration.  ^    /       ^^»  Genitales  an- 

Elinger  glaubt,  dass  die  Hauptursache  dev  /^ 
der  Bauchpresse  liegt;  die  einseitige  Fixierung,     .  /        (38)   auf  dem  inter- 
gehen  muss,  kann  bei  der  Bauchpresse  dadurr'      /         Penieres,  dass  das 
bei   ihrer  Wirkung   der  Leistenkanal   stark  aberhaupt  ausgeschaltet 

Strang  seine  Beweglichkeit  verliert.    Die  hi'     .  .phorbiiim    hervorragende 

StauuDg  in  den  Venen  des  Samenstranges  '  '  ol^n©  blutige  Operationen 
und  Überdrehung  des  ganzen  Samenstr  .  ^-    Djalil  Khan  empfiehlt 

Landau  (51)   kritisiert   dieser  /  .  .veichung  besteht,  parenchyma- 

hungsmechanismus.  Bei  Anspannu^  •  '  ^dchlorür  etc.  bei  allen  auderen 
rung  des  Leistenkanals  ein;  die  t'   .  - 

mittelbar  durch  die  Bauchpr  .  isherigen  Erfolge  bei  der  Resektion 
mit  ihren  Stammmuskeln  als  -  ^^^  anstatt    der  Kastration,  nicht 

Bei  guter  Entwickelung  die'  ^^*^.  ^*^^  Lanz  wenigstens  in  jedem  der- 
schiedener  anderer  Zufälk  ^»  um  ihn  genau  besichtigen  zu  können.  Selbst 
kommen.  ^.ikroskopisch  normal  aussieht,  fragt  es  sich  jedoch, 

Alexandres  (1)  '  ^/irt)skopisch  Tuberkulose  nachgewiesen  werden  kann. 
16jfthriger  Fat.  mit  seb  ^^^^chichten  von  acht  operierten  Fällen  mit,  bei  denen 
Schwellung  desselben,  ^^  nntersuchte.  Der  Nebenhoden  wird  hiemach  stets 
durchsetzt,  zwischer  >^^^rkulose  durchsetzt  und  die  Veränderungen  sind  stets 

/^  Jiiener  als  am  Hoden;  es  kommt  inzwischen  zu  einer  starken 


ürogeni'    ;>7^^rstitiellen  Bindegewebes  im  Corpus  Highmori    und  den 

Bei       .;^ /irtien  des  Hodens,  sodann  zu  starker  Verdickung  der  Albn- 

und  Vas      ^'^^^  ^'"^  bereits   tuberkulöse  Herde  zu   bemerken  und  eine  von 

trat  V      %-''%  «flsgö''®°*^®  ^^^  ^^^  ^®''  Peripherie  des  Hodens  zu  abnehmende 

Vas        äfl^^  ^n  10'^'*^®°  Tuberkeln,  vermutlich  interkanalikulär  auf  dem  Lymph- 

wo^        ^^L  ^^*"^  ^  ®^^'  nicht,  auch  unter  den  makroskopisch  völlig  intakten 

D'        ^*  /flöß  einzigen  zu  finden,  der  bei  vorhandener  Nebenhodentuberkulose 

T         fo^^^^  ynberkeln  gewesen  wäre.    Es  bleiben  denmach,  wenn  man  bei  Neben- 

(r^^  ^flfterkfllosß  nur  den  Nebenhoden  entfernt,  mit  grösster  Wahrscheinlich- 

^^flberkulöse  Herde  im  Hoden  zurück.     Daher  sind  auch  die  Versuche, 

^^\  Resektion   des    tuberkulösen   Nebenhodens    eine   Anastomose   zwischen 

^^ßjilcanälchen  und  Vas  deferens  herzustellen,  verfehlt  und  sogar  gefährlich, 

f  bei  Gelingen  der  Anastomose  tuberkulöse  Elemente  dem  Samen  beigemengt 

gfden  und  zu  Infektion  der  den  Samen  ableitenden  Wege  sowie  der  Pro- 

gtata  führen  können. 

Haynes  (42)  führte   bei  einem  Kranken,  dem  früher  der  eine  Hoden 
wegen  Tuberkulose   entfernt  worden  war,   und  der  später,   nach  seiner  Ver- 
heiratung, an  Tuberkulose  im  Schwanz  des  anderen  Nebenhodens   erkrankte, 
folgende  Operation  aus:  nach  örtlicher  Anästhesierang  des  Hodensackes  und 
des  freigelegten  Samenstranges   wurde  das  isolierte  Vas  deferens  gegenüber 
dem  Globus  major  durchtrennt,   und  die  erkrankten  Teile  des  Nebenhodens 
reseziert.    Ein  Einschnitt  in  die  Albuginea  des  Hodens  zeigte  eine   anschei- 
nend normale  Hodensubstanz,  daher  Inzision  des  Globus  major  und  Einpflan- 
zung des  oberen  Endes  des  Samenstranges  in  die  Öffnung.  Nach  dem  weiteren 
Verlauf  war   die  Anastomose  für  Spermatozoon  anscheinend  nicht  durch- 
gängig. 

Verf.  tritt  bei  frühzeitig  zur  Behandlung  kommenden  Fällen  für  teil- 
weise oder  völlige  Resektion  des  Nebenhodens  mit  hoher  Resektion  des  Vas 
deferens  und  eventuell  mit  obiger  Anastomosenbildung  ein;  denn  die 


Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1063 

nknng  auf   den   zurückgelassenen  Hoden,   Prostata  und 
in  einer  grossen  Anzahl  von  Fällen  niemals  beobachtet, 
^  ^enen  der  Nebenhoden  nach  früherer  Kastration  auf 

%^  wurde,  ebenso,   wenn  beide  Nebenhoden  reseziert 

■^         ^  .  Fähigkeit  erhalten. 


*>..  --     >- 


%.*. 


\  ^  *en  kommt  Strandgaard  (75)  auf  Grund 

^  ,  Fällen  von  Tuberkulose  des  Neben- 

^  ^rbreitete   sich    nicht  nach  Entfernung 


•- 


^.   _  ^^  It    *  .jt  ebenso  gute  Garantie  für  dauernde 

'. .    ""^^  ,virkt  weniger  verstümmelnd,   indem  Patient 

««  männlichen  Habitus  behält.    Der  kranke  Neben- 

int   werden.     Wichtig  ist,   dass  das  zentrale  Ende 
aar  oberen  Wundecke  fixiert  wird. 
^«4)  führte  bei   einem  35jährigen  Manne  mit  doppelseitiger, 
.aentuberkulose  die  doppelseitigeKastration  mit  möglichst 
widerseitiger  Resektion  der  Vasa  deferentia  durch  die  weit  eröffneten 
..:>tenkanäle  aus;  durch  diese  konnten  die  vergrösserten  und  knotigen  Samen- 
kanälchen  gefühlt  werden,  die  jedoch  nicht   entfernt   wurden.     Vier  Jahre 
p.  o.  kein  Rezidiv ,   beträchtliche  Besserung  des  Allgemeinbefindens,   absolut 
keine  psychischen  Störungen.     Nach  Stewart  ist   in  derartigen  Fällen  die 
frühzeitige  doppelte  Kastration  gerechtfertigt  und  notwendig. 

Hoden-  und  Nebenhodenentzündungen. 

H eiber  (43)  beobachtete  bei  einer  Mumpsepidemie  ausser  anderen 
schweren  Komplikationen  auch  solche  an  den  Hoden.  Die  Orchitis  epi- 
demica trat  mehrfach  auch  ohne  gleichzeitiges  Befallensein  der  Parotis  auf, 
sie  war  stets  einseitig,  Nebenhoden  und  Skrotalhaut  können  miterkrankt  sein, 
im  allgemeinen  kommt  es  nicht  zur  Eiterung.  Bei  den  Nachuntersuchungen, 
einige  Monate  später,  fiel  auf,  dass  bei  sämtlichen  Kranken  eine  Ho  den - 
atrophie  eingetreten  war,  vermutlich  durch  bindegewebige  Induration  mit 
Schwund  des  Drüsengewebes.  Der  übrige  Genitalapparat  war  in  allen  Fällen 
ganz  normal. 

Broca  (12)  erörtert  die  Beziehungen  der  Orchitis  zur  Peri- 
tonitis, ausgehend  von  einer  Beobachtung  Descarpentiers,  bei  welcher 
schwere,  jedoch  vorübergehende  Abdominalerscheinungen  durch  Orchitis  eines 
ektopischen  Hodens  hervorgerufen  wurden  und  zu  einer  Laparotomie  unter 
Annahme  einer  Appendizitis  geführt  hatten. 

Man  sollte,  wenn  der  Hodensack  auf  einer  oder  auf  beiden  Seiten  leer 
ist,  bei  entzündlichen  Abdominalerscheinungen  immer  auch  an  eine  Orchitis 
eines  Bauchhodens  denken,  da  bei  den  engen  Beziehungen  des  ektopischen 
Hodens  zum  Bauchfell  (Processus  vaginalis  gewöhnlich  offen)  letzteres  sehr 
leicht  ergriffen  wird.  Bei  offenem  Prozessus  findet  man  ähnliche  entzündliche 
Erscheinungen  am  Bauchfell  auch  bei  normal  gelegenem  oder  Leistenhoden; 
unter  diesen  Umständen  können  schwere,  selbst  tödliche  Peritonitiden  nach 
gonorrhoischer  Orchitis  auftreten. 

Oppenheim  und  Löws  (60)  Experimente  über  die  Pathogenese 
der  gonorrhoischen  Epididymitis  führten  zu  dem  Schluss,  dass  die  Ver- 
schleppung der  Tripperkeime  von  der  hinteren  Harnröhre  in  den  Nebenhoden 
hauptsächlich   durch  eine  antiperistaltische  Bewegung  des  Vas   deferens  zu- 


1064  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Stande  koixtmt.  Diese  Bewegung,  welche  bei  der  Ejakulation  nonnalerwei&e 
eintritt,  konnte  experimentell  durch  Reizung  des  Caput  gallinaginis  hervor- 
gerufen werden.  Auch  tritt  sie  bei  allen  jenen  Momenten  ein,  welche  eine 
Nebenhodenentzündung  herbeiführen  können. 

Cun^os  (19)  Studie  über  die  histologischen  Veränderungen 
bei  einer  gonorrhoischen  Nebenhodenentzündung  wurde  an  einem 
Nebenhoden  angestellt,  der  wegen  rezidivierender  Entzündung  auf  Wunsch 
des  Kranken  entfernt  worden  war.  In  der  Hauptsache  ergaben  sich  inter* 
stitielle  Veränderungen,  vorwiegend  um  die  Lymphgefässe  herum.  Auffallend 
war,  dass  am  Vas  deferens  Veränderungen  fast  vollkommen  fehlten.  Die 
Entstehung  der  Epididymitis  gonorrhoica  erfolgt  wahrscheinlich  durch  Ver- 
mittelung  der  Lymphwege  unter  Freibleiben  der  Vas  deferens. 

V.  Stabel  (71)  fand  unter  900  Fällen  gonorrhoischer  Epididymitis, 
welche  in  der  Berliner  Universitätsklinik  für  Haut-  und  Geschlechtskrank- 
heiten bebandelt  wurden,  nur  zwei,  ip  denen  es  zu  Vereiterung  mit 
grösseren  Abszessen  gekommen  war.  Im  Eiter  des  durch  Inzision  er- 
öffneten Abszesses  am  unteren  Pol  des  Nebenhodens  wurden  im  ersten  Falle 
Gonokokken  nachgewiesen,  und  zwar  nur  Gonokokken.  Im  zweiten  Falle  ge- 
lang der  Gonokokkennachweis  im  Ausstrichpräparat  nicht,  der  Eiter  war 
mikroskopisch  steril.  Im  übrigen  war  der  Verlauf  der  Erkrankung  bei  beiden 
Patienten  der  gewöhnliche.  Der  Übergang  der  gonorrhoischen  Nebenhoden- 
entzündung in  Vereiterung  ist  häufiger,  als  auf  Grund  fühlbarer  Fluktuation 
diagnostiziert  werden  kann,  und  ist  wohl  als  Folge  einer  stärkeren  Virulenz 
der  Keime  oder  einer  grösseren  Prädisposition  im  Verein  mit  der  Einwirkung 
äusserer  Schädigungen  anzusehen, 

Busohke  (14).  Hodengangrftn  bei  Gonorrhöe.  Im  AnBchlius  an  eine  nicht 
besonders  bOsartige  Gonorrhöe  mit  gutartiger  Nebenhodenentzfindang  bei  einem  krftftigeD 
Manne  trat  ganz  allm&hlich  Hodennekrose  mit  Abszessbildnng  und  schliesslich  völlige  Z«r- 
Störung  des  Hodens  ein.  Bacterium  coli-ähnlicbe  Mikroben  schienen  die  Erreger  za  sein. 
16  LiteraturfftUe ;  in  einigen  derselben  schienen  Traumen  prädisponierend  gewirkt  zu  babeo. 

Dalous  (21)  beschreibt  sehr  ausführlich  den  makroskopischen,  histo- 
logischen und  bakteriologischen  Befund  einer  Hoden  Vereiterung  im  An- 
schluss  an  häufiges  Katheterisieren  bei  einem  Prostatiker.  Der 
mit  zahlreichen  Abszessen  durchsetzte  Hoden  wurde  entfernt.  Die  ersten 
histologischen  Erscheinungen  der  Entzündung  zeigten  sich  in  der  unmittel- 
baren Nachbarschaft  der  Wandung  einiger  Samenkanälchen  und  in  Form  von 
Inseln  im  Bindegewebe;  die  Samenkanalwandung  wird  hierauf  durchbrochen, 
die  Epithelauskleidung  durch  die  Eiterung  zerstört,  welche  sich  kontinuierlich 
von  einem  Kanälchen  zum  anderen  ausbreitet.  Die  einzelnen  so  entstehenden 
Abszesse  können  zusammenfliessen,  das  Bindegewebe  ist  stark  ödematös.  Die 
Infektion  erfolgt  in  derartigen  Fällen  wohl  stets  von  der  Harnröhre  ans, 
jedoch  auf  verschiedenen  Wegen.  In  vorliegendem  Falle  handelte  es  sich 
vermutlich  um  eine  phlegmonöse  Lymphangitis,  da  die  interstitiellen  Verände- 
rungen im  Nebenhoden  vorherrschten,  dagegen  im  Hoden  mehr  die  juxta- 
kanalikulären.  Die  zunächst  in  den  Nebenhoden  auf  dem  Lymphwege  ein- 
gedrungenen Keime  gelangten  dann  weiter  auf  der  Lymphbahn  in  die  un- 
mittelbare Nachbarschaft  der  Samenkanälchen.  Dalous  sah  auch  bei  gonor- 
rhoischen und  tuberkulösen  Nebenhodenentzündungen  stets  die  Lymphangitis 
zugleich  mit  den  Veränderungen  an  den  Samenkanälchen. 

Filii atre  (33).  35 jähriger  Mann,  vor  14  Jahren  Ln es,  seit  8  Monaten  Schwellnog 
dea  linken  HodenB»  später  Verwachsung  an  einer  Stelle  mit  dem  Hodensack,  Erweichoog, 


Mohr,  Yerletzangen  und  chimrg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1065 

Rdlnng,  Dnrchbrneh  and  Fistelbildniig.  Zarzeit  Hoden  nm  das  3— 4fache  Yergrössert  and 
yerhärtet,  ebenso  Samenstrang.  Kastration.  Mikroskopischer  Befund:  Hodenlaes, 
sklerotisches,  Yon  Gommiknoten  durchsetztes  Organ.  Qenane  Mitteilang  des  histologischen 
Befondes. 

Hoden  geBchwüIste. 

Sternbergs  (73)  Erörterungen  über  das  Chorionepitheliom  des 
Hodens  basieren  auf  einem  Fall  von  perithelialem  Sarkom  (Hämatoangioendo- 
theliom)  des  Hodens  mit  „chorionepitheliomartigen^  Wucherungen.  Nach 
Sternberg  sind  diese  Geschwülste  mit  dem  Chorionepitheliom  des  Weibes 
histologisch  nicht  übereinstimmend,  vielmehr  gehen  sie  von  Gefässwandzellen 
oder  einem  derartigen  Keimgewebe  aus;  sie  kommen  teils  in  Teratomen  zur 
Entwickelung,  teils  selbständig  in  gewissen  Organen  (Keimdrüse,  vielleicht 
auch  Gebärmutter);  durch  Proliferation  des  Gefässendothels  entstehen  eigen- 
tümliche Kiesenzellen  und  syncytiale  Gebilde,  welche  Gefassanlagen  darstellen. 

Emanuel  (29).  Hodenteratom  mit  chorionepitheliom-ähn- 
lichen  Wucherungen  und  ausgedehnten  Blutungen.  Daneben  fanden  sich 
in  der  Geschwulst  krebsige,  drüsenschlauchähnliche  Wucherungen.  Zwischen 
beiden  Zellarten,  den  krebsigen  und  chorionepitheliomatösen  waren  deutliche 
Übei^änge  nachweisbar;  beide  stammen  nach  Verf.  von  demselben  Mutter- 
boden ab,  nämlich  dem  für  gewöhnlich  in  den  Teratomen  vertretenen  fötalen 
Ektoderm. 

Ghevassas  (15)  30jfthrigem  Pat.  warde  eine  seit  3  Monaten  bestehende  Geschwalst 
des  linken  Hodens  entfernt;  sie  war  faastgross  und  sah  frisch  aaf  dem  Durchschnitt  wie 
ein  grosses  Blatgerinnsel  aus.  Histologisch  zeigte  die  Schicht  anter  der  Albaginea  atrophische 
Samenkan&lchen ,  dann  folgten  mit  Blut  gefüllte  Höhlen,  deren  Wandang  mit  einer  Lage 
▼on  Zellen  verschiedenen  Charakters  ausgekleidet  war;  danmter  erinnerten  grosse,  viel- 
kernige  Zellen  an  den  Bau  des  Chorions.  Es  handelte  sich  also  am  ein  Chorionepitheliom 
des  Hodens. 

Dillmann  (23).  Fall  von  Chorionepitheliom  beim  Manne.  Die  Hodenge- 
schwülst  zeigte  diffuse  Bindegewebswucberung  und  Zysten  mit  epithelialer  Auskleidung  von 
zylindrischer  und  kubischer  Form,  mit  Langhan  eschen  Zellen  und  Andentungen  von 
Synzytien;  femer  fanden  sich  ausgegrftgt  adenokarzinomatöse  Stellen  mit  Wucherung  der 
grossen  Zwischenzellon  des  Hoden.    Ähnlichen  Bau  zeigten  die  Metastasen. 

Müller  (58)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  zweijährigen  Kindes  mit, 
welchem  der  eine  Hoden  wegen  Embryoms  (sogen.  Dermoid)  entfernt 
wurde.  Es  handelte  sich  um  eine  Plattenepithelzyste,  in  deren  Lumen  ein 
zottiger,  mit  Haut  und  Haaren  bedeckter  Wulst  vorsprang.  In  der  Geschwulst- 
kapsel fanden  sich  überall  Reste  von  Hodengewebe,  die  Geschwulst  war  dem- 
nach, wie  immer  in  solchen  Fällen,  intratestikulär  entstanden.  Die  Hoden- 
embryome  entstehen  meist  im  Kindesalter  und  entarten  nie  bösartig,  während 
die  viel  häufigeren  embryoiden  Hodentumoren  (Teratome,  Kystoide,  Mischge- 
schwülste) meist  bei  Erwachsenen  auftreten  und  nach  Traumen  oft  rascher 
wachsen  sowie  sarkomatös  entarten. 

Röchet  (65)  beschreibt  ein  Teratom  des  Hodens,  welches  sich  histologisch  als 
Fibrosarkom  mit  Inseln  von  Karzinom  erwies. 

Wyeths  (80)  Fall  von  doppelseitigem  Sarkom  der  kryptorchischen 
Hoden  betraf  einen  80 jährigen  Mann,  welchem  beiderseits  Geschwülste  entfernt  wurden, 
welche  von  nicht  herabgestiegenen  Hoden  ausgingen;  auf  der  einen  Seite  lag  Bauchhoden 
vor,  auf  der  anderen  lag  der  Hoden  im  Leistenkaoal.  Mikroskopischer  Befund:  beiderseits 
grosszelliges  Rundzellensarkom  mit  wenig  Bindegewebe. 

Lecdne  (58):  80  jähriger  Pat.  Vor  4  Monaten  plötzlicher  Schmerz  im  rechten  Hoden 
and  Anschwellung  in  den  nächsten  8  Tagen.  Jetzt  gänseeigrosse,  gleichmässige,  sehr 
schmerzhafte  VergrOsserung,  Kastration.  Histologischer  Befund:  bösartige  Mischge- 
Bchwnlst,   stellenweise  Sarkom,    stellenweise   mit  wucherndem   Zylinderepithel   ausge- 


1066  Jahresberickt  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

kleidete  Höhlangen.    Trotz  der  bedeutenden  Maiignität  dieser  GeBchwnlBfcform  nodi  nach 
4Vs  Jahren  kein  Rezidiv. 

Gornils  (17)  Fall  war  eine  Hodengeschwulst  von  bedeutendem  Umfang  mit  eystiseheii 
und  knorpeligen  Stellen;  es  handelte  sich  um  ein  Chon  drokystom  des  Hodens,  gefolgt 
von  Epitheliom  mit  Ausbreitung  auf  den  Samenstrang  und  die  Tunica  vaginalis.  Mikro- 
skopisch wurde  ferner  ein  Einschluss  von  der  Capsula  suprarenalis  in  die  Wand  der  Tnniea 
vag.  in  Höhe  des  Nebenhodenkopfes  festgestellt. 

Foulerton  (35).  Die  seltenen  Fälle  von  Zylinderepithel  krebs  des  Hodens, 
welche  häufig  fälschlich  als  Adenosarkome,  Chondrosarkome  etc.  beschrieben  werden,  werden 
von  Foulerton  durch  folgende  Beobachtung  vermehrt:  Bei  dem  58 jährigen  Fat.  ent- 
wickelte sich  im  Laufe  von  8  Monaten  eine  schmerzhafte  Geschwulst  des  Hodens,  nach 
deren  Entfernung  kurz  darauf  Erscheinungen  von  Metastasen  in  der  Bauchhöhle  sich  ent^ 
wickelten.  Der  erhaltene  Hodenrest  bestand  in  einer  mit  kolloidem  Inhalt  gefüllten  Zyste, 
deren  Wandung  Reste  von  Samenkanälchen  enthielt.  Die  Geschwulst  selbst  zeigte  histo- 
logisch stellenweise  adenomatösen  und  adenokarzinomatösen  Bau  mit  Zylinderepithel,  an 
anderen  Stellen  solide  Zellnester  und  Zellzdge  mit  polyedrischen  Zellen.  Der  Ausgangspunkt 
in  diesem  Falle  und  in  ähnlichen  ist  vermutlich  das  liete  testis. 

Eisendrahts  (28)  Fat  erkrankte  unter  den  Erscheinungen  eines  eingeklemmten 
Bruches;  bei  der  Operation  fand  sich  eine  Torsion  des  Samenstrangs  bei  nicht  herabge- 
stiegenem, stark  vergrösserten  Hoden;  dieser  war  nach  dem  histologischen  Befunde  in  eine 
anscheinend  nicht  bösartige  Mischgeschwust  entartet.  Jedoch  traten  ein  Jahr 
später  starke  Schmerzen  im  1.  Hüftgelenk  auf,  nächtliche  Temperatarsteigerungen  and  all- 
mähliche YerkQrzung  des  Beins.  Im  Röntgenbild  zeigte  sich,  dass  der  Schenkelkopf  zer- 
stört war.  In  dem  eröffneten  Gelenk  wurde  eine  traubenförmige  Geschwulstmasse  gefunden, 
welche  mikroskopisch  den  gleichen  Bau  wie  die  Primärgeschwulst  des  Hodens  zeigte. 

Operationen  am  Hoden  und  Samenstrang,  Technisches. 

Picqu6  (63)  erörtert  die  Anzeigen  zur  Einlegung  einer  Hodenpro- 
these nach  der  Kastration,  um  psychischen  Störungen  Torzubeugen. 
Verlangt  der  Patient  selbst  keine  Prothese,  so  ist  die  Anlegung  tiberflässig 
und  unwirksam,  da  es  Menschen  gibt,  für  welche  das  Gefühl  der  Geschlecht- 
lichkeit nicht  existiert ;  verlangt  dagegen  der  Kastrierte  eine  Prothese,  so  ist 
von  einer  solchen  bei  angeborenem  Fehlen  eines  Hodens  oder  Kryptor- 
chismus  (besonders  beiderseitigem)  mit  psychischen  Störungen  eine  günstige 
Wirkung  zu  erwarten.  Nach  einer  Kastration  ist  es  schwierig,  die  Anzeigen 
für  Schaffung  einer  Prothese  zu  bestimmen.  Picqnö  führt  z.B.  ausführlich 
den  Fall  eines  Mannes  an,  welchen  nach  Entfernung  des  einen  Hodens  auf 
seinen  eigenen  Wunsch  von  Chaput  ein  Kautschukhoden  eingelegt  wurde: 
nach  Jahren  entwickelte  sich  ein  schwerer  melancholischer  Zustand,  in  welchem 
der  Pat..  die  Wiederentfernung  des  künstlichen  Hodens  von  Picque  dringend 
erbat,  was  dieser  auch  tat.  Bei  einem  zweiten  Patienten  dagegen,  einem 
Neurastheniker,  welcher  nach  Verlust  des  einen  Hodens  wegen  Sarkoms  in 
beständiger  Angst  schwebte,  auch  den  anderen  zu  verlieren  und  dadurch 
psychisch  schwer  erkrankte,  hält  Picqu6  die  Prothese  für  angezeigt. 

Gatti  (37)  bezweckt  durch  intertestikuläre  Anastomose  bei 
Verletzung  des  einen  Ductus  deferens  das  Parenchym  des  entsprechenden 
Hodens  in  direkte  Anastomose  mit  dem  des  anderen  Hodens  zu  bringen.  Auf 
Grund  seiner  Experimente  kommt  er  zu  folgenden  Schlüssen:  Nach  der  Ope- 
ration können  in  beiden  Hoden  degenerative  Vorgänge  eintreten,  je  nach  der 
Heftigkeit  des  operativen  Traumas  verschieden  ausgeprägt.  Die  unmittelbar 
oder  später  nach  der  Anastomosenbildung  ausgeführte  Durchtrennung  des 
einen  Ductus  deferens  ruft  in  dem  entsprechenden  Hoden  keine  Degeneration 
hervor.  In  beiden  Hoden  regenerieren  nach  der  Anastomose  Drüsenepithel, 
Hodenkanälchen,  Gefässe  und  Nerven,  und  es  tritt  eine  direkte  Verbindung 


Mohr,  Verletzungen  nnd  chimrg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1067 

des  Parenchyms  beider  Hoden  ein,  und  zwar  ohne  stärkere  Bindegewebsent- 
wickelung  an  der  Verbindungsstelle,  sofern  nur  das  Parenchym  bei  der  Ope- 
ration sorgfältig  geschont  wird;  dieses  geschieht  am  besten,  wenn  man  nach 
vorsichtiger  Ablösung  der  Albuginea  eine  feine  zirkuläre  Naht  anlegt.  Die 
Dräsentätigkeit  und  Spermatogenese  bleibt  p.  o.  auf  der  Seite,  auf  welcher 
das  Vas  deferens  durchtrennt  wurde,  erhalten. 

Mauclaire  (57)  führte  die  intertestikuläre  Anastomose  (Syn- 
orcbidie  artificielle)  zunächst  nach  günstig  ausgefallenen  Tierversuchen  bei 
der  Behandlung  der  Hodenektopie  mit  mehr  oder  weniger  Atrophie  des  Or- 
gans in  folgender  Weise  aus:  die  Hodensackscheidenwand  wird  in  ganzer 
Höhe  fast  völlig  durchtrennt,  die  Tunica  vaginalis  des  gesunden,  normal  ge- 
legenen Hodens  erö£fnet,  die  mittleren  Flächen  der  Albuginea  beider  Hoden 
rautenförmig  ausgeschnitten  und  die  entsprechenden  Ränder  der  Anfrischung 
miteinander  vernäht.  Die  beiden  Tunicae  vaginales  werden  durch  eine  sym- 
metrische Naht  so  miteinander  vereinigt,  dass  die  beiden  miteinander  ver- 
bundenen Hoden  in  einer  Umhüllung  liegen.  In  fünf  so  behandelten  und 
später  nachuntersuchten  Fällen  hatte  der  ektopische  Hoden  an  Umfang  ge- 
wonnen. Die  Anastomosenbildung  hatte  also  die  Ernährung  des  Hodens  be- 
günstigt und  verhindert,  dass  er  wieder  nach  oben  stieg.  Mauclaire  stellt 
auf  Grund  eigener  und  fremder  Beobachtungen  folgende  Anzeigen  für  die 
intertestikuläre  Anastomose  auf:  1.  Hodenektopie.  2.  Yarikocele;  die  Ana- 
stomosenbildung stützt  den  herabgesunkenen  Hoden.  3.  Operation  oder  trau- 
matische Durchtrennung  des  Yas  deferens;  die  Operation  stellt  den  Abfluss 
des  Samens  auf  dem  Wege  des  gesunden  Hodens  wieder  her.  4.  Eventuell 
bei  der  Resektion  oder  Exstirpation  des  tuberkulösen  Nebenhodens  in  seltenen 
Fällen;  bei  einem  seit  längerer  Zeit  ausgeheilten  Nebenhodenherde  könnte 
man  den  Versuch  machen,  auf  diese  Weise  den  Samenabfluss  wieder  herzu- 
stellen. 5.  Bei  Behinderung  der  Samenausscheidung  infolge  früherer  Gonor- 
rhöe des  Schwanzes  des  Nebenhodens  kann  man  zu  der  Anastomose  zwischen 
Vas  deferens  und  Kopf  des  Nebenhodens  oder  Hoden  selbst  noch  die  Syn- 
orchidie  hinzufügen,  um  die  Aussichten  der  Wiederherstellung  des  Abflusses 
zu  vermehren.  6.  Bei  gewissen  Fällen  von  multipeln  und  rezidivierenden 
Nebenhodenzysten.     7.  Bei  der  Sterilität  des  Mannes. 

Penzo  (61)  stellte  in  einer  Reihe  von  Tierexperimenten  eine  Verbin- 
dung des  Ductus  deferens  mit  dem  Parenchym  des  Hodens 
(Rete  testis  ausgeschlossen)  her.  Dass  derartige  Anastomosen  durchgängig 
bleiben,  konnte  er  dadurch  nachweisen,  dass  er  bei  einzelnen  Tieren  die  Ope- 
ration auf  beiden  Seiten  ausführte  und  die  Tiere  mit  Weibchen  zusammen- 
sperrte, welche  trächtig  wurden. 

Bei  einem  Patienten  mit  tuberkulöser  Nebenhodenentzündung  brachte 
Penzo  nach  Entfernung  des  Nebenhodens  und  des  Endteiles  des  Samen- 
stranges verschiedene  Öffnungen  in  dem  zurückgebliebenen  Vas  deferens  an 
und  nähte  das  Ende  in  einen  zu  diagnostischen  Zwecken  ausgeführten  Schnitt 
in  die  Hodensubstanz  ein.  Der  Hoden  erkrankte  später  ebenfalls  und  wurde 
entfernt,  wobei  sich  im  histologischen  Bilde  ausgebildete  Verbindungen  zwischen 
Vas  deferens  und  Samenkanälchen  zeigten. 

Humbert  und  Balz  er  (45)  berichten  über  einen  allerdings  erfolglos 
gebliebenen  Versuch,  eine  Aspermie  infolge  doppelseitiger  gonor- 
rhoischer Nebenhodenentzündung  operativ  zu  heilen.  Das 
isolierte  Vas  deferens  wurde  oberhalb  des  Nebenhodenschwanzes  durchtrennt 


1068  Jahresbericht  für  Ghirargie.    IL  Teil. 

und  flötenschnabelförmig  angefrischt,  nm  eine  breite  Öffnung  zu  schaffen: 
hierauf  wurde  eine  Reverdinsche  Nadel  von  unten  nach  oben  quer  durch 
die  Mitte  des  Hodens  durchgestossen,  nun  das  Ende  des  Vas  deferens  mit 
einem  Fadenzügel  durch  diesen  Hodenkanal  durchgezogen,  bezw.  in  die  Hodea- 
substanz  hineingezogen  und  an  der  Albuginea  fixiert.  Trotz  Primärheilung 
blieb  das  funktionelle  Resultat  anscheinend  negativ,  es  konnten  während  des 
auf  die  Operation  folgenden  Jahres  bei  mehrfachen  Untersuchungen  im  Eja- 
kulat niemals  Spermatozoon  nachgewiesen  werden. 

Lusenis  (54)  Experimente  an  Hunden  über  denEinfluss  einer  Samen- 
strangverletzung auf  den  Tonus  des  Blasensphinkters  ergaben 
folgendes :  Nach  Resektion  der  beiden  Vasa  deferentia,  ja  schon  nach  blosser 
Isolierung  derselben  vermindert  sich  der  Tonus  des  Blasenschliessmuskels 
deutlich;  diese  Reflexwirkung  auf  den  Sphinkter  wird  durch  Reizung  der 
Samenstrangsnerven  hervorgerufen.  Hiemach  ist  die  therapeutische  Wirkung 
bei  Prostatikern  wohl  keine  intensive  und  nachhaltige,  jedoch  ist  die  einfache 
Isolierung  des  Vas  deferens  bei  Prostatikern  immerhin  zu  versuchen,  wenn 
die  konservativen  Verfahren  versagen. 

Zur  Naht  des  Vas  deferens  empfiehlt  Delling  er  (24)  folgende  Me- 
thode: Eine  etwa  6  cm  lange  gerade  Nähnadel  wird  in  das  Lumen  des 
medialen  Stumpfes  eingeführt  und  ca.  2  cm  vom  Ende  entfernt  durch  die 
Wand  des  Samenleiters  durchgestochen.  Mit  einer  Pinze  fixiert  man  nun  die 
Spitze  der  Nadel,  schiebt  auf  das  stumpfe  Ösenende  derselben  den  distalen 
Samenleiterstumpf,  wonach  sich  die  genäherten  und  fixierten  Enden  des  ver- 
letzten Samenleiters  bequem  vereinigen  lassen.  Dollinger  näht  mittelst 
feiner  Seide,  die  nur  die  halbe  Wanddicke  des  Samenleiters  durchdringt 

Gergö  (Budapest). 

4.  Prostata.     SamenblSschen.     Cowpersche  Drusen. 

1.  'Andersen,  Zwei  Fälle  von  Youngs  perinealer  Prostatektomie,    Norsk  magazin 
for  Lffigevidenskapen  1905.  Nr.  11. 

2.  Alezander,  Prostatic  and  periprostatic  abscess.  Annais  of  surgery  1905.  December. 
8.    Altmann,    Behandlung    der   Proetatahypertrophie   mit   den    radioaktiven   Thenneo 

Gasteine.    Wiener  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  49. 

4.  Andr^,  De  la  prostatectomie  s^condaire  ä  la  cystostomie.    Annales  dea  mal.  desorg. 
g^nito-urin.  1.  IX.  1905. 

5.  Andrews,  Destroying  the  urogenital  diapbragm   as  a  means  of  relieving  prostatic 
ischaria.    Ann  als  of  surgery  1905.  December. 

6.  '*'Antonelli,  Terapia  della  urethro-prostatite.    Pavia  1902. 

7.  Ball,  Conservative  perineal  prostatectomy.    Medical  press  12.  IV.  1905. 

8.  *—  Conservative  perineal  prostatectomy.    British  med.  Journal  28.  I.  1905.    (Dereelb« 
Inhalt  wie  die  vorige  Arbeit.) 

9.  —  Conservative  perineal  prostatectomy.    The  Dublin  med.  Journal  1905.  April. 

10.  * —  Prostatectomy.    Lancet  4.  II.  1905. 

11.  *B  all  enger,  Chronic  Prostatitis.    American  medecine  12.  XI.  1903. 

12.  Bangs,  Etiologie  of  enlarged  prostate.    New  York  med.  Journal  8.  IV.  1905. 

18.   Bark  er,  Contribution  to  the  surgery  of  the  prostate  gland.    New  York  and  Phila- 
delphia med.  journ.  16.  XII.  1905. 

14.  Bazy,  Double  adönome  prostatique.  Bull,  et  m^m.  soc.  de  chir.  de  Paris  1905.  Nr.  91. 

15.  Beefield,  M^dication  direct  des  v^icnles  söminales  &u  moyen  de  Tirrigation  parlee 
canauz  d^färents.    Ref.  Annales  des  mal.  des  org.  g^nito-orin.  15.  X.  1905. 

16.  Behandlung  der  Prostatahypertrophie.    I.  Kongress  der  internationalen  Ge- 
sellsch.  f.  Chir.  Brüssel  1905. 

17.  Benoit-du  Martouret,  Prostatites  et  cystites  in f^ctieuses  poly-microbiennes.  Aon. 
des  mal.  des  org.  gänito-urin.  1905.  Nr.  6. 


Mohr,  VerletzuDgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  mftnnlichen  Genitalien.        1069 

18.  ^Bingham,  The  surgical  treatment  of  enlarged  prostate.  CanadaLaneet  1903—1904. 

xxxvn. 

19.  Bodtker,  Zwei  Fälle  von  Prostatectomia  perinealis.  Norsk.  mag.  f.  Liegev.  1905. 
Nr.  2  (referiert  nnter  den  aaaländ.  Referaten). 

20.  ^Bonanome,  Ein  Fall  von  totaler  perio.  Prostatektomie.  11  polidinico.  Angast  1905. 
(Im  Anschlttss  an  den  Fall  Übersicht  über  den  jetzigen  Stand  der  Behandlang  der 
Prostatahypertrophie). 

21.  Brongersma,  Die  operative  Behandlung  der  Prostatabypertrophie.  Nederl.  Tijdsk. 
voor  Oeneeskunde  1905.  Nr.  24. 

22.  Camini ti,  Recherches  sur  les  lymphatiquea  de  la  prostate  humaine.  Annales  des 
oi^*  g^nito-urin.  1.  X.  1905. 

23.  Chatelin,  Prostatectomie  totale.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anatom.  1905.  Nr.  7. 

24.  —  Observations  avec  pitees  de  prostatectomie.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  9. 

25.  —  Instrument  pour  la  prostatectomie  totale  pärin^o-sus-pubienne.  Annal.  des  mal.  des 
org.  gänito-nrin.  1.  XI.  1905. 

26.  Oarabelli,  La  cura  della  ipertrofia  della  prostate  coi  rnggi  X.  Gaz.  degli  osped.  1905. 
Nr.  73. 

27.  Carey  and  Laird,  A  peculiar  bypertrophy  of  the  prostate,  accompanied  by  an 
ascending  infection  and  cysts  in  the  Ureters.    Albany  med.  annale  1904.  Nr.  7. 

28.  Ghetwood,  Prostatism  without  enlargement  of  the  prostate.  Annals  of  sorg.  1905. 
April. 

29.  ^Christian,  The  conservative  treatment  of  hypertroph ied  prostate.  Medical  news 
1905.  October  7. 

30.  *Corrigan,  A  case  of  prostatectomy.    Jowa  med.  Journal  1904.  X. 

31.  Cunningham,  A  study  of  various  forms  of  prostatic  bypertrophy  from  post  mortem- 
speeimens  and  by  the  cystoscop  etc.    Annals  of  sorgery  1905.  April. 

32.  Cttturi,  Suir  elettro-maasaggio  neir  ipertrofia  prostatica.  II  Polidinico.  sez.  prat.  1905. 
Faso.  21. 

33.  C z e r n y ,  Ober  Prostatektomie.  Ghir.*  Kongress  1905  und  Langenbecks  Archiv. 
Bd.  77.  Heft  1. 

34.  Delore,  Prostatectomie  transväsicale.    Lyon  mödical  1905.  Nr.  47. 

35.  Deschamps,  Note  sur  les  th^rapeutiques  des  h^maturiea  chez  les  prostatiques. 
Annales  des  org.  g^nito-urin.  1.  XL  1905. 

36.  Desnos,  Indications  de  la  prostatectomie.    Presse  m^dicale  1904.  Nr.  99. 

37.  Diskussion  Aber  Prostatektomie  wegen  Prostatahypertrophie.  Deutscher  Ghir.- 
Eongress  1905. 

38.  Durienx,  Stein  der  Pars  prostatica  urethrae.  IX.  Kongress  der  franz.  Gesellscb.  f. 
Urologie.    Paris  1905. 

39.  *£eastman,  Perineal  prostatectomy.    Richmond  practitioner  1904.  XYIII. 

40.  * —  The  manner  of  Stripping  the  seminal  vesicles.  Med.  and  snrg.  monitor.  Indiana- 
polis 1904.  VII. 

41.  Er d mann,  Prostatectomy  in  emergency  cases.    Medical  news  14.  I.  1905. 

42.  Fischer-Defoy,  Vier  FAlle  von  osteoplastischem  Prostatakarzinom.  Zeitschr.  f&r 
Krebsforschung.  Bd.  III.  Heft  2. 

43.  Fra nk,  Gomplete  perineal  pnwtatectomy  by  Young's  technic.  Medical  news  15.  VII.  1905. 

44.  —  Prostatectomy.    Annals  of  surgery  1905.  Februar. 

45.  Frey  er,  Total  enucleation  of  the  prostate  etc.    Lancet  25.  IL  1905. 

46.  —  A  recent  series  of  60  cases  of  total  enucleation  of  the  prostate.  British  med. 
Journal  1905.  May  20. 

47.  —  Total  enucleation  of  the  prostate  etc.  with  review  of  206  cases.  British  med. 
Journal  1905.  October  7. 

48.  Fowler,  The  technic  of  perineal  prostatectomy.    Medical  news  18.  III.  1905. 

49.  Füller,  The  question  of  priority  in  the  adoption  of  the  method  of  total  enucleation, 
snprapubically,  of  the  hypertrophied  prostate.    Annals  of  surgery  1905.  ApriL 

50.  —  Prostatectomy.    J.  of  the  american  med.  assoc.  1905.  Vol.  43.  Nr.  20. 

51.  —  Seminal  vesioulotomy,  the  authors  Operation.    The  Postgraduate  1904.  October. 

52.  —  Seminal  vesicolotomy.    Med.  news  7.  I.  1905. 

53.  —  The  relation  of  gonorrhoal  rhnmatism  to  seminal  vesiculitis  and  its  eure  by  seminal 
veaicnlotomy.    Annals  of  surgery  1905.  Nr.  6. 

54.  Le  Für,  La  prostatite  des  röträcis.  Annales  des  maL  des  org.  gönito-urin.  1.  XI.  1905. 

55.  —  Spermatocystite  chronique  etc.    Annales  des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  1.  XI.  1905. 


1070  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

56.  GibBon,  Prostatasarcoin.    Ref.  Annales  des  mal.  des  org.  g^nito-nrin.  15.  X.  1905. 

57.  Gu^pin,  Le  traitement  de  Thypertrophie  senile  de  la  prostate.    Paria  1905.  Felix 
Alcan. 

58.  Gandersen,  Die  operative  Behandlang  der  Prostatahypertrophie.    Norsk  magasin 
for  LiBgevidenskapen  1905.  Nr.  5 

59.  Haines,  Prostatectomy.    Med.  news  28.  10.  1905. 

60.  Halhhuber,   Dauerbehandlang  der  Hambeschwerden  infolge  Prostatahypeitrophie. 
Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  27. 

61.  O'Uara,  Sargery  of  enlarged  prostate.    Med.  press  1905.  Nr.  24. 

62.  Harrison,  Some  cases  of  urethral  strictnre  complicated  with  a  prostatic  false  roate 
or  passage.    Lancet  18.  II.  1905. 

63.  —  Prostata -Hypertrophie.  I.  Kongress  der  internat  Gesellsch.  f.  Ghir.  Brüssel  1905. 
(Zusammenfassende  Arbeit).    Ref.  Ann.  des  mal.  des  org.  gönito-urin.  15.  X.  1905. 

64.  Härting,  Prostata-Hypertrophie.    Ref.  Mflnchener  med.  Wochenschr.  1905.  p.  1563. 

65.  Hartmann,  Zystenbildung  der  Co wper sehen  Drttsen.  Trav.  de  chir.  anatomo-cÜD. 
Paris  1904.  G.  Steinheil. 

66.  *Heusner,  Über  Prostatotomia  infrapubica.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  11. 
(Bereits  im  vorigen  Jahresbericht  referiert.) 

67.  Hildebrandt,  Moderne  Behandlung  der  Prostatahypertrophie.  Berliner  klin.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  36  und  Gesellsch.  d.  Charitö-Ärzte  6.  VII.  1905.  Rei  Mflnchener  med. 
Wochenschr.  1905. 

68.  Hobritz,  Behandlung  der  senilen  Prostatahypertrophie.  Ref.  Wiener  med.  Presse  1905. 
Nr.  4. 

69.  '''Holmes,  Treatment  of  prostatic  hypertrophy.  Dominion  med.  monthly.  Toronto  1904. 
XXIII. 

70.  van  Hook,  Prostatectomie  p^rinöale  partielle.  Ref.  Annal.  des  mal.  des  org.  g^nito- 
urin.  1905.  Nr.  2.  p.  107. 

71.  *Jackson,  Prostatectomy,  its  indications  and  technic.  Mobile  med.  and  sorg.  joonL 
1904.  V. 

72.  Jaffa,  Stellt  die  Bottinische  Operation  einen  Fortschritt  in  der  Behandlung  der 
chronischen  Urinretention  bei  Prostatikern  dar?  S.-A.  aus  dem  klin.  Jahrbach.  Bd.  13. 
Fischer.  Jena  1904. 

73.  Jan  et,  Prostatite  cons^cutive  k  la  fi^vre  typhoide.  Annales  des  maL  des  org.  geoito- 
urin.  1.  XL  1905. 

74.  Imbert,  Carcinose  prostate  -  pelvienne,  h  marche  aigu6,  guerie  par  la  radiographie. 
Annal.  des  mal.  des  org.  gänito-urin.  15.  XII.  1905. 

75.  Kaveczky,  Un  cas  de  kyste  öchinococcique  autour  de  la  prostate.  Annales  des  mal. 
des  org.  gönito-urin.  1905.  Nr.  9. 

76.  *Krotoszyner,  When  and  how  to  perform  galvanocaustic  prostatectomy.  Med. 
progress.  Louisville  1904.  XX. 

77.  Kümmell,  Die  operative  Behandlung  der  Prostatahypertrophie.  Deutscher  Chirarig.- 
Kongress  1904  und  Langenbecks  Archiv.  Bd.  77.  Heft  4.^ 

78.  —  Die  operative  Behandlung  der  Prostatahypertrophie.  Ärztl.  Verein  in  Hamborig. 
Ref.  Mflnchener  med.  Wochenschr.  1905.  p.  1030. 

79.  —  Prostata-Karzinom.    Ref.  Mflnchener  med.  Wochenschr.  1906.  p.  46. 

80.  Kuss,  Prostatectomie  hypogastrique  etc.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat  1905.  Maj. 

81.  —  Prostatectomie  p4rin^ale  etc.  .  Soc.  anatom.  1905.  Nr.  6. 

82.  —  Prostatectomie  etc.    Soc.  anatom.  1905.  Nr.  7. 

83.  —  Prostatectomie  etc.    Soc.  anatom.  1905.  1  Octobre  (Nr.  10). 

84.  Lebreton,  Anatomie  der  Co wp ersehen  Drttsen.  (Hartmann,  trav.  de  chir.  aDS- 
tomo-clin.  Paris.  G.  Steinheil  19()4.) 

85.  —  Abc^s  ä  gonococces  enkystö  dans  le  lobe  droit  de  la  prostate.  Ref.  Annales  de« 
mal.  des  org.  g^nito-urin.  1.  XI.  1905. 

86.  Legueu,  Guörison  compläte  par  la  prostatectomie.  Bull,  et  möm.  de  la  soc  de  chir. 
de  Paris  1905.  Nr.  29. 

87.  —  Ablation  des  vösicules  s^minales  tuberculeuses.  Gaz.  des  h6p.  1905.  Nr.  17  et  Ball. 
et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1905.  Nr.  5. 

88.  —  Le  Cancer  de  la  prostate.    Annales  des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  15.  IX.  1905. 

89.  — Pillet,  Tumeurs  malignes  de  la  prostate.  Journal  de  möd.  et  de  chir.  prat.  1905. 
Nr.  5. 

90.  Lexer,  Radikal-Operation  eines  Prostata-Karzinoms.    Deutscher  Chir.-Kongress  1905. 


Mohr,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1071 

9L    Lilienthal,  Treatment  of  prostat,  hypertrophy  by  enneleation  trongh  a  saprapubic 
incieion.    Annais  of  surgery  1905.  Nr.  4. 

92.  Lohnstein,  Prostata  und  Trauma.    Allgem.  med.  Zentralzeitung  1905.  p.  31—32. 

93.  Lonmeau,  Prostatectomie  etc.    Annales  des  org.  des  mal.  g^nito-urin.  15.  XII.  1905. 

94.  —  Ablation  du  lobe  moyen  de  la  prostate.  Annales  des  mal.  g^nito-nrin.  1.  XI.  1905. 

95.  —  Prostatectomie  sns-pubienoe  du  lobe  median.    Jonmal  de  m^d.  de  Bordeaux  1905. 
Nr.  30. 

96.  Marie,  Enorme  hypertrophie  de  la  prostate.    Soc.  anatom.  1905.  Nr.  9. 

97.  Mckinnon,  Suprapubic  prostatectomy.    Med.  news  1905.  August  19. 

98.  Meyer,  W.,  The  choice  of  method  in  operating  npon  the  hypertropbied  prostate. 
Med.  record.  7.  X.  1905. 

99.  ^Morelli,  Indic.  du  trait.   oper.   dans    Thypertrophie  de   la  prostate.    Annales  de 
rinstit  chir.  de  Bmxelles  1904.  XI. 

100.  Mortier,  Les  manifestations  tardives  de  Thypertrophie  prostatique.  Le  progr^s  m^d. 
1905.  Nr.  10. 

101.  Moazkowicz,  Über  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  mit  Röntgenstrahlen.  Ref. 
Mfinchener  med.  Woohenschr.  1905.  p.  729. 

102. Stegmann,    Die    Behandlung    der    Prostatabypertrophie   mit    Röntgenstrahlen. 

Münchener  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  29. 

103.  Motz-Perearnau,  Contribution  ä  Ntude  de  l'^volntion  de  Thypertrophie  de  la  pro- 
tzte.   Annales  des  mal.  des  org.  g4nito-urin.  1905.    1  F^vrier. 

104. Hypertrophie  de  la  prostate.    Ibidem  1905.  15  Octobre. 

105.  *Mouillin,  Enlargement  of  the  prostate.   3.  Aufl.  London  1904.  H.  K.  Lewis. 

106.  Mudd,  Operation  in  hypertropbied  prostate.  Interstate  med.  journ.  1905.  Nr.  9.  Ref. 
Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  p.  1271. 

107.  ^Mflller,  Prostatahypertrophie.  Deutsche  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  18.  (Obersicht 
über  die  Behandlung  insb.  Prostatektomie.) 

108  Nico  lieh,  Sur  le  traitement  dOb  prostatiques  etc.  Annales  des  mal.  desorg,  g^uito- 
nrin.  1905.  Nr.  9. 

109.  T.  Notthaft,  Prostata-Schmerzen  etc.  Mflnchener  med.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  4  und 
Berliner  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  1. 

110.  Oberländer,  Die  Therapie  der  Prostatabypertrophie.  Deutsche  med.  Wochenscbr. 
1905.  Nr.  29. 

111.  Pauchet,  R^ult  öloign^s  de  la  prostatectomie.  Anna),  des  org.  g^n.-urin.  1.  XI.  1905 
et  IX.  Kongress  der  französ.  urolog.  G  eselisch.  Paris  1905. 

112.  Philip,  De  la  coincidence  du  r^tröcissement  de  Turdtbre  avec  hypertrophie  de  la 
prostate.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  53. 

113.  Pick  er,  Bakteriologische  Untersuchungen  bei  Prostatiden.  Onrosi  Hetilap  1906.  Nr.  4. 
(Ungarisch.) 

114.  Pilcher,  Studios  on  the  pathology  and  etiology  of  obstructive  hypertrophy  and 
atropby  of  the  prostate  gland.    Annals  of  surgery  1905.  April.  Nr.  4. 

115.  —  The  choice  of  op.  method  for  the  removal  of  the  hypertropbied  prostate.  Annals 
of  snrg.  1905.  ApriL 

116.  —  Radical  relief  of  urinary  obstruction  due  to  prostatic  hypertrophy.  Med.  news  1905. 
October  21. 

117.  Posner,  Prostata-Hypertrophie  und  Diabetes.  Ref.  MUnchener  med.  Wochenscbr.  1905. 
p.  2297. 

118.  —  Prostatabypertrophie  .  .  .    Berliner  klin.  Wochenscbr.  1905.  Nr.  47. 

119.  —  New  points  in  the  diagnosis  and  therapie  of  chronic  Prostatitis.  American  Journal 
of  Urologie  1905. 

120.  — Rapoport,  Prostatasekret  und  Prostatitis.  Deutsche  med.  Wochenscbr.  1905. 
Nr.  13. 

121.  Poulton,  Three  cases  of  suprapubic  enudeation  of  the  prostate.  Austral.  med.  gaz. 
Sydney  1904.  LXVI. 

122.  Pousson,  Hypertrophie  de  la  prostate.   Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  49. 

123.  Preindlsberger,  Zur  Prostatectomia  perinealis  subcapsularis.  Wiener  klin.  Rund- 
schan 1905.  Nr.  32—33. 

124.  Proust,  Prostatectomie  transv^sicale.    Soc.  anatom.  1905.  Nr.  6. 

125.  —  Traitement  de  l'hypertrophie  prostatique  par  la  prostatectomie.  Monographies 
cliniques.  Nr.  44.  Paris.  Masson  et  Cie.  1905. 


1072  Jahresbericht  f&r  Ghimrgie.    II.  Teil. 

126.  Ravasini,  Proatatectoinie  etc.  seloD  la  m^thode  de  Freyer.  Ref.  Annale«  dea  mal. 
des  org.  g^nito-arin.  15.  X.  1905. 

127.  Rebentisch,  Die  radikale  Heilung  der  durch  Prostata-Hypertrophie  bedingteo  Harn- 
verhaltung  mit  Prostatectomia  snprapub.  total.  MQnchener  med.  Wochensehr.  1905. 
Nr.  81. 

128.  Ren  ton,  Two  enlarged  prostates,  removed  by  the  suprapnbic  Operation.  Glasgow 
med.  journ.  1905.  April. 

129.  *Richard8on,  On  the  developpment  and  anatomy  of  the  prostatic  gland  together 
with  an  aceonnt  of  the  injuries  and  diseases  and  their  snrgical  treatment.  London. 
A.  Churchill  1904. 

130.  Richter,  Jedipin  in  der  Behandlung  der  Prostatitis.  Monataschr.  f.  prakt  Derma- 
tologie. Bd.  40.  Nr.  9. 

131.  Röchet,  De  la  r^paration  de  l'ur^thre  aprte  la  prostateotomie  p^rinMe.  Archires 
prov.  de  chir.  1905.  May. 

132.  —  Les  fistulös  ur^throrectales  cons^cutires  k  la  prostatectomie  p^rin^le.  Aonal.  des 
mal.  d.  org.  g^nito-nrin.  1905.  Nr.  6. 

133.  Rothschild,  Ober  eine  besondere  Drfisenformation  in  der  Prostata.  Yirchows 
Archiv  1905.  Bd.  180.  p.  522. 

134.  —  Bemerkungen  zu  dem  Aufsatz  der  Herren  Posner  undRapoport:  Proatatasekret 
und  Prostatitis  etc.    Deutsche  med.  WochenscUr.  1905.  Nr.  23. 

135.  —  Bemerkungen  zu  dem  Aufsatz  von  Dr.  P.  Wichmann:  Anatom.  Untersuchungen 
über  die  Ätiologie  der  Prosi-Hypertrophie.    Yirchows  Archiv  1905.  Bd.  180. 

136.  Ronx,  Ad  Frey  ersehe  Operation.    Rev.  m^d.  de  la  Suisse  romande  1905.  Nr.  1. 

137.  —  Quelques  cas  de  prostatectomie.    Revue  m^d.  de  la  Suisse  rom.  1905.  Nr.  11. 

138.  Rovsing,  Prostatahypertrophie.  I.  Eongress  der  internationalen  Gesellscb.  t  Chir. 
BrQssel  1905.    Ref.  Annales  des  mal.  des  org.  gönito-urin.  15.  X.  1905. 

139.  —  Operative  Behandlung  der  Prostatahypertrophie.  Norsk  mag.  f.  Liegevid.  1905.  Nr.  2. 
(Referiert  unter  den  ansl&ndischen  Referaten.) 

140.  Buggles,  The  cause  of  incontinence  as  a  sequel  of  prostatectomy.  Annais  of  sor- 
gery  1905.  Nr.  4. 

141.  Rydygier,  Traitement  de  Thypertrophie prostatique.  Lasemaine  m^d.  1905.  27  Sept. 
und  I.  internationaler  chir.  Kongress  (Brflssel)  1905.  Ref.  Annales  des  maL  des  erg. 
g^nito-urin.  1905.  15  Oct 

142.  *Saint-Jacques,  Ablation  totale  de  la  prostate  par  la  voie  sus-pubienne.  Bev. 
m^d.  du  Canada.  Montreal  1904—1905.  YlII. 

143.  Sandberg,  Prostatectomie.    Norsk  mag.  f.  LsBgevidenskapen  1905.  Nr.  S. 

144.  ^Schachner,  Prostatic  enlargement  and  prostatectomy.  Kentucky  med.  joom.  Louia- 
viile  1904.  II. 

145.  Schlesinger,  Über  Prostatektomie.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  p.  924. 

146.  —  Über  Prostatektomie.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  41. 

147.  Schmieden,  Neuere  Anschauungen  tlber  das  Wesen  und  die  Behandlung  der  Prostata- 
Hypertrophie.    Moderne  ärztl.  Bibliothek  1905.  Heft  24. 

148.  Schmidt,  De  la  prostatite  chez  les  minenrs  d'ankylostomasie.  Ref.  Annal.  des  mal. 
des  org.  g^nito-urin.  1905.  Nr.  9. 

149.  Squier,  Observations  on  28  cases  of  prostatectomy.    Med.  news  18.  If.  1905. 

150.  Stern,  Aushflisung  der  Prostata.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  6. 

151.  Strominger-Dimitriu,  Betrachtung  tlber  drei  Fälle  von  Prostatektomie  etc. 
Spitalul  1905.  Nr.  11. 

152.  Syms,  Perineal  prostatectomy.    Med.  news  1905.  Oct.  21. 

153.  Teutschlftnder,  Die  Samenblasentuberkulose  etc.  Beiträge  zur  Klinik  der  Tuber 
kulose.  Bd.  UI.  Heft  3-4. 

154.  Thomas,  Remarks  on  complete  prostatectomy.    British  med.  Journal  20.  Y.  1905. 

155.  Thorndike,  Has  the  catheter  a  place  in  the  treatment  of  chronic  prostatic  hyper 
trophie?    Annais  of  snrgery  1905.  April. 

156.  Tinker,  Bloodless  perineal  prostatectomy  under  local  anaesthesia.  J.  of  the  americsn 
med.  assoc.  1905.  Nov.  2. 

157.  Tuffier,  A  propos  de  la  prostatectomie.  Bull,  et  m4m.  de  la  Soc.  de  chir.  1905. 
Nr.  30. 

158.  Yerhoogen,  Über  Prostatektomie.  Zentralbl.  f.  d.  Krankh.  d.  Harn- n.  Sexnalorgsne. 
Bd.  16.  Heft  7. 

159.  *—  Prostatectomie.    Journ.  de  Bruxelles  1904.  Nr.  51. 


Mohr,  Verletzungen  and  chimrg.  Krankheiten  der  mAnnlichen  Genitalien.        1073 

160.  Walker,  A  note  on  a  specimen  of  bladder  and  nrethra  removed  2  years  after  snpra- 
pnbic  prostatectomy.    British  med.  joum.  1905.  October  7. 

161.  Wallace,    The   enlarged   prostate,   its  nature   and   treatment.     Practitioner   1905. 
September. 

162.  Ware,  Prostatectomy.    Med.  news  18.  II.  1905. 

163.  ^Warschauer,  Zur  Therapie  des  Prostataabszesses.    Monatsschr.  f.  Harnkrankh.  u. 
sex.  Hyg.  1904.  I. 

164.  Watson,  Some  anatomical  points  connected  with  the  Performance  of  prostatectomy. 
Annals  of  snrgery  1905.  AprÜ. 

165.  Wiener,  Snprapubic  prostatectomy  without  ether  or  Chloroform.   Annals  of  sargery 
1905.  April 

166.  *Weisz,  Zur  Ätiologie  und  Pathologie  der  Samenblasenerkrankungen.    Wiener  med. 
Presse  1904.  XLV. 

167.  *Tonng,  The  cystoscope  in  cases  of  prostatic  hypertrophie.   John  Hopkins  hospital 
boUetin  1904.  Nov. 

168.  —  Conaervatiye  perineal  prostatectomy.    J.  of  the  american  med.  assoc.  1905.  Nr.  5 
and  Annals  of  surgery  1905. 

169.  —  Ultimate   results  obtained   by   conservative   perineal   prostatectomy   in  75  cases. 
Med.  News  14.  I.  1905. 

170.  —  The  early  diagnosis  and  radical  eure  of  Carcinoma  of  the  prostate.  Bulletin  of  the 
John  Hopkins  hospital  1905.   October.    Ref.  Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  p.  40. 

171.  —  4  cas  de  Cancer  de  ia  prostate  etc.    Ref.  Annales  des  mal.  des  org.  g^nito-urini 
15.  X.  1905. 

172.  Zuckerkand],  Über  perineale  Prostatektomie.    Ref.  Mfinchener  med.  Wochenschr. 
1905.  p.  1997. 

Allgemeines.    Prostati  üb. 

Caminiti  (22)  studierte  an  mit  Hölleinsteinlösnngen  injizierten  Prä- 
paraten Yon  Prostatadrüsen  des  Hundes  und  -solchen  des  Menschen,  welche 
meist  jugendlichen  Leichen  entnommen  waren,  die  Lymphbabnen  der 
Prostata.    Zahlreiche  Abbildungen. 

Die  Lymphgefasse  der  Drüse  sammeln  sich  nach  ihrer  Peripherie  zu 
in  immer  grösseren  Stämmen  und  bilden  schliesslich  den  Plexus  lymphaticus 
periprostaticus  subcapsularis.  Schliesslich  sammeln  sich  die  Lymphgefasse  in 
immer  grösseren  Bündeln  an  den  Seiten  des  Organs. 

Als  häufigste  Erreger  der  Prostatitiden  fand  Pick  er  (113)  Gonokokken, 
seltener  Bact.  coli,  Bac.  acidi  lact. ,  Staphylokokken,  Streptokokken  und 
Pneumokokken.  Gergö  (Budapest). 

y.  Notthaffts  (109)  Erörterungen  über  Prostati tisschmerzen 
und  chronische  Prostatitis  gehen  von  1530  bezüglich  ihrer  Vergesell- 
schaftung mit  Prostatitis  chronica  untersuchten  Gonorrhöe-Fällen  aus.  Hier- 
nach ergreift  eine  Gonorrhöe,  je  älter  sie  ist,  um  so  häufiger  die  Vorsteher- 
drüse und  bei  chronischer  Gonorrhöe  ist  ein  Freisein  der  Drüse  geradezu 
eine  Ausnahme.  In  27  ^/o  war  die  Palpation  negativ,  die  Sekretuntersuchung 
positiv,  in  73  ^/o  war  -beides  positiv,  in  2  ^/o  nur  die  Palpation,  in  2  ^/o  ergab 
erst  die  vriederholte  Massage  Sekretveränderung.  Li  4^/o  war  die  Prostata 
allein  erkrankt,  in  ö2^/o  war  die  hintere  Harnröhre  nicht  chronisch  er^ 
griffen.  Unter  120  bakteriologisch  geprüften  Fällen  waren  Gonokokken  im 
Prostatasekret,  je  älter  die  Infektion  zurücklag,  um  so  seltener  nachzuweisen. 
Vom  Ende  des  dritten  Jahres  an  fanden  sich  überhaupt  keine  Gonokokken 
mehr,  schon  im  zweiten  Halbjahre  traten  andere  Keime  auf,  und  der  4.  Teil 
aller  Fälle  wurde  sekundär  mit  verschiedenen  Bakterienarten  infiziert. 
Während  die  Gonokokken  im  Laufe  der  Jahre  zu  schwinden  pflegen,  erhalten 
sich  die  anderen  Keime,  am  häufigsten  Staphylokokken,   v.  Notthafft  geht 

JahrMberieht  fOr  Chirurgie  1905.  68 


1074  JahreBbericht  fOr  Chirargie.    II.  Teil. 

hierauf  auf  Symptomenbild,  Infektiosität  und  Behandlung  ein,  besonders  auch 
auf  die  Differentialdiagnose  (s.  vorigen  Jahresbericht). 

Posner  und  Rapoport  (120)  fanden,  dass  das  Lezithin  in  der 
Prostata,  ebenso  wie  das  Milchfett  der  Mamma,  seitens  der  Epithelien  sezemiert 
und  dem  Drüseninhalt  beigemischt  wird ;  ist  der  Abfluss  des  Sekrets  gehemmt, 
so  erfolgt  eine  Leukozyteneinwanderung  und  die  Leukozyten  nehmen  das 
Lezithin  durch  Phagozytose  auf;  ein  Teil  der  Fälle  chronischer 
Prostatitis  beruht  einfach  auf  solcher  Sekretstauung  und  es  sind  das 
diejenigen  Formen,  welcher  einer  mechanischen  Therapie:  Massage,  Hydro- 
therapie, Elektrizität,  die  günstigsten  Aussichten  bieten.  Unter  42  Fällen 
Yon  typischer  chronischer  Prostatitis  fand  Posner  vier  mit  obiger  Ätiologie ; 
Gonorrhöe  war  bestimmt  nicht  vorausgegangen.  Diese  Fälle  werfen  auch 
ein  Licht  auf  die  Beziehungen  zwischen  Hypertrophie  und  Entzündung  der 
Prostata;  finden  sich  in  einer  hypertrophischen  Prostata  gleichzeitig  ent- 
zündliche Veränderungen,  so  folgt  daraus  noch  nicht,  dass  die  EIntzündung 
die  Hypertrophie  herbeigeführt  hat,  sondern  vielmehr,  dass  die  Hypertrophie 
sekundär  sich  mit  entzündlichen  Veränderungen,  selbst  ohne  Infektion,  ver- 
einigen kann. 

Rothschild  (134),  welcher  bei  der  Prostatahypertrophie  die  entzünd- 
lichen Veränderungen  für  das  Primäre,  für  den  Beginn  des  Prozesses,  dessen 
Schluss  die  sogen.  Prostatahypertrophie  sei,  hält,  macht  Posners  Erklärung 
gegenüber  geltend,  dass  seine,  Rothschilds  Befunde  in  20  von  27  Fällen 
an  nicht  vergrösserten  Prostataorganen  gemacht  seien.  Das  Wesentliche 
der  Untersuchungen  betraf  Stromaveränderungen,  welche  zwei  Stadien  zeigten : 
1.  Rundzellenherde,  2.  narbige  Bindegewebsbildungen,  beide  besonders  peri- 
glandulär. Durch  die  Wirkung  der  letzteren  auf  die  ebenfalls  entzündete 
Drüsensubstanz  erklären  Rothschild  und  Giechanowski  die  Entstehung 
des  Bildes  der  Hypertrophie  in  den  meisten  Formen. 

Schmidt  (148)  fand  bei  belgischen  Bergleuten,  welche  an  Anky- 
lostomiasis  litten,  vielfach  Prostatitis -Beschwerden;  die  Prostata  war 
in  solchen  Fällen  vergrössert,  schmerzhaft  und  entleerte  mehr  oder  weniger 
grosse  Mengen  Eiter.  Diese  Prostatitis  wurde  durch  medikamentöse  Behand- 
lung der  Ankylostomiasis  günstig  beeinflusst. 

Janet  (23)  sah  Entwickelung  einer  Prostatitis  im  Anschluss  an 
Typhus  unter  vollständiger  Harnverhaltung  und  hohem  Fieber;  Prostata 
stark  vergrössert,  hart,  linkes  Samenbläschen  ebenfalls  vergrössert  und  mit 
der  Drüse  verschmolzen.  Heilung  bei  konservativer  Behandlung  nach 
14  Ta«en. 

Le  Für  (54)  fand  bei  fast  allen  seinen  Fällen  von  Harnröhre n- 
striktur  gleichzeitig  eine  Prostatitis.  Dieselbe  folgt  auf  die  Ver- 
engerung, meist  chronisch  verlaufend,  nur  selten  in  der  Form  einer  akuten 
Eiterung.  Die  Entwickelung  ist  sehr  verschieden,  in  einzelnen  Fällen  sehr 
rasch,  so  dass  frühzeitig  das  Bild  des  Prostatismus  eintritt,  in  anderen 
Fällen  dagegen  sehr  langsam,  zum  latenten  Prostatismus  der  Greise  führend. 
Die  beiden  Erkrankungen  verschlimmem  und  erhalten  sich  gegenseitig. 
Komplikationen  wie  chronische  Abszesse  der  Drüse,  Samenbläschenentzündungen, 
Hodenentzündungen,  Blasen-  und  Niereninfektionen,  falsche  Wege  im  Bereich 
der  prostatischen  Harnröhre  sind  nicht  selten.  Die  Behandlung  muss  gleich- 
zeitig beide  Erkrankungen  in  Angriff  nehmen. 


Mohr,  Verleizniigeii  and  chirnrg.  Krankheiten  der  mftnnlichen  Öenitalien.        1075 

Benoit  du  Martonret  (17).  44 jähriger  Mann  mit  seit  20  Jahren  bestehender 
Verengemng  der  HarnrOhre,  Prostata  leicht  vergrössert,  Urin  trübe  und  eitrig,  enthielt 
Gonokokken,  Urobazillen,  Bact.  coli  and  Mikrokokken,  also  eine  chronische  Misch- 
infektion.   Der  Urin  wurde  bei  konservativer  Behandlung  nach  5  Monaten  völlig  steril. 

Harrison  (62)  teilt  folgende  Fälle  von  Harnröhrenverengerung 
mit  falschem  Wege  durch  die  Prostata  mit: 

1.  Pat.  mit  seit  Jahren  bestehender  Striktur,  katheterisiert  sich  häufig  selbst,  dabei 
stets  Schmerzen  und  Blutung,  Tod  an  Urininfektion  und  Pyelonephritis.  Autopsiebefund: 
falscher  Weg  durch  die  nicht  vergrösserte  Prostata  von  4  cm  Länge,  welcher  oberhalb  der 
Drüse  in  die  Blase  mUndete. 

2.  Chronische  Striktur  und  Dammfistel ;  Erweiterung,  Dauerkatheter,  Tod  einige  Jahre 
später  an  Nierenerkrankung.  £8  fand  sich  entlang  der  eigentlichen  Harnröhre  ein  falscher 
Weg  durch  die  Prostata,  welcher  mit 'weicher,  glänzender  Membran  ausgekleidet  war. 

8«  Pat  mit  alter,  traumatischer  Harnröhrenverengerung  und  falschem  Wege  unter 
der  verengten  Stelle  her,  welcher  von  der  Urethra  bulbocavernosa  aus  die  Basis  der  Pro- 
stata durchsetzte  und  durch  das  Trigonum  vesicae  in  die  Blase  einmündete.  Später  gelang 
der  Katheterismus  auf  normalem  Wege,  so  dass  nun  zwei  Zugänge  zur  Blase  vorhanden 
waren.  Durch  kombinierten  inneren  und  äusseren  Harnröhrenschnitt  und  EinfQhrnng  eines 
elaatischen  Boogies  von  der  Dammwunde  aus  durch  die  sehr  verengte  and  verödete  Harn- 
röhre oberhalb  der  Verengerung  gelang  es,  Heilung  zu  erzielen. 

Durrieux  (38)  sah  bei  Kindern  häufiger  Steine  in  der  Pars 
prostatica  Urethra e,  und  rät,  sie,  nachdem  sie  in  die  Blase  gestossen 
sind,  durch  Lithotripsie  zu  entfernen. 

Alexander  (2)  definiert  als Prostataabszess  eine  Eiteransammlung 
innerhalb   der    Driisenkapsel   infolge   von  Infektion   von  der  Harnröhre   aus 
(meist  Gonorrhöe),    dagegen  als  periprostatischen    Abszess  eine  Aus- 
breitung der  Eiterung  jenseits  der  Kapsel.    Auch  bei  tuberkulösen  und  bös- 
artigen Erkrankungen   der  Drüse   können    Abszesse  auftreten.     Der  direkte 
Anlass    zur    Abszessbildung    ist    oft    durch    reizende    Massnahmen    in    der 
Harnröhre :  Spülungen,  Sondenbehandlungen  bei  Striktur,  oder  Katheterismus 
bei  der  Prostatahypertrophie  gegeben.     Die  Infektion  breitet  sich  gewöhnlich 
von  der  Harnröhre  auf  dem  Wege  der  Ausführungsgänge  der  Prostata  aus. 
Viele  Fälle  von  stets  rezidivierender  Urethritis  posterior  und  ebenso  von  sog. 
chronischer   follikulärer   Prostatitis    beruhen    in  Wirklichkeit    auf   unvoll- 
kommen in  die  Harnröhre  drainierten  Prostataabszessen.     Trotz  spontaner 
Eröffnung  in  die  Harnröhre  ist  daher  in  solchen  Fällen  die  Operation  stets 
notwendig.    Der   Durchbruch   des    Eiters   durch   die    Kapsel    nach    anderen 
Richtungen  hin  und  die  Bildung  periprostatischer  Abszesse  erfolgt   nur  bei 
7.U  später  Diagnose  und  Operation.     Der   spontane  Durchbruch  in  den  Mast- 
darm ist  selten,   und  tritt,   wenn  überhaupt,   dann  erst  sehr  spät  auf.     Geht 
die  Eiterung  nach  dem  Damm  zu,  so  findet  man  immer  Eiterung  um  die 
Pars   membranacea  urethrae  herum,   welche  in  oder  in  der  Umgebung  der 
Cowp  er  sehen  oder  Littr  eschen  Drüsen  beginnt;  diese  Drüseninfektion  ist 
die   Ursache   der   Dammeiterung.    Hauptsächliche   Symptome   des    Prostata- 
abszesses sind:  teilweise  oder  völlige  Urinverhaltung,  Schmerzen,  Tenesmus, 
Fieber,  welches  oft  nach  1 — 2  Tagen  wieder  schwindet.    Die  Operation  sollte 
immer  erfolgen,   ehe  der  Eiter  die  Kapsel  durchbrochen  hat,  der  Eiterherd 
sollte  möglichst  direkt  und  breit  freigelegt  und  drainiert  werden.   Alexander 
empfiehlt   ausserdem   die   Urethra  membranacea  in  jedem   Falle    auf    einer 
Sonde  zu  eröffnen  und  die  Urethra  prostatica  durch  einen  medianen  Damm- 
schnitt freizulegen,  gleichgültig,  wohin  der  Eiter  durchgebrochen  ist.     Von 
der  eröfineten  Urethra  membranacea   aus   wird   der   prostatische    Teil    der 
Harnröhre  mit  dem  Finger  untersucht  und  erweitert ;  ein  Finger  der  anderen 

68* 


1076  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Hand  wird  nun  in  den  Mastdarm  eingeführt  und  zwischen  beiden  Fingern 
die  Ausdehnung  des  Abszesses  festgestellt ;  hierauf  zerreisst  der  in  die  Harn- 
röhre eingeführte  Finger  deren  Schleimhaut  in  der  Weise,  dass  der  Abszess 
in  breite  Verbindung  mit  der  Harnröhre  gesetzt  wird.  Durch  die  Damm- 
wunde  wird  ein  Dauerkatheter  in  die  Blase  eingeführt.  Heilung  der  Damm- 
wunde gewöhnlich  nach  3 — 4  Wochen.  Alexander  teilt  zum  Schloss  aus 
einer  grösseren  Anzahl  eigener  Beobachtungen  besonders  instruktive  Kranken- 
geschichten mit. 

Lebreton  (85).  Bei  einem  Fat.  mit  seit  18  Monaten  bestehender,  jetzt  atenler 
Urethritis  öffnete  sich  bei  Massage  des  rechten  Prostatalappens  ein  abgekapselter 
Abszess  in  die  Harnröhre,  in  welchem  mikroskopisch  Gonokokken  nachgewiesen 
wurden.  Zeitweilige  Erscheinungen  einer  Pyelonephritis.  Heilung.  Frank  erwfthnt  in  der 
Diskussion  einen  ganz  ähnlichen  Fall. 

Richter  (130)  lässt,  um  bei  Prostatitis  Jod  in  grösseren  Mengen  an 
die  Prostata  heranzubringen,  die  Patienten  vermittelst  der  Glyzerinkljstier- 
spritze  sich  Jedipin  einspritzen.  Er  beginnt  mit  Jedipin  10  ^/o  und  Ol. 
Oliv,  aa  2  mal  tgl.  ^/s  Spritze  und  steigt  bis  zu  Jedipin  10  ^/o  pur.  2mal  tgl. 
1  Spritze.  In  frischen  Fällen  wird  die  Drüse  innerhalb  14  Tagen  weich  und 
schwillt  ab,  in  älteren  tritt  schnelle  teilweise  Erweichung  und  Besserung  ein. 

Lohnsteins  (92)  Arbeit  über  Prostata  und  Trauma  geht  von 
zwei  Fällen  von  Beckenquetschung  aus,  in  denen  die  Prostata  anscheinend 
direkt  nicht  getrofifen  war,  jedoch  stellte  sich  infolge  der  Quetschung  der 
Ligamenta  puboprostatica  eine  reaktive  Schwellung  des  periprostatischen 
Gewebes  mit  sekundärer  Beteiligung  des  Prostatagewebes  selbst  ein.  Lohn- 
stein beschreibt  ausserdem  drei  Fälle  von  Verletzungen  des  Muskulatur  und 
Faszien  des  Dammes  und  des  Diaphragma  urogenitale,  wobei  reaktive  Ent- 
zündungen der  Drüse  und  der  Ductus  ejaculatorii  mit  ihren  Folgen  wie  Ham- 
retention,  Prostataabszess  etc.  auftraten. 

Die  y orderfläche  der  Prostata  ist  durch  die  Lip.  puboprostatica  ziemlich 
fest  an  die  hintere  Fläche  der  Schamfuge  angeheftet;  die  Basis  der  Prostata 
ist  3  cm,  ihre  Spitze  1,5  cm  von  der  hinteren  Schamfugenfläche  entfernt. 
Ausserdem  steht  die  Spitze  in  inniger  Beziehung  zu  den  Muskeln  und 
Faszien  des  Dammes  und  des  Diaphragma  urogenitale.  Daher  fähren 
Quetschungen  und  Verletzungen  dieser  Gegend  leicht  zu  Beteiligung  der 
Prostata.  Die  Prognose  der  traumatischen  Prostatitis  ist  im  allgemeinen  eine 
gute.  Die  Behandlung  besteht  in  Massage,  Blasenspülungen,  Eröffhong 
etwaiger  Abszesse. 

Prostatahypertrophie:  Ätiologie,   Pathologische  Anatomie. 

Rothschild  (135)  kritisiert  Wichmanns  (siehe  Bericht  für  1901) 
Arbeit  über  die  Ätiologie  der  Prostatahypertrophie  und  schliesst, 
dass  Wichmanns  Fälle  nicht  ein  Beweis  gegen  Ciechanowskis  und 
seine  eigenen  Feststellungen  seien,  vielmehr  eher  für  seine  eigenen  Ansichten 
sprächen. 

Rothschild  (133)  schliesst  aus  fünf  histologisch  genau  untersuchten 
Fällen  von  hypertrophischer  Prostata  folgendes:  es  gibt  in  der  Prostata  bei 
Leuten  mittleren  Alters  ausser  der  bekannten  Form  der  Drüsensubstanz 
noch  eine  besondere  adenomatöse  Drüsenformation:  dieselbe  besteht  ans 
grösseren  und  kleineren  Gruppen  von  dicht  beisammen  liegenden,  aufifallend 
kleinen,  mehr  oder  weniger  einfach  kreisrunden  und  nicht  gefalteten  Drüsen- 


Mohr,  Yerletzangen  und  chinirg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1077 

lumina  von  im  übrigen  gleicher  epithelialer  Zusammenseizong  und  gleichem 
Inhalt,  wie  die  gewöhnliche  Drüsensnbstanz,  aber  so  klein,  dass  in  manchen 
fast  gar  kein  Lumen  erkennbar  ist  and  aasgezeichnet  durch  das  Zurücktreten 
der  zuweilen  kaum  sichtbaren  Zwischensubstanz.  Es  ist  noch  zweifelhaft,  ob 
es  sich  um  eine  ursprüngliche  Anlage  oder  um  eine  Neubildung  handelt,  im 
letzteren  Fall,  ob  histogenetische  Beziehungen  zur  Prostatahypertrophie  und 
zu  atypischer  Wucherung  bestehen. 

Bangs  (12)  ist  nach  300  sorgfältig  analysierten  Fällen  von  Prostata- 
hypertrophie sicher  davon  überzeugt,  dass  sich  in  85%  sexuelle  Schäd- 
lichkeiten anamnestisch  nachweisen  lassen;  Kongestionen,  Reize  und  hier- 
durch hervorgerufene  Entzündung  spielen  eine  ätiologische  Rolle ;  die  Prostata- 
veränderungen fallen  daher  mit  der  aktiven  Lebensperiode  der  Testikel  und 
Samenstränge  zusammen.  Die  Gonorrhöe  spielt  demgegenüber  nur  eine 
untergeordnete  Rolle.  Die  beste  Prophylaxe  der  Prostatahypertrophie  liegt 
also  in  der  Belehrung  der  Jugend  und  einer  vernünftigen  sexuellen  Lebens- 
weise. Bei  den  übrigen  15  Wo  handelte  es  sich  gewöhnlich  um  Menschen  mit 
sitzender  Lebensweise,  allzu  reichlicher  Ernährung  und  hierdurch  hervorge- 
rufener Stauung  im  Pfortadersystem. 

Motz  und  Pereanaus  (103,  104)  Studien  über  die  Entwickelung 
der  Prostatahypertrophie  basieren  auf  68  histologisch  untersuchten 
Fällen  (zahlreiche  makro-  und  mikroskopische  Abbildungen).  Die  adeno- 
myomatösen  Wucherungen,  welche  die  eigentlichen,  der  Hypertrophie  zugrunde 
liegenden  Veränderungen  bilden,  sind  bei  älteren  Menschen  sehr  häufig.  Sie 
entwickeln  sich  stets  auf  Kosten  der  periurethralen  Drüsen,  welche  von  der 
eigentlichen  Prostata  durch  einen  intraprostatischen  Sphinkter  aus  glatten 
Muskelfasern  getrennt  sind;  dieser  ist  manchmal  im  normalen  Zustande 
sichtbar  und  fast  immer  sichtbar  im  Verlaufe  der  Entwickelung  der  Prostata- 
hypertrophie. Bei  Hypertrophien  mittleren  oder  stärkeren  Grades  ist  die 
eigentliche  Prostata  nach  der  Peripherie  zu  gedrängt;  sie  ist  mehr  oder 
weniger  atrophisch  und  bildet  die  sogen.  Kapsel.  Die  Sphäroidkörper  ent- 
stehen durch  Neubildung  von  Drüsen-  und  Muskelgewebe,  die  Drüsen  ver- 
mehren sich  durch  Sprossung,  begleitet  von  Wucherung  des  zwischen  den 
neugebildeten  Drüsenmassen  liegenden  Stromas.  Die  sphäroiden  Körper, 
allein  von  Muskelgewebe  gebildet  (Myom),  zeigen  sich  gewöhnlich  um  eine 
Anhäufung  von  neugebildeten  Kapillaren  herum.  In  den  meisten  Drüsen 
mit  adenomyomatösen  Veränderungen  zeigen  sich  auch  Erscheinungen  von 
Prostatitis. 

Die  chronische  Prostatitis  kann  in  Ausnahmefällen  die  Ursache  der 
vollständigen  oder  unvollständigen  Urinverhaltung  sein. 

Pilo  her  (114)  untersuchte  23  operativ  entfernte  vergrösserte  Drüsen 
und  zum  Vergleich  eine  Anzahl  normaler.  Was  die  Ätiologie  anlangt,  so 
ist  Gonorrhöe  nach  Pilcher  kein  bedeutender  ätiologischer  Faktor.  Die 
Theorie  Giechanowskys,  wonach  durch  Verlegung  der  Gänge  passive 
Erweiterung  der  Drüsengänge  einträte,  erklärt  die  pathologischen  Befunde 
nicht  befriedigend.  Hypertrophie  der  Prostata  rührt  her  von  übermässigem 
Wachstum  der  Drüse,  beeinflusst  durch  die  degenerativen  Veränderungen 
höheren  Lebensalters  und  durch  andere  Faktoren,  welche  die  Bildung  von 
Bindegewebe  in  einer  noch  aktiv  tätigen  Drüse  begünstigen.  P  ilcher  unter- 
scheidet 3  pathologische  Typen:  1.  stark  vergrösserte,  weiche  Formen; 
diese  sind  nach  Form  und  Grösse  sehr  verschieden,    haben  gewöhnlich  eine 


1078  Jahresbericht  für  Chimrgie.    II.  Teil 

ziemlich  dicke,  aus  glatten  Muskelfasern  und  Bindegewebe  zusammengesetzte 
Kapsel,  welche  sich  leicht  abstreifen  lässt;  bei  der  suprapubischen  Operation 
wird  bei  Entfernung  der  ganzen  Drüse  diese  Kapsel  mitausgeschält,  der 
Plexus  prostaticus  leicht  verletzt.  Bei  der  perinealen  Operation  dagegen 
wird  die  Drüse  aus  der  gespaltenen  Kapsel  ausgeschalt,  die  Venen  werden 
also  geschont.  2.  Relativ  kleine,  geschrumpfte,  harte  Drüsen  mit  anregel- 
mässiger Oberfläche  und  fester  Verwachsung  der  ,,KapseP  mit  der  Drüse. 
3.  Mischformen.  Mikroskopisch  ist  am  auffallendsten  gegenüber  der 
normalen  Drüse  die  Zunahme  des  Drüsengewebes.  Die  grossen  weichen 
Formen  zeigen  das  Bild  der  hypertrophischen  und  hyperplastischen  Drüse: 
Acini  erweitert  und  vermehrt.  Die  kleinen  harten  Formen  scheiden  sich 
mikroskopisch  in  zwei  Arten:  1.  bei  vermehrtem  interazinösen  Bindegewebe 
sind  die  Drüsenläppchen  gleichzeitig  kleiner  geworden.  2.  Zwischen  dem  ge- 
wucherten Bindegewebe  liegen  vereinzelte  hyperplastische  und  erweiterte 
Acini.  Die  geschrumpfte,  harte  Form  ist  nicht  ein  sekundäres  Stadium  der 
weichen,  grossen,  sondern  von  ihr  grundsätzlich  verschieden.  In  manchen 
Fällen  von  Prostatahypertrophie  findet  man  auch  eine  echte,  muskuläre 
Hypertrophie. 

Carey  und  Laird  (27)  berichten  über  zwei  Sektionsbefunde  bei 
Prostatikern,  wo  sich  neben  einer  aufsteigenden  Infektion  der  Hamwege 
eine  zystische  Ureteritis  fand;  die  hypertrophischen  Seitenlappen  der 
Drüse  waren  gestielt  und  hinderten  durch  Druck  nach  unten  die  Urinent- 
leerung. 

Maries  (96)  Mitteilung  eines  Sektionsbefundes  zeigt,  welch  enormen 
Umfang  die  hypertrophische  Prostata  annehmen  kann.  Gewicht:  450  g. 
Breite  8,4  cm,  Dicke  5,8  cm,  Länge  an  der  Hinterwand  8,4  cm.  Starke 
Deformierungen  am  Blasenhals  und  an  der  Urethra  prostatica.  Histologisch 
der  gewöhnliche  Befund  einer  adenomatösen  und  fibromuskulären  Hyper- 
trophie. 

Symptomatologie  der  Prostatahypertrophie. 

Posner  (117)  erörtert  die  Beziehungen  zwischen  Prostatahyper- 
trophie und  Diabetes.  Da  die  Symptomenbilder  der  Prostatahypertrophie 
und  des  Diabetes  vielfach  ähnlich  sind,  da  einerseits  Diabetiker  häufig  auch 
an  Prostatahypertrophie  leiden,  andererseits  bei  einem  Diabetiker  auch  nach 
einer  Kur  Zuckerfreiheit  eintreten,  die  Polyurie  dagegen  zurückbleiben  kann, 
so  ist  die  Frage,  welcher  Ursache  die  Symptome  zuzuschreiben  sind,  oft  schwer 
zu  lösen.  Man  muss  daher  bei  Prostatikern  vor  operativen  Eingriffen  stets 
auch  an  die  Möglichkeit  eines  Diabetes  denken. 

Während  die  Prostatahypertrophie  gewöhnlich  nicht  später  als  im  70. 
bis  75.  Jahre  die  ersten  Störungen  verursacht,  teilt  Mortipr  (100)  4  Fälle 
mit,  in  denen  die  ersten  Erscheinungen  erst  bei  Greisen  von  80— 85  Jahren 
auftraten.  Bei  der  allgemeinen  Schwäche  und  den  Urinblutungen  schien  zu- 
nächst die  naheliegendste  Diagnose  die  einer  Niereninsuffizienz  oder  eines 
Prostatakrebses  zu  sein;  letzterer  war  jedoch  nach  dem  Palpationsbefnnde 
bei  allen  4  Kranken  auszuschliessen,  es  handelte  sich  stets  um  eine  einfache 
Hypertrophie.  Die  Prostatektomie  kommt  in  solch  hohem  Alter  nur  ausnahms- 
weise in  Betracht. 

Nach  Chetwood  (28)  sind  die  Erscheinungen  des  Prostatismus  nicht 
immer  durch  die  Vergrösserung  der  Prostata,  sondern  oft  durch  eine  fibröse 


Mohr,  VerleizoDgen  and  chinirg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1079 

Stenose  des  Orificinm  vesicae  hervorgerufen,  eine  bindegewebige  In- 
filtration entzündlicher  Art,  nicht  etwa  eine  Hyperplasie  der  Muskulatur  des 
Sphinkters.  Diese  Stenose  wird  verursacht  durch  langanhaltende  Entzündungen 
Tor  oder  hinter  dem  Blasenschliessmuskel,  meist  gonorrhoischen  Ursprungs; 
sie  kommt  zusammen  mit  Vergrösserung  der  Drüse  vor,  und  macht  dann 
die  Stömngen,  welche  man  falschlich  der  Drüsen  vergrösserung  zuschreibt. 
Die  Diagnose  in  vivo  muss  dann  gestellt  werden,  wenn  bei  den  Erscheinungen 
des  sogenannten  Prostatismus,  besonders  bei  voUständiger  oder  unvollständiger 
Retention,  die  Drüse  bei  der  Mastdarmuntersuchung  sich  als  normal  erweist, 
die  Harnröhre  normal  lang  ist  und  kein  Rückenmarksleiden  gleichzeitig  be- 
steht. Manche  nach  der  Prostatektomie  nicht  gebesserte  Fälle  von  Prostata- 
hypertrophie  sind  solche,  in  welchen  die  gleichzeitige  Existenz  einer  Verenge- 
rung des  Blasenhalses  nicht  erkannt  wurde. 

Die  beste  Behandlung  ist  die  galvanokaustische  Prostatatomie  von  einer 
Dammöffnung  aus.  Chetwood  bildet  mehrere  Präparate  und  das  von  ihm 
benutzte  Instrument  ab  und  führt  36  von  ihm  operierte  Fälle  in  Tabellen- 
form an. 

Cnnningbam  (31)  hält  das  üystoskop  bei  der  Verschiedenheit  der 
Formen  der  Drüsenvergrösserung  für  das  einzige  Mittel,  die  genauere  Be- 
schaffenheit der  Verlegung,  sowie  Grösse  und  Form  der  Blasenmündung  zu 
erkennen  und  hiemach  die  Operationsmethode  zu  wählen.  Cunningham 
bildet  das  hierzu  geeignete  Instrumentarium  ab  und  beschreibt  ausführlich 
seine  Technik.  Gystoskopische  Untersuchung  und  Mastdarmuntersuchung 
müssen  beide  gleichzeitig  ausgeführt  werden.  Der  obturierende  Teil  der 
Druse,  die  Beschaffenheit  der  Blaseninnenfläche,  Form  und  Grösse  der  ver- 
schiedenen Drüsenlappen  können  so  schon  vor  der  Operation  genau  bestimmt 
werden.  Zahlreiche  Präparate  normaler  und  vergrösserter  Drüsen  und  cysto- 
skopische  Bilder  werden  abgebildet  und  erläutert. 

Philip  (112)  erörtert  die  Beziehungen  zwischen  Harnröhrenver- 
engerungen und  Prostatahypertrophie.  Bei  starker  Verengerung 
mit  Blasenreizung  und  häufigem  Harndrang  ist  der  Druck  der  Flüssigkeits- 
saule  auf  die  Prostata  deutlich  vermehrt.  Man  hat  daher  vielfach  ange- 
nommen, dass  die  Striktur  auf  die  Entwickelung  der  Prostatahypertrophie 
hemmend  wirke,  jedoch  mit  Unrecht.  Eine  Atrophie  der  Drüse  durch  diesen 
Druck  kommt  nicht  zustande,  vielmehr  vermehrt  die  Striktur  durch  die 
Schwierigkeiten  und  Anstrengungen  bei  der  Miktion  die  Zirkulationsstörungen 
in  der  Prostata  des  Greises,  und  vermehrt  hierdurch  die  Kongestion  der 
Drüse.  Es  besteht  demnach  durchaus  kein  Antagonismus  zwischen  beiden 
Erkrankungen. 

Nichtoperative  Behandlung  der  Prostatahypertrophie. 

Oberländer  (110)  empfiehlt  als  eigentliche  Behandlung  der  Prostata- 
hypertrophie, besonders  bei  Restharn  und  Blasenkatarrh,  den  regelmässigen 
Katheterismus,  da  ihm  nicht  nur  eine  symptomatische,  sondern  auch  eine 
heilende  Wirkung  zukomme.  Daher  seien  chirurgische  Eingriffe  recht  selten 
absolut  notwendig. 

Auch  Guepin  (57)  tritt  für  die  nichtoperative  Behandlung  ein  und 
bespricht  für  die  einzelnen  Stadien  der  Erkrankung  eine  Reihe  von  prophy- 
laktischen und  symptomatischen  Mitteln:  Bäder,  warme  Klystiere,  Ichthyol« 


1060  JahreBbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

und  Jodoformstuhlzäpfchen,  Danerkatheter,  Blasenspülniigeii,  Ausdrücken  von 
Betentionszysten  mit  dem  Finger. 

Nach  Thorndike  (155)  hat,  da  die  Prostatektomie  bei  dem  Alter 
und  dem  häufig  schlechten  Allgemeinzustande  der  Prostatiker  als  ernste  und 
gefährliche  Operation  anzusehen  ist,  der  Katheter  noch  immer  seinen  berech- 
tigten Platz  in  der  Behandlung  der  Erkrankung,  und  zwar  einmal  bei  sehr 
alten  und  schwächlichen  Patienten,  denen  keine  Operation  mehr  zugemutet 
werden  kann,  femer  aber  auch,  wenn  bei  intelligenten  Kranken  eine  genaue 
Durchführung  der  Yorsichtsmassregeln  beim  Gebrauche  des  Katheters  gewähr- 
leistet werden  kann;  erst  wenn  das  Katheterisieren  sehr  schmerzhaft  wird 
und  sehr  häufig  geschehen  muss,  kommt  die  Operation  in  Frage.  Auch  bei 
jüngeren,  noch  kräftigen  Kranken,  bei  denen  jedoch  eine  unheilbare  Blasen- 
atonie  eingetreten  ist,  kommt  der  Katheter  in  Betracht,  da  hier  selbst  nach 
der  Operation  der  Katheter  weiter  gebraucht  werden  müsste.  Femer  ist, 
wenn  kein  Blasenkatarrh  besteht,  und  der  Restham  sehr  gering  ist,  ein 
Katheterleben  gut  zu  ertragen,  und  jahrelange  Besserungen  sind  häufig.  Ist 
dagegen  die  Obstruktion  hochgradiger,  die  Menge  des  Resthams  bedeutender, 
ist  ein  sauberes  Katheterisieren  infolge  der  sozialen  Verhältnisse  oder  der 
mangelnden  Intelligenz  des  Kranken  nicht  möglich,  so  kommt  wiederum  die 
Operation  in  Frage. 

Nach  einer  kurzen  Besprechung  der  yerschiedenen  von  den  Autoren  zur 
Behandlung  der  Prostatahypertrophie  vorgeschlagenen  Methoden  und  nach 
Hinweis  auf  die  Alterationen  zum  Nachteile  der  Harnblase  und  der  Prostata 
bei  dieser  Krankheit  teilt  Cuturi  (32)  zwei  mit  Erfolg  mit  Elektromassage 
behandelte  Fälle  mit.  Nach  Erörterung  der  Anwendungsweise  dieser  Methode 
und  ihrer  Wirkungsweise  kommt  er  zu  folgenden  Schlüssen: 

a)  Die  elektrische  Massage,  als  Dekongestionsmittel  ist  der  doppelsei- 
tigen Kastration,  der  Resektion  der  Samengänge  und  der  Elektrolyse  vor- 
zuziehen. 

b)  In  den  Fällen  von  Hypertrophie  der  Prostata  mit  Prostatitiskompli- 
kationen  dient  sie  dazu,  die  entzündlichen  Infiltrationen  zur  Reabsorbierung 
zu  bringen. 

c)  Die  Muskeltonizität  der  Blase  wird  durch  sie  wieder  angeregt. 

d)  Dieselbe  ist  nur  bei  den  Prostatikern  des  ersten  und  zweiten  Grades 
anzuwenden. 

e)  Bewirkt  keine  Atrophie  des  hypertrophischen  Prostatagewebes. 

R.  Giani. 
Moszkowicz  und  Stegmann  (101  u.  102)  haben  bei  sechs  Patienten 
Versuche  angestellt,  die  Prostatahypertrophie  durch  Röntgen- 
strahlen zu  beeinflussen,  ausgehend  von  der  Tatsache,  dass  epitheliale 
Gewebe  auf  Röntgenstrahlen  besonders  stark  reagieren,  ebenso  auch  anf 
Lezithin,  welches  in  der  Prostata  enthalten  ist.  Die  Bestrahlung  wurde  80 
vorgenommen,  dass  zunächst  ein  Kellysches  Mastdarmspekulum  eingeführt, 
die  Umgebung  durch  Bleiplatten  geschützt  und  nun  bei  40  cm  Abstand  des 
Röhrensokus  von  der  äusseren  Öffnung  des  Spekulums  bestrahlt  wurde.  Die 
Drüsen  wurden  gewöhnlich  eine  Woche  nach  der  Bestrahlung  weicher,  die 
Kranken  konnten  schon  nach  einigen  Tagen  wieder  spontan  urinieren,  die 
Prostata  wurde  allmählich  kleiner.  Im  ganzen  genügten  2 — ^3  Sitzungen  in 
Zwischenräumen  von  2—3  Wochen,  um  eine  Verkleinerung  der  Drüse  und 
eine  wesentliche  Besserung  der  Urinentleerung  zu  erzielen ;  letztere  blieb  nur 


Mohr,  Yerletzoogen  und  chirarg.  Krankheiten  der  mftanliohen  Grenitalien.        1061 

in  einem  Falle  ans;  bei  einem  weiteren  Patienten  entstand  17  Tage  nach 
der  Bestrahlung  eine  Nebenhodenentzündnng,  bei  einem  zweiten  nach  14  Tagen 
eine  hämorrhagische  Zystitis.  Da  die  durch  Zerfall  der  Drüsenepithelien  in 
der  Prostata  entstehenden  Corpora  amylacea  zum  grössten  Teil  aus  Lezithin 
bestehen,  so  ist  in  der  für  Röntgenstrahlen  sehr  empfindlichen  Prostata  schon 
normalerweise  viel  Lezithin  enthalten,  welches  in  den  durch  Röntgen-  und 
Radiumstrablen  veränderten  Geweben  stets  gefunden  wird.  Vielleicht  durch 
Resorption  chemischer  Bestandteile  ans  den  zerfallenden  Drüsenepithelien, 
oder  veranlasst  durch  die  mit  der  Kur  verbundene  Aufregung,  traten  bei 
drei  Kranken  Anfalle  von  Stenokardie  und  grosse  Hinfälligkeit  ein. 

Carabelli  (26)  bestrahlte  in  zwei  Fällen  die  vergrösserte 
Drüse  vom  Damm  aus  unter  Schutz  der  Umgebung,  und  zwar  bei  20 — 25  cm 
Röhrenabstand,  in  der  ersten  Zeit  täglich  oder  einen  Tag  über  den  anderen, 
später  seltener.  Bei  einem  Kranken,  welcher  nur  an  Gefühl  von  Schwere 
am  Damm,  nicht  an  Obstruktion  litt,  trat  Besserung  ein,  in  einem  zweiten 
Falle  sank  der  Restharn  von  200  auf  10  cbcm.  Diese  Besserungen  hielten 
nach  einem  Jahre  noch  an. 

Alt  mann  (3)  schliesst  aus  seinen  Beobachtungen,  dass  die  örtliche 
Anwendung  des  radioaktiven  Thermalwassers  in  Gastein  bei 
Prostatahypertrophie  durch  ^Depletion,  Atrophisierung  der  drüsigen 
Elemente  und  durch  Tonussteigerung  eine  fast  durchweg  zu  beobachtende 
Volnmenveränderung  des  Organs  hervorruft.  Der  Tonus  der  nicht  allzu  pare- 
tischen  Blase  hebt  sich,  entzündliche  Vorgänge  in  ihr  werden  auch  durch 
die  bakterizide  Eigenschaft  des  Thermalwassers  gebessert  oder  behoben.  Durch 
radioaktive  Analgesierung  werden  die  subjektiven  Sensationon  und  Schmerzen 
zum  Schwinden  gebracht.  Die  anatomische  Besserung  deckt  sich  nicht  immer 
mit  der  funktionellen  Besserung,  die  in  Widerherstellung  ganz  normaler  Urin- 
verhältnisse,  bezw.  Verminderung  der  Residua,  Steigerung  der  Hampausen 
und  der  spontan  entleerten  Harnmengen  besteht.  Unter  ganz  bestimmten 
Umständen  kann  die  funktionelle  Besserung  trotz  eingetretener  anatomischer 
Besserung  ausbleiben.^ 

Halbhuber  (60)  empfiehlt  Helm i toi  als  wirksames  und  unschäd- 
liches Mittel,  die  Zersetzung  des  Urins  bei  Prostatahypertrophie  zu  verhüten. 
Bei  einem  78jährigen  Prostatiker  mit  andauerndem  quälenden  Harndrang 
und  stinkendem,  trüben  Urin  —  Blasenspülungen  ohne  Erfolg  —  besserte 
sich  durch  Verabreichung  von  Helmitol,  3  Tabletten  ä  0,5  pro  die,  der  Zu- 
stand innerhalb  von  4  Wochen  bedeutend;  die  Behandlung  wurde  mit  etwas 
kleineren  Dosen  bisher  17  Monate  hindurch  fortgesetzt,  ohne  dass  schädliche 
Nebenwirkungen  aufgetreten  wären,  und  zwar  mit  dem  Erfolge,  dass  Patient 
zur  Zeit  5 — 6  Stunden  schlafen  kann  und  den  Urin  im  Liegen  bis  zu  3  Stunden 
hält.  Bei  versuchweisera  Aussetzen  des  Mittels  trat  wieder  Verschlimme- 
rung ein. 

Deschamps  (35)  hatte  bei  drei  alten  Prostatikern,  bei  welchen  plötz- 
lich schwere  Hämaturie  eintrat,  prompten  Erfolg  von  Einspritzung  einer 
Emulsion  von  Antipyrin  (lOVo,  15  cbcm)  in  die  Blase.  Bei  zwei  Kranken 
trat  der  Erfolg  rasch  nach  einer  einmaligen  Einspritzung  ein,  obwohl  es  sich 
um  ambulante  Patienten  handelte.  Eventuell  ist  die  Einspritzung  täglich  zu 
wiederholen.     Jede  andere  Behandlung  wurde  unterlassen. 

Schmieden  (147)  gibt  eine  kritische  Übersicht  über  die  neueren,  seit 
Socin-Burckhardts  ;,Die  Verletzungen  und  Krankheiten  der  Prostata^  er* 


1082  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

schienenen  Arbeiten  über  das  Wesen  und  die  Behandlung  der  Prostatahyper- 
trophie,  wobei  besonders  die  operative  Behandlung  ausführlicher  darge- 
stellt wird. 

Operative  Behandlung  der  Prostatahypertrophie. 
Zusammenfassende  Arbeiten,  Indikationen,  Wahl  der  Methode. 

Die  operative  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  war  einer  der  Haupt- 
gegenstände der  Verhandlungen  auf  dem  1.  Kongress  der  internationalen  Ge- 
sellschaft für  Chirurgie  in  Brüssel.  Referenten:  Rydygier,  Harrison, 
Rovsing. 

Rydygier  (141)  hält  die  Entfernung  der  Drüse  für  das  einzige  ratio- 
nelle operative  Verfahren  und  empfiehlt  seine  Technik  der  teilweisen  peri- 
nealen Prostatektomie  (siehe  Bericht  für  1905). 

Harrison  (63)  hält  die  chirurgische  Behandlung  für  angezeigt:  1.  Wenn 
der  Gebrauch  des  Katheters  schmerzhaft  ist;  2.  wenn  sehr  häufiger  Harn- 
drang vorhanden  ist;  3.  wenn  trotz  wiederholter  Lithotripsie  sich  immer 
wieder  Konkremente  in  der  Blase  bilden ;  4.  bei  Hämaturie,  gestörtem  Schlaf, 
schwerer  Zystitis  und  Urinintoxikation.  An  der  perinealen  Prostatektomie 
ist  auszusetzen,  dass,  wenn  sie  total  ist,  fast  notwendig  die  Geschlechtsfahig- 
keit  verloren  geht  und  fast  immer  ein  gewisser  Grad  von  Inkontinenz  auf  die 
Operation  folgt.  Die  suprabubische  Operation  nach  Fr  eye  r  ist  für  die 
Mehrzahl  der  Fälle  die  Methode  der  Wahl;  wichtig  ist,  die  Drüse  ganz  zu 
entfernen,  die  teilweise  Ausschälung  gibt  im  allgemeinen  keine  guten  Resul- 
tate und  erfordert  oft  einen  zweiten  Eingriff.  Die  Vasektomie  ist  besonders 
bei  beginnenden  Fällen  manchmal  von  dauernder  günstiger  Wirkui^. 

Rovsing  (138).  Die  Operationsmethoden  von  Bier,  von  Bottini, 
Kastration  und  Vasektomie  sind  verlassen  und  sollten  es  bleiben.  Die  Prostat- 
ektomie darf  keineswggs  die  gewöhnliche  Behandlungsmethode  werden,  da 
80 Vo  der  Patienten  mit  Prostatahypertrophie  keine  Beschwerden  haben,  da 
femer  die  Prostata,  selbst  im  hypertrophischem  Zustande,  eine  wichtige  Rolle 
im  Körper  spielt  und  demnach  nicht  ohne  Not  geopfert  werden  sollte.  Der 
methodische  Katheterismus  muss  vor  jedem  operativen  Eingriff  versucht  werden. 
Bei  atrophischer  Blase  gewährt  die  Prostatektomie  wenig  Besserung,  bei  sehr 
vergrösserter  und  leicht  blutender  Drüse  ist  die  Zystostomie  angezeigt.  Funk- 
tioniert dagegen  die  Blasenmuskulatur  noch  genügend,  so  ist  ein  chirurgischer 
Eingriff  dem  Katheterismus  auf  Lebenzeit  vorzuziehen: 

a)  Die  Vasektomie  ist  stets  bei  hypertrophischer  parenchymatöser 
Prostatitis  in  nicht  zu  vorgeschrittenem  Stadium  zu  versuchen,  dagegen  kontra- 
indiziert bei  Sklerosen  Formen  und  bei  Retention  infolge  Vergrösserung  des 
mittleren  Lappens.  Unter  70  Fällen  Rovsings  60 ^/o  Heilungen,  30%  Bes- 
serungen, 10 ^/o  Misserfolge;  Lokalanästhesie,  keine  Operationssterblichkeit, 
Erhaltung  der  Erektionen. 

b)  Die  teilweise  (suprapubische)  Prostatektomie  ist  bei  Re- 
tention infolge  Hypertrophie  des  mittleren  Lappens  angezeigt,  wenn  die  Blase 
nicht  zu  sehr  infiziert  und  Alter  und  Allgemeinzustand  eine  Operation  er- 
lauben. 

c)  Die  totale  Prostatektomie,  am  besten  nach  Freyer,  sollte 
auf  Fälle  mit  Verdacht  einer  bösartigen  Umwandlung  der  Drüse  oder  auf 
solche,  in  denen  Blutungen  oder  Abszesse  den  radikalen  Eingriff  verlangen, 


Mohr,  Yerletzangen  and  chirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1063 

beschränkt  werden.  Die  teilweise  snprapubische  Operation  ist  der  vollstän- 
digen in  den  meisten  Fällen  vorzuziehen.  Die  snprapubische  Zysto- 
st omie  ist  angezeigt:  1.  Wenn  die  Vasektomie  ohne  Erfolg  bleibt  oder  ihr 
Erfolg  aufzuhören  beginnt;  2.  wenn  eine  schwere  Infektion  der  Blase  eine 
sorgfältige  und  dauernde  Drainage  derselben  erfordert;  3.  wenn  eine  sonst 
indizierte  Prostatektomie  zu  gefährlich  erscheint;  4.  bei  Blasenlähmung,  wenn 
der  Katheterismus  unmöglich  oder  sehr  schwierig  ist  51  Fälle  dieser  Art 
mit  zwei  Todesfällen  an  Pneumonie.  Rovsing  ist  der  Ansicht,  dass  augen- 
blicklich viel  zu  viele  Prostatektomien  ausgeführt  werden,  und  diese  Operation 
viel  zn  leicht  genommen  wird. 

In  der  Diskussion  äussert  sich  Legueu  dahin,  dass  die  totale 
Prostatektomie  die  einzige  kurative  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  dar- 
stellt. Überraschende  Erfolge  erzielt  man  bei  der  vollständigen  Retention, 
weniger  gute  bei  der  chronischen  unvollständigen  Retention,  zumal  bei  alten 
Fällen  mit  langjähriger  Zystitis  und  Degeneration  der  Blasenmuskulatur. 
Leguen  verlor  unter  45  perinealen  Operationen  vier  Kranke,  mehrfach 
wurde  der  Mastdarm  verletzt,  mehrere  Kranke  behielten  eine  Dauerfistel. 

Hartmann  griff  unter  658  Fällen  von  Prostatahypertrophie  nur  56 mal 
chirurgisch  ein;  nur  die  Prostatektomie  kommt  in  Frage.  Hartmann  bevor- 
zugt den  suprapubischen  Weg,  und  zwar  mit  totaler,  bezw.  im  anatomischen 
Sinne  subtotaler  Ausschälung  der  Drüse,  während  er  bei  nur  teilweiser  Ent- 
fernung mehrfach  schlechte  funktionelle  Resultate  hatte.  Hartmann  operiert 
nur  bei  Urininfektion,  schwerer  Zystitis,  rebellischen  Blutungen,  gleichzeitigen 
Blasensteinen  und  bei  Fieber,  welches  trotz  Dauersonde  anhält.  9  ^/o  Mortalität, 
fast  stets  trat  wieder  normale  Miktion  ein. 

Carlier  erörtert  die  Vorzüge  der  transvesikalen  Operation,  ebenso  ihre 
Indikationen. 

D6mosthene  tritt  für  die  individualisierende  operative  Behandlung  ein; 
bei  schwerer  Infektion  und  schlechtem  Allgemeinzustande  kommt  nur  die 
Zystostomie  in  Frage,  wie  er  an  einem  derartigen,  geheilten  Falle  zeigt. 

Freudenberg  berichtet  über  seine  Erfolge  mit  der  Bottinischen 
Operation  in  152  Fällen  und  stellt  die  Anzeigen  im  Vergleich  zu  denen  der 
Prostatektomie  folgendermassen:  Der  Bottini  eignet  sich  mehr  für  den 
Urologen  als  für  den  Allgemein-Chirurgen,  die  Operation  ist  wegen  ihrer  ge- 
ringen Schwere  bei  sehr  alten  oder  sehr  schwachen  Kranken  der  Prostat- 
ektomie vorzuziehen,  ebenso  bei  relativ  jungen  Prostatikern,  weil  die  Ge- 
schlechtsfahigkeit  bei  ihr  gewahrt  bleibt.  Der  Bottini  ist  bei  kleiner  oder 
massig  vergrösserter  Drüse  geeigneter,  die  Prostatektomie  bei  stärkerer  Ver- 
grösserung.  Wenn  nur  ein  Vorsprung  der  Prostata  die  Miktion  behindert, 
kommt  fast  nur  der  Bottini  in  Frage,  welcher  in  solchen  Fallen  fast  absolut 
sicheren  Erfolg  verspricht,  dagegen  ist  die  partielle  Prostatektomie  vorzu- 
ziehen bei  ungestielten  oder  gestielten  Vorsprüngen  des  mittleren  Lappens. 
Kann  man  sich  vor  der  Operation  nicht  genau  über  den  Zustand  der  Blase 
und  der  Prostata  vergewissern,  so  ist  im  allgemeinen  mehr  die  suprapubische 
Prostatektomie  vorzuziehen,  ebenso  bei  gleichzeitigen  Blasensteinen,  obwohl 
hier  nach  erfolgloser  Lithotripsie  auch  der  Bottini  in  Frage  kommt.  Zystitis 
mit  sauerer  Urinreaktion  und  ein  massiger  Grad  von  Pyelitis  kontraindizieren 
weder  den  Bottini  noch  die  Prostatektomie.  Die  Bottinische  Operation 
darf  nicht  während  einer  Fieberperiode  ausgeführt  werden. 


1084  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Klapp  empfiehlt  für  die  Prostatektomie  die  Lumbalanästhesie,  durch 
welche  bei  schwer  infizierten,  kachektischen  oder  sehr  alten  Kranken  Shock 
und  Pneumonie  p.  o.  Termieden  wird.  Bei  16  unter  diesen  Verhältnissen 
ausgeführten  Operationen  traten  derartige  Zufälle  niemals  ein,  die  beiden 
TodesfäUe  waren  anderen  Ursachen  zuzaschreiben. 

Verhoogen  hat  45  totale  Prostatektomien  (perineale  and  snpra- 
pnbische)  mit  sehr  guten  Resultaten  ausgeführt.  Teilweise  Entfernung  gibt 
ungenügenden  Erfolg  und  Rezidiv.  Die  Ductus  ejaculatorii  lassen  sich  bei 
wirklich  totaler  Ausschälung  nicht  erhalten,  ebensowenig  kann  bei  fibrösen, 
verwachsenen  Drüsen  die  Urethra  prostatica  geschont  werden,  sie  ist  übrigens 
nach  Entfernung  der  Drüse  ein  überfliissiges  Organ,  weil  sich  dann  der 
Blasenhals  stark  senkt.  Durch  Entfernung  der  Drüse  und  Harnröhre  en  bloc 
wird  die  Technik  in  schwierigen  Fällen  leichter,  spätere  Inkontinenz  oder 
Striktur  sind  nicht  zu  befürchten.  Verhoogen  empfiehlt  für  die  Operation 
Bauchlage. 

Jaffö  hält  es  in  manchen  Fällen  für  sehr  schwierig,  den  wirklichen 
Sitz  des  Hindernisses  für  die  Miktion  genau  zu  bestimmen;  es  ist  nicht  im 
Bereich  der  hypertrophischen  Drüse  selbst,  sondern  im  Niveau  des  Blasenaus- 
ganges zu  suchen.  Die  schmerzhafte  Kontraktur  des  Sphinkters  hemmt  die 
Urinentleerung,  gegen  sie  muss  in  erster  Linie  die  Behandlung  gerichtet 
werden,  und  zwar  gibt  zu  diesem  Zwecke  die  Bottinische  Operation  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  die  besten  Resultate;  nur  wenn  diese  versagt,  kommt  die 
Prostatektomie  in  Frage. 

Giordano  will  zunächst,  wenn  die  Indikation  zur  Operation  überhaupt 
vorliegt,  auf  den  Bottini  zurückgreifen,  welcher  in  50 Vo  bedeutende  Besse- 
rungen bewirkt,  und  im  Falle  eines  Rezidivs  jedes  Jahr  oder  alle  zwei  Jahre 
wiederholt  werden  kann.  Prostatektomien  macht  Giordano  nur  in  septischen 
Fällen  (20  totale  perineale). 

Albarran  hält  Rydygiers  Technik  in  den  meisten  Fällen  für  unge- 
nügend und  verwirft  Vasektomie,  suprapubische  Zystotomie  und  Bottinische 
Operation  vollständig.  Die  möglichst  totale  Prostatektomie  ist  die  Methode 
der  Wahl.  Indikationen :  chronische  Urinretention,  besonders  bei  schwierigem 
Katheterismus,  andauernder  Zystitis,  rezidivierenden  Blasensteinen,  leichter 
Pyelonephritis,  Katheterinfektion.  Albarran  bevorzugt  die  perineale  Operation; 
73  Fälle  mit  drei  Todesfallen,  suprapubisch  operiert  er  bei  nicht  sehr  kor- 
pulenten Kranken  mit  stark  vergrösserter,  fibroadenomatöser,  in  die  Blase 
stark  vorspringender  Drüse.  Mastdarmfisteln  und  dauernde  Inkontinenz  nach 
der  perinealen  Operation  lassen  sich  durch  geeignete  Technik  stets  vermeiden. 
Die  Resultate  bezüglich  der  Geschlechtsfähigkeit  scheinen  bei  perinealer  Ope- 
ration mit  oder  ohne  Erhaltung  der  Ductus  ejac.  und  bei  der  snprapnbischen 
Operation  dieselben  zu  sein. 

Kümmell  (77  u.  78)  geht  zunächst  auf  die  pathologische  Anatomie, 
soweit  sie  chirurgisch  interessiert,  besonders  auch  auf  die  Blasenkomplikationeo 
ein.  Er  hat  im  Laufe  der  Jahre  114  Fälle  nach  den  verschiedensten  Me- 
thoden operiert:  in  9  Fällen  Entfernung  des  in  die  Blase  hinein- 
ragenden Mittellappens  nach  Sectio  alta,  8  Heilungen  mit  spontaner 
Urinentleerung.  52  Bottinische  Operationen;  Kümmell  operierte  nur 
bei  vollkommener  Retentio  urinae  und  nach  vorheriger  Kryoskopie  des  Blutes. 
3  Kranke  starben  sofort  nach  der  Operation,  und  zwar  an  Pneumonie,  sep- 
tischer Beckenphiegmone  und  Blutung,  9  starben  nach  Wochen  und  Monaten, 


Mobr,  Verletzungen  nnd  chirorg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.       1065 

nachdem  7  von  diesen  den  Urin  spontan  entleert  hatten;  nur  5  vollständige 
Misserfolge,  also  im  ganzen  sehr  gute  Erfolge.    Bei  einzelnen  war  sofort  p.  o. 
die  Hamretention   behoben.     In  einem  Falle  wurde  die  Operation  nach  drei 
Jahren  zum   zweiten  Male  erfolgreich   an  demselben  Patienten   ausgeführt. 
K  ü  m  m  e  1 1   erörtert  ausführlich  Indikationen  und  Technik.    Hauptvorzüge : 
keine  Narkose,  eventuell  überhaupt  keine  Anästhesie,  keine  dauernde  Bett- 
ruhe.   Die  Kastration  wurde  26 mal,  nur  bei  Patienten  in  höherem  Lebens- 
alter,   aasgeführt:    2  Todesfalle,    2  Misserfolge,    bei  22  Kranken  trat  nach 
tangerer  oder  kürzerer  Zeit  Rückbildung  der  Drüse  und  die  Fähigkeit,   den 
Urin  wieder  spontan  zu  entleeren,  ein.    Unter  den  Operierten  waren  Männer 
von  81  nnd  84  Jahren.    Die  doppelseitige  Kastration  ist  also  in  den  meisten 
Fällen  wirksam.     Resektion  des  Vas  deferens:  unter  7  Fällen  4  Miss- 
erfolge.    Totale  Prostatektomie:  19  Fälle,  darunter  viermal  Karzinom. 
Die  Ausschäiung  der  gesamten  Drüse  aus  der  Kapsel  ist  der  teilweisen  Ent- 
fernung überlegen;  gelingt  die   erstere  nicht,  so  handelt  es  sich  meist  um 
Karzinom.    Je  nach  dem  örtlichen  Befunde  perineale  (10)  oder  transvesikale 
(9)  Operation,  den  Ausschlag  gibt  das  Zystoskop.    Im  Anschluss  an  die  Ope- 
ration starben  4,  2  an  Hypertrophie  und  2  an  Karzinom  Leidende,  und  zwar 
an    Lungenembolie,    Pneumonie  und    Sepsis.     2   wegen    Karzinom  Operierte 
starben  nach  4  und  7  Monaten.    Kümmell  führt  die  totale  Prostatektomie 
nur  bei  länger  bestehender,  nicht  zu  beseitigender  Retentio  urinae  aus.  Der 
£ingri£P  ist  bei  dem  meist  elenden  Zustande  ein  schwerer,  dagegen  der  Er- 
folg bezüglich  der  Miktion  ein  guter,  wenn  Patient  die  Operation  übersteht: 
Urinentleerung  vollkommen  spontan,  ohne  Beschwerden,  kein  oder  nur  geringer 
Restham.    Gegenanzeigen:  Ausgedehnte  Bronchitis,  schwere  Herzaffektionen, 
Lähmung  des  Detrusor  und  besonders    doppelseitige  Nierenerkrankung   mit 
Insuffizienz.    Bei  solchen  Kranken  operiert  Kümmell  nach  Bottini. 

Nach  Czerny  (33)  handelt  es  sich  heute  um  die  Frage,  wie  lange  man 
die  Prostatiker  palliativ  behandeln  soll,  und  wann  der  Zeitpunkt  einer  radi- 
kalen Operation  (in  der  Regel  Prostatektomie)  gekommen  ist.  Der  Bottini 
kommt  nur  für  die  Fälle  mit  einer  zystoskopisch  nachweisbaren  Prostata- 
klappe, mit  gutem  Detrusor  und  nicht  infizierter  Blase  in  Betracht.  Indi- 
kationen zur  Prostatektomie:  ernste  Schwierigkeiten  beim  Katheterismus, 
eventuell  schon  fortgesetzt  notwendiger  Katheterismus.  Bei  akuter  Retention 
hat  Czerny  bisher  niemals  operiert.  Bei  den  erwähnten  Komplikationen 
des  regelmässigen  Katheterismus  verspricht  die  Prostatektomie  guten  Erfolg, 
wenn  die  Blase  noch  gut  imstande  und  die  Nieren  nicht  schwer  erkrankt 
sind.  Ob  der  perineale  oder  transvesikale  Weg  vorzuziehen  ist,  ist  noch  nicht 
spruchreif.  Czerny  hat  fast  ausschliesslich  perineal  operiert,  und  zwar  im 
wesentlichen  nach  Zuckerkandis  Methode.  143  Fälle  kamen  in  den  letzten 
sieben  Jahren  in  Behandlung,  darunter  18  maligne  Neubildungen  (2  operiert): 
72  mal  wurde  konservativ  behandelt,  31  mal  Bottini  mit  10  vollständigen  Hei- 
lungen, 6  Besserungen,  13  Misserfolgen,  2  Todesfallen  (Urämie  und  Darm- 
lähmung), 6 mal  transvesikale  Prostatektomie;  3  Heilungen,  1  Besserung, 
1  Todesfall  durch  Urämie.  19  perineale  Prostatektomien:  2  Todes- 
Fälle  (Pyelonephritis  und  Sepsis,  Kollaps),  4  mal  traten  während  oder  nach 
der  Operation  Mastdarmverletzungen  eiq  (einmal  Korrektion  durch  Nachope- 
ration. 7  Besserungen  mit  willkürlicher  Urinentleerung,  jedoch  gleichzeitiger 
geringer  Inkontinenz,  sei  es  durch  Fisteln  oder  durch  ungenügenden  Schluss 


1066  Jahresbericht  f Qr  Chirurgie.    II.  Teil. 

der  Sphinkters.    6  vollständige  Heilungen.    Mitteilung  der  Krankengeschichten 
mit  perinealer  Prostatektomie  im  Auszuge. 

In  der  Diskussion  (37)  hält  Israel  die  transvesikale  Operation  für 
leichter  und  im  Gegensatz  zu  Kümmell  die  Blasennaht  für  gefährlich,  da 
der  Dauerkatheter  die  tiefe  Tasche  des  Prostatabetts  nicht  drainiere:  nur 
die  Einlegung  eines  Drains  durch  Hinzufügung  der  Sectio  mediana  erlaube, 
die  Blase  zu  schliessen.  Im  allgemeinen  wird  die  Wahl  des  Weges  Geschmacks- 
sache bleiben.  Nicolich  hat  12 mal  perineal,  19 mal  suprapnbisch  operiert, 
niemals  nach  akuter  Retention,  daher  stets  ohne  Naht.  Küster  hat  6  Fälle 
von  Hypertrophie  mit  partieller  Ektomie  operiert  und  zwar  mit  guten  funk- 
tionellen Erfolgen ;  die  teilweise  Operation  schont  die  Harnröhre,  andererseits 
bleiben  auch  nach  totaler  Stücke  zurück.  Auch  Riedel  sucht  schon  seit 
längerer  Zeit  mit  teilweiser  Entfernung  auszukommen,  da  er  nach  vollständiger 
Inkontinenz  befürchtet.  Riedel  hülst  unter  mögliebster  Vermeidung  der 
Harnröhre  mit  dem  scharfen  Löffel  aus.  Kock  sah  in  einem  Falle  von  teil- 
weiser Entfernung,  dass  der  Patient  seine  Potenz  verlor  und  einen  Rückfall 
bekam.  Bei  Prostatakrebs  empfiehlt  sich,  zur  Dekongestionierung  der  Drüse 
die  Vasa  deferentia  zu  resezieren.  Frank  hat  nach  der  Bottini  sehen 
Operation  öfters  beobachtet,  dass  die  Lappen  nach  Ausheilung  des  Spaltes 
sich  dachziegelförmig  übereinanderlegen  und  wieder  ein  Hindernis  abgeben. 

Wallace  (161)  gibt  zunächst  eine  Schilderung  der  normalen  Prostata, 
der  vergleichenden  Anatomie  der  Drüse,  ihrer  Entwickelung  beim  Menschen, 
ihrer  Funktion,  des  feineren  Baues  und  ihrer  Umgebung.  Nach  kritischer 
Würdigung  der  verschiedenen  Theorien  über  die  Ätiologie  und  das  Wesen 
der  Erkrankung  vertritt  Wallace  die  Ansicht,  dass  die  Vergrössemng 
adenomatöser  Natur  sei  und  dass  die  auslösende  Ursache  dieses  Adenoms 
irgend  eine  chronische  Entzündung  sei.  Die  Indikation  zur  Operation  ist 
gegeben:  1.  wenn  der  Katheter  nicht  in  die  Blase  eingeführt  werden  kann, 
2.  wenn  seine  Einführung  sehr  schmerzhaft  oder  nur  unter  starken  Blutungen 
möglich  ist,  3.  wenn  vollständige  Retention  besteht.  Bei  unvollständiger 
Retention  soll  man  bei  sozial  schlecht  gestellten  und  unintelligenten  Kranken 
stets  operieren,  bei  intelligenten  Patienten  in  guten  Verhältnissen  dagegen 
kann  man  länger  abwarten.  Die  „sexuellen^  Operationen  sind  völlig  zwecklos; 
der  Erfolg  der  Frey  ersehen  Operation,  welche  Wallace  für  das  beste 
Verfahren  der  Prostatektomie  hält,  erklärt  sich  daraus,  dass  der  ausge- 
dehnte äusserste  Teil  der  Drüse  in  Form  einer  „KapseP  zurückbleibt,  wo- 
durch Blutung,  Urininfiltration  und  spätere  Strikturbildung  verhindert  werden. 
Diese  chirurgische  Kapsel  sollte  also  bei  der  Operation  sorgiältig  geschont 
werden.  Wallace  beschreibt  und  bildet  die  verschiedenen  Typen  der  Ver- 
grössemng an  operativ  gewonnenen  Präparaten  ab:  einfache  Adenome,  Typen 
mit  zwillingsähnlichem  Bau,  hufeisen-  und  ringförmig  vergrösserte  Drüsen. 
Die  klinische  Untersuchung  gibt  keinen  Aufschluss,  ob  die  Ausschälung  leicht 
oder  schwer  sein  wird;  ist  sie  schwer,  so  handelt  es  sich  entweder  um  fort- 
schreitende adenomatöse  Umwandlung  der  ganzen  Drüse,  so  dass  keine 
Einkapselung  stattfindet,  oder  um  maligne  Entartung.  Bei  akuter  Retention 
soll  man  zunächst  nur  eine  suprapubische  Blasendrainage  durch  Zystostomie 
herstellen  und  die  Ausschälung  der  Geschwulst  einige  Tage  später  folgen 
lassen.  Ein  besonders  frappierender  Erfolg  der  Prostatektomie  ist  die  Besse- 
rung des  Allgemeinzustandes. 


Mohr,  Verletzangen  and  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1067 

W.  Meyer  (98)  fasst  seine  Erfahrungen  über  die  Wahl  der  Operations- 
methode bei  der  Prostatahypertrophie  folgendermassen  zusammen:  supra- 
pubische  and  perineale  Prostatektomie  sowie  die  Bottinische  Operation  sind 
alle  drei  imstande,  dauernde  £rfolge  zn  geben.  Wo  der  Znstand  des 
Patienten  die  Ausfuhmng  der  Prostatektomie  erlaubt,  ist  diese  vorzuziehen, 
da  die  Beseitigung  des  mechanischen  Hindernisses  das  am  meisten  chirurgische 
Verfahren  repräsentiert.  Beide  Wege  der  Prostatektomie  haben  ihre  Indi- 
kationen. Suprapubisch  wird  am  besten  operiert  bei  gleichzeitigen  umfang- 
reicheren Konkrementen,  bei  stark  infiziertem  Urin,  bei  Karzinom,  bei  Ver- 
grösserung  des  Mittellappens  und  Vorspringen  gegen  die  Blase,  dagegen  besser 
perineal  bei  vom  Mastdarm  aus  fühlbaren  Drüsen,  welche  nahe  an  den  Anal- 
sphinkter  heranreichen,  bei  weichen  Hypertrophien  im  Frühstadium,  welche 
sich  oft  aus  einer  Anzahl  kleiner  Knoten  zusammensetzen.  Die  Geschlechts- 
fähigkeit wird  eher  bei  suprapubischer  Operation  erhalten.  Wird  die  Prosta- 
tektomie verweigert,  oder  ist  sie  kontraindiziert,  so  kommt  die  Bottinische 
Operation  in  Frage ;  vor  dieser  und  ebenso  vor  der  perinealen  Prostatektomie 
ist  die  Zystoskopie  absolut  notwendig,  um  über  Fehlen  oder  Vorhandensein 
eines  mittleren  Lappens  und  von  Steinen  orientiert  zu  sein.  In  den  33  ^/o 
der  Fälle,  in  denen  vom  Mastdarm  aus  keine  Vergrösserung  zu  fühlen  ist, 
entscheidet  nur  das  Zystoskop  die  Diagnose.  Ausser  der  Notwendigkeit, 
regelmässig  den  Katheter  zu  gebrauchen,  bilden  auch  andauernde  schwere 
Schmerzen  am  Damm,  Blasenhals  und  Penis,  welche  der  Behandlung  trotzen, 
eine  strikte  Anzeige  für  die  Operation. 

P ichler  (115)  gibt  einen  Überblick  über  den  jetzigen  Stand  der 
Prostatachirurgie  unter  Einflechtung  eigener  Erfahrungen. 

Die  einzelnen  Phasen  der  von  Pichle r  innegehaltenen  perinealen 
Technik  werden  nach  Photogrammen  abgebildet.  Bei  kleinen  harten  Drüsen 
ist  die  Enukleation  überhaupt  nicht,  bei  Mischformen  nur  teilweise  möglich/ 
Bei  grossen,  massigen  Drüsen  operiert  man  am  besten  transvesikal,  bei  kleinen 
tibrotischen  Drüsen  kommt,  wenn  der  Allgemeinzustand  schlecht  ist,  die 
Bottinische  Operation  in  Frage,  im  allgemeinen  jedoch  ist  die  perineale 
Operation  unter  ausgiebiger  Freilegung,  Herabziehen  und  Entfernung  der 
Drüse  unter  Leitung  des  Auges  die  beste  Methode.  Pich  1er  operierte  unter 
23  Fällen  22  perineal.  Zwei  Patienten  starben  im  Anschluss  an  die  Operation 
(Pneumonie,  Urämie),  in  den  übrigen  Fällen  wurde  die  Obstruktion  voll- 
ständig und  dauernd  beseitigt,  ausgenommen  bei  einem  Patienten  mit 
atonischer  Blase,  fibröser  Verengerung  des  Blasenhalses  und  nur  massig  ver- 
grösserter  Prostata.  6  mal  p.  o.  vorübergehende  Nebenhodenentzündung  (2  mal 
Vereiterung),  in  einem  Falle  dauernde  Mastdarmharnröhrenfistel.  Die  Kontinenz 
stellte  sich  10 — 20  Tage  p.  o.  wieder  ein,  in  einigen  Fällen  blieb  jedoch 
monatelang  eine  gewisse  Sphinkterschwäche  zurück,  bei  zwei  Kranken 
dauernd. 

Hobritz  (68).  Man  muss  vor  allen  Dingen  bei  der  Behandlung  indi- 
vidualisieren. Die  Gefahren  des  täglichen  Katheterisierens  sind  zweifellos 
grösser  als  die  der  Radikaloperation,  wenn  sie  im  Beginn  der  Behand- 
lung ausgeführt  wird.  Die  vollständige  Prostatektomie  soll  nur  in  Fällen,  in 
denen  noch  keine  Komplikationen  vorhanden  sind,  die  Operation  der  Wahl 
sein,  sonst  Bottini.  Die  Mortalität  der  vollständigen  Prostatektomie  be- 
trägt 5 — 7^/o,  bei  schwachen  alten  Leuten  und  bei  sekundären  Folge- 
zuständen 15 — 18^0.   Bei  weit  vorgeschrittener  Blasenerkrankung  macht  man 


1068  JahreBbericht  f&r  Chirargie.    11.  Teil. 

am  besten  nur  die  suprapubische  Drainage.  In  90^/o  der  Fälle  kann  die 
Drüse  mit  Leichtigkeit  auf  dem  perinealen  Wege  entfernt  werden.  Die 
suprapubische  Prostatektomie  wird  sicherer,  wenn  man  sie  mit  perinealer 
Drainage  kombiniert.  Die  teilweise  transvesikale Entfernung  ist  bei  klappen- 
artigem Drüsenlappen  vor  dem  Orificium  intemum,  ebenso,  wenn  nur  ein 
Lappen  hypertrophisch  ist,  angezeigt,  dagegen  die  Kombination  der  snpra- 
pubischen  und  perinealen  Methode  bei  enormer  Hypertrophie  der  ganzen 
Drüse. 

Füller  (50).  Die  Extraktion  der  Drüse  vom  Damm  aus  unter  sorg- 
fältiger Vermeidung  von  Verletzungen  des  Mastdarms,  der  Blase  und  Harn- 
röhre ist  im  allgemeinen  ungenügend  und  befreit  den  Kranken  höchstens 
vorübergehend  von  seinen  Beschwerden.  Dagegen  empfiehlt  Füller  folgendes 
Vorgehen:  vollständige  Entfernung  der  Drüse  durch  perineale  Zystostomte, 
Einführung  des  Fingers  in  die  Blase  zur  genaueren  Orientierung;  erscheint 
die  Hypertrophie  zu  gross  oder  haben  sich  Verwachsungen  mit  der  Blase 
gebildet,  dann  sekundäre  Operation  vom  hohen  Blasenschnitt  aus;  diese 
sekundäre  suprapubische  Operation  ermöglicht  eine  sichere  und  leichte 
Drainage  und  gibt  gleichzeitig  der  Blase  Zeit,  sich  zu  erholen. 

Mudd  (106)  betont  die  Berechtigung  eines  operativen  Eingriffes,  der 
in  Analogie  stehe  mit  der  chirurgischen  Behandlung  der  Appendizitis;  die 
Operation  sollte  schon  in  frühen  Stadien  ausgeführt  werden.  Mudd  hat  auch 
unter  Spinalanästhesie  operiert;  (am  häufigsten  Ausschälung  vom  Damm  ans 
unter  Kontrolle  des  Auges  und  Fingers.) 

Nach  Strominger  und  Dimitriu  (151)  sprechen  die  Erfahrungen» 
welche  Herescu  mit  den  verschiedenen  Operationsmethoden  machte,  mehr 
für  den  perinealen  Weg,  da  auf  diesem  die  Drüse  leichter  im  ganzen  entfernt 
werden  kann,  die  Drainageverhältnisse  günstiger  und  Dauerfisteln  seltener  sind 
als  bei  der  transvesikalen  Operation.  Von  den  drei  mitgeteilten  Fällen 
blieben  bei  zwei  transvesikal  Operierten  Fisteln  zurück,  welche  erst  nach 
einiger  Zeit  heilten,  während  der  perineal  Operierte  glatt  genas. 

Nach  Jaff6  (72)  sind  die  Anzeigen  zur  Bottinischen  Operation  nur 
dann  gegeben,  wenn  ganz  typische  Prostatabeschwerden  bestehen,  auch  bei 
schwerer  Zystitis,  dagegen  nicht  bei  akuter  oder  chronischer  Urinretention 
mit  ungünstiger  Rückwirkung  auf  das  Allgemeinbefinden.  Was  die  anatomische 
Form  der  Hypertrophie  betrifft,  so  liegen  die  Fälle  am  günstigsten«  bei 
denen  die  Behinderung  am  hinteren  Rande  des  Blasenausgangs  liegt;  ist  die 
Harnröhre  längs  in  stärkerem  Grade  gedehnt,  oder  die  Pars  prostatica 
urethrae  ausgiebig  von  der  Drüse  umwachsen,  so  sind  die  Aussichten  schon 
viel  ungünstiger.  Jaffa  hält  es  für  möglich,  dass  der  Erfolg  der  Bottinischen 
Operation  dadurch  zustande  kommt,  dass  die  Ductus  ejaculatorii  analog  der 
Deferentektomie  durchtrennt  werden.  Jaffa  berichtet  über  46  eigene  Fälle; 
in  den  für  das  Verfahren  geeigneten  wurde  bei  Vs  der  Kranken  die  Blase 
wieder  völlig  oder  fast  völlig  entleerungsfahig ;  bei  Blasen-  und  Nierenbecken* 
entzündungen  sah  Jaffe  fast  stets  Besserung  p.  o.,  jedoch  in  keinem  Falle 
Heilung.  Die  Operation  lindert  die  Schmerzen  und  vermindert  den  Blasen- 
krampf durch  die  Durchtrennung  des  Sphinkters.  Die  Gefahr  des  Rezidivs 
ist  stets  vorhanden,  jedoch  k^nn  man  bei  verständigem  Verhalten  des 
Patienten  und  bei  gründlicher  Nachbehandlung  oft  Besserungen  auf  Monate 
und  Jahre  hinaus  beobachten.  Von  Komplikationen  p.  o.  beobachtete 
Jaffö:  Infektion  der  bis  dahin  keimfreien  Blase,    Hoden-  und  Nebenhoden- 


Mohr,  Verletzaogen  and  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1093 

wnrden  6  von  ihrer  chronischen  YoUständigen  Retention  geheilt.  Bei  der 
transvesikalen  Operation  macht  Loumeau  zwei  senkrekte,  von  vorn  nach 
hinten  verlaufende  Einschnitte  am  Blasenhals  über  der  grössten  Erbebung 
der  beiden  yergrösserten  Seitenlappen  und  schält  beide  getrennt  voneinander 
aas.  In  der  Nachbehandlung  zweimal  täglich  sehr  heisse  antiseptische  Blasen- 
Spülungen,  ein  Katheter  ist  bis  zu  der  durchschnittlich  nach  4 — 7  Wochen 
eintretenden  Heilung  nicht  nötig. 

Sqniers  (149)  Beobachtungen  an  28  Prostatektomien  zeigen,  dass 
die  Gefahr  der  Operation  nur  im  Zustande  des  Patienten  liegt.  Die  Anzeigen 
müssen  je  nach  den  sozialen  und  physiologischen  Verhältnissen  sehr  ver- 
schieden gestellt  werden.  Squier  operierte  7 mal  suprapubisch  mit  peri- 
nealer Drainage :  3  Todesfalle  durch  Shock,  Blutung,  Urämie,  3  gute  Erfolge 
mit  völliger  Entleerbarkeit  der  Blase  und  Kontinenz.  21  perineale  Operationen 
mit  2  Todesfällen  an  Urämie,  beide  Patienten  litten  an  vorgeschrittener  Nieren- 
erkrankung und  schwerer  Zystitis;  zweimal  Mastdarmverletzung,  einmal  mit 
einer  4  Monate  p.  o.  noch  bestehenden  Mastdarmharnröhrenfistel.  Ob  die 
Dnctus  ejaculatorii  erhalten  bleiben,  hängt  mehr  von  Glück  als  von  der  Ope- 
rationsmethode ab,  zwei  Patienten,  bei  welchen  kein  Versuch  gemacht  wurde, 
die  Gänge  zu  schonen,  'könnten  in  befriedigender  Weise  koitieren ;  in  7  Fällen 
Nebenhodenentzündungen  p.  o.,  zweimal  doppelseitig,  gewöhnlich  am  9. — 10. 
Tage  beginnend,  also  zu  einer  Zeit,  wo  ergiebige  Granulationen  in  der  Wunde 
auftreten ;  vermutlich  führen  diese  zu  Verschluss  der  Gänge  und  Stauung  in- 
fektiösen Materiales,  welches  schliesslich  rückwärts  in  den  Nebenhoden  ver- 
schleppt wird;  es  empfiehlt  sich  daher  bei  starker  Zystitis  die  Vasa  defe- 
rentia  vor  der  Operation  zu  unterbinden,  um  dieser  Komplikation  vorzubeugen. 
Fehlte  Zystitis,  so  wurde  der  Drain  durchschnittlich  nach  24 — 48  Standen 
entfernt;  kein  Verweilkatheter,  aber  täglich  Blasenspülungen.  Durchschnitt- 
liche Heilungsdauer  der  Wunde  3 — 6  Wochen,  jedoch  blieb  in  den  meisten 
Fällen  Zystitis  oder  Schwäche  der  Blasenmuskulatur  zurück,  welche  eine  weitere 
Behandlnng  erforderte. 

Pauchet  (111)  führte  die  Prostatektomie  in  56  Fällen  aus,  davon  53 
perineal ;  4  Todesfälle.  Bei  kleiner  Prostata  mit  atonischer  oder  mit  kleiner, 
reizbarer  Blase,  ebenso  bei  chronischer  Prostatitis  sollte  man  nicht  operieren, 
ausgenommen  wenn  der  Eatheterismus  versagt,  dagegen  stets  bei  der  gewöhn- 
lichen Form  der  Prostatahypertrophie,  dem  Adenom  der  Drüse. 

Pousson  (122)  berichtet  über  4  Fälle  (2  perineal,  2  transvesikal  ope- 
riert). Bei  2  konnte  der  Katheter  nach  3 — 4  Wochen  dauernd  entbehrt  werden. 
Pousson  hebt  bei  der  suprapubischen  Drainage  die  Vorzüge  der  Tuben  nach 
Guyon-Perier  hervor. 

Snprapubische  Prostatektomie. 

Füller  (49)  weist  nach,  dass  er  die  sogenannte  Frey  ersehe  Operations- 
methode in  derselben  Weise  schon  1894  ausführte  und  1895  veröffentlichte, 
während  Freyers  erste  Arbeit  aus  dem  Jahre  1900  stammt.  Frey  er  lernte 
Füllers  Operation  durch  den  amerikanischen  Chirurgen  Guiteras  1900 
kennen. 

Füller  wendet  sich  gegen  Freyers  Vorschrift,  die  Blasenschleimhaut 
mit  dem  Fingernagel  zu  durchreissen,  da  es  ein  ganz  unchirurgisches  Vor- 
gehen sei.    Von  seinen  300  Prostatektomien  hat  Füller  V*  perineal  operiert. 


lOdi  Jahresbericht  fllr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Bei  sozial  günstig  gestellten  und  vor  der  Operation  sorgfaltig  behandelten 
Kranken  ist  die  Sterblichkeit  jetzt  4  ^/o,  bei  ärmeren,  schlecht  genährten  nnd 
vernachlässigten  öV» — 7^/o.  Die  Geschlechtsfähigkeit  hat  ein  Teil  der  Kranken 
bereits  vor  der  Operation  verloren  (Alter,  alte  entzündliche  Veränderungen  in 
der  Umgebung  der  Samenbläschen),  ein  bedeutender  Teil  auch  durch  direkten 
Druck  der  vergrösserten  Drüse  auf  die  Samenkanäle  und  atonische  Überdeh- 
nung derselben;  in  solchen  Fällen  kann  die  Geschlechtsfahigkeit  durch  die 
Operation  wieder  gewonnen  werden.  Nur  in  zwei  von  Füllers  Fällen  war 
die  Miktion  während  der  Rekonvaleszenz  gestört,  einmal  durch  tuberkulöse 
Perizystitis.  Urinträufeln  und  Inkontinenz  kamen  p.  o.  die  nächsten  Monate 
hindurch  häufiger  vor,  jedoch  blieb  dieser  Zustand  nur  bei  einem  Patienten 
dauernd.    Dammfisteln  oder  Mastdarmblasenfisteln  p.  o.  sah  Füller  niemals. 

Nach  Wiener  (165)  erlaubt  die  Ausführung  der  suprapubischen  Prostat- 
ektomie' unter  Lacbgasnarkose ,  selbst  die  verweifeltsten  Fälle  zu  operieren: 
weder  Nierenentzündungen  noch  Basenkatarrhe^  noch  vorgeschrittenes  Alter 
sind  Gegenanzeigen.  Selbst  eine  harte,  kleine,  fest  verwachsene  Drüse  lässt 
sich  so  in  weniger  als  10  Minuten  ausschälen.  Von  10  so  operierten  älteren 
Patienten  (darunter  2  Diabetiker)  verlor  Wiener  trotz  des  miserablen  All* 
gemeinzustandes  einiger  Kranken  keinen,  auch  sah  er  in  keinem  Falle  p.  o. 
schwere  Blutungen,  Infektion  oder  Shock.  Durch  die  Anwendung  der  Lachgas- 
narkose werden  also  die  bisherigen  Gegenanzeigen  gegen  die  Operation  sehr 
eingeschränkt.  Die  Durchschnittsdauer  der  Operation  beträgt  für  Wiener 
10  Minuten.  10  Krankengeschichten  werden  mitgeteilt.  Seine  guten  Erfolge 
verdankt  Wiener  folgenden  Umständen:  1.  Während  der  Operation  wird  in 
die  Harnröhre  und  Blase  kein  Instrument  eingeführt.  2.  Es  wird  für  die 
Narkose  ausschliesslich  Lachgas  gebraucht.  3.  Wiener  operiert  möglichst 
rasch. 

Kuss  (80  u.  82)  berichtet  über  zwei  Obduktionsbefunde  der  Blase  bei 
10,  bezw.  28  Tage  nach  der  Prostatektomie  (suprapubischen)  Verstorbenen. 
Fall  1:  Blase  sklerotisch,  rechts  und  links  von  der  entlang  der  Yorderwand 
gespaltenen  Harnröhre  zwei  tiefe  Gruben,  entsprechend  den  entfernten  Seiten- 
lappen, in  völliger  Wiederherstellung  begrifiPen,  mit  bindegewebigem  Grunde, 
während  sich  die  Schleimhautränder  der  Blase  und  Harnröhre  in  die  Gruben 
hineinschieben.  Zwischen  den  beiden  seitlichen  Höhlen,  die  Spitze  des  Tri- 
gonum  vesicae  mit  dem  ganz  normalen  Veru  montanum  verbindend,  springt 
ein  länglicher,  von  Schleimhaut  entblösster,  starker  Wulst  vor,  der  Rest  des 
mittleren  Lappens.  Bei  dem  zweiten  Patienten  war  vier  Wochen  vor 
dem  Tode  eine  hufeisenförmige  hypertrophische  Drüse  transvesikal  entfernt 
worden.  Autopsiebefund:  Blase  sklerotisch,  die  Spitze  des  Trigonum  vesicae 
ist  durch  einen  queren,  starken  Wulst  überdeckt,  welcher  zum  Teil  von  der 
sklerotischen  Blasenwand  gebildet  wird,  zum  Teil  aus  Prostatagewebe  besteht. 
Dieser  Vorsprung  überragt  eine  unmittelbar  nach  der  Harnröhre  zu  gelegene 
2 — 3  cm  tiefe  Grube,  welche  gut  vernarbt  und  von  Drüsengewebe  ausgekleidet 
ist.  Diese  Gewebsschicht  erscheint  auf  dem  Durchschnitt  ziemlich  dick  und 
von  einer  bindegewebigen  Kapsel  umgrenzt.  Veru  montanum  ist  nicht  mehr 
zu  erkennen,  Samenkanälchen  nicht  mehr  durchgängig,  Samenbläschen  stark 
erweitert.  Diese  Zerstörung  der  Samenwege  ist  auf  die  anatomische  Form 
der  entfernten  Drüsen  zurückzuführen :  Der  Isthmus  vereinigt  die  Seitenlappen 
nicht  nur  oberhalb  des  Veru  montanum,  sondern  auch  im  Niveau  deselben 
und  selbst  unterhalb ;  daher  wurde  bei  der  Ausschälung  der  Drüse  das  Vera 


Mohr,  VerleiziuigeD  und  chimrg.  Krankheiteii  der  männlichen  Genitalien.        1095 

montannm  en  bloc  mit  dem  übrigen  Gewebe  entfernt.  Die  übrigen  ana- 
tomischen Schlüsse,  die  Verf.  ans  seinem  Präparat  zieht,  müssen  im  Original 
nachgelesen  werden. 

Walker  (160)  demonstriert  das  Präparat  einer  Blase  von  einem  zwei 
Jahre  nach  der  transvesikalen  Entfernung  der  Drüse  verstorbenen  Kranken. 
Die  Höhle  an  der  Stelle  der  entfernten  Drüse  war  haselnussgross,  anregel- 
mässig viereckig  begrenzt;  gegen  die  Blase  zu  sprang  eine  quere,  dünne,  vom 
Trigonnm  vesicae  gebildete  Falte  vor.  Die  Übergangsstelle  in  die  Harnröhre 
war  vom  und  seitlich  nicht  zu  erkennen,  dagegen  sprang  an  der  Hinterwand 
eine  Zunge  von  Hamröhrenschleimhaut  bis  in  die  Mitte  der  Prostatahöhle 
hinein.  Die  Auskleidung  der  Höhle  war  fast  überall  weich,  nur  unter  der 
oberen  Falte  lag  ein  härterer  Knoten  von  Bindegewebe  mit  Drüsenresten. 
Auf  der  Blasenschleimhaut  papillomatöse  Exkreszenzen.  Walker  zieht  aus 
diesem  Befund  folgende  Schlüsse:  eine  Striktur  p.  o.  ist  im  allgemeinen  nicht 
zu  befürchten,  da  sie  hier,  zwei  Jahre  p.  o.  noch  nicht  eingetreten  ist;  eine 
Kontraktion  der  Gewebe  um  die  Öffnung  der  Prostatahöhle  ist  nicht  einge- 
treten, ebensowenig  am  Übergang  zur  Harnröhre.  Die  erwähnte  vorspringende 
Falte  kann  beim  Katheterisieren  den  Katheter  auffangen  und  falschlich  zur 
Annahme  einer  Striktur  führen.  Aus  der  Beschaffenheit  des  Präparates  muss 
man  schliessen,  dass  der  Gonstrictor  urethrae  an  Stelle  des  Sphincter  vesicae 
tritt,  da  keine  Inkontinenz  bestand. 

Von  Freyers  (45)  134  Kranken  waren  7  über  80  Jahre  alt,  einer  79 
Jahre;  7  von  diesen  sind  zur  Zeit  noch  gesund  und  können  ihr  Wasser  ohne 
Beschwerden  lassen.  Das  Alter  bildet  demnach  keine  Gegenanzeige  gegen 
die  Vornahme  der  Operation,  besonders  wenn  man  rasch  und  möglichst  blut- 
los operiert. 

Frey  er  (46)  teilt  in  dieser  Arbeit  60  in  den  Jahren  1904/5  operierte 
Fälle  mit  und  gibt  die  interessantesten  Krankengeschichten  im  Auszuge. 
5  Todesfalle.  Die  Krankengeschichten  zeigen  u.  a.,  mit  welcher  Schnelligkeit 
die  transvesikale  Prostatektomie  nach  Freyer  ausgeführt  werden  kann. 
Frey  er  gebrauchte  in  mehreren  Fällen  von  Beginn  der  Operation  bis  zur 
Entfernung  der  Drüse  aus  der  Blase  nur  6  Minuten.  Bei  einem  Patienten, 
welcher  vor  Jahren  ohne  Erfolg  nach  Bottini  operiert  war,  war  die  Aus- 
schälung infolge  der  durch  die  frühere  Operation  hervorgerufenen  narbigen 
Verwachsungen  zwischen  Prostata  und  Blase  schwierig.  In  mehreren  Fällen 
wurden  gleichzeitig  Blasensteine  entfernt.  Bei  einem  Patienten  (dem  vierten 
von  Frey  er  beobachteten  Fall  dieser  Art)  war  die  teilweise  Entfernung  der 
Drüse  von  der  Blase  aus  (McGill sehe  Operation)  früher  ohne  Besserung  aus- 
geführt worden,  während  nach  der  vollständigen  Ausschälung  Heilung  erfolgte. 
Bei  einem  74jährigen  Patienten  mit  unregelmässigem,  aussetzenden  Pulse, 
chronischer  Bronchitis  und  mühsamer  Atmung  wurde  trotz  des  miserablen 
Allgemeinzustandes  auf  den  dringenden  Wunsch  des  Kranken  operiert,  und 
zunächst  ein  Blasenstein  entfernt;  die  Prostata  war  grösser  als  ein  Kricket- 
ball. Infolge  der  Korpulenz  und  der  Muskelrigidität,  selbst  bei  tiefster  Nar- 
kose, war  es  sehr  schwierig,  das  distale  Ende  der  Drüse  zu  erreichen  und 
auszuschälen.  Die  Ausschälung  dauerte  statt  der  gewöhnlichen  3 — 6  Minuten  26. 
Trotz  starker  Blutung  und  Kollapses  p.  o.  rasche  Erholung  und  Heilung  mit 
normaler  Miktion. 

Frey  er  (47)  gibt  in  einer  weiteren  Arbeit  kurze  Auszüge  der  Kranken- 
geschichten der  neuesten  36  seiner  206  bisher  Operierten.    Ein  Todesfall  nach 


1096  Jahresbericht  fflr  Chimrgie.    II.  Teil. 

einer  ungewöhnlich  blutigen  Operation  mit  schwerem  Shock.  Unter  Freyers 
206  Fällen  im  Alter  von  53—87  Fällen  waren  die  meisten  seit  längerer  Zeit, 
bis  zu  24  Jahren,  von  ihrem  Katheter  abhängig,  nur  sehr  wenige  waren  frei 
von  ernsten  Komplikationen,  manche  waren  moribund,  jedenfalls  aber  die 
meisten  in  einem  unerträglichen  Zustande.  Frey  er  gibt  eine  tabellarische 
Übersicht  über  die  Hauptdaten  der  206  Fälle:  3  von  diesen  waren  Karzinom. 
Sterblichkeit  8  7o,  unter  den  letzten  103  Kranken  6  ^h,  unter  den  letzten  36 
nur  3°/o.  Diese  Besserung  rührt  daher,  dass  die  Operation  populär  geworden 
ist,  und  die  Patienten  frühzeitiger  kommen. 

Nico  lieh  (108).  Bericht  über  vier  transvesikale  Operationen  bei  un- 
vollständiger, chronischer,  aseptischer  Retention  mit  Erweiterung  der  Blase. 
Vollkommene  Heilung  mit  guter  Blasenfunktion.  Keiner  zeigte  p.  o.  ii^end- 
welche  Komplikationen,  wie  sie  beim  Katheterismus  derartiger  Formen  von 
Prostatahypertrophie  häufiger  vorkommen;  die  Patienten  konnten  nach  17  bis 
30  Tagen  spontan,  normal,  ohne  Residualham  urinieren.  Technik  nach  Frey  er, 
Tamponade  der  Blase  mit  Jodoformgaze  p.  o.  ohne  irgendwelche  Naht  der 
Blase  oder  der  Bauchwand,  kein  Dauerkatheter.  Die  Blasenwunde  schloss 
sich  durchschnittlich  in  20  Tagen,  die  Bauchwunde  in  35.  Durch  diese 
Technik  werden  Blutungen  ex  vacuo  bei  wiederholtem  Katheterisieren  ver- 
mieden. Die  transvesikale  Methode  ist  vorzuziehen,  wie  sich  auch  aus  einem 
Vergleich  mit  Pauchets  Erfolgen  bei  perinealer  Operation  unter  gleichen 
Verhältnissen  ergibt. 

Ravasini  (126)  berichtet  über  12  von  Nicolich  ausgeführte  Prostat- 
ektomien, darunter  9  nach  Frey  er  und  3  teilweise  Entfernungen  (8,  bezw. 
3  Heilungen,  1  Todesfall).  Ein  Patient  war  ohne  dauernde  Besserui^  vor 
Jahren  nach  Bottini  operiert;  es  handelte  sich  um  einen  71  jährigen 
Mann  mit  sehr  grosser  Drüse;  Heilung  mit  leicht  getrübtem  Urin.  Die  Ge- 
nesenen verhessen  nach  25 — 60  Tagen  das  Krankenhaus,  teils  mit  klarem, 
teils  mit  noch  getrübtem  Urin,  jedoch  ohne  Retention. 

Thomas  (154)  hatte  in  5  Fällen  von  McGillscher  Operation  nur  un- 
sichere Erfolge,  dagegen  gute  bei  13  suprapubischen  und  2  perinealen  voll- 
ständigen Prostatektomien.  2  Todesfälle.  Nur  Chirurgen,  welche  starke,  zu- 
gespitzte Nägel  haben,  können  die  Frey  ersehe  Operation  ausführen.  In  der 
Mehrzahl  der  Fälle  lässt  sich  die  Drüse  suprapubisch  in  wenigen  Minuten 
ausschälen.  Bei  mehreren  der  suprapubisch  Operierten  wurde  ausser  Skalpel 
und  Katheter  kein  Instrument  gebraucht,  keine  Ligatur  verwendet.  Eventuell 
drängt  Thomas  mit  Hilfe  eines  in  den  Mastdarm  eingeführten  Elevators 
(statt  des  von  Frey  er  benutzten  Fingers)  die  Drüse  nach  oben.  Blasentam- 
ponade  (gewöhnliche  Gaze)  verwendet  Thomas  p.  o.  nur  bei  septischen 
Fällen  mit  gelähmter  Blase.  Die  Genesenen  heilten  mit  guter  Blasenfonktion. 
In  einem  Falle  wurde  bereits  24  Stunden  nach  Beginn  der  ersten  Erschei- 
nungen der  Prostatahypertrophie,  nämlich  akuter,  kompletter  Retention,  ope- 
riert und  Verf.  empfiehlt,  öfters  so  frühzeitig  vorzugehen,  um  den  schweren 
Komplikationen  des  Katheterlebens  vorzubeugen.  In  einem  der  transvesikal 
operierten  Fälle  war  keine  deutliche  Grenze  zwischen  Prostatakapsel  und 
Umgebung  vorhanden;  nach  Entfernung  der  knorpelharten  Drüse  fand  sich, 
dass  ein  Samenbläschen  mit  ihr  verwachsen  und  die  Bauchhöhle  eröffnet  war. 
Wegen  des  kollabierten  Zustandes  des  Patienten  konnte  die  Laparotomie 
nicht  gewagt  werden,  daher  einfacher  Verschluss  der  Bauchhöhlenöffnung, 
Blasentamponade,   Tod   nach  zwei  Tagen  an  Shock.    Die  perineale  Opera- 


Mohr,  VerletzuDgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1069 

entzöndnDgen ,  Prostata -Abszess,  Thrombose  der  Schenkelveneo ,  einmal 
Blasenmastdarmfistel.  Dagegen  war  die  Sterblichkeit  sehr  gering;  von  den 
vier  Todesfällen  war  nur  einer  dnrch  einen  yermeidbaren  technischen  Fehler 
bei  der  Operation  yerschuldet. 

Prostatektomie,  Allgemeineres,  grössere  Arbeiten. 

Proust  (125)  erörtert  die  Technik  der  perinealen  und  transvesikalen 
Prostatektomie;  bei  ersterer  spaltet  Proust  nach  Freilegung  der  Drüse  und 
Auslösung  aus  der  Kapsel  dieselbe  in  der  Mitte,  wobei  die  Harnröhre  eröffnet 
wird;  die  Hälften  der  Drüse  werden  einzeln  mit  Finger  oder  Scheere  ganz 
oder  in  einzelnen  Stücken  entfernt.  Die  Hamröhrenöffnung  wird  bis  auf 
eine  Stelle  für  ein  dickes  Drain  wieder  vernäht.  Proust  drängt  sich  die 
▼ei^össerten  Drüsenlappen  mit  dem  Finger  von  der  Blase  aus  vor,  fasst  sie 
dann  mit  Haken  und  zieht  sie  hervor.  Auch  bei  der  transvesikalen  Ope- 
ration wird,  nachdem  die  Kapsel  mit  dem  Finger  gespalten,  die  Lappen  bis 
in  die  Harnröhre  hinein  ausgelöst  sind,  die  Blase  wieder  bis  auf  die  Drain- 
öffnnng  vernäht. 

Nach  Proust  ist  die  transvesikale  Operation  zwar  gefahrlicher  als  die 
perineale,  aber  auch  wirksamer;  zumal  bei  unvollständiger  Retention  trat 
nach  der  perinealen  Operation  oft  keine  Besserung  ein,  auch  blieb  häufig 
nach  ihr  Inkontinenz  zurück;  nur  bei  schwerer  Blaseninfektion  ist  die  peri* 
neale  Methode  entschieden  vorzuziehen. 

Verhoogens  (158)  etwa  1000  Fälle  umfassende  Statistik  der  Prostat- 
ektomie zeigt,  dass  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  die  Hypertrophie  des  Or- 
gans die  Anzeige  zur  Operation  bildete.  Operiert  soll  stets  werden,  wenn 
infolge  der  Prostatahypertrophie  sekundäre  Erkrankungen  auftreten.  Ver- 
hoogen  hat  21  mal  perineal  operiert  mit  einem  Todesfalle  einige  Wochen 
p.  o.  an  Blasen-Niereninfektion,  die  schon  vorher  bestand.  Bei  vier  Kranken 
blieben  Harnröhrenfisteln  zurück,  einmal  Riss  in  den  Mastdarm  mit  nach- 
folgender Hamröhrenmastdarmfistel,  in  einem  zweiten  Fall  Fistelbildung  einige 
Tage  p.  o.  infolge  Nekrose  der  Mastdarmwand.  Die  Wundheilung  war  in  den 
nicht  komplizierten  Fällen  meist  in  3—4  Wochen  vollendet,  das  funktionelle 
Resultat  im  allgemeinen  sehr  gut. 

Rovsing  (139)  polemisiert  gegen  die  Ausführungen  zu  gunsten  der 
totalen  Prostatektomie  von  Gundersen,  der  diese  Operationsmethode  als 
Normalverfahren  bei  der  Behandlung  dieser  Krankheit  empfiehlt.  Nach  Wider- 
legung einiger  Behauptungen  Gundersens  bezüglich  der  Auslassungen  Rov- 
sings in  dieser  Frage  und  Hervorhebung  der  grossen  Mortalität  und  der 
auffallenden  Übelstände  (Impotenz,  Fisteln  im  Perineum  und  Rektum),  die 
eine  Prostatektomie  mit  sich  bringt,  betont  Rovsing  den  guten  Effekt  der 
Vasektomie  in  den  leichteren  Fällen,  und  wie  eine  Cystotomia  suprapubica 
in  Fällen  von  Retention  und  Infektion  durchaus  nicht  mit  den  Unanehmlich- 
keiten  verbunden  ist,  die  Gundersen  hervorhebt,  sondern  manchem  Patienten 
das  Leben  rettet.  Hj.  von  Bonsdorff. 

Gundersens  (58)  Aufsatz  stellt  eine  Zurückweisung  der  Einwände 
dar,  die  Rovsing  gegen  die  früheren  Ausführungen  des  Verf.  zu  gunsten 
der  totalen  Prostatektomie  erhoben  hat.  An  der  Hand  von  statistischen 
Daten  sucht  er  nachzuweisen,  dass  die  Prostatektomie  keine  Operation  mit 
80  grosser  Sterblichkeit  sei,  wie  Rovsing  behauptet,  und  im  übrigen  den 

JahrMberioht  fOx  Chirurgie  1905.  69 


1090  Jahrasbericht  fflr  Cbimrgie.    IL  Teil. 

Einwendungen  entgegenzutreten,  die  gegen  diese  Operationsmethoden  geäussert 
worden  sind.  Demgegenüber  weist  er  auf  die  Unsicherheit  und  die  Übebtande 
der  Vasektomie  und  der  Cystotomia  suprapubica  hin.  Vier  mit  Erfolg  ope- 
rierte Fälle  werden  mitgeteilt.  Hj.  von  Bonsdorf  f. 

Sandbergs  (145)  Statistik  umfasst  4  Fälle,  worunter  1  Prostatectomia 
vesicalis,  die  übrigen  perineales.  Ein  Fall  wird  als  misslungen  notiert.  Dessen- 
ungeachtet will  Verf.  die  Methode,  Prostatektomie  auszuführen,  weiter  prüfen, 
der  er  eine  glänzende  Zukunft  vorhersagt,  wenn  die  Technik  einmal  ver- 
bessert worden  ist.  Zwei  Momente  werden  hervorgehoben:  Nie  Chloroform 
als  Narkotikum  anzuwenden  sowie  die  Eröffnung  der  Harnröhre  zu  vermeiden. 
Zur  Traktion  wird  ein  Instrument  analog  dem  Taitschen  „Korkzieher*  vor- 
geschlagen. Hj.  von  Bonsdorf  f. 

Nach  Desnos  (36)  ist  die  Hauptanzeige  für  die  Prostatektomie  die 
Urinretention.  Jedoch  kann  die  Operation  bereits  in  der  ersten  Periode  der 
Erkrankung  in  Frage  konmien,  wenn  sie  von  Anfang  an  schmerzhaft  verläuft. 
Während  man  bei  einer  sich  schnell  entwickelnden  oder  akuten  Retention 
abwarten  soll,  so  drängen  bei  chronischer  Retention  besonders  eine  gleich- 
zeitige Infektion  der  Blase,  die  Unmöglichkeit,  aseptisch  zu  katheterisieren 
und  ebenso  Schwierigkeiten  beim  Katheterismus  zur  Operation. 

Er d mann  (41)  will  zeigen,  welche  Vorteile  es  hat,  die  Prostatektomie 
(perineale)  möglichst  in  allen  denjenigen  Fällen  sofort  auszuführen,  in 
welchen  die  Prostatahypertrophie  wenigstens  zum  Teil  die  Ursache  einer 
Urinretention  ist,  und  welche  eine  eilige  operative  Blasendrainage  erfordern. 
Er d mann  teilt  die  Krankengeschichten  von  8  derartigen  Fällen  mit;  sie 
betrafen : 

1.  Undnrchgängigkeit  der  Harnröhre  infolge  von  Striktur  mit  Raptar  derselben,  Gangrfin 
des  Damms  and  Hodensacks,  Prostata  stark  vergrössert  2.  Retrograde  Blatnng  infolge  von 
mehrfachem,  schwierigen  Eatheterismus  bei  bösartiger  Prostatageschwolst,  Blase  voll  von 
Blntgerinnsein  nnd  von  blutigem  Urin.  8.  Falscher  Weg,  retrograde  Blutung,  suprapubische 
Aspiration,  gefolgt  von  aasgedehnter  Urininfiltratin.  4.  Akate  Urinretention  infolge  £r- 
kflltung,  Traama  der  Harnröhre  durch  Schwierigkeiten  beim  Katheterisieren,  Prostata  ver- 
grössert. 5.  Traama  der  Harnröhre  dnrch  Katheterisieren  wegen  Urinverhaltang,  retrograde 
Blutung,  Prostata  stark  vergrössert.  6.  Tiefliegende  Hamröhrenstriktnr,  Obstruktion,  Katfae- 
terismus,  Zystitis  mit  ausgesprochener  Absorption,  Prostatabypertrophie.  7.-8.  Urinretention 
mit  leichtem  Trauma  der  Harnröhre,  Prostatahjpertrophie. 

Sechs  Kranke  genasen.  Während  man  sich  bisher  in  derartigen  Fällen 
meist  mit  snprapubischer  oder  perinealer  Drainage  begnügte,  empfiehlt  Erd- 
mann, stets  die  Prostatektomie  hinzuzufügen,  und  zwar  aas  folgenden 
Gründen:  1.  Die  Prostatektomie  erfordert  nur  wenige  Minuten  mehr,  nnd 
die  Ausschälung  der  Drüse  vermehrt  den  Shock  nicht  in  erheblicher  Weise. 
2.  Die  Entfernung  der  Drüse  schafft  freieren  Urinabfluss  und  bessere  Drai* 
nage.    3.  Die  Spülung  der  Blase  wird  erleichtert. 

Die  perineale  Prostatektomie  ist  vorzuziehen,  weil  die  Öffnung  am 
tiefsten  Punkte  der  Blase  liegt,  die  Drainage  leichter  durchzuführen  ist  und 
auch  die  Nachbehandlung  einfacher  ist. 

Watson  (164)  behauptet,  dassGouley  (New  York)  als  erster  im  Jahre 
1873  ein  Verfahren  der  Prostatektomie  beschrieben  habe.  Diese  Methode: 
äussere  perineale  Urethrotomie,  Einführen  der  Zeigefingerspitze  in  die  Urethra 
prostatica,  sehr  schnelle  Ausschälung  der  Drüse  von  den  Seiten  derselben 
aus,  bevorzugt  Watson  auch  heute  noch,  und  illustriert  die  einzelnen  Phasen 
der  Operation   durch  Abbildungen.     Die  Verletzung   des  Ductus   ejacnlatorii 


Mohr,  VerletzoDgen  anci  oliinirg.  Krankheiten  der  m&nnlichen  Genitalien.       1091 

wird  dadurch  yermieden,  dass  man  den  Boden  der  Harnröhre,  wo  sie  ein- 
münden, nicht  mit  einreisst.  Bei  der  Ausschälmig  soll  die  Fingerkuppe  immer 
nach  oben  aussen  arbeiten,  nie  nach  unten  gegen  die  Mastdarm  wand  gerichtet 
sein,  um  eine  Verletzung  desselben  zu  vermeiden.  Bei  sehr  fester  Verwach- 
sung der  Drüse  mit  der  sogenannten  Kapsel  muss  die  Drüse  stückweise  ent- 
fernt werden,  und  zwar  sollte  eine  dünne  Schicht  Drüsengewebe  an  der  Innen- 
fläche der  Kapsel  zurückgelassen  werden.  Die  suprapubische  Operation  stammt 
nicht  von  Freyer,  sondern  von  Beefield  und  Mc.  Gill,  und  ist  von 
Watson  selbst  mehrere  Jahre  Yor  Freyers  erster  Veröffentlichung  ausge- 
führt worden. 

Watson  zeigt  an  Abbildungen  von  Präparaten,  dass  bei  enormer  Ver- 
grösserung  des  Mittellappens  die  suprapubische  Operation  vorzuziehen  ist. 
15  Abbildungen  entfernter  Drüsen  zeigen  die  verschiedenen,  von  Watson 
erörterten  anatomischen  Formen. 

Tinker  (156)  benutzt  zur  perinealen  Prostatektomie  unter  lokaler  An- 
ästhesie 1 :  500  Beta  Eukain,  dem  soviel  Adrenalinchlorid  zugesetzt  wird,  um 
dieses  letztere  in  der  Stärke  von  1:120000  in  der  Eukainlösung  zu  haben. 
Das  Adrenalin  verhindert  rasche  Absorption  des'Eukain  und  macht  die  Ope- 
ration fast  blutleer.  Die  die  Perinealgegend  versorgenden  Nerven  werden 
einen  Zoll  nach  innen  und  vom  von  der  Tuberositas  ischii  durch  tiefe  In- 
jektion von  30—60  Minims  0,5  Eukain  anästhesiert  imd  ausserdem  wird  mit 
der  obigen  schwächeren  Lösung  das  Operationsfeld  infiltriert.  Bei  recht- 
zeitigem Fassen  der  grossen  Gefasse,  was  bei  Anwendung  des  Youngschen 
Traktors  leicht  möglich  ist,  beträgt  der  Blutverlust  bei  der  ganzen  Operation 
nur  etwa  einen  Esslöffel.  Gelegentlich  ist  es  notwendig,  etwas  Lachgas  oder 
Äther  zu  geben.  Maass  (New  York). 

Andre  (4)  machte  anter  24  Prostatektomien  in  3  Fällen  die  perineale 
Operation  sekundär  bei  Männern,  welche  vor  längerer  Zeit  eine  suprapubische 
Zystostomie  durchgemacht  hatten.  Es  handelte  sich  um  Prostatiker,  denen 
bei  schwerer  Infektion  und  Retention  zunächst  die  Zystostomie  (suprapubisch) 
als  lebensrettende  Operation  gemacht  worden  war,  in  einem  Zustande,  in 
welchem  sie  die  Prostatektomie  nicht  ertragen  hätten.  Erst  nach  Besserung 
des  örtlichen  und  allgemeinen  Zustandes  durch  die  permanente  Blasendrai- 
nage  konnte  die  Prostatektomie  nach  1  Jahr,  2  Jahren,  2  Monaten  vorge- 
nommen werden.  Bei  einem  Patienten  mit  sehr  schwerem  Blutharnen,  starker 
Anämie,  völliger  Retention  und  grosser,  auf  Krebs  verdächtiger  Prostata 
wurde  zunächst  wegen  des  schlechten  Allgemeinzustandes  die  suprapubische 
Zystostomie  ausgeführt.  Da  hiemach  die  Blutungen  aufholten  und  der  Kranke 
sich  schnell  erholte,  wurde  die  Diagnose  Karzinom  wieder  zweifelhaft  und 
2  Monate  nach  der  ersten  Operation  die  perineale  Prostatektomie  mit  sehr 
gutem  fonktionellen  Erfolge  ausgeführt. 

Ruggles  (140)  erörtert  die  Ursachen  der  nach  einer  Prostatektomie 
eintretenden  Inkontinenz,  welche  in  3 — 7  7o  der  Fälle  beobachtet  wird;  sie 
wurde  bisher  auf  sehr  verschiedene  Ursachen  zurückgeführt:  Bildung  einer 
rigiden,  narbigen  Harnröhre  an  der  Stelle  der  Operationshöhle,  oder  Zerstö- 
rung des  Blasenschliessmuskels  bei  der  Operation;  gegen  diese  Ätiologie 
spricht  jedoch  der  Umstand,  dass  bei  vollständiger  Entfernung  der  Urethra 
prostatica  in  den  Fällen  Freyers  und  Moynihans  niemals  Inkontinenz 
eintrat.  Ruggles  nimmt  daher  an,  dass  die  Inkontinenz  entweder  eine 
Folge  von  Verletzung  des  den  Sphincter  extemus  versorgenden,  nahe  an  der 

69* 


1092  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Prostata  verlaufenden  Nerven  ist,  oder  eine  Folge  der  Verletzung  der  Pars  mem- 
branacea  der  Harnröhre  mit  gleichzeitiger  Schädigung  des  Sphincter  extemus 
durch  die  Manipulationen  bei  der  Operation.  Paher  sollte,  um  Inkontinenz 
zu  verhüten,  bei  der  perinealen  Prostatektomie  der  Schnitt  in  die  Harnröhre 
so  nahe  wie  möglich  an  die  Prostata  herangelegt  werden,  genau  in  die  mittlere 
Baphe  des  Compressor  urethrae;  Dehnung  und  Zerrung  dieses  Muskels  sollte 
möglichst  vermieden  werden.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  verdient  die 
suprapubische  Operation  überhaupt  den  Vorzug. 

Ware  (162)  zeigt  an  zwei  Beobachtungen,  dass  auch  nach  einer  tech- 
nisch gut  ausgeführten  Prostatektomie  keine  wesentliche  Besserung  eintreten 
kann.  Der  erste  Patient  hatte  4  Wochen  nach  einer  vollkommen  glatt  ver- 
laufenen perinealen  Prostatektomie  wieder  genau  dieselbe  völlige  Retention 
wie  vor  der  Operation.  Das  Zystoskop  zeigte  am  Blasenhals  ein  Ödem  der 
Blasenschleimhaut;  dieses  schwand  später,  jedoch  trat  in  der  Gegend  des 
Veru  montanum  ein  Vorsprung  auf,  welcher  vermutlich  die  Obstruktion  ver- 
schuldete. Nach  Kauterisation  desselben  und  Bottini scher  Operation  keine 
Besserung,  daher  suprapubische  Zystostomie,  bei  welcher  nichts  besonderes 
gefunden  wurde.  Vermutlich  war  die  Blase  so  atonisch,  dass  ein  Teil  der 
Blasenwand  sich  vor  das  Orificium  intemum  legte.  Auch  bei  dem  zweitem 
Patienten  mit  Retention  und  ausgesprochener  Zystitis  trat  nach  der  voll- 
kommen glatt  verlaufenen  transvesikalen  Operation  keine  wesentliche  Besse- 
rung ein,  Zystitis  und  Residualham  blieben. 

In  der  Diskussion  werden  ähnliche  Misserfolge  erwähnt;  sie  haben  ver- 
mutlich ihre  Ursache  meist  im  Zustande  der  Blase,  sei  es,  dass  eine  unheil- 
bare Blasenatonie  vorliegt,  oder  eine  schwere  Blasenschrumpfung.  In  ein- 
zelnen Fällen  ist  auch  wohl  ein  bei  der  perinealen  Operation  übersehener 
und  zurückgebliebener  mittlerer  Lappen  schuld. 

Pi Icher  (116)  gibt  eine  Übersicht  über  den  augenblicklichen  Stand 
der  Frage  der  Prostatektomie.  Schlüsse:  Die  Entfernung  der  ganzen  hyper- 
trophischen Prostata  oder  eines  grösseren  Teils  derselben  ist  eine  sichere  und 
relativ  ungefährliche  Operation.  Die  Operationswunde  heilt  mit  wenigen  Aus- 
nahmen stets  ohne  Fistel  oder  Striktur.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  wird  die 
Fähigkeit,  den  Urin  zu  halten  und  zu  lassen,  wieder  normal.  Diese  Erfolge 
werden  bei  den  verschiedensten  Verfahren  erzielt.  Der  schlechte  ortliche 
und  allgemeine  Zustand  ist  die  Hauptursache  der  Mortalität,  welche  gegen- 
wärtig 5  — lO^/o  beträgt.  Postoperative  Komplikationen  sind,  der  Häufigkeit 
nach  geordnet :  sexuelle  Impotenz,  Hoden-  und  Nebenhodenentzündungen,  teil- 
weise Inkontinenz,  Fisteln.    Pi  Icher  hat  perineal  28  Fälle  operiert. 

Loumeau  (93).  Bericht  über  39  Prostatektomien,  darunter  29  peri- 
neale; bei  diesen  vrurde  27 mal  das  Morcellement  nach  Albarran,  zweimal 
die  Youngsche  Technik  angewendet.  Bei  den  29  perinealen  Operationen 
1  Todesfall  an  Blutung;  bei  den  28  Genesenen  wurde  die  Miktion  bei  15 
ganz  normal,  ohne  irgendwelche  Blasenkomplikationen.  In  den  übrigen  Fällen 
blieb  nach  Mastdarmverletzung,  welche  sofort  vernäht  wurde,  viermal  eine 
dauernde  Fistel  (sekundäre  Harnröhrenmastdarmfistel)  zurück;  bei  3  Patienten 
Hamröhrendammfisteln,  welche  sich  immer  wieder  öffneten,  dreimal  Sphinkter- 
schwäche,  einmal  schwere  Phlebitis  beider  Beine.  Was  die  Geschlechtsfahig- 
keit  angeht,  so  schwanden  bei  15  die  Erektionen  seit  der  Operation,  3  hatten 
noch  Erektionen,  jedoch  ohne  Ejakulation,  9  waren  bereits  vor  der  Operation 
impotent  und  sind  es  geblieben.    Von  7  nach  Frey  er  transvesikal  Operierten 


Mohr,  Yerleizungen  und  chimrg.  Krankheiten  der  inännliohen  Genitalien.        1101 

Raphe  des  Dammes;  bei  tiefer  Lage  der  Drüse  eventuell  Y-förmige  Hilfs- 
schnitte in  der  Richtung  der  Tubera  ischii;  ist  eine  YÖlIige  Ausschälung  be- 
absichtigt, dann  wird  die  Harnröhre  auf  dem  in  die  Blase  eingeführten 
Metallkatheter  eröffnet,  dagegen  muss  bei  Resektion  der  Drüse  die  Harnröhre 
ganz  intakt  gelassen  werden.  Die  Prostatakapsel  wird  quer,  nahe  der  Pars 
membranacea  urethrae  eingeschnitten,  und  die  Druse  mit  dem  Finger  aus- 
geschalt. Bei  der  Resektion  wird  die  Fascia  perinealis  gespalten,  der  hintere 
Teil  der  Drüse  freigel^^  die  Kapsel  beiderseits  6  mm  von  der  Mittellinie 
entfernt  eingeschnitten,  um  Ductus  ejaculatorii  und  Harnröhre  zu  schonen. 
Bei  der  Resektion  wird  nun  die  Ausschälung  mit  dem  Finger  nur  bis  zu 
einiger  Entfernung  von  der  Harnröhre  fortgesetzt  und  der  zum  Teil  ausge- 
schälte Lappen  reseziert.  Zug  und  Druck  von  der  Blase  aus,  um  die  Ope- 
ration zu  erleichtem,  verwirft  Fowler,  da  solche  Manipulationen  zu  Parese 
und  Paralyse  des  Sphinkters  führen  können.  Kein  Dauerkatheter  in  der  Nach- 
behandlung, Pat.  soll  möglichst  frühzeitig  aufstehen. 

Bazy  (14)  entfernte  perineal  nach  einem  medianen  Längsschnitt  in  die 
Harnröhre  ein  doppelseitiges  Prostataadenom  der  beiden  Seitenlappen  mit 
bindegewebiger  Brücke.  Das  Präparat  soll  zeigen,  dass  man  die  hyper- 
trophische Prostata  in  einem  Stück  perineal  entfernen  kann,  ohne  dass  die 
Harnröhre  anders  verletzt  würde  als  durch  einen  medianen,  in  die  Blase 
reichenden  Schnitt. 

Syms  (152)  bedient  sich,  um  möglichst  rasch  und  blutlos  zu  operieren, 
folgender  Technik:  Medianschnitt  am  Damm,  Eröffnung  der  Pars  membrana- 
cea urethrae  auf  einer  Steinsonde;  der  in  die  Harnröhre  eingeführte  Finger 
erweitert  dieselbe  zunächst,  dann  wird  ein  Syms  scher  Traktor  eingeführt, 
eine  Art  von  Kolpeurynter,  welcher  von  der  Blase  aus  einen  elastischen  Druck 
auf  die  Drüse  ausübt;  die  Drüse  wird  hierauf  ohne  direkte  Inspektion  aus- 
geschalt, die  ganze  Operation  kann  in  15—20  Minuten  ausgeführt  werden. 
Syms  lässt  oft  schon  nach  zwei  Tagen  aufstehen,  selten  länger  als  vier  Tage 
zu  Bette  liegen.  60  Operationen  mit  4  Todesfällen.  Trotzdem  Syms  ein 
Stück  Faszie  zurücklässt,  um  die  Ductus  ejaculatorii  zu  schonen,  resultierte 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  Impotenz;  einzelne  Patienten  gewannen  dagegen 
nach  der  Operation  ihre  Potenz  wieder. 

Zuckerkandl  (172)  berichtet  über  20  Fälle.  Die  Prostata  war  meist 
in  zwei  Lappen  ausschälbar,  einmal  in  toto  als  geschlossener  Ring.  Es  wurde 
nur  in  sehr  vorgeschrittenen  Stadien  der  Erkrankung  operiert :  bei  chronischer 
Harnverhaltung,  sehr  häufig  notwendig  werdendem  Katheterismus,  schwerer 
Passage,  quälenden  örtlichen  Erscheinungen,  Blutungen  und  Blasensteinrezidiv. 
Als  Gegenanzeigen  wurden  schwere  Niereneiterungen,  Diabetes  und  Arterio- 
sklerose angesehen,  dagegen  niemals  ein  ungünstiger  Zustand  der  Blase.  In 
zwei  Fällen  verlief  die  völlige  quere  Durchreissung  der  Harnröhre  bei  der 
Operation  ohne  dauernden  Nachteil.  Mastdarmverletzungen  kamen  zweimal 
vor,  die  Naht  hielt  nicht.  19  von  den  20  Fällen  heilten  in  3—8  Wochen, 
zwei  Patienten  bekamen  Fisteln.  Das  funktionelle  Resultat  war  sehr  befrie- 
digend; nur  anfanglich  wurden  Erscheinungen  von  Inkontinenz  beobachtet. 
Die  Hamretention  kehrte  nur  in  einem  Falle  wieder,  und  zwar  bei  einem 
Patienten  mit  entzündlicher  Hyperplasie  der  Drüse.  Zweimal  unter  20  Fällen 
handelte  es  sich  um  Krebs.  Fälle  mit  Steinbildung  verliefen  besonders  günstig. 
Nach  Zuckerkandis  Methode  kann  man  auch  die  grössten  hypertrophi- 


1102  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

sehen  Drüsen  perineal  entfernen  und  die  chronischsten  Formen  der  Retention 
heilen. 

Young  (168)  berichtet  über  die  Erfolge  bei  75  nach  seiner  Technik 
(cf.  frühere  Jahresberichte)  operierte  Fälle.  Die  einzelnen  Phasen  seiner 
Operation  werden  in  klaren  Bildern  erläutert.  Vier  von  Youngs  Patienten 
waren  über  80  Jahre  alt.  Kein  einziger  starb  im  direkten  Anschlnss  an  die 
und  durch  die  Operation.  Die  vier  Todesfälle  ereigneten  sich  einige  Wochen 
später  durch  Urämie,  Lungenembolie,  schwere  Nierenerkrankung  und  Pnen- 
monie.  Nur  in  2  unter  75  Fällen  ist  Restham  in  irgendwie  beträchtlicher 
Menge  zurückgeblieben,  die  Obstruktion  wurde  in  allen  bis  auf  diese  Fälle 
behoben.  Bei  einer  Anzahl  von  Patienten  war  auch  nach  der  Operation 
noch  Blasenkatarrh,  Blasenschrumpfung  und  daher  mehr  oder  weniger  häufiger 
Harndrang  vorhanden.  In  keinem  Falle  blieb  dauernd  Inkontinenz  bestehen^ 
nur  bei  einem  trat  später  eine  Verengerung  der  Harnröhre  ein,  welche  durch 
Verletzung  des  Bodens  der  Urethra  prostatica  bei  der  Operation  entstanden 
und  leicht  zu  erweitem  war.  Erektion  und  Potentia  coeundi  blieben  in  einem 
grösseren  Prozentsatz  erhalten.  Die  Dammfisteln  schlössen  sich  gewöhnlich 
innerhalb  zwei  Wochen,  nur  bei  zwei  Patienten  (einer  davon  Karzinom)  blieben 
sie  dauernd. 

Vier  p.  o.  entstandene  Mastdarmhamröhrenfisteln  wurden  sämtlich  durch 
Sekundäroperation  geheilt.  Unter  den  letzten  35  Fällen,  in  welchen  die 
Musculi  levatores  ani  wieder  mit  Catgut  vereinigt  wurden,  und  jeder  Druck 
des  Tampons  gegen  die  Mastdarmwand  vermieden  wurde,  ereignete  sich  keine 
Fistelbildung  mehr. 

Young  (169)  bespricht  auch  in  dieser  Arbeit  hauptsächlich  die  End- 
resultate seiner  75  Prostatektomien.  Der  Gebrauch  seines  doppelblätter^en 
Retraktors  erwies  sich  als  sehr  nützUch,  sowohl  für  die  Fixierung  der  Pro- 
stata bei  den  Inzisionen,  als  auch,  um  sie  zur  Aiisschälung  möglichst  herunter- 
zudrängen,  und  selbst  grössere  Mittellappen  zu  entfernen,  ohne  die  Blasen- 
Harnröhrenschleimhaut  und  die  Ductus  ejaculatorii  zu  verletzen.  Die  Erhal- 
tung dieser  Teile  ist,  da  50  ^/o  der  Patienten  noch  geschlechtsfahig  sind,  sehr 
wichtig.  Die  Erhaltung  der  Urethra  prostatica  machte  Katheterisieren  p.  o. 
unnötig  und  beschleunigte  den  Schluss  der  Dammfisteln,  so  dass  in  vielen 
Fällen  der  gesamte  Urin  nach  6 — 8  Tagen  auf  normalem  Wege  entleert 
wurde;  sie  begünstigte  ferner  den  raschen  Eintritt  normaler  Miktion  und 
verhütete  Inkontinenz.  Young  unterbindet  jetzt  am  Schluss  der  Operation 
stets  die  Vasa  deferentia,  um  Hodenentzündungen  vorzubeugen. 

Young  (168).  Bericht  über  50  weitere  Fälle  von  perinealer  Entfernung 
der  Prostata.  Die  Operation  wird  unter  Spinalanalgesie  ausgeführt,  zu  der 
Vi — 3  Gran  immer  genügen.  Ein  in  die  Blase  vorspringender  Mittellappen 
wird  entweder  mit  dem  von  Young  beschriebenen  Retraktor  oder  mit  dem 
Finger  in  den  nach  Entfernung  der  Seitenlappen  leer  gewordenen  Raum 
hineingedrängt  und  dann  leicht  entfernt.  Steine  massiger  Grosse  können 
entfernt  werden,  indem  die  prostatische  Harnröhre  seitlich  gespalten  wird. 
Wenn  die  Beseitigung  eines  Mittellappens  der  Prostata  grosse  Schwierigkeiten 
macht,  kann  bei  bereits  impotenten  Patienten  auch  die  ejakulatorische  Brücke 
gespalten  werden.  Zystoskopie  ist,  wenn  nicht  kontraindiziert,  immer  aus- 
zuführen wegen  Mittellappen,  Stein  und  besonders  Divertikel.  Kein  Verweil- 
katheter, lose  perineale  Gummirohr-  und  Gazedrainage,  die  in  2 — 4  Tagen 
zu  entfernen  ist ;  keine  Sondierungen,  reichliche  Wasserzufuhr,  eventuell  sub- 


Mohr,  Verletzangen  und  chirurg.  Erankheiton  der  mftnnlichen  Genitalien.        1103 

kntan.  Besondere  Schwierigkeiten  in  der  Nachbehandlung  machen  Katarrh 
nnd  Blasenschmmpfung;  letztere  kann  sehr  erfolgreich  mit  hydraulischer 
Dilatation,  die  aber  sehr  schmerzhaft  ist,  behandelt  werden.  Die  Patienten 
standen  im  Alter  von  50 — 82  Jahren.  Alle  hatten  Katarrh.  Einige  mussten 
w^en  Urämie  mit  Verweilkatheter  und  reichlicher  Flüssigkeitszufnhr  vor- 
behandelt werden.  Epididymitis  wurde  nicht  beobachtet,  seitdem  die  perineale 
Drainage  früh  entfernt  wurde,  und  Kathet-erisation  unterblieb.  Das  Ope- 
rationsyerfahren  ist  durch  reichliche  Illustrationen  gut  erläutert. 

Maass  (New  York). 

Frank  (43)  berichtet  über  einen  perineal  nach  Youngs  Technik  mit 
Erfolg  operierten  70jährigen  Mann  mit  vollständiger  Retention.  Die  Drüse 
wurde  stückweise  entfernt.  Harris  betont  in  der  Diskussion,  dass  man  bei 
derartigen  alten  und  gebrechlichen  Patienten  die  perineale  Drainage  möglichst 
bald  entfernen  und  die  Kranken  möglichst  früh  aufstehen  lassen  müsse.  So- 
wohl der  Allgemeinzustand  hob  sich  dann  rascher  als  auch  heilte  die  Damm- 
wnnde  schneller.  Mc  Arthur  warnt  vor  zu  kräftigem  Gebrauch  der  Re- 
traktoren,  da  hierdurch  eine  Mastdarmperforation  entstehen  könne. 

Frank  (44).  MitteUang  zweier  Fälle:  1.  70 jfthriger  Mann,  starke  VergrOseernng  aller 
3  Lappen,  schlechter  AUgemeinzastand.  B  eilung  mit  kleiner  Dammfistel.  Fat.  blieb  p.  o. 
potent.    2.  62jAhriger  Mann,  mit  gleich  gutem  Erfolge  operiert 

Nach  Ball  (7  u.  9)  entspricht  Youngs  Technik  am  besten  der  Forde- 
rung, einen  genügenden  Teil  der  Drüse  zu  entfernen,  ohne  schwere  Kompli- 
kationen oder  dauernde  Schädigung  wichtiger  anatomischer  Gebilde  herbeizu- 
führen. Nur  unter  dieser  Voraussetzung  ist  die  Operation  gerechtfertigt. 
Ball  berichtet  über  zwei  eigene  Fälle.  Im  ersteren  gelang  es  nicht,  die 
Harnröhre  ganz  zu  schonen;  am  neunten  Tage  entwickelte  sich  eine  schwere 
eitrige  Hoden-  und  Nebenhodenentzündung  mit  Hodennekrose,  vier  Wochen 
p.  o.  auch  auf  der  anderen  Seite  eine  leichte  Nebenhodenentzündung,  die  in 
einigen  Tagen  zurückging,  während  der  andere  Hoden  sich  grösstenteils  nekro- 
tisch abstiess.  Diese  lebensgefährliche  Komplikation  war  als  Folge  einer  von 
den  verletzten  Ductus  ejaculatorii  aus  fortgeleiteten  Infektion  anzusehen,  und 
zeigt  die  Wichtigkeit,  diese  Gänge  unverletzt  zu  erhalten.  Im  zweiten  Falle 
wurde  die  Urethra  prostatica  verletzt  und  diese  Verletzung  durch  Fntfemung 
mehrerer  Blasensteine  noch  grösser;  zunächst  glatter  Verlauf,  zwei  Wochen 
p.  o.  stand  Patient  auf,  dann  drei  Tage  später  Erbrechen  und  Fieber  bei 
gut  aussehender  Wunde,  klarem  Urin  und  gutem  Abfluss  desselben.  Tod 
23  Tage  p.  o.  Verf.  denkt  trotz  des  zufriedenstellenden  Zustandes  der  Blase 
und  Wunde  an  eine  spät  einsetzende  sekundäre  Infektion. 

Bark  er  (13)  hat  30  Prostatektomien  nach  folgender  Methode  operiert: 
Grosser  Hufeisenschnitt  am  Damm,  Ansatz  des  Sphincter  ani  und  der  vor- 
deren Levator  ani -Teile  am  Centrum  tendineum  werden  durchtrennt  (und 
nachher  wieder  genäht).  Durch  die  eröffnete  Harnröhre  wird  ein  Traktor 
eingeführt  und  die  Prostata  in  die  Wunde  gezogen. 

Barkers  Traktor  unterscheidet  sich  von  dem  Young sehen  dadurch, 
dass  die  Branchen  um  90^  gedreht  sind;  durch  Hebung  des  Stiels,  wobei 
die  Symphyse  als  Hypomochlion  dient,  wird  die  Prostata  abwärts  gehebelt. 
1  Todesfall  an  Pneumonie  vor  der  Operation.  Bark  er  hält  die  Operation 
im  Frühstadium  der  Erkrankung  für  wenig  gefährlich  und  für  angezeigt,  sobald 
die  ersten  ernsteren  Störungen  auftreten. 

Preindlsberger  (123)  hat  sechs  meist  schwere  Fälle,   alle  mit  infi- 


1104  Jabresbericbt  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

zierter  Blase,  nach  Zuckerkandis  Technik  operiert.  Mitteilung  der  Kran- 
kengeschichten. In  einem  Falle  misslang  die  völlige  Ausschälnng,  weil  das 
Gewebe  so  zerreisslich  war,  dass  Preindlsberger  an  ein  Neoplasma  dachte : 
mikroskopisch  bandelte  es  sich  jedoch  um  glanduläre  Hypertrophie  mit  starker 
Atheromatose  der  Arterien.  Im  weiteren  Verlauf  Harnretention  und  Unmög- 
lichkeit, zu  katheterisieren.  Tod  an  Entkräftung.  Bei  der  Sektion  zeigte  es 
sich,  dass  der  obturierende  Teil  der  Drüse  nur  zum  Teil  entfernt  worden 
war.  Vier  gute  Resultate,  auch  noch  bei  der  Nachuntersuchung  V>  Jahr  p.  o. 
Die  Operationen  wurden  unter  Rückenmarksanästhesie  (Tropakokain)  mit  voll- 
ständiger Analgesie  ausgeführt.  In  einem  Falle  war  der  Verlauf  durch  eine 
Striktur  des  Orificium  extemum  kompliziert;  sie  war  vor  der  Operation  nicht 
hochgradig,  wurde  es  aber  durch  den  Reiz  des  Dauerkatheters. 

Haines  (59).  Krankengeschichten  von  2  perinealen  Prostatektomien  bei  kleiner 
harter  Drflse  mit  Retention.  Erfolg :  Katheter  nicht  mehr  notwendig,  Beaserang  der  Zystitis, 
in  beiden  F&llen  blieb  Reatham  zarQck,  in  einem  3  Monate  lang  Inkontinenz.  Von  Haines 
16  perineal  Operierten  wurden  7  funktionell  geheilt,  9  zeigten  p.  o.  Restham,  5  Inkontinenz 
von  6  —  18  Monaten  Dauer.  2  Pat.  muaaten  wegen  Blasensteins  bezw.  Dammfistel  noch 
einmal  operiert  werden. 

Bödtker  (19)  berichtet  ttber  2  Fälle  von  perinealer  Prostatektomie.  Die  Indikation 
zur  Operation  bestand  in  beiden  Fällen  in  vollständiger  Retention.  Im  zweiten  Falle  war 
die  Einfflhrung  des  Katheters  mit  Schwierigkeiten  verknQpft  Beide  Male  trat  Genesung 
ein,  in  dem  einen  Fall  vollständig,  in  dem  anderen  musste  nach  der  Operation  der  Katheter 
angewandt  werden.  Die  Ursache  hierzu  erblickt  Verf.  darin,  dass  der  linke  Lappen  nicht 
vollständig  entfernt  wurde.  Hj.  von  Bonadorff. 

Legueus  (86)  Fall  ist  bemerkenswert  dadurch,  dass  bei  dem  62jährigen 
Patienten  noch  nach  17  jährigem  Katheterleben  ein  guter  funktioneller  Erfolg 
erzielt  wurde.  Vor  12  Jahren  transvesikale  Entfernung  eines  vorspringenden 
Mittellappens  ohne  jede  funktionelle  Besserung,  jetzt  dagegen,  drei  Monate 
nach  der  perinealen  Prostatektomie,  wird  die  Blase  vollständig  in  normalen 
Abständen  entleert  und  der  Urin  ist  klar. 

Auch  nach  Tuffiers  (157)  Erfahrungen  ist  die  Rückkehr  der  Blasen- 
kontraktilität  nach  der  Prostatektomie  die  Regel,  da  eine  Blasensklerose  bei 
Prostatahypertrophie  nur  ausnahmsweise  vorhanden  sei.  Weder  die  lange 
Dauer  der  vollständigen  Retention  noch  das  Alter  der  Patienten  macht  die 
Wiederkehr  der  Kontraktilität  unmöglich.  Tuffier  hat  vor  4  Jahren  einen 
65jährigen  Mann  mit  seit  11  Jahren  bestehender  vollständiger  Retention 
perineal  operiert.  20  Tage  p.  o.  konnte  Pat.  wieder  spontan  urinieren,  und 
dieser  Erfolg  blieb  bisher  erhalten. 

Härting  (64).  Pat.  mit  jahrelanger,  schliesslich  völliger  Harnverhaltung.  Nach 
perinealer  Operation  tadellose  Blaaenfonktion ;  auch  IV«  Jahre  p.  o.  noch  kein  Bestfaani. 

van  Hook  (70)  will  bei  der  perinealen  Operation  nur  den  retroure- 
thralen  Teil  der  Prostata  entfernen,  um  den  Blasengrund  unversehrt  zu  lassen. 
Sehr  rasche  Operation  mit  Schnitt  nach  Zuckerkandl,  13  eigene  Operationen 
mit  einer  Dauer  von  7 — 20  Minuten. 

Röchet  (132)  bespricht  die  Mastdarmharnröhrenfisteln  nach 
perinealer  Prostatektomie;  sie  entstehen  meist  durch  eine  Verletzung 
des  Mastdarms  während  der  Operation,  seltener  sekundär  nach  Abstossung 
einer  nekrotischen  Stelle  der  Mastdarmwand,  sei  es  infolge  zu  ausgedehnter 
und  zu  nahe  der  Mastdarmwand  erfolgter  Ablösung  oder  infolge  zu  starken 
Druckes  eines  Drains  oder  Tampons  gegen  den  Mastdarm. 

Diese  Fisteln  bleiben  in  ^/s  der  Fälle  monatelang,  wahrscheinlich  sogar 
immer  bestehen,    mag   nun    die  Mastdarmnaht   ausgefährt   sein  oder   nicht; 


Mohr,  Yerleizungen  und  chimrg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1097 

tion  ist  in  solchen  Fällen  vorzuziehen.  Bei  einem  weiteren  Patienten  mit 
sehr  heftigen  Blasenschmerzen,  Blutungen  und  Abgang  von  Fetzen  wurde 
eine  maligne  Entartung  der  Drüse  angenommen;  jedoch  wurde  nach  trans- 
vesikaler  Freilegung  durch  eine  ulzerierte  Öffnung  in  der  Blasenschleimhaut 
ein  zum  Teil  nekrotisches  und  vereitertes  einfaches  Adenom  entfernt.  Für 
gewöhnlich  genügt  zur  Blasenspülung  Kochsalzlösung,  bei  septischen  Prozessen 
bringt  Thomas 'bei  der  Operation  und  bei  den  späteren  Verbänden  reine 
Jodtinktur  in  die  Blase. 

Mc.  Einnon  (97)  empfiehlt  die  Operation  in  allen  Fällen,  in  welchen 
die  Druse  genügend  vergrössert  ist,  um  Störungen  hervorzurufen.  Er  legt 
Gewicht  auf  die  Blasentamponade  mit  Jodoformgaze  p.  o.,  um  einerseits 
Blutungen  vorzubeugen,  andererseits  septische  Absorption  und  Zersetzung  des 
Urins  zu  verhindern.  Die  suprapubische  Prostatektomie  unter  örtlicher 
Anästhesie  ist  auch  als  dringliche  Operation  an  Stelle  der  Aspiration  bei 
akuter  vollständiger  Retention  angezeigt. 

Lilienthal  (91)  berichtet  über  31  suprapubische  Operationen.  Die 
zweizeitige  Methode,  zunächst  Zystostomie,  später  Prostatektomie  bewährte 
sich  ihm  mehrfach  bei  schwerem  Allgemeinbefinden.  Alle  31  Patienten  er- 
holten sich  nach  der  Operation,  bei  29  trat  vollkommener  funktioneller 
Erfolg  ein,  selbst  die  beiden  übrigen  können  ohne  Katheter  urinieren,  leiden 
jedoch  an  Sphinkterschwäche,  bezw.  grösserer  Menge  von  Besidualham.  Kein 
Kranker,  welcher  vorher  potent  war,  verlor  die  Geschlechtsfähigkeit  nach 
der  Operation,  eine  Anzahl  anderer  gewannen  sie  p.  o.  wieder.  Diese  guten 
Erfolge  wurden  erzielt,  obwohl  die  Mehrzahl  der  Patienten  in  schlechtem 
Allgemeinzustande  waren.  Eine  Verletzung  der  Urethra  prostatica  ist  ver- 
meidbar und  in  den  letzten  zwei  Jahren,  nach  der  genauen  Untersuchung 
des  Präparats  zu  schliessen,  auch  stets  von  Lilienthal  vermieden  worden. 
Vorteile  der  suprapubischen  Methode:  sie  ist  radikal,  wichtige  Gefässe  und 
Nerven  werden  nicht  verletzt,  die  Harnröhre  kann  geschont  werden,  ebenso 
der  Mastdarm,  durch  Palpation  und  Lnspektion  des  Blaseninneren  gewinnt 
man  ein  genaueres  Bild  über  die  mechanische  Ursache  der  Verlegung  als  auf 
irgend  einem  anderen  Wege,  eine  vorherige  kystoskopische  Untersuchung 
wird  unnötig,  der  Shock  ist  gering,  Patient  kann  gewöhnlich  nach  48  Stunden 
aufstehen,  Katheternachbehandlung  ist  unnötig.  Bei  Blutungen,  Urämie,  oder 
bei  schwerer  Sepsis  der  Blase  kann  die  Operation  mit  Vorteil  zweizeitig  ge- 
macht werden. 

Proust  (124)  entfernte  in  zwei  Fällen  nach  Freyers  Methode  Drüsen 
von  Hufoisenform :  die  hinten  vereinigten  Seitenlappen  waren  vorn  voneinander 
unabhängig.  Selbst  in  diesen,  bezüglich  der  Litegrität  der  Harnröhre  für 
am  günstigsten  gehaltenen  Fällen  ergab  die  Untersuchung  der  Präparate  an 
der  Innenfläche  der  Lappen  Harnröhrenauskleidung.  Es  ist  also  ein  Irrtum, 
zu  glauben,  dass  die  Frey  er  sehe  Operation  die  Harnröhre  jemals  intakt 
lassen  könne.  Bei  der  eigentlichen  Ausschälung  der  Drüse  müssen  2  Zeiten 
eingehalten  werden:  1.  Auslösung  der  hinteren  und  seitlichen  Fläche  der 
Drüse.  2.  Der  in  die  Harnröhre  eindringende  Finger  sucht  von  hinten  nach 
vom  Berührung  mit  der  Innenfläche  der  Drüsenlappen  zu  gewinnen,  sodann 
allmählich  immer  mehr  von  innen  nach  aussen  das  vordere  Ende  der  beiden 
Lappen  zu  umkreisen,  die  Seitenlappen  zu  lösen  und  schliesslich  das  hintere 
Ende.  Diese  retropubische  Auslösung  ist  die  Hauptsache  bei  der  Aus- 
schälung der  Drüse. 


1098  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

O'Hara  (61)  bat  32 mal  suprapubisch  operiert,  30 mal  wegen  Hyper- 
tropbie  der  Drüse,  je  einmal  wegen  Krebs  und  Tuberkulose.  2  TodesfaUe.  In 
9  Fällen  traten  p.  o.  Komplikationen  auf:  2 mal  vorübergehende  Demenz,  3 mal 
Urinfisteln,  welche  4 — 5  Monate  lang  anhielten,  bei  einem  Patienten  Throm- 
bose der  Vena  femoralis  mit  schliesslicher  völliger  Heilung;  in  drei  Fällen 
mussten  die  Patienten  auch  nach  der  Operation  infolge  Atonie  der  Blase 
ihren  Katheter  fortdauernd  brauchen.  26  völlige  Heilungen.  Die  Zystoskopie 
vor  der  Operation  verwirft  Verf.  und  verlässt  sich  allein  auf  die  Mastdarm- 
untersuchung,  jedoch  prüft  er,  um  die  Prognose  bezüglich  der  späteren 
Funktion  festzustellen,  stets  die  Kraft  der  Blasenmuskulatur  vor  der  Operation. 
Als  Vorzüge  der  suprapubischen  Methode  betrachtet  er:  1.  Die  kurze  Dauer 
der  Operation  (mehrfach  nur  4  Minuten).  2.  Bei  Blutung  aus  Ästen  des 
Plexus  prostaticus  hat  man  an  dem  intakten  festen  Damm  ein  gntes  Wider- 
lager für  den  Tampon.  3.  Auf  dem  Wege  zur  Freilegung  der  Drüse  werden 
keine  wichtigen  Teile  verletzt.  4.  Die  suprapubische  Drainage  erlaubt  es, 
den  Patienten  sehr  bald  p.  o.  aufrecht  sitzen  zu  lassen.  5.  Die  suprapubische 
Wunde  kann  leichter  aseptisch  gehalten  werden.  Verf.  zieht  schliesslich  be- 
züglich der  Ätiologie  der  Prostatahypertrophie  folgende  Schlüsse:  Die  harte, 
sklerotische  verwachsene  Drüse  ist  stets  die  Folge  einer  gonorrhoischen  In- 
fektion und  kann  sich  in  jedem  Lebensalter  entwickeln.  Bei  der  gemischten 
fibroadenomatösen  Form  ist  die  Vermehrung  des  Bindegewebes  ebenfalls 
gonorrhoischen  Ursprungs.  Dagegen  entsteht  das  weiche,  ödematöse  sogen. 
Myom  vermutlich  durch  Retention  infolge  eines  Katarrhs  (wahrscheinlich 
gonorrhoischen  Ursprungs)  des  Lumens  der  grossen  Ausführungsgänge  der 
Drüse. 

Hildebrand  (57]l  entfernte  in  8  Fällen  die  hypertrophische  Prostata 
transvesikal  mit  guten  Resultaten.  Der  Hamabfinss  wurde  wieder  normal. 
Die  Operation  eignet  sich  für  alte  schwache  Patienten  nicht,  ist  jedoch 
leichter  als  die  perineale,  welche  zu  sehr  schwierig  zu  behandelnden  Damm- 
fisteln Veranlassung  geben  kann.  Für  schwache  Patienten  kommt  nur  der 
Katheterismus  oder  die  Kastration  in  Frage.  Sämtliche  8  Patienten  genasen 
mit  guter  Blasenfunktion,  in  keinem  Falle  blieb  eine  Hamfistel  zurück.  Die 
guten  Resultate  reichen  zum  Teil  5  Jahre  zurück.  In  zwei  von  Hilde- 
b'rand  vorgestellten  Fällen  wurde  die  Blase  wieder  vollständig  geschlossen, 
dagegen  die  Umgebung  der  Blase  drainiert.  Hildebrand  hält  die  Operation 
besonders  für  relativ  junge  und  widerstandsfähige  Patienten  für  angezeigt. 
Perineal  hat  Hildebrand  in  3  Fällen  von  Prostatatuberkulose  operiert, 
ist  jedoch  ganz  davon  zurückgekommen ,  da  in  einem  Falle  eine  dauernde 
Blasendammfistel  zurückblieb.  Die  Operation  von  oben  ist  der  perinealen 
im  ganzen  überlegen,  da  bei  ersterer,  selbst  wenn  eine  Fistel  zurückbleibt, 
sie  doch  stets  gut  geschlossen  werden  kann,  was  vom  Damme  her  nicht  der 
Fall  ist. 

Rebentisch  (127)  hat  vier  Kranke  nach  Freyers  Methode  operiert, 
alle  genasen.  Mitteilung  der  Krankengeschichten,  Abbildung  von  2  Präparaten. 
Die  von  Rebentisch  befolgte  Technik  ist  im  wesentlichen  dieselbe  wie  die 
Freyers.  Den  durch  die  suprapubische  Wunde,  Blase  und  Harnröhre  p. o. 
durchgeführten  Gummidrain  näht  Rebentisch  im  oberen  Wundwinkel  der 
Blasenwunde  wasserdicht  ein.  In  der  Nachbehandlung  ist  vor  allem  eine 
genaue  Überwachung  der  Katheterdurchgängigkeit  bei  Tag  und  Nacht  er- 
forderlich.    Rebentischs  4  Patienten  urinierten  vom  Ende  der  3.  Woche 


Mohr,  Verletzungen  nnd  chimrg.  Krankheiten  der  mftnnlicben  Genitalien.       1099 

ab  spontan  und  hatten  volle  Kontinenz,  die  suprapubische  Wunde  war  meist 
in  der  5.  Woche  geheilt.  Rebentisch  erörtert  die  Vorteile  des  p.  o.  an- 
gewendeten Danerkatheters :  die  andauernde  Dorchnässung  des  Patienten 
wird  verhindert,  die  Zahl  der  Verbandwechsel  eingeschränkt,  die  Vorteile  der 
primären  Blasennaht  werden  dem  Kranken  zugewendet 

Schlesinger  (144,  146)  berichtet  über  die  Erfahrungen,   welche  an 
12    von    Israel    ausgeführten    Prostatektomien    gemacht    wurden.      Alter, 
Zystitis,  Infektion  sind  keine  Gegenanzeigen,  auch  Pyelitis  keine  absolute. 
Als  Methode  der  Wahl  ist  die  suprapubische  mit  möglichst  vollständiger  Ent- 
fernung der  Drüse  zu  betrachten:  1.  weil  sie  die  technisch  einfachere  ist, 
2.  weil  sich  ein  vergrösserter  Mittellappen    meist  sehr  schwer  vom  Perineum 
ans  entfernen  lässt.    Die  Urethra  prostatica  wurde  ganz  oder  teilweise  mit- 
entfemt ;  die  Art  der  Drainage  richtete  sich  nach  der  Schwere  der  Infektion : 
meist  gleichzeitig  Urethrotomia  externa,  bei  aseptischer  Blase  dagegen  primäre 
Blasennaht  und  Dauerkatheter.    Die  Patienten  durften  sehr  bald  p.  o.  auf- 
stehen.   In   einigen  Fällen  wurde  die  Operation  mit   gutem   Erfolge    unter 
Stovain-Rückenmarksanästhesie  ausgeführt.    Resultate:  1  Todesfall  3  Monate 
p.  o.  an  bereits  vorher  bestehender  Pyelitis;  drei  teilweise  Entfernungen  mit 
zwei  Heilungen,  einem  Misserfolg;   sechs  vollständige  Entfernungen  mit  drei 
Heilungen  (die  drei  anderen  zu  kurz  oder  ungenügend  beobachtet).  In  einigen 
Fällen  bestand  p.  o.  vorübergehende  Inkontinenz.    Die  Wiederherstellung  der 
Kontinenz    trotz    Entfernung    des    Sphincter    internus    erklärt    sich    durch 
vikariierendes    Eintreten    des  sogen.    Sphincter    membranaceus.    Aus  seinen 
Präparaten  schliesst  Schlesinger,   dass  die  Pars  prostatica  urethrae  bei 
der  Ausschälung  event.  geschont  werden  kann ;  namentlich  bei  grossen,  harten 
Drüsen  scheint  eine  trennende  Bindegewebsschicht  vorhanden  zu  sein. 

Stern  (150)  operierte  zwei  Fälle  nach  Frey  er  mit  ausgezeichnetem 
Erfolge.  Er  empfiehlt,  zum  Schluss  die  Blase  zu  nähen  und  einen  Dauer- 
katheter einzulegen.  Bei  einem  der  Patienten  bestand  oberhalb  der  Symphyse 
eine  Blasenfistel  von  Fünfmarkstückgrösse.  Zur  Deckung  der  Blasennaht  an 
dieser  Stelle  benützte  Stern  einen  gestielten  Bauchfelllappen  aus  der  vorderen 
Banchwand. 

Brongersma  (21)  bespricht  zunächst  die  Ätiologie  und  konservative 
Behandlung  der  Prostatahypertrophie  und  hält  die  Prostatektomie  (transvesikal) 
im  dritten  Stadium  der  Erkrankung  (chronische  vollständige  Retention)  für 
stets  angezeigt.  Von  seinen  eigenen  13  transvesikal  Operierten  genasen  9, 
3  starben. 

Kuss  (83).  Krankengeschichte  und  Autopsiebefund  eines  suprapubisch 
Operierten.  Der  Tod  trat  hauptsächlich  dadurch  ein,  dass,  um  die  Bildung 
einer  dauernden  Blasenfistel  zu  vermeiden,  die  Ränder  der  Blasenwunde  nicht 
mit  den  Rändern  der  Muskeln  und  Sehnenblätter  vernäht  wurden;  die  Folge 
war  ausgedehnte  Harn-  und  Blutinfiltration  in  der  Umgebung  der  Blase  und 
Patient  ging  zwei  Tage  nach  der  sonst  glatt  verlaufenen  Operation  akut  an 
Sepsis  zugrunde.  Autopsiebefund:  Das  Bett  der  Drüse  schien  makroskopisch 
völlig  von  Drüsengewebe  frei  zu  sein;  oberhalb  der  Grube  eine  horizontale, 
quer  vorspringende  Falte,  welche  von  der  sklerotischen  und  hypertrophischen 
Blasenwand  gebildet  wurde.  Veru  montanum  von  Schleimhaut  entblösst, 
Samenbläschen  erhalten. 

Roux  (136,  137).  16  Operationen  nach  Frey  er,  ausserdem  mehrere 
teilweise  und  vollständige  perineale  Operationen.    Roux  operiert  nur  Kranke 


1100  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

auf  ihren  eigenen  Wunsch,  nachdem  er  ihnen  die  Vor-  und  Nachteile  der 
Operation  gegenüber  der  konservativen  Behandlung  auseinandergesetzt  hat. 
Sämtliche  Operierte  befanden  sich  in  vorgeschrittenem  Stadium  (Retention, 
Blasensteine,  Infektion,  Katheterleben)  und  waren  über  60  Jahrealt.  1  Todes- 
fall; ein  Patient  behielt  eine  kleine,  undurchgängige  Fistel,  ein  dritter  leidet 
noch  an  purulenter  Zystitis,  vermutlich  infolge  Stein- Rezidivs,  den  übrigen 
geht  es  gut.  Roux  öffnet  die  Blasenschleimhaut  an  Stelle  des  Fingernagels 
mit  einer  Koch  ersehen  Kropfsonde. 

Ren  ton  (128)  berichtet  Aber  2  mit  Erfolg  tranavesikal  Operierte  im  Alter  von  60 
und  76  Jahren,  mit  völliger  Retention. 

Dolore  et  Cotte  (34).  Mitteilang  eines  Falles  von  Fr  eye  rächet  Operation.  Heiloog 
mit  normaler  Miktion. 

Loumeau    (94,    95)    beschränkte    sich    in  drei    Fällen  auf  die  Ent- 
fernung des  Mittellappens  von  der  Blase  aus,  da  die  gleichzeitige 
Entfernung  der  kleinen,  weichen,   anscheinend  normalen   Seitenlappen    un- 
möglich und  unnötig  erschien.  In  derartigen,  allerdings  seltenen  Fällen  ist  die 
Mc.    Gil Ische    Operation    gerechtfertigt    und    wirksam,    wie     Loumeans 
Resultate  zeigen.    Alle    Urinbeschwerden  blieben  bei  dem  ersten   Patienten 
bis  zum  Tode,  2^/«  Jahre  p.  o.  beseitigt,  bei  den  beiden  anderen   ebenfalls 
Geheilten  liegt  die  Operation  22,  bezw.  5  Monate  zurück.     DieMc.  Gillsche 
Operation  wirkt  also  in  solchen  Fällen  nicht  nur  palliativ,    sondern  kurativ. 
Pousson    erwähnt   dagegen    in   der    Diskussion    mehrere   Misserfolge;    die 
Operation   wirke   rein   palliativ   und   stelle   oft  nicht    einmal    die    spontane 
Miktion  wieder  her. 

Perineale  Prostatektomie. 

Kuss  (81)  teilt  Krankengeschichte  und  Sektionsbefund  eines  fünf 
Jahre  nach  der  perinealen  Prostatektomie  verstorbenen  Patienten  mit;  der- 
selbe wurde  nach  dieser  ersten  Operation  noch  zweimal  wegen  Blasensteins 
hypogastrisch  operiert.    Autopsiebefund:  kleine,  sklerotische  Balkenblase;  un- 
mittelbar unter   der  Spitze   des  Trigonum  vesicae,    und   in   seiner  mittleren 
Partie  mit  in  dieses  übergehend,  findet  sich  eine  stark  vorspringende,   quere 
Falte,  welche  sich  ans  den  hypertrophischen  anteriolateralen  Glandulae  pro- 
staticae  entwickelt  hat.    Seitlich  wird  dieser  Vorsprung  anscheinend  von  den 
präurethralen  Glandulae  prostaticae  gebildet;  nach  der  Harnröhre  zu  schliesst 
sich  an  diesen  Wulst  eine  unregelmässig  begrenzte,  tiefe  Grube  an,  in  deren 
Grunde  die  weissliche  Narbe  der  alten  Urethrotomia  membrano-transprostatica 
verläuft.   Vom  Veru  montanum  und  seinen  Ausführungsgängen  ist  keine  Spur 
mehr  erhalten.     In  einem  Falle  Hartmanns  fand  sich  ein  ganz  ähnlicher, 
jedoch    etwas  flacherer  Wulst    mit   anschliessender  Vertiefung.     Vermutlich 
begünstigen  solche  anatomischen  Verhältnisse  das  Zurückbleiben  von  Residnal- 
ham  p.  o.     Die  perineale  Operation  scheint  im  anatomischen  Sinne  stets  nur 
eine  teilweise  zu  sein. 

Fowler  (48)  hält  den  perinealen  Zugang  zur  Drüse  für  den  natürlichen 
und  zwar  aus  folgenden  Gründen:  1.  Die  transvesikale  Operation  verlangt 
fast  notwendig  die  ganze  Ausschälung  der  Drüse  und  macht  die  Schonung 
der  Ductus  ejaculatorii  fast  unmöglich.  2.  Die  Prostata  ist  kein  intra?esi- 
kales  Organ.  3.  Es  gelingt,  eine  relativ  vollständige  Prostatectomia  perinealis 
auszuführen,  ohne  die  üamröhre  zu  eröffnen.  4.  Die  Operationsgefahr  ist 
bei  der  suprapubischen  Operation  grösser.     Technik:   Längsschnitt  in  der 


Mohr,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1105 

erstere  versagt  sehr  häufig.  Im  ganzen  genommen,  sind  sie  nicht  sehr  weit, 
gewöhnlich  von  sehr  lang  ausgezogener  Eiform.  Die  Fistel  geniert  den 
Kranken  fast  immer  bedeutend  und  kann,  selbst  wenn  sie  unbedeutend  ist 
und  nur  wenig  Beschwerden  macht,  doch  später  zu  schweren  Komplikationen 
führen.  Röchet  gibt  genaue  Vorschriften  für  die  Technik  der  Operation 
dieser  Fisteln.  Die  Hauptsache  ist,  dass  nach  Trennung,  Anfrischung  und 
Vernähung  der  beiden  Offnungen  im  Mastdarm  und  in  der  Harnröhre  die 
Vemarbung  derselben  getrennt  voneinander  geschieht.  Verf.  selbst  hat  drei 
derartige  Fälle  operiert,  2  Heilungen,  1  Misserfolg.  Dauerkatheter  nach  der 
Hamröhrennaht  ist  nicht  zu  empfehlen. 

Röchet  (131)  erörtert  die  Wiederherstellung  der  Harnröhre  nach  der 
perinealen  Prostatektomie;  sie  geschieht  je  nach  der  angewendeten  Operations- 
methode und  nach  dem  Grade  der  Zerstörung  unter  sehr  verschiedenen  Be- 
dingungen. Bei  leicht  zugänglicher  und  von  der  Harnröhre  gut  ablösbarer 
Di-üse,  wonach  eine  einfache  Längsöffnung  der  unteren  Hamröhrenwand  zu- 
rückbleibt, heilt  die  Wunde  gewöhnlich  glatt,  und  eine  Verengerung  tritt 
nicht  ein.  Bei  grösserer  Zerstörung,  sofern  nur  der  obere  Umfang  der  Harn- 
röhre oder  ein  Teil  desselben  unverletzt  blieb,  bleibt  gleichfalls  eine  spätere 
Verengerung  gewöhnlich  aus.  Ist  die  Zerstörung  infolge  Unzugänglichkeit  und 
Verwachsung  der  Drüse  noch  grösser  ausgefallen,  so  kann  selbst  in  solchen 
Fällen  sich  der  normale  Urinabfluss  noch  wiederherstellen,  wenn  sofort  syste- 
matisch bougiert  und  erweitert  wird.  Wird  diese  Behandlung  jedoch  ver- 
nachlässigt oder  zu  spät  p.  o.  begonnen,  so  kann  eine  dauernde  Dammfistel 
zurückbleiben.  Bei  einem  von  Röchet  beobachteten  Falle  blieb  nach  der 
sehr  schwierigen  Auslösung  der  stark  sklerotischen  Drüse  nur  eine  schmale 
Brücke  von  Hamröhrenschleimhaut  an  der  oberen  Wand  zurück.  Bei  der 
zwei  Jahre  p.  o.  vorgenommenen  Sektion  fand  sich  die  Harnröhre  in  ganzer 
Länge  gut  durchgängig,  zum  Teil  von  dünner  Schleimhaut,  an  der  Unterwand 
jedoch  von  glattem  Bindegewebe  ausgekleidet,  welches  von  flachem,  stellen- 
weise fehlendem  Epithel  überzogen  war.  Bei  einem  weiteren  Patienten  war 
die  p.  o.  auftretende  Striktur,  nachdem  ca.  V*  Jahr  Besserung  eingetreten 
war,  durch  krebsige  Entartung  von  Drüsenresten  verschuldet,  welche  bei  der 
Operation  zurückgeblieben  waren.  Bei  einem  dritten  Kranken  begann  neun 
Monate  p.  o.  allmählich  eine  schliesslich  sehr  enge,  echte  Striktur,  welche 
jedoch  gut  erweitert  werden  konnte.  Die  Gründe,  weshalb  die  Urethra  pro- 
statica  sich,  von  Ausnahmfallen  wie  den  eben  genannten  abgesehen,  gewöhn- 
lich wieder  gut  herstellt,  sind  folgende:  Die  Urethra  prostatica  ist  schon 
normalerweise  die  weiteste  Stelle  der  Harnröhre,  spongiöses  Gewebe,  welches 
besonders  zu  Verengerungen  neigt,  fehlt  in  ihrer  Umgebung,  sie  ist  schliess- 
lich weit  von  der  Hautoberfläche  entfernt,  so  dass  die  Hautnarbe  keinen  Ein- 
fluss  auf  sie  ausüben  kann. 

Wird  bei  der  Ausschälung  die  Drüse  genügend  nach  oben  und  hinten 
isoliert,  werden  die  Seitenlappen  möglichst  weit  seitlich  von  der  Kapsel  und 
Harnröhre  abgelöst,  so  bleibt  die  Harnröhrenverletzung  gering,  eine  einfache 
Längswunde  der  Hinterwand  mit  einigen  seitlichen  Einrissen.  Durch  die 
Verschiebung  der  Teile  nach  Entfernung  der  Drüse  wird  die  Vernarbung  er- 
leichtert. 


Jahresbericht  für  Ghinirgio  1905.  70 


1106  Jaliresbericht  für  Ghirorgie.    IL  Teil. 

Verschiedene   atypische    Operationsmethoden    bei    Prostata- 
hypertrophie. 

Cathelin  (23  u.  24)  will  bei  grossem,  in  die  Blase  hineinragendem 
Mittellappen  zuerst  die  Blase  öffnen,  sodann  vom  Damm  aus  die  vollständige 
Ausschälung  vornehmen,  wobei  der  in  der  Blase  liegende  Finger  als  Kontrolle 
dient.  Bei  dieser  Kombination  ist  die  Drainage  besser  als  bei  der  trans- 
vesikalen  Operation,  und  die  völlige  Entfernung  lässt  sich  sicherer  durch- 
führen als  bei  der  perinealen  Operation.  Man  vereinigt  also  die  Vorteile 
beider  Methoden.  Cathelin  berichtet  über  drei  so  operierte  Patienten. 
Die  Urethra  prostatica  wurde  mitentfernt.  Die  erste  Operation  machte 
Cathelin  an  einem  Prostatiker  mit  völliger  Betention  und  Blasensteinrezidiv, 
welcher  von  der  vorhergehenden  Steinoperation  eine  suprapubische  Fistel 
zurückbehalten  hatte.  Die  bei  den  beiden  letzten  Operationen  gewonnenen 
Präparate  gleichen  vollkommen  denen  bei  Freyers  Operation.  (Abbildungen 
beigegeben.)  Bei  dem  ersten  Patienten  glatte  Heilung  mit  gutem  funktionellen 
Resultat,  beim  zweiten  Tod  durch  Nachblutung  in  die  Blase. 

Cathelin  (25)  demonstriert  eine  Serie  von  Instrumenten  für  seine  ge- 
mischte Methode  der  Prostatektomie,  u.  a.  Blasenhaken  und  einen  von  ihm 
konstruierten  Desenclaveur. 

Andrews  (5)  hält  die  Sterblichkeit  bei  der  Prostatektomie  für  zu  hoch 
und  will  sie  daher  nur  für  ausgewählte  Fälle  angewendet  wissen.    Auf  Gnmd 
folgender  anatomischer  Erwägungen  schlägt  er  ein  neues  Operationsverfabren 
vor:  Der  Ausgang  des  männlichen  Beckens  ist  ein  enges,   von  Knochen  und 
Bändern  umgebenes  Triangel,   oft  zu  eng  für  die  hypertrophische  Prostata, 
welche  den  Blasenausgang  deswegen  verlegt,    weil  sie  zwischen  den  beidea 
Ästen  des  Schambeines  zusammengedrückt  wird.    Die  Ligamenta  triangularia 
transversa  und  das  Diaphragma  urogenitale  halten  nun  den  Blasenhals  und 
die  Prostata  unbeweglich  zwischen  diesen  Knochen  fest.    Daher   muss  eine 
rationelle  Operationsmethode  die  Drüse  von  ihren  Bandverbindungen  mit  dem 
Schambein  loslösen  und  gleichzeitig  durch  eine  teilweise  Zerstörung  des  Dia- 
phragma urogenitale  eine  Verlagerung  der  gesamten  Teile  nach  abwärts  und 
rückwärts   bewirken.     Diese    bereits    früher    von   Andrews   vorgeschlagene 
Prostatolysis  führt  Andrews  jetzt  folgendermassen  aus:   die  Hoden  werden 
nach  oben  gedrängt  und  durch  die  Haut  ein  bogenförmiger,  dem  Arcus  pubis 
entsprechender   Lappenschnitt    angelegt;    hierauf    werden    durchtrennt:   das 
Ligamentum  pubis  des  Penis,   die  tiefe  Faszie  und  ein  Teil  des  Levator  ani, 
die  puboprostatischen  Bänder,  sowie  das  Diaphragma  pelvicum  an  den  Teilen, 
welche   die  Prostata   entlang  den   beiden  Seitenlappen  tragen;   hierauf  fallt 
Prostata  und  Blasenhals  frei   nach  unten  hinten.     Blutstillung  beim  Durch- 
schneiden der  seitlichen  Teile  des  Diaphragma  pelvicum  durch  Klammern. 
Schluss  der  Wunde  bis  auf  kleine  Drainageröhren.     Die  Obstruktionserschei- 
nungen vermindern  sich  nach   dieser  Operation  dauernd  und  erheblich,  die 
mit  der  Dysurie  eventuell  verbundenen  Mastdarmspasmen   bessern  sich,  die 
retropros tatische  Ausbuchtung  der  Blase  wird  aufgehoben,  der  Blasenausgang 
wird  zu  einem  wirklichen  Kanal  mit  der  Mündung  am  tiefsten  Punkt. 

Tumoren  der  Prostata. 

Nach  Legueu-Pillets  (88  u.  89)  Studien  über  die  bösartigen  Ge- 
schwülste der  Prostata  sind  Sarkome  sehr  selten,  Karzinome  bei  Leaten 


Mohr,  Verletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1107 

von  45 — ^50  Jahren  dagegen  verhältnismässig  häufig.    Vom  einfachen  Adenom 
der  gewöhnlichen  Prostatahypertrophie  bis  zum  Epitheliom  findet  man  histo- 
Ic^sch  alle  Übergänge ;  diese  allmähliche  histologische  Umwandlung  geht  ohne 
spezifische  klinische  Erscheinungen  vor  sich.    Jedoch  kann  sich  der  Krebs 
auch  in  einer  vorher  ganz  gesunden  Drüse  entwickeln;  auch  hier  ist  das  ein- 
zige Charakteristische   die  dififuse   Ausbreitung,   ähnlich  gewissen  bösartigen 
Formen  des  Carcinoma  colli  uteri.     Dieser  Umstand  und  die  häufige  Meta- 
stasenbildung macht  den  Prostatakrebs  zu  einem  der  mit  am  raschesten  ver- 
laufenden und  unheilbarsten.     Anfangserscheinungen  sehr  variabel  und  unbe- 
stimmt.    Schreitet    der   Prozess   weiter   vor,    so    treten    drei    Gruppen   von 
Erscheinungen  auf:  1.  Schmerzen,   ein  konstantes  Symptom,  jedoch  mit  sehr 
verschiedenem   Sitz,    häufig    in   der   Form   von   Ischias,    so    dass   fast  jede 
dauernde    Ischias    im    höheren   Lebensalter   auf    Prostatakrebs    hinweist. 
2.  Miktionsstörungen :  die  Miktion  selbst  ist  gewöhnlich  wenig  gestört,  weniger 
als  bei  der  einfachen  Hypertrophie,  dagegen  findet  man  häufig  Hamblutungen, 
entweder  als  initiale  Hämaturie  oder  der  ganze  Harn  ist  blutig.  3.  Defaka- 
tionsstömngen ,    manchmal  hervortretender   als  die  Hamstörungen:   Hämor- 
rhoiden,  Verstopfung,   Ileus.     Diagnose:  beim  Katheterisieren  fühlt  man  in 
der  Drüse  Unebenheiten,  es  entsteht  leicht  Blutung.    Bei  der  Mastdarmunter- 
suchung erscheint  der  Umfang  der  Drüse  nicht  immer  vergrössert,  im  allgemeinen 
ist  die  krebsige  Drüse  schmerzlos  auf  Druck,  charakteristisch  ist  nur  zweierlei: 
die  anregelmässige,  lappige  oder  knollige  Yergrösserung  und  die  harte,  manch- 
mal holzartige  Konsistenz.    Dififerentialdiagnostisch  kommen  Tuberkulose,  Pro- 
statitis und  Perizystitis   (eventuell  auch  Perivesikulitis)  in  Betracht     Tuber- 
kulöse Verhärtungen  sind  gewöhnlich  doch  weicher,  betreffen  jüngere  Männer, 
Nebenhoden  und  Hoden  sind  gewöhnlich   mitergriffen.     Entwickeln  sich   im 
Verlaufe  einer  Prostatahypertrophie  nach  einzelnen  subakuten,   entzündlichen 
Schüben  harte  Knoten  in  der  Drüse,  so  können  ebenfalls  Verwechselungen 
mit  Krebs  vorkommen.     Die  Behandlung  kann   fast  stets  nur   eine  sympto- 
matische sein.     Die  Operation   müsste  in  einer  extrakapsulären  Entfernung 
samt  Harnröhre  und  regionären  Lymphdrüsen  bestehen.    Da  es  meist  unmög- 
lich ist,  alles  gründlich  zu  entfernen,  so  ist  die  Operation  fast  immer  kontra- 
indiziert, 

Youngs  (170)  Arbeit  über  die  Frühdiagnose  und  Radikalheilung 
des  Prostatakrebses  stützt  sich  auf  40  Fälle.  Young  berechnet,  dass 
ungefähr  jeder  zehnte  Fall  von  Prostatavergrösserung  auf  Karzinom  beruhe. 
Die  Frühdiagnose  stützt  sich  auf  folgende  Erscheinungen:  Pollakiurie,  teils 
knotige,  teils  gleichmässige  Verhärtung,  besonders  auch  Verhärtung  einer  oder 
beider  Samenblasen ;  ist  zwischen  diesen  eine  harte  Platte  zu  fühlen,  so  wird 
dieser  Befund  als  besonders  bedeutsam  angesehen.  Dagegen  kommen  Schmerzen 
und  Harnblutungen  im  Frühstadium  nur  ausnahmsweise  vor.  Ein  positiver 
zystoskopischer  Befund  ist  wichtig,  ein  negativer  schliesst  allerdings  das  Kar- 
zinom nicht  aus.  Young  erläutert  an  acht  Abbildungen  sein  Verfahren  der 
Badikaloperation :  V-förmiger  Dammschnitt,  Eröffnung  der  Pars  membranacea 
urethrae;  sein  Traktor  wird  hierauf  in  die  Blase  eingeführt  und  die  Prostata 
in  die  Wunde  gezogen.  Die  Hinterfläche  der  Prostata  wird  vom  Mastdarm 
abgelöst,  die  Pars  membranacea  quer  durchschnitten,  das  Ligamentum  pubo- 
prostaticum  durchtrennt,  die  Seiten-  und  Hinterflächen  der  Drüse  und  der 
Samenkanälchen  freigelegt.  Hierauf  wird  die  vordere  Blasenwand  freigelegt, 
vor   die  Wunde   gezogen  und  1  cm  von  der  Vereinigungsstelle   der  Prostata 

70* 


1106  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    U.  Teil. 

und  Blase  quer  durch  trennt,  bis  man  zum  Trigonum  vesicae  gelangt;  dieses 
wird  unter  Schonung  der  Harnleitermündungen  etwa  1  cm  unterhalb  derselben 
quer  durchschnitten,  die  hierdurch  freiliegenden  Vasa  deferentia  werden  mög- 
lichst hoch  durchtrennt  und  hierauf  die  ganze  Masse  entfernt;  es  w^ird  also 
die  Prostata  mitsamt  ihrer  Kapsel,  die  Samenbläschen  und  angrenzenden  Teile 
der  Blase  und  Harnröhre  in  einem  Stück  exstirpiert.  Die  weite  Öffnung 
in  der  Blase  wird  durch  Naht  mit  dem  Stumpf  der  Harnröhre  vereinigt,  was 
nun  leicht  gelingt,  die  Blasenwunde  wird  in  sagittaler  Richtung  vernäht. 
Tampon  auf  die  Nahtstelle,  Levator  ani  und  Haut  wird  bis  auf  die  Öffnung  für 
den  Tampon  vernäht.  Verweilkatheter.  Vier  Operationen  mit  vorstehender 
Technik.  Der  erste  Patient  genas  zunächst,  starb  jedoch  acht  Monate  später 
an  Blasenstein  mit  Infektion.  Der  zweite,  bei  welchem  auch  die  Hamleiter- 
enden  reseziert  wurden,  starb  an  Pyelitis,  die  beiden  anderen  wurden  geheilt. 
Die  Autopsiebefunde  und  die  Untersuchung  der  Präparate  ergaben,  dass  mit 
Ausnahme  von  Fall  1  stets  alles  Kranke  beseitigt  worden  war. 

Young  (171).  Ahnlicher  Inhalt  wie  die  vorige  Arbeit.  Young  fand 
unter  300  Fällen  von  Prostatahypertrophie  25  Karzinome.  In  sechs  Fällen 
verkannte  er  die  Bösartigkeit  der  Erkrankung  und  operierte  die  Fälle  wie 
eine  Prostatahypertrophie.  Die  Induration  der  Drüse  und  das  Fehlen  einer 
intravesikalen  Hypertrophie  im  zystoskopischen  Bilde  sind  noch  die  am  meisten 
kennzeichnenden  Erscheinungen  für  bösartige  Entartung.  In  allen  vier  ope- 
rierten Fällen  zeigten  die  entfernten  Stücke  das  Übergreifen  des  Karzinoms 
auf  die  Samenbläschen  und  den  vorderen  Teil  des  Trigonum.  Hiemach  ge- 
nügt die  von  Pousson  befolgte  Technik  nicht.  Das  Studium  von  im  ganzen 
16  Präparaten  zeigte,  dass  der  Krebs  die  Kapsel  gewöhnlich  in  der  Gegend 
zwischen  Samenbläschen  und  Trigonum  durchbricht,  während  er  auf  den 
Mastdarm,  die  Lymphdrüsen  und  die  Blasenschleimhaut  erst  sehr  spät  über- 
geht. Es  müssen  daher  stets  die  vorderen  ^/4  des  Trigonum  mitentfernt 
werden. 

Fischer-Defoy  (42)  teilt  4  Fälle  von  osteoplastischem  Prostata-Karzinom 
mit.    Die  makroskopische  Veränderung  der  Drüsen  war  auffallend  gering. 

Eümmell  (79)  entfernte  einem  76jährigen  Manne  durch  snprapubische  Operation 
ein  Prostatakarzinom.  Heilung  mit  sehr  gutem  Ernährungszustände.  Bei  der  Operation 
kennzeichnen  sich  die  Prostatakrebse  dadurch,  dass  sie  sich  äusserst  schwer  aus  der  Kapsel, 
mit  der  sie  verwachsen  sind,  ausschälen  lassen. 

Lexer  (90)  resezierte  bei  einem  58jährigen  Manne  eine  fast  faustgrosse  krebsige 
Prostatageschwulst  samt  dem  entsprechenden  Abschnitte  der  Blase  und  Hainröhre;  10  Monate 
p.  o.  traten  Lymphdrüsenmetastasen  auf.  Lexer  erläutert  die  von  ihm  befolgte  Technik 
(grosser  Weichteilknochenlappen  der  Symphyseugegend). 

Imbert  (74)  berichtet  über  einen  auffallenden  Erfolg  der  Röntgenbehandlung  bei 
einer  sich  rasch  ausbreitenden,  diffusen  Prostata- Becken-Karzinose :  Harte,  schmerzhafte, 
faustgrosse  Prostata,  Umgebung  iniiltriert.  Die  Geschwulst  verschwand  nach  18  Bestrahlungen 
von  10 — 12  Minuten  Dauer  völlig  im  Laufe  von  5  Wochen,  ohne  Reaktion  von  Seiten  der 
Haut.  Von  der  siebenten  Sitzung  an  bedeutende  Besserung  des  Allgemeinbefindens,  Pat 
schmerzlos.  Die  Nachuntersuchung  zwei  Monate  nach  der  letzten  Sitzung  bestätigte  die 
Heilung.  Verf.  hält  trotz  dieses  auffallenden  Verlaufs  auf  Grund  differential-diagnostischer 
Erörterungen  an  der  Diagnose  Karzinom  fest. 

Kuss  (82).  Sektionsbefund  eines  2  Monate  nach  der  transvesikalen  Prostatektomie 
verstorbenen  Pat.  Histologisch  handelte  es  sich  um  Krebs  der  Prostata  mit  Übergang  auf 
die  Blase.  Die  Gebend  der  Prostata  fand  sich  unregelmässig  vergrössert,  besonders  in  den 
Seitenlappen,  Harnröhre  deformiert,  auf  dem  Durchschnitt  erschien  die  Drüse  ungefähr  von 
normaler  Grösse,  etwas  unregelmässig,  im  rechten  Seltenlappen  ein  Krebsknoten;  stark 
vergrösserte  Becken-Lymphdrüsen  entlaug  den  Harnleitern,  Samenbläschen  hart,  geschrumpft. 
Demnach  war  nach  der  anscheinend  vollständigen  subkapsulären  Entfernung  der  Drüse  die 


Mohr,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1109 

Krebsgeschwulst  im  Laufe  von  2  Monaten  wieder  so  gewachsen,  daas  sie  die  grosse  Wund- 
h5hle  ganz  ausfüllte  und  äusserlich  einer  hypertrophischen  Drdse  glich.  Die  Operation  war 
also  in  Wirklichkeit  nur  eine  teilweise  Ausschälung  gewesen. 

Gibson  (56).  Fall  von  Rezidiv  eines  Prostata-Sarkoms  bei  einem  35 jährigen 
Manne.  Gegen  die  Blase  sprang  eine  Geschwulst  von  der  doppelten  Grösse  einer  normalen 
Drc&se  vor.  Eröffnung  der  Blase  in  dem  alten  Schnitt,  sodann  Exstirpation  der  Blase  vom 
Damm  her;  keine  Mastdarm  Verletzung.    Tod  an  Infektion  3  Wochen  p.  o. 

Kaveczky  (75)  stellte  bei  einem  64jährigen  Manne  mit  erschwerter  Miktion  durch 
Mastdarmuntersuchung  eine  fast  kindskopfgrosse,  fluktuierende  Geschwulst  der  Prostata- 
gegend fest,  welche  auf  Mastdarm  und  Blasenhais  drückte.  Die  vom  Mastdarm  aus  vorge- 
nommene Punktion  ergab,  dass  es  sich  um  eine  Echinococcuszyste  handelte,  welche 
sich  vermutlich  in  dem  die  Prostata  umgebenden  Bindegewebe  entwickelt  hatte.  Exstirpation 
der  Zyste  vom  Damm  aus,  Heilung. 

Samenbläschen. 

Nach  Beefield  (15)  ist  die  Behandlung  der  gonorrhoisch  erkrankten 
Schleimhaut  der  Samenbläschen  und  Vasa  deferentia  von  der  Harnröhre  aus 
stets  ungenügend.  Es  ist  jedoch  möglich,  durch  Einführen  einer  feinen  Nadel 
in  das  Lumen  des  Vas  deferens  dicht  über  dem  Hoden  Flüssigkeiten  in  den 
Kanal  und  die  Samenbläschen  bis  zur  Füllung  einzuspritzen;  in  einem  Teil 
der  Fälle  läuft  die  Flüssigkeit  durch  die  Harnröhre  wieder  ab,  meist  jedoch 
nicht.  Man  kann  dann  durch  Druck  vom  Mastdarm  aus  die  Samenbläschen 
wieder  entleeren.  Auf  diese  Weise  gelingt  es  also  Vasa  deferentia  und  Samen- 
bläschen zu  irrigieren.  Am  besten  legt  man  das  Vas  deferens  vor  dem  Ein- 
stich durch  einen  kurzen  Hautschnitt  frei.  Anzeigen:  akute  Entzündungen 
mit  gonorrhoischer  Vereiterung  des  Nebenhodens,  chronische  Fälle,  in  welchen 
die  Entzündung  durch   die  Beteiligung   der  Samenbläschen   unterhalten  wird. 

Le  Für  (55).  80 jähriger  Pat.  mit  Striktur  der  Urethra  posterior,  Erscheinungen  von 
Prostatitis  und  schlechtem  Allgemeinzustande.  Der  Damm  schnitt  unter  Annahme  eines 
Prostataabszesses  ergab,  dass  die  Dittse  kaum  vergrössert,  jeduch  das  linke  Samenbläschen 
stark  erweitert  war.  Massage  der  Samenbläschen,  Dauerkatheter.  6  Tage  später  üoden- 
und  NebeohodenentzÜndung,  4  Wochen  später  Entwickelung  eines  Eiterherdes  im  Hoden,  der 
sich  allmählich  grösstenteils  nekrotisch  abstiess.  Die  Urinverhaitung,  welche  seit  5  Jahren 
bestand,  heilte  schnell.  Es  handelte  sich  also  nicht  um  eine  Prostatitis,  sondern  um  eine 
Spermatocystitis  chronica. 

Füller  (51  u.  52)  wirft  folgende  Fragen  auf:  1.  Wodurch  führt  die 
Inzision  der  Samen  bläschen  (Vesikulotomie)  eine  Heilung  der 
Samenblasenentzündung  und  ihrer  Komplikationen  herbei?  2.  Beeinträchtigt 
die  Eröffnung  und  Drainage  der  Samenbläschen  die  SexualfunktionenV  3.  Ist 
die  Operation  gefährlich?  4.  Ist  sie  leicht  durchführbar?  Bei  chronischer 
Gonorrhöe  mit  Impotenz,  welche  jeder  gebräuchlichen  Behandlung  trotzt,  findet 
man  nicht  selten  die  Samenbläschen  entweder  verdickt  oder  von  entzündlichen 
Produkten  umgeben,  jedenfalls  funktionsunfähig.  In  milden  derartigen  Fällen 
genügt  manchmal  die  regelmässige  Massage  vom  Mastdarm  aus,  in  schwereren 
jedoch  nur  die  Vesikulotomie,  welche  Füller  in  33  t'ällen  ohne  Todesfall 
ausgeführt  hat:  Nach  derselben  nehmen  die  Samenbläschen  nicht  selten  ihre 
Funktion  wieder  auf,  nachdem  durch  Entleerung  und  Drainage  die  Entzün- 
dung zurückgegangen  ist.  Bei  Tuberkulose  der  Samenbläschen  zieht  Füller 
die  Palliativbehandlung  der  einfachen  Spaltung  der  Samenbläschen  vor,  da 
erkrankte  Partien  und  Fisteln  nach  ihr  zurückbleiben.  Die  gonorrhoische 
Entzündung  der  Samenbläschen  kann  zu  Verwechselungen  mit  Zystitis  und 
Prostatahypertrophie  führen.  Bei  der  Ausführung  der  Operation  (cf.  auch 
den  vorigen  Jahresbericht)  verlässt  sich  Füller  mehr  auf  den  fühlenden  Finger 


1110  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    U.  Tefl. 

als  auf  das  Auge.  Die  Operation  führt  mehr  in  die  Tiefe  und  gefährdet  die 
Mastdarmwand  mehr  als  die  perineale  Prostatektomie.  Die  Darmverletzang 
wird  am  besten  vermieden  durch  lange,  tiefe,  seitliche  Einschnitte,  welche  in 
Verbindung  mit  dem  Querschnitt  am  Damm  dem  Mastdarm  erlauben,  sich 
2^/s  cm  und  mehr  zurückzuziehen.  Die  freigelegten  Samenbläschen  werden 
inzidiert,  eventuell  auch  ausgeschabt  und  mit  Streifen  drainiert.  In  einzelnen 
Fällen  tritt  in  der  Umgebung  der  Samenbläschen  eine  akute  Eiterung  ein, 
welche  sofortige  Operation  erfordert.  Häufiger  findet  man  mehr  chronische 
Eiteransammlungen  in  der  Umgebung  der  Samenbläschen  mit  unvollständigem 
EiterabilusR  durch  die  Ductus  und  chronischer  Invalidität,  unbestimmten 
Schmerzen  in  der  Prostatagegend  und  eventuell  Durchbruch  in  den  Mastdarm. 
Auch  hier  hat  die  Operation  guten  Erfolg. 

Füller  (53)  ist  der  Ansicht,  dass  die  Allgemeininfektion  mit  Gonokokken 
bei  Männern  stets  von  einem  umschriebenen  Herde  ausgeht,  und  zwar  von 
einer  Entzündung  der  Samenbläschen.  Unter  15  von  ihm  in  dieser  Hinsicht 
untersuchten  Fällen  von  gonorrhoischem  Rheumatismus  bei  Männern  war  bei 
12  die  einzige  Veränderung  im  Bereich  der  Urogenitalorgane  eine  Entzündung 
der  Samenbläschen.  In  vier  von  diesen  Fällen  verschwanden  fast  unmittelbar 
nach  der  Operation  (Vesikulotomie)  die  akuten  Erscheinungen,  die  Gelenk- 
schmerzen nahmen  innerhalb  24 — 48  Stunden  p.  o.  ab,  die  Patienten  konnten 
nach  zwei  Wochen  das  Bett  verlassen  und  blieben  dauernd  geheilt.  Die  Be- 
handlung bestand  in  der  in  der  vorigen  Arbeit  referierten  Vesikulotomie. 
Manchmal  tritt  nach  der  Operation  ein  Ausfluss  aus  der  Harnröhre  auf, 
welcher  in  wenigen  Wochen  von  selbst  schwindet  und  keiner  Behandlung  be- 
darf; im  Gegenteil,  beim  Versuch  der  Behandlung  kann  die  Samenbläschen- 
entzündung  akut  auffiackem,  und  ein  Rückfall  des  Gelenkrheumatismus 
eintreten. 

Teutschländer  (153)  erörtert  die  Beziehungen  der  Samenblasen- 
tuberkulöse  zur  Tuberkulose  der  übrigen  Urogenitalorgane.  Teutschländer 
fand  die  Samenblasen  bei  Urogenitaltuberkulose  unter  57  Sektionen  31  mal  er- 
krankt, bei  reiner  Genitaltuberkulose  in  91  ^/o.  Die  Diagnose  der  Samenblasen- 
erkrankung wurde  in  vivo  fast  niemals  gestellt.  Das  Leiden  hat  starke  Neigung, 
durch  Bindegewebsentwickelung  um  die  Samenbläschen  und  Schrumpfung  der- 
selben spontan  auszuheilen,  nachdem  die  tuberkulösen  Produkte  entweder 
auf  dem  natürlichen  Wege  entleert  wurden  oder  verkalkten.  Durchbruch 
durch  die  Kapsel  und  Fistelbildung  ist  selten.  In  der  grossen  Mehrzahl  der 
Fälle  sind  gleichzeitig  auch  andere  Organe  tuberkulös  erkrankt,  am  häufigsten 
Lungen  und  Darm.  Die  Infektion  der  Samenbläschen  erfolgt  gewöhnlich  von 
einem  anderen,  bereits  erkrankten,  benachbarten  Organ  aus,  entweder  vom 
Hoden  aus,  oder  die  irgendwo  in  den  Hamorganen  ausgeschiedenen  und  in 
den  Urin  gelangten  Bazillen  bleiben  in  der  Urethra  prostatica  haften  und 
infizieren  von  hier  aus  die  Ductus  ejaculatii  und  Bläschen.  Gegenüber  diesem 
Infektionsmodus  kommt  die  Infektion  von  aussen  oder  auf  der  Blutbahn  nnr 
selten  in  Betracht. 

L  e g u  eu  (87)  exstirpierte  in  sechs  Fällen  die  tuberkulösen  Samenbläschen. 
Inguinal  ging  er  nur  einmal  vor,  da  die  Operation  schwierig  und  gefahrlich 
ist.  Nach  Inzision  am  Aussenrande  des  Rektus  wird  das  präperitoneale  Ge- 
webe eröffnet,  das  Vas  deferens  aufgesucht  und  in  die  Tiefe  verfolgt;  je  mehr 
man  in  die  Tiefe  eindringt,  um  so  schwieriger  wird  die  Operation,  das  Peri- 
toneum kann  verletzt  werden.    Ausserdem  kann  auf  diesem  Wege  von  einem 


Mohr,  Yerletzongen  und  chirurg.  Kranklieiteii  der  mftnnlichen  Genitalien.        1111 

Leistenschnitt  aus  nur  das  eine  Samenbläschen  entfernt  werden.    Das  Vor- 
gehen   Yom  Damm  ans  ist  also  vorzuziehen,  ähnlich  einer  Prostatektomie. 
Leguen  operierte  fünfmal  auf  diese  Weise.    Von  einem  leicht  bogenförmigen 
Dammquerschnitte  aus  werden  die  Gewebe  nach  der  Prostata  zu  stumpf  aus- 
einandergelöst, soweit  das  möglich  ist.     Sobald  die   derben,  höckerigen,  ver- 
grösserten  Samenbläschen  zu    fühlen    sind,    schneidet    man    längs  auf  ihre 
Unterfläche   ein    und   hülst   sie   aus    der  Umgebung    aus.     Diese   Ausschä- 
lung   gelingt    manchmal   leicht,    oft    jedoch    ist    sie    infolge    entzündlicher 
Verwachsungen  mit  der  Umgebung  sehr  schwierig  und  nur  teilweise  mög- 
lich.    Das  Vas  deferens   wird,  falls  keine  Epididymitis  auf  derselben  Seite 
besteht,  hoch  oben  unterbunden  und   durchtrennt,    die  Wunde  zum  Teil  ge- 
schlossen, zum  Teil  drainiert.    Bei  gleichzeitiger  tuberkulöser  Erkrankung  des 
Nebenhodens  wird  das  Vas  deferens  von  der  Dammwunde  aus  sofort  mög- 
lichst hoch  hinauf  ausgelöst  und  dann  von  einem  Leistenschnitt  aus  entfernt. 
Die  Zugänglichkeit  zu  den  Samenbläschen  auf  diesem  Wege  ist  viel  grösser, 
als  auf  dem  inguinalen.    Bei  vier  Patienten  wurden  die  Samenbläschen  vom 
Damme  aus  auf  beiden  Seiten  entfernt.    In  einem  Falle  handelte  es  sich  um 
eine   eiternde  tuberkulöse  Dammfistel   mit  Ausgang  von  den  Samenbläschen 
und  der  Prostata,  bei  den  übrigen  Patienten  war  die  Tuberkulose  geschlossen. 
Die  Prostata  wurde  bei  allen  Kranken  ganz  oder  teilweise  mitentfemt,  ebenso 
Vas   deferens  und  Nebenhoden,  wenigstens  auf  einer  Seite.    Alle  Kranken 
genasen,  zwei,  nachdem  sie  vorübergehend  eine  Urinfistel  infolge  Hamröhren- 
verletzung  gehabt  hatten.    Vier  seit  1901 — 1904  Operierten  geht  es  andauernd 
gut:  weniger  häufige  Miktion,  Urin  klar,  Hoden  intakt.    Die  Erfolge  zeigen, 
dass  die  Samenblasentuberkulose  oft  so  fest  umgrenzt  ist,   dass  die  radikale 
Entfernung  des  tuberkulösen  Herdes  zu  dauernder  Heilung  führt.   Die  meisten 
Fälle  von  Samenblasentuberkulose  heilen  bei  konservativer  Behandlung  aus; 
besteht  jedoch  Neigung  Nebenhoden  und  Hoden  zu  infizieren  oder  droht  die 
Bildung  einer  urethroprostatischen  Kaverne  durch  Verkäsung,   so  soll  mög- 
lichst frühzeitig  operiert  werden.   In  manchen  Fällen  wird  freilich  die  Samen- 
blase  von   einem   primär    tuberkulös    erkrankten  Hoden   aus  infiziert,  weit 
häufiger  aber  ist  sie  primär  erkrankt.    Gleichzeitige  Erkrankung  der  Blase 
oder  der  Lungen  verbietet  die  Operation;    dagegen  ist  sie  sehr  geeignet  für 
die  häufigen  Fälle,  in  denen  die  Samenblasentuberkulose  jahrelang  abgekapselt 
bleibt.    Bei  offener  Tuberkulose  mit  Dammfisteln  ist  die  Prostata  gewöhnlich 
miterkrankt  und  muss  gleichzeitig  entfernt  werden. 

Cowpersche  Drüsen. 

Lebretons  (84)  Arbeit  über  die  Anatomie  der  Cowperschen 
Drüsen  zeichnet  sich  durch  Exaktheit  und  gute  Bilder  vorzüglicher  Prä- 
parate aus. 

Hartmann  (65)  berichtet  über  einen  der  seltenen  Fälle  von  Zysten- 
bildung der  Cowperschen  Drüsen  bei  einem  55jährigen  Manne;  Hart- 
mann führt  sie  auf  eine  vor  13  Jahren  durchgemachte,  normal  verlaufene 
Gonorrhöe  zurück. 


1112  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Nachtrag. 

Italienische  Referate. 

Referent:   ß.  Giani,   Turin. 

1.  Aievoli,    Contribazione  allo  studio  delle  cisti  congenite  luogo  il  rafe  genitale  de]- 
Tuomo.    La  clinica  cbir.  1905. 

2.  Betti,   Puntura  esplorativa  e  massaggio  nella  cura  dell*  idrocele  nei  bambini.     Gazz. 
degli  osped.  e  delle  clin.  1905.  Nr.  99. 

3.  Bonanome,  A.,   A  proposito  di  un  caso  di  prostatectomia  totale  perineale.  II  PolioliD, 
1905.  Vol.  XVII.  c. 

4.  Cecca,  R.,    Sopra  Tassorbimento  della  vaginale  del  testicolo  in  alcuni  stati  patoiogici. 
Clin.  chir.  1905. 

5.  —   Salla  patogenesi  delP  idrocele  Yolgare   Nota  preventiva.   Gazz.  degli  osped.  e  delle 
Clin.  1905.  Nr.  90. 

6.  Fiori,  Ritenzione  cronica  primaria  nei  prostatici  senza  ostacolo  meccanico.   Atti  della 
Soc.  ital.  di  chir.  Y.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

7.  Gardini,  Contribato  alla  prostatectomia  in  casi  di  ipertrofia  prostatica.  Atti  della 
Soc.  ital.  di  chir.  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

8.  Gattiy  G.,  L'anastomosi  intertesticolare  depo  la  sezione  di  un  dotto  deferente.  H 
Policlinico,  sez.  chir.  1905. 

9.  Gulzzetti,  F.,  Mancanza  del  dotto  deferente  e  vescichetta  spermatica  con  testicolo 
ben  sviluppato  e  completa  spermatogenesi  in  un  uomo  di  25  annL  Boll.  delL  Soc. 
med.-chir.  di  Cagliari.  1905. 

10.  Lusena,  G. ,    Le  lesioni  del  cordone   spermatico   in  rapporto  al  tono  dello    sfintere 
vescicale.    Boll.  dell.  R.  Accad.  med.  di  Genova  1905. 

11.  Oberti,  M. ,    Resezione  e  trapianto  delF  epididimo  e  del  deferente.     Boll.   della  R. 
Accad.  med.  di  Genova.  1905. 

12.  Schi  föne,  0.,  Contributo  clinico  e  sperimentale  alla  cura  radicale  del  varicocele  col 
processo  operative  alla  Durante.    Policlinico,  sez.  chir.  1905. 

13.  —  Contributo  allo  studio  del  processo  di  guarigione  delle  ferite  trasversali  complete 
del  dotto  deferente  senza  sutura  del  canale.    II  Policlinico,  sez.  chir.  1905. 

14.  Ravasini,  C,  La  prostatectomia  totale  transvescicale  per  Tipertrofia  secondo  Frajer. 
La  clinica  chir.  1905. 

15.  Razzaboni,  G.,  Contributo  alla  topografia  minuta  della  prostata  in  rapporto  al- 
Turetra  e  ai  dotti  eiaculatori.    La  clin.  chir.  1905. 

16.  Vignolo^Quinto,  Sopra  un  caso  singolare  di  fibromiomi  multipli  della  prostata, 
a  sviloppo  periferico,  nello  spazio  uretro-retto-perineaie  e  ischio  rettale.  Atti  della 
Soc.  ital.  di  chir.  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

Im  Anschluss  an  einen  klinischen  Fall  von  angeborener  Zyste  des 
Präputium,  die  längs  der  Genitalraphe  unterhalb  des  Frenulum  sass,  be- 
richtet E.  Aievoli  (1)  ausführlich  über  die  Fälle  aus  der  Literatur  und  be- 
spricht in  längerer  Ausführung  die  jüngsten  Ansichten  über  die  Pathogenese 
derartiger  Bildungen.  —  Sodann  teilt  er  eingehend  die  histologische  Unter- 
suchung des  von  ihm  beobachteten  Falles  mit  und  schliesst  dahin,  dass  es 
sich  in  demselben  um  eine  in  Beziehung  mit  der  Verlötungslinie  des  Epithels 
der  embryonalen  Harnröhrenrinne  entstandene  Zyste  handelte.  Die  Epithelien 
der  Zystenwandung  zeigten  in  der  Tat  in  ihrer  Entwickelung  ihre  Verwandt- 
schaft mit  dem  Epithel  des  ersten  Abschnittes  der  männlichen  Harnröhre. 

Betti  (2)  heilte  mit  dieser  Methode  zwei  Kinder  und  eines  mit  der 
einfachen  Punktion  und  folgert  daraus,  dass  sowohl  die  Massage  als  die  ein- 
fache Punktion  unabhängig  von  der  Resorption  zur  Heilung  der  gemeinen 
Hydrocele  führen  können,  welche  zuweilen  nur  durch  Verbindung  der  beiden 
therapeutischen  Elemente  erreicht  wird:  Der  Mechanismus  hiervon  ist  noch 
dunkel. 


Mohr,  Verletznngen  nnd  chinirg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1113 

Bei  einem  infolge  Hypertrophie  der  Prostata  mit  akuter  Harnverhaltung 
behafteten  78jährigen  Individuum  hat  A.  Bonanome  (3)  die  totale  perineale 
Prostatektomie  nach  Proust  vorgenommen,  wobei  er  einen  vorzüglichen 
unmittelbaren  und  dauernden  operativen  Erfolg  erzielte.  Er  teilt  die  mikro- 
skopische Untersuchung  des  abgetragenen  Stückes  mit,  welche  zeigte,  dass  es 
sich  um  die  myofibro  -  adenomatöse  Form  der  Prostatahypertrophie  handelte. 
Alsdann  geht  er  zur  ausgedehnten  Betrachtung  der  verschiedenen  Operations- 
verfahren für  die  chirurgische  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  über 
unter  Anführung  der  von  den  verschiedenen  Autoren  erhaltenen  Statistiken 
und  schliesst,  dass  die  Proust  sehe  Methode  die  einzige  wissenschaftliche 
und  verhältnismässig  leicht  anwendbare  Methode  der  Prostatektomie  ist. 
Doch  findet  er  es  vorteilhaft,  den  Einschnitt  der  Harnröhre,  den  Proust 
systematisch  zu  Einführung  des  Dösenclaveurs  macht,  zu  vermeiden  und  ihn, 
wie  es  Montenovesi  tut,  durch  den  hypogastrischen  Schnitt  der  Harnblase 
zu  ersetzen.  Am  Schlüsse  weist  er  auf  die  Indikationen  und  Kontraindikationen 
des  Operationsaktes  hin. 

Cecca  (4)  hat  das  Absorptionsvermögen  der  Vaginalis  des  Hodens  in 
normalen  Verhältnissen  und  nach  Einimpfung  von  Bakterienkulturen  (Typhus- 
bazillus, Staphylococcus  p.  aureus,  Pneumococcus  von  Frank el,  Tuberkulose- 
bazillus, Gonococcus)  studiert.  Er  operierte  an  Hunden,  indem  er  als  Probe 
für  die  Absorption  der  Serosa  Jodkalium  verwandte,  das  er  in  die  Vaginalis 
mjizierte  und  auf  das  er  dann  den  Urin  untersuchte. 

Die  Schlussfolgerungen,  zu  denen  Verf.  gelangt,  sind  die  folgenden: 

1.  Die  normale  Hodenvaginalis  besitzt  ein  weniger  rasches  Absorptions- 
vermögen als  die  übrigen  Serosae :  dieses  Absorptionsvermögen  wird  bedeutend 
beeinflusst  durch  die  Lage  des  Tieres,  in  der  Tat  ist  dasselbe  bei  den  Hun- 
den ein  viel  rascheres  in  der  Rückenlage  als  in  der  gewöhnlichen  Bauchlage. 

2.  Bei  der  Versuchsvaginalitis  durch  Typhusbazillus,  bei  den  Diplo- 
kokken- und  Staphylokokkenläsionen  ist  das  Absorptionsvermögen  bedeutend 
herabgesetzt. 

3.  Bei  den  mit  Tuberkulose  geimpften  Tieren  ist  das  Absorptionsver- 
mögen beträchtlich  herabgesetzt,  und  zwar  in  desto  höherem  Masse,  je  mehr 
Zeit  seit  der  Einimpfung  verflossen  ist. 

4.  Die  Einimpfung  von  Gonococcuskultur  hat  einen  geradezu  minimalen 
und  nicht  zu  berücksichtigenden  Einfluss  auf  das  Absorptionsvermögen  der 
Vaginalitis  bei  den  Hunden. 

Vorausgeschickt,  dass  die  verschiedenen  Theorien  dieses  Problem  nicht 
hinreichend  erklären,  geht  Cecca  (ö)  bei  seinem  Studium  von  der  Eigen- 
schaft aus,  welche  die  normalen  Membranen  in  bezug  auf  die  Flüssigkeiten 
besitzen. 

Aus  an  Scheidehäuten  von  Hunden  und  ganz  frischen  Leichen  ange- 
stellten Versuchen  schliesst  er :  die  Vaginalis  verhält  sich  nicht  wie  eine  dif- 
fundierende Membran,  sondern  als  vollkommene  Semipermeabilis,  welche  einzig 
und  allein  das  Wasser  hindurchlässt,  und  zwar  innerhalb  der  Grenze  des  Zu- 
sammensetzungsgleicbgewichts.  Diese  osmotische  Eigenschaft  ist  in  einigen 
Strecken  des  parietalen  Bauchfells  anzutrejQfen ;  die  prädisponierende  Bedingung 
ist  demnach  vorhanden,  wenn  ein  Bauchfellsegment  mit  solcher  Eigenschaft 
an  der  primären  Bildung  der  Vaginalisserosa  teilnimmt. 

Fiori  (6)  berichtet  über  zwei  Patienten  mit  Hypertrophie  der  Prostata, 
bei    denen   die   ersten    Symptome   gewesen   waren:    lange   Miktion,    dünner. 


1114  Jahresbericht  fBr  Ghimrgie.    IL  Teil. 

zögernder  und  überaus  schwacher  Strahl :  auch  mit  dem  Katheter  erfolgte  die 
Entleerung  der  Blase  in  den  verschiedenen  Lagen  unvollständig,  wenn  man 
nicht  manuellen  Druck  auf  das  Hypogastrium  hinzufügte:  all  dies  im  Silen- 
lentium  der  Symptome,  die  die  Anfangsperiode  des  Prostatismus  zu  begleiten 
pflegen.  Die  manometrische  Exploration  rückte  in  den  beiden  Fällen  eine 
erhebliche  Defizienz  in  der  Kontraktilität  des  Detrusors  in  Licht,  insofern 
der  Druck  in  dem  einen  Falle  72,  in  dem  anderen  54  com  H2O  erreichte. 

Der  eine  von  diesen  Patienten  erfuhr  eine  erhebliche  Besserung  durch 
Einträufelung  von  Paraganglin  Yassale  und  der  andere  heilte  vollständig 
nach  der  von  dem  Red.  auf  perinealem  und  subkapsulärem  Wege  ausgeführten 
Prostatektomie. 

Der  hydrostatische  Druck  stieg  rasch  nach  dem  Eingriff  und  erreichte 
112  ccm  HjjO. 

Die  erzielten  Resultate  führen  den  Ref.  zur  Verwerfung  der  Vorstellung 
von  der  durch  primäre  Blasensklerose  verursachten  primären  Impotenz 
und  glaubt  er  recht  zu.  gehen,  wenn  er  diese  Fälle  unter  die  der  Retention 
infolge  Reflexerscheinung  einreiht. 

Gardini  (7)  hat  40  totale  Prostatektomien  auf  perinealem  Wege  aus- 
geführt, wobei  er  die  Technik  von  Proust  befolgte. 

Auf  17  Patienten  mit  unvollständiger  Retention  ohne  Dehnung  erzielte 
er  14  vollständige  Heilungen,  2  Besserungen  und  1  Todesfall  an  Broncho- 
pneumonie. Bei  7  Patienten  bestand  unvollständige  Verhaltung  und  er 
erhielt  nur  1  Heilung,  5  Besserungen,  ein  Fall  blieb  auf  dem  Status  quo. 
Bei  15  mit  vollständiger  chronischer  Verhaltung  mit  oder  ohne  Dehnung 
hatte  er  4  vollständige  Heilungen,  4  Besserungen  und  7  Todesfalle,,  darunter 
6  an  Harninfektionen  nacht  2  oder  3  Monaten,  2  Todesfalle  an  Shock.  In 
einem  Falle  mit  akuter  Retention  hat  er  ebenfalls  die  Prostatektomie  mit 
vorzüglichem  Erfolg  gemacht. 

Die  Operation  ist  höchst  wirksam  in  den  Fällen  von  unvollständiger 
Retention  mit  Dehnung  und  in  denen  von  vollständiger  Retention.  In  den 
Fällen  von  akuter  Retention  ist  die  Prostatektomie  nicht  immer  gerechtfertigt, 
sondern  nur  in  den  Fällen,  in  denen  der  Katheterismus  nicht  möglich  ist. 
Als  postoperative  Komplikationen  bekam  er  zuweilen  eine  Orchidoepididjmitis, 
in  zwei  Fällen  Perinealfistel,  in  einem  Falle  rektourethrale  Fistel.  Die  Harn- 
inkontinenz  ist  eine  Komplikation,  die  er  verschiedene  Male  beobachtet  hat, 
die  aber  stets  nach  einem  oder  zwei  Monaten  verschwunden  ist. 

Nach  Hinweis  auf  die  schon  von  ihm  in  einer  früheren  Arbeit  ver- 
öffentlichten Versuche  über  intertestikuläre  Anastomose  berichtet  Gatti 
(8)  über  eine  neue  Reihe  von  experimentellen  Untersuchungen  über  diesen 
Gegenstand. 

£r  führt  die  intertestikuläre  Anastomose  auf  die  Weise  aus,  dass  er 
die  Innenflächen  der  beiden  von  ihren  Hüllen  entblössten  Hoden  in  Berührung 
bringt.  Mit  einem  ihm  besonderen  Verfahren  vermeidet  er  den  schon  bei 
der  vorausgehenden  Beobachtungsreihe  beklagten  Übelstand,  dass  Lappen  der 
Tunica  vaginalis  und  AJbuginea  durch  Versenkung  in  die  Schnittoberfläehe 
zur  Bildung  einer  dicken  Faserscheidenwand  zwischen  den  beiden  in  Kontakt 
gebrachten  Drüsensubstanzen  beitragen. 

In  einer  ersten  Gruppe  von  Experimenten  hat  sich  Verf.  auf  die  ein- 
fache Anastomose  der  beiden  Hoden  beschränkt;  in  einer  zweiten  Gruppe 
anastomosierte   er  nach  Durchschneidung  des  Samenganges  eines  Hodens  be- 


Mohr,  YerleizuDgen  und  chinirg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1115 

sagten  Hoden  mit  dem  anderen,  dessen  Ansfühmngsgang  intakt  geblieben  war. 

Die  operierten  Tiere  (Hunde)  wurden  acht  Monate  bis  zu  einem  Jahre 
nach  der  Operation  am  Leben  erhalten. 

Die  Schlüsse,  zu  denen  der  Verf.  gelangt,  sind  die  folgenden: 

1.  Die  intertestikuläre  Anastomose  ist  ein  Operationsakt,  welcher  ein 
Trauma  bedingt,  auf  das  die  beiden  anastomosierten  Organe  mit  Degene- 
rationserscheinungen reagieren  können. 

2.  Die  Degenerationserscheinungen  bleiben  aus,  wenn  das  Ope- 
rationstrauma ein  sehr  schonendes  war:  bestehen  sie  jedoch  infolge  der  un- 
genügenden Schonung  bei  der  Operation  in  leichtem  Grade,  dann  treffen  sie 
kleine  hier  und  da  nah  und  fem  von  der  Anastomoselinie  verstreute  Zonen, 
indem  sie  zwischen  denselben  viele  Zonen  von  normalem  Gewebe  belassen. 
Der  Umfang  des  Organs  bleibt  auch  in  diesen  Fällen  normal. 

3.  Bei  den  anastomosierten  Hoden  bedingt  die  sofortige  oder  spätere 
Durchschneidung  eines  Samenganges  keine  Degenerationserscheinungen  (wofern 
der  Samengang  sorgfaltig  von  dem  perideferentialen  Bindegewebe  und  der 
Scheide  isoliert  wird). 

4.  Auf  die  Degenerationserscheinungen  reagieren  die  beiden  anasto- 
mosierten Hoden,  sofern  dieselben  nicht  allzuschwere  sind,  mit  Regenerations- 
erscheinungen, an  denen  alle  Gewebe  teilnehmen.  Neben  der  Wiederherstel- 
lung des  Drüsengewebes  in  der  Masse  der  Hoden  geht  der  Regenerati  onsprozess 
darauf  aus,  intertubuläre  Anastomosen  zwischen  dem  Parenchym  der  beiden 
aneinandergebrachten  Hoden  zu  bilden.  Derartige  Anastomosen  bestehen  aus 
zylindrischen  Epithelzapfen,  die  sich  nach  und  nach  kanalisieren.  Vorher 
und  gleichzeitig  mit  dieser  Epithelregeneration  findet  eine  Gefäss-  und  Nerven- 
regeneration statt,  welche  die  Gefäss-  und  Nervennetze  der  beiden  Hoden 
in  direkte  Kommunikation  setzt. 

5.  In  der  Anastomosenlinie  tritt,  wofern  der  Operationsakt  ohne  Miss- 
handlung der  eigentlichen  Substanz  des  Hodens  durchgeführt  worden,  nur 
eine  höchst  spärliche  Bindegewebsproduktion  ein.  Bildet  man  durch  einen 
Kreuzschnitt  vier  dreieckige  Lappen  aus  der  Albuginea  und  bringt  man  die 
beiden  blutigen  Flächen  derart  aneinander,  dass  man  die  so  durchtrennte  Albu- 
ginea selbst  nach  aussen  kehrt,  so  wird  die  Gefahr,  dass  die  Hodenhülle  die 
anastomotischen  Vorgänge  der  Schnittlinie  stören  könne,  gänzlich  vermieden. 

6.  Mittelst  der  Anastomose  wird  nicht  nur  die  Lebensfähigkeit  eines 
Hodens,  dessen  Samengang  unterbrochen  worden  ist,  konserviert,  sondern 
auch  noch  die  Funktion  der  Samenerzeugung  desselben  in  Tätigkeit  erhalten 
(was  durch  die  Anwesenheit  äusserst  zahlreicher  mit  den  normalen  Bewegungen 
ausgestatteter  Spermatozoen  nachweisbar  ist). 

7.  Die  intertestikuläre  Anastomose  ist  demnach  ein  rationeller  Opera- 
tionsakt, der  bei  der  experimentellen  Prüfung  als  vorzüglich  erprobt  worden 
und  in  den  Fällen  von  operativen  und  traumatischen  Läsionen  mit  gesundem 
Hoden  anzuraten  ist.  Verf.  glaubt  jedoch  nicht,  dass  er  in  den  Fällen  von 
Epididymektomie  wegen  tuberkulöser  Läsionen  ausführbar  ist. 

Guizetti  (9).  Es  handelte  sich  um  einen  unverheirateten  25jährigen 
Mann,  der  an  Pneumonie  gestorben  war.  Auf  der  rechten  Seite  fehlten 
der  Ductus  deferens,  das  Samenbläschen,  der  Ejakulationsgang,  infolgedessen 
sich  der  Wol  ff  sehe  Kanal  nicht  entwickelt  hatte.  Dagegen  hatten  der  Hoden 
und  der  Nebenhoden  normale  Grösse,  gleich  denen  der  linken  Seite,  wo  der 
ganze  Ausführungsapparat  vorhanden  war.    In  dem  linksseitigen  Samenbläschen 


1116  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

fanden  sich  Spermatozoen  in  nicht  grosser  Anzahl,  und  darunter  waren  einige 
umfangreicher,  bis  zum  Zweifachen  der  Norm. 

Unter  dem  Mikroskop  waren  in  dem  rechten  Hoden  die  Wände  der 
gewundenen  Schläuche  in  die  beiden  Tunicae  differenziert  wie  man  es  beim 
Erwachsenen  beobachtet,  und  an  den  Epithelien  fanden  sich  alle  Stadien  der 
Samenentwickelung  bis  zu  den  Spermatosomen  einbegriffen  und  die  Zellen  von 
Sertoli  hatten  regelmässiges  Aussehen.  Nur  waren  die  entwickelteren  Ele- 
mente —  Spermatosomen  und  Spermatiden  —  spärlich  und  die  Spermatozyten 
befanden  sich  zum  grössten  Teil  im  Ruhezustand,  infolgedessen  man  einer 
verlangsamten  Spermatogenese  gegenüberstand.  Übrigens  fanden  sich  diese 
nämlichen  Erscheinungen  vollkommen  gleich  auch  auf  der  linken  Seite.  Im 
Zusammenhang  mit  der  langsamen  Spermatogenese  und  als  Beweis  dafür, 
dass  dieselbe  auf  einer  Entwickelungsverzögerung  beruhen  musste,  bewahrten 
viele  Drüsen  der  Prostata  noch  jetzt  den  kindlichen  Charakter. 

Was  dann  aus  den  Spermatozoen  auf  der  Seite  ohne  Deferens  wurde, 
sah  man  bei  der  Untersuchung  des  Rete  testis,  der  Coni  vasculosi  und  der 
Epididymis.  Die  Kanäle  derselben  waren  alle  etwas  erweitert  (links  waren 
sie  normal)  und  darinnen  schienen  die  Spermatozoen  auf  zwei  Wegen  der 
Zerstörung  entgegenzugehen:  durch  Autolyse  und  durch  Phagozytose.  Im 
ersteren  Fall  trennte  sich  der  Kopf  von  dem  Kaudalfilament  ab  und  ging  dann 
der  Auflösung  entgegen  mittelst  Aufquellung  und  Chromatolyse  —  von  welch 
letzterer  man  verschiedene  Figuren  sah  —  im  zweiten  Falle  sah  man  grosse, 
runde,  mit  Spermatozoenköpfen  angefüllte  Zellen  in  Zersetzung. 

Zuletzt  macht  Verf.  darauf  aufmerksam,  dass  einige  Coni  vasculosi  das 
Epithel  verloren  hatten  und  die  Wände  und  Umgebungen  mit  Lymphozyten 
infiltriert  und  in  entzündlicher  Proliferation  begriffen  zeigten.  Dies  musste 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  eine  Wirkung  der  Stase  und  Auflösung  des 
Samens  sein,  und  da  diese  auch  weiterhin  fortgedauert  haben  würde,  ist 
anzunehmen,  dass  die  entzündlichen  Erscheinungen  sich  gesteigert  und  wahr- 
scheinlich ausgedehnt  haben  würden,  wodurch  schliesslich  vielleicht  eine  totale 
Sklerose  des  Hodens  eingetreten  wäre. 

Nach  Vorausschickung  anatomischer  und  physiologischer  Bemerkungen 
über  den  Sphincter  propr.  der  Blase  erläutert  Lusena  (10)  die  Ergebnisse 
der  Klinik  und  der  bereits  über  die  Resektion  der  Samenleiter  angestellten 
Versuche. 

Bei  der  Wiederaufnahme  der  experimentellen  Untersuchung  über  den 
Gegenstand  bediente  sich  Verf.  einer  rigorosen  Technik  und  konnte  mit  grosser  • 
Genauigkeit  den  Tonus  des  Blasensphinkters  im  normalen  Zustand  und  nach 
der  Resektion  der  Vasa  deferentia  messen.  Aus  der  ersten  Reihe  seiner  Ver- 
suche geht  hervor,  dass  man  wirklich  nach  der  Resektion  der  Samenleiter  eine 
Herabsetzung  des  Tonus  des  Blasensphinkters  bekommt.  In  einer  weiteren 
Versuclisreihe  wollte  Verf.  erforschen,  welchen  Einiluss  die  blosse  operative 
Läsion  zur  Isolierung  der  Samenleiter  auf  den  Tonus  dieses  Sphinkters  hätte, 
und  sah,  dass  diese  einfache  Verletzung  dieselben  Resultate  gibt  wie  die 
Vasektomie,  derart,  dass  nach  Feststellung  des  Grades  der  Herabsetzung  des 
Tonus  dieser  beim  Anschluss  der  Resektion  der  Samenleiter  nicht  weiter 
abnahm. 

Ausgehend  von   den  jüngsten   Studien    von  Fabrini,    Scaduto  und 
Bogolybow    bat   Oberti  (11)  Untersuchungen  und  Experimente  über  die 


Mohr,  Verleizangen  and  chimrg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.        1117 

Resektionen  und  die  Transplantation  des  Nebenhodens  und  des  Vas  deferens 
angestellt. 

Verf.  hat  fünf  Gruppen  von  Versuchen  angestellt: 

1.  Resektion  des  Schweifes  der  Epididymis  und  Verpflanzung  des  Vas 
deferens  auf  den  Durchschnitt  des  verbleibenden  Epididymistumpfes. 

2.  Resektion  der  ganzen  Epididymis  und  Verpflanzung  des  Vas  deferens  in 
den  Uighmorskörper. 

3.  Resektion  der  ganzen  Epididymis  und  Verpflanzung  des  Vas  deferens 
in  die  Drüsensubstanz  des  Hodens. 

4.  Resektion  des  Kopfes  der  Epididymis  und  Verpflanzung  des  Abschnittes 
des  Kaudalstumpfes  mittelst  Verlegung  in  den  Highmorskörper. 

5.  Resektion  des  Kopfes  der  Epididymis  und  Verpflanzung  des  Abschnittes 
der  Kaudalportion  in  das  Hodenparenchym. 

Verf.  hatte  zwei  offenbar  positive  Fälle  bei  Tieren  der  3.  und  5.  Gruppe 
ungefähr  6  Monate  nach  Vornahme  des  Operationsaktes :  er  konstatierte  An- 
wesenheit von  Nemaspermen  mit  den  normalen  Merkmalen  im  Inhalt  des 
Ductus  deferens  und  sah  bei  ganz  schwachem  Druck  den  Übergang  einer 
mit  Tusche  gefärbten  Flüssigkeit  in  das  Hodenparenchym  durch  den  Deferens 
hindurch. 

Bei  den  Tieren  der  2.  und  4.  Gruppe  konstatierte  er  keine  Anwesen- 
heit von  Nemaspermen  im  Deferens,  doch  dauerte  bei  diesen  Tieren  der  Ver- 
such erst  seit  drei  Monaten. 

Schifone  (12)  beschreibt  das  Operationsverfahren  von  Prof.  Durante 
für  die  Behandlung  der  Varikocele,  welches  darin  besteht,  dass  man  mit 
einem  Knoten  eine  Adergruppe  des  pampiniformen  Plexus  zusammenschnürt 
uud  alsdann  mit  dem  nämlichen  Faden  um  die  verschiedenen  Gruppen  ekta- 
sischer  Adern  herumgeht,  wie  wenn  man  eine  überwendliche  Naht  anlegte, 
wobei  man  von  unten  nach  oben  weiter  schreitet.  Die  varikösen  Adern  werden 
so  auf  sich  selbst  aufgewickelt  und  nach  dem  Leistenring  gebracht,  wo  sie 
oben  in  einer  einzigen  Gruppierung  fixiert  werden.  Während  dieses  Manövers 
muss  man  darauf  bedacht  sein,  einige  Adern  des  pampiniformen  Plexus  intakt 
zu  lassen  und  vor  allem  den  Ductus  deferens  und  die  Samenarterie.  Die 
Naht  wird  mit  Catgut  Nr.  0  und  runder  Nadel  ausgeführt:  die  Hodensack- 
deckenwunde  wird  per  primam  intentionem  verschlossen. 

Verf.  berichtet  24  Fälle,  bei  denen  der  Dauererfolg  nach  Verlauf  von 
mehr  als  acht  Jahren  kontrolliert  werden  konnte:  bei  drei  Fällen  trat  teil- 
weises Rezidiv  ein,  bei  den  übrigen  war  das  Resultat  in  jeder  Hinsicht  ein 
vorzügliches.  Mit  der  Methode  von  Prof.  Durante  erhält  man  die  voll- 
kommene Neuregelung  der  venösen  Zirkulation  des  Funikulus  und  die  Hoch- 
befestigung des  Hodens:  es  bleibt  keinerlei  bei  Druck  fühlbare  fibröse  Verhärtung 
zurück;  die  charakteristischen  neuralgischen  Schmerzen  der  Varikocele  ver- 
schwinden und  es  macht  sich  keinerlei  Störung  weder  in  der  Ernährung  noch 
in  der  Funktion  des  Hodens  bemerklich.  Auch  das  Skrotum  geht  im  Volumen 
zurück,   obwohl  keinerlei  Resektion  desselben  vorgenommen  wird. 

Um  auf  den  Einwurf  derjenigen  zu  antworten,  die  die  Methode  Durante 
wegen  der  Möglichkeit,  dass  auch  der  Funiculus  deferens  zwischen  die  Schlingen 
des  das  Päckchen  der  ektasischen  Adern  umschlingenden  Fadens  geschnürt 
werde,  für  gefährlich  halten,  hat  Verf.  an  Hunden  diesen  eventuellen  Ope- 
rationszufall experimentell  reproduziert.  An  sieben  Tieren  umwindet  er  nach 
Befestigen  des  Fadens  mit  einerii  Stich  an  der  Albuginea  des  Hodens  Spiralen- 


1118  Jahresbericht  fflr  Chimrgie.    II.  Teil. 

förmig  mit  demselben  Faden  sämtliche  Elemente  des  Samenstranges  und  zerrt 
sie,  wie  bei  der  Methode  Durante,  von  unten  nach  oben  weiterschreitend, 
gegen  den  äusseren  Leistenring,  wo  er  sie,  sie  zu  einem  Knäuel  zusammen 
wickelnd,  fixiert.  Die  Tiere  wurden  zwei  Tage  bis  fünf  Monate  nach  der 
Operation  am  Leben  erhalten:  der  Versuch  war  eindeutig.  Auch  nach  einer 
so  langen  Zeit  hatte  Verf.  ständig  folgenden  Befund :  es  fand  sich  bedeutende 
Verminderung  in  der  Zahl  der  Adern,  von  denen  die  meisten  vollkonunen 
verödet  waren;  die  Arterien  waren  verkleinert,  entsprechend  der  Tunica 
media  leicht  verdickt  und  besassen  ein  zwar  engeres,  aber  vollkommen  durch- 
gängiges Lumen.  Die  Nerven,  das  Vas  deferens  und  die  Deferentialarterie  waren 
völlig  normal:  niemals  wurde  Läsion  irgend  welcher  Natur  des  Hodenparen- 
chyms  angetroffen.  Bei  einigen  Tieren,  bei  denen  er  es  vermieden  hatte, 
den  Ductus  deferens  mit  dem  Faden  zu  umwinden,   fand  sich  in  bezug  auf 

die  Adern  die  nämliche  numerische  Reduktion.     Nachdem  so  auch   der  Ein- 

* 

wurf  widerlegt  ist,  dass  das  Zusammenschnüren  mit  Catgutschlingen  Nr.  0 
zur  Okklusion  der  arteriellen  Wege  und  zur  Alteration  der  Nerven  des  Samen. 
Stranges  und  des  Ductus  deferens  führen  und  Atrophie  des  Hodens  erzengen 
könne,  schliesst  Verfasser  dahin,  dass  die  Methode  von  Prof.  Durante  die 
sicherste,  wirksamste  und  rationellste  Methode  für  die  chirurgische  Behand- 
lung der  Varikocele  ist. 

In  der  vorliegenden  vorläufigen  Mitteilung  studiert  Schifone  (13)  den 
Heilungsprozess ,  der  in  den  beiden  Stümpfen  des  Samenganges  nach 
seiner  vollständigen  queren  Durchschneidung  ohne  nachfolgende  Vemähnog 
der  beiden  Enden  vor  sich  geht.  Versuchstiere  waren  Hunde,  Meerschweinchen, 
weisse  Mäuse  (die  1 — 2  Monate  am  Leben  blieben).  Verf.  kommt  zu  folgenden 
Schlüssen: 

1.  Als  häufigste  Erscheinung  veröden  die  beiden  Stümpfe  und  die 
Spermazirkulation  wird  verlegt,  woraus  sich  die  Degeneration  des  Hodens 
ergibt. 

2.  Aus  dem  nicht  obliterierten  zentralen  Stumpf  des  Samenganges  kann 
zuweilen  die  normale  Spermasekretion  fortfahren,  welche  sich  alsdann  in  dem 
umliegenden  Bindegewebe  ansammelt  und  an  der  Stelle  der  Wunde  eine 
kleine  Spermazyste  bildet.  Verf.  hat  diese  Erscheinung  in  zwei  operierten 
Meerschweinchen  angetroffen,  wodurch  die  Behauptung  Tournades  Bestäti- 
gung findet. 

3.  In  anderen  Fällen  (Verf.  hat  dies  bei  drei  Hunden  angetroffen)  treten 
die  beiden  Stümpfe  in  gegenseitige  Endberührung,  vernarben  und  stellen 
das  Lumen  des  Ausführungskanales  vollkommen  wieder  her. 
Diese  Erscheinung  wird  vom  Verf.  mit  drei  interessanten  Röntgenphotographien 
des  mit  metallischem  Quecksilber  injizierten  Samenganges  demonstriert.  An 
ihnen  beobachtet  man,  dass  entsprechend  der  Narbe  zwischen  den  beiden 
Stümpfen  eine  leichte  Stenose  des  Samenganges  besteht:  der  zentrale  Stumpf 
des  Ganges  ist  erweitert  und  gewunden,  der  peripherische  Stumpf  zeigt  sich 
von  gleichförmigem  Kaliber. 

In  der  Reihe  seiner  Versuche  hat  er  nie  die  von  Marassini  beob- 
achtete Erscheinung  angetroffen.  Dieser  nimmt  eine  Neubildung  von  Epithel- 
strängen an,  die,  von  dem  peripheren  Stumpf  ausgehend,  nach  dem  zentralen 
Ende  des  durchschnittenen  Samenganges  hinüberzögen  und  auf  diese  Weise 
die  Wiederherstellung  der  Durchgängigkeit  der  Ausführungswege  des  Hodens 
erreichten. 


Hohr,  YerletzuDgen  und  chinirg.  Krankheiten  der  mAnnlicben  Genitalien.        1119 

Ravasini  (14)  beschreibt  das  Verfahren  Frey  er  für  die  totale  trans- 
vesikale  Prostatektomie  und  teilt  eine  Statistik  von  12  nach  dieser  Me- 
thode operierten  Fällen  mit.  Verf.  fügt  zwei  persönliche  Fälle  hinzu,  bei  denen 
die  Operation  ohne  vorherige  Entleerung  der  infolge  chronischer  Haminkonti- 
nenz  gedehnten  Blase  zur  Verhütung  der  Infektionsgefahren  und  Hämaturie, 
welche  die  Eatheterisierung  häufig  in  ähnlichen  Fällen  hervorruft,  ausgeführt 
wurde. 

Razzaboni  (15)  hat  anatomisch-pathologische  Untersuchungen  ange- 
stellt, um  zu  kontrollieren,  ob  die  von  Frey  er  gegebene  Schilderung  genau  den 
normalen  und  pathologischen  Verhältnissen  der  Prostata  entspricht,  d.  h.  ob 
eine  scharfe  anatomische  und  funktionelle  Unterscheidung  der  Prostatalappen 
besteht,  ob  die  Ejakulationskanäle  mit  einer  eigenen  von  der  eigentlichen 
Prostatakapsel  unabhängigen  Kapsel  versehen  sind  und  endlich,  ob  zwischen 
der  Urethra  und  der  Prostata  Kontinuitäts-  oder  bloss  Kontiguitätsbeziehungen 
bestehen. 

Zu  diesem  Zwecke  hat  er  die  Prostata  von  12  Individuen  mikroskopisch 
untersucht,  darunter  ein  Fötus  von  8  Monaten,  ein  Kind  von  11  Jahren,  ein 
normaler  Erwachsener  und  acht  mit  verschiedenen  Typen  der  Hypertrophie 
behaftete  Erwachsene. 

Er  hatte  beobachten  können: 

1.  dass  sowohl  unter  normalen  als  unter  pathologischen  Verhältnissen 
(besonders  bei  gemischten  Hypertrophien)  das  besonders  an  den  Seiten  der 
Harnröhre,  aber  auch  hinten  entwickelte  Prostatagewebe  um  dieselbe  herum 
eine  Art  von  nach  vorn  offenem  Hufeisen  bildet; 

2.  dass  eine  dünne  von  dem  Prostatabett  differenzierte  Muskelfaser- 
kapsel (eigentliche  Kapsel)  die  ganze  Peripherie  der  Drüse  umhüllt,  hinten 
und  auf  den  Seiten  eine  neue  Bekleidung  bildend.  Nach  vorn  bildet  diese 
Kapsel,  immer  das  Drüsengewebe  begleitend  und  sich  auf  die  Urethra  legend, 
für  jeden  Lappen  eine  eigene  Bekleidung,  indem  sie  zu  gleicher  Zeit  für 
jeden  derselben  eine  Hülle  bildet.  Dieser  Befund  findet  sich  in  mehr  oder 
weniger  bedeutendem  Grade  sowohl  in  normalem  als  im  pathologischen  Zu- 
stande ; 

3.  dass  zwischen  Urethra  und  Prostatagewebe  innigste  Konnexionen 
bestehen,  die  auf  der  Gewebskontinuität  zwischen  Prostatastroma  und  Muskel- 
wand der  Harnröhre  beruhen.  Je  nach  den  Formen  der  Hypertrophie  jedoch 
(gemischte,  drüsige  und  fibröse)  können  diese  Verwachsungen  mehr  oder  weniger 
enge  werden; 

4.  dass  die  Ejakulationskanäle  sich  vollständig  in  das  Drüsengewebe 
versenkt  zeigen;  scharf  differenziert  von  demselben  im  normalen  Zustande, 
sind  sie  es  nicht  ebenso  im  pathologischen  Zustande,  indem  sie  aufs  innigste 
mit  dem  Prostatastroma  verschmolzen  erscheinen. 

Verf.  kommt  sodann  zu  Schlüssen  praktischen  Charakters  und  macht 
darauf  aufmerksam,  dass  trotz  der  innerlichen  Verbindungen,  die  zwischen 
Drüsenstroma  und  Urethral-  und  Ejakulationsgangswand  bestehen,  es  sehr 
wohl  Fälle  geben  kann,  bei  denen  sich  die  Ausschälung  der  Prostata  ohne 
Verletzung  der  Harnröhre  und  der  Samengänge  bewerkstelligen  lässt.  Dies 
erklärt  sich  auf  der  einen  Seite  durch  den  Umstand,  dass  infolge  von  Alte- 
rationen, die  bei  der  Prostatahypertrophie  gewöhnlich  sind,  die  Verbindungen 
der  Urethra  mit  der  Prostata  viel  weniger  enge  werden,  auf  der  anderen 
Seite  dadurch,    dass  bei  gewissen  Formen   der  Hypertrophie  (reine  drüsige 


1120  Jahresbericht  far  Chirurgie.    II.  Teil. 

Hypertrophie)  der  Resistenzindex  des  Prostatagewebes  bedeutend  geringer  ist 
als  der  der  Urethra  und  der  Ejakulationsgänge,  derart,  dass  ihre  Entfernung 
ohne  Zerreissung  derselben  ermöglicht  wird. 

Die  Fibromyome  der  Prostata  als  selbständige  Gebilde  sind  äusserst 
selten.  Quinto  Vignolo  (16)  demonstriert  einen  wahrhaft  eigenartigen 
Fall,  indem  der  Tumor  nicht  nur  das  ganze  Prostatabett  einnahm,  sondern 
sich  in  Form  von  multiplen,  mehr  oder  weniger  ansehnlichen,  kleinnuss-  bis 
mandarinengrossen  Knoten  in  dem  ganzen  rechtsseitigen  urethro-rektoperi- 
nealen  und  ischio- rektalen  Raum  und  zum  Teil  in  dem  der  linken  Seite 
äusserte.  Der  Tumor  wölbte  sich  über  dem  vorderen  Perineum  auf  der 
Mittellinie  und  seitlich  rechts  vor. 

Das  Individuum,  welches  diese  Läsion  zeigte,  in  einem  Alter  von 
63  Jahren,  klagte  seit  6  Jahren  über  Beschwerden  am  Perineum  beim  Sitzen, 
Beschwerden,  die  sich  in  letzter  Zeit  derartig  verschärft  hatten,  dass  sie 
bei  ihm  die  Empfindung  erregt  hatten,  als  ob  er  auf  lauter  Steinen  sässe, 
Keine  Störung  im  Harnlassen  und  Stuhlgang.  Blasenkapazität  350  c<;m, 
rückständiger  Harn  30  ccm. 

Verf.  stellt  den  im  September  1904  von  ihm  mit  totaler  Exstirpation 
der  Geschwulst  auf  perinealem  Wege,  und  zwar  zum  grossen  Teile  darch 
Zerstückelung  und  Ausschälung  der  Prostata  unter  vollständiger  Schonung  der 
Integrität  der  Urethra  operierten  Patienten  vor. 

Bei  der  gegenwärtigen  Untersuchung  bemerkt  man  entsprechend  der 
Urethra  prostatica  eine  dünne  Schicht  der  Prostata  kapsei. 

Der  exstirpierte  Tumor  im  Gewicht  von  250  g  ist  ein  Fibromyom  mit 
einigen  Bindegewebszonen  in  schleimiger  Degeneration,  ohne  eine  Spur  von 
Drüsenepithel. 


XXL 


Verletzungen  und  ehirurgisehe  Krankheiten  der 

Urethra. 


Referent:  F.  Pels-Leusden,  Berlin. 


Die  mit  *  versebenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Aievoli  et  Bonabitacola,  Contribution  cliniqoe  ä  T^tude  des  canaux  anormaux 
de  la  verge.  (Urethre  double.)  Arch.  gt^nörales  de  Mödecine  1905.  82.  Jahrg.  p.  2177. 
(Übersetzung  aus  dem  Italienischen.  Abnormer  Gang  vom  Sulcus  coronarias  bis  zar 
S3'mpbyse  sich  erstreckend,  als  zweite  Harnröhre  gedeutet,  aber  ohne  Zusammeohaog 
mit  der  Blase.) 

2.  Alcayde,  De  l'^lectrolyse  dans  le  traitement  des  rätröcissements  de  Turöthre.  Ann. 
des  mal.  des  org.  genito-urin.  1905.  Bd.  II.  p.  452. 


Pels-Leusden,  Verletzangen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Urethra.  1121 

3.  Alexander,  Nene  Methode  zum  Nachweis  von  Gonokokken.  76.  Vers,  deutscher 
Natarf.  u.  Ärzte.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1904.  p.  2070. 

4.  *B allenger,  Strictnres  of  the  aretbra;  their  pathoiogy  and  treatment.  Medical  News 
1905.  Nr.  11.  p.  930.  (Eine  Art  klinischer  Vortrag  tther  Strikturen  und  ihre  Behandlung. 
Die  Arbeit  bringt  nichts  Neues.) 

5.  Bazy  et  Deschamps,  £tude  sur  la  longueur  de  Tur^thre  chez  Thomme.  Ann.  des 
mal.  des  org.  göuito-urin.  1905.  Bd.  I.  p.  172. 

6.  Bazy,  Du  r^tr^cissement  congönital  de  l'urethre  chez  l'homme.  Bull,  et  möro.  de  la 
aoc.  de  chir.  de  Paris  1905.  Bd.  31.  p.  763. 

7.  —  Du  retröcissement  congdnital  de  l'urethre  chez  rhomme.  BulL  et  m^m.  de  la  soc. 
de  chir.  de  Paris  1905.  Bd.  31.  p.  462. 

8.  Beck»  Zur  Technik  der  Dislozierung  der  Harnröhre  bei  der  Hypospadie  und  anderen 
Defekten  und  Verletzungen  der  Harnröhre.     Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  74.  p.  138. 

9.  —  Urethroplastic  dislocation.    New  York  and  Philadelphia  med.  Joum.  1905.  May  13. 

10.  —  Intorno  alla  tecnica  della  dislocazione  uretrale  nella  ipospadia  ed  in  altri  difetti  e 
lesioni  dell'  uretra.    II  Policlinico  sez.  chirurg.  1905.  Fase.  3. 

11.  —  La  technique  de  la  dislocation  de  Tur^thre  dans  les  hypospadias  et  autres  vices  de 
conformation  et  lösions  de  Turäthre.  Revue  de  chir.  1905.  Bd.  32.  p.  21.  (Enthält 
dasselbe  wie  die  deutschen,  englischen  und  italienischen  Arbeiten.) 

12.  Beifiel d,  Some  complications  of  gonorrhoica.    Medical  News  1905.  Oct.  7.  p.  718. 
1^  Berg  er,  Prolapsus  de  la  muqueuse  de  la  vessie  ä  travers  Turöthre  chez  la  femme. 

Bull,  de  Tacad.  de  möd.  1905.  Jahrg.  69.  p.  585. 
R  Block,   Zur  Abortivbehandlung  der  Gonorrhöe  nach  Blaschko.    Deutsche  medizin. 
Wochenschr.  1905.  p.  301. 

15.  Blondel,  Rupture  de  Tur^thre.  R^tröcissement.  Electrolyse  circulaire.  Guörison  main- 
tenu  apr^s  2  ans.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  1905.  Bd.  II.  p.  1650. 

16.  *B  o  Q  V  e  y  r  0  n ,  Infection  des  voies  urinaires  et  de  Turine  par  un  coccus  polymorphe. 
Lyon  m^d.  1905.  p.  202. 

17.  Broca,  Hypospadie  balano-p^nien.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  1905.  Bd.  I. 
p.  35. 

18.  Busch,  Über  das  Vorkommen  lyrophoiden  Gewebes  in  der  Schleimhaut  der  männlichen 
Urethra.     Virchows  Archiv.  Bd.  180.  p.  108. 

19.  Campbell,  Remarks  on  the  local  treatment  of  Gonorrhoea  in  the  male.  Medical 
News  1905.  Oct.  7.  p.  717.    (Allgemeine  Ratschläge  zur  Gonorrhöebehandlung.) 

20.  Gantalnpa,  Contributo  alla  cura  delle  fistele  urinarie.  Giornale  internazionale  di 
scienze  mediche  1905.  Fase.  15. 

21.  Cathelin,  A  propos  de  deux  cas  d*autopIastie  uräthro - pönienne.  Ann.  des  mal.  des 
org.  gönito-urin.  1905.  Bd.  II.  p.  1652. 

22.  Chevassu,  Poche  urineuse  congönitale  de  la  portion  ant^rieure  de  Tur^thre  renfer- 
mant  trois  calculs  volumineuz  et  hypospadias  pönien.  Bull,  et  mdm.  de  la  soc.  de 
Chir.  de  Paris  1905.  Bd.  31.  p.  682. 

23.  *Churchman,  Gonorrhoical  Paraurethritis.  Journ.  of  the  Americ.  med.  Assoc.  1905. 
Nr.  2. 

24.  ^Conrtade,  Pathogönie  et  traitement  älectriques  du  spasmo  de  Turäthre.  Ann.  des 
mal.  des  org.  g^oito-urin.  1905.  Bd.  II.  p.  1651. 

25.  Dieulaf^  et  Gilles,  Dilatations  et  r^trecissements  cong^nitauz  de  Turethre.  Bull, 
et  möm.  de  la  soc.  anatom.  de  Paris  1905.  80.  Jahrg.  p.  594.  (Mitteilung  eines  Falles 
von  mehrfachen  kongenitalen  Verengerungen  der  Urethra  mit  zwischenliegenden  er- 
weiterten Partien.) 

26.  Do  mm  er,  Ein  neues  Urethretom.    Monatsberichte  fttr  Urologie  1905.  Bd.  10.  Heft  10. 

27.  ^Durrieux,  Calcul  de  Tur^thre  prostatique  chez  un  enfant  Eabyle.  £tude  clinique 
sur  les  calculs  de  cette  rögion.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  1905.  Bd.  IL 
p.  1652. 

28.  Englisch,  Über  Fremdkörper  der  männlichen  Harnröhre  und  Blase.  Deutsche  Zeit- 
schr. f.  Chir.  1905.  Bd.  79.  p.  127. 

29.  Escat,  Pöriur^thrite  diffuse  chronique.  Urinome  diffuse.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^nito- 
urin.  1905.  Bd.  II.  p.  1645. 

BO.  Es  trab  au  t,  Appareil  pour  lavages  uretro-v^sicaux.  Ann.  des  mal.  des  org.  gänito- 
m-in.  1905.  Bd.  II.  p.  1695.  (Empfehlung  eines  kompendiösen  und  unauffällig  mitzu- 
fahrenden Apparates  für  Waschungen  der  Urethra.) 

Jahresbericht  für  Chirurgie  1905.  71 


1122  Jahreebericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

31.  *Finger,  Die  GoDorrhöe  sonst  und  jetzt.  Ein  Rackblick  auf  die  letzten  25  Jahre 
Pathologie  und  Therapie  der  Gonorrhöe.    Deutsche  med.  Woehenschr.  1905.  p.  2& 

32.  *G6raud,  Traitement  de  la  blennorrhagie  non  compliqu^  par  Tassociation  des  in- 
stillations  de  protargol  aux  grands  lavages  de  cyanure  de  mercure.  Ann.  des  mal.  des 
org.  g^nito-urin.  1905.  Bd.  II.  p.  1640. 

33.  GrOnfeld,  Zur  Lehre  von  den  Divertikeln  der  HarnrOhre.  Halbmonatsaclir.  f.  Haut- 
u.  Hamkrankh.  1905.  Nr.  4  und  5.  Ref.  nach  den  Monatsberichten  f.  Urologie  1905. 
p.  426. 

34.  V.  Hacker,  Die  Distensionsplastik  der  Harnröhre  mittelst  Hobilisiemng  derselben. 
Yerhandl.  der  Ges.  deutscher  Naturf.  u.  Ärzte.   Meran  1905.  Teil  II.  p.  124. 

35.  Hammonic,  Un  procöd^  op^ratoire  contre  Thypospadias.  Ann.  des  maL  des  org. 
g^Ditourin.  1905.  Bd.  IL  p.  1652. 

36.  Höresco  et  Danidlopola,  Du  rötr^cissement  blennorrhagiqne  de  la  portion  memhra- 
neuse  de  Tur^thre.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  1905.  Bd.  H.  p.  1685. 

37.  *Hogge,  Deux  cas  graves  de  traumatisme  urethral.  Ann.  des  mal.  des  org.  gönito- 
urin.  1905.  Bd.  II.  p.  1727. 

38.  *Jacob,  Obturateur  pour  ur^throscope  (Referat).  Ann.  des  mal.  des  org.  g^nito.-urio. 
1905.  Bd.  L  p.  68. 

39.  *JuIlien,  Les  blennorrhages  aberrantes.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^nito  nrin.  1905. 
Bd.  IL  p.  1153. 

40.  Kallionzis,  Sur  les  r^tr^cissements  cong^nitaux  de  rur^thre  chez  Thomme.  BulL  et 
ro^m.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris  1905.  Bd.  31.  p.  697. 

41.  Katzen  st  ein,  Über  eine  seltene  Form  der  Epispadie,  die  Eichelepispadie  und  ihre 
Entstehung.    Deutsche  med.  Woehenschr.  1904.  p.  769. 

42.  Key  es,  Rötröcissement  inflammatoire  de  Turöthre  post^rieure.  Ann.  des  mal.  des  org. 
g^nito-urin.  1905.  Bd.  IL  p.  1201.    (Obersetzung  aus  dem  Englischen.) 

43.  Knoli,  Ein  Beitrag  zur  Pathologie  des  Karzinoms  der  weiblichen  Urethra.  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Chir.  1905.  Bd.  80.  p.  461.    (Karzinom  am  orificium  extemum  urethrae.) 

44.  *Koch,  Strictura  urethrae  mit  Fistelbildung  am  Damme  und  enormer  Ausdehnung  der 
Blase  durch  chronische  Harnverhaltung.  Vortrag.  Ref.  Mflnch.  med.  Woehenschr.  1904. 
p.  283. 

45.  *Kolischer,  Gonorrhoeal  Urethritis  and  cystitis  in  the  female.  Medical  News  1905. 
Oct  7.  p.  718. 

46.  Kutner,  Das  Verhalten  des  praktischen  Arztes  bei  Blutungen  aus  dem  Hamapparat 
und  bei  plötzlicher  Harnverhaltung.  Zeitschr.  f.  Arztl.  Fortbildung  1905.  p.  778.  (Enthält 
nur  allgemeine  Ratschläge.) 

47.  Lebreton,  NonveUe  sende  ä  demeure.  (Sonde  de  Mal^cot  modifi^.)  Ann.  des  mtL 
des  org.  g^nito-urin.  1905.  Bd.  IL  p.  1698. 

48.  —  5  cas  de  r^tr^cissement  cong^nital  de  Tur^thre.  Ann.  des  mal.  des  org.  gönito- 
urin.  1905.  Bd.  II.  p.  1647. 

49.  —  Le  toucher  rectal.  Moyen  de  diagnostic  et  de  traitement  dans  Tur^tbrite  blennor- 
rhagique  aigue.    Ann.  des  mal.  des  org.  genito-urin.  1905.  Bd.  I.  p.  421. 

50.  —  Traitement  local  des  uräihrites  chroniques.  La  Presse  mädicale  1905.  Nr.  54.  p.  426. 
(Kurzer  Abriss  zur  Behandlung  des  chronischen  Trippers.) 

51.  Lecöne,  Epithelioma  de  Tur^thre  propagö  au  gland.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anatom. 
de  Paris  1905.  80.  Jahrg.  p.  461. 

52.  Le  Für,  Des  röträcissements  inflammatoires  de  Tur^thre  postörieure.  Ann.  des  mal. 
des  org.  g^nito-urin.  1905.  Bd.  1.  p.  1. 

53.  Lessing,  Über  ein  perineales  Harnröhrendivertikel.  Deutsche  med.  Woehenschr.  1904. 
p.  971. 

54.  —  Über  Fremdkörper  in  den  Harnwegen.  Berliner  klin.  Woehenschr.  1904  p.  lOlo. 
(Vorstellung  zweier  Fälle.) 

55.  *Leusman,  Impotency  and  sterility  due  to  gonorrhoea.  Medical  News  1905.  Gct.  7. 
p.  718. 

56.  *Lindemann,  Zur  Frage  der  angeborenen  klappenförmigen  Verengerung  der  Pazs 
prostatica  urethrae.    Dies,  inaug.    Jena  1904. 

57.  Luys,  Bougies  mötalliques  thermo-^lectriques.  Ann.  des  mal.  des  org.  gönito-urio.  1905. 
Bd.  II.  p.  1646. 

58.  Lydstone,  Some  of  falacies  in  the  clinical  diagnosis  of  gonorrhoea.  Medical  News 
1905.  Oct.  21.  p.  816.  (Hält  die  klinische  Untersuchung  in  vielen  Fällen  für  wichtiger 
als  den  Laboratoriumsnachweia  von  Gonokokken.) 


Pels-Leosden,  Verletznngeii  und  chinirg.  Krankheiten  der  Urethra.  1123 

59.  Macnaughton-Jones,  Gase  of  urethral  eyst.    Medioal  Press  1905.  Ang.  2.  p.  109. 
59«.Magrassi,  ün  caso  raro  di  rottora  dell'  nretra  in  an  bamhino  di  tre  anni.  V  Congresso 

Pediatrico  Italiano.    II  Policlinico  1905.  Fase.  87. 
€0.  Merzbach,  Naohprttfang  der  therapeutischen  Wirkungen  des  Gonosan.    MQnch.  med. 

Wochenschr.  1905.  p.  216. 

61.  Moni^,  B^tr^issement  cieatriciel  proprement  dit  de  l'ur^thre  cons^eutif  ä  la  varicelle 
chez  un  enfant  de  oinq  ans.  —  Ur^tbrotomie  interne.  —  Gu^rison.  Ann.  des  mal.  des 
org.  gönito-urin.  1905.  Bd.  I.  p.  858. 

62.  Oestreicher,  Über  interne  ürethrotomie.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  p.  12i0. 

63.  Pedersen,  Strictnre  of  the  Urethra;  preliminary  note  on  a  tunneled  and  grooved 
sound  and  a  tunneled  and  grooved  catheter  for  dilatation.  Medical  News  1905.  Ang.  5. 
p.  258. 

64.  Bavasini,  Vorlftufige  Mitteilung  über  interne  Ürethrotomie.  Wiener  klin.  Wochen- 
sehr.  1905.  p.  1805.  (Empfiehlt  die  Urethrotomia  interna  mit  dem  von  Nico  lieh 
modifizierten  ürethrotom.) 

65.  Renault, 'Präsentation  de  bongies  molles  destinöes  au  traitement  des  chancres  syphi- 
litiqaes  du  m4at  et  de  Tentr^e  de  Taröthre.  Annales  de  derm.  et  de  sypbil.  1905. 
Bd.  VI.  p.  641. 

66.  *BeYol,  Imperforation  de  Tur^thre  chez  un  nouveau-n^.  Le  Lyon  m^d.  1905.  Nr.  4. 
p.  156. 

67.  Bochet,  De  la  reparation  de  Tur^thre  aprös  la  prostateotomie  pörin^ale.  Archives 
provinciales  de  Chirurgie  1905.  Bd.  14.  p.  257. 

68.  —  Sutures  urethrales.    Bevue  de  chir.  1905.  Bd.  81.  p.  428. 

69.  Bona,  Über  Doppelbildung  der  Harnröhre.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  p.  881. 

70.  Bunge,  Erfahrungen  mit  Gonosan.    Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  p.  215. 

71.  Schmidt,  Über  Behandlung  und  Dauerergebnisse  bei  Verletzungen  und  Verengerungen 
der  männlichen  Harnröhre.    Beiträge  zur  klin.  Chir.  1905.  Bd.  45.  p.  408. 

72.  Schroeter,  Ein  einfaches  Verfahren  der  Entlemnng  in  der  Harnröhre  eingeklemmter 
Konkremente  respektive  diesen  ähnlicher  Fremdkörper.  Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  p.  1429. 

73.  Seelhorst,  Badikale  Heilung  von  Narbenstrikturen  der  Urethra  mittelst  der  elektro- 
lytischen Nadel.    Zentralbl.  f.  Harn-  u.  Sezualozg.  1905.  Bd.  16.  p.  57. 

74.  ^Sellei,  Mit  Harnröhrenwascbung  kombinierte  HamröhrenfQllung  bei  der  Behandlung 
des  Trippers.    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  p.  2444. 

75.  Sellheim,  Vollkommene  Neubildung  des  Blasen  verschlusses  und  der  Harnröhre, 
Urethrosphinkteroplastik.    Beiträge  zur  Geburtsh.  u.  Gynäkol.  Bd.  9.  p.  185. 

76.  *Shattuck,  Besults  of  cold  irrigations  as  compared  with  warm  irrigations  in  the 
treatment  of  gonorrhoeal  Urethritis  and  endometritis.  Medical  News  1905.  Dec.  23. 
p.  1229. 

77.  Spitzer,  Vorkommen  eines  paraurethralen  Ganges  mit  zystischen  Erweiterungen  in 
der  Qenitoperinealraphe.    Wiener  med.  Presse  1905.  p.  421. 

78.  *J.  CoplinStinson,  Improved  Operation  for  hypospadias  involving  the  glans  and 
penile  portion.    The  joum.  of  the  Amer.  med.  assoc.  1905.  Dec.  2. 

Maas  (New-Tork). 

79.  T^denat,  B^tr^cissements  de  l'nröthre  postärieure.  Ann.  des  mal.  des  org.  g^nito- 
urin.  1905.  Bd.  II.  p.  1649. 

80.  Tizier,  Hypospadias  sons •  balanique  traitö  par  la  m^thode  Beck  —  von  Hacker. 
BteulUt  döfinitif.    Bevue  de  Chirurg.  1905.  Bd.  81.  p.  154. 

81.  ^Trenwith,  The  treatment  of  conditions  resulting  from  chronic  anterior  Urethritis. 
Medical  News  1905.  Dec.  9.  p.  1122. 

82.  Vannod,  Des  uröthrites  aigues  non  gonococciques.  Ann.  des  mal.  des  org.  gönito- 
urin.  1905.  Bd.  I.  p.  48.    (Fall  von  Urethritis  durch  Staphylokokken  hervorgerufen.) 

88.  Vogel,  Die  Prophylaxe  und  Abortivbehandlung  der  Gonorrhöe.  Berliner  klin.  Wochen* 
sehr.  1905.  p.  1048. 

84.  Wolf,  Hermann  £.,  Primary  urethral  calculus.  Annais  of  surgery  1905.  February. 
p.  242. 

85.  Wolkowitsch,  Eine  Methode  der  Wiederherstellung  der  weiblichen  Harnröhre  mit 
gleichzeitiger  Beseitigung  einer  Blasenscheidenfistel.  Monatsschr.  f.  Geburth.  u.  Gynä- 
kol. 1904.  Bd.  20.  p.  1253. 

Es  handelte  sich  um  ein  abgemagertes  Kind,   das  nach  einem  heftigen 
Hustenanfall   über  Schmerz  im  Unterleib  zu   klagen   begann;    die   Harnent- 

71* 


1124  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  TeiL 

leerang  hörte  seitdem  gänzlich  auf.  Während  der  Nacht  trat  progressive 
Anschwellung  des  Skrotums,  des  Perineums  und  des  Penis  ant.  zwei  Tage 
später  wurde  es  von  Magrassi  (59a)  untersucht,  welcher  Zyanose  der  Lippen 
des  Kindes,  Sopor  bemerkte.  Die  ödematöse  Anschwellung  interessierte  das 
Perineum  und  verbreitete  sich  auf  das  Skrotum,  den  Penis,  die  Regio  pnbica 
und  die  innere  Fläche  des  Oberschenkels.  Es  wurde  ein  Einschnitt  auf  dem 
Perinealraphe  gemacht  und  der  Urinsack  eröffnet:  es  entleerte  sich  eine  be- 
deutende Menge  Harn.  Das  Kind  besserte  sich  in  wenigen  Stunden,  nach 
wenigen  Tagen  verschwand  die  Harnintiltration.  Nach  ungefähr  20  Tagen 
begann  der  Urin  von  neuem  sich  aus  der  UrethralöflEnung  zu  entleeren. 

R.  Giani. 

Bazy  und  Deschamps  (5)  haben  durch  genaue  Messungen  heraus- 
bekommen, dass  die  männliche  Urethra  verschieden  lang  ist  und,  dass  diese 
Verschiedenheit  im  wesentlichen  auf  Rechnung  der  Pars  pendula  kommt.  Sie 
wollen  im  wesentlichen  damit  beweisen,  dass  die  Bezeichnung,  eine  Striktur 
sitze  in  einer  Tiefe  von  so  und  soviel  Zentimetern,  höchst  ungenau  sei  and, 
dass  man  den  genauen  Sitz  nur  nach  Palpation  der  betreffenden  Gegend 
durch  die  anatomische  Bezeichnung,  also  Pars  bulbosa  usw.,  festlegen  könne. 

Nach  Busch  (18)  kommt  lymphatisches  Gewebe  in  der  Schleimhaut  der 
männlichen  Urethra  ebenso  wie  in  den  oberen  Teilen  des  hamableitenden 
Apparates  vor,  und  zwar  in  der  subepitheUalen  Schicht.  Dasselbe  ist  aller- 
dings bei  verschiedenen  Individuen  sehr  verschieden  stark  entwickelt. 

Der  von  Berger  (13)  der  Akademie  mitgeteilte  und  von  Villar  be- 
obachtete und  operierte  Fall  von  Prolaps  der  Blasenschleimhaut  durch  die 
weibliche  Harnröhre  betraf  eine  37  Jahre  alte  Dame.  Die  vorgefallene  Schleim- 
haut zeigte  keine  zentrale  Öffnung  wie  bei  Prolapsen  der  Hamröhrenschleim- 
haut,  man  konnte  vielmehr  neben  dem  Prolaps  leicht  nach  oben  in  die  Blase 
hinein  gelangen.  Mittelst  Sectio  alta  wurde  eine  an  der  rechten  Seitenwand 
der  Blase  gelegene  Schleimhautfalte  freigelegt  (Lage  zum  Ureter  wird  nicht 
berücksichtigt)  und  exstirpiert.  Der  Vorfall  wird  auf  eine  abnorme  Schlaff- 
heit der  Blasenschleimhaut  und  eine  Erschlaffung  des  Sphincter  vesicae  zurück- 
geführt. 

Die  von  Lessing  (53)  beschriebenen,  von  Koenig  operierten  Fälle 
von  Hamröhrendivertikeln  stehen  ziemlich  einzig  da.  Koenig  fand  bei  der 
Operation  einer  Eiter  und  Urin  entleerenden  perinealen  Fistel  eines  21  jähr. 
Mannes,  der  von  Jugend  auf  an  Harnträufeln  und  Nachträufeln  des  Urins 
nach  spontaner  Entleerung  gelitten  hatte,  einen  vom  Diaphragma  urogenitale 
fast  bis  zur  Pars  pendula  hin  in  der  Medianlinie  sich  erstreckenden  mit  der 
Pars  bulbosa  urethrae  durch  eine  schmale  Lücke  kommunizierenden,  bleistift- 
dicken Gang,  der  anscheinend  mit  normaler  Hamröhrenschleimhaut  ausge- 
kleidet war.  Keine  Striktur.  Exzision,  partielle  Naht,  Heilung  ohne  Dauer- 
katheter. Auf  Grund  des  mikroskopischen  Nachweises  aller  für  eine  normale 
Harnröhre  charakteristischen  Gewebsschichten  nimmt  Lessing  an,  dass  es 
sich  um  ein  kongenitales  Divertikel  der  Pars  bulbosa  urethrae  gehandelt 
habe,  welches  nach  aussen  hin  durchgebrochen  sei. 

Nach  Grünfeld  (33)  sind  Divertikel  der  Harnröhre  zwar  selten,  aber 
doch  häufigere  Vorkommnisse,  wie  angenommen  wird.  Die  Diagnose  kann 
nur  mikroskopisch  gestellt  werden.  Ein  bestimmter  Symptomenkomplex  exi- 
stiert  nicht.    Ihre  Entstehung  hängt  mit  der   embryonalen  Einwirkung  der 


Pels-Leusden,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Urethra.  1125 

Urethra  zusammen.  Ihre  Beziehangen  zu  den  Co wp ersehen  Drüsen  bezw. 
den  Retentionszysten  derselben  müssen  noch  näher  studiert  werden. 

Bazy  (6)  teilt  einen  Fall  mit,  der  von  Sikora  beobachtet  worden 
ist  tmd  bei  dem  sich  ausser  einer  Hypospadia  glandis  eine  Striktur  in  der 
Gegend  der  Fossa  navicularis,  eine  zweite  in  der  Mitte  der  Pars  penilis,  eine 
dritte  in  der  Pars  bulbosa  fand.  Die  Strikturen  wurden  durch  Bougierung 
beseitigt. 

Bazy  (7)  kommt  nochmals  auf  seine  Erklärung  der  kongenitalen  Harn- 
röhrenverengerungen zurück,  über  welche  im  Jahresbericht  1903,  S.  1086 
schon  berichtet  worden  ist,  und  teilt  einige  neue  Fälle  mit,  bei  welchen  die 
Symptome  der  Enuresis  (nocturna  oder  diurna)  und  der  erschwerten  Harn- 
entleerung charakteristisch  vorhanden  waren,  ohne  dass  die  Vorgeschichte 
weiter  Aufschluss  darüber  gegeben  hätte,  als  dass  es  so  schon  von  Jugend 
auf  gewesen  wäre.  In  dem  einen  Falle  wurden  durch  interne  Urethrotomie 
diese  Beschwerden  rasch  und  dauernd  beseitigt.  Auch  in  den  Ann.  des  mal. 
des  org.  genito-urin.  1905,  Bd.  U.  S.  1648  weist  Bazy  im  Anschluss  an 
einen  Vortrag  Lebretons  auf  diese  Erkrankung  und  seine  Erklärungs- 
ansicht hin. 

Kallionzis  (40)  hat  in  einem  Falle  von  kongenitaler  HarnrÖhren- 
striktnr  im  hinteren  Teile  der  Pars  pendula  die  Urethrotomia  interna  mit 
dem  Erfolge  gemacht,  dass  die  vorher  vorhandene  Enuresis  nocturna  und  die 
Beschwerden  bei  der  Harnentleerung  schwanden. 

Von  den  in  Deutschland  kaum  vorkommenden  Fällen  von  kongenitalen 
Harnröhrenstrikturen  hat  Lebreton  (58)  fünf  beobachtet,  die  sämtlich  nok- 
turne oder  diurne  Inkontinenz  hatten  und  durch  progressive  Dilatation  rasch 
geheilt  wurden.  Dass  drei  von  den  Kindern  Masern  überstanden  hatten, 
findet  Ref.  nicht  wunderbar,  wohl  aber,  dass  dieses  Überstehen  von  Masern 
in  Zusammenhang  mit  der  Entstehung  der  Strikturen  gebracht  wird,  nach 
Lebreton  durch  ein  Exanthem  (cf.  auch  Bazy). 

Rona  (69)  beschreibt  einen  Fall  von  Verdoppelung  der  Harnröhre  bei 
einem  sechs  Jahre  alten  Knaben.  Die  eine  mündete  an  der  normalen  Stelle, 
die  andere  verhielt  sich  wie  eine  Epispadie.  Beide  führten  ohne  Kommuni- 
kation bis  in  die  Blase  und  aus  der  letzteren  entleert  sich  beim  Stehen  des 
Knaben  unwillkürlich  Urin.  Diese  zweite,  akzessorische  Harnröhre  exstirpierte 
Rona  mit  dem  Erfolge,  dass  die  Enuresis  aufhörte  und  nur  eine  ganz  feine 
Haarfistel  zurückblieb. 

Spitzer  (77)  fand  in  seinem  Falle  einen  bei  gleichzeitig  bestehender 
Gonorrhöe  gonorrhoisch  nicht  erkrankten  Paraurethralgang  mit  zystischen 
Erweiterungen  in  der  Genitoperinealachse,  der  sein  Entstehen  einer  Hem- 
mungsbildnng  bei  der  Verwachsung  der  embryonal  angelegten  Urethralrinne 

yerdankte. 

Katzenstein  (41)  betrachtet  die  Epispadie  mit  Reichel  als  eine 
Hemmungsmisbildung,  lässt  aber  die  Möglichkeit  zu,  dass  die  Hypospadie 
durch  Platzen  der  Harnröhre,  infolge  Abflussbehinderung  des  Urins  im  fötalen 
Leben  (Kaufmann)  entstehe.  Einen  Fall  von  Eichelepispadie,  welche  äusserst 
selten  vorkomme,  hat  Katzenstein  durch  die  modifizierte  Dieffenbach sehe 
Methode  zur  vollkommenen  Heilung  gebracht. 

Beck  (8)  bespricht  die  Ursache  zeitweiliger  Misserfolge  bei  Anwendung 
Seiner  Methode  der  Harnröhrendisiozierung  und  die  Mittel  zur  Vermeidung 
solcher.    Die  Methode  soll  nur  da  angewandt  werden,  wo  sich  die  Harnröhre 


1126  JahreBbericht  für  Chirargie.    U.  Teil. 

ohne  erhebliche  Spannung  nach  vorn  ziehen  lässt.  Wie  weit  also  das  Ori- 
fizium  nach  rückwärts  disloziert  liegt,  ist  an  und  für  sich  gleichgültig.  Bei 
Erwachsenen  muss  man  noch  die  Erektion  in  Rücksicht  ziehen,  bei  Kindern 
wird  man  also  weiter  gehen  dürfen,  wie  bei  ersteren.  Als  unterste  Alters- 
grenze bezeichnet  er  den  vierten  Lebensmonat.  Zur  Erleichterung  der  Iso- 
lierung führe  man  einen  Gummikatheter  bis  in  die  Blase  ein  und  befestige 
mit  einer  Fadenscblinge,  welche  durch  Eatheterwand  und  Schleimbautrand 
gestochen  wird,  die  Harnröhre  daran.  Man  hat  dann  eine  gute  Handhabe. 
Praktisch  ist  es  auch,  am  Orifizium  eine  kleine  Hautmanchette  zu  belassen. 
Den  Gummikatheter  pflegt  Beck  jetzt  für  24  Stunden  liegen  zu  lassen.  Auch 
bei  der  weiblichen  Harnröhre  hat  Beck  seine  Methode  einmal  mit  gutem 
Erfolge  augewandt,  desgleichen  bei  anderweitigen  Zerstörungen  geschwüriger 
wie  traumatischer  Natur;  ebenso  ist  sie  verwendbar  zur  Zurücklagemng  der 
Harnröhre  und  zur  beiderseitigen  Isolierung  zwecks  Deckung  grösserer  Defekte. 

In  einer  späteren  Arbeit  teilt  Beck  (9)  mit,  dass  er  bei  einem  Falle 
von  skrotaler  Hypospadie  die  Methode  mit  sehr  gutem  Erfolge  verwandt 
habe.  Um  den  Penis  an  der  ventralen  Seite  zu  verlängern,  macht  er  event. 
eine  Plastik  aus  dem  Präputium  oder,  wenn  das  nicht  ausgiebig  genug  ist, 
aus  dem  Skrotum.  In  einem  allerdings  nur  sehr  kurz  beschriebenen  Falle 
von  Epispadie  bildete  er  aus  der  Urethralrinne,  welche  er  in  toto  loslöste, 
über  einem  Katheter  zunächst  einen  Kanal  im  Zusammenhang  mit  dem  rück- 
wärts gelegenen  Hamröhrenteil  und  zog  dann  diese  neugebildete  Bohre  durch 
den  tunellierten  Penis  hindurch  (ohne  Abbildungen  schwer  verständlich),  und 
zwar  mit  gutem  Erfolg.  Zur  Ausführung  dieser  difficilen  Operationen  hat 
Beck  ein  besonders  geeignetes  Besteck  (cf.  Abbildungen)  zusammengestellt. 

Beck  (17)  kommt  auf  sein  Verfahren  der  Hamröhrenverlagerung  zurück 
und  empfiehlt  vor  allem  die  Anwendung  des  Verfahrens  so  oft  es  nötig  ist, 
einen  beträchtlichen  Zug  wirken  zu  lassen,  um  die  Harnröhre  nach  unten  zu 
ziehen,  das  heisst  in  den  Fällen  von  perinealer  Hypospadie  und  in  denen 
von  sehr  hochgelegener  Zwerchfellhypospadie.  Diese  Operation  kann  in  dem 
Alter  von  drei  Monaten  aufwärts  vorgenommen  werden:  die  Dissektion  der 
Harnröhre  muss  unter  der  Leitung  eines  dicken,  vorher  in  dieselbe  einge- 
schobenen Gummikatheters  gemacht  werden.  Die  Hamröhreöfihung  wird  zu- 
sammen mit  einer  kleinen  Hautportion  lospräpariert  und  muss  an  dem  Ka- 
theter befestigt  werden,  um  auf  dieselbe  Zug  ausüben  zu  können.  Bei  der 
Perforation  der  Eichel  muss  die  Inzision  deltaförmig  angelegt  werden;  der 
Katheter  muss  24  Stunden  bis  vier  Tage  in  der  Harnröhre  belassen  werden. 
Diese  Methode  kann  nach  Aussage  des  Verfs.  mit  Erfolg  ausser  bei  Hypo- 
spadie auch  bei  traumatischen  Verletzungen  oder  ulzerösen  Zerstörungen  der 
Harnröhre  verwandt  werden.  R.  Giani. 

Hammonic  (35)  verwendet  das  Becksche  Verfahren  nur  für  die  weit 
nach  vorn  gelegenen  Hypospadien.  Bei  der  Hypospadia  penilis  und  peni- 
scrotalis  operiert  er  zweizeitig  plastisch.  Wenn  Ref.  die  sehr  kurze  Beschrei- 
bung recht  versteht,  so  geht  Hammonic  bei  der  Plastik  folgendermassen 
vor:  Er  inzidiert  zu  beiden  Seiten  der  Urethralrinne  längs  und  löst  nach 
innen  einen  Hautlappen  ab,  was  an  der  Eichel  nur  durch  Einschneiden  in  das 
Corpus  spongiosum  gelingt.  Sodann  näht  er  mit  feinem  Catgut,  indem  er  zu- 
nächst den  einen  Hautrand  durchsticht,  dann  die  blutenden  Flächen  der  beiden 
Urethrallappen  nach  Art  einer  Lembertschen  Naht  ansticht  und  schliesslich  den 
zweiten  Hautrand  fasst,  wie  den  ersten.    Beim  Knoten  des  Fadens  werden  dann 


Pels-Leusden,  Verletzangen  und  chirarg,  Krankheiten  der  Urethra.  1127 

die  Urethrallappen  nach  innen  eingestülpt  und  die  Hautränder  aufgestellt  und 
beide  Wundränder  aufeinandergelegt.  Der  Verschluss  der  zurückbleibenden 
Fistel  wird  in  ähnlicher  Weise  vorgenommen.  In  der  Zwischenzeit  lässt 
Hammonic  den  Patienten  beim  Urinieren  jedesmal  die  Hypospadie  mit  dem 
verschliessen,  damit  der  Urin  gezwungen  wird,  den  natürlichen  Weg  zu  nehmen 
und  so  auf  einfache  Weise  das  zwischen  der  Hypospadieöffnung  und  dem 
Eingang  zu  dem  neugebildeten  Kanal,  eben  Fistel  genannt,  gelegene  Schleim- 
hantstück in  die  Tiefe  gepresst  wird.  Den  Erfolg  der  zweiten  Operation 
führt  Hammonic  sehr  wesentlich  auf  das  kleine  Manöver  zurück. 

Auch  Broca  (17)  preist  die  schönen  Erfolge  der  Operation  nach  Beck, 
nur  für  die  Hypospadia  glandis,  während  er  für  die  weiter  zurückgelegenen 
die  nach  Duplay  empfiehlt. 

Tixier  (80)  empfiehlt  die  Beck  sehe  Operation  und  rät  von  einem  Ver- 
weilkatheter  ab,  desgleichen  Berard. 

Hacker  (34),  das  sei  zuerst  erwähnt,  erkennt  zunächst  an,  das  Beck- 
New-York  das  unbestrittene  Verdienst  gebühre,  als  Erster  die  Eichelhypo- 
spadie  durch  Mobilisierung  und  Vernähung  der  vorhandenen  Harnröhre  ope- 
riert und  damit  das  neue  Operationsprinzip  inauguriert  zu  haben.  Mit  dieser 
unumwundenen  Erklärung  wird  Beck  wohl  zufrieden  sein  können  und  damit 
wäre  dieser  leidige  Prioritätsstreit  aus  der  Welt  geschaflft.  Hacker  hat  sich 
das  Verfahren,  welches  er  als  Distensionsplastik  bezeichnet  und  auf  welches 
er  als  erster  zur  Deckung  anderweitiger  Defekte  der  Harnröhre  hingewiesen 
hat,  in  12  Fällen  bewährt.  Seine  Erfahrungen  haben  Hacker  folgendes  gelehrt: 

1.  Es  können  die  verschiedenartigsten  Defekte  der  Harnröhre  durch 
das  Verfahren  vorteilhaft  ersetzt  werden. 

2.  Defekte  des  Mündungstückes  werden  durch  Dehnung  der  mobilisierten 
Harnröhre  in  distaler  Richtung  ersetzt. 

3.  Defekte  der  hinteren,  mobilisierbaren  Harnröhrenpartien  (Pars  bul- 
bosa,  membranacea)  werden  wesentlich  durch  Distension  der  mobilisierten 
Harnröhre  in  proximaler  Richtung  gedeckt. 

4.  Defekte  der  Zwischenpartien  werden,  wenn  es  sich  um  mehr  oder 
weniger  ringförmige  handelt,  durch  Distension  sowohl  der  vor,  als  der  hinter 
dem  Defekt  gelegenen  Partien,  also  in  proximaler  und  distaler  Richtung 
gedeckt. 

5.  Mehr  fensterartige  Wanddefekte  können,  nach  Mobilisierung  der  den 
Defekt  enthaltenden,  in  ihrer  Kontinuität  belassenen  Harnröhrenpartie,  nach 
Anfrischung  der  Wandpartien  durch  Vemähung  nach  Art  der  Gastroplastik 
oder  Enteroplastik  ersetzt  werden.  Dieses,  seines  Wissens  zuerst  vom  Vor- 
tragenden in  Anwendung  gebrachte  Verfahren  ist  für  Behandlung  der  Fisteln, 
insbesondere  der  Lippenfisteln,  die  bisher  durch  oft  komplizierte  Lippen- 
plastiken behandelt  wurden,  von  besonderer  Bedeutung. 

6.  Eine  zu  starke  Spannung  wird  sicher  vermieden,  wenn  man  das  auf 
eine  bestimmte  Strecke  mobilisierte  Stück  der  Harnröhre  nur  um  die  Hälfte 
seiner  früheren  Länge  dehnt.  Danach  kann  man  berechnen,  wie  weit  die 
Urethra  im  Einzelfalle  zu  mobilisieren  sei. 

7.  An  von  Schwellkörpern  umgebenen  Partien  der  Harnröhre  ist  bei 
der  Mobilisierung  auf  die  völlige  Erhaltung  des  Schwellkörpers  zu  achten. 

8.  Die  Grenzen  der  Resektion  und  der  Dehnung  können  etwas  weiter 
gerückt  werden  bei  Operationen,  bei  denen  man  nur  mehr  auf  die  harn- 
entleerende Funktion  der  Harnröhre  Rücksicht  zu  nehmen  braucht. 


1128  Jahresbericht  far  Chirargie.    II.  Teil. 

9.  Die  für  die  Hintanhaltung  einer  Störung  der  Erektion  wichtigen 
Operationskautelen  sind  noch  näher  zu  studieren. 

In  der  Diskussion  teilt  Payr  mit,  dass  er  in  zwei  Fällen  von  peniskro- 
taler  Hypospadie  eine  weitgehende  Mobilisierung  der  Harnröhre  bis  über  den 
Bulbus  hinaus  mit  gutem  Erfolge  vorgenommen  habe. 

Cat heiin  (21)  hat  diese  Methode  in  zwei  Fällen  mit  Erfolg  ange- 
wendet. 

Lebreton  (49)   rät,   bei  jedem  Kranken   mit  Gonorrhöe  eine    genaue 
rektale  Untersuchung  vorzunehmen.    Dabei  ist  besonders  zu  achten  auf  Druck- 
schnierzhaftigkeit,  welche  je  nach   ihrem  Sitz  auf  Urethritis,  Prostatitis  oder 
beides  vereint  hindeutet.     Wenn  bei  Druck  ausstrahlende  Schmerzen  entlang 
der  Urethra  nach  vorn   auftreten,   so   soll  das  auf  alleinige  Beteiligung  der 
Urethra  an  dem  entzündlichen  Prozess  hindeuten,   fehlt   diese  Ausstrahlung, 
so  soll   nur   die  Prostata   ergriffen  sein.     Auf  Grund   seiner  Untersuchungen 
bei  200  frischen  Gonorrhöen  glaubt  Lebreton,  dass  die  Urethra  posterior 
sehr   häufig    und   sehr  früh    miterkrankte.     Die   Massage    der  Prostata    bei 
frischer  Gonorrhöe  ist  bei  Ausdehnung  des  Prozesses  anzuraten,  während  sie 
bei  alleiniger  Urethritis  posterior  kontraindiziert  ist.     Die  Massage    soll  erst 
nach  Anfüllung  der  Blase  gemacht  werden,  damit  der  Blaseninhalt  die  aus  der 
Prostata  herausgepressten  Sekrete  bald  nach  aussen  mitentfernen  kann. 

Vogel  (83)  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  Injektionen  mit  Protargol 
post  coitum  noch  am  wirksamsten,  aber  auch  unsicher  zur  Verhütung  der 
Gonorrhöe  seien  und,  dass  auch  die  Abortivbehandlung  der  Gonorrhöe  nur 
in  einzelnen-  besonders  günstig  liegenden  Fällen  Aussichten  auf  Erfolg  biete. 
Vogel  wendet  4Voige  Protargollösung  (ca.  10  ccm  1 — 2  Minuten  einwirken 
lassen)  und  wiederholt  die  Einspritzung  noch  einmal  am  zweiten  oder  dritten 
Tage. 

Um  die  Gonokokken  auch  aus  ihren  Verstecken  hervorzulocken,  injiziert 
Alexander  (8)  1%  Wasserstoffsuperoxyd  in  die  Harnröhre  und  konnte 
dann  in  dem  sich  entwickelnden  Schaum  mit  den  gewöhnlichen  Methoden 
noch  Gonokokken  da  nachweisen,  wo  einfache  Abstriche  im  Stich  gelassen 
hatten. 

Luys  (57)  hat  ein  Metallinstrument  konstruiert,  welches  auf  elektrischem 
Wege  eine  genau  zu  dosierende  Erwärmung  erfährt.  Wenn  es  nach  der  Ein- 
führung auf  40—42°  erwärmt  wird,  so  soll  es  die  Gonokokken,  welche  im 
Gegensatz  zur  Harnröhrenschleimhaut  diese  Temperatur  nicht  vertragen 
können,  abtöten.  Desnos  bemerkt  dazu,  dass  er  das  gleiche  durch  Wa- 
schungen mit  warmem,  sterilem  Wasser  zu  erreichen  versucht,  die  Methode 
aber  nach  sehr  wechselnden  Erfolgen  wieder  verlassen  habe. 

Block  (14)  rät  die  Abortivbehandlung  bei  Gonorrhöe  nur  zu  versuchen 
bei  höchstens  1 — 2  Tage  bestehender  geringer,  nicht  rein  eiteriger,  sondern 
nur  schleimig-eiteriger  Sekretion  (Gonokken  vorwiegend  extrazellulär  gelegen). 
Er  injiziert  dann  SVoige  Protargollösung  mittelst  10  ccm  haltender  Spritze 
bis  zur  Füllung  der  Urethra  anterior  (5  Minuten  in  der  Harnröhre  belassen). 
Das  wird  mindestens  fünf  Tage  eventuell  unter  Benützung  bis  zu  6®/oiger 
Lösung  fortgesetzt.  Öftere  Untersuchung  des  Urins  auf  Sekret  und  Gono- 
kokken ist  unbedingt  notwendig. 

Runge  (20)  bebandelt  mit  gutem  Erfolge  die  weibliche  Gonorrhöe  mit 
Gonosan  (3  mal  täglich  2  Kapseln  eine  halbe  Stunde  nach  dem  Essen)  neben 


PeU-Leasden,  Verletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Urethra.  1129 

täglichen  Injektionen  von  1  com  lO^/oiger  Protargollösnng  in  die  Urethra 
mittelst  des  Frit  seh  sehen  Zellaloidansatzes  für  die  Harnröhre. 

Merzbach  (60)  macht  ebenso  wie  Runge  auf  die  rasche,  schmerz- 
lindernde Wirkung  des  Gonosan  aufmerksam,  so  dass  er  jetzt  zur  Lokal- 
therapie (mit  Protargol)  erst  nach  2 — Stägiger  Gonosanbehandlung  übergeht. 

Escat  (29)  veröffentlicht  einen  Fall  von  diffuser  enormer  periurethraler, 
mit  Fisteln  durchsetzter  Schwartenbildung  nach  einer  schlecht  behandelten 
traumatischen  Harnröhrenruptur.  P>  hält  in  solchen  Fällen  die  Resektion 
dieser  Massen  mitsamt  der  Urethra  für  notwendig.  Der  Name  Urinome  für 
solche  entzündliche  Schwarten  ist  zu  mindesten  merkwürdig. 

Renault  (65)  beschreibt  ein  kleines,  weiches,  ca.  4  cm  langes  Bougie 
für  die  Behandlung  der  harten  Schanker  der  Hamröhrenmündung  und  zur 
Verhütung  von  Strikturen  daselbst,  welches  leicht  anzulegen  ist,  Tag  und 
Nacht  liegen  bleiben  kann,  leicht  zu  wechseln  ist  (vom  Patienten  selber)  und 
mit  einer  5  ^/o  igen  Kalomelsalbe  bestrichen  örtlich  heilend  wirken  soll. 

Monie  (61)  brachte  durch  interne  Urethrotomie  eine  Striktur  der  Pars 
bulbosa  bei  einem  5  Jahre  alten  Knaben  zur  Heilung.  Es  handelte  sich  also 
um  einen  sehr  seltenen  Fall.  Die  Striktur  war  wahrscheinlich  auf  dem 
Boden  einer  vernarbenden  Varizellenblase  (Windgallen  7  Monate  vorher)  ent- 
standen. 

Es  ist  auffallend,  dass  eine  Verengerung  im  hinteren  Bereiche  der  Urethra, 
also  im  Blasenhals,  der  Pars  prostatica  und  membranacea  von  Key  es  (42) 
seinem  Vater  und  Chetwood  häufig,  in  Deutschland  fast  gar  nicht  beob- 
achtet worden  ist.  Diese  merkwürdige  Tatsache  lässt  sich  vielleicht  dadurch 
erklären,  dass  unter  R6trecissement  alles  mögliche  verstanden  wird,  nicht 
allein  die  narbigen  Veränderungen,  welche  wir  als  Striktur  bezeichnen.  Die 
mitgeteilten  Beobachtungen  sind  zum  grossen  Teil  so  unvollständig,  so  ver- 
schiedenartiger Natur,  es  handelt  sich  um  nervöse  Individuen,  Prostatiker, 
Steinkranke,  Tuberkulöse  usw.,  so  dass  es  unmöglich  ist,  sich  ein  klares  Bild 
darüber  zu  machen,  was  alles  unter  Retr^cissement  de  l'urethre  verstanden 
werden  soll  und  wo  Verf.  hinaus  will.  Er  scheint  in  allen  solchen  Fällen, 
in  denen  aus  irgend  einem  Grunde  eine  Urinretention  besteht,  zur  Sectio 
perinealis  mit  nachfolgender  Dilatation  oder  Inzision  der  Pars  prostatica 
und  des  Blasenhalses  zu  raten.  Vielleicht  ist  auch  durch  die  Übersetzung 
(Ref.  hat  das  englische  Original  nicht  in  Händen  gehabt)  manches  unklar  ge- 
worden. 

Her  es  CO  und  Danielapola  (36)  berichten  über  einen  Fall  von  Striktur 
in  der  Pars  membranacea,  welche  aber  auch  nur  eine  Fortsetzung  einer 
Striktur  der  Pars  bulbosa  war,  die  alte  Lehre,  dass  die  gonorrhoischen  Strik- 
turen in  der  letzteren  sitzen,  also  ebenfalls  nicht  umstossen  kann.  Da  es 
sich  um  einen  autopsierten  Fall  handelt,  so  ist  die  Beobachtung  ziemlich 
einwandsfrei. 

T6denat  (79)  hat  einen  Fall  von  gonorrhoischer  Striktur  der  Pars 
membranacea  beobachtet  und  durch  Dilatationsbehandlung  beseitigt.  LeFur 
fünf  Fälle,  viermal  behandelt  mit  Dilatation  und  elektrischer  Prostatamassage, 
einmal  mit  Prostatektomie;  Franck  im  letzten  Jahre  zwei  Fälle,  welche 
nach  Gonorrhöen  entstanden,  welche  lange  mit  Höllensteinlösungen  behandelt 
waren  (cf.  oben). 

Le  Für  (52)  behandelt  das  vielumstrittene  Kapitel  von  den  Strikturen 
entzündlicher  Natur  im  Bereiche   der  Urethra  posterior,   welche   bekanntlich 


1130  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

von  den  meisten  geleugnet  werden  isofem,  als  das  allerdings  seltene  Vor- 
kommen zwar  nicht  abgestritten,  aber  in  den  meisten  Fällen  ihre  Entstehung 
auf  eine  Propagation  des  entzündlichen  Prozesses  von  der  Pars  bnlbosa  nach 
hinten  auf  die  Pars  membranacea  und  prostatica  zurückgeführt  wird.  Auch 
in  den  sämtlichen  Fällen  von  Le  Für  waren  Strikturen  oder  doch  schwere 
Veränderungen  in  der  Urethra  anterior  vorhanden.  Die  Striktur  der  Pars 
posterior  als  selbständige  Erkrankung  erscheint  daher  auch  nach  den  Aus- 
führungen Le  Fürs  zum  mindesten  zweifelhaft.  Die  Schlussfolgenmgen  Le 
Fürs  sind  kurz  diese: 

Es  gibt  entzündliche  Verengerungen  in  der  Urethra  posterior  mit  dem 
Sitz  in  der  Pars  membranacea  und  prostatica.  Diese  sehr  seltenen  Fälle  sind 
Folgen  einer  hartnäckigen  Urethritis  posterior  oder  einer  chronischen  prolife- 
rierenden und  stenosierenden  Prostatitis  oder  des  Durchbruchs  eines  Abszesses 
in  die  Urethra  posterior  oder  eines  hinzugekommenen  Trauma.  Sie  entwickeln 
sich  rasch  und  führen  zu  frühzeitigen  Erscheinungen,  die  denen  bei  Prostata- 
hypertrophie ähneln  (Prostatisme).  Sie  komplizieren  sich  gewöhnlich  mit  einer 
Reihe  von  Anfällen  von  Prostatismus  (häufiger  Urindrang,  Prostatorrhoe. 
Blutungen,  erschwertes  Urinieren  bei  vermindertem  Strahl)  und  Prostata- 
abszessen. 

Die  Behandlung,  welche  sich  gegen  das  von  der  Urethra  und  von  der 
Prostata  herrührende  Leiden  zu  richten  hat,  dieser  Affektionen  ist  sehr 
schwierig  und  langwierig.  Man  kann  sie  aber  durch  starke  Dilatationen, 
auch  mit  Hilfe  der  Elektrolyse,  Uretrotomia  interna,  Prostatamassage  und 
Prostataelektrisierung  zur  Heilung  bringen  (Mitteilung  von  6  genauen  Kranken- 
geschichten). 

Aus  den  Schlussfolgerungen  Schmidts  (71)  hebe  ich  das  Folgende  her- 
vor.' Auf  vorbeugende  Massregeln  ist  der  grösste  Wert  zn  legen,  die 
Bougierbehandlung  ist  sowohl  bei  traumatischer  wie  gonorrhoischer  Ätiologie 
auf  die  geringsten  Anzeichen  einer  sich  ausbildenden  Verengerung  hin  früh- 
zeitig einzuleiten  und  lange  genug  fortzusetzen.  In  regelmässigen  Zwischen- 
räumen ist  eine  Nachuntersuchung  vorzunehmen.  Die  äussere  Hamröhren- 
verletzung  führt  fast  stets  zu  einer  Verengerung.  Eine  solche  bietet  aber  für 
die  ärztUche,  insbesondere  die  operative  Hilfeleistung,  die,  wenn  irgend  mög- 
lich, in  der  Resektion  mit  Hamröhrennaht  bestehen  soll,  günstigere  Aussichten 
(wie  bei  den  gonorrhoischen  Strikturen). 

Bei  passender  Auswahl  der  traumatischen  Fälle  bringt  hier  auch  ein 
unblutiges  Dehnungsverfahren  für  kürzere  Zeit  leidlich  gute  Erfolge.  Ob  sie 
ebenso  von  Bestand  sind,  wie  die  operativen  Resultate,  ist  unwahrscheinlich. 
Jede  brüske  Bougierung  ist  zu  verwerfen.  Die  Operation  darf  nicht  zu  lange 
hinausgeschoben  werden.  Mitteilung  von  140  kurzen  Krankengeschichten  aus 
der  Breslauer  chirurgischen  Klinik. 

Pedersen  (63)  benutzt  zur  Sondierung  von  Urethralstrikturen  beson- 
dere Sonden,  und  Katheter,  welche  es  ermöglichen,  ein  filiformes  Bougie 
in  situ  liegen  zu  lassen  und  die  Instrumente  der  Reihe  nach,  sie  darüber 
streifend,  einzuführen,  also  ohne  es  nötig  zu  haben,  mit  dem  Instrument 
jedes  Mal  das  Leit bougie  herausnehmen  zu  müssen.  Ohne  Abbildungen  ist 
die  Beschreibung  der  Instrumente  schwer  verständlich. 

Das  neue  Instrument  von  Do  mm  er  (15)  zur  Urethrotomia  interna  ist 
recht  kompliziert  und  kann  nur  an  der  Hand  von  Abbildungen  erklärt  werden 
(cf.  das  Original). 


Pels-Leasden,  Verletzangen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Urethra.  1131 

Oestreicher  (62)  redet  der  Urethrotomia  interna  mit  Maisonneuve- 
schen  Instrument  das  Wort.  Er  macht  2,  selten  3 — 4  Schnitte  in  die  Vorder- 
\Tand  und  legt  tür  48  Stunden  einen  Verweilkatheter  ein,  worauf  täglich 
bougiert  werden  muss.  Die  Operation  hat  nach  Oestreicher  nur  Vorteile, 
keine  Nachteile.  Wenn  das  Instrument  nicht  gleich  eingeführt  werden  kann, 
so  wird  in  dringenden  Fällen  Blasenpunktion,  event.  öfters,  event.  mit  liegen- 
bleibendem Troikart  gemacht. 

Blond  el  (16)  erreichte  mittelst  zirkulärer  Elektrolyse  nach  New  man 
in  einem  Falle  von  traumatischer  Harnröhrenstriktur  Heilung,  nachdem  Ure- 
throtomie  und  Urethrektomie  vergeblich  gewesen  waren. 

Alcayde  (2)  beschreibt  eine  Modifikation  des  Neumannschen  Instru- 
mentes zur  zirkulären  Elektrolyse,  welches  er  mit  einem  filiformen  Bougie 
verbunden  hat,  so  dass  er  bei  der  Einführung  an  dem  vermehrten  Widerstand 
sofort  merkt,  wenn  er  in  die  Striktur  vordringt. 

Seelhorst  (73)  empfiehlt  die  elektrische  Behandlung  von  Strikturen 
mittelst  elektrolytischer  Nadel  unter  Leitung  des  Urethroskopes  und  will  sehr 
befriedigende  Resultate  erzielt  haben.  Vorbedingung  ist  aber,  dass  die  Striktur 
zuerst  durch  Dilatation  oder  Urethrotomia  interna  auf  ein  Kaliber  von 
25  Siad.  gebracht  worden  ist. 

Dieser  nach  dem  Muster  des  Male  cot  sehen  weichen  Verweilkatheters 
von  Lebreton  (47)  konstruierte  soll  gegenüber  jenem  den  Vorteil  der 
grossen  Festigkeit  und  eines  weiteren  Lumens  haben.  Er  besteht  aus  einer 
weichen  Gummispitze,  ähnlich  beschaffen  wie  die  Spitze  eines  Nelaton- 
katheters,  nur  finden  sich  an  Stelle  der  Augen  vier  Längsschlitze.  Diese 
klaffen  für  gewöhnlich  und  die  zwischenliegenden  Pfeiler  buckeln  sich  halb- 
mondförmig nach  allen  vier  Seiten  auf,  so  dass  ein  Herausgleiten  aus  der 
Blase  ziemlich  unmöglich  ist.  Zum  Einführen  werden  die  Malecotschen 
Katheter  mit  einem  Mandrin  versehen,  welcher  die  Katheter  streckend  die 
klaffenden  Schlitze  zum  Schluss  bringt,  so  dass  nunmehr  das  Volumen  an  der 
Spitze  nicht  grösser  ist,  wie  am  Körper  des  Katheters.  Der  Lebretonsche 
Katheter  entlehnt  nur  die  Spitze  dem  Male  cot  und  verbindet  sie  mittelst 
eines  festen  Zwischenstückes  mit  einer  Art  Mercierkatheter  mit  weitem 
Lumen.  Ausser  diesem  weiten  Lumen  haben  die  Katheter  den  Vorzug  der 
leichteren  Einführbark eit  und  des  sichereren  Liegenbleibens.  Für  denjenigen, 
der  überhaupt  öfters  Verweilkatheter  benützt,  lohnt  sich  jedenfalls  ein  Ver- 
such mit  diesem  von  Eynard  hergestellten  Instrument. 

Kochet  (24)  bespricht  die  Folgen  einer  mehr  weniger  ausgedehnten 
Verletzung  der  Harnröhre  bei  der  perinealen  Prostatektomie.  Bei  den  kleineren 
Verletzungen^  bei  welchen  nur  höchstens  die  Hälfte  der  Hamröhrenwand  fort- 
genommen sei,  besonders  wenn  es  sich  um  Längswunden  handle,  sei  die  Ge- 
fahr der  Strikturausbildung  eine  sehr  geringe.  Aber  auch  bei  ausgedehnteren 
Verletzungen  bilde  sich,  falls  nur  noch  ein  Streifen  Harnröhrenschleimhaut 
erhalten  sei,  in  kurzer  Zeit  der  normale  Weg  für  den  Urin  wieder  aus  unter 
geeigneter  Behandlung,  sorgfältigem  Katheterisieren,  womit  nicht  zu  spät  nach 
der  Operation  begonnen  werden  dürfe.  In  einem  eigenen  Falle,  bei  welchem 
die  Harnröhre  fast  ganz  abgerissen  war,  musste  vier  Monate  nach  der  Pro- 
statektomie, da  aller  Urin  durch  die  Perineal  wunde  abfloss,  die  Resektion 
der  zwischen  den  Urethralenden  gelegenen  Narbenpartien  gemacht  werden. 
Das  Resultat  war,  trotzdem  keine  Naht  versucht  und  nur  ein  Verweilkatheter 
eingelegt  wurde,    ein  ausgezeichnetes,    indem  nach  14  Tagen   der  Katheter 


1132  Jaluresbericht  ffir  Chirurgie.    II.  Teil. 

fortgelassen  werden  konnte  und  unter  häufig  wiederholtem  Katheterisieren 
die  Perinealwunde  in  einem  Monat  sich  schloss.  Auch  anderweitig  empfiehlt 
er  diese  Nahtmethode. 

Sellheim  (75)  hat  einen  vollständigen  Defekt  der  Blasenscheidewand 
und  der  Harnröhre  durch  eine  eigenartige,  durch  zahlreiche  Abbildungen  er- 
läuterte Plastik  zur  Heilung  gebracht,  so  dass  Patientin  jetzt  eine  Stunde 
lang  den  Urin  halten  und  willkürlich  entleeren  kann,  jedenfalls  ein  äusserst 
befriedigendes  Resultat. 

Wolkowitsch  (86)  hat  in  einem  Falle  von  Verödung  der  weiblichen 
Harnröhre,  bei  welchem  aller  Urin  durch  eine  weite  Blasenscheidenfistel  ent- 
leert wurde,  eine  neue  Harnröhre  nach  Art  der  Beck  sehen  Hamröhren- 
plastik  gebildet.  Nach  Loslösung  der  Blase  von  einer  Sectio  alta  aus  bildete 
er  einen  Tunnel  in  der  Gegend  der  ursprünglichen  Harnröhre,  zog  einen 
Blasenzipfel  hindurch  und  befestigte  ihn  hier  mit  einigen  Nähten.  Auch  die 
Blasenscheidenfistel  wurde  in  derselben  Sitzung  geschlossen.  Nach  mancherlei 
Zwischenfällen  soll  sich  schliesslich  eine  Art  Kontinenz  entwickelt  haben. 

Die  von  Cantalupo  (20)  angewandte  indirekte  Behandlung  kann  nur 
bei  den  Perinealfisteln  Anwendung  finden,  da  diese  penienen  Urethrorrhaphie 
und  ürethroplastik  erheischen;  sie  entspricht  jedoch  gut  bei  diesen,  wenn 
dieselben  keinen  grossen  Substanzverlust  aufweisen.  Diese  Methode  besteht 
zunächst  in  der  ätiologischen  Behandlung,  das  heisst  innere  Urethrotomie 
und  Durchführung  von  Sonden,  um  der  Harnröhre  ihren  normalen  Durch- 
messer zu  geben:  die  gradweise  Erweiterung  vermag  wenig  ohne  innere 
Urethrotomie,  da  die  Verengerung  kallös  ist  und  man  nicht  über  N  14  Char- 
riere  hinausgeht.  Mit  der  Urethrotomie  erreicht  man,  16 — 17  hindurchgehen 
zu  lassen:  Der  Dauerkatheter  verhindert  das  Durchgehen  des  Harns  durch 
die  Fistel,  welche  mit  der  Oberfläche  des  Urethralkanals  in  wagerechte  Lage 
gelegt  wird.  Mit  dieser  ätiologischen  Behandlung  verbindet  er  die  Desin- 
fektion der  Fisteln  mittelst  mit  dem  Irrigator  gemachten  Kaliumpermanganat- 
Waschungen,  ohne  zu  Auslöffelungen  oder  Kauterisationen  greifen  zu  müssen. 

R.  Giani. 

Macnaughton  (59)  exstirpierte  eine  zwischen  Urethra  und  Vaginal- 
wand gelegene  Zyste,  wobei  ein  grosser  Teil  der  hinteren  Urethra  weggenommen 
werden  musste,  der  später  durch  mehrere  plastische  Operationen  wieder  er- 
setzt wurde,  so  dass  die  Patientin,  welche  nach  der  Operation  von  häufigem 
Urindrang  und  Inkontinenz  geplagt  war,  später  den  Urin  wieder  5 — 6  Stunden 
halten  konnte. 

Lecene  (51)  teilt  den  pathologisch-anatomischen  Befund  mit  von  einem 
Karzinom  des  periphersten  Teiles  der  Urethra,  welches  ausgedehnt  in  die  Ge- 
fässe  des  Corpus  spongiosum  glandis  hineingewuchert  war.  In  der  Diskussion 
berichten  Cornil  und  Bender  über  ähnliche  von    ihnen  beobachtete  Fälle. 

Schroeter  (72)  glaubt  durch  folgendes  Verfahren  kleine,  in  der  Harn- 
röhre eingeklemmte  Steinchen  und  Fremdkörper  entfernen  zu  können.  Falls  der 
Urin,  wenn  auch  nur  tropfenAveise  vorbeigebracht  werden  kann,  verschliesst 
Schroeter  manuell  die  Harnröhrenmündung  und  lässt  den  Patienten  so 
länge  kräftig  pressen,  bis  der  vordere,  periphere  Teil  der  Harnröhre  ad  ma- 
ximum  gefüllt  und  ausgedehnt  ist.  Der  Stein  soll  dann  unter  heftiger  An- 
wendung der  Bauchpresse  seitens  des  Patienten  und  gleichzeitigem  Freigeben 
der  Harnröhrenmündung  mit  dem  angesammelten  Urin  herausgeschleudert 
werden,   was   Schroeter    auch   in   dem   einen  von   ihm   beobachteten  Falle 


Neck,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  1133 

gelangen  ist.  Geht  an  dem  Stein  keine  Flüssigkeit  mehr  vorbei,  so  rät 
6chroeter,  eventuell  nach  Abbinden  des  Gliedes,  zentral  von  dem  Kon- 
krement, um  dessen  Zurückschlüpfen  zu  verhindern,  mit  gut  abdichtender 
Spritze  den  vorderen  Teil  der  Harnröhre  mit  sterilem  Wasser  zu  füllen  und 
dann  nach  Lösung  der  Umschnürung  dasselbe  Manöver,  von  oben  machen 
zu  lassen.     Eventuell  sei  das  Verfahren  mehrere  Male  zu  wiederholen. 

Bei  einem  22  Jahre  alten  Manne  mit  Hypospadia  penis  fand  Che- 
vassu  (22)  4  cm  vom  Orificium  Urethra  entfernt  eine  mit  drei  Steinen  ge- 
füllte Aufbuchtung  der  Harnröhre,  die  als  Folge  einer  kongenitalen  Verengerung 
oder  eines  gewanderten  und  angehaltenen  Konkrementes  aufgefasst  wird. 

Wolf  (85)  beschreibt  einen  primären  Urethralstein  der  Pars  pendula 
Ton  sehr  beträchtlicher  Grösse,  welcher  sich  in  einem  echten  Hamröhren- 
divertikel  gebildet  hatte.     In  dem  Stein  fand  sich  ein  organischer  Kern. 

Englisch  (28)  bespricht  in  einer  umfangreichen  Arbeit,  welcher  ein 
Literaturverzeichnis  von  613  Nummern  und  Krankengeschichten  von  10  Fällen 
angefügt  sind,  die  Fremdkörper  der  Harnröhre  und  Blase.  Ref.  ist  es  un- 
möglich, in  kurzen  Worten  den  Inhalt  der  Arbeit  anzugeben,  da  es  sich  ja 
um  ausserordentlich  viele  im  Einzelfalle  zu  beachtende  Dinge,  Art  des  Fremd- 
körpers, Sitz,  Lage,  Zeit  seines  Verweilens  usw.  handelt,  so  dass  man  nur 
von  Fall  zu  Fall  die  Art  der  Operation  zu  bestimmen  vermag.  Auch  die 
Wiedergabe  der  auf  S.  185  stehenden  Zusammenfassung  würde  nur  ein  un- 
Tollkommenes  Bild  von  der  Fülle  des  gebrachten  Materials  geben  und  Ref. 
muss  daher  auf  das  Original  verweisen.  Kurz  sei  nur  erwähnt,  dass  bei  in- 
krustierten Fremdkörpern  im  allgemeinen  operiert  werden  muss,  während 
nichtinkrustierte  gelegentlich  die  Wahl  der  Operation  frei  lassen. 


xxn. 


Verletzungen  und  ehirurgisehe  Krankheiten  der 

oberen  Extremität 


Referent:  C.  Neck,  Chemnitz. 


Die  mit  *  bezeichneten  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Angeborene  Krankheiten,  Missbildungen,  Entwickelungshemmungen  etc. 

1.  Antonelli,  Ein  Fall  von  kongenitalem  bilateralen  Radinsdefekt.    Zeitschr.  f.  orthop. 
Chir.  1905.  Bd.  14.  Heft  II. 

la.  ^Bordoni,  T.,  Sopra  due  casi  di  elevatione  congenita  della  scapola.  La  clinica  modema 
1905.  Nr.  45. 

2.  Ferö-Perrin,  Note  sur  des  anomalies  des  doigt  etc.    Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  1. 
2a.Gavani,  G.,  Deformita  del  pollice.    Eziologia  e  patogenesi.    BoUettino  delle  Scienze 

Mediche  di  Bologna  1905. 


1134  Jahresbericht  für  Chirurgie.    U.  Teil. 

3.  GoardoD,  Sar^Uvaüoii  congönitale  de  Tomoplaie  droiie.    Jonm.  de  ia€d,  de  Bord. 
1905.  Nr.  5.  p.  81. 

4.  *Hamiltoo,A  case  of  congenita!  synostoeis  of  both  upper  radio-alnar  articnlatioDS. 
Brit.  med.  joum.  1905.  Nov.  18.  p.  1827. 

5.  Hubert,  Atrophie  congönitals  du  membre  sapörieur  portant  presqne  ezclusivement  sar 
leg  deoziämes  phalanges.    Rev.  d'Orthop.  1905.  Nr.  6. 

6.  Jotton,  Deformation  de  Tavant-bras  per  arrdt  de  d^veloppement  etc.    Rev.  d'orthop. 
1905.  Nr.  1. 

7.  *Roncayrol,  De  la  Syndactylie  et  de  Tectrodactylie.    Rev.  d^orthop.  1905.  Nr.  1. 

8.  Tridon,  Un  cae  de  sur^lävation  congenitale  de  Tomoplate.  Rev.  d'orthop.  1905.  Nr.  1. 

9.  Princebant,  Syndactylie  cong^nitale  trte  ätroite  des  mains.     Joam.    de   med.   de 
Bordeaux  1905.  Nr.  32. 

10.  Princetean,  Nonveau  proc^ö  op^ratoire  poar  la  coro  de  la  syndactylie.    Sem.  med. 
1905.  Nr.  4L  p.  489. 

11.  Rosenkranz,    Über   angeborene   Kontrakturen    der    oberen    Extremitftt.     Dissertat 
Berlin  1905. 

12.  *Whitman,  The  treatment  of  congenital  and  acquired  luxations  at  the  Shoulder  in 
childhood.    Annales  of  surg.  1905.  Jnly. 

13.  Zesas,  Angeborener  Hochstand  des  Schulterblattes.   Orthop.  Chir.  1905.  Bd.  15.  H.  1. 

Bei  dem  zehnjährigen  Mädchen  mit  rechtsseitigem  Schulterblatthochstand 
i7ar  das  Schulterblatt  3  cm  in  die  Höhe  gerückt.  Der  Zustand  bestand  seit 
der  Geburt.  Nach  Ausschluss  anderer  Möglichkeiten  kommt  Gourdon  (3) 
zu  der  Annahme,  dass  es  sich  im  vorliegenden  Falle  um  ein  kongenitales 
Leiden  handle. 

In  Tridons  (8)  Fall  wurde  der  linksseitige  Schulterblatthochstand  im 
fünften  Lebensmonat  bemerkt.  Im  26.  Monat  kam  das  Mädchen  zur  Unter- 
suchung. Das  linke  Schulterblatt  stand  3  cm  höher  als  das  rechte  und  war 
der  Mittellinie  genähert.  Die  linke  Thoraxhälfte  zeigte  einen  um  2  cm  ge- 
ringeren Umfang.  Die  linke  Klavikel  war  1  cm  verkürzt.  Die  Funktion  des 
linken  Armes  war  eine  völlig  normale,  namentlich  gelang  auch  die  Abdaktion 
^es  Armes  in  normaler  Weise  ohne  Schmerzen.  Es  bestand  ferner  eine  dop- 
pelte Skoliose  einmal  im  oberen  Brustabschnitt  nach  rechts  und  in  der  Len- 
^engegend  nach  links.  Dazu  kamen  noch  eine  Schädel-  und  Gesichtsasjm- 
metrie.  Aus  dem  Röntgenbild  glaubt  Tridon  mit  grosser  Wahrscheinlich- 
keit schliessen  zu  können,  dass  das  fast  unbewegliche  Schulterblatt  durch 
eine  Knochenspange  mit  den  unteren  Halswirbeln  in  Verbindung  steht.  Die 
Muskeln  des  Schultergürtels  boten  nichts  Abnormes. 

Zesas  (13)  ist  mit  anderen  der  Ansicht,  dass  bei  dem  angeboreoen 
Hochstand  des  Schulterblattes  eine  Entwickelungshemmung  in  der  Anlage  des 
Schulterblattes  zugrunde  liegt.  Dadurch  werden  Formveränderungen  der 
Skapula  bedingt  oder  es  wird  eine  Weiterentwickelung  versprengter  Kno- 
<;henanlagen  verursacht.  Durch  alle  diese  Störungen  wird  der  Descensus  der 
Skapula  verhindert.  Auch  totaler  partieller  Defekt  von  am  Schulterblatt  an- 
setzenden Muskeln  kann  für  die  Lagerung  des  Schulterblattes  von  Bedeu- 
tung sein. 

Zesas  stellte  in  seiner  Arbeit  100  Fälle  von  Schulterblatthochstand 
a«us  der  Literatur  zusammen.  Er  selbst  hat  einen  Hochstand  des  rechten 
Schulterblattes  bei  einem  fünfjährigen  Jungen  beobachtet.  Das  rechte  Schulter- 
blatt war  um  5  cm  in  die  Höhe  gerückt.  Das  Erheben  des  rechten  Armes 
gelang  nach  vorn  und  nach  der  Seite  nur  bis  110^ 

Die  kongenitalen  Kontrakturen  der  oberen  Extremitäten  bearbeitete 
Ho  senkranz  (11)  im  Anschluss  an  eine  eigene  Beobachtung. 


Necky  VerletzuDgen  and  chirnrg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität  1135 

Bei  dem  zehnjährigen  Jungen  bestand  seit  der  Geburt  eine  beiderseitige 
ulnopalmare  Kontraktur  der  Hände.  Die  Daumen  zeigten  eine  massige  Ad- 
daktions-  und  Oppositionskontraktur.  Die  Beugung  und  Streckung  in  den 
Ellenbogengelenken  war  behindert.  Die  aktive  Beugung  war  im  linken  Ellen- 
bogengelenk unmöglich.  Der  rechte  Arm  stand  in  Pronation,  der  linke  in 
halber  Supination.  Bei  der  elektrischen  Untersuchung  zeigte  sich,  dass  die 
Erregbarkeit  der  vom  Radialis  versorgten  Yorderarmmuskeln  und  des  Bizeps 
aufgehoben  war.  Der  Deltoides  war  nur  stellenweise  schwach  erregbar.  Durch 
Massage  nnd  Gymnastik  wurde  eine  Besserung  der  Handkontrakturen  erzielt. 
Die  Daumenkontraktur  wurde  nach  Durchtrennung  beider  Köpfe  des  Ad- 
ductor  pollicis  longus  und  Verlängerung  der  Sehne  des  Flexor  poUicis  longus 
wesentlich  gebessert.  Der  Verf.  stellte  aus  der  Literatur  55  Fälle  von  an- 
geborener Kontratur  der  oberen  Extremitäten  zusammen. 

Antonelli  (1).  Bei  dem  fünfjährigen  Jungen  fand  sich  neben  Hypo- 
spadia  penica.   Hemia  inguinalis  congenita,   doppelseitiger  Pes  planus  varus. 

Der  Radiusdefekt  war  beiderseits  ein  totaler  und  bedingte  eine  bilaterale 
radiäre  Klumphand.  Antonelli  konnte  100  Fälle  von  Radiusdefekt  mit 
Klnmphandbildung  aus  der  Literatur  zusammenstellen.  In  60  Vo  der  Fälle  fand 
sich  die  Deformität  bei  männlichen  Individuen,  in  40^/o  bei  weiblichen. 

Einseitig  war  der  Radiusdefekt  55  mal,  doppelseitig  ^5  mal. 

In  seinem  Fall  schuf  der  Verf.  durch  Längsspaltung  der  Ulna,  wobei 
die  Gelenke  nicht  eröffnet  wurden,  einen  neuen  Radius  und  korrigierte  die 
Stellung  der  Hand.  Nach  Abschluss  des  Heilverfahrens  verharrten  nicht  nur 
die  Hände  in  einer  in  bezug  auf  die  Richtung  der  Vorderarmachse  korrekten 
Stellung,  sondern  auch  die  gestörte  Funktion  der  Hand  war  wesentlich  ge- 
bessert worden. 

Bei  dem  11jährigen  Mädchen,  über  welches  Joüon  (6)  berichtet,  be- 
stand eine  starke  Verbiegung  des  Radius  in  seinen  unteren  zwei  Dritteln  mit 
der  Konvexität  nach  aussen  und  eine  Verschiebung  der  Hand  radialwärts. 
Die  untere  Hälfte  der  Ulna  war  auf  dem  Röntgenbild  als  dünnes  Stäbchen 
zu  sehen,  während  die  obere  Hälfte  normal  entwickelt  war.  Die  Kraft  der 
Hand  war  auf  der  von  der  Deformität  befallenen  Seite  beträchtlich  herab- 
gesetzt. Die  Finger  konnten  normal  bewegt  werden.  Beugung  im  Handgelenk 
war  beeinträchtigt,  die  radiale  Abduktion  der  Hand  unmöglich.  Die  Verkrüm- 
mung wurde  im  zweiten  Lebensjahr  bemerkt.  Eine  Ursache  für  die  Ent- 
stehung der  Deformität  konnte  Joüon  nicht  finden,  er  nimmt  an,  dass  eine 
mangelhafte  Entwickelung  der  unteren  Ulnaepiphyse  zugrunde  liegt. 

Princeteau  (10)  hat  bei  Syndaktylie  folgendes  Verfahren  verwendet: 
Zunächst  legt  er  durch  die  ganze  Länge  des  Zwischenfingerraumes  auf  der 
Beuge-  und  Streckseite  eine  Inzision  an.  Von  den  Längsinzisionen  werden 
gegen  die  Basis  der  Finger  kleine  Schrägschnitte  gemacht,  so  dass  er  vier 
Lappen  erhält.  Die  kleineren  Lappen  werden  zur  Kommissurbildung  ver- 
wendet, die  grösseren  zur  Bedeckung  der  Finger.  In  fünf  so  behandelten 
Fällen  erhielt  Princeteau  ein  sehr  befriedigendes  Resultat. 

Hebert  (5)  konnte  weder  Nervenstörungen,  noch  Gefässanomalien  als 
Ursache  für  die  an  den  Fingern  2 — 5  der  linken  Hand  vorhandenen  starken 
Verkürzungen  der  zweiten  Phalangen  feststellen. 

F6re  und  Perrin  (2)  stellten  —  durch  eine  Beobachtung  von  Valgusstel- 
lung  des  Endgliedes  der  beiden  Kleinfinger  bei  einem  67  jährigen  dementen 
Manne  angeregt  —  Untersuchungen   an  180  erwachsenen  Geisteskranken  an 


1136  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

und  fanden  dieselbe  Deformität  48  mal  beiderseits,  19  mal  links,  3  mal  rechts. 
Unter  100  Arbeitern  verschiedener  Arbeitszweige  fand  sich  die  Deformität 
12  mal  beiderseits,  6  mal  links,  Imal  rechts.  Die  Verif.  meinen  —  auf  Grund 
ihrer  Nachforschungen  — ,  dass  man  annehmen .  könnte,  die  Valgusstellung  des 
Kleinfingers  sei  ein  Degenerationszeichen. 

Gavani  (2a)  berichtet  einige  Daten  von  seitlicher  Clinodaktylie  mit 
radialer  Konvexität.  Die  Nagelphalanx  bildete  mit  der  1.  Phalanx  einen 
stumpfen  Winkel.  Ein  Kind  und  der  väterliche  Grossvater  hatten  beide  bei 
der  Geburt  Daumen  mit  dieser  Deformität,  jedoch  korrigierte  sich  ein  Daumen 
des  Grossvaters  mit  der  Zeit.  Ein  Bruder  des  Kindes  war  mit  Pedes  equino- 
vari  geboren  und  von  Chilino  mit  bestem  Erfolg  mit  Achillotenotomie  und 
Phelpsschem  Verfahren  operiert  worden.  Joachimsthal,  der  einen  ähn- 
lichen Fall  veröflfentlicht  hat,  schreibt  die  Ursache  dieser  Missbildung  der 
seitlichen  Verdickung  der  Gelenkääche  zu.  Nach  Aufnahme  der  Radio- 
graphien  in  dem  in  Rede  stehenden  Falle  bemerkte  man  zwischen  den 
beiden  Gliedern  ein  Knochenstück,  welches  das  Rudiment  einer  Phalanx 
darstellte. 

An  dem  korrigierten  Daumen  des  Grossvaters  bemerkte  man  diesen 
Knochen  nicht,  während  er  noch  an  dem  deformen  Daumen  vorhanden  war. 
Daumen  und  grosse  Zehen  mit  drei  Gliedern  sind  von  vielen  Autoren  illu- 
striert worden,  unter  anderen  von  Valenti;  Pfitzner  meint,  das  Ver- 
schwinden sei  auf  die  Assimilation  der  2.  mit  der  3.  Phalanx  zurückzuführen, 
wie  es  bei  dem  korrigierten  Daumen  des  alten  Mannes  geschehen  ist.  Bei 
einem  anderen  Kinde  mit  einem  Daumen  mit  derartiger  Deformität  fehlte 
das  Knochenstück. 

Ist  die  erbliche  Belastung  als  ätiologisches  Element  ausser  Zweifel,  so 
sind  für  die  Pathogenese  in  einigen  Fällen  die  Verdickung  der  Gelenkfläche 
(Joachimsthal),  in  anderen  die  Anwesenheit  der  rudimentären  Phalanx 
und  in  wieder  anderen  die  Alteration  der  Weichteile  anzunehmen,  wie  Locke- 
rung auf  der  Seite  der  Konvexität,  da  die  Deformität  bei  den  Reduktions- 
manövern leicht  zu  korrigieren  ist.  R.  Giani. 

2.  Krankheiten  der  Haut, 

1.  Ab  adle,  Mögalonyxie  chez  un  palud^en  (däformations  des  angles  ,en  veiTe  de  montre* 
Sans  ost^o-arthropathie  hypertrophiante.    Journ.  de  mäd.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  32. 

2.  ^Bearmaniii  Porokeratose  papiliomateuse.    Soc.  de  Denn,  et  de  Syph.  1905.  Nr.  7. 
Juill.  p.  629. 

3.  *Cl6jsktt  Sar  un  cas  de  trichophylie  ungu^ale.    Journ.  de  möd.  de  Bord.  1905.  Nr.  2. 
p.  25. 

4.  *6aucheretMillian,  Köratose  palmaire.    Ann.  de  Derm.  et  de  Syph.  1905.  Nr.  7. 
JuiU. 

5.  '''Magne,  Desquamation  en  aires  de  la  paume  des  mains.    Journ.  de  m^d.  de  Bord. 
1905.  Nr.  32. 

6.  Petges,  Ghancre  syphilitique  hypertrophique  au  dos  de  la  main.    Journ.  de  med.  de 
Bord.  1905.  Nr.  49. 

Petges  (6)  sah  bei  einem  25  jährigen  Mann  im  Anschluss  an  eine  Haut- 
verletzung ein  langsam  grösser  werdendes  Geschwür  auf  dem  Handrücken  auf- 
treten. Das  Geschwür  trotzte  jeder  lokalen  Behandlung,  so  dass  Petges 
geneigt  war,  die  AflFektion  als  Geschwulstbildung  anzusehen.  Das  Auftreten 
einer  Roseola  gab  Aufschluss  über  die  Natur  des  Geschwürs  und  eine  anti- 
syphilitische Behandlung  führte  zur  Heilung. 


Neck,  Verletzangen  and  chinirg.  Krankheiten  der  oberen  Extremitftt.  1137 

Abadie  (1)  beobachtete  bei  einem  Manne,  der  an  Malaria  und  Leber- 
zirrhose mit  Ikterus  gelitten,  eine  hochgradige  Vergrösserung  der  Nägel.  Nur 
die  Nägel  waren  hypertrophisch,  während  die  Knochen  völlig  normal  er- 
schienen. 

3.  Erkrankungen  und  Yerletzungen  der  GefSsse. 

1.  *Betti,  Seltene  Verletzung  des  Are.  palmar,  prof.    Gazz.  d.  osped.  Nr.  16. 

2.  Heasmann,  Fall  von  Luzatio  hnmeri.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  42. 

3.  *More8tin,  Aneyi'ysme  de  l'arcade  palmaire.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  6.  p.  556. 

4.  Nemenoff,  Über  Gefftssverletzangen  bei  Luxat.  hnmeri.    Dissertat.    Berlin  1905. 

Bei  dem  75 jährigen  Kranken  Hessmanns  (2)  trat  im  Anschluss  an 
eine  Luxatio  hnmeri  eine  Ruptur  der  Art.  axillaris  auf.  Die  Arterie  war 
bis  auf  eine  schmale  Brücke  durchtrennt.  Nach  Unterbindung  der  Subclavia, 
wobei  der  Faden  die  brüchige  Gefasswand  durch  trennte,  wurde  auch  die 
Axillararterie  abgebunden.  Es  bildete  sich  im  Anschluss  an  diese  Gefäss- 
Unterbindungen  eine  Gangrän  des  Armes  aus,  so  dass  der  Arm  nach  16  Tagen 
im  Schultergelenke  exartikuliert  werden  musste. 

Nemenoff  (4)  teilt  die  Krankengeschichte  einer  68  jährigen  Dame  mit, 
die  sich  durch  Fall  auf  die  Schulter  eine  Luxation  im  Schultergelenk  zuge- 
zogen hatte.  Nach  drei  Wochen  wurde  in  Narkose  ein  Einrenkungsversuch 
gemacht.  Im  Anschluss  an  diesen  Versuch,  der  misslang,  trat  ein  schnell- 
wachsendes Hämatom  in  der  Achselhöhle  auf.  Der  Puls  war  an  den  Vorder- 
annarterien aufgehoben.  Die  sofort  ausgeführte  Inzision  ergab  .eine  Zer- 
reissung  der  stark  gequetschten,  atheromatösen  Axillararterie.  Die  Vene  war 
nnTersehrt.  Nach  Unterbindung  der  Stümpfe  stand  die  Blutung.  Wegen 
Gangrän  des  Armes  musste  später  die  Exartikulation  im  Schultergelenk  aus- 
geführt werden.  Die  Entstehung  der  Gangrän  führt  der  Verfasser  in  erster 
Linie  auf  die  hochgradige  Arteriosklerose  zurück. 

Es  gelang  ihm  65  Fälle  von  Gefässverletzung  bei  Luxation  humeri  zu- 
sammenzustellen. In  den  letzten  25  Jahren  wurden  16  Fälle  veröffentlicht 
mit  einer  Mortalität  von  25  ^/o,  vordem  betrug  die  Mortalität  72,7  °/o.  Der 
Erfolg  ist  im  wesentlichen  der  modernen  Wundbehandlung  zuzuschreiben. 

Als  wichtigste  Behandlung  wird  die  Unterbindung  des  verletzten  Ge- 
fässes  am  Ort  der  Verletzung  empfohlen.  Tritt  keine  Gangrän  ein,  dann 
bleiben  doch  meist  erhebliche  Funktionsstörungen  des  Armes  zurück. 

4,  Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Nerven. 

1.  Daval,  Essai   de  traitement  chirargical  da  .scapulum  alatam*.    Rev.  du  chir.  1905. 
Nr.  1. 

2.  Növrite  ascendante  da  plexus  brachial  cons^cative  ä  an  traumatisme  de  Ja  main.  Joarn. 
de  m^d.  de  Paris  1905.  Nr.  42. 

3.  Trine i,  U.,  Ferita  di  panta  e  taglio  all'  avambraccio  sinistro  con  recisione  dell'  A. 
cabitale,  A.  radiale,  N.  cubitale  e  N.  mediane.  Clinica  moderoa.  Anno  XI.  Firenze  1905. 

4.  ^Wallenberg  I,  Luxation  des  N.  ulnar.    Deutsche  med.  Wochenschr.   1905.  Nr.  8 
p.  326. 

Duval  (1)  hat  bei  Lähmungen  des  Musculus  serratus  major  und  trape- 
zius  zur  Beseitigung  der  dabei  entstehenden  Funktionsstörungen  folgendes 
Verfahren  angewendet:  Um  das  Schulterblatt  in  seine  normale  Lage  zu  bringen, 
fixiert  Duval  den  freigelegten  inneren  Rand  des  Schulterblattes  durch  zwei 

Jahresberieht  fQr  Ghirorgi«  1905.  72 


1138  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

quer  durch  den  Schulterblattrand  geführte  Nähte.  Die  beiden  Fäden  werden 
weiter  um  die  freigelegte  6.  und  7.  Rippe  herumgeführt  und  dann  geknüpft. 
Die  nach  oben  zu  seitlich  an  der  Wirbelsäule  liegenden  Muskeln  werden 
mobilisiert  und  mit  dem  losgehebelten  Periost  des  oberen  inneren  Randes 
der  Skapula  vernäht.  Diese  Fix£^^ion  der  Muskulatur  an  die  Skapula  hat 
den  Zweck  bei  Bewegungen  des  Schulterblattes  ein  Abweichen  des  oberen 
inneren  Schulterblattwinkels  zu  verhüten.  Duval  hat  durch  sein  Operations- 
verfahren bei  drei  Kranken  ein  gutes  Resultat  erzielt. 

Trinci  (3).  Bei  einer  29jährigen  Frau,  die  einen  den  linken  Unter- 
arm durchbohrenden  Messerstich  bekommen  hatte,  wurde  die  Unterbindung 
der  Art.  ulnaris  und  radialis,  welche  verletzt  worden,  und  des  N.  ulnaris 
und  medianus,  welche  auf  der  Höhe  zwischen  mittlerem  und  unterem. Drittel 
des  Unterarmes  durchschnitten  worden  waren,  vorgenommen.  Vollständige 
restitutio  ad  integrum.  R.  Giani. 

Bei  dem  43jährigen  Mann  (2)  trat  im  Anschluss  an  eine  Quetschung 
des  4.  und  5.  Fingers  der  rechten  Hand  eine  aufsteigende  Neuritis  des  Plexus 
brachialis  mit  schwerer  Atrophie  der  Armmuskulatur  auf.  Andere  Ursacben 
als  das  vorhergegangene  Trauma  waren  auszuschliessen. 

5«  Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Muskeln,  Sehnen,  Sehnenscheiden, 

Schleimbeutel  und  Faszien« 

1.  ^Andrew,  Large  fibro-sarcoma  of  tbe  arm.    Glasg.  med.  Journ.  1905.  Aagost. 

2.  Bftärnhielm,  6.,  Beiträge  zur  operativen  Behandlung  der  Dupuytren  sehen  Finger- 
kontrakturen.    Hyglea  1905.  Heft  7.  p.  719. 

8.    Berger,  Proc4dä  op^ratoire  pour  le  traitement  de  la  rötraction  limit^  de  Taponövrose 
palmaire.    Soc.  de  Ghir.  1003.  Nr.  24. 

4.  Cotte,  Tubercuiose  primitive  des  muscles  de  Tavant-bras.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  30. 
p.  149. 

5.  *Gabourd,  Rötraction  d*origine  tuberculeuse  de  Tapon^vrose  palmaire   des  2  mains. 
Lyon  möd.  1905.  Nr.  49. 

6.  ^Heuser,  Beitrag  zur  Frage:  Dupuy trenscbe  Kontraktur  und  Unfall.    Inaug-Diss. 
Bonn  1904. 

7.  *Eeen,  Rupture  of  the  tendon  of  the  biceps  fiexor  cabiti.    Annala  of  Sargery  1905. 
p.  757  and  789. 

8.  Malapert  et  Morichau-Beauchant,  Fibro-chondrome  de  la  gaine  synoviale  des 
tiöchisseurs  de  l'index.     Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anatom.  de  Paris  1905.  Mai.  Nr.  5. 

9.  * Sarcome  k  my^loplaxes  de  la  gaine  synoviale  du  flöchisseur  du  m^ius.  Ballet 

et  mömoir.  de  la  sociöt^  anatomique  de  Paris  1905.  Mai.  Nr.  5. 

10.   *iVIarchesi,  Beitr.  ...  ad  schnellender  Finger.    Zeitscbr.  f.  Cfair.  Bd.  79. 
11.'  ^Perdrizet,  R^traction  de  l'apon^vrose  palmaire  etc.    Thöse  de  Lyon  1904. 
12.    Perthes,  Ad  Sehnentransplantation.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1.  Yereios- 
beilage.  p.  47. 

Eine  primäre  Muskeltuberkulose  fand  Cotte  (4)  an  dem  gemeinsamen 
Beugemuskel  des  Vorderarms  bei  einem  16  jährigen,  sonst  gesunden 
Mädchen.  Die  Tuberkulose  hatte  sich  hauptsächlich  in  den  Muskel  interstitien 
ausgebreitet,  weniger  im  Muskel  selbst,  die  Knochen  des  Vorderarms  waren 
völlig  normal. 

Malapert  und  Morichau-Beauchant  (8)  entfernten  bei  einem 
25 jährigen  Mann  15,  bis  erbsengrosse,  frei  in  der  Sehnenscheide  des  Zeige- 
fingers gelegene  Fibrochondrome.  Die  Funktion  des  Fingers  war  durch  die 
Geschwülstchen  nicht  beeinträchtigt.  Die  Verf.  konnten  nur  vier  oder  fünf 
ähnliche  Fälle  in  der  Literatur  finden. 


Neck,  Verletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  1139 

Die  Methode^  die  Bäärnhjelm  (2)  für  die  Behandlung  der  Dnpny- 
tren sehen  Kontraktur  empfiehlt,  besteht  in  möglichst  vollständiger,  unter 
Blutleere  ausgeführter  Exzision  der  Apeneurose  und  Deckung  der  Hautdefekte 
nach  Tier  seh  ohne  Yernähung  der  Hautwunden.       Hj.  von  Bonsdorf  f. 

Berger  (3)  hat  bei  einem  Kranken,  bei  welchem  durch  Schrumpfung 
der  Palmarfaszie  eine  hochgradige  Kontraktur  des  Mittelfingers  entstanden 
war,  durch  Exzision  der  geschrumpften  Partie  der  Faszie  ein  sehr  gutes 
Endresultat  erzielt. 

Perthes  (12).  Verlängerte  in  einem  Fall  von  ischämischer  Muskel- 
kontraktur mit  völliger  Unfähigkeit  die  Finger  zu  strecken  die  Beugesehnen, 
und  erzielte  so  einen  guten  funktionellen  Erfolg. 

6.  Erkrankungen  der  Knochen  und  Gelenke. 

1.  Alessandri,  R.,    Disarticolazione    inter-ecapolo-toracica    per   endotelioma   recidivo 
dell'  omero.  Bollettino  della  Societä  Lancisiana  degli  Ospedali  di  Roma  1905.  Anno  XXV. 

2.  Bentter,  Sarcome  du  cubitus  etc.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  1.  p.  18. 
2a.*Cbapnt,  Tumenr  blanche  fistuleuse  du  poignet.    Soc.  de  Gbir,  1905.  Nr.  32. 

3.  *Cotte,  Spina  ventosa  ancien,  riieumatisme  tuberculeax  chroniqne  deform ant.    Ljon 
m^.  1905.  Nr.  48. 

4.  Delbet,  Tumeur  k  my^loplazes  de  Textr^mit^  sap^rienre  de  rham^rns.   BulL  et  möm. 
de  la  Bociöt^  de  Chirurgie  de  Paris.  Bd.  31.  Nr.  34. 

5.  ^D  es  tot,  Dislocation  da  carpe.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  38.  p.  454. 

6.  * —  Traumatisme  da  poignet.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  3.  p.  115. 

7.  R.  du  Bois-Reymond,   Die   Beweglichkeit    eines   total    resezierten    Handgelenkes. 
Deatsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2.  Vereinsbeil.  p.  85. 

8.  6randcl4ment,  R^ection  totale  de  rhum^rus  poar  ostöomyelite  tabercal.    Lyon 
möd.  1905.  Nr.  5.  p.  207. 

9.  Jeanbraa,  Ost^o-sarcoma  de  rhumärus.    Rev.  de  Chir.  1905.  Nr.  8. 

10.  v.  Uly  ÖS,  6.,  Primäre  Tnberkolose  in  einer  Gelenkmaas.  Chirarg.  Sektion  des  Bada- 
pester  kgl.  Ärzte -Vereins,  Sitzung  vom  7.  XII.  1905.  Orvosi  Hetilap  1906.  Nr.  3 
(ungarisch). 

11.  *▼.  HoYorka,  Praktische  Erläuterung  einer  Schultererkrankung.  Allg.  Wiener  med. 
Ztg.  1905.  Nr.  48. 

12.  Knierim,  Über  Exstirpation  des  Schultergürtels  nach  Kfister.  Dissertat.  Mar« 
bürg  1905. 

13.  Lncas-Championni^re,  Rösection  des  deux  coudes  pour  ankylose  rhumatismale. 
Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  23.  ^ 

14.  Masotti,  Mixo-fibroma  deir  omero.  Frattura  spontanea.  Rivista  veneta  di  Scienze 
Medicbe  1905.  Fase.  X. 

15.  *Mignon,  Vaste  Osteome  du  brachial  antörieur  droit  aprös  une  luxation  da  coade  en 
arri^re.    Soc.  de  chir.  1905.  Nr.  26. 

15a.  Negroni,  G.,  Sopra  un  caso  di  mixoma  puro  dello  scheletro  del  metacarpo.  Contributo 
alla  casuistica  dei  tumori  della  mano.    Archivio  di  Ortopedia  1905. 

16.  Nelaton,  Du  traitement  de  l'ankylose  du  poignet  etc.    Rev.  d'orthop.  1905.  Nr.  1. 

17.  *Rieffel,  Ost^osarcome  du  coude.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  31. 

18.  *Rolleston,  Gase  of  osteo-sarcoma  of  the  Shoulder  of  over  fifty  years'  duration. 
Bnt.  med.  journ.  7.  I.  1905.  p.  19. 

19.  *Röper,  Ein  Fall  von  traumat.  Exostosis  bursata  etc.    Arch.  f.  Orthop.  III,  1. 

20.  *Rottenstein,  Tuberculose  du  poignet.    Rev.  d*orthop.  1905.  Nr.  1. 

21.  *Rowlands,  A  case  of  Volkmanns  contractur.    Lancet  1905.  Oct  21.  p.  1109. 

Knieriem  (12).  Einmal  wurde  wegen  Sarkom  des  Schulterblattes  die 
Exstirpation  des  Schultergürtels  nach  Küster  ausgeführt.  10  Jahre  4  Monate 
nach  dieser  Operation  starb  die  Kranke  an  Rezidiv. 

Im  zweiten  Fall  wurde  die  Operation  bei  einem  16jährigen  Jungen 
wegen  Sarcoma  humeri  recidivurn  ausgeführt.  Die  Operation  liegt  IVa  Jahre 
zurück. 

72* 


1140  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    II.  Teil 

Alessandri  (1)  beschreibt  einen  klinischen  Fall  eines  52jährigen 
Mannes,  dem  7  Jahre  vorher  der  rechte  Humerusicopf  wegen  zentralen 
Tnmors  des  Knochens  (Endotheliom)  reseziert  worden  war.  Zwei  Jahre  nach 
dieser  glücklich  ausgefallenen  Operation  rezidivierte  die  Anschwellung  und 
wuchs,  da  sich  Patient  weigerte,  sich  neuerdings  operieren  zu  lassen,  in  fünf 
Jahren  bis  zu  dem  Umfang  des  Kopfes  eines  ausgetragenen  Fötus  heran. 
Der  aufs  engste  mit  der  Humeraldiaphyse  zusammenhängende  Tumor  erstreckte 
sich  mittelst  knotenförmiger  Verästelungen  in  die  Acbselregion  und  in  die 
vordere  Brustwand,  wo  er  den  Muse,  pectoralis  major  invadierte.  In  Anbe- 
tracht der  so  ausgedehnten  Verhältnisse  der  Neubildung  konnte  man  nicht 
zu  einer  konservativen  Operation  schreiten  und  es  wurde  die  Exarticnlatio 
interscapulo-thoracica  ausgeführt  (April  1905). 

Die  Operation  hatte  besten  Erfolg  und  40  Tage  nach  der  Operation 
verliess  Pat.  geheilt  und  in  ausgezeichnetem  Allgemeinbefinden  das  Spital. 

Verf.  weist  darauf  hin,  dass  die  primäre  Entwickelung  der  Geschwulst 
in  Zusammenhang  stand  mit  einer  wiederholten  traumatischen  Läsion ,  da 
dieselbe  in  dem  Humemskopf  aufgetreten  war,  der  zweimal  Sitz,  einer  Lu- 
xation war. 

Daran  anschliessend  beschreibt  er  das  makroskopische  Anssehen  des 
exstirpierten  Tumors  und  betont  die  anatomischen  Eigenschaften,  die  wie 
die  klinischen  Eigenschaften  für  die  absolute  Gutartigkeit  der  Neubildung 
sprachen.  Die  histologische  Untersuchung  war  sehr  interessant,  die  Neu- 
bildung hatte  an  einigen  Stellen  ein  drüsenartig  röhrenförmiges  Aussehen 
mit  rundlichen  von  kubischen  oder  zylindrischen  Elementen  von  epithelialem 
Aussehen  umgebenen  und  im  Lumen  eine  amorphe,  durch  Eosin  rot  gefärbte 
kolloidsubstanzähnliche  Masse  enthaltenden  Zwischenräumen.  An  anderen 
Stellen  war  die  Disposition  der  epithelioiden  Elemente  eine  deutlich  alveoläre, 
mit  massiven,  durch  dünne  Bindegewebsbündel  getrennten  Strängen  oder 
Zapfen.  Zahllose  hier  und  da  ektasische  Kapillarblutgefässe  in  engstem  Zu- 
sammenhang mit  den  epithelioiden  Zellenelementen.  Es  handelte  sich  also 
um  ein  dem  schon  vor  7  Jahren  exstirpierten  ähnliches  Epitheliom. 

Verf.  legt  auf  diesen  mikroskopischen  Befund  besonderen  Nachdruck 
und  macht  auf  die  ausgeprägten  Ähnlichkeiten  zwischen  der  Struktur  des 
Endothelioros  mit  der  der  Schilddrüse  aufmerksam,  woraus  er  zu  der  Be- 
hauptung Veranlassung  nimmt,  dass,  sobald  keine  Läsion  der  Schilddrüse  be- 
steht, die  vermeintlichen  Metastasen  von  Schilddrüsengewebe  in  den  Knochen, 
namentlich  wenn  sie  einzeln  sind,  nichts  weiter  sind  als  primäre  Endotheliome 
des  Knochens. 

Zum  Schlüsse  beschreibt  Verf.  eingehend  den  ausgeführten  Operations- 
akt und  zeigt,  dass  bei  Befolgung  der  von  Berger  angegebenen  Technik 
die  Exarticnlatio  interscapulo-thoracica  keine  grossen  Gefahren  bietet. 

R.  Giani. 

Delbet  (4)  hat  bei  einer  Frau  ein  Myeloidsarkom,  das  die  ganze  Ober- 
armknochenmarkhöhle ausgefüllt  hatte,  mit  dem  scharfen  Löffel  entfernt. 
Seit  zwei  Jahren  ist  die  Kranke  rezidivfrei  geblieben. 

Jeanbrau  (8)  führte  bei  der  41jährigen  Frau  wegen  hoch  hinauf 
reichenden  Osteosarkoms  des  Oberarmes  die  Amputatio  interscapulo-thoracica 
aus.  Gleichzeitig  wurden  geschwollene  Achselhöhlendrüsen  entfernt.  Nach 
einem  Jahre  starb  die  Kranke  (wahrscheinlich  an  Bezidiv). 


Neck,  Verletzungen  and  Chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität  1141 

Im  Anschluss  an  den  von  Jeanbrau  operierten  Fall  stellte  dieser  zu- 
sammen mit  Riebe  die  bis  jetzt  in  gleicher  Weise  operierten  Fälle 
zosammen.  Es  gelang  die  Mortalität  infolge  der  Operation  und  die  Dauer- 
resnltate  von  188  operierten  Fällen  maligner  Tumoren  des  Operarmes  fest- 
zustellen. 

Die  durch  die  Operation  bedingte  Mortalität  betrug  7,84%.  Die  mittlere 
Lebensdauer  der  Operierten  betrug  drei  Jahre.  24  mal  konnten  die  Yerfif. 
Heilungen  über  fünf  Jahre  feststellen.  Bei  mehreren  Fällen  sind  10 — 26  Jahre 
seit  der  Operation  verflossen. 

Mas  Ott  i  (14).  Im  Jahre  1903  begann  der  in  Frage  stehende  Sjranke 
Schmerzen  am  rechten  Arm,  und  zwar  am  oberen  Drittel  des  Humerus  zu 
empfinden,  welcher  vier  Monate  später  anschwoll.  Als  er  am  2.  November  1904 
eine  Anstrengung  machte,  hatte  er  eine  plötzliche  momentane  Empfindung, 
Schmerz  am  rechten  Arm :  dann  stellte  sich  drückender  Schmerz  ein ;  Functio 
laesa  des  Gliedes,  wachsende  Anschwellung  bis  zur  Immobilisation  des  Armes. 
Er  liess  sich  im  Spital  aufnehmen,  wo  ihm  gegenentzündliche  Umschläge  ge- 
macht wurden:  nach  zwei  Tagen  bemerkte  Patient  Knistern  und  es  wurde 
Kontinuitätsunterbrechung  des  Knochens  da,  wo  er  sich  verdickt  zeigte, 
augenscheinlich.  Die  Diagnose  wurde  auf  spontane  Fraktur  infolge  Neubildung 
gestellt.  Die  Radiographie  machte  die  Fraktur  des  Humerus  ersichtlich, 
welcher  von  einer  ovalären  Masse  dichten  Gewebes  umgeben  war.  Aus  einer 
angestellten  Geschwuistprobepunktion  ergab  sich,  dass  das  Stück  aus  poly- 
gonalen Elementen  bestand,  die  mit  in  amorphe,  schwer  farbbare  Substanz 
von  schleimartigem  Aussehen  eintauchenden  Verlängerungen  versehen  waren; 
zahlreiche  neugebildete  Gefasse;  histologische  Diagnose:  Fibromyxom. 

Verf.  schliesst,  dass  die  Neubildung  sich  ohne  die  ermöglichende  Ur- 
sache eines  Traumas  oder  einer  vorausgegangenen  Entzündung  entwickelte: 
bemerkenswert  ist  die  relative  Raschheit  zur  Bestätigung  des  Knochenperiost- 
yrsprunges,  die  Langsamkeit  des  Verlaufes  bestätigt  nicht  die  Gutartigkeit 
der  Geschwulst,  da  ja  dieselbe  den  Knochen  derartig  zerstört  hatte,  dass 
spontane  Fraktur  desselben  eintrat:  es  ist  keine  andere  Behandlung  möglich, 
sds  die  totale  Abnahme  des  Gliedes.  R.  Giani. 

Grandclement  (8)  entfernte  bei  einer  38jährigen  Frau,  die  vordem 
dreimal  vergeblich  wegen  Tuberkulose  des  Humerus  operiert  worden  war, 
schliesslich  den  ganzen  Oberarmknochen.  An  Stelle  des  Knochens  erhielt  die 
Frau  einen  Stützapparat,  die  Hand  funktionierte  gut.  Bei  der  ersten  Ope- 
ration wurde  die  Resektion  des  Ellenbogengelenkes  ausgeführt,  bei  der  zweiten 
Operation  wurden  3  cm  vom  Humerusschaft  abgetragen  und  hei  der  dritten 
Operation  7  cm.  Erst  nach  dem  vierten  Eingriff  verschwanden  die  heftigen 
Schmerzen. 

Beutter  (2).  Das  Sarkom  ging  vom  Periost  des  ülna  aus  und  be- 
stand seit  10  Jahren. 

Lucas  Championniere  (11)  stellte  in  der  Pariser  chirurgischen  Ge- 
sellschaft eine  41jährige  Frau  vor,  bei  welcher  er  acht  Jahre  vorher  wegen 
rheumatischer  Ankylose  beider  Ellenbogengelenke  die  Resektion  ohne  Inter- 
position  von  Weichteilen  ausgeführt  hatte.  Das  funktionelle  Resultat  war 
ein  gutes  geworden  und  auch  geblieben. 

Der  37jährige  Kranke  v.  Uly 6s'  (10)  erlitt  vor  19  Jahren  einen  Bruch 
der  Eminentia  capitata  humeri;  im  letzten  Sommer  erkrankte  er  an  einer 
tuberkulösen  Entzündung    des   Ellenbogengelenkes,     v.   Uly  es  operierte  und 


1142  Jahresbericht  far  Chiiargie.    IL  Teil. 

fand  eine  synoviale  Tuberkulose  vor;  das  abgebrochene  Epiphysenstück  war 
durch  einen  ernährenden  Bindegewebsstiel  mit  der  Umgebung  verbunden  und 
zeigte  vorgeschrittene  Verkäsung  sowie  Durchbruch  nach  dem  Gelenk.  Der 
Kranke  ist  geheilt. 

v.  Uly  6s  fasst  den  Fall  als  primäre  Tuberkulose  in  einer  Gelenkmaus  auf. 

Gergö  (Budapest). 

Eine  Kranke  Nelatons(16)  hatte  im  Anschluss  an  eine  gonorrhoische 
Handgelenksentzündung  eine  bindegewebige  Ankylose  des  Gelenks  davonge- 
tragen. Die  Handgelenksversteifung  trotzte  jeder  unblutigen  Behandlung. 
N 61a ton  ging  deshalb  operativ  vor  und  entfernte  die  ganze  erste  Hand- 
wurzelknochenreihe. Das  Os  pisiforme  Hess  er  zurück.  Nach  einem  Monat 
wurde  Massage  angewendet.  Trotz  Massage,  die  sehr  schmerzhaft  war,  bildete 
sich  wieder  eine  Ankylose  aus. 

Es  muss  erwähnt  werden,  dass  die  Wunde  wegen  eines  Hämatoms  er- 
öffnet wurde  und,  dass  dadurch  die  Heilung  verzögert  wurde.  Nach  mehreren 
Monaten  wurde  bei  einer  zweiten  Operation  ein  Teil  der  Knochen  der  zweiten 
Handwurzelreihe  entfernt.  Es  wurde  dann  ein  Stück  Sehne  in  die  entstandene 
Lücke  eingelegt,  um  dadurch  die  Beweglichkeit  im  Handgelenk  zu  erzielen. 
Wiederum  Anwendung  der  Massage  und  Bewegungen  nach  rasch  erfolgter 
Heilung.     Auch  dieses  Mal  kam  es  zu  einer  vollständigen  Versteifung. 

Nach  diesen  Misserfolgen  ging  Nelaton  in  einem  zweiten,  völlig  gleichen 
Fall  folgendermassen  vor:  Exstirpation  der  ersten  Reihe  der  Handwurzel- 
knochen. Danach  quere  Einpflanzung  einer  kleinfingerstarken,  aus  dem  ge- 
meinsamen Fingerstrecker  entnommenen  Muskellappens  in  die  Knochenlücke. 

14  Tage  nach  der  Operation  war  Heilung  eingetreten.  Und  unter  An- 
wendung von  Massage  und  Bewegungen  wurde  ein  sehr  gutes  funktionelles 
Resultat  erzielt. 

Du  Bois-Reymond  (7)  fand,  dass  nach  Entfernung  der  sämtlichen 
Handwurzelknochen  bei  einem  Manne  die  Bewegungsfähigkeit  keine  Einbnsse 
erlitten  hatte,  passiv  sogar  grösser  war. 

Negroni  (15a)  illustriert  einen  klinischen  Fall  von  reinem  Myxom,  das 
sich  zu  Lasten  des  1.  Metakarpus  der  linken  Hand  bei  einem  75jährigen 
Manne  entwickelt  hattö  und  berichtet  ausführlich  über  den  mikroskopischen 
Befund  des  Tumors.  R.  Giani. 

7.  Frakturen. 

1.  Albertin-Tavemier,  Fract.  du  cubitas  ä  la  paitie  sup^r.  avec  etc.  Lyon  m^.  1905. 
Nr.  1.  p.  27. 

2.  Beck,  Über  die  Metakarpalfiasar,  einen  bis  dato  nicht  beschriebenen  Typus  der  Ver 
letzaog  der  Mittelhandknochen.  Fortachritte  auf  dem  Gebiete  der  ROntgen&trahleD. 
Band  8. 

3.  ^Broca,  Fracture  de  Texträm.  sup.  de  rhum^rus.  Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  de  Chir» 
de  Paris  XXXI,  1.  p.  6. 

4.  Codman,  Krnest  Amory  and  Henry  Melwille  Chase,  The  diagnosis  and  treat- 
ment  of  fracture  of  the  carpal  scaphoid  and  dislocation  of  the  semUunar  bone.  Annala 
of  surgery  1905.  March  and  June. 

4a. Chutro,  Pecheo,  Fracturas  de  la  eztremidad  inferion  del  humero  en  los  oioos. 
Buenos  Aires  1904. 

5.  Destot,  De  la  perte  des  mouvements  de  pronation  et  de  supination  dans  les  fraetores 
de  radius.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  53. 

6.  Duroux,  Fractures  de  la  base  des  mötacarpieos.    Lyon  m4d.  1905.  Nr.  42. 

7.  *Eiy,  Leonard  W.,  Fracture  of  the  carpal  scaphoid.    Annais  of  surgery  1905.  Aag. 

8.  *Ghillini,  Bruch  der  unteren  Epiphyse  des  Radius.    Langenbecks  Arch.  77,  1. 


Neck,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  1143 

9.    ^Grisel,  Fracture  basse  radiale  avec  luxation  en  bas  et  en  arri^re  de  la  tdte  etc.  Rev. 

d'orth.  1905.  Nr.  6. 
10-    Hirsch,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  isolierten,  subkutanen  Fraktur  einzelner  Hand- 
wurzel knochen.     Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  34. 

11.  ^Klanssner,  Zur  Therapie  der  Fractura  antebrachii.    Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortb.  1905. 
Nr.  24. 

12.  ^Knoz,  Fracture  of  the  head  of  the  radius.    The  Lancet  1905.  August  12. 

13.  Lorenz,  Fractura  capituli  humeri.    Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  78. 

14.  "^Peraire,  Fracture  du  col.  chirurg.  de  Tliumörus  gauche.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  6. 

15.  *Foenaru,  Unkonsolidierte  Humerusfraktur  durch  Avivement  und  Naht  mit  Jac epi- 
schen Agraphen  behandelt.    Revista  de  Chirurgie.  Nr.  6.  p.  259  (rumäuisch). 

16.  ^Princeteau,  Fracture  des  es  de  l'avant-bras  on  d^coUement  ^piphysaire.  Joum.  de 
inöd^cine  de  Bordeaux.  Nr.  33.  p.  594. 

17.  * —  Fracture  sus  -  condylienne  et  d^coUement  de  Textremitä  de  rhumärus.    Joum.  de 
m^d.  de  Bord.  1905.  Nr.  86. 

18.  ^Roberts,  The  Gardner's  spade  deformity  and  the  silver  fork  deformity  in  fractures 
of  the  carpal  end  of  the  radius.    Med.  Newa  1905.  July  8.  p.  92. 

19.  *Ru SS,  Raymond,  Fracture  of  the  carpal  scaphoid,  with  habitual  dislocation  of  the 
central  fragmeot.    Annais  of  surgery  1905.  February. 

20.  ^Schwartz,  Deux  fractures  de  Textröm.  sup^r.    Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  de  Ghir.  de 
Paris  XXX,  40. 

21.  *Senn,  Fracture  of  humerns.    Ann.  of  Surg.  1905.  Aug.  IL  p.  814. 

22.  *Thomas,  Fractures  of  the  head  of  the  radius.    Med.  News  1905.  Oct.  7.  p.  715. 

23.  Vignard,  De  rintervention  chirurgicale  dans  certaines  fractures  du  coude  chez  Tenfant. 
Lyon  möd.  1905.  Nr.  53. 

24.  *WaIther,   Döcollement   de   Tepiphyse   iuf^rienre   du   radius.    Rev.   d'Orthop.   1905. 
Nr.  5. 

25.  ^Wejeth,  John  Allan,  Fracture  of  a  Phalanx  near  the  epiphysis.   Aunals  of  surg. 
1905.  November. 

26.  Wolff,  Isolierte  Fraktur  des  Os  naviculare.    Monatsschr.  f.  Unfall-  u.  Inyalindenwes. 
1905.  Nr.  12. 

27.  * —  Frakturen  des  Os  naviculare.    Langenbecks  Arch.  77,  8. 

Chutro  (4a)  hat  die  Frakturen  des  unteren  Teils  des  Humerus  bei 
Kindern  zum  Gegenstand  seiner  sehr  umfangreichen  Dissertation  gemacht. 
In  ausführlicher  Weise  werden  die  Anatomie  des  Humerus,  die  klinischen 
Erscheinungen,  die  pathologische  Anatomie,  die  Behandlung  und  die  Resultate 
besprochen.  Eine  grosse  Reihe  von  sehr  schönen  Abbildungen  nebst  Photo- 
graphien und  Röntgiographien  sind  zur  Erläuterung  beigegeben.  Die  Ab- 
handlung steht  nach  Ausführung  und  Ausstattung  weit  über  dem  bei  uns 
üblichen  Niveau  der  Doktordissertationen,  wenn  auch  nicht  viel  Neues  darin 
mitgeteilt  ist. 

Lorenz  (13)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Abschälung  des  Knorpelüberzuges 
des  Capitulum  humeri  (Kocher).  Im  ersten  Fall  handelte  es  sich  um  einen 
22jährigen  Schlosser,  der  sich  seine  Verletzung  beim  Abschlagen  schwerer 
Eisenstangen  zugezogen  hatte.  Mit  der  Stange  wurde  dabei  wie  mit  einem 
grossen  Schmiedehammer  auf  einen  Amboss  aufgeschlagen.  Nach  dem  Unfall 
gelang  Streckung  im  Ellbogen  nur  bis  100°,  die  übrigen  Bewegungen  erfolgten 
frei.  Schmerzen  waren  bei  Bewegungen  in  dem  nicht  geschwollenen  Ellen- 
bogengelenk nicht  vorhanden.  Distal  von  Condylus  externus  sah  man  eine 
flache  guldenstückgrosse  Vorwölbung.  Das  hierher  dislozierte  abgesprengte 
Knorpelstück  wurde  operativ  entfernt.  Später  gelang  Streckung  des  Armes 
bis  160^ 

In  einem  zweiten  Fall  entstand  die  Verletzung  bei  einem  20jährigen 
Schuster  beim  Klopfen  von  Sohlen.  Dabei  bemerkte  der  Mann  plötzlich  einen 
heftigen  Schmerz  im  Ellbogen.     Der  Vorderarm   konnte  gebeugt,   aber  nicht 


1144  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

mehr  völlig  gestreckt  werden  (bis   150®).     Auch   in  diesem  Fall   wurde   eine 
knorpelharte    Vorwölbung    zwischen    Olecranon    und    Epicondylus    externns 

festgestellt. 

Das  abgesprengte  Knorpelstück,  an  welchem  etwas  Spongiosa  haftete, 
wurde  operativ  entfernt.  Danach  kehrte  die  volle  Funktionsfähigkeit  des 
Armes  wieder. 

Vignard  (23)  exstirpierte  bei  einem  Kind,  welches  eine  durch  die 
Mitte  der  Trochlea  gehende  Fraktur  des  inneren  Condylus  erlitten  hatte,  das 
Fragment.  Die  Nachbehandlung  bestand  in  frühzeitigen  Bewegungen  und 
Massage.  Nach  Abschluss  der  Behandlung  bestand  nur  eine  massige  Beein- 
trächtigung der  Streckbewegung  im  Ellenbogengelenk. 

In  einem  zweiten  ähnlichen  Fall  wurde  nicht  operiert.  Das  funktionelle 
Resultat  war  wesentlich  schlechter. 

Albertins  und  Taverniers  (1)  40jährige  Kranke  hatte  in  ihrem 
achten  Lebensjahr  eine  Fraktur  der  Ulna  mit  Luxation  des  Radiusköpfchens 
nach  vorn  erlitten.  Trotzdem  die  Luxation  bestehen  blieb,  war  das  funk- 
tionelle Resultat  des  Armes  ein  gutes.  Das  untere  Ende  des  Radius  war 
nach  der  Streckseite  subluxiert.  Eine  Funktionsstörung  im  Handgelenk  wurde 
dadurch  nicht  bedingt. 

Destot  (5)  hat  Verletzte  mit  Radiusdiaphysenbruch,  bei  welchen  in- 
folge von  Supinationsstellung  des  oberen  Fragments  und  Stellung  des  unteren 
Fragmentes  zwischen  Supination  und  Pronation  nach  Heilung  des  Bruches 
die  Supination  und  Pronation  des  Vorderarmes  verloren  gegangen  war,  durch 
Osteotomie  des  Radius  geheilt,  nachdem  der  Arm  in  Supinationsstellung  bis 
zur  Heilung  festgestellt  worden  war. 

Hirsch  (10)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Fraktur  des  Os  naviculare,  die 
nicht  als  Kompressionsfrakturen  aufgefasst  werden  können.  Die  erste  Be- 
obachtung betrifft  einen  28  jährigen  Mann,  der  auf  die  ausgestreckte  Hand 
fiel.  Durch  Röntgenbild  wurde  eine  Fraktur  des  Os  naviculare  festgestellt. 
Die  Bruchlinie  war  an  der  konkaven  Seite  des  Knochens  am  breitesten  und 
verschmälerte  sich  nach  der  Konvexität  zu.  Die  Beschaffenheit  des  Bruch- 
spaltes veranlasst  den  Verf.  in  diesen  Fall  einen  Biegungsbruch  anzunehmen, 
der  bei  Ulnarflexion  der  Hand  durch  Druck  des  Processus  styloideus  auf 
die  Konvexität  des  an  seinen  beiden  Polen  fixierten  Knochens  entstand. 

Li  einem  zweiten  Fall,  ebenfalls  durch  Sturz  auf  die  Hand  entstanden, 
wurde  durch  Röntgenbild  am  radialen  Vorsprung  des  Naviculare  (Tuber- 
ositas  ossis  navicularis)  ein  halblinsengrosses  abgesprengtes  Knochenstück 
festgestellt.  Hier  setzt  das  kräftige  Ligament,  laterale  radiale  an,  das  bei 
starker  Ulnarflexion  der  Hand  hochgradig  gespannt  wird.  Hirsch  ist  der 
Ansicht,  dass  es  durch  die  starke  Spannung  dieses  Bandes  zu  einer  Riss- 
fraktur des  Os  naviculare  kam.  Es  mussten  für  die  Entstehung  der  Brüche 
demnach  drei  Mechanismen  angenommen  werden,  die  zur  Kompressionsfraktur, 
Biegungsfraktur  oder  Rissfraktur  führen. 

Schliesslich  teilt  Hirsch  (10)  noch  die  Krankengeschichte  eines 
24  jährigen  Maurers  mit,  dem  bei  fixierten  Ellenbogen  auf  die  dorsalflektierte 
Hand  ein  schwerer  Stein  gefallen  war.  Auf  dem  Röntgenbild  erschien  das 
Mondbein  plattgedrückt,  an  der  proximoulnaren  Ecke  war  ein  kleines 
Knochenstück  abgesprengt. 

Codmann  (4).  Die  Fraktur  des  Schiffbeins  im  Handgelenk  ist  keine 
ungewöhnliche  Verletzung.    Die  geringe  Neigung  derartiger  Brüche  zur  Heilung 


Keck,  Verletzuogen  und  cbirarg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  1145 

erklärt  sich  dadurch,  dass  die  Bruchenden  dauernd  in  Synovialfiüssigkeit  ge- 
badet sind  und  unmittelbar  nach  der  Verletzung  meist  keine  gehörige  Ruhig- 
stellung erfolgt.  Die  sogenannten  doppelten  Schiffbeine  sind  wohl  meist  un- 
f^eheilte  Frakturen.  Die  Nichtheilung  führt  zu  erheblicher  Funktionsstörung. 
Da  die  Verletzung  meist  nicht  erkannt  und  deswegen  nicht  behandelt  wird,  ist 
wegen  Mangel  an  genügender  Fixierung  das  Ausbleiben  der  Heilung  so  häufig. 
Wenn  nach  vierwöchentlicher  Fixierung  keine  Heilung  eingetreten  ist,  pflegt 
sie  überhaupt  nicht  zu  erfolgen  und  ist  Exzision  anzuraten,  die  zu  guten 
funktionellen  Resultaten  führt.  Eine  sichere  Diagnose  ist  nur  mit  X-Strahlen 
möglich  und  sollten  dieselben  immer  angewandt  werden  bei  allen  als  Dis- 
torsion  diagnostizierten  Handgelenksverletzungen.  Die  Dislokation  des  Mond- 
beins kommt  allein  oder  zusammen  mit  Fraktur  des  Schiffbeins  vor.  In 
frischen  Fällen  gelingt  die  Reduktion  durch  Hyperextension ,  Druck  auf 
das  innere  volar  dislozierte  Mondbein  und  Flexion.  Wenn  die  unblutige 
Reduktion  nicht  gelingt,  ist  sie  mit  Inzision  zu  versuchen  und  im  Falle  des 
Fehlsehlagens  Exstirpation  eventuell  mit  dem  gebrochenen  Navikulare  vorzu- 
nehmen. In  der  Literatur  hat  Verf.  einzelne  der  von  ihm  hervorgehobenen 
Punkte  erwähnt  gefunden,  jedoch  keine  vollständige  Darstellung  des  Gegen- 
standes.    Der  Arbeit   ist   eine  grössere  Anzahl  von  Skiogrammen  beigegeben. 

Wolf  (26)  kommt  auf  Grund  eigener  und  von  anderer  Seite  beobachteter 
Fälle  zu  folgendem  Ergebnis:  Bei  den  Brüchen  des  Os  naviculare  kommt  es 
in  der  Regel  durch  Pseudarthrosenbildung  zu  einer  dauernden  Schädigung  des 
Gelenkmechanismus.  Es  ist  für  die  Erzielung  eines  möglichst  guten  Heilungs- 
resultates wichtig,  zwei  Gruppen  von  Frakturen  des  Os  naviculare  zu  unter- 
scheiden, eine  intraartikuläre  und  eine  intra-  und  extraartikuläre;  letztere 
ist  die  prognostisch  ungünstigere,  weil  dabei  ausgedehntere  Band-  und  Kapsel- 
verletzungen stattfinden.  Führt  die  konservative  Behandlung  nicht  zu  dem 
gewünschten  Resultat,  dann  ist  eine  operative  Behandlung  am  Platz  mit  teli- 
weiser  oder  völliger  Entfernung  des  frakturierten  Knochens. 

Wolf  berichtet  schliesslich  noch  über  einen  Fall  von  direkter  isolierter 
offener  Fraktur  des  Os  naviculare,  welche  durch  Einwirkung  eines  Stempels 
auf  den  Knochen  entstanden  war. 

Beck  (2)  empfiehlt  zur  Beseitigung  der  häufig  vorhandenen  seitlichen 
Abweichung  der  Fragmente  bei  Mittelhandknochenbrüchen  das  Einpressen  von 
höchstens  kleinfingerdicken  Gummiröhren  in  die  an  die  Bruchstelle  angrenzen- 
den Zwischenknochenräume  und  Fixation  der  Röhren  durch  Heftpflaster. 
Über  diesen  Verband  wird  ein  kleiner  Gips-  oder  Mooskissen  verband  gelegt. 

Bei  dieser  Behandlungsmethode  ist  es  Beck  gelungen,  Diformitäten 
und  Funktionsstörungen  bei  Brüchen  der  Mittelhandknochen  zu  vermeiden. 
Der  Verf.  stellte  durch  Blendenverfahren  fest,  dass  bei  Quetschungen  der 
Mittelhand  nicht  selten  quere  Fissuren  der  Mittelhandknochen  über  der 
Epiphyse,  welche  sich  in  longitudinale  fortsetzen  können.  Beck  glaubt, 
dass  derartige  Fissuren  dann  zustande  kämen,  wenn  ausnahmsweise  die 
dünnste  Partie  des  Mittelhandknochens  nicht  in  der  Mitte,  sondern  über  der 
Epiphyse  liege. 

Die  Veranlassung  zu  der  Arbeit  Durouxs  (6)  gab  eine  Anzahl  eigener 
Beobachtungen  von  Brüchen  an  der  Basis  der  Mittelhandknochen.  Duroux 
beobachtete  fünfmal  Frakturen  an  der  Basis  des  Mittelhandknochens  des 
Daumens,   sechsmal  Brüche   an  der  Basis    des    fünften   Mittelhandknochens, 


1146  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

«weimal  an  der  Basis  des  dritten  Mittelhandknochens,  dreimal  an  der  Basis 
des  zweiten  und  einmal  an  der  des  vierten  Mittelbandknochens. 

Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  kommt  er  zu  dem  Resultat,  dass  — 
bei  frühzeitig  gestellter  Diagnose  und  entsprechender  Behandlung  —  die  Basis- 
brüche des  Daumenmetakarpus  bezüglich  der  späteren  Funktion  des  Daumens 
eine  günstige  Prognose  geben,  da  die  Reposition  der  Bruchstücke  vollkommen 
gelingt. 

Bei  Brüchen  an  der  Basis  des  zweiten  und  dritten  Mittelhandknochens, 
die  nicht  erkannt  werden,  sind  die  Bewegungen  im  Handgelenk  schmerzhaft. 
Dadurch  wird  der  Gebrauch  der  Hand  sehr  beeinträchtigt. 

Bei  Frakturen  an  der  Basis  des  4.  und  5.  Mittelhandknochens  entstehen 
Schmerzen  nach  Art  einer  Neuralgie,  wenn  die  Reposition  der  Fragmente 
nicht  unblutig  oder  blutig  besorgt  wird. 

8.  Luxationen. 

1.  *Albertiii-Tavernier,  Luxation  radio-hum^rale  ancienne.  Soc.  de  Chir.  de  Lyon 
1.  XII.  1904.     Ref.  in  Rev.  de  chir.  1905.  Nr.  1.  p.  158. 

2.  Aul  hörn,  Über  Luxation  im  Earpometakarpalgelenk  des  Daumens  und  über  Luxations- 
fraktur  des  Daumenmetakarpus  (Bennet  sehe  Fraktur).  Deutsche  Zeitschrift  fUr  Chi- 
rurgie 1905. 

8.  Chudoszky,  M.,  Reposition  veralteter  Ellenbogenluxationen  nach  rflckwfirts  mit  Hilfe 
von  Sebnenplastik.    Orvosi  Uetilap  1905.  Nr.  42  (Ungarisch). 

4.  £cot,  Luxation  obstätricale  de  l'^paule  etc.  Soc.  de  Chir.  de  Lyon  8.  XII.  1904.  Ref. 
in  Rev.  de  Chir.  1905.  Nr.  1.  p.  160. 

5.  Hildebrandt,  Über  die  Luxation  des  Os  lunatum  carpi  und  ihre  operative  Behand- 
lung.    Sonderabdruck  aus  den  Charitö-Annalen  XXIX.  Jahrgang. 

6.  * —  Volare  Luxation  des  Os  lunatum.     BprI.  klin.  Wochenschr  1905.  Nr.  30- 

7.  *Horand,  Luxation  des  deux  öpaules.     Lyon  möd.  1905.  Nr.  49. 

8.  *Hugier,  Luxations  r^centes  de  T^paule.    Presse  m4d.  1905.  12  Juill. 

9.  *LijcklamaäNijeholt,  Luxatio  ossis  lunati.  Weekbl.  voor  Geneesk.  1904.  Nr.  24. 

10.  Lilienfeld,  Die  Luxat.  oss.  lun.  vol.     Langenbecks  Arch.  76.  Bd. 

11.  Lop,  Deux  observations  (clinique  des  accidents  du  travail).  Gaz.  d.  Höp.  1905.  Nr  122. 

12.  Mauclaire,  Sur  la  luxation  räcidivante  de  l'^paule  etc.    Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  de 
Chir.  de  Paris  XXXI,  1.  p.  10. 

18.   Morestin,  Deux  cas  de   luxation  m^tacarpo-phalangienne  de  Tindex.    Bull,  et  m^m. 
de  la  soc.  anat.  de  Paris  1905.  Octobre.  Nr.  8. 

14.  Perthes,  Zur  Therapie  der  habituellen  Schulterluxation.    Manchen,  medizin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  10. 

15.  * —  Zur  Therapie  der  habituellen  Schulterluxation.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  16.  p.  654. 

16.  *Piqu^,  Luxation  r^idivante  de  l'^paule.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  32. 

17.  *Puyhaubert,  Luxation  du  coude.    Journ.  de  m^d.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  83. 

18.  Römer,  Luxation  des  Endgliedes  des  Mittelfingers.    MQnch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  52. 

19.  Roth,  Fall  von  Luxation  des  Endgliedes  des  Mittelfingers.  MOncb.  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  43. 

20.  Schnitze,  Ein  Fall  von  spontaner  Subluxation  der  Hand  nach  unten.    Mfloch.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  30. 

21.  *Sprenge],  Blutige  Einrenkung  des  Radiusköpfchens.    ZentralbL  f.  Chir.  80. 

22.  Volkmann,   Ober  Madelung  sehe   Subluxation   der  Hand   nach   vorne.    Dissertat 
Leipzig  1905. 

23.  Zesas,  Über  syringomy elitische  Schultergelenk -Verrenkungen.    Deutsche  Zeitschr.  i 
Chir.  Bd.  80. 

Ecot  (4)  stellte  bei  einem  8jährigen  Kinde  eine  —  nach  Angabe  der 
Eltern  des  Kindes  —  seit  der  Geburt  bestehende  rechtsseitige  Schulter- 
deformität  fest.     Die   genauere  Untersuchung   ergab,   dass   es   sich   um  eine 


Neck,  VerletzoDgen  und  chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  1147 

alte  SGhnlterlnxation  nach  hinten  unten,  die  Spina  scupulae,  handelte.  Die 
Funktion  des  Armes  war  —  abgesehen  von  einer  massigen  Beschränkung  der 
Abduktion  —  eine  völlig  normale. 

Eine  bestehende  einseitige  Pupillenerweiterung  bringt  Ecot  mit  einer 
bei  der  Verletzung  entstandenen  Zerrung  des  Plexus  brachialis  in  Zusammen- 
hang.    Eine  andere  Ursache  dafiir  konnte  nicht  gefunden  werden. 

Der  19jährige  Mann,  welchen  Mauclaire  (12)  operierte,  litt  seit  meh- 
reren Jahren  an  rezidivierender  Schulterluxation.  Bei  der  Operation  fand 
sich  die  Kapsel  erweitert,  ein  Riss  war  nicht  vorhanden.  Der  untere  vordere 
Rand  der  Cavitas  glenoidalis  war  ausgebuchtet.  Nach  Bildung  einer  Längs- 
falte wurde  die  Eapselwunde  geschlossen.  Das  funktionelle  Resultat  war  nach 
mehreren  Monaten  ein  gutes  geblieben,  eine  Luxation  war  nicht  wieder 
aufgetreten.  Zwei  weitere  Kranke,  die  vor  mehreren  Jahren  wegen  desselben 
Leidens  in  gleicher  Weise  operiert  wurden,  sind  rezidivfrei  geblieben. 

Perthes  (14)  stellte  in  der  Leipziger  medizinischen  Gesellschaft  einen 
Kranken  mit  habitueller  Schulterluxation  vor,  die  bedingt  war  durch  partielle 
Abreissnng  der  am  Tuberculum  majus  ansetzenden  Muskulatur.  Nach  An- 
nähung der  losgetrennten  Muskeln  Verengerung  der  Kapseln  und  Verstärkung 
derselben  durch  Einnähung  eines  Seidenstranges.  Bei  massiger  Bewegungs- 
besebränkung  im  Schultergelenk  ist  völlige  Heilung  eingetreten. 

Aulhorn  (2).  Ein  45 jähriger  Arbeiter  hatte  sich  durch  Sturz  von 
einer  Leiter,  wobei  er  auf  den  rechten  Daumen  auftraf,  eine  vollständige 
dorsale  Luxation  des  Daumenmetakarpus  mit  Absprengung  eines  kleinen 
Knochenstückes  am  volaren  Rande  der  Basis  des  Metakarpus  zugezogen.  Da 
die  unblutige  Reposition  nicht  gelang,  wurde  operativ  vorgegangen.  Es  zeigte 
sich,  dass  durch  Kapselinterposition  die  Reduktion  verhindert  wurde.  Nach 
Entfernung  der  interponierten  Teile  gelang  die  Reposition,  da  die  Luxation 
nach  einiger  Zeit  wiederkehrte,  wurde  eine  zweite  Operation  mit  Kapselnaht 
ausgeführt.  Auch  hiernach  wiederum  Luxation.  Massage  und  Bewegungen 
erzielten  nur  eine  geringe  Abduktionsmöglichkeit ,  während  die  Opposition 
völlig  aufgehoben  war.  Es  kam  schliesslich  zu  einer  starken  Beeinträchtigung 
der  Gebrauchsfahigkeit  des  Daumens,  ein  Resultat,  das  bei  derartigen  Ver- 
letzungen meist  beobachtet  wurde. 

Zesas  (23)  hat  in  seiner  Arbeit  29  Fälle  von  syringomyelitischer  Schulter- 
luxation zusammengestellt,  im  Anschluss  an  eine  eigene  Beobachtung.  Der 
58jährige  Landwirt  renkte  sich  nach  einem  leichten  Falle  auf  die  Schulter 
den  linken  Oberarmknochen  aus.  Im  Verlauf  von  7  Jahren  erfolgten  dann 
vielfache  Ausrenkungen  nach  ganz  geringfügigen  Veranlassungen.  Als  Zesas 
den  Kranken  7  Jahre  nach  der  ersten  Verrenkung  sah,  bestand  Atrophie  des 
Oberarmkopfes  und  geringe  Atrophie  der  Schultermuskulatur.  Bei  Bewe- 
gungen im  Schultergelenk  fühlte  man  starke  Krepitation.  Die  Kraft  war  im 
Arm  stark  herabgesetzt,  die  Schmerzempfindung,  der  Tast-  und  Temperatur- 
sinn aufgehoben. 

Zesas  macht  darauf  aufmerksam,  dass  man  bei  sich  wiederholenden 
Schulterverrenkungen  nach  Symptomen  der  Syringomyelie  suchen  soll. 

Chudovszky  (3)  fand  als  wesentlichstes  Repositionshindernis  veralteter 
Ellenbogenluxationen  nach  rückwärts  eine  Retraktion  des  M.  triceps  brachii. 
Demgemäss  trachtet  er  durch  Tendoplastik  die  Verkürzung  dieses  Muskels  zu 
beheben,  was  er  auf  folgende  Weise  bewerkstelligt: 


1148  Jahresbericht  Ar  Chirurgie.    II.  Teil. 

a)  Längsschnitt,  4 — 5  cm  lang,  im  unteren  Drittel  des  Oberarmes,  rück- 
wärts, in  der  Mittellinie; 

b)  der  M.  triceps  brachii  wird  bis  zn  seinem  Ansätze  stampf  isoliert 
nnd  durch  einen  Z-Schnitt  geteilt;  der  innere  Muskelanteil  bleibt  mit  dem 
Olekranon  in  Verbindung; 

c)  Eröffnung  der  Gelenkkapsel  von  rückwärts,  Lösung  der  Adhäsionen, 
Entfernung  eventuell  abgesprengter  Knochenstücke; 

d)  danach  gelingt  die  Reposition  äussert  leicht; 

e)  nach  Einstellung  des  Ellenbogens  in  Mittelstellung  folgt  die  Naht  des 
M.  triceps,  samt  seiner  Faszie.  Eine  fortlaufende  Hautnaht  beendet  die 
Operation. 

Beginn  der  Massage  und  Übungen  ca.  vom  10.  Tage  an. 

Die  Methode  Chudovszki  bildet  ein  Analogon  der  Do  Hinge  r  sehen 
Methode  der  blutigen  Reposition  veralteter  Schulterverrenkungen,  wo  mit 
Hilfe  off'ener  Sehnendurchtrennung  am  retrahierten  M.  subscapularis  die  Re- 
position bewerkstelligt  wird.     (Ref.)  Gergö  (Budapest). 

Schnitze  (20)  berichtet  über  ein  16 jähriges  Mädchen,  bei  welchem 
sich  vom  9.  Lebensjahre  an  allmählich  eine  Madelung  sehe  Deformität  aus- 
bildete. Die  ülna  war  stark  verlängert,  der  Radius  an  seinem  unteren 
Ende  volar  abgebogen.  Funktionell  bestand  stärkere  Behinderung  der  Dorsal- 
flexion. 

Volk  mann  (22)  beobachtete  die  Made  lungsche  Deformität  zweimal. 

Es  bestand  neben  den  bekannten  Formveränderungen  am  Handgelenk  in 
einem  Falle  eine  starke  Verbiegung  des  Radius  in  seinem  unteren  Drittel 
nach  der  Beugeseite  zu.  Auf  dem  Röntgenbilde  war  ausserdem  eine  nach 
der  Daumenseite  zu  konvexe  Verlängerung  des  unteren  Radinsendes  zu  er- 
kennen. Auch  war  die  Gelenkfläche  des  Radius  so  stark  geneigt,  dass  sie 
fast  der  Längsachse  des  Armes  parallel  verlief.  Obgleich  die  Beugefähigkeit 
im  Handgelenk  wesentlich  beeinträchtigt  war,  war  die  Gebrauchsfähigkeit  der 
Hand  eine  sehr  gute.     Die  Affektion  bestand  doppelseitig. 

Eine  8  jährige  Schwester  zeigte  eine  leichte  Verbiegung  des  Radius  nach 
der  ülna  zu  und  eine  Neigung  der  Gelenkfläche  der  Speiche  in  derselben 
Richtung. 

Bei  einer  weiteren  Patientin  bestand  neben  der  Subluxationsstellnng 
der  Hand  eine  leichte  Krümmung  des  unteren  Radiusendes  nach  der  Beuge- 
seite zu. 

Mit  derselben  Deformität  waren  auch  die  Mutter  und  die  Grossmutter 
des  Mädchens  behaftet. 

Volkmann  nimmt  an,  dass  es  sich  in  seinen  Fällen  primär  um 
eine  Erkrankung  des  Radius  handelt,  vielleicht  um  Rachitis.  Es  kommt  eine 
Schwäche  des  Radius  zustande  und  durch  Wirkung  der  Flexoren  eine  Ver- 
biegung. Alle  anderen  Erscheinungen:  Luxation  und  Verbiegung  der  ülna, 
Verlagerung  der  Handwurzel  sind  sekundärer  Natur. 

Hildebrandt  (5)  berichtet  über  drei  Fälle  von  volarer  Luxation  des 
Os  lunatum.  Zweimal  war  die  Verletzung  durch  Sturz  auf  die  dorsal-flektierte 
Hand  entstanden,  einmal  wurde  nur  Sturz  auf  die  Hand  festgestellt. 

In  allen  drei  Fällen  wurde  der  luxierte  Knochen  entfernt.  Die  vor- 
her vorhandenen  Beschwerden  wurden  beseitigt,  die  gestörte  Funktion  der 
Hand  wurde  wieder  eine  annähernd  normale. 


Neck,  VerletzuDgen  und  ohirarg.  Krankheiten  der  oberen  Eztremitftt.  1149 

Bei  der  Entstehung  der  Luxation  des  Mondbeines  spielt  dessen  doppelte 
Keilform  eine  Rolle.  Wird  der  Doppelkeil  exzentrisch  von  Stoss  und  Gegen- 
stoss  getroffen,  dann  wird  er  seine  Lage  verändern.  Wirkt  der  Druck  auf 
das  Mondbein  vom  Dorsum  her,  dann  kommt  eine  volare  Luxation  zustande, 
im  entgegengesetzten  Falle  eine  dorsale  Luxation.  Wirken  Druck  und  Gegen- 
druck zentrisch ^  dann  bleibt  das  Os  lunatum  an  Ort  und  Stelle  liegen.  Bei 
entsprechender  Druckwirkung  kommt  es  in  dieser  Stellung  zur  Fraktur. 

Lilien  fei  d  (10)  hat  sechs  Leichenversuche  an  im  Schultergelenk  ex- 
artikolierten  Armen  gemacht.  Auf  Grund  rechnerischer  Versuche  und  seiner 
klinischen  Beobachtungen  kommt  er  zu  folgendem  Ergebnis: 

Die  Luxation  des  Os  lunatum  wird  erst  sekundär  bei  fortgesetzter  Ge- 
walteinwirkung durch  den  nachdrängenden  Kopf  des  Os  capitatum  bewirkt, 
nachdem  zuerst  das  Os  capitatum  nach  dem  Dorsum  der  Hand  luxiert  ist. 

Die  Luxation  findet  bei  dorsalflektierter,  ulnarabduzierter  Hand  und 
senkrecht  zur  Angriffsrichtung  gehaltenem  Vorderarm  statt. 

Die  Diagnose  der  Luxation  kann  vor  der  Röntgenaufnahme  dadurch 
gestellt  werden,  dass  man  auf  der  Beugeseite  des  Handgelenks  eine  harte 
Resistenz  fühlt,  die  druckschmerzhaft  ist. 

Die  Finger  stehen  in  Beugestellung.  Es  bestehen  Parästhesien  in 
denselben.  Die  Komplikation  mit  Bruch  des  Navikulare  kommt  auf  die 
gleiche  Weise  zustande,  dabei  ist  die  Prognose  bezüglich  der  Funktion  der 
Hand  ungünstiger. 

Bei  der  einfachen  Luxation  ist  die  Bandverbindung  zwischen  Lunatum 
und  Skapho'ideum  gelöst,  bei  der  Komplikation  mit  Bruch  ist  die  Bandver- 
bindung intakt. 

Lop  (11)  beschreibt  einen  Fall  von  dorsaler  Luxation  des  Kleinfingers 
im  Grundgelenk,  welcher  am  12.  Tage  nach  der  Entstehung  in  seine  Behand- 
lung kam.  Die  Reposition  gelang  erst  nach  Freilegung  des  Gelenks.  Die 
Heilung  erfolgte  ohne  Störung  mit  völliger  Gebrauchsfähigkeit  des  Fingers. 
Entstanden  war  die  Verletzung  dadurch,  dass  der  Verletzte  mit  der  Hand  in 
ein  Seilgetriebe  gekommen  war. 

Morestin  (13)  teilt  2  Fälle  von  Luxation  des  Zeigefingers  im  Meta- 
karpophalangealgelenk  mit. 

Einmal  handelte  es  sich  um  ein  28  jähriges  Mädchen,  welches  sich  seine 
Verletzung  durch  Fall  auf  die  linke  Hand  zugezogen  hatte.  Der  Finger  war 
dorsalwärts  luxiert.     Die  Reposition  gelang  leicht. 

Ln  zweiten  Falle  lag  eine  bereits  seit  4  Wochen  bestehende  Luxation 
vor.  Bei  dem  10jährigen  Jungen  war  die  Luxation  durch  Hyperextension 
des  Zeigefingers  entstanden.  Auf  operativem  Wege  wurde  die  Luxation  be- 
seitigt. Bei  der  Entlassung  konnte  das  Kind  den  Finger  etwa  halbsoweit 
beugen  als  es  der  Norm  entspricht. 

Roth  (19)  beobachtete  bei  einem  15jährigen  Jungen  eine  Luxation  des 
Endgliedes  des  Mittelfingers  nach  der  Streckseite.  Entstanden  war  die  Lu- 
xation dadurch,  dass  der  Junge  mit  dem  Finger  in  einen  Seli'aktor  geraten 
war,  wobei  eine  starke  Überstreckung  des  Endgliedes  stattgefunden.  Die 
Gebrauchsfahigkeit  des  Fingers  war  nach  Abschluss  der  Behandlung  eine 
normale. 

Römer  (18)  hatte  sich  eine  Luxation  des  Endgliedes  des  Mittelfingers 
durch  Fall  auf  diesen  Finger  (Hyperextension  des  Endgliedes)  zugezogen.  Auch 
bei  ihm  wurde  das  funktionelle  Resultat  ein  gutes. 


1150  Jahresbericht  fflr  Ghirargie.    IL  Teil. 

9.  Terschiedenes, 

1.  AllessandriyR.,  Osservazioni  anatomo-patologiche  e  cultarali  au  an  caso  di  aarcoma 
a  decorso  rapidisaimo.  Bollettino  della  B.  Accademia  medica  di  Borna  1905.  Anno  XXXL 

la. *Baunibach,  Ober  einen  zuverlässigen  Schutzapparut  gegen  habituelle  Luxation  des 
Schultergelenks.     Zeitschr.  f.  orth.  Chir.  1905.  Bd.  14. 

2.  Berger.  Amputation  interscapulo-thoraciques  etc.    Bev.  de  Chir.  1905.  Nr.  8. 
8.   *—  B^traction  cicatricielle  des  doigts  etc.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  32. 

4.  ^Beuchet,  Lipome  de  la  main.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  7.  p.  626. 

5.  *Cajozzo,  Verband  bei  habitueller  Schulterverrenkung.    Gazz.  d.  ospedali.  Nr.  22. 

6  *Cobb,  Farrar,  Interscapulothoracic  amputation  (sarcoma  humeri).  Annais  of  sar- 
gery  1905. 

7.  *Delbet,  Tuberculose  de  la  main  etc.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  33. 

8.  *Fairlie-Clarke,  Treatment  of  crushed  hands.    Practit.  1905.  Dec.  p.  816. 

9.  '''Galian,  D.,  Vulnera  contusa  der  linken  Hand,  Amputation  mit  Konservierung  des 
Daumens  und  Zeigefingers  und  der  entsprechenden  Metakarpalknochen.  Spitalul.  Nr.  5. 
p.  117.  2  Figuren  (rumänisch). 

10.  *6avani,  Difformitäs  du  pouce.    Bev.  d'orth.  1905.  Nr.  4. 

11.  *Gerson,  Zur  Extensionsbehandlung  der  oberen  Extremität.    Zeitschr.  fflr  Orthopäd. 
Chir.  1905.  Bd.  14.  Heft  IL 

12.  *Hastings,  Needle  in  band.    The  Tractitioner  1905.  Sept. 

18.   '''Jeanbrau-Riche,  L'amputation  interscapulo-thoracique.   Bev.  de  Chir.  1905.  Nr.  8. 

14.  *Kanavel,  Ad  phlegmons  of  the  band.    Surg.,  Gyn.  and  Obst  1905.  Sept 

15.  *Morestin,  Epithelioma  du  dos  de  la  main.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  9. 

16.  *M  o  r  i  s  0  n ,  Three  cases  of  in terscapulo- thoracic  amputation.    Brit.  med.  Joorn.  1905. 
Nov.  25.  p.  1899. 

17.  *Nimier,  De  la  conservation  le  traitement  des  traumatismes  des  membres.    La  Sem. 
möd.  1905.  p.  476. 

18.  Patry,  Craquements  sous-scapulaires.    Bev.  m^d.  de  la  Suisse  rom.  1905.  Nr.  1. 

19.  *Princetau,  Corps  dtranger  de  la  main.    Joum.  de  möd.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  32. 

20.  *Beclus,   Tubes   attelles   extenseurs.    Bull,    et  m^m.  de  la  Soc.  de  Chir.  de  Paris. 
XXX,  40. 

21.  '^'Bedard,  Yolumineuse  tumeur  (^pithölioma)  au  tiers  moyen  au  bras  droit  Soc  anat 
1905.  Nr.  7.  p.  634. 

22.  *Biedel  (Jena),  Über  die  Behandlang  des  Panaritium.    Deutsche  med.  Wocfaeoschr. 
1905.  Nr.  1. 

23.  ^Schiele,  Zur  Behandlang  schwerer  blutiger  Handverletznngen.    Therapeut  Monata- 
hefte.  Februar  1905. 

24.  Vasilin,  Sarkom  der  rechten  oberen  Extremität  nach  Trauma.  Spitalul.  Nr.  18.  p.  520. 
1  Figur  (rumänisch). 

Alessandri  (1)  berichtet  über  einen  Fall  von  Tumor  mit  den  klini- 
schen Eigenschaften  eines  Sarkoms,  welcher  sich  bei  einer  61jährigen  Fran 
äusserst  rasch  entwickelte.  Der  Tumor  nahm  die  ganze  linke  Achselhöhle 
und  einen  Teil  der  linken  Thoraxhälfte  ein.  Als  die  Frau  die  Anwesenheit 
der  Geschwulst  bemerkte,  war  dieselbe  nussgross,  in  65  Tagen  nahm  sie  die 
Dimensionen  eines  Mannskopfes  an.  Die  Patientin  starb  mit  Fieber,  Knochen- 
schmerzen, Albuminurie,  Atemnot.  Es  wurde  nicht  zum  chirurgischen  Ein- 
griff geschritten,  da,  als  Fat.  in  das  Spital  eintrat,  deutliche  Symptome  all- 
gemeiner Metastase  bestanden. 

Bei  der  Sektion  zeigte  sich,  dass  die  mit  dem  Schlüsselbein  verwachsene 
Geschwulst  sich  unter  dem  M.  pectoralis  major  entwickelt  hatte  und  weder 
mit  der  Brustwand  noch  mit  den  Organen  der  Achselhöhle  in  Beziehung  ge- 
treten war.  Äusserst  zahlreiche  Metastase  in  allen  Organen,  doch  waren 
Herz,  Lungen,  Magendarmröhre  und  Hirn  frei  von  der  Transplantation. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Tumors  und  der  metastatischen 
Knötchen  zeigte,  dass  es  sich  um  ein  Sarkom  mit  kleinen  runden  Zellen  von 
typischer  Struktur  handelte. 


Neck,  VerletzQDgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  oberen  Extremitfit  1151 

In  Anbetracht  des  Sitzes  der  Geschwulst  und  der  Verallgemeinerung 
der  Metastasen  ist  der  Umstand,  dass  Transplantation  in  den  Lungen  fehlte, 
bemerkenswert.  Da  keine  Permanenz  des  Foramen  ovale  cordis  besteht,  noch 
Beziehungen  mit  den  Lungenvenen  vorhanden  sind,  kann  der  Umstand  durch 
die  Kleinheit  der  in  den  Kreislauf  getretenen  Elemente  erklärt  werden. 

Auch  die  Milz  war  immun  und  zeigte  sich  gross  und  weich  wie  bei  den 
akuten  Infektionen. 

Li  den  letzten  Lebenstagen  der  Kranken  hatte  Verf.  Probepunktionen 
der  Geschwulst  gemacht:  mit  ihnen  und  mit  Stücken  des  Tumors,  die  gleich 
nach  dem  Ableben  und  während  der  Sektion  aseptisch  entnommen  worden 
waren,  wurden  Inokulationen  in  Tiere  und  Kulturen  in  den  speziellen  Flüssig- 
keiten für  Blastomyzeten  angestellt. 

Die  Injektionen  in  Tiere  und  die  Kulturen  waren  negativ.  Bei  einigen 
mit  Stücken  des  Tumors  angestellten  Kulturen,  bei  denen  jegliche  Vorsicht 
gegen  eine  mögliche  Verunreinigung  gebracht  worden  war,  entwickelte  sich 
eine  Streptokokkenreinkultur.  R.  Giani. 

Patry  (18)  sah  bei  einem  46  jährigen  Mann  im  Anschluss  an  eine  Hand- 
und  Ellenbogenkontusion  das  Schulterblattknarren  auftreten.  Der  Arm  wurde 
15  Tage  lang  ruhig  gestellt.  Danach  war  eine  starke  Atrophie  der  Arm- 
muskulatur aufgetreten.  Patry  stellte  jetzt  bei  Bewegungen  des  Armes 
Schulterblattknarren  fest;  bei  Fixation  des  Schulterblattes  verschwand  das 
Knarren.  Als  Ursache  des  auf  5  m  Entfernung  hörbaren  Geräusches  nahm 
Patry  die  Atrophie  der  Schulterblattmuskulatur  an,  dadurch  geriet  das 
Schulterblatt  in  Kontakt  mit  den  Rippen.  Durch  Massage  wurde  die  Mus- 
kulatur gekräftigt  und  mit  der  Kräftigung  der  Muskulatur  verschwand  auch 
das  Schulterblattknarren. 

Berger  (2)  gibt  in  seiner  Arbeit  einen  Überblick  über  die  von  ihm 
operierten  Fälle  unter  ausgiebiger  Berücksichtigung  der  anderweitig  gemachten 
Erfahrungen.  Berger  hat  die  Amputatio  interscapulo-thoracica  sechsmal 
ausgeführt.  Viermal  handelte  es  sich  bei  seinen  Patienten  um  Geschwülste 
des  Oberarmes  (zwei  Chondrome,  ein  Myxom,  eine  Sarkom),  einmal  um  ein 
Schulterblattsarkom,  einmal  um  ein  Sarkom  der  Achselhöhle.  Ein  Operierter 
starb  im  Anschluss  an  den  Eingriff  (Schulterblattsarkom).  Bei  einem  zweiten 
Kranken  (Humerussarkom)  waren  bald  nach  der  Operation  zahlreiche  Meta- 
stasen aufgetreten.  Zwei  weitere  Fälle  (Chondrum  des  Oberarmes  und  Sarkom 
der  Achselhöhle)  sind  erst  kürzlich  operiert  worden. 

In  zwei  Fällen  (Chondrum  des  Oberarmes  und  Myxom)  besteht  Heilung 
seit  16  bzhw.  9  Jahren. 

Im  Falle  Vasilins  (24),  bei  einem  23jährigen  Manne,  fünf  Monate 
nach  einem  Pferdehuf eifenschlag  der  rechten  Hand,  fing  die  Extremität  an 
zu  schwellen  und  röten,  nach  einem  Monat  Aputation  im  oberen  Drittel  des 
Unterarmes.  Nach  ein  paar  Tagen  Rezidiv  bis  in  die  Axilla  und  in  die 
Regio  pectoralis,  sehr  grosse  Schmerzen.  Patient  will  von  keiner  Operation 
hören.  Stoianoff  (Varna). 


1152  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil 


xxin. 


Die  Verletzungen  und  ehirurgisehen  Krankheiten  der 

unteren  Extremität 


Referenten:  F.  Sclmltze,  Duisburg,  A.  Borchard,  Posen,  F.  Suter, 

Basel. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Angeborene  Missbildnngen  nnd  Difformitäten  der  nnteren  Extremität. 

Referent:  F.  Schultze,  Duisburg. 
1.  Kongenitale  Luxation  der  Hüfte« 

1.  Bade,  Zur  Verbandtechnik  bei  der  angeborenen  HflftTerrenkung.    Deutsche  Zeitecbr. 
f.  orth.  Chir.  XIV.  3/4. 

2.  Bndzynski,  Über  die  unblutige  Behandlung  der   kongenitalen  Httftgelenkluzation. 
Diss.    Leipzig  1905. 

8.   Calot,  F.,  Tecbnique  du  traitement  de  la  luxation  cong^nitale  de  la  hauche.    Paris. 
Masson  1905. 

4.  Clarke,  Jackson,  A  note  on  congenital  dislocation  of  the  hip-joint  and  its  modern 
treatment.    Brit.  med.  Joum.  80.  IX.  1905.  p.  784. 

5.  *Damany,  Le  traitement  rationnel  des  luzations  congänitale  de  la  hauche.    Rev.  de 
Chir.  1905.  Nr.  1. 

6.  —  La  luxation  congönitale  de  la  hauche.    Rev.  de  Chir.  1905.  Nr.  7. 

7.  Deutschländer,  Luxatio  cozae  congenita  und  Coza  valga.    MfincL  med.  Wochen- 
sehr.  1905.  Nr.  8. 

7a. Eckstein,  Verbesserung  der  Resultate  nach  unblutiger  Einrenkung  der  angeborenen 
Hüftluxation.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  12. 

8.  Ewald,  Über  kongenitale  Luxation,  sowie  angeborenen  Defekt  der  Patella  kombiniert 
mit  Pes  varus  congenitus.    Arch.  f.  klin.  Chir.  Bd.  78.  Heft  4. 

8a. ^Fröhlich,  De  la  r^duction  non  sanglante  de  la  luxation  congönitale  de  la  hauche. 
Rev.  d'orthop.  1905.  Nr.  4.  1  Juill. 

9.  Gocht,    Anatomische  Untersuchungen   aus   dem  Bereiche   des   kongenital   yerrenkten 
Hüftgelenks.    Deutsche  Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  XIV.  8  u.  4. 

9a. Gourdon,  M.,  £tat  actuel  du  traitement  de  la  luxation  cong^nitale  de  la  hanche. 

Joum.  de  möd.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  52. 
9b. —  Pied  bot;  luxation  cong^nitale  de  la  hanche;  absence  congönitale  partieUe  da  qua- 

trimme  m^tacarpien.    Joum.  de  med.  de  Bordeaux  1905.  Nr.  2. 

10.  Härting,  Zwei  Fälle  von  kongenitaler  Hüftluxation.   Mtlnch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  82. 

11.  Hagen-Thorn,  0.  (Petersburg),  Einige  Bemerkungen  zur  Frage  Aber  die  sogenannte 
angeborene  Hüftgelenksverrenkung.     Zentralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  85. 

12.  Ingianni,  G.,  L'  impianto    di   chiodi   di    avorio   per   riparare   il   difetto   osseo  nella 
lussazione  deir  anca.    Nota  preventia.    II  Policlinico.  Sez.  prat.  1905.  Fase.  22. 

18.   Joachimsthal,  Dauerresultate  nach  der  unblutigen   Einrenkung  angeborener  Hüft* 

Verrenkungen.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 
18a. '''Eirmisaon,  De  luxation  cong^nital  de  la  hanche.    Rev.  d'orthop.  1905.  Nr.  4. 


Schnitze,  Verletzungen  nnd  chirnrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.       1153 

14  Klapp,  Die  EimOglichnng  einer  genauen  Eontrolle  reponierter  kongenitaler  Haftgelenk- 

loxation.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  37. 
Ua-^Monnier,  Traitement  de  la  laxation  congönitale  de  la  hanche.    Joomal  de  möd.  de 

Paris  1905.  Nr.  49. 

15.  Maeller,  Fröderik  (Chicago),  Bloodleas  reposition  of  the  congenitaly-dislocated  hip- 
joint  versus  Artfarotomy.    Joum.  of  the  American  medical  Association.  June  1905. 

15a.*Patorki,  Luxation  congönit.  de  la  hanche.    Roy.  d'orthop.  1905.  Nr.  4. 
15b. Parry,  Two  cases  of  bilateral  congenital  displacement  of  the  hip  in  sisters.    Lancet 
7.  X.  1905.  p.  1086. 

16.  Riedinger,  Über  die  Methoden  der  unblutigen  Reposition  der  Luxatio  femoris  con- 
genita.   Mönch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 

16a.  Roch  er,  M.,  Luxation  cong^nitale  de  la  hanche.   Jonmal  möd.  Bordeaux  1905.  Nr.  2. 

17.  —  Kleinere  Mitteilungen  Ober  Luxatio  femoris  congenita.    Archiv  f.  Orthop.  Bd.  IIL 
Heft  2. 

18.  Schanz,  Zur  unblatigen  Behandlang  angeborener  Hflftverrenkung.    ZentralbL  f.  Chir. 
1904.  Nr.  41. 

19.  Sh  er  man,  Harry  M.,  Congenital  dislocation  of  the  hip.    The  joum.  of  the  Americ. 
Med.  Ass.  1905.  Jan.  7. 

20.  Spitzy,  Zur  Transformationsmechanik  der  angeborenen  Hfiftluxation.  Arch.  f.  Orthop. 
Bd.  lU.  p.  285. 

21.  Vogel,  E.,  Zur  Ätiologie  und  pathologischen  Anatomie  der  Luxatio  coxae  congenita. 
Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  XIY.  1. 

22.  *WiIlis,  Treatment  of  congenital  dislocation  of  hip.  Med.  News  1905.  July  29.  p.  229. 

23.  Wollenberg,  6.  A.,  Über  die  Kombination  der  angeborenen  Httftgelenksverrenkung 
mit  anderen  angeborenen  Deformit&ten.    Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XV,  1. 

Zur  Klärung  der  Ätiologie  hat  Vogel  (21)  seine  Fälle  revidiert,  durch 
Fragebogen  mit  folgenden  Antworten: 

1.  Erblichkeit  30%, 

2.  Geburt  in  Steisslage  25  ^/o ;  die  Hälfte  der  Kinder  hatten  keine  nor- 
male Geburt. 

3.  Geringe  Fruchtwassermengen  34  ^/o. 

In  10  °/o  der  Fälle  wurde  von  den  Eltern  nach  der  Geburt  Bewegungs- 
störungen des  verrenkten  Beines  beobachtet. 

Von  abnormen  Stellungen  wurden  in  64  7«  Aussenrotation,  in  17,5% 
Innenrotation,  in  7%  Flexion  festgestellt. 

Auf  Grund  dieser  Tatsachen  prüft  Vogel  die  verschiedenen  Theorien 
über  die  Ätiologie  der  Verrenkung,  speziell  über  die  Stellungen  des  Kopfes. 
Es  kommt  intrauterin  die  Verrenkung  zustande  als  primäre  nach  hinten 
und  die  später  nachweisbare  Kopfeinstellung  oben  aussen  ist  sekundär.  Sind 
die  Verrenkungen  intrauterin  vorbereitet,  vollzieht  sich  dieselbe  jedoch  erst 
postuterin,  so  tritt  der  Kopf  nach  oben. 

Die  intrauterine  Verrenkung,  ebenso  die  Anteversion  des  Kopfes  ent- 
steht durch  gleichmässigen  Druck. 

Was  die  Ursache  der  Verrenkung  selbst  angeht,  so  hält  Verf.  die  Stel- 
lung der  Extremitäten,  den  Druck  der  üteruswand  bei  Mangel  an  Frucht- 
wasser, nur  für  Begleitmomente,  welche  die  vorbereitete  Verrenkung  vollziehen; 
er  nimmt  für  viele  Fälle  intrauterine  Raumbeschränkung  an. 

Das  Vitium  primae  formationis  v.  A  m  m  o  n  s  muss  als  einziges  Moment 
betrachtet  werden,  welches  spätere  Verrenkungen  möglich  macht. 

Das  Wesen  der  Entwickelungsstörung  beruht  nach  Vogel  auf  einer 
Störung  in  der  Verteilung  des  den  Oberschenkelkopf  und  das  Becken  bildenden 
Blastems.  Durch  hier  eintretende  Hyperplasie  des  Pfannenbodens  soll  die 
Disposition  zur  Verrenkung  geschaflfen  werden. 

Jahraabericht  fOr  Chirurgie  1905.  73 


1154  Jahresbericht  für  Chirorgie.    IL  Teil. 

Nach  seinen  Untersuchungen  kommt  60 cht  (9)  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Das  Lig.  ileofemorale  superius  ist  über  die  Massen  verkürzt  und 
sehr  kräftig. 

2.  Bei  fast  allen  energischen  Hüftbewegungen  wird  dieses  Band  stark 
angespannt. 

3.  Es  dient  dem  Schenkelkopf  als  verankertes  Führungsband  bei  dem 
ultraphysiologischen  Bewegungen. 

4.  Durch  die  rechtwinkelige  Beugestellung  des  Hüftgelenkes  wird  der  M. 
ileopsoas  entspannt.  Das  Kapselinnere  und  die  vordere  untere  Pfannentasche 
kann  somit  den  Kopf  am  besten  aufnehmen. 

5.  Die  Auswärtsrotation  bei  rechtwinkelig  abduziertem  Oberschenkel 
stellt  sich  durch  die  starke  Anspannung  des  M.  ileopsoas  her  und  ist  zur 
Retention  notwendig. 

6.  Bei  der  üblichen  Primärstellung  des  Oberschenkels  nach  Hüfteinrenkong 
wird  der  M.  piriformis  angespannt  und  in  der  Längsrichtung  verdreht. 

7.  Daraus  muss  eine  Quetschung  des  Nervus  peroneus  resultieren. 

8.  Bei  hier  eintretender  Paralyse  muss  die  Aussenrotation  des  Ober« 
schenkeis  möglichst  gemildert  werden,  und  zwar  eventuell  durch  eine  Teno- 
tomie  des  M.  pyriformis. 

Spitz y  (20)  berichtet  über  zwei  Fälle  seltener  Luxationstypen.  Im 
ersten  Falle  fand  sich  bei  einem  zwei  Monate  alten  Kind  beiderseits  eine 
Luxatio  praecotyloidea^  auf  dem  beigegebenen  Bild  charakterisiert  durch  eine 
deutlich  ausgesprochene  Froschschenkelstellung.  Im  zweiten  Falle  fand  sich 
bei  einem  dreijährigen  Kinde  eine  Luxatio  coxae  congenita  bilateralis,  und 
zwar  links  eine  Luxatio  supracotyloidea  et  iliaca  sin.,  rechts  eine  Luxatio 
supracotyloidea  ant.  dextr. 

Damany  (6)  behandelt  in  einer  ausführlichen  Arbeit  die  pathologisch- 
anatomischen  Verhältnisse  des  Femurkopfes  und  der  Pfanne,  deren  Verschie- 
denheit in  der  beigegebenen  Abbildung  deutlich  sichtbar. 

Ewald  (8)  publiziert  zwei  Fälle  von  Anomalien  der  Patella,  einen  Fall 
mit  angeborener  Verrenkung,  einen  Fall  mit  Fehlen  beider  Kniescheiben. 

Die  angeborene  Verrenkung  der  Patella  wird  meist  erst  in  späterer 
Zeit  beobachtet.  Als  Ätiologie  ninmit  Ewald  intrauterine  mechanische  Druck- 
wirkungen an. 

Der  zweite  Fall  —  Fehlen  der  Patella  —  war  kompliziert  mit  Pes 
varus.  Verf.  vermutet  noch  eine  Knorpelanlage,  analog  einer  Beobachtung 
von  Vulpius,  welcher  in  einem  Falle  in  den  ersten  zwei  Jahren  keine 
Kniescheibe  entdecken  konnte,  dieselbe  jedoch  fünf  Jahre  später  normal  ge- 
formt vorfand.  Andere  Autoren  haben  dieselbe  Beobachtung  gemacht,  ebenso 
die  Komplikationen  mit  der  Fussdeformität,  sei  es  Pes  varus,  sei  es  Pes 
valg.  congenitus. 

Budzynski  (2)  bespricht  unter  Mitteilung  eines  Falles,  welcher  von 
N.  Lesser  eingerenkt  war,  den  gegenwärtigen  Stand  der  Frage  der  ange- 
borenen Hüftgelenkluxationen. 

C  a  1 0 1  (3)  berichtet  auf  Grund  einer  zehnjährigen  Erfahrung  über  die 
Technik,  insbesondere  über  Vor-  und  Nachbehandlung,  sowie  über  Anlegung 
der  Verbände  bei  der  kongenitalen  Luxation  der  Hüfte. 

In  den  ersten  Kapiteln  wird  eingehend  die  Symptomatologie,  Diagnose, 
Lidikation,  Prognose  besprochen. 


Schultze,  Verletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremit&t.       1155 

Bezüglich  der  Techoik  plädiert  Calot  für  permanente  Extension  vor 
der  Einrenkung,  er  extendiert  bis  zu  sechs  Monaten,  je  nach  dem  Fall  mit 
6 — 20  kg,  bis  dass  der  Troch.  major  in  der  Nelaton -Linie  steht.  Calot 
erinnert  an  die  Extensionsbehandlung  von  Pravaz,  welcher  Heilungen  er- 
zielt haben  soll. 

Ist  die  Extension  nicht  auszuführen,  so  empfiehlt  er  für  einige  Minuten 
eine  forcierte  Extension  von  60 — 80  kg.  In  schwierigen  Fällen  führt  er  per- 
manente forcierte  Extension  aus.  Bei  kleinen  Kindern  ist  letzteres  nicht 
notwendig. 

Das  Einrenkungsverfahren  weicht  von  dem  allgemein  üblichen  nicht  ab. 
Der  Gipsverband  wird  in  Flexion  und  Abduktion  von  70°  angelegt.  Die 
Kopfstellung  soll  zentral  und  nach  vom  gerichtet  sein.  Ist  der  Kopf  mangel- 
haft fixiert^  so  wird  die  Flexion  und  Abduktion  auf  90°  erhöht. 

Der  Verband  wird  gut  modelliert  ohne  Polster  unter  Schutz  einer  Unter- 
jacke. Die  Spin.  ant.  sup.  der  gesunden  Seite  wird  so  eingegipst,  dass  die- 
selbe nicht  verschiebbar  ist.     Der  Fuss  wird  auch  eingegipst. 

4 — 5  Monate  bleibt  der  Verband  liegen,  wird  jedoch  aus  Vorsicht 
nach  10  Wochen  gewechselt  und  nnter  35°  Flexion  und  Abduktion  erneuert. 
Nach  4 — 5  Monaten  erfolgt  Verbandwechsel  und  Fixation  unter  Innenrotation 
und  geringer  Beugung  und  Abduktion  für  vier  Wochen. 

Der  letzte  Verband  wird  in  Streckstellung  und  geringer  Abduktion  vier 
Wochen  lang  getragen.  Verf.,  welcher  die  Kinder  möglichst  lange  liegen 
lässt,  erreicht  in  der  Regel  nach  einem  Jahre  vollständige  Heilung. 

Verf.  erörtert  die  einzelnen  HandgrifiPe,  Stellungen  etc.  unter  Beifügung 
von  schematischen  Bildern. 

Calot  zieht  eine  hohe  Altersgrenze,  indem  er  sich  jedoch  jenseits  des 
15.  Lebensjahres  keinen  Erfolg  mehr  verspricht.  Er  hält  bei  einseitiger  Lu- 
xation bis  zum  siebenten  Lebensjahre  den  Erfolg  für  sicher;  bei  Verrenkung 
nach  hinten  und  3  cm  Verkürzung  soll  die  Extension  10 — 15  kg  einige 
Wochen  dauern. 

Im  Alter  von  7 — 12  Jahren  wird  2 — S  Monate  mit  15 — 20  kg  extendiert. 
Dazu  kommt  noch  eine  temporäre,  forcierte  Extension  10  Minuten  vor  der 
Einrenkung  mit  80 — 100  kg.     Der  Erfolg  ist  fast  sicher. 

Im  Alter  von  12 — 15  Jahren  wird  3 — 4  Monate  mit  18 — 20  kg  exten- 
diert und  temporär  vor  der  Einrenkung  mit  80—100  kg.  Der  Erfolg  verhält 
sich  wie  3  :  4. 

Bei  doppelseitigen  Luxationen  stellt  Verf.  die  Aussicht  auf  Erfolg  um 
zwei  Jahre  niedriger.  Er  plädiert  für  ziemlich  gleichzeitige  Einrenkung, 
welche  jedoch  bei  Erschöpfung  kontraindiziert  ist. 

Die  Resultate  sind  sehr  günstig,  fünf  Gruppen  bildend,  werden  im 

ersten  Hundert  9, 
zweiten  Hundert  53, 
dritten  Hundert  97, 
vierten  Hundert  100 
wahre  anatomische  Reduktionen  verzeichnet.  Das  beste  Alter  ist  das  2.-5. 
Lebensjahr. 

Im  Hamburger  Ärzte  verein  stellte  Deutschländer  (5)  einen  Fall  von 
angeborener  Hüftluxation  vor,  wo  der  Schenkelhals  in  steiler  Abduktionsstel- 
lung  zum  Diaphysenschaft  sich  befand.  Es  handelte  sich  somit  um  eine  aus- 
geprägte Coxa  valga. 

73* 


1156  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Härting  (10)  stellte  in  der  medizinischen  Gesellschaft  zwei  Kinder  mit 
kongenitaler  Luxation  vor,  eine  einseitige  und  eine  doppelseitige,  noch  in 
Gipsverband  befindlich.  Anschliessend  bespricht  er  die  Therapie  und  Pro- 
gnose. Als  Zeitpunkt  zieht  er  bei  der  einseitigen  Luxation  die  Altersgrenze 
bis  zu  6 — 8  Jahren,  bei  der  doppelseitigen  bis  zu  fünf  Jahren. 

Im  übrigen  hält  er  das  dritte  Lebensjahr  für  den  günstigsten,  zur  Ein- 
renkung passenden  Termin. 

Joachims thal  (13)  stellt  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft 
eine  Anzahl  von  Patienten  vor,  welche  er  einseitig  und  doppelseitig  einge- 
renkt hatte.  Er  lässt  den  Verband  nicht  über  drei  Monate  liegen.  Die 
funktionellen  Resultate  sind  sehr  günstig. 

Das  Verschwinden  des  Trendelenburg  sehen  Phänomens  als  Massstab 
für  die  Heilung  ansehend,  hat  Joachimsthal  in  diesem  Sinne  60^/o  Hei- 
lungen aufzuweisen. 

Röntgenogramme,  welche  nach  Jahren  angefertigt,  demonstrieren  die 
günstigsten  Resultate,  welche  teilweise  als  anatomische  Heilungen  angesehen 
werden  können. 

Li  dieser  ersten  Mitteilung  referiert  Ingianni  (12)  den  Ausgang  einiger 
von  ihm  zu  dem  Zwecke  ausgeführter  Versuche  festzustellen,  wo  es  mc^lich 
ist,  die  zuvor  zum  Teil  oder  in  toto  entfernte  Gelenkpfanne  durch  eine 
Reihe  von  derartig  angeordneten  Elfenbeinnägeln  zu  ersetzen,  dass  sie  in 
ihrem  Gesamtbild  eine  neue  Höhlung  vortäuschen.  Das  Experiment  ist  am 
Hund  in  der  folgenden  Weise  geführt  worden:  Exartikulation  des  Ober- 
schenkels (um  zu  verhüten,  dass  der  Hund  durch  eine  Bewegung  das  Arbeiten 
an  dem  operierten  Teile  störe),  gänzliche  oder  teilweise  Resektion  des  Gelenk- 
pfannenpolsters unter  Schonung  des  Pfannengrundes,  Einsetzung  von  kleinen 
viereckigen,  vorher  sterilisierten  zweimal  12  mm  breiten  und  1  cm 
langen  Elfenbeinnägelchen  an  der  Stelle  des  fehlenden  Knochens,  indem  man 
sie  kreisförmig  der  normalen  Kurve  der  Pfanne  entsprechend  anordnet  und 
zwar  derart,  dass  sie  4  mm  über  die  Knochenebene  hervortreten;  darüber 
Naht  der  Kapselreste  und  der  Weichteile.  Die  Tiere  wurden  nach  49  Tagen 
bis  drei  Monaten  getötet.  Bei  der  Sektion  fand  sich,  dass  die  Nägel  fest 
eingelassen  waren  und  nicht  nur  mit  dem  Knochen  ein  Ganzes  bildeten, 
sondern  dass  auch  zwischen  ihnen  und  um  einen  jeden  derselben  herum  sich 
dicke  Knochenvorsprünge  gebildet  hatten,  derart,  dass  das  Pfannenpolster  sich 
vollständig  wieder  hergestellt  zeigte  und  überall  mit  Inkrustationsknorpel  be- 
kleidet war,  welcher  sich  in  das  in  der  Pfannenhöhle  stehengebliebene  fort- 
setzte. Die  Gelenkkapsel  und  die  Synovialis  neigten,  da  der  Femurkopf 
fehlte,  mit  ihrer  Proliferation  dazu  hin  die  Gelenkpfanne  zu  obstruieren  und 
der  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Gelenkpfannenhöhle  vollkommen  frei  sein 
würde,  wenn  der  Femurkopf  eingelagert  gewesen  wäre  und  falls  keine  sep- 
tischen Komplikationen  eintreten.  Diesen  Standpunkt  der  Frage  verspricht 
er  sich  durch  eine  weitere  Reihe  von  Versuchen  klar  zu  stellen. 

Indessen  hält  sich  Ingianni  auf  Grund  seiner  Versuchsergebnisse  für 
berechtigt,  in  ihrem  allgemeinen  ümriss  die  bei  der  blutigen  Einrenkung  der 
angeborenen  Hüftluxation  zu  befolgende  Technik  vorzuschlagen.  Dieselbe  be- 
stünde in  Blosslegung  der  Gelenkkapsel,  besonders  an  ihrem  hinteren  Teile, 
Einrenkung  des  Schenkelkopfes  in  den  anatomischen  Sitz  der  Pfanne;  Ein- 
setzung, womöglich  ohne  Eröffnung  der  Kapsel,  einer  Reihe  von  Elfenbein- 
nägeln, welche  von  aussen  durch  die  Kapsel  selbst  hindurch   gehend  sich  in 


Schnitze,  Verletzangen  und  chinirg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.       1157 

das  Becken  einfügen  und  zwar  in  dem  Abschnitt,  wo   das   Gelenkpfannen- 
polster am  meisten  mangelt. 

Auf  diese  Weise  wird  eine  feste  Schranke  hergestellt,  welche  sich  dem 
Aufstieg  des  Femurkopfes  entgegenstellt,  der  über  reichliche  Kapselteil  obli- 
teriert und  ebenso  wird  die  unmittelbare  Berührung  der  Nägel  mit  dem 
Schenkelkopf  vermieden,  wo  dieselben  mechanisch  irgend  welche  Alterationen 
hervorrufen  könnten. 

Die  Nachbehandlung,  so  schliesst  der  Verf.,  ist  die  gleiche  wie  bei  der 
unblutigen  Einrenkung,  indem  man  das  Bein  in  die  verschiedenartigen  von 
Lorenz  vorgeschlagenen  Lagen  bringt  und  frühzeitig  Gehversuche  ausführen 
lässt.  R.  Giani. 

Müller  teilt  die  Endresultate  von  34  durch  Lorenz  in  Amerika 
1902  reponierten  kongenitalen  Luxationen  mit.  Von  32  nachuntersuchten 
Fällen  wurden  21  als  anatomische  Heilungen  und  11  als  Transpositionen  mit 
ausgezeichneter  Funktion  befunden.  Er  vertritt  den  absoluten  Standpunkt 
der  unblutigen  Reposition  und  verurteilt  die  blutige  Methode. 

Riedinger  (16)  demonstrierte  in  der  Sitzung  des  Würzburger  Ärzte- 
verbandes drei  Kinder,  welche  er  eingerenkt  hatte.  Er  tritt  für  die  Repo- 
sition über  den  hinteren  Pfannenrand  nach  Lorenz  ein  und  empfiehlt  den 
Druck  gegen  den  Trochanter  mehr  in  der  Längsrichtung  des  Körpers  ein- 
wirken zu  lassen.  Die  Fixation  des  Beines  soll  in  der  Stellung  erhalten 
bleiben,  in  der  die  Reposition  am  leichtesten  und  am  besten  zu  erhalten  ist. 

Die  Fixationsdauer  kann  bei  Kindern  unter  zwei  Jahren  länger  werden, 
bei  älteren  reichen  drei  Monate  aus.  Für  die  Prognose  ist  das  Alter  weniger 
massgebend  als  die  Körperlänge. 

Riedinger  (17)  teilt  einen  Fall  von  kongenitaler  Hüftluxation  mit, 
dessen  rechte  Beckenhälfte  eine  Hypoplasie  aufwies.  Der  Schenkelhals  war 
nicht  sagittal,  sondern  frontal  gestellt,  femer  persistierte  die  Luxatio  supra- 
cotyloidea.  Ausserdem  war  noch  Caput  obstipum,  sowie  Atrophie  der  ganzen 
rechten  Körperhälfte  vorhanden. 

Glarke  (4)  hat  mehrere  doppelseitige  und  einseitige  Fälle  von  kon- 
genitaler Hüftluxation  nach  Lorenz  operiert.  Nach  Bildern  zu  urteilen, 
sind  die  Resultate  besonders  hinsichtlich  der  Lordose  vorzüglich. 

Klapp  (14)  legt  ein  rundes  Holzbrett  auf  das  reponierte  Gelenk  und 
gipst  dasselbe  ein.  Zwecks  kontrollierender  Röntgenaufnahme  wird  das  Brett 
entfernt  und  später  wieder  mit  Stärkebinden  fixiert. 

Auf  Grund  von  24  unblutig  reponierten  kongenitalen  Luxationen  — 
im  Jahre  1904  —  welche  in  keinem  Falle  reluxierten,  beschreibt  Bade  (2)  die 
Technik. 

Die  Gefahr  der  Reluxation  ist  vorhanden: 

1.  beim  Anlegen  des  ersten  Verbandes; 

2.  während  des  Tragens  des  Verbandes; 

3.  beim  Verbandwechsel  überhaupt  und 

4.  nach  dem  Fortlassen  der  Verbände. 

L  Anlegen  des  ersten  Verbandes  mit  der  Beckenstütze  Gocht-Lossen, 
und  zwar  so,  dass  durch  Druck  und  Zug  der  Binden  der  Kopf  fester  in  die 
Pfanne  hineingetrieben  wird. 

H.  Bekämpfung  der  Reluxation  durch  Vermeidung  von  Fehlern  in  der 
Verbandstechnik. 


1158  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

1.  Möglichste  Fixation  des  reponierten  Gelenkes  durch  Fixation  des 
Beckens  —  welche  über  den  Nabel  hinausgeht,  —  femer  des  Kniegelenks  der 
kranken  Seite. 

2.  Der  Verband  muss  exakt  der  Eörperform  anliegen  und   stabil   sein. 

3.  Die  Schrägstellung  des  Beckens  muss  eine  zentrale  Einbohrung  des 
Kopfes  gewährleisten  durch  ausgiebige  Prothese  an  der  gesunden  Seite. 

in.  Der  Verbandwechsel  muss  so  vorgenommen  w^erden,  dass  die  Be- 
wegung des  Kindes  auf  das  allergeringste  Mass  beschränkt  wird,  somit  wird 
auch  die  Gefahr  der  Reluxation  auf  das  Mindeste  beschränkt. 

Narkose  wird  prinzipiell  vermieden,  weil  dadurch  der  Muskelwiderstand 
ausgeschaltet  wird,  letzterer  jedoch  als  Gradmesser  zu  verwenden  ist,  wie 
weit  man  die  Obduktion  verringern  darf. 

Jede  Extension  ist  zu  meiden. 

Schanz  (18)  hat  durch  Zufall  eine  Einrenkung  mittelst  Flexion  und 
Adduktion  erfahren.  Auf  Grund  dessen  hat  er  dann  methodisch  in  dieser 
Weise  eingerenkt,  teils  ohne  Narkose,  teils  in  Halbnarkose.  Beim  Übergang 
in  die  Retentionsstellung  wird  mit  der  Hand  gegen  den  Trochanter  gedrückt. 
Der  Gipsverband  bleibt  3 — 6  Wochen  liegen,  alsdann  selbsttätige  Nach- 
behandlung. 

Hagen  (11)  hält  die  Bezeichnung  „Verrenkung''  nicht  für  richtig, 
sondern  ist  der  Ansicht,  dass  es  sich  um  eine  angeborene  Entwickelungs- 
hemmung  des  Hüftgelenks  handele.  Somit  müsste  dann  die  Abnormität  auch  so 
bezeichnet  werden,  angeborener  Defekt,  Difformit^  congenitale  de  la  hauche, 
congenital  malformation  of  the  hipjoint. 

Das  Wort  ;,Einrenkung^  hat  keine  Berechtigung,  es  handelt  sich  um 
eine  Reposition,  Transposition. 

Dann  hängt  bei  Anlage  des  Verbandes  die  Stellung  des  Beines  (bezüg- 
lich der  Innen-  und  Aussenrotation)  von  der  Richtung  des  Schenkelhalses  zum 
Schaft  ab.  Sobald  der  Schenkelhals  nach  vorn  abgebogen  ist,  muss  in  Ab- 
duktion  und  Innenrotation  eingegipst  werden,  wenn  nach  hinten  abgebogen, 
in  Aussenrotation. 

Sherman  (19)  betont,  dass  die  sogenannte  unblutige  Methode  der 
Hüftgelenkseinrenkung  bei  kongenitalen  Luxationen  aufzugeben  sei,  weil  die 
Gefahren  der  Femur-  und  Beckenfraktur  zu  gross  und  wirklich  guten  ana- 
tomischen Erfolge  von  10  ^/o,  höchstens  20  7o  zu  klein  sind.  Das  Haupt- 
hindernis ist  die  für  das  Durchtreten  des  Kopfes  zu  enge  Kapsel.  Seitdem 
Sherman  nur  noch  die  Inzisionsmethode  anwendet,  hat  er  28  Operationen 
gemacht,  sich  jedesmal  von  der  Weite  der  Kapsel  überzeugt  und  nur  einen 
Fall  gefunden,  in  dem  die  Kapsel  weit  genug  war,  um  den  Kopf  durchzu- 
lassen. Es  wird  demnach  wohl  die  oben  angegebene  Ziffer  von  10  ^/o  ana- 
tomischen Resultaten  zu  hoch  sein.  Die  28  Operationen  betreffen  20  Kinder 
von  10  Monaten  bis  11  Jahren.  Kein  Todesfall,  17  gute  anatomische  Resul- 
tate; bei  jungen,  aktiven  Kindern  immer  bewegliche  Gelenke.  Reluxationen 
sind  zum  Teil  auf  zu  kurze  Nachbehandlung  in  Gips  zu  schieben.  Das  Kind 
geht  zuerst  nach  vier  Monaten  mit  und  nach  8 — 9  Monaten  ohne  Gipsverband. 
Der  Schnitt  liegt  vorn.  Nach  Eröffnung  der  Kapsel  wird  ein  Knopfmesser  in 
die  Pfanne  geschoben  und  die  Verengung  nach  unten  gespalten.  Einrenkung 
durch  massigen  Zug  und  Manipulation.  Maas,  New -York. 

Eckstein  (7a)  demonstriert  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft 
einen  portativen  Apparat,  welcher   dazu  dienen  soll  die  Aussenrotation  nach 


Schaltze»  Yerletzungen  und  chinirg.  Krankheiten  der  unteren  Extremitftt.       1159 

erfolgter  Einrenkung  zu  beseitigen.    Der  Apparat  ist  eine  Modifikation  des 
Ton  Heasner  angegebenen. 

Gourdon  (9  a)  stellt  seine  Besultate,  welche  er  durch  das  Verfahren 
nach  Lorenz  erreichte,  in  der  medizinischen  Gesellschaft  zu  Bordeaux  vor. 
2 — 9  Jahre  ist  am  günstigsten. 

Gourdon  (9b)  stellte  ein  12 jähriges  Mädchen  vor,  welches  behaftet 
war  mit  einem  rechtsseitigem  Elumpfuss,  linksseitiger  kongenitaler  Luxation 
der  Hüfte  und  Defekt  des  Metakarpus  der  linken  Hand. 

Parry  (15b)  berichtet  über  2  Fälle  von  doppelseitiger  Luxation,  Ge- 
schwister im  Alter  von  10  und  11  Jahren.  Operation  wurde  wegen  des 
Alters  nicht  vorgenommen. 

Rocher  (16a)  stellte  einen  Fall  mit  anatomischer  Heilung  vor. 

Bei  der  Besprechung  der  Missbildungen  im  allgemeinen  führt  Wollen« 
berg  (23)  dieselben  in  der  erdrückenden  Mehrzahl  auf  einen  primären 
Keimfehler  zurück. 

Für  die  Ätiologie  der  Fälle  von  Missbildungen,  welche  mit  Luxation 
der  Hüfte  kombiniert  sind,  unterscheidet  er  drei  Gruppen. 

Der  1.  Gruppe  liegt  ätiologisch  der  primäre  Keimfehler  zugrunde.  Der 
Beweis  ist  allerdings  durch  die  eigene  Beobachtung  aus  Ho ffas  Klinik  und 
die  24  angeführten  Fälle  nicht  erbracht. 

Die  2.  Gruppe  führt  ein  Material  von  6  fremden  und  6  eigenen  Be- 
obachtungen, welche  intrauteriner  Belastung  die  Entstehung  verdanken.  Verf. 
halt  es  für  wahrscheinlich,  dass  die  fehlerhafte  Haltung  eher  bedingt  ist 
durch  eine  infolge  primärer  Keimstörung  bedingte  Gelenksanomalie.  Er 
führt  gegen  die  Entstehung  durch  intrauterine  Belastung  zwei  Momente  an. 
Erstens  sind  es  die  Fälle,  welche  intrauterin  mechanisch  sich  am  günstigsten 
für  eine  Verrenkung  präsentieren,  ohne  dass  dieselbe  eintritt  und  zweitens 
das  Fehlen  von  Spuren  intrauteriner  Belastung  bei  Hüftluxation. 

In  der  3.  Gruppe  werden  vier  eigene  Beobachtungen  von  Littl escher 
Krankheit  aufgeführt. 

II.  Coxa  vara. 

1.  von  Braun,  Goza  vara  im  Gefolge  von  Ostitis  fibrosa.    Beitrag  zur  klin.  Gbir.  1905. 
Bd.  45. 

la.  Bosse,  Coxa  vara.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  83.  p.  1059. 

2.  Gandier,  A  propos  d'un  cas  de  coxa  vara  traumatique  de  Fenfance  traitö  par  Tost^o- 
tomie  cervicale  et  gu^ri.    Rev.  d'orthop.  1905.  Nr.  2. 

8.  Härting,  Zwei  FftUe  von  Coxa  vara.    Mttnch.  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  32. 

4.  Hoffa,  Die  angeborene  Coxa  vara.    Deutscbe  med.  Wocbenscbr.  1905.  Nr.  32. 

5.  Schlesinger,  Zur  Ätiologie  und  pathologisohen  Anatomie  der  Coxa  vara.   Langen* 
becks  Arohiv.  Bd.  75.  Heft  III. 

6.  Zeaas  ( Lausanne),   Die   Coxa   vara   und   ihre  Beziehungen   zu   inneren  Krankheiten. 
Zentralblatt  für  Grenzgebiete  der  Medizin  und  Chirurgie.  Bd.  7.  Nr.  21. 

Zesas  (6)  macht  in  seiner  ausführlichen  Arbeit  die  Einteilung:  1.  Coxa 
vara  congenita.  2.  Coxa  vara  adolescentium  symptomatica.  3.  Coxa  vara 
traumatica.  Ätiologisch  vertritt  er  den  Standpunkt,  dass  die  Coxa  vara  durch 
verschiedene  Krankheitsprozesse  hervorgerufen  werden  können.  Therapeutisch 
ist  von  Wichtigkeit  die  Frühdiagnose  und  die  Ausheilung  der  die  Coxa  vara 
verursachenden  Krankheit.  Bei  schwerer  Funktionsstörung  empfiehlt  Zesas 
bei  einseitiger  Coxa  vara  die  schräge,  subtrochantere  Osteotomie,  bei  doppel- 
seitiger die  keilförmige  subtrochantere  Osteotomie. 


1160  Jabresbericht  fOr  Ghirargie.    IL  TeiL 

Hoffa  (4)  bespricht  die  Ätiologie  und  pathologische  Anatomie  derkon-* 
genitalen  Coxa  vara  an  der  Hand  mehrerer  Fälle  auf  Grund  röntgenographi- 
scher  und  mikroskopischer  Untersuchungen.  Er  hält  diese  Form  for  eine 
Deformität  sui  generis,  welche  durch  Störung  der  normalen  Entwickelang  der 
Epiphysenlinie  entstanden.  Bei  einem  Präparat,  von  einem  4  jährigen  beider- 
seits resezierten  Knaben  stammend,  ergibt  das  Böntgenbild  eines  Furnier- 
Schnittes  einen  knorpeligen  Schenkelkopf  mit  kleinem  Knochenkem.  Durch 
die  mikroskopische  Untersuchung  wird  der  Nachweis  geführt,  dass  Zeichen 
des  Wachstums  fehlen,  das  Bild  des  ruhenden  Knorpels,  welches  zum  Unter- 
schied von  der  Coxa  vara  rachitica  ein  charakteristisches  Merkmal. 

Das  Röntgenbild  bei  Gong,  coxa  vara  ergibt  femer  eine  vertikal  ver- 
laufene Epiplysenlinie,  Fehlen  des  Schenkelhalses,  oder  recht-  bezw.  spitz- 
winkelige Abknick  ung  des  Schenkelhalses  am  Femuransatz,  femer  Einschal- 
tung von  keilförmigen  Knochenstückchen  am  Rande  des  Schenkelhalses. 

Bei  der  rachitischen  Coxa  vara  besteht  dagegen  eine  Verkleinerung 
des  Schenkelhalswinkels,  der  Schenkelhals  ist  stets  erhalten,  die  Epiphysen- 
linie  meist  verbreitert  und  läuft  schief  von  oben  nach  unten  und  innen. 

Bei  einer  traumatischen  Coxa  vara  ist  Anamnese  massgebend,  femer 
ist  die  kongenitale  Coxa  vara  meist  doppelseitig  und  gleichmässig  ent- 
wickelt. 

Härting  (3)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Coxa  vara.  Im  ersten  Falle 
bandelte  es  sich  um  einen  vor  8  Jahren  Überfallenen  Patienten,  welcher  in 
der  Exkursionsfähigkeit  der  Hüftgelenke  sehr  stark  behindert  war.  Neben 
starker  Aussenrotation  bestand  eine  hochgradige  Lendenlordose  und  stark 
watschelnder  Gang.  Gutes  Resultat  durch  Osteotomia  subtrochanterica  obliqua 
beiderseits. 

Im  zweiten  Falle  handelt  es  sich  um  einen  Soldaten  mit  beiderseits  recht- 
winkeligen Schenkelhals,  welcher  wieder  entlassen  wurde. 

Schlesinger  (5)  konnte  in  einem  Falle  von  Coxa  vara  adolescentinm, 
welche  er  resezierte,  den  Nachweis  einer  rein  traumatischen  Form  erbringen. 

Um  zwei  Fragen: 

1.  Sitz  der  Verbiegung  bei  Coxa  vara, 

2.  Ist  die  Ursache  der  Coxa  vara  eine  Knochenkrankheit  (Rachitis, 
Osteomalacie)  und  welche  Beziehungen  bestehen  zur  traumatischen 
Epiphysenlösung  ? 

zu  beantworten,  hat  er  das  einschlägige  Material  in  der  Literatur  gesammelt 

Die  Frage  1  beantwortet  er  dahin,  dass  die  Epiphysenlinie  stets  als 
der  Sitz  der  Verbiegung  gefunden  wurde,  ein  anderer  Sitz  ist  nicht  nach- 
gewiesen. 

Die  Frage  2,  dass  Rachitis  und  Osteomalacie  in  keinem  Falle  konstatiert 
werden  konnte. 

Als  Ursache  beschuldigt  Schlesinger  das  Trauma,  woraus  ein  Ver- 
schieben des  Kopfes  resultiere. 

Die  Coxa  vara  rachitica  haben  ihre  Veränderung  im  Schenkelhals,  die 
Coxa  vara  adolescentium  in  der  Epiphysenlinie. 

V.  Brunn  (1)  beobachtete  bei  einem  Fall  von  Ostitis  fibrosa  ausge- 
sprochene doppelseitige  Coxa  vara.  Durch  das  Röntgenbild  wird  der  Sitz 
der  Verbiegung  weniger  im  Schenkelhals  als  vielmehr  subtrochanter  gelegen 
nachgewiesen.    Auf  Grund  dieser  Beobachtung  und  einer  solchen  von  Küster 


Seh  alt ze,  Yerletzongen  und  ohimrg.  ErankhisUeii  der  anteren  Eztremitftt.      1161 

wirft  T.  Brunn  die  Frage  auf,  ob  nicht  vielleicht  die  Ostitis  fibrosa  die  Coxa 
vara  verursache. 

Gaudier  (2)  beobachtete  bei  einem  13jährigen  Jungen  eine  vor  drei 
Jahren  akquirierte  Schenkelhalsfraktur,  welche  erst  später  diagnostiziert  wurde. 
Nun  vor  6  Monaten  erlitt  Patient  durch  Sturz  vom  Rade  eine  erneute  Ver- 
letzung derselben  Hüfte.  '  Die  Untersuchung  ergab  Aussendrehung  des  Beines 
fast  im  rechten  Winkel  zur  Pfeilebene.  3— 4  cm  Verkürzung.  Abstand  des 
linken  Trochanter  von  der  Spina  beträgt  gegen  rechts  3  cm.  Abduktion  ist 
aufgehoben,  Adduktion  beschränkt»  Beugung  und  Streckung  ist  aufgehoben. 
Die  Osteotomie  des  Schenkelhalses  ergab  ein  äusserst  günstiges  Resultat,  in- 
dem nur  1  cm  Verkürzung  resultierte  und  gute  Funktion  bei  guter  Stellung. 

Bosse  (la)  demonstriert  in  der  freien  Vereinigung  der  Chirurgen 
Berlins  auf  Grund  eines  in  der  vorigen  Sitzung  von  Hoff a  gehaltenen  Vor- 
trags über  Coxa  vara  congenita,  Präparate  der  sogenannten  fötalen  Rachitis 
Virchows.    Es  Hessen  sich  ausgesprochene  Coxa  vara  nachweisen. 

III.  Coxa  yalga. 

1.   KOlliker,  Über  Coxa  valga.    MflDch.  med.  Wochensohr.  1905.  Nr.  86. 

Eölliker  (1)  hat  2  Fälle  von  Coxa  valga  beobachtet.  Im  ersten  Falle 
war  der  Neigungswinkel  156  Grad,  der  Richtungswinkel  68  Grad,  im  zweiten 
Falle  156  :  68  Grad.  Der  letzte  zeigte  ausserdem  eine  Fraktur  des  Tro- 
chanter major. 

lY.    Genu  recurratnin  und  Oenu  yalgum. 

1.  Dentsehländer,  Zur  operativen  Behandlcmg  des  Genu  recorvatum.    Zentralbl.  fOr 
Chir.  1905.  Nr.  86. 

2.  GhiUini,  C,  Genu  valgum.    Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XY.  1. 

3.  Habs,  Ein  Fall  von  Genu  recnrvatam.    Münch.  med.  Wochensclir.  1905.  Nr.  12. 

4.  Monchet,  Grenu  recurvatum  congönital.    Arcb.  de  mM.  des  Enfants  1905.  Nr.  7. 

Habs  (3)  beschreibt  einen  Fall  von  hochgradigem  Genu  recurvatum, 
dessen  Entstehung  er  auf  abnormen  intrauterinen  Druck  zurückführt.  Das 
drei  Wochen  alte  Kind  hatte  rechts  Klumpfuss,  links  Spitzfuss,  beiderseits 
Genu  recurvatum  (135^j  und  Flexionskontraktur  der  Hüftgelenke  und  zwar 
derart  hochgradig,  dass  die  Beine  gegen  die  Brust  gelagert  sind.  Die  Pro- 
gnose hält  Habs  nicht  für  ungünstig,  durch  Redressement  und  Massage  — 
eventuelle  Sehnenoperation  —  und  Gipsverband  ist  Korrektur  zu  erreichen. 

Mouche t  (4)  beobachtete  einen  Fall  von  Genu  recurvatum  mit  Luxa- 
tion der  Hüfte  und  des  Pes  valgus.  Durch  Luxation  der  Tibia  nach  vom 
war  dieses  Genu  recurvatum  entstanden. 

Deutschländer  (1)  hat  in  einem  Falle  von  Genu  recurvatum  durch 
eine  superkondyläre  Osteotomie  ein  gutes  Resultat  erzielt.  Die  Schnittlinie 
verläuft  von  vom  oben  nach  hinten  unten. 

Nach  Ghillini  (2)  ist  das  Genu  valgum  eine  Folge  des  Höhenunter- 
schiedes der  Tibia  und  des  Femur  bedingt  durch  die  verschiedenartig 
bildende  Tätigkeit  der  Epipbysenknorpel  an  ihren  verschiedenen  Stellen. 
Infolge  funktioneller  Anpassung  entsteht  sekundär  die  Verkrümmung  der 
Diaphysen,  woraus  sich  auch  die  spontane  Heilung  bei  Kindern  erklärt. 


1162  JahreBbericht  fOr  Ghirargie.    II.  Teil. 

Y.   Kongenitale  Luxallon  des  Kniegelenks. 

1.  Bacilieri,   L.,   Über  kongenitale  Luxationen  im   Kniegelenk.     ArchiY   f&r  OrUiop. 
Bd.  ni.  3. 

2.  Helbing,   Ober    angeborene   Kniegelenkskontraktaren.     Berliner  klin.   Wochensehr. 
1905.  X. 

8.   Magnus,  Über  totale  kongoDitale  Luxation  der  Kniegelenke  bei  drei  GeachwisterxL 
Deutsche  Zeitschrift  f.  Ghir.  XXIV. 

4.  Perthes,  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  angeborenen  Luxation  des  Kniegelenks. 
Archiv  f,  Orthop.  Bd.  IIL  p.  629. 

4a. *Turner,  Angeborene  Luxation  des  Kniegelenks.    Rnssk.  Wratsch  1904.  Nr.  47. 

5.  Wehsarg,   Über   kongenitale   Subluxation   des   Kniegelenks.    Archiv   fflr   Orthopäd. 
Bd.  in.  3. 

Bacilieri  (1)  berichtet  über  3  Fälle  kongenitaler  Kniegel enksluxation 
aus  der  Koch  ersehen  Klinik.  Er  hat  aus  der  Literatur  im  ganzen  137  zu- 
sammengestellt. 

1.  Mädchen,  7  Jahre  alt,  hat  doppelseitige  Knieverrenkung.  Nach  Aus- 
sage der  Mutter  haben  in  den  letzten  Wochen  der  Gravidität  heftige  Kinds- 
bewegungen bestanden. 

2.  Junge,  2  V4  Jahre  alt,  hat  Verrenkung  des  rechten  Kniegelenks.  Zur 
Zeit  der  Untersuchung  konnte  nachgewiesen  werden,  dass  das  rechte  Bein 
bei  überstrecktem  Kniegelenk  mit  der  Innenfläche  der  Tibia  in  ganzer  Länge 
dem  Brustbein  anlag.    Die  Planta  pedis  wurde  vom  Kinn  festgehalten. 

3.  Mann  von  27  Jahren  hat  neben  Verrenkung  der  Tibia  nach  vorn 
eine  doppelseitige  Luxation  des  Hüftgelenks  nach  hinten  und  des  Radiuskopfes 
nach  vom. 

Ätiologisch  nimmt  Bacilieri  eine  mechanische  Ursache  an,  glaubt 
jedoch  für  den  Fall  3  eine  primäre  fötale  Erkrankung  der  Gelenke  annehmen 
zu  dürfen,  welche  infolge  von  Ernährungsstörungen  entstanden  und  den  Ge- 
lenkapparat gelockert  hat. 

Im  ersten  Falle  hat  Kocher  durch  Verkürzung  der  Kapsel  des  Knie- 
gelenks ein  gut  funktionierendes  Gelenk  am  rechten  Bein  erhalten. 

Im  zweiten  Falle  hat  er  mit  gutem  Erfolge  die  Arthrodese  gemacht. 

Hei  hing  (2)  stellte  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft  4  Fälle 
von  angeborenen  Kniegelenkskontrakluren  vor. 

1.  Kind,  l^/s  Jahre,  geboren  in  Steisslage,  Luxation  des  Unterschenkels 
nach  vom,  beiderseits  Genu  recurvatum. 

2.  Kind,  8  Monate,  geboren  in  Steisslage,  Streckkontrakturen  beider 
Knieen,  beiderseits  hochgradiger  Pes  eq.  var.,  sowie  Luxat.  coxae  congenita 
nebst  Kreuzbeindefekt  und  Kloakenbildung. 

3.  Kind,  1^4  Jahre,  Beugekontraktur  und  Adduktionskontraktur  in  der 
Hüfte.  Das  linke  Knie  steht  in  rechtwinkeliger  Beugung  und  starker  Valgns- 
stellung. 

4.  IVs  jähriges  Kind  mit  Botationsluxation  beider  Kniegelenke  nach 
aussen,  verbunden  mit  Beugekontraktur,  Pes  valgus  congenitus,  beiderseits 
hochgradige  Schlottergelenke  in  den  Hüften,  Patella  fehlt  beiderseits. 

In  vorstehenden  Fällen  liess  sich  durch  entsprechendes  Anlegen  der 
Beine  an  den  Rumpf  eine  Position  schaffen,  welche,  während  des  intrauterinen 
Lebens  erhalten,   die  dauernden  Stellungsanomalien  zur  Folge  haben  musste. 

Magnus  (3)  hat  drei  Kinder  aus  einer  Familie  mit  totaler  kongenitaler 
Luxation  der  Kniegelenke  beobachtet.     Er  führt  die  Luxation  auf  eine  pri- 


Sehaltze,  VerletzaDgea  and  chirorg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität       1163 

märe  Schlaffheit  der  Kapsel  und  des  Bandapparates  zurück.  Ausser  Luxation 
im  Hüftgelenk  bei  bestehender  Schlaffheit  der  Kapsel  boten  die  Fälle  patho- 
logisch-anatomisch nichts  besonderes. 

Ein  Fall  wurde  operiert  durch  Verlängerung  des  Quadriceps  und  Ver- 
kürzung des  Lig.  cruciat.  ant.;  längere  Fixation  wird  empfohlen. 

Perthes  (4)  bespricht  die  von  Magnus  mitgeteilten  Fälle  (v.  Referat 
Magnus).  Therapeutisch  empfiehlt  er  zunächst  die  unblutige  Reposition. 
Ist  diese  ohne  Erfolg  und  tritt  nach  mehrwöchentlicher  Fixation  wieder  eine 
Luxation  auf,  so  soll  blutig  operiert  werden  und  zwar  empfiehlt  Perthes 
Verlängerung  des  Streckapparates  und  Verkürzung  und  Verstärkung  des  Lig. 
cruciatnm. 

Wehsarg  (5)  beobachtete  3  Fälle,  einen  Neugeborenen^  einen  Knaben 
und  einen  Erwachsenen  mit  angeborener  Kniegelenksverrenkung,  hereditäre  Be- 
lastung lag  nicht  vor.  Weh  sarg  führt  die  Entstehung  auf  Raumbeengung  zurück 
und  glaubt,  dass  in  den  letzten  Monaten  der  Schwangerschaft  der  Fötus  in 
eine  Zwangsstellung  gerät.  Durch  Untersuchung  wurde  bei  dem  Neugeborenen 
festgestellt,  dass  der  betreffende  Schenkel  von  den  sich  kreuzenden  Armen 
festgehalten  wurde.  Aus  den  heftigen  Kindsbewegungen,  welche  die  Mutter 
äusserte,  zieht  Weh  sarg  den  Schluss,  dass  fehlerhafte  Stellung  acht  Wochen 
vor  der  Geburt  erfolgte. 

Bei  dem  4jährigen  Knaben  schliesst  Weh  sarg  aus  dem  Vorhandensein 
der  Kniekehlenfalten,  dass  die  fehlerhafte  Stellung  in  den  letzten  Monaten 
eingenommen  wurde. 

Es  sind  131  Fälle  (Drehmann,  Reiche  1)  publiziert  worden.  Das 
iveibliche  Geschlecht  ist  bevorzugt  und  mit  40  7o,  das  männliche  mit  60  Vo 
beteiligt.  Wehsarg  konnte  55  einseitige  und  51  doppelseitige  aus  den  publi- 
zierten Fällen  zusammenstellen. 

VI.    Klumpfuss  und  Hohlfuss. 

1.  ^B^gouin,  Fied  bot  varus  paralytiqae.    Jouro.  de  möd.  de  Bord.  1905.  Nr.  6.  p.  97. 
la. Blenke,  Ein  kleiner  Beitrag  zar  Etappenbehandlaog  des  Elumpfosses  mit  Gipsver- 

hftndeD.    Dentsche  Zeitscbr.  f.  orth.  Gbir.  XIV.  2. 
Ib.  —  Ortbopädische  Demonstrationen.    Müncb.  med.  Wocbensobr.  1905.  Nr.  14. 
Ic.  Codivilla,  Artroplasticbe  ed  allungamenti  tendinei  nel  piede  torto  congenito.  (Naovo 

metodo  di  cura  cruenta  del  piede  torto  congenito.)    Atti  della  Societä  italiana  di  cbi* 

nirgia.  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

2.  *Dawbarn,  Ezcision  of  astragalus  in  dub  foot.    Ann.  of  Sarg.  1905.  Dec. 

3.  Gronaner,  L.,  Consid^rations  sur  le  traitement  dn  pied  bot  varus  ^quin  cong^nital. 
Revne  m^dicale  de  la  Saisse  romande  1905.  Nr.  II. 

4.  Hirscb,  Kaauistiscber  Beitrag  zur  Ätiologie  der  angeborenen  Fussverkrümmungen, 
speziell  des  Kiumpfusses.    Dies.    Mflncben  1905. 

^.  Joachimstbal  und  Cassierer,  Über  amniotiscbe  Farcben  und  Klumpfuss  nebst 
Bemerkungen  über  Schädigungen  peripberer  Nerven  durch  intrauterin  entstandene 
Schnfirforchen.    Deutsche  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  31. 

6.  Judson  (New  York),  The  influence  of  growth  on  the  course  and  treatment  of  the 
congenital  club  foot.    The  americ.  Journal  of  ortb.  surgery.  Vol.  IT.  Nr.  1. 

6a. *Latrouche,  Sur  un  cas  de  pied  bot  paraljtique  d'origine  centrale.  Joum.  de  m^d. 
de  Bord.  1905.  Nr.  4.  p.  64. 

7.  Nobe,  Zur  Korrektur  des  kongenitalen  Kiumpfusses.   Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  XII. 
7a.Princeteau,  M.,  Pied  bot  cong^nitale  varus  dquin.  Journ.  de  m^.  de  Bordeaux  1905. 

Nr.  82. 

8.  Schnitze  (Duisburg),  Zur  Behandlung  des  rebellischen  Kiumpfusses.  Arch.  f.  Orthop. 
Bd.  IIL  Heft  2. 

«.   Wette,  F.,  Hohlfuss.    Beitr.  zur  klin.  Chir.  Bd.  XLVIL  2. 


1164  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  TeiL 

Gronauer  (3)  vertritt  den  orthopädischen  und  operativen  Standpunkt 
und  kommt  zu  folgenden  Schlüssen. 

Das  am   schwersten  zu   beseitigende  Symptom  ist  die  Equinusstellung. 

Bei  Kindern  unter  IV»  Jahren  korrigiert  Gronauer  orhopädisch ;  bei 
besonders  starken  Muskelkontraktionen  macht  er  die  Sehnenverlängening  wie 
die  Tenotomie;  eventuell  auch  die  Tenotomie  der  Plantarfaszie. 

Bei  älteren  Kindern  von  mehr  als  Vit  Jahren  wird  auch  operativ  nach 
Phleps  vorgegangen. 

(Die  Equinusstellung,  welche  wohl  allgemein  als  die  am  schwersten  zu 
.beseitigende  Deformität  gilt,  wird  spielend  durch  den  von  mir  angegebenen 
Osteoklasten  in  einer  Sitzung  korrigiert.  Der  einfache  Apparat  wirkt  exakt 
und  sicher.     Ref.) 

Nobe  (7)  berichtet  über  den  Sprengel  sehen  Handgriff,  welcher  nach 
erreichter  Korrektion  des  Klumpfusses  in  der  Weise  sich  vollzieht,  dass  man 
den  korrigierten  Klumpfuss  breit  mit  der  Sohle  auf  den  Tisch  aufsetzt  und 
nun  den  Unterschenkel  gegen  den  fixierten  Fuss  als  Hebel  ausnützt. 

B  lenke  (Ib)  entreisst  den  Namen  eines  Mannes  der  Vergessenheit, 
welcher  in  der  Klumpfussbehandlung  Grosses  geleistet.  Es  ist  das  der  ver- 
storbene Dr.  Blick- Magdeburg.  Letzterer  hat  die  Etappenbehandlung  des 
Klumpfusses  mit  Gipsverbänden,  als  erster,  bereits  vor  Wolff,  systematisch 
durchgeführt.  Die  Abbildung  eines  Falles  zeigt  uns  günstigen  Erfolg  seiner 
Behandlungsmethode. 

Judson  (6)  hat,  von  dem  Gedanken  ausgehend,  dass  das  natürliche 
Körperwachstum  für  die  Behandlung  des  Klumpfusses  von  wesentlicher  Be- 
deutung ist,  den  Vorschlag  gemacht,  in  Perioden  raschen  Wachstums  eine 
forcierte  orthopädische  Behandlung  einzuleiten.  Er  hält  dies  gerade  beim 
Neugeborenen  am  zweckmässigsten  angebracht,  da  hier  die  grösste  Wachs- 
tumsenergie vorhanden  ist. 

Schnitze  (8)  tritt  für  die  unblutige  Behandlung  des  Klumpfusses  ein 
und  verwirft  die  von  Lauenstein  empfohlene  Methode  Ogstons,  welche 
in  der  Enukleation  der  einzelnen  Fusswurzelknochen  besteht. 

Mit  dem  von  Schnitze  konstruierten  Osteoklasten,  wurde  selbst  in 
den  hartnäckigsten  Fällen,  die  Korrektur  erreicht.  Wachsweich  mobilisieren, 
Sinus  tarsi  ausmodellieren,  im  Gipsverband  überkorrigieren,  sind  Grundsätze, 
welche  bei  jeder  Korrektur  befolgt  werden  müssen. 

Blenke  (la)  stellt  in  der  medizinischen  Gesellschaft  zu  Magdeburg 
zwei  Patienten  mit  paralytischem  Spitzfuss  vor,  welche  mit  gutem  Erfolge 
korrigiert  waren,  und  zwar  durch  die  plastische  Verlängerung  der  Achilles- 
sehne, sowie  durch  die  Überpflanzung  des  Extensor  hall.  long,  auf  dem  Tib. 
antic.  und  durch  Verkürzung  des  Extensor  digit. 

Joachimsthal  (5)  demonstrierte  in  der  Chirurgenvereinigung  zwei 
Fälle  von  Klumpfuss  mit  amniotischen  Abschürfungen.  Er  hält  es  für  wahr- 
scheinlich, dass  dadurch  der  Klumpfuss  entstanden  ist.  Bei  einem  Patienten 
bestanden  noch  Scbnürfurchen  am  rechten  Zeigefinger  und  Oberarm  mit 
Lähmung  des  N.  radialis  und  des  Hautastes  des  N.  ulnaris. 

Hirsch  (4)  beschreibt  einen  Fall  von  Klumpfuss,  welcher  mit  Spina 
bifida  kompliziert  war,  sowie  mit  beiderseitigen  Genu  recurvatum  und  Flexion 
im  Hüftgelenk. 

Er  führt  die  Entstehung  auf  Baumbeengung  im  Uterus  infolge  mangelnden 
Fruchtwassers  zurück. 


Schnitze,  Verleizangen  und  ehirnrgr.  Krankheiten  der  unteren  Eztremitftt.       1165 

Beim  gegenwärtigen  Stand  der  Wissenschaft  erklärt  sich  Codivilla  (Ic) 
fnr  einen  überzeugten  Anhänger  der  unblutigen,  je  nach  den  Fällen  manuellen 
oder  instrumentalen,  Reduktion,  welche  das  beste  funktionelle  Resultat  liefert. 
Immerhin  stösst  in  der  Praxis  bei  vielen  Fällen  die  Anwendung  der  Methode 
auf  Schwierigkeiten,  die  durch  den  Umstand  hervorgerufen  werden,  dass  die 
Behandlung  enorm  langwierig  ist.  In  den  Fällen,  in  denen  er  vorausgesetzt 
bat,  dass  diese  Schwierigkeit  angetroffen  werden  würden,  hat  er  eine  besondere 
blatige  Behandlungsmethode  angewandt,  die  ihm  gute  Resultate  geliefert  hat. 
Dieselbe  besteht  in  der  Entfernung  aller  passiven  und  aktiven  Widerstände, 
die  sich  der  Korrektion  der  Deformität  entgegenstellen  und  in  der  Aufrecht- 
erhaltung der  erzielten  Korrektion  einige  Zeitlang  mittelst  eines  Gipsappa- 
rates. Die  Entfernung  dieser  Widerstände  und  die  Korrektion  werden  der- 
massen  gemacht,  dass  dadurch  für  die  Funktion  kein  Schaden  entsteht. 

Folgendermassen  geht  er  dabei  vor:  Durch  eine  Hautinzision,  die  von 
dem  vorderen  Ende  des  ersten  Metatarsus  unter  und  hinter  den  inneren 
Knöchel  geführt  wird  und  längs  des  unteren  Drittels  des  Unterschenkels 
hinaufgeht,  werden  die  Sehnen  der  Region  blossgelegt  und  der  Tibial.  ant., 
der  post.,  der  Flexor  propr.  hall.,  der  Flexor  digit.  ped.  werden  zwecks  Ver- 
längerung nach  Bayer  durchschnitten.  Das  Gelenk  zwischen  Metarsus  und 
erstem  Cuneiformis  wird  in  seiner  inneren  Region  eröffnet,  ebenso  die  zwischen 
Cnneiformis  und  Scaphoides,  zwischen  Astragalus  und  Calcaneus,  zwischen 
Astragalus  und  Tibia.  Bei  letzteren  wird  die  Inzision  der  Kapsel  und  Bänder 
ebenfalls  in  ihrem  hinteren  Teile  gemacht.  Manchmal  ist  es  auch  gut,  eine 
spezielle  Herrichtung  der  Astragalustrochlea  an  ihrem  Gelenk  mit  der  Tibia 
und  der  Fibula  auszuführen.  Die  Korrektionsmanöver  folgen  nach  und  nach 
der  Eröffnung  der  verschiedenen  Gelenke.  Danach  wird  die  Kontinuität  der 
verschiedenen  Sehnen  wiederhergestellt,  wobei  der  Muskel  unter  der  Spannung 
erhalten  wird,  die  der  normalen  TonizitÄt  entspricht.  Gipsapparat  von  IVa 
bis  zwei  Monate,  worauf  man  die  Kinder  ohne  Apparat  gehen  lässt. 

Er  hat  27  Klumpfüsse  an  Kindern  von  1 — 4  Jahren  (die  Mehrzahl  von 
2—4  Jahren),  mit  Deformität  zweiten  und  dritten  Grades  mit  bestem  Erfolg 
operiert.  Er  stellt  zwei  Kinder  vor,  eines  von  4  Jahren,  beiderseitig  vor 
IV2  Jahren  operiert  und  eines  von  2  Jahren,  auf  beiden  Seiten  vor  ca.  3  Mo- 
naten operiert,  welche  perfekt  gehen  und  normale  Form  und  Funktion  des 
Fusses  zeigen.  R.  Giani. 

Princeteau  (7a)  operierte  ein  Kind  mit  Klumpfuss  in  folgender 
Weise.  Bei  der  Operation  wurde  zunächst  die  Tenotomie  der  Achillessehne 
gemacht  und  dann  in  derselben  Sitzung  ein  keilförmiges  Stück  Knochen, 
welches  der  Tibia  der  Katze  entnommen  nach  vorhergehender  Schnittführung 
nach  Phelps  zwischen  Os  scaphoideum  und  Astragalus  eingeschaltet.  Ein- 
heilang. 

Durch  eine  zweite  Operation  wurde  die  Aussenseite  des  Fusses  verkürzt. 
Gipsverband.  (Die  Methode  bedeutet  wohl  kaum  eine  Verbesserung  und 
wird  mit  Rücksicht  auf  unsere  erprobten  unblutigen  Methoden  in  Fachkreisen 
eine  rückhaltslose  Verurteilung  finden.     Ref.) 

Wette  (9)  beschreibt  2  Fälle  von  hochgradigem  angeborenem  Hohlfuss 
mit  starken  Beschwerden  und  Funktionsstörung,  welche  durch  Redressement 
nnd  subkutaner  Weich teiltrennung  nicht  korrigiert  werden  konnte.  Es  wurde 
blutig  durch  Keilosteotoraie  des  Os  naviculare  und  cuboides  ein  befriedigendes 
Resultat  erzielt. 


1166  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    II.  Teil. 

(Durch  unsere  modernen  Hilfsmittel  sind  wir  beute  in  der  Lage  auch 
den  hochgradigsten  Hohlfuss  ohne  operativen  Eingriflf  zu  korrigieren-  Ich 
weise  auf  das  von  mir  angegebene  Verfahren  mittelst  Steigbügelzug,  ferner 
auf  die  Korrektur  durch  meinen  Osteoklasten.     D.  Ref.) 

VII.  Plattfuss. 

1.  B lenke,  Orthopftdische  Demonstrationen.    Manch,  med.  Wocbenschr.  1905.  Nr.  14. 
la.*Cavatorti,  Th^ories  et  m^thodes  op^ratoires  de  pied  plat.  Rev.  d'orthop.  1905.  Nr.  5. 

2.  Gocht,  Sehnenoperationen  beim  Pes  piano  valgns.  Deutsche  Zeitschr.  f.  ortfa.  Cfair. 
XIV.  3. 

3.  Helbing,  Über  Wesen  und  Bedentung  des  Plattfusses.  Berl.  klin.  Wocbenschr.  1905. 
Nr.  13. 

4.  Heyesi,  E.,  Neue  Methode  der  Sehneuplastik  zur  Radikalheilung  des  rachitiscbea 
und  statischen  Plattfusses.  Mitteilung  aus  der  chirurg.  Universitätsklinik  (Direktor  Prof. 
J.  Brandt)  zu  Kolozsyär.    Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  7—8.  (Un/carisch.) 

5.  —  Weitere  Beiträge  zur  Radikalheilung  des  rachitischen  und  statischen  Plattfusses 
mittelst  Sehnenplastik.  Mitteilung  aus  der  chirurg.  Universitätsklinik  za  Kolozsvär. 
Orvosi  Hetilap  1905.  Nr.  2.  (Ungarisch.) 

5a.  *üurtado,  Estudio  del  pie  piano.    Madrid  1904. 

6.  Müller,  E.»  Bemerkung  zu  dem  Aufsatz  von  Dr.  R.  Giani:  ,Die  Funktion  des  M. 
tibial.  anticus  in  Beziehung  zur  Pathogenese  des  statisch -mechanischen  Plattfusses*. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  orth.  Ghir.  XIV.  2. 

7.  Muskat,  Heftpflasterverbände  zur  Behandlung  des  statischen  Plattfusses.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

8.  Tubby,  Plat  foot.    The  Practit.  1905.  Nov.  p.  676. 

9.  Wollenberg,  6.  A.,  Zur  Technik  der  Sehnenplastik.    Zeitschr.  f.  orth.  Chir.  XIV.  1. 

Hei  hing  (3)  skizziert  kurz  die  pathologische  Anatomie  und  Sjrmpto- 
matologie  des  Platt-  und  Knickfusses  und  geht  dann  hauptsächlich  auf  die 
Behandlung  ein,  wie  solche  in  der  Hof  faschen  Klinik  sich  ausgebildet  hat 
Die  einzelnen  Gruppen  werden  verschieden  behandelt: 

1.  Diejenigen  Patienten,  welche  keine  Abnormität  des  Skelettes  bieten, 
sondern  nur  Plattfussbeschwerden  haben,  sind  am  leichtesten  zu  behandein 
durch  Massage,  durch  Gymnastik  der  Fuss-  und  Unterschenkelmuskulatnr. 

2.  Bei  bestehender  Yalgität  des  Talus,  erkennbar  durch  Abduktions- 
Stellung  der  Ferse,  muss  der  innere  Fussrand  durch  Einlage,  welche  aus 
Zelluloidaceton  auf  Trikotstoff  mit  Stahlfedereinlage  gefertigt,  gehoben  werden. 

3.  Bei  Pronationskontraktur  wird  eine  achttägige  Bettruhe  nebst  hydro- 
therapeutischen Massnahmen  zur  Mobilisierung  verwandt.  Dann  werden  die- 
selben für  vier  Wochen  eingegipst,  nachdem  in  vielen  Fällen  vorher  noch  ein 
Bedressement  in  Narkose  vorausgeschickt  wurde.  Nach  Entfernung  des  \er- 
bandes  Plattfusseinlage. 

4.  Sehnenoperationen  werden  ausgeführt: 

a)  Tenotomie  der  Achillessehne  zur  Korrektur  des  Pes  flexus. 

b)  Verkürzung  des  M.  tibial.   posticus   bei   hochgradigem  Knickfnss 
rachitischer  Kinder. 

5.  Skelettoperationen,  Ogston,  Geich,  sind  für  die  allerschwersten 
Fälle  von  ankylotischem  Plattfuss  reserviert. 

(Im  jugendlichen  Alter  ist  stets  eine  Vollkorrektur  zu  erstreben,  welche 
nur  möglich  durch  die  Korrektur  des  Skeletts  mittelst  Redressement  nnter 
vorhergehender  Verlängerung  des  Achillessehne.  Gehgipsverband  in  der  Klamp- 
fussstellung.  Nach  vier  Wochen  die  Plastik  nach  Nicoladoni  und  Ver- 
stärkung des  Tibialis  anticus  durch  den  Extensor  hallucis  longus.     Bef.) 


Schnitze,  Verletzungen  and  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.       1167 

B lenke  (1)  stellte  in  der  medizinischen  Gesellschaft  zu  Magdeburg 
einen  zehnjährigen  Jungen  vor  mit  hochgradig  kontrakten  Plattfüssen.  Links 
wurde  in  Narkose  redressiert  nnd  eingegipst,  rechts  wurde  dieNicoladoni- 
Plastik  —  Verstärkung  des  Tib.  posticus  durch  den  halben  Wadenmuskel  — 
ausgeführt,  beiderseits  mit  gutem  Erfolge. 

Blenke  demonstrierte  dann  noch  verschiedene  Plattfusseinlagen. 

Bei  hochgradigem  und  fixiertem  Plattfuss  empfiehlt  Hevesi(4)  folgendes 
Verfahren. 

Zuerst  wird  der  Fuss  in  1 — 3  Sitzungen  gewaltsam,  während  Narkose 
redressiert  und  in  überkorrigierter  Stellung  auf  2—6  Wochen  eingegipst. 
Dann  folgt  bie  blutige  Operation. 

Dieselbe  besteht  aus  folgenden  Akten: 

Längsschnitt  zwischen  der  Achillessehne  und  dem  inneren  Knöchel.  Die 
Achillessehne  wird  verlängert,  die  Sehne  des  M.  tibialis  post.  verkürzt  und 
zugleich  durch  einen  Teil  der  Achillessebne  verstärkt.  Darauf  Längsschnitt 
entlang  dem  inneren  Fussrad  vom  Knöchel  bis  zur  Mitte  des  Metatarsus; 
die  Sehne  des  M.  tibialis  ant.  wird  von  ihrem  Ansätze  abgelöst,  das  Os 
naviculare  von  oben  nach  unten  mit  Hilfe  eines  Trepans  durchbohrt  und  die 
hier  durchzogene  Sehne  am  medialen  Rande  der  Plantarfläche  des  Os  navi* 
culare  mit  Seidennähten  befestigt.  Ausserdem  durchschneidet  Hevesi  noch 
die  Sehne  des  M.  ext.  hallucis,  um  mit  dem  zentralen  Stumpfe  den  M.  tibialis 
ant  zu  verstärken;  der  distale  Sehnenstumpf  des  M.  ext.  hallucis  wird  an 
den  gemeinsamen  Zehenstrecker  angeheftet.  Nach  beendigter  Operation  fixiert 
Hevesi  den  Fuss  in  zwei  Gipsschienen,  deren  eine  die  Beugeseite,  die  andere 
die  Streckseite  des  Fusses  und  Unterschenkel  umgibt.  Der  Verband  bleibt 
3 — 4 — 5  Wochen  liegen. 

Hevesi  operierte  auf  diese  Weise  fünf  Fälle.  Das  Resultat  war 
stets  ein  gutes,  Rezidiv  wurde  bisher  (Va — 2  Jahre  nach  der  Operation)  bei 
keinem  seiner  Patienten  beobachtet. 

Seit  der  Veröffentlichung  seiner  Methode  der  Sehnenplastik  beim  Platt- 
fuss hat  Hevesi  (5)  dieselben  in  weiteren  11  Fällen  angewandt.  Er  kommt 
zum  Schlüsse,  dass  seine  Operierten  in  spätestens  drei  Monaten  vollkommen 
arbeitsfähig  sind  und  eines  besonderen  Schuhwerkes  nicht  bedürfen.  In 
letzter  Zeit  liess  Hevesi  die  Transplantation  des  M.  extensor  hallucis  longus 
auf  den  M.  tibialis  anticus  fort,  die  Resultate  waren  auch  so  sehr  gute.  Die 
Dauer  der  Operation  betrug  bei  einseitigem  Plattfuss  25  Minuten,  bei  doppel- 
seitigem im  Durchschnitt  eine  Stunde. 

Muskat  (7)  berichtet  über  die  Behandlung  mit  Heftpflasterverbänden, 
welche  in  einer  grossen  Anzahl  von  Fällen  recht  gute  Erfolge  gaben. 

Zwei  sich  wenig  deckende  Heftpflasterstreifen  gehen  von  der  Innenseite 
des  Fusses  über  das  Dorsum,  dann  über  die  Fusssohle  zur  Innenseite  und 
laufen  dann  herauf  zum  Oberschenkel  bis  hoch  über  die  Wade.  Zirkeltour 
oben,  in  der  Mitte  und  in  der  Knöchelgegend  bilden  unter  Abschluss  einer 
Mullbinde  den  Verband. 

Müller  (6)  hält  die  Ansicht  Gianis,  welcher  dem  M.  tib«  ant.  bei 
der  Pathogenese  des  Plattfusses  keinerlei  Wert  beilegt,  für  unrichtig.  Er 
hält  vielmehr  den  Muskel  für  einen  Gewölbeträger,  durch  dessen  Verlust  ein 
Faktor  ausgeschaltet  wird,  welcher  die  Plattfussbildung  beeinflusst. 

Wollenberg  (9)  liat  mit  Rücksicht  auf  die  Verwachsung  durch  aus- 
gedehnte Narbenbildungen  bei  Verkürzung  der  Extension  des  Unterschenkels 


1168  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  TeiL 

kreuzförmige  Faszienlappen  gebildet  und  diese  über  dem  verkürzten  Material 
vernäht. 

Tubby  (8)  hat  beim  Plattfuss  die  Plastik  des  Extensor  poll.  ausge- 
führt, eine  Methode,  welche  von  Müller- Stuttgart  früher  publiziert  war. 

Gocht  (2)  hat  den  Triceps  surae  verlängert  durch  die  Tenotomie  nach 
Bayer  und  ausserdem  den  Ansatz  dieses  Muskels  nach  einwärts  verlagert, 
neben  die  eigentliche  Ansatzstelle,  wodurch  die  Wiederkehr  der  Senkung  des 
hinteren  Faszialschnittes  verhindert  wird.  Gehverband  in  Abduktionsstellung. 
(Auf  die  schädigenden  Momente  der  kontrakten  Achillessehne  und  deren  not- 
wendige Tenotomie,  habe  ich  bereits  1895  hingewiesen.    Ref.) 

Till.   Metatarsus  varus. 

1.   Helbiog,  Ober  Metatarsus  varus.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  33. 

Bei  der  Beschreibung  des  klinischen  Bildes  des  Metatarsus  varus  unter- 
scheidet Helbing  (1)  die  angeborene  und  erworbene  Form.  Letztere  ist  die 
häufigere  und  entsteht: 

1.  Bei  Genu  valgum  und  rachitischen  Deformitäten  mit  nach  aussen 
offenen  Winkeln,  als  kompensatorische  Form,  welche  nach  Korrekur  der  De- 
formität auch  beseitigt  ist. 

2.  Bei  Frakturen  des  Metatarsus,  als  traumatische  Form. 

3.  Bei  entzündlichen  oder  chronischen  Gelenkprozessen  im  ersten  Tarso- 
metatarsalgelenk  als  arthrogene  Form. 

Den  angeborenen  Metatarsus  hat  Helbing  viermal  beobachtet.  Unter 
geeigneter  Redression  mit  folgender  Tenotomie  wird  Heilung  erzielt. 

IX.  Uallux  valgus. 

1.  Klar,  Über  angeborenen  Hallux  valgus.    Deutsche  Zeitechr.  f.  orth.  Ghir.  XIV.  2. 

2.  ZesaSy  Zum  angeborenen  Halluz  valgus.    Deutsche  Zeitschr.  f.  orth.  Ghir.  XV.  1. 

Klar  (1)  teilt  einen  Fall  von  angeborenem  Hallux  valgus  mit,  welcher 
besonderes  Interesse  verdient.  Bei  einem  35  Jahre  alten  St^inhauer  wurde 
nebensächlich  dieses  Leiden  festgestellt.  Das  Röntgenbild  gibt  einen  charak- 
teristischen Überblick  über  das  Verhältnis  der  Metatarsalia  zu  den  Meta- 
tarso-Tarsalgelenken.  Die  hier  vorhandene  Adduktionsstellung  der  Metatarsen 
ist  hochgradig  am  Metatarsus  I  ausgeprägt,  aber  auch  sichtbar  am  H.,  IIL, 
IV.  und  V.  Metatarsus.  Die  Zehen  stehen  parallel  und  geben  dadurch  ein 
Unterscheidungsmerkmal  gegenüber  dem  erworbenen  Hallux  valgus,  bei  welchem 
die  Zehen  übereinander  geschlagen  sind.  Bei  drei  lebenden  Generationen 
wurde  die  Deformität  beobachtet,  und  zwar  nur  beim  Genus  femininum. 

Zesas  (2),  veranlasst  durch  die  Mitteilung  Klars,  publiziert  einen  sehr 
seltenen  F'all,  welcher  schon  1861  von  Mauclaire  beschrieben.  Der  Meta- 
tarsus dig.  II  war  gespalten,  sandte  medial  und  lateral  einen  Ast,  wodurch 
die  Valgusstellung  hervorgerufen. 

X.  Kongenitale  Defekte. 

1.  Antonelli,  Ein  Fall  von  kongenitalem  bilateralen  Radiusdefekt.     Zeitschr.  f.  orthop. 
Chir.  XIV.  2. 

2.  Geenen,  Vorstellung  angeborener  Missbildungen.     Berliner  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  5.  p.  132. 


Schnitze,  Verletzangeii  und  chirnrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.      1169 

3.  RoskoBchny,   Ein   Fall  von   angeborener,   vererbter  Verbildnng  beider  Knie-   und 
Ellen bogengelenke.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Ohir.  1905. 

4.  Wieainger,  Kongenitaler  Defekt  der  Fibula.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  27. 

5.  *Young,  Congenital  absence  of  the  tibia.    Univ.  Penn.  med.  Bull.  Nov.  1904. 

Antonelli  (1)  gibt  im  Anschluss  an  einen  Fall  —  5  Monate  alter 
Knabe  —  eine  ausführliche  Mitteilung  über  die  Literatur,  insbesondere  über 
therapeutische  Massnahmen.  Neben  bilateraler  Klumphand,  bedingt  durch  den 
Radiusdefekt,  bestand  eine  Hypospadia  penis ;  Hemia  inguino-scrotalis  dextra 
congenita,  angeborene  Pedes  plani  vasi.  114  Fälle  hat  Antonelli  aus  der 
Literatur  zusammengestellt,  60%  männlich,  29%  weiblich,  55  mit  einseitigem 
und  46  mit  beiderseitigem  Defekt.  Man  nimmt  einstweilen  an,  dass  es  sich 
am  ein  Stehenbleiben  der  Entwickelung  auf  einer  sehr  frühen  Stufe  des  Em- 
bryo handelt  (Hoffa).  Therapeutisch  wurde  von  Antonelli  die  UIna  ge- 
spalten bis  zum  oberen  Drittel,  so  dass  der  radial  gelegene  Knochen  in 
seiner  Gelenkfläche  der  Radiusbreite  entsprach.  Der  ulnarwärts  gelegene 
Knochen  blieb  in  loco  und  wurde  nur  geknickt,  zwecks  Korrektur  der  Hand- 
stellung, wodurch  Tenotomien  unnötig.  Golddrahtnähte.  Implantation  von 
Muskel  zwischen  die  gespaltenen  Knochen. 

Coenen  (2)  demonstriert  3  Fälle  von  Missbildungen: 

1.  '/ijähr.  Mädchen  mit  Verlust  des  rechten  Fusses  durch  amniotische 
Autoamputation.  Es  besteht  ausserdem  eine  tiefe  amniotische  Schnürfurche 
im  unteren  ^/s  des  rechten  Unterschenkels,  so  dass  dieser  Teil  als  Fuss  im- 
poniert, zumal  derselbe  noch  elephantiastisch  entartet  ist.  Die  Schnürfurche 
geht  bis  auf  den  Knochen  und  hat  eine  stumpfwinklige  Stellung  des  peripheren 
Teils  bewirkt. 

Der  Fall  ist  ausserdem  kompliziert  mit  totaler  Synechie  der  Finger 
der  rechten  Hand  mit  linksseitiger  Hasenscharte  und  doppelseitigem 
Wolfsrachen. 

2.  Ein  Kind  mit  Totaldefekt  des  rechten  Armes.  Phokomele.  Die 
missbildete  Hand,  deren  Daumen  fehlt,  sitzt  direkt  der  Schulter  an. 

Wiesinger  (4)  stellte  im  Hamburger  Ärzteverein  einen  12jährigen 
Jungen  vor,  welcher  die  Tibia  gebrochen  hatte.  Nachdem  nach  Ablauf  eines 
Jahres  eine  Konsolidation  nicht  eingetreten  war,  wurde  ein  gestielter  Periost- 
knochenlappen  von  der  Tibia  der  anderen  Seite  mit  ausgezeichnetem  Resul- 
tate verpflanzt. 

Roskoschny  (3)  beobachtete  ein  angeborenes  Genu  valgum  bei  Vater 
und  Sohn,  entstanden  dadurch,  dass  der  grosse  innere  Kondylus  vollkommen 
isoliert  war  und  keilförmig  zwischen  Femur  und  Tibia  artikulierte.  Zugleich 
bestand  bei  beiden  Patienten  eine  angeborene  Luxation  des  Radiusköpfchens. 


JahiMberieht  für  Chirurgie  1005.  74 


1170  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  TeiL 

Yerletznngen  der  Knochen  nnd  Gelenke  der  unteren  Extremität. 

Referent:  A.  Borchard,  Posen. 
1.  Allgemeines. 

1.  *6hiulainila,  J.,  Die  PriDzipien  der  modernen  portativen  orthopftdiachen  Apparate. 
Reyista  SUiotzelor  Medicale.  Nr.  8.  p.  1135  (ram&nisoh). 

2.  Legal,  Lagerungsapparat  zur  Behandlung  von  Gelenkerkrankungen  und  Frakturen  der 
unteren  Extremität.    Zeitschr.  f.  orth.  Ghir.  1905.  Bd.  U.  p.  705. 

3.  ^Wellenberg,  Über  Gehverband.    Zeitschr.  f.  ärztl  Fortbildung  1905.  Nr.  24. 

Legal  (2)  hat  einen  einfachen  Lagernngsapparat  znr  Behandlung  von 
Gelenkserkrankungen  und  Frakturen  an  der  unteren  Extremität  konstruiert 
Dasselbe  war  ursprünglich  für  Kinder  bestimmt,  hat  sich  aber  auch  bei  Er- 
wachsenen gut  bewährt  und  war  auch  sehr  zweckmässig  für  die  Lagerang 
von  Erwachsenen  mit  grossen  Weichteilwunden.  Die  genauere  Beschreibung 
des  Apparates  ist  nur  an  der  Hand  der  beigefügten  Abbildungen  verständlich 
und  muss  im  Original  nachgesehen  werden. 

2.  Frakturen  und  Luxationen  im  Bereich  des  Beckens, 

1.  ^AthanasescUyN.,  Ein  Fall  von  Beckenfraktur  mit  interner  Hämorrhagie.    Laparo- 
tomie.   Ligatur  der  Iliaca  interna.    Genesung.    Spitalul.  Nr.  4.  p.  80  (rumftnisch). 

2.  Cohn,  Über  isolierte  Ruptur  der  Symphysis  oss.  pub.    Bruns  Beitr.  45.  Bd. 

S.   Gonstantinescu,  Linke  Pubisfraktur,  Verwundung  der  Arteria  gastrica  durch  Trsama. 
Revista  de  Chirurgie.  Nr.  4.  p.  182  (rumänisch). 

4.  —  Linksseitige  Pubisfi-aktur,   traumatische  Wunde   der   linken   Arteria   bypogastrica. 
Revista  de  Chirurgie.  Nr.  4.  s.  182  (rumftoisch). 

5.  *Gabourd,  Fracture  vertica  le  du  bassiu.    Lyon  mdd.  1905.  Nr.  51. 

Der  Fall  Constantinescus  (3)  und  Athanasescus  (1)  ist  ein  und 
derselbe  Fall.  Es  handelte  sich  um  einen  16jährigen  Jungen,  der  zwischen 
zwei  Fässer  zerdrückt  war.  Man  konstatierte  eine  Geschwulst  der  linken 
Fossa  iliaca,  die  sich  schnell  vergrösserte  mit  Symptomen  einer  inneren 
Hämorrhagie.  Bei  der  Operation  Hämatom  unter  der  Haut  und  noch  ein 
grösseren  unter  dem  Peritoneum.  Ligatur  der  Arteria  bypogastrica.  Pubis- 
fraktur  links,  Krachen.'  Genesung  nach  zirka  fünf  Monaten. 

Stoianoff  (Vama). 

Bei  einem  16jährigen  Bursche,  welcher  zwischen  zwei  Fässer  zerdrückt 
war,  konstatierte  Constantinescu  (4)  Parese  der  unteren  Extremitäten, 
Schmerzen  und  Krachen  durch  Bewegung  des  Beckens,  in  der  linken  Fossa 
iliaca  matte  immer  zunehmende  Geschwulst.  Laparotomie,  enormes  sub- 
kutanes Hämatom,  Blut  im  Peritoneum,  Entleerung  durch  Inzision  des  Peri- 
toneums posticums,  Sutur,  Ligatur  der  Arteria  bypogastrica.     Genesung. 

Stoianoff  (Vama). 

Unter  isolierter  Symphysenruptur  der  Schambeine  versteht  Cohn  (2^ 
diejenige  Verletzung  des  Beckenringes,  bei  der  ohne  jede  Mitbeteiligung  des 
knöchernen  Beckens  ein  Auseinanderreissen  der  beiden  Ossa  pubis  in  der 
Symphyse  stattgefunden  hat.  Er  teilt  einen  derartigen  Fall  eigener  Be- 
obachtung  mit  und  fügt  13,  resp.  14  Beobachtungen  aus  der  Literatur  in 
extenso  bei.  In  den  meisten  Fällen  wird  man  mit  einer  konservativen  Be- 
handlung auskommen. 


Borchard,  Verletzangen  and  chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.      1171 

S.  Luxationen  im  Hüftgelenk« 

1.  ^Balow-Hansen,  Behandlang  der  Laxatio  coxae  congenita.    Norsk  Mag.  f.  Liege- 
vid.  1904.  Nr.  12. 

2.  Calot,  La  laxation  de  la  hanche.    Arch.  prov.  de  Ghir.  1905.  Nr.  12.  D4c. 
2a.*Dell  Greco,  T.,  Luaaazione  ileo-pabica  da  caasa  diretta.    La  clinica  modema  1905. 

rase.  6.    (Klinischer  Fall.) 

3.  ^Fridon,  De  la  coexistence  relativement  fräquente  de  la  luxation  congönitale  de  la 
hanche  et  de  cette  da  genou  en  av^ant.    Rev.  d'Orth.  1905.  Nr.  6. 

4.  *JoDon,  Laxation  pathol.  de  la  hanche.    Rev.  d'Oi-th.  1905.  Nr.  6. 

5.  Malier,  Frederick,  Bloodless  repoaition  of  tbe  congenital  dialocated  hip  Joint  versus 
arthrotomy.    The  joam.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1905.  June  17. 

5a.Mn8catello,    G.,   Sulla   riduzione    cruenta    della    lussazione   patologica   deir  anca. 

Bollettino  della  Sodetä  Medico-chirurgica  di  Pavia  1905. 
5b. ^Provera,  Un  caso  di  lussazione  perineale  delF  anca.    Gazetta  degli  ospedali  e  delle 

cliniche  1905.  Fase.  54.    (Klinischer  FalL) 

6.  Riedel,  Die  Reposition  der  Luxat.  obtur.    Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  79. 

7.  Simon,  Ober  Laxat.  fem.  centr.     Brans  Beitr.  45.  Bd. 

8.  Tschmarke,  Ein  Fall  von  doppelseitiger  traumatischer  Hüftgelenksluxation.  Monats- 
schrift f.  Unfallheilk.  a.  Invalidenwesen  1905.  Nr.  7. 

Eine  Streitfrage  (5),  ^-elche  für  Deutschland,  Frankreich  und  Italien 
entschieden  zu  sein  scheint,  ist  in  Amerika  wieder  aufgelebt.  Eine  kürzlich 
erschienene  Veröffentlichung  von  Sherman  rechtfertigt  eine  Vergleichung 
der  unblutigen,  gegenüber  der  offenen  Reduktion  der  kongenitalen  Hüft- 
gelenksverrenkung.  Die  Misserfolge,  welche  Lorenz  bei  einem  Teil  seiner  in 
Amerika  auf  unblutigem  Wege  operierten  Kranken  hatte,  beruht  einmal  darauf, 
dass  ihm  ungeeignete  Fälle  zur  Verfügung  gestellt  wurden,  um  die  Methode 
der  Einrenkung  zu  demonstrieren,  und  darauf,  dass  die  Nachbehandlung  von 
den  verschiedensten  Chirurgen  nicht  in  einheitlicher  Weise  geleitet  wurde. 
Die  Tatsache,  dass  bei  Inzisionen  der  Kapselhals  meist  enger  ist,  als  der 
Umfang  des  Gelenkkopfes,  beweist  nicht,  dass  dieser  enge  Hals  durch  Mani- 
pulation nicht  hätte  erweitert  werden  können.  Ein  gutes  anatomisches  Re- 
sultat ist  nicht  die  Hauptsache.  Das  Resultat  einer  vollkommenen  blutigen 
Reposition  wird  sehr  häufig  durch  die  nachfolgende  Ankylose  vollständig  zerstört, 
so  dass  namentlich  bei  doppelseitiger  Reposition,  die  Kranken  nach  der  Ope- 
ration sehr  viel  schlechter  daran  sind,  als  vor  derselben.  Die  der  unblutigen 
Methode  yorgeworfenen  Unfälle,  Hämatome,  Frakturen  und  Kapselzerreissungen 
lassen  sich  vermeiden,  wenn  die  Altersgrenzen  nicht  überschritten  werden 
und  der  Operateur  die  nötige  Erfahrung  hat.  Die  durch  Peroneusverletzung 
bedingte  Paralyse,  der  häufigsten  der  Lähmungen,  ist  bei  der  unblutigen 
Methode  leicht  zu  vermeiden,  weil  hier  das  Knie  in  Flexionsstellung  im  Ver- 
band liegt,  während  es  bei  der  blutigen  gestreckt  gehalten  wird,  und  damit 
den  Nerven  dehnt  Die  von  Sherman  angeführten  Statistiken  sind  ver- 
altet. Neuere  Statistiken  geben  ^/s  anatomische  Kuren  und  von  dem  Rest 
zeigen  eine  grosse  Anzahl  sehr  gute  funktionelle  Resultate.  Die  Resultate 
hängen  sehr  von  der  Nachbehandlung  ab.  Maass  (New- York). 

Riedel  (6)  teilt  fünf  Fälle  von  Luxatio  obturator.  mit;  bei  einem  ver- 
alteten Falle  gelang  die  Reposition  trotz  Abmeisseln  des  Pfannenrandes  erst, 
nachdem  der  von  hinten  um  den  Oberschenkel  gelegte  Arm  bei  abduzierten 
und  leicht  flektierten,  aber  kräftig  extendierten  Bein  einen  starken  Ruck 
nach  aussen  ausgeführt  hatte,  wobei  die  linke  Hand  gleichzeitig  einen  Druck 
auf  das  Knie  nach  innen  ausübte.  In  den  drei  frischen  Fällen  gelang  diese 
Methode  —  Zug  in  der  Richtung  des  flektiert  und  abduziert  stehenden  Beines, 

74* 


1172  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teü. 

starker  Ruck  durch  den  von  hinten  her  um  das  obere  Ende  des  Schenkels 
gelegten  Arm  nach  aussen  —  ausgezeichnet. 

Muscatello  (5a)  teilt  einen  Fall  mit  von  supra-kotyloidealer  Luxation 
des  Femur  nach  akuter  eitriger  Synovitis,  deren  Ursprung  wahrscheinlich  in 
Pneumokokken  lag,  bei  einem  vierjährigen  Kinde.  Nach  ungefähr  drei 
Monaten  griflf  Verf.  ein  und  nahm  die  blutige  Reduktion  des  luxierten  Femur 
vor.  Nach  weiteren  drei  Monaten  nach  dem  Operationsakt  wurde  das  Kind 
in  gutem  Befinden  und  fähig  ziemlich  gut  zu  gehen,  da  es  zum  grossen  Teil 
die  Bewegungen  des  kranken  Beines  wieder  erlangt  hatte,  ans  dem  Spital 
entlassen.  In  der  kurzen  Kritik,  die  sich  an  die  klinische  Darlegung  des 
Falles  anschliesst,  schliesst  Muscatello  dahin,  dass  man  in  den  Fällen  von 
pathologischer  Hüftgelenksluxatlon  nicht  allzusehr  auf  den  Versuchen  einer 
unblutigen  Reduktion,  die  häufig  recht  gefahrlich  sei,  bestehen  dürfe,  während 
man  zufrieden  stellende  Resultate  von  einem  mit  rigoroser  Technik  durch- 
geführten blutigen  Eingriff  erwarten  könne.  Er  glaubt,  dass  ein  günstiger 
Umstand  für  den  guten  funktionellen  Erfolg  der  Operation  in  seinem  Falle 
auf  der  Heilung  der  Operationswunde  durch  primäre  Verwachsung  beruhe, 
wodurch  grosse  und  unregelmässige  Narben,  die  häufig  die  Ursache  von  An- 
kylosen sind,  vermieden  wurden.  R.  Giani. 

Calot  (2)  hat  vier  Fälle  von  Hüftluxation  bei  Kindern  im  Alter  von 
1 — 6  Jahren  beobachtet  und  bespricht  deren  Diagnostik. 

Tschmarke  (8)  berichtet  über  einen  Patienten,  der  durch  Überfahren- 
werden durch  die  Strassenbahn  neben  anderen  Verletzungen  eine  Luxatio 
obturatoria  der  einen  und  eine  Luxatio  iliaca  der  anderen  Seite  erlitten 
hatte.  Die  Reposition  des  letzteren  gelang  durch  Zug,  indem  der  Fuss  des 
Operateurs  gegen  den  Damm  gestemmt  wurde,  die  Reposition  des  Luxatio 
obturatoria  gelang  nach  einigen  rotierenden  Bewegungen  nach  der  Koch  er- 
sehen Methode.     Gutes  funktionelles  Resultat. 

Simon  (7)  teilt  einen  Fall  von  Luxatio  centralis  femor.  mit  und  geht 
im  Anschluss  daran  auf  eine  genaue  Besprechung  der  Literatur  ein.  Er 
hält  nach  deji  bisherigen  Beobachtungen  keine  Berechtigung  für  vorliegend, 
die  Luxat.  cent.  femor.  als  ein  wohl  charakterisiertes,  selbständiges  Krank- 
heitsbild aufzufassen.  Sie  ist  wie  die  meisten  Pfannenbrüche  eine  Teiler- 
scheinung der  verschiedensten  Beckenfrakturen  und  das  Hindurchtreten  des 
Schenkelkopfes  durch  die  Pfanne  wohl  fast  immer  eine  sekundär  hinzu- 
kommende Komplikation.  Aus  diesem  Grunde  erscheint  es  auch  nicht  zweck- 
mässig, gewisse  Typen  aufstellen  zu  wollen. 

4t.   Frakturen  des  Schenkelhalses. 

1.  Ewald,  Behandlung  des  Schenkelhalsbruches.    Wiener  klin.  Randschaa  1905.  Nr.  40. 

2.  Gaudier,  A  propos  de  la  coza  vara  traumatique  etc.  Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  de 
Ghir.  de  Paria  XXX,  40. 

3.  Hesse,  Ober  Schenkelhalsbrache  im  jugendlichen  Alter.  Beiträge  zur  pathologischen 
Anatomie  und  zur  allgemeinen  Pathologie.  Siebentes  Supplement  Festschrift  fOr  Prof. 
Arnold. 

4.  Ito,  Operative  Behandlung  der  intrakapsul&ren  Schenkelhalsfraktoren.  Zeitschr.  f&r 
Chir.  1Ö05.  Bd.  78. 

5.  Kob,  Über  Schenkelhalsfrakturen.    Deutsche  militflrftrztl.  Zeitschr.  1905.  Heft  10. 

6.  *Manl  e  y ,  Intra-capsular  fracture  at  the  hip  Joint  etc.  New  York  med.  journ.  29.  X.  1904. 
Ref.  in  The  med.  Chron.  1905.  Jan. 

7.  Monsarat,  Über  eine  Schenkelhalsfraktur  bei  einem  an  Hämophilie  leidenden  Kinde. 
Allgem.  Wiener  med.  Ztg.  1905.  Nr.  38. 


Borchard,  VerletzuDgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.      1173 

&  *Senn,Nichola8»  Differential  diagnoais  between  coxa  vara  and  other  static,  inflam- 
malory  and  traumatio  affections  of  tbe  hip  Joint.     The  jonm.  of  the  Amer.  Med.  Ass. 
1905.  June  10. 
9.   Niolini,  Ein  Fall  von  Fraktur  des  Randes  der  rechten  Eotyloidkavitftt.    Revista  de 

Chirurgie.  Nr.  4.  p.  171  (rumftnisch). 
10.   Schwartz,  Snr  nn  cas  de  coxa  vara  traumatiqne.    Soc.  de  Chir.  1905.  Nr.  28. 

Gaüdier  (2).  Ein  13 jähriger  Knabe  hatte  vor  3  Jahren  durch  Fall 
eine  Schenkelhalsfraktur  erlitten,  welche  in  Form  der  Coxa  vara  mit  schweren 
funktionellen  Störungen  zur  Ausheilung  gekommen  war.  Es  wurde  die  Osteo- 
tomie im  Schenkelhals  gemacht  und  die  beiden  Knochenflächen  durch  Silber- 
draht in  richtiger  Lage  fixiert.     Das  funktionelle  Resultat  war  ein  gutes. 

Nach  Kob  (5)  werden  die  Ursachen  für  die  Entstehung  von  Schenkel- 
halsfrakturen am  besten  in  drei  Kategorien  eingeteilt.  Bei  der  ersten  (Fall 
auf  die  Füsse)  wird  der  Bruch  am  schwächsten  Punkt  des  Bogens  d.  h.  an 
seiner  Übergangsstelle  in  den  Kopf  erfolgen,  bei  der  zweiten  (Fall  auf  die 
Seite)  wird  die  Insertion  des  Halses  in  die  Trochanterpartie  gebohrt.  Bei 
der  dritten  Kategorie  (aktiver  Muskelzug,  Bänderspanhung)  kommen  Riss- 
frakturen des  KoUum  an  der  Stelle  der  Trochanterinsertion.  Im  Anschluse 
hieran  teilt  Kob  zwei  Fälle  von  Schenkelhalsfrakturen  im  jugendlichen  Alter 
(Soldaten)  mit,  von  denen  der  erste  einen  Querbruch  des  Collum  femoris  an- 
scheinend an  seinem  Ansatz  an  die  Trochanterpartie  infolge  von  einfachem 
Fall  anf  die  Seite  bildete,  während  es  sich  bei  dem  zweiten  Falle  um  einen 
Rissbruch  des  Schenkelhalses  am  Trochanteransatz  mit  starker  Dislokation 
und  Einkeilung  infolge  von  Spannung  der  Lig.  Bertini  handelte. 

Bei  der  Behandlung  der  Schenkelhalsbrüche  erreicht  Ewald  (1)  die 
Abduktionsstellung  dadurch,  dass  er  das  im  Knie  in  Überstreckung  gehaltene 
Bein  gegen  die  Brust  eines  Gehilfen  oder  gegen  eine  feste  Unterlage  an- 
stemmen lässt  und  nun  an  der  kranken  Seite  eine  starke  Extension  ausübt, 
bis  das  Bein  scheinbar  3 — 4  cm  verlängert  ist.  In  dieser  Stellung  wird  ein 
bis  über  die  Taille  und  zur  Mitte  des  Unterschenkels  reichender  Gipsver- 
band angelegt,  der  zirka  6  Wochen  liegen  bleibt.  In  diesem  kann  der  Pat., 
nachdem  unter  den  gesunden  Fuss  eine  2 — 3  cm  hohe  Sohle  gelegt  ist,  herum- 
gehen. Die  hohe  Sohle  an  der  gesunden  Seite  wird  3—6  Monate  getragen. 
Bei  dicken  Leuten  lässt  sich  ein  Gipsverband  nicht  anlegen.  Hier  wird  eine 
Extension  an  beiden  Beinen  in  starker  Abduktionsstellung  angelegt.  Nach 
4—8  Wochen  geht  Pat.  mit  erhöhter  Sohle  am  gesunden  Bein  umher. 

Ito  (4)  berichtet  über  6  Fälle  von  nicht  konsolidierten  ;,Fractura  colli 
femoris  subcapitalis^.  Es  wurde  bei  allen  das  Knochenfragment  exzidiert, 
wodurch  ein  mehr  oder  weniger  befriedigender  Erfolg  erzielt  wurde.  Nur 
einer  ging  am  11.  Tage  nach  der  Operation  an  Lungenödem  etc.  zugrunde. 
Ob  der  Eingriff  als  solcher  berechtigt  ist,  sucht  Ito  durch  Tierexperimente 
nachzuweisen.  Die  unvollkommene  intrakapsuläre  Fraktur  heilt  fest.  Unter 
5  Fällen  von  vollkommenen  intrakapsulären  Frakturen  wurde  nur  in  einem 
Falle  eine  solide  Vereinigung  konstatiert,  was  vielleicht  durch  die  Verwach- 
sung der  Kapsei  mit  der  Bruchnarbe  bedingt  war.  Von  15  Fällen  vollkom- 
mener intrakapsulärer  Frakturen  mit  Knochennahtanlegung  gingen  5  an  In- 
fektion zugrunde,  bei  den  übrigen  10  war  keine  knöcherne  Vereinigung  nach- 
träglich zu  finden. 

Auf  Grund  dessen  empfehlen  die  Verfasser  die  Exzision  des  Kopfes  als 
die  allein  berechtigte  Operation,  sobald  die  Diagnose  gesichert  ist. 


1174  Jahresbericht  ffir  Chimrgie.    II.  Teil. 

Monsarrat  (7)  berichtet  über  einen  Fall  von  Schenkelfraktor  bei 
einem  8jährigen  Knaben,  dessen  Hämophilie  erst  daraus  erkannt  wurde, 
dass  bei  Palpation  der  Art.  radialis  ein  blauer  Fleck  an  der  Stelle  der  Pal- 
pation  entstand.  Sonst  hätte  man  die  ständig  zunehmende  Geschwulst  an 
der  Bruchstelle  im  Verein  mit  dem  hohen  Fieber  für  eine  Entzündung  ge- 
halten. Die  Heilung  der  Fraktur  erfolgte  tadellos;  die  Konsolidation  trat 
eher  früher  auf,  als  es  gewöhnlich  der  Fall  ist. 

Hesse  (3)  teilt  5  Fälle  von  Schenkelhalsbrücben  im  jugendlichen  Alter 
mit.  Es  zeigte  sich  als  ätiologisches  Moment  immer  nur  ein  mittelschweres 
Trauma.  In  einem  Falle  Hess  sich  ein  sicheres  Trauma  überhaupt  nicht 
nachweisen.  Zu  Beginn  war  dreimal  eine  völlige  Funktionsunfähigkeit  über- 
haupt nicht  vorhanden,  in  5  Fällen  liegt  die  Möglichkeit  vor,  dass  es  zur 
kompletten  Fraktur  erst  durch  nochmaliges  Auftreten  auf  das  im  Schenkel- 
hals infrakturierte  Bein  gekommen  ist.  Die  resultierende  Funktionsfähigkeit 
war  gut,  jedoch  scheint  Neigung  zu  sekundärer  Verkürzung  infolge  Belastung 
des  geschädigten  Schenkelhalses  vorhanden  zu  sein. 

Die  objektiven  Veränderungen  bestanden  in  Verkürzung  des  Beines  mit 
entsprechendem  Hochstand  des  Trochanter,  Beschränkung  der  Abduktion  und 
Innenrotation.  Das  distale  Bruchende  rückt  am  zentralen  in  die  Höhe,  wäh- 
rend letzteres  eine  Drehung  in  der  Weise  eingeht,  dass  der  untere  Teil  des 
Schenkelkopfes  aus  der  Pfanne  tritt  und  die  Epipbysenlinie  des  Kopfes  sich 
steiler  stellt.  Schwierig  war  die  Differentialdiagnose  gegenüber  der  Coxa  vara 
stativa  und  der  Arthritis  def.,  welche  sich  bei  jugendlichen  Individuen  ge- 
legentlich mit  den  Frakturen  im  Schenkelhalse  zu  komplizieren  scheint.  Die 
Bruchlinie  sass  viermal  lateral  von  der  Epipbysenlinie,  einmal  war  der  eigent- 
liche Schenkelhals  völlig  intakt.  Der  dritte  Fall  zeigte  eine  vorwiegende  Be- 
teiligung des  Gelenkes.  Die  Epipbysenlinie  zeigte  erhebliche,  posttraumatische 
Veränderungen,  die  mit  einer  Lockerung  oder  Lösung  derselben  in  Zusammen- 
hang gebracht  werden  dürfte. 

Hesse  empfiehlt  vorwiegend  konservative  Therapie.  Den  Schluss  der 
sehr  fleissigen  und  lesenswerten  Arbeit  bildet  eine  statistische  Übersicht  über 
46  Scbenkelhalsbrüche  bei  Individuen  von  1  bis  18  Jahren.  Sie  betreffen 
27  Knaben,  19  Mädchen.  Dem  ersten  Dezennium  gehören  16,  dem  zweiten 
30  Fälle  an,  die  sich  mit  einer  Ausnahme  auf  das  13. — 18.  Lebensjahr  ver- 
teilen. 32  Fälle  wurden  als  reine  oder  vorwiegend  traumatische  Epiphysen- 
lösungen  aufgefasst. 

Schwartz  (10)  teilt  die  Krankengeschichte  eines  20  jährigen  Menschen 
mit,  der  durch  den  Fall  auf  einer  Treppe  eine  Fraktur  des  Schenkelhalses 
erlitten  hatte.  Hieraus  resultierte  eine  Stellung,  welche  genau  der  Coxa  vara 
entsprach. 

Im  Falle  Nicolini  (9)  entstand  die  Fraktur  des  Kotyloidrandes  bei 
einem  43  jährigen  Manne  durch  Pferdekniehieb ,  Schmerzen  im  Trochanter, 
anormale  Bewegung  nach  oben  des  Trochanters  samt  Caput  femoris,  Krepi- 
tation am  Kotyloidrande.  Extension  nach  Volk  mann.  Konsolidation  nach 
54  Tagen.  Stoianoff  (Varna). 

5.  Frakturen  des  Oberschenkels. 

1.  Börard-Thövenot,  Fractures  sus-condyliennes  de  f^mar  chez  Tenfant.    Lyon  n^. 
1905.  Nr.  5.  p.  211. 

2.  Deibet,  Appareil  de  niarche  pour  fracture  du  fömur.    Soc.  de  chir.  1905.  Nr.  33. 


Borehsrd,  Verletiungen  and  ohtnirg.  Krankheiten  der  unteren  ExtremitAt.      1175 

3.  Froelichp  Traitement  des  fraotoree  de  eoisse  ohez  le  noorriason.  La  PresaemM.  1905. 
Nr.  72. 

4.  *Gangolphe,  FractureB  da  fömor.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  58. 

4a.  Ghillini,  II  diatacco  epifiaario.    Atti  della  Societä  italiana  di  chirargia  V.  18.   Roma 

Tipogr.  Artero. 
<5.  Liniger,  Heilreanltate  bei  OberachenkeJbrachen.    Deataohe  med.  Wochenschr.   1905. 

Nr.  4.  p.  166. 
€.  Ponsy  Consolidation  Ticieaae  de  denx  f^mnrs.    Soc.  anat  1905.  Nr.  7.  p.  647. 
7.    Ware,  The  treatment  of  fracturea  of  the  femnr.    Annale  of  8arg.  1905.  Aug.  Nr.  2. 

Trotzdem  es  sich  um  schwere,  komplizierte  Fälle  handelte,  gelang  es 
Birard  (1)  und  Thövenot  doch,  in  den  drei  mitgeteilten  Krankenge- 
schichten, welche  Patienten  im  kindlichen  Alter  betrafen,  dorch  starke  Ex- 
tension bei  snprakondylären  Oberschenkelfraktnren  ein  gutes  Resultat  zu 
erzielen. 

Liniger  (5)  spricht  über  die  funktionellen  Resultate  von  300  von 
ihm  untersuchten  und  begutachteten  Fällen  von  Oberschenkelbrüchen.  Nur 
15  Fälle  —  also  5®/o  —  wurden  voll  erwerbsfähig.  In  etwa  25®/o  war  durch 
Extensionsanstand  eine  Lockerung  des  Bandapparates  am  Knie  eingetreten. 
Bardenheuer  verweist  in  der  Sitzung  auf  die  Arbeiten  seiner  Schule. 

Delbet  (2)  demonstriert  in  der  Soci^te  de  Chirurgie  einen  Patienten 
mit  Fraktur  in  der  Mitte  des  Oberschenkels,  der  mit  Apparat  sehr  gut  ging. 
Die  daran  sich  anschliessende  kurze  Diskussion  ist  ohne  Literesse. 

Pons  (6).  Bei  einer  Geisteskranken  waren  die  Fragmente  der  beiden 
Oberschenkelfrakturen  mit  Deformität  zur  Heilung  gekommen,  da  die  Pat. 
die  Verbände  abriss.  Die  Autopsie  ergab  am  rechten  Oberschenkel  eine 
Kommunikationsfraktur  derartig,  dass  das  obere  Fragment  nach  innen  stand, 
xmd  bedeckt  wurde  von  einem  anderen  Bruchstück.  Das  untere  Bruchstück 
wurde  von  diesen  beiden  bedeckt  und  war  verwachsen  mit  der  äusseren  Ober- 
fläche des  oberen  Bruchstückes.  Der  linke  Oberschenkel  zeigte  eine  einfache 
Fraktur.  Das  obere  Bruchstück  ritt  auf  der  äusseren  Fläche  des  unteren 
und  war  mit  ihm  durch  einen  festen  Callus  vereinigt. 

Ghillini  (4a)  berichtet  über  einen  Fall  von  Loslösung  der  unteren 
Epiphjse  des  Femur  bei  einem  14jährigen  Jüngling,  der  ohne  Deformität  zur 
Heilung  kam;  doch  ist  der  Femur  um  2Vt  cm  verkürzt  geblieben.  Bei  Ver- 
suchen an  Kaninchen  sah  er  bei  echten  Loslösungen  stets  eine  Verkürzung, 
die  der  Intensität  der  Läsion  proportional  war  und  mit  dem  Wachsen  des 
Tieres  abnahm.  R.  Giani. 

Ware  (7)  empfiehlt  als  Verband  bei  Oberschenkelfrakturen  einen 
Triangel,  dessen  eine  Seite  am  Thorax  bis  zur  Skapula  heraufreicht,  dessen 
anderer  Schenkel  rechtwinkelig  zu  dem  ersten  der  Länge  des  Oberschenkels 
entspricht.     Der  Triangel  wird  durch  Gaze  und  Organtinbinden  befestigt. 

Zur  Behandlung  der  Frakturen  des  Oberschenkels  bei  Kindern  im  Alter 
von  bis  zwei  Jahren  empfiehlt  Froelich  (3)  zwei  Arten  von  Verbänden.  Bei 
dem  ersten  wird  das  ganze  Kind  auf  eine  Holzschiene  gelagert,  bei  dem 
zweiten  das  Bein  aurch  fixierenden  Verband  in  Abduktion  und  Extension 
fixiert. 

6.  Knie. 

1.  Bennetty  A  lecture  on   recurrent  effusion   ioto  the  knee-joint  after  injury.    Lancet 
7.  I.  1905. 

2.  Flint,  Carlton  F.,  A  study  of  infection  of  the  knee-joint  based  npon   an  analysis 
of  310  caaes.    Annais  of  surgery  1905.  October. 


1176  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Bennett  (1)  berichtet  über  750  Beobachtungen  von  reknrrierenden 
traumatischen  Ergüssen  in  das  Kniegelenk.  Der  Arbeit  sind  Tabellen,  Ab- 
bildungen beigefügt,  so  dass  auf  das  Original  verwiesen  werden  mnss. 

7.  Luxation  der  Patella. 

1.  Cheesman,  William  S.,  Dislocation  of  the  patella,  with  rotation  on  its  horizoDtal 
aziä.    Annais  of  surgery  1905.  Janaary. 

2.  Eroner,  Luxation  der  Patella.    Deatsche  med.  Wochenschr.  1905.  25 

Krön  er  (2)  teilt  einen  sehr  interessanten  Fall  mit,  bei  welchem  bei 
der  wegen  irreponibler  Luxation  der  Patella  vorgenommenen  Operation  es 
sich  zeigte,  dass  die  Kniescheibe  in  ihrer  Fläche  durchgebrochen  war,  so 
dass  das  eine  Fragment  nur  aus  der  Knorpeltiäche,  das  andere  aus  der  kon- 
vexen Knochenfläche  bestand.  Das  Bruchstück,  das  die  Knorpelfläche  ent- 
hält, ist  so  eingekantet,  dass  es  sich  mit  seinem  lateralen  Rande  am  Con- 
dylus  externus  festgehackt  hat,  während  die  überknorpelte  Fläche  schräg 
aufwärts  nach  oben  sieht.  Durch  Zug  und  gleichzeitigen  Druck  von  aussen 
Hess  sich  das  Bruchstück  reponieren  und  die  beiden  Bruchstücke  wurden 
durch  Nähte  gegeneinander  fixiert.  Die  Entstehung  wird  wohl  so  zu  erklären 
sein,  dass  bei  dem  schnellen  Laufen  eine  vollkonmiene  Luxation  nach  aussen 
entstand,  die  Patientin  dann  auf  die  luxierte  Patella  fiel,  wodurch  die  Fraktur 
erfolgte.  Das  Knorpelstück  blieb  am  Condylus  externus  festgeheilt,  während 
das  konvexe  Bruchstück  in  seine  annähernd  normale  Lage  zurückkehrte. 

8.    Streckapparat  des  Rnlees. 

1.  Bockenheimer,  Die  blutige  Behandlung  der  Querfraktor  der  Patella.  Langenbecks 
Arch,  78.  Bd. 

2.  Cauthier,  Gal  spontan^  de  la  rotule  sans  ^cartement  appr^eiable.     Lyon  mM.  1905. 
Nr.  48.  p.  627. 

3.  Ghiari,   Zwei  Fälle  von  Kniegelenksargyrie  nach  mit  Silberdraht  genähter  Patellar- 
fraktur.    Prager  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  3.  p.  35. 

4.  *Comminnted  fracture  of  patella  treated  etc.    Brit.  med.  Joum.  14.  L  1905.  p.  75. 

5.  Doberauer,  Die  Behandlung  der  Patellarfraktur.    Bruns  Beitr.  46.  Bd. 

6.  Göllner,  Über  die  Grösse  der  Unfallfolgen  bei  unblutiger  und  blutiger  Behandlung 
der  subkutanen  Querfraktur  der  Patella.    Strassb.  med.  Zeitung  1905.  7.  Heft 

7.  Hamilton,  Fractured  patella.    Med.  Press  1905.  Dec.  13.  p.  617. 

8.  MouUin,  Fracture  of  the  patella.    Lanoet  1905.  Sept.  23.  p.  879. 

9.  Oehlecker,  Patellafrakturen.    Langenbecks  Arch.  Bd.  77.  Heft  3. 

10.  *Renterskiold,  Deux  cas  de  fract.  de  la  rotule  etc.  Ref.  in  Arch.  gön.  de  mM.  1905l 
Nr.  1.  p.  52. 

11.  Thiem,   Über   einfache   (subkutane)   QuerbrQche   der  Kniescheibe.     Langenbecks 
Arch.  77,  3. 

12.  —  Subkutane  Querbrüche  der  Kniescheibe.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  30. 

13.  Trendelenbnrg,  Die  Erfolge  der  Knochennaht  bei  Kniescheibenbrachen.    Ther.  der 
Gegenwart  Jan.  1905. 

Oehlecker  (9)  berichtet  aus  der  Abteilung  Kört  es  über  die  Resul- 
tate der  Behandlung  der  Patellarfrakturen.  Es  wurden  24  Fälle  mit  Masr 
sage,  Heftpflasterverbänden,  11  mit  perkutaner  Naht,  25  gleich  nach  der 
Verletzung  mit  oflfener  Naht  behandelt.  Ausserdem  wird  über  4  kompli- 
zierte Patellarfrakturen,  5  Retrakturen  und  eine  alte  Patellarfraktur  be- 
richtet. Nach  Oehlecker  ist  die  unblutige  Behandlung  der  subkntaneD 
Kniescheibenbrüche  nur  in  den  Fällen  anzuraten,   wo  nur  eine  geringe  Dia- 


Borchard,  Verletzungen  nnd  Chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.      1177 

siase  Torhanden  ist  und  bei  denen  der  Reservestreckapparat,  d.  h.  die  seit- 
liche Faszie  nicht  mitzerrissen  ist.  In  den  anderen  Fällen  ist  aber  die  offene 
Naht  dasjenige  Verfahren,  mit  dem  man  die  besten  Resultate  erzielt.  Dringend 
anzuraten  ist  dies  bei  Patienten,  die  schwere  körperliche  Arbeit  verrichten 
müssen.  Wenn  auch  gute  funktionelle  Resultate  zuweilen  bei  ligamentöser 
Vereinigung  vorkommen,  so  ist  dies  doch  selten.  Das  Ziel  der  Behandlung 
wird  immer  die  feste  knöcherne  Vereinigung  bleiben  müssen.  Die  gute  Funk- 
tion hängt  wesentlich  vom  fieissigen  Gebrauche  der  Extremität  ab. 

Der  Patient  Gau thi er s  (2)  merkte  nach  einem  Fall  aus  der  Höhe  von 
Vh  m,  dass  er  sich  eine  Beschädigung  der  Kniescheibe  zugezogen  hatte.  Er 
machte  keinerlei  Anstrengung,  sich  zu  erheben.  Infolge  dessen  kam  es  zu 
keinem  Auseinanderweichen  der  Bruchenden,  der  Bruch  heilte  mit  geringer 
Kallusbildung  und  40  Tage  nach  der  Verletzung  konnte  Patient  wieder  voll- 
kommen gehen. 

Göllner  (6)  berichtet  über  die  vom  Augast  1894  bis  April  1905  in 
der  Strassburger  Klinik  zur  Behandlung  gekommenen  Fälle  von  Kniescheiben- 
bruch. Unter  den  28  Fällen  von  Verletzungen  des  Kniestreckapparates  waren 
3  mit  Wunden  komplizierte  Frakturen,  4  Zerreissungen  der  Lig.  patellae  oder 
des  Quadrizeps  und  21  subkutane  Kniescheibenbrüche.  5  von  diesen  kamen 
erst  spät  in  die  Behandlung.  Es  wurde  operativ  vorgegangen,  wenn  die 
Untersuchung  mehr  als  2  Knochenfragmente  ergab  und  wenn  Strecklahm- 
heit bestand.  Die  konservative  Behandlung  bestand  in  Hochlagerung,  kom- 
primierenden Gummibindeneinwickelungen,  Eisbehandlung.  Nur  in  4  Fällen 
wurde  punktiert.  Operativ  wurden  6  behandelt,  die  übrigen  15  unblutig. 
Die  Operation  wurde  gewöhnlich  8  Tage  nach  der  Verletzung  vorgenommen. 
Die  Ergebnisse  der  Nachuntersuchung  werden  dahin  zusammengefasst,  dass 
die  Knochennaht  bei  korrekter  Ausführung  keine  gefährliche  Operation  ist. 
Trotzdem  dieselbe  nur  in  den  schwersten  Fällen  vorgenommen  wurde,  hat  sie 
anatomisch  wie  funktionell  fast  immer  ausgezeichnete  Resultate  geliefert. 
Die  unblutige  Behandlung  kann  in  jeder  Beziehung  befriedigende  Ergebnisse 
bringen.  Knöcherne  Verheilung  und  völlig  normale  Funktion  sind  nach  der- 
selben möglich.  Auch  bei  weitem  Klaffen  der  Fragmente  kann  die  volle 
Funktionstüchtigkeit  des  Beines  wieder  erlangt  werden.  In  den  meisten  der 
in  Betracht  kommenden  Fällen  ist  aber  nur  eine  mehr  oder  weniger  hoch- 
gradige Funktionsstörung  zurückgeblieben.  Es  ist  demnach  zur  Zeit  die  ope- 
rative Behandlung  als  das  Normalverfahren  bei  der  subkutanen  Querfraktur 
der  Patella  anzusehen. 

Hamilton  (7)  hält  die  operative  Behandlung  der  Patellarfrakturen, 
die  er  immer  anwendet^  für  weit  überlegen.  Besonderes  Gewicht  ist  zu  legen 
auf  die  Vermeidung  jeder  Infektion  und  gründlichste  Entfernung  der  Blut- 
gerinnsel. Die  transversale  Vereinigung  der  Fragmente  durch  Draht  ist  der 
vertikalen  Vereinigung  vorzuziehen. 

Nach  Doberaner  (5)  scheint  es  günstiger  bei  der  Behandlung  der 
Patellarfrakturen  ein  so  gut  wie  sicheres  Resultat  durch  die  Naht  anzustreben. 
Dieselbe  beruht  auf  der  zuverlässigen  Wiedervereinigung  und  der  Möglichkeit 
durch  frühzeitige  Übungen  des  Streckmuskels  und  Gelenkes  Atrophie  und 
Versteifung  zu  vermeiden.  Jedoch  sind  die  Indikationen  zur  offenen  Naht, 
abgesehen  von  frischen  komplizierten  Frakturen,  keine  unbedingten,  sondern 
abhängig  von  Erwägungen  betreffend  Alter  und  Konstitution  des  Patienten 
einerseits,  sowie  Art  der  Fraktur  (direkte  oder  Streckfraktur)  andererseits. 


1178  JahreBbericht  fOr  Chinirgie.    IL  TeiL 

Nach  Bockenheimer  (1)  wendet  v.  Bergmann  seit  dem  Jahre  1893 
bei  der  Querfraktur  der  Patella  prinzipiell  die  Knochennaht  an.    Selbst  wo 
keine  Diastase  nachweisbar  ist  und  keine  Verletzung  des  Band-  und  Stre<;k- 
apparates  zu  konstatieren  war,   ist  die  Indikation  zum  blutigen  Eingriff  ge- 
geben.    Derselbe  wird  innerhalb  der  ersten  acht  Tage  nach  der  Verletzung 
ausgeführt.     Die  Freilegung  geschieht  mit  einem   8—10  cm  langen   Längs- 
schnitt über  die  Mitte  der  Patella.    Die  Fälle,  wo  die  Fragmente  angefrischt 
wurden,    ergeben   die   idealste  Heilung.     Die  Aluminiumbronzedrähte  gehen 
nicht    durch   das   Gelenk.     Bei   Splitterbrüchen   und   Zertrümmerungsbrtichen 
wird  die  Cerclage  oder  ein  entsprechender  Verband  angewandt.     Die  Kapsel- 
risse werden  durch  Catgutnähte  vereinigt.     An   der  medialen  und   lateralen 
Seite  des  Gelenkes  wird  je  eine  Gegeninzision   gemacht  und  hier  ein  Jodo- 
formgazetampon bis  zur  Patella  eingeführt.     Gipsverband  über  die  leicht  ge- 
beugte  Hüfte    bis   zu  den   Fussspitzen.     Nach   acht   Tagen    Entfernung   äes 
Tampons  und  Nähte  durch  ein  Fenster  im  Gipsverbande;  14  Tage  nach  der 
Operation  wird  durch  ein  grosses  Fenster  der  Quadrizeps  zugänglich  gemacht 
und  dann  täglich  unter  Fixation   der  Patella  massiert.     Drei  Wochen  nach 
der  Operation  wird  der  Beckengurt  und  die  vordere  Partie  des  Gipsverbandes 
entfernt.     Jetzt  beginnt   eine   ausgiebige  Massage  und  Bewegung   der  Patella 
in  der  Längs-  und  Querrichtung,   um   eine   Verwachsung  derselben  zu  ver- 
meiden.   In   der   5. --6.  Woche    steht   der  Patient    auf.     Bockenheimer 
warnt  vor  der  Mobilisation  mit  mediko-mechanischen  Apparaten.    In  den  45 
genähten  Fällen  war  40mal  knöcherne  Vereinigung  eingetreten.    In  den  fünf 
blutig  behandelten  Fällen  mit  fibröser  Vereinigung  war  in  zwei  Fällen  keine 
Anfrischung  der  Knochenfragmente  erfolgt,  nur  einmal  war  nach   derselben 
fibröse  Vereinigung  eingetreten.    Einmal  war  der  Heilungsverlauf  durch  Tabes 
kompliziert,   einmal   durch  Lungenembolie,   zweimal   traten  Refraktären  ein. 
Der  eine  Fall   war  10  Jahre  vorher  anderswo  genäht,   der  andere   hatte  zu 
früh  seine  Beschäftigung  als  Kunstreiter  wieder  aufgenommen.     Die  Funk- 
tionen waren  bei  25  vollkommen  normal. 

In  zwei  Fällen  von  Patellarfraktui*  mit  Silberdraht  waren  die  Bruch- 
stücke nach  Jahren  bei  der  Sektion  fast  geheilt  gefunden,  aber  trotz  Ent- 
fernung der  Silberdrähte  waren  kleine  Stücke  zurückgeblieben  und  von  diesen 
war  eine  kleine,  lokale  Argyrose  erfolgt,  mdem  sich  das  Silber  gelöst  und  in 
der  Nachbarschaft  in  kleinen  Partikelchen  niedergeschlagen  hatte.  (Chiari[3i). 

Trendelenburg  (13)  tritt  auf  Grund  seiner  glänzenden  Resultate  für 
die  offene  Knochennaht  der  Kniescheiben  brüche  ein. 

Thiem  (11  u.  12)  hat  die  nach  den  verschiedenen  Behandlungsmethoden 
erzielten  Erfolge  der  Kniescheibenbrüche  zusammengestellt.  Wenn  auch  die 
mechanische  und  Massagebehandlung  ihren  unverkennbaren  Wert  als  früh- 
zeitig einzusetzendes  Hilfsverfahren  zur  '\'ermeidung  der  Versteifung  der  Ge- 
lenke und  Abmagerung  der  Streckmuskulatur  besitzt,  ebenso  wie  die  früh- 
zeitigen Gehversuche,  so  können  diese  Verfahren  doch  niemals  zu  einer 
eigentlichen  Heilung  eines  durch  den  ganzen  Streckapparat  gehenden  Quer- 
risses und  Querbruches  der  Kniescheibe  lühren.  Kommen  solche  Heilungen 
ohne  Naht  vor,  so  war  der  Streckapparat  nicht  völlig  zerrissen  und  dasselbe 
Resultat  wäre  auch  ohne  Massage  erzielt.  Die  offene  Naht  ist  auch  in  den 
Fällen  zu  machen,  in  denen  zwar  keine  Strecklähmung,  wohl  aber  ein  Klaffen 
der  Bruchstücke  vorhanden  ist.  Die  bindegewebige  Vereinigung  ist  kein 
günstiges  Heilergebnis.    Von  223  nicht  genähten  Fällen  kamen  nur  20  unbe- 


Borehard,  Verletzungen  and  chinirg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.      1179 

strittene  Heilungen  vor.  während  von  46  frisch  genähten  Fällen  12  erwiesene 
Heilungen  eintraten.  Es  ist  für  die  genähten  Fälle  nahezu  das  Dreifache, 
praktisch  mindestens  das  Doppelte  an  Heilungsprozenten  erzielt,  während  die 
nicht  genähten  Fälle  den  Berufsgenossenschaften  nahezu  das  doppelte  Opfer 
an  Zeit  und  Geld  gekostet  haben. 

Während  Moullin  (8)  in  der  weitaus  grössten  Zahl  der  40  von  ihm 
behandelten  Patellarfrakturen  nach  der  subkutanen  Methode  Barkers  ar- 
beitete, ging  er  nachher,  als  ihm  die  Röntgenbilder,  die  meist  fibröse 
Vereinigung  dieser  Fälle  zeigten,  zu  der  offenen  Behandlung  über  und  näht 
die  Fragmente  mit  Silberdraht,  der  bis  zur  knorpeligen  Oberfläche  der  Patella 
ging,  ohne  dieselbe  zu  durchbohren.  Die  Resultate  der  letzten  12  ^/o  behan- 
delten Fälle  waren  gut. 

9.   Terletzungen  der  Semilunarknorpel,  Kreuzbänder  usw. 

1.  *FIint,  Ca  rieten  P.,  Contusion  and  laceration  of  the  mucous  aud  alar  ligaments  and 
synovial  frioges  of  the  knee-joint.    Annais  of  sargery  1905.  September. 

10.  Unterschenkel. 

1.  Bennet,  Fracture  of  the  tibia.    The  Dublin  Jonm.  of  med.  Science  1905.  Sept. 

2.  Jopson,  Silver  plate  in  fracture  of  the  tibia.    Ann.  of  Surg.  1905.   Nov. 

3.  Khautz,  Fibularfrakturen.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  51. 

4.  Lamanroux,  Gonseils  ponr  le  traitement  d'une  fracture  de  la  jambe.  Presse raöd.  1905. 
8  Jaili. 

6.  Lanz,   Abrissfraktur  des  Fortsatzes  der  oberen  Tibiaepiphyse.    Wiener  klin.  Rund- 
schau 1905.  Nr.  83. 

6.  Lazaronin,   Komminutive  Unterschenkelfraktur.    Spitalul.  Nr.  5.  p.  118.    2  Ruüio- 
graphien  (rumänisch). 

6a.*Peras8i,  Considerazioni  suUa  frattura  tibiale  (obliqna  esterna).   Giomale  medico  del 
Esercito  1905.  Fase.  2. 

7.  Sauer,  Die  Heilungsresultate  der  Jnterschenkelbrüche.     Bruns  Beitr.  46.  Bd. 

8.  Schwartz,  Entorses  tibio-tarsiennes  fracture  de  jambe.    Rev.  d'orthop.  1905.  Nr.  6. 

9.  ^Sender,  Die  Unterschenkelbrüche  etc.  Diss.  St.  Petersburg.  Ref.  in  Med.  Blätter  1905. 
Nr.  3.  p.  86. 

10.  Vorschütz,  Diastase  der  Unterschenkelknochen  bei  Distorsionen  des  Fussgelenkes. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  80. 

11.  W harten,  Fracture  of  the  head  of  the  tibia.    Ann.  of  Surg.  1905.  Oct.  p.  613. 

12.  Wilkinson,  The  use  of  plaster  of  Paris  splints  in  the  treatment  of  fractures  of  the 
log.    Lancet  1905.  Oct.  28.  p.  1251. 

13.  *Winslow,  Symmetrical  inflaromation  of  the  epiphyseal  beak  of  the  tibia.    Annals 
of  sargery  1905.  February. 

14.  Wittek,  Erklärungsversuch  der  Entstehung  der  supramalleol.  Längsfraktur  der  Fibula. 
Bruns  Beitr.  46.  Bd. 

Lamouroux  (4)  empfiehlt  den  möglichst  frühzeitigen  Beginn  mit 
Bewegungen  an  dem  gebrochenen  Bein.  Nach  jeder  Sitzung  wird  das  Bein 
wieder  in  die  Schiene  gelegt. 

Zur  Beurteilung  der  Heilresultate  der  Unterschenkelbrüche  unterzog 
Sauer  (7)  das  Material  des  Nürnberger  Stadtkrankenhauses  einer  Revision. 
Im  Zeiträume  von  1895 — 1902  kamen  530  Fälle  zur  Behandlung.  Es  gelang 
jedoch  nur  von  111  Fällen  durch  die  Berufsgenossenschaften  Nachricht  zu 
erhalten.  Die  Ergebnisse  sind  folgende:  Bei  Unterschenkelbrüchen,  die  durch 
einen  Betriebsunfall  herbeigeführt  sind,  tritt  in  75  Vo  aller  Fälle  nach  durch- 
schnittlich 16,4  Monaten  die  völlige  Erwerbsfähigkeit  ein.  Von  denjenigen 
Verletzten,  vrelche  nicht  schon   vor  der   14.  Woche  völlig  erwerbsfähig   ge- 


1180  Jahresbericht  fGlr  Chirurgie.    IL  Teil. 

worden  sind,  erlangten  noch  ca.  70  ^/o  nach  durchschnittlich  22,4  Monateni 
die  völlige  Erwerbsfähigkeit.  Neben  der  Art  und  Lage  der  Fraktur  ist  das 
Lebensalter  von  weitestgehendem  Einflüsse  auf  den  Heilungseffekt.  Im  Alter 
von  10 — 20  Jahren  werden  fast  alle,  von  21 — 39  Jahren  ca.  ^/e,  von  31— 50» 
Jahren  ca.  Vs— */«,  von  über  50  Jahren  nur  noch  ^/s  der  Verletzten  wieder 
völlig  erwerbsfähig.  Während  im  zweiten  Lebensdezennium  zur  vollkommenen 
Wiederherstellung  14  Monate  genügen,  wird  im  vierten  Dezennium  schon  ein 
Zeitraum  von  24  Monaten  notwendig.  Auch  anfanglich  sehr  schwere  Funk- 
tionsstörungen, die  zunächst  häufig  Renten  von  60 — 80  ^/o  notwendig  machen, 
werden  häufig  von  jugendlichen  Individuen  nach  mehreren  Jahren  voilkommen 
überwunden.  Die  Bar  den  heuer  sehe  Extensionsmethode  verspricht  bessere 
Heilungsresultate. 

Wittek  (14)  glaubt,  dass  bestimmte  Verhältnisse  indem  anatomischen 
Bau  der  Fibula  die  Ursache  sind,  dass  Gewalteinwirkungen,  welche  die  Fibula 
in  ihrem  unteren  Teile  treffen,  die  supramalieoläre  Längsfraktur  der  Fibula 
erzeugen.  Das  Wadenbein  ist  an  seiner  Hinterseite  in  seinem  Bau  viel 
schwächer  als  an  seiner  Vorderseite.  Am  stärksten  wird  diese  Ungleichheit 
an  einer  Stelle,  welche  ungefähr  4 — 5  Querfinger  über  der  Spitze  des  Mall, 
extr.  liegt.  Während  sie  in  leichten  Fällen  nur  eine  kurze  Strecke  in  den 
Knochen  hineinzieht,  kann  sie  auch  bis  in  das  obere  Sprunggelenk  reichen. 
Immer  aber  ist  der  Verlauf  ein  schief  nach  vom  absteigender,  entsprechend 
der  starken  Corticalis  der  Crista  anterior,  die  gewöhnlich  nicht  durchbrochen 
wird.  Einen  weiteren  Einfluss  glaubt  Wittek  der  Gruppierung  der  Mus- 
kulatur zuschreiben  zu  müssen. 

Vorschütz  (10)  konnte  bei  Distorsion  des  Fussgelenkes  eine  Diastase 
der  Unterschenkelknochen  konstatieren,  indem  er  die  Malleolen  jedesmal  ver- 
breitert fand.  Er  gebrauchte  hierzu  die  mit  12  cm  langen  Metallplatten 
armierte  Schublehre  der  Schreiner  und  Schlosser.  Er  legt  grosses  Gewicht 
darauf,  dass  durch  Richtigstellung  erst  die  zerrissenen  Bänder  exakt  heilen 
und  behandelt  die  schweren  Distorsionen  als  wenn  es  sich  um  eine  Fraktur 
.handelte.  Die  Bar  den  heu  er  sehe  Methode  mit  Extension  scheint  die  Vor- 
züge der  Richtigstellung  und  frühzeitiger  Bewegung  miteinander  zu  vereinigen. 

V.  Khautz  (3)  berichtet  über  16  Fälle  von  Fibulafrakturen.  Nach  ihm 
deutet  alles  darauf  hin,  dass  es  nicht  allein  die  mechanischen  Bewegungen 
des  Knochensystems  mit  seinen  Bändern  sind,  welche  beim  Überschreiten  der 
physiologischen  Grenzen  diese  Fraktur  erzeugen,  sondern  zum  grösseren  Teile 
wahrscheinlich  die  forcierten  und  unkoordinierten  Muskelaktionen. 

Lanz  (5)  berichtet  kurz  über  vier  Fälle  von  Abrissfraktur  des  oberen 
Fortsatzes  der  Tibiaepiphyse.  Einen  fünften  Fall  teilt  er  ausführlicher  mit, 
indem  er  sich  bei  seinen  Auseinandersetzungen  ganz  auf  den  Boden  der 
Schlatt  er  sehen  Veröffentlichung  stellt. 

Bennet  (1)  berichtet  über  eine  isolierte  Schrägfraktur  der  Tibia  durch 
indirekte  Gewalt. 

Wilkinson  (12)  beschreibt  des  Genaueren  die  Anwendung  des  Pflasters 
of  Paris  bei  der  Behandlung  der  Frakturen  des  Unterschenkels  und  rühmt 
die  ausgezeichneten  Erfolge  bei  der  Einfachheit  der  Anwendung. 

Jopson  (2)  erzielte  in  einem  Falle  von  komplizierter  Fraktur  unter 
Anwendung  von  Halsteds  Silberschiene  und  Schrauben  eine  schnelle  pri- 
märe Vereinigung,  die  fast  ebenso  schnell  erfolgte,  als  wenn  es  sich  um  eine 
einfache  Fraktur  gehandelt  hätte. 


Borchard,  Verletzungen  and  cfairarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.      1181 

Schwartz  (8).  Der  aus  der  dritten  Etage  gestürzte  Patient  hatte  am 
linken  Unterschenkel  eine  Fraktur  im  unteren  Drittel,  am  rechten  Unter- 
schenkel eine  doppelte  Malleolenfraktur  erlitten.  Daneben  bestand  im  linken 
Bein  ein  starker  Bluterguss.  Die  starke  Schwellung  beider  Fiisse  liess  eine 
genaue  Diagnose  nicht  zu.  Das  Röntgenbild  ergab  links  einen  Bruch  des 
Calcanens  und  Talus,  rechts  des  Calcaneus  und  eine  starke  Dehiszenz  in  den 
beiderseitigen  Gelenken  mit  dem  Navikulare.  Beiderseitige  Redression  in 
Narkose.     Gipsverband.    Heilung  mit  gutem  funktionellen  Resultat. 

W harten  (11)  teilt  drei  Fälle  von  Fraktur  des  Kopfes  der  Tibia  mit. 
Im  ersten  war  durch  Sturz  vom  Zweirad  die  Trennung  der  dreieckigen  Par- 
tien am  äusseren  Teil  des  Kopfes  der  Tibia  erfolgt  und  das  Fragment  nach 
oben  and  aussen  verschoben  mit  Beteiligung  des  Kniegelenkes  und  des  an- 
liegenden Schleimbeutels.  Im  zweiten  Falle  war  dieselbe  Partie  frakturiert 
aber  ohne  Dislokation.  Im  dritten  Falle  zeigt  das  Röntgenbild  dieselbe  Fraktur 
und  dieselbe  Dislokation  wie  im  ersten  Falle  und  ausserdem  eine  Fraktur  des 
inneren  Höckers  der  Tibia.  Es  kam  hier  zu  starken  Schmerzattacken,  so  dass 
operativ  der  Peroneus  freigelegt  wurde,  der  sich  auf  einer  Stelle  verändert 
erwies.  Charten  weist  noch  auf  die  heftigen  Schmerzen  und  trophischen 
Störungen,  welche  diese  Frakturen  begleiten  können,  hin. 

Im  Falle  Lazaronins  (6)  fiel  ein  Soldat  samt  dem  Pferde,  die  Unter- 
schenkelknochen brachen  und  die  Fragmente  bohrten  sowohl  in  die  Stiefel  wie 
auch  in  die  Erde  hinein.  Reposition,  Reinigung  und  dann  Operation,  Kno- 
chensutnr  durch  drei  Metallplatten.  Genesung  nach  drei  Monaten  mit  nur 
V*  cm  Verkürzung.  Sto'ianoff  (Vama). 

11«   Luxationen  im  Bereich  des  Fusses« 

1.  Wendel,  Über  die  Luxatio  pedis  sub  talo.     Bruns  Beitr.  45,  2. 

2.  * —  Über  Luxatio  pedis  sub  talo.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  80. 

3.  Weyer,  Über  zwei  neue  Fftlle  von  Luxatio  pedis  sab  talo.    lDaag.-Diss.  Berlin  1905. 

Wendel  (1)  berichtet  über  einen  Fall  von  Luxatio  pedis  sub  talo,  den 
er  zu  operieren  Gelegenheit  hatte  und  der  durch  das  eigenartige  Repositions- 
hindemis  besonders  interessant  ist.  Das  Caput  tali  hatte  sich  auf  die  dor- 
sale und  normalerweise  lateral  von  ihm  gelegene  Fläche  des  Calcaneus  ver- 
schoben, welche  dem  Musculus  extensor  digit.  brevis  zum  Ursprung  dient. 
Dieser  Muskel  war  von  dem  Caput  tali  perforiert  worden  und  der  Schlitz 
hielt  den  Hals  des  Talus  eng  eingeschnürt.  Bei  jedem  Repositionsversuche 
wurde  der  Muskel  zwischen  Talus  und  Os  naviculare  eingeklenmit.  Der 
Muskelschlitz  wurde  in  der  Faserrichtung  erweitert,  auseinandergezogen  und 
jetzt  gelang  die  Einrenkung  durch  Extension,  Pronation,  Abduktion  bei 
gleichzeitigem  Druck  auf  das  Caput  tali. 

In  dem  ersten  der  beiden  von  Weyer  (3)  mitgeteilten  Fällen  liegt  eine 
reine  Luxatio  pedis  sub  talo  nach  aussen  vor.  Der  zweite  Fall,  der  eine 
Luxatio  nach  aussen  und  hinten  zeigte,  waren  die  Verhältnisse  komplizierter, 
in  dem  der  Fuss  gegen  den  Talus  in  allen  dessen  Gelenkverbindungen  und 
ausserdem  gegen  den  Calcaneus  um  etwa  die  Hälfte  einer  Gelenkverbindung 
mit  dem  Os  cuboides  nach  aussen  verschoben  ist. 


1182  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

12.  Frakturen  im  Bereich  des  Talus  und  Caleaneus. 

1.  *Branco,  Fractnre  du  calcan^um.    Soc.  anat  1905.  Oct 

2.  *£kehorn,  G.,  Ein  Fall  von  isolierter  Luxation  des  Caleaneus.    Nordiskt  medicinskt 
Arkiy  1904.  Bd.  37.  Abt.  L  Chirurgie.  Heft  4.  Nr.  15. 

3.  Princeteau,  Fractures  des  2  calcan^ums  sor  nn  enfant  de  10  ans.    Journ.  ds  med. 
de  Bord.  12.  XL  1905. 

Princeteau  (3)  zeigt  die  Röntgenbilder  von  doppelseitigem  Bracli  des 
Caleaneus  bei  einem  10jährigen  Kinde.  Die  Brüche  müssen  als  Rissfrak- 
turen, entstanden  durch  Anspannung  der  Achillessehne  aufgefasst  werden. 

18.  Mittel-  und  Torderfuss. 

1.  Bergmann,  Subluxation  des  2.  Eeilbeins.    Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  79. 

2.  —  Eahnbeinbrüche  der  Fusswurzel.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  80. 

3.  Düms,  Marschgeschwulst  und  Mittelfnssbrfiche.    Deutsche   med.  Wochenschr.    1905. 
Nr.  12.  p.  486. 

4.  —  Über  Fussgeschwulst  und  Metatarsalbrflche.    Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 
p.  241. 

5.  Cisendrath,  Daniel  L.,  Fractures  of  the  tarsal  Bones.    Annais  of  surgery  1905. 
Marcb. 

6.  Kirchner,  Der  zwanglose  Gang  (Wanderschritt)   und   die  beim  Gehen  entstehenden 
Mittel füssknochenbrüche.    Deutsche  milit&rftrztl.  Zeitschr.  1905.  Heft  8. 

7.  —  Ätiologie  der  indirekten  Metatarsal Frakturen.    Langenbecks  Arch.  77,  1. 

8.  *Lilienfeld,  Die  Brüche  der  Tuberositas  oss.  metatarsi  V.    Langenbecks  Arch. 
78.  Bd. 

8a.  Lusena,  Sulla  frattura  isolata  da  causa  diretta  del*2^  metatarso.    Atti  della  Societk 
italiana  di  chirurgia.  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

9.  Momburg,  Ein  scheinbarer  Bruch  des  Os  navic.  tarsL    Langenbecks  Arch.  77,  1. 

10.  Puyhaubert,  Traumatisme  du  pied.    Joum.  de  m^d.  de  Bord.  1905.  Nr.  33. 

11.  Toussaint,  Luxation  en  haut  du  deuxidme  cun^iforme.    Rev.  d'ortbop.  1905.  Nr.  4, 

12.  Vergely,  J.,  Deux  cas  de  fracture  du  second  et  du  cinquiäme  m^tatarsien.  JonrD.de 
m^d.  de  Bordeauy  1905.  Nr.  29. 

Puyhaubert  (10)  zeigt  das  Röntgenbild  von  Brüchen  des  2.,  3.,  4. 
Metatarsalknochens  bei  einem  4^/2Jährigen  Kinde.  Die  Brüche  waren  durch 
direkte  Gewalt  entstanden.  Auffällig  war,  dass  der  1.  und  5.  Metatarsal- 
knochen  intakt  war. 

Bergmann  (1)  berichtet  über  eine  Subluxation  des  zweiten  Keilbeines, 
die  zustande  gekommen  war  durch  quere  Kompression  des  Fusses  von  innen 
nach  aussen.  Der  Mechanismus  erinnert  an  die  Entstehung  der  Kahnbein- 
brüche. Die  Reposition  gelang,  da  das  Keilbein  gerade  über  seiner  Knochen- 
lücke stand  und  dieselbe  nicht  völlig  verlassen  hatte,  leicht  durch  Zug  und 
Flexion  am  Vorderfuss  und  direkten  Druck.  Zur  Nachbehandlung  wurde 
eine  plantare  Schiene  angelegt,  gegen  die  ein  Kompressionsverband  den  repo- 
nierten Knochen  andrückt.  Vom  vierten  Tage  an  begann  die  Massage.  Das 
Resultat  war  ein  sehr  gutes. 

Du  ms  (4)  steht  mit  seinen  Ausführungen  etwas  in  Widerspruch  zu  der 
auf  reiche  Literaturkenntnis  gestützten  Annahme  Kirchners.  Er  glaubt, 
dass  nicht  jede  Marschgeschwulst  einen  Mittelfussbruch  im  Gefolge  hat  Dass 
die  Leute  nicht  angeben  können,  wann  die  Fraktur  erfolgt  sei,  erklärt  Du  ms 
daraus,  dass  zunächst  eine  Anstrengungsperiostitis  (!)  entsteht;  dazu  tritt 
eine  Ostitis  und  durch  Zufall  kommt  es  dann  durch  Überbiegung  zum  Bruch 
des  Metatarsus. 


Borchard,  Yerletzangen  und  cbirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremiiftt.      118$ 

Nach  Du  ms  (3)  finden  sich  bei  Fnssgeschwülsten  ca.  60  ^/o  Verände- 
rungen an  den  Metatarsen  und  in  16%  ausgesprochene  Brüche.  Der  im 
Röntgenbilde  sich  zeigende  Schatten  ist  nicht  unter  allen  Umständen  als 
Kallus  aufzufassen.  Nach  Leichenversuchen  ist  ein  Gewicht  von  10  kg  und 
eine  Fallhöhe  von  1  m  notwendig,  um  einen  Bruch  des  Metatarsus  herbei* 
zuführen.  Neben  einer  Periostitis  leitet  sich  auch  durch  die  Anstrengung 
des  Maschierens  eine  Ostitis  ein.    Die  Prognose  ist  eine  günstige. 

Bergmann  (2)  teilt  drei  Fälle  von  Fraktur  des  Kahnbeins  mit,  von 
welchen  zwei  zweifellos  als  Bruch  dieses  Knochens  anzusprechen  sind,  wäh- 
rend der  eine  Fall  wegen  der  Verschiebung  der  vorderen  Fusshälfte  vielleicht 
als  eine  Luxation  oder  Subluxation  im  Ghopart sehen  Gelenk  aufgefasst 
werden  könnte.  Jedoch  stand  die  Fraktur  des  Kahnbeines  so  sehr  im  Vorder- 
grand des  ganzen  Krankheitsbildes,  dass  der  Fall  am  zweckmässigsten  zu  den 
Frakturen  zu  rechnen  ist.  Die  direkten  Frakturen  kommen  durch  direktes 
Auftrefifen  eines  Gegenstandes  auf  das  Kahnbein  zustande.  Die  indirekten 
Brüche  entstehen  durch  Kompression  des  Kahnbeins  zwischen  den  Keilbeinen 
und  dem  Sprungbeinkopf  bei  Kompression  des  Fusses  in  der  Längsachse, 
z.  B.  Sprung  auf  die  Zehenballen  bei  plantarflektorischem  Fuss.  Der  Kopf 
des  Sprungbeines  zersprengt  zunächst  das  Kahnbein  in  ein  dorsales,  mit  dem 
Keilbein  in  Verbindung  stehendes  und  ein  plantares,  nach  unten  vorragendes 
Stück.  Durch  die  weitere  Gewalteinwirkung  des  Sprungbeinkopfes  wird  das 
obere  Bruchstück  in  drei  Bruchstücke,  entsprechend  den  drei  Keilbeinflächen 
zersprengt.  Eine  Dislokation  dieser  vier  Bruchstücke  tritt  zunächst  nicht 
ein;  erst  bei  weiterer  Gewalteinwirkung  werden  die  Bruchstücke  verschoben 
und  zwar  meist  dorsalwärts.  Der  nach  unten  und  lateralwärts  weiter  vor- 
dringende Sprungbeinkopf  wird  auch  zu  einer  Fraktur  des  Fersenbeins  und 
Würfelbeins  führen  können.  Die  Reposition  der  Fragmente  ist  schwierig, 
muss  in  Narkose  vorgenommen  werden  und  wird  meist  nur  unvollkommen 
gelingen.  Die  Retention  gelingt  am  besten  durch  eine  starke  plantare  Gips- 
schiene, jedoch  ist  die  Prognose  eine  wenig  günstige. 

Kirchner  (6  u.  7).  Der  Mittelfussknochenbruch  erfolgt  in  dem  Zeit- 
raum eines  Doppeltschrittes,  in  welchem  der  Fuss  mit  ganzer  Sohle  aufsteht. 

Lusena  (8a).  In  drei  Fällen  von  Kontusion  des  Fussrückens,  welche 
nach  einigen  Monaten  noch  starke  Schmerzhaftigkeit  beim  Gehen  zurück- 
iiessen,  wurden  Radiographien  vorgenommen.  In  allen  diesen  war  Fraktur 
des  zweiten  Metatarsus  vorhanden  gewesen. 

Ref.  macht  auf  die  Wichtigkeit  dieses  Befundes  aufmerksam,  und  zwar 
nicht  so  sehr  vom  diagnostischen  Gesichtspunkt  aus  als  von  dem  der  Prognose. 
Die  experimentelle  Beobachtung  hat  gezeigt,  dass  bei  der  Durchschneidung 
des  zweiten  Metatarsus  das  innere  Gewölbe  bei  Belastung  des  Fusses  mit 
einem  bestimmten  Gewicht  (50  kg)  sich  um  ungefähr  einen  cm  senkt.  Nun 
ist  es  augenscheinlich,  dass,  wenn  die  Fraktur  nicht  erkannt  worden,  leicht 
bei  dem  forcierten  Gehen  die  experimentell  wahrgenommene  Senkung  wird 
eintreten  können.  Diese  Komplikation  kann,  wenn  auch  nicht  in  allen  Fällen» 
so  doch  häufig,  eine  dauernde  funktionelle  Störung  herbeiführen. 

Seine  Beobachtungen  raten  dazu,  in  allen  Fällen  von  schweren  Kontu- 
sionen des  Fusses  frühzeitig  die  Radiographie  vorzunehmen,  indem  man  nicht 
vergessen  darf,  dass,  da  in  der  grossen  Mehrheit  der  Fälle  derartige  Ver- 
letzungen sich  bei  Arbeitern  ereignen,  eine  dauernde  funktioneUe  Lädion  ein 
recht  schweres  Geschehnis  bildet. 


1184  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Diese  Tatsachen  stammen  mit  den  namentlich  in  Deutschland  bereits 
an  ähnlichen  Frakturen  infolge  indirekter  Ursache  beobachteten  überein. 

R.  Giani. 

Vergely  (12)  teilt  je  einen  Fall  von  Bruch  des  zweiten  Metatarsal- 
knochen  und  des  fünften  Metatarsalknochens  mit.  Während  zum  Zustande- 
kommen der  ersten  Verletzung  eine  relativ  starke  Gewalteinwirkung  nötig 
ist,  ist  dieselbe  bei  dem  Bruch  des  fünften  relativ  gering.  Dementsprechend 
sind  auch  die  späteren  Funktionsstörungen  bei  den  Brüchen  des  zweiten  und 
dritten  Metatarsalknochens  viel  schwerer  und  lang  dauernder. 

Bei  der  Untersuchung  einer  Unfallverletzten  fand  Momburg  (9)  im 
Röntgenbilde  einen  scheinbaren  Bruch  des  Os  naviculare.  Da  aber  der  Un- 
fall nur  ein  geringer  gewesen  war,  isolierte  Frakturen  des  Kahnbeins  fast 
nur  durch  direkte  Gewalt  entstehen,  die  Beschwerden  sehr  spät  einsetzten 
und  keine  Kallusbildung  vorlag,  so  nahm  Momburg  das  Vorhandensein  eines 
überzähligen  Fusswurzelknochens  an.  Er  gibt  dann  noch  die  verschiedenen 
Typen  dieser  überzähligen  Knochen  an. 


Die  Erkrankungen  der  unteren  Extremität  unter  Ausschluss  der  an- 
geborenen Missbildungen,  der  Difformitäten,  Frakturen  und  Luxationen. 

Referent:  F.   Suter,  Basel. 

Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Lehrbücher,  Anatomie,  Allgpemeines,  Operationsmethoden,  Apparate. 

1.  Ghevrier,  Goutti^re  latöro-sns-condylienne  da   ferour.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  34. 
p.  899. 

2.  —  Amputations  ost^oplastiques  tibio-calcan^ennes.    Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  139. 

2a.  Codiyilla,  Sulla  terapia  delF  accorciamento  nelle  deformitä  dell'  arto  inferiore.  ArchiTio 
di  ortopedia  1905.  Nr.  5. 

3.  Crainer,  E.,  Klinischer  Bericht  über  96  Diaphysenstümpfe  des  Ober-  resp.  Unter- 
schenkels.   Archiv  f.  Orthopädie,  Mechanotherapie  u.  Unfallchimrgie.  Bd.  III.  Heft  II. 

4.  Dnpuy,  Sur  les  rapports  de  Textr^mit^  införieore  da  föraur  avec  le  cnl  de  sac  synovial 
sous-tricipital  de  Tarticalation  da  genou.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  6.  p.  543  et  544. 

5.  Dur  et,  Amputation  ost^o-plastique  du  pied.    Arch.  prov.  d.  Ghir.  1905.  Nr.  11. 

6.  *£rbslöh,  Über  Amputationsstümpfe  und  Prothesen  der  unteren  Extremität  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  11.  p.  448. 

6a.  D' Este,  L'  operazione  di  Wladimiroff- Mikulicz.    Bollettino  della  Societä  medlco-chi- 
rurgica  di  Pavia  1905.  Giugno. 

7.  Fink,  J.,  Eine  neue  Beckenstütze.    Zentralbl.  für  Gbirurgie  1905.  p.  1045. 

8.  Fränkel,  Über  den  Fuss  der  Chinesin.   Zeitschr.  f.  orthop.  Ghir.  1905.  Bd.  14.  H.  II. 

9.  V.  Franquö,  Scham  beinschnitt  nach  Gigli.   Prager  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 

10.  Gelinsky,  Das  frei  artikulierende  Os  vesalianum  tarsi  duplex  im  Röntgenbilde.  Fort- 
schritte auf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen.  Bd.  YIU.  Heft  6. 

11.  Gessner,  H.  P.,  Nerve  blocking  to  prevent  amputation  shock;  illustrative  reports  of 
two  thigh  amputations.   Amer.  joui'n.  of  surg.  1905.  Dec. 

12.  Gocht,  Apparat  zur  Beseitigung  von  Eniegelenkskontrakturen.    Zeitschr.  fOr  ortbop. 
Ghir.  1905.  Bd.  14. 


Suter,  Verleizungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  11S5 

13.  Harms,  W.,  Grittische  Amputation.    Zentralbl.  f.  Ghir.  1905.  Nr.  6. 
U.  Habscher,  Zur  plastischen  Achülotomie  nach  Bayer.    Orthop.  Ghir.  1905.  Bd.  15. 
Heft  1. 

15.  Huntington,  Gase  of  hone  transference.    Annals  of  surgery  1905.  Nr.  2. 

16.  Jung,  Heisslnfttherapie  bei  Beckenentzündungen.  MQnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  52. 
(Betrifft  nur  gynäkologische  Fälle :  Eitrige  und  nicht  eitrige  Peri-  und  Parametritis  und 
Adnexturooren.) 

17.  Koch,  J.,  Zur  Technik  der  Quadricepsplastik.  4.  Kongress  der  deutschen  Gesellschaft 
für  Orthopäd.  Ghirurgie  25.  April  1905.    Ref.  im  Zentralbl.  für  Gbirurgie  1905.  Nr.  31. 

Id.  Köhler,  Alban,  Die  normale  und  pathologische  Anatomie  des  Hüftgelenks  und 
Oberschenkels  in  rOntgenographischer  Darstellung.  Ergänzungsband  12  in:  Fortschritte 
aaf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen.  150  S.  12  Tafeln  und  85  Abbildungen  im  Text. 
Hamburg  1905. 

19.  L  e  g  a  1 ,  H.,  Eine  neue  Beckenstütze.  4.  Kongress  der  deutschen  Gesellschaft  f.  ortho- 
pädische Ghirurgie  25.  April  1905.  Ref.  Zentralbl.  f.  Ghirurgie.  Nr.  81.  p.  831. 

20.  —  Einfacher  Lagerungsapparat  zur  Behandlung  Ton  Gelenkerkrankungen  und  Frakturen 
der  unteren  Extremität.  4.  Kongress  der  deutschen  Gesellschaft  f.  Orthopäd.  Ghirurgie 
25.  April  1905.    Ref.  Zentralbl.  f.  Ghirurgie.  Nr.  31.  p.  830. 

21.  Mc  Lennan,  On  the  treatment  of  chronic  Osteomyelitis,  or  the  results  of  acute  Osteo- 
myelitis of  the  tibia.    The  Glasg.  Med.  Journ.  1905.  Sept. 

22.  Michniewicz,  J.,  Topographie  des  Unterschenkels  mit  klinischen  Bemerkungen.  In.- 
Dissert.  Dorpat  1903  (Russisch).    Ref.  im  Zentralbl.  f.  Gbirurgie  1905.  p.  893. 

23.  Mongeud  de  Saint-Aird,  G.,  Des  amputations  ^conomiques  du  pied.  Thdse  de 
Paris.  Steinheil  1904. 

24.  Mumford,  Gbild  study  and  the  treatment  of  paralysis  in  children.  Lancet  7.1.  1905. 

25.  Openshaw,A  case  of  contracture  and  ankylosis  at  tlie  knee  etc.  Lancet  21. 1. 1905. 
p.  154. 

26.  Oppenheim,  H.,  Über  Missbrauch  der  Sehnentransplantation.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  7. 

27.  Ranzi,  Tragfähigkeit  der  Bun gesehen  Amputationsstümpfe.  Wiener  klin.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  51. 

28.  Rimann,  Experimenteller  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Entstehung  der  echten,  freien 
GelenkkOrper.    Yirchows  Arch.  Bd.  180. 

29.  Spitzky,  H.,  Die  Obturatorius-Kruralisplastik.  Aus  den  Grenzgebieten  der  Ghirurgie 
und  Neurologie.     Zeitschr.  f.  Orthopäd.  Ghirurgie.  Bd.  XIV.  Heft  1. 

30.  Stieda,  A.,  Über  den  Albersseben  Beckenfleck  im  Röntgenbild.  Beiträge  zur  klin. 
Ghirurgie.  Bd.  XLV.  p.  704. 

31.  Teske,  H.,  Ein  Fall  von  erworbener  partieller  Makrosomie ;  Verlängerung  des  Femur 
nach  Unterscbenkelamputation.  Archiv  für  Orthopädie,  Mechanotherapie  und  Unfall- 
chirurgie. Bd.  III.  Heft  2. 

32.  Turner,  H.,  Einige  Ergänzungen  zur  Technik  der  Sehnentransplantationen.  Zeitschr. 
für  Orthopäd.  Ghirurgie.  Bd.  XIV.  Heft  2. 

33.  —  Zur  Technik  der  Kniegelenksarthrodese.  Zentralbl.  für  Ghirurgie  1905.  17.  Juni. 
Nr.  24. 

34.  Van  de  Yelde,  Sur  Thöbotomie  etc.  Ann.  of  gynec.  and  pediat.  1904.  Oot.  Ref.  in 
Gaz.  des  H5p.  1905.  Nr.  1.  p.  8. 

35.  ^Yillar,  Technique  de  la  däsarticulation  interilio- abdominale.  Journ.  de  möd.  de 
Bord.  1905.  Nr.  3.  p.  41. 

36.  *Wit harre,  Tuberculosis  joints.    Med.  News  1905.  Oct.  28.  p.  861. 

Dnpuy  (4)  hat  an  ungefähr  100  Knieen  das  Verhalten  des  oberen 
Rezesses  des  Kniegelenkes  zum  Kniegelenk  selbst  studiert  und  gefunden, 
dass  in  den  meisten  Fällen  die  Kommunikation  zwischen  den  zwei  Höhlen 
eine  sehr  weite  ist.  Der  obere  Rezess  geht  sehr  wenig  auf  die  äussere  Seite 
des  Femur,  dagegen  2  —  3  cm  weit  auf  die  Innenseite  desselben  und  nach 
oben  zu  3—4  cm  über  den  Kondylus.  Praktisch  wichtig  sind  diese  Verhält- 
nisse für  die  Trepanation  des  unteren  Femurendes,  die  möglichst  weit  nach 
hinten  und  nicht  zu  weit  unten  gemacht  werden  darf,  wenn  die  Gelenkkapsel 
nicht  verletzt  werden  soll. 

JabrMb«rielii  fOr  Ghirargi«  1905.  75 


1186  Jahreebericht  fflr  Chirurgie.    11.  Teil. 

Chevrier  (1)  beschreibt  am  Femur  eine  ;,gouttiere  latero-sns-condy- 
lienne^,  die  als  seichte  Furche  entlang  dem  Rande  des  überknorpelten  Kondylns 
läuft.  Sie  hat  eine  Bedeutung  für  die  seitliche  Patellarlnxation,  da  sich  hier 
der  Rand  der  luxierten  Patella  fängt  und  festklemmt  und  gibt  nach 
Chevrier  einen  ansgezeichneten  Anhaltspunkt  für  die  Schnittrichtnng  bei 
der  Durchtrennung  der  seitlichen  Kapselteile,  wenn  man  das  Messer  in  der- 
selben gleiten  macht.  Durch  Abbildungen  wird  die  Methode  Chevriers 
illustriert. 

Teske  (31)  hat  die  Beobachtung  gemacht,  dass  der  Oberschenkel  eines 
vor  5^/t  Jahren  wegen  traumatischer  Zertrümmerung  des  Unterschenkels 
10  cm  unter  dem  Kniegelenk  amputierten  Knaben  gegenüber  dem  anderen 
Femur  eine  Verlängerung  von  1  ^/s  cm  aufwies.  Coza  valga  waren  dabei 
ausgeschlossen,  da  das  Hüftgelenk  in  jeder  Beziehung  normal  war.  Die  Er- 
klärung für  die  Beobachtung  sucht  Teske  in  den  geänderten  Emährungs- 
bedingungen  infolge  der  Amputation  und  den  Grund,  warum  speziell  der 
Knochen  hypertrophiert  in   den  speziellen  Gefässverhältnissen  dieses  Organs. 

Rimann  (28)  hat  an  Tieren  experimentell  gestielte  Knochen-Knorpel- 
stücke auf  operativem  Wege  erzeugt  und  nach  25—46  Tagen  untersucht. 
Ein  Teil  der  Knochen  -  Knorpelkörper  war  resorbiert,  die  Mehrzahl  der  abge- 
sprengten Stückchen  war  jedoch  mit  der  Bruchfläche  verheilt.  Rimann 
glaubt,  dass  nur  auf  traumatischem  Wege  die  echten  freien  Gelenkkörper 
entstehen. 

Der  röntgenographischen  Darstellung  des  Hüftgelenks  und  des  Ober- 
schenkels widmet  Alban  Köhler  (18)  eine  Studie.  Die  Röntgenoskopie 
dieser  Organe  ist  schwierig  und  ungenau  und  nur  bei  ganz  besonderen  Vor- 
sichtsmassregeln von  Erfolg  begleitet.  Die  Röntgenographie  ist  hier  das 
richtige  Verfahren.  Für  die  normale  Anatomie  beschäftigt  sich  Köhler 
hauptsächlich  mit  der  Gelenkpfanne,  dem  Femurhals,  der  nur  dann  korrekt 
auf  die  Platte  zu  bekommen  ist,  wenn  der  mediale  Fussrand  senkrecht  zar 
Tischplatte  steht  und  mit  dem  Lud  lo  ff  sehen  Epiphy  senfleck,  welcher  den 
Stellen  an  beiden  Seiten  des  Kondylus  entspricht,  wo  zahlreiche  Gefässe  in 
den  Knochen  treten.  Der  Fleck  verschwindet  mit  dem  17.  Jahre,  um  mit 
dem  25.  wieder  zu  erscheinen. 

Die  röntgenographischen  Befunde  der  pathologischen  Zustände  die^r 
Organe  werden  eingehend  behandelt:  angeborene  Verbildungen,  Defekte,  fötale 
Chondrodystrophie.  Bei  Myxödem  ist  kein  beschleunigter  Verknöchemngs- 
prozess  (entgegen  Virchow)  nachweisbar.  Die  Rachitis  gibt  gut  charakteri- 
sierte Bilder,  die  Osteomalacie  ist  im  Bilde  schwer  darzustellen.  Die  akute 
Knochenatrophie,  die  sich  an  Verrenkungen,  Frakturen,  Weichteilschädigungen 
und  Tuberkulose  anschliesst  und  auf  trophoneurotische  Ursachen  zurückzn- 
führen  ist,  ist  durch  die  Röntgenstrahlen  entdeckt  worden.  —  Weiterhin 
werden  Osteoarthropathie  hypertrophiante ,  Syphilis ,  akute  Osteomyelitis  in 
ihrer  Darstellung  auf  der  Röntgenplatte  abgehandelt,  endlich  Tuberkulose, 
Tumoren,  Frakturen,  Verrenkungen,  Fremdkörper  und  die  Weichteile,  spez. 
die  Arterien,  Coxa  vara  ul^w. 

Der  von  Albers-Schönberg  nachgewiesene  sogen.  Beckenfleck  wird 
vonStieda  (30)  aufgefasst  als  eine  Verdichtung  oder  knopfartige  Verdickung 
im  Bereiche  der  Spina  ischiadica,  da  der  Fleck  stets  in  der  idealen  Fort- 
setzung des  Sitzbeinstachels  sich  findet. 


Sater,  Yerletznogen  und  cbirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität         1187 

Michniewicz  (22)  widmet  eine  Arbeit  der  Topographie  des  Unter- 
schenkels, die  mit  Hilfe  von  Paraffin  oder  Wasserinjektionen  studiert  wird. 
Es  werden  die  Wege  für  die  Unterbindungen  besprochen.  Für  die  obere 
Hälfte  des  Unterschenkels  ist  der  richtige  Weg  der  von  aussen,  für  die 
untere  der  von  innen. 

Das  Os  Vesalianum  steht  in  ausgesprochener  Beziehung  zum  Os  meta- 
tarsale  V,  indem  es  die  ihm  fehlende  Tuberositas  bildet.  Es  kommt  an  der 
gleichen  Stelle,  d.  h.  im  Winkel  zwischen  der  Basis  des  Metatarsus  V  und 
dem  Kuboid  ein  Sesambein  in  der  Endsehne  des  M.  peroneus  lohgus  vor. 
Das  Os  Vesalianum  ist  von  Vesal  zum  ersten  Male  abgebildet  worden,  dann 
wieder  von  Spronk  1887  beschrieben  und  jetzt  von  Gelin sky  (10)  durch 
Röntgenbild  bei  einem  15jährigen  Bäckerlehrling  nachgewiesen  worden.  Dieser 
Knochen  könnte  den  Unerfahrenen  bei  der  Deutung  eines  Röntgenbildes  zur 
Annahme  eines  pathologischen  Zustandes  veranlassen. 

Fränkel  (8)  hat  den  durch  Bandagierung  im  ö.  Lebensjahre  defor- 
mierten Fuss  der  Chinesin  röntgenographisch  studiert  (10  Jahre  altes  Mädchen, 
24  und  32  Jahre  alte  Frau).  Er  bespricht  eingehend  die  Deformierung  im 
ganzen  und  hält  sie  für  einen  Hakenfuss  und  im  speziellen  die  Deformierung 
der  einzelnen  Knochen. 

Mumford  (24)  widmet  den  ersten  Gehversuchen  des  Kindes  eine 
physiologische  Studie,  die  er  mit  Zeichnungen  versehen  hat  und  betont  die 
Wichtigkeit  solcher  Beobachtungen  am  normalen  Kinde  für  das  Verständnis 
des  Paralytischen  und  dessen  Behandlung. 

Huntington  (15)  hat  bei  einem  Kinde  die  ganze  durch  Osteomyelitis 
verlorengegangene  Tibia-Diaphyse  durch  die  transplantierte  Fibuladiaphyse 
ersetzt. 

Er  durchsägte  zuerst  die  Fibula  in  der  Höhe  des  unteren  Endes  der 
oberen  Epiphyse  und  implantierte  die  Fibula  in  die  Tibiaepiphyse.  9  Monate 
später  durchsägte  er  die  untere  Fibulaepiphyse  und  implantierte  das  untere 
Wadenbeinende  in  die  untere  Tibiaepiphyse.  Der  Erfolg  ist  gut;  der 
Knochen  nahm  an  Länge  und  Dicke  zu  und  ersetzt  vollkommen  die  verloren 
gegangene  Tibia. 

Hübscher  (14)  tritt  warm  für  die  Bay ersehe  subkutane  Verlängerung 
der  Achillessehne  ein,  die  er  in  81  Fällen  ausgeführt  hat.  Nur  in  2  Fällen 
gelang  sie  nicht,  weil  schon  früher  eine  quere  totale  Tenotomie  gemacht 
worden  war.  Hübscher  benutzt  ein  Tenotom,  das  auf  der  einen  Seite 
eine  Lanze  zur  Inzision  der  Haut,  auf  der  anderen  Seite  ein  Tenotom  trägt. 
Er  inzidiert  erst  die  halbe  Sehne  von  der  einen,  dann  in  passender  vertikaler 
Entfernung  die  halbe  von  der  anderen  Seite  und  besorgt  durch  Flexion  des 
Fusses  die  Längsspaltung  soweit  es  nötig  ist. 

Turner  (32)  empfiehlt,  um  bei  Transplantation  der  Beugesehnen  des 
Oberschenkels  auf  die  Streckseite  die  oft  zu  kurzen  Sehnen  fixieren  zu  können, 
von  der  Tuberositas  tibiae  oder  von  der  Patella  Periostlappen  abzulösen  und 
an  diese  die  Sehnen  anzunähen. 

Koch  (17)  stellt  die  Thesen  auf,  dass  jeder  spinal  degenerierte  Muskel 
entsprechend  der  Anzahl  der  nicht  degenerierten  Fasern  seine  Funktion 
wieder  aufnimmt,  wenn  seine  Sehne  unter  die  nötige  Spannung  versetzt 
wird.  Bei  der  Herstellung  des  Quadriceps  femoris  z.  B.  verkürzt  Koch 
zuerst  die  Quadrizepssehne  selbst  und  implantiert  in  dieselbe  dann  die  g&* 
eigneten  Muskeln.    In  solchen  Fällen  weiss  man  natürlich  später  dann  nichts 

76» 


1188  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

welchen  Anteil   an   der  Funktion   der  Quadrizeps   selbst  nimmt.    In  einem 
Falle  hat  er  nur  die  Quadrizepssehne  verkürzt  und  so  guten  Erfolg  erzielt. 

Spitzky  (29)  hat  an  Tierversuchen  nachgewiesen,  dass  ein  leitun«^- 
unfähiger  Muskelnerv  durch  Implantation  in  eine  unversehrte  Leitungsbahn 
wieder  seine  Funktion  übernimmt.  Er  hat  anatomisch  die  Frage  studiert, 
wie  am  ehesten  der  Nervus  cruralis  beim  Menschen  in  andere  Gebiete 
implantiert  werden  könnte  und  gefunden,  dass  bei  Streckmuskellähmnng  am 
Oberschenkel  der  gelähmte  N.  cruralis  am  ehesten  operativ  in  die  Bahn  des 
oberflächlichen  Astes  des  N.  Obturatorius  implantiert  werden  kann.  Das 
zentrale  Ende  des  Obturatorius  wird  in  den  gelähmten  KruraKs  eingepfropft 
Spitzky  hat  die  Operation  bei  Kindern  mit  poliomyelitischer  Quadrizeps- 
lähmung  gemacht  und  beschreibt  die  Technik  derselben  eingehend. 

Oppenheim  (26)  warnt  vor  missbräuchlicher  Anwendung  der  Sehneo- 
transplantation ;  dieselbe  soll  nicht  bei  progredienten  Nervenkrankheiten  an- 
gewandt werden!  Er  erwähnt  drei  Fälle,  bei  denen  transplantiert  wurde: 
progressive  Muskelatrophie,  Poliomyelitis  anterior  chronica,  Kompression  des 
Lumbaimarks. 

Crainer  (3)   hat  sich  der  verdienstlichen  Aufgabe  unterzogen  96  in 
der  unteren  Extremität  von  verschiedenen  Kölner  Chirurgen  Amputierte  zu 
untersuchen,  hat  aber  ein  trauriges  Eesultat  aufgedeckt.    Seine  Untersuchten 
waren  im  Alter  von  2 — 64  Jahren  amputiert  worden;   die  Zeit  von  der  Am- 
putation bis  zur  Untersuchung  variierte  zwischen  1  —  19  Jahren.    Es  varen 
im  Oberschenkel   amputiert  46,   im  Unterschenkel  50,   alle  in  der  Diaphvse. 
In  26  Fällen  war  der  Stumpf  äusserlich  zufriedenstellend,   in  70  Fällen  war 
er  schlecht :  dünne,  am  Knochen  adhärente  Haut  mit  Neigung  zur  Geschwürs- 
bildung.    Von    den    96    Stümpfen    waren    nur   2    tragfähig.  —  Im 
Gegensatz    hierzu    stehen   die  Erhebungen   Ranzis   (27),    der   30  nach  der 
Bunge  sehen  Methode  Amputierte  aus  der  v.  Eiselsbergschen  Klinik  unter- 
sucht hat.  Die  12  untersuchten  Unterschenkelstümpfe  waren  alle  auf  Schlag  und 
Druck  unempfindlich.     8  Fälle,  alle  die  verwertbar  waren,   hatten  tragfihige 
Stümpfe.    Für  die  18  Oberschenkelstümpfe  waren  die  Ergebnisse  fast  ebenso 
günstig.    15  Amputierte  hatten  völlig  tragfähige  Stümpfe,  3  klagten  zeitweilig 
über  Schmerzen.  —  Die  Bunge  sehe  Methode  gibt  also  vorzügliche  ResultÄte, 
die  hinter  denjenigen  der  Bi ersehen  nicht  zurückstehen.     Daneben  hat  sie 
den  Vorzug  der  Einfachheit  und  dadurch  der  Sicherheit  und  Kürze. 

D'Este  (6a)  teilt  den  Fall  eines  13 jährigen  Mädchens  mit,  welches  von 
ihm  mit  gutem  Erfolg  mit  der  Methode  Wladimiroff-Mikulicz  wegen 
Tuberkulose  der  rechtsseitigen  hinteren  Fusswurzel  und  Osteoarthritis  des 
Sprunggelenkes  mit  ausgedehnten  unersetzbaren  Zerstörungen  der  Fersenweich- 
teile  operiert  wurde. 

Nach  Besprechung  der  Indikationen  und  Kontraindikationen  dieser  noch 
heute  bekämpften  und  wenig  oder  ungern  ausgeführten  Operation  hebt  er 
ihre  Bedeutung  uni  dhren  Wert  hervor  gegenüber  ihrer  Konkurrentin  der  ein- 
fachen Amputation,  die  zu  sehr  zerstörend  ist.  R.  Giani. 

Mougend  de  Sain-Aird  (23)  wählte  für  die  Exartikulation  am  Fuss 
diejenige  Methode,  die  möglichst  viel  von  der  Fusswurzel  erhält  und  einen 
brauchbaren  Stumpf  liefert,  d.  h.  vor  allem  ein  bewegliches  Fussgelenk  erhält. 
Er  empfiehlt  deshalb  vor  allem  die  Ghopart sehe  Exartikulation,  trotz  der 
häufigen  fehlerhaften  Stellung  des  Fusses.  Wo  der  Ghopart  nicht  geht, 
-ist  die  von  Ricard  empfohlene  Modifikation  des  Lisfranc  am  Platze. 

■y  ••  '^ 
i.  t 


Snter,  Yerletzoii^gen  iind  ohirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremit&t.         IIBO- 

Um  den  Shöck  bei  Amputation  des  Oberschenkels  zu  vermeiden  unter- 
bricht Gessner  (tl)  vor  Durchschneidung  des  Nervus  ischiadicus  und  sa- 
phenus  in  diesem  die  Leitung,  was  er  dadurch  erzielt,  dass  er  nach  Bildung 
des  Hantlappens  und  Präparation  der  Nerven  Kokain  in  dieselben  injiziert. 
In  zwei  Fällen  hatte  er  so  sehr  gute  Erfolge. 

Ghevrier  (2)  beschreibt  die  drei  bekannten  osteoplastischen  Methoden 
zwischen  Tibia  und  Calcaneus  für  die  Amputation  des  Fusses:  nach 
Pirogoff,  Pasquier-Le  Fort  und  Sedillot.  Er  schildert  an  der  Hand 
Ton  Abbildungen  die  Technik  der  Pirogoff  sehen  Operation.  Die  Indikation 
fdr  die  Operation  ist  gegeben  bei  Verletzung  der  hinteren  Teile  des  Tarsus. 
Da  gewöhnlich  auch  das  Sprunggelenk  verletzt  und  damit  infiziert  ist,  soll  die 
Operation  extraartikulär,  d.  h.  ohne  Eröffnung  des  Sprunggelenkes  gemacht 
werden.  Wo  Sehnenscheiden  oder  Gelenke  eitrig  verändert  sind,  kommen  die 
Amputationen  am  Unterschenkel  in  Frage. 

Dur  et  (5)  bespricht  aus  Anlass  einer  mit  Erfolg  durchgeführten  osteo- 
plastischen Amputation  nach  Pas quier-Le  Fort  bei  einem  19jährigen 
Mädchen  die  Indikationen  zu  dieser  speziell  zur  Ghopart sehen,  zur  Syme- 
sehen  Amputation,  zur  Amputatio  sub  talo  und  zur  Pirogoff  sehen  Methode. 
Nach  Pasquier-Le  Fort  kann  bei  Tuberkulose  nur  dann  amputiert  werden, 
wenn  das  Individuum  jung  und  der  Calcaneus  absolut  normal  ist.  Die  Me- 
thode passt  speziell  bei  Traumen  und  bei  ausgedehnter  Gangrän,  wo  der  Cal- 
caneus intakt  bleibt.     Die  Knochennaht  ist  nicht  nötig. 

Bei  den  sowohl  durch  Gelenkläsionen  als  durch  fehlerhafte  Vereinigung 
einer  Diaphyse  bedingten  winkeligen  Deformitäten,  sowie  bei  den  in  Längs- 
richtung eingetretenen  Verschiebungen  der  Gliedabschnitte  oder  der  verschie- 
<lenen  Stücke,  in  welchen  ein  Skelettabschnitt  sich  zufällig  trennte,  wird  nach 
Codivilla  (2a)  der  Widerstand  zur  Verlängerung  der  Extremität  selbst  von  den 
Weichteilen  geliefert.  Das  gilt  auch  von  den  Fällen,  bei  welchen  ein  oder 
mehrere  Gliedabschnitte  durch  angeborene  Deformität  kürzer  sind  als  in  der 
Norm.  Die  Verkürzung  der  Weichteile  kann  so  weit  geben,  dass  sie  den  auf  sie 
auszuführenden  unblutigen  oder  blutigen  Eingriff  für  nutzlos  und  eine  zweck- 
mässige, auf  das  Skelett  vorzunehmende  Operation  für  notwendig  erscheinen 
lässt.  Einen  Ersatz  für  die  Verkürzung  der  unteren  Extremität  kann  man  da- 
durch erzielen,  dass  der  Fuss  mittelst  angemessener  operativer  Eingriffe  in 
Extensionsstellung  dem  Unterschenkel  gegenüber  gebracht  wird;  damit  er- 
reicht der  Ersatz  das  Maximum,  wenn  die  Längsachse  des  Fusses  sich  auf 
die  Verlängerung  der  Achse  der  Gesamtextremität  setzen  wird.  Bei  ganz 
speziellen  Fällen  kann  man  die  Implantation  von  Epiphysenknorpel  anwenden. 
Eine  sehr  rationelle  Methode  zur  Verlängerung  der  unteren  Extremität  besteht 
darin,  dat^s  man  die  Knochen  mit  derselben  Technik  wie  bei  den  Sehnen  ver- 
längert. Der  Knochen,  an  dem  man  mit  Vorliebe  operiert,  ist  der  Ober- 
schenkel und  von  dem  oben  Gesagten  versteht  es  sich,  dass  in  diesem  Falle 
die  Weichteile  mehr  als  die  Knochen  hindern. 

Verf.  stellt  sich  in  seiner  Arbeit  die  Aufgabe,  diesen  Widerstand  auf  eine 
för  die  Funktion  der  Gewebe  unschädliche  Weise  zu  überwinden.  In  Ermangelung 
?on  diesbezüglichen  Studien  gründet  sich  leider  die  Besprechung  der  Frage  über 
die  Anwendung  einer  Kraft,  welche  solchen  Widerstand  zu  überwinden  ver- 
mag, auf  ganz  empirische  Angaben.  In  der  Klinik  hat  man  sich  durch  die 
Gewichtszugwirkung,  den  starken,  kurze  Zeit  wirkenden  Zug  und  den  Gips- 
Terband  zu  helfen  gesucht.  Nacli  den  Erfahrungen  mit  solchen  Mitteln  glaubt 


1190  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Verf.,  dass  man  weniger  davon  zu  erwarten  hat,  wenn  es  sich  um  die  Verlänge- 
rung solcher  Muskehi  handelt,  deren  Ansätze  infolge  einer  Fraktur  oder  einer 
veralteten  Luxation  usw.  seit  langer  Zeit  einander  genähert  sind.    Er  meinte 
dass  schon  wenige  Monate  (zwei  oder  drei)  nach  der  Verletzung  das  Muskel- 
gewebe sich  den  neuen  funktionellen  Verhältnissen  angepasst   bat   und  dass 
es  denselben  Widerstand  leisten  muss,  als  ob  es  sich  verkürzt  hätte.    Wenn 
wir  das  Verhalten  des  Muskelgewebes  und  der  anderen  Weichteile  einer  Zug- 
wirkung gegenüber  für  bekannt  annehmen,   so  können  wir  auch   die  nötige 
Kraft   kennen,    um   sie   um    ein   erwünschtes  Quantum   zu  verlängern.    Die 
Verkürzung  der  Weichteile  kann  man  in  mathematischer  Weise  bestimmen, 
wozu  Verf.  die  nötigen  Formeln  angibt.    Bei  einer  winkeligen  Verschie- 
bung  mit   seitlicher  Aneinanderlagerung  der   Knochen   gleicht 
die  Verkürzung  der  Weichteile  dem  doppelten  ihrer  durch  die  trigonometrische 
Tangente  der  Hälfte  des  Deformitätswinkels  dividierten  Entfernung  vom  Skelett, 
wozu   die  Längsverschiebung   der   Knochen  zu  addieren  ist.     Bei   der  Ver- 
schiebung in  der  Längsrichtung  gleicht  die  Verkürzung    der  Längs- 
verschiebung.    Bei  der  rein  winkeligen  Verschiebung  gleicht  die  Ver- 
kürzung dem  doppelten  der  Entfernung  vom  Gliede,  welche  zuerst  durch  die 
trigonometrische  Tangente  der  Hälfte  des  Deformationswinkels  dividiert  wird. 
In  der  Praxis   ist  jedoch   die  Frage   bisher  noch  nicht  gestellt  worden  und 
übrigens  sind  bis  jetzt  keine  passenden  Mittel  vorhanden,  um  den  Zog  direkt 
dem  Skelett  zu  übertragen.     Der  durch  Gewichte  oder  durch   mittelbar  auf 
die  Weichteile  einwirkende  Apparate  erreichte  Zug  erlaubt  es  nicht,  Wir- 
kungen gewisser  Stärke   auszuüben.     Auf  solchem  Wege  glaubt  Verf.  einen 
wichtigen  Schritt   mit  seiner  Methode   getan   zu   haben.     In   den    Fällen,  in 
welchen  der  Widerstand  der  Weichteile  stark  ist,   empfiehlt  er  die  forcierte 
Ausdehnung   mit  nachträglicher  Anwendung  eines  Immobilisationsverbandes. 
Er  ist  eben  bei  der  Technik  dieses  letzteren  und  durch  die  dabei  der  ge- 
wöhnlichen Methode  angebrachten  wichtigen  Modifikationen,  dass  Verf.  glanbt, 
einen  neuen  Weg  gebahnt  zu  haben.     Die  verwendete  Technik  ist  folgende: 
nach  Ausführung  der  Operation   am   Skelett  ward  das   Individuum  auf  das 
S che d  e -Es ch bäum  sehe  Bett   gelagert   und  dem   Zug  unterworfen.    Bei 
der  ersten  Methode  schwankten  die  Zugwirkungen  von  25  bis  70  kg,  dann 
schloss  man  das  Glied  in  einen  Gipsverband  ein,  nachdem  der  Fuss  am  vor- 
herigen Tag  bis  zur  Hälfte  des  Unterschenkels  mit  Binden  umwickelt  worden 
war.     Nach  einigen  Tagen  sägte  man  mit  der  G ig li sehen  Säge  in  der  Höhe 
der  Knochentrennung  den  Verband  ringsherum  auf,  und  wandte  den  Zug  and 
Gegenzug  direkt,   respektive  auf  den  distalen  und  proximalen  Teil   des  Gips- 
verbandes an.    Solches  Verfahren  wurde  mehrmals  wiederholt,  ohne  zu  starke 
Zugwirkungen  in  wenigen  Sitzungen  auszuüben,  weil  Verf.  schwere  Vorfälle 
seitens  des  Nervensystems,  und  zwar  des  Hirns,  nach  denselben  beobachtete. 
Verf.  bemerkt,   dass  bei  der  ersten  Zuganwendung,  wenn  der  Verband  noch 
nicht  angefertigt  ist,  der  mittelst  der  Perinealstütze  des  Schede-Eschbaum- 
sehen  Bettes  auf  den  Höcker  und  den  aufsteigenden  Ast  des  Sitzbeins  der 
gesunden  Seite  verwendete  Gegenzug  und  der  auf  den  Fuss  einwirkende  Zug 
das  kranke   Glied  zwingen,    sich  in  Abduktionsstellung  zu  setzen  und  das 
Becken  sich  um  die  Sagittalachse  zu  drehen,  wobei  es  sich  von  der  gesunden 
Seite  abhebt.    Da  nun  das  Glied  nach  Aufhören  des  Zuges  sich  zu  verkürzen 
neigt  und  solche  Neigung  durch  den  medialen  Teil  des  Verbandes,  welcher 
sich  gegen  den  Sitzbeinhöcker  der  operierten  Seite  stützt,   gehindert  wird, 


Sater,  Verletzungen  und  chimrg.  Krankheiten  der  nnteren  Extremität.         1191 

so  werden  an  diesem  Orte  leicht  Dmckgeschwüre  entstehen.  Um  diesen  üblen 
Znfall  zu  verhindern,  schlägt  Verf.  vor,  den  die  Gliedwnrzel  bedeckenden  Teil 
des  Verbandes  im  letzten  Moment  auszuführen  und  den  Zug  vor  seiner  voll- 
ständigen Konsolidierung  aufzuheben,  so  dass  er  sich  auf  dem  Becken  formen 
kann:  er  empfiehlt  auch  im  Verbände  selbst  eine  Stützstange  auf  das  Sitz- 
bein der  gesunden  Seite  zu  fixieren,  auf  welcher  das  Becken  sich  wie  auf 
eine  Konsole  legen  und  somit  den  Sitzbeinhöcker  der  operierten  Seite  ent- 
lasten würde.  Um  den  N.  ischiadicus  zu  schonen,  welcher  Verletzungen  aus- 
gesetzt ist  —  sowohl  durch  Druck  des  Sitzbeines  gegen  den  Gipsverband,  als 
durch  das  Herabsteigen,  welches  der  obere  Teil  des  Oberschenkels  und  das 
Becken  bei  jeder  Zuganwendung  im  kegelförmigen  und  dadurch  an  Weite 
unzulässigen  distalen  Teile  des  Verbandes  erfahren  —  so  trennt  er  in  der 
Längsrichtung  und  an  der  inneren  Seite  den  Verband  mittelst  einer  daselbst 
vorher  eins^eschlossenen  Gigli sehen  Säge  ab  und  behandelt  die  Wunde  mit 
den  gewöhnlichen  Verbandstofi'en,  welche  durch  einen  einfachen  Trikotschlauch 
am  Orte  gehalten  werden.  Die  Trennung  des  inneren  Teiles  des  Verbandes 
dient  dazu,  diesen  letzteren  bei  jeder  neuen  Zuganwendung  zu  erweitern. 
Eine  andere  Komplikation,  welche  Verf.  zu  verhindern  suchte,  ist  Druck  auf 
den  Rücken  und  Hals  des  Fusses  und  auf  das  Fersenbein,  da  dort  die  Zug- 
wirkung mit  grösserer  Intensität  sich  ausübt,  so  hat  er  die  gewöhnliche 
Technik  wesentlich  ändern  müssen.  Dabei  überträgt  Verf.  den  Zug  direkt 
auf  das  Skelett,  indem  er  einen  Nagel  durch  das  Fersenbein  gehen  lässt, 
welcher  mittelst  am  Gipsverband  fixierter  seitlicher  Schienen  in  der  ge- 
wünschten Lage  gehalten  wird.  Der  4 — 5  mm  lange  Nagel  wird  auch  lange 
Zeit  (20  bis  30  Tage)  gut  ertragen,  fällt  dem  Patienten  gar  nicht  lästig, 
da  er  alle  Fussgelenke  bewegen  kann.  Ausserdem  wenn  man  ihn  hinter  der 
Bewegungsacbse  des  Tibio-tarsalgelenkes  in  einer  (zwischen  der  Schienbein- 
und  der  Achillessehnenachse  liegenden)  Frontalebene  gehen  lässt,  so  behält 
er  die  Extensions-  und  Flexionskräfte  des  Fusses  in  Gleichgewicht  und  be- 
wahrt die  richtige  Lage  dieses  letzteren  auf.  Auch  seine  späteren  Folgen 
sind  ohne  Unannehmlichkeiten.  Durch  diese  Methode  haben  Verf.  und  andere 
Chirurgen  (Rossi,  Galeazzi  u.  a.)  in  vielen  Fällen  die  besten  Resultate 
mit  geringeren  Unannehmlichkeiten  als  mit  der  gewöhnlichen  Heltpflasterzug- 
methode  erzielt.  Die  zur  Anwendung  des  Nagels  angebrachte  Schiene  trägt 
eine  Schraube,  wodurch  man  das  dem  Nagel  widerstehende  Stück  in  Längs- 
richtung verschieben  und  beim  Auftreten  von  Unannehmlichkeiten  den  Zug 
vermindern  oder  aufheben  kann;  sie  soll  nie  zur  Erhöhung  des  Zuges  dienen. 
Der  Zug  selbst  wird  an  den  mit  dem  Verbände  selbst  verbundenen  Schienen 
und  nicht  an  dem  Nagel  bewirkt.  R.  Giani. 

Harms  (13)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  Methode,  die  Patella 
bei  der  Grittischen  Operation  durch  Sehnen-Periostnähte  zu  fixieren,  keine 
neue  sei.  Es  kann  das  Ligamentum  patellare  mit  dem  Periost  der  Hinterfläche 
des  Femur  vereinigt  und  an  die  Sehnen  der  Flexoren  genäht  werden,  wie 
man  womöglich  bei  allen  Amputationen  die  Knochensägefläche  durch  Ver- 
einigung der  Flexoren-  mit  den  Extensorensehnen  bedeckt.  Er  weist  ferner 
darauf  hin,  dass  die  Patella  eigentlich  gar  keinen  guten  Stützpunkt  für  einen 
Amputationsstumpf  abgibt,  da  ihre  Haut  sehr  fein  entwickelte,  sensible  Quali- 
täten besitzt,  während  die  Haut  über  der  Tuberositas  tibiae,  die  nach  der 
Methode  von  Sa bane Jeff  zur  Deckung  der  Femurknochensägefläche  benutzt 


1192  Jahrelibericht  fOr  Chimrg^e.    II.  TaiL 

wird,  viel  unempfindlicher  und  physiologischerweise  viel  trag&higer  ist.     Die 
Methode  Sabanejeff  wäre  deshalb  der  Grittischen  vorzuziehen. 

Seine  Methode  der  Symphyseotomia  paramediana  empfiehlt 
van  de  Yelde  (34).  Er  macht  über  die  Symphyse  eine  vertikale  Inzision, 
etwa  2  cm  seitlich  von  der  Mittellinie,  und  führt  von  dieser  aus  eine  Gigli- 
Säge  um  die  Symphyse,  mit  welcher  der  Knochen  zersägt  wird.  Eis  sind 
keine  Ligaturen  nötig.  Verf.  hat  das  Verfahren  in  fünf  Fällen  mit  gutem 
Erfolge  zur  Anwendung  gebraclit.  Die  Vorteile  der  Methode  sind  folgende: 
Es  tritt  solide  Verheilung  durch  Kallusbildung  ein;  der  Beckendarchmesser 
bleibt  grösser,  weil  der  Kallus  zwischen  die  Knochen  tritt.  Man  kann  je 
nach  Anlegen  der  Sägefläche  das  Becken  nach  rechts  oder  links  erweitem, 
entsprechend  den  ge];»urtshilflicben  Verhältnissen  des  speziellen  Falles. 

Franqu6  (9)  berichtet  ebenfalls  über  einen  Fall,  den  er  nach  dieser 
Methode  operiert  hat.  Die  Methode  stammt  von  Gigli  selbst  und  ist  von 
van  de  Velde  und  von  Doederlein  modifiziert  worden.  Ersterer  fuhrt 
den  Schnitt  vom  Tuberculum  pubicum  zum  Tuberculum  subpubicum,  Doeder- 
lein legt  mit  einem  kleinen  Querschnitt  den  Knochen  frei  und  geht  von 
diesem  aus.  Diese  Modifikationen  bedeuten  keine  prinzipiellen  Neuerungen: 
der  Vorteil  der  Gigli  sehen  Methode  liegt  in  der  Durchsägung  des  Knochens 
entgegen  der  Trennung  der  Symphyse  bei  den  Symphyseotomien. 

Turner  (33)  berichtet  über  15  Fälle  von  Kniegelenksarthrodesen 
für  Schlottergelenk,  bei  denen  er  ein  von  ihm  erfundenes  und  in  der  Arbeit 
beschriebenes  und  abgebildetes  Instrument,  einer  Art  von  Hobel  zur  Ent- 
fernung des  Gelenkknorpels  braucht,  auch  die  Patella  wird  geschält  und  ver- 
lötet mit  den  Kondylen.  Zur  Vermeidung  von  Kontrakturen  müssen  in  be- 
stimmten Fällen  die  Flexorsehnen  durchtrennt  werden.  Die  Nachbehandlung 
geschieht  im  Gipsverband;  die  Heilung  geht  vor  sich  wie  bei  einer  Fraktur. 
Die  Resultate  sind  gute. 

Mac  Lennan  (21)  empfiehlt  entgegen  den  Verfahren,  die  nach  der 
Sequestrotomie  bei  Osteomyelitis  die  Heilung  abkürzen  wollen,  die  typische 
Ausräumung  der  Totenlade  und  das  weite  Offenlassen  der  entstandenen  Mulde 
und  Tamponade  derselben.  Dauert  die  Überhäutung  zu  lange,  so  sind 
T  hier  seh  sehe  Transplantationen  am  Platze,  stört  später  eine  angewachsene 
Karbe,  so  kann  man  sie  exstirpieren  und  die  Hautränder  nach  Mobilisation 
vernähen. 

Eine  neue  Art  von  Beckenstütze  beschreiben  Legal  (20)  und  Fink  (7). 
Die  Stütze  Legais  benützt  einen  Filzstreifen  zur  Stütze  des  Beckens,  der 
nach  Anlegen  des  Verbandes  abgeschnitten  wird  und  im  Verband  bleibt.  Der 
Hohlraum,  den  die  gewöhnliche  Beckenstütze  aus  Metall  zurücklässt,  wird  so 
vermieden.  Fink  modifiziert  die  gewöhnliche,  myrtenblattförmige  Stütze  so, 
dass  er  die  zwei  Teile  des  Myrtenblattes  trennt  und  jede  an  einem  besonderen 
vertikalen  Stab  eines  gemeinsamen  dreibeinigen  Fusses  fixiert.  So  ist  eine 
Platte  für  jede  Hälfte  der  Nates  vorhanden,  die  je  nach  Grösse  des  Indi- 
viduums verstellbar  ist.  Die  Vorzüge  dieses  Instrumentes  sollen  sein:  1.  Ein 
schmerzloses  Liegen,  2.  ein  stabiles  Liegen,  4.  die  Kompression  der  Nates. 
Der  Beschreibung  liegt  eine  Abbildung  bei. 

Legal  hat  des  •  weiteren  einen  Lagerungsapparat  zur  Behandlung 
von  Gelenkerkrankungen  und  Frakturen  der  unteren  Extremität  erfunden; 
der  Apparat  ist  aus  Bandeisen  hergestellt  und  dient  dazu,  bei  Kindern  mit 
Koxitis   das  Bein   während   eines  Transportes   oder  während  einer  Operation 


Sater,  Yerletzungen  und  cbirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  1193 

zn  fixieren  oder  die  Abnahme  des  Verbandes  ohne  Assistenz  zu  gestatten,  bei 
Koxitis  oder  Fraktur. 

Ein  Apparat  von  Goehl  (12)  zur  Beseitigung,  der  Kniegelenkskontrak- 
turen,  besteht  aus  einer  Hülse  mit  Schraube,  die  das  proximale  Ende  des 
Unterschenkels  schräg  nach  unten  und  vorne  drückt. 

Openshaw  (25)  beschreibt  einen  Apparat  zum  gleichen  Zwecke,  der 
nichts  Neues  bietet:  eine  artikulierende  Hessingsche  Hülse  mit  einer  vor- 
deren Streckfeder. 


B.    Erkrankungen  und  Yerletzungen  der  Weichteile. 

a)  Haut  und  Anhangsgebilde. 

1.  Gohn,  Die  Behandlung  des  eingewachsenen  Nagels.    Zeitschr.   für  ärztl.  Fortbildang. 
Nr.  8. 

2.  *Ga 8  p  ar  i  n i ,  Behandlung  des  eingewachsenen  Nagels  ohne  Operation.  Gazz.  d.  ospedali. 
Nr.  10. 

3.  Holländer,  Naevns  hypertrophicns  snbcataneus  des  Oberschenkels.  Freie  Vereinigung 
der  Chirurgen  Berlins  10.  Juli  1905.    Zentralbl.  für  Chirurgie  1905.  p.  921. 

4.  Milian,  Actinomycose  de  la  plante  du  pied  etc.    Ann.  de  Derm.  et  de  Syphiligrapbie. 
VI,  1.  p.  68. 

-5.   Morestin,  Sarcome  m^Ianique  de  la  plante  du  pied.    Soc.  anat.  1905.  Nr.  6. 

6.   Somerville,  Scrofulous  ulcers  of  the  logs  etc.    Brit.  med.  journ.  4.  II.  1905.  p.  244. 

Beim  eingewachsenen  Nagel  operiert  man  nach  Cohn  (1),  indem  man 
unter  lokaler  Anästhesie  zuerst  den  Nagel  spaltet  und  entfernt  und  dann  das 
ganze  Nagelbett  exzidiert.     Die  Wunde  überbautet  sich  in  3  Wochen. 

Rezidivierende  tuberkulöse  Ulzerationen  der  Unterschenkel  beobachtete 
•Somerville  (6),  sogen.  Bazinsche  Krankheit.  Bei  der  11jährigen  Patientin 
entstanden  die  torpiden  Ulcera  aus  Knoten  in  der  Haut  und  heilten  nur  sehr 
langsam  bei  diätetisch -roborierender  Behandlung.  Sechs  Jahre  später  trat 
an  genau  der  gleichen  Stelle  ein  Rezidiv  auf,  das  durch  Behandlung  mit  Hoch- 
frequenz-Strömen geheilt  wurde. 

Einen  Naevus  hypertrophicns  subcutaneus  am  Oberschenkel  zeigt  Hol- 
länder (3)  in  der  Vereinigung  der  Chirurgen  Berlins.  Beim  Schnitt  durch 
die  Geschwulst  kommt  man  auf  drei  Epidermisschichten.  Die  Geschwulst  war 
sekundär  nach  der  Haut  durchgebrochen  und  zeigte  einen  Hohlraum,  in  dem 
•die  hypertrophischen  Papillen  flottieren. 

Bei  einem  18jährigen  Negerjüngling  beobachtete  Morestin  (5)  ein 
Melanosarkom ,  das  einen  grossen  Teil  der  Planta  pedis  einnahm  und  nur 
die  Weichteile  befallen  hatte.  Er  entfernte  bei  dem  Manne  die  inguinalen 
Lymphdrüsen  und  amputierte  den  Unterschenkel. 

Milian  (4)  referiert  über  einen  Fall  von  Aktinomykose  der  Haut  der 
Planta  pedis  eines  Mannes.  Die  Dermatologen  hatten  aus  oberflächlich  exzi- 
dierten  Hautpartikeln  die  Diagnose  einer  tuberkulösen  Lymphangitis  gestellt, 
Während  Milian  aus  einem  exzidierten  Hautstück  die  Diagnose  Aktino- 
mykose stellen  konnte.  Er  wendet  sich  gegen  die  histologischen  Diagnosen 
der  Dermatologen,  die  das  Untersuchungsmaterial  viel  zu  oberflächlich  ent- 
nehmen. Therapeutisch  empfiehlt  er:  Versuch  mit  Jodkalium  innerlich  und 
lokal  Jodtinktur  oder  Jod-Jodkalium.  Hilft  das  nicht,  so  ist  die  Radiotherapie 
zu  versuchen.  Im  Notfall  endlich  ein  chirurgischer  Eingriff  in  Form  von  aus- 
gedehnter Kürettage  mit  dem  Thermokauter. 


1194  JahroBbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

b)  Blutgefässe. 

7.  Arrizabalaga,  Anövrysme  artörioBO-yeinenx  poplitö  par  coup  de  fea.   Ref.  in  Areh. 
gän.  de  mäd.  1905.  Nr.  1.  p.  58. 

8.  DeBenrmannetTanon,  Note  sur  le  traitement  des  alcörea  variqaenx  par  le  per* 
ozyde  de  zinc.    Ref.  FraD^.  de  m^d.  et  de  Chir.  1905.  Nr.  6. 

9.  Garlier,  Les  varices  dans  Tarm^e  et  leur  traitement  chinirgical.    Arch.  m6d.  et  de 
pharm,  militaire  1905.  Juin  et  juillet. 

10.  Clark,  H,  Case  of  ligatare  of  the  profanda  femorls  artery,  commoD  femoral  arterjr, 
and  common  iliac  artery  on  the  same  aide,  with  perfect  recovery.  Brit.  med.  joiinu 
1905.  Oct.  7. 

11.  Courtois-Saffit  et  Beaufamö,  Phlegmasia  alba  dolens  bei  Typhas.  Gaz.  de» 
H6p.  Nr.  19. 

12.  Le  Dentu»  An^vrisme  traumatique  du  tronc  tibio-p4ronier  ou  de  Tartdre  tibiale 
post^rieure  pr^s  de  son  origine  gu^ri  par  des  injections  sona-cutan^es  de  aerum  gölatine. 
Bull,  de  Tacad.  de  mäd.  LXIX  ann.  3  sör.  Nr.  15. 

13.  Gessner,  The  Matas  Operation  for  anevriam.    Annais  of  aurgery  1905.  Nr.  1. 

14.  Gibbon,  The  Matas  Operation  for  the  eure  of  anevrysm.  Annal.  of  Surg.  1905.  Jaly. 

15.  Israel,  Unterbindung  der  Arteria  hypogastrica  dextra  wegen  Aneurysma  der  Art. 
glutaealis  infer.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 

16.  Ledo,  £1  plombo  Caminado  como  tratamiento  por  exoelencia  de  las  ulceras  yaricosas. 
Rey.  de  med.  y  cirurg.  pract.  di  Madrid  1905.  Nr.  882. 

17.  Moreau,  Contribution  ä  T^tude  du  traitement  de  ranävrisme  du  crenx  poplitä  par 
injection  de  sörum  gölatin^.    Bull,  de  Facad.  de  möd.  de  Beige  1905.  July. 

18.  Morestin,  M.  H.,  Quatre  cas  d'anövrysmes  fömoraux.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc  anai 
de  Paris  1905.  July. 

18a.  *Monhardo,  A  proposito  della  legatura  della  yena  poplitea  nelle  yarici  delle  gambe. 
Biyista  yeneta  di  scienze  mediche  1905.  Fase.  IX.    (Klinischer  Fall.) 

19.  LeRoydesBarres,  An^yrisme  de  Tart^re  femorale  dans  le  canal  de  Hunter.  Gax. 
des  höpitaux  1905.  Nr.  34. 

20.  Schneiderlin,  Radikaloperation  bei  Ulcus  cruris.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  18. 

21.  Schwarz,  D.,  Ein  Fall  yon  beiderseitigem  Aneurysma  der  Art.  poplitea.  Ligatur  der 
Femoralis.    Heilung.    (Kroatisch).    Ref.  im  Zentralbl.  f.  Chirurgie  1905.  p.  336. 

22.  "Venot,  An^yrisme  traumatique  de  la  tibiale  post^rieure.  Jonm.  de  m^d.  de  Bord. 
1905.  Nr.  46. 

Über  ein  Aneurysma  arterio-venosum  der  Poplitealgegend  durch  Geschoss- 
verletzung  berichtet  Arrizabalaga  (7).  Zur  Behandlung  wurde  der  Sack 
gespalten,  geleert  und  die  Gefässe  unterbunden.  Die  Naht  der  Kommoni- 
kationssteile  war  unmöglich,  da  ein  Defekt  der  Gefässe  vorlag.  Es  trat  Hei- 
lung nach  vorübergehender  Störung  der  Zirkulation  ein. 

Gibbon  (14)  empfiehlt  auch  für  das  fusiforme  Aneurysma  die  yüd 
Matas  angegebene  Operation.  Er  teilt  den  Fall  eines  31jährigen  Negers 
mit,  bei  dem  er  ein  Popliteal-Aneurysma  mit  Erfolg  so  behandelt  hat.  Der 
Sack  des  Aneurysma  wurde  nach  Schluss  der  Öffnung  in  der  Arterie  durch 
Reihen  von  Catgutnähten  zur  Obliteration  gebracht  —  Gessner  (13)  be- 
richtet ebenfalls  über  diese  Methode,  die  darin  besteht,  dass  nach  Spaltung 
des  Sackes  unter  Esm  arch  scher  Blutleere  die  in  den  Sack  mündenden 
grossen  Gefässe  mit  Chromcatgut  zugenäht  werden  und  dann  der  Sack  zur 
Hälfte  genäht  und  das  andere  austamponiert  wird. 

Mit  Unterbindung  der  Arteria  femoralis  vor  ihrem  Eintritt  in  den  Ad- 
duktorenschlitz  heilte  Schwarz  (21)  einen  49 jährigen  Patienten  mit  Aorten- 
Stenose  und  Insuffizienz,  der  beiderseitiges  Aneurysma  der  Arteria  poplitea 
hatte,  nachdem  die  systematisch  durchgeführte  Digitalkompression  keinen  Er- 
folg gehabt  hatte.  Morestin  (18)  hat  4  Fälle  von  Aneurysma  der  Arteria 
femoralis  operativ  behandelt.    Bei  einer  74jährigen,  marantischen  Frau  wurde 


Sater,  YerleiziingeD  und  chinii^.  Krankheiten  der  unteren  Extrem itAt.         1195 

die  Art.  iliaca  unterbunden,  die  Frau  starb.  Bei  einer  45  jährigen  Frau  war 
der  Erfolg  der  gleiche.  Es  wurden  zwei  Aneurysmen  der  Femoralis  entfernt, 
die  die  ganze  Arterie  am  Oberschenkel  einnehmen  und  von  denen  das  eine  sehr 
gross  war.  Diese  zwei  Fälle  verliefen  gut  bei  einem  41  und  einem  42  jährigen 
Neger.  Beide  waren  syphilitisch;  bei  beiden  konnte  der  Sack  in  toto  ent- 
fernt werden.  —  Auch  Le  Roy  des  Barres  (19)  hat  bei  einem  55 jährigen 
Manne  ein  faustgrosses  Aneurysma  der  Gegend  des  Adduktorenschlitees  mit 
Exzision  geheilt. 

Mit  Gelatineinjektionen  haben  LeDentu  (12)  und  Moreau  (17) 
Aneurysmen  behandelt.  Im  Falle  Le  Dentus  handelte  es  sich  um  ein 
Aneurysma  traumatischer  Entstehung  der  Arteria  poplitea  an  ihrer  Teilungs- 
stelle. Da  die  Exstirpation  wegen  Gangrängefahr  nicht  gewagt  wurde,  wurde 
mit  Injektionen  von  je  200  ccm  2^/oiger  Gelatinelösung  in  Stägigen  Inter- 
vallen behandelt  und  Heilung  erzielt.     Die  Behandlung  dauerte  4  Monate. 

Moreau  (17)  machte  bei  einem  44jährigen  Schlosser  mit  Aneurysma 
der  Poplitea  eine  gleiche  Gelatineinjektion  am  Oberschenkel.  Es  tr^^t  dann 
unter  Fieber  Gangrän  des  Unterschenkels  ein  und  es  musste  im  Oberschenkel 
oberhalb  des  Aneurysma  amputiert  werden. 

Wegen  eines  sehr  grossen  Aneurysma  der  Art.  glutaealis  inferior  unter- 
band Israel  (15)  die  Arteria  hypogastrica  dextra.  Das  Aneurysma  bildete 
sich  zurück.     Vorübergehend  entstand  Schwellung  beider  Unterschenkel. 

Clark  (10)  hat  bei  einem  26  jähr.  Manne,  der  eine  Stichverletzung  der 
Art.  profunda  femoris  erlitten  hatte,  nacheinander  im  Intervall  von  wenigen 
Tagen  die  Arteria  profunda  mit  ihrer  Vene,  die  Arteria  femoralis  unter  dem 
Poupartschen  Bande  und  endlich  die  Iliaca  communis  unterbunden,  ohne 
dass  das  betreffende  Bein  Schaden  nahm. 

Courtois-Suffit  (11)  berichtet  über  einen  Fall  einer  Phlebitis,  die 
im  Anschluss  an  eine  Lymphadenitis  inguinalis  als  posttyphöse  Komplikation 
aufgetreten  war.  Der  Verlauf  ist  ungewöhnlich,  da  die  Lymphadenitis  selten 
zur  Phlebitis  führen  soll.  Der  Fall  (28jährige  Frau)  wird  in  extenso  mit- 
geteilt. 

Beim  Ulcus  cruris  und  beiVaricen  empfiehlt  Schneiderlin  (20) 
die  Peritomie  nach  Wenzel,  d.  h.  die  zirkuläre  Durchtrennung  der  Haut 
des  Oberschenkels  mit  Ligatur  der  Venen  und  nachheriger  exakter  Hautnaht. 
—  Er  hat  mit  der  Methode  sehr  gute  Resultate  erzielt.  Sind  Varicen  da, 
so  empfiehlt  es  sich,  dieselben  noch  10  cm  weit  zu  resezieren.  —  Gar  Her  (9) 
empfiehlt  nach  seinen  Erfahrungen  in  der  Armee  bei  43  Operierten  die  Re- 
sektion der  Vene  nach  Trendelenburg,  sobald  die  Varicen  unbequem 
sind,  oder  zu  Komplikationen  geführt  haben.  Er  macht  die  Resektion  immer 
an  drei  Stellen:  der  Einmündungsstelle  und  an  der  Grenze  des  mittleren  mit 
dem  oberen  und  dem  imteren  Drittel.  Von  32  operierten  Soldaten  wurden 
alle  bis  auf  einen  wieder  dienstfähig. 

DeBeurmann  undTannon  (8)  empfehlen  bei  chronischer,  infizierter 
Ulzeration  eine  Salbe  mit  20  ^/o  Zinksuperoxyd,  deren  Wirkung  eine  vorzüg- 
liche sein  soll. 

Ledo  (16)  empfiehlt  als  sicher  wirkende  Behandlungsmethode  des  Ulcus 
eine  ^/lo  mm  dicke  Bleifolie  auf  das  mechanisch  gut  gereinigte  Geschwür 
aufzubinden.  Die  Folie  hat  am  Rande  einen  Ausschnitt,  um  das  Geschwür- 
sekret abfliessen  zu  lassen.  Die  Platte  wird  alle  24  Stunden  gewechselt  und 
auch  nach  Vemarbung  des  Ulcus  noch  eine  Zeit  auf  der  jungen  Narbe  getragen. 


1196  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

c)  Nerven. 

23.  Cotte,  Taberculose  inflammatoire.    Sciatiqae  familiale  d*origine  tuberciüease.     Beyoe 
d'ortb.  1905.  Nr.  6  et  Gaz.  des  HöpiUux  1905.  Nr.  103. 

C  0 1 1  e  (23)  hat  bei  einer  68jährigen  Frau  und  deren  26  jährigen  Tochter, 
die  beide  in  der  Jugend  ^ skrofulös^,  zur  Zeit  der  Ischias  tuberkulös  waren, 
eine  Ischias  beobachtet,  die  er  prognostisch  als  sehr  schlechtes  Zeichen  auf- 
fasst.  Die  Mutter  hatte  seit  10  Jahren  tuberkulöse  Lungenaffektion  und  litt 
an  Ischias  und  endlich  an  Kniegelenkstuberkuiose.  Die  Tochter  hatte  neben 
der  Ischias  Schmerzen  in  den  verschiedensten  Gelenken.  Cotte  hält  diese 
Affektionen  für  entzündliche  Tuberkulosen  und  hebt  als  typisch  hervor  die 
Aufeinanderfolge  von  Gelenkschmerzen  und  Neuritis.  Beide  Affektionen  ver- 
danken ihre  Entstehung  den  Toxinen  des  Koch  sehen  Bazillus.  (Siehe  auch 
darüber  die  Poncet  sehe  Auffassung  des  Pes  valgus  als  tuberkulöse  Er- 
krankung.) 

d)    Sehnen,    Sehnenscheiden,   Faszien,    Muskeln,   Schleimbeutel, 

Lymphgefässe  und  Lymphdrüsen. 

23a.  Alessandri,  R.,   Gura  dei  piedi   torti   paralitici   cogli   innesti  e  trapianti   tendinei. 
BollettiDO  della  R.  Accademia  medica  di  Roma.  Anno  XXXI.  Fase.  1. 

24.  Anzoletti.Il  tricipite  surale  nei  trapianti  tendinei.    Arch.  di  ortopedia  1905.  Nr.  3. 

25.  y.  Barafz,  Tendinitia  acfaillea  arthritica  als  eine  besonder«)  Form  der  Achilleasehnen- 
erkrankung.    Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  1. 

26.  B  lenke,  Ober  Lähmungen  im  Gebiete  der  Unfcerachenkelnerven  bei  Rfibensrbeitem. 
Zentralbl.  f.  physikal.  Therapie  1905.  Bd.  I.  Qeft  12. 

27.  Drehmann,  G.,  Eine  typische  Erkrankung  der  Achillessehne.  Zentralbl.  f.  Chir.  1906. 
Heft  1. 

28.  Fischer,  B.,  Über  ein  Embryom  der  Wade.    Mfinch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  33. 

29.  De  Ga6tano,  Di  un  liofangioma  enorme  della  coscia.    Giorn.  intemat.   delle  scienze 
med.  Vol.  XXV. 

30.  Guillaume-Louis,  Ruptare  de  tendon  quadricipital.  Arch.  g^n.  de  m^  1905.  Nr.  5. 
p.  274. 

31.  Hoff  mann,  P.,  The  operative  treatment  of  housemaid's  knee.  Amer.  Joam.  of  Orthop. 
Sarg.  1904.  Oct.    Ref.  in  Brit.  med.  Joum.  14.  I.  1905.  Lit-Beil.  p.  6. 

31a. Ingianni,  Calcificazione  del  tendine  d' Acbille  come  postnmo  raro  della  AchiUo-teno- 
tomia.    Gazzetta  degli  ospedali  e  delle  cliniche  1905.  Nr.  120. 

32.  Ei r missen,  Angiome  calcifi^  du  triceps  crural  etc.  Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  de  Cbir. 
de  Paris  XXXI,  1.  p.  19. 

33    Morel,  L.  E.,  Fibro-sarcome  pr^pubien.    Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  4. 

34.  Morestin,  Enchondrome  du  gros  orteil.     Soc.  anat.  1905.  Nr.  6. 

35.  Quänu,  E.  et  P.  Duvel,  Traitement  op^ratoire  des  ruptures  sus-rotnliennes  da  qaadri- 
ceps.    Revue  de  chir.  XXV. 

36.  Roch,  Tröpidation  ^pileptoYde  du  pied.  Rev.  med.  de  la  Suisse  romande  1905.  Oct  20. 
p.  722. 

37.  Schanz,  A.,  Eine  typische  Erkrankung  der  Achillessehne.   Zentralbl.  f.  Chimrg.  1905. 
Nr.  48.  p.  1289. 

38.  S  trau  SS,  M.,  Zur  Kenntuis  der   sogen.  Myositis  oasificans  traumatica,    y.  Langen- 
becks  Archiv.  Bd.  LXXVIII.  Heft  1. 

39.  Toussaint,  Ezostoses  mobiles  et  boursite  träum atique  de  la  patte  d'oie.  Rev.  d'orthop. 
1005.  Nr.  1. 

40.  *Vi]lar,  Rupture  sus-rotulienne  du  quadriceps.    Joum.  de  möd.  de  Bord.  1905.  Nr.  50. 

Anzoletti  (24)  bespricht  die  Verhältnisse,  die  der  Triceps  surae  zur 
Sehnentransplantation  bietet.  Der  Gastroenemius  lässt  sich  leicht  der  Länge 
nach   in  2  Hälften  teilen,   die   völlig  voneinander   unabhängig  sind  und  den 


Suter,  VerletzuDgen  und  ehimrg.  Krankheiten  der  imieren  Extremität.  1197 

zw^ei  Köpfen  entsprechen.  Der  Solens  lässt  sich  vom  Gastrocnemins  ab* 
abtrennen  und  sich  in  zwei  Hälften  trennen.  Der  Gastrocnemins,  der  mehr 
Exkorsionsmuskel  ist,  eignet  sich  znm  Ersatz  der  dorsalen  Extensoren,  der 
Selens,  der  mehr  Kraftmiiskel  ist,  zum  Ersatz  der  tiefen  Wadenmuskeln  oder 
der  Peronaei. 

Guillaume-Louis  (30)  berichtet  über  eine  bei  einem  46jährigen 
Mann  mit  Erfolg  durch  Naht  behandelte  Quadrizepssehnenruptur  und  schliesst 
daran  eine  Betrachtung  über  die  anatomische  Struktur  dieser  Sehne.  Sie  setzt 
sich  aus  den  vier  Teilen  des  Quadrizeps  zusammen,  die  in  verschiedenen 
Richtungen  zusammenkommen.  Die  Naht  des  zerrissenen  Bandes  ist  die 
einzige  rationelle  Behandlung.  Quenu  und  Duval  (35)  behandeln  dasselbe 
Thema  und  anerkennen  als  einzige  rationelle  Behandlungsmethode  die  Naht. 
Die  Naturheilung  hat  deshalb  eine  schlechte  Prognose,  weil  die  Diastase 
meist  eine  grosse  ist,  und  die  Wundränder  des  Muskels  sich  aufrollen.  Die 
Naht  soll  am  3.  oder  4.  Tage  ausgeführt  werden.  Es  wird  ein  Querschnitt 
gemacht,  die  Muskelränder  werden  geglättet,  durch  Bandapparat  und  Knie- 
scheibe wird  ein  Silberdraht  gelegt  und  die  Weichteile  werden  mit  Zwirn 
genäht.  Bis  zum  21.  Tage  liegt  ein  Gipsverband,  dann  beginnt  die  Nachbe* 
handlung  im  Gehen. 

AI essandri  (23a)  berichtet  über  drei  von  ihm  mit  Sehnenpfropfungen 
und  Überpflanzungen  operierte  Fälle  von  Pes  varo-equinus  paralyticus. 

Da  im  ersten  Falle  die  M.  peronei  gelahmt  waren  und  der  Tib.  ant. 
nur  geschwächt,  halbierte  er  die  Achillessehne  und  pfropfte  die  äussere  Hälfte 
derselben  auf  die  peripheren  Stümpfe  der  quer  abgeschnittenen  Peronei. 

Im  zweiten  Falle  führte  er  die  periostale  Sehnenüberpflanzung  nach 
Lange  aus,  indem  er  die  Sehne  des  Tib.  ant.  spaltete  und  die  äussere  Hälfte 
derselben  (unter  den  Extensorensehnen  hindurch)  auf  das  Periost  des  Cuboides 
führte  und  dort  inserierte. 

Im  dritten  Falle  nahm  er  die  Verlängerung  der  Achillessehne  vor  und 
pfropfte  die  Sehne  des  noch  kräftigen  Extens.  proprius  hallucis  auf  die 
Sehne  des  stark  geschwächten  Tib.  ant.;  der  peripherische  Stumpf  des  Ext. 
propr.  hall,  wurde  mit  der  nächstgelegenen  Sehne  des  Extensor  communis 
verbunden. 

Im  ersten  und  dritten  Falle  war  der  postoperative  Erfolg  ein  vorzüg- 
licher und  führte  zu  vollständiger  Heilung,  im  zweiten  Falle  trat  nach  kurzer 
Zeit  Rezidiv  ein.  R.  Giani. 

Roch  (36)  hat  in  einem  Falle  von  Verletzung  der  Wadenmuskulatur 
bei  einem  14  jährigen  Jüngling  als  vorübergehendes  Symptom  einen  starken 
Fussklonus  beobachtet.  Die  Wunde  hatte  sich  unter  Fieber  infiziert  und 
eiterte  stark.  Der  Klonus  trat  bei  der  aktiven  und  passiven  Dorsalflexion 
auf  und  erlaubte  dem  Kranken  in  der  Rekonvaleszenz  nur  auf  den  Fuss- 
spitzen  zu  gehen.  Späterhin  unter  dem  Einfluss  von  Bewegung  und  Massage 
verlor  sich  das  Phänomen. 

Die  Beobachtung  spricht  dafür  (es  fehlte  bei  dem  Knaben  jedes  Zeichen 
einer  Gehirn-  oder  Nervenkrankheit),  dass  der  Fussklonus  nicht  ein  zentraler 
Reflexvorgang  zu  sein  braucht,  sondern  ohne  Beteiligung  von  Nervenzentren 
entstehen  kann. 

Schanz  (37)  beschreibt  als  noch  unbeschriebene  Krankheit  die  beim 
Militär  so  häufig  zu  beobachtende  (Ref.)  Tendinitis  achillea  traumatica:  eine 
schmerzhafte  Anschwellung  der  Achillessehne.,   welche  sich  im  Anschluss   an 


1196  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

übermässige  Inanspruchnahme  dieser  Sehne  entwickelt.  Schanz  fahrt  die 
Erkrankung  auf  eine  Verdickung  der  Sehne  selbst  zurück.  Zur  Therapie 
empfiehlt  er  Fixation  des  Fusses  in  leicht  plantarfiektierter  Stellung  durch 
einen  plantaren  Heftpflasterstreifen,  der  vom  Zehenansatz  bis  über  die  Wade 
hinaufreicht  und  der  mit  Zirkulärtouren  fixiert  wird. 

Drehmann  (27)  betont  ebenfalls  die  Häufigkeit  der  Affektion  and  be- 
zeichnet sie  ebenfalls  als  Tendinitis  zurückzuführen  auf  Überanstrengung  und 
Druck  des  Schuhwerks.  Die  Affektion  kommt  oft  doppelseitig  vor,  eine 
Sehnenruptur,  wie  es  Schanz  für  möglich  hält,  spielt  dabei  keine  Rolle. 

Baragz  (25)  hat  die  Affektion  auch  beobachtet  und  zwar  speziell  im 
Winter  bei  beleibten  an  Gicht  und  Rheumatismus  leidenden  Patienten,  bei 
denen  sie  oft  rezidiviert  und  häufig  einer  Anstrengung  folgt.  Er  hält  die 
Affektion  für  eine  gichtige  Ablagerung  von  Uraten  in  der  Sehne;  also  Ten- 
dinitis achillea  arthritica.  Therapeutisch  empfiehlt  er  wie  Schanz  einen 
Heftpflasterverband. 

(Diese  eben  beschriebene  Affektion  wird  beim  schweizerischen  Militär, 
das  jährlich  nur  für  einige  Wochen  zum  Dienste  eingezogen  wird  und  sich 
dann  sehr  starken  Anstrengungen  aussetzen  muss,  speziell  beim  nassen 
Wetter  sehr  häufig  beobachtet.  Sehr  häufig  ist  bei  der  Affektion  starke 
Krepitation  zu  beobachten.    Ref.) 

Ein  Patient  Ingiannis  zeigte,  der  Achillessehne  entsprechend,  einen  Wulst 
mit  beständigem  Schmerz,  der  beim  Gehen  heftiger  wurde.  Die  Radiographie 
wies  in  der  Dicke  der  Sehne  einen  opaken  Körper  nach.  Die  Diagnose  wurde 
auf  Verkalkung  der  Achillessehne  gestellt.  Die  Ursache  wird  von  Ingianni 
{31a)  in  der  Tenotomie  gesucht,  die  Pat.  in  der  Kindheit  zwecks  Korrektion 
des  Pes  varo-equinus  erfuhr.  Die  Operation  hatte  Eiterung  im  Gefolge,  so 
dass  nach  Abstossung  der  abgestorbenen  Teile  wahrscheinlich  ein  Stück 
narbigen  Bindegewebes  zwischen  den  beiden  Stümpfen  zurückblieb  und  ein 
für  eine  Kalkinfiltration  prädisponierendes  Verhältnis  geschaffen  wurde.  £s 
scheint,  dass  Patient  als  Kind  eine  Kur  mit  Kalziumphosphat  gemacht  hat, 
welches  Salz  sicherlich  nicht  vollkommen  eliminiert  worden  ist.  Diese  Er- 
klärung erscheint  dem  Verf.  als  die  allein  mögliche.  R.  Giani. 

Eine  mobile  traumatische  Exostose  in  der  patte  d'oie  (Schleimbeutel 
unter  den  Sehnen  des  Sartorius,  Semitendinosus  und  Gracilis)  beobachtete 
und  operierte  Toussaint  (39).  Er  nimmt  für  die  Entstehung  ein  Trauma 
an,  das  durch  Keimversprengung  von  dem  oberen  Tibia-Epiphysenknorpel  zur 
Entwickelung  der  Exostose  Veranlassung  gegeben  hatte.  Der  Patient  war  zur 
Zeit  der  Operation  23  Jahre  alt,  hatte  also  im  Alter  von  18  Jahren,  als  ihn 
-das  fragliche  Trauma  traf,  noch  einen  aktiven  Epiphysenknorpel. 

Hoff  mann  (31)  empfiehlt  zur  Operation  der  Bursitis  praepatellaris 
ein  Tenotom  oder  einen  speziellen  Skarifikator  in  die  Bursa  einzustechen  und 
die  Innenfläche  ausgiebig  zu  skarifizieren.  Der  Inhalt  der  Bursa  wird  aus- 
gedrückt und  dann  für  14  Tage  ein  fester  Kompressionsverband  angelegt. 
Narkose  ist  nicht  nötig,  ebensowenig  Bettruhe.  Der  Operierte  darf  sofort 
wieder  arbeiten,  nur  nicht  knieen.  Hoff  mann  hat  die  Operation  104  mal 
gemacht  und  98  primäre  Heilungen  erzielt.  Zweimal  musste  die  Operation 
zweimal,  in  4  Fällen  dreimal  ausgeführt  werden. 

Strauss  (38)  behandelt  im  Anschluss  an  eine  Beobachtung,  die  ihm 
durch  die  Operation  Material  zur  histologischen  Untersuchung  lieferte  und 
an  Hand  der  Literatur  die  Myositis  ossificans.    In  seinem  Fall  betraf 


Soter,  Verleizangen  nnd  diirarg.  Krankheiten  der  unteren  Eztremitftt.         1199 

die  Affektion  die  Oberschenkelmusknlatar.  Nach  Stranss  ist  das  Wesen  des 
Prozesses  noch  nicht  mit  Sicherheit  klar  gelegt.  Es  gibt  Fälle,  die  lediglich 
Yom  Muskelgewebe  ausgehen,  andererseits  gibt  es  aber  Fälle,  die  von  peri- 
und  parostalen  Gewebe  ausgehen.  Bei  den  meisten  Fällen  ist  das  Periost 
wohl  mit  verletzt  und  setzt  sich  durch  Bindegewebe  oder  Knochen  mit  dem 
Prozess  im  Muskel  in  Verbindung.  Im  Muskel  selbst  kommt  das  Perimysium 
intemum  für  den  Verknöcherungsprozess  in  Frage;  die  Muskelfasern  zeigen 
degenerative  und  entzündliche  Veränderungen.  —  Das  klinische  Bild  der 
Kraukheit  ist  in  der  Arbeit  bis  in  alle  Details  besprochen.  —  (Siehe  auch 
Bode  unter  Erkrankungen  des  Oberschenkelknochens.) 

Blenke  (26)  beschreibt  als  typische  Beschäftigungsparese  bei  Rüben- 
arbeitem  eine  Lähmung  der  von  Peroneus  und  von  Tibialis  versorgten  Unter- 
schenkelmuskeln. Die  Parese  entsteht  durch  Druck  der  kontrahierten  Muskeln 
in  der  lange  dauernden  hockenden  Stellung.  Blenke  hat  3  Fälle  dieser 
Parese  beobachtet,  die  nach  2 — 8  Wochen  durch  eine  Behandlung  mit  Elek- 
trizität und  Massage  geheilt  wurden. 

Kirmisson  (32)  berichtet  über  ein  14 jähriges  Mädchen  mit  heftigen 
Schmerzen  in  der  Streckmuskulatur  des  Oberschenkels  oberhalb  der  Patella, 
die  einem  intramuskulären  Angiom  ihre  Entstehung  verdankten,  das  einige 
verkalkte  Stellen  aufwies.  Das  Angiom  war  aus  dem  letzteren  Grunde 
radiographisch  nachweisbar  gewesen.     Die  Operation  brachte  Heilung. 

Fischer  (28)  beobachtete  bei  einem  Ö7 jährigen  Manne  ein  Embryom 
der  Wade,  das  sich  im  Laufe  von  6  Jahren  in  der  Muskulatur  entwickelt 
und  schliesslich  den  Charakter  eines  Myxosarkoms  angenommen  hatte.  Die 
Beobachtung  wurde  bei  der  Sektion  des  an  Miliartuberkulose  verstorbenen 
Mannes  gemacht  und  ergab,  dass  die  Geschwulstmassen  zwischen  die  Muskeln 
und  zwischen  die  Muskelbündel  gewuchert  waren.  Der  Tumor  enthielt  viele 
Zysten,  deren  Wand  mit  Schleimhaut  und  mit  Darmschleimhaut  ausgekleidet 
war.     Daneben  fanden  sich  knorpelige,  verkalkte  und  knöcherne  Herde. 

Ein  gewaltiges  zystisch-kavernöses  Lymphangiom  des  Oberschenkels  be- 
obachtete und  operierte  Gaetano  (29).  Die  Geschwulst  hatte  sich  bei  dem 
31jährigen  Manne  vom  19.  Jahre  ab  entwickelt.  Sie  war  einmal  aufgebrochen 
und  hatte  10 — 20  Liter  einer  lymphartigen  Flüssigkeit  entleert.  Ein  Teil 
des  Tumors  war  früher  auch  operiert  worden.  Die  Geschwulst  kam  aber 
wieder  und  dehnte  sich  vom  Oberschenkel  in  die  Lumbaigegend  und  das 
Hypochondrium  aus.     Durch  die  Operation  wurde  Heilung  erzielt. 

Ein  eigrosses  Enchondrom  der  grossen  Zehe  bei  einem  Neger  hat 
Morestin  (34)  beobachtet.  Er  exartikulierte  bei  dem  Manne  den  1.  Meta- 
tarsus  mit  der  Zehe  und  konnte  konstatieren,  dass  der  Tumor  nicht  vom 
Knochen,  sondern  vom  Periost  oder  dem  Bandapparat  in  der  Gegend  des 
Metatarso-Phalangealgelenks  ausging. 

Morel  (33)  berichtet  über  ein  Fibrosarkom,  das  er  bei  einem  45  jähr. 
Manne  entfernte.  Der  Tumor  sass  präpubisch  der  Scheide  des  Musculus 
rectus  auf  und  schien  von  derselben  auszugehen. 

e)  Varia. 

40a.Bo8si,  U  piede  piatto.    Arch.  di  ortopedia  1905.  Nr.  3,  i,  6. 

41.   ßarriöre,  Gangräne  de  la  jambe  par  art^rite  infectieuse  de  la  poplit^e,  ampotation 

de  cuisae  avec  r^union  par  premiäre  intention.    Arch.  de  möd.  et  de  pharm,  militairea 

1905.  Nr.  11. 


1200  Jahresbericht  ffir  Chirargie.    II.  TeiL 

42.  ^BiDdi,  Peritheliom  der  Hüfte.    Riform.  med.  Nr.  49. 

42a.  Gern ezzi,  A.,  Mal  perforante  del  piede  guarito  con  lo  stiramento  del  nerTo  plantare 
iDterno.    La  Riforma  medica  1905.  Settembre. 

43.  Dawbarn,  Result  of  Operation  ten  years  ago  for  Morton's  metatarsalgia.     Annala  of 
Surgery  1905.  Nr.  5.  p.  776. 

44.  Delbet,  P.|  Arthrod^e  de  Tarticulation  mödio-tarsienne.   Ball,  et  möm.  de  la  soc.  de 
Chir.  de  Paris.  T.  XXIX.  p.  1207. 

45.  Doartle,  Le  pied  blennorrhagique  et  la  talalgie.  Revue  fran9aif«e  de  möd.  et  de  cbir. 
1905.  Nr.  27. 

46.  Fontoynont-Jonrdran,  L'alcöre  malgache  etc.    Presse  m^d.  1905.  Nr.  4. 

47.  *IdelBohn,  Schmerzende  Fflsse.    Petersb.  med.  Wochenschr.  Nr.  7. 

48.  Lucas,  Accidentai  electrocution  causing  extensive  gangrene  of  extremities.    Brit  med. 
joum.  21.  L  1905.  p.  134. 

49.  *MoIiniö,  Orteil  en  marteau.    Rösection  et  enchevillement  de  Tarticulation  des  deux 
Premiers  phalanges.    Joum.  de  möd.  de  Bord.  1905.  Nr.  31. 

49a. Muse atello,  6.,  Sul  piede  piatto  post-gonorroico.   Archivio  di  Ortopedia  1905. 

50.  *Neumann,  Die  Behandlung  der  Gangrän  etc.    Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortbildung.  Nr.  8. 

51.  Oppenheim,  Die  patholog.  Anat  des  indischen  Madurafusses  etc.  Arcb.  f.  Derm.  a. 
Syph.  71.  2  u.  3. 

52.  P^raire,  Deux  cas  de  m^tatarsalgie  (N^vralgie  de  Morton);  interrention  op^ratotre. 
Gu^rison.    8oc.  anat.  1905   Oct 

53.  Pochhammer,  Über  Fusssohlenschmerz.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  80. 

54.  Pens,  Gangrdne  de  la  jambe  cons^utive  k  une  thrombose  de  la  veine  fömorale.  Soc 
anat.  1905.  Nr.  7.  p.  645. 

54a. *Severino,  G.»  Intomo  ad  un  caso  di  piede  tabico  studiato  specialmente  con  l'aiuto 
dei  raggi  Roentgen.  (Storia,  varietk  cliniche  e  patogenesi  delle  osteo-artropatie  del  piedel. 
La  clinica  moderna  1905.  Fase.  23.    (Titel  besagt  Inhalt.) 

55.  Thövenot,  L.,  La  tarsalgie  des  adolescents  de  nature  tuberculeuse.  Revue  d'ortho- 
p^die  1905.  Nr.  2. 

56.  —  et  Gauthier,  Tuberculose  inflammatoire.  Tarsalgie  des  adultes  d'origine  tuber- 
culeuse.   Revue  d'orthop^d.  1905.  Nr.  4. 

57.  *yeyra88at,  Des  niedres  simples  de  jambe  par  la  Solution  physiologique  chaude.  La 
semaine  möd.  1905.  6  Sept. 

58.  Zesas,  D.  G.,  Ober  das  intermittierende  Hinken.  Fortschritte  der  Medizin  190d. 
Nr.  7  u.  8. 

Das  Ulcus  Malgache  ist  eine  phagedänische   Ulzeration,   ganz  be- 
sonders  der  unteren  Extremität,    die   sich   in   Madagaskar,    speziell   in  dea 
sumpfigen  Gegenden  findet.     Sie  entwickelt  sich  sehr  rasch  und  bedeckt  sich 
mit  einem  diphtheritischen  Belage.   Das  Ulcus  findet  sich  nicht  nur  in  Mada- 
gaskar,  sondern  auch  in  anderen  tropischen  Gegenden.     Fontoynont  und 
Jourdrau  (46)  vergleichen  diese  Affektion  mit  dem  fast  unbekannt  gewordenen 
Hospitalbrand  an  Hand  der  früheren  klassischen  Beschreibungen.    Das  Ulcus 
Malgache  tritt  nicht  als   spezifische  Affektion   auf,    sie  schliesst   sich  immer 
an   eine  Läsion  der  Haut  an,    die  ursprünglich   durchaus   harmloser  Natur 
schien.    Das  Ulcus  tritt  entweder  in  rein  geschwüriger  Form  auf,  anfanglich 
mit  weichem,  scharfem,  sehr  dolentem  Rande,   später  mit   derbem,  kallösem 
Rande  und  kann  so  Jahre  lang  bleiben,  oder  es  nimmt  die  hypertrophierende 
Form  an,  in  die  es   aus  der  ulzerösen  Form  übergeht.     Die  Autoren   haben 
mit   der  Tappein  ersehen  Eosinmethode    sehr   gute   therapeutische  Erfah- 
rungen gemacht.    Die  Ulzeration  wird  täglich  mit  5®/o  Eosinlösung  bepinselt 
und  der  Sonne  ausgesetzt.     Selbst  alte  Ulzerationen  waren  so  zur  Heilung  zu 
bringen. 

Oppenheim  (51)  beschäftigt  sich  mit  der  Histologie  und  Mykologie 
des  Madurafusses.  Für  die  gelbe  Varietät  der  Affektion  bestätigt  er  das 
Vorhandensein   eines   aktinomycesahnlichen   Streptothrix.     Für   die  schwarze 


Snter,  Verletzangeii  und  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremitftt.  1201 

Varietät  konnte  er  die  Stellung  des  Pilzes  nicht  genau  fixieren;  er  steht  den 
Schimmelpilzen  nahe  und  ist  keine  Aktinomyces-Art.  Die  schwarze  Farbe 
dieser  Varietät  führt  er  auf  chemisch  veränderten  Blutfarbstoff  zurück. 

Aus  einem  Falle  von  perforierendem  Ulcus  des  Fusses,  der  von  ihm 
mittelst  Dehnung  des  N.  plantaris  intern,  und  Plattdrücken  des  Nerven 
zwischen  einem  Klemmer  zur  Heilung  gebracht  wurde,  nimmt  Gern ezzi  (42a) 
Veranlassung  zur  Anstellung  einiger  Betrachtungen  über  die  Technik  dieses 
Operationsaktes  und  über  die  Hinzufügung  der  Neurotripsie  zur  Dehnung. 
Ausserdem  nimmt  er  für  Prof.  Parona  die  Priorität  des  Vorschlags  der 
Dehnung  des  kranken  Nerven  bei  perforierendem  Fussgeschwür  in  Anspruch 
(Parona,  Gazzetta  degli  ospedaH  1882.  p.  755).  R.  Giani. 

Über  den  Erfolg  einer  Resektion  des  Köpfchens  des  4.  Metatarsal- 
knochen  wegen  Mor tonscher  Metatarsalgie  10  Jahre  nach  der  Operation 
berichtet  Dawbarn  (43).  Die  Heilung  von  den  Schmerzen  erfolgte  sofort, 
und  war  eine  permanente  ohne  Deformität  des  Fusses.  Die  Resektion  des 
Köpfchens  wurde  gemacht,  um  den  Nerv  vom  Drucke,  dem  er  zwischen  den 
zwei  Metatarsalköpfen  ausgesetzt  war,  zu  befreien.  Die  ursprüngliche  Mor- 
ton sehe  Operation  besteht  in  der  Resektion  des  ganzen  Gelenkes;  von  ein- 
zelnen Chirurgen  wird  ausser  dem  Gelenk  auch  noch  die  Zehe  mitgenommen, 
andere  resezieren  nur  ein  Stück  des  Nervs. 

Delbet  (44)  hat  in  einem  Falle  von  Tarsalgie  bei  einem  16jährigen 
Manne,  dessen  Fuss  durch  Kontraktursteilung  völlig  unbeweglich  geworden 
war,  das  schmerzhafte  Gelenk  zwischen  Calcaneus  und  Cuboid  durch  Arthro- 
dese auf  der  einen  Seite  versteift.  Da  der  Patient  mit  dem  Erfolg  sehr  zu- 
frieden war,  wurde  auf  der  andern  Seite  das  ganze  Chopartsche  Gelenk 
versteift.     Der  Erfolg  der  Operationen  ist  gut,  aber  erst  6  Wochen  alt. 

Th^venot  (55)  und  Thevenot  und  Gauthier  (56)  vertreten  die 
Theorie  ihres  Lehrers  Poncet  von  der  Entstehung  des  entzündlichen  Platt- 
fusses  im  Säuglingsalter  durch  Tuberkulose.  Sie  halten  Plattfüsse  bei  Er- 
wachsenen häufig  für  tuberkulös  und  fordern  auf,  in  jedem  Falle  genau  in 
dieser  Richtung  Nachforschungen  anzustellen.  Sie  teilen  zwei  Beobachtungen 
an  einem  27  und  einem  34jährigen  Manne  mit,  ohne  aber  den  wissenschaft- 
lichen mikroskopischen  oder  histologischen  Beweis  für  die  Richtigkeit  ihrer 
Auffassung  erbringen  zu  können,  da  z.  B.  die  Gonorrhöe  nicht  mit  Sicherheit 
ausgeschlossen  scheint.  Bei  den  Kindern  verläuft  diese  Tuberkulose  mit  Ein- 
schmelzung  des  Knochens,  bei  Erwachsenen  unter  der  Form  einer  Garies  sicca 
und  führt  zur  Ankylosierung. 

Dourthe  (45)  beschäftigt  sich  mit  der  Tarsalgie  auf  dem  Boden  der 
Gonorrhöe.  Die  AfFektion  beginnt  gewöhnlich  in  der  dritten  Woche  der  Blen- 
norrhagie  am  Talus  ganz  unmerklich  und  entwickelt  sich  zu  einer  Arthritis 
des  Fussgelenks,  die  chronisch  werden  kann  und  sich  über  lange  Zeit  hin- 
zieht. Therapeutisch  ist  die  Aflfektion  sehr  renitent.  Dourthe  empfiehlt 
Injektionen  von  salizylsaurem  Natron  in  Vaselinöl :  alle  2 — 3  Tage  1  ccm  von 
einer  2  Vo  igen  Lösung.  Die  Behandlung  kann  ambulant  durchgeführt  werden 
und  führt  langsam  zur  Heilung. 

P6raire  (52)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Metatarsalgie,  die  er  mit 
Resektion  der  befallenen  Metatarsalköpfchen  behandelte  und  heilte.  In  dem 
einen  Falle  war  es  das  2.-5.  Köpfchen  (das  Röntgogramm  ergab  Subluxation 
der  Knochen  seitlich  und  nach  unten)  im  andern  Falle  das  Köpfchen  des 
2.  Metatarsus  allein. 

Jahresbericht  fDr  Cbimrgie  1905.  76 


1202  JahreBbericht  fOr  Chirargie.    IL  l'eil. 

Zesas  (58)  bespricht  die  Symptomatologie  und  Pathogenese  des  inter- 
mittierenden Hinkens:  im  typischen  Falle  stellt  sich  bei  den  Kranken,  die  in 
der  Ruhe  und  am  Anfang  des  Gehens  sich  völlig  wohl  fühlen,  nach  5—30 
Minuten  Gehens  plötzlich  Schmerzen  und  Gehstörung  ein.  In  einzelnen  Fällen 
führt  die  Arteriosklerose,  die  sich  durch  Anomalie  des  Pulses  der  Fnssarterien 
manifestiert,  zu  Gangrän  der  Zehen.  Die  atypischen  Fälle  sind  oft  nicht 
leicht  zu  deuten. 

Muscatello    (49a)   beschreibt   den   klinischen  Fall    eines    19jährigen 
Burschen,  der  mit  post-gonorrhoischem  Plattfuss   behaftet  war.     Es  handelte 
sich   um    einen   Matrosen,    bei    dem    infolge    von  Harnröhrengonorrhöe  eine 
gonorrhoische  Arthritis   des  Mittelfussgelenkes  beider  Füsbe  auftrat.    Noch 
nicht  gut  geheilt  musste  er   sich   schweren  Handarbeiten   unterziehen,   die 
langes  Aufrechtstehen  und  Heben  schwerer  Gewichte  erforderten.     Allmählicb 
setzten  sich  beide  Füsse  in  dauernde  Valgusstellung  und  platteten  sich  ab, 
so  dass  schliesslich  das  Gehen  schmerzhaft  und  sehr  erschwert  wurde.   Nach 
Nachweisung  des  Zusammenhanges  zwischen   der  Arthritis  medio-tarsica  nnd 
der  gonorrhoischen  Harnröhrenentzündung  erklärt  Verf.   die  Entstehung  des 
Plattfusses  durch  eine  Alteration  der  Fussknochen  und  -Bänder,  ähnlich  der, 
die  von  anderen  Autoren  bei  der  gonorrhoischen  Handwurzelgelenkentzündiing 
beobachtet  wurde,  und  welche  in  einer  Ernährnngsveränderung  des  Knochens 
mit  Resorptions-  und  Umbildungsvorgängen  der  Trabekeln  besteht 

Die  von  dem  Patienten  ausgehaltenen  Anstrengungen  würden  die  be- 
stimmende Ursache  bilden.  R.  Giani. 

Pons  (54)  beschreibt  einen  Fall  von  Unterschenkelgangrän  im  Anschlnss 
an  eine  Thrombose  der  Vena  femoralis  nach  Oberschenkelfraktur.  Der 
35jährige  kräftige  Mann  hatte  durch  schwere  Kontusion  eine  Oberschenkel- 
fraktur erlitten,  die  mit  Extension  behandelt  wurde.  Zehn  Tage  nach  dem 
Unfall  trat  akut  die  Gangrän  auf.  Die  Untersuchung  der  Gefasse  nach  der 
Amputation  im  Oberschenkel  ergab  Durchgängigkeit  der  Arterie  und  Throm- 
bose der  Vene. 

Barriere  (41)  sah  im  Anschluss  an  ein  Gesichtserysipel  eine  Unter- 
schenkelgangrän entstehen,  welche  die  Amputation  im  Oberschenkel  erforderte; 
es  trat  primäre  Heilung  ein.  Die  Gangrän  wurde  durch  eine  obliterierende 
infektiöse  Arthritis  der  Tibialis  portica  und  poplitea  hervorgerufen. 

Lucas  (48)  berichtet  über  eine  Starkstrom  Verletzung  (10  000  Volt)  bei 
einem  15jährigen  Knaben.  Es  entwickelte  sich  Gangrän  eines  Armes  nnd 
beider  Beine  durch  Arterienthrombose  und  die  drei  Extremitäten  wurden 
amputiert.  Der  Verletzte  starb  am  9.  Tage.  Im  Anschluss  an  diese  Mit- 
teilung weist  Jellinek  darauf  hin,  dass  Ströme  von  100  Volt  Vorsicht  ver- 
langen, Ströme  von  200  und  mehr  gefahrlich  sind,  Ströme  von  400  Volt  tödlich. 
Von  wesentlicher  Bedeutung  ist  die  Unterlage,  auf  der  der  Getroffene  steht, 
ob  dieselbe  eine  gut  leitende  ist  oder  nicht. 

Bossi  (40a)  behandelt  den  Gegenstand  des  Plattfusses  im  Sinne  modemer 
Forschung  sowie  in  erschöpfender  Weise  und  seine  Arbeit  besteht,  ausser 
einem  Kompilationsteile,  welcher  die  diesbezüglichen  wichtigsten  Veröffent- 
lichungen berücksichtigt,  aus  persönlichen  Beobachtungen.  Im  Kapitel 
des  kongenitalen  Plattfusses  beschreibt  Verfasser  in  der  Tat  zwei  Fälle  tuo 
angeborenen  Fussluxationen.  Solche  Deformität  ist  mit  der  von  Volk  mann 
nicht  zu  verwechseln  und  lässt  sich  mit  keiner  anderen  Beschreibung  ver- 
gleichen.   Bei  derselben  ist  der  Fuss  nach  aussen  von  der  Tibioperonealgabel 


Suter,  Verletzungen  und  cbirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.         1203 

Itixiert.  Das  Schien-  und  Wadenbein  liegen  an  der  inneren  Seite  das  eine 
vor  dem  anderen  und  nicht  etwa  das  Wadenbein  an  der  äusseren  Seite  des 
Schienbeines ;  der  umgewandte  Fuss  berührt  den  Boden  mit  der  inneren  Fläche 
des  Fersenbeines,  während  der  Fersenhöcker  nach  aussen  sieht;  vom  stützt 
sich  der  Fuss  mit  allen  Köpfchen  der  Mittelfussknochen.  Das  untere  Ende 
der  Tibia  und  der  laterale  Knöchel  lehnen  sich  an  den  Boden  und  daselbst 
stellt  die  bedeckende  Haut  als  Druckzeichen  Schwielen  dar.  Keine  Bildungs- 
bemmung  seitens  des  Waden-  und  Schienbeines;  dagegen  hat  der  operative 
Eingriff  in  beiden  Fällen  eine  Umfangsabnahme  des  Talus  wahrnehmen  lassen. 
Als  Behandlung  wurde  in  einem  Falle  die  Tibiotarsalresektion  vorgenommen, 
während  im  anderen  die  verschobenen  Knochen  blossgelegt,  das  untere  Ende 
der  Fibula  durch  einen  auf  der  äusseren  Seite  des  Unterschenkels  geführten 
Schnitt  isoliert  und  mittelst  eines  Hebels  auf  die  äussere  Seite  des  Schien- 
beines gebracht  wurde.  In  der  somit  wiederhergestellten  Tibiofibulargabel 
lurde  der  Fuss  in  die  richtige  Lage  zurückgeführt.  Nach  dem  operativen 
Eingriffe  blieb  eine  leichte  Valgusstellung  zurück,  welche  durch  die  segmen- 
täre  Osteotomie  der  Tibia  verbessert  wurde.  Auch  das  spätere  Ergebnis  war 
in  diesem  letzten  Falle  vortrefflich.  Indem  Verf.  die  Ätiologie  des  statisch- 
mechanischen  resp.  funktionellen  Plattfusses  erörtert,  so  stellt  er  die  Ver- 
mntnng  auf,  dass  die  Ursachen  dieses  letzteren  auch  im  angeborenen  und 
erworbenen  im  Fusse  selbst  und  ausser  ihm  liegenden  Momenten  zu  suchen 
sind.  Solche  Annahmen  wären  durch  die  vom  Verf.  durch  Beobachtungen  an 
der  Leiche  erforschte  Tatsache  bestätigt,  dass  die  Fusswölbung  des  Neuge- 
borenen einen  von  108 — 140®  schwankenden  Winkel  und  sogar  bei  demselben 
Individuum  einen  Winkel  von  114®  an  der  einen  Seite  und  von  140®  an  der 
anderen  darstellen  kann.  Ausserdem  fand  er  durch  an  Leichen  ebenfalls  von 
Neugeborenen  angestellte  Messungen,  dass  der  Torsionswinkel  des  Femur- 
halses  von  einem  Minimum  von  6®  zu  einem  Maximum  von  44®  schwankt 
und  bei  demselben  Lsdividuum  Unterschiede  von  1 — 11®  an  den  beiden  Seiten 
zeigen  kann.  Solche  verschiedene  Orientierung  des  Femurhalses  soll  nach 
Verf.  einen  Einfluss  in  der  Verteilung  der  Körperlast  auf  den  Fuss  ausüben 
und  somit  eine  erhebliche  Bedeutung  in  der  Ätiologie  des  erworbenen  Platt- 
fusses anerkennen.  Mit  dem  Zweck  der  Pathogenese  des  Plattfusses  und  ins- 
besondere die  architektonische  Fussstruktur  zu  erforschen,  hat  Verf.  den 
V.  Meyer  sehen  Versuch  in  der  Art  jedoch  ausgeführt,  dass  er  den  dagegen 
von  Steudel  erhobenen  Einwand  umgeht  Dazu  unterwart*  er  einen  in  den 
Bändern  präparierten  Fuss  einer  dauernden  Belastung  von  50  kg  und  be- 
stätigte bei  mehreren  Versuchen  stets,  dasfc^  der  Höcker  des  fünften  Meta- 
tarsalknochens  den  Boden  nicht  berührte  und,  dass  man  solchen  Knochen  in 
seitliche  Bewegungen  setzen  konnte,  während  die  anderen  Mittelfussknochen 
sich  stark  auf  die  Stützfläche  stemmen.  Bei  den  ersten  Versuchen  entfernte 
er  die  Metatarsalknochen,  einen  nach  dem  anderen,  in  dieser  Reihenfolge: 
ö.,  4.,  1.  und  nahm  keine  Senkung  des  Fusses  wahr.  Nach  Entfernung  des 
zweiten  bemerkte  er  ein  2  mm  weites  Herabsteigen  des  Gipfels  des  inneren 
Bogens,  während  der  äussere  Bogen  kaum  deutlich  herabglitt.  Die  Messungen 
wurden  jedesmal  genommen,  indem  man  die  Entfernung  zwischen  der  hori- 
zontalen Stützfläche  und  zwei  resp.  in  das  Schifif-  und  Würfelbein  einge- 
schlagenen metallenen  Indizes  direkt  entnahm.  Er  machte  nochmals  den 
zweiten  v.  Meyerschen  Versuch,  aber,  um  dem  Einwand  von  Steudel  zu 
entgehen,   entfernte   er  anstatt    des  ganzen    dritten   Mittelf ussknochens    nur 

76* 


1204  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

mittelst  einer  starken  Schere   ein  Stück   der  Metatarsaldiaphyse,   die  beiden 
Enden  am  Orte  lassend.    Nach  dem  Schnitt  des   dritten  Mittelfassknochens 
war  der  innere  Bogen  leicht  (um  ca.  ^h  cm)  eingesunken,  während  der  äussere 
keine  Verschiebung  zeigte;  nach  dem  Schnitt  des   zweiten  merkte   man  ein 
neues  Herabgleiten  um  3  mm  und  nach  Sektion  des  ersten  stürzte  die  ganze 
innere  Wölbung   hinab.     Nachdem   man  den  Fuss    wieder   in  Stellung  gelegt 
und  ihn  geladen  hatte,  merkte  man,   dass  der  vierte  und   fünfte  Bogen  sich 
unter  der  Belastung  nicht  ganz   abplatteten,   sondern   noch   tragfahig   waren. 
Daraus  zieht  Verf.  den  Schluss,   dass,   wenn   man   auch   bei   allen  Fussbogen 
die  Tragfähigkeit  annehmen,  doch  dem  zweiten  und  dritten  in  dieser  Hinsicht 
eine  grössere  Bedeutung  zuschreiben  muss.     Die  Frage  des  architektonischen 
Aufbaues   des   Fusses  findet  aber   in   dieser  Arbeit  eine    eingehendere  Aus- 
einandersetzung, da  Verf.  dieselbe  mit  geeigneten  Versuchen  und  zuerst  mit 
genauer  Methode,  wie  es  sich  für  eine  Aufgabe  der  graphischen  Statik  ziemt, 
erforschte.     Verf.   steckte   sich  vor,   festzustellen,    wie  ein   der  Lastwirkung 
unterworfener  Fuss  sich  verhält.  Er  stellte  seine  Versuche  auf  dem  Fuss  einer 
Leiche  an,  doch  glaubt  er,  dass  seine  Schlüsse  auch  für  den  Lebenden  taug- 
lich sind,  weil   sie   sich   auf  statische  PVagen   beschränken.     Indem   die  Ver- 
schiebung der  Fussknochen  unter  nacheinander  wachsenden  Belastungen,  näm- 
lich  die  Bewegung   bestimmter  Punkte  in   dem  Spatium   zu   erforschen  war, 
so  musste  er  drei  Systemen  von  Koordinaten  folgen,  wozu  die  Messungen  in 
zwei  normal  gelegenen  Ebenen  gewonnen  wurden.  Um  dann  den  verschiedenen 
Verschiebungen    unter    verschiedener   Belastung    zu   folgen,    musste   man  in 
der  Lage  sein,  den  Fuss  stufenweise  zu  laden.     Darum  bestand  der  zu  den 
Versuchen  verwendete  Apparat  aus   einem   Teil,   welcher  zur  Belastung  des 
Fusses,  und  aus  einem  anderen,   der  zur  Messung  der  Verschiebungen  dieses 
letzteren  diente.    Der  Fuss  war  mit  dem  Unterschenkel  verbunden,  dem  ent- 
lang  die   Druckwirkungen   auf    ihm   übertragen   waren.     Er    ruhte  auf  zwei 
hölzernen  Absätzen,  einem  vorderen,  für  die  Mittel  fussknochen,  einem  hinteren, 
für  das  Fersenbein,    beide  in  einer   horizontalen  Ebene  liegend.     Der  Druck 
war    durch    einen   Hebel  ausgeübt,    welcher    in   der  Weise   mit   dem   Unter- 
schenkel verbunden  war,  dass  dieser  letztere   sich  um  das  Knie   in  der  vor- 
deren hinteren  Ebene  bewegen  konnte.     Der  Hebel   war  der  ersten  Art  mit 
ungleichen  Armen,  deren  kürzerer  sich  gegen  den  Fuss  richtete,   so  dass  die 
auf  den  längeren  (doppelt  so  lang  als  der  andere)  Hebelarm  ausgeübten  Druck- 
wirkungen sich  verdoppelten.    Um  die  Verschiebungen  der  Fussknochen  fest- 
zustellen, wurden  Haken  in  jeden  eingeschlagen,  welche  alle  10  cm  lang  waren 
und  in  gleicher  Weise  von  den  Knochenflächen  hervortraten.   Es  wurden  zwei 
Indizes  durch  jeden  Knochen  gelegt,   ausser  bei  den  Keilbeinen,   deren  jedes 
einen  einzigen,  und  bei  dem  Fersenbein,  welches  drei  derselben  erhielt.    Der 
Messapparat  war  durch  zwei  in  Quadratzentimetern  liniierte  Glasplatten  n  id 
ein  Diopter  dargestellt.    Die  zentimetrierten  Glasplatten  werden  an  die  hori- 
zontale,  dem  Fusse  unterliegende  Ebene  in  senkrechter  Richtung  zn  dieser 
angelehnt  und  gegenseitig  im  rechten  Winkel  gestellt,   so  dass  die  eine  dem 
äusseren  Rande   des  Fusses  parallel  lief  und  die  andere  nach  der  hinteres 
Fläche  dieses  letzteren  schaute.    Auf  diese  Weise  konnte  man  die  von  vorne 
nach   hinten  und  in  vertikaler  Richtung  stattfindenden  Verschiebungen  aa/ 
der  ersteren,   die  in   vertikaler   und  querer  Richtung  vor  sich   gehenden  auf 
der  zweiten  Platte  ablesen.    Das  Diopter  wurde  mittelst  zweier  in  die  vordere 
und  hintere  Rinne  eines  ca.  2  cm  langen,   ganz  horizontalen  Brettchens  ein- 


Suter,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Eztremitftt.  1205 

gefügter   Objektträger  hergestellt:   in  gleicher   Höhe   von    diesem   Brettchen 
wurden  zwei  gekreuzte  Striche  in  der  Art  gezeichnet,   dass  die  Kreuzpunkte 
der  zwei  Striche  auf  der  medianen  Längsachse   des  horizontalen  Brettchens 
zu  liegen  kamen.     Dem  vorderen  Objektträger  legte  man  ein  Kartonrohr  an, 
um  den  Yisierpunkt  zu  vereinigen.    Das  Ganze  wurde  auf  ein  Mikroskopstativ 
gelegt,   am  die  Verschiebungen  nach  oben  und  nach  unten  zu   ermöglichen: 
die  seitlichen  Bewegungen  waren  durch  Verschiebung  des  Statives  im  ganzen 
bewirkt  und,   um  Fehler  zu  verhindern,   fügte   man  dem  vorderen  Teile  des 
Brettchens  ein  System  von  in  der  gleichen  Ebene  liegenden  Stäbchen,  welches, 
gegen  die  Fläche  der  in  Grade  eingeteilten  Gläser  gleitend,  den  andauernden 
Parallelismus  zwischen  den  Visierpunkten   des  Fernrohres   sicherte.     Die  Ab- 
lesungen   wurden   folgendermassen  vorgenommen :    zuerst    verschob   man   das 
Fernrohr,  bis  die  Kreuzpunkte    der  schwarzen    Linien  der   zwei  Objektträger 
und   die  Spitze   eines   gewissen  Indexes   auf  derselben  Linie   sich   befanden; 
dann  stellte  man  die  horizontalen   und   vertikalen  Grade  der  zentimetrierten 
Platte  fest,   welchen  die  Indexspitze  entsprach,   wodurch  die  Zentimeter  ge- 
wann; die  Millimeter  werden  annäherungsweise  abgelesen,  da  man  sah,   dass 
diese  Methode  am  wenigsten  Irrtümern  ausgesetzt  war.    Der  Fuss  wurde  mit 
S — 90  kg  (die  Belastung  jedesmal   mit  10  kg  steigernd)  geladen.     Bei  jeder 
Steigerung  nahm  man  die  Ablesung  aller  Indizes  vor.     In   der  Originalarbeit 
sind  in   geeigneten  Tafeln  die   betreflfenden  Zahlen   und   die  Diagramme   der 
mittleren  Punkte  der  Koordinate  für  jeden  Knochen   zusammengestellt.     Aus 
dem  Stadium   derselben   kommt  Verf.  zu    folgenden  Schlüssen:   Der  Fuss   ist 
keine  Konstruktion  nach  Art  eines  Gewölbes,  sondern  ein  gegliedertes  System. 
Die  das  System   zusammensetzenden  Barren    sind   durch   sphärische   Gelenke 
verbunden.     Das  Fussskelett  besteht   aus   fünf  Bogen,   welche   durch   manche 
jedem  Bogen  eigene  und  andere  mehreren  Bogen  gemeinschaftliche  Gliederungen 
gebildet  werden.    Solche  Bogen  besitzen  eine  vordere  Stütze,  welche  sich  dem 
Typus  des  Scharniers  nähert  und  eine  hintere,   allen  gemeine,   welche  durch 
den  Fersenbeinhöcker  dargestellt   wird  und  dem  Typus  des  Stielbeinschnittes 
ähnelt.     Alle  Bogen  haben  eine  gemeinschaftliche,  durch  das  Fersenbein  dar- 
gestellte Gliederung  und  können  in  zwei  Systeme  unterschieden  werden,   wo- 
von das  eine  aus  zwei  den  Metatarsalknochen,  4.  und  5.,  entsprechenden  Bogen 
besteht,  bei  welchen  der  Talus  als  Lastträger  wirkt,  während  das  andere  auch 
die  übrigen  Metatarsalknochen   gebildet   wird,   wobei    der  Talus  ausser  die 
eines  Lastträgers   auch  die  Rolle   einer  Gliederung   spielt.     Die  drei   inneren 
Bogen   sind   die   hauptsächlichsten.     Auf  Grund  solcher  Studien   graphischer 
Statik  und  mit  Beziehung  auf  die  neuere  Deutung  der  architektonischen  Fuss- 
struktur  glaubt  Verf.,  dass  alle  auf  das  Skelett  gerichtete  operative  Eingrifife 
irrational  sind,  da  sie  dahin  neigen,  die  Gestalt  einer  Barre  zu   ändern  oder 
eine  Scharnier  aufzuheben.   Unter  den  gegenwärtigen  ist  die  forcierte  Redres- 
sion  des  Fusses   unter   Mitwirkung   von   Sehnenoperationen   der  am   meisten 
rationelle  Eingriff.  In  dieser  Hinsicht  hat  Verf.  eine  eigene  Behandlungsmethode 
ausgedacht.     Auch  zum  Zwecke,  den  Tibialis  ant.  in  die  richtige,  beim  Platt- 
fusse   verloren   gegangene   Richtung    wieder    zu   setzen,    halbiert   er   ihn   von 
seinem  Ansatzpunkte  am  Fussskelett  bis  zum  Fusshalse  und  löst  dessen  innere 
Hälfte  vom  Skelettansatze  ab.    Dieser  letzteren  lässt  er  einen  ungewöhnlichen 
Weg  durch  zwei   im  Periostium   der   unteren   inneren  Fläche  des  Talus-  und 
Schiff beinhalses  ausgegrabene  Löcher  laufen.     Die  Sehne  wird  dann   im  nor- 
malen Ansatzorte  wieder  vernäht.     Die  am  Orte  gebliebene  Hälfte  wird  ver- 


1206  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    II.  Teil. 

kürzt.  Während  dieses  operativen  Eingriflfes  wird  der  Fuss  in  starker  Sapi- 
nationssteilung  gehalten.  Demselben  lässt  man  die  forcierte  Redression  voran- 
gehen und  eine  spezielle  in  der  Originalarbeit  beschriebene  Behandlung  folgen. 
Die  Methode  wurde  in  vier  Fällen  (siebenmal)  mit  gutem  Erfolg  verwendet. 

R.  Giani. 

C.   Verletzungen  und  Erkrankungen  der  Knochen. 

a)   Becken. 

1.  ^Cecca,  Diugnose  der  BeckentumoreD.    Gazz.  d.  ospedali.  Nr.  13. 

2.  Fleischhauer,  Ober  Knochen zysten  des  Skeletts.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  19. 

3.  Earewski,  Osteomyelitis  des  absteigenden  linken  Schambeinastes.    Freie  Vereinignng 
der  Chirurgen  Berlins  10.  Juli  1905.    Ref.  im  Zentralbl.  f.  Chirurgie  1905.  p.  921. 

4.  Meyer,    Beitrag    zur   Kasuistik   der   akuten    Beckenosteomyelitis.      Jnang.-Dissertat. 
Kiel  1904. 

Über  3  Fälle  von  Beckenosteomyelitis  berichtet  in  seiner  Disser- 
tation Meyer  (4).  Die  3  Fälle  wurden  mit  Aufmeisselung  behandelt;  1  Fall 
heilte,  2  starben.  Der  geheilte  Fall  hatte  eine  mehr  zirkumskripte  Eiterung 
im  hinteren  Teile  des  Darmbeins  und  in  benachbarten  Teilen  des  Kreuzbeins. 
Bei  den  zwei  Gestorbenen  war  der  Prozess  diflfus  in  der  Pfannengegend. 
Meyer  empfiehlt  für  die  Therapie  nicht  bloss  Spaltung  des  Abszesses,  son- 
dern auch  Aufmeisselung  des  Knochens. 

Karewski  (3)  hat  bei  einem  9  jährigen  Knaben  eine  akute  Osteomye- 
litis des  absteigenden  Schambeinastes  beobachtet  und  operiert.  Sie  entstand 
unter  hohem  Fieber  und  septischen  Erscheinungen  14  Tage  nach  einer  Hals- 
entzündung im  Anschiuss  an  ein  unbedeutendes  Trauma  und  verursachte 
Schwellung  und  Dolenz  der  linken  Hüftbeuge  bei  Freisein  des  Gelenkes.  Die 
Operation  führte  auf  einen  Abszess  und  auf  rauhen  Knochen.  Der  absteigende 
Schambeinast,  der  rauhe  Oberfläche  zeigte,  wurde  bis  zum  Sitzknochen  reseziert. 
Heilung. 

Fleischauer  (2)  hat  bei  einem  20jährigen  Mädchen  mit  Phthise  eine 
zweikaminerige  Knochenzyste  von  Hühnereigrösse  in  der  rechten  Beckenschaofel 
beobachtet.  Sie  sass  dicht  unter  der  Crista  nach  innen  gelegen.  Der  Inhalt 
war  klar.  Die  histologische  Untersuchung  der  Wand  ergab  eine  Faserknorpel- 
geschwulst. 

b)   Oberschenkel. 

4a. Anzilotti,  G.,  Sui  tumori  primitivi  della  rotuia  e  sulla  resezione  di  essa.    Arebivio 
di  ortopedia  1905. 

5.  B  o  d  e ,  0.,  Kontusionsexostosen  des  Oberschenkelknochens.    Zentralbl.  f.  Ghir.  Nr.  78. 

6.  Goley,  Sarcoma  of  the  femur.    Annale  of  Surgery  1905.  May.  p.  771. 

7.  Karewski,   Chondrosarkom   des  Femur.     Freie   Vereinigung   der   Chirurgen   Berlios 
10.  Juli  1905.    Ref.  im  Zentralbl.  f.  Chirurgie  1905.  p.  921. 

8.  Köhler,  Röntgenbefund  der  Hüften  bei  multiplen  kartilaginären  Exostosen.  Fortschritte 
auf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen.  Bd.  8.  Heft  1. 

9.  Lilienthal,    Ossifying   sarcoma    of  the   thigh,   treatment  by    incision,   radiam  and 
exstirpation.    Annais  of  Sarg.  1905.  Aug.  Nr.  II   p.  268. 

10.  *Princetau,  Osteomyölite  de  l'extr^mitö  sup^rieure  du  fömur  droit.    Journ.  de  med, 
de  Bord.  1905.  Nr.  49. 

11.  Ray,  J.  H.,  A  case  of  enchondroma  of  the  patella.    Lancet  1905.  Jan.  21. 

12.  Senn,  Disarticulation  at  the  hip-joint  for  sarcoma  of  femur  and  tubercular  tendovagi- 
nitis.     Ann.  of  Surg.  1905.  Aug.  II.  p.  811. 


Suter,  Verletznngen  and  chimrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremitftt.  1207 

Über  einen  Fall  Yon  Rundzellensarkom  des  Femur  bei  einem 
19jährigen  Manne  berichtet  Coley  (6).  Da  der  Mann  sich  nicht  operieren 
liess,  wurde  mit  Röntgenstrahlen  behandelt  mit  dem  Erfolg,  dass  die  grosse 
Geschwulst,  deren  Natur  durch  eine  Probeinzision  war  festgestellt  worden, 
znräckging.  Es  traten  dann  grosse  Metastasen  auf,  die  teils  exzidiert,  teils 
mit  Röntgenstrahlen  behandelt  wurden;  auch  Injektionen  mit  Erysipel  und 
Prodigiosus-Toxinen  wurden  gemacht.  Es  trat  dann  Heilung  ein,  die  seit 
2  Jahren  anhält.  Bei  6  Fällen  von  Femursarkom,  die  Coley  in  den  Hüften 
amputiert  hatte,  war  innerhalb  eines  Jahres  das  Rezidiv  da  und  der  Tod  trat 
innerhalb  18  Monaten  ein. 

Lilienthal  (9)  hat  in  ähnlicher  Weise  ein  Sarkom  der  oberen  Partien 
des  Oberschenkels  behandelt.  Er  inzidierte  den  Tumor  und  kratzte  ihn  aus; 
mikroskopisch  fand  sich  Spindelzellensarkom;  der  Tumor  hatte  eine  Knochen- 
schale. Dann  wurde  täglich  ein  Radiumröhrchen  in  die  Tumorhöhle  hinein- 
gebracht, hier  einige  Stunden  belassen.  In  zwei  Monaten  wurde  der  vorher 
kokosnussgrosse,  adhärente  Tumor  kleinfaustgross  und  konnte  leicht  exstir- 
piert  werden.  Er  ging  von  der  Faszie  aus  und  war  in  keiner  Verbindung 
mit  dem  Knochen.    Es  handelte  sich  also  um  ein  ossifizierendes  Sarkom. 

Senn  (12)  operierte  bei  einem  jungen  Manne  eine  tuberkulöse  Tendo- 
Taginitis  der  Mitte  des  Oberschenkels  und  fand  eine  Unzahl  von  Reizkörpern. 
Der  Knochen  war  damals  intakt.  Es  handelte  sich  um  Tuberkulose.  IV2  Jahr 
später  hatte  sich  an  der  Stelle  ein  Sarkom  gebildet;  es  wurde  im  Hüftgelenk 
exartikuliert.  1  Jahr  später  hatte  sich  am  Becken,  den  Amputationstumpf 
füllend«  ein  grosses  spindelzelliges  Osteosarkom  gebildet,  das  entfernt  wurde. 
Es  trat  Heilung  ein. 

Karewski  (7)  hat  bei  einer  31jährigen  Patientin  ein  Enchondrom  aus 
dem  Condylus  internus  femoris  herausgemeisselt.  9  Monate  später  war  ein 
Rezidiv  da,  das  mit  Resektion  des  Condylus  internus  entfernt  wurde.  Mikro- 
skopisch handelte  es  sich  um  Rundzellensarkom.  3  Monate  später  war  ein 
gewaltiges  Rezidiv  da,  das  die  Exartikulation  nötig  machte.  Seit  ^/4  Jahren 
Heilung. 

Köhler  (8)  wies  röntgenographisch  multiple  Exostosen  kartilaginärer 
Natur  der  Beckenknochen  nach  in  einem  Falle,  der  Jahre  lang  unter  undeut- 
lichen Symptomen  von  Ischias  krank  gewesen  war.  Auch  am  Knie  und  den 
Vorderarmen  des  Pat.  waren  Exostosen  nachweisbar. 

Bode  (5)  berichtet  über  4  Fälle  von  Femurexostosen  im  Anschluss  an 
schwere  Kontusionen,  die  starke  Funktionsstörungen  hervorriefen  und  das 
Bild  der  Myositis  ossificans  zeigten.  In  allen  Fällen  handelte  es  sich  um 
abnorme  Knochenproduktion  im  Zusammenhang  mit  dem  Femurknochen,  wohl 
von  einem  traumatisch  losgelösten  Periostlappen  aus.  Bei  der  Operation  fand 
sich  der  neugebildete  Knochen  von  einem  festhaftenden,  Muskelfasern  zur 
Insertion  dienenden  Periost  überzogen.  Reste  von  Hämorrhagien  zeigten  sich 
in  der  Umgebung  oder  im  Innern  der  Knochengeschwulst.  Die  Verbindung 
zwischen  Knochen  und  Tumor  war  meist  durch  einen  stielartigen  Fort- 
satz gebildet  (siehe  auch  unter  Erkrankung  der  Muskeln  die  Arbeit  von 
Strauss). 

Rjiy  (11)  beobachtete  bei  einem  9jährigen  Knaben  ein  Enchondrom  der 
Patella,  das  sich  mit  Gelenkerguss  im  Anschluss  an  ein  Trauma  im  Laufe 
von  3 — 4  Monaten  zu  einem  grossen  9  V2  cm  im  Durchmesser  messenden  Tumor 
entwickelte.  -^  Abmeisselung.  —  Heilung. 


1210  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I[.  Teil. 

suche,  das  ankjlotische  Knie  zu  strecken,  die  Streckung  durch  Fraktur  des 
Femur  erzielt  Bei  einem  12jährigen  Knaben  hat  er  ebenfalls  die  ganze 
Tibia-Diaphyse,  bei  einem  9  jährigen  die  ganze  Fibula-Diaphyse  subperiostal 
'entfernt.  Die  Knochenregeneration  ging  in  allen  Fällen  gut  vor  sich.  — 
Über  sechs  Fälle  analoger  Art  berichtet  Johnston  (17).  Es  handelte  sich 
um  Knaben  von  5 — 13  Jahren,  bei  denen  zum  Teil  vor  vielen  Jahren  die 
Tibiadiaphyse  ganz  oder  fast  ganz  wegen  Osteomyelitis  entfernt  worden  war, 
Verkürzung  oder  Deformität  stellte  sich  nur  dann  ein,  wenn  die  Epiphysen- 
linie  lädiert  worden  war,  in  den  anderen  Fällen  bildete  sich  der  Knochen 
wieder  nach  Form  und  Grösse  in  auffallend  guter  Art  und  stellte  sich  dem- 
entsprechend die  Funktion  wieder  gut  her.  In  allen  Fällen  entwickelte  sich 
eine  kompensatorische  Hypertrophie  der  Fibula. 

Die  Erfolge  der  Röntgenbestrahlung  bei  der  oberflächlichen  Tuberkulose 
beweist  ein  Fall  von  Everhardt  (14).  Bei  einem  10jährigen  Knaben  mit 
Ulcus  auf  der  Crista  tibiae,  das  Eiter  und  Knochenfragmente  lieferte  und 
bei  dem  die  Tuberkulose  histologisch  sichergestellt  war,  trat  unter  Behandlung 
mit  weichen  Röntgenröhren  dauernde  Heilung  ein. 

Myers  (23)  berichtet  über  einen  Fall  von  suppurativer  Periostitis  tibiae 
bei  einem  1  Jahr  und  9  Monaten  alten  Negerknaben,  der  mit  einer  Ostitis 
Humeri  kompliziert  war.  Die  letztere  machte  eine  Sequestrotomie  und  eine 
Nervenplastik  nötig. 

Most  (22)  beobachtete  zweimal  bei  zwei  Knaben  symmetrisch  auftretende 
Ostitis  und  Periostitis  suppurativa  der  unteren  Tibiateile.  In  einem  Falle 
folgte  ein  Nachschub  im  unteren  Femurende.  Im  ersten  Falle  enthielt  der 
Eiter  Staphylokokken.  Als  Eingangspforte  nimmt  Most  einen  eitrigen-borkigen 
Ausschlag  an  Nase  und  Oberlippe  an.  Winslow  (27)  beobachtete  einen 
durchaus  analogen  Fall :  beiderseitige  symmetrische  Entzündung  des  schnabel- 
förmigen Fortsatzes  der  oberen  Tibiaepiphyse.  Seh  latter  hat  zuerst  darauf 
hingewiesen,  dass  die  Tuberositas  tibiae  aus  zwei  später  zusammenwachsenden 
Knochenkemen  entsteht  (der  eine  geht  schnabelförmig  von  der  Epiphyse  ab, 
der  andere  liegt  vorne  vor  der  Diaphyse)  und  deshalb  nennt  Winslow  diese 
Entzündung  des  Epiphysenschnabelfortsatzes  die  Schlattersche  Krankheit. 
Bei  der  Operation  fand  sich  der  Knochen  im  Winslowschen  Falle  in  ge- 
ringer Ausdehnung  weich  und  schwammig.  Es  erfolgte  Heilung.  Auf  einen 
röntgographiscli  studierten  Fall  gestützt,  liefert  auch  Haglund  (16a)  eine 
Darstellung  der  Schlatt er  sehen  Krankheit,  sowie  einen  Bericht  über  die 
Aufschlüsse,  die  die  Röntgographie  über  die  Entwickelung  der  Tuberositas  tibia 
gewährt  hat.  Hj.  von  Bonsdorff. 

Faisant  (15)  beobachtete  bei  einem  19  jährigen  Mädchen  eine  Exostose 
der  Wadenaussenfläche  im  unteren  Teile  der  rechten  Tibia,  welche  den  Zwi- 
schenknochenraum ausfüllt  und  die  Fibula  nach  aussen  gedrängt,  verbogen 
und  verdünnt  hatte.     Die  Diagnose  wurde  radiographisch  gestellt. 

Bergmann  (13)  demonstriert  eine  kartilaginäre  Exostose  der  Gegend 
der  oberen  Tibiaepiphyse  in  der  Kniekehle  eines  62jährigen  Mannes.  Bei 
einem  anderen  Kranken  zeigt  er  Sarkomrezidiv  der  Tibia.  Es  war  ein  zen- 
trales Knochensarkom  mit  Erhaltung  einer  dünnen  Knochenspange  zwischen 
oberem  und  unterem  Tibiadrittel  ausgeschält  worden.  Die  Knochenspange 
war  bald  eingebrochen.     Es  hatte  sich  das  Rezidiv  entwickelt. 

Seitz  (25)  berichtet  wesentlich   vom   pathologisch-histologischen  Stand- 


Sater,  Verletzangen  Qnd  chirorg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität  1211 

pnnkt  aus  über  ein  Myxoosteochondrosarkom  der  Tibia  eines  17  jährigen  Jüng- 
lings, der  im  Anschluss  an  die  Exarticulatio  coxae  gestorben  war. 

Matsuoka  (20)  berichtet  über  die  Geschwulst  einer  45 jährigen  Frau, 
die  durch  Amputation  war  zur  Untersuchung  gewonnen  worden.  Der  Tumor 
nahm  kindskopfgross  das  untere  Ende  der  linken  Tibia  ein.  Histologisch 
bandelte  es  sich  um  ein  Karzinom  von  alveolärem  Bau  in  einem  reichlichen 
osteoplastischen  Stroma. 

Ein  Sarcoma  fusi-giganto-cellulare  des  oberen  Tibiakopfes  links  hat 
Karewski  (18)  bei  einem  21jährigen  Mädchen  vor  Vl%  Jaren  entfernt  und 
bis  jetzt  Heilung  erzielt.  —  Es  blieb  nach  Entfernung  des  Tumors  nur  die 
äussere  Kante  des  Tibiakopfes  und  ein  Rest  des  Gelenkknorpels  erhalten. 
Das  Gelenk  hat  eine  gute  Funktion  und  wird  durch  eine  artikulierende  Schiene 
gestützt. 

Renton  und  Teacher  (24)  haben  bei  einem  68jährigen  Manne,  bei 
dem  sich  im  Verlauf  von  zwei  Jahren  ein  Tumor  der  Tibiadiaphyse  bildete 
und  zur  Fraktur  führte,  mit  Erfolg  amputiert.  Histologisch  bestand  der 
Tumor  teilweise  aus  Peritbeliomgewebe,  d.  h.  dünnwandigen  Gefassen  mit 
dazwischen  eingebetteten  grossen  polygonalen  Zellen,  teils  aus  grossen  Alveolen 
mit  flüssigem  Blut  gefüllt  und  mit  kubischen  Zellen  ausgekleidet. 

d)  Knochen   des  Fusses. 

28.  Bark  er,  Bilateral  ezostoses  on  the  inferior  surface  of  tbe  calcaneos,  gonorrhoeal  in 
origin  (protodynia  gonorrhoica).    John  Hopkins  hospital  balletin  1905,  November. 

29.  Cotte,  Hallux  valgus.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  28. 

30.  Galzin,  R^ection  pour  tuberculose  osseuse  de  la  partie  interne  de  l'avant-pied.   Rev. 
de  Chir.  1905.  Nr.  9.  p.  342. 

31.  Moty,  Atrophie  oasense  da  pied.    Soc.  de  Chir.  de  Paria  1905.  Nr.  87. 

32.  Stich,  R.,  Über  Yerändernngen  am  Fusaakelett  nach  Talnaezatirpation.  BrnnaBeitr. 
47.  Bd. 

Einen  Hallux  valgus  als  Folge  von  Tuberkulose  des  Metatarso-Phalangeal- 
gelenks  hat  Cotte  (29)  bei  der  Autopsie  einer  an  Lungentuberkulose  ver- 
storbenen Frau  beobachtet.  Es  handelt  sich  um  eine  trockene  Osteoarthritis 
deforinans.  Mikroskopisch  wurde  das  Präpamt  nicht  untersucht,  aber  im 
Sinne  Poncets  gedeutet. 

Bark  er  (28)  beschreibt  eine  Affektion,  die  in  Form  einer  sehr  schmerz- 
haften Exostose  von  wurmstichiger  Natur  sich  an  der  medialen  Fläche  beider 
€alcanei  im  Anschluss  an  Gonorrhöe  entwickelte.  Barker  hat  einen  Fall  und 
Baer  hat  sechs  Fälle  dieser  Art  beobachtet.  Alle  Fälle  betrafen  Männer, 
die  etwa  ein  Jahr  nach  überstandener  Urethritis  von  dem  Leiden  betroffen 
wurden.     Fünf  Fälle  wurden  operiert. 

Moty  (31)  hat  4  und  19  Jahre  nach  einem  Trauma  (komplizierte  Unter- 
schenkelfraktur) einen  Kranken  untersuchen  können ;  der  vier  Jahre  nach  dem 
Traumadie  Zeichen  einer  Knochenatrophie  neuritischen  Ursprungs  bot.  Die  Neu- 
ritis heilte  aus,  die  Knochenatrophie  blieb  aber  bestehen.  Die  Atrophie  entwickelte 
sich  in  wenigen  Monaten  nach  dem  Trauma  und  ist  die  Folge  einer  trauma- 
tischen Neuritis  und  nicht  die  Folge  der  Inaktivität,  da  sie  bei  den  schwersten 
Verletzungen  ohne  Nervenläsion  fehlen  kann. 

Mit  dem  funktionellen  Resultate  nach  Resektion  der  beiden  ersten  Cunei- 
formia  mit  den  Metatarsalia  und  den  Zehen  beschilftigt  sich  Galzin  (30). 
Er  hat  die  Operation  mit  günstigem  funktionellen  Erfolge  bei  einem  59jähr. 


1212  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Manne  gemacht  und  kein  Pes  valgus  beobachtet,  obschon  die  Insertionen  des 
Tibialis  anticus  und  des  Peroneus  longus  verloren  gingen.  Er  erklärt  sich 
das  Resustat  folgendermassen :  durch  die  lange  dauernde  Entzündung  (es- 
hatte  sich  um  Tuberkulose  gehandelt)  ist  eine  derbe  Verwachsung  mit  den 
Knochen  des  Fusses  unter  sich  und  mit  den  Sehnen  entstanden  und  su  ist 
das  Fussgewölbe  starr  geworden  und  hat  trotz  Wegfall  des  Muskelhaltes 
standgehalten.  In  Fällen,  in  denen  diese  Fixation  sich  nicht  gebildet  hat, 
wäre  also  eine  Deformierung  des  Fusses  zu  erwarten. 

Stich  (32)  hat  an  der  Hand  von  röntgographischer  Untersuchung  von 
vier  Fällen  von  Talusexstirpation  die  Veränderungen  des  Fussskelettes ,  die 
dieser  Operation  folgen,  studiert.  Es  wurde  der  Fuss  vor  der  Operation  und 
14 — 34  Monate  nach  derselben  röntgographisch  untersucht.  Es  ergab  sich 
aus  diesen  Aufnahmen,  dass  der  Verlust  des  Talus  durch  Veränderungen  des 
Calcaneus  und  anderer  Knochen  zum  Teil  ausgeglichen  wird.  Der  Calcaneus 
wird  höher  und  steiler  gestellt;  die  Tibiaepiphyse  ist  verlängert,  das  Xavi- 
kulare  in  der  Längsachse  vergrössert.  Das  letztere  und  das  Kuboid  hahea 
eine  steilere  Stellung  angenommen.  Der  Reiz  der  zu  dieser  Veränderung  der 
Knochen  führt,  scheint  ein  mechanischer  zu  sein;  es  sind  neue  Druck-  und 
Spannungsverhältnisse  vorhanden.  Diese  führen  auch  zu  neuer  unregelmässiger 
Anordnung  der  Knocbenbälkchen  im  Calcaneus,  für  die  uns  einstweilen  die 
Erklärung  fehlt. 

D.    Erkrankungen  der  Gelenke. 

a)  Des   Hüftgelenkes. 

1.  V.  Brunn,  Coxa  vara  im  Gefolge  von  Ostitis  fibrosa.    Brans  Beitr.  45,  2. 

2.  Duclaux,  H.,  Vast^oniyölite  de  la  banche;  foroies  cliniques.   Tböse  de  Paris  1905. 

3.  Ely,  L.,  A  case  of  tbe  pneumococcus  infection  of  the  hip.  Med.  News  1905.  May  20. 

4.  Ferraton,   Hanche  ä  ressort.    Ressaut' fessico-trochanterien.     Rev.   d'orthop.  1905. 
Nr.  1. 

5.  Ghuilamila,  J.  D.,  Die  Verwendaog  der  Osteotomie  zur  Aasgleichung  von  koxitischeD 
Ankylosen.     Med.  Klinik  1905.  Nr.  5. 

6.  Grasset,  Goxalgie  bystörique.     Gaz.  des  höp.  1905.  Nr.  86. 

7.  Hesse,  F.,  Ober  eine  Beobachtung  von  bilateraler  idiopathischer  juveniler  Osteoarfehritis 
deformans  des  Hüftgelenkes.    Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  1905.  Bd.  15.  p.  345. 

8.  '*'Hoffa,  Die  Behandlung  des  Malum  coxae.    Therap.  d.  Gegenw.  1905.  Jan.  p.  25. 

9.  Immelmann,  Erkrankungen  des  Hüftgelenkes  im  Röntgenbilde.  Vereinigung  d<T  Chi- 
rurgen Berlins  13.  Nov.  1905.    Ref.  im  Zentralbl.  f.  Chir.  1906.  Nr.  1. 

10.  ^Lorenz,  Mechanische  Behandlung  der  Coxitis.    Journ.  of  Amer.  Ass.  Nr.  5. 

11.  Negroni,  Deir  osteoarthrite  defurmante  giovanile  deir  anca>  Arch.  di  ortopedia  1905. 
Nr.  3. 

12.  Nolot,  T.,  Contribution  ä  T^tude  de  la  luxation  paralytique  de  la  hanche.    Thdse  de 
Paris  1905. 

13.  Silberstein,  Hüftgelenkserkrankungen  in   Schwangerschaft  und  Wochenbett    Zeit- 
sehr.  f.  orthop.  Chir.  XV,  I. 

14.  Thompson,  A  collect ion  of  cases  in  which  the  Operation  of  excision  of  the  hip-joint 
has  been  performed  for  disease  of  the  Joint.    Guy's  hospital  reports  1905.  Vol.  LIX. 

15.  *Zemb,  Morbus  coxae  senilis  usw.    Th^se  de  Lyon  5.  XII.  1904. 

An  Hand  von  Radiogrammen  zeigt  Immelmann  (9),  dass  es  möglieb 
ist,  fast  sämtliche  Erkrankungen  des  Hüftgelenks  durch  das  Röntgenbild 
darzustellen:  Coxa  vara  und  valga,  einseitige  und  doppelseitige  Hüftgelenks- 
luxation,  zentrales  Gumma,  Pagets  Erkrankung,  Coxitis  tubereulosa  in  den 
verschiedenen  Stadien,  Arthritis  deformans,  Osteoarthritis  deformans  juvenilis 
und  Fractura  colli  femoris. 


Soter,  Verletznogen  ond  diirarg.  Krankheiten  der  unteren  ExtremitAt.  1213 

Einen  Fall  idiopathischer  juveniler  Osteoarthritis  deformans  beider 
Hüftgelenke  bei  einer  32jährigen  Bauemtochter  teilt  Hesse  (7)  mit.  Der 
Prozess  verlief  vom  10. — 30.  Jahre  chronisch,  stets  fieberfrei,  schmerzlos  nnd 
war  auf  beide  Hüftgelenke  lokalisiert.  Es  entwickelte  sich  dann  eine 
Stellungsanoroalie :  geringer  Trochanterhochstand  und  Flexionsstellung  beider- 
seits, Adduktionsstellung  links  und  Motilitätsstörungen:  aufgehobene  Innen- 
rotation und  Extension,  verminderte  Abduktion  und  aufgehobene  Adduktion 
links.  In  der  Zeit  vom  30. — 32.  Jahre  kamen  schmerzhafte  Exazerbationen ; 
Krepitation  im  Gelenk;  starke  anatomische  radiographisch  nachgewiesene 
Veränderungen :  Pfannenwauderung,  Subluxation  des  Schenkelkopfes  nach 
oben  und  hinten  und  osteochondritische  Wucherungen  in  der  Pfanne.  —  Über 
die  Therapie  enthält  die  Mitteiluug  Hess  es  keine  Angaben. 

Negroni  (11)  bringt  kasuistische  Beiträge  zu  dieser  von  Hesse  be- 
schriebenen Affektion.  Nach  ihm  handelt  es  sich  auch  histologisch  genau 
um  dieselben  Vorgänge  wie  beim  Malum  coxae  senile.  Progressive  und 
regenerative  Veränderungen  am  Bindegewebe  und  am  Knocben.  Deformation 
infolge  von  Knorpelschwund  und  Abschleifung  unter  dem  Einfluss  der  Be- 
wegungen und  der  Schwere.  Er  hat  drei  Fälle  beobachtet:  9 jähriger  Knabe, 
21  jähriger  Mann,  13 jähriges  Mädchen.  Im  ersten  Falle  hatte  der  Prozess 
vier  Jahre  gedauert.  Es  bestand  neben  Schmerz  scheinbare  Verkürzung  be- 
dingt durch  Adduktionsstellung  und  Beschränkung  hauptsächlich  der  Ab- 
duktion und  der  Rotation.  Es  wurde  die  Resektion  des  Schenkelkopfes  ge- 
macht, derselbe  zeigt  durch  Furchung  sehr  unregelmässige  Oberfläche;  vom 
Halse  her  ist  Bindegewebe  an  Stelle  des  Knorpels  gewachsen  und  in  die 
spongiöse  Knochensubstanz  hineingewachsen.  Am  Knochen  zeigt  sich  Ab- 
schleifen, progressive  Prozesse  und  Verdichtung.  —  Im  zweiten  Falle  ent- 
wickelte sich  die  Affektion  im  Anschluss  an  einen  Rheumatismus  und  wurde 
nur  röntgenologisch  untersucht.  Im  dritten  Falle  entwickelte  sich  die 
Affektion  spontan  und  beidseitig.  Hier  entwickelte  sich  links  eine  Ver- 
kürzung, rechts  blieb  die  Stellung  eine  gute,  obschon  der  Trochanter  1  cm 
zu  hoch  stand.  Es  wurde  die  Osteotomie  des  Schenkelhalses  links  gemacht 
und  mit  Gipsverbänden  nachbehandelt. 

V.  Brunn  (1)  berichtet  über  die  auffallige  Krankengeschichte  eines 
lOjährigen  Mädchens,  bei  dem  durch  rarefizierende  fibröse  Ostitis  eine  hoch- 
gradige Stellungsanomalie  der  beiden  Beine  verursacht  wurde.  4 jährig  hatte 
das  Kind  beide  Oberschenkel,  9jährig  den  rechten  Oberschenkel  gebrochen. 
Vom  7.  Lebensjahre  ab  entwickelten  sich  die  Verkrümmungen.  Die  Beine 
kreuzten  sich  derart,  dass  bei  maximaler  Abduktion  die  Distanz  zwischen 
den  äusseren,  einander  zugekehrten  Knöcheln  19,5  cm  betrug.  Die  Verbiegung 
lag  zum  kleineren  Teile  im  Schenkelhalse,  zum  grösseren  subtrochanter. 
Rechts  wurde  die  Stellung  durch  Keilosteotomie  verbessert,  links  trat  spontane 
Besserung  durch  Spontan luxation  im  Hüftgelenke  ein.  Die  Untersuchung 
des  durch  Osteotomie  gewonnenen  Knocbenkeils  ergab  Rarefizierung  der 
Knochensubstanz  durch  wucherndes  Bindegewebe. 

Duclaux  (2)  unterscheidet  beim  Säugling  zwei  Formen  von  Osteo- 
myelitis der  Hüfte.  Die  Affektion  im  früheren  Säuglingsalter  spielt  sich  im 
Gelenke  ab,  verläuft  stürmisch,  aber  günstig,  wenn  zur  Zeit  inzidiert  wird. 
Die  Form  des  späteren  Säuglingsalters  sitzt  meist  peripher  in  Kopf  und  Hals, 
verläuft  weniger  stürmisch  und  langwieriger  und  zeigt  Neigung  zu  Fisteln 
und  zu  pathologischen  Verrenkungen. 


1214  Jahresbericht  für  Chirargie.    IL  Teil. 

Ely  (3)  beobachtete  eine  Coxitis,  die  durch  Fränkel-Weichsel- 
ba um  sehe  Diplokokken  verursacht  war.  Der  4  jährige  Knabe  hatte  zwei 
Wochen  vorher  eine  Pneumonie  durchgemacht  und  erlag  trotz  Eröffnung 
des  Hüftgelenks  einem  Empyem.  Der  Fall  soll  der  zweite  in  der  Literatur 
beschriebene  sein. 

Paci  hat  im  Jahre  1891  eine  wohl  charakterisierte  Form  der  Coxitis, 
die  Coxitis  in  puerperio  beschrieben  und  dieselbe  als  besondere  Abart  der 
Coxitis  hingestellt.  Silberstein  (13)  geht  in  kritischer  Weise  gegen  diese 
Coxitis  in  puerperio  vor,  indem  er  vorerst  die  5  Fälle,  welche  Paci  zu  seiner 
Mitteilung  veranlassten,  referiert  und  dann  zusammen  mit  einer  Anzahl  von 
Fällen  (2  Fälle  aus  Hoffas  Klinik,  ein  eigener  Fall)  einer  eingehenden 
Kritik  unterzieht.  —  Er  kommt  zum  Schluss,  dass  es  eine  Coxitis  puerperalis 
im  Sinne  von  Paci  nicht  gibt.  Die  Ätiologie  der  Coxitiden  in  puerperio 
ist  die  gewöhnliche :  akuter  Rheumatismus,  Gonorrhoe,  Tuberkulose,  pyämische 
Metastase.  Das  Puerperium  bedingt  allerdings  gewisse  Besonderheiten  im 
Verlaufe  und  vor  allem  ist  zu  betonen  die  Neigung  zur  Ankylosenbildung:  es 
ist  also  in  jedem  Falle  von  Coxitis  im  Wochenbett  der  möglichst  frühzeitigen 
Mobilisation  sehr  zu  gedenken. 

Der  Coxitis  bei  Hysterischen  und  der  hysterischen  Coxitis  widmet 
Gras  sei  (6)  einen  klinischen  Vortrag  unter  Demonstration  von  Kranken, 
in  dem  die  Diagnose  dieser  Erkrankung  speziell  besprochen  wird.  Die 
Chloroformnarkose  gibt  immer  den  sichersten  Aufschluss  über  die  Natur  des 
Leidens. 

7  Fälle  paralytischer  Hüftgelenksluxation  (6  Fälle  der  Literatur,  ein 
eigener)  stellt  Nolot  (12)  zusammen.  Paralytische  Luxationen  sind  durch 
Muskelzug  bedingt  bei  Lähmung  der  Antagonisten,  im  Gegensatz  zu  patho- 
logischen nach  Gelenkentzündung  und  angeborenen. 

Als  Hauche  en  ressort  (schnellende  Hüfte)  beschreibt  Ferraton(4)  ein 
Phänomen,  das  er  bei  einem  22jährigen  dienstunlustigen  Soldaten,  der  diese 
Erscheinung  willkürlich  provozieren  konnte,  beobachtet  hat.  Bei  ange- 
spanntem Glutaeus  maximus  entstand  bei  Beugung  und  Streckung  des  Ober- 
schenkels bei  15^  ein  hörbares  Geräusch  eines  über  den  Trochanter  tiber- 
springenden Muskelsbündels  des  Glutaeus.  Das  Phänomen  war  einseitig.  Die 
Arthotomie  ergab  ein  normales  Gelenk. 

Über  40  Fälle  von  Hüftgelenksresektion,  von  denen  38  wegen  Coxitis 
tuberkulosa  ausgeführt  worden  waren,  berichtet  Thompson  (14).  Von 
37  Fällen  ist  das  spätere  Schicksal  bekannt  und  die  Zeit  seit  der  Operation 
betrug  6  Monate  bis  19  Jahre.  In  6  Fällen  (15  ^/o)  war  der  Tod  erfolgt, 
zweimal  sofort  nach  der  Operation  in  den  anderen  Fällen  an  fortgeschrittener 
Tuberkulose.  In  8  Fällen  musste  die  sekundäre  Exartikulation  gemacht 
werden.  Also  in  35  ^'o  Misserfolg.  In  27,5  °/o  war  ein  teilweiser  Erfolg 
(Fisteln)  zu  konstatieren,  in  15  Fällen  (37,5%)  vollkommene  Heilung.  Von 
den  16  Operierten  über  10  Jahre  hatten  5ü°/o  ein  gutes  Resultat,  bei  den 
24  unter  10  Jahren  nur  33%.  —  Durch  die  Operation  war  meist  eine 
starke  Verschiebung  des  Trochanter  major  bis  in  die  Höhe  der  Spina  anterior 
superior  entstanden,  Die  Gebraucbsfähigkeit  des  Beines  war  meist  eine 
gute.  In  7  Fällen  wurde  eine  vollkommene  und  in  3  Fällen  eine  teilweise 
Beweglichkeit  des  Gelenks  erzielt.  In  13  Fällen  bestand  Ankylose.  Bei 
den  beweglichen  Fällen  waren  die  Fisteln  relativ  häufig. 


Sater,  Verletzungen  nnd  Chirurg.  Krankheiten  der  nnteren  EztremitAt.  1215 

Ans  einer  grösseren  Zusammenstellung  ergibt  sich  (200  Fälle):  70mal 
Fortbestand  der  Krankheit  bis  zum  Tode  (30  mal).  In  55  Fällen  Teilerfolg, 
indem  Fisteln  bestehen  blieben,  in  75  Fällen  ein  gutes  Resultat.  In  25  Fällen 
vollkommenes  Resultat :  freie  Beweglichkeit  ohne  Fistel. 

Ghuilamila  (5)  bespricht  14  operative  Methoden  zur  Ausgleichung 
von  koxitischen  Stellungsanomalien  am  Schenkelhals,  Trochanter  und  unter- 
halb desselben  und  empfiehlt:  1.  für  geringe  Flexions-,  Adduktions-  und 
Rotationsstellungen  mit  geringer  Verkürzung  die  einfache  lineare,  trochantere 
Osteotomie.  Die  Verkürzung  bleibt  dabei  bestehen.  Bei  starker  Flexion 
and  bei  dünnem  Oberschenkelknochen,  wenn  zu  fürchten  ist,  dass  nach  der 
Osteotomie  die  Knochenwunden  nicht  zusammen  passen,  passt  die  keilförmige 
Osteotomie,  welche  die  Verkürzung  stets  vermehrt.  In  den  meisten  Fällen 
passt  sonst  die  schräge  subtrochantere  Osteotomie  mit  subkutaner  Durch- 
schneidung der  Addaktoren  und  der  Muskelansätze  an  der  Spina  ilji  ant. 
sup.,  unter  Umständen  auch  des  Ueo  psoas  am  Trochanter  minor.  Es  ent- 
steht ohne  Berührung  des  Gelenks  eine  Ankylose  in  guter  Stellung,  Ver- 
längerung des  Beines  und  Beseitigung  der  Muskel-Widerstände.  In  der  Nach- 
behandlung ist  die  Gymnastik  sehr  zu  berücksichtigen. 

b)  Des  Kniegelenkes. 

16.  Antoine,  Traitement  des  bydarthroses  et  b^marthroses  da  genoa  par  Tair  sarchaoffö. 
Arch.  de  m4d.  et  de  pharm,  militaires  1905.  Nr.  3. 

17.  Bai  loch,  Traumatic  syooYitis  of  the  knee  Joint.    Med.  News  7.  I.  1905.  p.  45. 

18.  *Barker,  An  atypical  internal  deiangement  of  the  knee  Joint.  Brit.  med.  journ. 
9.  XII.  1905. 

19.  Bennett,  W.  H.,  Recurrent  effosion  into  the  knee- Joint  after  injary.  The Lancet  1905. 
Jan.  7.  p.  1. 

19a.  Bern  abeo,  Nuovo  proceaso  operatorio  per  la  cura  del  ginocchio  valgo.  Atti  della 
Societa  italiana  di  chirurgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

20.  Boucher,  Luxation  dea  menisces  du  genoa.  Un  cas  de  loxation  da  meniaque  externe 
au  niveau  du  poplitö.  Un  cas  de  laxation  du  meniaqae  interne  par  cause  imm^diate 
indireote.    Arch.  de  m^d.  et  de  pharm,  militaires  1905.  Nr.  8. 

21.  Broca,  Diagnostic  d'une  osteomyelite  prolongöe  remontant  k  la  premiäre  enfance. 
Revue  mens,  des  m^d.  de  l'enfance.  T.  XXIII.  p.  1. 

21a. Gap u an 0,  M.,  Contributo  alla  cura  delle  anchilosi  angolari  del  ginocchio  mediante 
r  osteotomia  alla  Gordon-Buck.    Gazzetta  degli  ospedali  e  delle  cUniche  1905.  Fase.  10. 

22.  GhapntetOornil,  Des  corps  ^trangers  articulaires.  Soc.  anat.  de  Paris  1905.  Nr.  4. 
2'6.  Dawbarn,  R.  H.  M.,  Foreign  body  in  the  knee-joint.  Annais  of  Surgery  1905.  Nr.  5. 

p.  775. 

24.  Draudt,  M.,  Zur  Behandlung  der  Eniegelenkstuberkulose  mit  besonderer  BerQck- 
sicbtigung  der  Resektion.     Bruns  Beitr.  47.  Bd.  p.  787. 

25.  Flint,  C.  F.,  Contusion  and  laceratiou  of  the  mucous  and  alar  ligaments  and  synovial 
fringes  of  the  knee-joint.    Ann.  of  Surg.  1905.  Sept.  p.  446. 

26.  * —  A  study  of  the  infection  of  the  knee-joint.    Ann.  of  Surg.  1905.  Nr.  4.  Oct 

26a.  Fochessati,  A.,  L*  epifisiolisi  del  femore  nella  cura  operativa  del  ginocchio  valgo. 
BoUettino  delle  Scienze  Mediche  di  Bologna  1905. 

27.  Frank,  Tuberculosis  of  the  knee-joint.    Med.  News  1905.  Oct.  21.  p.  809—811. 

28.  Galliard,  L.,  Traitement  de  Tarthrite  aigue  blöonorhagique  du  genou  par  les  injectiona 
intra* articulaires  de  sublim^.    Ann.  des  mal.  des  org.  g^n.-uria.  1905.  Nr.  10. 

29.  *Gapuauo,  Osteotomie  bei  Kniegelfnksankylose.     Gazz.  d.  ospedali.  Nr.  10. 

30.  Gaugele,  E.,  Über  entzQndhche  FettgeschwQlste  am  Knie  und  Fussgelenk.  Mtinchener 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  30. 

31.  Gouteaud,  Polype  tuberculeux  intra  -  synovial  du  genou.    Gaz.  d.  h6p.  1905.  Nr.  84. 

32.  Gregor,  Tuberculous  synovitis  treated  by  the  Roentgen-rays.  Brit.  med.  journ.  1905. 
Jan.  28. 


1216  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    n.  Teil. 

38.  Hoffa,  Die  Bedeutung  des  im  Kniegelenk  gelegenen  Fettgewebes  f&r  die  Unfallheil- 
kunde.   Ärztl.  Sachverstand.- Zeitg.  1905.  Nr.  1. 

34.  Kaeppelin,  Arthrite  aigne  purulente  du  genou.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  48. 

35.  Kirmisson.,  Du  genu  recurvatum  observö  au  cours  d'une  arthrite  chronique  du  geoou. 
Rev.  d'Orth.  1905.  Nr.  6. 

36.  MacLennan,A  case  where  the  knee- Joint  was  drained.  Glasg.  med.  Journ.  1905. 
Dec. 

37.  Marsh,  An  affection  of  the  knee-joint.    Med.  Press  1905.  Apr.  19. 

38.  Owen,  A  slipping  cartilage  in  the  knee-joint.    The  Practitioner  1905.  Febr. 

39.  Paetzold,  Zur  Frage  der  Osteotomie  des  Genu  valgum  adolescentium.  Braus  sehe 
Beiträge  zur  klin.  Chirurgie.  Bd.  47.  Heft  3.  p.  833. 

40.  Beynier,  Fibrolipome  tuberculeux  du  genou  (Observation  par  Mr.  Conteaud).  Ball,  de 
Tacad.  de  m6d.  1905.  11  Juill.  Heyn i er  referiert  über  die  Beobachtung  Gouteauds 
(siehe  diese). 

41.  Riedel,  Geistige  Schwftche  und  körperliches  Leiden  auf  chirorgischem  Gebiete. 
(Hydrops  genu  permagnum.)    Arch.  f.  klin.  Chirurgie  1905.  Bd.  77.  p.  516. 

42.  Roland,  £.,  Gontribution  k  l'^tude  des  d^viations  laterales  et  des  modifications 
d'accroissement  des  os  dans  la  tumeur  blanche  du  genou.    Thäse  de  Paris  1904. 

42a. Sinding-Larsen,  Kin  Fall  von  «Hoffas  Krankheit*.  Norsk  Magazin  for  L»ge- 
videnskapen  1905.  Nr.  8.  p.  248. 

43.  Thomson,  Operative  methods  —  new  and  old  —  in  tuberculosis  of  knee-joint.  Brit 
med.  Journ.  14.  L  1905.  p.  68  and  The  Dublin  Journ.  1905.  Jan. 

44.  y  i  11  e  m  i  n ,  Sur  le  traitement  des  ost^oarthrites  tuberculeuses  du  genou  par  TassociatioD 
combin^e  de  la  möthode  sclärogäne  et  des  injections  intra-articulaires.  Rapport  de  Mr. 
Perier.    Bull,  de  Tacad.  de  möd.  LXVIII.  ann.  3.  s4r.  Nr.  3  et  5. 

45.  Walther,  Tumeur  blanche  du  genou  droit.    Soc.  de  chir.  1905.  Nr.  27. 

46.  Wetz,  Meniscus  internus  des  rechten  Kniegelenks.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  10.  p.  408. 

47.  Wittek,  Zur  operativen  Therapie  der  seitlichen  Kniegelenks-Verkrümmungen.  BruDs 
Beitr.  46.  Bd. 

Mac  Lennan  (36)  empfiehlt  zur  Drainage  des  Ejiiegelenkes  bei  eitriger 
Gonitis  einen  lateralen  Schnitt  für  den  oberen  Rezess  und  einen  inneren 
Schnitt  neben  der  Patella.  Von  einer  Öffnung  zur  andern  wird  ein  Drainrohr 
gelegt. 

Einen  Fall  von  eitriger  Gonitis  mit  seltsamer  Ätiologie  teilt  Kaeppelin 
(34)  mit.  Seine  11jährige  Patientin  hatte  eine  eitrige  Bursitis  praepatellaris 
durchgemacht,  die  von  einem  ^Rebonteur^  mit  Zerdrückung  war  behandelt 
worden.  Die  Folge  war  eine  Perforation  der  Patella  und  die  eitrige  Gonitis, 
die  anfanglich  mit  Inzision  und  Drainage,  später,  da  so  keinerlei  Fortschritte 
gemacht  wurden,  mit  Resektion  behandelt  wurde.     Es  trat  Heilung  ein. 

Kaeppelin  empfiehlt,  speziell  auch  beim  Kinde,  die  intraepiphysäre 
Resektion,  wenn  bei  Gelenkeiterung  die  Arthrotomie  keine  genügende  Drai- 
nage gibt,  als  eine  brauchbare  Methode,  die  ein  braiichbares  Glied  gibt. 

Broca  (21)  bespricht  einen  Fall  von  rarefizierender  Osteomyelitis  des 
Kniegelenkes,  der  sich  bei  einem  8jährigen  Kinde  als  Folge  einer  im  ersten 
Lebensjahre  durchgemachten  eitrigen  Gonitis  manifestierte.  Die  Operation 
brachte  Heilung.  Broca  bespricht  die  Differentialdiagnose  gegenüber  Tuber- 
kulose und  schliesst  die  Besprechung  eines  Falles  an,  der  für  die  Hüfte  ähn- 
liche Verhältnisse  aufwies.  Auch  hier  Coxitis  im  ersten  Lebensjahre,  dann 
wiederholt  kleine  Nachschübe  und  röntgenographisch  nachweisbare  Verbreite- 
rung der  Pfanne  und  Vertikalstellung  des  Femurhalses. 

Flint  (25)  teilt  4  Fälle  von  Kniegelenkserkrankung  mit,  die  auf  trau- 
matisch-entzündliche Veränderungen  der  Ligamenta  alaria  und  der  Plica  syno- 
vialis patellaris  und  der  Synovialzotten  dieser  Gebilde  beruhten.    Li  den  Fällen 


Sater,  Yerletzangen  nod  chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremit&t.  1217 

hatte  eine  konservative  Behandlung,  die  dem  Trauma  folgte,  keine  Besserung 
erzielt  und  es  wurde  deshalb  operiert.  In  allen  4  Fällen  war  lange  dauernder 
Schmerz  und  Bewegungsbehinderung  vorhanden;  in  allen  4  Fällen  bestand  ein 
Exsudat,  es  wurde  die  Arthrotomie  gemacht  und  die  entzündlich  veränderten 
Partien  der  oben  erwähnten  Teile  des  Gelenks  exzidiert.  —  Der  operative 
Erfolg  war  in  den  Fällen  ein  guter,  wenngleich  in  einem  Falle  die  histo- 
logische Untersuchung  Tuberkulose  ergab.  —  Nach  Fl  int  soll  jeder  trauma- 
tische Kniegelenkerguss  aspiriert,  ein  Hämarthros  soll  inzidiert  und  ausge- 
gewaschen  werden.  Rezidiviert  der  Erguss,  so  wird  wieder  aspiriert.  Die 
za  lange  im  Gelenk  verbleibende  Flüssigkeit  führt  zur  Gelenk-  und  Bänder- 
erschlaffung und  durch  Ausscheidung  von  Fibrin  zur  Bildung  freier  Gelenk- 
körper. Beseitigt  diese  Therapie  den  Erguss  und  die  Funktionsstörung  nicht, 
sondern  werden  sie  chronisch,  so  ist  die  Indikation  zur  Operation  vorhanden, 
die  dann  meist  Erfolg  hat.  —  Antoine  (16)  empfiehlt  für  traumatische, 
rheumatische  und  gonorrhoische  Ergüsse  ins  Gelenk  die  heisse  Luft  täglich 
1  Stunde  bei  120^  angewandt,  daneben  Geh  Übungen. 

Hoffa  (33)  bespricht  die  Bedeutung  des  im  Kniegelenk  gelegenen  Fett- 
gewebes für  die  Unfallheilkunde,  indem  er  an  Hand  von  fünf  Gutachten  über 
Verunfallte,  die  zum  Teil  als  Simulanten  behandelt  wurden,  zeigt,  wie  gross 
die  praktische  Bedeutung  der  Kenntnis  der  fibrösen  Hyperplasie  d^  Fett- 
gewebes des  Kniegelenks  ist,  des  Fettgewebes,  das  sich  normalerweise  unter 
dem  Ligamentum  patellae  findet.  —  Wird  dieses  Fettgewebe  infolge  eines 
oft  geringen  Traumas  entzündlich  gereizt,  so  hjperplasiert  dasselbe  und 
bildet  dann  hinten  und  zu  beiden  Seiten  des  Lig.  patellare  einen  dicken,  derben 
Fettklumpen.  Dieser  Klumpen  kann  hühnereigross  werden;  er  hat  rötlich 
gelbe  Farbe,  ist  oft  von  Hämorrhagien  durchsetzt  und  hat  eine  derbe  Kon- 
sistenz. Mikroskopisch  handelt  es  sich  um  ein  durch  derbes  fibröses  Binde- 
gewebe durchwachsenes  hyperplastisches  Fettgewebe.  Für  die  Entstehung 
dieser  Veränderungen  ist  ein  Trauma  meist  der  Grund.  Dieses  verursacht 
eine  Blutung  und  dadurch  einen  Reiz  zur  zelligen  Infiltration  und  so  eine 
Volumzunahme.  Bei  weiterem  Gebrauch  klemmen  sich  die  vergrösserten 
Zotten  ein  und  so  wird  ein  Reizzustand  unterhalten.  Die  Einklemmungen 
machen  die  typischen  Erscheinungen  und  stören  bleibend  die  Funktion  des 
Gelenkes. 

Für  die  Erkrankung  ist  der  Gelenkbefund  ein  typischer:  bei  sonst  in- 
taktem Gelenk  sitzt  zu  beiden  Seiten  und  dicht  unterhalb  der  Patella  eine 
pseudo-fluktuierende  Anschwellung,  die  das  Lig.  patellare  in  die  Höhe  hebt. 
Die  Gelenkspalten  und  der  obere  Gelenkrezess  bleiben  frei.  Ein  Erguss  ist 
nicht  vorhanden,  die  Beweglichkeit  des  Gelenkes  ist  meist  normal. 

Hoffa  hat  früher  schon  über  7  derartige  Fälle  berichtet,  die  er  ope- 
riert hat  (s.  diesen  Jahresber.  1904,  p.  1016);  er  bringt  im  Anschluss  an  seine 
Ausführungen  weitere  5  Fälle;  2  von  diesen  wurden  mit  gutem  Erfolg  ope- 
riert. Die  Diagnose  ist  mit  Sicherheit  zu  stellen,  eine  Exstirpation  der  ent- 
zündlich veränderten  Fettmassen  bringt  Heilung. 

Der  von  Sinding-Larsen  (42a)  beschriebene  Fall,  der  sowohl  hin- 
sichtlich des  klinischen  Bildes  als  des  Befundes  des  Gelenkes  bei  der  Ope- 
ration und  der  mikroskopischen  Untersuchung  des  Tumors  genau  mit  den 
von  Hoffa  beschriebenen  Fällen  übereinstimmt,  betraf  ein  ITjähriges  Mäd- 
chen, das  durch  die  Operation  wieder  hergestellt  wurde. 

Hj.  von  Bonsdorff. 

JahrMlMrielii  fDr  Chinirgi«  1905.  77 


1218  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

6 angele  (30)  berichtet  ebenfalls  über  entzündliche  Fettgeschwülste  im 
Knie-  nnd  Fussgelenk.  In  drei  Fällen  war  ein  leichtes  Trauma  als  Ursache 
beschuldigt,  in  einem  Falle  fehlte  diese  Veranlassung.  Drei  Patienten  wurden 
durch  die  Operation  geheilt,  einer  trug  ein  fast  steifes  Gelenk  davon,  weil 
die  Nachbehandlung  durch  eine  Psychose  unterbrochen  wurde.  Die  entzünd- 
lichen Fettgeschwülste  des  Fussgelenkes  betrafen  hauptsächlich  Patienten  mit 
Plattfüssen  und  verursachten  Einklemmungsbeschwerden  wesentlich  unter  dem 
äusseren  Knöchel.  Zwei  Fälle  wurden  operiert  und  bei  ihnen  haselnussgrosse 
Fettgeschwülste  entfernt. 

Ball  och  (17)  spricht  bei  der  traumatischen  Synovitis  des  Kniegelenks 
einem  frühzeitigen  operativen  Vorgehen  das  Wort,  da  wohl  in  allen  Fällen 
eine  Veränderung  im  Gelenk  vorliegt,  die  den  Eingriff  rechtfertigt.  Er  rät, 
es  nicht  mehr  als  3  Wochen  mit  den  konservativen  Massnahmen  zu  versuchen. 
Tritt  keine  Besserung  ein,  so  soll  die  Arthrotomie  gemacht  werden.  Die 
besten  Resultate  und  die  kürzeste  Heilungsdauer  gibt  die  möglichst  früh- 
zeitig ausgeführte  Arthrotomie. 

Gouteaud  (31)  berichtet  über  den  Fall  eines  22jährigen  kräftigen 
Matrosen  mit  allen  Zeichen  einer  Gelenkmaus,  bei  dem  die  Operation  einen 
Zwetschgengrossen  gestielten  Polypen  ergab,  der  nach  der  histologischen 
Untersuchung  tuberkulöser  Natur  war.  Der  Tumor  ging  vom  Condylns  ans 
und  stellte  sich  als  tuberkulös-bindegewebig  erkrankte  Synovialmembran  dar; 
das  Bindegewebe  war  sehr  stark  in  Form  von  Spindelzellen  entwickelt.  £s 
fanden  sich  Tuberkelbazillen.  Die  Erkrankung  war  auf  eine  in  der  Jugend 
durchgemachte,  lange  dauernde  Kniegelenksentzündung  zurückzuführen. 

Über  interessante  Kniegelenksaffektionen,  wahrscheinlich  im  Zusammen- 
hang mit  Malaria  berichtet  Marsh  (37).  Bei  einem  38jährigen  Manne 
kam  abendlich  unter  heftigen  Schmerzen  eine  intensive  Schwellung  des  Knie- 
gelenkes, die  sich  wie  eine  turgeszente,  hyperämisch  verdickte  Gelenkkapsel 
anfühlte.  Es  bestand  eine  intensive  Atrophie  der  Beinmuskeln.  Nach  einigen 
Chinindosen  trat  Heilung  ein.  —  In  zwei  anderen  Fällen  traten  bei  ampu- 
tierten Soldaten  regelmässig  intermittierende  Anschwellungen  der  Stümpfe  ein, 
die  auf  Chinin  verschwanden.  Malariaparasiten  wurden  nicht  gefunden.  Der 
erste  Patient  hatte  auch  Syphilis  gehabt. 

Manson  hält  diese  von  Marsh  mitgeteilten  Beobachtungen  für  nicht 
typisch  für  Malaria.  Malaria  macht  selten  täglich  Attacken;  sie  macht  ihre 
Anfälle  nicht  abends,  sondern  mittags.  Alles  spricht  dafür,  dass  die  inter- 
mittierende Affektion  des  Kniegelenks  eine  syphilitische  war. 

Über  intermittierenden  Kniegelenkhydrops  berichtet  ebenfalls  Marsh 
(37).  In  einem  Falle  bei  einer  28jährigen  Frau.  Die  Anfälle  kamen  alle 
14  Tage  und  dauerten  4  Tage.  Es  wurde  mehrmals  punktiert;  nach  Ein- 
nahme von  Arsenik  trat  Heilung  ein.  Ein  weiterer  Fall  (42 jähriger  Mann) 
hatte  14tägige  Intervalle  mit  Schwellung  beider  Kniee,  ohne  Schmerzen,  in 
einem  dritten  Falle  kam  die  Schwellung  alle  12  Tage  (16 jähriger  Knabe)  und 
schloss  sich  einem  Trauma  an.  —  In  beiden  Fällen  führte  auch  Arsenik  die 
Heilung  herbei. 

Bennett  (19)  schliesst  an  eine  Reihe  von  750  Beobachtungen  Betrach- 
tungen an  über  rezidivierende  Kniegelenkergüsse  nach  Trauma.  127  Fälle 
wurden  operiert  und  zwar: 

80  mal  Entfernung  von  Semilunarknorpeln  und  gestielten  Körpern ; 

16  mal  Entfernung  von  freien  Körpern ; 


Sater,  Yerletzongen  und  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Eztremitftt.  1219 

2  mal  Osteotomie : 

12  mal  Explorationsschnitte ; 
und  bei  Ergüssen  als  Folge  von  konstitutionellen  Erkrankungen: 

3  mal  Entfernung  freier  Gelenkkörper; 
9  mal  Inzision  oder  Aspiration. 

509  von  der  Gesamtzahl  der  Fälle  waren  traumatischer  Natur  oder  un- 
abhängig von  jeder  konstitutionellen  Erkrankung,  241  Fälle  waren  durch  kon- 
stitutionelle Erkrankungen  bedingt  und  zwar:  Osteoarthritis,  Rheumatismus, 
Gicht,  Syphilis,  Gonorrhöe,  Malaria,  Hämophilie  und  Ergüsse  im  jugendlichen 
Alter. 

In  428  Fällen  bestanden  die  Symptome  des  Derangement  interne;  in  «804 
Fällen  wiesen  die  Schmerzen  und  Symptome  auf  die  innere,  in  113  Fällen 
auf  die  äussere  und  in  11  auf  beide  Seiten.  80  von  diesen  Fällen  wurden 
operiert. 

56  Fälle  boten  die  Symptome  von  rezidivierendem  Gelenkerguss:  12  von 
diesen  Fällen  operiert.  Es  fand  sich  7  mal  eine  Meniscus-Luxation ;  in  5  Fällen 
war  der  operative  Befund  negativ. 

Bennett  rät  in  allen  Fällen  von  nicht  mit  den  gewöhnlichen  Methoden 
zu  heilenden  Kniegelenksergüssen  die  Operation  vorzunehmen,  da  man  auch 
in  vielen  Fällen,  in  denen  alle  typischen  Symptome  fehlen,  ein  Derangement 
eines  Meniscus  finden  kann. 

Bennett  geht  speziell  auf  die  Operationen  beim  Derangement  interne 
ein  und  bespricht  die  dabei  erhaltenen  Befunde.  Er  empfiehlt  die  digitale 
Exploration  des  Gelenkes  nach  der  Inzision.  Er  macht  darauf  aufmerksam, 
dass  auch  nach  Entfernung  des  luxierten  Gelenkknorpels  die  Streckung  oft 
nicht  ganz  geht.  Die  pathologischen  Veränderungen  lassen  sich  in  7  typische 
Gruppen  teilen: 

1.  die  vorderen  ^/a  des  Knorpels  nach  innen  disloziert;  das  vordere  Ende 
nicht  gelöst; 

2.  die  vordere  Hälfte  des  Knorpels  nach  innen  disloziert,  das  vordere 
Ende  desselben  losgelöst  aus  seinen  Verbindungen; 

3.  der  Knorpel  quer  zerrissen,  das  vordere  oder  hintere  Stück  nach 
innen  disloziert; 

4.  der  Knorpel  sagittal  zerrissen  in  dem  mittleren  ^Z«,  so  dass  der  vor- 
dere und  hintere  Rand  erhalten  bleibt; 

5.  der  Knorpel  sagittal  ganz  durchrissen  und  nach  aussen  disloziert; 

6.  der  Knorpel  von  den  seitlichen  Verbindungen  losgerissen  und  nach 
aufwärts  auf  die  Kondylengelenkfläche  gedreht; 

7.  beide  Knorpel  gelöst  und  nach  innen  gedreht. 

Wetz  (46)  demonstriert  in  der  medizinischen  Gesellschaft  in  Giessen 
einen  Meniscus,  der  dem  Typus  2  von  Bennett  entsprechend  in  seinem 
vorderen  Drittel  einen  tiefen  Einriss  hat;  das  vordere  vom  Lig.  transversum 
losgerissene  Ende  war  nach  aussen  umgeschlagen. 

Boucher  (20)  hat  bei  einem  Soldaten  einen  durch  Hufschlag  luxierten 
Meniscus  internus  entfernt.     Der  Mann  wurde  wieder  diensttauglich. 

In  einem  anderen  Falle  beobachtete  er  Luxation  des  äusseren  Meniscus, 
der  sich  wiederholt  einklemmte,  starke  Bewegungsstörung  verursachte  und 
nach  einigen  Monaten  zu  einem  Exsudat  im  Gelenk  führte.  —  Eine  Operation 
wurde  nicht  gemacht. 

??♦ 


1220  Jahresbericht  fflr  Chirargie.    IL  TeU. 

Nach  Owen  (38)  sollen  Patienten,  die  bewegliche  Menisken  im  Knie- 
gelenk haben,  die  zu  Einklemmung  neigen,  einen  Apparat  tragen,  der  das 
Kniegelenk  fixiert,  wenn  durch  einen  solchen  die  Einklemmung  kann  ver- 
mieden werden.  Die  Operation  soll  nur  im  Notfalle  gemacht  werden,  da  auch 
häufig  der  Kranke  dadurch  geschädigt  wird. 

Chaput  und  Gornil  (22)  berichten  über  zwei  Fälle  von  Gelenkmaus 
im  Kniegelenk.  —  In  einem  Fall  handelte  es  sich  um  einen  gestielten  Tumor, 
der  histologisch  sich  als  Tuberkulose  erwies  (siehe  den  Fall  Gonteauds)  und 
von  der  Synovia  ausging.  Im  anderen  Falle  fand  sich  eine  Knorpelgeschwulst, 
die  ganz  frei  war  und  ihren  Ursprung  vom  Gelenkknorpel  des  Femur  ge- 
nommen hatte. 

Einen  kasuistischen  Beitrag  zur  Tatsache,  dass  Fremdkörper  unbemerkt 
in  den  Körper  eindringen  können,  bringt  Dawbaru  (23).  Bei  einem  sechs- 
jährigen Kinde  mit  einer  Kniegelenksaffektion  deckte  die  Radiographie  eine 
Nadel  auf,  die  durch  Arthrotomie  entfernt  wurde.     Heilung. 

Fälle,  die  dartun,  wie  geistige  Schwäche  oft  ein  körperliches  Leiden 
beeinflussen  kann,  teilt  Riedel  (41)  mit,  speziell  der  Fall  eines  10  Jahre 
alten  Knaben,  bei  dem  sich  eine  Verdickung  der  Fussknochen  und  Exostosen 
entwickelten  und  eine  fortschreitende  Kniegelenkszerstörung  im  Anschluss  an 
ein  geringfügiges  Trauma,  verdient  Interesse.  Es  entwickelte  sich  bei  ihm 
zuerst  ein  gewaltiger  Hydrarthros,  späterhin  eine  völlige  Zerstörung  der  Ge- 
lenkenden des  Femur  und  Anfüllung  der  Gelenkkapsel  mit  Fremdkörpern. 

Drau  dt  (24)  berichtet  über  die  Kniegelenkstuberkulosen  der  Königs- 
berger Klinik  unter  Garr6.  Von  1894 — 1905  waren  es  252  Patienten,  146 
männliche,  106  weibliche.  In  32  P'ällen  Hess  sich  Erblichkeit  nachweisen;  in 
95  Fällen  wurde  ein  Trauma  als  direkte  Ursache  angegeben.  Was  die  Loka- 
lisation anbetrifft,  so  ergibt  sich  unter  den  203  operierten  Fällen  82 mal  eine 
rein  synoviale  Form,  120mal  eine  gemischte  synoviale-ostale  Form  und  eine 
einzige  rein  ostale  Form.  Aus  dem  Vorhandensein  von  Sequestern  und  ans 
anderen  Anzeichen  Hess  sich  im  ganzen  in  20  Fällen  auf  den  ossalen  Ausgang 
des  Leidens  schliessen.  Bei  Kindern  in  den  drei  ersten  Lebensjahren  (14  Fälle) 
fanden  sich  9  mal  Knochenherde  und  nur  5  rein  synoviale  Formen.  Der  Sitz 
des  Knochenherdes  war 

in  der  Patella  18  mal, 

im  Femur  117  mal, 

in  der  Tibia  100  mal, 

in  der  Fibula  2  mal. 

Die  Beobachtungen  über  Synovialveränderungen,  über  Abszesse  (in  39 
Fällen),  Fisteln  (in  33  Fällen)  bieten  keine  Besonderheiten. 

Die  Behandlung  bestand  für  ausgeheilte  Fälle  mit  schlechter  Stellung 
in  konservativer  orthopädischer  Behandlung.  Bei  frischen  Fällen  bei  jugend- 
lichen Individuen  wurde  die  konservative  Behandlung  versucht,  aber  aufge- 
geben, wenn  sich  nicht  bald  ein  Erfolg  konstatieren  Hess. 

In  allen  Fällen^  die  diesen  Indikationen  nicht  entsprachen,  wurde  ope- 
riert; es  kamen  in  der  Rostocker  Zeit  Garres  auf  26  konservative  53  ope- 
rierte Fälle,  in  Königsberg  auf  19  konservative  150  operierte  Fälle.  In  toto 
wurden  nur  konservativ  45  Fälle,  konservativ  und  operativ  oder  nur  operativ 
203  Fälle  behandelt. 

Von  34  konservativ  behandelten  Fällen  (Injektionen  von  10 ®/o  Jodo- 
formglyzerin  in  achttägigem  Intervalle  und   Fixation  in  Streckstellung)  war 


Sater,  YerletzongeD  und  ohirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität         1221 

21  mal  Nachricht  zn  bekommen.  Gestorben  waren  6,  von  den  15  Überlebenden 
hatten  9  ein  bewegliches  Gelenk  (davon  3  noch  Schmerzen),  2  hatten  ein  in 
Streckstellung  versteiftes  Gelenk,  die  4  anderen  eine  Flexionskontraktar.  In 
2  Fällen  war  eine  Verlängerung  des  kranken  Beines  eingetreten.  Es  sind 
also  60%  gute  und  58,8  ^/o  schlechte  Resultate  bei  der  konservativen  Be- 
handlung zu  konstatieren. 

Operative  Fälle:  8mal  wurde  die  Arthrektomie  gemacht,  ohne 
dass  ein  bewegliches  Gelenk  erzielt  worden  wäre ;  grosse  Neigung  zur  Flexions- 
kontraktur  ist  vorhanden.  Ein  Fall  ist  in  Streckstelluug  versteift,  es  wurde 
hier  eine  Sehnentransplantation  gemacht. 

Die  primäre  Amputation  wurde  in  18  Fällen  gemacht;  erstens  bei 
allen  Patienten,  die  das  50.  Altersjahr  äberschritten  hatten  und  in  einigen 
ganz  schweren  Fällen,  nahe  diesem  Alter  und  in  Fällen  multipler  Tuber- 
kulose. 

In  sechs  Fällen  wurde  die  sekundäre  Amputation  gemacht  wegen 
Rezidivs. 

Die  Resektion  wurde  in  177  Fällen  gemacht,  in  neuerer  Zeit  kon- 
sequent unter  Rückenmarksanästhesie  mit  Stovain.  Schnittführung  nach  Tex  tor, 
sofortige  Eröffnung  des  Gelenkes,  Exstirpation  der  Patella  und  des  oberen 
Rezesses,  Resektion  der  Knochen,  Exstirpation  der  Kapsel.  Sorgfältigste  Blut- 
stillung. Hautnaht,  womöglich  ohne  Drainage.  Gipsverband.  In  manchen 
Fällen  traten  die  Operierten  14  Tage  nach  der  Resektion  aus  der  Klinik  aus. 

Von  den  mit  Resektion  behandelten  Kranken  waren  86  jünger  als  15 
Jahre.  —  Es  starben  4  Patienten  an  anderweitiger  Tuberkulose  (miliarer) 
bald  nach  der  Operation,  6  Fälle  wurden  sekundär  amputiert.  Von  den  167 
Entlassenen  waren  123  primär  geheilt;  bei  37  waren  Fistelauskratzungen 
nötig,  bei  7  waren  sekundäre  Resektionen  wegen  Knochenrezidiv  nötig.    Also : 

85,880/0  Heilungen, 
7,92^/0  Besserungen, 
3,950/0  Nachoperationen, 
2,250/0  Todesfälle. 

Von  124   der  Operierten  waren  Nachrichten   über  den  Dauererfolg  er- 
hältlich.    7  waren  gestorben. 
Mit  Fistel  geheilt  2  Fälle. 

Flexionsstellung  leichten  Grades  haben  3  von  den  jenseits  des  15.  Le- 
bensjahres Resezierten;   alle  anderen  mit  Flexionsstellung  sind  unterhalb  des 
13.  Lebensjahres  operiert  (18  Fälle).    37  Fälle  (von  den  vor  dem  13.  Lebens- 
jahre operierten)  haben  ein  Bein  in  Streckstellung. 
Also : 

gerade  53,7  0/0, 

massig  krumm  33,3^/0, 

sehr  krumm  12,9  0/0. 

Die  guten  Resultate  in  bezug  auf  Stellung  bei  Kindern  wurden  durch 
die  Verordnung  von  Bandagen  erzielt,  da  nur  dadurch  die  Flexion  ver- 
mieden wird. 

Die  Verkürzung  betrug  im  Mittel  2,7  cm  (Maximum  15  cm).  Verkür- 
zungen bis  zu  5  cm  sind  irrelevant  und  werden  durch  Beckensenkung  kom- 
pensiert. 6—7  cm  kamen  in  6,83  7o  der  Fälle  zur  Beobachtung  und  10  bis 
15  cm  in  0,85  «/o. 


1222  Jahresbericht  für  Ghimrgie*    IL  Teil. 

Thomson  (43)  bespricht  die  Methoden  der  Behandlung  der  Knie^e- 
lenkstuberkulose  in  historischer  und  kritischer  Weise.  Er  verwirft  die  In- 
jektionsmethode, die  in  Deutschland  Anhänger  hat,  aber  in  England  wenig 
Erfolg  gab.  Er  verwirft  die  ^.Erasion^  (Arthrektomie),  die  ein  bewegliches 
Gelenk  erzielen  will,  aber  nach  seiner  Ansicht  unbefriedigende  Resultate  er- 
gibt, einesteils,  weil  es  oft  nicht  gelingt,  sicher  alles  Kranke  zu  entfernen, 
andererseits,  weil  der  gewünschte  Erfolg  eines  beweglichen  und  gut  funktio- 
nierenden Gelenkes  oft  nicht  erreicht  wird  und  empfiehlt  die  „Exzision^,  die 
Gelenkresektion,  als  kürzeste  und  sicherste  Methode,  da  sie  alles  Krankhafte 
zu  entfernen  gestattet  und  ein  solides,  funktionstüchtiges  Bein  liefert.  Die 
Amjjutation  bleibt  für  hofifnungslose  Fälle  reserviert. 

Frank  (27)  weist  in  einem  Bericht  über  drei  Fälle  von  Kniegelenks- 
tuberkulose auf  seine  individualisierende  Behandlung  hin.  In  einem  Falle 
wurde  die  Heilung  durch  Jodoforminjektionen  erzielt,  in  einem  zweiten  Falle 
durch  partielle  Resektion  (ein  Condylus  femoris  und  die  Tuberositas  tibiae) 
und  in  einem  dritten  durch  Totalresektion. 

Walt  her  (45)  berichtet  über  einen  24  jährigen  Mann  mit  Tuberkulose 
beider  Kniegelenke.  Auf  der  einen  Seite  war  die  Tuberkulose  mit  recht- 
winkeliger Ankylose  ausgeheilt;  hier  musste  die  orthopädische  Resektion  ge- 
macht werden.  Auf  der  anderen  Seite  bestand  ein  virulenter  Tumor  albus. 
Dieser  wurde  durch  Immobilisieren  und  sklerogenen  Injektionen  (10  ®/o  Chlor- 
zinklösung) geheilt,  und  zwar  mit  Beweglichkeit.  Walther  glaubt  aus  dieser 
Beobachtung  die  Chlorzinkinjektionen  der  Resektion  gegenüber  aufs  wärmste 
empfehlen  zu  können. 

Vuillemin  (44)  empfiehlt  an  Hand  von  drei  Erfahrungen  mit  Lanne- 
longu eschen  sklerogenen  Injektionen,  tropfenweise,  von  10®/o  Chlorzink  in 
die  Umgebung  des  Gelenkes,  kombiniert  mit  intraartikulären  Injektionen  von 
Jodoform.  Die  Heilungsdauer  betrug  ca.  ^h  Jahr,  die  Funktion  war  eine 
gute.  Die  Jodoformeinspritzung  wird  der  Cblorzinkeinspritzung  vorausgeschickt, 
letztere  wird  2 — 3  mal  in  Narkose,  weil  sehr  schmerzhaft,  wiederholt.  Nach 
der  Injektion  Gipsverband,  aber  Faradisation  und  Massage  der  Muskeln  und 
vor  allem  allgemeine  roborierende  Behandlung. 

Auswaschungen  des  Kniegelenkes  bei  der  akuten  gonorrhoischen  Knie- 
gelenksentzündung empfiehlt  Gaillard  (28)  nach  Erfahrungen  an  10  Fällen. 
Er  braucht  eine  Lösung  von  1 :  4000  und  wiederholt  die  Punktion  und  Aus- 
waschung eventuell  mehrere  Male.  Die  Behandlungsdauer  betrug  4  Wochen 
bis  4  Monate;  in  keinem  Falle  kam  es  zur  Ankylose.  Der  Erguss  war  serös- 
eiterig bis  rein  eiterig.  Die  monoartikulären  Aifektionen  sind  dabei  die 
schwereren,  als  die  polyartikulären. 

Mit  Röntgenbestrahlung  hat  Gregor  (32)  eine  Kniegelenkstuberkulose 
bei  einem  17  jährigen  Manne  gebeilt.  Es  waren  11  Sitzungen  nötig  und  das 
Kniegelenk  wurde  völlig  normal.    Die  Heilung  besteht  seit  V*  Jahren. 

Kirmisson  (35)  berichtet  über  ein  Genu  recurvatum  bei  einem 
14jährigen  Knaben  als  Folge  einer  chronischen  Arthritis  '  des  Kniegelenb. 
Die  Difformität  ist  selten  als  Folge  dieser  Ätiologie.  Bei  dem  betr.  Kranken 
bestand  seit  Jahren  eine  Entzündung  im  Kniegelenk,  die  mehr  als  ein  Jahr 
lang  mit  Gipsverbänden  war  behandelt  worden.  —  Das  Bein  war  durch  die 
Krümmung  um  2  cm  in  der  reellen  Länge  verkürzt  und  war  im  Kniegelenk 
versteift.  Radiographisch  findet  sich  eine  Subluxation  der  Tibia  nach  hinten. 
Die  Tibia  artikuliert  nur   mit  dem   vorderen  Teil  der  Gelenkfläche  mit  dem 


Sater,  Verletzaiigen  and  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität         1223 

Femar  und  die  Achsen  der  zwei  Knochen  bilden  so  einen  nach  vorne  offenen 
Winkel.  —  In  Narkose  findet  man  eine  fibröse  Versteifung  des  Kniegelenks, 
die  nicht  nachgiebt,  weil  der  Femur  so  weich  und  biegsam  ist,  dass  der 
Knochen  selbst  vor  dem  Gelenke  durch  die  Repositionsmanöver  gefährdet 
wird.  Therapeutisch  wird  die  Streckung  und  Fixation  des  Gelenkes  ver- 
sucht; genügt  das  nicht,  so  ist  die  orthopädische  Resektion  am  Platze. 

Wittek  (47)  berichtet  über  die  Methoden,  die  an  der  Grazer  chirur- 
gischen Klinik  zur  Therapie  der  seitlichen  Kniegelenksverkrümmungen  benutzt 
werden.  Der  Epiphyseolyse  wird  der  Vorwurf  gemacht,  dass  sie  durch  die 
Dislokation  der  Fragmente  Wachstumsstörungen  schafft.  Deshalb  wird  von 
Hacker  die  Osteotomie  gemacht.  Um  die  nach  der  Osteotomie  häufig  sich 
einstellende  unschöne  Bajonettstellung  zu  vermeiden  macht  Wittek  die 
Osteotomie  bogenförmig  mit  der  Giglischen  Säge,  die  er  in  einem  Führungs- 
instmmente  arbeiten  lässt.  Diese  Methode  ist  theoretisch  gut;  und  gelang 
auch  in  einem  Falle,  oft  aber  missrät  sie,  weil  sie  technisch  nicht  gut  aus- 
führbar ist.  Deshalb  ist  die  lineare  Osteotomie  vorzuziehen.  Diese  wird 
von  der  Innenseite  aus  vorgenommen  und  so  gelegt,  dass  die  Trennungslinie 
des  Femur  suprakondylär  von  der  Beugeseite  distal  nach  der  Streckseite 
proximal  verläuft  und  mit  der  Längsachse  des  Knochens  einen  Winkel  von 
ca.  40®  einschliesst.  —  Nach  der  Osteotomie  wird  eine  Extension  angelegt, 
auch  mit  korrigierendem  Zuge  an  der  Osteotomiestelle.  Die  Extension  liegt 
3 — 4  Wochen ,  dann  wird  ein  Gipsverband  mit  beweglichem  Knie  getragen 
und  in  8 — 10  Wochen  ist  die  Heilung  erreicht.  —  Ist  die  Tibia  verkrümmt, 
so  wird  diese  durchmeisselt,  auch  schräge  und  die  Nachbehandlung  in 
gleicherweise  gemacht.  —  In  11  Fällen  gab  die  Methode  —  schräge  Osteo- 
tomie und  Extensionsverband  —  ein  gutes  Resultat. 

Zu  ganz  ähnlichen  therapeutischen  Ansichten  beim  Genu  valgum 
adolescentium  haben  auch  die  Erfahrungen  der  Königsberger  chirurgischen 
Klinik  (Prof.  Garre)  geführt.  Paetzold  (39)  referiert  über  22  Fälle,  die 
operativ  behandelt  wurden  und  aus  deren  Nachuntersuchung  folgendes  her- 
vorgeht: Die  Osteotomie  mit  Hammer  und  Meissel  ist  einstweilen  immer 
noch  die  sicherste,  einfachste  und  rationellste  Behandlungsmethode.  Die 
Hauptsache  dabei  ist,  dass  man  röntgenographisch  feststellt,  ob  die  Tibia 
oder  der  Femur  verkrümmt  ist  und  eine  horizontale  Kniegelenksfläche  her- 
stellt oder  erhält.  Sind  beide  Knochen  verkrümmt,  so  wird  bei  geringen 
Graden  die  Operation  an  der  Tibia  vorgezogen,  in  hochgradigen  Fällen  soll 
man  zweizeitig  beide  Knochen  osteotomieren.  —  Hauptsache  ist,  eine  gerade 
verlaufende  Gelenkspalte  zu  erhalten. 

Bernabeo  (19a)  berichtet  über  sein  neues  Operationsverfahren  zur  Be- 
handlung des  Genu  valgum.  Er  erwähnt,  diese  seine  Arbeit  auf  der  Acca- 
demia  medico-scientifica  zu  Neapel  mitgeteilt  zu  haben.  Wenn  er  heute  diese 
Arbeit  auf  den  chirurgischen  Kongress  bringt,  so  geschieht  es  deshalb,  weil 
er  durch  bedeutende  Vermehrung  seiner  Kasuistik  sich  von  der  Güte  und 
absoluten  Sicherheit  seiner  Methode  überzeugt  hat,  von  der  er  unter  Hervor- 
hebung der  Leichtigkeit  und  Einfachheit  der  Operation  eine  detaillierte  Be- 
schreibung gibt.  Der  Operation  ist  ein  anatomisches  Studium  vorausgegangen, 
zum  Zwecke  der  Feststellung  der  Entfernung  zwischen  Arteria  poplitea  und 
dem  Planum  popliteum.  ßed.  hat  gefunden,  dass  die  Arteria  poplitea  VI2  cm 
von  dem  Femur  abliegt,  woher  die  Sicherheit  der  Operation. 


1224  Jahresberiobt  für  Chinii^e.    IL  Teil. 

Red.  hat  sich  die  Frage  vorgelegt,  ob  es  wirklich  nötig  sei,  für  die 
gnte  Reduktion  eines  Gliedes  einen  Raum  im  Innern  der  Läsion  durch  Kon- 
densierung  des  Knochens  zu  erhalten,  wie  man  ihn  bei  der  Methode  Mac 
Ewen  mittelst  des  Meisseis  erzielt.  Er  weist  nach,  dass  es  nicht  notwendig 
ist  und  die  Tatsachen  der  von  ihm  erzielten  guten  und  glücklichen  Heilungen 
beweisen  es.  Bis  jetzt  hat  er  15  Fälle:  bei  sämtlichen  sind  die  Resultate 
vorzügliche  gewesen.  R.  Giani. 

Auf  dem  im  September  1902  in  Mantua  abgehaltenen  zehnten  inter- 
provinziellen Sanitätskongress  Oberitaliens  wurde  eine  Untersuchung  F och es- 
sati  (26a)  über  die  operative  Behandlung  des  Genn  valgum  mitgeteilt,  wobei 
unter  dieser  Bezeichnung  die  rachitische  Form  der  Kindheit  und  die  andere 
Varietät  zusammengefasst  sind,  die  man  unter  dem  Namen  Genn  valgum 
staticum  seu  adolescentium  versteht.  Ohne  einen  eigentlichen  Vergleich 
zwischen  den  drei  hauptsächlichen  operativen  Korrektionsmethoden,  die  ange- 
wandt werden,  anstellen  zu  wollen,  hat  er  sich  zunächst  vorgenommen,  mit 
Hilfe  der  Radiographie  die  Läsionen  zu  studieren,  welche  durch  das  Operations- 
trauma verursacht  werden.     Dieses  Studium  unfasst: 

a)  Eine  Reihe  von  81  Operationen  von  Genu  valgum,  vervollständigt 
durch  die  objektive  Untersuchung  der  Region  vor  der  Operation  und  mit  der 
Indikation  des  mit  einer  der  oben  erwähnten  Behandlungsmethoden  aasge- 
führten Operationsaktes. 

b)  Den  radiographischen  Befund  vor  und  nach  dem  Operationsakt  mit 
entsprechenden  in  einem  angefügten  Album  gesammelten  Radiogrammen. 

c)  Eine  zweite  Reihe  von  Untersuchungen  an  60  Patienten,  die  mit 
gewaltsamer  manueller  Reduktion  vom  Jahre  1890  bis  1896  inklusive  operiert 
wurden,  angestellt  zu  dem  Zwecke,  ein  Urteil  über  das  operative  Dauerresulat 
zu  gewinnen. 

d)  Schliesslich  eine  Reihe  von  Radiogrammen,  die  an  verschiedenen  Pa- 
tienten in  einer  Entfernung  von  mehreren  Monaten  von  dem  Operationsakte 
aufgenommen  wurden,  um  den  eumorphen  Zustand  des  Gelenkes  und  der  Dia- 
physe  zu  konstatieren.  Die  oben  angeführten  Beobachtungen  fahrten  ihn  zn 
dem  Schlüsse: 

1.  Dass  bei  den  rachitischen  Genua  valga  der  Kindheit  die  gewaltsame 
manuelle  Reduktion  zur  Korrektion  der  Deformität  führt  mit  guten  funktio- 
nellen Resultaten  und  zwar  infolge  einer  korrigierenden  Modifikation  der 
Diaphysenkurven ;  durch  eine  partielle  Loslösung,  welche  an  der  Aussenseite 
der  Epiphysenlinie  erfolgt,  schliesslich  durch  Fraktur  (zumeist  Infraktion), 
welche  die  Femoraldiaphyse  interessiert.  Aus  dem  Vergleich  mit  den  durch 
Verwendung  des  instrumentellen  Osteoklastes  erhaltenen  postoperativen  Be- 
sultaten  ergeben  sich  keine  eigentlichen  Gründe  für  die  Bevorzugung  der 
Osteoklasten. 

2.  Beim  Genu  valgum  des  jugendlichen  Alters  ist  die  gewaltsame  manuelle 
Reduktion  die  Methode  der  Wahl. 

Dieselbe  bedingt  die  Korrektion  an  der  Stelle,  wo  die  Deformität  ihren 
Sitz  hat; 

1.  Infolge  einer  teil  weisen  Loslösung  der  Epiphyse,  welche  fast  kon- 
stant erfolgt. 

2.  In  einigen  Fällen  erhält  man  neue  suprakondyloideale  Fraktur  genau 
mit  dem  Aussehen  der  durch  die  Osteomie  erzielten  Trennung  des  Knochens. 


Sater,  Verletzangen  und  cbirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremitftt.         1225 

Auf  den  jüngsten  Kongressen  der  orthopädischen  Chirurgie  schlug 
Heiner  vor,  der  Operation  der  gewaltsamen  manuellen  Reduktion  eine  In- 
zision,  entsprechend  dem  äusseren  Kondyl,  voraufgehen  zu  lassen,  die  derart 
^auszuführen  wäre,  dass  das  Periost  inzidiert  würde  und  man  mit  dem  Messer 
bis  zur  interphysären  Linie  des  Femur  gelangte.  Die  zu  dem  Zwecke  den 
speziellen  Widerstand  zu  hezeitigen,  den  das  Periost  bei  rachitischen  Indi- 
viduen bietet,  und  die  Korrektion  der  Deformität  ohne  Frakturen,  mit  der 
blossen  partiellen  Ablösung  der  Epiphyse  zu  erzielen.  Es  ist  dies  eine  lobens- 
werte Vervollkommnung  der  Operationstechnik,  die  bei  den  Korrektionen  der 
rachitischen  Genua  valga  der  Kindheit  in  Anwendung  zu  bringen  ist;  obschon 
die  Radiographien,  welche  bei  vielen  meiner  ohne  Epiphysiolyse  operierten 
Patienten  in  längerem  Abstände  nach  der  Operation  aufgenommen  worden 
sind,  keine  Störungen  in  der  Wachstumsfunktion  des  Knochens  zeigen,  wie 
noch  heute  die  deutschen  Autoren  behaupten.  Beim  Genu  valgum  des  jugend- 
lichen Alters  ist  die  Reiner  sehe  Epiphysiolyse  überflüssig.  Hier  erfolgt  fast 
stets  Epiphysenablösung  und  es  besteht  hier  nicht  jene  spezielle  Resistenz  des 
Periosts,  welche  dem  kindlichen  Rachitismus  eigen  ist.  R.  Giani. 

Roland  (42)  hat  eine  grosse  Anzahl  von  tuberkulösen  Gonitiden  auf 
das  Vorhandensein  von  seitlichen  Deformitäten  und  Wachstumsstörungen 
untersucht.  In  20 Vo  der  Fälle  findet  sich  ein  Genu  valgum,  das  entweder 
primär  durch  Hypertrophie  des  Condylus  internus  bedingt  ist,  oder  sekundär 
durch  lange  Dauer  des  Prozesses.  Die  letztere  Art  ist  Folge  von  unzweck- 
mässiger oder  zu  viel  Behandlung  speziell  von  unzweckmässigem  Redressement 
und  meist  mit  anderen  Stellungsanomalien  kombiniert.  Die  knöchernen  Ver- 
änderungen entstehen  aus  der  Beugekontraktur,  es  nimmt  durch  Redression 
oder  den  Gehakt  zu.  —  In  */»  der  Fälle  findet  im  Anfang  der  Erkrankung 
«ine  Verlängerung  der  Extremität  statt;  bei  den  anderen  Fällen  ist  das 
Bein  meist  verkürzt,  selten  gleich  lang  wie  das  andere.  Diese  Veränderungen 
entstehen  durch  Reizung  der  Epiphysenlinie  besonders  des  Oberschenkels.  — 
In  einzelnen  Fällen  beobachtete  Roland  auch  Verkürzung  des  Fusses. 

Gapuano  (21a)  berichtet  die  Krankengeschichte  eines  infolge  voraus- 
gegangener tuberkulöser  Arthritis  mit  eckiger  Ankylose  des  linken 
Knies  behafteten  Burschen,  der  von  ihm  nach  der  von  Gordon  Buk  modi- 
fizierten Methode  der  Osteotomie  von  Rhia  Barton  behandelt  wurde.  Im 
Anschluss  an  diesen  Fall  bespricht  er  die  pathologische  Anatomie  und  Patho- 
genese der  Gelenkankylosen  und  die  verschiedenen  blutigen  und  unblntigen 
von  den  Chirurgen  erdachten  Behandlungsmethoden,  indem  er  sich  selbst 
für  einen  Parteigänger  der  Methode  von  Gordon  Buk  erklärt. 

R.  Giani. 

c)  Des  Fussgelenkes. 

48.  Hofmaon,  Ursachen  und  bedeatung  der  Stellung  des  Fusses  in  Pro-  oder  Supination 
bei  fungOser  Erkrankung  des  unteren  Sprunggelenkes.     Brans  ßeitr.  46.  Bd. 

49.  Stieb,  Zur  Anatomie  der  Fussgelenkstuberkulose  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Resektion.    Bruns  Beitr.  45.  Bd.  p.  587. 

Nach  der  geläufigen  Erklärung  nimmt  bei  Erkrankung  eines  Gelenkes 
die  Extremität  eine  ganz  bestimmte  Stellung  ein,  weil  bei  Ansammlung  von 
Flüssigkeit  in  der  Gelenkhöhle  so  am  meisten  Raum  entsteht  und  weil  der 
Kranke  die  Tendenz  hat,  sein  Gelenk  in  eine  Stellung  zu  bringen,  in  der 
die  Kapsel  am  meisten  erschlafft  ist,  die  Schmerzen  also  die  geringsten  sind. 


1226  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

In  einer  Reihe  von  Fällen  mit  Fungas  in  den  unteren  Sprunggelenken 
(Articulatio  talo-calcanea  und  talo-naviculare)  die  Hof  mann  (48)  beobachtete^ 
stand  nun  aber  der  Fuss  bald  in  Pronation  und  Abduktion  und  bald  in 
Supination  und  Abduktion  fixiert.  Es  ergab  sich  nun  durch  die  klinische 
und  pathologisch  anatomische  Beobachtung,  dass  Pronations-Abduktionsstellung 
bei  Erkrankung  der  Articulatio  talo-navicularis  und  bei  Fixierung  in  Supi- 
nation-Adduktion  eine  fungöse  Zerstörung  der  Articulatio  talo-calcanea  vorlag» 
Bestand  keine  typische  Stellung,  so  war  die  Erkrankung  eine  leichte:  es 
war  keine  Ansammlung  von  Eiter  oder  Fungus  in  den  betreffenden  Gelenken 
oder  Zerstörung  des  Knochens  vorhanden.  —  Experimentelle  Anfüllnng  der 
betreffenden  Gelenke  mit  einer  Injektionsmasse  gaben  die  Übereinstimmung 
der  resultierenden  Stellung  mit  der  bei  Erkrankung  des  Gelenks  beobachteten. 
Das  Studium  des  Baues  der  Gelenke  und  des  Kapsel-  und  Bandapparates 
gibt  die  Erklärung,  warum  bei  den  Versuchen  und  bei  der  Erkrankung  diese 
Stellung  zustande  kommen  muss.  —  Die  erwähnten  fixierten  Stellungen  sind 
also  von  grosser  diagnostischer  Bedeutung  und  lassen  auf  ausgedehnte  Zer- 
störung des  Gelenkes  schliessen.  Das  Fehlen  der  fixierten  Stellung  liis^t 
aber  eine  Erkrankung  des  Gelenkes  ohne  Beteiligung  der  Gelenkkörper  und 
ohne  Ansammlung  von  Eiter  und  Granulationsmassen  in  der  Gelenkhühle 
nicht  sicher  ausschliessen. 

Stich  (49)  berichtet  über  88  Fälle  von  Fussgelenkstuberkulose  aus 
der  Garreschen  Klinik.  Die  Fussgelenkstuberkulose  bevorzugt  den  wachsen- 
den Knochen,  da  81,2  7o  der  Fälle  vor  dem  15.  Jahre  erkrankten.  Die 
Heredität  spielt  eine  geringe  Rolle,  bedeutungsvoller  ist  die  Rolle  anderer 
tuberkulöser  Herde  im  Körper  und  das  Trauma  (Distorsion),  das  in  ^3  der 
Fälle  vorausgegangen  war.  —  Häufig,  entsprechend  der  Anatomie  der  Ge- 
lenke, beteiligten  sich  mehrere  Gelenke  oder  Knochen  an  der  Erkrankung.  Am 
häufigsten  (88  7«)  war  das  obere  Sprunggelenk  erkrankt  in  45%  allein.  Das 
hintere  Sprung-Fersenbeingelenk  war  in  35%  erkrankt,  das  Sprung-Kahn- 
beingelenk in  29%.  Die  ossalen  Erkrankungen  fanden  sich  in  70— 75^o, 
die  synovialen  in  den  übrigen  Fällen.  Die  Knochenherde  sassen  am  häufigsten 
in  der  Talusrolle.  6  mal  war  nur  der  Knochen  und  kein  Gelenk  erkrankt. 
Die  Knochen  waren  meist  erweicht,  die  Knorpel  selten  intakt.  In  mehr  als 
der  Hälfte  der  Fälle  fand  sich  ein  eitriger  Erguss  im  Gelenk,  in  ^U  peri- 
artikuläre  Abszesse  in  mehr  als  der  Hälfte  der  Fälle  Fisteln.  Sehnenscheiden 
waren  bei  Vs  miterkrankt. 

Die  Behandlung  war  15  mal  konservativ  mit  8  vorzüglichen,  4  guten, 
2  mittelmässigen  und  1  ungenügenden  Resultat.  —  49  anfangs  konservativ 
behandelte  Fälle  wurden  später  operiert.  Im  ganzen  wurden  73  Fälle 
operiert:  14 mal  wurde  excidiert,  mit  6  vorzüglichen,  2  guten  und  1  unge- 
nügenden Resultat  und  4  Todesfällen.  50mal  wurde  reseziert:  11  vorzüg- 
liche, 10  gute,  7  mittelmässige,  3  ungenügende  Resultate,  6  Todesfälle. 
11  mal  wurde  amputiert  oder  exartikuliert,  9  primäre,  2  sekundäre.  7  Fälle 
wurden  geheilt,  3  starben,  1  bekam  eine  Coxitis. 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirorg.  Erkrankungen  der  WirbeUftule  etc.  1227 


XXIV. 


Die  Verletzungen  und  ehirurgisehen  Erkrankungen  der 

Wirbelsäule  und  des  Rückenmarks. 


Referent:  A.  Hoflfa,  Berlin. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Frakturen,  Luxationen  und  sonstige  Verletzungen  der  Wirbelsäule. 

1.  Bickham,  Technique  of  exposure  of  the  spinal  cord  and  canal;  osteoplastic  resection 
and  laminectomy.     AnnaJs  of  surgery  1905.  Nr.  3. 

2.  Barell,  H.  L.,  Fracture  of  the  spine.     Annais  of  surgery  1905.  Oct. 

3.  Constantinesca,  Traumatische  Fraktur  der  Wirbelsäule.  Operation.  Genesung. 
Rivista  de  Chirurgie  1905.  Nr.  5. 

3a. —  und  N.  Athanasescu,  Betrachtungen  über  die  Frakturen  der  Wirbelsäule,  nament- 
lich mit  Bezug  auf  einen  Fall.     Spitalul  1905.  Nr.  13. 

4.  Croce,  Über  Wirbelfrakturen.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  11. 

5.  Fanquelle,  Andrö,  De  la  dimioution  de  la  distance  stemo-cricoidienne  comme  eigne 
d'affaisement  de  la  colonne  cervicale.    Revue  de  Chirurgie  1903.  Nr.  6. 

6.  Federmann,  Über  einen  Fall  von  Schuss  Verletzung  der  Brust  Wirbelsäule  mit  Brown- 
S  ö  q  u  a  rd  scher  Halbseitenläsion  und  K 1  u  m  p  k  e  scher  Lähmung.  Deutsche  med.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  43. 

7.  Fowler,  Georg  Reyerson,  A  case  of  suture  of  the  spinal  cord  following  a  gunshot 
injury  involving  complete  severance  of  the  structure.     Annais  of  surgery  1905.  Oct. 

8.  *Kelly,  A.  James,  Dislocations  forward  of  the  Atlas,  with  fractures  of  the  odon- 
toid  process  of  the  Axis.     Annais  of  surgery  1905. 

9.  *Maio,  Fracture  of  the  fii'st  cervical  vertebra.    Lancet  1905.  Nov.  25.  p.  1545. 

10.  Munro,  Laminektomie.  Vortrag  auf  der  55.  Jahresvers,  der  Amer.  med.  Ass.  Journ. 
of  the  Amer.  med.  Assoc.  1904.  Oct.  22. 

11.  *Myers,  Injury  of  the  cervical  vertebrae.    Med.  News  1905.  August  12.  309. 

12.  *Pegram,  John  C,  Penetrating  bullet  wound  of  Abdomen  passing  througfa  the  spieen, 
stomak,  vertebra  and  spinal  cord  Laminectomy  and  remouval  of  bullet  from  spinal 
cord  recovery.    Annais  of  surgery  1905.  July. 

13.  Romm,  Ein  Fall  von  Atlasluxation  mit  Abbruch  des  Zahn fortsatzes  des  Epistropheus. 
Bruns  Beiträge  zur  klin.  Chir.  Bd.  XLVII.  Heft  3. 

14.  Steinmann,  Beitrag  zur  Totnlluxation  der  unteren  Hals  Wirbelsäule.  Arch.  fflr  klin« 
Chirurgie.  Bd.  78.  Heft  4. 

Die  244  Fälle  von  Wirbel  Irak  tur,  welche  Burrell  (2)  bespricht,  kamen 
in  den  Jahren  1864 — 1904  zur  Beobachtung.  Die  Perioden  1864 — 1887  und 
1887—1900  ergaben  eine  Mortalität  von  je  78  »/o.  Die  Periode  von  1900  bis 
1904  eine  solche  von  37,5  "/o.  Das  günstige  Resultat  der  letzten  Periode  be-* 
ruht  darauf,  dass  in  diesem  Zeitabschnitt  auch  Frakturen  ohne  paralytische 
Symptome  mitgerechnet  wurden.  Die  wichtige  Frage,  ob  ein  Rückenmark 
bei  der  Verletzung  dauernd  zerstört  ist,  lässt  sich  nur  durch  die  Zeitunter- 
schiede, in  denen  die  Zerquetschungssymptome,  schlaflFe  Lähmung,  Anästhesie, 
Reflexverlust,  Retention,  Priapismus  uud  Tympanie  sich  als  dauernde  erweisen 
oder  nicht.     Abwartende  Behandlung  ist  nur  bei  Frakturen  ohne   Rücken- 


1228  Jahresbericht  fttr  Chimrgie.    IL  Teil. 

marksymptome  gerechtfertigt.  Bei  allen  anderen  ist  mit  grosser  ^'orsicht 
unblutige  Reduktion  und  Fixation  zu  versuchen  und  nach  Fehlscblag  sofort 
zur  Laminektomie  zu  schreiten,  es  sei  denn,  dass  Shock  eine  bestimmte  Kontra- 
indikation bietet.  Maass  (New-Tork). 

Croce  (4)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Wirbelfrakturen,  in  denen  das 
Röntgenbild  allein  die  Entscheidung  brachte,  ob  wirklich  eine  Verletzung  vor- 
lag oder  nicht 

In  dem  einen  Falle  handelte  es  sich  um  einen  schrägen  Bruch  durcii 
den  vierten  Halswirbelkörper  mit  Senkung  der  rechten  Bruchhälfte  nach  unten 
vom.  Die  Wirbelsäule  ist  nach  rechts  zusammengesunken,  an  der  linken 
Seite  haben  sich  die  Wirbel  weiter  als  normal  voneinander  entfernt.  Im  Zu- 
sammenhang mit  der  Verletzung  stehen  auch  die  sonstigen  Beschwerden  der 
Patientin,  da  dieselbe  offenbar  durch  das  Trauma  auch  eine  schwere  Schä- 
digung der  nervösen  Elemente  erlitten  hat.  Der  Fall  betraf  eine  28jährige 
Dienstmagd,  die  von  einem  voUbeUidenen  Heuwagen  abgestürzt  war. 

Der  zweite  Fall  betraf  einen  26jährigen  Patienten,  der  einen  Schlag 
mit  einer  Wagendeichsel  seitlich  gegen  den  linken  Trochanter  zu  bekam.  Das 
Röntgenbild  stellte  eine  Verletzung  fest,  die  gar  nicht  im  Verhältnis  stand 
zu  der  Geringfügigkeit  des  Traumas:  eine  Fraktur  des  letzten  Lendenwirbels 
in  seinem  hinteren  Bogen.  Verf.  mahnt  daher,  in  allen  verdächtigen  Fällen 
nicht  nur  ein  Röntgenbild  anzufertigen,  sondern  eine  ganze  Reihe  von  Röntgen- 
bildern zu  machen,  bis  man  vollkommene  Klarheit  gewinnen  kann. 

Der  Kranke  Constantinescus(3)  fiel  von  einem  2^12  m  hohen  Baume 
auf  einen  Balken,  er  konnte  aufstehen  und  fahren.  Fraktur  der  Wirbelsäule 
im  Niveau  des  dritten  Lumbalwirbels,  3  cm  breite  und  lange  Geschwulst. 
Öffnung  derselben,  es  entleerten  sich  Blutkoagula.  Mit  dem  Finger  fühlt  man 
die  MeduUa  und  die  unteren  Extremitäten  reagieren  bei  dieser  Palpation. 
Durch  zwei  Silberdrahtnähte  durch  den  Vertebralbogen  des  zweiten  und 
vierten  Lumbalwirbels  gleicht  man  aus  und  reduziert  die  Wirbelsäule.  Nach 
drei  Tagen  fühlt  sich  der  Kranke  so  gut,  dass  er  das  Spital  verlässt. 

Stoianoff  (Varna). 

Constantinescu  und  Athanasescu  (3a)  sprachen  die  Ansicht  aus, 
dass  man  mit  Rücksicht  auf  die   guten  Erfolge,   die   man   bei  Patienten  mit 
Frakturen  der  Wirbelsäule   erzielen  kann,  nicht    die  Patienten   wochenlang 
ohne  jeden  Eingriff  in  Schienenverbänden  liegen  lassen  soll,  sondern,  dass  man 
frühzeitig  operativ  eingreife,  bevor  noch  sekundäre  Veränderungen  des  Rücken- 
markes zur  Entwickelung  gekommen  sind.     In   einem  Falle   den  Verf.  selbst 
beobachtet  und  operiert  hat,  hatte  es  sich  um  einen  20  jährigen  jungen  Mann 
gehandelt,    der  von   einem   hohen  Baume   auf  die  linke  Seite  herabgestürzt 
war.     Die  Symptome  deuteten  auf  eine  Verletzung  im  Bereiche  der  Lenden- 
wirbelsäule.   Die  Operation  ergab  zunächst  ein  grosses  subkutanes  Hämatom, 
dann  aber  eine  Kontinuitätstrennang  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Lenden- 
wirbel, in  welche  man  bequem  den  Mittel-  und  Zeigefinger  hineinlegen  konnte. 
Die   Entfernung    zwischen  den    Dornfortsätzen   dieser   beiden  Wirbel  betrug 
5  cm.     Das  Rückenmark  war  unversehrt,   aber  stark  gedehnt  und  vorn  von 
einem  Wirbelrand  gedrückt.    Blutgerinnsel  und  einige  Knochensplitter  wurden 
entfernt,  die  Wirbelsäule  in  die  richtige  Lage  gebracht  und  die  beiden  Wirbel 
durch    einen   um   die  Dornfortsätze  geschlungenen   Faden   einander  genähert 
und   in   dieser   Lage    festgehalten.     Fixation    in  Bonn  et  scher   Schiene.    In 


Hoffa,  Verletzangen  und  chirurg.  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  etc.  1229 

wenigen  Tagen  schwanden  die  Drucksymptome  von  Seiten  des  Rückenmarks. 
In  zwei  Wochen  war  Patient  geheilt. 

Munro  (10)  bespricht  in  seinem  Vortrage  auf  der  55,  Jahresversamm- 
Inng  der  Americ.  med.  Assoc.  die  Erfolge,  welche  in  der  letzten  Zeit  mit 
der  Laminektomie  bei  Wirbelfrakturen  erzielt  worden  sind.  Die  Ergebnisse 
der  Operation  sind  nun  im  ganzen  günstiger  geworden,  und  es  kommt  selbst 
in  Fällen  von  chronischer  Kompression  noch  zur  Besserung  der  Erscheinungen. 
Auch  bei  vollkommener  Querschnittslähmung  bringt  die  Operation  den  armen 
Verletzten  noch  eine  gewisse  Besserung.  Diese  Ausführungen  werden  durch 
eine  Reihe  von  Krankengeschichten  belegt. 

Bickham  (1)  empfiehlt  die  osteoplastische  Methode  zur  Freilegung  des 
Riickenmarkkanals  unabhängig  von  der  ihm  scheinbar  unbekannten  ganz  ähn- 
lichen, schon  1892  von  Urban  angegebenen  und  hält  diese  Methode  für 
besser  als  die  Laminektomie.  Es  folgt  eine  ausführliche,  durch  Abbildungen 
gut  illustrierte  Beschreibung  der  beiden  Operationsmethoden.  Er  empfiehlt 
die  Durchschneidung  der  an  die  Dornfortsätze  sich  ansetzenden  breiten 
Rückenmuskeln  bei  aufwärts  strebenden  Muskelfasern  von  unten  nach  oben, 
bei  abwärtsstrebenden  in  entgegengestetzter  Richtung  vorzunehmen.  Die  Tren- 
nung der  Wirbelbögen  wird  rechtwinkelig  und  nicht  parallel  zum  Rücken- 
markkanal vorgenommen.  Bei  der  osteoplastischen  Methode  ist  noch  vor  der  Bil- 
dung des  Lappens  der  an  der  Basis  desselben  gelegene  Domfortsatz  abzutrennen, 
da  sonst  ein  Aufklappen  des  osteoplastischen  Lappens  nicht  möglich  ist.  Es 
folgen  noch  genauere  Angaben  über  die  Technik  der  Operation.  Verf.  meint, 
die  Methode  hat  vor  der  linearen  Laminektomie  folgende  Vorteile:  1.  Scho- 
nung der  Wirbel,  2.  übersichttliches  Operationsfeld,  3.  grössere  Sicherheit,  die 
Infektion  zu  verhüten  und  eine  Heilung  per  primam  herbeizuführen. 

Fas quell  (5)  hat  Untersuchungen  über  die  Entfernung  zwischen  der 
Mitte  des  Ringknorpels  und  dem  oberen  Rande  des  Sternums  der  Distantia 
sterno-cricoidea  angestellt  und  diese  Entfernung  an  100  Soldaten  gemessen. 
Die  Masse  schwankten  im  allgemeinen  zwischen  40  und  50  mm,  waren  aber 
manchmal  auch  grösser  bis  zu  60  und  kleiner  bis  zu  32  mm.  Bei  einem 
Patienten,  bei  dem  sieh  im  Anschluss  an  das  Auffallen  eines  ca.  2  Zentner 
schweren  Gegenstandes  auf  den  Kopf  eine  starke .  kyphotische  Verbiegung  der 
Wirbelsäule  im  Cervico-Dorsalteile  ausgebildet  hatte,  ohne,  dass  sich  radio- 
graphisch mit  Sicherheit  eine  Läsion  des  Halswirbels  feststellen  liess,  fand 
Fasquell  die  Entfernung  zwischen  Ringknorpel  und  Sternum  auffallend  klein 
=  15  mm.  Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  abnorme  Kleinheit  der 
Distantia  stemo-cricoidea  (unter  30  mm)  beim  Erwachsenen,  die  ein  Trauma 
erlitten  haben,  auf  Fraktur  oder  Luxation  der  Halswirbelsäule  oder  überhaupt 
auf  mit  Einsinken  der  Halswirbelsäule  einbergehenden  Veränderungen,  z.  B. 
im  Beginne  der  Kümmeischen  Krankheit  hinweise. 

Federmann  (6)  teilt  einen  Fall  von  Schussverletzung  der  Brustwirbel- 
säule mit  Brown-S6quardscher  Halbseitenläsion  und  Klumpkescher  Läh- 
mung mit.  Ein  aus  nächster  Nähe  auf  eine  kniende  Person  abgegebener  Re^ 
volverschuss  verletzt  oberflächlich  den  zweiten  Brustwirbelkörper.  Sofort  nach  der 
Verletzung  ist  eine  Lähmung  des  linken  Beines  und  des  rechten  Armes  vorhanden. 
Wenige  Wochen  später  wird  eine  Brown-S6quardsche  Halbseitenläsion  der 
unteren  Extremitäten  und  des  Rumpfes  und  gleichzeitig  eine  Klumpkesche 
Lähmung  des  rechten  Armes  festgestellt.  Die  Motilitätsstörungen  gehen  nach 
einigen  Wochen  spontan  zurück,  die  sensiblen  Störungen  sowie  Veränderungea 


1230  Jahresberiebt  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

am  rechten  Auge  bestehen  nach  zwei  Jahren  in  gleicher  Stärke.  Auf  Grund 
genauer  Erwägungen  ermittelt  Verf.,  dass  es  sich  um  eine  Blutung  gehandelt, 
die  im  dritten  Dorsalsegment  ihren  Sitz  haben  muss.  Das  Röntgenbild,  auf 
dem  man  deutlich  die  verborgene  Kugel  erkennt,  die  offenbar  von  der  Wirbel- 
säule abgeprallt  ist,  lässt  eine  leichte  Splitterfraktur  des  zweiten  Brustwirbel- 
körpers erkennen.  Ausserdem  ist  der  zweite  Brustwirbel  etwas  nach  rechts 
hin  gegen  den  dritten  Wirbelkörper  verschoben.  Verf.  weist  auf  das  inter- 
essante Zusammentreffen  der  Halbseitenläsion  mit  der  Klump k eschen  Läh- 
mung hin,  welch  letztere  Form  bekanntlich  durch  das  Bestehen  atrophischer 
Lähmung  im  Bereiche  der  Daumenballen-,  Kleinfingerballen-  und  Zwischen- 
knochenmuskeln, durch  Sensibilitätsstörungen  im  Ulnaris  resp.  Medianusgebiet 
sowie  durch  gleichzeitig  bestehende  okulopupilläre  Störungen  charakterisiert 
ist.  Diese  Störungen  beruhen  insgesamt  auf  einer  Läsion  der  achten  Zeryikal- 
wurzel  und  ersten  Dorsalwurzel  und  verdanken  in  den  bisher  bekannten  Fällen 
am  häufigsten  einem  Trauma  ihre  Entstehung.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich, 
dass  das  Geschoss  die  betreffenden  Wurzeln  selbst  verletzt  hat.  Der  Fall  ist 
auch  noch  von  einem  anderen  Standpunkte  von  Interesse.  Die  einzig  richtige 
Therapie,  das  beweist  wieder  der  vorliegende  Verlauf,  ist  die  abwartende. 
Nur  dann,  wenn  sich  nachträglich  Störungen  herausbilden,  die  mit  Sicherheit 
auf  das  noch  vorhandene  Geschoss  zu  beziehen  sind,  ist  ein  operativer  Ein- 
griff nötig  und  gerechtfertigt.  Dann  wird  das  Röntgenbild  unter  Umständen 
grosse  Dienste  leisten. 

Fowler  (7)  berichtet  über  einen  Fall  von  Schussverletzung  der  Wirbel- 
säule mit  völliger  Durchtrennung  des  Rückenmarks  in  der  Höhe  zwischen 
11.  und  12.  Brustwirbel.  Zehn  Tage  nach  der  Verletzung  war  die  Lamin- 
ektomie  gemacht  worden.  Entfernung  des  0,38  zölligen  Revolverprojektils. 
Naht  des  Rückenmarkes  und  der  Dura  mit  Catgut.  Trotz  des  Eingriffes  trat 
in  der  Folgezeit  kaum  eine  Spur  von  Besserung  ein,  motorische  und  sensible 
Lähmung  beider  Beine  blieben  fast  unverändert  bestehen.  Urin  und  Stuhl 
konnten  nur  einen  kurzen  Augenblick  gehalten  werden.  Ein  anderer  Fall, 
der  viel  früher  nach  der  Verletzung  zur  Operation  kam,  als  der  eben  be- 
schriebene (schon  drei  Stunden  nach  der  Verletzung),  wurde  wesentlich  durch 
den  Eingriff  gebessert.  Verf.  weist  darauf  hin,  dass  zu  einem  Erfolg  nach 
einer  derartigen  Verletzung  einmal  baldiges  Operieren  notwendig  sei,  dass  aber 
zweitens  auch  einige  Rückenmarksfasem  erhalten  sein  müssen. 

Romm  (13)  teilt  aus  der  Königsberger  chirurgischen  Klinik  einen  ('all 
von  Atlasluxation  mit  Abbruch  des  Zahnfortsatzes  des  Epistropheos  mit.  Er 
stellt  gleichzeitig  die  spärlichen,  in  der  Literatur  niedergelegten  Fälle  nach 
einzelnen  Gruppen  zusammen.  Auch  Verf.  weist  darauf  hin,  dass  die  Pro- 
gnose in  den  Fällen,  bei  denen  es  sich  um  Bruch  des  Atlas  mit  gleichzeitiger 
Fraktur  des  Zahnfortsatzes  handelt,  ohne  orthopädische  Therapie  eine  sehr 
schlechte  ist. 

In  den  Fällen  von  Beugeluxation  des  Atlas,  die  man  frisch  zur  Be- 
handlung bekommt,  wird  unter  sorgfältiger  Berücksichtigung  des  Röntgen- 
befundes der  Versuch  einer  Reposition  wohl  berechtigt  sein. 

Steinmann  (14)  bespricht  einen  Fall  von  Totalluxation  des  fünften 
Halswirbels,  der  an  der  chirurgischen  Universitätspoliklinik  in  Bern  zur  Be- 
obachtung kam.  Patient  kam  nicht  nur  mit  dem  Leben  davon,  sondern  es 
erfolgte  ohne  Vornahme  einer  Reposition  eine  ziemlich  befriedigende  Aus- 
heilung, indem  keine  Lähmungen  vorhanden  waren,  die  Schmerzen  sehr  gering 


Hoffa,  Yerletzangen  and  ohirurg.  ErkraDkangen  der  Wirbelsäule  etc.  1231 

irareii  und  sich  auch  eine  ziemliche  Beweglichkeit  des  in  starker  Beugung 
gehaltenen  Kopfes  wieder  einstellte.  Verf.  bespricht  hierbei  19  in  der  Lite- 
ratur angeführte  Fälle  von  ausgeheilter  Totalluxation  im  Bereiche  der  unteren 
fünf  Halswirbel. 

Die  Ursache  der  Luxation  war  Stoss  oder  Fall  auf  den  Kopf  oder 
Schlag  auf  den  Nacken. 

Als  Symptome  wären  hervorzuheben:  meist  eine  Bewusstlosigkeit  von 
verschieden  langer  Dauer,  heftige,  bei  jeder  Bewegung  sich  steigernde  Schmerzen, 
eine  steife  Haltung  des  Halses,  eine  Stellungsveränderung  des  Kopfes,  eine 
Knickung  der  Halswirbelsäule,  gewöhnlich  mit  einem  Vorsprung  im  Nacken, 
manchmal  auch  im  Pharynx.  Verletzungen  von  Halsgefässen  und  Atmungs- 
störungen sind  selten,  häufiger  sind  Schluckbeschwerden  als  Folge  einer  Öso- 
phaguskompression.  Als  Begleiterscheinung  wird  die  Sternalfraktur  erwähnt. 
Lähmungen  waren  nicht  immer  vorhanden. 

Die  Prognose  ist  nach  diesen  Fällen  nicht  vollständig  aussichtslos,  wie 
dies  die  meisten  Chirurgen  annehmen.  12  Fälle  kamen  nach  gelungener  Re- 
position zur  vollständigen  Ausheilung,  davon  hatten  5  ausgesprochene  Läh- 
mungserscheinungen vor  der  Reposition.  7  Fälle  blieben  ohne  Reposition  am 
Leben,  der  eine  mit  partiellen  Lähmungserscheinungen,  die  6  anderen  ziem- 
lich frei  von  solchen.  In  einem  Fälle  mit  Lähmungserscheinungen  gingen 
diese  auf  blosse  orthopädische  Massnahmen  zurück.  Die  Behandlung  soll 
nach  genauer  Diagnosenstellung  (Fraktur!)  in  einer  mit  Vorsicht  vorzuneh- 
menden Reposition  und  nachheriger  Fixierung  der  korrigierten  Stellung  be- 
stehen. Die  Reposition  soll  zunächst  in  einer  Extension  in  der  Längs- 
richtung mit  nachheriger  ganz  leichter  Rückwärtsbewegung  des  oberen 
Teiles  bestehen;  mit  dieser  Methode  soll  auch  bei  einer  allenfalls  übersehenen 
Fraktur  kein  Schaden  angerichtet  werden. 

In  veralteten  Fällen  ist  jedes  Eingreifen  abzuraten. 

Osteomyelitis,  traumatische  Erkrankungen  und  chronische  Entzündungen 

der  Wirbelsaule. 

1.  Böger,  Ein  Fall  von  Malum  suboccipitale  rheumaticum.  Arch.  für  Orthop.  Bd.  3. 
Heft  2. 

2.  DentBC blander,  Chronische  ankylosiereDde  WirbelsAulenentzündung.  Demonstration 
im  ärztl.  Verein  zu  Hamburg.  Sitzung  am  7.  Febr.  1905.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  8. 

3.  *De8chmann,  Chronische  ankylosierende  WirbelsäulenentzQndung.  Wiener  medizin. 
Presse  1905.  Nr.  39. 

4.  Erhard t,  Über  chronische  ankylosierende  Wirbelsäulenversteifungen.  Mitteilungen 
aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  u.  Chirurgie.  Bd.  XIV.  Heft  5. 

5.  Feiss,  Anchylosing  arthritis  of  tbe  spine.   The  Cleveland  Medical  Journal  1905.  June. 

6.  Krause,  Die  chronische  Steifigkeit  der  Wirbelsäule.    Dies.    Berlin  1905. 

7.  MQller,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  chronisch  ankylosierenden  Entzündung  der  Wirbel- 
s&ule  (Spondylose  rhizom^Iique).    Diss.    Leipzig  1905. 

8.  Quincke,  Spondylitis  typhosa.  Medizin.  Gesellschaft  zu  EieL  Sitzung  am  3.  Dez.  1904. 
Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  22. 

9.  Salaghi,  M.,  Sulla  spondilosi  rizomelica.  Rivista  critica  di  Clinica  medica  1905. 
p.  21.  Ottobre. 

10.  Tubby,  A.  H.,  Acute  Osteomyelitis  and  Periostitis  of  the  spine.  Brit  med.  joum.  1905. 
Sept  30. 

11.  Zuelzer,    Zwei  Fälle   von   chronisch -ankylosierender   EntzQndung    der   Wirbelsäule. 
Therapie  der  Gegenwart.  April  1906. 


1232  JahreBbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Tubby  (10)  teilt  zwei  Fälle  von  subaknter  Wirbelsäulenosteomjelitis 
mit.  Der  eine  betrifft  ein  4^/8  Jahre  altes  Kind,  bei  dem  im  Anschloss  an 
eine  schwere  Stomatitis  plötzlich  Nackenschmerzen  auftraten,  die  nach  vorne 
ausstrahlten  und  mit  Ödem  und  Schwellung  des  Nackens,  Steifigkeit  der 
Wirbelsäule,  absoluter  Bewegungslosigkeit  des  Kopfes  einhergingen.  Diese 
Symptome  gingen  bei  Rückenlage  völlig  zurück,  ein  Jahr  später  völliges  Wohl- 
befinden. —  Verf.  meint,  dass  mancher  Fall  von  rheumatischem  Scbiefhals  bei 
Kindern  nach  akuten  Krankheiten  als  Osteomyelitis  und  Periostitis  der  Wirbel- 
säule angesehen  werden  muss. 

In  einem  zweiten  Falle  trat  nach  einer  Influenzapneumonie  mit  gan- 
gräneszierender  Stomatitis  und  nekrotisierender  Periostitis  des  Unterkiefers 
ein  grosser  Gibbus  des  2.  bis  4.  Lendenwirbels  auf,  ohne  Temperatursteige- 
rung, ohne  Abszedierung.  Unter  Bettruhe  in  Rückenlage  trat  Heilung  eio. 
Ein  Jahr  später  war  ausser  einer  leichten  Abflaehung  der  Wirbelsäule  nichts 
mehr  nachzuweisen.  —  Verf.  glaubt,  dass  einige  Fälle  von  scheinbar  tuberku- 
lösen Wirbelsäulenerkrankungen  sich  bei  genauer  Beobachtung  als  septischen 
Ursprungs  erweisen  werden.  Zum  Schluss  folgt  eine  genaue  Besprechung  der 
jüngst  veröffentlichten  Mitteilungen  über  ähnliche  Fälle. 

Erhardt  (4)  beschreibt  in  seiner  Arbeit  einen   ^geradezu  klassisch  zu 
nennenden*^  Skelettbefund   bei  chronisch  ankylosierender  Wirbelsäulenverstei- 
fung.    Im  Anschluss   an    die    genaue  Beschreibung   dieses  Falles,    von   dem 
leider  keine  klinischen  Daten  vorliegen,  bespricht  Verf.  eingehend  den  Unter- 
schied zwischen  Spondylitis  deformans  und  chronisch  ankylosierender  Wirbel- 
säulenversteifung.    Während    erstere    Erkrankung    charakterisiert    ist   durch 
ausgedehnte  Exostosenbildung  zunächst  nur  im  Bereiche  der  Zwischenwirbel- 
scheiben,  später  durch   das  Zusammenfliessen  der  Osteophyten   auch    durch 
die  Bildung  breiter  Knochenmassen,  die  den  Wirbelkörpem  seitlich  aufliegeu, 
finden    sich   bei    der   chronisch   ankylosierenden  Wirbelsäulenversteifung  an 
allen  Präparaten  Ankylosen  an  den  Proc.  articulares  der  Wirbel  und  feine  ver- 
einzelte Knochenspangen  an  den  Wirbelkörpem.     Nach  den  mitgeteilten  Be- 
funden handelt  es  sich   also  um   zwei  nach  Pathogenese  und  anatomischer 
Beschaffenheit    vollkommen    verschiedene   Prozesse,    wenn    es    auch    für   die 
klinische  Diagnose  oft  genug  schwierig   sein  mag,   die  beiden  auseinander  zu 
halten.     Über  die  Ätiologie  der  Erkrankung  lassen   sich  bestimmte  Angaben 
nicht  machen.   Oft  spielt  ein  Trauma  eine  Rolle.   Dass  der  sogenannte  tuber- 
kulöse Rheumatismus  Poncets  mit  der  Spondylose  rhizomelique  etwas  zu  tun 
hat,  dafür  bietet  die  von  Poncet  und   seinen  Schülern  gegebene  Erklärung 
wenig  Wahrscheinlichkeit.     Es  handelt  sich  wohl  um  ;,eine  unter  den  Begriff 
der  Polyarthritis  fallende  Infektionskrankheit,   wie  das  von  der  Arthritis  an- 
kylopoetica  feststeht^,  auch  scheint  ausser  der  Infektion  eine  gewisse  Diathese 
in  Frage  zu  kommen.    Sicheres  lässt  sich  aber  über  die  Ätiologie  noch  nichts 
aussagen. 

Deutschländer  (2)  demonstriert  einen  Fall  von  chronisch  ankylo- 
sierender Wirbelsäulenentzündung,  bei  dem  es  gelang,  durch  redressierende 
Verbände,  Massage  etc.  die  hochgradige  Verbiegung  zu  bessern.  Es  handelte 
sich  um  eine  sogenannte  Osteoarthritis  ankylopoetica  nach  schwerem  Gelenk- 
rheumatismus. Die  völlig  steife  Wirbelsäule  bildete  einen  C-förmigen  Bogen, 
das  gegen  das  Brustbein  angestemmte  Knie  hatte  bereits  Dekubitus  erzeugt. 
Es  wurde   kontinuierliche  Etappenkorrektion  angewandt;    ausserdem  wurden 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirurg.  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  etc.  1233 

Platysma,  Halsfaszie  und  Stemokleidomastoidei  darchschnitten.    Nach  drei- 
▼ierteljähriger  mühevoller  Behandlung  recht  guter  Erfolg. 

Im  Anschluss  an  zwei  selbst  beobachtete  Fälle  von  chronisch-ankylo- 
sierender  Entzündung  der  Wirbelsäule  bespricht  Zuelzer  (11)  die  Symptome 
und  die  pathologische  Anatomie  der  genannten  Erkrankung,  sowie  Prognose 
«md  Therapie.  Er  weist  neuerdings  darauf  hin,  dass  es,  wie  auch  schon  zahl- 
reiche andere  Autoren  betont  haben,  unmöglich  ist,  die  beiden  ursprünglich 
aufgestellten  Typen  der  Strtimpell-Pierre-Marieschen  und  der  Bech- 
terewschen Krankheit  auseinander  zu  halten,  dass  es  vielmehr  nötig  ist, 
sie  als  verschiedene  Formen  einer  und  derselben  Erkrankung  anzusehen. 
Auch  die  Schwierigkeiten  der  Differentialdiagnose,  zwischen  ankylosierender 
Wirbelsäulenentzüudung,  Eümmelscher  Spondylitis  und  Spondylitis  tubercu- 
losa  werden  besprochen  und  führt  Verf.  noch  eine  andere  Erkrankung  an, 
die  von  vielen  Autoren  bei  der  Differentialdiagnose  nicht  genügend  gewürdigt 
wird,  die  von  Senator  eingehend  beschriebene  Rigiditas  dorsalis  myo- 
pathica. 

Die  Therapie  bestand  in  Massage  und  Gymnastik,  Extension  der  Wirbel- 
säule durch  täglich  mehrmals  ausgeführte  Suspension  am  Kopfe. 

Fei  SS  (5)  bespricht  die  Pathologie,  Diagnose  und  Therapie  der  ankylo- 
sierenden Arthritis  der  Wirbelsäule  in  einer  kleinen  Arbeit  und  teilt  einen 
Fall  der  genannten  Erkrankung  mit,  welcher  seiner  Behandlung  eine  ganz 
wesentliche  Besserung  zu  verdanken  hat. 

Über  Pathologie  und  Diagnose  bringt  er  nichts  wesentlich  Neues.  Er 
bespricht  auch  die  Differentialdiagnose  zwischen  der  genannten  Erkrankung 
nnd  Lumbago,  Ischias,  Hüft-  und  Schultergelenkerkrankungen  einerseits  und 
tuberkulöser  Spondylitis  und  Erkrankungen  der  Mesenterialdrüsen  anderer- 
seits. Er  hebt  gleichzeitig  die  Schwierigkeit  hervor,  in  gewissen  Fällen  die 
Entscheidung  zwischen  tuberkulöser  Spondylitis  und  ankylosierender  Arthritis 
zu  treffen. 

Die  Behandlung  hat  zwei  Indikationen  zu  genügen,  einmal  die  Wirbel- 
säule ruhig  zu  stellen,  um  die  Knochen  vor  gegenseitigem  Reiben  zu  schützen, 
und  die  Nerven  dadurch  nicht  weiter  zu  reizen  und  zweitens  die  Schmerzen 
zu  verhüten  und  den  Allgemeinzustand  zu  heben. 

Das  erstere  geschieht  mit  Hilfe  eines  Gipskorsetts  resp.  eines  anderen 
entsprechenden  Stützapparates,  letzteres  durch  völlige  Ruhe,  möglichsten  6e- 
nuss  von  frischer  Luft,  nahrhafter  Kost  und  Trinken  alkalischer  Wässer. 
Auf  diese  Weise  ist  sicher  eine  wesentliche  Besserung  in  dem  Zustande  des 
Pat.  herbeizuführen. 

Krause  (6)  stellt  auf  Grund  der  in  der  Literatur  niedergelegten  Mit- 
teilungen alle  ihm  zugänglichen  Falle  von  Bechterew  und  Strümpell- 
Marieschem  Typus  der  chronischen  Steifigkeit  der  Wirbelsäule  zusammen. 
Er  untersucht  die  einzelnen  Fälle  sehr  eingehend  in  Bezug  auf  gemeinsame 
und  verschiedenartige  Symptome  und  besonders  in  Bezug  auf  ihre  Überein- 
stimmung mit  den  beiden  ursprünglich  beschriebenen,  von  den  beiden 
Autoren  für  verschieden  gehaltenen  Krankheitsformen  und  kommt  zu  folgenden 
Schlüssen : 

„Die  chronische  Steifigkeit  der  Wirbelsäule  von  Bechterew,  sowie 
die  chronisch  ankylosierende  Entzündung  der  Wirbelsäule  und  der  Wurzel- 
gelenke vonStrümpell  und  die ,, Spondylose  rhizomelique^  Pierre-Maries 

Jahresberieht  fOr  Chirurgie  1905.  78 


1234  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

bilden  ein  einheitliches,  von  anderen  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  wohl  zu 
unterscheidendes  Krankheitsbild.  ^ 

Die  beste  Therapie  der  chronischen  Steifigkeit  der  Wirbelsäule  besteht 
neben  der  Beseitigung  der  rheumatoiden  Schädlichkeiten  in  Schwitzbädern, 
unterstützt  durch  schweisstreibende  Arzneimittel  und  mechanotherapeutischer 
Behandlung.  Zu  einer  kräftigen  Entwickelung  des  Körpers  ist  namentlich 
in  der  Jugend  ein  regehnässiges  Turnen  unerlässlich. 

Müller  (7)  gibt  nach  einigen  allgemeinen  Bemerkungen  über  die  so- 
genannte chronisch  ankylosierende  Entzündung  der  Wirbelsäule  im  ersten 
Teile  seiner  Arbeit  die  Krankengeschichten  von  drei  Fällen  dieses  Leidens 
wieder,  die  innerhalb  der  Jahre  1899 — 1904  auf  der  Privatklinik  des  Herrn 
Prof.  Dr.  Joachimstbal  zur  Beobachtung  kamen.  In  Fall  3  war  die  ge- 
samte Wirbelsäule  betroffen,  im  2.  Falle  war  die  Halswirbelsäule  frei  beweg- 
lich; in  Fall  1  bestand  nur  geringe  Beweglichkeit  derselben.  Die  Brustwirbel- 
säule zeigte  in  allen  Fällen  eine  Kyphose  im  Form  des  runden  Rückens. 
Die  Hüftgelenke  standen  in  Fall  1  und  2  in  Flexion,  in  Fall  1  und  3  nahmen 
auch  die  Schultergelenke  an  dem  Erkrankungsprozess  teil,  in  Fall  3  war 
auch  das  Kiefergelenk  ergriffen.  Störungen  von  seiten  des  Nervensystems 
traten  in  allen  drei  Fällen  nicht  sehr  hervor.  Im  zweiten  Teil  der  Arbeit 
kommt  Müller  auf  die  pathologisch-anatomische  Grundlage  der  Krankheit 
zu  sprechen,  ohne  wesentlich  Neues  zu  bringen. 

Salaghi  (9)  bespricht  ausführlich  die  Differentialdiagnose  der  Spondy- 
lose in  Bezug  auf  andere  Krankheiten,  mit  welchen  dieselbe  verwechselt  werden 
könnte,  nämlich  den  chronischen  Rheumatismus  der  Wirbelsäule,  die  Arthritis 
deformans  die  Gicht,  die  luetische  und  gonorrhoische  Spondylitis,  die  Pottscbe 
Krankheit  u.  a.  m. 

Auf  Grund  der  Symptome  und  des  Verlaufes,  sowie  der  nunmehr  zahl- 
reichen Befunde  am  Sektionstische  erklärt  sich  Verf.  für  die  nosologische 
Unabhängigkeit  der  Spondylose.  Sie  ist  eine  eigenartige  Krankheit,  höch^ 
wahrscheinlich  von  tropho-neurotischem  Ursprünge.  Diese  Auffassung  wird 
durch  den  beschriebenen  charakteristischen  Fall  bestätigt. 

Es  handelt  sich  um  einen  26  jährigen  Mann,  der  hereditär  nicht  belastet 
ist  und  bei  dem  auch  die  Anamnese  keine  Anhaltspunkte  bietet.  Im  Verlauf 
von  4  Jahren  hat  sich  folgendes  Krankheitsbild  entwickelt: 

An  der  Wirbelsäule  beobachtet  man  eine  cervico-dorsale  rechtsseitige 
Kyphoskoliose,  wobei  die  Kyphose  erheblich  die  seitliche  Deviation  überwiegt. 
Das  ganze  Rückgrat  ist  steif,  mit  Ausnahme  des  zervikalen  Abschnittes, 
welcher  eine  beschränkte  Beweglichkeit  zeigt;  das  Gelenk  zwischen  Hinter- 
haupt und  Atlas  scheint  vollkommen  frei  zu  sein.  Die  Rumpfbewegungen 
finden  somit  in  den  Hüftgelenken  statt,  welche  ihrerseits  teilweise  steif  sind 
und  eine  entsprechende  Beschränkung  der  Beweglichkeit  des  Rumpfes  be- 
dingen. Ausserdem  besteht  eine  erhöhte  Spannung  der  hinteren  Oberschenkel- 
muskeln,  mit  Atrophie  der  Glutäen  und  Rückenmuskeln:  die  zeitweise  auf- 
tretenden Gürtelschmerzen  dürften  als  Wurzelsymptome  erklärt  werden,  in- 
folge Druckes  von  Knochenwucherungen  auf  die  entsprechenden  Wurzeln  in 
den  Zwischenwirbellöchern.  Bemerkenswert  sind  noch  die  Abflachuog  des 
Thorax  in  sagittaler  Richtung  und  der  abdominale  Typus  der  Respiration, 
welcher  der  Insuffizienz  der  auxiliären  Muskeln  und  der  Steifigkeit  der  costo- 
vertebralen  Gelenke  zuzuschreiben  ist. 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirurg.  ErkrankuDgen  der  Wirbels&ule  etc.  1235 

Quinke  (8)  stellt  einen  abgelaufenen  Fall  von  Spondylitis  typhosa  vor. 
Unter  leicbtem  Fieberanstieg  hatten  sich  bei  einem  Typhusrekonvaleszenten 
heftige  und  anhaltende  Schmerzen  in  der  Mitte  der  Brustwirbelsäule  einge- 
stellt. Hauptsächlich  war  der  fünfte  Proc.  spinosus  druckempfindlich.  Die 
Beschwerden  Hessen  langsam  unter  der  Behandlung  nach,  besonders  aber  deut- 
lich nach  Blutegelanwendung. 

Böger  (1)  hatte  Gelegenheit,  einen  der  seltenen  Fälle  von  Malum  sub- 
occipitale  rheumaticum  zu  beobachten,  das  im  Anschluss  an  einen  schweren 
Gelenkrheumatismus  auftrat.  Der  Nacken  des  betreffenden  Patienten  wurde 
zuerst  steif  und  schwoll  an,  dann  zog  sich  der  Kopf  so  stark  nach  rechts, 
dass  er  fast  auf  der  Schulter  lag,  es  bestanden  starke  Schmerzen  im  Nacken, 
besonders  beim  Schlucken,  dagegen  keine  Druckempfindlichkeit  der  Wirbel 
oder  des  Kopfes.  Keine  Schmerzen  bei  passiven  Bewegungen.  Diese  Erschei- 
nungen gingen  im  Laufe  mehrerer  Wochen  teilweise  zurück.  Eine  weitere 
Besserung  liess  sich  durch  eine  mehrwöchige  Eztensionsbehandlung  bei  rekli- 
niertem Kopfe  und  durch  ständiges  Tragen  einer  Schutzkrawatte  aus  Celluloid 
erreichen;  die  Schmerzen  und  die  Infiltration  in  der  Nackengegend  ver- 
schwanden gänzlich,  die  Stellung  des  Kopfes  besserte  sich,  seine  aktive  und 
passive  Beweglichkeit  wurde  ausgiebiger  mit  Ausnahme  der  Drehbewegungen. 

Sehr  interessant  war  in  diesem  Falle  der  Röntgenbefund,  der  eine  Ab- 
weichung des  Zahnfortsatzes  nach  links  zeigte  und  ein  Zurückweichen  des 
zweiten  gegen  den  ersten  Halswirbel;  letzterer  Befund  konnte  durch  die 
Untersuchung  per  os  bestätigt  werden.  Differentialdiagnostisch  kam  für  diesen 
Fall  nur  eine  Synovialtuberkulose  in  Betracht,  die  aber  nach  dem  ganzen 
Verlaufe  des  Leidens  höchst  unwahrscheinlich  ist.  Prognostisch  hält  der  Verf. 
den  Fall  nicht  für  ungünstig,  wenn  auch  eine  Restitution  ad  integrum  aus- 
geschlossen erscheint. 

Spondylitis  tuberculoss, 

1.  Barr,  Anenrysin   of  the  descending  thoracic  aorta  causing  erosion  of  the  vertebrae 
and  Symptoms  aimalating  Potts  disease.  Univ.  of  Pennsylvania  med.  ball.  1905.  Marcb. 

2.  Galot,  Coroment  il  faut  faire  Tappareil  de  mal  de  Pott.    La  semaine  mödicale  1905. 
XXV.  Nr.  1. 

3.  Cormon,  Mal  de  Pott  dorsal.    Hev.  d'Ortb.  1905.  Nr.  6. 

4.  Edenhofe r,  Ein  Fall  von  Eompressionsmyeiitis  infolge  tuberkulöser  Karies  der  Wirbel- 
sftale.    Diss.    Manchen  1904. 

5.  Handek,  Zur  Technik  des  Gipsbettes.    Zentralblatt  fttr  Chirurgie  1905.  Nr.  7.  p.  177. 

6.  Uelbing,  Die  moderne  Behandlung  der  tuberkulösen  Spondylitis.  Beri.  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  46  u.  47. 

7.  Jaegerp  Mal  de  Pott.    S^aoces  du  17  Fövr.  de  Section  d'Orthop6die  in  der  Acad^mie 
de  M^decine  de  New  York.    Ref.  in  Revue  d'Orthop^die  1905.   1  Juillet 

8.  Nathan,  Mal  de  Pott  anormal.  Acadt^mie  de  m^decioe  de  New  York.  Section  d'Ortho- 
p^die.    Säance  16.  XII.  1904.    Ref.  in  Revue  d'Orthop^ie  1905.  Mai. 

9.  Plagemann,  Beiträge  zur  direkten  operativen  Behandlung  der  Wirbelsäulen  tuberkulöse. 
Inaug.-Diss.    Rostock  1905. 

10.  Reed,  Report  of  a  case  of  Osteitis  of  the  spinous  process  and  laminae  simulating 
tuberculous  disease  of  the  body  of  the  vertebra  or  Potts  disease.  Medical  News  1905. 
Jaly  8.  p.  95. 

11.  Rottenstein,  Mal  de  Pott  dorsal  ä  debut  scoliotique.  Revue  d'Orthop^die  1905.  Jan. 

12.  Siegel,  Mal  sous  occipital.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc  anat.  de  Paris  1904.  Nr.  10« 
p.  816. 

13.  Sultan,  Über  Laminektomie  bei  spondylitischen  Lähmungen.  Deutsche  Zeitschr.  fftr 
Chirorgie.  Bd.  LXXYIU.  p.  21. 

78* 


1236  Jahresbericht  fftr  Chirurgie.    II.  Teil. 

14.  Thorndike,A  study  of  the  Amount  of  Gorrection  of  Deformity  in  Potts 
obtained  with  Plastes  Jackets.    American  Journal  of  Orthop.  sorgery  1904.  Oct 

15.  Willard,   de   Forest,   Tubercular   conditions  of  the  spine  reqairing  sorgical  and 
mechanical  relief.    Annais  of  snrgery  1905.  October. 

Rottenstein  (11)  weist  neuerdings  auf  den  zuerst  von  Henry 
Taylor  später  durch  Bartow,  Ketch  und  Lowett  oft  hervorgehobenen 
Irrtum  hin,  der  selbst  gewiegte  Beobachter  und  Diagnostiker  eine  beginnende 
Spondylitis  tuberculosa  bei  bestehender  seitlicher  Deviation  der  Wirbelsaule 
für  eine  einfache  Skoliose  ansehen  lässt. 

Er  teilt  einen  Fall  der  Beobachtung  Kirmissons  mit,  der  ztmächst 
als  eine  pleuritische  Totalskoliose  diagnostiziert  wurde  und  bei  dem  sich  bei 
einer  späteren  Untersuchung,  sowie  bei  der  Röntgenaufnahme  eine  Spondylitis 
tuberculosa  herausstellte. 

Edenhof  er  (4)  teilt  einen  Fall  mit,  in  welchem  die  klinische  Diagnose 
auf  Kompression  des  Lumbaimarks  durch  tuberkulöse  Karies  der  Wirbelsäule 
gestellt  wurde.  Krankengeschichte  und  ausführlicher  Sektionsbericht  sind 
der  Arbeit  beigegeben.  Der  betreffende  Fall  ist  ein  neuer  Beweis  dafür, 
dass  die  Erkrankung  des  Rückenmarks  durchaus  nicht  proportional  ist  dem 
Intensitätsgrade  der  Kompression;  es  bestand  vollkommene  Paraplegie,  hoch- 
gradige Atrophie  der  Muskeln,  starke  Blasen-  und  Mastdarmstömng  und 
trotzdem  zeigte  sich  bei  der  Sektion  nur  eine  ganz  unwesentliche  Ver- 
änderung des  Rückenmarks  in  seiner  Konfiguration.  Der  Fall  ist  auch 
wieder  ein  Beweis  dafür,  dass  sich  eine  tuberkulöse  Entzündung  der  Wirbel 
nicht  auf  das  Rückenmark  fortzusetzen  braucht,  um  das  Bild  einer  Kom- 
pressionsmyelitis hervorzurufen.  Eine  operative  Behandlung  war  in  diesem 
Falle  ausgeschlossen;  denn  die  ausgebreitete  Tuberkulose,  das  schlechte  All- 
gemeinbefinden und  das  Alter  des  Patienten  sprachen  dagegen. 

Burr  (1)  berichtet  über  einen  55 jährigen  Mann,  bei  welchem  seit  vier 
Jahren  eine  zunehmende  Kyphose  im  unteren  Brustteile  mit  Kompression  des 
Markes  sich  entwickelt  hatte.  Da  die  klinischen  Erscheinungen  ausschliess- 
lich auf  die  Wirbelsäule  hinwiesen,  und  die  Tuberkulinprobe  positiv  ausfiel, 
wurde  eine  tuberkulöse  Spondylitis  angenommen.  Die  Autopsie  ergab  jedoch 
ein  grosses  geplatztes  Aneurysma  der  absteigenden  Aorta;  die  Wirbelkörper  und 
Zwischenwirbelscheibe  vom  4. — 10.  Brustwirbel  waren  ausgedehnt  arrodiert  und 
die  freiliegende  Dura  des  Markes  war  mit  der  Hinterwand  des  Aneurysmas 
verwachsen.  Mikroskopisch  fand  man  eine  chronische  Pachymeningitis  und 
auf-  und  absteigende  Markregeneration  ober-  und  unterhalb  der  Stelle  des 
stärksten  Druckes.  Es  wird  die  Differentialdiagnose  zwischen  Arrosion  der 
Wirbelkörper  und  tuberkulöse  Spondylitis  besprochen. 

Nathan  (8)  demonstriert  in  der  Sektion  für  Orthopedie  der  Academie 
de  medecine  de  New- York  den  3.  und  4.  Lendenwirbel  einer  24jährigen  Frau. 
Diese  beiden  Wirbel  zeigen  eine  vollkommene  knöcherne  Verwachsung  sowohl 
im  Bereiche  des  Körpers  als  auch  im  Bereiche  der  Gelenkfortsätze.  Die 
linke  Hälfte  des  dritten  Lendenwirbels  ist  um  die  Hälfte  verkleinert  imd 
zeigt  an  ihrer  Vorderseite  einen  tuberkulösen  Herd.  Dort,  wo  die  beiden 
Wirbelkörper  miteinander  verwachsen  sind,  findet  sich  eine  tuberkulöse  Höhle, 
die  einen  grossen  Sequester  enthält.  Eine  Zwischenwirbelscheibe  fehlt  voll- 
kommen. 

Klinisch  war  der  Fall  deshalb  interessant,  weil  alle  Symptome  einer 
Spondylitis  vollkommen  fehlten,  bis  zum  Auftreten  eines  Psoasabszesses.  Erst 


Hoffa,  Yerletzangen  and  chirorg.  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  etc.  1237 

nach  der  Punktion  dieses  Abszesses  machten  sich  Erscheinungen  von  Seiten 
des  Rückens  bemerkbar.  Die  Abwesenheit  einer  Kyphose  erklärt  sich  aus 
der  ausschliesslichen  Lokalisation  des  Prozesses  an  der  lateralen  Seite  des 
Wirbels.  Trotzdem  die  Erkrankung  drei  Jahre  bestand,  war  es  nicht  zu 
einer  Kyphose  gekommen. 

Der  Fall  verdient  deshalb  Interesse,  weil  eine  kompensatorische  Knochen- 
wucherung, so  allgemein  sie  bei  den  übrigen  Entzündungen  des  Skeletts  auf- 
tritt, gerade  bei  der  Tuberkulose  ganz  anormal  ist. 

Helbing  (6)  gibt  in  seinem  Aufsatze  eine  ausführliche  und  übersicht- 
liche Schilderung  der  modernen  Behandlung  der  tuberkulösen  Spondylitis.  Er 
macht  in  genügender  Weise  auf  die  Dauer  der  Erkrankung  aufmerksam  und 
empfiehlt  besonders  das  Lorenz  sehe  Reklinationsgipsbett  als  einen  der  besten 
Lagerungsapparate,  die  es  für  die  Behandlung  der  tuberkulösen  Spondylitis 
gibt.  Er  beschreibt  die  Herstellung  des  Gipsbettes  ausführlich  und  bespricht 
auch  die  Frage:  Wie  lange  soll  der  Patient  im  Gipsbett  liegen?  Auch  er 
erhebt  die  oft  betonte  Mahnung,  nur  nicht  zu  früh  mit  der  Fixation  und 
Extension  der  Wirbelsäule  aufzuhören  und  auch  erst  nach  lange  Zeit  be- 
stehender völliger  Schmerzlosigkeit  mit  Gipskorsetts  resp.  Zelluloidkorsetts  oder 
Hessingkorsetts  zu  beginnen.  Auch  diese  müssen  sehr  lange  getragen  werden, 
soll  man  nicht  immer  wieder  Überraschungen  in  bezug  auf  ein  Fortschreiten 
der  Buckelbildung  erleben. 

Calot  (2)  gibt  eine  detaillierte  Anleitung  zur  Anlegung  eines  Gipskor- 
settes bei  Spondylitis.  Die  Frage  der  Behandlung  des  Pottschen  Übels 
wäre  im  Augenblick  erledigt,  wenn  jeder  Arzt  ein  gutes  Gipskorsett 
würde  anlegen  können.  Durch  die  genaue  Angabe  der  Dimensionen  und 
Anzahl  der  zu  verwendenden  Binden  und  Platten,  sowie  der  Bindenführung 
ermöglicht  es  der  Verf.  auch  dem  minder  erfahrenen  praktischen  Arzt  nach 
dieser  Anleitung  einen  gut  sitzenden,  möglichst  leichten  und  doch  genügend 
festen  Gipsverband  anzulegen.  Durch  Ausschneiden  eines  grossen  Fensters 
über  Brust  und  Bauch  kann  der  Verband  noch  leichter  gemacht  werden  ohne 
dadurch  an  Festigkeit  einzubüssen.  Ein  Geraderichten  des  Gibbus  soll  man 
im  Gipsverbande  selbst,  nach  seiner  Erhärtung  (nach  24  Stunden)  versuchen, 
indem  man  über  dem  Gibbus  ein  viereckiges  Fenster  ausschneidet,  dieses  mit 
mehrfach  zusammengelegter  Watte  ausfüllt  und  diese  unter  grossem  Druck 
mit  Stärkebinden  an  den  Rücken  fixiert.  Der  Verf.  gibt  auch  an,  wie  man 
sich  einen  Aufhängeapparat  improvisieren  kann. 

Thorndike  (14)  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  zu  untersuchen,  welche 
von  drei  verschiedenen  Methoden,  Gipskorsetts  anzulegen,  die  beste  Korrek- 
tion gibt,  und  überhaupt  eine  bessere  Auffassung  von  dem  Zweck  zu  erhalten, 
den  ein  Gipskorsett  wirklich  erfüllen  kann. 

Als  Korsetts  fanden  Verwendung  der  sogenannte  Hammock  —  das 
Kind  liegt  auf  dem  Bauch  auf  einem  in  einem  Rahmen  ausgespannten  Tuch  — , 
femer  die  Methode  nach  Goldwaith  und  die  Methode  nach  Lovett.  Es 
wurde  kein  Zug,  überhaupt  keine  stärkere  Kraft  angewendet,  als  das  Gewicht 
des  Patienten,  welches  an  der  Deformität  angrifi'. 

Die  in  der  kurzen  Zeit  der  Beobachtung  erhaltenen  Resultate  lassen 
nach  dem  V^erf.  zwar  noch  keinen  besonderen  Schluss  zu,  doch  scheinen  sie 
die  Wirksamkeit  der  Stütze  zu  beweisen  und  vor  einem  Gebrauch  insuffizienter 
Korsetts  zu  warnen. 


1238  Jahresbericht  fftr  Chirurgie.    IL  Teil 

Haudek  (5)  gibt  Anleitungen  für  die  Technik  des  Gipsbettes,  um  dieses 
schneller  herzustellen  und  seine  Innenfläche  vollkommen  glatt  und  faltenlos 
zu  gestalten.  Diese  Technik  unterscheidet  sich  von  der  allgemein  üblichen 
nur  darin,  dass  die  das  Gipsbett  zusammensetzenden  einzelnen  Schichten  nicht 
auf  den  Rücken  aufgelegt,  sondern  über  den  Rücken  des  Patienten  aus  ganz 
breiten  Bindenrollen  abgewickelt  werden.  Die  Dauer  der  Fertigstellung  eines 
Gipsbettes  soll  sich  auf  diese  Weise  auf  3 — 4  Minuten  erstrecken. 

Die  zweckmässigste  Behandlung  der  Wirbeltuberkulose  ist  nach  de  Forest 
Willard  (15)  allmähliche  Streckung,  Fixation  und  Ruhe  für  1  —  2  Jahre. 
Das  gewaltsame  Brechen  nach  G  a  1  o  t  ist  absolut  zu  verwerfen.  Laminektomie 
ist  nur  in  sehr  seltenen  Fällen,  nach  P'ehlschlag  des  erst  erwähnten  Ver- 
fahren zu  versuchen.  Die  Operation  ist  sehr  gefährlich  und  bietet  geringe 
Aussichten  auf  Besserung,  ist  aber  in  verzweifelten  Fällen  doch  gerechtfertigt. 
Wenn  nur  eine  Biasenkontinenz  damit  erzielt  wird,  kann  man  mit  dem  Erfolg 
schon  zufrieden  sein.  Maass  (New- York). 

Plagemann  (9)  bringt  in  seiner  Dissertation  zehn  Krankengeschichten 
von  Patienten  aus  der  Rostocker  Klinik,  bei  welchen  wegen  Spondylitis  tuber- 
culosa  eine  operative  Entfernung  des  primären  Knochenherdes   vorgenommen 
wurde.     Es  handelt  sich  um  sieben  männliche  und  drei  weibliche  Kranke  im 
Alter  von  6 — 28   Jahren.     Dreimal   war  die  Tuberkulose   im   Bereiche  der 
Brustwirbelsäule  lokalisiert,  in  vier  Fällen  bestand  eine  Spondylitis  der  Lenden- 
wirbelsäule, zweimal  war  der  tuberkulöse  Herd  im  Kreuzbein,  in  der  Gegend 
der  Synchondrosis  sacroiliaca.     Von   den  genannten  zehn  Patienten  starben 
drei,  einer  an   akuter  Miliartuberkulose  im  Anschluss  an   den  Eingriff,  zwei 
an  allgemeiner  Tuberkulose  im  Verlauf  der  Nachbehandlung,  ziemlich  lange 
Zeit  nach  der  Operation,  fünf  Patienten  wurden  geheilt  oder  wesentlich  ge- 
bessert aus  der  klinischen  Behandlung  entlassen,  aber  weitere  Nachforschungen 
zeigten,  dass   drei  Patienten,    die  als  in  Heilung  begriffen,   entlassen  waren, 
nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  gestorben  waren.     Wenn   nach    diesen  und 
allen  vorher  mitgeteilten  Berichten    der  Autoren  Verf.  die  geringen  Erfolge 
der  operativen  Behandlung  der  Wirbelsäulentuberkulose  zugibt,   so   empfiehlt 
er  besonders  für  die  Tuberkulose  der  Lendenwirbelkörper  doch  den    direkten 
operativen  Angriff  des  Krankheitsherdes.     Wenn  nach  der  ganzen  Sachlage, 
der  Unmöglichkeit  eines  so  radikalen  Vorgehens,   wie  bei  den  Gelenktuber- 
kulosen, der  Schwierigkeit  in  dem  Aufsuchen  des   Herdes   etc.,   die  Erfolge 
noch  lange  genug  zu  wünschen  übrig  lassen  werden,  so  hofft  Verf.  doch  von 
einer  Verbesserung   der  Technik   der  Wirbeloperationen    einen  wesentlichen 
Fortschritt  in  den  Erfolgen.     Das  Literaturverzeichnis  weist  44  Arbeiten  auf. 

Sultan  (13)  macht  in  seiner  ausführlichen  Arbeit  Mitteilung  über  die 
Erfahrungen,  welche  in  der  Leipziger  Klinik  von  Trend elenburg  mit  der 
Laminektomie  bei  spondylitischen  Lähmungen  gemacht  worden  sind.  Ans 
diesen  Mitteilungen  geht  hervor,  dass  bei  den  vier  über  30  Jahre  alten  Pa- 
tienten viel  schlechtere  Resultate  erzielt  worden  sind  (nur  einer  lebt,  allerdings 
erheblich  gebessert),  als  bei  den  zehn  unter  30  Jahre  alten,  von  denen  nur 
zwei  gestorben,  zwei  ungebessert,  sechs  aber  entschieden  gebessert  sind. 

Die  Arbeit  bietet  viel  des  Interessanten,  es  ist  leider  nicht  möglich, 
hier  alles  wiederzugeben.  Siebenmal  fand  sich  Verengerung  des  knöchernen 
Wirbelkanals,  zweimal  wurden  epidurale  Abszesse  gefunden,  viermal  epidurales 
Granulationsgewebe,  einmal  Peripachymeningitis.  In  den  geheilten  bezw.  ge- 
besserten acht  Fällen  fand  sich   viermal  Wirbelkanalverengerung,   einmal  ein 


Hoffa,  Verletsangen  und  chirarg.  Erkrankangen  der  Wirbelaftule  etc.  1239 

epid  oraler  Abszess,  dreimal  epidurales  Granulationsgewebe.  Betreffs  des  Er- 
kranknngssitzes  fand  die  Wirbelresektion  achtmal  in  der  unteren  Hälfte  der 
Bmstwirbelsäule  statt,  wobei  fünf  Kranke  gebessert  wurden.  Einmal  wurde 
in  der  Mitte  der  Brustwirbelsäule  operiert  mit  Erzielung  von  Besserung  usw. 

Nach  den  Erfahrungen  der  Leipziger  Klinik  wird  die  Möglichkeit  nicht 
geleugnet,  dass  spondylitische  Lähmungen  spontan  heilen  können ;  indes  kann 
man  auch  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  die  Operation  Vorteile  gewährt,  da 
es  oft  vorkommt,  dass  unmittelbar  nach  der  Operation  eine  Besserung  ein- 
tritt. Die  Prognose  ist  eine  günstigere,  wenn  Patient  das  20.  Jahr  noch 
nicht  weit  überschritten  hat,  sowie,  wenn  eine  isolierte  Bogenkaries  vorliegt. 
Die 'Operation  hat  nur  den  Zweck,  die  Kompression  des  Markes  zu  bebeben. 
Ist  der  Sitz  dieser  Kompression  hoch  gelegen,  verschlechtert  sich  die  Pro- 
gnose und  lässt  ein  zu  langes  Abwarten  nicht  zweckmässig  erscheinen.  Vor- 
handensein von  Blasen-  und  Mastdarmlähmungen  indizieren  die  Operation,  beim 
Fehlen   der  genannten  Lähmungen   kann  man  die  Operation  hinausschieben. 

Cormon  (3)  beschreibt  einen  Fall  einer  alten  ausgebeilten  Spondylitis 
tubercnlosa,  welche  vom  Dezember  1896  bis  Mai  1900  ständig  in  ärztlicher 
Obhut  war.  Die  Patientin,  welche  hereditär  und  familiär  belastet  ist,  war 
schon  frühzeitig  wegen  ihrer  Spondylitis  in  ärztliche  Behandlung  gekommen, 
die  Spondylitis  war  erkannt  und  behandelt  werden.  Patientin  hat  Gipskorsetts 
getragen,  war  auf  einer  schiefen  Ebene  gelegen,  hat  lange  Zeit  in  Bauchlage 
zugebracht  und  ist  operiert  worden.  Trotz  aller  Behandlung  findet  sich  ein 
ganz  enormer  Gibbus,  der  sich  vom  3.  Brustwirbel  bis  zum  1.  Lendenwirbel 
erstreckt.  Im  Bereiche  des  4.,  5.,  6.,  7.,  8.  und  9.  Brustwirbels  findet  sich 
eine  15  cm  lange  Narbe  von  einer  früheren  Operation  herrührend  und  man 
fühlt  in  dieser  Gegend  keine  Domfortsätze.  Alles  in  allem,  ein  Fall  der  trotz 
aller  Behandlung  ein  ganz  ähnliches  Bild  bietet,  wie  Fälle,  die  überhaupt 
niemals  behandelt  worden  und  sich  selbst  vollkommen  überlassen  waren. 

Jaeger  (7)  stellt  einen  Fall  von  Spondylitis  tuberculosa  vor,  der  durch 
vier  Jahre  unter  der  eingeleiteten  und  durchgeführten  Behandlung  keine  Ver- 
schlimmerung zeigte.  Zwei  Jahre  wurde  ein  Apparat  getragen,  nach  dieser 
Zeit  nicht  mehr. 

Nach  vier  Jahren  trat  ein  Abszess  am  inneren  Rande  des  rechten 
Schulterblattes  auf,  der  eine  Fistel  zurückliess ,  nach  weiteren  zwei  Jahren 
ein  Abszess  unter  dem  linken  Schulterblatt,  der  gleichfalls  eine  Fistel  be- 
stehen Hess.  Die  Wirbelsäule  hat  sich  in  ihrer  Krümmung  nicht  wesentlich 
geändert.  Das  Kind,  das  sich  die  ganzen  Jahre  hindurch  wohl  gefühlt  hat, 
klagt  über  Schmerzen  im  Rücken  und  sieht  trotz  guten  Appetits  und  Schlafs 
bleich  und  schwach  aus. 

Skoliose. 

1.  Amann,  Ein  neaes  Skoliosenkoraett.    Zeitschr.  f.  orthop.  Chirurg.  Bd.  XIY.    Heft  2. 

2.  Bäuinler,  Über  den  Einfluss  von  Anomalien  des  ßrustskeletts  auf  den  Perkussions- 
scball  der  Lunge  und  auf  die  Lage  des  Herzens.  München,  med.  Wochenschr.  1904. 
Nr.  30. 

3.  Beck,  Die  chirurgische  Bedeutung  der  Halsrippe.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der 
Röntgenstrahlen.    Bd.  VIII.  Heft  L 

4.  Deutschländer,  Zur  Pathogenese  der  kindlichen  Skoliose.  Biol.  Abt.  d.  ärztl.  Ver. 
Hamburg    1904.  5.  Juli.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  1. 

5.  Faikin,  Gonsidörations  pratiques  sur  la  Scoliose  essentielle.     Paris  1906. 

6.  Andr^  Fasquelle,  De  la  diminution  de  la  distance  sterno-cricoidienne  comme  signe 
d'afl^aisement  de  la  colonne  cervicalo.     Revue  de  chir.  1903.  Nr.  6. 


1240  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

7.  Fei 88,  „Shool''  Lateral  Garvature.    Cleyeland  Medical  JoumaL  August  1905. 

8.  Fitz,  A  simple  metbode  of  Measuring  and  Graphically  plotting  spinal  carratares  and 
other  asymmetries  by  means  of  a  new  direct  readring  Scoliometer.  Boston  med.  and 
surgical  Journal.  1905.  Nr.  23. 

9.  Friedheim,  Hilfeleistung  durch  Eltern  und  Erzieher  bei  der  Bekftmpfnng  der  Rfick- 
gratsverkrümmungen.  Mitteilungen  aus  den  Hamburgischen  Staatskrankenanstalten. 
1905. 

10.  Hess,  Über  die  Lage  der  Abbiegungspunkte  an  der  Wirbelsftule  bei  Seitwärtsbiegung 
des  Bumpfes  nach  Beobachtungen  an  884  Fällen  von  Skoliosen  und  runden  Rflckeo. 
Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  Bd.  XIV.  Heft  2. 

10a. Heu sn er,  Ein  neuer  Skoliosenapparat.  IV.  Eongr.  d.  deutsch.  Ges.  f.  orthop.  Chir. 
1905. 

11.  V.  HoYorka,  Beitrag  zur  hysterischen  Skoliose.  Zeitschr.  f.  orthop.  Chirurg.  Bd.  14. 
p.  594  ff. 

12.  —  Zur  Kritik  der  heutigen  Skoliosenmessung.  Arch.  f.  orthop.  Mechanoth.  n.  Unfall- 
chirurgie. Bd.  III.  Heft  2. 

18.  E aisin,  Appareil  redresseur  de  la  colonne  vert^brale.  1.  Congrto  international  de 
Physiotherapie.  Liege  1905. 

14.  Elapp,R.,  Die  Mobilisierung  der  skoliotischen  Wirbelsäule  mit  einer  aktiven  Methode. 
Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  48. 

15.  —  Die  Anwendung  der  mobilisierenden  Wirkung  der  Hyperämie  auf  skoliotische  Ver- 
steifungen.   Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  79.  Heft  4 — 6. 

16.  Eopits,  Eorsett  zum  Verdecken  des  Rippenbuckels  bei  Skoliosen  schwereren  Grades. 
Orvosi  Hetilap.  1905.  Nr.  41. 

17.  Lange,  Die  Behandlung  der  Skoliose  durch  aktive-passive  Überkorrektur.  MfincheDer 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1. 

17a.  Legal,  Redressionsapparat  für  Deformitäten  der  Wirbelsäule.  IV.  Eongr.  d.  deutsch. 
Ges.  f.  orthop.  Chir. 

18.  LoYott,  Die  Mechanik  der  Skoliose.  IV.  Eongr.  d.  deutsch.  Ges.  f.  orthop.  Chirurg. 
Berlin  1905. 

19.  Ludloff,  Apparate  zur  exakten  Messung  und  graphischen  Darstellung  der  Beweglich- 
keit der  Wirbelsäule  und  des  Eopfes  mit  den  dazu  gehörigen  Eurven.  IV.  Eongr.  d. 
deutsch.  Ges.  f.  orthop.  Chir.  1905. 

20.  Marinol,  Le  traitement  möcanotherapique  de  la  Scoliose.  I.  Congrds  international  de 
Physiotherapie. 

21.  Meyerowitz,  Über  Skoliose  bei  Halsrippen.  Dies.  Eönigsberg.  Beitr.  z.  klin.  Chir. 
XLVI.  1. 

22.  Müller,  Ein  neuer  Detorsionstisch  zur  Behandlung  der  Skoliose.  Die  Therapie  der 
Gegenwart.  Juli  1905. 

23.  Murphy,  A  case  of  cervical  rob  with  Symptoms  resembling  subclavian  aneurysma. 
Annais  of  surgery  1905.  Nr.  3. 

24.  Reiner  und  Werndorff,  Ontersuchungsreihe  über  den  normalen  Bewegnngsmecha- 
nismus  der  Wirbelsäule.    IV.  Eongr.  d.  deutsch.  Ges.  f.  orthop.  Chir. 

25.  Riedinger,  Über  die  mechanische  Entstehung  der  Skoliose.  IV.  Eongr.  d.  deutsch. 
Ges.  f.  orthop.  Chir. 

26.  Roth,  A.,  Die  Therapie  der  Skoliose  und  Eyphose  ohne  Gipsverband.  Zeitschr.  f&r 
orthop.  Chir.  Bd.  XIV.  Heft  1. 

27.  Schanz,  Die  Bedeutung  von  Massage  und  Heilgymnastik  in  der  Skoliosentherapie. 
I.  Congi'äs  internst,  de  Physiotherapie.    Li^ge  1905. 

28.  —  Ist  die  Skoliose  eine  durch  Einwirkung  mechanischer  Eräfte  entstehende  Deformität? 
IV.  Eongr.  d.  deutsch.  Ges.  f.  orthop.  Chir. 

29.  Schlee,  Portative  Stütz-  bezw.  Extensionsapparate  in  der  Behandlung  von  Rücken- 
marksleiden.   Arch.  f.  Orthopädie,  Mechanotherapie  u.  Unfallchirurgie.  Bd.  UI.  H.  2. 

30.  Schmidt,  Ernst,  Studie  über  Skoliose.  Arch.  f.  Orthop.,  Mechanoth.  u.  ünfaUheilk. 
Bd.  III.  Heft  1. 

31.  Schnabel,   Zur  Mechanik  der  Wirbelsäule  des  Neugeborenen.    Diss.   Freibuzg  1904. 

32.  Schulthess,  Die  Pathologie  der  Skoliose.  IV.  Eongr.  d.  deutsch.  Ges.  f.  orthop.  Chir. 
25.  IV.  1905. 

33.  Spitzy,  Bedeutang  der  Rachitis  in  allen  ihren  Abstufungen,  die  neueren  Ansichten 
über  ihre  Ätiologie  und  ihre  Beziehungen  zur  Osteomalazie.  IV.  Eongr.  d.  deutsches 
Ges.  f.  orthop.  Chir.  1905. 


Hoffa,  Verletzungen  and  chirarg.  Erkrankungen  der  Wirbelsllule  etc.  1241 

3i.  Spitzy,  Die  Klinik  der  frühen  Wirbelsftolendeformitftten  auf  der  Basis  der  natarlichea 
Kntwickelungsgeschichte.  Rapport  pr^sentä  au  I.  Congrös  internst,  de  Physiotherapie. 
Li^ge  1905. 

35.  Stein,  Technik  der  photographischen  Skoliosenmessung.  IV.  Eongr.  d.  deutsch.  Ges. 
f.  orthop   Chir.  1905. 

36.  Tichow,  Über  Halsrippen.    Russ.  Archiv  f.  Chir.  1905. 

36.  Vulpins,  Über  die  orthopädische  Behandlung  der  Wirbels&ulenerkrankungen.  Leipzig 
(Benno  Eonegers  Verlag)  1905. 

37.  Zesas»  Uisterische  Skoliose.    Archiv  internst,  de  Chirurg.     Vol.  IL  1904. 

Reiner  (24)  macht  Mitteilung  über  eine  mit  Werndorf  f  ausgeführte 
Untersuchungsreihe  über  den  normalen  Bewegungsmechanismus  der  Wirbel- 
säule. Die  für  die  Lehre  von  dem  Mechanismus  der  Skoliose  so  wichtige 
Kenntnis  konnte  bisher  durch  die  gänzlich  unzulänglichen  Untersuchungs- 
methoden nicht  ordentlich  gefördert  werden.  An  einem  eigens  konstniierten 
Modell  zeigt  Verf.,  dass  die  von  vielen  Untersuchern  angenommenen  Rota- 
tionserscheinungen gar  nicht  vorhanden  wären  und  nur  durch  Flexion  von 
einer  inklinierten  Achse  vorgetäuscht  worden  seien.  Eine  genaue  Unter- 
sncbung  der  komplizierten  Bewegungen  jedes  einzelnen  Wirbels  (Lokomotion) 
nach  allen  drei  Dimensionen  und  überdies  Drehungen  um  allen  drei  Achsen 
des  Raumes  kann  nur  mittelst  der  orthogonalen  Parallelprojektion  auf  zwei 
aufeinander  senkrechten  Projektionsebenen  ausgeführt  werden.  Mit  dem  diesen 
Bedingungen  entsprechenden  Apparate  prüften  die  Autoren  die  Rotations- 
erscheinungen bei  Inklination  (durch  Seitwärsabbiegung  der  Wirbelsäule)  und 
bei  Knickung  durch  vertikale  Belastung.  Verff.  haben  bis  jetzt  nur  Konvex- 
torsion nachweisen  können. 

Schnabel  (31)  bringt  in  seiner  sehr  lesenswerten  Dissertation  ^^Zur 
Mechanik  der  Wirbelsäule  des  Neugeborenen^  zunächst  eine  genaue  Darstel- 
lung des  gegenwärtigen  Standes  dieser  Frage  unter  besonderer  Berücksich- 
tigung der  von  Meyer  sehen  Arbeiten,  sowie  einen  geschichtlichen  Abriss 
der  Entwickelung  der  Anschauungen  über  die  Physiologie  der  Wirbelsäule. 
Trotz  der  vielen  so  sorgfältigen  Arbeiten  gibt  es  nach  des  Verf.  Ansicht  in 
der  Lehre  von  der  physiologischen  und  vor  allem  in  der  Lehre  von  den  statisch 
mechanischen  Ursachen  der  Ausbildung  der  späteren  Form  der  Wirbelsäule 
noch  manche  unaufgeklärte  Punkte.  Verf.  hat  an  50  neugeborenen  Kindern 
männlichen  und  weiblichen  Geschlechts  genaue  Untersuchungen  über  den  Zu- 
stand der  Wirbelsäule  ausgeführt  und  speziell  festgestellt,  welche  Grösse  die 
Beugungswinkel  des  Kopfes  und  der  Halswirbelsäule  einerseits  und  des  Beckens 
und  der  Lendenwirbelsäule  andererseits  in  verschiedenen  Achsen  gemessen, 
im  Maximum  erreichen  können.  Die  Ergebnisse  dieser  Messungen,  die  mit 
einem  eigens  zu  diesem  Zwecke  von  Prof.  Seil  he  im  konstruierten  Apparate 
angestellt  wurden,  sind  in  einer  Tabelle  zusammengefasst.  Der  knappe  Raum 
gestattet  leider  nur  unter  Hinweis  auf  das  sehr  lesenswerte  Original 
folgende  Sätze  wiederzugeben.  Beim  Neugeborenen  sind  passive  Beugungen 
der  Hals-  und  Lendenwirbelsäule  nach  allen  Richtungen  hin  in  weit  höherem 
Masse  möglich  als  bei  Erwachsenen.  Dabei  zeigt  sich  die  Halswirbelsäule 
wiederum  viel  freier  beweglich  als  die  Lendenwirbelsäule.  Ermöglicht  wird 
die  grössere  freie  Beweglichkeit  der  genannten  Wirbelsäulenabschnitte  durch 
die  besondere  Form  der  noch  unausgebildeten  Wirbel  des  Neugeborenen,  sowie 
durch  die  verhältnismässig  sehr  hohen  Intervertebralscheiben.  An  beiden 
Rumpfenden  zeigt  sich  der  Beugungswinkel  nach  hinten  bedeutend  grösser  als 


1242  Jahresbericht  fflr  Chirorgie.    IL  Teil. 

* 

der  nach  vorn.  Es  ist  dies  eine  Wirkung  der  elastischen  Ligamenta  inter- 
crnralia,  deren  Wirkung  bei  der  Lendenwirbelsäule  durch  die  Form  der 
Wirbel  noch  unterstützt  wird.  Die  am  Kopfende  möglichen  Beugungen  sind 
bei  beiden  Geschlechtern  fast  gleich,  dagegen  zeigt  sich  am  Beckenende  ein 
eigentümliches  Überwiegen  der  weiblichen  Masse,  das  von  der  Geburt  an  Tor- 
handen  ist  und  uneingeschränkt  fortdauert.  Mit  dem  fortschreitenden  Lebens- 
alter wird  die  freie  Beweglichkeit  bei  der  Halswirbelsäule  weniger,  bei  der 
Lendenwirbelsäule  mehr,  nach  allen  Richtungen  hin  eingeschränkt,  bis  der 
erwachsene  Zustand  erreicht  ist.  Üiese  Abnahme  ist  schon  bald  nach  der 
Geburt  wahrnehmbar  und  scheint  zu  dieser  Zeit  besonders  schnell  vor  sich 
zu  gehen. 

Deutschland  er  (4)  ist  der  Ansicht,  dass  es  sich  bei  der  Pathogenese 
der  kindlichen  Skoliose  um  primäre  Knochenveränderungen  handelt,  auf  deren 
Basis  sich  erst  die  Deformität  weiter  entwickelt,  und  begründet  diese  Ansicht 
durch  eine  Reihe  klinischer  Erscheinungen  aus  dem  Symptomenkomplex 
des  Leidens.  Er  weist  auf  die  Untersuchungen  von  von  Recklinghausens 
hin,  der  an  mehreren  zu  Lebzeiten  genau  beobachteten  Skoliosen  einen  ganz 
exquisit  osteomalazischen  Prozess  nachweisen  konnte.  Deutschländer  will 
diesen  natürlich  nicht  als  die  einzige  Ursache  angesehen  wissen;  das  irregu- 
läre Epiphysenwachstum  kommt  nach  Deutschländers  Ansicht  auch  in 
Frage.  An  der  Hand  von  Präparaten  und  Röntgenaufnahmen  führt  Verf.  aus. 
dass  es  sich  am  Keilwirbel  der  Skoliose  um  ähnliche  Vorgänge  handelt,  wie 
an  der  unteren  Femurepiphyse  bei  einem  Genu  valgum.  Da  sich  sichere 
Beweise  für  diese  Anschauung  nur  durch  systematische  makroskopische  und 
mikroskopische  Untersuchungen  frischer  Wirbelsäulen  im  Initialstadium  der 
Skoliose  erbringen  lassen,  betont  Deutschländer  die  Notwendigkeit  solcher. 

In  seinem  Vortrag,  die  Mechanik  der  Skoliose,  welcher  wie  Lorenz  ein 
Jahr  später  erklärte,  uns  im  Falle  der  Richtigkeit  der  vorgebrachten  An- 
schauungen, veranlassen  würde,  das  Studium  der  Skoliose  von  neuem  zu  be- 
ginnen, bringt  Lovett  (18)  Beobachtungen,  welche  er  am  lebenden  Kinde, 
am  Modell  und  an  der  Leiche  angestellt  hat.  Die  Analyse  der  normalen 
Bewegungen  der  Wirbelsäule,  welche  in  drei  verschiedenen  Regionen  derselben 
genau  beobachtet  wurden,  ergab  als  Resultat,  dass  Rotation  und  Biegung  bei 
allen  Bewegungen  kombiniert  sein  muss. 

Am  Modell  und  der  Leiche  lassen  sich  doppelte  Bewegungen  hervor- 
rufen, einmal  durch  Hebung  der  rechten  Beckenseite  (damit  Erzeugung  einer 
linksseitigen  Totalskoliose)  und  zweitens  Drehung  des  oberen  Abschnittes  der 
Wirbelsäule  und  (damit  Erzeugung  einer  Dorsalkrümmung).  So  fand  man, 
dass  bei  linksseitiger  Totalskoliose  die  Ursache  der  Doppelkrümmungen  zu 
suchen  ist  in  der  Anstrengung  des  Patienten,  den  Schultergürtel  in  dieselbe 
Ebene  zu  bringen,  wie  die  ist,  die  das  Becken  einnimmt.  Totalskoliose  mit 
konkavseitiger  Rotation  entspricht  den  normalen  Bewegungen  der  Wirbelsäule, 
aber  das  Vorkommen  konvexseitiger  Rotation  der  Wirbelkörper  muss  als 
pathologische  Veränderung,  bedingt  durch  eine  abnorme  Weichheit  der  Knochen, 

angesehen  werden. 

Riedinger  (25)  führt  in  seinem  Vortrag  über  die  mechanische  Ent- 
stehung der  Skoliose,  wie  auch  aus  seinem  Selbstbericht  hervorgeht,  folgendes 
aus.  Die  Bezeichnung  Mechanik  der  Skoliose  umfasst  alle  Vorgänge,  die  stati- 
schen wie  die  dynamischen.  Der  Effekt  am  Knochensystem  ist  immer  ein 
statischer.     Dieser  Effekt   sollte  mehr  vom   pathologisch-anatomischen  Stand- 


Hoffa,  VerletznDgen  und  chirurg.  Erkrankungen  der  Wirbelalole  etc.  1343 

pnnkt  aus  betrachtet  werden.  Von  diesem  Standpunkt  aus  lassen  sich  die 
morphologischen  Veränderungen  besser  als  Mechanismus  der  Skoliose  bezeichnen. 
Die  Ätiologie  ist  eine  andere  Frage. 

Riedinger  hat  schon  früher  die  Meyer-Albertsche  Rotationstheorie 
durch  den  Nachweis  der  Beanspruchung  auf  Zerknickung  erweitert  und  damit 
<6rst  den  Mechanismus  der  Gesamtskoliose  ganz  erklärt.  Ausserdem  hat  er 
die  statischen  Grundsätze  und  die  morphologischen  Veränderungen  geschildert. 
Er  ist  jetzt  der  Meinung,  dass  es  zwei  Typen  der  Skoliose  hinsichtlich  der 
Form  gibt,  einen  C-  und  ein  S-förmigen  Typus.  Der  kyphotische  Abschnitt  der 
€-  oder  S-förmigen  Skoliose  stellt  stets  die  primäre,  der  lordotische  Abschnitt 
stets  die  sekundäre  Verbiegung  dar. 

Schanz  (28)  weist  darauf  hin,  dass  sich  unter  den  Skoliosen  eine  An- 
zahl von  Deformitäten  finden,  welche  sich  durch  einen  einheitlichen  Sym- 
ptomenkomplex auszeichnen.  Das  Aufifälligste  dieses  Komplexes  ist  das  Auf- 
treten einer  Kombination  von  Haupt-  und  Gegenkrümmungen,  die  Keilwirbel- 
bildung, die  Torsion  und  die  Rippenbuckelbildung.  Es  ist  anzunehmen,  dass 
dieser  Symptomenkomplex  in  jedem  Fall  demselben  deformierenden  Prozess 
seine  Entstehung  verdankt,  und  daher  die  Skoliosenformen,  welchen  dieser 
Symptomenkomplex  gemeinsam  ist,  eine  genetisch  zusammengehörige  Gruppe 
bilden. 

In  diese  Gruppe  gehören:  Die  kindliche  Skoliose,  die  rachitische,  die 
osteomalakische,  die  osteopsathyrotische  Skoliose,  die  Alterskyphoskoliose,  die 
fixierte  statische  Skoliose,  die  fixierte  neurogene  und  die  Steinträgerskoliose. 

Auffallend  ist  in  all  diesen  Formen  ein  gemeinsames  ätiologisches 
Moment,  ein  Belastungsmiss  Verhältnis,  welches  entweder  durch  ein  Anwachsen 
der  Belastung  oder  durch  eine  Verminderung  der  Tragfähigkeit  der  Wirbel- 
säule entsteht.  Ist  dieses  Belastungsverhältnis  die  Ursache  der  Skoliosen- 
bildung? 

Da  nach  bestehenden  Naturgesetzen  auch  ein  lebender  Organismus  als 
Tragkonstruktion  gedacht,  immer  der  gleichen  Deformierung  unter  gleichen 
mechanischen  Bedingungen  durch  Überlastung  ausgesetzt  ist,  so  ergibt  sich, 
dass  die  Deformitäten  des  menschlichen  Körpers,  welche  aus  einem  Belastungs- 
Verhältnis  hervorgehen,  zwei  Klassen  von  Veränderungen  besitzen  müssen : 

1.  Veränderungen,  welche  direkt  Folgen  der  zur  Wirkung  gelangenden 
mechanischen  Kräfte  sind: 

2.  Veränderungen,  welche  als  Reaktionserscheinungen  vom  lebenden 
Organismus  auf  die  ersteren  erzeugt  werden. 

Die  ersteren  müssen  sich  berechnen  lassen.  Findet  man  dann  auf  Grund 
dieser  Berechnung  die  typischen  Formänderungen  der  Skoliose,  so  ist  der 
Schluss  zu  ziehen,  dass  diese  Formänderungen  durch  die  Wirkung  mechanischer 
Kräfte  bei  Überlastung  der  Wirbelsäule  entstehen.  Diese  Formveränderung 
im  Falle  der  Überlastung  wird  sich  darstellen  in  der  Bildung  einer  Haupt- 
und  zweier  Gegenkrümniungen.  Da  nun  die  Wirbelsäule  aus  lauter  einzelnen 
Wirbeln  zusammengesetzt  ist,  so  müssen  diese,  im  Falle  einer  Verbiegung, 
dadurch  eine  keilförmige  Gestaltveränderung  erfahren,  dass  sie  sich  im  Be- 
reiche der  Konkavitäten  verkürzen,  in  dem  der  Konvexitäten  verlängern.  So 
erklärt  sich  die  Keilwirbelbildung  bei  der  Skoliose. 

Die  Eigentümlichkeit  der  Zusammensetzung  der  Wirbelsäule  aus  Körper- 
und  Bogenreihe  bedingt  ferner  bei  Überlastung  der  Tragsäule,  falls  nicht 
besondere  Umstände   hinzukommen,   eine   seitliche   Ausschlagsrichtung.     Dazu 


^ 


1242  Jahresbericht  fOr  Ghirargie.    11.  ''  ^• 

der  nach  vorn.  Es  ist  dies  eine  Wirkung  d  ^^^  i»  sich  ausführt  und  dia 
cruralia,  deren  Wirkung  bei  der  Lender  <^">  ^^  ^^^  am  Keilwirbel  Tor- 
Wirbel  noch  unterstützt  wird.  Die  am  -^  Wirbelsäule  mit  dem  Rippenkorbe 
bei  beiden  Geschlechtern  fast  gleich,  >  desselben ,  welche  zu  den  für  die 
eigentümliches  Überwiegen  der  wp-'  /  eränderungen  führen.  Bezüglich  anderer 
banden  ist  und  uneingeschränkt  ^ögraphie  die  statischen  Belastungsdefor- 

alter  wird  die  freie  Beweglich        ./^i^angs  gestellte  Frage  glaubt  Verf.    dahin 
Lendenwirbelsäule  mehr,  d'       ,  Skoliosen,    welche    den    oben    angeführten 
erwachsene  Zustand  errei        ß  Deformitäten,   welche  in  ihren  charakteristi- 
Geburt  wahrnehmbar  ur        /  Überlastung  der  Wirbelsäule  entstanden  sind, 
zu  gehen.  'spricht  die  Pathologie  der  Skoliose  sehr  ausführ- 

DeutschläD  .  i^^'^®  ^^^  sorgfaltig  zusammengestellte  Vortrag  läss>t 
der  kindlichen  Sk»'  ♦  .^^^^  Referat  wiedergeben.  Nur  einige  Hauptsätze  will 
Basis  sich  erst''  ^ii^^-    ^^^  Veränderungen  des  Thorax  bei  der  Skoliose 

durch    eine    ^  ;'^/«  Kinder  haben  mehr  linkskonvexe,  ältere  mehr  rechts- 

des  Leidens  •'    ^^'^  beiden  Geschlechter  zeigen  in  den  Anstaltsstatistiken 

hin    der  f        *..  >r  d*s  männliche,  86Vofür  das  weibliche.   Schülerstatistiken 
exquisit       ;  ^    '"Weichviel   männliche  wie  weibliche  Skoliosen.     Vom  ätiologi-    ^ 
diesen       y'^^^'U^^  ^^^  ^^^  ^^®  Skoliose   als   ein  Symptom  pathologischer  Zu- 
läre         ,^  fV^^physiologischer  Funktion  zu  betrachten.     Wir  unterscheiden 
Fr         ''J^'^'^MHose^  durch  primäre  Formstörungen,  kongenitale, 
^  "^  ^ifjiiosen  durch  Erkrankungen  und  erworbene  Anomalien  derWirbel- 

ßjiolioseii  durch  sekundäre  Formstörungen  infolge  von  Erkrankungen 
und  Verletzungen  von  Organen  ausserhalb  der  Wirbelsäule  oder  durch 
anphysiologische  Abänderung  der  Funktion  entstanden. 
Die  zweite  Gruppe  bezeichnet  Schul  thess  als  osteopathisch-funktionelle. 
fi'erher  gehört  die  grösste  Masse  der  Skoliosen,    vor  allem   die  rachitische, 
j'e  üiiif  der  Konstitutionsschwäche  des  Skelettes  beruhen,  auch  als  konstitutio- 
^]e  bezeichnete.     Dieser  Begriflf  deckt   sich   ungefähr   mit  demjenigen  der 
liabituellen  Skoliose,    ist   aber   weniger   verwirrend,    weil   er   die   habituelle 
5t6llung  nicht  als  Ausgangspunkt  präjudiziert.    Man  muss  nach  der  primären 
jnechanischen  Schädigung,  welche  die  rachitische  Wirbelsäule  in  früher  Zeit 
erfahren  hat,   an   eine  Art  deformierender  Nachwirkung  denken,   verursacht 
durch  die  Veränderung  des  Wachstums   in   den   ursprünglich  primär   defor- 
mierten Teilen." 

Die  Skoliosen  durch  sekundäre  Formstörungen  verdienen  den  Namen 
der  funktionellen  im  weiteren  Sinne,  weil  es  sich  hier  um  diejenigen  handelt, 
welche  infoige  von  Abnormitäten  an  den  Extremitäten,  am  Thorax  oder  auch 
an  irgend  einem  anderen  Organe,  z.  B.  Respirationsorganen,  entstanden  sind. 
Die  grösste  Rolle  spielen  hier  die  Erkrankungen  der  Unterextremität  und  des 
Nervensystems. 

Die  zweite  Unterabteilung  der  Skoliosen  durch  sekundäre  Formstörungen, 
die  rein  funktionellen,  umfassen  die  Berufsskoliosen  und  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  die  Schulskoliose. 

Die  Bezeichnung  Belastungsdeformität  für  die  Skoliose  sollte  aufgegeben 
werden.  Das  Wesentliche  in  der  Funktion  der  Wirbelsäule  ist,  wie  die  Cber- 
sicht  über  die  Pathologie  zeigt,  nicht  die  Belastung,  sondern  der  aus  der 
Muskelarbeit  hervorgehende  Längsdruck,  darauf  deutet  die  ungemeine  Ähn- 
lichkeit der  Tierskoliose  mit  der  menschlichen,  sowie  die  neueren  Forschungen 


3- 


Hoffa,  Verletzungen  und  obirurg.  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  etc.  1245 

Funktion    des    Bewegungsapparates   mit    ihrem    Einfluss   auf   den 

^  t  (30)  kommt  in  seiner  Studie  über  die  Skoliose  zu  folgenden 

■ 

*  '^öhe   einer   seitlichen  Wirbelsäulenverkrümmung  liegt  der 

oheitelwirbel.     Die   Scheitelhöhe  selbst  liegt  in  der  beide 
i.  oindenden  Intervertebralscheibe,  in  welche  die  Knickung  des 
^sbandes  fallt. 
16  innige  Band  Wirkung  beider  Scheitel  wirbel  führt  zu   einer  Aus- 
oestrebung  ihrer  entgegeugesetzten  Richtungstendenz,  die  als  Richtungs- 
crgenz  und  HöhendiflFerenz  unterschieden  werden  kann.    Der  obere  Scheitel- 
wirbel vollführt  hierbei   eine  Drehbewegung,    die    als  Torsionsbewegung  be- 
zeichnet werden  muss. 

3.  Eine  zweite  Torsionsbewegung  entsteht  bei  zunehmender  Skoliosierung 
durch  die  winkelige  Knickung  von  Wirbelkörper  und  -Bogen.  Diese  Torsions- 
bewegung ist  namentlich  für  den  unteren  Scheitelwirbel  von  Bedeutung. 

4.  Bei  beiden  Torsionsbewegungen  dient  die  konkavseitige  Gelenkver- 
bindung als  Hypomochlion.  Die  Torsionen  bedingen  ihrerseits  eine  Stellungs- 
änderung der  einzelnen  Teile  der  beiden  Scheitel  wirbel,  die  im  Sinne  des 
Uhrzeigers  von  der  konvexen  nach  der  konkaven  Seite  hin  erfolgt.  Weiter- 
hin bedingen  sie  die  spiralige  Drehung  der  Körperkortikalis,  die  Verbreite- 
rung der  konkavseitigen  Wirbelkörperhälfte  sowie  die  nach  der  konkaven 
Seite  hin  oflFene  Winkelstellung  der  Körper-  und  Bogenmittellinie  und  die 
Reklination. 

5.  Die  Ausgleichsbestrebung  der  beiden  Scheitel  wirbel  tritt  in  gleicher 
Weise  sowohl  bei  vertikaler  als  auch  bei  horizontal  gestellter  Wirbelsäule  ein. 
Demgemäss  befinden  sich  die  typischen  Umformungen  völlig  analog  bei  mensch- 
lichen wie  tierischen  Skoliosen. 

6.  Jede  Skoliose  ist  ein  aus  inneren  Verhältnissen  heraus  mit  physika- 
lischer Gesetzmässigkeit  vor  sich  gehender  Umformungsprozess,  eine  ;,funktio- 
nelle  Anpassung  der  seitlich  abgewichenen  Wirbelsäule".  Prädisponierende 
Momente  lammen  bloss  für  den  Grad  der  Skoliosierung  oder  als  Ursachen  der 
seitlichen  Verbiegung  einer  Wirbelsäule,  nicht  aber  für  die  Skoliose  an  sich 
in  Betracht. 

7.  Therapeutisch  erscheint  die  operative  Entfernung  des  Darmfortsatzes 
des  oberen  Scheitelwirbels  von  praktischer  Bedeutung,  da  auf  solche  Weise 
die  stärkste  Torsionsbewegung  mit  ihren  verunstaltenden  Folgewirkungen  un- 
möglich gemacht  wird. 

Spitzy  (34)  hat  auf  dem  ersten  internationalen  Kongress  für  Physio- 
therapie in  einem  geistvollen  Vortrage  die  Klinik  der  frühen  Wirbelsäulen- 
deformitäten auf  der  Basis  der  natürlichen  Entwickelungsgeschichte  besprochen. 
Seine  Ausführungen  gipfeln  in  einer  Reihe  von  Leitsätzen,  wie  sie  bei  der 
körperlichen  Erziehung  des  kleinen  Kindes  mit  Rücksicht  auf  seine  ersten 
Lokomotionsversuche  Anwendung  finden  sollen. 

Diese  Leitsätze  ergeben  sich  von  selbst  aus  den  in  der  Stammesge- 
schichte niedergelegten  Gesetzen  und  lauten  etwa  folgendermassen : 

].  Die  Bekleidung  respektive  Umhüllung  des  kleinen  Kindes  soll  den 
klimatischen  Verhältnissen  entsprechen  und  die  Bewegungen  des  Kindes  in 
keiner  Weise  hemmen. 


1246  JahreBbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

2.  Als  Nahrung  diene  vor  allem  Muttermilch  oder  wenigstens  Ammen- 
milch, welche  gleichzeitig  auch  das  beste  Präservativ  gegen  gewisse  Erkran- 
kungen sind. 

3.  Jegliche  Einschnürung  des  Körpers  zum  Zwecke  des  graden  Wachs- 
tums bewirkt  grade  das  Gegenteil  von  dem,  was  man  erreichen  will,  durch 
Behinderung  des  Wachstums  und  Schwächung  des  Körpers. 

4.  Als  gewöhnliche  Lage  des  Kindes  ist  die  ungezwungene  Ruckenlage 
anzusehen,  dabei  ist  nach  dem  zweiten  Monat,  wenn  das  Kind  bereits  selbst 
den  Kopf  zu  heben  beginnt,  häufig  Bauchlage  angezeigt,  wobei  durch  das 
Aufbäumen  des  Körpers  die  Rückenmuskulatur  gestärkt  wird  und  insbesondere 
;,der  Aufhebe-  und  Halteapparat  der  oberen  Wirbelsäule  geübt  und  für  die 
spätere  Tätigkeit  vorbereitet  wird". 

5.  ;,Aus  dieser  Stellung  entwickelt  sich  von  selbst  der  Kriechakt,  der 
nach  Möglichkeit  zu  unterstützen  ist;  er  ist  die  beste  Vorschule  des  Gehens 
und  garantiert  ein  frühes  und  gefahrloses  Aufrichten  des  Körpers. 

6.  Das  Kind  soll  nicht  gewaltsam  in  die  Sitzlage  gebracht  werden,  erst 
wenn  es  sich  selbst  aufsetzen  und  sich  ohne  Unterstützung  in  dieser  Lage 
halten  kann,  soll  ihm  diese  gestattet  werden. 

7.  Das  Kind  soll  ebensowenig  frühzeitig  auf  die  Füsse  gestellt  werden. 
Erst  wenn  es  lange  genug  gekrochen,  sich  selbständig  aufgestellt  und  die 
Übergangszeit  zwischen  Kriechakt  und  aufrechtem  Gehen  selbst  überwunden 
hat,  soll  ihm  das  Gehen  gestattet  sein. 

8.  Bei  jeglichem  Zeichen  einer  bestehenden  Knochenerkrankung  müssen 
alle  diese  Regeln  noch  strenger  befolgt  werden  und  jede  einzelne  Zwischen- 
stufe noch  länger  eingehalten  werden;  besonders  muss  man  mit  dem  Auf- 
richten des  Körpers  so  lange  warten ,  bis  die  Rachitis  im  Ausheilen  be- 
griffen  ist. 

9.  Wenn  bereits  Verkrümmungen  vorhanden  sind,  so  muss  eine  genau 
individualisierende  orthopädische  Behandlung  eingreifen,  die  vor  allem  die 
Stärkung  der  Muskulatur  auf  dem  oben  vorgezeichneten  Wege  zu  erreichen 
suchen  muss.  Zur  Korrektur  der  Deformitäten  sind  Lagerungsapparate  den 
portativen  Apparaten  vorzuziehen,  welch  erstere  kaum  von  dem, Prinzip  des 
Gipsbettes  und  der  Rauchfussschen  Schwebe  sich  unterscheiden  und  deren 
Anwendung  auch   für  das  Kind  keine  Unannehmlichkeiten  mit  sich  bringen. 

Spitzy  (33)  bespricht  die  Bedeutung  der  Rachitis  in  allen  ihren  Ab- 
stufungen, die  neueren  Ansichten  über  ihre  Ätiologie  und  ihre  Beziehungen 
zur  Osteomalakie,  letzteres  insbesondere,  soweit  beide  Krankheiten  als  ätio- 
logische Momente  in  der  Genese  der  Skoliose  in  Betracht  kommen.  Von 
den  auf  rachitischer  Basis  entstehenden  Deformitäten  werden  die  Verkrüm- 
mungen der  rachitischen  Wirbelsäule  hervorgehoben.  Die  rachitische  Sitz- 
kyphose  birgt  oft  auch  eine  laterale  Abweichung.  Die  Skoliosen  ändern  sich 
in  ihrem  Typus  nach  ihrer  Entstehungszeit.  Zur  Sitzzeit  entstandene  oder 
aus  Kyphosen  hervorgegangene  Skoliosen  sind  entweder  Totalskoliosen  oder 
kurzbogige  mehrfache  Skoliosen;  die  schon  in  der  Lokomotionszeit  sich  bil- 
denden unterscheiden  sich  nicht  von  den  habituellen. 

Spitzy  macht  auf  die  Wichtigkeit  der  statischen  Krümmungen  bei 
Anwesenheit  von  Rachitis  aufmerksam. 

Prophylaktisch  ist  vernünftige  Säuglingspflege,  Vermeidung  zu  frühen 
Aufrichtens,  Unterstützung  der  Kriechperiode,   habituelle  Bauchlage  und  der 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirurg.  Erkrankungen  der  Wirbelsftnle  etc.  1247 

Gebrauch  des  Epsteinschen  Schaukelstuhles  neben  den  bereits  bekannten 
Hilfsmitteln  empfohlen. 

Hess  (10)  berichtet  in  seiner  Arbeit  aus  dem  Schulthess-Lüning- 
sehen  Institut  aber  eine  grosse  Zahl  von  Beobachtungen  an  Skoliosen  und 
runden  Rücken  über  die  Lage  der  Abbiegungspunkte  der  Wirbel  bei  Bewe- 
gungen des  Rumpfes  nach  der  Seite  hin,  und  er  kommt  auf  Grund  seiner 
Untersuchungen  zu  folgenden  Schlusssätzen: 

1.  Die  Abbiegungspunkte  konzentrieren  sich  beiderseits  in  der  Lenden- 
wirbelsäule. 

2.  Die  Brustwirbelsäule  weist  in  ihrer  unteren  und  mittleren  Region 
meist  nur  eine  spärliche  Frequenz  auf,  wobei  die  Zahl  der  rechtskonvexen 
Abbiegungspunkte  die  der  linkskonvexen  überwiegt. 

3.  Die  linkskonyexe  Ausbiegung  in  der  Lendenwirbelsänle  zeigt  typische 
Punkte,  die  rechtskonvexe  nicht,  da  der  flachere  Verlauf  ihrer  Kurve  die 
linkerseits  vorhandenen  Knickungen  vermissen  lässt. 

4.  Bei  der  Abbiegung  des  Rumpfes  nach  links  (rechtskonvexe  Ausbie- 
gung) entstehen  Abbiegungspunkte  oft  auch  sekundärer  Natur  am  5.  Lenden- 
wirbel. 

Verfasser  glaubt,  dass  in  der  etwas  höheren  und  typischeren  Lage  der 
linkskonvexen  Abbiegungspunkte,  wie  in  der  etwas  weniger  typischen  Anord- 
nung der  rechtskonvexen  unbedingt  ein  gesetzmässiges  Verhalten  zu  erkennen 
ist,  das  als  physiologisch  betrachtet  werden  darf. 

Bäumler  (2)  betont  die  Wichtigkeit  einer  genauen  Inspektion  des 
Thoraxskelettes,  besonders  für  die  Beurteilung  beginnender  Lungentuberkulose, 
da  die  Änderung  des  Perkussionsschalles  über  abnorm  flachen  wie  abnorm 
gewölbten  Partien  des  Thorax  leicht  zu  Irrtümern  führen  kann.  Dies  gilt 
namentlich  für  die  Skoliose  und  die  rachitischen  Thoraxdeformitäten.  Des- 
gleichen ist  für  die  Beurteilung  der  Lage  und  Grösse  des  Herzens  das  Vor- 
handensein von  Skoliose,  Kyphoskoliose,  des  runden  oder  flachen  Rückens 
von  grosser  Bedeutung;  bei  flachem  Brustkorb  liegt  im  allgemeinen  das  Herz, 
der  vorderen  Thoraxwand  breiter  an,  wodurch  wieder  der  Spitzenstoss  eine 
Verbreiterung  und  Verstärkung  zeigt.  Das  umgekehrte  ist  bei  Vergrösserung 
des  sagittalen  Durchmessers  des  Brustkorbs  der  Fall.  Bei  seitlicher  Wirbel- 
säulenverkrümmung kann  durch  Verlagerung  des  —  sonst  normalen  —  Herzens 
nach  links,  die  Linksverschiebung  des  Spitzenstosses  die  Fehldiagnose  „idio- 
pathische Herzhypertrophie"  verursachen. 

Feiss  (7)  sucht  nachzuweisen,  dass  es  eine  wirkliche  Schulskoliose  gibt. 
Er  führt  als  Argument  an  ein  stetiges  Anwachsen  der  Zahl  der  skoliotischen 
in  den  aufsteigenden  Klassen,  den  direkt  schädigenden  Einfluss  des  langen. 
Sitzens  in  geneigter  Stellung  und  ausserdem  den  schädigenden  Einfluss  schlechter 
Schulbänke  und  der  schlechten  Haltung  beim  Schreibakt. 

Das  Geschlecht  spielt  bei  der  Entstehung  der  Skoliose  keine  Rolle, 
denn  die  Schuluntersuchungen  ergaben  keine  Dififerenzen  in  bezug  auf  di» 
Häufigkeit  der  Skoliose  bei  Knaben  und  Mädchen.  —  Die  Untersuchungen 
haben  ergeben  —  und  die  verschiedenen  Statistiken  stimmen  geradezu  auf- 
fallend darin  überein  — ,  dass  ein  Viertel  aller  Schulkinder  eine  Skoliose 
zeigen. 

Die  Form  dieser  Skoliose  wird  als  ^habituelle^  mit  linksseitiger  Krüm- 
mung bezeichnet. 


1248  Jahresbericht  für  Ghirargie.    II.  Teil. 

Vulpius  (36)  gibt  in  einer  kleinen  Schrift  über  die  orthopädische  Be- 
handlung der  Wirbelsäulenerkranktingen  ;,ein  kurzgefasstes  Referat  über  den 
heutigen  Stand  der  orthopädischen  Therapie  auf  diesem  Gebiete  für  die  in 
der  allgemeinen  Praxis  stehenden  Kollegen.^  Er  bespricht  die  gutartigen  und 
bösartigen  orthopädischen  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  und  widmet  da 
wieder  besonderes  Interesse  der  Spondylitis  tuberculosa  und  der  Skoliose. 
Im  allgemeinen  bringt  die  kleine  Abhandlung  dem  Fachmann  nichts  neues. 
Die  präzise  Art  der  Darstellung  aber  und  der  Umstand,  dass  vieles  von 
eigener  Erfahrung  diktiert  ist,  machen  die  Schrift  für  den  praktischen  Arzt 
bedeutungsvoll  und  interessant. 

Schanz  (27)  hebt  in  seinem  Vortrag  über  die  Bedeutung  von  Massage 
und  Heilgymnastik  in  der  Skoliosentherapie  hervor,  dass  die  genannten  Heil- 
mittel hervorragende  Dienste  leisten  können,  wo  es  sich  um  den  Ausgleich 
des  Belastungsverhältnisses  an  der  Wirbelsäule  handelt,  dass  dagegen  ihre 
Leistungsfähigkeit  als  Korrektionsmittel  für  die  skoliotische  Deformität  nur 
sehr  gering  anzuschlagen  ist.  Es  ergibt  sich  daraus  für  die  Praxis,  dass 
bei  der  beginnenden  Skoliose  diese  Heilfaktoren  in  erster  Linie  in  Betracht 
kommen  müssen.  Ebenso  haben  sie  grosse  Bedeutung  bei  den  Fällen,  bei 
denen  das  Ziel  der  Behandlung  kein  Ausgleich  der  Verkrümmung,  sondern 
nur  eine  Abflachung  derselben  sein  kann.  Dort  wo  eine  völlige  Beseitigung 
der  bestehenden  Deformität  erreicht  werden  kann,  müssen  noch  Eorrektions- 
mittel  in  Betracht  kommen  —  als  Korsetts  und  Verbände. 

Die  Anwendungsweise  von  Massage  und  Gymnastik  wird  dann  etwa 
folgende  sein:  Die  gesamte  Bückenmuskulatur  wird  gleichmässig  massiert 
werden  müssen,  und  als  Übungen  werden  solche  am  zweckmässigsten  sein, 
welche  die  gesamte  Wirbelsäulenmuskulatur  gleichmässig  in  Anspruch  nehmen, 
ausserdem  aber  gewisse  Kedressions-  und  Selbstredressionsübungen,  die  nach 
dem  speziellen  Fall  besonders  eingeübt  werden  müssen. 

Wenn  auch  eine  geordnete  Anstaltsbehandlupg  in  allen  Fällen  als  die 
am  meisten  empfehlenswerteste  erscheint,  so  glaubt  Verf.,  dass  unter  gewissen 
Verhältnissen  und  bei  genügender  Sorgfalt  des  Patienten  und  gewissenhafter 
Kontrolle  des  Arztes  die  Behandlung  auch  in  der  Familie   durchführbar  sei. 

Klapp  (14)  gibt  den  aktiven  Mobilisierungsmethoden  der  Wirbelsäule 
bei  weitem  den  Vorzug  vor  den  passiven,  da  bei  ersteren  neben  der  aas- 
giebigsten  eigentlichen  Mobilisierung  der  Wirbelsäule  eine  wirkungSToUe  Kräf- 
tigung der  Bückenmuskulatur  erzielt  werden  kann.  Verf.  sah  nun  bei  Be- 
trachtung des  Ganges  der  Vierfüssler,  dass  die  Tiere  dabei  ihre  Wirbelsäule 
abwechselnd  nach  rechts  und  nach  links  krümmen;  die  Krümmung  ist  am 
stärksten  in  der  Phase  des  Gehens,  wenn  der  Vorderfuss  der  einen  Seite 
zu  einem  Schritte  weit  nach  vorn  ausholt,  während  die  Füsse  der  anderen 
Seite  noch  knapp  nebeneinander  stehen.  Von  dieser  Beobachtung  ausgehend 
lässt  Verf.  seine  Patienten  nach  Art  der  Vierfüssler  kriechen. 

Die  mit  Lederhüllen  an  Händen  und  Knien  versehenen  Patienten  kriechen 
nach  einiger  Gewöhnung  durch  eine  Stunde  vor-  und  ebenso  lange  nachmit- 
tags, zuerst  ohne  eine  bestimmte  Richtung  in  der  Vorwärtsbewegung  zu  be- 
vorzugen. 

Nach  einem  Monat  lässt  Klapp  seine  Patienten  beständig  im  Kreise 
herum  kriechen  und  zwar  immer  nach  der  Seite  der  Konvexität,  um  so  be- 
sonders auf  die  Geraderichtung  der  Skoliose  hinzuarbeiten. 


Hoffa,  Verletzaogen  und  cbinirg.  Erkrankungen  der  Wirbelsftule  etc.  1249 

In  Verbindung  mit  diesen  Übungen,  und  zwar  ihnen  jedesmal  voraus- 
gehend, wendet  Verf.  seine  Heissluftbehandlung  an. 

Verf.  hat  mit  seiner  Methode  angeblich  gute  Resultate.  Er  empfiehlt 
sie  auch  wegen  ihrer  äusserst  geringen  Kostspieligkeit,  da  dadurch  die  Be- 
handlung auf  lange  Zeit  ausgedehnt  und  infolge  ihrer  Einfacheit  ohneweiters 
dem  Hausarzt  überlassen  werden  kann. 

Klapp  (15)  spricht  der  Heissluftbehandlung  zur  Mobilisierung  von 
Skoliosen  das  Wort  und  beschreibt  einen  diesem  Zwecke  dienenden  Heiss- 
Inftkasten,  den  gleichzeitig  fünf  Patienten  benützen  können.  Die  Heiss- 
luftanwendung  soll  den  Übungen  immer  vorausgehen  und  ersetzt  angeblich 
die  Massage  vollständig. 

Marinel  (20)  gibt  in  seinem  Vortrag  über  die  mechanotherapeutische 
Behandlung  der  Skoliose  ein  anschauliches  Bild  der  zur  Verfügung  stehenden 
Methoden  unter  genauer  Berüchsicbtignng  der  ätiologischen  Momente  und  der 
allgemein  hygienischen  Lebensbedingungen  und  fasst  seine  Anschauungen  in 
folgenden  Schlusssätzen  zusammen: 

Die  Skoliose  ersten  Grades  ist  vollkommen  heilbar,  wenn  sie  rechtzeitig 
in  Behandlung  kommt.     Das  orthopädische  Korsett  ist  schädlich. 

Die  Skoliose  zweiten  Grades  ist  oft  heilbar,  immer  besserungsfähig. 

Die  Behandlung  muss  regelmässig  und  lange  Zeit  durchgeführt  werden. 

Das  orthopädische  Korsett  ist  selten  nützlich,  es  ist  fast  immer  schädlich. 

Die  Skoliose  dritten  Grades  ist  niemals  heilbar;  sie  kann  aber  fast 
immer  gebessert  werden.  Die  Behandlung  muss  regelmässig  fortgesetzt 
werden  und  dauert  Jahre.  Sie  wird  entsprechend  den  einzelnen  Fällen  be- 
stehen: 

1.  In  forcierter  Redression  und  Fixation  in  der  redressierten  Stellung 
durch  nicht  abnehmbaren  Verband. 

2.  In  orthopädischer  Gymnastik  und  Massage  unterstützt  durch  ein  ab- 
nehmbares Korsett. 

Das  orthopädische  Korsett  ist  bei  der  Skoliose  dritten  Grades  in  allen 
Fällen  indiziert. 

Bei  der  Art  der  gegenwärtigen  Skoliosebehandlung,  bei  der  nur  eine 
ganz  konsequente,  jahrelange  Durchführung  zu  wirklich  guten  Dauerresultaten 
führen  kann,  ist  es  den  Minderbemittelten  nicht  möglich,  die  Kosten  für  die 
Behandlung  in  einem  orthopädischen  Institut  aufzubringen.  Lange  (17) 
sucht  deshalb  die  Behandlung  dieser  Deformität  möglichst  einfach  zu  ge- 
stalten, damit  sie  auch  den  Minderbemittelten  zu  gute  käme.  Er  verwendet 
deshalb  wieder  die  schon  öfter  bei  anderen  Apparaten  angewandten  Gurten 
und  benützt  daneben  noch  für  die  Nacht  gewisse  Lagerungsapparate.  Über 
die  Erfolge  einer  Skoliosenbehandlung  geben  weder  statistische  Beläge,  noch 
Zeichnungen,  Gipsabgüsse  oder  gar  Photographien,  wie  besonders  letztere  zu 
Reklamezwecken  in  der  Tagespresse  Verwendung  fänden,  sichere  Anhaltspunkte, 
wie  jeder  weiss,  der  viele  Skoliosen  gesehen  und  behandelt  hat.  Zum  Schluss 
betont  Verf.  die  Notwendigkeit  der  Behandlung  einer  noch  so  leichten  Sko- 
liose, da,  wenn  einmal  die  Versteifung  eingetreten,  eine  Heilung  auch  heute 
noch  unmöglich  ist. 

Fried  heim  (9)  gibt  in  einer  auch  für  Laienpublikum  recht  verständ- 
lichen Arbeit  Eltern  und  Erziehern  eine  Reihe  von  Ratschlägen  an  die  Hand, 
in  welcher  Weise  sie  die  Tätigkeit  des  Arztes  bei  der  Behandlung  und  Be- 
kämpfung einfacher  Rückgratsverkrümmungen  unterstützen  und  fördern  können, 

Jahrwberiebt  fOr  Cbirnrgie  1905.  79 


1250  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Dem  sachkundigen  Arzte  werden  diese  allgemein  hygienischen  Ratschläge  und 
die  sich  daran  anschliessenden  Übungen  nichts  Neues  bieten,  den  Eltern  und 
Erziehern  können  sie  ein  recht  wertvoller  Fingerzeig  sein  und  eine  sehr  brauch- 
bare Anleitung  zur  Ausführung  der  vorgeschriebenen  Übungen. 

Die  beigegebenen  Abbildungen  sind  durchweg  klar  verstandlich  und  ent- 
sprechen vollkommen  dem  angestrebten  Zweck. 

Fraikin  (5)  gibt  in  seinen  Consideration  pratiques  sur  la  scoliose 
essentielle  eine  allgemeine  Übersicht  über  die  Behandlung  der  habituellen 
Skoliose,  über  die  ganze  Art  einer  wohlgegliederten  Anstaltsbehandlung.  Die 
kleine  Schrift  ist  sorgfältig  zusammengestellt,  bringt  aber  nichts  für  den  Fach- 
mann auch  nur  einigermassen  Neues. 

Fitz  (8)  beschreibt  eine  neue  einfache  Methode  der  Skoliosenm^sung. 
Das  Skoliometer,  das  er  angibt,  gestattet  Skoliosen  und  andere  Assymetrien 
der  Wirbelsäule  direkt  zu  messen.  Eine  genaue  Beschreibung  des  Apparates 
und  seiner  Gebrauchsweise  muss  im  Original  eingesehen  werden. 

V.  Ho  vor  ka  (12)  schildert  zunächst  in  übersichtlicher  Weise  die  bisher 
bekannten  und  verwendeten  Methoden  und  Vorrichtungen  zum  Messen  und 
zur  Feststellung  des  Grades  der  Wirbelsäulenverkrümmung.  Nach  einer  kri- 
tischen Besprechung  all  dieser  Methoden  kommt  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  dass 
die  orthopädische  Photographie  unter  dem  uns  heute  zu  Gebote  stehenden 
graphischen  Darstellungsmethoden  den  ersten  Platz  einnimmt.  Zwar  erhalten 
wir  über  die  Torsion  eines  der  wichtigsten  Merkmale  der  Skoliose  keinen 
Aufschluss,  indes  wir  sind  durch  die  zentrierte  Messgitterphotographie  doch 
in  den  Stand  gesetzt,  am  bequemsten,  einfachsten  und  billigsten  Messungen 
an  Skoliotischen  auszuführen.  Verf.  empfiehlt  dies  Verfahren  am  Schlüsse 
seiner  Ausführungen  unter  ausdrücklichem  Hinweis  darauf,  dass  es  nicht  so 
sehr  auf  einen  bestimmten  Messbildapparat,  nicht  auf  ein  besonders  vorteil- 
haft seinendes  Verfahren  ankommt,  sondern,  dass  eine  einheitliche,  bequeme 
und  billige  Methode  eingeführt  wird,  nach  der  alle  Orthopäden  sich  zu  richten 
hätten. 

Ludlof  f  (19)  demonstrierte  auf  dem  Orthopädenkongress  zwei  Apparate 
zur  exakten  Messung  und  graphischen  Darstellung  der  Beweglichkeit  der 
Wirbelsäule  und  des  Kopfes  mit  den  zugehörigen  Kurven. 

Der  erste  Apparat  ist  eine  Modifikation  des  Schulthessschen  Nivel- 
liertrapezes; die  Wirbelsäule  wird  in  stehender,  stehend  gebeugter,  sitzend 
gebeugter  Haltung  und  in  Bauchlage  in  bestimmten  Abschnitten  abgetastet. 
Durch  Übertragung  der  erhaltenen  Werte  mit  Hilfe  eines  Zirkels  und  Trans- 
porteurs auf  Millimeterpapier  erhält  man  Kurven,  welche  die  Stellung  der 
Wirbelsäule  in  der  Sagittalebene  wiedergeben.  Auf  diese  Weise  erhält  man 
eine  graphische  Darstellung,  wie  sich  die  einzelnen  Abschnitte  der  Wirbel- 
säule gegeneinander  bewegt  haben,  resp.  ob  ein  grösserer  oder  geringerer  Teil 
der  Wirbelsäule  steifgehalten  wird  usw. 

Der  zweite  Apparat  dient  zur  genauen  Messung  der  Rotation  des  Kopfes 
und  besteht  aus  einem  Kompass,  der  auf  einem  niedrigen  Dreifuss  mit  Hilfe 
einer  Gummischnur  befestigt  wird.  Die  genauere  Beschreibung  des  Apparates 
muss  im  Original  nachgesehen  werden. 

Legal  (17a)  demonstriert  gleichfalls  einen  Redressionsapparat  für  De- 
formitäten der  Wirbelsäule,  der  zur  täglichen  Behandlung  der  Skoliose,  zur 
Anlegung  von  Gipsverbänden  bei  schwerer  Skoliose  und  Spondylitis  in  redres- 
ßierter  Stellung  und   zur  orthopädischen  Behandlung  bezw.   Nachbehandlung 


Hoffa,  Yerletzongen  und  chirorg.  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  etc.  1251 

beim  Schiefhals  dient.  Der  ExteoBion  am  Kopfe  mittelst  Drahtseil  und  Spindel 
wirkt  eine  Gegenextension  unmittelbar  am  Becken  entgegen.  Letzteres  wird 
durch  eine  einfache,  über  die  Cristae  ilei  bezw.  das  Kreuzbein  geführte 
Bandage  an  einer  Beckenplatte  fixiert,  die  durch  zwei  Spindeln  gleichzeitig 
und  auch  einseitig  tiefergezogen  werden  kann.  Die  Redression  geschieht 
durch  Gurte.  Bei  Anlegung  von  Gipsverbänden  werden  Beckenbandage,  Gurte 
und  Kopfhalter  durch  starken  (weissen,  englischen)  Filz  ersetzt,  der  im  Ver- 
bände liegen  bleibt  und  gleichzeitig  als  Verstärkung  der  Polsterung  die  dem 
Druck  am  meisten  ausgesetzten  Stellen  vor  Dekubitus  schützt. 

Müller  (22)  beschreibt  einen  neuen  Detorsionstisch  zur  Behandlung 
der  Skoliose.  Der  angegebene  Tisch  bezweckt  eine  Detorsion  der  torquierten 
Wirbelsäule  bei  Vorbeugehaltung  des  Rumpfes,  Extension  am  Kopf  und  Druck 
am  vorderen  und  hinteren  Rippenbuckel  mittelst  zweier  durch  Händekraft  zu 
regulierender  Hebel. 

Kai  sin  (13)  beschreibt  auf  dem  ersten  internationalen  Kongress  für 
Physiotherapie  einen  neuen  Reduktionsapparat  für  die  Wirbelsäule,  dessen 
Charakteristik  nach  seinen  eigenen  Angaben  etwa  folgende  ist: 

1.  Der  Hauptstützpunkt  des  Körpers  des  Patienten,  der  einen  Gibbus 
hat,  und  den  man  in  dem  Apparat  behandeln  soll,  besteht  aus  einer  Pelotte, 
auf  welcher  der  Scheitel  der  Gibbosität  ruht. 

2.  Diese  Pelotte  kann  beliebig  verstellt  werden  und  gestattet  mit  Hilfe 
der  an  Kopf  und  Füssen  angebrachten  horizontal  oder  schräg  wirkenden  Ex- 
tensionsYorrichtungen,  dass  die  ganze  Kraft,  die  durch  den  Apparat  auf  die 
Wirbelsäule  wirkt,  an  der  erkrankten  Partie  angreift  und  zweitens,  dass  man 
dieser  Kraft  genau  die  entgegengesetzte  Richtung  geben  kann,  welche  die 
Resultante  der  die  Wirbelsäule  deformierenden  Kräfte  besitzt. 

Auf  eine  genaue  Beschreibung  der  Einzelheiten  des  Apparates  muss  ich 
verzichten. 

Der  Redressionsapparat  soll  nach  dem  Autor  zur  Behandlung  aller 
Wirbelsäulendeformitäten  dienen,  speziell  aber  der  Skoliose  und  Kyphose.  Er 
kommt  dabei  nicht  nur  für  das  tägliche  oder  wenigstens  das  periodische  Re- 
dressement  in  Betracht,  sondern  auch  zur  Anlegung  von  Gipskorsetts,  um 
das  gewünschte  Resultat  festzuhalten. 

Ammann  (1)  beschreibt  ein  neues  Skoliosenkorsett.  Die  Bügel  des 
Korsetts  werden,  damit  keine  Verschiebung  eintritt,  in  der  Kreuzgegend  durch 
ein  Scharnier  verbunden.  An  Stelle  der  entbehrlichen  Achselstützen  wird  eine 
Pelotte  unterhalb  der  Schlüsselbeingelenke  auf  das  Brustbein  gesetzt,  die  mit 
dem  Beckengürtel  durch  zwei  seitliche  Schienen  in  Verbindung  steht.  Diese 
beiden  Seitenschienen  haben  noch  weiter  oben  nach  rückwärts  eine  Verbin- 
dung. Die  Redression  kann  durch  Seitenzug  und  durch  Gummikissen  noch 
unterstützt  werden. 

Kopits  (16)  modifizierte  zur  Verdeckung  des  Rippenbuckels  folgender- 
jnassen  das  Doli inger sehe  Skoliosen-Korsett. 

Bekanntlich  besteht  letzteres  in  seiner  rückwärtigen  Hälfte  aus  geformtem 
Leder,  das  durch  Stahlschienen  verstärkt  wird,  während  der  vordere  Teil  des 
Mieders  aus  Drill  und  zum  Schnüren  angefertigt  ist. 

Bei  seinem  modifizierten  Skoliosenkorsette  lässt  nun  Kopits  am  ein- 
gesunkenen Rückenteile  des  Gipstorso  eine  doppelte  Lederhäli'te  anfertigen; 
die  eine  am  natürlichen  Torso,  die  andere  dann,  wenn  durch  Auflegen  von 
Oips  die  konkave  Rückenseite  soweit  korrigiert  ist,  bis  sie  mit  der  Seite  des 

79* 


1252  Jahresbericht  fOr  Chimrgie.    II.  Teil 

Rippenbuckels  nahezu  symmetrisch  erscheint.  Am  fertigen  Korsett  unter- 
stützt die  erstere,  innere  Lederhälfte  den  Rippenbuckel  und  verhindert  somit 
ein  Einsinken  der  gestreckten  Wirbelsäule,  während  die  ihr  angenietete  äussere 
Lederplatte  am  bekleideten  Kranken  keine  Assjmmetrie  bemerken  lässt. 

Gergö  (Budapest). 
Schi ee  (29)  beschreibt  ein  modifiziertes  Hess  in gkorsett,  das  eine  nach 
den  Seiten  drehbare  Kopfstütze  trägt.     Er  hat  dieses  Korsett  in  einem  Falle 
von  Meningomyelitis  verordnet  und  war  mit  dem  Erfolg  sehr  zufrieden. 

Roth  (26)  bricht  neuerdings  eine  Lanze  für  das  von  ihm  angegebene 
Korsett  gegenüber  dem  Gipskorsett,  welch  ersteres  er  neben  gymnastischen 
Übungen,  Extension  und  Detorsion  für  ein  so  wichtiges  Mittel  bei  der  Sko- 
liosenbehandlung hält.  Nach  abermaligen  Verbesserungen,  die  er  an  seinem 
Korsett  vorgenommen,  gibt  er  eine  so  genaue  und  eingehende  Schilderung 
desselben,  dass  die  Herstellung  desselben  auch  anderswo  leicht  möglich 
sein  wird. 

Zesas  (37)  berichtet  aus  ^er  Hoffaschen  Klinik  über  drei  Eälle  von 
hysterischer  Skoliose  bei  jungen  Mädchen  und  referiert  im  Anschluss  daran 
die  Publikationen  früherer  Autoren  über  dasselbe  Thema. 

;,Da8  Symptomenbild  besteht  wesentlich  in  einer  seitlichen  totalen  Ab- 
weichung der  Wirbelsäule,  die  sich  in  der  Narkose  beim  Vomüberbengen  des 
Rumpfes  leicht  ausgleichen  oder  gar  überkorrigieren  lässt,  bei  Individuen,  die 
anderweitige  hysterische  Stigmata  aufzuweisen  haben  oder  hereditär  belastet 
sind.  Dass  zur  Sicherstellung  der  Diagnose  auf  primäre  hysterische  Skoliose 
die  Hüftgelenke-  und  Beckenstellung  besondere  Beachtung  zugedacht  werden 
muss,  braucht  nicht  besonders  hervorgehoben  zu  werden.**  Femer  bespricht 
Zesas  die  verschiedenen  der  über  die  Pathogenese  der  hysterischen  SkoHose 
entstehenden  Theorien.  Bezüglich  der  Prognose  erscheint  dieselbe  nach  Er- 
fahrungen von  Hoffa,  Dolega  u.  a.  nicht  so  absolut  ungünstig  als  man 
früher  annahm.  Li  einzelnen  Fällen,  besonders  bei  nicht  mehr  ganz  jugend- 
lichen, hatte  die  Therapie  gar  keinen  Erfolg  oder  die  Rezidiven  blieben 
nicht  aus. 

Die  Behandlung  ist  die  der  gewöhnlichen  habituellen  Skoliose.  Es  ist 
selbstverständlich,  dass  man  nebenbei  eine  antihysterische  Therapie  anwenden 
und  besonders  das  Vertrauen  des  Kranken  und  Autorität  zu  gewinnen 
suchen  muss. 

V.  Hovorka  (11)  berichtet  über  einen  Fall  von  hysterischer  Skoliose 
bei  einem  10jährigen  Mädchen.  Die  Skoliose  war  wohl  das  einzige  Zeichen 
von  Hysterie,  denn  ausser  einem  Ovarialdruckpunkt  —  der  nur  bei  starkem 
Druck  ermittelt  werden  konnte  —  und  einer  nicht  ganz  konstanten  kleinen 
hyperästetischen  Zone  an  der  Wirbelsäule,  war  nichts  für  Hysterie  Spre- 
chendes nachweisbar.  Das  verhältnismässig  frühzeitige  Auftreten  der  hyste- 
rischen Skoliose  führt  Verf.  in  diesem  Falle  auf  die  so  früh  schon  einsetzenden 
Menses  zurück.  Er  glaubt,  dass  die  Skoliose  eine  vormenstruelle  gewesen, 
die  mit  dem  Eintritt  der  Menstruation  erst  zur  vollen  Entwickelung  kam. 

Die  linkskonvexe  Totalskoliose  kam  mit  der  üblichen  Behandlungs- 
weise  in  einem  Jahre  zur  vollkommenen  Heilung. 

Meyerowitz  (21)  ist  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  und  literarischen 
Studien  zu  der  Ansicht  gekommen,  dass  die  Existenz  der  Garr eschen  Sko- 
liose, d.  b.  einer  durch  grössere  einseitige  Halsrippen  mechanisch  bedingten 
Skoliose  als  feststehend  betrachtet  werden  kann  und  dass  wahrscheinlich  auch 


Hoffa,  Verletzungen  and  cfairnrg.  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  etc.  1253 

die  gleiche  Erklärung  mit  gewissen  Modifikationen  auch  für  die  bei  ein-  und 
doppelseitigen  Halsrippen  von  geringerer  Länge  beobachtete  Skoliose  anzu- 
nehmen ist.  Meyerowitz  glaubt  nicht  zu  weit  zu  gehen,  wenn  er  die  An- 
sicht, es  handle  sich  in  den  Fällen  letzterer  Art  um  eine  Skoliose  reflektori- 
scher Art,  als  irrig  bezeichnet.  Alle  Gründe,  die  Hei  hing  für  die  reflek- 
torische Natur  dieser  Skoliosen  anführt,  können  nach  des  Verf.  Meinung  mit 
mindestens  gleicher,  ja  sogar  mit  wohl  noch  grösserer  Berechtigung  für  eine 
Entstehung  auf  mechanische  Weise  ins  Feld  gefuhrt  werden.  Ausserdem  sind 
auch  anatomischerseits  eine  ganze  Reihe  abnormer  Verbindungen  etc.  von 
Halsrippen  mit  den  benachbarten  Wirbeln  beschrieben  worden,  die  für  Hals- 
rippen aller  Grade  zutreffen  und  sehr  wohl  geeignet  erscheinen  können,  die 
Annahme  eines  mechanischen  Einflusses  auf  die  Entwickelung  der  Skoliose 
auch  bei  Halsrippen  geringerer  Länge  zu  stützen.  Im  Anschluss  an  seine 
Ausführungen  berichtet  Verf.  noch  über  die  seit  dem  Erscheinen  der  GarrÄ- 
schen  Publikation  beobachteten  Fälle  von  Halsrippen,  es  sind  sechs  an  der 
Zahl,  Yon  denen  ein  genauerer  Status  unter  Berücksichtigung  der  vorhandenen 
Skoliose  existiert. 

Tichow  (36)  berichtet  über  einen  FaD  von  Halsrippe,  die  neuralgi- 
forme  Schmerzen  in  dem  Arme  der  entsprechenden  Seite  hervorgerufen.  Ent- 
fernung der  Halsrippe  auf  subperiostalem  Wege.  Der  Fall  bietet  sonst  nichts 
Besonderes. 

Ferner  berichtet  Tichow  über  einen  Fall  von  Halsrippe  an  einem  alten 
Skelett,  das  bei  ümgrabung  eines  Friedhofes  gefunden  worden  war.  Die 
entsprechende  oberste  Brustrippe  war  auffallend  breit  und  massiv  gegen  die 
der  anderen  Seite.  Im  Anschluss  an  diese  beiden  Befunde  stellt  Verf.  55 
Fälle  von  Halsrippen  aus  der  internationalen  Literatur  zusammen. 

Murphy  (23)  bespricht  einen  Fall,  in  welchem  eine  Halsrippe  wegen 
der  starken  Pulsation  in  der  linken  oberen  Schlüsselbeingrube  ein  Aneurysma 
der  Arteria  subclavia  vortäuschte.  Nach  Resektion  der  Halsrippe  schwanden 
alle  Drucksymptome  (Taubsein  der  Finger,  Kribbeln  usw.)  Verf.  meint,  die 
Halsrippen  entwickeln  sich  nicht  vor  Eintritt  der  Pubertät  und  nehmen  ihren 
Ursprung  von  den  Ossifikationszentren  des  Proc.  transversus.  Die  Symptome 
bestehen  in  Erscheinungen  von  seiten  des  gedrückten  Nervenplexus  und  der 
gedrückten  Arterie,  welche  jedoch  fast  niemals  so  stark  werden,  dass  es  zur 
Gangrän  kommt.  Die  Vena  subclavia  ist  durch  den  Muse,  scalenus  anterior 
Tor  dem  Druck  der  Halsrippe  geschützt. 

Vor  der  Röntgenära  bezogen  sich  die  meisten  Berichte  über  Halsrippen 
auf  zufallige  Befunde  an  Leichen.  Nach  Beschreibung  der  bekannten  Haupt- 
symptome empfiehlt  Beck  (9)  als  einziges  radikales  Mittel,  um  die  Beschwerden 
zu  beseitigen,  das  Wegschaffen  des  Druckmomentes,  also  der  Rippe  selbst. 
Um  einem  Rezidiv  vorzubeugen,  muss  das  Periost  mit  der  Rippe  weggenommen 
werden,  wodurch  allerdings  die  Technik  der  Operation  erschwert  wird.  Unter 
Beifügung  von  Röntgogramrnen  erwähnt  Beck  einen  ihm  zur  Behandlung 
gekommenen  Fall,  bei  dem  früher  die  subperiostale  Resektion  vorgenommen 
war,  infolge  der  Knochenregeneration  vom  Periost  aus  sich  aber  eine  Knochen- 
formation von  mehr  als  1  cm  Länge  gebildet  hatte.  Es  folgt  die  Beschrei- 
bung der  Operationsmethode. 


1254  Jabreeberieht  fUr  Ghimrgie.    II.  Teil. 

Tumoren  der  WirbelsSule,  des  Rückenmarks  und  seiner  H&nte,  Spina 

bifida,  Missbildungen. 

1.  Brodnitz,  Intraduraler  Tumor  der  Medaila  spinalis  cerricalia  mit  Erfolg  operiert. 
84.  EoDgr.  d.  deutscL  Ges.  f.  Chir.  1905. 

2.  Davis,  D.  J.,  A  case  of  cerrical  spina  bifida-syringomyelomeningooele  witb  bydro- 
myelos  and  hydrocepbalns. 

8.   ^Damaye,  £pithelioma  des  mönniges  meduUaires  avec  eignes  de  compreasion  de  la 
moelle.    Soc.  anat.  de  Paris.  1905.  Nr.  4. 

4.  *Dowd,  Kndothelioma  of  the  caada  equina.    Annals  of  surg.  1905.  Nr.  2.  Ang. 

5.  Frank,  Zur  Kenntnis  der  kongenitalen  Sakraltumoren.    Dentscbe  Zeitscbr.  f.  Cbimrg. 
Bd.  LXXVII.  p.  368. 

6.  Gross,  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Spina  bifida  occulta.    Dies.    Heidelberg  1904. 

7.  *Grisel,  Quatre  Observation  d*occlusion  cong^nitale  aigafi.    Bevae  d'orthop^e.  Mars 
1905. 

8.  Grosse  und  Tbenveny,  Deux  Observation  de  Spina  bifida.   Revue  d*orthop^e  1905. 
Nr.  1. 

9.  *Gourtet,  Spina  bifida  sacro-eoceygien.    Joum.  de  m^d.  de  Paris.  1905.  81  Jan. 

10.  V.  Gurbski,  S.,  In  Sachen  der  Spina  bifida.    Inaug.-Diss.  Dorpat  1902. 

11.  Harte,  Richard,  The  surgical  treatment  of  intraapinal  tnmors.    Annais  of  snrgery. 
1905.  Oct. 

12.  Henle,  Über  Spina  bifida.    Natnrforschervers.  1904. 

13.  Kirmisson,   Nouvel  exemple  de  spina  bifida  latent  chez  une  fillette  de  cinq  ans  et 
demi.    Examen  radiographiqne.    Revue  d'orthopM.  1905.  Nr.  1. 

14.  Krön,   Operative  Geschwulst  des  Rfickenmarks.    Deutsche  med.  Wochenschr.   1905. 
Nr.  25. 

15.  Lebrun,   Trois  cas  de  spina  bifida  op^rös  et  guöris.    Joam.  de  chir.  et  ann.  de  la 
soc.  beige  de  chir.  1904.  Sept. 

16.  *Levi,  Catola,  Tumeur  de  la  moelle.    Soc.  anat.  1906.  Nr.  6. 

17.  Meyer,  Ober  einen  Fall  von  Myelomeningocele  Inmbosacralis.    Diss.   München  1904. 

18.  Milner,  Über  Spina  bifida  occulta.  Freie  Yer.  d.  Chir.  Berlins.  178.  Sitz.  19.  Jnni  1905. 
Ref.  nach  Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  80.  p.  801. 

19.  Pupovac,  Zur  Kenntnis  der  pathologischen  Anatomie  und  Genese  der  Hydromeningo- 
cele  sacralis  anterior.    Arbeiten  aus  dem  Gebiete  d.  klin.  Chir.  1905. 

20.  Spieler,  Spina  bifida.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  86. 

21.  Thal  er,    Atyp.  Verhalten  in  der  Steissgegend  menschlicher  FOten  und  eines  Neo^ 
borenen.    Zeitscbr.  f.  Chir.  Bd.  79. 

22.  Warington,    A  case  of  tumour  of  the  cauda  equina  removed  by  Operation.    The 
Lancet  1905.  Sept  9. 

Brodnitz  (1)  berichtet  über  einen  intradnralen  Tumor  der  Medulla 
spinalis  cervicalis,  den  er  mit  Erfolg  exstirpiert  hat.  Es  handelt  sich  um  ein 
22jäbriges  Mädchen.  Der  Tumor  erstreckte  sich  von  der  Mitte  des  sechsten 
Halswirbels  bis  zum  Atlas  und  hatte  eine  Lähmung  beider  Arme  zur  Folge. 
Zur  Entfernung  des  Tumors  war  eine  Resektion  des  3. — 6.  Halswirbelbogens 
nötig.  Trotzdem  wurde  die  Beweglichkeit  der  Halswirbelsäule  wieder  voll- 
kommen normal.  Die  Lähmung  beider  Arme  ist  nach  vier  Wochen  völlig 
geschwunden  gewesen. 

Brodnitz  empfiehlt  für  Rückenmarkstumoren  das  zweizeitige  Ope- 
rieren :  erste  Sitzung  Skelettierung  der  Wirbel,  zweite  Sitzung  EröflFnung  des 
Wirbel  k  anales.  Hierdurch  kann  sich  Patient  von  dem  Shock,  der  durch  den 
Blutverlust  und  die  bei  der  Skelettierung  unvermeidliche  MeduUazerrung  her- 
vorgerufen wird,  erholen  und  man  operiert  in  der  zweiten  Sitzung  fast  un- 
blutig und  übersichtlich. 

Ferner  lenkt  Brodnitz  die  Aufmerksamkeit  auf  das  von  ihm  in  zwei 
Fällen  beobachtete  ZusammentreflFen  von  Temperatursteigerungen  mit  Abtiuss 
von  Spinalflüssigkeit.    In  beiden  Fällen  erschien  eine  Infektion  ausgeschlossen. 


Hoffa,  Verletzungen  und  cbiiurg.  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  etc.  1255 

Dies  Zusammentreffen  yon  Liquorabfluss  und  Temperatursteigerung  ist  wahr- 
scheinlich (!)  durch  einen  direkten  Einfiuss  auf  das  Wärmezentrum  zu  erklären. 
Frank  (5)  berichtet  über  ein  mit  Sakralgeschwulst  geborenes,  im 
übrigen  reif  und  gesund  zur  Welt  gekommenes  Mädchen.  Das  Kind  war  in 
Kopflage  spontan,  rasch  und  leicht  bis  zum  Nabel  geboren  worden,  die  Ge- 
burt musste  dann  durch  einen  leichten  Zug  vollendet  werden.  Die  Sakral- 
geschwulst ungewöhnlich  gross,  weit  über  kindskopfgross,  war  bei  der  Geburt 
an  einer  kleinen  Stelle  geplatzt  und  bildete,  nachdem  sich  eine  weissgelbliche 
viszide  Flüssigkeit  aus  ihr  entleert  hatte,  einen  schlaffen  Sack.  Die  Geschwulst 
wurde  ohne  Schwierigkeiten  exstirpiert.  Sie  lag  dicht  unter  der  Haut  und 
den  oberflächlichen  Muskelplatten.  Die  Hinterfläche  des  Mastdarmes  wurde 
freigelegt  und  das  stark  nach  vorne  umgebogene  Steissbein  exstirpiert.  Die 
Geschwulst  enthielt  streifenförmige  Pigmentanhäufangen ,  sowie  Inseln  von 
Parenchymen,  die  schon  makroskopisch  Organdiagnosen  auf  Leber,  Neben- 
niere, Speicheldrüse  usw.  gestatteten.  Mikroskopisch  wurden  Derivate  von 
sämtlichen  drei  Keimblättern  festgestellt.  Verf.  schliesst  sich  in  Erwägung 
der  Frage  nach  der  Ätiologie  und  Theorie  dieser  Geschwülste  den  Anschau- 
ungen Hagens  an,  welcher  Embryome,  die  aus  einer  befruchteten  Polzelle 
entstanden  sind,  unterscheidet  und  solche,  die  aus  Überproduktion  von  Fur- 
chungskugeln  hervorgegangen  sind.  Die  beschriebene  Geschwulst  ist  der 
zweiten  Kategorie  zuzuzählen  und  da  sie  Abkömmlinge  aller  drei  Keimblätter 
enthält,  als  ein  Tridermon  zu  bezeichnen. 

Harte  (11).  Von  92  Operationen  zur  Beseitigung  von  Spinal  tu  moren 
führten  47®/o  zum  Tode,  es  waren  jedoch  nur  28  7o  auf  die  Operation  als 
Todesursache  zurückzuführen.  Wenn  auch  oft  nicht  zur  Heilung,  so  führt 
die  Operation  doch  fast  immer  Befreiung  von  Schmerzen  herbei.  Die  hohe 
Mortalität  sollte  deshalb  nicht  von  Operationen  abschrecken.  Von  den  88 
Fällen,  in  denen  die  Natur  des  Tumors  angegeben  ist,  handelte  es  sich  37  mal 
um  Sarkome  =  ^/s,  Adhäsionen  und  Verdickungen  fanden  sich  11  mal,  Echino- 
kokken 8 mal,  Fibrome  6 mal,  Syringomyelie  5  mal,  Endotheliome  4mal,  Psam- 
mome 3  mal,  Zysten  3  mal,  Fibromyxome  2  mal,  Osteome  2  mal.  Je  einmal 
Myelom,  Lipom,  Lymphoangiom,  Dermoid,  Karzinom  und  ein  nicht  näher  be- 
stimmter Knochentumor.  Von  den  die  Operation  überlebenden  gewannen 
59^0  ihre  Funktionen  zurück,  34%  wurden  gebessert.  Da  unter  den  37 
Sarkomen  17  durch  die  Operation  geheilt  wurden,  liegt  die  Annahme  nahe, 
dass  in  der  Stellung  mikroskopischer  Diagnose  häufig  Irrtümer  begangen 
wurden.  Die  Fälle  von  Adhäsionen  etc.  wurden  mit  aufgenommen,  w^eil  sie 
Tumorsymptome  darboten.  Die  häufig  aufgestellte  Behauptung,  dass  extra- 
durale Tumoren  häufiger  seien  und  seltener  zum  Tode  führten,  als  intra- 
durale, widerspricht  den  Resultaten  von  Hartes  Zusammenstellung.  Trotz 
aller  Asepsis  und  Antisepsis  haben  die  intraduralen  Fälle  eine  sehr  viel 
grössere  Sterblichkeit  durch  Meningitis  als  die  extraduralen.  Die  Mortalität 
der  weiblichen  Patienten  war  nur  45®/o  gegen  57  Vo  der  männlichen,  was 
wohl  darauf  beruht,  dass  bei  den  letzteren  V»  mehr  Sarkome  vorkamen. 
Ob  die  Geschwulst  ihren  Sitz  hoch  oder  niedrig  hatte,  machte  für  die  Resul- 
tate keinen  Unterschied.  Wenn  der  Tumor  bei  der  Operation  nicht  an  der 
zu  erwartenden  Stelle  gefunden  wird,  liegt  er  in  der  Regel  etwas  höher. 
Wenn  man  bei  der  Operation  die  Zerebrospinalflüssigkeit  langsam  ausfliessen 
lässt,  hat  auch  reichlicher  Verlust  keine  üblen  Folgen. 

Maass  (New  York). 


1256  Jahresbericbt  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Pupovac  (19)  berichtet  über  einen  ebenso  seltenen  wie  interessanten  Fall 
.von  vorderer  Spaltbildung  des  Wirbelkanals,  den  er  in  der  Gassenbauer- 
sehen  Klinik  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Es  handelt  sich  um  eine 
26jährige  Patientin,  die  wegen  einer  Geschwulst  im  Becken  in  Behandlung 
kam.  Mit  dieser  Geschwulst  schien  eine  andere,  nussgrosse  Geschwulst  in 
Verbindung  zu  stehen,  die  sich  dicht  am  After  vorfand.  Die  Operation 
(retrorektaler  Medianschnitt)  förderte  eine  Zyste  mit  wasserhellem  Inhalt  zu 
Tage,  von  der  aus  die  Sonde  mehr  als  5  cm  durch  eine  Lücke  in  der  Mitte 
des  Körpers  des  vierten  Sakralwirbels  in  den  Sakralkanal  vordrang.  Die 
Zyste  wurde  reseziert  und  vernäht,  dann  die  kleinere,  oben  genannte  Zyste, 
die  mit  gelbem  Brei  gefüllt  war,  entfernt.  Diese  letztere  Zyste  hatte  einen 
Fortsatz  bis  nahe  an  die  erste.  Die  Heilung  verlief  vollkommen  glatt  und 
reaktionslos. 

Die  Flüssigkeit,  die  sich  in  der  ersten  Zyste  vorgefunden,  zeigte  che- 
misch das  gleiche  Verhalten  wie  Zerebrospinalilüssigkeit.  Später  wurde  mit 
Sicherheit  ein  Uterus  bicomis  und  durch  das  Röntgenbild  eine  Spaltung  des 
Kreuzbeins  in  zwei  Fortsätze,  vom  dritten  Wirbel  ab,  konstatiert. 

Es  gibt  nur  einen  Fall  in  der  Literatur,  der  diesem  genau  entspricht 
Er  wurde  von  Krön  er  und  Marchand  publiziert.  Auch  hier  war  die 
Diagnose  nicht  gestellt  worden;  es  war  in  der  Annahme  einer  Zyste  des 
Ligamentum  latum  eine  Punktion  gemacht  worden.  Diese  hatte  zu  einer 
Meningitis  und  zum  Exitus  letalis  geführt. 

Auf  Grund  des  histologischen  Befundes  kommt  Verf.  nach  BesprechuDg 
der  verschiedenen  herrschenden  Anschauungen  über  die  Entstehung  derartiger 
vorderer  Meningocelen  zu  der  Ansicht,  dass  mangelhafter  Verschluss  des  Ca- 
nalis  neurentericus  ein  prädisponierendes  Moment  dafür  abgibt.  Er  glaubt, 
dass  sowohl  die  Zystenbildung,  wie  der  Meningocelensack,  auf  eine  gemein- 
same Anlage,  den  Canalis  neurentericus,  zurückzuführen  sind.  Bezüglich  ge- 
nauerer Angaben  muss   auf  die   sehr   interessante  Arbeit   verwiesen  werden. 

Lebrun  (15)  berichtet  über  einen  besonders  guten  Erfolg,  den  er  mit 
einem  operativen  Eingriff  bei  einem  Fall  von  Meningomyelocele  der  Lendeng^end 
erzielt  hat.  Der  Fall  war  kompliziert  durch  Paresen  der  unteren  Extremi- 
täten. Die  Wand  des  Sackes  war  rechts  von  Arachnoidea,  links  von  Arach- 
noidea  und  dem  flächenhaft  ausgebreiteten  unteren  Teile  des  Rückenmarks 
gebildet.  Nur  das  Filum  terminale  war  frei.  Es  gelang,  die  einzelnen  ner- 
vösen Elemente  der  Wand  zu  isolieren  und  zu  reponieren.  Zum  Verschluss 
der  Wirbelspalte  bildete  Verf.  beiderseits  einen  brückenförmigen  Periost- 
Muskel-Aponeurosenlappen.  Das  Periost  wurde  von  den  Wirbel  bögen  und 
den  Querfortsätzen  abgehebelt.  Die  Lappen  waren  etwa  2 — 3  cm  breit.  Sie 
wurden  über  den  Wirbelspalt  gezogen  und  längs  vernäht.  Die  Parese  ging 
vollkommen  zurück. 

He  nie  (12)  bezeichnet  als  die  häufigste  Form  der  Spina  bifida  die 
sogenannte  Rachischisis,  an  der  meistens  die  Kinder  sterben,  weniger  häufig 
sind  die  Myelomeningocelen,  dann  folgen  die  Myelokystocelen  und  schliess- 
lich die  Meningocelen.  Verf.  erläutert  seine  Ausführungen  durch  sehr  in- 
struktive Bilder,  die  er  von  anatomischen  Präparaten  gewonnen  hat,  und 
bespricht  zum  Schluss  die  in  Frage  kommenden  Operationsmethoden. 

Meyer  (17)  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  die  Lehre  von  der  Spina 
bifida  und  der  damit  verbundenen  Hernien  des  Rückenmarkes  und  seiner 
Häute   und   teilt   im   Anschlüsse   hieran   die   Krankengeschichte   eines   Falles 


Hoffa,  Verletzungen  nnd  Chirurg.  Erkrankungen  der  WirbelaAule  etc.  1257 

^on  Myelomeningocele  lumbo-sacralis  mit,  der  in  der  chimrgiscben  Univer- 
sitätskinderklinik in  München  zur  Operation  kam.  Das  Kind  starb.  Der 
Sektionsbericht  und  die  Beschreibung  des  Präparates  ist  beigegeben.  Ans 
dem  makroskopischen  und  mikroskopischen  Befund  ging  hervor,  dass  es  sich 
um  eine  Myelomeningocele  handelte.  Der  Fall  bot  günstige  Aussichten  für 
eine  Operation,  die  auch  gut  überstanden  wurde.  Der  Wundheilungsprozess 
bot  einen  befriedigenden  Verlauf.  Leider  war  es  nicht  möglich,  einen  dauernden 
Erfolg  zu  erzielen,  da  am  achten  Tage  nach  der  Operation  infolge  eines  zu- 
nehmenden starken  Darmkatarrhs  der  Exitus  erfolgte.  Bemerkungen  über 
die  Diagnose,  Prognose  und  Therapie  derartiger  Leiden  beschliessen  die  Arbeit. 

y.  Gurbski  (10)  bespricht  in  seiner  Dissertation  das  Thema:  ;,In  Sachen 
der  Spina  bifida^.  Diese  Arbeit  wird  von  Koch  im  Zentralblatt  für  Chirurgie 
ausführlich  referiert  und  ich  gebe  im  folgenden  den  wesentlichen  Inhalt  dieses 
Referates  wieder.  —  Nach  einigen  Bemerkungen  über  die  Anatomie  der  Spina 
bifida  und  die  verschiedenen  Formen  derselben  wird  dann  die  Ätiologie  aus- 
führlicher besprochen.  Die  Bedeutung  der  besonderen  Ausgestaltung  der 
meningealen  Häute  oder  der  treibenden  Kraft  der  meningealen  Sekrete  für  die 
Entstehung  der  Spina  bifida  wird  in  Abrede  gestellt,  auch  die  atavistischen 
Einflüsse  scheinen  keinen  Anhaltspunkt  für  eine  Erklärung  zu  geben.  Was 
die  experimentelle  Erzeugung  der  Spina  bifida  betrifft,  so  meint  Koch, 
man  dürfe  die  experimentell  erzeugte  Spina  bifida  und  die  natürliche 
nicht  miteinander  identifizieren,  die  noch  offene  Wirbelrinne  bei  Vögeln  ist 
nur  natürlich,  wenn  hohe,  in  der  Regel  alle  Systeme  abtötende  Wärmegrade 
schon  im  Anfang  der  Entwickelung  zur  Wirkung  gelangen.  Der  in  solch 
einem  Stadium  erzvningene  Tod  ist  noch  keine  Spina  bifida. 

Die  therapeutischen  Resultate,  über  die  y.  Gurbski  berichtet,  sind 
recht  gering.  Jodtinktur  wird  als  direkt  schädigend  bezeichnet,  wenn  sie  die 
Oberfläche  oder  das  Parenchym  des  Hirns  und  Rückenmarks  erreicht.  Auch 
die  Ausrottung  der  grösseren  Säcke  scheint  gefährlich.  Die  Isolierung  des 
meningealen  Sackes  und  seine  Verkleinerung  durch  mehrfache  Einstülpung 
dürfte  also  das  mildere  Verfahren  sein,  falls  man  überhaupt  operiert.  Bei 
kleinen  Säcken  liegen  die  Verhältnisse  günstiger,  der  kosmetische  Erfolg  aber 
bleibt  infolge  der  gleichzeitigen  Verbildung  der  Nachbarschaft  durchschnitt- 
lich gering.  Den  vielen,  übrigens  selbstverständlichen  Vorschlägen,  den  Ca- 
nalis  neurentericus  und  die  Partiarschise  plastisch  zu  verschliessen,  dürfte 
kaum  eine  wesentliche  Bedeutung  zukommen,  weil  die  Infektion  der  Meningen 
durch  solche  Pforten  zu  den  grössten  Seltenheiten  gehört. 

Grosse  (8)  und  Thenveny  berichten  über  zwei  Beobachtungen  von 
Spina  bifida.  In  dem  einen  Falle  handelt  es  sich  um  eine  Spina  bifida 
occulta,  die  unterhalb  einer  Schwanzgeschwulst  gelegen  war.  Diese  hatte 
früher  mit  ihrem  Inhalt  mit  dem  Rückenmark  in  Verbindung  gestanden, 
hatte  sich  dann  vollkommen  isoliert  und  hing  mit  einem  dünneren  Stiel  nach 
aussen.  Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  Spina  bifida,  bei  der 
sich  nach  der  Operation  ein  Hydrocephalus  und  vollkommener  Vorfall  des 
Beckenbodens  und  des  gelähmten  Afters,  welche  beuteiförmig  herunterhingen, 
entwickelte. 

Davis  (2)  berichtet  über  ein  11  Wochen  altes  Kind,  welches  zwischen 
dem  letzten  Hals-  und  dem  ersten  Brustwirbel  eine  die  Hälfte  einer  Zitrone 
betragende  gestielte  Geschwulst  mit  Fluktuation  und  Kompressibilität  besass. 
Die  Operation  dieser  Geschwulst  wurde  infolge  einer  Wundinfektion   für  das 


1258  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Kind  verhängnisvoll.  Die  pathologisch  anatomische  Untersuchung  zeigt  das 
Bild  einer  Syringomyelomeningocele.  Zentralkanal  und  Himventrikel  sind  be- 
deutend erweitert. 

Ätiologisch  scheint  der  vermehrte  Druck  im  ZentraJkanal  eine  Ruptur 
des  Rückenmarks  während  des  Fötallebens  bedingt  zu  haben. 

Milner  (18)  berichtet  über  fünf  Fälle  von  Spina  bifida  occulta.  Er 
glaubt,  dass  sie  nicht  selten  übersehen  wird ;  in  der  Lumbosakralgegend  kann 
Hypertrichose  auf  sie  hinweisen,  in  höheren  Abschnitten  fehlt  diese  oft,  da 
soll  man  besonders  auf  Teleangiektasien  achten;  häufig  bringt  das  Röntgen- 
bild Aufklärung,  bisweilen  besonders  am  Kreuzbein  kann  die  Betastung  mehr 
leisten  als  die  Röntgenplatte.  Für  die  Hypertrichose  bei  Spina  bifida  occulta 
erscheint  besonders  die  konzentrische  Haarrichtung  charakteristisch.  Als  Er- 
klärung für  ihr  Auftreten  akzeptiert  Milner  einen  Hinweis  Katzen  stein  s. 
dass  ausbleibender  oder  verspäteter  Schluss  des  Ektoblasts  eine  Ursache  für 
die  verstärkte  Haarbildung  sei. 

Ätiologisch  sind  die  okkulten  und  zystischen  Formen  nicht  zu  trennen. 
Erblichkeit  und  gehäuftes  Auftreten  in  einer  Familie  wird  so  gut  wie  Die 
beobachtet.  Wahrscheinlich  kommen  äussere  Ursachen  (Verwachsungen  des 
Amnion,  einfacher  Druck)  und  Hydromyelie  in  Betracht.  Chirurgische  Be- 
handlung erfordern  diejenigen  Fälle,  bei  denen  ein  derber  Strang  von  der 
äusseren  Haut  durch  den  festen  Abschluss  des  Wirbelkanales  hindurch  gegen 
den  unteren  Rand  des  hinteren  Abschlusses  des  Wirbelkanals  der  sogenannten 
Membrana  reuniens  führt  und  so  zu  den  verschiedenen  Lähmungen  sensibler, 
motorischer,  trophischer  Natur  führt.  Diese  entwickeln  sich  am  Ende  des 
1.  und  2.  Dezenniums.  Die  Exstirpation  des  Verbindungsstranges  oder  die 
Inzision  der  Membrana  reaniens  hat  in  vier  Fällen  zu  einer  wesentlichen 
Besserung  geführt. 

Gross  (6)  bereichert  die  Kasuistik  der  Spina  bifida  occulta  um  einen 
sehr  interessanten  Fall,  bei  dem  durch  die  vorgenommene  Operation  Neur- 
algien im  Rücken  und  Motilitätsstörungen  der  Beine  beseitigt  wurden.  Es 
handelt  sich  um  eine  22  jährige  Patientin  mit  Hemianästhesie  der  linken 
Seite  und  Elephantiasis  des  rechten  Beines.  Neben  einer  leichten  dextro- 
konvexen  Skoliose  der  Brustwirbelsäule  war  eine  Spina  bifida  occulta  im 
Lumbaiteil  der  Wirbelsäule  vorhanden,  mit  einem  grossen  Haarfeld  in  zirkum- 
skripter Ausdehnung. 

Kirmisson  (13)  berichtet  über  einen  Fall  von  Spina  bifida  occulta 
bei  einem  5  Va  jährigen  Mädchen.  Das  Röntgenbild  ergab  eine  grosse  Knochen- 
lücke, in  welcher  die  ganze  linke  Hälfte  des  Kreuzbeins  fehlte  oder  kaum 
zur  Entwickelung  gekommen  war.  Über  dem  Rand  des  Os  ileum  fühlte  man 
eine  umfangreiche  schwappige  Gesohwulst,  über  welcher  die  Haut  angiomatös 
verändert  war.  Ausser  der  Atrophie  des  linken  Beines  noch  ein  sieben- 
zehiger  Varus. 

Traumatische  Rtickenmarkserkrankungen. 

1.  BäDBch,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  traumatischen  Syringomyelie.   Diss.   Leipiig  190i 

2.  *Co8te,  Haematomyölie  cerTicale.    Lyon  möd.  1905.  p.  413. 

3.  Deetz,  Über  Blutungen  innerhalb  des  Wirbelkanales,  deren  Entstehung,  Verlauf  und 
Wirkung  vom  gerichtsärztlichen  Standpunkt  aus.  Yierteljahrsschrift  für  gerichtliche 
Medizin  u.  öffentl.  Sanitätswesen.  8.  Folge.  Bd.  XXVII.  SuppL-Heft 

4.  Wilkens,  Em  Fall  von  angeblich  nach  Trauma  entstandener  Syringomyelie.  Diss. 
Kiel  1904. 


Hoffa,  Verleizangen  und  ohimrg.  Erkrankungen  der  Wirbela&ule  etc.  1259 

Über  Blutungen  innerhalb  des  Wirbelkanals,  deren  Entstehung,  Verlauf 
nnd  Wirkung  berichtet  Deetz  (3)  vom  gerichtsärztlichen  Standpunkt  aus. 

Er  unterscheidet  zunächst  intramedulläre  Blutungen  und  extramedulläre. 
Die  letzteren  sind  bei  weitem  die  häufigeren,  während  die  ersteren  die  für 
das  Leben  bedeutungsvolleren  sind. 

Die  extramedullären  Blutungen  haben  ihren  Sitz  entweder  epidural^ 
zwischen  Knochen  und  Dura  mater,  oder  subdural,  zwischen  der  Dura,  den 
weichen  Rückenmarkshäuten  und  dem  Rückenmark.  Sie  entstehen  entweder 
an  dem  Orte,  wo  man  sie  bei  der  Obduktion  findet,  oder  können  höher  oben 
im  Schädel  (Basisfrakturen)  oder  im  Wirbelkanal  ihren  Ursprung  haben  und 
sekundär  fortgeleitet  sein.  Ihre  Hauptursache  sind  Traumen,  viel  seltener 
pathologische  Prozesse  innerhalb  des  Wirbelkanals.  Die  klinischen  Symptome 
sind  die  der  Rückenmarkskompression. 

Die  intramedullären  Blutungen  machen  durch  Schädigung  des  Rücken- 
marks selbst  schwere  Ausfallserscheinungen.  Ihr  Sitz  ist  in  der  Regel  die 
graue  Substanz  und  sie  dehnen  sich  in  der  Längsachse  des  Markes  aus. 
10  ^/o  sind  nicht  traumatisch  (Apoplexia  spinalis,  Geschwülste,  Myelitis,  epi- 
demische Meningitis,  hämorrhagische  Diathese,  spinale  Blutungen  beim  Keuch- 
husten kleiner  Kinder). 

Die  häufigste  Ursache  aller  Wirbelkanalblutungen  bilden  Verletzungen, 
Zerrungen,  Zerreissungen  der  Wirbelsäule  durch  Längszug,  Brüche  und 
Verrenkungen  der  Wirbel,  Schuss-  und  Stichverletzungen,  Kontusionen  und 
Distorsionen. 

Zur  Blutung  durch  Längszerrung  der  Wirbelsäule  kommt  es  vor  allem 
bei  Zangenentbindungen,  nach  Wendungen.  Verf.  glaubt,  dass  man  bei  10  7o 
aller  Kinder,  die  etwa  in  den  ersten  drei  Lebenstagen  zur  Obduktion  kommen» 
Wirbelkanalblutungen  annehmen  kann. 

Eine  eingehende  Schilderung  der  Symptome  der  Wirbelkanalblutungen 
je  nach  dem  Sitze  derselben  geht  vorauf  der  Beschreibung  der  klinischen 
Erscheinungen  der  nach  Stichverletzungen  auftretenden  Brown-Sequard- 
schen  Halbseitenverletzung  des  Rückenmarks. 

Die  zur  wirklichen  Lähmung  der  unteren  Extremitäten,  der  Blase  und 
des  Mastdarms  führenden  Wirbelkanalblutungen  lassen  im  gerichtlichen  Sinne 
den  Begriff  des  Siechtums  wie  der  Lähmung  zu ;  die  Blutungen,  welche  vorüber- 
gehende Lähmungserscheinungen  im  Gefolge  haben,  gelten  als  einfache  Körper- 
verletzung. 

B  an  seh  (1)  will  die  Kasuistik  der  Höhlenbildungen  im  Rückenmark 
um  einen  Fall  von  beginnender  Syringomyelie  auf  traumatischer  Basis,  wie 
er  auf  der  medizinischen  Abteilung  des  Allerheiligenhospitals  zu  Breslau  zur 
Beobachtung  kam,  bereichem.  Es  handelte  sich  um  einen  40jährigen  Mann, 
bei  dem  sich  einige  Wochen  nach  einem  Unfall  die  ersten  Zeichen  der 
Erkrankung  gezeigt  hatten.  Die  Krankengeschichte  ist  ausführlich  wieder- 
gegeben. 

Wilkens  (4)  skizziert,  nachdem  er  zunächst  den  prinzipiellen  Unter- 
schied zwischen  zwei  verschiedenen  Erkrankungsformen  des  Rückenmarks 
klargemacht  hat,  die  früher  häufig  verwechselt  wurden,  zwischen  der  Syringo- 
myelie und  der  traumatischen  zentralen  Rückenmarksläsion,  den  heutigen 
Stand  der  Frage,  ob  Rückenmarkserkrankungen  sich  zuweilen  an  Trauma 
anschliessen  können,  in  kurzen  Zügen  und  kommt  zu  dem  Resultat,  dass 
bisher  keine  sicheren  Fälle  von  Syringomyelie   beobachtet   worden   sind,   in 


1260  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IT.  Teil. 

denen  das  Leiden  nur  durch  ein  Tranma  in  vorher  völlig  normalem  Rücken- 
mark verursacht  worden  wäre.  Wohl  aber  kann  ein  Trauma  bei  prädispo- 
niertem Rückenmark  die  Gelegenheitsursache  zur  Entwickelung  einer  Syringo- 
myelie  abgeben,  und  andererseits  können  bei  bestehender  Syringomyelie  schon 
leichtere  Gewalteinwirkungen  schädigend  auf  das  Rückenmark  einwirken  und 
das  Fortschreiten  des  krankhaften  Prozesses  beschleunigen.  Im  Anschluss 
an  diese  Erörterungen  teilt  Wilkens  einen  in  der  Kieler  psychiatrischen 
und  Nervenklinik  beobachteten  Fall  mit,  bei  dem  die  Syringomyelie  einem 
Trauma  zur  Last  gelegt  wurde.  Verf.  ist  jedoch  der  Ansicht,  dass  die  Er- 
krankung schon  vorher  bestanden  hat  und  dass  der  Unfall  nur  eine  Ver- 
schlimmerung des  Leidens  bewirkte. 


Nachtrag. 

Italienische  Referate. 

Referent:  R.  Giani,  Turin. 

1.  Alessandri,  Proceseo  osteoplastico  modificato  di  laminectomia,  con  dae  casi  operati. 
Atti  della  Societa  italiana  di  chirurgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

2.  Alessandri,  Roberto,  Laminectomia  della  terza  e  quarta  vertebra  lombare  per 
lesioni  della  cauda  equina.     Rivista  di  Paiologia  nervosa  e  mentale  1905. 

3.  Berduschi,  V.  e  A.  Jardini,  Contribato  all'  anatomia  patologica  della  apondilosi 
rizomeJica  e  all'  etiologia  delle  cavitä  midoUari.    Archivio  di  Ortopedia  1905. 

4.  Burci,  Di  una  rara  malformazione  congenita  della  porzione  cervicale  della  colonoa 
vertebrale.    Atti  della  Societa  italiana  di  cbirurgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

5.  Padnla,  Un  caao  di  edema  del  roidollo  spinale  per  granuloma  tuberculare  dello  speco 
vertebrale.  Intervento.  Guarigione.  Atti  della  Societa  italiana  di  chirurgia.  V.  18. 
Roma.  Tipogr.  Artero. 

6.  P  a  0 1  i ,  £.  De,  Deviazioni  e  contratture  della  colonna  vertebrale  di  origine  neorotica. 
Scoliosi  isterica.    Conferenze  di  patologia  e  clinica  chirargiea  1905. 

7.  Qaercioliy  V.,  Annotazioni  cliniche  di  traumatologia  e  fisiologia  spinale  con  14  osser- 
vuzioni  original].   BoUettino  della  R.  Accademia  dei  Fisiocritici  in  Siena.  Novembre  1905. 

8.  Virnicchi,  Contribato  alla  distensione  della  teca  vertebrale  e  del  midollo  spinale. 
Atti  della  Societa  italiana  di  chimrgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

Alessandri  (1)  berichtet  über  seine  Methode  der  Laminektomie :  Me- 
diane Inzision  bis  auf  die  Dornfortsätze,  Loslösung  der  Weichteile  von  diesen 
Apophysen  auf  der  einen  Seite  bis  auf  die  Basis  und  dann  rasche  Loslösung 
der  Platten:  Sektion  mit  dem  Meissel  an  der  Basis  der  den  zu  resezierenden 
Platten  entsprechenden  Dornfortsätze  und  auch  eine  mehr  nach  oben  und 
eine  mehr  nach  unten :  Loslösung  der  Weichteile  von  den  Platten  der  anderen 
Seite,  mit  den  Dornfortsätzen  und  dem  annexen  Bänderapparat;  Resektion 
der  Platten,  sei  es  mit  den  speziellen  zu  dem  Zweck  ersonnenen  Instrumenten, 
sei  es  besser  mit  dem  Meissel  oder  dem  Hohlmeissel  und  dann  mit  Knochen- 
zange von  Luer  oder  Montenovesi.  Nach  Vervollständigung  der  Operation 
mit  tiefen  Catgutstichen  werden  die  Muskeln  und  die  Haut  per  primam  ver- 
einigt unter  Belassung  einer  kleinen  Brücke  im  unteren  Winkel.  Ein  ähnliches 
Verfahren  würde  vorher  in  einem  Falle  von  Marino  Zuco  wegen  einer  Schuss- 
wunde angewandt.  Verf.  hat  zwei  Patienten  operiert,  indem  er  bei  dem  einen 
den  1.,  2.,  3.,  4.  Lendenwirbel,  bei  einem  anderen  gar   7.   Wirbel,   von  dem 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirorg.  Erkrankungen  der  Wirbelsftule  etc.  1261 

8.  Dorsalwirbel  bis  zum  2.  Lendenwirbel  resezierte.    Er  erzielte  vollkommene 
Heilung  mit  absoluter  Stabilität  der  Wirbelsäule. 

Biondi  hat  Gelegenheit  gehabt,  12  Individuen  wegen  Traumen  zu 
laminektomieren ,  ohne  die  Dornfortsätze  zu  konservieren  und  ohne  osteo- 
plastisches Verfahren;  er  hatte  keinerlei  Übelstände  zu  verzeichnen. 

Roberto  Alessandri  (2).  Es  handelt  sich  um  einen  36jährigen 
Mann,  der  mit  Lues  infiziert  war  und  an  vielfachen  tuberkulösen  Affek- 
tionen gelitten  hatte.  Seit  ca.  drei  Jahren  hatte  er  Schmerzen  in  dem 
Lendenabschnitt  der  Wirbelsäule,  zu  denen  eine  fortschreitende  Schwäche 
der  Beine  und  eine  Gefühllosigkeit  der  Haut  hinzutrat,  die  sich  auf  das 
Perineum,  den  oberen  Teil  des  Penis,  das  Skrotum,  die  Nates,  den  äusseren 
Teil  der  Oberschenkel,  der  Unterschenkel  und  die  Zehen  erstreckte.  Zuletzt 
zeigte  Patient  Paralyse  des  Rektum  und  der  Harnblase  sowie  Fehlen  der 
Peniserektion  und  der  Ejakulation;  die  Herabsetzung  des  Empfindungsver- 
mögens war  für  die  Beine  bis  auf  eine  kleine  Strecke  des  oberen  inneren 
Abschnittes  der  Oberschenkel  eine  allgemeine.  Es  fanden  sich  auch  entspre^ 
chende  Alterationen  der  Wärmeempfindung.  Die  Diagnose  wurde  auf  an  den 
Wurzeln  lokalisierte  Läsion  der  Cauda  equina  und  des  Konus  in  der  Höhe 
des  3.,  4.^  5.  Sakralsegmentes  gestellt.  In  Anbetracht  der  Anwesenheit  heftiger 
Schmerzen  hegte  man  den  Verdacht,  dass  die  Alteration  eher  die  Wurzeln 
der  Cauda  equina  als  den  Endkonus  betreffe;  sie  war  rechterseits  eine  grössere 
als  linkerseits.  Die  antiluetische  Behandlung  war  ohne  Erfolg  versucht  worden. 
Bei  Vornahme  einer  Lendenpunktion  zu  diagnostischem  Zweck  wurden  in  der 
herausgezogenen  Flüssigkeit  nur  spärliche  Lymphozyten  vorgefunden.  Negativ 
die  Untersuchung  auf  Koch  sehe  Bazillen  an  den  gefärbten  Präparaten,  negativ 
die  Versuchsinokulation.  Es  wurde  alsdann  die  Laminektomie  des  3.  und  4. 
Lendenwirbels  nach  der  Methode  Abb6-Cavicchia  vorgenommen  und  die 
Wurzeln  der  Cauda  equina  infolge  der  Bildung  einer  gummi artigen  Flüssig- 
keit eng  miteinander  verwachsen  angetroffen.  Die  Verwachsungen  wurden 
gelöst.  Die  Wunde  heilte  glatt  am  siebten  Tage;  die  Festigkeit  der  Wirbel- 
säule wurde  vollkommen  wieder  hergestellt.  Sofort  nach  dem  Operationsakt 
hörten  die  Lendenschmerzen  vollständig  auf;  das  Empfindungsvermögen  und 
die  Bewegungsfähigkeit  der  Beine  besserten  sich  nach  und  nach  derart,  dass 
Patient  nach  vier  Monaten  des  Aufenthalts  im  Spital  dasselbe  verlassen  konnte. 
Die  Harnverhaltung  und  die  Inkontinenz  des  Stuhles  dauerte  fort.  Bemer- 
kenswert war,  dass  die  am  spätesten  zerstörten  Funktionen  die  ersten  waren^ 
welche  durch  die  Operation  eine  Besserung  erfuhren. 

Hinsichtlich  der  klinischen  und  anatomisch-pathologischen  Untersuchung 
eines  Falles  von  rhizomyelischer  Spondylose  von  Marie,  der  bei  einer 
52jährigen  Frau  zur  Beobachtung  kam,  schliessen  V.  Berduschi  und 
A.  Jardini  (31): 

a)  Eine  Vertebralankylose  kann  von  Rigidität  der  Gelenke  der  Extremi- 
tätenwurzeln begleitet  sein,  derart,  dass  das  klinische  Bild  der  rhyzomyeli- 
sehen  Spondylose  bedingt  wird,  ohne  dass  Ankylose  der  Gelenke  selbst  vorläge- 

b)  Die  Rigidität  der  Gelenke  ist  bedingt  ausser  durch  einen  ankylo- 
sierenden Vorgang  bei  den  schweren  chronischen  Gelenkentzündungen  durch 
Muskelkontraktur  als  Gegenwehr  gegen  den  Schmerz. 

c)  Der  Symptomenkomplex  rhizomyelische  Spondylose  ist  der  Ausdruck 
eines  Prozesses  chronischer  Arthritis  und  kann  mit  Alterationen  des  Rücken- 
markes einhergehen. 


1262  Jfthresbericht  fOr  Chinirgie.    II.  TeiL 

d)  Die  Alterationen  des  Rückenmarks  wären  sekundär  auf  den  Gelenk- 
prozess  folgend. 

e)  Die  Medullarhöhlen  hämorrhagischen  Urspmngs  können  ihren  Aus- 
gangspunkt aus  einem  Vorgang  symmetrischer  Rarefaktion  der  vorderen  grauen 
Homer  haben  und  treten  daher  mit  symmetrischen  Herden  auf. 

Burci  (4).  Die  klinische,  radiographische  und  anatomisch-pathologische 
Untersuchung  der  kegelförmigen  Anschwellung,  die  auf  der  Mittellinie  in  der 
hinteren  Halsregion  bei  einem  vier  Monate  alten  Mädchen  bestand  und  von 
der  Geburt  her  datierte,  wies  nach,  dass  im  Innern  der  Anschwellung,  die 
aus  Fettgewebe  bestand  und  mit  Haut  bekleidet  war,  die  eine  kleine  mit 
«inigen  hypertrophischen  Haaren  besetzte  Nabelung  zeigte,  ein  dreieckiges 
SU  der  Basis  (Y-förmig)  gegabeltes  Enochenknorpelskelettbalkenwerk  bestand. 
Von  den  beiden.  Schenkeln  der  Gabelung  war  der  eine  mit  einer  Cervikal- 
lamina  eingelenkt. 

Was  die  Deutung  des  Falles  angeht,  so  ist  wegen  der  Struktur,  wegen 
der  einem  Domfortsatz  ähnlichen  Form  der  Knochenarmatur,  wegen  des  Sitzes 
Auszuschiiessen,  dass  es  sich  um  einen  denen  der  Kreuzsteissbeingegend  ana- 
logen Tumor  handle;  aus  den  gleichen  Gründen  ist  auszuschliessen ,  dass  es 
sich  um  eine  auf  der  Proliferation  eines  Bronchialknorpels  beruhende  Pro- 
duktion handle;  wegen  der  Regelmässigkeit  der  Form,  wegen  des  Sitzes, 
wegen  den  Beziehungen  mit  dem  Skelett  ist  auszuschliessen,  dass  es  sich  um 
«ine  Knochenknorpelexostose  handle.  Diese  Wirbelbogeoanlage  (Domfortsatz 
mit  den  Wirbelplatten)  kann  nicht  angesehen  werden  als  eine  auf  der  Bil- 
dungstätigkeit irgend  einer  anormalen  überzähligen  asymmetrischen  Stelle 
eines  Halswirbels  beruhende  Missbildung. 

Ref.  glaubt  ausschliessen  zu  können,  dass  es  sich  um  eine  asymme- 
trische parasitäre  Duplizität  handle,  und  zwar  wegen  der  Beziehungen  des 
Knochengebildes,  wegen  seiner  Form,  wegen  des  Fehlens  irgend  welchen  son- 
stigen Gewebes  in  dem  umliegenden  Fett  usw.  und  meint  den  Fall  dadurch 
erklären  zu  müssen,  dass  er  die  Existenz  eines  überzähligen  Wirbelüberrestes 
mit  seltenem  Sitz  annimmt,  bei  dem  durch  Atrophie  der  Körper  verschwun- 
den sei. 

Padula  (5)  berichtet  über  einen  klinischen  Fall,  bei  dem  neben  zweifel- 
losen Anzeichen  von  Vertebraltuberkulose,  ohne  kyphotische  Verkrümmung, 
vollständige  Aufhebung  der  Bewegungs-  und  Gefühlsfunktion  der  unteren  Ex- 
tremitäten bestand.  Ein  aufmerksames  Studium  des  sehr  interessanten  Sym 
ptomenbildes  führte  ihn  zur  Überzeugung,  dass  das  Rückenmark  in  seiner 
Funktion  durch  gehemmten  Rückfluss  der  vielfachen  peripachymeningealen 
Aderchen  gestört  sei.  Das  Hindernis  war  offenbar  gebildet  durch  das  in  der 
Knochensubstanz  begonnene  und  nun  sich  zwischen  dieser  und  der  Pachy- 
meningitis  sich  kundgebende  Granulom.  Es  war  also  ein  Fall  von  Ödem  der 
Rückenmarkssubstanz  infolge  gehemmten  Yenenrückflusses  nach  tuberkulösem 
Granulom  der  Theca. 

Die  Eröffnung  der  Theca  und  die  Beseitigung  des  Granulationsgewebes 
brachte  die  nervösen  Störungen  in  36  Stunden  zum  Verschwinden. 

De  Paoli  (6)  beschreibt  fünf  klinische  Fälle  von  Vertebralskoliose 
hysterischen  und  neurotischen  Ursprungs  und  liefert  einen  neuen  Beitrag  zur 
Symptomatologie,  Pathogenese,  Diagnose,  Prognose  und  Behandlung  dieser 
Krankheitsform. 


Hoffa,  Verletzangen  and  ehirurg.  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  etc.  1263 

Das  Studium  von  14  Fällen  von  Spinalläsionen  hat  Quercioli  (7)  Ge- 
legenheit gegeben  zu  interessanten  Betrachtungen  inbezug  auf  die  Behand- 
lung der  Rückgratsverletzungen  mit  oder  ohne  Nervenalterationen,  auf  die 
Operationstechnik  sowie  die  Symptomatologie  und  Diagnostik. 

Die  Erwägungen  über  die  beiden  letzteren  haben  ihm  dann  ihrerseits 
die  Gelegenheit  geboten,  die  so  sehr  umstrittene  Frage  über  die  Art  und 
\¥eise  des  Verhaltens  der  Reflexe  und  des  Muskeltonus  anzugreifen,  besonders 
mit  Hinsicht  auf  die  Differentialdiagnose  zwischen  totaler  und  partieller  Durch- 
trennung des  Markes. 

Die  ermutigenden  Resultate,  die  bei  diesen  14  Beobachtungen  erzielt 
wurden  und  die  im  Kontrast  stehen  mit  dem,  was  man  in  der  Literatur  über 
den  Gegenstand  findet,  beruhen  ausser  auf  der  Operationstechnik  auf  der 
umsichtigen  Ausschaltung  jener  Fälle,  die  spontan  heilen  konnten  und  der- 
jenigen, bei  denen  der  Eingriff  kontraindiziert  war. 

Sogleich  nach  erfolgtem  Trauma,  begleitet  von  nervösen  Alterationen, 
wird,  in  der  Unmöglichkeit,  auf  der  Stelle  die  Ausdehnung  der  Verletzungen  zu 
präzisieren,  dem  unmittelbaren  blutigen  Eingriff  die  abwartende  Behandlung 
vorgezogen,  sobald  es  sich  nicht  um  offene  Wunden  handelt. 

In  der  Folge  sind  es  drei  Verhaltungsmassregeln,  die  in  der  Klinik  be- 
obachtet werden. 

Wenn  die  begonnene  Besserung,  auch  wenn  in  langsamem  Fortschreiten, 
nicht  stehen  bleibt  und  das  Allgemeinbefinden  sich  gut  erhält,  so  wird  die 
provisorisch  abwartende  Behandlung  eine  definitive  und  der  Eingriff  auf- 
gegeben. 

Die  vollständige  Heilung  der  folgenden  sechs  Beobachtungen  rechtfertigt 
diese  Art  des  Verfahrens. 

1.  Kompression  der  Cauda  equina  durch  Hämatorachie;  direkte  Fraktur 
des  Bogens  des  5.  Lendenwirbels. 

2.  Kompression  der  Cauda  equina  durch  Hämatorachie;  direkte  Fraktur 
des  Bogens  des  2.  Lendenwirbels. 

3.  Kompression  des  Rückenmarks  durch  Hämatorachie,  Hämatomyelie; 
indirekte  Fraktur  des  Bogens  des  11.  Dorsal  wirbeis. 

4.  Kompression  des  Rückenmarks  durch  Hämatorachie,  direkte  Fraktur 
der  Bogen  der  drei  letzten  Dorsalwirbel. 

5.  Kompression  des  Rückenmarks  durch  Hämatorachie  Hämatomyelie; 
direkte  Fraktur  des  Bogens  des  7.  Halswirbels. 

6.  Hintere  Subluxation  des  11.  Dorsal  wirbeis. 

Wenn  die  anfangs  eingetretene  Besserung  plötzlich  stehen  bleibt  (ge- 
wöhnlich nach  5 — 15  Tagen)  oder  eine  Verschlimmerung  konstatiert  und 
indessen  das  Allgemeinbefinden  sich  verschlechtert,  dann  wird  mit  der  Lamin- 
ektomie  eingegriffen.  Vier  vollständige  Heilungen  und  eine  Besserung  sind 
auf  fünf  Fälle  erzielt  worden: 

1.  Rückenmarkskontusion  und  -kompression  durch  direkte  Fraktur  des 
Dornfortsatzes  des  12.  Dorsal  wirbeis;  Hämatomyelie. 

2.  Rückenmarkskontusion  und  -kompression  durch  direkte  Fraktur  des 
Bogens  des  1.  Lendenwirbels. 

3.  Kompression  des  Rückenmarks  durch  indirekte  beiderseitige  vordere 
Luxation  des  4.  auf  den  5.  Halswirbel;  Hämatorachie;  Hämatomyelie. 

4.  Rückenmarkskompression  und  -kontusion  durch  direkte  Fraktur  des 
Bogens  des  10.  Dorsal  wirbeis. 


1264  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I[.  Teil. 

5.  Kompression  der  Cauda  eqnina  durch  hintere  indirekte  Luzation  des 
1.  auf  den  2.  Lendenwirbel. 

In  den  beiden  Fällen  von  Hals-  und  Lendenluxation  wendete  Prof. 
Biondi,  im  Gegensatz  zu  den  Empfehlungen  anderer  Autoren,  mit  bestem 
Erfolg  den  blutigen  Eingriff  an.  Bei  Ausführung  der  Laminektomie  konnte 
er  sich  von  der  Nutzlosigkeit  der  zahlreichen  empfohlenen  Knochenplastiken 
überzeugen,  da  die  Solidität  der  Wirbelsäule  nicht  einmal  durch  die  Ent- 
fernung mehrerer  Bogen  kompromittiert  wird. 

Wenn  von  Anbeginn  an  zu  der  äusserst  geringen  oder  nichtssagenden 
Besserung  ein  schlimmes  Allgemeinbefinden  hinzukommt,  wird  der  Einghfi 
ausgeschlossen,  auch  wenn  die  geringe  Bedeutung  der  Knochenverletzung  auf 
den  Gedanken  führen  kann,  dass  den  nervösen  Alterationen  abzuhelfen  wäre. 
Diese  Verhaltungsmassregel,  die  dann  durch  die  Autopsie  bekräftigt  wurde, 
aus  der  sich  tödliche  Nerven  Verletzungen  ergaben,  wurde  in  drei  Fällen  befolgt: 

1.  Vollständige  Querdurchtrennung  des  oberen  Dorsalsegmentes  des 
Rückenmarks  infolge  von  Überdehnung  der  Wirbelsäule  ohne  Skelettverände- 
rungen. 

2.  Vollständige  Querdurchtrennung  des  Bückenmarkes  infolge  von  vor- 
derer Luxation  des  6.  auf  den  7.  Halswirbel,  zum  grössten  Teil  spontan 
reduziert. 

3.  Äussere  und  innere  Hämatorachie,  Erweichung  der  hinteren  Hälfte 
der  Lendenanschwellung  infolge  Fallens  auf  den  Rücken  aus  grosser  Höbe. 

Dies  inbezug  auf  Zweckmässigkeit  oder  Unzweckmässigkeit  des  Eingriffs 
bei  Rückgratsverletzungen. 

Was  nun  ihre  Symptomatologie  und  Diagnostik  angeht,  glaubt  Verf., 
dass  man  bei  den  schweren  Rückenmarksverletzungen,  welche  auf  den  (ie- 
danken  an  eine  vollständige  funktionelle  Unterbrechung  zwischen  dem  oberen 
und  unteren  Segment  führen,  nicht  in  der  Lage  sein  kann,  an  der  Hand 
der  nervösen  Symptome  zu  präzisieren,  ob  die  Unterbrechung  auf  eine  echte 
anatomische  Diskontinuität  zurückzuführen  sei,  oder  nicht  vielmehr  auf 
sonstige  mit  derselben  verbundene  Läsionen  (Kontusionen,  Hämatomyelie, 
Zerreissungen),  begleitet  von  Kompression  (durch  innere  und  äussere  Hämato- 
rachie, durch  Knochensenkungen,  Vertebralverschiebungen  usw.)  oder  auch 
auf  blosse  Kompression. 

Inbezug  auf  das  Verhalten  der  Reflexe  und  des  Muskeltonus  in  den 
paralysierten  Teilen  bei  totaler  transversaler  Unterbrechung  sieht  sich  Verf., 
im  Gegensatz  zu  allen  bisher  aufgestellten  Theorien,  gestützt  auf  seine 
eigenen  Beobachtungen  und  die  experimentellen  Daten,  zu  dem  Schlüsse  ge- 
führt, dass  dieselben  zwar  als  Unterstützung  dienen,  nicht  aber  die  Grund- 
lage bilden  können,  um  die  grössere  oder  geringere  Ausdehnung  einer  nervösen 
Läsion,  wie  die  totale  oder  partielle  Unterbrechung  des  Rückenmarks  zu 
diagnostizieren. 

Unter  dem  praktischen  Gesichtspunkt  geht  daraus  hervor,  dass  man 
eine  partielle  Durchtrennung  des  Rückenmarks  wird  diagnostizieren  können, 
wenn  die  sensibel-motorische  Lähmung  eine  unvollständige  ist,  während,  wenn 
diese  vollständig  ist,  die  partielle  Durchtrennung  selbst  gleichfalls  nicht  wird 
ausgeschlossen  werden  können,  Daher  wird,  wenn  das  Allgemeinbefinden 
des  Patienten  sich  nicht  entgegenstellt,  der  Eingriff  nicht  versäumt  werden 
dürfen,  welcher,  wenn  auch  nicht  nützlich,  doch  sicherlich  nicht  schädlich 
sein  wird. 


PertZy  Röntgenologie.  1265 

Was  endlich  den  Zeitpunkt  des  Eingriffs  angeht,  so  wird  man,  wenn 
auch  angenommen  werden  kann,  dass  es  in  der  Regel  vorzuziehen  sei,  ihn 
anstatt  unmittelbar  nach  dem  Trauma  in  einem  Abstand  von  wenigen  Tagen 
auszuführen,  doch  deshalb  die  Kranken  nicht  zurückweisen  dürfen,  welche 
sich  verspätet  an  uns  wenden,  da  einige  der  Fälle  des  Verf.  und  auch  weitere 
aus  der  Literatur  beweisen,  dass  die  Kompressionsstörungen  auch  nach  langer 
Zeit  geheilt  werden  können. 

Unter  den  Behandlungsmethoden  der  Höcker  und  einiger  Affektionen 
des  Rückenmarks,  vornehmlich  der  Tabes,  ist  nach  Ansicht  Virnichis  (8) 
die  Suspension  am  Kopf  und  an  den  Achseln  etwas  beschwerlich  und  ge- 
fährlich. Mit  Erfolg  hat  er  die  Dehnung  in  horizontaler  Linie  auf  zwei 
Tischen  angewandt,  indem  er  gleich  darauf  mit  grosser  Schonung  die  normale 
Korrektion  machte  und  den  bezüglichen  immobilisierenden  Apparat  anlegte; 
mehrere  derart  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Neapel  behandelte  Fälle  sind 
von  Erfolg  gekrönt  gewesen.  Mit  Vorteil  hat  er  die  Suspension  des  Patienten 
mit  dem  Kopfe  nach  unten  zur  Anwendung  gebracht,  mit  den  annähernd 
von  Chipault  und  Ruggi  gebrauchten  Regeln.  Bei  der  Tabes  hat  er  ge- 
sehen, dass  die  sensiblen  Symptome  und  die  motorischen  Störungen  eine 
Besserung  erfahren,  ebenso  die  Symptome  der  Urogenitalsphäre  und  die  tro- 
phischen  Störungen. 


XXV. 


Röntgenologie. 


Referent:  A.  Pertz,  Karlsruhe. 


Die  mit  *  yersehenea  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  *Abbä,  Action  du  Radium  aar  quelques  tumeurs  particuli^res.  Le  Radium  1905. 
Nr.  2. 

2.  Albers-Schönberg,  Sarkomatöse  Geschwulst  der  Haut.  Ärztl.  Verein  Hamburg 
31.  X.  1905. 

3.  —  Das  im  März  1905  eröffnete  neue  Röntgeninstitut  des  allgem.  Krankenhauses  St. 
Georg  Hamburg.    Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  R.  Bd.  VIII.  p.  859. 

4.  —  Zur  Therapie  der  Sarkome  der  Kopfhaut  Verhandl.  der  deutschen  Röntgen -Ges. 
Bd.  I. 

5.  *Altmann,  Die  lokale  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  mit  den  radioaktiven 
Thermen  in  Gastein.    Wien.  klin.  Wochenschrift  1905.  Nr.  49. 

6.  Arneth,  Zum  Verständnis  des  Verhaltens  der  weissen  und  roten  Blutzellen  bei  Be- 
handlung der  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  32. 

7.  —  Zum  Verständnis  der  Wirkung  der  Röntgenstrahlen  bei  der  Leukämie.  Berliner 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  38. 

8.  Anlhorn,  Über  Luxation  im  Karpometakarpalgelenke  des  Daumens  und  über  Luxa- 
tionsfraktur  des  Daumeometakarpus  (Bonn  et  sehe  Fraktur).  Deutsche  Zeitschrift  f. 
Chir.  1905.  Bd.  77. 

Jahresbericht  fOr  Chinirgie  1905.  80 


1266  Jahresbencht  für  Chirorgie.    IJ.  Teil. 

9.   '^'Azmann,    Über   Radioaktivierang   und    ein    neues    Radinmprftparat    (Radiophor). 
Deutsche  med.  Wochensohr.  1905.  Nr.  30. 

10.  *—  Wundbehandlung  mittelst  ultra-violettem  Licht.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  36. 

11.  Bade,  Die  Bedeutung  der  Röntgenstrahlen  für  die  Lehre  von  der  angeborenen  Haft- 
verrenkung.   Verhandl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

12.  Bagge,  Meddelanden  von  behandling  af  Kancer  med  Röntgenbestralning.  Hjgiea  1905. 
p.  171. 

13.  *Barjan,  Un  cas  de  röcidive  ganglionnaire  öpithäliomateuse  trait^  par  la  radio* 
thärapie.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  39.  p.  479. 

14.  —  Lupus  gu^ri  par  la  radioth^rapie.    Lyon  mäd.  1905.  Nr.  49. 

15.  Barmestier,  La  radiografia  come  contributo  alla  diagnosi  dei  seni  fistolosi.  Gioroale 
internazionale  di  Scienze  mediche  1905.  Nr.  3. 

16.  Bassenge,  E^asuistischer  Beitrag  zur  Diagnose  der  Osteomalacia  chronica  hyper- 
trophica  deformans  mit  Hilfe  der  Röntgenstrahlen.  YerhandL  der  deutschen  Röntgen- 
Ges.  Bd.  L 

17.  Batten,  The  treatment  of  ringworm  of  the  scalp  bey  X-rays.  Archives  of  the 
Roentgen  ray  1905.  Nr.  58. 

18.  Beck,  Der  Wert  des  Röntgenverfahrens  in  der  Chirurgie.  Moderne  ftrztL  Bibliothek 
1905.  Heft  18/19.  Berlin.  L.  Simion  Nachf. 

19.  —  The  Roentgen  method  as  a  guido  in  operating  for  lithiasis  of  the  urinary  tract 
Journ.  of  the  americ.  med.  assoc.  Bd.  XLV.  Nr.  26. 

20.  —  Metacarpal  fissure,  a  fracture  type  not  heretofore  described,  and  some  points  regar- 
ding  treatment  of  metacarpal  fracture.  New  York  medical  Journal  and  Philadelphia 
med.  journ.  1905.  May. 

21.  —  Über  die  Metakarpalfissur,  einen  bis  dato  nicht  beschriebenen  Typus  der  Yerletznog 
der  Mittelhandknochen.    Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  311. 

22.  —  Skiagraphic  and  therapeutical  factors  in  Tuberculosis  of  the  bonos  and  joints  with 
some  reference  to  the  Jodoformtreatment.  New  York  Medical  Journal  1905.  November. 

23.  —  Ober  die  Kombination  von  Exzisions-  und  Röntgentherapie  bei  Morbus  BasedowiL 
Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  20. 

24.  * —  Recent  advanees  in  Roentgen  ray  diagnosis  with  especial  reference  to  the  aseof 
the  diaphragm  and  osteoscope  in  renal  skiagraphy.  Archives  of  the  Roentgen  raj. 
Nr.  53/57. 

25.  B^clöre,  Sur  la  radiothörapie  appliqu^  aux  neoplasmes  du  sein.  Arch.  d'^Ieetr. 
möd.  Nr.  158. 

26.  — Beaujard,  Leukftmie.    Sociät^  m^dicale  des  höpitaoz  1905. 

27.  Belot,  De  Timportance  du  dosage  et  de  la  m^thode  dans  le  traitement  roentgen»- 
thärapique  de  quelques  affections  nöoplasiques.  Verhandl.  d.  deutschen  Röntgeo-Ges. 
Bd.  L 

28.  * —  Treatment  of  diffuse  cutaneous  sarcoma,  praemycosis  and  mycosia  fungoides  hj 
radiotherapy.    Archives  of  the  Roentgen  ray.  Nr.  53/57. 

29.  *Bergell,  Radioaktivität.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  35. 

30.  *Beurmann,  Evolution  de  la  radio-dermite  cbronique.  Ann.  d.  dorm,  et  syph.  1905. 
Nr.  12. 

31.  Birkett,  Primary  lupus  vulg.  of  the  oro- and  nasopharynx  treated  byX-Rays.  Med. 
Rec  1904.  Dec.  24. 

32.  *Bi8ser^,  La  technique  radioth^rapique  dans  los  affections  cancereuses.  Progr^ 
m^d.  34.  Jahrg.  Nr.  6. 

83.   *Blaschko,  Radiumbehandlung  des  Krebses.    Mediz.  Klinik  1905.  Nr.  13. 

34.  *B  1  a  u  e  1 ,  Experimentelle  Untersuchungen  über  Radium  Wirkungen.  B  r  u  n  s  Beitr.  45,  L 

35.  * —  Radiuinbehandlung  des  Krebses.    Mediz.  Klinik  1905.  Nr.  13. 

36.  Blumenthal-Hirsch,  Ein  Fall  von  angeborener  Missbildung  aller  vier  Extremi- 
tftten.    Zeitschr.  f.  orthop.  Chirurgie.  Bd.  XIV.  Heft  1. 

87.    Bogge,  Über  die  Behandlung  des  Krebses  mit  Röntgenstrahlen.  Hygiea  1905.  p.  171. 

38.  Böhm,  Über  Radium,  radioaktive  Substanzen,  Radiumwirkung  und  Radiumtherapie. 
Übersichtsreferat.    Prager  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  7/9. 

39.  *Bordier,  Los  rayons  N  et  les  rayons  Ni.    Paris  1905.  J.  B.  Bailliöre  et  fils. 

40.  ^Bouchacourt-Haret,  De  Tendodiathörapie.  Verhandl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges. 
Bd.  I. 


Pertz,  Röntgenologie.  1267 

41.  Bozzolo,  L'action  des  rayons  de  Roentgen  sur  la  leacömie.    La  Sem.  möd.  1905. 
Nr.  44. 

42.  Brauner,  Röntgenologische  Diagnostik  der  Magen  erkrank  ungen  an  einigen  Fällen 
erlfiotert.    Vtyrhandl.  d.  deutschen  Köntgen-Ges.  Bd.  I. 

43.  Brown-Osgood,  Xrays  and  sterility.    Amer.  journ.  of  surgery  1905.  April. 

44.  Bum,  Kompressionsfraktur  des  Galcaneus.     K.  k.  Ges.   d.  Ärzte  Wien  31.  III.  1905. 

45.  Bunch,  The  electrical  treatment  of  ringworm.    Archives  of  the  Roentgen  ray  1905. 
Nr.  58. 

46.  Burckhard,  Über  den  Einflnss  der  Röntgenstrahlen  aaf  den  tierischen  Organismus, 
inshesondere  auf  die  Graviditftt    Volkmannsche  Vorträge.  Nr.  104. 

47.  Bnschke,  Demonstration  von  Präparaten,  betreffend  die  Wirkungsweise  der  Röntgen- 
strahlen.   Berliner  med.  Gesellschaft  18.  I.  1905. 

48.  —-Schmidt,  Ober  die  Wirkung  der  Röntgenstrahlen  auf  Drttsen.    Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  13. 

49.  *Cannon,  Röntgenographie  der  Passage  yerschiedener  Nahrungsmittel   durch    den 
Magen.    Journ.  of  Amer.  Assoc.  Nr.  1. 

50.  Carabelli,  La  cura  della  ipertrofia  della  prostata  coi  raggi  X.    Gaz.  degli  ospedali 
e  delle  clin.  1905.  Nr.  73. 

51.  *Chabanne8,  Traitement  du  cancer  par  la  quinine  et  las  rayons  X.  BuU.  de  la  Soc. 
m^.-chir.  de  la  Dröme  etc.    Ref.  in  Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  1.  p.  7. 

52.  *Cleayes,  Light  energy.    Its  pbysics,  physiological  action  and  therapeutic  appli- 
cations.    London  and  New  York.  Rebman. 

53.  Clopatt,  Mediastinalsarkom.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

54.  Cohn,  Die  Bedeutung  der  Röntgenstrahlen  fQr  die  Behandlung  der  lymphatischen 
Sarkome.    Berliner  med.  Ges.  29.  XL  1905. 

55.  * —  Erfahrungen   auf  dem  Gebiete  der  Therapie  mit  Röntgenstrahlen.     Berliner  klin. 
Wochenschrift  1905.  Nr.  38. 

56.  * —  Weitere  Bemerkungen  über  Behandlung  des  Trachoms  mit  Radium.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  8.  p.  222. 

57.  Cole,  The  X-ray  in  kidney  disease.    Med.  news  11.  III.  1905. 

58.  Goley,  Final  resnlts  in  the  X-ray  treatment  of  Cancer,  including  sarcoma.    Annala 
of  surgery  1905.  August. 

59.  Coenen,  Fünf  radiologisch  interessante  Fälle  von  Knochenverletzungen.    Zeitschrift 
für  ärztl.  Fortbildung  1905.  Nr.  9 

60.  *Cotton,  Twin  Xray  representation.    The  Bristol  med.-chir.  Journ.  1905.  Nr.  89. 

61.  Cowl,  Über  die  Abbildung  von  Harnsäure-  und  anderen  Steinen  in  feuchtem  Medium. 
Verband),  der  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

62.  Gramer,  Ober  die  Behandlung  der  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen.    Fortschritte  auf 
dem  Geb.  der  Röntgenstr.  1905.  p.  115. 

63.  Croce,  Über  Wirbelfrakturen.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  11. 

64.  Curschmann-Gaupp,  Über  den  Nachweis  des  Röntgen  -  Leukotoxins  im  Blute  bei 
lymphatischer  Leukämie.    MQnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  50. 

65.  *Danlos,  Hautkarzinome.     Sociötö  m^dicale  des  hdpitaux  1905. 

66.  *Darier,   Traitement  de  IVpithelioma  superficiel  par  le  radium.    Le  Radium  1905. 
Nr.  9. 

67.  Defosses,  Le  radium  en  thärapeutique.    Presse  möd.  1905.  Nr.  16. 

68.  Dessauer,  Röntgenologisches  HiJfsbuch.    Würzburg.  A.  Stuber  1905. 

69.  —  Zur  Frage  der  therapeutischen  Dosierung  der  Röntgenstrahlen.    Mflnchener  med. 
Wochenschrift. 

70.  — Wiesner,  Kompendium  der  Röntgenographie.    Neumich.  Leipzig  1905. 

71.  Destot,   L^ions  traumatiques  du  poignet.    Yerhandl.   der  deutschen  Röntgen-Ges. 
Bd.  I. 

72.  * —  Sur  la  radioskopie.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  3.  p.  102. 

73.  * —  Radiotherapie  dans  les  affections  cut.  et  cancereuses.    Lyon  möd.  1905.  Nr.  51. 

74.  *Dj.emil-Pascha,  Essais  de  traitement  du  cancer  pai*  les  rayons  Roentgen.    Rev. 
de  chir.  1905.  Nr.  1. 

75.  Dock,  Roentgen  Rays  in  the  treatment  of  Leukaemia.    Ref.   in  Brit.  med.  Journal 
28.  I.  1905.  p.  16.  Lit-Beil. 

76.  DrQner,  Über   die  Lagehestimmung   von  Fremdkörpern   und   Über   stereoskopische 
Messung  im  Röntgenograrom.     Verhandl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

80* 


1268  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

77.  Dun  in,  Ghron.  Eiterung  an  den  Fingern  mit  Ablagerung  von  kohlensaurem  Kalk. 
Mitteilungen  aus  den  Grenzgeb.  Bd.  XIY.  Heft  4. 

78.  Dupont,  Manuel  pratique  de  Radiologie  mödicaie.    Brüssel.  H.  Lamertin  1905. 

79.  *E  i  n  h  or  n ,  Über  die  Radium behandlung  des  Ösophaguskrebses.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1905.  Nr.  44  a. 

80.  *Bxner,  Radiumbehandlung  des  Krebses.    Mediz.  Klinik  1905.  Nr.  13. 

81.  Feiss,  A   method   of  studying  the  pathology  of  hone   lesions  by  the  X-ray.    The 
Journal  of  medical  research.  Bd.  XI.  Nr.  2. 

82.  Fenwick,  The  value  of  the  use  of  a  shadowgraph  ureteric  bougie  in  the  predae 
surgery  of  renal  calculus.     Brit.  med.  journ.  17.  ViL  1905. 

83.  Ferrond-KronchkoU,  Un  cas  d'ad^nite  tuberculeuse  traitee  avec  Saccus  par  les 
rayons  X.    Revue  fran^.  de  m^d.  et  chir.  1905.  Nr.  88. 

84. Adönite  cervicale  tuberculeuse  favorablement  traitöe  par  les  rayons  X.    Graz. 

des  höpitaux  1905.  Nr.  69. 
84a.  Fochessati,  Alessandro,  Risultati  ottenuti  colla  radioterapia  in  an  caso  grave 

di  angioma  telangectasico  congenito.  BoUettino  delle  Scienze  Mediche  di  Bologna  1905. 

85.  Foveau  de  Courmelles,  Über  Drflsenatrophie  durch  Röntgenstrahlen.     Acad^mie 
des  Sciences  20.  II.  1905. 

86.  —  Action  atrophique  glandulaire  des  rayons  X.   Compt.  rend.  de  l'Acad.  Tome  CXL 
Nr.  9. 

87.  Franke,  Über  den  Einfluss  der  Röntgenstrahlen   auf  den  Verlauf  der  Lenkfimie. 
Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  33. 

88.  ^Franklin,  Dangers  of  the  X-Ray.    Med.  News  7.  I.  1905.  p.  40. 

89.  *Franze,  Projektion  im  Röntgen  verfahren.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  37. 

90.  Freund,  Inoperables  Mammakarzinom.    K.  k.  Ges.  d.  Ärzte  Wien  5.  V.  1905. 

91.  —  Rhinosklerom.    K.  k.  Ges.  d.  Ärzte  Wien  9.  VI.  1905. 

92.  * —  Beitrag  zur  Röntgenstrahlen-Bebandlung.  Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  40. 

93.  — Oppenheim,  Beiträge  zur  Radiometrie.   Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  31. 

94.  F'uchs-Schaller,    Hypophysistumor.     Ges.   f.   inn.   Medizin   und   Kinderheilkunde. 
Wien  9.  II.  1905. 

95.  *Gager,  Preliminary  Notes  on  the  effects  of  Radium  rays  on  plants.     Med.  Neirs 
1905.  Sept.  9.  p.  525/6. 

96.  *G  au  eher,  Sarcome  m^lanique  trait^  par  la  radiograpbie.    Journ.  de  m^d.  de  chir. 
1905.  Oct.  10. 

97.  *6eigel,  Gegenwärtiger  Stand  der  Radiotherapie.   Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  16.  p.  655. 

98.  * —  Gegenwärtiger  Stand  der  Radiotherapie.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  15. 
p.  449. 

99.  *Geipel,  Die  neuen  Strahlen  in   der  Therapie.    Würzburger  Abhandlungen  aus  dem 
Gesamtgebiete  der  prakt  Medizin.  WOrzburg.  A.  Stuber  1905. 

100.  Gelinsky,  Das  frei  artikulierende  Os  Vesalianum   tarsi  duplex   im  Röntgenbilde. 
Fortschr.  auf  dem  Geb.  der  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  413. 

101.  Gerber,  Leukämie  und  Röntgentherapie.  Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  5.  p.  81. 

102.  G  leim  er,  Behandlung  von  Karzinomen  mit  Röntgenstrahlen«    Mediz.  Verein  Greifs- 
wald  6.  V.  1905. 

103.  Glimm,  Die  Behandlung  von  Karzinomen  mit  Röntgenstrahlen.  Med.  Verein  6rei£i- 
wald  6.  V.  1905. 

104.  '"Glücksmann,  Demonstration  von  Lichtbildern  aus  dem  Gebiete  der  SpeiseröhreD- 
erkrankungen.    Berliner  med.  Ges.  20.  XII.  1905. 

105.  Goldflam,  Ein  Fall  von  Lungenhernie.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  14. 

106.  Goldscheider,  Röntgentherapie  bei  Leukämie   und  Pseudoleukämie.    Medizinisdie 
Klinik  1905. 

107.  G  ö  r  1 ,  Ein  neues  Feld  far  die  Röntgentherapie?  Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  20, 

108.  *G ottheil,  Fortschritte  der  Aktinotherapie  im  verflossenen  Jahre.    Journ.  of  Amer. 
Ass.  Nr.  4. 

109.  '''Gramegena,    Sur  les  alt^rations  du  sang  chez  les  animauz  d'ezp^rience  sonmis 
ä  raction  des  rayons  de  Roentgen.    Arch.  gön.  d.  Med.  1905.  Nr.  41. 

110.  Grashey,  Atlas    typischer  Röntgenogramme  vom    normalen  Menschen,   ausgewählt 
und  erklärt  nach  chirurgisch-praktischen  Gesichtspunkten.  München.  J.  F.  Lehmann  1905. 

111.  —  Röntgenogramme  in  Unfallsachen.     Monatsschr.  f.  Unfallheilkunde  und  InvalideD- 
wesen  1905.  Nr.  4. 


Pertz,  Röntgenologie.  1269 

112.  —  Der  Perirdntgenograph  und  seine  Anwendang  (bei  Reposition  von  Fraktaren,  Be- 
stimmung von  Fremdkörpecn).    Verband!,  d.  dentschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

113.  —  Fehlerquellen  und  diagnostische  Schwierigkeiten  beim  Röntgen  verfahren.  Münch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

114.  *Greeff,  Lidkarzinom  durch  Licht  geheilt.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 
p.  249. 

115.  Gregor,  Tuberculous  synovitis  treated  by  the  Roentgen  Rays.  Brit.  med.  joum. 
28.  1.  1905.  p.  184. 

116.  Hahn,  Hat  die  Röntgentherapie  gehalten,  was  sie  versprochen?  Fortschr.  auf  dem 
Geb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  VlII.  p.  313. 

117.  Halberstaedter,  Die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen  auf  Ovarien.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  8. 

118.  *Hall-£dwards,  Combined  surgical  procedure  and  X-rays  in  the  treatment  of  rodent 
ulcer.    Archives  of  the  Roentgen  ray  1905.  Nr.  58. 

119.  Hayes,  Gase  of  extensive  tubercular  disease  of  the  glands  of  the  neck  treated  with 
X-rays.    Archives  of  the  Roentgen  ray  1905.  Nr.  58. 

120.  Haret,  Cancer  du  col  de  Tut^rus  trait^  avec  succto  par  la  roentgenoth^rapie.  Ver- 
handl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  1. 

121.  * —  Some  Symptoms  of  a  tozaemie  nature  manifested  during  the  course  of  treatment 
by  three  patients  suffering  from  non  ulcerated  Cancer  of  the  breast.  Archives  of 
Roentgen  ray.  Nr.  53/57. 

122.  ^Heiie,  Intravitale  Beeinflussung  autoly tischer  Vorgänge  im  Körper.  Zeitschr.  für 
klin.  Med.  Bd.  55. 

123.  * —  Autoly se  als  Heilfaktor.    Langenbecks  Arch.  77,  4. 

124.  Heineke,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen 
auf  innere  Organe.    Mitteilungen  aus  den  Grenzgeb.   XIV.  Bd.  Heft  1/2. 

125.  —  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen  auf  das 
Knochenmark,  nebst  einigen  Bemerkungen  über  die  Röntgentherapie  der  Leukftmie 
und  Pseudoleukämie  und  des  Sarkoms.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Ghir.  1905.  Bd.  78. 

126.  Hendrix,  Radiotherapie  des  ad^nites  chroniques.  Annales  de  la  sociöt^  beige  de 
Chirurgie  1905.  April. 

127.  Henrard,  Deux  cas  d'extraction  de  corps  ötranger  de  Toesophage  chez  Tenfant  an 
moyen  d'une  pince  glissante  avec  Taide  de  la  radioscopie.  Archives  mödicales  beiges 
1905.  Mars. 

128.  —  Le  dosage  des  rayons  X  en  radioth^rapie.    Archives  m^dicales  beiges  1905.  Mars. 

129.  Herz,  Zur  Röntgenbehandlung  der  Leukämie.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  8. 

130.  *Hesekiel  &  Oie.,  Kompendium  für  Röntgen-Photographie.    Selbstverlag.    Berlin. 

181.  Hesse,  Über  eine  Beobachtung  von  bilateraler  idiopathischer  juveniler  Osteoarthritis 
deformans  des  Hüftgeieukes.     Mitteilg.  aus  den  Grenzgeb.  Bd.  15.  Heft  3/4. 

182.  *Hildebrand,  Radiumbehandlnng  des  Krebses.    Mediz.  Klinik  1905.  Nr.  13. 

133.  — «Hess,  Ein  Röntgenbild  der  Sella  turcica  bei  Basistumor.  Arch.  f.  physik.  Medizin. 
Bd.  1.  Heft  1. 

184.  Hirsch,  Fraktur  einzelner  Handwurzelknochen.  K.  k.  Gesellsch.  der  Ärzte  Wien 
19.  V.  1905. 

185.  Hirschfeld,  Behandlung  der  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen.  Berl.  klin.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  4.  Lit.- Auszüge. 

186.  Hoffa,  Die  Röntgenographie  in  der  Orthopädie.  Verhandl.  der  deutschen  Röntgen* 
Ges.  Bd.  1. 

187.  —  Die  Röntgenographie  in  der  Orthopädie.  Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortbildung  1905.  Nr.  9. 
138.   — Rauenbusch,  Atlas  der  orthopädischen  Chirurgie  in  Röntgen-Bildem.   Stuttgart. 

Ferdinand  Enke.  Lieferung  1—4. 
189.   Hoff  mann,  Die  Behandlung  der  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen.   Fortschr.  auf  dem 
Geb.  der  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  376. 

140.  * — Schulz,  Zur  Wirkungsweise  des  röntgenbestrahlten  Lezithins  auf  den  tierischen 
Organismus.    Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 

141.  «Holding,  Dangers  of  the  X-ray.    Med.  News  1905.  Nr.  22.  p.  1051. 

142.  — Warren,  The  treatment  of  Leucaemia  and  Pseudoleucaemia  by  the  Roentgen 
rays  with  reports  of  cases.    New  York  Medical  Journal  1905.  November. 

143.  Holland,  SpJitterfraktur  des  Oberschenkels.   Archives  of  the  Roentgen  ray.  Nr.  53. 

144.  Holzknecht,  Ein  radioskopisches  Operationstischchen  zum  Anschluss  an  den  chirur- 
gischen Operationstisch.    Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  344. 


1270  Jubresbericht  fQr  Cliirorgie.    IL  Teil. 

145.  —  Roentgen  •  Therapy  as  practised  in  the  Roentgen  Laboratory  of  the   .Allgemeioe 
Erankenbaua"  of  Vienna.    Archives  of  tbe  Roentgen-ray  1905.  April. 

146.  —  Drüsentiimoreii  and  ROutgenbehandlung.    K.  k.  Ges.  d.  Ärzte.  Wien  14.  IV.  1905. 

147.  —  Röntgenstrahlen  nnd  Lyniphämien.  Allgem.  Wiener  med.  Zeitg.  1905.  Nr.  2.  p.  21. 

148.  Hynck,  Röntgenbehandlung  der  Leakftmie.    Verein  böhm.  Ärzte.  Prag  27.  III.  1905. 

149.  *v.  Jacks ch,  Ober  Röntgendiagnostik  und  Therapie.    Verein  deutscher  Ärzte.    Prag 
10.  II.  1905. 

150.  —  Über  Röntgendiagnostik  und  -therapie  innerer  Krankheiten.   Berliner  klin.  Wochen- 
sehr.  1905.  Nr.  14/15. 

151.  *JoachimsthaI,  Dauerresultate  der  unblutigen  Behandlung  der  angeborenen  Hfifl- 
Verrenkung  im  Röntgenbilde.   Verhandl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

152.  —  Zwei  weitere  Fälle  von   angeborenem  Oberscheokeldefekt.    Freie  Vereinigung  der 
Chirurgen  Berlins  8.  V.  1905. 

158.   Immelmann,  Die  Röntgenstrahlen  als  Heilmittel.  Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortbildg.  1905. 
Nr.  9. 

154.  —  Erkrankungen  des  HOftgelenkes  im  Röntgenbilde.    Freie  Vereinigung  der  Chirurg. 
Berlins  13.  XI.  1905. 

155.  —  Die  Bedeutung  der  Röntgenstrahlen   fQr  die  Orthopftdie.     Fortschr.  auf  dem  Geb. 
der  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  331. 

156.  *Kahler,  Zur  Radiumbehandlung  d.  Skleroms.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  32. 

157.  Eanavel,  An  anatomical,  experimental  and  clinical  study  of  acute  phlegmons  of  the 
band.    Surgery,  Gynecology  and  Obstetrics.  Bd.  I.  Nr.  3. 

158.  Kassabian,  The  Roentgen  rays  in  dentistiy.    Joum.  of  the  americ.  med.  assoc 
Bd.  XLV.  Nr.  26. 

159.  Eatholicky,Über  Osteomalacia  chron.  def.  hypertrophica  des  Schienbeins.  Verhandl. 
der  deutsch.  Röutgen-Ges.  Bd.  I. 

160.  *Kenyeres,  Zwei  Fälle  des  Verdachtes  der  Selbstverstümmelung.  Fortschr.  a.  d. 
Geb.  der  Röntgenstr.  Bd.  IX.  p.  205. 

161.  ^Kienböck,  The  clinical  value  of  radiography  in  traumatic  intra-musoular  osteomas. 
The  Med.  Press  1905.  4.  I.,  11.  I. 

162.  —  Mediastinalsarkom.    K.  k.  Ges.  d.  Ärzte.  Wien  14.  IV.  1905  u.  16.  11.  1905. 

163.  —  Demonstration  eines  Kranken  mit  durch  Röntgenstrahlen  eklatant  gebeeaertem 
malignen  Mediast  in  altumor.    E.  k.  Ges.  der  Ärzte.  Wien  14.  IV.  1905. 

164.  —  Über  Röntgenbehandlung  der  Sarkome.  1.  intemat.  Kongress  für  Physiotherapie. 
Lattich  1905.  Aug. 

165.  —  Ein  mit  X-Strahlen  behandelter  Fall  von  Mediastinaltumor.  Wiener  med.  Presse  1905. 
3.  Dez.  Nr.  49. 

166.  Elapp,  Die  Ermöglichung  einer  genauen  Eontrolle  reponierter  kongenitaler  Hilft- 
gelenksluzationen.     Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  37. 

167.  *ElingmQller,  Radiumbehandlung  des  Erebses.    Mediz.  Elinik  1905.  Nr.  13. 

168.  E  o  h  1 ,  Ober  eine  besondere  Form  der  Infraktion :  Die  Faltung  der  Enochenkortikalis. 
Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  1905. 

169.  E  ö  h  1  e  r ,  Die  normale  und  pathologische  Anatomie  des  Utlftgelenkes  und  Oberachenkels 
in  röntgenographischer  Darstellung.    Hamburg.  Gräfe  ft  Sillem  1905. 

170.  *—  Demonstrationen.    Ärztl.  Verein  Wiesbaden  5.  VII.  1905. 

171.  —  Röntgenröhre  mit  Vorrichtung  zur  therapeutischen  Dosierung  etc.  MOnch.  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

172.  — Herxheimer,  Zur  Röntgentherapie  des  Earzinoms.  Fortschr.  auf  dem  Geb.  der 
Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  367. 

173.  Eraft -Wiesner,  Archiv  fQr  physikalische  Medizin  und  medizinische  Technik,  nebst 
Beiblatt  , Fortschritte  und  Neuheiten  der  physikalisch-chemischen  und  photographischen 
Industrie  in  ihrer  Anwendung  auf  das  Gesamtgebiet  der  praktischen  Medizin*.  Otto 
Nemnich.  Leipzig.  Heft  1. 

174.  Krause,  Zur  Röntgenbehandlung  von  Bluterkrankungen.  Fortschr.  auf  dem  Geb.  d. 
Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  209. 

175.  —  Zur  Röntgenbehandlung  der  Leukämie  und  Pseudolenkämie.  Fortschr.  a.  d.  Geb. 
der  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  383. 

176.  —  Zar  Röntgentherapie  der  Pseudolenkämie  und  anderweitiger  Bluterkrankangen. 
Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  IX.  p.  153. 

177.  Erauss,  Ein  Fall  von  Lymphomatose.    Mediz.  Elinik  1905.  Nr.  52/53. 


Pertz,  Röntgenologie.  1271 

178.  Krehl,  Einflnss  von  Röntgeneirahlen  bei  myeloiden  Leakftmien«    Mediz.  Klinik  1905. 
Nr.  7  u.  8. 

179.  Kflmmell,  Die  Bedeutung  der  ROntgenograpbie  für  die  Chirurgie.   Zeitschr.  f.  ärztL 
Fortbildung  1905.  Nr.  9. 

180.  Kfittner,  Die  Bedeutung  der  Röntgenstrahlen  fQr  die  Kriegschirurgie.    Zeitschr.  ffir 
ftrztl.  Fortbildung  1905.  Nr.  9. 

181.  Lange,  Die  Bedeutung  des  ROntgenogrammes  fttr  die  Orthopädie.    Mfincfa.  medizin. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

182.  L  a  n  z ,  Abrissfraktur  des  schnabelförmigen  Fortsatzes  der  oberen  Tibiaepiphyse.  Wiener 
klin.  Rundschau  1905.  Nr.  33. 

183.  Las  aar,  Die  Röntgentherapie  bei  Krebs.    Verbandl.  d.  deutsch.  Röntgen-Gres.  Bd.  I. 

184.  '*'—  Neue  Beiträge  zur  günstigen  Wirkung  des  Radiums  auf  Hautkrebse.  Berliner  med. 
Gesellschaft  28.  VI.  1905. 

185.  * —  Radium  gegen  Hautkrebse.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  28. 

186.  Ledingham-Mc  Kerron,  Die  Röntgenbehandlung  der  Leukämie.  Lancet  14. 1. 1905. 

187.  ^Legros,  Cancers  et  radiothärapie.    Gaz.  d.  H6p.  1905.  Nr.  11. 

188.  Lenhartz-Kissling,  Über  den  Nutzen  des  Röntgenogrammes  fttr  die  operative 
Behandlung  des  Lungenbrandes.    Verbandl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  1. 

189.  Lenzmann,   Über   die   Behandlung   der  Leukämie   mit  Röntgenstrahlen.     Medizin. 
Klinik  1905.  Nr.  9. 

190.  Leonard,  The  results  of  Roentgen  diagnosis  in  calculous  conditions  of  the  kidney 
and  Ureter.    Verhandl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

191.  —  Recent  advances  in  the  technique  of  Roentgen  ray  therapy.    American  Journal  of 
the  medica!  Sciences  1905.  April. 

192.  —  Roentgen  Therapy:    its  sphere  of  applicability.    Monthly  Cydopaedia  of  practical 
medicine  1905.  Vol.  VIII. 

193.  —  The   treatment   of  some   neuralgias  by   the  Roentgen  ray.    American  M^icine. 
Bd.  X.  Nr.  2. 

194.  *Leonhard,  Roentgen  ray  therapy.    Med.  News  1905.  Dec.  30. 

195.  *L'^pine,  Action  des  rayons  de  Roentgen.    Semaine  möd.  1905.  Nr.  33. 

196.  ▼.  Leube,  Wirkung  der  Röntgenstrahlen  bei  Leukämie.    Mediz.  Klinik  1905. 

197.  Leyack,  A  case  of  spleno-medullary  leucaemia  treated  by  X-rays.    Archives  of  the 
Roentgeo-ray  1905.  Nr.  58. 

198.  Levan-Barret,  Radioscopie  gastrique.    Presse  m^d.  1905.  Nr.  74. 

199.  Levy-Dorn,  Erfahrungen  und  einiges  Neue  auf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen. 
Verhandl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  1. 

200.  * —  —  Nephropyelitis  calculosa.  Ezstirpatio  renis  zur  Untersuchung  auf  Nierensteine 
mittelst  Röntgenstrahlen.    Berliner  med.  Ges.  18.  I.  1905. 

201. Raynaud  sehe  Krankheit    Berliner  med.  Ges.  22.  H.  1905. 

202.  Lichtheim,  Leukämie  und  Röntgenstrahlen.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4. 
p.  163. 

203.  *Lieber,  A  new  and  possibly  improved  method  of  using  radium.    Archives  of  the 
Roentgen-ray.  Nr.  53/57. 

204.  ^Loison,  Les  Rayons  de  Roentgen.    Paris.  Octave  Dein  1905. 

205.  Lommel,  Zur  Behandlung  der  Leukämie  und  Pseudoleukämie  mit  Röntgenstrahlen. 
Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  19. 

206.  * —  Ein  Fall  von  Pseudoleukämie  und  Leukämie.    Mediz.  Klinik  1905. 

207.  ^Londan,  Radium  Wirkung.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  42. 

208.  Löser,  Über  die  Behandlung  von  Haut- Karzinomen  mit  Röntgenstrahlen.    Fortsohr. 
a.  d.  Geb.  d.  Röntgenstr.  1905.  p.  98. 

209.  Lossen,  Chemische  und  histologische  Untersuchungen  an  bestrahlten  Leukämikem. 
Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  35.  p.  1693. 

210.  Ludlof  f,  Verletzungen  der  Lenden  Wirbelsäule  und  des  Kreuzbeins.    Fortschr.  a.  d. 
Geh   d.  Röntgenstr.  Bd.  IX.  p.  175. 

211.  ^Maragliano,  Die  sogen.  N-Strahlen.    Gazz.  d.  ospedali.  Nr.  34. 

212.  *Markley,  Mycosis  fungoides   and  the  X-ray.    The  joum.  of  cutan.  disease  1905. 
Nr.  10. 

212a.  Mass a,  I  raggi  Roentgen  nelle  lesini  delle  ossa.    Atti  della  Societä  italiana  di  chi- 

rurgia  V.  18.    Roma.    Tipogr.  Artero. 
212b.  *Ma SSO brio,  6.,  La  stato  della  Röntgenologia  al  1^  congresso  Röntgen.    La  clinica 

chirurgica  1905.  Fase.  9.    (Übersicht.) 


1272  Jahresbericht  für  Chiraiigie.    IL  Teil. 

213.  Mauders,  The  treatmeot  of  epilepsy  by  X-rays.  Archivea  of  the  Roentgen-ray. 
Nr.  58/57. 

214.  Meyer-Eisenreich,  Die  Behandlang  der  Leakämie  mit  Röntgenstrahlen.  Mfinch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4. 

215.  ▼.  Mikulicz,  Die  Bedeutung  der  Röntgenstrahlen  f&r  die  Chirurgie.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

216.  Miller,  Die  Röntgenstrahlen  im  Dienste  der  Zahnheilkunde.  Yerhandl.  d.  deutschen 
Röntgen-Gres.  Bd.  I. 

217.  Morris,  The  treatment  of  scars  and  cheloid.    Practitioner  1905.  Dec. 

217a.  Morton,  Fluorescence  artificially  produced  in  the  human  organism  by  the  X-ray, 
by  radium  and  by  electric  discharges  as  a  therapeatic  method.  The  joum.  of  the 
Amer.  Med.  Ass.  1905.  April. 

218.  Moszkowicz,  Über  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  mit  Röntgenstrahlen. 
E.  k.  Ges.  der  Ärzte.  Wien  31.  III.  1905. 

219.  —  Stegmann,  Die  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  mit  Röntgenstrahlen.  Münch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  29. 

220.  Müller,  Ach.,  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen  bei  Leukftmie.  Eorrespondenzbl.  ittr 
Schweiz.  Ärzte  1905.  Nr.  19. 

221.  Murphy,  Ankylosis.  Arthroplasty-clinical  and  experimental.  Journal  of  the  American 
Medical  Association  1905.  Mai/Juni. 

222.  Neurath,  Sekund&re  Wachstumsstörungen  nach  chronischem  Gelenkrheumatismus 
im  Eindesalter.    Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntengenstr.  Bd.  VIII.  p.  425. 

223.  Newcomet,  Tuberkulose  und  Röntgenstrahlen.    Therapeutic  gazette  1904.  Nr.  5. 

224.  *Nicolich,  Radiogr.  et  n^phrolithiase.    Org.  g6n.-ur.  1905.  1  Nov. 

225.  Oppler,  Röntgenogramm  eines  kyphoskoliotischen  Patienten.  Medizin.  Sektion  der 
schlesischen  Ges.  f.  vaterl.  Eultur.  Breslau  19.  V.  1905. 

226.  Ossig,  Röntgenbild  eines  Eotsteines.  Mediz.  Sektion  d.  schlesischen  Ges.  f.  Taterl. 
Eultur  3.  m.  1905. 

227.  Pancoast,  The  X-ray  in  the  treatment  of  deep-seated  tuberculosis.  Tfaerap.  gazette 
15.  Vm.  1905. 

228.  *Perthes,  Radiumbehandlung  des  Erebses.    Mediz.  Elinik  1905.   Nr.  13. 

229.  "^Perugia,  Carcin.  of  the  hard  palate  successfully  treated  by  Radium.  Ref.  in  Brit. 
med.  Joum.  4.  II.  1905.  p.  18.  Lit.-Beil. 

230.  *—  Erebs  des  harten  Gaumens  durch  Radium  geheilt.    Gazz.  d.  osped.  Nr.  1. 

231.  *Pfaler,  Chronic  pyogenic  onychitis  cured  by  X-rays.     Joum.  of  cut.  dis.  1905.  Aug. 

232.  Pfeiffer,  Die  Darstellung  der  Trachea  im  Röntgenbilde,  besonders  bei  Struma. 
Beitr.  z.  klin.  Chir.  Bd.  XLV.  Heft  3. 

233.  *PhiIipps,  Experiments  with  radium  emanations.    Med.  News  1905.  Aug.  19. 

234.  ^Piccinino,  Indikationen  der  Röntgentherapie.  1.  Int.  Kongr.  f.  Physiotherapie. 
Lattich  1905. 

235.  *Poehl-Tarchanoff,  Die  Eombination  der  Radiotherapie  mit  der  Organotherapie. 
Berl.  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  16. 

236.  Preis,  Lupus  du  nez  trait^  et  guäris  par  les  rayons  X.  Rev.  mM.  de  laSuisse  rom. 
1905.  Nr.  11. 

237.  Prio-Comas,  Zur  Behandlung  des  Erebses  mittelst  Röntgenbestrahlung.  Verhandl. 
d.  deutsch.  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

238.  —  Zur  Easuistik  der  Nierensteindiagnose  mit  Hilfe  der  Röntgenstrahlen.  Verband], 
d.  deutsch.  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

239.  Pusey,  The  use  of  X-rays  in  Carcinoma.    Annais  of  surg.  1905.  Dec. 

240.  * — Caldwell,  The  Roentgen  rays  in  Therapeutics  and  diagnosis.  2.  Aufl.  London 
u.  Philadelph.  1904.    W.  B.  Saunders  and  Co. 

241.  Quadrone,  Elinische  und  experimentelle  Untersuchungen  Ober  die  Wirkungen  der 
Röntgenstrahlen.    Zentralbl.  f.  inn.  Med.  1905.  Nr.  21  u.  24. 

242.  —  Über  das  Auftreten  einer  exsudativen  Pleuritis  in  zwei  Fällen  yon  lymphatischer 
Psendoleukämie  während  der  Behandlung  mit  Röntgenstrahlen.  ZentralbL  f.  inn.  Med. 
1905.  Nr.  31. 

243.  —  La  pleurösie  s^ro-fibrineuse  comme  complication  du  traitement  radiothörapiqne. 
La  sem.  möd.  1905.  Nr.  32. 

244.  Quincke,  Ein  Fall  von  Leukämie.    Mediz.  Elinik  1905.  Nr.  7  n.  8. 

245.  Rankin,  Report  on  the  X-ray  treatment  of  lupus  on  the  Royal  Victoria  Hospital, 
Belfast.    Arch.  of  the  Roentgen  ray  1905.  Nr.  58. 


Pertz,  Röntgenologie.  1273 

246.  ^Rehns-Salmon,   Traiiement  du  cancer  catan^  par  le  radicun.    Le  radiam  1905. 

Nr.  7. 

247.  R  e  i  d ,  On  the  X-ray  diagnosis  of  Galcnli  in  the  ürinary  Tract.  Verhandl.  d.  deutsch. 
Röntgen- Ges.  Bd.  I. 

248.  Ren  Ter 8,  Obergntachten  Ober  den  ursächlichen  Zusammenhang  zwischen  einer  ein- 
maligen zu  starken  Röntgenbestrahlung  einer  Hand  und  einer  an  derselben  Hand  auf- 
getretenen Krebsbildnng.    Arch.  f.  Orthop.  III.  p.  95. 

249.  Reyher,  Ober  die  Bedeutung  der  Röntgenstrahlen  für  die  Kinderheilkunde.  Deutsch« 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  17. 

250.  Rieder,  Beiträge  zur  Topographie  des  Magen-Darmkanals  beim  lebenden  Menschen 
nehst  Untersuchungen  über  den  zeitlichen  Ablauf  der  Verdauung.  Fortschr.  a.  d.  Geb. 
d.  Röntgenstr.  Bd.  YIII.  p.  141. 

251.  —  Zur  Technik  der  Röntgenstrahlen  •  Therapie.  Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntgenstr. 
Bd.  VIII.  p.  803. 

252.  Riedinger,  Ober  Masernosteomyelitis  im  Röntgenbild.  Verhandl.  d.  deutsch.  Röntgen- 
Qes.  Bd.  I. 

25B.  Riedl,  Zwei  Fälle  von  angeborener  Defektbildung  des  Oberschenkels.  Fortschr.  auf 
d.  Geb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  268. 

254.  ^Riesenfeld,  Vom  Radiumgehalt  der  Heilquellen  und  Moorerden.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  1. 

255.  Ritter,  Die  akute  Osteomyelitis  im  Röntgen ogramm.  Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntgen- 
str. 1905.  p.  106. 

256.  Robinsohn-Werndorff,  Über  eine  neue  röntgenologische  Methode  (Sauerstoff- 
Insufflation)  zur  Untersuchung  der  Gelenke  und  Weichteile.  Verhandl.  d.  deutschen 
Röntgen -Ges.  Bd.  I. 

257.  * Über  die  Sauerstofifinsufflation  der  Gelenke  und  Weichteile  zu  röntgenologisch- 

diagnostiscben  Zwecken.     K.  k.  Ges.  d.  Ärzte.  Wien  19.  V.  1905, 

258.  Rodhe,  The  effect  of  X-ray  treatroent  in  leucaemia.  Nord.  Tidskr.  f.  Ter.  Copenh. 
1904   NoY.    Ref.  in  The  Edinburgh  Med.  Journ.  1905.  Febr.  p.  212. 

259.  Rosenbach,  Bemerkungen  Ober  die  Behandlung  der  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen. 
Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  22. 

260.  Rosenberger,  Über  Änderungen  der  Urin  Zusammensetzung  bei  Leukämikern  während 
nnd  nach  der  Behandlung  mit  Röntgenstrahlen.    Zentralbl.  f.  Ghir.  1905.  Nr.  40. 

261.  "^Rumpel,  Die  Tumoren  und  entzündlichen  Erkrankungen  des  Knochensystems  in 
typischen  Röntgenbildern.    Verhandl.  d.  deutsch.  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

262.  *Sabouraud-Pignot-Noir^,  La  radioth^rapie  des  seignes  etc.  Ann.  de  derm.  et 
de  syph.  VI.  1.  p.  80. 

263.  Schamberg,  Treatment  of  an  extensive  case  of  lupus  vulgaris  with  the  X-rays. 
The  Journ.  of  Cut.-Dis.  1905.  Sept. 

264.  *S  ch atz k  y ,  Action  des  courants  Continus  sur  les  roicrobes  (^löctricitä  —  rayons  X  — )• 
Arch.  g^n.  de  Möd.  1905.  11  Juill. 

265.  *Schein,  Röntgenstrahlen  in  der  Dermatologie.  Pester  medizin.-chirurg.  Presse  1905. 
Nr.  2/8. 

266.  Schieffer,  Weitere  Beiträge  zur  Behandlung  der  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen. 
MOnch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4. 

267.  Schild,  Über  die  Radiotherapie  der  Hautkrankheiten.  Mfinch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  1,  p.  49. 

268.  Schjerning,  Die  Verwendung  der  Röntgenstrahlen  im  Kriege.  Deutsche  med.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  17. 

269.  Schlagintweit,  Über  einen  Fall  von  Luzatio  femoris  suprapubica  sinistra,  ausgelöst 
durch  ein  Osteochondroma  femoris.  Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  IX.  p.  193. 

270.  Schleip-Hildebrandt,  Beitrag  zur  Behandlung  der  myeloiden  Leukämie  mit 
Röntgenstrahlen.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  9. 

271.  *Schmidt,  Demonstration  von  Kranken,  welche  röntgenisiert  worden  sind.  Verhandl. 
d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

272.  —  Über  bleibende  Hautveränderungen  nach  Radiumbestrahlung  und  ihre  Bedeutung 
für  die  therapeutische  Anwendung  der  Becquerelstrahlen.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  44 

273.  —  Die  Röntgenstrahlen  in  der  Dermatotherapie.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  17. 


1274  Jahresbericht  ftkr  Chirurgie.    II.  Teil. 

274.  Schmidt,  Erfahrangen  mit  einem  neuen  Radiometer  von  Sabourand  and  Noird. 
Fortschr.  a.  d.  Qeb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  260. 

275.  Schaller,  Die  Schädelbasis  im  Röntgenbilde.    Hamburg.  Graefe  A  Sillem  1905. 

276.  Schümann,  Über  einen  Fall  von  Odontom  am  Unterkiefer  nebst  einer  Übersicht 
tlber  die  vom  Zahnsystem  ausgehenden  KiefergeschwtlLste.    Inaug.-Diss.  Leipzig  1905. 

277.  Schatze,  Zwei  Fälle  von  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen  behandelt  Med.  Klinik  1905. 
Nr.  11. 

278.  Schweinburg,  Lienale  Leukämie  bei  Einwirkung  von  Röntgenstrahlen.  Wiener  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  8. 

279.  Settegast,  Röntgeo-Diagnostik  bei  Verletzungen  der  Malleolen  und  der  Fnsswarzel- 
knochen.     Verhandi.  d.  deutscheu  Röntgen- Ges.  Bd.  I. 

280.  Severcanu,  Die  Röntgentherapie  des  Krebses.    Revista  de  chir.  1905.  Nr.  2. 

281.  Siebs,  Beitrag  zur  Lehre  der  Schenkelhalsbrache  jugendlicher  und  kindlicher  Personen 
und  ihrer  Beziehungen  zur  Coza  vara.  Fortschr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  VIII. 
p.  237. 

282.  Sjögren,  Über  Röntgenbehandlung  von  Sarkom.  Fortsohr.  a.  d.  Geb.  d.  Rüntgeostr. 
Bd.  VIII.  p.  263. 

283.  —  Über  die  Nachbehandlung  operierter  bösartiger  Geschwalste  mit  Röntgenstrahlen. 
Hygiea  1905.  p.  716. 

284.  —  Die  prophylaktische  Röntgentherapie  bei  malignen  Tumoren.  Verhandi.  d.  deutschen 
RöntgenGes.  Bd.  I. 

285.  Smart.  X-ray  diagnosis  of  renal  calculus.    Brit.  med.  journ.  16.  IX.  1905. 

286.  Sommer,  Die  Röntgenstrahlen.  Die  Hilfsmittel  zu  ihrer  Erzeugung  und  die  Indi- 
kationen ihrer  therapeut.  Verwendung.    Manchen.  Verlag  d.  ärztl.  Rundschau  1905. 

287.  Sonnenberg,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Ostitis  deformaus.  Fortschr.  a.  d.  Geb.  d. 
Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  420. 

288.  ^Spiegel,  Über  Radium.    Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  48. 

289.  Springer,  Radiodermite  grave  chronique  guörie  par  la  caut^risation  ign6e  profonde. 
Annales  möd.-chir.  du  centre  1905.  Aoat. 

290.  Stegmann,  Die  Behandlung  des  Kropfes.    K.  k.  Ges.  d.  Ärzte.  Wien  23.  VL  1905. 

291.  —  Behandlung  des  Kropfes  mit  Röntgenstrahlen.  Wiener  klin.  Rundschau  1905.  Nr.  29. 

292.  —  Die  Behandlung  der  Struma  mit  Röntgenstrahlen.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  26. 

293.  Stembo,  Sarkom.     1.  Med.  Pbysiotherap.  Kongress  Lattich  1905. 

294.  *Stenbe'ck,  Nierensteine  nach  Röntgenaufnahme  entfernt.    Hygiea  1905.  Nr.  1. 

295.  Stieda,  Beiträge  zur  Röntgenanatomie.  Verein  f.  wissenschaftl.  Heilkunde.  Königs- 
berg 20.  IlL  1905. 

296.  —  über  umschriebene  Knochenverdichtungen  im  Bereich  der  Substantia  apongiosa  im 
Röntgenbilde.    Beiträge  zur  klin.  Chirurgie  1905.  Bd.  45. 

297.  —  Über  den  Albersschen  Beckenfleck.    Beitr.  zur  klin.  Chirurgie  1905.  Bd.  45. 

298.  St  räter,  Über  Schädel-  und  Nierenaufnahmen.  Verhandi.  d.  deutschen  Röntgen-Ges. 
Bd.  L 

299.  *Thaler,  .  .  .  im  Hodengewebe  der  Ratte  nach  Radiumstrahlen.  Zeitschr.  fOr  Chir. 
Bd.  79. 

300.  *Thies,  Wirkung  der  Radiumstrahlen  auf  yerschiedene  Gewebe  und  Organe.  Mittlen, 
aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  u.  Chirurgie.  Bd.  XIV.  Heft  5. 

301.  Tb  öle,  Röntgenbild  einer  alten  rechtsseitigen  Koxitis.  Wissenschaftl.  Vers.  d.  Militär- 
ärzte Danzigs  8.  II.  1905. 

302.  Trapp,  Sammelbericht  über  die  Röntgenbehandlung  von  chirurg.  und  Hantkrankheiten 
im  Jahre  1904.    Zentralbl.  f.  Chir.  1905.  Nr.  11.  p.  298. 

303.  Tuffier-Haret,  Localisation  et  extraction  des  projectiles  par  un  proc^^  basä  sar 
la  simple  radioscopie.     Verhandi.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

304. Epithelioma  du   sein  ulcör^,   non  op^r^,  traitä   par  la  radioth^rapie.    Bull,  et 

m^m.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris.  Bd.  XXXI. 

305.  Unger,  Über  den  Einfluss  der  Röntgenstrahlen  auf  das  Karzinom  der  Mamma.  Ver- 
handi. d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

306.  Voelcker-Lichtenberg,  Die  Gestalt  der  menschlichen  Harnblase  im  RöntgeDo- 
gramm.    Manch,  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  33. 

307.  V  ermann.  Über  einen  mit  Hilfe  des  Röntgenogramms  festgestellten  Fall  von  hoch- 
gradigen Knochenzerstörungen  bei  Gicht.    Deutsche  militärärztl.  Zeitschr.  Febr.  1905. 


Pertz,  Röntgenologie.  1275 

^8.  Vose-Howe,  The  effeets  of  the Roentgen-ray  upon  Cancer.  Albany  niöd.  annale  1905. 
Oct. 

309.  *Waite,  A  few  points  in  the  flaoroscopy  of  the  cheat.  Archives  of  the  Roentgen- 
ray.  Nr.  53/57. 

310.  Wendel,  Zur  Röntgenbehandlung  der  Leukämie.  Manch,  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  4. 

311.  —  Über  Röntgenbehandlung  des  ösophaguskrebses.  Mflnch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  51. 

^12.  Werndorff,  Über  intraartikulAre  und  interstitielle  Sauerstoffinsufflation  zu  radio- 
lo§:i8ch* diagnostischen  und  therapeutischen  Zwecken.  Verhandl.  d.  deutschen  Ges.  fttr 
orthopftd.  Chirurgie.  4.  Kongress  1905. 

313.  '''Werner,  Zur  Kenntnis  und  Verwertung  der  Rolle  des  Lecithins  bei  der  biolog. 
Wirkung  der  Radium-  und  Röntgenstrahlen.   Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

314.  *—  RadiumbehandluDg  des  Krebses.    Mediz.  KUnik  1905.  Nr.  18. 

315.  • —  Radiumstrahlen.    Deutsch a  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  27. 

316.  * —  Radiumwirkung  auf  Infektionserreger.   Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  34. 

317.  — Lichtenberg,  Über  die  Wirkung  von  Gholininjektionen  auf  die  Leukozyten-Zahl 
dea  Kaninchenblutes.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1906.  Nr.  1. 

318.  *W  ich  mann,  Radiumbehandlung  des  Krebses.    Mediz.  Klinik  1905.  Nr.  13. 

319.  —  Zur  Röntgentherapie.    MUncb.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  34.  p.  1637. 

320.  ^Williams,  X-rays  in  the  treatment  of  cancer.    Lancet  4.  XL  1905.  p.  1313. 

321.  Wills,  X-ray  in  acne,  eczema  and  malignant  disease.  Arcbiyes  of  the  Roentgen- 
ray  1905.  Nr.  58. 

322.  * — Gamb,  Acne  vulgaris  and  its  treatment  The  Bristol  med.-chir.  Journal  1905. 
Nr.  88. 

323.  Wink  1er,  Zur  Technik  der  Behandlung  der  Leukämie  mit  Röntgenstrahlen.  Münch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  4. 

324.  —  Behandlung  der  Laynx tuberkulöse  mit  Röntgenstrahlen.  Manch,  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  34.  p.  1657. 

325.  Wohlgemuth,  Zur  Frage  der  Heilung  des  Karzinoms  durch  Röntgenstrahlen.  Ver- 
handl. d.  deutseben  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

326.  "^Wood,  Oase  of  sarcoma  of  tbe  scalp  (recurrent)  treated  by  exposurs  to  X-rays. 
Archives  of  the  Röntgon-ray.  Nr.  53/57. 

327.  Wulff,  Verwendbarkeit  der  X- Strahlen  ftir  die  Diagnose  der  Blasen difformitäten. 
Fortscbr.  a.  d.  Geb.  d.  Röntgenstr.  Bd.  VIII.  p.  193. 

328.  Zacharias-Mflsch,  Konstruktion  und  Handhabung  elektro-medizinischer  Apparate. 
Leipzig.  Barth  1905. 

329.  Zondek,  Zur  Differential  -  Diagnose  der  Knochen verftnderungen  im  Hinblick  auf  das 
Röntgenbild.   Verhandl.  d.  deutschen  Röntgen-Ges.  Bd.  I. 

330.  " —  Karzinom  des  Fingers  infolge  von  Röntgenbestrahlung.    Lancet  6.  V.  1905. 

331.  *La  roentgenisation,  question  sociale.    Arch.  gön.  de  möd.  1905.  18  Juill. 

332.  ^he  subtle  X-ray  —  a  two-edged  Tool.    Amer.  Jouro.  of  surg.  April  1905. 

333.  *X-rays  from  static  machines.    Lancet  21.  I.  1905.  p.  175. 

334.  Verhandlungen  der  deutschen  Röntgengesellschaft  1905.  Bd.  I. 

Bei  Durchsicht  der  Literatur,  welche  sich  auf  die  Fortschritte  der 
Chirurgie  bezieht,  die  durch  Anwendung  der  Röntgenstrahlen  veranlasst 
wurden,  fällt  zunächst  ins  Auge,  dass  wir  in  diagnostischer  Hinsicht  mit  der 
Anwendung  der  Röntgenstrahlen  auf  einen  gewissen  Stillstand  gekommen 
sind,  da  nur  vereinzelt  erheblichere  Erweiterungen  oder  Neuanwendung  der 
Strahlen  auf  diesem  Gebiete  mitgeteilt  werden.  Dagegen  hat  die  Therapie 
einen  ganz  wesentlicheren  Nutzen  von  den  Röntgenstrahlen  gezogen.  Eine 
Unzahl  Einzelbeobachtungen  über  Röntgentherapie  ist  veröffentlicht,  und  es 
beginnt  jetzt  aucli  die  Zeit,  in  der  es  möglieb  ist,  aus  allen  Einzelmitteilungen 
eine  Norm  aufzustellen,  die  für  die  einzelnen  Richtungen  dieser  Therapie 
vorbildlich  ist.  Es  ist  dieser  Fortschritt  deshalb  sehr  wertvoll,  weil  dadurch 
eine  sichere  Anwendung  erzielt  wird,  die  wiederum  manchen  diesem  thera- 
peutischen Hilfsmittel  jetzt  noch   skeptisch  fernstehenden   Chirurgen  veran- 


1276  Jahreebericht  Ar  Chirurgie.    IL  TeiL 

lassen  dürfte  auch  selbst  mitznarbeiten,  ohne  wie  bisher  Gefahr  zu  laufen^ 
durch  verkehrte  Handhabung  der  Röntgentherapie  nicht  nur  keine  Erfolge, 
sondern  womöglich  gar  Schädigungen  bei  seinen  Kranken  zu  erzielen.  In 
dieser  Beziehung  war  vor  allem  sehr  wertvoll  der  Ende  April  abgehalieue 
Röntgenkongress  in  Berlin,  da  er  in  unmittelbarem  Anschlüsse  an  den  Chi- 
rurgenkongress  stattfand  und  gerade  diesen  Chirurgen  somit  am  ehesten  die 
Gelegenheit  bot,  durch  eigene  Anschauung  sich  von  dem  jetzigen  Stand  des 
gesamten  Röntgenverfahrens  zu  überzeugen.  Die  ausserordentliche  Beteiligung 
am  Kongress  —  die  Mitgliederliste  berichtet  von  500  eingeschriebenen  l'eil- 
nehmem  —  beweist  zur  Genüge,  welches  Interesse  diesem  Zweige  der  Wissen- 
schaft entgegengebracht  wird.  Die  jetzt  verflossenen  10  Jahre  Röntgenologie 
sind  nicht  ungenützt  verstrichen,  ihre  Spuren  werden  immer  fort  in  der 
Chirurgie  zu  finden  sein! 

Die  wertvollste  Veröffentlichung  ist  unzweifelhaft  der  Band  I  der  ,,  Ver- 
handlungen  der  deutschen  Röntgengesellschaft^   (334),  welcher  die  Verhand- 
lungen  und   Berichte   des  ersten  Kongresses    enthält.     Eine  einheitliche  zu- 
sammenfassende Besprechung  der  hier  enthaltenen  Arbeiten  hält  Ref.  jedoch 
nicht  für  angebracht,   da  dieselben  so  vielerlei  verschiedene  Disziplinen  be- 
treffen, dass  vieles  zusammenhangslos  allein  stehen  würde.    Die  einzelnen  Vor- 
träge sind  daher  an  den  jeweils  passenden  Stellen  weiter  unten  referiert.  Von 
allgemeinerem  Interesse  ist  besonders  die  Gründung  einer  „Deutschen  Röntgen- 
Gesellschaft^,  durch  welche   „nicht  allein  die  Wiederholung  der  Röntgenkon- 
gresse  gesichert,  sondern  gleichzeitig  dem  Bestreben  des  weiteren  Ausbaues 
der  Röntgenologie  in   wissenschaftlicher   und   sozialer  Beziehung   in  Deutsch- 
land ein  fester  Mittelpunkt"  geschaffen  werden  soll.    Ferner  wurde  eine  ein- 
heitliche Nomenklatur   festgestellt,   die  von  jetzt  an  angewandt  werden  soll. 
Eine  Kommission   wird    feste   Normen    für    die  Messung   der  Intensität  der 
Röntgenstrahlen  schaffen  und  an  die  Reichs-  und  Staatsbehörden  soll  wegen 
gesetzlicher  Regelung   der  Anwendung  der  Röntgenstrahlen   eine  Eingabe  ge- 
macht werden.     Die  mit    dem   Kongress  verbundene   Ausstellung   wies    eine 
unendliche  Fülle  von  Material   auf.     In  den   prächtigsten,   vollendetsten  und 
interessantesten  Kollektionen  stellten  sowohl  Kliniken,  wie  Krankenhäuser  und 
Röntgeninstitute  ihre  Fälle  vor.     In  einer  weiteren  Abteilung  wurden  sämt- 
liche Apparate  und  Insrumentarien   im  Gebrauch  vorgeführt.     Gerade  diese 
ganze  Ausstellung  bot  soviel  des  Interessanten  und  Neuen,  dass  sowohl  Ferner- 
stehende,   wie  mit   der  Materie  Vertraute  die  reichste  Anregung  erhielten. 
Der  Löwenanteil  des  Nutzens  dieser  ganzen  Veranstaltung  fiel  der  Chirurgie 
zu.   Die  im  vorjährigen  Jahresberichte  erwähnten  ;, Physikalisch-medizinischen 
Monatshefte"   von    Kraft- Wiesner  haben   nach  Vollendung    ihres    ersten 
Jahrganges  ihr  Erscheinen  eingestellt.    Es  scheint  der  Interessentenkreis  doch 
nicht  derart  gross  sein,  dass  sich  zwei  SpezialZeitschriften  zu  halten  vermöchten. 
Um  jedoch  eine  zweite  Zeitschrift  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Rönt- 
genologie zu  haben,  wurde  von  denselben  Verfassern  Kraft -Wiesner  (173) 
und   in  demselben  Verlage  ein  „Archiv  für  physikalische  Medizin  und  medi- 
zinische Technik*'  herausgegeben,  dessen  Bereich  ein  wesentlich  grösseres  Ge- 
biet umfasst.     In  einem   besonderen  Beiblatt  werden  die   „Fortschritte  rnid 
Neuheiten  der  physikalisch-chemischen  und  photographischen  Industrie  in  ihrer 
Anwendung  auf  dem  Gesamtgebiet  der  praktischen  Medizin^  besprochen.  Das 
erste  Heft  enthält :  1.  Abhandlungen,  deren  Besprechung  hier  noch  folgen  wird; 
2.  Kritiken  über  Bücher,  Abhandlungen  und  Broschüren ;  3.  Referate  über  den 


Pertz,  Röntgenologie.  1277 

4.  österreichischen  Balneologenkongress ,  über  österreichische  radiologische 
Literatur,  über  Balneotherapie,  elektrische  Bäder  etc.,  Elektrodiagnostik  und 
Elektrotherapie,  über  Phototherapie;  4.  Tagesgeschichte,  Zeit-  und  Streit- 
fragen; 5.  Korrespondenzen,  redaktionelle  Mitteilungen,  Zuschriften,  Ant- 
worten auf  Anfragen.  Im  Beiblatte  werden  die  Fortschritte  der  Technik  in 
einem  allgemeinen  technischen  Bericht,  in  Einzelberichten  und  in  chemisch- 
pharmazeutischen Berichten  besprochen.  Als  Mitarbeiter  sind  bedeutende 
Röntgenologen,  Physiker,  Professoren  und  Techniker  gewonnen.  Das  Archiv 
soll  in  Bänden  zu  je  vier  Heften  erscheinen.  Die  Ausstattung  ist  gut.  Bei- 
gefügt ist  eine  vorzügliche  Tafel ,  die  in  dem  Druckverfahren  der  Neuen 
photographischen  Gesellschaft  in  Berlin-Steglitz  hergestellt  ist.  Durch  die 
Erweiterung  der  Grenzen  des  zu  bearbeitenden  Gebietes  wird  es  vielleicht  ge- 
lingen, die  nötige  Unterstützung  beim  Leserkreise  zu  gewinnen.  Dessauer  (68) 
gab  einen  Band  I  des  „Röntgenologischen  Hilfsbuches ^  heraus,  welcher  eine 
Zusammenstellung  der  vom  Verf.  in  der  letzten  Zeit  erschienenen,  von  anderer 
Seite  stark  bekämpften  Arbeiten  bringt. 

Von  demselben  Verfasser  und  Wiesner  (70)  wurde  das  „Kompendium 
der  Röntgenographie^  verfasst.  Es  ist  in  drei  Teile  geteilt:  1.  Physik  und 
Elektrotechnik;  2.  Photographie;  3.  Verwendungstechnik.  Über  200  Illustra- 
tionen, 11  Tafeln  mit  Darstellung  der  photographischen  Fehler  und  12  Tafeln 
mit  Röntgenaufnahmen  von  Körpergegenden  dienen  zur  Unterstützung  des 
Verständnisses  des  Textes.  Das  Buch  wird  jedem  Röntgenologen  dienlich 
sein,  denn  je  mehr  verschieden  technische  Winke  er  lernt,  desto  besser  werden 
die  Resultate  ausfallen.  Im  Verlage  der  „Ärztlichen  Rundschau^  erschien 
Sommer  (286)  „Über  Röntgenstrahlen".  Es  ist  ein  Vortrag,  welcher  orien- 
tierend über  die  Verwendung  und  die  Erzeugung  der  Röntgenstrahlen  wirken 
soll.  Eine  Zusammenfassung  der  bisher  bekannten  Apparate,  Hilfsapparate 
und  Angabe  der  Verwendungsarten  dürfte  für  manchen  Femerstehenden  er- 
wünscht sein,  sonst  eigentlich  Neues  bietet  die  Schrift  dem  Chirurgen  nicht. 
Zacharias  und  Mü seh  (328)  geben  in  ihrem  Werke  nur  einen  sehr  kurzen 
Überblick  der  Röntgenapparate,  so  dass  man  sich  des  Eindruckes  nicht  er- 
wehren kann,  als  seien  dieselben  nur  der  Vollständigkeit  halber  mitbesprochen. 
Naturgemäss  ist  das  Kapitel  dadurch  wertlos  geworden. 

Der  Belgier  Dupont  (78)  schildert  die  Anwendung  des  Röntgenver- 
fahrens  im  belgischen  Sanitätsdienst,  sowie  in  mehreren  Kapiteln  die  gesamte 
Röntgenologie.  Doch  bildet  die  militärärztliche  Schilderung  den  Schwerpunkt 
des  Werkes. 

Als  Ergänzungsband  11  zu  den  ^Fortschritten^  ist  im  Archiv  und  Atlas 
der  normalen  und  pathologischen  Anatomie  in  typischen  Röntgenbildern  von 
Schüller  (275)  ;,Die  Schädelbasis  im  Röntgenbilde"  erschienen.  Dadurch 
ist  die  Sammlung  dieser  klassischen  Abhandlungen  wieder  um  ein  bedeutendes 
Werk  vorgeschritten.  Es  gibt  eine  „systematische  Darstellung  der  Röntgen- 
untersuchung der  knöchernen  Schädelbasis  und  einen  Überblick  ihrer  Ver- 
wertbarkeit für  die  Diagnostik  der  pathologischen  Veränderungen."  Im  1.  Teil 
handelt  es  sich  nur  um  die  normale  Schädelbasis.  Nach  eingehender  Be- 
schreibung der  zu  beobachtenden  Technik  werden  an  vielen  vorzüglichen 
Abbildungen  die  Röntgenbilder  des  normalen  Skelettes  der  Schädelbasis  bei 
frontaler,  sagittaler,  axialer  und  schräger  Aufnahme  besprochen.  Es  findet 
femer  das  Röntgenbild  der  normalen  Schädelbasis  beim  Lebenden  und  das 
des  Kindes    eine   Erklärung.     Im   2.   Teil   wird   die   pathologisch   veränderte 


1278  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Schädelbasis  untersucht:  zuerst  Missbildungen,  zweitens  Grössen-  und  Form- 
anomalien,  drittens  destruktive  Veränderungen,  viertens  Hyperostose  und 
fünftens  Verletzungen.  Anhangsweise  finden  die  Nähte,  Gefässfurchen  und 
traumatischen  Fissuren  im  Röntgenbilde  noch  eingehende  Berücksichtigung. 
Eine  Literaturübersicht  von  220  Nummern  beschliesst  die  Abhandlung.  6  Tafeln 
mit  29  Bildern  dienen  ausser  den  30  Textfiguren  zur  Orientierung.  Inter- 
essant sind  fast  alle  Abbildungen.  Erwähnt  möge  werden:  Erweiterung  der 
Sella  turcica  durch  einen  Tumor  der  Hypophyse;  Destruktion  der  Torderen 
und  mittleren  Schädelgrube  durch  ein  medulläres  Karzinom  des  Rachens; 
Defekt  des  Atlas  und  partielle  Destruktion  des  Epistropheus ;  Karies  des  Atlas; 
Destruktion  des  linken  Kieferköpfchens;  Projektil  am  Dache  der  rechten 
Choane ;  traumatische  Fissur  der  rechten  Schläfengegend.  Das  Buch  erschöpft 
das  Gebiet  vollständig  und  dürfte  das  gründlichste  und  bedeutendste  Werk 
über  diese  Körperregion  sein  und  auch  bleiben: 

Der  12.  Ergänzungsband  obenerwähnten  Archives  ist  von  Köhler  (169; 
bearbeitet.   Er  beschäftigt  sich  mit  dem  Hüftgelenk  und  Oberschenkel.   Nach 
Erledigung  der  Besprechung  des  technischen  Teiles  wird  die  normale  Ana- 
tomie  in  Röntgenbildern   demonstriert.     Von   pathologischen  Prozessen  sind 
berücksichtigt  allgemeine  Entwickelungshemmungen,   Rhachitis,   Osteomalazie, 
Atrophie,  Osteoathropathie  hypertrophiante,  Syphilis,  Osteomyelitis,  Tuberkulose, 
Osteoarthritis  deformans,  Coxa  vara  und  valga,   Deformationen   der  distalen 
Femurhälfte,  Tumoren,  Frakturen,  Luxationen.    Ein  kurzes  Kapitel  über  die 
Untersuchung  der  Weichteile  und  ein  sehr  ausführliches  Literaturverzeichnis 
beschliesst  den  Text.   35  Textabbildungen  sind  zum  grössten  Teil  leider  nicht 
nach  Röntgenogrammen,  sondern  nach  deren  Skizzen  oder  Pausen  reproduziert, 
was  wohl  der  Deutlichkeit  wegen  geschah.     Denn  Material   scheint  nach  den 
auf  12  Tafeln  reproduzierten   121  Röntgenbildern  in  Hülle  und  Fülle  vorge- 
legen zu  haben.     Diese  Sammlung  birgt  viele  interessante  Fälle,   deren  Auf- 
zählung wegen  der  grossen  Zahl  unterbleiben  muss.     Auch   dieses  Buch  ist 
eine  erschöpfende  Darstellung  und  bietet  eine  vollständige  Zusammenstellung 
des    bisher  Erreichten.    Eine   solche  Fülle   neuer  Tatsachen   wie    das  eben 
besprochene  Werk  Schüllers   kann'  es  wegen   der   bereits  vor   seinem  Er- 
scheinen besser  durchgearbeiteten  Materie  nicht  bieten.     Diese  beiden  Werke 
sind  schon  als  Spezialwerke  zu  betrachten,  während  dagegen  der  von  Gras- 
hey  (110)  herausgegebene  Atlas  typischer  Röntgenbilder  vom  normalen  Men- 
schen sich   zur  Aufgabe    gesetzt    hat,    durch   Normalbilder   das   Verständnis 
pathologischer  Röntgenaufnahmen,  wie  sie  der  junge  Arzt  in  den  Vorlesungen 
zu  sehen  bekommt,   zu  fordern.     Diesen  Zweck   erfüllt  das  Buch   in  vorzüg- 
licher Weise.     Es  bietet  aber  auch  dem  Chirurgen  insofern  ein  Hilfsmittel, 
weil  es  die  einzelnen  Körpergegenden  teilweise  in   den   verschiedenen  Lagen 
und  Stellungen  zur  Anschauung  bringt  und  ausserdem  über  seltenere  Sesam- 
beine  und  sonstige  Abnormitäten   der  Gestalt  des  Skelettes  orientiert.    Ge- 
schickt sind  solche  Bilder  gewählt  worden,   die  durch  die  Reproduktion  mit 
Raster,  sog.  Autotypien,  von  ihrer  Deutlichkeit  nur  wenig  einbüssten.    Femer 
ist  ein  Vorzug  des  Werkes,  die  Wiedergabe  in  Lebensgrösse  zu  machen,  wo- 
durch ein  Vergleich  sehr  erleichtert   wird.     Das   Buch  ist  in  jeder  Hinsicht 
zu   empfehlen.     Eine   Beschreibung   eines  Müsterinstituts    für   Röntgenologie 
gibt  Albers-Schönberg  (3).     Seine  leitenden  Gesichtspunkte  bei  der  Ein- 
richtung waren  folgende: 


Pertz,  Röntgenologie.  1279 

1.  Da8  Institut  soll  sämtliche  Arbeiten  der  medizinischen  und  chirur- 
gischen Station  übernehmen,  sowie  alle  therapeutischen  Aufgaben  erfüllen. 

2.  Sämtliche  Untersucher,  sowohl  Ärzte  wie  Schwestern  sollen  bei  ihren 
Arbeiten  in  dem  Institut  gegen  Bestrahlungen  ihres  eigenen  Körpers  absolut 
geschützt  sein. 

3.  Die  täglich  vorzunehmenden  Untersuchungen  sollen  im  Interesse  der 
Kranken  schnell  erledigt  werden,  so  dass  etwaige  chirurgische  Eingriffe  sofort 
im  Anschluss  an  die  Untersuchung  vorgenommen  werden  können. 

4.  Alle  Hilfsapparate  sollen  jederzeit  gebrauchsfertig  sein  und  ihre  festen 
Plätze  im  Laboratorium  erhalten,  so  dass  ein  durch  Aufstellen  der  Apparate 
bedingter  Zeitverlust  vermieden  wird. 

5.  Da  trotz  der  genügend  grossen  Räumlichkeiten  infolge  der  Grösse 
mancher  Hilfsapparate  der  Raum  bestens  ausgenutzt  werden  muss,  so  soll 
bei  der  Aufstellung  der  Apparate  auf  diesen  Punkt  ganz  besondere  Rücksicht 
genommen  werden. 

6.  Das  Institut  soll  nicht  allein  den  praktischen  Bedürfnissen  des 
Krankenhauses  gerecht  werden,  sondern  es  soll  auch  ein  Muster-,  Versuchs- 
und Lehrinstitut  der  Röntgenologie  sein.  Diese  Grundsätze  sind  gewiss  sehr 
ideal,  doch  dürften  sie  für  alle  Röntgeninstitute  nicht  passen,  da  manche 
schon  aus  äusseren  Gründen  ausser  acht  gelassen  werden  müssen.  Die  Be- 
schreibung des  so  eingerichteten  Instituts  ergibt  nun  auch,  dass  es  nur  für 
Krankenhäuser  herstellbar  ist,  die  mit  reichen  Mitteln  versehen  sind.  Doch 
bieten  die  Angaben  von  Albers-Schönberg  manche  Anregungen,  wie  man 
solche  Untersuchungszimmer  praktisch  einrichten  soll. 

Gelegentlich  der  Ausgabe  einer  Röntgennummer  der  ^Zeitschrift  für 
ärztliche  Fortbildung^  Hess  Kümmell  (179)  einen  Aufsatz  über  die  Bedeu- 
tung der  Röntgenographie  für  die  Chirurgie  erscheinen.  Hierin  wird  ein 
Überblick  zur  Orientierung  gegeben,  in  dem  in  Kürze  das  bisher  Erreichte 
besprochen  wird.  In  ähnlicher  Weise  beschreibt  Mikulicz  (215)  die  chirur- 
gische Röntgenologie  in  der  deutschen  medizinischen  Wochenschrift.  ;,Der 
Wert  des  Röntgenverfahrens  in  der  Chirurgie*'  wird  von  Beck  (18)  begeistert 
dargestellt.  Motto:  ^,0,  welche  Himmelsgabe  ist  das  Licht  .  .  .^  Mit  dem 
Dogma  des  Verfassers  ;, jeder  Arzt  sollte  ein  Röntgeninstrumentarium  besitzen 
—  gerade  so  wie  er  ein  Mikroskop  haben  muss",  dürften  sich  die  Wenigsten 
einverstanden  erklären.  Ein  Bild  von  Gallensteinen  im  Lebenden,  was  bereits 
von  Beck  vor  sechs  Jahren  (!)  aufgenommen  wurde,  ist  dem  Text  eingefügt. 
In  Deutschland  sind  wir  leider  noch  immer  nicht  so  weit.  Im  ganzen 
betrachtet  stellt  das  Buch  keine  wertvolle  Bereicherung  der  modernen  ärzt- 
lichen Bibliothek  darf. 

Küttner  (180)  liefert  einen  wertvollen  Überblick  über  die  Bedeutung^ 
der  Röntgenstrahlen  für  die  Kriegschirurgie.  In  nicht  weniger  als  acht  Feld- 
zügen sind  jetzt  die  Röntgenstrahlen  erprobt.  Sie  sind  einmal  für  die  Praxia 
wertvoll  gewesen,  dann  aber  haben  sie  das  theoretische  Verständnis  der  Schuss- 
verletzungen gefördert,  zuletzt  dienen  sie  als  Unterstützung  des  kriegschirur- 
gischen Unterrichts.  Zur  Illustration  dieser  einzelnen  Verwendungsarten  werden 
mehrere  Fälle  der  Praxis  mit  Abbildungen  angeführt.  Zum  Schluss  findet 
die  Konstruktion  kriegstüchtiger  Apparate  Erwähnung. 

Über  denselben  Gegenstand  liess  Schjerning  (268)  einen  Artikel 
erscheinen.  Hoffa  (137)  behandelt  die  Wichtigkeit  der  Röntgenstrahlen  für 
die  Orthopädie;    er   warnt  vor    falscher   Deutung   kindlicher  Röntgenbilder^ 


1280  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

erwähnt  die  Aufklärung  bei  den  angeborenen  Missbildungen,  den  Nutzen  bei 
Skoliose,  Spondylitis  tuberculosa  und  traumatica,  bei  der  ankylosierenden 
Wirbelsäulenentzündung,  der  angeborenen  Hüftluxation,  der  Goxa  vara  und 
valga,  bei  den  rhachitischen  Verkrümmungen,  bei  dem  Genu  varum  usf. 
Mit  derselben  Materie  beschäftigt  sich  Lange  (181).  Er  stellt  die  Bedeu- 
tung der  Röntgenstrahlen  für  die  Diagnose,  Prognose  und  Therapie  der  tuber- 
kulösen Knochen-  und  Gelenkerkrankungen  fest,  bespricht  die  angeborene 
Hüftverrenkung  und  die  Frakturenbehandlung  nach  modernen  orthopädischen 
Grundsätzen  unter  Kontrolle  durch  Röntgenstrahlen.  In  ähnlicher  Weise 
betrachtet  Immel mann  (153)  den  Nutzen  der  Röntgenstrahlen  für  die  Ortho- 
pädie und  gibt  seiner  Freude  Ausdruck,  dass  der  Orthopäde  in  den  Besitz 
dieses  Hilfsmittels  gelangt  ist.  Reyher  (249)  führt  den  Vorteil  der  An- 
wendung der  Röngenstrahlen  in  der  Kinderheilkunde  an.  Einen  gross  ange- 
legten Atlas  lassen  Hoffa  und  Rauenbusch  im  Verlage  von  Enke  (13S) 
erscheinen.  Vier  Lieferungen  dieses  schönen  Werkes  liegen  vor.  Die  in 
natürlicher  Grösse  in  Lichtdruck  reproduzierten  Platten  sind  ausgezeichnet 
ausgefallen.  Es  sind  dargestellt  in  der  ersten  Lieferung:  Normale  obere 
Brust-  und  untere  Halswirbelsäule,  Halsrippe,  angebome  rechtskonvexe  Cer- 
viko-Dorsalskoliose,  Spina  bifida,  Missbildung  der  Wirbelsäule,  Lumbal-  und 
Dorsalskoliosen,  chronisch  ankylosierende  Wirbelsäulenentzündung,  Luxation 
der  Fraktur  eines  Halswirbels,  Wirbelfraktur  mit  durch  Kallusdruck  bedingter 
Halbseitenläsion.  In  der  zweiten  Lieferung  werden  reproduziert:  Normale 
Halswirbelsäule,  Spondylitis  tuberculosa  cervicalis,  Spondylitis  lumbalis  und 
noch  mehrere  Bilder  von  Spondylitis  und  angeborener  Hüftluxation  in  ver- 
schiedenen Formen.  In  der  dritten  und  vierten  Lieferung  werden  der  an- 
geborenen Hüftverrenkung  vor  und  nach  der  Einrenkung  viele  Bilder  gewidmet, 
ferner  sind  dargestellt  paralytische  Luxation  nach  Poliomyelitis,  pathologische 
Luxation  und  verschiedene  Arten  der  angeborenen  Coxa  vara.  Kurze  Er- 
klärungen bei  jedem  Bilde  unterstützen  das  Verständnis.  Die  Ausstattung 
ist  wie  gesagt  musterhaft  und  dabei  ist  trotz  der  natürlichen  Grösse  der 
Abbildungen  das  Format  handlich  geblieben. 

Mit  der  Deutung  von  Röntgenbildern  beschäftigen  sich  mehrere  Arbeiten. 
Grashey  (110)  bespricht  die  Fehlschlüsse,  welche  besonders  bei  ungeschickt 
aufgenommenen  Röntgenbildern  oder  bei  nicht  genügend  zahlreichen  Auf- 
nahmen gezogen  werden  können.  Er  ist  für  das  Studium  der  Platten,  ver- 
wirft die  Abzüge  und  warnt  vor  der  Diagnose  ^normale  Verhältnisse*'.  Ge- 
iinsky  (100)  hat  das  längst  bekannte  Os  Vesalianum  zum  ersten  Male  an 
beiden  Füssen  gleichmässig  gefunden,  es  ist  überhaupt  erst  der  dritte  Fall, 
in  welchem  es  als  selbständiges,  artikulierendes  Knöchelchen  entdeckt  wurde. 

Stieda  (295)  stellt  die  normalen  anatomischen  Verhältnisse  zusammen, 
welche  pathologische  Veränderungen  vortäuschen  können,  für  den  Chirurgen 
sehr  wichtig. 

Grashey  (113)  erörtert  die  Fehlerquellen  und  diagnostischen  Schwierig- 
keiten beim  Röntgen  verfahren.  Zuerst  wird  die  „Pathologie  der  Röntgen- 
platte^  abgehandelt,  zweitens  trägt  mangelhafte  Aufnahmetechnik  die  Schuld, 
die  Perspektive  verursacht  besonders  bei  Frakturen  Fehlschlüsse,  die  Varie- 
täten des  Skeletts  veranlassen  Irrtümer,  ebenso  umgebende  Weichteile  oder 
Skybala.  Alle  diflFerentialdiagnostischen  Irrtümer  haben  als  gemeinsame  Quelle: 
mangelnde  Vorsicht  infolge  mangelnder  Erfahrung.  Jede  Platte  soll  eigens 
nach  Fehlerquellen  abgesucht  werden.     Ganz  treflfend  vergleicht  er  die  Rönt- 


Pertz,  Röntgenologie.  1281 

genbilder  aus  Laienhänden  mit  den  vom  Optiker  bestimmten  Brillen.  Eine 
möglichste  Verbreitung  radiologischer  Kenntnisse  in  den  Kreisen  derer,  welche 
das  Verfahren  nicht  alltäglich  üben,  ist  seine  letzte  Forderung. 

Stieda  (296)  fand  unter  den  Röntgenogrammen  von  12  Sprungbeinen 
und  11  Fersenbeinen  ömal  Verdichtungen  im  Bereiche  der  Substantia  spon- 
giosa,  welche  geeignet  erschienen,  Fremdkörper  oder  Knochenherde  vorzu- 
täuschen. Derselbe  Autor  (227)  sieht  den  Albers  sehen  Beckenfleck  als  den 
Schatten  von  mitunter  vorkommenden  Verdichtungen  resp.  Verdickungen  im 
Bereiche  der  Spina  ischiadica  an. 

Zur  rascheren  Entfernung  von  Fremdkörpern  hat  Holzknecht  (144) 
ein  kleines  Tischchen  konstruiert,  das  an  den  Operationstisch  herangeschoben 
werden  und  an  dem  man  die  notwendige  Veränderung  der  Blende  und  Röhren- 
stellung durch  Pedale  besorgen  kann,  während  die  Ein-  und  Ausschaltung 
des  Stromes  und  seine  Regulierung  von  einer  Hilfsperson  bedient  wird. 

Grashey  (112)  benutzt  zur  Korrektur  von  Frakturen  und  Aufsuchen 
von  Fremdkörpern  einen  von  ihm  erdachten  Periröntgenographen,  bei  dem 
es  möglich  ist,  die  Röntgenröhre  in  der  Bahn  eines  Kreisbogens  um  die 
ruhende  Längsachse  der  Extremität  herumzuführen.  Um  nicht  in  der  Dunkel- 
kammer operieren  zu  müssen,  verwendet  er  ein  monokulares  Kryptoskop. 
Drüner  (76)  gibt  eine  neue  stereometrische  Methode  an,  zur  Bestimmung 
der  Lage  eines  Fremdkörpers  in  den  Geweben.  Sie  beruht  auf  dem  Prinzip 
des  Zeissschen  Entfernungsmessers,  indem  in  den  Körperteil  hinein  ein 
stereometrischer  Massstab  projiziert  und  das  Bild  in  einem  Helm  hol  tz sehen 
Spiegelstereoskop  betrachtet  und  ausgemessen  wird.  Tuffier  und  Haret 
(303)  benützen  einen  Metallstreifen  mit  einer  Indikatornadel,  die  in  jeder 
Stellung  auf  demselben  befestigt  werden  kann.  Zuerst  wird  der  Kranke 
durchleuchtet,  Ein-  und  Austritt  des  Fremdkörperstrahles  werden  markiert; 
Drehung  des  Patienten  um  90^,  wiederum  Markierung  des  Ein-  und  Aus- 
trittspunktes in  derselben  Ebene  wie  zuerst.  Der  Metallstreifen  wird  so  an- 
gelegt, dass  die  4  Punkte  bedeckt  werden.  Übertragung  dieser  Punkte  auf 
den  Streifen.  Mit  Hilfe  eines  Gharnieres  lässt  sich  der  der  Körperform  ge- 
nau adaptierte  Streifen  ohne  Gestaltsveränderung  abheben.  Durch  Fäden 
wird  die  Tiefe  des  Fremdkörpers  bestimmt  und  eine  Nadel  so  eingestellt 
und  auf  dem  Metallstreifen  befestigt,  dass  ihre  Spitze  den  Fremdkörper 
trifft.  Jetzt  wird  der  ganze  Apparat  sterilisiert.  Der  Operateur  inzidiert. 
Will  er  sich  über  die  Lage  des  Fremdkörpers  zu  seinem  Schnitte  orientieren, 
so  wird  der  Metallstreifen  wieder  umgelegt  mit  zurückgezogener  Nadel  und 
diese  vorgeschoben.  Man  vertieft  dann  die  Wunde  unter  Vorschieben  der 
Nadel,  bis  die  Spitze  auf  den  Fremdkörper  trifft.  Henrard  (127)  teilt  zwei 
Fälle  mit,  in  denen  er  unter  dem  Röntgenschirm  Münzen  entfernte.  Levy- 
Dorn  (199)  weist  darauf  hin,  dass  bei  Schädeldurchleuchtungen  die  Schatten 
der  hinteren  Knochen  die  der  vorderen  erheblich  überragen,  so  dass  eine 
Kugel  intrakraniell  zu  liegen  scheint,  während  sie  in  Wirklichkeit  vom,  wo 
der  Schädel  schmäler  wird,  liegt. 

Ossig  (226)  erhielt  ein  Röntgenbild  eines  Kotsteines,  der  operativ  ent- 
fernt wurde.  Der  Befund  ist  bemerkenswert,  weil  der  chemischen  Zusammen- 
setzung wegen  eine  Differenzierung  gegen  die  Umgebung  nur  selten  gelingt. 
Eine  Fraktur  der  Sella  turcica  glaubt  Levy-Dorn  (199)  photographiert 
zu  haben.  Kohl  (168)  beobachtete  bei  jugendlichen  Individuen  eine  Ab- 
hebung der  Cortikalis  am  unteren  Radiusende  nach  Fall  auf  die  Hand.    £r 

JahrMberleht  fQr  Chirurgio  1905.  81 


1282  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

glaubt  hierin  die  Vorstufe  der  Infraktion  sehen  zu  dürfen.  Beck  (21)  hat 
häufiger  eine  Fissur  oberhalb  der  Epiphyse  des  Mittelhandknochens  gefunden. 
In  der  englischen  Ausgabe  seines  Artikels  finden  sich  die  dazu  gehörigen 
Bilder,  allerdings  in  äusserst  schlechtem  Druck.  Zwei  Brüche  des  Os  navi- 
culare  und  einen  des  Os  lunatum  konnte  Hirsch  (134)  röntgenographieren. 
Desto t  (71)  beschreibt  nicht  weniger  als  133  Fälle  von  Verletzungen  der 
Handwurzelknochen,  davon  betrafen  64  das  Os  naviculare.  Eine  seltene  Ver- 
letzungsform sind  diese  Brüche  demnach  nicht.  Aul  hörn  (8)  beschreibt  vier 
seltene  Daumenverletzungen:  eine  komplette  und  drei  inkomplette  Dorsal- 
luxationen  im  Karpometakarpalgelenk.  Eine  kleine  Absprengung  im  ersteren 
Falle  ist  nur  als  Rissfraktur  zu  deuten,  während  in  den  drei  letzten  Fällen 
Bennet  sehe  Frakturen  vorlagen. 

Über  die  Schenkelhalsbrüche  berichtet  S  i  e  b  s  (281)  sehr  eingehend.  An 
der  Hand  von  15  vorzüglichen  Bildern  von  6  Fällen  kommt  er  zu  dem  Er- 
gebnis : 

1.  Eine  Reihe  von  sogen.  Coxa  vara  traumatica  bei  jugendlichen  Per- 
sonen ist  nichts  anderes  als  eine  Scbenkelhalsepiphysenlösung  auf  Grund  einer 
pathologischen  Knochenweichheit  des  Schenkelhalses. 

2.  Für  das  Zuständekommen  dieser  Epiphysenlösung  bildet  ein  leichtes 
Trauma  oft  die  äussere  Veranlassung.  Die  Epiphysenlösung  kann  aber  auch 
spontan  auftreten. 

3.  Die  Knochen  Weichheit  dokumentiert  sich  in  einer  schon  zur  Zeit  des 
Traumas  im'  Röntgenbilde  nachweisbaren  Schenkelhalsverbiegung. 

4.  Dass  es  Fälle  reiner  Coxa  vara  traumatica  gibt,  bestätigen  zwei  Fälle, 
bei  denen  sich  eine  Schenkelhalsverbiegung  nicht  nachweisen  lässt,  obwohl  das 
Trauma  bereits  weit  zurückliegt. 

5.  Der  Epiphysenlösung  mit  Schenkelhalsverbiegung  bei  jugendlichen 
Personen  entsprechend  kommt  eine  solche  auch  bei  Kindern  mit  und  ohne 
Trauma  vor. 

6.  Die  Röntgenbilder  lassen  für  die  der  Knochenweichheit  zugrunde 
liegenden  Prozesse  keine  sicheren  Schlüsse  zu. 

7.  Für  die  Frage,  ob  bei  der  Coxa  vara  ein  Epiphysenbruch  und  eine 
Halsverbiegung  vorliegt,  muss  man  bei  der  Beurteilung  des  Röntgenbildes 
sehr  vorsichtig  sein  und  nach  Möglichkeit  Bilder  in  verschiedener  Rotations- 
stellung des  Beines  anfertigen. 

Lanz  (182)  macht  auf  die  diagnostischen  Schwierigkeiten  aufmerksam, 
welche  die  Röntgenplatte  bei  einer  Fraktur  des  schnabelförmigen  Fortsatzes 
der  oberen  Tibiaepiphyse  bieten  kann,  da  die  Verknöcherung  gerade  dieses 
Teiles  am  kindlichen  Körper  sehr  unregelmässig  vor  sich  geht,  so  dass  Irr- 
tümer vorkommen  können.  Bei  Verletzungen  der  Malleolen  macht  Sette- 
g  a  s  t  (279)  auf  den  Abriss  der  Bänder  am  Calcaneus  aufmerksam,  ohne  dass 
dabei  eine  Fraktur  der  Knöchel  nachzuweisen  ist.  Diese  ohne  Bruch  ver- 
laufenden Verletzungen  sind  prognostisch  ungünstiger  aufzufassen,  weil  eine 
Zusammenheilung  der  Bänder  viel  schwerer  erfolgt  als  die  gebrochener 
Knöchel.  Grashey  (111)  hat  ähnliche  Beobachtungen  an  den  Seitenbändem 
auch  anderer  Gelenke  gemacht. 

Bei  einer  Kompressionsfraktur  des  Calcaneus  fand  Bumm  (44)  einen 
Splitter  an  der  unteren  Fläche  des  Knochens.  Sehr  wichtig  ist  die  Röntgen- 
untersuchung bei  Verletzungen  der  Wirbelsäule. 


Pertz,  Röntgenologie.  1283 

Croce  (63)  rät  dringend  zu  Röntgenographie,  durch  die  er  Brüche  an 
Hals-  und  Lendenwirbeki  nachweisen  konnte.  Durch  ganz  systematisch  durch- 
geführte Röntgenuntersuchungen  des  ganzen  Beckens,  der  Lendenwirbelsäule 
mit  und  ohne  Blende  in  Bauch-  und  Rückenlage,  ebenso  des  Kreuzbeins 
konnte  Ludloff  (210)  PVakturen  nachweisen,  die  die  sonst  so  unerklärlichen 
Klagen  der  Verletzten  als  berechtigt  erscheinen  Hessen.  Die  Deutung  dieser 
Bilder  ist  sehr  schwierig.  Ludloff  empfiehlt  dazu  eine  gelbe  Brille,  wie 
sie  als  Schiessbrille  Verwendung  findet.  Vergleiche  mit  dem  Skelett  sind 
unerlässlich.  Die  Einzelheiten  der  Bilder  werden  in  der  Arbeit  auseinander- 
gesetzt. Sie  ist  äusserst  lesenswert  und  interessant.  Mit  den  Erkrankungen 
der  Hüfte  beschäftigt  sich  ein  Vortrag  Immelmanns  (154).  Bade  (11) 
schildert  die  Bedeutung  der  Röntgenstrahlen  für  die  Diagnose  und  Therapie 
der  angeborenen  Hüftverrenkung. 

Als  Kontrollmittel  reponierter  kongenitaler  Hüftluxationen  benutzt  Klapp 
(166)  die  Röntgenstrahlen  in  der  Weise,  dass  er  durch  ein  aus  dem  Gips- 
verband ausgeschnittenes  rundes  Loch  röntgenographiert.  Ref.  hat  auch  ohne 
diese  Lücke,  die  die  Festigkeit  des  Verbandes  beeinträchtigen  muss  oder 
einen  viel  dickeren  Verband  voraussetzt,  genügend  deutliche  Bilder  erzielen 
können,  mindestens  ebenso  deutlich  wie  die  Klapp  sehen.  Die  Ansicht^  dass 
man  ;,bei  der  Aufnahme  durch  den  Gips  schlechte  Bilder  erhalte,  bei  denen 
man  die  Stellung  des  Kopfes  nur  ahnen  könne ^,  wird  wohl  von  keinem 
technisch  einigermassen  gewandten  Röntgenologen  geteilt  werden. 

Fei  SS  (81)  schlägt  vor,  zum  Studium  der  Knochenveränderungen  ein 
Bild  von  dem  betrefi'enden  Knochen  vor  der  Operation,  femer  ein  zweites 
von  dem  operativ  entfernten  Knochenstück  in  derselben  Ebene  wie  ersteres 
zu  machen,  drittens  das  Knochenstück  zu  halbieren  und  mit  der  Schnittfläche 
auf  der  Platte  liegend  und  endlich  noch  eine  dünne  Scheibe  allein  zu  rönt- 
genographieren. 

Als  Ursache  eines  Aneurysmas  der  Art.  femoralis  entdeckte  Zondek 
(329)  eine  Exostose  am  Oberschenkel.  Thöle  (301)  demonstrierte  das  Rönt- 
genbild einer  alten  Coxitis;  der  Mann  diente  als  Husar  und  leistete  seinen 
Dienst  ohne  Beschwerden.  Es  handelte  sich  um  eine  Wanderung  der  Pfanne 
nach  oben  und  Deformierung  des  Kopfes.  Bei  Ostitis  deformans  konnte  durch 
die  Röntgenuntersuchung  nachgewiesen  werden,  wie  Sonnenburg  (287)  ver- 
öflFentlicht,  dass  es  sich  um  partiellen  Schwund  der  Knochensubstanz  einer- 
seits und  Verdickungen  und  Längenzunahme  andererseits  handelte.  Mit  nor- 
malen Extremitätenbildem  verglichen  zeigten  die  ostitischen  eine  auffallend 
grobmaschige  Struktur  der  Knochenbälkchen.  Am  Becken  waren  die  Pfannen- 
gegenden durch  den  Druck  der  Femurköpfe  nach  innen  getrieben.  Nach 
einer  vorgenommenen  Osteotomie  zeigte  sich  nach  13  Monaten  keine  Tendenz 
zur  Callusbildung.  Über  dieselbe  Erkrankung  hat  Katholicky  (159)  Rönt- 
genuntersuchungen angestellt,  die  ungefähr  gleiche  Resultate  ergaben.  Bas- 
senge (16)  demonstrierte  einen  gleichen  Fall,  bei  dem  nur  Vorderarme  und 
Unterschenkel  charakteristische  Veränderungen  aufwiesen,  während  das  Becken 
normal  war. 

Eine  Beobachtung  von  bilateraler  idiopathischer  juveniler  Osteoarthritis 
deformans  des  Hüftgelenks  teilt  Hesse  (131)  mit. 

Um  die  Verhältnisse  bei  der  Osteomyelitis  klar  zu  legen,  hat  Ritter 
{255)  kurz  aufeinander  folgende  Aufnahmen  machen  lassen,  die  zeigen,  dass 
,die  periostale  Wucherung  schon  recht  früh   im  Röntgenogramm   auftritt   und 

81* 


1284  Jahresbericht  far  Chirurgie.    II.  TeiL 

dass  ebenfalls  sehr  bald  der  Knochen  Anfhellungslinien  und  -zacken  zeigt, 
die  als  erste  Zeichen  der  nun  immer  deutlicher  erkennbaren  Sequester  zu 
betrachten  sind.  Bei  Masernosteomyelitis  gewann  Riedinger  (252)  das 
Röntgenbild  eines  erkrankten  Metatarsus,  welches  übereinstimmt  mit  dem 
Befunde  bei  der  zentralen  Form  der  Spina  ventosa:  an  Stelle  von  zugrunde 
gegangenen  Knochenbälkchen  ein  Exsudat,  welches  von  einer  sklerotischen 
Knochen  wand  umgeben  war.  Knochenveränderangen  bei  Gicht  konnte  Vor- 
mann (307)  photographieren :  Defekte,  Hohlräume  in  den  Diaphysen,  also 
Veränderungen,  die  nicht  nur  in  der  Nähe  der  Gelenke  sich  abspielen. 
Neurath  (222)  fand  bei  chronischem  Gelenkrheumatismus  im  Kindesalter 
eine  für  das  Alter  der  Patientin  sehr  vorgeschrittene  Ossifikation,  hinter  deu 
Normalmassen  des  Alters  zurückbleibende  Knochendimensionen,  eine  Herab- 
setzung der  Intensität  des  Knochenschattens  und  eine  schärfere  Zeichnung 
der  Knochenstruktur.  Zur  Demonstration  der  Erfolge  bei  dem  Versuch,  An- 
kylosen durch  Interposition  von  Weichteilen  in  künstliche  Gelenke  umzuwan- 
deln, dienten  Murphy  (221)  die  Röntgenstrahlen. 

Die  exakte  Differentialdiagnose,  ob  man  es  mit  Tuberkulose,  Osteo- 
myelitis oder  einem  Tumor  zu  tun  hat,  gelang  Coenen  (Ö9)  mit  Hilfe  des 
Röntgenogrammes.  In  einem  Falle  sprach  die  klinische  Untersuchung  für 
Tuberkulose,  das  Röntgenbild  ergab  einen  Knochenherd  mit  einem  deutlichen 
Sequester^  in  einem  anderen  Falle  wurde  auf  Grund  des  Röntgenbefundes 
ein  myelogenes  Sarkom  festgestellt. 

Holland  (143)  bekam  einen  Kranken  in  Behandlung,  bei  dem  die 
Röntgenuntersuchung  eine  Splitterfraktur  des  Oberschenkels  feststellte.  Nach 
einem  Monat  konnte  ein  Tumor  nachgewiesen  werden,  der  sich  als  Rundzellen- 
sarkom erwies.  Holland  glaubt,  dass  ein  grosser  Bluterguss  bei  der  ersten 
Aufnahme  ein  genaues  Bild  verhinderte.  Schlagintweit  (269)  sah  eine 
Luxation  in  der  Hüfte  eintreten  nach  einem  ganz  geringen  Trauma.  Eine 
Röntgenaufnahme  ergab  ein  grosses  Osteochondrom,  von  dem  der  Kranke 
selbst  gar  keine  Ahnung  hatte.  Eine  interessante  Inaugural-Dissertation  ver- 
fasste  Schümann  (276)  über  ein  Odontom  am  Unterkiefer.  Das  Röntgen- 
bild zeigt  die  Verhältnisse  sehr  klar.  Zum  Schlüsse  seien  noch  die  Arbeiten 
von  Kassabian  (158)  und  Miller  (216)  erwähnt,  die  die  Verwendung  der 
Röntgenstrahlen  in  der  Zahnheilkunde  zum  Gegenstand  haben. 

Weichteile  durch  Röntgenstrahlen  zur  Darstellung  zu  bringen,  gelang 
bisher  ohne  weiteres  nur  bei  sehr  derben  Geweben,  wie  Sehnen,  kompakten 
Muskeln  und  starken  Bändern,  sonst  war  man  genötigt,  die  betreffenden  Teile 
mit  von  aussen  eingeführten  Mitteln  in  irgend  einer  Weise  für  Röntgen- 
strahlen differenzierbar  zu  machen.  So  wandte  man  Paraffin,  Wismutlösung 
oder  Luft  an.  Robinsohn  und  Werndorff  (256)  benutzten  zu  diesem 
Zwecke  Sauerstoff,  den  sie  als  spezifisch  leichteres  Medium  zwischen  zwei 
spezifisch  gleich  schweren,  sich  röntgenologisch  daher  nicht  differenzierende 
Gewebe  bringen.  Sie  insufflieren  mit  einem  eigens  zu  diesem  Zwecke  kon- 
struierten Apparat  chemisch  reinsten  Sauerstoff  unter  ganz  bestimmter, 
nicht  zu  überschreitender  Geschwindigkeit  und  Druck  in  die  Gelenke,  Schleim- 
beutel, Sehnenscheiden,  Bindegewebsinterstitien  usw.  Dadurch  werden  die 
Weichteilgebilde  voneinander  abgehoben,  so  dass  im  Röntgenbilde  die  Grenzen 
der  einzelnen  Gewebe  zu  sehen  sind.  Es  gelingt  so  am  Gelenk  die  Aus- 
buchtung der  Kniegelenkskapsel,  ihre  Ansatzstelle,  die  Knorpelübergänge,  die 
Meniscen,  die  Ligamenta  cruciata  usw.  sichtbar  zu  machen.  Die  pathologischen 


Pertz,  Röntgenologie.  1285 

Veränderungen  an  diesen  Gebilden  sind  nunmehr  zu  röntgenographieren. 
Fibromatöse  Entartung  der  Kapsel,  Auflagerungon  an  der  Synovialis,  Usu- 
rierung  und  Abhebung  des  Knorpels  sind  jetzt  darstellbar.  Durch  Insufflation 
gelang  es,  das  Bestehen  eines  Lipoma  arborescens  nachzuweisen. 

Sträter  (298)  weist  auf  eine  verschiedene  Dichtigkeit  des  Gehim- 
schattens  hin  bei  Durchleuchtungen  des  Schädels  seitlich  und  demonstriert 
ein  Bild  eines  Hirnabszesses.  Hildebrandt  und  Hess  (133)  erhielten  ein 
sehr  klares  Bild  bei  einer  seitlichen  Schädelaufnahme,  an  dem  man  eine 
Erweiterung  und  Vertiefung  der  Sella  turcica  sieht:  die  Sattellehne  erscheint 
verkleinert,  unscharf,  nach  hinten  gerückt;  der  Boden  des  Sattels  liegt  dem 
tiefen  Schatten  des  Bodens  der  mittleren  Schädelgrube  bedeutend  näher  wie 
bei  einem  normalen  Schädel. 

Einen  ähnlichen  Fall  demontrierten  F u  chs  und  S ch ül  1  e  r  (94).  Der  Boden 
der  Sattelgrube  und  die  Sattellehne  waren  destruiert.  Sie  glauben  die  Dif- 
ferentialdiagnose zwischen  Tumoren  der  Hypophyse  und  des  Hypophysen- 
ganges aus  Röntgenbildern  stellen  zu  können.  Bei  ersterem  soll  der  Boden 
der  Sella  turcica  vertieft,  bei  letzterem  der  Eingang  zu  derselben  erweitert 
sein.  Pfeiffer  (232)  beschäftigt  sich  mit  der  Untersuchung  der  Trachea. 
Es  ist  ihm  gelungen,  die  Trachea  immer  darstellen  zu  können,  so  dass  ihr 
genauer  Verlauf  mit  eventuellen  Stenosen  und  Abknickungen,  wie  sie  bei 
Strumen  häufig  sind,  immer  genau  erkannt  wurde  und  eine  bei  Kropfkranken 
unangenehme  Tracheoskopie  ersparte.  Ebenso  sind  die  retrosternalen  und 
intrathorakalen  Strumen  immer  nachweisbar. 

Von  einer  Lungenhemie  erhielt  Goldflam  (105)  einen  deutlichen 
Schatten,  der  sich  mit  der  Atmung  veränderte  und  bei  Reposition  ganz  ver- 
schwand. Lenhartz  und  Kissling  (188)  teilen  ihre  Erfahrungen  über  den 
Nutzen  des  Röntgenogrammes  für  die  operative  Behandlung  des  Lungenbrandes 
mit.  Es  handelt  sich  hauptsächlich  darum,  den  Sitz  eines  Brandherdes  in 
der  Lunge  festzustellen.  Es  liegen  42  Fälle  vor,  von  denen  34  operativ  be- 
handelt wurden.  Stets  wurden  Übersichtsaufnahmen  über  den  ganzen  Thorax 
gemacht,  und  zwar  immer  Plattenaufnahmen,  um  das  Bild  bei  der  Operation 
benutzen  zu  können.  Eine  Schirmuntersuchung  erübrigt  sich  häufig  schon 
wegen  des  desolaten  Zustandes  der  Patienten.  Besonders  hervorzuheben  ist 
ein  Fall,  wo  es  möglich  war  nacheinander  vier  ganz  getrennte  Gangränherde 
zu  eröffnen.  Der  Kranke  genas.  Für  die  physikalische  Untersuchung  und 
für  die  Röntgenuntersuchung  bestanden  wieder  normale  Verhältnisse. 

Auch  für  die  Untersuchung  des  Verdauungtraktus  sind  die  Röntgenstrahlen 
mehrfach  mit  Erfolg  verwandt  worden.  Oppl er  (225)  konnte  einen  mit  Kar- 
toffelbrei angefüllten  Ösophagus,  bei  dem  ein  Kardiakrampf  den  Durchgang 
des  Breies  verhinderte,  röntgenographieren,  bei  dem  eine  starke  Abknickung, 
anscheinend  von  Bronchialdrüsen  veranlasst,  bestand.  Rieder  (250)  hat 
systematisch  den  ganzen  Magen-  und  Darmtraktus  untersucht.  Nach  Erklä- 
rung seiner  Technik  werden  die  Abschnitte  behandelt  der  Magen-  und  Darm- 
topographie, sodann  der  Magen-  und  Darmmotilität.  Die  Ergebnisse  sind 
sowohl  in  morphologischer  Hinsicht  wichtig,  weil  es  möglich  war,  am  Lebenden 
zu  unteruchen,  als  auch  in  physiologischer  Beziehung.  Für  die  praktischen 
Disziplinen  ist  die  Möglichkeit  Form,  Lage  und  Grösse  sowie  die  Ausdehnung 
der  einzelnen  Bauchorgane  sicher  bestimmen  zu  können,  von  grossem  Werte. 
Ried  er  schliesst  mit  der  Behauptung,  dass  ;,die  Anwendung  der  Röntgen- 
strahlen im  Gebiete  des  Verdauungsk  anales  als  eine  die  Magen-  und  Darm- 


1286  Jahresbericlit  ftlr  Chirurgie.    II.  Teil. 

diagnostik  wesentlich  unterstützende,  höchst  zweckmässige  klinische  Unter- 
suchungsmethode anzusehen  ist*'.  Beigegeben  sind  der  Arbeit  30  Reproduk- 
tionen der  Originalaufnahmen,  die  mehrere  Verdauungsversuche  mit  Röntgeno- 
grammen  nach  direkter  Zufuhr  wismuthaltiger  Speisen,  nach  V«,  2,  3,  4,  8, 
12,  22,  24,  32  und  48  Stunden  aufgenommen,  darstellen.  Ferner  sind  zwei 
Magen  mit  solchem  Speisebrei,  ein  Dünndarm  V«  Stunde  nach  der  Aufnahme, 
die  Ileocökalverbindung  nach  4  Stunden,  der  Dickdarm  nach  8,  10  und  24 
Stunden  und  vier  Darmeinläufe  mit  Milch-  resp.  Öl-,  Wasser-  und  Wismut- 
Einlauf  abgebildet.  Brauner  (42)  erläutert  die  Diagnostik  der  Magen- 
erkrankungen an  einigen  Fällen.  Es  ist  so  möglich,  Aufschluss  zu  erhalten 
über  Lage  und  Stellung  des  nüchternen,  des  minimal  und  des  mit  einer  Mahl- 
zeit gefüllten  Magens;  über  Grösse,  Form,  Stellung  und  Lage  des  geblähten 
Magens  bei  aufrechter  Haltung  und  im  Liegen;  über  die  Entfaltbarkeit  der 
Magenwände  durch  Speise  und  Gas ;  über  die  Wirkung  zunehmender  Belastung 
auf  Form,  Grösse  der  Lage  des  Magens;  über  die  respiratorische  Verschieb- 
lichkeit des  Magens  und  seine  Verschieblichkeit  bei  Lagenwechsel;  über  den 
Weg,  welchen  die  Speisen  im  Magen  nehmen;  über  ihre  jeweilige  Lage  bei 
den  verschiedenen  Körperstellungen,  über  den  Einfluss  der  Massage  auf  den 
Magen  und  seinen  LihaJt.  Levan-Barret  (198)  behandelt  dasselbe  Kapitel, 
bedient  sich  jedoch  nur  der  Röntgenoskopie. 

Die  Untersuchung  des  uropoetischen  Systems  ist  vielfach  mit  Röntgen- 
strahlen untersucht  worden.  S  trat  er  (298)  konnte  Nierenkonturen  photo- 
graphieren  und  fügt  hinzu,  dass  er  bei  sorgfältiger  Handhabung  der  Technik 
und  nicht  zu  dicken  Leiaten  stets  die  Nierenkonturen  zur  Anschauung  bringen 
kann,  und  zwar  bei  normaler  Lage  der  Niere,  die  Seitenkonturen  und  den 
unteren  Pol.  Eine  Bestätigung  dieser  Behauptung  von  anderer  Seite  liegt 
nicht  vor. 

Zur  Verbesserung  der  Technik  empfiehlt  Cowl  (61)  summierte  Auf- 
nahmen, die  er  durch  Benutzung  des  Atemstillstandes  am  Ende  der  Exspira- 
tion erhält.  Cole  (57)  schlägt  sehr  kurze  Aufnahmen  von  7 — 14  Sekunden 
zur  Vermeidung  der  respiratorischen  Verschieblichkeit  der  Niere  vor. 

Ein  Bericht  von  Leonard  (190)  über  331  Fälle,  die  auf  Nieren-  oder 
Ureterensteine  untersucht  wurden,  weist  folgende  Ergebnisse  auf:  Von  331 
Patienten  hatten  99  Steine,  33  litten  an  Nierensteinen  und  66  an  Ureteren- 
steinen.  Von  ersteren  konnten  28  operativ  entfernt  werden,  3  Kranke  ver- 
weigerten ^ie  Operation  und  bei  2  erschien  sie  wegen  zu  geringfügiger  Be- 
schwerden nicht  indiziert.  Von  den  66  Ureterensteinen  wurden  15  mit  Erfolg 
operiert,  26  Steine  gingen  ab,  die  übrigen  Patienten  stehen  noch  in  Behand- 
lung oder  verweigerten  einen  operativen  Eingriff.  Bei  4  Fällen  wurde  rönt- 
genographiert,  aber  kein  Stein  konstatiert,  obgleich  später  Steine  abgingen. 
Diese  Fehldiagnosen  betragen  demnach  noch  nicht  3°/o.  Es  wurden  23  ^'o 
Ureterensteine  mehr  wie  Nierensteine  gefunden. 

Priö  und  Comas  (238)  bringen  ebenfalls  eine  grössere  Statistik  über 
dieses  Thema.  Sie  machen  noch  besonders  darauf  aufmerksam,  dass  die 
Röntenuntersuchung  über  die  Zahl  der  vorhandenen  Steine  informiert,  sovie 
die  Gestalt  und  Grösse  der  einzelnen  Steine  erkennen  lässt.  Levy-Dorn  (199) 
zeigt  ebenfalls  einen  Nierensteinschatten  vor,  über  dessen  Form  und  Grösse 
man  ohne  Röntgenstrahlen  keinen  Aufschluss  würde  bekommen  haben.  Er 
berichtet  über  einen  Fall,  bei  dem  rechts  zwei  Steine  festgestellt  wurden, 
obwohl    die   Schmerzanfälle   nur   links    bestanden.     Einen    kirschkemgrossen 


Pertz,  Röntgenologie.  1287 

Steinschatten  erhielt  er  als  Nebenbefnnd  bei   einem    aus   anderen   Gründen 
untersuchten  Kranken.     Reid  (247)  glaubt   bei  jedem  Patienten,   der  nicht 
ober  95  kg  schwer  sei,  eine  sichere  Diagnose,   ob  Steine  oder  nicht,   stellen 
zu    können.    Er  verlangt  beste  Apparate   und   kurze  Exposition,   genügende 
Darmentleerung,  Ausschaltung  der  respiratorischen  Yerschieblichkeit  und  mög- 
lichst engste  Blende.    Secart  (285)  erwähnt  einen  Fall  von  erfolglosem  Suchen 
nach  einem  Stein  in  der  Niere,   obgleich  die  Durchleuchtung  positiv  ausge- 
fallen war.     Nach  der  Operation  fand  man  den  Stein  im  Harnleiter.   Er  war 
zwischen  der  Aufnahme  und  der  Operation  gewandert.   Um  sich  vor  Täuschung 
durch  Plattenfehler  zu  schützen,   rät  er,   zwei  Platten  übereinander  zu  legen. 
Beck  (19)  hält  es  für  nötig,   bei   allen   Fällen   von  Blasensteinen  auch   die 
Nierengegenden  zu  röntgenographieren,  weil  er  immer  Nierensteine  fand,  wenn 
Blasensteine  da  waren.     Fenwick  (82)  hält  die  Anwendung  von  Hamleiter- 
sonden    bei    der  Diagnose   zwischen   Nieren-   oder  Harnleiterstein   nicht   für 
entbehrlich.    Bei  drei  Fällen,  die  mit  der  Diagnose  Harnleitersteine  gebracht 
wurden,  konnte  er  nach  Einführung  eines  mit  Blei  armierten  Ureterenkatheters 
nachweisen,  dass  die  Schatten  nicht  von   solchen  Steinen  herrühren  konnten. 
Die  Operation  ergab  als  Ursache  eine  Verkalkung  an   der  Teilungsstelle  der 
Aorta   oder  verkalkte   Mesenterialdrüsen.     Zur  Darstellung  der   Harnblasen 
benutzten    Voelcker   und   Lichtenberg  (306j  eine  Lösung  von  2®/oigem 
Kollargol,  von  der  sie  120  g  und  mehr  durch  einen  Katheter  injizierten  und 
mit  mittelweichen  Röhren  Blendenröntgenogrammen  aufnahmen.  Ebenso  füllten 
sie  das  Nierenbecken  und  gewannen  instruktive  Bilder.    Das  Verfahren  dürfte 
noch   wertvolle  Resultate   bei   systematischer  Durchführung   liefern.     In  ähn- 
licher Weise  erhielt  Wulff  (327)  durch  Füllung  mit  einer  lO^oigen  Wismut- 
lösung ein  Bild  einer  durch   eine  Scheidewand  in   zwei  Teile  geteilten  Blase. 
Eine  wertvolle  Arbeit  hat  Kanaval  (157)   geleistet,   dadurch,   dass  er 
Präparate  mit  einer  Masse  aus  Gips  und  Meninge  mit  Wasser  und  Glyzerin 
injizierte  und  dann  röntgenographierte.     Er   stellt   auf  diese  Weise   die  Ver- 
breitungswege des  Eiters  in  den  Sehnenscheiden  fest.     Dur  in  (77)   wies  bei 
zwei  Frauen  Ablagerungen  von  kohlensaurem  Kalk  unter  der  Haut  der  Finger- 
spitzen nach,   die  sich  unter  einer  chronischen  Eiterung  bildeten  und  immer 
wiederholten.     Levy-Dorn   (201)  beschreibt   die   Knochenatrophie,   wie   sie 
bei  Raynaud  scher  Krankheit  im  Röntgenbilde  beobachtet  wird. 

Bei  Betrachtung  der  zwecks  Studium  der  Vaskularisation  der  Organe 
angestellten  Versuche  wollte  Barmestier  (15)  die  Untersuchung  der  Form 
und  Anordnung  des  Fistel  Verlaufes  der  Weichteile  versuchen.  Denn  nicht 
immer  ist  es  leicht,  den  Ausgangspunkt  einer  Fistel,  ihren  Verlauf  usw.  fest- 
zustellen. Spärlich  waren  die  bisher  gemachten  Versuche.  Der  Verf.  ver- 
suchte sterilisiertes,  metallisches  Quecksilber  als  opakes,  in  die  Fisteln  in- 
jiziertes Mittel  und  nahm  dann  das  Radiogramm  auf.  Jedoch  ist  dasselbe 
schmerzhaft  und  tritt  leicht  aus  den  Fisteln  heraus;  niemals  kleidet  es  die 
Fistelwände  vollständig  aus,  stagniert  in  den  weniger  widerstandskräftigen 
Teilen ;  er  injizierte  Wismut  in  Glyzerinsuspension,  jedoch  ohne  Resultat.  Er 
dachte  alsdann  an  Chloroform  in  Glyzerinsuspension  zu  40  "/o  und  erzielte 
positive  Resultate,  deren  Berichte  und  Radiogramme  er  in  vier  Fällen  bringt. 
Er  schliesst  daher,  dass  dieses  Mittel  die  Schwierigkeit,  die  Formen,  Dimen- 
sionen, die  ürsprungsläsionen  der  Fistelgänge  zu  diagnostizieren  verminderte 
und  dass  das  opake  Mittel  ausser  vorteilhaft  für  die  Radiographie  zu  sein, 
auch  zur  Behandlung  der  fraglichen  Affektionen  dienlich  ist.       R.  Giani. 


1288  Jahresbericht  fdr  Chirargie.    II.  Teil. 

Massa  (212a)  gebraucht  eine  Mischung  von  Glyzerin  und  Jodoform, 
welche  (opak  für  die  X-Strahlen)  durch  mehrere  Tage  in  die  Fistelgänge 
injiziert,  die  Verläufe  selbst  und  die  Knochenläsionen,  welche  sie  bedingen, 
ersichtlich  macht  und  den  Chirurgen  in  die  Lage  setzt,  die  Entitat  and  den 
Sitz  der  Läsion  zu  werten,  bevor  er  sie  angreift;  diese  Methode  ist  nicht  nnr 
unschädlich  für  den  Patienten,  sondern  ist  auch  in  Fällen  von  wenig  ausge- 
dehnten Läsionen  für  die  Heilung  förderlich.  Die  Evidenz  der  Läsionen  ist 
überraschend  mit  der  Methode  von  Röntgen.  Mit  dem  Gebrauche  eines 
vomßef.  ersonnenen  Ausschalters,  der  nach  der  Klassifikation  vonBergonie 
unter  ^die  Quecksilberschalter  mit  Motor  mit  einzigem  Kontakt^  zu  reihen 
wäre,  erreicht  man  es  bei  dem  Apparat  zur  Erzeugung  der  X-Strahlen  mit 
Spule,  exakte  Bilder  der  verschiedenen  Sarkomarten  zu  erhalten.  Er  legt 
verschiedene  durch  vom  Ref.  selbst  ausgeführte  radiographische  Prüfungen 
illustrierte  Fälle  von  seltenen  Frakturen  vor.  R.  Giani. 

Das  Studium  der  Knochenverhältnisse  missgebildeter  Gliedmassen  am 
Lebenden  ist  allein  durch  die  Röntgenstrahlen  möglich  geworden,  auch  im 
Berichtsjahre  wurden  derartige  Untersuchungen  angestellt  bei  einem  Fall  von 
angeborener  Missbildung  sämtlicher  Extremitäten  durch  Blumenthal  und 
Hirsch  (36)  und  durch  Riedl  (253)  in  zwei  Fällen  von  angeborenem  Ober- 
schenkeldefekt. Noch  zwei  gleiche  Missbildungsformen  beschreibt  Joa- 
chimsthal (152). 

Wir  wenden  uns  jetzt  zur  Besprechung  der  vielen  Veröffentlichungen 
über  die  Röntgenstrahlen  als  Heilmittel.  Im me Im ann  (153)  publiziert  einen 
Überblick  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Röntgentherapie.  Ein  grosses 
statistisches  Material  von  2608  Fällen  stand  Hahn  (116)  zur  Verfügung, 
Von  den  verschiedensten  Seiten  wurde  er  dabei  unterstützt.  Er  bekam  Nach- 
richten über  die  Anwendung  der  Röntgenstrahlen  bei  folgenden  Krankheiten 
(es  bedeutet:  -f-  die  Mehrzahl  sah  günstigen  Erfolg;  —  ungünstig;  ?  unentr 
schieden):  Ekzem  +,  Disidrosis  — ,  Psoriasis  ?,  Seborrhöe  — ,  Akne  -|-,  Rosa- 
cea +,  Sykosis  idiop.  -f-^  Ichthyosis  +,  Tylositas  -f ,  Verruca  +,  Favus  -f, 
Sycosis  parasit.  -j-,  Lupus  ?,  Mycosis  fung.  -f-,  Rhinosklerom  -{"j  Hypertri- 
chosis  —,  Naevus  — ,  Angiom  — .  Sarkom  -j-»  Ulcus  rodens  +,  Lupus  ery- 
thematodes ?,  Pruritus  +»  Prurigo  -f ,  Alopecia  areata  — ,  Skleroderma  — , 
Karzinom  ?,  Hyperhidrosis  -f-,  Leukämie  V,  Pseudoleukämie  ?,  Trichophytie  -f, 
Lepra  — ,  Lupuskarzinom  -|-,  Neuralgie?,  Hysterie  ?,  Erysipel  ?.  Keloid  -f. 
Diese  Resultate  der  Sammelforschung  dürften  jedoch  nach  neueren  Veröffentp 
lichungen  sich  in  mehreren  Punkten  verschieben.  In  einem  ähnlichen  Sammel- 
berichte über  die  Röntgenbehandlung  von  chirurgischen  und  Hautkrank- 
heiten von  Trapp  (302)  sind  über  manche  Erkrankungen  abweichende  Re- 
sultate zu  finden.  Es  wird  sich  eben  jetzt  noch  nicht  endgültig  über  den 
Wert  der  Röntgenstrahlen  als  therapeutisches  Agens  entscheiden  lassen.  Des- 
halb ist  man  auch  nicht  zu  festen  Indikationen  für  die  Anwendung  der 
Strahlen  gekommen.  Ein  Versuch  in  dieser  Hinsicht  von  Leonard  (192) 
ist  nicht  als  Lösung  zu  betrachten.  Eine  grosse  Rolle  spielt  bei  dieser 
Therapie  die  Art  der  Anwendung  und  die  Dosierung  der  nötigen  Röntgen- 
lichtmenge.  Eine  genaue  Schilderung  der  Anordnung  und  Ausführung  der 
Sitzungen  gibt  Ried  er  (251).  Holzknecht  (145)  beschreibt  die  von  ihm 
getroffene  Einrichtung  und  deren  Verwendung.  Belot  (27)  setzt  seine  fran- 
zösische Methode  auseinander.  Köhler  (171)  erfand  eine  Röntgenröhre  mit 
therapeutischer   Dosierung,    die  Dessauer   (69)    als   wissenschaftlich   nicht 


Pertz,  Röntgenologie.  1289 

verwertbar  hinstellt.  Mit  demselben  Gegenstand  beschäftigt  sich  Wich- 
mann  (319),  ebenso  Henrard  (128),  Schmidt  (274),  Leonard  (191)  und 
Freand  (93).  Diese  meistens  technischen  Einzelheiten  können  hier  nicht  aus- 
einandergesetzt werden,  es  genüge,  dass  sämtliche  Therapeuten  es  wie  bisher 
für  notwendig  erklären,  die  Umgebung  gut  zu  schützen.  Die  Art  der  An- 
wendung geschieht  noch  sehr  verschieden:  entweder  die  nötige  Dosis  gleich 
in  der  ersten  Sitzung  oder  refraktäre  Dosen  in  mehreren  Sitzungen.  Die 
Gefahren,  welche  den  von  Röntgenstrahlen  zu  intensiv  Betroffenen  drohen, 
zeigen  zahlreiche  Veröffentlichungen.  Springer  (289)  beschreibt  eine  schwere 
chronische  Dermatitis  an  den  Fingern,  die  durch  tiefe  Kauterisation  geheilt 
werden  konnte.  Quadrone  (242)  sah  eine  exsudative  Pleuritis  sich  aus- 
bilden nach  Bestrahlungen,  die  sehr  häufig  und  intensiv  \vegen  Pseudoleuk- 
ämie  in  zwei  Fällen  vorgenommen  wurden.  Er  gibt  auch  eine  Erklärung  für 
das  Auftreten  dieser  Erkrankung,  die  er  als  Folgezustand  der  Bestrahlungen 
auffasst.  Renvers  (248)  hatte  ein  Obergutachten  über  den  Zusammenhang 
zwischen  einem  Extremitätenkrebs  und  einer  Röntgenverbrennung  abzugeben. 
Das  Krebsleiden  hatte  sich  allmählich  aus  einem  Röntgengeschwür  entwickelt. 
Er  bejahte  einen  ursächlichen  Zusammenhang.  In  Verfolgung  der  früheren 
Versuche  von  Albers-Schönberg  stellte  Halberstaedter  (117)  über 
die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen  auf  die  Ovarien  der  Kaninchen  Experi- 
mente an,  die  eine  Schädigung  dieser  Organe  erwiesen.  Am  Kaninchenhöden 
erzielte  Busch ka  (47)  ähnliche  Folgeerscheinungen.  Bei  weissen  Mäusen 
wurde  durch  RöntgenbestrahluEg  nach  Untersuchungen  von  Burckhard  (46) 
eine  Befruchtung  entweder  ganz  verhütet  oder  aber  die  Entwickelung  des 
Schwangerschaftsproduktes  verlangsamt.  Eine  ausgedehnte  Untersuchung  über 
die  Azoospermie  nach  Röntgenbestrahlung  nahmen  Brown  und  Osgood  (43) 
vor.  18  Arbeiter  eines  Röntgenlaboratoriums  zeigten  im  frisch  untersuchten 
Sperma  wenige  oder  keine  Spermatozoen,  trotzdem  es  starke  Männer  in  den 
besten  Jahren  waren.  Von  den  verheirateten  hatte  keiner  seit  seiner  Be- 
schäftigung im  Labaratorium  Familienzuwachs  erhalten.  Heineke  (124)  stellte 
experimentelle  Untersuchungen  über  die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen  auf 
innere  Organe  an.  Die  blutbereitenden  Gewebe  werden  besonders  betroffen, 
indem  die  lymphoiden  Gewebe  vernichtet  und  die  Zellen  des  Knochenmarkes 
und  der  Milzpulpa  zugrunde  gehen.  Die  Arbeit,  deren  Hauptergebnis  hier 
nur  kurz  zitiert  wurde,  ist  für  die  ganze  Frage  der  Einwirkung  der  Strahlen 
bei  Blutkrankheiten  von  grösster  Tragweite.  Quadrone  (241)  konnte  bei 
bestrahlten  Individuen  eine  vermehrte  Harn-  und  Phosphorsäureausscheidung 
durch  die  Nieren  konstatieren,  die  er  als  Ausdruck  vom  Zerfall  lymphatischer 
Gewebe  ansieht.  Bei  schwächlichen  oder  jugendlichen  Kranken  soll  man  daher 
mit  den  Bestrahlungen  vorsichtig  sein,  weil  sonst  durch  die  Zerfallsprodukte 
eine  Intoxikation  und  Kachexie  erzeugt  werden  kann. 

Morton  (2 17a)  schreibt:  Bei  den  gegenwärtig  zahlreichen  Versuchen,  den 
therapeutischen  Wert  des  Sonnenlichtes,  der  elektrischen  Entladungen,  der  ultra- 
violetten Strahlen,  der  Röntgen-  und  Becquerelstrahlen  zu  erforschen,  liegt  die 
Frage  nahe,  ob  die  Wirksamkeit  obiger  Strahlen  nicht  auf  ihrer  Fähigkeit  beruht, 
Fluoreszenz  und  Phosphoreszenz  zu  erzeugen.  Fluoreszenz  und  Phosphoreszenz 
sind  natürliche  Eigenschaften  des  lebenden  tierischen  Gewebes.  Wenn  man  den 
menschlichen  Körper  mit  fluoreszierenden  Flüssigkeiten  imprägniert,  so  kann 
man  mit  Hilfe  von  X-Strahlen,  Radium  etc.  die  Fluoreszenz  sichtbar  machen. 
Zu  diesen  Versuchen  eignen  sich  besonders  Chinin,  Uranin,  Fraxin,   Eskulin 


1290  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

und  andere.  Dabei  hat  sich  herausgestellt,  dass  nach  Yerabfolgong  obiger 
Substanzen  die  Radiographien  sehr  viel  deutlicher  werden.  Bei  der  Behand- 
lung von  Lupus,  Lungentuberkulose,  Karzinom,  Hodgkins  Disease,  Ekzem, 
Psoriasis  sind  sehr  zufriedenstellende  Resultate  erzielt  worden.  Als  Beispiel 
vieler  anderer  werden  zwei  desperate  Fälle  von  Brustkrebsrezidiven  mit 
Ausgang  in  Heilung  mitgeteilt.  Morton  gibt  Chinin,  bisulf.  5 — 15  g  täglich 
oder  von  einer  wässerigen  Fluoreszinlösung  1  :  30  von  6  bis  20  Tropfen  dreimal 
täglich,  oder  5 — 15  g  Eskulin  täglich.  Wo  die  X-Strahlen  sich  schlecht  appli- 
zieren lassen,  werden  Aluminiumröhren  mit  20  mg  Badiumbromid  von  1000000 
Radioaktivität  für  eine  Stunde  täglich  auf  die  Haut  gelegt. 

Maass  (New-York). 

Zusammenfassende  Arbeiten,  die  die  einzelnen  Erfolge  resp.  Misserfolge 
aufzählen,  sind  mehrere  publiziert.  Es  handelt  sich  meistens  um  mehr  oder 
weniger  geschickte  statistische  Angaben.  Es  ist  nur  auffallend,  dass  Schild 
(267)  in  einem  solchen  Vortrage  sagt,  die  Röntgenstrahlen  halte  er  für  ein 
souveränes  Mittel  bei  Hypertrichose,  während  gerade  vor  der  Anwendung  bei 
diesem  Leiden  von  anderen  Seiten  entschieden  gewarnt  wird,  da  ein  Erfolg 
nur  unter  Geschwürsbildung  der  Haut  zu  erzielen  sei.  Bunch  (45)  erzielte 
bei  Herpes  tonsurans  gute  Resultate,  behauptet  aber,  dass  die  Pilze  ungleich 
widerstandsfähig  seien,  während  Batten  (17)  nur  die  Epilation  als  Erfolg 
der  Bestrahlung  ansieht  und  die  Pilze  durch  antiparasitäre  Waschungen  getötet 
wissen  will.     Bei  Keloiden  sah  Morris  (217)  gute  Erfolge. 

Es  handelt  sich  um  ein  acht  Monate  altes  Kind,  bei  dem  die  telangi- 
ektasische  Geschwulst  die  ganze  Unterlippe,  das  Kinn  und  einen  grossen  Teil 
der  Unterkinngegend  einnahm.  Das  dichte  Netz  zusammenfliessender  Gefässe 
mit  erhobenen  Rändern  war  von  ausgedehnten  Ulzerationen  ergriffen,  welche 
ein  blutiges  Serum  ausschwitzten.  Die  vor  der  Behandlung  aufgenommene 
Photographie  zeigt  ziemlich  gut  die  von  dem  Hämangiom  eingenommene  Aus- 
dehnung. Am  11.  Oktober  1904  wurde  das  Kind  der  Röntgentherapie  unter- 
zogen, wozu  man  sich  bald  einer  Induktionsmaschine,  bald  eines  grossen  Kon- 
duktors von  40  cm  Funkenlänge  bediente.  Zur  Zeit,  wo  Fochessati  (84a) 
es  vorstellt,  ist  die  Haut  des  Kinnes  fast  wieder  normal  geworden;  die  Unter- 
lippe, die  zuerst  geschrumpft  und  zusammengerollt  war,  so  dass  das  Sangen 
am  Mutterbusen  erschwert  wurde,  hat  sich  ausgestreckt  und  ist  zu  ihrer 
physiologischen  Physiognomie  zurückgekehrt  Das  Hämangiom  beschränkt 
sich  jetzt  auf  eine  kleine  Partie  der  Unterkinngegend,  ist  jedoch  glatt,  ohne 
Spur  von  Ulzeration  und  nur  gebildet  durch  einen  braun-violetten  Fleck,  der 
von  dem  Kapillarnetz  herrührt.  An  der  rechten  Lippenkommissur  sieht  man 
im  Innern  der  Schleimhaut  ein  kleines  Päckchen  von  telangiektasischen  Ge- 
fässen,  aus  denen  wahrscheinlich  die  Neubildung  ihren  Ursprung  nahm. 
Obschon  der  Erfolg  nicht  die  vollkommene  Heilung  gewesen  ist,  hebt 
er  die  erzielte  Besserung  hervor,  auch  im  Hinblick  auf  die  Schwere  des 
Falles  und  wegen  des  Alters  des  jungen  Patienten,  da  sicherlich  kein  besseres 
Resultat  mit  den  übrigen  Behandlungsmitteln  zu  erhoffen  war.  Die  Gesamt- 
zahl der  Sitzungen  seit  Beginn  bis  heute  beläuft  sich  auf  34.  Er  hofft,  durch 
Fortsetzung  der  Behandlung  vollkommene  Heilung  erzielen  zu  können. 

R.  Giani. 

Hauptinteresse  beansprucht  die  Röntgentherapie  maligner  Tumoren. 
Lassar  (183)  berichtet  von  günstigen  Erfolgen  bei  flachen  Hautkrebsen 
ohne  Operation.     Bei  tiefer  greifenden  Krebsen  können  nach  der  Operation 


Pertz,  Röntgenologie.  1291 

die  Röntgenstrahlen  sehr  zweckmässig  sein,  eine  noch  vorhandene  Operations- 
wunde zur  Überhäutang  zu  bringen  und  eventuell  auch  Rezidive  zu  verhüten. 
Sjögren  (283)  bespricht  dasselbe  Kapitel.  Er  lenkt  die  Aufmerksamkeit 
auf  die  Vorteile,  die  eine  präventive  Röntgenbehandlung  bietet,  wo  es  gilt,. 
Rezidiven  bei  Patienten  vorzubeugen,  die  kurz  vorher  wegen  bösartiger  Tumoren 
operiert  worden  sind.  Auf  diese  Weise  würden  möglicherweise  übrig  gebliebene 
pathologische  Zellreste  zerstört  werden.  Hj.  von  Bonsdorf  f. 

Prio  und  Comas  (237)  kommen  zu  folgenden  Schlüssen.  Bei  Neubil- 
dungen der  Haut  und  bei  inoperablen  Karzinomen  sind  Röntgenstrahlen  an- 
zuwenden. Desgleichen  sind  junge  Rezidive  bei  operierten  Fällen  der  Röntgen- 
therapie zu  unterziehen.  Bei  grossen  Massen  von  Neubildungen,  wie  auch 
bei  internen  Geschwüren  soll  der  Chirurg  die  erkrankten  Gewebe  entfernen. 
Sehr  günstiges  sah  Wohlgemuth  (325)  bei  einem  tiefen  Mammakarzinom. 
Gl  e  im  er  (102)  verabreicht  immer  die  nötige  Dosis  in  einer  Sitzung  unter 
Kontrolle  mit  dem  Holzkn  echt  sehen  Chromoradiometer.  Hautkarzinome 
und  inoperable  Tumoren  bieten  ihm  geeignete  Fälle.  Glimm  (103)  hat  unter 
10  Fällen  acht  vollständige  Heilungen,  ein  Lippenkarzinom  heilte  erst  nach 
Exzision  eines  Mittelstückes,  ein  Schulterkarzinom  weist  nur  lokale  Heilung 
auf.  Köhler  und  Herxheimer  (172)  belichteten  ein  ulzeriertes  Mamma- 
karzinomrezidiv  mit  geringem  Erfolg.  Die  histologische  Untersuchung  konnte 
angeschlossen  werden  und  ergab  nur  eine  Tiefenwirkung  von  etwa  5  mm, 
weiter  konnten  Zerfallserscheinungen  in  den  Karzinomzellen  nicht  nachge- 
wiesen werden.  Sie  halten  daher  nur  flache  Hautkarzinome  ohne  Drüsen- 
metastasen für  geeignet.  Wills  (321)  sah  bei  allerdings  schweren  und  ver- 
alteten Fällen  keine  günstigen  Resultate.  Vose-Howe  (308)  schliesst  aus 
seinem  Material  von  130  Fällen,  dass  nur  oberflächliche  Krebse  zu  beban- 
deln sind. 

Oberflächenkarzinome  können  mit  grösster  Regelmässigkeit  durch  X- 
Strahlen  zerstört  und  durch  gesundes  Narbengewebe  ersetzt  werden.  Dasselbe 
Resultat  wurde  vonPusey  (239)  auch  in  zwei  Fällen  von  inoperablem  Brust- 
karzinom erzielt,  bei  denen  die  Operation  gesundes  Bindegewebe  ergab.  Die 
deckenden  Gewebe  waren  durch  die  Behandlung  nicht  zerstört.  Gewöhnlich 
versagen  die  X-Strahlen  bei  tieferliegendem  Tumoren  und  auch  bei  Drüsen- 
infektion ausser  Oberflächenkarzinom.  Mit  Ausnahme  bei  Epitheliomen  ist  die 
Operation  der  Bestrahlung  vorzuziehen.  Maas  (New  York). 

Severeanu  (280)  erprobte  die  Radiotherapie  in  12  Krebsfällen.  Er  fügt 
dieser  Behandlung  noch  die  Histofluoreszenz  nach  Morton  bei  und  injiziert 
täglich  dem  Kranken  intramuskulär  nicht  nur  Chininum  wie  Morton, 
sonder  Chininum  bichloricum  0,40,  Natrium  arsenicosum  0,01  und  1  g  Wasser. 
Nach  seinen  Beobachtungen  vermehrten  diese  Injektionen  das  Zurückgehen  der 
mit  Röntgenstrahlen  behandelten  Geschwülste.  Alle  12  Fälle  waren  Krebse  der 
Gesichtsteile,  in  7  Fällen  Genesung,  in  2  Besserung,  ein  Misserfolg  bei  einem 
Zungenkrebs.  Sitzung  jede  1—2 — 3  Tage  zu  10'— 15'  bis  3—4  H,  täglich 
Injektionen  wie  erwähnt.  Besserung  auch  in  einem  Falle  von  Lymphosarkomen 
des  Halses  und  Megalosplenia.  S  toi  an  off  (Varna). 

Bagge  (12)  konstatiert  die  auch  von  anderen  gemachte  Beobachtung, 
dass  bei  Röntgenbehandlung  des  oberflächlichen  Hautkrebses  gute  Resultate 
zu  erzielen  sind.  Aber  auch  bei  Behandlung  oberflächlich  gelegener  Karzi- 
nome (Lupuskarzinome,   Mammakarzinom-Rezidive  usw.)  haben  die  Röntgen- 


1292  Jahresbericht  für  Chirar^e.    II.  Teil. 

strahlen   einen   günstigen    Einfluss   ausgeübt,   nicht   dagegen    in  Fällen   von 
Karzinomen  der  inneren  Organe.  Hj.  von  Bonsdorf  f. 

Sehr  beachtenswert  ist  eine  Mitteilung  aus  der  Bergmann  sehen 
Klinik  von  Unger  (305).  Bei  Brustkrebsen  sind  folgende  Wirkungen  kurz 
zusammengefasst  beobachtet  worden: 

1.  Die  Schmerzen  sowohl  in  den  Tumoren  selbst  wie  in  den  Narben 
nach  Mammaamputation  lassen  sich  bisweilen  günstig  beeinflussen. 

2.  Defekte  der  Haut  —  granulierend  oder  durch  Ulzeration  bedingt  — 
verkleinem  sich  oft,  vernarben  bisweilen. 

3.  Oberflächliche  Hautmetastasen  verkleinem  sich,  ihr  Wachstum  in  die 
Tiefe  wird  nicht  gehemmt. 

4.  Die  Strahlen  wirken  auf  das  Karzinom  bis  etwa  5  mm  in  die  Tiefe, 
karzinomatöse  Drüsen  werden  nicht  beeinflusst,  ebensowenig  Metastasen  im 
Knochen,  Intensive  Wirkung  bis  zur  Erzeugung  grösserer  Nekrosen  schützt 
nicht  vor  Rezidiv.  Beim  Brustkrebs  sind  die  Strahlen  nicht  indiziert,  solange 
noch  eine  Operation  Aussicht  auf  Erfolg  bietet. 

Löser  (208)  kommt  zu  ganz  ähnlichen  Schlüssen.  Bei  Hautkarzinomen 
erhielt  er  unter  16  Fällen  nur  3  Heilungen,  5  Bessemngen  und  8  Misser- 
folge! Bei  einem  sehr  desolaten  Mammakarzinom  bestrahlte  Freund  (90) 
intensiv.  Er  erreichte  fast  völlige  Überhäutung.  Exulzerierte  Tumoren  eignen 
sich  besser,  wie  noch  überhäutete.  Tuffier  und  Haret  (304)  halten  bei 
nicht  ulzerierten  Brustkrebsen  nur  eine  Verkleinerung  für  möglich  und  lassen 
sie  operieren. 

Wendel  (311)  bestrahlte  einen  35  cm  hinter  der  Zahnreihe  sitzenden 
Osophaguskrebs  mit  Röntgenstrahlen  durch  das  Osophagoskop  und  erzielte 
eine  bedeutende  Besserung.  Ein  Karzinom  des  Uterushalses  besserte  Haret 
(120)  durch  Köntgenisierung. 

Sjögren  (282)  berichtet  über  3  Fälle  von  Sarkom,  bei  denen  vollstän- 
dige Heilung  erzielt  wurde.  Eine  grosse  Sammelforschung  hat  Kienböck 
(164)  über  denselben  Gegenstand  veranstaltet.  Es  soll  darüber  aber  erst  noch 
eine  vollständigere  Arbeit  in  den  ^jFortschritten*'  erscheinen.  Albers- 
Schönberg  (4)  brachte  eine  grosse  sarkomatöse  Geschwulst  der  Kopfhaut 
zur  Heilung.  Stembo  (293)  berichtet  ebenfalls  über  günstige  Erfolge.  Clo- 
patt  (53)  gelang  es  in  83  Sitzungen,  ein  Mediastinalsarkom  vollständig  zum 
Verschwinden  zu  bringen. 

Bei  176  mit  Röntgenstrahlen  behandelten  Krebskranken  erzielte  Coley 
(58)  folgende  Endresultate,  unter  68  Fällen  von  Sarkom  wurden  die  Tumoren 
5  mal  zu  vollständigem  Verschwinden  gebracht,  führten  jedoch  immer  zu  Re- 
zidiv innerhalb  weniger  Monate.  Von  drei  melanotischen  Sarkomen  schien 
bei  einem  Kranken,  welcher  zwei  Jahre  lang  behandelt  wurde,  eine  deutliche 
Verlangsamung  des  Wachstums  einzutreten,  während  bei  zwei  anderen  keine 
Wirkung  zu  verspüren  war.  Bei  allen  tief  sitzenden  Karzinomen  wurde  nur 
einmal  ein  Verschwinden  des  Tumors  beobachtet.  Alle  Brustkrebse  führten 
nach  der  Operation  trotz  und  unter  der  prophylaktischen  Bestrahlung  in 
wenigen  Monaten  zu  Rezidiven.  Unter  44  Fällen  von  Epitheliomen  an  Hais 
und  Kopf  brachte  die  Bestrahlung  nur  4  mal  vollständiges  Verschwinden  des 
Tumors  zu  stände,  überall,  wo  es  sich  um  Beteiligung  der  Halsdrüsen  handelte, 
war  nicht  die  geringste  Besserung  zu  verzeichnen.  Ebenso  ganz  erfolglos  war 
die  Behandlung  von  Darm-,  einschliesslich  Rektumkarzinomen,  sowie  Kehlkopf- 


Pertz,  Röntgenologie.  1293 

und  Ösophaguskarzinomen.  Unter  drei  Lupuskranken  trat  zweimal  vollständiges 
Verschwinden,  einmal  deutliche  Besserung  der  Erkrankung  ein. 

Maass  (New- York). 

Die  Veröffentlichungen,  welche  sich  mit  der  Anwendung  der  Röntgen- 
strahlen bei  Leukämie  beschäftigen,  sind  sehr  gross.  Man  ist  darin 
einig,  dass  eine  wesentliche  Besserung  zu  erzielen  ist:  Kleinerwerden  der 
Milz,  Sinken  der  Leukozytenzahl,  Steigen  des  Hämoglobingehaltes.  Ob  eine 
definitive  Heilung  möglich  ist,  erscheint  noch  recht  zweifelhaft,  neben  gün- 
stigen Erfolgen  finden  sich  auch  ganz  ungünstige.  Da  aber  die  durch  Rönt- 
genstrahlen gesetzten  Schädigungen  sich  hier  sicher  vermeiden  lassen,  so  ist 
jedenfalls  die  Röntgenisierung  als  Therapia  symptomatica  anzuwenden.  Die 
einzelnen  Autoren  sind:  Arnet  (7),  B6clere  und  Beaujard  (26),  Boz- 
zolo  (41),  Cohn  (54),  Gramer  (62),  Curschmann  und  Gaupp  (64), 
Dock  (75),  Franke  (87),  Gerber  (101),  Goldscheider  (106),  Heinecke 
(125),  Herz  (129),  Hirschfeld  (135),  Hoffmann  (139),  Holding  und 
Warren  (142),  Holzknecht  (147),  Hynck  (148),  Krause  (175),  Krehl 
(178),  Ledingham  und  Mc  Kerron  (186),  Lenzmann  (189),  v.  Leube 
(196),  Levack  (197),  Lichtheim  (202),  Lommel  (205),  Lossen  (209), 
Meyer  und  Eisenreich  (214),  Müller  (220),  Quincke  (244),  Rodhe 
(258),  Rosenbach  (259),  Rosenberger  (260),  Schief f er  (266),  Schleip 
und  Hildebrandt  (270),  Schütze  (277),  Schweinburg  (278),  Wendel 
(310),  Werner  und  Lichtenberg  (317),  Winkler  (323). 

Bei  Drüsenerkrankungen  tuberkulöser  Natur  sind  auch  häufiger  die 
Röntgenstrahlen  angewandt,  so  berichten  darüber  Foveau  de  Courmelles 
(85),  Hayes  (119),  Buschke  und  Schmidt  (48),  Holzknecht  (146), 
Newcomet  (223),  Kraus  (177),  Hendrix  (126)  und  Ferrand  und 
Krouchkoll  (83). 

Bei  Lupus  vulgaris  wird  im  allgemeinen  von  einer  Röntgenisierung  ab- 
gesehen. Doch  sind  auch  Heilerfolge  zu  berichten  von  Birkett  (31),  Barjou 
ll4),  Schamberg  (263),  Rankin  (245)  und  Pois  (236).  Über  Heilerfolg 
bei  tuberkulöser  Synovitis  schreibt  Gregor  (115),  bei  Larynxtuberkulose 
Winkler  (324),  bei  tiefer  sitzender  Tuberkulose  Pancoast  (227)  und 
Beck  (22). 

Hörl  (107)  sah  unter  Bestrahlung  mit  Rönbgenlicht  Strumen  zurück- 
gehen; dasselbe  Resultat  erzielte  Stegmann  (292).  Beck  (23)  exzidierte 
bei  Morbus  Basedowii  einen  Teil  des  Kropfes,  bestrahlte  dann  und  sah  eine 
Besserung  des  Exophthalmus  und  der  Tachykardie. 

Bei  Prostatahypertrophien  sahen  Moszkowicz  und  Stegmann  (219) 
ein  Weicherwerden  der  Prostata  nach  Bestrahlung  in  6  Fällen,  Carabelli 
(50)  konstatierte  ähnliches.  Neuralgien  wurden  von  Leonard  (193),  Epi- 
lepsien von  M anders  (213)  behandelt. 

Die  über  Radium-  und  sonstige  Lichtwirkungen  erschienene  Literatur  ist 
vorn  im  Verzeichnis  aufgeführt,  aber  nicht  referiert  worden. 


1294  Jahresbericht  Ittr  Chirargie.    IL  Teil. 


XXVI. 


Die  Lehre  von  den  Instrumenten,  Apparaten  und 

Prothesen- 


Referent:  0.  Hildebrand,  Berlin. 


Die  mit  *  verseheDen  Arbeiten  sind  referiert  worden. 

1.  Adam,  Aspirationsapparat  für  Nachbehandlang  der  Empyeme.  Berliner  klin.  Wochen- 
sehr.  1905.  Nr.  10.  p.  276. 

2.  A  magnifying  rectal  speculum.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Aug.  12.  p.  334. 

3.  An  intralaryngeal  syringe.    Lancet  14.  I.  1905.  p.  97. 

4.  A  needle  holder.    Brit  med.  Joam.  1905.  Ang.  12.  p.  334. 

5.  A  new  bed  and  foot  warmer.    Lancet  4.  IL  1905.  pag.  302. 
€.   A  new  form  of  inhaler.    Lancet  7.  I.  1905.  p.  33. 

7.  A  new  forceps  for  haemorrhoids.    Lancet  1905.  Dec.  9. 

8.  A  new  form  of  eye  for  surgical  needles.     Lancet  1905.  Oct  28.  p.  1263. 

9.  A  new  tracheotomy  dilator.    Lancet  1905.  Nov.  25.  p.  1553. 

10.  *Antonellif  II  tavolo  operatorio   del  Dott.  F antin o  modif.  dal  Dott.  Antonelli. 
Pavia  1905. 

11.  Aseptic  tables  for  Operations  etc.    Lancet  14.  I.  1905.  p.  97. 

12.  A  sterilisable  inhaler  for  anaestbetic  miztores.    Lancet  4.  II.  1905.  p.  302. 

13.  Automatic  capsule  breaker.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Aug.  12.  p.  334. 

14.  Automatic  disinfectant  delivery  machine.    The  Lancet  1906.  July  8.  p.  87. 

15.  *Balace8Cu,   Ein   neuer   Apparat   für   Sernminjektionen   nach  Cealic    Rerista  de 
Chirurgie.  Nr.  4.  p.  184  (ramäuiscb). 

16.  Barnes,  Yoluntary  civil  ambulance  wagon  Service  for  cities.   Brit  med.  Journ.  1905. 
Aug.  13. 

17.  Berghaus,  Der  «Vakaumreioiger*  etc.     Arch.  f.  Hyg.  53,  1. 

18.  Blauel,  Ein  mehrteiliger  Tupferbehälter  für  den  Dampf sterilisator.  Bruns  Beitr.  45, 2. 

19.  B Inner,  Die  gefensterte  Kropfsonde.    ZentralbL  f.  Ghir.  Nr.  8.  p.  196. 

20.  Bockenheimer,  Heissluftapparat.    Zeitschr.  f.  ftrztl.  Fortb.  1905.  Nr.  6. 

21.  —  Püquelin   und   Heissluftapparat  mit   komprimierter   Luft.    Zeitschr.  f.  ärztL  Fort- 
bildung. Nr.  6. 

22.  Glinicai  thermometers.    Lancet  7.  I.  1905.  p.  32. 

23.  Gombined  forceps.     Brit.  med.  Journ.  1905.  Dec.  30. 

24.  Dobbertin,  Ein  neuer  aseptischer  Magazinnadelhalter.     ZentralbL  f.  Ghir.  Nr.  40. 

25.  Dschunkowsky-Luhs,  Apparat  zur  sterilen  Blutentnahme.  ZentralbL  f.  Bakt.  38, 3. 

26.  Ducatte,  Flacons  aseptiques.    La  presse  möd.  1905.  26  Juill. 

27.  Engel,  Ein  einfacher  Sterilisator.    Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortb.  1905.  Nr.  13. 

28.  F essler.  Über  erstarrende  Verbände  usw.    Arch.  f.  Orthop.  IH,  1. 

29.  Finck,  Neue  Beckenstatze.    ZentralbL  f.  Ghir.  Nr.  39. 

30.  Frey,  Eine  gute  Subkutanspritze.    Eorrespondenzbl.  f.  Schweizer  Ärzte  1905.  Nr.  14. 

31.  Fürth,  Ein  neuer  Operationstisch.     Wiener  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  47. 

32.  Gärtner,  Einfache  Irrigationsvorrichtung.    BL  f.  klin.  Hydrotherap.  Nr.  1. 

33.  Gleason,  A  new  supporter  and  pouch  for  the  after-treatment  of  artificial  anos.  Med. 
News  1905.  Dec.  16. 

34.  Grosse,  Ghirurgischer  Universal-Sterilisator.    Langenbecks  Arch.  77,  1. 

35.  Hahn,  Über  einen  neuen  Waschapparat  zur  Händedesinfektion.  ZentralbL  f.  Ghir.  1904. 
Nr.  37. 

36.  —  Der  Extensionskopfträger.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  30. 

37.  Handek,  Zur  Technik  des  Gipsbettes.     ZentralbL  f.  Gbir.  Nr.  7.  p.  176. 


Hildebrand,  Die  Lehre  von  den  Instrumenten,  Appanten  und  Prothesen.       1295 

38.  Hecht,   Eine  retro-aurioulare  Verbandklappe.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

39.  Heine,  Die  Vereinfachung  des  Hessin g -Korsetts.    Arch.  f.  Orthop.  III,  1. 

40.  Henk  es,  Ein  neues  Tonsillen-Instrument    Monatsschr.  f.  Ohrenheilk.  1905.  Nr.  7. 

41.  Hertzka,  Zur  Technik  der  Klammemaht  nach  Michel.    Mfluch.  med.  Wochenschr. 
1905.  Nr.  49. 

42.  Herjng,  Neue  Inhalationsmethode  und  -Apparate.    Przegl.  lekarski  1904.  Nr.  52. 

43.  Hof  mann,  Neue  BeckenstQtze.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr,  10. 

44.  —  Eine  Eieferklammer.    Zentralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  47. 

45.  —  Extensionsbahre.    Müpch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  52. 

46.  —  Eine  neue  BeckenstQtze.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  10.  p.  260. 

47.  —  Eine  anatomisch  drehbare  Extenslonsrolle.    Zentralbl.  f.  Öhir.  1904.  Nr.  52. 

48.  Hoor,  Apparat  zu  warmen  Ümschlftgen.    KHn.  Monatsbl.  f.  Angenheilk.  1904.  Nr.  42* 

49.  Jaboulay,  Über  einen  neuen  .Knopf  ohne  Naht*.    Zentralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  41. 

50.  Jakobsohn,  Fortschritte  der  Krankenpflegetechnik.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  6. 

51.  Imchanitzky-Ries,  Resorbierbare  Ligaturklemme.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1 905. 
Nr.  3. 

52.  Jolly,  Offnen  und  Ausheben  der  Mich  eischen  Wundspangen.    Zentralbl.  fOr  Chir. 
Nr.  51. 

53.  Kalkhoft,  Injektionsspritzen.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  22. 

54.  ^Klauber,  Eine  neue  Nadel  zur  Ausführung  der  Knochennaht.   Münch.  med.  Wochen- 
schr. 1905.  Nr.  33. 

55.  '''Krönig,  Über  elektrisch  benutzbare  Operationstische.  Arch.  f.  Gynäkologie.  Bd.  72. 

56.  Krull,  Narkosewagen,  zugleich  Vorbereitungs-,  Verbands-  und  Operationstisch.  Münch. 
med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  30. 

57.  V.  Kuester,  Pessar  zum  Verschluss  des  Anus  praeternaturalis.  Zentralbl.  f.  Chir.  1904. 
Nr.  43. 

58.  ^Küttner,  Operationsbesteck  etc.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  1. 

59.  Lamberger,  Neue  elektrische  Heiseluftapparate.    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  41. 

60.  Landuzzi,  Flafons  aseptiques.    Bull,  de  Tacad^mie  de  möd.  1905.  25  Juill. 

61.  Laurens,  L'H^mato-aspiration.     La  presse  m6d.  1905.  22  Juill. 

62.  Läwenstein,  Ein  neuer  Halseisbeutel.     Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  30. 

63.  Legal,  Eine  neue  Beckenstütze.     Zeitschr.  f.  orthop.  Chir.  1905.  Bd.  14.  p.  726. 

64.  Les  bandes  platräes.    La  Presse  möd.  1905.  Nr.  84. 

65.  L'homme,  Nouvel  appareil  h^mostatique  etc.    La  Presse  m^d.  1905.  Nr.  2. 

66.  Linnartz,  Rollenapparat  zur  Eztensionsbehandlung.    Zeitschr.  f.  Chir.  Bd.  78. 

67.  Löwenstein,  Ein  neuer  Halseisbeutel.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  5. 

68.  Masland,  Neue  Säge  für  die  Schädelchirurgie.    Journ.  of  Amer.  Assoc.  Nr.  9. 

69.  Matas,  Rudolph,  An  adjustable  metallic   interdental  splint  for  the  treatment  of 
fracture  of  the  lower  jaw.     Annais  of  surgery  1905.  January. 

70.  Mayer,  Schiebeapparat  zu  orthop.  Zwecken.    Orthop.  Chir.  1905.  Bd.  15.  Heft  1. 

71.  Medizinisehe  Apparate.     Brit.  med.  journ.  7.  I.  1905.  p.  24/25. 

72.  M  e  i  s  s  e  n ,  Demonstration  des  Sänger  sehen  Apparates.  Münch.  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  30. 

73.  Meyer,  Notwendigkeit  und  Art  der  Desinfektion  der  Krankenbeförderungsmittel.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  14. 

74.  Ormsby,  New  improved  rectal  speculum  with  magnifying  lens  attached.    The  Med. 
Press  1905.  Sept.  6. 

75.  Pedersen,  Victor  Cox,  A  regolable  combined  dropping  and  pouring  device  for  the 
administration  of  anaesthetics.    Annais  of  surgery  1905.  January. 

76.  Pelizaeus,  Zur  Technik  der  Jodipininjektionen.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  16. 

77.  Philip,  Turban  verband.    Münch.  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

78.  Picque,  Aiguilles.    Bull,  et  mto.  de  la  soc.  de  Chir.  17.  X.  1905. 

79.  Pro  11,  Ein  Luftgestell  für  Bettstücke.    Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortbildg.  Nr.  6. 

80.  Radimesser,  Ein  Liliputsterilisator.    Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  28.    .Der 
Militärarzt*. 

81.  Ritter,  Eine  Modifikation  der  Dittelschen  Stangen.    Arch.  f.  Orthop.  III,  1. 

82.  Russ,  Raymond,  A  new  interdental  splint  for  fractures  of  the  lower  jaw.    Annais. 
of  surgery  1905.  August 

83.  Schoemaker,  Rippenschere.     Zentralbl.  f.  Chir.  38. 


1296  Jahresbericht  fUr  Chimrgie.    IL  Teil. 

84.  Schnitze,  Die  Elemmtechnik.    Zentralbl.  f.  Chir.  Nr.  49. 

85.  Stack,  A  Dew  steriliser.    Lancet  1904.  Oct.  1.  p.  958. 

86.  Stieda,  A.,  Ein  Ligaturring.    Zentralbl.  f.  Chirurgie  1905.  Nr.  29. 

87.  Stratz,  Hebelbalter  für  Irrigatoren.    Zentralbl.  f.  Gyn.  Nr.  8. 

88.  Stroud,  Headholder.    Med.  News  1905.  Nr.  24.  Dec.  9. 

89.  Syme,  A  new  form  of  forceps.    Brit  med.  Journ.  1905.  Nov.  4.  p.  1204. 

90.  Thomson,  An  adenoid  curette.    The  Lancet  1905.  July  29. 

91.  —  Post-nasal  forceps.    British  med.  Journ.  1905.  July  15. 

92.  Tracheotomy  dilator  und  andere  Instrumente.   Brit.  med.  Journ.  1905.  Dec  2.  p.  1461. 

93.  Tröyenet,  Nouvel  appareil  pour  ponctions  exploratrices  s'adaptant  au  flauen  aspi- 
rateur  de  Potain.    Lyon  m^d.  1905.  Nr.  2. 

93a.  ^Yulpius,  0.,  Apparecchio  ed  operazione  nella  terapia  ortopedica.    Archivio  di  Orto- 
pedia  1905. 

94.  Wegscheider,  Der  Operationstisch  nach  Dr.  Rumpf.  Zentralbl.  f.  Gyn.  1903.  Nr.  35. 

95.  Wheeler,  Michel's  skin  clips  for  the  closnre  of  superficial  wound.    Med.  Press  1905. 
Dec.  6.  p.  587. 

96.  Wodarz,  Einfache  Stellvorrichtung  für  aktive  Bewegungsapparate.   Zentralbl.  f.  Chir. 
Nr.  6.  p.  150. 

97.  Zwirn,  Orthopäd.  Apparate  aus  Zelluloid.    Zeitschr.  f.  ärztl.  Fortbildg.  1905.  Nr.  17. 

Krönigs  (55)  Aufsatz  über  elektrisch-heizbare  Operationstische  be- 
gründet zunächst  das  Bedürfnis  nach  heizbaren  Operationstischen  mit  der 
Tatsache,  dass  Patienten  und  beim  Experimente  Tiere  stark  sich  abkühlen,  wenn 
eine  Operation  lange  dauert  und  der  Bauch  dabei  eröfifnet  wird,  femer  mit  der 
weiteren  Tatsache,  die  durch  Experimente  (Fr.  Müller-Nebelthau, 
He  nie)  erhärtet  ist,  dass  infolge  der  Abkühlung  eine  Reihe  von  Verände- 
rungen an  der  Lunge  und  anderen  inneren  Organen  zu  beobachten  sind. 
Daraus  erklärt  sich  das  Auftreten  von  Pneumonien  nach  solchen  Opera- 
tionen. Ein  heizbarer  Operationstisch  kann  die  Abkühlung  verhüten.  Der 
elektrisch-heizbare,  mit  Glühlampen  versehene  ist  der  beste. 

Antonellis  (10)  Modifikation  des  F an tino sehen  Operationstisches 
hat  Ähnlichkeit  mit  dem   Tisch  von  Trendelenburg. 

Küttners  (58)  Operationsbesteck  mit  Einrichtung  zur  Sterilisation 
von  Instrumenten  und  Verbandstoffen  macht  den  Eindruck  grosser  Zweck- 
mässigkeit. 

Balacescu  (15)  stellt  der  Bukarester  chirurgischen  Gesellschaft  den 
Apparat  von  Calic  vor,  der  eine  Modifikation  desjenigen  nach  Catani  ist. 
Die  Modifikation  entsteht  in  Beifügung  eines  dritten  Rohres,  durch  welches 
man  während  der  Injektionen  neues  Serum  hineingiessen  kann. 

Stoianoff  (Vama). 

Klaubers  (54)  neue  Nadel  zur  Knochennaht  ist  nach  dem  Prinzip  der 
Spicknadel  konstruiert,  mit  hohlem,  mehrfach  gespaltenen  Ende  zur  Aufnahme 
des  Metalldrahtes. 

Vulpius  (93a)  zeigt,  dass  in  der  orthopädischen  Therapie  Apparat 
und  Operation  nicht  für  sich  allein  und  unabhängig  voneinander  eine  aas- 
schliessliche  absolute  Behandlungsmethode  bilden  dürfen.  Der  Besitz  beider 
Methoden  und  ihre  rationelle  Anwendung  mit  einer  angemessenen  Wahl  und 
Kombination   bilden  den  Fortschritt  der  modernen  orthopädischen  Therapie. 

R.  Giani. 


Seyd«l,  Kriegsehirargie.  1297 


xxvn. 


Kriegschirurgie. 


Referent:  K.  Seydel,  Münclien. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  ^AUgem.  mtlitarArstl.  Zeitnng.    Beilage  zar  Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  5. 

2.  ^Andrews,  Arrangements  for  treatment  of  the  wounded  in  action  on  board.    Brit 
med.  Jonmid  1905.  Ang.  12. 

3.  '^Aasten,  The  collection  and  distribntion  of  wonnded  in  a  modern  cmsier  engageroent. 
Brit.  med.  Jonm.  1905.  Aug.  12. 

4.  ^Beadnell,  The  disposal  of  our  wonnded  in  a  naval  war.    Brit  med.  Jonm.  1905. 
Ang.  12. 

5.  * —  Some  dynamic  and  hydro-dynamie  effeets  of  modern  small-bore  eylindre.    Brit. 
med.  Journ.  1905.  Aug.  19. 

6.  *Biden,  Remarks  and  suggestions  on  the  head  dress  of  certain  ratiogs  in  bis  Msjesty's 
fleet.    Brit.  med.  Jonm.  1905.  Aug.  12. 

7.  ^Bonnette,  Les  blessöe  en  campagne.    Presse  n6d.  1905.  Nr.  104. 

8.  Brentano,  Gelenkschflsse  im  Kriege.    ZentralbL  f.  Cfair.  1906.  Nr.  1.  p.  21. 

9.  *E  ding  ton,  Card  speciments.    Glasgow  med.  Journal  1905.  Nr.  1.  p.  48. 

10.  *£thel  Mo  Canl,  Under  the  care  of  the  Japanese  war  office.    London,  Paris,  New 
York,  Melboume  1904.  Cassell  and  Co. 

11.  Fischer,  Kriegschirargische  Operationen.    2.  Aufl.    Berlin  1905.    Ang.  Hirschwald. 

12.  *Foz,  The  Japanese  red  cross  society.    Med.  Prees  1905.  Aug.  28.  p.  185. 

13.  '*'Giles,  Army  medical  reserve  for  the  auxillary  and  regolar  forces.  Med.  Press  1905. 
Ang.  16.  p.  163. 

14.  Goebel,  Bedeutung  der  ätiologischen  Forschung  fQr  die  Chirargie.  Allg.  med.  Zentral- 
Zeitg.  1905.  Nr.  83. 

15.  Hildebrandt,  Zur  Erklärung  der  BewegungSTorgänge  bei  ExplosionsschQssen. 

16.  *—  Verwundungen  dnrch  modeme  Kriegsfenerwaffen.    Zentralbl.  f.  Chir.  87. 

17.  —  August,  Die  Verwundungen  durch  die  modernen  Kriegsfenerwaffen.  L  Bd.  Allge- 
meiner Teil.    Berlin  1905. 

18.  *v.  Hoen,  Vorschule  zur  LOsnng  sanitäts  -  taktischer  Aufgaben.    MilitärärztL  Publik. 
Nr.  69—71.  Wien.  Josef  Safar  1905. 

19.  *Howard,  The  army  medical  serrice  of  the  argentine  repnblic.    Laneet  4.  IF.  1905. 
p.  313. 

20.  *—  Army  medical  Organisation  in  Bavaria.    Laneet  28.  I.  1905.  p.  246. 

21.  Köhler,  A.,  Geschichte  des  Militärsanitätswesens  und  der  Kriegschirurgie  (16.— 20. 
Jahrhundert). 

22.  *Kowalk,  Militärarzt!.  Dienstnnterricht.    Berlin  1904.  E.  S.  Mittler  &  Sohn. 

23.  Krön  er,  Erfahrungen  über  Friedensschnssyerletzungen.    Arch.  f.  klin.  Chir.  75,  8. 

24.  Kflttner,  Die  Schussverletznngen  in  der  ärztlichen  Praxis. 

25.  Lönnqvist,  Bernt,  Kriegscbirurgiscbe  Erfahrungen   aus  dem   russisch -japanischen 
Kriege.    Finska  läkaresällskapets  Handlingar  1905.  Heft  5.  p.  477. 

26.  ^Mareen,  Notes  de  gnerre  et  de  Russie.    Arch.  g4n.  de  möd.  1905.  25  Jnill. 

27.  *Marshall,  Suggestions  for  iirst-aid  treatment  of  fractnred  thigh  in  military  or  civil 
practice.    Brit.  med.  Joura.  1905.  Aug.  19. 

28.  *Medical  notes  from  the  far  east.    Laneet  28.  1.  1905.  p.  256. 

29.  Militärarzt,  Der.    Nr.  2.   Beil.  der  Wiener  med.  Wocheoschr.  1905.  Nr.  4. 

80. .  Wien  1905.  Nr.  1.    Beil.  zur  Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  2. 

31.   *Militärsanitätswesen.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  7.  p.  280. 

J»lii«Bl>«rieht  ffir  Chinirgie  1905.  82 


12d8  Jahresbericht  fftr  Chirargie.    IL  Teil. 

82.  *Niedner,  Die  Kriegsepidexnie  des  19.  Jahrhunderts  and  ihre  Bekämpf nng.  Berlin  1905. 
Aug.  Hirschwald. 

83.  Pezold,  Ärztliches  Yom  japanischen  Kriegsschauplatz.  Mttnch.  med.  WocheDSchr.  1905. 
Nr.  38. 

34.  Pfahl,  Die  erste  Hilfe  aaf  dem  Schlachtfelde.    Deutsche  militArftrztl.  Zeitschr.  1905. 

Nr.  11. 
85.   Placzek,  Josef,  Transporttmprovisitationen  mit  Traggarten. 

36.  *Randone,  Rendiconto  statistico  delle  operazioni  chirurgiche  exqnite  negli  stabilitaienii 
sanitari  militari  nell'  anno  1904.    Giomale  medico  del  R.  Esercito  1905.  Fase  5. 

37.  *Roavillois,  Force  de  pän^tration  des  projectiles.    Gaz.  des  HOp.  1905.  Nr.  141. 

88.  Schäfer,  Mitteilungen  über  kriegschirurgische  Erfahrungen  im  russisch •  japanischen 
Kriege. 

89.  Schmidt,  Georg,  Über  Schrotschussverletzungen  bei  Heeresangehdrigen. 

40.  Schwalm,  Ober  die  kriegschirurgische  Bedeutung  der  KnieschOsse. 

41.  ^Seaman,  The  Rasso-japanese  war.    Med.  News  7.  I.  1905.  p.  41. 

42.  * —  The  condition  of  the  Japanes  militarj  hospitals.    Brit  med.  Joum.  1905.  Aag.  12. 

43.  *Seldowitsch,  Verletzungen  durch  japanische  Geschosse.  Langenbecks  Arch.  77, 1 . 

44.  Seydel,  C,  Lehrbach  der  Kriegschirurgie.    II.  Aufl.    Stuttgart   Enke  1905. 

45.  ^Steiner,  Japanisches  Militär-Sanitätswesen.  Wiener  med.  Wochensebr.  1905.  Nr.  38. 

46.  vonStockum,  Der  erste  Verband  auf  dem  Sohlachtfelde.    Zentralbl.  f.  Chir.  1904. 
Nr.  26. 

47.  Taddei,  D.,  Le  ferite  prodotte  dai  modemi  farcili  da  guerra.    Un  volumne  in  8*^  di 
pagg.  320.  Firenze.  Seeber  1905.  Lire  8. 

48.  *  Wissenschaf  il.  Verein  der  Militärärzte  der  Garnison  Wien  17.  XII.  1904.   Wien.  klin. 
Wochensebr.  1905.  Nr.  5.  p.  127. 

49.  *  Wissenschaf tl.  Verein   der  Militärärzte   der  Garnison  Wien.    Wiener  klin.  Wochen- 
sebr. 1905.  Nr.  2.  p.  45. 

50.  Wreden,  Ober  die  durch  japanische  Feuerwaffen  verursachten  Schusawnnden  etc. 
Deutsche  roilitärärztl.  ZeiUchr.  1905.  Heft  1.  p.  78. 

Fischers  (11)  Leitfaden  der  kriegschirurgischen  Operations-  und  Ver- 
bandstechnik zeigt  in  seiner  2.  Auflage  erhebliche  Verbesserungen.  Der  Text 
ist  knapp  und  präzise  und  dabei  doch  inhaltsreich,  die  beigegebenen  Figuren, 
bis  auf  wenige,  deutlich  und  klar. 

Seydel  (44).  Die  neue  (zweite)  Auflage  dieses  Werkes  hat  sich  alle 
neuen  Ergebnisse  der  kriegschirurgischen  Wissenschaft,  wie  sie  die  mannig- 
fachen Feldzüge  der  letzten  zehn  Jahre  gezeitigt  haben,  zu  nutz  zu  machen 
gestrebt.  Auch  die  Hieb-  und  Stichwunden  sowie  die  Verletzungen  durch 
grobes  Geschoss  haben  Berücksichtigung  gefunden.  Das  für  den  Feldant 
geschriebene  Werk  weiss,  trotz  seiner  knappen  Form,  doch  das  praktisch 
Wichtige  ausführlich  hervorzuheben,  so  im  Kapitel  über  Wundbehandlung  und 
Wundkrankheiten,  im  Abschnitt  über  Verwundetentransport.  —  Im  speziellen 
Teile  haben  auch  die  Unterbindungen  und  typischen  Operationen  ausführliche 
Schilderung  gefunden.  —  Viele  gute  Abbildungen  erleichtem  das  Verständnis. 

Schäfer  (38)  hatte  den  Gesamteindruck,  dass  die  Verwundungen  auf 
russischer  Seite  in  grösster  Mehrzahl  leicht  waren,  und  zwar  waren  die  Ver- 
letzungen durch  Gewehrprojektile  in  der  Front  besonders  gutartig;  schwerer 
waren  die  Verletzungen  durch  grobes  Geschütz.  Auffallend  häufig  war  die 
Verwundung  durch  mehrfache  Schüsse,  daneben  auch  Verletzungen  mehrerer 
Körperteile  durch  ein  und  dieselbe  Kugel.  Die  Tätigkeit  der  Ärzte  auf  den 
Truppen-  und  Verbandplätzen  musste  sich  im  wesentlichen  auf  das  Anlegen 
von  Schutz-  und  Stützverbänden  beschränken.  Sehr  beliebt  war  es,  die  frische 
Wunde  samt  Umgebung  mit  Jodtinktur  zu  betupfen,  da  oft  die  Zeit  nicht 
reichte,  die  Wundumgebung  zu  reinigen.  Zu  operativen  Eingriflfen  kam  es 
nur  sehr  selten  auf  den  Verbandplätzen.     Der  Lehre  v.  Bergmanns  entr 


Seydell,  Eriegaehirargie.  1299 

sprechend,  wurde  schweren  Weichteilverletzangen  und  auch  die  Schussbrtiche 
der  langen  Röhrenknochen  konservativ  behandelt,  so  dass  es  nur  sehr  selten  zu 
Amputationen  kam.  Bei  Schussverletzungen  des  Schädels  hält  Verf.  es  für 
ratsam,  schon  bei  dem  Verdacht,  dass  Knochensplitter  im  Gehirn  sein  könnten, 
sobald  wie  möglich  den  Schädel  aufzumeisseln  und  die  Splitter  zu  entfernen. 
Für  die  primäre  Laparotomie  konnten  sich  die  wenigsten  Chirurgen  begeistern. 
Mehrfach  wurde  die  Laminektomie  bei  Rückenmarksschüssen  ausgeführt,  doch 
verliefen  solche  auch  bei  zuwartendem  Verfahren  oft  recht  günstig.  Während 
die  ihre  Gestalt  bewahrende,  nicht  zertrümmerte  Gewehr-  und  Schrapnelkugel 
das  Gewebe  meist  nicht  infiziert,  geschieht  dies  sehr  oft  durch  Granatsplitter. 
Die  durch  letztere  gesetzten  Verletzungen  sind  meist  zerissen  und  stark  be- 
schmutzt. Dabei  kam  es  sehr  häufig  zur  Entwickelung  von  Gasphlegmonen, 
die  meist  letal  verliefen.  Wundstarrkrampf  kam  häufig  zur  Beobachtung  und 
verlief  fast  stets  tödlich.  Das  Antitoxin  war  ohne  Wirkung.  Das  Tragen 
von  Schafspelzen  war  öfters  die  Ursache  von  Milzbrandinfektion.  Von  den 
akuten  Infektionskrankheiten  spielten  Ruhr  und  Unterleibstyphus  die  Haupt- 
rolle. Dass  der  allgemeine  Gesundheitszustand  ein  sehr  guter  war,  lag  sowohl 
an  dem  günstigen  Klima  der  Mandschurei,  als  auch  besonders  an  der  guten 
Ernährung  und  Bekleidung  der  Mannschaften.  Seydel. 

Köhler  (21).  Im  1.  Teile  behandelt  die  Abhandlung  das  Militärsanitäts- 
wesen und  die  Kriegsheilkunde  von  der  Landsknechtszeit  bis  zur  Zeit  Friedrichs 
des  Grossen.  Die  von  Maximilian  I.  ins  Leben  gerufenen  Einrichtungen  der 
wohlorganisierten  Landsknechtsheere  sind  auch  grundlegend  gewesen  für  die 
Weiterentwickelung  des  Militärsanitätswesens.  Der  ^Obrist-Feldartzet^  be- 
gleitete die  höchste  Charge  und  war  persönlich  dem  Kommandeur  zugeteilt; 
ihm  unterstellt  waren  Feldscheerer  und  Ärzte,  die  innere  und  äussere  Krank- 
heiten kurierten.  Auffallend  ist,  dass  das  ärztliche  Personal  damals  bei  der 
Auswahl  und  Annahme  der  Mannschaften  gar  nicht  mitwirkte.  Die  Anfänge  einer 
Weiterentwickelung  geordneter  Zustände  im  Kriegssanitätswesen  finden  sich 
erst  bei  der  brandenburgisch-preussischen  Armee,  mit  der  Schöpfung  eines 
feststehenden  Heeres.  1713  kam  es  zur  Gründung  des  Theatrum  anatomicum, 
der  ersten  Werkstätte  für  eine  wissenschaftliche  Chirurgie  in  ganz  Deutsch- 
land. Auf  des  Generalchirurgus  Holtzendorffs  Vorschlag  wurde  dann  1724 
das  CoUegium  medico-chirurgicum  ins  Leben  gerufen,  das  durch  Vereinigung 
der  Medizin  und  Chirurgie  einen  Aufschwung  der  ganzen  ärztlichen  Kunst 
und  Wissenschaft  bedeutete.  In  das  Jahr  1726  fällt  die  Gründung  der  Charit^, 
die  damals  gleichzeitig  als  Garnisonslazarett  für  Berlin  galt. 

Der  2.  Teil  der  Abhandlung  reicht  von  der  Zeit  Friedrich  d.  Gr.  bis 
zum  Ende  des  19.  Jahrhunderts  und  beginnt  mit  einem  Lobe  auf  die  Für- 
sorge, die  dieser  grosse  König  dem  Militärsanitätswesen  angedeihen  Hess. 
Unter  seine  Regierung  fällt  auch  die  Gründung  des  Invalidenhauses.  Die 
von  Friedrich  d.  Gr.  noch  geplanten  Reformen  gelangten  unter  seinem  Nach- 
folger bald  zur  Durchführung.  Köhler  kommt  dann  auf  die  aufopfernde 
Tätigkeit  der  Militärärzte  in  den  Befreiungskriegen  zu  sprechen.  In  den  fol- 
genden Jahrzehnten  entwickelte  sich  das  Militärsanitätswesen  immer  mehr. 
Im  Jahre  1868  erfolgte  die  Verordnung  über  die  Organisation  des  Sanitäis- 
korps  und  fünf  Jahre  später  eine  zweite  Verordnung  mit  der  Schaflfung  eines 
Sanitätsoffizierkorps  und  den  noch  heute  gültigen  Rangverhältnissen.  Im 
Jahre  1878  wurde  die  Kriegssanitätsordnung  eingeführt  und  im  Jahre  1891 
die  Friedenssanitätsordnung.     Die  Güte   des   deutschen  Militärsanitätswesens 

82* 


1300  Jahresbericht  fttr  Ohirargk.    IL  Teil. 

bewälirte  sich  yoMändig  in  den  letzten  Kriegen,  besonders  1870/71.  Es 
folgen  nun  die  Besprechung  der  Geschichte  des  Verbandpädcchens,  die  Ent* 
Wickelung  der  Blutstillung  bei  Verletzungen  und  Operationen,  die  Fortschritte 
in  der  Wundbehandlung,  insbesondere  die  Vermeidung  der  Wundinfektion, 
die  Bedeutung  der  künstlichen  Blutleere  und  vor  allen  Dingen  der  An&sthesie. 
Für  den  Krieg  räumt  Verf.  dem  Chloroform  die  erste  Stelle  ein;  die  medul- 
läre Anästhesie  ist  wegen  ihrer  Unsicherheit  vorläufig  kriegschirurgisch  noch 
nicht  in  Betracht  zu  ziehen.  Von  nicht  zu  unterschätzendem  Werte  für  die 
Militärgesundheitspflege  ist  auch  die  Prophylaxis  der  Pocken  durch  die  Vac- 
cination.  Ein  anschauliches  Bild  entrollt  Köhler  dann  noch  über  die  Ent- 
Wickelung  des  Transportes  und  die  Unterkunft  von  Verwundeten  und  Krankeu, 
wobei  er  die  grosse  Wichtigkeit  des  ersten  Verbandes  und  des  ersten  Trans- 
portes für  den  weiteren  Verlauf  jeder  Verletzung  betont.  Verf.  kommt  dann 
zu  dem  Schlüsse,  dass  das  Militärsanitätswesen  heute  auf  der  Höhe  der  Zeit 
steht  und  dem  Kriegszweck  sowohl  als  auch  dem  allgemeinen  Stand  der  ärzt- 
lichen Wissenschaft  entsprechend  ausgebildet  ist.  Seydel. 

Die  Schilderungen  der  Wirkung  der  modernen  Geschosse  sind  aufgebaut 
auf  den  Erfahrungen,  welche  Hildebrand  (17)  während  seiner  Tätigkeit 
im  Burenkriege  und  der  Expedition  nach  China  gesammelt  hat.  Den  Haupt- 
teil ninmit  selbstverständlich  die  Beschreibung  der  Verletzungen  durch  die  klein- 
kalibrigen  Geschosse  ein. 

Eine  grosse  Anzahl  von  gut  gelungenen  Photographien  und  Zeichnungen 
erläutern  die  interessanten  Schilderungen.  Das  Werk  kann  jedem  Militär- 
ärzte bestens  empfohlen  werden.  Seydel 

Placzek  (35)  hat  in  sehr  verdienstvoller  Weise  die  Traggurten  der  Feld- 
träger der  österreichischen  Armee  zu  Transportimprovisationen  verwendet 
und  durch  mehrere  Abbildungen  veranschaulicht,  wie  durch  passende  Ver- 
wendung dieser  Gurten  das  Tragen  eines  Verwundeten  durch  einen  Mann 
und  durch  zwei  Mann  wesentlich  erleichtert  wird.  Seydel. 

Wie  V.  Haselberg  1893  über  37  Schussverletzungen,  die  auf  der  chirur- 
gischen Abteilung  des  städtischen  Krankenhauses  am  Urban  zu  Berlin  be- 
handelt wurden,  berichtet  hat,  so  führt  uns  nunmehr  Kroner  (23)  150  Schuss- 
verletzungen vor  Augen,  welche  in  den  letzten  zehn  Jahren  behandelt  wurden. 
Von  den  150  Fällen  betrafen  127  Männer,  14  Frauen,  9  Kinder.  90  mal 
waren  es  Selbstmordversuche,  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  waren  es  Schussver- 
letzungen mit  Revolverkugeln. 

27  Patienten  starben,  123  genasen.  Die  einzelnen  aufgeführten  Krank- 
heitsberichte bieten  manches  interessante  und  verweise  ich  diesbezüglich  auf 
das  Original.  Seydel. 

Die  Untersuchungen  von  Muschold,  Loesener  und  Bischoff  haben 
ergeben,  dass  in  den  Fliesspappepfropfen  der  Militärplatzpatronen  virulente 
Tetanusbazillen  enthalten  sind.  Schmidt  (39)  hat  nun  ähnliche  Nachfor- 
schungen auch  bei  Schrotschussverletzungen  angestellt.  Nach  seiner  Ansicht 
schrumpft  die  Zahl  der  Schrotschussverletzungen,  bei  welchen  der  Verdacht 
auf  Tetanusinfektion  die  Frage  der  Entfernung  des  Patronenpfropfes,  bezw. 
der  prophylaktischen  Tetanusantitoxin-Einspritzung  nahelegt,  sehr  zusammen. 
Immerhin  darf  die  Kenntnis  dieser  Gefahr  nicht  gering  geachtet  werden,  wo 
Menschenleben  und  auch  die  Verantwortlichkeit  des  behandelnden  Arztes  auf 
dem  Spiele  stehen.     Schmidt  empfiehlt  Freilegung  des  Wundkanals,  grund- 


Seydel,  Kriegschiraigie.  1301 

liclie  Tiefendesinfektion,  offene  Tamponade,  endlich  prophylaktische  Antitoxin- 
einepritzang.  S  e  y  d  e  1. 

Lönnqvist  (25),  Oberarzt  des  Finnländischen  Roten  Krenzes  in  Ost- 
asien führt  aus,  dass  die  Wirkungen  des  kleinkaiiberigen  Gewehres  ziemlich 
human  gewesen  sind.  Durch  Schrapnells  und  Granaten  hervorgerufene  Wunden 
waren  aber  meistens  infiziert.  Die  Lungenschüsse  nahmen  im  allgemeinen 
einen  günstigen  Verlauf.  Auch  was  die  Bauchhöhle  betrifft,  hatten  manche 
einen  guten  Verlauf;  in  fast  50 ^/o  der  Fälle  trat  Heilung  ein.  In  vier  Fällen 
wurde  eine  Laparotomie  wegen  Peritonitis  ausgeführt.    Ein  Fall  genas. 

Hj.  von  Bonsdorff. 

Taddei  (47).  Das  Buch  zerfällt  in  einen  allgemeinen  Teil  über  die 
Wirkung  der  modernen  Schiessgewehre  auf  leblose  Ziele  und  in  einen  spe- 
ziellen Teil,  der  die  in  den  verschiedenen  Geweben  und  Organen  des  mensch* 
liehen  Körpers  erzeugten  Verletzungen  untersucht. 

Im  ersten  Teil  werden  die  physikalischen  Modifikationen  der  Geschosse 
(Deformation,  Zersplitterung,  Erhitzung)  und  ihr  Einfluss  auf  die  Qualität  und 
die  Schwere  der  Wunden  studiert;  er  gibt  dann  eine  Darlegung  der  an  mannig- 
fachen leblosen  Zielen  von  der  verschiedenartigsten  physikalischen  Konstitution 
angestellten  Untersuchungen  und  zieht  aus  diesen  wichtige  Schlüsse  auf  die 
Pathogenese  der  Wunden. 

Im  zweiten  Teil  werden  die  Menschlichkeit  der  modernen  Projektile, 
die  Ursachen  der  Asepsis  vieler  Wunden  usw.  untersucht. 

Es  werden  alsdann  entwickelt:  die  pathologische  Anatomie,  die  Patho- 
genese, Symptomatologie,  Diagnose,  Prognose  und  die  Behandlung  der  Wunden 
der  Weichteile,  der  Knochen,  Gelenke,  des  Schädels,  der  Wirbelsäule,  der 
Brust  und  des  Bauches. 

Einige  Betrachtungen  verdienen  erwähnt  zu  werden:  die  geringe  Be- 
deutung der  Drehbewegung  des  Geschosses  für  die  Wirkungen  in  dem  Ziel; 
das  als  ein  höchster  Grad  der  Entfaltung  seitlicher  Wirkungen  betrachtete 
Wesen  der  Explosivfakta,  die  Erklärung  dieser  Tatsachen  durch  die  plötz- 
liche und  schnelle  Inbew^ungsetzung  der  angestossenen  Moleküle,  begleitet 
von  den  Schwingungen,  welche  die  Bewegung  auf  die  Ferne  fortpflanzen ;  die 
nur  durch  wenige  Gewebe  und  Organe  und  durch  die  erheblichen  Entfernungen 
des  Schusses  begrenzte  Menschlichkeit  der  modernen  Geschosse,  die  Zweck- 
mässigkeit der  Antisepsis  im  Kriege;  die  Wichtigkeit  der  anatomischen  Ver- 
hältnisse der  Wunden  für  den  spontanen  aseptischen  Verlauf;  die  Bedeutung 
der  aponeurotischen  Diaphragmen  zur  Verhinderung  äusserer  Blutungen  und 
Begünstigung  der  aneurysmatischen  Hämatome,  die  bei  den  modernen  Waffen 
infoige  von  Gefässverletzungen  so  häufig  sind;  die  Notwendigkeit  der  chirur- 
gischen Einschränkung  und  Enthaltung  bei  vielen  Wunden  (bei  Schädel  nur 
wegen  endokranieller  Blutung,  bei  dem  Abdomen  nur  in  den  ersten  12  Stunden 
und  wenn  die  günstigsten  Bedingungen  bestehen  usw.  R.  Giani. 

Die  Tatsache,  dass  trotz  antiseptischer  Wundbehandlung  noch  viele  Ver- 
wundete auf  dem  Schlachtfelde  an  eiteriger  Infektion  zugrunde  gehen,  ver- 
anlasste Stock  um  (46),  sein  Verfahren  für  die  Wundbehandlung  im  Kriege 
ganz  besonders  zu  empfehlen.  Dasselbe  besteht  darin,  dass  ohne  Reinigung 
der  Wunde  oder  ihrer  Umgebung  eine  grosse  Menge  Perubalsam  in  die  Wunde 
eingegossen  wird.  Ein  einfacher  Druckverband  schliesst  das  Ganze ;  der  Ver- 
band bleibt  drei  Wochen  liegen.  Eine  angefügte  Statistik  lässt  erkennen,  dass 
von  90  auf  diese  Weise  behandelten   offenen  Knochenbrüchen    95,5  ^/o   ohne 


1302  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Eiterung  glatt  zur  Heilung  kamen.  Die  Vorzüge  dieser  Wundbehandlung 
bestehen  nach  Stock  um  in  folgendem:  Der  Verletzte  braucht  nicht  gereinigt 
zu  werden,  die  Hände  des  Chirurgen  müssen  nicht  desinfiziert  sein,  der  Ver- 
band braucht  nicht  steril  zu  sein,  er  muss  nur  gut  aufsaugen;  dabei  kann 
er  20  Tage  liegen  bleiben,  ohne  gewechselt  zu  werden.  Komplizierte  Frak- 
turen mit  kleiner  Hautwunde,  sowie  Schusswunden  mit  kleiner  Einschuss-  und 
Ausschussöffnung  sollen  mit  Einspritzungen  von  Perubalsam  behandelt  werden, 
die  dazu  zu  benützende  Spritze  soll  aber  sterilisiert  sein.         Seydel. 

Das  therapeutisch  wichtigste  Symptom  der  Schusswunde  ist  die  Blutung, 
die  Küttner  (24)  in  primäre  äussere  und  primäre  innere  einteilt.  Er 
bespricht  die  direkte  Blutstillung  bei  äusserer  Blutung  und  empfiehlt  bei 
bedrohlicher  Anämie  die  schleunige  Verabfolgung  einer  ausgiebigen  Kochsalz- 
infusion. Viel  gefährlicher  ist  die  innere  Blutung  bei  Schusswunden  der 
grossen  Körperhöhlen,  wo  sehr  ungünstige  Bedingungen  für  die  Blutstillung 
bestehen.  Besonders  gefahrdrohend  ist  auch  die  Nachblutung,  die  sich  mit 
Vorliebe  bei  Knieschüssen,  oder  bei  durch  phlegmonöse  Prozesse  arrodierten 
Gelassen  einzustellen  pflegt.  Als  die  Hauptaufgabe  des  Arztes  betrachtet 
Verf.  die  Verhütung  der  Infektion.  Die  frische  Schusswunde  soll  als  rein 
angesehen,  daher  nicht  ausgewaschen,  vor  allen  Dingen  nicht  sondiert  werden. 
Einfache  primäre  Okklusion  der  Schussverletzung  ist  das  Beste,  die  mit 
sterilem  oder  antiseptischem  aufsaugungsfahigem  Verbandstoff  —  am  besten 
Gaze  —  zu  geschehen  hat.  Bei  Schusswunden  der  Knochen  und  Gelenke 
ist  Fixation  die  erste  Grundbedingung.  Im  Anschluss  an  den  allgemeinen 
Teil  bespricht  Verf.  noch  die  Verletzungen  der  einzelnen  Organe :  des  Schädels, 
des  Gesichts,  des  Halses,  der  grossen  Gefässe,  des  Herzens  und  Herzbeutels, 
der  Lungen,  ihre  Symptome  und  Therapie.  Bei  jeder  Bauchschussverletzung, 
die  auch  nur  den  Verdacht  einer  Eröffnung  der  Bauchhöhle  aufkommen  lässt 
soll  baldmöglichst  laparatomiert  werden.  Vor  der  Laparotomie  soll  man  dem 
Bauchverletzten  nichts  geben,  vor  allen  Dingen  kein  Opium,  das  nur  die 
Schwere  des  Krankheitsbildes  verschleiere.  Wie  die  Bauchschüsse  sollen  auch 
die  Blasenschüsse  baldmöglichst  operiert  werden.  Die  Schussverletzungen  der 
Wirbelsäule  sollen  wegen  ihrer  häufigen  Komplikationen  nur  im  Krankenbans 
behandelt  werden.  Seydel. 

Pezold  (33).  Diese  kleine  interessante  Abhandlung  bespricht  an  erster 
Stelle  den  Bildungsgang  der  japanischen  Ärzte,  dem  der  Deutsche  zum  Vor- 
bild dient.  Obwohl  die  Zahl  der  japanischen  Ärzte  40000  beträgt,  so  besitzen 
zurzeit  doch  nur  etwa  600  davon  eine  akademische  Bildung.  Die  Organi- 
sation des  Militär-Sanitätsdienstes  ist  eine  Kopie  der  preussischen.  Besondere 
Erwähnung  findet  auch  die  segensreiche  Tätigkeit  des  roten  Kreuzes  in  Japan. 
Die  von  den  japanischen  Ärzten  ausgeübte  chirurgische  Behandlung  ist  eine 
sehr  konservative,  besonders  kamen  die  Gipsverbände  während  des  Krieges 
in  ausgedehnter  Weise  zur  Anwendung.  Die  Abhandlung  schliesst  mit  einem 
Lob  der  japanischen  Ärzte,  die  bei  einer  ausgezeichneten  Organisation  streng 
sachgemäss  ihre  Aufgaben  lösen  und  von  einem  humanen  Geiste  beseelt  sind. 

Seydel. 

Die  Beobachtungen  Brentanos  (8)  stützen  sich  auf  28  Fälle,  von 
denen  12  infiziert  waren.  16  nicht  infizierte  entfielen  auf  verschiedene  Ge- 
lenke. Letztere  waren  alle  durch  Fernschüsse  hervorgerufen  und  haben  kleine 
Ein-  und  Ausschussöfinungen,  ohne  dass  die  Knochen  zersplittert  waren.  Alle 
kamen  unter  aseptischen  fixierenden  Verbänden  rasch  zur  Heilung.    Zur  Be- 


Seydel,  Kriegschirurgie.  1303 

bandlungder  infizierten  Gelenkschüsse  empfiehlt  Brentano  breite  Inzisionen 
und  Anlegung  eines  grossen  gefensterten,  fixierenden  Gipsverbandes.  Primäre 
Amputationen  sind  vorzunehmen,  wenn  gleichzeitig  schwere  Weichteil-  und 
Knochenverletzungen  vorliegen,  sekundäre,  wenn  osteomyelitische  Prozesse  sich 
in  den  verletzten  Knochen  entwickeln,  oder  fortschreitende  Phlegmonen  auch 
durch  Inzisionen  nicht  zum  Stillstand  gebracht  werden  können.      Seydel. 

Schwalm  (40)  stellt  es  sich  zur  Aufgabe,  die  gewaltige  Umwandlung 
in  der  Bedeutung  der  Knieschüsse  in  ihren  Ursachen  zu  beleuchten.  Er 
bespricht  zuerst  die  Art  der  durch  die  verschiedensten  Handfeuerwaffen 
gesetzten  Verletzungen,  beginnend  mit  dem  primitiven  aus  dem  30jährigen 
Kriege  stammenden  Steinschlossgewehr.  Mit  der  Vervollkommnung  der  Hand- 
feuerwaffen ist  auch  der  Charakter  der  Kniegelenkschusswunden  ein  bedeutend 
gutartigerer  geworden.  Im  Anschlüsse  an  die  Art  der  Verletzungen  führt 
Schwalm  die  verschiedenen  Behandlungsmethoden  der  Knieschüsse  an,  wie 
sie  von  Sarrey,  Hennen,  Gutrie,  Bilguer,  später  von  Pirogoff, 
Langenbeck,  Lister  und  anderen  ausgeübt  wurden,  bis  auf  die  heutige 
Therapie  derselben,  die  nach  den  allgemeinen  modern  chirurgischen  Grund- 
sätzen zu  geschehen  hat.  Seydel. 

Hildebrandt  (15)  machte  eine  Seihe  von  Versuchen,  um  eine  völlige 
Klärung  der  Frage  zu  erhalten,-  in  welcher  Weise  die  explosionsartigen  Er- 
scheinungen, die  sich  beim  Beschüsse  von  wasserreichem  Gewebe  mit  modernen 
Gewehrprojektilen  ergeben ,  sich  abspielen;  zu  diesem  Zwecke  benützte  er 
Blöcke  aus  Bildhauerton,  von  abwechselnder  Stärke  und  in  verschiedener 
Lage  von  verschiedener  Färbung,  die  auch  nach  Durchtritt  des  Projektils 
ein  getreues  Bild  des  Schusskanals  darstellen.  Die  Abhandlung  ist  durch 
verschiedene  sehr  instruktive  Bilder  erläutert.  Verf.  kommt  zu  dem  Schlüsse, 
dass  die  Teile  eines  flüssigen  oder  feuchten  Körpers,  welche  von  dem  Pro- 
jektil getroffen  werden,  dem  geringsten  Widerstand  entsprechend  sich  nach 
dem  dünneren  Medium  der  Luft  hinbewegen  —  also  nach  dem  Schützen  — 
aber  in  entgegengesetzter  Richtung,  je  tiefer  das  Geschoss  eindringt,  wenn 
von  allen  Seiten  ein  annähernd  gleicher  Widerstand  ausgeübt  wird.  Die  Ex- 
plosionswirkung erklärt  er  so,  dass  durch  das  einschlagende  Projektil  das 
Medium  in  toto  verschoben  wird,  wobei  die  einzelnen  Teile  desselben,  wie 
durch  die  verschiedene  Färbung  des  Tones  zu  erkennen  war,  ihre  Lage  zu- 
einander nicht  veränderten.  In  das  entstehende  Vakuum  strömt  die  Luft 
von  aussen  her  mit  grosser  Gewalt  ein.  Je  länger  der  Schusskanal,  desto 
höher  ist  auch  die  Luftsäule,  welche  in  ihn  eindringt,  desto  ausgeprägter 
ihre  Wirkuog,  welche  sich  in  sekundären  Einstülpungen  an  den  Rändern  der 
Ein-  und  Ausschussöffnung  des  Projektils  äussert  und  die  primären  Pressungs- 
erscheinungen modifiziert.  Seydel. 

Pfahl  (34).  Das  Reglement  von  1904  fordert,  dass  während  des  Ge- 
fechtes die  erste  Hilfe  grundsätzlich  vom  Sanitätspersonal  der  Truppen  selbst 
geleistet  wird,  das  während  des  Kampfes  im  Verbände  der  Gefechtsgruppe 
zur  Verfügung  des  Kommandanten  steht.  Dieses  Personal  stellt  den  Hilfsplatz 
auf  und  folgt  beim  Angriff  solange  als  eben  möglich,  wobei  es  den  Getroffenen 
an  Ort  und  Stelle  die  erste  Hilfe  bringt. 

Neben  diesem  Hilfsplatz  ist  jeder  Infanterietruppendivision  eine  Divi- 
sionssanitätsanstalt  zugeteilt,  die  folgendes  aufstellt:  Den  Verbandplatz  als 
Zentrale  der  sanitären  Organisation,  die  Ambulanz,  als  temporäre  Unterkunft 
für  die  am  Verbandplatz  besorgten  und  die  ihr  direkt  zugeschobenen  Unrett- 


1904  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

baren,  daneben  die  Leichtverwundetenstation  und  die  Sanitätsmaterialresenre 
—  alles  in  zwei  teilbar  — ;  ausserdem  stehen  der  Divisionssanitatsanstalt 
noch  Helfplatzwagen  zur  Verifügung,  femer  Blessiertenwagen  und  die  Kolonne 
des  Deutschen  Ritterordens.  Im  Gebirgskriege  sind  Verbandplatz  und  Ma- 
terialreserve  in  vier  teilbar.  Die  Sanitätsanstalt  einer  Kavalleriedivision  be- 
steht nur  aus  dem  Verbandplatz  und  dem  Blessiertenwagen.  Auf  dem  Hilfs- 
platz werden  schon  meist  definitive  Verbände  angelegt,  so  dass  der  Verband- 
platz sich  mehr  grösseren  Operationen  und  Verbänden  widmen  kann.  Den 
Sanitätsanstalten  der  zweiten  Linie,  dem  Feldspital  und  Lazaret  ist  das 
weitere  ärztliche  Handeln  überlassen.  Pfahl  hebt  besonders  den  hohen 
moralischen  Effekt  hervor,  den  die  erste  schnelle  Hilfe  dem  Verwundeten 
bietet,  und  betont  daneben  die  grosse  Wichtigkeit  des  ersten  Verbandes  und 
vor  allen  Dingen  des  ersten  Transportes.  Nach  dem  neuen  Reglement  von 
1904  ist  der  Arzt  in  Österreich  zugleich  Kommandant  des  Hifsplatzes,  der 
Divisions-  und  Brigadesanitätsanstalt  und  des  Feldspitals,  eine  Stellung,  die 
auch  von  den  Ärzten  die  Aneignung  spezifisch  militärischer  Fähigkeiten  in 
hohem  Grade  erfordert.  Seydel. 

Im  ersten  Briefe  bezeichnet  W reden  (50)  die  japanische  Flinte  als 
eine  durchaus  humane  Waffe.  Die  Kugeln  haben  eine  sehr  dicke  Hülle,  die 
niemals  zerreisst.  Selbstverständlich  ist  die  Entfernung  von  grösster  Be- 
deutung für  die  Schwere  der  Verletzung.  Bis  200  Schritt  ist  eine  Schädel- 
verletzung tödlich,  andere  Organe  werden  arg  zugerichtet  In  einer  Entfer- 
nung von  400^800  Schritten  ist  die  Sprengkraft  der  Kugel  bedeutend 
abgeschwächt,  und  nur  ein  Durchdringen  der  Kugel  ist  zu  beobachten.  In- 
folgedessen verlaufen  die  dahin  gehörenden  Verwundungen  sehr  günstig.  Bei 
einer  Entfernung  von  800 — 1000  Schritten  sind  Eingangs-  und  Ausgangs- 
öffnungen grösser;  daher  ist  durch  mitgerissene  Kleiderfetzen  eine  Infektion 
viel  leichter  möglich.  Bei  über  1000  Schritten  Entfernung  bleiben  die  Kugeln 
stecken.  Im  Gegensatz  zu  diesen  Verletzungen  sind  die  durch  Artilleriegeschosse 
hervorgerufenen  prognostisch  viel  schlechter;  sie  verlaufen  als  echte  Riss- 
wQnden  fast  alle  unter  Eiterung,  die  durch  die  Geschossstücke  selbst,  durch 
Kleiderfetzen,  Erd-  und  Sandpartikelchen  hervorgerufen  wird. 

In  einem  zweiten  Briefe  hebt  Wre den  die  Brauchbarkeit  des  Verband- 
packetes  hervor,  das  jeder  Soldat  mit  ins  Gefecht  nimmt. 

Das  Material  ist  antiseptisch,  was  ihm  nebenbei  den  Vorzug  gewährt, 
dass  sich  wenigstens  auf  24  Stunden  bei  der  grossen  Hitze  und  der  un- 
zähligen Masse  Fliegen  keine  Larven  entwickeln  können.  Als  Nachteil  er- 
wähnt W reden,  dass  durch  die  Sublimatgaze  leicht  Ekzeme  hervorgerufen 
würden,  und  er  empfiehlt,  Sublimat  durch  Kreosot  zu  ersetzen.  Ein  Mangel 
herrschte  auch  an  blutstillenden  Pinzetten,  sowie  an  Apparaten  zur  Verab- 
reichung von  Kochsalzinfusionen.  Sehr  praktisch  erwiesen  sich  die  Spiritus- 
glühlampen,  da  im  Hauptverbandplatze  bei  Loajan  Ta^  und  Nacht  gearbeitet 
werden  musste.  Zum  Schlüsse  erwähnt  er  noch  die  kolossale  verheerende 
Wirkung  der  Artilleriegeschosse.  Seydel. 

Goebel  (14)  bespricht  an  erster  Stelle  die  modernen En^ungenschaften 
in  der  Ätiologie  der  chirurgischen  Erkrankungen;  er  erwähnt  List ers  Wund- 
behandlung, die  Pasteursche  Lehre  von  den  Mikroorganismen,  die  Kontakt- 
infektion, die  schon  von  Semmelweiss  betont  worden  war,  und  deren 
Nachweis  wir  Robert  Koch  verdanken.  Als  ferneres  Produkt  der  bakterio- 
logischen  Forschung   ist   neben    der  Asepsis   und  Antisepsis    besonders  die 


Giani,  Italieniscko  Litoi-atnr  vod  1905.  1305 

Semmtherapie  anzasehen,  sowie  die  prophylaktische  Einspritzung  des  Tetanus- 
antitozins  bei  jeder  Verwundung,  die  nur  den  Verdacht  auf  Eindringen  der 
Tetanusbazillen  zulässt.  Von  grösster  Wichtigkeit  war  die  Verbindung  der 
Bakteriologie  und  der  pathologischen  Anatomie  für  die  Chirurgie,  besonders 
bei  Erforschung  der  Osteomyelitis  und  der  Gelenktuberkulose. 

Goebel  erwähnt  ferner  die  Bedeutung  des  Nachweises  der  Rachitis 
für  die  Lehre  Yon  den  Knochenerkrankungen  und  der  Syphilis  für  eine  Reihe 
von  Knochenanomalien.  Sehr  wichtige  Ergebnisse  lieferte  auch  die  ätio- 
logische Forschung  über  die  Funktion  der  Schilddrüse,  ihre  Beziehungen  zum 
Kretinismus  und  zur  Tetani. 

Von  nicht  geringer  Bedeutung  sind  die  Resultate,  welche  die  Operatio- 
nen des  erkrankten  Wurmfortsatzes  zutage  förderten. 

Für  die  Zukunft  der  Chirui^ie  verspricht  sich  Goebel  besondere  Ein- 
wirkungen aus  der  Weiterbildung  der  Geschwulstlehre. 

Zum  Schlüsse  erwähnt  er  die  erfreuliche  Wechselwirkung  zwischen 
chirurgischem  Handeln  und  ätiologischer  Forschung,  wie  einerseits  die  Bak- 
teriologie und  pathologische  Anatomie  die  exakte  Indikationsstellung  zur 
Operation  ermöglichen  und  umgekehrt  die  ätiologische  Forschung  von  der 
chirurgischen  Einsicht  in  den  erkrankten  Körper  manche  Anregung  und  Be- 
reicherung erfährt.  Seydel. 


|X  XVIII. 

Italienische  Literatur  von  1905.    Nachtrag. 


Referent:  R.  Giani,  Turin. 


Die  mit  *  yeraehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  D'Ajntolo,  Q.f   Sa   di  nna  pinza  falcat«   per  ascesai  retrofaringei,   tonsillari  etc. 
BoUettino  delle  scienze  mediche  di  Bologna  1905. 

2.  Alesaandri,  Rm  Tubercolo  aolitario  della  zona  rolandica.  Craniectomia.  Asportazione. 
Gvarigione.    II  Policlinico.  Vol.  Xil.  c.  1905. 

3.  A nzil  o  tti ,  G.,  Considerazioni  cliniche  e  batteriologiche  sopra  an  caso  di  atafilocoocemia. 
Contribato  allo  studio  delle  setticemie  a  tipo  emorragico.    La  clinica  modema  1905. 

4.  *Balliano,   Sopra  an  caso  di  cisticerco  neir  uomo  con  tenia  intestinale.    Giomale 
medico  del  R.  Esercito  1905.  Fase  1. 

5.  *Bechi,  Sulla  sterilizzazione  del  catgut  col  processo  Claudius.  Gazzetta  degli  ospedali 
e  delle  cliniche  1905.  Fase.  20. 

6.  Betagh,  Studio  sulla  biologia  dell*  agente  paiogeno  isolato  in  due  casi  di  aciinomicosi 
umana.    Atti  della  Societä  italiana  di  chirurgia  V.  18.    Roma.  Tipografia  Artero. 

7.  Biagi,  Sul  mutamento  dei  poteri  di  resistenza  negli  animali  smilzati.  Atti  dalla  Societä 
italiana  di  chirurgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

8.  —  Deir  Influenza  del  taglio  dei  nerri  nella  gnarigione  delle  frattare.    B  Polidinico. 
Sez.  chirargica  1905. 


1306  Jahreftberioht  ftti-  Chirurgie.    IL  Teil. 

9.   Binaghi,  R.,  Snl  potere  battericida  del  pns  e  sul  suo  meccaniamo  d'  azione.   IlPoli- 
clinico.  Sez.  ehirurgica  1905. 

10.  —  Sulla  sterilitk  di  alcuni  ascessi  batterici.  Atti  della  Societä  itallana  di  chirorgia. 
y.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

11.  Bind i,  F.  e  F.  Bald i,  La  macroglossia.    La  Gliuica  ehirurgica  1905. 

12.  —  eA.  Santucci,  Le  fibre  elastiche  uel  tessuto  di  cicatrice  in  rapporto  a  differeate 
materiale  di  sutura.    Clinica  ehirurgica  1905. 

13.  Biondl,  Plastica  endorale  con  lembo  muscolo - mucoso  linguale.  Atti  della  SodeU 
italiana  di  chirurgia.  Y.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

14.  Boari,  Contributo  clinico  alla  teoria  del  prof.  Ceci  auUa  allacciatura  simaltanea  della 
carotide  e  della  giugulare.  Atti  della  Societä  italiana  di  chirurgia.  V.  18.  Roma.  Tipogr. 
Artero. 

15.  Bonomo,  Estirpazione  del  ganglio  di  Gaaaer  per  la  via  sfeno •  temporale.  Atti  della 
Societä  italiana  di  chirurgia.  Y.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

16.  BoBsi,  F.,  Sulla  possibilita  di  creare  nuoye  auperficie  articolari.  Lo  sperimentale  1905. 
Fase.  Y. 

17.  Bozzi,  E.,  Contributo  alle  studio  dell'  osteomielite.  BoUettino  della  R.  Accademia 
medica  di  (lenova  1905. 

18.  *—  Craniettomia  e  cranioplastica  eseguita  con  nn  trapano  di  nuovo  modello.  Qiomale 
medico  del  R.  Eaercito  1905.  Fase.  Y. 

19.  Calamida,  E.,  Ossifieazioni  muscolari  traumatiche.    Archivio  d'  Ortopedia  1905. 

20.  Caminiti,  State  timico  e  cloronarcosi.  Atti  della  Societa  italiana  di  chirurgia.  Y.  18. 
Roma.  Tipogr.  Artero. 

21.  Carpi,  U.,  Studio  sulla  formula  ematologica  in  122  casi  di  afFezioni  chirorgiche.  La 
clinica  ehirurgica  1905. 

22.  Cassanello,  Sui  lipomi  di  origine  periostale.  Atti  della  Societä  italiana  di  chirurgia. 
Y.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

28.  Cecca,Raffaele,  Studio  sperimentale  sul  decorso  delle  operazioni  chirurgiche  nelle 
malattie  infettive.    Bollettino  delle  scienze  mediche  di  Bologna  1905. 

24.  *Ceccherelli,  Q.,  II  cloroformio  Roche.  Gazzetta  degli  ospedali  e  delle  eliniche  1905. 
Faac.  188. 

25.  Ceci,  Sulla  narcosi  ossigeno-cloroformica.  Atti  della  Societä  italiana  di  chirurgia.  Y.  18. 
Roma.  Tipogr.  Artero. 

26.  Cernezzi,  L'  eugoformio  in  chirurgia.  Gazzetta  degli  ospedali  e  delle  eliniche  1905. 
Fase.  140. 

27.  *C  bidichimo,  La  manifestazione  di  fatica  nei  muacoli  lisei  che  incominciano  a  lasciare 
depo  un  lungo  periodo  di  riposo.    Archivio  italiano  di  ginecologia  1905.  Faaa  11. 

28.  *Ciampolini,  A.,  Di  un  caso  di  ascesao  del  cervelletto  di  origine  otitica.  La  clinica 
modema  1905.  Fase.  29.    (Klinischer  Fall.) 

29.  Cimoroni,  A.,  Sui  cistomi  dell*  ovaio.    Lo  sperimentale  1905.  Fase.  Y. 

80.  Codivilla,  A.,  L'  elemento  funzionale  nella  cura  della  tubercolosi  artieolare.  Archivio 
di  Ortopedia  1905. 

31.  Comisso,  E.,  Sülle  alterazioni  dei  muscoli  in  seguito  all*  accorciamento.  Archirio  di 
Ortopedia  1905. 

32.  —  Contributo  all'  impiombatura  delle  ossa  secondo  Mosetig.  Archivio  di  Ortopedia  1905. 

33.  —  Contributo  alla  impiombatura  delle  ossa  secondo  Mosetig.  Atti  della  Societä  italiana 
di  chirurgia.  Y.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

34.  Delfino,  E.,  Sopra  una  forma  rara  di  sarcoma  mieloide  del  eranio.  Gazzetta  medica 
italiana  1905.  Nr.  26  u.  27. 

35.  —  Contributo  alle  studio  sui  tumori  dei  nervi.    Archivio  di  Ortopedia  1905. 

36.  Fabris,  U.,  Intorno  agli  innesti  oasei.    La  clinica  ehirurgica  1905. 

37.  Fasoli,  G.,  Sul  comportamento  delle  cartilagini  nelle  ferite.  Archivio  per  le  scienze 
mediche  1905. 

38.  Fedele,  N.,  Contributo  ad  un  mezzo  di  cura  degli  angiomi  nella  infanzia  aenza  opera- 
zione.    Y.  Congresso  Pediatrico  Italiano.    11  Polielinico  1905.  Anno  XII.  Fase.  36. 

39.  Federici,  N.,  Contributo  sperimentale  alla  scelta  degli  antisettici.  Gazzetta  degli 
ospedali  e  delle  eliniche  1905.  Fase.  130. 

40.  Ferrarini,  G.,  Sopra  la  composizione  chimica  dei  muscoli  degli  arti  sottoposti  ad 
immobilizzazione.  —  Nota  la.  Contenuto  in  aequa  e  in  sali.  Studi  e  ricerche  speri- 
mentali.    Archivio  di  Ortopedia  1906.  Anno  XXIIL  Fase.  2«  e  8^ 


Criani,  Italienifloho  Literatur  von  1905.  1307 

41.  ^Fiorayanti,  L.,  Contributo  all'  istogenesi  dei  tamori  inisti  della  parotide.  Un  filio- 
condro-mixo-sarcoma  endoteliale  della  parotide.    La  dinica  modema  1905.  Fase.  29. 

42.  *Fiori,  11  doroformio  Hoffmann-la  Roche  neUa  narcosi  chimrgica.  La  clinica  modema 
1906.  Faac.  86. 

43.  Francini,  M.,  Emoangiosarcoma  periteliale  del  perineo.  La  clinica  chinurgica  1905. 

44.  DeGaetano,  ün  caso  di  gangrena  gassosa  determinata  da  uno  strepto-baeillo  gasso- 
geno  aerobio.    Atti  della  Societä  italiana  di  chimrgia.  V.  18.  Roma.  Tipogr.  Artero. 

45.  Gibelli,  C,  Modificazioni  della  curra  leacocitaria  nel  decorso  di  alcnne  malattie 
tossiche  ed  infettiye  acute  di  indole  chirurgica.  (Contributo  sperimentale)  parte  la. 
BoUettino  della  R.  Accademia  medica  di  Genova  1905. 

46.  6inliano,£ttore,  Contributo  al  flemone  ligneo  poetoperativo.  Gazzetta  degli  oapedali 
e  delle  cliniche  1905.  ISl. 

47.  Guerrini,  G.,  Sulla  funzione  dei  muscoli  degenerati.   Lo  sperimentale  1905.  Fase  Y. 

48.  Jacobelli,  Snl  valore  dell'  eaame  del  sangne  in  chimrgia.  Atti  della  Societä  italiana 
di  chimrgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

49.  *Jaerhini,  Dell' intervento  nelle  suppurazioni  di  origine  dentaria.  La  clinica  modema 
1905.  Faac.  12,  13,  14.    (Übersicht) 

50.  ^Macaggi,  Cloronaroosi  in  posizione  genu«pettorale.    La  clinica  modema  1905.  N.  8. 

51.  Maragliano,  L'  influenza  dell'  anemia  adrenalinica  sul  decorso  delle  infezioni  locali. 
Atti  della  Societk  italiana  di  chirurgia  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

52.  Marcarini,  G.,  Contributo  alla  conoscenza  del  neurofibroma  plessiforme.  BoUettino 
della  R.  Accademia  medica  di  Genoya  1905. 

53.  *Marchetti,  Contributo  alla  cura  delle  ulcerazioni  delle  superfioi  granulanti  col  metodo 
di  Scott-Schley.    Gazzetta  degli  ospedali  e  delle  cliniche  1905.  Fase.  21.    (Statistik.) 

54.  * —  Sopra  un  caso  di  Osteoms  traumatico  del  m.  brachiale  anteriore.  La  clinica  modema 
1905.  N.  2.    (Klinischer  Fall.) 

55.  Margarucci,  0.,  Actinomioosi  umana.  BoUettino  deUa  Societä  Lancisiana  degli 
Ospedali  di  Roma.  Aprile  1905. 

56.  Mariotti,  G.,  Ricerche  craniometriche  suUa  topografia  del  seno  laterale.  La  clinica 
chimrgica  1905. 

57.  ^Martini,  £.,  Angioma  cavemoso  multiple  della  mammella.  U  Morgagni  1905.  N.  12. 
(KUnischer  FaU.) 

58.  "* —  Angio-fibroma  cavemoso  femorale.  Giomale  della  R.  Accademia  medica  di  Torino 
1905.  Fase.  8.    (Klinischer  Fall.) 

59.  *Monhardo,  Seta-catgut  e  uncini  di  Michel.  Gazzetta  degli  ospedali  e  deUe  cliniche 
1905.  N.  151. 

60.  Mori,  D.,  La  sutura  cutanea  con  gli  uncini  MicheL    La  clinica  chirurgica  1905. 

61.  *Negri,  6.,  SuUa  tecnica  dei  trapianti  tendinei.  La  clinica  chimrgica  1905.  Fase.  7. 
(Übersicht). 

62.  Niosi,  Francesco,  Le  formazioni  corioepiteiiomatose  dei  teratomi  e  i  tumori  a 
struttura  corioepiteliomatosa  indipendenti  dalla  gravidanza.  Atti  deUa  Societk  italiana 
di  chimrgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

63.  Onorato,  R.,  Contributo  alla  conoscenza  deUe  paralisi  tossiche  di  natura  carbonchiosa. 
La  clinica  chimrgica  1905. 

64.  —  Su  di  un  nuovo  trattamento  proposto  da  Bier  nella  cura  delle  fratture.  [BoUettino 
deUa  R.  Accademia  medica  di  Genova  1905. 

65.  —  Influenza  dei  yeleni  tubercolari  suUo  sviluppo  deUa  tubercolosi  sperimentale.  BoUettino 
deUa  R.  Accademia  medica  di  Genoya  1905. 

66.  —  Azione  della  cloronarcosi  sulla  funzione  renale.  BoUettino  deUa  R.  Accademia  medica 
di  Gtonoya  1905. 

67.  Paoli,  £.  De,  Tubercolosi  delle  glandole  salivari.  Conferenze  di  patologia  e  clinica 
chimrgica  1905. 

68.  —  Del  valore  diagnostico  deUa  percussione  nelle  malattie  del  cranio  e  del  suo  conte- 
nuto.    Conferenze  di  patologia  e  clinica  chimrgica  1905. 

69.  Puglisi-Allegra,  Sopra  4  casi  di  tubercoH  sottocutanei  dolorosi.  Atti  della  Societk 
italiana  di  chimrgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

70.  Pusateri,  S.,  Contributo  alle  studio  delle  ferite  penetranti  nella  cavitk  nasale  del 
cane.    Lo  sperimentale  1905.  Fase.  V. 

71.  Putti,  GU  angiomi  muscolari  come  causa  di  deformitä.  Atti  della  Societa  italiana  di 
chimrgia.  V.  18.    Roma.  Tipogr.  Artero. 

72.  —  Le  deformitä  nella  siringomielia  e  nella  tabe.    Archivio  di  Ortopedia  1905. 


1308  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

78.   Ricci,  Solle  cisti  dermoidi  dell'  ovaio.  Arehirio  italiano  di  Oineeologia  1905.  Faac.  8. 

74.  Bizzo,  Gistoma  mucoide  papillifero  doppio  dell'  oraia  e  paeudomixoma  del  peritoneo. 
Atti  della  Societä  italiana  di  chimrgia.  V.  18.    Borna.  Tipogr.  Artero. 

75.  Bolando,  Sal  trattamento  delle  fessure  labio  -  palatine  bilaterali  con  promioenza 
deir  0880  iniermaacellare.  Atti  della  Societä  italiana  di  chirnrgia.  V.  18.  Roma.  Hpogr. 
Artero. 

76.  Bnggi,  Miacellanea  chirurgiea.  Atti  della  Societä  italiana  di  chimrgia,  V.  18.  Borna. 
Tipogr.  Artero. 

77.  *Salinari,  I  modemi  procesai  operativ  della -cista  idatidea  del  fegato  non  aappnrata. 
Giornale  medico  del  B.  Esercito  1905.  Fase.  X. 

78.  Santncci,  A.,  Eosinofilia  ed  Echinococcosi.    La  dinica  moderoa  1905.  Nr.  49. 

79.  Schifone,  0.,  Degli  effetti  suUa  struttara  e  sulla  fanuone  della  corteeeia  cerebrale 
oonaecQtiyi  alle  eatese  resezioni  craniche  e  dnrali.    Policünieo.    Sez.  cbimrgica  1905. 

80.  Sgainbati,  L'  acqna  iodata  in  chirnigia.  Atti  della  Societä  italiana  di  ehimrgia. 
y.  18.    Borna.  Tipogr.  Artero. 

81.  Siato,  P.,  Soi  procesai  infiammatori  delle  membrane  ainoviali.  Lo  sperimentale  1905. 
Fase.  y. 

82.  Torri,  Intorno  alle  lesioni  psendo-ateromatose  in  seguito  ad  iniezioni  di  adrenalina. 
Lo  Bperimentale  1905.  Fase.  y. 

83.  Tusini,  Bicerche  sperimentali  snl  modo  di  comportarsi  delle  terminazioni  nervöse, 
coniparatiyamente  a  quelle  dei  nervi,  dei  gangli  e  del  midollo  spinale  nello  sttramento 
dei  nervi.    Atti  della  Societä  itajiana  di  chirurgia.  y.  18.    Borna.  Tipogr.  Artero. 

84.  yalerio,  G.,  L'  asepsi  chirurgiea.  Nuova  sterilizzatrice  per  uso  chimrgico  a  triplice 
nso  e  con  sistema  riparatore.    La  clinica  chirurgiea  1905. 

85.  yalerio,  G.,  Bicerche  sperimentali  suU*  organizzazione  del  trombo  nei  conigli  nomtali 
e  tubercolotici.    Clinica  chirurgiea  1905. 

86.  —  Bicerche  istologiche  eseguite  su  tre  casi  di  melanosarcomatosL  Giornale  medioo  del 
B.  Esercito  1905.  Fase.  XII. 

87.  yedova,Dalla,  Per  la  geneai  dell'  esostosi  borsata  (exostosis  bnrsata).  Polidinico. 
Seziooe  chirurgiea  1905.  Fase.  1,  2,  3. 

Die  Pinze  D'Ajutolos  (1)  endigt  mit  zwei  sichelförmigen  Messerchen, 
deren  Spitzen  dadurch,  dass  sie  sich  untereinander  begegnen,  die  Wandungen 
eines  Abszesses  oder  einer  Zyste  zuerst  zwicken  und  dann  inzidieren  können. 
Im  Falle  eines  akuten  retropharyngealen  Abszesses  wird  man  eben  suchen, 
zuerst  seine  Wandung  gegen  seinen  medialen  Pol  zu  zwicken  und  wird  dann, 
nachdem  man  den  Kopf  des  Patienten  hat  nach  vorn  neigen  lassen,  inzidieren. 
Auf  diese  Weise  wird  jede  Gefahr,  wichtige  Organe  zu  verletzen,  sowie  auch 
die  von  Erstickungsan^Uen  infolge  des  raschen  Ergusses  des  Eiters  in  den 
Larynx  beseitigt.  D'Ajutolo  glaubt,  dass  die  Pinze  bei  vielen  weiteren 
Gelegenheiten  wirksam  verwendet  werden  könne,  das  heisst  zum  Inzidieren 
von  Tonsillenabszessen,  des  Mundbodens,  oder  anderer  nach  aussen  kommuni- 
zierender Höhlen,  sowie  für  die  Diszission  der  Tonsillen,  beim  Ödem  des 
Zäpfchens  usw.  Er  bemerkt  noch,  dass  Prof.  Egidi  zu  Rom  dieselbe  für 
vorzüglich  erklärt,  nachdem  er  sie  in  einem  Falle  von  akutem  retropharyn- 
gealem  Abszess  erprobt  hat. 

R.  Alessandri  (2)  berichtet  über  einen  Fall  von  solitärem  Tuberkel 
der  linken  Roland  sehen  Zone  bei  einem  mit  tuberkulöser  Arthrosynovitis 
des  linken  Knies  behafteten  Individuum.  Es  handelt  sich  um  einen  31  jähr. 
Mann,  der  seit  7  Monaten  an  Krampfanfällen  von  deutlich  Jacks onsdiem 
Typus  litt,  unter  Vorausgang  von  Empfindungsaura.  Dieselben  ergriffen  — 
bei  intaktem  Bewusstsein  —  teilweise  oder  gänzlich  den  rechten  Arm  und 
erstreckten  sich  zuweilen  auch  auf  den  rechten  Facialis  inf.,  selten  auf  den 
ganzen  Körper,  begleitet  von  Bewusstlosifjkeit.  Gleichzeitig  bestand  dauernde 
Parese  des  rechten  Armes,  besonders  der  Hand  und  leichte  Parese  des  rechten 


Qiani,  ItalMiiiaeba  Literatur  Ton  1905.  1309 

Facialis  inferior.  In  der  linken  Regio  parieto-teraporalis  bestand  ein  Areal 
mit  gedämpftem  Schall  und  Schmerzhaftigkeit  bei  Druck.  Es  war  demnach 
eine  organische  Verletzung  zu  Lasten  des  mittleren  Teiles  der  linken  Roland- 
schen  Zone  (Zentrum  der  oberen  Extremität)  gewiss. 

Wegen  des  langsamen,  stationären  Verlaufs  der  Krampferscheinungen 
und  der  Parese,  wegen  der  scharfen  Begrenzung  der  Pareseerscheinungen  und 
der  Konvulsionen,  wegen  des  Fehlens  von  Symptomen  intrakranieller  Druck- 
erhöhung wurde  die  neoplastische  Natur  der  Läsion  ausgeschlossen.  Da  der 
Versuch  einer  Antisyphilisbehandlung,  gestützt  auf  Famiiienpräzedenzien  und 
die  Existenz  einer  floriden  tuberkulösen  Läsion  mit  linkem  Knie,  fruchtlos 
gewesen  war,  wurde  die  Diagnose  auf  wahrscheinliche  Himhauttuberkulose 
gestellt.  Beim  Operationsakt  fand  sich  eine  knotenartige,  in  der  Rinde  ange- 
setzte und  mit  der  weichen  Hirnhaut  verwachsene  Bildung  in  der  Roland- 
schen  Zone,  aber  bedeutend  höber  als  der  mittlere  Teil  derselben,  in  der 
Nähe  des  Sinus  longitudinalis.  Dieselbe  wurde  exstirpiert;  die  zurückblei- 
bende Höhle  wurde  tamponiert  und  der  Tampon  nach  drei  Tagen  entfernt. 
Heilung  per  primam. 

Bemerkenswert  war  die  Erscheinung,  dass  Patient  nach  der  Operation 
mit  Parese  des  rechten  Armes  und  des  Facialis  inferior  ebenfalls  rechterseits 
behaftet  blieb,  zu  der  vollständige  motorische  Aphasie,  leichte  akustische 
Aphasie  verbale  Blindheit  trat.  Diese  Erscheinungen  verschwanden  allmählich 
und  nach  sechs  Monaten  bestand  nur  noch  eine  leichte  Parese  des  Armes. 

Die  makroskopische  und  mikroskopische  Untersuchung  des  exstirpierten 
Stückes  zeigte,  dass  es  sich  um  ein  charakterisches,  in  seiner  oberflächlichsten 
Zone  scharf  durch  eine  Faserproduktion  abgegrenztes  und  sich  allmählich 
gegen  die  Tiefe  in  der  gesunden  Hornsubstanz  verlierendes  tuberkulöses  Granu- 
lom handelte. 

Verf.  streift  kurz  die  von  den  Chirurgen,  die  Fälle  von  Gehirntumoren 
verschiedener  Natur  operierten,  mitgeteilten  Statistiken  und  die  von  denselben 
über  die  Zweckmässigkeit  des  Eingriffes  in  derartigen  Fällen  zum  Ausdruck 
gebrachten  Anschauungen.  Auch  wenn  die  tuberkulöse  Natur  der  Läsion 
vermutet  wird,  hält  er  den  Eingriff  in  all  denjenigen  Fällen  für  indiziert,  bei 
denen  die  Symptomatologie  so  scharf  ist,  dass  sie  die  Diagnosestellung  auf 
eine  organische  in  einem  bestimmten  Punkt  der  Gehirnhemisphäre  lokalisierte 
Läsion  ermöglicht. 

Er  ist  der  Ansicht,  dass  die  Anwesenheit  einer  chronisch  bei  Druck 
schmerzhaften  und  bei  der  Perkussion  einen  Dämpfungsschall  gebenden  Zone 
eine  ausschlaggebende  Bedeutung  besitze,  sobald  sie  mit  der  Gesamtheit  der 
durch  die  Anatomie  und  Physiologie  bei  der  Lokalisation  einer  Himläsion 
gelieferten  Daten  in  Einklang  steht. 

Als  genaueste  Methoden  für  die  Bestimmung  der  Rolandschen  Zone 
werden  die  von  Poirier  und  D^Antona  angeführt  und  das  Verfahren 
von  Durantes  für  die  Bildung  des  osteoplastischen  Lappens  gerühmt,  mit 
dem  in  seinem  Falle  ein  neuer  vorzüglicher  Erfolg  erzielt  wurde.  Im  Gegen- 
satz zu  der  Ansicht  Chipaul ts  und  anderer  hält  Verf.  es  für  zweckmässig, 
die  Kraniektomie  und  die  Entfernung  der  Geschwulst  anstatt  zweizeitig  in 
einem  einzigen  Operationsakt  zu  vollführen. 

Zum  Schlüsse  folgen  einige  Betrachtungen  über  die  histologische  Unter- 
suchung der  entfernten  Neubildung,  wobei  darauf  hingewiesen  wird,  dass  die 
Bildung  von  Fasergewebe  um   das  Granulom  eine  Tendenz  zur  Heilung  des- 


1310  Jahresbericht  für  Chirurgie,    tl.  Teil. 

selben  andeute.  Es  wird  ein  ähnlicher  Fall  von  Prof.  Roneali  angefahrt, 
bei  dem  die  Neigung  zur  Heilung  durch  Fasergewebe  dargestellt  war,  das 
sich,  anstatt  an  der  Peripherie,  im  Zentrum  des  Granuloms  selbst  gebildet 
hatte.  Schliesslich  nimmt  Verf.  an,  dass  infolge  des  pathologischen  Prozesses 
eine  Verschiebung  eingetreten  sei,  welche  die  relative  Lage  der  Zentren  ver- 
ändert hatte.  Auf  diese  Weise  erklärt  er  die  Tatsache,  dass  er  das  Zentrum 
der  oberen  Extremität  in  bedeutend  höherem  Sitz  als  normalerweise  fand  und 
die  weitere  (noch  bemerkenswertere)  Erscheinung  einer  motorischen  Aphasie 
nach  einer  fem  von  der  Stelle,  wo  sich  gewöhnlich  der  anatomische  Sitz  des 
Sprachzentrums  befindet,  ausgeführten  Operation. 

G.  Anzilotti  (3)  teilt  einen  klinischen  Fall  eines  20jährigen  Indivi- 
duums mit,  das  die  Zeichen  einer  schweren  allgemeinen  Anämie  mit  Hypo- 
thermie bot  und  mit  schwerer  ulzeröser  Stomatitis,  auf  den  ganzen  Mund 
verbreitet,  behaftet  war.  Nach  kurzem  Aufenthalt  im  Spital  hatte  Pat. 
wiederholtes  Nasenbluten,  Zahnfleischblutungen,  erhebliche  Hyperthermie  (bis 
40  ^  C)  und  starb  am  13.  Erankheitstag  mit  zahlreichen  punktförmigen  Haut- 
hämorrhagien,  besonders  an  den  unteren  Extremitäten  und  den  Bindehäuten. 
Eiweiss  und  Zylinder  im  Harn.  Die  Untersuchung  des  Blutes  ergab  eine 
erhebliche  Verminderung  der  roten  Blutkörperchen  und  des  Hämoglobinge- 
haltes. Es  wurde  während  des  Lebens  die  bakteriologische  Untersuchung 
des  Blutes  und  des  Urins  angestellt  und  die  Anwesenheit  des  Staphylococcas 
pyogenes  albus  konstatiert.  Nach  dem  Tode  wurden  Isolierungsplatten  mit 
Verdünnungen  von  Blut  aus  dem  Herzen  und  der  Milzpulpa  gemacht.  Aus 
letzteren  Untersuchungen  konnte  in  Reinkultur  erhalten  werden  der  Staphylo- 
coccus  pyogenes,  aureus,  albus  und  citreus,  alle  drei  ausgestattet  mit  hoher 
Virulenz  und  die  bekannten  biologischen  und  kulturellen  Differentialmerkmale 
zeigend.  Die  Obduktion  demonstrierte  ausgeprägte  degenerative  Alterationen 
der  inneren  Organe,  seröse  Ödeme  und  punktförmige  Hämorrhagien,  im  Pen- 
kardium,  in  der  Pleura,  in  der  Leber,  den  Nieren. 

Verf.  schliesst  einige  Betrachtungen  über  seinen  Fall  an  und  berichtet 
über  die  jüngsten  Beobachtungen  und  Untersuchungen  über  die  Ätiologie  der 
Septikämie  unter  Darlegung  der  Beziehungen,  die  zwischen  den  hämorrhagi- 
schen Infektionen  und  den  septikämischen  bestehen,  bei  denen  die  Gefäss- 
erscheinungen  nichts  weiter  sind  als  einfache  Wacherscheinungen.  Das  Sta- 
dium dieses  klinischen  Falles  ist  auch  interessant  wegen  des  Nachweises  des 
Umstandes,  dass  der  Staphylococcus  pyogenes  albus  und  ganz  besonders  der 
citreus,  namentlich  in  Symbiose,  schwere  septikämische  Erscheinungen  hervor- 
rufen können. 

Betagh  (6)  hat  in  zwei  Fällen  von  menschlicher  Aktinomykose  einen 
Mikroorganismus  in  Form  vom  Streptotrix  isoliert,  der  sich  langsam  und 
spärlich  in  den  Kulturböden  und  bei  der  Temperatur  von  37^  entwickelt, 
während  er  bei  Zimmertemperatur  nicht  fortkommt;  der  sich  besser  anae- 
robisch,  im  Glykoseagar  als  aerobisch  entwickelt;  der  in  Bouillon  nur  auf 
dem  Boden  des  Beagensgläschens  Entwickelung  gibt,  der  im  Agar  kleine 
weissliche,  nicht  sehr  zusammenäiessende  Kolonien  gibt;  kurz,  der,  sei  es 
durch  diese  kulturellen  Eigenschaften,  sei  es  durch  die  Morphologie  der  von 
Wolff  und  Israel  und  neuerdings  von  Wright  gefundenen  Form  gleicht. 

Die  Fäden  dieser  Mikroorganismusvarietät  sind  kurz,  besitzen  echte 
Verästelungen  und  leicht  geschwollene  Endigungen. 


Giani,  ItalieniAohe  Literatur  Ton  1905.  1311 

In  alten  Kulturen  finden  sich  noch  kürzere  Fäden  mit  kömigem  Aus- 
sehen in  den  mit  Gramm  gefärbten  Präparaten  und  überdies  Fragmente  in 
Bazillen-  und  Kokkenform. 

Dieser  Mikroorganismus  ist  unbeweglich  im  hängenden  Tropfen  und 
nicht  säureresistent.  Eingeimpft  in  Tiere,  sowohl  in  Meerschweinchen  und 
Kaninchen  als  beim  Kalb  gedeiht  er  nicht  und  die  Tiere  gehen  vom  10. — 24. 
Tage  an  kachektischen  Erscheinungen  zugrunde. 

Nur  in  einem  Falle  eines  Kaninchens,  dem  in  die  Peritonealhöhle  viele 
Kolonien  des  Mikroorganismus  enthaltende  Agarmassen  eingeimpft  worden 
waren,  trat  Knötchenbildung  ein,  die  sich  durch  Einkapselung  der  Agar- 
massen von  Seiten  des  Bindegewebes  gebildet  zeigten,  ohne  ein  eigentliches 
Gedeihen  des  Parasiten,  der  vielmehr  degeneriert  und  zum  Teil  durch  die 
Immigrationsleukozyten  eingeschlossen  wird, 

Red.  glaubt  demnach,  es  mit  einer  Varietät  zu  tun  zu  haben,  welche 
kein  pathogenes  Vermögen  für  Tiere  zeigt,  ohne  damit  anzunehmen,  dass 
man  es  in  allen  Fällen  von  menschlicher  Aktinomykose  mit  der  nämlichen 
Varietät  des  Parasiten  zu  tun  habe. 

Biagi  (7)  hat  das  hämolytische  Vermögen,  das  Agglutinationsvermögen, 
das  bakterizide  Vermögen  des  Blutserums  bei  entmilzten  Hunden,  sowie  die 
Resistenz  der  roten  Blutkörperchen  untersucht  und  gesehen,  dass  nach  der 
Entmilzung 

a)  das  hämolytische  Vermögen  keinerlei  Veränderung  erfährt; 

b)  die  Resistenz  der  roten  Blutkörperchen  unverändert  bleibt; 

c)  das  Agglutinationsvermögen  sich  nicht  ändert; 

d)  das  bakterizide  Vermögen  nach  der  Entmilzung  bis  zum  Schwinden 
abnimmt,  um  dann  wieder  zu  erstarken  und  zur  Norm  zurückzukehren  und 
auch  stärker; 

e)  keinerlei  Beziehung  zwischen  Agglutinationsvermögen  und  bakteri- 
zidem Vermögen  besteht. 

An  einer  weiteren  Reihe  von  Versuchen  hat  er  die  Resistenz  gegen  die 
Injektion  eines  spezifisch  hämolytischen  Serums  in  die  entmilzten  Tiere  studiert 
und  gesehen: 

a)  dass  die  Wirkung  des  spezifisch  hämolytischen  Serums  sich  in  gleicher 
Weise  durch  den  Tod  des  Tieres  an  akuter  Anämie  und  Ikterus  kund  gibt; 

b)  dass  manchmal  der  Tod  ein  rascherer  war  als  bei  den  normalen 
Kontrollen. 

c)  dass  anatomisch  -  pathologisch  die  Erscheinung  bei  den  entmilzten 
und  gesunden  Tieren  sich  mit  gleicher  Intensität  abwickelt; 

d)  die  Zerstörung  der  roten  Blutkörperchen  sowohl  in  dem  Zirkulations- 
strom wie  in  den  Organen  stattfindet;  in  dem  Zirkulationsstrom  ist  sie  vor- 
wiegend intrazellulär  (grosse  Mononukleierte),  in  den  Organen  wiegt  die  extra- 
zelluläre vor; 

e)  die  Milz  demnach  zu  der  hämolytischen  Erscheinung  bei  experimen- 
tellen Anämien  beitragen  würde,  jedoch  in  gleichem  Massstabe  wie  die  anderen 
Organe. 

Biagi  (8)  nimmt  die  schon  früher  von  ihm  im  Jahre  1898  in  einer 
Arbeit  behandelte  Frage  wieder  auf.  Damals  hatte  er  geschlossen,  dass  die 
Integrität  der  Nerven  für  die  normale  Knochenentwickelung  des  Gallus 
unumgänglich  ist,  da  bei  nephrektomisierten  Gliedern  das  Ausbleiben  der 
Wiederherstellung  in  den  gebrochenen  Knochen  infolge  fibröser  Metamorphose 


1312  Jahretberioht  ffir  Chimrgte.    IL  Teil. 

des  jungen,  häufig  exuberanten  Bindegewebscallus,  der  die  beiden  Stümpfe 
vereinigt,  zu  beobachten  sei.  Er  präft  die  nach  seiner  ersten  Mitteilung  er- 
schienenen Arbeiten,  die  sich  mit  demselben  Gegenstand  beschäftigten  and 
dabei  zu  differenten  Resultaten  gelangten,  und  betrachtet  ganz  besonders  die 
von  Muscatello,  der,  zu  ganz  entgegengesetzten  Schlüssen  gelangt,  die 
Schuld  an  der  Verschiedenheit  der  von  Biagi  erzielten  Resultate  einem  De- 
fekt in  der  Technik  zuschreibt;  in  dem  Sinne,  dass  die  ausgebliebene  Pro- 
duktion der  Knochenkontinuität  auf  einer  übermässigen  Beweglichkeit  der 
Stücke  des  nevrektomisierten  Gliedes  beruhen  solle.  Zur  Vermeidung  dieses 
möglichen  Fehlers  hat  Biagi  bei  seiner  neuen  Versuchsreihe  an  überwin- 
ternden Tieren  in  der  Lethargieperiode  und  an  Gänsen  operiert,  die  er  in 
Metallkästen  still  hielt.  Die  Versuche  waren  acht,  und  zwar  sechs  Murmel- 
tiere, denen  er  nach  vorausgehender  Nephrectomia  iscbiadico-cmralis  die 
Hinterbeine  brach,  und  zwei  Gänse,  bei  denen  er  nach  Durchsuchung  des 
Plexus  brachialis  den  Radius  und  die  Ulna  in  ihrer  Kontinuität  unterbrach. 
Um  eine  sichere  Kontrolle  zu  erhalten,  machte  er  die  Fraktur  an  beiden 
Gliedern,  die  Nephrektomie  dagegen  nur  auf  einer  Seite. 

Aus  der  mikroskopischen  Untersuchung  ergab  sich  konstant  die  Tat- 
sache, dass  an  den  Gliedern,  an  denen  das  Nervensystem  intakt  war,  einerlei, 
welches  die  Lage  der  Stücke  war,  einerlei,  welcher  Art  die  Frakturen,  ob 
einfach  oder  splitterig,  stets  vollkommene  Konsolidation  durch  normalen 
Knochencallus  eintrat.  Bei  den  nephrektomisierten  Gliedern  ist  trotz  der 
exuberanten  Produktion  des  Callus  längs  der  Bruchstümpfe  die  Kontinuität 
nicht  wiederhergestellt,  sondern  man  beobachtet  entsprechend  dem  Herd  ein 
aus  dem  Periost  und  Parost  kommendes  fibrozellulares  Gewebe  mit  Neigung 
zu  fibröser  Sklerose.  Nur  bei  einigen  Versuchen  sieht  man  inmitten  des 
Herdes  Anzeichen  von  Verknöcherung,  gleich  als  ob  die  knochenerzeugende 
Fähigkeit  des  Callus  erhalten  wäre,  jedoch  träge  und  langsam.  Längs  der 
Oberfläche  der  Bruchstümpfe,  wo  der  präexistierende  Knochen  seine  anregende 
und  bildende  Wirkung  ausübt,  beobachtet  man  eine  tätige  Knochenbildnng, 
die  sich  zuweilen  direkt  vollzieht,  häufiger  jedoch  durch  eine  Knorpelpbase 
hindurchgeht.  Die  sorgfältige  Untersuchung  der  zum  Zwecke  der  Kontrolle 
mit  Integrität  des  Nervensystems  gemachten  Frakturen,  bei  denen  trotz  er- 
heblicher Verschiebung  und  Drehung  der  Stücke,  trotz  der  Anwesenheit  reich- 
licher Blutergüsse  in  den  Herd  usw.  die  Konsolidation  vollkommen  eingetreten 
war,  führt  den  Verf.  dazu,  mit  aller  Bestimmtheit  die  Möglichkeit  anszü- 
schliessen,  dass  die  Unzulänglichkeit  der  chondrogenen  und  osteogenen  Tätig- 
keit auf  der  nephrektomisierten  Seite  der  übermässigen  Beweglichkeit  der  Stücke 
zuzuschreiben  sei. 

Biagi  schliesst  sonach,  dass  die  Litegrität  des  Nervensystems  bei  der 
Heilung  der  Frakturen  einen  sehr  grossen  Wert  hat ;  doch  misst  er  der  Vor- 
stellung von  diesem  Einfluss  eine  etwas  weniger  weite  und  ausschliessende 
Bedeutung  bei  als  in  der  früheren  Mitteilung,  in  dem  Sinne,  dass  er  annimmt 
dass  unabhängig  von  dem  Typus  der  Fraktur  und  den  übrigen  von  Musca- 
tello und  anderen  angegebenen  Ursachen  in  den  verschiedenen  Individuen 
derartige  Verhältnisse  bestehen,  durch  die  die  modifizierende  Wirkung  der 
Nervendurchschneidung  sich  entweder  gar  nicht  äussert,  oder  höchstens  durch 
histologische  Abweichungen  wie  das  Vorwiegen  der  Knorpelphase,  oder  durch 
Entwickelungsänderungen  von  geringem  Wert  zum  Ausdruck  kommt. 


Giani,  ItalieniBche  Literatur  yon  1905.  1313 

Ausgehend  von  der  bekannten  Beobachtung,  dass  die  eitrigen  Ansamm- 
lungen bakterischen  Ursprungs  bei  der  mikroskopischen  und  bakteriologischen 
Untersuchung  nach  einer  gewissen  Zeit  frei  von  Keimen  erscheinen  können, 
hat  Binaghi  (9)  eine  Reihe  von  experimentellen  Untersuchungen  angestellt, 
die  darauf  gerichtet  waren,  zu  untersuchen,  durch  welchen  Mechanis- 
mus der  Eiter  seine  bakterizide  Wirkung  auf  die  Keime,  mit 
denen  er  mehr  oder  weniger  lange  in  Kontakt  bleibt,  ent- 
wickelt. 

Bei  seinen  Untersuchungen  hat  er  sich  ausschliesslich  mit  dem  Milz- 
brandbazillus beschäftigt,  an  dem  er  die  Wirkung  eines  aseptisch  aus  einem 
beim  Hund  und  Kaninchen  mittelst  subkutaner  Injektion  von  in  sterilem 
Wasser  suspendiertem  Stärkepulver  hervorgerufenen  Abszess  gewonnenen 
Eiters  studierte. 

In  einer  ersten  Versuchsreihe  setzte  er  den  entleerten  und  in  sterilen 
Röhren  gesammelten  Eiter  30  Minuten  lang  einer  Temperatur  von  56^  C 
aus.  Aus  dem  Kulturversuch  und  der  biologischen  Probe  (Kaninchen)  konnte 
er  ersehen,  dass  der  bei  56^  behandelte,  das  heisst  seines  Komple- 
ments beraubte  Eiter  gänzlich  seine  bakterizide  Wirkung  ein- 
gebüsst  hatte.  Durch  eine  zweite  Versuchsreihe  hat  Verf.  dargetan,  dass, 
wenn  dem  bei  56^  inaktivierten  und  den  virulenten  Milzbrand- 
bazillns  enthaltenden  Eiter  neuer,  das  heisst  komplement- 
reicher Eiter  zugesetzt  wird,  derselbe  reaktiviert  wird,  das 
heisst  die  bakterizide  Wirkung  wieder  gewinnt,  welche  der 
Eiter  in  natura  besitzt. 

Die  bakterizide  Wirkung  des  Eiters  wird  auch  durch  das 
durch  Immunisation  der  Tiere  mittelst  des  auf  56^  erwärmten 
Eiters  gewonnene  Antiserum  neutralisiert  und  durch  Zusatz 
von  Eiter  von  56^  im  Überschuss  wieder  hergestellt.  Eine  der- 
artige Wirkung  wäre  demnach  nach  dem  Verf.  auf  die  Anwesenheit  von 
Substanzen  zurückzuführen,  die  sich  wie  die  gewöhnlichen  Hämolysine  der  Sera 
verhalten  (d.  h.  von  enzymatischer  Natur  sind). 

Zuletzt  hat  Binaghi  beobachtet,  dass  der  Milzbrandbazillus  mit  der 
Zeit  auch  in  bei  56^  inaktiviertem  Eiter  zerstört  wird:  dies  jedoch  beruht 
nicht  auf  der  Wirkung  von  bakteriziden  Substanzen  des  koktostabilen 
Typus  oder  vom  Typus  der  Bakteriolysine,  sondern  auf  einer  echten  Autolyse 
der  Bakterienzelle. 

Verf.  zieht  schliesslich  den  Schluss,  dass  die  Sterilität  der  ge- 
schlossenen Abszesse  logischerweise  sowohl  derWirkung  bak- 
terizider Alexine  wie  der  Autolyse  der  Bakterien  selbst  zu- 
geschrieben werden  könne. 

Aus  den  Resultaten  einer  Reihe  von  experimentellen  Untersuchungen 
hat  Binaghi  (10)  feststellen  können,  dass  der  Eiter  chemischer  Abszesse 
sowohl  in  vitro  als  in  vivo  mit  ausgeprägtem  bakteriziden  Vermögen  aus- 
gestattet ist.  Der  Wirkungsmechanismus  desselben  beruht  nach  dem  Verf. 
auf  der  Anwesenheit  einer  Substanz  in  dem  Eiter,  welche  sich  wie  die  in 
den  bakteriziden  Sera  überhaupt  vorhandene  und  wie  die  Hämolysine  im 
besonderen  verhält.  Inaktiviert  man  in  der  Tat  den  Eiter  durch  halbstün- 
diges Erwärmen  auf  56^,  so  verliert  derselbe  vollständig  sein  bakterizides 
Vermögen,  das  hingegen  durch  den  Zusatz  von  neuem  Eiter  wieder  hergestellt 
wird.    An   einer   anderen   Reihe    von  Untersuchungen   hat  Verf.   beobachten 

JthrMUricht  für  Ghirarffie  1905.  88 


1314  JahreBberidit  fflr  Gfairargie.    U.  Teil. 

können,  dass  in  demselben  Eiter  der  gesäte  Keim  nach  einer  gewissen,  mehr 
oder  weniger  langen  Zeit  (im  Mittel  zwischen  30  nnd  40  Tagen)  ^nzlich  aas 
dem  Eiter  verschwindet.  Diese  Erscheinung  ist  nach  dem  Redner  als  da> 
Ergebnis  eines  Prozesses  der  Autolyse  zu  deuten,  auf  die  Weise,  wie  man 
bei  alten  Kulturmitteln  beobachten  kann.  Aus  diesen  Resultaten  könnt« 
nach  dem  Redner  die  bisher  nicht  gegebene  Erklärung  für  die  Erscheinung 
gezogen  werden,  die  man  in  der  chirurgischen  Praxis  beobachtet,  nämlich, 
dass  viele  eiterige  Ansammlungen  bakterischen  Ursprungs  von  nicht  jungem 
Datum  bei  den  mikroskopischen  und  bakteriologischen  Untersuchungen  ab- 
solut keimfrei  gefunden  werden.  Und  eine  derartige  Sterilität  beruht  zum 
Teil  auf  der  Wirkung  von  in  dem  Eiter  vorhandenen  bakteriziden  Sub- 
stanzen, zum  Teil  auf  einem  Autolyseprozess  des  Keimes,  der  zu  dem  Abszess 
geführt  hatte. 

Nach  summarischer  Besprechung  der  neuesten  Anschauungen  über  die 
Makroglossie  illustrieren  Bindi  e  Baldi(ll)  einen  ihnen  vorgekommenen 
klinischen  Fall  unter  eingehender  Schilderung  des  mikroskopischen  Befundes 
des  abgetragenen  Stückes.  Es  handelte  sich  um  eine  gemischte  Form  von 
Lymphangiom  und  Angiom  in  Verbindung  mit  Hypertrophie  des  Bindegewebes 
und  ausgesprochener  Usur  des  Muskelements,  die  den  vorderen  ZungenteiJ 
gänzlich  in  Mitleidenschaft  zog,  bei  einem  12  jährigen  Mädchen,  bei  dem  sich 
die  Krankheit  im  Alter  von  5  Jahren  kundgegeben  hatte. 

Bindi  eSantucci  (12)  haben  das  Verhalten  der  elastischen  Fasern 
im  Narbengewebe  in  Hinsicht  auf  verschiedenes  Nähmaterial  studiert.  Sie 
operierten  an  Kaninchen,  indem  sie  die  Durchschneidung  der  Oberschenkel- 
muskel vornahmen,  die  sie  dann  auf  der  einen  Seite  mit  Catgut,  auf  der 
anderen  mit  Seide  vernähten.  Die  Dauer  der  Versuche  schwankte  von  16  bis 
160  Tagen.     Die  Verff.  gelangen  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Dass  die  elastische  Regeneration  in  den  Muskelnarben  des  Kanin- 
chens  unabhängig  von  dem  für  die  Naht  verwandten  Material  (Catgut  oder 
Seide)  geschieht. 

2.  Dass  keine  Unterschiede  in  bezug  auf  die  Quantität  und  Qualität  des 
neugebildeten  elastischen  Elements  in  d^n  Muskelnarben  nach  Catgut  und  Seide 
bestehen. 

3.  Dass  die  elastische  Regeneration  in  den  Muskeln  des  Kaninchens 
ziemlich  schnell  geschieht  derart,  dass  man  sie  am  16.  Tage  bereits  sowohl 
in  den  narbigen  Infiltrationszonen  als  in  den  fibrillären  Narbenzonen  antrifft, 
obschon  in  zarten  Proportionen,  so  dass  sie  unkonstant  ist  und  in  einigen 
Präparaten  fehlt. 

4.  Die  elastische  Regeneration  um  die  Seiden-  und  Catgutblöcke  herum 
gibt  sich  erst  nach  30  Tagen  kund  und  nur  in  den  am  meisten  peripherie- 
wärts  gelegenen  Zonen.  Nach  160  Tagen  wird  das  elastische  Gewebe  auch 
in  der  mit  dem  Nähmaterial  in  Kontakt  stehenden  Zone  angetroffen. 

5.  Die  neugebildeten  elastischen  Fasern  sind  zart,  dünn,  leicht  gewunden, 
jedoch  ohne  anastomotische  Kollateralverzweigungen. 

Biondi  (13)  stallt  einen  Operierten  vor,  bei  dem  vor  vier  Jahren  die 
teilweise  endorale  Resektion  des  Oberkiefers  wegen  Osteosarkoms  gemacht 
und  zur  Verschliessung  der  Kommunikation  zwischen  Mund  und  Nase  nach 
der  Methode  der  Urano-  und  Meloplastik  des  Redners  ein  Muskelschleimhaut- 
lappen aus  der  Zunge  genommen  wurde.  Bemerkenswert  ist,  dass  nach  vier 
Jahren  der  Lappen,  der  diaphragmaähnlich  den  Mund  von  den  Nasenhöhlen 


Giaoi,  Itali«niache  Literatur  von  1905.  1316 

trennt»  zum  Teil  die  morphologischen  und  physiologischen  Merkmale  der 
Zungeoschleimhaut  verloren  hat,  da  die  Papillen  teilweise  verschwanden  er- 
scheinen und  Bitteres,  Saures,  Salziges  nicht  empfunden  werden,  w^rend  die 
taktile  Sensibilität  erhalten  ist. 

Die  übrige  Zunge  bewahrt  unverändert  ihre  Funktion,  die  taktile  Sen- 
sibilität und  das  spezifische  Geschmacksvermögen;  und  in  normalerweise  ge- 
horcht sie  der  Mastikation  und  der  Phonation. 

Verf.  weist  noch  auf  zwei  Beobachtungen  von  mit  dem  gleichen  Zungen- 
lappen gemachten  Meloplastiken  hin  und  schliesst: 

Betradiitet  man  die  Übelstände  des  bei  den  verschiedenen  Methoden, 
besonders  in  Phallen  der  Uranoplastik,  verwandten  Hautlappens,  seine  Hetero- 
genität  gegenüber  der  anatomischen  Affinität  des  zweiten  mit  den  umliegenden 
Geweben,  so  sieht  man  ohne  weiteres,  dass  die  Summe  der  mit  diesem  Ver- 
fahren erzielten  Vorteile  es  berechtigt,  so  oft  es  indiziert  ist,  den  übrigen 
zu  substituieren. 

Die  erwähnten  Vorzüge  lassen  sich  in  drei  Hauptordnungen  zusammen- 
fassen : 

1.  Die  Funktionsfähigkeit  wird  in  dem  verletzten  Teil,  auf  den  man 
den  Lappen  bringt,  in  der  besten  Weise  wiederhergestellt,  und  zwar,  ohne 
dass  sie  in  dem  Organ,  aus  dem  derselbe  entnommen  wird,  erheblich  beein- 
trächtigt werde. 

Vornehmlich  bei  Läsionen  des  Gaumens  wird  ein  solides  Gewölbe,  fähig, 
erheblichen  Druck  auszuhalten,  rekonstruiert. 

2.  Die  Mundhöhle  ist  durch  ein  dem  zerstörten  anatomisch  ähnliches 
Gewebe  ausgekleidet. 

3.  Die  Alterationen  der  Kosmese  sind  auf  den  geringsten  Grad  re- 
duziert. 

Boari  (14)  hat  das  Glück,  den  ersten  klinischen  Beitrag  zu  der  Theorie 
zu  bringen,  die  Prof.  C  e  c  i  auf  dem  französischen  Chirurgenkongress  vertrat. 
In  wohl  überlegter  Absicht  Hess  er  in  einem  ihm  vorgekommenen  Falle,  bei 
dem  er  gezwungen  war,  die  Carotis  interna  zu  unterbinden,  die  Ligatur  der 
Jugularis  folgen  in  der  Absicht,  das  Gleichgewicht  der  Gehirnzirkulation  zu 
erhalten  und  so  leichter  Zirkulationsstörungen  zu  vermeiden.  Die  Ligatur 
der  Carotis  primitiva  und  noch  mehr  die  Ligatur  der  Carotis  interna  wird 
als  ein  schwerer  Operationsakt  betrachtet,  zwar  nicht  an  sich,  sondern  wegen 
der  zerebralen  Störungen,  zu  denen  sie  Veranlassung  geben  kann  —  Störuugen, 
die,  wie  die  Statistiken  beweisen,  auch  heute,  in  dem  antiseptischen  Zeitalter, 
häufig  sind.  Die  Theorie  Cecis  ist  genial  und  gründet  sich  auf  anatomische 
und  physiologische  Vorstellungen.  Das  so  reich  durch  das  Blut  benetzte  Hirn 
empfängt  und  sendet  die  Elemente  seiner  Ernährung  zurück  durch  weite  Zu- 
fluss-  und  Abtlussbahnen.  Zuflussbahnen  sind  die  Arteriae  carotides  und  verte- 
brales ;  als  Abflussbahn  ist  die  Jugularis  interna  die  Hauptkopf vene,  welche 
das  Blut  des  Hirnes  und  den  grössten  Teil  von  dem  des  Gesichts  nach  dem 
Herzen  zurückführt  und  ihren  Ursprung  nimmt  aus  dem  Querblutleiter,  wel- 
cher den  Zusammenfluss  der  Sinus,  der  Dura  mater  und  der  Hirnvenen  bildet. 
Wenn  in  Anbetracht  dieser  anatomischen  Anordnung  durch  die  Unterbindung 
der  Carotis  primitiva  oder  interna  ein  Lappen  des  Hirns  teilweise  anämisch 
wird  infolge  der  Entziehung  der  zuströmenden  Welle,  so  wird  durch  die 
gleichzeitige  Ligatur  der  Jugularis  interna  dem  Blut,  in  proportionierter 
Weise,   die  Hauptabflussbahn  abgeschnitten,   wodurch  den  Nervenelementen 

83* 


1316  Jahresbericht  fttr  Ghirargie.    II.  Teil. 

jene  Nährflüssigkeit  verbleibt,  welche  ihre  Lebensfähigkeit  während  der  Zeit 
sichert,  die  nötig  ist,  damit  die  koUaterale  Zirkulation  in  hinreichender  Weise 
wieder  hergestellt  werde:  und  auch  wenn  pathologische  Verhältnisse  in  den 
Gefassen  oder  ein  Entwickelungsfebler  der  anastomotischen  Bahnen  Torhanden 
sein  sollten,  ist  es  auf  diese  Weise  den  in  dem  Gebiete  der  okklndierten 
Arterie  enthaltenen  Organen  gegeben,  länger  zu  widerstehen.  Wird  so  theo- 
retisch die  Notwendigkeit  der  Proportion  zwischen  Eintritt  und  Ausgang  zur 
Erhaltung  des  Gleichgewichts  in  der  Zirkulationsbilanz  des  Hirns  gedeutet, 
so  begreift  man,  wie  die  Unterbindung  der  Arterie  und  der  Vene  praktiscli 
weniger  gefährlich  sein  kann  als  die  isolierte  Unterbindung  der  Arterie. 

Bonomo  (15)  schickt  die  Schädel-Gesichts-Topographie  des  Ganglion 
voraus,  welches  er  zwischen  dem  oberen  Rand  des  Jochbeinbogens  und  einer 
Horizontalen  einen  Zentimeter  darüber  abgrenzt.  Dies  ist  das  Areal  des 
Ganglion,  durch  welches  man  es  am  direktesten  mit  dem  geringsten  Zerebral- 
traumatismus  erreicht. 

Operation:  Hautinzision  von  der  äusseren  Orbitalapophyse  zum  Angulus 
orbito-zytomaticus  und  von  dieser  Stelle,  dem  unteren  Rande  des  Jochbein- 
bogens folgend,  bis  auf  einen  Zentimeter  vor  dem  Tragus :  nach  Durchschnei- 
dung der  Wangen-  und  Jochbeininsertion  der  Schläfenaponeurose  hebt  er  den 
Hautaponeuroselappen  empor.  Schnitt  des  Jochbeinbogens  nach  vom  auf 
dem  Angulus  orbito-zygomaticus  und  hinten  2  cm  vor  dem  Ohr:  Rezision  der 
Sehnenschicht  des  Schlaf muskels;  danach  vorhergehende  Ligatur  der  tiefen 
in  der  tiefen  Muskelschicht  verlaufenden  Schläfenarterien.  Vollständige  Re- 
zision des  Muskels  oberhalb  der  Ligatur.  Mit  einem  Abrasor  entblösst  er 
den  unteren  Teil  der  Schläfengrube  und  das  Sphenotemporalgewölbe  bis  zum 
Flügelfortsatz  des  Keilbeines. 

Mit  dem  Meissel  trägt  er  die  blossgelegte  Schädelwand  in  kleinen 
Splittern  von  oben  her  ab;  die  obere  Grenze  der  Schädelbresche  erstreckt 
sich  nicht  über  2  cm  oberhalb  der  Crista  spheno-temporalis  hinaus.  Der 
Boden  der  mittleren  Schädelgrube  wird  mittelst  eines  Kraniotoms  mit  ge- 
bogenen und  abgestumpften  Schenkeln  bis  zur  Erreichung  der  Foramina 
magnum  rotundum  und  ovale  abgetragen.  Diese  Löcher  liegen  im  Mittel  von 
dem  oberen  Rand  des  Jochbeinbogens  40 — 45  mm  entfernt.  Mit  einem  breiten, 
biegbaren  Spatel  hebt  er  den  Schläfenlappen  empor.  Nach  Blosslegung  des 
2.  und  3.  Schenkels  des  Trigeminus  und  unter  Leitung  des  2.  gelangt  er  za 
dem  Ganglion  Gasseri  und  legt  es  bloss. 

Rezision  des  2.  und  3.  mittelst  Häckchen  emporgehobenen  Schenkels  an 
ihrem  Eintritt  in  die  Schädellöcher. 

Mit  einem  Klemmer  erfasst  er  die  zentralen  Stümpfe  der  beiden  abge- 
schnittenen Schenkel  und  durchschneidet  mit  einem  kleinen  Bistouri  mit 
stumpfer  Spitze  die  Wulstwurzel  des  Ganglions. 

Er  rezidiert  den  ersten  Schenkel,  indem  er  das  an  seiner  Austrittsstelle 
vollkommen  freie  Ganglion  herauszieht. 

Durch  Konservierung  des.  kavernösen  Abschnittes  des  1.  Schenkels 
bleibt  das  Sympathikusfädchen,  das  von  dem  Plexus  carotideus  nach  dem 
ophthalmischen  Schenkel  zieht,  intakt  und  das  mit  Vorteil  für  den  Trophismus 
des  Auges.  Die  oberen  Felsenbeinnerven  bleiben  intakt,  wenn  man  sorgfaltig 
die  Felsenbeinfläche  des  Ganglions  von  der  unteren  fibrösen  Wand  der  Höhle 
von  Meckel  trennt. 


Oi»ni,  Italienische  Literatnr  Ton  1905.  1317 

Er  hält  es  für  anatomisch  möglich,  die  motorischen  Wurzeln  des  Tri- 
geminus  intakt  zu  erhalten. 

Red.  drückt  die  Überzeugung  aus,  dass  auf  dem  spheno-temporalen 
Wege  das  Ganglion  am  leichtesten  und  sichersten  blosgelegt  wird;  und  man 
kann  ihn  gänzlich  in  den  besten  anatomischen  Verhältnissen  exstirpieren,  ohne 
den  Sinus  cayernosus  und  die  Sinus  spheno-parietalis  und  petrosus  sup.  zu 
eröffnen  und  ohne  Gefahr  zu  laufen,  die  Karotis  zu  verletzen,  oder  einen 
der  Nervi  oculo-motorii  mit  dem  ophthalmischen  Schenkel  zu  verwechseln, 
wodurch  der  Schläfenlappen  gar  nicht  oder  wenig  traumatisiert  wird. 

Bossi  (16)  hat  die  Art  und  Weise  der  experimentellen  Erzielung  einer 
Neoarthrose  an  einer  Elektionsstelle  einer  Diaphyse  studiert,  geleitet  von 
dem  theoretischen  Interesse  in  bezug  auf  die  Beziehungen,  welche  zwischen 
Funktion  und  Form  laufen  und  durch  das  praktische  Interesse  für  das, 
was  sich  auf  die  Behandlung  der  Ankylosen  bezieht,  welches  derartige 
Untersuchungen  haben  können.  Er  erwähnt,  dass  analoge  Studien  von  Pfendel 
und  Clumsky  unternommen  worden  sind,  aber  mit  nach  seiner  Ansicht 
nicht  korrekten  Versuchskriterien:  so  dass  er,  sei  es  darum,  wie  infolge  des 
Umstandes,  dass  die  histologische  Untersuchung  in  den  Arbeiten  der  ange- 
führten Autoren  gänzlich  ausser  acht  gelassen  wurde,  glaubt,  dass  dieselben 
das  Problem  sowohl  nach  der  theoretischen,  als  nach  der  praktischen  Seite 
hin  ungelöst  gelassen  haben.  Das  Studium  wurde  vom  Verf.  in  dem  von 
Prof.  Morpurgo  geleiteten  Laboratorium  der  allgemeinen  Pathologie  wieder 
aufgenommen,  unter  Anstellung  einer  Reihe  von  Versuchen,  die  zum  Zwecke 
hatten,  festzustellen,  welche  Änderungen  an  den  durch  lineare  Querteilung 
einer  Diaphyse  entstandenen  Stümpfen  vor  sich  gehen,  falls  dieselben  ge- 
zwungen werden,  sich  aufeinander  zu  bewegen  und  beständig  durch  einen 
glatten,  nicht  absorbierbaren  Körper  getrennt  bleiben.  Zur  Lösung  der  ersten 
Frage,  das  heisst  zur  Erlangung  zweier  zu  fortgesetzter  Bewegung  aufeinander 
gezwungener  Knochenstümpfe  griff  man,  wie  bereits  Dr.  Giani  getan  hatte, 
um,  in  dem  gleichen  Institut,  den  Einfluss  der  Bewegung  bei  der  Erzeugung 
des  Knorpelkallus  zu  studieren,  zu  den  Rippen,  die  genötigt  sind,  sich  bei  den 
Atmungsbewegungen  zu  verschieben.  Als  Zwischenlagerungsmaterial  wurde 
Zelloidin  verwandt,  da  dasselbe  leicht  in  die  gewünschte  Form  zu  bringen, 
elastisch,  glatt,  leicht  sterilisierbar  und  geeignet  ist,  in  die  Einbettungen  für 
die  mikroskopische  Untersuchung  gefasst  zu  werden. 

Die  Technik  der  Versuche  hat  allmählich  Änderungen  und  Verbesserungen 
erfahren.  Während  zuerst  ein  jeder  der  Stümpfe  mit  einer  isolierten  Zelloidin- 
kappe  bekleidet  wurde,  fasste  man  später  den  Gedanken,  zur  Verhinderung  der 
Übereinanderschiebung  die  beiden  Stümpfe  in  eine  Zelloidinröhre  zu  stecken, 
die  in  der  Mitte  durch  eine  ebenfalls  aus  Zelloidin  bestehende  Scheidewand 
getrennt  war.  Die  zu  überwindenden  Schwierigkeiten  waren  viele:  oft  ging 
einer  der  Stümpfe  aus  der  Kappe  heraus,  zuweilen  auch  beide,  derart,  dass 
ein  vollständiges  Resultat  bisher  nur  wenige  Male  erhalten  worden  ist.  Doch 
ergeben  sich  auch  aus  den  weniger  gut  gelungenen  Versuchen  Tatsachen,  die 
vom  allgemeinen  und  theoretischen  Gesichtspunkt  aus  ebenso  ausdrucksvoll 
sind,  wie  diejenigen,  die  sich  bei  Versuchen  mit  komplettem  Ausgang  hätten 
kundgeben  können. 

Dieser  ersten  Versuchsreihe  wurde  eine  andere  gegenübergestellt,  die 
darauf  gerichtet  war,  isoliert  die  Wirkung  des  zwischen  zwei  frisch  im  Zu- 
sammenhang unterbrochene,  aber  in  bezug  aufeinander  unbewegliche  Knochen- 


1318  Jahresberidit  ffir  Chirurgie.    IL  Teil. 

flächen  eingeschalteten  Fremdkörpers  za  studieren.  Dieser  Zweck  wurde  da- 
durch erreicht,  dass  man  in  den  Tibiae  von  Kaninchen  bis  oder  fast  bis  anf 
das  Mark  gehende  Einkerbungen  angebracht  und  in  dieselben  ein  doppelter 
Zelloidinbogen  eingeschoben  wurde,  der  dnrch  eine  die  Tibiadiayphyse  um- 
windende Seidenschnur  an  Ort  und  Stelle  gehalten  wurde. 

Als  Versuchstiere  wurden  die  Kaninchen  gewählt,  welche  nach  10  bis 
60  Tagen  schwankenden  Zwischenräumen  getötet  wurden.  Die  Stücke  wurden 
in  Zenk erscher  Lösung  fixiert,  mit  Pikrin-Salzsäuremischung  entkalkt,  mit 
Zelloidin  eingebettet  und  mit  Hämatoxylin  und  Eosin  gefärbt. 

Die  Versuche  sind  noch  jetzt  im  Gange  und  Verf.  gedenkt  ihre  Gesamt- 
zahl zusammen  mit  den  Endresultaten  und  den  spätesten  Zeitpunkten  in  der 
definitiven  Arbeit  mitzuteilen;  hier  beschränkt  er  sich  auf  das,  was  er  an 
den  aus  Tieren,  die  von  einem  Minimum  von  10  Tagen  bis  zu  einem  Maximum 
von  60  Tagen  überlebten,  gewonnenen  Präparaten  hat  antreffen  können. 

Bei  den  Versuchen  an  den  Rippen  wurde  beobachtet,  dass  das 
Zelloidin  als  Fremdkörper  indifferent  bei  Berührung  mit  dem  Knochen 
bleibt  und  deshalb  imstande  ist,  auch  nach  einem  recht  langen  Zeitraum  die 
Vereinigung  der  Stümpfe  zu  verhindern.  Bei  denjenigen  Versuchen,  bei 
denen  die  Stümpfe  in  den  Zelloidinkappen  geblieben  waren,  obschon  nicht 
Yollkommen  gegenüber  liegend,  sondern  übereinandergeschoben  und  sich  auf 
einer  gewissen  Strecke  mit  den  Seitenflächen  berührend,  sah  man,  dass  an 
der  Stelle,  wo  die  Stümpfe  sich  gegeneinander  bewegten  und  dnrch  das 
Zelloidin  getrennt  waren,  sich  aus  dem  proliferierten  Periost  ein  Knorpel- 
gewebe produziert  und  gebildet  hatte  mit  kleinen  ovalen  Zellen,  mit  der 
grösseren  Achse  parallel  zur  Oberfläche  und  getrennt  durch  eine  azidophile 
Grundsubstanz,  also  mit  den  Eigenschaften  der  obersten  Partien  der  Gelenk- 
knorpel. Der  Rest  des  Stumpfendes  zeigte,  obwohl  eingehüllt  durch  Zelloidin 
und  denen  des  mit  Knorpel  bekleideten  Teiles  analogen  Verschiebungen  unter- 
worfen, nicht  aber  der  Reibung  gegen  die  resistente  Oberfläche  des  anderen 
Stumpfes,  niemals  Knorpelentwickelung,  sondern  zeigte  sich,  je  nach  der  seit 
der  Operation  verflossenen  Zeit,  bald  mit  verdicktem  Periost  und  osteoiden 
Trabekeln  bekleidet,  bald  durch  kompakte  Knochenlamellen  abgeschlossen. 

Ein  diesem  ganz  ähnliches  Verhalten  machte  sich  auf  der  ganzen  Aus- 
dehnung der  beiden  Stumpfenden  in  den  Fällen  bemerkbar,  in  denen  infolge 
Herausgleitens  des  einen  der  Stümpfe  oder  beider  aus  den  Kappen  ihre 
Vereinigung  vermittelst  Kallusmassen  erfolgte.  Unter  solchen  Umständen 
hatte  die  Bewegung  eine  temporäre  Dauer,  und  wenn  wirklich,  wie  es  wahr- 
scheinlich ist,  die  Knorpelbildung  erfolgte,  so  verschwand  resp.  verknöchert« 
dieser,  als  die  Reibung  der  Stümpfe  ausblieb. 

In  einem  Falle,  in  dem  die  beiden  aus  den  Kappen  herausgeschlüpften 
Stümpfe  durch  eine  kräftige  fibröse  Narbe  zusammenwuchsen,  fand  Verf. 
50  Tage  nach  der  Operation  ein  Knorpelknötchen,  das  jedoch  der  Struktur 
nach  von  den  in  den  ersten  Fällen  gefundenen  recht  verschieden  war;  mit 
kugeligen,  in  Mutterkapseln  zusammengeschlossenen  und  in  einer  basophilen 
Grundsubstanz  versenkten  Zellen,  einen  solchen  also,  wie  wir  ihn  in  jedwedem 
Kern  von  hyalinem  Knorpel  bei   den  Frakturencalli  zu  finden  gewohnt  sind. 

Die  Versuchsreihe  mit  Einschaltung  von  Zelloidinblättchen  in  Knocben- 
substanzverluste,  deren  Ränder  feststehend  und  voneinander  entfernt  waren,  hat 
vollauf  die  Anschauung  bestätigt,  dass  der  Bewegung  auf  einer  resistenten 
und  glatten  Oberfläche  die  Bildung  von  Knorpel,  ähnlich  dem  Gelenkknorpel, 


Giani,  Italimflohe  Literatur  tob  1905.  1319 

an  den  Fraktorenstümpfen  zuzuschreiben  sei ;  denn  bei  sämtlichen  Versuchen 
dieser  Reibe  fehlte,  sowohl  nach  einem  Zeitraum  von  wenigen  Tagen,  als  zwei 
Monate  nach  der  Operation,  die  Bildung  von  Knorpel  an  den  Stümpfen,  ob- 
schon  das  proliferierte  Periost  zwischen  das  Zelloidin  und  die  Ränder  des 
Substanzverlustes  eingedrungen  war.  Bei  den  von  der  Operation  entfernter 
liegenden  Stadien  erschienen  diese  Ränder  tiberzogen  durch  eine  neugebildete 
kompakte  Knochenlamelle  in  unmittelbarer  Berührung  mit  dem  Zelloidin. 

Aus  der  Summe  der  bisher  erzielten  Resultate  lässt  sich  der  Schluss 
ziehen,  dass  unter  dem  Einfluss  einer  fortgesetzten  Reibung  gegen  eine  glatte 
und  resistente  Oberfläche  das  an  dem  Ende  der  Bruchstümpfe  langer  Knochen 
neugebildete  Gewebe  sich  in  einen  Knorpelzustand  konkretieren  kann,  der 
keine  Tendenz  zur  Yerknöcherung  hat  und  der  in  ähnlicher  Weise  gebildet 
ist  wie  der,  welcher  die  Gelenkenden  bekleidet.  Die  praktische  Anwendung 
dieses  Prinzips  kann  nicht  ausbleiben,  sobald  mit  einer  zweckmässigen  Technik 
die  Grundbedingungen  des  Verfahrens  verwirklicht  sind. 

Bozzi(17)  berichtet  über  einige  Untersuchungen,  die  er  in  fünf  Fällen 
von  Osteomyelitis  angestellt  hat ;  vier  akute  und  einer  mit  Wiederholung.  Bei 
all  diesen  fand  er  den  Streptococcus  im  Zustande  der  Reinkultur  im  Eiter. 
In  vier  Staphylococcus  aureus,  in  einem,  dem  mit  Wiederholung,  aureus 
und  albus.  In  keinem  fand  er  das  von  Hencke  isolierte  und  von  ihm 
für  spezifisch  bei  der  Osteomyelitis  gehaltene  Coccobakterium.  Die  zu  dem 
Zwecke  angestellten  Untersuchungen,  den  Krankheitsprozess  bei  jungen  Tieren 
infolge  von  endovenösen  Injektionen  und  besonderen  Traumen  zu  wiederholen, 
verliefen  vollständig  negativ.  Im  Hinblick  darauf  glaubt  Verf.  nicht,  dass  man 
ihnen  jene  grosse  Bedeutung  beilegen  dürfe,  die  man  ihnen  gegenwärtig  als 
prädisponierender  Ursache  beimisst. 

Galamida  (19).  Eine  klinische  und  anatomisch-pathologische  Unter- 
suchung über  sieben  Fälle  von  traumatischer  Myosites  ossificans. 

Verf.  teilt  die  histologische  Untersuchung  der  entfernten  Stücke  mit, 
unter  denen  die  des  zweiten  Falles  besonders  interessant  ist,  bei  dem  die 
Läsion  sich  in  der  Anfangsperiode  der  Verknöcherung  zeigte.  Nach  einer 
summarischen  Erwähnung  der  hauptsächlichen  Theorien  über  die  Pathogenese 
der  traumatischen  Myosites  ossificans  schliesst  er  sodann,  dass  traumatische 
Muskelverknöcherungen  periostischen  Ursprungs  vorkommen  können :  dieselben 
sind  jedoch  höchst  selten  und  auf  die  Fälle  beschränkt,  in  denen  wirklich 
eine  Läsion  dieses  Gewebes  erfolgt,  fast  stets  begleitet  von  schweren  Läsionen 
der  Knochen  und  Gelenke. 

In  allen  übrigen  traumatischen  Muskelveränderungen,  die  fast  die  Totalität 
der  Fälle  darstellen,  liegt  ihr  Ursprung  stets  im  intramuskulären  Binde- 
gewebe, welches  einen  Prozess  der  Hyperplasie  und  darauffolgender  knorpeliger 
knöchener  Metaplasie  erleidet,  ohne  eine  primäre  und  wesentliche  Beteiligung 
des  Periosts.  Nimmt  dieses  an  dem  Prozess  teil,  so  geschieht  es  in  sekun- 
därer Weise  und  als  blosse  interkurrierende  Erscheinung. 

Was  die  Bedeutung  derartiger  Läsionen  angeht,  so  ist  er  der  Ansicht, 
dass  die  Muskelverknöcherungen,  obschun  sie  vorwiegend  die  Eigenschaften 
eines  reaktiven  chronischen  Entzündungsprozesses  besitzen,  Bildungen  seien, 
die  auf  der  Grenze  stehen  zwischen  den  phlogistischen  Prozessen  und  den 
Neoplasien. 

Caminiti  (20).  Bei  den  Todesfällen  durch  Chloroform  erwies  sich  ein 
gewisser  Prozentsatz  als   auf  einer   speziellen   Konstitution    des  Organismus 


1320  Jahreaberieht  fttr  Chirurgie.    11.  Teil. 

beruhend,  die  durch  Hypertrophie  der  Lymphdrüsen  verschiedener  Regionen 
und  anderer  lymphatischer  Organe  wie  der  Tonsillen,  der  Follikeln  der  Kehle 
und  des  Darmes  und  der  Pey  er  sehen  Plättchen,  Hyperplasie  der  Milzkör- 
perchen,  häufig  Hypertrophie  der  Schilddrüse,  zuweilen  Aplasie  der  Aorta  und 
vor  allem  Hyperplasie  und  Hypertrophie  des  Thymus  charakterisiert  ist 
Diesen  Symptomkomplex  bezeichnete  R.  Paltauf  als  chlorotisch-lym- 
phatische  Konstitution,  Lange  als  adenoiden  Habitus  und  andere 
als  thymischen  Zustand.  In  dem  in  Rede  stehenden  Falle  waren  zu 
bemerken  Hypertrophie  der  Halsdrüsen  auf  beiden  Seiten,  Hypertrophie  des 
Thymus,  ausgeprägte  angeborene  Lappung  der  Nieren,  dreieckige  Form  der 
Milz,  Hypertrophie  der  Eierstöcke,  und  die  mikroskopische  Untersuchung 
zeigte  Hyperplasie  der  Malpighischen  Körperchen  in  der  Milz,  starke  Hyper- 
plasie des  Thymus,  indem  überdies  erhebliche  Alterationen  der  Hassa Ischen 
Körperchen  anzutreffen  waren. 

U.  Garpie  (21)  hat  eine  weitgehende  Untersuchung  über  die  Variationen 
der  hämatologischen  Formel  ausgeführt,  wobei  er  seine  Beobachtungen  auf 
122  die  verschiedenartigsten  chirurgischen  Affektionen  umfassende  Fälle  aus- 
gedehnt hat.  Nach  Hinweis  auf  die  einschlägige  Literatur  und  eingehender 
Darlegung  der  angewandten  Technik  beschäftigt  sich  Carpi  in  drei  ver- 
schiedenen Kapiteln  seiner  Arbeit: 

1.  Mit  den  Änderungen,  welche  die  hämo-leukozytäre  Formel  in  physio- 
logischen Verhältnissen  oder  infolge  von  Einflüssen  zeigen  kann,  die  in  keiner 
Beziehung  mit  besonderen  Nervenzuständen  stehen. 

2.  Mit  dem  klinischen  Wert  der  Eosinophilie  und  der  Jodreaktion  der 
Leukozyten. 

3.  Mit  der  methodischen  Untersuchung  der  hämoleukozitären  Formel  in 
den  verschiedenen  chirurgischen  Leiden. 

Die  Schlussfolgerungen  Carpis  sind  die  folgenden: 

1.  Die  Untersuchung  der  hämatologischen  Formel  in  den  chirurgischen 
Affektionen  hat  einen  wirklichen  semeiologischen  Wert,  sobald  sie  sich  nicht 
auf  partielle  Beobachtungen  beschränkt,  sondern  in  umfassender  Weise  die 
qualitativen  und  quantitativen  Verhältnisse  sämtlicher  das  Blut  zusammen- 
setzender Elemente  widerspiegelt.  (Hämometrische  und  zytometrische  Bestim- 
mung; leukozytametrische  Bestimmung;  morphologischer  Befund  der  roten 
und  weissen  Körperchen  und  eventuell  die  Jodreaktion  der  Leukozyten.)  Nur 
bei  einigen  Affektionen  kann  ein  einzelnes  der  Elemente  der  hämatologischen 
Formel  charakteristische  Modifikationen  zeigen,  die  für  sich  allein  einen 
ausschliessenden  Wert  gewinnen,  so  die  Hyperleukozytose  bei  den  entzünd- 
lichen Vorgängen. 

2.  Die  hämatologische  Formel  an  und  für  sich  ist  niemals  ein  absolutes 
Datum,  auf  das  ausschliesslich  sich  ein  diagnostisches  Urteil  gründen  könnte. 
Ihre  Bedeutung  ist  stets  relativ  auf  das  Studium  der  gesamten  klinischen 
Symptomatologie  einer  Krankheitsform.  Jedenfalls  haben  beweisenden  Wert 
für  die  praktische  Bedeutung  der  hämatologischen  Untersuchung  nur  die  posi- 
tiven Befunde. 

3.  Das  Studium  der  hämatologischen  Formel  besitzt  eine  grosse  Bedeu- 
tung für  die  Diagnose  zahlreicher  Affektionen.  So  liefert  bei  den  akuten 
Entzündungsprozessen  die  hämoleukozytäre  Formel  wertvolle  Elemente,  die 
geeignet  sind,  einen  einfachen  oder  eiterigen  Entzündungsvorgang  scharf  von 
einer  tuberkulösen  oder  neoplastischen  Affektion  zu  unterscheiden.     Handelt 


Gianir  Italieoiaohe  Literator  Yon  1905.  1321 

es  sich  bei  den  tuberkulösen  Affektionen  um  lokalisierte  Prozesse  und  ist  der 
Einfluss  krankhafter  Begleiterscheinungen,  die  geeignet  sind,  die  Zusammen- 
setzung des  Blutes  zu  modifizieren,  auszuschliessen,  dann  bietet  der  hämato* 
logische  Befund  bei  denselben  einen  besonderen  und  charakteristischen  Typus 
dieser  Formen  (Chloranämie,  schwache  Leukozytose  oder  Leukopenie,  Hypo- 
polynukleose,  Lymphozytose,  spärliche  Eosinophilie).  Bei  den  neoplastischen 
Prozessen  kläxt  die  hämatologische  Formel  die  Differentialdiagnose  zwischen 
gutartigen  und  bösartigen  Tumoren.  Bei  den  Karzinomen  hätte  man  den 
Befund  einer  starken  Anämie  von  chlorotischem  Typus  in  Verbindung  mit 
ziemlich  hochgradiger  Hyperleukozytose  und  mit  einem  morphologischen  Be- 
fund von  Lymphozytose  in  den  Anfangsformen,  von  Polynukleose  in  den  vor- 
gerückten Formen.  Beim  Sarkom  hätte  man  einen  normalen  oder  wenig 
unter  der  Norm  bleibenden  chromozytometrischen  Befund  in  Verbindung  mit 
einer  polynukleären  Hyperleukozytose  und  Eosinophilie. 

4.  Das  Studium  der  hämoleukozitären  Formel  kann  wichtige  Fingerzeige 
geben,  sei  es  für  die  Prognose,  sei  es  für  die  Indikation  des  operativen  Ein- 
griffs. So  sind  z.  B.  bei  einem  Krebskranken  die  Anwesenheit  einer  pro- 
gressiv wachsenden  polynukleären  Hyperleukozytose  und  die  progressive  Ab- 
nahme des  chromo-zytometrischen  Befundes  ungünstige  Zeichen  und  der  Dif- 
fussion  des  neoplastischen  Prozesses  zuzuschreiben.  So  zeugt  auch  eine  starke 
und  progressiv  wachsende  leukozytäre  Reaktion  für  einen  Eiterungsvorgang, 
der  sich  zu  verallgemeinem  neigt  und  einen  schleunigen  Eingriff  erfordert. 

5.  Für  den  postoperativen  Verlauf  nimmt  die  hämatologische  Untersuchung 
einen  präzisen  Wert  an,  bei  den  aseptischen  Eingriffen,  so  oft  man  eine  Eite- 
rungskomplikation der  Operationswunde  befürchtet  durch  Anomalien  des  post- 
operativen Verlaufs,  die  nach  der  gewöhnlichen  Periode  der  Hyperleukozytose, 
welche  unmittelbar  auf  die  chirurgischen  Eingriffe  folgt,  auftreten. 

Cassanello  (22)  macht  auf  die  Varietät  der  Lipome  periostalen  Ur- 
sprungs aufmerksam.  Er  hat  deren  zwei  Fälle  beobachtet:  Der  eine  von 
Prof.  Ceci  vor  drei  Jahren  bei  einem  30jährigen  Individuum  operierte  war 
aus  den  Darmfortsätzen  der  vier  letzten  Halswirbel  und  der  ersten  drei 
Rückenwirbel  hervorgegangen,  und  einen  von  ihm  operierten  angeborenen  Fall 
bei  einem  22jährigen  Mädchen,  der  seinen  Ursprung  aus  dem  Periost  des 
Olekranon,   des  Epikondyls  und  der  Epitrochlea  der  rechten  Seite  herleitete. 

Ihr  periostaler  Ursprung  und  der  tiefe  Sitz  drücken  ihnen  eine  klinische 
Objektivität  auf,  die  dazu  geeignet  ist,  ihre  Natur  vermuten  zu  lassen  und 
andererseits  ist  ihre  genaue  Kenntnis  von  Wichtigkeit,  um  Verwechselungen 
mit  recht  verschiedenen  Tumoren,  wie  den  periostalen  Sarkomen  zu  vermeiden. 
Bei  der  Therapie  dieser  Geschwulste  ist  es  notwendig,  eine  vollständige  Ex- 
stirpation  ihrer  periostalen  Ansatzbasis  vorzunehmen,  um  Rezide  zu  vermeiden, 
die  in  der  Vergangenheit  in  mehreren  diesen  ähnlichen  Fällen  von  Lipom 
beobachtet  worden  sind. 

Nach  Darlegung  einiger  klinischer  Beobachtungen  über  das  Thema 
bemerkt  Gecca  (23),  er  habe  sich  vorgenommen,  experimentell  und  in 
erschöpfender  Weise  den  Einfluss  gewisser  Infektionskrankheiten  auf  die  Ver- 
heilnng  der  Operationswunden  zu  untersuchen,  und  in  der  vorliegenden  Schrift, 
der  ersten  der  Art,  hält  er  sich  an  die  Infektion  durch  ikteroiden  Bazillus. 
Nach  Andeutung  der  eingehaltenen  Ordnung,  des  verwandten  Materials,  der 
Operationsmethoden  und  der  histologischen  und  bakteriologischen  Technik 
schliesst  er:   dass  die  operativen  EingriiFe  bei  der  Infektion  durch  ikteroiden 


1322  Jfthresberielit  fflr  Chirurgie.    11.  TeiL 

Bazillus  ohne  Komplikation  verlaufen,  ja  mit  rascherer  Vemarbung,  auch 
wenn  sie  wenige  Stunden  vor  Eintritt  der  Infektion,  wie  auch  drei  Tage  nach 
Beginn  derselben  ausgeführt  wurden;  dass  die  Komplikation  nur  eintritt,  wenn 
der  Operationsakt  am  4.  und  5.  Tage  bei  Kaninchen  und  am  6.  und  7.  bei 
Meerschweinchen  geschiebt;  dass  auch  die  schweren  Operationsakte  (Laparo- 
tomien) keinerlei  Einfluss  auf  den  kritischen  typischen  Verlauf  der  Infektion 
haben,  und  schliesslich,  dass  in  der  Zeit  der  Rekonvaleszenz  einzig  und  allein 
eine  Verlangsamung  des  Verheilungsprozesses  der  Gewebe  auftritt. 

Der  Zusatz  von  Sauerstoff  zum  Chloroform  zwecks  Verminderung  der 
Gefahren  ist  etwas  Altes. 

Ceci  (25)  erwähnt,  dass  er  schon  im  Jahre  1880  im  Ausland  zu  dem 
Zweck  gebaute  Apparate  beobachtet  hatte.  Gegenwärtig  haben  sich  die 
Apparate  vervielfältigt  und  es  gibt  deren  recht  kostspielige  und  komplizierte. 
Seit  dem  Jahre  1904  wandte  Ref.  eine  Methode  der  Sauerstoffchloroform- 
narkose  an,  welche  darin  bestand,  dass  er  den  Sauerstoff  direkt  aus  dem 
Reservoir  in  die  Chloroformflasche  des  gemeinen  Junker  sehen  Apparates 
einleitete.  Vor  Einführung  dieses  Verfahrens  wollte  er  sich  vergewissern« 
dass  das  Chloroform  durch  die  Berührung  mit  dem  Sauerstoff  keine  schäd- 
lichen Veränderungen  erleide.  In  der  Tat  ist  es  bekannt,  dass  das  Chloro- 
form in  längerem  Kontakt  mit  Sauerstoff  zu  HCl  führt  und  irritierende  Eigen- 
schaften annimmt.  Die  von  Prof.  Paderi  ausgeführten  experimentellen 
Untersuchungen  aber  taten  dar,  dass  das  rasche  Einströmen  des  Sauerstoffs 
das  Chloroform  unverändert  lässt. 

Seit  11  Monaten  hat  er  die  Methode  der  Sauerstoffchloroformnarkose 
mit  hervorragend  günstigen  Resultaten  eingeführt.  Die,  besonders  bei  Trinkern, 
so  schädliche  Aufregungsperiode  ist  erheblich  abgekürzt  und  gebessert ;  regel- 
mässig der  anästhetische  Schlaf,  rascher  das  Aufwachsen.  Es  ist  selbstver- 
ständlich, dass,  um  ein  derartiges  Urteil  abzugeben,  ein  beträchtliches  klini- 
sches Material  in  Prüfung  gezogen  werden  musste ;  nun  geschieht  es  auch  auf 
Grund  von  Hunderten  von  Beobachtungen,  dass  Ref.  dieses  Urteil  ausspricht. 

Die  Methode  hat  den  Vorzug,  sämtlichen  Ärzten  zugänglich  zu  sein,  da 
sich  heutzutage  überall  die  Sanerstoffdruckbehälter  finden. 

Cernezzi  (26).  Eugoformio  ist  ein  aus  der  Verbindung  von  Guajakol 
mit  Formaldehyd  resultierendes  Pulver ;  es  wetteifert  mit  dem  Jodoform,  dem 
gegenüber  es  bedeutend  weniger  toxisch  ist^  so  dass  es  jene  alarmierenden 
Erscheinungen  nicht  gibt,  die  beim  Jodoform  leicht  zu  beobachten  sind;  es 
hat  keine  Wirkung  auf  die  Nieren,  da  die  Reaktion  der  Phenole  in  dem  Harn 
nie  positiv  gefunden  wurde,  ebensowenig  sah  man  in  demselben  jemals  Eiweis?. 
Zylinder  oder  Nierenelemente. 

In  verschiedener  Form  (Pulver,  Salbe  usw.)  geprüft,  heilte  es  schnell 
lupöse  Geschwüre,  ein  chronisches  Ekzem;  bei  Gelenkresektionen  zeigte  es 
stimulierende  Eigenschaften,  ebenso  bei  anderen  Leiden. 

Nach  Hinweis  auf  die  histologischen  Anschauungen  der  verschiedenen 
Autoren  über  diese  Tumoren  berichtet  A.  Cimoroni  (29)  über  seine  an  11 
Ovarialkystomen  unternommenen  Untersuchungen,  wobei  er  einerseits  deren 
histopathologische  Eigenschaften,  auf  der  anderen  Seite  die  physiologischen 
im  Auge  hatte. 

Von  jenen  Tumoren  waren  einige  von  papillärer  Struktur,  andere  von 
drüsenartiger  Struktur,  uni-  oder  multilokular;  mit  serösem  oder  pseudo- 
muzinösem  Inhalt. 


Giani,  lUlieiiiMho  Litmitiir  tos  1905.  1323 

Von  den  histologischen  Befanden  erwähnt  Verf.  die  folgenden:  In  einem 
Falle,  einem  papillären  Zystokarzinom  resp.  Papilloma  cysticum  infectans, 
zeigte  die  Zystenwand  in  einigen  Abschnitten  derartige  Charaktere,  dass  sie 
an  eine  Darmwand  erinnerte :  Die  Schnitte  zeigten  das  Zylinder-  nnd  Becken« 
epithel  nach  Art  von  Lieberkühnschen  Drüsen  in  das  darunter  liegende 
Bindegewebe  versenkt,  dann  darunter  eine  Schicht  von  dünnen  glatten  Muskel- 
fasern, nach  Art  der  Mnscolaris  mucosae  und  noch  weiter  nach  unten  Binde- 
gewebe und  freie  Muskelfasern  mit  Quer-  und  Längsverlauf. 

In  einem  zweiten  Falle  —  einem  drüsenartigen  Cystoma  —  gingen  von 
den  aus  Bindegewebe  und  glatten  Muskelfasern  gebildeten  Zystenwänden  mit 
Zylinder-  und  Becherepithel  bekleidete  Bindegewebssepten  mit  freiem  £nde 
ab,  die  an  Darmzotten  erinnerten. 

In  einem  dritten  Falle  beobachtete  er  zwischen  den  Resten  des  poly- 
zystischen Eierstocks  Fragmente  von  einem  Gewebe,  das  dem  der  Rinden- 
partie einer  Nebenniere  glich. 

In  einem  vierten  Kystom  hatten  die  Wände  einiger  Zystenhohlräume 
komplexe  Struktur  wegen  der  Anwesenheit  von  myxcmatösem,  myxosarko- 
matösem  und  epithelialem  Gewebe. 

In  sämtlichen  Fällen  beobachtete  er  die  Anwesenheit  von  glatten  Muskel- 
fasern ;  in  fast  allen  die  Anwesenheit  von  ein-  oder  mehrschichtigem  Zylinder- 
oder Becherepithel. 

Die  komplexe  Struktur  dieser  Geschwülste  führt  auf  den  Gedanken, 
dass  dieselben  nicht  angesehen  werden  können  als  einfache  fibro-epitbeliale 
Formen,  gebildet  aus  zwei  Geweben,  die  sich  übereinstimmend  mit  mehr  oder 
weniger  ausgesprochenen  Zeichen  der  Atypie  entwickeln  und  einen  ausge- 
wachsenen oder  reifen  Drüsentypus  reproduzieren. 

Es  erscheint  daher  als  gerechtfertigt,  dass  Ribber t,  sei  es  wegen  der 
Struktur  als  wegen  der  Histogenese  die  Kystome  aus  der  Kategorie  der 
fibro-epithelialen  Tumore  ausgeschlossen  und  sie  unter  die  Mischgeschwülste 
gestellt  hat. 

Die  in  sämtlichen  Kystomen  fast  konstante  Anwesenheit  des  Zylinder- 
und  Becherepithels,  die  Anwesenheit  von  glatten  Muskelfasern,  die  Ähnlich- 
keit einiger  Zystenwände  mit  der  Darmwand,  lassen  die  Annahme  für  rationell 
halten,  dass  die  Kystome,  wenigstens  vorwiegend,  ihre  Histogenese  versprengten 
Keimen  des  Darmblattes  schulden. 

Dem  Verf.  erschien  es  demnach  von  Interesse,  zu  untersuchen,  ob  der 
morphologischen  Ähnlichheit  eine  physiologische  Ähnlichkeit  entspräche,  das 
heisst,  ob  der  Inhalt  der  Kystome  die  charakteristischen  Eigenschaften  des 
Darmsekretes  besässe. 

Deshalb  stellte  er  Untersuchungen  über  das  Verdauungsvermögen  der 
in  drei  Kystomen  enthaltenen  Flüssigkeit  an.  Bei  dem  ersten  waren  die  Proben 
direkte  und  gerichtet  auf  koaguliertes  Eiweiss,  neutrales  Öl  und  Stärke- 
kleister, jedoch  zeigte  jene  Zystenflüssigkeit  keine  proteolytische  und  steapsi- 
nische  Wirkung,  sondern  nur  eine  äusserst  schwache  amylolytische  Fähigkeit, 
derart,  dass  sie  die  Bildung  von  Dextrin  aus  Stärke  bewirkte. 

Er  untersuchte  alsdann,  ob  jene  Flüssigkeiten  die  Fähigkeit  besässen, 
die  Wirkung  des  Pankreassaftes  auf  die  Proteinsubstanzen  anzuregen,  in 
anderen  Worten,  ob  sie  ein  der  Enterokynese  des  Darmsaftes  ähnliches  aktives 
Prinzip  enthielten. 


1324  Jahresbericht  ftlr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Reinen  Pankreassaft  verschaffte  er  sich  mittelst  der  temporären  Fistel  des 
Wirsungschen  Ganges  grosser  Hunde  und  anstatt  des  Ei  weisses  bedient« 
er  sich  als  Proteinsubstanz  der  nach  der  Formel  von  Fermi  zubereiteten 
Gelatine. 

Bei  zwei  Drüsenkystomen  erzielte  er  positive  Resultate,  da  ihr  Inhalt 
imstande  war,  die  proteolytische  Wirkung  des  reinen  Pankreassaftes  anzuregen. 
Verf.  glaubt  so  schliessen  zu  dürfen,  dass,  wenn  die  histologischen  Be- 
funde für  die  komplexe  Struktur  eines  grossen  Teiles  der  Ovarialkystome 
sprechen  und  sie  mit  der  ganzen  anatomisch-pathologischen  und  histogene- 
tischen  Lehre  über  die  Mischgeschwülste  von  Wilms  in  Verbindung  bringen, 
wir  auch  die  physiologischen  Versuche  sich  zu  ihren  Gunsten  anschliessen  sehen. 
In  den  Dermoidzysten  herrschen  die  aus  dem  äusseren  Blatt  derivie- 
renden  Elemente  vor  und  sind  die  physiologischen  Wirkungen  derselben  mit 
der  Erzeugung  von  Haaren  und  Talgsubstanz  erhalten. 

Bei  den  Ovarialkystomen  wiegen  die  aus  dem  Endoderm  herzuleitenden 
Elemente  vor,  ebenfalls  fähig,  die  von  den  Zellen,  aus  denen  sie  herrührten, 
ererbten  physiologischen  Attributionen  zu  bewahren. 

Diese  physiologischen  Eigenschaften,  die  die  Untersuchungen  des  Verf. 
in  zwei  Fällen  als  positiv  nachwiesen,  bekräftigen  also  die  histologischen 
Resultate  und  gestatten  nach  Aussage  Cimoronis,  die  Ovarialkystome  in 
die  grosse  Kategorie  der  Mischgeschwülste  einzureihen. 

Codi  vi  IIa  (30).  Eine  auf  dem  ersten  Kongress  der  internationalen 
Gesellschaft  der  Chirurgie  (Bruxelles  1905)  vorgelegte  Relation.  Dieselbe  be- 
handelt die  demolitive  und  konservative  Behandlung  der  Gelenktuberkulose 
und  untersucht  die  in  den  verschiedenen  Stadien  der  pathologischen  Läsion 
zu  befolgenden  therapeutischen  Indikationen,  wobei  vor  allem  auf  den  besten 
funktionellen  Erfolg  des  kranken  Gelenks  Rücksicht  genommen  wird. 

Comisso  (31)  hat  experimentell  die  Alterationen  untersucht,  denen 
die  verkürzten  Muskeln  entgegengehen,  mit  dem  praktischen  Ziel,  zu  be- 
stimmen, bis  zu  welchem  Punkt  von  der  Muskulatur  einer  Extremität  ein 
zur  Korrektion  einer  erworbenen  Deformität  applizierter  Zug  ertragen  werden 
könne. 

Er  hat  an  Kaninchen  mittlerer  Grösse  (in  einer  Anzahl  von  10)  ope- 
riert, bei  denen  er  die  Sehne  des  Triceps  brachii  durchschnitt,  wobei  er  sich 
als  Kontrolle  für  die  nachfolgenden  Versuche  des  M.  triceps  der  entgegen- 
gesetzten intakt  gelassenen  Seite  bedient. 

Aus  den  Beobachtungen  des  Verf.  geht  hervor,  was  folgt: 
Sofort  nach  der  Tenotomie  verkürzt  sich  der  Muskel  bis  zur  Erreichung 
seiner  natürlichen  Länge,  sodann  verkürzt  er  sich  noch  weiter  infolge  der 
Kontraktionskraft.  Nach  Aufhören  der  Kontraktion  verlängert  sich  der 
Muskel  von  neuem  durch  die  Druckelastizität,  die  sich  in  dem  Muskel  kraft 
derselben  entwickelt  hat,  ohne  jedoch  wieder  seine  natürliche  Länge  za  er- 
reichen. Dieser  Zustand  der  Verkürzung  bleibt  nicht  unverändert,  sondern 
ninunt  in  den  nächsten  Tagen  zu  — ,  zuerst  rascher,  dann  langsamer.  Verf. 
bringt  diese  Verkürzung  in  Zusammenhang  mit  den  Entartungserscheinungen, 
die  sich  zu  Lasten  der  Muskelfasern  kund  geben.  Die  entarteten  Fasern 
stellen  einen  Elastizitätsverlust  des  Muskels  dar  und  steigern  die  innere 
Reibung  dermassen,  dass  der  Muskel  selbst  nach  Aufhören  der  Kontraktion 
sich  nicht  mehr  so  ausdehnen  kann,  wie  als  seine  Fasern  intakt  waren.  Die 
Regenerationserscheinungen,   welche  später  auftreten,  reichen  nicht  hin,  die 


Giani,  Italienisohe  Literatur  von  1905.  1325 

schon  vorgeschrittene  Atrophie  des  Muskels  auszugleichen.  Jedoch  kann  Verf. 
im  Hinblick  auf  die  ungenügende  Dauer  seiner  Versuche  (24  Tage)  nicht 
sagen,  ob  es  einen  Moment  gibt,  in  dem  die  Verkürzung  stationär  bleibt. 
Der  zur  Zerreissung  des  Muskels  notwendige  Zug  ist  geringer  beim  ver- 
kürzten Muskel  als  beim  gesunden.  Diese  grössere  Leichtigkeit  der  Zer- 
reissung nimmt  immer  mehr  in  den  darauffolgenden  Tagen  zu  und  steht  im 
Verhältnis  zu  dem  geringeren  Kohäsionsindex,  in  dem  durch  Atrophie  ver- 
dünnten und  zum  grossen  Teil  seiner  Fasern  entarteten  Muskel.  Der  Elasti- 
zitätsmodulus  in  dem  verkürzten  Muskel  ist  stets  niedriger  als  der  des  nor- 
malen Muskels,  das  hcisst  auf  einen  gleich  starken  Zug  reagiert  ein  verkürzter 
Muskel  mit  einer  grösseren  Verlängerung  als  ein  normaler  Muskel.  Dieser 
Unterschied  wird  umso  grösser,  je  mehr  Zeit  seit  der  Tenotomie  verflossen 
ist,  und  steht  im  Verhältniss  zu  der  verringerten  Resistenz,  welche  der  ver- 
kürzte Muskel  durch  die  Alteration  seiner  Fasern  zeigt.  £s  scheint  jedoch, 
dass  in  den  letzten  Zeitabschnitten  (24  Tage)  der  Elastizitätsmodulus  des 
verkürzten  Muskels  infolge  der  partiellen  regenerativen  Erscheinungen,  die 
sich  in  ihm  vollziehen^  strebe,  wieder  dem  des  normalen  Muskels  gleich  zu 
werden,  ohne  ihn  jedoch  zu  erreichen. 

Comisso  (32)  berichtet  über  vier  Fälle  von  Knochentuberkulose,  die 
mit  der  Jodoformplombierungsmethode  von  Mos  et  ig  behandelt  wurden  und 
in  denen  er  einen  durchaus  befriedigenden  Erfolg  erzielte.  Interessant  ist 
vor  allem  der  vierte  Fall,  bei  dem  sich  ausgedehnte  Herde  in  dem  unteren 
Ende  der  Tibia,  im  Calcaneus,  Astragalus,  Scaphoides,  Cuboides,  Guneiformis 
vorfanden.  Nach  gänzlicher  Abtragung  des  Calcaneus  und  Astragalus,  Aus- 
schabung der  verbleibenden  Knochenherde  und  Abtragung  der  lädierten 
Weichteile  wurde  die  Plombierung  vorgenommen.  Nach  zwei  Monaten  hatte 
sich  die  Wunde  vollkommen  geschlossen,  und  der  Patient  konnte  sich  des 
Fusses  beim  Gehen  bedienen.  Die  radiographische  UntersuchuTig  zeigte  in 
diesem  Zeitpunkt  noch  das  Vorhandensein  einiger  Jodoformreste  und  Herde 
von  Knochenneubildung. 

Comisso  (33)  behandelt  kurz  die  Technik  und  die  Krankheitsprozesse, 
in  denen  dieses  Verfahren  seine  Indikation  findet.  Er  erklärt  sodann  die 
provisorische  Funktion  der  Plombierung  und  wie  ihr  langsamer  Ersatz  durch 
gesundes  Knochengewebe  erfolgt.  Redner  demonstriert  mehrere  Radiogramme, 
die  während  des  Heilungsprozesses  an  vier  von  ihm  mit  bestem  Erfolg  ope- 
rierten Fällen  aufgenommen  wurden. 

Delfino  (34).  Es  handelt  sich  um  ein  36  Jahre  altes  Individuum, 
welches  längs  der  Interparietalnaht  eine  grosse  mit  raschem  Verlauf  (1  Jahr) 
entstandene  Geschwulst  zeigte,  die  die  klinischen  Eigenschaften  eines  Sarkoms 
bot  und  durch  pulsatorische  Bewegungen  belebt  war.  Infolge  ihres  Verlaufs 
wurde  die  Diagnose  auf  wahrscheinlich  von  dem  Diploe  der  Parietalknochen 
ausgegangenes  Sarkom  gestellt:  diese  Diagnose  wurde  am  Operationstisch  be- 
stätigt. Zwei  Monate  nach  der  Operation  traten  Schmerzen  längs  des  dor- 
salen Abschnittes  der  Wirbelsäule  auf:  es  entwickelte  sich  daraufhin  Blasen- 
lähmung, Paralyse  des  Rektums  und  vollständige  Paraplegie  mit  Abwesenheit 
der  Patellarreflexe. 

Der  Patient   ging   vier  Monate   nach   dem  Operationsakt   mit   breiten 

Decubiti  und  Pyelonephritis  zugrunde.   Es  wurde  keine  Sektion  vorgenommen. 

Verf.  beschreibt  eingehend  die  mikroskopischen  Präparate  des  Tumors; 

es  handelte  sich  um  ein  aus  vorwiegend  polyedrischen  Zellen  mit  Zonen  von 


1326  Jahresberioht  für  Oinigie.    n.  Teil. 

alyeolärer  Stmktur  bestehendes  Sarkom  mit  perivaiskttfoer  Entwickeltmg.  In 
den  peripherischen  Teilen  worden  einige  neugebildete  yon  einer  Osteoblasten- 
schicht  nmgebene  Knochenspäne  gefunden. 

Verf.  betont  die  klinischen  und  anatomischen  Befunde,  welche  zu  der 
Diagnose  eines  primären  Sarkoms  des  Diploe  führten  und  bespricht  eingebend 
die  auf  den  Operationsakt  gefolgten  Medullarerscheinungen.  Er  ist  der  An- 
sicht, dass  die  Erscheinungen  nicht  die  Folge  einer  primären,  auf  einen 
metastatischen  Knoten  zurückzuführenden  Läsion  des  Markes  seien,  sondern 
hält  es  für  logisch  richtiger,  dass  es  sich  um  sekundäre,  auf  den  durch  den 
Tumor  auf  die  Meningenlymph-  und  Blutgefässe  ausgeübten  Druck  zurückzu- 
führende Zirkulationsstörungen  handle.  Auf  die  Anämie,  venöse  und  lympha- 
tische Stase  der  unteren  Abschnitte  des  Markes  wäre  die  Erweichung  und 
Degeneration  desselben  gefolgt.  Zuletzt  weist  er  auf  das  P'ehlen  der  Patellar- 
reflexe  bei  paralytischen  Beinen  hin,  wobei  er  an  die  jüngsten  zur  Erklärung 
dieser  Erscheinung  aufgestellten  Theorien  erinnert. 

Eugenio  Delfino  (35)  gibt  die  Beschreibung  von  sechs  klinischen 
Beobachtungen  von  Geschwülsten,  die  sich  zu  Lasten  der  Nervenstämme 
entwickelt  hatten;  bei  drei  derselben  waren  die  Patienten  mit  der  Reckling- 
haus enschen  Krankheit  behaftet. 

Er  streift  kurz  die  ähnlichen  in  der  Literatur  mitgeteilten  Fälle  und 
beschreibt  ausführlich  den  histologischen  Befund  der  abgetragenen  Geschwülste, 
vorwiegend  Fibrome  und  Fibrosarkome  der  Nerven  der  oberen  Extremitäten 
(Medianus,  Radialis  und  Cubitalis).  Nur  eine  der  beobachteten  Neubildungen 
war  zu  Lasten  des  N.  ischiadicus  major;  es  handelte  sich  in  diesem  Falle 
um  ein  Sarkom. 

Nach  Hinweis  darauf,  dass  der  vorwiegende  Sitz  der  Tumore  in  den 
Nerven  der  oberen  Extremität  (Medianus)  übereinstimmend  von  den  Autoren 
angenonunen  wird,  stellt  Delfino  einige  Betrachtungen  über  die  Sympto- 
matologie und  Diagnose  der  Nervengeschwülste  an.  Es  ist  von  ihm  beob- 
achtet worden,  dass  die  Schmerzsymptome  eher  dem  Sitz  der  Nenbildnng 
und  den  Beziehungen,  welche  dieselbe  zu  den  Nervenfasern  eingeht,  als  der 
Raschheit  in  der  Entwickelung  der  Neubildung  und  selbst  ihrer  histologischen 
Struktur  untergeordnet  sind.  Mit  Smith,  der  die  Schmerzhaftigkeit  der 
Nervengeschwülste  als  zu  dem  Kapillarenreichtum  derselben  in  Beziehung 
stehend  ansieht,  stimmt  er  nicht  überein,  da  er  bei  seinen  mikroskopischen 
Präparaten  einen  völlig  diiferenten  Befund  gehabt  hat. 

Li  den  beobachteten  Fällen  hat  er  keine  bedeutenden  Alterationen  in 
den  verschiedenen  Formen  der  Sensibilität  angetro£fen,  ^ensowenig  in  der 
Motalität  längs  der  durch  die  Nervenstänmie ,  auf  denen  sich  der  Tumor 
entwickelt  hatte,  innervierten  Zonen;  er  führt  diese  Tatsache  als  Beweis  an 
gegen  die  Hypothese  derer,  die  da  annehmen,  dass  die  Neuralgien,  die  man 
bei  Nervengeschwülsten  beobachtet,  auf  echte  Neuritiden  zurückzuführen 
seien.  In  einem  Falle  von  Fibrosarkom  des  Radialis  fand  er  eine  beträcbt- 
liche  Temperaturerhöhung  (l^/io  Grad)  in  dem  peripherischen  Innervations- 
gebiet  des  Radialis:  eine  derartige  Erscheinung  wurde  in  der  Literatur  noch 
nicht  mitgeteilt. 

Alsdann  geht  Verf.  über  zur  Betrachtung  der  Schwierigkeit  der  Dia- 
gnose sowohl  des  Sitzes  wie  der  Natur,  der  man  oftmals  bei  derartigen  Tu- 
moren begegnet  und  zwar  deshalb,  weil   die  Sarkome  der  Nerven  sich  im 


Giani,  ItalMoiacl»  literatiir  von  1905.  13S^ 

Beginn  wohl  begrenzt  erhalten  und  anfangs  einen  schleichend  langsamen  Ver- 
lauf haben  können. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  abgetragenen  Neubildungen 
hat  Verf.  gefunden,  dass  bei  drei  derselben  der  Tumor  in  der  Dicke  des 
Nerves  aus  dem  Endonervium  entsprungen  war  (interfibrilläre  Varietät  von 
Lebert);  bei  zwei  anderen  (Sarkom  des  Ischiadicus  und  Fibrom  des  Ra- 
dialis) hatte  sich  der  Tumor  peripher  zu  den  Fasern  aus  dem  Perinervium 
entwickelt.  In  keinem  Falle  drangen  die  neoplastischen  Elemente  zwischen 
die  einzelnen  Fibrillen  noch  zwischen  die  Faserbündelchen  ein;  ebensowenig 
wurde  in  irgend  einem  Falle  in  dem  neoplastischen  Gewebe  eine  Spur  von 
Nervenelementen  angetroffen.  Charakteristisch  war  in  einigen  Fällen  (Sarkom 
des  Radialis)  die  Anordnung  der  neoplastischen  Elemente  um  die  Gefässe 
hemm,  die  der  den  Peritheliomen  eigenen  höchst  ähnlich  ist. 

Zum  Schlüsse  schliesst  Verf.  einige  Betrachtungen  an  über  die  Therapie 
und  macht  an  der  Hand  von  Beispielen  aus  der  Literatur  darauf  aufmerk- 
sam, dass,  in  Anbetracht  der  verhältnismässigen  Gutartigkeit  der  Nerven- 
geschwülste und  der  Beziehungen  derselben  zum  Nervenelement,  die  Aus- 
schälung grosse  Aussicht  auf  dauernden  Erfolg  habe  und  bei  den  meisten 
Fällen  vorgezogen  werden  müsse,  unter  Reservierung  der  Resektion  für  die 
Fälle,  in  denen  der  Nerv  geringe  funktionelle  Bedeutung  besitzt  oder  die 
sofortige  Wiedervereinigung  der  Resektionsstümpfe  möglich  ist,  oder  endlich, 
wenn  das  rasche  Wachstum  und  die  während  des  Operationsaktes  festge- 
stellten engen  Verwachsungen  der  Geschwulst  für  die  absolute  Bösartigkeit 
derselben  sprechen. 

Fabris  (36)  hat  das  Verhalten  der  autoplastischen  und  heteroplasti- 
schen Knochenplastiken  studiert,  indem  er  als  Versuchstiere  Hunde, 
Kaninchen  und  Tauben  verwandte.  Bei  seinen  Versuchen  hatte  er  die  gewissen- 
hafte Erhaltung  des  Periosts  über  der  an  verschiedenen  Knochen  des  Skeletts 
(Schädel,  Schienbein)  vorgenommenen  Plastik  im  Auge  und  legte  vor  allem 
auf  die  sorgfaltigste  Antisepsis  Gewicht. 

Er  schliesst: 

dass  die  autoplastischen  Pfropfungen  vollkommen  einwachsen  können, 
sowohl  wenn  sie  in  die  Stelle,  von  der  sie  entfernt  wurden,  zurückversetzt 
werden,  als  auch,  wenn  sie  in  verschiedene  Örtlichkeiten  übertragen  werden; 

dass  auch  die  heteroplastischen  Knochenplastiken  (Hund  und  Kaninchen 
—  Hund  und  Taube)  mit  dem  nahen  Knochen  zusammenheilen  und  ihre 
Vitalität  fortsetzen  können; 

dass  diese  Einbeilung  bedeutend  leichter  eintritt  bei  jungen  Tieren 
(namentlich  bei  den  Hunden); 

dass  die  Vitalität  der  Plastik  der  gewissenhaftesten  Asepsis  der  Region 
des  Skeletts,  an  der  der  Operationsakt  vorgenommen  wurde,  untergeordnet  ist. 

Fasoli  (37)  hat  experimentell  den  Heilungsvorgang  der  Knorpelwunden 
studiert.  In  einer  ersten  Versuchsreihe  erzeugte  er  Schnittwunden  in  den 
Inkmstationsknorpeln  der  Schenkelkondyle  bei  Kaninchen.  In  einer  zweiten 
Serie  operierte  er  am  Oberknorpel.  Die  operierten  Kaninchen  wurden  durch 
einen  von  7 — 215  Tagen  schwankenden  Zeitraum  am  Leben  erhalten.  Wäh- 
rend der  Operation  beobachtete  man  strengste  Asepsis  und  der  aseptische 
Verlauf  der  Vernarbung  wurde  durch  die  Kulturprobe  kontrolliert.  Die 
Schlüsse,  zu  denen  der  Verf.  kommt,  sind  die  folgenden : 


1328  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  TeiL 

Bei  den  Gelenkknorpeln  treten  stets  infolge  der  Verletzung  im  Anfang 
Erscheinungen  von  Nekrobiose  längs  der  Wundränder  auf.  Den  regressiven 
Erscheinungen  folgt  die  Proliferation  der  präexistierenden  Knorpelzellen  und 
die  vollständige  Restitutio  ad  integrum  der  Läsion  nach.  Ein  Teil 
der  proliferierten  Enorpelzellen  ist  zu  verschwinden  bestimmt,  um  zur  Bildnng 
der  neuen  Grundsubstanz  Veranlassung  zu  geben.  Ist  die  Verletzung  eine 
sehr  ausgedehnte  gewesen  und  sind  die  Ränder  derselben  weit  voneinander 
entfernt,  so  ist  die  Wiederherstellung  niemals  eine  vollständige,  sondern  es 
bleiben  durch  eine  zarte  Bindegewebsschicht  bedeckte  Vertiefungen  zurück. 
Fällt  der  Schnitt  in  die  Nähe  der  Insertionen,  der  Bänder  oder  der  Sino- 
vialisgewebe,  so  rücken  die  von  diesen  herkommenden  Bindegewebe  gegen 
die  Wunde  vor  und  füllen  sie  vollkommen  aus.  Das  die  Wunde  anfallende 
Bindegewebe  erfährt  dann  die  Umwandlung  in  Knorpel,  während  die  prä- 
existierenden Knorpelzellen  in  diesem  Falle  keinerlei  Rolle  bei  dem  Vorgang 
spielen. 

Bei  dem  elastischen  Knorpel  wird  die  Läsion  stets  vollständig  durch 
ein  junges  aus  den  parachondralen  Bindegeweben  stammendes  Bindegewebe 
ersetzt.  Das  Perichondrium  der  in  unmittelbarer  Nähe  der  Wunde  gelegenen 
Teile  proliferiert  ebenfalls  und  bildet  neue  Knorpelschichten.  Später  gegen 
den  20.—30.  Tag  erfährt  das  junge  die  Wunde  ausfüllende  Bindegewebe  die 
Knorpelmetaplasie  und  die  perichondrale  Neubildung  verschmilzt  mit  ihr. 
Ist  der  Substanzverlust  ein  ausgedehnter,  so  findet  die  Knorpelwiederher- 
stellung nicht  statt  und  an  ihrer  Stelle  findet  sich  ein  schlaffes  retikuläres 
Bindegewebe.  In  diesen  Fällen  bedingt  eine  aktive  Knorpelneubildung  peri- 
chondralen  Ursprungs  eine  erhebliche  Verdickung  der  Ränder.  Während  der 
Winterjahreszeit  gehen  die  Proliferationsprozesse  mit  übermässiger  Langsam- 
keit vor  sich  und  das  Perichondrium  spielt  bei  der  Ausbesserung  der  Ver- 
letzungen eine  weniger  aktive  Rolle.  Bei  den  jüngeren  Tieren  sind  die  Er- 
satzvorgänge etwas  aktiver.  Die  Fasern  des  präexistierenden  Knorpels  gehen 
keinerlei,  weder  regressivem  noch  progressivem  Prozess  entgegen.  In  dem 
neugebildeten  Bindegewebscallus  treten,  sobald  er  die  Knorpeleigenschaften 
anzunehmen  beginnt,  die  ersten  Spuren  elastischer  Substanzen  um  die  jungen 
neugebildeten  Knorpelkapseln  herum  und  inmitten  der  Grundsubstanz  auf. 
Ihre  Entstehung  erfolgt  wahrscheinlich  durch  Differenzierung  der  kollagenen 
Fasern  des  Bindegewebes. 

Fedele  (38).  Die  eingeschlagene  Methode  ist  die  von  Frattini  vor- 
geschlagene und  besteht  in  Applikationen  von  elastischem  Sublimatkollodium 
(im  Verhältnis  6  :  100)  auf  das  Angiom.  Die  behandelten  Kinder  zeigten  das 
eine  ein  Angiom  auf  der  Stirn,  das  andere  auf  der  Vulva,  und  zwar  in 
der  rechtsseitigen  grossen  Lippe.  Die  Kollodiumapplikationen  wurden  alle 
drei  Tage  gemacht.  Nach  einer  gewissen  Zeit  beobachtet  man  den  Abfall 
des  Schorfes,  der  sich  gebildet  hat  und  an  der  Stelle  des  Tumors  bleibt  eine 
blutende  Wunde,  welche  rasch  verheilt,  eine  kaum  erkennbare,  glatte,  ebene 
Narbe  zurücklassend. 

Was  den  Wert  der  von  Federici  (39)  geprüften  Antiseptika  angeht, 
so  schliesst  er  unter  Berücksichtigung  der  verschiedenen  Modalitäten  der 
ausgeführten  Versuche: 

1.  Sowohl  bei  der  Desinfektion  der  Hände,  als  bei  der  des  Operations- 
feldes hat  sich  das  Sublimat  am  wirksamsten  und  konstantesten  in  der  Wii^ 
kung  gezeigt. 


Qiani,  Italienische  Literahtr  von  1905.  1329 

2.  Wenig  oder  nichts  tragen  za  dieser  Wirksamkeit  die  Manöver  bei, 
die  man  gemeinhin  seiner  Anwendung  vorausschickt,  wie  Waschen  in  Seife, 
Alkohol,  Alkohol  und  Äther  usw. 

3.  Für  die  Desinfektion  der  Hände  kommen  in  zweiter  Linie  Karbol- 
saare, jedoch  in  konzentrierter  Lösung  (3  ^/o)  und  Kaliumpermanganat,  sei  es 
allein,  sei  es  verbunden  mit  HCl. 

4.  Die  Salpetersäure  hat  sich  wirksamer  erwiesen  als  Salzsäure,  Schwefel- 
und  Oxalsäure,  von  allen  am  wenigsten  die  Essigsäure.  Es  scheint  jedoch, 
dass,  um  ihre  Einwirkung  wirksam  zu  gestalten,  dieselbe  durch  mehrere 
Stunden  lang  ausgedehnt  werden  müsse. 

5.  Der  Alkohol  hat  an  und  für  sich  keine  ausgeprägte  antiseptische 
Wirkung  und  trägt  vielleicht  nur  dazu  bei,  die  antiseptische  Wirkung  in 
einigen  Mischungen  zu  erhöhen. 

Ferrarini  (40)  hat  sich  vorgenommen,  möglichst  eingehend  in  ihrem 
innersten  Wesen  all  jene  Modifikationen  anatomischer  und  funktioneller  Art, 
der  chemischen  Zusammensetzung  usw.  zu  studieren,  welche  in  den  Muskeln 
der  Extremitäten  hervorgerufen  werden,  die  zu  chirurgischen  Zwecken  für 
eine  mehr  oder  weniger  lange  Zeit  immobilisiert  gehalten  werden.  Mit  der 
vorliegenden  Mitteilung  beschäftigt  er  sich  mit  der  chemischen  Zusammen- 
setzung, indem  er  vorläufig  nur  das  Wasser  und  die  Salze  in  Berücksich- 
tigung zieht. 

Die  Untersuchung  wurde  an  Kaninchen  gemacht,  bei  denen  mittelst 
zweckmässigen  Verbandes  eines  der  Hinterbeine  für  einen  Zeitraum  bis  zu 
drei  Monaten  immobilisiert  wurde. 

Verf.  hat  konstatiert,  dass  infolge  der  Immobilisation  eines  Gliedes  in 
der  chemischen  Zusammensetzung  der  Muskeln  desselben  die  folgenden  Modi- 
fikationen erfolgen: 

1.  Zunahme  an  Wasser  (im  Mittel  0,70  °/o). 

2.  Abnahme  an  Salzen  (im  Mittel  0,05  ^/o). 

Da  Verf.  konstatierte,  dass  die  Zunahme  an  Wasser  nicht  der  Dauer 
der  Immobilisation  proportional  ist,  sondern  rasch  eine  gewisse  Grenze  er- 
reicht, auf  der  sie  sich  dann  nahezu  konstant  hält,  misst  er  dieselbe  einer 
Stase  und  einem  Ödem  bei,  die  durch  den  Verband  in  dem  operierten  Glied 
verursacht  werden.  Da  er  hingegen  gefunden  hat,  dass  die  Abnahme  der 
Salze  einen  progressiven  Verlauf  einhält,  proportional  der  Dauer  der  Im- 
mobilisation, misst  er  dieselbe  (zum  Teil)  einer  wirklichen  chemischen  Modi- 
fikation des  Muskelfleisches  bei,  über  deren  Natur  er  keine  Annahmen  aufstellt. 

Francini  (43)  beschreibt  einen  klinischen  Fall  einer  im  Unterhautzell- 
gewebe des  Perineum  sitzenden  Geschwulst  bei  einem  54jährigen  Manne, 
deren  histologische  Untersuchung  dartat,  dass  es  sich  um  ein  Sarkom  peri- 
thelialen  Ursprungs  handelte. 

De  Gaetano  (44)  berichtet,  mehrere  Fälle  von  Gasgangrän  bakterio- 
logisch untersucht  zu  haben.  In  einem  Falle  fand  er  den  gekapselten  Diplo- 
bacillus  aerogenes  von  Welch-Fränkel  in  Gemeinschaft  mit  einem  Strepto- 
coccus; in  einem  zweiten  den  Bacillus  septicus  aerobicus  von  Legros  und 
Lecene  in  Gemeinschaft  mit  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  Strepto- 
coccus; in  einem  dritten  Falle  traf  er  einen  aerobischen  Mikroorganismus, 
der  anderweits  noch  nicht  beschrieben  worden  ist  und  den  er  nach  seinen 
morphologischen  und  biologischen  Eigenschaften  als  Streptobacillus  gaso- 
genes  aerobicus  zu  bezeichnen  vorschlägt. 

JahrMberi«ht  fflr  Chirurgie  1905.  84 


1330  JahreBbericht  fbr  Ghinirgie.    II.  Teil. 

Er  geht  rasch  alle  Mikroorganismen  durch,  die  bisher  als  zur  Hervor- 
rufung der  Gasgangrän  beim  Menschen  befähigte  Agentien  angetroffen  worden 
sind,  um  darzutun,  dass  der  von  ihm  isolierte  Streptobacillus  gase- 
genes  aerobicus  keinem  derselben  gleichgestellt  werden  kann. 

Unter  Vorlegung  von  Präparaten  und  Kulturen  legt  er  die  morpho- 
logischen Eigenschaften,  die  Färbbarkeit,  die  Virulenz  und  sämtliche  kultu- 
rellen Eigenschaften  des  besagten  Mikroorganismus  dar. 

Er  berichtet,  auch  einen  besonderen  Apparat  zum  Auffangen  der  sich 
in  den  Kulturmitteln  entwickelnden  Gase  gebaut  zu  haben  und  hat  sie  in 
das  subkutane  Bindegewebe  und  Abdomen  der  Versuchstiere  eingeimpft:  die 
injizierten  Gase  bedingen  keinerlei  Störung  bei  den  Tieren  und  bestätigen  so 
die  bei  dem  Patienten,  von  dem  der  Mikroorganismus  herrührte,  wahi^enom- 
mene  klinische  Erscheinung.  In  der  Tat  heilte  der  Kranke,  trotzdem  er  ein 
Emphysem  hatte,  das  von  der  Hinterbacke  bis  über  den  Nabel,  zum  Ober- 
schenkel und  zum  Skrotum  ging,  vollständig  nach  weiter  Inzision  der  Herdes 
der  Gasgangrän,  die  sich  in  dem  rechten  Hinterbacken  entwickelt  hatte. 

Gibelli  (45)  untersucht,  ob  die  Berechnung  der  weissen  Blutkörperchen 
und  ihre  morphologische  Untersuchung  hinreichend  und  genau  genug  seien,  um 
eine  Diagnose  bei  den  akuten  und  toxischen  Infektionskrankheiten  aufzustellen. 

Er  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  unrichtigen  Resultate  bei  der 
Berechnung  von  dem  Thoma-Zeiss  sehen  Apparat  selbst  und  von  der  ver- 
schiedenen bei  Anstellung  der  Gesamtberechnung  der  Leukozyten  befolgten 
Methode  herrühren  können. 

Er  kommt  zur  Betrachtung  der  Vorteile,  die  sich  aus  der  morphologi- 
Untersuchung  ziehen  lassen  und  wie  auf  Grund  derselben  zahlreiche  Theorien 
über  den  Ursprung  und  die  Funktion  der  weissen  Blutkörperchen  aufgestellt 
worden  seien. 

Er  verweilt  bei  den  Schwierigkeiten,  eine  Klassifikation  aufzustellen, 
und  legt  die  Ursachen  dar,  durch  die  es  heutzutage  noch  nicht  möglich  ge- 
wesen ist,  eine  endgültige  zu  geben. 

Wie  auf  Grund  der  Daten  der  Form  und  Färbung  in  vielen  Fällen  die 
pathologischen  Formen  nicht  von  den  normalen  unterschieden  werden  können. 
Wie  daher  die  Hämatologen  sich  eher  auf  die  Änderungen  im  Verhältnis  ge- 
stützt hätten,  die  zwischen  den  verschiedenen  Leukozytenarten  bestehen. 

Er  hebt  die  Bedeutung  der  neutrophilen  Zellen  in  den  akuten  und 
toxischen  Lifektionsformen  hervor  und  verweilt  deshalb  ausführlich  bei  den 
Arbeiten  von  Arneth,  mit  dessen  Resultaten  er  die  eigenen  vergleicht. 

Nach  Erörterung  der  einschlägigen  Anschauungen  berichtet  Giuliano 
(46)  über  zwei  Fälle  von  Holzphlegmone,  die  geheilt  wurden,  der  erste 
nach  Elimination  eines  Seidenfadens,  der  zweite,  ohne  dass  man  sichere  An- 
haltspunkte  tür  die  Ursache  der  Phlegmone  bekommen  hätte.  Die  Ätiologie 
ist  das  Eindringen  von  abgeschwächten  pyogenen  Keimen  in  die  Gewebe ;  die 
Prognose  ist  eine  gute;  die  Behandlung  besteht  in  Ruhe  und  feuchtwarmen 
Packungen. 

Guerrini  (47)  hat  die  Funktion  der  Muskeln  in  verschiedenen  Sta- 
dien der  Fettentartung  studiert,  und  zwar  sowohl  in  bezug  auf  die  Physio- 
pathologie als  in  bezug  auf  den  innersten  Mechanismus  der  Kontraktion. 

Seine  Versuche  hat  er  an  essbaren  Fröschen  in  verschiedenen  Zeiträumen 
des  Jahres  angestellt,  indem  er  die  Degeneration  durch  Einträufeln  von 
Ph.-Lösungen  in  Mandelöl  in  den  Dorsalsack  hervorrief. 


Giani,  Italieniflehe  Literainr  Ton  1905.  1331 

Seine  Versuche  erstreckten  sich  auf  den  M.  gastrognemius,  indem  er 
als  Reiz  die  elektrische  Exzitation  und  einen  normalen  isotonischen  Hebel 
verwandte.  Er  wandte  direkte  und  indirekte  Stimulation  an  und  studierte 
den  Tetanus,  die  Anstrengung,  die  Schwelle  der  latenten  Exzitation  und 
die  Skala. 

Verfasser  hat  Alterationen  der  Reizbarkeit  und  Leitungsfahigkeit  des 
Muskels  beobachtet,  welche  sich  durch  eine  differente  und  sprunghafte  Ant- 
wort auf  gleichartige  elektrische  Reize,  durch  die  ausbleibende  Summierung 
nahe  gerückter  Reize  kundgeben;  durch  den  Umstand,  dass  der  Tetanus 
nicht  sofort  maximal  ist;  durch  die  Verlängerung  der  latenten  Exzitations- 
zeit.  Das  heisst,  es  bestehen  nach  der  Nomenklatur  Engelmanns  Ände- 
rungen in  den  dromotropen  und  badmotropen  Eigenschaften. 

Doch  auch  die  inotropen  Eigenschaften,  das  heisst  jene  der  Kontrak- 
tionsfabigkeit  des  Muskels  inhärenten,  zeigen  tiefgehende  Alterationen.  Der 
in  Felldegeneration  begriffene  Muskel  ist  in  der  Tat  einer  mechanischen 
Arbeit  fähig,  die  weit  hinter  derjenigen  zurückbleibt,  deren  ein  normaler 
Muskel  fähig  ist. 

Eine  weitere  von  dem  Verf.  beobachtete  Tatsache  ist  die  grosse  Leichtig- 
keit, mit  der  der  degenerierte  Muskel  in  einen  Zustand  der  Kontraktur  ein- 
tritt. Der  in  Kontraktur  befindliche  Muskel  yerliert  jedoch  seine  Reizbarkeit 
nicht.  Er  antwortet,  wenn  auch  nur  mit  äusserst  geringen  Zuckungen  auf 
jede  einzelne  Stimulation. 

Dies  steht  nach  dem  Verf.  in  Einklang  mit  den  neuesten  Anschauungen 
über  den  Mechanismus  der  Kontraktion.  Diese  nehmen  bekaimtlich  zwischen 
Fibrillen  und  Sarkoplasmen  ein  funktionell  verschiedenes  Verhalten  an.  Jene 
sollen  die  raschen  Kontraktionen  bedingen,  dieses  hingegen  den  Tonus. 

Sonach  könnte  man  annehmen,  dass  bei  den  degenerierten  Muskeln  die 
Funktionsfahigkeit  der  Fibrillen  stärker  als  die  des  Sarkoplasma  alteriert  sei, 
so  dass  die  tonotropen  Eigenschaften  des  letzteren  im  Übergewicht  bleiben 
würden. 

Jacobelli  (48)  berichtet  über  das  Ergebnis  seiner  Untersuchungen 
über  Leukozytose,  die  an  38  mit  verschiedenen  Ejrankheiten  behafteten  Pa- 
tienten der  Klinik  von  Neapel,  zwecks  Wertung  der  Bedeutung  dieses  Sym- 
ptoms in  der  chirurgischen  Klinik  ausgeführt  wurden. 

Die  Schlüsse,  zu  denen  er  gelangt,  sind  die  folgenden: 

Eine  über  12000  hinausgehende  Zahl  von  Leukozyten  berechtigt  von 
Leukozytose  zu  sprechen. 

Bei  den  nicht  durch  Bakterien  hervorgerufenen  chirurgischen  Krank- 
heiten, z.  B.  bei  den  Tumoren,  tritt  keine  Leukozytose  auf. 

Ist  Leukozytose  vorhanden,  so  besteht  Lifektion:  jedoch  muss  dieselbe 
persistent  sein,  niobt  vorübergehend.  Die  Kurve  ist  mehr  oder  weniger  hoch; 
dies  zeigt  aber  den  Grad  der  Reaktion  des  Organismus  an,  da  das  blosse 
persistente  Hinausgehen  über  12000  genügt,  um  eine  bestehende  Eiterung 
anzuzeigen.  Der  Sitz  der  Eiterung  wirkt  in  dem  Sinne,  dass  die  intraperi- 
toneale eine  höhere  Kurve  gibt. 

Bei  Eröffnung  der  eiterigen  Ansammlung  ist  der  Herabgang  in  24  Stun- 
den ein  rascher. 

Auf  jeden  chirurgischen  Eingriff  folgt  Leukozytose  von  16000—20000, 
welche   48  Stunden  dauert.    Bei   den  intraperitonealen   Eingriffen    und   bei 

84* 


1832  Jahresbericht  für  Ghiniigie.    II.  Teil. 

denen,  die  die  Knochenepiphysen  interessieren,  geht  die  postoperative  Leako- 
zytose  über  20000  hinaus,  dauert  aber  ebenfalls  48  Stunden. 

Ist  das  Fallen  der  leukozytären  Kurve  kein  rasches,  oder  aber  folgt  ihm 
ein  erneutes  Ansteigen,  so  besagt  das,  dass  ein  Infektionsprozess  (Eiterung) 
beginnt.  In  diesem  Falle  schwankt  die  Leukozytose  zwischen  15000  und 
25000,  so  lange  man  nicht  für  die  Bekämpfung  der  Infektion  sorgt.  In  den 
zweifelhaften  Fällen  von  tiefliegender  Eiterung  hat  die  Blntuntersucbung 
positive  Resultate  geliefert  (Leberabszesse). 

In  den  Fällen  von  Störungen  der  Darmkanalisation  tritt  Leukozytose 
auf,  wenn  Peritonitis  besteht  (eingeklemmter  Bruch,  innere  Einklemmungen, 
Ileus  infolge  Peritonitis) ;  die  Leukozytose  fehlt  bei  reinem  paralytischem  Heus. 

In  bezug  auf  die  Qualität  der  Leukozyten  hat  Verf.  stets  Vermehrnng 
der  Polynukleierten  (70—80  auf  Hundert)  gefunden,  doch  hält  er  es  nicht 
für  möglich,  aus  einer  blossen  Untersuchung  der  blossen  Qualität  der  Leuko- 
zyten auf  die  Existenz  einer  zweifelhaften  Eiterung  zu  schliessen. 

Er  schliesst  dahin,  dass  die  Leukozytose  ein  höchst  wichtiges  und  emp- 
findliches Symptom  in  der  chirurgischen  Klinik  ist  und  stets  untersucht  und 
gewertet  werden  muss. 

Maragliano  (51)  hat  aus  der  klinischen  Beobachtung  den  Eindruck 
gewonnen,  dass  die  Vereinigung  des  Adrenalins  mit  Kokain  zwecks  lokaler 
Anästhesie  schädlich  werden  kann,  wenn  es  sich  um  entzündete  Gewebe 
handelt. 

Durch  eine  Reihe  von  experimentellen  Untersuchungen  ist  zu  er  folgenden 
Schlüssen  gekommen: 

1.  Die  Adrenalinanämie  verschlimmert  den  Verlauf  einer  schon  floriden 
Infektion. 

2.  Gestaltet  eine  experimentelle  Infektion  bedeutend  schwerer. 

3.  Mikroorganismen,  die  an  und  für  sich  nicht  virulent  sind,  werden 
es,  wenn  gleichzeitig  mit  ihnen  eine  Adrenalinlösung  injiziert  wird. 

4.  Die  Adrenalinanämie  verschlimmert  erheblich  den  Verlauf  einer  lokalen, 
schon  floriden  Infektion,  wenn  an  dem  Infektionsherd  benachbarter  Stellen 
die  Injektion  gemacht  wird. 

Ohne  die  erhaltenen  Resultate  direkt  auf  die  menschliche  Pathologie 
übertragen  zu  wollen,  glaubt  Verf.  immerhin,  dass  auf  Grund  derselben  und 
der  klinischen  Beobachtung  die  lokale  Kokainadrenalinanästhesie  zu  vermeiden 
sei,  sobald  man  sich  Infektionsprozessen  gegenüber  befände. 

G.  Marcarini  (52)  illustriert  zwei  Fälle  von  Neurofibrom,  bei  denen 
er  hat  feststellen  können,  dass  die  Hyperplasie  auf  das  Bindegewebe  anstatt 
auf  die  Nervenfaser  zurückzuführen  ist.  Dies  war  möglich  besonders  in  einem 
FaUe,  wo  er  einen  Nerven  studierte,  der  ungefähr  zur  Hälfte  seines  Verlanfes 
normal  und  auf  dem  übrigen  Teil  alteriert  war.  Verf.  hat  in  diesem  Falle 
konstatieren  können,  dass,  während  in  dem  normalen  Teil  die  Nervenfasern 
einander  genähert  waren,  dieselben  in  der  alterierten  Portion  durch  Zwischen- 
lagerung von  fibrillärem  und  zum  Teil  degeneriertem  Bindegewebe  abgerückt 
waren. 

0.  Margarucci  (55)  stellt  einen  14 jährigen  Landknaben  (aus  Percile, 
Rom)  vor,  der  wegen  sprungweise  in  den  Regionen  des  Gesichts,  der  Schläfe 
und  Unterkiefergegend  der  linken  Seite  ausgedehnter  aktinomykotischer  In- 
filtration operiert  worden  war.  Der  Beginn  der  Krankheit  ging  (in  bezug  auf 
den  Zeitpunkt  der  Beobachtung)  auf  2^/s  Monate  zurück  und  hatte  sich  durch 


Giani,  Italienuehe  Literatur  von  1905.  1333 

heftige  untere  Zabnnenralgie  kund  gegeben.  Sofort  bildete  sich  eine  An- 
schwellung der  ganzen  dem  horizontalen  und  aufsteigenden  Schenkel  des 
Unterkiefers  entsprechenden  Region.  In  der  Folge  wurde  die  Anschwellung 
in  umschriebenen  sukzessiven  Herden  weich.  Hier  schwärte  die  Haut,  um 
einen  grauen,  an  gelblichen  kreisförmigen  Kömchen  reichen  Eiter  austreten 
zu  lassen,  welche  mikroskopisch  untersucht,  sich  durch  den  charakteristischen 
strahlenförmigen  Pilz  gebildet  zeigten. 

Die  Kieferklemme,  die  die  Anschwellung  von  ihrem  Beginn  an  begleitet 
hatte,  hat  sich  nach  der  Behandlung,  welche  in  Inzisionen,  Ausschabungen 
und  Kauterisation  mit  Jodtinktur  sowie  in  reichlicher  Verabfolgung  von  JK 
3  g  pro  die)  für  innerlichen  Gebrauch  bestanden  hat,  allmählich  gelöst. 

Es  wurde  keine  entblösste  Knochenstelle  an  dem  Unterkiefer  angetroffen; 
dagegen  war  die  Jochbeinbrücke  vollständig  vom  Periost  entblösst  und  vom 
Eiter  eingehüllt. 

Die  Heilung  ist  im  Begriff,  eine  vollkommene  zu  werden. 
Verf.  streift  kurz  die  Gründe,  die  ihn  zu  der  dann  durch  den  mikro- 
skopischen Befund   bestätigten   Diagnose    auf  aktinomykotische    Infiltration 
führten,  eine  Krankheit,  die  in  unseren  Dörfern  ziemlich  selten  ist. 

G.  Mariotti  (56)  hat  topographisch  73  Schädel  des  anatomischen  Mu- 
seums zu  Parma  studiert,  um  die  Beziehungen  zwischen  Sinus  sigmoideus  und 
Prozessus  mastoideus  zu  bestimmen.  Die  Resultate,  zu  denen  Verf.  gelangt, 
gehen  vollkommen  auf  die  von  Oka  da  zum  Ausdruck  gebrachten  Anschau- 
ungen hinaus.  Er  hat  in  der  Tat  beobachtet:  1.  dass  die  Lage  des  Sinus 
lateralis  in  bezug  auf  den  Processus  mastoideus  ganz  und  gar  aus  der  anthro- 
pologischen Form  des  Schädels  zu  bestimmen  ist.  2.  Dass  der  sigmaförmige 
Abschnitt  des  Sinus  bei  kleinen  Processi  mastoidei,  bei  Frauen  und  bei  Kindern 
unter  13  Jahren  dem  äusseren  Gehörloch  auf  der  rechten  Kopfseite  näher 
liegt.  Weiter  hat  er  gesehen,  dass  diese  gefährliche  Nähe  konstant  ist  für 
diejenigen  Mastoide,  welche  auf  der  Seite  sitzen,  auf  der  die  Regio  occipitalis 
eine  abnorme  Abplattung  zeigt,  besonders  wenn  diese  Seite  die  rechte  ist. 

D.  Mori  (60)  hat  klinisch  und  experimentell  an  Hunden  die  Michel- 
schen  Klammem  für  die  Hautnaht  bei  chirurgischen  Wunden  studiert.  Er 
weist  darauf  hin,  dass  dieselben  von  leichter  und  sehr  rascher  Anwendbarkeit 
sind  und  dass  mittelst  dieser  Klammern  die  Einführung  von  Keimen  in  die 
tiefen  Hautschichten  vermieden  werde.  Mit  einer  gewissen  Übung  gelingt  es 
auch  noch,  die  auf  ihren  Druck  zurückzuführenden  punktförmigen  Dekubiti 
zu  vermeiden;  bei  übermässiger  Dicke  der  Integumente  jedoch  oder  über- 
mässiger Spannung  der  Wundränder  ist  ihre  Anwendung  kontraindiziert. 

Niosi  (62)  hat  eine  bei  einer  Frau  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Pisa 
von  Prof.  Ceci  exstirpierte  Mesenterialzyste  studiert. 

Diese  Zyste,  interessant  vom  klinischen  Gesichtspunkt  und  noch  interes- 
santer vom  anatomisch-pathologischen  und  embriologischen  Gesichtspunkt, 
hatte  ein  Bindegewebsstroma  ohne  eine  Spur  von  glatten  Muskelfasern,  war 
mit  kubisch-zylindrischem  Epithel  bekleidet,  welches  an  verschiedenen  Stellen 
zu  Papillen  von  verschiedener  Form  und  Dimensionen  und  zu  zysto-adeno- 
matösen  Schläuchen  Veranlassung  gab,  und  enthielt  in  einer  gegebenen  Zone 
in  der  Dicke  der  Wand  Epithelbildungen,  welche  gestatteten,  die  Pathogenese 
der  Zyste  in  ziemlich  sicherer  Weise  festzustellen.  Nach  einem  kurzen  Hin- 
weis auf  die  wichtigsten  dieser  Bildungen  (Epithelschläuche  mit  den  Eigen- 
schaften der  Mesonephrumschläuche,  Knötchen  von  Bindensubstanz  der  Neben- 


1334  Jahresberichi  fttr  Chirargie.    IL  Teil. 

nierendrüse)  bemerkt  Verf.,  dass  die  Zyste  nach  ihm  ihren  Ursprung  in  den  W  ol  f  f- 
schen  Körpern  habe.  In  einer  demnächst  zu  veröffentlichenden  Arbeit,  welche 
die  erste  vollständige  Monographie  über  die  Mesenterialzysten  embryonalen 
Ursprungs  bilden  wird,  wird  der  Fall,  der  seines  gleichen  in  der  Literatur 
besitzt,  ausführlich  erläutert  werden. 

Es  bestand  nun  in  der  Wand  der  Zyste  ein  kleines  Knötchen  in  einer 
Dimension  von  1  X  0,5  cm,  welches  die  Struktur  des  Chorioepithelioms,  aty- 
pische Varietät  von  Marchand  besass  und  in  dem  die  Zellenelemente  (sp- 
zytielle  Massen  und  isolierte  den  Langhans  sehen  Zellen  analoge  Elemente] 
sich  aus  dem  Bekleidungsepithel  der  Zyste  und  seinen  papillären  und  tubu- 
lären Fortsetzungen  herleiteten. 

Verf.  erwähnt  dann  eine  Ovarialgeschwulst,  über  die  er  auf  dem  letzten 
vom  11.  — 15.  Oktober  letzten  Jahres  in  Rom  gehaltenen  Kongress  der  italie- 
nischen Gesellschaft  für  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  berichtet  hat,  eine 
Geschwulst,  die  die  Struktur  des  Chorioepithelioms  besass  und  ans  Schläuchen 
und  Zysten  der  Ovarialrinde  ihren  Ursprung  nahm.  Da  Verf.  bei  diesem 
Tumor  und  dem  Mesenterialknötchen  die  Genese  der  chorioepitheliomatösen 
Proliferation  aus  lokalen  Elementen  hat  nachweisen  können,  verneint  er,  dass 
es  sich  um  eine  Proliferation  handeln  könne,  die  aus  während  des  Laufes 
einer  Schwangerschaft  in  die  Blasenwand  und  den  Eierstock  verschleppten 
Ghorialzotten  herzuleiten  sei.  Er  geht  sodann  zur  Betrachtung  der  chorio- 
epitheliomatösen Bildungen  der  Teratome  über,  auf  die  im  Jahre  1902 
Schlagenhaufer  zuerst  aufmerksam  gemacht  hat,  und  legt  kurz  die  den- 
selben von  der  Allgemeinheit  der  Autoren  zugeschriebene  Literpretation  dar. 
Da  die  Teratome  nach  dieser  Deutung  Embryome  sind,  das  heisst  ans  Blasto- 
meren eines  befruchteten  Eies  stammende  Produktionen  (Theorie  von  Wilms- 
Bonnet-Marchand),  leiten  sich  die  chorioepitheliomatösen  Bildungen  aas 
Eielementen  her  (aus  dem  Eiektoderm),  genau  so  wie  das  Choriaepitheliom; 
dieses  bildet  sich,  wie  bekannt,  von  dem  Epithel  der  Choriolzotten  ab,  welches 
seinerzeits  nach  der  grossen  Mehrheit  der  Autoren  sich  aus  dem  Eiektoderm 
herleitet. 

Dieser  Deutung  stellt  der  Verf.  entgegen: 

1.  Dass  die  Theorie  von  Wilms-Bonnet-Marchand,  so  genial  sie 
auch  sein  mag,  nichts  weiter  ist  als  eine  Hypothese,  nicht  eine  positiv  be- 
wiesene Tatsache. 

2.  Dass  die  bisher  beschriebenen  Teratome  mit  chorioepitheliomatösen 
Bildungen  streng  genommen  nicht  die  von  Wilms  für  die  Diagnose  auf  Embryom 
geforderten  Requisiten  (Anwesenheit  von  Elementen  der  drei  Blastodermblätter) 
enthalten. 

3.  Dass  die  zur  Erklärung  des  Verschwindens  vieler  Gewebe  in  einem 
Embryom  angeführten  Argumente  der  Kritik  nicht  Stand  halten. 

4.  Dass  Fälle  von  reinen  Chorioepitheliomen  bekannt  sind,  die  gänzlich 
von  teratomatösen  Elementen  frei  sind. 

5.  Dass  der  von  dem  Verf.  auf  dem  Kongress  zu  Rom  mitgeteilte 
Ovarialtumor  und  das  Knötchen  der  Mesenterialzyste  nicht  als  Teratome 
gedeutet  werden  können,  um  so  weniger  als  Embryome. 

Aus  all  diesen  Gründen  schliesst  er,  dass  das  Chorioepitheliom  wegen 
seiner  besonderen  Struktur  und  wegen  seiner  besonderen  Verbreitungsweise 
unter  den  Epitheliomen  einen  besonderen  Platz  verdient,  aber  kein  spezi- 
fischer Tumor  ist,  das  heisst  der  allein  aus  Eielementen  sich  herleiten  könne. 


Giani,  Italienische  Literatur  von  1905.  1335 

Wie  sich  das  Chorioepitheliom  der  Schwangerschaft  herleitet  ans  dem  Epithel 
der  Chorialzotten  (sei  es  okulären  Ursprungs,  wie  die  meisten  fordern,  sei  es 
mütterlichen  Ursprungs,  wie  Sfameni  meint),  so  können  aus  anderen  Epi- 
thelen,  aus  dem  Epithel  einer  Mesenteriaizyste,  aus  dem  Epithel  von  Schläu- 
chen und  Zysten  der  Ovarialrinde  usw.  sich  Bildungen  herleiten,  die  die 
Struktur  und  das  klinische  Verhalten  des  Chorioepithelioms  besitzen. 

Onorato  (63)  berichtet  über  einen  Fall  einer  32jährigen  mit  Milzbrand- 
infektion behafteten  und  mit  Sclavoschem  Serum  behandelten  Frau,  welche 
20  Tage  nach  Auftreten  der  malignen  Pustel  yon  Paraplegie  und  Lähmung 
der  Blase  und  des  Rektum  getroffen  wurde.  Die  Lähmungserscheinungen 
heilten  in  dem  Zeitraum  von  ungefähr  einem  Monat  nach  einer  neuerlichen  Be- 
handlung mit  dem  Sclavoschen  Serum  gegen  Milzbrand. 

Verf.  fügt  einige  Betrachtungen  hinzu  und  tut  dar,  dass  diese  Lähmung 
auf  den  schon  von  Sclavo  hervorgehobenen  toxischen  Produkten  des  Milz- 
brandes beruhe,  welche  eine  lähmende  Nachwirkung  auf  das  Nervensystem 
haben.  Er  schliesst  mit  der  Empfehlung,  bei  den  Antitoxininjektionen  ergiebig 
zu  verfahren,  sei  es  weil  dasselbe  unschädlich  ist,  sei  es  weil  dasselbe,  wie 
in  dem  mitgeteilten  Falle,  auch  gegen  die  Lähmungen  nach  Milzbrand,  die 
nachträglich  sich  bemerkbar  machen  können,  immunisierend  wirkt. 

Onorato  (64)  injizierte  in  die  bei  Hunden,  Kaninchen  und  Meer- 
schweinchen erzeugten  Frakturherde  Blut  in  toto,  entfibriniertes  Blut,  Blut- 
serum und  physiologische  Kochsalzlösung,  welche,  anstatt  die  Bildung  des 
Kallus  zu  begünstigen,  sie  verzögerten. 

Onorato  (65)  berichtet,  lokalisierte  Tuberkuloseherde  bei  Hunden  und 
Kaninchen  hervorgebracht  zu  haben,  denen  er  verschiedene  Zeit  lang  wässe- 
riges Tuberkulin,  sei  es  vor  Vornahme  der  Injektion  lebender  Bazillen,  sei  es 
nachher,  injiziert  hatte.  Bei  den  dieser  Behandlung  unterzogenen  Tieren 
hatte  der  tuberkulöse  Herd  eine  schwerere  und  raschere  Entwickelung  als 
bei  den  Kontrolltieren. 

Onorato  (66)  hat  den  Urin  der  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Genua 
Operierten  vor  und  nach  der  Ghloroformnarkose  untersucht  und  kommt  zu 
den  folgenden  Schlüssen: 

1.  Das  als  allgemeines  Anästhetikum  verwandte  Chloroform  ist  keine 
Ursache  von  Albuminurie. 

2.  Es  verschlimmert  sie  nicht  in  den  Fällen,  wo  sie  in  leichtem  Grade 
vor  der  Chloroformnarkose  bestand. 

3.  Die  Fälle  von  postoperativer  Albuminurie  sind  nicht  der  Wirkung 
des  Chloroforms,  sondern  Infektionsprozessen  zuzuschreiben. 

Nach  ausführlicher  Darlegung  der  Literatur  gibt  De  Paoli  (67)  ein 
sorgfältiges  Studium  über  die  Pathogenese,  pathologische  Anatomie  und  Sym- 
ptomatologie der  Tuberkulose  der  Speicheldrüsen,  wobei  er  zahlreiche  persön- 
liche Beobachtungen  anführt  und  die  von  anderen  Autoren  mitgeteilten  Beob- 
achtungen einer  eingehenden  kritischen  Untersuchung  unterzieht. 

De  Paoli  (68).  Eine  sorgfältige  Untersuchung  über  die  Bedeutung 
des  durch  die  Perkussion  bei  den  traumatischen  Verletzungen  und  den  patho- 
logischen Alterationen  des  Schädels  und  seines  Inhalts  gewonnenen  Befundes, 
unter  Anführung  zahlreicher  persönlichen  klinischen  Beobachtungen  und  solcher 
aus  der  Literatur. 

Puglisi-Allegra  (69).  In  den  beiden  ersten  Fällen  handelte  es  sich 
um  Tumore  mit  vorwiegend  angiomatöser  Struktur,   bei  denen  man  um  die 


1336  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Blutlakonen  herum  eine  Neoproduktion  mit  der  epithelialen  ähnlichen  Eigen- 
schaften antrifft,  in  engster  Beziehung  mit  dem  Endothel,  welches  sie 
begrenzt. 

Auch  längs  der  Lymphräume  des  Bindegewebes  hat  er  Proliferation  der 
Endothele  angetroffen,  in  Form  von  denselben  aufgelegten  Zellenzügen  oder 
als  in  verschiedener  Richtung  in  dem  Bindegewebe  verlaufende  Stränge. 

Unter  Stellung  der  Diagnose  auf  Endotheliom  wegen  des  Umstandes, 
dass  einige  Höhlungen  der  Geschwulst  durch  Bindegewebe  getrennt  sind  und 
dass  sich  stufenweise  die  Entwickelung  der  Neubildung  verfolgen  lässt,  ist 
er  der  Ansicht,  dass  es  sich  ursprünglich  um  einfache  Angiome  handelte 
und  dass  in  der  Folge,  vielleicht  in  dem  Moment^  als  sie  schmerzhaft  wurden, 
die  endotheliale  Neoproduktion  einsetzte.  Die  Vielfältigkeit  der  Endothel- 
kategorien,  aus  denen  die  Anschwellung  entspringt,  bestätigt  die  Anschauung, 
die  man  heutzutage  allgemein  inbezug  auf  die  Endotheliome  hat. 

In  dem  dritten  Falle  handelte  es  sich  um  ein  Myom,  in  dem  vierten  um 
ein  versprengtes  Lymphknötchen,  welche  die  Symptomatologie  der  schmerz- 
haften subkutanen  Tuberkel  geboten  hatten. 

Pusateri  (70)  hat  sich  zur  Aufgabe  gesetzt,  beim  Hunde  den  Heilungs- 
prozess  der  Nasenwunden  zu  studieren,  die  alle  Schichten  von  der  Haut  bis 
zur  Schleimhaut  der  Nasenhöhle  in  Mitleidenschaft  ziehen.  Zu  diesem  Zwecke 
machte  er  mit  einem  Bistouri  auf  dem  Nasenrücken  des  Tieres  zu  Seiten  der 
Knorpelscheidewand  in  der  Nähe  des  Knochenskeletts  ohne  irgend  welche 
Reinigung  der  Haut  eine  penetrierende  in  vertikalem  Sinne  von  oben  nach 
unten  gerichtete  2—3  cm  lange  Wunde.  Durch  Tötung  der  Tiere  vom  2.  bis 
26.  Tage  hat  er  beobachten  können: 

1.  Dass  infolge  des  Schnittes  der  längere  Abschnitt  der  beiden  Stümpfe 
des  durchschnittenen  Nasenknorpels  mit  seinem  verwundeten  Ende  sich  in 
die  Nasenhöhle  vertieft  und  die  Schleimhautschicht  des  anderen  Stumpfes 
folglich  auf  dem  Niveau  der  normalerweise  über  der  Knorpelschicht  gelegenen 
Muskelschicht  bleibt.  Durch  diese  Verschiebung  der  Stücke  wird  die  Wunde 
aus  einer  vertikalen  zu  einer  schrägen  und  ein  ziemlicher  Blulerguss  bildet 
sich  zwischen  dem  Knorpel  und  der  Muskelschicht;  mit  der  Resorption  dieses 
Gerinnsels  jedoch  und  dem  sukzessiven  Einsetzen  des  Narbengewebes  nähern 
sich  die  beiden  Knorpelstiimpfe  einander  allmählich,  bis  sie  sich  fast  auf 
das  gleiche  Niveau  bringen  und  durch  eine  neugebildete  Bindegewebsschicht 
zusammenwachsen. 

2.  Die  beiden  Enden  der  Epithelwunde  der  Nasenschleimhaut  erscheinen 
von  dem  6.  Tage  ab  unter  einander  verlötet. 

3.  Das  BekleiduDgsepithel  der  verwundeten  Cutis  zeigt  sich  in  der  ganzen 
Länge  derselben  erst  am  25.  Tage  zugeheilt. 

4.  Die  Heilung  der  Wunde  erfolgt  per  primam  intentionem  und  eine 
geringe  entzündliche  Reaktion  tritt  an  den  Rändern  derselben  ein;  die  fibro- 
blastische Neubildung  beginnt  von  dem  5.  Tage  ab  und  zieht  sich  wegen  des 
Blutergusses  oberhalb  des  Knorpels  sehr  in  die  Länge  und  erst  am  26.  Tage 
hat  man  eine  vollständige  und  kompakte  Bindegewebsnarbe. 

Putti  (71)  berichtet  über  einen  Patienten,  bei  dem  das  in  den  Gastro- 
cnemii  der  rechten  Seite  lokalisierte  Neoplasma  eine  schwere  Spitzfussstellung 
hervorgerufen  hatte;  bei  einem  zweiten  Patienten  umfasste  die  Läsion  den 
Glutaeus  maximus,  die  beiden  Gemelli  und  einen  kleinen  Teil  der  dorsalen 
Muskeln  des  linken  Fusses;   es  bestand  eine  Rotation  der  ganzen  Extremität 


Giani,  Italienische  Literatur  von  1905.  1337 

nach  aussen  und  ein  starker  Equinismus  des  Fusses.  Durch  die  vorgenom- 
menen Operationen  gelang  es,  den  Tumor  auf  die  radikalste  Weise  zu  ezstir- 
pieren.  Beim  ersten  Patienten  erreichte  man  diesen  Zweck  auf  einmal,  beim 
zweiten  musste  wegen  des  reichlichen  Blutverlustes  in  zwei  Zeiten  eingegriffen 
werden.     In  beiden  Fällen  handelte  es  sich  um  kavernöses  Muskelangiom. 

Die  mit  der  Methode  UnnaTänzar  gefärbten  elastischen  Fasern  sieht 
man  die  dichtesten  Bindegewebslakunen  verstärken,  dieselben  bekleiden  auch 
die  Wand  der  unilokulären  Blutlakunen  mittleren  Kalibers,  während  sie  fast 
gänzlich  an  der  Peripherie  der  grösseren  und  multilokularen  Kavernen  fehlen. 

Putti  (72).  Ein  vollständiges  Studium  der  Deformitäten  des  Skeletts 
nach  Syringomyelia  und  Tabes  dorsalis  unter  dem  Gesichtspunkt  der  patho- 
logischen Anatomie,  der  Symptomatologie,  der  Diagnose  und  der  therapeuti- 
schen Indikationen.  Verf.  schliesst  daran  ausserdem  persönliche  klinische 
Beobachtungen. 

Nach  einem  kurzen  Überblick  über  die  einschlägige  Literatur  und  die 
Anschauungen  verschiedener  Autoren  über  das  Argument  berichtet  R  i  c  c  i  (73) 
die  Krankengeschichte  und  die  eingehende  mikroskopische  Untersuchung  von 
drei  von  ihm  beobachteten  Fällen  von  Dermoidzysten  des  Eierstockes  und 
zieht  daraus  die  folgenden  Schlüsse: 

1.  Es  kann  keine  Unterscheidung  zwischen  den  einfachen  Dermoid- 
zysten und  den  Teratomen  des  Eierstockes  nach  den  ätiologischen  Momenten 
aufgestellt  werden,  sondern  bloss  nach  ihrer  Morphologie,  indem  sie  zwei 
Phasen  eines  und  desselben  pathologischen  Prozesses  darstellen. 

2.  Die  Dermoide  und  die  Teratome  des  Eierstockes  sind  Tumore,  für 
die  ein  neoplastischer  Reiz  anzunehmen  ist. 

3.  Dieselben  zeigen  organische  Produktionen,  deren  Ursprung  auf  alle 
drei  Blastodermblätter  zurückzuführen  ist,  und  dass  die  Repräsentanten  des 
inneren  weniger  häufig  und  zahlreich  sind. 

4.  Die  Morphologie  und  Aggregation  dieser  neoplastischen  Produktionen 
geben,  zufällige  teilweise  Abweichungen  ausgenommen,  die  Morphologie  und 
Aggregation  der  Organe  des  Embryo  wieder. 

5.  Dieselben  sind  embryonale  Tumore  und  es  ist  ihnen  als  Ursprungs- 
element das  Ei  zuzuerkennen. 

6.  Die  ätiologischen  Momente  müssen  auf  das  Eielement  einwirken,  um 
in  ihm  jene  besonderen  Modifikationen  zu  bestimmen,  die  für  die  Produktion 
von  Dermoiden,  von  den  einfachsten  bis  zu  den  komplettesten  unerlässlich 
sind,  mit  Anlagen  von  ganzen  Embryonen  und  mit  allen  klinischen  Eigen- 
schaften des  Neoplasma. 

Rizzo  (74)  berichtet  über  einen  Fall  von  doppeltem  mukoidem  Papiilar- 
zystom  des  Eierstockes,  das  in  das  Peritoneum  durchgebrochen  war,  und  von 
darauffolgender  Bildung  jener  Alteration,  die  unter  dem  Namen  Pseudomyxoma 
peritonei  verstanden  wird. 

Verf.  stellt  fest,  dass  vor  allem  der  Zusammenhang  zwischen  der  pri- 
mären Erkrankung  des  Eierstockes  und  der  sekundären  des  Peritoneums  an- 
erkannt wird  und  macht  darauf  aufmerksam,  dass  man  hingegen  nicht  einig 
ist  über  die  Weise,  das  eigentliche  Wesen  der  peritonealen  Läsion  zu  deuten. 
Im  Gegensatz  zu  der  Anschauung  Polaccos  ist  er  der  Meinung,  dass  das 
Pseudomyxom  des  Peritoneums  auf  einer  Bindegewebsneubildung  von  Seiten 
des  Peritoneums  in  Form  von  dünnen  Lamellen  beruhe,  welche  die  pseudo- 
muzinösen Massen  auf  dem  Peritoneum  fixieren. 


1338  Jahresbericht  für  Chirargie.    II.  Teil. 

Die  Pat.  starb  nach  einem  Jahr,  während  dessen  sie  fortgesetzt  psendo- 
muzinöse  Massen  ans  dem  Rektum,  dem  Magen  und  den  Hamwegen  ausge- 
schieden hatte.  Verfasser  ist  der  Ansicht,  dass  diese  Elimination  mittelst 
eines  Prozesses  erfolge,    der  dem  analog  sei,    durch  welchen  die  Elimination 

der  Fremdkörper  bedingt  wird,  die  zufällig  in   die  Peritonealhöhle   geraten 
können. 

Rolando  (75)  berichtet  über  einen  Fall  von  Wolfsrachen  mit  Hervor- 
stehen des  Intermaxillaris,  bei  dem  er  derart  eingriff,  dass  er  in  derselben 
Sitzung  die  Retropulsion  des  Intermaxillaris  mit  dem  Verfahren  von  Barde- 
leben und  die  Kur  der  Hasenscharte  nach  dem  Verfahren  von  Mirault 
vornahm. 

Beim  Akt  der  Diszission  des  Pflugscharbeins  trat  eine  äusserst  schwere 
Blutung  ein.  Für  die  Reduktion  des  Intermaxillaris,  glaubt  er,  sei  den 
Methoden  der  Vorzug  zu  geben,  welche  die  Nasengaumenarterienstämme 
schützen. 

Ruggi  (76)  legt  seinen  Prostataniederzieher  vor. 

Sodann  berichtet  er  über  einige  an  seinem  Verfahren  der  Nephropexie 
angebrachte  Modifikationen.  Verf.  erinnert  daran,  wie  er  bei  verschiedenen 
Gelegenheiten  sein  Verfahren  zur  Kenntns  gebracht  habe,  das  in  der  Los- 
lösung der  eigentlichen  Nierenkapsel,  in  der  Bildung  zweier  Stiele,  der  eine 
auf  der  Vorderfläche  und  der  andere  auf  der  hinteren  besteht,  mit  denen  er 
die  Niere  an  der  Rippe  befestigt.  Da  er  nun  in  zwei  Fällen  fand,  dass  an 
dem  konvexen  Rand  ein  fibröser  Ansatz,  Andenken  einer  fötalen  Disposition 
bestand,  benutzte  er  dieselbe,  um  daran  einen  der  Fäden,  und  zwar  den 
vorderen,  zu  befestigen.  Für  den  hinteren  löste  er  die  Kapsel  wie  gewöhnlich 
ab  und  bildete  den  Stiel. 

Weiter  berichtet  er  über  eine  im  Leistenkanal  gefundene  Lymphdrüse. 

Bei  einem  anderen  Patienten  bestand  ausgedehnte  Zerstörung  des  Ge- 
sichtes infolge  von  Noma,  welche  die  rechte  Hälfte  von  Überlippe,  die  ent- 
sprechende Wange  und  die  ganze  Unterlippe  zerstört  hatte.  Mit  einem  sub- 
mentalen Schnitt  mit  der  Konvexität  nach  unten  löste  Verf.  einen  Lappen 
aus  der  Übergangsbeingegend  mit  der  Basis  nach  oben  ab,  der,  in  die 
Höhe  gehoben,  derart  gegen  die  Mundhöhle  gebracht  wurde,  dass  die  Hant- 
oberfläche nach  der  Höhlung  derselben  hin  zu  liegen  kam.  Diesen  Lappen 
bedeckte  er  dann  wieder  mit  einem  weiteren,  den  er  aus  der  rechten  Seite 
des  Halses  entnahm,  in  einer  Breite  von  4  Fingern  und  in  der  Länge  von 
der  Kinnlade  bis  zum  Schlüsselbein.  Für  die  Oberlippe  machte  er  einen 
Gleitungslappen  von  links  nach  rechts,  den  er  an  einen  weiteren  der  rechten 
Jochbeingegend  entnommenen  Lappen  ansetzte.  Er  vervollständigte  alsdann 
die  Operation,  indem  er  einen  bestehenden  Pfropf  entfernte,  was  ihm  den 
unmittelbaren  Verschluss  der  breiten  Kontinuitätelösung  der  Halsregion  er- 
leichterte. 

Sodann  teilt  er  eine  Methode  zur  Verhütung  der  Bauchhernien  mit: 
Ausgehend  von  dem  Grundgedanken,  dass  die  postlaparotomischen  Hernien 
durch  Verschiebung  des  unten  der  hinteren  Aponeurose  und  der  Sehnen- 
intersektionen,  die  ihn  an  die  Aponeurose  befestigen  könnten,  entbehrenden 
geraden  Bauchmuskels  nach  aussen  eintreten,  schlägt  er  die  Einhalfternng 
der  beiden  Muskel  unten  mittelst  eines  Lappens  vor,  der  jeder  Seite  der 
die  Vorderfläche  der  Recti  bedeckenden  Aponeurose  entnommen  und  hinter 
diesen  durchgeführt  wird,  um  auf  der  Mittellinie  mit  der  Aponeurose  der 


Gianiy  Italienische  Literatur  von  1905.  1339 

entgegengesetzten  Seite  verbunden  zu  werden.  Überzeugt  jedoch,  dass  bei 
der  Laparotomie  nur  eines  der  Recti  blossgelegt  und  denmach  von  den  Apo- 
nearosen,  die  ihn  normalerweise  fixieren,  losgelöst  werde,  übt  und  empfiehlt 
er  die  Einhalfterung  mittelst  nur  eines  Aponeuroselappens ,  der  auf  der 
linken  Seite  gemacht,  unter  dem  entsprechenden  Muskel  durchgezogen  und 
auf  die  Aponeurose,  die  den  Musculus  rectus  der  entgegengesetzten  Seite 
bekleidet,  aufgenäht  wird. 

Santucci  (78)  berichtet  über  die  Blutuntersuchung  von  6  Fällen,  die 
von  ihm  studiert  und  dann  wegen  Echinokokkenblasen  operiert  wurden  (zwei 
in  der  Leber,  einer  in  der  Niere,  zwei  im  Netz,  einer  in  der  Lunge).  Die 
vor  dem  Operationsakt  stets  ausgeprägte  Eosinophilie  (bis  39*^/o)  verschwand 
nach  dem  Operationsakt  oder  nach  dem  Absterben  des  Parasiten.  Dies  be- 
stätigt die  diagnostische  Wichtigkeit  der  Eosinophilie  bei  Zysten  mit  lebendem 
Echinococcus.  Verf.  knüpft  daran  eine  Besprechung  des  Ursprunges  und  der 
Bedeutung  der  eosinophilen  Zellen. 

Schifone  (79)  hat  eine  Reihe  von  experimentellen  Untersuchungen  an- 
gestellt in  der  Absicht,  festzustellen: 

1.  Ob  nach  einer  ausgedehnten  Schädel-  und  Duraresektion  die  Adhä- 
renzen zwischen  den  perikranischen  Weichteilen  und  der  Hirnrinde  konstant 
beobachtet  werden;  durch  welchen  innersten  Prozess  sie  entstehen  und  zu 
welchen  anatomischen  und  funktionellen  Veränderungen  der  Hirnrinde  sie 
Veranlassung  geben. 

2.  Ob  wegen  des  blossen  Fehlens  der  Knochen-  und  DurahüUe  konstant 
Gehirnvorfall  zu  beobachten  ist. 

Zu  diesem  Zwecke  operierte  er  an  37  Hunden  (in  verschiedenen  Regi- 
onen der  Hirnschale)  eine  grosse  Resektion  der  Schädelknochen  und  der 
darunter  liegenden  Dura  mater :  der  gebildete  Substanzverlust  war  bei  einigen 
Versuchen  so  gross,  dass  Vs  der  Oberfläche  einer  Hirnhemisphäre  blossge- 
legt waren. 

Verf.  beschreibt  eingehend  die  Operationstechnik,  die  üntersuchungs- 
methoden  für  die  funktionelle  Untersuchung  des  Nervensystems  und  schliess- 
lich die  histologische  Technik  und  vor  allem  die  Boccardische  Färbung 
für  das  Studium  der  innersten  Struktur  der  Nervenzellen.  25  Versuche  hatten 
positiven  Ausgang:  Die  Lebensdauer  der  Versuchstiere  schwankte  von  zwei 
Tagen  bis  neun  Monaten  nach  der  Operation. 

Die  Schlüsse,  zu  denen  der  Verfasser  kommt,  sind  folgende: 

1.  Jeder  ausgedehnte  Substanzverlust  der  Scbädelknochen  und  der  Dura 
mater  wird  nie  von  einer  Knochenneubildimg  ausgefüllt,  sondern  nur  durch 
eine  Produktion  von  neuem  Knochen,  der  sich  an  den  Rändern  der  ange- 
brachten Bresche  bildet,  eingeengt.  Der  von  seinen  Decken  entblösste  und 
in  direkte  Berührung  mit  den  perikranischen  Weichteilen  gebrachte  Teil  der 
Himoberfläche  verwächst  fest  mit  der  Schädelhaut  und  zwar  durch  ein  dickes 
und  resistentes  sehniges  Fasergewebe.  Dieses  Fasergewebe  leitet  sich  her 
aus  der  narbigen  Schrumpfung  eines  jungen,  an  Gefässen  und  Elementen 
reichen  Bindegewebes,  an  dessen  Bildung  die  Wanderelemente,  die  der  weichen 
Hirnhaut  eigenen,  die  Neurogliazellen  der  Unterhirnhautscliicht  und  die  Binde- 
gewebselemente  des  Sarkolemma  aller  degenerierten  und  zerstörten  Muskel- 
bündel, welche  die  Schädelbresche  bedeckten,  teilnehmen. 

2.  Diese  fibrösen  Verwachsungen  verursachen  in  der  Hirnrinde  eine 
Reihe   von  Läsionen,   welche   alle   die   Rinde   selbst  begründenden  Elemente 


1340  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  TeiJ. 

treffen.  Diese  Alterationen  sind  am  diffusesten  in  den  oberflächlichea 
Schichten,  in  denen  sie  einen  derartigen  Grad  erreichen,  dass  sie  an  einigen 
Stellen  zur  vollständigen  Zerstörung  des  Nervenelementes  führen. 

3.  Trotz  der  Anwesenheit  dieser  verwachsenen  Narben  und  der  durch 
dieselben  bedingten  Läsionen  der  Nervenelemente  beobachtete  man  auch  nach 
einem  langen  Zeitraum  (9  Monate)  keine  Störungen  an  Sensibilität  und  Mo- 
tilität, noch  distrophische  Prozesse  bei  den  operierten  Tieren,  bei  denen  die 
Heilung  vollkommen  aseptisch  verlief. 

4.  Bravacs-Jacksonsche  Epilepsieanfalle  wurden  nur  in  ganz  be- 
stimmten pathologischen  Verhältnissen  (grosses,  die  Hirnsubstanz  kompri- 
mierendes Hämatom  —  eitrige  Meningoencephalitis  usw.)  beobachtet.  Treten 
epileptische  Anfälle  ein,  so  geshieht  dies  bei  organisch  und  erblich  veran- 
lagten Individuen  und  in  einem  solchen  Falle  neigen  die  Anfälle  von  Anfang 
an  zur  Verallgemeinerung. 

5.  Wegen  der  blossen  ausgedehntenKontinuitätstrennung 
in  Knochen  und  Dura  wird,  wenn  keine  sonstigen  mechanischen  und 
entzündlichen  Ursachen  eingreifen  (wie  die  Erhöhung  des  intrakraniellen 
Druckes  und  Meningoencephalitis)  kein  Hirnvorfall  beobachtet. 

6.  Die  mit  Exzision  der  harten  Hirnhaut  verbundene  Schädelresektion 
ist  also,  wie  ausgedehnt  sie  auch  vorgenommen  werden  möge,  keine  gefähr- 
liche Operation,  weder  in  ihren  unmittelbaren  noch  in  ihren  späteren  Wir- 
kungen. Auch  eine  ausgedehnte  Knocbenbresche  kann  ohne  gefahrliche 
Folgen  für  das  darunter  liegende  Nervengewebe  von  einer  Wand  von  Weich- 
teilen bedeckt  bleiben,  wofern  nur  die  Operation  unter  den  strengsten  asep- 
tischen Vorsichtsmassregeln  durchgeführt  wird. 

Mit  Hinsicht  darauf,  dass  trotz  der  strengsten  Massnahmen  der  Asepsis 
der  Prozentsatz  der  Eiterungserscheinungen  bei  den  aseptischen  Operationen 
noch  immer  ein  recht  hoher  ist  (viele  Chirurgen,  wie  Mickulicz  und  Prutz, 
geben  als  ein  Minimum  6^/o  an),  vertritt  Sgambati  (80)  die  Ansicht,  dass 
es  Pflicht  eines  jeden  Operateurs  sei,  sich  an  eine  gemischte  Methode  zu 
halten,  unter  Wählung  eines  Antiseptikums,  das  zu  gleicher  Zeit  energisch  ist 
und  das  Resistenz-  und  Regenerationsvermögen  der  Gewebe  anregt.  Unter 
diesem  zweifachen  Gesichtspunkt  geht  er  alle  bekannten  Antiseptika  durch 
und  zeigt,  dass  das  Jod  in  wässeriger  Lösung  am  besten  den  erwähnten  An- 
forderungen entspricht. 

Überdies  wird  das  Jod,  indem  es  lange  auch  in  Berührung  mit  alka- 
lischen Flüssigkeiten  unverändert  bleibt,  die  Albuminoide  nicht  koaguliert, 
sondern  sich  an  sie  instaponiert,  ohne  deren  physiologische  Eigenschaften  und 
chemische  Zusammensetzung  zu  ändern,  als  solches  von  den  Lymphräumen 
und  den  Gefässen  absorbiert  und  entfaltet  so  seine  antiseptische  Wirkung  auch 
in  einer  gewissen  Tiefe  in  den  blutigen  Geweben,  wie  Ref.  experimentell 
nachweisen  zu  können  glaubt. 

Seit  über  einem  Jahre  verwendet  Ref.  methodisch  die  Auswaschung  der 
Operationswunden  mit  gesättigter  Jodlösung  in  warmem  Wasser  (55—60°), 
die  im  Moment  des  Gebrauches  hergestellt  wird. 

In  ein  kleines  sterilisiertes,  wenig  recht  heisses  Wasser  enthaltendes 
Becken  lässt  er  eine  zur  Erlangung  einer  Mahagonifärbung  hinreichende  Menge 
gesättigter  alkoholischer  Jodtinktur  giessen. 

Sofort  saugt  er  mit  einem  dicken  Gazetampon  die  so  bereitete  Flüssig- 
keit auf  und  befeuchtet  damit  reichlich  die  Wunde. 


Giani,  Italienische  Literatar  von  1905.  1341 

Der  Titer  an  metallischem,  gelöst  in  dem  Wasser  bei  dieser  Tempe- 
ratur enthaltenem  Jod  beträgt  ungefähr  6V>^/oo,  eine  mehr  als  hinreichende 
Proportion,  um  rasch  jedweden  Keim  zu  zerstören.  Ist  die  Flüssigkeit  trüb, 
so  zeigt  dies  an,  dass  ein  Überschuss  an  Jod  vorhanden  ist,  der  sich  übrigens 
sofort  absetzt. 

Diese  Auswaschung  kann  mehrmals  während  des  Operationsaktes  wieder- 
holt werden,  bis  zu  dem  Augenblicke  der  Vereinigung  der  Hautwunde.  Man 
kann  ohne  Gefahr  eine  auch  grosse  Menge  der  verwandten  Flüssigkeit  in  der 
Tiefe  der  Gewebe  belassen,  ohne  irgendwelche  Unannehmlichkeit  befürchten 
zu  müssen. 

Auch  in  der  serösen  Höhlung  hat  die  Verwendung  des  Jodwassers  dem 
Ref.  keinerlei  toxische  Wirkung  gegeben. 

Er  verwendet  die  nämliche  Lösung  zu  Injektionen  und  Ausspülungen 
bei  Abszesshöhlen,  dort,  wo  man  aus  Gründen  der  Ästhetik  oder  sonstigen 
Bedenken  nicht  zur  Inzision  schreiten  will. 

In  diesen  Fällen  wird  nach  Entleerung  des  Abszesses  mittelst  einer 
Punktion  in  eine  Kalomelspritze  oder  in  eine  solche  von  grösseren  Dimen- 
sionen eine  ganz  kleine  Menge  Jodtinktur  aspiriert  und  dann  der  Rest  mit 
recht  heissem  Wasser  angefüllt. 

Das  freie  Jod  verbleibt  so  in  dem  Apparat  und  geht  direkt  in  die  Höhle 
über,  deren  Ausspülung  man  macht.  Die  Heilung  erfolgt  in  wenigen  Tagen, 
besonders  wenn  die  Ausspülungen  öfters  wiederholt  werden. 

Alle  zufalligen  Wunden,  auch  die  nicht  ganz  frischen,  werden  von  dem 
Ref.  vor  ihrer  Vemähung  oder  sonstigem  Eingriff  ausschliesslich  durch  etwas 
länger  fortgesetzte  Anwendung  von  Jodwasser  desinfiziert.  Bei  diesem  System 
tritt  Eiterung  nur  absolut  ausnahmsweise  ein  und  der  Vemarbungsprozess 
erfolgt  bedeutend  rascher. 

Wie  viel  Untersuchungen  Ref.  auch  an  den  Sekretionen  und  Exkre- 
tionen  der  so  behandelten  Individuen  vorgenommen  hat,  so  ist  es  ihm  nie 
gelungen,  die  Jodreaktion  in  ausgeprägter  Weise  zu  erhalten;  ebensowenig 
hatten  die  Patienten  je  über  irgend  welche  Erscheinung  von  Jodismus  zu 
klagen. 

Während  vor  Anwendung  dieses  Verfahrens  die  Zahl  der  begrenzten 
oder  diffusen  Eiterungen  bei  den  in  den  Spitälern  Roms  (wo  häufig  die  Be- 
schaffenheit des  Raumes,  die  viele  Arbeit  und  die  Promiscuität  der  Krank- 
heiten jede  aseptische  Vorsichtsmassregel  eitel  machen)  ausgeführten  asepti- 
schen Operationen  15  und  20%  erreichte,  ist  jetzt  dieser  Prozentsatz  auf 
252  aseptische  Operationen,  bei  denen  Ref.  das  geschilderte  Verfahren  ange- 
wandt, auf  1,5  ®/o  heruntergegangen,  obschon  alle  übrigen  Verhältnisse  unver- 
ändert geblieben  sind. 

Ahnliche  Resultate  sind  von  anderen  erhalten  worden,  die  dieses  System 
eingeführt  haben. 

Gegenstand  des  Studiums  von  Sisto  (81)  war  die  Reaktion  der  Synovial- 
membramen  auf  die  nach  Natur  und  Stärke  mannigfaltigsten  irritierenden 
Agentien.  Zu  diesem  Zwecke  führte  Verf.  in  die  Kapsel  der  grossen  Gelenke 
des  Kaninchens  ein:  Lösungen  von  chemischen  Substanzen  (Sugolsche  Lösung, 
Jodtinktur,  Terpentinessenz,  Silbernitrat),  feinkörnige  Substanzen  (Bärlapp- 
samen, Karmin),  bald  suspendiert  in  physiologischem  Lösungsmittel,  bald  in 
den  vorerwähnten  irritierenden  Lösungen,  Fremdkörper  verschiedenailiger  Natur 
(Schwamm,  Hollunder),  parenchymatöse  Organe  von  Tieren  derselben  und  an- 


1342  Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

derer  Arten  (Hund,  Meerschweinschen,  Batte),  Lösungen  von  Extrakten  paren- 
chymatöser Organe  verschiedenartiger  Tiere. 

Die  Ergebnisse  seiner  Versuche  lassen  sich  also  kurz  zusammenfassen: 

1.  Die  stark  irritierenden  chemischen  Agentien  rufen  eine  Entzündnng 
von  höchst  akutem  Verlauf  und  nekrotisch-hämorrhagischem  Typus  hervor. 

2.  Die  stark  verdünnten  chemischen  Agentien  geben  primär  zu  enormer 
Anhäufung  von  weissen  Körperchen  Veranlassung,  dann  zur  Emeuemng  mit 
Neubildungsbindegewebe,  fast  ohne  Eingreifen  plasmazellulärer  Elemente. 

3.  Die  feinkörnigen  Substanzen  (Karmin)  werden  von  den  Leukozyten 
und  von  Bindegewebszellen,  die  sich  aktiv  durch  Kariokynese  erneuem,  ein- 
gekapselt, um  die  eine  Anhäufung  (acht  Tage)  von  typischen  Plasmazellen 
eintritt,  analog  dem,  was  man  bei  der  Milz  mit  Ablagerung  von  Melanin- 
pigment oder  von  Kohle  beobachtet. 

4.  Die  grösseren  Kömer  (Bärlappsamen)  werden  von  Fibroblasten  und 
vielkemigen,  sichelförmigen  Riesenzellen  mit  spärlicher  Plasmazellenbeteiligung 
umgeben  und  isoliert. 

5.  Die  kömigen  mit  irritierenden  chemischen  Agentien  getränkten  Sub- 
stanzen rufen  einen  seiner  Natur  nach  identischen  entzündlichen  Prozess 
hervor,  jedoch  ist  derselbe  bedeutend  intensiver  und  in  seinem  Verlauf  rascher. 

6.  Die  porösen  Stoffe  werden  durch  die  Elemente  der  entzündlichen 
Neubildung  invadiert,  die  einen  vollständig  (Schwamm),  die  anderen  nur  an 
der  Peripherie  (Holländer).  In  den  Trabekeln  des  Fremdkörpers  und  in  dem 
darunter  liegenden  Gewebe,  mit  dem  dieser  verwachsen  ist,  beobachtet  man 
zuerst  die  weissen  Körperchen,  dann  die  Fibroblasten  und  Plasmazelien  in 
ziemlicher  Menge. 

7.  Die  homoplastischen  Pfropfungen  heilen  ein  und  die  eingepfropften 
Organe  bewahren,  eingehüllt  von  einer  Bindegewebskapsel,  durch  die  die  Er- 
nährungsgefässe  hindurchgehen,  auf  lange  Zeit  ihre  Lebensfähigkeit,  obschon 
sie  in  manchen  Teilen  von  weissen  Körperchen  invadiert  werden. 

8.  Die  heteroplastischen  Pfropfungen  heilen  nicht  ein,  ihr  Gewebe  ver- 
fällt in  Nekrose  und  verbleibt  in  der  Gelenkhöhle  in  dem  Zustand  eines 
freien  Körpers,  dabei  unter  dem  Einäuss  der  Bewegungen  und  des  Druckes, 
dem  es  unterworfen  ist,  eine  abgeplattete,  ovaläre  Form  annehmend.  Die 
Synovialmembran  reagiert  intensiv  auf  dieselben  und  zeigt  dies  besonders, 
dass,  während  die  verschiedenen  Momente  des  entzündlichen  Prozesses,  Leuko- 
zyteninfiltration, Bildung  von  Fibroblasten,  Lymphozyteninfiltration  an  Inten- 
sität gemässigt  sind,  hingegen  die  Plasmazellenerzeugung  den  Höhepunkt 
erreicht,  die,  von  den  Gefässwänden  aus  vorschreitend,  zur  Bildung  eines 
echten  Plasmoms  Veranlassung  gibt. 

9.  Die  Lösungen  von  Extrakten  heteroplastischer  parenchymatöser  Organe 
geben  hingegen  recht  spärliche  plasmazelluläre  Reaktion,  während  sie  zu 
höchst  intensiver  Leukozyteninfiltration  und  Fibroblastenbildung  Veranlassung 
geben. 

In  gleicher  Weise  verhalten  sich  mit  diesen  Substanzen  getränkte  Fremd- 
körper (Bärlappsamen),  wodurch  nach  seiner  Ansicht  dargetan  wird,  dass  die 
höchst  intensive  plasmazelluläre  Reaktion  nicht  an  eine  passive  Wirkung  der 
eingepfropften  Körper  gebunden  ist,  sondern  auf  die  chemischen  Substanzen 
zurückzuführen  ist,  die  durch  die  Autolyse  dieser  Organe  frei  werden. 

Bei  seinen  Untersuchungen  an  Kaninchen  injizierte  Torri  (82)  alle  zwei 
Tage  in  die  Randader    des   Ohres   drei  Tropfen    einer   1^/ooigen   Adrenalin- 


Qiani,  Italienische  Literatur  von  1905.  1343 

lösung,  verdünnt  in  1  ccm  physiologischer  Kochsalzlösung.  Er  machte  acht 
Injektionen,  wodurch  jedes  Kaninchen  im  ganzen  24  Tropfen  einer  1^/ooigen 
Adrenalinlösung  in  den  Kreislauf  erhielt,  und  tötete  die  Tiere  10  Tage  nach 
der  letzten  Injektion. 

Bei  der  Obduktion  wurden  die  interessantesten  Erscheinungen  vorzugs- 
weise in  dem  Aortenbogen  und  zuweilen  in  der  Brustaorta  angetroffen: 
Dieselben  waren  dargestellt  durch  nicht  sehr  ausgedehnte,  ungefähr  ^/s  cm 
lange  Platten  von  zumeist  eiförmiger  Gestalt,  denen  entsprechend  der  Teil 
des  Gefasses  infolge  der  Ablagerung  von  Kalksalzen  das  Aussehen  und  die 
Konsistenz  von  Pergament  angenommen  hatte. 

Diesen  Platten  entsprechend  zeigte  sich  die  Arterienwandung  wie  ver- 
dünnt und  leicht  ausgestülpt,  gleichsam  als  ob  sie  an  jener  Stelle  die  Elasti- 
zität verloren  hätte.  Manchmal  fanden  sich,  anstatt  nur  einer  einzigen  aus- 
gedehnten Platte,  deren  verschiedene,  ziemlich  kleine  und  untereinander  zu- 
sammenfliessend ,  wodurch  die  Arterienwandung  fast  das  Aussehen  eines 
Wespennestes  gewann,  infolge  des  Abwechseins  von  Erhöhungen  und  Ver- 
tiefungen. Ausser  diesen  mehr  oder  weniger  umfangreichen  Verkalkungsplatten 
bemerkte  man  hier  und  da  isoliert  und  durch  die  ganze  Aorta  verstreut  kleine 
Plättchen,  am  häufigsten  vertieft,  zuweilen  über  der  Arterienwandung  erhaben, 
von  der  Grösse  eines  kleinen  Stecknadelkopfes.  Makroskopisch  war  die  Ab- 
grenzung zwischen  gesunder  und  lädierter  Wand  der  Blutgefässe  stets  eine 
recht  scharfe. 

In  einem  P'alle  war  das  Aussehen  ein  anderes,  da  sich  an  Stelle  der 
Platten  eine  starke  Erweiterung  der  Aorta  durch  Erschlaffung  und  Verdün- 
nung der  Wände  mit  reichlicher  Ablagerung  von  Kalksalzen  und  Herzhyper- 
trophie vorfand.  Sonst  hat  Torri  keine  weitere  Läsion  in  den  übriger  Or- 
ganen angetroffen. 

Bei  der  histologischen  Untersuchung  der  Aortawand  entsprechend  den 
lädierten  Stellen  zeigen  sich  die  grössten  Alterationen  auf  seiten  der  Media. 
Es  finden  sich  in  der  Tat  mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Degeneration»-  und 
später  Xekroseherde  der  Muskelfaserzellen,  auf  denen  alsbald  Kalkablagerungen 
erfolgen.  Die  elastischen  Fasern,  die  bei  den  anfanglichen  Läsionen  starr 
werden,  indem  sie  ihre  charakteristische  Wellung  einbüsseu,  verdünnen  sich 
mit  Fortschreiten  des  Prozesses,  zerstückeln  und  verschwinden.  Es  ist  ausser- 
dem zu  beachten,  dass  auch  histologisch  kein  langsamer  und  allmählicher 
Übergang  aus  den  gesunden  Teilen  der  Aortawand  in  die  lädierten  stattfindet, 
sondern  der  Übergang  ist  ein  plötzlicher.  Diese  Läsionen  der  Media  sind 
zumeist  auf  den  mittleren  Teil  derselben  umschrieben,  an  einigen  Stellen 
kann  jedoch  die  Media  in  ihrer  Totalität  lädiert  sein.  Und  da,  wo  diese 
Alterationen  der  Media  zu  beobachten  sind,  erscheint  die  Wand  des  Gefasses 
stark  verdünnt  und  deformiert.  Die  Intima  zeigt  niemals  an  irgend  einer 
Stelle  bemerkenswerte  Veränderungen,  ebensowenig  die  in  der  Adventitia  ver- 
laufenden Gefässe  und  die  Adventitia  selbst.  Die  Lungenarterie  ist  stets 
makroskopisch  und  mikroskopisch  gesimd,  ebenso  die  Lunge,  die  Niere,  die 
Leber,  das  Herz  und  ihre  Gefässe.  In  dem  Falle  von  beträchtlicher  Ektasie 
des  Aortenbogens  und  der  Brustaorta  waren  die  geschilderten  Veränderungen 
der  Media  bedeutend  ausgeprägter:  die  Verkalkung  war  eine  so  starke,  dass 
sich,  um  die  Präparate  herrichten  zu  können,  die  Entkalkung  nötig  machte. 
Die  Wände  sind  stark  verdünnt  und  in  der  Media  sind,  neben  dem  Bestehen 
eines  mehr  oder  weniger  breiten  Streifens   in  ihrem  mittleren  Teile,  in  dem 


1344  Jahresbericlit  fttr  Chirargie.    IL  Teil. 

die  gleichzeitige  Alteration  der  elastischen  Fasern  und  der  Moskelfaserzellen 
vorliegt,  alle  elastischen  Fasern,  auch  die  der  anscheinend  gesunden  Partien 
lädiert,  insofern  sie  sich  starr  und  gradlinig  zeigen.  Auch  hier  finden  sich 
keine  Veränderungen,  weder  in  der  Intima,  noch  in  der  Adventitia,  noch  in 
den  übrigen  Organen  und  ihren  Gefässen. 

Kurz  zusammengefasst  sieht  man  demnach,  dass  die  intravenösen  Ad- 
renalininjektionen bei  Kaninchen  schwere  Alterationen  in  den  Wandungen 
der  Aorta,  besonders  zu  Lasten  der  Media  herbeiführen,  mit  Degeneration 
und  Nekrose  der  Muskelfaserzellen,  Verkalkung  der  nekrotischen  Herde  nnd 
Zerstörung  der  elastischen  Fasern.  Durch  diese  Zerstörung  der  elastischen 
Fasern  verliert  die  Gefässwand  an  den  Stellen,  wo  die  Läsion  besteht,  ihre 
Elastizität  und  die  Wandung  stülpt  sich  daher  infolge  des  Blutdruckes  diesen 
Stellen  entsprechend  aus,  wovon  der  Fall  von  allgemeiner  Ektasie  des  Aorten- 
bogens und  der  Brustaorta  ein  Beweis  ist.  Diese  Alterationen  lokalisieren 
sich  ausschliesslich  in  der  Aorta,  wenigstens  ist  es  Torri  niemals  gelungen, 
die  geringste  Alteration  in  den  übrigen  Gefässen  grossen  Kalibers  und  ebenso- 
wenig in  den  Kapillaren  des  Myokardiums,  der  Lunge,  Leber  und  Niere  auf- 
zufinden. 

Tusini  (83).  Infolge  der  Dehnung  des  Nervus  ischiadicus  treten  in 
kleinen  Fasergruppen  des  Nerven  Alterationen  auf.  welche  sich  wenig  über 
die  gestreckte  Stelle  hinaus  ausdehnen.  Es  finden  sich  schwere  Alterationen 
in  den  grossen  Zellen  der  Spinalganglien  und  der  vorderen  Hörner  des  Rücken- 
marks auf  der  operierten  Seite.  Seltener  finden  sich  äusserst  geringe  Alte- 
rationen in  den  feinsten  Endausbreitungen  der  Zylinderachse  in  den  Endungen 
selbst.  Der  Umstand,  dass  er  gefunden  hat,  dass  infolge  der  Dehnung  die 
frühzeitigen,  konstanten  und  verschieden  starken,  obwohl  noch  nicht  in  ihren 
klinischen  Einzelheiten  präzisierbaren  Alterationen  sich  in  den  Elementen  der 
Grundsubstanz  entfalten,  bestärkt  die  Idee,  dass  ein  noch  peripherischeres 
System  von  Mark-  und  amyelinischen  Fasern  bestehe,  die  aus  der  sogenannten 
Endung  heraustreten,  nachdem  sie,  dort  eingedrungen,  sich  in  dieser  ver- 
zweigt und  in  Beziehung  mit  den  Elementen  der  Grundsubstanz  gesetzt  haben, 
derart,  dass  die  sogenannten  Endungen  als  ebenso  viele  kleine  peripherische 
Ganglien  betrachtet  werden  können. 

Wie  man  annimmt,  dass  die  Modifikationen  in  den  Ganglienzellen  nnd 
dem  Rückenmark  auf  verändertem  Trophismus,  unabhängig  von  der  Diskonti- 
nuität der  zu  ihnen  gelangenden  Fasern,  beruhen,  so  könnte  man  in  iden- 
*  tischen  Verhältnissen  die  Alterationen  in  den  Elementen  der  Grundsubstanz 
der  Nervenendungen  erklären,  wo,  wie  alles  zu  glauben  drängt,  die  komplexen 
Modifikationserscheinungen  der  Eindrücke,  die  bei  ihnen  ankommen  und  von 
ihnen  wieder  ausgehen,  vor  sich  gehen. 

Valerie  (84)  beschreibt  einen  neuen  von  ihm  erfundenen  Sterilisations- 
apparat für  aseptisches  Verbandsmaterial  und  gibt  eine  Abbildung  desselben. 
Hauptvorzüge  des  neuen  Apparats  sind  seine  Einfachheit  und  der  geringe 
Preis,  seine  Verwendbarkeit  für  jedwede  Wärmequelle  und  die  absolute  Sicher- 
heit der  Sterilisation  in  kürzester  Zeit. 

Eine  vorläufige  Mitteilung,  in  der  Valerie  (85)  die  Resultate  experi- 
menteller Untersuchungen  über  die  Entwicklung  des  Thrombus  in  normalen 
und  tuberkulösen  Kaninchen  darlegt.  Er  hat  die  Unterscheidung  der  Karotis 
zuerst  bei  normalen  Kaninchen  vorgenommen.  In  einer  zweiten  Reihe  unter- 
band er  die  Karotis  einige  Tage,   nachdem  er  die  Tiere  tuberkulös  gemacht 


Giani,  Italienische  Literatur  Ton  1905.  1345 

hatte  unter  Befolgung  des  venösen,  subkutanen  und  artikularen  Wegs.  In 
einer  dritten  und  vierten  Versuchsreihe  wurde  die  Bazillenpfropfung  (immer 
auf  venösem^  subkutanem  oder  artikularem  Weg)  in  der  gleichen  Sitzung  aus- 
geführt, in  der  die  Karotis  unterbunden  wurde. 

Nach  den  vom  Verf.  erzielten  Resultaten  hat  die  physiologische  £nt- 
wickelung  des  Thrombus  ihre  Basis  in  der  progressiven  Substitution  des 
Koagulums  von  Seiten  eines  Neubildungsgewebes,  das  von  den  endothelialen 
Elementen  der  Gefässintima  herkommt.  Bei  den  tuberkulös  gemachten  Tieren 
unterliegt  dieser  Organisationsprozess  Änderungen,  die  nach  Eigenschaft  und 
Grad  je  nach  der  von  dem  tuberkulösen  Prozess  angenommenen  Entität  und 
demnach  der  der  Penetration  des  Virus  gebotenen  Bahn  verschieden  sind. 
Eine  konstante  Modifikation  betrifft  die  grössere  Dauer  der  Organisations- 
phase des  Thrombus.  Diese  Verzögerung  zeigt  sich  als  eine  höchste  bei  den 
auf  venösem  Wege  inokulierten  Kaninchen,  geringer  bei  den  auf  subkutanem 
Weg  inokulierten,  minimal  bei  den  Kaninchen,  die  einer  intraartikulären  Ein- 
impfung unterzogen  wurden. 

Diese  Verzögerung  bezieht  sich  vor  allem  auf  die  Anfangsphase  der 
Organisation  und  scheint  in  einer  grösseren  Toleranz  von  Seiten  des  Endo- 
thels der  Intima  gegen  den  durch  das  Koagulum  ausgeübten  Reiz  zu  liegen. 
Neben  diesen  Modifikationen,  in  denen  der  endotheliale  Ursprung  der  organi- 
sierenden Neubildung  stets  erhalten  ist,  bemerkt  man  als  weniger  häufige 
Abweichungen  die  Beteiligung  der  Bindegewebselemente  der  Gefasswand  an 
dem  Organisationsvorgang,  die  mehr  oder  weniger  reichliche  Infiltration  der 
Arterientunicae  durch  leukozytäre  Elemente;  die  vollständige  Nekrose  der 
zwischen  den  Schnüren  einbegriffenen  Gefasspartie. 

Auf  Grund  der  Untersuchung  von  vier  Fällen  von  Exostosis  bursata  des 
Skeletts  und  dem  mikroskopischen  Studium  wuchernder  Gebilde  der  Wände 
der  Bursae  selbst  kommt  DallaVedova  (87)  zur  Ansicht,  dass  die  knorpeligen 
Exostosen,  verknöchernde  aus  der  Proliferation  des  Übergangsknorpels  her- 
rührende Enchondrosen,  seien  dieselben  nun  multiple  oder  solitäre,  mit  einem 
Syuovialsack  bekleidet  sein  können,  welcher  die  Bedeutung  eines  gemeinen 
Gleitungsbeutels  besitzt.  In  der  Tat  hat  er  in  einem  Gebilde,  das  nach  Art 
eines  isolierten  Strängchens  von  der  Sackwand  abging,  die  Anwesenheit  von 
gestreiften  Muskelfasern  nachweisen  können.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  die 
Annahme,  der  Gelenkknorpel  könne  zu  nach  Form  und  Struktur  den  voraus- 
gehenden ähnlichen  Enchondrosen  Veranlassung  geben,  nicht  nur  nicht 
bewiesen  ist,  sondern  auch  keine  Stütze  auf  streng  interpretierten  Tatsachen 
findet,  und  um  so  weniger,  dass  ihre  eventuelle  Synovialauskleidung  eine  Aus- 
stülpung der  Gelenkkapsel  darstelle  (Rindfleisch)  oder  die  Vervollständi- 
gung der  Entwickelung  eines  abgesprengten  Gelenkkeimes. 


JahrMb«rieht  fQr  Chirargi«  1905.  85 


III.  Teil. 


Historisches;  Lehrbücher;  Berichte. 
Aufsätze  allgemeinen  Inhalts. 


85* 


I. 


Geschichte  der  Chirurgie 


Referent:  0.  Hildebrand,  Berlin. 


Die  mit  *  verBehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Anschfltz.Y.  Mikulicz.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  S6. 

2.  Czerny,  J.  y.  Mikolicz-Radecki  f-    Deatsche  med.  Wochenechr.  1905.  Nr.  26. 

8.   ▼.  Eiseisberg,  J.  ▼.  Mikulicz-Radecki  f.   Wien  n.  Leipzig.  Wilh.  Braumüller  1905. 

4.  Erhard t,  Dr.  Laurenzius  Wilde  und  die  Auffinge  der  med.  Wissenschaft  in  Preussen 
Breslau  1905.    Kerns  Verlag. 

5.  Ledderhose,  Fritz  Fischer.    Zeitschr.  f.  Ghir.  Bd.  79. 

6.  Miles,  Surgery.    Edinburgh  Med.  Joum.  Jan.  1905. 

7.  Reclus,  Le^on  d'ouverture  etc.    Presse  möd.  1905.  Nr.  8. 

Der  Tod  v.  Mikuliczs  hat  eine  klaffende  Lücke  in  der  Chirurgie 
gelassen.  Die  Nekrologe  Czernys,  y.  Eiseisbergs,  Anschütz'  (1)  schildern 
uns  mit  warmen  Worten  den  genialen,  nimmermüden,  lebhaften  Mann,  der  so 
viel  schon  geleistet  und  noch  so  viel  versprach. 

Ledderhose  (5)  gibt  in  seinem  Nachruf  auf  F.  Fischer  ein  Bild 
von  dem  ernsten,  arbeitssamen  Mann,  dem  es  nach  langem  Ringen  kaum 
gelungen  war,  sich  einen  eigenen  grösseren  Wirkungskreis  zu  verschaffen,  als 
ein  hartes  Schicksal,  gegen  das  er  mannhaft  ankämpfte,  ihm  das  Messer  aus 
der  Hand  nahm.  Fischers  treffliche,  gewissenhafte  Arbeiten  finden  eine 
gerechte  Würdigung.  Auch  der  Jahresbericht  verlor  in  ihm  einen  treuen, 
langjährigen  Mitarbeiter. 

In  seiner  Antrittsvorlesung  als  Professor  der  Chirurgie  an  der  Charit^ 
zu  Paris  gibt  Reclus  (7)  in  frischer,  lebendiger  Form  ein  Lebensbild  seines 
Vorgängers  Paul  Tillaux. 

Ehrhardt  (4)  hat  in  einem  interessanten  Aufsatz  die  Anfänge  der 
medizinischen  Wissenschaft  in  Preussen,  die  mit  der  Anstellung  wissenschaft- 
lich gebildeter  Ärzte  durch  Herzog  Albrecht  einsetzen,  an  der  Hand  der 
Lebensgeschichte  des  Dr.  Laurentius  Wilde,  Leibarzt  des  Herzogs 
AI  brecht,  geschildert.     Chirurgische  Fragen  werden  darin  nicht  berührt. 


1350  JakreBbericht  für  Chirurgie,    m.  Teil. 

In  einem  Aufsatz,  der  zur  Feier  des  100jährigen  Bestehens  des  Edin- 
burgh medical  Journal  geschrieben  ist,  gibt  Miles  (6)  eine  interessante  Über- 
sicht der  Entwickelung  der  Chirurgie  an  der  Hand  der  Artikel,  die  im  Laufe 
der  100  Jahre  in  dem  genannten  Journal  über  chirurgische  Gegenstände  yer- 
ö£fentlicht  wurden. 


II. 


Lehrbücher  der  chirurgischen  Diagnostik,  der  allge- 
meinen, speziellen  und  der  orthopädischen  Chirurgie, 
der  Heilgymnastik  und  Massage,   der  Verbandlehre 

und  der  chirurgischen  Anatomie. 


Referent:  0.  Hildebrand,  Berlin. 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  *Berger-Banzet,  Clumrgie  orthop^iqae.    Paris  1904.  Steinheil. 

2.  *Berry,  A  mannal  of  Snrgical  diagnosis.    London  1904,  J.  and  A.  Chorchill. 

3.  *Brooa,  Lebens  cliniqaee,  de  Chirurgie  infantile.    Paris.  Masson  et  Cie. 

4.  Helferich,  Tranmatische  Frakturen  und  Luxationen.    7.  Aufl.    Lehmanns  Verlag. 
München  1906. 

5.  *Hennequin-Loew7,  Los  fractnres  des  os  longs  etc.    Paris  1904. 

6.  Hildebrand,  Lehrbuch  der  allgemeinen  Chirurgie  1905. 

7.  *Hoffa,  Atlas  und  Grundriss  der  Verbandlehre  für  Studierende  und  Arzte.    3.  Aufl. 
Mflnchen  1904.  J.  F.  Lehmann. 

8.  *—  Technik  der  Massage.    4  Aufl.    Stuttgart  1908.    Ferd.  Enke. 

9.  Jankau,  Taschenbuch  fQr  Chirurgen  und  Orthopäden  1905. 

10.  Kiliani,  Surgical  Diagnosis.    New  York  1905.  Wood  a.  Comp. 

11.  Krause,  W.,  Handbuch  der  Anatomie  des  Menschen  1905. 

12.  Lezer,  Lehrbuch  der  allgemeinen  Chirurgie  1905. 

18.  Marwedel,  Grundriss  und  Atlas  der  allgemeinen  Chirurgie.  München  1906.  Lehmanns 

Verlag. 
18a.  *Morelli,  P.  C,  Besoconto  statistico  di  65  operazioni  praticate  nel  trimestre  luglio- 

settembre  1904.    Gli  Incurabili  1905.  Fase.  8--4. 

14.  ^Mummery,  The  After -treatment  of  Operations.  2.  Aufl.  1904.  London.  Bailii^re, 
Tindall  and  Cox. 

15.  Rotter,  £.,  Typische  Operationen.   7.  Aufl.   München  1905.   Lehmanns  Verlag. 

16.  Sobotta,  Grundriss  der  deskriptiven  Anatomie  1905. 

16a. '''Tacchetti,  S.,  Resooonto  statistico  clinico  della  diyisione  chimrgica  dell'  oapedale 
del  8^  dipartimento  marittimo  dal  1®  gennaio  1908  al  81  dicembre  1904.  Annali  di 
medidna  navale  1905.  Fase.  IX.  V.  2. 

17.  ''Testut-Jacob,  Traitö  d'anat.  topographique  usw.  Tome  1»  chez  0.  Dein.  Paris. 

18.  *ThomBon-Miles,A  manual  of  Surgery.  Edinburgh  and  London :  Toung  J.  Pentland. 
2  Yolumes. 

19.  *Waring,  A  manual  of  operative  Surgery.    Edinburgh  1904.    Toung  J.  Pentland. 

20.  Zuckerkandl,  Atlas  und  Giimdriss  der  chirurg.  Operationslehre.  Mischen.  4.  Aafl. 
J.  F.  Lehmann  1905. 


Hildebrand,  Lehrbftcher  der  ehimrg.  Diagnosisik  etc.  1351 

Das  Handbuch  der  Anatomie  des  Menschen  von  W.  Krause  (11)  ist  auf 
Grundlage  der  neuen  Baseler  anatomischen  Nomenklatur  bearbeitet.  Durch  den 
Hinweis  auf  den  Handatlas  der  Anatomie  von  Spalteholz  hat  das  Handbuch 
auch  das  Anschauungsmaterial  gewonnen,  das  für  die  Lernenden  so  wichtig  ist. 

Der  Grundriss  der  deskriptiven  Anatomie  des  Menschen,  den  Sobotta 
(16)  als  Ergänzung  zu  seinem  Atlas  geschrieben  hat,  gibt  eine  klare,  genaue 
Darstellnng  der  anatomischen  Verhältnisse. 

Königs  allgemeine  Chirurgie  wurde  von  Hildebrand  (6)  neu  bearbeitet 
und  mit  einer  grossen  Zahl  makro-  und  mikroskopischer  Abbildungen  versehen. 
Die  Einteilung  in  Verletzungen  und  Krankheiten  ist  dieselbe  geblieben,  nur 
dass  die  Geschwülste  mit  unter  der  allgemeinen  Besprechung  der  verschiedenen 
chirargischen  Krankheiten  des  menschlichen  Körpers  abgehandelt  werden.  Der 
zweite  Teil  bespricht  die  Pathologie  der  einzelnen  Gewebssysteme.  Die  allge- 
meinen Grundsätze   der  Therapie  werden  bei  allen  Kapiteln  erörtert. 

Lexers  (12)  allgemeine  Chirurgie  bespricht  zunächst  die  Wunde,  ihre 
Behandlung  und  Heilung,  dann  die  Wundinfektionen  und  chirurgischen  In- 
fektionskrankheiten, dann  die  Nekrose.  Als  vierter  Abschnitt  folgen  die  Ver- 
letzungen der  Weichteile,  Knochen  und  Gelenke  und  ihre  Behandlung;  der 
fünfte  Abschnitt  behandelt  die  chirurgisch  wichtigen  Erkrankungen  mit  Aus- 
schluss von  Infektionen  und  Tumoren ;  der  sechste  die  Geschwülste,  der  siebente 
die  Zysten  (ohne  die  zystischen  Tumoren).  Eine  grosse  Reihe  makro-  und 
mikroskopischer  Abbildungen  erläutern  den  Text. 

Marwe]dels  (13)  Grundriss  und  Atlas  der  allgemeinen  Chirurgie,  ist, 
soweit  eine  Darstellung  des  Stoffes  in  dieser  Foim  möglich  ist,  gelungen.  Es 
ergibt  sich  von  selbst,  dass  vieles  sehr  kurz  gehalten  sein  muss.  Während 
die  meisten  Abbildungen  nach  Photographien  und  Zeichnungen  gut  sind,  kann 
ich  eine  Kritik  der  farbigen  Tafeln  nicht  unterdrücken:  Sie  sind  viel  zu  derb 
und  unnatürlich  in  den  Farben. 

Kilianis  (10).  ;,Surgical  Diagnosis^  ist  ein  Buch,  für  den  Praktiker 
bestimmt.  Die  allgemeine  Lehre  der  chirurgischen  Diagnose,  die  Diagnose 
der  speziellen  chirurgischen  Leiden  sind  in  klaren,  knappen  Worten  abge- 
handelt, von  sehr  guten  Abbildungen  unterstützt  Das  Buch  wird  seinen 
Zweck  ausgezeichnet  erfüllen. 

Helf  erichs  (4)  Atlas  und  Grundriss  der  traumatischen  Frakturen  und 
Luxationen  zeigt  in  seiner  7.  Auflage  wieder  eine  [beträchtliche  Vermehrung 
der  Abbildungen;  aber  auch  am  Text  ist  mancherlei  verbessert  und  hinzu- 
gefügt worden. 

Zuckerkandis  (20)  Atlas  und  Grundriss  der  chirurgischen  Operations- 
lehre zeigt  auch  in  der  neuen  Auflage,  wie  der  Verfasser  alle  Fortschritte 
der  chirurgischen  Operationstechnik  berücksichtigt,  um  das  Buch  entsprechend 
dem  jeweiligen  Stand  unseres  Könnens  zu  halten. 

E.  Rotters  (lö)  typische  Operationen  sind  in  7.  Auflage  erschienen. 
Neu  ist  darin  die  Darstellung  der  Appendizitisoperationen.  Aber  auch  im 
übrigen  ist  mancherlei  hinzugefügt,  um  das  Buch  entsprechend  dem  augen- 
blicklichen Stand  der  Chirurgie  zu  gestalten. 

Jankaus  (9)  Taschenbuch  für  Chirurgen  und  Orthopäden  enthält  eine 
Anzahl  wichtiger  und  unwichtiger  Tatsachen  aus  den  verschiedensten  Gebieten 
der  Medizin,  die  zum  Teil  nur  eine  sehr  entfernte  Beziehung  zur  Chirurgie 
haben.  Ein  grosser  Teil  dieser  Tatsachen  müsste  aber  bei  einem,  der  Chi- 
rurgie treiben  will,  als  bekannt  vorausgesetzt  werden. 


1352  Jahresbericht  fttr  Chirurgie^    III.  Teil. 


III. 

Jahresberichte  von  Krankenhäusern  etc. 


Referent:  0.  Hildebrand,  Berlin. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Becker,  £.,  Bericht  des  städtischen  Krankenhauses  zu  Hildesheim  1905. 

2.  Burghele,  N.,  lUsumä  des  wissenschaftlichen  Rapportes  des  Spitales  zu  Vidra-Patna 
fflr  das  Jahr  1904.    Spitalul.  Nr.  6.  Supplement  p.  3  (rumänisch). 

8.  Czerny-VOlcker,  Jahresbericht  der  Heidelberger  Chirurg.  Klinik.  Er  uns  Beitr. 
46.  Bd. 

4.  Dollinger,  J.,  Jahrbuch  der  I.  chirurg.  Klinik  der  kgl.  ung.  Universität  zu  Budapest 
Ober  das  Studienjahr  1904/1905.  IV.  Bd.  VIII.  Jahrg.  515  Seiten.  Herausgegeben  von 
der  I.  Chirurg.  Klinik  —  Direktor  Prof.  Julius  DoUinger  —  zu  Budapest  1905. 
(ungarisch.) 

4a.  Froelich,  Etudes  de  Chirurgie  infantile.    Paris  1905.  A.  Maloine. 

5.  Hagen bach,  41.  und  42.  Bericht  über  das  Kinderspital  in  Basel  1903  u.  1904.  BaaeL 
Werner-Riehm  1904  u.  1905. 

6.  *J.  h.  3.,  25 jähriges  Jubiläum  der  Sanitätsorganisation  und  der  medizinischen  Literatur 
Bulgariens.    Letopissi  na  lekarskiia  sajuz  v.  Balgaria.  Nr.  12.  p.  661  (bulgarisch). 

7.  Klauber,  Bericht  des  Landkrankenhauses  Gotha  (Prof.  Dr.  Meusel).  Weimar  1906. 
Wagner  u.  Sohn. 

8.  *Krecke,  Zwei  Jahre  chirurg.  Tätigkeit  1901  und  1902.  Münch.  med.  Woohenschr.  1905. 
Nr.  1.    (Bericht  Aber  800  Operationen  und  zirka  4000  Krankheitsfälle). 

9.  *La  clinique  de  Chirurgie  orthop^dique  de  Reims.    Rev.  prov.  de  Chir.  1905.  Nr.  7. 

10.  Le  Bihan,  L'h6pital  Sadiki.    Presse  m^d.  1905.  17  Juin. 

11.  *Legrand,  Statistique  .  .  .    Arch.  prov.  de  Chir.  1905.  Sept. 

12.  Müller,  Chirurgische  Klinik  Rostock  1904  05  (Professor  W.  Müller).    Rostock  i.  M. 
Boldtsche  Hof-Buchdruckerei  1905. 

13.  Nedelcoff,  AI.,  Die  erste  Medizinalausstellung  in  Bulgarien.   Letopissi  na  lekarskiia 
sajuz  V.  Balgaria.  Nr.  9,  10,  11.  p.  483  (bulgarisch). 

14.  Riese,  Bericht  über  das  Kreiskrankenhaus  Britz  1904  und  1905. 

15.  *Twen<y-second  Annual  report  of  the  Kensington  hospital  for  women.  Philadelphia  1905. 
Oct. 

In  gewohnter  Weise  ist  wieder  der  Bericht  aus  der  Heidelberger  Klinik 
von  Czerny  (3)  bekannt  gegeben  worden.  Die  reiche  Fülle  des  Materiales 
ist  nicht  in  Kürze  wiederzugeben.  Es  ist  in  gleicher  Weise  gründlich  durch- 
gearbeitet wie  in  den  früheren  Jahren. 

Dollinger  (4).  .  Das  Jahrbuch  der  Dollingerschen  Klinik  behielt 
auch  in  diesem  Jahre  seine  stattliche  Grösse  durch  die  ausgiebige  Verarbei- 
tung des  klinischen  Materiales  bei.  Darin  waren  dem  Verf.  12  seiner  Schüler 
behilflich  (6.  v.  Illyes,  K.  Zimmermann,  £.  Holzwarth,  £.  Gergö, 
E.  V.  Mihälkovics,  D.  v.  Navratil,  V.  Paleta,  E.  Remenär,  P. 
Steiner,  P.  v.  Szily,  E.  Gell6rt,  G,  v.  Lobmayer). 

Im  allgemeinen  Teile  des  Buches  finden  sich  folgende  grössere  Abhand- 
lungen: Dollinger:  Die  Behandlung  der  tuberkulösen  Knochen- und  Gelenk- 
entzündungen.    Dollinger:    Die  Dauererfolge   der   operativen   Behandlung 


Hildebrand,  Jahresberichte  von  Erankenhftuaem  eto.  1353 

des  Krebses  in  der  chirurg.  Universitätsklinik  Nr.  I  zu  Budapest.  Steiner: 
Beiträge  zur  Statistik  des  Krebses,  mit  besonderer  Rücksicht  der  Dauererfolge 
durch  die  operative  Behandlung  an  der  chirurg.  Universitätsklinik  Nr.  I  zu 
Budapest.  Remenär:  Über  den  Gebrauch  der  Paragummihandschuhe.  Gel- 
iert: Über  die  Oxygen-Chloroformnarkose  mit  dem  Roth- Dräger sehen 
Apparat.  Dollinger:  Künstliche  Hand  mit  Fixation  an  den  Kondylen  des 
Oberarmes.  —  Die  Arbeiten  wurden  zum  Teil  in  den  entsprechenden  Ab- 
schnitten dieses  Jahresberichtes  einer  besonderen  Besprechung  unterzogen. 

Der  spezielle  Abschnitt  des  Dollinger  sehen  Jahrbuches  wieder  bildet 
ein  getreues  Spiegelbild  des  so  reichlichen  kasuistischen  Materiales  der  Klinik. 
In  topographischer  Ordnung  folgen  die  sorgfaltig  angefertigten  Auszüge  der 
Krankenprotokolle,  wobei  in  jedem  Abschnitte  eine  lehrreiche,  kritische  Zu- 
sammenfassung des  entsprechenden  klinischen  Materiales  vorliegt. 

Statistische  Ausweise  über  die  vier  Ambulanzen  der  Klinik  schliessen 
das  Jahrbuch.  Als  neue  Kranke  kamen  auf  der  chirurgischen  Ambulanz  5436, 
auf  der  orthopädischen  3158,  auf  der  urologischen  509  und  auf  der  rhino- 
laryngologischen  Ambulanz  350  Patienten  in  Behandlung. 

Zu  einer  Wiedergabe  so  mancher,  im  Jahrbuche  publizierten,  bemerkens- 
werten Beobachtung  ist  ein  kurzes  Referat  nicht  geeignet. 

Gergö  (Budapest). 

In  Hagenbachs  (5)  Jahresbericht  über  das  Baseler  Kinder- 
spital interessieren  uns  eine  Reihe  chirurgischer  Fälle:  19  Empyemata 
metapneumonica,  1  Meckelsches  Divertikel,  3  Fälle  von  eiteriger,  nicht  peri- 
typhlitischer  Peritonitis,  10  Perityphlitis- Fälle,  21  Herniotomien,  1  angeborene 
Strictura  urethrae,  mehrere  Sehnenplastiken  bei  Muskelparalysen  nach  primärer 
Kinderlähmung,  1  Teratom  der  Schilddrüse  mit  Gehirngewebe,  1  kongeni- 
taler, partieller  Fibuladefekt,  2  operierte  und  geheilte  Meningocelen  und  eine 
Reihe  von  Gelenktuberkulosen. 

In  Hagenbachs  42.  Jahresbericht  finden  wir  ausser  einer  Reihe  von 
Fällen,  die  den  oben  genannten  analog  waren,  noch  bemerkenswert:  1  Testis 
incarceratus,  1  Spina  bifida  occulta. 

Müllers  (12)  chirurgische  Klinik  Rostocks  gibt  wieder  eine  Übersicht 
über  die  klinischen  Vorstellungen  des  Wintersemesters  1904/05. 

Beckers  (1)  Jahresbericht  ist  eine  statistische  Mitteilung  über  das 
Material  des  Hildesheimer  Krankenhauses:  1617  Fälle,  von  denen  686  ope- 
riert wurden. 

Das  Krankenhaus  Britz  hatte  im  Jahre  1904  1030  chirurgische  Kranke, 
von  denen  der  grösste  Teil  von  Riese  (14)  operiert  wurden.  Das  Material 
schliesst  das  ganze  Gebiet  der  Chirurgie  ein.  Es  wird  aber  nur  eine  statistische 
Übersicht  gegeben,  keine  Kasuistik  mitgeteilt. 

Der  Bericht  Klaub ers  (7)  über  die  chirurgische  Abteilung  Meusels 
in  Gotha  bringt  Mitteilungen  über  eine  Anzahl  von  interessanten  Fällen,  auf 
die  wir  hier  aber  nicht  im  einzelnen  eingehen  können. 

Burghele  (2)  berichtet  über  104  Operationen  mit  88  Heilungen  und 
4  Sterbefällen ;  33  unter  Chloroformanästhesie,  25  unter  Kokainlokalanäthesie, 
46  ohne  Anästhesie.  Stoianoff  (Varna). 

Nedelcoff  (13)  beschreibt  alle  Präparate,  Instrumente,  Diagramme  etc., 
die  während  des  4.  Kongresses  der  bulgarischen  Ärzteschaft  in  Tirnowo  im 
September  1905  stattfand.  Es  ist  das  Material  der  grössten  Spitäler  Bul- 
gariens und  man  trifft  manche  Seltenheiten.  Stoianoff  (Varna). 


1354  JahrMberieht  fttr  Chirurgie.    III.  Teil. 

Brnnswig-LeBihan  (10)  macht  in  seinem  Aufsatz  Mitteilung  über 
das  Hospital  Sadiki  in  Tunis,  in  der  er  zugleich  die  Schwierigkeiten  der  ärzt- 
lichen Betätigung  in  Tunis  hervorhebt,  die  er  aber  durch  Verwendung  eines 
Gebäudes  im  Stile  der  Eingeborenen  und  Heranziehung  der  Eingeborenen  zum 
Dienst  und  zur  Hilfe  beobachtet. 

In  seinen  Studien  teilt  Fr oe lieh  (4a)  interessante  Fälle  mit,  nm  aus 
ihnen  allgemeine  Schlussfolgerungen  zu  ziehen.  Seine  Behandlung  der  En- 
cephalocele,  die  sich  ihm  in  zwei  Fällen  vollauf  bewährt  hat,  besteht  in 
elastischer  Abschnürung  der  Geschwulst,  nachdem  die  Haut  mit  zwei  Lappen 
abpräpariert  worden  war.  Nicht  uninteressant  sind  seine  Beobachtungen  über 
bindegewebige  Veränderungen,  die  der  Inhalt  der  Encephalocele  durchmacht. 
Ebenso  behandelt  er  die  Spina  bifida,  nur  dass  er  hier  eine  einfache  Unter- 
bindung macht.  Die  Indikation  zur  Operation  stellt  er  nur  für  die  Fälle, 
wo  keine  Lähmung  der  unteren  Extremitäten,  der  Blieise  und  des  Mastdarms 
vorhanden  ist. 

Des  weiteren  macht  Verf.  Mitteilung  über  einen  Fall  von  Oesophago- 
tomia  externa,  von  operiertem  und  geheiltem  M  eck  eischen  Divertikel,  über 
sechs  Fälle  eingeklemmter  Hernie  bei  kleinen  Kindern,  über  einen  Fall  von 
Torsion  des  Mesenteriums  mit  Dens. 

Vom  Urogenitalsystem  berichtet  er  über  eine  traumatische  Hydronephrose 
und  ein  Prostatasarkom. 

Auffallend  gross  ist  die  Zahl  seiner  Beobachtungen  über  hämophile 
Gelenke,  es  sind  vier  Fälle.  Dabei  fand  er  eine  akute,  subakute  und  chro- 
nische Form. 


IV. 


Aufsätze  allgemeiiien  chirurgfischen  Inhalts. 


Referent:  0.  Hildebrand,  Berlin. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Beneke,  Physiologisches  und  pathologisches  Wachatam.  Berliner  med.  Wochenachr. 
Nr.  36,  37. 

2.  Bier,  A.,  Hyperämie  ala  Heilmittel  1905. 

2a.  Bologneai,  G.,  Sulla  introduzione  di  paraffina  fusa  nell'  organiamo  animale.  La 
clinica  chirurgica  1905. 

3.  *Braumüller,  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  klin.  Chirurgie.  Wiener  klin.  Rund- 
schau 1903.  Nr.  32.  (Festschrift  zu  Gussenbauers  60.  Geburtstag,  die  nach  dem 
Tode  Grs.  erschien.) 

4.  Charrin,  Les  interventions  chirurgicales  en  face  des  nonvelles  donn^es  de  la  phyaio- 
logie  et  de  la  pathologie  gön^rale.    Sem.  m6d.  1905.  Nr.  6. 

5.  Depage,  Ortiz  de  la  Torrs,  Sonnenburg,  Keen,  Valeur  de  Tezamen  du  sang 
en  Chirurgie.    Premier  congrte  de  la  soc.  internst,  de  Chirurgie.  Brüssel  1905. 

6.  *Eschweiler,  Histologisches  Verhalten  des  Paraffins  zum  lebenden  Gewebe  des 
Menschen.    Arch.  f.  Laryng.  17,  1. 


Hildebrand,  Aufeätse  allgemeinen  chirargiBchen  Inhalte.  1356 

7.  Fieker,  M.,  Über  die  Aufnahme  von  Bakterien  durch  den  Respirationsapparat  ArchiT 
fEbr  E^giene.  Bd.  58. 

8.  * —  Ober  den  Einflnss  des  Hangers  anf  die  Bakteriendnrchlässigkeit  des  Intestinal- 
traktas.    Archiv  für  Hygiene.  Bd.  54. 

9.  —  Zur  Rotzdiagnostik.    Hyg.  Rondschaa  1905.  Nr.  13. 

9a.  Frank,  £.,  Die  intravenöse  Injektion  etc.    Zeitschr.  f.  &rztl.  Forbildnng  1905.  Nr.  22. 
9b.Franklin, 

10.  *Grttnhagen,  Ans  der  chinesischen  Medizin.    Deutsche  militfträrztl.  Zeitschr.  1905. 
Heft  1. 

10a. Halst ed,  W.  St,  The  training  of  the  sorgeon.  John  Hopkins  Hospital  Bulletin  1905. 
Nr.  162. 

11.  Heile,  Autolyse.    Zentralbl.  f.  Ghir.  Nr.  30. 

12.  Hilgermann,R.,  Die  Bakteriendnrchlässigkeit  der  normalen  Magendarmschleimhaut 
im  Sftugliugsalter.    Archiv  f.  Hygiene.  Bd.  54. 

12a.  Ho  eben  egg,   Antrittsrede   anlftsslich   der  Übernahme  der  II.   chirurgischen   Klinik. 
Wien  1904. 

13.  Hovorka,  Grenzen  und  Wechselbeziehungen  zwischen  der  Orthopädie  und  Orthopäd. 
Chirurgie.   Wiener  med.  Wochenschr.  1905.  Nr.  42,  43,  44. 

14.  *Hartado,  Arquitectura  del  es^ueletto.    Madrid  1904. 

15.  Karewski,  Über  Wechselwirkungen  zwischen  Diabetes  und  Chirurg.  Eingriffen.  Berliner 
klin.  Wochenschr.  1905.  Nr.  10. 

16.  Kirschner,  Über  Paraffin-Injektionen.    Virchows  Arch.  182.  Bd. 

17.  Klaussner,  F.,  Über  das  psychische  Yerhalten  des  Arztes  und  Patienten  vor,  bei  und 
nach  der  Operation.   Wiesbaden,  Bergmann  1895. 

18.  Krause,  Beziehungen  der  Balneologie  zur  Chirurgie.  Berliner  klin.  Wochenschr.  1905. 
Nr.  13. 

19.  Krau  SS,  Vier  Leitsätze  fttr  die  Gymnastik.    AUgem.  med.  Zentral-Ztg.  1905.  Nr.  51. 

20.  *Krlin,  Beitrag  zur  Beseitigung  der  techn.  Schwierigkeiten  bei  subkutanen  Paraffin- 
prothesen.  Ein  neuer  kompletter  Apparat  usw.    Zentralbl.  f.  Chir.  1904.  Nr.  27. 

21.  Lamberger,  Über  lokale  Heissluftbehandlung.    Wiener  med.  Presse  1905.  Nr.  1. 

22.  Malcolm,  Remarks  ohn  Shock.    Brit.  med.  journ.  9.  XII.  1905. 

23.  Marsh,  Chips  from  surgical  works  hop.    The  Lancet  11.  XL  1905. 

24.  Martins,  F.,  Krankheitsanlage  und  Vererbung.    Leipzig  1905. 

25.  *Matton,  Abdominal  surgery.    Brit.  med.  Journ.  1905.  Aug.  19. 

26.  Muir,  The  defensive  powers  of  the  body  in  disease.   Glasgow  Med.  Journ.  1905.  Jan. 

27.  *Richartz,  Über  ein  perkutan  anwendbares  Jodpräparat  (Jothion).    Manchener  med. 
Wochenschr.  1905.  Nr.  49.    (Ersatz  fQr  Jodkali  bei  Syphilis.) 

28.  Rosenbach,  Fr.,  Zur  patholog.  Anatomie  der  Gicht  Virchows  Archiv.  Bd.  179. 

29.  ^Schlesinger,   Die  Indikationen  zu  chirurg.  Eingriffen  bei  inneren   Erkrankungen. 
Jena  1904.  Gust.  Fischer. 

30.  *Shields,  To  render  surg.  Operations  lawfnl.  Ann.  of  Surg.  1905.  Nov. 
Sl.  Stein,  Albert  E.,  Paraffin-Injektionen  etc.  Stuttgart  1904.  Ferd.  Enke. 
31a.  Stokes,  Hutton, 

32.  *Tubby-Jones,  Modem  methods  in  the  Surgery  of  Paralysis.    London:  Macmillan 

and  Co. 
38.  *yillard-Cavaillon,  Nouveaux  proc^dte  de  pansements  etc.    Bull,  de  la  Soc.  de 

Chir.  de  Lyon  1904.  Nov.   Ref.  in  Gaz.  des  Höp.  1905.  Nr.  3.  p.  38.    (Empfehlung  des 

Leukoplasten  etc.) 

Auf  dem  ersten  Kongress  der  internationalen  Gesellschaft  für  Chirurgie 
bildete  ein  Hauptthema  ;,die  Bedeutung  der  Blutuntersuchung  in 
der  Chirurgie^.  Das  Referat  war  Depage,  Ortiz  de  la  Torre,  Son- 
nenberg und  Keen  (5)  anvertraut. 

Depage  gibt  in  seiner  äusserst  gründlichen  Arbeit  eine  Darstellung 
unserer  gesamten  Kenntnisse  vom  Blut,  indem  er  die  Frage  nicht  nur  mit 
Rücksicht  auf  die  Chirurgie,  sondern  die  Medizin  überhaupt  behandelt.  Sein 
Bericht  teilt  sich  in  vier  Teile. 

Im  ersten  Teil  bespricht  er  die  Untersuchung  des  gesamten  Blutes 
nach  verschiedenen  Gesichtspunkten :  a)  Masse  des  gesamten  Blutes ;  b)  physi- 


1356  Jahresbericht  für  Chirurgie,    m.  Teil. 

kaiische  Eigenschaften  des  gesamten  Blutes  (Geruch,  Farbe,  Flüssigkeit,  Ge- 
rinnungsfähigkeit und  ihre  Ursachen,  Dichtigkeit) ;  c)  chemische  Eigenschaften 
des  gesamten  Blutes  (Reaktion,  Konzentration,  Rückstände  bei  der  Ver- 
aschung. 

Der  zweite  Teil  studiert  das  Blutserum:  a)  Die  physikalischen 
Eigenschaften  des  Blutserums  (Farbe,  Dichtigkeit,  Gefrierpunkt  [Kryoskopie]); 
b)  die  chemischen  Eigenschaften  des  Serums  (Albumine,  Mineralsalze,  Pep- 
tone, Harnstoff  und  Harnsäure,  Glykose,  Fett,  Azetone,  Farbstoffe,  Bilirubin, 
Hämatoidin,  chemische  Analyse  des  Serums  bei  einigen  Krankheiten,  wie 
Blutungen,  Infektionskrankheiten,  Krebs,  Sarkom);  c)  biologische  Eigenschaften 
des  Serums  (Giftigkeit,  Hämolyse,  Prezipitine,  Agglutinine,  Serodiagnostik  bei 
Typhus,  Tuberkulose,  Pneumonie). 

Der  dritte  Teil  hat  die  Blutkörperchen  zum  Gegenstand:  a)  Die 
Menge  der  totalen  Blutkörperchenmasse  ^yHematokriste'^ ;  b)  die  physikalisch- 
chemische Untersuchung  der  Blutkörperchen  (Hämoglobin,  Plasmolyse) ;  c)  die 
mikroskopische  Untersuchung  der  Blutkörperchen;  d)  die  Untersuchung 
der  roten  Blutkörperchen;  1.  allgemeine  Charaktere  derselben  (Form,  Volumen, 
Elastizität,  Viskosität,  Beweglichkeit,  Farbe,  Struktur) ;  2.  die  Zahl  der  roten 
Blutkörperchen  (Hyperglobulie,  Hypoglobulie. 

e)  Die  Untersuchung  der  weissen  Blutkörperchen.  1.  Allgemeine  Cha- 
raktere der  weissen  Blutkörperchen  (Form,  Volumen,  Beweglichkeit,  Struktur, 
verschiedene  Arten  derselben,  Degeneration,  experimentelle  Veränderungen. 
2.  Allgemeine  Bemerkungen  über  die  Physiologie  der  weissen  Blutkörperchen 
(Phagozytose).  3.  Zahl  der  weissen  Blutkörperchen.  4.  Veränderungen  der 
Leukozytenzahl  (Leukozytose  oder  Polynukleose ,  pathologische  Leukozytose 
bei  Trauma,  Entzündung,  Vergiftung,  Kachexie  und  experimentelle  Leukopenie 
oder  Hyperleukozytose,  Lymphozytose,  Eosinophilie,  Basophilie,  Myelämie). 
4.  Leukozytenverhältnis  bei  einigen  pathologischen  Prozessen,  Verletzungen, 
Vergiftungen,  Infektionen  (akuten  Eiterungen,  nicht  eiterigen  Lifektionen, 
chronischen  Infektionen,  Tumoren).  5.  Resum^  über  die  Modifikationen  der 
Leukozytenverhältnisse.    6.  Blutplättchen. 

Im  vierten  Teil  werden  die  anormalen  körperlichen  Bestandteile  des 
Blutes  abgehandelt.  Neozytämie,  Parasiten,  Bakteriämie.  Aus  diesem  Lihaits- 
verzeichnis  geht  schon  hervor,  wie  reich  an  Gesichtspunkten  und  an  Tatsachen 
die  Arbeit  ist.  Im  einzelnen  auf  sie  einzugehen  erscheint  uns  aber  hier 
unmöglich.  Gegenüber  diesem  alles  umfassenden  Referat  treten  die  drei  anderen 
schon  aus  dem  Grunde  zurück,  weil  sie  sich  auf  das  Thema,  die  Bedeutung 
der  Blutuntersuchung  für  die  Chirurgie  beschränkt  haben. 

Ortiz  de  la  Torre  beschränkt  sich  auf  die  Masse  des  Hämoglo- 
binsuixd  dieZahl  und  die  Qualität  der  weissen  Blutkörperchen, 
weil  diese  Kenntnis  allein  Bedeutung  für  die  Chirurgie  habe  und  Sonnen- 
burg  bespricht  nur  die  Leukozytose,  die  Vermehrung  der  Leukozyten  bei 
bestimmten  Krankheiten,  besonders  bei  Appendizitis  und  die  bakteriolo- 
gische Blutuntersuchung.  Keen  ergänzt  noch  das  Vorhergehende  durch 
eine  Besprechung  der  Gerinnungszeit  des  Blutes  (Hematopexis)  und 
den  innerlichen  Gebrauch  von  Schilddrsüenextrakt  bei  Hämophilie  der  Jodo- 
philie  und  Eosinophilie,  indem  er  dabei  auch  die  Kryoskopie,  den  Hämo- 
globingehalt ,  kurz  die  Leukozytose  ausführlicher  abhandelt.  Den  Schluss 
seines  Referates  bildet  eine  Besprechung  der  Appendizitis,  des  Typhoidfiebers, 


Hildebrand,  Aufsätze  allgemeinen  cbirurgischen  Inhalts.  1357 

der  Darmobstniktion ,   des   Karzinoms   mit  Rücksicht  auf  die  vorgenannten 
Punkte. 

Die  vier  Referate  haben  unsere  chirurgische  Literatur  um  ein  vortreff- 
liches, alles  Bekannte  zusammenfassendes  Werk  bereichert,  das  überdies  noch 
eine  Fülle  eigener  Beobachtungen  und  eigener  Ansichten  der  vier  Referenten 
bringt. 

Krankheitsanlage  und  Vererbung  ist  der  Titel  eines  recht  interessanten 
Aufsatzes  von  Martins  (24).  Scharfe  Scheidung  des  Begriffs  angeboren  und 
ererbt  verlangt  der  Autor.  .,Angeboren  ist  alles,  was  bereits  zur  Zeit  der 
Gebnrt  in  und  an  dem  Individuum  vorhanden  ist.  Ererbt  kann  nur  etwas 
sein,  was  durch  die  Keimstoffe  dem  Nachkommen  zu  teil  wurde.  Intrauterine 
Erwerbungen  sind  post  partum  als  angeboren  zu  bezeichnen,  nicht  als  ererbt^. 
Es  gibt  nur  eine  kongenitale,  keine  hereditäre  Syphilis  oder  Tuberkulose,  es 
gibt  im  Sinne  der  wissenschaftlichen  Biologie  wohl  angeborene  aber  keine 
hereditären  Krankheiten.  Krankheitsdispositionen  können  ererbt  werden, 
können  aber  auch  individuell  erworben  werden.  Ob  diese  letzteren  aber  auf 
die  Deszendenz  weiter  übertragen  werden  können,  ist  sehr  zweifelhaft,  ebenso 
ob  bei  ursprünglich  fehlender  oder  wenigstens  sehr  geringfügiger  Veranlagung 
der  individuelle  Neuerwerb  einer  Krankheit  zu  einer  Steigerung  der  Disposition 
für  dieselbe  Krankheit  bei  der  Deszendenz  oder  gar  zur  Schaffung  von  neuen 
Krankheitsdeterminanten  führen  kann  oder  muss. 

Eine  Vererbung  erworbener  Eigenschaften  gibt  es  nicht,  ebensowenig 
eine  Vererbung  von  Krankheiten.  Auch  die  Hämophilie  beweist  nichts  da- 
gegen, da  sie  zwar  hereditär  ist,  aber  keine  Krankeit  darstellt,  höchstens  eine 
Missbildnng  im  weitesten  Sinne. 

Ein  interessanter  Vortrag  stammt  aus  der  Feder  R.  Muirs  (26)  in 
Glasgow  über  die  Abwehrkräfte  des  Körpers  bei  Krankheitszuständen.  Die 
Zelltätigkeit,  wie  sie  sich  in  der  Phagozytosis  ausspricht,  die  Leukozytose, 
die  Chemotaxis  finden  zunächst  ihre  Besprechung,  während  Verf.  später 
dann  auf  die  ganze  Serumfrage  eingeht  und  die  Immunisierung,  die  Anti- 
toxine, Agglutinine  und  Präcipitine  bespricht  Wenn  auch  keine  neuen  Tat- 
sachen gebracht  werden,  so  liest  sich  der  Vortrag  doch  mit  Interesse. 

Heiles  (11)  Vortrag  beschäftigt  sich  mit  der  Autolyse  als  Heilfaktor 
in  der  Chirurgie.  Ich  gebe  das  Autoreferat  nach  dem  Zentralblatt  für  Chi- 
rurgie : 

Vortragender  erinnert  an  seine  Untersuchungen,  die  zuerst  den  direkten 
Beweis  erbrachten,  dass  intrazelluläre  Enzyme  bei  dem  Ablauf  gewisser 
pathologischer  Zustände  sicher  auch  intravital  eine  grosse  Rolle  spielen.  So 
sah  Verf.  bei  der  Rückbildung  der  tuberkulösen  Abszesse  direkt  während 
der  Beobachtung  Enzymwirkungen  auftreten,  von  denen  er  nachweisen 
konnte,  dass  sie  aus  zugrunde  gegangenen  Zellen  (Leukozyten)  stammen 
mussten.  Auch  in  der  Röntgenwirkung  sah  Verf.  die  Auslösung  der  intra- 
zellulären Enzyme  durch  die  Gesamtschädigung  des  Zellprotoplasmas  und 
damit  durch  das  Freiwerden  der  intrazellulären  Fermente.  Verf.  sieht  in 
der  Gesamtschädigung  der  Zelle  und  in  dem  gewissermassen  Aktiviertwerden 
der  Enzyme  das  Wesentliche  der  Röntgenwirkung,  während  er  sich  nicht 
der  Ansicht  anderer  Autoren  anschliessen  kann,  die  in  gewissen  Zersetzungs- 
produkten (Lecithin  usw.)  das  Wirksame  sehen.  Verf.  ging  jetzt  von  dem 
Gedanken  aus,  diese  besonders  in  den  Leukozyten  aufgespeicherten  Enzym- 
wirkungen für  den  Ablauf  pathologischer  Zustände  während  des  Lebens  aus- 


1358  Jahresbericht  fOr  Chirurgie,    m.  Teil. 

zunntzen.  Es  handelte  sich  dämm,  Leukozyten  anzusammeln  durch  leoko- 
taktische  Mittel,  sie  zum  Zerfall  zu  bringen  durch  Röntgenstrahlen  uui 
dadurch  die  natürlichen  Heilkräfte  des  Körpers  zu  vermehren.  War  die  An- 
sammlung der  Leukozyten  eine  mehr  lokale,  so  entstand  nach  genügend 
starker  Röntgenbestrahlung  lokal  ein  Röntgenulcus,  das  bei  der  gleichen  Be- 
strahlung an  einem  anderen  Tiere  fehlte,  auch  wenn  man  die  Gewebe  lobl 
durch  nicht  leukotaktische,  indifferente  Mittel  geschädigt  hatte.  Es  gelang 
dem  Verf.  durch  Konzentrierung  der  Leukozytose  auf  Peritoneum  beim  Ka- 
ninchen eine  experimentelle  Leukozytose  zu  heilen,  wenn  die  Leukozyten 
durch  Röntgenstrahlen  zum  Zerfall  gebracht  waren.  Im  Gegensatz  hierza 
gingen  die  Kontrolltiere  mit  der  gleich  grossen  Leukozytose  und  der  gleich 
grossen  Infektion  an  der  Peritonitis  zugrunde,  anscheinend  deshalb,  weil  hier 
die  an  die  Leukozyten  gebundenen  Fermente  nicht  genügend  auf  die  Bakterien 
einwirken  konnten. 

Entsprechend  der  lokalen  Beeinflussung  der  Leukozyten  durch  die  Rönt- 
genstrahlen konnte  Verf.  auch  die  allgenieine  Leukozytose  im  zirkuUerenden 
Blute  durch  allgemeine  Röntgenbestrahlung  aufs  stärkste  beeinflussen.  AU- 
gemeine  Leukozytosen  über  40000  im  Kubikzentimeter  Blut  gingen  nach  ein- 
maliger starker  Bestrahlung  zurück  auf  weniger  als  1000  im  Kubikzentimeter. 
Dementsprechend  sank  die  Körpertemperatur,  während  die  Gerinnbarkeit  des 
Blutes  zunahm.  Die  Tiere  überwanden  aber  durchweg  das  einmalige  Sinken 
der  Leukozytenzahl,  die  nach  etlichen  Tagen  wieder  normal  wurde.  Wieder- 
holte energische  Bestrahlungen  lösten  allerdings  unter  erneutem  Abfall  der 
Leukozytenzahl  und  der  Temperatur  den  Tod  der  Tiere  aus. 

In  dieser  Beeinflussung  der  Zellen,  insbeßondere  der  Leukozyten,  in 
dem  Freiwerden  der  intrazellulären  Enzyme  und  deren  Wirksamkeit  erklärte 
Verf.  auch  die  Wirkungen  der  Bier  sehen  Stauung.  Das  Anlegen  der  Gummi- 
binde  an  den  vier  Extremitäten  hatte  z.  B.  nach  den  Untersuchungen  des 
Verf.  eine  sehr  lebhafte  Vermehrung  des  Zerfalls  zur  Folge,  die,  wie  der 
Verf.  nachwies,  an  der  Vermehrung  der  Gesamtstickstoffausscheidung,  sowie 
an  der  vergrösserten  Ausfuhr  Yon  Harnsäure  und  Purinbasen  im  Harn  nach- 
zuweisen war.  Mit  dem  Zugrundegehen  dieser  zahlreichen  Zellen  müssen 
aber  auch  sehr  verstärkte  intrazelluläre  Enzymwirkxmgen  ausgelöst  sein. 
Wenn  Verf.  auch  glaubt,  dass  die  intrazellulären  Enzyme  in  den  Leukozyten 
besonders  stark  angehäuft  sind  und  andererseits  in  den  Leukozyten  von  uns 
besonders  gut  dienstbar  gemacht  werden  können,  so  wies  Verf.  andererseits 
darauf  hin,  dass  die  Wirkung  intrazellulärer  Fermente  auch  bei  den  yer- 
schiedensten  Operationen,  bei  denen  durch  zahlreiche  Unterbindungen,  6e- 
websquetschungen  usw.  Gelegenheit  genug  gegeben  ist  zum  Zugrundegehen 
von  Gewebszellen,  dass  hierbei  nicht  nur  die  intrazellulären  Fermente  der 
Leukozyten,  sondern  besonders  auch  der  fixen  Gewebszellen  für  den  normalen 
Wundverlauf  von  Wichtigkeit  sind.  So  konnte  Verf.  besonders  bei  subkutanen 
Frakturen  mit  Gewebsquetschung  und  nach  Strumaresektionen  mit  normalem, 
nicht  infiziertem  Wundverlauf  an  der  Vermehrung  der  Gesamtstickstoff-, 
Purin-  und  Harnsäureausscheidung  das  Zugrundegehen  vieler  Zellen  und  da- 
mit die  Auslösung  zahlreicher  autolytischer  Vorgänge  nachweisen. 

Verf.  betont  zum  Schluss,  dass  das  wesentlichste  für  den  Praktiker 
darin  liegt,  dass  es  ihm  ermöglicht  wird,  die  Wirkung  der  Röntgenstrahlen 
am  Orte  der  Wahl  zu  verstärken,  und  dass  er  durch  die  mit  Bier  scher 
Stauung  oder  Röntgenbestrahlung  ausgelösten  Einwirkungen  die  Zellkonsti- 


Hildebrand,  Anfeätze  allgemeineii  ohimrgischeii  Inhalts.  1359 

tution,  besonders  die  der  Leukozyten,  derart  umstellen  kann,  dass  die  nur 
sehr  beschränkt  wirksamen  intrazellulären  Enzyme  sehr  ausgiebig  den  Ablauf 
pathologischer  Zustände  beeinflussen  können. 

Biers  (2)  Buch  über  Hyperämie  als  Heilmittel  zerfallt  in  einen  allge- 
meinen und  einen  speziellen  Teil.  Im  allgemeinen  Teil  werden  die  verschie- 
denen Methoden,  aktive  und  passive  Hyperämie  zu  erzeugen,  wie  die  allge- 
meinen Wirkungen  derselben  besprochen. 

Alle  diese  Methoden  fanden  zwar  schon  früher  [in  der  chirurgischen 
Therapie  Verwendung,  so  die  Schröpfköpfe  bei  Entzündungen  und  Eiterungen 
(direkt  zum  Aussaugen  des  Eiters),  der  Junodsche  Schröpfstiefel,  die  chemi- 
schen Derivantien,  der  Heissluftapparat  (Clado  zur  Behandlung  tuberkulöser 
Gelenke),  die  Stauungsbinde  (Dumreicher,  Helferich  bei  Frakturen,  bei 
Pseudarthrosen).  Einige  wurden  angewendet  in  der  klaren  Absicht,  Hyperämie 
direkt  als  Heilmittel  zu  verwenden  (Stauungsbinde),  andere,  um  durch  die 
infolge  der  erzeugten  Hyperämie  an  anderen  Stellen  auftretende  Anämie 
heilende  Wirkungen  zu  erzielen.  Aber  auch  bei  diesen  nimmt  Bier  eine 
Wirkung  durch  Hyperämie  an,  da  nach  Biers  Ansicht  die  Hyperämie  auch 
in  die  Tiefe  geht,  also  dort  keine  Anämie  entsteht;  er  gibt  damit  diesen 
Mitteln  eine  andere  Deutung.  So  gelangt  er  zu  dem  Schlüsse,  dass  das  wirk- 
same Prinzip  aller  dieser  Mittel  die  Hyperämie  ist.  Durch  eine  Reihe  von 
Experimenten,  theoretische  Erörterungen  und  literarische  Studien  sucht  Bier 
dieser  seiner  Anschauung  eine  Stütze  zu  geben. 

In  einem  weiteren  Abschnitte  werden  die  allgemeinen  Wirkungen  der 
Hyperämie  besprochen,  1.  die  schmerzstillende,  2.  die  bakterientötende  oder 
abschwächende  Wirkung,  3.  die  resorbierende  Wirkung,  schliesslich  4.  die 
gewebeauflösende  und  5.  die  ernährende  Wirkung. 

Der  spezieUe  Teil  ist  ausgefüllt  durch  verschiedene  Abschnitte  über  die 
Behandlung  lokaler  Infektionskrankheiten,  wie  Tuberkulose,  und  akuter  Ent- 
zündungen an  den  verschiedenen  Körperteilen,  ferner  einer  Reihe  von  nicht 
durch  Infektion  verursachte  Krankheiten,  ferner  von  chronischen  Gelenk- 
krankheiten, wie  Gelenkrheumatismus,  Arthritis  deformans,  Gelenkversteifung, 
in  dem  dabei  die  spezielle  Indikation  und  Tecknik  besprochen  wird. 

Das  Buch  zeigt  eine  ausgedehnte  Verwendung  physiologischer  Literatur 
und  enthält  ausser  einer  Zahl  eigener  experimenteller  Untersuchungen  eine 
Reihe  origineller  Gedanken  und  Gesichtspunkte,  durch  die  manche  Tatsache 
ein  neues  Licht  erhält,  zweifellos  aber  auch  eine  Reihe  unbewiesener  Hypo- 
thesen, die  auf  einseitiger  Auffassung  der  Dinge  beruhen,  und  manche  un- 
richtige Darstellung  pathologisch  anatomischer  Dinge.  In  den  der  Therapie 
gewidmeten  Teilen  finden  wir  eine  starke  Unterschätzung  der  chirurgischen 
Therapie  und  eine  allzu  optimistische  Auffassung  der  eigenen  Behandlungs- 
resultate. Gerade  die  letzteren  werden  nur  durch  einzelne  Fälle  demonstriert, 
ohne  dass  eine  Gesamtübersicht  gegeben  würde,  die  einen  Vergleich  mit  an- 
deren Behandlungsmethoden  zuliessen.  Wenn  es  anderen  Autoren  möglich 
war,  in  grösseren  Statistiken  ihre  Resultate  klarzulegen  (König,  Bruns, 
Mikulicz  z.  B.  bei  Gelenktuberkulose),  so  sollte  das  auch  hier  möglich 
sein.  Dadurch  würde  das  Buch  eventuell  an  Überzeugungskraft  erheblich 
gewinnen,  denn  schliesslich  entscheiden  in  diesen  Dingen  nicht  theoretische 
Deduktionen,  experimentelle  Untersuchungen,  sondern  das  praktische  Resultat 
am  Menschen. 


1360  Jahresbericht  fOr  Ghiraigie.    in.  TeU. 

W.  St.  Hals ted  (10a)  gibt  zunächst  in  grossen  Zügen  eine  Entwicke- 
lung  der  Chirurgie.  Den  Hauptinhalt  des  interessanten  Aufsatzes  aber  bildet 
ein  Vergleich  zwischen  der  deutschen  Chirurgie,  wie  sie  an  den  Universitäten 
getrieben  und  gelehrt  wird,  und  der  amerikanischen,  und  eine  Klarlegung 
der  Bedingungen,  durch  welche  die  deutsche  Chirurgie  eine  so  hervorragende 
Stellung  einnimmt.  Die  wissenschaftliche  Durchbildung,  auf  die  das  Haupt- 
gewicht gelegt  wird,  ist  der  Grund,  während  in  Amerika  die  praktische  Aus- 
bildung das  Hauptinteresse  in  Anspruch  nimmt.  Eine  Reihe  von  weiteren 
Umständen,  auf  die  hier  einzugehen  zu  weit  führen  würde,  ist  es  noch, 
die  eine  ensprechende  sehr  wünschenswerte  Entwickelung  in  Amerika  ver- 
hindern. 

Der  Aufsatz  v.  Hovorkas  (13)  beschäftigt  sich  mit  den  Grenzen  und 
Wechselbeziehungen  zwischen  der  mechanischen  Orthopädie  und  orthopädi- 
schen Chirurgie. 

Jede  bleibende  Abweichung  der  Form,  Richtung,  Stellung  und  Lage, 
sowie  eine  jede  dauernde  Funktionshemmung  der  einzelnen  lokomotorischen 
Teile  des  menschlichen  Körpers  —  mit  Ausnahme  des  Kopfes  —  wird  nach 
ihm  in  der  Orthopädie  zur  Difformität  gerechnet.  Die  Orthopädie  selbst 
wird  in  eine  mechanische  Orthopädie  und  in  eine  chirurgische  Orthopädie 
eingeteilt  Unter  der  mechanischen  Orthopädie  versteht  man  die  Massage, 
Gymnastik  und  die  orthopädische  Mechanik.  Dieser  gegenüber  steht  die  ope- 
rative Orthopädie.  Die  historische  Entwickelung  der  einzelnen  Massnahmen, 
ihr  Verhältnis  zur  Orthopädie  wird  ausführlich  dargetan.  Wir  können  hier 
aber  nicht  auf  Einzelheiten  eingehen,  um  so  weniger,  als  etwas  Neues  sich 
nicht  darin  findet. 

Die  chirurgischen  Eingrifi'e  mit  Rücksicht  auf  die  neuen  Errungen- 
schaften der  Physiologie  und  allgemeinen  Pathologie,  so  lautet  der  Titel  eines 
Aufsatzes,  den  Charnier  (4)  in  der  Semaine  medicale  publiziert,  dessen 
Inhalt,  wie  aus  dem  Titel  ersichtlich,  sich  nicht  für  ein  Referat  eignet. 

In  seinem  Aufsatze  ;,Über  das  psychische  Verhalten  des  Arztes  und 
Patienten  vor,  bei  und  nach  der  Operation"  sucht  Klau ssner  (17)  eine  Reihe 
psychischer  Momente  zu  fixieren,  die  in  dem  Verhältnisse  des  Operateurs  zu 
seinem  Patienten  und  umgekehrt  von  besonderer  Bedeutung  sind.  Die  Arbeit 
ist  den  jungen  Kollegen  gewidmet,  sie  wird  ihnen  helfen,  über  manchen  der 
fraglichen  Punkte  klar  zu  werden. 

JohnFranklin  (9  a)  beschäftigt  sich  in  seinem  Au£satz  mit  der  Frage 
über  die  Einwilligung  unerwachsener  und  erwachsener  Patienten  zu  Opera- 
tionen, einerseits  für  Operationen,  die  ratsam,  und  andererseits  für  solche. 
die  notwendig  sind.  Die  juristischen  Betrachtungen  des  Artikels  lassen  sich 
nicht  mit  wenigen  Worten  wiedergeben.  Die  Schlussfolgerungen  ergeben  sieb 
für  jeden  wohl  von  selbst. 

Die  Wechselwirkungen  zwischen  Diabetes  und  chirui^schen  Eingriffen 
ist  das  Thema  einer  Arbeit  Kare wskis  (15).  Bei  seiner  Betrachtung  kommt 
er  zu  dem  Schluss,  dass  sich  beim  Diabetiker  nach  blutigen  Eingriffen 
keinerlei  eigenartige  Symptome  einstellen.  Was  auch  immer  sich  ereignen 
mag,  derselbe  Zwischenfall  kann  auch  ohne  absichtliche  Zufugung  einer  \er- 
letzung  auftreten. 

Je  höher  beim  Menschen  der  Grad  der  Glykosurie  ist,  je  resistent-: 
gegen  die  Herabsetzung  durch  geeignete  Ernährung,  um  so  mehr  besteh:  die 
Möglichkeit  der  Infektion.    Immerhin  spielt  aber  dabei  doch  der  Alkeniem- 


Hildebrand,  Aufsätze  allgemeinen  chirargischen  Inhalts.  1361 

zustand  eine  grosse  Rolle,  so  dass  ein  Kranker,  dessen  Urin  hohen  Zucker- 
gehalt aufweist,  besser  gegen  die  Wundinfektion  geschützt  sein  kann,  weil  er 
sich  in  gutem  Allgemeinzustand  befindet,  als  ein  anderer  mit  massigem 
Zuckergehalt,  aber  von  schlechter  Konstitution. 

Des  weiteren  kommt  aber  noch  die  Tatsache  in  Betracht,  dass  chirur- 
gische Eingriffe  bei  manchen  Leuten  die  Glykosurie  steigern,  ja,  dass  ein 
scheinbar  geheilter  Diabetes,  der  lange  Zeit  keine  Erscheinungen  machte, 
plötzlich  nach  Yollzogener  Operation  wieder  auftritt;  während  andererseits 
die  Absetzung  brandiger  Glieder  bei  Personen  mit  den  schwersten  Symptomen 
der  Zuckerkrankheit  mit  einem  Schlage  alle  Zeichen  der  Konstitutionsanomalie 
verschwinden  lässt,  wenn  die  Beseitigung  der  abgestorbenen  Teile  Asepsis 
herbeiführte.  Was  aber  von  diesen  Dingen  eintreten  wird,  das  vorherzusagen, 
ist  sehr  schwer.  Es  fehlt  an  einem  Anhaltspunkt,  um  zu  beurteilen,  ob  Koma 
eintritt  oder  nicht.  Immerhin  ist  die  typische,  dyspnoische  Form  des  Koma 
nach  chirurgischen  Interventionen  fast  ausnahmslos  an  das  Auftreten  von 
Acetonurie  und  Aceturie  gebunden.  Danach  ist  auch  die  Verwendung  der 
Inhalationsnarkose  zu  beurteilen,  die  bei  Diabetikern  Acetonurie  etc.  verur- 
sachen kann,  wenn  auch  freilich  sicher  feststeht,  dass  ihre  Vermeidung  diese 
Komplikation  nicht  mit  Sicherheit  verhindert. 

Melliturie  verbietet  unter  allen  Umständen  jede  überflüssige  oder  ver- 
meidbare Operation.  Alle  nicht  dringlichen  Encheiresen  müssen  so  lange  auf- 
geschoben werden,  bis  durch  eine  diätetische  Kur  der  Grad  der  Glykosurie 
herabgesetzt  und  die  allgemeine  Konstitution  verbessert  ist.  Selbstverständ- 
lich muss  dabei  aber  die  Bedeutung  des  Hauptleidens  berücksichtigt  werden. 
Vor  und  nach  der  Operation  sollen  grosse  Quantitäten  Alkalien  zugeführt 
werden,  ebenso  bedeutende  Mengen  Flüssigkeiten,  eventuell  Infusion.  Die 
Inhalationsnarkose  soll  so  viel  wie  möglich  vermieden  werden.  Einfache 
Wundverhältnisse  müssen  geschaffen  werden.  Der  Rest  des  Vortrages  be- 
schäftigt sich  mit  der  Bedeutung  der  Diabetes  für  die  Indikationsstellung  bei 
einer  Reihe  von  chirurgischen  Krankheiten. 

Malcolm  (22)  beschäftigt  sich  in  seinem  Vortrag  mit  dem  Shock. 
Die  Veränderungen  im  Nervensystem,  der  Einfluss  der  Bewusstlosigkeit  auf 
die  Gewebe,  die  Veränderungen  im  Gefässsystem  und  die  Wirkung  der  venösen 
Kochsalzinfusionen,  das  sind  die  vier  Teile,  in  welchen  Verf.  sein  Thema  be- 
spricht. Eine  Reihe  ähnlicher  Zustände,  wie  der  Schlaf,  der  empfindungslose 
Zustand  am  Ende  und  nach  grossen  Operationen,  die  Wirkung  intensiver 
Kälte  auf  den  ganzen  Körper^  Tod  in  hohem  Alter  werden  bei  der  Erörte- 
rung zum  Vergleich  herangezogen.  Nicht  Gefässlähmung  ist  die  Ursache 
des  Shocks,  sondern  Kontraktion  der  Arterien. 

Seine  Ansicht  stützt  sich  auf  die  wohlbekannte  physiologische  Tatsache, 
dass  Reiz  eines  sensiblen  Nerven  Kontraktion  der  Arterien  hervorruft,  wäh- 
rend die  Ansicht,  dass  eine  allgemeine  Arterienlähmung  durch  eine  Ver- 
letzung verursacht  werden  könnte,  nicht  ebenso  fundiert  ist.  Diese  Theorie 
erklärt  überdies,  wenn  man  die  Erschöpfung  des  Gehirns  durch  die  Über- 
reizung der  Nerven  und  die  Verhungerung  der  Hirnsubstanz  hinzunimmt,  die 
damit  erklärt  werden  mag,  dass  die  Gefässkontraktion  im  Verhältnis  zu  der 
Intensität  des  Reizes  steht,  alle  die  Fälle  von  plötzlichem  Tod,  in  welchen 
zwar  die  Verletzung  schwer,  aber  kein  lebenswichtiges  Organ  verletzt  war. 
Sicher  kann  eine  genügend  plötzliche  Kontraktion  der  Arterien  die  Herzkraft 
überwinden  und  den  Tod  an  Herzschwäche  herbeiführen. 

Jahresbericht  für  Chirurgie  1905.  86 


1362  Jahresbericht  für  Chirurgie.    III.  Teil. 

Fiele  er  (7)  wies  experimentell  nach,  dass  bei  Kaninchen,  Hunden, 
Katzen,  Mäusen  und  Ratten  durch  Inanition  sowohl  für  verfütterte  sapro- 
phy tische  Keime»  als  auch  für  im  Darm  heimische  Bakterien  Bedingungen 
für  das  Eindringen  in  die  Lymph-  und  Blutbahn  sowie  in  die  Organe  ge- 
schaffen werden. 

Des  weiteren  hat  F ick  er  sich  auch  mit  der  Aufnahme  von  Bakterien 
durch  den  Respirationsapparat  experimentell  beschäftigt  und  kommt  zu  dem 
Schluss,  dass  auch  der  infantile  Respirationstraktus  Bakteriendurch- 
lässigkeit  besitzt. 

Hilgermann  (12)  hat  durch  mikroskopische  Untersuchung  feststellen 
können,  dass  die  normale  Magendarmschleimhaut  von  Tieren  im  Säuglings- 
alter für  gewisse  Bakterien  durchlässig  ist,  dass  der  verfütterte  Blindschleichen- 
tuberkelbazillus  durch  die  Schleimhaut  selbst  durchtritt. 

Beziehungen  der  Balneologie  zur  Chirurgie  betitelt  sich  ein  Vortrag, 
den  Fedor  Krause  (18)  auf  dem  vorjährigen  Balneologenkongress  hielt 
in  dem  er  den  Wert  der  Badekuren  bei  verschiedenen  chirurgischen  Affek- 
tionen bespricht. 

Beneke  (1)  äussert  sich  in  einem  sehr  interessanten  Aufsatz  über 
physiologisches  und  pathologisches  Wachstum,  bei  dem  besonders  die  Be- 
ziehung der  Geschwülste  zur  normalen  Zellproduktion  eine  Besprechung  er- 
fahren.    Der  Vortrag  eignet  sich  nicht  zur  abgekürzten  Wiedergabe. 

Ficker  (9)  hat  zur  Diagnostik  des  Rotzes  die  Serumdiagnostik  ver- 
wendet. Er  stellte  eine  sterile  Rotzbazillensuspension  nach  Art  desTyphus- 
diagnostikums  her,  auf  die  er  dann  die  Sera  von  normalen  und  rotzkranken 
und  rotz verdächtigen  Tieren  einwirken  Hess. 

Rosenbachs  (28)  Untersuchungen  zur  pathologischen  Anatomie  der 
Gicht  haben  zunächst  das  Resultat  ergeben,  dass  die  Hamsäurekristalle 
sich  im  gesunden  Gewebe  bilden  können,  ohne  dass  eine  Nekrose  des  Ge- 
webes zustande  kommt.  Die  Behauptung  Schreibers,  dass  die  im  gesunden 
Gewebe  gefundenen  Kristalle  als  agonale  oder  postmortale  Bildungen  anzu- 
sehen seien,  wird  durch  das  Vorhandensein  von  Riesenzellen  und  Lympho- 
zyten an  den  Krsitallen  hinfällig.  Es  bleibt  aber  eine  innigere  Beziehung 
zwischen  Kristall  und  Nekrose  besteben  und  zwar  ist  die  Kristallisation 
der  primäre  Vorgang  und  die  Nekrose  als  das  Endresultat  einer  schädigenden 
Wirkung  anzusehen.  Des  weiteren  wies  Rosenbach  nach,  dass  im  Knochen- 
mark und  im  Knochen  dieselben  Veränderungen  bei  der  Gicht  sich  finden, 
wie  wir  sie  an  den  anderen  Organen  finden:  Ablagerung  von  Uratkristallen 
in  den  Knochenkörperchen  und  in  der  Knochensubstanz  und  Ablagerungen 
im  Knochenmark  mit  starker  Nekrosebildung. 

Fr.  Krause  (19)  gibt  vier  Leitsätze  für  die  Gymnastik.  Übe  mit 
recht  geringer  Belastung  bezw.  recht  geringem  Widerstand  und  steigere  diese 
höchstens  allmählich. 

Übe  systematisch  und  harmonisch  alle  Muskelgruppen  des  Körpers  und 
lege  besonderes  Gewicht  auf  die  Übung  der  im  täglichen  Leben  vernachlässigten 
also  der  des  Rumpfes. 

Übe  stets  rhythmisch,  d.  h.  mache  stets  teils  durch  zweckmässige  Ab- 
wechslung, teils  durch  völliges  Aussetzen  der  Übungen  die  nötigen  relativen 
und  absoluten  Kunstpausen  und  übe  nie  zu  lange  fortgesetzt  in  einer  Tour; 
höre  auf,  so  lange  du  noch  weiter  zu  machen  imstande  bist. 


Hildebrand,  AafsAtxe  allgemeinen  chirargiacben  Inhalts.  1363 

Beginne  jede  Übung  aus  der  Ruhe  ganz  langsam  und  mit  dem  stetigen 
beständig  wachsenden  Gefühl  der  Anspannung  und  beendige  sie  ebenso  mit 
dem  nach  und  nach  abnehmenden  der  Wiederabspannung. 

In  seinem  Aufsatz  über  die  intravenöse  Injektion  bespricht  E.  Frank  (9a) 
die  Verwendung  derselben  zur  Einverleibung  der  verschiedensten  Mittel,  wie 
Hetol,  Chinin,  Fibrolysin,  Digalen,  Eisenarsen  etc.  Die  Arbeit  orientiert  zu- 
gleich über  das  betreffende  Gebiet. 

Bolognesi  (2a)  hat  das  Verhalten  der  Injektionen  von  geschmol- 
zenem Paraffin  in  die  verschiedenen  Gewebe  und  Organe  (Niere,  Leber, 
Milz,  Nebenniere,  Peritonealhöhle,  Unterhaut-  und  Unterschleimhautgewebe, 
gestreifte  und  glatte  Muskeln,  Gehimsubstanz ,  Subduralräume  und  Seiten- 
ventrikel) studiert.    Als  Versuchstiere  bediente  er  sich  der  Kaninchen. 

Er  kommt  zu  dem  Schluss: 

1.  Dass  das  in  verschiedene  Gewebe  und  Organe  injizierte  geschmolzene 
Paraffin  bei  enigen  derselben  zu  einem  raschen  Übergang  der  injizierten  und 
noch  flüssig  gebliebenen  Substanz  in  die  venösen  Wege  des  Organs  führt.  Das 
in  den  Kreislauf  übergegangene  Paraffin  bidet  bei  seiner  Festwerdung  in 
Gefassen  von  grösserem  Kaliber  feste  Embolien.  Zur  Bildung  derartiger  Em- 
boli trägt  die  Gefässanordnung  des  Organs,  der  niedere  Schmelzpunkt  des 
Paraffins  und  die  grosse  Menge  der  injizierten  Substanz  bei. 

2.  Das  in  die  Organe  injizierte  Paraffin  bildet  feste  Anhäufungen,  die 
wie  Fremdkörper  von  neugebildetem  Bindegewebe  eingekapselt  werden.  Von 
diesen  Bindegewebskapseln  gehen  Septen  ab,  welche  die  Injektionsmasse  durch- 
ziehen, indem  sie  dieselbe  sekundär  in  kleinere  Abschnitte  teilen. 

3.  Phagozytoseerscheinungen  zu  Lasten  der  in  die  verschiedenen  Organe 
injizierten  Paraffinmassen  werden  nicht  beobachtet. 

4.  Das  Paraffin  übt  keinerlei  chemische  Lokalwirkung,  aus  noch  besitzt 
es  toxische  Allgemeinwirkung  auf  den  Organismus.  R.  Giani. 

Hocheneggs  (12a)  Antrittsrede  ist  zunächst  eine  Gedächtnisrede  auf 
Gussenbauer,  in  der  er  auch  Billroths  und  Alberts  gedenkt.  Dann 
folgt  ein  klinischer  Vortrag  über  die  Notwendigkeit  prophylaktischer  Mass- 
nahmen bei  erwiesener  Karzinomdisposition,  die  er  auf  eine  Reihe  klinischer 
Erfahrungen  gründet.  Die  in  manchen  Fällen,  wie  es  scheint,  ererbte  Dispo- 
sition, die  in  manchen  Fällen  erworbene  Dispotition  zwingt  dann  für  solche 
Disponierte  die  Lebensbedingungen  zu  ändern.  Mit  diesem  Gedanken  be- 
schäftigt sich  der  Rest  des  Vortrages. 

Stokes  Hutton  (31a)  gibt  einen  Überblick  über  die  Entwickelung 
der  Abdominalchirurgie  während  der  letzten  25  Jahre,  wie  sie  sich  am 
North -Staffordshire  Hospital  darstellte.  Die  Wundbehandlung  vor  List  er, 
die  Antisepsis,  die  Ovariotomie  und  Hysterektomie,  die  Milzexstirpation,  die 
Appendizitis  etc.,  kurz  alle  Abdominal  Operationen  und  ihre  Resultate  werden 
kurz  besprochen  und  Schlüsse  daraus  gezogen.  Eine  kurze  Erörterung  der 
Asepsis,  der  Gefahren  bei  Bauchoperationen  und  der  Zukunft  der  Abdominal- 
operationen bildet  den  Schluss. 

Die  Mitteilungen  Howard  Marshs  (23)  beziehen  sich  auf  Beseitigung 
des  Druckes  der  Knochen  gegeneinander  bei  Krankheiten  im  Knie  und  Hüft- 
gelenk, auf  verschiedene  Punkte  der  Lehre  der  Tuberkulose  wie  z.  B.  Dia- 
gnose der  Gelenktuberkulose,  auf  die  zirkumskripten  tuberkulösen  Geschwülste 
in  einem  Gelenkende  oder   in  der  Synovialis,   auf  knöcherner  Ankylose   bei 

86* 


1364  Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    III.  Teil. 

tuberkulöser  Arthritis,   auf  den  Gebrauch  von  Schienen  und  auf  die  Gelenk- 
tuberkulöse  im  Greisenalter. 

Lamberger  (21)  gibt  zunächst  einige  kurze  historische  Bemerkungen 
über  die  lokale  Heissluf tbehandlung ,  bespricht  die  verschiedenen  Apparate 
und  kommt  bezüglich  der  Erfolge  zu  dem  Schlüsse,  dass  mangelhafte  Kon- 
struktion der  Apparate  in  erster  Linie  und  die  durch  die  Neuheit  des  Ver- 
fahrens begründete  mangelhafte  Technik  die  Ursache  der  vielseitig  konsta- 
tierten Mängel  und  Übelstände  ist.  Im  zweiten  Teile  weist  er  die  verschie- 
denen Fehler  der  vorhandenen  Apparate  nach. 

Steins  (31)  Paraffin-Injektionen  sucht  eine  zusammenfassende  Dar- 
stellung ihrer  Verwendung  in  allen  Spezialfächern  der  Medizin  zu  geben.  Der 
allgemeine  Teil  behandelt  die  Geschichte,  die  Chemie,  Pharmakologie  und 
Toxikologie  der  Paraffine,  bespricht  die  Emboliegefahr  bei  Paraffininjektionen, 
das  anatomische  Verhalten  des  injizierten  Paraffins,  die  Technik  der  Injektion, 
die  Unterschiede  bei  Verwendung  von  Hart-  und  Weich-Paraffin,  den  Heilungs- 
verlauf und  die  Indikation.  Im  speziellen  Teile  folgt  die  Verwendung  der 
Paraffininjektionen  in  den  verschiedenen  Zweigen  der  Medizin. 

Kirschner  (16)  kommt  in  seiner  histologischen  Studie  über  Paraffininjek- 
tionen zu  dem  Schlüsse,  dass  weder  das  weiche,  noch  das  harte  Paraffin,  sub- 
kutan dem  Organismus  beigebracht,  einheilen,  in  dem  Sinne,  dass  sich  um  sie 
eine  Kapsel  bildet,  welche  sie  vom  übrigen  Gewebe  abschliesst.  Es  bleibt  nicht 
unverändert  an  Ausdehnung  und  Konsistenz.  Ja  die  bindegewebige  Orga- 
nisation macht  nicht  in  irgend  einem  gegebenen  Moment  Halt,  sondern  geht 
unaufhaltsam  weiter,  sie  hat  die  vollständige  Resorption  des  eingebrachten 
Fremdkörpers  zur  Folge.  An  manchen  Stellen  werden  beide  Paraffinarten 
überhaupt  nicht  auf  die  Dauer  vertragen,  weil  sie  schwere  örtliche  Gewebs- 
störungen  hervorrufen,  welche  zu  ihrer  vorzeitigen  Entfernung  Anlass  geben. 

Die  zwei  Fälle  von  Paraffininjektionen,  über  die  Wallis  berichtet, 
beweisen  wie  unsicher  dies  Verfahren  ist.  In  dem  einen  Falle  war  ein  Pro- 
lapsus uteri,  im  anderen  ein  Prolapsus  ani  resp.  recti  der  Grund  für  die 
Paraffininjektionen  gewesen.  In  beiden  kam  es  nachträglich  zu  mehr  oder 
weniger  ausgedehnter  Eiterung,   die  eine  operative  Entfernung  nötig  machte. 


Auto  ren-Regis  t  er. 


A. 

Abadie  426,  874,  880,  1137. 

Abb«  451,  1265. 

Abbe-Caviechia  1261. 

Abbot  416. 

Abel  213,  444,  718. 

V.  Aberle  277. 

Abrahams  296,  300. 

AbrikosofF  141. 

Acconi  974. 

Achalme  311. 

Achard  158,  300,  603. 

Ackermann  668. 

Adamkiewicz  81. 

Adamson  126. 

Addario  368. 

Addinsell  905. 

Adenot  1033. 

Adjaroff  821. 

Adler  501,  849,  860,  882,  994. 

Adolph  314,  901. 

Adrian  994. 

Aeschbacher  468. 

Aguerre  488. 

Agaillar  1047. 

Abiberg  211. 

Ahlefelder  994. 

Ahlfeld  317,  318,  319. 

Aievoli  1112. 

Aisenstein  1003. 

d'Ajutolo  527,  1308. 

Akkins  695. 

Albarran  951.  952,  962,  977, 

981,  1013,  1033, 1084,  1092. 
Albers-Schönebenr  958,    1015, 

1186,  1278,  1289. 
Albert  512.  1363. 
Albertin  663,  696,  767. 
—  Qod  Tavernier  1144,  1146. 
Albrecht  581,  974,  1032. 
Albu  805,  908. 
Alcavde  1131. 
V.  Aldor  620,  714,  898. 
Alessandri  204,  414,  451,454, 

527,712.^85,915,1034.1140, 

1150,  1197,1260.1261,1308. 
Alexander  301,  364,  368,  484, 

641,  1075,  1128. 


Alexandre  1060. 

Alglave  935,  939. 

Allaire  866. 

Allan  226,  555. 

Allen  165,  317,  462,  1038. 

Allison  815,  939. 

Alqaier  247. 

Alt  364. 

Altmann  1181,  1265. 

Amato  and  lüacri  621. 

Amberger  813. 

Ambialet  368. 

Amblard  526. 

Ambos  702. 

Ameuille  598. 

Ammann  1251. 

y.  Amons  1153. 

Ampbell  196. 

Ancel  1054. 

Anchö  311. 

Anders  335 

Andersen  1068. 

Anderson  186,  600,  621. 

Andrö  194.  405,  1091. 

Andrews  187,  321, 1106, 1138, 

1297. 
Andry'l97,  682. 
Angelini  875. 
Angelucci  389. 
Anger  238. 
Angioni  180. 
Anglade  102. 
Anneau  732. 
Anou  900. 
Aoschütz  633,  1349. 
Antipas  567,  675. 
Antoine  1217. 
Anton  406. 
d'Antona  766. 
ADtonelli  368,  765,  938,  1068, 

1135,  1169,  1294,  1296. 
Antonin  343,  345. 
Antony  621. 
Anzilotti  120S,  1310. 
Aozoletti  1196. 
Apatby  96. 
Apolant  74. 
Apostolesca  740. 
Aradie  462. 


Arbadio  451. 

Arbnthnot  Lane  262. 

Area  666. 

Arcoleo  981. 

Arenheim  245. 

Argutinsky  481. 

Arloing   129,   150,    154,    156, 

932. 
— Courmont  484. 
Armand  20. 
Armitage  1044. 
Armoar  657,  664. 
Amaud  754. 
Arneth  1293,  1330. 
Arnold  1006. 
Amosan  431. 

Arusperger  85,  277,  346,  796. 
Aronbeim  328,  875. 
Aronson  312. 
Arron  200. 
Arthaad  137. 
Arullani  981. 
Asahara  661. 

Aschoff  74,  80,  782,  797,  930. 
Aspelin  892. 
Arrtzabalaga  1194. 
Athanasescn  1170,  1228. 
Atkins  768. 
Atlee  939. 
Atzberger  634. 
Aubert  459. 
Aubertin  773. 
Audral  930. 
Aadry  102,  232. 
Auffret  282. 

Aufrecht  132,  183,  134,  135. 
Aulhom  1147,  1182. 
Aasset  285. 
Aasten  1297. 

Autefage  und  Aa bertin  1054. 
Auvray  610,  884,  920. 
Ayiragnet  112. 
Axenfeld  346,  379,  388,  397. 
Axhausen  334. 
Axisa  901. 
Axmann  1266. 
Axtell  957. 
Aymard  314. 
Ayree  368,  946,  981. 


1366 


Jahresbericht  für  Chirurgie. 


Bäärnhjelm  1139. 

Babte  63,  189,  935. 

Babinski  401. 

Baccarani  621. 

Baccelli  338,  566,  989. 

Bach  368. 

Bacilieri  1162. 

Backer-GrOndahl  22. 

Bade  1283. 

Baer  1211. 

Balskow  826. 

Bagge  1291. 

Bail  143,  144,  145,  146,  147. 

Bailev  671. 

Bain  906. 

Bainbridge  1008. 

Bakaleinik  517. 

Bakay  886. 

Bakes  654,  685,  905. 

Balacesco-Cohn  518. 

Balacescu  506,  621,  939,  1294. 

Balduzzi  309. 

Baldy-Schubmann  949. 

Ball  859,  1103. 

Ballance  227,  248,  401,  810. 

Ballenger  1068,  1121. 

Balliano  1305. 

Balloch  1218. 

Balthayard  967,  989. 

Balzer  103. 

Bamberger  439,  585. 

Bang  944,  999,  1077. 

Bftnsch  1259. 

Banti  816,  925,  928. 

Baudler  195. 

y.  Baracz  441,  582,  865,  882, 

1198. 
Baradulin  847. 
Barancy  3. 
Baratynski  876. 
Barbier-Bouvet  177. 
Bard  706. 
Bardelli  368. 
BardeDheuer    246,    252,    257, 

263,  863,  1175,  1180. 
Bardescu  181,  245. 
Bardy  880. 
Bargeton  181. 
Barbam  868. 
Barjan  1266,  1293. 
Bari^  222. 
Barker  722,   964,   1103,  1179, 

1211,  1215. 
Barling  227. 
Barlow  285. 
Barmestier  1287. 
Barnard  368,  947. 
Barnsby  791,  1027. 
Bären  887. 
Barregi  444. 
Barret  537. 
Barrie  367,  455. 
Barriere  1202. 
Barrow  514. 

Bartel  139,  141,  147,  205. 
Bartenstein  285,  640. 
Barth  555,  841,  945,  967. 


Barthölemy  103. 

Barthelmö  541. 

Bartholdy  291. 

Bartieri  875. 

Bartkiewicz  981. 

Bartlett  320. 

Bartow  1236. 

Bar  well  530. 

Bary  900. 

Bashford  71,  74. 

Basile  185,  764,  836. 

Bass  272. 

Bassano  175. 

Bassenge  1283. 

Bassewitz  1^8. 

Bassini   572,    874,    875,    876, 

879,  881,  1057,  1058. 
Bastianelli  974. 
Batten  1290. 
Battle  282,  768. 
Bauby  960. 
Baucel  340. 
Baudi  194. 
Bauer  588,  768,  799. 
Bauermeister  1051. 
Baumann  186,  947. 
Baumbach  1150. 
V.  Baumgarten  136,  164,  405, 

1060. 
Bäumler  222,   560,  584,  1247. 
Bayer  203,  422,  551,  887,  1165, 

1168,  1187. 
Bayerthal  351. 
Bayly  757. 
Bazin  1193. 
Bazy  260,  760,  951,  963,  999, 

1101,  1124,  1125. 
Beard  69,  71. 
Beardley  682. 
Beatson  73. 
Beattie  19. 
Beaujard  1293. 
Beaulieu  289. 
Beauvy  808. 
Becar  833. 
Bechhold  197. 
Bechterew  1233. 
Beck  141,  152,  221,  242,  473, 

484,    495,    608,    620,    676, 

741,    884,    957,    967,    1029, 

1057,     1125,     1127,     1127, 

1145,    1253,    1279,    1282, 

1293. 
Becker  91,  126,  528.  1353. 
Beckmann  321,  940,  966. 
B^clöre  958,  1293. 
Bedart  228. 
Beddnell  1035,  1297. 
Beduarski  368. 
Beeckmann  820. 
Beefield  1091,  1109. 
Beer  547,  728,  905. 
BegouDin  81,  844,  1163. 
V.  Behring  130.  139,  152,  159, 

160,  161,  162,  165,  171,  836, 

337,  765. 
Bejan  740. 

Beitzke  94,  139,  141. 
BeU  187. 


Bellamy  Gardner  11,  13,  14. 

Bellegrini  204. 

Bellin  366. 

Belot  1288. 

Belt  368. 

B^nard  432. 

Benda  793,  797,  930. 

Bendersky  646. 

Bendikt  434. 

Bendix  481. 

Benedikt  805. 

Beneke  930,  1362. 

BeniBarde  813. 

Benjamin  488. 

Bennet  23,  262,  538,  635,  1176. 
1180,  1218,  1282. 

Benoit  du  Martooret  1075. 

Bensaude  103. 

Benson  391. 

Benson-Nooney  368. 

Bevan  957. 

B^raneck  132,  176,  177. 

Börard  364,  404,  472,  501,  518. 
521,660,760,767,821.1127, 
1175. 

Börard  et  Patel  752. 

Berduschi  1261. 

Berg,  491,  1032,  1051. 

Bergell  r«!66. 

Berger  16,  247,  260,  283,  368. 
375,  404,  459,  1124,  1139. 
1140,  1151. 

Berger-Banzet  1350. 

Bergh  580,  1040. 

Bergholm  884. 

y.  Bergmann  83,  117,  1178. 
1182,  1210,  1298. 

Bergoni^  237. 

Berkeley  462,  487. 

Berlin  331,  376,  384. 

Berliner  179. 

Bernabeo  1228. 

Bemard  926,  979,  982,  1003. 

Bemard  and  Bigot  1003. 

Bemard  und  Salomon  951. 

Bernasconi  und  Golombino  994. 

Bemays  806. 
I  Bernhard  87,  251,  316. 
'  Bemheim  444. 

Bernot  666. 
1  Berry  422,  1350. 

Bertarelli  339. 
I  Berthezeune  1007. 
I  Bertier  20,  971. 

Besan9on  129. 

Best  395. 

Betagh  20,  21,  994,  1310. 

Bethe  247,  248. 
'  Bett  326. 
,  Betti  1112,  1137. 

de  Beule  1057. 

{  de  Beurmann  109.  434,  435, 
1136,  1196,  1266. 

Beuthner  814. 
,  Bentter  1141. 
I  Beyacqua  115. 

Beyan  64,  182. 

Bezelius  990. 
,  Beyer  401. 


Autoren-Register. 


1367 


Bezold  401. 

Bialyk  157. 

Bibergeil  581,  829. 

Bibrowicz  360. 

Bichler  566. 

Bickel  636. 

Bickham  262,  1229. 

Biden  1297. 

Bidwell  631,  846. 

Bielefeldt  131. 

Bier  39,  40,  43,  93,  162.  207, 

208,  214,  215,  268,  278,  280, 

292,  297.  327,  328,  447,  864, 

1082,  135& 
Bierhoff  963. 
Biland  314. 
Bilfinger  854. 
Bilgner  1303. 
BiUon  971. 
Billroth  441,   470,   634,   651, 

653,    659,    710,    726,    916, 

1030,  1363. 
Binaghi  1313. 
Binder  368. 

Bindi  80.  915,  1200,  1314. 
BiDdi  e  Baldi  1314. 
Bing  646. 
Bingbam  1069. 
Biondi  817, 900, 916, 940, 1261, 

1264,  1314. 
Birch- Hirschfeld    382,    390, 

584. 
Bircher  672. 
Birkett  1293. 
Bimbaam  887. 
Biros  462. 
Bischoff  1300. 
Bisser^  1266. 
Bisset  699. 
Bittorf  246. 
Bizzozero  429. 
Blake  637,  714,  775. 
Blaker  505. 
Blanc  957. 
Blanco  369. 
Blandin  438. 

Bland-Satton  902,  957,  1036. 
BUok  1035. 
Blaschek  369. 
Blascbko  106,  1266. 
Blaskoyics  369. 
Blaael  1266. 
Blarland  684. 
Blecher  270,  291,  516. 
Bleibtrea  286. 
Blenke  1164,  1167,  1199. 
Blik  418. 
Bloch  688. 
Block  1128. 
BloebAum  404. 
Blohm  377. 
Blondeau  3. 
Blondel  1131. 
Blagger  323. 
Blum  73,  528,   642,  667,  940, 

957. 
Y.  Blumenfeld  722. 
Blumenthal  276.  1288. 
Boari  216,  1315. 


Boas  513,  642,  646,  742,  804, 
866. 

Bobbio  228,  547,  851,  868. 

Bobone  407. 

Bobrow  916. 

Boocardi  1339. 

Bocchi  390. 

Bochdalek  426,  498. 

Bockenheimer  3,  1178. 

Bodo  783,  1207. 

Bodin  189. 

Bödtker  1104. 

Boeck  103. 

Boeckel  244. 

Boenninger  100. 

Boerhaave  488. 

Boesch  402. 

Bofinger  152. 

Bogdanik  863,  1059. 

Böget  1235. 

Bogolybow  1116. 

Boidin  286. 

ßoinet  565,  981. 

du  Bois-Revmond  1142. 

de  Bois  811. 

Boix  189,  606. 

V.  Bokay  566,  842. 

Bokorny  65. 

Boldt  394. 

Bolewski  935. 

BoUe  285. 

Bolognesi  1363. 

Bolton  102. 

Bonachi  48,  619. 

Bonanome  1069,  1113. 

Bond  427. 

Bondet  206. 

Bondy  364. 

Bonboff  189,  194. 

Bonfruti-Gaponago  876. 

Bonnal  91. 

Bonnet  244,  1228. 

Bonnette  1297. 

Bönninghaus  448. 

Bonomo  1316. 

V.  Bonsdorff  21,  22.  44,  287, 
365,  366,  367,  491,  513,  540, 
609,  691,  730,  732,  745,  799, 
803,  820,  874.  880,  887,  904, 
910,  982,  1089,  1104,  1139, 
1210.  1217,  1^.91. 

Bonte  369. 

Borchard  126.  181,  126,  1170. 

Borchardt  321,  345,  363,  542, 
615,  736. 

Borchgrevink  21. 

Borde  405. 

Bordier  1266. 

Bordoni  1133. 

Borelius  732,  910,  1021. 

Borle  292. 

Bormann  116. 

Bomhaopt  182.  216. 

Borrmann  76,  77,  118. 

Borsz^ky  668. 

Bosse  595.  778,  785,  842,  1161. 

Bossi  1202.  1317. 

Bossuet  465,  567. 

Boston  845. 


Bostroem  998. 

Bfltticher  526,   538,  547,  554. 

BoHini  1082,  1085. 

Bottomley  777. 

Boocart-Cauben  998. 

Bonchacourt-Haret  1266. 

Bouchard  129. 

Bouch«  310. 

Boucher  1219. 

Bouin  1054. 

Beulet  868. 

Bourcy-Laignel-Lavastine  247. 

Bouret  1209. 

Bourgeois  268. 

Bouveret  673,  896. 

Bourrough  606. 

Boaveyron  1121. 

Bouvier  350. 

Bouvrier- Carlos  549. 

Bouygnes  181. 

Bovin  246,  887. 

BoTis  210. 

Bowe  430. 

Bowlby  187. 

Boxer  306. 

Boyd  685,  982. 

Boyle  517. 

Boysen  402- 

Bozzi  917,  945,  1319. 

Bozzolo  1293. 

Braatz  321,  552. 

Bradburne  671. 

Bradford  163,  298. 

Brady  256. 

Bramwell  698,  1006. 

Branca  1053. 

Branco  744,  1182. 

Brandenberg  284. 

Brandenstein  und  Ghajes  1008. 

Brandweiner  126,  195,  197. 

Brat  3,  63. 

Brauer  295,  543,  563,  608,  620. 

Brault  75,  84.  247. 

Braumflller  1354. 

Braan  33,  34.  35,  44,  60,  222, 

250,  419,  576,  658,  661,  665, 

819. 
Brauner  622,  624,  1286. 
BrauDschweig  381. 
Brannstein  369. 
Braus  243. 

Bravacs- Jackson  359,  1340. 
Breckle  375. 
Brebm  768,  887. 
Brebmer  314. 
Brelet  685,  751. 
Brenner  696,  876. 
Brentano  567,  1302. 
Breton  483. 
Brewer  19,  102,  535,  627,  768, 

957,  999. 
Bräzard  et  Morel  616. 
Brich  860. 
Brieger  67,  634. 
Bright  990. 
Brimacombe  108. 
Brin  724,  887. 
Brindel  512. 
Briquet  1635. 


1368 


Jahresbericht  für  Chirurgie. 


Brissaud  491. 

Brix  868. 

Brofldbent  555. 

Broc  567. 

Broca  61,  162,  163.  260,  277, 

280,  297,  357,  421,  433,  437, 

517,   538,   567,    1041,  1061, 

1063, 1127, 1142, 1216, 1350. 
Brooq  434. 
Brod  1046. 
Brodnitz  1254. 
Broese  184. 
Broesike  884. 
Brondio  755,  863. 
Brongersma  947,  1099. 
Bronner  408. 
Brook  711,  735. 
Brophy  424. 
Bross  402,  627. 
Brouardel  33,  1049. 
Bronsse  110. 
Brown   860,   411,    421,    423, 

687,  937,  951,  957,  963,  994, 

1289. 
Browning  237. 
Brownkelly  450. 
Brown-S^quard     1053,     1229, 

1259. 
Bmandet-Hnmbert  244. 
Broc  100. 
BruceBays  902. 
Broce-Ciarke  964. 
Brugsch  533. 
Brühl  864,  400. 
Brnmiche  862. 
Brnneau  281. 
Bnmcher  935. 
Brüning  203,  710,  762. 
▼.  Brunn  281,  330,  378,  431, 

772,   852.  1019,  1062,  1160, 

1213. 
Branner  306,  882,  388,   348, 

659,  726. 
Bruno  369. 

y.  Brnns  369,  434,  440,  536. 
Brunswig-Le  Bihan  1354. 
Brunton  800,  618. 
Braschettini  338. 
Bryan  930,  949. 
Bryand  Holmes  910. 
Bryant  398,  863. 
Buchanan  480. 
Bucknall  546. 
Büdinger  271,  890. 
Budzynski  1154. 
Büffet  •  Delmaset    Beauchant 

860. 
Bujwid  55. 
Büiau  561. 
Bölow-Hansen  1171. 
Bum  292. 
Bamm  814,  1282. 
Bunch  1290. 

Bunge  61,  736,  897,  1188. 
V.  BQngner  248. 
de  Burat  335. 
Burci  1262. 
Burekhardt  67,   96,    97,    129, 

284,  310,  647,  1289. 


V.  Buren  Knott  841. 

Burford- Johnstone  213. 

Burgand  47. 

Bürger  831. 

Burgess  869. 

Burghele  831,  1353. 

Burr  1236. 

Burrell  1227. 

Burwinkel  301. 

Busch  1124. 

Buscbka  1289. 

Buschke  193,  844,  1064,  1298. 

Bushneil  705. 

Busse  206,  678. 

Bussen  832. 

Butera  Sillitti  222. 

Butlin  494. 

Byfold  815. 


C. 

Cabaness  869. 

Cabannes-Tenliöres  246. 

Cabot  648,  1008,  1044. 

V.  Gackoyi^  758. 

Cahen  251,  914,  974. 

Cahn  858. 

Caill^  979. 

Cajozzi  1150. 

Caird  968,  1012. 

Calabrese  840. 

Calamida  1819. 

Galdwell  299,  957. 

Galic  1296. 

Calinescu  835. 

Calmette  131. 

Galori  902. 

Galot  494,   1154,  1172,  1287, 

1238. 
Galvini  903. 
Galyocoretti  990. 
Gametti  875. 
Gaminiti  248,  287,  357,   1073, 

1319. 
de  la  Camp  567,  599. 
Campbell  424,  567,  755,  867, 

1007. 
Campiche  71,  754. 
Gampuano  238. 
Ganfield  449. 
Gange  286. 

Cannon  637,  688,  1267. 
Canon  307, 
Gantacuzino  832. 
Cantalupo  1182. 
Gantas  347. 
Gantle  901. 
Cappa  735. 
Garabelli  1081,  1293. 
Garbone  847. 

de  Cardenal  et  Ducos  622. 
Garey  und  Laird  1078. 
V.  Carkovic  604. 
Garl^  442. 

Carlos  4,  805,  547,  684,  691. 
Carli  994. 
Carlier  1088,  1195. 
—  und  Gurtis  951. 


Carmelo  548. 

Carnot  893. 

Gavo  469. 

Garpi  1320. 

Carr  428. 

Carri^re  960. 

Carrion  213,  484. 

Carsha  905. 

Carstens  622. 

Cartolari  722. 

Casanova  1002. 

Casper  952, 968, 964, 999, 1019. 

Cassanello  984,  1321. 

Gastaigne  926,  964. 

Castex  526. 

Catalano  287. 

Catani  1296. 

Cathala  947. 

Cathelin  964,  995,  1015, 1106, 

1128. 
Cattani  338. 
Catterina  766. 
Gaubet  410,  489. 
Caus^  869. 
Causeret  1047. 
Gaussade-Mihlit  896. 
Causse  24. 
Gauthier  1177. 
Gauzard  446 
Cavaillon  247,  462,  731,  743, 

982. 
Cayatorti  1163. 
Ca  wardine  940. 
Gazin  852. 
Gealic  506. 
Gecca  851,  1048,  1113,   1206, 

1321. 
Geccherelli  538,  917,  1806. 
Ceci  1315,  1321,  1338. 
Gedercreutz  319. 
Geredamni  782. 
Ceri  216. 
Cernezzi  37, 245.  349, 865,  917, 

1020,  1201,  1322. 
Gesari  982. 
Cbabannes  1267. 
Ghabaud  14. 
Ghailloos  335. 
Ghalier  757. 
Cbalmers  187. 
Chambard-Hönon  1027. 
Ghaput    744,    802,    937,    995, 

1139,  1220. 

—  Eschbach  558. 
Charcot  253. 
Ghamier  1360. 
Cbarrier  480,  502. 
Gharri^re  995. 
Charrin  284.  925. 
Cbartier  597. 
Chateaubourg  991. 
Chattot  459. 

Chauffard  925,  926,  952, 1008. 

—  Laedericb  555. 
Chaussö  181. 
Chauveau  437. 
Chavamaz  714. 
Chayannaz  674,  813. 
CheaÜe  121,  482. 


Autoren-Register. 


1360 


Cheever  506. 
Cheinisse  129,  426,  714. 
Cheney  647. 
Chenieux  668. 
Chenoweth  811. 
Chernbach  845. 
Chetwood  1078,  1129. 
Chevallier  1027. 
Chevasau  1065,  1183. 
Chevrier  289,  849,  718,   1186, 

1189, 
Chiari  241,  408,  448,  449,  504, 

1178. 
Chidichimo  1806. 
Chiene  70. 
Childe  932. 
Chilino  1186. 
Chipault  1265,  1309, 
Chiri^  808. 
Ghlumski  823. 
Chompret  451. 
Chopart  1183,  1188. 
Choupin  982. 
Christens  462. 
Christian  1069. 
Christiani  462,  482,  909. 
Chronia  869. 
Chronshitzky  406. 
ChndoYsky  454,  1147. 
Charchman  1121. 
Chatro  1143. 
Ciampolini  1806. 
Ciechanowski  1074,  1076, 
Cignozzi  703,  895,  910. 
Cimoroni  1822,  1324. 
Ciofii  1003. 
Cipoliina  197. 
Citren  808. 
Civiale  886. 
Clado  1859. 
Clairmont  357,  650,  699,  908, 

960. 

—  and  Haberer  886. 

—  and  Ranzi  887,  842. 
Claisse  592. 
Ciarand  911. 

Ciaret  755,  830. 
Clark  226,  952,  1195. 
Ciarke  363,  434,  630,  632,  6S7, 

1157. 
Clarkson  761,  815. 
Claude  967,  982,  989,  990. 
Claudias  320. 
Clayton-Greene  549. 
Clejat  113,  859,  1136. 

—  Espinasse  547. 
Cleland  238. 
Clement  214,  239,  822. 
Clementi  726. 

Clemm  758,  768,  830,  908. 
Clerc  241. 

—  Dandoy  957. 
Cloetta  604,  605. 
Clogg  685.  756,  757. 
Clopatt  545,  1292, 
Cloquet  886. 
Clover  22. 

Clabbe  824. 
Clamsky  1817. 


Coakley  36. 

Cobb  592. 

Cobt  1150. 

Codet-Bossie  744. 

CodiviUa  261,  298,  1165,  1189, 

1824. 
Codmann  1144. 
Coenen  4,  81,  118,  414,  1169, 

1284. 
Co£fey  622. 
Cohen  4. 
Cohn  70,  304,  322,  395,  545, 

964,967, 995, 1051,1193,1293. 
Cohnheim  1055. 
Coldwell  356. 
Cole  957. 

Coley  87,  546,  1207,  1292. 
Collet  237,  437,  611. 
Collier  512. 

Collin  317,  388,  457,  462,  987. 
— Vemeuil  517. 
Collis  u.  Hewetson  971. 
Colmers  78. 
Colombani  46,  728. 
Comberoale  67. 
Comby  424. 
Comisso  1324, 
Concetti  768. 
Conder  108. 
Conforti  1047. 
Connell  402,  622. 
O'Connell  188. 
Conradi  309,  715. 
Constantinescu  622, 1170, 1228. 
del  Conte  869. 
Le  Conte  814. 
Conteaud  898. 
Cook  385. 
Cooks  853. 
Coombs  914. 

Cooper  448,  449,  525,  1039. 
Corby  1038. 
Cordero  82. 
Cordes  448. 
Cordier  232. 
Corroon  1239. 
Corneloup  225,  290. 
Corner  821,  847. 

—  and  Sargent  823. 

Comet  132,  140,  141,  142,  147, 1 

159. 
Cornil  75,  81,  305,  478,   549, 

1066,  1220. 

-  und  Bender  1132. 
— P^raire  549. 
--Petit  547,  549,  552.  * 
Corrigan  1069. 
Cosmettatos  369. 
Costa  827. 

Coste  1258. 

Cotte  183,  325.  710,  835,  1138, 

1139,  1196,  1211. 
Cotton  1267. 
Coudrain  322. 
Coudray  81,  805. 
Coarant  1040. 
Courmont  129,  181,  154,  156, 

388 
Courtade  1121. 


Courtellemont  187. 
Courtney  763. 
Coartin-Bossnet  831. 
Courtois-Suffit  130,  276,  303, 

842,  1195. 
Courvoisier  657. 
— Terrier  904. 
Cousin  436,  505. 
Coutanz  838. 
Coutelas  299. 
Coutt  608. 
Couv^  964. 
Cowl  959,  1286. 
Cowper  1125. 
Craig  and  EUis  48. 
Crainer  1188. 

Cramer  74.  246,  400,  1293. 
Crato  285. 
Crawford  188. 
Creite  1044. 
Crile  52,  58,  290. 
Cristou  968. 
Cristidte  282. 

Croce  349,  700,  1228,  1283. 
Cropper  1023. 
Crosbie  769. 
Cross  869. 
Crosti  415,  880. 
Cruchet  831. 
Cruyeilhier  1054. 
Y.  Cube  193. 
Caoiston  281,  885,  937. 
Cun^o  405,  773,  1064. 
Cunning  514. 
Cunningham  977,  1079. 
Currie  228. 
Curl  86,  823.  883. 
Curling  1055. 
Curschmsnn    254,    285,    286, 

292, 529,  608,  619, 898, 1298. 
Curtis  486. 
Cushing  362,  420. 
Custodis  440. 
Cutler  492,  685. 
Czaplewsky  194. 
Czermak  344,  890,  450. 
Czerny  42,  58,  74,  357,  394, 

571.575,783,818,1022,1041, 

1085,  1349,  1352. 
Czyhlarz  1018. 


D. 

Dahlgren  365,  731,  841. 
Dalimier  1009. 
Dallest  935. 
Dalimann  898. 
Dalous  1064. 
Daly  178. 
Damany  1154. 
Damaye  1254. 
Damianos  876. 
Darnach  888. 
Dana  488. 
Dangel  216,  502. 
Daniell  4. 
Danielsen  88,  331. 
Danlos  1267. 


1370 


Jahresbericht  für  Chirurgie. 


Dardanelli  869. 
Darier  120,  434,  1267. 

—  et  Walter  102, 
Dariing  1033,  1051. 
Darqaier  551. 
Daser  282. 
Dastre  32. 
Davidsohn  192. 
Davidson  487. 

Davis  605,  932,  957,  1257. 
Dawborn  317,  414, 1168,  1201, 

1220. 
Dawson  51,  644,  645. 
Deanesly  631,  995. 
Debout  d'Estr^s  of  Contrezä- 

ville  429. 
Debove  236. 

—  and  Brahl  924. 
Deetz  1023,  1259. 
Defontaine  28,  29. 
Dehl  721. 
Däjardin  27,  28. 
Delag^niöre  271,  568,  856,  886. 
Delamare  206. 

Delaanay  954,  1051. 

Delbet  16,  76,  245,  260,  265, 
437,  442,  675.  732.  769,  900, 
916,  952,  995,  1013,  1058, 
1140,  1150,  1175.  1201. 

Delfino  204,  415,  1325. 

Delberm  et  Laguerriöre  866. 

Delios  457. 

Delkeskamp  883. 

Delore  54,  660,  663,  706,  710, 
757 

—  et  Cotte  1100. 
Dölorme  11,  544,  615. 
Delval  610. 
Demaillasson  253. 
Demaria  369. 
Demicheri  369. 
Demmler  222. 
D^mostböne  1083. 
Demoulin  743,  754. 
Denig  379. 

Denis  964,  1012. 

Le  Dentu  228,  501,  860, 1195. 

Denuce  20. 

Depage  410,  718,  754,  1355. 

Derjoshinski  555. 

Deraginsky  538. 

Derveau  875. 

Deschamp  389,  1081,  1124. 

Deschmann  1231. 

Desfosses  282,  320. 

Deshages  431. 

Desnos  952,  1090. 

Dessaner  1277,  1288. 

Destot  283,  405,   1139,  1144, 

1282. 
Detre-Seller  332. 
Dentscb  424. 
Deutschländer  259,  280,  1155, 

1161,  1232,  1242. 
Devic-Cbalier  555. 
Devis  673. 
Devon  278. 
Deycke  Pascha  282. 

—  Reschad  188. 


Diakonow  532. 

Dick  27. 

Dicos  1036. 

Dieffenbach  1125. 

Diehl  396,  982. 

Dienst  481. 

Dieterich  67,  551. 

Dietlen  600. 

Dieudonn^  152. 

Dieulafoy  773,  812,  1002. 

Diez  20,  470,  635. 

Dillmann  1065. 

Dimitriu  1088. 

Dimora-Anglade  410. 

Dineur  769. 

Dinkler  124,  347,  676. 

Dirk  26. 

Diyac  1050. 

DoDeraner  1177. 

Döbert  605. 

Dobson  883. 

Dock  711,  1293. 

Doerfler  560. 

Dolega  1252. 

DoUinger  85,  88,  163,  298, 319, 

346,  438.  512,  670,  816,  886, 

1030,  1068,  1148,  1352. 
Domela  764. 
—  Nieuwenhuis  387. 
Dominiei  720. 
Dömeny  730. 
Dominer  1180. 

Donati  412,  687,  691,  877,  902. 
Dönitz  40,  41. 
Donnö  194. 
Donovan  441,  443. 
Dopfer  66. 
Dopter  101,  430. 
Dor  319 
Doran  910. 
Dörfler  798. 
Döring  67.  267. 
Dörr  910. 
Douard  732. 
Douglas  708,  783,  863. 
Doumer-Maes  463. 
Douqae  188. 
Dourtbe  1201. 
Doutrelepont  106,  124. 
Dowd    493,    799,    945,    1012, 

1058,  1059,  1254. 
Dowuie  408,  480,  529,  534. 
Doyle  1049. 
Doyen  50,  70,  75,  76,  83,  553. 

639,  653,  658,  727. 
Drage  88. 
Draudt  1220. 

Drehmann  293,  1163,  1198. 
Dreesmann  84. 
Dreuw  104. 
Ureydorff  551. 
Driessen  769. 
Drosdorflf  301. 
Drummond  590. 
Drüner  1281. 
Drury  '22. 
Dryer  105. 
Dubar  478. 
Dubbera  379. 


Dubois  12. 

Dubreoilh  238. 

Duchastelet  949. 

Duchenne  491. 

Duchesne  432. 

Duclaux  1218. 

Ducros  238. 

Ducnrtil  1058. 

Dudgeon  282.  546. 

—  Sargent  889. 

Duffand  436. 

Dufonr  922. 

Dujarier  261. 

Duigou  885. 

Dumas  479. 

Dumont  26. 

Dumreicher  1359. 

Düms  1182. 

Dun  791,  877. 

Dnnham  421. 

Dunlap  63. 

Dünn  226. 

Dunning  87. 

Duplay  1021,  1041,  1126. 

Dupont  12,  14,  16,  769,  1277. 

Dupony  1023. 

Dapraz  1003. 

Dupuy  1185. 

Dupuytren  1138. 

Durand  200, 350, 505,  555,  769, 

910  945. 
Darante  180,   279,   343,   351. 

359, 426, 527,  657,  886, 1034, 

1117. 
Duranton  110. 
Duret  132,  732,  1189. 
Durin  1287. 

Duroux  84, 290, 360, 538, 1 145. 
Durrieuz  1075,  1121. 
Duteil  54. 

Duval  982,  1137,  1197. 
Duvergey  347. 
Duvemay  769. 
van  Dnyse  369,  378. 
Dyde  938. 
Dyer  188. 
Dzime  999. 


B. 

Eads  1047, 
Eastmann  1069. 
Ebbel  284. 
Eberth  720. 
Ebner  877. 
V.  Ebner  433. 
Ebstein  912. 
Eccot  517. 
I  Ecker  63. 


Eckstein  1158. 

tcot  1146. 

Edehohls  981,  988,  990,  991. 

Edenhofer  1286. 

Edens  753. 

Edhem  154. 

Edington  555,  1297. 

Edmunds  402,  407. 

Edsoll  853. 


Autoren-Register. 


1371 


Effendi  676. 

Ehlers  188. 

Ehret  906. 

Ehrhardt  184,  478,  489,  610. 

982,  1282,  1349. 
Ehrich  205,  871. 
Ehrlich  67,  74,  209,  239,  522. 
Ehrmann  192,  421. 
Eicfaler  640,  911 
van  Eijkmann  809. 
Einhorn  506,  523,  1268. 
V.    Eiseisberg   887.   345,  617, 
632,  650,  653, 678,  696,  702, 
721,  837,  842,854,868,888, 
1021,  1022,  1849. 
Eisendraht  412,  1052,  1066. 
Ekehorn  287,   672,   822,   977, 

982,  1182. 
Elbe  63. 
Ellboger  898. 
Eller  974. 
Ellermann  306,  444. 
Elliot  4,  820,  988. 
Elsaesser  728. 
Eisberg  287. 
Elsemann  947. 

Eisner  644,  748. 

Elter  390. 

Eltester  896. 

Eloy  223. 

Ely  1142,  1214. 

Emanuel  735,  1065. 

d'Emery-Desbrousses  335. 

^mile-Weil  211,  241. 

und  Clerc  923. 

Enderton  928. 

Engel  153. 

Engelken  9. 

Engelmann  1331. 

Engels  317. 

English    703,     1028,    1029, 
1133. 

Engstier  344. 

Enz  348. 

Epstein  1247. 

Erb  491,  1066. 

Erbslöh  1184. 

Erdbeim  364,  474. 

Erdmann  1090. 

Ernst  81,  944. 

Ertzbischoff  952. 

Esau  922. 

Escat  223.  356,  977,  1129. 

Eschweiler  91,  99,  406,   1854. 

Esmarch  212,  414,  864. 

Esmonet  763,  971,  1052, 1060 

d'Este  493,  911,  1188. 

Estländer  458. 

Estor  62. 

Etcbeverry  971. 

Etienne  223. 

Etterlen  322. 

Eulenburg  484. 

Eustis  822. 

Evans  472. 

—  und  Fowler  1023. 

Eve  630,  655. 

Eyerhardt  1210. 

Eversbusch  385. 


Ewald  598, 641,  748,  829,  855, 

905,  1154,  1173. 
Ewart  213. 
Exner  523,  1268. 
Eynard  1131. 


F. 

Fabrini  1116. 

Fabris  1327. 

del  Fabro  947. 

Fagge  825. 

Fairlie-Glarke  1150. 

Faisant  479,  811,  1210. 

Falcone  454. 

Falta  402. 

Faltz  935. 

Fantino  634,  1296. 

Farabeuf  205,  1037. 

Farlow  424. 

Farmer  73. 

— Moore  81. 

Faroy  609. 

Fasano  728. 

Fasoli  294.  1327. 

Fasquell  1229. 

Faure  15,  200,  228,  408,  437, 

457,  501,  757,  769. 
Favre  110,  194,  340. 
Faysse  862. 
Fedele  871,  1328. 
Federmann  807,  921,  1229. 
Fedoroff  4,  19. 
Fehre  304,  827. 
Feilke  369. 

Fein  408,  441,  444,  491,  516. 
Feinberg  73. 
Feindel  491. 
Feiss  1233,  1247,  1283. 
Feldmann  310. 
Felix  444. 
F^lizet  265. 
Fenwick  957.  964. 
F6r6  8«8,  1039. 

—  und  Perrin  1135.  * 
Fergusson  441,  623. 
Fermi  1324. 

Fernet  559. 

Ferran  168. 

Ferrand  1293. 

Ferranini  156,  203,  982,   984, 

988,  1329. 
Ferraton  1214. 
Ferrier  276. 
Fertig  669. 
Fessler  251. 
F6vrier  740, 
Fichera  1039. 
Ficbtner  810. 
Ficker  623,  765,  1362. 
Filhouleau  278. 
Filliatre  43,  1061,  1064. 

—  et  Cornil  550. 
Finder  4,  527. 
Finger  1122. 

Fink  908,  912,  930,  1192. 
Finner  725. 


Finney  638,  654,  656,  657,  658, 

676,  691,  694. 
Finsterer  1030. 
Finsen  93,  104,  105. 
Fioravanti  1307. 
Fiore  995. 
Fiorentini  322. 
FioreUi  983. 
Fiori  206,  1118,  1307. 
Fisch  160. 
Fischer  35,  223,  310,  370,  510, 

577,  587,  704,   1006,   1007, 

1199,  1298,  1349. 

—  Defoy  1108. 
Fischl  488. 
Fitz  1250. 

v.  Fizeren  687, 

Flaissier  894. 

FlaUu  246,  360,  832. 

Fleiner  688. 

Fleischauer  1206. 

Fieischhut  587. 

Fleischl  968. 

Flesch  337. 

Fleizner  193. 

Flick  835,  1023,  1179. 

Flint  1216,  1217. 

Flagel  858. 

Flügge  159. 

Fochessati  1224,  1290. 

Foederl  320,  1024. 

Foesterling  803. 

FoUy  830. 

Fontoynont  920,  1200. 

Forbes-Ross  78,  304,  747. 

Forcart  723,  730,  735,  739, 
740,  743,  745,  747,  749,  756, 
757.  761,  821,  823,  824,  825, 
826. 

de  Forest  Willard  1238 

Ford  65. 

Fordyce  104. 

Forgue  850,  668. 

Forselles  366,  406. 

Forssner  223    . 

Försteriing  425. 

Fortescue-Brickdale  935. 

Förtner  269. 

Foulerton  1066. 

Fourneau  39. 

Foveau  de  Gourmelles  1293. 

Fowler  658,  841,   1100,  1230. 

Fox  1297. 

Fraikin  1250. 

Frao^ais  115,  1031. 

Francini  685,  1329. 

Kranck  213,  1129. 

Frank  200,  395,  516,  523,  599, 
603,  666,  891,  952, 967, 1086, 
1103,  1222,  1255.  1363. 

Franke  58,  113,311,573,  1293. 

Fränkel  86,  193,  194,  203,  292, 
310,  359,  411,  412,  582,  603, 
606,  658.  1113,  1187. 

—  Weichselbaum  1214. 
Frankenberger  472.  532. 
Frankenburger  858. 
Fraeklm  1268,  1860. 
Franquö  671,  1192. 


1372 


Jahresbericht  für  Chirurgie. 


Franze  601,  1268. 

Frascella  514. 

Frattin  428. 

Frattini  1328. 

FraubaDS  668. 

Frauen thal  äOl. 

Frederic  87. 

Frederici  398,  555. 

Fredet  769. 

Freer  408. 

Fremmert  431. 

Frendenberg  1083. 

Freudenthal  355. 

Freund  35,  189,  314,  623,  859, 

866,  1289,  1292. 
Frey  364,  1009. 
Freyer  1082,  1086,  1091, 1093, 

1095,  1106,  1119. 
Freymuth  172. 
Friedberger-Oettinger  322. 
Friedenwald  623. 
Friedheim  265,  782. 
Friedinger  975. 
Friedländer  217,  443,  555. 
Fridon  1171. 
Friedheim  1249. 
Friedlein  486. 
Friedmann  136,  152,  504. 
Friedrich  51,  52,  59,  310,  326, 

358.  362,  447,  448,  575,  721, 

840,  842,  949. 
Friolet  995. 
V.  Frisch  1039. 
Frischauer  246. 
Fritech  1129. 
Froelich  304,  1175,  1354. 
Fröhlich  938. 
Froia  562. 
Fromm  482. 

Fuchs  375,  703,  941,  1285. 
Fuchsig  759. 
Fujet  459. 
Fuld  85,  642. 
Füller  296.    745,    958,    1088, 

1093,  1109. 
Funccius  975. 
Funkenstein  746. 
Le  For  952,  1074,  1109,  1129. 
FOrbringer  65,  317,  319,  990. 
Füret  249. 
Fürst  753. 
Fürth  326,  1047. 
Füster  45. 

Fuster  u.  GoUewski  900. 
Futcher  955. 
Füth   183. 
Futterer  431. 


G. 

Gabourd  484,  1138,  1170. 

Gackowski  1004. 

de  Gaetano  217,  1199,  1329. 

Gage  558. 

Gager  1268. 

Gaigaerot  861. 

Gaillard  557,  1222. 

Galeazzt  1191. 


Galeotti  248,  475,  476,  500. 
Galesescu  und  Gradinescu  824, 

931. 
Galezowski  370. 
Galian  601,  1045,  1150. 
Galliro  735. 

GaUiValerio  189,  193,  322. 
Gailois  76,  561. 
Galzin  1211. 

Gangitano  539,  558,  819. 
Gangolphe  281,  458,  760,  1175. 
Gapuano  1215,  1225. 
Gardini  623,  1030,  1114. 
Gardner  4,  441,  977. 
Garel  512,  517. 
Gargar  964. 
de  Garmo  880. 
Garnier  354,  469,  610. 
Garrö  163,  212,  214,  298,  330, 

363,  490,  569,  631,  814,  877, 

909,  1220. 
Garrod  968. 
Gärtner  598. 
Gasparini  1193. 
Gassmann  238. 
Gaston  127,  189,  1052. 
Gatti  983,  984,  1066.  1114. 
Gaucher  111.  424,  925,  1268. 
—  et  Millian  1136. 
Gaudiani  940,  984. 
Gaudier  400,  1161,  1173,  1209. 
Gaugeie  304,  1218. 
Gaugerot  567. 
Gauiejac  232. 

Gaultier  310,  717,  853,  975. 
Gaupp  1293. 
Gauss  30. 
Gaussel  350,  760. 
Gauthier  299,   405,  659,  697, 

858,  899,  1201. 
Gayalas  1009. 
Gavani  1186,  1150. 
Gayard  490. 

Gayet  215,  283.  427,  659,  767. 
Gebele  257,  258,  265. 
Gefe  995. 
Geich  11163. 
Geigel  1268. 
Geipel  995,  1268. 
Gelmsky  1187,  1280. 
Geliert  1352. 

Gelpke  298,  660,  938,  984. 
Gemuseus  36. 
Genevois  114. 
Genewein  975. 
Gensoui  441. 
Gentil  984. 
Gentzen  985. 
Göraud  1122. 
Gerber  99,  245,  273,  408,  454, 

1293 
Gergö  319,  346,  407,  827,  842, 

985,  1352. 
Gergö  76,   89,   90,    183,   331, 

356,  434,  449,  454,  495.  512. 

521,  537,  544,  668,  670,  699, 

745,  787,  816.  881,  887,  896, 

975,   976,  1029,  1030,  1068, 

1073,  1142,  1148,  1252. 


I  Gerhardt  577. 

Gerson  1150. 

I  Gersuny  544,   854,  865,  1021. 
I      1056,  1057. 
'  Gervais  131,  419. 
!  Gerwin  800. 

de  G^ry  562. 

Gessner  226,  578,  1189,  1194. 

Gesualdo  Costa  891. 

Getzowa  481. 

Ghedini  127,  727,  880. 

Ghillini  1142.  1161,  1175. 

Ghiulamila  1170,  1215. 

Ghon  und  Sachs  841. 

Giacomelli  685,  851. 

Giani,  R.  20,  24,  30,  34,  37, 
96,  115,  116,  180,  185,  204, 
206,  216,  217,  221,  222,  228, 
238,  240,  294,  299,  349,  354, 
359,  365,  413,  415,  416,  42», 
454,  470,  471,  472.  477,  494, 
497,  500,  514,  518,  527,  539. 
540,  548,  549,  552,  554,  610, 
635,  672,  688,  693,  709,  7  IS. 
720,  722,  727,  733,  734,  737, 
752.  764,  766,  791,  796,  798, 
816,  817,  818,  820,  822.  827. 
836,  851,  852,  868,  869,  871. 
876,  877,  879,  880,  882,  886, 
891,  896,  900,  902,  903,  904, 
911,  915,  929,  931,  940,  943, 
952,  958.  969,  972,  974.  978. 
979,  981.  983,  984,  986,  987, 
990.  992,  994,  998.  1018, 
1019,  1026, 1035,  1051. 1080, 
1112,  1124,  1132,  1138, 1140. 
1151,1157,1165,  1167,1172. 
1191,  1197,  1198,  1201, 1202, 
1206,  1208,  1224,  1225, 1260. 
1288, 1290,  1296,  1801, 1305. 
1317,  1345. 

Giannettasio  941. 

Gibbon  808,  1194. 

GibelU  470.  1380. 

Gibson  229,  647,  953,  1009, 
1109. 

Giemsa  192,  193. 

Gierke  1004,  1U25. 

Giese  953. 

Giesel  396. 

van  Gieson  433. 

Gigli  389,  1192. 

Gilbert  567,  895. 

—  und  Foumier  924,  926. 

—  et  Lereboullet  865, 923, 925. 
Giles  1297. 

Gilg  606. 

Giliespice  911. 

Gilruth  186. 

Ginsberg  370,  877. 

Giordano  766,  962,  988,  1084. 

Girard  623. 

Girgolaw  555. 

Giulaceo  932. 

Giuliani  663,  975,  1330. 

Glas  433,  441. 

Glaser  908,  964. 

Glässner  642,  715. 

Gleimer  1291. 


Aatoren-Register. 


1373 


Gl^nard  718,  766,  941. 

Glimm  121,  288,  1291. 

Glisson  773. 

Glack  249,  357,  581,  686. 

Glflck  189. 

Glflcksmann  507,  1268. 

Glyarzshtein  1047. 

Glynn  362. 

Gmelin  568. 

Göbell  529. 

Gocht  1154,  1168. 

—  Lossen  1157. 

Godlee  431,  555. 

Godlewski  nnd  Martin  830. 

Goebel   35,  43,  77,   78,  479, 

1304. 
Goelet  943. 
Goerdeler  133. 
Goff  129. 
Golaz  605. 

Goldflam  567,  1010,  1285. 
Goldmann  198,  217,  355. 
Goldner  871. 
Goldscheider  332,  1293. 
Goldscbmidt  632,  684,  715. 
Goldstein  469. 
Goldwaith  1237. 
Goldzieber  378. 
Göllner  482,  1177. 
Golowin  384. 
GolU  855. 
GOmöry  899. 
GondescQ  1006. 
Gonzalez  Tanago  949. 
Good  590,  592. 
Goodall  466. 
Gordan  und  Wright  914. 
Gordon  310,  664. 
-  Buk  1225. 
GOrls  473. 
Gösch  972. 
GöBchel  844. 
Gösset  802. 
Gottheil  1268. 
Gottstein  505,  531. 
Gotzel  967. 

Gougerot  109,  445,  522. 
Goulej  1090. 
Gould  623. 

GouUiond  663,  732,  862. 
Gourdet  882. 
Gourdon  1134,  1159. 
GouHet  1254. 
Gouteaud  1218,  1220. 
Graanboom  763. 
Grad  20. 

Graefe  382,  391,  516. 
— Saemisch  383. 
Graf  921. 
V.  Graff  218. 
Graham  107. 
Gram  194,  746. 
Gramegena  253,  1268. 
Granchamp  110. 
Grandcl^ment  370,  1141. 
Qrandjean  964. 
Granger  354. 
Graser  316.  667. 
Grashey  1278,  1281,  1282. 


Grassei  1214. 

Grässner  258. 

Gratia  150. 

Gratschoff  878. 

Graupner  233,  604. 

Grawitz  1000. 

dell  Greco  1171. 

Greeff  344,  383,  388,  396, 1269. 

Greene-Cumston  88iB. 

Gregor  1222,  1293. 

Grögoire  975. 

Gregory  402. 

Greig  538. 

Grenet  338. 

Grenier  de  Cardenal  452,  975. 

Gross  1258. 

Griffith  229. 

Griffon  78,  558,  1036. 

Grinka  247. 

Grinker  360. 

Grisel  858,  1143,  1254. 

Gritti  62. 

Gronauer  1164. 

Gröndahl  1009. 

Gross  18,  238,  279,  444,  733. 

Grosse  321,  1257. 

Grossmann  365,  646. 

Gronssin  1054. 

Groves  441,  972. 

Gruber  389,  611. 

Qrflnbanm  202,  306. 

Grünberger  335. 

Grüneisen  843. 

GrQnenwald  472. 

Grunert  266,  864,  392,  620. 

Grünfeld  370,  1124. 

Grünhagen  1355. 

Grunmach  959. 

Grttnwald  448. 

Grützner  427,  623. 

Gubler  552. 

Gu^pin  1079. 

Guerin  1009. 

Gu^viteaa  896. 

Guevrini  360,  1330. 

Guiard  1009,  1013. 

Guibal  616,  880,  899,  960. 

Guib^  424. 

Guibert  896. 

Guidi  797. 

Guillain  812. 

Guillaume- Louis  1197. 

Guinard  19,  187,  229,  290,  419, 

785,  900,  995. 
— Koslowski  46. 
Guisez  537. 
Guissez  354. 
Guitera  990,  1020,  1093. 
Guizet  521. 
Guizetti  1115. 
Gullan  65,  86. 
Gulland  466. 
Gullstrand  898. 
Gumprecht  333,  598. 
Gundersen  1089. 
Gunn  969. 
V.  Gurbski  1257. 
Gurlt  257. 
Gurwitsch  385. 


Gussenbauer  264,  441,    1030, 

1256,  1363. 
Gaterbock  1024. 
Guthrie  10,  11,  1803. 
Gütig  238. 
Gutowski  182. 
Guttmann  395. 
Gutzmann  504. 
Guyan    184,    941,   958,    1011, 

1028,  1034.  1093. 
Guyond  1002. 
Guyot  813,  843. 


Haag  611. 

Haas  390,  849. 

Hab  330. 

Haberer  288,  495,   628,   712, 

726,  798,  802, 883, 892, 1029. 
Habs  441,  915,  938,  1161. 
Hackenbruch  84,  249. 
V.  Hacker  514,  653,  657,  662, 

666,  1041,  1127,  1223. 
— Luecke  666. 
Haegler  315. 
Haenel  38. 
d'Haenens   999,    1027,    1080, 

1049,  1050. 
Hagen  782,  1158,  1255. 
Hagenbach  284,  714,  871, 1353. 
HagenThom  370. 
Haggard  623. 
Haglund  1210. 

Hahn  212,  317,  504,  802,  849, 
I     869,  1288. 
'  Hajek  448,  449. 
Haim  541,  580,  668,  702,  776. 
Hain  229,  811. 
Haines  1104. 

Halasz  356,  407,  513,  530. 
Haibeistadter  106,  1289. 
Halbhuber  1081. 
Halbron  229,  233. 

—  und  Siegel  821. 
Halimbourgh  370. 

Hall  283,  535,  753,  1269. 
Hall«  842. 

Hallion  213,  484,  533. 
Hallopeau  101,  110,  189,  1036. 
Halsted  5,  89,  657,  879,  1180, 
1360. 

—  und  Clark  1048. 
Hamburger  209. 
Hamdi  647,  888. 
Hamilton  1134,  1177. 
Hammar  500. 
Hammerschlag  935. 
Hammock  1237. 
Hammond  893. 
Hammonic  1041,  1052,  1126. 
Hampeln  544,  545. 

Hanau  429. 
Handley  550. 
Hanf  583. 
Hanot  587,  895. 

—  Charcot  926. 


1374 


Jabresbericlit  fQr  Chirargie. 


Y.  Hftnsemann  71,  80,  264, 483, 

1025. 
Hansen  188,  871. 
HansY  658. 
O'Hara  1098. 
Harbitz  147. 
Harbordt  309. 
Harbarn  246. 
Hardouin  242. 
Dare  212,  610. 
Haret  1281. 
Uaris  985,  999. 
Harlan  370. 
Hariand  590. 
Harmer  522. 
Harmon  403. 
Harms  1191. 
Harper  683. 
Harrington  850,  922. 
Harris  958,  1103. 
Harrison  988,  990,  1075,  1082. 
Harston  900. 
y.  Hart  1042. 

Harte  763,  808,  1021,  1255. 
HArting  1104,  1156,  1160. 
Hartley  463,  485. 
Hartmann  370,  448,  449,  629, 

668,  675,  704,  732,  745,  857, 

963,  999,  1013,  1048,  1083, 

1100,  IUI. 

—  Lecdne  761. 
Hartwell  739,  857. 
Harvey  63. 

y.  Haselberg  1300. 
Hassal  1320. 
Hasslaaer  400. 
Hastings  354,  1150. 
--Hiller  427. 
Hatfield  63. 
Hathaway  349. 
Haudek  1238. 
Haag  400. 
Haughton  315. 
Hanry  11. 
Hansmann  803. 
Hauser  1017. 
Haasson  904. 
Hay  409,  1293. 
Hayem  705,  711,  926. 
— Grause  587. 

—  und  Leyy  924. 
Hayne  1062. 
Head  121. 
Heaton  809. 

Hubert  285,  463,  1135. 

Hecbt  446,  908. 

Hedlund  623. 

Hedonin  980. 

Hödon  178. 

Hegar  732. 

Heger  846. 

Hegetschweiler  446. 

Hegler  164. 

Heidenhain  648,  841,  889,  941. 

Heile  293,  325,  717, 1269, 1357. 

Heim  581. 

Heimann  398. 

Hein  444. 

Heine201,331,384,397,401,1020. 


Heineke  37,  1289,  1293. 

Heinemann  707. 

Heinicke  638. 

Heinlein  769,  1004. 

Heinricius  310. 

Heisrath  394. 

Helber  749,  1063. 

Helbing  490,  1162,  1163,  1237, 

1253. 
Helbom  344,  346,  387. 
Helferich  334,  436,   506,  854, 

904,  1351,  1359. 
Heller  339,  915. 
Hellin  556. 
Helly  239,  636. 
Helmbold  278. 
Helmholtz  623,  1281. 
Uemraeter  636. 
Hempel  484. 
Henderson  338. 
Hendric-Lloyd  332. 
Hendrix  1293. 
Henke  60,  74,  575,  1319. 
—  Miodowski  78. 
Henle  58,  403,  573,  657,  1256, 

1296. 
Hennen  1303. 
Hennequin  259,  260. 
— Loewy  1350. 
Hennig  256. 
Henrard  1281,  1289. 
Henrici  865. 
Henriksen  691. 
Häraud  202. 
Herbert  995. 
Herbet  425. 
Herbinet  280. 
Herbst  935. 
y.  Herczel  786,  975. 
H^resco  48. 

--  et  Daniölopolu  1043,  1129. 
Herescn  48,  950,  956,  958. 
yon  Herff  5,  81,  319. 
Herhold  964. 
Hering  450. 
Hermann  93,  1056. 
Hermes  42,  1023. 
Hern  443. 
Herou  606. 
üerrenschmidt  434. 
Herringham  und  Griffith  985. 
Herron  441,  445. 
Hertle  738. 
Hertzka  905. 
Herxheimer  189,  194. 
Herz  889,  1293. 
Hesekiel  1269. 

Hess  386,  444,  889,  975,  1247. 
Hess-Dorset  20. 
Hesse  614,   1174,  1213,   1283. 
Hesserth  182,  947. 
Hessing  1193. 
Hessmann  1137. 
Heubner  295,  607. 
Heuser  1138. 
Heuss  152. 
Heus8ner59,  61,  277,  492,  574, 

576,  847,  1070,  1159. 
Hevesi  1167. 


Hewelke  593. 
Heymann  159,  901. 
Hichens  182. 
G.  St-fiilaire  84. 
Hildebrand  203,  250,  533,  728. 

1098, 1269, 1294,  1300, 1349. 
— ,  Scholz,  Wieüng  206. 
Hildebrandt  34,  47,  199,  889. 

1006,  1148,  1303. 

—  und  Hess  1285. 
Hilgermann  1862. 
Hill  445,  647,  937. 
Hilliard  5. 

Hind  705. 

Hindman  671. 

Hinsberg  366. 

Hinterstoisser  685. 

Hippel  429,  796. 

Hirsch  276,    801,   889,    1144. 

1164,  1282,  1288. 
Hirschberg  85,  370,  377.  770. 
Hirschel  357,  548. 
Hirschfeld  289,  246,  1293. 
Hirschkron  860. 
Hirschler  118. 

Hirschsprung  761, 762, 763, 824. 
Hirst  465. 
Hirt  1025. 
Hnätek  334. 
Hobritz  1087. 
Hocbenegg  474,  519.  531,  843, 

854,  1^,  1368. 
Hochhaus  492,  905. 
Hochheim  394. 
Hochsinger  189,  196. 
Hock  975. 
Hocke  145,  146. 
Hodgkin  239,  1290. 
Hodgson  76,  928. 
Hödlmoser  530,  613. 
Hoeftmann  872. 
y.  Hoen  1297. 
Hoennicke  480. 
Hoetz  189. 
Hofbauer  927. 
Hoffa  203,  255,  257,  296,  298, 

304,  1159,  1169,  1212,  1217. 

1227,  1252,  1279,  1280, 1350. 
Hoffmann  80,   183,    191,   192, 

193,  194,  195,  196,  224,  535. 

563,   606,   635,    1010,  1040, 

1198,  1293. 

—  La  Roche  605. 
Hofmann  164,  854,  855,  864, 

1018,  1226. 
Hofmeister  279,  696. 
Hogge  1122. 
Hohlfeld  280. 
Höhne  609. 
Holdheim  172. 
Holding  1269,  1293. 
Holger-Trautne  303. 
Holland  1284. 
Holunder  49,   98,    105,   212. 

891   1193. 
Holmes  306*,  596,  1070. 
Holobut  206. 
Holst  1004. 
Holth  392. 


Auioren-Re^ster. 


1375 


Holtzendorff  1299. 
Holz  382,  439. 
Holzapfel  321. 
Holzknechi  624,   1281,   1288, 

1293 
Holzwartb  1852. 
H5nck  247. 
Honl  723. 
Honneth  406. 
HoDsell  370. 
van  Hook  5,  1104. 
HopmanD  196,  580. 
Hoppe  624. 
Horand  84,  242,  279,  347,  459, 

935,  1146. 
Horcocks  885. 
Home  580. 
Homstein  375. 
Horaley  359. 
Uosemann  74. 
Hotya  322. 
Hotz  391. 
HoughtoD  664. 
Houzel  218,  972. 
Hovoch  539. 
V.  HoTorka  276,   1139,   1250, 

1252,  1360. 
Howard  290,  1297. 

—  F.  HanBell  371. 
Howland  546. 
Hnbbard  1016. 
Hubert  602. 
Habscher  1187. 
Huchard  19,  1009. 
Hack  985. 

Hiiet  247. 

Haeter  271.  360,  945. 

Huggard  179. 

Hugier  1146. 

Hugaier  441. 

Halst  488. 

Uumbert  and  Balzer  1067. 

—  -Reh  567. 
Hampbry  486. 
Hunkin  263. 
Hanter  280. 

Hantington  263,  287,  1187. 
Happ  49. 

Hartado  1163,  1855. 

Hatan  295. 

Hatchins  5. 

Hatcbinson  196,  254,  459,  749, 

902,  927. 
Hantinghton  and  Ebright  763. 
Hatoehe  487. 
Hynck  1293. 


I. 


Ibrahim  300,  682,  762. 

IdeUohn  1200. 

Igelsrad  44. 

Ilka  396. 

V.  lUy^s  985,  996,  1141,  1352. 

Imbert  15,  17,  21,  1009,  1058, 

1108. 
Imbofer  441. 


Immelmann  1212,  1280,  1288, 
1288. 

Iropens  38. 

Ingals  538,  582. 

Inge  800,  801. 

Ingianni  1156,  1198. 

Isaja  323,  324. 

lachreyt  871,  377. 

Isoh-Wall  71. 

Isnardi  62,  97. 

Israel  27,  71,  72,  80,  207.  229, 
309,  780,  825,  945,  948,  963, 
964, 966, 988, 1000, 1004, 1 195. 

— Hahn  415. 

lesakowitsch  152. 

Ito  661,  1173. 

Ivens  505. 


J. 

Jaboalay  73,  363,  405.  552, 
657,  659,  661,  697,  710,  728, 
781,  748,  842,  896,  911. 

Agrafe  de  Jaccoel  1209. 

y.  Jacksch  1270. 

Jackson  527,  1070,  1308. 

Jacob  75,  1122. 

Jacobelli  1831. 

Jacobitz  814. 

Jacobson  323,  977. 

Jacobstbal  218. 

Jacoby  1015. 

Jacquin  102. 

Jaerbini  1807. 

Jaff6  827,  1084,  1088. 

J&ger  661,  1239. 

Jähningen  668. 

Jahr  658. 

Jakowsky  593. 

Jaksch-Luzet  925. 

Jancke  195. 

Janet  1074. 

Jankaa  1851. 

Jansen  332,  448,  1046. 

Janvier  419. 

Jardini  1261. 

Jarre  419. 

Jarecky  481. 

Javal  1009. 

Jaworski  817. 

Jeanbran  1140. 

—  Riebe  1150. 

Jeaane  697,  1052. 

Jeannel  863. 

Jeanseime  1036. 

Jedlicka  690. 

Jehle  812. 

Jellinek  483,  1202. 

Jenkel  953. 

Jenner  152. 

Jensen  74 

Jesionek  105,  120.  195. 

Jiann  218,  219,  589. 

Joacbimsthal  1116, 1156, 1164, 
1  34,  1270,  1288. 

Jochmann  306,  598,  594. 

Jocqs  371. 

JoflFroy  354. 


Johann  985. 

Johnston  116,  370,  871,  850, 

1210. 
Jomier  568,  610. 
Jones  275.  286,  296,  427,  558, 

609,  740,  770, 
de  Jong  150. 
Jonnescu   48,   867,   482,  624, 

646,  655,  672,  678,  699,  782, 

821,  880,  881,  927,  989,  941, 

999. 
Jooss  1040. 

Jopson  763,  812,  1180. 
Jordan  947,  1009. 
Jores  94. 

Joseph  214,  405,  965. 
Josias  814. 
Jouffray  501. 
Jonen  1135,  1171. 
Jourdran  1200. 
Jonsset  139. 
Jndson  1164. 
Jugak  441. 
Juliani  668. 
Julinsberg  108,  104. 
Juliidn  1122. 
Janker  1822. 
Jürgens  171. 
Juyara  670. 
Juy  948. 


Kabel  975. 

Eablukotr  185. 

Kader  40,  635. 

Kaeppelin  1216. 

Kaiser  200,  384. 

Kahler  1270. 

Kaisin  1251. 

Kftlble  139. 

Kalk  568. 

Kallenberger  229,  233. 

Kallionzi  1125. 

Kalt  371. 

Kalienbach  122. 

Kammeyer  866,  867. 

Kanayel  1150,  1287. 

Kanitz  434. 

Kantock  499. 

Kaposi  412. 

Kappeier  658,  664,  691. 

Kapsammer  963,  965,  966,  968, 

978,  1032. 
y.  Karas  46. 
Karewski  31,  55,  365,  532,  583, 

780,  786,    1206,  1207,  1211, 

1360. 
Kartulis  770. 
Kashimura  238. 
Kassabian  256,  1284. 
Käst  277. 
Katholicky  1283. 
Katzenstein  5.  207,  208,  219, 

598,  1056,  1057,  1125, 1258, 
Kaa£fmann  371. 
Kaufmann  502,  596,  624,  700, 

867.  1017,  1125. 


1376 


JahreBbericht  fllr  Ghinu^e. 


Rausch  58,  59.  573,  678. 

KaveczW  1109. 

Keen  198. 847, 408,  1138, 1355. 

Eeetley  85,  98,  1057.- 

Eeferstein  63. 

Kehr  724,  899,  902,  909,  912, 

914,  919. 
Eehrer  627. 
Eeimer  538. 
Keith  601. 
Eelen  965. 
Kelling  57,    59,  61.  83.  570, 

573,  574,  576,  581,  633,  634, 

676,  829. 
Eelly  64,  450,  641.  858,  948. 

958,  955,   1018.  1080,  1227. 
Eendig  860. 
Eendirdjy  47. 
Eennedy   98.   247,   294,   350, 

866,  865,  945. 
Eenyeres  1270. 
Eeppler  844,  401. 
Eermogant  1045. 
Eerner  810. 
Eetch  1236. 
Eeydel  965. 
Eeyes  1129. 
Ehan  1062. 
▼.  Ehautz  1180. 
Eiefer  252. 
Eienböck  1270,  1292. 
Eieseritzky  182. 
Eijewski  578,  583. 
Eiiiani  1351. 
Eillian  355,  407,  488,  448,  586, 

577 
Eilma  196. 
Eilmer  828. 
EilviDgton  244. 
Eime  805. 
Elnaman  58. 
Eindt  830. 
Eingbom  157. 
Eiomenoglon-Y.  Gabe  189,  198, 

195. 
V.  Eirchbaner  123. 
Eirchmayr  421. 
Eirchner  78,  896,  1182,  1188. 
Eirmisson  289,  517,  868,  889, 

1199,  1222,  1286,  1258. 
Eirsch  209. 
Eirscbbaum  682. 
Eirechner  1864. 
Eirstein  445. 
Eisch  1038. 
Eitasato  159. 
Elapp    270.    292,   829,    1084, 

1157,  1248,  1249,  1283. 
Elar  1168. 

Elauber  728, 1295,  1296,  1358. 
Elaussner  1148,  1860. 
Elein  812,  574. 
Eleinknecht  667. 
Elemm  311,  773,  777,  846. 
Elemperer  165,  899. 
Elinger  1059. 
ElingmüUer  106,  1270. 
Elotz  965. 
Elumpke  1229. 


Enaggs  884. 

Enapp  361,  379,  888,  639. 

Enienem  1139. 

Enight  492. 

EnOdler  219. 

Enox  1148. 

Eob  529,  1178. 

Eobert  63. 

Eöbner  122. 

Eoch  131.  152,  162,  167,  168, 

169,  170,  171,  176,  177,  321, 

718,  1122,  1187,  1304. 
Eocher  89,  163.  184,  858,  424. 

441,  466,  470,  483,  484,  491, 

493,  553,  631,  684,  649,  654. 

657,  662,  872,  876, 913, 1148, 

1162,  1172. 
Eochmann  81. 
Eock  965,  1086. 
Eockel  965. 
Eoder  5. 
Eohl  256.  1281. 
Eöhl  881. 
Eobler  406. 
Eöhler  157,  1186,  1207,  1288, 

1299. 
—  und  Herxheimer  1291. 
Eoiucbaroff  347,  842,  910. 
Eokoris  748. 
Eolb  71. 

Eoliscber  965,  1122. 
EOlliker  243,  293,  803,  1161. 
Eönig  59,  163,  263,  278,  805, 

843,  348.  426,  441,  570,  574, 

627,  800,  898,  1124,  1351. 
Eöllner  5. 
Eönigstein  18. 
Eonrädi  888. 
E5per  270. 
Eopits  1251. 
EOppen  844. 
Eoranyi  940,  967. 
Eorff  26. 

Eörner  122,  399.  409. 
Eornfeld  406,  1009. 
Eörte  581.  582,  653,  772,  780, 

784,  791,  792,  793,  829,  830, 

1176. 
Eosinski  578. 
Eossei  149,  150,  152. 
Eostanecki  495,  501. 
Eöster  886. 
Eottmann  605. 
Eowalewski  371. 
Eowalk  1297. 
Eraemer  168. 
Eraft  799,  1276. 
— Wiesner  1276. 
Eramer  518,  910. 
Eranepabl  309. 
V.  Erannhals  891. 
Erantz  189,  611. 
Eraske  60.  575,  855. 
Erasser  588. 

Eraus  5. 192, 195, 202, 395, 1293. 
— Ereissl  838. 
Erause  251,  343, 348, 358, 860, 

420,  448,    868,    917.    1233, 

1293,  1351,  1362. 


Erauss  1862. 

Eraat  192. 

Erawkoff  19. 

Erecke  1852. 

Erefting  197. 

Krehi  1298. 

Erems  522. 

Eress  et  Ockynczie  741. 

Eretley  630. 

Eretscbmann  399,  447. 

Ereuter  680,  734. 

Erlin  1855. 

Eroeroer  30. 

Erogius   845.    797,   799.  841, 

971. 
Erohne  612. 
Eroiss  429. 
Eromayer  125. 
Eronacher  321. 
Eronecker  617. 
Eronenberg-  532. 
Eroner  1176,  1256. 
Erönig  1295,  1296. 
Erönlein  60, 250, 846,  883,  887, 

576,  652,  975. 
Erotosczyner  1086,  1070. 
Eroacbkoll  1298. 
Erougiline  21,  22. 
Erfiger  288. 
Kmmbholz  65. 
Erumm  489,  883,  884. 
Euhlenkamp  516. 
Eubn  110,  529,  886. 
EQhn  640. 
EQbne  980. 
Eahnel  239. 
Eubnt  856,  886,  894. 
Euknchi  144,  145,  146. 
Ealbs  1006. 
Eammell  26,  58, 351,  402.  486, 

572,  574,  781,  958.  962,  964. 

965. 1084, 1108,  1233,  1279. 
Eammer  482,  502,  1004. 
Eonwald  530. 
Eunze  871. 
Earpjaweit  309. 
Earzmann  5. 
Enrzwelly  43. 
Euss  624,   1094,    1099,   1100, 

1108. 
Eüss  828,  850. 
Enssmaul  673. 
Eflsier  336,  887,  388.  422,  448, 

727,  792,  966,    1015,    1086. 

1139. 
Eatscher  152,  159. 
Euttner  804. 
EOttner  125, 202, 480, 574,  588, 

645, 770, 823,  848,  885,  1279, 

1295,  1296,  1802. 
Euzmik  976. 
Eynoch  905. 


Labarre  401. 
Labb^  732. 
Labeyrie  281. 


Antoren-Begister. 


1377 


Laborde  112. 

Laeapöre  424. 

Lacasse  935. 

Ladenbarger  60. 

Lacombe  178. 

Ladkin  247. 

Landolt  871. 

Laffitte  189. 

Laffont  176. 

Laffraiiehi  672. 

Lafon  877. 

LafoDd  94& 

Lafon^VillamonU  344,  896. 

Lagleyse  371. 

Li^ranga  387. 

Laignel-Layastina  886. 

Lallemand  177. 

Lamberger  1364 

Lambert  600. 

Lamer  985. 

Lamoaroaz  1179. 

Lampe  941,  1038. 

Lancereaox  2dl,  624. 

Undan  31,  88,  878,  900, 1060. 

Landaner  88. 

Landerer  218* 

Landeaberg  529. 

Landmann  888. 

Landolfi  843. 

Landoozy  186. 

Landow  282,  421. 

Landowsky  114. 

Landstettiar  1026. 

Lane  17,  197. 

Lang  120,  215,  548,  1040. 

Langdow  418. 

Lange    198,   246,   552,    1197, 

1249,  1280. 
Langemak  429. 
T.  Langenbeck  441,  865,  1808. 
Langendorff  17. 
Langer  122,  512. 
Langbaos  1884. 
Laanelongne    158,    281,    300, 

502,  818.  122i. 
Lannoia  866. 
-'•CUment  5. 

Lang470, 484, 1055, 1180, 1282. 
de  Laperaonna  891. 
Lapeyre  729. 
LapiDtky  244,  833,  882. 
Laplace  865. 
Laqaear  98,  801. 
Larrab^  941. 
Lasarew  380. 
Laaaar  1290. 
Lasaoear  189,  193. 
Latoucfae  740. 
Latour  227. 

Latroache  480,  502,  1168. 
Laaenstein  212,  1164. 
Launois  598. 
Lauper  764. 
Laurana  587. 
Laaschmann  1049. 
Lautenschläger  321. 
Lavaux  1009. 
Laiven  87,  945. 
Lawraaon  Brown  178 

Jahresbericht  fOr  Chlmrgie  1905. 


Lawrenea  441,  848,  1047. 

LawBon  178. 

Lawson  Dodd  459. 

Lawson-Täit  865. 

Lazaronin  1181. 

Lazams 

Leadericb  925. 

Leber  885. 

Lebert  1327. 

Leblond  871. 

Lebrain  220,  441. 

Lebmton    1076,    1111,    1125, 

1128,  1131. 
Lebmn  298,  1256. 
Lecdne   501,    503,    953,   999, 

1065,  1132. 
Leelere  611. 

Ledderhoae  159,  233,  1349. 
Lederer  382. 
Ledermann  101,  898. 
Ledingham  1293. 
Ledo  1195. 

Leedham-Qreen  317,  848. 
Legal  1170.  1192,  1250. 
Legg  523,  666. 
Legge  186. 
Legoud  729. 
Legrand  901,  1852. 
Legros  82.  1271. 

—  und  Lec^ne  1329. 
Legnen  16,  671,  675,  755,  968, 

1014, 1059, 1083, 1104,  1110. 

—  et  Chiri^  1011. 

—  Pillet  1106. 
Lehmann  786. 

Lejara  296, 810,  327,  542,  568, 

615,  729,  746,  841,  885. 
Leiter  654. 
Lemaire  972. 
Lambert  524,  579,  952,  997, 

1018. 
Lemoine  561. 
Lemon  908. 
Lemonnier  432. 
Lempp  729. 
Lenez  832. 
Leniclet  434. 

Lenhartz  60, 808, 575, 598, 620. 
~  and  Kisslmg  1285. 
Lennander  691,  840. 
Lennan  770. 
Lenoble  507. 
Lenormant  289,  347,  457,  616, 

832 
Lenzi*474,  495,  497. 
Lenzmann  339,  492,  712,  770, 

1293. 
Leod  670. 
Leenditi  193. 
Leonhardt  256,  609,  958,  1271, 

1286,  1288,  1293. 
Lepage  279. 
Läpine  966. 

—  Porot  247. 
Leprince  213. 
Lepski  284. 
Leray  160. 

Lerda  97,  822,  978. 
Leredde  188. 


Leriche  154, 299,  502,  518,  521, 

660,  706,  710. 
Lermovez  366,  406. 
Leroi  des  Barrea  282. 
Leroj  1000. 
Leroux  891. 
Leachreff  471. 
Leser  881. 
Lesicar  479. 
Ussenet  985. 

Lesser  105.  128,  196.  1154. 
Lessing  486,  721,  985,  1124. 
Lett  554. 

Letalle  75, 180,  568,  728,  806. 
Letzterich  104. 

▼.  Leube  698,  985,  990,  1298. 
Lensman  1122. 
Levack  1293. 
Levan-Barret  1286. 
Levassort  872,  882. 
Levi  248,  289,  1254. 
Levin  371. 
Levi-Sirage  925. 
LaTT  289,  436. 

—  Dom  105,  959,  1281,  1286. 
Lewandowsky  298. 

Lewin  20.  87,  175. 

Lewis  406. 

Lewtas  1048. 

Lexer  250,  357,  1108,  1351. 

V.  Leiden  73.  523,  587,  74a 

— QrSning  54. 

Lichtenauer  49,  996. 

Lichtenberg  1015,  1041,  1298. 

Lichtenstern  und  Katz  966. 

Lichtheim  368,  1298. 

Lieber  1271. 

Lieberg  605. 

LieberkOhn  734,  869,  1323. 

van  Lier  250. 

Lignidre  129,  150. 

Lijcklama  ä  Nijcholt  1146. 

Lilienfeld  738,  1149,  1182. 

Lilienthal  280,  4U0.  633.  647, 

959,  976,  978,  1097,  1207. 
Lindemann  185,  900,  1122. 
Lindner  618,  847,  926. 

-  -  Schmidt  620. 
Lindqviat  513. 
Li&dsay  Steven  927. 
LindstrOm  540,  799. 
Linhart  441* 
Lininger  878,  1175. 
Link  584. 

Linser  502. 

Lippmann  893. 

Lipschatz  192. 

Lisfranc  863,  1188. 

Lissauer  224,  281. 

Lister  307.   326,   1308,   1304, 

1368. 
Listen  424,  458. 
Litlewood  247. 
Littaner  1006. 
Litten  587,  608. 
LitÜe  1159. 
Löbker  996. 
Löbl  65. 
V.  Lobmayer  1352. 

87 


1378 


Jahresbericht  für  Chirurgie. 


Lockwood  187,  689. 
Loeb  74.  »99,  987. 
Loeper  156. 
Loeeener  1800. 
Loeviosohn  806. 
Loewe  322. 
Laffler  84. 

van  Loghera  1017,  1088. 
Lohnstein  1076. 
Loison  247,  618,  1271. 
Lombardi  1088. 
Lomer  484. 
Lommel  1298. 
Londau  1271. 
Long  492,  1010. 
LoDgard  1058. 
Longo  726. 
Longuet  821. 
Longyear  941. 
Ldnnqvist  1801. 
Looser  279. 
Lop  24,  1149. 
Loränd  565. 

Lorenz  277,   293,   918,   1143, 
1157,  1212,  1287. 

Lorenzoni  298. 
Lorten-Genond  106. 
Lortet  275. 
Laser  194,  1292. 
LoBsen  250,  419,  1298. 
Lotheisen     511,    580,    776, 
880. 

Lotze  848. 

Loumaigne  948,  996. 

Lonmeau  1092. 

Loye-Leitsch  556. 

Low  885. 

Low  1068. 

Löwe  407,  527. 

Löwenhardt  945. 

Lowett  1236.  1287,  1242. 

Lo^rson  1017. 

Loze  494. 

Lubarsch  141,  239,  509. 

Labowaki  312. 

Luc  447. 

Lucas  959,  1202. 

—  Championiöre  12,   13,   14, 

15,  61,  66,  226.  257,  260, 

414,  778.  878,  1141. 

LucCaldwell  448,  450. 
Luck  945. 

Lücke  658,  889,  1020. 
Ludloff  863.    864,  921,  1186, 
1250,  1283. 

Lner  46,  1260. 

Lnff  229. 

Luke  8,  9. 

Lukis  371. 

Lumiöre  710. 

Lund  690. 

Lundblad  874.    . 

Lundborg  487,  488. 

Lusena  471,  487,  1116,  1183. 

Lusenis  1068. 

Lustig  476. 

Lutaud  70. 

Lutki  467. 


Luvs  964.  963,  965,  995,  1012, 

1014,  1028,  1128. 
Luzzani  339. 


Maass  6,  63,  65,  214, 287,  288, 
337,  340,  382,420,486,682, 
691,  721,  723,  724,  726,  728, 
844.  961.  1021,  1029,  1032, 
1091,1103,1158,1171,1228, 
1238,  1255,  1290,  1291. 

Maberly  836. 

Mabit  184. 

Macaggi  1807. 

Mao  Bumey  202, 781, 786.  802, 
948. 

Mac  Callum  487. 

Mac  Garty  974. 

Macconkey  189. 

Macdonald  699. 

Mac^  444. 

Mac  Ewen  1224. 

Macewen  398.  786. 

Mao  Fadyen  139. 

Mac  Gillavry  462. 

Mac  Gowan  99. 

Mac  Graw  655. 

Maohol  638. 

Mackay  699. 

Mac  Kee  120. 

Mackenrodt  996. 

Mackenzie  601. 

Mac  Kernen  492. 

Mac  Lennan  1192,  1216. 

Mac  Leod  93. 

Macnaughton  1132. 

— Jones  829. 

Macri  621. 

Madelung  765,  829. 

Maeder  1024. 

Maerz  372. 

Maffei  71. 

Maffucci  136. 

Magno  546.  113& 

Magnus  1162. 

Magrassi  878,  1047,  1124. 

Mah^  460. 

Mahne  66. 

Majenski  818. 

Maillard  296. 

Maio  1227. 

Maisooneuve  441,  1131. 

Maixner  898. 

Makara  495. 

Makins  1209. 

Makner  591. 

Malafosse  65. 

Malapert  1188. 

Malcolm  54, 97, 770, 842,  1361. 

-  Morris  97,  106. 

Maläcot  1131. 

Malgaigne  414. 

Malherhe  24,  81,  210. 

Malouvier  948. 

Malloizel  431. 

Malpighi  928. 

Manasse  364. 


Manby  119. 

Mandel  730. 

Manders  1293. 

Mangelsdorf  116. 

Manges  711. 

Manicatide-Gslacheeco  188. 

Manley  1172. 

Mann  100. 

Manne  441. 

Manninger  183,  831,  544. 

Manson  1218. 

von  Manteuffel  616. 

Maragliano  180, 709, 722. 1271. 

1882. 
Marassini  1118. 
Marburg  1018. 
Marc  Andrä  405. 
Marcarini  1382. 
Marchaifl  284. 
Marchand  74, 80. 350, 860,  863. 

929,  1256,  1384. 

—  Bonnet  80. 
Marchesi  1138. 
Marchetti  686,  1907. 
Marcond^s  181. 
Maroon  812,  1297. 
Marcrae  842. 
Marcus  122,  201,  608. 
Marcuse  125,  809. 
Marcy  842. 
Maröchal  155. 
Maresch  889. 

Marfan  444,  768,  922,  925. 
Margarucci  714,  1882. 
Mariani  132. 
Mane  82,  105,  258.  289,  333, 

436,  611,  1010,  1017,   1022, 

1078,  1261. 
Marinel  1249. 
Marion  1058. 
Mariotti  472.  1333. 
Markley  1271. 
Markwald  109,  742. 
Marmorek  180,  162,  174,  175. 
Marsh  804,  487,  1218,  1263. 
Marshall  196.  886.  945.  1297. 
Martin  25,  33,  64,  219,  263. 

404,  447,  458,  845,  905. 
Martina  568,  1042. 
Martinet  66,  505,  896. 
Martini  250.  972,  985,  1307. 
Marütts  1357. 
Marwedel  666,  1351. 
Massa  1288. 
Massabuan  350. 
Massimi  549. 
Massobrio  1271. 
Massel  319. 
Mastrosimone  942. 
Matas  452.  1194. 
Mathieu  446,  747. 
--Boux  747,  766. 
Matinian  281. 
Matouoka  705,  1054,  1211. 
Matthew  53,  556. 
Matti  649,  650. 
Mattoli  658,  896. 

—  Fowler  657. 
Matten  1355. 


Atttoren-Regiflier. 


1379 


Mauclaire    845,    1067,    1147, 

1168. 
Mauges  763. 
Maunsell  1010. 
Mauran  82. 
Maury  665,  725. 
Maat«  et  Daniel  1048. 
Maximow  1039. 
May  392,  398,  394. 
Maydl  1020. 

Mayer  310,  504,  592,  624,  718. 
Mayet  75,  308. 
Maygrier  6. 
Maylord  724.  914. 
Mayo  658.  690.  720,  724,  725, 

756,  844,  888,  913. 
—  -  BobBon  667,  687,  918. 
MayoD  872. 
Mayrhofer  287. 
Mazet  372. 
Mc  Ardle  664. 
Mc  Arthur   844,    904,    1048, 

1103. 
Mc  Bamey  655,  688. 
Mc  Cardie  23. 
Mc  Caal  1297. 
Mc  Gay-Thuraton  860. 
Mc  Gomac  736. 
Mc  Gosb  841. 
Mc  GalJagh  398. 
Mo  GiU  1091,  1096,  1100. 
Mc  Graw  659,  725. 
Mc  Kenzie  484. 
Mc  Kerron  1298. 
Mckie  538. 
Mc  Einnon  1097. 
Mc  Martry  828. 
Mc  Neil  403. 
Mc  Swoeny  283. 
Mc  Weeney  191. 
Meckel  419,  734,  1816. 
Medow  397. 
Meibom  394. 
Meinert  481. 
Meinbard  Pfaundler  332. 
Meisel  60,  575,  793. 
—  Branner  122. 
Meistring  904. 
Meixner  474. 
Meiler  872. 
Mellin  98. 
Meltzer  382. 
Memmi  900,  916. 
Mendel  98,  177,  295,  604. 
Mendes  230. 

Mön^trier  u.  Aubertin  901. 
Meniöre  401. 
Menn  764. 
Menne  290. 
Menzel  446. 
Menzer  128. 
Meriggio  180« 
Mercier  854. 
Merck  27,  46,  52,  98,  111,  112, 

180,  195,  605. 
Merg  401. 
Merge  491. 

Merkel  239,  492,  634,  701. 
Merminga  359,  389. 


van  Merris  390. 

Mertens  348,  858. 

M^ry  289,  598. 

Merzbach  1129. 

Merzbacher  244. 

Messiter  1209. 

Metayer  289. 

Metcalf  n.  Safford  996. 

MetchnikoffBoux  190. 

Metschnikoff  76,  192, 193,  195. 

Metzger  770. 

Metzlar  576. 

Mensel  1853. 

Meyer  36,  65.  198,  271,  812, 
825,  832,  333,  336,  348.  368, 
387,  514,  585,  536.  730,  783, 
858,  860,  874,  1087,  1206, 
1256. 

—  Albert  1248 

—  u.  Eisenreich  1298. 
— Westfeld  620. 

y.  Meyer  843,  1203,  1241. 
Meyerhof  64. 
Meyerowitz  490,  1252. 
Mibelli  110,  118. 
Michaelis  1025. 
V.  Michälkovics  670,  1352. 
Michauz  260,  457,  995. 
Michel  1010. 
Micheli  948. 
Michels  554. 

—  und  Weber  224. 
Michniewicz  1187. 
Michon  914,  1026. 
Middlesex  550. 
Middleton  860. 
Mielicki  496. 
Mieck  451. 
Mielecki  501. 

Mignon   201,   280,    857,  890, 

1139. 
V.  Mikulicz  285,  288,  807,  878, 

448,  508,  511,  524,  573,  638. 

652,  665,  754,  807,  838,  889, 

840.  865,  868,  869, 915, 1279, 

1840,  1849. 
Mildan  533. 
Miles  6,  1350. 
Milian  1193. 
Miikö  699,  896. 
Miller  444,  568,  858,  1284. 
Milligan  355. 
Mills  360. 
Milne  80. 
Milner  208,  548,  564,  715,  720, 

1258. 
Milward  914. 
Mineryini  94,  1015. 
Minelli  860. 

Minkowsky  802,  831,  892,  949. 
Minor  246,  351. 
Mintz  19,  405. 
Mirabeau  958. 
Minorescn  638,  1006. 
Mitchell  186,  681,  686,  699. 
Mixa  625. 
Miyake  307. 

Möbius  239,  439,  482,  484. 
Mocquot  539. 


Moffais  272. 

Mohr  280,  804,  567,  815,  881, 

890,  1035. 
Mohrmann  676,  784. 
Molas  1081. 
Moldowan  87. 
Molinie  1200. 
Möller  131,  142,  150,  152. 
Mombarg  1184. 
Mondri  727,  766. 
Moncany  954,  1038. 
BOnckeberg  708,  852. 
Monhard9  1194,  1307. 
Moniä  1043,  1129. 
Monks  720. 

Monnier  812,  861,  1153. 
Monod  29,  770,  886,  936. 
Monro  258,  278,  366. 
Monsarrat  996,  1174. 
Mont^li  596. 
Montenovesi  514,  984,    1118, 

1260. 
Montgomery  441. 
Montprofit  17,  659,  725. 
Montserrat  79. 
Monnssen  602. 
Monzardo  114,  554,  672. 
Moore  78,  275,  641. 
— Walker  78. 

Moorhead  '289,  314,  588,  904. 
Moosbrugger  806. 
Morath  32. 
Morau  379. 

Moreax  100,  856,  410,  1195. 
Morel  6,  849,  602,  616,  813, 

1199. 
Morelli  1071,  1350. 
Morel-Raymond  1028. 
Moresco  986. 
Morestin  107,  280,  845,  417, 

418. 434, 452,  550, 832, 1044, 

1137,  1149,  1150, 1198, 1194, 

1199. 
Moretti  372. 
Morgagni  499. 
Morgour  990. 
Mori  1043, 1333. 
Morian  489. 

Morickau-Beauchant  1188. 
Morison  49,  50,  680,  656,  906, 

1150. 
Moritz  408,  599,  600. 
MorLind  179. 
Momac  838. 
Moro  557. 
Morpurgo  1317. 
Morreau  528. 
Morris  97,  598,  610,  675,  948, 

946,  959,  1290. 
Mort  245. 
Mortier  1078. 
Morton  39, 770, 791, 1201, 1289, 

1291. 
V.  Moschcowitz  820.  383. 
Moser  271,  293,  311,  621. 
Moses  210. 
y.  Mosetig  42,  286,  293,  730, 

1325. 
Mosheim  561. 

87* 


138Q 


Jahresberiebt  fttr  Chirargie. 


Most  208,  492,  1210. 
Moukowics  1080,  1898. 
Motaia  886,  390. 
Motchane  181,  410. 
Motj  230,  568,  675,  1211. 
Motz  952. 

—  u.  Pereanaas  1077. 
Moucany  et  Delaony  885. 
Mouche  704. 

Moochet  433,  758,  1161. 
Mougend  de  Sain-Äird  1188. 
Monllin  653,  690,  697,  1071. 
Monisaet  o.  Rome  972. 

—  u.  Vallas  892. 
Moulin  630.  1179. 
Moanier  5'^. 

Monre  408,  486,  505,  521,  533. 

Mooriqaand  231,  243,  281,  611. 

Montier  904. 

Moyer  286. 

Moyiie  788. 

Moynihan  629,  687,  693,  725, 
756,  906,  918,  1091. 

MoTBsei  936. 

Mozoarelli  1046. 

Modd  1088. 

Mahsam  59,  573. 

Muir  240,  1857. 

Males  386. 

Mflller  8, 11, 25,  83, 35, 52, 212, 
249,  273,  315,  325,  327,  843, 
348,  385,  390,  400,  444,  548, 
549,  570,  691,  718,  721,  726, 
729,  781,  734,  747,  748,  750, 
752,  753,  760,  761,  762,  805, 
819,  820,  822,  827,  829,  880, 
846.  906,  920,  1006,  1065, 
1071,1157,1167,1234,1251, 
1293,  1353. 

—  König  365. 

—  Nebelthaa  1296. 

—  Seidelmann  831. 
Malzer  190. 
Mamford  1187. 
Mammerj  853,  868,  1850. 
Manch  418. 

Manro  656,  808,  1229. 
Monteanu  620,  833. 
Marphy  287, 490, 568, 773, 801, 

978,  1253,  1284. 
Murray  24,  74,  881,  484,  485, 

597. 
Murrel  66,  190,  568,  597. 
Muscatello  752, 856, 1021, 1 172, 

1202,  1312. 
Mflsch  1277. 
Moschold  1300. 
Maskat  1167. 
Masset  4»3. 
Masumecc  615. 
Maszkat  534,  589. 
Matterer  606. 
Mya  625,  763. 
Myers  1210,  1227. 
Myles  592. 
Mynlieff  986. 


n. 

Naegeli  182,  184. 

Nagel  399. 

Nakayama  527. 

Napefhoff  863. 

Narath  652,  897. 

Narbut  361. 

Nardi  930. 

Nason  Dann  614. 

Nassaaer  960. 

Nathan  280,  1286. 

Nattan-Larrier  295. 

Naa  892. 

Nannyn  605,  767,  907. 

▼.  Navratil  407,  511,  581, 1352. 

Neck  582,  673,  921,  1133. 

Nedelooft  1353. 

Negri  340,  1307. 

Negroni  539,  1048,  1142, 1213. 

Neild  683. 

Neisser  104,  363. 

N^Iaton  238,   440,  458,   912, 

1030,  1142,  1155. 
Nemenoff  1137. 
Nenberg  79. 
Neuberger  1048. 
Neaenbom  6. 
Neafeld  152. 
Neagebaner  42,  387,  771,  884, 

854  882 
Neahaas  6i6,  669,  1043,  1053. 
Neuhäoser  976. 
Nenkirch  182. 
Neamann  94,    194,  866,  899, 

615,  976,  1131,  1200. 
Nenmeister  568. 
Nearath  1284. 
Newcomet  1293. 
Newmann  943,  1131. 
Nicholson  850. 
Niclot  nnd  Heayer  986. 
Nicol  597,  845. 
Nicoladoni  1168. 
Nioolan  109,  847. 
Nicolas   110,    194,   339,    840, 

611,  617. 
Nicolic  898. 
Nicolich  959,  967,   986,  1017, 

1086,  1096,  1272. 
Nicolini  1174. 
Nicolle  357,  366,  602,  879. 
Nicolson  343. 
y.  Niederbäasem  26. 
Niedner  1298. 
Niemack  655. 
Niessen  195. 
Nikolski  759. 
Nimier  1150. 
Niosi  1833. 
Nittis  818. 
Nitze  993,  1031. 
Nizzoli  1010. 
Nobe  1164. 
Noble  87. 

Noeggeratb  193,  575. 
Noesske  861. 

Noetzel  7a4,  785,  888,  839. 
Noeyer  644. 


Nogias  491. 

Nognös  952. 

Nolot  1214. 

Nonne  361. 

Nordmann  708,  780,  798. 

Nordstrom  298. 

Norris  6. 

Notes  751. 

y.  Notthaffl  1073. 

Noy^oBserand  242,  880. 

Nowaok  240,  399. 

Nylander  197,  97a 


Oberländer  1079. 
Obemdorfer  88,  427. 
Oberst  35,  38,  711. 
Oberti  1116. 
Öchsner  582,  800. 
Odier  244. 
Oehlecker  1176. 
Oebler  155. 
Oertel  902. 
Oestreich  932. 
Oestreicber  1131. 
Oettinger  643. 
Otterfeld  729,  1010. 
Ogstou  1163,  1164. 
—  Lac  355. 
Ohm  544. 
Okada  248.  1338. 
(Okaniewski  1021. 
Oliyer  184,  488. 
Ollier  441,  606,  977. 
d'ÖUsnitz  517. 
Ombredonne  912. 
Onodi  356,  448. 
Onorato  471,  987,  1885. 
Openshaw  277,  1198. 
Opitz  948. 
Oppel  938. 
Oppenheim  156, 198, 861, 1068, 

1188,  1200. 
Oppler  642,  643,  1885. 
Oraison  959. 
Orlowski  948. 
Ormsby  188. 

Orth  71,  78,  80, 135,  848,  936. 
Osgood  1289. 
Osler  231. 
Ossig  1281. 
Ostertag  941. 
Oswald  482. 
Otis  1014. 
Otto  757,  930. 
Oalmont  and  Ramont  924. 
Owen  85,  231,  862,  428,  1820. 


Pacha  349. 
Pachino  863. 
Paci  1214. 
Packard  568. 
Paderi  1822. 
Padala  1262. 


AatoraS'Ragiater. 


1381 


Paetsold  1228. 

Pagensteoher  68,  66,  67,  69, 
828,  891,  1022. 

Paget  288,  484,  1212. 
Painter  296. 
Paisseaa  608. 
Palacioa  1045. 
Pal-Ebstein  927. 
Palermo  29. 
▼.  Paleta  1852. 
Pallard  851. 
Palma  917. 

Paltaiif  192,  472,  610,   1022, 
1820. 

Pancoast  1298. 
Pantaloni  780. 
PanÜDff  849. 
de  Paoii  851,  1262,  1835. 
Papanicol  821. 
Papi  864. 
Pappenheim  924. 
Paramore  212. 
Park  287. 
Paraacondolo  67. 
Pardini  875. 
Pardoe  954. 
Parinaud  890. 
Park  860. 
Parke  605. 
Parker  771. 
Parkinson  899. 
Parkiason  858. 
Parken  469. 
Parmentier  810. 
Parona  1201. 
Parron-Papinian  296. 
Parry  1010,  1159. 
Paraona  411. 
Partach  410,  441. 
Paacheflf  872. 
Paael  758. 

Paaqnier  le  Fort  1189. 
Paaaaggi  827. 
Paaaayant  320. 
Paasier  782. 
Pasaini  809,  716. 
PAaaler  482,  488. 
Pasaow  855,  399,  716. 
Pasteau  821. 

Pastear  76,  428,  606,  1804. 
Patel  154,  456,  527,  750.  771, 
896,  911,  978. 

Patel  et  Daroox  864. 
Patella  154. 
Pater  481,  568,  902. 
Patemo  828. 
Pateraon  861. 
Paton  973. 
Patorki  U53. 
Patry  1151. 

Paachat  819,   782,   742,   748, 
987,  1098  1096. 

Panl  877,  528. 
Paunz  587. 
Paase  872. 

Paatrier  188,  484,  435. 
Pawlow  686. 
Payenneville  432. 


Payr  60,  881,  400,  441,  568, 

575,  696,  712,  759,  761,  767, 

774.  1128. 
Payr  und  Martina  892. 
Peacocke  240. 
Pdan  1022. 
Pearaon  817. 
P^chäre  954. 
Peck  850,  901. 
Pederaen  6,.  1180. 
Pegler  408. 
Pegram 
P4bn  202. 

—  und  Gennet  221.  224. 
Peiper  876. 

Peiser  88,  84,  889,  1066. 
Pel  2tiB. 
Pelagati  110. 
Pellanda  456. 
Pellegrini  497,  787. 
Pela-Leuaden    112,    278,   954, 

1120. 
Pentot  741. 
Penzo  1067. 
Pensoldt  561. 
Pepere  902. 

P^raire  589,  1148,  1201. 
Perard  959. 
Peraaai  240,  1179. 
Perdrizet  1188. 
Peres  786,  787,  980. 
P^riganlt  1008. 
Perman  212. 
Peronne  431,  812. 
Perroncito  248. 
Perry  286. 
Perthes  210, 251, 288, 458, 562, 

739,  762,   1139,  1147,  1168, 

1272. 
Pertz  1265. 
Perugia  1272. 
Perutz  1080. 
Peachel  384. 
Peter  409,  1021. 
Petersen  78,  79,  633,  705. 
Petersen  6,  485. 
Petges  1136. 
Petit  856,  872,  501,  550,  559, 

604,  b68. 
-,  M.  G.  d'Alfort  741. 
PeMn  291. 
Petrenz  976. 
Petresco  198. 
Petroff  1008. 

Petmschkv  170,  171,  593. 
Pettera  64. 
Petry  788. 
Peuckert  976. 
Peyer  708. 
Pezold  1302. 
Pfahl  1304. 
Pfaler  1272. 
Pfalz  872. 
Pfann  881. 
Pfaundler  684. 
Pfeiffer  68.  586,  1285. 
Pfltzner  1136. 
Pflanz  101. 
Pflaamar  249. 


Ph4Up  1079. 

Philip  180. 

Philipowicz  822. 

Philipps  1054,  1272. 

Philipeon  112. 

Phiepa  1186,  1164,  1165. 

Piazza  418. 

Piccinino  1272. 

Pic  et  Rome  602. 

Pichler  431,  1087. 

Pick   78,   79,  479,  580,   648, 

1038. 
Pickardt  645. 
Picker  1078. 
Picot  814. 
Picqn^  490,  861,  894,  948,  996, 

1049,  1066. 
Pieper  948. 
Plerantoui  959. 
Pieria  788. 
Piöiy  206,  611. 
Pietkiewioz  486,  459. 
Pietzner  118. 
Pihl  384,  889. 
Pilcher  1077,  1092. 
Pillicke  198. 
PUt  707. 
Pilz  217. 
Pinatelle  661. 

—  et  RiYiöre  781. 
Pinchart  754. 
Pineles  470. 
Pinkas  240. 
Piollet  863. 
Piper  246. 
Piqnantin  432. 
Piquö  61,  854,  1146. 
Pirogoff  21,  1189,  1808. 
Pirone  719,  846. 

Y.  Pirquet  145,  146,  147. 
Pitrea  490. 
Pitt  707. 
Placzek  1800. 
Plagemann  128a 
Plant  443. 

—  n.  Steele  1006. 

— Vincent  488,  442.  504. 
le  Play  284. 
Plehn  479. 
Plenk  882. 
Pletzer  22. 
Plitt  878. 
Ploeger  194. 
Plowriglit  65. 
Plummer  518,  748. 
Pluyette  281. 
Podhoretzky  828. 
Poehl-Tarchanoff  1272. 
▼an  der  Peel  1029. 
Poenaru  541,  1148. 
— Caplescu  87,  48. 
Pohlmann  986,  937. 
Poiner  201,  245, 414, 419,  486, 
755,  998. 

—  u.  d'Antona  1309. 
Pois  1298. 
Poissonier  849,  518. 
Poiacco  1887. 

PoU  1015. 


1382 


Jahresbericht  fQr  Chinirgie. 


Pollack  289,  876. 

PoUandt  64,  195. 

Pollnow  394. 

Pollosson  815. 

Pölya  775,  849.  879,  881,  883. 

Poncet  75,  154,  183,  200,  201, 

297,  299,  582,  609,  625,  663, 

781,  1196,  1201,  1211,  1282. 
— Lenche  296. 
Ponfick  639,  938. 
Pons  482,  1175,  1202. 
Pooler  65. 
Popoff  288. 
Poppi  816. 
Porri  831. 
Port  185.  412. 
Porto  766. 
Porter  968. 
Posadaa  916. 
Poener  1000,  1016,  1031,  1042, 

1054,  1088. 
—  a.  Rapoport  1074. 
Postempski  884. 
Potoin  565. 

Potel-Dabar-Montennis  64. 
Pothörat  201,  250,  251,  348, 

850,  419,  420,  760,  844,  846. 
Potin  588. 
Poad  689. 
Poulalion  590. 
Poolt  478. 
Poapart  874. 
Ponsson  954,  988,  990,   1098, 

1100,  1108, 
Powell  568. 
Power  682,  931. 
Poynton  804,  856. 
Pozzi  746. 
Pozzolo  490. 
Praetorins  108. 
Pravaz  478,  1155. 
Preindlsberger  42, 48, 46, 1103. 
Preleitner  ä. 
de  Prenderville  7. 
Prentschaft  192. 
Preiswerk-Cbampret  452. 
Presnel  1047. 
Preysing  884. 
Price  771. 
Prieur  748. 
Princeteaa  1041,   1185,   1143, 

1150,  1165,  1182,  1206. 
Pringle  62,  556,  1010. 
Priö  o.  Comas  1286,  1291. 
Pritchard  190. 
Proust  1089,  1097,  1118. 
Provera  117L 
Pmtz  1840. 
Prym  442,  492. 
PugUsi-Allegra  1835. 
Pnjat  1087. 
Pulley  987. 
Pnlvermacher  88. 
Pnpovac  1256. 
Parpora  625.  1018. 
Partscher  875. 
Pasateri  416,  1336. 
Pascha  ig  32. 
Pasey-Caldwell  1272. 


Patti  1336. 

Payhaabert   240,    946,    1146, 

1182. 
Pnzey  88,  431,  1291. 
Pynchon  592. 


Qaadrone  1289.    . 

Qaeirolo  761. 

Qa^nu  61,  260,  847,  350,  675, 

724, 728, 856,  862,  918, 1197. 
Qaercioli  1268. 
de  Qaervain    168,    466,    469, 

619. 
Qaeyrat  1045. 
Quincke  1285,  1293. 
Qaintin  7. 
Quinten  214. 
Qaodbach  220. 


Rabaad  84. 

Rabe  950. 

Rabino  witsch  152. 

Rabl  496. 

Racoviceana  48,  215. 

Raehlmann  372. 

Rafin  954,  1015. 

Rahmdohr  930. 

Rainer  765.  927. 

Ramend  115,  858. 

Ramsay  385. 

Randone  1298. 

V.  Ranke  584. 

Rankin  1298. 

Ransohoff  987. 

Ransom  882,  833,  386. 

Ranson  308. 

Ranzi  845,  1188. 

Rasch  372. 

Rathery  937. 

Ran  822. 

Rauch  899. 

Rauchfnss  1246. 

Raachwerser  483. 

Raaenbnsch  1280. 

Rausch  185. 

Rautenbere  361. 

Ranenbaech  1088. 

Ravant  et  Darr«  1037. 

Ravasini  1096,  1119. 

Raye  896. 

Raw  150,  810. 

Ray  826,  1207. 

Raymond  247,  861,  812. 

Raynaud  110,  1287. 

Razzaboni  1119. 

Rebentisch  814,  1098. 

Reber  717,  718,  728,  724,  728, 

780,  733,  738,  740,  743,  744. 

745,  748,  754,  756,  758,  828, 

826. 
Reboul  289,  741,  948,  1028. 
V.  Recklingbausen  114,   1242. 
Reclas  95,  260,  485,  452,  459, 

736,  771,  1049,  1150,  1849. 


V.  lUcrey  745. 

Räczey  668. 

Redard  179,  1150. 

— Zentler  539. 

Redon  1047. 

Reerink  1011. 

Regnaalt  565. 

R^er  771. 

Rehn  59,  61,  570,  574,  576. 

783,  784,  864,  1082. 
Rehns  et  Salmon  373,  1273. 
Reich  209,  243. 
Reiche  488. 

Reichel  478,  806,  1125,  1163. 
Reichelt  689. 

Reichmann  361,  377,  625,  645. 
Reid  1287. 

Reiner  445,  1225,  1241. 
Reinfelder  936. 
Reinhard  535. 
Reis  385. 
Keisser  760. 

Reitter  224,  847,  954,  973. 
Reizenstein  513,  518,  1038. 
Remenir  819,  1852. 
Remlinger  340. 
Remonchamp  980. 
Renaalt  1129. 
Renant  981,  982,  1009. 
Rengghi  930. 
Renner  807,  1037. 
Ränon  19. 
Renton  1100. 
—  u.  Teacher  1211. 
Renvers  1289. 
Reqae  978. 
Respinger  311. 
Rethi  448,  528. 
Retterer  275,  719. 
Reuter  6a 

ReuteiskiOld  730,  744,  1176. 
Revenstorf  220. 
Reverdin  319,  438,   470,  675. 

1039,  1068. 
Rev  1128. 
Reyher  1280. 
Reymond  234.  617. 
Reyn  98.  106. 
Reynier  12,  14,  15,  281,  533. 

668,  675,  771.  805. 
Reynolds  955. 
Rhein  492. 
Rheiner  190. 
Rhia  Barton  1225. 
Ribabeau-Domas  982. 
Ribas  y  Ribas  987. 
Ribberi;  70,  73,  74,   80.   148, 

195, 225, 510,  548,  609,  1007. 

1323. 
Ricard  12,  16.  28,  713.  1188. 
— -Cbevrier  725. 
Richards  87,    190,  419,   591, 

976. 
Richardson  486,  927,  1072. 
Richartz  507,  1355. 
Richaud  321. 
Riche  477,  615,  1141. 
Richter  87,  156,  966.  1076. 
Ricker  233. 


Autoren-Register. 


1383 


Ricon   1042. 

Riedel  218,  473,  661,  689,  732, 
801,    848,  915,  1022,   1086, 
1150,  1171,  1220. 
Rieder  159,  639,  1285,  1288. 
Riedinger    540,    1157,     1242, 

1284. 
Riedl  1288. 
Rieffei  244,  1139. 
Rie^ner  1033. 
Riehl  109. 
Riea  7,  452,  859. 
Riese  830,  909,  1000,  1353. 
Rieseofeld  1273. 
Riga  433. 
Rigby  885. 
Rille  194. 
Rimann  1186. 

▼.  Rindfleisch  270,  708,  1345. 
Rindone  1048. 
Ringleb  1015. 
Risa  613 
Risel  901. 

RisaxnaDn  996. 

Ritachl  3,  48,  63. 

Ritter  79,  80,   240,  330,  550, 
568,  1283. 

Riva  Rocci  53,  598. 

Rivet  103.  850. 

Rivingston  541. 

Rizzo  1387. 

Rizzoli  414. 

Roaf  641. 

Robbins  108. 

Roberg  431. 

Robert  104,  922,  1044,  1143. 

Robertson  73,  683. 

Robin  129,  234,  602,  861. 

Robinsohn  1284. 

Robson  86,  627,  771. 

Rocaz  767. 

Roch  1197. 

Rochard  764,  879. 

Rocher  299,.  427,   724,   1045, 
1058,  1159. 

—  -  Billet  188. 

Röchet  996,  1065,  1104.  1105, 

1131. 
Rodari  626,  722. 
Roder  946,  1000. 
Rodet  617. 
Rodhe  1293. 
Rodmann  686,  691,  698. 
Roegner  846. 
Roger  17,  337,  469. 
Roget  355. 
Rohmann  322. 
Rohmer  373. 
Rohrbach  502. 
Rohrer  112. 
R^ihricht  22. 
Roith  26. 

Rolaod  1225,  1309. 
Rolando  852,  997,  1338. 
Rolleston  1139. 

—  und  Attlee  987. 
- — Whipham  515. 
Rollin  976. 
Romann  920. 


Romberg  608. 
Roma  602. 

—  et  Bombes  de  Villiers  225. 
Römer  7,  1149. 

Rommer  70,  80, 145,  210,  319, 

385,  771,  1230. 
Röna  310,  1125. 
Roneali   351,    352,    353,   359, 

1310. 
Roncayrol  1134. 
Röntgen  1288. 
ROper  1139. 
Röpke  70. 
Roque  225,  300. 
Rosansky  523. 
Röscher  193. 
Rose  424,  437,  457,  898. 
Rosenbach  88,  303,  412,   976, 

1293,  1362. 
Rosenberg  7,  626,  731. 
Rosen  berger  1293. 
Rosenfeld  643. 
Rosenheim  749,  908. 
Rosenkranz  1134. 
Rosenstein  955. 
Roser  229,  886. 
Roskoschny  305,  1169. 
Rossi  197,  539,  1191. 
Rossiwall  311. 
y.  Rosthorn  326,  1038. 
Rotch  609. 
Roth  7,  436,  1149. 
— Dräger  13,  15,  21. 
Rother  700. 
Rothfuchs  21,  894. 
Röthlisberger  966. 
Rothschild  1074,  1076. 
Rottenstein  338,  1139,  1236. 
Rotter  27,  60,  183,  220,  575, 

778,  792,  863,  1851. 
Rouffart  718. 
Roughton  360. 
Rousseau-Saint-Philippe  284. 
Roussy  361. 
Rontier  232,  434,    442,   754, 

755,  846. 
Rouville  757,  813. 

—  et  Martin  686. 
Rouvillois  1298. 

Ronz  24,  62,  192,  193,  195, 
282,  441,  656.  657,  659.  662, 
686,  731,  747,  754,  1099. 

—  de  Brignoles  62. 

—  de  Mezimienz  460. 
RoTighi  987,  988.  989,  990. 
Rovsing  271,  292,   963,    965, 

966,  967,  988,  1063,   1082, 

1089. 
Rowland  608,  1139. 
Le  Roy  des  Barres  1195. 
Ruault  444. 
Rubesch  551. 
Rubinato  904. 
Rubner  295, 
Rubritius  736. 
Rückel  373. 
Ruckert  267. 
Rudauz  906,  1018. 
Rnediger  310. 


Ruff  56,  57. 

Ruffer  990. 

Rüge  611,  704. 

Ruggi  832,  833,  880,  943,  967, 

1051,  1265,  1338. 
Ruggle  1091. 
Rnmpel  967,  1273. 
Rumpf  226. 
Rumszewicz-Kieff  373. 
Runge  115,  1128. 
Rupp  185,  815. 
Roppauer  502. 
Ruppel  312 
Ruprecht  527. 
Ruschhaupt  608. 
Russ  1143. 
Russell  568,  868. 
Ruth  49. 

Rutberfurd  815,  946. 
Rutkowski  664. 
Le  Rny  307. 
Rydygier  46,  1082,  1084. 


von  Saar  344. 

Sabanejeff  1191. 

Sabouraud  434. 

— Pignot-NoirÄ  1273. 

Sachs  192,  386. 

Sachsalber  373. 

Sadjer  336. 

Sahli  210,  640,  717. 

SaiUard  431. 

SaintJacques  1072. 

Salaghi  1234. 

Salamon  988. 

Salge  718. 

Salinari  818,  851,  1308. 

Salmon  195. 

Salomon  444. 

Salus  144. 

Salzer-Navaro  880. 

Salzwedel  323. 

Sampson  997. 

Samelson-Eliwansky  556. 

Samter  869. 

Sandberg  626,  820,  990,  1090. 

Sanderson  485. 

Sänger  568. 

Saniter  828. 

Santoro  771. 

Santncci  184,  885,  1339. 

Sarbach  467. 

Saigent  815. 

Sarvey  1303. 

Sartorari  34. 

Sarvonat  682,  683. 

Sai-wev  136,  318. 

Sasaki  636. 

Sassi  186. 

Sato  973. 

Sattler  380. 

Sauer  1179. 

Sauerbruch  503,  511,  514,  523, 

524,  669. 
Savage  445. 


ia84 


Jahresberielit  lllr  Ohümrgie. 


SaTariAd  231,  241,  668,  698, 

741,  748,  890. 
Sarvire  161. 
a«yy  912. 
Sawtchenko  182. 
Scadato  1116. 
Scagliosi  186,  285. 
Scarpa  236. 
Scbachner  1072. 
Schaefer  1026,  1056. 
Schaeffer  817,  361. 
Schäfer  399,  1298. 
Schaflfer  483,  508. 
Schaltock  416. 
Scbamberg  118,  1298. 
Schaoz  1197,  1248,  1248. 
Scbaposchnikoff  608. 
Scharogorodsky  936. 
Schatz  365,  407. 
Schatzky  1273. 
Schaudinn  191,  192,  198,  194. 
Scheben  090. 
Schede  257. 
— -Eacbbaain  1190. 
Sche£f  460. 
Soheidemantel  1007. 
Schein  114,  1040,  1273. 
ScheinmaDn  449. 
Schemel  264. 
Scheuermann  269. 
Schiaaai  896,  929. 
Schick  145,  147.  311. 
Schieffer  53,  1293. 
Schiele  214,  1150. 
Schiff  86,  86. 
Schiffer  782. 
Schifferdecker  732. 
Schiffmann  339. 
SchifoDe  23,  1047,  1117, 1889. 
Schilling  1015. 
Schimmelbuach  821. 
Schinzinger  554. 
Schirmer  395,  396. 
Schjeming  1279. 
Schkarin  86. 
Schlacht  865. 
Schlagenhaufer  1384. 
Scblagintweit  846,  1284. 
Schlange  583,  803. 
Sehlatter  1180,  1210. 
Schlee  212,  1252. 
Schleich  9,  31,  34,  478,  585, 

654,  978. 
Schleip  u.  Hildebrandt  1298. 
Schlesinger   284,    285.    1099, 

1160,  1355. 
Scblie  514. 
Schliffer  696. 
Schlit8ky.532. 
Schloffer  58»  323,  572,  760. 
▼.  Schmarda  851. 
Schmey  617. 
Schmid  976. 
Schmidlecbner  123. 
Schmidt  88,  78,  84,  568,  619, 

640,  642,  643,  680,  701.  716, 

763, 080, 945,  946,  990, 1074, 

1130,  1245, 1273,  128d,  1298, 

1300. 


Schmieden  269,  966,  1081. 

Scbmiegelow  367. 

Schmincke  82,  128. 

Schmitt  788. 

Schmitz  944. 

Schmorl  284,  908,  1020,  1025. 

Schnabel  1241. 

Schneider  518. 

Schneiderlin  1195. 

SchniUler  723,  843,  908. 

Schniz  515. 

Schoemann  844. 

Scholtz  322,  449. 

Scholz  357,  876,  549. 

Schönbom  285. 

Schönebeck  490. 

SchöQberr  878. 

Schopf  9. 

Schottmaller  310. 

Schreiber  522,  990,  1862. 

Schreyer  504. 

Scbridde  209,  510. 

Schröder  558,  845. 

V.  Schroen  152. 

Schroeter  1132. 

V.  Schrötter  241,  406,  522, 580, 

537,  608. 
Schnchardt  279. 
Schahmacber  946. 
Schaller  78,  158,  300, 848,  955, 

969,  1277,  1285. 
Scbulthess  1244,  1850. 
Schultz  229. 
Schnitze  243,  662,  716.   1148, 

1152,  1164. 
Schulz  270,  555,  1010,  1269. 
Schulze  190. 
Schahmann  1284. 
Sohnmborg  907. 
Scbaaslor  632. 
Schutz  749,  766. 
Schatze  1298. 
Scbwalbaoh  860. 
Schwalbe  227,  508. 
Schwalm  1808. 
Schwartz  289,  414,  478,  1143, 

1174,  1181. 
Schwarz  235,  822,  558,  626, 

635,  1194. 
Schwanbach  874. 
Schwarzenbach  813. 
Schwarzkopf  800. 
Schwedenberg  241. 
Schweinburg  1298. 
Schwyzer  604. 
Sciallero  173. 
Scimeni  878. 
Sclavo  187,  1885. 
Scott  Garmichael  19. 
Scudder  662,  681. 
Seaman  1298. 
Sears  686. 
Sebileau  290.  355,  360,   485, 

436,  442,  452,  457. 
Secrötan  100. 
Sedgwick  688. 
Sedille  944. 
S^dillot  1189. 
Seeihorst  1181. 


Seelig  28. 

Seeligsobn  89. 

Seggel  298. 

Sellbeim  997. 

Senator  106. 

Segard  885. 

Segond  250,  419. 

Sefart  465. 

Seidel  440. 

Seitz  818,  1210. 

Seldowitsch  1298. 

Selenkoff  421. 

Seilei  1123. 

Sellenings  879. 

Sellheim  1182,  1241. 

Semon  528. 

Semmelweiss  1804. 

Senator  885,  1288. 

Sanoert  18,  279,  521. 

Sender  1179. 

S^nöchal  284. 

Senn  452,  456,  568,  669,  1143, 

1178,  1207. 
Senni  795,  917. 
Serda  470. 
Seranin  910. 
Sergent  158. 
Serralach  1022. 
Settegast  1282. 
Setd  552. 
Settcert  733. 
Severeanu  348,  786,  827,  8SS. 

1291. 
Severino  1200. 
Sevestre  279. 
Seydel  848,  1297,  12d8,  1800. 

1802,  1804. 
Seyffert  446. 
Sfameni  1835. 
Sharpless  268. 
Shattock  486. 
Shattuck  1128. 
Shaw  1047. 
—  Maokenzie  74. 
Sheen  232.  879. 
Sheild  558. 
Sheldon  671,  672. 
Sherman  268, 1021, 1158.  1171. 
Sherrili  886,  955. 
Sherrington  11,  17. 
Shevin^ton  826. 
Shiba  879. 
Shielda  1355. 
Shoemaker  87. 
Sharly  592. 
Sicurd  480,  771. 
Sick  114,  245,  880.  771.  95». 
Sicuriani  976,  1015. 
Siebenmann  401,  449,  512. 
Sieber  307,  973. 
Siebert  549. 
Siebs  1282. 

Siegel  191,  195,  241,610,813. 
— -DeTal  et  Marie  610. 
Siegenbeck  van  Henkelom  784. 
Siegert  284. 
Siegfried  52. 
Siffre  25. 
Siglio  716. 


Antorra-Ragi&ter. 


1389 


Sikeneyer  84. 

Sikora  8S2. 

Silbergleit  148. 

Silbermark  42,  686,  780. 

SilbenteiD  545,  1214. 

Silez  895. 

Sill  481. 

Similew  997. 

Simmonda  187,  861,  584,  552, 

928. 
Simon  684,  720,  767,  818,  819, 

997,  1172. 
Simonelli  191,  194. 
Simpson  758. 
Sim  Wallace  406. 
Sinclair  87. 

—  White  168. 
Sinding-Larsen  1217. 
Singer  748,  804,  908. 
Sjövau  609. 
Sipber  704. 

Sippel  948. 

Siato  1841. 

Sittmann  593. 

Sjögren  1291,  1292. 

Skoda  556. 

Slade  907. 

Slajmer  875. 

Slatineanu  107,  981. 

Sliwinski  64. 

Small  858. 

Smart  959. 

Smith  408,  465,  474,  485,  771, 

861,  914.  1326. 
Smnrtbwaite  401,  408. 
Sn^aereff  782. 
Snellen  890,  394. 
Snvder  873. 
Sobemheim  194. 
Socin  472. 

— Bnrckhardt  1081. 
Söderbaum  815,  803. 
Sofer  160. 
Sokolow  181. 
Sollen  969. 
Solinary  885. 
Solia-Cohen  591. 
Sommer  578. 
Sommerville  1198. 
Sondaz  246. 
Sondermann  400,  406. 
Sondern  1000. 
Sonnenberg  1855. 
Sonnenbarg  47,  68,  219,  227, 

780,  785,  1038,  1288. 
Sorel  991. 
Sorgente  1026. 
Sorgo  580,  581. 
Sorrentino  110. 
Sosainka  246. 
Sotiriadte  839. 
Sonbbotine  810. 
Sonli^  184,  235,  847,  932. 
Sonligouz  868,  1059. 

—  n.  Goaget  978. 
Sourdilles  859. 
Soatham  818. 
Sowinaki  191. 
Sowoboda  110 


Sowton  11,  17. 

Spadacci  948. 

Spadaro  247,  818. 

Spalteholz  1351. 

Spandri  1058. 

Speck  159. 

Spieffler  882. 

Spieler  142. 

Spitzer  192,  197,  1125. 

Spitzky  1188. 

SpitzmfiUer  254. 

Spitzy  249,  1154,  1245. 

Spivac  679. 

Sprailing  860. 

Sprengel  794,  1146,  1164. 

Springer  899,  442,  1289. 

Spronk  1187. 

Sqaier  1098. 

Srdinko  1015. 

SBawin  524. 

V.  Stabel  1064. 

Stochelin  198. 

V.  Stacker  692. 

Stackes  865. 

Stadler  209. 

Stainforth  100. 

Stanley-Parkinson  157. 

Stanton  1010. 

Starck  600. 

Stark  511.  519,  520. 

Stanbli  814. 

Stedroann  373. 

Steele  556. 

Steensma  967. 

Stegmann  98,  418,  478,  485, 

1080,  1293. 
Stein  484,  1364. 
Steinbachel  54,  55,  948. 
Steiner  88,  976,  1298,  1852. 
Steinhaaa  861. 
Steinbeiroer  901. 
y.  Steinbachel  80. 
Steinmann  1058,  1280. 
Steinsberg  226. 
Steinthal  553,  659,  696,  726, 

938 
Stellwag  382. 
Stembo  1292. 
Steubeck  960,  1274. 
Stenger  348,  505. 
Stenner  191. 
Stephanie  174. 
Stephenson  186. 
Stern  199,  583,  588,  606,  945, 

949,  991,  1099. 
Sternberg  50, 51,  81,  584, 1065. 
Stendel  1203. 
Steven  568,  704,  928. 
Stewart  178,  248, 848, 944, 990, 

1063.  1209. 
Steyrer  968. 

Stich  214,  215, 830, 1212, 1226. 
Sticker  83. 
Stieda   275,    348,    909,    958, 

1041,  1186,  1280,  1V'81. 
Stiffler  545. 
Still  680,  684. 
Stiller  908. 
Stinelli  556,  569. 


Stinson  1123. 

Stintzing  108,  383. 

Stockam  1801. 

Stimimann  763. 

Stoeckel  1024. 

StoeclLlin  444. 

Stoeltzner  274. 

Stoerk  1025. 

Stolanoff  87,  48,  107, 126, 181, 
218,  219,  283,  845,  862,  367, 
541,  601,  619,  620,  646,  655, 
670,  881,  842,  881,  910,  927. 
981.  940,  991,  1045,  1151, 
1170,1174,1181,1228,1291. 

Stokes  424,  441.  848. 

—  Hutton  1868. 

Stöltzner  991. 

Stolz  45. 

Stone  556. 

Stoney  888,  816,  910. 

Stoos  444. 

Storbeck  991. 

Stordeor-Verhelat  1018. 

Stori  745. 

Stotzer  38. 

Strandgaard  1068. 

Strasser  465,  552. 

Str&ter  890,  959,  991,  1285, 
1286. 

Strauss  199,  748,  750,  967, 
1000, 1026,  1032,  1046, 1198, 
1207. 

Strebel  105. 

Stretton  187. 

Strichland  928. 

Strominger  48,  862,  1088. 

Stmbell  448. 

▼.  Strflmpell  598,  924. 

— Pierre-Marie  1288. 

y.  Stubenrauch  718, 

Stuertz  566,  567. 

Saarez  de  Mendosa  517. 

Subbotitch  808. 

Saess  701. 

Saeve  97. 

Sagden  66. 

Sultan  348,  1238. 

Summers  749. 

Sttoer  1011. 

Sflpfle  191,  194. 

Surmont  626. 

Sutcliffe  493. 

Suter  828,  884,  988,  1184. 

Satter  242. 

Swain  906. 

Swan  968. 

Swoboda  87. 

Syme  465,  1189. 

Symonds  813. 

Syms  HOL 

y.  Sziiy  1852. 

Szimanowaky  880,  886. 


T. 

V.  Tabora  626.  705. 
Taddei  96,  997.  1801. 
Tagliakozii  391. 


1386 


Jahresbericht  fOr  Chirurgie. 


Talke  92,  578. 

Talma  847. 

Tanasesco  206,  411. 

Tandler  734. 

Tannen  1195. 

Tanten  247. 

V.  Tappeiner  120,  1200. 

Tarda  539. 

Tamier  517. 

Tamowsky  540. 

Tatsajiro  Sato  948. 

Taaber  344,  345. 

Taubert  1060. 

Tavel  315. 

TawastBtjema  668,  737. 

Taylor  361,  373,  664,  815,  862, 

874,  1236. 
Teacher  187,  480. 
Tedenat  1129. 
Tedeschi  88. 
Teich  373. 
Teiilaia  483. 
Teissier  85,  156,  300. 
Tellier  455. 
Tendeloo  955. 
Teoon  380,  387. 
Terranova  1000. 
Terrier  8.   27,    28,  501,  617, 

728,  732,  773,  913.   - 
Terre  .906. 
Teske  1186. 
Tentschländer  1110. 
Thaler  1274. 
Thalmann  123. 
Thanisch  531. 
Th^bault  868. 
Thädenat  900. 
Thelemann  738. 
Thellung  421. 
Thenen  18. 
ThenvcDy  1257. 
Theaing  194,  195. 
lliöveDot  609,  1175,  1201. 
Thiebierge  110,  195. 
Thiem  1178. 
Thienger  484. 
Thiers  490. 
Thiersch  35.   62,  69,  97,  98, 

287,348,391,392,1139,1192. 
Thies  1274. 
Thimann  1007. 
Thöle  894. 
Tboma-Zeias  1330. 
Thomas  50, 187, 316, 772, 1096, 

1143. 
Thomescn  und  Nestor  824. 
Thömmessen  186. 
Thompson  10,  65,  585,  1011, 

1214. 
Thoms  606. 
Thomson  22.  76,  356,  439,  443, 

465,  527,  535,  1222. 
—  Miles  1350. 
Thomdike  960,  1080,  1237. 
Thomwaldt  449. 
Thost  537. 
Thumin  936. 
Thure-Brandt  854,  863. 
Thumeyssen  14,  15. 


Thurston  226,  362. 

Tiberti  333. 

Tibbles  1011. 

Tichow  1253. 

Tiegel  543,  563,  579. 

Tietze  427,  722. 

Tiflfany,  Flavel  373. 

Tillaux  1049,  1349. 

Tilley  409. 

Tiliier  663. 

Tillmanns  215,  784. 

Tilmann  47. 

Tilton  861.  894. 

Tinker  1091. 

Tischer  80. 

Tissot  13. 

Titow  611. 

Tixier  458.  756,  767,  1127. 

Tizzoni  248,  333. 

Tockel  680. 

Le  Tohir  235. 

Tollemer  618. 

Tollkahn  311. 

Tomaszewski  194,   197,  1058. 

Tomellini  845. 

Tooth  253,  356. 

Torkel  734. 

de  la  Torre  1855. 

Toni  1842. 

Toubert  16. 

Toujan  1007. 

Toupet-Lebret  186. 

Tonrnades  1118. 

Tourneault  750. 

Tourtoulio  Bev  188. 

Toussaint  1198. 

Traube  610. 

Trautmaun  183. 

Trelat  438. 

Tr^molieres  597,  626,  741. 

Trendelenburg  58, 60, 1 17, 284, 

236,  314,  572.  575,  576,  619, 

629,  738,   1013.  1156,  1178, 

1195,  1238.  1296. 
Trenwith  1123. 
Tren  383. 
Trevelyan  863. 
Treves  809,  810.  944. 
Trevisan  220. 
Tricomi  766,  895. 
Tridon  373.  1134. 
Trinci  1138. 
Troiani  882. 
Trommer  978. 
TrouUienr  437. 
Tronsseau  394,  707. 
TrouvÄ  1028. 
Trudeau  168. 
Truffi  110. 
Trunezek  83. 
Tsakyroglous  404. 
Tschistjakow  373. 
Tschmarke  1172. 
Tschudy  723. 
Tsutsuroi  249. 
Tubby  202,  1168,  1232. 
—  Jones  1855. 
Tuffier  8,   15,   16,  31,  32,  44, 

84,  261,  343^  413,  414,  492, 


675,  697.  852,  857,  913,  939. 

988,  1013,  1104,  1281. 
—  und  Haret  1292. 
Turban  129,  158. 
Turck  67K 
Turinis  62. 
Türk  607. 

Turner  200,  355.  356,  406,  656. 
;     755,  1162,  1187,  1192. 
Tasioi  1050.  1344. 
Tweedy  317. 
Twichell  153. 
Tyrmann  899. 
Tyson  772. 


U. 

überth  974. 

Uchermann  365. 

Uffenheimer  439,  843. 

l3£Fenorde  399. 

Uhthoff  374,  382,  404. 

UUmanu  1011,  1061. 

Dmachigi  832. 

Umher  608.  620,  635,  928. 

Unger  1038. 

Unna  73,  102.  108,  404. 

—  Tänzer  1387. 

Unterberger  221,  844. 

Urban  1229. 

Urbantschitsch  365. 

d'Urso  918. 

Uteau  936,  1011,  1012. 


V. 

Vaccari  518. 

Vaciori  1007, 

Vagedes  152. 

Vaie  1014. 

Valenti  340,  1136. 

Valerio  1344. 

Yallar  697. 

Vallas  498,  662,  668,  772.  923. 

—  Leriche  846. 

Vannucci  890. 

Vaquez  236. 

Variol  197. 

Vasilin  1151. 

Yassale  471,  477. 

Vater  724. 

Yatter  833. 

Vaudin  732. 

Vaughan  998. 

Vanghu  723. 

Vauvert  772. 

de  Vecchi  903,  976,  978. 

della  Vedova  687,  968,  1845. 

van  der  Veer  1002. 

Vegas  185. 

van  de  Velde  1192. 

Venot  1194. 

Verdelet-Pareau  900. 

V.  Vereb^ly  745. 

Vergely  1184. 

Verhoogen  296,  1084,  1089. 

Verneuil  163. 


Antoren-Register. 


1387 


Yernon  Harconrt  12. 

Teaal  1187. 

del  Vesco  882. 

Veter  762. 

Veyrassat  95,  827,  1200. 

Yianney  236. 

Vidal  104,  274.  286,  991. 

Vid^ky  878. 

Yigliani  852. 

Vigliardi  875. 

Yignard  248.  281,  1144. 

Yigonroaz  287. 

Viiiar  83, 343, 1081, 1124, 1185, 

1196. 
YUlard  657,  662,  861,  886, 898, 

910. 

—  Garaillon  1855. 

—  Ledere  865. 
Yillaret  598. 
Yillemio  478. 
Viüette  18,  19. 
Yillier  188,  335. 

Ymcent  288, 835, 345, 350. 404, 
439, 443, 444,  504,  523, 1045. 

Yineberg  955. 

YioUe  177. 

YJollet  568. 

Yirchow  123,  171.  1186. 

YirDichis  1265. 

Yischer  456. 

Yitanoff  344,  991. 

Yogel  968,  1016,  1128,  1158. 

Yohsen  450. 

Yolbard  556. 

Yolk  192,  215. 

YOlcker  45,  898,  965,  967,  968, 
1015. 

Yoelckernnd  Lichtenberg  1287. 

Yolkmann  69,  289,  1148,  1174. 

Yoltolini  450. 

YormaoD  1284. 

Yoltz  246. 

Yflrner  212. 

Yorpahl  993. 

Yoischatz  1180. 

Vose-Howe  1291. 

Yo88  865. 

Yosflins  470. 

Yoewinckel  714,  768. 

Yotniba  625. 

Yred^n«  865. 

Yuillemin  1222. 

Yaliiet  1042. 

Ynlpius  1154,  1248  1296. 


W. 

Wachenbeim  680. 
Wächter  989. 
Wade  78. 
Waelech  122. 
Wagener  752,  753. 
Wagner  1002,  1021,  1022. 
Wainwrigbt  53. 
Weite  1275. 
Walb  355.  449. 
Waldeyer  639,  864. 
Waldyogel  66,  126. 


Walker  73,  906,  955,  968,  979, 

1027,  1058,  1095. 
Walko  322. 
WaUace  1086. 
Wellenberg  1137. 
Waller  248. 

Wallis  304. 630, 858, 861, 1364. 
Walthard  311. 
Waltber  28,  29,  48,  163,  290, 

298, 813, 848, 865, 1143, 1222. 
Walzberg  909. 
Ware  858,  1092,  1175. 
Warnecke  241. 
Warren  1293. 
Warrington  362. 
Warscbaaer  1073. 
Wassermann  141,  308. 
Wathen  654. 
Watson  123,  302,  465,   1032, 

1090. 
Watts  412. 
Weber  152,  434,  863. 
Weeks  378. 
Wegele  672. 
Wegelin  904. 
Wehsarg  1163. 
Weichselbanm  139,  147. 
Weidenfeld  68,  69. 
Weidlich  8. 
Wejeth  1143. 
Weigel  587. 

Weigert  148,  765,  843,  991. 
Weil  39,  144,  926. 

—  Hallö  187,  285. 
Weül-Pöhn  912. 
Weinbers  71,  607,  814. 

—  -  Amal  1037. 
Weinberger  344. 
Weinhardt  386. 
Weinrich  1015,  1081. 
Weisbach  669. 
Weiss  387,  481. 
Weissmann  322. 
Weisz  246,  1073. 
Welch  955. 
Welch-Fränkel  1329. 
Wellcome  606. 
Weltz  404. 
Wenckebach  322. 

Wendel  523,   545,  991,  1181, 
1292.  1293. 

Wentscher  96. 

Wenzel  354,  855,  1195. 

Werlhoff  104. 

Wermel  908. 

Wem  472. 

Wemdorff  1241,  1284. 

Werner  83. 84,  383, 1275, 1293. 

V.  Wesel  374. 

West  556. 
,  Westerveld  626. 
'  Westpbal  110. 

Wette  1165. 

Weyer  1181. 

Wharton  1181. 

Wheeler  898. 

Whitaker  Allen  949. 

White  626,  748. 

Whitchead  408,  865. 


Whitemann  490,  1134. 

Whiteside  1012. 

Wbiting  1045. 

Whitney  850,  927. 

Wiart  299. 

Wichmann  1076,  1275,  1289. 

Widal  169. 

—  und  Boidin  1015. 
Wiener  327,  746,  1094. 
Wieney  195. 

Wiesel  1015. 

Wiesinger  855,  914,  1169. 
Wiesner  88,  405,  605,  1277. 
Wieting  676,  752. 
Wight  349. 
V.  Wild  535.  911. 
WUdbolz  955. 
Wilde  1349. 
Wilder  374. 
Wilkens  1259. 
Wilkinson  1180. 
Willcox  641. 
Willst  8. 

Willems  163,  297,  556. 
Williams  1275. 
Willis  1153. 
Wills  1291. 
Wülson  960,  961. 
Wilmanns  760. 
WUms  187,  288,  522,  665,  820, 
822,  1324. 

—  Bonnet^Marchand  1334. 
Wilmsen  374. 

Wüson  211.  815. 
Windler  889. 
Winkelhausen  254. 
Winckler  407,  602,  647,  933, 

1293. 
V.  Wini warter  117. 
Winselmann  755. 
Winslow  542,  1179,  1210. 
Winter  17,  18,  55. 
Wintemitz  301,  521.  634,  826, 

842,  976.  laSO. 
Wintrich  577. 
Witharre  1185. 
Witte  222. 
Wittek  1180,  1223. 
Witzel  22,   32,  447,  460,  666, 

729,  774,  855,  1046,  1056. 
Wladiroiroff-Mikulicz  1188. 
Wobbach  126. 
Wohlgemuth  8,  1291. 

Wolff  246,  848,  374.  375,  899, 

730,  1003,  1115,  1133, 1145, 
1164. 

Wolffenstein  322. 

Wolffhflgel  938. 

WGlfler  249,   331,   420,    572, 

653,  657,  998. 
Wolkowitsch  1182. 
WoUcombe  421. 
Wollenberg  995,   1159,    1167, 

1170. 
Wollenburg  201. 
Wolownik  35. 
Wood  442,  556,  883,  1275. 
Wossidlo  1002. 
Wreden  1304. 


1888 


Jahresbericht  für  Ghirorgie. 


Wright  166, 178, 180,  212,  448, 

1810. 
—  und  Boss  937. 
Wulff  1022,  1287. 
Wflrdemann  874. 
Wntzer  441. 
Wyder  1015. 
Wyeth  1065. 
WyUys  724. 
Wynn  818. 
Wyssokowitsch  65. 


Y. 

Toshimasa  Tutaro  M9. 
Young  250,  849,  1078,  1091, 
1102,  1107,  1169. 


Zaaijer  992. 
Zabladowski  801. 
Zacharias  1277. 


Zade  677,  820. 

Zadok  u.  Deshayes  960. 

Zahn  510. 

Zaholass  886. 

Zahradnicky  29,  44. 

Zak  885. 

Zalachas  808. 

Zambilovicis  125. 

Zambooi  988. 

Zanellini  969. 

Zange  200. 

Zangemeister  985. 

Zarniko  447. 

Zeiss  1281. 

Zeitner  488. 

Zeliony  65. 

Zeller  304. 

Zemb  1212. 

Zenker  115,  510. 

Zesas  1184,  1147,  1159,  1168, 

1202,  1252. 
Ziegan  84. 
Ziegelmann  949. 
Ziegler  71,  80. 
Zieler  98,  122,  128. 


Zieffler  100,  984.  1007. 

Ziehe  897. 

Ziehen  861. 

Ziehl  746. 

Ziesch^  968. 

Ziffer  80,  81. 

Zimmermann  76,  898.  1352. 

Zimmern  866. 

Zipkin  479. 

Zirkelhach  185,  900. 

Zironi  687,  984,  998. 

Zoege  Y.  Mantenffel  669. 

ZolUkofer  209. 

Zondeck  784,  944,  998,   1883. 

Zoppi  1048. 

▼.  Zschock  264. 

Zuckerkandl  447. 955, 968, 969, 

1101,  1104,  1851. 
Zuco  1260. 
Zuelzer  246,  1288. 
Zupnick  188.  838. 
Znppinger  277. 
▼an  Zwalenburg  776. 
Zwillinger  486. 
Zwintz  183. 


Saeh-Register. 


Ks  ffind  hieriii  nur  die  referierten  Arbeiten  ber&cksichtigt,    nicht  die  Titel  der  Literatur- 

Veraeichnisse. 


A. 

Abwehrkräfte  1857. 
Achillessahne  1187,  1197. 
Aciditftt  641. 
Addisonsche  Krankheit 

86,    102,    108,    1004,   1006, 

1009. 
Adenoide  Vegetationen 

382,  411,  489,  442,  448,  505. 
Adeitolymphoeele  288. 
Adrenalin   33,   34,   52,  64, 

99,  210,  211,  212,  222,  223, 

224,  1005,  1049,  1832,  1342. 
Athernarko8e21,1009,1010. 
Äthersanerstoffnarkose 

25. 
Athylohlorid  23,  114. 
Affensypbilia  196. 
Agglutinin  171. 
Aggresaine  143,  145. 
Aketonnrie  11,  64. 
Akromegalie  285. 
Aktinomykose    182,    492, 

582,  1000,  1010,  1193, 1810, 

1332. 
A 1  b  e  r  8  acher  Beckenfleek 

1281. 
Albnminurie  990. 
Alexine  1313. 
Alkohol  53,  309.  436,  466, 

467. 
A]oinprobe  641. 
Alypin  35,  38,  407. 
Ammoniumchromat  983. 
Amnion  84. 
Amniotiache     AbsebnÜ- 

rungen  276,  1164,  1169. 
Ampntatio  interacapalo- 

thoracica  1151. 
Amputation     56,    61,    62. 

1221. 
Ampntationastfimpfe 

1188. 
Ampntatio  penis  1046. 


Anftsthetika  3,  395. 
Anastomoae  1114. 
Anearyama  226,  230,  413, 

492,  601,  611,618,619,915, 

933,  1194,  1288. 
Angina  438,  448,  504. 
Angiome  87,  242,  278,  345, 

362,  1328,  1337. 
Angiotripsie  212. 
Antihidrotica  179. 
Ankyloae   287,    299,    1141» 

1261,  1317. 
Ankylostomiasia  1074. 
Anthrax  186. 
Antiphlogose  329. 
Antipyrin  1081. 
Antiseptik  822  1328. 
Antitoxin  835. 
Antrumoperationen  447. 
Annrie  960. 
Anua    praeternatoralia 

720,  728,  730,  854,  869. 
Aortenaneury8ma227,228, 

229,  381,  611. 
Aortenentxflndang  225. 
A  orten  ruptnr  220, 601,608. 
Aortenanterbin  dang  219. 
Aortitis  225. 
Apparate  1294. 
Appendicea     epiploicae 

Af^pendicitis  480,  442,  631, 

676,  768,  844,  887. 
Appendicitiaoperationen 

779.  781,  786,  789,  796,  799, 

801,  807. 
Appendikoatomie  729. 
Argentam  colioidale822, 

Aronsonschea  Seram312. 
Araenikbehandlnng  118. 
Arterienerkrankungen 

221. 
Arteriensystem  206. 
Arteriitis  224. 


Arteriosklerose  222,  225, 

226. 
Arthrektomie  1221. 
Arthritis   300,   801,    1218, 

1232. 
Arthrodese  202. 
Arthropathie  299,  804. 
Askaria  832. 
Aspermie  1067. 
Asphyxie  542,  591. 
Aszites  845,  897. 
Atlasluxation  1230. 
Atropin  819,  820. 
Attritin  295. 
Angenaffektionen  368. 
AagenmnakelTerlet- 

zangen  375. 
Aageny erletz nngen  375. 
Autoinokulation  84. 
Antolyse  1318,  1357. 
Antospermatophagie 

1054. 


Bacterium   coli  814,  642, 

728,  785,  1026. 
Bänderabriss  1282. 
Bakterienkultaren  309. 
Bakterizid  1313. 
Balanitis  1045. 
Bambergersche    Krank- 
heit 585. 
Bantische  Krankheit892, 

898,  925,  928. 
Barlowsohe    Krankheit 

284. 
Basedowsche  Krankheit 

239. 
Baaohfelltnberkaloae 

843. 
Bauchgeschwulst    747, 

845. 
Bauchhernie  881,  1888. 


1390 


Jabresbericht  fOr  Chinirgie. 


BaachkontusioD  788. 
Bauchspannang  737,  792, 

794. 
Baachtamor  848. 
BauchverletzuDgen   736, 

833. 
Bauchwand  828,  831. 
Bazinsche    Krankheit 

1193. 
Bechterewsche    Krankheit 

1233. 
Becken  1206. 
Becken  bodenplastik  864. 
— bruch  1042,  1170. 
— eiterang  787. 
—fleck  1186. 
— hochlagerang  60,  571,  575, 

629,  821,  1014. 
— ^luxationen  1170. 
— niere  936. 
—stütze  1192. 

Beckmannscher  Gefrier- 
apparat 966. 
Becksche  Methode  1042, 

1126. 
B^ran.eck8     Tuberkulin 

177. 
Bestrahlung  1290. 
Biersche  Stauung  162. 
Bilharziakrankheit  77. 
Bio  so  n  52. 
Blasen  Chirurgie  1012. 
—defekt  1132 
— dilatation  1017. 
— divertikel  1021. 
— ektopie  998,  1021. 
-fistef  1015,  1016,  1020. 
— fremdkörper  1028. 
— seschwalste  1030. 
-hemie  889.  1020. 
— katarrh  1016. 
— krankheiten  1010. 
— läfamung  1018. 
— nenrose  1016. 
— ruptur  1023. 
— scbeidenfistel  1132. 
—Schleimhaut  1124. 
—Sphinkter  1068. 
—steine  1028: 
—tuberkulöse  953.  1027. 
— tumor  77. 
— Verletzungen  1022. 
Blastomereu  80. 
Blastomykose  126. 
Blepharoplastik  391. 
Blutbaktenologie  307. 
—druck  52,  206,  209,  598. 
— einspritzungen    268,    278, 

1335. 
— gefässnaht  218. 
—leere  62. 
—körperchen  1330. 
—Stillung  212. 
—Untersuchungen  51, 173,  210, 

593,  1355. 
Bluter  210. 
— gelenk  304. 
Boassche  Obstipations- 

diftt  866. 


Bochdalekscher     Gang 

426. 
Borsalbe  66. 
Botr^omykose  125,  181. 
Bottinische    Operation 

1083,  1088. 
Bovovaccin  161. 
Brauch  ial  fisteln  495,534. 
Branchiogene  Tumoren 

495,  501. 
Erandwunden  68. 
Bronchialkolik  534. 
Bronchien  533. 
Broncholithiasis  534. 
Bronchoskopie   512,    529, 

536,  577. 
Bronchus -Galle ngangs- 

fistel  911. 
Brown-S^quardsche  Halb- 

seitenlftsion  1229,  1259. 
Brucheinklemmung   870. 
—Operationen  876,  878,  881. 
— sackdivertikel  871. 
Brnnnsche    Nester    997, 

1019. 
Brustbein  540. 
— drOse  547. 
—krebs  553. 
—schösse  587. 
Bubonen  238. 
Balausche    Heberdrai- 

nage  561. 
BulbuBwunden  395. 
Bunge-Stumpf  61. 
Bursitis  1198,  1216. 


C. 

Gaissonkrankheit  206. 
Canalis  Nuokii  1048. 
Oantharidinum  988. 
Carotiskompression  381. 
—Unterbindung  216,  217,  220, 

1315. 
Gatgut  320. 
Ghaude  pisse  1025. 
Gheiloplastik  417. 
Ghinin  335,  340. 
GhloraUthyl  23. 
Ghloralhydrat  991. 
Ghloroform    11,    18,    635, 

978,  1009.  1010,  1319,  1335. 
— sauerstoffnarkose  13,  23,  25, 

1322. 
Ghlorzink  298,  1222. 
Ghlorom  81. 
Ghoane  406,  409. 
Gholagen  908. 
Gholangitis  902. 
Gholecystektomie  910. 
Gholeystenterostomie 

917. 
Gholecystitis  907. 
Gholedochus  Operationen 

914. 
—steine  724,  907,  912. 
Gholesteatom  345,  401. 
Gholesterinstein  907. 


Ghondritis  282. 
Ghondrodystrophie    279. 
Ghorionepitheliom  1065. 

1334. 
Ghromoradiometer  1291. 
Ghromozystoskopie  965. 
Chylorrhagie  502. 
Ghylnszyste  745. 
Girculus  ▼itiosas680,664, 

665. 
Glinodaktylie  1136. 
Gökostomie  730. 
GOkumblfthung  721. 
— karzinom  743. 
— erkrankongen  721,  754,  823. 
Goffein  987. 
Golitis  303,  730,  748. 
Goncretio  pericardii606. 
Gowpersche  Drfisen  1075. 

1111. 
Goxa  yalga  293,  1161. 

—  Tara  1159,  1173,  1282. 
Goxitis  293  1214,  1215. 
Gystitis  1019. 
Gystocele  886,  890. 

—  oruralis  880. 
Gystoskop  1013, 1031,  1079. 
Gytophilin  176. 
Gytorrbyctes  195. 


D. 

Dakryocystitis  879: 

Dakryops  378. 

Darmanomalie  823. 

— ansschaltung  726. 

— blutung  758. 

-divertikel  765. 

— drainage  731. 

— durchgftngigkeit  765. 

— einklemmung  869. 

— erkrankungen  723. 

— funktion  716. 

—gtLngrSja  869. 

— geschwfllste  740. 

— geschwQr  755. 

— infarkt  758. 

— invi^ination  824. 

— knicKung  820. 

— kompression  820. 

— krampf  766. 

—krebs  78,  705. 

— lähmung  731. 

—länge  720. 

— missbildungen  733. 

— nekrose  739,  761. 

— neurose  805. 

-Okklusion  735,  819,  822. 

— paralyse  840. 

— Perforation  763. 

-resektion  727.  732,  819. 

— resorption  717. 

—ruptur  736. 

—Stenose  759,  806. 

—tuberkulöse  750,  755,  760. 

—Verletzungen  735,  740,  816. 

—verschluss  818. 

— Verwachsungen  767,  830. 


Sach-Register. 


1391 


Darmvorfall  765. 
Daaerheilong  90. 
Daumenlaxation  1147. 
Defektbildongen  1168. 
Dekapsnlation  981,  985. 
Dekortikation  981. 
Delirium  tremens  61. 
Demineralisation  87. 
Dörangement     interne 

1219. 
Dermatitis  101. 
Dermoidzysten  845,  884, 

425,  610,  1045,  1337. 
Desinfektion  317,  321. 
Desmoidreaktion  640. 
Detorsionstisch  1251. 
Diabetes  51,  55,  1078,  1360. 
Diarrhöen  633. 
Dickdarmstenose  761. 
— tumoren  742. 
Digalen  214. 
Digitalisprftparate  604. 
Diphtherietoxin  988. 
Dispensarien  180, 131, 161, 

180. 
Disposition  135. 
Distantia  sterno-cricoi- 

dea  1229. 
Diverticulnm     Nackii 

876. 
Doyensche  Methode  553. 
Drainage  316,  875. 
Drüsen  Infektion  427. 
— Syphilis  196. 
— taberkalose  241. 
Ductus  choledoehus  911. 

—  hepaticus  911. 

—  Stenonianns  428,  430. 

—  tboracicus  218,   221,  241, 
502,  540,  546. 

—  thyreoglossns  474,  496, 498. 

—  Whartonianns  431. 
Duodenalnäht  660,  726. 
—Stenose  682,  676,  760. 
—Ulcus  628,  655,    688,   690, 

756,  898. 

Duodenotomie  912. 

Dupuytrensche  Kontrak- 
tur 1139. 

Duraresektion  1339. 

Dyspepsie  644. 


E. 

£chinococcusl83.346,383, 
478,  495,  565.  832,  899,  916, 
917,  972,  1109,  1839. 

Eierstock  1337. 

Eingeweidevorfall  829. 

Eiter  1313. 

Eiweisspräparat  52. 

Eklampsie  986. 

Ektopische    Inguinal- 

Ehernien  877. 

Ektropium  386,  390. 

Elastische  Fasern  80,  96, 
1314. 


Elefantiasis  86,  110,  188, 

1043. 
Elektrolyse  413,  440, 1131. 
Ellenbogenluxationll47. 
Embolie  57,   58,   222,  225, 

374. 
Embryom  80,  1065. 
Empyem  446,  484,  544,  558, 

563,  576. 
Enchondrom  75,  289, 1207. 
Endarteriitis  222. 
Endokarditis  603,  606. 
Endoskopie  1014. 
Endotheliom  74,  116,  118. 

290,  1140,  1336. 
Enophthalmus  382. 
Enterektomie  722. 
Enteritis  748. 
Enteroanastomose     727, 

869. 
Bnterostomie  729,  841. 
Entzflndung  93. 
Enukleation  386. 
Eosinophilie    900,    916, 

1839 
Epidi'dymitis  1063. 
Epilation  125. 
Epilepsie  357. 
Epiphysenlösung    277, 

1175,  1282. 
Epispadie  1125. 
Epistaxis  484. 
Epithelzysten  113. 
Epitheliom  118. 
Epulis  459. 

Equinusstellung  1164. 
Erbrechen  9,  20,  635,  678. 
Erbsche  Lähmung  253. 
Ernährung  51,  718,  853. 
Erysipel  120,  311.  528. 
Esmarchsohe  Blutleere 

212. 
Etappen  behandlung  1164. 
Eukain  36. 
Eukalyptol  177,  179. 
Euphthalmin  1006. 
Eventration  764. 
Eviszeration  818. 
Exophthalmus   380,    886, 

439. 
Exostose   289,   345,    1198. 

1207,1210,1211,1283,1345. 
Exostosis  bursata  270. 
Exsudat  557,  565,  620. 
Extensionsverband  258, 

263,  265,  277. 
Extremität,  obere  1133. 
—  untere  1152. 
Extremitätentumoren  1199. 
-Verlängerung  1189. 


F. 

Eacialis  418. 
Fäzes  643,  717. 
Falscher  Weg  1075. 
Feminismus  1038. 
Fensterresektion  407. 


Fettgeschwulst  304, 1218. 
Fettgewebe  1217. 
Fibrinurie  1(;09. 
Fibrolipom  289. 
Fibrolysin  98,  213,  214. 
Fibromyxom  1141. 
Fieber  593. 
Filaria  1050. 
Fingeranomalien  1136. 
— luxationen  1149. 
— Zysten  113. 
Finnevsche     Operation 

664.^  ^ 

Finsenlicht  93,  105. 
Fissur a  ani  858,  866. 
Fistelbildung  660. 
Fistelverlauf  1287. 
Fistula  ani  858. 
Fluoreszin  1290. 
Flnornatrium  987. 
Formaldehyd  313. 
Frakturen    255,   257,    277, 

1142.  1312, 
Fremdkörper233,396,  515, 

536,  537,  548,  566  604,  619, 

668,  670,  735,  739,  767,  830, 

1027,  1133,  1220,  1281. 
Freyersche    Operation 

1082,  1095,  1119. 
Frflhoperation    784,    797, 

803. 
Fungus  1226. 
Furunkel  122,  947. 
Fussexartikulation  1188. 
—gelenk  1225. 
— ffeschwulst  1183. 
— kloous  1197. 
—luxationen  1181. 
— resektion  1211. 


Gabianol  177. 

Qalaktocele  551. 

Galeotti-Färbung  500. 

Gallenblase  724. 

— blasenaffektionen  891. 

— blasenfistel  911. 

— blasentumoren  904. 

— gangstnmoren  903. 

—steine  906. 

— Steinoperationen    909,    913, 

918. 
Ganglion    Gasseri     420, 

1316. 
Qanglionresektion  251. 
Gangrän  ^25,  1202. 
Gasphlegmone  309,  1046, 

1329. 
Gastrodiaphanie  632,  639. 
— duodenostomie  650,  654. 
—enteroanastomose  627,  631, 

651,  657,  664,  671,  693,  725. 
— enteroplegie  722. 
— lysis  631. 
— plikatio  628. 
— ptor  652. 
— ptose  628,  671. 


1302 


Jabreebericlit  für  Chirurgie. 


Gastrostomie    523,   648, 

666. 
— sukkorrhde  645. 
— tomie  628. 
— triptor  654. 
Gaszyste  745. 
Gaumen  defekt  504. 
— erkrankaDgen  436. 
-plasük  422. 
— apalt  438. 
— tamoren  440. 
Gef&ssgeschwfllste  242. 
—naht  215. 
— ruptur  1187. 
—schösse  216. 
—System  201. 

— tuberkolose  148,  149,  223. 
— yeräDdernngen  601,  612. 
— verletzaug  215. 
Gefrierpanktsbestim- 

mang  964. 
GehörgangsgesehwOlate 

400. 
— Terletzungen  899. 
Gehrerband  258,  259.  277. 
Gelatine  228,  229,280,  231, 

1016,  1195. 
Gelen kentzQndangen  294. 
— ankylose  1225. 
—eiterung  1216. 
— erkrankangen  291, 808, 1170. 
— ezzision  294. 
— k6rper  271,  805. 
—maus  1218. 
— rhenmatismus  295. 
-Steifigkeit  271,  298. 
—tuberkulöse  162,  297,   588, 

1824. 
—Verletzungen  255. 
Genitalaplasie  1115. 
—Organe  469. 
— tuberkulöse  1110. 
Genitalien  1085. 
Genn  recurvatum  1161, 1222. 
—  valgum    805,    1161,    1169, 

1228. 
Geschoss  Wirkungen  1801. 
Geschwalste  81,  546. 
Geschwulstlehre  69. 
Gesichtsdifformität  411. 
— erkrankungen  410. 
— furuiikel  412. 
—missbildungen  421. 
—nerven  418. 
^neuralgie  419. 
—plaAtik  414. 
— tumoren  413. 
—Verbrennung  411,  418. 
— Verletzung  412. 
Gewichtsextension    261. 
Gicht   276,    302,   428,    465. 

1362. 
Giemsalösung  192. 
Giglische  Säge  846. 
Gipskorsett  1237. 
Gipsverband  265. 
Glandula  carotica  502. 
Gliom  1005. 
Glykogenreaktion  209. 


Glykose  488. 
Glykosurie  56,  966. 
Gonitis  1225. 
Gonokokken  313, 561, 1078, 

1110. 
Gonorrhöe  1109,1128,1142, 

1201,  1211,  1222. 
Gonosan  1009,  1128. 
Grawitzscher  Tumor975, 

1000. 
Gritti-Amputation       62, 

1191. 
Guajakol  955. 
Gummianzug  58. 


Haare  125. 

Haargeschwulst  670. 

Uackenbrnchsches  Ver- 
fahren 84. 

Hämatemesis  628,  698. 

Hftmatocele  1049. 

Hämatologische  Formel 
1820. 

H  ä  m  a  t  o  m  210, 2:»^,  349,  405, 
562,  1259. 

HAmaturie  968,  991. 

Hämoglobinolyse  568. 

Hämoperikard  617. 

HAmophilie  210. 

Hämoptoe  212,  612. 

Hämorrhagische    Dia- 
these 211. 

Hämorrhoiden  865. 

Hämostatioa  211. 

Hämothorsx  539,  558. 

Hallnx  vaUus  1168,  1211. 

Halsdrflsen  498. 

—fistel  495. 

—Organe  489. 

-rippe  490,  1258. 

— tumoren  502. 

— Verletzung  491. 

— zyste  477,  495,  501,  582. 

Hauche  en  ressort  1214. 

Händedesinfektion  818. 

—schütz  815,  819. 

Handgelenksbr0chell44. 

Handwurzel  1282. 

Harnblase  1011. 

— bissenbrflche  886. 

— desinflzienz  1016. 

—Infiltration  1124. 

— leiter  934,  992. 

— leiterhernien  994. 

— purine  929. 

—  röhren  bougie  1129. 

— röhrendislozierung  1125. 

— röhrendivertikel  1124. 

— rOhrenplastik  1105. 

— röhrenstriktur    1074,    1079, 
1125. 

—röhren  Verdoppelung  1125. 

— röhren  Verletzungen  1180. 

—scheider  964. 

— stoffbestimmnng  967. 

Hasenscharte  422. 


Haut  91. 
— diphtherie  102. 
— emphysem  98. 
— gefriernng  104. 
-gan^rän  128. 
— geschwfllste  112. 
— hypertrophie  107. 
-krebs  76,  116. 
— myome  114. 

—  tripper  102. 
— Verletzung  98. 

—  Verbrennung  67. 
Headsehe  Nervenpnakte 

121. 

Hedonal  19. 

Hefe  128,  179. 

— nnkleinsänre  807. 

—zollen  1010. 

Heft  pflasterstreck  ver- 
band 258. 

Heissluftbrenner  212. 

Heissluftkasten  1249. 

Helmitol  1081. 

Hemiplegia    alternans 
superior  861. 

Henneqninsoher  Streck* 
apparat  260. 

HermaphroditismualOSS. 

Hernia  diaphragmaiica  889. 

—  ischiadica  888. 

—  uteri  inguinalia  887. 
Hernien  867,  888. 
Herpes  tonsurans  126. 
Herz  595. 

— beutel  595,  606,  606. 

— beateldrainage  615. 

— beutelpunktion  617,  619. 

— Chirurgie  616. 

— dilatation  599. 

—geschwfllste  609. 

— hemmung  591. 

—klappen  608. 

— massage  11,  18,  620. 

— muskelaffektion  608. 

—naht  615,  619. 

— ruptur  602. 

— schuss  616. 

—schwäche  59& 

-tod  602. 

-Verletzung  548,  614,  618. 

Highmorshöhle  44G,  448. 

Hilfe,  erste  257. 

Hinken,    intermittierendes 
1202. 

Hirnabszess  350.  866,    1285. 

—tumoren  360,  1809. 

— zysten  360. 

Hirschsprungsche  Krank- 
heit 761. 

Histosporidien  78. 

Hoden  1051. 

— anastomose  1114. 

— ektopie  1054. 

— gefässe  1058. 

-geschwfllste  1065. 

-hflllen  1047. 

— protbese  1066. 

Hodgkinsohe  Krankheit 
289,  241. 


Sach-Register. 


1393 


HohlfusB  1163. 
Holzphlegmone  100,  128, 

310,  492,  1380. 
Hornhautruptaren  875. 
— tuberkalose  378. 
Hafeisenniere  985. 
Hüftgelenk    1212,     1214, 

1278. 
Haftluxation   1152,  1171, 

1288. 
Harne  ras fraktoren  251. 
—  gesch  Wülste  1140. 
Handswut  389. 
Hutchinsonsche     Trias 

196. 
Hydatide  610. 
— nzyste  845. 
Hydrocele  1048—1112. 
Hydrocephalus  357,  862. 
— dilaUtor  517. 
— nepbrose  937,  944,  994. 
— tberapie  634. 
— thorax  560. 
Hydrops  297,  804,  1218. 
HyperaziditAt  632,  678. 
— ämie  214,  830,  1359. 
— chlorhydrie  646. 
— leakozytose  206,  307. 
— nephrom  902,  974,  1008. 
— ostose  845. 

Hypertrichose  1258,  1290. 
Hypo  glosaas  421, 
— physe  285,  1089. 
— spadie  1041,  1126. 
Hysterie  741. 


I  (J). 

ackaonsche  Epilepsie  859. 
chthalbin  753. 
chthyol  813. 
chthyosis  109. 
diotismus  481. 
ejanostomie  682,  729. 
ejanamgesohwflr  758. 
kterus  892. 
leocökaltamor  721,  744, 

754,  788,  804,  816,  880. 
leus  722,732,807,818,821, 

827,  914. 

mmobilisation  1329. 
mmunisierang  167,  720. 
mmonidät  308. 
mplantation  845. 
naktivitätsatrophie259. 
ndigokarminreaktion 

968. 

nfantilismus  286. 
n  f  e  k  t  i  o  n  309,  315, 326, 467, 

469. 
nfektionskrankheiten 

50. 
n  filtration  sanft  sthesie 

387. 

nflaenza  781. 
nfraktionen  257. 
nfra  Orbitalneuralgie 

254. 

Jahresbericht  IQr  Chirurgie  1905. 


Infusion  218. 
Inguinalbernien  874. 
Inbalierpfeife  531. 
Inhalationsnarkose  9. 
Injektion  213,  1287. 
Insolation  816. 
Instrumente  1294. 
Insufflation  589. 
Interkostalhernie  890. 
Interstitielle     Zellen 

1053. 
Intervalloperation  793. 
Intestinalkarzinom  742. 
inte  stin  alt  uberkul  ose 

751. 
Intoxikation  467,  470. 
Intratracheale  Injektion 

177. 
Intubation  529,  584. 
Intussuszeption  824. 
Invagination  824,  854. 
Jod  466,  468,  469,  473. 
Jodcatgut  320. 
Jodgelatine  180. 
Jedipin  188,  1076. 
Jodoform  66.  395,  1222. 
—  glyzerin  844. 
— plombe  286,  1325. 
Jodothyrin  482. 
Jodreaxtion  1841. 
Irrigation  95,  327. 
Ischias  1107,  1196. 
Isosafrol  66. 
Isotachiol  323. 
Jugularisunterbindung 

216. 


KAltewirkung  228. 
Kahnbein  1183. 
Kalkgehalt  276. 
Kalkficbt  590. 
Kallas  1311. 
Kalziumchlorid  212. 
Kapsolektoroie  982. 
Karbolsaure  838. 
—Wasser  825. 
Karbunkel  122,  948. 
KardiadrOsen  509. 
— resektion  649. 
— lyse  608,  620. 
— pathien  609. 
— rraphie  618. 
—Spasmus  522,  665. 
Karlsbader  Kur  908. 
K  a  r  z  i  n  o  m  377, 405, 418, 434, 

445,  522,  550.  610,  742. 
Kastraten  V!79. 
Kastratton  1039,1055,1063. 
Katarakt  470. 
Katheterismus  514,   1064. 
Katzenst  ein  sehe  Operation 

1057. 
Kauschsche  Sonde  59. 
Kauterisation  865. 
Kavernensymptome  577. 
Kehlkopf  526. 


Kehlkofanomalie    529» 

582,  584. 
— katheterismus  177. 
-krebs  531. 

Keilbeinhöhle  856,  409. 
Keimzentren  238. 
Keloid  96,  97,  108,  546. 
Kieferbrfiche  461. 
— erkrankungen  451,  460. 
— fistel  454. 

-gesch Wülste  367,  451,  502. 
-hohle  408,  446,  450. 
—klemme  414,  454,  461. 
—  Zysten  455. 
Kiemenbogen  495. 
— fistel  501. 
Killi ansehe    submukOse 

Fensterresektion  407. 
Klein hirngeschwulst  363. 
— zyste  363. 

Klemmpinzetten  994. 
Elumpfuss  1163. 
—band  1135. 

K 1  u  m  p  k  e  sehe  Lfthmung  1229. 
Knickfuss  1168. 
Knie  1175. 
— gelenk  1215. 
— gelenksartbrodesen  1192. 
— gelenksinxation  1162. 
— gelenksrezesBUS  1185. 
— geleokstuberkulose  1220. 
—gelenks  Verkrümmung  1223. 
—Scheibenbruch  1177. 
—Schüsse  1303. 
Knochenbildung   289,    278. 

279. 
— atrophie  1211. 
— brüche  259. 
—brüchigkeit  266. 
— erkrankungen  271. 
— geschwülste  288. 
— gewebe  275. 
— karzinose  291. 
—mark  275. 
—naht  262,  264. 
— Operationen  278. 
-plastik  1327. 
— plombierung  286. 
—Sarkom  291. 
—Syphilis  196. 
— transplantation  262. 
—tuberkulöse  281,  588. 
— Verdichtungen  275. 
—zyste  201,  288,  407,  1206. 
Knorpelneubildung    298, 

294. 
Knorpelwunden  1327. 
Kochsalzinfusion54, 218, 

982. 
Kohlenoxyd  65,  68. 
Kokain  258,  254,  592. 
Kolibakterien  314. 
Kollargol  214,  822,  1015. 
Kollateralkreislaaf207, 

218,  219, 
Kolloid  468. 
Kolonbakterien  777. 
Kolonkarzinom  744. 
Kolonspasmus  766. 

88 


im 


Jahresbericht  für  Chirurgie. 


Edlopexie  721,  863. 
Eolostomie  730. 
Koma  diabeticnm  55. 
Komplement  1813. 
EtftnpresBiotistiiyelitis 

1236. 
Kosdylome  114.  1040. 
Konstipation  761. 
Kontaktinfektion  187. 
Kotinenz  854. 
Kontraktaren  1184.  1162. 
Kopfmfltze  316. 
Kopftetanns  334. 
Koriumkarzinom  77.  118. 
Kotstein  793. 
Kottnmor  746. 
Kraniektomie    332,    354, 

359. 
Kritze  188. 
Krankenhftnsef  1352. 
Krebs  behandlong  1290, 1292. 
— forscbnne  7l. 
—heilmittel  83. 
— k^rperehen  73. 
— Operationen  85. 
— Parasiten  72. 
— Prophylaxe  85. 
—reiidiT  89. 
— semm  75,  84,  85. 
— spontanheilang  87. 
— stAtistik  88,  88. 
— fibertragnng  74. 
Kretinismas  278,  481. 
Kriechmethode  1248. 
Kriegsehirnrgie     1279, 

1297. 
K  r  ö  n  1  e  i  n  sehe  Operation  250, 

346,  383,  387. 
Kropf  184,  468. 
Krnralhernien  879. 
Krjoskopie  962. 
Kryptorchistnns  1054. 
K  fl  m  m  e  1  sehe  Krankheit  1229. 
Kystome  1822. 
Kystoskopie  648,  1019. 


Labyrintheiternng  401. 
Lähmungen  269. 
Lamina  pnbo-transver- 

salis  877. 
Laminektomie  1229,  1288, 

1260. 
Laparotomien  570,829,851. 
Lappenplastik  98. 
Laryngektomie  527. 
Laryngof ission  531. 
Laryn^oplastik  529. 
Laryngotomie  436,  527. 
Larynxexstirpation  531. 
— geschwül Bte  527. 
-^  taberkalose  528.  530. 
Leber abszess  90L 
— aifektionen  891,  924. 
— echinokokkus  185. 
— entettndung  901. 
-  gefftsse  892. 


Lebergeschwülsie  898,   902, 
916. 

— raptur  894. 

—Senkung  896. 

— verletzangen  894. 

—Zirrhose  885<  897,  917. 

Lehrb&cher  1350. 

Leistenhoden  1054. 

Leitüngsanftsthesie  34. 

Leontiasis  dssea  456. 

Lepra  188,  282. 

Leuchtgas  65. 

Lenkftmie  109,237,289,241, 
277,  924,  927,  1293. 

Leukozyten  51,  240,  794, 
852. 

Leukozytose    922,     1881, 
1358. 

Leukoplast  327. 

Lezithin  1074. 

Liohttherapie  181. 

Lidlähmung  8^. 

— nekrose  374. 

— tumor  394,  396. 

Ligamentum  latnm  83. 

Liga  ment  Ter  knö  ehe- 
rn ng  204. 

Ligaturmaterial  815. 

Limbustumoreü  377. 

Lingua  plicata  432. 

Lipom  289,  304,  1321. 

Lipomatose  109,  1098. 

Lippen  krebs  434. 

— muskulatur  411. 

Lithotriütor  1030. 

Littresche  Drüsen    1075. 

Lokalanästhesie   83,   56, 
553,  1332. 

L  u  d  1  o  ff  scher  Epiphy  senfleck 

Luftembolie  54. 

—röhre  533. 

— rOhrengeschwfllste  585. 

Lumbal  anästheaieO,  84,1064. 

— pnnktion  350,  868.  401,  960. 

Lunge  567. 

Lungen  Operationen  10. 

— erabolie  572. 

— gangrän  578,  582,  586. 

— hernien  586,  1285. 

— komplikationen  fö9. 

— kontosion  592. 

—naht  569,  579. 

— stein  590. 

—tuberkulöse  560,  587. 

-Verletzungen  569,  578,  583, 

588. 
— zyste  565. 
Lupus  104,  132. 
Luxationen  1146.1171, 118L 
Lymphangiom  242. 
— angitis  240. 
— drüsen  534,  551. 
— dra8enerkrankungen236.241. 
— drüsentuberkulose  141,  237. 
— gefässapparat  208. 
— gefässerkrankungen  236. 
—netz  405,  492,  576. 
Ly  m  p  h  o  z  y  t  en  205, 207, 309. 


Lymphome  241,  498. 
Lym^kosarkaffl  417.  545. 

744. 
Lyral^hoBythimi«  209. 
Lyssa  340. 


Mac  Burneyscher  Ptiakt 
786.  808,  948. 

Madelungsche  Deformi- 
tät 1148. 

Madarafnss  190O. 

Magen  62L 

— affektionen  681. 

— anomalie  646.  647,  672. 

— blntungen  680, 684, 678, 668, 
698.  782. 

— dann  Operationen  794. 

-dilatati««  672 

— durchleuchtuBg  1385. 

— fnnktion  637. 

— gesehwfllste  704,  710. 

— geschwttr  687. 

— karzinom  78,  647,  652,  705, 
729. 

—Operationen  650,  653.  656, 
659,  661,  666.  678,  694,  709. 

—Perforation  628.  631,  694. 

—Phlegmone  701. 

— aaft  635,  640,  642,  646. 

—Sarkom  711. 

— schleimhaatinseln  508. 

—schmerz  689. 

—Spülung  681,  684. 

—steifung  705. 

—Stellung  689. 

—Stenose  627,  669,  759. 

-Syphilis  711. 

—tuberkulöse  712. 

—Verletzungen  668. 

Magnesium  917,  997. 

—plattennaht  893. 

Makroeheilie  412. 

M4krogIossie  415.  1814. 

Malakoplakie  1025. 

Malaria  895,  927,  932, 1218. 

Malnm  snboccipitale  1285. 

Maramage  schwülste  549, 
1292. 

Mammaria  interna  542, 
548. 

Mammazysten  547. 
Mandelabszesse  443. 
— affektionen  441. 
— Operationen  444. 
— tumoren  445. 

Marmoreksehes    Serum 

132,  162,  174. 
Massage  258,  292,  590. 
Mastdarm exstirpation   8«S6. 
—fisteln  1104. 
—Operationen  855.  862. 
Mastitis  548. 
Mastoiditis  381,  844,  S65, 

400. 

Matthewsche  Lösung  5S. 


Bach-Rsgiflier. 


1396 


Maydlsehe  Operation 

1021. 
Mayo8chesyerfahreB882. 
Meckelsches  Divertikel 

728,  IM,  827. 
Mediasiino  Perikarditis 

619. 
MediaBtinnm524,  545,610. 
Medullaranftsthesie    38, 

43. 
Meerwasser  214. 
Melanomata  116. 
Melanosarkom   904,   1198. 
Melioform  323. 
Meloplaetik  454,  1814. 
MeniBgooele  1256. 
Meniörescher     Sjmpto- 

menkomplex  401. 
Meoingitis  351,  857. 
MeniscuslaxatioD    1219. 
Menthol-Ricinas  179. 
MesenterialdrOsen  847. 
— gefäese  775,  820. 
— zyaten  849,  1833. 
Mesenterium  828,  846. 
Metallklammern  261. 
Metastase  479,  845. 
Metatarsalgie  1201. 
Metatarsus  varas  1168. 
Methylalkohol  66. 
Methylenhlau  943,  962. 
Michel  sehe  Klammem  1838. 
Mikrocephale  481. 
— coccos  neoformans  75. 
— melie  279. 

Mikalicstamponade  838. 
—sehe  Krankheit  378,  431. 
Milchiofektion  151. 
— sAarehazillus  642. 
Miliartuherkulose  148. 
Milz  719,  740,  1311. 
— abszess  921. 
— affektionen  920. 
-brand  186,  1318. 
— echinokokkas  185. 
— hämatom  930. 
— hyperplasie  923. 
—kapsei  932. 
— steine  922. 
—  tnberknlose  932. 
—Verletzungen  920. 
— zyste  929. 
Mischnarkose  25. 
Missbildung  276.  399.  404, 

510,  597,  1168,  1254,  1262. 
Mittelfuss  1182. 
—handbrQcfae  1145. 
— ohrentzttndung  400,  419. 
Mobilisation  258. 
Monzolismus  482. 
Morbus    Basedowii    462, 

482. 
Morton  sehe  Operstion  1201. 
Mnkocele  356. 
Multiblizität  von  Tumoren 

88. 
Mundschleimhaut  424. 
Murphyknopf    659,     725, 
728. 


Maschelresektion  406. 
Musculus  rectus  882. 
Mnskelangiom   204,   242. 

1337. 
— atrophie  201^  203,  258. 
—defekt  545. 
— degeneration  65,  1330. 
— echinokokkus  184,  185. 
— funktion  203. 
— gumma  103. 
— faypertrophie  200. 
— Ifthmnng  208,  546. 
— Paresen  254. 
-plastik  199,  832,  854. 
— ruptur  201. 
— Schwiele  544. 
—tuberkulöse  200,  1188. 
-—tumor  804. 
— verknöcherung  199. 
Muskeln  198. 
Mussetsohes     Symptom 

483. 
Mycosis  fungoides  110. 
Myelom  290. 

Myelomeningooele  1257. 
Mvodegeneratio    cordis 

Myokarditis  600,  609. 
Myositis    199,  200,   1198. 

1207,  1819. 
Myxochondrom  501. 
Myxödem  285,  286,  476,  481. 
Myxofibrom  856. 
Myxom  290,  609,  812,  1142. 
Myxosarkom  1005 


M. 

Nachbehandlung  264. 

Nackenfisteln  495. 

Nävus  413,  1193. 

Nagel  1137,  1193. 

—affektionen  481. 

Naphthol  494. 

Narben  1039,  1314. 

— bildung  94. 

— striktur  760. 

Narkose  3,  8,  529,  572. 

~  bei  Kindern  24. 

— napparat  14,  17,  21,  22. 

— ntod  10. 

Nasen  affektionen  402. 

—  bluten  223. 

— fraktur  404. 

— Operationen  407,  441. 

— poIyp  408. 

— rachentumoren  440,  505. 

— wunden  1386. 

Natriumtaurocholat720. 

Nebenhoden     1051,     1062, 

1117. 
Nebenhöhlen  408. 
— bakterien  406. 
-Eiterung  409,  449. 
Nebennieren  1003. 
— extrakt  321. 
— Präparate  35. 


Nebenschilddrüse    470, 

487. 
Nekrose  79. 
Nephrektomie    951,    954, 

965,  960,  977  1312. 
Nephritis  646. 
Nephrokapsulektomie 

981. 
Nephrolithiasis  955. 
Nephrolyse  983. 
Nephropexie  939,977, 1338. 
Nephroptose  896,  941. 
Nephropyeltis  946. 
Nephrostomie  958. 
Nephrotomie  954,  987. 
Nervenanasioihose  249. 
—degeneration  248. 
— erkrankungen  248. 
— geschwttlste  1326. 
—Implantation  247,  249. 
— lähmnng  251. 
— lösung  250. 
— luzatten  249. 
—naht  249. 
—Pfropfung  249. 
— regeneration  248. 
— resektien  250. 
Nervus  ischiadico8l844. 
Nervus  8ympathions806. 
Netz  719,  788,  846,  897. 
— hautzerreissung  377. 
— torsion  767. 
— tuiiior  848. 
Neuralgien  253. 
Neuritis  812. 
Neurofibromatose    415, 

1332. 
Neurome  254. 
Neuropsychose  351. 
Neurotripsie  1201. 
Nidoladoni-Plastik  1167. 
Nico  11  sehe  Operation  879. 
Nieren  984. 
"  abszess  946. 
— anatomte  936. 
— anomalien  985,  978. 
— beckenspfllung  981. 
— blntung  968,  981. 
-diagnostik  961,  1001. 
— entkapselung  942,  989. 
— entzündung  979. 
— fistel  995. 

—funktion  967,  983,  1000. 
— gefässe  986,  992. 
— geschwfliste  974. 
— kapselgeschwulst  974. 
— konturen  1286. 
— nerven  978. 
— neurose  1001. 
—Operationen  977,  999. 
—Physiologie  936. 
— Sekretion  1001. 
—steine  957,  1286. 
—Syphilis  1007. 
—tuberkulöse  949. 
—Verletzungen  937. 
—Wassersucht  1008. 
—Zysten  935,  971. 
Nivelliertrapez  1250. 

88* 


1396 


JahreBbericht  fOr  Chirurgie. 


Nitroglyzerin  223. 
Noduli  Arantii  598. 
Noma  181. 
Nornialkot  717. 
Nosokomialgangrän  195. 
Novokain  86,  37. 
Nyland ersehe  Probe  197. 


Oberkieferbrach  457. 

— resektion  441,  457. 

Oberschenkel  1278. 

Oberschenkel  fr  akturen 
259,  260,  1174. 

Odontom  1284. 

Oedem  99,  546. 

Ösophagogastrostomie 
524. 

Ösophagoskopie  511,  517, 
.  519,  521. 

Ösophagotomie  514,  518, 
.524. 

Ösophagotracheal- 
fisteln 511. 

Ösophagus  506,  512. 

— divertikel  514. 

— geschwOlste  522,  525. 

~  resektion  524. 

— Stenose  686. 

— striktur  513. 

Ogstons  Methode  1164. 

Ohraffektionen  364,  399. 

— muschel  400. 

— verkleioerung  400. 

Olivenöl  634,  667. 

Omentopexie  895. 

Oophorektomie  554. 

Operationslehre  48. 

Operationstisch  1296. 

Opotherapie  481,  1009. 

Opsonischer  Index  178. 

Orbitalphlegmone  384. 

— tumoren  383,  384. 

Orbitaverletzungen  377, 
382 

Orchitis  1063. 

Orthopädie  1279,  1360. 

Os  lunatum  1148. 

Ostealgie  544. 

Osteoarthropathie  282, 
585. 

Osteochondritis  305. 

Osteogenesis  imper- 
fecta 280. 

Osteoklasie  277. 

Osteom  200,  202,  384,  451, 
456. 

Osteomalacie  283,  480. 

Osteomyelitis  280,  282, 
1206,  1213,  1216,  1231, 1283, 
1319. 

Osteoplastik  286,343,  348. 
1189. 

Osteoporose  283. 

Osteopsathyrose267,279, 
280. 

Osteotomie  261,  277,  1160. 


Ostitis  280,  281,  282,  1160, 

1213. 
Os  Vesalianum  1187, 1280. 
Ovarien  1289,  1322. 
Oxalsfture  66. 
Ozaena  407. 


P. 

Pagetkrebs  549. 
Pagets  Krankheit  283. 
Palatoplastik  437. 
Pankreatitis  913. 
Panophthalmie  386. 
Papillom  435,  436,  1031. 
Paraffin  91. 
-injektion  374,  404,  407,  418, 

1363. 
Paralyse  86. 
Paralysis  agitans  488. 
Paranephrin  1006. 
Paranephritis  949. 
Parasiteneier  723. 
Parathyreoidea  476,  477, 

486. 
Parathyroidektomie471. 
Paranrethralgang    1041, 

1125. 
Parese  1199. 
iParisol  325. 
Parotitis  429,  430. 
Patella  1176,  1186,  1207. 
Pawlo wache  Operation  636. 
PemphiRUB  424. 
Penis  1035,  1040. 
— geechwülste  1043. 
— träumen  1042. 
Perforationsperitonitis 

700. 
Perikarditis  608. 
Perinealfistel  1132. 
—hernie  886. 
Perinephritis  949. 
—Ostitis  282. 
— theliom  243,  290. 
— tenonium  201. 
— tomie  1195. 
-toneum  828,  837. 
— tonitis  737,  764,   779,  791, 

794,  798,  814.  829,  885,  843, 

851. 
— tonitisbehandlung  838. 
— typhlitis  786,  792. 
—Zystitis  1024. 
Periostitis  1210. 
PerirOntgenographen 

1281. 
Perkussion  639. 
Perlsucht  843. 
Perubalsam  323. 
Pfählungs  Verletzung 

835. 
Phagozytose  307. 
Pharynxtumoren  506. 
Phenolkampfer  323. 
Phlebektasien  235. 
Phlebitis  232. 
Phlebolithen  958. 


Phlegmasia  236. 
Phloridzin  23,  962. 
Phosgen  20. 
Phosphaturie  51. 
Phosphor  46a 
Photographie  1250. 
Phthise  185,  152. 
Physiotherapie  1251. 
Physostigmin  722. 
Piazza  sehe  Fl&saigkeit  419. 
Pigment  466,  483. 
Pilze  65. 

Plattfuss  1163,  1201,  1201 
Pleura  555. 
— Verletzungen  556. 
Pleuritis  483,  559,  584. 
Pleurotomie  565. 
Plexuslfthmung  252. 
Pneumaturie  1017,  1033. 
Pneumokokkus   295,    335, 

428,  565,  777,  811. 
Pneumonie  22,  57,  570.  576, 

581. 
Pneumorrhaphie  540. 
Pneumothorax    544,   557, 

560,  584. 
Pneumotomie  578. 
Pollakiurie  951,  963. 
Polyarthrits  300. 
Polymyositis  196. 
Polyposis  746. 
Poplitealaneurysma  228. 

Präputialstein  1045. 
Präputium  1112. 
Prätuberkulose  154. 
Priapismus  1048. 
Probeexzision  54. 
— frahstack  633,  642,  963. 
— laparotomie  722. 
Processus  mastoidens  1333. 
Prostata  1078,  1086,  1119. 
— abszess  1075. 
— behandlung  1080. 
— geschwalste  1106,  1120. 
— hypertrophie     1074,     1076, 

1113. 
—Operationen  1082,  1106. 
Prostatektomie  1012,1080, 

1082, 1089. 1093.  1100,  1106, 

1114,  1119,  1131. 
Prostatitis  1073.  1076. 
Protargol  999,  1128. 
Prothese  460,  532,  1294. 
Prurigo  238. 
Pruritus  ani  859. 
Pseudarthrose  264,  268. 
P  s  e  u  d  0  hermaphroditismus 

1038. 
— leukämie  109,  238,  925. 
— tumoren  201,  741. 
Psoriasis  108. 
Psychose  475. 
Ptosis  390,  718. 
Pubisfraktnr  1170. 
Pulver  1322. 
Purpura  103,  210,  505. 
Pustula  maligna  187. 
Pyämie  814,  911. 


Sach-Register. 


1397 


PylephUbitis  778. 
Pylorektomie  660. 
Pyloroplastik    680,    658, 

656,  eSs. 

PyloroBpasmus  682,  678, 

682. 
Pyloruskarzinom  706. 
— resektion  649. 
—Stenose  682,  648,  646,  658, 

679. 
— tnberkulose  712. 
Pyonephrose  987,  946. 


Quadrizepssehne  1197. 

aecksilber  66,  197. 

aerschnittanästhesie 

84. 
Qoetschmethode  654,  667. 

B. 


s 


Rachenaffektionen  503. 
— mandel  882,  444. 
Rachischisis  1256. 
Raehistovainisation  87. 
Rachitis  276,284,289,1246. 
Radialislähmung  251. 
Radioaktivität  1081. 
—skopie  600. 
^tberapie  896,  484,  1291. 
Radinm  119,  1290. 
Radiasdefekt  1185. 
Ranula  425,  429. 
Raachfasssche   Schwebe 

1246. 
Raynaudsche  Krankheit 

110. 
Reklina  tionsgipsbett 

1287. 

Recklinghausen  sehe 
Krankheit  114,  1826. 

Red  res  sionsapparat  1250. 

Regeneration  94. 

ReiskOrper  1207. 

Rektalfistel  860. 

— geschwülste  861. 

— gonorrhöe  858. 

— narkose  21. 

— striktnr  859. 

Rektoenterostomie  728. 

Rektamaffektionen  858. 

— dilatator  858. 

— exstirpation  862. 

— Perforation  858. 

—Prolaps  721,  868. 

Reknrrenslähmnng    228, 
544. 

RenantsoheMethode  981. 

Reposition  268. 

Resektion  1221. 

Resorption  568. 

Retroperitonales       Ge- 
webe 850. 

Retropharyngealab- 
szess  506. 

Retrobulbäre     Tumoren 
888. 


Retrograde      Dilatation 

522. 
Rheumatismus  276,  299. 
Rhinitis  407. 
Rhinometrie  406. 
— phyma  404. 
— plastik  405. 
— sklerom  406. 
Ricinus  65. 
Riesenwuchs  286. 
— zeUen  92. 

Rigasche  Krankheit488. 
Rindertuberkulose     129, 

149,  152. 
Ringworm  126. 
Rippenresektion  561. 
— tumoren  570. 
Röntgenbild  586,  566. 
— bestrahlnng  1210,  1222. 
— diagnostik  129,  256. 
— isierung  1298. 
— kongress  1276. 
— ologie  1265. 
—platte  1280. 
-strahlen  271, 298, 1010, 1054, 

1080. 
— therapie  896,  434,  484,  519, 

528,  545.  546,  1288. 
—Untersuchung  957, 962, 1015, 

1029,  1186. 
—▼erfahren  618,  687,  689. 
Roland  sehe  Zone  1808. 
Roth*Draegerscher  Ap- 
parat 21. 
Rotz  181,  1862. 
Rubefazientien  54. 
Rückenmark  1227,  1268. 
Rflckenmarksanästhesie 

39,  58. 
Rtlckenmarkstumoren 

1254. 
Ruhr  809. 
Rumpf  542. 


Säureintoxikation  10,68. 
S  a  h  1  i  sehe    Desmoidreaktion 

640,  717. 
Sakralgeschwulst  1255. 
Salizyl  1009. 
— Präparate  214,  295. 
Salzsäure  641. 
Salzwasserinfusionen 

52. 
Samenbläschen  1109. 
— blasentuberkulose  187. 
—Strang  1049,  1051,  1059. 
Sanatorien  161,  178,  180. 
Sanduhrmagen    629,   679, 

684,  694.  702. 
Santheose  1009. 
Sarcine  642. 
Sarkom  81,  86,87,115,457, 

1150,1207,1292,  1825,1829. 
Sattelnase  404. 
Sau  e  r  bruchschesVerfahren 

511,  514,  524,  543. 


Sauerstoff  1284. 
Saugapparate    270,     292. 

Saugtherapie  164. 
Schädeldefekte    848,    848, 

859. 
— basis  1277. 
— frakturen  348. 
— Perkussion  1835. 
—resektion  1889. 
— trauma  849,  350. 
— tumoren  845. 
Schanker  1186. 
Scharlachserum  811. 
Scheidenstreptokokken 

811. 
Schenkelhalsfraktur   268, 

270,  1161,  1172,  1282. 
— bmch  1282. 
Schenkelkanal  881. 
Schilddrflse  462,  468,  474, 

497. 
Schiiddrilsenkrebs  79. 
— tumoren  478. 
Schi  mmelbuschsche  Büch- 
sen 821. 
Schläfenlappen  861. 
-Schüsse  876. 
Schlangengift  65,  67. 
Schleien  sehe  Methode  558. 
Schulter  blattgeschwOlste 

1189. 
— blatthochstand  1184. 
—knarren  1151. 
-luxation  1187,  1147. 
Schussverletzung    786, 

788,  1230,  1800. 
Schutzimpfung  889. 
Schwammgift  65. 
Schwangerschaft     808, 

809,  947. 
Schwefel  wasserst  off  65. 
Sehweissdrüsen  92. 
Schwellkörper  1043. 
Schweinsnieren  981,  982, 

1010. 
Scirrhns  708, 
Seborrhoea  108. 
Sektio  alta  1080,  1082. 
Seewasser  91. 
S  e  g  o  n  d  sches  Verfahren  419. 
Sehnennaht  198. 
—scheiden  198. 
— scheidengeschwfllste  1188. 
— soheidenhämatom  202. 
— transplantation  200, 202, 208, 

1197. 
— zerreissung  203. 
Sehnerventurooren  384. 
Sensibiltät  97,  292. 
Sella  turcica  1281. 
Sepsis  808. 

Septumdeviation  408. 
Sequester  1209. 
Sequestrotomie  1192. 
Serratuslähmung  1137. 
Serum  Arloing-Gourmont  484. 
-  MObius  484. 
-therapie  84,  85,  785. 


1996 


Jahresberieht  ffir  Chirurgie. 


Sesamoidknochen  958. 

Shock  52,  53,54,1189,1861. 

Siebbeinnekrose  884. 

Siedegemisch  9. 

3igmoiditi8  749. 

Sigmoidoskop  854. 

Silberpräparate  322,327. 

Silbersalbe  822. 

Silkworra  320. 

Sinus  frontalis-Eiterung  355. 

—  praecervicalia  406. 

— thrombose  350,  365,  899. 

Sinus  sigmoidens  1333. 

Skalpierung  848. 

8  k  U  V  0  sches  Serum  186, 187, 

1335. 
Skleroderma  110,  485. 
Skoliose  12S9,  1249,  1262. 
— nkorsett  1251. 
Skopolamin  20,  22. 
— Morphin-Narkose  26,  575. 
Skoroptesmilbe  188. 
Skrofulöse  188,  157. 
Skrotum  1085,  1045. 
Solitftrtuberkel  1808. 
Sondermannsche   Methode 

406. 
Sonnenlicht  580. 
Spfttrachitis  285. 
Speicheldrüsen  426,  429. 
—steine  429,  431. 
Speiseröhrene  rkran- 

Kungen  511. 
Spermatozoon  1116,  1289. 
Sphinkter  ani  856. 
Sphygmomanometer  598. 
Spina  bifida  1254,  1258. 
Spinalanalgesie  42,  854. 
Spinallftsion  1268. 
Qpinaltumoren  1255. 
Spiritusverbftnde  328. 
Spirochaeten  80,  191, 193. 
Splenektomie    740,     925, 

929. 
Splenomegalie  924. 
Splenopexie  895. 
Spondylitis  281, 1288, 1235. 
Spondylose     rhisom^- 

liqae  1232,  1261. 
Spontanamputation  226, 

276. 
Spontanfraktur  265,  285, 

804,  1141. 
Spontanxertrümmernng 

1029. 
Sprepgelscher    Handgriff 

1164. 
Sprungbein  1281. 
Sputum  153. 
Starkstromverletaung 

1202. 

Staphylokokken  310,  814, 

777,  1810. 
Stanungsblntung208,594. 
Stauungshyperfimie  162, 

214,  264,  280,  292,  297,  301, 

827,  344,  401.  442,  447,  467, 

492,  1061. 
Steinniere  985,  959. 


Steinachnitt  1030. 
Sterokystophotographie 

1015. 
Sterilisation  315,    321, 

1344. 
Steriiitftt  1313. 
Stichverletzung  738. 
Stills  Krankheit  300. 
Stimmbänder  530,  582. 
Stirnhirn  862. 
Stirnhöhle  355. 
Stoffwechselkrankheiten 

50. 
Stomatitis  1045. 
Stovain  85,  36. 
Strahlenpilz  182. 
Strangulation  820. 
Streptokokken   310,   598, 

611,  777. 
—serum  312. 
Streptotrichosis    512, 

1310. 
Striae  122. 
Strikturen  1048. 
Ströme,  hochfrequente  120. 
Struma  465,  471,  535. 
Strumektomie  478. 
Strychnin  52,  65. 
Styptol  1017. 
SubKutangewebe  91. 
Sublamin  317. 
Sublimat  65,  66,  197. 
—Yorgiftung  1008. 
Sublingoaldrase  429. 
Submaxillardrflse    430, 

481. 
Subphrenischer  Abssess 

482. 
Suprarenin  17,  34,  39,  86, 

212,  1006. 
Symblepharon  392. 
Sympathikus  733. 
-resektion  360,  397,  485,  486, 

492. 
Symphysenruptur  1170. 
Sym-physeotomie  1192. 
Syndaktvlie  1135. 
SynoYiaimemembran 

1341. 
Syphilis  189,  585,611,895, 

022,  927. 
— hereditaria  196. 
— serum  197. 

—  und  Trauma  197. 

—  und  Tuberkulose  158. 
Syringomyelie   304,  1147, 

1259,  1387. 


Tabes  1265,  1387. 

Talma  sehe    Operation    897, 

917. 
Talusezstirpation  1212. 
Tamponade  405. 
Tarsalexzision  394. 
Tarsalgie  1201. 
Tarsoplastik  890. 


Taucherkrankheit  206. 
Taxis  868. 

Ta  vi  ersehe  Operation  874. 
Teleangiektasie  1290. 
Tendinitis  1197. 
Tendovaginitis  1207. 
Tenotomie  1824. 
Teratom  478,  1065. 
Tetanie  470,  471.  481,  487, 

632,  672,  699. 
Tetanus  826, 382, 1299,  ISOO. 
Thierschsche  L&ppchen  68. 

391,  392. 
Thiosinamip  98,  513. 
Thorakoplastik  561. 
-tomie  561,  569. 
— zentese  557. 
Thorax  538,  1247. 
—defekt  545. 
— kompression  542. 
—Verletzungen  541,  580. 
Thrombose  224,  232,  235, 

574,  604, 612,  774,  793.  1344. 
Thymus  483,  485,  488,  501, 

546,  610. 

Thyreoidea  465,  469,  499. 
Thyreoidektoinie470.486. 
Thyreoidin  478,  481,  484. 
Thyreoidismus  485. 
Thyreoidprftparate  276. 
Tiertuberkulose  180, 152, 
165. 

Tonometer  598. 
Tonsillen  505. 
— tumoren  416,  442. 
Tonsillotom  446,  1808. 
Torticollis  490. 
Trachealstenose  584- 
Tracheoskopie  535. 
—tomie  584. 
Trachom  895. 
Traktionsdivertikel  510. 
TrftnendrOsen  378. 
—sack  379,  395,  409. 
Transplantation  62,  95,  90, 

287,  482,  1187,  1196. 
— ^sudate  557. 
Trauma  158,  858,  583,  587, 

588,  601,  608,  612,  668,  736, 

868,  871,  873,   1076.  1218, 

1258,  1268. 

Treitzsche  Hernie  818,  883. 

T  re  n  d  e  1  e  n  b  u  rg  sches  Sym- 
ptom 788. 

—  Operation  236. 

Trepanation  849,  862. 

Trigeminusneuralgie 
254,  357,  415. 

Tripperrhenmatiamus 

103. 

Trimus  338. 
Tropakokain  48. 
Tropfmethode  18. 


Trypanrot  84. 
Tuberf 


kelbazillusl53,166: 
Tuberkulide  103. 
Tuberkulin  131,  132,  167, 
170,  177,  954. 


Sach-Regisier. 


1399 


Tuberkalose  126,  154, 168, 
467,  468,  588,  587,  588,  609, 
712,  788,  808,  1110,  1141. 

— ansteckaDg  160. 

— impfong  140.  IW,  168,  178. 

— Infektion  182,  14). 

— seram  129,  155,  156,  173. 

—Statistik  159. 

— flbertragnng  186. 

Taberositas  tibiae  1209. 

Tamor  albus  1222. 

Tamoren,  multiple  116, 
1211. 

Tnnica  vaginalis  1048, 
1113. 

Tarmschädel  882. 

Tjphas  809,  768,  808,  812, 
8*^,  922,  1074. 


U. 

Überanstrengung  599. 
Überdruck  5^,  548,  568. 
Oberdruckverfabren  9. 
Ulcus  crosis  1195. 

—  Malgache  1800. 

—  moUe  1040. 

—  pepticum  700. 
—Perforation  682,  700. 

—  rodens  119,  128. 

—  ventriculi  627, 644, 651, 654, 
655,  658,  661,  668, 687, 690, 
729. 

Umbilikalhernien  882. 
Unterbindung  215. 
Unter  druckrerfahren  594. 
Unterkieferbruch  452. 
— resektion  458,  461. 
— zyste  458. 
Unterschenkel  1179. 
— brüche  260,  265. 
Uraohusfistel  1021. 
Urämie  960,  982,  1002. 
Uranoplastik  422,  1814. 
Ureterendivertikel  995. 
— einpflanznng  994,  1021. 
— geschwulst  994. 
— katherismus  962,  996,  1015. 
—stein  996  1286. 
— striktur  996. 
— topographie  998. 
— Unterbindung  995. 
Ureteritis  1078. 
UreterozYstanastomose 

997. 
Ureter  stein  957. 
— otomie  995. 


Ureterverdoppelung985. 
Urethra  1120. 
Urethralsteine  1075,  1182. 
-striktur  1129. 
—zyste  1182, 

Uretbraruptur  1017. 
Urethritis  1076. 
Urethroton»ie    1129,   1131. 
Urinsekretion  10. 
—  Separator  963. 
UrogenitalgefBsse  1037. 
— tub^rkulose  1060. 
Uro  tropin  1009,  1010. 
Uteruskrebs  707. 
Uvula  487,  504. 


V. 

Vagusresektion  250,  687. 
Valgusstellung  1202. 
Varicen  282. 
Varikozele  1049,  1117. 
Vas  deferens  1061,   1066, 

1116,  1118. 
Vasektomie  1082. 
Vaseline  98,  271. 
Vaselininjektionen  418. 
Venaeseotio  218. 
Vena  saphena  284. 
Venen  erkrankungen224, 282. 
— riss  218. 

-  Unterbindung  217,  880,  502. 
Verätzung  580. 
Verbrennung  67,  97. 
Verbrahung  97. 
Vergiftung  68. 
Verhornung  121. 
Verweilkutheter  1181. 
Vesiculotomie  1109. 
Vesipyrin  1018. 
Viskosität  218. 
Volvulus  679,  821. 
Vorderfnss  1182. 
Vorhauterkrankungen 

1045. 


W. 

Wachsdegeneration  475. 
Wanderroilz  982. 
— niere  938,  994. 
Wangenkarsinom  417. 
Warzen  118. 
— fortsatzeiterung  899. 
Wasserstoffsuperoxyd 
179,  1128. 


We  r  1  h  o  ff  sehe  Krankheit  104. 

Whiteheadsehe   Operation 
865. 

Wiederbelebung  18. 

Wirbelfraktur  I^It,  1288. 

— kanalbkitu^geQ  1259. 

— luxation  1230. 

—Säule  1227. 

— säulendeformität  1245. 

— sAulenmecbanik  1241. 

— säalenversteifung  1232. 

-^tuberkulöse  1238,  1262. 

— tumoren  511,  1254. 
I  Wismut  66,  1286. 
I  Wolfsrachen  1888. 
'Wundbehandlung   814,  826, 
I     1801. 

— heilung  806. 

—Irrigation  815. 

Wurmfortsatz  480,  778. 

-divertikel  772. 

Wurmkrankheit  728. 

Wut  888. 


Xanthom  115. 


Z. 


Zahnaffektionen  451. 
— anomalie  406,  459. 
— fistel  459. 
— fraktur  460. 

Zelluloid  827,  848,  859,  452. 

Zervikalsysten  497. 

Zinkstearat  97. 

Zuckergussleber  898. 

Zungenabszess  488. 

— affektionen  432. 

—fistel  426. 

— traktionen  12. 

—tumoren  488,  486,  474,  494. 

— zange  11. 

Zwangs  Versicherung 

131. 
Zwerchfell  589,  542. 
— hernie  648,  888. 
— Verletzung  884. 
Zwergwuchs  278, 
Zyklodialyse  897. 
Zysteni|iere  971. 
Zystitis  994,  1024. 
Zystostomie  1088. 


Verlag  von  J.  F.  Bergmann  in  Wiesbaden. 


Die  Lehre  von  den  GeschwQlsten 

mit  einem 

Mikroskopischen  Atlas. 

(63  Tafeln  mit  296  ferblfeo  AbbUdMfM) 

in  zwei  Bänden 

von 

Dr.  Max  Borst, 

ProfMsor  an  d«r  UniTeraltlt  WSnbwg. 
PreU  Ilik.  50.—.     Gebunden  Mk,  53JiO. 


Die  Yerletznnpii  des  lleiiörorgans, 

Von 
Geh.-Rat  Prof.  Dr.  A.  Passow  in  Berlin. 

Mit  41  Abbildungen   im   Text  und   auf  4   Tafeln. 

Mk.  9.68,  seboodeo  Mk.  10.68. 

Die 

Eiterungen  des  Ohrlabyrinths. 

Von 

Professor  Dr.  Friedrich  in  Kiel. 

ZIZZl   Mü  25  siuneüf  farbigen  Tafeln.   Z^Z^ 


Preis  Mk.  9.68,  i;ebanden  Mk.  18.68. 


Lehrbuch 

der 

Ohrenheilkunde 

und  ihrer  Grenzgebiete. 

Nach  klinischen  Vorträgen  für  Studierende  und  Arzte 

Ton  ProfesBor  Dr.  Otto  Körner,  Rostock. 

Mit  2  photograpkisehen  Tafeln  und  118  Textahbildu/ugen,  —  Oeb.  Mk.  ^.— . 


\ 


i  ViAL  3  dji