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Full text of "Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der Chirurgie"

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JAHRESBERICHT 

ÜBER  DIE 

FORTSCHRITTE 

AUF  DEM  GEBIETE  DEB 

CHIRUR  GIE. 


JAHRESBERICHT 

ÜBER  DFE 

FORTSCHRITTE 


AUF  DEM  GEBIETE  DER 


CHIRURGIE. 


UNTER  MITWIRKUNG  VON 

Dr.  Bahtholdt  (Wiesbaden),  Dr.  Becker  (Hildesheim),  Prof.  Bennegkb  (Berlin),  Prof.  von 
BoRSDORFF  (Helsingfors),  Dr.  Borchard  (Posen),  Dr.  Bötticher  (Giessen),  Dr.  Brentano 
(Berlin),  Dr.  Brunner  (Münsterlingen),  Prof.  Dollinger  (Budapest),  Dr.  Fertig  (Kassel),  Prof. 
Fischer  (Stbassbüro),  Dr.  Giani  (Turin),  Dr.  (Soedhuis  (Deventer),  Prof.  Goldmanh  (Freibdrg), 
Prof.  Hildebrand  (Berlin),  Prof.  Hoffa  (Berlin),  Prof.  Hofiäeister  (Stuttgart),  Dr. 
HoHLBEGK  (St.  Petersburg),  Dr.  Hueter  (Altona),  Dr.  Eammeter  (Berlin),  Dr.  Kargher 
(Basel),  Dr.  Kirchhoff  (Berlin),  Prof.  Kölliker  (Leipzig),  Dr.  Maass  (New  York),  Dr.  Mac 
GfLiAVRT  (Amsterdam),  Prof.  San  Martin  (Madrid),  Dr.  Mertens  (Bremerhaven),  Dr.  Meter 
(Dresdeji),  Dr.  von  Meter  (Frankfurt  a/m.),  Dr.  Neck  (Chemnitz),  Dr.  Pagenstecher 
(Wiesbaden),  Prof.  Partsch  (Breslau),  Prof.  Pels-Leusden  (Berlin),  Dr.  Pertz  (Frriburg), 
Prof.  Ritschl  (Prkiburg),  Dr.  Ritter  (Greifswald),  Prof.  Rotgans  (Amsterdam),  Dr.  Schaldemose 
(Kopenhagen),  Dr,  Schönstadt  (Berlin),  Dr.  Schültze  (Duisburg),  Dr.  Schulz  (Barmen),  Prof. 
Seidel  (MCnchbn),  Dr.  Stoianoff  (Plkvna),  Prof.  Sultan  (Berlin),  Dr.  Süter  (Basel),  Dr. 
Urbanik  (Krakau),  Dr.  Vkillon  (Riehen),  Dr.  Volkmann  (Dessau),  Dr.  Waldvogel  (GJöttingen), 
Dr.  Willemer  (Ludwigslust),  Dr.  Zieoler  (MOnchen),  Dr.  Zimmermann  (Dresden). 

REDIGIERT   UND   HERAUSGEGEBEN 

VON 

PROF.  DR.  HILDEBRAND 

IN  BERLIN. 


IX.  JAHRGANG. 

BERICHT   ÜBER   DAS   JAHR   1903. 


WIESBADEN. 

VERLAG  VON  J.  F.  BERGMANN. 
1904. 


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Nachdnick  verboten. 
Übersetzungen,  auch  ins  Ungarische,  vorbehalten. 


Dniok  der  Kgi  UniTersitatidrackerel  Ton  H.Stflrtzin  W&rzbarK. 


Inhalt. 

I.  Allgemeine  Chirurgie. 


Seite 

Narkose,  Narkotika,  Aoaesthetika.    Ref.  Prof.  Dr.  A.  Rltschl,  Freiburg    .    .  3    —  Z% 

Angemeines  fiber  Narkose 6    —  10 

Chloroform-  und  Chloroform-Sauerstoff-Narkose 11  —  13 

Äthemarkose 13  —  16 

Äther  und  Chloroform *  ....  16  —  17 

Äthylchlorid  und  Somnoform-Narkose 17  —  19 

Lachgasnarkose 19  —  20 

Schleichsches  Narkosengemisch 20 

Brom&thylnarkose 20 

Narkotil 20  —  21 

Morphium-Skopolaminnarkose                        21  —  23 

Lokale  und  region&re  Anftsthesie .  23  —  31 

Rückenmarks- AnAsthesie 31  —  33 

Allgeaeifle  Operatiooslehre.    Ref.  Prof.  Dr.  A.  Ritschi,  Freiburg 33  —  35 

Waadbeilnaf ,  Stömofea  der  Waodheilanf ,  Wnodiafektiooserreger  (Entzäodanf , 
Eiteninr,  Erysipel,  pyoseoe  Allgemeioerkraokoofen,  Toxämie,  Seplitliäinie). 
WnodbeliaadIao£,  Aseptik,  Aotiseptik,  Antiseptika.    Ref.  Cliefarzt  Dr. 

K.  Bmaoer,  Mansterlingen 35  —  58 

1.  WandheiluDg,  Störungen  der  Wundheilnng 35  —  45 

a)  Allgemeines.  Experiraentaluntersuchungen,  Bakteriologisches  Aber 
Wundinfektion-  und  Eitererreger 35  —  38 

b)  Phlegmone,  Gangrftn,  Noma 38  —  40 

c)  Streptokokkeninfektion.    Erysipelas.    Antistreptokokkenserum     .  40  —  42 

d)  Pyogene  AUgemeinerkrankungen.    Toxämie,  Sephihämie      .    .    .  42  —  45 

2.  Wundbehandlung 46  —  58 

a)  Aseptische  Wundbehandlung.    Geschichtliches.    Bedingungen  der 
Aseptik.    Allgemeines 46—48 

b)  Desinfektion  der  Hände  und  des  Operationsfeldes 48  —  50 

c)  Sterilisation  des  Naht-  und  Unterbindungsmateriales 50  —  52 

d)  Sterilisation  des  Verbandmaterials,   der  Instrumente,  Schwämme  52 

e)  Antiseptik.    Antiseptika 52  —  56 

f)  Behandlung  von  Verletzungen  und  infizierten  Wunden    .     .    .    .  56  —  58 

Tetanos.    Ref.  Cliefarzt  Dr.  K.  Bmiuer,  Münsterlingen 59  —  68 

I.  Pathogenese,  Wirkung  des  Tetanusgiftes.  Symptomatologie.  Kopftetanus  59  —  65 

II.  Therapie 65—68 


VI  Inhalt. 

Seite 

Wut.    Ref.  Chefarzt  Dr.  K.  Bmnoer,  Munsterlingen 68  —  69 

Ver£iftaiij[eo.    Ref.  Oberarzt  Dr.  Brost  Pafeostecfaer,  Wiesbaden     .    .    .    .  69 
Toberknlose,  Syphilis,  Lepra,  Aktlnomykose,  Milzbrand ,  Maal-  nod  Klaneo- 
senche,  Bchioococcos.    Ref.  Priv.-Doz.  Dr.  R.  WaldvogfeK  Göttingen 

und  Medizioalrat  Dr.  A.  Borchard,  Posen 70  —113 

Tuberkulose.    Ref.  PrIv.-Doz.  Dr.  R.  Waldvogfel,  Göttiagen  .    .  70  —101 
Syphilis,  Aktinomykose,  Botryomykose,  Rhinosklerom, 
Noma,  Milzbrand,  Echinococcus,  Lepra,  Pellagra.  Ref. 

Medizioalrat  Dr.  A.  Borchard,  Posen 101—113 

Aktinomykose  und  Botryomykose 104—108 

Lepra,  Rbinosklerom,  Milzbrand,  Rotz,  Blastomykose,  Pellagra 

Mycosis  fungoides 119—112 

Echinococcus 113 

Verbreoooogeo  ood  Brfrleraogeo.    Ref.  Oberarzt  Dr.  E.  ^agfeostecher,  Wies- 
baden    114-115 

A.  Verbrennungen 114 

B.  Erfrierungen 115 

Verletzoofeo  ood  chlrorgische  Kraokhelteo  der  Haot  ood  des  Sabkotaoge- 

gewehes.    Ref.  Kgl  Kreisarzt  Dr.  E.  Becker,  Hildesheim 115—141 

Allgemeines 115—117 

Spezielles.« s 117—441 

I.  Verletzungen 117 — 120 

1.  Frische  Verletzungen — 

2.  Transplantation  und  Narben behandlung 117—120 

If.  Chirurgische  Krankheiten 120 — 141 

1.  Zirkulationsstörungen 120—122 

2.  Entzündungen — 

3.  Spezifische  Entzündungen 122—131 

4.  Progressive  Ernährungsstörungen 131 — 136 

a)  Hypertrophie 131—132 

b)  Geschwülste 133—136 

5.  Regressive  Ernährungsstörungen 137—138 

6.  Epitheliale  Anhangsgebilde  der  Haut 139 

7.  Seltene,  durch  Parasiten  erzeugte  Hautkrankheiten    ....  140—141 

Erkraoknogeo  der  Sehoeo,  Sehoeoscheideo  ood  Moskelo.    Ref.  Prof.  Dr.  E. 

Ooldmaofl,  Freiburg 141-154 

Verletzuofeo  ood  chimriische  Kraokhelteo  der  Blotifefässe,  der  Lymphifefässe 

ood  Lymphdrfiseo.    Ref.  Prof.  Dr.  F.  Fischer,  Strassburg ]54-.i7i 

Hämostatika  und  Hämostase 154—155 

Infusionen  von  Kochsalz  und  anderen  Lösungen 155—158 

Haemophilie 158 

Gefässnaht 158—164 

Aneurysmen 164—166 

Gefässerkrankung  mit  nachfolgender  Gangrän i^ß 

Gefässgeschwülste 166—168 

Lnfteintritt  in  Venen  und  Unterbindung  der  Venen 168—169 

Retrograder  Transport  im  Venensystem 169 

Phlebitis  und  Varicen 169—170 

Lymphdrüsen-  und  Lymphgefässerkrankungen 170—171 

Verletzttogeo  ood  chirurfische  Erkraokoojfeo  der  peripherlscheo  Nerveo.    Ref. 

Prof.  Dr.  Th.  Kölllker,  Leipzig 171-182 


Inhalt.  VII 

Seite 

Nervenregeneration 

Nervendurchschneidung 

Nervenverletzungen 

Nervenlnxation 

Nervennaht 

Nervenpfropfung 

Nervenresektion 

Nervendehnung }    171—174 

Nervenlösung 

Intrakranielle  Trigeminusresektion 

SympathicuBresektion 

Neuralgie 

Neuritis 

Periphere  Paralyse 

Nervengeschwtllste  

Allgemehieg  ober  Fraktoren  aod  Verleiznogeo  der  Gelenke.  Ref.  Qeli.  Med.-Rat 

Prof.  Dr.  A.  Hoffa,  Berlin 183-184 

Die  Erkraokonfea  der  Kaochen.    Ref.  Prosektor  Dr.  C.  Hneter,  Altona    .    .  195-211 

Allgemeines 198-2(0 

Knochenatrophie 200 — 201 

Störungen  des  Knochenwachstums 201—202 

Osteomyelitis 202-203 

Typhus,  Tuberkulose,  Aktinomykose 203—204 

Osteomalacie 204 

Akromegalie 204 

Rhachitis 204—205 

Koochenneubildung,  Knochenplombierung  und  Enochenersatz   ....  205—208 

Tumoren 209—211 

Brkraokaofeo  der  Qeleoke.    Ref.  Dr.  K.  Bartholdy,  Wiesbaden 212-222 

Allgemeines 212—213 

Erkrankungen  der  Gelenke  bei  akuten  Infektionen 213—214 

Chronische  Gelenkerkrankungen 214—218 

Sonstige  Erkrankungen . 218-222 

Erkraiknngen  der  Schleimbeatel.    Ref.  Dr.  K.  Bartholdy,  Wiesbaden  .    .    .    223-224 

AUcemeine  Qeschwnlstlehre.    Ref.  Dr.  R.  Volkmaon,  Dessau 224-253 

Statistik  und  Ätiologie  der  Geschwülste 224-230 

Histologie  der  Geschwülste !    .    .  230—232 

Klinik  der  Geschwülste.    Karzinom-Behandlung 202—286 

A.  Karzinombehandlung  durch  X-Strahlen 236—246 

B.  Behandlung  der  Karzinome  mit  anderen  Methoden 246—248 

C.  Kasuistisches  und  Klinisches 248-253 

II.   Spezielle  Chirurgie. 
I.  Kopf. 

Die  Verletzonfen  nod  ciilnir|[i8cheo  Krankheiten  des  Schädels  und  Gehirns. 

Ref.  Dr.  E.  von  Meyer,  Frankfurt  a/M 257—287 

Allgemeines  über  Hirnchirurgie  und  Trepanation 257—259 

Erkrankungen  und  Tumoren  des  knöchernen  Schädels  und  der  Weich  teile  259-262 
Verletzungen  des  Schädels  und  Gehirns  durch  Schuss  und  andere  Ge- 
walten.   Traumatische  Meningitis  und  Himabszesse 262-  269 

Erkrankungen  der  Stirn-  und  Keilbeinhöhlen 269 

Hydrocephalus,  Meningocelen,  Encephalocelen,  Meningitis 269—271 


VIII  Inhalt. 

Seite 

Tri  gern  inusneuralgie 271—272 

Epilepsie 272—277 

Tumoren  und  Cysten 277—280 

Abszesse.    Pyämie.    Thrombose.    Otitische  Erkrankungen 281 — 287 

Verletzaogeo  nod  chiinrifische  Krankheiten  de«  äusseren  Auges,  des  äusseren 
Ohres  nud  der  Nase.    Ref.  Dr.  Q.  Zimmennann,  Dresden  und  Dr.  W. 

L.  Meyer,  Dresden 287—328 

A.  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  äusseren 
Auges.    Ref.  Dr.  W.  L.  Meyer,  Dresden 287—310 

B.  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  äusseren 

Ohres  und  der  Nase.    Ref.  Dr.  Q.  Zimmermann,  Dresden.    .  311—328 

1.  Ohr 311—321 

2.  Nase 321—328 

Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  des  Gesichts,  der  Speichel- 
driisen,  des  Mundes,  der  Zunge,  des  Gaumens,  der  Gesichtsnerven,  der 

Mandeln,  der  Kiefer  und  der  Zähne.  Ref.  Prof.  Dr.  C.  Partsch,  Breslau  328—401 

Erkrankungen  des  Gesichts 328—336 

Erkrankungen  der  Gesichtanerven 336—343 

Angeborene  Missbildungen 343—346 

Erkrankungen  der  Mundschleimhaut 346—352 

Erkrankungen  der  Speicheldrüsen 352 — 359 

Erkrankungen  der  Zunge 359—371 

Erkrankungen  des  Gaumens 371—374 

Erkrankungen  der  Mandel 373—379 

Erkrankungen  der  Kieferhöhle 379-382 

Erkrankungen  der  Kiefer  und  Zähne 382—401 

U.  Hals« 
Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Halses  und  der  Schilddruse. 

Ref.  Dr.  D.  Mac  Gillavry,  Amsterdam 402-420 

Struma.    Morbus  Basedowii.    Thymus 4u2 — 410 

Andere  Halsorgane 410—420 

Chirurgische  Erkrankungen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.    Ref.  Dr.  C. 

Ritter,  Greifswald 421—445 

Rachen 421—426 

Ösophagus  426 — 445 

Kehlkopf,  Luftröhre,  Bronchien.    Ref.  Priv.-Doz.  Dr.  C.  Bötticher,  Giessen     .  446—459 

A.  Kehlkopf 446—453 

B.  Luftröhre  und  Bronchien 453 — 459 

m.  Brust. 
Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Thorax.    Ref.  Priv.-Doz.  Dr. 

C.  Bötticher,  Giessen 460-467 

Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der  Brustdriise.    Ref.  Priv  - 

Doz.  Dr.  G.  Bötticher,  Giessen 467—474 

Angeboi-ene  und  entzündliche  Störungen  der  Brustdrüse 467 — 469 

Geschwülste  der  Brustdrüse 469—474 

Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  Ref.  Ober^ 

arzt  Dr.  J.  Schulz,  Barmen 475-497 

Pleura 475-482 

Lunge 482—497 

Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  des  Herzens  und  Herzbeutels, 
derOefässe  der  Brusthöhle,  des  Mediastinums.  Ref.  Prof.  Dr.  B.  Bennecke, 

Berlin  (siehe  am  Schluss). 


Inhalt.  IX 

Seite 

IV.  Banch. 

Verietzno^ea  nod  cfairnixische  Krankhelteo  der  Bauchwand  und  des  Peritooeuin. 

Ref.  Oberarzt  Dr.  Enist  Pageostecher,  Wiesbaden 497—536 

Baach.    Allgemeines 497—504 

Erkrankungen  der  Banchwand 504—509 

Erkrankungen  des  Nabels 509—512 

Yerletsungen  des  Bauches .    .    .    ^ 512—515 

Akute  Peritonitis 515—522 

Tuberkulöse  Peritonitis 522—527 

Aktinomykose 528 

Ascites 528—530 

Geschwülste 580—532 

Krankheiten  des  Mesenteriums  und  Netzes 532 — 535 

Krankheiten  des  retroperitonealen  Qewebes 535 — 536 

Die  Verletznogeo  nod  chimrflscfaeo  Krankheiten  des  Darmes.  Ref.  Dr.  Karcher, 
Basel,  Oberarzt  Dr.  A.  Brentano,  Berlin  und  Dr.  E.  Velllon,  Rieben 

(Basel) 537—636 

Allgemeines.    Technik.    Ref.  Dr.  Kar  eher  und  Dr.  Y  eil  Ion    .    .    .  537—545 

Kongenitale  Störungen.    Ref.  Dr.  Karcher  und  Dr.  V  ei  Hon    .    .    .  545—548 

Verletzungen.    Fremdkörper.    Ref.  Dr.  Karcher  und  Dr.  Veillon.  548—550 

Tumoren.    Ref.  Dr.  Karcher  und  Dr.  Veillon 550—555 

Entzflndungen,  Geschwüre,  Strikturen,  Divertikel,  Perforation.  Ref.  Dr. 

Karcher  und  Dr.  Veillon 555—570 

Appendicitis.    Ref.  Oberarzt  Dr.  A.  Brentano 570 — 609 

Darmverschluss.    Ref.  Dr.  Karcher  und  Dr.  Veillon 609—628 

Nachtrag  zum  Abschnitte :  Die  chirurgischen  F^rkrankungen  des  Darmes. 

Ref.  Dr.  Karcher  und  Dr.  Veillon 628—636 

Vo-Ietznttf en  nnd  chirurgische  Erkrankungen  des  Magens.    Ref.  Dr.  J.  Fertig, 

Kassel 637    691 

A.  Allgemeines 637—655 

B.  Spezielles 655—691 

a)  Verletzungen,  Ulcus  yentriculi  traumaticum  und  Fremdkörper    .  655—658 

b)  Gastroptose.    Magendilatation.    Postoperative  Magenblutung  .    .  659—660 

c)  Volvulus  des  Magens 660 

d)  Kongenitale  Pylorusstenose 661 — 662 

e)  Entzündungen,  Geschware  und  deren  Folgeerscheinungen   .    .    .  662 — 680 

f)  Geschwülste,  Lues,  Tuberkulose 680—691 

Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Rektums.  Ref.  Dr.  Fr.  /Hertens, 

Bremerhaven 691—704 

A.  Allgemeines 691—698 

B.  Spezielles 698 

a)  Kongenitale  Störungen 698 

b)  Entzündungen,  Geschwüre,  Strikturen 698—700 

c)  Verletzungen.    Fremdkörper 700 

d)  Geschwülste,  Prolapse,  Hämorrhoiden 700—704 

Die  Hernien.    Ref.  Dr.  E.  Kammey er,  Berlin 704—736 

Allgemeines .  704—717 

Inguinalhemien 718—724 

Krnralhemien 724—726 

ümbilikalhernien 726—728 

Innere  Hernien . 728—729 

Seltene  Hernien 729—736 


X  Inhalt 

Seite 

Verletzangen  and  chirurgische  Krankheiten  der  Leber  und  Gallenblase.    Ref. 

Oberarzt  Dr.  Ernst  Pagenstecher,  Wiesbaden 736-773 

Allgemeines 7S6— 741 

Verletzungen  der  Leber  und  G  allen  wege 751—743 

Schnflrleber,  Wanderleber,  Lebercirrhose,  Tuberkulose,  Syphilis,  Aktino- 

mykose 743—748 

Echinococcus  der  Leber  und  subphrenischer  Abezess 749—751 

Leberabszess ' 751—753 

Tumoren  der  Leber,  Gallenblase  und  Gallengänge .  753—756 

Erkrankungen   der  Gallenblase,    des   Ductus   cysticus   und   hepaticus 

(ausschliesslich  Tumoren) 756—767 

Erkrankungen  des  Choledochus  (ausschliesslich  Tumoren) 767—773 

Gallensteinileus 773 

Die  Verletzungen  nnd  chirurgischen  Krankheiten  der  Milz.    Ref.  Prof.  Dr.  F. 
Hofmeister,  Stuttgart  (siehe  am  Schluss). 

Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  des  Pankreas.    Ref.  Dr.  A. 
Schönstadt,  Berlin  (siehe  am  Schluss). 

Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter. 

Ref.  Priv.-Doz.  Dr.  P.  Ziegler,  München 773-847 

Angeborene  Missbildungen 773—777 

Anatomie  und  Physiologie 776—780 

Nierenverletzungen 780—782 

Wandernieren 783—788 

Hydronephrose 788—790 

Akute  Pyelitis,  Pyouephrose,  Nieren abszesse 790—791 

Puranephritis.    Perinephritis 792 

Tuberkulose  der  Nieren 792—796 

Nephrolithiasis 796-800 

Anurie 80ü— 802 

Funktionelle  Nierendisgnostik 802—815 

Nierenblutung 815-816 

Geschwülste  und  Cysten  der  Nieie  816—823 

Operationen 823—824 

Akute  und  chronische  Entzündung  der  Niere 825 — 833 

Kasuistik  nnd  Lehibücher 833—836 

Chirurgie  der  Nebenniere 836—838 

Chirurgie  der  Harnleiter 838-842 

Adrenalin 842-845 

Nierensyphilis 845—846 

Varia 846-847 

Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der  Blase.    Ref.  Prof.  Dr.  Q. 

Sultan,  Rixdorf-Berlin 848—876 

Anatomie  und  Physiologie  der  Blase 848—849 

Allgemeines  über  Blascnchirurgie 849—860 

Ektopie,  Missbildungen,  Divertikel  der  Blase 860-  863 

Verletzungen  der  Blase 863—866 

Cystitis 867 

Fremdkörper  der  Harnblase 867—868 

Tuberkulose  der  Harnblase 868—869 

Blasensteine 869-873 

Blasengeschwülste 873—876 


Inhalt.  XI 

Seite 

Die  Verletzaogen  and   chirargischen  Kraokheiten  der  männücheii  Genitalien. 

Ref.  Dr.  E.  Kirchhoff,  Berlin 876-897 

Allgemeines.    Penis.    Skrotum 876—878 

HfiUen  des  Hodens  nnd  Samenstranges 878—  879 

Hoden,  Nebenhoden,  Samenstrang 879—  881 

Cowpersche  Drösen,  Samenblase,  Prostata 881—887 

Nachtrag.    Aaslftndiscbe  Referate 887—  897 

Verletznnsen  und  chinirfische  Kranl^helten  der  Uretlira.    Ref.  Prof.  Dr.  F. 
Pels-Lensden,  Berlin  (siehe  am  Schluss). 

Yerletznnfen  and  chimri^ische  Krankheiten  der  oberen  Extremität.    Ref.  Dr. 

C.  Neck,  Chemnitz 897—  933 

Angeborene  Krankheiten,  Mi8sbildangen,Entwickelung8})emmun  gen  etc.  897 —  903 

Krankheiten  der  Haot 903—  904 

Erkrankungen  der  Lymphgefftsse  und  LjmphdrQsen 904 

Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Gefässe 904—  907 

Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Nerven 907—  912 

Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Muskeln,  Sehnen,  Sehnenscheiden 

nnd  Fascien 912—  915 

Erkrankungen  der  Knochen  und  Gelenke 915—  920 

Frakturen 920-  925 

Luxationen 925—  931 

Verschiedenes 931—  933 

DieVerletzani^en  and  chirarfischen  Krankheiten  der  anteren  Extremität.  Ref.: 
Oberarat  Dr.  F.  Schnitze,  Duisburg,  Medizinalrat  Dr.  A.  Borchard, 

Posen,  Dr.  F.  Sater,  Basel 933—1025 

Angeborene  Missbildungen  und  Difformitäten  der  unteren 

Extremität    Ref.  Oberarzt  Dr.  F.  Schnitze,  Duisburg     .    .    .  933—  950 

Kongenitale  Luxation  der  Hüfte 933—  938 

Coxa  vara 938—940 

Genu  valgum 940—  941 

Genu  recurvatum 941—  942 

Angeborene  Verrenkung  des  Fussgelenks  942 

Plattfuss 942-  945 

Klumpfuss,  Hohlfnss,  Spitzfuss 945-948 

Halux  valgus  , 948-  949 

Rachitische  Deformitüten 949 

KongeniUle  Defekte 949-950 

Essentielle  Paralyse  (Sehnenplastiken) 950 

Verletzungen  der  Knochen  und  Gelenke  der  unteren  Ex- 
tremität.   Ref.  Medizinalrat  Dr.  A.  Borchard,  Posen     ....  951-  973 
Allgemeines  über  Frakturen  und  Luxationen  der  unteren  Extremität  951 —  952 

Frakturen  und  Luxationen  im  Bereich  des  Beckens 953 

Luxationen  im  Hüftgelenk 953—  954 

Frakturen  des  Schenkelhalses 954—  956 

Frakturen  des  Oberschenkels 956—-  958 

Verletzungen  des  Knies 958—  959 

Luxation  der  Patella 960 

Verletzungen  des  Streckapparat-es  des  Knies 960 —  965 

Verletzungen  der  Semilnnarknorpel,  Kreuzbänder  etc 965—  966 

Frakturen  des  Unterschenkels 966—  969 

Luxationen  im  Bereich  des  Fusses 960—  971 

Frakturen  im  Bereich  des  Talus  und  Calcaneus 971 

Frakturen  im  Bereich  des  Mittel-  und  Vorderfusses 971—  973 


XIl  Inhalt 

Seite 
DieErkrankungen  der  unteren  Extremität  mit  Ausschluss 
der   angeborenen    Missbildungen,    der   Difformitäten, 

Frakturen  und  Luxationen.    Ref.  Dr.  F.  Sater,  Basel     .    .  974-1025 

Lehrbücher.  Anatomie.  Allgemeines.  Operationsmethoden.  Apparate  974—  984 

Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Weichteile 984—1003 

Der  Haut  und  Anhangsgebilde 984—  985 

Der  Blutgefässe 685—  992 

Der  Nerven 992—  993 

Der  Sehnen,   Sehnenscheiden,  Fascien,  Muskeln,   Schleimbeutel, 

Lymphgefässe  und  Lymphdrüsen 993—  999 

Varia 999—1003 

Erkrankungen  der  Knochen 1003 — 1011 

Des  Beckens 1003—1004 

Des  Oberschenkels 1004-1007 

Des  Unterschenkels 1007—1009 

Der  Knochen  des  Fusses 1009—1011 

Erkrankungen  der  Gelenke 1011—1025 

Des  Hüftgelenkes 1011—1015 

Des  Kniegelenkes 1015—1025 

Des  Fussgelenkes . 1025 

Die  Verletzaofen  und  chimrgischen  Krankheiten  der  Wirbelsäule  und  des 

Rückenmarks.    Ref.  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  A.  Hoffa,  Berlin  .    .    .  1025-1065 

Frakturen,  Luxationen  und  sonstige  Verletzungen  der  Wirbelsäule  .  1025—1028 
Osteomyelitis,  traumatische  Erkrankungen  u.  chronische  Entzündungen 

der  Wirbelsäule 1028—1034 

Spondylitis  tuberculosa 1034—1039 

Skoliose 1039—1055 

Tumoren  der  Wirbelsäule,  des  Bückenmarks  und  seiner  Häute.  Spina 

bifida.    Missbildungen 1055—1059 

Traumatische  Rückenmarkaerkrankungen 1060—1063 

Anhang:  Italienische  Literatur 1063—1065 

Die  Verletzungen  und  chirurj^lschen  Krankheiten  des  Pankreas.    Ref.  Dr.  A. 

Schönstadt,  Berlin 1065-1076 

Die  Verletzungen  und  chirurf  ischen  Krankheiten  des  Herzens  und  Herzbeutels, 
der  Qefässe  der  Brusthöhle,  des  Mediastinums.    Ref.  Prof.  Dr.  E. 

Bennecke,  Berlin 1077—1080 

Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten   der  Urethra.     Ref.  Prof.  Dr. 

F.  Pels-Leusden,  Berlin 1081-1091 

Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der  Milz.  Ref.  Prof.  Dr.  P. 

Hofmeister,  Stuttgart 1092-1099 

Anatomie 1092 

Verletzungen 1092—1093 

Milzabszess 1093-1094 

Wandermilz 1094-1095 

Hypertrophie,  Tumoren.  Cysten 1095—1097 

Milzexstirpation 1097—1099 

Die  Anwendung  der  Röntgenstrahlen  in  der  Chirurgie.    Ref.  Dr.  A.  Pertz, 

Freiburg  i.  Br 1099-1127 

Die  Lehre  von  den  Instrumenten,  Apparaten  und  Prothesen.  Ref.  Prof.  Dr.  0. 

Hildebrand,  Basel .  1128-1129 


Inhalt.  XIII 

Seite 

ICripKBchinirfie.    Ref.  Generalarzt  Prof.  Dr.  K.  Seydel,  Mttnohen  .    .    .    .    1129-1135 
Nadrtrai^:  Aaalftndische  Referate     . 1135— 1142 


111. 

Historiacbes;  Lehrbacher;  Berichte.   Aufsätze  allfemelnea  Inhalts.  Ref.  Prof. 

Dr.  0.  Hildebrand,  Basel 1143-^1159 

Geschichte  der  Chirurgie 1145 

Lehrbücher 1146—1150 

Jahresberichte  von  Krankenhäusern  etc 1150 — 1152 

Aufsätze  allgemeinen  chirurgischen  Inhalts 1152—1159 

Aotoren-Refister 1160-1177 

Sach-Resister 1178 


Die  Redaktion  des  von  Prof.  Dr.  O.  Hildebrand  (Berlin)  heraus- 
gegebenen Jahresberichtes  richtet  an  die  Herren  Fachgenossen  und 
Forscher,  welche  in  dessen  Gebiete  Gehöriges  und  Verwandtes 
publizieren,  die  ergebene  Bitte,  sie  durch  rasche  Übersendung  von 
Separat-Abdrücken  ihrer  Veröffentlichungen  sowie  durch  einschlagende 
Mitteilungen  baldigst  und  ausgiebigst  unterstützen  zu  wollen. 

Zusendungen  wolle  man  an  Herrn  Professor  Dr.  O.  Hildebrand, 

Berlin  N.W.,  Kronprinzen  Ufer  61.,  richten. 


I.   Teil. 


Allgemeine   Chirurgie. 


J»hrMbericht  fDr  Chirnrgie  1903. 


I. 
Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika. 


Referent:  A.  Ritschl,  Freiburg. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Bark  er,  On  some  improyements  in  the  method  of  local  analgesia.  The  Lancet  1903. 
July  25. 

2.  *Barraja,  Elimination  da  chloroforme.    Marseille  möd.  1902.  Nov.  15. 

3.  Becker,  Ober  eine  neue  Verbindung  des  Anästhesins  (Dr.  Ritsert)  zar  subkutanen 
Injektion  .Subkutin*  (Ritsert).    MOn ebener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  20. 

4.  Bern  dt,    Zur  Empfehlung    der   Witze  Ischen   Äthertropfnarkose.    Münchener   med. 
Wochenschrifk  1903.  Nr.  20. 

5.  ^Blumefeld,  The  relation  of  anaesthetics  to  shock.    Medical  Press  1903.   Febr.  25. 

6.  Blum  fei  d,  Recent  work  in  the  field  of  anaesthetics.    The  Practitioner  1903.  Sept. 

7.  Bogdanovici,   Ein   Sterbefall  nach  Kokaininjektionen   in   den  RQckenmarkskanal. 
Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  3  (Rumänisch). 

8.  Boncart,  De  la  „r^animation"  par  le  massage  sous-diaphragmatique  du  coeur  en  cas 
de  mort  par  le  chloroforme.    Revue  mödicale  de  la  Suisse  romande  1903.  Nr.  10. 

9.  Braun,   Experimentelle    Untersuchungen   und   Erfahrungen  über  Leitungsanästhesie. 
V.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  1. 

10.  —  Ober  den  Einfluss  der  Vitalität  der  Gewebe  auf  die  Örtlichen  und  allgemeinen  Gift- 
wirkungen lokalanästhesierender  Mittel  und  über  die  Bedeatung  des  Adrenalins  für  die 
Lokalanästhesie,  v. Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  u.  2.  v.  Esmarchs 
Festschrift. 

11.  —  Zur  Äther-Chloroform-Mischnarkose.    Zentralblatt  ffir  Chirurgie  1903.  Nr.  14. 

12.  —  Ober  Adrenalin.    Deutsche  zahnfirztliche  Wochenschrift  1903.  Nr.  45. 

13.  —  Zur  Anwendung  des  Adrenalins  bei  anästhesierenden  Gewebsinjektionen.  Zentral- 
blatt f&r  Chirurgie  1903.  Nr.  38. 

14.  *—  Ober  die  Bedeutung  des  Adrenalins  fQr  die  Chirurgie,  besonders  fQr  die  Lokal- 
anästhesie.   Med.  Gesellschaft  Leipzig.    Münchener  med.  Wochenschrift   1903.    Nr.  8. 

15.  *Burckhardt,  Zur  Narkosenfrage.    Zentralblatt  für  Gynäkologie  1903.  Nr.  14. 

16.  Caro,  Ober  ChJoroformnarkose.    Allgem.  med.  Zentral-Zeitang  1903.  Nr.  20. 

17.  *Glayton,  Death  under  Chloroform.    British  medical  Journal  1903.  Jan.  31. 

18.  Cole,  The  physiological  action  of  ethyl  bromide  and  of  somnofoim.  British  medical 
jonrnal  1903.  June. 

19.  *Connel,  Local  anaesthesia.    Annais  of  surgery  1903.  December. 

20.  *Court,  The  Chloroform  habit  acquired  by  a  hysterical  woman  resalting  in  death. 
The  Uncet  1903.  July  18. 

21.  Conrtade,  Anästhesin  in  der  rhino - laryngol.  Praxis.  Allgem.  Wiener  med.  Zeitung 
1903.  Nr.  12. 


Jahresbericht  für  Ghirorgie.    I.  Teil. 

22.  ^Dacconto,  8.,  La  cocaina  in  chirargia.    II  Naovo  Raccoglitore  medico  1903.  Nr.  12. 

23.  Daconto,  Akoin  in  der  Chirurgie.    Deutsche  Zeitschrift  fftr  Chirurgie  1903.  Bd.  69. 
Heft  5  und  6. 

24.  Discussion   on    anaesthetics.    Glasgow  med.  chir.  soc.    Glasgow  med.  Journal  1903. 
April. 

25.  Dönitz,    »»Kokainisierung    des    Rflckenmarkes"    unter   Verwendung   von    Adrenalin. 
Mflnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  34. 

26.  Dunbar,  Noch  einiges  über  das  salzsaure  Anftsthesin  als  örtliches  Betftubungsmittel. 
Zentralblatt  fOr  Chirurgie  1903.  Nr.  43. 

27.  Eastham,  Narcotile,  bichloride  of  methyl  ethylene:  a  new  auaesthetie.   The  Lancet 
1903.  April  18. 

28.  Feilchenfeld,  Zur  Prophylaxe  der  Chloroformnarkose.  Zentralblatt  f.  Chirurgie  1903. 
Nr.  7. 

29.  Fiat  au,  Über  die  Anwendung  der  Morphium-Skopalamiunarkose  in  der  Gynäkologie. 
Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  28. 

30.  Foisy,  Nouveau  proc^ö  d'anesthösie  des  tissus  enflammte.  La  Presse  m^icale  1903. 
Nr.  24. 

31.  Fratti,  G.,  Sul  valore  del  aegno  delia  nnca  Belle  doronarcosi.     Gazzetta  degli  oape- 
daU  1903.  Nr.  131. 

32.  Fuchs,  Zur  Narkose  in  der  Gynäkologie  mit  besond.  Berflcksichtigung  der  Witze  1- 
sehen  Äthertropfmethode.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  46. 

33.  Gaertner,  Über  einen  Apparat  zur  Kontrolle  ded  Pulses  in  der  Narkose.   Mflnchener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  24. 

34.  —  Ein  neuer  Apparat  zur  Pulakon trolle  in  der  Narkose.    Wiener  med.  Presse  1903. 
Nr.  27. 

35.  —  Über  einen  Apparat  zur  optischen   Kontrolle  des  Pulses   während   der  Narkose. 
Zentralblatt  f&r  Chirurgie  1903.  Nr.  9. 

36.  —  Optischer  Puls-KontroUapparat    32.  Chirui^enkongress  Berlin  1903. 

37.  Gangitano,  F.,  Analgesia  cocaina-adrenalinica  in  chiruigia  generale.  Riforma  medica 
1903.  Nr.  36. 

38.  *G ardner.  A  regulating  inhaler  for  gas  and  ether.    The  Lancet  1903.  July  18. 

39.  Gaudiani,  Y.,  L'  anestesia  generale  col  cloruro  d'  etile.    II  Policlinico.  Sez.  pratica 
1903.  Fase.  13. 

40.  Grevsen,  Nochmals  die  Morphium -Skopolamin- Narkose.    Mflnchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  32. 

41.  Hahn,  Om  Jlt-Kloroformnarcose  med  Roth-Drägers  Apparat,   ügeskrift  for  Leeger 
1903.  pag.  337.  Copenhagen. 

42.  Hamm  es,  Sets  over  lach  gasnarcose.    Ned.  Tydschr.  v.  Geneesk.  IL  pag.  652. 

43.  —  Aethyldiloride   als   Anaestheticum    inhalatorinm.     Ned.   Tydschr.   v.   Geneesk.    II. 
pag.  1439. 

44.  Harcourt,  A  perfected  method  of  Chloroform  administration.    Medical  Press  1903. 
March  18. 

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I.  Allgemeines  fiber  Narkose. 

David  Lamb  (24)  hält  die  Korabination  von  Chloroform  und  Äther  für 
das  beste  Narkotisierungsmittel.  Für  die  Quantität  des  einen  oder  anderen 
der  Komponenten  der  Mischung  sind  die  besonderen  Verhältnisse  des  Falles 
massgebend.  Unter  4000  Narkosen  erlebte  er  zwei  Todesfälle,  die  mit  der 
Narkose  in  Zusammenhang  gebracht  werden  konnten,  beide  bei  schwer  kranken, 
an  Ileus  leidenden  Patienten. 

Boyd  empfiehlt  als  Narkotisierungsmittel  für  kurzdauernde  EingrifiFe  die 
Lachgasnarkose,  am  besten  in  Verbindung  mit  Sauerstoff  oder  Luft. 

Gray  verbreitet  sich  in  einer  sehr  oberflächlichen  Weise  über  die  lokale 
Anästhesie,  der  er  nur  insofern  eine  Berechtigung  zuerkennt,  als  es  noch  kein 
absolut  ungefährliches  Mittel  zur  allgemeinen  Anästhesie  gibt.    Bezeichnend 


Ritsohl,  Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika.  7 

für  seine  Erfahrungen  auf  dem  Gebiete  der  allgemeinen  Anästhesie  ist,  dass 
er  nicht  finden  konnte,  dass  die  Vereinigung  des  Kokains  mit  Adrenalin  den 
Grad  der  Anästhesie  in  nennenswertem  Grade  verstärkt. 

Brown  Kelly,  der  die  Bromäthyhiarkose  in  1300  Fällen  ohne  üblen 
Zufall  benutzt  hat,  tritt  für  diese  Narkosenart  warm  ein,  wenn  es  sich  um 
kurzdauernde  Eingriffe  handelt,  und  schildert  die  Technik  dieser  Narkose  und 
ihre  Erscheinungen. 

Reid  macht  zum  Schluss  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Anwendung 
des  Chloroforms  während  des  Geburtsaktes. 

Blumfelds  (6)  Arbeit  bringt  ein  kurzes  Sammelreferat  über  die  wich- 
tigsten Arbeiten  des  letzten  Jahres,  welche  von  der  Vorbereitung  des  Patienten 
zur  Narkose  handeln. 

Hof  mann  (49)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  man  bei  jeder  Inhala- 
tionsnarkose, sei  es  mit  Äther,  Chloroform  oder  einer  Mischung  ein  Stadium 
beobachten  könne,  welches  bei  teilweiser  Erhaltung  des  Bewusstseins  durch 
die  Aufhebung  des  Schmerzgefühls  charakterisiert  sei  (Ätherrausch  Sudecks, 
minimale  Chloroformnarkose  Riedels).  Dieses  Stadium,  welches  Hofmann 
Frühnarkose  nennt  im  Gegensatz  zur  späteren  Dauernarkose,  tritt  sehr  bald 
nach  dem  Beginn  der  Narkotisiernng  und  lange  vor  dem  Exzitationsstadium 
auf.  Man  erkennt  seinen  Eintritt  daran,  dass  der  Patient  ruhig  wird  und 
eyent.  falsch  zählt,  femer  daran,  dass  er  Kneifen  an  der  Innenseite  der  Ober- 
schenkel erträgt.  Dieses  Stadium  dauert  höchstens  wenige  Minuten,  geht  zu- 
weilen auch  fast  momentan  vorüber.  Es  ist  zur  Ausführung  kurzdauernder 
chirurgischer  Eingriffe  sehr  geeignet.  An  das  mit  voller  Schmerzempfindung 
einhergehende  Exzitationsstadium,  welches  sich  durch  langsam  tropfenweise 
Darreichung  des  Narkotisierungsmittels  vermindern  lässt,  schliesst  sich  das 
Stadium  der  sog.  Halbnarkose,  welches  schliesslich  in  die  volle  Anästhesie  der 
Dauemarkose  übergeht.  Frühnarkose  und  Halbnarkose  gehen  zuweilen  un- 
bemerkt ineinander  über,  woraus  man  den  fehlerhaften  Schluss  gezogen  hat, 
dass  die  Frühnarkose  sich  verlängern  lasse.  Hofmann  empfiehlt  sehr,  die 
Frühnarkose  auch  zu  Voroperationen  bei  grösseren  Eingriffen  auszunützen. 
Er  bediente  sich  zu  ihrer  Hervorrufung  gewöhnlich  der  Äthertropfmethode 
mit  oder  ohne  vorausgeschickte  Morphiuminjektion. 

Hewitt  (48)  beschäftigt  sich  in  einem  längeren  Vortrage  mit  der  Be- 
täubung solcher  Personen,  die  sich  aus  dem  einen  oder  anderen  Grunde 
weniger  für  die  Narkotisierung  eignen.  Bezüglich  des  Zustandes  des  Herzens 
fuhrt  er  aus,  dass  sich  im  allgemeinen  Personen  mit  schwacher  Herzaktion 
der  Narkose  gegenüber  besser  verhalten  als  solche  mit  normalem,  kräftigen 
Herzen.  Bei  letzteren  besteht  gewöhnlich  in  Übereinstimmung  mit  der  Herz- 
kraft eine  kräftige  Körpermuskulatur,  die  Muskelspannung  und  Atemstörungen 
während  der  Narkose  Vorschub  leistet.  Am  besten  eignen  sich  daher  etwas 
schwächliche  Frauen  mittleren  Alters  für  die  Narkose.  Von  besonderer  Be- 
deutung ist,  dass  Personen,  die  keinen  Tag  ihres  Lebens  krank  waren,  durch- 
aus nicht  zu  den  günstigen  Objekten  für  die  Narkose  gehören.  Bei  muskel- 
starken Individuen  empfiehlt  Hewitt,  die  Narkose  mit  Äther  oder  Lach- 
gas zu  beginnen  und  eventuell  nach  der  Einschläferung  mit  Chloroform  fort- 
zufahren. Hier  besteht  wegen  der  Muskelspasmen  die  Gefahr  der  Überdosie- 
mng,  die  besonders  bei  Gebrauch  des  Chloroforms  verhängnisvoll  werden  kann. 
Besteht  ii^end  ein  mechanisches  Hindernis  für  die  freie  Atmung,  so  empfiehlt 
es  sich   am  meisten,   durch  Einschiebung  eines  Mundsperrers  (Pfropf)   die 


8  Jahresbericht  fttr  Ghirargie.    I.  Teil. 

Atmung  durch  den  Mund  zu  erleichtern,  weil  diese  Hewitts  Erfahrungen 
nach  während  der  Narkose  einen  entschiedenen  Vorzug  vor  der  Nasenatmung 
verdient.  Bei  starknackigen,  fettleibigen  Personen  (John  Bull-Typus)  empfiehlt 
Hewitt  den  Gebrauch  einer  Äther-  (3  T.)  -Chloroform-  (2  T.)  -Mischung  oder 
Einleitung  der  Narkose  mit  dieser  Mischung,  bis  das  Exzitationsstadium  be- 
ginnt, dann  Äther  und  nach  der  Einschläferung  reines  Chloroform.  Bei 
solchen  kräftigen  Leuten  sollte  man  die  Operation  nie,  ehe  volle  Anästhesie 
eingetreten  ist,  beginnen,  da  hier  sehr  leicht  reflektorischer  Atemstillstand 
eintreten  kann.  Besonders  bei  der  Rektalchirurgie  sollte  das  beherzigt 
werden. 

Hewitt  bespricht  sodann  die  Narkose  von  Patienten,  bei  denen  die 
freie  Luftzufuhr  zu  den  Lungen  in  irgend  einer  Weise  Not  gelitten.  Hier 
sind  alle  asphyxierenden  Methoden  der  Narkose  zu  vermeiden.  Als  Narkoti- 
sierungsmittel  haben  Mischungen  von  Chloroform  und  Äther  mit  reichlicher 
Beimischung  von  Luft  oder  reinem  Sauerstoff  den  Vorzug.  Bei  der  Lagerung 
der  zu  Operierenden  ist  vor  allem  darauf  zu  achten,  dass  die  Atmung  keine 
weitere  Erschwerung  finde. 

Weiter  führt  Hewitt  aus,  dass  die  Narkose  bei  chronischen  Krank- 
heiten im  allgemeinen  weniger  Schwierigkeiten  biete  als  bei  akuten  Krank- 
heiten. Herzkranke  sind  keine  schlechten  Objekte  für  die  Narkose,  wenn 
man  das  richtige  Narkotisierungsmittel  wählt.  Während  Lachgas  hier  leicht 
verhängnisvoll  werden  kann,  hat  Hewitt  mit  Cbloroform-Äthermischungen 
oder  Alkohol-Äther-Chloroformmixtur  günstige  Resultate  gehabt. 

Für  sehr  nervöse  Personen  empfiehlt  Hewitt  die  Einschläferung  mit 
Lachgas  und  nachfolgende  Ätherdarreichung,  .während  Chloroform  besonders 
zur  Einleitung  der  Narkose  vermieden  werden  sollte. 

Besondere  Schwierigkeiten  für  die  Narkose  erwachsen  nicht  nur  bei 
Trinkern,  sondern  auch  bei  starken  Rauchern.  Bei  letzteren  bedarf  es  nicht 
nur  bedeutender  Mengen  des  Narkotisierungsmittels,  sondern  es  stören  hier 
häufig  Spasmen  in  der  Kiefermuskulatur,  die  durch  die  Tätigkeit  beim  Rauchen 
hypertrophieren. 

Die  Schwierigkeiten  steigern  sich  noch,  wenn  verschiedene  erschwerende 
Momente  sich  kombinieren,  z.  B.  athletische  Muskulatur,  beschränkte  Nasal- 
atmung, übermässiger  Tabak-  oder  Alkoholgenuss  etc.  Für  solche  Fälle 
empfiehlt  Hewitt  die  Narkose  mit  Chloroform-Äthermischung  einzuleiten  und 
mit  Äther  bezw.  Chloroform  zu  unterhalten.  Dabei  sollte  durch  einen  Mund- 
sperrer die  Mundatmung  aufrecht  erhalten  werden. 

Zum  Schluss  erwähnt  Hewitt  noch  die  glücklicherweise  seltenen  Fälle, 
wo  der  gestörte  Verlauf  einer  Narkose  nur  auf  eine  angebprene  Idiosynkrasie 
gegen  das  Narkotisierungsmittel  zurückgeführt  werden  kann. 

Snel  (99)  untersuchte  experimentell,  ob  die  bakteriziden  Eigenschaften 
der  Lunge  durch  Äther-  und  Chloroforminhalationen  oder  durch  Chloralhydrat- 
und  Morphiuminjektionen  beeinträchtigt  bezw.  aufgehoben  würden.  Zu  Ver- 
suchstieren wählte  er  Meerschweinchen,  denen  er  durch  eine  in  die  Trachea 
eingebrachte  Kanüle  Milzbrandbazillen  in  die  Lunge  spritzte.  Es  zeigte  sich 
nun,  dass  die  Narkose  die  Immunität  aufhebt.  Dieser  Umstand  erklärt  die 
Häufigkeit  von  Pneumonien  nach  Operationen,  die  weiterhin  noch  dadurch 
begünstigt  werden,  dass  durch  Aspiration  sowie  das  Hinabfliessen  von  Mund- 
speichel in  die  Trachea  die  Gelegenheit  zur  Aufnahme  von  Bakterien  in  die 
Lungen  noch  wächst.     Snel  macht  es  daher  den  Chirurgen  zur  Pflicht,   vor 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anaestbetica.  9 

einer  Narkose  die  Mund-  und  Rachenhöhle  gründlich  zu  desinfizieren  und  auf 
möglichst  reine  Atmosphäre  im  Operationsraum  bedacht  zu  sein. 

Schäfer  (96)  empfiehlt  besonders  für  Ertrunkene  eine  Art  der  künst- 
lichen Atmung,  bei  der  der  Kranke  mit  ausgestreckten  Armen  auf  dem  Bauche 
liegt.  Unter  den  unteren  Teil  der  Brust  wird  ein  zusammengefaltetes  Klei- 
dungsstück gelegt.  Der  Arzt  lässt  sich  neben  dem  Kopf  des  Kranken  auf 
ein  Knie  herunter  und  übt  mit  seinen  auf  den  Seiten  des  Brustkorbes  ruhenden 
Händen,  indem  er  die  Schwere  seines  Körpers  wirken  lässt,  einen  regelmässigen, 
sich  in  der  Minute  12 — 15  mal  wiederholenden  Druck  aus.  Die  Lage  des 
Körpers  hat  besonders  für  Ertrunkene  den  Vorteil,  dass  das  aus  den  Lungen 
ausgepresste  Wasser  ungehindert  abfliessen  kann.  Aber  auch  für  andere 
Zwecke  (Narkosenasphyxie)  empfiehlt  sie  sich,  weil  die  Zunge  nicht  zurück- 
fallen kann  und  Mundflüssigkeit  und  Schleim  nicht  aspiriert  werden  können. 
Ausserdem  ist  die  Ausübung  dieser  Form  der  künstlichen  Atmung  für  den 
Arzt  nicht  anstrengend. 

Boncart  (8)  hat  an  Hunden  die  Ausführbarkeit  einer  wirkungsvollen 
Herzmassage  durch  das  Zwerchfell  hindurch  bewiesen.  Er  chloroformierte  die 
Tiere  bis  zum  Stillstand  der  Atmung  und  Herztätigkeit,  leitete  sodann  ent- 
weder nach  der  Tracheotomie  durch  eine  eingesetzte  Trachealkanüle  oder  nach 
der  Intubation  künstliche  Atmung  ein  und  massierte  das  Herz  von  einer 
Laparotomiewunde  aus,  die  ihm  gestattete,  mit  mehreren  Fingern  oder  der 
ganzen  Hand  durch  das  erschlafite  Zwerchfell  hindurch  rhythmische  Druck- 
wirkungen auf  das  Herz  auszuüben.  Den  Erfolg  auf  die  Zirkulation  registrierte 
Boncart  durch  einen  in  die  A.  cruralis  eingebundenen  Sphygmographen. 
Der  Erfolg  war  ein  im  allgemeinen  sehr  bemerkenswerter;  wenn  auch  nur 
eines  der  sieben  Versuchstiere  den  Eingriff  dauernd  überlebte,  so  gelang  es 
doch  in  den  meisten  Fällen,  eine  regelmässige  spontane  Herzaktion  wieder- 
anzuregen. Bei  der  Ausführung  der  Herzmassage  hat  man-  sich  vor  einer 
Kompression  der  Koronararterien  und  der  Bronchien  zu  hüten.  Drei  Hunde, 
die  durch  starke  elektrische  Ströme  getötet  waren,  konnten  durch  Herzmassage 
nicht  wieder  zum  Leben  gebracht  werden. 

Zesas  (115)  stellt  die  bisherigen  Publikationen  über  die  Massage  des 
freigelegten  Herzens  bei  Chloroformkollaps  zusammen  und  fügt  den  bekannt 
gewordenen  Fällen  einen  weiteren  hinzu,  den  er  als  Assistent  von  Prof.  Nie- 
haus ün  Liselspitale  zu  Bern  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Das  Verfahren 
Uess  hier,  trotzdem  es  sich  um  einen  durchaus  gesunden  Mann  handelte,  völlig 
im  Stich.  Zesas  sucht  die  Misserfolge  der  bisherigen  klinischen  Bestrebungen 
auf  diesem  Gebiet  zu  erklären  durch  die  Schwierigkeit  bezw.  Unmöglichkeit 
ein  durch  Chloroformintoxikation  gelähmtes  Herz  mechanisch  wiederzubeleben. 
Er  rät  daher  bei  Chloroformkollaps  die  Massage  des  freigelegten  Herzens 
nicht  in  übereilter  Weise  einzuleiten,  sondern  die  bisher  üblichen  Mittel,  wie 
die  künstliche  Atmung  und  Zungentraktionen  anzuwenden,  da  die  gemachten 
Erfahrungen  bewiesen,  dass  die  Massage  des  Herzens  kaum  besseres  leiste 
als  die  sonst  gebräuchlichen  Belebungsmethoden. 

Gärtner  (33 — 36)  führt  aus,  dass  Sinken  des  Blutdrucks  die  häufigste 
Todesursache  während  der  Chloroformierung  darstellt.  Die  Pulskontrolle  sei 
zur  Überwachung  der  Zirkulation  unzuverlässig,  sofern  es  schnell  zur  Ermüdung 
des  fühlenden  Fingers  komme,  das  Gefühl  in  den  Fingerspitzen  erlösche  und 
schliessHch  vom  Narkotiseur  der  Puls  in  der  eigenen  Fingerbeere  gefühlt  werde. 
Eine  stetige,   zuverlässige  Überwachung   des   Pulses    während   einer   länger 


10  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

dauernden  Operation  sei  aus  diesen  Gründen  selbst  dann  illusorisch,  wenn  för 
die  Pnlsüberwachung  ein  besonderer  Assistent  angestellt  werde.  Um  diesem 
Übelstande  abzuhelfen,  hat  Gärtner  einen  Apparat  konstruiert,  welcher  die 
Kontrolle  des  Pulses  mit  dem  Auge  ermöglicht.  Derselbe  besteht  aus  einer 
rund  geformten  Dose,  in  welcher  sich  der  Hebelmechanismus  befindet,  der  die 
Pulsationen  auf  einen  über  einem  in  18  Teile  geteilten  Zififerblatt  rotierenden 
Zeiger  überträgt.  Dieser  Apparat  wird  mit  Hilfe  eines  schraubentragenden 
Stativs  am  Vorderarm,  unter  Umständen  auch  am  Bein  des  Patienten  ober- 
halb des  Sprunggelenks  befestigt.  Der  Apparat  zeigt  noch  Druckschwankungen 
an,  die  mit  dem  Tastgefühl  nicht  mehr  wahrgenommen  werden  können  und 
gibt  unmittelbare  Auskunft  über  alle  Pulsqualitäten. 

Madelung  (75)  demonstriert  im  unterelsässischen  Ärzteverein  die 
Unzulänglichkeit  des  Gärtner  sehen  Pulskontrolleurs  für  die  Narkose.  Die 
Kontrollnadel  macht  schon  bei  geringfügigen  Hand-  und  Armbewegungen  nn- 
rythmische  Bewegungen  und  steht  bei  stärkeren  sogar  ganz  still.  Im  Exzitations- 
stadium,  wo  die  Pulskontrolle  am  wichtigsten  ist,  lässt  das  Instrument  daher 
YÖlIig  im  Stich.  In  der  Diskussion  stimmt  Fehling,  der  stets  die  Puls- 
kontrolle während  der  Narkose  einem  besonderen  Assistenten  überträgt,  dem 
Urteil  Madelungs  durchaus  bei. 

Kuhn  (63)  verbreitet  sich  in  einem  Vortrage  ausführlich  über  die  Vor- 
züge des  von  ihm  als  pulmonale  Narkose  bezeichneten  Verfahrens  (siehe  vor. 
Jahrgang  p.  42).  Die  mit  Hilfe  der  peroralen  oder  pemasalen  Tubage  vor- 
genommene Narkotisierung  kommt  etwa  der  durch  eine  Tracheotomiewunde 
bez.  Kanüle  gleich.  Das  Narkotikum  gelangt  unmittelbar  in  die  Lunge.  In- 
folgedessen ist  der  Verbrauch  an  Chloroform  auffallend  gering,  die  Unter- 
haltung der  Narkose  erleichtert.  Die  Reflexe  von  seiten  der  Nase  und  oberen 
Luftwege  fallen  fort,  desgleichen  das  Würgen  und  Erbrechen  während  der 
Narkose.  Die  oberen  Luftwege  bleiben  immer  frei,  so  dass  Asphyxien  durch 
mechanische  Verlegung  der  Atemwege  ausgeschlossen  sind,  was  besonders  bei 
Operationen  an  Mund  und  Nase  von  nicht  zu  unterschätzendem  Vorteil  ist. 
Tritt  eine  Asphyxie  ein,  so  gewährleistet  das  Tubagerohr  einen  ungehinderten 
Zufluss  von  Luft  zur  Lunge  und  unterstützt  somit  ausserordentlich  die  Wirkung 
künstlicher  Atmung. 

Kuhn  (64)  führt  aus,  wie  durch  das  Narkotisieren  mit  Hilfe  der  per- 
oralen oder  pernasalen  Tubage  die  Unterdrückung  des  Brechaktes  erleichtert 
werde.  Es  komme  das  zur  Vertiefung  der  Narkose  zugeführte  Chloroform 
schneller  zur  Wirkung,  ferner  hindere  die  durch  das  Tubagerohr  offen  ge- 
haltene Glottis  den  Brechakt,  endlich  gestatte  die  Tubage  eine  wirksame 
Tamponade  des  Rachens  bezw.  des  oberen  Endes  des  Ösophagus,  so  dass  in 
den  Ösophagus  entleerter  Mageninhalt  nicht  zur  Ausstossung  gelangen  könne. 

Äther  und  Chloroform  wirken,  wie  Turk  (108)  ausführt,  unmittelbar 
schädlich  auch  auf  die  vasomotorischen  Zentren  und  üben  eine  langdauemde 
Nachwirkung  auf  die  splanchnische  Zirkulation  aus.  Sie  verursachen  Bildung 
von  Toxinen  in  den  Zellen  und  verhindern  die  Ausscheidung  von  Toxinen  ans 
dem  Blut.  Die  Widerstandskraft  des  Blutserums  gegen  Toxine  und  Bakterien- 
entwickelung  wird  verringert.  Die  Ausscheidung  von  Äther  und  Chloroform 
in  den  Magen  wirkt  reizend  auf  letzteren.  Die  Atonie  des  Magens  führt  zu 
Toxinbildung  und  Gasentwickelung  in  demselben.  Maass  (New-York). 


Bitschi,  Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika.  11 

II.  Cliloroforiii-  und  Chloroform-Sauerstoff-Narkose. 

Stein  (102)  bespricht  einige  wichtigere  Punkte  der  Chloroformierung, 
wobei  er  seine  an  mehr  als  3000  Narkosen  gewonnenen  Erfahrungen  einflicht. 
Der  Aufsatz,  welcher  mancherlei  beherzigenswerte  Winke  erteilt,  enthält  jedoch 
nichts,  was  dem  geübten  Narkotiseur  nicht  bereits  geläufig  wäre. 

Waller  (109)  verbreitet  sich  in  einem  akademischen  Vortrage  unter 
Vorführung  von  Experimenten  an  Katzen  über  die  Dosierung  des  Chloroforms 
zur  Einleitung  und  Unterhaltung  der  Narkose.  Er  zeigt,  dass  ein  2^/o  über- 
steigendes Chloroformluftgemisch  unter  Umständen  schnellen  Herzstillstand 
hervorruft  und  schliesst  mit  dem  Endergebnis,  dass  eine  1 — 2  ®/o  Chloroform- 
luft sowohl  für  den. Menschen  wie  für  die  höheren  Tiere  die  geeignete  und 
imgefahrliche  Konzentration  darstelle.  Diese  Konzentration  liefere  unter 
anderen  Methoden  vor  allem  die  sehr  empfehlenswerte  Chloroformtropfmethode. 

Harcourt  (44)  hat  einen  neuen  Apparat  konstruiert,  der  es  ermöglicht, 
dem  Patienten  ein  Chloroformdampf-Luftgemisch  von  bestimmter  Konzentration 
zuzuführen.  Das  Prinzip  ist  das,  dass  nach  den  Versuchen  Harcourts  ein 
über  eine  Mischung  von  8  Gewichtsteilen  Alkohol  und  20  Gewichtsteilen 
Chloroform  hinstreichender  Luftstrom  sich  mit  2  ®/o  Chloroformdampf  beladet, 
eine  Konzentration,  die  als  Maximum  zur  Erzeugung  allgemeiner  Anästhesie 
anzusehen  ist.  Dieses  Gemisch  wird  durch  die  Einrichtungen  des  Apparates, 
dessen  Konstruktion  im  Original  mitgeteilt  wird,  je  nach  Bedürfnis  verdünnt. 

Harcourt  (45)  demonstriert  seinen  Apparat  in  der  Gesellschaft  der 
Anästhetisten  in  London.  Es  entspinnt  sich  im  Anschluss  an  den  Vortrag 
Harcourts  eine  lebhafte  Debatte  über  die  Konzentration  der  Chloroform- 
Luft  für  verschiedene  Narkotisierungszwecke. 

Caro  (16)  plaidiert  für  eine  bessere  theoretische  und  praktische  Aus- 
bildung der  jungen  Mediziner  in  der  Handhabung  der  Narkose  und  würde  es 
für  erfreulich  halten,  wenn  sich  wie  in  anderen  Ländern  Spezialärzte  für  die 
Narkose  auch  in  Deutschland  etablieren  würden.  Er  selbst  hat  an  der  Klinik 
Israels  in  5  Jahren  1500  Chloroformnarkosen  geleitet,  worüber  er  kurz 
berichtet.  Seiner  Erfahrung  nach  ist  das  Chloroform  bei  richtiger  Anwendung 
kaum  gefährlicher  als  der  Äther,  Unglücksfälle  aber  meist  Folge  von  Kunst- 
fehlem. 

Racoviceanu-Pitesti  (89).  Sterbefall  durch  Chloroform  betrifft 
einen  Studenten  mit  Abscessus  prostatae,  welcher  bei  der  Operation  nach 
5  g  Chloroform  plötzlich  starb.  In  der  Diskussion  dieser  Frage  vor  dem 
Bakarester  Chirurgen -Verein  erwähnt  Stefanescu  2  ähnliche  Fälle:  Bei 
emem  2^/2  jährigen  Kinde  mit  Extrophia  vesicae  und  bei  einer  Epididymek- 
tomie  wegen  Tuberkulose.  Niculescu  erwähnte  andere  drei:  bei  einem 
Juden,  bei  einer  Frau,  bei  welcher  man  die  Salpingektomie  machte  und*bei 
einer  anderen  Frau,  bei  welcher  man  wegen  Colica  hepatica  operierte.  Beide 
letzteren  starben  nach  dem  Erwachen  plötzlich.  Niculescu  meint,  die 
Furcht  vor  der  Operation  spiele  bei  solchen  unglücklichen  Fällen  eine  grosse 
Bolle.  St  Ol  an  off  (Plevna). 

Reissigs  (92)  Chloroformnasenmaske  besteht  aus  einem  mit  Stoff  über- 
zogenen, die  Form  der  Nase  wiedergebenden  Drahtgestell,  welches  an  einer 
Stimbinde  beweglich  befestigt  ist.  Sie  soll  sich  besonders  bei  Zahnextraktionen 
als  nützlich  erwiesen   haben  zur  Unterhaltung  der  Narkose,   nachdem  die 


12  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Chloroformierung  mit  einer  gewöhnlichen,  Mund  und  Nase  deckenden  Maske 
eingeleitet  war. 

Feilchenfeld  (28)  konstatiert  mit  Genugtuung,  dass  sein  Vorschlag, 
erregte  Patienten  mit  Tinct.  Strophanti  auf  die  Narkose  vorzubereiten,  von 
verschiedenen  Seiten  Anerkennung  gefunden  habe.  Ist  die  vorbereitende  Be- 
handlung bei  kräftigen  Leuten  unnötig,  so  erfordert  eine  nervöse  Erregbar- 
keit des  Herzens,  die  sich  durch  matte  und  ein  wenig  klappende  Herztöne, 
sowie  undeutlichen  und  etwas  diffusen  Spitzenstoss,  kleinen  und  sehr  beschleu- 
nigten Puls  zu  erkennen  gibt,  eine  mehrtägige  Vorbereitungskur  mit  kleinen 
Dosen  Tinct.  Strophanti,  eventuell  mit  Tinct.  digitalis  vermischt,  und  zwar 
so  lange  bis  der  Puls  auf  höchstens  80  Schläge  heruntergebracht  ist.  Bei 
Herzmuskelerkrankungen,  von  den  leichten  Formen  der  Muskelschwäche  an 
bis  zu  den  schweren  Formen  der  Myocarditis,  reicht  die  oben  erwähnte  Be- 
handlung gewöhnlich  nicht  aus.  Vielmehr  ist  hier  die  Verordnung  eines 
Digitalisinfuses,  warmer  und  kohlensaurer  Bäder  am  Platze  sowie  von  Strych- 
nininjektiouen ;  auch  ist  bei  diesen  Patienten  die  Äthernarkose  anstatt  der 
Chloroformnarkose  anzuwenden.  Bei  Hypertrophie  des  Herzmuskels  ist  eine 
vorbereitende  Behandlung  gleichfalls  wünschenswert.  Solche  Kranke  sollten 
nicht  tief  narkotisiert  werden  und  eine  Morphiuminjektion  erhalten. 

Auf  Grund  von  Tierversuchen  (Hunde)  und  Beobachtungen  an  Menschen 
(in  der  Klinik  von  Fedoroff)  empfiehlt  Kr awkow  (57)  die  Hedonal-Chloro- 
formnarkose.  Eine  Stunde  vor  Beginn  der  Operation  bekommt  der  Patient 
bis  3,0  Hedonal,  wonach  er  gewöhnlich  ruhig  einschläft,  eine  Stunde  danach 
fängt  man  mit  dem  Chloroformieren  an.  Die  Vorzüge  der  Methode  sollen 
sein:  Abkürzung,  eventuell  Ausfall  des  Exzitationsstadiums,  Verbrauch  sehr 
geringer  Chloroformmengen.  Dank  der  im  Hedonal  enthaltenen  Amido-Gruppe 
sinkt  der  Blutdruck  während  der  Narkose  nicht.  Die  Nachwirkungen  der 
Narkose  sind  weniger  stürmisch.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Windrath  (113)  führt  aus,  dass  sich  die  Vervollkommnung  der 
Chloroformnarkose  in  zwei  Richtungen  vollziehe:  1.  in  der  Herabsetzung  der 
Dosis,  2.  in  der  Beifügung  von  chemischen  Agentien,  welche  die  Schädlichkeit 
des  Chloroforms  zu  vermindern  geeignet  seien.  Dem  Sauerstoff  komme  als 
solchem  eine  hohe  Bedeutung  zu.  Unter  den  Apparaten  zur  Sauerstoff-Chloro- 
formnarkose habe  der  Wohlgemuthsche  Mängel,  der  Roth- Dräger sehe 
jedoch  sei  sehr  empfehlenswert.  Die  Narkosen,  welche  Windrath  mit  Hilfe 
dieses  Apparates  leitete,  100  an  der  Zahl,  verliefen  so  günstig,  dass  Wind- 
rath dieser  Art  der  Narkose  unbedingt  den  Vorzug  vor  allen  anderen  Methoden 
des  Chloroformierens  gibt. 

Hahn  (41)  hat  Rot h-Drägers  Apparat  bei  77  Sauerstoff-Chloroform- 
narkosen angewendet  und  rühmt  diese  Methode  sehr  vor  der  Tropfmethode. 
Als  besonderen  Vorteil  der  Methode  erwähnt  der  Verfasser  die  leichte 
Anwendbarkeit  derselben,  dass  die  Narkose  ruhig  ist  ohne  oder  mit  ganz 
geringer  Exzitation,  selbst  in  Fällen,  wo  man  eine  solche  erwarten  könnte 
(Alkoholisnius).  Der  Chloroformverbrauch  ist  gering,  durchschnittlich  */2  g 
in  der  Minute,  bei  langwierigen  Narkosen  nur  V*— V»  g.  Die  Patienten  sollen 
sich  in  der  Regel  nach  der  Narkose  besser  befinden,  als  nach  anderen 
Methoden,  obwohl  das  Erbrechen  nicht  geringer  ist. 

Schaldemose  (Kopenhagen). 

L a  11  e n 3 1 e i n  (67)  hat  den  Roth-Dräger sehen  Chloroform-Sauerstoff'- 
Apparat  bei  120  Narkosen  als  recht  brauchbar  gefunden,  den  Gebrauch  des- 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anaestketika.  18 

selben  jedoch  nach  der  Arbeit  von  Michaelis  (siehe  Jahrg.  1902,  p.  58) 
wieder  eingestellt,  da  er  sich  verpflichtet  fühlt,  die  Kranken  auch  nur  vor 
mc^Iichem  Schaden  zu  bewahren. 

Roth  (94 — 95)  hat,  um  die  Angriffe,  welche  dem  von  ihm  konstruierten 
und  empfohlenen  Chloroform-Sauerstoffapparat  von  verschiedenen  Seiten  (siehe 
vorigen  Jahrgang)  gemacht  wurden,  zu  entkräften,  eine  Anzahl  Chemiker  ver- 
anlasst, etwaige  Veränderungen  des  Chloroforms,  welches  in  seinem  Apparat 
benutzt  wurde,  festzustellen.  Drei  unabhängig  voneinander  prüfende  Herren 
fanden  übereinstimmend,  dass  das  Chloroform  im  Roth-Dräger  sehen  Apparat 
eine  Zersetzung  nicht  erleidet.  Auch  Roth,  welcher  häufige  chemische 
Prüfungen  mit  den  dem  Apparat  entnommenen  Chloroformresten  vornahm, 
konnte  niemals  eine  positive  Reaktion  bei  Anstellung  der  Silbemitrat-  und 
Schwefelsäureprobe  erzielen,  desgleichen  konnte  niemals  Phosgen  im  Chloro- 
form nachgewiesen  werden.  Dementsprechend  hat  selbst  das  ältere  Modell 
des  Roth -Drag  ersehen  Apparates  sich  in  der  Praxis  hundertfältig  vor* 
zügUch  bewährt. 

Fratti  (31)  spricht  sich  gegen  die  Bedeutung  aus,  die  Rönne  au 
(Journal  des  practiciens  1903,  Nr.  16)  dem  Zeichen  des  Aufhörens  der  Nacken- 
nraskelkontrakturen  bei  der  Chloroformnarkose  beilegt,  teils  weil  sich  dieses 
Symptom  nicht  leicht  erkennen  lässt,  teils  weil  der  Zustand  der  Tonizität 
bei  diesen  Muskeln,  wenn  er  eintritt,  uns  keine  Gewähr  für  die  Aufhebung 
der  Sensibilität  und  Muskelkontraktion  bietet.  R.  Giani. 


III.  Athernarkose. 

Hof  mann  (49)  versteht  unter  modemer  Äthemarkose  die  Gesamtheit 
von  Methoden,  die  bei  reichlichem  Zutritt  von  Luft  den  Ätherverbrauch  mög- 
lichst zu  reduzieren  bestrebt  sind.  Er  verweist  auf  das  Widersinnige  der 
ursprünglichen  Juli  iard  sehen  Methode,  die  durch  geflissentliche  Überdosierung 
des  Äthers  unter  Luftabschluss  charakterisiert  sei.  Die  Reizwirkungen  des 
Äthers  entstehen  nur  durch  eine  zu  starke  Konzentration  des  Ätherdampf- 
Lnftgemisches.  Unter  den  üblichen  Methoden,  den  Äther  mit  Luft  gemischt 
in  möglichst  geringer  Konzentration  zu  verabreichen,  steht  was  Einfachheit 
anbelangt,  die  Ätherisierung  nachWitzel  obenan.  Die  gleichzeitige  Anwen- 
dimg von  Morphium  und  Chloroform  je  nach  den  Bedürfnissen  des  Falles, 
sind  nur  als  Unterstützung  der  Atherwirkung  anzusehen  und  berechtigen 
nichts  von  einer  Mischnarkose  zu  sprechen.  Die  moderne  Äthernarkose  ist 
nach  Hofmann  berufen  die  Chloroformnarkose  aus  ihrer  dominierenden 
Stellung  zu  verdrängen  und  zur  Narkose  der  Zukunft  zu  werden.' 

Pfannenstiel  (86)  tritt  auf  Grund  seiner  an  weit  über  2000  Narkosen 
gewonnenen  Erfahrungen  warm  für  die  Äthemarkose  ein.  Bei  richtiger 
Handhabung  dieser,  fallen  die  meisten  derjenigen  Nachteile  fort,  die  der  all- 
gemeinen Verbreitung  der  Äthernarkose  hinderlich  gewesen  sind.  Zu  einer 
Schädigung  der  Respirationsorgane  komme  es  bei  richtiger  Technik  nicht. 
Pfannenstiel  bat  nicht  eine  Patientin  an  Pneumonie  verloren  und  auch 
leichte  Lungenerkrankungen  (Bronchitiden,  zirkumskripte  Pneumonien)  nicht 
mehr  gesehen,  seitdem  er  die  Patienten  vor  der  Operation  mehrfach  den 
Mnnd  mit  desinfizierenden  Lösungen  ausspülen  und  gurgeln  lässt,  sowie  eine 
Abkühlung  derselben  während  oder  nach  der  Operation  ängstlich  vermeidet. 
Bezüglich  der  Technik  führt  Pfannenstiel   aus,  dass  es  darauf  ankomme, 


14  Jahresbericht  fflr  Ghimrgie.    I.  Teil 

die  Atherdämpfe  in  angemessener  Verdünnung  zu  verwenden.  Es  sei  die 
Schimmelbuschsche  und  vor  allem  die  Julliardsche  Maske  durchaas 
ungeeignet  für  die  Narkose,  sehr  empfehlenswert  dagegen  die  Grossmannsche 
Modifikation  der  W  an  seh  ersehen  Beutelmaske.  Jedoch  sei  es  ein  grosser 
Fehler  den  Gummibeutel,  welcher  den  Äther  enthält,  zu  schütteln.  Dadurch 
werden  nicht  nur  unnütz  konzentrierte  Dämpfe  entwickelt,  sondern  der  Äther  in 
feinste  Tröpfchen  zersprengt,  die  der  Athemluft  beigemengt  die  Schleimhäute 
der  oberen  Luftwege  stark  reizen.  Die  Injektion  von  0,01  Morphin  zehn 
Minuten  vor  Beginn  der  Narkose  empfiehlt  sich.  Während  zu  Beginn  der 
Narkose  der  Kranke  möglichst  verdünnte  Ätherdämpfe  bekommen  soll,  ist  es 
für  das  Zustandekommen  voller  Betäubung  erwünscht,  dass  ein  gewisser  Grad 
von  Kohlensäureintoxikation  eintritt  und  dementsprechend  soll  die  Maske  fest 
angedrückt  werden.  Zur  Unterhaltung  der  Narkose  hat  man  auf  die  Zufuhr 
ganz  schwacher  Ätherdämpfe  bedacht  zu  sein^  wobei  die  Maske  öfters,  um 
atmosphärische  Luft  zuzuführen,  zu  lüften  ist.  In  der  Regel  kam  Pfannen- 
stiel mit  100  ccm  Äther  selbst  bei  langdauemden  Narkosen  aus.  Als  Gegen- 
anzeige lässt  Pfannenstiel  nur  die  akute  Bronchitis  und  Pneumonie  gelten, 
chronische  Lungenerkrankungen  jedoch  nicht.  Die  Ausscheidung  des  Äthers 
nach  der  Narkose  sollte  durch  Anregung  der  Transpiration  (Ausscheidung 
durch  den  Schweiss)  befördert  werden  (Heissluftapparate)  und  zugleich  per  os, 
auch  per  anum  dem  Körper  Flüssigkeit  zugeführt  werden,  selbst  auf  die  Ge- 
fahr hin,  dass  dadurch  etwaiges  Erbrechen  vorübergehend  gesteigert  wird. 
Da  der  Äther  den  Körper,  zumal  unter  den  genannten  Massregeln  schnell 
verlässt,  sind  Schädigungen  der  Niere,  Leber,  der  Magen-Darmschleimhaut 
sowie  der  nervösen  Zentralorgane  wie  beim  Chloroform  nicht  zu  befürchten. 
Für  die  ärztliche  Praxis  muss  dem  Äther  auch  deshalb  der  Vorzug  vor  dem 
Chloroform  zuerkannt  werden,  weil  man  selbst  einen  Laien  ohne  Gefahr  mit 
der  Ausführung  der  Äthemarkose  betrauen  kann. 

Kroemer  (58)  schildert  die  an  der  Giessener  Frauenklinik  geübte 
Äthemarkose  mit  Hilfe  der  Wanscher-Grossmannschen  Maske,  über 
deren  Vorzüge  Pfannenstiel  in  vorstehend  referiertem  Aufsatz  bereits 
eingehend  berichtet  hatte. 

Wie  Fuchs  (32)  ausführt,  ist  die  Wahl  des  Narkotisierungsmittels  für  den 
Gynäkologen  von  besonderer  Bedeutung.  Früher  diente  an  der  Kieler  üniversitäts- 
Frauenklinik  für  kürzere  Operationen  meist  die  Chlorofonnnarkose,  für  längere 
die  Koch  er  sehe  Chloroform-Äthernarkose.  Zwei  in  den  letzten  fünf  Jahren 
(3000  Narkosen)  sich  ereignende  Chloroformtodesfälle  veranlassten,  dass  wieder 
mehr  der  Äther,  in  der  Wagner-Longardschen  Maske  verabreicht,  benützt 
wurde.  Fuchs  rügt  einige  Missstände  dieser  sonst  im  Prinzip  gut  ersonnenen 
Vorrichtung.  Der  Artikel  Witz  eis  „Wie  sollen  yrir  narkotisieren"  führte 
dazu,  dass  die  Äthernarkose  nach  Witzeis  Vorschrift  probiert  und  für 
zweckmässig  befunden  wurde.  Bei  Frauen  genügt  meist  eine  Injektion  von 
0,01  Morphin  eine  halbe  Stunde  vor  Narkosebeginn,  in  besonderen  Fällen 
wurden  auch  0,02  verabreicht.  Da  bei  Laparotomierten  das  Morphium  mehr- 
fach gröbere  Störungen  der  Peristaltik  verursachte,  so  wurde  statt  dessen 
mit  gutem  Erfolg  das  Codeinum  phosphoric.  in  der  Dosis  von  0,15  vor  der 
Narkose  gegeben.  Die  Witze  Ischen  Vorschriften,  welche  in  300  Fällen  be- 
folgt wurden,  haben  sich  gerade  für  die  Zwecke  der  gynäkologischen  Praxis 
bestens  bewährt,  so  dass  Fuchs  der  Witz  eischen  Ätherisierung  gerade  für 
dieses  Feld  der  ärztlichen  Tätigkeit  die  weiteste  Verbreitung  wünscht. 


Ritsohl,  Narkose,  Narkotika,  Anaeathetika.  15 

Longard  (71)  hat  bei  2700  Äthemarkosen,  die  mit  Hilfe  der  von  ihm 
und  Wagner  konstruierten,  reichlichen  Luftzutritt  gestattenden  Maske  aus- 
geführt waren,  so  gute  Ergebnisse  gehabt,  dass  er  den  Äther  bei  richtiger 
Anwendung  für  das  ungefährlichste  und  beste  Narkotikum  hält.  Die  üblen 
Folgeerscheinungen  der  Äthemarkose  führt  er  auf  die  fehlerhafte  Darreichung 
ui  geschlossenen,  die  Luftzufuhr  hemmenden  Apparaten  zurück.  Nach  seinen 
Erfahrungen  gibt  es  gegen  den  Äther  keine  Kontraindikationen,  selbst  akute 
und  chronische  Lungenkatarrhe  werden  durch  den  Äther  an  sich  nicht  un- 
günstig beeinflusst. 

Mc  Cardie  (77)  legte  bei  der  Vorbereitung  seiner  Patienten  zu  einer 
Narkose  das  Hauptgevdcht  auf  die  Behandlung  des  Magens,  und  zwar  einmal 
um  die  Ausscheidung  des  Äthers  zu  beschleunigen,  sodann  um  einer  reizenden 
Wirkung  desselben  auf  die  Magenschleimhaut  zu  begegnen.  Dadurch  sucht 
er  zu  bewirken,  dass  er  den  Patienten  viel  Wasser  gemessen  lässt,  dass 
Nieren,  Lungen,  der  Magen  und  die  Schleimhäute  das  Gift  schnell  ausscheiden. 
Da  Äther  sich  zu  1  Teil  in  10  Teilen  Wasser  löst,  lässt  Mc  Cardie  unmittel- 
bar vor  der  Narkose  Wasser  trinken,  um  dadurch  die  Konzentration  des 
im  Magen  ausgeschiedenen  Äthers  möglichst  herabzusetzen.  Unter  sieben  der- 
artig behandelten  Fällen  trat  nur  einmal  Erbrechen  ein,  welches  dem  Umstand 
zugeschrieben  wird,  dass  der  Kranke  feste  Nahrung  vor  der  Operation  ge- 
nommen hatte.  Bei  schwachen  Patienten  empfiehlt  Mc  Cardie  einmal  täglich 
Salzwasserklystiere,  subkutane  Injektion  von  Glukose  oder  Nährklystiere.  An 
Husten  leidende  Patienten  tun  gut,  vor  der  Narkose  die  anästhesierenden 
Wirkungen  von  Pfefferminzöl  oder  Menthol  sich  zunutze  zu  machen. 

An  der  Frauenklinik  Landaus  in  Berlin  hat  man,  wie  Hartog  (46) 
berichtet  mit  der  Äthemarkose  wesentlich  bessere  Erfahrungen  gemacht,  seit- 
dem man  ihr  eine  Injektion  von  ^/2  mg  Skopolamin  und  1  cgm  Morphimn 
V«— 1  Stunde  vorausgehen  lässt.  Die  Injektion  bewirkt,  dass  die  Narkose 
ruhiger  verläuft,  es  fällt  das  Erbrechen  während  der  Narkose  fort,  die  Patienten 
erwachen  ohne  Exzitation  und  werden  von  Übelkeit,  Erbrechen,  Kopfschmerzen 
nicht  belästigt.  Erbrechen  kam  nur  ausnahmsweise  einige  Stunden  nach 
dem  Aufwachen  vor.    Stärkere  Salivation  wurde  fast  nie  beobachtet. 

Pech  eil  (85)  untersuchte  den  Einfluss  der  Äther isation  auf  die  Stick- 
stofifausscheidung.  Er  stellte  fest,  dass  diese  am  Tage  nach  der  Narkose  er- 
heblich sinkt,  so  dass  sie  wenig  mehr  als  die  Hälfte  beträgt,  als  am  Tage 
Tor  der  Operation.  An  den  folgenden  Tagen  steigt  sie  beträchtlich  und  be- 
trägt am  vierten  Tage  etwa  das  Doppelte  der  Norm.  Der  Aufsatz  Pech ells 
enthält  ausserdem  noch  Aufzeichnungen  über  den  Einfluss  der  Ätherisation 
auf  Hammenge,  Ausscheidung  der  Harnsäure  und  der  Xanthinkörper. 

Sud  eck  s  (106)  Maske  zur  Äthemarkose  ist  aus  Metall  gefertigt  und 
anskochbar.  Sie  besteht  aus  einem  Mundstück,  welches  dem  für  den  Roth- 
Dräger  sehen  Sauerstoff-Chloroformapparat  konstruierten  nachgebildet  und  klein 
genug  ist,  um  die  Beobachtung  des  Gesichtes  nicht  zu  verhindern.  Ein  von 
diesem  Mundstück  durch  einen  mit  Einatmungsventil  versehenen  Boden  ge- 
treimter  Becher  dient  zur  Aufnahme  eines  Stückes  Mull,  auf  den  der  Äther 
aufgegossen  wird.  Seitliche  Löcher  an  diesem  gestatten  auch  in  Seitenlage 
zu  narkotisieren.  Die  Ausatmungsluft  entweicht  durch  ein  seitlich  am  Mund- 
stück angebrachtes  Ventil.  Bezugsquelle:  Leonhard  Schmitt  &  Co.  Hamburg, 
Neuer  Wall. 


16  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Landström  (66)  teilt  seine  Erfahrungen  in  bezug  auf  „Ätherrauscli" 
mit.  Er  wendet  die  schwedische  Äthermaske  an.  Dosis  10—20  ccm;  für 
Potatoren  30—50  ccm,  mit  Morphium  kombiniert.  Als  die  wichtigsten  Vor- 
teile der  Methode  hebt  er  hervor,  Gefahrlosigkeit,  Freiheit  von  unangenehmen 
Nachwirkungen,  sowie  die  Schnelligkeit,  mit  der  die  Analgesie  eintritt.  Gegen- 
über Riedel  betont  Verf.,  dass  das  Chloroform  für  minimale  Narkosen  un- 
geeignet ist.  Hj.  von  Bonsdorf f  (Helsingfors). 

IV.  Äther  und  Chloroform. 

Die  Arbeit  Webers  (111)  über  die  Verwendbarkeit  des  Braunschen 
Apparates  zur  Chloroform-Äther-Narkose  stützt  sich  auf  300  in  der  Strassburger 
Universitäts 'Frauenklinik  ausgeführte  Narkosen.  Der  Apparat  erwies  sich 
besonders  für  längerdauemde  Operationen  wegen  des  geringen  Verbrauchs  an 
Chloroform  und  Äther,  der  günstigen  Wirkung  des  letzteren  auf  das  Herz 
als  sehr  zweckdienlich.  Die  Narkosen  zeichneten  sich  femer  dadurch  vorteil- 
haft aus,  dass  sie  nicht  von  Erbrechen  unterbrochen  und  von  gleichmässiger 
Tiefe  waren.  Dass  einige  Herzkomplikationen,  die  mit  Kampfer  bekämpft 
werden  mussten,  auch  einige  Male  Asphyxien,  endlich  auch  2  mal  Bronchitis 
und  Imal  eine  postoperative  Pneumonie  vorkamen,  kann  dem  Wert  der 
Methode  keinen  Abbruch  tun. 

Kuhn  (63)  berichtet  über  200  Narkosen  mit  dem  Braunschen  Äther- 
Chloroformgemisch  aus  der  Privat-Frauenklinik  von  Menge  und  Krönig 
in  Leipzig.  Die  Methode  lieferte  recht  günstige  Ergebnisse.  Vor  allem  blieben 
gefahrdrohende  Störungen  von  Seiten  der  Atmung  und  Herztätigkeit  ganz 
aus,  auch  kamen  üble  Nachwirkungen,  wie  Pneumonien,  nicht  vor. 

Krönig  (59)  rühmt  die  Vorzüge  des  Braunschen  Verfahrens  zur  Ein- 
leitung von  Äther -Chloroformmischnarkosen.  Als  einzigen  Nachteil  hat 
Krön  ig,  der  auf  ca.  1000  derartige  Narkosen  zurückblicken  kann,  empfunden, 
dass  bis  zum  Eintritt  des  Toleranzstadiums  oft  15—30  Minuten  vergingen. 
Um  diesen  Übelstand  zu  beseitigen  konnte  Krönig  sich  nicht  entschliessen 
im  Beginn  der  Narkose  reine  Chloroformdämpfe  zu  geben,  wie  ihm  von 
Braun  auf  eine  Anfrage  hin  geraten  war.  Krönig  hat  nun  das  Lachgas 
herangezogen,  um  schnell  Toleranz  herbeizuführen,  und  die  Narkose  mit  dem 
Braunschen  Gemisch  fortgesetzt.  Zu  diesem  Zweck  hat  er  den  in  Amerika 
zur  Lachgasnarkose  meist  benutzten  Bennets  Inhalor  mit  dem  Braunschen 
Apparat  kombiniert.  Die  Konstruktion  des  Apparates  ist  im  Original  nach- 
zusehen. Bei  500  derartigen  Mischnarkosen  hat  sich  der  Apparat  bestens 
bewährt.  Nach  40—60  Sekunden  sind  die  Kranken  soweit  eingeschlafen, 
dass  der  Braunsche  Apparat  eingeschaltet  werden  kann  und  nach  4 — 6 
Minuten  kann  mit  der  Operation  begonnen  werden. 

Berndt  (4)  ist  schon  nach  den  ersten  Versuchen  ein  begeisterter  An- 
hänger der  nach  den  Vorschriften  Witzeis  ausgeführten  Äther-Chloroform- 
narkose geworden.  Seine  an  120  Fällen  gewonnenen  Erfahrungen  teilt  er 
mit.  Der  Verbrauch  an  Chloroform,  welcher  in  der  ersten  Zeit  ein  relativ 
grosser  war,  sank  durch  die  gewonnene  Übung  auf  ein  Minimum,  so  dass  in 
den  letzten  60  Fällen  höchstens  3  gm  Chloroform  neben  dem  Äther  zur  Anwen- 
dung kamen.  In  einer  Reihe  älterer  Bronchitisfälle  wirkte  die  durch  die  Narkose 
verursachte,  gesteigerte  Schleimsekretion  auffallend  gut  auf  den  weiteren 
Verlauf  der  Affektion.    Auch  bei  der  Operation  eines  akuten  Lungenabszesses 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika.  17 

uDd  einer  ausgedehnten  Lungengangrän  blieben  die  Atmungsorgane  frei  yon 
jeder  üblen  Nachwirkung  der  Narkose. 

Braun  (11)  stellt  fest,  dass  die  Bestrebungen  Witzeis  und  Hofm9.nn8 
Äther  tropfenweise  auf  einer  gewöhnlichen  Chloroformmaske  zu  geben  und 
nach  Bedarf  Chloroform  hinzuzufügen  im  Prinzip  mit  seinem  Verfahren  der 
Äther-Chloroform-Mischnarkose  (siehe  Jahrg.  1901  p.  46)  übereinstimmen. 
Braun,  der  über  seine  sehr  günstigen  Resultate  der  letzten  Jahre  mit  dem 
in  Frage  stehenden  Narkotisierungsverfahren  kurz  berichtet,  hebt  vor  allem 
die  ausserordentliche  Ersparnis  an  Material  hervor,  die  die  Anwendung  seines 
Gebläseapparates  gegenüber  der  Verwendung  einer  Maske  ermöglicht.  Im 
Gegensatz  zu  Witzel  gibt  Braun  Morphium  nur  bei  kräftigen  Männern. 

y.  Äthylchlorid  und  Somnoform-Narkose. 

Lotheisen  (72)  nimmt  Veranlassung  die  in  der  Literatur  sich  mehrenden 
Fälle  von  Tod  durch  die  Äthylchloridnarkose  auf  ihre  Richtigkeit  zu  prüfen.  Er 
kommt  zn  dem  Resultat,  dass  nur  ein  Todesfall  durch  Äthylchlorid  einwands- 
frei  sei.  In  allen  übrigen  Fällen  sei  es  zum  mindesten  unwahrscheinlich, 
dass  dem  Äthylchlorid  der  Tod  zur  Last  zu  legen  sei.  Demnach  ergibt  sich 
eine  Mortalität  von  1 :  17000.  Lotheisen  hält  die  von  verschiedenen  Seiten 
ei^angenen  Warnungen  vor  der  Äthylchloridnarkose  daher  für  unbegründet 
und  empfiehlt  sie  sehr  zur  Vornahme  kleinerer  Operationen  sowie  zur  Ein- 
leitung der  Äther-  oder  Chloroformnarkose,  da  man  dadurch  Zeit  gewinne 
und  das  gefahrliche  Exzitationsstadium  umgehe. 

McCardie  (78)  schildert  die  Äthylchloridnarkose,  ihre  Geschichte, 
die  Eigenschaften  des  Äthylchlorids,  seine  physiologischen  Wirkungen,  den 
Ablauf  der  Äthylchloridnarkose  und  ihre  Folgezustände.  Wie  er  bereits  in 
einer  früheren  Publikation  mitgeteilt  (siehe  Jahrgang  1901)  hat  McCardie 
den  Breuerseben  Korb,  weil  er  einen  zu  reichlichen  Luftzutritt  gestattet, 
Terlassen  und  sich  eines  Ormsby sehen  Apparates  in  nunmehr  350  Fällen 
mit  bestem  Erfolge  bedient ,  um  störenden  Muskelspasmen  zu  begegnen ,  deren 
er  mit  wenigen  Ausnahmen  Herr  wurde.  Dieser  Apparat  wird  zweckmässiger 
Weise,  um  das  Gefrieren  zu  verhindern,  nach  dem  Vorgange  Hewitts  mit 
einer  mit  heissem  Wasser  gefüllten  Wasserkammer  versehen.  Im  Vergleich 
znm  Lachgas  erzielt  man  nach  McCardies  Erfahrungen  mit  Äthylchlorid 
in  kurzer  Zeit  eine  nicht  unerheblich  länger  anhaltende  Narkose,  die  sich 
durch  Nachgiessen  von  2 — 3  ccm  des  Mittels  alle  2—3  Minuten  noch  ver- 
läugem  lässt.  Nach  kurzdauernden  Narkosen  besteht  bei  wiedergekehrtem 
Bewusstsein  noch  ein  analgetischer  Zustand  von  der  Dauer  einer  ^U — Vs 
Minute.  Unangenehme  Folgezustände  (Kopfschmerz,  Erbrechen)  sind  bei 
Gebrauch  von  Äthylchlorid  keine  Seltenheit.  Besonders  das  Erbrechen  ist 
wenn  auch  seltener  als  nach  Chloroformnarkosen  doch  entschieden  häufiger 
als  nach  Lachgasnarkoseu.  Gefährliche  Zustände  wie  Herzsynkope  oder  Respi* 
rationsstillstand  hat  McCardie  nie  erlebt. 

In  dem  Somnoform,  w^elches  McCardie  11  mal  versuchte,  erblickt 
er  keinen  Fortschritt  gegenüber  dem  Äthylchlorid  allein,  im  Gegenteil  belästigt 
der  Geruch  des  ßromäthyls  während  der  Operation  und  verursacht  noch 
mehrere  Tage  dem  Patienten  einen  unangenehmen  Geschmack. 

Nach  Mc  Cardie  eignet  sich  die  Äthylchloridnarkose,  die  er  in  einem 
Fall  auf  26  Minuten  ausdehnte,  für  kürzere  Eingriffe  bis  etwa  von  der  Dauer 

Jahresberieht  für  Chinirgi«  1903.  2 


18  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

von  15—20  Minuten  vortrefflich.  Die  einzige  Kontraindikation  bieten  Ver- 
engerungen des  Larynx ,  während  Herz ,  Lungen  und  Nierenkranke  die  Narkose 
gut  vertragen.  Ganz  besonders  günstig  ist  die  Äthylchloridnarkose  für  kurz- 
dauernde Eingriffe  bei  Kindern.  Auch  zur  Einleitung  der  Äthemarkose 
bewährte  sich  die  Anwendung  des  Äthylchlorids. 

Nov6-Jo88erand  (84)  welcher  die  Erscheinungen  der  Äthylchlorid- 
narkose schildert,  spricht  seine  Meinung  dahin  aus,  dass  das  Äthylchlorid 
ein  wenig  gefährliches  Narkotisierungsmittel  darstellt,  zumal  vor  dem  Herz- 
stillstand die  Atmung  aufhöre.  Unter  2000  Äthylchloridnarkosen  hatte  N  o  v  6  - 
Josserand  nur  einmal  einen  üblen  Zufall.  Es  handelte  sich  um  eine 
plötzlich  auftretende  Zyanose  bei  einem  Kinde,  die  jedoch  schnell  vorüberging. 
Nove-Josserand  zieht  die  Darreichung  des  Äthylchlorids  auf  einer  von 
der  Hand  gedeckten  Kompresse  derjenigen  vermittelst  einer  Maske  vor. 
Während  man  bei  Verwendung  einer  Maske  durchschnittlich  10  ccm  Chloräthyl 
zur  Einschläferung  gebraucht,  genügen  bei  Anwendung  der  Kompresse  2 — ^3 
ccm.  Längere  Narkosen  sind  mit  Chloräthyl  nicht  gut  zu  unterhalten.  Hier- 
für empfiehlt  es  sich  nach  der  Einschläferung  zum  Äther  überzugehen.  Diese 
kombinierte  Äthylchlorid- Äthemarkose  hat  grosse  Vorteile,  da  man  die  An- 
ästhesie ohne  störendes  Exzitationsstadium  schnell  herbeiführt  und  der  Äther- 
verbrauch zur  Unterhaltung  der  Anästhesie  sehr  gering  ist. 

In  der  Diskussion  äussert  sichVillard  dahin,  dass  seinen  nunmehr 
5  jährigen  Erfahrungen  nach  die  Äthylcbloridnarkose  mancherlei  ünvollkommen- 
heiten  habe.  So  die  kurze  Dauer  und  ihre  Unzuverlässigkeit  bei  einem  Teil 
der  Patienten.  Wegen  mangelnder  Muskelerschlaffung  sei  die  Äthylchlorid- 
narkose für  die  Reduktion  von  Luxationen  und  Frakturen  nicht  zu  gebrauchen. 
Ihr  Anwendungsgebiet  sei  daher  begrenzt  und  beschränkt  auf  kurzdauernde 
Operationen,  für  die  Erschlaffung  der  Muskeln  nicht  erforderlich  sei. 

Auf  die  Frage  Rivieres,  der  die  Chloräthylnarkose  für  Operationen 
an  den  Tonsillen  empfiehlt,  ob  nicht  die  Blutung  durch  die  Anwendung  des 
Chloräthyls  begünstigt  werde,  antwortete  Nove-Josserand  verneinend. 

Hamm  es  (42)  bedient  sich  einer  nach  dem  Modell  der  Julliard sehen 
angefertigten  Maske.  Die  in  einem  Messzylinder  abgemessene  Dosis  wird 
auf  einmal  aufgegossen. 

Meistens  tritt  nach  40  —  50  Sekimden  Narkose  ein,  bisweilen  schon 
nach  15  Sekunden;  in  einem  Falle  erst  nach  2  Minuten  16  Sekunden.  Ex- 
zitation  trat  fast  niemals  ein.  Die  Dosis  wechselt  je  nach  dem  Alter  von 
2 — 10  ccm;  sie  bezieht  sich  auf  das  von  Henning  in  den  Handel  gebrachte 
Äthylchlorid.  Die  Muskelspannung  dauert  während  der  Narkose  meistens  fort. 
Für  kurzdauernde  Operationen  ist  das  Äthylchlorid  dem  Ätherrausch  vorzu- 
ziehen, weil  die  Narkose  viel  rascher  eintritt,  ruhiger  ist  und  weniger 
gefahrlich.  Handelt  es  sich  darum  den  Patienten  längere  Zeit  in  Narkose 
zu  halten,  so  wird  die  Hälfte  der  ersten  Dosis  gegeben.  Dauerte  die  Narkose 
länger  als  15 — 20  Minuten,  so  wurde  sie  mit  Äther  fortgesetzt.  Erbrechen 
nach  der  Narkose  fehlte  fast  vollständig.  Auf  Grund  seiner  Erfahrungen,  die 
sich  auf  200  Narkosen .  beziehen,  empfiehlt  Hamm  es  sehr  warm  diese 
Narkoseart.  Goedhuis  (Deventer). 

G  a  u  d  i  a  n  i  (39)  veröffentlicht  einen  kurzen  Bericht  über  35  mit 
Chloräthyl  erzeugte  Allgemeinnarkosen;  die  längste,  mit  80  ccm  Chloräthyl 
bewirkte,  dauerte  35  Minuten,  manche  waren  sehr  schwer  und  an  Indivi- 
duen vorgenommen  worden,   die  Chloroform  und  Äther  nicht  ertragen  haben 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika.  19 

würden.  Albumin  wurde,  selbst  nach  lajigen  Narkosen,  nie  im  Harn  ange- 
troffen. Verf.  meint,  dass  Chloräthyl,  wenn  mit  den  erforderlichen  Vorsichts- 
massregeln angewendet,  absolut  unschädlich  sei;  bei  kleineren  oder  nur  kurz 
dauernden  Operationen  könne  die  allgemeine  Ghloräthylnarkose,  da  sie  fast 
augenblicklich  wirkt,  ein  schnelles  Erwachen  zulässt,  unschädlich  ist  und  keine 
Nachwirkungen  hat,  die  Chloroform-  und  Äthemarkose  mit  Nutzen  ersetzen. 
Unter  strengen  Vorsichtsmassregeln  lasse  sie  sich  auch  bei  nicht  lange 
dauernden  Bauchoperationen  anwenden,  namentlich  wenn  andere  anästhetische 
Mittel  nicht  gewählt  werden  können.  Auch  eigne  sie  sich  zur  Einleitung  der 
Chloroform-  und  Äthemarkose.  R.  Giani. 

Luke  (73)  bedient  sich  eines  im  Original  an  einer  Abbildung  erläuterten, 
modifizierten  Cloy  er  sehen  Apparates  zur  Einleitung  der  Chloräthylnarkose, 
die  er  für  kurze  Operationen  sehr  empfiehlt,  bei  längerdauemden  Operationen 
aber  zur  Einleitung  der  Äthemarkose  benutzt.  Die  Wirkung  der  unter  den 
Namen  Soninoform,  Narkotile  (Mischung  von  Methyl-  und  Ätbylchbrid), 
Kelen  etc.  empfohlenen  Substanzen  beruht  in  erster  Linie  auf  der  Anwesen- 
heit des  Chloräthyls.  Das  Somnoform  aber  ist  seines  Gehaltes  an  Bromäthyl 
wegen  nicht  einwandsfrei. 

Cole  (18),  der  über  die  Wirkungen  des  Bromäthyls  als  Narkotikum 
referierend  berichtet,  hat  die  unter  dem  Namen  Somnoform  besonders  in 
Frankreich  gebrauchte  Mischung  (Äthylchlorid  65  T.,  Methylchlorid  30  T., 
Bromäthyl  5  T.)  zum  Gegenstand  experimenteller  Untersuchungen  gemacht. 
Er  studierte  die  Wirkung  des  Somnoforms  an  20  Versuchstieren  und  fand, 
dass  die  Hauptgefahr  dieses  Mittels  in  einer  Lähmung  der  Respiration  besteht. 
Daher  müssen  vor  allem  die  Atembewegungen  sorgfältig  überwacht  werden. 
Herzstillstand  vor  Aufhören  der  Atmung  ist  nicht  zu  befürchten.  Es  ist 
daher  leicht  die  Tiere,  bei  denen  die  Atmung  zum  Stillstand  gekommen  ist, 
durch  künstliche  Atmung  wieder  zu  beleben.  Für  besonders  beachtenswert 
hält  Cole  die  lähmende  Wirkung,  die  vom  Bromäthyl  auf  die  Vagusfasem 
(inhibitorische  Fasern)  ausgeübt  werde.  Da  Chloroform  durch  Reizung  dieser 
Fasern  zuweilen  tödlich  wirkt,  so  verspricht  sich  Cole  besondere  Vorteile 
von  einer  Narkose,  die  mit  Bromäthyl  eingeleitet  und  mit  Chloroform  unter- 
halten werde. 

Kirkpatrick  (53)  berichtet  über  günstige  Erfahrungen  mit  einer  von 
Rolland  und  Robinson  empfohlenen  Mischung  „Somnoform^  genannt. 
Dieses  besteht  aus  Äthylchlorid  60  T.,  Methyldichlorid  35  T.,  Bromäthyl  5  T. 
Letzteres  soll  die  Narkose,  die  entsprechend  der  Flüchtigkeit  der  übrigen 
Komponenten  schnell  verschwindet,  verzögern.  Wie  beim  Äthylchlorid,  so  tritt 
auch  beim  Somnoform  die  Narkose  in  weniger  als  1  Minute  (durchschnittlich 
in  54,9)  Sekunden  ein,  um  durchschnittlich  65,1  Sekunden  (im  Minimum 
15  Sekunden,  im  Maximum  2  Minuten)  anzudauern.  Kirkpatrick  bediente 
sich  der  Somnofommarkose,  die  er  mittels  eines  modifizierten  Ormsby sehen 
Apparates  einleitete,  in  207  Fällen  von  Zahnextraktionen  bei  in  keiner  Weise 
vorbereiteten  Patienten.  Zu  Erbrechen  nach  der  Narkose  kam  es  nur  in 
Ausnahmefällen. 

VL  Lachgasnarkose. 

Hammes  (42)  verbreitet  sich  ausführlich  über  die  Vorteile  der  Lach- 
gas- und  Lachgassauerstoffnarkose  für  kurze  Operationen. 


20  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Für  die  NgO—O-Narkose  wird  der  Apparat  von  Hewitt  angewendet 
Mit  diesem  Apparat  ist  das  Mittel  ganz  ungefährlich,  nur  bei  dyspnoischen 
Zuständen  ist  es  kontraindiziert  (Kompensationsstörungen  des  Herzens,  bei 
Struma  u.  s.  w.).  Goedhuis  (Deventer). 

YII.  Sehleiohsches  Narkosengemisch« 

V.  Winkel  (114)  berichtet  zunächst  über  den  ersten  Chloroform todes- 
fall  an  seiner  Klinik,  der  auf  eine  nicht  erkannte,  embolische  Lungenerkrankung 
zurückgeführt  werden  musste  und  an  sich  jede  Narkose  kontraindiziert  hätte. 
Durch  die  günstigen  Berichte  über  Narkosen  mit  dem  Schi  eich  sehen  Siede- 
gemisch veranlasst,  führte  v.  Winkel  diese  Narkosenart  an  seiner  Klinik 
ein  und  Hess  die  Ergebnisse  jedes  einzelnen  Falles  genau  aufzeichnen.  Es 
wurde,  da  Fiebernde  nicht  zur  Operation  kamen,  nur  das  Narkosengemisch  I 
in  101  Fällen  angewandt.  Zugleich  wurde  des  Vergleichs  wegen  in  60  Fällen 
die  reine  Äthernarkose  und  in  15  die  Äther-Morphiumnarkose  eingeleitet. 
Die  Ergebnisse,  welche  im  einzelnen  mitgeteilt  werden,  waren  derart,  dass 
das  Narkosengemisch  I  von  Schleich  vor  dem  reinen  Äther  keine  wesent- 
lichen Vorzüge  hat,  ja  dass  bei  Gebrauch  des  ersteren  bedrohliche  Zustände 
sogar  noch  häufiger  eintreten,  trotzdem  Zeit  und  Quantum  des  Verbrauches 
geringer  waren  als  beim  Äther. 

Meyer  (79)  empfiehlt  unter  dem  Namen  Anesthol  ein  neues  Mittel  für 
die  Narkose,  welches  aus  17  ^lo  Äthylchlorid,  35,89^/0  Chloroform  und  47,10  ®/o 
Äther  besteht.  Der  Siedepunkt  dieser  chemischen  Kombination  ist  40  ^  Celsius. 
Bei  Verdampfung  bei  40®  bleibt  bis  zuletzt  dieselbe  Mischung  und  nicht  wie 
bei  Schleichs  Mischung  ein  Rückstand  von  Chloroform.  Um  diese  Narkose  zu 
erzeugen,  ist  Morphium  nötig.  Maass  (New-York). 

Till.  BromSthylnarkose. 

Huggard  (52)  hatte  in  Wien  und  bei  Kocher  in  Bern  die  Bromäthyl- 
narkose, bei  letzterem  als  Einleitung  der  Äthernarkose,  kennen  gelernt  und 
sieht  jetzt  auf  eine  4jiihrige  Erfahrung  mit  ihr  zurück.  Er  rühmt  besonders 
den  schnellen  Eintritt  der  Narkose  —  weniger  als  eine  Minute  — ,  die  beson- 
ders bei  Verwendung  eines  chemisch  reinen  Präparates,  wie  es  die  Firma 
Duncan  and  Flockhart  liefere,  keine  besonderen  Gefahren  habe,  wenn 
man  ganz  kleine  Kinder,  sehr  schwache  und  anämische  Personen,  mit  Morbus 
Brightii  und  fettiger  oder  sonstiger  Degeneration  des  Herzens  Behaftete, 
endlich  Alkoholisten  ausschliesse. 

Taptas  (107),  der  für  kurzdauernde  Operationen  an  Nase,  Rachen 
und  Ohren  die  Bromäthylnarkose  deshalb  vorzieht,  weil  sie  am  sitzenden 
Patienten  vollzogen  werden  kann,  hat,  um  den  Kranken  sicher  zu  immobilisieren, 
einen  Sessel  konstruiert,  auf  dem  die  Oberschenkel  festgeschnallt  werden, 
während  Kopf  und  Hände  von  einer  Hilfsperson  von  rückwärts  gehalten 
werden. 

IX.  Narkotil. 

Eastham  (27)  schildert  seine  Erfahrungen  mit  einem  neuen  Narkoti- 
sierungsmittel  ^Narkotil"*  genannt.  Man  gewinnt  es,  wenn  man  eine  Mischung 
von  Äthyl-  und  Methylalkohol  mit  Salzsäure  behandelt  und  destilliert.  Die 
entstehenden  Dämpfe  werden  unter  Druck  kondensiert  und  gereinigt.    Es  bildet 


Ritsch  1,  Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika.  21 

das  Narkotil  ein  konstantes,  vom  Licht  nicht  beeinfiassbares ,  gut  haltbares 
Produkt  von  grosser  Flüchtigkeit  und  angenehmem  Geruch.  Gleich  dem  Äther 
ist  es  leicht  entzündbar.  Zum  Narkotisieren  benutzte  Eastham  einen  von 
Lobjois  konstruierten  Gebläseapparat  mit  einer  mit  Expirationsventil  ver- 
sehenen ,  eng  anschliessenden  Celluloidmaske.  Die  Wirkungen  des  Narkotils 
gleichen  am  meisten  dem  des  Äthers,  vor  allem  kommt  es  zu  einer  Erregung 
der  Herzaktion,  während  eine  Steigerung  der  Schleimhautsekretionen  nicht 
beobachtet  wurde.  Die  Muskulatur  ist  in  voller  Narkose  erschlafft,  die  Pu- 
pillen anfangs  erweitert,  später  verengert.  Die  Narkose  tritt  schnell  ein, 
ebenso  das  Erwachen.  Gewöhnlich  fehlen  nach  diesem  Kopfschmerzen  und 
andere  unangenehme  Erscheinungen.  Hat  Eastham  auch  noch  keine  be^ 
drohlichen  Zufälle  erlebt,  so  ist  er  doch  überzeugt,  dass  durch  Überdosierung 
solche  entstehen  können.  Bei  der  grossen  Flüchtigkeit  des  Mittels  glaubt  er 
jedoch,  dass  künstliche  Respiration  zur  rechten  Zeit  günstig  wirken  muss. 
20  Narkosen,  über  die  Eastham  kurze  Notizen  mitteilt,  verliefen  günstig. 
W^en  der  bedeutenden  Kälte,  welche  mit  der  schnellen  Verdampfung  des 
Narkotils  verbunden  ist,  erwies  es  sich  Eastham  als  vorteilhaft,  die 
Flasche  des  Gebläseapparates  in  ein  mit  warmem  Wasser  gefülltes  Gefäss 
zu  stellen.  Die  Narkotilnarkose  eignet  sich  sowohl  für  grosse  Operationen, 
wie  für  kurzdauernde  Eingriffe. 

X.  Morphium-Skopolaminnarkose« 

Schneiderlin  (97)  gibt  weitere  Erfahrungen  und  eine  Reihe  systema- 
tischer Untersuchungen  über  die  Skopolamin-Morphium-Narkose  bekannt. 

Hatte  er  Zeit  abzuwarten,  so  wurde  der  Einfluss  des  Mittels  tags  zuvor 
durch  eine  Injektion  von  ®/io — 1  mg  Skopolamin  und  2  cg  Morphin  ausprobiert. 
Je  nach  Ausfall  dieser  Prüfung  wurden  am  Operationstage  ®/io — IV*  mg  Skopol- 
amin und  2—3  cg  Morphin  IV«  Stunden  vor  der  Opef'ation  injiziert  und  bei 
ungenügender  Wirkung  noch  ^'4  Stunde  vor  Beginn  der  Operation  2 — 4  dmg 
Skopolamin  und  Vs—l  cg  Morphin  hinzugefügt.  In  dringenden  Fällen  wurden 
1 — IV2  mg  Skopolamin  mit  2 — 2^/«  cg  Morphin  gegeben,  unter  Umständen 
noch  eine  zweite  Dosis  von  2—4  dmg  Skopolamin  und   V« — 1  cg  Morphin. 

Durch  eine  Anzahl  von  Versuchen  wurde  ferner  festgestellt,  dass  An- 
ästhesie nur  durch  die  Kombination  von  Skopolamin  und  Morphin,  nicht  aber 
durch  eines  der  beiden  Mittel  allein  selbst  in  grossen  Dosen  erzielt  wird. 

Als  Nachteile  des  Verfahrens  bezeichnet  Schneiderlin,  dass  die  Wir- 
kung auf  den  Patienten  ausprobiert  und  bis  zum  Erwachen  die  Atmung  über- 
wacht werden  muss  (Zurücksinken  der  Zunge  —  Asphyxie).  Demgegenüber 
hat  es  jedoch  den  Vorteil,  dass  es  bei  richtigem  Ausprobieren  gefahrlos  ist, 
der  Narkotiseur  fortfllllt  und  die  Gefahr  psychischen  Shocks  ausgeschlossen 
ist.  Misserfolge  lassen  sich  vermeiden  durch  zuvoriges  Ausprobieren  der  Wir- 
kung, durch  Vermeidung  zu  grosser  Dosen  und  dadurch,  dass  man  nicht  vor 
Eintritt  voller  Narkose  mit  der  Operation  beginnt. 

Die  sich  mehrenden  Todesfälle  bei  Anwendung  der  reinen  Skopolamin- 
Morphin-Betäubung  haben  Kor  ff  (55)  veranlasst,  die  Dosis  zu  vermindern 
und  den  Ausfall  an  narkotischer  Wirkung  durch  nachträgliche  Äther-  oder 
Chloroforminhalation  zu  decken.  Die  Dosis  beträgt  im  ganzen  0,0001  Skopol- 
amin und  0,025  Morphin.  Es  werden  von  einer  Lösung,  die  folgendermassen 
zusammengesetzt  ist, 


22  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Skopolamin  hydrobrom.        0,001 

Morphin  mur.  0,25 

Aq.  dest.  coct.  10,0 

Vs  Pravaz  2^2  Stunden,  Vs  Pravaz  VI2  Stunden  und  die  gleiche  Quantität 
nochmals  V2  Stunde  vor  der  Operation  gegeben.  Je  nach  Alter,  Allgemein- 
befinden, Herztätigkeit  und  nervöser  Veranlagung  des  Patienten  kann  diese 
Dosis  eventuell  nach  oben  oder  unten  etwas  modifiziert  werden.  In  50  nicht 
ausgesuchten  Operationsfällen  hatte  Kor  ff  bei  Befolgung  obiger  Vorschriften 
durchaus  zufriedenstellende  Resultate. 

Stolz  (104)  stellt  die  in  der  Literatur  niedergelegten  Erfahrungen,  denen 
er  sechs  eigene  Beobachtungen  hinzufügt,  zusammen.  Er  beleuchtet  kritisch 
die  Vor-  und  Nachteile  des  neuen  Verfahrens  und  kommt  zu  dem  Schluss, 
dass  der  Skopolamin-Morphin-Narkose  viele  Nachteile  anhaften,  insbesondere 
Unzuverlässigkeit  und  Gefährlichkeit.  Von  insgesamt  465  Patienten  konnten 
ungefähr  309  durch  die  Injektionen  allein  anästhesiert  werden,  alle  anderen 
bedurften  noch  der  Inhalationsnarkose.  Von  465  starben  drei  infolge  der  In- 
jektionen =  0,6  ®/o  Mortalität;  einer  zeigte  eine  ausserordentlich  tiefe,  neun 
leichtere  Asphyxien,  oft  wurde  Herzschwäche  wahrgenommen.  Gegenüber  der 
Inhalationsnarkose  mit  vorausgehender  Morphin-  bezw.  Morphin -Atropin- In- 
jektion (Äther)  sieht  Stolz  in  der  Skopolamin-Morphinnarkose  keinerlei  Vor- 
teil, im  Gegenteil  vielerlei  Nachteile. 

Wild  (112)  berichtet  über  Versuche,  welche  auf  die  Blossche  Arbeit 
hin  mit  der  Skopolamin-Morphium-Narkose  im  Altonaer  Krankenhause  an- 
gestellt wurden.  Man  hörte  nach  dem  achten  Falle  jedoch  mit  den  Versuchen 
wieder  auf,  weil  die  betreffende  18jährige  Patientin  im  Anschluss  an  die  Ope- 
ration, zu  deren  Ausführung  noch  eine  Darreichung  von  Äther  notwendig  war, 
in  einen  schweren,  beinahe  tödlich  endenden  Zustand  von  Morphiumvergiftung 
verfiel.  Der  Grund  dieses  Misserfolges  wird  gesucht  in  der  Unzuverlässigkeit 
des  Skopolamins,  welches  die  zur  Verwendung  gelangte  hohe  Dosis  von  9  cg 
Morphin  nicht  zu  paralysieren  vermochte.  Wenn  auch  eine  Anzahl  der  Ver- 
suche befriedigten,  so  liegt  in  den  Erfahrungen  des  letzten  Falles  eine  dring- 
liche Warnung,  mit  dem  neuen  Verfahren,  zumal  der  Bios  sehen  Dosierung, 
vorsichtig  zu  sein. 

Grevsen  (40)  berichtet  über  69,  im  allgemeinen  günstige  Erfahrungen 
mit  der  Morphium-Skopolaminnarkose.  Trotz  der  sich  mehrenden,  vor  der 
neuen  Narkose  warnenden  Stimmen  möchte  er  als  Landarzt  die  den  üblichen 
Narkosearten  gegenüber  bedeutende  Vorteile  bietende  Morphium-Skopolamin- 
narkose nicht  mehr  missen,  ist  jedoch  der  Ansicht,  dass  namentlich  in  bezug 
auf  die  Dosierung  das  Verfahren  noch  vervollkommnet  werden  sollte. 

Fla  tau  (29)  berichtet  über  Erfahrungen,  die  er  mit  Morphium-Skopol- 
amin  an  einem  Material  von  47  Fällen  in  der  gynäkologischen  Praxis  ge- 
wonnen hat.  In  17  Fällen  versuchte  er  durch  Injektion  von  0,03  Morphin 
und  0,0012  Skopolamin  vor  der  Operation  die  Menge  des  zu  verwendenden 
Äthers  odt^T^  Chloroforms  herabzusetzen.  In  dieser  Hinsicht  war  jedoch  die 
Wirkung  keine  derartige,  dass  daraus  ein  wesentlicher  Vorteil  abgeleitet 
werden  komite.  In  30  Fällen  verwandte  Flatau  dann  die  eigentliche  Mor- 
phin m-Skopolaminnarkose.  Es  wurden  in  Pausen  von  1 — 2  Stunden  dreimal 
die  oben  genannte  Dosis  Morphin  und  Skopolamin  injiziert.  Während  in  22 
dieser  Fälle  die  Narkose  befriedigte,  musste  in  zwei  Fällen  mit  Chloroform 
naehgeholfen  werden.    In  fünf  Fällen  konnte,  trotzdem  die  Narkose  nicht  ganz 


Ritsohl,  Narkose,  Narkotika,  Anaeaihetika.  23 

genügte,  der  Eingriff  Tollzogen  werden.  Ein  Todesfall,  dessen  Geschichte  aus- 
fahrlich  mitgeteilt  wird,  brachte  Flatau  wieder  von  der  Verwendung  der 
neuen  Narkoseart  ab.  Der  Todesfall  war  um  so  alarmierender,  als  es  sich 
um  eine  sonst  gesunde,  keineswegs  besonders  blutarme  Frau  (Myom  der  Ge- 
bärmutter) handelte,  die  4^/t  Stunden  nach  wohlgelungener  Operation  in  ruhiger 
Narkose  Zeichen  von  fortschreitender  Herzschwäche  darbot  und  trotz  aller 
Bemühungen  nach  l^/t  Stunden  zu  gründe  ging.  Flatau  hält  daher  mit 
Witzel  die  Methode  noch  für  unfertig  und  daher  gefährlich  und  warnt  Tor 
der  Verallgemeinerung  ihrer  Anwendung. 

Wie  Steffel  aar  (101)  berichtet,  wurde  auf  der  chirurgischen  Klinik  von 
Prof.  Korteweg  die  von  Schneiderlin  eingeführte  Skopolamin-Morphium- 
Narkose  an  25  Fällen  erprobt.  In  sechs  Fällen  gelang  die  Betäubung  voll- 
kommen. Für  die  Probeinjektion  wurde  0,00025  Skopolamin  und  0,005  Mor- 
phin gegeben.  Eine  Patientin,  ein  15jähriges  nervöses  Mädchen,  vertrug  die 
Probedosis  schlecht;  die  Injektionsnarkose  genügte  hier  nicht,  es  musste  fort- 
während nebenher  Chloroform  gegeben  werden. 

Für  die  eigentliche  Narkose  wurde,  mit  Ausnahme  von  vier  Fällen, 
0,0075  Skopolamin  und  0,03  Morphium  gereicht;  eine  zweite  Einspritzung 
wurde  nie  gemacht.  In  vier  Fällen  wurde  1  mg  Skopolamin  und  37,5 — 45  mg 
Morphimn  gereicht. 

Bei  ungenügender  Anästhesie  waren  kleine  Dosen  Chloroform  hinreichend, 
um  volle  Betäubung  zu  erlangen  (bei  einer  Operationsdauer  von  2 — 2'/4  Stunden 
15 — 20  cc  Chloroform). 

In  einem  Fall  von  Besektion  des  Oberkiefers  wegen  Karzinom  mit  vor- 
hergehender Exstirpatio  bulbi  und  Unterbindung  der  Carotis  externa  genügte 
die  Injektionsnarkose  vollkommen. 

Bei  fünf  Kranken  trat  eine  ziemlich  starke  Zyanose  auf.  Bisweilen  wurde 
nach  dem  Erwachen  starke  Exzitation  beobachtet,  die  einige  Stunden  anhielt. 
Auffallend  war  die  post-operative  Amnesie. 

Laut  brieflicher  Mitteilung  wurden  die  Versuche  mit  dieser  Narkoseart 
fortgesetzt;  sie  gaben  durchweg  gute  Resultate. 

(Ref.  hat  die  Methode  auch  in  einigen  Fällen  versucht;  bei  einer  schwäch- 
lichen Frau  mit  Carcinoma  mammae  erlebte  er  nach  Iiijektion  obengenannter 
Dosis  bei  ungenügender  Anästhesie  drohende  Atemlähmung.  Tiefe  Inspirationen 
wechselten  ab  mit  ^/4 — ^/s  Minute  dauernden  Respirationspausen.  Seitdem 
hat  er  keinen  weiteren  Versuch  gemacht.)  Goedhuis  (Deventer). 

XI.   Lokale  und  regionäre  Anästhesie. 

L  Kokain  bzw.  Eakain  allein  oder  mit  Adrenalin.  2.  Anästhesin.  3.  Akoin. 

4.  Tohimbin. 

Spiegel  (100)  hat  zur  Infiltrationsanästhesie  eine  selbsttätige  Injektions- 
spritze konstruiert.  Sie  fasst  30  ccm  Flüssigkeit  und  enthält  eine  starke 
Spiralfeder,  welche  den  Spritzenkolben  der  gefüllten  Spritze  mit  einem  Druck 
von  3  m  Flüssigkeitsstrahl  gegen  die  AusflussöiFnung  hindrängt.  Durch 
einen  am  Ausflussteil  angebrachten  Hahn  wird  die  Spritze  nach  Belieben  und 
zwar  mit  Hilfe  eines  Fingers  geschlossen  oder  mehr  oder  weniger  geöffnet, 
so  dass  eine  Hand  genügt,  um  die  Spritze  zu  bedienen.  In  der  v.  Mosetig- 
schen  Klinik  hat  sich  die  Spritze  bei  zahlreichen  Operationen  bestens  bewährt. 
Sie  ist  auch  für  Seruminjektionen  und  Kochsalzinfusionen  gut  zu  gebrauchen. 


24  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Eine  kleinere  7  ccm  fassende  Spritze  nach  ähnlichem  Prinzip  gebaut,  dient 
Spiegel  für  kleinere  Operationen. 

Beclus  (91)  beklagt  sich  in  der  Akademie  de  mSd^cine,  dass  die  von 
ihm  ausgebildete  und  so  oft  empfohlene  Kokainanalgesie  so  wenig  von  anderer 
Seite  angewendet  werde.  Er  macht  den  Zahnärzten  den  Vorwarf,  dass  sie 
durch  zu  hohe  Konzentration  ihrer  Lösungen  und  Ausserachtlassung  allge- 
meiner Vorsichtsmassregeln  das  Kokain  in  Misskredit  gebracht  hätten.  Die 
Technik,  die  allerdings  erlernt  sein  wolle,  könne,  da  sie  besondere  Schwierig- 
keiten nicht  in  sich  schliesse,  nicht  als  Hinderungsgrund  für  eine  allgemeinere 
Verbreitung  der  Methode  gelten.  Reclus  beschreibt  nun  die  Art  und  Weise, 
wie  er  die  Anästhesie  zur  Inzision  eines  Panaritiums  herbeiführt.  Er  bedient 
sich  hierbei  der  regionären  Anästhesie  ohne  vorherige  Abschnürung  des  Fingers. 

In  der  Diskussion  warnt  Gallippe  vor  dem  Gebrauch  des  Kokains 
bei  Operationen  in  der  Mundhöhle,  bei  denen  die  horizontale  Lage,  die  Reclus 
fordere,  oft  störend  sei.  Ausserdem  seien  selbst  bei  Verwendung  minimaler 
Kokaindosen  üble  Zufälle  vorgekommen. 

La  bor  de  schliesst  sich  den  Ausführungen  Galippes  an  und  erinnert 
an  einen  Fall  schwerer  Kokainvergiftung  bei  einem  angesehenen  Kollegen, 
der  5  mg  Kokain  für  eine  Zahnoperation  erhalten  hatte. 

Auch  Lucas-Championniäre  und  Duplay  schätzen  die  Gefabreu 
des  Kokains  höher  als  seine  Vorteile. 

Javal  hat  bei  der  Anästhesierung  der  Konjunktiva  mit  2^/o  Kokainlösung 
nie  üble  Wirkungen  beobachtet. 

Berger  hält  das  Chloroform  für  die  Behandlung  von  Panaritien  und 
Abszessen  dem  Kokain  für  weit  überlegen,  obwohl  er  im  übrigen  vom  Kokain 
gern  nach  der  von  Reclus  ausgebildeten  Methode  Gebrauch  macht. 

Reclus  verteidigt  im  Schlusswort  die  Kokainanästhesie  gegen  die 
gemachten  Angriffe,  indem  er  ausführt,  dass  er  7000  Operationen  unter 
Kokainanästhesie  gemacht  habe,  ohne  einen  einzigen  Todesfall. 

Richelot  (93)  schildert  begeistert,  wie  er  von  einem  Panaritium  be- 
haftet von  Reclus  unter  Kokainanästhesie  operiert  wurde,  ohne  den  geringsten 
Schmerz  zu  empfinden.  Auch  ein  von  den  Achselhöhlendrüsen  ausgehender 
Abszess,  der  sich  nach  Abheilung  des  Panaritiums  ausbildete,  wurde  von 
Reclus  unter  Kokainanästhesie  zuRichelots  grösster  Zufriedenheit  geöffnet. 
Richelot  nimmt  daher  Gelegenheit  die  Methode  von  Reclus,  die  in  der 
Sitzung  der  Akademie  de  m6decine  am  10.  Februar  von  verschiedenen  Seiten 
angegriffen  wurde,  warm  zu  verteidigen  und  zu  empfehlen. 

Auf  Grund  einer  Reihe  von  Operationen  unter  lokaler  Kokainanästhesie 
kommt  Krymow  (61)  zu  folgenden  Schlüssen:  Die  beste  Methode  um  Kokain- 
lösung keimfrei  zu  machen,  ohne  deren  anästhesierende  Wirkung  zu  schwächen, 
ist  das  Pasteurisieren  derselben  bei  60^  während  drei  Stunden.  Gekochte 
Kokainlösung  bewahrt  die  anästhesierende  Wirkung,  jedoch  tritt  die  Anästhesie 
später  ein  und  hält  kürzere  Zeit  vor.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Einem  35  jährigen  und  50  jährigen  Patienten  extrahierte  Niculescu  (83) 
mehrere  Zahnwiurzeln  unter  Kokainanästhesie.  Nach  ein  paar  Tagen  klagton 
die  Patienten,  dass  die  Schnurrbarthaare  auszufallen  begonnen,  wie  bei  der 
Pelade.  Als  Ursache  nimmt  Niculescu  dieselben  Umstände  wie  bei  der 
Peladetheorie  nach  Jacquet  an. 

In  3 — 4  anderen  Fällen  bemerkte  Niculescu  kleine  Escharen  am  In- 
jektionsplatze. S 1 0  i  a  n  0  f  f  (Plevna). 


Ritschi,   Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika.  25 

Im  ersten  Kapitel  seiner  für  die  Theorie  und  Praxis  der  Lokalanästhesie 
bedeutsamen  Arbeit  weist  Brann  (10)  nach,  dass  die  örtliche  Kokainwirkung 
(Anästhesie)  die  Folge  einer  örtlichen  Vergiftung  ist,  bei  der  das  Kokain  mit 
dem  Protoplasma  eine  wenn  auch  flüchtige  Verbindung  eingeht,  wodurch  die 
Funktion  der  betreflfenden  Gewebe  eine  Unterbrechung  erfährt.    Werden  diese 
abnormen  Verbindungen  durch  den  sich  in  den  Geweben  abspielenden  Lebens- 
prozess  wieder  zerlegt,  so  kehrt  die  Funktion  der  Gewebe  allmählich  wieder. 
Da  nun  die  Intensität  der  Lebensvorgänge  vor  allem  von  der  Blutzufuhr  ab- 
hängt, so  ergibt  sich,  dass  Anämie  oder  Oligämie  die  Intensität,  Ausbreitung 
und  Dauer  der  Kokainanästhesie  günstig  beeinflussen   müssen.    Andererseits 
kann,  je  mehr  Kokain  chemisch  lokal   gebunden  ist,  umsoweniger  davon  in 
den  Kreislauf  gelangen;  mithin  wird  die  Gefahr  einer  allgemeinen  Vergiftung 
um  so  geringer,  je  intensiver  die  örtliche  Vergiftung  ist.     Die  örtliche  Ver- 
giftung kann  nun  durch  alle  solche  Mittel  gesteigert  werden,  die  geeignet  sind 
die  Lebensvorgänge   in   den   Geweben  abzuschwächen.     Als   solche  kommen 
praktisch  in  Betracht:   1.  die  Unterbrechung  der  Blutzufuhr,  2.  In- 
tensive  Abkühlung,  3.  örtliche   Anwendung   von   Nebennieren- 
präparaten.   Dass  die  Unterbrechung  der  Blutzufuhr  durch  Abschnürung 
der  Extremitäten  die  Wirkung,  Ausdehnung  und  Dauer  einer  Kokainanästhesie 
steigert,  zugleich  aber  die  allgemeine  Vergiftungsgefahr  vermindert,  ist  längst 
bekannt   und  wird  praktisch   viel  verwertet.  —  Intensive  Kälte  ist  an  sich 
imstande   durch    Wärmeentziehung   die   Funktion    der   sensiblen    Nerven  zu 
unterbrechen.     Sofern  sie  aber  auch  die  vitalen  Funktionen  herabsetzt,  ver- 
stärkt sie  die   lokale  Wirkung  von  ArzneistofFen.    Durch   Beimischung  von 
1 — 5°/o  Kokain  kann  die  Wirkung  des  Ghloräthylstrahls  erheblich  verstärkt 
werden.     Nach  dem  Verdunsten   des  aufgesprayten  Chloräthyls  bedeckt  die 
behandelte  Schleimhaut  eine  feine  Schicht  von  ausgefälltem  Kokain,  welches 
nach    dem  Auftauen  eine  ungewöhnlich   lange   und   tiefreichende  Anästhesie 
verursacht.     Das  Gleiche  kann  man  erreichen,  wenn  man  die  Schleimhaut 
zunächst  mit  Kokainlösung  bepinselt  und  nun  gefrieren  lässt.     Die  Wirkung 
wird  noch  mehr  erhöht,   wenn  man  nach  dem  Eintritt  voller  Kokainwirkung 
die  behandelte  Stelle  nochmals  zum  Gefrieren  bringt.     Die  Abkühlung  kann 
man  auch  zur  Steigerung  der  Wirkung  anwenden,  wenn  man  Anästhesie  durch 
Injektion  von  anästhesierenden  Lösungen  erzeugt.    Andererseits  lässt  sich  das 
inästhesiemngsvermögen  verdünnter  Lösungen  durch  gleichzeitige  Kälteanwen- 
dung steigern.    Ganz  besonderen  Nutzen  sah  Braun  von  der  Kombination  des 
Chloräthylsprays  mit  der  Injektion  eines  lokal  anästhesierenden  Mittels  bei 
Zahnextraktionen  sowie  bei  mehr  oberflächlichen  Operationen.    Wie  Braun 
durch  eine  Reihe  von  Versuchen  feststellte,   kann  man  die  Allgemeinwirkung 
von  Giften,   so  auch  des  Kokains  durch  Abkühlung   der  die  Injektionsstelle 
umgebenden  Gewebe  aufhalten,  bezw.  abschwächen.    In  gleicher  Weise  wie 
mechanische  Zirkulationsunterbrechung  und  Kälte  wirken  das  Adrenalin  sowie 
die  adrenalinhaltigen  Nebennierenextrakte.    Braun  konnte  an  Quaddeln  die 
anämisierende  Wirkung  des  Adrenalins  noch  in  äusserst  verdünnten  Lösungen 
nachweisen.     Durch  Adrenalinzusatz  lässt  sich  die  anästhesierende  Wirkung 
des  Kokains   erheblich   steigern,    die   toxischen  Allgemeinwirkungen   zugleich 
aber  vermindern.    Auch  beim  Eukain  B  tritt  der  Adrenalinzusatz  als  Vorteil 
hervor,  während  Tropakokain  die  gefässverengernde  Wirkung  des  Adrenalins 
aufhebt.    Die  praktischen  Erfahrungen  Brauns  mit  Kokain-Adrenalinlösungen 
waren  ausserordentlich  günstige.     Da  die  Konzentration  der  Adrenalinlösung 


26  Jahresbericht  für  Ghinirgie.    I.  Teil. 

etwa  1 :  10000  betrug,  die  Dosis  von  1  mg  nicht  überschritten  wurde,  so 
waren  üble  Folgen  von  vornherein  auszuschliessen.  Bei  Verwendung  l®/oiger 
Kokainlösung  wurden  pro  ccm  3  Tropfen  (=  1 :  10000)  einer  durch  Kochen 
sterilisierten  l^/oo  Adrenalinlösung  kurz  vor  dem  Gebrauch  zugesetzt.  Zur 
Ödemisierung  nach  Schleich  bestimmte  Kokainlösungen  geringerer  Konzen- 
tration (0,1 — 0,5  °/o)  wurden  pro  5—10  ccm  auch  nur  mit  3  Tropfen  Adreoalin- 
stammlösung  versetzt,  während  50  ccm  dünner  Kokainlösung  gewöhnlich  mittelst 
Pravazspritze  ^/s  ccm  Adrenalinlösung  zugesetzt  wurde.  Auch  in  dieser  Ver- 
dünnung (1 :  100000)  wirkt  die  Adrenalinlösung  noch  recht  intensiv  anämi- 
sierend.  Die  Wirkung  des  Kokains  hält  infolge  des  Adrenalinzusatzes  gewöhn- 
lich stundenlang  an.  Für  Zahnextraktionen  erwies  sich  1  ccm  l^/^iger 
Kokainlösung  mit  3  Tropfen  Adrenalinlösung  versetzt  als  ausserordentlich 
wirkungsvoll,  selbst  wenn  der  Zahn  pulpitisch  oder  periostitisch  erkrankt  war. 
Gewöhnlich  blieb  jegliche  Blutung,  auch  Nachblutung  aus.  Mit  der  gleichen 
Lösung  gelang  auch  vortrefflich  selbst  ohne  vorherige  Abschnürung  der  Ex- 
tremität die  Erzeugung  peripherer  Anästhesie  durch  Kokainisierung  der  grösseren 
Nervenstämme.  Abgesehen  von  seinem  günstigen  Einfluss  auf  die  Kokainwir- 
kung empfiehlt  Braun  den  Adrenalinzusatz  wegen  seiner  gefässverschliessenden 
Wirkung;  die  dem  Chirurgen  vielfach  die  besten  Dienste  leiste. 

Die  von  verschiedenen  Seiten  gemeldeten  üblen  Zufälle  nach  dem  Ge- 
brauch von  Adrenalin  als  Zusatz  zu  anästhesierenden  Lösungen  veranlassen 
Braun  (13)  festzustellen,  dass  nach  seiner  vielfaltigen  Erfahrung  der  Zusatz 
von  3  Tropfen  der  l^loo  Adrenalinlösung  zu  1  ccm  Flüssigkeit,  eine  Dosis, 
die  er  sogar  häufig  überschritten,  niemals  zu  üblen  Folgen  geführt  habe. 
Wenn  Enderlen  (Chirurgenkongress  1903)  bei  Verwendung  dieser  Dosis 
schlechte  Erfahrungen  gemacht  habe,  so  könne  das  nur  auf  einer  Minder- 
wertigkeit der  Adrenalinlösung  beruhen.  Braun  empfiehlt  die  Adrenalin- 
stammlösung nach  einer  im  Original  mitgeteilten  Vorschrift  vom  Apotheker 
anfertigen  zu  lassen.  Die  Gefahr  einer  Nachblutung  bestehe  nur  dann,  wenn 
man  zu  viel  Adrenalin  gebrauche.  Dann  werden  auch  die  kleineren  Arterien 
zur  Kontraktion  gebracht  und  können  nicht  erkannt  und  unterbunden  werden. 
Die  Gefahr  einer  Nachblutung  besteht  nicht,  wenn  man  zur  Infiltrations- 
anästhesie 100  ccm  einer  0,1%  Kokain  oder  Eukain  B-lösung  mit  zwei 
bis  höchstens  fünf  Tropfen  Adrenalinlösung  1 :  1000  (=  0,00007—0,00017  »/o 
Adrenalin)  versetzt.  Diese  Lösung  macht  genügend  blutleer,  ohne  die  kleineren 
Arterien  mit  zu  beeinflussen.  Dass  dem  Verschwinden  der  Adrenalinwirkung 
eine  Gefässerschlafi'ung  wie  der  Extremitätenabschnürung  folge,  leugnet  Braun. 
Bedarf  es  einer  intensiveren,  lokal  umschriebenen  Wirkung  wie  z.  B.  bei 
Zahnextraktionen  oder  der  Anästhesierung  von  Nervenstämmen,  so  setzt 
Braun  1  ccm  einer  l^/o  Kokain-  oder  Eukainlösung  gewöhnlich  2,  höchstens 
5  Tropfen  der  l^/oo  Adrenalinlösung  zu. 

Braun  (12)  tritt  in  einem  kleinen  Artikel  der  deutschen  zahnärztlichen 
Wochenschrift  einer  in  Nr.  32,  1902  des  gleichen  Blattes  erschienenen  Warnung 
Thiesings  vor  dem  Gebrauch  des  Adrenalins  entgegen  und  stellt  fest,  dass 
nach  seinen,  an  sich  selbst  vorgenommenen  Versuchen  die  Maximaldosis  des 
Adrenalins  für  die  1 :  1000  Lösung  etwa  bei  V»  mgr  (=  ^/2  ccm)  liegt,  während 
sie  in  Lösungen  von  1 :  10000  bei  1  g  (=  10  ccm)  noch  nicht  erreicht  ist. 
Braun  schildert  sodann,  wie  er  durch  Kokain-Adrenalinlösung  eine  Zahn- 
extraktion schmerzlos  macht. 

Stolz  (103)  lobt  auf  Grund  von  ca.  70  maliger  Anwendung  in  der  chir. 


Ritaohl,  Narkose,  Narkotika,  AnaeBthetika.  27 

Klinik  zu  Strassburg  den  Gebrauch  des  Kokains  mit  Adrenalin  zur  lokalen 
Anästhesie.  Es  wnrden  die  Braun  sehen  Vorschriften  befolgt.  Besonders 
bewährte  sich  die  Methode  bei  Operationen  in  der  Mundhöhle. 

Honigmann  (51)  lobt  die  Wirkung  des  Adrenalins  als  Zusatz  zu 
schmerzaufhebenden  Lösungen  und  berichtet  über  seine  bei  40  maliger  An- 
wendung gewonnenen  Erfahrungen. 

Foisy  (30)  empfiehlt  zur  Anästhesie  bei  akut  entzündlichen  Prozessen 
eine  Mischung  von  Kokain  und  Adrenalin.  Gewöhnlich  setzte  er  zu  10  ccm 
einer  ^/a^/o  Kokainlösung  10  Tropfen  einer  l^/oo  Lösung  von  Adrenalin 
hydrochloric.  Diese  Lösung  kann  sterilisiert  und  je  nach  Bedarf  ganz 
oder  zum  Teil  verwandt  werden.  Bei  ausgedehnteren  Eingriffen  (Exstirpation 
eines  Anthrax,  von  nekrotisiertem  Gewebe,  Entfernung  vereiterter  Lymph- 
drüsen) kann  folgende  Lösung  in  ihrer  gesamten  Menge  Verwendung  finden: 
Sol.  cocaini  1 :  200 . . .  20—25  ccm,  Sol.  Adrenal  1 :  1000 . . .  13—15  Gtt.  Bei 
Panaritien  und  Furunkeln  gebraucht  Foisy  1  ccm  einer  Kokainlösung  von 
1:100  mit  4—5  Tropfen  einer  Adrenalinlösung  von  1:1000  versetzt.  Die 
zu  durchtrennenden  Gewebsschichten  werden  nacheinander  durch  zur  Haut- 
oberfläche parallel  verlaufende  Injektionen  unempfindlich  gemacht.  Bei  aus- 
gedehnteren Eingriffen  ist  auf  die  Unterbindung  der  durchschnittenen  Gefässe 
besonderes  Gewicht  zu  legen,  da  die  Operation  infolge  der  Adrenalinwirkung 
so  gut  wie  blutlos  ist.  Die  Kranken  werden  etwaigen  Schwindels,  Synkope 
wegen  in  horizontaler  Lagerung  operiert  und  in  dieser  Lage  noch  für  einige 
Stunden  belassen. 

Bark  er  (1)  hat  angeregt  durch  die  Arbeit  Brauns  zur  Lokalanästhesie 
neben  dem  weniger  giftigen  /9-Eukain  Adrenalin  mitbenutzt.  Die  von  ihm 
gebrauchte  Lösung  bestand  aus  100  g  Wasser,  Chlomatrium  0,8,  /9-Eukain 
0,2,  Adrenalinchlorid  0,001.  Den  Einfluss  des  Adrenalins,  welches  die 
Anästhesie  erheblich  verlängert,  schildert  Barker  an  der  Hand  einer  Bruch- 
operation, für  die  er  das  neue  Verfahren  besonders  bei  alten  Leuten  sehr 
schätzen  gelernt  hat.  Hier  hat  das  Adrenalin  noch  den  weiteren  Vorteil,  dass 
es  ein  Herzstimulans  ist,  sofern  es  durch  Verengerung  der  Kapillaren  und 
kleinen  Gefässe  den  Blutdruck  steigert.  Eine  Vermehrung  der  Nachblutung 
hat  Barker  bei  der  Anwendung  obiger  Lösung  nie  beobachtet.  Bark  er 
erwägt  zum  Schluss  seines  Vortrages  die  Möglichkeit,  die  3  festen  Substanzen 
der  Lösung  in  Tabletten  zu  vereinigen,  um  die  Herstellung  zu  erleichtern. 
Indessen  ist  noch  nicht  sichergestellt,  ob  das  Adrenalin  die  Mischung  mit  den 
anderen  Substanzen  dauernd  verträgt. 

Neugebauer  (81)  erlebte  bei  Anwendung  von  Adrenalin  (3  Tropfen 
des  Extraktes  auf  1  ccm  einer  ^/2°/oigen  Kokain  —  Eukainlösung)  3  mal 
flautgangrän,  und  zwar  einmal  nach  einer  Phimosenoperation  bei  einem 
28jährigen,  kräftigen  Manne,  sodann  bei  2  Frauen  von  66  bezw.  67  Jahren 
nach  Exstirpationen  von  Kankroiden  des  Gesichts.  Ein  etwa  durch  den 
Nebennierenextrakt  verursachter  Diabetes  bestand  in  keinem  der  Fälle,  so 
dass  die  Gangrän  lediglich  der  Lokalwirkung  des  Adrenalins  zugeschrieben 
werden  muss.    Daher  Vorsicht  mit  dem  Adrenalin  besonders  bei  alten  Leuten! 

Gangitano  (37)  veröffentlicht  eine  Statistik  von  100  unter  Kokain- 
Adrenalin-Analgesie  ausgeführten  Operationen.  Er  wendete  1  ccm  einer  l°/ooigen 
Adrenalin-  und  9  ccm  einer  0,5  ^/o  igen  Kokainlösung  an.  Der  Zusatz  von 
Adrenalin  hat  den  Vorteil,  dass  zum  Keclus sehen  Analgesieverfahren  eine 
geringere  Dose  Kokain   verwendet   werden   kann,   ausserdem   gestattet   das 


28  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    I.  Teil. 

Adrenalin  durch  seine  gefässzusammenziehende  Eigenschaft  die  Operation  aaf 
vollständig  weissem  Felde  auszuführen.  Infolge  der  Ischämie,  die  das  Adrenalin 
an  der  betreffenden  Körperstelie  hervorruft,  wird  das  Kokain  langsamer  resor- 
biert und  hält  dessen  Wirkung  länger  an.  Verf.  beobachtete  nie  Intoleranz; 
die  Analgesie  wird  von  hochbejahrten,  mit  Arteriosklerose  behafteten  und 
auch  herzkranken  Individuen  gut  ertragen.  R.  Giani. 

In  einer  ausführlichen  Arbeit  hat  Braun  (9)  die  Ergebnisse  seiner  sehr 
eingehenden  Studien  über  die  Erzeugung  von  Anästhesie  durch  Unterbrechung 
der  Nervenleitung  fern  vom  Operationsgebiet  (Leitungsanästhesie,  regionäre 
Anästhesie)  niedergelegt.  Für  diesen  Zweck  eignet  sich  wegen  der  damit 
verbundenen  heftigen  Schmerzen  weder  die  Anwendung  der  Kälte  {Ätherspray, 
Äthylchloridspray),  noch  die  Injektion  quellend  wirkender  Flüssigkeiten  (Wasser, 
stark  verdünnte  Lösungen).  Mit  Kokainlösungen  kann  man  die  Leitung  in 
einem  sensiblen  Nerven  unterbrechen  1.  durch  Injektion  in  den  Nervenstamm 
selbst  (endoneurale  Injektion),  2.  durch  Injektion  in  die  Umgebung  des  Nerven- 
stammes (perineurale  Injektion),  3.  durch  Injektion  in  den  Duralsack  des 
Rückenmarks. 

Braun  beschäftigt  sich  im  grössten  Teil  seiner  Arbeit  mit  den  peri- 
neuralen Injektionen.  Er  schildert  die  seitherigen  Bestrebungen  und  Leistungen 
auf  diesem  Gebiet  und  stellt  den  Wert  derselben  für  die  Praxis  auf  Grund 
seiner  reichen  eigenen  Erfahrung  fest.  Wie  für  die  Lokalanästhesie,  so  ist 
auch  für  die  Leitungsanästhesie  das  Adrenalin  ausserordentlich  wertvoll.  Es 
gewährt,  wie  Braun  festgestellt  hat,  der  Zusatz  von  1  Teil  Adrenalin  auf 
10000  Teile  Kokainlösung  einen  vollkommenen  Ersatz  für  die  vielfach  be- 
lästigende Abschnürung  der  Extremitäten.  Wird  Kokainlösung  unter  Adrenalin- 
zusatz (1 — 2  Tropfen  1  ^/oo  Adrenalinlösung  auf  1  com  anästhesierende  Lösung) 
gebraucht,  so  kommt  die  Abschnürung  nur  zur  Blutsparung  unmittelbar  vor 
der  Operation  zur  Anwendung.  Unter  den  Ersatzmitteln  des  Kokains  haben 
nach  Braun  nur  das  Eukain  B  und  das  Tropakokain  Bedeutung,  wobei 
jedoch  zu  berücksichtigen  ist,  dass  das  letztere  die  gefässverengenden  Eigen- 
schaften des  Adrenalins  beeinträchtigt.  Sehr  eingehend  wird  die  Technik 
der  Anästhesierung  an  Hand  und  Fingern,  Fuss  und  Unterschenkel  besprochen 
und  festgestellt,  in  welchem  Umfange  überhaupt  bei  Operationen  an  den 
Extremitäten  von  der  Leitungsanästhesie  Gebrauch  gemacht  werden  kann. 
Auch  am  Penis,  dem  behaarten  Kopf  und  der  Stirn,  der  Vorderseite  des 
Halses,  dem  Kehlkopf  (Leitungsunterbrechung  im  N.  laryngeus  sup.)  kann  man 
sich  der  Methode  bedienen. 

Im  n.  kürzeren  Hauptteil  der  Arbeit  wird  die  endoneurale  Injektion, 
von  der  übrigens  im  I.  Teil  öfter,  sofern  es  sich  um  oberflächlich  liegende, 
d.  h.  von  aussen  mit  der  Injektionskanäle  leicht  erreichbare  Nervenstämme 
handelte,  die  ßede  war,  besprochen.  Dieses  Verfahren  erfordert  bei  tief- 
liegenden Nervenstämmen  eine  Voroperation,  nämlich  die  Freilegung  des  Nerven 
unter  Lokalanästhesie.  Injiziert  man  unter  die  Nervenscheide  eine  l^/o  Kokain- 
oder Eukainlösung,  die  bei  Abschnürung  oder  Adrenalinzusatz  noch  verdünnt 
werden  könnte,  so  kommt  es  zu  einer  fast  sofortigen  Leitungsunterbrechung, 
die,  wie  amerikanische  Chirurgen  berichten,  die  Ausführung  grosser  Extremi- 
tätenoperationen,  wie  Amputationen  des  Unterschenkels,  des  Oberarmes  etc. 
ermöglicht.  Ist  die  zur  Freilegung  des  Nerven  oder  der  Nerven  notwendige 
Voroperation  als  eine  nicht  unwesentliche  Komplikation  anzusehen,  die  im 
allgemeinen  nur  dann   berechtigt  sein  dürfte,  wenn  zwingende  Gründe  eine 


Ritschi,  Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika.  29 

Narkose  verbieten,  so  eröffnet  sicli  für  die  endoneuralen  Injektionen  ein 
wichtiges  Anwendungsgebiet,  wenn  es  möglich  ist  von  dem  znr  Ausführung 
der  Operation  nötigen  Schnitt  aus  gleichzeitig  die  sensible  Leitung  der  Haupt- 
neryenstämme zu  unterbrechen  (Bruchoperationen,  Exstirpation  von  Yaricen, 
Operationen  an  der  Vorderseite  des  Halses). 

Zum  Schluss  warnt  Braun  davor,  die  Anwendung  der  Leitungsanästhesie 
ebenso  wie  die  Lokalanästhesie  allzuweit  auszudehnen.  Im  gegebenen  Fall  sei 
abzuwägen,  ob  der  Kranke  bei  erhaltenem  Bewusstsein  unter  einem  lokal- 
anästhesierenden Verfahren  operiert  werden  kann,  oder  ob  die  Narkose  un- 
vermeidlich ist. 

Krogius  (60)  beklagt  sich,  dass  in  den  neueren  Arbeiten,  wenn  von 
der  regionären  Anästhesie  die  Rede  sei,  sein  Name  neben  Corning  und 
Oberst  entweder  gar  nicht,  oder  wie  kürzlich  in  dem  Handbuch  der  allge- 
meinen und  lokalen  Anästhesie  von  Dumont,  geringschätzig  erwähnt  werde. 
Er  stellt  demgegenüber  fest,  dass  er  es  gewesen,  der  die  Beobachtung  zuerst 
praktisch  verwertet  habe,  dass  eine  in  die  Nähe  eines  Nervenstammes  in- 
jizierte 2^/0  Kokainlösung  eine  oft  sehr  umfangreiche  analgetische  Zone  im 
Innervationsgebiet  des  betreffenden  Nerven  hervorruft.  Im  besonderen  stelle 
das  von  Pernice  zuerst  beschriebene  Oberstsche  Verfahren  keine  reine 
Kokainisierung  der  Nervenstämme,  sondern  zugleich  eine  Art  Infiltrations- 
anästhesie  dar,  weil  ausdrücklich  von  Oberst  gefordert  wird,  dass  die  Spitze 
der  Injektionsnadel  nach  der  Fingerkuppe  hin  gerichtet  werde. 

Strnthers  (105)  beschreibt  im  Edinburgh  med.  Journal  die  Oberstsche 
Methode  der  regionären  Anästhesie,  die  er  in  Aachen  kennen  gelernt  hatte, 
zugleich  auf  Grund  von  50  eigenen  Beobachtungen. 

von  Lier  (68)  teilt  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  über  Nerven- 
degeneration infolge  der  von  Pernice  eingeführten  regionären  Anästhesie  mit. 
In  einer  Reihe  von  Experimenten  spritzte  er  die  Lösung  ins  Perineurium  des 
N.  ischiadicus,  in  einer  zweiten  Reihe  in  das  umgebende  Bindegewebe.  Die 
folgenden  Lösungen  wurden  zur  Injektion  benutzt: 

a)  l^/o  Eukain  in  destilliertem  Wasser, 

b)  1>  Eukain  in  0,6^/0  NaCl-Lösung, 

c)  0,7<>/o  NaCl-Lösung, 

Der  N.  ischiadicus  der  anderen  Seite  wurde  jedesmal  intakt  gelassen. 

Von  beiden  Nerven  wurden  gleiche  Teile  untersucht.  Aus  den  Schluss- 
folgerungen seien  folgende  Punkte  hervorgehoben.  Nach  Injektion  ins  Peri- 
neurium zeigt  eine  grosse  Zahl  der  Nervenfasern  fettige  Entartung;  die  Er- 
gebnisse sind  bei  jeder  der  genannten  Lösungen  annähernd  dieselben.  Nach 
Injektion  in  das  umgebende  Bindegewebe  bleibt  die  Nervendegeneration  aus. 
Man  darf  folglich  nicht  in  den  Nervenstamm  selbst  injizieren. 

Die  1  ^/o  Lösung  von  Eukain  in  Aqua  destillata  hat  den  Vorzug,  weil  die 
Anästhesie  rascher  eintritt. 

Unter  dieser  regionären  Anästhesie  wurden  nicht  nur  Herniotomien  fast 
schmerzlos  ausgeführt,  sondern  auch  Amputationen  (Vorderarm,  Finger)  ohne 
zurückbleibende  Störungen  in  der  Sensibilität  und  Motilität. 

Goedhuis  (Deventer). 

Courtade  (21),  der  in  einem  Artikel  über  das  Anästhesin  in  der 
cbinirgisch-laryngologischen  Praxis  zunächst  über  die  geringe  Löslichkeit  des 
Mittels  in  verschiedenen  Flüssigkeiten  klagt,  hat  sich  desselben  mit  gutem 
Erfolg  in  Pulverform  bedient  teils  bei  schmerzhaften  Affektionen  im  Rachen 


30  Jsbresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

und  Larynx,  teils  nm  lokale  Anästhesie  znr  Ausführung  von  Operationen 
herbeizu^bren.  Es  wurde  das  Pulver  entweder  eingeblasen  oder  y  ermittel  st 
eines  Wattebausches  aufgetragen.  Die  Unempfindlichkeit  hielt  stundenlang 
an.  Irgend  ein  Nachteil  wurde  bei  dieser  Art  der  Anwendung  des  Anästhe- 
sins  nicht  beobachtet. 

Becker  (3)  berichtet  über  Versuche,  die  an  der  chirurgischen  Abteilung 
des  städtischen  Krankenhauses  zu  Frankfurt  a.  M.  mit  dem  Subkutin  Rit- 
serts (paraphenolsulfosaurer  Paraamidobenzoesäureäthylester) ,  das  sich  in 
kaltem  Wasser  zu  l**/o,  bei  Körpertemperatur  zu  2,5  ®/o  löst,  angestellt  wurden. 
Es  zeigte  sich,  dass  die  selbst  in  grösseren  Dosen  bei  Tieren  ungiftige  Sub- 
stanz in  ^/2--l^/o  Lösung  die  Konjunktiva  des  Kaninchenauges  völlig  anästhe- 
tisch machte.  Konnte  bei  Verwendung  1  ®/o  Lösung  eine  wenn  auch  flüchtige, 
geringe  Trübung  der  Kornea  konstatiert  werden,  so  fehlte  solche  ganz  bei 
Verwendung  von  0,5 — 0,8%  Lösungen.  Für  die  Verwendung  in  der  ärztlichen 
Praxis  diente  eine  isotonische  Lösung  folgender  Zusammensetzung:  Subcutin 
1,0 — 0,8,  Natr.  chlorat.  0,7,  Aq.  dest.  100,0.  Diese  Lösung  bewährte  sich 
bestens  als  Ersatz  von  Kokainlösung  zur  Anästhesie  nach  Schleich  wie  zur 
regionären  Anästhesie  nach  Oberst.  Das  Subkutin  hat  zudem  antiseptische 
Eigenschaften.  Becker  möchte  es  seiner  Ungiftigkeit  wegen  besonders  für 
die  Blasenchirurgie  empfehlen  an  Stelle  des  hier  so  gefährlichen  Kokains. 

Dunbars  (26)  Mitteilung  betrifft  die  Dosierung  des  von  ihm  in  die 
Praxis  eingeführten  Anästhesins  (siehe  vorigen  Jahrgang  pag.  76).  Er  emp- 
fiehlt neuerdings  besonders  für  die  oberflächlichen  Gewebsschichten  eine  0,2  ^/o 
Kochsalzlösung,  der  0,05  ^/o  Anaesthesin,  hjdrochlor.  zugesetzt  ist.  Für  tiefere 
Gewebslagen  hat  Dunbar  die  ursprüngliche  Dosierung  (Anaesthesin,  hydro- 
chloricum  0,25,  NaCl  0,15,  Aq.  dest.  100,0),  jedoch  ohne  Morphinzusatz  bei- 
behalten. 

Daconto  (23)  benutzte  zur  Infiltrationsanästhesie  nach  Schleich  mit 
gutem  Erfolg  eine  l^/o  Lösung  von  Akoin  mit  Zusatz  von  0,8**/o  Chlornatrium. 
Die  zur  Aufbewahrung  der  Lösung  zu  verwendende,  dunkelblaue  Glasflasche 
muss  zunächst  mit  Salpetersäure  gründlich  gereinigt  und  mit  destilliertem 
Wasser  nachgespült  werden,  weil  die  geringsten  Mengen  alkalischer  —  selbst 
der  sich  aus  dem  Glase  lösenden  —  Substanzen  mit  Akoin  opaleszierende 
Niederschläge  bilden.  Seine  Erfahrungen  fasst  Daconto  in  folgenden  Sätzen 
zusammen : 

1.  Akoin  ist  ein  Lokalanästhetikum  von  sehr  hohem  Wert  und  äusserst 
geringer  toxischer  Wirkung.  Bis  20  ccm  P/o  Lösung  wurden  ohne  jeden 
Schaden  ertragen. 

2.  Die  Wirkung  ist  prompt  und  stets  positiv. 

3.  Die  Wirkung  ist  andauernder  und  länger  bemerkbar  in  der  Tiefe  der 
Gewebe  als  auf  der  Oberfläche. 

4.  Ein  starkes  Durchsickern  des  Blutes  aus  der  Wunde  schwächt  die 
zuerst  erzielte  Anästhesie  stark  ab. 

5.  In  solchen  Fällen  zeigen  sich  Kompressen  mit  Akoinlösung  ausser- 
ordentUch  nützlich. 

6.  Man  hat  keine  Nekrose  an  der  Einstichstelle  zu  fürchten,  wenn  die 
Lösung  nicht  stärker  ist  als  1 — 2  ^/o. 

7.  Ebenso  sind,  wenn  die  Lösung  steril  (kalt)  bereitet  ist,  keine  sep- 
tischen Herde  zu  befürchten. 


RitBchl,  Narkose,  Narkotika,  Anaesthetika.  31 

8.  Der  Gebrauch  von  Akoin  stört  in  keiner  Weise  den  Vernarbungs- 


Sorgfältig  aufbewahrte  Akoinlösung  hält  sich  länger  als  drei  Monate. 

Für  operative  Eingriffe  am  Auge  und  in  seiner  Umgebung  empfiehlt 
Kran  SS  (52)  eine  Kombination  von  Akoin  und  Kokain  in  folgender  Zusammen- 
setzung : 

Akoin  0,025, 
Kokain  0,05, 
Sol.  Natr.  chlor.  0,75  «/o  ad  5,0. 

Zur  Blutstillung  werden  dieser  Lösung  pro  Pravazspritze  eventuell  noch 
2— 3  Tropfen  einer  l^/co  Adrenalinlösung  zugesetzt.  Die  Lösung  zersetzt  sich 
leicht  und  muss  daher  alle  3 — 4  Tage  frisch  bereitet  werden.  Krauss  be- 
spricht noch  die  Technik  der  Injektionen  bei  verschiedenen  augenäxztlichen 
Eingriffen,  und  zwar  der  Enucleatio  bulbi,  den  Schieloperationen,  den  Lid- 
operationen, Operationen  am  Thränenapparat. 

Magnani  (76)  hat  die  anästhesierende  Wirkung  des  Yohimbins  sowohl 
an  der  Conjunctiva  wie  an  Quaddehi,  die  er  an  sich  selbst  durch  intrakutane 
Injektion  von  l®/o  Lösung  erzeugte,  geprüft.  Die  Wirkung  Hess  nichts  zu 
wünschen  übrig,  ja  sie  hielt  bei  der  Injektion  sogar  auffallend  lange  — 
l'/4  Stunden  —  an.  In  den  zur  Verwendung  kommenden  Dosen  erwies  sich 
die  Substanz  als  völlig  ungiftig. 

Loewy  und  Müller  (70)  studierten  die  Einwirkung  des  aus  der  Yohimbehe- 
rinde  gewonnenen  Alkaloids  Yohimbin  (Spiegel)  auf  die  peripheren  Nerven 
an  Tieren,  nachdem  Magnani  (Turin)  festgestellt  hatte,  dass  ^/s — 1  ^/o  Lösungen 
dieser  Stubstanz  imstande  sind,  eine  Anästhesie  der  Konjunktiva  und  Kornea 
hervorznrufen.  Das  Ergebnis  ihrer  Untersuchungen  am  freigelegten  Ischiadicus 
und  Vagus  von  Tieren  war,  dass  Yohimbin  die  Erregbarkeit  wie  das  Leitungs- 
vermögen motorischer  und  sensibler  Nerven  bei  direkter  Applikation  herab- 
zusetzen bezw.  ganz  aufzuheben,  ferner,  auf  die  Schleimhäute  appliziert,  lokale 
Anästhesie  zu  erzeugen  vermag. 

XII.   Bfickenmarks-AnSsthesie. 

Neugebauer  (81)  tritt  auf  Grund  seiner  an  170  Fällen  gewonnenen 
Erfahrungen  für  die  praktische  Anwendbarkeit  der  Medullaranästhesie  ein, 
wenn  man  statt  des  Kokains  oder  Eukains  das  weniger  giftige  Tropakokain 
verwende.  Seine  Erfolge  haben  sich  wesentlich  gebessert,  seit  Neugebauer 
folgende  Massnahmen  streng  befolgt:  1.  Rücksichtsloses  Auskochen  der  Tropa- 
kokainlösung  in  sterilisierter  Eprouvette,  2.  äusserste  Sauberkeit,  insbesondere 
Verwendung  trockenen,  sterilen  Instrumentariums,  um  zu  vermeiden,  dass 
Soda-  oder  antiseptische  Lösungen  in  den  Medullarkanal  gebracht  werden. 
3.  Beschränkung  der  Analgesie  auf  untere  Extremitäten,  Becken-  und  Unter- 
bauchgegend. Die  Dosis  kann  demgemäss  auf  0,04  —  0,06  herabgesetzt 
werden,  wodurch  die  Folgeerscheinungen  auf  ein  Minimum  sinken.  Solche 
waren  in  33  von  100  Fällen  überhaupt  nicht  vorhanden.  Am  häufigsten 
litten  die  Kranken  an  Kopfschmerz  (48  Fälle),  welcher  sich  gewöhnlich  auf 
den  Nachmittag  des  Operationstages  beschränkte.  Nur  in  12  Fällen  kam  es 
zu  TemperatursteigeruDgen  infolge  der  Injektion,  die  39°  jedoch  nicht  über- 
stiegen. Erbrechen  erfolgte  nur  in  drei  Fällen.  Ein  Todesfall  bei  einem 
delirierenden  Säufer,  dem  wegen  schwerer  Sepsis  die  Oberschenkelamputation 


32  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

gemacht  werden  musste  (komplizierte  Unterschenkelfraktur),  sechs  Stunden 
nach  der  Operation,  konnte  ebensowenig  der  Tropakokainwirkung  zugeschoben 
werden,  wie  ein  schwerer  Kollaps  bei  einer  ausserordentlich  heruntergekom- 
menen Kranken,  die  in  der  Ghloroformnarkose  höchstwahrscheinlich  zugrunde 
gegangen  wäre.  Bezüglich  der  Ausbreitungsweise  der  Analgesie  konnte  Neuge- 
bauer  feststellen,  dass  die  Rückenmarkssegmente  bezw.  deren  Wurzeln  in 
dem  Masse,  als  sie  der  Injektionsstelle  näher  liegen,  das  Gift  mehr  auf  sich 
einwirken  lassen.  Da  in  erster  Linie  die  vom  IV.  Sakralsegmente  yersorgten 
Körperteile  am  Damm  und  den  äusseren  Genitalien  der  Wirkung  des  inji- 
zierten Anästhetikums  ausgesetzt  sind,  so  kommt  man  bei  Operationen  an 
diesen  Stellen  mit  einer  geringeren  Dosis  (0,03 — 0,04)  aus,  als  z.  B.  bei 
Operationen  an  der  vom  I.  und  11.  Lumbaisegment  versorgten  Inguinalgegend 
oder  dem  Hypogastrium.  Neugebauer  hält  die  Rückenmarksanästhesie  mit 
den  von  ihm  empfohlenen  Kautelen  für  ein  Verfahren,  welches  zumal  bei 
Operationen  an  den  unteren  Extremitäten  mit  anderen  Methoden  der  Anästhesie 
wohl  in  Konkurrenz  treten  könne,  vor  der  Allgemeinanästhesie  unter  Um- 
ständen sogar  nicht  zu  unterschätzende  Vorteile  biete. 

Preindlsberger  (87)  hat  die  Rückenmarksanästhesie  mit  Tropakokain 
nach  den  Neugebau ersehen  Vorschriften  in  45  Fällen  mit  befriedigendem 
Erfolge  versucht.  Zweimal  missglückte  die  Anästhesie.  In  den  übrigbleiben- 
den 43  Fällen  kamen  36  mal  keine  üblen  Folgeerscheinungen  vor.  Sonst 
waren  die  Folgen  gering  bis  auf  einen  Fall,  in  dem  die  Neugebau  ersehe 
Maximaldosis  (0,06)  um  2  cg  überschritten  wurde  und  zwei  weiteren  Fällen, 
in  denen  es  sich  um  eine  sehr  heruntergekommene  Kranke  handelte.  Hier 
wurden  einmal  leichte  Kollapserscheinungen  am  Operationstage  beobachtet, 
bei  Wiederholung  der  Anästhesie  einige  Wochen  später  kam  es  zu  häufigem 
Erbrechen.  Preindlsberger  hat  einen  sehr  günstigen  Eindruck  von  der 
Methode  erhalten  und  erkennt  ihr  insbesondere  für  den  auf  sich  allein 
angewiesenen  Landarzt  bei  dringenden  Eingriffen  nach  schweren  Verletzungen 
eine  besondere  Bedeutung  zu. 

Henricsson  (47)  berichtet  über  fünf  Operationen,  bei  denen  eine 
medulläre  Tropakokain -Analgesie  angewendet  wurde.  Die  injizierte  Menge 
des  Tropakokains  betrug  4—5  cg;  die  Analgesie  dauerte  in  einem  Fall 
etwa  40  Minuten,  in  den  übrigen  IV4  bis  1  ^'2  Stunden.  Im  allgemeinen 
fehlten  üble  Nachwirkungen.  Nach  der  Injektion  wurde  die  erhobene  Becken- 
lage nicht  angewendet.  Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Dönitz  (25)  berichtet  über  Tierversuche,  die  er  unter  Biers  Leitung 
mit  der  Kokainisierung  des  Rückenmarkes  unter  gleichzeitiger  Verwendung 
von  Adrenalin  anstellte.  Es  zeigte  sich,  dass  das  Adrenalin  berufen  zu  sein 
scheint,  die  bisher  für  die  praktische  Verwendung  noch  nicht  reife  lumbale 
Anästhesie  dem  Ziele  der  Ungefäbrlichkeit  ein  gutes  Stück  näher  zu  bringen. 
Wie  die  an  Katzen  angestellten  Versuche  ergaben,  wird  entsprechend  den 
Untersuchungsergebnissen  Brauns  durch  Adrenalinzusatz,  die  Giftigkeit  des 
Kokains  herabgesetzt,  seine  Wirkung  aber  gesteigert,  zumal  wenn  das  Kokain 
erst  dann  zur  Anwendung  gelangt,  wenn  das  Adrenalin  bereits  seine  volle 
Wirkung  entfaltet  hat.  Demgemäss  wurde  die  Giftigkeit  des  Kokains  bei 
gleichzeitigem  Adrenalingebrauch  auf  V»?  bei  vorherigem  auf  Vs  herabgedrückt. 
Die  durch  das  Adrenalin  erzeugte  Anämie  erwies  sich  für  das  Zentralnerven- 
system als  nicht  schädlich,  obwohl  die  Katzen  1  ccm  einer  Voo  Adrenalinlösung 
subdural   erhielten.     Dass   die    von   Braun   angegebene    Maximaldosis    von 


Ritsch]»  Allgemeine  Operstionslehre.  33 

0^  ccm  der  l^/oo  Adrenalinlösimg  ohne  Lebensgefahr  beträchtlich  über- 
schritten werden  darf,  zeigte  ein  Versuch  von  Dönitz  an  sich  selbst.  Er 
injizierte  sich  die  3  fache  Quantität  unter  die  Haut  des  Vorderarmes  und 
hatte  nur  unter  leichten  Erscheinungen  für  ^/z — ^U  Stunde  zu  leiden  (harter, 
beschleunigter  Puls,  Blässe  des  Gesichtes,  Zittern  der  Extremitäten). 

Versuche  am  Menschen  hatten  verheissungsvoUen  Erfolg.  Es  wurde  mit 
0,0075—0,015  Kokain  gute  Anästhesie  erzeugt,  wenn  0,5  ccm  einer  l^/o.» 
Adrenalinlösxmg  mit  gleichen  Teilen  Wassers  gemischt  zuvor  eingespritzt 
waren.  Unangenehme  Nebenerscheinungen  fehlten  meist  gänzlich  oder  waren 
Ton  geringer  Bedeutung. 

Bogdanovici  (7)  erwähnt  einen  Sterbefall  nach  Injektion  einer  ge- 
wöhnlichen Dosis  Kokain  in  den  Rückenmarkskanal,  um  eine  Bauchoperation 
auszuführen.  Tod  am  zweiten  Tage.  Bei  der  Autopsie  Blutcoagula  zwischen 
Pia  mater  und  Arachnoidea  des  Rückenmarkes.  Bogdanovici  meint,  dass 
man  beim  Versuch  eine  Vene  angestochen  habe  und  so  eine  Hämorrhagie  und 
Kompression  der  MeduUa  verursacht  wurde. 

Stoianoff  (Plevna). 


IL 

Allgemeine  Operationslehre. 


Referent:  A.  Ritschl,  Freiburg. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Bovis,  Ictöres  b^nina  post-op^rsioires.    La  semaine  mödioale  1903.  Nr.  36. 

2.  ^Canac-Marqnis,  A  few  practical  points  in  the  technic  of  heroiotomy  and  neph- 
Torrhaphy.    The  joorn.  of  the  Amer.  Med.  Abb.  1903.  April  4. 

3.  Gasati,  T.,  Snl  trattamento  dei  monooni  nelle  amputazioni.    Atti  dell'  Accademia  di 
8c.  med.  e  natorali  di  Napoli  1903.  Fase.  1. 

4.  ^Fischer,  The  ganze-bearing  tape  and  the  gravity  päd  in  pelvic  and  abdominal  sur- 
gery;  improvements  in  teohniqae.    AnnalB  of  sorgery  1903.  December. 

b.  GroBBkopf,  Ein    unangenehmes  Vorkommnis  bei  einer  Operation   mittelst  Elektro- 
motor.   Mtbichener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  41. 

6.  Milton,  A  form  of  removeable  deep  sutnre.    The  Lancet  1903.  June  6. 

7.  Petersen,  Postoperative  pulmonary  complioations.    The  Journal  of  the  Amer.  med. 
ass.  1903,  April  11. 

3.  Tereschenkow,  Zur  Frage  Aber  die  Bedeutung  des  Organismus  des  Kranken  beim 

Znstandekommen  operativer  und  postoperativer  Komplikationen.   Russisches  Archiv  für 

Chirurgie  1903.  Heft  3. 
9.  *Thomp8onStratton,  The  gradual  surgical  occlusion  of  large  arteries:  its  relativ 

advantages  together  with  an  experimental    inquiry  as  to   its  feasibility.    Annais  of 

surgery  1903.  August. 
10.  Weyert,  Über  Narkosenl&hmungen.    Diss.    Berlin  1903. 

Tereschenkow  (8)  teilt  zwei  Fälle  von  chronischer  Appendicitis  mit, 
bei  denen,  nach  einer  unter  Lokalanästhesie  ausgeführten  Operation,  Ikterus 

JahrMbexieht  fttr  Chirurgie  1903.  3 


34  Jahresbericht  für  Cbimrgie.    I.  Teil. 

auftrat.  Bei  beiden  Patienten  waren  die  der  Operation  vorangegangenen 
Anfälle  mit  Iktems  verlaufen.  Tereschenkow  meint,  es  handele  sich  in 
den  beiden  Fällen  um  toxischen  Ikterus  (Dieulafoy).  —  Unter  1447  Chloro- 
formnarkosen der  Bobrowschen  Klinik  wurde  nur  10 mal  ein  sogenannter 
postoperativer  Ikterus  beobachtet.  In  drei  Fällen  konnte  das  Chloroform 
als  ursächliches  Moment  ausgeschlossen  werden.  In  sieben  Fällen  konnte 
man  dem  Chloroform  die  Schuld  beimessen,  jedoch  handelte  es  sich  in  diesen 
Fällen  stets  um  Leute,  deren  Leber  nicht  normal  war.  Eine  genaue  Berück- 
sichtigung des  Zustandes  der  Leber,  des  Darmtraktus  u.  s.  w.  vor  der  Ope- 
ration ermöglicht  das  Zustandekommen  eines  postoperativen  Ikterus  auf  ein 
Minimum  zu  verringern.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Bovis  (1)  beobachtete  2 mal  im  Anschluss  an  operative  Eingriffe  — im 
ersten  Fall  handelte  es  sich  um  eine  Bruchoperation  von  etwa  ^/2  Stunde 
Dauer,  im  zweiten  um  einen  geburtshilflichen  Eingriff  von  kurzer  Dauer  — 
einen  gutartigen  Ikterus.  An  der  Hand  der  Literatur  bespricht  Bovis  die 
Ätiologie  dieser  Erscheinung.  Seiner  Meinung  nach  kommt  für  die  Erklärung 
der  von  ihm  beobachteten  Fälle  in  erster  Linie  in  Betracht  eine  auf  reflek- 
torischem Wege  durch  Reizung  des  Peritoneums  entstandene,  spastische 
Betention  von  Galle. 

Petersen  (7)  glaubt,  dass  die  typische  kroupöse  Pneumonie  keine  so 
seltene  Erscheinung  nach  Operationen  ist,  wie  es  Prescott  auf  Grund  der 
Berichte  der  Bostoner  Hospitäler  behauptet  hat.  Er  hat  in  der  eigenen 
Praxis  (Gynäkologie)  vier  Fälle  in  zwei  Jahren  gehabt.  Die  Ursache  sind 
meist  schon  vor  der  Operation  bestehende  Katarrhe.  Pleuritische  Erscheinungen 
sind  bei  Operationen  wegen  septischer  Prozesse  in  den  Bauchorganen  ziemlich 
häufig  und  werden  oft  übersehen.  Maas  (New- York). 

Weyerts  (10)  Dissertation  über  Narkosenlähmungen  enthält  eine  Zn- 
sammenstellung der  dieses  Thema  betreffenden  Publikationen.  Er  bespricht 
zunächst  die  peripheren,  sodann  die  zentralen  Lähmungen,  endlich  funktionelle 
(hysterische)  Lähmungen,  die  sich  nach  Operationen  zeigten. 

Casati  (3)  bedient  sich  der  Bunge  sehen  Methode,  die  er  nur  inso- 
fern modifiziert  hat,  als  er  den  Knochen  2  mm  unterhalb  der  Stelle  der 
Periostlostrennung  durchsägt,  damit  keine  Periostfetzen  zurückbleiben,  die 
Anlass  zu  schmerzhaften  Vegetationen  geben  könnten.  R.  Giani. 

Mi  1  ton  (6)  empfiehlt  zur  Anlegung  einer  versenkten,  entfernbaren,  fort- 
laufenden Naht  folgendes  Verfahren:  Soll  z.  B.  das  Peritoneum  einer  Laparo- 
tomiewunde  genäht  werden,  so  wird  eine  Nadel  mit  nahe  der  Spitze  gelegenem 
Öhr  mit  einem  langen,  gedoppelten  Faden  (Silk)  versehen.  Die  Nadel  wird 
durch  die  Wundränder  des  Peritoneums  hindurchgestossen,  worauf  mit  der 
Spitze  der  Nadel  eine  Schlinge  des  Fadens  zum  Vorschein  kommt.  Durch 
diese  Schlinge  wird  vom  Assistenten  ein  starker,  nicht  knickbarer  Faden  von 
Silkworm-gut  hindurchgezogen.  Die  zurückgezogene  Nadel  wird  nun  an  der 
nächsten  Nahtstelle  von  neuem  eingestochen,  die  Schlinge  wiederum  vom 
Assistenten  durch  den  parallel  zur  Wunde  verlaufenden  Silkworm-gut-Faden 
festgehalten  u.  s.  w.  Nachdem  die  Wunde  geschlossen,  überzeugt  man  sich, 
ob  der  Silkworm-gut-Faden  sich  in  den  Schlingen  des  Nahtfadens  frei  bewegen 
lässt  und  leitet  die  Enden  der  Fäden  an  den  Wundwinkeln  nach  der  Ober- 
fläche, woselbst  sie  gekürzt  und  befestigt  werden.  Beim  Entfernen  der  Naht 
zieht  man  zunächst  den  Silkworm-gut-Faden  heraus,  worauf  die  eigentliche 
Naht,   die  jetzt  ihren  Halt  verloren,  gleichfalls  leicht  entfernt  werden  kann. 


Brunn  er,  Wondheilnng,  Störungen  der  Wnndheilang  etc.  35 

Grosskopf  (6)  erhielt,  als  er  mit  einem  durch  Elektromotor  getriebenen 
Bohrer  die  Kieferhöhle  anbohren  wollte  und  das  Instrument  bereits  dem  Munde 
genähert  hatte,  durch  einen  Fehler  in  der  Isolierung  des  Apparates  einen 
heftigen  elektrischen  Schlag,  so  dass  der  den  Bohrer  haltende  Arm  heftig  zur 
Seite  geschleudert  wurde.  Um  Unglück  bei  Operationen  mit  Hilfe  eines 
Elektromotors  zu  verhüten,  rät  Gross  köpf  nach  dieser  Erfahrung,  dass  einmal 
der  Elektromotor  regelmässig  einer  Isolationsprüfung  unterworfen  werde,  ferner 
dass  der  Arzt  einen  isolierten  Standpunkt  auf  einer  trockenen  Linoleumunter- 
lage oder  einer  Gummimatte  einnehme. 


m. 


Wundheilung,  Störungen  der  Wundheilung,  Wund- 
Infektionserreger  (Entzündung,  Eiterung,  Erysipel, 
pyogene  Allgemeinerkrankungen,  Toxämie,  Sephth- 
ämieXWundbehandlung,  Aseptik,  Antiseptik,  Antiseptika. 


Referent:  Konrad  Brunner,  Münsterlingen. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 
1.  Wundheilung,  Störungen  der  Wundheilung. 

a)   Allgemeines.    Experimentalantersuchungen,    Bakteriologisches 
über  Wundinfektion-  und  Eitererreger. 

1.  Capaldi,  A.,  SoI  passagio  attraverso  11  tessuto  di  granolazione  di  sostanze  baoteriche 
appartenenti  al  gruppo  delle  immunizzanti.  Memoire  chirargische  pubbl.  in  onore  di 
T.  Bottini.    Palermo  1908. 

2.  deGraag,La  moelle  ossense  et  ses  Clements  dans  Tinfection  stapbylococcique  chroni- 
qne.    Presse  mödicale.  8  Aoüt. 

3.  ^Libman,  Notes  on  systemic  infectioas  by  the  staphylococcas  aureus.  Medical  News 
1903.  AprU  18. 

4.  Meyer,  Ober  die  pyogene  Wirkung  des  Pneumococcus.  Mitteilungen  aus  den  Grenz- 
gebieten.   Bd.  11.  Heft  1. 

5k  B.  Simon,  Untersuchungen  ttber  die  Gifte  der  Streptokokken.  Zentralblatt  f.  Bakterio- 
logie. XXXV.  Bd.  Heft  1. 

6.  Taddei,  B.,  Le  iibre  elastiche  nel  tessuto  di  cicatrice.  Conununicazione  all'  Acca- 
demia  delle  scienze  mediche  e  natnrali  in  Ferrara.    Ferrara  1908. 

7.  G.  Zamfirescu,  Mehrere  seltene  Lokalisationen  des  Pneumococcus.  Spitalul  1903. 
Nr.  3.  p.  103.  (Rumänisch.) 

Nachdem  Taddei  (6)  die  Anschauungen  der  verschiedenen  Autoren 
über  den  Gegenstand  dargelegt  hat,  berichtet  er  über  die  Untersuchungen, 
die  er  an  einer  grossen  Anzahl  von  sowohl  per  primam  als  per  secundam 


36  Jahreabericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

intentionem  aufgetretenen,  verschiedenalterigen  Narben  ausgeführt  hat.  Die- 
selben hatte  er  teils  aus  der  Klinik,  teils  von  Experimenten  an  Kaninchen 
erlangt.  Zur  Kontrolle  studierte  er  die  Genese  der  elastischen  Fasern  an 
der  Aorta  von  sieben  in  verschiedenen  Fötalperioden  stehenden  Schafembryonen. 

Verf.  erforschte:  1.  den  Sitz  und  den  Zeitpunkt  des  Auftretens  der 
ersten  Regenerationsfibrillen,  2.  die  Merkmale  und  den  Entstehungsmechanismus 
der  ersten  Regenerationsfibrillen,  3.  den  Entwickelungsmechanismus  der  neu- 
gebildeten elastischen  Fasern  und  das  Schicksal  der  elastogenen  Zellen,  4.  die 
Zahl,  die  Merkmale  und  die  Anordnung  der  regenerierten  elastischen  Fasern 
in  den  ältesten  Narben,  5.  die  Veränderungen  der  ausgewachsenen  elastischen 
Fasern  in  der  dem  traumatischen  Herde  benachbarten  Haut. 

Verf.  gelangte  zur  Anschauung,  dass  sich  betreffs  des  Auftretens  und 
der  Entwickelung  der  regenerierten  elastischen  Fasern  keine  allgemeinen 
Schlüsse  ziehen  lassen.     Er  fand  folgendes: 

1.  Die  Regeneration  der  elastischen  Fasern  beginnt  ungefähr  ein  Monat 
nach  erfolgtem  Trauma.  2.  Die  elastischen  Fibrillen  treten  gewöhnlich  an 
den  oberflächlichen  Teilen  und  an  der  Peripherie  des  Narbengewebes  auf. 
3.  Die  jüngsten  elastischen  Fibrillen,  sowohl  die  Regenerations-  als  die 
embryonalen  Neubildungsfibrillen,  erscheinen  als  ganz  dünne,  an  den  Enden 
zugespitzte,  nicht  verzweigte,  homogene  Fäserchen,  die  nicht  länger  sind  als 
die  ausgewachsenen  Bindegewebselemente.  4.  Die  elastischen  Fibrillen  sind 
ein  Produkt  der  ausgewachsenen  Bindegewebszellen  und  auch  der  Endothel- 
zellen.  5.  Die  elastischen  Fibrillen  besitzen  die  aktive  Eigenschaft,  in  Länge 
und  Dicke  zu  w^achsen,  nur  in  beschränktem  Masse.  6.  Die  Evolution  des 
elastischen  Tramas  in  Hautnarben  geht  langsam  von  statten  und  ist  grossen 
Variationen  unterworfen.  7.  Die  der  Elastogenese  günstigen  Verhältnisse 
lassen  sich  schwer  feststellen.  8.  Die  Anordnung  der  elastischen  Fasern  in 
Narben  reproduziert  nicht  vollständig  das  Bild  ihrer  Anordnung  im  Derma. 
9.  Alte  elastische  Fasern  können  im  Narbengewebe  eingeschlossen  werden 
und  hier  lange  w^eiterbestehen,  um  dann  zusammenzuschrumpfen,  sich  zu  ver- 
schmelzen und  zu  zerstückeln. 

Bei  den  in  Narben  eingeschlossenen  ausgewachsenen  elastischen  Fasern 
hat  Verf.  nie  die  Umbildung  des  Elastins  in  Elacin  beobachtet.    R.  Giani. 

Vom  Durchtritt  der  zur  Gruppe  der  immunisierenden  Sub- 
stanzen gehörenden  bakteriellen  Stoffe  durch  das  Granula- 
tionsgewebe handelnd,  bemerkt  Capaldi  (1),  dass  durch  die  Granu- 
lationen hindurch  der  Bacillus  pyocyaneus  nicht  bis  zur  Blutbahn  sich  Bahn 
breche,  denn  im  Blute  der  Tiere,  an  denen  dieses  Experiment  vorgenommen 
wurde,  konnte  er  nie  angetroflen  werden.  Dagegen  erlangte  bei  Verbleiben 
des  Bacillus  pyocyaneus  auf  granulierenden  Flächen  das  Blut  resp.  das  Blut- 
serum der  Tiere  das  Vermögen,  den  Bacillus  pyocyaneus  in  einer  Verdünnung 
von  1:50,  1:400  zu  agglutinieren,  während  vor  dem  Hinaufbringen  des 
Bacillus  auf  die  Granulationen  das  Blutserum  der  Tiere  ihn  nicht  zu  agglu- 
tinieren vermochte.  —  Das  Agglutinisierungsvermögen  des  Saftes  der  Granula- 
tionen, sagt  Verf.,  darf  nicht  von  dem  im  Blutserum  konstatierten  getrennt 
werden,  denn  ohne  Zweifel  steht  es  mit  diesem  in  Zusammenhang,  aber  der 
Umstand,  dass  es  direkt  konstatiert  wurde,  tut  dar,  dass  sich  an  der  Gra- 
nulationsfläche alle  Modifikationen,  die  das  Blut  erfährt,  wenn  auch  in 
weniger   hervortretendem    Masse,    wiederspiegeln.      Und    Jürgeliinas    be- 


Branner,  Wundheilnng,  Stdrangen  der  Wundheil ang  etc.  37 

obachtete,  dass  das  bakterienschädigende  Vermögen  der  Granulationen  bei 
immunisierten  Tieren  sich  deutlicher  offenbart.  Doch  gehe,  meint  Capaldi, 
aas  seinen  Experimenten  hervor,  dass  sowohl  die  allgemeinen  Modifikationen 
des  Blutes  als  die  lokalen  der  Granulationen  mit  dem  Verbleiben  der  Bak- 
terien auf  den  Granulationen  in  Beziehung  stehen;  also  finde  infolge  Durch- 
tritts von  immunisierenden  Substanzen  eine  Art  Vaccination  statt.  Und  so 
liesse  sich  vielleicht  auch  die  Erklärung  dafür  finden,  warum  eine  bestimmte 
Bakterienart  von  der  Granulationsfläche  verschwindet,  ohne  dass  die  äusseren 
Verhältnisse  dieser  letzteren  irgendwie  verändert  sind.  R.  Giani. 

Graag  (21)  hat  Versuche  angestellt  über  das  Verhalten  des  Knochen- 
marks bei  Infektion  mit  Staphylokokken.  Er  injizierte  Kaninchen 
Bazillenkultnren  von  Staphylococcus  aureus  und  konstatierte  oft  ausgesprochene 
Hyperämie  des  Knochenmarkes  und  veränderte  Konsistenz.  Mikroskopisch 
hess  sich  Verschwinden  der  Fettbläschen  konstatieren ;  gleichzeitig  Vermehrung 
der  „pseudo-eosinophilen  Zellen",  besonders  der  Myelocyten;  ebenso  fanden 
sich  die  polynukleären  Leukocyten  in  bedeutender  Zahl.  Diese  Reaktion 
wird  als  eine  „providentielle''  aufgefasst,  als  Abwehr  gegen  die  Kokken- 
invasion. 

Simon  (5)  referiert  in  seiner  Arbeit  über  die  Gifte  der  Strepto- 
kokken zuerst  die  Literatur  und  berichtet  dann  über  eigene  Unter- 
suchungen, deren  Resultat  folgendes  ist: 

1.  In  den  Leibern  der  Streptokokken  sind  intrazelluläre  Gifte  nach- 
weisbar, deren  Wirkung  jedoch  relativ  schwach  und  unbeständig  ist,  so  dass 
die  Krankheitserscheinungen  und  der  rapide  tödliche  Verlauf  der  akuten 
Streptokokkeninfektion  unmöglich  auf  diese  Gifte  zurückgeführt  werden  können. 

2.  Die  Giftigkeit  der  Streptokokkenleiber  ist  nicht  immer  proportional 
der  Virulenz  des  Streptokokkenstammes. 

3.  Die  Streptokokken  scheiden  Toxine  aus,  deren  Giftwirkung  bedeutend 
starker  ist  als  die  der  intrazellulären  Gifte. 

4.  Die  Toxinausscheidung  der  Streptokokken  ist  unabhängig  von  dem 
Gehalt  der  Kokkenleiber  an  intrazellulären  Giften. 

5.  Die  Streptokokken  sind  keine  permanenten  Toxinbildner  wie  die  Er- 
reger der  Diphterie  und  des  Tetanus,  sondern  sie  bedürfen  eines  bestimmten 
äusseren  Reizes,  nämlich  der  Einwirkung  der  bakteriziden  Säfte  des  Tier- 
körpers, damit  die  Toxinproduktion  bei  ihnen  ausgelöst  wird.  Die  Be- 
dingungen für  die  Toxinausscheidung  der  Streptokokken  sind  dort  gegeben, 
wo  die  Vermehrung  dieses  Mikroben  durch  die  antibakteriellen  Substanzen 
des  Tierkörpers  bis  zu  einem  gewissen  Grade  beeinträchtigt  wird. 

6.  Das  Toxin  und  das  Hämolysin  der  Streptokokken  sind  zwei  ver- 
schiedene Körper,  die  offenbar  nicht  unter  den  gleichen  Bedingungen  ent- 
stehen. Vielmehr  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Streptokokken  nur 
dami  Hämolysin  bilden,  wenn  sie  kein  Toxin  mehr  ausscheiden,  d.  h.  wenn 
sie  die  wacbstumhemmenden  Widerstände  des  Tierkörpers  überwunden  haben. 

In  seiner  Arbeit  über  die  „pyogene  Wirkung  des  Pneumo- 
coccus"  beschreibt  E.  Meyer  (4)  zunächst  zwei  Fälle  von  Pneumokokken- 
Stmmitis  aus  der  Madelungschen  Klinik,  dann  einen  Fall  von  Drüsen- 
eiterung durch  Pneumokokken.  Fälle  von  Parulis,  Knocheneiterung,  Arthritis, 
sekundäre   und  primäre  Pneumokokken-Peritonitis   und  endlich  von  Pneumo- 


38  Jahresbericht  für  Ghii'orgie.    I.  Teil. 

kokken-Sepsis.  Den  eigenen  Beobachtungen  steht  ein  ausführliches  Literatur- 
verzeichnis zur  Seite. 

Zamfirescu  (7)  beschreibt  folgende  Fälle  von  Lokalisation  des 
Pneumococcus: 

1.  Phlebitis  pneumonica  bei  einem  57 jährigen  Arbeiter  mit  linker 
Pneumonie.  Zwei  Tage  nach  der  Deferveszenz  Schmerzen  und  Ödem  des 
linken  Ober-  und  Unterschenkels,  die  Venen  stark  dilatiert,  Hydrops  des 
Kniegelenkes,  Arthritis  pneumonica.  Im  Sputum  und  Blute  inkapsulierte 
Diplokokken.  Genesung  nach  25  Tagen  ohne  Temperatursteigerungen. 
2.  Arthritis  und  Myositis  pneumonica  bei  einem  29jährigen  Orgel- 
spieler, der  seit  10  Tagen  an  Pneumonie  der  linken  Lungenspitze  litt.  Nach 
zwei  Tagen  Pericarditis,  im  Sputum  Diplokokken.  Nach  sechs  Tagen  durch 
Paracentesis  des  Perikardiums  entleerte  man  ca.  500  g  seröse  Flüssig- 
keit. Nach  zwei  Tagen  Abszess  der  Axilla  mit  eitriger  grüner  Flüssigkeit, 
in  den  beiden  Flüssigkeiten  Diplokokken.  Tod  nach  sechs  Tagen.  Die 
Autopsie  zeigte  Pericarditis,  Myositis  des  Serratus  magnus,  Gonitis  duplex, 
typische  Diplokokken.  3.  Myositis  pneumonica  bei  einem  50jährigen 
Manne,  der  in  der  Konvaleszenz  der  Pneumonie  in. den  beiden  Waden  eine 
Infiltration  zeigte,  aus  welcher  bei  der  Inzision  grüner  Eiter  heraus  kam. 
Im  Eiter  viele  Pneumokokken.  Stoi'anoff  (Plevna). 


b)   Phlegmone,  Gangrän,  Noma. 

1.  Bindi,  F.,  Sa  di  an  caso  di  gangrena  carbolica.  Clioica  moderna.  N.  del  4Marzo  1903. 

2.  ^Dansaner,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Gasgangrän.  Münchener  med.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  36. 

8.   Goald,  A  case  of  mahgnant  oedema.    Annais  of  surgery  1908.  October. 

4.  *Henn,  Beitrag  zur  Lehre  der  Gasphlegmone  des  Menschen.    Diss.    Strassbarg  1903. 

5.  R.  Kr  opak,  Ein  Beitrag  zur  weiteren  Differenzierung  der  Gangrtee  fondroyante. 
Archiv  für  klin.  Chirurgie.  Bd.  72.  Heft  4. 

6.  Y.  Ranke,  Altes  und  Neues  zar  pathoL  Anatomie  des  nomatOsen Brandes.  MQnchener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  1. 

7.  Reale,  G.,  ün  caso  di  noma  in  adulto.    II  Policlinico.  Sez.  pratica  1903.  Fase.  45. 

8.  R^gnault,  Grangrdnes  et  phlegmons  gazeuz  sans  vibrion  septique.  Revue  de  Chir. 
1903.  Nr.  7. 

9.  *Schmorl,  Über  Noma.  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde  Dresden.  Mfinchener 
Wochenschrift  1903.  Nr.  20. 

10.  *Schroeder,  Über  Kai'bolgangrAn  und  lokalen  Earbolismus.    Diss.    Königsberg  1903. 

11.  Tasso,  G.,  Le  iniezioni  endovenose  di  sublimato  corrosivo  nelia  cura  del  flemmone 
diffuse.    II  Policlinico  1908.  Sez.  pratica.  Fase.  89. 

12.  *Tilliss,  Ein  Fall  von  Noma  nach  Typhus.    Diss.    Leipzig  1903. 

13.  Yaleriani,  V.,  Caso  di  flemmone  primitive  da  diplococco  di  Fraenkel.  Contribato 
alle  studio  delle  localizzazioni  extrapolmonari  deir  infezione  pneumonica.  ü  Policlinico. 
Sez.  pratica  1908.  Fase.  45. 

Kropak  (5)  referiert  eingangs  über  die  mit  der  Gangrene  fon- 
droyante sich  befassende  Literatur,  berichtet  sodann  über  eine  eigene 
Beobachtung : 

Ein  42jähr.  Mann  erhielt  einen  Schrotechuss  in  den  Fuss.  Furibunde  Infektion 
Subkutanes  Emphysem  bis  zum  Oberschenkel.  Gangrän  mit  rascher  Progredienz.  Ampu- 
tation.   Tod  an  Sepsis. 

Umfassende  bakteriologische  Untersuchung  ergab,  dass  es  sich  um  eine 
einzige  Form  der  anaeroben  Bakterien  handelte,  um  den  Gasbacillus  Fraenkel. 
Verf.   schlägt  vor,  jede  durch  diesen  Gasmikroben  bedingte  Gasnekrose  als 


B  rann  er,  Wundheilnng,  Störungen  der  Wandbeilung  etc.  39 

^Necrosis   emphysematosa  FraenkeP   zn  bezeichnen   und  zwar  aus  folgenden 
Gründen : 

1.  Sie  unterscheidet  sich  von  allen  Gasphlegmonen  sowohl  durch  das 
klinische  Bild  (Nekrose,  Zerfall,  mächtige  Gasentwickelung,  keine  Entzündung, 
kein  Eiter)  als  auch  durch  den  pathologisch-histologischen  Befund. 

2.  Auf  experimentellem  Wege  können  wir  jederzeit  bei  Tieren  (Meer- 
schweinchen, weisse  Maus)  mit  frischen  Kulturen  des  Fraenkelschen  Gas- 
bacillus  dasselbe  Bild  der  Gasnekrose  wie  beim  Menschen  hervorrufen. 

3.  Keine  andere  der  bis  jetzt  bekannten  Mikrobenarten  (B.  oedem. 
maligni;  B.  coli,  B.  proteus)  ist  imstande  dasselbe  Bild  hervorzurufen,  als 
gerade  der  B.  emphysematosus  Fraenkel. 

Aus  diesen  Gründen  schlägt  Verf.  folgende  Einteilung  der  Gasphlegmonen 
und  -Nekrosen  vor: 

I.  Gangrene  foudroyante  Fraenkel  s.  Necrosis  emphysematosa  Fraenkel. 
Sie  ist  eine  Infektionskrankheit,  welche  durch  Infektion  einer  Wunde  durch 
einen  spezifischen  Mikroorganismus,  den  B.  emphysematosus  Fraenkel,  ent- 
steht und  welche  charakterisiert  ist  durch  die  primäre  Entwicklung  von  Gas 
mit  fortschreitender  Nekrose,  welche  oft  in  Gangrän  übergeht,  aber  ohne  alle 
Entzündungserscheinungen  verläuft. 

II.  Phlegmone  emphysematosa.  Hierher  gehören  die  eigentlichen  Phleg- 
monen, wo  es  durch  gemischte  Infektion  (B.  coli,  B.  proteus,  Staphylo- 
Streptocoecus)  gewöhnlich  nach  einem  Trauma  (komplizierte  Frakturen)  unter 
deutlichen  Symptomen  einer  akuten  Entzündung  zunächst  zur  Entwickelung 
von  Eiter  und  später  auch  von  Gas  kommt;  oft  gesellt  sich  zu  diesen  Formen 
auch  Gangrän.  Für  die  Fälle  schlägt  er  den  Titel  vor :  Gangrene  foudroyante 
s.  Phlegmone  emphysematosa  gangraenosa. 

m.  Oedema  malignum.  Dieses  muss  aus  dem  Bahmen  der  gasbildenden 
Aifektionen  gänzlich  ausgeschaltet  und  als  selbständige  AfiTektion,  Infektions- 
krankheit, bei  welcher  Ödem  und  hämorrhagische  Infiltration  überwiegen, 
hingestellt  werden;  die  Gasentwickelung  tritt  nur  als  ein  nebensächliches  und 
nicht  konstantes  Symptom  auf  ^). 

Regnault  (8)  berichtet  über  einen  Fall  von  Gasphlegmone,  die 
nach  einer  Verletzung  des  Unterschenkels  auftrat.  Unter  Drainage  und 
Desinfektion  mit  SubUmat  und  Wasserstoffsuperoxyd  rasche  Besserung. 

Bakteriologisch  wurden  Diplokokken  und  Stäbchen  bei  aerober  und 
anaerober  Züchtung  nachgewiesen.  Die  Abwesenheit  des  ;,Vibrion  septique*' 
genügt  nach  Ansicht  des  Verf.,  um  die  Prognose  besser  zu  stellen.  Die  ge- 
fundene Stäbchenart  wird  als  Bac.  perfringens  bezeichnet. 

G  0  a  1  d  (3).  Ein  49jähr.  Erdarbeiter  verletzt  sich  an  der  rechten  Ferse.  Rasch  sich 
ausbreitende  Infiltration  und  ödem.  Ampatation.  Bakteriologische  Untersuchang  ergibt 
Bazillen  des  malignen  Ödems. 


1)  Eigentflrolioh  mntet  den  Referenten  stellenweise  die  Literatorkenntnis  des  Verf.  an. 
p.  131  schreibt  er:  „Wenn  wir  in  der  Literatur  nachsuchen,  in  welchem  Yerh&ltnis  die 
Schusayerletzungen  zur  Wundinfektion  überhaupt  stehen,  so  stossen  wir  in  erster  Linie  auf 
die  Experimente  von  Brunn  er  und  Conrad  (I),  welche  die  Infektion  von  Schnss  wunden 
auf  künstlichem  Wege  in  der  Weise  erzielten,  dass  sie  das  Tier  mit  einem  infizierten  Tuche 
bedeckten  u.  s.  w.  —  Es  ist  dem  Referenten  nicht  erklärlich,  wie  Yerf.  zu  diesem  Märchen 
kommt.  Im  Literaturyerzeichnis  wird  richtig  mein  Aufsatz  „Ober  die  Infektion  der  Schuss- 
▼unden  darch  mitgerissene  Eleiderfetzen'  (Eorrespondenzblatt  für  Schweizer  Ärzte  1896) 
zitiert 


40  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Der  von  Tasso  (11)  beschriebene  Fall  von  difiiiser  nekrotischer  Phlegmone  der 
rechten  Hand  und  des  Vorderarmes,  in  welchem  sich  die  Infektion  verallgemeinert  hatte, 
wurde  durch  endovenöse  Ätzsublimatinjektionen  (in  ansteigenden  Dosen:  1,  4,  12  mg)  zur 
Heilung  gebracht.  R.  Giani. 

In  dem  von  Valerani  (13)  mitgeteilten  Falle  hatte  sich  ohne  erkenn- 
bare Ursache  eine  schwere  Phlegmone  am  linken  Oberschenkel  entwickelt. 
Ans  dem  Eiter  erhielt  er  den  Franke  Ischen  Diplococcus  in  Reinkultur. 
6  Tage  nach  Eröffnung  der  Phlegmone,  als  das  Fieber  schon  gesunken  war, 
trat  eine  bilaterale  Croupalpnemnonitis  auf  und  Patient,  ein  47  jähriger  Mann^ 
starb  dann  unter  Meningeal-  und  Endocarditis-Erscheinungen. 

Solche  primäre  durch  den  Diplococcus  hervorgerufene  Phlegmone  seien 
nach  Verf.  selten  und  beginnen  stets  mit  sehr  hohem  Fieber  und  schweren 
Allgemeinerscheinungen;  sie  geben  einen  zähen  grünlichen  Eiter.  Vielleicht 
handle  es  sich,  wie  Banti  behauptet,  um  eine  primäre  hämatogene  Infektion. 

R.  Giani. 

y.  Ranke  (6)  hat  wiederholt  Beobachtungen  YonNoma  publiziert,  die 
in  früheren  Jahrgängen  dieses  Berichtes  referiert  worden  sind.  Im  vor- 
liegenden gibt  er  Abbildungen  der  bei  Noma  von  ihm  beobachteten  Kern- 
Veränderungen,  berichtet  über  die  in  der  Literatur  weiter  niedergelegten 
Beobachtungen  und  hebt  dabei  hervor,  dass  die  gegen  das  gesunde  Gewebe 
auswuchernden  Fäden,  die  zuerst  von  Perthes  beschrieben  wurden,  bei 
Noma  eine  konstante  Erscheinung  zu  sein  scheinen. 

Nach  Reale  (7)  seien  bis  jetzt  nur  zwei  Fälle  von  Noma  bei  Er- 
wachsenen in  der  Literatur  verzeichnet;  er  teilt  einen  dritten  Fall  mit,  der 
eine  60jährige  mit  Darmkatarrh  behaftete  Frau  betrifft.  An  der  Innenseite 
der  rechten  Wange  trat  ein  Knoten  mit  einem  weissen  Punkt  im  Zentrum 
auf,  der  sich  in  wenigen  Stunden  in  ein  Geschwür  verwandelte ;  dieses  breitete 
sich  rasch  aus  und  wurde  gangränös,  einen  weinroten  Hof  rund  herum  auf- 
weisend. Die  Ausschneidung  des  gangränösen  Teiles  verhinderte  nicht  das 
Fortschreiten  des  Leidens;  die  Wange  wurde  steinhart  und  bald  verbreitete 
sich  die  Gangrän  auf  die  Lippe,  das  Zahnfleisch  u.  s.  w.  Diarrhoe,  septi- 
kämische  Erscheinungen;  am  29.  Tage  starb  Patientin.  R.  Giani. 

Bei  einem  Individuum,  das  ein  Nagelgeschwür  an  einem  Finger  mit 
5^/oiger  Karbolsäurelösung  behandelt  hatte,  beobachtete  Bindi  (1)  eine 
Karbolgangrän.  Die  ersten  Symptome  traten  nach  24  Stunden  auf; 
Verf.  musste  die  Exartikulation  des  Fingers  vornehmen.  Er  meint,  dass  bei 
manchen  Individuen  eine  besondere  Prädisposition  zu  solchen  Gewebe- 
veränderungen bestehe  und  hält  die  Körtthumsche  Theorie,  nach  welcher 
die  Karbolgangrän  durch  Neuroparalysis  bedingt  ist,  in  Verbindung  mit  der 
Frankenburg  ersehen,  die  diese  Krankheit  auf  Veränderungen  der  morpho- 
logischen Blutelemente  und  des  Gefässendothels  zurückführt,  als  ausreichend 
zur  Erklärung  solcher  Fälle.  Bei  dieser  Affektion  ist  der  histologische  Be- 
fund: Gefässthrombose ,  Zerfall  des  Endothels,  hämorrhagische  Herde,  phlo- 
gistische  Reaktionserscheinungen  rund  herum  und  vollständige  Abwesenheit 
des  elastischen  Gewebes  in  dem  von  der  Gangrän  befallenen  Körperteile. 

R.  Giani. 

c)  Streptokokkeninfektion.     Erysipelas.     Antistreptokokkenserum. 

1.  Maldarescn^DieErysipelbehandlnng.  Spitalul  1903.  Nr.  22—28.  p.  809.  (Rumänisch.) 

2.  Meyer,   Fritz,   Über   Antistreptokokkenserum.    Zeitschiift  für  klin.  Medizin  1903. 
Bd.  50.  Heft  1  u.  2. 


Brniiiier,  Wnndheilung,  Störangen  der  Wandheilung  etc.  41 

3.  HenEer,  Das  AntisfereptokokkeDserum  und  seine  Anwendung  beim  Menschen.  Mttnch. 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  26. 

4.  Pollats.chek,  Über  Zylindnrie  nnd  Albuminarie  beim  Erysipel.  Zentralblatt  ffir  innere 
Medizin  1908.  Nr.  20. 

5.  Sommerfeld,  Vergleichende  üntersnchongen  üb.  Antistreptokokkensera,  nebsteinigen 
Bemerkungen  über  die  Kultur  und  Virulenz  der  Streptokokken.  Zentralbl.  f.  Bakterio- 
logie 1903.  Bd.  38.  Nr.  9. 

6.  Tavel,  Experimentelles  nnd  Klinisches  Aber  das  polyvalente  Antistreptokokkenserum. 
Deutsche  med.  Wochenschrift  190B.  Nr.  50. 

Pollatschek  (4).  Bei  50  Fällen  von  Erysipelas  wurde  lOmal  nur 
Albuminurie,  bei  6  FäUen  Albuminurie  und  Zylindurie  gefunden,  3  mal  allein 
Zylindurie. 

In  der  therapeutischen  Sektion  beschreibt  Maldarescu  (1)  eine  eigene  Behandlung 
des  Erysipels,  die  er  auf  dem  Moskauer  Kongresse  veröffentlichte.  Sie  besteht  im  Ein- 
reiben mit  Kampher  solviert  im  Oleum  olivarum  sterib'satnm  in  Proportion  8^/o,  dann  Bäder^ 
Fyramidon,  Diuretika.  Stolanoff  (Plevna). 

In  seiner  Arbeit  über  ^Das  Antistreptokokkenserum  und  sein» 
Anwendung  beim  Menschen^  gelangt  Menz er  (3)  zu  folgenden  Schluss- 
Sätzen: 

1.  Das  Antistreptokokkenserum  wirkt,  wie  im  Tierversuch,  so  auch 
beim  Menschen,  durch  Anregung  der  Phagocytose ;  dem  menschlichen  Organis- 
mus fällt  daher  im  Kampfe  mit  den  Streptokokken  die  Hauptleistung  zu. 
Kann  er  diese  Kraftleistung  nicht  mehr  erfüllen,  so  ist  die  Anwendung  des 
Streptokokkenserums  nutzlos. 

2.  Abgesehen  von  der  Vernichtung  der  eingedrungenen  Krankheits- 
erreger fallt  dem  Organismus  die  Aufgabe  der  späteren  Resorption  der  zu- 
grunde gegangenen  Bakterien  und  Zellen  zu.  In  den  Fällen,  in  welchen  es 
zu  abgeschlossenen  Eiteransammlungen  kommt,  ist  ohne  chirurgischen  Ein- 
griff das  Streptokokkenserum  kontraindiziert,  da  es  die  Resorption  der  giftigen 
Eiterstoffe  steigert. 

3.  Das  Streptokokkenserum  wird  in  den  Fällen  beginnender  akuter 
Streptokokkämie  in  hoher  Dosierung  die  besten  Erfolge  herbeiführen  können, 
besonders  aussichtsvoll  ist,  in  der  nach  dem  einzelnen  Fall  zu  bemessenden 
Dosierung,  seine  Anwendung  bei  chronischen  Streptokokkeninfektionen. 

4.  In   der   Therapie   menschlicher  Streptokokkeninfektionen   sind   nur 
'  Streptokokkensera,  welche  mit  frisch  vom  Menschen  gezüchteten  Streptokokken 

hergestellt  sind,  wirksam.  Bei  der  Arteinheit  aller  Streptokokken  kann  ein 
solches  Serum  bei  allen  Streptokokkeninfektionen,  falls  der  Einzelfall  es  zu- 
läßst,  angewendet  werden« 

5.  Die  bisher  vorgeschlagene  Prüfung  des  Streptokokkenserums  im  Tier- 
versuch gibt  keinen  Anhalt  für  die  Beurteilung  der  Heilkraft  beim  Menschen. 
Vorläufig  muss  in  Ermangelung  eines  besseren  Prüfungsmodus  die  Einwirkung 
auf  den  Menschen  das  einzig  gültige  Mass  bleiben. 

Tavel  (6).  Während  die  Heilwirkung  des  Diphtherieserums  gar  nicht 
mehr  in  Frage  gestellt  werden  kann,  wird  das  Streptokokkenserum  immer 
noch  nicht  als  ein  therapeutisch  sicher  wirksames  Mittel  betrachtet.  Es  liegt 
dies  nicht  in  der  Unmöglichkeit,  die  spezifische  Antiwirkung  erzielen  zu 
können,  sondern  darin,  dass  einerseits  die  Streptokokken  eine  Gruppe  von 
sehr  verschiedenen  und  sehr  differenzierten  Unterarten  bilden,  und  dass 
andererseits  die  Virulenz  einer  und  derselben  Varietät  bei  den  verschiedenen 


42  Jahresbericht  für  Chirurgie.    L  Teil. 

Tierspezies  und  auch  bei  den  verschiedenen  Individuen  einer  Spezies  sehr 
.  variabel  sein  kann. 

/  Experimente  von  Piassetzka  bezweckten  folgende  Verhältnisse  bei 

homologen  und  heterologen  Seris  aufzuklären:  1.  die  Agglutination,  2.  die 
Bakterizidie  in  vitro,  3.  die  Bakterizidie  in  vivo.  Es  ergab  sich  dabei,  dass 
die  polyvalenten  Sera  unter  allen  Umständen  den  monovalenten  vorzuziehen 
waren,  es  habe  deshalb  keinen  Zweck,  verschiedene  monovalente  Sera  her- 
zustellen. 

An  einigen  klinischen  Fällen  sucht  Verf.  dann  den  Nachweis  des  Vor- 
teils einer  Frühbehandlung  gegenüber  einer  Spätbehandlung  und  die  Wirk- 
samkeit der  Serums  überhaupt  darzutun.  Experimentell  und  klinisch  glaubt 
Verf.  nachgewiesen  zu  haben,  dass  das  Streptokokkenserum,  wenn  es  poly- 
valent und  ohne  Tierpassage  dargestellt  ist,  als  ein  Spezifikum  gegen  dlie 
Streptokokkeninfektionen  betrachtet  werden  kann. 

Sommerfeld  (5)  hat  Untersuchungen  angestellt  über  die  ;,Wertig- 
keit^  der  Antistreptokokkensera  Aronson,  Tavel,  Roux,  Moser- 
Paltauf.  Als  Versuchstiere  dienten  weisse  Mäuse.  Das  Serum  wurde  intra- 
abdominal injiziert,  ebenso  die  Streptokokkenkultur.  Gegen  hochvirulente 
Stämme  schützten  die  Sera  von  Roux  und  Tavel  ;, überhaupt  nicht^.  Etwas 
besser  ist  die  Wirkung  des  Serum  Moser-Paltau  f.  Im  Gegensatz  zu 
diesen  drei  Seris  schützte  dasjenige  von  Aronson  selbst  auch  in  Mengen 
von  0,0002  gegen  die  100 fache  tödliche  minimale  Dosis.  Serum  Roux 
und  Serum  Tavel  besitzen  ^gegen  die  Infektion  mit  Strepto- 
kokken, seien  dieselben  wenig-  oder  hochvirulent,  im  Tier- 
versuch keine  Schutzwirkung^.  Das  Serum  Aronson  war  auch 
in  den  Tierversuchen  mit  wenigvirulenten  Streptokokken 
dem  Wiener  Serum  weit  überlegen. 

d)    Pyogene    Allgemeinerkrankungen,    Toxämie,    Sephthämie. 

1.  Arkwright,  Acute  rhenmatism  and  sepsis.    British  medical  Journal  1903.  May  9. 

2.  Heaney,  A  case  of  septicaemia.    The  Lancet  1903.  Ang.  8.  , 

S.  H rasch,  Über  einen  seltenen  Fall  von  Pyämie.  Wiener  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  28. 

4.  Lenhartz,  Die  septischen  Erkrankungen.  (Spezielle  Pathologie  von  Nothnagel.) 
Wien  1903. 

5.  Müller,  Bakteriämie  und  Sepsis.    Grenzgehiete  der  Medizin  1903.  Bd.  12.  Heft  4. 

6.  Perez,  6.,  Staiilococcemia  a  tipo  piemico  senza  metastasi.  Gontrihuto  clinico  alla 
dottrina  della  setticemia  e  piemia  e  allo  studio  delle  emolisine.  11  Policlinico  1903. 
Vol.  X— C.  Fase.  6  -9. 

7.  *Sainsbnry,  A  case  of  pyaemia  (septicaemie)  simulating  acute  rheumatism.  The 
Lancet  1903.  Dec.  12. 

8.  Julien  et  Teil i er,  Contribution  clinique  ä  l'^tude  des  septicömies  d'origine  bucco- 
dentaire.    Lyon  medical  1903.  Nr.  7. 

9.  Turner,  General  septic  infection  of  nasal  origin.  Edinburgh  medical  Journal  1908. 
March. 

10.   *Wernitz,   Ein  Vorschlag  und  Versuch  zur  Heilung  der  akuten  Sepsis,    v.  Volk- 
mann sehe  Vortr&ge  1903.  Nr.  352. 

Das  wichtigste  im  Jahre  1903  produzierte  Erzeugnis  auf  diesem  Gebiete 
ist  das  Werk  von  Lenhartz  (4)  ^Die  septischen  Erkrankungen^. 
Ist  dasselbe  auch  vom  inneren  Mediziner  und  vom  Standpunkt  der  inneren 
Medizin  aus  abgefasst,  so  greift  es  doch  ebenso  tief  in  die  Sphäre  des  Chirur- 
gen hinein  und  bedeutet  einen  grossen   Fortschritt  auf  einem  Gebiete,  an 


Branner,  Wundheilung,  Störungen  der  Wandheilung  etc.  43 

dessen  Aafklänmg  Vertreter  ans  allen  Hauptzweigen  der  Heilkunde,  die  Bak- 
teriologen vom  Fach  und  vor  allem  die  chirurgischen  Bakteriologen  mit- 
geholfen haben.  Die  Art  der  Krankheitsvorgänge,  sagt  Verf.,  mit  deren  Dar- 
stellung wir  es  hier  zu  tun  haben,  erklärt  ohne  weiteres  die  Tatsache^  dass 
die  Vertreter  der  inneren  Medizin  erst  in  neuester  Zeit  an  der  Aufklärung 
der  septischen  Krankheitszustände  erfolgreich  mitgearbeitet  haben.  An  den 
Chirurgen  und  Geburtshelfer  trat  von  jeher  fast  täglich  die  Notwendigkeit 
heran,  die  Beziehungen  zu  ergründen,  die  zwischen  den  schweren  Erkran- 
kungen und  vorausgegangenen  Verletzungen  oder  Geburten  bestehen  mussten. 
Das  Interesse  der  inneren  Ärzte  wandte  sich  den  septischen  Erkrankungen 
in  steigendem  Grade  erst  seit  dem  Ausgange  der  siebziger  Jahre  zu  und  es 
knüpfen  sich  ihre  Forschungen  hauptsächlich  an  die  Namen  Wunderlich, 
Leube,  Wagner,  Jürgensen,  Dennig. 

Das  Werk  zerfällt  in  4  Hauptabschnitte:  1.  Geschichtlicher  und  theore- 
tischer Teil.  2.  Allgemeine  Klinik  der  septischen  Erkrankungen.  3.  Ätiolo- 
gische Darstellung  der  septischen  Erkrankungen.  4.  Spezielle  Klinik  verschie- 
dener septischer  Erkrankungen. 

Im  theoretischen  Teil  des  1.  Abschnittes  gibt  Verf.  zunächst  in  einem 
der  Ätiologie  gewidmetisn  Kapitel  eine  Beschreibung  der  verschiedenen  Bak- 
terien, deren  Teilnahme  an  der  Erzeugung  der  septischen  Erkrankungen  fest- 
gestellt ist.  Er  bespricht  die  Bedingungen  der  bakteritischen  Infektion  und 
die  Abwehrvorgänge  im  Organismus,  unser  gegenwärtiges  Wissen  über  Immu- 
nität, über  Bakteriengifte  und  die  antitoxischen  Kräfte  präzisierend. 

Der  2.  Hauptabschnitt,  der  uns  in  die  allgemeine  Klinik  der  septischen 
Erkrankungen  einführt,  ist  von  besonderer  Wichtigkeit  und  erregt  unser  inten- 
sivstes Interesse  gerade  zu  Anfang  bei  der  kritischen  Besprechung  der  bis- 
herigen Darstellung  des  KrankheitsbegrifiFes  und  Beantwortung  der  Frage: 
„Welche  Bezeichnung  ist  zweckmässig?" 

Es  wird  zu  Anfang  die  Definition  der  Begriffe  Pyämie  und  Sepht- 
hämie  gegeben,  wie  sie  Gussenbauer  1882  in  seinem  bekannten  Werke 
formulierte,  dann  werden  die  verschiedenen  Auffassungen  und  Modifikationen 
dieser  Definitionen  referiert,  wie  sie  in  den  Spezialarbeiten  und  Lehrbüchern 
vertreten  sind.  Indem  Verf.  auf  die  seinem  Werke  kurz  vorangegangenen 
Monographien  von  Kocher  und  Tavel,  sowie  von  K.  Brunner  zu  sprechen 
kommt,  bemerkt  er  in  bezug  auf  die  Vorschläge  zur  Klassifikation  der  in  Frage 
stehenden  Allgemeininfektionen.  „Es  unterliegt  für  mich  keinem  Zweifel,  dass 
die  Bestrebungen  der  letztgenannten  drei  Autoren  grosse  Beachtung  verdienen 
und  ich  würde  gerne  bereit  sein,  auch  an  dieser  Stelle  für  die  Vorschläge  ein- 
zutreten, wenn  ich  die  Überzeugung  hätte,  dass  diese  auf  exakter  bakterio- 
logischer Grundlage  fussenden  Bezeichnungen  Allgemeingut  der  Ärzte  werden 
konnten.*^  Aus  praktischen  Gründen  glaubt  er  sich  genötigt,  folgende 
Benennungen  einzuführen:  Er  lässt  die  Worte  Septikämie  und  Pyämie  ganz 
fallen  und  fasst  unter  Sepsis,  diesen  Begriff  jeder  Beziehung  zu  fauliger  Zer- 
setzung entkleidend,  alle  durch  die  Eiterkokken  und  andere  gleichwertige 
Bakterien  bedingten  Allgemeinerkrankungen  zusammen.  Die  Bezeichnung  ;,meta- 
stasierende  Sepsis^  soll  die  bisher  sogenannte  Pyämie  ersetzen.  Saprämie 
umfasst  alle  durch  Fäulnisbakterien  bedingten  Erkrankungen  in  sich^).^ 


1)  Auf  eine  eingehende  Kritik  dieser  Vorschl&ge  kann  ich  mich  hier  nicht  einlassen. 
Ich  glaabe  nicht,  dass  die  Chirurgen  sie  adoptieren  werden.    Lex  er  nennt  in  seinem  eben 


44  Jahresbericht  für  Chinirgie.    I.  TeiL 

Derselbe  Hauptabschnitt  beschäftigt  sich  weiter  mit  den  Ergebnissen 
der  bakteriologischen  Blutuntersuchnngen,  den  Eintrittspforten  der  Krankheits- 
erreger, dem  Schicksal  der  Bakterien  im  Blute,  der  Ausscheidung  durch  die 
Sekrete.  In  letzterer  Beziehung  heisst  es:  „Die  Annahme  einer  physio- 
logischen Ausscheidung  der  Infektionskeime  bei  septischen  Erkrankungen 
ist  keineswegs  einwandfrei  erwiesen ;  treten  die  spezifischen  Krankheitserreger 
in  den  Se-  und  Exkreten  des  menschlichen  Körpers  auf,  so  darf  man  im 
Gegenteile  annehmen,  dass  sie  aus  Krankheitsherden  kommen,  die  durch  die 
gehäuftere  Ansiedelung  der  Keime  in  den  verschiedenen  Organen  erzeugt 
worden  sind.^)" 

Eine  mächtige  Fülle  von  Einzelbeobachtungen,  zum  grösseren  Teil  aus- 
eigener  Erfahrung  und  eigenem  Studium  zeichnen  die  beiden  letzten  Ab- 
schnitte des  Werkes  aus  und  verleihen  demselben  einen  Hauptwert.  In  der 
;,SpezieUen  Klinik^  findet  sich  eine  meisterhafte  Schilderung,  verbunden  mit 
genauem  umfassenden  bakteriologischen  Studium,  vor  allem  der  ^Septischen 
Endocarditis.  Eine  grosse  Zahl  von  Kurven  und  trefflichen  Abbildungen 
zeichnen  das  äusserst  wertvolle  Buch  ferner  aus. 

Müller  (5)  hält  sich  in  seiner  Arbeit  „Bakteriämie  und  Sepsis^ 
in  der  Auffassung  dieser  Begriffe  im  ganzen  an  die  Definitionen  von  Canon. 
In  einer  grossen  Reihe  hoch  fieberhafter  Krankheiten,  sagt  er,  ja  bei  klinisch 
wohlcharakterisierten  „Sepsen^  bleibt  mehrfache  Untersuchung  des  Blutes 
auf  Bakterien  negativ.  Es  befinden  sich  entweder  keine  Bakterien  in  der 
Blutbahn,  es  handelt  sich  also  um  eine  reine  Toxämie  oder  die  Bakterien 
sind  an  Zahl  äusserst  gering.  Es  kann  sich  auch  um  eine  Pyämie  bandeln^ 
wo  man  die  Bakterien  dann  in  dem  Eiter  der  Metastasen  findet  u.  s.  w. 

Verf.  bringt  sodann  eine  Reihe  von  Fällen  zur  Besprechung,  so  einen 
Fall  von  ^Pneumokokkenbakteriämie^,  dann  die  Krankengeschichte 
einer  ;,Septikämie^,  verursacht  durch  einen  den  Loefflerbazillen  nahe- 
stehenden Mikroben.  Weiter  Fälle  von  ^puerperaler  Streptokokken- 
sepsis^,  von  ;,Staphylokokkenbakteriämie^.  Am  Schlüsse  werden 
Untersuchungen  über  Bakterienbefunde  bei  Scharlach  mitgeteilt  nebst  Er* 
fahrungen  über  Antistreptokokkenserum.  Mit  dem  Aronsonschen  Serum 
wurden  ;,in  die  Augen  springende^  Misserfolge  erzielt,  während  das  Moser  sehe 
Serum  viel  bessere  Resultate  ergab. 

Arkwright  (1)  macht  in  einer  kurzen  Mitteilung  mit  vollem  Recht  auf- 
merksam auf  die  engen  Beziehungen  zwischen  dem,  was  man  ^Akuten 
Rheumatismus^    und    ^Sepsis"    nennt.      Eine    gewöhnliche    follikuläre 

herausgegebenen  Lehrbuch  der  allgemeinen  Chirurgie  den  Vorschlag,  der  Sepsis  die  orsprfing- 
liche  und  eigentliche  Bedeutung  vollkommen  zu  nehmen,  für  , verwerflich ' ;  er  hat  die  Be- 
zeichnungen des  Referenten  „Pyogene  Allgemeininfektion  mit  und  ohne  Metastasen*'  aufge- 
nommen, ersetzt  aber  den  Begriff  Sephthämie  mit  putrider  Infektion.  Auch T i  1 1  m a n n s 
hat  in  den  neuesten  Auflagen  seines  Lehrbuches  meine  Bezeichnung  akzeptirt  Referent» 
1)  Was  ist  physiologische  Ausscheidung?  Die  Literatur  ist  hier  ein- 
seitig berücksichtigt.  Dem  obigen  Resumö  widersprechen  viele  Experimente  durchaus» 
Ich  verweise  auf  die  vollständige  kritische  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Literatur 
in  meinem  Aufsatze:  „Eine  Beobachtung  von  akuter  Staphylokokken- Allgemeininfektion  von 
Varizellen  —  Zur  Ausscheidung  der  Mikrobien  durch  die  Sekrete*  (Deutsche  Medizinal- 
Zeitung  1896.  Nr.  1—3),  worin  die  Gründe  Unnas  gegen  die  Ausscheidung  durch  den 
Schweiss  widerlegt  werden.  Ich  zitiere  aus  dieser  Arbeit  hier  den  Satz:  «Welch  minimale 
Veränderungen  des  Epithelfilters  notwendig  sind,  bis  die  Mikrobien  durchschlüpfen  können, 
wird  sich  histologisch  wohl  ebensowenig  feststellen  lassen,  wie  der  optische  Nachweis  der 
zur  Passage  der  Gefftsse  erforderlichen  Alteration*.    Referent. 


Branner,  Wundheilnng,  StOruDgen  der  Wundbeilaog  etc.  45 

Angina  kann  der  Ausgangspunkt  von  Krankeitserscheinungen  sein,  die  bald 
in  den  Rahmen  des  einen,  bald  in  den  des  anderen  Krankheitsbildes  passen. 
Vier  mitgeteilte  Krankengeschichten  sollen  die  besprochene  Verwandtschaft 
illustrieren. 

Hrasch  (3).  Bei  einer  mit  Chrysarobin  behandelten  Psoriasis  entwickelten  sich 
schwere  pyftmische  Erscheinungen,  zahlreiche  subkutane,  submuskuläre  und  sub- 
periostale Abszesse  unter  hoher  Temperatur  und  Schüttelfrösten.  Im  Eiter  fanden  sich 
Staphylo-  und  Streptokokken.    Genesung. 

Streng  üeaney  (2).  Allgemeininfektion  mit  Staphylokokken  und  Diplo- 
kokken, ausgehend  von  einer  Verletzung  der  grossen  Zehe.  Vesikulöses  und  skarlatinöses 
Exanthem,  Erythems  nodosum.    Behandlung  mit  Antistreptokokkensernm.    Genesung. 

Der  klinische  Beitrag  zur  Lehre  der  Septikämie  und  Pyämie, 
den  Perez  (6)  jetzt  veröflFentlicht,  wurde  vom  Verf.  schon  auf  dem  in  dem 
Jahre  1902  abgehaltenen  sizilianischen  Ärztekongress  bekannt  gegeben  und 
in  diesem  Jahresbericht  besprochen.  Verf.  teilt  nun  den  klinischen  Fall  und 
die  bakteriologischen  Untersuchungen,  zu  denen  er  Anlass  gab,  ausführ- 
lich mit. 

Es  handelte  sich  um  eine  Frau,  die  seit  anscheinend  6  Monaten  mit  Echinococcus 
im  rechten  LeberflUgel  behaftet  war.  Es  wurde  die  Laparotomie  vorgenommen  und  die 
Bydatideucyste  mit  einem  P  aquo  linschen  Messer  gespalten  und,  nach  Enukleation  der 
Zjstenmembran,  die  die  Zyste  umgebende  Bindegewebsschioht  an  die  Eutis  geheftet.  Die 
Wunde  nahm  bei  der  darauffolgenden  Behandlung  eine  graue  Färbung  an  und  gleichzeitig 
stieg  die  Temperatur,  die  den  klassischen  Typus  des  pyftmischen  Fiebers  annahm.  Dieser 
Zustand  hielt  trotz  der  Behandlung  und  der  angewendeten  energischen  antiseptischen  Mittel 
länger  als  IV« Monate  an;  da  wurde  unerwarteterweise  eine  alte,  im  Zustande  vorgeschrit- 
tener Ffiulnis  befindliche  und  an  gewissen  Stellen  verkalkte  Echinokokken membran  durch 
die  Wunde  ausgestossen  (die  Ausstossung  erfolgte  während  einer  reichlichen  Ausspülung) 
und  sofort  besserte  sich  der  lokale  und  Allgemeinzustand  der  Patientin  bedeutend.  Patientin 
eiholte  sich  nun  rasch  und  konnte  (3  Monate  nach  der  Operation)  fast  vollständig  geheilt 
das  Hospital  verlassen. 

Die  bakteriologischen  Untersuchungen,  die  Verf.  während  der  ganzen  Dauer  des 
Infektionszustandes  und  nachher  unermüdlich  vornahm,  und  zwar  sowohl  am  Wundsekret 
als  am  Blute  und  auch  am  Harne,  gaben  als  Befund  konstant  den  Staph.  pyog.  albus 
in  wirklich  ausserordentlicher  Menge.  Gleichzeitig  konstatierte  er  starke  Verminderung  in 
der  2^hl  der  roten  (460000  pro  mm'}  und  weissen  (312  pro  mm')  Blutkörperchen.  Die 
sorgfältig  ausgeführte  Untersuchung  der  inneren  Organe  bezeugte,  dass  kein  metastatischer 
Herd  bestand. 

Verf.  hat  die  Diagnose  Bacteriaemia  staphylococcica  oder 
Staphylococcaemia  pyaemica  gestellt.  Er  spricht  sich  über  die  Ein- 
trittspforte des  abgeschwächten  Krankheitserregers  aus,  ohne  dieselbe  jedoch 
genau  angeben  zu  können  (war  der  Keim  in  der  Zyste  vorhanden?  wurde  die 
Wunde  zufällig  infiziert  ?)  und  verbreitet  sich  dann  des  längeren  über  die  vom 
Infektionsprozess  angenommene  klinische  Form,  die  ausserordentliche  Entwick* 
long  der  Keime  im  Blute  und  die  starke  Deglobulation.  Zum  Schlüsse  er- 
wähnt er  die  herrschenden  Anschaungen  über  das  klinische  und  pathologisch- 
anatomische  Bild,  mit  welchem  sich  die  Infektionen  und  bakterischen  Intoxi- 
kationen offenbaren,  sowie  die  verschiedenen  für  diese  vorgeschlagenen  Klassi- 
kationen.  R.  Giani. 

Turner  (9).  Zwei  kurze  Krankengeschichten  Ober  septische  Infektion  mit 
nasalem  Ursprung.    Keine  bakteriologische  Untersuchung. 

Nach  Julien  et  Tellier  (Ö)  kann  man  im  Qefolge  von  Läsionen  der  Mundhöhle 
alle  Varietäten  von  Generalinfeiction  der  «Septikämiegruppe*  beobachten.  Die  Prognose  sei 
immer  eine  schwere.  Sehr  selten  sind  die  anAlveolar-Pyorrhoe  sich  anschliessenden 
Infektionen.    Mitteilung  von  acht  Krankengeschichten. 


46  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    I.  Teil. 

;  2.  Wundbehandlung. 

a)  Aseptische  Wundbehandlung.     Geschichtliches.    Bedingungen 
der  Aseptik.    Allgemeines. 

1.  Broea,  Les  ponaridres  des  salles  d'op^rations.  BnlL  et  m^m.  de  la  soc  de  Chir.  1903. 
Nr.  13. 

2.  Champiooni^re,  Die  Aniisepns  Listers  in  der  Gegenwart  und  in  der  ZukonfL 
Allgem.  Wiener  med.  Zeitnng  1908.  Nr.  2. 

3.  Lacas-Championni^re,  Sar  les  glomes  dans  Fair  dea  salles  d'op^ration.  BnlL  et 
m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1908.  Nr.  9. 

4.  *Cheyne,  Od  aseptic  and  antiseptic  snrgery.    The  Lancet  1908.  Febr.  7. 

5.  *Clarke,  A  new  form  of  sterilised  swabs  for  sorgical  Operations.  Medical  Press  1903. 
Aug.  12. 

6.  *6riffith,  The  OTolntion  of  antiseptic  snrgery  and  its  inflnence  on  the  progress  and 
advancement  of  bacteriology  and  therapentics.  British  medical  Journal  1908.  Aug.  1. 
The  Lancet  1903.  Aug.  1. 

7.  Ihrig,  Wundbehandlung  nach  biologischem  Prinzipe.  v.  Brunssche  Beitr&ge  1908. 
Bd.  40.  Heft  1. 

8.  Iwanoff,  Ein  Apparat  zur  Gewinnung  und  Ausnutzung  sterilen  Wassers.  Zentral- 
blatt far  Gynäkologie  1903.  Nr.  32. 

9.  N e u h e r ,  Erfolge  der  aseptischen  Wundbehandlung,  y.  Langenbecks  Archiv  1903. 
Bd.  71.  Heft  3. 

10.  *Robb,  Aseptic  surgical  technique,  with  especial  reference  to  gynaecol.  Operations. 
London  1903.    Lippiencott. 

11.  Tnffier,  A  propos  des  glomes  de  Tair  des  salles  d'op^ration.    Bull,  et  möm.  de  la 
soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  12. 

12.  H.  Wagner,  Die  Behandlung  granulierender  Wunden.    Zentralbl.  für  Chirurgie  1908. 
Nr.  50. 

18.   *Walnewens,  Das  aseptische  und  das  antiseptische  Verfahren.    Journal  m6d.  de 
Bmxelles  1903.  Oct.  2. 

In  seinem  historischen  Bückblick  zeigt  Neu  her  (9)  wie  die  aseptische 
Wundbehandlung  in  seinen  Händen  im  Anschluss  und  als  Abschluss  seiner 
Arbeiten  über  den  antiseptischen  Dauerverband  ^^mit  festem  Zielpunkt  in 
logischer  Entwickelung^  entstanden  sei.  Nicht  im  bakteriologischen  Labora- 
torium sei  derselbe  geboren,  sondern  als  Grund  sorgsamster  Beobachtung  und 
allmählich  fortschreitender  Prüfung  im  Operations-  und  Krankenzimmer  ^als 
ein  Produkt  unserer  doch  im  wesentlichen  praktischen  Wissenschaft.^  Es 
liegt  dem  Verf.  fem,  die  grosse  Bedeutung  der  K ochschen  Arbeiten  über 
die  Desinfektion  zu  bestreiten,  aber  als  nächster  und  unmittelbarer  Einfluss 
dieser  Arbeiten  war  für  die  Chirurgie  nicht  etwa  eine  Bewegung  in  der 
Bichtung  auf  die  moderne  Asepsis,  sondern  eine  Steigerung  der  Antisepsis 
durch  Einführung  des  Sublimats  in  die  Wundbehandlung  zu  verzeichnen. 
Gerade  in  diese  Periode  allgemein  verschärfter  Antisepsis  fiel  der  Beginn  der 
aseptischen  Wundbehandlung,  mit  der  es  Neu  her  unternehmen  wollte,  die 
direkte  Wundantisepsis  aufzugeben,  oder  doch  wesentlich  einzuschränken. 

Verf.  gibt  sodann  einen  Vergleich  der  Besultate  aus  dieser  Übergangs-^ 
Periode  mit  denen  der  jetzigen  voll  ausgebildeten  Asepsis  und  hebt  daran 
anschliessend  einige  Punkte  der  jetzt  von  ihm  geübten  Technik  hervor,  daraus 
sei  hier  entnommen :  Gummihandschuhe  werden  als  Schutz  für  die  Hände  nur 
bei  Operationen  in  schwer  infizierten  Geweben  getragen.  Kopfkappen,  Schutz- 
vorrichtungen für  den  Mund  sind  nicht  erforderlich,  ;,wer  sprechen  will  oder 
muss,  mag  es  mit  abgewendetem  Gesicht  tun^. 

Ein  Nachtrag  bringt  , Geschichtliches"  über  die  versenkte  Naht. 


Branner,  Wnndheilung,  Störungen  der  Wandheilung  etc.  47 

Für  die  Geschichte  der  Asepsis,  speziell  im  Hinblick  auf  den  Ne üb  er- 
sehen Vortrag  vrichtig  und  interessant  ist  die  folgende  Äusserung  dea 
Bakteriologen  Louis  Pastenr  aus  dem  Jahre  1878  (!),  welche  Tuff ier 
(11)  zitiert  (ich  gebe  dieses  Dokument  im  Originaltext.     Ref.): 

„Sifavais  Vhonneur  cCetre  Chirurgien^  penStre  commeje  le  suis  des  dangers^ 
auquds  exposent  Us  germes  des  microhes  ripandus  ä  la  surface  de  ious  les 
objects,  particuUerement  dans  les  höpitaux,  non  seulement  je  ne  me  servirm» 
que  d'instruments  d'une  propreti  parfaite,  mais,  aprds  avoir  nettoyi  mes  mains 
avee  le  plus  grand  soin  et  les  avoir  soumises  ä  un  flamhage  rapide,  ce  que 
n'eaipose  pas  ä  plus  d'inconv^nients  que  n'en  eprouve  le  fumeur  qui  fait  passer 
un  eharhon  ardent  d'une  main  ä  Vautre,  je  nemploierais  que  de  la  charpie^ 
des  bandelettes ,  des  Monges  prealablement  exposees  dans  un  air  porU  ä  la 
temperature  de  130  ä  150  degr&s,  je  n'emploierais  jamais  qu'une  eau  qui  aurait 
stibi  ä  la  temp&rature  de  HO  ä  120  degr6s,  Tout  cela  est  tres  pratique.  De 
eette  maniere,  je  n'aurais  ä  craindre  que  les  germes  en  Suspension  dans  Vair 
autour  du  lit  du  malade;  mais  V Observation  nous  monire  chaque  jour  que  le 
nombre  des  ces  germes  est  pour  ainsi  dire  insignifiant  ä  cdti  de  ceux  qui  soua 
repandus  dausles  poussOres,  ä  la  surface  des  objects  ou  dans  les  eaux  communes 
lesfius  limpides.^  —  (Neuber  scheint  den  Impuls  der  Bakteriologie  doch  etwas 
za  gering  anzuschlagen.    Referent.) 

Lucas  Championniere  (2).  Der  Aufsatz  ist  ein  Extrakt  aus  der 
im  Jahresbericht  1902  (S.  102)  referierten  Festnummer  in  Brit.  med.  Journ. 
zu  Ehren  Listers.  ;,Lister  ist  nicht  verschwunden;  die  Technik  mag  ganz 
geändert  sein,  die  Antiseptika  und  die  Stärke  in  der  sie  verwendet  werden, 
mögen  verschieden  sein  —  die  Theorie  bleibt  immer  dieselbe.^ 

Bei  seiner  ^^Wundbehandlung  nach  biologischem  Prinzipe^ 
huldigt  Ihrig  (7)  der  reinen  Asepsis.  Es  ist  seine  Überzeugung,  dass  in  der 
Heilung  von  Infektionen  von  Seiten  der  Behandlung  ausschliesslich  physikalische 
Faktoren  zur  Geltung  kommen  ^ durch  Änderung  von  Druck-  und  Kreislaufs- 
verhältnissen der  Gewebe."  Der  Chemismus  könne  nur  nachteilig  wirken, 
sobald  er  von  dem  des  Blutes  abweiche.  Die  Heilung  vollziehe  die  Biologie 
der  Zellen   ;,nach  dem  Verhältnisse  des  Energieumsatzes*'  ohne  unser  Zutun. 

Die  antibakterielle  Eigenschaft  von  Desinfizientien  möge  da  berechtigt 
sein,  wo  sie  nicht  das  interne  Zellleben  des  Organismus  berühre,  also  auf  der 
Hantoberfläche,  an  abgegrenzten  Granulationen,  auf  Schleimhäuten,  eventuell 
an  serösen  Flächen  etc. 

Dem  Blute  stehe  sowohl  im  Chemismus  wie  in  osmotischer  Konzentration 
die  von  Locke  modifizierte  Ring  ersehe  Lösung.  Verf.  benützt  diese  mit 
Weglassung  von  KCl  und  Dextrose: 

CaCla  0,030/0 
NaHCOa  0,04  «/o 
NaCl  0,90/0 

Am  Schlüsse  der  Arbeit  entwirft  Verf.  das  Wundbehandlungsverfahren, 
welches  er  auf  dem  chirurgischen  Ambulatorium  der  Budapester  Maschinen- 
iabriken  befolgt  und  gibt  einen  Überblick  über  739  Fälle,  die  er  nach 
,biologischem  Prinzipe"  behandelt  hat. 

Wagner  (12)  behandelt  seit  5  Jahren  in  der  Privatpraxis  sowohl  wie 
auf  der  Krankenhausabteilung  alle  rein  granulierenden  Wunden,  falls  nicht 
durch  Transplantation  schnellere  Heilung  erzielt  werden  kann,  offen.    Nachts 


48  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

werden  die  Wunden  trocken  verbanden  unter  Anwendung  eines  antiseptischen 
Streupulvers.  Am  Morgen  wird  der  Verband  abgenommen,  die  Umgebung 
gereinigt  und  dafür  gesorgt,  dass  keine  Kleidungsstücke  die  Wunde  berühren. 
Verf.  glaubt,  ^dass  der  Zustand  der  Epidermis  an  der  Luft  ein  der  Norm 
näher  liegender  und  für  die  Heilung  günstigerer^  sei,  dass  ferner  die  Luft 
einen  gewissen  Reiz  auf  das  Epithel  ausübe^).  Durch  Austrocknung  werde 
auch  das  Bakterienwachstum  ungünstig  beeinflusst.  Der  Infektionsgefahr  seien 
die  granulierenden  Wunden  überhaupt  wenig  ausgesetzt;  er  habe  nie  eine 
Schädigung  durch  Infektion  gesehen. 

Lucas  Championnifere  (3),  Broca,  Walther,  Bazy  benutzen  die 
Diskussion  über  die  Mitteilungen  von  Quönu  über  Luftdesinfektion 
mit  Wasserstoffsuperoxyd  (vergl.  Jahresbericht  1902  p.  104).  Der 
erstgenannte  Autor,  als  zäher  Verteidiger  der  Antiseptik  gegenüber  der  Aseptik 
sieht  in  der  durch  Anwendung  dieses  Antiseptikums  erzielten  guten  Resultate 
eine  Bestätigung  seiner  Ansichten,  dass  allein  die  antiseptische  Methode  vor 
den  zufälligen  Infektionen  schützen  könne,  (^le  retour  aux  pratiques  de  la 
m6thode  antiseptique,  qui  seule  vous  assure  contre  les  germes  imprövus,  est 
chose  fatale  et  n6cessaire.^) 

Iwanoff  (8)  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  einen  Apparat  zu  konstruieren, 
welcher  keimfreies  Wasser  ohne  Verstösse  gegen  die  Regeln  der  Aseptik 
liefern  kann.  Dabei  besteht  die  Hauptbesonderheit  in  der  Abflussvorrichtung. 
Beschreibung  muss  im  Original  unter  Besichtigung  der  Zeichnungen  gelesen 
werden. 

b)  Desinfektion  der  Hände  und  des  Operationsfeldes. 

1.  Füth,  DemoDstrationen  zur Händedesinfektion.  Med.  (xesellschaft  Leipzig.  MttDchener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  3& 

2.  Goepel,  Oher  die  Verbindung  von  Gummi  und  Zwimhandschuhen.  Zentralblatt  f&r 
Chirurgie  1903.  Nr.  42. 

3.  Hammesfahr,  Die  Gummihandschuhe  bei  aseptischen  Operationen.  Münchener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  29. 

4.  Heller,  Über  die  Bedeutung  von  Seifenzusatz  zu  Desinfektionsmitteln.  Archiv  fOr 
Hygiene  1903.  Bd.  47.  Heft  ^3. 

5.  Purves,  On  band  desinfection.    Edinburgh  med.  Journal  1903.  April. 

6.  Schumburg,  Bemerkungen  zu  der  Wirkung  des  Seifenspiritus  als  Desinficiens  med. 
Instrumente.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  23. 

7.  Wandel  und  Höhne,  Über  die  mechanische  Sterilisierung  der  Gummihandschnhe  und 
ihre  Verwertung  in  der  Praxis.    MOnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  9. 

8.  *Wildiero,  Le  pouvoir  antiseptique  du  snblimö  corrosif  et  du  sulfate  de  mercure 
^thyldne  diamin^  dans  la  desinfection  des  mains.  Ann.  et  bull,  de  la  soc.  de  möd. 
d'Anvers. 

Heller  (4)  zieht  aus  seinen  höchst  eingehenden  Untersuchungen  „Über 
die  Bedeutung  von  Seifenzusatz  zu  Desinfektionsmitteln*' 
folgende  Schlüsse: 

1.  Sapokalinus  (Pharm.  Germ.)  besitzt  nur  eine  geringe  desinfizierende 
Kraft. 

2.  Mit  Acid.  carb.  crist.  pur.  bildet  er  bis  zu  einem  Verhältnis  von  1 : 3 
schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ohne  jeden  weiteren  Zusatz  eine  Lösung. 

1)  Vor  Wagner  schon  hat  Bernhard  in  Samaden  granulierende  Wunden  konse- 
q^uent  durch  Insolation  behandelt.  Er  berichtet  darüber  im  Eorrespondenzblatt  f.  Schweizer 
Ärzte  1902,  Nr.  16  bei  Publikation  einer  Milz  Verletzung,  femer  in  den  Jahresberichten  Ober 
sein  Krankenhaus  1901/1902.    Referent. 


Branner»  Wondheilang,  Störungen  der  Wundheilang  etc.  40 

3.  Die  Desinfektionskraft  des  Acid.  carb.  crist.  pur.  wird  durch  den 
Zusatz  dieses  Sapokalinus,  welcher  kein  freies  Alkali  besitzt,  gesteigert. 

Die  Steigerung  ist  am  grössten  beim  Verhältnis  von  1:1.  Während 
Typhusbazillen  in  20  Minuten  von  Acid.  carb.  crist.  pur.  erst  durch  eine 
Sproz.  Lösung  vernichtet  werden,  werden  sie  in  der  gleichen  Zeit  bei  An- 
wendung einer  Mischung  von  gleichen  Teilen  Acid.  carb.  crist.  und  Sapokalinus 
durch  eine  4proz.  Lösung  abgetötet:  man  erreicht  also  den  gleichen  Erfolg 
mit  weniger  als  der  Hälfte  Acid.  carb.  crist. 

4.  Überträgt  man  diese  Erfahrungen  mit  Phenol  und  Seife  auf  die  in 
Wasser  unlöslichen  Kresole,  so  kann  man  den  Schluss  ziehen,  dass  die  Ver- 
wendung von  Seife  bei  der  Herstellung  von  kresolhaltigen  Desinfektionsmitteln 
nicht  nur  die  Lösung  der  Kresole  in  Wasser  ermöglicht  in  einer  zur  Des- 
infektion erforderlichen  Konzentration,  sondern  dass  die  Desinfektionskraft 
einer  Kresolseifenlösung  durch  den  Seifenzusatz  erheblich  gesteigert  wird. 

Entweder  ist  die  Erhöhung  der  Desinfektionskraft  durch  die  an  sich 
wenig  wirksame  Seife  darauf  zurückzuführen,  dass  die  Desinfektionsobjekte 
der  wirksamen  Substanz,  d.  h.  dem  Kresol  zugänglicher  gemacht  werden  oder 
es  kann  sich  aus  Phenol  resp.  Kresol  und  Seife  ein  neuer  kompliziert  zu- 
sammengesetzter Körper  von  höherer  Desinfektionskraft  gebildet  haben  oder 
schliesslich  die  Lösung  des  Desinfiziens  (Phenol  resp.  Kresol)  erfahrt  durch 
den  Zusatz  von  Seife  eine  Steigerung  des  Dissoziationsgrades  und  damit  eine 
höhere  Wirksamkeit. 

Dieser  Punkt  ist  zur  Zeit  noch  Gegenstand  weiterer  Untersuchung. 
Schumburg  (6)  kontrolliert  die  Versuche  von  Gerson  über  Desin- 
fektion chirurgischer  Instrumente  mit  Seifenspiritus  und 
kommt  zu  dem  Resultate,  dass  derselbe  selbst  bei  Stägiger  Einwirkung  nicht 
imstande  sei,  Eitererreger  an  chirurgischen  Instrumenten  mit  Sicherheit 
abzutöten. 

Füth  (1)  weist  in  seinem  Vortrage  auf  die  Unzulänglichkeit  der  Ahl- 
feldschen  Heisswasser- Alkoholdesinfektion  hin,  hält  für  viel  wirksamer  die 
Anwendung  der  Quecksilbersalze,  wie  Versuche  von  Krön  ig  und  ihm  be- 
weisen. Das  Tragen  von  Handschuhen  wird  auf  das  angelegentlichste  emp- 
fohlen, vor  allem  um  die  Hände  vor  der  Berührung  mit  infektiösem  Material 
zu  schützen. 

Den  Ausführungen  Hammesfahrs  (3)  ist  zu  entnehmen,  dass  bei 
septischen  Operationen  der  Operateur,  bei  aseptischen  Assistent  und 
Schwester  Handschuhe  tragen.  Es  werden  besondere  Handschuhe  für  septische, 
besondere  für  aseptische  Operationen  gehalten.  Vor  aseptischen  Operationen 
werden  die  in  sterilen  Kompressen  aufbewahrten  Handschuhe  über  die  nach 
der  üblichen  Methode"  desinfizierten  Hände  gezogen,  10  Minuten  in  fliessendem 
Heisswasser  abgeseift  und  dann  noch  je  3  Minuten  lang  in  Alkohol  und 
Sublimat  gebürstet. 

Purves  (5).  Kritisches  Referat  über  die  verschiedenen  Methoden  der 
Handereinigung. 

Wandel  und  Höhne  (7)  kommen  zu  dem  Schlüsse,  dass  eine  Steri- 
lisierung der  Gummihandschuhe  auf  rein  mechanischem  Wege  durch 
Waschen  mit  Seife  und  Wasser,  auch  ohne  Anwendung  der  Bürste,  in  wenigen 
Minuten  möglich  ist.  Nach  dem  Gebrauche  sind  die  Handschuhe  an  der 
Hand  sofort  mit  Wasser  und  Seife  zu  reinigen,  abzuziehen  unter  Umstülpung 
und  an  der  jetzt  nach  aussen  gekehrten  Innenseite  zu  säubern. 

JabrMberiehi  fOr  Chirurgie  1908.  a 


50  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    I.  Teil. 

Goepel  (2).  Die  Nachteile,  welche  den  Gummihandschuhen  in- 
folge ihrer  leichten  Zerreisslichkeit  und  den  Zwimhandschuhen  infolge  ihrer 
Durchlässigkeit  anhaften,  will  Verf.  dadurch  heben,  dass  er  die  Zwimhand- 
schuhe  über  die  Gummihandschuhe  anzieht.  Die  zahlreichen  Vorteile,  welche 
dadurch  bedingt  sein  sollen,  wiD  Verf.  „zahlenmässig*'  aufführen.  —  Referent 
muss  auf  eine  Wiedergabe  der  unter  sieben  Ziflfem  angegebenen  Gründe  ver- 
zichten; er  kann  niemals  zugeben,  dass  dadurch  ^der  Operationsbetrieb 
erleichtert  und  beschleunigt  werde^ ;  verteuert  wird  er  jedenfalls. 

c)  Sterilisation  des  Naht-  und    Unterbindungsmateriales. 

1.  Claudias,   Erfahmogen   über   Jodcatgut     Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chirurgie  1903^ 
Bd,  69.  Heft  5—6. 

2.  D a IIa  Rosa,  C,  Del  catgut  sterilizzato  con  soluzione  jodo-jodurato.    Gazzetta  degli 
ospedali  1908.  Nr.  143. 

8.  V.  Hippel,  Zur  Frage  der  Catgutsterilisation.    Wiener  med.  Presse  1908.  Nr.  40. 

4.  Martina,  Die  Eatgutsterilisation  nach  M.  Claudius.    Deutsche  Zeitschrift  fOr  Chi- 
rurgie 1908.  Bd.  70.  Heft  1  und  2. 

5.  Mariani,  C,  Kisultati  clinici  suU'  uso  di  un  catgut  preparate  in  modo  semplicissimo. 
Gazzetta  degli  ospedali  1908.  Nr.  65. 

6.  —  Risultati  clinici  sopra  Y  uso  di  un  catgut  preparato  in  nn  modo  estremamente  sem- 
plice.    II  Policlinico.  Sez.  pratica  1908.  Fase.  27. 

7.  Peroz,  G.,  Sulla  sterilizzazione  del  catgut    Nuovo  metodo  di  sterilizzazione  merc^  O 
fluoruro  d'  argento  (tachiole).    II  Policlinico  1908.  Vol.  X-C.  Fase  2—8. 

8.  Senn,  Jodized  catgut.    The  journ.  of  the  American  Med.  Association  1908.  March  28. 

9.  Whiteford,  The  huried  anabsorbable   ligature  and   its  sequelae.    British   medical 
Journal  1908.  July  25. 

Martinas  (4)  Nachprüfung  der  Jodpräparation  des  Catgut 
nach  Claudius,  über  welche  im  Jahrgang  1902  referiert  wurde  (p.  109)^ 
ist  eine  sehr  eingehende  experimentelle  und  klinische.  In  bezug  auf  ,,absolute 
Sterilisation"  sei  die  Methode  „über  jeden  Zweifel"  erhaben  und  dürfe  man 
ihr  volles  Vertrauen  entgegenbringen.  Es  leuchtet  a  priori  ein,  dass  von 
Seiten  des  Jod  wohl  Intoxikationserscheinungen  nicht  zu  befürchten  sind. 
Im  weiteren  glaubt  Verf.  annehmen  zu  dürfen,  dass  das  Jod  mit  den  Pto- 
mainen  eine  w^enn  auch  labile  chemische  Verbindung  eingehe  und  die  das 
Gewebe  schädigende  Wirkung  derselben  aufhebe^).  Eine  wertvolle  Eigen- 
schaft, die  jeder  anderen  Sterilisationsmethode  vorenthalten  geblieben  sei,  ist 
die  Erhöhung  der  Zugfestigkeit;  ebenso  sei  dieses  Catgut  puncto  rascher 
Resorbirbarkeit  überlegen  und  entfalte  eine  ;,  bedeutende  chemotaktische 
Wirkung.^ 

Klinisch  ist  das  Material  bei  75  Fällen  erprobt  worden.  Dass  dasselbe 
„in  den  sorgsam  ausgewählten  Fällen  hinter  den  Erwartungen,  die  man  auf 
Grund  der  vorausgegangenen  bakteriologischen  Untersuchungen  hegen  könnte, 
nicht  zurückstand,  gehe  aus  den  sehr  guten  Resultaten  bei  den  Bruch- 
operationen hervor." 

Claudius  (1)  bringt  in  seinem  Vortrage  zunächst  Urteile  dänischer 
Chirurgen  über  sein  Jodcatgut.  Er  habe  bei  seinen  Anfragen  „gar  nichts 
Unvorteilhaftes"  vernommen.  Die  Resultate  der  praktischen  Versuche  werden 
zum  Schlüsse  folgendermasssen  resümiert: 

„Die  Methode,  welche  möglichst  einfach  ist  und  daher  Irrtümer  bei  der 
Präparierung  ausschliesst,  garantiert  eine  absolute  Sterilität;  der  Faden  ist 

1)  Wer  hat  denn  diese  Ptom Einwirkung  bewiesen?    Referent, 


Brunn  er,  Wundheilang,  Störungen  der  Wandheilung  etc.  51 

ausserdem  stark  antiseptisch,  ohne  jedoch  im  allergeringsten  das  Gewebe  zu 
irritieren,  und  er  ist  stark,  stärker  als  gewöhnliches  Catgut.  Die  einzelnen 
Falle,  wo  er  sich  spröde  erwiesen  hat,  werden  vielleicht  teilweise  darauf 
beruhen,  dass  er  zu  lange,  länger  als  Vs  Jahr,  in  der  Jodlösung  gelegen  sei, 
und  diesem  muss  man  entgehen;  oft  ist  die  Ursache  nur,  wie  es  sicher  kon- 
statiert worden  ist,  eine  ursprüngliche  partielle  Schwäche  des  Catguts,  welche 
ein  bekanntes  Phänomen  ist.'^ 

Senn  (8)  empfiehlt  auf  Grund  von  mehrwöchentlichen  Versuchen  bei 
seinen  Operationen,  das  Claudius  sehe  in  Jod- Jodkalium  l^/o  sterilisierte 
Catgut.  Maas  (New- York.) 

Dalla  Rosa  (2)  hat  nach  der  Claudius  sehen  Methode  sterilisiertes  Catgut  veiv 
wendet  und  ist  mit  dem  Resultat  sehr  zufrieden.  R.  Giani. 

Mariani  (5)  hat  in  30  Fällen  ein  Catgut  verwendet,  das  nach  der 
Ton  Claudius  angegebenen  Weise  sterilisiert  war  und  in  allen  einen  Ver- 
lauf per  primam  intentionen  erhalten.  Die  Präparation  geschieht  in  der 
Weise,  dass  man  das  Catgut  auf  acht  Tage  in  eine  Jod-Jodlösung  legt  und 
es  vor  seinem  Gebrauch  in  eine  sterile  oder  Karbolsäurelösung  taucht,  um 
es  von  dem  Überschuss  an  Jod  zu  befreien.  Das  so  präparierte  Catgut  hat 
ausser  dem  geringen  Kostenpreis  den  Vorzug,  dass  es  4—5  Tage  länger  als 
gewöhnlich  der  Resorption  widersteht.  R.  Giani. 

Mariani  (6)  teilt  die  klinischen  Resultate  mit,  die  er  beim  Gebrauche 
eines  nach  den  Vorschriften  von  Claudius  (D.  Zeitöchr.  f.  Chir.  Bd.  LXIV, 
p.  489)  bereiteten  Catguts  erhielt,  eines  Catguts,  das  nach  den  Unter- 
suchungen dieses  Autoren  sich  als  absolut  steril  erweist  und  auch  antisep- 
tische Eigenschaften  besitzt.  Dieses  ganz  einfach  durch  achttägiges  Liegen- 
lassen in  einer  Jodjodlösung  präparierte  Catgut  wird  in  12 — 16  Tagen  resor- 
biert. In  den  30  Fällen,  in  denen  Verf.  es  angewendet  hatte,  war  der  Erfolg 
ein  vollständiger,  da  alle  Patienten  per  primam  intentionem  heilten.  Verf. 
empfiehlt  zu  den  mehr  gegen  die  Oberfläche  gelassenen  Knoten  ganz  dünne 
Fäden  zu  verwenden,  damit  deren  Resorption  sich  leichter  vollziehe.  Das 
Catgut  wird,  auf  Doppelspulen  gewickelt,  in  weiten,  niedrigen,  mit  ge- 
schmergeltem  Stöpsel  versehenen  Glasgefässen  aufbewahrt  und  im  Augen- 
blicke der  Operation  in  Karbolsäurewasser  gelegt.  —  Da  es  wenig  kostet, 
sich  äusserst  leicht  präparieren  und  aufbewahren  lässt,  so  ist  es,  nach  Verf., 
sehr  empfehlenswert.  R.  Giani. 

V.  Hippel  (3)  hat  seit  */*  Jahren  das  nach  Claudius  präparierte 
Catgut  in  Gebrauch.  Die  bakteriologische  Untersuchung  ergab,  dass  das 
Catgut  bereits  nach  */«  stündigem  Verweilen  in  der  Jodjodkaliumlösung  regel- 
mässig keimfrei  war.  Bei  künstlicher  Infektion  mit  Milzbrandsporen  dauert 
es  V/i  Stunden  bis  eine  gleich  sichere  Keimfähigkeit  erzielt  wird.  Auf  Grund 
der  klinischen  Erfahrungen  glaubt  er,  „dass  die  Methode  von  Claudius 
vermöge  ihrer  Einfachheit,  Billigkeit,  Sicherheit  und  Schnelligkeit  der  Her- 
stellung berufen  sei,  an  die  Stelle  der  seither  geübten,  ausnahmslos  umstand- 
lieberen  und  kostspieligen  Methoden  zu  treten.^ 

Nachdem  Peroz  (7)  die  verschiedenen  zur  Sterilisierung  des 
Catguts  bisher  angewendeten  chemischen,  physikalischen  auch  physiko- 
chemischen Methoden  besprochen,  teilt  er  die  Resultate  der  zur  Catgut- 
sterilisierung  mittelst  Silberfluorur  (Tachiol)  von  ihm  vorgenommenen 
Versuche  mit.  Eine  vollkommene  Sterilisation  lässt  sich  auf  folgende  Weise 
erzielen:  Man   wäscht  das  auf  Gazeröllchen  gewickelte   Katgut  mit   Seifen- 

4* 


52  Jahresbericht  für  Cbirargie.    L  Teil. 

Wasser,  legt  es  auf  24 — 48  Stunden  in  Äther,  wäscht  es  hierauf  wieder  mit 
sterilisiertem,  destilliertem  Wasser  und  legt  es  dann  auf  24—48  Stunden  in 
eine  l^oige  Silberfluorurlösung.  Die  Lösung  wird  während  der  ersten  zwei- 
bis  dreimal  und  dann  noch  einmal  erneuert.  Hierauf  lässt  man  die  Röllchen 
1 — 2  Tage  in  gewöhnlichem  Alkohol  und  bewahrt  sie  dann  in  96^  Alkohol, 
in  hellen  geschmergelten  Glasgefässen,  in  denen  die  Fäden  bald  schwarz 
werden. 

Das  so  behandelte  Catgut  hat  sich  bei  allen  Kulturversuchen  als  steril 
erwiesen;  ja  das  Antiseptikum,  womit  auch  kleine  (1 — 2  cm  lange)  Stücke 
Faden  imprägniert  bleiben,  vermag  in  einem  Bouillonröhrchen  das  Wachstum 
der  Mikroorganismen  zu  verhindern.  Das  Katgut  ist  sehr  resi^nt,  die 
Resorbierbarkeit  erfährt  keine  Veränderung.  Bei  seinen  klinischen  Experi- 
menten hat  das  Katgut  nie  zu  Eiterungen  Anlass  gegeben;  Verf.  meint  des- 
halb, dass  durch  seine  Methode  solche  konstant  und  mit  Sicherheit  vermieden 
werden,  was  sich  durch  andere  Sterilisierungsverfahren,  die  ebenfalls  ein 
bakteriologisch  aseptisches  Catgut  gaben,  nicht  erzielen  lasse  ^).    R.  Giani. 

Whiteford  (9)  macht  in  kurzer  Mitteilung  darauf  aufmerksam,  dass 
bei  der  späteren  Ausstossung  nicht  resorbierbarer,  versenkter,  glatt  eingeheilter 
Ligaturen  (silk)  die  Muskelbewegungen  eine  Rolle  spielen. 

d)    Sterilisation  des  Verbandsmaterials,  der  Instrumente, 

Schwämme. 

1.  Beckmann,  Zar  Frage  über  die  Zulftssigkeit  von  Yorwftrmeyorriehtangen  in  Dampf- 
sterilisatoren.    Dentache  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  17. 

2.  *H aasmann,  Universalsterilisator  mit Überdiiick.  Ärztliche Polytechnik  1903.  Januar. 

3.  *G  rosse,  Über  Ejitbetersterilisation.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  24. 

4.  *Eonopka,  Experimentelle  Beiträge  zur  Dampfdesinfektion.    Diss.    Königsberg  1903. 

5.  *Simon,  Die  desinfektorische  Kraft  erwärmter  Sodalösnngen.    Diss.    Leipzig  1903. 

In  Anerkennung  der  Vorzüge,  die  das  weniger  feuchte  Verbandmaterial 
dem  nasseren  gegenüber  besitzt,  hält  sich  Beckmann  (1)  für  befugt,  im 
Gegensatz  zu  Braatz,  gestützt  auf  Kontrollversuche  zu  betonen,  dass  der 
Vorwärmemodus  der  Lauten  seh  lag  er  sehen  Apparate  keine  Dampf  über- 
hitzung involviert.  Damit  soll  allerdings  nicht  gesagt  sein,  dass  die  Lauten- 
schlägerschen  Apparate  allen  anderen  überlegen  sind;  an  ihnen  könne  z.B. 
ausgesetzt  werden,  dass  sie  die  Möglichkeit  einer  Überhitzung  des  Wasser- 
dampfes schon  im  Dampfraume  nicht  völlig  ausschliessen ,  wofür  der  Schutz- 
mantel, der  die  Brenngase  längs  der  Eesselwandung  nach  oben  dirigiere, 
verantwortlich  zu  machen  sei.  Das  Prinzip  der  Vorwärmung  des 
Verbandmaterials  dagegen  sei  in  ihnen  einwandsfrei. 

e)  Antiseptik.     Antiseptika. 

1.  *Andrewes,  Lessons  in  desinfection  and  Sterilisation.    Chnrchill  1903. 

2.  Bamberg,  Sanoform  als  Ei-satzroittel  des  Jodoform.  Berliner  klin.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  38. 

3.  Bamberger,  Gollargol  Credä.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  34. 

4.  *Beale,  Lysoform  in  snrgical  practice.    Medical  Press  1903.  April  15. 

5.  Bong,    Zar    Kasuistik   der   Eollargolanwendang.     Therapeutische   Monatshefte    1903. 
Heft  10. 


1)  ?   Brunner. 


Brunn  er,  Wundbeüung,  Störungen  der  Wundheilang  etc.  53 

6.  *Bodey  Ein  Beitrag  zur  experimentellen  ErforscfauDg  der  Wirkung  einiger  Silberprä- 
parate, besonders  des  kolloidalen  Silbers.    Diss.    Rostock  1903. 

7.  Busk,  EJnosol  som  Antiseptikum,    ügeskrift  for  Laeger  1903.  p.  415.  Eopenbagen. 

8.  ^Luoas-Championniöre,  La  m^thode  antiseptique  et  ses  d^viations.    Gazette  des 
höpitaux  1903.  Nr.  149. 

9.  *Colin,   Über   den   antiseptischen  Wert   des  Argentum   colloidale  Gredö  und   seine 
Wirknng  bei  Infektion.    Diss.    Königsberg  1903. 

10.  Cred6,  Die  Behandlung  septischer  Erkrankungen  mit  intravenösen  EoUargol-  (arg. 
coll.)-Iojektionen.  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  u.  2.  v.  Es  mar  eh 
Festschrift. 

11.  *Denck8,  Zur  Statistik  der  Jodoformin tozikationen  in  ihren  Allgemeinerscheinungen. 
Diss.    Eönigsberff  1903. 

12.  ^Fornet,  Über  Earboldermatitis.    Diss.     Berlin  1903. 

13.  A.  Dworezky,  Weitere  Beobachtungen  über  die  Wirkung  der  löslichen  Silbersalze. 
Russki  Wratsch  1908.  Nr.  4  und  7. 

H.  *Forbe8cae-Brickdale,  Collargol:  A  review  of  some  of  its  clinical  applications, 
with  experiments  on  its  antiseptic  action.    Bristol  med.  chir.  Journal  1903.  December. 

15.  *Frie8er,  Septoforma,  ein  neues  Antiseptikum  und  Desinficienb.  Med.  Blätter  1903. 
Nr.  45. 

16.  ^Guörin,  Le  Collargol.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  52. 

17.  Galli-Yalerio,  Etwas  über  Lysoform.    Therapeutische  Monatshefte  1903.  Heft  9. 

18.  Heile,  Über  die  antiseptische  Wirkung  des  Jodoform,  v.  Langenbecks  Archiv  1903. 
Bd.  71.  Heft  3. 

19.  Jaenicke,  Zur  Kasuistik  der  intravenösen  Kollargolbehandlung  septischer  Prozesse. 
Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  6. 

20.  *Muir,  A  case  of  iodoform  poisoning.    The  Lancet  1908.  April  4. 

2L  Netter  et  Salomon.  L^argent  colloldal  (collargol)  et  ses  applications  thörapeutiques. 
La  Presse  m^dicale  1903.  Nr.  12. 

22.  Peyton,  Lvsoform  in  surgical  practice.    Medical  Press  1903.  April  15. 

23.  Rössler,  tfber  Kollargol.    Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  19. 

24.  Schmidt,  Über  die  Wirkung  intravenöser  KoUargolinjektionen  bei  septischen  Er- 
krankungen.   Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  15  und  16. 

25.  Sinding-Larsen,  Jodoform  bei  chirurgischer  Tuberkulose  I.  Die  Gefahren  des  Jodo- 
forms. (Aus  dem  Kflsten-Hospital  zu  Fredriksvcem  [Norwegen]).  Norsk  Magazin  for 
Lsgevidenskaben  1903.  Heft  7.  p.  593. 

26.  Seren  in.  Einiges  zur  Jodoformknochenplombe  nach  Mosetig-Moorhof.  Zentral- 
blatt ffir  Chirurgie  1903.  Nr.  45. 

27.  *8haw,  Untersuchungen  Ober  den  Nutzen  der  intravaskulären  Einspritzungen  anti- 
septischer Lösungen.    Journal  of  Hygiene  1903.  Nr.  IL 

Durch  die  sehr  interessanten  Untersuchungen  Heiles  (18)  scheint  end- 
lich die  klinisch  längst  festgestellte ,  aber  bislang  noch  unaufgeklärte  anti- 
septische Kraft  des  Jodoforms  ergründet  zu  sein.  Die  Arbeit  zerfällt  in 
vier  Abschnitte. 

Eingangs  werden  die  bisherigen  Kenntnisse  von  der  Art  der  Jodoform- 
wirkung resümiert.  Der  Titel  des  zweiten  Abschnittes  enthält  bereits  das 
Fazit  der  gemachten  Entdeckung:  ;,Jodoform  wird  durch  die  in  den 
Organen  enthaltenen  reduzierenden  Substanzen  zu  einem 
wahren  Antiseptikum."  Durch  Versuche,  deren  Technik  im  Original 
gelesen  werden  muss,  gelangt  Verf.  zu  der  ^Tatsache",  dass  fakultativ  anaerobe 
Bakterien  (Staphylokokken,  Streptokokken)  bei  Luftabschluss  in  einem  Gemisch 
von  Organbrei,  speziell  Leberbrei  und  Jodoform,  getötet  werden.  Da  diese 
Jodoformversuche  unter  den  gegebenen  Bedingungen  ein  Oxydationsvorgang 
nicht  sein  können,  sondern  nur  eine  Reduktionswirkung,  so  haben  wir  nach 
Verf.  hier  einen  Parallelismus  beider  Wirkungen,  der  ein  neuer  Beweis  für 
die  Vorstellung  ist,  dass  die  sauerstoffaktiyierende  Wirkung  der  Gewebe 
bedingt  ist  durch  reduzierende  Substanzen. 


54  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Über  die  bei  der  Zersetzung  des  Jodoforms  entstehenden  Produkte  gibt 
ein  dritter  Abschnitt  Aufschluss.  Die  bakterizide  Wirkung  wird  zurückgeführt 
auf  Bildung  von  Dijodacetyliden,  welches  nach  Low  „eine  äusserst 
energische  Giftwirkung''  entfaltet  und  auch  der  Urheber  der  Jodoformver- 
giftung ist. 

Am  Schlüsse  werden  die  Beziehungen  der  experimentellen 
Tatsachen  zur  klinischen  Beobachtung  besprochen.  Nach  den 
beschriebenen  experimentellen  Ergebnissen  wird  Jodoform  auf  oberflächlichen 
Hautwunden  sich  fast  gar  nicht  zersetzen,  mithin  auch  nicht  bakterizid 
wirken  können.  Die  Mehrzahl  der  Chirurgen  werde  darin  wohl  zustimmen, 
dass  Jodoform  seine  Verbreitung  nicht  durch  Behandlung  von  oberflächlichen 
Wunden,  sondern  von  Höhlenwunden  gefunden  hat.  Bei  der  Nachbehandlung 
von  Mund-,  Rachen-  und  Mastdarmerkrankungen  haben  wir  mit  lebendem 
Gewebe  ausgekleidete  Höhlen,  zu  denen  der  Zutritt  von  Luft  durch  Tam- 
ponade erschwert  ist;  hier  hat  das  Jodoform  reichlich  Gelegenheit  sich  zu 
zersetzen.  Von  den  lebenden  Geweben  müssen  wir  annehmen,  dass  sie  ähn- 
lich wirken,  wie  die  zerriebenen  Organe  in  den  Versuchen.  Es  zeige  sich 
bei  Bedingungen,  welche  die  Zersetzung  des  Jodoforms  ähnlich  dem  Reagenz- 
glasversuch besonders  stark  begünstigen  —  Leber-,  Nieren  wunden  — ,  dass 
das  Jodoform  so  kräftig  zersetzt  werden  kann,  dass  es  nicht  nur  die  Bakterien 
tötet,  sondern  auch  direkt  das  Gewebe  ätzt. 

Ebenso  erklärend  seien  die  Experimente  für  die  Auffassung  der  Jodo- 
formwirkung bei  Behandlung  von  Tuberkuloseherden.  In  abgeschlossenen 
Gelenkhöhlen  finde  sich  reichlich  Gelegenheit  zu  Zersetzung  durch  Einwirken 
der  tuberkulösen  Granulationen,  Synovia  auf  das  Jodoform,  während  dies 
weniger  zutreffe  bei  kalten  Abszessen,  wo  die  Berührung  mit  den  lebenden 
Geweben  fehle. 

Sinding-Larsen  (25)  hat  während  über  10  Jahren  bei  der  Behand- 
lung von  ca.  300  Kindern  zwischen  3 — 18  Jahren  mit  tuberkulösen  Affektionen 
Jodoform  angewandt  und  zwar  teils  in  der  Form  von  Jodoformglyzerin- 
injektionen (10 ^/o)  537 mal,  teils  von  Jodoformeinpuderungen  und  Jodoform- 
tampons ca.  400  mal,  sowie  bei  Verbandwechsel,  zusammen  in  ca.  1400  Appli- 
kationen. Verf.  beschäftigt  sich  hauptsächlich  mit  der  Frage  nach  der 
Gefährlichkeit  des  Jodoforms.  In  fünf  Fällen  hat  er  Vergiftungserscheinungen 
gesehen,  worunter  einer  leicht,  zwei  mittelschwer,  einer  sehr  schwer  und  einer 
mit  tödlichem  Ausgang  unter  Sjrmptomen  von  Dilirien,  Konvulsionen  und 
Herzschwäche.  Verf.  wendet  bei  der  Lijektion  Jodoform  in  Dosen  von 
0,5 — 1 — 1,5  g,  niemals  über  2  g  in  Intervallen  von  2 — 3  Wochen  an.  Die 
Notwendigkeit  von  Harnuntersuchungen  auf  Jod  wird  betont,  um,  wo  sich 
Missverhältnisse  zwischen  den  angewandten  Jodoformmengen  und  der  Jod- 
reaktion im  Harn  zeigen,  auf  der  Hut  sein  zu  können. 

Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Seren  in  (26).  Kurze  Notiz  über  Anwendung  der  Mos  etig  sehen  Jodoform- 
knochenplombe mit  guten  Erfolgen. 

Crede  (10)  hat  bei  der  Anwendung  seines  Kollargols  bis  jetzt  keinerlei 
Nachteile  erlebt  und  es  haben  sich  insbesondere  die  intravenösen  Injektionen 
als  7,ganz  gefahrlos^  erwiesen.  Die  Anwendung  des  „Unguentum  Cred6" 
werde  indessen  durch  die  intravenöse  Injektion  nicht  überflüssig,  im  Gegen- 
teil führe  dieselbe  in  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  zum  Ziele,   sei  leichter 


B  rann  er,   Wandheilang,  Störungen  der  Wundheilang  etc.  55 

auszuführen  und  finde  beim  Kranken  weniger  Widerstand.  Es  gebe  aber 
viele  Fälle,  wo  die  Salbe  nicht  anwendbar  sei,  weil  die  Haut  sich  nicht  als 
aafsaugungsfahig  zeige  u.  s.  w. ;  in  allen  diesen  Fällen  sei  die  intravenöse  In- 
jektion angezeigt,  von  der  man  allerdings  auch  nicht  erwarten  könne,  dass 
^Sterbende  wieder  gesund  werden".  Rechtzeitig  angewandt,  d.h.  noch  bevor 
Gehirn  und  Herz  ihre  Widerstandskraft  verloren  haben  und  ehe  Metastasen 
da  sind,  wird  das  lösliche  Silber  schon  wenige  Stunden  nach  seiner  Einführung 
in  das  Blut  eine  deutlich  bemerkbare  günstige  Wirkung  äussern.  Was  das 
Präparat  betrifiFt,  so  ist  dasselbe  in  letzter  Zeit  wesentlich  verbessert  worden. 
Es  löst  sich  fast  vollkommen  und  bleibt  dauernd  in  Lösung  (Heydensche 
Fabrik).  Subkutan  eingespritzte  KoUargoUösung  hat  so  gut  wie  keine  Wirkung. 
Infolge  der  guten  Löslichkeit  vdrd  es  jetzt  meist  in  2 ^/o- Lösung  benutzt; 
statt  4 — 20  ccm  werden  jetzt  meist  nur  2 — 10  genommen. 

Die  intravenös  behandelten  FäUe  betreffen:  1.  Schwere  Phlegmonen, 
2.  allgemeine  Sepsis,  3.  Puerperalfieber,  4.  Pyämie,  5.  septische  Osteomyelitis, 
€.  Polyarthritis  septica,  7.  ulzeröse  Endocarditis,  8.  schwere  Erysipele,  9.  Peri- 
tonitis, 10.  Erythema  nodosum,  11.  Milzbrand,  12.  hoffnungslose  Phthise.  Bei 
letzteren  „besserten  sich  Temperatur,  Puls  und  namentlich  das  Allgemein- 
befinden für  einige  Wochen  ganz  ausgesprochen^. 

H.  Schmidt  (24)  hält  sich  nach  vielfachen  mit  Kollargol  selbst 
gemachten  Erfahrungen  und  nach  dem  Urteil  anderer  Autoren  für  berechtigt 
zu  der  Behauptung,  dass  wir  in  demselben  ein  ausserordentlich  wertvolles 
Hilfsmittel  in  der  Bekämpfung  der  verschiedensten  infektiösen  Krankheiten 
gewonnen  haben,  ;,da8  einen  hervorragenden  Platz  in  der  Therapie  wohl 
für  inmier  behaupten  dürfte^.  Was  die  Art  der  Wirkung  betrifft,  so  glaubt 
er  daran  festhalten  zu  müssen,  dass  dieselbe  eine  rein  bakterizide  ist,  ähn- 
lich wie  die  der  Antiseptika  in  toten  Flüssigkeiten;  vor  allem  ist  die  hem- 
mende Wirksamkeit  eine  grosse. 

Zur  Illustration  des  Gesagten  werden  die  Krankengeschichten  und 
Kuren  zahlreicher,  verschiedenartiger  Fälle  vorgelegt,  Osteomyelitis,  Appen- 
dicitis,  Polyarthritis  etc.  Bei  oft  „geradezu  verblüffender"  Besserung  des  All- 
gemeinbefindens machte  sich  Abfall  der  Temperatur  und  des  Pulses  be- 
merkbar. 

Bamberger  (3)  untersucht  in  seinem  Aufsatze,  in  welcher  Weise 
man  sich  die  Heilwirkung  des  Kollargols  vorstellen  soU.  Um  der 
Entscheidung  der  Frage  näher  zu  kommen,  welches  Verhalten  die  Leukocyten 
beim  Menschen  nach  einer  KoUargol-Applikation  zeigen,  hat  er  sich  selber 
mit  Kollargolsalbe  eingerieben  und  zu  verschiedenen  Zeiten  das  numerische 
Verhalten  der  weissen  Blutkörperchen  bestimmt.  Die  letzte  Blutzählung  wurde 
ca.  5  Stunden  nach  der  Einreibung  vorgenommen. 

Es  zeigte  sich  ein  Ab-  und  Anstieg  der  Leukocytenzahl. 

Theoretisch  scheint  Verf.  nur  ein  Fall  vorzukommen,  wo  man,  wie  Crede 
will,  eine  direkte  Silberwirkung  annehmen  könnte,  nämlich  in  Fällen  von 
Eiteransanunlung.  Hier  ist  zu  erwarten,  dass  unter  den  infolge  der  Entzün- 
dung auswandernden  Leukocyten  sich  auch  selbst  mit  Silber  beladene  finden. 
Denn  selbst  metallisches  Silber  hat  die  Eigenschaft,  das  Bakterienwachstum 
in  seiner  unmittelbaren  Umgebung  auf  Plattenkuren  zu  verhindern.  Die  Er- 
scheinung beruhe  darauf,  dass  es  mit  den  Stoffwechselprodukten  der  Spalt- 
pilze antiseptisch  wirkende  Silbersalze  bildet. 


56  Jahresbericht  für  Chirurgie«    I.  Teil. 

Netter  und  Salomon  (21)  geben  ein  umfassendes  Referat  über  die 
mit  KoUargol  gemachten  Erfahrungen,  über  seine  Wirkungs-  und  Anwen- 
dungsweise und  berichten  dabei  über  zahlreiche  eigene,  bei  den  verschieden- 
sten Infektionen  gemachte  Beobachtungen.  Sie  sind  überzeugt  von  der  ;,glück- 
lichen  Wirkung*^  des  Mittels.  Die  Wirkung  manifestiere  sich  bei  gewissen 
Fällen  durch  rapiden  Abfall  der  Temperatur,  bei  anderen  durch  lytischen 
Abfall.  Parallel  gehe  eine  Besserung  des  Allgemeinbefindens.  Das  Mittel 
wirkt  nach  ihrer  Ansicht  nicht  exklusiv  antibakteriell,  sondern  es  komme  eine 
katalytische  Kraft,  ähnlich  der  von  Fermenten  in  Betracht.  Bei  einigen 
Fällen  wurde  eine  rapide  Verminderung  der  Bakterien  im  Blute  beobachtet. 

Bö  sei  er  (23)  berichtet  Ober  günstige  £rfahnuigen  bei  Anwendung  vonEollargol 
in  der  Aagenheilkunde,  besonders  bei  Trachom. 

Bong  (5)  hat  die  intraventoe  Anwendung  von  KoUargol  mit  Erfolg  bei  puerperaler 
Sepsis  ausgefahrt. 

Jaenike  (19).  Septische  Farameiritis  mit  KoUargol  intravenOs  behandelt  Erfolg 
, geradezu  frappant*.  Die  Tatsache  stehe  fest,  «dass  ein  ganz  desolater  Fall  binnen  36  Stunden 
entfiebert  war  und  dass  ein  kindskopfgrosses  Exsudat  binnen  4 Vi  Tagen  y5llig  ver^ 
sohwunden  war. 

Dworezky  (18)  tritt  für  Anwendung  des  Ung.  Cred^  bei  den  verschiedensten 
Affektionen:  Phlegmone,  Mastitis,  Erisypel,  Bubonen,  ein.  Er  will  in  allen  Fällen  eine 
prompte  und  «milde*  Wirkungsweise  beobachtet  haben.         Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Bamberg  (2).  Von  der  grossen  Reihe  der  als  Ezsatzmittel  des  Jodo- 
forms angepriesenen  Arzneimittel  soll  nach  der  Meinung  des  Verf.  bisher 
keines  sich  die  bleibende  Gunst  weiter  ärztlicher  Kreise  zu  erringen  vermocht 
haben;  er  hofft,  dass  dies  beim  Sanoform  der  Fall  sein  werde.  Es  ist  ein 
Dijodsalizylsäuremethylester,  welcher  im  lebenden  Gewebe  langsam 
sich  löse,  wobei  Jod  und  Salizylsäure  frei  werden  und  ein  entwickelungs- 
hemmender  Einfluss  auf  die  Bakterien  ausgeübt  werde. 

Galli-Valerio  (17)  hat  Untersuchungen  angestellt  über  die  antisep- 
tische Wirkung  des  Lysoform.  In  vitro  ergaben  sich  gute  Resultate  gegen 
B.  coli,  während  M.  pyogenes  aureus  sehr  widerstandsfähig  war.  Verf.  glaubt, 
dass  das  Mittel,  wenn  es  auch  kein  starkes  Antiseptikum  sei,  so  doch  wegen 
seiner  Ungiftigkeit  und  seiner  desodorisierenden  Kraft  zu  empfehlen  sei. 

Busk  (7)  hat  die  vernichtende  Wirkung  des  Ghinosols  auf  Bac. 
prodigiosus  und  Bact.  typhi  erprobt  und  gelangt  durch  eine  Reihe  von  Ver- 
suchen (illustriert  durch  Tabellen)  zu  dem  Resultat,  dass  die  bakterizide 
Wirkung  des  Stoffes  schwach  ist  und  dass  eine  Lösung  von  unter  l^/o  als 
Desinficiens  ganz  ohne  Wirkung  ist.  (Schaldemose). 

Peyton  (22).  Kurze  Notizen  fiber  Anwendung  von  Lysoform  während  4  Monaten 
mit  befriedigeuden  Erfolgen. 

f)   Behandlung  von  Verletzungen  und  infizierten  Wunden. 

1.  Gerota,  Beitrag  zum  Studium  der  Behandlung  der  Bauchwunden.  Bevista  de  Chi- 
rurgie 1903.  Nr.  3.  p.  455  (Rumänisch). 

2.  Gontermann,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Ab-  oder  Zunahme  der  Keime 
in  einer  akzidentellen  Wunde  unter  rein  aseptischer  trockener  und  aseptischer  feuchter 
Behandln^,    v.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  70.  Heft  2. 

3.  Lex  er,  über  die  Örtliche  Behandluug  der  chirurg.  wichtigsten  Infektionen.  Therapie 
der  Gegenwart  1903.  Nr.  1. 

4.  Noetzel,  Experimentelle  Studie  zum  antiseptischen  Wundverband.  v.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  1. 

5.  Reinking,  Über  den  Einfluss  der  Alkohol  verbände  auf  den  Verlauf  entzündlicher 
Prozesse.    Dissert    Kiel. 


Branner,  Wnndheilaog,  StöruDgen  der  Wandheilimg  etc.  57 

Lexer  (3)  bespricht  in  seinem  Vortrage  ;,Über  die  örtliche  Be- 
bandlung  der  chirurgisch  wichtigen  Infektionen^  zwei  Infektions- 
gmppen.  Bei  der  ersten  handelt  es  sich  nm  eine  bestimmte,  durch  die 
hifektion  eingebrachte  Giftmenge,  welche  im  Körper  nicht  weiter  ver- 
mehniDgsfähig  ist  (Schlangenbiss).  In  der  zweiten  lassen  sich  diejenigen 
Bakterien-Infektionen  zusammenfassen,  welche  zu  einer  schweren  Allgemein- 
erkrankung führen  können,  ohne  dass  dies  die  unbedingten  Folgen  dieser 
Infektion  sind  (Milzbrand,  dxurch  Eiter-  und  Fäulniserreger  erzeugte  Wund- 
infektionen). Beim  äusseren  Milzbrand  befürwortet  Verf.  die  konservative 
Behandlung.  Bei  jeder  Operation  in  entzündeten  Geweben  und  auch  noch 
bei  der  Nachbehandlung  wird  die  allergrösste  Schonung  verlangt.  Aus  einem 
harmlosen,  durch  Quetschen  und  Stochern  maltraitierten  Oberlippenfurunkel 
kann  Thrombophlebitis  und  Meningitis  hervorgehen.  Eine  dritte  Gruppe  ver- 
einigt diejenigen  Infektionen,  deren  Folge  stets  eine  allgemeine  Gift-  oder 
Bakterien-Verbreitung  im  Körper  ist  (Tetanus,  Lyssa).  Die  Hoffnung,  durch 
desinfizierende  Mittel  die  im  Gewebe  liegenden  Bakterien  zu  vernichten,  habe 
der  Chirurg  schon  lange  aufgegeben.  Für  kleine  Wunden  sei  die  Exzision 
am  besten.  Bei  Tetanus  nach  grossen  mit  Strassenschmutz  infizierten  Zer- 
trümmerungsherden  sei  die  Amputation  wo  es  möglich  ist,  auszuführen  neben 
Serumbehandlung. 

Gontermann  (2)  stellt  Untersuchungen  an  über  den  Einfluss 
aseptischer  trockener  und  antiseptischer  feuchter  Verbände 
auf  den  Keimgehalt  akzidenteller  Wunden.  Die  Arbeit  berücksichtigt  in 
durchaus  ungenügender  Weise  die  einschlägige  Literatur,  d.  h.  sie  geht  auf 
Untersuchungen,  welche  vorher  mit  diesem  Thema  sich  befassten,  nur  ganz 
flüchtig  ein.  —  Es  wurden  untersucht:  Nicht  eiternde  Wunden,  welche  mit 
trockener  aseptischer  Gaze  verbunden  wurden.  Eiternde  Wunden,  welche 
mit  trockener  aseptischer  Gaze  verbunden  wurden.  Nicht  eiternde  und  eiternde 
Wanden,  welche  mit  Jodoformgaze  verbunden  wurden.  Nicht  eiternde  und 
eiternde  Wunden,  welche  mit  0,5 ^/o  feuchter  Sublimatgaze  und  Guttapercha 
verbunden  wurden^).  Nicht  eiternde  und  eiternde  Wunden,  welche  mit  3®/o 
feuchter  Earbolgaze  und  Guttapercha  verbunden  wurden.  Verfasser  kommt 
dabei  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Eine  bakterienhemmende  Nachwirkung  der  Antiseptica  in  Wunden 
ist  nicht  zu  konstatieren.  2.  Der  Keimgehalt  nicht  eitriger  akzidenteller 
Wunden  wird  bei  antiseptisch -feuchten  impemeablen  Verbänden  mehr  ge- 
steigert als  bei  trockenen.  3.  Bei  akzidentellen  Wunden  ist  der  Jodoform- 
gaze der  Vorzug  zu  geben,  da  sie  mit  den  klinisch  wichtigen  Eigenschaften 
der  Aufnahme  der  Wundsekrete  und  Blutstillung  durch  Festsaugen  noch  eine 
entschiedene  Einwirkung  auf  die  Mikroorganismen  verbindet.  4.  Feuchte 
Verbände  mach&i  leicht  Ekzeme  und  Haarbalgabszesse  in  der  Umgebung  der 
Wunde,  begünstigt  durch  Mazeration  der  Haut.  5.  Die  feuchten  Verbände 
sind  kein  sicheres  Mittel  gegen  Vereiterung  accidenteller  Wunden.  6.  Bei 
eitrigen  Wunden  bewirken  die  trockenen  Verbände  eine  schnellere  Abnahme 
der  Keime   als  die  feuchten.     7.  Bei  phlegmonösen  Entzündungen  wirken  die 

1)  Daas  feuchte  Karbol-  und  Sublimatkompressen  anter  Guttapercha  wegen 
EkxembQdimg  durchaus  unzweckmftssig  sind,  ist  den  Praktikern  längst  bekannt.  Anders 
steht  es  mit  essigsaurer  Tonerde,  oder  einer  Mischang  derselben  mit  Bleiwasser,  wie  sie 
Beferent  empfohlen  hat.  Dass  trockene  Verbände  bei  infizierten  eiternden  Wunden  Sekret- 
retention  machen  und  deshalb  nicht  zu  empfehlen  sind,  steht  fest.    Referent 


58  JahreBbericbt  für  Ohirargie.    I.  Teil. 

trockenen  Verbände  (aseptische  Gaze  und  Jodoformgaze)  günstig  auf  den 
Abfall  der  Keimzahl.  8.  Viele  akzidentelle  Wunden  heilen  trotz  grossen 
Keimgehaltes  ohne  klinische  Zeichen  von  Entzündung. 

Noetzel  (4)  glaubt  der  feuchten  Gaze  wegen  der  besseren  kapillären 
Drainage  eine  intensivere  Fernwirkung  zuerkennen  zu  müssen  als  der 
trockenen.  Er  hat  dabei  speziell  diejenigen  sezernierenden  Wunden  im  Auge, 
welche  man  nicht  mehr  tamponieren  will,  um  sie  zum  Schlüsse  zu  bringen 
und  die  bei  einfach  aufgelegtem  trockenem  Verbände  immer  wieder  Retentionen 
verursachen.  In  solchen  Fällen  wirkt  feuchte  Gaze  im  eigentlichen  Sinne  als 
„austrocknender  Verband^,  in  dem  sie  besser  von  der  Tiefe  her  aus- 
trockne. Gewissermassen  den  Typus  eines  solchen  Verbandes  stelle  der  zuerst 
Ton  Neubert  publizierte  Schwammverband  dar,  welchen  Rehn  seit  Jahren 
bei  den  blutigen  Repositionen  und  Knochennähten  von  Frakturen  mit  Vorteil 
anwandte. 

Verf.  suchte  sodann  auf  dem  Wege  des  Experimentes  zu  entscheiden, 
ob  die  ;,absaugende  Wirkung^  der  feuchten  Gaze  oder  der  trockenen  die 
bessere  sei.  Diese  Versuche  demonstrieren  wohl  in  deutlicher  Weise  die 
Wirkung  eines  saugkräftigen  Verbandes,  lassen  aber  die  erstere  Frage  un- 
entschieden. 

Reinking  (5).  In  der  Kieler  chirurg.  Poliklinik  wurden  Versuche  ndt 
Alkoholverbänden  gemacht  unter  Verwendung  eines  besonderen  70 ^/o 
Alkohol  enthaltenden  Präparates,  Alkoholallit  genannt.  Auf  eine  mehrfache 
Lage  Mull  wird  mit  einem  Spatel  das  die  Konsistenz  einer  erstarrten,  etwa  5°/o 
Gelatinelösung  besitzende  Präparat  in  3 — 4  mm  dicker  Schicht  aufgetragen. 
Der  so  vorbereitete  Mull  wird  auf  die  vorher  gereinigte  Haut  gelegt,  dann 
mit  Guttaperchapapier  oder  einem  anderen  impermeablen  Stoff  so  bedeckt, 
dass  dieser  den  Mull  etwas  überragt  und  das  Ganze  mit  Binden  befestigt. 
Dieser  Verband  wird  hauptsächlich  bei  leichteren  ambulant  behandelten  Ent- 
zündungen empfohlen;  bei  schwereren  Fällen  gebühre  dem  hochprozentigen 
Alkohol  der  Vorzug. 

Gerota  (1)  studiert  die  Frage  der  Bauch wiindenbehandlung  und  gibt  12  verschiedene 
Fälle  solcher  penetrierenden  oder  oberflächlichen  Bauchwunden,  die  durch  Operation  be- 
handelt wurden.  Stolanoff  (Plevna). 


Branner,  Tetanus. 
IV. 

Tetanus. 


Referent:  Konrad  Bninner,  Münsterlingen. 


L  Pathogenese,   Wirkung   des  Tetanusgiftes.     Symptomatologie.     Kopf- 
tetanus. 

1.  *Ghaaffard,  Sar  an  memoire  de  MM.  Lop  et  Murat  conoemant  le  t^tanoB  conaö- 
catif  ä  Temploi  de  la  g^latine  comme  h^mostatiqae ;  discassion.  Bull,  de  racad^mie 
de  m^.  1903.  Nr.  U. 

2.  Diealafoy,  Un  caa  de  t^tanos  consöcutif  a  ane  injection  de  s^ram  g^latinö;  dis- 
cuaaion.    BolL  de  Tacad^mie  de  m^d.  1908.  Nr.  19. 

3.  Els&Bser,  BeitrAge  zur  Kenntnis  des  Tetanus  traumaticos.  Deutsche  Zeitschrift  fttr 
Chirorgie  1903.  Bd.  69.  Heft  2—4. 

4.  Farland,  Tetanus  Prophylaxis  and  suspected  woands.  The  journ.  of  the  Amer. Med. 
Ass.  1903.  July  4. 

5.  Friedel,  Die  Lehre  vom  Kopf-Tetanus.    Biss.    Berlin  1903. 

6.  Hohlbeck,  Ein  Beitrag  zum  Vorkommen  des  Tetanusbacillus  ausserhalb  des  Be- 
reiches der  Infektionsstelle  beim  Menschen.  Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  10. 

7.  Kap  per»  Ein  Fall  von  erfolgreicher  Serumbehandlung  bei  Tetanus.  Wiener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  9  und  10. 

8.  Meyer  und  Bansom,  Untersuchungen  fiber  den  Tetanus.  Archiv  fQr  experimentelle 
Pathologie  etc.  1903.  Bd.  49.  Heft  6. 

9.  Morax  et  Marie,  Untersuchungen  über  Resorption  des  Tetanusgiftes.  Annales  de 
l'institat  Pasteur  1903.  Mai. 

10.  Neumann,  Kopftetanus  als  Abortivtetanus.  Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde  1903. 
Nr.  10. 

11.  Racine  und  Bruns,  Zur  Ätiologie  des  sog.  rheumatischen  Tetanus.  Deutsche  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  43. 

12.  Rain,  Blank-cartridge  wound  Inflected  by  tetanus  bacilli;  prompt  excision;  no  tetanus. 
Annals  of  surgery  1903.  March. 

13.  Remedi,  Süll'  azione  della  tiroide  nel  tetano.    Bicerche  sperimentali  1903. 

14.  Schfitze,  Über  einen  Fall  von  Kopf  tetanus  mit  seltener  Ätiologie.  Deutsche  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  28. 

Die  wichtigen  ^Untersuchungen  über  den  Tetanus"  von  Meyer 
und  Ransom  (8)  befassen  sich  in  einem  1.  Abschnitte  mit  dem  lokalen 
Starrkrampf.  In  bezug  auf  die  erste  und  wichtigste  Vorfrage,  wo  das 
Tetanusgift  den  Angriffspunkt  seiner  verderblichen  Wirkung  habe,  ob  im 
Zentralnervensystem  oder  in  der  Peripherie  oder  in  beiden,  wird  eingangs 
hervorgehoben,  dass  es  das  unbestreitbare  Verdienst  von  Gumprecht  sei, 
mit  einer  an  Evidenz  grenzenden  Wahrscheinlichkeit  gezeigt  zu  haben,  dass 
allein  das  Zentralnervensystem,  insbesondere  das  Rückenmark,  von  dem  Gift 
krankhaft  verändert  werde  und  dass  alle  funktionellen  Erscheinungen  der 
Vergiftung,  sowie  die  gesteigerte  Reflexerregbarkeit,  wie  die  tonische  Starre 
der  Muskeln  von  dieser  Rückenmarksvergiftung  bedingt  seien. 

Die  in  den  Jahren  1892 — 1894  in  den  Beiträgen  zur  klin.  Chirurgie^) 

0  Ausgegeben  in  den  Jahren  1892,  1893  und  1894  in  Bd.  IX- XII. 


60  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

erschienenen  experimentellen  Untersuchungen  des  Referenten,  welche  zum  Teil 
vor  Gumprecht  diese  Tatsachen  festgestellt  haben,  werden  hier  in  keiner 
Weise  berücksichtigt.  Indem  die  Verfif.  auf  den  Transport  des  Tetanus- 
giftes auf  dem  Wege  der  Nerven  zu  sprechen  kommen,  erwähnen  sie 
nur,  „Brunner  nahm  auf  Grund  seiner  Experimente  über  Kopftetanus  ein 
Wandern  des  Giftes  zentralwärts  im  N.  facialis  an,  Hess  die  Hypothese  aber 
als  zu  wenig  plausibel  wieder  fallen"  etc.  ^) 

In  bezug  auf  die  Nervenleitung  ist  es  den  Verfif.  gelungen,  bei  Meer- 
schweinchen nach  Injektion  des  Giftes  unter  die  Haut  eines  Hinterbeines  in 
allen  Fällen  das  Tetanustoxin  ausser  im  Blute  in  dem  der  Impfseite  ent- 
sprechenden, iu  einem  Falle  ausserdem  auch  in  dem  anderen  n.  ischiadicos 
nachzuweisen.  Diese  Resultate  seien  von  Marie  und  Morax  durch  Experi- 
mente im  Roux sehen  Laboratorium  bestätigt  worden. 

Femer  ist  es  den  Verfif.  gelungen,  nach  intravenöser  tödlicher  Vergiftung 
durch  die  Antitoxinsperrung  der  beiden  Hauptnerven  der  Hinterbeine  das 
ihnen  entsprechende  Muskelgebiet  von  der  Vergiftung  frei  zu  halten.  Sie 
schliessen  daraus,  dass  das  Tetanusgift  zu  dem  Zentralnerven- 
system nicht  direkt  durch  Blut-  und  Lymphbahnen,  sondern 
nur  auf  dem  Wege  der  Nerven  hin  kommen. 

Weitere  Versuche  sollen  darlegen,  dass  das  Aufwärtssteigen  des  Giftes 
im  Rückenmark  durch  Durchschneidung  des  Rückenmarkes  gehenmit  werde. 
Femer  wird  experimentell  gezeigt,  dass  der  grösste  Teil  der  Inku- 
bationszeit beim  Tetanus  für  die  intraneurale  Giftwanderung 
bis  zu  den  giftempfindlichen  Rückenmarkszentren  verbraucht 
werde,  sowie,  dass  nicht  nur  die  Reflexsteigerung,  sondern 
gerade  auch  die  für  die  Tetanusvergiftung  charakteristische 
tonische  Muskelkontraktion,  der  lokale  Tetanus,  allein  durck 
zentrale  Wirkung  mit  Ausschluss  jeder  peripheren  Affektion 
entstehe. 

Weitere  Experimente  bringen  Aufschluss  über  den  sog.  Tetanus  dolo- 
rosus,  über  die  Reflexsteigerung  und  die  Muskelkontraktur  und 
auf  diesen  Versuchen  baut  sich  die  folgende  hier  in  extenso  wiedergegebene 
Theorie  des  experimentellen  Tetanus  auf: 

;,Aus  den  von  mir  mitgeteilten  Tatsachen  glauben  wir  den  Gang  der 
experimentellen  Tetanusvergiftung  in  folgender  Weise  deuten  zu  können.  An 
der  geimpften  Stelle  wird  das  Gift  aus  den  Lymphspalten  zum  grössten  Teil 
von  den  motorischen  Nerven  —  wahrscheinlich  in  ihren  marklosen  Endi- 
gungen —  aufgesaugt  und  gelangt  durch  sie  zu  den  motorischen  Rücken- 
marksganglien. Diese  werden  zunächst  allein  in  einen  Zustand  der  Über- 
erregbarkeit versetzt,  so  dass  sie  durch  die  von  den  sensiblen  Neuronen  dauernd 
zufliessenden,  sonst  unterschwelligen,  latent  bleibenden  Reize  wirksam  erregt 
und  zu  ununterbrochener  Energieentladung  gezwungen  werden.  Genauer  aus- 
gedrückt sind  die  kontinuierlichen  sensiblen  (Labyrinth-)  Reize  auch  in  der 
Norm  nicht  unterschwellig  und  bleiben  nicht  latent,  sondern  sind  die  aus- 
lösende Ursache  aller  der  kleinen,  ununterbrochenen  motorischen  Entladungen, 
deren  integrale  Wirkung  wir  als  Muskeltonus  kennen.  Diese  Entladungen 
sind  bei  der  Tetanusvergiftung  abnorm  verstärkt;   es  muss  aber  sogleich  be- 

1)  Nach  dem  Aufsatz  in  Deutsch,  med.  Wocheuschrift  1894.  Nr.  5.  Referent  konsta- 
tiert hier  nur  das  Faktum  dieser  mangelhaften  Literaturberücksichtigung ;  auf  weiteren 
Prioritätsstreit  und  inhaltliche  Kontroverse  sich  einzulassen,  ist  hier  nicht  der  Ort. 


Branner,  Tetanus.  61 

merkt  werden,  dass  sie  nun  keineswegs  maximale  sind.  Das  erkrankte  Glied 
wird  nicht  gleich  in  die  Endstellung  (Hyperextension)  gezwungen,  sondern 
Extensoren  und  Flexoren  spannen  sich  langsam  an.  Dabei  überwiegen  an 
den  hinteren  Extremitäten  die  ersteren  und  bringen  das  Glied  allmählich 
mehr  und  mehr  in  Extensionsstellung ;  ist  nur  erst  etwa  Mittelstellung  erreicht, 
so  kann  jeder  Willensimpuls  oder  Reflexstoss  die  Streckung  vorübergehend 
steigern,  sich  also  zu  den  schon  wirkenden  Tonusentladungen  addieren.  Man 
kann  es  daher  auch  kurz  so  formulieren :  Der  lokale  Starrkrampf  ist  der  Aus- 
druck, die  Folge  des  abnorm  und  wachsend  verstärkten,  alle  intrazentralen 
Hemmungen  überwindenden  Muskeltonus  an  dem  befallenen  Glied. 

Nur  insofern,  als  nach  Herings  bekanntem  Versuch  jeder  motorische 
Impuls  überhaupt  ;,peripherogen^  ist,  ist  auch  die  tetanische  Muskelkonstruktur 
von  sensiblen  Erregungen  bedingt  und  ;,reflektorisch^^;  zugrunde  liegt  ihr  aber 
ausschliesslich  eine  primäre  pathologische  Änderung  des  motorischen  Appa- 
rates im  Rückenmark,  die  darum  auch  in  ihrer  Wirkung  zunächst  streng  loka- 
lisiert ist. 

In  den  Fasern  des  Rückenmarks  wird  das  überschüssige  Gift  weiter- 
geführt und  zwar  zuerst  —  durch  die  direkten  Verbindungsbahnen  der  vor- 
deren Kommissur  —  zu  den  motorischen  Apparaten  der  anderen  Seite:  Starr- 
krampf des  korrespondierenden  Gliedes.  Erst  nach  einiger  Zeit  und  bei  ge- 
nügender Zufuhr  erfasst  das  Tetanustoxin  die  vermutlich  nächst  verbundenen 
taktilen  Apparate  des  Reflexbogens  im  Rückenmark:  es  kommt  zur  allgemei- 
uen  Steigerung  der  Reflexe  auf  Reizung  des  erkrankten  Gliedes  oder  seines 
Nervenstammes;  von  allen  anderen  Stellen  des  Körpers  aber  werden  nur  nor- 
male Reflexe  ausgelöst,  der  eine  Punkt  des  sensiblen  Reflexapparates  allein 
ist  übererregbar,  aber  jede  seiner  abnorm  heftigen  Explosionen  kann  sich  auf 
die  mittelst  auf-  und  absteigender  Kollateralen  ihm  verbundenen  Reflexappa- 
rate des  ganzen  Rückenmarks  übertragen  und  umgekehrt  wird  ein  anderer 
sensibler  Neuron  erregt,  so  löst  die  fortgleitende  Erregungswelle  wiederum 
nur  an  jener  übererregten  Stelle  einen  Reflexstoss  aus.  —  Schreitet  die  Ver- 
giftung fort,  so  verbreitet  sich  sowohl  der  motorische  Tonus,  wie  die  Steige- 
rung der  Reflexerregbarkeit  und  es  erfolgt  dann  „Starre"  fast  aller  quer- 
gestreiften Muskeln  und  allgemeiner  ^  Reflextetanus  ^. 

Beim  tetanuskranken  Warmblüter  handelt  es  sich  also  um  zwei,  zeitlich 
und  örtlich  geschiedene  Prozesse  im  Rückenmark :  der  erste  ist  örtlich  moto- 
rische Vergiftung:  lokale  Muskelstarre;  der  andere  sekundäre  ist  örtlich  sen- 
sible Vergiftung :  vom  vergifteten  Neuron  auslösbar  verbreiterter  Reflextetanus. 
Hat  die  Vergiftung  von  der  Blutbahn  aus  stattgefundeu,  so  tritt  das  Gift  zu 
allen  motorischen  Nervenendigungen  und  die  Erkrankung  ist  selbstverständ- 
lich nicht  an  einer  Rückenmarkstelle  lokalisiert,  sondern  diffus.  Dass  dann 
an  gewissen  Prädilektionsstellen  der  Tetanus  zuerst  ausbrechen  kann,  lehren 
sowohl  Tierversuche  —  bei  Katzen  z.  B.  werden  die  Beuger  der  Vorderpfoten 
zuerst  befallen  —  wie  auch  die  Pathologie  des  menschlichen  Tetanus. 

Als  letzte  Folge  ist  die  bleibende  Verkürzung  und  die  Atrophie  der 
retrahierten  und  unbeweglichen  Muskeln  zu  betrachten.  Bei  dem  tetanus- 
empfindlichen Warmfrosch  kommt  nach  unseren  Beobachtungen  die  rein  moto- 
rische, lokale  Muskelkontraktur  nicht  vor;  hier  scheint  das  Gift  sogleich  in 
die  sensiblen  Teile  des  Reflexapparates  überzugehen^). 

1)  Wer  sich  für  die  Entwicklung  der  Tetanuslehre  interessiert,  lese  in  meinen 
zitieTten  Arbeiten  die  von  mir  10  Jahre  früher,   d.  h.  1892  publizierten,  1894  weiter 


62  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Tei]. 

Nach  den  neuesten  Untersuchungen  von  Morax  und  Marie  (9)  sind  die 
drei  Typen  peripherer  Neurose,  die  motorischen,  sensitiven  und  sympathischen 
gleichmässig  fähig,  das  Tetanusgift  zu  absorbieren.  Die  spezifische 
Lokalisation  des  Giftes  aber  finde  wahrscheinlich  nicht  im  peripheren 
Neuron  statt,  sondern  in  den  zerebralen;  die  peripheren  Neurone  würden 
nach  dieser  ^Hypothese^  nur  die  Kanäle  darstellen,  durch  welche  das  Gift 
den  zerebralen  zugeführt  werde. 

Seine  in  Injektion  von  Tetanustoxin  in  die  Schilddrüse  be- 
stehenden Experimente,  über  die  er  schon  früher  (Lo  Sperimentale  1902, 
fasc.  4)  berichtete,  hat  Remedi  (13)  fortgesetzt.  Er  experimentierte  dies- 
mal an  acht  Hunden,  von  denen  drei  zur  Eontrolle  dienten;  die  Injektionen 
machte  er  ins  Schilddrüsenparenchym.  Die  von  ihm  erhaltenen  Resultate 
sind  folgende:  Der  Kontakt  des  Tetanustoxins  mit  den  Schilddrüsenzellen 
ruft  Erscheinungen  von  Hypersekretion  hervor,  die  auftreten,  sowohl  wenn 
das  Tetanustoxin  in  mittelmässiger  Menge  in  das  Schilddrüsenparenchym  in- 
jiziert wird,  als  auch  wenn  es,  in  Fällen  von  Allgemeininfektion,  auf  der 
Blutbahn  in  dasselbe  gelangt;  wird  dagegen  das  Tetanustoxin  in  bedeutender 
Menge  ins  Schilddrüsenparenchym  injiziert,  dann  herrschen  nekrotische  Er- 
scheinungen vor.  Verf.  hält  es  für  nicht  unwahrscheinlich,  dass  nach  Auf- 
hören dieser  Hypersekretionsperiode  eine  Wucherung  von  neuen  Elementen 
stattfindet,  zwecks  Wiederersatzes  der  Zellenelemente,  die  durch  die  Hyper- 
sekretion erschöpft  werden.  Besonders  hervorzuheben  ist,  dass  bei  zwei 
Hunden,  bei  denen  das  injizierte  Toxin  das  ganze  Schüddrüsenparenchym 
durchdrang,  keine  weiteren  Tetanuserscheinungen  auftraten,  was  annehmen 
lässt,  dass  das  Toxin  in  der  Schilddrüse  die  Verhältnisse  zu  einer  voll- 
ständigen Neutralisation  gefunden  habe.  Die  Schilddrüse  übe,  vermittelst  der 
Zellenelemente  die  sie  enthält,  eine  ähnliche  Wirkung  aus,  wie  das  künstliche 
Antitoxin,  und  zwar  könne  dies,  nach  Verf.,  entweder  dadurch  erfolgen,  dass 
das  Tetanustoxin  sich  an  der  Zelle  fortsetzt  oder  dadurch,  dass  die  Sekretion 
der  Epithelelemente  das  Toxin  neutralisiert.  R.  Giani. 

Angeregt  durch  Versuche  von  Prof.  Calmette  in  Lille  hat  M.  Farland  (4) 
Versuche  an  Meerschweinchen  gemacht,  um  die  Wirkung  getrockneten 
Tetanusantitoxins  auf  infizierte  Wunden  zu  prüfen.  Die  Resultate 
waren  sehr  zufriedenstellend.  Das  Antitoxin  wurde  mit  Chloroform  gemischt, 
auf  die  Wunden  gestreut  und  diese  mit  Watte  und  Kollodium  geschlossen. 
Das  getrocknete  Antitoxin  ist  unbeschränkt  haltbar,  macht  in  die  Wunde 
gebildete  Tetanustoxine  unschädlich  und  wird  resorbiert,  um  im  Blute  zu 
zirkulieren  bis  es  von  etwa  in  den  Kreislauf  gelangten  Toxinen  in  Anspruch 
genommen  wird.  Maas  (New- York). 

Der  von  Racine  und  Bruns  (11)  mitgeteilte  Fall  zeigt  wieder,  dass 
der  Satz  zu  recht  besteht  „ohne  Tetanusbacillus  kein  Tetanus^'  und 
dass  der  Begriff  ;,rheumatischer  Tetanus"  Fälle  von  kryptogenetischen  Tetanus 
umfasst. 

Ein  20jähriger  Bergmann  erkrankte  an  ausgesprochenen  Erscheinungen 
von  Tetanus.    Eine  äussere  Wunde  fand  sich  nicht,  wohl  aber   eitrige  Otitis 


ausgefahrten  Hypothesen,  von  denen  die  1.  aaf  der  Leitung  des  Giftes  Iftngs  den 
Nervenbahnen,  die  2.  auf  einer  Doppelwirkung  sich  aufbaut  und  vergleiche  diese 
meine,  den  Verfassern  offenbar  nicht  bekannte  Darstellung  (Der  Tetanus,  eine  toxische 
Neurose)  mit  der  hier  von  ihnen  vorgebrachten  Theorie.    Referent. 


Brunner,  Tetanus.  63 

media.  Die  Anamnese  ergab,  dass  Patient  mit  kleinen  Reisern  den 
äussern  Gehörgang  gereinigt  habe.  Genesung  unter  Antitoxin- 
behandlnng. 

Das  Sekret  der  Otitra  media  wurde  bakteriologisch  untersucht  und  es 
gelang  Tetanusbazillen  daraus  zu  züchten,  und  es  war  damit  der  Beweis  er- 
bracht, dass  die  Tetanusinfektion  vom  rechten  Ohr  ausgegangen  war. 

Elsässer  (3)  verarbeitet  das  in  Kochers  Klinik  1877--1902  be- 
obachtete Material  von  Tetanusfällen  unter  Beigabe  sämtlicher  ausführlicher 
Krankengeschichten.  Von  den  24  Fällen  sind  die  Mehrzahl  männlichen  Ge- 
schlechtes. Die  Hauptzahl  kommt  auf  Leute,  die  sich  mit  Landarbeit  be- 
schäftigten ;  meist  handelt  es  sich  um  geringfügige  Verletzungen.  Bei  ^/s  hat 
ärztliche  Behandlung  vor  Spitaleintritt  nicht  stattgefunden;  sieben  Wunden 
waren  mit  Gartenerde  verunreinigt.  11  Patienten  sind  am  Kopf  verletzt; 
leider  findet  gerade  bei  diesen  die  interessante  Symptomatologie  zu  wenig 
Würdigung.  Es  heisst  von  der  Facialislähmung  nur,  es  seien  zu  wenig 
Fälle  mit  solcher  aufgetreten  (16  7o)  ;,um  näher  darauf  einzutreten^^  Von 
einem  Patienten  am  Nasenrücken  ist  bemerkt,  dass  er  „höchst  intensive 
Krämpfe*'  hatte. 

Bei  fünf  Fallen  wurden  sicher  Tetanusbazillen  gefunden. 

Therapie:  Lokal  am  meisten  Jod  und  Karbolsäure,  auch  Jodtri- 
chlorid  undArgentum  nitricum;  bei  schweren  Fällen  Thermokauter 
Imierlich  Chloralhydrat  und  Morphium  subkutan,  bei  heutigen  Anfallen 
Chloroform  narkose. 

13  Patienten  erhielten  neben  anderen  Medikamenten  Bemer-Serum,  bei 
acht  Fällen  intrazerebrale  Injektion,  einmal  gleichzeitig  intravenös,  einmal 
gleichzeitig  subkutan,  bei  zwei  Patienten  nur  intrazerebral.  Einer  bekam 
5  ccm  intracerebral  und  50  com  durch  Lumbalpunktion. 

Von  den  13  mit  Serum  behandelten  Fällen  sind  sechs  geheilt. 

Fünf  Fälle  sind  mit  Karbolsäure  nach  Baccelli  behandelt  worden,  mit 
zwei  Todesfallen. 

Im  ganzen  sind  von  den  24  Fällen  10  geheilt  =  58  ^/o  Mortalität. 

Dieulafoy  (2).  Tetanus  nach  Gelatineinjektion  bei  einer  Phti- 
sikerin.  Bei  starker  Hämoptoe  wurde  unter  alten  Kautelen  eine  Injektion 
von  Gelatine  am  linken  Oberschenkel  gemacht.  Die  Lösung  war  in  der 
Apotheke  bereitet  worden  und  war  ^/2  Stunde  aufgekocht  worden.  Nach 
10  Tagen  Ausbruch  der  tetanischen  Erscheinungen.  Alsbald  Injektion  von 
Antitoxin,  Chloral  per  Klysma.     Furibunder  Verlauf. 

An  der  Stelle,  wo  die  Gelatine  injiziert  worden,  hatte  sich  ein  kleiner 
Abszess  gebildet.    Aus  diesem  Eiter  wurden  Tetanusbazillen  gezüchtet. 

In  einer  Übersicht  über  die  Literatur  erwähnt  Verf.,  dass  Chauffard 
der  Akademie  über  18  Fälle  von  Tetanus  nach  Gelatineinjektion  Mitteilung 
gemacht  habe. 

Der  von  Kapper  (7)  beschriebene  Tetanusfall  ist  nach  Ansicht  des 
Verf.  von  folgenden  Gesichtspunkten  aus  interessant: 

1.  Das  klinische  Büd  war  mit  Rücksicht  auf  die  Intensität  und  Lokali- 
sation der  Krämpfe  (Schlundkrämpfe,  Zungenbisse,  Mitbeteiligung  der  Atmungs- 
muskulatur)  als  ein  schweres  zu  bezeichnen. 

2.  Das  wiederholt  beschriebene  Verschwinden  der  gesteigerten  Schweiss- 
sekretion  bald  nach  Beginn  der  Serumtherapie  hat  sich   hier  nicht  nach- 


64  Jahresbericht  für  Chirargie.    I.  Teil. 

weisen  lassen,  und  es  dürfte  dieser  Umstand  wohl  auf  die  deutliche  Über- 
erregbarkeit der  Vasomotoren,  den  stark  ausgebildeten  Dermographismus 
zurückzuführen  sein. 

3.  Verlauf  ohne  Temperatursteigerung,  welcher  ungezwungen  durch  die 
reichliche  Schweissproduktion  erklärt  wird,  was  jedoch  bei  einer  mit  tetani- 
sehen  Muskelkontraktionen  einhergehenden  Infektionskrankheit  nicht  gerade 
von  vornherein  zu  erwarten  ist. 

4.  Das  eigentümliche  Verhalten  des  Kremasterreflexes. 

Baxter  Bain  (12)  züchtet  aus  einer  Wunde  der  Hand  Tetanusbazillen. 
Exzision  der  Wunde  und  Ausbleiben  von  Tetanussymptomen  ^). 

Friedel  (5).  Eine  aus  v.  Leydens  Klinik  hervorgegangene  vorzüg- 
liche Dissertation,  betitelt  ;,Die  Lehre  vom  Kopftetanus^,  enthält  zu 
Anfang  eine  historische  Übersicht  über  die  Entwickelung  der  Anschauungen 
über  das  Wesen  des  Kopftetanus  seit  Roses  erster  Beschreibung.  Unter 
kritischer  Würdigung  der  klinischen  und  experimentellen  auf  diesem  Gebiete 
gemachten  Errungenschaften  bringt  er  interessante  Gedanken  zur  Abklärung 
der  verschiedenen  hier  stets  noch  obschwebenden  Streitfragen.  Als  Beitrag 
zur  Kasuistik  des  Kopftetanus  wird  ein  Fall  beschrieben,  bei  dem  an  eine 
Verletzung  an  der  Nasenwurzel  sich  das  „gewöhnliche  Bild^  des  Wundstarr- 
krampfes anschloss,  ;,ohne  deutliche  Lähmungserscheinungen  im  Facialis- 
bereiche*^.  Als  einen  „Kernpunkt''  der  Streitfragen  behandelt  Verf.  jene 
Erscheinung,  die  zu  vielen  Kontroversen  (Brunner-Klemm)  geführt  hatte 
und  die  als  „spastische  Lähmung'^  oder  „paralytische  Kontraktur"  geschildert 
wurde.  Der  Muskel  kann  starr  sein  ohne  Verkürzung.  Die  durch  Palpation 
wahrnehmbare  Starre  ist  nicht  der  Ausdruck  seiner  Kontraktion,  sondern  nur 
seiner  Spannung.  Es  handle  sich  hier  um  den  Zustand,  den  Fick  in  der 
Physiologie  als  „isometrischen  Muskelakt"  bezeichnet  habe,  d.  h.  als  eine 
Aktion  des  Muskels,  bei  der  es  zwar  zu  einem  Starrwerden,  einer  Anisotonie, 
nicht  aber  zu  einer  Verkürzung  käme,  weil  das  mechanische  System,  welches 
Ursprungs-  und  Insertionspunkt  verbinde,  einen  im  mechanischen  Sinne  zu 
starren  Widerstand  bilde.  Darauf  ist  „ein  Teil"  der  Erscheinungen  zurück- 
zuführen, einen  anderen  Teil  denkt  er  sich  „durch  eine  krankhafte  Ver- 
schiebung in  der  Willensbahnung"  (Goldscheide r)  entstanden.  In  beiden 
Fällen  reiche  die  AuflEassung  des  Toxins  als  eines  die  motorischen  Neurone 
lediglich  in  Überregbarkeit  versetzenden  Stoffes  aus.  —  Im  weiteren  zieht 
Verf.  hinsichtlich  der  Pathogenese  des  Kopftetanus  folgende  Schlüsse: 

1.  Alle  bisher  beobachteten,  durch  das  Tetanusgift  hervorgerufenen 
krankhaften  Erscheinungen  von  Seiten  der  Muskulatur  lassen  sich  durch  die 
Annahme  erklären,  dass  das  Gift  die  Reizschwelle  der  motorischen  Nerven- 
zellen herabsetzt. 

2.  Die  von  dem  gewöhnlichen  Wundstarrkrampf  des  Menschen  ab- 
weichenden Tetanusformen,  die  als  Kopftetanus,  primäre  lokale  Kontraktur 
u.  dergl.  beschrieben  sind,  kommen  nur  zustande,  wenn  das  Gift  am  Orte 
seiner  Entstehung  im  Körper  mit  Muskeln  bezw.  motorischen  Nervenendigungen 
in  Berührung  kommt. 

3.  Die  Annahme,  dass  Achsenzylinder  oder  deren  Hüllen  imstande  seien, 
das  Gift  selber  fortzuleiten,  ist  unwahrscheinlich  und  unnötig. 

1)  Der  Nachweis  von  Tetanusbazilien  in  akzidentellen  Wunden  ohne  Tetanus  findet 
sich  schon  in  der  Arbeit  von  Riggenbach.  Vgl.  Jahresbericht  1897.  p.  72.    Referent. 


Branner,  Tetanus.  65 

4.  Die  Ausbreitung  der  Reizbarkeitssteigerung  über  die  motorischen 
Nervenzellen  erfolgt,  nachdem  das  Gift  in  einer  Zellgruppe  in  Wirkung  tretend 
bier  einen  Reizzustand  geschaffen  hat,  der  sich  kontinuierlich  auf  weitere 
Zellgruppen  fortpflanzt  und  deren  Angreifbarkeit  für  das  Gift  erhöht;  es 
erkrankt  also  diejenige  Zellgruppe  zuerst,  die  von  Natur  am  angreifbarsten 
ist,  die  grösste  Giftaffinität  hat  (Portio  minor  trigemini)  oder  diejenige,  welche 
zuerst  —  direkt  an  der  Peripherie  —  mit  dem  Gifte  in  Berührung  kam; 
in  letzterem  Falle  ist  dabei  vorausgesetzt ,  dass  der  reizleitende  Neurit  eine 
gewisse  Länge  nicht  überschreite,  anderenfalls  auch  hier  zuerst  Trismus  auf- 
tritt und  sogar  bei  sehr  erheblicher  Länge  des  Achsenzylinders  (Extremitäten) 
die  spät  eintretende  ;,primär  lokale^  Kontraktur  durch  das  inzwischen  sich 
entwickelnde  Bild  des  gewöhnlichen  Wundstarrkrampfes  unkenntlich  ge- 
macht wird. 

Bei  dem  von  Schutze  (14)  bescbriebenen  Fall  von  ^Kopftetanus  mit  seltener 
Ätiologie'  handelt  es  sich  nm  eine  58jähr.  Fran,  welche  von  einem  Pfauhahn  in  die  Stirne 
gebissen  wurde;  zugleich  erhielt  sie  in  der  Scheitelgegend  von  den  Krallen  herrührende 
Haatftbachürfnngen.  3—4  Tage  nachher  habe  die  ganze  linke  Gesichtshälfte  angefangen 
za  erschlaffen.  8  Tage  spftter  stellten  sich  Krämpfe  der  Kiefermuskeln  ein.  Dazu  traten 
Schlingbeschwerden.    Im  weiteren  Kontraktur  der  Nackenmnskeln,  geringer  Opisthotonus. 

Der  Yogelbiss  war  etwas  links  von  der  MittelUnie  gelegen  und  enthielt  die  abge- 
brochene Schnabelspitze  des  Pfauen.  Die  Wunde  wurde  ausgebrannt  und  mit  Jodoformgaze 
tamponiert.  —  Die  Schnabelspitze  wurde  einer  Maus  unter  die  ROckenhaut  verpflanzt  und 
anengte  typischen  Tetanus.  Im  Wundeiter  wurden  Tetanusbazillen  und  Strepto- 
kokken nachgewiesen.  —  Im  weiteren  subkutane  Seruminjektion.    Heilung. 

Hohlbecks  (6)  Beobachtung  „über  das  Vorkommen  des  Tetanus- 
bazillus ausserhalb  des  Bereiches  der  Infektionsstelle''  bezieht 
sich  auf  einen  Fall  von  Kopftetanus: 

Auf  der  rechten  Seite  der  Nase  eine  Schorfung  durch  einen  Holzstab.  «Links  ausge- 
sprochene Furchen  um  Nase  und  Mund;  die  rechte  Gesichtshälfte  glatt."  Tonische  Kr&mpfe 
im  Bereiche  der  Rumpf-,  Hals-  und  Gesichtsmuskulatur.  Extremitäten  frei.  Behandlung 
mit  Chloralhydrat.    f* 

Aus  dem  Blnte  konnten  Tetannsbazillen  gezflchtet  werden,  allerdiugs  nicht  in 
Reinkultur. 

2.  Therapie. 

1.  Y.  Behring,  Zur  antitoxischen  Tetannstherapie.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  35. 

la.Berlizheimer  und  Meyer,  Zwei  Fälle  von  Tetanus  acutus.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  42. 

2.  Carti,  E.,  Tetano  ed  accido  fenico.    II  Policlinico.  Sez.  pratica  1903,  Fase.  49. 

3.  *Cook,  Oase  of  traumatio  tetanus;  recovery.    The  Lancet  1903.  Oct.  17. 

4.  Corte,  P.  A.,  Dne  osservazioni  di  tetano  curato  e  guarito  ed  metodo  Baccelli.    U 
Policlinico.  Sez.  pratica  1903.  Fase.  26.    (Zwei  Fälle  mit  Ausgang  in  Heilung.) 

5.  ^Ebstein,  Zur  Lehre  von  der  Behandlung  des  Tetanus  traumaticus  mit  dem  Behring- 
schen  Serum.    Diss.    Glossen  1903. 

6.  Elwortly,  A  case  of  traumatic  tetanus  treated  with  antitoxin.    The  Lancet  1903. 
Aug.  15. 

7.  Frotscher,  Zur  Behandlung  des  Tetanus  traumaticus  mit  Behrings  Tetanusantitoxin. 
Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  10. 

8.  Glaser,  Zur  Kasuistik  der  Antitoxinbehandlung  des  Tetauus.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  44. 

9.  Gerber,   Ein   Fall   von   Tetanus,    erfolgreich   mit  Behrings   Antitoxin   behandelt. 
Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  26. 

10.  Herrmann,  Ein  schwerer  Fall  von  Tetanus  traumaticus.    Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1904.  Nr.  10. 

11.  Holub,    Zur  Antitoxinbehandlung   des   Tetanus.    Wiener  klin.   Wochenschrift    1903. 
Nr.  31. 

Jahresberieht  für  Chirargie  1903.  5 


66  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

12.  Luckett,  The  rational  treatment  of  tetaous  a  report  of  sacceafnl  treatment  by  Spina 
sabarachnoid  injections  of  antit^tanic  serum.    Medical  News  1903.  April  18. 

13.  Leone,  6.,  Tetano  e  metodo  Baccelli.    II  Policlinico.  Sez.  pratica  1903.  Fase  18. 

14.  Luciani,  L.,  La  resistenza  dell'  organismo  all'  acido  fenico  in  un  tetanico  all'  ospedale 
Cousolazione  di  Roma.    II  Policlinico.  Sez.  pratica  1908.  Fase.  26. 

15.  Mowat,  Note  on  a  case  of  tetanus;   injections  of  antitetanic  serum;   recovery.    The 
Lancet  1903.  Not.  14. 

16.  *Matyen,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  des  Tetanus.    Diss.    Kiel  1903. 

17.  Sannders,  A  case  of  acute  Tetanus  with  certain  points  of  interest.  The  Lancet  1903. 
March  7. 

18.  V.  Schuckmann,  Zur  Frage  der  Antitozinbehandlung  bei  Tetanus.    Deutsche  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  10. 

19.  ^Schumann,  10  Fälle  von  Tetanus  traumaticoa  aus  der  chirurg.  Klinik  in  Freiburg. 
Diss.    Freiburg  1903. 

20.  Tessier,  Un  cas  de  gu^rison  de  t^tanos  aigu  avec  ötrangiement  hemiaire.    Archives 
g^nörales  1903.  Nr.  40. 

21.  W  a  1 1  h  e  r ,  T^tanos  traumatique  trait^  par  des  injections  lombaires  intra-arachnoidiennea 
de  s^rum  antit^tanique.    Quörison.    Bull,  et  m6m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1908.  Nr.  29. 

22.  L.  Wirsaladze,   ,Die  Behandlung  des  Tetanus  mit  Injektionen  von  Himemulaion 
gesunder  Tiere".    Russki  Wratsch  1903.  Nr.  81. 

y.  Behring  (1)  erörtert  in  vorliegender  Abhandlung  zunächst  die 
theoretische  Seite  der  Tetanusfrage  insoweit,  als  dies  zum  Verständnis  seiner 
Ratschläge  für  eine  rationelle  Heilserumbehandlung  des  Tetanus  erforderlich 
sei.  Er  referiert  daher  über  die  neueren  Forschungsergebnisse,  welche  Ein- 
blick verschaffen  in  den  Mechanismus  des  Zustandekommens  der  Vergiftung 
und  Entgiftung  beim  Tetanus.  Es  kommen  dabei  hauptsächlich  die  Ergeb- 
nisse der  Arbeit  von  Hans  Meyer  und  Ransom  zur  Sprache,  die  hier 
besonders  referiert  sind. 

Welche  Teile  in  den  giftempfindlichen  Zellen  es  sind,  welche  vom 
Tetanusgiftmolekül  angegriffen  werden,  entziehe  sich  vorläufig  unserer  Kenntnis. 
V.  Behring  glaubt  genügenden  Grund  zu  der  Annahme  zu  haben,  dass  diese 
Teile  nicht  im  Kern,  sondern  im  Cytoplasma  zu  suchen  sind.  Nach  der  mit 
grossem  Beifall  in  der  Gelehrtenwelt  aufgenommenen  Konzeption  Ehrlichs 
werden  die  sich  vermehrenden  Substrate  des  Tetanusangriffes  als  antitoxisch 
wirkende  Bestandteile  in  das  Blut  abgestossen,  wo  sie  in  der  Blutflüssigkeit 
gelöst,  also  extrazellulär  zirkulieren  und  bei  der  Blutgerinnung  in  das  Serum 
übertreten. 

Im  weiteren  entstehe  die  Frage,  ob  die  das  Tetanusgift  attrahierenden 
Zellbestandteile  noch  in  anderen  Zellen  als  bloss  in  den  Ganglienzellen  oder 
gar  bloss  in  motorischen  Ganglienzellen  existieren.  Ganz  ausser  Frage  ge- 
stellt sei  ihre  Existenz  in  sensiblen  Ganglienzellen  des  Rückenmarks, 
auch  sympathische  Ganglienzellen  werden  angegriffen.  Indem  Verf.  auf 
das  Antitoxin  zu  sprechen  kommt,  bemerkt  er,  dass  ihn  unablässig  fort- 
gesetzte Studien  zu  einer  Auffassung  geführt  haben,  welche  die  Inaktiviemng 
des  Tetanusgiftes  durch  das  Heilserum  den  fermentativen  Umwandlungen  der 
Proteine  an  die  Seite  stelle.  Nach  dieser  Auffassimg  müsse  noch  ein  dritter 
Körper  hinzukommen,  welcher  den  Kontakt  herstelle.  Der  letzte  Teil  der  Arbeit 
bringt  die  aus  diesen  bezüglichen  Versuchsergebnissen  hervorgehenden 
Konsequenzen  für  die  therapeutische  Praxis,  wobei  eröffnet  wird,  dass  Verf. 
die  Produktion  seiner  Tetanusheilsera  ganz  nach  Marburg  verlegt  habe. 

Holub  (11).  Eine  41jährige  Frau  ritzt  sich  mit  Holz  am  linken 
Mittelfinger.  3  Tage  darauf  Beginn  des  akuten  Tetanus.  Behandlung  mit 
Serum  s  üb  dural,  daneben  Morphium,     f. 


Branner,  Tetanus.  67 

Impfangen  von  Mäusen  mit  der  Punktionsfltissigkeit  erfolglos.  Statistisch 
soll  dies  der  26.  Fall  der  mit  Duralinfusion  behandelten  Kranken  sein.  Von 
diesen  verliefen  18  tödlich,  also  Mortalität  69,2  ^/o. 

Ein  post  mortem  aus  dem  verletzten  Finger  extrahierter  Holzsplitter 
wurde  in  Bouillon  gebracht.  Mit  dieser  geimpfte  Mäuse  erkrankten  an 
Tetanus. 

Luekett  (12)  berichtet  Aber  drei  Fälle  von  Tetanus.  Der  erste  betrifft  einen  12jähr< 
KiiAben  mit  PistoieDSchusswonde  der  linken  Hand.  Behandlung  mit  Brom  und  Chloral« 
hydrat.  f*  Beim  zweiten  ebenfalls  Schasswunde  der  linken  Hand.  Behandlung  mit  sab* 
arschnoider  Injektion  von  Serum.  Heilung.  Beim  dritten  Fall  Wunde  am  Hals. 
Behandlung  wie  bei  2.  Heilung.     (Antitoxin  aus  Board  of  Health  of  New  York.) 

Elworthy  (6).  Ujfthr.  Knabe.  Verletzung  am  linken  Foss,  welche  eiterte.  Tetanus. 
Das  Antitoxin  hatte  nicht  mehr  Effekt  als  Ghloral  und  Brom,  und  die  Injektion  in  den 
Spioalkanal  nicht  mehr  als  die  subkutane,    f. 

Saun d er s  (17).  38jähr.  Mann  wird  am  linken  Knie  verwundet.  Tetanus.  Behandlung 
mit  Antitoxin,  Chloralhydrat.    Antitoxin  ohne  Effekt,    f. 

Walther  (21).  22jähr.  Mann.  Bisa  durch  einen  Hund  am  linken  Bein.  Intra- 
araehnoide  Injektion  von  Serum.    Chloral-  und  Ohloroforminbalation.    Heilung. 

Gerber  (9).  Tetanusfall  bei  einem  lOjfthr.  Kinde.  Verletzung  nicht  nachweisbar« 
Behandlung  mit  Serum.  » Auffallende  Besserung  direkt  im  Anachluss  an  die  2.  Injektion"^, 
Verfasser  ist  von  der  Heilwirkung  des  Serums  ,  felsenfest"  Überzeugt. 

Frotscher  (7).  40jähr.  Landwirt  mit  Kopfwunde,  links  auf  dem  Scheitelbein. 
Infektion  der  Wunde.  Inkubation  18  Tage.  Entwicklung  der  tetanischen  Symptome  „lang»- 
Mm*.  Im  ganzen  aber  «recht  schweres"  Krankheitsbild.  Behandlung  mit  Serum,  Ghloral 
hydrat  und  Morphium.  Genesung.  Verf.  hält  es  für  wahrscheinlich,  ,dass  das  noch  recht- 
leitig  angewandte  Serum  den  Verlauf  der  Krankheit  günstig  beeinflusst  hat*. 

Tessier  (20).  Ein  56jfthr.  Gärtner  erkrankt  an  akutem  Tetanus  nach  Schürfungen 
der  Hand.  Behandlung  mit  Antitoxin.  Genesung.  Interkurrent  eine  eingeklemmte  Ing.- 
Hernie,  welche  durch  Däbridement  des  Schnürringes  behandelt  wird. 

Schuckmann  (18)  gibt  zunächst  die  Krankengeschichte  eines  eigenen 
Falles. 

26jfthr.  Mann.  Verletzung  am  Fusse.  Inkubation  unbestimmt.  Akuter  Tetanus. 
.Patient  starb  48  Stunden  nach  Auftreten  der  ersten  Tetanussymptome  .  .  .' 

Anschliessend  gibt  Verf.  eine  Statistik  von  in  den  Jahren  189d  und 
mit  1901  in  zwei  Zeitschriften  (Deutsch,  med.  und  Berl.  klin.  Wochenschrift) 
publizierten  Tetanusfallen,  darunter  76  mit  Serum  behandelte.  Er  kommt 
bei  der  Sichtung  dieser  Fälle  zu  dem  Schlüsse:  ;,dass  das  Tetanusantitoxin 
in  seiner  jetzigen  Form  auch  bei  Innehaltung  der  von  Behring  neuerdings 
aufgestellten  Vorschriften,  nicht  geeignet  ist,  einen  nennenswerten  thera- 
peutischen Erfolg  zu  erzielen. 

Herr  mann  (10).  IQjfthr.  Knabe.  Verletzung  mit  Holz  am  Fuss.  Schwerer  Tetanus. 
Behandlung  mit  Ghloral,  Morphium,  Brom,  Antitoxin,  f.  Verf.  bemerkt  hinsichtlich  des 
Semms:  .Abgebehen  von  der  Schwierigkeit,  dasselbe  zu  beschaffen  —  es  war  selbst  in 
renommierten  Berliner  Apotheken  nicht  einmal  dem  Namen  nach  bekannt,  geschweige  denn 
Torrfttig  —  ist  der  Preis  desselben  ein  so  abnorm  hoher,  dass  der  Anwendung  schon  aus 
diesem  Grunde  grösseren  Schwierigkeiten  in  der  gewöhnlichen  Pi-axis  begegnen  werden.* 

Glaser  (8).  50j&hr.  Landwirt.  Verletzung  mit  Nagel  am  rechten  Fuss.  Nach  In- 
bbation  yon  8  Tagen  Tetanus.  Antitoxinbehandlung  (Behring).  Tod  8  Tage  nach  Beginn 
der  Erscheinungen. 

Berlizheimer  nnd  J.Meyer  (la).  1.  Fall.  Krankenpflegerin  ohne  Wunde.  Allge- 
meiner Tetanus  mit  Chloralhydrat,  Morphium  und  Serum  subkutan  behandelt  (Höchst)  und 
Injektionen  zu  je  50  g.    Morbillenartiges  Exanthem.    Genesung. 

2.  Fall.  ISjfthr.  Knabe  wurde  von  der  Strassenbahn  überfahren.  Amputation  nach 
Lief  ran  c.  Akuter  Tetanus.  Subkutane  Injektion  von  Serum,  Morphium  nnd  Ghloral,  dann 
nbarachnoide  Infusion,    t- 

Mowat  (15).  40 jähr.  Frau.  Verletzung  der  grossen  Zehe  durch  einen  Nagel. 
Rapider  Tetanns  86  Stunden  nach  dem  Trftuma.  9 mal  Injektion  yon  10  ccm'  Serum. 
OeneeuDg. 

5* 


68  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Wirsaladze  (22)  behandelte  sieben  Fälle  von  Tetanus  mitinjektionen 
von  Hirnemulsion  gesunder  Tiere.  Drei  Patienten  starben.  Bei  den  ge- 
nesenen Patienten  sah  Wirsaladze  nie  eine  Beeinflussung  der  Krankheits- 
symptome  durch  die  Injektionen.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Bezugnehmend  auf  eine  Arbeit  Cavazzeranis  (Rivista  veneta  di  sc. 
med.  1901),  der  auf  Grund  von  6  trotz  der  Karbolsäurebehandlung  in  Tod 
ausgegangenen  Fällen  dem  Phenol  antitetanische  Eigenschaften  abspricht, 
veröffentlicht  Leone  (13)  einen  sehr  schweren  Fall  von  traumatischem  Tetanus 
bei  einem  11jährigen  Knaben,  in  welchem  er  ausschliesslich  durch  Karbol- 
säureinjektionen Heilung  erhielt.  Die  Injektionen  verursachten  Schmerzen, 
aber  nach  10 — 20  Minuten  trat  stets  Erleichterung  ein;  in  21  Tagen  wurden 
6,90  g  Phenol  injiziert.  Die  Anfangsdose  war  1  cg  pro  Kilo  Individuum. 
Die  Injektionen  hatten  keinerlei  Störung  hervorgerufen.  R.  Giani. 

Die  beiden  von  Luciani  (14)  durch  Karbolsäureinjektionen  ge- 
heilten Fälle  von  Tetanus  tun  dar,  dass  sich  die  Heilung  nur  mittelst  starker 
Dosen  erzielen  lässt  und  dass  bei  Tetanuskranken  die  Widerstandsfähigkeit 
des  Organismus  gegen  die  Karbolsäure  eine  ausserordentlich  grosse  ist.  Denn 
einem  der  Patienten,  einem  31jährigen  Manne  wurden  in  43  Tagen  45  g 
Karbolsäure  und  dem  anderen,  einem  9  jährigen  Knaben,  nicht  viel  geringere 
Dosen  injiziert.  Nach  Verf.  zeigen  Tetanuskranke,  wie  auch  mit  Rheumatismus 
Behaftete  wirklich  eine  besondere  Widerstandsfähigkeit  gegen  Karbolsäure. 

R.  Giani. 

Gurti  (2)  berichtet  über  einen  Fall  von  traumatischem  Tetanus  bei 
einem  11jährigen  Knaben,  der  mittelst  Karbolsäureinjektionen  (3,90g 
in  9  Tagen)  behandelt  wurde  und  einen  letalen  Ausgang  hatte.  Verf.  schreibt 
den  unglücklichen  Ausgang  der  Intensität  der  Infektion  zu ;  das  Inkubations- 
stadium war  nur  ein  ganz  kurzes  (kaum  6  Tage).  Zum  Schlüsse  gibt  Verf. 
eine  vollständige  Statistik  der  bisher  mit  Phenol  behandelten  Fälle,  eine 
Statistik,  die  126  Tetanusfälle  mit  nur  25  Todesfallen  umfasst. 

R.  Giani. 


V. 

Wut 


Referent;  Konrad  Brunner,  Münsterlingen. 


Die  mit  *  verfiehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  *Gabot,  Best  methods  to  prevent  Hydrophobia.    Medical  News  1903.  August  15. 

2.  *Gill,  Rabies.    Medical  News  1903.  August  15. 

3.  '''Kirchner,  über  die  Biss Verletzungen  von  Menschen  durch  tolle  oder  der  Tollwut 
yerdächtige  Tiere  in  Preussen  1900  und  1901.    Jena.    G.  Fischer  1902. 

4.  ^Pritchard.  Hydrophobia:  Symptoms  and  diagnosis.  Medical  News  1903.  August  15. 

5.  Negri,  Zur  Ätiologie  der  Tollwut    Zeitschrift  fQr  Hygiene  1903.  Bd.  44.  Heft  3. 


Pagenstecher,  Vergiftungen.  69 

Negri  (5)  hat  in  einer  früheren  Publikation  mitgeteilt,  dass  er  im 
Nervensystem  wutkranker  Tiere  einen  Mikroorganismus  vorgefunden  habe, 
der  zu  den  Protozoen  gehöre.  Diesen  Mikroben  vermisse  man  bei  nicht 
wntkranken  Tieren  und  derselbe  müsse  ;,als  ein  spezifisches  Vorkommnis  der 
Wntinfektion^  angesehen  werden.  Diese  Befunde  haben  in  Untersuchungen 
Daddis  (Florenz)  eine  Bestätigung  gefunden.  Merkwürdig,  ja  unerklärlich 
sei,  dass  dieser  merkwürdige  Parasit,  dessen  genaue  Beschreibung  schon 
früher  gegeben  wurde,  mit  Vorliebe  in  den  Nervenzellen  des  Ammons- 
hornes  sich  einniste.  Sowohl  beim  Hunde  als  beim  Kaninchen  werde  gleich- 
zeitig mit  den  ersten  Symptomen  auch  das  Auftreten  von  deutlich  erkenn- 
baren endozellulären  Parasitärformen  bemerkbar. 

Verf.  betont  weiter  die  grosse  Bedeutung  des  Nachweises  dieser  Para- 
siten für  die  Diagnose.  Bei  72  von  88  verdächtigen  Hunden  konnten  die 
beschriebenen  Mikrobien  in  den  Zellen  des  Ammonshomes  nachgewiesen 
werden  und  es  wird  die  Einführung  dieses  Untersuchungsverfahrens  in  die 
Praxis  empfohlen. 


VI. 

Vergiftungen- 
Referent:  E.  Pagenstecher,  Wiesbaden. 


1.  Boinet,  Immunii^  contre  le  venin  des  vip^res.    Bulletin  de  l'acad^mie  de  medecine 
1903.  Nr.  7. 

Boinet  (1)  berichtet  über  einen  Mann,  welcher  für  das  Calmettesche 
Institut  Kreuzottern  fing  und  infolge  häufiger  Bisse  durch  die  Schlangen 
allmählich  eine  hohe  Immunität  dagegen  erlangte.  Der  erste  Biss  im  25.  Jahr 
war  von  schweren  Erscheinungen  gefolgt.  Spätere  Bisse  wirkten  schwächer. 
Wenn  er  länger  nicht  mehr  gebissen  war,  z.  B.  zu  Beginn  einer  Jagdsaison, 
traten  stets  stärkere  Erscheinungen  auf  als  am  Ende  derselben. 


70  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 


vn. 

Tuberkulose,  Syphilis.  Lepra,  Aktinomykose,  Milzbrand, 
Maul-  und  Klauenseuche,  Eehinoeoeeus. 

Referenten:  R.  Waldvogel,  Göttingen  und  A.  Borchard,  Posen. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Taberknlose. 

Referent:  R.  Waldvogel,  Göttingen. 

1.  Adler,  B.,  Therapentische  und  diagnostische  Verwendung  des  Tuberkulins.  Prager 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  3—11. 

2.  Allbut,  Ol.,  On  the  causes  of  tuberculosis.    Medical  Press  1908.  May  27. 

3.  "'Asch,  Über  das  Schicksal  der  in  die  Nierenarterien  eingebrachten  Tuberkelbazillen. 
Zentralbl.  fQr  die  Krankheiten  der  Harn-  und  Sexualorgane  1908.  Bd.  XIV.  Heft  4. 

4  Baradat,  Wahl  des  Klimas  in  der  Behandlung  der  Tuberkulose.  Zeitschrift  far  Tuber- 
kulose und  Heilstftttenwesen  1908.  Bd.  4.  Heft  6. 

5.  *B  eh  ring,  Tuberkulosebekftmpfung.    Marburg  1903.  N.  G.  Elwerts  Verlag. 

6.  B  e  h  r  i  n  g ,  E.  V.,  Tuberkulosebekämpfung.  Allgemeine  Wiener  med.  Zeitung  1903.  Nr.  13. 
Wiener  med.  Wochenschrift  Nr.  11,  12.    Berliner  klin.  Wochenschrift  Nr.  11. 

7.  Behring,  E.  V.,  Über  die  Artgleichheit  der  vom  Menschen  und  der  vom  Rinde  stam- 
menden Tuberkelbazillen  und  über  Tuberkulose-Immunisierung  von  Rindern.  Wiener 
klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  12. 

8.  Bentz,  V.,  Quelques  observations  de  rhumatisme  tuberculeux  chez  des  enfants.  La 
Presse  m^dicale  1903.  Nr.  65. 

9.  Bouveyron,  Contribution  clinique  ä  T^tude  du  rhumatisme  tuberculeux  dans  les  cas 
de  lupns  Willamique  ou  de  tuberculides.    Revue  de  Chirurgie  1908.  Nr.  9. 

10.  Brauer,  L.,  Das  Auftreten  der  Tuberkulose  in  Zigarrenfabriken.  Beitrage  zur  Klinik 
der  Tuberkulose.  1908.  Heft  1. 

11.  Burkhardt,  Ä.«  Über  Häufigkeit  und  Ursache  menschlicher  Tuberkulose  auf  Grund 
von  ca.  1400  Sektionen.  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde  zu  Dresden.  Münche- 
ner med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  29. 

12.  Cipollina,  A.,  Beitrag  zu  dem  Studium  der  Rinder-  und  menschlichen  Tuberkulose. 
Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  8. 

18.  Connon,  M.,  The  iodoform  treatment  of  tuberculous  disease.  British  medical  Journal 
1903.  July  11. 

14.  Czerny,  V.,  Über  die  häusliche  Behandlung  der  Tuberkulose.  Beiträge  zur  Klinik 
der  Tuberkulose  1903.  Heft  2. 

15.  Deanesly,  E.,  The  open-air  treatment  of  surgical  tuberculosis.  British  medical  Jour- 
nal 1903.  Oct.  17. 

16.  Deetz,  E.,  Über  die  Tuberkulose  bei  Schweinen  im  Vergleich  mit  der  bei  Menschen 
und  den  Rindern  vom  sanitätspolizeilichen  Standpunkte  aus.  Jena  1908.  Klinisches 
Jahrbuch  Bd.  11. 

17.  Deetz,  E.,  Zur  Frage  der  Übertragung  menschlicher  Tuberkulose  auf  Schweine.  Sonder- 
Abdruck  aus  der  Orth- Festschrift  1908. 

18.  Dolore,  H.,  Pathog^nie  du  rhumatisme  tuberculeux.    Lyon  medical  1903.  Nr.  85. 

19.  Diese:  Untersuchungen  über  die  Durchgängigkeit  der  jugendlichen  Magendarmwand 
für  Tuberkelbazillen.    Beriiner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  1. 

20.  ^Fiedler,  Die  Dualität  der  Tuberkulose.  Zeitschrift  für  Tuberkulose  1903.  Band  4. 
Heft  6. 


Waldvogel,  Taberkulose.  71 

21.  Forsse  11,  Olof,  Hson.,  Eine  verbesserte  Methode  zum  Nachweis  von  Tuberkel- 
bazillen  im  Harn.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  66.  Heft  3  u.  4. 

22.  *Foarnier  et  Beaufnm^,  Recherche  du  bacille  de  Koch  dans  Turine.  Soc.  de 
biologie  1902.  Nov.  15. 

23.  Freudenthal,  W.,  Ein  Beitrag  zur  Anwendung  der  elektrischen  Lichtstrahlen  bei 
Tuberkulose.    Allgemeine  Wiener  med.  Zeitung  1908.  Nr.  32  u.  33. 

24.  Friedman,  Fr.,  Immunisierung  gegen  Tuberkulose.  Deutsche  med.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  50. 

25.  Haan,  J.  de.  Experimentelle  Tuberkulose.     Virchows  Archiv  1903.   Bd.  174.  Heft  1. 

26.  Hamilton,  J.,  On  the  inoculability  of  human  tuberculosis  upon  bovines.  British 
medical  Journal  1903.  Sept  12. 

27.  Hansemann,  D.  von,  Über  FQtterungstuberkulose.  Berliner  klin.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  7  u.  8. 

28.  Heitzmann,  W.,  The  treatment  of  tuberculosis.    Medical  News  1908.  Febr.  21. 

29.  Hobbs,  J.,  Importance  de  certains  signes  (rhumatisme  monoarticnlaire)  et  röactions 
(öpreuves  des  v^sicatoires)  dans  le  diagnostic  de  la  tnberculose  latente.  La  Presse 
mödicale  1903.  25.  F4vr. 

30.  Huber,  B.,  Predispositions  to  tuberculosis.    Medical  News  1903.  Dec.  26. 

30.  Ito,  S.,  Untersuchungen  aber  die  im  Rachen  befindlichen  Eingangspforten  der  Tuber. 
kulose.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  2. 

32.  Jordan,  M.,  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  Hodentuberkulose.  BeitrAge  zar  Klinik 
der  Tuberkulose  1903.  Heft  2. 

33.  Elingmüller,  V.,  Zur  Wirkung  abgetöteter  TuberkelbaziUen  und  der  Toxine  von 
Tuberkelbazilleo.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  34. 

34.  Kossei,  Mitteilungen  über  Versuche  an  Rindern  mit  Tuberkelbazillen  verschiedener 
Herkunft.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  29. 

35.  Eraemer,  C,  Das  Prinzip  der  Dauerheilung  der  Tuberkulose.  Tabingen  1903. 
Pietzker. 

36.  *Kunow,  Tuberkulose  bei  akzidentellen  Wunden.    Diss.  Berlin  1908.  Juni. 

87.  Lassar,  0.,  Über  bovine  Impftuberkulose.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  31. 

38.  Lucas-Ghampionnidre,  Le  traitement  des  grandes  poches  d'absc^  par  congestion. 
Ponctions  et  injections  d'huile  de  vaseline  ä  Tiodoforme.  Journal  de  m4d.  et  de  chir. 
pratique  1903.  Juli  12. 

39.  Macfadyen,  üpon  the  virulence  of  the  bacillus  of  human  and  bovine  tuberculosis 
for  Monkeys.    The  Lancet  1903.  Sept.  12. 

40.  Maillaud,  M.,  Rhumatisme  tuberculeux  primitif.    Gazette  des  höpitaux  1903.  Nr.  84. 

41.  Maly,  W.,  über  eine  seltene  Lokalisation  und  Form  von  Tuberkulose,  v.  Br  uns  sehe 
Beiträge  1903.  Bd.  38.  Heft  1. 

42.  Maragliano,  £.,  The  struggle  of  the  body  against  tuberculosis  and  its  immunisation. 
Medical  News  1903.  Vol.  83.  Nr.  1  und  Berliner  klin.  Wochenschrift  Nr.  25  u.  26. 

43.  Mar t  e 1 1 ,  Die  Frtthtuberkulose  und  ihre  Therapie  durch  KalomeL  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  7,  8,  9  u.  10. 

44.  Massel  in,  J.,  Recherche  des  bacilles  de  Koch  dans  les  produits  pathologiques.  La 
Presse  m^dicale  1903.  Nr.  75. 

45.  Mas  tri,  C,  Le  iniezioni  di  olio  jodato  nella  tuberculosi  chirurgica.    Rif.  med.  Nr.  39. 

46.  Meyer,  Julius,  Über  experimentelle  Hauttuberkulose.  Berliner  klin.  Wochen- 
Schrift  1903.  Nr.  45. 

47.  Mitulescu,  J.,  Beiträge  zur  Ätiologie  der  Tuberkulose.  Zeitschrift  für  Hygiene  1903. 
Bd.  44.  Heft.  3. 

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49.  Nathan-Lannier,  L.,  Proc^d^  nouveau  pour  la  recherche  des  bacilles  tuberculeux 
dans  les  liquides  pathologiques.    La  Presse  m^dicale  1903.  Nr.  97. 

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51.  Dehler,  R.,  Über  Tuberkulose-Infektion.    Allgemeine  med.  Zentral-Zeitung  1903.  Nr.  5. 

52.  Orth,  J.,  Über  einige  Zeit-  und  Streitfi-agen  aus  dem  Gebiete  der  Tuberkulose.  Ber- 
Imer  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  29. 

53.  *Papon,  Contribution  au  traitement  des  abcäs  fi'oids  par  les  injections  modificatrices 
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72  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

54.  Perassi»  A.,  Cause  predisponenti  alla  tuberculosi  chimrgica  nei  militari.  Giomale 
medico  del  R.  Escrito  1903.  Fase.  10. 

55.  ^Fietryikowsky,  Über  die  Beziehungen  zwisdien  Unfall  und  Tuberkulose  mit  besond. 
Berücksichtigung  der  Gelenks-  und  Enochentuberkulose.  Zeitschrift  fflr  Heilkunde  1903. 
Heft  9. 

56.  Plicque,  A.  F.y  Unit^  de  la  tuberculose  humaine  et  des  tnberculoses  animales;  d^ae- 
tions  prophylactiques  et  th^rapeutiques.  Journal  de  m^dicine  et  de  chir.  pratique  1908. 
Cahier  14. 

57.  Poncet,  A.,  Tuberculose:  septic^mique,  rhumatismale,  sp^ifique  ou  classique.  Bull,  et 
m^m.  de  la  soo.  de  Chir.  de  Paris  1903.  Nr.  14  und  Soc.  nat.  de  m4d.  de  Lyon.  Lyon 
m^c.  Nr.  17. 

58.  Poncet,A.,  Tuberculose:  septicämique,  rhumatismale,  sp^cifique.  Trilogie  anatomique 
et  clinique  de  Tinfection  bacillaire.    Archives  internationales  1903.  Vol.  I.  Fase.  1. 

59.  Price-Jones,  C,  An  enquiry  into  the  causation  of  tuberculosis  in  children.  The 
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60.  Raw,  N.,  Human  and  bovine  tuberculosis.    British  medical  Journal  1903.  Jan.  31. 

61.  —  Human  and  bovine  tuberculosis.    British  medical  Journal  1903.  March  14. 

62.  —  Human  and  bovine  tuberculosis:  The  possibility  of  infection  from  cattle.  Medicftl 
Press  1903.  March  11. 

63.  Rosenbach,  F.,  Beitrag  zur  Kenntnis   der  Gefftsstuberkulose.    Diss.  Göttingen  1903. 

64.  Runge,  £.,  Ein  weiterer  Fall  von  Tuberkulose  der  Plazenta.  Archiv  für  Gynäkologie 
1903.  Bd.  68.  Heft  2. 

65.  Schanz,  F.,  Die  besondere  Disposition  zur  Tuberkulose.  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  25. 

66.  ->  Dr.  Garnaults  Selbstinfektion  mit  Tuberkelbazillen.  Wiener  med.  Wochenschr.  1903» 
Nr.  29. 

67.  —  Perlsucht  und   menschliche  Tuberkulose.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  1, 

68.  Schindler,  E.,  Kasuistischer  Beitrag  zur  Frage  der  Übertragbarkeit  von  Rindertuber- 
kulose auf  den  Menschen.    Prager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  52. 

69.  Schlüter,  R.,  Sepsis  mit  anschliessender  Miliartuberkulose.  Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  34. 

70.  ^Scholz,  Über  Infektion  mit  Tuberkulose  durch  den  YerdauungskanaL  Diss.  Kiel  1903. 

71.  Schottelius,  M.,  Zur  Kritik  der  Tuberkulose -Frage.  II.  Beitr.  zur  pathologischen 
Anatomie  und  allgemeinen  Pathologie.    Bd.  33. 

72.  Schütz,  Versuche  über  Impftuberkulose.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  29. 

73.  Seige,  Zur  Übertragung  der  Tuberkelbazillen  durch  den  väterlichen  Samen  auf  die 
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74.  Sorger,  L.,  Zur  Entstehung  der  Tuberkulose  vom  Darm  aus.  Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  36. 

75.  Steinh  aus,  J.,  Über  eine  eigenartige  Form  von  Tuberkulose  des  lymphatischen  Appa- 
rates.  Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  12. 

76.  *Stunemann,  Zurldendität  der  Menschen-  und  Rindertuberkulose.  Dies.  Ley den  1903. 

77.  Troje,  Beitrag  zur  Frage  der  Identität  der  Rinder- und  Menschentuberkulose.  Deutsche 
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78.  Tubby,  H.,  Is  the  urban  hospital  treatment  of  external  or  surgical  tuberculosis  justi- 
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79.  Voss,  W.,  Klinisch-statistischer  Beitrag  zur  Frage  der  sogenannten  traumatischen 
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80.  Weber,  E.,  Le  terrain  humain  de  la  tuberculose.  Revue  m^dicale  de  la  Suisse  ro- 
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81.  Westenhoeffer,  Demonstration  von  Präparaten  von  positiver  direkter  Übertragung 
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82.  Wiener,  E.,  Beitrag  zur  Übertragbarkeit  der  Tuberkulose  auf  verschiedene  Tierarten. 
Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  20. 

J.  0  r  t  h  (52).  Dass  Leichentuberkel  viel  öfter  bei  Menschen  vor- 
kommen, welche  sich  mit  menschlichen  Leichen  als  bei  solchen,  welche  sich 
mit  Tierleichen  beschäftigen,  erklärt  sich  daraus,  dass  die  Tuberkulose  unter 
Menschen  bei  weitem  häufiger  ist  und  dass  die  Gelegenheit  zu  septischer  In- 
fektion  bei    Menschenleichen   grösser    ist.      Die   aus   Menschen    erworbenen 


Waldvogel,  Taberkulose.  73 

Leichentuberkel  sind  nicht  bösartiger  als  die  ans  Tieren.  Auch  beim  Menschen 
gibt  es  der  Infektionskrankheit  Tuberkulose  zugehörige  diffuse  Granulations- 
gewebsbildungen  mit  oder  ohne  Tuberkel,  aber  nicht  ohne  Tuberkelbazillen, 
makroskopische  und  mikroskopische  Unterschiede  berechtigen  nicht  zur  Auf- 
stellung einer  ätiologischen  Verschiedenheit  zwischen  Menschen-  und  Tiertuber- 
kolose.  Können  Tuberkelbazillen  aus  einem  schwer  tuberkulösen  Menschen 
stammend  auch  beim  Vieh  tukerkulöse  Veränderungen  erzeugen,  so  muss  ent- 
weder die  genuine  Menschentuberkulose  auf  Tiere  übertragbar  sein  oder  wenn 
bestritten  wird,  dass  die  Tuberkulose  des  Menschen  eine  genuine  ist,  die 
Tiertuberkulose  beim  Menschen  als  allgemeine  schwere  Form  vorkommen.  Von 
den  fünf  durch  Orth  mit  vom  Rind  stammenden  tuberkulösen  Massen  infi- 
zierten Kälbern  erkrankten  zwei  an  ausgedehnter  Tuberkulose.  Die  Infektion 
gelingt  auch  bei  direkter  Übertragung.  Auch  die  vom  Reichsgesundheitsamt 
angestellten  Experimente  haben  vollauf  die  seitherigen  Erfahrungen  bestä- 
tigt, 28  ^/o  der  Stämme  haben  sich  bei  subkutaner  Einführung  als  virulent  für 
Kälber  erwiesen.  Auch  von  Kälbern  stammende  Bazillen  können  für  Kälber 
avirulent  sein. 

Die  galoppierende  Phthise  und  die  in  6 — 8  Wochen  zum  Tode  führende 
Peribronchitis,  welche  Form  Schottelius  (71)  als  Inhalationstuberkulose  auf- 
fasst,  sind  eigentlich  fast  vollständig  verschwunden.  Verf.  erwähnt  einen 
Fall  von  Liaboratoriumstuberkulose :  ein  kerngesunder  Diener  erkrankte,  als 
er  in  einem  Raum  beschäftigt  war,  in  dem  grosse  Mengen  tuberkulösen 
Sputums  verstäubt  wurden,  nach  6  Wochen  und  starb  nach  wenigen  Wochen 
an  galoppierender  Schwindsucht.  Die  Verbreitung  der  richtigen  Erkenntnis 
der  Krankheit  ist  auch  in  den  Heilstätten  das  günstig  Wirksame.  Rassen- 
imterschiede  der  Bazillen  lassen  sich  morphologisch  und  physiologisch  noch 
nicht  erkennen,  zur  Identifizierung  dient  vorläufig  die  klinische,  anatomische 
und  experimentelle  Beobachtung.  An  zwei  Kühen  und  drei  Kälbern  wurden 
Fütterungsversuche  angestellt;  es  sollten  mit  der  Versuchsanordnung  natür- 
liche Vorgänge  nachgeahmt  werden;  von  der  Tuberkulinisierung  wurde  Ab- 
stand genommen.  Die  Tiere  stammten  aus  einer  Gegend,  in  der  Tuberkulose 
nicht  vorkommt;  eine  Kuh  und  ein  Kalb  wurden  als  Kontrolltiere  nach 
4  Monaten  geschlachtet.  Die  beiden  Kälber  bekamen  das  Sputum  in  aufge- 
kochter und  abgekühlter  Milch,  der  Kuh  wurde  das  Sputum  auf  das  Grün- 
fatter  verspritzt.  Alle  drei  Tiere  erkankten,  wie  die  Sektion  ergab,  an 
Fütterungstuberkulose.  Bei  den  Kälbern  war  der  Weg,  den  die  Infektion 
genommen  hatte,  deutlich;  bei  ihnen  fanden  sich  Tuberkulose  der  um  den 
Isthmus  fancium  gelegenen  Drüsen,  Erosionen  und  Geschwüre  des  Darmes, 
tuberkulöse  Mesenterialdrüsen.  Abstrichpräparate  ergaben  Bazillen.  Mit  dem 
Material  geimpfte  Meerschweinchen  gingen  an  Tuberkulose  ein.  Die  weitaus 
grösste  Zahl  der  Fälle  von  Rindertuberkulose  entsteht  durch  direkte  Infektion 
mit  menschlichem  Sputum.  Die  Übertragung  der  Rindertuberkulose  auf  den 
Menschen  durch  Wundinfektion  kommt  nur  sehr  selten  vor,  wie  überhaupt 
die  tierische  Tuberkulose  für  die  Verbreitung  der  menschlichen  Schwindsucht 
tmd  der  menschlichen  Tuberkulose  ohne  Bedeutung  ist. 

Aus  den  Literaturangaben  entnimmt  Price  Jones  (59),  dass  primäre 
Tuberkulose  der  Bronchialdrüsen  und  alle  anderen  weniger  einfachen  Varie- 
täten der  Lungentuberkulose  verursacht  sind  durch  infizierte  Luft  und  dass 
der  BaziDus  des  Menschen  sie  erregt,  dass  die  primäre  Mesenterialdrüsen- 
taberkulose,  die  alimentäre  Tuberkulose  in  ihrer  einfachsten  Form,  verursacht 


74  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

wird  von  den  verschluckten  Massen,  die  durch  den  Yerdaunngstrakt  gehen, 
dass  sie  von  allen  Varietäten  des  Tuberkelbacillus  erregt  wird.  Man  findet 
bei  Kindern  sehr  selten  Fälle  von  reiner  Lungentuberkulose,  sie  neigen  zu 
allgemeiner  Tuberkulose  und  der  Ursprung  dieser  kann  mit  Sicherheit  nicht 
festgestellt  werden.  Wegen  der  engen  Umgrenzung  des  Begriffs  ,,  primäre 
Intestinaltuberkulose^  sind  Kochs  Angaben  über  deren  Häufigkeit  wahr- 
scheinlich zu  niedrig.  Eine  Zusammenstellung  der  Statistiken  über  das  Ver- 
hältnis der  alimentären  Tuberkulose  zu  den  anderen  Formen  hat  einen 
geringen  Wert  für  die  Lösung  der  Frage.  Es  scheint  nicht  sehr  wahrschein- 
lich, dass  Kuhmilch  bei  Kindern,  die  abgewöhnt  sind,  häufig  Tuberkulose 
verursacht.  Verf.  betont,  dass  die  Quelle  der  Krankheit  verunreinigte  Luft 
ist  und  nicht  die  Nahrung;  er  bringt  21  Fälle  von  durch  die  Autopsie 
festgesteDten  Tuberkulosen  bei  Kindern,  unter  ihnen  sind  6  nur  zweifelhaft 
alimentären  Ursprungs.  Die  bakteriologische  Untersuchung  dieser  6  Fälle  ist 
noch  nicht  abgeschlossen;  sie  soll  feststellen,  ob  immer  derselbe  Bacillus  ge- 
funden wird,  ob  er  mit  dem  der  Phthise  identisch  ist,  in  welcher  Beziehung 
er  zum  Tuberkelbacillus,  der  aus  der  Milch  einer  Kuh  mit  tuberkulösem  Euter 
gewonnen  ist,  und  zu  den  andern  Varietäten  steht. 

Schanz  (65).  Da  fast  alle  Menschen  an  Tuberkulose  erkranken,  so 
kann  es  keine  besondere  Erkrankungsdisposition  für  Tuberkulose  geben.  Das 
zur  Erklärung  des  so  verschiedenen  Verlaufs  der  Infektionen  mit  Tuberkel- 
bazillen notwendige  y  Pettenkofers  macht  die  Tuberkulose  erst  gefährlich, 
dies  ist  zu  suchen  in  vorausgehenden  Gewebsveränderungen.  Der  Tuberkel- 
bacillus ist  nach  Schanz  Nosoparasit.  Mit  der  Identität  von  Rinder-  und 
Menschenbazillen  ist  infolge  des  Faktors  y  nicht  die  Identität  der  Krankheiten 
erwiesen. 

Unter  3404  die  Sprechstunde  besuchenden  Kranken  waren  221  mit 
tuberkulösen  Affektionen ;  unter  diesen  waren  nur  25,  bei  denen  0 eh  1er  (51) 
einen  annehmbaren  Infektionsweg  erfragen  konnte.  Von  den  221  Patienten 
waren  37  unter  fünf  Jahren;  bei  diesen  konnte  in  12  Fällen  eine  Infektions- 
quelle nachgewiesen  werden.  Bei  Erwachsenen  war  also  die  Infektionsquelle 
in  ll^/o,  bei  Kindern  in  32®/o  aufzudecken.  Das  Zusammenleben  mit  Schwind- 
süchtigen ist  eine  grosse  Gefahr.  Gerade  die  langsam  und  schleichend  ver- 
laufenden Tuberkulosen  älterer  Erwachsener  (der  Grosseltem)  geben  oft  die 
Infektionsquelle  für  Kinder  ab,  die  leichten  ambulanten  Fälle  verschleppen 
die  Krankheitskeime. 

Burkhardt  (11).  Pleuraverwachsungen  und  Indurationen  der  Lungen- 
spitzen, wenn  sonst  keine  Zeichen  von  Tuberkulose  vorhanden  waren,  wurden 
nicht  als  Tuberkulose  gezählt.  Unter  den  190  Kinderleichen  waren  40°/o  von 
Tuberkulose  befallen,  von  ihnen  sind  ca.  50°/o  an  letaler  Tuberkulose  zu- 
grunde gegangen.  Im  Alter  von  6  Wochen  bis  12  Monaten  wurde  bereits 
7  mal  letale  Tuberkulose  beobachtet.  Von  den  Erwachsenen  waren  91  ^,o  von 
Tuberkulose  befallen;  von  diesen  endeten  41°/o  letal  und  es  entfallen  35®/o 
auf  das  Alter  von  18 — 30  Jahren,  27°/o  auf  das  von  30 — 40,  17°/o  auf  das 
von  40 — 50.  Latente  aktive  Tuberkulose  wurde  unter  den  1149  Tuberkulösen 
289 mal  konstatiert;  diese  Formen  steigen  im  Alter  an  von  12°/o  in  den 
Jahren  18 — 30  bis  auf  22°/o  zwischen  80 — 90  Jahren.  Ebenso  verhält  sich 
die  latente  inaktive  Tuberkulose,  sie  fand  sich  in  474  Fällen. 

An  der  Hand  eines  umfangreichen  statistischen  Materials,  aus  Nord-Baden 
und  der  bayerischen  Pfalz  gesammelt,  nach  einschlägigen  lokalen  Studien  und 


Waldvogel,   Tuberkulose.  75 

mit  Zurückweisung  aller  in  Betracht  kommenden  Einwände  kommt  Brauer  (10) 
zu  dem  Ergebnis,  dass  den  schwer  disponierenden  und  infizierenden  Schäd- 
lichkeiten, denen  in  den  Familien  mit  an  Tuberkulose  verstorbenen  Ange- 
hörigen die  Mitglieder  ausgesetzt  sind,  der  Beruf  einen  weiteren,  vielfach 
entscheidenden  Faktor  hinzubringt,  dass  die  Tuberkulose  unter  den  Zigarren- 
arbeitem  der  untersuchten  Distrikte  nicht  nur  häufiger  vorkommt,  sondern 
dass  auch  mit  der  Zunahme  der  Zigarrenfabrikation  die  Tuberkulosemortalität 
im  allgemeinen  steigt,  dass  die  Zigarrenarbeiter  besonders  häufig  an  zu 
Atrophie  führenden  Rachen-  und  Kehlkopfkatarrhen,  an  chronischen  trockenen 
Bronchialkatarrhen  leiden,  welche  bei  der  Möglichkeit  mit  Bazillen  beladenes 
Material  zu  inhalieren  zur  Tuberkulose  führen.  Für  die  in  der  Heidelberger 
KUnik  aufgenommenen  Zigarrenarbeiter  ergibt  sich  an  tuberkulösen  Erkran- 
kungen ein  Prozentsatz  von  25,5,  für  die  anderen  Berufe  13,1;  statt  dass 
nach  Cornet  auf  85 — 109  Erwachsene  ein  Tuberkulöser  kommt,  fanden  sich 
unter  den  betreffenden  Kassenmitgliedem  3,7  Vo.  Verf.  gibt  am  Schluss  die 
Wege  an,  auf  denen  der  Verbreitung  der  Tuberkulose  unter  den  Zigarren- 
arbeitem  entgegengetreten  werden  kann.  In  erster  Linie  soll  man  die 
Zigarrenindustrie  nicht  als  ein  Gewerbe  ansehen,  das  in  dieser  Beziehung 
indifferent  ist,  dann  müssten  Leute  mit  tuberkulösen  Lungenleiden  soweit  wie 
möglich  aus  dem  Fabrikbetrieb  eliminiert  werden. 

Weber  (80)  beschäftigt  sich  mit  der  angeborenen  Empfänglichkeit, 
welche  der  Mehrzahl  der  Tuberkulosen  den  Weg  öffnet.  In  gewissen  tuber- 
kulösen Familien  treten  gewisse  Affektionen  des  Kindesalters  mit  erstaun- 
licher Häufigkeit  auf,  ihnen  folgen  die  Drüsenschwellungen;  die  Karies  der 
Knochen,  die  kalten  Abszesse  haben  später  die  Tendenz  tuberkulös  zu  werden. 
Die  Skrofulöse  ist  sehr  häufig  erblich;  sie  ist  nicht  einfach  eine  Form  der 
Tuberkulose,  sie  stellt  die  angeborene  Empfänglichkeit  für  Tuberkulose  dar. 
Die  Skrofulöse  wird  häufig  von  Eltern  auf  Kindern  übertragen  da,  wo  es 
bekanntermassen  niemals  offene  Tuberkulose  gab ;  es  wird  eine  Belastung  der 
Zellen  vererbt.  In  den  Lymphdrüsen,  den  Fungositäten  besteht  ursprünglich 
eine  nicht  tuberkulöse  Affektion,  welche  die  Gewebe  für  die  Ansiedelung  der 
Tuberkulose  geeignet  macht.  Der  K  o  c  h  sehe  Bacillus  vererbt  sich  nicht.  Die 
Statistik  muss  also  erweisen,  dass  da,  wo  viel  skrofulöse  Kinder  sind,  man 
auch  viel  Phthisiker  findet;  freilich  ist  nicht  jede  Skrofulöse  bestimmt  zur 
Tuberkulose  zu  werden.  Des  Verfs.  Zahlen  aus  zwei  kleineren  Orten  bestä- 
tigen seine  Ansicht:  nur  in  bestimmten  Familien  entwickelte  sich  Tuberkulose, 
in  ihnen  war  auch  Skrofulöse  häufig.  Die  Tuberkulose  haftet  nicht  an  den 
Wohnungen,  sie  zieht  mit  den  Menschen.  Das  Terrain  der  Ansiedelung 
nrnss  unsere  vorbeugenden  Massregeln  herausfordern,  wir  müssen  nicht  allein 
den  Bacillus  töten,  sondern  den  Tuberkulösen  am  Leben  erhalten. 

Cl.  Allbut  (2).  Es  scheint  der  allgemeine  Faktor  der  Disposition  zur 
Tuberkulose  im  Leben  des  Einzelnen  nach  Perioden  von  Jahren,  Monaten, 
Wochen  so  zu  schwanken,  dass  er  in  Rasse  und  Familie  nicht  tief  ein- 
gewurzelt sein  kann,  man  muss  also  nach  einem  spezielleren  suchen,  dieser 
kann  bestehen  in  einem  angeborenen  und  wahrscheinlich  lokalen  Zuge  und  der 
kann  liegen  in  einem  Defekt  des  lymphatischen  Systems  oder  in  einer  kranken 
Stelle  der  Lunge,  einer  geringeren  Elastizität,  einer  Neigung  zu  Kollaps  in 
einem  Bronchus.  Turban  stellte  ja  fest,  dass  bei  verschiedenen  Familien- 
mitgliedern die  Krankheit  in  derselben  Spitze  begann.  Tuberkel  finden  sich 
in  den  Tonsillen  bei  einem  Drittel  ungefähr  der  Autopsieen  tuberkulöser  Kinder, 


76  Jahresbericht  für  Ghirargie.    I.  Teil. 

Wenn  man  nach  einem  Zeichen  der  Disposition  allgemeinster  Natur,  alle 
Gewebe  umfassend,  sucht,  kann  man  es  Tielleicht  in  der  Reaktion  auf  Tuber- 
kulin, in  der  Agglutinationsreaktion  finden,  doch  ist  hier  noch  vieles  unklar. 
Wir  hoffen,  dass  y.  Behrings  Untersuchungen  vom  gegenwärtigen  Stand- 
punkt aus  nur  akademischen  Wert  haben,  dass  wir  nicht  eher  zufrieden  sind, 
als  wenn  der  Bacillus  völlig  ausgerottet  ist.  Kein  Fall  von  Tuberkulose  ohne 
einen  vorhergehenden,  so  muss  der  erste  bei  einem  Tier  gesucht  werden, 
aber  die  grosse  Masse  der  PhthisisfäDe  nach  der  Kindheit  leitet  sich  von 
Menschen  her.  Die  Statistiken  von  Arbeitsstätten  und  Asylen  sprechen  mehr 
für  eine  Infektion  als  für  ein  Wiederaufflackem  von  Überresten  kindlicher 
Tuberkulose;  oft  lässt  sich  ein  Phthisiker  als  der  Ausgangspxmkt  lokaler 
Ausbrüche  der  Tuberkulose  finden.  Allbut  bespricht  dann  kurz  die  jetzigen 
Ansichten  über  Infektion,  Erblichkeit,  Konstitution,  über  Darminfektion, 
Mischinfektion.  Ein  Mittel  allein  kann  nicht  helfen,  unsere  Heilmittel  müssen 
vielseitig  sein,  wir  müssen  eine  Heileinrichtung  schaffen,  die  sich  jeder  Stimde, 
jeder  Funktion,  jeder  Notwendigkeit  anpasst. 

J.  de  Haan  (25).  Die  an  Tuberkulose  leidenden  Tiere  verdanken  ihre 
Krankheit  dem  Menschen,  alle  Tiere,  die  mit  dem  Menschen  in  Gemeinschaft 
leben,  können  tuberkulös  werden.  Um  festzustellen,  dass  die  Abwesenheit 
der  Tuberkulose  bei  den  Rindern  Ostindiens  nicht  die  Folge  von  Rassen- 
immunität und  dass  das  Tuberkulosevirus  unitär  sei,  infizierte  de  Haan 
eine  javanische  Ziege,  ein  kräftiges  Rind  gemischter  Rasse  mit  viel  europäischem 
Blut,  ein  javanisches  Lamm,  einen  Affen  subkutan,  ein  Pferd,  ein  javanisches 
Rind  intravenös,  zwei  Affen  durch  Fütterung  mit  Tuberkelbazillen  aus  mensch- 
lichem Sputum,  welche  zur  Erzielung  eines  saprophytischen  Wachstums 
während  4  Monate  5 mal  auf  Glyzerinkartoffeln  übergeimpft  waren.  Er 
kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Während  das  gesunde  Schaf  und  Rind  in 
Java  dem  tuberkulösen  Material  Widerstand  leistet,  kann  man  in  ihren  Ge- 
weben bei  weniger  günstiger  Gesundheit  pathologisch-anatomische  Verände- 
rungen hervorrufen,  die  makroskopisch  und  mikroskopisch  mit  denen  über- 
einstimmen, welche  in  Europa  bei  auf  natürlichem  Wege  infizierten  Tieren  an- 
getroffen werden.  Das  Leben  in  frischer  Luft  und  die  noch  sehr  geringe  Frequenz 
der  Tuberkulose  unter  den  Eingeborenen  schützt  die  Rinder  vor  Tuberkulose. 
Der  Affe  ist  der  Infektion  mit  Menschenbazillen  leicht  zugänghch.  Die  Ver- 
wendung tuberkelbazillenhaltigen  Futters  kann  zum  Auftreten  einer  Tuber- 
kulose der  Lungen  und  der  bronchialen  Lymphdrüsen  führen  a)  mit  Tuber- 
kulose der  mesenterialen  Lymphdrüsen  ohne  wahrnehmbare  Abweichungen 
des  Darms,  b)  ohne  irgend  eine  andere  Lokalisation  des  tuberkulösen  Prozesses. 
Die  Lungen  sind  die  Prädilektionsstellen  für  das  Auftreten  der  Tuberkulose. 

E.  V.  Behring  (7).  Wenn  bei  Ähnlichkeit  des  mikroskopischen  und 
kulturellen  Bildes  die  krankmachende  Leistung  zweier  Bazillen  verschieden 
ausfällt,  so  folgt  daraus  nicht,  dass  sie  nicht  miteinander  verwandt  sind; 
morphologische  und  funktionelle  Transformationen  werden  namentlich  durch 
den  Einfluss  der  Tierpassage  bedingt.  Die  bei  tuberkulösen  Hühnern  ge- 
fundenen säurefesten  Bazillen  zeigten  nicht  unwesentliche  Verschiedenheiten 
von  den  Säugetiertuberkelbazillen,  als  nun  auf  einem  Waldgut  40  Hühner, 
nachdem  sie  von  einem  ausgeschlachteten  tuberkulösen  Rind  die  Eingeweide 
gefressen  hatten,  starben,  zeigten  die  aus  zwei  von  ihnen  gewonnenen  Rein- 
kulturen alle  morphologischen  und  kulturellen  Charaktere  der  Hühnertuberkulose- 
bazillen, waren  aber  für  Meerschweinchen,  Kaninchen  und  Rinder  so  infektiös 


Waldvogel,  Taberkulose.  77 

wie  Rillderbazillen.  So  besteht  eine  phylogenetische  Zusammengehörigkeit 
zwischen  den  Hühnerbazillen  und  denen  des  Rindes,  das  wird  auch  bewiesen 
dadurch,  dass  die  von  y.  Behring  gegen  Rinderbazillen  immun  gemachten 
Sinder  auch  gegen  die  Hühnerbazillen  giftfest  waren,  sie  besteht  trotz  aller 
Verschiedenheit  der  Kulturen,  trotz  Verschiedenheit  der  Krankheitsprodukte. 
Hühner  können  auch  durch  menschliches  Sputum  tuberkulös  werden.  Alle 
Aigomente  für  die  Unschädlichkeit  der  Rindertuberkulose  für  den  Menschen 
stehen  auf  schwachen  Füssen,  im  allgemeinen  repräsentieren  die  Rinderbazillen 
eine  höhere  Virulenzstufe  der  Tuberkelbazillen,  manche  von  Menschen  her- 
stammenden Kulturstämme  sind  mehr  für  Rinder,  andere  weniger  als  Rinder- 
bazUlen  virulent.  Die  Beschaffenheit  der  Schleimhaut  des  Verdauungstraktus 
spielt  für  die  Aufnahme  des  Virus,  der  antitoxischen  Eiweisskörper  eine  be- 
deutsame Rolle.  Neugeborene  und  ganz  junge  Individuen  sind  wegen  der 
fehlenden  Schleimschicht  der  Infektionsgefahr  mit  bazillenhaltiger  Milch  in 
hohem  Grade  ausgesetzt,  additionelle  Infektionen  führen  leichter  zu  Er- 
krankungen der  mediastinalen  und  bronchialen  Lymphdrüsen  und  schliesslich 
ZOT  Lungentuberkulose  bei  jugendlich  infizierten  Rindern  als  bei  nicht  infizierten. 
Die  Tuberkuloseübertragung  durch  das  von  tuberkulösen  Rindern  stammende 
Fleisch  und  bazillenhaltende  Butter  hat  keine  grosse  Bedeutung,  das  sind 
Nahrungsmittel  für  erwachsene  Menschen.  Die  Forderungen  zu  erfüllen, 
welche  zum  Nachweis  der  Infektion  mit  bazillenhaltiger  Milch  aufgestellt  sind, 
ist  nicht  möglich.  Man  kann  Rinder  tuberkuloseimmun  machen.  Die  Er- 
gebnisse Thomassens  beweisen  ebenfalls,  dass  schon  durch  die  einmalige 
Vorbehandlung  mit  menschlichen  Tuberkelbazillen  der  Organismus  sämtlicher 
Kalber  die  Fähigkeit  verloren  hatte,  auf  den  Import  von  solchen  Quantitäten 
eines  Rindertuberkulosevirus  mit  Tuberkelbildung  zu  reagieren,  welche  bei 
Eontrollrindern  den  Tod  an  Miliartuberkulose  herbeiführen.  Es  kann  sich 
höchstens  noch  darum  handeln  festzustellen,  ob  die  Form  der  vom  Verf. 
jetzt  angewandten  Schutzimpfung,  so  wie  sie  jetzt  ist,  dauernd  bestehen 
bleiben  kann. 

F.  Schanz  (67).  Die  Bazillen  können  identisch,  die  Krankheiten  aber 
verschieden  sein.  Die  Bazillen  der  Perlsucht  können  beim  Menschen  keine 
gemeinhin  als  solche  bezeichnete  Tuberkulose  erzeugen.  Wenn  auch  bei  der 
Tuberculosis  verrucosa  cutis  Riesenzellen  nachgewiesen  sind,  ist  der  Schluss 
noch  nicht  berechtigt,  dass  hier  eine  tuberkulöse  Erkrankung  vorliegt;  dass 
die  von  Rinder-  und  Menschenbazillen  hervorgerufenen  Krankheiten  nicht 
identisch  sind,  lehrt  eben  der  klinische  Verlauf.  Mit  dem  Nachweis  der 
Identität  der  Bazillen  ist  nicht  die  Identität  der  Erkrankungen  erwiesen. 
Derselbe  unbekannte  Faktor  y  Pettenkofers,  ohne  den  durch  Einbringen 
von  Tuberkelbazillen  aus  dem  Sputum  in  die  Haut  der  Hände,  wie  es  bei 
Schreinern  stattfindet,  kein  Lupus  nur  Tuberculosis  verrucosa  cutis  entsteht, 
kann  in  beiden  Prozessen,  Perlsucht  und  menschlicher  Lungentuberkulose, 
verschieden  sein,  der  in  beiden  vorhandene  Koch  sehe  Bacillus  bewirkt  die 
Gleichheit  derselben  in  vielen  Punkten. 

Westenhoeffer  (81).  Von  einem  Kinde  mit  wahrscheinlich  primärer 
Darmtuberkulose  wurden  Stücke  einer  verkästen  und  einer  fibrös  entarteten 
Mesenterialdrüse  einem  auf  Tuberkulin  nicht  reagierenden  Kalb  unter  die 
Haut  gebracht,  ebenso  zwei  Meerschweinchen,  einem  Kaninchen;  letzteres  starb 
nach  acht  Tagen  mit  verkästen  Drüsen,  die  Meerschweinchen  nach  sieben 
bis  acht  Wochen   an   allgemeiner   Tuberkulose.     Das  Kalb  blieb  fieberfrei, 


78  JahreBbericht  fQr  Ghirargie.    L  Teil. 

reagierte  aber  zweimal  heftig  auf  Tuberkulin.  Die  Schlachtung  nach  223  Tagen 
ergab  allgemeine  Drüsentuberkulose,  in  der  Milz  10 — 12  hanfkom-  bis  erbsen* 
grosse  graugelbe  verkalkte  Knoten,  in  der  Leber  drei,  in  der  Niere  mehrere 
miliare  Knötchen,  Tuberkelbazillen  enthaltend,  auch  in  der  verkästen  Lymph- 
drüse fanden  sich  spärliche  Bazillen.  Die  histologische  Untersuchung  ergab 
in  klassischer  Weise  das  Bild  der  Perlsucht.  Menschliche  imd  Rindertnber- 
kulose  stellen  ätiologisch,  wie  Westenhoeffer  annimmt,  eine  und  dieselbe 
Krankheit  dar,  die  Übertragung  vom  Menschen  auf  das  Rind  gelingt  selbst 
bei  subkutaner  Implantation.  Mit  dem  Material  aus  dem  infizierten  Kalbe 
sind  geimpft  ein  Kalb  subkutan,  eins  intraperitoneal,  sechs  Meerschweinchen 
subkutan,  zwei  Kaninchen  subkutan.  Ausführliche  Mitteilungen  werden  in 
Aussicht  gestellt. 

Kos  sei  (34).  Es  sollte  die  Frage  entschieden  werden,  ob  die  aus  ver- 
schiedenartigen Tuberkulosen  des  Menschen  gezüchteten  Bazillen  in  bezug  auf 
krankmachende  Wirkung  sich  dem  Rinde  gegenüber  anders  verhalten,  als  die 
aus  tuberkulösen  Veränderungen  beim  Rind  und  Schwein  gewonnenen  Stämme. 
Es  wurde  reines  Material  unter  die  Haut  der  Rinder  gespritzt.  Das  tuber- 
kulöse Leichenmaterial  passierte  den  Meerschweinkörper,  es  wurde  auf 
Serum,  dann  in  Bouillon  übertragen,  verimpft  wurden  jedesmal  5  cg  Bazillen. 
Kos  sei  schildert  zunächst  eingehend  die  pathologischen  Veränderungen, 
welche  auftreten,  wenn  dem  Rinde  Bazillen  aus  Perlsucht  oder  Schweine- 
tuberkulose injiziert  werden.  Von  den  sieben  geprüften  Kulturen  aus  Rindern 
und  Schweinen  töteten  zwei  Stämme  die  Rinder  akut  nach  8—9  Wochen, 
vier  riefen  ebenfalls  eine  allgemeine  Tuberkulose  hervor,  eine  erzeugte  nur 
Tuberkulose  an  der  Impfstelle  und  in  Drüsen.  Menschenbazillen  wurden  ge- 
züchtet aus  19  Fällen  von  schwerer  Lungentuberkulose,  teils  aus  Sputum, 
teils  aus  den  Organen,  aber  es  wurden  mit  diesen  ganz  andere  Ergebnisse 
erzielt  als  mit  den  Rindertuberkelbazillen.  Fieber  bleibt  meist  vollkommen 
aus,  man  findet  kleinere  Geschwülste  an  der  Lnpfstelle  und  in  der  Bugdrüse, 
welche  zurückgehen,  bei  der  Tötung  nach  vier  Wochen  sieht  man  noch  lebende 
Reste  der  Bazillen  in  abgekapselten  Abszesshöhlen,  im  übrigen  aber  lässt  sich 
verhältnismässig  wenig  nachweisen.  In  einer  kleinen  Anzahl  von  Fällen 
finden  sich  vier  Monate  nach  der  Injektion  noch  käsige  Herde  von  Erbsen- 
grösse  in  der  Bugdrüse  mit  Bindegewebe  in  der  Umgebung  oder  auch  ohne 
letzteres,  aber  eine  derartige  Ausbreitung  des  tuberkulösen  Prozesses  auf  die 
inneren  Organe  wie  bei  Schweine-  und  Rinderbazillen  fehlte  stets.  Von  den 
vier  Kulturen  aus  Knochentuberkulose  brachte  nur  eine  käsige  Herde  in  der 
Bugdrüse  hervor,  von  den  zwei  aus  Halsdrüsentuberkulose  wurde  Erkrankung 
der  Bugdrüse  erzeugt,  etwas  bedeutender  als  bei  den  meisten  Fällen  von 
Lungentuberkulose,  es  kam  zu  keiner  allgemeinen  Erkrankung  des  Rindes; 
ähnlich  verhielt  sich  eine  Kultur  aus  Urogenitaltuberkulose;  sechs  Kulturen 
stammten  aus  Miliartuberkulosen,  von  diesen  erzeugten  zwei  eine  allgemeine 
Tuberkulose,  es  entstanden  Bilder,  wie  sie  von  Perlsuchtmaterial  hervorge- 
rufen werden  bei  chronischerem  Verlauf.  Aus  Fällen  von  primärer  Darm- 
tuberkulose Hessen  sich  Kulturen  züchten,  welche  nicht  die  Eigenschaften 
der  Rinderbazillen  besitzen,  in  zwei  von  den  sieben  Fällen  aber  bestand  ein 
stärkeres  pathogenes  Vermögen  für  Rinder.  Von  den  39  frischgezüchteten 
Kulturen  aus  menschlichen  Erkrankungen  riefen  19  nicht  die  geringsten  Er- 
scheinungen beim  Rind  hervor,  vier  verursachten  allgemeine  Tuberkulose; 
neun  Rinder  zeigten  nach  vier  Monaten  minimale  Herde  in  den  Bugdrüsen, 


Waldvogel,  Tuberkulose.  79 

«eben  etwas  stärkere  Drüsenerkrankung.  Nur  in  zwei  von  den  vier  Fällen 
mit  for  Rinder  virulenten  Bazillen  war  der  Tod  durch  die  Tuberkulose  hervor- 
gerufen. Augenscheinlich  ist  ein  grosser  Teil  der  primären  Darmtuberkulose 
nicht  auf  Infektion  vom  Rinde  her  zurückzuführen;  rufen,  wie  Koch  glaubt, 
nur  Perlsuchtbazillen  beim  Rind  fortschreitende  Tuberkulose  hervor,  so  sind 
zwei  Kinder  an  Perlsucht  zugrunde  gegangen.  Es  ist  unsere  Aufgabe,  nach 
weiteren  Unterscheidungsmerkmalen  zwischen  Menschen-  und  Perlsuchtbazillen 
zü  suchen. 

Die  nach  Koch  bestehende  Lücke,  dass  in  der  gesamten  Literatur 
kein  einziger  Fall  vorliegt,  in  dem  nach  einer  lokalen  Infektion  mit 
Rinderbazillen  eine  regionäre  Lymphdrüsentuberkulose  aufgetreten  ist,  hat 
Troje  (77)  durch  eine  Beobachtung  ausgefüllt,  die  auch  Koch  als  entscheidend 
für  die  in  Betracht  kommende  Frage  angesehen  hat.  Ein  durchaus  gesunder 
blühender  junger  Mann  bekam,  nachdem  er  bei  einer  tuberkulösen  Kuh  die 
Pleura  entfernt  und  sich  dabei  eine  Wunde  zugezogen  hatte,  Pusteln,  Lupus- 
knötchen  am  Unterarm  und  Drüsenschwellung.  Die  vorgenommene  Unter- 
suchung der  exstirpierten  Haut  und  der  Lymphknoten  bestätigte  die  Dia- 
gnose. Nach  einem  Jahr  fand  Troje  an  der  Operationsstelle  einen  Abszess, 
dessen  Wandungen  mitexstirpiert  wurden,  das  Granulationsgewebe  enthielt 
reichlich  typische  Tuberkel,  später  wurden  aus  der  linken  Achselhöhle  und 
der  linken  Infraklavikulargrube  ganze  Pakete  tuberkulöser  Drüsen  entfernt. 
Eine  andere  Infektionsmöglichkeit  als  durch  die  Rindertuberkulose  lag  nicht 
vor.  Die  von  Beneke  vorgenommene  eingehende  mikroskopische  Unter- 
suchung liess  Unterschiede  zwischen  der  Haut  und  Lymphdrüsentuberkulose 
dieses  Falles,  wie  sie  durch  Rinderbazillen  hervorgerufen  war,  und  gewöhn- 
lichem Lupus  mit  Drüsenbeteiligung  nicht  erkennen,  das  ist  ein  weiterer  Bq* 
weis  für  die  Weseneinheit  der  beiden  Bazülenarten. 

E.  Schindler  (68).  Ein  völlig  gesunder  Notschlächter  bekommt  zwei- 
mal nach  einer  Verletzung  und  nachfolgender  Beschäftigung  mit  perlsüchtigem 
Fleisch  am  rechten  Handrücken  und  an  der  Radialseite  des  Mittelfingers  der 
linken  Hand  Veränderungen,  welche  der  Tuberculosis  verrucosa  cutis  zuge- 
schrieben werden,  in  beiden  Ellenbeugen  sind  die  Drüsen  vergrössert.  Nach 
einer  Einspritzung  von  5  mg  alten  Tuberkulins  entstand  an  beiden  Herden 
eine  starke  lokale  Reaktion,  eine  geringe  allgemeine.  Die  exstirpierten  Drüsen 
enthielten  zahlreiche  charakteristische  Riesenzellentuberkel,  Tuberkelbazülen 
fehlten.  Es  ist  höchst  wahrscheinlich,  dass  in  diesem  Fall  die  Tuberkulose 
durch  Überimpfung  perlsüchtigen  Materials  hervorgerufen  ist  und  zu  einer 
Erkrankung  der  regionären  Drüsen  geführt  hat.  Die  Ärzte  auf  dem  Lande 
werden  solche  Fälle  häufiger  sehen. 

N.  Raw  (60).  Phthisiker  haben  wenig  andere  Komplikationen,  Patienten 
mit  grossen  Drüsen,  Gelenkerkrankungen  und  solchen  der  Wirbelsäule  be- 
kommen selten  echte  Phthise.  Die  Erscheinungen,  unter  denen  Rinder  an 
Tuberkulose  eingehen,  werden  von  Kindern  mit  Tabes  mesaraica  und  Bauch- 
tuberknlose  nachgeahmt,  letztere  Affektionen  und  andere  der  serösen  Häute 
smd  wahrscheinlich  Rindertuberkulose  durch  Milch  eingeführt.  Tabes  mese- 
raica  ist  häufiger  als  angenommen  wird  und  eine  milde  Infektion  kann  aus- 
heüen.  Die  Bauchtuberkulose  und  die  Tuberkulose  des  Rindviehs  haben  in 
gleichem  Masse  zugenommen,  bei  jedem  von  Raw  beobachteten  Fall  von 
Bauchtuberkulose  Uess  sich  Fütterung  mit  Kuhmilch  nachweisen,  nur  ein  Kind 
Ton  34  hatte  phthisische  Eltern;  bei  Erwachsenen,  ausser  wenn  sie  an  sekun- 


80  Jahreebericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

därer  Danntuberkulose  leiden,  ist  die  Affektion  der  Mesenterialdrüsen  unge- 
wöhnlich. Klinische  Beobachtung  lässt  erkennen,  dass  die  Lungen  bei  Tabes 
meseraica  erst  sekundär  affiziert  werden,  in  neun  Fällen  wurden  sie  über- 
haupt nicht  ergriffen.  Bei  Kindern  sind  Rinderbazillen  virulenter  als  die  von 
Menschen.  Bei  über  2000  Fällen  von  Phthise  hat  Raw  nur  dreimal  ver- 
grösserte  Halsdrüsen  gesehen.  Die  skrofulösen  Drüsen  im  Nacken  entstehen 
durch  Milchinfektion,  bringt  man  sie  Kälbern  bei,  so  erzeugen  sie  aDgemeine 
Tuberkulose,  das  beweist  ihre  Abstammung  vom  Rind.  Auch  Gelenk-  und 
Knochenerkrankungen  sind  bovinen  Ursprungs,  Lungentuberkulose  besteht 
selten  neben  ihnen.  Bei  Meningitis  hat  Verf.  in  mehreren  Fällen  keine 
andere  tuberkulöse  Affektion  im  Körper  gefunden.  Durch  Rinderbazillen  ver- 
ursacht sind  vermutlich  auch  adenoide  Wucherungen,  Peritonitis  tuberkulosa, 
Miliartuberkulose.  Tuberkulose  im  Kindesalter  und  bei  Erwachsenen  sind 
vermutlich  Antagonisten.  Es  muss  durch  gesetzgeberische  Massregeln  für 
einwandsfreie  billige  Milch  gesorgt  werden.  Menschen-  und  Rindertuber- 
kulose sind  verschiedene  Krankheiten,  der  Mensch  kann  beide  erwerben,  im 
jugendlichen  Alter  am  meisten  letztere.  Rindertuberkulose  macht  vielleicht 
immun  gegen  menschliche. 

Macfadyen  (39).  Resultate  am  Affen  gewonnen  können  für  die 
menschliche  Pathologie  verwandt  werden.  Jungen  Affen  wurde  das  infektiöse 
Material  per  os  beigebracht  und  zwar  direkt  tuberkulöses  Rindergewebe  und 
Phthisikersputum,  ausserdem  impfte  Macfadyen  Rinderbazillen  ein.  18  Affen 
wurden  verwandt,  zur  Kontrolle  wurden  Affen  aus  derselben  Quelle  desselben 
Alters  beobachtet.  Der  Affe  erwies  sich  als  empfänglich  für  die  Lnpfong 
mit  Rindertuberkulosebazillen,  die  entweder  direkt  in  dem  Material  enthalten 
waren  oder  vorher  den  Meerschweinchenkörper  passiert  hatten.  Eine  gewisse 
Anzahl  der  Tiere  starb  in  2  oder  10  Tagen  nach  der  Fütterung  von  Rinder- 
und Menschenmaterial;  hier  scheint  eine  Art  Litoxikation  vorzuliegen.  Für 
beide  Arten  erwiesen  sich  junge  Affen  in  gleicher  Weise  empfänglich,  es  kam 
zu  allgemeiner  Tuberkulose.  Darmerkrankung  fand  sich  bei  jedem  Affen,  der 
mit  Sputum  gefüttert  war ;  von  den  mit  Perlsuchtfleisch  per  os  infizierten  bekam 
keiner  ein  Darmgeschwür.  Bei  jungen  Affen  gibt  es  also  eine  Fütterungs- 
tuberkulose, aber  nur  die  Perlsuchtbazillen  passieren  den  Darm,  ohne  ihn  zu 
alterieren. 

CipoUina  (12).  Ein  nicht  auf  Tuberkulin  reagierender  Affe  wurde 
IVa  Monate  jeden  zweiten  Tag  mit  Milch  gefüttert,  der  eine  homogene  Auf- 
schwenmiung  von  Rinderbazillen  beigemischt  war,  die  so  erhalten  wurde,  dass 
tuberkulöses  Rindermaterial  unter  die  Haut  von  Meerschweinchen  gebracht, 
aus  den  Drüsen  der  Tiere  Kultur  auf  Glyzerinblutserum  angelegt  und  von 
einer  Kulturöse  auf  Glyzerinagar  eine  Aufschwemmung  gemacht  wurde. 
Nach  3  Monaten  starb  der  Affe  an  allgemeiner  Tuberkulose;  der  Dann  war 
frei,  der  Affe  hatte  also  allgemeine  Tuberkulose  auf  dem  Nahrungswege  ak- 
quiriert,  der  Rinderbacillus  kann  den  Affendarm  passieren  ohne  Verletzungen 
zu  machen.  Ein  1  Monat  altes  Kalb  bekam  zweimal  eine  Aufschwemmung 
von  Menschenbazillen  intraperitoneal  und  blieb  nach  2  Monaten  völlig  frei 
von  Tuberkulose.  Der  Rinderbacillus  ist  für  den  Menschen  virulenter  als  der 
menschliche. 

Raw  (61).  Die  Sterblichkeitsziffer  an  Lungentuberkulose  nimmt  ab,  es 
sterben  mehr  Menschen  an  Tabes  mesaraica  als  früher,  die  Tuberkulose  unter 
dem  Rindvieh  wächst,  die  meisten  Kinder  sterben  zwischen  3  und  6  Monaten 


Waldvogel,   Tuberkulose.  81 

in  der  Zeit  des  grössten  Milchkonsums.  Aus  einer  Mesenterialdrüse  und 
einem  Kniegelenk  konnte  Raw  typisch  wachsende,  sich  in  Wachstum  von 
den  aus  Phthisikersputum  gewonnenen  unterscheidende  Rinderbazillen  züchten^ 
Infolge  dieser  Resultate  und  klinischer  Erfahrung  glaubt  Verf.,  dass  der 
Mensch  an  menschlicher  und  Rindertuberkulose  leiden  kann.  Menschen-  und 
Rindertuberkulose  sind  verschieden,  letztere  ^zeugt  besonders  bei  Kindern 
Tabes  mesaraica,  wahrscheinlich  auch  vergrösserte  Lymphdrüsen,  Gelenk* 
tuberkulösen  und  Lupus.  Echte  Menschentufoerkulose  wird  immer  von  Mensch 
za  Mensch  übertragen,  im  allgemeinen  von  vorgeschrittenen  Phthisikem. 
Rindertuberkulose  ist  auszurotten;  Milch  muss  gekocht  werden. 

Hamilton  (26).  Den  Einwänden  gegen  Hamiltons  Behauptung,  dass 
menschliche  Tuberkulose  auf  Rinder  übertragbar  ist,  begegnet  er,  indem  er 
zuerst  hervorhebt,  dass  alle  15  mit  Menschenbazillen  geimpften  Kälber  bei 
Anwendung  aller  diagnostischen  Hilfsmittel  Tuberkulose  aufwiesen.  Ein  Fall, 
von  dem  Verf.  vermutete,  dass  in  der  vergrösserten  Lymphdrüse  der  Tuberkel- 
bacillus  so  zerstreut  war,  dass  man  ihn  mikroskopisch  und  durch  Impfung 
nicht  nachweisen  konnte,  ist  mit  Recht  als  negativ  ausgefallen  angesehen. 
Hamilton  hatte  sechs  seiner  Kälber  nicht  mit  Tuberkulin  vorbehandelt,  um 
dem  Einwände  zu  begegnen,  dass  bei  eventuell  negativem  Ausfall  der  Ver- 
sache  das  Tuberkulin  die  Lifektion  verhütet  habe;  das  Alter  der  Tiere,  die 
Ausbreitung  der  Tuberkulose  liess  eine  schon  vor  der  Übertragung  bestehende 
Tuberkulose  ausschliessen.  Der  Nachweis  der  Tuberkulose  bei  den  Kälbern 
ist  strikte  erbracht,  die  Aufführung  aller  einzelnen  Details  des  Nachweises 
ist  auch  andern  Untersuchen!  überflüssig  erschienen.  Die  Bazillen  der 
Menschen-  und  der  Rindertuberkulose  scheinen  die  gleichen  zu  sein.  Die 
Zunahme  der  Virulenz  bei  Übertragung  des  vom  Menschen  stammenden 
Bacillus  von  einem  Kalb  auf  das  andere  ist  nicht  auf  eine  grössere  Empfäng- 
lichkeit der  zu  zweit  geimpften  Kälber  zurückzuführen.  Auch  die  deutsche 
Tuberkulose-Kommission  hat  die  Überimpfbarkeit  der  Menschenbazillen  auf 
Rinder  festgestellt,  sie  scheint  also  sicher  bewiesen. 

Raw  (62).  Die  Experimente  sprechen  für  Kochs  Behauptung,  dass 
Menschen-  und  Rindertuberkulose  verschieden  sind  und  dass  es  fast  unmög- 
lich ist,  beim  Rind  durch  Bazillen  aus  Sputum  allgemeine  Tuberkulose  zu 
erzeugen.  Raw  glaubt,  dass  die  Tabes  mesaraica  durch  Rinderbazillen  in 
der  Milch  verursacht  ist,  dass  akute  MiUartuberkulose,  besonders  die  typhoide 
Form,  in  Wirklichkeit  eine  Rindertuberkulose  ist,  dass  der  menschliche  Körper 
für  beide  Bazillenarten  empfänglich  ist.  Die  beiden  Krankheiten,  Rinder- 
und Menschentuberkulose,  sind  beim  Menschen  so  selten  zusammen  gesehen, 
dass  man  einen  Antagonismus  zwischen  ihnen  annehmen  und  dass  Rinder- 
tuberkulose vielleicht  Immunität  gegen  Menschentuberkulose  verleihen  kann. 
Die  Viehbesitzer  und  Gesundheitskommissionen  müssen  für  sterile  Milch  sorgen. 

Wiener  (82).  Zur  Nachprüfung  Nocard scher  Versuche  spritzte 
Wiener  nach  negativer  Tuberkulinprobe  zwei  Hähnen  subkutan  0,01  g 
Kulturmasse  einer  Pferdetuberkulosekultur  unter  die  Haut  nnd  brachte  die 
gleiche  Menge  zwei  anderen  mit  Tuberkulin  geprüften  Hähnen  in  Kollodium- 
säckchen,  welche  etwas  haltbarer  waren  als  die  Nocar  d  sehen,  in  die  Bauch- 
höhle. Die  subkutan  infizierten  Hähne  magerten  stark  ab,  bei  ihrem  Tode 
nach  75  bezw.  90  Tagen  fanden  sich  durchscheinende  Knötchen  in  der  Lunge, 
Ausstrichpräparate  aus  Lunge,  Nieren  und  Leber  ergaben  Tuberkelbazillen, 
welche  aber  mehr  wie  Vogeltuberkulose  wuchsen.     Aus  den  anderen  beiden 

Jahresbericht  für  Chirurgie  1903.  6 


82  Jahresbericht  fQr  Ghimrgie.    I.  Teil. 

gut  entwickelten  Hähnen  wnrden  die  Kollodinmsäckchen  nach  75  bezw.  85 
Tagen  entnommen;  die  Bazillen  in  denselben  wuchsen  auf  GlyzerinkartoflFeln 
wie  die  aus  den  subkutan  infizierten  Hähnen.  Zwei  Kaninchen  erhielten 
nach  negativer  Tuberkulinprobe  0,02  g  Vogeltuberkulosekultur  unter  die 
Bauchhaut,  zwei  die  gleiche  Menge  in  Säckchen  aus  Seidenpapier  mit  Kol- 
lodium bestrichen  in  die  Bauchhöhle.  Alle  Tiere  blieben  gesund.  Aus  den 
nach  75  bezw.  88  Tagen  nach  Beginn  der  Versuche  entnommenen  Säckchen 
wuchsen  nach  6 — 8  Wochen  Bazillen,  welche  mit  dem  Ausgangsmaterial  nnr 
mehr  geringe  Ähnlichkeit  zeigten.  Es  kann  also  durch  Anpassung  an  den 
Organismus  des  Huhns  Säugetiertuberkulose  auf  dasselbe  übertragen  werden^ 
sofern  eine  Anpassung  noch  nötig  ist.  Die  Vogeltuberkulose  ändert  kulturell 
ihre  Eigenschaften  im  Kaninchenkörper  derart,  dass  sie  in  dieser  Richtung 
der  Säugetiertuberkulose  ähnlich  wird.  Die  Vogeltuberkulose  Hess  sich  ent- 
gegen Nocard  nicht  auf  Kaninchen  übertragen,  bei  Wieners  Versuchen 
erfolgte  die  Infektion  der  Hühner  mit  Säugetiertuberkulose  schon,  ohne  dass 
es  wie  bei  Nocard  nötig  war,  sie  durch  mehrfache  Passage  in  Säckchen 
dem  Körper  des  Huhns  anzupassen. 

Plicque  (56).  Alle  Arten  von  Tuberkelbazillen  sind  nur  Varietäten 
einer  Rasse  von  verschiedener  Virulenz,  welche  ihr  Maximum  beim  Rinder- 
bacillus  erreicht.  Fleisch,  Milch,  Butter  können  daher  nicht  als  ungefährlich 
angesehen  werden.  Für  die  Infektion  durch  den  Verdauungstrakt  sind  die 
durch  tuberkulöse  Produkte  verunreinigten  Trinkwässer,  die  roh  genossenen 
Gemüse  aus  Rieselfeldern  ebenso  gefahrlich  wie  suspektes  Fleisch  und  Milch. 
Wenn  der  Bacillus  sich  in  den  Abwässern  auch  nicht  vermehrt,  so  bleibt  er 
doch  mehrere  Monate  darin  lebend  und  virulent.  In  Frankreich  wird  ver- 
dächtiges Fleisch  vernichtet,  in  Deutschland  zum  Kochen  von  der  Freibank 
verkauft  ohne  nachweisbare  Nachteile.  Das  dänische  Verfahren  der  Milch- 
pasteurisation  wird  für  Frankreich  empfohlen.  Beim  Tuberkulösen  müssen 
alle  auf  die  Femhaltung  der  Infektion  mit  Tuberkelbazillen  gerichteten  Vor- 
sichtsmassregeln noch  mehr  beachtet  werden,  seine  Krankheit  erscheint  oft 
als  eine  Reihenfolge  neuer  Infektionen,  er  ist  dem  Bacillus  gegenüber  macht- 
loser. Als  rohes  Fleisch  soll  nur  das  des  Hammels  oder  des  Pferdes  genossen 
werden,  so  verhütet  man  auch  die  Tänien ;  trocken  sterilisiertes  Fleischpulver 
leistet  dieselben,  oft  bessere  Dienste.  Ziegenmilch  ist  nahrhaft,  reich  an 
Phosphaten  und  die  Ziege  leidet  sehr  selten  an  Tuberkulose.  Die  in  der 
Butter  liegende  Gefahr  ist  viel  geringer;  in  Deutschlands  Sanatorien  wird  oft 
das  leicht  verdauliche  Gänsefett  verwandt,  zumal  die  Gans  immun  ist  gegen 
Tuberkulose. 

Deetz  (17).  Die  Tuberkulose  ist  bei  den  Schweinen  wie  bei  den 
Rindern  im  Steigen;  sie  ist  wesentlich  Fütterungstuberkulose,  Veränderungen 
des  Verdauungsapparates  beherrschen  das  Bild,  die  Milz  ist  von  sekundären 
Veränderungen  bevorzugt,  das  Fleisch  ist  meist  frei  davon.  Serosentuberkulose 
ist  ebenfalls  selten,  häufiger  Serosentuberkulose  mit  generalisierten  Tuberku- 
losen kombiniert.  Schweine-  und  Rindertuberkulose  stehen  sich  ausserordent- 
lich nahe.  Der  Zentrifugenschlamm  vernichtet  ganze  Schweinefamilien  und 
Zuchten.  Deetz  injizierte  einem  von  zwei  Ferkeln,  die  durch  Tuberkulin- 
probe als  frei  von  Tuberkulose  erkannt  waren,  eine  Bouillonaufschwemmung 
von  tuberkulöser  Meerschweinchenlunge  intraperitoneal;  dies  wurde  zugleich 
mit  dem  Kontrolltier  nach  6  Monaten  geschlachtet.  Während  das  Kontroll- 
tier völlig  gesund  war,   zeigte  sich   beim  anderen  eine  ausgebreitete  Tuber- 


Waldvogel,  Tnberkolose.  83 

knloee  aller  Lymphdrüsen,  vereinzelte  Tuberkel  in  der  Leber.  Derselbe 
YersQch  wnrde  mit  zwei  Kälbern  angestellt;  sie  hatten  auf  Tuberkulin  nicht 
reagiert;  das  eine  bekam  eine  Aufschwemmimg  von  Tuberkeln  der  Milz  eines 
mit  Sputum  geimpften  Meerschweinchens  intrapleural  und  intraperitoneal. 
Nach  4  Monaten  hatte  das  geimpfte  Kalb  ausgedehnte  Tuberkulose  der 
Mediastinal-  und  Kniekehlendrüsen,  sowie  Reste  einer  Pleuritis  an  der  Impf- 
stelle. Man  scheint  bei  Schweinen  stets  positive  Resultate  zu  bekommen, 
wenn  man  die  MenschenbaziDen  erst  durch  ein  geeignetes  Zyrischentier  schickt. 
Mit  einer  Ausrottung  der  Rindertuberkuiose  wird  die  der  Schweine  von  selbst 
erlöschen. 

E.  Deetz  (16).  In  Norddeutschland  herrscht  mehr  Schweinetuberkulose 
als  in  Süddeutschland,  die  Tuberkulose  der  Rinder  und  Schweine  ist  im  steten 
Steigen  begriffen,  ob  die  Frequenzziffem  über  Menschen«  und  Tiertuberkulose 
parallel  gehen,  ist  zur  Zeit  schwer  zu  beantworten.  Beetz  gibt  dann  eine 
tabellarische  Übersicht  über  die  wichtigsten  Untersuchungen  betreffend  den  Ge- 
halt von  Milch  und  Molkereiprodukten  an  Bazillen.  Bei  Rindern  kommt  echte 
Fütterongstuberkulose  selten  vor.  Verf.  bringt  die  wichtigsten  Versuche, 
welche  entscheiden  sollen,  ob  die  Menschentuberkulose  auf  Schweine  und 
Rinder  und  umgekehrt  übertragbar  sei.  Eine  Übertragung  von  Schweine- 
taberkulose  auf  den  Menschen  ist  nirgends  erwähnt,  unter  den  Versuchen 
Menschentuberkulose  auf  Schweine  zu  übertragen,  sind  nur  die  Gerlachs, 
Kayenels,  Tjadens  und  Orths  als  gelungen  anzusehen,  dazu  gibt  Verf. 
seine  im  vorigen  Referat  bereits  besprochenen  Versuche.  Die  nächste  Tabelle 
enthält  eine  Übersicht  über  die  Übertragungsversuche  vom  Menschen  auf  das 
Rind,  die  folgende  die  sicher  bewiesenen  Fälle  von  Übertragung  der  Rinder- 
tuberkulöse  auf  den  Menschen  mit  Ausnahme  der  Milchinfektionen,  von 
denen  am  beweisendsten  der  durch  Priester  mitgeteilte  Fall  Hellers  ist. 
Es  spricht  manches  für  die  Möglichkeit,  dass  bei  Tabes  mesaraica  die  Milch 
eine  Rolle  spielt,  ein  positiver  Beweis  fehlt.  Wir  dürfen  aber  vorläufig  von 
der  Ansicht,  dass  tuberkulöse  Rinder  und  Schweine  für  den  Menschen  nicht 
ungefährlich  sind,  nicht  abgehen.  Absolut  ausznschliessen  vom  freien  Verkehr 
ist  das  Fleisch  der  akuten  Miliartuberkulose,  bei  lokaler  Tuberkulose  sonst 
gesunder  wohlgenährter  Tiere  kann  das  Fleisch  nach  Entfernung  der  erkrankten 
Organe  dem  Verkehr  überlassen  werden.  Mit  der  Einführung  der  besonders 
diesem  Zweck  angepassten  Fleischschau  lässt  sich  eine  allgemeine  Anzeige- 
pflicht für  Viehtuberkulose  durchführen.  Für  die  Tiere  in  Sanitätsmolkereien 
oder  Milchkuranstalten  möchte  Verf.  die  Tuberkulinimpfung  eingeführt  wissen, 
ebenso  für  alles  Vieh,  das  über  die  Grenze  kommt  und  nicht  sofort  ge- 
schlachtet wird. 

V.  Hansemann  (27).  Menschliche  Tuberkulose  ist  auf  Rinder  über- 
tragbar ebenso  wie  Rindertuberkulose  auf  Menschen.  Koch  hat  deshalb  keine 
Fälle  von  Fütterungstuberkulose  erhalten,  weil  seine  Forderungen  unerfüllbar 
waren,  weil  man  niemals  eine  andere  Infektionsmöglichkeit  ausschliessen  kann. 
Typhus  und  Tuberkulose  lassen  sich  nicht  vergleichen,  zu  Epidemien  von 
letzterer  durch  Genuss  der  Milch  perlsüchtiger  Kühe  kann  es  nicht  kommen. 
Die  Fütterungstuberkulose  ist  etwas  seltenes,  die  verschiedene  Deutung  des 
Begriffes  erzeugte  die  grossen  Unterschiede  in  den  Angaben  über  die  Häufig- 
keit derselben,  v.  Hansemann  hat  in  7  Jahren  *2ö  Fälle  von  Fütterungs- 
tuberkulöse  gesammelt^  5  zeigten  nur  Geschwüre  im  Darm,  in  12  war  die 
Tuberkulose  von  einem  Darmgeschwür  zu  den  Mesenterialdrüsen  vorgeschritten, 

6* 


84  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

bei  4  verbreitete  sie  sich  über  das  Gebiet  der  Bauchhöhle  hinaus,  in  weiteren  4 
muss  erst  eine  Deutung  Platz  greifen,  aber  sie  halten  strenger  Kritik  stand. 
Ein  Teil  dieser  Fälle  wäre  zur  Ausheilung  gekommen,  geringfügige  Tuberkulose 
im  Darm  ist  häufiger  als  sie  anatomisch  gefunden  wird,  in  anderen  selteneren 
Fällen  tritt  der  Tod  ein,  aber  eine  Lungenschwindsucht  entsteht  nicht  vom 
Darm  aus.  In  5  Fällen  von  primärer  ßauchfeDtuberkulose  kann  nur  der 
Darmtraktus  als  Infektionsort  aufgefasst  werden.  Irgendwie  kranke,  entzündete 
oder  ulzerierte  Schleimhäute  können  Bazillen  hindurchlassen,  ohne  dass  sie 
an  der  Eingangspforte  haften.  Primäre  Mundschleimhauttuberkulose  ist 
häufiger  als  gemeinhin  angenommen  wird,  sie  wird  an  der  Zunge  manchmal 
als  Karzinom  aufgefasst,  auch  im  Kachenring  können  Tuberkelbazillen  ein- 
dringen. Von  40  Kindern  mit  offener  Lungentuberkulose  hatten  nur  16 
Darmtuberkulose,  obwohl  sie  virulentes  Sputum  verschlucken,  auch  bei  dis- 
ponierten Individuen  besitzt  der  Darm  noch  Schutzmassregeln  genug,  um  sich 
der  Bazillen  zu  erwehren.  Die  Wichtigkeit  der  Disposition  ergibt  sich  auch 
daraus,  dass  von  200  mit  Sektionen  beschäftigten  Menschen  im  Laboratorium 
v^  Hansemanns  höchstens  10  Leichentuberkel  bekamen.  Vorzugsweise  ge- 
schwächte Menschen  erwerben  primäre  Darmtuberkulose;  die  primäre  Fütterungs- 
tuberkulose  vom  Darm  aus  ist  eine  seltene  Krankheit. 

Disse  (19).  Im  Anschluss  an  die  Beobachtungen  Römers,  der  gefunden 
hatte,  dass  Tetanus- Antitoxin  bei  Pferden  in  den  ersten  Lebenstagen  resorbiert 
wird,  nach  3  Wochen  dagegen  nicht  mehr,  hat  Disse  genaue  Untersuchungen 
über  den  Bau  des  Magendarmkanals  bei  Neugeborenen  angestellt,  er  gibt  am 
Schluss  sein  dabei  benutztes  Färbungsverfahren  an.  Die  freie  Oberfläche  des 
Epithels  beim  älteren  Fötus  wird  nicht  durch  eine  zusammenhängende  Schleim- 
schicht gebildet,  sondern  es  steht  in  der  Mitte  jeder  Zelle  ein  Schleimpfropf. 
Diese  Verhältnisse  kurz  vor  der  Geburt  bestehend  erhalten  sich  für  längere 
Zeit,  die  einzelnen  Schleimteile  sind  also  durch  Protoplasma  voneinander  ge- 
trennt. Nach  der  Geburt  wird  infolge  des  Reizes  der  Ingesta  neues  Schleim- 
material von  unten  her  angelagert,  dazu  sind  mehrere  Tage  erforderlich;  wir 
dürfen  wohl  annehmen,  dass  bei  grösseren  Tieren  die  normale  Dicke  der 
Schleimlage  später  erreicht  wird  als  bei  kleineren. 

Sorger  (74)  hat  einem  Fachs  wochenlang  grosse  Mengen  tuberkulösen 
Sputums  verfüttert,  ohne  eine  Infektion  zu  erzeugen;  wie  er  das  früher  für 
die  Korviden  dargetan  hat,  scheint  ihm  auch  der  Fuchs  so  gut  wie  immun 
gegen  menschliche  Tuberkulose  zu  sein,  wenigstens  wenn  sie  vom  Darm  aus 
eindringt.  Vielleicht  beruht  auf  ähnlichen  Erfahrungen  die  Verwendung  der 
Fuchslunge  als  Volksheilmittel  gegen  menschliche  Lungenschwindsucht. 

Nachdem  Nebelt  hau  (50)  eine  Übersicht  über  die  in  der  Literatur 
vorliegenden  Fütterungsversuche  mit  Tuberkelbazillen  gegeben  und  festgestellt 
hat,  dass  in  geringer  Zahl  Experimente  angestellt  sind,  Tiere  mit  tuber- 
kulösem menschlichen  Material  vom  Verdauungstraktus  aus  zu  infizieren,  gibt 
er  das  Verfahren  an,  dessen  er  sich  bediente  um  festzustellen,  ob  und  in- 
wieweit sich  eine  Änderung  der  Virulenz  der  Bazillen  infolge  Verweilens  im 
Dünndarm  von  Hunden,  Ziegen  und  Kälbern  nachweisen  liess.  Wie  Verf. 
vorging  um  ein  Darmstück  auszuschalten,  wie  er  die  Bazillen  aus  Sputum 
einbrachte,  muss  im  Original  nachgelesen  werden.  Es  ergab  sich  zunächst, 
dass  die  eingebrachten  Tuberkelbazillen  auf  die  Darmschleimhaut  besonders 
bei  jungen  Kälbern  einen  Reiz  ausüben,  der  zu  Eiterabsonderung,  zu  fibrinöser 
Jlxsudation  führen  kann,  dass  noch  nach  2 — 4  Tagen  sich  virulente  Bazillen 


Waldvogel,  Tuberknlose.  85 

im  Darm  finden,  dass  zweifelsohne  auch  bei  grösseren  Tieren  die  Bazillen 
durch  die  intakte  Darm  wand  gelangen  nnd  zu  einer  Entwickelung  tuberkulöser 
Produkte  Veranlassung  geben.  Die  Veränderungen  bei  der  Ziege  sind,  wenn 
die  Bazillen  in  den  Darm  gebracht  werden,  weit  ausgesprochener  als  beim 
Bünde,  vielleicht  spielt  dabei  die  Darmwand  eine  Rolle.  Um  ein  Urteil  ge- 
winnen zu  helfen  darüber,  ob  auch  beim  Menschen  der  Infektionsmodus  vom 
Dann  aus  in  Betracht  kommt,  gibt  Nebelthau  zu  den  Fällen  aus  der 
Literatur  eine  Übersicht  über  die  Sektionen  von  26  tuberkulösen  Kindern 
im  Alter  von  3  Monaten  bis  5  Jahren  und  findet  unter  diesen,  dass  die 
Infektion  vom  Verdauungskanal  aus  in  19,2,  vom  Respirationstraktus  aus  in 
34,6,  von  beiden  aus  in  46,1  ®/o  wahrscheinlich  erfolgt  ist.  Bei  allen  Kindern 
im  Alter  von  3  Monaten  bis  1  Jahr  6  Monate  liess  sich  die  Ansteckung  auf 
den  Menschen  zurückführen. 

Lassar  (37).  Ein  gesunder  junger  Veterinärpathologe  beschäftigt  sich 
eingehend  mit  dem  Rachenschleim  perlsüchtiger  Rinder  und  bekommt  Tuber- 
culosis verrucosa  cutis;  ein  Stallarbeiter  in  einer  Molkerei  wies  eine  mächtige 
Tuberkel-Infiltration  am  Unterarm  auf.  Unter  den  Stemplern  und  Schlächtern 
des  Berliner  Schlachthofes  zeigten  eine  Reihe  sonst  gesunder  Männer  Er- 
scheinungen an  den  Händen,  welche  der  Leichentuberkulose  der  Mediziner 
gleich  sind.  Bei  einem  Schlachthofbeamten  hat  sich  unterhalb  des  linken 
Auges  Scrophuloderma  gebildet  dadurch,  dass  infolge  des  Mikroskopierens 
eine  Gewebsschädigung  stattgefunden  und  Patient  sich  die  Stelle  mit  unge- 
waschenen Fingern  gerieben  hatte;  ihm  liegt  ausser  der  Trichinenschau  die 
Bearbeitung  namentlich  tuberkulösen  Materials  von  Schwein  und  Rind  ob. 
Diese  toxine  Hauttuberkulose  kann  auch  multipel  auftreten,  als  Beispiel  dafür 
stellt  Lassar  einen  Patienten  vor,  der  sich  vor  10  Jahren  3  Jahre  lang  mit 
tuberkulösem  Rindfleisch  beschäftigte.  Er  bekam  zuerst  einen  roten  Fleck 
am  Nabel,  dann  einen  ebensolchen  an  verschiedenen  Stellen  des  Körpers, 
etwa  gleichzeitig  mit  der  Eruption  am  Nabel  entwickelten  sich  Warzen  am 
Mittelfinger,  Patient  kratzte  und  verbreitete  so  die  lupusartigen,  scrophulo- 
dermatischen  Herde.  Mikroskopisch  zeigten  •  sich  tuberkulöse  Granulationen. 
Perlsüchtiges  Fleisch  hat  für  die  menschliche  Haut  eine  pathologische 
Haftbarkeit. 

Schütz  (76).  Viele  Leiter  tierärztlicher  Institute,  Assistenten  und 
Diener  gehen  mit  perlsüchtigem  Material  intim  um,  ohne  sich  zu  infizieren, 
während  Menschen,  die  an  den  anatomischen  Instituten  der  Universität  be- 
schäftigt sind,  sehr  gewöhnlich  Leichentuberkel  hatten,  die  menschliche  Tuber- 
kulose und  die  Perlsucht  des  Rindviehs  sind  verschiedene  Krankheiten,  in 
Lassars  Fällen  ist  die  Tuberkulose  nicht  immer  wissenschaftlich  festgestellt. 
Schütz  hat  den  Finger  eines  Arbeiters  untersucht,  bei  dem  sich  in  einer 
Schnittwunde,  die  er  sich  bei  der  Sektion  einer  perlsüchtigen  Kuh  zuzog, 
warzige  Massen  bildeten.  Diese  Massen  enthielten  einen  bindegewebigen 
Grundstock,  keine  Riesenzellen;  Knoten  auf  der  Sehnenscheide  enthielten  viele 
sehr  grosse  Riesenzellen  mit  wandständigen  Kernen,  das  Gewebe  stimmte  mit 
dem  überein,  was  man  im  Beginn  des  perlsüchtigen  Prozesses  an  verschiedenen 
Organen  sieht,  beim  Rinde  überwiegt  die  Bildung  von  Granulationsgewebe* 
Die  Reinkulturen  aus  der  Tuberculosis  verrucosa  cutis  erzeugten  beim  Kalb 
Perlsucht.  Kein  Fall  von  Tuberculosis  verrucosa  cutis,  durch  Sektionen  perl- 
suchtiger  Kadaver  hervorgerufen,  hat  zur  Allgemeininfektion  geführt,  der 
Mensch  besitzt  einen  gewissen  Schutz  gegen  die  Perlsucht,  gerade  dies  spricht 


86  Jahresbericht  far  Chirurgie.    I.  Teil. 

gegen  eine  Identität  beider  Tuberkulosearten,  denn  es  sind  Fälle  von  Lupus 
bekannt,  denen  Menschen  erlegen  sind. 

Meyer  (46)  hat  versucht,  experimentell  zu  prüfen,  ob  die  Mischinfektion 
die  Entstehung  der  von  Rindern  herrührenden  Hauttuberkulose  begünstigt  oder 
nicht.  Er  rieb  in  die  Bauchhaut  von  Meerschweinchen  tuberkulöses  Sputum 
mit  Mischinfektion  und  käsiges  Material  aus  Mesenterialdrüsen,  im  ersten 
Fall  traten  nach  20  Tagen  viele  Knötchen  auf,  im  anderen  nach  längerer 
Zeit  spärliche.  Verf.  glaubt,  dass  demnach  die  Begünstigung  der  Entstehung 
von  Hauttuberkulose  durch  Mischinfektion  bevriesen  ist.  Durch  Injektion  von 
menschlichen  Bazillen  in  die  Bauchhöhle  eines  Meerschweinchens  konnten 
echte  Perlsuchtknoten  erzeugt  werden  neben  den  für  Menschenbazillen  typisch 
sein  sollenden  Veränderungen. 

F.  Schanz  (66).  Das  Resultat  der  G ar na ult sehen  Impfungen  mit 
Rinderbazillen  an  sich  lehrt,  dass  die  Perlsuchtbazillen  beim  Menschen  haften, 
es  kam  zu  keiner  Generalisation.  So  ist  es  in  vielen  Fällen  von  unabsicht- 
lieber  Impfung  mit  Rinderbazillen  gegangen.  Es  ist  nach  Schanz  bewiesen, 
dass  durch  die  Übertragungen  der  Bazillen  von  der  Perlsucht  und  der  Lungen- 
schwindsucht die  gleichen  Formen  der  Impftuberkulose  bei  Mensch  und  Tier 
zu  erzeugen  sind,  aber  die  eine  Affektion  lässt  sich  nicht  in  die  andere  über- 
führen, auch  der  menschliche  Bacillus  erzeugt  bei  Impfungen  auf  Menschen 
nur  Tuberculosis  verrucosa  cutis.  Zum  Zustandekommen  der  Perlsucht  beim 
Rind,  der  Lungenschwindsucht  beim  Menschen  gehört  mehr  als  eine  Ver- 
impfung,  ein  Unbekanntes,  das  sich  bis  jetzt  der  Forschung  entzieht.  Gar- 
naults  Versuche  bestätigen,  dass  Tuberculosis  verrucosa  cutis  eine  Infektion 
mit  perlsüchtigem  Material  darstellt. 

Seige  (73).  Nach  der  Literatur,  nach  physiologischen  Erwägungen 
muss  die  hereditäre  Infektion  der  Frucht  durch  den  Vater  etwas  enorm 
seltenes  sein.  Die  ziemlich  zahlreichen  Experimentatoren  haben  die  Er- 
zeugung der  Tuberkulose  der  Frucht  durch  dem  Sperma  beigemischte  Bazillen 
nicht  einwandfrei  erreicht,  auch  die  Friedmannschen  Versuche  in  neuer  An- 
ordnung sind  in  dieser  Richtung  nicht  beweisend.  Seige  hat  die  Versuchs- 
anordnung Friedmanns  befolgt,  die  Muttertiere  sollten  aber  austragen  und 
die  Jungen  zum  Teil  am  Leben  bleiben,  es  wurden  zur  Einspritzung  Bazillen 
verschiedener  Virulenz  von  Mensch  und  Rind  verwandt^  die  Organteile  der 
getöteten  Jungen  an  Meerschweinchen  subkutan  verimpft,  teils  geschnitten 
und  gefärbt.  Die  Jungen  erwiesen  sich  als  frei  von  Tuberkulose  und  waren 
normal  entwickelt,  die  Bazillen,  soweit  sie  nicht  ins  Ei  dringen,  sterben  ent- 
gegen Friedmanns  Angabe  nicht  ab.  Aber  die  Kaninchen,  welche  später 
tuberkulöse  Veränderungen  aufwiesen,  blieben  unfruchtbar.  Der  Ausfall  der 
Versuche  spricht  nicht  für  die  Möglichkeit  einer  Übertragung  der  Tuber- 
kulose auf  die  Nachkommenschaft  durch  den  Samen. 

Die  ererbte  Disposition  zur  Tuberkulose  äussert  sich  nach  Hub  er  (30) 
in  einer  starken  nutritären  Störung,  sie  kann  sich  rein  funktionell  dokumen- 
tieren. Die  direkte  Übertragung  der  Bazillen  ist  selten.  Alles  was  im  Moment 
der  Zeugung  ungünstig  auf  den  elterlichen  Organismus  einwirkt,  prädisponiert 
auch  zur  Tuberkulose.  Gewebe,  deren  Zirkulation  leidet  infolge  von  Ver- 
letzungen, vasomotorischen  Einflüssen,  funktionellen  oder  anderen  Störungen, 
werden  tuberkulöse  Herde.  Der  Platz  der  Bazillenablagerung  ist  nicht  not- 
wendig der  Ort  des  Eintritts  der  Bazillen,  die  Lungenspitzen  dehnen  sich 
weniger  aus,    sie  werden  ungenügend  gelüftet  und   durchblutet.     Der   Ver- 


Waldvogel,  Tuberkulose.  87 

daünngstrakt  spielt  besonders  bei  Kindern  eine  grosse  Kolle  in  der  Tuber- 
kuloseinfektion.  Sajous  Ansichten  über  den  Einfluss  der  Drüsen  ohne  Ans- 
fiihningsgang,  besonders  der  Nebennieren  auf  die  Entstehung  der  Tuber- 
kulose werden  wiedergegeben,  die  Insuffizienz  dieser  Drüsen  kann  nach 
Sajous  fast  alles  Krankhafte  verursachen.  Chlorose  und  Alkoholismus,  Armut, 
ungesunde  Lebensweise  stehen  mit  der  Tuberkulose  in  kausalem  Zusammen- 
hang. Leute  mit  Tuberkulose  in  Asylen  bekommen  diese  Krankheit  in  diesen 
Instituten.  Verletzungen  erzeugen  Tuberkulose  oft  durch  Auslösung  vöijl.. 
Kenrenreaktionen,  der  Einfluss  des  Gemütes  auf  den  Körper  bei  Entstehung 
der  Tuberkulose  darf  nicht  unterschätzt  werden.  Skrofulöse  und  Tuberkulose 
sind  nicht  identisch.  Kochs  Bazillenentdeckung  hat  bislang  praktisch  nur 
den  Nutzen  gehabt,  dass  wir  gegen  die  Tuberkulose  mit  denselben  sanitären 
Massregeln  vorgehen,  wie  bei  anderen  Infektionskrankheiten.  Die  immuni- 
sierenden Sera  werden  nie  den  Wert  von  frischer  Luft,  Sonne,  Reinlichkeit, 
Bädern,  gesunder  Wohnung  und  Nahrung  erreichen. 

J.  Mitulescu  (47).  Die  von  Tuberkulösen  benutzten  Gegenstände 
können  auf  verschiedene  Weise  mit  Sputum  infiziert  und  anderen  Menschen 
gefahrlich  werden.  Mitulescu  hat  nun  97  Bücher  und  Zeitschriften  mit 
Bomanen  und  Märchen  auf  Tuberkelbazillen  untersucht,  indem  er  die 
schmutzigsten  Stellen  auslaugte,  die  trübe  Flüssigkeit  zentrifugierte,  die  über- 
stehende Flüssigkeit  abgoss,  den  Niederschlag  mikroskopisch  untersuchte,  aber- 
mals in  Kochsalzlösung  löste  und  von  dieser  Lösung  5  ccm  Meerschweinchen  — 
es  wurden  177  Tiere  verwandt  —  einspritzte.  Bei  allen  mikroskopischen  Unter- 
suchungen Hessen  sich  direkt  keine  Bazillen  nachweisen,  die  Giftigkeit  konnte 
nach  dem  langsamen  Verlauf  der  Tierinfektion  keine  grosse  sein,  aber  von  den 
Büchern,  die  3 — 6  Jahre  im  Gebrauch  waren,  erwies  sich  mehr  als  ein  Drittel 
als  bazillenhaltig,  während  in  denen,  welche  bis  zu  zwei  Jahren  im  Gebrauch 
waren,  nach  allen  Einspritzungen  keine  Bazillen  zu  finden  waren.  Die 
Bücher  der  ungefährlichen  Reihe  waren  weit  weniger  eingeschmutzt,  die  der 
gefährlichen  boten  den  Bazillen  eine  bessere  Unterlage.  Es  wäre  voreilig, 
alle  Bücher,  welche  nicht  länger  als  zwei  Jahre  im  Gebrauch  waren,  unge- 
fährlich zu  nennen,  die  Bazillen  können  in  der  Zwischenzeit  bis  zur  Unter- 
suchung abgestorben  gewesen  sein.  Verf.  empfiehlt  längere  Einwirkung  von 
Formalindämpfen,  rechtzeitiges  Ausmerzen  beschmutzter  Bücher,  Belehrung 
des  Volkes  über  die  Schädlichkeit  des  Fingerbenetzens  beim  Umwenden,  über 
den  Nutzen  des  Händewaschens  nach  der  Benutzung  jedes  geliehenen  Buches. 

Zu  den  zur  chirurgischen  Tuberkulose  prädisponierenden  Ursachen  zählt 
Perassi  (54)  den  allgemeinen  physiologischen  Schwächezustand,  der  in  der 
Periode  des  stärksten  Körperwachstums  auftritt.  Ein  anderes  Substrat  zur 
Einnistung  des  Tuberkelbacillus  sei  die  nach  Verstauchung  oder  Gelenkbruch 
auftretende  traumatische  Ärthrosynovitis,  wenn  sie  nicht  gehörig  bis  zur 
Bestitutio  ad  integrum,  behandelt  wird.  R.  Giani. 

Voss  (79).  Unter  577  Fällen  von  Knochen-Gelenk-  und  Hodentuberkulose 
wurden  21,6  ^/o  gefunden,  bei  denen  nach  Angabe  der  Erkrankten  ein  Trauma 
die  Ursache  sein  sollte;  die  Krankengeschichten  sind  mitgeteilt.  Die  Traumen 
bestanden  fast  ausschliesslich  in  Kontusionen  und  Distorsionen ,  nur  einmal 
in  Fraktur.  Nur  bei  ca.  7  ^/o  wird  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  ein  ur- 
sächlicher Zusammenhang  zwischen  Trauma  und  Tuberkulose   angenommen. 

Schlüter  (69)  teilt  einen  Fall  von  Miliartuberkulose  mit,  bei  dem  alle 
klinischen  Zeichen  dafür  sprachen,  dass  es  sich  während  der  weitaus  längeren 


88  Jahresbericht  für  Cbirnrgie.    I.  Teil. 

Zeit  der  Krankheit  um  eine  gewöhnliche  Sepsis  handelte,  so  der  atypische 
Fieberverlauf,  die  Hämorrhagien ,  der  Befund  von  Staphylokokken  bei  der 
Milzpunktion,  die  eklatante  Salizylwirkung.  Es  erscheint  ihm  wahrscheinlich, 
dass  die  Miliartuberkulose,  deren  alleinige  Gegenwart  und  deren  Ausgang 
von  verkästen  mediastinalen  Drüsen  pathologisch-anatomisch  sichergestellt  ist, 
zu  der  Sepsis  hinzugetreten  ist.  Der  eigenartige  Fall  zeigt,  wie  oft  die 
Differentialdiagnose  zwischen  Miliartuberkulose,  Sepsis  und  Mischinfektion 
unmöglich  ist  und  wie  auch  der  Obduktionsbefund  die  Verhältnisse  nicht 
klären  kann. 
,  Ito  (31)  hat  an  104  Kinderleichen  bis  zu  13  Jahren  den  Zungengrund, 

Gaumen-  und  Rachentonsillen  genau  mikroskopisch  untersucht,  um  die  Fragen 
zu  beantworten,  ob  die  Follikel  der  Valleculae  epiglotticae  nicht  primär 
tuberkulös  erkranken  können  und  wie  häufig  die  Tuberkulose  der  Ganmen- 
und  Rachentonsille  mit  der  der  lymphatischen  Apparate  des  Zungengrundes 
zusammenfällt.  Er  hat  5  mal  sektmdäre  Tuberkulose  der  Gaumentonsille'und 
keinen  primären  Fall  gefunden,  von  10  untersuchten  Rachentonsillen  wiesen 
2  sekundäre  Tuberkulose  auf,  von  Zungentgusillentuberkulose  fand  sich  nichts, 
an  den  Valleculae  epiglotticae  wurde  einmal,  ebenso  einmal  an  den  Schleim- 
drüsen des  Zungengrundes  Tuberkulose  festgestellt.  In  einem  Fall  waren 
Gaumentonsillen,  Rachentonsille  und  Valleculae  gleichzeitig  erkrankt,  in  einem 
anderen  bestanden  nebeneinander  Rachentonsillen-  und  Schleimdrüsentuber- 
kulose. 

Bei  den  auseinandergehenden  Ansichten  über  die  Beziehung  der  Gefass- 
tuberkulöse  zur  Miliartuberkulose  teilt  Rosenbach  (63)  einen  für  die 
Weigert  sehe  Auffassung  typischen  Fall  mit,  bei  dem  sich  ausserdem  eine 
ausgedehnte  sekundäre  Tuberkulose  der  kleinsten  Pfortaderäste  imd  ein 
anämisch-nekrotischer  Infarkt  in  der  Leber  vorfanden.  Bei  einem  4  ^/>i  Monate 
alten  Kinde  fand  sich  im  rechten  Oberlappen  eine  Kaverne,  wahrscheinlich 
aerogen  entstanden,  die  Bazillen  traten  von  hier  aus  ins  Blut,  riefen  zahl- 
reiche Tuberkel  hervor;  von  ihnen  ging  eine  sekundäre  Erkrankung  der 
grösseren  Lungenvenen  aus,  welche  zu  Durchbruchsherden  führte,  Intima- 
tuberkel  fanden  sich  nicht.  Es  fehlten  die  elastischen  Fasern.  Der  anämisch- 
nekrotische  Infarkt  ist  durch  Verschluss  von  Pfortader  und  Leberarterien 
durch  tuberkulöses  Granulationsgewebe  hervorgerufen. 

Der  Fall  Run  g  es  (64)  unterscheidet  sich  von  denen  der  früheren  Autoren 
dadurch,  dass  sich  tuberkulöse  Veränderungen  auch  in  der  Decidua  basalis 
fanden;  nur  Lehmann  hatte  schon  einen  Rundzellenherd  ohtie  Bazillen  in 
seinem  ersten  Falle  festgestellt.  Äusserst  spärlich  fanden  sich  in  Runges^ 
Fall  Zottentuberkel.  Typische  Epitheloid-  oder  Langhanssche  Riesenzellen 
fanden  sich  in  den  Herden  der  Decidua  nicht,  die  Decidua  vera  war  völlig 
normal.  2  Haufen  von  8—10  Bazillen  lagen  im  noch  völlig  normalem  Decidua- 
gewebe.  Die  tuberkulösen  Herde  stossen  meist  direkt  an  die  Gefasswand, 
die  Intima  proliferiert,  Blutungen  und  Thrombose  entstehen.  Dass  die  Tuberkel 
in  der  Decidua  keine  Epitheloid-  und  Riesenzellen  besitzen,  erklärt  sich  aus 
der  geringen  Proliferationsfähigkeit  der  Decidua;  dass  die  Herde  so  schnell 
nekrotisch  zerfallen,  wohl  hauptsächlich  aus  der  Hinfälligkeit  der  Decidua. 
Die  infolge  der  Tuberkelentwickelung  aufgetretenen  Blutungen  hatten  wohl 
bei  der  an  Miliartuberkulose  verstorbenen  Frau  zum  Abort  geführt.  Der 
Fötus  ist  nicht  untersucht.  Dass  bislang  in  der  Decidua  keine  tuberkulösen 
Veränderungen   gefunden  sind,   erklärt  sich  Runge  daraus,   dass  die  bisher 


Waldvogel,  Taberkalose.  89 

untersachten  Placenten  ans  späteren  Monaten  stammten.  Lokalisiert  waren 
die  Herde  in  unmittelbarer  Umgebung  des  Ni tabue hschen  Fibrinstreifens, 
in  der  Drüsenschicbt  und  einer  in  einem  decidualen  Fortsatz,  der  sich  zwischen 
die  Chorionzotten  hinein  erstreckte.  Neben  den  für  Tuberkulose  spezifischen 
Veränderungen  fanden  sich  als  nicht  spezifisch  anzusehende  Infarkte  und  Rund- 
zellenherde  in  den  Haftzotten. 

Forssell  (21)  sedimentiert  1  Ltr.  Harn  in  einem  Zylinder,  der  sich 
nach  unten  plötzlich  verjüngt  und  an  der  Verjüngung  den  Ablasshahn  für 
das  in  24  Stunden  angesanunelte  Sediment  hat.  Dies  wird  in  2  Zentrifugen* 
gläschen  abgelassen  und  diese  15—20  Minuten  —  8000  Umdrehungen  in  der 
Hinate  —  geschleudert.  Immer  sind  die  Tuberkelbazillen  in  unvergleichlich 
grosster  Menge  in  dem  zuerst  abgefüllten  Zentrifugenröhrchen.  Ist  aber  der 
Bodensatz  schleimig,  so  bildet  sich  ein  peripheres  Schleimlager  an  der  ab- 
schüssigen Wand  und  dieses,  die  Bazillen  enthaltend,  löst  sich  nicht  beim 
Ablassen.  Verf.  ist  dann  so  vorgegangen,  dass  er  nach  24 stündiger  Sedi- 
mentierung  den  Harn  abpipettierte,  den  Schleim  durch  Zusatz  der  mehrfachen 
Menge  einer  12  ^/o  igen  Borsäureboraxlösung  oder  5  ^/o  igen  Sodalösung  löste 
und  in  dem  hängenden  Zylinder  wieder  24  Stunden  sedimentieren  Hess.  Mit 
dieser  Methode  sind  die  besten  Resultate  erzielt,  indem  er  in  jedem  Fall 
3  oder  4  Untersuchungen  in  längeren  oder  kürzeren  Zwischenräumen  anstellte, 
hl  keinem  von  12  Fällen  mit  vorgeschrittener  Lungentuberkulose  Hessen  sich 
im  Harn  Bazillen  finden,  die  Aussichten  bei  tuberkulösen  Individuen  mit 
extraurogenitalem  Herd  Bazillen  im  Harn  zu  finden  sind  sehr  gering.  Mit 
seiner  Methode  fand  Forssell  im  katheterisierten  Harn  niemals  Smegma- 
baziUen,  im  direkt  gelassenen  in  sämtlichen  Hamproben  von  Frauen,  in 
wenigen  von  Männern.  Nach  Färbung  mit  Karbolfuchsin  und  Behandlung 
mit  25Voiger  Salpetersäure  und  Einwirkung  von  Acetonalkohol  während 
3  Minuten  waren  sämtliche  Smegmabazillen  entfärbt,  die  Tuberkelbazillen 
behielten  die  Farbe  auch  nach  5  Minuten  langer  Einwirkung  von  Aceton- 
alkohol. Noch  nach  3  Wochen  sind  die  Smegmabazillen  im  Harn  morphologisch 
und  tinktoriell  unverändert.  Es  existiert  ein  deutlicher  und  konstanter  morpho- 
logischer Unterschied  zwischen  Tuberkel-  und  Smegmabazillen  im  Harn.  Die 
ersteren  sind  am  häufigsten  zu  2 — 3  parallelliegend  zusammengeklebt.  In 
einem  vom  Verf.  beobachteten  Fall  von  Nierentuberkulose  waren  in  den  letzten 
Jahren  die  Bazillen  verschwunden,  in  einem  anderen  zeigten  sie  Degenerations- 
formen.  Ob  sich  kulturell  Smegma-  und  Tuberkelbazillen  trennen  lassen,  ist 
bislang  unentschieden. 

Da  sich  Tuberkulose  in  der  Mamma  schnell  entwickelt  und  Bazillen 
sehr  firüh  in  der  Milch  erscheinen,  hat  Nathan-Larrier  (49)  auf  Bazillen 
verdächtige  Flüssigkeiten  in  die  in  voller  Laktation  begriffene  Kaninchen- 
drüse eingespritzt  und  die  Bazillen  in  der  Milch  gefärbt.  Man  kann  3  ccm 
einspritzen,  1  ccm  genügt  meist,  nur  nicht  bei  serofibrinösen  Pleuraergüssen. 
Vom  5. — 12.  Tage  muss  man  die  Mamma  ausdrücken  und  bekommt  leicht 
einen  Tropfen.  Die  meisten  Resultate  waren  am  10.  Tage  positiv.  Die 
Methode  empfiehlt  sich  durch  ihre  Schnelligkeit,  man  findet  die  Bazillen  in 
der  Milch  leicht  mit  Fuchsinfärbung  und  Entfärbung  mit  25®/ oiger  Säure,  ehe 
das  Tier  geopfert  wird. 

Massel  in  (44).  Die  Übertragung  tuberkuloseverdächtigen  Materials 
a^of  Kaninchen .  liefert  erst  in  3 — 4  Wochen  Resultate,  das  ist  der  einzige 
dieser  Methode  zu  machende  Vorwurf.     Von  allen  Verfahren,   die   das  Ziel 


W  Jahrdsbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

verfolgen,  durch  künstliche  Verdauung  die  organischen  Elemente  ausser  den 
Bazillen  zu  verflüssigen,  ist  das  inoskopische  von  Jousset  das  beste.  Aber 
in  manchen  Fällen  deckt  die  Kaninchenimpfung  Bazillen  auf,  in  denen  die 
Inoskopie  sie  nicht  fand.  Masselin  führt  dafür  3  Beispiele  an  und  weist 
den  Einwand  zurück,  dass  die  geimpften  Kaninchen  in  diesen  Fällen  schon 
tuberkulös  waren.  Man  soll  also  bei  negativem  Resultat  der  Inoskopie  noch 
Kaninchen  impfen. 

Betonend,  dass  für  den  Nachweis  einer  latenten  Tuberkulose  jedes  Hilfs- 
mittel heranzuziehen  sei,  gibt  Hobbs  (29)  ausführlich  die  Krankengeschichte 
«ines  Falles,  in  dem  zunächst  eine  rheumatische  Gelenkaffektion,  welche  weder 
durch  den  gewöhnlichen  akuten  Gelenkrheumatismus  hervorgebracht  war,  noch 
mit  irgend  einem  der  infektiösen  Pseudorheumatismen  zusammenhing,  auf 
eine  Allgemeininfektion  mit  Tuberkulose  hinwies.  Das  Auftreten  derselben 
in  dem  gleichen  Gelenk,  das  Fehlen  des  Fiebers,  die  Abmagerung  wiesen  auf 
tuberkulösen  Rheumatismus  hin.  In  dem  Gelenk  war  weder  Flüssigkeit,  noch 
Krachen,  noch  Schwellung,  nur  eine  leichte  Kontraktion  der  periartikulären 
Muskeln  nachzuweisen.  Ferner  wurde  die  Diagnose  gestützt  durch  das  Fehlen 
eosinophiler  Zellen  in  dem  Inhalt  einer  Vesikatorblase.  Bei  Zunahme  der 
Prostration  schwanden  über  der  Lunge  die  kurz  vorher  deutlichen,  mit  dem 
Stethoskop  nachweisbaren  Zeichen  einer  Lungenerkrankung. 

Die  Ansichten  über  die  Pathologie  der  Hodentuberkulose  haben  sich  in 
den  letzten  Jahren  sehr  geändert  und  Jordan  (32)  kann  jetzt  die  Sätze 
aufstellen,  dass  sie  vielleicht  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  eine  primäre  hämato- 
gene,  sich  aszendierend  weiterverbreitende  ist,  während  der  deszendierende 
Infektionsmodus  zweifelhaft  bleibt,  da  das  Vorkommen  desselben  nicht  einwands- 
frei  erwiesen  ist,  dass  bei  gleichzeitiger  oder  in  Pausen  erfolgender  Infektion 
beider  Hoden  dieselbe  höchstwahrscheinlich  auf  dem  Blutwege  erfolgt.  Er 
betont,  dass  das  vorliegende  Material  noch  nicht  alle  strittigen  Punkte  ent- 
scheidet, dass  neue  Fragen  entstanden  sind;  jedenfalls  sind  wir  auch  thera- 
peutisch vor  neue  Aufgaben  gestellt.  Die  Kastration  hat  ihren  hohen  Wert 
erwiesen,  auch  die  Entfernung  beider  Hoden  übt  keinen  ungünstigen  EinSuss 
auf  das  Gesamtbefinden  aus.  Über  die  Leistungen  der  konservativen  Methoden 
lässt  sich  noch  nichts  aussagen;  theoretisch  ist  es  gut  denkbar,  da  wir  es 
mit  einer  primären  Lokalerkrankung  zu  tun  haben,  dass  wir  durch  konser- 
vative Behandlung  oder  durch  Resektionen  Heilung  erreichen  können.  Die 
Exstirpation  des  kranken  Hodens  hat  keinen  Einfluss  auf  das  Schicksal  des 
zweiten.  Spielt  die  Erhaltung  des  Hodens  keine  Rolle,  so  ist  die  Kastration 
die  zuverlässigste  Methode.  Bei  jüngeren  Männern  kommt  die  Anwendung 
einer  energischen  Allgemeinbehandlung  in  Frage,  wenn  Neigung  zu  Schrump- 
fung vorhanden  ist;  Inzision, Exkochleation  und  Jodoformgazetamponade,  wenn 
ein  isolierter  Knoten  erweicht  ist;  Resektion  im  Gesunden  und  Mitnehmen 
des  Vas  deferens,  wenn  der  ganze  Nebenhoden  ausgedehnt  infiltriert  und 
stellenweise  abszediert  ist. 

Maillaud  (40).  Der  primäre  tuberkulöse  Gelenkrheumatismus  als  erstes 
Zeichen  der  bazillären  Infektion  verdient  unsere  Aufmerksamkeit.  Bei  einem 
infektiösen  Rheumatismus,  dessen  Ursache  unbekannt  ist,  soll  man  immer  an 
Tuberkulose  denken;  die  Anamnese  soll  Anhaltspunkte  liefern;  die  Punktions- 
flüssigkeit soll  mit  allen  Hilfsmitteln  untersucht,  die  Serumreaktion  und  die 
Tuberkulinprüfung  sollen  angestellt  werden.  Der  primäre  tuberkulöse  Rheu- 
matismus ist  oligoartikulär,   er  ist  weniger  beweglich  als  der  echte  Rheuma- 


Waldvogel.  Tuberkulose.  91 

tismus,  Fieber  ist  wenig  ausgesprochen,  Abmagerung  ist  fast  die  Regel;  die 
Äffektion  weicht  der  Salizylsäure  nicht.  Man  muss  in  der  Praxis  jeden 
Tnberkulosekandidaten  als  schwer  erkrankt  ansehen,  wenn  er  einen  Gelenk- 
rhemnatisinas  bekommt,  dessen  bazilläre  Natur  man  argwöhnt.  Der  primäre 
tuberkulöse  Rheumatismus  dauert  oft  nur  wenige  Tage,  in  anderen  Fällen 
Wochen  und  Monate ;  dann  ist  das  Ende  desselben  folgendes:  1.  Nach  kurzem 
Bestehen  desselben  treten  Krankheitszeichen  in  einem  Organ,  in  den  serösen 
Häuten  auf,  trotz  Besserung  der  Gelenksymptome  bestehen  Fieber  und  Ab- 
magerung fort.  2.  Der  Rheumatismus  wird  zu  einem  Fungus,  Knie  und  Hüfte 
sind  oft  betroflfen.  3.  Eine  tuberkulöse  Umwandlung  findet  nicht  statt,  der 
Rbeumatismas  wird  chronisch  deformierend,  er  führt  in  den  kleinen  Gelenken 
der  Hand  und  des  Fusses  zu  Fixationen  in  schlechter  Stellung.  In  den 
grossen  Gelenken  ähneln  die  Veränderungen  denen  der  trockenen  Arthritis 
oder  der  ankylosierenden  plastischen  Form.  Schliesslich  kann  sich  alles  auf 
einen  Erguss  einfacher  Art  oder  selbst  auf  einfache  leicht  heilbare  entzünd- 
liche Erscheinimgen  beschränken.    Diese  Typen  sind  nicht  rein. 

Mouriquand  (48)  gibt  ausführlich  die  Krankengeschichte  eines  Mannes, 
der  im  12.  Lebensjahre  heftige  Neuralgien  bekam,  die  Verf.  als  erstes  Zeichen 
einer  bazillären  Intoxikation  ansieht;  er  machte  mit  21  und  23  Jahren 
Anginen  durch  und  bekam  im  14.  einen  akuten  Gelenkrheumatismus,  bei  dem 
nach  seiner  Aussage  Salizyl  nichts  nützte ;  während  der  nächsten  Jahre  hatte 
er  einige  leichte  Attacken  eines  subakuten  Gelenkrheumatismus  zu  bestehen, 
er  hatte  Schmerzen,  Steifheit  und  Krachen  in  verschiedenen  Gelenken,  in 
den  Sehnenscheiden  der  Hände.  Im  30.  Jahre  wurde  Tuberkulose  der  Luft- 
wege bei  ihm  festgestellt,  während  deren  Verlauf  akute  Gelenk-  und  Sehnen- 
scheidenentzündungen auftraten,  die  auch  bei  der  Vorstellung  vorhanden 
waren.  Diese  sind  tuberkulöser  Natur,  weil  zwischen  akutem  gewöhnlichen 
Gelenkrheumatismus  und  Tuberkulose  ein  Antagonismus  besteht,  weil  auch 
die  Gonorrhoe  Gelenkmetastasen  macht,  weil  die  Bakteriologen  seine  Existenz 
experimentell  festgestellt  haben.  Auch  die  Tuberkulose  der  Pleuren,  der 
Langen  und  anderer  Organe  zeigt  die  Eigentümlichkeit  des  Springens,  des 
schnellen  Auftauchens  und  Verschwindens.  Der  tuberkulöse  Rheumatismus 
muss  alle  Gewebe,  Organe,  Apparate  ergreifen  können.  Das  Salizyl  hilft 
nicht,  Verf.   empfiehlt  Cryogenin  und  lokale  Massnahmen,    Immobilisierung 

XL  8.  w. 

Dolore  (18).  Tuberkulöse  Prozesse  können  sich  auch  unter  dem  Bilde 
einfacher  Entzündung  darbieten,  je  nach  Virulenz  und  Gewebswiderstand  ent- 
wickeln sich  alle  Reaktionen  von  völliger  Toleranz  bis  zu  ganz  akuten  Läsionen, 
in  normalen  Organen  sind  Bazillen  gefunden.  Der  Koch  sehe  Bacillus 
ruft  in  Lymphdrüsen  neoplastische,  sogar  hypertrophische  Zustände  her- 
vor. Derselbe  Polymorphismus  wie  in  den  Gelenken  findet  sich  auch  am 
Knochen.  Die  serösen  Häute  reagieren  auch  auf  entfernt  produzierte  Toxine. 
Der  tuberkulöse  Gelenkrheumatismus  findet  sich  besonders  bei  langsam  ver- 
laufenden Tuberkulosen,  wenn  die  Virulenz  der  Bazillen  abnimmt  und  das 
Gewebe  durch  eine  Art  Impfung  immun  geworden  ist.  Klinik  und  Labora- 
torinm  haben  die  Existenz  des  tuberkulösen  Gelenkrheumatismus  bestätigt. 
Ebenso  wie  beim  Tripperkranken  jede  Gelenkafifektion  auf  Rechnung  des 
Trippers  gesetzt  wird,  muss  auch  jede  Arthritis  eines  Tuberkulösen  auf 
Tuberkulose  bezogen  werden ;  der  tuberkulöse  Gelenkrheumatismus  ist  häufig. 
Meist  findet  man   wie  an  anderen  serösen  Häuten  keine  Bazillen,    letztere 


92  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

wirken  durch  ihre  Toxine,  welche  Gelenke  und  Nervensubstanz  ungünstig: 
beeinflussen ;  bei  chronischen  Arthritiden  geschieht  die  Giftwirkung  durch 
entfernt  liegende  Bazillen. 

Poncet  (57)  will  eine  bemerkenswerte  Mitteilung  von  einem  Falle 
machen,  bei  dem  die  Reihenfolge,  die  Entstehung  der  tuberkulösen  Gelenk- 
affektionen, trotz  der  Verschiedenheit  der  Effekte  dazu  zwingen  an  das  tuber- 
kulöse Virus  als  einzige  Ursache  zu  denken.  Ein  jetzt  33  jähriger  Mann 
bekam  mit  15^/2  Jahren  einen  schweren  infektiösen  Zustand  ohne  bemerkbare 
Ursache,  3  Wochen  später  einen  akuten  polyartikulären  Rheumatismus,  einige 
Wochen  dauernd,  renitent  gegen  Salizyl,  in  der  Rekonvaleszenz  trat  am 
rechten  Ellbogen  eine  Ostitis  mit  kaltem  Abszess  auf,  einige  Monate  darauf 
ein  Malum  Pottii,  eine  Koxalgie.  Diese  verschiedenen  Ereignisse  folgten  sich 
im  Verlauf  von  3  Jahren,  in  den  nächsten  4  Jahren  war  die  Gesundheit 
relativ  gut,  dann  bekam  der  Kranke  eine  neue  Attacke  von  akutem  Gelenk- 
rheumatismus,  Ostitiden  an  verschiedenen  Knochen,  eitrig,  bazillär  und 
Lungentuberkulose.  In  den  letzten  2  Jahren  haben  sich  multiple  subkutane 
kalte  Abszesse  gebildet;  jetzt  bestehen  narbige  Schrumpfungen  an  allen  von 
Tuberkulose  affizierten  Stellen  mit  Ausnahme  der  Haut.  Poncet  nimmt  an,, 
dass  die  Gelenktuberkulose  bei  diesem  Kranken  in  drei  verschiedenen  Formen 
auftrat,  zuerst  in  der  septikämischen,  dann  in  der  des  einfachen  rheumatischen 
und  dann  in  der  spezifischen  oder  klassischen.  Arloing  hat  auch  bei  Tieren 
durch  Inokulation  homogener  Kulturen  tuberkulöse  Septikämie  erzeugt,  ohne 
Tuberkel,  ohne  anatomische  Läsionen. 

Nach  Wiedergabe  der  Ansichten  und  Einteilung  Poncets  bringt 
Bentz  (8)  drei  Fälle  als  Beispiele,  von  denen  die  ersten  beiden  arthral- 
gischer  Form  sind.  Beide  Kinder  (15^/2  und  15  Jahre)  hatten  ein  Malum 
Pottii  und  bekamen  im  Verlauf  desselben  Gelenkschmerzen,  welche  einen 
akuten  Gelenkrheumatismus  vortäuschten,  aber  der  Salizylbehandlung  nicht 
wichen.  Der  dritte  Fall  gehört  zur  Form  der  chronischen  Arthritis  ohne 
Charakter  des  Tumor  albus  in  Heilung  übergehend.  Ein  14Va  jähriges  Mädchen, 
sonst  stets  gesund,  bekommt  plötzlich  eine  schmerzhafte  Affektion  des  rechten 
Kniegelenks  und  des  linken  Unterschenkels,  nachdem  kurz  vorher  eine  in 
14  Tagen  verschwindende  schmerzhafte  Hüfterkrankung  eingetreten  war.  Es 
wird  am  linken  Unterschenkel  eine  Knochenausschabung  vorgenommen.  Drei 
Jahre  lang  besteht  eine  eitrige  Fistel.  Am  rechten  Knie  findet  sich  eine 
mit  wechselnder  Schwellung  einhergehende  tuberkulöse  Erkrankung  ohne 
Knochenaffektion,  Später  wird  das  vorher  gesunde  linke  Kniegelenk  schmerz- 
los dick,  die  Kapsel  erscheint  verdickt,  es  besteht  Erguss.  Nach  einem  Jahre 
ist  das  Aussehen  beider  Kniee  normal.  Verf.  weist  Osteomyelitis  als  Ur- 
sache dieser  Gelenkaffektionen  zurück,  auch  im  linken  Kniegelenk  bestand 
nach  ihm  Tuberkulose. 

Die  Kranken  Bouveyrons  (9)  husteten  meist  viel  oder  wenig,  so  dass 
die  bei  ihnen  festgestellten  Gelenkaffektionen  nicht  notwendig  als  Komplika- 
tion der  Hauttuberkulose  aufzufassen  sind,  aber  die  letztere  stand  im  Vorder- 
grunde der  Erscheinungen.  Bei  Kindern  unter  13  Jahren,  die  meist  an 
leichteren  Lupuserkrankimgen  leiden,  scheint  der  tuberkulöse  Rheumatismus 
selten  zu  sein.  Bei  den  schweren  verstümmelnden  klinisch  behandelten  Lupus- 
formen ist  er  häufig  (12  auf  30).  Die  häufigste  Form  des  tuberkulösen 
Gelenkrheumatismus  ist  die  arthralgische.  Die  „hyperostotische'*  Form, 
welche  noch  wenig  bekannt  ist,  kommt  der  Häufigkeit  nach  gleich  hinter  der 


Waldvogel,  Tuberkulose.  93 

arthralgischen,  sie  findet  sich  nur  bei  Frauen  (6  auf  9),  verläuft  kaum  ohne 
Knochenschwellung.  In  drei  von  12  Lupusfällen  fand  sich  Erguss.  Auch 
Tuberkulide  können  mit  rheumatischen  Affektionen  kompliziert  sein.  Die 
Krankengeschichten  von  13  Fällen  sind  wiedergegeben,  es  verteilen  sich  fünf 
Fälle  auf  12  Männer  mit  schwerem  Lupus,  7  auf  18  mehr  oder  weniger 
schwer  an  Lupus  erkrankte  Frauen;  ein  Fall  von  Polyarthritis  ist  unter 
ihnen.    Alle  diese  Schmerzen  machte  der  Kochsche  Bazillus. 

Poncet  (58)  Die  Tuberkulose  muss  in  drei  Kategorien  geteilt  werden, 
in  die  mit  Tuberkeln,  Granulationen,  Verkäsung,  in  die  mit  gewöhnlicher  ent- 
zündlicher Reaktion  und  in  die  septikämische  ohne  sichtbare  anatomische  Ver- 
änderungen. Die  Möglichkeit  der  letzteren  Form  wird  gestützt  durch  die  An- 
nahme ähnlicher  Verhältnisse  von  Seiten  anderer  Autoren,  der  Typho-Bacillose 
(Landouzy),  des  fievre  pr6granulique  (Cuffer),  des  akuten  tuberkulösen 
Fiebers  (Jeannel),  der  abortiven  Tuberkulose  (Bill et),  der  Bacillemie 
(Debove)  und  durch  experimentelle  Untersuchungen  Arloings.  Und  sind 
nicht  vielleicht  viele  schlech  definierte  infektiöse  Zustände  nur  durch  un- 
deutliche Granulationen  hervorgerufen?  Als  Beispiel  dafür,  dass  bei  einem 
Menschen  die  Tuberkulose  in  ihrer  anatomischen  und  klinischen  Trilogie, 
mit  wiederholten  Schüben  auftreten  kann,  gibt  Poncet  dann  eingehend  die 
Krankengeschichte,  wie  sie  im  Kef.  Nr.  57  kurz  wiedergegeben  ist.  Die 
Tuberkulose  der  Gelenke  mit  Tuberkeln,  ebenso  wie  die  einfache  auf  Tuber- 
kulose beruhende  Granulation  können  den  einfachen  Gelenkrheumatismus  yor- 
täoschen.  Die  Läsionen  rein  entzündlicher  Natur  werden  durch  wenig  virulente 
Bazillen  hervorgebracht,  können  von  einer  lokalen  Toxämie  bedingt  sein 
oder  bei  ausgesprochener  Verteidigungsreaktion  des  Körpers  entstehen. 

Maly  (41)  gibt  die  Krankengeschichte,  den  mikroskopischen  Befund 
der  exstirpierten  Teile  und  das  Sektionsprotokoll  eines  Falles,  in  dem  die 
Tuberkulose  aus  dem  Schultergelenk,  in  dem  der  Prozess  nahezu  ausgeheilt 
war,  in  die  Muskulatur  übergehend,  zur  Bildung  einer  von  Schwarten  um- 
schlossenen, mehrkammerigen  Cyste  mit  klarem  Inhalt  geführt  hatte.  In  der 
Cyste  war  kein  Granulationsgewebe,  keine  Knötchenbildung,  kein  Eiter  nach- 
weisbar. Fetzige  Cystenwand,  Muskulatur  und  Lymphdrüsen  enthielten 
massenhaft  Tuberkelknötchen.  Die  Höhle  war  mit  dem  Gelenk  durch  einen 
Kanal  verbunden,  in  diesem  und  längs  desselben  fanden  sich  merkwürdige 
Formen  von  hyalinen  und  doch  festen,  schalig  geschichteten  Blättern  reinen 
Fibrins.  Durch  die  tuberkulöse  Infektion  sämtlicher  Lymphdrüsen  und 
-bahnen,  die  dadurch  bewirkte  Verlegung  der  Abflusswege  könnten  die  eigen- 
tümlichen cystischen  Bildungen  erklärt  werden. 

J.  Steinhaus  (75).  Bei  einem  14jährigen  Knaben  entwickelte  sich 
unter  Husten  und  nächtlichen  Schweissen  ein  Mediastinaltumor  mit  Lymph- 
drüsenmetastasen, welcher  starke  Verdrängungserscheinungen  machte.  Bei  der 
Autopsie  waren  Thymus  und  Lymphdrüsen  in  grosse  Geschwülste  umge- 
wandelt, in  Leber  und  Milz  bestanden  sekundäre  Knoten.  Ein  Sarkom  war 
makroskopisch  und  mikroskopisch  auszuschliessen,  der  also  entzündliche 
Prozess  sich  ausschliesslich  im  lymphatischen  Gewebe  ausbreitend  war  durch 
das  Vorhandensein  von  Tuberkeln  und  Bazillen  als  tuberkulös  charakterisiert. 
Es  können  also  unter  dem  Bilde  der  Pseudoleukämie  oder  Lymphosarkomatose 
auf  Tuberkulose  mit  Wahrscheinlichkeit  zu  beziehende  Prozesse  verborgen 
sem.  Wodurch  der  eigentümliche  Verlauf  und  das  eigenartige  mikroskopische 
Bild  zustande  kommt,  ist  bis  jetzt  nicht  zu  beantworten.    Steinhaus  bofi*t. 


94  Jahresbericht  für  Ghirargie.    I.  Teil. 

dass  man  Sicherheit  über  die  Natur  des  Prozesses  und  durch  Frühdiagnose 
tiefere  Einsicht  in  das  Warum  der  Eigenartigkeit  dieser  Form  der  Tuber- 
kulose —  wenn  überhaupt  Tuberkulose  —  gewinnen  kann. 

Es  wird  noch  lange  Zeit  vergehen,  ehe  v.  Behring  (6)  an  die  Behand- 
lung tuberkulöser  Menschen  herangeht,  eher  würde  er  seine  bei  der  Rinder- 
immunisierung gemachten  Erfahrungen  für  die  Erprobung  eines  Schutzmittels 
im  Säuglingsalter  verwerten.  Die  Institutsexperimente  zum  Studium  der 
Impfung  von  Rindern  sind  abgeschlossen.  Bei  Impfungen  mit  dem  v.  Behring- 
sehen  Impfstoff  zeigten  die  Tiere  eine  mehr  ausgesprochene  Neigung  zu 
Fieberreaktion,  bei  denen  Grund  zur  Annahme  einer  Tuberkuloseinfektion 
vorlag.  Tiere,  die  älter  als  ein  Jahr  sind,  reagieren  auf  die  Einspritzung 
zu  grosser  Dosen  des  Impfstoffes  mit  einer  völlig  rückgängig  werdenden 
Pleuropneumonie,  v.  Behring  hält  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  die 
drei  Phänomene,  die  Bazillenagglutination  des  Blutes,  die  Überempfindlichkeit 
gegenüber  eingespritzten  Bazillen  und  die  Tuberkulinüberempfindlichkeit  in 
einem  kausalen  Zusammenhang  stehen.  Nach  eigenen  Experimenten  lasst 
sich  die  Behauptung  nicht  verallgemeinem,  dass  Agglutinationsgrad  und 
Krankheitsprognose  zueinander  in  regelmässigem  Verhältnis  stehen.  Die 
Schutzimpfung  von  Rindern,  die  älter  als  ein  Jahr  sind,  wird  wegen  der 
Überempfindlichkeit  widerraten,  Kälber  unter  3  Monaten  werden  zur  Schutz- 
impfung empfohlen,  v.  Behring  hat  an  die  Möglichkeit  einer  Immunisierung 
durch  Antikörper  gedacht,  die  freilich  nur  kurze  Zeit  anhält.  Die  Haupt- 
gefahr ist  die  infantile  Infektion.  Auch  die  Antikörper  gehen  während  der 
ersten  Lebenswochen  unverändert  durch  den  Darm,  man  könnte  also  mit  der 
Milch  tuberkuloseimmun  gemachter  Kühe  die  gefährlichste  Periode  beein- 
flussen. Verf.  will  zunächst  prüfen,  ob  auf  diesem  Wege  bei  Kälbern  eine 
Tuberkuloseimmunität  zu  erzeugen  ist.  In  der  landwirtschaftlichen  Praxis 
wird  schon  in  der  3.  Woche  mit  der  Schutzimpfung  begonnen ;  ein  definitiver 
Beweis  dafür,  dass  diese  Methode  ausreicht,  kann  erst  durch  jahrelange  Praxis 
erbracht  werden.  Von  den  immunisierten  Institutsrindem  sind  mehrere  1^'» 
Jahre  nach  der  experimentellen  Infektion  mit  Rindertuberkelbazillen,  während 
welcher  Zeit  sie  epizootischer  Infektion  stark  ausgesetzt  waren,  getötet,  ohne 
dass  bei  der  Sektion  Herderkrankungen  gefunden  wurden.  Sektionsberichte 
immunisierter  Rinder  aus  der  Praxis  weisen  keine  Tuberkulose  auf.  Die  Tuber- 
kulinprüfung  bei  drei  ursprünglich  tuberkulosefreien  Rindern  ein  Jahr  nach 
der  Immunisierung  ergab  ein  negatives  Resultat,  während  alle  im  selben  Stall 
stehenden  Rinder  unzweideutig  reagierten.  Auch  infizierte  Kälber  können 
im  jugendlichen  Alter  mit  vollem  Erfolg  geeimpft  werden.  Die  Versuche 
Thomassens,  der  nachwies,  dass  durch  einmalige  Vorbehandlung  mit 
menschlichen  Bazillen  der  Organismus  der  Kälber  die  Fähigkeit  verloren 
hatte,  auf  für  Kontrollrinder  tödliche  Dosen  eines  Rindertuberkulosevirus  mit 
Tuberkelbildung  zu  reagieren,  bestätigen  v.  Behrings  Immunisierungs- 
experimente glänzend.  Eine  Übersicht  über  die  Heilstättenbewegung  gebend 
glaubt  Verf.,  dass  sie  die  Zahl  der  tuberkulösen  Infektionen  in  der  Gesamt- 
masse der  Bevölkerung  wohl  kaum  vermindern.  Im  Interesse  eines  Anlaufs 
zur  Tuberkulosetilgung  sind  die  Begründungen  besonderer  Asyle  oder  Heim- 
stätten für  Menschen  mit  offener  Tuberkulose  der  allgemeinen  Beachtung 
wert.  Die  Wohnung  kann  noch  so  gut  sein,  wenn  nicht  der  hustende 
Phthisiker  entfernt  wird,  kann  die  Infektion  der  Neugeborenen  nicht  aus- 
bleiben.     Zwischen    der    Säuglingsinfektion    und    einer    klinisch    manifesten 


Waldvogel,  Tuberkulose.  95 

Tuberkalose  können  beim  Rind  Jahre  liegen.  So  wird  es  auch  beim  Menschen 
sein.  Dass  die  epidemiologische  Sänglingsinfektion  kaum  jemals  zn  primärer 
Darmtaberkulose  führt,  ist  nicht  verwunderlich.  Wo  die  Bazillen  später 
Erscheinungen  machen,  ist  von  zu  vielen  Umständen  abhängig. 

Maragliano  (42).  Viele  Menschen  besitzen  natürliche  Immunität 
gegen  Tuberkulose.  Damit  sich  der  Organismus  erfolgreich  gegen  den 
Tuberkelbazillus  verteidigen  kann,  muss  er  die  tuberkulösen  Gifte  neutralisieren, 
die  Vermehrung  der  Bazillen  verhüten  und  die  Bazillen  zerstören  können, 
welche  bereits  in  den  Oiiganismus  eingedrungen  sind.  Nach  Herstellung  einer 
konstanten  Gifttestlösung  wollte  Maragliano  feststellen,  ob  das  Serum  von 
Menschen  und  Tieren  irgend  welche  neutralisierende  Wirkung  beim  Meer^ 
schweinchen  ausübt.  Serum  gesunder  Individuen,  am  meisten  von  Menschen,, 
dem  tuberkulösen  Gift  zugesetzt,  zeigt  an ti toxische  Wirkung;  das  Serum  dieser 
Gesunden  besitzt  in  gleicher  Weise  agglutinierende  Eigenschaften,  dies  ist  der 
Ausdruck  des  Immunisierungsprozesses.  Ausser  diesen  gewöhnlich  vorhandenen 
Hilfskräften  besitzt  der  Organismus  solche,  welche  erst  herbeigeführt  werden 
durch  die  Gegenwart  der  Bazillen,  nämlich  die  Produktion  von  Antitoxinen, 
Bakteriolysinen  und  Agglutininen.  Bestimmt  man  die  antitoxische  Kraft  des 
Blutes  und  impft  man  das  Tier  mit  kleinen  Mengen  des  tuberkulösen  Giftes 
methodisch,  so  sieht  man  die  antitoxische  Kraft  nach  einer  bestimmten  Zeit 
beträchtlich  zunehmen.  Bei  Pferden,  die  mit  100 — 200  antitoxischen  Ein-^ 
heiten  begannen,  stieg  die  antitoxische  Kraft  auf  8000.  Die  Sera  aller  mit 
verschiedenem  tuberkulösen  Material  behandelten  Tiere  besitzen  in  ver- 
schiedenem Grade  einen  abtötenden  Einfluss  auf  die  Bazillen.  Durch  Zu- 
sammenbringen virulenter  Bazillen  mit  dem  Serum  kann  bei  Meerschweinchen 
die  sonst  sichere  Infektion  verhindert  werden.  Bei  gleichzeitiger  Einspritzung 
von  virulenten  Kulturen  imd  Serum  in  die  Venen  von  Kaninchen  wurden 
baktericide  und  agglutinierende  Substanzen  erzeugt.  Von  allen  Tieren  geht 
beim  Hunde  die  Zerstörung  eingespritzter  Bazillen  am  schnellsten  vor  sich, 
schon  nach  5  Tagen  sind  sie  grösstenteils  durch  Leukocyten  verzehrt,  im  Zu- 
stande vollkommener  Bakteriolyse.  Durch  vorhergehende  Krankheit,  durch 
Hunger,  starke  Ermüdung  kann  man  ein  Serum  erzielen,  das  in  seiner  neu- 
traHsierenden  Tätigkeit  gegenüber  den  Giften  und  in  seiner  Wirkung  gegen- 
über den  Bazillen  nicht  vollwertig  ist.  Spritzt  man  1  g  virulente  Bazillen 
in  die  Venen,  so  entstehen  in  einem  Monat  vollständig  wieder  verschwindende 
Lungenherde,  spritzt  man  dieselbe  Menge  ins  Peritoneum,  so  findet  man  nach 
einem  Monat  tuberkulöse  Peritonitis,  das  soll  zeigen,  wie  nicht  alle  Gewebe 
sich  gegenüber  den  Bazillen  gleich  verhalten.  Alkohol  vermehrt  die  Wider- 
standskräfte,  Sanatorien  werden  die  Tuberkuloseaussaat  nicht  vermindern. 
Schon  8  Jahre  vor  Ke bring  hat  Maragliano  die  Möglichkeit  Tiere  zu 
immunisieren  nachgewiesen.  Bei  Menschen,  denen  durch  Einspritzung  von 
Serum  immuner  Tiere  passive  Immunität  verliehen  war,  steigt  die  antitoxische 
und  agglutinierende  Kraft,  auch  der  Umstand,  dass  so  behandelte  Menschen 
keine  neue  Infektion  akquirierten,  ist  ein  Beweis  für  die  Wirkung  des  Serums. 
Bei  Einverleibung  von  Schutzstoflfen  in  den  Magen  gehen  die  immunisierenden 
Substanzen  xmverändert  in  die  Zirkulation,  da  sie,  wie  Maragliano  schon 
früher  feststellte,  auch  in  die  Milch  immunisierter  Kühe  übergehen,  können 
die  immunisierenden  Substanzen  so  in  den  menschlichen  Körper  gelangen, 
heilt  ein  tuberkulöser  Lungenherd  aus,  so  ist  der  betreffende  Mensch  im  all- 
gemeinen unempfänglich  für  Tuberkulose.     Aktive  Immunisierung  lässt  sich 


96  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

auch  auf  anderem  Wege  als  durch  die  Einspritzung  lebender  Kulturen  er- 
zielen. Verf.  hat  eine  Masse  präpariert,  welche  unter  die  ELaut  gebracht  ohne 
Gefahr  der  Infektion  eine  tuberkulöse  Phlegmone  hervorruft;  auch  beim 
Menschen  liess  sich  dadurch  eine  starke  Leukocytose  und  Agglutinationskraft 
erzeugen,  nach  2 — 3  Tagen  Fieber  ist  alles  vorüber.  Maragliano  hofft 
Menschen  immunisieren  zu  können. 

Friedmann  (24).  Dass  die  Durchführung  des  Prinzips,  durch  ein 
abgeschwächtes  Virus,  durch  die  für  sie  wenig  virulenten  Menschenbazillen, 
Tuberkuloseimmunität  bei  Haustieren  zu  erzeugen  möglich  ist,  ist  erwiesen, 
einen  Menschen  mit  Binderbazillen  zu  behandeln  geht  nicht  an.  Ein  von 
Friedmann  aus  einer  an  spontaner  Lungentuberkulose  zugrunde  gegangenen 
Schildkröte  gezüchteter  Schildkrötentuberkelbazillenstamm  schien  für  Im- 
munisierungszwecke besonders  geeignet,  zumal  er  den  Säugetierbazillen  be- 
sonders nahe  steht.  Es  entstand  bei  Behandlung  kleiner  Säugetiere  mit  diesen 
Bazillen  ein  spezifisch  tuberkulöser  Erkrankungsherd,  der  in  vollkommene 
Heilung  übergeht.  Bei  den  mit  Schildkrötenbazillen  vorbehandelten  Meer- 
schweinchen entsteht,  wenn  sie  mit  menschlichen  Tuberkelbazillen  infiziert 
sind,  an  der  Infektionsstelle  ein  weich  bleibendes  völlig  verschwindendes 
Infiltrat,  die  Temperatur  bleibt  abgesehen  von  mehrtägigem  geringen  Fieber 
normal,  die  Tiere  zeigen  das  beste  Wohlbefinden.  Bei  der  Tötung  nach  drei 
Monaten  findet  man  nur  Anhäufungen  von  Bundzellen  mit  einzelnen  Biesen- 
zellen, keine  Bazillen;  die  destruierende  Wirkung  war  den  Tuberkelbazillen 
durch  die  Immunisierung  genommen.  Es  gelingt  ebenfalls,  Versuchsschildkröten 
durch  Vorbehandlung  mit  lebenden  Säugetierbazillen  gegen  eine  sonst  tötende 
Dosis  Schildkrötenbazillen  zu  schützen.  Immunisierungsversuche  an  Ziegen 
gegen  Perlsuchtbazillen  sind  im  Gange. 

Adler  (1).  Der  Wert  der  gegenwärtigen  Anstaltsbehandlung  für  die 
Bekämpfung  der  Tuberkulose  als  Volkskrankheit  ist  weit  überschätzt,  das 
Tuberkulin  wird  trotz  guter  Besultate  noch  lange  in  der  Ungunst  der  Ärzte 
bleiben.  Adler  hat  20  Fälle  mit  Tuberkulininjektionen  behandelt,  seine 
Erfahrungen  bestätigen  die  in  der  Literatur  vorliegenden  Angaben,  die 
Tuberkulinkur  bei  gewisser  Erfahrung  ist  fast  stets  ohne  Gefahren  durchzu- 
führen, sie  bewirkt  symptomatische  Besserung,  Heilung  der  lokalen  Ver- 
änderungen. Wegen  der  Kürze  der  Zeit  kann  Verf.  nicht  über  Dauerheilungen 
berichten,  er  gibt  ausführlich  seine  Methode  an,  verwendet  altes  TuberkuUn, 
steigt  bis  zu  1  g,  das  solange  gegeben  wird,  bis  es  reaktionslos  vertragen  ist. 
Nur  Fälle  mit  bereits  fixierter  Mischinfektion  sind  auszuschliessen,  strenge 
Individualisierung  wird  verlangt,  es  ist  verschieden  rasch  mit  den  Dosen  zu 
steigen,  ein-  höchstens  zweimal  in  der  Woche  wird  injiziert,  eine  Reaktion 
in  bescheidenen  Grenzen  wird  angestrebt.  Alle  Ärzte  müssen  die  Methode 
beherrschen.  Die  Tuberkulininjektion  ist  zur  frühen  Erkennung  der  Tuber- 
kulose heranzuziehen,  bei  Graviden  sei  man  vorsichtig  damit.  Die  moderne 
Behandlung  mit  dem  alten  Koch  sehen  Tuberkulin  ist  die  wirksamste  Methode 
der  Bekämpfung  der  Tuberkulose. 

Kl  in  gm  Uli  er  (33).  Wiederholt  ist  festgestellt,  dass  bei  erneuter  In- 
jektion von  Tuberkulin  an  der  früheren  Einspritzungsstelle  eine  Reaktion  ein- 
tritt, doch  hat  man  bislang  keine  Erklärung  dafür" geben  können.  Kling- 
müller hat  nun  mikroskopisch  solche  Injektionsstellen  untersucht,  er  fand 
zahlreiche  kleinere  und  grössere  Herde  lupoiden  Charakters  mit  zentralen 
massenhaften  epitheloiden  Zellen  und  Langhansschen  Riesenzellen  mit  peri- 


Waldvogel,  Tuberkulose.  97 

pheren  Infiltrationszellen  und  einmal  einen  alkohol-  und  säurefesten  Bacillus, 
wiederholt  Reste  solcher.  In  Alt-Tuberkulinen,  besonders  lange  aufgehobenen, 
fanden  sich  ausserordentlich  zahlreiche  Bazillen,  die  erst  nach  Filtration  durch 
ToDzellen  verschwanden.  Diese  Bazillen  des  Alt-Tuberkulins  erwiesen  sich 
dnrch  Tierversuche  als  abgetötet,  aber  virulent,  durch  sie  wurden  die  von 
E lin  g  m  ü  1 1  e  r  gefundenen  histologischen  Veränderungen  hervorgerufen.  Diese 
Tatsache  wurde  durch  Tierexperimente  bestätigt.  An  weissen  oder  hellen 
Tieren  wurden  durch  möglichst  intraepidermoidale  Injektion  abgetöteter 
Bazillen  Nekrosen  und  käsige  Abszesse  erzeugt,  spritzt  man  nun  Tuberkulin 
ein,  so  kann  man  schon  früh  die  Stadien  der  örtlichen  Tuberkulinreaktion 
verfolgen.  Da  nun  die  wenigen  Bazillenreste  nicht  fiir  die  lokalen  Ver- 
änderungen allein  verantwortlich  gemacht  werden  können,  und  festgestellt 
war,  dass  auch  das  sicher  bazillenfreie  T.-R.  ebenfalls  örtliche  Reaktionen  an 
den  Injektionsstellen  macht,  so  wurde  durch  Tierversuche  auf  die  eben  ge- 
schilderte Weise  und  an  mehreren  Patienten  der  Beweis  erbracht,  dass  auch 
die  Toxine  tuberkuloseähnliche  Veränderungen  im  Gewebe  erzeugen.  Trotz 
dieser  Tatsachen  rät  Verf.,  alles  reagierende  Gewebe  zu  entfernen.  So  ist 
auch  vielleicht  der  Lupus,  bei  dem  man  ja  so  wenig  Bazillen  findet,  auf 
toxische  Stoffe  zurückzuführen.  Für  diese  Auffassung  ist  von  Wichtigkeit, 
dass  bei  einer  mit  einem  sicher  nur  tote  Bazillen  enthaltenden  Tuberkulin- 
Präparat  Lupuskranken  lokal  Veränderungen  entstanden,  welche  klinisch  und 
histologisch  nicht  von  echtem  Lupus  vulgaris  zu  unterscheiden  waren  und 
spontan  abheilten.  Im  Anschluss  an  Alt-Tuberkulininjektionen  ist  dergleichen 
nie  gesehen. 

Czerny  (14)  will  zeigen,  was  sich  durch  häusliche  Behandlung  im  Palast 
des  Reichen  und  in  der  Hütte  des  Armen  bei  Behandlung  der  chirurgischen 
und  inneren  Tuberkulose  erreichen  lässt.  Glückliche  Erfolge  auch  bei  schweren 
Formen  lassen  sich  durch  zielbewusstes  Ineinandergreifen  der  allgemeinen  Be- 
handlung mit  einer  chirurgischen  Lokalbehandlung  erzielen,  es  muss  eine 
fortgesetzte  häusliche  Behandlung  die  zeitweise  notwendige  Anstaltsbehandlung 
ergänzen.  Wichtig  ist  die  allgemeine  Anregung  der  Hauttätigkeit,  methodische 
Seifeneinreibungen  mit  nachfolgendem  lauen  Bad  oder  Übergiessung.  Leider 
lassen  sich  die  mannigfachen  praktischen  Ratschläge  und  Erfahrungen  nicht 
alle  im  Rahmen  des  Referats  wiedergeben.  Bei  geschlossenen  nicht  eiternden 
Gelenktuberkulosen  massigen  Grades  lässt  Czerny  gern  eine  Mischung  von 
Ung.  kat.  jodat.  mit  Sapo  viridis  in  Form  einer  leichten  Effleurage  zwei  bis 
fünf  Minuten  täglich  einreiben.  Wenn  das  gut  vertragen  wird,  kann  man 
die  Sitzungen  etwas  länger  ausdehnen,  manchmal  auch  leicht  massieren,  ein 
Bad  von  10  Minuten  Dauer  mit  Zusatz  von  etwas  Pottasche  oder  Soda  geht 
voraus,  Lagerung  auf  einer  Schiene  nach  Umwickelung  mit  Trikotbinde  oder 
Anlegen  eines  Pries snitz sehen  Umschlages  bei  erhöhter  Lokaltemperatur 
fo^.  Bei  stärkerer  Rötung,  Temperatursteigerung  und  lokalen  Schmerzen 
ist  die  ambulante  Behandlung  aufzugeben.  Jodoformölinjektionen  während 
hauslicher  Behandlung  sah  Verf.  nur  nützlich  bei  kalten  Abszessen.  Bei 
tuberkulöser  Spondylitis  wird  man  die  horizontale  Lage  mit  Immobilisienmg 
and  Distraktion  solange  festhalten,  bis  Schmerzen,  Eiterbildung  und  Fieber 
▼ergangen  sind.  Von  der  gewaltsamen  Streckung  nach  Calot  ist  man  zurück- 
gekommen. Drüsen  soll  man,  wenn  sie  nach  2 — 3  monatlicher  Behandlung 
nicht  zurückgehen  oder  wenn  Zeichen  der  Erweichung  vorliegen  oder  die 
Kranken  fiebern,   möglichst  radikal  operieren.    Die  Schmierseifenbehandlung 

Jahresberieht  für  Ghirargie  1908.  7 


98  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    L  Teil. 

ist  von  Kappesser  erfnnden,  nachdem  schon  1846  Bichter  tägliche 
Schmierseifeneinreibnng  bei  skrofulösen  Erkrankungen  empfohlen  hatte. 

E.  Deanesly  (15).  Die  Tendenz  der  Heilung  ist  bei  chirurgischen 
Tuberkulosen  grösser  als  bei  der  Lungentuberkulose,  sie  wird  unterstützt  durch 
reine  Luft,  reichliche  Nahrung  und  absolute  Ruhe.  Letztere  gilt  auch  für  die 
Hüft-  und  Kniekranken.  Deanesly  geht  auf  jeden  Käseherd  ein,  vermeidet 
aber  das  Ausschneiden  von  Gelenken;  grosse  Tonsillen  und  adenoide  Wuche- 
rungen werden  entfernt.  Ein  Zelt  im  Garten  kann  es  dem  Kranken  ermög- 
lichen, dass  er  8—9  Stunden  in  der  Luft  zubringt,  ein  sauberes  kahles 
Zimmer  mit  offenem  Fenster  tut  auch  seine  Dienste,  auch  in  dichtbevölkerten 
Lidustriestädten,  denn  das  Gefährliche  der  Stadtwohnungen  liegt  in  der 
Lebensweise  seiner  Bewohner,  der  chemische  Unterschied  zwischen  Stadt-  und 
Landluft  ist  nicht  so  bedeutend  und  auf  dem  Lande  gemessen  die  ärmeren 
Klassen  wegen  ihrer  Lebensweise  den  Vorzug  der  Landluft  nicht.  Der  Bau 
von  Krankenhäusern  für  tuberkulöse  Gelenkkranke  an  der  See  ist  nicht  zu 
empfehlen,  man  soll  für  die  aus  den  Londoner  Spitälern  entlassenen  Kranken 
durch  Überwachung  ihrer  Lebensweise,  durch  Verschaffen  reichUcher  Nah- 
rung sorgen,  die  Seehospize  kommen  nur  wenigen  Kranken  zugut.  Jedes 
Krankenhaus  sollte  Gelegenheit  haben,  in  freier  Luft  die  Patienten  zu  be- 
handeln, Balkone  und  Plattformen  müssen  bei  jedem  neuen  Hospital  gebaut 
werden. 

Tubby  (78)  vergleicht  Behandlung  und  Resultate  chirurgischer  Tuber- 
kulosen in  vier  Hospitälern  Londons  mit  denen  eines  ländlichen,  sich  der  in 
den  Verhältnissen  liegenden  Unterschiede  wohl  bewusst.  Das  durchschnittliche 
Alter  der  Kinder  betrug  in  den  städtischen  Hospitälern  wie  im  ländlichen 
sechs  Monate,  unter  den  218  Patienten  der  städtischen  waren  115  weiblich, 
103  männlich,  der  durchschnittliche  Aufenthalt  betrug  sechs  Wochen,  415 
Operationen  wurden  an  218  Patienten  vorgenommen.  31,2*^/0  wurden  geheilt, 
58,6  gebessert,  in  13  Fällen  war  das  Resultat  zweifelhaft,  neun  Patienten 
starben  im  Hospital.  Im  ländlichen  Hospital  wurden  42  Kinder  an  chirurgischer 
Tuberkulose  behandelt.  Der  durchschnittliche  Aufenthalt  betrug  10  ^/s  Monat, 
operiert  wurde  36  mal  weniger  als  in  der  Stadt,  geheilt  wurden  von  den 
42  14,  gebessert  24,  3  wurden  als  unheilbar  entlassen,  1  Kind  starb.  Bei 
der  Behandlung  in  städtischen  Hospitälern  treten  mehr  Rezidive  ein,  die 
Resultate  in  den  ländlichen  wurden  durch  Aufnahme  solcher  Kranken  un- 
günstig beeinflusst,  welche  in  London  ohne  Nutzen  operiert  waren.  Die 
Zahl  der  Operationen  in  den  städtischen  Krankenhäusern  bedeutet  einen  be- 
denklichen Zustand.  Eigene  Hospitäler  sollten  für  tuberkulöse  Kinder  auf 
dem  Lande,  an  der  See  gebaut  werden  auch  für  chirurgische  Kranke,  hier 
sollten  sie  bis  zu  einem  definitiven  Resultat  bleiben;  eigene  Abteilung  für 
Unheilbare  müsste  eingerichtet  werden.  Eine  Zentralkommission  müsste  die 
Aufnahme  regeln,  treten  Rückfälle  ein,  wird  der  Kranke  in  dasselbe  Kranken- 
haus gesandt,  das  ihn  vorher  behandelt.  Die  Hospitäler  sollten  Zweig- 
krankenanstalten auftun,  an  einem  Rekonvaleszentenheim  könnten  sich  mehrere 
beteiligen. 

Baradat  (7)  will  versuchen,  einige  Ideen  über  die  Wahl  des  Klimas 
bei  Behandlung  der  Tuberkulose  zusammenzufassen.  Li  den  meisten  Fällen 
ist  das  französische  Küstenklima  wirksam,  bei  gewissen  Formen  kann  es 
schaden.  Das  Land,  die  Ebene,  die  Höhe  haben  alle  ihre  Kranken,  die 
speziell  ihrer  bedürfen;  jede  Krankheitsform,  jedes  physische  Temperament 


Waldvogel,  Tuberkulose.  99 

yerlangt   sein  Klima,   seinen   Himmelsstrich,    man  muss   zu    einem   weisen 
Eklektismos  seine.  Zuflucht  nehmen. 

Lac as -Championniere  (38).  Kann  man  bei  einem  grösseren  Abszess, 
den  Knochen  in  Angriff  nehmend,  nicht  alles  Kranke  entfernen,  so  richtet 
man  Schaden  an,  man  verbreitet  den  Prozess.  Die  Heilung  beruht  in  einer 
langsam  modifizierenden  Einwirkung;  nachdem  die  flüssigen  Massen  ent- 
fernt sind,  muss  man  an  Ort  und  Stelle  den  von  der  Natur  vorgenom- 
menen Heilungsprozess  nachahmen.  Zur  Entleerung  dient  ein  grosser 
Troikart;  nachdem  man  die  Haut  mit  einem  Bistouri  punktiert  hat, 
ist  seine  Einführung  schmerzloser,  die  Tiefe,  bis  zu  der  er  drang,  besser 
abschätzbar.  Die  Einstichstelle  liege  in  einer  normalen  Hautpartie,  nicht 
da,  wo  sie  durch  den  Abszess  verändert  ist,  selbst  wenn  es  der  tiefste  und 
bequemste  Punkt  wäre.  Aspiration,  Auswaschen  der  Höhle,  Injektion  von 
Sauerstoffwasser  können  den  Abfluss  erleichtem,  es  ist  nicht  nötig  alles  völlig 
zu  entleeren.  Als  therapeutisch  am  besten  den  tuberkulösen  Prozess  beein- 
flussende Substanz  schätzt  Lucas-Championniere  das  Jodoform,  langsam 
Jod  abgebend,  er  suspendiert  es  in  flüssiger  Vaseline  (10  ^/o).  So  lange  wie 
mögUch  soll  diie  Flüssigkeit  im  Abszess  bleiben,  sieht  man  jedoch,  dass  die 
Spannung  zu  gross  wird,  so  punktiert  man  von  neuem  und  injiziert  wieder. 
Die  Injektion  wird  gut  vertragen.  Verf.  setzt  kurze  Zeit  nach  derselben  das 
sonst  verabreichte  Jodkalium  aus.  Wenn  eine  Beihe  von  Punktionen  nötig 
ist,  so  bessert  sich  das  Aussehen  der  Flüssigkeit  deutlich.  Die  Resultate  sind 
oft  zufriedenstellend,  Verf.  erwähnt  mehrere  Heilungen.  Tritt  sie  nicht  ein, 
so  erzielt  man  doch  immer  eine  wesentliche  Besserung,  die  Höhle  wird  kleiner, 
es  bleibt  eine  enge  Fistel.  Der  Aufenthalt  am  Meer  vollendet  die  Heilung. 
Innerüch  wird  Jod  und  Arsen  gegeben.  Fleisch  schadet  Kindern  mit  chirur- 
gischer Tuberkulose,  bei  gesalzener  Milch  befinden  sie  sich  gut.  Vom  Kampher- 
naphtol  hat  Verf.  zwei  schwere  Zufälle  gesehen,  Guajakolöl  wirkt  antiseptisch  auf 
die  Bazillen,  Chlorzink  ist  zu  schmerzhaft  und  ätzend.  Dem  Jodoform  ist 
keine  Substanz  vorzuziehen. 

Connon  (13)  teilt  zwei  Fälle  von  Gelenktuberkulose  mit,  in  denen  Jodo- 
forminjektionen gute  Dienste  leisteten.  Bald  nach  dem  Beginn  der  Injek- 
tionen in  die  Fisteln  wurde  das  Fistelsekret  eitrig  und  weniger,  der  All- 
gemeinzustand und  das  Körpergewicht  hoben  sich.  Da  die  Jodoforminjek- 
tionen zuerst  schmerzhaft  waren,  wurde  das  Jodoform  mit  dünner  Karbol- 
lösong  ausgewaschen.  Auch  zwei  Drüsenfisteln  am  Halse  heilten  bald  nach 
Jodoforminjektionen.  Selbst  bei  vorgeschrittenen  Fällen  können  durch  das 
Jodoform  gute  Resultate  erzielt  werden. 

W.  Heitzmann  (28).  Von  einem  die  Tuberkulose  heilenden  Mittel 
müssen  wir  tonische  aufbauende  Eigenschaften,  wie  sie  die  Kakodylate,  Leber- 
tran u.  s.  w.  darbieten  und  an ti  toxische,  wie  sie  der  Fleischsaft  besitzt,  er- 
warten, keines  der  heutigen  Mittel  besitzt  beide.  Alle  Sera  sind  kraftzeugend 
^d  den  Allgemeinzustand  hebend,  wie  z.  B.  die  künstlichen  Sera.  Die 
Heilung  liegt  in  einem  Serum^  das  die  Kräfte  hebt  und  die  Bazillen  tötet, 
neben  diesem  muss  die  Hygiene  des  Klimas  die  Heilung  fördern.  Heitz- 
mann tritt  für  Heimsanatorien  ein.  Bei  Drüsentuberkulose  gibt  Arsen  gute 
Resultate. 

Die  von  Mas  tri  (45)  an  Kaninchen  vorgenommenen  Experimente  be- 
standen in  intramuskulären  Injektionen  von  Jodöl.  Auf  Grund  der  erhal- 
tenen Resultate  behauptet  er,   dass  das  Jodöl  ein  besseres  therapeutisches 


100  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Mittel  sei,  als  die  Durantsche  Jod- Jodlösung ;  es  rufe  nur  ganz  unbedeu- 
tende Reaktionserscheinungen  hervor,  werde  gut  vertragen  und  durch  das- 
selbe gelangt  eine  grössere  Menge  Jod  in  den  Kreislauf.  In  85  Fällen  von 
Adenitis,  Peritonitis,  Arthrosynovitis,  Osteoperiostitis,  tuberkulöser  Epididy- 
mitis  gab  die  Behandlung  mit  Jodöl  Besserung  nur,  wenn  die  Läsionen  sich 
im  Initialstadium  befanden;  bei  vorgeschrittener  Aflfektion  lasse  sich  nach 
seiner  Meinung  Heilung  nur  durch  chirurgische  Behandlung  erzielen. 

R.  Giani. 

J.  Craemer  (35)  erachtet  die  Lehre  von  der  individuellen  Disposition 
zur  Tuberkulose,  ebenso  wie  die  der  Inhalationsinfektion  zum  mindesten  für 
unbewiesen  und  unverträglich  mit  der  Pathologie  der  Tuberkulose.  Der  Erfolg 
der  klimatisch-hygienisch-diätetischen  Behandlung  hat  dazu  geführt,  das  Wort 
Heilung  nicht  mehr  zu  gebrauchen,  die  Heilstättenpfleglinge  zeigen  noch  eine 
positive  Tuberkulinreaktion,  die  dispositionelle  Therapie  hat  damit  versagt. 
Die  Therapie  muss  dann  das  einzige  Bestreben  haben,  die  Bazillen  aus  dem 
menschlichen  Körper  fortzuschaflfen  oder  sie  abzutöten.  Das  Tuberkulin  ist 
für  die  Beurteilung  einer  Heilung  von  fundamentaler  Bedeutung.  Dass  der 
grösste  Teil  der  Menschen  tuberkulös  ist,  hält  Verf.  für  ausgeschlossen.  Die 
spezifische  Behandlung  der  Tuberkulose  ist  mit  der  Tuberkulintherapie  kein^- 
wegs  identisch,  die  klimatisch-diätetische  entspricht  einer  Komplementtherapie. 
Zwischen  der  Lungentuberkulose  und  den  anderen  Organaffektionen  besteht 
bezüglich  der  Ätiologie  und  der  spezifischen  Therapie  kein  Unterschied.  Die 
Bevorzugung  der  Hochgebirgskur  ist  nicht  mehr  haltbar.  Die  symptomatische 
Therapie,  besonders  die  chirurgische,  darf  nicht  vernachlässigt  werden.  Die 
prinzipielle  Frage,  ob  die  Tuberkulose  dauernd  heilbar  sei,  ist  als  im  positiven 
Sinne  gelöst  zu  betrachten. 

Freudenthal  (23).  Durch  die  Einwirkung  des  elektrischen  Lichtes 
wird  der  Stoffwechsel  der  Haut  bedeutend  gesteigert  und  indirekt  auch  der  der 
tiefer  liegenden  Organe,  ein  keimtötender  Einfluss  auf  die  Tuberkelbazillen  der 
Lunge  kommt  ihm  nicht  zu.  Das  elektrische  Licht  wird  bei  subnormalen 
Morgentemperaturen  günstig  sein.  Freudenthal  teilt  einen  Fall  mit,  bei 
dem  die  Morgentemperatur  sich  bei  Lichtbehandlung  hob,  jedes  Sanatorium 
für  Tuberkulöse  muss  also  mit  einem  Apparat  für  Lichttherapie  ausgestat- 
sein.  Das  elektrische  Licht  wirkt  auch  schmerzstillend.  Bei  Kehlkopftuber- 
kulose benutzt  Freudenthal  auch  den  Hochspannfunken  und  den  induzierten 
Strom;  die  Funken  wirken  durch  ihren  Reichtum  an  violetten  und  ultra- 
violetten Strahlen,  durch  eine  Art  Vibrationsmassage  und  kaustisch  und  riefen 
narkotische  Effekte,  Vernarbung  hervor.  Die  Elektrode  wird  ohne  Spiegel 
in  den  Larj-nx  eingeführt. 

Martell  (43)  bespricht  zunächst  die  diagnostischen  Hilfsmittel.  Druck- 
punkte der  Nerven  können  als  untrügliches  pathognomonisches  Zeichen  der 
Frühtuberkulose  gelten,  sie  geben  einen  Hinweis  auf  die  Lokalität  derselben. 
Das  tuberkulöse  Virus  hat  eine  elektive  Beziehung  zu  den  Drüsen,  letztere 
gewähren  einen  Rückschluss  auf  den  Gang  des  tuberkulösen  Prozesses.  Wenn 
wir  also  das  zugehörige  Bronchialdrüsengebiet  einer  Digitaluntersuchung  unter- 
ziehen und  konzentrieren  den  Druck  auf  die  Bronchialdrüsengegend  plötzlich, 
so  haben  wir  in  dem  Zusammenzucken  des  Patienten  einen  Fingerzeig  auf  die 
Erkrankung  der  Drüsen.  Diese  Verhältnisse  sind  von  Bedeutung  für  die  The- 
rapie. Der  Merkur  steigert  den  Biochemismiis  der  von  den  Parasiten  betrof- 
fenen Zellterritorien  und  versetzt  sie  in   erhöhte  Leistungsfähigkeit.     Die  In- 


Borchard,  Syphilis,  AktinomykoBe,  Botryomykose,  Rhinosklerom,  Noma  etc.      101 

dikationen  für  die  Therapie  mit  Kalomei  bestehen  in  der  Beseitigung  der 
Vasomotorenlähmung^  in  der  Bindung  der  giftigen  Stoffwechselprodukte,  in 
der  Verflüssigung  der  Zerfallsmassen.  Verf.  gibt  genaue  Anweisung  über  den 
Gebrauch  desselben,  über  die  Kalomelseifenbehandlung.  Chirurgische  Eingriffe 
bei  Drüsentuberkulose  sind  nur  nach  Einschmelzung  gestattet. 


B.  Syphilis,  Aktinomykose,  Botryomykose,  Rhinosklerom,  Noma,  Mibs- 
brand,  Rotz,  Eehinocoecns,  Lepra,  Pellagra. 

Referent:  A.  Borchard,  Posen. 

Die  mit  *  bezeichoeten  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  ^Buschke,  Pathologie  und  Therapie  der  hereditären  Syphilis.  Berliner  Klinik  1908. 
Nr.  179. 

2.  Y.  Dflring,  Einige  Fragen  aus  der  Lehre  von  der  Vererbung  der  Syphilis.  Münohener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  81. 

3.  Finger,  Über  die  Vererbung  der  Syphilis.     Wiener  med.  Presse  1908.  Nr.  14. 

4.  Y.  Hippel,  Über  die  Häufigkeit  der  hereditär  syphilitischen  Gelenkerkrankungen. 
MQnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  31. 

5.  Jordan,  Beiträge  zur  hereditären  Spätsypbilis.  MQnchener  med.  Wochenschrift  1908. 
Nr.  31. 

6.  Eattowitz,  Vererbung  der  Syphilis  und  placentare  Übertragung  der  Variola.  Wiener 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  88. 

6a.*Lapar,  Über  Impf  versuche  mit  Syphilis  an  anthropoiden  A£fen.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  52. 

7.  Marcnse,  Über  erweichte  Bubonen  der  Frühlues.  MUnchener  med.  Wochenschr.  1903. 
Nr.  26. 

8.  Matzenaner,  Die  Vererbung  der  Syphilis  (Diskussion).  Allgem.  Wiener  med.  Zeitg. 
1903.  Nr.  10.  11,  12,  18. 

9.  — .  Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  8. 

10.  — .  Wien.    H.  Braumüller  1903. 

11.  —  nehst  der  Erwiderung  von  Finger.    Wiener  med.  Presse  1908.  Nr.  17. 

IIa.  Über  Mnskelsyphilis  im  FrQhsladium.  Monatshefte  für  prakt.  Dermatologie.  Bd.  85. 
Nr.  10  und  11. 

Ub.Metschnikoff  und  Koux,  Über  experimentelle  Syphilis.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  50. 

12.  Morrow,  Syphilis  and  the  medical  secret.  The  journ.  of  cutaneous  diseases  1908. 
Jone. 

13.  Mracek,  Die  Syphilis  der  Mutter  und  Neugeborenen.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1903. 
Nr.  18. 

14.  Neu  mann,  Über  tertiäre  Syphilis.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  29—38. 

15.  *v.  Niessen,  Bemerkungen  zu  den  , vermutlichen **  Syphilisbazillen  von  Joseph  und 
Piostkowski.    Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  14. 

16.  N.  Weljaminow,  Syphilis  in  der  Chirurgie.  Russ.  Archiv  für  Chirurgie  1903. 
Heft  4. 

Matzenauer  (8)  nimmt  in  der  Vererbung  der  Syphilis  einen  der 
herrschenden  Lehre  entgegengesetzten  Standpunkt  ein.  Er  glaubt,  da  es  eine 
Vererbung  einer  dauernden  Immunität  nicht  gibt,  andererseits  jede  auch 
anscheinend  gesunde  Mutter  eines  hereditär  syphilitischen  Kindes  ausnahms- 


102  Jahresbericht  für  Ghinu'gie.    I.  Teil. 

los  dauernd  immun  ist,  sondern  dass  auch  jede  anscheinend  gesunde,  aber 
immune  Mutter  latent  syphilitisch  sein  muss.  Es  gibt  also  keine  hereditäre 
Syphilis  ohne  Syphilis  der  Mutter.  Man  kann  deshalb  in  jedem  Falle  eine 
Vererbung  der  Syphilis  von  einer  syphilitischen  Mutter  ableiten  und  braucht 
die  Hypothese  einer  paternen  Vererbung  nicht  anzunehmen.  Praktisch  zieht 
er  die  Konsequenzen  daraus,  die  Mutter  eines  syphilitischen  Kindes,  auch 
wenn  sie  keine  Symptome  zeigt,  mit  Quecksilber  zu  behandeln.  Die  Mutter 
eines  syphilitischen  Kindes  kann  entsprechend  dem  Coli  esschen  Gesetz  un- 
gescheut  ihr  Kind  selbst  stillen.  Die  syphilitischen  Eltern  eines  gesunden 
Kindes  können  möglicherweise  ihr  Kind  infizieren.  Ein  syphilitischer  Mann 
soll,  um  die  Infektion  seiner  Frau  zu  vermeiden,  nicht  vor  Ablauf  mehrerer 
Jahre  seit  seiner  Infektion  und  nicht  ohne  mehrfach  wiederholte  Quecksilber- 
behandlung in  die  Ehe  treten. 

Diesen  Ansichten  begegnete  ein  lebhafter  Widerspruch  besonders  von 
Finger  (3),  der  vor  allen  Dingen  darauf  hinwies,  dass  durch  die  Aus- 
führungen Matzenauers  doch  nicht  erwiesen  sei,  wieso  es  käme,  dass 
nach  Behandlung  des  syphilitischen  Vaters  gesunde  Kinder  erzeugt  würden. 
Femer  führt  er  ein  Beispiel  an,  nach  dem  die  Mutter  durch  ihr  syphilitisches 
Kind  beim  Säugen  infiziert  wurde  (Primäraffekt  an  der  Brustwarze).  Mit 
aller  Entschiedenheit  tritt  er  den  Ausführungen  Matzenauers,  sowie  den 
daraus  gezogenen  Konsequenzen  entgegen.  Ihm  schliessen  sich  nahezu  alle 
Eedner  der  ziemlich  erregten  Debatte  an ,  wenn  auch  einige  scheinbar  zu- 
stimmende Belege  für  die  Ansicht  Matzenauers  erbracht  werden.  Die 
dann  sich  anschliessende  Polemik  Matzenauers  und  Fingers  bietet  ein 
wenig  erfreuliches  Bild  und  geringes  sachliches  Interesse. 

V.  D  ü  r  i  n  g  (2)  bespricht  in  seinem  Vortrage  ebenfalls  die  Arbeit 
Matzenauers.  Wenn  er  auch  die  Berechtigung  einzelner  Einwände 
Matzenauers  gegen  die  bestehende  Lehre  anerkennt,  so  kann  er  doch 
nicht  umhin  zu  sagen,  dass  Matzenauer  es  sich  zu  leicht  mit  den  ent- 
gegenstehenden klinischen  Beobachtungen  gemacht  habe. 

Kattowitz  (6)  lässt  die  Exemplifikation  der  Variola  für  die  Über- 
tragung der  Syphilis  nicht  gelten.  Er  hält  an  einer  paternen  Vererbung  der 
Syphilis  fest. 

Mracek  (13)  berichtet  auf  Grund  pathologisch-anatomischer  Unter- 
suchungen an  zur  Sektion  gekommenen  syphilitischen  Neugeborenen  über  die 
Syphilis  der  Mütter  und  der  Neugeborenen.  Bei  der  Hälfte  der  Fälle,  bei 
Placentarsyphilis  und  den  durch  sie  bedingten  Veränderungen  kann  der  intra- 
uterine Tod  erfolgen.  Bei  der  anderen  Hälfte  ohne  nachweisbare  Lokalisation 
des  Virus  in  der  Placenta,  mit  den  meisten  lebend  geborenen  Kindern  lässt  er 
sich  durch  folgende  Verhältnisse  erklären.  Entweder  bestimmt  frühere  oder 
spätere  Infektion  des  Fötus  den  Tod  oder  die  schwere  Erkrankung  desselben, 
oder  die  Infektion  der  Frucht  tötet  dieselbe  durch  die  Wirkung  des  syphi- 
litischen Virus  ohne  nachweisbare  Erscheinungen,  oder  der  Tod  kann  durch 
schwere  Organerkrankung  bei  geringer  oder  fehlender  Placentarerkrankung 
bedingt  sein.  Bei  nicht  erwiesener  Syphilis  der  Mutter  fand  er  in  II  Fällen 
9  mal  Placentarerkrankung. 

Neu  mann  (14)  glaubt,  dass  die  Erscheinungsformen  der  sogenannten 
tertiären  Syphilis  nicht  durch  eine  Toxinwirkung  bedingt  sei,  sondern  dass 
auch  sie  durch  das,  wenn  auch  abgeschwächte  Virus  der  Syphilis  hervor- 
gerufen würde.     Er  hat  sehr  interessante  Zusammenstellungen  gemacht,   aus 


Borchard,  Syphilis,  Aktinomykose,  Botryomykose,  Rhinosklerom,  Noma  etc.      103 

denen  hervorgeht,  dass  die  Tertiärerscheinungen  am  häufigsten  bei  den  im 
Initialstadium  wenig  oder  gar  nicht  behandelten  Fällen  vorkomme.  Ausser- 
dem weist  er  auf  dem  Einfluss  des  Alters,  einiger  konstitutionellen  Erkran- 
kungen des  Traumas  auf  das  Auftreten  dieser  Tertiärerscheinungen  hin. 

Marcuse  (7)  teilt  eine  Reihe  von  Fällen  mit,  in  denen  schon  im 
Frühstadium  der  Syphilis,  wo  es  sich  also  nicht  um  die  Erweichung  einer 
gummösen  Bildung  handelt,  Erweichung  der  geschwollenen  Drüsen  vorkommt, 
die  aber  unter  spezifischer  Behandlung  völlig  zurückgeht.  Irgend  welche 
operative  Massnahme  ist  zu  vermeiden.  Eine  Mischinfektion  liegt  nach  ge- 
nauer bakteriologischer  Untersuchung  nicht  vor. 

v.  Hippel  (4)  weist  auf  die  Häufigkeit  hereditär  syphilitischer  Gelenk- 
erkrankuDgen  hin.  Er  sah  unter  55  Fällen  43  Gelenkerkrankungen,  d.  i. 
IQ  56°/o.  Von  grosser  Wichtigkeit  ist  die  Tatsache,  dass  diese  Gelenk- 
erkrankungen  fast  immer  der  Keratitis  vorausgingen.  Er  glaubt,  dass  diese 
GelenkafFektionen  gerade  in  den  späteren  Stadien  der  hereditären  Lues  häufig 
sind  und  dass  das  Vorkommen  von  Gelenkleiden  ein  gewisser  Hinweis  auf 
die  Diagnose  Syphilis  sein  kann. 

Unter  Syphilis  hereditaria  tarda,  deren  Vorkommen  jetzt  einwandsfrei 
erwiesen  ist,  versteht  man  im  engeren  Sinne  das  erste  Auftreten  hereditär- 
syphilitischer Erscheinungen  nach  dem  4.  Lebensjahre,  im  weiteren  Sinne 
das  Auftreten  derartiger  Symptome  nach  einer  Reihe  von  Jahren,  wenn  in 
den  frühsten  Lebenstagen  Zeichen  hereditärer  Syphilis  vorhanden  waren. 
Für  beide  Tatsachen  bringt  Jordan  (5)  einen  äusserst  interessanten  Fall. 
Im  ersten  war  das  syphilitische  Kniegelenksleiden  als  erstes  Symptom  heredi- 
tärer Syphilis  im  22.  Lebensjahre  aufgetreten,  im  zweiten,  der  in  den  ersten 
Lebenstagen  an  Geschwüren  auf  dem  Kopf  gelitten  hatte,  kamen  die  luetischen 
Kniegelenkserkrankungen  nach  fast  5  jähriger  Latenzzeit.  Beidemal  Heilung 
durch  spezifische  Behandlung. 

Metschnikoff  und  Roux  (IIb)  ist  es  gelungen,  durch  Impfung 
Syphilis  bei  anthropoiden  Affen  zu  erzeugen.  Nach  einer  Inkubationszeit  von 
25  Tagen  trat  ein  typischer  Schanker  an  der  Impfstelle  mit  Anschwellung 
der  benachbarten  Drüsen  ein  und  einen  Monat  später  bildeten  sich  an  den 
verschiedenen  Körperteilen  15  squamöse  Papeln.  Auch  die  Überimpfung  von 
einem  Tiere  auf  das  andere  gelang. 

Unter  49445  chirurgischen  Kranken  sah  Prof.  Weljaminow  (16)  185 
mit  syphilitischen  Gelenkaffektionen.  Bei  19  ^/o  der  Fälle  handelte  es  sich 
um  hereditäre  Lues,  bei  den  anderen  um  akquirierte.  Das  Kniegelenk  war 
in  46 ^/o  der  Fälle,  das  Ellbogengelenk  in  18°/o,  das  Sprunggelenk  in  16®/o 
und  das  Schultergelenk  in  10  ^/o  affiziert.  Bei  der  Differentialdiagnose  legt 
Weljaminow  besonderes  Gewicht  auf  die  Dolores  nocturni  und  die  Inkon- 
gruenz der  Gelenkveränderung  mit  der  Erhaltung  der  Funktion.  —  In  zwei 
Fällen  beobachtete  Weljaminow  eine  gummöse  Ostitis  der  Patella,  welche 
um  3 — 4 mal  vergrössert  war.  —  Zweimal  handelte  es  sich  um  luetische 
Zmigenaffektionen.  Bei  einem  Mann  von  19  Jahren,  ohne  anderweitige 
luetische  Symptome,  bestand  eine  Vergrösserung  der  linken  Hälfte  der  Zunge. 
Letztere  war  höckerig,  die  Oberfläche  glänzend,  die  Papillen  verstrichen. 
Im  anderen  Fall  war  die  Zunge  etwas  vergrössert,  von  Himbeerfarbe  und 
mit  langen  Zotten,  die  den  hypertrophischen  Papillen  entsprachen,  dicht 
besät.  In  beiden  Fällen  halfen  grosse  Jodkaliumdosen  (Fournier).  —  Bei 
einem  Patienten,  welchen  Weljaminow  vor  Jahren  wegen  eines  luetischen 


104  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Unterschenkelgeschwürs  behandelt  hatte,  traten  plötzlich  gastrische  Symptome : 
Erbrechen,  starke  Schmerzen  besonders  nach  dem  Essen,  auf.  Die  behan- 
delnden Arzte  diagnostizierten  zuerst  Ulcus  rotundum,  später  Karzinom. 
Weljaminow  nahm  auf  Grund  der  Anamnese  ein  luetisches  Geschwür  des 
Magens  an.  Eine  antiluetische  Kur  bestätigte  die  Annahme.  —  Ein  45- 
jähriger  Patient  kam  wegen  Blutharnens  in  Behandlung.  Anamnestisch  lässt 
sich  eine  syphilitische  Infektion  nicht  feststellen.  Patient  ist  aber  wegen 
verschiedener  Beschwerden  mehrfach  mit  Erfolg  antiluetisch  behandelt  worden. 
Vor  ca.  einem  Jahre  traten  Anfälle  auf,  die  mit  Verlust  der  Besinnung, 
schwerer  Atmung  und  allgemeinen  Krämpfen  verliefen.  Bald  darauf  bemerkte 
Patient  zum  erstenmal  Blut  im  Harn.  Weljaminow  konstatierte  eine  ver- 
grösserte  linke  Niere  und  einen  fingerdicken  Strang,  der  dem  linken  Ureter 
entsprach.  Der  Urin  enthielt  etwas  Eiweiss  und  rote  Blutkörper,  Am  Abend 
nach  der  Untersuchung,  die  in  Narkose  ausgeführt  worden  war,  bekam  Patient 
einen  epileptiformen  Anfall,  nach  welchem  Aphasie  nachblieb.  Eine  ener- 
gische Jodkaliumkur,  bis  8  g  pro  die,  hob  alle  Beschwerden. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Aktinomykose  und  Botryomykose. 

1.  V.  Baracz,  Report  of  sixty  cases  of  actinomycosis.    AnnalB  of  sarg.  1903.  March. 
DiscuseioD. 

la. Doepke,  Weitere  Mitteilungen   über  die   Erreger   der  menschlichen   Aktinomykose. 
Manchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  51. 

2.  Dor,  Actinomycose.    Recherche  du  Champignon  rayonn^.    Ces  caracteres  morphologi- 
qnea  et  reactionnels  dans  les  tissus.    La  Presse  m^d.  1903.  Nr.  74. 

3.  *Dreyfu8,  Beitrag  zar  primftren  Hautaktinomykose  des  Menschen.    Dissert.    Heidel- 
berg 1903. 

4.  *H einzelmann,  Über  Endresultate  bei  der  BehandluDg  der  Aktinomykose.     Dissert. 
Tübingen  1903. 

5.  Maas,   The  method  of  infection  of  actinomycosis  in  man.    Anuals  of  surgery  1903. 
August. 

5a.  *Neukirch,  A  propos  d'actinomycose.    La  Presse  mödicale  1903.  Nr.  98. 

6.  Poncet  et  Th^venot,  De  Tactinomycose  humaine  en  Frances  et  ä  T^trangers  dan» 
les  cinq  dernieres  ann^s;  discussion.    Bull,  de  l'acad^mie  de  möd.  1903.  Nr.  23. 

7.  Th^venot,  De  Tactinomycose  humaine  en  France  et  ä  Tätrangers.  Gazette  des  höpi- 
taux  1903.  Nr.  67. 

8.  —  Actinomycose  clavico-faciale  de  forme  courante.  Gazette  des  höpitaux  1903.  Nr.  76. 

9.  BosgetAbadie,  T-a-til  une  botryomykome?   La  Presse  m^dicale  1908.  Nr.  45. 

10.  Picquä,  Botryomykose.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  8. 

11.  —  Note  sur  deux  tuineurs  pr^entent  l'apparencc  de  la  botryomycose  humaine.    Bull. 
et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  7. 

12.  Soubeyran,  Note  sur  une  tumeur  pr^sentant  Tapparence  de  la  botryomycose  humaine. 
Bull,  et  m^m.  de  la  Sockte  anatomique  de  Paris  1903.  Nr.  4. 

13.  Terrier,  A  propos  de  la  botryomykose.  Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  9. 

Dor  (2)  gibt  in  seinem  Vortrage  nicht  eine  allgemeine  Übersicht  über 
den  gegenwärtigen  Stand  der  Lehre  von  der  Aktinomykose,  sondern  teilt, 
gestützt  auf  die  Kenntnis  der  hauptsächlichsten  Arbeiten  der  letzten  Jahre, 
seine  persönlichen  Vorstellungen  und  Erfahrungen  über  diese  Erkrankung  mit. 

Der  erste  Teil  der  Arbeit  ist  der  makroskopischen  und  mikroskopischen 
Diagnose  der  Aktinomykose  am  Krankenbett  gewidmet  und  es  ist  interessant, 
zu  sehen,  dass  die  Franzosen  in  ausgedehntem  Masse  die  verschiedensten 
Färbemethoden  zur  Diagnose  der  Aktinomykose  benutzen,  so  in  erster  Linie 
Pikrokarmin,  dann  Orcein,  Türkischrot,  Hämatoxylin,  Saffranin,  Lackmus  in 


Borchard,  Syphilis,  Akiinomjkose,  Botryomykose,  Rhinosklerom,  Noma  eic.      105 

wässeriger  Lösung.  Die  im  60.  Bande  von  Vir chows  Archiv  veröffentlichte 
neuere  Arbeit  von  van  Niessen  und  die  von  Neukirch  in  Mühlhausen  er- 
fahren in  dem  nun  folgenden  Teile  des  Vortrages  eine  gebührende  Würdigung, 
trotzdem  van  Niessen  zu  dem  Schluss  gekommen  ist,  dass  alle  diejenigen, 
welchen  eine  Züchtung  der  Aktinomykose  gelungen  sein  will,  keine  echten 
Kulturen  gehabt  haben. 

Trotz  der  sich  gegenüberstehenden  Ansichten  lässt  sich  ein  Weg  finden, 
der  von  beiden  Parteien  beschritten  werden  kann,  nämlich,  wenn  man  das 
eine  Mal  die  Aktinomykose  für  eine  Flechte  hielte  und  zum  andern  die  An- 
oahme  machte,  dass  der  Aktinomyces  ein  Pilz  ist,  der  in  zwei  Formen  auf- 
tritt, in  Mycelform  und  in  Keulenform  und  dass  diese  beiden  Formen  im 
Kömchenstadium  zusammentreffen.  Die  erste  Hypothese  hat  für  den  Vor- 
tragenden mehr  Wahrscheinlichkeit. 

Der  Schluss  des  Vortrages  ist  der  pathologischen  Anatomie  des  Aktino- 
myces gewidmet.  Differentialdiagnostisch  fallen  die  tinktoriellen  Verschieden- 
heiten der  sog.  Unnaschen  Zellen  und  der  Epithelioidzellen  der  Tuberkulose 
sehr  ins  Gewicht.  Die  näheren  Einzelheiten  darüber  müssen  im  Original,  das 
auch  einige  recht  instruktive  Abbildungen  bringt,  nachgelesen  werden. 

Baracz  (1)  hat  60  Fälle  von  Aktinomycosis  behandelt.  Bei  den 
letzten  neun  Kranken  hat  er  keine  chirurgischen  Eingriffe  mehr  gemacht, 
sondern  durch  Injektionen  von  20  Vo  Silbemitrat  in  die  Umgebung  des  Herdes 
Bindegewebswälle  erzeugt  und  so  Heilung  erzielt.  Bei  Lungenaktinomykose 
ist  dies  Verfahren  jedoch  nicht  anwendbar  und  hat  Baracz  Versuche  mit 
intravenösen  Injektionen  von  Kollargol  gemacht,  die  ihm  viel  versprechend 
scheinen.  Genauere  Angaben  über  dieses  letztere  Verfahren  behielt  sich 
Baracz  für  eine  spätere  Mitteilung  vor.  Maas  (New-York.) 

Nach  einer  kurzen  Einleitung  über  das  Auftreten  der  Aktinomykose 
in  Frankreich  führt  Thevenot  (8)  die  Krankengeschichten  von  drei  typischen 
Fällen  von  Aktinomykose  des  Halses  und  des  Gesichtes  an. 

Abgesehen  von  dem  Beginne  mit  heftigen  Zahnschmerzen,  die  im  zweiten 
Falle  14  Tage  lang  anhielten,  bietet  nur  der  erste  Fall  dadurch  klinisches 
Interesse,  dass  sich  in  der  Mundhölile,  am  Alveolarfortsatz  der  rechten  Seite 
eine  starke  Schwellung  und  Ulzeration  des  Zahnfleisches  zeigt  und  dass  aus- 
gesprochener Trismus  besteht,  der  nur  eine  geringe  Beweglichkeit  der  Kiefer 
gestattet.  Die  beigefügten  Abbildungen  der  beschriebenen  Fälle  veranschau- 
lichen recht  gut  die  makroskopischen  Veränderungen. 

Eingehend  schildert  Verf.  alsdann  die  klinischen  Eigentümlichkeiten  der 
Aktinomykose  und  hebt  als  besonders  bezeichnend  die  brettharte  Infiltration 
des  Gewebes,  den  subakuten  Verlauf,  die  vielfache  Fistelbildung  hervor, 
welche  schon  zur  Genüge  den  Unterschied  von  einer  vom  Zahn  ausgehenden 
Phl^mone  zum  Ausdruck  bringt.  In  allen  Fällen  rät  Verf.  zur  mikroskopi- 
schen Sicherstellung  der  Diagnose. 

Maas  (5)  berichtet  über  fünf  Fälle  von  Aktinomycosis.  Bei  keinem 
Kranken  Hess  sieh  Berührung  mit  erkrankten  Tieren  nachweisen.  Zwei 
Patienten  hatten  auf  einem  im  Lake  Erie  gestrandeten  Getreidedampfer 
rohen  Weizen  gegessen.  Bei  den  übrigen  Kranken  liess  sich  die  Infektion 
nicht  auf  die  gewöhnlichen  Ursachen  Getreide-,  Stroh-Rauten  etc.  zurück- 
fuhren. Ein  Patient  erkrankte  im  Anschluss  an  Typhus,  einer  nach  Ablauf 
TOD  Appendicitis.  Es  fragt  sich,  ob  Fungus  hier,  ohne  an  verletzenden  Par- 
tikelchen zu  haften,  durch  die  ulzerierte  Schleimhaut  eindrang.    Experimentell 


106  Jahresbericht  ffir  Chirargie.    I.  Teil. 

scheint  bisher  nicht  durch  Fütterung,  sondern  nur  durch  direkte  Inokulation 
Aktinomykose  erzeugt  zu  sein.  Maas  (New- York.) 

5  Jahre  nach  ihrer  ersten  Abhandlung  über  Aktinomykose  haben  Poncet 
und  Th6venot  (6)  diejenigen  Fälle  zusammengestellt,  welche  seitdem  in 
Frankreich  und  im  Auslande  veröffentlicht  sind.  Aus  dieser  Zusammenstellung 
kann  man  über  die  Häufigkeit  der  Erkrankung,  den  Sitz  derselben  und  die 
Frühdiagnose  bestimmte  Schlüsse  ziehen.  Auf  einen  kurzen  Bericht  der  von 
den  Verf.  selbst  seit  1902  beobachteten  11  Fälle,  folgt  die  Statistik  der  im 
Auslande  beobachteten  Strahlenpilzerkrankungen,  die  im  ganzen  497  Fälle 
umfasst.  Wenn  diese  Statistik  auch  wegen  der  Verschiedenheit  der  Forschungen 
in  den  einzelnen  Ländern  naturgemäss  Lücken  hat,  so  berechtigt  sie  doch  zn 
folgenden  Schlüssen:  Die  Verbreitung  der  Aktinomykose  ist  ebenso  häufig  in 
Frankreich  wie  in  Deutschland,  Russland,  Österreich  und  Nordamerika;  da- 
gegen kommt  sie  erfahrungsgemäss  in  England,  Italien,  HoUand,  Rumänien 
und  in  der  Schweiz  seltener  vor.  In  Griechenland,  Spanien  und  in  der 
Türkei  wird  sie  wahrscheinlich  infolge  mangelhafter  Diagnose  sehr  selten 
beobachtet.  Die  Übertragbarkeit  vom  Tier  auf  den  Menschen  ist  unzweifel- 
haft, wie  die  Verf.  schon  früher  bewiesen  haben.  Bevorzugt  werden  besonders 
tiefliegende  Landstriche,  z.  B.  Flussläufe  gegenüber  höher  gelegenen.  Häufig 
ist  ihr  Auftreten  in  Norddeutschland  ^  was  sich  aus  den  schlechten  sozialen 
Verhältnissen  der  dortigen  Landbevölkerung  erklärt.  Sie  erscheint  wie  die 
Tuberkulose  als  eine  Krankheit  des  Elends,  wie  man  es  besonders  in  Russ- 
land sieht.  Wenn  auch  die  Aktinomykose  in  Gegenden,  wo  intensiv  Vieh- 
zucht getrieben  wird,  relativ  häufig  vorkommt,  so  tritt  die  Viehzucht  ds 
Infektionsgefahr  doch  zurück  hinter  den  hygienischen  Bedingungen,  unter  denen 
die  Menschen  leben.  Die  Schwere  der  Erkrankung  richtet  sich  in  erster 
Linie  nach  der  Lokalisation.  Bei  weitem  am  häufigsten  ist  die  Aktinomykose 
des  Halses  und  Gesichtes,  die  eine  relativ  günstige  Prognose  gibt,  da  auf 
16  Heilungen  nur  1  Todesfall  kommt.  Bei  Infektion  des  Thorax  und  Abdomens 
verschlechtert  sich  die  Prognose,  und  zwar  kommt  1  Todesfall  auf  4  Heilungen. 
Sind  die  Bauchorgane  infiziert,  so  halten  sich  Heilungen  und  Todesfälle  das 
Gleichgewicht.  Prognostisch  am  ungünstigsten  ist  die  Infektion  der  Lunge 
und  Pleura;  auf  71  Fälle  kamen  nur  4  Heilungen,  25  Todesfälle  und  42  un- 
bekannte Resultate.  Die  Aktinomykose  tritt  häufiger  bei  der  Landbevölkerung 
als  bei  der  Stadtbevölkerung  auf,  wenn  auch  kein  Stand  davon  verschont  ist 
Besonders  häufig  ist  sie  in  Ländern,  die  viel  Ackerbau  treiben;  sumpfige, 
feuchte  Gegenden,  Anschwemmungsgebiete  scheinen  für  den  Strahlenpilz  ein 
üppiges  Kulturfeld  zu  sein.  Was  die  Behandlung  anbetrifft,  so  kann  man  am 
Hals  und  im  Gesicht  besonders  bei  oberflächlichen  Fällen  durch  Auskratzen, 
Brennen,  Pinseln  mit  Jodtinktur  Heilung  erreichen.  Am  Thorax  und  Ab- 
domen tritt  dieselbe  Behandlung  ein,  doch  sind  die  Fälle  prognostisch  im- 
günstiger  wegen  der  häufig  gleichzeitigen  Infektion  der  Eingeweide.  Zum 
Schluss  heben  die  Verf.  noch  besonders  hervor,  dass  die  Aktinomykose  überall 
mehr  oder  weniger  vertreten  ist,  und  dass  das  scheinbare  Fehlen  in  einzelnen 
Ländern  auf  eine  mangelhafte  Diagnose  zurückzuführen  ist.  In  zweifelhaften 
Fällen  möge  man  stets  an  Aktinomykose  denken. 

Nocard  (6)  berichtet,  dass  viele  Fälle,  die  als  Aktinomykose  angesprochen 
werden,  zu  der  von  Lignieres  und  Spitz  beschriebenen  Aktinobazillose 
gehören;  diese  Erkrankung  bietet  klinisch  und  mikroskopisch  ein  der  Aktino- 
mykose  ähnliches  Bild;  doch  während  bei  letzterer  sich  die  Fäden  mit  Aus- 


Borchard,  Syphilis,  Akiinomykose,  Botrjomykose,  Rhinosklerom,  Noma  eto.      107 

nähme  der  kolbigen  Anschwellungen  nach  Gram  färben,  ist  dies  bei  Aktino- 
baziUose  nicht  der  Fall;  die  Fäden  erweisen  sich  als  Haufen  von  Bazillen, 
die  sich  in  Reinkultur  züchten  lassen  und  beim  Tierversuch  die  sog.  Pseudo- 
Aktinomykose  hervorrufen. 

Poncet  (6)  erwidert,  dass  ihm  diese  Krankheit  sehr  wohl  bekannt  ist; 
bei  den  von  ihm  veröffentlichten  Fällen  hat  er  die  Diagnose  immer  durch  die 
Gram  sehe  Färbung  erhärtet. 

Sabrazes  (10)  hat  im  Arch.  g6n6r.  m6dec.  seine  Untersuchungsergeb- 
nisse  über  Botryomykose  niedergelegt.  Er  zeigt,  dass  die  Botryomykose  keine 
spezifische  Erkrankung  ist,  dass  femer  der  Botryomyces  nicht  ein  niederer 
Pilz,  sondern  ein  Mikrococcus  ist,  der  identisch  ist  mit  dem  Staphylococcus 
aureus  und  dass  der  Staphylococcus  in  gewöhnlichen  Eiterherden  in  Form 
Ton  Haufen  auftreten  kann,  welche  mit  dem  Botryomyces  identisch  sind. 

Es  werden  von  Bosg  und  Abadie  (9)  vier  selbst  beobachtete  Fälle 
sog.  Botryomykose  mitgeteilt,  einer  kleinen  Geschwulst,  die  zuerst  von  Pon- 
cet und  Dor  im  Jahre  1897  als  Adenofibroma  sudoriparum  beschrieben  und 
nach  dem  angeblichen  Vorhandensein  eines  dem  Botryomyces  ähnlichen  Keimes 
benannt  wurde.  Die  beschriebenen,  etwa  haselnussgrossen  Tumore,  von  denen 
einer  an  der  Fusssohle,  drei  an  der  Hand  sassen,  erwiesen  sich  histologisch 
als  sehr  gefassreiche  Fibropapillome;  die  Gefässe,  in  der  Tiefe  sehr  zahl- 
reich und  erweitert,  werden  in  den  oberen  Schichten  zu  einem  dichten  Netz 
von  Kapillaren.  Das  Bindegewebe,  welches  am  Stiel  der  Geschwulst  dicht 
und  fest  ist,  wird  in  den  oberen  Partien  locker  bis  zur  schleimigen  Ent- 
artung. Der  Tumor  ist  von  einer  Wucherung  der  Malpighischen  Schicht  um- 
geben, die  nach  oben  zu  dünner  wird  und  schliesslich  verschwindet.  In  drei 
Fällen  fand  sich  keine  Spur  von  Schweissdrüsen  und  nur  bei  einem  Tumor 
waren  solche  vorhanden,  jedoch  unterhalb  der  eigentlichen  Wucherung,  aber 
in  hypertrophischen  Zustande.  Kokken,  die  sich  in  nichts  von  Staphylo- 
kokken unterscheiden,  fanden  sich  nur  bei  2  Fällen  und  zwar  in  den  ober- 
flächlichen nlzerierten  Schichten,  jedoch  nicht  im  Innern  der  Wucherung. 
DieVerff.  ziehen  den  Schluss,  dass  man  z.  Z.  die  besprochenen  Tumoren  als 
Fibropapillome  auffassen  müsse,  die  erst  sekundär  mit  Staphylokokken  infi- 
ziert werden;  das  Vorhandensein  eines  spezifischen  pathogenen  Keimes  sei 
noch  nicht  mit  Sicherheit  nachgewiesen. 

Im  Jahre  1897  wurde  die  Botryomykose,  die  man  bisher  nur  beim 
Pferd  gekannt  hatte,  zum  erstenmal  als  Affektion  beim  Menschen  beschrieben 
und  zwar  als  kleine  gestielte,  besonders  an  unbedeckten  Stellen  gelegene, 
Geschwulst  mit  ausgesprochener  Neigung  zu  Blutungen.  Als  Erreger  dieser 
Geschwulst  wurde  ein  Mikroorganismus,  der  Botryococcus,  angenommen,  der 
in  die  Schweissdrüse  eindringen  sollte.  Unter  seinem  Einfluss  tritt  eine 
Hyperplasie  der  Schweissdrüsen  ein  und  es  bildet  sich  ein  Tumor  von  dem 
Charakter  eines  Fibroadenoms.  —  Diese  Ansicht  ist  später  vielfach  angegriffen 
worden,  besonders  die  Existenz  eines  spezifischen  Mikrococcus.  Nach  neueren 
Forschungen  soll  die  Botryomykose  auf  den  Staphylococcus  aureus  zurück- 
zufahren sein,  der  in  einer  bestimmten  Variation  die  Eigenschaft  hat,  eine 
fleischige  gestielte  Geschwulst  zu  bilden,  die  in  ihrem  anatomischen  Bau  den 
Eigentümlichkeiten  des  Gewebes,  wo  sie  sich  entwickelt,  entspricht.  Piqu6  (11) 
hat  selbst  zwei  Fälle  beobachtet  und  kommt  auf  Grund  derselben,  namentlich 
Tom  bakteriologischen  Standpunkte  aus  auch  zu  der  letzteren  Ansicht.  Es 
gelang  ihm  einen  Mikrococcus  zu  isolieren,  der  sich  in  eigenartiger  Weise  dem 


108  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Staphylococcus  aureus  nähert.  Pathologisch -anatomisch  stellt  die  Botryo- 
mykose  eine  gefässreiche  Geschwulst  dar,  die  man  als  Angiom  in  einzelnen 
als  Glioadenom  bezeichnen  könnte.  Einige  Autoren  gehen  so  weit,  dass  sie 
sagen,  es  gebe  keinen  klinischen  unterschied  zwischen  der  typischen  Botryo- 
mykose  und  dem  eigentlichen  gewöhnlichen  Tumor;  indes  sind  die  Stielung 
und  die  Neigung  zu  Blutungen  doch  zu  charakteristisch,  um  diesen  extremen 
Standpunkt  zu  vertreten.  Verf.  lässt  dann  die  Beschreibung  der  beiden  beob- 
achteten Fälle  folgen.  Im  ersten  Fall  handelt  es  sich  um  eine  44jährige 
Frau.  Die  Infektion  war  vier  Wochen  alt  ohne  vorhergehendes  Trauma.  Der 
Tumor  sass  am  Grossdaumenballen;  anfangs  stecknadelkopfgross  trat  später 
stärkeres  Wachstum  ein  mit  dauernder  Neigung  zu  starken  Blutungen.  Der 
für  die  Untersuchung  vorhandene  gestielte  Tumor  hat  die  Gestalt  eines  Cham- 
pignons und  ist  von  fester  Konsistenz.  Die  Oberfläche  ist  rotbraun  mit  star- 
ker Neigung  zu  Blutungen;  auf  Druck  besteht  geringe  Schmerzhaftigkeit. 
Durch  einen  eliptischen  Schnitt  wird  der  Tumor  mit  seiner  Basis  entfernt; 
Heilung  per  primam.  Der  zweite  Fall  betrifft  eine  53jährige  Patientin  mit 
einem  gestielten  ovalen  Tumor  an  der  Unterlippe ;  derselbe  fühlt  sich  fleisch- 
artig an.  Anamnese  wegen  Aufregung  der  Patientin  nicht  zu  eruieren;  auch 
dieser  Tumor  wird  operativ  entfernt.  Aus  der  ersten  Geschwulst  hat  Verf. 
zwei  Mikroorganismen  isoliert,  ein  Stäbchen  und  einen  Coccus.  Das  Stäbchen 
färbt  sich  nach  Gram,  wächst  in  Bouillon  und  auf  Gelatine,  auf  letzterer 
jedoch  nur  an  der  Oberfläche,  ohne  dieselbe  zu  verflüssigen.  Der  Coccus 
färbt  sich  auch  nach  Gram,  verflüssigt  jedoch  Gelatine.  Impfversuche  fielen, 
was  Neubildung  der  spezifischen  Geschwulst  anbelangt,  negativ  aus,  führten 
jedoch  in  einzelnen  Fällen  zur  Abszessbildung.  Im  zweiten  Fall  ist  aus  der 
Geschwulst  auch  ein  Coccus  isoliert  worden,  der  bakteriologisch  sich  nicht 
vom  Staphylococcus  aureus  unterschied.  Pathologisch  anatomisch  bestand 
jede  Geschwulst  aus  zwei  deutlich  voneinander  getrennten  Zonen,  einer  zen- 
tralen und  einer  peripheren.  Die  zentrale  Zone  hatte  die  Struktur  eines 
Angioms,  die  periphere  bot  das  Bild  einer  Nekrose  mit  vielen  Kokken^ 
namentlich  an  der  Oberfläche.  Sodann  erzählt  nochTerrier  von  den  ersten 
Beobachtungen  derartiger  Geschwulste,  die  man  beim  Pferd  gemacht  hat. 
Bei  der  Kastration  von  Hengsten  hat  man  in  früherer  Zeit  öfters  an  der 
Kastrationsstelle  das  Auftreten  von  fleischigen  Geschwülsten  von  Faustgrösse 
beobachtet,  die  man  zuerst  als  Botryomykose  bezeichnet  hat.  Mit  dem  Fort- 
schritt der  Veterinär-Chirurgie  hat  man  immer  seltener  Gelegenheit,  derartige 
Geschwulste  zu  beobachten,  auch  kommen  sie  jetzt  kaum  noch  in  der 
Grösse  vor. 

Soubeyran  (12)  berichtet  über  einen  Fall  von  Botryomykose,  in 
welchem  die  Geschwulst  in  der  Hohlhand  am  Mekukaryophalangealgelenk 
des  Zeigefingers  sah.  Mikroskopisch  bot  die  Geschwulst  das  Bild  eines  Fibro- 
papilloms  mit  zahlreichen  Gefässen,  die  zum  Teil  gewuchert  waren.  Einzelne 
Partien  waren  mukös  degeneriert.    Bakteriologisch  fanden  sich  Staphylokokken. 

Terrier  (13)  gibt  den  mikroskopischen  Bericht  eines  botryomyko tischen 
Tumors  der  Unterlippe.  Nach  demselben  handelt  es  sich  um  einen  einfachen 
Granulationspfropf.  Bakteriologisch  fanden  sich  Staphylokokken.  Er  spricht 
sich  gegen  die  Spezifität  der  Erkrankung  aus. 


Borchard,   Syphilis,  Aktinomykose,  Botryomykose,  Rhinosklerom,  Noma  etc.      ICD 

Lepia,  Rhinosklerom,  Milzbrand,   Rotz,  Blastomykose,  Pellagra,  Mycosis 

fimgoldes. 

1.  ^Contra,  C,  Edemizzazioni  al  sublimato  corrosivo  nella  pustola  maligna  e  nella 
erisipela.    II  Poliolinico.  Sez.  pratioa  1903.  Fase.  39. 

la.^Brault,  Quelques  r^flexions  sur  cerfcains  traitements  actaellement  visitte  dans  la 
l^pre.    Annales  de  Dermatol.  1903.  Nr.  11. 

2.  *6raef,  Zar  Behandlong  des  äusseren  Milzbrandes.  Wiener  kl  in.  Rnndschaa  1903. 
Nr.  10. 

Z.  ^Leichthorn,  Über  einen  Fall  von  Rhinosklerom.    Dies.    Berlin  1903. 

4.  Montgomery,  A  case  of  cataneons  blastomycosis  followed  by  laryngeal  and  syst. 

tabercolos.    The  Jonm.  of  cat.  diseases  1903.  Febr. 
^.  ^Brahann,  £in  Beitrag  znr  Kasuistik  und  Arsenbehandlung  der  Mycosis  fungoides. 

Dissert.    Halle  1903. 
€.  Gebele,  Über  Mycosis  fungoides.    v.  Brunssche  Beiträge  1903.  Bd.  38. 

7.  Glflck,  Zur  Kenntnis  der  Verbreitnngsweise  der  Lepra.  Wiener  med.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  38—39. 

8.  Karlinski,  Zur  Bakteriologie  der  Lepra.    AUgem.  med.  Zentral-Zeitung  1903.  Nr.  48. 

9.  Discussion  on  leprosy;  its  etiology,  histology  and  its  treatment.  British  med.  Journal 
1903.  Sept  26. 

10.  Y.  Baracz,  Zur  Behandlung  des  Milzbrandes  mit  intravenösen  Injektionen  von  lös- 
lichem Silber  etc.    v.  Längs  Archiv  1903.  Bd.  70.  Heft  2. 

11.  Federschmidt,  Zur  Kasuistik  und  Therapie  des  äusseren  Milzbrandes  des  Menschen. 
Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  14. 

12.  Graef,  Zur  Behandlung  des  äusseren  Milzbrandes.  Wiener  klin.  Rundschau  1903. 
Nr.  10. 

13.  Hölseher,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Pust.  maligna,    v.  Lang  Aroh.  1903.  Bd.  69. 

14.  ^Risel,  Ein  Beitrag  zur  Pathologie  des  Milzbrandes  beim  Menschen.  Zeitschrift  für 
Hygiene  und  Infektionskrankheiten  1903.  Bd.  42.  Heft  3. 

15.  ^Über  chronischen  Rotz  beim  Menschen.  Zeitschrift  fdr  Hygiene  und  Infektionskrank- 
heiten 1903.  Bd.  45.  Heft  2. 

16.  Gosma,  Über  die  subkutanen  Injektionen  mit  Serum  Truneczek  bei  Neurasthenie  und 
bei  verschiedenen  nervösen  Zuständen,  die  manche  Krankheiten,  wie  Pellagra,  Anämie 
n.  s.  w.  begleiten.    Spitalul  1903.  Nr.  4—5  (Rumänisch). 

17.  Maria  Grigorescu  und  P.  Galasescu,  Die  Hämatologie  der  Pellagra.  Spitalul  1903. 
Nr.  19  (Rumänisch). 

18.  Proca,  Untersuchungen  Über  die  Pellagra.    Spitalul  1903.  Nr.  19  (Rumänisch). 

Die  Frage  nach  einer  Kultur  des  Leprabacillus  muss  trotz  vielfacher 
Versuche  als  eine  noch  ungelöste  betrachtet  werden.  Karlin ski  (8)  ist  der 
Ansicht,  dass  die  aus  den  Lepraknoten  stammenden  säurefesten  Bazillen  eine 
verschiedenartige  individuelle  Lebensenergie  besitzen,  wodurch  sich  die  Wider- 
sprüche in  den  Angaben  einzelner  Forscher  erklären.  Ein  ganz  analoges 
Verhalten  zeigen  auch  die  Tuberkelbazillen.  Die  Züchtung  eines  exquisit 
säure-  und  alkoholfesten  Bacillus  aus  Lepraknoten  wurde  vom  Verf.  in  fol- 
gender Weise  ausgeführt:  Nach  sorgfältigster  Desinfektion  wurde  bei  einem 
leprösen  Kranken  allseits  von  den  Knoten  an  einzelnen  Oberarmstellen  Stücke 
von  frisch  bereitetem  Empl.  euphorb.  cantharid.  aufgelegt,  und  als  sich  ei- 
grosse  Blasen  gebildet  hatten,  der  klare  Inhalt  steril  aufgefangen.  In  dem 
so  gewonnenen  Serum  waren  auch  bei  mikroskopischer  Untersuchung  keine 
Leprabazillen  nachweisbar.  Sodann  wurde  unter  antiseptischen  Kautelen 
em  Lepraknoten  ausgeschnitten ,  in  sterilem  Mörser  zerdrückt  und  einzelne 
mohngrosse  Stücke  in  das  vorhin  beschriebene  Serum  hineingelegt.  In  dem 
zerdrückten  Knoten  waren  massenhaft  Leprabazillen  nachweisbar.  Nach  6 
bis  8  Tagen  zeigte  sich  bei  38^  G.  um  das  hineingelegte  Knotenstückchen 
ein  schwacher  weisslicher  Bodensatz ;  nach  14  Tagen  waren  kompakte  schollige 


110  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Massen  im  Bodensatz  sichtbar.  Einzelne  Stückchen  dieses  Bodensatzes,  in 
frisches  Serum  desselben  leprösen  Patienten  hineingelegt,  vergrösserten  sich 
langsam ;  das  Serum  selbst  wurde  nicht  trübe.  Mikroskopisch  war  eine  Rein- 
kultur eines  dünnen  säure-  und  alkoholfesten  Bacillus  mit  kolbigen  Anschwel- 
lungen und  gekörntem  Aussehen  vorhanden.  An  keinem  anderen  Nährboden, 
nicht  einmal  am  erstarrten  Serum  des  leprösen  Kranken,  war  irgend  ein 
Wachstum  nachweisbar.  Tierversuche  an  Katzen  und  Kaninchen  blieben  er- 
folglos. Unterhalb  der  Temperatur  von  38^  C.  blieb  das  Wachstum  aus, 
ebenso  bei  Anlegung  von  Kulturen  bei  Sauerstoff-Abschluss.  Der  Bacillus  ist 
absolut  unbeweglich.  Die  Frage,  ob  dieser  Bacillus,  der  nur  im  Serum  des- 
selben leprösen  Kranken  zur  Auskeimung  und  Vermehrung  gelangt,  als  echter 
Leprabacillus  anzusehen  ist,  lässt  Verf.  noch  unentschieden,  da  die  Anzahl 
seiner  Untersuchungsfalle  (2)  noch  zu  gering  ist. 

Glück  (7).  Es  gibt  augenblicklich  wohl  nur  wenige  Leprakenner,  die 
an  der  Übertragbarkeit  des  Aussatzes  zweifeln.  Die  überaus  mangelhafte 
Kenntnis  der  Infektionswege  der  Lepra,  ihr  gewöhnlich  jahrzehntelanger  Ver- 
lauf und  der  anerkannt  geringe  Grad  der  Infektiosität  einerseits,  sowie  die 
Tatsache  andererseits,  dass  die  Krankheit  scheinbar  den  Charakter  einer  im 
Sinne  der  Heredität  zu  deutenden  Familienkrankheit  hat,  *  bringen  es  mit  sich, 
dass  manche  Leprologen  das  Leiden  überhaupt  als  nicht  ansteckend  betrachten. 
Hierher  gehören  besonders  jene  Arzte,  welche  die  Lepra  nur  vom  Spital  her 
kennen.  .  Der  Krankenhausarzt  wird  jedoch  kaum  eine  Übertragung  der 
Krankheit  im  Spitale  beobachten,  denn  eine  solche  kann  nur  unter  derartigen 
ungünstigen  hygienischen  Umständen  vorkommen,  wie  sie  in  unserer  Zeit  in 
keinem  unter  ärztlicher  Aufsicht  stehenden  Krankenhause  vorzufinden  sind. 
Wer  sich  über  die  Verbreitungsweise  der  Lepra  informieren  will,  muss  die 
Kranken  in  ihrer  Behausung  aufsuchen,  ihre  Verhältnisse  und  Lebensweise 
an  Ort  und  Stelle  studieren.  Allerdings  hat  die  Lösung  dieser  Aufgabe  ihre 
Schwierigkeiten,  wenn  man  bedenkt,  dass  man  es  meistens  mit  einer  auf 
einer  niedrigen  Kulturstufe  stehenden  indolenten  Bevölkerung  zu  tun  hat, 
welche  oft  gar  keine  anamnestischen  Angaben  machen  kann  und  der  ausser- 
dem auch  der  gute  Wille  fehlt,  dem  Arzt  Auskunft  zu  geben.  In  solchen 
Verhältnissen  kann  man  nur  durch  wiederholte,  in  verschiedenen  Intervallen 
unternommene  ärztliche  Untersuchungen  der  Hausgenossen  des  Kranken 
sich  über  die  Ätiologie  der  Erkrankung  Klarheit  verschaffen.  Nach  dieser 
Einleitung  berichtet  Glück  ausführlich  über  sechs  Familien,  die  er  auf  Lepra 
hin  behandelt  hat,  und  weist  in  jedem  einzelnen  Falle  durch  die  Familien- 
geschichte in  absolut  einwandsfreier  Weise  nach,  dass  sich  die  Lepra  immer 
im  Wege  des  Kontagiums  verbeitet  und  dass  dieselbe  demnach  nicht  als 
Familienkrankheit  im  Sinne  der  Vererbung,  sondern  der  Hausgenossenschaft 
aufzufassen  ist.  Der  Mangel  jeder  Isolierung  der  Kranken  von  den  Gesunden 
in  den  meisten  Familien  in  Lepraländem  bildet  neben  dem  gewöhnlich  engen 
Zusammenleben  in  schlecht  ventilierten,  schmutzigen  und  lichtarmen  Woh- 
nungen, sowie  dem  Mangel  der  Peinlichkeit  des  Körpers  und  der  Kleidung 
die  wichtigsten  Gelegenheitsursachen  für  die  Übertragung  der  Lepra  von 
einem  Familienmitgliede  auf  das  andere.  Das  Freibleiben  mancher  Mitglieder 
einer  Familie  bei  gleicher  Infektionsgefahr  kann  nach  dem  heutigen  Stande 
unseres  Wissens  nur  durch  die  Annahme  einer  fehlenden  individuellen  Dis- 
position, welche  möglicherweise  auf  einer  besonderen  angeborenen  biochemischen, 
die  Widerstandskraft  erhöhenden  Eigenschaft  der  Zellen  beruht,  erklärt  werden. 


Borchard,  Syphilis,  AktinomykoBe,  Botryomjkose,  Rhinosklerom,  Noma  etc.      111 

In  der  Einleitmig  seiner  Arbeit  schildert  Hölscher  (13)  eingehend 
Symptome  und  typischen  Verlauf  der  Pustula  maligna,  wie  ihn  Koranyi 
im  5.  Band  von  Nothnagels  spezieller  Pathologie  und  Therapie  gibt.  Eine 
Erklärung  für  das  in  manchen  Bezirken  Deutschlands,  den  sog.  Milzbrand- 
distrikten, noch  recht  häufige  Auftreten  von  Erkrankungen  an  Milzbrand 
findet  Verf.  darin,  dass  in  diesen  Industriebezirken  tierische  Produkte,  Häute, 
Haare  und  Borsten,  besonders  von  ausländischem  Vieh  verarbeitet  werden. 
Verf.  konnte  innerhalb  kurzer  Zeit  sieben  Fälle  von  Milzbrand  beobachten; 
den  Krankengeschichten  nebst  den  Ergebnissen  der  histologischen  und  bak- 
teriologischen Untersuchung  ist  bei  dem  allgemeinen  Interesse,  das  der  Gegen- 
stand bietet,  ein  breiter  Kaum  gewährt.  Klinisch  hervorzuheben  ist  aus  ihnen 
Fall  7,  weil  neben  der  typischen  Hauterkrankung  eine  ähnliche  Afifektion 
(Bildung  von  Blasen,  angefüllt  mit  blutig  gefärbtem  Serum)  am  Zungengrunde 
mid  seitlicher  Pharynxwand  nachgewiesen  werden  konnte ,  welche  in  Ver- 
bindung mit  dem  starken  Ödem  der  Umgebung  zu  einer  erheblichen  Ein- 
engung des  Kehlkopfeinganges  geführt  hatte  und  zu  einer  Inzision  sämtlicher 
Blasen  zwang.  Vom  Standpunkt  des  Bakteriologen  verdienen  Fall  5  und  6 
besondere  Beachtung.  Beide  Fälle  Hessen  klinisch  wie  pathologisch-anatomisch 
kein  charakteristisches  Milzbrandzeichen  vermissen,  während  der  bakterio- 
skopische  Befund  gewöhnliche,  allerdings  sehr  grosse  gelbe  Staphylokokken 
ergab.  Danach  hält  Verf.  mit  anderen  Autoren  die  Möglichkeit  für  gegeben, 
dass  schwere,  mit  zentralem  schwarzen  Brand  einsetzende  Infektionen  der 
Haut  durch  Staphylokokken  verursacht  sein  können.  In  sozialer  Hinsicht  ist 
es  daher  von  Wichtigkeit,  nur  nach  gelungenem  Nachweise  der  Milzbrand- 
bazillen eine  Meldung  an  die  Medizinalbehörde  abzugeben. 

Federschmidt  (11)  tritt  in  seiner  Arbeit,  welche  die  Krankheits- 
geschichten von  zehn  Milzbrandfällen  der  Haut  enthält,  mit  Wärme  für  di& 
möglichst  baldige  Exzision  des  Karbunkels  ein.  Die  drei  Fälle,  die  von  ihm 
selbst  behandelt  wurden  und  bei  denen  er  sofort  nach  der  Aufnahme  in  seine 
Behandlung  die  Exzision  vornahm,  zeigten  schon  nach  1 — 3  Tagen  völlig 
normales  Befinden,  während  von  den  weiter  mitgeteilten  sieben  Fällen,  die 
konservativ  mit  desinfizierenden  Umschlägen  bezw.  innerlicher  Darreichung 
Ton  Desinfizientien  behandelt  wurden,  zwei  letal  endigten.  Den  Einwand  der 
Gegner  der  chirurgischen  Behandlung,  dass  bei  dem  operativen  Eingriffe 
Krankheitskeime  in  die  Blutbahn  gelangen  könnten,  hält  er  nicht  für  stich- 
haltig, da  seiner  Meinung  nach  der  in  den  eröffneten  kleinen  Hautvenen 
herrschende  Druck  positiv  ist  und  femer  die  Erfahrung  bisher  diese  Befürch- 
tung nicht  bestätigt  hat.  Andererseits  hält  er  den  Schutz,  den  die  Lymph- 
drüsen dem  Körper  vor  Allgemeininfektion  gewähren,  für  nicht  sehr  gross. 

Da  Cosma  (16)  einen  wahren  Einfluss  des  Serum  Truneczek  bei  den 
nerrösen  Symptomen  der  Arteriosklerose:  Palpitationen,  Insomnie  etc.  kon- 
statierte, kam  er  zur  Idee,  diese  Eigenschaften  bei  anderen  ähnlichen  Zu- 
standen auszunützen.  Er  machte  10  tägliche  Injektionen  zu  1  cbcm.  Serum 
Truneczek.  Von  den  behandelten  46  Kranken,  25  waren  reine  Neurastheniker 
imd  21  Pellagrakranken,  anämische,  neurasthenisierte.  42  verliessen  nach 
20—30  Tagen  das  Spital  (zu  Plviesti),  beinahe  ganz  genesen. 

Stoianoff  (Plevna.) 

Proca  (18),  der  die  neueröffnete  Pellagroserie  von  Doljesti  (Bezirk 
Boman]  dirigierte,  fand  in  einer  Enquete  bei  68  Familien  mit  335  Mit- 
gliedern (von  denen  196  Kindern),  in  73,6  ^/o  der  Familien  nur  ein  Mitglied  an 


112  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Pellagra  krank,  der  Rest  von  26,4%  gab  zwei  oder  mehrere  Kranken  in  der- 
selben Zeit.  Relativ  der  Frequenz.  Proca  resümiert  17027  Observationen 
der  Statistik  der  Bezirke  Braila,  Covurlin,  Roman  und  fand  bei  1000  Fällen 
desselben  Alters 


Braila 

Covnrlin 

Roman 

von    0—20  Jabren 

12 

14 

10 

von  20—40  Jahren 

23 

32 

35 

über  41  Jahren 

48 

52 

63 

Für  Doljesti  (Roman)  bei  124  Pellaprösen  fand  er  dieselbe  Propostion, 
46  Männer  und  78  Frauen. 

Nach  dem  Alter  und  Geschlecht  bei  1000  Einwohner  der  drei  oben  ge- 
nannten Bezirke 

Männer  Frauen 

von  20—40  Jahren  43  146 

über  41  Jahren  138  185 

Proca  meint,  dass  wahrscheinlich,  weil  bei  diesem  Alter  eine  gewisse 
Atonie  der  Gedärme  und  bei  Frauen  die  Geburten,  eine  Ursache  der  Schwäche 
des  Körpers  sei. 

Von  978  Kranken  der  Pellagroserie  von  Pancesti-Dragomiresti  von 
1896 — 1900  kamen  nur  170  d.  h.  17,47o  ins  Asyl  wegen  Rezidiv  zurück. 
Im  Braila  war  die  Zahl  der  Pellagrakranken  3978  im  Jahre  1900,  nach  einem 
Jahre  741,  in  1902  nur  251.  Das  zeigt  nach  Proca,  dass  die  Pellagra 
keine  konstante  chronische  Krankheit  ist. 

Proca  konstatierte  im  März  und  April  eine  grössere  Frequenz  der 
Pellagrafälle  und  sieht  die  Ursache  in  der  Abnahme  der  Mais  Provisionen 
der  vorigen  Revolte  in  diesen  Monaten.  Weil  der  Mais  frisch  und  mehr 
feucht  ist  im  Anfang  des  Winters,  meint  Proca,  dass  der  Winter  eine  vor- 
bereitende Epoche  der  Pellagra  ist.  Stoianoff  (Plevna.) 

Nach  der  genauen  Untersuchung  des  Blutes  bei  26  Kranken  kamen 
Maria  Grigorescu  und  P.  Galasescu  (17)  zu  der  Konklusion: 

1.  leichte  Anämie  und  Zunahme  der  Leukocyten,  Abnahme  des  Hämo- 
globins, charakteristische  Mononukleose, 

2.  der  mononukleare  Typus  unverändert, 

3.  nach  diesen  Charakteren  ist  die  Pellagra  leicht  von  den  anderen 
Erythemen  zu  unterscheiden.  Stoianoff  (Plevna.) 

Gebele  (6)  teilt  einen  Fall  von  Mycosis  fungoides  bei  einem  53jährigen 
Mann  mit,  der  nach  einer  Krankheitsdauer  von  ca  8  Jahren  zum  Exitus  führte. 
Der  Prozess  lokalisierte  sich  in  grossen  ulzerierten  Tumoren  am  Rücken,  der 
Ober-  und  Unterlippe.  Die  histologische  Untersuchung  ergab  keinen  spezifischen 
Befund.  Jedoch  glaubt  Gebele  das  Erhaltensein  der  elastischen  Fasern  in 
dem  Sinne  deuten  zu  können,  dass  er  gegen  eine  Auffassung  der  Krankheit 
als  Sarkom  spricht.  Die  bakteriologische  Untersuchung  ergab  ein  negatives 
Resultat.  Die  multiple  Schwellung  der  Lymphdrüssen,  die  Oligochromämie 
die  schwere  Alteration  des  Allgemeinbefindens,  speziel  die  hochgradige  Kachexie 
weisen  nach  Gebeies  Auffassung  darauf  hin,  die  Mycosis  fungoides  nicht  als 
Haut-,  sondern  als  Allgemeinerkrankung  anzusehen.  Dabei  liegt  die  Deutung 
als  infektiöse,  chronische  Erkrankung  nahe. 


Borehard,  Syphilis,  Aktinomykose,  BotryomykoBe,  RhiDosklerom,  Noma  etc.      113 

Echmococcus. 

1.  *G6raDd,  ]^tade  aar  quelques   localisations   pen   fr^uentes   des   cystes  hydatiques. 
Lyon  mödical  1903.  Nr.  39. 

2.  Goellner,  Zur  Verbreitung  der  Eddookokkenkraukheit  in  EIsass-Lothriogen.    Dissert 
Strassburg  1908. 

8.  —  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  1908.  Bd.  11. 

4.  Madelung,  Über  postoperative  Pfropfung  von  Echinokokkenzysten.  75.  Naturforscher- 
Versammlung.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  39. 

5.  Wiesinger,  Tntrakranielle  Echinokokkenerkrankung.  Ärztl.  Verein  Hamburg.  Mflnch. 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  27. 

Gelegentlich  einer  Sitzung  des  Ärztlichen  Vereins  in  Hamburg  stellte 
Wiesinger  (5)  eine  Patientin  vor,  die  wegen  intrakranieller  Echinokokken- 
erkrankung mit  Erfolg  operiert  worden  war.  Klinisch  wurde  die  Wahr- 
scheinlichkeitsdiagnose eines  Tumors  in  der  hinteren  Schädelgrube  gestellt, 
da  alle  motorischen  oder  sensiblen  Störungen  fehlten,  aber  eine  abnorm  starke 
Stauungspapille  bestand.  In  der  Nackengegend  hatte  Patientin  ausserdem  eine 
uDempfindliche,  nicht  fluktuierende  Geschwulst,  die  sich  bei  der  Operation 
als  ein  in  Vereiterung  begriffener  Echinococcus  erwies. 

Die  Geschwulst,  welche  dem  Hinterhauptsbein  fest  aufsass,  kommunizierte 
nicht  mit  dem  Schädelinnern,  so  dass  der  ostitisch  veränderte  Knochen  weg- 
gemeisselt  werden  musste.  Es  fand  sich  dann  die  mit  Granulationen  bedeckte 
Dura  mit  Echinokokkenblasen  übersät.  Der  gesunde  Knochen  musste  in 
grosser  Ausdehnung  abgetragen  werden^  um  alles  Kranke  zu  entfernen.  Der 
Erfolg  der  Operation  war  ein  vollkommener.  Die  Sehstörungen  gingen  unter 
Rückbildung  der  Stauungspapille  völlig  zurück  und  Patient  fühlt  sich  völlig  wohl. 

Madelung  (4)  beobachtete  die  Bildung  einer  Echinococcuszyste  in  der 
Baachnarbe  nach  Entleerung  eines  Leberechinococcus.  Er  glaubt,  dass  unsere 
moderne  aseptische  Wundbehandlung  mit  dem  Erfordern  möglichst  rascher 
Heilung  an  solchen  Vorkommnissen  schuld  ist. 

Die  Arbeit  Goellner  (2  und  3)  füllt  eine  Lücke  in  unserer  Literatur 
insofern  aus,  als  sie  dank  der  Anregung  Madelungs  zum  erstenmal  die 
Häufigkeit  der  Echinokokkenerkrankung  für  Elsass-Lothringen  zu  prüfen 
sucht.  Durch  Umfragen  in  den  verschiedensten  Orten  konnte  festgestellt 
werden,  dass  seit  dem  Jahre  1873  Echinokokkenkrankheit  54  mal  in  El^ass- 
Lothringen  und  ausserdem  Imal  in  einem  Nachbarlande  bei  einem  aus  dem 
Elsass  kommenden  Menschen  beobachtet  wurde.  Von  diesen  konnte  in  ca. 
37  Fällen  sichergestellt  werden,  dass  die  Krankheit  in  Elsass-Lothringen  er- 
worben war.  Goellner  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  die  Erkrankung  bei 
den  Bewohnern  Elsass-Lothringens  selten  vorkommt,  anscheinend  aber  doch 
häufiger  als  in  den  direkt  angrenzenden  Ländern.  Die  Zahl  der  Hunde  in 
Elsass-Lothringen  ist  eine  sehr  grosse,  sie  ist  verhältnismässig  grösser  als  in 
Mecklenburg  und  Vorpommern.  Elsass-Lothringen  ist  im  ganzen  sehr  viel 
ärmer  an  Haustieren  als  die  Gebiete  Deutschlands,  in  denen  Echinokokken 
kaufig  vorkommen,  besonders  gilt  das  von  der  Zahl  der  Schafe.  Das  Blasen- 
Wmleiden  scheint  auch  unter  den  Haustieren  Elsass-Lothringens  nicht  in 
besonderem  Masse  verbreitet  zu  sein. 


JakrMb«rieht  lllr  Ohirorgie  190S. 


114  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

VIII. 

Verbrennungen  und  Erfrierungen. 


Referent:  E.  Pagenstecher,  Wiesbaden. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.    Yerbrennungen. 

1.  Dieterichs,  M.,  .Gedanken  über  die  Ursachen  der  Erscheinangen  nach  aasgedehnteo 
Verbrennungen  des  tierischen  Organismus  und  ihre  Behandlung*.  Russisches  Archiv 
für  Chirurgie  1903.   Heft  5. 

2.  Goldmann,  Hugo,  Über  die  Behandlung  der  Brandwunden  mit  Ichthyol.  Separat- 
Abdruk  1903. 

3.  *Rudolph,  Kasuistischer  Beitrag  zur  Würdigung  und  Methodik  plastischer  Operationen 
bei  Narbenkontrakturen  durch  Verbrennung.    Diss.    Kiel  1903. 

4.  Sattler,  Zur  Behandlung  der  Verbrennungen  mit  Trockenverbänden.  Wiener  med. 
Presse  1903.  Nr.  48. 

5.  Sczjpiorski,  Cure  rapide  des  brülures  par  fils  mätalliques  incondescents.  Gazette 
des  höpitaux  1903.  Nr.  94. 

6.  —  Traitement  des  brülures  par  fils  incondescents.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Cbir. 
1903.  Nr.  26. 

Dieterichs  (1)  vertritt  die  Meinung,  dass  bei  den  Verbrennungen  im 
Blut  sich  cytotoxische  Vorgänge  abspielen,  welche  die  Hämoglobinämie,  die 
Gerinnungen  u.  s.  w.  erklären.  Er  experimentierte  an  Meerschweinchen  und 
Kaninchen  und  konnte  im  Blut  der  Tiere,  denen  ausgedehnte  Verbrennungen 
beigebracht  waren,  die  Substanzen  nachweisen.  Am  reichlichsten  waren  die- 
selben in  den  ersten  5—10  Stunden  nachweisbar.  Die  Agglutinine  treten 
dazwischen  später  auf  als  die  Lysine. 

Die  Therapie  bei  ausgedehnten  Verbrennungen  soll  namentlich  drei 
Momente  berücksichtigen:  1.  soll  der  Blutdruck  gehoben  werden  durch  Koch- 
salzinfusionen, 2.  soll  der  Sauerstoff hunger  durch  direkte  Einatmung  von 
Sauerstoff  gemindert  werden,  3.  soll  der  Wärmeverlust  verhindert  werden 
(fette  Salben).  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Goldmann- Bromberg  (2)  empfiehlt  5^/o  Ichthyolvaselinverbände  bei 
Brandwunden  des  3.  Grades. 

Sattler  (4)  berichtet  über  die  seit  fünf  Jahren  im  Spital  von  Serajewo 
durchgeführte  Trockenbehandlung  von  Verbrennungen.  Uneröflfnete  Blasen 
werden  abgetragen,  die  Umgebung  gereinigt,  dann  die  Wunde  dick  mit  Xero- 
form und  Puder  bestreut,  mit  Gaze  und  steriler  Watte  bedeckt.  Verband 
bleibt  4—6  Tage  liegen,  wird  im  Bade  gewechselt. 

Bei  Metallarbeitern  und  Elektrikern  kommen  tiefe  strichförmige 
Verbrennungen  durch  glühende  Fäden  vor,  welche  sehr  langsam  heilen. 
Sczypiorski  (5,  6)  empfiehlt  die  verbrannten  Ränder  zu  exzidieren  und 
die  Wunde  exakt  in  Etagen  zu  nähen. 


Becker,  Verletzungen  und  chirargische  Krankheiten  der  Haat  etc.  115 

B.  Erfrierung^en. 

1.  *Hann8a,  Ober  die  Behandlung  lokaler  Erfrierungen  mit  passiver  und  aktiver  Hyper- 
ftmie.     Diss.    Greifswald  1903. 

2.  *M aller,  Walther,  Ober  schwere  Gangrän  der  Bauchdecken  infolge  lokaler  Eis* 
applücationen  and  das  Zastandekoromen  derartiger  Veränderungen  im  Tierversach. 
Diss.    Halle  1903. 

3.  V.  Statzer,  Die  Behandlung  von  Erfrierungen  mit  flberhitzter  trockener  Luft.  Wiener 
klin.  Rundschau  1908.  Nr.  49. 

4.  Stoenesco,  Ober  den  Erfrierungstod.    Aligem.  Wiener  med.  Zeitung  1908.  Nr.  24,  25. 

5.  —  Sur  la  mort  par  le  froid.    Journal  de  m^d.  de  Paris  1908.  Nr.  2. 

V.  Statzer  (3)  berichtet  über  vortreflfliche  Resultate  bei  Behandlung  der 
Pernionen  mit  heisser  Luft.  1  Tag  bis  3  Monate  nach  der  Erfrierung  begann 
die  Behandlung.  Bei  leichten  Formen  genügte  2 — Stägige  Behandlung,  bei 
schweren  dauerte  es  länger,  nie  mehr  als  10  Tage,  täglich  1  Stunde  oder 
zweimal  */« — ^4  Stunde  lang. 

Stoenesco  (4,  5)  bestätigt  als  charakteristisch  für  den  Erfrierungstod 
das  Auftreten  von  kleinen  Hämorrhagien  (nach  Wichniewschi). 


IX. 


Verletzung^en  und  chirurgische  Krankheiten  der  Haut 
und  des  Subkutangewebes. 


Referent:  E.  Becker,  Hildeslieim. 


Allgemeines. 

1.  Giacomelli,  G.,  Gontribato  allo  studio  delle  lesioni  dlstroficlie  d'  origine  nearo-vas- 
colare.    Clinica  moderna.  N.  del  12  Agosto  1903. 

2.  Perthes,  Ober  den  Einflnss  der  RöDtgenstrablen  auf  epitheliale  Gebilde,  inabesondere 
aaf  das  Karzinom.    Chirurgenkongress-Verhandlungen  1903. 

3.  —  Zentraiblatt  f&r  Ghirurgie  1903,  Nr.  86.  Beilage,  p.  80. 

4.  —  Desgl.  Nr.  47.  p.  1303. 

5.  H.  E.  Schmidt,  Die  Radiotherapie  der  Hautkrankheiten.    Zeitschrift  für  diätetische 
und  physikalische  Therapie.  Bd.  7.  Heft  4. 

6.  —  Ein  Kryptoskiaskop  mit  Hand-  und  Gesichtsschutz.    Fortschritte  auf  dem  Gebiete 
der  Röntgenstrahlen.  Bd.  7. 

7.  Scholz,  Über  die  Behandlang  von  Hautkrankheiten  mit  Röntgenstrahlen  und  konzen- 
triertem Licht.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  33  und  34. 

Perthes  (2 — 4)  trug  auf  dem  Chirurgenkongress  und  der  Naturforscher- 
Tersammlnng  seine  interessanten  Beobachtungen  über  die  Einwirkung  der 
Röntgenstrahlen  auf  epitheliale  Gewebe,  insbesondere  auf  das  Karzinom  vor. 
Er  hat  in  keinem  Falle  einen  deutlichen  Einflnss  im  Sinne  der  Heilung  aus- 


116  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    L  Teil. 

bleiben  sehen.  Geheilt  wurden  von  acht  Fällen  von  Hautkarzinom  des  Ge- 
sichtes vier,  die  übrigen  waren  noch  in  Behandlung.  Von  sechs  Fällen  von 
Carcinoma  mammae  wurde  keiner  völlig  geheilt.  Im  günstigsten  Falle,  wo 
lokale  Heilung  des  Rezidives  erzielt  schien,  bildete  sich  eine  Wirbelmetastase 
aus.  Von  zwei  Fällen  von  Lippenkarzinom  legt  er  Photographien  vor,  welche 
zeigen,  wie  das  in  beiden  Fällen  mehr  als  die  Hälfte  der  Unterlippe  ein- 
nehmende Karzinom  nach  einmaliger  intensiver  Bestrahlung  (40  Minuten, 
10 — 16  Einheiten  des  Holzknechtschen  Chromoradiometers)  unter  Hinterlassung 
einer  flachen,  solide  vernarbten  Vertiefung  der  Unterlippe  völlig  geschwunden 
ist.  Mikroskopische  Untersuchung  von  Probeexzisionen  bestrahlter  Karzinome 
in  verschiedenen  Stadien  ergab  Degeneration  der  Krebsepithelien  als  Folge 
der  Bestrahlung  und  starke  Leukocytenanhäufung  um  und  zwischen  den 
Epithelzellen,  welche  dann  der  Resorption  verfallen.  Die  Gesamtdauer  der 
Bestrahlung  in  dem  einzelnen  Falle  betrug  30 — 60  Minuten  bei  10  cm  ßöhren- 
abstand,  2  Ampfere  Stromstärke  60  cm  Funkeninduktor,  1300  Unterbrechungen. 

H.  E.  Schmidt  (5)  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  die  Erfahrungen 
der  Berliner  Poliklinik  für  Haut-  und  Geschlechtskrankheiten  mit  der  Radio- 
therapie der  Hautkrankheiten.  Von  108  behandelten  Patienten  wurden  geheilt 
29  (darunter  drei  seit  mehr  als  1^/2  Jahren  rezidivfrei,  19  erst  kurze  Zeit 
aus  der  Behandlung  entlassen  resp.  nicht  wieder  vorgestellt,  6  Rezidive),  fast 
geheilt  (bis  auf  unbedeutende  Reste  der  Krankheit)  20,  gebessert  57,  nicht 
zufriedenstellendes  Resultat  2 ;  zur  Zeit  noch  in  Behandlung  68.  Nimmt  man 
diese  Zahlen  genau,  so  sind  von  108  Personen  also  nur  drei  geheilt,  ein 
Resultat,  welches  sich  demjenigen  anderer  Autoren  nicht  an  die  Seite  stellen 
kann.  Die  besten  Resultate  gab  beim  Lupus  vulgaris  die  Finsentherapie ;  sie 
ist  sicher,  ungefährlich,  schmerzlos  und  gibt  die  besten  kosmetischen  Resultate; 
allerdings  ist  sie  kostspielig  und  langdauernd.  Die  Methode  ist  in  doppelter 
Hinsicht  von  grosser  Bedeutung :  Erstens  sind  die  Chancen,  auch  die  tiefsten 
Lupusknötchen  zu  beseitigen  günstiger  als  bei  anderen  Methoden,  da  keine 
derbe  Narbe  die  Tiefenwirkung  des  Lichtes  beeinträchtigt.  Und  selbst  wenn 
es  zu  Rezidiven  kommt,  sind  es  nie  totale,  sondern  stets  partielle  Rezidive. 
Zweitens  ist  auch  die  Beseitigung  der  Rezidive  viel  leichter  als  bei  den  in 
starres  Narbengewebe  eingebetteten  Lupusknötchen  (wie  nach  operativen  Ein- 
griffen und  Ätzmethoden).  Gute  Abbildungen  nach  Photogrammen  bestätigen 
die  Ausführungen. 

Scholz  (7)  erklärt  auf  Grund  klinischer  Beobachtungen  und  histologischer 
Untersuchungen  die  Wirkung  der  Röntgenstrahlen  und  des  Finsenlichtes  in 
der  bekannten  Weise  ohne  genauere  Angaben  über  die  Dosierung  zu  geben ; 
er  beginnt  stets  mit  einigen  kräftigen  Bestrahlungen,  um  sie  in  späteren 
Sitzungen  abzuschwächen  und  bevorzugt  weiche  Röhren  wegen  ihrer  Tiefen- 
wirkung. Beim  Lupus  kombiniert  er  die  Röntgenbestrahlungen  mit  chirur- 
gischer Behandlung,  Ätzpasten  und  zumal  Pyrogallussalbe.  In  zwei  Fällen 
von  Hautkarzinomen  hat  er  Erfolge  erzielt,  welche  allerdings  nicht  als  Hei- 
lungen angesprochen  werden  können.  Als  Enthaarungsmittel  leistet  das  Ver- 
fahren vorzügliche  Dienste,  bedenklich  ist  die  Verwendung  bei  Akne  wegen 
der  reaktiven  Entzündung,  meist  nutzlos  bei  Psoriasis.  Bei  der  Behandlung 
mit  konzentriertem  Lichte  ist  zu  unterscheiden  zwischen  der  Tiefenwirkung 
des  Kohlenlichtes  (nach  Finsen)  und  der  nur  oberflächlichen  Wirkung  der 
Eisenelektroden  (Dermolampe).  Dementsprechend  ist  die  Behandlung  bei 
den  verschiedenen  Hautkrankheiten  zu  regulieren  und  auch  der  Erfolg  ver^ 


Becker.  Verletzungen  und  chirargische  Krankheiten  der  Haut  etc.  117 

schieden.  Aucli  dieses  Verfahren  hat  er  mit  anderen  Methoden  kombiniert 
angewandt. 

Zur  Prüfung  des  Härtegrades  der  Röntgenröhren  hat  H.  E.  Schmidt  (6) 
einen  Apparat  angegeben,  welchen  eralsKryptoskioskop  bezeichnet,  d.h. 
einen  lichtdichten  Kasten  mit  zwei  gegenüber  hegenden  Ausschnitten,  von 
welchen  der  eine  durch  den  Fluorescenzschirm  ausgefüllt  wird,  während  der 
andere  dem  Gesicht  des  Untersuchenden  fest  anliegen  muss.  Als  Tastobjekt 
dient  ein  Handskelett.  Erscheinen  die  Knochen  tiefschwarz,  so  ist  die  Röhre 
^weich^,  grauschwarz,  so  ist  sie  „mittelweich*'  und  hellgrau,  so  ist  sie  „hart^. 
Lieferant:  Reiniger,  Geppert  und  Schall  in  Erlangen. 

In  dem  von  Giacomelli  (1)  beschriebenen  Falle  handelte  es  sich  um 
Ulzerationen,  die  seit  12  Jahren  an  einem  Unterschenkel  bestanden  und  jeder 
Behandlung  trotzten;  der  Unterschenkel  musste  amputiert  wertien.  —  Bei  der 
mikroskopischen  Untersuchung  gewahrte  er  an  den  Unterschenkelarterien  eine 
Verdickung  der  Intima,  die  durch  Neubildung  von  Bindegewebe  unterhalb  des 
Endothels  bedingt  war,  die  T.  media  wies  korop^iktes,  die  Muskelelemente 
substituierendes  Bindegewebe  auf;  die  elastischen  Membranen  waren  ge- 
schwunden, die  verdickte  Adventitia  hatte  fast  obliterierte  Ernährungsgefässe. 
Was  die  Nerven  anbelangt,  wies  eine  geringe  Anzahl  von  Nervenfasern  Schwund 
des  Marks  auf,  auch  fehlte  die  Segmentation  derselben;  die  verschiedenen 
Faserbündel  waren  durch  Fettzellengewebe  voneinander  getrennt,  von  den 
Achsenzylindem  hatte  die  Mehrzahl  sich  nicht  gefärbt,  das  Lumen  der  vasa 
nervorum  war  stark  reduziert. 

Verf.  meint  deshalb,  dass  die  schwere  Dystrophie  des  Gliedes  in  Be- 
ziehung stand  mit  schweren  Gefäss-  und  Nervenveränderungen  des  ganzen 
Organismus,  dass  die  Gerässveränderungen  durch  chronische  Alkoholvergiftung, 
die  Nervenveränderungen  durch  Alterationen  der  vasa  nervorum  hervorgerufen 
worden  waren.  R.  Giani. 

Spezielles. 

I.  Verletzungen. 
1.   Frisehe  VeTletziuigeii. 


2.  Transplantation  und  Narbenbehandlung. 

1.  Braun,  Dauerheilang  nach  Überpflanzung  ungestielter  Hautlappen,    v.  Br  uns  sehe 
Beitrage  1903.  Bd.  37.  Heft  1  u.  2.    v.  Esmarch  Festschrift  p.  421. 

2.  Dnbreuilh  et  Morin,  Transplantation  cutan^e.    Soc.  d'Anatomie  et  de  Physiologie. 
Joamal  de  m^d.  de  Bordeaux  1908.  Nr.  38. 

3.  Karg,  Vorstellung  eines  Falles  von  SkalpieruDg  der  ganzen  Kopfhaut     Chirurgen- 
Kongress-Yerhandlungen  1908. 

i  KSnig,  Arthur,  Zur  Kenntnis  der  Dauerresultate  naeh'Hauttransplantation.  Dissert. 
Kiel  1908. 

5.  *Maximow,  Weiteres  über  Entstehung,  Struktur  und  Veränderungen  des  Narben- 
gewebes.   Zieglers  Beiträge  zur  patholog.  Anatomie  1903.  Bd.  XXXIV.  Heft  2. 

6.  Narath,  Huidplastieken.  Ned.  Vereenig.  voor  Heelkunde.   Ned.  Tydschr.  voor  Genees- 
künde  I.  p.  658. 

7  Riese,  Fall  von  Skalpierung.    Berliner  klin.  Wochenschrift  p.  789. 


118  Jahresbericht  far  Ghirargie.    I.  Teil. 

8.  Wagner,  Die  Behandlung  von  granulierenden  Hautwunden.    Zentralblatt  f.  Chirurgie 
1903.  Nr.  50. 

9.  —  Die  Behandlung  von  granulierenden  Hautwunden.  Allgem.  med.  Zentral-Zeitg.  1903. 
Nr.  50. 

10.    W  entscher,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Cberlebensffthigkeit  der  menschlichen  Epidermis- 
Zellen.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1908.  Bd.  70.  Heft  1  u.  2. 

Wentscher  (10)  kommt  auf  seine  früheren  Versuche  (vergl.  Bd.  in 
p.  155  und  Bd.  IV  p.  148  dieses  Jahresberichtes),  eingetrocknete  Epidermis- 
läppchen  zu  Transplantationszwecken  zu  verwenden,  zurück,  da  Marchand 
und  Enderlen  gegen  seine  früheren  Versuche  Bedenken  geäussert  hatten 
dahin,  dass  1.  möglicherweise  von  den  im  Boden  von  Hautdefekten  stehen- 
gebliebenen Epithelresten  oder  2.  vom  Rande  des  Defektes  her  das  Epithel 
sich  herüberschieben  könnte;  es  bleibe  also  fraglich,  ob  tatsächlich  die  ein- 
getrockneten Epithelstückchen  angeheilt  seien.  Verf.  machte  daher  an  zwei 
Personen  vier  neue  Versuche,  indem  er  auf  Muskelbäuche  sein  Epithel  ver- 
pflanzte und  dadurch  obige  beiden  Fehlerquellen  sicher  ausschaltete.  Die 
Konservierungsdauer  der  Läppchen  betrug  in  einem  Falle  7,  in  den  drei 
anderen  Versuchen  14  Tage.  Die  Resultate  werden  durch  zwei  Tafeln  Ab- 
bildungen erläutert.  Nur  ein  Versuch  fiel  negativ  aus.  Indessen  kann  man 
mit  einiger  Sicherheit  auf  ein  Anwachsen  der  Läppchen  nur  dann  noch 
rechnen,  wenn  sie  nicht  länger  als  24  oder  48  Stunden  konserviert  sind.  Die 
Konservierung  geschieht  in  sterilen  Reagenzröhrchen  auf  einem  mit  steriler 
Kochsalzlösung  angefeuchteten  Gazestückchen.  Das  älteste  zur  Anheilung 
gebrachte  Stück  war  (in  früheren  Versuchen)  22  Tage  alt.  Diese  letzteren 
Versucht?  haben  natürlich  nur  ein  biologisches,  kein  klinisches  Interesse. 

Vorzüglich  sind  die  Dauererfolge  der  Krauseschen  Lappenplastik,  über 
welche  Wilhelm  Braun  (1)  aus  dem  Altonaer  Krankenhause  berichtet.  Eis 
werden  20  Einzelbeobachtungen  von  IV« — 9  jährigem  Dauerbestande  mitgeteilt 
und  durch  Abbildungen  nach  Photographien  erläutert.  Verf.  stellt  nach 
ausführlicher  Mitteilung  der  Krankengeschichten  folgende  Betrachtungen  an: 
Wo  ungestielte  Hautlappen  einmal  einwandsfrei  aufgeheilt  sind,  ist  der  Dauer- 
erfolg sicher.  Die  Erfolge  sind  besonders  günstig  bei  jugendlichen  Individuen 
mit  gutem  frischen  Geschwürsuntergrunde.  Selbst  trotz  Lues,  Nephritis, 
Diabetes  und  Varicen  waren  die  Heilungen  von  Bestand.  Allerdings  gehört 
sorgfältige  Hautpflege  dazu.  Wenn  nachträglich  in  oder  am  Lappen  Ulzera- 
tionen  auftraten  (in  zwei  Fällen),  so  waren  es  stets  genau  diejenigen  Punkte, 
an  denen  von  vornherein  Lappenteile  nekrotisch  geworden  waren.  Also  nicht 
Lappen-  sondern  Narbengewebe  wurde  insuffiziert.  Was  das  Verhalten  der 
Lappenhaut  im  einzelnen  betriflft,  so  hatte  bei  allen  Nachrevisionen  die  Ober- 
haut genau  das  Aussehen  der  übrigen  Haut,  ist  nicht  rissig,  borkig,  trocken 
und  schilfert  nicht  ab.  Ferse  und  Hohlhand  neigen  nicht  zur  Verhornung 
und  Schwielenbildung.  Die  Funktion  der  Hautdrüsen  bleibt  meist  unsicher; 
eine  Reihe  von  Lappen  schwitzten.  Der  etwas  stärkere  Segmentgehalt  des 
Lappens  nimmt  in  der  Regel  nach  Jahren  ab;  mitunter  bleibt  er  bestehen. 
Mitüberpflanzte  Haare  wachsen  häufig  weiter;  in  einem  Pralle  wurde  aus  der 
Kopfhaut  eine  Augenbraue  gemacht,  die  noch  nach  SV«  Jahren  von  Bestand 
war.  Das  eigentliche  Corium  erleidet  keine  nachträglichen  Schrumpfungen, 
ist  weich,  elastisch,  verschieblich,  von  normaler  Temperatur,  kurz  völlig 
normal.  Einige  Lappen  behielten  noch  nach  Jahren  eine  gewisse  Starrheit 
infolge   ödematöser   Durcbtränkung   und   venöser  Stase;   diese   verschwindet 


Becker,  Verletzungen  and  chirurgische  Krankheiten  der  Haut  etc.  119 

aUmählicb.  Eine  Wulstung  bleibt  leicht  zurück,  wenn  der  Lappen  bei  der 
Operation  nicht  ordentlich  ausgebreitet  werden  konnte  oder  ein  Hämatom 
entstand.  Je  fester  die  ganze  Wundfläche  sofort  mit  dem  Untergrunde  ver- 
klebt, um  so  schneller  etabliert  sich  eine  leistungsfähige  Zirkulation.  6e- 
wulstete  Lappen  erscheinen  anfangs  noch  cyanotisch,  später  übermässig 
pigmentiert.  Im  allgemeinen  behält  der  Lappen  aber  seine  alten  Charak- 
teristika, so  dass  Oberschenkelhaut  nie  der  Wangen-  oder  Lippenhaut  ähnlich 
wird,  was  besonders  bei  Gesichtsplastiken  aus  kosmetischen  Rücksichten  zu 
beachten  ist.  Die  Temperaturverhältnisse  im  Lappen  sind  normal.  Die 
Verschieblichkeit  ist  sehr  verschieden.  Ein  wirkliches  Wachstum  des  Lappens 
konnte  unzweifelhaft  nur  in  einem  Falle  festgestellt  werden ;  meistens  handelt 
es  sich  wohl  nur  um  Dehnung.  Auch  die  Sensibilität  ist  sehr  verschieden, 
meistens  herabgesetzt;  wo  sie  ganz  fehlt,  treten  leicht  Verletzungen  ein.  Je 
flacher  und  inniger  der  Lappen  dem  Untergrunde  aufliegt,  desto  besser  ist 
die  Sensibilität.  In  einer  Reihe  von  Fällen  war  die  Sensibilität  völlig  normal ; 
nie  bestand  Hyperästhesie.  Empfohlen  wird  von  Krause  die  Methode  nur 
da,  wo  die  Thierschsche  Transplantation  nicht  hinreichend  solide  Dauer- 
heilung garantiert.  Es  gelingt  durch  diese  Methode  oft,  arbeits-  und  existenz- 
mifahige  Individuen  der  menschlichen  Gesellschaft  dauernd  zurückzugeben, 
wobei  noch  besonders  tröstlich  ist,  dass  anfängliche  Schönheitsfehler  (Wulstung, 
Pigmentierung)  sich  im  Laufe  der  Jahre  verlieren,  dass  also  die  Lappen  im 
Laufe  der  Zeit  eher  schöner  als  hässlicher  werden.  Die  drei  kardinalen 
Forderungen  Krauses  sind:  völlige  Asepsis,  vollkommen  trockenes  Operieren 
and  geeignete  Vorbereitung  des  Defektbodens.  Wer  hiervon  abweicht,  erlebt 
Hisserfolge.  Nekrosen  treten  um  so  leichter  auf,  je  mehr  der  Lappen  (z.  B. 
durch  nachträgliche  Entfernung  des  subkutanen  Fettes)  verletzt  wurde.  Die 
grösste  Schwierigkeit  machen  alte  verschmierte  Unterschenkelgeschwüre ; 
der  oft  mehr  als  zentimeterdicke  Geschwürsgrund  muss  wie  ein  Tumor  bis  ins 
Gesunde  exstirpiert  werden,  nämlich  bis  auf  völlig  gesunde  Faszien,  Sehnen, 
Muskeln  und  Knochen ;  letztere  sind  eventuell  abzumeisseln.  Die  (im  übrigen 
bekannten)  Einzelheiten  der  Technik  müssen  im  Original  nachgelesen  werden. 
DenSchluss  der  Arbeit  bildet  eine  kurze  Fortsetzung  seines  mit  Marchand- 
Enderlen  seit  Jahren  geführten  Streites  darüber,  ob  bezw.  inwieweit  die 
ungestielten  Lappen  absterben  oder  sich  erhalten,  worauf  hier  des  näheren 
nicht  wieder  eingegangen  werden  soll  (siehe  frühere  Jahresberichte). 

Dubreuilh  und  Morin  (2)  zeigten  in  der  Societö  d'anatomie  et  de 
Physiologie  zu  Bordeaux  einen  Kranken,  dem  sie  mit  Kokainanästhesie  ein 
Epitheliom  des  Handrückens  entfernt  und  den  Defekt  nach  Krauses  Methode 
—  natürlich  ohne  dieses  zu  erwähnen  —  mit  einem  ungestielten  Lappen  aus 
dem  Arme  gedeckt  hatten.  Der  Lappen  heilte  an.  Der  Fall  erregte  das 
höchste  Erstaunen  der  Mitglieder! 

Narath  (6)  demonstriert  einige  Fälle  von  Lappenplastik  zur  Beseitigung 
von  Verbrennungsnarben.  Er  bedeckt  zuerst  die  granulierenden  Flächen  mit 
Thiersch sehen  Läppchen.  Nachher  wird  ausgedehnte  Lappenplastik  ange- 
wendet; die  Bauchhaut  ist  für  grosse  Lappen  am  besten  geeignet.  Bei 
Fingerverbrennung  wurde  zuerst  Syndaktylie  hergestellt,  die  Wundfläche  mit 
einem  Hautlappen  gedeckt  und  später  die  plastische  Operation  der  Syndaktylie 
ausgeführt.  Die  Methode  gab  ein  vorzügliches  kosmetisches  und  funktionelles 
Besultat;  die  Hand  war  auch  für  feinere  Arbeit  vollkommen  brauchbar. 

Goedbuis  (Deventer). 


120  Jfthresbericlit  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Koenig  (4)  beschreibt  in  seiner  Dissertation  aus  der  Kieler  Klinik  vier 
Fälle  von  T  hier  seh  scher  Transplantation  bei  drei  ausgedehnten  Verbren- 
nungen und  einer  Faszien phlegmone.    Die  Arbeit  bringt  nichts  Neues. 

Riese  (7)  hat  einem  jungen  Manne,  der  eine  Skalpierung  der  Haut 
fast  des  ganzen  linken  Ober-  und  Unterschenkels  erlitten  hatte,  den  Defekt 
nach  Thiersch  mit  mehrmaliger  Benutzung  des  Entnahmegebietes  gedeckt. 

Einen  gleichfalls  mit  gutem  Erfolge  operierten  Fall  stellte  Karg  (3) 
auf  dem  Chirurgen-Kongresse  vor :  junges  Mädchen,  dem  die  ganze  Kopfhaut, 
als  sie  mit  dem  Haar  in  eine  Maschine  geriet,  abgerissen  war. 

Wagner  (8,  9)  hat  seit  Jahren  granulierende  Wunden,  welche  sich 
aus  bestimmten  Gründen  nicht  transplantieren  lassen  oder  bei  denen  die 
Transplantation  missglückt  ist,  tagsüber  der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt 
und  ganz  ohne  Verbände  liegen  lassen ;  nachher  wurden  austrocknende  Pulver- 
verbände  gemacht.  Man  bemerkt  dabei,  dass  die  Sekretion  sofort  erheblich 
abnimmt.  Die  Granulationen  schrumpfen  unter  der  austrocknenden  Wirkung 
der  Luft,  die  ganze  Wunde  verkleinert  sich  sichtlich  durch  den  Schrumpfungs- 
prozess  der  Granulationen.  Es  ist  ihm  vielfach  gelungen,  handtellergrosse 
Granulationswunden  in  8 — 10  Tagen  zur  Epidermisierung  zu  bringen;  nicht 
ein  einziges  Mal  hat  er  eine  Schädigung  durch  Lifektion  beobachtet. 

n.  Chirurgische  Krankheiten. 

1.  Zirkulationsstörungen. 

1.  Borchard,  Über  traumatisches  ödem  des  Handrückens.  Monatsschrift;  für  Unfall- 
heilkuDde  nnd  Inyalidenwesen  1903.  Nr.  2. 

2.  *Dj4mil-Pacha,  Un  cas  de  myzoedtoe  opöratoire  sonrenu  h  la  siiite  de  Textir- 
pation  des  deux  mamelles  hypertroph^es  chez  un  homme.  Archives  internationales 
1903.  Vol.  I.  Fase  1. 

3.  Grflnbaum,  Über  das  „harte  traumatische  ödem*  des  Handrückens.  Deutsche  med. 
Wochenschrift  Nr.  51,  52. 

4.  Mc.  Arthur,  Bemoval  of  birtb-marks.  Chicago  surgioal  society.  Annais  of  surgery 
1908.  June. 

5.  Sack,  Ein  Fall  yon  allgemeiner  Lymphstanung  der  EUint  (StauungsGdem)  nach  Ver- 
eiterung des  grGssten  Teils  der  regionären  Lymphdrüsen.  Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1908.  Nr.  37. 

6.  Secrätan,  Oedöme  d'un  traumatique.  Revue  m^dicale  de  la  Suisse  romande  1908. 
Nr.  4.  p.  240. 

Secretan  (6)  hat  bereits  in  einer  früheren  Arbeit  (Revue  medicale 
de  la  Suisse  romande  1901  Juli  20)  den  Begriff  des  „harten  traumatischen 
Ödems"  in  die  Wissenschaft  eingeführt  auf  Grund  von  11  Beobachtungen. 
In  dieser  neuen  Arbeit  beruft  er  sich  auf  weitere  22  Fälle.  Er  unterscheidet 
zwei  Grade  von  Kontusionen :  1.  solche,  bei  denen  sich  nur  Ecchymosen  ohne 
eigentliche  Schwellungen  der  Gewebe  bilden  und  die  wegen  ihres  schnellen 
Yerschwindens  bedeutungslos  sind  und  2.  solche,  wo  sich  eine  ausgedehnte 
Infiltration  der  Haut  und  der  darunter  liegenden  Gewebe  bildet,  die  sich 
durch  eine  auffällige  Schwellung  verrät.  Die  letztere  ist  anfangs  weich  und 
elastisch,  später  aber  sehr  hart  und  verteilt  sich  nur  äusserst  langsam.  Die 
letztere  schwerere  Form  bezeichnet  Secretan  als  das  „harte  traumatische 
Ödem".  Lieblingssitze  sind  Hand-  weniger  Fussrücken.  Fingereindrücke 
bleiben  nicht  bestehen,  ebenso  bleibt  die  Volarseite  stets  frei.  Secretan 
vergleicht  die  Schwellung  mit  einem  elastischen  Kissen  (Coussinet  ölastique). 


Becker,  Verletzimgen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Haat  etc.  121 

Die  Abgrenzung  gegen  Vorderarm  und  Finger  ist  nicht  scharf;  aber  doch 
ziemlich  deutlich.  Die  Haut  lässt  sich  nicht  in  Falten  ziehen  und  zeigt  ver- 
schiedene Zeichen  der  Atrophie  (trocken,  spröde,  abschilfernd),  die  Sensibilität 
ist  ungestört,  oft  fühlt  man  Krepitation.  Charakteristisch  ist  der  äusserst 
langwierige  Verlauf  (^U  —  ^li  Jahr),  obwohl  das  Leiden  stets  gutartig  ist. 
Frakturen  der  Metakarpen  sind  nie  dabei,  wie  das  Röntgenbild  stets  erweist. 
Secrätan  hält  es  für  eine  durch  chronische  Bindegewebsneubildung  bedingtes 
Leiden,  ohne  dessen  letzte  Ursache  zu  kennen. 

Grünbaum  (3)  hat  ebenfalls  ähnliche  Fälle  gesehen  und  macht  dabei 
anf  die  auch  schon  von  Borchard  (1)  gefundene,  im  Röntgenbilde  er- 
kennbare, Rarefikation  des  Knochens  aufmerksam,  welche  schon  vier  Wochen 
nach  der  Verletzung  nachweisbar  war.  Er  hält  sie  für  eine  akute  sekundäre 
Atrophie,  beruhend  wahrscheinlich  auf  Zirkulationsstörungen.  Geringfügige 
Überanstrengungen,  unbedeutende  Traumen  rufen  sofort  Verschlimmerungen 
des  Leidens  hervor.  Nach  einer  ihm  gewordenen  persönlichen  Mitteilung 
berechnet  Secrötan  bei  einer  jährlichen  Frequenz  von  1000  Unfällen  seines 
Institutes  die  Häufigkeit  dieser  Äffektion  auf  1  ^/o,  was  sehr  unwahrscheinlich 
ist,  da  im  übrigen  nur  sehr  wenige  anderweitige  Beobachtungen  vorliegen. 
Grün  bäum  selbst  hat  unter  1500  Unfallskranken  nur  drei  Falle  gesehen. 
Histologische  Untersuchungen  sind  bislang  nicht  gemacht.  Er  nimmt  an, 
dass  das  ursprüngliche  Exsudat  aus  irgend  welchen  unbekannten  Ursachen 
(zu  lange  Ruhigstellung  durch  Schienen,  Eisblasenbehandlung  u.  dergl.)  nicht 
rechtzeitig  resorbiert  ist,  sondern  sich  organisiert.  Alle  Autoren  sind  einig 
darin,  dass  Massagebehandlung  sehr  schädlich  ist.  Lokale  Heissluftbäder  von 
50—80°  Celsius  sollen  nicht  unwirksam  gewesen  sein.  Verf.  hat  in  einem 
Falle  einen  zweifellosen  Erfolg  von  dreimal  wöchentlichen  Injektionen  einer 
15°/oigen  alkoholischen  Lösung  von  Tbiosinamin  (eine  Pravazsche  Spritze 
voll)  gesehen.  Nach  32  Injektionen  war  das  Narbengewebe  zur  Quellung  und 
Zürn  Verschwinden  gebracht.  Er  gedenkt  die  Behandlung  künftig  mit  Heiss- 
luftbädem  und  passiven  Bewegungen  zu  kombinieren. 

Borchard  (1)  behandelte  einen  41jährigen  Ziegler,  welcher  sieben 
Jahre  vorher  auf  die  rechte  Hand  gefallen  war.  Es  entstand  sofort  eine 
heftige  Schwellung,  die  durch  Massage  und  Gebrauch  der  Hand  nur  ver- 
schlechtert wurde.  Das  Leiden  kam  niemals  völlig  zur  Heilung.  Durch 
Böntgenbilder  konnten  Enochenbrüche  mit  Sicherheit  ausgeschlossen  werden. 
Indessen  fiel  eine  grössere  Transparenz  sämtlicher  Handknochen  auf.  Er 
dentet  letztere  als  bedingt  durch  die  von  Sndeck  als  akute  entzündliche 
Knochenatrophie  bezeichnete  Erkrankung  und  nimmt  an,  dass  es  sich  um  ein 
entzündliches  (nicht  Stauungs-)  Ödem  des  lockeren  Bindegewebes  handele. 
So  erkläre  sich  die  ungünstige  Wirkung  von  Massage  und  Gebrauch  am 
zwanglosesten.  In  letzter  Linie  handele  es  sich  um  eine  Alteration  der 
kleineren  Blut-  und  Lymphgefässe  mit  Austritt  von  Flüssigkeit  und  Behinde- 
rung der  Zirkulation.  Daher  die  starke  Schädigung  infolge  behinderter  Re- 
sorption. Massage  ist  ganz  zu  verwerfen ;  am  besten  nützen  heisse  Luftbäder 
von  50—60^,  Schienenverbände  und  Ruhigstellung.  Die  Prognose  ist  sehr 
vorsichtig  zu  stellen,  wie  dieser  Fall  ganz  besonders  lehrt.  Die  Erkrankung 
ist  wichtig  für  die  Unfallsheilkunde. 

Sack  (5)  beschreibt  die  Leidensgeschichte  eines  31jährigen  Zigarren- 
arbeiters, welcher  seit  dem  sechsten  Lebensjahre  an  tuberkulösen  Lymph- 
drüsen litt,  die  nach  und  nach  am  Halse,  Achselhöhle,  Leistenbeuge  u.  s.  w. 


122  Jabresbericbt  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

vereiterten,  zu  Fistelbildungen  und  schliesslich  infolge  allgemeiner  Behinderung 
der  Lymphabfuhr  aus  den  oberflächlichen  Lyniphgefässen  zu  einem  allgemeinen 
Stauungsödem  des  ganzen  Körpers  führten.  Wiederholt  auftretende  Erysipele 
verschlimmerten  den  Zustand  noch  obendrein. 

McArthur  (4)  hat  bei  einer  jungen  Dame  ein  Feuermal  an  Stirn. 
Augenlid  und  Wange  in  folgender  Weise  entfernt.  Er  machte  einen  Flach- 
schnitt in  der  Dicke  der  Kutis  und  traf  dadurch  alle  in  die  Höhe  steigenden 
Kapillarschlingen.  Nach  Stillung  der  Blutung  wurden  Thierschsche  Läpp- 
chen aufgelegt  und  dadurch  die  Kapillaren  zur  Obliteration  gebracht.  Das 
Resultat  war  vorzüglich. 

2.  Entzündungen. 


3.    Spezifische  Entzündungen. 

1.  Böhm,  Primäre  Aktioomykosis  cutis  am  Hinterhaapte.     Archiv  für  Dermatologie  und 
Syphilis.  59.  Bd.  Heft  3. 

2.  Bowker,  Tbe  successful  treatment  of  a  few  cases  of  lupus.  TheLancet  1903.  Nov.  14. 

3.  Breiger,  Die  Verwendung  des  Kisenlichtes  in  der  Lichttherapie.  Die  medizin.  Woche. 
IV.  Jahrgang.  Nr.  29. 

4.  Credo,  Zur  Lupushehandlung.  Gesellschaft  für  Natur-  u.  Heilkunde  Dresden.  MOnch. 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  4. 

5.  '''Dr eis  1er,  Über  die  Einwirkung  des  Tuberkulin  R.  auf  Lupus.    Diss.    Jena  1908. 

6.  Dreuw,  Behandlung  des  Lupus.  Monatsherte  für  praktische  Dermatologie.  Bd.  37. 
Nr.  5. 

7.  Dreyfus,  Ein  Fall  prim&rer  Hau taktinomy kose.  Mfinchener  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  52. 

8.  Duroux,  Traitement  du  lupus  par  la  möthode  combin^e  de  cautörisations  ign^es  et 
d'applications  d'acide  picrique.  Soc.  nat.  de  mödecine  de  Lyon.  Lyon  mäd.  1903.  Nr.  46. 

9.  Fi  nsen,  Die  Resultate  der  Phototherapie  und  die  Technik  ihrer  Applikation  beim  Lupus. 
Neue  Therapie.  L  Jahrgang.  Nr.  4. 

10.  —  Remarks  on  the  red-light  treatment  of  small  pox.  British  medical  Journal  1903. 
June  6. 

11.  Fox,  A  case  of  lupus  under  z-ray  treatment.  New  York  dermatoL  soc.  Journal  of 
cut.  diseases  1908.  April. 

12.  Gamlen,  Treatment  of  lupus  by  x-rays  and  ultra-violet  rays.  British  medical  Journal 
1903.  June  6. 

13.  Gilchrist  and  S tokos,  The  presence  of  peculiar  caicified  bodies  in  lupus-like  tissne. 
Jonmal  of  cut  diseases  1908.  October. 

14.  Hoffmann,  Über Quecksilberdermatitis  und  die  ihr  zugrunde  liegenden  histologischen 
Veränderungen  nebst  Bemerkungen  über  die  dabei  beobachtete  lokale  und  Bluteosino- 
philie.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1902.  Nr.  39  und  40. 

15.  *—  Über  strangförmige  Phlebitis  im  Frühstadium  der  Syphilis.  Dermatologische  Zeit- 
schrift. 10.  Bd.  5.  Heft. 

16.  * —  und  Salkowski,  Über  Nephritis  syphilitica  acuta  praecox  mit  enormer  Albumi- 
nurie.   Berliner  klin.  Wochenschrift  1902.  Nr.  6,  8  und  9. 

17.  ^Isidori,  E.,  Contributo  alla  cura  del  carbonchilo  colle  iniezioni  endovenose  di  Su- 
blimate corrosivo.  II  Policlinico.  Sez.  pratica  1903.  Fase.  37.  (Schwerer  Fall  von  Milz- 
brandkarbunkel mit  Allgemeininfektion,  den  Verf.  durch  endovenose  Injektion  von  1  ccm 
einer  l°/oigen  Sublimatlösung  zur  Heilung  brachte.) 

18.  KazumaEaku,  Über  die  therapeutische  Bedeutung  der  Exzision  des  syphilitischen 
Primäraffektes.     Inaug.-Dissert.     Rostock  1903. 

19.  '''Lesser,  Die  Behandlung  der  Syphilis  mit  Kalomelinjektionen.  Therapie  der  Gegen- 
wart. Januar  1903. 

20.  Meyer,  Julius,  Über  experimentelle  Hauttuberkulose.    Berliner  klin.  Wochenschrift. 


Becker,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Haut  etc.  123 

21.  Morris  and  Dore,  The  Light- treatment  io  Lupus  and  other  diseases   of  the  Skin. 

The  Practitioner.  April  1903. 
22. The  x-rays  in  the  treatment  of  lupus,   rodent  ulcer  and  other  skin  diseases. 

British  medical  Journal  1903.  June  6. 

23.  *Neamann,  Klinische   Bemerkungen   Über  die  Tuberkulose  der   Haut.     Wiener  klin. 
Rnndschau  1903.  Nr.  1. 

24.  O'Brien,  Experiences  of  a  years  trial  of  the  light  treatment  for  lupus.  Medical  Press 
1903.  July  1. 

25.  Philippson,  Die  Pathogenese  des  Lupus  und  ihre  Bedeutung  fQr  die  Behandlung  des- 
selben.   Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis.  Bd.  67. 

26.  Rieder,  Die  bisherigen  Erfolge  der  Lichttherapie.  Neue  Therapie.  L  Jahrgang.  Nr.  7. 

27.  Schmidt  und  Markuse,  Über  die  histologischen  Veränderungen  lupöser  Haut  nach 
F  i  n  s  e  n  bestrablung.     Archiv  fQr  Dermatologie  und  Syphilis.   64.  Bd.  3.  Heft. 

28.  Schfller,  Der  augenblickliche  Stand  der  Phototherapie.    Monatsschrift  für  Orthopäd. 
Chirurgie  und  physikalische  Heilmethoden.  Bd.  III.  Nr.  3. 

29.  Tappeiner  und  Jesionek,  Therapeutische  Versuche  mit  fluoreszierenden  Stoffen. 
Münchener  med.  Wochenschrift.  Nr.  47. 

30.  Tokajiro  Suzuki,  Über  Syphilis  im  Altertums  speziell  in  China  und  Japan.  Disser- 
tation Rostock. 

31.  ^Werner,  Die  Behandlung  der  Syphilis  mit  Kalomelinjektionen.    Diss.    Berlin  1903. 

32.  Werther,  Über  die  Lichtbehandlung  des  Lupus  mit  der  Finsen-Reyn sehen  Lampe 
und  die  verwandten  physikalischen  Methoden.  Münchener  med.  Wochenschrift.  Nr.  47. 

33.  Wiils,  Some  remarks  upon  the  Finsen  light  treatment  of  lupus.    Bristol  med.-chir. 
Journal  1903.  June. 

Das  Berichtsjahr  hat  eine  Hochflut  von  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der 
Phototherapie  gebracht,  insbesondere  in  Hinblick  auf  die  Lupusbehandlung. 
Es  ist  nicht  gut  möglich,  alle  Arbeiten  eingehend  zu  besprechen,  da  sie  im 
übrigen  auch  vielfach  in  Form  von  Sammelreferaten  geschrieben  sind.  An 
die  Spitze  möchte  ich  daher  Finsens  (9)  Mitteilung  an  die  Pariser  Akademie 
der  Wissenschaften  in  der  Sitzung  vom  22.  Juni  1903  stellen  „Die  Resultate 
der  Phototherapie  und  die  Technik  ihrer  Applikation  beim  Lupus".  Die  im 
Kopenhagener  Institute  aufgestellte  Statistik  vom  November  1895  bis  Januar 
1902  betrifft  804  Fälle ;  alle  Lupuskranke,  die  im  Institute  Aufnahme  fanden, 
sind  in  die  Statistik  einbezogen  (mit  Ausnahme  zweier  oder  dreier  Kranken, 
welche  an  Schleimbautaffektionen  litten): 

1.  Geheilt 412 

a)  ohne  Rezidiv  nach  2 — 6  Jahren 124 

b)  Beobachtungszeit  geringer  als  2  Jahre 288 

2.  Fast  vollständige  Heilung  mit  geringen  Residuen  der  Erkrankung  192 

3.  Noch  in  Behandlung 117 

a)  Manifeste  Besserung  oder  partielle  Heilung 91 

b)  Unbedeutende  oder  vorübergehende  Besserung 26 

4.  Die  Behandlung  wurde  unterbrochen: 

a)  Weil  die  Resultate  nicht  zufriedenstellende  waren     ....       16 

b)  Weil  die  Kranken  starben  (31)  oder  an  einer  sonstigen  schweren 
Krankheit  litten  (13) 44 

c)  Aus  äusseren  Gründen 23 

Bei   Abrechnung  der  Gruppen  4b)  und  4c)  bleiben   737   Fälle,    d.   i. 

94  Prozent,  welche  von  der  Phototherapie  günstig  beeinflusst  wurden.  Nicht 
alle  Fälle  kamen  bis  zur  vollständigen  und  definitiven  Heilung.  Dahin  gehört 
eine  Anzahl  Fälle  der  Gruppe  3  a).  Es  ist  hinzuzufügen,  dass  diese  Statistik 
auch  die  schlimmsten  Fälle  mit  einbegreift  und  sind  unter  den  Geheilten 
Kranke,  welche  schon  seit  30 — 50  Jahren  an  Lupus  litten.     Beim  rezenten 


124  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Lupus  sind  die  Resultate  derart,  dass  man  von  einer  vollständigen  Heilung 
sprechen  kann.  Die  chronischen  Fälle  verschwinden  allmählich  aus  Dänemark, 
indem  alle  Fälle  von  Lupus  gegenwärtig  sehr  rasch  diagnostiziert  and  zur 
Heilung  gebracht  werden. 

Die  Technik  der  Phototherapie  ist  von  ausserordentlicher  Wichtigkeit, 
und  man  kann  keine  Resultate  erzielen,  wenn  man  derselben  nicht  die  volle 
Aufmerksamkeit  zuwendet.  Die  Behandlung  wurde  früher  im  Institut  Finsen 
mit  einer  Bogenlampe  von  40  Amperes  ausgeführt;  seit  man  aber  Lampen 
von  60  bis  80  Ampferes  verwendet,  stieg  die  Raschheit  der  Heilung  fast  auf 
das  Dreifache.  Mit  anderen  Worten  soll  betont  werden,  dass  mit  schwachem 
Lichte  behandelte  Fälle  gegenüber  den  mit  starkem  Licht  behandelten  unter 
denselben  Bedingungen  weniger  rasch  zur  Heilung  gelangen,  mit  Rücksicht 
auf  das  Pigment,  welches  die  chemischen  Stralilen  aufhält.  Aus  ähnlichen 
Gründen  ist  es  notwendig,  in  allen  Fällen  lange  Sitzungen  anzuwenden. 

Ein  sehr  wichtiger  Punkt  ist  die  Notwendigkeit,  eine  grosse  Anzahl  von 
Strahlen  zu  haben,  welche  möglichst  tief  in  das  Gewebe  eindringen.  Solche 
Apparate,  bei  denen  diese  Konzentration  des  Lichtes  nicht  zustande  kommt, 
erzeugen  keine  genügende  Quantität  von  penetrierenden  Strahlen. 

Finsen  hat  vergleichende  Versuche  angestellt,  indem  er  durch  photo* 
therapeutische  Apparate  erzeugte  Strahlen  auf  die  Ohren  von  Kaninchen  auf- 
fallen Hess,  wobei  er  eine  Seite  derselben  mit  einer  Lage  von  Chlorsilberpapier 
belegte.  Die  hochampferigen  Apparate  ermöglichten  den  Durchtritt  der  Strahlen 
in  20—25  Sekunden,  während  bei  den  besten  der  anderen  Apparate  4 — 5  Mi- 
nuten nötig  waren.  Die  Apparate,  bei  welchen  Eisenelektroden  ange- 
wendet werden,  und  welche  eine  grosse  Zahl  von  ultravioletten  Strahlen  liefern, 
erzeugen  keine  penetrierenden  Strahlen  und  können  auch  bei  der  Therapie 
des  Lupus  nicht  in  Betracht  kommen. 

Werther  (32)  gibt  eingangs  seines  interessanten  Vortrages  zunächst 
eine  Schilderung  vom  Finsen  Institute  in  Kopenhagen,  in  dem  täglich  etwa 
150  Kranke,  alle  ambulant  mit  Licht  behandelt  werden.  Es  ist  erwähnens- 
wert, dass  der  Staat  Dänemark  (2^2  Millionen  Einwohner!)  240000  Kronen 
zinslos  dargeliehen  und  25000  Kronen  jährlich  für  die  Behandlung  armer 
Lupuskranker  bewilligt  hat.  Gleichzeitig  wurde  ein  Gesetz  angenommen,  nach 
welchem  bestimmt  wurde,  dass  die  Ausgabe  der  Kommune  zur  Behandlung 
gewisser  Krankheiten,  darunter  Lupus,  nicht  als  Armenunterstützung  betrachtet 
werden  sollen!  ~  Sodann  bespricht  er  genau  die  von  Finsen  mit  seinem 
Assistenten  Dr.  Reyn  konstruierte  kleine  Lampe,  welche  bereits  mit  17  Am- 
pere brennt  und  welche  das  Kohlenlicht  konzentriert  und  gekühlt  in  einer 
Entfernung  von  etwa  30  cm  vom  Lichtbogen  zu  applizieren  gestattet  Diese 
Finsen-Reynsche  Lampe  ist  im  Betriebe  erheblich  billiger,  sie  verwendet 
das  Kohlenbogenlicht,  welches  erwiesenermassen  tief  genug  in  die  Haut  wirkt, 
in  konzentriertem  Zustande  und  vermeidet  grössere  Lichtverluste  infolge  ihrer 
engen  Konstruktion.  Das  Licht  kann  genau  auf  die  zu  behandelnde  Stelle 
lokalisiert  werden  und  die  Kühlung  erlaubt  beliebige  Dauer  der  Anwendung. 
Der  Effekt  der  Belichtung,  das  Produkt  aus  Intensität  und  Dauer  der  Strah- 
lung, kommt  der  ursprünglichen  Finsenlampe  mit  60  Ampfere  gleich.  Die 
Sitzungen  dauern  pro  Fall  und  Tag  ^/i  Stunden.  Die  Reaktion  besteht  meist 
in  einer  Blasenbildung,  soweit  klinisch  ersichtlich,  manchmal  nur  in  einer 
Rötung,  selten  in  Geschwürsbildung.  Sie  tritt  nicht  sofort  nach  der  Bestrah- 
lung, sondern  erst  am  1.  oder  2.  Tage  auf.    Sie  heilt  in  etwa  8  Tagen  ab 


Becker,  Verletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Haut  etc.  125 

und  hinterlässt  in  verschiedenem  Grade  Pigmentation.  Über  die  Erfolge  wird 
eingehend  berichtet. 

Breiger  (3),  leitender  Arzt  der  medizinischen  Lichtheilanstalt  Berlin, 
bekennt  sich  im  Gegensatz  zu  Finsen  als  ein  Anhänger  derjenigen  Licht- 
apparate, welche  die  Eisenelektroden  des  Dänen  Kjeldsen  statt  des  Kohlen- 
lichtes Finsens  benutzen.  Das  Eisenlicht  wird  erhalten,  indem  man  an 
Stelle  der  Kohlenelektroden  hohle  Eisenelektroden  in  einen  elektrischen  Strom- 
kreis einschaltet.  Durch  diese  lässt  man  konstant  einen  Strom  kalten  Wassers 
zirkulieren,  um  einmal  das  zu  rasche  Schmelzen  der  Elektroden  zu  verhindern, 
sodann  aber  auch  um  ein  möglichst  kaltes  Licht  zu  erlangen.  Nach  diesem 
Prinzip  sind  Lampen  und  Scheinwerfer  konstruiert,  deren  Hauptunterschied 
darin  besteht,  dass  sie  mit  mehr  oder  weniger  Ampere  arbeiten,  demnach 
mehr  oder  weniger  intensives  Licht  liefern.  ;,Da  nun  die  Lichtintensität  im 
Quadrat  der  Entfernung  abnimmt,  so  geht  daraus  hervor,  dass  man  mit  einer 
geringeren  Amp^rezahl  beim  Eisenlicht  dasselbe  erreichen  kann,  wie  mit  dem 
Kohlenlicht  bei  einer  grösseren  Ampferezahl,  vorausgesetzt,  dass  auch  sonst 
das  Eisenlicht  dem  Kohlenlicht  gleichwertig  ist.^  Auf  die  Einzelheiten  der 
Methode  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden.  Bemerkt  soll  nur 
werden,  dass  Verf.  Furunkel,  die  höchstens  24  Stunden  alt  sind,  durch  eine 
einmalige  Belichtung  mit  konzentriertem  Eisenlicht  von  1—2^/2  Minuten  Dauer 
zumeist  mit  Erfolg  zur  Rückbildung  bringt.  Kommt  es  aber  nicht  dazu,  so 
entwickelt  sich  jetzt  eine  so  rapide  Entzündung,  dass  der  Furunkel  in  6—24 
Standen  inzidiert  werden  muss. 

Nach  Schüler  (28)  bestehen  die  Vorteile  der  Behandlung  mittelst  Eisen- 
lichtstrahlen  darin,  dass  man  nur  mit  8—10  Ampere  zu  arbeiten  braucht,  die 
Sitzung  nur  10  Minuten  dauert  und  die  ganze  Einrichtung  bedeutend  billiger 
ist.  Er  empfiehlt  die  Dermolampe  der  elektrischen  Gesellschaft  Sanitas  in 
BerUn.  Sicher  ist,  dass  man  bei  oberflächlicher  Hautentzündung  im  Eisen- 
lichte eine  äusserst  gute  und  billige  Behandlungsart  besitzt,  dass  aber,  wo 
es  sich  um  tiefere  Gewebewirkungen  handelt,  wie  beim  Lupus  vulgaris,  nur 
mit  Finsens  Apparaten  etwas  zu  erreichen  ist.  Wegen  der  technischen 
Einzelheiten  verweise  ich  auf  das  Orginal. 

Rieder  (26)  urteilt  über  die  Finsen  sehe  Methode,  dass  sie  jeder 
anderen  bisherigen  Therapie  überlegen  sei,  nicht  bloss  deshalb,  weil  sie 
schmerzlos  und  unschädlich  für  den  Organismus  ist,  sondern  auch,  weil  durch 
sie  nur  das  kranke  Gewebe  zerstört,  das  gesunde  aber  erhalten  bleibt.  Das 
kosmetische  Resultat  ist  zudem  ein  sehr  gutes,  da  eine  glatte,  weisse  Narbe 
zurückbleibt,  welche  von  der  umgebenden  gesunden  Haut  kaum  zu  unter- 
scheiden ist.  Manche  Fälle  hartnäckiger  tuberkulöser  Erkrankungen  wider- 
stehen der  Röntgenbestrahlung,  während  die  Behandlung  mit  Finsenlicht  fast 
in  allen  Fällen  zum  Ziele  führt.  Auch  Hautkrebse  sind  der  eigentlichen 
Lichtbehandlung,  noch  mehr  aber  der  Röntgentherapie  zugänglich  und  selbst 
tief  ersitzende,  bösartige  Neubildungen  wurden  mit  Erfolg  durch  die  Radio- 
therapie bekämpft  (?  Ref.). 

Will8(33)  gibt  zunächst  eine  historische  Darstellung  der  Fin senschen 
Entdeckung  und  geht  dann  im  besonderen  auf  die  Lupusbehandlung  ein.  Die 
Borken  sind  anfangs  zu  entfernen,  eventuell  mit  Pyrogallol  oder  Karbolsäure. 
Stellen,  welche  man  mit  dem  Kompressionsglase  nicht  anämisieren  kann,  wie 
z*  B.  das  Naseninnere,  müssen  mit  Röntgenstrahlen  behandelt  werden.  Beson- 
ders dicke  und  infiltrierte  Lupuspartien  behandelt  man  zweckmässig  mit  Pyro- 


126  Jahresbericht  fflr  Chirargte.    I.  Teil. 

gallol  und  innerlicher  Darreichung  von  Schilddrüsenextrakten.  Auch  hoch- 
gespannte Teslaströme  sollen  mit  Erfolg  benutzt  sein;  Verf.  hat  darüber  keine 
eigenen  Erfahrungen.  Viele  Fälle  von  Lupus  widerstehen  dem  Finsenlicht; 
am  häufigsten  beeinflusst  werden  Fälle,  die  erst  kurze  Zeit  bestanden  haben 
und  noch  in  keiner  Weise  chirurgisch  angegriffen  sind.  Es  ist,  wenn  auch 
noch  nicht  erwiesen,  so  doch  wahrscheinlich,  dass,  je  kürzer  die  Wellenlänge 
der  Lichtstrahlen  ist,  desto  wirksamer  sie  sind  und  je  länger,  desto  mehr  sie 
in  die  Tiefe  dringen.  Sodann  bespricht  er  die  verschiedenen  Lampensysteme, 
insbesondere  auch  die  mit  Eisenelektroden  und  beschreibt  genauer  unter  Bei- 
fügung von  Photogrammen  eine  von  ihm  erfundene  mit  Kohlen-  und  Eisen- 
elektroden. Die  Beschreibung  lässt  sich  im  Referate  nicht  kurz  wiedergeben. 
Obwohl  er  erst  wenige  Experimente  damit  gemacht  hat,  spricht  er  sich  doch 
hoffnungsvoll  darüber  aus. 

Schmidt  und  M  a  r  k  u  s  e  (27)  berichten  eingehend  über  die  histologischen 
Veränderungen  lupöser  Haut  nach  Finsenbestrahlung,  welche  sie  bei  drei 
Patienten  feststellen  konnten.  Im  wesentlichen  handelt  es  sich  um  Entzün- 
dungs-  und  Degenerationsprozesse.  Die  mononukleären  Rundzellen  sind  von 
den  Elementen  des  Lupusknötchens  am  meisten  widerstandsfähig.  Dagegen 
gehen  die  Epitheloidzellen  in  oberflächlichen  Knötchen  zum  Teil  schon  nacb 
einmaliger  Bestrahlung  zugrunde.  Zugleich  sieht  man  eine  diffuse  Entzün- 
dung der  Haut  mit  Erweiterung  der  Gefässe  und  Auswanderung  von  poly- 
nukleären  Leukocyten,  die  einerseits  in  die  Epidermis,  andererseits  in  die 
Lymphknötchen  eindringen  und  sich  gerade  in  diesen  und  in  ihrer  Umgebung 
in  besonders  grosser  Menge  finden.  Riesenzellen  wurden  selbst  nach  mehr- 
facher Bestrahlung  intakt  angetroffen ;  Verff.  halten  sie  für  sehr  widerstands- 
fähig. Stratum  corneum  und  Stratum  granulosum  werden  nur  wenig,  das 
Stratum  papilläre  nie  angegriffen.  Es  ist  das  für  das  kosmetische  Resultat 
wichtig.  Drei  Tafeln  vorzüglicher  mehrfarbiger  Abbildungen  erläutern  die 
Arbeit. 

O'Brien  (24)  hält  auf  Grund  einer  einjährigen  Beobachtungszeit  die 
Finsensche  Lichtmethode  bei  der  Lupusbehandlung  für  die  bei  weitem  beste 
von  allen  modernen  Methoden,  die  eine  viel  allgemeinere  Verbreitung  ver- 
diente, trotz  ihrer  Schattenseiten  (Kostspieligkeit,  kleine  Bezirke  nur  angreif- 
bar, daher  zeitraubend).  Er  benutzt  die  französische  Lampe  nach  Lortet- 
Genoud,  welche  er  genauer  schildert.  Vier  Krankengeschichten  mit  Photo- 
graphien der  Kranken  vor  und  nach  der  Behandlung  veranschaulichen  treffend 
die  Resultate. 

Crede  (4)  stellte  in  der  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde  zu 
Dresden  einen  22  jährigen  Arbeiter  mit  Lupus  des  Gesichtes  vor,  den  er  mit 
einer  von  ihm  konstruierten  Art  elektrischen  Scheinwerfer  wesentlich  ge- 
bessert, aber  nicht  geheilt  hatte.  Sein  Apparat  besitzt  so  ziemlich  keine 
Eigenschaft,  die  Finsen  für  nötig  hält:  er  arbeitet  nur  mit  10  statt  mit  70 
bis  80  Ampere  und  verwendet  die  eigentlichen  chemischen  Strahlen  statt  der 
ultravioletten,  er  macht  nicht  blutleer  und  komprimiert  nicht;  endlich  wird 
eine  reaktionäre  Entzündung  nicht  erzeugt.  In  der  Diskussion,  auf  welche 
verwiesen  werden  muss,  wurde  Crede  heftig  von  Dermatologen  angegriffen, 
welche  den  Apparat  für  einen  bedenklichen  Rückschritt  gegenüber  dem  F in  sen- 
schen erklärten,  weil  er  keinerlei  Tiefenwirkung  entfalte,  was  beim  Lupus 
die  Hauptsache  sei. 


Becker,  Verletzaogen  nnd  chirurgische  Krankheiten  der  Haot  etc.  127 

Eine  yorzügliche  kritische  Arbeit  über  die  Lichtbehandlung  des  Lupus 
und  anderer  Hantkrankheiten  haben  Morris  und  Dore  (21)  geliefert,  welche 
jedem,  der  sich  genauer  auf  diesem  Gebiete  orientieren  will,  zum  lesen  em- 
pfohlen werden  muss,  da  ein  Referat  mit  der  wünschenswerten  Ausführlich- 
keit nicht  die  Einzelheiten  wiedergeben  kann.  Nach  einer  historischen  Ein- 
leitung besprechen  die  Verff.  ihre  eigenen  Resultate,  welche,  da  es  sich  meistens 
um  sehr  ausgedehnte  und  bereits  seit  langer  Zeit  bestehende  Erkrankungen 
handelte,  nicht  sehr  brillant  zu  nennen  sind.  Von  65  Fällen  von  Lupus 
vulgaris  blieben  elf  während  eines  Zeitraumes  von  V« — 2  Jahren  rezidivfrei 
(alles  leichte  Fälle).  In  15  Fällen  blieben  kleine  Stellen  zurück,  ans  denen 
sich  leichte  Rezidive  entwickelten  und  noch  in  Behandlung  sind.  14  Fälle 
waren  nicht  völlig  geheilt;  in  zwei  von  ihnen  treten  besonders  Geschwürs- 
fläclien  in  die  Erscheinung,  welche  ihrerseits  unter  Röntgenbestrahlung  sogleich 
zur  Vemarbung  gebracht  wurden.  Insbesondere  lieferte  letztere  Methode  überall 
dort  gute  Resultate,  wo  es  sich  um  Lupus  der  Schleimhäute  handelte,  weil 
hier  die  F  in  senschen  Kompressionslinsen  nicht  angelegt  werden  konnten. 
Von  elf  Fällen  von  Lupus  erythematodes  wurden  sieben  wesentlich 
gebessert  (einer  völlig  geheilt;  sechs  unterbrachen  noch  nicht  völlig  geheilt 
die  Behandlung).  Bei  den  übrigen  war  die  Behandlung  teils  unwirksam,  teils 
noch  nicht  abgeschlossen.  Röntgenbehandlung  wurde  in  keinem  Falle  ver- 
sucht, Unter  27  Fällen  von  Ulcus  rodens  wurden  mit  der  kombinierten 
Finsen-Röntgenmethode  günstige  Erfolge  12  mal  erzielt,  wenn  auch  meistens 
kleine,  leicht  zu  entfernende  Rezidive  auftraten.  In  neun  von  diesen  27  Fällen 
bestand  keine  Ulzeration  und  das  Leiden  hatte  nur  eine  geringe  Ausdehnung. 
In  einzelnen  Fällen  trat  unter  X-Strahlen  eine  sehr  heltige  Dermatitis  auf, 
unter  der  das  Geschwür  heilte.  In  elf  Fällen  wurde  die  Behandlung  nicht  zu 
Ende  geführt,  drei  sind  noch  in  Behandlung.  —  Verff.  kommen  sodann  auf 
das  Verhältnis  der  Finsen-  zur  Röntgenmethode  zu  sprechen  und  konsta- 
tieren, dass  es  Fälle  gibt,  die  mittelst  der  einen  geheilt  werden  können,  wäb- 
rend  die  andere  versagt  und  umgekehrt.  Der  Grund  für  dieses  differente  Ver- 
halten ist  nicht  ersichtlich.  Sodann  besprechen  sie  genauer  die  verschiedenen 
Lampen  und  fassen  dann  kurz  das  Ergebnis  zusammen.  Nachteile:  Lange 
Dauer  der  Behandlung  oft  bis  zu  drei  Jahren,  bei  täglich  einer  Stunde  Dauer, 
Schmerzhaftigkeit  der  Behandlung,  Gefahren  der  Dermatitis  und  die  Kosten. 
Vorteile:  Ausgezeichnete  kosmetische  Resultate,  gute  Narben,  Behandlung 
ohne  Narkose  und  Zuverlässigkeit  derselben.  Ungünstige  Vorbedingungen 
sind:  1.  Alle  Momente,  welche  das  Durchdringen  der  Lichtstrahlen  verhindern, 
(Pigmentation,  brünetter  Teint,  dicke  Haut,  grosse  Tiefe  und  Entzündung  der 
Haut,  Narben  früherer  Behandlung  und  Blutfülle) ;  2.  grosse  Ausdehnung  der 
Erkrankung ;  3.  unerreichbare  Körperteile  (Schleimhäute);  4.  allgemeine  Fak- 
toren, wie  a)  Alter  (je  älter,  desto  ungünstiger),  b)  Geschlecht  (Männer  haben 
zu  wenig  Zeit  zur  Behandlung  wegen  ihres  Berufes),  c)  Prädisposition  (Skrofu- 
löse, Tuberkulose  in  der  Familie  und  beim  Kranken  selbst),  d)  ungünstige 
Wohnungsverhältnisse  (Schmutz,  Armut).  Hinsichtlich  der  Frage  der  Rezidive 
stehen  die  Verff.  auf  dem  Standpunkte,  dass  man  die  Kranken  zwei,  drei  und 
mehr  Jahre  unter  Aufsicht  haben  muss,  um  jedes  Rezidivknötchen,  sobald  es 
iö  die  Erscheinung  tritt,  zu  behandeln.  Zum  Schluss  folgen  sechs  Kranken- 
geschichten mit  photographischen  Bildern  vor  und  nach  der  Behandlung, 
welche  allerdings  in  vorzüglicher  Weise  den  Wert  der  Methode  illustrieren. 

In  einer  ergänzenden  zweiten  Arbeit  (22)  besprechen  dieselben  Autoren 


128  Jafaresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

im  besonderen  die  Behandlung  mit  Röntgenstrahlen,  deren  günstigen  Einfluss 
sie  bei  Lupus,  Ulcus  rodens  und  Karzinom  beobachten  konnten.  Beim  Kar- 
zinom allerdings  drücken  sie  sich  sehr  vorsichtig  aus.  Sie  glauben,  dass  die 
reaktive  Entzündung  das  wirksame  ist.  An  ausgeschnittenen  Tumorstücken 
konnten  sie  mikroskopisch  den  Untergang  der  Epithelzellen  feststellen;  das 
Bindegewebe  scheint  nicht  beeinflusst  zu  werden.  In  einem  Falle  konnten  sie 
in  50  Sitzungen  bis  zu  '/*  Stunde  Dauer  einen  Knoten  auf  die  Hälfte  redu- 
zieren. Bei  der  Lupusbehandlung  halten  sie  die  unterstützende  Wirkung  von 
Medikamenten  für  sehr  wichtig.  Rezidive  müssen,  sobald  sie  bemerkt  werden, 
sofort  wieder  in  AngriflF  genommen  werden. 

Tappeiner  und  Jesionek  (29)  treten  in  einer  kurzen  Mitteilung  auf 
Grund  nur  weniger  Beobachtungen,  welche  sich  überdies  nur  auf  einen  Zeit- 
raum von  zwei  Monaten  erstrecken,  mit  der  Behauptung  auf,  dass  man  Hant- 
karzinome,  tuberkulöse,  lupöse  und  syphilitische  Hauterkrankungen  günstig 
beeinflussen  könne,  wenn  man  sie  mit  fünfprozentiger  wässeriger  Eosinlösnng 
bepinsele  und  solange  als  irgend  möglich  unter  ständiger  Bepinselung  dem 
Sonnenlicht  aussetze.  In  einigen  Fällen  haben  sie  auch  die  Flüssigkeit  in  das 
gesunde  Nachbargewebe  injiziert.  Aus  den  mitgeteilten  wenigen  Kranken- 
geschichten kann  man  höchstens  eine  günstige  Beeinflussung,  keine  einzige 
Heilung  bislang  ersehen,  sodass  man  wohl  zunächst  die  in  Aussicht  gestellte 
ausführliche  Publikation  abwarten  muss. 

Ausgehend  von  der  verschiedenen  Beurteilung,  welche  die  modernen 
phototherapeutischen  Methoden  finden,  verlangt  Philippson  (25)  eine  präzi- 
sere Unterscheidung  der  einzelnen  Krankheitsbilder  des  Lupus;  in  die  eine 
Gruppe  gehören  jene  Fälle,  bei  welchen  die  Krankheit  durch  äussere  Infektion 
entstanden  ist,  in  eine  zweite  jene,  bei  denen  es  sich  um  eine  Infektion  der 
Haut  seitens  eines  tuberkulösen  Herdes  im  Innern  des  Organismus  handelt; 
er  unterscheidet  also  einen  primären  von  einem  sekundären  Lupus.  Der 
sekundäre  Lupus  beginnt  bereits  in  der  Kindheit  und  begleitet  den 
Kranken  zeitlebens,  ihm  das  Leben  verleidend.  Ihren  Ursprung  nimmt  die 
Hautkrankheit  auf  metastatischem  Wege  seitens  tuberkulöser  Herde  in  benach- 
barten Organen  (Knochen,  Gelenke,  Lymphdrüsen,  Nasenschleimhaut),  wobei 
zu  beachten  ist,  dass  der  Lupus  erst  nach  Abheilung  dieser  Affektionen  zum 
Ausbruch  kommen  kann.  Aber  auch  aus  entfernteren  Organen  kann  das  Gift, 
das  irgendwo  an  der  Hautdecke  seine  Wirkung  entfaltet,  herstammen,  z.  B. 
aus  tuberkulösen  Mesenterial-  und  Bronchialdrüsen,  insbesondere  spielen  hier 
^jSkrofulöse*'  Zustände  eine  Rolle  im  Kindesalter.  Der  primäre  Lupus 
dagegen  ist  nichts  anderes  als  eine  lokale  Infektion  eines  bis  dahin  gesunden 
Menschen.  Unter  Berücksichtigung  seines  gutartigen  Charakters  schlägt  Verf. 
die  Bezeichnung  „tuberkulöses  Granulom"  vor,  um  die  Unterscheidung  vom 
sekundären  Lupus  dadurch  zu  erleichtem. 

Diese,  seine  Auffassung,  dass  der  Lupus  keine  einheitliche  Kranheit  sei, 
dass  unter  diesem  Namen  zwei  gänzlich  verschiedene  Krankheiten  zusammen- 
gefasst  werden,  glaubt  Verf.  durch  das  Verhalten  der  verschiedenen  Fälle 
gegenüber  der  Therapie  bestätigt  zu  finden.  Die  Behandlung  muss  auf  die 
Entstehung  des  Leidens  Rücksicht  nehmen,  genau  individualisieren  und  unter- 
scheiden, ob  der  Krankheitsherd  einer  Dermotherapie  zugänglich  sei  oder  ob 
chirurgische  Behandlung  erforderlich  ist. 

Gamlen  (12)  hat  12  Fälle  von  Lupus  mit  Röntgen-  und  Finsenlicht 
abwechselnd    behandelt    und    im    allgemeinen    gute   Resultate    erzielt.     Die 


Becker,  Verletzungen  und  chimrgiscfae  Krankheiten  der  Haut  etc.  129 

Röntgenbestrahlung  macht  er  so,  dass  er  zwei  bis  drei  Sitzungen  wöchentlich 
mit  weichen  Röhren  bei  6 — 8  Ampere  und  40  Volt  etwa  3 — 5  Minuten  lang 
Tomimmt.  Dadurch  erzielt  er  eine  leichte  reaktive  Entzündung.  Will  er 
Tiefenwirkung  erzielen,  so  benutzt  er  harte  Röhren.  Er  betont  besonders, 
dass  die  Apparate  vom  Arzte,  nicht  vom  Wartepersonal  überwacht  werden 
müssen.  11  Krankengeschichten  mit  guten  photographischen  Abbildungen 
Tor  nnd  nach  der  Behandlung  erläutern  das  Gesagte. 

Bowker  (2)  teilt  ausführlich  die  Krankengeschichten  von  sieben 
Lnpaakranken  mit,  die  er  auf  die  verschiedenartigste  Weise  mit  Erfolg  be- 
handelt hat:  die  Hauptbehandlung  besteht  in  Einspritzungen  von  Tuberkulinum 
Kochii  und  innerlicher  Verabreichung  von  Arsenik,  femer  in  Exstirpation  der 
«rkrankten  Gewebe  und  Deckung  mit  Thierschschen  Läppchen. 

Fox  (11)  Vorführung  eines  mit  Röntgenstrahlen  behandelten  Lupus- 
falles, ohne  Besonderheiten.  In  der  Diskussion  wird  auch  Ätzung  mit  Karbol- 
saure  empfohlen. 

Dreuw  (6)  schildert  die  an  Unnas  Poliklinik  übliche  Lupusbehandlung 
folgendermassen:  Die  lupösen  Herde  werden  durch  Äthylchloridspray  voll- 
standig  vereist  und  während  sie  noch  vollständig  mit  Eismassen  bedeckt  sind 
mit  einem  Wattebausch,  der  um  die  Spitze  eines  Holzstäbchens  gewickelt 
and  dann  in  Acidum  hydrochloricum  crudum  (auf  letztere  wird  besonderes 
Gewicht  gelegt)  getaucht  ist,  fest  unter  Druck  eingerieben  solange,  bis  Schmerz- 
haftigkeit  eintritt.  Es  bildet  sich  dann  namentlich  dort,  wo  die  Knötchen 
sitzen,  eine  weisslichgraue  Verfärbung.  In  dem  Momente,  wo  der  Patient 
über  brennenden  Schmerz  klagt,  wird  wieder  vereist  und  dann  tüchtig  einge- 
rieben, solange  bis  die  zu  behandelnde  Stelle  grauweiss  erscheint.  Der  rohen 
Salzsäure  wird,  nach  den  mikroskopischen  Präparaten  zu  urteilen,  eine  elek- 
tive  Wirkung  auf  die  Lupusknötchen  zugeschrieben,  während  das  gesunde 
Gewebe  angeblich  verhältnismässig  weniger  angegriffen  werden  soll.  Der  beim 
Einreiben  verwendete  Druck  muss  so  st^rk  sein,  als  es  der  Patient  irgend 
ertragen  kann.  Nacheinander  werden  etwa  talergrosse  Bezirke  in  Angriff 
genommen.  Es  bilden  sich  nach  2—4  Tagen  Borken,  die  nach  8 — 14  Tagen 
mit  den  Lupusknötchen  abfallen  und  binnen  vier  Wochen  mit  glatter  Narbe 
yerheilen.  Das  Verfahren  ist  billig  und  gut.  Tuberkulöse  Ulzera  und  Granu- 
lationen sollen  besonders  günstig  beeintlusst  werden. 

Duroux  (8)  hat  in  der  inneren  Klinik  zu  Lyon  unter  Professor 
Gailletons  Leitung  den  Lupus  mit  rotglühendem  Eisen  alle  fünf  Tage  ge- 
stichelt und  in  der  Zwischenzeit  Kompressen  mit  Pikrinsäure  (1:50  bis  1:100) 
auflegen  lassen.  Das  letztere  Mittel  soll  den  Kautherisationsschmerz  lindem 
imd  die  Vemarbung  beschleunigen.  Die  Erfolge  sollen  gut  sein  und  noch 
besser  als  nach  Finsens  Methode. 

Gilchrist  und  Stokes  (13)  beobachteten  bei  einem  16jährigen  Neger- 
mädchen  eine  eigentümliche  Erkrankung.  Bei  dem  aus  gesunder  Familie 
stammenden  Mädchen  entwickelten  sich  am  inneren  Augenwinkel  beiderseits 
eigentümliche  Eruptionen,  die  immer  grösser  wurden  und  schliesslich  Nasen* 
flügel  und  Wange  einnahmen.  Später  schwollen  auch  die  Kieferdrüsen  an. 
Die  Uvula  war  fast  zerstört,  im  Rachen  und  Kehlkopfe  fanden  sich  Narben. 
Die  Hauteruptionen  stellten  sich  als  mit  Borken  bedeckte  dunkelrote  Ge- 
schwäre  von  dem  Charakter  des  Lupus  dar.  Später  fanden  sich  an  der 
Oberlippe  und  am  linken  Nasenloche  stecknadelkopfgrosse  gelbe  Knötchen  — 
keine  Tuberkel.    In  mikroskopischen  Schnitten  sah  man  tuberkulöses  Gewebe 

Ja]tfe8Urielit  fflr  Ghirnrgie  1908.  9 


130  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    I.  Teil. 

mit  Biesenzellen,  in  denen  runde  und  ovale,  doppelt  konturierte  Körperchen 
lagen,  welche  bei  Salzsäurezusatz  Eohlensäurebläschen  entwickelten;  es  waren 
mithin  Körperchen  von  kohlensaurem  Kalk.  Tuberkelbazillen  wurden  nie  ge- 
funden. Das  Mädchen  wurde  im  Laufe  mehrerer  Jahre  mehrfach  aufge- 
nommen wegen  Rezidiven;  der  histologische  Befund  war  stets  der  gleiche. 
Kulturen  mit  den  yerschiedenartigsten  Nährböden  gelangen  nie,  wohl  aber 
Tierversuche  (Hund,  Kaninchen,  Meerschweinchen),  indem  stets  dieselben 
Körper  in  den  Bauchorganen  der  Tiere  gefunden  wurden.  Über  die  Natur 
dieser  Körper  konnten  Verff.  ein  Urteil  nicht  abgeben.  In  der  Diskussion 
wurde  bestritten,  dass  es  sich  um  Lupusveränderungen  handele,  wohl  aber 
zugegeben,  dass  es  derartige  Körper  gebe. 

Im  Anschluss  an  eine  Demonstration  Lassars  über  bovine  Impf  tuber* 
kulose  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft  hatte  eine  bedeutsame  Dis- 
knssion  zwischen  Orth  und  Schütz  stattgefunden  über  die  Frage,  „welche 
Bedeutung  der  Mischinfektion  für  das  Entstehen  von  Hauttuberkulose  beizu- 
messen sei.''  Während  nach  Orth  und  anderen  Autoren  die  den  Tuberkel- 
bazillen beigemengten  Mikroorganismen  das  Auftreten  von  Tuberkulose  in  der 
Haut  begünstigen,  ist  Schütz  entgegengesetzter  Meinung.  Er  meint,  dass 
das  reintuberkulöse  Material  am  leichtesten  Hauttuberkulose  hervorruft  und 
dass,  wenn  durch  Infektion  mit  Mischmaterial  der  Mensch  sich  an  der  Haut 
mit  Tuberkulose  infiziert^  die  Infektion  nicht  infolge,  sondern  trotz  der  Sepsis 
auftritt.  Von  Julius  Meyer  (20)  an  einigen  Meerschweinchen  angestellte 
Experimente  sprechen  für  die  Richtigkeit  der  Orthschen  Ansicht. 

Böhm  (1)  beobachtete  bei  einem  26jährigen  Fleischer  eine  primäre 
Hautaktinomykose.  Die  Haut  war  massig  gerötet,  infiltriert  und  mit  hasel- 
nuss-  und  erbsengrossen  Abszessen  durchsetzt.  Der  Abszesseiter  enthielt 
typische  Drusen.  Wahrscheinlich  ist  die  Infektion  so  erfolgt,  dass  der  Patient 
das  Fleisch  aktinomykotischer  Rinder  zur  Bearbeitung  bekam  und  sich  mit 
den  schmutzigen  Fingern  hinten  im  Nackhaar  gekratzt  hat. 

Eine  weitere  Beobachtung  stammt  von  Dreyfus  (7),  der  bei  einem 
10jährigen  Knaben  primäre  Hautaktinomykose  feststellte.  Ätiologie  unsicher. 
Die  Fälle  sind  bislang  noch  sehr  selten. 

In  seiner  unter  Wolters  (Rostock)  Ägide  entstandenen  Dissertation 
behandelt  mit  staunenswertem  Fleisse  der  Japaner  Kazuma  Kaku  (18)  die 
Frage  der  Exzision  des  syphilitischen  Primäraflfektes.  Aus  der  Literatur  stellt 
er  1403  und  aus  eigener  Praxis  in  Japan  13  Fälle  zusammen.  Nach  gründ- 
licher Desinfektion  reinigt  er  das  Operationsgebiet  erst  mit  4^/o  dann  mit 
ö^/o  Karbollösung,  exzidiert  weit  im  Gesunden  und  vernäht.  Mit  Rücksicht 
darauf,  dass  das  syphilitische  Gift,  sobald  die  Initialsklerose  auftritt,  bereits 
seit  Wochen  den  ganzen  Körper  durchseucht  hat,  kann  von  einer  Abortiv- 
methode  der  Syphilis  natürlich  keine  Rede  sein.  Er  hält  auch  die  wenigen 
in  der  Literatur  verstreuten  positiven  Fälle  —  er  selbst  hat  nur  negative  — 
für  unzuverlässig  und  führt  die  Operation  bei  günstigem  Sitz  der  Sklerose 
aus,  leitet  gleichzeitig  aber  die  Allgemeinbehandlung  ein,  um  Sekundär-  und 
Tertiärerscheinungen  zu  verhüten.  Die  vorzügliche  Arbeit  kann  gar  nicht  genug 
zum  Studium  empfohlen  werden. 

Eine  zweite  bei  demselben  Lehrer  entstandene  Arbeit  des  Japaners 
Tokujiro  Suzuki  (30)  behandelt  eingehend  die  Geschichte  der  Syphilis  im 
Altertume  speziell  in  China  und  Japan,  kann  aber  in  diesem  Jahresberichte 
nicht  eingehend  besprochen  werden;  hochinteressant  ist  sie. 


Becker,  Verletrangen  und  chinirgische  Krankbieiten  der  Haut  etc.  181 

Bei  zwei  unter  dem  Bilde  eines  weit  verbreiteten  Ekzems  oder  einer 
universellen  Dermatitis  exfoliativa  verlaufenden  Fällen  von  Quecksilberderma- 
titis  fand  Hoffmann  (14)  erhebliche  histologische  Veränderungen,  welche 
.sowohl  die  Epidermis,  als  auch  das  Eorium  betrafen  und  mit  einer  Veränderung 
der  Zusammensetzung  des  Blutes  einhergingen.  Hochgradige  Wucherung  der 
Stachelschicht,  kenntlich  durch  zahlreiche  Karyokinesen ,  Verlängerung  der 
Retezapfen,  starke  Verdickung  der  meist  unter  Mangel  einer  Körnerschicht 
gebildeten  lamellösen  oft  kernhaltigen  und  von  eiweissreichem  Exsudat  durch- 
setzten Hornschicht  zeigte  die  Epidermis,  während  die  Kutis  sehr  hoch- 
gradige Schwellung  der  Papillen,  äusserst  starke  Erweiterung  der  papillären 
und  subpapillären  Gefässe  mit  Schwellung  und  Teilung  der  Endothelien  und 
ein  reichliches  perivaskuläres  Rundzelleninfiltrat  mit  auffallend  zahlreichen 
eosinophilen  Zellen  erkennen  Hess.  Neben  anderen  Leukocyten  fanden  sich 
in  sehr  grosser  Zahl  eosinophile  Zellen  sowohl  in  Gefässdurchschnitten  der 
oberen  Koriumschichten  (meist  wandständig)  als  auch  auf  der  Wanderung  in 
den  interspinalen  Räumen  des  Rete  und  oft  besonders  stark  angehäuft  in 
dem  eiweissreichen  Exsudat  der  verdickten  Hornschicht.  Entsprechend  dieser 
lokalen  Eosinophilie  zeigte  das  Blut  eine  geringe  oder  massige  Leukocytose 
mit  hochgradiger  Vermehrung  der  eosinophilen  Zellen,  welche  bis  zu  49 ^/o 
aller  weissen  Blutkörperchen  ausmachten«  Auch  bei  schnell  vorübergehenden 
Hg-Erythemen  war  neben  geringfügigen  histologischen  Veränderungen  lokale 
und  Bluteosinophilie  geringen  Grades  nachweisbar. 

Finsens  (10)  Abhandlung  über  die  Behandlung  der  Blattern  mit  rotem 
Lichte  hat  für  Chirurgen  kein  besonderes  Interesse. 

4.   Progressire  ErnShmngsstömiigeii. 

a)  Hypertrophie. 

-1.  Baginsky,  Schwelltug  der  ganzen  KOrperhant.  Berliner  med.  Gesellschaft  Deutsche 

med.  Wochenschrift  1908.  Vereinsbeilage  p.  117. 
%  *Brexendorff,  Über  Haataffeküonen  bei  Pseudolenkftmie.    Diss.    Jena  1903. 
3.  *6eerling,  £in  Fall  von  Sclerodermia  diffusa.    Diss.    Manchen  1903. 
4  B.  Gerschuny,  Über  die  operative  Behandlung  der  Elephantiasis.    Russisches  Archiv 

für  Chirurgie  1903.  Heft  3. 

5.  Guth   und  Rosenfeld,  Sklerodermie  und  Myosklerose.    Prager  med.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  31. 

6.  Harm,  £inFall  von  Sclerodermia  diffusa  et  circumscripta  mit  Sklerodaktylie  bei  einem 
neunjährigen  Mftdchen.    Dissertation  Rostock. 

7.  ^Hoffmann,  Über  Retention  von  Talgdrflsensekret  mit  Erhaltung  des  zelligen  Cha- 
rakters innerhalb  der  Hornschicht    Archiv  für  Dermatol.  u.  Syphilis.  64.  Bd.  2.  Heft. 

3.  D'Hdtel  et  Guelliot,  Volumineuz  molluscnm  ^löphantiasique  (Dermatolysis).    Le 

Progrto  mädical  1903.  Nr.  16. 
9.  ^Paulus,  Elephantiasis  arabuni.    Diss.    Bonn  1903. 

10.  ^Stanischew,  Zur  Kasuistik  der  Sklerodermie.     Diss.    Berlin  1902. 

11.  Stoney,   A  case  of  elephantiasis :    Operation  under  difficulties  in  Uganda.    British 
medical  Journal  1903.  Aug.  15. 

12.  *Tittel,  Über  Elephantiasis,  insbesondere  in  ihrer  ätiologischen  Beziehung  zum  Trauma. 
Diss.    Leipzig  1903. 

11  *W sichert.  Über  einen  Fall  von  Fibroma  moUuscum  mit  Hautatrophie.    Dissertat. 
Leipzig  1903. 

Ralf  Stoney  (11)  in  Uganda  erhielt  vom  König  von  Ankole  den 
ehrenvollen  Auftrag,  einem  Mhimahäuptlinge  den  elephantiastischen  Hoden* 
sack,  welcher  grösser  als  ein  Fassball  war  and  den  Mann  am  Gehen  hinderte, 

9* 


132  Jahresbericht  fOr  Ohirargie.    I.  Teü. 

zu  entfernen.  Das  Leiden  bestand  schon  zehn  Jahre  und  war  durch  Epilepsie 
kompliziert.  Die  Operation  ging  auf  einem  improvisierten  Operationstisch 
ans  Bambusstäben  vor  sich.  Das  Chloroform  war  schon  alt  und  wirkte  nicht 
recht.  Als  Maske  diente  ein  Zinntopf,  dessen  Boden  durchrostet  war,  an- 
gefüllt mit  einigen  Lappen;  dieser  wurde  von  einem  eingeborenen  Polizisten 
dem  Opfer  über  Mund  und  Nase  gestülpt.  Um  Blutleere  zu  erzeugen,  wurde 
ein  Turniket  um  den  Tumor  geschnürt,  über  dem  Bauche  gekreuzt  und  in 
der  Nierengegend  wieder  zurück  auf  den  Rücken  geführt  und  dort  geknotet. 
Mit  einer  Schere  wurde  zunächst  von  der  Vorhaut  bis  zur  Wurzel  der  ganz 
atrophische  Penis  aus  der  Masse  befreit,  sodann  die  beiden  an  dünnen  Samen- 
strängen hängenden  haselnussgrossen  Hoden  isoliert  und  dann  der  gesamte 
elephantiastische  Tumor  abgeschnitten.  Nach  mehreren  Unterbindungen 
wurden  die  Testikel  auf  den  Damm  disloziert  und  durch  Hautlappen  bedeckt. 
Ein  Chloroformkollaps  wurde  mit  Strychnin  und  Brandy  bekämpft.  Drei 
Wochen  später  soll  bei  normalem  Wundverlaufe  der  Penis  erfreulicherweise 
wieder  eine  ,, völlig  normale  Gestalt^  gehabt  haben.  (Das  gleiche  wird  leider 
von  den  Testikeln  nicht  beriditet.)    Die  Masse  wog  12  Pfund. 

Gerschuny  (4)  beschreibt  einen  Fall  von  Elephantiasis  des  linken 
Oberschenkels,  des  Skrotums  und  des  Präputiums  bei  einem  22jährigen 
Manne.  Durch  Exzision  grösserer  Segmente  aus  der  Haut  und  dem  subkutanen 
Gewebe  wurde  eine  bedeutende  Besserung  der  Beschwerden  erzielt. 

Hohl b eck  (St.  Petersburg). 

Harm  (6)  gibt  in  seiner  Rostocker  Dissertation  einen  guten  Überblick 
über  die  Frage  der  Sklerodermie  und  belegt  durch  Mitteilung  eines  gut 
beschriebenen  Falles  die  Ansicht  seines  Lehrers  Wolters,  dass  kein  ana- 
tomischer Unterschied  zwischen  der  diflfusen  und  zirkumskripten  Form  besteht. 
Die  Behandlung  des  Falles  war  erfolglos.  Ein  interkurrentes  Erysipel,  sowie 
Thiosinamin-Injektionen  schienen  einen  geringen  Einfluss  zu  haben. 

Guth  und  Rosenfeld  (5)  teilen  zwei  Fälle  von  Sklerodermie  mit, 
deren  einer  mit  Myosklerose  vergesellschaftet  war,  während  der  andere  den 
Symptomenkomplex  der  Raynaud  sehen  Krankheit  darbot.  Beide  Fälle 
liefern  nach  ihrer  ganzen  Pathogenese  der  Anschauung  eine  Stütze:  die 
Sklerodermie  sei  eine  vasomotorisch  trophische  Neurose. 

D'Hötel  und  Guelliot  (8)  beschreiben  ein  kolossales  Molluscum 
elephantiasticum  oder  Dermatolysis  bei  einem  Manne  in  dem  besten 
Alter.  Aus  einem  angeborenen  Naevus  pigmentosus  der  rechten  Schulter 
hatte  sich  innerhalb  eines  Zeitraumes  von  33  Jahren  ein  kolossaler  Tumor 
'gebildet,  der  wie  ein  weiter  Ärmel  eines  Priestermantels  von  der  rechten 
Schulter  bis  zum  Ellenbogen  herabhing.  Die  Haut  war  verdickt,  rissig  und 
faltig,  das  Unterhautzellgewebe  ödematös,  am  tiefsten  Punkte  trat  Hautgan- 
grän ein.  Der  Tumor  wurde  exstirpiert  und  die  meistens  2  cm  dicke  Haut 
durch  Nähte  vereinigt.  Die  Haut  erwies  sich  als  hypertrophiert  und  ödematös. 
Es  erfolgte  Heilung. 

Baginsky  (1)  stellte  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft  ein 
Kind  vor  mit  eigentümlicher  Schwellung  der  ganzen  Körperhaut,  die  sich  wie 
derbes  Gummi  anfühlt;  das  ganze  Unterhautzellgewebe  ist  ergriffen.  Kein 
Myxödem,  kein  Skleroderma,  wie  ein  zum  Vergleich  vorgeführtes  Kind  zeigt. 
Er  hält  die  Affektion  für  ein  noch  nicht  beschriebenes  Leiden  und  nennt  sie 
Staitinoderma.  Lassar  hält  sie  für  eine  Art  von  Sklerom,  die  er  häufiger 
gesehen  habe. 


Becker,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Haut  etc.  13B 

b)   Geschwülste. 

1.  *Adenot  et  Th^yenot,  Note  aar  denx  cas  de  fibromyomes  de  la  peau.    Archives 

provinciales  1908.  Nr.  10. 
i.  Beck  (New -York),  Durch  Operation  geheilter  Fall  von  Angioma  racemosum.    New- 

Yorker  med.  Monatsachrifb  1903.  Dezember. 
t,  Ton  Beck,  Lymphangiom.    Verhandlungen  der  Deutschen  Gesellschaft  für  Chirurgie 

1903.  Teil  I.  p.  126. 

4.  Ton  Bramann,  Lymphangiom.    Verhandlungen  der  Deutschen  Gesellschaft  fQr  Chi- 
rurgie 1908.  Teil  L  p.  125. 

5.  ^Christian,  Über  das  gutartige  Epitheliom  der  Haut.    Diss.    Berlin  1903. 

6.  Delbanco,  Diffuses  Lymphangiom  der  tieferen  Schichten  der  Haut  Ärztlicher  Verein 
Hamburg.     Münchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  27. 

7.  ^Frank,  Naevi  pigmentosi  disseroinati  bei  hochgradigem,  stetig  zunehmenden  Hydro- 
kephalns  eines  neugeborenen  Kindes.    Diss.    München  1903. 

3.  Johnston,  Fibrosarcoma  cutis.    Journal  of  cutaneous  diseases  1903.  January. 
9.  K  at  h  o  li  c  k  i ,  Ein  Fall  von  Lymphangiom  des  Vorderarmes.  Verhandlungen  d.  Deutsch. 
Gesellschaft  für  Chirurgie  1903.  Teil  I.  p.  61. 

10.  *Laignel  Lavastine,  Corne  cutan^e.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1903. 

11.  Morestin,  Tumeur  maligne  d'origine  cutanöe  sur  les  limites  de  la  r^on  mammaire 
et  de  Taisselle.    Bull,  et  mäm.  de  la  soci^t^  anatomique  de  Paris  1908.  Nr.  4. 

12.  Payr,  Lymphangiom.  Verhandlungen  der  Deutschen  Gesellschaft  für  Chii-urgie  1908. 
Teil  L  p.  125. 

13.  Pelagatti,  Die  Hautsarkomatose.  Monatshefte  f.  prakt.  Dermatologie  1903.  Bd.  XXXV. 
Nr.  6. 

14.  Bavenn»,  Beitrag  zur  Histogenese  der  melanotischen  Hautgeschwülste.  Virchows 
Archiv.  Bd.  171. 

15.  Sequeira,  Further  observations  upon  the  treatment  of  rodent  ulcer  by  the  x  rays. 
British  medical  Journal  1908.  June  6. 

IS.  Stangl,  Zur  Kenntnis  der  perjthelialen  Blutgefässtumoren  der  Haut.  Zeitschrift  für 
Heflkunde  1903.  Bd.  XXIV.  Heft  6. 

17.  Taylor,  Die  Behandlung  der  Hautkrebse  mit  Röntgenstrahlen.  Liverpool  Medice- 
Chirurgie  Journal  1902.  October. 

18.  Wende,  Sarcomatosis  cutis.    The  Journal  of  cut.  diseases  1903.  July. 

19.  Williams,  The  use  of  the  x  rays  in  the  treatment  of  diseases  of  the  skin,  certain 
forma  of  Cancer,  of  the  glandulär  System  and  of  other  diseases,  and  as  a  means  of 
relieving  pain.    Medical  News  1908.  Oct.  3. 

Unvergesslich  wird  den  Besachem  des  Chirurgenkongresses  1903  der 
«chöne  von  Katholicki  (Brunn)  (9)  vorgestellte  Fall  von  Lymphangiom  des 
Vorderarmes  mit  anschliessender  Diskussion  bleiben.  Es  war  ein  14jähriger, 
seit  4  Jahren  vom  Verf.  beobachteter  Knabe,  mit  den  allerschwersten  Ver- 
änderungen am  linken  Vorderarme.  Das  Lymphangiom  betraf  anfangs  nur 
den  Daumen,  der  zu  einem  kurzen,  dicken,  weichen,  kompressiblen  Stumpfe 
verändert  war.  Vom  Daumen  breitete  sich  die  Krankheit  auf  Handrücken, 
Hohlhand  und  Vorderarm  aus,  um  an  der  Ellenbeuge  Halt  zu  machen.  Jeg- 
liche Behandlung  war  erfolglos.  Bei  der  Vorführung  des  Kranken  sah  man, 
dass  die  linke  Hand  und  Finger  stark  geschwollen  und  gedunsen  waren.  Der 
Vorderarm  ist  verkürzt,  verdickt,  schmutzig-rotbraun  gefärbt,  die  Haut  sehr 
prall  gespannt,  glatt.  Hand  und  Finger  sind  durchscheinend.  Man  kann 
überall  die  weich  und  polsterartig  sich  anfühlende  Haut  leicht  und  tief  ein- 
drücken. Beim  Nachlass  des  Druckes  füllt  sich  die  Grube  sofort  wieder  aus 
nnd  man  hat  das  Gefühl  eines  mit  Flüssigkeit  gefüllten  Sackes  unter  dem 
betastenden  Finger.  Man  kann  sogar,  wenn  auch  unter  Erzeugung  von 
Schmerz,  Finger  und  Hand  durch  langsame  Kompression  von  ihrem  Inhalte 
befreien  und  die  Flüssigkeit  bis  gegen  das  Ellbogengelenk  hinauf  verdrängen. 
Dann  bleibt  nur  noch  ein  leerer  Sack  von  Haut  zurück,   in   dem  man  die 


134  Jahresbericht  für  Chinirgie.    I.  Teil. 

Reste  von  PhalaDgen  als  kleine,  dänne  Enochenstückchen  deutlich  hindurch- 
fühlen kann.  Auch  der  Vorderarm  fühlt  sich  weich  und  teigig  an  und  zeigt 
schwappendes  Gefühl  bis  zum  Ellbogengelenk  hinauf.  Kadius  und  Ulna  lassen 
sich  durchtasten.  An  Röntgenbildern  erkennt  man,  dass  die  Knochen  der 
Finger  und  Hand  nur  noch  in  Resten  vorhanden  sind;  die  Handgelenksepi- 
physen  sind  gelöst;  die  Ulna  zeigt  in  der  Mitte  eine  Fraktur  und  ist  im 
unteren  Drittel  defekt  durch  Usurierung.  Das  Capituluni  radü  ist  luxiert, 
Olekranon  und  Trochlea  arrodiert.  Der  Arm  kann  nur  auf  einer  Schiene 
getragen  werden.  Reste  von  Muskeln  und  Sehnen  sind  noch  vorhanden.  Die 
einzig  mögliche  Therapie  ist  Amputation.  Payr  (12)  hat  erfolgreich  einen 
mannsfaustgrossen  Tumor  in  der  Wange  eines  17  jährigen  Jungens  durch 
Einführung  von  42  Magnesiumpfeilen  in  sechs  Sitzungen  innerhalb  acht  Mo- 
naten behandelt.  Er  verfügt  über  8  oder  9  derartig  behandelte  Fälle,  von 
Bramann  (4)  behandelte  einen  Fall  von  Lymphangiom  am  Vorderarme  aber 
ohne  Knochenatrophie  mit  Punktionen  und  Injektionen  von  Jodoformglyzerin. 
Als  einige  Besserung  erzielt  war,  entzog  sich  die  Patientin  der  Behandlung. 
Endlich  hat  von  Beck  (3)  einen  ähnlichen  Fall  gesehen. 

Delbanco  (6)  demonstrierte  im  Hamburger  ärztlichen  Vereine  ein 
11  jähriges  Mädchen  mit  einem  angeborenen  diffusen  Lymphangiom  der  tieferen 
Schichten  der  Haut  am  linken  Oberschenkel.  Das  Gewebe  war  derb  anzu- 
fühlen und  enthielt  zahlreiche  auf  Druck  nicht  verschwindende,  über  die 
Oberfläche  hervorragende  Bläschen  von  Erbsen-  bis  Tautropfengrösse.  Der 
Inhalt  ist  hellserös  oder  infolge  von  Blutungen  blau  gefärbt.  Nach  der  mi- 
kroskopischen Untersuchung  sind  die  Bläschen  der  Ausdruck  einer  Lymph- 
stauung im  oberen  Teile  der  Haut;  die  weiten  Maschenräume  entbehren  des 
Endothels.  Ein  weiteres  Literesse  beansprucht  der  Fall  durch  eine  Musku- 
latur und  Knochen  (Röntgenbild)  umfassende  Hypoplasie  des  Unterschenkels 
und  des  Fusses  —  eine  Entwickelungsstörung  infolge  des  Lymphangioms. 
Trömner  schliesst  sich  auf  Grund  der  neurologischen  Untersuchung  des 
Falles  dem  Vorredner  an. 

Sequeira  (15)  hat  seit  1901  etwa  hundert  Fälle  von  Ulcus  rodens  mit 
Röntgenbestrahlungen  behandelt.  Er  nimmt  auf  Grund  mikroskopischer  Bilder 
an,  dass  die  Zellkerne  zerstört  werden  und  die  Zellleiber  fettig  degenerieren; 
gleichzeitig  entsteht  eine  kleinzellige  Infiltration.  Neben  der  Degeneration 
der  Epithelzellen  besteht  eine  Wucherung  des  Bindegewebes.  Kleine  Herde 
werden  natürlich  mit  dem  Messer  exstirpiert.  Dagegen  eignen  sich  für  die 
Röntgentherapie  sehr  ausgedehnte  Erkrankungen  und  solche  am  inneren  Lid- 
winkel und  überhaupt  in  der  Nähe  der  Augenlider,  weil  hier  die  kosmetischen 
Resultate  aller  Plastiken  nicht  so  ideal  ausfallen.  In  zwei  sehr  rebellischen 
Fällen  hat  er  keine  Heilung  erzielt.  Viele  seiner  ältesten  Fälle  sind  rezidiv- 
frei, darunter  ein  sehr  ausgedehntes  Ulcus  rodens  von  ISjähriger  Dauer  nach 
3  monatlicher  Behandlung  seit  2^^  Jahren  geheilt.  Viele  Fälle  länger  als 
ein  Jahr  rezidivfrei.  In  etwa  der  Hälfte  der  Fälle  traten  leichte  Rezidive 
auf,  welche  unter  erneuter  Behandlung  endgültig  heilten.  Kleine  Herde  heiles 
nach  etwa  einem  Dutzend  Bestrahlungen,  grössere  Höhlen  erst  nach  Monaten. 
Gewöhnlich  wird  ein  um  den  andern  Tag,  bei  sehr  ausgedehnten  Ulzerationen 
auch  wohl  täglich  bestrahlt.  Eine  Verbrennung  zu  erzeugen,  ist  nicht  nötig. 
Die  umgebende  gesunde  Haut  wird  durch  Bleimasken  geschützt.  Er  hält 
nach  seinen  Erfahrungen  die  Röntgentherapie  in  allen  denjenigen  Fällen  far 


Becker,  Verletzangen  and  chirurgische  Krankheiten  der  Haut  etc.  135 

ein  gates  Heilmittel,  wo  operative  Entfernung  nicht  ausführbar  ist.  Zwei 
Fälle  sind  durch  Photogramme  vor  und  nach  der  Behandlung  illustriert. 

Taylor  (17)  gibt  Beschreibungen  und  Abbildungen  von  vier  Fällen  von 
Hautkankroiden  des  Gesichts,  welche  durch  Röntgenstrahlen  geheilt  (drei) 
bezw.  wesentlich  gebessert  (einer)  wurden.  Man  muss  stets  genügend  be- 
strahlen, um  einen  gehörigen  Ätzschorf  zu  erzielen.  Hat  die  Neubildung 
bereits  den  Knochen  ergriffen,  so  ist  wohl  wesentliche  Besserung,  aber  kaum 
völlige  Heilung  zu  erzielen.  Auffällig  ist  das  rasche  Verschwinden  der  Schmerzen 
and  die  Verringerung  der  Eiterung  selbst  in  sehr  schweren  Fällen. 

In  dermatologischen  Zeitschriften  findet  man  immer  noch  zahlreiche  Be- 
schreibungen von  Hautsarkomen,  welche  dem  chirurgischen  Begriffe  des  Sar- 
koms nicht  entsprechen.  Es  werden  darunter  Fälle  von  sehr  chronischem 
Verlaufe  beschrieben,  die  fast  nie  Metastasen  und  keine  Kachexie  machen 
und  nur  durch  ihre  Ausdehnung  dem  Träger  lästig  fallen.  Derart  ist  auch 
ein  von  Johnston  (8)  beschriebener  Fall  von  Spindelzellensarkom.  Das 
mikroskopische  Bild  rechtfertigt  wohl  die  Diagnose,  nicht  aber  das  klinische. 
Es  wäre  zu  wünschen,  dass  eine  Einigung  zwischen  den  beiden  Spezialwissen- 
schaiten  herbeigeführt  würde. 

Pelagatti  (13)  versucht  auf  Grund  von  sieben  Fällen  das  Gebiet  der 
Hautsarkomatose  zu  klären  und  ordnet  die  beiden  Hauptgruppen  der  jy^eLV- 
kome**  und  „Sarkoide^  in  verschiedene  Untergruppen.  Die  Chirurgie  hat  nie 
mit  dieser  dermatologischen  Auffassung  sympathisiert.  Wen  es  interessiert,  der 
lese  das  Original. 

Wende  (18)  stellt  im  Anschluss  an  einen  von  ihm  beobachteten  tödlich 
verlaufenden  Fall  von  Hautsarkomatose  (Kaposi),  dessen  genaue  klinische  und 
mikroskopisch-pathologische  Beschreibung  lesenswert  ist,  folgende  Leitsätze  auf: 

1.  Die  Hautsarkomatosis  (Kaposi)  ist  eine  klinisch  gut  charakterisierte 
Krankheit. 

2.  Sie  befällt  hauptsächlich  Erwachsene.  Sie  beginnt  in  Form  kleiner 
tief  in  der  Haut  gelegener  Papeln,  welche  allmählich  eine  bestimmte  Grösse 
erreichen,  aufbrechen^  eitern  und  wuchernde  Granulationsflächen  zurücklassen. 

3.  Histologisch  bestehen  sie  aus  Rundzelleninfiltrationen  in  den  tieferen 
Schichten  der  Haut  in  der  Umgebung  der  Blutgefässe,  Haarfollikel,  Schweiss- 
drosen  und  Lymphspalten.  Die  Ätiologie  ist  noch  dunkel;  offenbar  handelt 
es  sich  um  eine  Infektionskrankheit. 

4.  Mikroskopisch  besteht  zwar  eine  grosse  Ähnlichkeit  mit  der  Mycosis 
fangoides,  klinisch  ist  aber  das  Auftreten  so  abweichend  davon,  dass  die 
beiden  Erkrankungen  leicht  von  einander  zu  scheiden  sind.  Ebenso  ist  eine 
Verschmelzung  mit  Syphilis,  Lymphoderma,  Blastomycosis  und  Carcinomatosis 
kaum  möglich. 

In  der  Diskussion  über  diesen  auf  der  Jahresversammlung  amerikani- 
scher Dermatologen  (Mai  1903)  in  Washington  gehaltenen  Vortrag  wurde  u.  a. 
festgestellt,  dass  unter  Hautsarkomatose  Dermatologen  und  Chirurgen  ganz 
verschiedenartige  Erkrankungen  verständen :  chirurgische  Sarkome  ziehen  sich 
nicht  über  Jahre  in  die  Länge;  man  solle  solche  Fälle  lieber  als  Granu- 
lome bezeichnen. 

Beck  (New-York)  (2)  behandelte  einen  32  jährigen  Patienten,  bei  welchem 
sich  vor  17  Jahren  im  Anschluss  an  einen  Steinwurf  eine  langsam  wachsende 
Wutreiche  Geschwulst  entvnckelt  hatte,  die  schliesslich  sich  über  die  ganze 
behaarte  Kopfhaut,  die  Schläfen-,  Augen-  und  Nasengegend  ausdehnte.     Die 


136  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Geschwulst  pulsierte;  Karotiskompression  hatte  nur  einen  geringfügigen  Ein- 
fluss.  Schwindelanfalle  und  Blutungen  durch  Arrosion.  Er  unterband  erst 
beide  Schläfenarterien,  dann  die  Art.  frontales  und  angulares,  aber  ohne 
Erfolg.  Sodann  wurde  bei  präliminarer  unterbrochener  Naht  und  Digital- 
kompression die  Totalexstirpation  vorgenommen,  wobei  es  zu  einer  profusen 
Blutung  kam.  Heilung.  Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Tumors  Hess 
es  zweifelhaft,  ob  ein  Angiokavernom  oder  Angiosarkom  vorlag. 

Williams  (19)  in  Boston  bespricht  in  einer  kurzen  Arbeit  den  thera- 
peutischen Wert  der  Röntgenstrahlen  auf  die  Erkrankungen  der  Haut,  gewisse 
Formen  von  Krebs  und  auf  das  Lymphdrüsensystem.  In  letzterer  Hinsicht 
ist  besonders  Fall  Nr.  78  interessant.  Auf  der  Photographie  des  zwölfjährigen 
Mädchens,  welches  angeblich  zuerst  wegen  „Lymphosarkom",  später  wegen 
„Rundzellensarkom^  —  nach  mikroskopisch  bestätigter  Diagnose !  —  operiert 
wurde,  erkennt  man  einen  kolossalen  Tumor  unter  dem  rechten  Unterkiefer 
und  einen  kleineren  unter  dem  linken  Ohre.  Auf  der  zweiten  Photographie 
ist  es  unter  Röntgenbestrahlung  ein  kaum  wieder  zu  erkennendes  bildschönes 
Fräulein  geworden! 

Ravenna  (14)  beschreibt  ausführlich  den  Sektionsbefund  eines  hasel- 
nussgrossen,  melanotischen  Tumors  am  After,  welcher  Metastasen  in  den 
sakralen  utid  inguinalen  Lymphdrüsen  und  in  der  Leber  gemacht  hatte.  Sie 
durchsetzten  infiltrierend  das  gesamte  Leberparenchym,  so  dass  nur  noch  sehr 
kleine  Inseln  normalen  Lebergewebes  vorhanden  waren.  Das  Ganglion 
coeliacum,  welches  bei  Menschen,  die  an  Lebercirrhose  gestorben  sind,  Atrophie 
und  Schwund  der  nervösen  Elemente  und  Hyperplasie  der  Bindesubstanzen 
in  der  Regel  aufweist,  war  auch  in  diesem  Falle  in  hohem  Grade  sklerosiert. 
Es  handelte  sich  nach  dem  mikroskopischen  Bilde  um  ein  Melanosarkom. 

Morestin  (11)  entfernte  einer  66jährigen  Frau  einen  malignen  Tumor, 
der  mit  breitem  Stiele  der  Gegend  des  Pektoralisrandes  aufsass  und  in 
6  Monaten  die  Grösse  einer  kleinen  Orange  erreicht  hatte.  In  der  Achsel- 
höhle lag  ein  Paket  steinharter  Lymphdrüsen.  Der  Tumor  hing  weder  mit 
dem  Pektoralismuskel  noch  der  Milchdrüse  zusammen,  wenngleich  mit  dem 
unteren  Pektoralisrande  scheinbar  eine  geringfügige  Verwachsung  bestand. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  es  sich  um  ein  Epithelioma 
der  Haut  mit  hohen  Zylinderzellen  handelte,  welches  anscheinend  seinen  Aus^ 
gang  von  dem  interpapillären  Gewebe  der  Kutis  genommen  hatte.  Die  Lymph- 
drüsen zeigten  die  gleichen  Veränderungen. 

S  tan  gl  (16)  beschreibt  zwei  gutartige  kleine  Hautgeschwülstchen,  welche 
er  zwei  jungen  Mädchen  exstirpierte  und  gibt  auf  einer  Tafel  gute  Ab- 
bildungen des  mikroskopischen  Befundes.  Es  handelt  sich  um  zellreiche 
Neoplasmen,  welche  in  innigem  Konnex  zu  den  Gefässen  stehen.  Man  sieht 
Zellen  mit  mittelgrossem  polygonalen  oder  rundlichem,  hellem  Protoplasma- 
leib, rundem,  chromatinreichem  Kerne  und  deutlicher  Zellgrenze.  Die  Zellen 
liegen  unmittelbar  nebeneinander  und  zeigen  keine  Interzellularsubstanz.  Das 
Stroma  wird  ausschliesslich  von  Gefässen  gebildet.  Die  Geschwulstzellen  sitzen 
den  Kapillaren  unmittelbar  auf,  so  zwar,  dass  auf  die  Endothelschicht  eine 
Reihe  von  regelmässig  angeordneten  kubischen  Tumorzellen  folgt.  In  dem 
zweiten  Falle  zeigen  die  Gefässe  hochgradige  hyaline  Degeneration  ihrer 
Wandungen.  Obwohl  Perithelien  nur  bei  den  Blutgefässen  weniger  Organe, 
nicht  aber  der  Haut,  vorkommen,  so  hält  sich  Verf.  doch  für  berechtigt,  die 
beiden  beschriebenen  Tumoren  für  Peritheliome  anzusprechen. 


Becker,  Verletzangen  und  chirargische  Krankheiten  der  Haut  etc.  137 


5.  Regressive  Eni&hrungsstönuigen, 

1.  Bettmann,  Hysterische  Selbstheschadigang  unter  dem  Bilde  der  neurotischen  Hant- 
gangrftn.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  41. 

2.  deBeurmann  etßamond.  Abc^s  sous-cutan^  multiples  d'origine  mycosique. 
Annales  de  Dermatologie  1903.  Nr.  819. 

3.  Brouson,  A  case  of  symmetrical  gangrene.  Journal  of  cutan.  diseases  1903.  October. 

4.  Bruhns,  Idiopathische  Hautatrophie.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  p.  38. 

h,  Gohn,  Einige  Bemerkungen  zur  Behandlung  der  Purunkulosis.  Monatshefte  für  prakt. 
Dermatologie  1903.  Bd.  36.  Heft  4. 

6.  Dreuw,  Ober  eine  umschriebene,  bisher  unbekannte  Degeneration  der  Kutis.  ZugIeio|i 
ein  Beispiel  von  Simulation  einer  Hautkrankheit.  Äjrztl.  SachverstAndigen-Zeitg.  1903. 
Nr.  9. 

7.  *  Ober  eine  bisher  unbekannte  zirkumskripte  Degeneration  der  Haut.  Offizielles 
Protokoll  des  ärztl.  Vereins  Hamburg.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  p.  1987. 

8.  A  GrroBS,  Ober  artifizielJe  Hautgangrän.  Deutsches  Archiv  für  klin.  Medizin.  Bd.  75. 
Heft  1  u.  2. 

9.  Hauffe,  Ober  die  Behandlung  des  Karbunkels  mit  KoUodium-Umpinselung.  Allgem. 
med.  Zentral-Zeitung  1903.  Nr.  16. 

10.  Jesionek,  Atrophie  der  Haut    Offizielles  Protokoll  des  ftrztlichen  Vereins  München. 
Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  p.  272. 

11.  *Kis Singer,  Ober  Hautgangrftn  nach  Karbol-  und  Ljsolwasserumschlftgen.    Monats- 
schrift für  Unfallheilkunde  1903.  Nr.  10. 

12.  ^Krans,  Ober  entzündliche  Knotenbildung  in  der  Haut  mit  umschriebener  Atrophie 
des  Fettgewebes.    Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis.  Bd.  66. 

13.  Most,  Ober  Schmierseifenverfttzung.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  8. 

14.  H.  £.  Schmidt,  Ein  Fall  von  Hautatrophie  nach  Röntgenbestrahlung.  Archiv  für 
Dennatologie  und  Syphilis.  Bd.  64.  Heft  1. 

Cohn  (5)  hat  am  eigenen  Leibe  die  Erfahrung  gemacht,  dass  man  bei 
•allgemeiner  Furunkulose  durch  Inzisionen  nicht  immer  schnell  zum  Ziele 
kommt,  und  zieht  die  Behandlung  mit  10^/oiger  Ichthargansalbe  und  Ichthyol- 
badem  vor.  Übrigens  hat  bei  ihm  auch  diese  Methode  sich  über  viele 
Monate  hingezogen.  Die  Arbeit  hat  wohl  mehr  für  den  Dermatologen 
Interesse. 

Hauffe  (9)  hat  in  einigen  Fällen  den  Karbunkel  in  weiter  Umgebung 
mit  Kollodium  umpinselt  und,  da  schon  vorher  meistens  ein  siebförmiger 
Darchbmch  stattgefunden  hatte,  die  Heilung  beschleunigt,  wie  er  glaubt, 
infolge  des  ständigen  gleichmässigen  Druckes  der  Kollodiumdecke.  Er  emp- 
fiehlt die  Methode  selbstverständlich  nur  dann,  wenn  vom  Patienten  ein 
Einschnitt  verweigert  wird. 

Auffallend  ist  ein  von  H.  E.  Schmidt  (14)  beobachteter  Fall  von 
Hantatrophie  nach  einmaliger  Röntgenbestrahlung  —  allerdings  von  halb- 
stündiger Dauer.  Zwei  bis  drei  Wochen  später  beobachtete  der  sonst  gesunde 
Mann  eine  Rötung  der  bestrahlten  Haut,  die  nicht  wieder  schwand.  Aller- 
dings nahm  das  ursprüngliche  Hellrot  allmählich  eine  dunklere  Nuance  an 
und  wurde  nach  Jahresfrist  sogar  blaurot.  Die  Haut  wurde  dünn,  nässte 
über  nicht.  Die  Affektion  besteht  jetzt  vier  oder  fünf  Jahre  unverändert. 
An  den  Fingerknochen  entwickeln  sich  Verdickungen.  Die  Haut  ist  livide, 
«tark  verdünnt  und  gefaltet  wie  ;,zerknittertes  Zigare ttenpapier^.  Ein  gutes 
Photogramm  ist  beigegeben. 

Bruhns  (4)  stellte  in  der  Gesellschaft  der  Charit^- Ärzte  einen 
57jährigen  Steinsetzer  mit  idiopathischer  Hautatrophie  zumal  an  den  unteren 
Oliedmassen,   Kreuz  und  Rücken  vor,   die  nach  der  Angabe   des  Kranken 


138  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Folge  der  Kriegsstrapazen  1870/71  sein  sollen.  Die  Diagnose  wnrde  dnrcb 
mikroskopische  Untersuchung  eines  exzidierten  Hautstückchens  bestätigt.  Im 
übrigen  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Jesionek  (10)  stellte  im  Münchener  ärztlichen  Verein  einen  62jährigen 
Kranken  vor,  bei  dem  sich  seit  etwa  '/«  Jahren  eine  allgemeine  Atrophie  der 
Haut  entwickelt  hat,  und  verbreitete  sich  eingehend  über  den  histologischen 
Befund  bei  dem  sehr  seltenen  Falle.  Ausführlich  soll  über  den  Fall  im 
Jahresberichte  des  Vereins  berichtet  werden. 

Dreuw  (6)  hat  sich  grosse  Mühe  gegeben,  bei  einem  ganz  raffinierten 
ünfallskranken  eine  eigentümliche  Hauterkrankung  (Anästhesie ,  vergesell- 
schaftet  mit  periodisch  auftretender  Koötchenbildung)  klar  zu  legen  und  den 
Simulanten  zu  entlarven.  Es  ist  ihm  gelungen  und  das  Reichsversichemngs- 
amt  hat  sich  seinen  Ausführungen  angeschlossen.  Die  Einzelheiten  müssen 
im  Originale  nachgelesen  werden. 

Gross  (8)  beschreibt  einen  Fall  von  multipler  Nekrosenbildung  auf  der 
äusseren  Haut  eines  psychisch  nicht  ganz  normalen  19  jährigen  Mädchens^ 
deren  rätselhafte  Entstehung  zuerst  an  neurotische  Hautgangrän  denken 
Hess;  später  stellten  sie  sich  als  durch  Salzsäure  vorsätzUch  erzeugte  Arte^ 
fakte  heraus. 

Eingehender  behandelt  Bettmann  (1)  unter  Hinweis  auf  seine  frühere- 
(Deutsche  Zeitschrift  für  Nervenheilkunde,  17.  Bd.)  und  Cassierers  (Die 
vasomotorisch-trophischen  Neurosen,  Berlin  1901,  und  Zentralbl.  f.  d.  Grenz- 
gebiete der  Medizin  und  Chirurgie  1900,  Bd.  3)  ausführliche  Publikation  die 
"Frage  der  hysterischen  Selbstbeschädigung  unter  dem  Bilde  der  multiplen 
neurotischen  Hautgangrän.  Er  hält  die  Haut  mancher  Hysterischen  für  ganz, 
besonders  empfindlich  gegenüber  äusseren  Reizen  und  empfiehlt  daher  beson- 
dere Vorsicht  bei  der  Verordnung  diflferenter  Substanzen. 

Brouson  (3)  beschreibt  einen  Fall  von  symmetrischer  Gangrän  bei 
einem  jungen  Mädchen  unter  Reproduktion  einer  guten  Photographie.  Es^ 
muss  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Most  (13)  beobachtete  bei  einer  61jährigen  Frau  tiefe,  durch  Ein- 
reibung von  gewöhnlicher  Schmierseife  hervorgerufene  Gangrän  an  beiden 
Vorderarmen.  Die  Frau  hatte  sich  ihr  durch  Läuse  hervorgerufenes  Ekzem 
durch  Schmierseife  heilen  wollen.  Kontrollversuche  ergaben,  dass  Schmierseife 
die  gesunde  unverletzte  Oberhaut  nicht  angreift,  wohl  aber  dann,  wenn  Kratz- 
effekte, Messerstichelungen  u.  s.  w.  vorher  gemacht  wurden.  Das  in  der  Seif» 
vorhandene  überschüssige  Ätzkali  wird  beschuldigt. 

de  Beuermann  und  Ramend  (2)  behandelten  einen  37jährigen 
Weinreisenden  mit  multiplen  cystenartigen  Gebilden  im  Subkutangewebe, 
welche  zuerst  den  Eindruck  von  Cysticerken  machten.  Beim  Einschnitte 
zeigte  es  sich,  dass  es  dickwandige  Abszesse  mit  krümeligem,  geruchlosem 
Eiter  waren  und  an  tuberkulöse  Abszesse  erinnerten.  Indessen  wurden 
Tuberkelbazillen  nicht  gefunden.  Durch  Züchtung  liess  sich  dagegen  aus 
mehreren  Abszessen  immer  der  gleiche  Pilz  isolieren,  welcher  für  Kaninchen 
und  Meerschweinchen  nicht  pathogen  war.  Es  erfolgte  vollkommene  Heilung 
durch  innerliche  Darreichung  von  Jodkalium.  Wegen  der  Einzelheiten  muss 
auf  das  Original  verwiesen  werden. 


Becker»  Yerletsangen  nnd  chirurgische  Krankheiten  der  Ilaut  etc.  139 

6.  Epitheliale  Anhangsgebilde  der  Haut. 

1.  Alexandre,  Snr  an  cas  d*onychogr3rphoai8.    Revae  de  Chimrgie  1903.  Bd.  3.  p.  317 

2.  Roth,  Snbnngnale  Sarkome.    Inaüg.-I)i86ert.    Rostock  1908. 

Alexandre  (1)  teilt  einen  Fall  von  hochgradiger  Onychogryphosis  an 
beiden  Füssen  einer  81jährigen  Greisin  mit  und  bespricht  die  Erkrankung 
rom  klinischen  Standpunkte.  Zur  Behandlung  hat  man  Salizylsäurepflaster 
and  Exstirpation  des  Nagels  samt  dem  Nagelbette  empfohlen.  Vor  Rezidiven 
schützt  aber  selbst  die  Radikaloperation  nicht.  In  ätiologischer  Hinsicht 
kommt  Stiefeldruck  und  Unsauberkeit  in  Betracht. 

Wer  sich  über  subunguale  Tumoren,  insbesondere  Sarkome,  unterrichten 
will,  muss  die  sehr  ausführliche  und  fleissige  Dissertation  von  Rothe  (2) 
lesen.  Nach  einer  kurzen  Darstellung  aller  bekannten  subungalen  Geschwulst- 
formen (Clavus,  Verruca,  Comu,  Karzinom,  Kankroid,  Exostose,  Chondrom, 
Fibrom,  Papillom,  Leiomyom,  Telangiektasie)  bespricht  er  eingehend  die  sub- 
ungualen Sarkome,  deren  er  in  der  Literatur  vier  vorfand.  Dazu  kommt  die 
eigene  Beobachtung,  welche  einen  63  jährigen  Holzarbeiter  betraf,  welcher  seit 
zwei  Jahren  unter  dem  Nagel  des  linken  vierten  Fingers  eine  „Warze"  trug, 
welche  bei  allen,  auch  geringfügigen,  Traumen  blutete.  Nach  Entfernung  der 
als  Hyperkeratose  angesehenen  Epithelmassen  stellte  sich  heraus,  dass  der 
Tumor  wuchs  und  den  Nagel  abhob.  Es  wurde  deshalb  das  Endglied  ab- 
gesetzt. Von  den  in  der  Literatur  bekannten  zehn  Fällen  maligner  sub- 
ungualer Tumoren  sind  sechs  Rund-  oder  Spindelzellentumoren  und  vier  Melano- 
sarkome;  ihr  Ausgangspunkt  ist  meist  das  Periost.  Auf  die  sehr  genaue  mikro- 
skopische Untersuchung  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden.  Aus  dem 
gewonnenen  Gesamtmaterial  zieht  Verf.  folgende  Schlussfolgerungen.  Es  gibt 
bösartige  und  gutartige  subunguale  Tumoren:  die  ersteren  erweisen  sich 
meistens  als  periostale  Rund-  oder  Spindelzellensarkome,  auch  Melanosar- 
kome,  während  die  letzteren  fast  stets  Endotheliome  sind.  Die  Sarkome 
finden  sich  nur  bei  Leuten  über  50  Jahren,  die  benignen  nur  bei  jüngeren 
Personen  bis  zu  42  Jahren.  Unter  elf  ausführlich  mitgeteilten  Fällen  findet 
sich  viermal  eine  Verletzung  als  Ursache  angegeben.  Der  klinische  Verlauf 
ist  charakteristisch  durch  die  Abstossung  des  Nagels,  die  Ulzeration  oder 
sonstigen  entzündlichen  Erscheinungen  und  durch  Metastasen-Bildung.  Meistens 
bestehen  heftige  Schmerzen.  Die  Prognose  ist  wie  bei  allen  Sarkomen  — 
mit  Ausnahme  der  Angiosarkome  —  schlecht.  Die  Diagnose  macht  in  den 
frühen  Entwickelungsstadien  grosse  Schwierigkeiten;  sobald  erst  ein  richtiger 
,Tumor"  da  ist,  dürfte  sie  leicht  sein.  Sieht  man  bei  einem  mehr  oder 
weniger  entzündeten  Nagel  Wucherungen  vorn  unter  dem  Nagel  oder  an  dem 
seitlichen  Nagelfalz  hervorwachsen,  so  sollte  man  sie  nicht  ohne  weiteres  für 
einfaches  Granulationsgewebe  halten.  Die  Diagnose  der  Angio-  und  Melano- 
sarkome  macht  keine  Schwierigkeiten.  Im  grossen  und  ganzen  genügt  die 
Diagnose  subungualer  Tumor,  um  die  chirurgische  Therapie,  welche  nur  in 
einer  mehr  oder  weniger  weitgehenden  Exartikulation  bestehen  kann,  in  ihr 
Recht  treten  zu  lassen.  Das  Studium  dieser  unter  Wolters  Leitung  aus 
der  Rostocker  Poliklinik  für  Hautkrankheiten  hervorgegangenen  Dissertation 
kann  gar  nicht  dringend  genug  empfohlen  werden. 


140  Jahresbericht  fflr  Ghimrgie.    I.  Teil. 

7.  Seltene,  durch  Parasiten  erzeugte  Hautkrankheiten. 

1.  Buschke,  Blastomykose.    Die  Deutsche  Klinik  am  Eingange  des  zwanzigsten  Jahr- 
hunderts.   Berlin  1903. 

2.  Gangitano,  Gontributo  allo  studio  delle  infezioni  blastomicetiche  della  cnte.    Clinica 
chirnrgica  1903.  N.  8—9. 

3.  ^Seqneira,  Über  Blastomykosis  der  Haut.    Brit.  joum.  of  dermatology  1903.    ApriL 

Buschke  (1)  hat  die  Blastomykose  zum  Gegenstand  einer  akade- 
mischen Vorlesung  gemacht.  Nach  einer  historischen  Einleitung  und  einem 
kurzen  Abriss  über  die  Bedeutung  der  Hefepilze  in  der  Tierpathologie  bespricht 
er  sehr  eingehend  und  lehrreich  die  menschliche  Blastomykose.  Er  imter- 
scheidet  zwei  grosse  Gruppen:  die  Saccharomykosis  und  die  Oidium- 
mykosis.  Die  erstere  ist  eine  im  wesentlichen  primär  in  der  Haut,  viel- 
leicht aber  auch  gelegentlich  in  inneren  Organen  lokalisierte  Affektion,  bei 
der  es  im  weiteren  Verlaufe  zu  Metastasenbildung,  Wachstum  der  Parasiten 
im  Blute  und  in  den  meisten  inneren  Organen  kommt.  Histologisch  handelt 
es  sich  um  ein  regelloses  Wachsen  der  Hefen  im  Gewebe,  teils  mit  sehr  hoch- 
gradigen entzündlichen  Reaktionserscheinungen,  hin  und  wieder  mit  Riesen- 
zellenbildungen im  Gewebe,  teils  mit  minimaler  Gewebsreaktion,  um  eine  ein- 
fache Mykose.  Diese  Krankheitsgruppe  stellt  eine  Rarität  dar,  welche  für 
die  menschliche  Pathologie  keine  grosse  Bedeutung  hat;  nur  wenige  Fälle  sind 
hislang  bekannt.  Im  Gegensatz  hierzu  handelt  es  sich  bei  der  Oidiam- 
mykose  um  eine  chronische  Infektionskrankheit,  welche  meist  über  Monate 
und  Jahre  verläuft,  wenn  auch  während  der  Dauer  der  Krankheit  akute 
Schübe  und  Verschlimmerungen  sich  entwickeln  können.  Das  primäre  Loka- 
lisationsorgan  ist  die  Haut.  In  einer  Anzahl  von  Affektionen  bleibt  die 
Krankheit  entweder  ganz  oder  doch  sehr  lange  hier  lokalisiert,  in  anderen 
dagegen  pflanzt  sie  sich  auf  benachbarte  Schleimhaut,  Knochen,  Testikel, 
kurzum  der  Haut  benachbarte  Organe  fort  und  pflegt,  bei  Tieren  anscheinend 
nur  selten,  bei  Menschen  mit  geringen  Ausnahmen  fast  regelmässig  Metastasen 
in  die  inneren  Organe  zu  machen,  in  die  Lungen,  Nieren,  Milz,  Samenblasen, 
Periost,  Zentralnervensystem.  In  der  grössten  Zahl  führt  die  Verallgemeine- 
rung zum  Tode.  Allgemeinerscheinungen,  welche  die  Krankheit  macht,  haben 
nichts  typisches.  Streng  lokalisierte  Hautherde  können  —  oft  unter  günstiger 
Beeinflussung  von  innerer  Jodkalidarreichung  —  ausheilen.  Die  speziellen 
Untersuchungen,  welche  besondere  Arten  der  Hefepilze  diese  Erkrankungen 
machen,  sind  bislang  noch  nicht  zu  einem  einwandsfreien  Ei^ebnisse  ge- 
kommen. In  einer  kurzen  Schlussbetrachtung  kommt  Verf.  zum  Schlüsse, 
dass  bislang  nicht  der  geringste  Beweis  dafür  erbracht  ist,  dass  Blastomyceten 
Erreger  maligner  Geschwülste,  insbesondere  der  Karzinome  und  Sarkome  sein 
könnten.  Anhangsweise  bespricht  er  noch  die  blastomycetische  Septikämie 
und  die  Hefetherapie  einiger  neuerer  Gynäkologen.  —  Wer  sich  über  die 
Frage  der  Blastomykose  unterrichten  will,  wird  mit  Vergnügen  die  lichtvolle 
Darstellung  studieren. 

Bei  einem  54jährigen  Manne,  der  am  linken  Unterschenkel  und  Fusse 
ein  pigmentiertes  Hautsarkom  aufwies,  musste  Gangitano  (2)  das  Glied 
amputieren.  Er  unterwarf  die  Geschwulst  einer  histologischen  und  bakterio- 
logischen Untersuchung  und  führte  mit  den  aus  den  Kulturen  isolierten  Blasto- 
myceten Experimente  an  Meerschweinchen,  Hunden,  Kaninchen,  Tauben  und 
Hühnern  aus.     Die  Schlüsse,  zu  denen  er  gelangte,  sind  folgende: 


Goldmann,  Erkrankungen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  and  Muskeln.  141 

1.  Es  gibt  durch  Blastomyceten  hervorgemfene  Formen  von  Hautkrank- 
heiten, die  klinisch  mit  verschiedenartig  anderen  (Madurafuss,  tuberkulöses 
Sfphüoderma,  Lepra  nodosa,  idiopathisches,  multiples  Pigmentsarkom,  Mycosis 
fongoides)  verwechselt  werden  können. 

2.  Die  Blastomyceten  können  beim  Menschen  knotenförmige  Krankheits- 
prozesse hervorrufen,  die  histologisch  den  Fleischgeschwülsten  gleichen. 

3.  In  die  Gruppe  der  Sarkoiden  Geschwülste  kann  man  eine  Varietät 
einreihen,  die  sich  als  neue  bezeichnen  lässt,  insofern  als  man  deren  Erreger 
kennt. 

4.  Die  aus  Blastomykosen  der  Haut  beim  Menschen  stammenden  Blasto« 
myceten  erweisen  sich  för  die  Experimenttiere  als  pathogen.      R.  Giani. 


Erkrankungen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  und 

MuskehL 


Referent:  E-  Goldmann,  Freiburg. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Abbamondi ,  L.,  Due  casi  di  anatoma  ossifico.  Annali  di  medicina  navale  1908.  Vol.  II,. 
pa&  526, 

2.  Adolph,  Ein  Fall  von  Mnskel&bszess.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  18. 
Z.  Agricola,  Ober  traumatische  Myositis  ossificans.    Diss.  Freibarg  1903. 

i  fi  arg.  Über  muskolöse  Rücken  Versteifung  (Bigiditas  dorsalis  myopathica  Senator)  mit. 

besonderer  Berücksichtigung  des  traumatischen  Ursprungs.    Diss.  Berlin  1903. 
^  Becker,  Beitrag  zur  traumatischen,  nicht  komplizierten  Luxation  der  Extensorensehnen« 

der  Finger.     Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  12. 

6.  Bing,  Ober  angeborene  Muskeldefekte.    Inaug.-Diss.  Basel  1902. 

7.  Binnie,  On  myositis  ossificans  ti-aumatica.    Annais  of  suryeng  1903.  September. 

8.  Borchard,  Beitrag  zur  Myositis  ossificans.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903^ 
Bd.  68.  Heft  1  u.  2. 

9.  Borst,    Über  die   HeilungsYorg&nge   nach   Sehnenplastik.    Zieglers  Beiträge   1908.. 
Bd.  XXXIV.  Heft  1. 

10.  Ghaquet,  Gase  of  myositis   ossificans.    Medical  Press  1903.  April  1. 

11-  Ferra  ton,  Myosite  ossifiante  progressive.    Revue  d'Orthopödie.  Nr.  4.  1.  Juli  1903. 

12.  Flesch,  Durch  Glutealmnskelparese  bedingte  Gehstürung.    Med.  Blätter  1903.  Nr.  28. 

13.  Fordyce,  Myositis  Syphilitica.    Journal  of  cut.  diseases.    April  1903. 
1^  Fritz,  Die  Heilungsvorgänge  nach  Sehnenplastik.    Diss.  Würzburg  1903. 

Id.  (xrüneberg,  Sehnentransplantation.     Altonaer   ärztlicher  Verein.     Münchener  med. 

Wochenschrift  1908.  Nr.  27. 
1&  Hartm*ann,  Beiträge  zur  Mechanik  quergestreifter  Muskeln.    Diss.  Tübingen  1908. 

17.  Hoffa,  Beiträge  zur  Sehnenplastik.    Freie  chir.  Vereinigung.    Zentral- Blatt  für  Chirur- 
gie 1903.  Nr.  9. 

18.  Ito  nnd  Sinnaka,  Zur  Kenntnis  der  Myositis  iufectiosa  in  Japan.    Deutsche  Zeit- 
Schrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  69.  Heft  2—4. 


142  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

19.  Itzerott,  Myositis  ossificans.    Diss.  Leipzig  1903. 

20.  Kienböck,  Zur  radiographischen  Anatomie  und  Klinik  des  traumatischen  intramusku- 
lären Osteoms.    Wiener  klin.  Bundschau  1903.    Nr.  47  u.  49. 

21.  Lange,  Die  Sehnenverpflanzung.    Zeitschrift  für  orthopftdische  Chirurgie  1904.  Bd.  12. 
Heft  1  u.  2. 

22.  Langemaak,  Die  Entstehung  der  Hygrome.  Archiv  fOr  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  10. 
Heft  4. 

23.  Lauen  stein,  Demonstration  einer  Muskeldislokation.    32.  Chirurgen -Kongress  1903. 
Berlin. 

24.  ^Lenedde.  Über   eine  Verbesserung   in    der  Behandlung   der  schweren  Formen   der 
Syphilis.    Monatshefte  für  prakt.  Dermatologie  1903.    Bd.  XXXV.  Nr.  5. 

25.  Mäckel,  Beitrag  zur  Ätiologie  der  Ganglien.    Diss.  Leipzig  1903. 

26.  Maether,  Die  Resultate  der  Sehnennaht.    Diss.  Kiel  1903. 

27.  Mendelsson,    Über  primftres  kavernöses  Hämangiom  der  quergestreiften  Muskeln. 
Diss.  Freiburg  1903. 

28.  Michelsohn,  £in  Fall  von  Myositis  ossificans  progressiva.     Zeitschrift  für  Ortho> 
pädie  1903.  Bd.  XII.  Heft  3. 

29.  Noethe,  Resultate  der  Sehnentransplantation  bei  peripheren  Lähmungen.  Dissertation 
Berlin  1903. 

30.  Pöraire,  Anastomose   musculaire  ä  trois  ötages  pour  paralysi   infantile.     BolL  et 
m4m.  de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  6. 

31.  Reichard,  Über  Sehnenverpflanzung.     Medizmische   Gesellschaft  Magdeburg.     MOn- 
ebener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  2. 

32.  —  Sechzig  Sehnenverflanzungen.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  25. 

83.  Reiner,  Die  Tenodese  eine  Form  partieller  Arthrodese.    Wiener  med.  Wochenachrift 
1903.  Nr.  26. 

34.  —  Die  Tenodese  eine  Form  partieller  Arthrodese.     Zeitschrift    für  Orthopädie  1903. 
Bd.  12.  Heft  In.  2. 

35.  Riedinger,  Über  Sehnenrupturen.  Physikal.  med.  Gesellschaft  zu  WOrzburg.  Mflncbe- 
ner  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  34. 

36.  Rostowski,  MuskelverknOcherung  nach  Traumen    und  Entzündungen  bei  Sjringo- 
myelie.    Diss.  Halle  1903. 

37.  Saltzkow,  Über  EntztLndung  der  quergestreiften  Muskeln.     Virchows  Archivs  1903. 
Bd.  171.  Heft  1. 

38.  Samberger,  Muskelerkrankung  infolge  von  gonorrhoischer  Infektion.    Wiener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  38  und  39. 

39.  Schanz,  Erfahrungen  mit  Sehnen-  und  Muskeltransplantation.    Zeitschrift  für  Ortho- 
pädie 1903.    Bd.  12.  Heft  1  und  2. 

40.  Spitzig,  Reposition  einer  Sehnenluxation  durch  Sehnenbindung.    Archiv  für  Ortho- 
pädie 1903.  Bd.  1.  Heft  3. 

41.  Springer,  Zur  Technik  der  Sehnenverlängerung  bei  Sehnenflberpflanzung.    Archiv  ffir 
Orthopädie  1903.  Bd.  1.  Heft  3. 

42.  Stern,   Über   die  Ätiologie   und  Lokalisation  der   Sehnenscheidentuberkulose.    Dkbb. 
Freiburg  1903. 

43.  Taylor,  Myositis  ossificans.    Annales  of  surger.    June  1903. 

44.  Tilmann,  Die  Elastizität  der  Muskeln  und  ihre  chirurgische  Bedeutung,    v.  Langen- 
becks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  und  2.    v.  Esmarch  Festschrift. 

45.  *Vulpiu8,  Der  heutige  Stand  der  Sehnenplastik.    Wiener  Klinik  1903.    Heft  12. 

46.  —  Der  heutige  Stand  der  Sehnenplastik.    Zeitschrift  für  orthopädische  Chirurgie  1904. 
Bd.  XII.  Heft  1  und  2. 

47.  Zeller,  Über  primäre  Tuberkulose  der  quergestreiften  Muskeln,    v.  Braun'sche  Bei- 
träge 1903.  Bd.  39.  Heft  3. 

Abbamondi  (1)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Mnskelhämatom,  in 
welchen  dieser  in  der  Folge  eine  Verkalkung  erfuhr. 

In  einem  Falle  war  das  Hämatom  nach  unvollständiger  Ellbogenluxation 
entstanden,  im  anderen  infolge  einer  Kontusion  am  M.  brachii  biceps.  Durch 
Massage  und  innere  Jodbehandlung  wurden  die  Tumoren  zum  Schwund  ge- 
bracht. B.  Giani. 


Goldmaun,  Erkrankungen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  and  Moskeln.  143 

Bing  (6).  In  einem  Falle  von  angeborenem  Defekt  des  Pectoralis 
major  (Stemalportion)  und  Pectoralis  minor  einer  Seite,  zeigte  sich  eine  Beihe 
Yon  Muskeln  der  gleichen  und  auch  der  anderen  Seite  pathologisch  ver- 
ändert. Diinnheit  der  Fasern,  Hypertrophie  von  solchen,  Vermehrung  der 
Huskelkeme  des  interstitiellen  Bindegewebes  und  des  Fettgewebes  waren  die 
pathologisch-chemischen. 

In  den  betreffenden  Muskeln  waren  klinisch  zum  Teil  myoklonische 
Znckongen  beobachtet  worden.  Dieser  Fall  dient  dem  Verf.  zur  Erörterung 
der  zuerst  von  Erb  aufgestellten  Lehre  von  dem  Zusammenhange  der  ;, an- 
geborenen Muskeldefekte^  mit  der  Dystrophia  musculorum  progressiva.  Unter 
sorgfaltiger  Benutzung  der  Literatur  gelangte  er  zu  demSchluss:  ;,Die  kon- 
genitalen Muskeldefekte  betreffen  am  häufigsten  einige  der- 
jenigen Muskeln,  die  häufig«  und  frühzeitig  bei  Dystrophia 
mnsculorum  progressiva  zu  Grunde  zu  gehen  pflegen.^ 

Auch  bei  der  Betrachtung  von  Fällen,  in  denen  angeborene  Defekte 
ganzer  Mnskelgruppen  vorlagen,  ist  eine  ähnliche,  noch  auffallen- 
dere Übereinstimmung  bemerkbar. 

Hiergegen  liess  sich  zwar  geltend  machen  das  überaus  häufige  Vor- 
kommen von  Missbildungen  bei  kongenitalen  Muskeldefekten  (Syndaktylie, 
Pflnghautbildung,  Aplasie  des  Armes,  Thoraxdefekte  etc.).  Zweifelhaft  muss 
die  Deutung  derjenigen  ;,Missbildung^  sein,  die  Brustmuskeldefekte  stets  be- 
gleitet (Atrophie  der  Haut,  geringe  Behaarung,  kleine  auch  fehlende  pigment- 
arme  Mamilla,  Hochstand  derselben). 

Verf.  sucht  die  Antithese  zwischen  Krankheit  und  Miss- 
bildung zu  mildem.  Einerseits  liesse  sich  die  Dystrophie  im  Sinne  Gowers 
als  eine  ;,angeborene  Eeimanlage  der  Muskeln  im  perversen  Wachstum^  deuten, 
andererseits  macht  die  Dystrophie  nicht  selten  einen  Stillstand,  nachdem  nur 
verdnzelte  Muskeln  betroffen  waren  und  endlich  sind  einseitige  Muskeldefekte 
mit  pathologischen  Veränderungen  der  entsprechenden  Muskel  auf  der  anderen 
Seite  wiederholt  beobachtet  worden. 

In  dem  beschriebenen  Falle  ist  eine  Veränderung  im  Zentralnerven- 
system nicht  gefunden  worden. 

Nur  durch  sorgfältigste  ausgiebige  mikroskopische  Untersuchungen 
dürften  nach  der  Ansicht  des  Verf.  die  zahlreichen  interessanten  Fragen  nach 
der  Endursache  der  angeborenen  Muskeldefekte  sich  beantworten  lassen.  Das 
Stadium  der  Arbeit  muss  jedem,  der  sich  mit  diesen  Fragen  beschäftigt,  auf 
das  wärmste  empfohlen  werden. 

An  Hunden  und  Katzen  hat  Borst  (9)  die  verschiedensten  Formen  der 
Sehnentransplantation ,  der  Sehnenplastik  (Verkürzung,  Verlängerung) ,  der 
Sehnenapposition  durch  Naht,  vorgenommen  und  durch  fortlaufende  mikro- 
skopische Untersuchungen  (vom  14 — 242  Versuchstage)  an  lebenswarm  ent- 
nommenen Seimen  die  feineren  Gewebsveränderungen  verfolgt.  Seine  Schluss- 
folgerungen sind  folgende: 

Die  nach  den  verschiedenen  Operationen  sich  bildende  Narbe  entstammt 
dem  Sehnengewebe  sowohl  als  dem  die  Sehne  umgebenden  und  durchsetzenden 
Bindegewebe.  Wenn  auch  die  Vernarbungsvorgänge  durch  ein  Einwandern 
Ton  polymorphkernigen  Leukocyten  eingeleitet  werden,  so  ist  die  Sehnen- 
regeneration schon  am  vierten  Tage  an  der  Proliferation  von  Sehnenzellen 
za  erkennen. 


144  Jahresbericht  fflr  Chirnrgie.    I.  Teil. 

Die  besondere  Art  der  Operation  und  die  hierbei  wirkenden  mecha- 
nischen, chemischen  und  bakteriellen  Reizwirkungen  bestimmen  zeitlich  die 
Reihenfolge  der  einzelnen  GewebsproUferationen.  Je  glatter  die  Wnndverhalt^ 
nisse,  um  so  prompter  erfolgt  die  Regeneration,  um  so  geringer  sind  die 
ImmigrationsYorgänge  vonseiten  der  Leukocyten.  Die  eigentliche  Sehnenrege- 
neration geht  von  den  Sehnenzellen  aus,  eine  metaplastische  Umbildung 
von  gewöhnlichem,  gewucherten  Bindegewebe  bestreitet  der  Verf.  Die  ein- 
fache Yemähung  von  Sehnen  kann  schon  in  14  Tagen  zur  Heilung  fuhren; 
am  längsten  lässt  diese  auf  sich  warten  bei  den  Verkürzungen  durch  Fal- 
tung (4 — 6  Wochen). 

Den  alten  Perlmutterglanz  erlangt  der  neugebildete  Sehnenabschnitt 
nach  243  Tagen,  selbst  nach  3  Jahren  nicht;  diese  Erscheinung  hangt  nach 
Ansicht  des  Verf.  mit  der  morphologischen  Anordnung  der  neugebildeten 
Fibrillen  zusammen. 

Die  Wucherungsvorgänge  geschehen  am  langsamsten  an  Seiden  faden 
und  auch  bei  ihnen  ist  die  Reaktion  eine  verschiedene,  je  nach  dem  der 
Seidenfaden  im  Binde-  oder  Sehnengewebe  liegt.  Im  Bindegewebe  ist  beson-; 
ders  die  zur  Durchwachsung  des  Seidenfadens  führende  Reaktion  eine  ener- 
gische. Abgesehen  von  der  Gefässarmut  der  Sehne  selbst  spielt  hierbei 
sicher  eine  Rolle  die  Tatsache,  dass  an  den  Nahtstellen  die  Sehne  mehr  oder 
weniger  nekrotisiert.  Je  straffer  die  Naht  angezogen  wird,  desto  inten- 
siver ist  die  Gewebsschädigung  der  Sehne.  Die  Einheihing  der  Seidenfaden 
dauert  sehr  lange;  sie  kann  nach  242  Tagen  noch  nicht  beendet  sein. 

Auf  die  feineren  histologischen  Einzelheiten,  die  bei  den  verschiedenen 
Sehnenoperationen  beobachtet  wurden,  kann  hier  nicht  eingegangen  werden. 
Sehr  bemerkenswert  ist  die  Angabe  des  Verf.,  dass  bei  sorgfaltigstem  Studium 
der  verschiedenen  Zellteilungsformen  die  Mitose  der  Sehnenzelle  sich  unter- 
scheiden lässt  von  der  der  umgebenden  Bindegewebs-  und  EndothelzeUe. 
Dies  trifft  auch  für  die  verschiedenen  Tierspezies  zu.  Bei  Beachtung  dieser 
Verhältnisse  ist  die  Provenienz  wuchernder  Zellenarten  mit  einiger  Sicher- 
heit zu  bestimmen.  Besonders  häufig  wurden  Mitosen  im  wuchernden  Sehnen- 
gewebe, seltener  in  GefässendotheUen  und  nur  äusserst  spärlich  in  Binde- 
gewebszellen gefunden.  Ob  die  Karyokinese  hier  rascher  abläuft,  oder  ob 
eine  direkte  Kernteilung  erfolgt,  lässt  der  Verf.  unentschieden.  In  dem 
Sehnengewebe  selbst  werden  die  Mitosen  häufig  in  dem  gefasshaltigen  inter- 
stitiellen Gewebe  angetroffen. 

Bezüglich  der  Herkunft  und  Bedeutung  der  Granulationseleraente  sowie 
der  im  Sehnenkallus  auftretenden  Riesenzellen  und  deren  histiogene  Bedeu- 
tung, sowie  bezüglich  der  Bildung  der  fibrillären  Substanz  muss  auf  das  Ori- 
ginal verwiesen  werden.  Die  Arbeit  ist  mit  ausgezeichneten  farbigen  Bildern 
ausgestattet. 

Aus  der  Literatur  hat  Noethe  (29)  275  Sehnentransplantationen  zu- 
sammengestellt. In  265  Fällen  wurde  durch  die  Operation  eine  Besserung 
erreicht.  Nur  zehnmal  blieb  der  Erfolg  ganz  aus.  In  keinem  Fall  wird  eine 
Verschlechterung  oder  gar  der  Tod  als  Folge  der  Operation  verzeichnet. 

Itzerott  (19)  teilt  folgende  interessante  Beobachtung  mit.  Bei  einer 
25  jährigen,  sonst  gesunden  Frau  trat  ohne  äusserlichen  Anlass,  mit  Fieber 
einhergehend,  eine  entzündliche  Affektion  am.  M.  brachialis  internus  ein, 
4V2  Jahre  später  eine  unter  den  gleichen  Erscheinungen  auftretende  am 
M.  levator  scapulae. 


Goldmaniiy  Erkrankungen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  und  Muskeln.  145 

An  dem  durch  Operation  gewonnenen  Material  wies  der  Verf.  eine 
bindegewebige  Induration  der  in  Atrophie  begriffenen  Muskelmasse  und  zu- 
gleich eine  Ossifikation  derselben  nach.  Nach  Ablauf  der  Entzündung 
schwand  auch  der  Muskelknochen  und  esverbUeb  lediglich  eine  dem  Muskel* 
ansatz  entsprechender  knöcherner  Vorsprung  am  Knochen,  von  einer  periosti- 
tischen Reizung  herrührend. 

Nach  dem  Ergebnis  der  klinischen  Beobachtung  und  der  mikroskopischen 
Untersuchung  erblickt  der  Verf.  die  Erkrankung  in  seinem  Falle  als  eine 
primäre,  hämatogen  entstandene  infektiöse  Myositis  mit  sekundärer  Beteili- 
gong  des  Periostes. 

Auffallend  ist  die  während  der  Entzündung  beobachtete  Ossifikation 
im  Muskel  und  der  Schwund  des  neugebildeten  Knochens  nach  dem  Aufhören 
der  Entzündung. 

Muskeluntersuchungen  an  lebenden  Menschen,  deren  Resultate  auf  gra- 
phischem Wege  zur  Veranschaulichung  gebracht  wurden,  haben  Tilman  (44) 
bezägUch  der  Muskelelastizität  folgende  Ergebnisse  geliefert:  ;,Bei  geringer 
Dehnung  eines  Muskels  bleibt  der  Muskel  nach  Aufhören  der  dehnenden  Be- 
lastung auf  lange  Zeit  verlängert.  Die  Dehnung  bleibt  so  lange 
wie  die  Belastung  gedauert  hat.  Erst  durch  langsam  ein- 
tretende kleine  Zuckungen  verkürzt   sich  der  Muskel  wieder.*^ 

^Der  Verkürzungsrückstand  in  dem  einen  Muskel  und  der 
Dehnungsrückstand  (Nachdehnung)  in  dem  anderen  ergänzen 
sich  und  rufen  die  Wirkung  hervor.^ 

^Die  Eontraktionsmöglichkeit  des  Muskels  hindert,  dass 
aus  diesen  Störungen  des  Gleichgewichts  dauernde  Schädi- 
gungen sich  entwickeln  können. 

Bei  allen  Gleichgewichtsstörungen  der  Muskeln,  die  noch 
nicht  zu  dauernden  pathologischen  Veränderungen  einerGruppe 
geführt  haben,  ist  also  eine  Restitution  durch  aktive  Kon- 
traktion der  gedehnten  Gruppe  möglich.^ 

Unter  pathologischen  Verhältnissen  ergibt  sich,  dass  die  dauernde 
Verkürzung  eines  Muskels  keine  Ernährungsstörungen  setzt,  dagegen 
haben  lang  dauernde  Dehnungen  derselben  schwere  Atrophien  in  ihrem 
Gefolge,  Atrophien,  welche  zur  unheilbaren  Bindegewebsentartung  der  Musku- 
latur führten. 

Diese  Tatsachen  verwendet  der  Verf.  um  eine  Anzahl  von  Diformitäten, 
bei  denen  Knochenveränderungen  noch  nicht  oder  überhaupt  nicht  vorhanden 
sind,  aus  Gleichgewichtsstörungen  im  Muskelantagonismus  zu  erklären. 

Sehr  interessant  sind  seine  Ausführungen  über  die  habituelle  Sko- 
liose, über  den  Hallux-valgus,  die  Hammerzehen,  das  Genu  valgum, 
den  Pes  varus  und  valgus  und  endlich  über  die  isolierte  Atrophie 
des  Quadriceps  bei  Ergüssen  im  Kniegelenk.  Eine  entscheidende  Rolle  und 
zwar  eine  primäre  soll  die  nutritive  Störung  in  dem  dauernd  gedehnten 
Muskel  spielen.  Für  therapeutische  Zwecke  legt  der  Verf.  grosses 
Gewicht  auf  die  Herstellung  normaler  Kontraktionsverhältnisse  in 
dem  gedehnten  und  eine  entsprechende  Dehnung  in  den  verkürzten  Muskel- 


Stern  (42)  teilt  einen  Fall  von  Fungus  der  Strecksehnen  am  Hand- 
rücken mit,  bei  dem  die  klinische  Diagnose  einer  Reiskörperchenerkrankung 

JabrMbwieht  Ar  (^aiirargle  1908.  10 


146  Jahresbericht  fttr  Chinirgie.    L  Teü. 

gestellt   Würde.     Das   Knirschen  wurde  aber  durch  fungöse,    zum  Teil   los- 
gerissene Granulationsmassen  hervorgerufen. 

Mendelsson  (27).  Bei  einem  2jährigen  Knaben  wurde  im  M.  triceps 
ein  Kavemom,  das  klinisch  als  solches  sich  kaum  zu  erkennen  gab,  durch 
Operation  beseitigt.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  nichts  Besonderes. 
An  der  Hand  dieses  Falles  erörtert  der  Verf.  die  heutige  Ansicht  der  Patho- 
logen über  die  Genese  der  Kavemome  und  führt  aus  der  Literatur  einige 
seinem  Falle  gleichende  an. 

Agricola  (3).  Nach  einer  Kontusion  entwickelte  sich  innerhalb  von 
Tier  Wochen  bei  einem  18jährigen  Manne  eine  mit  dem  Knochen  zusammen- 
hängende Knochengeschwulst  an  der  Aussenseite  des  Oberschenkels.  Die 
Operation  ergab  einen  Zusammenhang  derselben  mit  der  Oberschenkelmusku- 
latur  einerseits,  mit  dem  Oberschenkelperiost  andererseits.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  erwies  einen  markhaltigen  Knochen,  der  sehr  wahrscheinlich 
aus  einer  metaplastischen  Umwandlung  des  intermuskulären  Bindegewebes 
hervorgegangen  war.  Zur  Deutung  einer  solchen  Metaplasie  greift  der  Verl 
zurück  auf  die  Weismannsche  ;,Determinantenlehre^  und  betrachtet  die  Knorpel- 
bildung  in  derartigen  metaplastischen  Prozessen  als  das  Resultat  einer  Zu- 
sammenwirkung  von  Druck  und  Bewegung,  die  Knochenbildung  von  Zug  und 
Druck.  Dieselben  Reize  sollen  unter  gewissen  Umständen,  die  nicht  näher 
zu  bestimmen  sind,  analoge  Gewebsmetaplasien  im  Muskel  hervorrufen. 

Reichard  (32)  berichtet  über  60  Fälle  von  Sehnenverpflanzungen,  die 
er  wegen  spinaler,  cerebraler  Lähmung,  Littlescher  Erkrankung,  angeborener 
und  erworbener  Diformitäten  vorgenommen  hat.  Besonders  günstig  sind  seine 
Erfolge  bei  der  cerebralen  Kinderlähmung. 

In  einem  Falle  von  Meningomyelitis  cerebrospinalis  diffusa  chronica 
luetica  hat  Fl e seh  (12)  eine  Gangart  beobachtet,  die  derjenigen  der  konge- 
nitalen Luxation  ähnlich  war  und  die  er  auf  eine  Parese  der  Glutealmuskulatur 
zurückführt. 

Als  eine  gonorrhoische  bezeichnet  S  am  berger  (38)  eine  nach  Erkran- 
kung der  Articulatio  sterno-clavicularis  eingetretene  parartikuläre  Muskel- 
atrophie, indem  er  annimmt,  dass  Toxine  des  Gonococcus  die  trophischen 
Zentren  der  betreffenden  Muskeln  schädigen. 

Zur  Vermeidung  der  der  Arthrodese  anhaftenden  Übelstände  empfiehlt 
Renier(33)  die  ^Tenodese^,  ein  Verfahren,  das  darin  besteht,  dass  man  die 
peripheren  Sehnenenden  von  paralytischen  Muskeln  zu  Ligamenten  umwandelt. 
Während  der  distale  Ansatzpunkt  der  betreffenden  Sehne  intakt  bleibt,  wird 
eine  proximale  Stelle  mit  einem  Knochenvorsprung  zur  Vereinigung  gebracht 
Die  mechanische  Zugkraft  der  Sehne  wird  durch  einen  in  die  Sehne  verflochtenen 
Seidenfaden  verstärkt.  Die  Einzelheiten  der  Anwendung  des  neuen  Verfahrens, 
besonders  bei  paralytischen  Fussdeformitäten,  muss  im  Original  nachgesehen 
werden.  Eigene  Erfahrungen  besitzt  der  Verf.  nur  für  den  paralytischen 
Klumpfuss,  bei  dem  die  peripheren  Abschnitte  der  Peronealsehnen  in  der 
angedeuteten  Weise  mit  dem  distalen  Fibulaende  verbunden  werden. 

Peraire  (30).  Technische  Verbesserung  der  Anfrischung  und  Naht  bei 
der  Transplantion  von  Sehnen,  welche  durch  mehrfache  Etagennaht  eine 
Sicherung  der  Anastomose  bewerkstelligt. 

Adolph  (2)  beschreibt  einen  chronisch  verlaufenden,  anscheinend  idio- 
pathisch entstandenen  Muskelabszess  der  Adduktoren  des  Oberschenkels.  Li 
dem  Eiter  des  Abszesses  fanden   sich  Staphylokokken.    Sehr  wahrscheinlich 


Gold  mann,   £rkrankimgen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  und  Muskeln.  147 

lag  nacli  Ansicht   des  Verf.  eine  sekundäre  Vereiterung  eines  Muskelhäma- 
toms  vor. 

Für a ton  (11).  Typischer  Fall  v^on  Myositis  ossificans,  die  im  dritten 
Lebensjahr  des  18jährigen  Patienten  begonnen  hat.  Rücken,  Schulter  und 
Bnistmuskulatur  zeigten  sich  neben  der  Kaumuskulatur  ergriffen.  Zur  Hebung 
der  Kiefersperre  wurde  eine  Ablösung  der  retrahierten,  partiell  verknöcherten 
Muskel  mit  nur  vorübergehendem  Erfolg  vorgenommen.  Ätiologie  dunkel. 
Missbildungen  bot  der  Patient  nicht;  nur  war  eine  Elongation  des  zweiten 
Metatarsalkelknochens  der  einen  Seite  nach  einer  subkutanen  Fraktur  des- 
selben eingetreten. 

In  2  Jahren  beobachteten  1 1  o  und  S  i  n  n  a  k  a  (18)  10  Fälle  der 
Myositis  infectiosa,  wobei  in  7  der  Muskeleiterung  eine  Haut-  oder  ander-" 
weitige  lokale  Eiterung  vorausging.  Immer  Hessen  sich  Staphylokokken  in 
dem  Muskeleiter  nadiweisen.  In  einem  Falle,  in  dem  eine  Infektion  mit 
Staphylococcus  pyogenes  albus  vorlag,  hat  die  Muskelentzündung  sich  verteilt, 
ohne  dass  eine  Eiterung  eingetreten  wäre.  Derartige  Muskeleiterungen  be- 
trachten die  Verff.  als  bakteriämische  und  leiten  ihren  besonderen  Charakter 
(solitarer  Maskelabszess)  aus  der  Art  des  Krankheitserregers  (Staphylococcus 
pyogenes  aureus)  ab.  —  Ob  in  der  Tat  die  Myositis  infectiosa  in  Japan 
häufiger  als  anderwärts  vorkommt,  muss  auch  als  eine  offene  Frage  gelten. 

Wenige  Wochen  nach  einem  Trauma  hat  Borchard  (8)  im  Masseter 
imd  Vastns  internus  eine  Knochenbildung  beobachten  können,  die  völlig  un- 
abhängig Tom  Periost  oder  einer  Periostverletzung  entstanden  war.  Die 
sorgfaltige  mikroskopische  Untersuchung  (N  a  u  w  e  r  c  k)  des  exstirpierten 
Knochens  wies  seine  entzündliche  und  muskuläre  Genese  nach.  Sowohl  auf 
direktem  als  auf  indirektem,  enchondralem  Wege  hatte  der  neue  Knochen 
sich  gebildet.  Der  Verf.  setzt  seine  Beobachtungen  in  Parallele  zu  den  in 
der  Literatur  yerzeichneten  und  betont  die  Möglichkeit  einer  echten  Myositis 
ossificans.  Er  leugnet  nicht,  dass  eine  Muskelverknöcherung  auch  vom 
Periost  ausgehen  kann.  In  beiden  Fällen  können  knöcherne  Verbindungen 
zwischen  Knochen  und  Muskel  zustande  kommen,  ohne  dass  man  aus  der 
Verbindung  allein  auf  die  Genese  des  Knochens  einen  Bückschluss  machen  kann. 

Infolge  einer  fortschreitenden  Muskelatrophie  an  Händen  und  Füssen 
stellte  sich  bei  dem  Pat.  Spitz igs  (40)  eine  ulnare  Luxation  der  langen 
Strecksehne  des  Daumens  beiderseits  ein,  die  zu  schweren  Funktionsstörungen 
des  Daumens  führte  (Abduktion  und  Opposition  aufgehoben;  bei  Versuch  der 
Extension,  Flexion  und  Adduktion  des  Daumens). 

Ein  gutes  funktionelles  Resultat  erhielt  der  Verf.  durch  Angliederung 
der  Sehne  des  Extensor  longus  an  die  des  brevis  und  durch  Bildung  eines 
neuen  Retinakulums  für  die  vereinigten  Sehnen  aus  der  fibrösen  Bekleidung 
des  ersten  Metakarpophalangealgelenkes. 

Springer  (41)  tritt  für  die  ursprünglich  von  Bayer  angegebene  Plastik 
an  der  Achillessehne  zur  Verlängerung  derselben  ein  und  zieht  sie  den  neuer- 
dings angegebenen  Modifikationen,  besonders  der  von  Prioleau  vor,  da  mit 
Hilfe  der  Bayer  sehen  Plastik  sehr  bequem  sich  eine  Sehnenüberpflanzung 
vereinigen  lässt,  indem  die  transplantierten  Sehnenstümpfe  an  die  wunde 
Fläche  der  Achillessehne  vernäht  werden.  Zur  Erläuterung  seiner  Ausfüh- 
nmgen  führt  der  Verf.  einen  Fall  von  Pes  equino  varus  paralyticus  an,  in 
dem  er  nach  plastischer  Verlängerung  der  Achillessehne  die  Peroneussehne  an 
die  wund  gemachte  Achillessehne  mit  Erfolg  annähte. 

10* 


148  Jahresbericht  fOr  Ghimrgie.    L  Teil. 

Taylor  (43)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Myositis  ossificans,  einen  trauma- 
tisch, einen  nicht  traumatisch,  beide  erfolgreich  operiert.  Der  zweite,  nicht 
traumatische  Fall  betraf  eine  40  Jahre  alte  Patientin,  bei  der  sich  schon  im 
achten  Lebensjahr  die  Erkrankung  gezeigt  zu  haben  scheint.  Es  wurden  mul- 
tiple Platten  aus  den  Wadenmuskeln  zugleich  mit  einem  stark  verdickten  Nerv 
entfernt.  Die  Entfernung  der  Nerven  führte  zu  keinen  nervösen  Störungen. 
Aus  dem  eingehenden  mikroskopischen  Bericht  ist  hervorzuheben,  dass  sich 
in  den  harten  Rissen  nur  wenig  Enochenherde  fanden.  Die  stemartigeb 
Knochenzellen  hatten  zahlreiche  Ausläufer  und  schienen  somit  relativ  junge 
Gebilde  zu  sein.  Der  Prozess  macht  den  Eindruck  einer  Myositis  fibrosa  im 
Begriff  in  eine  Myositis  ossificans  überzugehen.  Der  Nerv  zeigte  starke  De- 
generation der  Fasern  und  reichlich  Bindegewebswucherung  zwischen  den- 
selben. 

Aus  jeder  der  beiden  Brüste  der  Kranken  wurde  je  ein  peri-  und  intra- 
kanalikuläres Fibrom  entfernt.  Maass,  New-York. 

Chaput  (10).  Im  Anschluss  an  eine  Oberschenkelamputation,  die  infolge 
einer  schweren  Verletzung  notwendig  wurde  und  erst  nach  Reamputation  des 
vereiterten  Stumpfes  ausheilte,  entwickelte  sich  eine  völlige  Verknöchenmg 
der  Muskelstumpfe.  Die  120  g  wiegende,  neugebildete  Knochenmasse  war 
sowohl  von  der  bedeckenden  Haut,  wie  von  dem  Oberschenkelstumpf  durch 
normales  Bindegewebe  getrennt. 

Dieselbe  war  innerhalb  fünf  Wochen  nach  der  Reamputation  unter  hoch- 
gradigen Schmerzen  entstanden. 

Binnie  (7).  Nach  einer  Verletzung  trat  bei  einem  Patienten  ein  zylin- 
drisches, mit  Knochenmarkshöhle  versehenes  Osteom  im  Brachialis  internus 
auf.  Die  mikroskopische  Untersuchung  des  operativ  entfernten  Tumors  ergab 
eine  fibröse  zum  Teil  kartilaginäre  Ossifikation,  die  von  dem  intermuskularen 
Bindegewebe  ihren  Ausgang  nahm.  Eine  primäre  Beteiligung  des  Periostea 
schliesst  der  Verf.  in  seinem  Fall  aus.  Der  Arbeit  ist  eine  Tabelle  von  ähn- 
lichen Fällen  beigefügt,  die  der  Verf.  aus  der  Literatur  und  aus  Umfragen 
bei  Fachgenossen  gesammelt  hat. 

Bei  einem  Kranken,  der  klinisch  die  Erscheinungen  einer  Syringomyelie 
darbot,  entwickelte  sich  eine  ausgedehnte  Verknöcherung  der  Vorderarm- 
muskulatur, nachdem  am  gleichen  Arm  eine  schwere,  komplizierte  Fraktur 
und  multiple  Hautentzündungen  vorausgegangen  waren.  Roskowski  (36) 
neigt  zu  der  Auffassung,  dass  ähnlich  wie  in  den  von  Schlesinger  beschrie- 
benen Fällen  die  Syringomyelie  die  Muskelverknöcherung  unterstützt  hat. 

Saltykow  (37).  Die  Arbeit  enthält  nur  histologische  Einzelheiten  über 
Muskelveränderungen,  die  an  Muskeln  angetroffen  werden,  in  die  KalomeIöl> 
Terpentinöl-  und  Pyococcus-Injektionen  vorgenommen  waren.  Abgesehen  von 
den  bekannten  Degenerationst'ormen  der  quer  gestreiften  Substanz  (hyaline 
Entartung,  fibrilläre,  discoide  Zerklüftung)  beschreibt  der  Verf.  Veränderungen 
an  den  gewucherten  Muskelkemen  und  dem  Sarkoplasma  der  Muskelzellen, 
die  andere  Autoren  als  Degenerationserscheinungen  deuten.  Ähnliche  Vor- 
gänge im  Bindegewebe  und  an  den  Gefässendothelien  werden  erwähnt,  die 
alle  von  dem  Entzündungsreiz  veranlasst  sein  sollen.  Verf.  hält  sogar  es  für 
erwiesen,  dass  ein  Teil  der  Eiterzellen  Derivate  der  Muskelzellen  sind  und 
dass  auch  sie  wie  die  herdweise  auftretenden  Nekrosen  Folgen  der  Muskel- 
entzündung sind. 


GoldmanD,  Erkrankangen  der  Sehnen,  Sehnenscheiden  und  Mnskeln.  149 

Maether  (26).  Die  Arbeit  enthält  einen  klinischen  Bericht  über  52 
Fälle  von  Sehnenverletzung,  die  zwischen  1899  und  1902  in  der  Kieler 
Klinik  nach  den  üblichen  Prinzipien  und  mit  dem  üblichen  Erfolge  behandelt 
Würden. 

Hartmann  (17).  Die  Resultate  dieser  physiologischen  Experimental- 
ontersuchung  werden  am  besten  in  den  Worten  des  Verfs.  wiedergegeben: 

1.  Der  Muskel  erreicht  eine  um  so  höhere  Spannung,  je  grösser  von 
Anfang  an  der  Widerstand  ist,  gegen  den  der  Muskel  ankämpfen  muss. 

2.  Beim  frischen  normalen  Muskel  gut  genährter  Tiere  erreicht  der 
Muskel  ein  nnd  dieselbe  maximale  Endspannung,  gleichgültig  ob  die  Anfangs- 
spammng  —  natürlich  innerhalb  gewisser  Grenzen  —  um  einen  grösseren 
oder  kleineren  Betrag  vermehrt  wird,  wenn  gleichzeitig  durch  eine  kurze 
und  starke  Feder  für  einen  genügend  grossen,  der  Verkürzung  sich  entgegen- 
stellenden Widerstand  gesorgt  wird. 

Der  ermüdete  oder  nicht  ganz  frische  Muskel  zeigt  dieses  erste  Span- 
nungsmaximnm  nicht ;  denn,  abgesehen  von  den  absolut  niedrigeren  Spannung^- 
werten,  bewirkt  bei  ihm  Vermehrung  der  Anfangsspannung  eine  kontinuier- 
liche Zunahme  der  Endspannungen. 

3.  Es  ist  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen,  dass  eine  Ver- 
stärkung der  tetanisierenden  Reize  ein  Glatterwerden  des  Tetanus  zur  Folge 
hat,  wobei  zugegeben  wird,  dass  unter  sehr  vielen  Bedingungen  (geringfügige 
Ermüdung)  stärkere  Reize  weniger  glatte  Tetanie  zur  Folge  haben  können. 

Barg  (4)  teilt  einen  Fall  von  Rückensteifigkeit  myogenen  Ursprunges 
mit,  die  sich  nach  einem  Trauma  allmählich  entwickelte.  Die  Diagnose 
wurde,  abgesehen  von  dem  negativen  Röntgenbefund,  durch  die  Unter- 
suchung in  Chloroformnarkose  festgestellt,  wobei  die  gespannte  Muskulatur 
sich  erschlaffte  und  die  Wirbelsäule  beweglich  wurde.  Die  Narkose  hatte 
auch  therapeutisch  einen  heilsamen  Einfluss.  Differentialdiagnostisch  wurde 
die  Erscheinung  verwertet,  dass  eine  Kyphose  des  Brustabschnittes  der  Wirbel- 
säule wie  bei  der  ankylosierenden  Entzündung  der  Wirbelsäule  fehlte.  Die 
Bedeutung  des  Traumas  für  die  myogene  Rückensteifigkeit  erklärt  der  Verf. 
aus  einer  snbarachnoidalen  Blutung,  obwohl  in  seinem  Falle  (6  Monate  post 
Trauma)  die  Lendenpunktion  negativ  ausfiel. 

Fordyce  (13)  beschreibt  drei  Fälle  von  syphilitischer  Erkrankung  des 
Muse,  stemo-cleido  mastoideus,  von  denen  zwei  zum  fistulösen  Aufbruche 
fahrten.  In  allen  war  durch  eine  spezifische  Behandlung  eine  Besserung 
bezw.  Heilung  erzielt  wurden. 

Riedinger  (35)  hat  zwei  Fälle  von  Sehnenrupturen  beobachtet.  In 
dem  einen  handelte  es  sich  um  eine  Abreissung  der  Sehne  des  Biceps  femoris 
am  Fibulaköpfchen,  im  anderen  um  eine  Abreissung  des  Biceps  brachii  an 
der  Tuberositas  radii.  In  diesem  Falle  bestand  auch  eine  Ektasie  des  Ellen- 
bogengelenks mit  freien  Körperchen,  bestehend  aus  verkalktem,  zum  Teil  ver- 
knöchertem Bindegewebe. 

Grüneberg  (15)  verwendet  mit  Vorliebe  die  von  Lange  angegebene 
periostale  Methode  und  hat  in  zahlreichen  Fällen  bei  den  mannigfachsten 
Erkrankungen  damit  günstige  Erfolge  erzielt. 

Fritz  (14).  Die  Ergebnisse  dieser  experimentellen,  an  Warm-  und 
Kaltblütern  gemachten  Arbeit,  welche  im  übrigen  mit  denen  von  Borst  sich 
decken,  sind  folgende: 


150  Jahresbericht  für  Chirargie.    J.  Teil. 

1.  Durch  einen  Bluterguss  wird  die  Heilung  von  Sehnenwnnden  ver- 
zögert. 

2.  Die  primäre  Narbe  wird  von  Abkömmlingen  des  Peritenomium  ex- 
temum  und  iuternum  gebildet.  Die  Sehne  beteiligt  sich  am  vierten  Tage 
nach  der  Verletzung  am  Regenerationsvorgang. 

Der  Zeitpunkt,  an  dem  die  Rückbildung  des  kern-  und  gefässreichen 
Keimgewebes  erfolgt,  ist  von  der  Art  der  Operation,  von  der  mechanischen, 
chemischen  und  bakteriellen  Reizung  des  Gewebes  abhängig.  Wahrscheinlich 
wird  die  Fibrillenbildung  durch  eine  Abspaltung  der  oberflächlichen  Proto- 
plasmaschicht bewerkstelligt. 

3.  Die  völlige  Regeneration  der  Sehne  dauert  ausserordentlich  lange. 
Selbst  242  Tage  nach  der  Operation  hat  die  Sehne  ihren  Glanz  nicht  wieder 
erreicht. 

4.  Auch  bei  Überpflanzungen  werden  die  Regenerationsvorgänge  von 
Proliferationen  des  Peritenomium  extemum  und  intemum  eingeleitet.  Das 
junge  Sehnengewebe  wächst  sowohl  proximal-  als  auch  distalwärts  in 
die  verpflanzte  Sehne  hinein. 

5.  Die  Verkürzungen  der  Sehne  gehen  zumeist  mit  stärkerer  Nekrose 
einher;  dementsprechend  beteiligt  sich  das  Bindegewebe  in  weiterer  Entfer- 
nung von  der  Operationsstelle  an  den  Wucherungsvorgängen. 

6.  Die  Proliferationsvorgänge  sind  von  den  Spannungsverhältnissen  der 
Sehne  abhängig.  Daher  bieten  auch  die  unversorgten  Sehnenstümpfe 
jene  ungeordnete  Erscheinungen  der  Gewebsneubildung  dar. 

7.  Gegen  Ätzungen  zeigen  sich  die  Sehnen  von  Warmblütern  sehr  emp- 
findlich, die  von  Kaltblütern  nicht. 

8.  Die  Mitosen  der  Sehnen  und  Bindegewebszellen  sind  so  verschieden, 
dass  sie  mikroskopisch  von  einander  zu  unterscheiden  sind. 

In  verhältnismässig  kurzer  Zeit  hat  Becker  (5)  Gelegenheit  gehabt, 
dreimal  eine  traumatische,  unkomplizierte  Luxation  der  Strecksehne  d^ 
Mittelfingers  zu  beobachten.  Dieselbe  gab  sich  als  eine  schmerz- 
hafte, unter  hörbarem  Rucke  verlaufende  Verschiebung  der 
Strecksehne  ulnar-  oder  radialwärts  bei  der  Flexion  der 
Finger  zu  erkennen.  Die  Kraft  der  Extension  war  herabgesetzt;  eine 
paradoxe  Wirkung  kam  allerdings  in  den  beobachteten  Fällen  nicht  zustande 
(Flexion  bei  Extensionsbewegung  1). 

In  einem  Falle  wurde  ein  operativer  EingriflF  vorgenommen.  Hierbei 
stellte  man  fest,  dass  die  sehnige  Verbindung  zwischen  Zeige-  nnd 
Mittelfinger  gesprengt  war.  Die  Verbindung  zwischen  Mittel-  und 
viertem  Finger  wurde  exstirpiert,  um  ihre  überwiegende  Wirkung  aufzuheben. 
Nach  Reposition  der  Sehne  wurde  eine  neue  Sehnenscheide  durch  Naht  der 
faltenförmig  emporgehobenen ,  umgebenden  Bindegewebsmassen  mit  gutem 
funktionellen  Erfolge  gebildet.  Verf.  macht  besonders  auf  die  Bedeutung  des 
;,Fasciculi  communicantes  tendinum^  bei  dem  Zustandekommen  dieser  Luxa- 
tionen aufmerksam. 

Reichard  (31)  teilt  seine  ausgedehnten  Erfahrungen  mit  der  Sehnen- 
verpflanzung bei  Li ttl escher  Krankheit  mit.  Er  hat  das  Verfahren  auch 
bei  Fussdeformitäten  nach  Spondylitis,  cerebraler  Kinderlähmung  und  Spina 
bifida  mit  Erfolg  angewandt. 

Mäckel  (25)  führt  zwei  Beobachtungen  aus  der  Leipziger  Poliklinik  an, 
aus  denen  nach  seiner  Ansicht  hervorgeht,  dass  ein  Trauma  die  unmittelbare 


Goldmann,  Erkrankungen  der  Seimen,  Sehnenscheiden  und  Moskeln.  151 

Ursache  für  die  Bildung  von  Ganglien  abgeben  kann.  Er  Tertritt  die  Ansicht, 
dass  durch  die  dem  Trauma  folgende  serös-blutige  Durchtränkung  des  Binde- 
gewebes, besonders  bei  schwächlichen  Individuen,  der  Anlass  zu  entzündlich 
degenerativen  Veränderungen  im  Bindegewebe,  zur  Bildung  von  Ganglien 
gegeben  wird. 

Nach  Besprechung  der  mannigfachen  Theorien  über  die  Entstehung  der 
intramuskulären  Osteome  teilt  Kienböck  (20)  acht  neue  Fälle  mit  und 
bespricht  die  radiographische  Diagnostik  derselben.  In  der  Regel  stellen  sie 
sich  als  längliche,  parallel  der  Diaphyse  verlaufende  Schattenbilder  dar,  welche 
gar  nicht  oder  nur  ganz  umgrenzt  mit  dem  Knochen  zusammenhängen.  Ähn^ 
lieh  wie  beim  Callus  fällt  das  Schattenbild  verschieden  aus,  je  nach  dem 
Entwickelungstadium  des  Osteoms.  Das  Schattenbild,  das  immer  mit  einer 
weichen  Röhre  genommen  werden  sollte,  ist  selten  von  homogener  Be- 
schaffenheit. Entsprechend  dem  Osteom,  das  isolierte  Yerknöcherungsherde, 
Hohlräume,  ja  geradezu  Cystenbildungen  enthalten  kann,  sieht  man  das 
Schattenbild  nicht  selten,  wie  bei  ;,der  Perspektive  einer  Hügellandschaft*, 
von  helleren  und  dunkleren  Partien  durchsetzt.  Ein  anderes  Mal  hat  es  ein 
gestricheltes  Aussehen.  Immer  hebt  sich  der  Schatten  scharf  von  den  unver- 
änderten Kontouren  des  Diaphysenschattens  ab.  Sehr  charakteristisch  sind 
jene  Schatten,  bei  denen  vereinigte,  gabelförmige  Fortsätze  vorhanden  sind, 
nnd  endlich  solche,  bei  denen  das  Osteom  wie  eine  Knochenschale  den 
Knochen  umgibt. 

Verf.  bespricht  genauer  die  radiographische  DiflFerentialdiagnose  des 
intramuskulären  Osteoms,  der  einfachen  intratendinösen  Ossifikation,  der 
progressiven  Myositis  ossificans,  multipler  kartilaginärer  Exostosen  und  endlich 
der  bei  spinalen  Erkrankungen  vorkommenden  Verknöcherungen  am  Knochen- 
Gelenkapparat  und  am  Bindegewebe. 

Für  die  Pathogenese  der  intramuskulären  Osteome  ist  der  Verf.  geneigt, 
auf  Grund  der  Ho  Izkne  cht  sehen  Theorie  dieselben  als  funktionelle  An- 
passungen des  Muskelbindegewebes  aufzufassen. 

Michelsohn  (28).  Der  mitgeteilte  Fall  betraf  ein  ITjähriges  Mädchen, 
bei  dem  die  ersten  Erscheinungen  im  siebenten  Lebensjahre  ohne  besondere 
Ursache  auftraten.  Ganz  allmählich  ist  es  zu  einer  Verknöcherung  der  tiefer 
liegenden  Hals-,  der  Schulter-,  Brust-  und  der  breiten  Rückenmuskulatur 
gekommen.  Durch  schöne  Skiagramme  wurden  die  einschlägigen  Verhältnisse 
illustriert.  Auch  in  diesem  Falle  lag  eine  symmetrische  Mikrodaktylie  am 
Daumen  und  der  grossen  Zehe  vor  mit  teilweiser  Verknöcherung  der  be- 
treffenden Gelenke. 

Bei  totaler  Paralyse  der  ünterschenkelmuskulatur  ersetzt  Reiner  (33) 
die  Arthrodese  durch  ein  Verfahren,  das,  zuerst  von  Tilanus  beschrieben, 
darin  besteht,  dass  die  peripheren  Sehnenabschnitte  zu  Ligamenten  umgewandelt 
werden,  indem  man  sie  von  ihrem  Muskel  abtrennt  und  ihr  proximales  Ende 
an  Knochenvorsprüngen  verankert.  So  hat  der  Verf.  einen  pes  equino-varus 
paralyt.  so  operiert,  dass  er  die  Peronei  und  den  Ext.  digitorum  communis  an 
dem  Muskel-Sehnenübergange  durchschnitt,  die  Sehnen  mit  Seide  nach  dem 
Verfahren  von  Lange  durchflocht  und  die  durchflochtenen  Sehnen  subperiosteal 
an  der  V.  und  H.  Fibulaseite  befestigte,  nachdem  ihre  Enden  durch  ein 
sagittal  verlaufendes  Bohrloch  der  Fibula  durchgezogen  waren.  Der  Verf. 
macht  darauf  aufmerksam,  dass  „künstliche  Sehnen^  (Lange)  mit  Seide  bei 


152  Jahredbericht  für  Chirargie.    I.  Teil. 

jugendlichen  Individuen  nicht  indiziert  sind,  da  sie  bei  dem  Wachstum  der 
Patienten  zu  Verkürzungen  führen. 

Das  erwähnte  Verfahren  gedenkt  der  Verf.  auf  den  pes  planus  paralyt. 
und  auf  den  pes  calcaneus  paralyt.  auszudehnen  und  beschreibt  die  einzelnen 
Punkte  des  Knochens,  an  welche  die  zu  Ligamenten  gewordenen  Sehnen  ihre 
Befestigung  finden  sollen. 

Vulpius  gibt  ein  ausführliches  Beferat  über  die  Technik  der  Sehnen- 
verlängerung, der  Sehnenverkürzung,  der  Überpflanzung  und  des  Defekt- 
verschlusses von  Sehnen. 

Neben  der  Tenotomie  empfiehlt  er  für  die  Sehnenverlängerung  besonders 
den  frontalen  Treppenschnitt,  oder  die  quere  Durchtrennung  der  Sehne  im 
Gebiete  des  Muskelbauches. 

Bei  der  Sehnenverkürzung  bevorzugt  der  Verf.  seine  Methode  der  Falten- 
bildung und  Naht,  da  bei  der  Raffnaht  nach  Lange  ausgedehntere  Degeneration 
der  Sehnen  vorkommt.  Für  die  Sehnenüberpflanzung  empfiehlt  er  die  totale 
oder  partielle  absteigende  Transplantation  von  funktionell  verwandten 
Sehnen.  Wo  solche  nicht  vorhanden,  wird  die  etappenweise  Übertragung  zur 
Anwendung  gelangen  müssen.  Die  alte  Methode  scheint  dem  Verf.  zweck- 
mässiger zu  sein  wie  die  periosteale  Methode  von  Dubnik-Lange. 

Bezüglich  der  Nachbehandlung  und  der  Indikationsstellung  für  die 
Sehnenverpflanzung  wiederholt  der  Verf.  die  schon  anderwärts  zum  Ausdruck 
gebrachten  Ansichten.  Das  Gebiet  der  Sehnentransplantation  wird  in  neuerer 
Zeit  ausgedehnt  auf  arthrogene  Kontrakturen,  angeborenen  Klumpfnss,  auf 
den  Platt-  und  Knickfuss. 

Endlich  erwähnt  der  Verf.  bei  Besprechung  des  Defektverschlusses  nur 
die  bekannten  Methoden  der  Homo-  und  Ueteroplastik. 

Die  Erfahrungen  von  Schanz  (39)  beruhen  auf  75  bis  100  Operationen. 
Er  tritt  warm  für  einfache  Operationspläne  ein.  Er  benützt  lange 
Inzisionen,  flicht  die  Sehne  des  Kraftspenders  in  die  des  Kraftnehmers  und 
näht  mit  Aluminiumbronzedraht.  Er  vermeidet  die  Durchtrennung  des  Kraft- 
nehmers  und  vernäht  auch  bei  totaler  Überpflanzung  das  periphere  Sehnen- 
ende des  Kraftspenders  mit  einer  angrenzenden  Sehne. 

Den  gelähmten  Quadriceps  ersetzt  der  Verf.  durch  den  Sartorius  oder 
Biceps.  Ähnlich  verfährt  er  bei  Kniescheibenbruch  mit  weiter  Diastase 
der  Fragmente.  Bemerkenswert  ist  die  Angabe  des  Verf.,  dass  er  bei  Klump- 
fussoperationen  die  Luxation  der  Peronealsehnen  und  Verkürzung  derselben 
vorteilhaft  findet.  Die  Equino-Stellung  wird  von  ihm  erst  in  einer  späteren 
Periode  der  Behandlung  berücksichtigt. 

Als  den  obersten  Grundsatz  bei  der  Sehnenverpflanzung  betrachtet 
Lange  (21)  den,  die  funktionelle  Selbständigkeit  des  verpflanzten 
Muskels  zu  erzielen.  Dieses  erreicht  er  durch  die  totale  Überpflanzung 
von  funktionsverwandten  Muskeln,  vor  allem  aber  dadurch,  dass  er  ohne 
künstliche  Trennung  von  solchen  Muskeln  möglichst  einfache  Operationspläne 
entwirft.  So  zeigt  er,  wie  von  den  neun  langen  Fussmuskeln  drei  entbehrlich 
sind  und  sich  zur  Herstellung  von  selbständiger  Funktion  eignen.  Es  sind 
dies  die  Beuger  und  Strecker  der  Zehen.  In  erster  Linie  ist  bei  Lähmungen 
am  Fusse  nach  Ansicht  des  Verfs.  für  die  einfachsten  Funktionen  desselben 
zu  sorgen.  Diese  (Plantar-Dorsalflexion,  Pronation  und  Supination)  sind  selbst 
bei  Lähmungen  von  5 — 7  Muskeln  noch  zu  erreichen,  wenn  man  die  5  vom 
Verf.  angegebenen  Insertionspunkte  der  überpflanzten  Sehnen   am  Fusse   be- 


Gold  mann,  Erkrankungen  der  Sehnen,  Sehneoacheiden  nnd  Moakeln.  153 

rncksichtigt  (Fersenhöcker,   erstes  Keilbein,  Kuboid,   die  Insertionsstellen  des 
Tib.  posticns  und  des  Peroneus  brevis). 

In  welcher  Weise  bei  den  verschiedenen  Formen  von  Lähmungen  zu 
Terfahren  ist,  muss  im  Original  nachgesehen  werden. 

An  Stelle  der  Vernahnng  von  Sehne  und  Sehne  tritt  der  Verf.  warm 
für  seine  periostale  Methode  mit  Verwendung  von  Seidensehnen  ein.  Am 
Lebenden  und  an  der  Leiche  hat  er  entgegen  Vulpius  bewiesen,  dass  die 
Zuverlässigkeit  der  periostalen  Vernähung  die  der  Sehnen 
untereinander  um  das  lOOfache  übertrifft.  Er  bringt  neue  ana- 
tomische Belege  für  die  Neubildung  der  Sehne  um  den  Seidenfaden  und  zeigt, 
dass  die  Neubildung  von  dem  umgebenden  Bindegewebe  und  nicht  von  der 
Sehne  selbst  ausgeht. 

Zur  Vermeidung  des  Decubitus  wird  volles  Redressement  des 
gelähmten  Fusses  vor  der  Naht  vorgenommen.  Der  Knoten  wird  höher  an 
der  Sehne,  nicht  am  Lisertionspunkt  gelegt.  Fadeneiterung  vermeidet 
der  Verf.  durch  temporäre  (48  Stunden)  Drainage  mit  feuchter  Subli- 
matgaze. 

Zum  Schluss  ergeht  sich  der  Verf.  in  eine  nähere  Beschreibung  seiner 
Methode  zum  Ersätze  des  Quadriceps.  Auch  hier  verwendet  er  die  periostale 
Vernähung  an  der  Tuberositas  Tibiae  bei  möglichster  Spannung  der 
überpflanzten  Muskeln. 

Die  alten  Methoden  nach  Vulpius  und  Nicoladoni  benützt  der  Verf. 
nur  for  leichtere  Fälle  von  Lähmungen. 

Die  bemerkenswerte  Arbeit,  die  sich  auf  200  Operationen  stützt,  ist 
durch  zahlreiche  Photographien  illustriert. 

Hoffa  (17)  gibt  einen  Überblick  über  100  Fälle,  die  er  durch  Sehnen- 
plastik operiert  hat.  Er  näht  mit  l^/oo  Sublimatseide,  vermeidet  Blutungen, 
beobachtet  strengste  Asepsis  und  näht  unter  genügender  Spannung  der  Muskeln. 
Zuweilen  bevorzugt  er  die  periostale  Fixation  nach  Lange. 

Lauenstein  (23).  Bei  einer  schwereren,  durch  Torsion  entstandenen 
komplizierten  Fraktur  des  Unterschenkels  fanden  sich  in  der  Knöchelgegend 
Schwellungen,  die  bei  der  Autopsie  des  amputierten  Gliedes  sich  als  Muskel- 
bäuche  erwiesen,  welche  so  aufgerollt  waren,  dass  die  durchtrennten  Muskel- 
«nden  peripherwärts  disloziert  waren. 

Zell  er  (47)  bereichert  die  spärliche  Kasuistik  durch  die  Mitteilung  von 
2  neuen  Fällen,  in  denen  die  Tuberkulose  an  der  Extremitätenmuskulatur  in 
Form  von  tuberkulösen  Abszessen  auftrat.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
hat  die  klinische  Diagnose  bestätigt.  Die  einschlägige  Literatur  wird  heran- 
gezogen, um  die  Pathogenese,  die  Erscheinungsweise,  Diagnose  und  Therapie,^ 
der  Muskeltuberknlose  zu  erläutern.  Verf.  hält  das  Auftreten  eines  Knotens 
im  Muskel  als  die  erste  Äusserung  der  Erkrankung.  Das  Gift  wird  auf  dem 
Blutwege  in  die  Muskulatur  verschleppt.  Von  den  Gefassen  aus  und  zwar 
im  interstitiellen  Bindegewebe  verbreitet  sich  die  Erkrankung  in  das  Gebiet 
der  Muskulatur  selbst  und  bringt  die  Fasern  zum  Schwund. 

Anknüpfend  an  die  Entwickelung  der  Gelenkhöhlen  und  den  Gelenk- 
Sckleimbeutel,  bei  der  bekanntlich  die  betreffenden  Spalten  durch  eine  Ver- 
flüssigung des  Bindegewebes  entstehen,  hat  Langemak  (22)  die  Entstehung 
der  »Gleitbeutel^  und  der  daraus  hervorgehenden  ;,Hygrome^  einem  er- 
neuten Studium  durch  vervollkommnete  histologische  Methoden  unterzogen. 


154  Jahresbericht  fttr  Chirargie.    I.  Teil. 

In  Übereinstimmting  mit  früheren  Autoren  gelangt  er  zu  folgenden 
Schlussfolgerungen.  Unter  dem  Einflüsse  einer  mechanischen  Reizung  bildet 
sich  im  subkutanen  Bindegewebe  ein  Schwund  des  Fettgewebes  aus.  Zunächst 
kommt  es  neben  einer  beträchtlichen  Hyperämie  zu  einer  vermehrten  Binde- 
gewebsneubildung.  In  diesem  Bindegewebe  lagert  sich  Kollagen  in  grösserer 
Menge  ab.  Das  Kollagen  unterliegt  einer  Verflüssigung,  wobei  als  Zwischen- 
produkt eine  ^^fibrinoide^  Substanz  sich  bildet.  Der  Verflüssigungsprozess 
vollzieht  sich  ungleichmässig.  Somit  kann  die  Höhle  eines  solchen  Gleitbeutels 
eine  sehr  unregelmässige  Beschaffenheit  darbieten.  Neben  derben  Strängen 
in  mannigfacher  Yerlaufsrichtung  finden  sich  in  Verflüssigung,  jedenfalls  in 
Degeneration  begriffene  Höcker,  die  nicht  selten  als  ^freie  Körperchen^  in 
der  Höhle  des  Gleitbeutels  angetroffen  werden.  Der  ;,  Gleitbeutel ^  ist  somit 
nur  eine  Spalte  im  Bindegewebe.  Er  erkrankt  niemals  für  sich  allein,  sondern 
in  Gemeinschaft  mit  dem  umgebenden  subkutanen  Gewebe. 

;,H7grom  und  Ganglion  sind  dem  Wesen  nach  übereinstim- 
mende Produkte  der  Verflüssigung  vermehrten  Bindegewebes''' 
und  sind  genetisch  den  Gelenken  und  Schleimbeuteln  verwandt. 

Die  Arbeit  ist  durch  vorzügliche  histologische  und  makroskopische  Bilder 
von  Hygromen  illustriert. 


XI. 


Verletzungen  und  ehirurgisehe  Krankheiten  der  Blut- 
gefässe, der  Lymphgeßlsse  und  Lymphdrüsen. 


Referent:  F.  Fischer,  Strassburg. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

HSmostatika  und  U&mostase. 

1.  Berger,  Gelatine  als  Hämostatikam  and  bei  Bebandlang  von  Anenrysmen.    Wiener 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  11,  12,  13. 

2.  Gley,  De  Taction  des  injections  intraveneases  de  Gelatine  sur  la  coagubilit^  da  saog. 
Soc.  de  biologie.  4.  April  1903. 

3'   Moll,   Die   blatstillende   Wirkung   der   Grelatine.    Wiener   klin.    Wochenschrift    1903. 
Nr.  44  und  Verein  deutscher  Ärzte  in  Prag.    Mflnchener  med.  Wochenschrift.  Nr.  46. 

4.  *Niedhammer,  Weiterer  Bericht  über  die  Erfahrungen  mit  Gelatineinjektionen  bei 
Blatangen.    Inaug.-Diss.    München  1903. 

5.  ^Simonis,  Über  ein  neues  Hämostatikum.    Allgemeine  med.  Zeitung  1903.   Nr.  39. 

6.  Tavel,   Anwendung   der   Gelatine   zur  Yerbütung   postoperativer   Hämatome.    Kone- 
spondenzblatt  für  Schweizer  Ärzte  1903.  Nr.  12. 

Berger  (1)  berichtet  über  nenn  in  der  Lemberger  medizinischen  Klinik 
beobachteten  Fälle,  in  welchen  wegen  Blutung  (bei  Endometritis  haemorrha- 


Fischer,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.        155 

gica,  Purpura  rheumatica,  2  mal  bei  Morbus  maculosus  Werlholfii,  Nephritis 
haemorrhagica,  Haematuria  intermittens  und  dreimal  bei  Haemoptoe  auf  tuber- 
kulöser Grundlage)  Gelatine  per  os  gegeben,  resp.  subkutan  injiziert  und  meist 
ein  Erfolg  erzielt  wurde;  ferner  über  drei  Fälle  von  Aorta  aneurysma,  bei 
den  zuletzt  genannten  Fällen  war  zweimal  eine  Besserung  der  Beschwerden 
na€h  der  Injektion  zu  konstatieren.  Berg  er  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass 
das  Verfahren  den  Organismus  nicht  gefährdet,  oft  von  Erfolg  begleitet  ist, 
deshalb  in  allen  Fällen  stärkerer  Blutung  angewendet,  bei  Aneurysmen  versucht 
werden  sollte. 

Wird  die  Gelatinelösung  vor  der  Injektion  völlig  neutralisiert,  so  ist 
nach  den  Versuchen  von  Gley  (2)  die  koagulierende  Eigenschaft  des  Mittels 
nicht  mehr  vorhanden.  Wurde  aus  der  käuflichen  Gelatine,  die  2 — 57o  Kai- 
ciumchlorid  enthält,  dieses  entfernt,  so  beobachtete  er  eine  beträchtliche  Ver- 
minderung der  Gerinnungsfähigkeit  des  Blutes  des  Versuchstieres.  Nach  Gley 
ist  in  der  sauren  Reaktion  sowie  in  dem  Kalkgehalte  die  koagulierende  Eigen- 
schaft der  Gelatine  zu  suchen. 

Die  von  Moll  (3)  angestellten  Tierversuche  ergaben,  dass  bei  Kaninchen 
und  Hunden  nach  subkutaner  und  intravenöser  Injektion  von  10°/o  Gelatine- 
losong  nicht  aber  nach  Applikation  per  os,  nach  12 — 24  Stunden  der  Fibri* 
nogengehalt  des  Blutes  um  das  mehrfache  des  Normalen  gesteigert  ist  und 
2—3  Tage  lang  gesteigert  bleibt.  Das  Sterilisieren  der  Gelatinelösung  war  auf 
die  fibrinogenvermehrende  Wirkung  von  keinem  Einfluss.  Ferner  konstatierte 
Moll,  dass  durch  den  Leim  die  roten  Blutkörperchen  agglutiniert  werden, 
dass  ein  Parallelismus  zwischen  Leukocytenzahl  und  Fibrinogen  besteht.  Nach 
der  Injektion  reizender  Stoffe,  wie  Terpentinöl,  Argentum  nitricum,  nach 
Heischfüttemng  auf  der  Höhe  der  Verdauung  tritt  ebenfalls  eine  Vermehrung 
der  Leukocyten  im  Blute  und  eine  Steigerung  des  Fibrinogengehaltes  ein: 
,Fnr  die  Praxis  dürfte  es  sich  vielleicht  empfehlen,  die  Fibrinogenvermehrung 
anf  der  Höhe  der  Verdauung  zu  benutzen  und  vor  besonders  blutigen  Ein- 
griffen und  in  Fällen,  wo  Narkose  nicht  nötig  oder  unmöglich  ist,  vier  bis 
sechs  Stunden  nach  Fleischnahrung  die  Operation  vorzunehmen.^  Nur  nach 
subkutaner  oder  intravenöser  Injektion  und  frühestens  nach  12  Stunden  ist 
die  blutstillende  Wirkung  der  Gelatine  zu  erwarten,  sie  wird  daher  vorzugs- 
weise prophylaktisch  wirken. 

Tavel  (6)  hat  zur  Vermeidung  der  zur  Infektion  disponierenden  und 
die  Wundheilung  verlangsamenden  Haematome,  die  er  nach  Operation  häufig 
beobachtete,  vor  Verschluss  der  Wunde  dieselbe  tropfenweise  mit  erwärmter 
Gelatine  berieselt  10—15  ccm.  Besonders  empfiehlt  Verf.  das  Verfahren  bei 
Wunden,  die  durch  Etagennaht  geschlossen  werden,  so  nach  Hemiotomien, 
Laparotomien.  Seit  Anwendung  der  Gelatine  sind  postoperative  Hämatome 
nicht  mehr  vorgekommen  oder  sie  sind  äusserst  gering  gewesen,  nur  bei 
Knochenoperationen  sind  leichte  Nachblutungen  nicht  ganz  zu  vermeiden» 
Vor  Verwendung  der  Gelatine  muss  diese  durch  Kultur-  und  Impfversuche 
auf  Tetanuskeime  untersucht  werden,  um  gegen  die  Gefahr  dieser  Infektion 
geschützt  zu  sein. 

Infusionen  von  Kochsalz  und  anderen  Lösungen« 

1.  Braatz,  Apparat  zur  Kochsalzwasaerinfasion.     Deutsche    med.  Wochenschrift  1908. 

Nr.  17. 
2.*Corde8,    Zar  Lehre   vom   Aderlass   und   der   Kochsalzinfasion.     Inaug. -Diss.   Göt- 
1903. 


156  Jahresbericht  für  Chirargie.    I.  Teil 

3.  Engelmann,  Einiges  Ober  die  sogenannte  physiologische  Eochsalzldsong.  Deutsche 
med.  WocheDSchrift  1903.  Nr.  4. 

4.  Herz,  Ein  Vorschlag  zar  Verhütung  von  Lufteintritt  bei  intravenösen  Infusionen.  Zen- 
tralblatt für  Chirurgie  1903.  Nr.  46. 

5.  Küttner,  Zur  Frage  des  künstlichen  Blutersatzes.    82.  Chirurgenkongress  1903. 

•6.  —  Experimentelle  Untersuchungen  zur  Frage  des  künstlichen  Blutersatzes,  v.  Bmnssche 
Beiträge  1903.  Bd.  40.  Heft  3. 

7.  Kraft,  Ludwig,  Transfusion  ved  Bet»ndelse:  PeritonsDum,  experimentelle  Undei^ 
segelses.    Hospitalitidende.  B.  46.  ag.  65.  Ejebenhavn  1903. 

S,  Tavel,  Indications  et  contre-indications  de  la  Solution  sale^-iodique.  Revue  de  Chi- 
rurgie 1903.  Nr.  4. 

Der  von  Braatz  (1)  angegebene  Apparat  erfüllt  folgende  Grundbedin- 
gungen: ;,Die  Lösung  ist  schon  sterilisiert  und  ist  dieselbe  schnell  auf  eine 
bestimmte  Temperatur  zu  erwärmen^.  In  einer  starkwandigen  Kochflasche 
von  einem  Liter  Inhalt  wird  die  Kochsalzlösung  steril  aufbewahrt;  in  dem 
Watteverschluss  der  Flasche  steckt  ein  Thermometer.  Beim  Gebrauch  wird  die 
Flasche  durch  Hineinstellen  in  heisses  Wasser  oder  auf  einem  Drahtnetz  über 
der  Gasflamme  erwärmt.  Hat  die  Temperatur  40^  erreicht,  so  wird  das 
Thermometer  samt  dem  Watteverschluss  herausgenommen  und  die  Flasche 
mit  dem  sterilisierten  Schlauchapparat  verbunden.  Dieser  Apparat  besteht 
aus  einem  abgestumpften  Glashohikegel ,  der  an  dem  dünnen  Ende  mit  dem 
Abflussschlauch,  mit  dem  dicken  Ende  mit  der  Flasche  durch  ein  Gummit'eil 
Terbunden  ist.  Das  Glasteil  hat  seitliche  Öffnimg,  durch  welche  ein  Gummi- 
schlauch  bis  auf  den  Boden  der  Flasche  geht  und  die  Luft  zuführt.  Die  Flasche 
wird^  nachdem  der  Apparat  angebracht  ist,  umgestülpt  und  hochgehoben, 
nachdem  die  Luft  aus  dem  Abflussteil  und  der  mit  diesem  verbundenen 
Hohlnadel  entfernt  ist,  wird  die  Nadel  unter  die  Haut  gestossen. 

Herz  (4)  Um  Lufteintritt  bei  intravenösen  Infusionen,  Gelenkspülungen 
«tc.  zu  vermeiden,  hat  Habs  eine  Röhre  herstellen  lassen,  die  aus  einem  Glas- 
rohr und  einseitig  aufsitzendem  durch  weite  Öffnung  mit  demselben  kommuni- 
zierendem Hohlkegel  besteht.  Vor  Beginn  der  Irrigation  wird  die  Röhre  samt 
der  Kugel  mit  Spülflüssigkeit  gefüllt,  indem  man  jene  mit  der  Kugel  nach 
unten  hält;  nach  Füllung  der  Röhre  wird  sie  so  gedreht,  dass  die  Kugel 
nach  oben  gerichtet  ist.  Alle  im  Schlauche  vorhandenen  Luftblasen  sammeln 
sich  beim  Durchtritt  durch  die  Röhre  in  der  Kugel  an  imd  werden  hier 
zurückgehalten. 

Engelmann  (3)  tritt  dafür  ein,  dass  nur  durch  die  0,9 ®/o  Kochsalz- 
lösung als  sog.  physiologische  und  die  für  den  menschlichen  Körper  am 
meisten  indifferente  Salzlösung  anzusehen  ist,  denn  nur  diese  ist  mit  dem 
Säugetierserum  isotonisch,  d.  h.  nur  in  ihr  behalten  die  roten  Blutkörperchen 
ihr  Volum,  in  einer  stärkeren  Lösung  schrumpfen  dieselben,  in  einer  schwäche- 
ren quellen  sie  und  werden  schliesslich  aufgelöst.  Er  hat  das  Verhalten  des 
Blutes  mittelst  des  von  Heddin  und  Koppe  eingeführten  Blutzentrifugier- 
apparates,  des  Hämatokrits,  nachgewiesen:  denn  zentrifugierte  er  frisch  auf- 
gefangenes Blut  mit  0,6,  0,9  und  1,5  ^/o  Kochsalzlösung,  so  fand  er,  dass  nur 
nach  Zusatz  von  0,9  ®/o  Lösung  die  Blutkörperchensäule  ebenso  hoch  steht, 
wie  in  dem  Röhrchen  mit  unvermischtem  Blute,  während  in  der  schwachen 
Salzlösung  die  Blutkörperchensäule  höher,  in  der  stärkeren  niedriger  stehen. 
Es  folgt  aus  diesen  Versuchen,  dass  am  Krankenbett  als  Infusionsflüssigkeit  etc. 
und  im  Laboratorium  als  Konservierungsflüssigkeit  an  Stelle  der  früher  ge- 
brauchten 0,5 — 0,75^/o  Kochsalzlösung  die  0,9  °/o  zu  treten  hat. 


FiBcher,  Vorleizimgen  und  chirorgische  Krankheiten  der  BlatgefUsse  etc.        157 

Küttner  (5  n.  6).  Weder  durch  die  gebräuchliche  subkutane  resp. 
intravenöse  Infusion  physiologischer  Kochsalzlösung,  noch  durch  die  Trans- 
fusion menschlichen  Blutes,  die  schwer  durchführbar  und  ihrer  Gefahren 
halber  nicht  anzuwenden  ist,  kann  bei  sehr  hochgradigem  Blutverlust  das 
Leben  gerettet  werden.  Küttner  hat  versucht,  die  physiologische  Kochsalz- 
losimg durch  andere  Flüssigkeiten  zu  ersetzen,  welche  in  ihrem  Salzgehalte 
demjenigen  des  Blutserum  entsprechen.  Die  Tierezperimente  aber  ergaben 
ein  negatives  Resultat;  das  Adrenalin  ist  wegen  seines  zuerst  reizenden,  dann 
lähmenden  Einflusses  auf  das  Herz  für  die  Verwendung  beim  Menschen  nicht 
geeignet.  Dagegen  konnte  Verf.  durch  Sauerstoffinhalationen  und  reichliche 
Erwärmung  Kaninchen,  die  sonst  einen  Blutverlust  von  3^/o  des  Körper- 
gewichtes bei  Kochsalzinfusionen  nicht  überleben,  dauernd  am  Leben  erhalten, 
besonders  wirksam  war  die  Sauerstoffinhalation  unter  hohem  Drucke;  es  ge- 
kog  also  den  kritischen  Zeitpunkt  nach  der  Hämorrhagie  zu  überwinden,  das 
Leben  so  lange  hinzuhalten,  bis  die  zur  dauernden  Rettung  nötige  Blut- 
reaktion stattgefunden  hatte.  Die  direkte  Einführung  des  Sauerstoffes  ins 
Blnt  ist  wohl  das  rationellste ;  von  der  Einleitung  des  Gases  in  die  Venen 
ist  aber  bei  Hämorrhagie  kein  Nutzen  zu  erwarten. 

;,Einen  Vorteil  aber  kann  in  Fällen  dringender  Verblutungsgefahr  die 
Sanerstoffeinführung  ins  Blut  dann  bringen,  wenn  geringe  Dosen  des  Gases 
der  zu  infundierenden  Kochsalzlösung  als  Reizmittel  für  das  Herz  beigemengt 
werden,  also  wenn  man  die  Kochsalzlösung  mit  Sauerstoff  sättigt.^  —  Um 
dies  auf  einfachem  Wege  zu  ermöglichen,  hat  Küttner  einen  sehr  handlichen 
Apparat  konstruiert,  mit  dem  es  leicht  gelingt,  physiologische  Kochsalzlösung 
mit  Sauerstoff  zu  sättigen  und  diesen  direkt  ins  Blut  zu  bringen.  Um  her- 
mitergekommene  Kranke  auf  Laparotomien  vorzubereiten,  rät  Verf.  2— 3 mal 
mnerhalb  24  Stunden  je  2  Liter  der  mit  Sauerstoff  gesättigten  Kochsalz- 
lösmig  in  die  Vene  einzuspritzen,  um  auf  das  Herz  und  die  nervösen  Zentren 
günstig  einzuwirken.  Nach  schwerem  Blutverlust  beim  Menschen  empfiehlt 
es  sich  nach  der  intravenösen  Lijektion  der  mit  Sauerstoff  gesättigten  Koch- 
salzlösung ^bei  reichlicher  Erwärmung  des  Körpers  die  Wirkung  dieser  In- 
fusion durch  stundenlang  fortgesetzte  Einatmung  von  Sauerstoff  zu  unter- 
stützen**' 

Tavel  (8)  wendet  sich  in  sehr  gereiztem  Tone  in  dieser  Abhandlung 
gegen  die  von  Küttner  und  Bai  seh  erhobenen  Vorwürfe,  dass  seine  Salz- 
Sodalösung  reizend  und  Gangrän  verursachend  wirke;  er  habe  die  Lösung 
nur  zur  Lrigation  und  als  Wunddesinficiens  empfohlen,  als  solche  sei  sie 
absolut  unschädlich  für  den  Organismus,  durch  die  leicht  reizende  Wirkung 
werde  eine  erwünschte  Leuco-  und  Phagocytose  bedingt. 

Ludwig-Kraft  (7)  hat  in  einer  langen  Reihe  von  Tierversuchen  an 
Kaninchen  verschiedene  Verhältnisse  bei  Transfusion  mit  Salzwasser  und  Zucker- 
lösong,  teils  unter  normalen,  teils  unter  entzündlichen  Zuständen  ausschliess- 
lich mit  Rücksicht  auf  die  Anwendung  von  Transfusion  bei  Peritonitis  xmter- 
BQcht.  Es  ist  unmöglich,  die  stark  variierenden  Versuche  in  einem  kurzen 
Referat  wiederzugeben.  Ich  werde  mich  daher  darauf  beschränken,  die  Resul- 
tate anzudeuten,  die  Verf.  seiner  Versuchsreihe  entnimmt.  Ob  Salzlösung  (0,4 
oder  l^lo)  oder  Zuckerlösung  vorzuziehen  ist,  ist  nicht  entschieden.  Die 
Losong  muss  beim  Eintritt  in  die  Vene  38  ^  sein,  eine  niedrigere  Temperatur 
setzt  die  Vitalität  des  Tieres  herab ;  wird  die  Temperatur  während  der  Trans- 


158  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

fufiion  gesteigert,  so  tritt  sogleich  eine  Verminderung  der  Diurese  ein  und  die 
Temperatur  des  Tieres  steigt. 

Die  grösste  Diurese  wird  durch  unterbrochene  Transfusion  oder  dnrdi 
langwierige  Transfusion  mit  starkem  Fall  der  Geschwindigkeit  erzielt.  Die 
Transfusion  hat  keinen  Einfluss  auf  die  Absorption  oder  Transsudation  des 
gesunden  Peritoneums.  Transfusion  ist  kontraindiziert,  wo  das  Herz  oder  die 
Nieren  stark  leidend  sind.  Die  Transfusion  hat  keine  hindernde  Wirkung 
auf  die  Absorption  vom  Peritoneum  bei  beginnender  Peritonealseptikämie. 
Die  Transfusion  vermehrt  die  Exsudation  bei  den  exsudativen  Entzündungen 
im  Peritoneum,  sie  wird  daher  indiziert  vor  der  Operation  in  Fällen  von 
universell  exsudativen  Peritonitiden,  indem  sie  hier  die  Absorption  hindert 
oder  verringert,  während  sie  kontraindiziert  ist  vor  der  Operation  von  zirkum- 
skripten oder  migrierenden  Peritonitiden,  indem  die  vermehrte  Exsudation 
hier  dazu  beitragen  kann,  dass  Verklebungen  gelöst  werden,  so  dass  die  Ent- 
zündung weiter  um  sich  greift.  In  gleicher  Weise  wird  die  Transfusion  nadi 
der  Operation  nur  indiziert  in  den  Fällen,  wo  man  mit  Mechen  und  Drains 
über  die  Grenze  der  Entzündung  hinausgekommen  ist,  so  dass  der  gesunde 
Teil  vollständig  von  dem  entzündeten  Teil  getrennt  ist,  bei  den  universellen 
nur  wo  für  hinreichenden  und  guten  Abschluss  Sorge  getragen  ist.  Doch  soll 
man  in  diesen  Fällen  sehr  vorsichtig  mit  dem  transfundieren  sein,  indem  da- 
durch ein  bedeutender  Verlust  von  Serum  und  Albumen  verursacht  wird,  der 
verhängnisvoll  für  den  Organismus  sein  kann. 

Schal demose  (Kopenhagen). 

Haemophilie. 

1.  Parry,  A  case  of  haemophUia  illaatrating  the  valae  of  calcium  chloride  as  a  local 
stiptic.    The  Lancet  1908.  Fehraar  21. 

2.  Rotgans,  Haemophüie.    G-eDootschap  ter  bevordering  der  Nataur-,  (^enees-  en  Heel- 
kande.    Ned.  Tydschr.  v.  Gtoneesk.  I.  pag. 


Parry  (1)  erreichte  in  einem  Falle  von  schwerer,  tagelang  andauernder 
Blutung  aus  einer  Zahnfleischwunde  bei  einem  Bluter,  nachdem  andere  Styp- 
tica,  eingeschlossen  das  Adrenalin,  sich  als  wirkungslos  erwiesen  hatten,  rasdi 
Stillstand  der  Blutung  nach  lokaler  Anwendung  einer  Calciumchloridlösung 
von  2,0  auf  30,0. 

Rot g ans  (2)  demonstriert  einen  vierjährigen  Knaben  mit  einer  hämo- 
philen  Arthropathie  am  linken  Fuss.  Das  Leiden  ist  chronisch;  es  besteht 
eine  ausgesprochene  Muskelatrophie;  das  Bild  ähnelt  vollkommen  dem  einer 
tuberkulösen  Gelenkerkrankung.  Es  gibt  mehrere  Fälle  von  Hämophilie  in 
seiner  Familie.     Als  Therapie  ist  Immobilisation  angewendet. 

Goedhuis  (Deventer). 
GefSssnaht. 

1.  Araberg,  Experimenteller  Beitrag  zur  Frage  der  zirkulären  Arteriennaht.  Deatsche 
Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  1  aud  2. 

2.  *Baum,  Über  die  Blutgefässnaht.    Inaag.-Diss.  Freibarg  1903. 

3.  ^Bürgers,  The  present  position  of  sutare  of  the  blood  vessels.  Medical  Chronicale. 
May  1903. 

4.  Ezner,  Einige  Tierversuche  über  Vereinigung  und  Transplantation  von  Blutgefässeiu 
Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  10. 

5.  De  Gaetano,  L.,  Sutnra  della  arterie.  Richerche  sperimentali  sul  processo  di  guari- 
gione  in  rapporto  alla  rigenerazione  della  fibre  elastiche.  Giornale  intemaz.  di  soe. 
mediche  1903.  fasc.  7. 


Fischer,  Yerletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Bluigefitlsse  etc.        159 

6.  Galloiset  Pinatelli,  ün  cas  d'anastoxnose  art^rio-veinense  longitudinale  pour  art4- 
rite  oblit^rante.    Revue  de  Chirurgie  1903.  Nr.  2. 

7.  Höpfner,  Über  Gefftssnaht,  GefSsstransplantation  und  Replantation  von  amputierten 
Extremitfiten.  Inaug.-Diss.  Berlin  1903.  v.  L an genbecks  Archiv  1903.  ßd.  70.  Heft  2. 
82.  Ohirurgenkongress  Berlin  1903. 

3.  Jensen,   Über   zirkuläre   Gefftsssutur.      v.   Langenbeclcs  Archiv   1903.   Band   69. 

Heft  4. 
.  9.  Lejars,  Valeur  pratique  de  la  suture  arterielle.    La  semaine  mödicale  1903.  Nr.  14. 

10.  Ghdrie-Ligni^r  e,  M.,  Contributo  sperimentale  alle  studio  della  protesi  dei  vasi  coi 
metalli  riassorbibill.    Clinica  chirnrgica  1903.  Nr.  1. 

11.  Reinsholm,  W.,  Die  verschiedeuen  Methoden  für  zirkuläre  Vereinigung  abgeschnit- 
tener grösserer  Arterien-  und  Yenenstämme.  Nordishe  medicinske  Arkiv.  Aid.  L 
Eirui^e  1902.  H.  8  Nr.  16  und  U.  4  Nr.  21 ;  1903  Heft  1  Nr.  3. 

12.  Payr,  Zur  Frage  der  zirkulären  Vereinigung  von  Blutgefässen  mit  resorbierharen  Pro- 
thesen.   V.  Langen becks  Archiv  1903.  Bd.  72.  Heft.  1. 

13.  Salomoni,  A.,  Sulla  sutura  delle  arterie.    Gazetta  degli  ospedali  1903.  Nr.  56. 
14  Sassone,  L*attua1e  chirurgia  integrante  dei  vasi  sanguigni.    Grincarabili  1903. 

15.  Schmitz,  Die  Arteriennaht.  Deutsche  Zeitschrift  fOr  Chirurgie  1903.  Bd.  66.  Heft  8 
und  4. 

16.  T  o  m  aselli ,  G.,  Esiti  lontani  della  sutura  col  metocho  deirafi&ontamento  dell'  endotelio. 
Chnica  chirnrgica  1903.  Nr.  5. 

Amberg  (1)  hat  an  Pferden  nnd  grossen  Hunden  Versuche  der  zirku- 
lären Arteriennaht  gemacht  (an  der  A.  carotis,  femoralis  und  an  der  Bauch- 
aorta).  In  sechs  Fällen  wurde  die  quere  Vereinigung  vorgenommen,  an  den 
blossgelegten  Gefässen  die  Scheide  etwa  daumenbreit  frei  präpariert,  dann  die 
Arterie  durchtrennt;  die  temporäre  Blutstillung  wurde  durch  Anlegen  von 
mit  Gaze-  resp.  Gummidrains  armierten  Klemmen  erreicht.  Die  beiden  Gre- 
fassstümpfe  werden  an  gegenüberliegenden  Stellen  durch  zwei  oder  mehrere 
Längssclmitte  3 — 4  mm  weit  gespalten;  dadurch  wird  es  möglich,  einen  ent- 
sprechend breiten  Saum  der  Gefässwand  um  90^  nach  aussen  umzukrempeln, 
die  Gefassstümpfe  werden  dann  miteinander  in  Berührung  gebracht;  die 
Naht  wird  so  angelegt,  dass  die  Intimastreifen  der  Gefassläppchen  aufeinander 
zu  liegen  kommen.  ^^Das  Vorgehen  ist  analog  demjenigen  bei  Aneinander- 
setzen  von  eisernen  Röhren,  wobei  am  umgekrempelten  Rande  der  Röhre, 
den  sogenannten  Flanschen,  die  Dichtung  vorgenommen  wird.'^  Wie  die  mit- 
geteilten Untersuchungsprotokolle  beweisen,  sind  die  mit  dieser  Methode 
erzielten  Resultate  nicht  als  gute  zu  bezeichnen,  nur  in  drei  Fällen  blieb  das 
Lumen  völlig  erhalten,  in  einem  trat  wandständige,  in  zwei  völlige  Thrombose 
ein;  in  diesen  drei  Fällen  wurde  Nachblutung  beobachtet.  Am  Schluss  der 
Arbeit  findet  sich  eine  Kritik  der  Versuchsreihe  und  eine  kurze  Übersicht 
der  Literatur  über  Gefassnaht. 

Exner  (4)  fand  bei  seinen  Experimenten,  dass  nach  der  Implantation 
von  Arterien  in  Venen  (Verf.  benutzte  die  Payr  sehe  Methode  mittelst 
Magnesiumprothesen)  die  Blutader  unter  dem  arteriellen  Druck  zu  throm- 
bosieren  pflegt;  dem  Vorschlage,  eine  verlorengegangene  Arterie  durch  eine 
benachbarte  Vene  zu  ersetzen,  kommt  also  keine  praktische  Bedeutung  zu.  — 
Aach  der  Versuch,  die  Gefässe  zu  transplantieren ,  ein  gleichgrosses  Stück 
der  A.  carotis  in  den  Defekt  der  anderen  Seite  zu  implantieren ,  ebenso  die 
Implantation  der  V.  jugularis  externa  der  einen  in  die  der  anderen  Seite  war 
negativ,  stets  trat  Thrombose  der  überpflanzten  Gefässe  ein;  die  Ursache  des 
Misslingens  der  Transplantationsversuche  ist  in  der  fehlenden  Ejnährung  der 
Gefasswandungen  zu  suchen. 


160  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    I.  Teil. 

De  Gaetano  (5)  erprobte  an  Hunden  ein  neues  Verfahren  zur  An* 
legung  der  Quemaht  an  Arterien.  Das  Verfahren  ist  folgendes:  Er  fuhrt 
einen  kleinen  spindelförmigen  Eristalizylinder  ins  Arterienlumen  ein,  auf  dem 
sich  die  Naht  bequem  ausführen  lässt;  wenn  die  Naht  beinahe  beendigt  ist, 
zieht  er  den  Faden  nicht  mehr  an  und  schiebt  den  Zylinder  mit  einem  seiner 
Enden  durch  den  noch  nicht  geschlossenen  Raum  hindurch  nach  aussen.  Die 
histologische  Untersuchung,  die  er  an  nach  vier  Monaten  angefertigten  Serien- 
Schnitten  vornahm,  tat  folgendes  dar:  die  Muscularis  sowohl  als  die  Intima 
und  Adventitia  sind  wiederhergestellt  und  die  Adventitia  ist  durch  periadven- 
titiales  Bindegewebe  verstärkt;  auch  die  longitudinalen  elastischen  Fasern 
sind  regeneriert.  In  der  Nähe  der  angelegten  Naht  trifft  man  eine  kompen- 
satorische Hypertrophie  der  Muscularis  an.  —  Aus  seinen  Untersuchungen 
geht  kurz  und  gut  hervor,  dass  bei  den  Narben  von  Arterienwunden,  mögen 
diese  longitudinal  oder  quer  gerichtet  gewesen  sein,  oder  das  ganze  Gtetäss 
in  der  Quere  durchsetzt  haben,  alle  elastischen  Elemente  vollständig  rege- 
neriert sind.  R.  Giani. 

Höpfner  (7).     Nach  einem  kurzen  geschichtlichen  Überblick  über  die 
zur  Gefassnaht  vorgeschlagenen  Methoden  und  einer  Zusammenstellung  über 
30  Fälle  von  Arteriennaht  am  Menschen  teilt  Höpfner  die  Ergebnisse  seiner 
an  Hunden  angestellten  Experimente  mit,  die  er  zur  Nachprüfung  der  Payr- 
schen  zirkulären  Gefässnahtversuche  mittelst  Magnesiumprothese  vorgenonamen 
hat.    Bei  Gefässverletzungen ,  welche  mehr  als  die  Hälfte  des  Umfanges  be- 
treffen, macht  man  an  Stelle  der  reinen  Naht  die  zirkuläre  Gefassvereinignng 
mit  Magnesiumprothesen  ;  dieses  Verfahren  ist  an  grösseren  Gefassen  technisch 
nicht  besonders  schwierig;  beträgt  der  Durchmesser  der  Arterie  weniger  wie 
3  mm,   so  ist  von  der  Gefässvereinigung  Abstand  zu  nehmen,  da  an  dieselbe 
sich  gewöhnlich  Thrombose  anschliesst  infolge  der  Intimaverletzung.    Nur  bei 
streng  durchgeführter  Asepsis   ist  auf  Erfolg  zu  rechnen.     Zum  Schutze  vor 
Infektion  und  als  Stütze  ist  die  Naht  des  das  Gefäss  umgebenden  Gewebes 
zu  empfehlen.    Über  die  Resorptionsdauer  der  Prothesen  lässt  sich  kein  be- 
stimmtes Gesetz  aufstellen.     Höpfner  fand  bei  seinen  Experimenten,    dass 
entgegengesetzt  der  sonst  vertretenen  Ansicht  die  Arterien  ohne  Schaden  auf 
weite  Strecken  von  dem  lockeren  adventitiellen  Gewebe  entlöst  werden  können. 
Er  stellte  ferner  Versuche  über  Transplantation  von  Gefassstücken  an.    Hierzu 
eignen  sich  für  die  Arterien  die  Schlagadern  von  demselben  oder  von  einem 
anderen  Individuum  der  gleichen  Art,  so  gelang  die  Besektion  eines  Arterien- 
stückes und  dessen  umgekehrte  Wiedereinheilung,  ebenso  die  Transplantation 
der  Carotis  in  die  Femoralis  und  umgekehrt,  nicht  nur  bei  demselben  Hnnd, 
sondern  auch  von  einem  Hunde  auf  den  anderen.     Die  Grundbedingung  für 
das  Gelingen  dieser  Versuche  ist  strenge  Asepsis,  dass  der  Lumenunterschied 
zwischen  den  beiden  Gefassen  nicht  zu  gross  ist  und  dass  sich  gesundes  Ge- 
webe zur  Deckung  der  transplantierten  Stücke  vorfindet.     Die  Implantation 
eines  Venenstückes  in  einen  Arteriendefekt  bietet  keine  Aussicht  auf  Durch- 
gängigbleiben der  Gefässe,   das  betreffende  Venenstück  wurde  zunächst    er- 
weitert,  alsdann  trat  Thrombose   ein.     Die  Gefässüberpflanzung  von  Tieren 
anderer  Spezies  ist  stets  von  Thrombose  gefolgt  gewesen,  auch  ist  hervorzu- 
heben,  dass  das  implantierte  Stück  schnell  resorbiert  wird,   die  Gefahr  der 
Blutung  also   besteht.     Schliesslich   berichtet  Höpfner  noch  über  drei  Ex- 
perimente, die  (gegründet  auf  die  Möglichkeit  einer  zirkulären  Gefässvereini- 
gung) sich  auf  die  Absetzung  von  Extremitäten  mit  darauffolgender  Wieder- 


Fischer,  VerletzungeQ  und  chirurgiache  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.        161 

Bereinigung  beziehen.  In  zwei  Fällen  trat  Gangrän  ein,  bei  einem  Tiere 
blieb  das  Bein  bei  freibleibender  Zirkulation  bis  zum  11.  Tage  erhalten,  an 
diesem  Tage  ging  der  Hund  beim  Verbinden  in  Chloroformnarkose  ein.  Der 
Arbeit  sind  die  Versuchsprotokolle  und  ein  Literaturverzeichnis  von  82  Num- 
mern beigefügt. 

Jensen  (8)  gibt  in  der  vorliegenden  Arbeit  neben  einer  Darstellung 
der  bis  jetzt  in  Anwendung  gekommenen  Methoden  der  Gefässsutur  eine 
Kritik  über  deren  Ergebnisse.  Er  hat  an  Pferden  und  Ziegen  experimentiert, 
die  verschiedenen  Nahtmethoden,  Prothesen  von  Knochen  und  die  Payr  sehe 
Magnesiumprothese  angewendet  (meistens  hat  er  die  A.  carotis  communis  und 
die  V.  jugularis  interna  benutzt),  um  folgende  Fragen  zu  lösen:  1.  Warum 
kommt  es  in  so  vielen  Fällen  zu  Thrombenbildung?  und  2.  Inwiefern  bietet 
diese  oder  jene  der  beschriebenen  Methoden  von  den  übrigen  eine  bessere 
Garantie  für  die  Vermeidung  der  Thrombenbildungen?  Jensen  verwirft  die 
Prothesen  für  die  Arterien-  und  die  Venenvereinigung,  da  er  nach  deren 
Anwendung  eine  Verengerung  des  Gefässlumens  beobachtete.  Die  besten 
Resultate  erzielte  er  nach  dem  von  ihm  angegebenen  Verfahren  der  U-formigen 
Naht,  durch  welche  eine  grosse  Intimafläche  ohne  Verengerung  des  Lumens 
zur  Berührung  gebracht  werde.  (Das  Nähere  über  die  Technik  ist  in  der 
Arbeit  selbst  nachzusehen.)  Als  Nahtmaterial  ist  der  Seide  gegenüber  dem 
Katgnt  der  Vorzug  zu  geben.  —  Die  Thrombenbildung  nach  zirkulären  Nähten 
von  Arterien  und  Venen  ist  auf  die  Infektion  des  Gefässes  mit  pathogenen 
Bakterien  zurückzuführen.  ^Nimmt  man  die  Infektion  als  die  einzige  Ur- 
sache der  Thrombenbildung  an,  so  bekommt  man  auch  die  beste  Erklärung 
fSr  das  Launenhafte  in  den  Ergebnissen  der  Versuche.  Hiermit  stimmt  auch 
überein,  dass  die  Methoden,  wo  die  Naht  nicht  durch  die  Intima  geführt 
wurde,  die  grösste  Wahrscheinlichkeit  des  Gelingens  boten,  da  eine  Infektion 
des  Gefässes,  wenn  die  Naht  ;,lege  artis^  ausgeführt  ist,  in  hohem  Grade 
erschwert  wird.  Ob  die  Infektion  auch  die  Ursache  der  Thrombenbildung 
nach  Anwendung  der  Payr  sehen  Prothesen  ist,  kann  Jensen  nicht  bestimmt 
sagen.  Sehr  viel  scheint  ihm  die  Erklärung  für  sich  zu  haben,  dass  eine  um 
das  Gefass  angebrachte  Prothese,  namentlich  wenn  diese  aus  Metall  ist,  ein 
so  bedeutendes  Irritament  für  die  empfindliche  Gefasswand  abgibt,  dass  man 
sich  die  Thrombose  leicht  als  infolge  der  Ernährungsstörungen  entstanden 
denken  kann,  denen  die  Wand  ausgesetzt  ist.^ 

In  der  sehr  lesenswerten  Abhandlung  bespricht  Lejars  (9)  kurz  und 
präzis  den  Wert  der  Arteriennaht  unter  Berücksichtigung  der  Erfahrungen 
beim  Lebenden  und  der  Technik  der  Naht.  Nach  seinen  Auseinandersetzungen 
ist  die  Naht  empfehlenswert  bei  longitudinalen  Rissen  der  grossen  Gefässe, 
vorausgesetzt  den  aseptischen  Zustand  der  Wunde  (A.  carotis,  subclavia, 
femoralis  etc.),  die  während  der  Exstirpation  von  Tumoren  nicht  zu  vermeiden 
sind,  femer  bei  traumatischen,  einfachen  und  arteriell-venösen  Aneurysmen. 
Ist  mehr  als  die  Hälfte  des  Umfanges  eines  Gefässes  durchschnitten,  so  ist 
die  Ligatur  vorzuziehen,  da  nach  der  Naht  die  Gefahr  der  Verengerung  des 
Gefässlumens,  Nachblutung,  nachträgliche  Thrombose,  auch  eventuell  periphere 
Embolie  zu  befürchten  ist. 

Payr  (12)  wendet  sich  in  sehr  energischer  Weise  gegen  diese  Arbeiten 
von  Salinari  und  Virdia,  Reinsholm,  Jensen,  welche  die  Methode 
der  zirkulären  Vereinigung  von  Blutgefässen  mit  resorbierbaren  Prothesen 
sehr  abfallig  beurteilen.     Die  genannten  Autoren  haben  negative  Ergebnisse, 

Jabresb«rieht  fBr  Ghirnrgie  1908.  11 


162  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Thrombose  an  der  Gefässvereinigung,  bei  ihren  Experimenten  erzielt,  weil  sie 
nicht  die  von  Payr  angegebene  Versuchsanordnung  befolgten;  das  Verfahren 
hat  bei  richtiger  Ausführung  sehr  gute  Resultate  ergeben,  wie  dies  vor  allem 
die  Arbeit  von  Höpfner  beweist.  Die  Methode  ist  einfach,  sicher  und 
technisch  ohne  besondere  Schwierigkeiten  durchführbar. 

Die  Arbeit  von  Schmitz  (15)  soll,  wie  Verfasser  selbst  sagt,  eine  zu- 
sammenfassende Studie  über  die  Arteriennaht  unter  Berücksichtigung  der  in- 
und  ausländischen  Literatur  darstellen,  sie  ist  also  ein  Sammelreferat;  man 
findet  in  ihr  die  wichtigsten  Veröffentlichungen  über  die  Arteriennaht  bis  zum 
Jahre  1901  sehr  gut  zusammengestellt. 

Auf  eine  von  Lejars  veröffentlichte  Arbeit  bezugnehmend,  bemerkt 
Salomoni  (13),  dass  die  von  ihm  ersonnene,  schon  1900  von  Tomaselli 
erprobte  Methode  von  den  bisher  befolgten  differiert,  und  meint,  es  sei  bei 
der  Arteriennaht  von  grösster  Wichtigkeit,  dass  die  Nadel  durch  alle  drei 
Tunicae  hindurchgeht,  damit  die  Endothelflächen  umgestülpt  und  in  weiter 
Ausdehnung  aneinander  gebracht  werden.  Die  von  ihm  vorgeschlagene  Me- 
thode ist  folgende:  1.  Freilegung  und  Isolierung  des  Gefässes,  2.  provisorische 
Blutstillung  mittelst  serres-plates,  3.  Vemähung  des  Gefässes  mit  Enteror- 
rhaphienadeln  und  ganz  feiner  Seide,  wobei  man  eine  Wundlefze  von  aussen 
nach  innen  und  die  andere  von  innen  nach  aussen  durchsticht,  4.  definitive 
Blutstillung,  indem  man  die  serres-plates  entfernt  und  die  Stellen,  wo 
die  Nadel  hindurchgezogen,  komprimiert,   5.  Synthese  der  Operations  wände. 

R.  Giani. 

Gallois  und  Pinatelli  (6).  Bei  einem  47jährigen  Manne  mnsste 
wegen  trockener  Gangrän  des  rechten  Beines  der  Oberschenkel  amputiert 
werden ;  noch  während  der  Heilung  des  Stimipfes  traten  an  dem  linken  Beine 
die  Zeichen  der  beginnenden  Gangrän  ein.  Jaboulay  entschloss  sich  zur 
seitlichen  arteriell-venösen  Anastomose  der  Femoralgefasse  in  der  Höhe  des 
Scar paschen  Dreiecks,  ohne  den  gewünschten  Erfolg  zu  erreichen,  die 
Gangrän  machte  Fortschritte,  der  linke  Oberschenkel  musste  ebenfalls  ampu- 
tiert werden;  der  Kranke  starb  unter  Erscheinungen  der  Gehimembolie. 
Gallois  und  Pinatelli  besprechen  die  in  der  Literatur  niedergelegten 
Leichen-  und  Tierexperimente  sowie  die  Operationstechnik,  sie  kommen  zu 
dem  Resultate,  dass  von  der  arteriell-venösen  Anastomose  (der  seitlichen  odar 
End  zu  End)  bei  Gangrän  nach  Arteriitis  obliterans  Abstand  zu  nehmen  ist, 
da  durch  die  Klappen  der  Eintritt  des  arteriellen  Blutes  in  die  Venen  Ter- 
hindert  wird. 

Ch6rie-Ligniere  (10)  bespricht  die  verschiedenen  Methoden  der  Ar- 
teriennaht und  meint,  dass  die  einfache  Gefässnaht  nur  bei  Längswunden 
ihren  Zweck  erreiche,  nicht  bei  Querwunden.  Nachdem  er  auch  die  bei  Quer- 
wunden der  Gefässe  angewendeten  Invaginations-  und  Transplantationsmethoden 
erwähnt  hat,  beschreibt  er  ausführlich  das  von  Payr  geübte  Verfahren  der 
Prothese  mittelst  einer  Magnesiumröhre  und  berichtet  über  Experimente,  die 
er  mit  dem  Payr  sehen  Verfahren  an  6  Tieren  (Hunden  und  Eseln)  angestellt 
hat.  Bei  vier  von  diesen  Experimenten  erhielt  er  ein  gutes  Resultat;  bei 
zwei  kam  es  2u  sekundären  Hämorrhagien,  und  zwar  bei  einem  wegen  hinzu- 
getretener Eiterung,  bei  dem  anderen  wegen  Nekrose,  infolge  von  Läsion 
zahlreicher  vasa  vasorum.  —  Verf.  konstatierte,  dass  die  implantierte  Stelle 
wenigstens  einem  Druck  zu  widerstehen  vermag,  der  so  stark  ist  wie  in  der 
Carotis  eines  Esels,   dass  die  Verlötung  der  beiden  in  Kontakt  miteinander 


Fischer,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.        163 

gebrachten  Endothelflächen  schon  nach  12  Stunden  sich  vollzogen  hat,  dass 
in  der  Mehrzahl  der  Fälle  das  Gefässlumen  unverändert  bleibt  und  einige, 
keine  Störungen  verursachende,  wandständige  Thromben  aufweist,  dass  der 
Magnesiumzylinder  in  ungefähr  20  Tagen  resorbiert  wird,  dass  Nachblutungen 
durch  strenge  Antisepsis  und  Isolierung  einer  kleinen  Gefässstrecke  verhütet 
werden.  R.  Giani. 

Nach  einem  kurzen  Eingehen  auf  die  Frage  nach  den  Vorteilen,  welche 
eine  einfache  Ligatur  oder  eine  Sutur  resp.  Resektion  eines  grösseren  Blut- 
gefässes darbietet,  studiert  Reinsholm  (11)  die  verschiedenen  Weisen,  eine 
Sator  in  der  Gefässwand  anzulegen,  Wobei  er  betont,  dass  das  Suturmaterial 
Katgut  sein  müsse  und  dass  die  Naht  nicht  die  Intima,  aber  doch  einen 
genügend  festen  Teil  der  Gefässwand  fassen  müsse.  Ein  eingehendes  Studium 
wird  der  Resektion  grösserer  Gefässe  gewidmet.  Diese  könnte  in  der  Praxis 
bei  Tumoren-Exstirpationen ,  ulzerösen  Prozessen,  Aneurysmen  und  Gefass- 
kontusionen  in  Frage  kommen.  Die  sämtlichen  bisher  bekannt  gewordenen 
Methoden  der  Ausführung  einer  Resektion  werden  in  folgender  Zusammen- 
stellung mitgeteilt. 

L    Apposition  gleichartiger  Flächen 

A.  der  Wundränder,  a)  durch  Sutur,  1.  durch  Adventitia  und  Media  — 
ohne  Prothese  (Bougle),  mit  Prothese  (Gluck),  2.  durch  alle  Schichten 
(Horoch,  Murphy,  Lieberberg),  b)  auch  endovasale  Prothese  (Abbe, 
Gluck,  Payr); 

B.  der  Intimaäachen,  a)  durch  Sutur  (Clermont,  Brian  und  Jaboulay, 
Salomoni),  b)  durch  extravasale  Prothese  (Nitze,  Payr). 

n.  Apposition  ungleichartiger  Flächen  (Clermont,  Murphy,  Dörfler, 
Bougle). 

Nach  einer  kritischen  Prüfung  dieser  verschiedenen  Methoden  versucht 
Verf.  eine  Wertschätzung  derselben;  bei  mehreren  hat  er  Kontrollversuche 
gemacht,  um  ihre  Anwendbarkeit  zu  ermitteln,  woneben  die  praktischen  Re- 
sultate, die  mit  ihnen  erzielt  werden,  verzeichnet  werden.  Besonders  in  der 
Diskussion  der  Invaginationsmethode  liefert  Verf.  interessante  Beiträge  zur 
Lösung  der  Frage.  Er  hat  selbst  die  früher  vorgeschlagenen  Methoden  in 
der  Weise  modifiziert,  dass  nur  ein  durch  das  distale  Ende  gezogener  Faden 
verwendet  wird,  um  diesen  in  das  proximale  Ende  zu  invaginieren,  welcher, 
nachdem  die  Gefässränder  aneinander  fixiert  sind,  entfernt  wird.  Da  das 
detailreiche  und  erschöpfende  Werk  sich  zu  einem  kurzen  Referat  nicht  eignet, 
werden  Interessenten  auf  die  Originalarbeit  selbst  verwiesen. 

Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 
In  seiner  Dissertation  führt  Sassone  (14)  alles  auf,  was  bezüglich  der 
Arterien-  und  Venennaht,  sei  es  auf  experimentellem,  sei  es  auf  klinischem 
Gebiete,  von  den  Chirurgen  bisher  geleistet  worden  ist.  R.  Giani. 

Auf  eine  frühere  Arbeit  sich  beziehend,  behauptet  Tomaselli  (16),  dass 
das  beste  Angiorraphieverfahren  das  von  Salomoni  (Atti  della  R.  Accademia 
Peloritana  1900)  empfohlene  sei,  das  in  der  Vereinigung  des  Endothels  besteht ; 
dasselbe  lasse  sich  leicht  und  rasch  ausführen  und  habe  stets  befriedigende 
Resultate  gegeben.  Verf.  hat  nun  den  histologischen  Reparationsprozess  bei 
Qaerwunden  studiert,  um  festzustellen,  ob  auch  hier  eine  wirkliche  Restitutio 
ad  integrum  stattfinde,  wie  sie  Burci  bereits  bei  longitudinalen  Wunden 
beobachtete.  Die  mikroskopische  Untersuchung  tat  dar:  1.  die  T.  muscularis 
ist  vollständig  regeneriert.    2.  Auch  die  elastischen  Fasern  dieser  Tunica  sind 

11* 


164  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

regeneriert  und  sind  viel  zahlreicher  an  den  Grenzen  der  Naht  und  in  der 
Nähe  des  Lumens,  wo  sie  zwar  nicht  eine  wirkliche  innere  elastische  Platte 
bilden,  aber  doch  dieselbe  so  gut  wie  ersetzen  und  so  das  Zustandekommen 
eines  Aneurysmas  verhindern.  3.  Weder  die  innere  elastische  Platte  noch 
der  elastische  Apparat  der  Adventitia  sind  neugebildet,  diese  besteht  aus 
fibrösen  Bindegewebsbündeln.  4.  In  der  nächsten  Umgebung  der  vernähten 
Stelle  konstatiert  man  vollständige  Wiederherstellung  der  drei  Tunicae,  mit 
Hypertrophie  der  Muskelfaserzellen  und  der  elastischen  Fasern. 

R.  aiani. 

Aneurysmen. 

1.  V.  Bergmann,    Zur  Kasuistik   des  arteriell-venösen  Aneuiysma.    v.  Langenbecks 
Archiv^  1908.  Bd.  69.  Heft  1  und  2.    v.  Esmarchsche  Festschrift. 

2.  *Hantleib,  Über  die  Erfolge  bei  den  verschiedenen  Operationsmethoden  des  Aneu- 
rysma popliteam.    Inaug.-Diss.  Bonn  1908. 

8.   Kr e  atz.  Über  einen  Fall  von  Rankenaneorysma  der  Arterie  ophthahnica  dextra.  Wiener 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  37. 

4.  Matos;  R.,  M.  S.,  An  Operation  for  the  radicai  eure  of  aneurism  based  upon  arterior- 
rhaphy.    Annals  of  Sorgery,  Febraary  1908. 

5.  Morris,  R.  F.,  M.  S.  Notes  on  case  of  fusiform  aneurism   treated  by  Matos  method. 
Annais  of  Sargery  October  1908. 

6.  Rank  in,  The  treatment  of  aneurysm   by   subcataneons  injection  of  gelatin.     Rojal 
med.  and.  clin.  soc.    The  Lancet  1908.  Jani  27. 

V.Bergmann  (1).  Drei  Wochen  nach  einer  im  Burenkriege  erlittenen 
Verletzung  durch  ein  Lee-Medfordgeschoss  in  die  untere  Hälfte  des  linken 
Oberschenkels  stellte  sich  bei  dem  25jährigen  Patienten  ein  fühlbares  Schwirren 
an  der  inneren  Fläche  des  Knies  und  Oberschenkels  ein;  sechs  Monate  nach 
der  Verletzung  waren  die  übrigen  Zeichen  des  arteriell-venösen  Aneurysma 
an  der  Durchtrittsstelle  der  A.  femoralis  durch  den  Adduktorenkanal  sehr 
deutlich  ausgebildet;  der  Kranke  suchte  bei  v.  Bergmann  Hilfe.  Unter 
Esmarch scher  Blutleere  wurde  am  unteren  Viertel  des  Oberschenkels  in  der 
Fossa  Joberti  die  Arterie  und  die  um  das  dreifache  ihres  Volums  ent- 
wickelte Vene  aus  dem  sie  einscheidenden  sehr  lockeren  Bindegewebe  leicht 
isoliert,  ober-  und  unterhalb  des  Sackes  unterbunden  und  das  Aneurysma 
samt  den  legierten  Gefassen  extirpiert;  der  etwa  hühnereigrosse  Varix  lag 
nach  aussen  und  hinten  von  der  Schlagader;  die  kreisrunde  Kommunikations- 
öflfnung  zwischen  Arterie  und  Vene  hatte  einen  Umfang  von  3  mm,  zeigte 
glatte  und  scharfe  Ränder,  an  der  Öflfnung  in  die  Venenwand  befand  sich  eine 
halbmondförmige  Klappe,  deren  freier  Rand  etwa  bis  zur  Mitte  der  kreis- 
runden Öffnung  reichte.  Beim  Einströmen  des  Blutes  in  die  Vene  musste 
diese  Klappe  gespannt  und  in  pulsatorische  Bewegung  gesetzt  werden;  hierans 
ist  das  ungemein  stark  fühlbare  Schwirren  an  der  Innenfläche  des  Knies  und 
Oberschenkels  zu  erklären.  Für  die  Bildung  des  arteriell-venösen  Aneurysma 
(in  der  Literatur  sind  schon  zehn  Fälle  von  arteriell-venösem  Aneurysma  der 
A.  femoralis  resp.  der  A.  poplitea,  die  im  südafrikanischen  Kriege  behandelt 
wurden,  niedergelegt)  nimmt  v.  Bergmann  an,  dass  bei  den  nach  Schass- 
verletzung entstandenen  eine  sofortige  Kontimiitätstrennung  der  Gefasswände 
statt  hat,  nicht  dass  eine  Quetschung  der  Gefässe  und  nachfolgende  Ent- 
zündung an  der  Verletzungsstelle,  wie  dies  Hodgson  vermutet  hatte,  erst 
nachträglich  zur  Kommunikation  von  Arterie  und  Vene  führt.  Für  seine 
Annahme  spricht  die  primäre  und  sekundäre  Blutung,  sowie  auch  der  Befand 


Fisober,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blntgefftsae  etc.        165 

bei  der  Operation,  dass  das  Bindegewebe  um  die  Gefässe  locker  und  weich 
war,  sich  leicht  vom  Varix  isolieren  liess.  v.  Bergmann  hat  in  noch  zwei 
anderen  Fällen  von  arteriell-venösem  Aneurysma  der  A.  femoralis  nach  Schuss- 
Terletznng  in  derselben  Weise  operiert.  In  dem  einen  Falle  war  die  Ver- 
bindungstelle  zwischen  Arterie  und  Vene  sehr  eng,  so  dass  an  dieser  die 
Unterbindung  möglich  gewesen  wäre  und  dann  die  Exstirpation  des  Varix 
nnr  noch  nötig  war,  ;,  allerdings  wäre  an  der  Arterienwand  eine  Narbe,  die 
Ligaturstelle  geblieben,  von  der  es  fraglich  ist,  ob  sie  nicht  im  Laufe  der 
Zeit  eine  Ausbuchtung  und  mit  ihr  eine  Art  Aneurysma  verum  veranlassen 
könnte.    Auch  für  die  Arteriennaht  wäre  der  Fall  nicht  ungeeignet  gewesen*'. 

In  dem  von  Kreutz  (3)  beschriebenen  Falle  war  der  rechtsseitige 
pulsierende  Exophthalmus,  der  seit  drei  Jahren  bei  einer  28  jährigen  Kranken 
alhnählich  und  spontan  zur  Ausbildung  gekommen  war,  nicht  durch  Eindringen 
Ton  arteriellem  Blute  in  die  Orbitalvenen,  sondern  durch  Überfüllung  der 
krankhaft  erweiterten  Arterien  der  A.  ophthalmica  erzeugt,  durch  die  ophthal- 
moskopische Untersuchung  war  eine  Rankenaneurysma  der  A.  centralis  retinae 
nachzuweisen,  gleichzeitig  bestand  vor  dem  Processus  mastoideus  derselben 
Seite  ein  Rankenaneurysma  der  A.  carotis  externa.  Nach  Unterbindung  der 
A.  carotis  communis  rechts  hörte  die  Palsation  in  beiden  Geschwülsten  auf; 
der  Augenspiegelbefund  blieb  aber  unverändert.  Die  Deduktionen,  dass  es  sich 
in  dem  betre£fenden  Falle  um  ein  Rankenaneurysma  der  A.  ophthalmica 
handelte,  sind  überzeugend;  die  eingehenden  Auseinandersetzungen  sind  in 
der  Arbeit  selbst  nachzulesen. 

Matos  (ö)  empfiehlt  statt  Exstirpation  des  Aneurysma  den  Sack  in  der 
Weise  in  sich  zu  vernähen,  dass  die  Zirkulation  in  dem  Muttergefäss  dadurch 
nicht  gestört  wird.  Nach  vorausgehendem  temporären  Verschluss  des  zu- 
führenden Astes  ward  das  Aneurysma  geöffnet  und  mit  weichem  Schwamm 
alle  Gerinnsel  entfernt.  Alle  Offnungen  der  in  den  Sack  mündenden  Haupt- 
und  Seitengefasse  werden  mit  fortlaufenden  nach  Art  der  Lembertdarmnaht 
angelegten  Chromcatgut-Nähten  so  geschlossen,  dass  der  Strom  im  Hauptgefäss 
nicht  unterbrochen  wird.  Der  Sack  wird  über  diesen  Nähten  durch  Etagen- 
Nähte  geschlossen.  Die  Operation  ist  dort  indiziert,  wo  die  Exstirpation 
unmöglich  oder  Gefahr  der  Gangrän  in  sich  schliesst.  M.  hat  vier  Kranke 
nach  seiner  Methode  mit  Erfolg  operiert.  Die  Art  der  Nahtanlegung  ist 
dnrch  Abbildungen  erläutert.  Maass  (New-York). 

Morris  (5)  hat  ein  fusiformes  Aneurysma  der  Ploplitea  nach  der  von 
Matos  vorgeschlagenen  Methode  Intima  auf  Intima  so  vernäht,  dass  ein 
Kanal  für  die  Zirkulation  offen  blieb  und  ein  vollständiger  Erfolg  damit 
erzielt  wurde.  Maass  (New-York). 

Um  den  nach  Gelatineinjektionen  zu  beobachtenden  Tetanus  zu  vermeiden, 
gibt  Rank  in  (6)  ausführliche  Angaben  zur  Bereitung  der  Gelatine:  an  drei 
aufeinander  folgenden  Tagen  wird  die  Mischung,  die  aus  30  g  Gelatine, 
9  g  Kochsalz,  1500  g  sterilisiertem,  destiliertem  Wasser  besteht,  eine  Stunde 
lang  im  Autoklaven  sterilisiert  und  unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  nochmals 
sterilisiert.  Er  injiziert  100  cbcm  der  Mischung  an  der  Innenseite  des  Ober- 
schenkels, die  Einspritzung  soll  unter  geringem  Druck  nur  einmal  in  der 
Woche  vorgenommen  werden;  heben  der  Injektion  ist  Bettruhe,  beschränkte 
Kost  und  Jodkali  zu  empfehlen.  Rankin  berichtet  über  vier  Fälle,  je  ein 
Aneurysma  des  Aortenbogens  und  der  Bauchaorta,  zwei  der  Aorta  ascendens. 
Die  Erfolge  waren  gut,  die  subjektiven  Beschwerden  wurden  geringer,  objektiv 


166  Jahresbericht  f&r  Chirargie.    I.  Teil. 

war  Festwerden  und  Verkleinerung  des  Tumors  zu  konstatieren ;  die  weiteren 
Beobachtungen  (1  bis  2  Jahre)  ergaben,  dass  die  Besserung  anhielt. 

Gefiisserkrankung  mit  nachfolgender  GangrSn. 

1.  v^.  Brunn,   Beitrag  znr   traumatischen   Gangrftn  durch  Ruptur  der  inneren  Arterien- 
hftute.    V.  Brunsche  Beitr&ge  1903.  Bd.  41.  Heft  1. 

2.  *D  u  n  1 0  p ,  On  a  case  of  arterial  occlusion  and  gangrene.    The  Lancet  1903.   May  23. 

3.  *Wahlmann,  Zur  Kasuistik  der  diabetischen  Gangrftn  nach   den  Erfahrungen  in  der 
chirurgischen  Klinik  zu  Kiel.    Inaog.-Diss.  Kiel  1908. 

4.  Weber  and  Michels:  Two  cases  of  obliterative  arteritis  in  a  young  men  leading  to 
gangrene  in  extremities  British  med.  journ.  1903.  Septembre  12. 

V.  Brunn  (1).  Bei  einem  60jährigen  Fuhrmann  wurde  einige  Tage 
nach  dem  Überfahren  des  rechten  Beines  (ohne  dass  Fraktur  oder  Luxation 
nachzuweisen  war,  es  bestand  nur  eine  nicht  penetrierende  Wunde  an  der 
Innenseite  des  Kniegelenkes)  fortschreitende  Gangrän  des  Unterschenkels  beob- 
achtet, die  14  Tage  nach  dem  Unfälle  die  Amputatio  femoris  des  septisch 
eingelieferten  Kranken  nötig  machte.  Die  Ursache  des  Brandes  war  ein 
Thrombus  in  der  A.  poplitea,  der  durch  quere  Zerreissung  der  Intima  und 
Media  in  der  Höhe  des  Gelenkspaltes  bedingt  war;  die  unmittelbar  angren- 
zenden Teile  von  der  Adventitia  waren  abgehoben  und  etwas  eingerollt.  Die 
Gefassinnenfläche  ist  oberhalb  der  Verschlussstelle  von  normaler  gelber  Farbe, 
unterhalb  hat  sie  einen  deutlichen  Stich  ins  Graue.  AuflFallend  ist,  dass  bei 
der  Sektion  ausser  Milzanschwellung  und  einer  leichten  Bronchitis  keinerlei 
Organveränderungen  gefunden  wurden ;  (aber  den  Zustand  der  Arterien  (Aorta 
iliaca  etc.  Arteriosklerose)  sind  keine  Bemerkungen  gemacht.  Ref.).  Unter 
Hinzuzählen  dieses  Falles  ist  unter  16  Fällen  13  mal  die  Ruptur  der  inneren 
Häute  der  A.  poplitea  von  einem  Verlust  des  Beines,  zweimal  sogar  vom  Tode 
gefolgt  gewesen. 

Die  beiden  von  Weber  und  Michels  (4)  beobachteten  Fälle  betreffen 
zwei  Männer  im  Alter  von  37  resp.  45  Jahren;  die  Krankheit  begann  mit 
Parästhesie  an  den  unteren  Extremitäten,  die  zu  Gangrän  führte  und  die 
Amputation  der  Unterschenkel  nötig  machte.  Syphilis,  Alkoholismus,  Blei- 
und  Arsenikvergiftung  waren  mit  Sicherheit  auszuschliessen.  Die  Verfasser 
glauben,  dass  in  beiden  Fällen  die  Gangrän  auf  nervöse  Störungen  zurück- 
zuführen sei.  Die  mikroskopische  Untersuchung  (Abbildung)  ergab  Verdickung 
der  kleinen  Arterien  und  Thrombose  der  Arterien. 

GefSssgeschwttlste. 

1.  Arenzio,  G.,  Guarigione  rapida   di  angiomi   otienuta  con   an  procesao  combinato  di 
elettrolisi  ad  alta  frequenza.    Annali  di  elettricita  medica  e  terapia  fisica  1903.  Nr.   10. 

2.  Beck,   Od  a  aggravated    case   of  aneurisma   racemosum.    Annais  of  sorgery  1903. 
October. 

8.   Gaylord,  On  the  pathology  of  to  calledbone  anearism.  Annais  of  surgery.  June  1903. 

4.  Goering,  Znr  Behandlung  des  Angioma  arteriale  racemosum,  besonders  des  Kopfes. 
Inaug.-DisB.  ^trassburg  i.  E.  1903. 

5.  SzendrO,  Ein  Beitrag  zur  Entstehung  des  Angioma  racemosum.  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  24. 

6.  Wyeth,  John,  A.   M.  S.   The  treatment  vascular  tumor  by  the  injection   of  water 
at  high  temperature.    The  journ.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.    June  27. 

Der  elektrische  Strom  in  hoher  Frequenz  bewirkt  nach  Arenzio  (1) 
Gerinnung  des  zirkulierenden  Blutes  in  den  Gefässen,  infolgedessen  im  Innern 


Fischer,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blutgefässe  etc.        167 

der  Kapillaren  Atrophie  und  Bindegewebssklerose  entstehen.  Die  Elektrolyse 
trägt  dadurch  zur  Heilung  der  Angiome  bei,  dass  sie  die  molekulare  Zerle- 
gung der  Gewebe,  Bindegewebshyperplasie  und  rasche  Gerinnung  des  Blutes 
bewirkt.  Beide  Wirkungen  nutzbar  machend,  lässt  sich  die  Heilung  auch 
sehr  voluminöser  Angiome  in  kurzer  Zeit  erzielen.  R.  Giani. 

Goering  (4)  beschreibt  einen  in  der  Strassburger  chirurgischen  Klinik 
beobachteten  Fall  von  ausgedehntem  Angioma  arteriale  racemosum  der  rech- 
ten Kopfbälfte  und  einem  kleineren  der  linken  Schläfenseite  bei  einem  27- 
jährigen  Manne,  der  seit  der  Geburt  eine  balbkugelförmige  Geschwulst  in  der 
rechten  Schläfengegend  hatte ;  nach  Verletzung  (leichte  Risswunde)  vor  14  Jahren 
wurde  langsames,  stetiges  Wachstum  der  Geschwulst  in  die  Breite,  in  den 
zwei  letzten  Monaten  schnellere  Vergrösserung  beobachtet.  Nach  Unterbindung 
der  A.  carotis  externa  dextra  und  Ligatur  der  A.  temporalis  sinistra  hörte 
die  Pulsation  in  dem  Tumor  nur  zum  Teil  auf.  Drei  Wochen  später  wird  ein 
Teil  des  in  der  Karotisgegend  gelegenen  Tumors  exzidiert,  nach  weiteren 
14  Tagen  die  Exstirpation  des  Haupttumors  nach  vorausgegangener  Um- 
stechung mit  Knopfnähten  in  der  von  Stierlin  empfohlenen  Weise  vor- 
genommen. Der  grosse  Defekt  wird  schliesslich  durch  T  hier  seh  sehe  Trans- 
plantation gedeckt  (gute  Abbildungen  vor  und  nach  der  Operation).  —  Verf. 
stellt  die  seit  1893  veröffentlichten  Fälle  von  Rankenangiom  zusammen  und 
bespricht  die  Therapie;  er  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  die  Exstirpation 
die  wichtigste  und  beste  Behandlung  ist;  nur  ausnahmsweise  unter  ganz  be- 
sonderen Verhältnissen  tritt  die  Methode  der  Alkoholinjektionen  in  ihr  Recht. 

Szendrö  (5)  beobachtete  bei  einem  30jährigen  Manne  eine  wallnuss- 
grosse,  elastische,  von  normaler  Haut  bedeckte,  auf  der  Unterlage  frei  beweg- 
liche Geschwulst  in  der  linken  Schläfengegend,  die  vor  sieben  Jahren  nach 
dem  Stemmen  von  schweren  Hanteln  entstanden  war,  zuerst  pulsiert  haben 
soll,  im  ersten  Jahre  an  Grösse  zunahm,  dann  aber  stationär  blieb.  Die 
Untersuchung  der  exstirpierten  Geschwulst  ergab  ein  abgekapseltes  Angioma 
cavernosum. 

Gaylord  (3)  beschreibt  eine  aus  dem  Göttinger  pathologischen  Institut 
stammende  Knochencyste  des  Femur.  Der  Tumor  wurde  vor  der  Operation 
far  Sarkom  gehalten.  Nach  der  Amputation  entleerte  sich  aus  der  fluktuieren- 
den Geschwulst  eine  graugelbe  Flüssigkeit.  Durch  die  grosse  Knochenhöhle  zogen 
zwei  dicke  intakte  Arterien.  Die  Ruptur  einer  dieser  Arterien  würde  sicher- 
lich die  fluktuierende  Geschwulst  zu  einer  pulsierenden,  also  einem  sogen. 
Enochenaneurysma  gemacht  haben.  Trotz  sehr  genauer  Untersuchung  von 
den  verschiedensten  Teilen  der  Wand  gelingt  es  zunächst  nicht,  Stellen  malig- 
ner Natur  zu  finden.  Schliesslich  zeigten  sich  in  einem  sehr  beschränkten 
Gebiete  spindelige  und  ovale  Zellen  so  angeordnet,  dass  an  dem  sarkomatösen 
Charakter  derselben  nicht  gezweifelt  werden  konnte.  Da  keiner  von  den  bis- 
her veröfiFentlichten  Fällen  von  Knochenaneurysma  so  eingehend  untersucht 
worden  ist,  wie  dieser  Fall,  glaubt  Verf.,  dass  alle  oder  zum  grössten  Teil 
medulläre  Sarkome  gewesen  sind  und  vielleicht  besser  als  pulsierende  sarko- 
matöse  Hämatome  bezeichnet  werden.  Maass  (New-York). 

Um  ein  Arteriengebiet  zur  Verödung  zu  bringen,  benutzte  Wyeth  (6) 
Injektionen  von  Paraffin,  Alkohol  und  kochendem  Wasser  in  die  Arterien. 
Nur  mit  kochendem  Wasser  wurde  der  Zweck  vollständig  erreicht.  Nach  dieser 
Voruntersuchung  injizierte  Verf.  inoperable  Angiome  mit  kochendem  Wasser 
und  brachte  durch  wiederholte  Injektionen  in  Narkose  Heilung  zustande.   Es 


168  Jahresbericht  far  Chirurgie.    I.  Teil. 

wird  injiziert,  bis  die  deckende  Haut  der  Schleimhaut  anämisch  erscheint. 
Zu  Nekrose  des  Integuments  kommt  es  nur  bei  zu  praller  Füllung.  Verf. 
beabsichtigt  auch  Versuche  bei  tuberkulösen  Drüsen,  Ranula,  Lipomen,  Ab- 
szessen und  Fisteln  zu  machen.  Mass  (New-York). 

Beck  (2)  gibt  die  Krankengeschichte  eines  32jährigen  Mannes,  der  vor 
17  Jahren  eine  pulsierende,  die  Zeichen  des  Angioma  racemosnm  darbietende 
Geschwulst  am  Kopfe  bemerkt  hatte,  die  nach  Steinwurf  entstanden  war  und 
sich  allmählich  über  die  ganze  behaarte  Kopfhaut,  die  Schläfen,  Augen  und 
Nasengegend  ausdehnte;  die  sie  bedeckende  Haut  war  verdünnt,  zweimal  war 
beträchtliche  Blutung  beobachtet  worden.  Beck  unterband  die  Schläfen- 
arterie,  die  A.  frontales  und  angulares,  ohne  dass  die  Pulsation  und  Grösse 
des  Tumors  beeinflusst  wurde.  Bei  der  Exstirpation  der  Geschwulst  war  die 
Blutung  trotz  der  vorausgegangenen,  unterbrochenen  Naht,  die  um  die  nor- 
malen Gewebe  sich  erstreckte,  eine  beträchtliche.  Ausführlicher  Bericht  über 
die  mikroskopische  Untersuchung.  Der  Arbeit  sind  vier  sehr  gut  reprodu- 
zierte Abbildungen  der  Geschwulst  beigefügt. 

Lufteintritt  in  Venen  und  Unterbindung  der  Yenen. 

1.  Delore,  De  Tentr^e  de  l'air  daoB  les  veines   pendant  les  opörations  gyD^ologiqaes. 
Revue  de  Chirurgie  1908.  Nr.  10. 

2.  Honzel,   De   la  Ligature   des   veines   et   en   particolier  de  la  veiue  cave  iDfdrieure. 
Revue  de  Chirurgie  1903.  Nr.  3  und  4. 

Im  Anschluss  an  den  Bericht  eines  Falles  von  Luftembolie  während  der 
Exstirpation  eines  Uterusfibrom  bei  einer  sehr  anämischen  Kranken  gibt 
üelore  (1)  einen  kurzen  Überblick  über  die  wenigen  in  der  Literatur  nieder- 
gelegten Fälle,  nachdem  er  vorher  die  Lehre  der  Luftembolie  besprochen  hat. 
Er  glaubt,  dass  die  Luftembolie  bei  gynäkologischen  Operationen  begünstigt 
wird  1.  durch  die  oft  beträchtliche  Dilatation  der  Venen  des  Plexus  pampini- 
formis  (speziell  bei  Uterusfibromen),  2.  dass  die  in  dem  Ligamentum  latnm 
verlaufenden  Venen  nach  dem  Durchschneiden  klaffen,  da  die  hier  vorhandenen 
Muskelfasern  die  Gefässe  an  dem  Zusammenfallen  hindern,  3.  dass  die  Gre- 
rinnung  des  Blutes  bei  den  hochgradig  anämischen  Kranken  eine  langsame 
ist,  und  4.  sieht  er  in  der  Trendelenburgschen  Lage  ein  prädisponierendes 
Moment.  Nur  wenn  eine  sehr  grosse  Menge  von  Luft  plötzlich  aspiriert  wird, 
ist  die  Luftembolie  mit  Synkope  verbunden;  in  solchen  Fällen  würde  wohl 
die  Punktion  und  Aspiration  des  durch  die  eingedrungene  Luft  ausgedehnten 
rechten  Herzens  nach  Begouins  Vorschlag  erlaubt  sein. 

Houzel  (2)  bespricht  in  dieser  Arbeit  die  im  Laufe  der  Zeit  vorge- 
schlagenen Methoden  bei  Verletzungen  von  grossen  Venenstämmen,  die  zirku- 
läre, die  seitliche  Ligatur  und  die  Naht.  Weiter  macht  er  darauf  aufmerksam, 
dass- die  Vena  cava  inferior  bei  der  Exstirpation  sehr  grosser  Geschwülste 
ohne  Schaden  für  den  Kranken  unterbunden  werden  könne  (Fall  von  Bottini 
aus  dem  Jahre  1893  prävertebrales  Lymphosarkom  und  ein  eigener  Fall, 
Zerreissung  der  V.  cava  inferior  während  der  Exstirpation  einer  lange  be- 
stehenden und  grossen  Pyonephrose;  Houzel  konnte  sich  nach  zwei  Jahren 
von  dem  Wohlbefinden  seines  Patienten  überzeugen.  Die  beiden  Kranken- 
geschichten werden  in  extenso  mitgeteilt).  Nach  seiner  Ansicht  ist  die  Unter- 
bindung der  V.  cava  inferior  in  solchen  Fällen  erlaubt,  da  die  langsam  an 
Volum  zunehmenden  Tumoren  mit  der  Vene  verwachsen,  einen  Druck  auf  sie 


Fischer,  Verletzangen  and  chinu^che  KraDkheiien  der  Blatgefftsse  etc.        169 

ansüben;  es  wird  daher  ein  Teil  des  Venenblates  der  nnteren  Eörperhälfte 
durch  die  vorhandenen  erweiterten  Eollateralen  dem  rechten  Herzen  zugeführt. 
Honzel  verwirft  das  von  Schede  eingeschlagene  Vorgehen  der  seitlichen 
Naht  bei  Verletzungen  der  V.  cava  inferior,  da  diese  mit  der  Gefahr  der 
Thrombose  und  Embolie  verknüpft  ist. 

Retrograder  Transport  im  Yenensystem. 

1.  Boama,  Über  den  retrogaden  Transport  im  Yenensystem.    Yirchows  Archiv  1903. 
Bd.  171.  Heft  1. 

Bouma  (1)  hat  die  Ribbertschen  Versuche  über  den  retrograden  Trans- 
port einer  Nachprüfung  unterzogen;  er  kommt  auf  Grund  seiner  Experimente 
(das  Nähere  über  die  Versuchsanordnung  ist  im  Original  nachzulesen)  zu  dem 
Schlüsse:  ;,Der  retrograde  Transport  von  Tumorzellen,  Embolie  und  Mikro- 
organismen ohne  eigene  Bewegung  kann  verursacht  werden  durch  die  kom- 
binierte Wirkung  der  periodischen  Hemmung  der  venösen  Blutabfuhr  infolge 
der  Herzaktion  und  der  rhythmischen  Schwankungen  des  negativen  Thorax- 
dnickes  bei  den  Respirationsbewegungen,  wobei  der  letztere  Faktor  haupt- 
sächlich als  das  motorische  Moment  zu  betrachten  ist.'^ 

Phlebis  und  Yarieen. 

1  ^Altenbnrg,  Ül>er  die  Behandlang  der  Yarieen.    Inaug.-Diss.  Bonn  1903. 
^  Becker,  Die  operative  Behandlang  der  Yarieen  au  den  unteren  Extremitäten.  MQnche- 
Der  med.  Wochenschrift  1908.    Nr.  20.    Rostocker  Ärzteverein. 

3.  *v.  Gosen,  Beitrag  zar  Therapie  der  ülcera  oraris  bei  varikösen  Yenenerkrankangen. 
lDaag.-Di88.  Manchen  1903. 

4.  Gaibal,  De  la  dilatation  ampallaire  des  veines.  Bevue  de  Ghirargie  1903.  Nr.  6—8. 
h,  Hanneguin,  Traitement  de  la  phlöbalgie.    L'^fflearage  des  veines.    La  Presse  m^i- 

cale  1903.    Nr.  16. 

6.  *—  Les  suites  de  phl^bite.    Lear  traitement    Archives  g^nörales  1903.    Nr.  20. 

7.  ^Kaiser,  Ober  die  Behandlang  der  Yarieen.    Inaug.-Diss.  Jena  1903. 

Becker  (1)  berichtet  über  die  von  Müller  bei  138  Kranken  wegen 
Yarieen  der  unteren  Extremität  vorgenommenen  Operation.  Die  einfache 
Unterbindung  und  Durchschneidung  des  Saplienastammes  nach  Trendelenburg 
wurde  38  mal,  Kontinuitätsresektion  aus  dem  Stamme  oder  dem  peripherischen 
Stromgebiete  der  Saphena  69  mal,  die  Totalexstirpation  des  Saphenastanmies 
mit  dem  peripherischen  Stromgebiete  nach  Madelung  40  mal,  die  Sehe  de  sehe 
Operation  einmal  ausgeführt.  Bei  52  Kranken  konnte  durch  Nachunter- 
snchimgen  die  Dauererfolge  nach  der  Operation  festgestellt  werden:  Das 
Trendelenburgsche  Verfahren  ergab  in  56®/o,  das  Madelungsche  in 
^°/o  der  Fälle  ein  gutes  Resultat.  Nach  Beckers  Ansicht  kann  durch  die 
einfache  Ligatur  bezw.  Resektion  des  Saphenastammes  in  vielen  Fällen  ein 
gutes  Resultat  erzielt  werden,  die  subjektiven  Beschwerden  der  an  Yarieen 
Leidenden  werden  beseitigt,  oder  doch  wesentlich  gebessert ;  ein  Dauererfolg 
ist  nur  nach  der  totalen  Exstirpation  des  Saphenastammes  mit  dem  ganzen 
peripherischen  Stromgebiete  am  Ober-  und  Unterschenkel  zu  erwarten. 

Guibal  (4)  gibt  eine  recht  ausführliche  Zusammenstellung  der  an  den 
grossen  Venenstämmen  (an  der  Eintrittsstelle  der  V.  saphena,  .der  Vena  femo- 
ralis,  der  V.  poplitea  und  der  Venen  des  Halses)  beschriebenen,  ampullären  und 
sackförmigen  Erweiterungen.     Durch  diese  ist  das  Leben  der  Kranken  nicht 


170  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

bedroht,  erst  wenn  sie  grosse  Dimensionen  annimmt,  besteht  die  Gefahr  der 
Berstung  und  nachfolgende,  lebensgefahrliche  Blutung  nach  vorhergegangener 
Usur  der  Haut ;  femer  wenn  Entzündung  der  Venenwand  eintritt.  Die  Diag- 
nose des  Leidens  ist  im  allgemeinen  einfach  zu  stellen,  so  lange  die  Gefasse 
mit  flüssigem  Blute  gefüllt  sind;  durch  Kompression  zentralwärts  sind  sie  zu 
entleeren,  sie  füllen  sich  schnell  bei  Aufhören  des  Druckes.  Schwierig  ist  die 
di£ferentielle  Diagnose  zwischen  sackförmiger  Dilatation  der  Venen  des  Halses 
und  serösen,  kongenitalen  Zysten  bei  Kindern ;  tritt  Entzündung  der  erkrankten 
Venen  und  damit  Thrombose  ein,  so  ist  Verwechselung  mit  vereiterten 
Lymphdrüsen  und  eingeklemmten  Hernien  nicht  zu  vermeiden.  Die  Exstir- 
pation  der  erweiterten  Gefassabschnitte  nach  vorausgegangener  zentraler  und 
peripherer  Unterbindung  des  Venenstammes  ist  angezeigt,  falls  eine  fortgesetzte 
Vergrösserung  der  sack-  resp.  ampullenförmigen  Dilatation  zu  beobachten  ist, 
schwere  Störungen  durch  dieselbe  bedingt  werden,  und  wenn  Entzündung  sich 
einstellt. 

Hanneguin(5)  empfiehlt  zur  Beseitigung  der  nach  dem  akuten  Stadium 
der  Phlebitis  zurückbleibenden  Schmerzen  die  Effleurage  der  befallenen  Körper- 
partie. Nachdem  die  Kranken  14  Tage  bis  3  Wochen  fieberfrei  sind,  beginnt 
man  mit  leichtem  Streichen,  das  möglichst  schonend  an  der  schmerzhaften 
Stelle  anfängt  und  proximalwärts  fortgepflanzt  wird,  nach  15  bis  20  Minuten 
lang  dauernder  Effleurage  tritt  an  der  massierten  Stelle  ein  Gefühl  von  Wärme 
auf,  die  Schmerzhaftigkeit  nimmt  ab.  Mindestens  sind  20  Sitzungen  nötig. 
Die  Kur  wird  unterstützt  durch  Bäder  von  35°,  die  höchstens  eine  halbe 
Stunde  dauern  sollen. 

Lymphdrüsen  und  Lymphgefftsserkrankungen. 

1.  Eorsch,  Zur  Behandlung  der   Lymphdrflsenentzflndung.    Freie  Chirurg. -YeTeinigong. 
ZentralblaU  für  Chirurgie  1903.    Nr.  31. 

2.  —  Zur  Behandlung  der   Schwellungen  und  Eiterungen   der  Lymphdrüsen.     Deutsche 
militftrarztliche  Zeitung  1903.    Heft  4. 

3.  Schur,  Zur  Symptomatologie  der  unter  dem  Bilde  der  Pseudoleukfimie  verlanfenden 
Lymphdrfifientuberkulose.   Wiener  med.  Wochenschrift  1903.    Nr.  ^. 

4.  *Steffen,  Über  einen  Fall  von   erfolgreicher  Arsenbehandlung  bei  Pseodoleukftmie. 
Inang.-Diss.  Leipzig  1903. 

Nach  den  Erfahrungen  Korschs  (1,  2)  ist  die  frühzeitige  und  voll- 
ständige Ausräumung  der  akut  geschwollenen  und  vereiterten  Lymphdrüsen, 
speziell  der  in  der  Achselhöhle  und  der  Inguinalgegend  gelegenen,  besonders  hei 
Soldaten  nicht  ratsam,  da  keine  schnelle  Heilung  und  zuweilen  ungünstige  Narben- 
verhältnisse zu  erwarten  sind.  Verf.  empfiehlt  die  Einschmelzung  des  er- 
krankten Drüsengewebes  abzuwarten,  die  nach  Anlegen  der  Salzwed eischen 
Spiritusverbände  schnell  eintritt.  Der  Drüsenabszess  wird  ;,mit  spitzem  Messer 
so  angestochen,  dass  die  Öffnung  an  der  Abszesshöhle  etwas  grösser  ist  als 
die  an  der  Hautoberfläche''.  Nach  Entleerung  des  Eiters  wird  die  Höhle 
nach  dem  Lang  sehen  Verfahren  mit  ca.  20  ccm  einer  l®/o  Höllensteinlösung 
gefüllt. 

Schur  (3)  beobachtete  bei  einem  26jährigen  Mädchen  innerhalb  zwei 
Jahren  eine  allmählich  auftretende  Vergrösserung  der  Lymphdrüsen  des  Halses^ 
der  Achselhöhle  und  der  Schenkelbeuge,  die  unter  hoch  fieberhaften  Erschei- 
nungen und  einer  stets  zunehmenden  Leukocytose  sich  ausbildete.  In  den 
letzten  Lebensmonaten  wurde  Vergrösserung  der  Milz  und  der  Leber  konsta- 


KöJliker,  Verletznogen  und  Chirurg.  Erkrankungen  der  peripher.  Nerven.         171 

tiert  Die  Sektion  ergab  chronische  Tuberkulose  aller  peripheren  Lymph- 
drüsen, Amyloid  der  Leber,  der  Nieren  und  der  Milz.  Der  histologische  Be- 
fand an  den  Lymphdrüsen  wird  ausführlich  mitgeteilt.  Schur  konmit  auf 
Grand  eingehender  Literaturstudien  zu  folgendem  Schlüsse:  ;,Die  durch 
Paltauf  und  Sternberg  anatomisch  charakterisierte  Erkrankung  des 
Lymphdrüsensystems  lässt  sich  auch  klinisch  schon  nach  unseren  jetzigen 
Kenntnissen  von  der  ihr  am  nächsten  stehenden  Krankheit  der  reinen  Hyper- 
plasie sehr  häufig  unterscheiden.  Genaue  Beobachtung  oft  kleinlicher  Sym- 
ptome im  Verlaufe  der  Krankheit,  sowie  namentlich  häufige  Blutunter- 
sachungen  müssen  zu  dieser  Differentialdiagnose  die  nötigen  Merkmale  liefern. 
Da  aber  fast  alle  in  Betracht  kommenden  Symptome  nur  quantitative  Ver- 
schiedenheiten bei  den  beiden  Krankheiten  aufweisen,  ist  die  Differential- 
diagnose in  einzelnen  Fällen,  besonders  bei  nur  einmaliger  Untersuchung^ 
anmöglich.^ 


xn. 

Verletzungfen  und  chirurgische  Erkrankungen  der 
peripherischen  Nerven. 

Referent:  Th.  Kölliker,  Leipzig. 

Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Neryenregeiieration. 

1.  Henriksen,  Paul  B.,  Nerve  suture  and  nerve  regeneration.  Lancet  1903.  April  11,  IS 
nod  Nord.  med.  Arkiv  1903.  Afd.  1  (Kimrgi).  Heft  8.  Nr.  16.  6  Taf.  n.  Norsk  magazin 
for  Laegevidenskaben  1903.  Jahrg.  64.  Heft  1.  p.  88  n.  Abt.  2.  p.  121. 

2.  Neryendarchschneidnng. 

2.  *Jame8,  Trophische  Veränderungen  nach  Verletzungen  von  Nerven.  Scottish  med. 
and  Burg.  Journal  1908.  May. 

3.  Sattler  (Sarajevo),  Zwei  Fälle  von  mal  perforant  du  pied  nach  Durchtrennung  des 
Nervus  ischiadicus  als  Spätfolge  dieser  Verletzung.  Wiener  klin.  Rundschau  1903. 
Nr.  13.    Die  Geschwüre  waren  Folgen  der  Anästhesie. 

3.  Neryenyerletzungen. 

4.  *Armour,  Some  recent  surgery  of  the  nervous  System.   The  Practitioner  1903.  April. 
4a. Powers,  Vagusreizung.   Versammlung  der  American  med.  assoc.  Transactions  of  the 

americ.  surg.  assoc.  1903. 

5.  J.  War  hasse,  Observations  on  wounds  of  nerves.  Reprinted  from  the  joum.  of  the 
assoc.  of  mil.  surg.  of  the  United  States.  Garlisle,  Pennsylvania.  The  assoc.  of  milit. 
surg.  1903. 


172  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil.    ~ 

4.    Neryenluxation. 

6.  *Cobb,  ßeport  of  a  case  of  recarrent  dislocation  of  the  ulnar  nerve  cared  by  Operation. 
Annals  of  sargery  1903.  November. 

7.  Kissinger,  Luxation  des  Nervus  ulnaris.    Monatsschrift  fflr  ünfallheilkande   1903. 
Nr.  6. 

8.  Momburg,  Die  Luxation  des  Nervus  ulnaris.  Langenbecks  Archiv.  Bd.  70.  Heft  1. 

9.  Schwartz,  Luxation  habituelle  du  nerf  cnbitaL    Gaz.  des  hdpitanx  1903.  Nr.  4. 

10.  —  Luxation  incomplöte  et  habituelle  du  nerf  cubital.  Maintien  du  nerf  dans  la  goattidre 
^pitrochl^o-olöcranienne  ä  l'aide  d'un  lambeau  apon^vrotiqne  emprunt^  ä  raponövrose 
4pitrochl^enne.  R^ultat  fonctionnel  trös  bon.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  chir.  de  Paris. 
T.  XXIX.  p.  3.  (Der  Überschrift  ist  beizufügen,  dass  es  sich  um  eine  traumatische 
Luxation  handelte  und  dass  der  Nerv  um  das  Doppelte  der  Norm  verdickt  war.) 

5.  Nerrennaht. 

11.  Bardenheuer,  Stichverletznng  in  der  Fossa  snpraclavicularis  mit  kompletter  Dnrdi- 
trennung  zweier  Wurzeln  des  Plexus  cervico-braclualis.  Allgem.  ftrztl.  Verein  zu  Köln. 
Sitzung  am  27.  Oktober  1902.    Mdnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  18. 

12.  Dnnn,  Suture  of  the  great  sciatic  nerve.  Jonrn.  of  the  americ  med.  assoc.  1903. 
May  16.    (Naht  des  Ischiadicns  mt  teilweisem  Erfolg.) 

13.  Kennedy,  Die  Naht  des  Plexus  brachialis  bei  der  intra  partum  entstandenen  Lfthmung 
der  oberen  Extremität.    Brit.  med.  Journal  1908.  Febr.  7. 

14.  *Pernet,  Die  operative  Behandlung  von  Nervendefekten  an  der  oberen  Extramitii 
mit  Eontinnitätsresektion  des  Knochens  nach  LObker.    Inaug.-Diss.    Bonn  1903. 

6.  Nervenpfropfimg. 

15.  G.  A.  Ballance,  H.  A.  Ballance  u.  P.  Stewart,  Zur  Behandlung  der  chronischen, 
peripheren  Facialisl&hmung  durch  Nervenpfropfnng.    Brit.  med.  Journal  1908.   May  3. 

16.  G  US  hing,  The  surgical  treatment  of  facial  paralysis  by  nerve  anastomosis.  Annals 
of  snrgery  1903.  Nr.  5. 

17.  Frazier  and  Spiller,  The  surgical  treatment  of  facial  paralysis.  üniv.  of  Pennsyl- 
vania med.  buUetin  1903.  Nov. 

18.  Hackenbruch,  Zur  Behandlung  der  Gesichtslähmung  durch  Nervenpfropfnng.  YerL 
der  Deutschen  Ges.  f.  Ghir.  32.  Kongress  1903;  auch  Langenbecks  Archiv.  Bd.  71. 
Heft  3. 

19.  Körte,  Vorstellung  eines  Falles  von  Nervenpfropfnng  des  Nervus  facialis  auf  den 
Nervus  hypoglossus.  Freie  Vereinigung  der  Ghirurgen  Berlins.  128.  Sitzung  am  8.  Dez. 
1902.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  17. 

20.  James  H.  Nicoll,  Zur  Anastom osenbildung  zwischen  Facialis  und  Hypoglossus. 
Lancet  1903.  Oct  3.  (Erfolglose  Pfropfung  des  Hypoglossus  auf  der  gelähmten  Facialis, 
überdies  halbseitige  Zungenlähmung.) 

7.  Neryenresektion. 

21.  Gook,  The  orbital  route  for  removal  of  the  second  brauch  of  the  fifth  nerve  at  the 
foramen  rotundum.    Annals  of  surgery  1903.  Juni. 

22.  Derocque,  Torticollis  spasmodique,  rösection  du  spinal  et  des  branches  cervicales 
postörieures,  gu^rison.  Revue  Fran^aise  de  M^decin  et  de  Chirurgie  1903.  Nr.  25—29 
und  Brcvue  möd.  de  Normandie  1903.  März  10  und  Revue  d'orthop^die  1902.  Nr.  2. 

23.  D'Este,  über  Resektion  des  zweiten  Astes  des  N.  trigeminus  in  der  Fossa  pterygo 
palatina.    11  Morgagni  1908.  Juni. 

24.  Hildebrand,  Zur  Resektion  des  8.  Astes  des  Trigeminus  am  Foramen  ovale.  Beitr. 
zur  klin.  Ghir.  Bd.  37.  Heft  8.    Jubiläumsband  für  v.  Esmarch. 

25.  *—  Demonstration  eines  Patienten,  dem  wegen  Neuralgie  im  Gebiet  des  3.  Trigeminus- 
astes  dieser  an  der  Schädelbasis  reseziert  worden  ist.  Med.  Gesellsch.  Basel,  Sitzung 
am  20.  Nov.  1902.    Korrespondenzbl.  für  Schweizer  Ärzte  1903.  Nr.  6. 

25a.  A.  H.  Tubby,  On  a  method  of  treating  by  Operation  paralysis  of  the  upper  root  of 
the  brachial  plexus  (Erb- Duchenne  type).    Brit.  med.  journ.  1903.  Oct  17. 


Kölliker,  YerletzangeD  und  chirurg.  Erkranknogen  der  peripher.  Nerven.         173 

8.  Neryendehnnng. 

26.  Ohipaali,  A.,  L'^longation  trophiqae.  (Gare  radicale  des  maux  perforants,  ulc^reB 
Tariqaeax  etc.  par  r^longation  des  nerfe).  Monographies  cliniques  sur  les  questions 
nooyellea  en  m6d.,  en  chir.,  en  biologie  1908.  Nr.  33.  Paris.  Massen  et  Cie. 

27.  Consent] DO,  A.,  Lesioni  dei  centri  nervosi  in  rapporto  con  lo  stiramento  cruento  dei 
nervi.    Clinica  chirurgica  1902.  Nr.  7. 

9.   Neryenlösaiig. 

28u  E.  Lannois  et  F.  Lejars,  Resultats  des  Operations  liböratrices  da  nerf  radial  k  la 
soite  dea  frsctores  de  Thnmöros.    Revue  de  chir.  Ann^e  XXIII.  Nr.  5. 

29.  Beisinger,  0.,  Kasuistischer  Beitrag  zur  NervenlOsung  bei  Radialislfthmung  nach 
Oberaimfraktur.    Beitrag  zur  kJin.  Chirurgie.  Bd.  36.  Heft  3. 

30.  J.  Crawford  Renton,  Die  operative  Behandlung  der  Ischias.  Brit.  med.  joum.  1903. 
Mtrz  28. 

10.  Intrakranielle  Trigeminusresektton. 

31.  Bardescu,  Die  Resektion  des  Gasserschen  Ganglions  wegen  Trigeminusneuralgie. 
Spitalul  1908.  Nr.  22,  23. 

32.  van  Gehachten,  Le  traitement  chirurgical  de  la  n^vralgie  trifaciale.  Bull,  de  l'acad. 
Toy.  de  m^d.  belgique  1903.  Aoüt. 

38.  *Qildebrand,  Demonstration  eines  resezierten  Ganglion  Gassen.    Med.  Ges.  Basel. 

Sitzung  am  20.  Nov.  1902.    Korrespondenzbl.  fOr  Schweizer  Ärzte  1903.  Nr.  6. 
3i.  Erflger,   Waither,   Ein   Beitrag    zar   Ezstirpation   des  Gasserschen  Ganglion   bei 

Trigeminaanenralgie.    Inaag.-DiBS.    Leipzig  1908. 

11.  SympatMcusresektion. 

3-5.  C.  W.  Cntler  and  G.  L.  Gibson,  Removal  of  the  superior  cervical  ganglion  for  the 
relief  of  glaucoma,  with  report  of  a  case.    Annais  of  surgerj  1902.   September. 

35a.Jonne8ca,  Die  Resektion  des  Sakralsympathicus.  Revista  de  Chirurgie  1908.  Nr.  1. 
(Rumänisch.) 

36.  £.  Terrile  e  S.  Rolando,  La  simpatectomia  nella  cura  della  epilessia  essenziale. 
Clinica  medica  1903.  Nr.  1. 

12.  Neuralgie. 

37.  Bruce,  Sciaiica;  an  inquiry  as  to  its  real  nature  and  rational  treatroent  founded  on 
the  Observation  of  upwards  400  cases.  Tbe  Lancet  1903.  Aug.  22.  (Fahrt  jede  Ischias 
auf  eine  Erkrankung  des  Hüftgelenkes  zurück.) 

38.  *E.  Fleisch  mann.  Ein  Fall  von  Trigeminusneuralgie  als  Beitrag  zur  Pathologie  und 
Ätiologie  dieser  Erkrankung.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  44. 

39.  Hart  mann.  Ein  Beitrag  zur  Behandlung  der  Ischias.  Archiv  für  Orthopädie,  Mechana- 
therapie  und  Unfallchirurgie.  Bd.  1.  Heft  3. 

40.  J.  Kahane,  Die  Behandlung  der  ischiadischen  Neuralgie  mit  Injektionen  von  sterili- 
sierter Luft    In.-Diss.    Bukarest  1908. 

4L  C.  Lilienfeld,  Zur  Behandlung  der  Trigeminusneuralgie.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  18.    (Empfehlung  der  elektromagnetischen  Therapie.) 

42.  E.  Neisser  und  G.  Pollak,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Roth-Bernhardtschen 
Neuralgie  und  ihrer  operativen  Behandlung.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der 
Medizin  und  Chirurgie  1902.  Bd.  10.  Heft  3,  4. 

43.  Trendelenburg,  Trigeminusneuralgie  mit  Reflexkrampf  des  Facialis.  Med.  Gesellsch. 
zu  Leipzig,  Sitzung  am  26.  Mai  1903.    Mttnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  81. 

13.  Neuritis. 

44.  W.  E.  Barth,  Ein  Fall  aufsteigender  Neuritis  nach  Trauma.  Nervendehnung.  Russ. 
Archiv  fOr  Ghirargie  1903  (Russisch). 

45.  *E.  Bloch,  Traumatische  Neuritis  einzelner  Zweige  des  Plexus  cervicalis  und  brachialis 
mit  besonderer  Beteiligung  sensibler  Fasern.  Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  82. 

41  Steiner,  Zur  Ätiologie  der  professionellen  Erkrankung  im  Medianusgebiete.  MQnchener 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  9. 


174  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

14.   Periphere  Paralyse. 

47.  A.  Blenck,  Ober  L&hmungen  des  K.  radialis  nach  Oberarmfrakturen  und  über  die 
BehaDdloDg  derselben  durch  Operation.  Monatsschrift  fOr  Unfallheilkunde  1903.  Nr.  1. 
Zusammenfassende  Arbeit  unter  Zusammenstellung  von  68  Fällen  (ein  Fall  neu  Tom 
Verf.). 

48.  Gotten  and  Aller,  Brachial  paralysis  postnarcotic.  Boston  med.  and  surg.  Journal 
1903.  Nr.  7.  Vier  Fälle  von  Narkosenlähmung  bei  gestrecktem  oder  stark  abduziertem 
Arme. 

49.  M.  Donati.  Paralisi  del  nervo  ischiadico  popliteo  esterno  consecutiva  a  lussazione 
anteriore  della  gamba.    Giom.  med.  de  R.  esercito  di  Roma  1903.  Oktober. 

50.  G  al  1  e  a  z  z  i ,  Contributo  clinico  e  sperimentale  alle  studio  delle  lesioni  del  pleaso  brachiale 
d*  origine  traumatica.    Arch.  di  ortop.  1903.  Nr.  1. 

51.  Max  Hof  mann,  Die  Geßiss  Verhältnisse  des  Nervus  ischiadicua  und  ihre  Beziehung 
zur  Dehnungslähmung.    Langenbecks  Archiv.  Bd.  69.  Heft  3. 

52.  Pfeiffer,  Ein  Fall  von  doppelseitiger  kombinierter  Plexuslähmung  (Erb).  Ärztlicher 
Verein  Hamburg.  Sitzung  am  24.  Februar  1903.  Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  9. 

53.  Schulz,  Über  Ätherlähmungen.    Deutsche  militärärzÜ.  Zeitschrift  1903.  Heft  6. 

54.  *H ermann  Sempert,  Zur  Ätiologie  der  peripherischen  Facialislähmung.  Inaag.-Di8s. 
Leipzig  1903. 

55.  *TrOmer,  Schlaf lähmung  im  Ulnaris-  und  Medianusgebiet.  ÄrztL  Verein  Hamburg. 
Sitzung  am  30.  Juni  1903.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  27. 

56.  *Twinhöven,  Kasuistischer  Beitrag  zur  peripheren  Facialislähmung.  Inang.-Diasert. 
Kiel  1903. 

57.  *M artin  Weger t,  Über  Narkosenlähmung.    Inaug.-Diss.    Berlin  1903. 

15.   NerYengeschwiUste. 

58.  Abbott  and  Shattock,  Neurofibromatosis  of  the  nervs  of  the  tongue  (macroglossia 
neurofibromatosa)  and  of  certain  other  nervs  of  the  head  and  neck.  Annais  of  soigeiy 
1903.  Nr.  3. 

59.  *H.  W.  Austin,  A  case  of  neurofibroma  of  the  skin  and  large  nerve  trunks  in  whidi 
there  developed  a  large  spindle-celled  sarcoma  beneath  the  body  of  the  scapula.  Med. 
Record  1903.  Vol.  64.  Nr.  18. 

60.  V.  Bergmann,  Demonstration  eines  plexiformen,  im  Verbreitungsbezirk  der  Nerveo 
liegenden  Neuroms  am  Hinterkopf  und  Halse.  Freie  Vereinigung  der  Chirurgen  Berlins. 
Sitzung  am  9.  Nov.  1903. 

61.  *G.  Dur  ante,  N^vrome  adipeux  diffus  du  m^ian.  Rteection,  r^ön^ration  autogene. 
Nouv.  iconographie  de  la  Salpdtriöre  1903.  Annöe  16.  Nr.  6.  2  Taf. 

62.  *H.  Dur  et,  Sarcome  du  plexus  brachial.  Amputation  interscapulo-thoracique.  Gaöiison 
persistant  quatres  annöes  apräs.    Arch.  internst,  de  chir.  Vol.  L  Fase.  2. 

63.  Ehr  ich,  Demonstration  von  Neuromen.  Rostocker  Ärzteverein.  Sitzung  am  14.  Man 
1903.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  20. 

64.  *A.  Fabris,  Contributo  alla  conoscenza  di  ganglio-neuromi  del  sistema  nervoso  sim- 
patico.    Arch.  per  le  sc.  med.  1903.  Nr.  5. 

65.  A.  Nannoti,  Peritelioma  primitive  del  nervo  mediane.    Glinica  modema  1903. 

66.  *A.  P.  Pankow,  Über  Elephantiasis  neuromatosa.  Arbeiten  aus  Prof.  Djakonows 
Klinik.  Bd.  III.  Ghirurgie  1903. 

67.  *Guido  Richter,  Ein  Fall  von  „zentraler'*  Neurofibromatose  mit  multiplen  Neuro- 
fibromen der  Haut    Inaug.-Diss.    Kiel  1903. 

68.  *Rub68ch,  Umfängliches  Fibrom  des  Nervus  vagus  dexter  bei  Fibromatosis  nervomin. 
Piager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  39. 

69.  *A.  Whitefield,  A  case  of  cutaneous  neuro-fibromatosis  in  which  newly  formed 
nerve  fibres  were  found  in  the  tumours.    Lancet  1903.  Nr.  18.  2  Fig. 

Henriksen  (1)  teilt  unter  den  verschiedenen  Ansichten  über  Regene- 
ration der  Nerven  jene,  nach  der  die  Regeneration  nicht  ausschliesslich  vom 
zentralen  Nervenstumpfe  ausgeht,  er  lässt  bei  der  Regeneration  das  distale 
Nervenende  die  gleiche  Rolle  spielen  wie  das  proximale.    Er  teilt  12  Krank- 


KSlliker,  Verletzungen  nnd  chirurg.  Erkrankungen  «der  peripher.  Nerven.  175 

heitsfalle  mit,  in  denen  längere  oder  kürzere  Zeit,  nachdem  ein  spezifischer 
Nerv  abgeschnitten  oder  -gerissen  worden  war,  eine  Nervennaht  angelegt  wurde 
und  kommt  auf  Grund  dieser  klinischen  Beobachtungen  zum  folgenden  Schluss : 
Wenn  die  Enden  eines  vor  längerer  Zeit  abgerissenen  Nerven  durch  sekun- 
däre Sutur  vereinigt  werden  und  man  als  unmittelbare  Folge  davon  die  Rück- 
kehr von  Sensibilität  erhält,  kann  dies  nur  durch  die  Annahme  erklärt  werden, 
dass  sich  im  peripherischen  Stück  leitungsfähige  Fasern  gebildet  haben.  Da 
dieselben  den  Gefühlseindruck  erst  übertragen  können,  wenn  sie  mit  dem 
zentralen  Stumpf  in  Verbindung  gebracht  werden,  muss  man  annehmen,  dass 
sie  entstanden  sind,  ohne  dass  eine  Verbindung  mit  dem  Zentralorgan  da  war. 

Der  experimentelle  Teil  ist  in  bezug  auf  Technik  nach  bekannten  Mustern 
ausgeführt.  Neu  ist  allein  die  Zerreissung  celloidin  durchtränkter  Schnitte 
während  der  Aufhellung.  Da  aber  Verf.  zu  einer  von  den  heutigen  Histo- 
logen  nicht  geteilten  Au£fassung  des  Baues  der  Nervenfaser  kommt,  welche 
allein  durch  recht  ungenügende  Photograrame  gestützt  wird,  müssen  Inter- 
essenten auf  die  Originalarbeit  verwiesen  werden,  welche  für  eine  ebenfalls 
am  peripheren  Stumpfe  beginnende  Regeneration  eintritt. 

Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Nach  Exstirpation  von  tuberkulösen  Halsdrüsen  entwickelte  sich  im 
FaUe  von  Powers  (4  a)  Vagusreizung.  Nach  Entfernung  eines  Unterbindungs- 
fadens ein  Jahr  nach  der  Operation  verschwanden  die  Erscheinungen ;  Druck 
anf  die  Narbe  löste  jedoch  Husten  aus. 

Warbasse  (5)  bespricht  Symptome  und  Folgezustände  der  Nervendurch- 
scbneidang.  Zur  Nervennaht  empfiehlt  er  ausschliesslich  resorbierbares  Material 
wie  Chromcatgut  nnd  feinere  Känguruhsehnen.  Seidennähte  werden  binde- 
gewebig umwachsen,  was  der  Nervenregeneration  hindernd  in  den  Weg  tritt. 
Die  Nahtstelle  überdeckt  Verf.  mit  einem  Muskel-  oder  Fascienläppchen,  um 
einen  toten  Raum  auszuschalten,  der  sich  sonst  mit  Bindegewebe  ausfüllt  und 
die  Nervenr^eneration  stört.  Warbasse  hat  bei  Vögeln  und  Kaninchen 
Versuche  über  die  primäre  Nervennaht  am  Vagus  angestellt  und  prima  in- 
tentio  nervorum  beobachtet.  Die  Beobachtungen  am  Menschen  nach  dieser 
Richtung  hin  hält  er  für  nicht  einwandsfrei. 

Kissinger  (7)  gelangt  im  ganzen  zu  den  gleichen  Schlüssen  wieMom- 
barg  (s.  Ref.  8).  Bezüglich  der  Beurteilung  der  Ulnarisluxation  als  Unfall- 
folge empfiehlt  er  mit  Recht,  Gewicht  auf  das  Verhalten  der  Ulnaris  am 
anderen  Arme  zu  legen.  Immerhin  wird  das  Leiden  aber  auch  recht  häufig 
einseitig  beobachtet,  in  Momburgs  23  Fällen  z.B.  14mal.  In  einem  Punkte 
stimmt  Kissinger  nicht  mit  Momburg  überein.  Während  letzterer  die 
Luxation,  insbesondere  die  kongenitale,  als  häufig  bezeichnet,  nennt  sie 
Kissinger  selten.  Wir  schliessen  uns  Momburgs  Ansicht  an.  Die  Luxation 
wird  selten  beobachtet,  weil  sie  sehr  oft  keine  Erscheinungen  macht  und  in 
der  Regel  erst  bei  eintretender  Neuritis  die  Aufmerksamkeit  auf  sie  gelenkt 
wird.  Wer  methodisch  nach  Luxationen  und  Subluxationen  des  Ulnaris  forscht, 
wird  sie  häufig  finden.    (Ref.) 

Momburg  (8)   gelangt  durch  seine  Untersuchungen  über   die  Luxation 
des  N.  ulnaris  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  Luxation  des  N.  ulnaris  ist  häufig. 

2.  Dass  die  Luxation  bisher  so  selten  beobachtet  worden  ist,  beruht  auf 
dem  seltenen  Auftreten  einer  Entzündung  des  Nerven,  durch  die  die 
Luxation  erst  beschwerlich  wird. 


176  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

3.  Es  gibt  zwei  Arten  von  Luxatio  nervi  ninaris,  die  kongenitale,  die  sehr 
häufig,  und  die  rein  traumatische,  die  sehr  selten  ist. 

4.  Zwischen  beiden  stehen  die  Subluxationen,  bei  denen  häufig  durch  eine 
heftige  Kontraktion  des  M.  triceps  eine  Luxation  entsteht. 

5.  Die  Therapie  richtet  sich  nach  der  Nervenentzündung.  Die  Luxation 
an  und  für  sich  ist  belanglos,  erst  die  hinzutretende  Entzündung  des 
Nerven  macht  eine  Therapie  notwendig. 

Bezüglich  des  häufigen  Auftretens  der  kongenitalen  Luxation  fand  Mom- 
bürg  die  Verrenkung  bei  116  daraufhin  untersuchten  Soldaten  23 mal  =  20 ^/o, 
9 mal  war  sie  doppelseitig,  9 mal  linksseitig,  5 mal  rechtsseitig.  Keiner  der 
23  Mann  hat  eine  Ahnung  yon  dem  Bestehen  der  Luxation.  Bedingt  ist 
die  kongenitale  Luxation  in  erster  Linie  durch  die  Kleinheit  und  Flachheit 
des  Epicondylus  medialis  sowie  durch  die  mangelhafte  Entwickelung  und 
Schwäche  des  fibrösen  Gewebes,  das  der  Nerv  in  seiner  Lage  im  Sulcus  ulnaris 
erhalten  soll. 

Schwartz  (9)  befestigte  bei  einer  habituellen  Luxation  des  N.  ulnaris 
den  Nerv  in  einen  mit  dem  Meissel  gebildeten  Sulcus  ulnaris.  Der  Inhalt 
seiner  zweiten  Mitteilung  (10)  ist  durch  die  Überschrift  gegeben.  Wir  fügen 
noch  bei,  dass  es  sich  um  eine  traumatische,  habituell  gewordene  Luxation 
des  Ulnaris  handelte  und  dass  der  Nerv  um  das  Doppelte  der  Norm  ver- 
dickt war. 

Bardenheuer  (11)  legte  mit  Erfolg  eine  Nervennaht  am  Plexus  bracbialis 
an.  Zwei  Wurzeln  des  Plexus  cervico-brachialis  waren  durch  eine  Stichyer- 
letzung  oberhalb  des  Schlüsselbeines  durchtrennt  worden.  Radialis,  Ulnaris, 
Medianus,  Axillaris  waren  gelähmt.  Bardenheuer  führte  14  Tage  nach  der 
Verletzung  die  Operation  aus.  Schnitt  oberhalb  des  Schlüsselbeines.  Nach 
2  Tagen  sind  leichte  aktive  Bewegungen  der  Finger,  nach  8  Tagen  des  £11- 
bogengelenkes ,  nach  12  Tagen  der  Schulter  möglich.  4  Wochen  nach  der 
Operation  (letzte  Beobachtung)  können  die  Finger  schwach  und  langsam  ge- 
beugt und  gestreckt  werden,  der  Arm  wird  25^  vom  Rumpfe  ab-  und  adduziert. 

Kennedy  (13)  schlägt  bei  intra  partum  akquirierten  Lähmungen  des 
Plexus  brachialis,  bei  denen  die  elektrische  Untersuchung  im  zweiten  Lebens- 
monate ungünstig  ausfällt,  operative  Behandlung  vor,  und  zwar  die  Durch- 
trennung des  5.  und  6.  Halsnerven  oberhalb  und  unterhalb  der  narbig  ver- 
dickten Stelle  im  Plexus  mit  folgender  Naht  der  zwei  proximalen  an  die  drei 
distalen  Nervenstümpfe.  Verf.  hat  die  Operation  dreimal  ausgeführt,  einmal 
mit  vollem  Erfolg  bei  einem  zwei  Monate  alten  Kinde,  einmal  erfolglos  bei 
einem  Kinde  von  14  Jahren,  der  dritte  Fall  ist  erst  kürzlich  operiert  und 
noch  nicht  spruchreif. 

C.  A.  Bailance,  H.  A.  Ballance  und  Stewart  (15)  berichten  über 
7  Fälle  von  Nervenpfropfung.  Sechsmal  wurde  der  Facialis  mit  dem  Acces- 
sorius,  einmal  mit  dem  Glossopharyngeus  vereinigt.  Besonders  empfohlen  wird 
die  Vereinigung  mit  dem  Glossopharyngeus,  weil  die  Rindenzentren  dieser 
Nerven  nahe  beisammen  liegen. 

Cushing  (16)  beschreibt  einen  weiteren  Fall  von  Vereinigung  des  ge- 
lähmten Facialis  mit  dem  Accessorius.  Die  Facialislähmung  bildete  sich  im 
Verlaufe  von  287  Tagen  zurück.  Verf.  hat  in  seinem  Falle  den  Accessorius 
durchschnitten,  statt  den  Facialis  zu  implantieren  und  die  Kontinuität  des 
Accessorius  zu  erhalten. 


Kölliker,  Verletzungen  und  chinu'g.  Erkrankungen  der  peripher.  Nerven.         177 

Frazier  (17)  führte  eine  Nervenpfropfung  bei  einer  traumatischen 
Facialisparalyse  aus,  indem  er  den  Facialis  mit  dem  Hypoglossus  vereinigte. 
Er  ist  für  möglichst  frühzeitige  Ausführung  der  Nervenpfropfung,  weil  sonst 
der  Erfolg  der  Operation  durch  die  Muskelatrophie  in  Frage  gestellt  wird. 
Als  zuleitenden  Nerven  zieht  er  den  Hypoglossus  dem  Accessorius  vor.  Ein- 
mal liegt  das  Rindenzentrum  für  die  Bewegungen  der  Zunge  dem  Rinden- 
zentrnm  der  Facialis  näher;  Frazier  ist  der  Ansicht,  dass  durch  diesen 
Umstand  die  Übertragung  leichter  erfolgen  kann.  Durch  Benützung  des 
g&nzen  zentralen  Nervenstumpfes  des  Hypoglossus  soll  das  Zentrum  des 
Hypoglossus  leichter  zum  Facialiszentrum  umgewandelt  werden.  Femer  fäUt 
dnrch  Verwendung  des  Hypoglossus  die  Mitbewegung  der  Schulter  bei  Be- 
wegungen der  Gesichtsmuskeln  fort.  Spill  er  will  auch  bei  Facialisparalyse 
im  Anschlüsse  an  Otitis  media  und  bei  über  6  Monate  alten  rheumatischen 
Faciab'slähmungen  die  Nervenpfropfung  ausgeführt  wissen. 

Hackenbruch  (18)  berichtet  über  eine  fast  8  Jahre  alte  Facialis- 
lähmung,  bei  der  er  mit  Erfolg  zwei  Drittel  des  Accessorius  in  den  vorher 
gespaltenen  Facialis  implantierte.  Er  versuchte  die  Nervenpfropfung  auch 
bei  Kinderlähmung,  indem  er  ein  Drittel  des  Tibialis  in  den  gelähmten  Pero- 
naens  pfropfte.  In  der  Diskussion  bemerkt  Körte,  dass  zur  Nervenpfropfung 
bei  Facialislähmung  der  Accessorius  geeigneter  ist  als  der  Hypoglossus. 
Delling  er  empfiehlt  den  Ast  des  Accessorius,  der  am  hinteren  Eopfnicker- 
rande  austritt,  zur  Implantation  zu  verwenden,  indem  man  ihn  möglichst 
distal  durchschneidet  und  nach  oben  zurückschlägt.  Es  wird  dadurch  die 
entstellende  Atrophie  des  Kopfnickers  vermieden,  während  die  Atrophie  des 
Trapezius  weniger  auffallend  ist. 

Bei  einer  ausgedehnten  Knocheneiterung  des  Warzenfortsatzes  musste 
Körte  (18)  den  N.  facialis  am  Foramen  stylomastoideum  durchschneiden. 
Er  vernähte  den  distalen  Stumpf  des  Facialis  seitlich  mit  dem  am  hinteren 
Rande  des  Biventer  freigelegten  und  nach  der  Schädelbasis  hin  gelösten 
N.  hypoglossus.  Ausser  totaler  Facialislähmung  bestand  nach  der  Operation 
halbseitige  Parese  und  Atrophie  der  Zunge.  Die  ersten  Erscheinungen  der 
wiederhergestellten  Leitung  im  Facialis  zeigten  sich  nach  6  Monaten  an  den 
Muskeln  des  Mundwinkels.  Nach  und  nach  besserte  sich  die  Entartungs- 
reaktion und  auch  der  Orbicularis  oculi  funktionierte  wieder.  Bei  Bewegungen 
der  Gesichtsmuskeln  tritt  Mitbewegung  der  linken  Zungenhälfte  ein. 

In  der  Diskussion  bemerkt  Gluck,  dass  er  mit  gutem  Erfolge  den 
distalen  FaciaUsstumpf  in  den  Accessorius  implantiert  habe. 

Auf  orbitalem  Wege  reseziert  Cook  (21)  den  N.  infraorbitalis ,  indem 
er  ihn  durch  den  Kanal  und  dann  auf  stumpfem  Wege  zum  Foramen 
rotundum  verfolgt.  Den  distalen  Nervenstumpf  führt  er  vermittelst  einer 
Nadel  durch  das  Foramen  infraorbitale  und  sticht  die  Nadel  an  der  Um- 
schlagsstelle der  Schleimhaut  am  Oberkiefer  heraus.  Die  Operation  hat 
keinen  Vorzug  vor  der  einfacheren  und  eleganteren  Neurexairese  am  Foramen 
infraorbitale,  bei  der  das  proximale  Nervenende  ganz  oder  doch  mindestens 
in  grosser  Ausdehnung  folgt  und  das  distale  voUkommen  herausgedreht  wird. 

In  einem  Falle  von  Torticollis  hat  Derocque  (22)  zunächst  den  N.  ac- 
cessorius erfolglos  durchschnitten.  Er  schritt  dann  zur  Durschneidung  des 
Stammes  des  Accessorius  und  der  hinteren  Cervikaläste.  Es  erfolgte  Heilung 
ohne  ernstere  Störungen  durch  den  Ausfall  der  betreffenden  Muskeln. 

Jaliresberieht  fflr  Chimrgi«  1903.  12 


178  Jahresbericlit  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

D'Este  (13)  bringt  Untersuchungen  über  das  Tuberculum  mazillare  des 
Keilbeines  und  empfiehlt  dieses  Tuberculum  als  Orientierungspunkt  bei  der 
Resektion  des  zweiten  Trigeminusastes  am  Foramen  rotundum.  Das  Tuber- 
cuhim  maxillare  (Potherat)  liegt  am  vorderen  Teile  der  Crista  infratem- 
poralis  des  grossen  Eeilbeinfiügels.  Es  ist  immer  vorhanden,  wenn  auch 
verschieden  stark  entwickelt. 

Hildebrand  (24)  operiert  mit  einem  doppelten  Lappen,  der  vom 
oberen  Bande  des  Jochbogens  nach  unten  und  nach  oben  geklappt  wird. 
Auf  diese  Weise  wird  der  Facialis,  insbesondere  die  Äste  zum  Auge  geschont 
und  der  Temporaiis  nach  vom  disloziert. 

In  der  Diskussion  zum  T  üb  by  sehen  Vortrag  (25a),  die  über  Sehnen- 
transplantationen handelt,  erwähnt  Wilf red  Harris,  dass  er  in  zwei  Fällen 
von  Erb  scher  Lähmung  und  bei  einer  Kinderlähmung  Nervenanastomoseo 
vorgenommen  habe,  indem  er  das  distale  Ende  des  fünften  Cervikalnerven 
in  den  sechsten  oder  siebten  Cervikalnerven  einpflanzte.  In  einem  FaUe 
wesentliche  Besserung. 

Ghipault  (26)  fasst  seine  in  einer  Anzahl  zerstreuter  Arbeiten  (s.  den 
IV.  und  VI.  Jahrgang  dieses  Jahresberichtes)  niedergelegten  Erfahrungen  nun 
monographisch  zusammen  und  zwar  auf  Grundlage  von  137  teils  von  ihm, 
teils  von  anderen  ausgeführten  Nervendehnungen  bei  Mal  perforant,  varikösen 
Unterschenkelgeschwüren,  neurotischen  Geschwüren  und  anderen  Geschwürs- 
bildungen mit  geringer  Heilungstendenz.  Er  bespricht  die  Theorie  der  Wir- 
kungsweise der  Nervendehnung  in  den  erwähnten  Leiden,  die  vorbereitende 
Behandlung  des  Geschwüres  und  die  Nachbehandlung  im  Anschlüsse  an  die 
Nervendehnung  und  gibt  genaue  Anweisungen  über  die  Operationstechnik  bei 
Dehnung  der  in  Frage  kommenden  Nerven. 

Consentino  (27)  untersuchte  die  Folgen  der  Nervendehnung.  Am 
Nerven  selbst  fand  er  die  bekannten  Veränderungen  am  Achsenzylinder  und 
der  Scheide,  sowie  ihre  Folgen.  Diese  Folgen  sind  an  der  gedehnten  Steile 
am  ausgesprochensten,  proximal  sind  die  Veränderungen  nur  gering,  dehnen 
sich  aber  eine  Strecke  weit  distalwärts  aus.  Weiterhin  fand  er  die  Ver- 
änderungen des  sensorischen  Neurons  bedeutender  als  die  des  motorischen, 
immerhin  sind  sie  aber  so  gering,  dass  ihnen  keine  besondere  Bedeutung 
beizumessen  ist,  und  das  um  so  mehr,  als  sie  sich  bald  wieder  ausgleichen. 

Die  Radialisverletzungen  und  ihre  Behandlung  bei  Humerusfrakturen 
besprechen  Lannois  und  Lejars  (28)  an  der  Hand  eines  durch  Nerven- 
lösung erfolgreich  behandelten  Falles  von  Radialislähmung.  Auf  zwei  Punkte 
der  Arbeit  müssen  wir  besonders  hinweisen.  Einmal  ermahnen  die  Verff., 
niemals  auf  Verletzung  des  Radialis  bei  Oberarmbrüchen  die  Untersuchung 
zu  unterlassen,  und  erinnern  dabei  an  das  Verfahren  von  Olli  er,  der  durch 
Reiben  der  Fragmente  nach  Einklemmung  des  Radialis  forscht.  Zweitens 
warnen  sie  vor  Exzision  des  narbig  veränderten  Nerven  mit  folgender  Nerven- 
naht, weil  die  Erfahrung  lehrt,  dass  einmal  der  Nerv  doch  wieder  funktions- 
tüchtig werden  kann  oder  doch  wenigstens  von  den  vom  proximalen  Nerven- 
abschnitt auswachsenden  Nervenfasern  als  Leitband  benützt  wird. 

Reisinger  (29)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Nervenlösung  am  Radialis 
bei  Oberarmfrakturen.  Es  handelte  sich  einmal  um  primäre,  das  andere  Mal 
um  sekundäre  Kompressionsparalyse  des  Nerven.  Um  ein  Rezidiv  zu  ver- 
hüten wurde  in  beiden  Fällen  eine  Schicht  des  Triceps  zwischen  Callus  und 
Nerv  eingelagert. 


Kölliker,  YerletznngeD  und  chirurg.  Erkrankungen  der  peripher.  Nerven.         179 

Crawford  Renton  (30)  fügt  seinen  im  IV.  Jahrgang  dieses  Jahres- 
berichtes p.  206  referierten  acht  Fällen  von  Nervenlösung  bei  Ischias  weitere 
zehn  Fälle  an. 

In  seiner  langen  und  dokumentierten  Studie  beschreibt  Bardescu(31) 
die  verschiedenen  Methoden  der  Resektion  des  G  a  s  s  e  r  sehen  Ganglions 
bei  Trigeminusneuralgien.  Er  operierte  nach  seiner  eigenen  Methode  zwei 
Fälle:  1.  Fall  rezidivierender  Trigeminusneuralgie,  wo  er  im  Jahre  1899  die 
Polynevrektomie  des  Facialis  par  arrachement  erfolglos  anwandte.  Bei  dem- 
selben 45jährigen  Bauern  im  Juli  1903  führte  er  seine  eigene  Operations- 
methode mit  gutem  Erfolg  aus  mit  Ausnahme  einer  Hornhautulzeration. 
2.  Bei  einem  50jährigen  Sänger  mit  fünf  Jahre  alter  Neuralgie  des  linken 
Trigeminus  machte  er  dieselbe  Operation  und  der  Kranke  genas  vollständig. 

Bardescu  beschreibt  sehr  genau  seine  Methode,  die  er  durch  neun 
Figuren  sehr  verständlich  macht.  Die  Methode  Bardescus  ist  eine  Resek- 
tion des  Os  temporale  und  des  Arcus  zygomaticus;  er  öffiiete  dann  den 
Schädel  im  Niveau  der  Crista  temporo-sphenoidalis.  Die  Operation  hat  fünf 
Tempi:  1.  Ein  Lappen  konvex  nach  oben,  der  von  der  Apophysis  orbitalis 
externa  anfängt,  grenzt  oben  an  eine  horizontale  Linie  zwischen  den  Augen- 
brauen und  der  Spitze  des  Ohrpavillons  und  endet  einen  Finger  breit  vor 
dem  äusseren  Gehörgang.  Anfang  und  Ende  sind  im  Niveau  einer  horizon- 
talen Linie  zwischen  der  unteren  Kante  der  Maxilla  und  des  Arcus  zygo- 
maticus vor  dem  Condylus  maxillae  inferioris.  Mit  Raspatorium  entblösst  er 
die  Fossa  temporo-sphenoidalis  und  klappt  den  Lappen  nach  unten.  2.  Mit 
Meissel  und  Hammer  eine  zentimetergrosse  Öffnung  des  Schädels  auf  der 
Satiu"a  temporo-sphenoidalis,  direkt  über  der  Crista  spheno-temporalis.  Mit 
dem  Spatel  Lösung  der  Dura  mater  vom  Knochen,  Vergrösserung  der  Öffnung 
mittelst  der  Lu ersehen  oder  Hoffmannschen  Zange  bis  2^/8—3  cm  im 
Dmrchmesser  unten  im  Niveau  der  Schädelbasis.  4.  Freilegung  des  Gasser- 
schen  Ganglions;  mit  dem  Finger  löst  man  die  Dura  vorne  und  unter  der 
Menmgea  media  und  mit  einem  Spatel  hebt  man  die  Dura  mit  dem  Gehirn 
nach  oben;  man  sieht  nun  auf  der  Schädelbasis  den  Nervus  maxillaris  supe- 
rior  et  inferior  in  der  gleichen  Höhe  beinahe  mit  der  Arteria  meningea  med., 
die  Nerven  leiten  zum  Ganglion  Gasseri.  4.  Befreiung,  dann  Resektion  des 
Ganglions  aus  dem  Cavum  Meckeli,  mit  Sonde  und  Schere  löst  man  die  Ver- 
wachsmigen  mit  der  Dura  mater  und  reseziert  die  drei  Wurzeln  des  Ganglions. 
5.  Naht  der  Wunde,  Drainage.  Stoianoff  (Plevna). 

V.  Gebuchten  (32)  verwirft  die  Resektion  des  Ganglion  Gasseri  nach 
Krause  wegen  ihrer  Mortalität  und  ihren  Komplikationen.  Bevor  man  über- 
haupt zu  einem  intrakraniellen  Eingriff  übergeht,  soll  zunächst  die  Neurexairese 
der  Trigeminusäste  und  zwar  möglichst  zentral  und  gewaltsam  vorgenommen 
werden.  Der  intrakranielle  Eingriff  selbst  hat  nicht  in  der  gewöhnlich  doch 
nur  unvollkommenen  Resektion  des  Ganglion  zu  bestehen,  sondern  in  der 
Dorchschneidung  der  sensitiven  Wurzel  proximal  vom  Ganglion. 

Cutler  und  Gibson  (35)  berichten  über  einen  erfolgreichen  Fall  von 
Sympathikusresektion  bei  Glaukom.  Wir  erwähnen  noch,  dass  die  Autoren 
im  Gegensatz  zu  Jonnescu  einen  Schnitt  am  vorderen  Rande  des  Kopf- 
lüekers  empfehlen. 

Jonnescu  (35a)  fügt  noch  zwei  Fälle  an  seinen  vier  vorherigen  bei.  In 
einem  Falle  von  neurasthenischer  Neuralgie  genito-urinaria,  nach  lateraler 
Sympathikusresektion,   gute   Besserung   wie    auch    beim   zweiten   Falle    von 

12* 


180  Jahresbericht  für  Ghirorgie.    L  Teil 

rechtseitiger  Ischias,  wo  er  noch  die  Elongation  des  Ischiadicus  hinzufügte. 
Die  Technik  ist  im  Jahresbericht  für  1902  angegeben  pag.  257  Nr.  38. 

J.  stellt  folgende  Indikationen  für  die  Operation  auf:  1.  bei  Becken- 
neuralgien  und  schmerzlichen  Syndromen  des  Beckens,  2.  bei  Neuralgien, 
bei  trophischen  und  vasomotorischen  Veränderungen  der  unteren  Extremitäten. 
Er  studiert  vielseitig  die  Frage  und  ihre  Literatur  sowie  auch  die  Behandlung 
und  die  Indikationen.  Zum  Schluss,  in  seinen  pathologischen  Deduktionen 
erklärt  J.  die  Neuralgie  durch  Irritation  der  Nervi-nervorum  aller  Nerven,  die 
vom  Sympathikus  stammen  und  darum  ist  es  leicht  erklärlich,  weshalb  die 
Sympathikusresektionen  eine  Abnahme,  sogar  ein  Ende  dieser  Neuralgien 
veranlasst.  Diese  ist  die  neue  sympathische  Theorie  der  Genese  der  Neural- 
gien, neue  pathologische  Konzeption,  die  auch  J.  annimmt. 

Sto'ianoff  (Plevna). 

Terrile  und  Rolando  (36)  haben  in  zwei  Fällen  von  genuiner 
Epilepsie  die  doppelseitige  Sympathikusresektion  vorgenommen.  Auf  Grund 
dieser  beiden,  sowie  der  in  der  Literatur  niedergelegten  Beobachtungen 
sprechen  sie  der  Operation  jeden  Wert  bei  der  Behandlung  der  genuinen 
Epilepsie  ab. 

Kahane  (40)  empfiehlt  die  Einspritzung  von  sterilisierter  Luft  als 
einfach,  schmerzlos  und  unschädlich  bei  Ischias.  Auch  veraltete  Fälle  sind 
dieser  Behandlung  zugänglich,  deren  Wirksamkeit  K.  auf  eine  Art  der  Nerven- 
dehnung und  auf  Druckentlastung  des  Nerven  durch  die  schützende  Lufthülle 
zurückführt. 

Hartmann  (39)  führt  bei  Ischias  die  unblutige  Dehnung  in  der  Weise 
aus,  dass  der  Operateur,  der  am  Kopfende  des  Operationstisches  steht,  den 
Oberkörper  des  Kranken  gegen  die  fixierten  unteren  Extremitäten  beugt.  Der 
Oberkörper  wird  dabei  etwas  gegen  die  erkrankte  Seite  hin  geneigt.  Die 
Wirkung  der  Nervendehnung  ist  in  der  angegebenen  Weise  ausgiebiger  als 
bei  Ausführung  der  unblutigen  Dehnung  auf  gewöhnliche  Art  und  zwar  aus 
dem  Grunde,  weil  die  Spannung  der  Muskulatur  der  unteren  Extremität 
wegfällt. 

Die  Roth -Bernhardt  sehe  Neuralgie  betrifft  denN.  cutaneus  femoris 
lateralis  und  ist  durch  Anästhesien,  Parästhesien  und  Schmerzen  im  Aus- 
breitungsgebiet dieses  Nerven  gekennzeichnet,  die  die  Eigentümlichkeit  haben, 
dass  sie  nur  beim  Gehen  und  Stehen,  nicht  aber  bei  Ruhelage  vorhanden  sind. 
Neisser  und  Pollak  (42)  fanden  bei  der  Operation  eines  Falles  dieser  Neuralgie 
dass  eine  Kompression  des  N.  femoralis  am  Poupartschen  Bande  vorlag, 
indem  der  scharfe  untere  Band  des  Bandes  sich  über  den  Nerven  spannte. 
Die  Durchscheidung  des  drückenden  Bandes  führte  fast  vollkommene  Hebung 
der  Beschwerde  nach  sich.  Wodurch  die  abnorme  Spannung  des  Poupartschen 
Bandes  an  der  Lacuna  musculorum  hervorgerufen  vrurde,  dafür  fehlt  die 
Erklärung. 

Trendelenburg  (43)  beobachtete  eine  rechtsseitige Trigeminusneuralgie 
mit  Reflexkrampf  des  Facialis  und  starker  Speichelabsonderung  vom  Charakter 
des  Chordaspeichels  aus  der  rechten  ünterkieferspeicheldrüse.  Die  Anfalle 
von  der  Dauer  von  10  bis  20  Sekunden  wiederholten  sich  etwa  alle  10  Minuten. 
Am  Schlüsse  des  Anfalles  entleerte  sich  bei  weit  geöffnetem  Munde  Speichel 
im  Strahle.     Heilung  durch  Resektion  der  Inframaxillaris  am  Foramen  ovale. 

Barth  (44)  beobachtete  folgenden  Fall: 


Kölliker,  YerletzuugeD  und  ehirnrg.  Erkrankuogen  der  peripher.  Nerven.         181 

Ein  23jähr.  Soldat  zieht  sich  am  1.  X.  1901  eine  Quetschwunde  am  linken  Unter- 
schenkel zu.  Wird  zuerst  im  Revier  behandelt,  kommt  am  28.  X.  ins  Lazarett  mit  einem 
nmden  Geschwür,  sechs  cm  im  Durchmesser,  mit  dunkelroten,  sehr  empfindlichen  Granu- 
lationen. Trotz  sorgfältiger  Behandlung  keine  Heilungstendenz.  Es  bildet  sich  ein  diphtherie- 
artiger  Belag,  keine  Temperaturerhöhung.  Am  15.  XI.  werden  Schmerzen  an  der  inneren 
Fliehe  des  Ober-  und  Unterschenkels  verzeichnet,  besonders  schmerzhaft  sind  die  Muskeln 
dieser  Gegenden.  Es  tritt  ein  Belag  auf  der  Uvula  auf,  später  (4.  XII.)  kamen  dazu  Beläge 
auf  den  Tonsillen  und  der  hinteren  Rachenwand.  Am  14.  I.  1902  wird  eine  Umschneidung 
des  Geschwfirs  ausgeffthrt,  wonach  sich  die  Geschwürsfläche  verkleinert.  Am  1.  II.  tritt 
ein  Herpes  zoster  im  YI.  Interkostalraum  auf.  25.  IL  Trigeminusneoralgie.  Am  15.  IIL 
hat  sich  der  Zustand  des  Geschwürs  wiederum  so  verschlechtert,  dass  eine  Dehnung  des 
Nerv,  ischiadicus  beschlossen  wird.  26.  IIL  Nervendehnung.  Es  wird  konstatiert,  dass  der 
Nerv  gieichmäasig  verdickt  ist,  starke  Hyperämie  der  Gefässe  der  Nervenscheide.  Den 
18.  17.  ist  das  Geschwür  verheilt.  Die  Hyperästhesie  an  der  inneren  und  hinteren  Fläche 
des  Ober-  und  Unterschenkels  noch  vorhanden,  die  Muskulatur  atrophisch,  sonst  keine  Ver- 
Inderungen  seitens  des  Nervensystems. 

Barth  nimmt  an,  dass  es  sich  in  diesem  Falle  um  eine  aszendierende 
Neuritis  handelt.  Hollbeck  (St.  Petersburg). 

Steiner  (46)  hat  zwei  Fälle  von  Lähmungen  des  Medianus  an  der 
Hand  beobachtet,  die  durch  professionelle  Schädigungen  entstanden  waren. 
Da  beide  Kranken  ihre  Tätigkeit  in  der  gleichen  Intensität  seit  Jahren  aus- 
übten und  der  Neuritis  des  Medianus  eine  Überanstrengung  nicht  voraus- 
gegangen war,  so  suchte  der  Verf.  nach  einer  weiteren  Ursache,  die  bei  der 
Entstehung  der  Neuritis  mitgewirkt  hatte  und  fand  sie  in  Alkoholmissbrauch. 
Der  Alkohohnissbrauch  ebenete  erst  den  Boden,  auf  dem  professionelle  Arbeit 
Schaden  anzurichten  vermochte. 

Über  Lähmungen  des  Plexus  brachialis  bei  Verletzungen  und  Wirbel- 
Iniationen  berichtet  Galeazzi  (50)  und  untersucht,  bei  welchen  Formen  von 
Luxationen  die  Nervenwurzeln  durch  Zerrung  oder  Kompression  gefährdet  sind. 
Bei  Totalluxationen  und  Rotationsluxationen  wurden  stets  die  unteren  Wurzeln 
komprimiert ;  bei  Rotationsluxationen,  namentlich  auch  bei  Subluxationen  tritt 
Zerrung  der  oberen  Nervenwurzeln  ein  und  zwar  auf  der  konvexen  Seite. 

Erfahrongsgemäss  wird  der  N.  peronaeus  weit  häufiger  von  Lähmungen 
betroffen  als  der  N.  tibialis.  Es  erklärt  sich  das  zum  Teil  einfach  aus  der 
anatomischen  Lage  der  beiden  Nerven,  der  Peronaeus  ist  weit  leichter  Schäd- 
lichkeiten ausgesetzt  als  der  Tibialis.  Auffallend  dagegen  bleibt  es,  dass  bei 
Schädigungen  des  Stammes  des  N.  ischiadicus  auch  wieder  der  Peronaeus  häu- 
figer gelähmt  wird  als  der  Tibialis.  Besonders  häufig  wird  als  Resultat  der 
Zerrungslähmung  des  N.  ischiadicus  bei  der  unblutigen  Reposition  die  an- 
geborene Hüftverrenkung  Peronaeusparalyse  beobachtet.  Schede  sagt  hier- 
über: ^Die  Parese  betrifft  aus  mir  unbekannten  Gründen  häufiger  das  Pero- 
naensgebiet,  als  das  des  Tibialis.  Auf  Anregung  Nicoladonis,  der  die  ver- 
schiedene Gefassversorgung,  also  die  Ernährungsverhältnisse  der  beiden  Nerven 
für  die  Ursache  hielt,  untersuchte  Hof  mann  (51)  die  Gefässverhältnisse  des 
N.  ischiadicus.  Es  fand  sich  nun,  dass  die  arterielle  Gefässverteilung  in 
beiden  Nerven  ungleich  ist  und  zwar  nicht  nur  bei  hoher  Teilung  des  Plexus 
ischiadicus,  sondern  auch  bei  Teilung  des  Nerven  an  normaler  Stelle  in  seine 
beiden  Hauptäste.  Der  schwächere  N.  peronaeus  hat  auch  schwächere  Ar- 
terien mit  zarteren  und  weniger  Zuflüssen  (nur  die  Hälfte)  als  der  Tibialis. 
Der  N.  ischiadicus  ist  überhaupt  nur  scheinbar  ein  einheitlicher  Nerv,  das 
beweist  die  Häufigkeit  hoher  Teilung  und  die  leichte  Teilbarkeit  in  ungeteilten 
Fällen.  Bei  gleicher  Dehnung  müssen  die  Arterien  des  Peronaeus  leichter 
geschädigt  werden,  als  die  des  Tibialis.     So  wird  die  Verschiedenheit  der  Zir- 


182  Jahresbericht  fUr  Ghirorgie.    I.  Teil. 

kulationsverhältnisse  in  den  beiden  Nerven  und  ihre  Unabhängigkeit  ver- 
ständlich. 

Hofmanns  Untersuchungen  ergaben  stets  derartige  Zirkulationsverhält- 
nisse im  Peronaeus,  dass  eine  stärkere  Beteiligung  dieses  Nerven  an  Dehnungs- 
lähmungen durch  Ischämie  erklärlich  ist.  Dass  bei  Peronaeuslähmungen  die 
Sensibilität  nicht  oder  doch  nur  in  geringem  Grade  leidet,  erklärt  Hof  mann 
aus  den  zahlreichen  Nervenanastomosen.  Die  Peronaeuslähmung  nach  schweren 
Geburten  führt  Verf.  auf  teilweise  oder  vollständige  Unterbrechung  des  Kreis- 
laufes in  Art.  hypogastrica  zurück,  veranlasst  durch  den  Druck  des  kindlichen 
Schädels  oder  der  Zange,  wodurch  die  Ernährung  des  Peronaeus  und  damit 
seine  Leitungsfahigkeit  leidet. 

Der  von  Pfeiffer  (52)  beschriebene  Fall  von  doppelseitiger  kombinierter 
Plexuslähmung  (Erb)  betrifft  einen  Mann,  der  sich  zu  erhängen  versucht 
hatte.  Das  Trauma  (Strik)  hatte  am  Supraklavikularpunkt  eingewirkt.  Läh- 
mung der  Mm.  deltoides,  Biceps,  Brachialis  internus,  Supinator  longus. 

Nach  einer  Ätherinjektion  sah  Schulz  (53)  eine  unvollkommene  Läh- 
mung des  Radialis.  Er  hebt  hervor,  dass  die  meisten  Radialislähmungen  nach 
Injektionen  unvollkommene  sind,  weil  sie  unterhalb  der  Austrittsstelle  des  tiefen 
Astes  ausgeführt  werden.  Um  sich  vor  Lähmungen  zu  schützen  empfielt  Verf. 
die  Verletzung  der  Fascie  zu  vermeiden. 

Das  plexiforme  kongenitale  Neurom  wurde  von  Abbott  und  Shat- 
tock  (58)  bei  einem  4  Jahre  alten  Kinde  beobachtet,  es  betraf  die  linke 
Zungenhälfte,  die  linke  Gesichts-  und  Halsseite.  Das  linke  Ohr  war  ver- 
grössert,  der  Gehörgang  durch  Geschwulstmassen  ausgefüllt,  unter  der  linken 
Unterkieferseite  waren  strangförmige  Geschwulstteile  zu  fühlen.  Diese  Stränge 
und  die  linke  Zungenhälfte  wurden  exstirpiert,  wodurch  wesentliche  Besserung 
erreicht  wurde,  insbesondere  überragte  die  Zunge  die  Zahnreihen  nicht  mehr 
und  die  Sprache  wurde  deutlicher,  andererseits  kam  es  aber  durch  die  Operation 
zu  einer  linksseitigen  Facialisparese.  An  der  Bildung  des  Neuroms  waren  der 
Hypoglossus,  Facialis,  Äste  des  Trigeminus  und  die  Cervicalnerven  beteiligt. 

Ehr  ich  (63)  demonstriert  1.  Ein  Amputionsneurom  des  Plexus  bra- 
chialis. Die  Neurome  bilden  ein  Packet,  in  dem  die  Art.  subclavia  eingebettet 
ist.  Die  bestehende  Stmnpfneuralgie  erklärt  E brich  nach  Analogie  eines 
von  Kölliker  beschriebenen  Falles  von  Verwachsung  eines  Neuroms  des 
N.  ulnaris  mit  der  Art.  ulnaris,  durch  die  Erschütterung  des  Nervenpackets 
durch  die  pulsierende  Arterie. 

2.  Drei  Präparate  von  Stammneuromen. 

3.  Zwei  Präparate  von  Rankenneuromen,  das  eine  von  der  Ellbogen-, 
das  andere  von  der  Nackengegend  herrührend.  Bei  beiden  Kranken  fand 
sich  eine  ausgedehnte  Hautpigmentierung,  im  ersten  Falle  auch  multiple  weiche 
Hautfibrome  und  zahlreiche,  subkutane  Neurofibrome  entsprechend  dem  Ver- 
lauf der  Hautnerven. 

Die  von  Nannoti  (65)  beschriebene,  vom  Medianus  ausgehende  Ge- 
schwulst war  ein  Hämangioperitheliom.  Der  Tumor  konnte  nur  unter  Resek- 
tion der  Nerven  exstirpiert  werden.  Da  die  primäre  Nervennaht  misslang, 
wurde  einen  Monat  nach  der  Nervenresektion  die  sekundäre  Nervennaht  in 
der  Weise  ausgeführt,  dass  nach  Anfrischung  und  Längsspaltung  des  Nerven- 
stumpfes, der  7  cm  lange  Defekt  durch  Implantation  des  N.  cutaneus  medialis 
ausgeglichen  wurde.  Die  Nervenimplantation  führte  zur  Wiederherstellung  der 
Funktion  des  Nerven. 


Hoffa,  Allgemeines  über  Frakturen  und  Verletzungen  der  Gelenke.  183 


XIII. 

Allgemeines  über  Frakturen  und  Verletzungen 

der  Gelenke. 


Referent:  A.  Hoffa,  Berlin. 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Abadie,  De  la  Inxation  progressive  du  poignet  chez  Tadolescent.  Revue  d'ortho- 
pödie  1903.  Nr.  6. 

2.  B&hr,  Bindenzügelgipsverband  in  der  Behandlung  von  Frakturen  und  Pseudarthrosen. 
Archiv  für  Orthopädie  1903.  Bd.  1.  Heft  2. 

3.  Bardenheuer,  Die  Behandlung  der  intra-  und  juztaartikulären  Frakturen  mittelst 
Extension  und  orthopädischen  Massnahmen  während  der  eigentlichen  Frakturheilung. 
Zeitschrift  far  Orthopäd.  Chirurgie  1903.  Heft  1  und  2. 

4.  Bayer,  Über  Spiridbrflche  an  der  oberen  Extremität.  Deutsche  Zeitschrift  für  Chi- 
rurgie. Bd.  71. 

h.  Bayon,  Erneute  Versuche  fiber  den  Einfluss  des  Schilddrüsenverlustes  und  der  Schild- 
drOsenfütterung  auf  die  Heilung  von  Knochenbrüchen. 

6.  *Beckmann,Znr  Kenntnis  der  Kallnsbildung bei  osteomalacischen  Frakturen.  Deutsches 
Archiv  für  klin.  Medizin  1903.  Bd.  76.  Heft  1—3. 

7.  Blum,  Über  die  blutige  Reposition  von  ti*aumati6chen  Ellenbogenluxationen.  Diss. 
Leipzig  1903. 

3.  Born  er.  Klinische  und  pathologisch-anatomische  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Gelenk- 

mausen.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie.  Bd.  70.  Heft  3 — 4. 
9.  Borchard,  Zur  Behandlung  der  Frakturen.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  5. 

10.  Gnopf,  Über  Madelungs  spontane  Subluxation  des  Handgelenks  nach  vorne.  Fest- 
schrift zum  25  jährigen  Jubiläum  des  Herrn  Hofrat  Dr.  6  Öse  hei- Nürnberg. 

11.  Dacroquet  et  Bezan9on,  Psendarthose  flottante  de  la  hauche  consöcutive  ä  nne 
pyarthrite  ost^omy^litique  du  jeune  äge.    La  Presse  m^dicale  1903.  Nr.  15. 

11  ^Hagemann,  Über  die  Resultate   der  blutigen  Reposition  bei  veralteten  Luxationen. 

Diss.    Halle  1903. 
IS.  Hähnle,  Die  gerichtsärztliche  Beurteilung  schlecht  geheilter  Frakturen  und  Luxationen, 

wenn  in  Frage  steht,  ob  Kunstfehler  vorliegt.  Deutsche  Medizinalzeitg.  1903.  Nr.  41—94. 

14.  ^Hopkins,  A  clinical  treatise  on  fractures.    London  1903.  Lippincott. 

15.  Heinrich,  Beitrag  zur  Frage  der  Diagnose  von  Knochenverletzungen  durch  das 
Röntgenbild.    Diss.    Greifswald  1903. 

16.  Helfe  rieh,  Atlas  und  Grundriss  der  traumatischen  Frakturen  und  Luxationen.  6.  ver- 
besserte und  vermehrte  Auflage.  Lehmanns  med.  Handatlanten.  Bd.  VHL 

17.  Jacoel,  Agrafes  osseuses.    La  Presse  m^dicale  1903.  Nr.  15. 

18.  Imbert  et  Gagniöre,  Des  atrophiques  osseuses  calcaires  consöcutives  ä  un  trauma- 
tisme.    Revue  de  chir.  1903.  Nr.  6. 

19.  Johnson,  Method  of  retaining  ends  of  fractured  bonos  in  Opposition  during  fixation 
by  plaster-of- Paris  dressing  etc.    Annais  of  surgery  1903.  Sept. 

^.  Jordan,  Die  Massagebehandlung  frischer  Knochenbrüche.  Zeitschrift  für  diätetische 
and  physikalische  Therapie  1903/Oi.   VIT.  Bd.  5. 

21.  —  Dasselbe.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  27. 

22.  Joaon,  Trois  nouveaux  cas  de  döcollements  epiphysaires  traumatiques.  Revue  d'ortho- 
p^e  1903.  Nr.  6. 

23.  Lejars,  Les  appareils  de  fracture  du  professeur  Saxtorpb.  La  seroaine  ro^dicale 
1903.  Nr.  44. 

24.  Lorenz,  Über  Gelenkmäuse.    Diss.    München  1903. 


184  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

25.  *Manl67,  Primary  osteoplasty  in  opeu  fractares  or  fractnre  dislocationa.  Medical 
News  1903.  Nr.  28. 

26.  G.  et  F.  Martin,  Deux  cas  de  paralysie  ischömique  de  Yolkmann  trait^s  par  leB 
tractions  lentes  et  continues.     Annales  de  chimrgie  et  d'orthopödie  1903.  Nr.  12. 

27.  Matsuoka,  Ober  die  Bedeatung  der  Knorpelbildnng  nach  Fraktar.  Deutsche  Zeii- 
schrift  fQr  Chirurgie.  Bd.  70.  Heft  1  -2. 

28.  Meyer,  Ober  traumatische  Aneurysmen  als  Komplikation  der  Enocfaenbrüche.  Dias. 
Kiel  1903. 

29.  Maller,  Über  Versteifungen  des  Schultergelenks.  ÄrzÜ.  Sachverständigenzeitung  1903. 
Nr.  23. 

80.   ort  gen,  Über  Gelenkmäuse.    Diss.    Giessen  1903. 

31.  Perrolini,  Sopra  la  pretesa  influenza  delle  tiroide  sul  decorso  di  guarigione  delle 
fratture.    Sperimentale  1903.  Nr.  2. 

32.  P losch,  Eine  neue  Methode  zur  Diagnostiziemng  der  Knochenbrttche.  Deutsche  Zeit- 
schrift für  Chirurgie  1903.  Bd.  69.  Heft  5—6. 

33.  Reichel,  Zur  Behandlung  schwerer  Formen  der  Pseudarthrosis ;  ein  Beitrag  zur  Be- 
handlung der  sogen,  intrauterinen  Frakturen  des  Unterscbenkels.  Archiv  fQr  klin.  Chir. 
Bd.  71.  Heft  3. 

34.  Ritschi,  Über  abnehmbare  Geh  verbände  und  die  Kombination  von  Gips  und  Zelluloid 
in  der  Verbandtechnik.    Archiv  fQr  Orthopädie,  Mechanotherapie  u.  s.  w.  I.  Bd.  2.  Heft 

35.  Seh  ei  dl.  Neues  über  Frakturenbehandlung.  75.  Naturforscherversammlung  1903. 
Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  39. 

36.  —  Neues  über  Frakturenbehandlung.    Wiener  med.  Presse  1903.  Nr.  41. 

37.  Schemel,  Beitrag  zur  Nachbehandlung  verletzter  Knochen  und  Gelenke.  Dissertat 
Leipzig  1904. 

38.  Sperling,  Zur  Ätiologie  der  sogen,  intrauterinen  Frakturen.  Archiv  für  Orthopädie. 
Bd.  1.  Heft  1. 

39.  Wendel,  Über  habituelle  Luxationen.  Archiv  für  Orthopädie,  Mechanotherapie  n.  s.  w. 
Bd.  1.  Heft  2. 

40.  Wertheim  Salomonson,  Über  eine  radiographisch  nachweisbare  Veränderung  der 
proximalen  Knochenfragmente  bei  Frakturen.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Röntgen- 
strahlen 1903.  Nr.  4. 

Sperling  (38)  hatte  Gelegenheit,  einen  Fall  von  sogenannter  intrauteriner 
Fraktur  an  Schnitten  und  Röntgenbildern  zu  studieren  und  dadurch  seine 
schon  früher  geäusserte  Ansicht  zu  befestigen,  dass  diese  ^^Frakturen",  wenn 
sie  solitär  und  anscheinend  verheilt  zur  Beobachtung  kommen,  keine  Frakturen 
sind,  sondern  als  Verbiegungen  und  Knickungen  des  nicht  differenzierten 
embryonalen  Blastems  durch  direkten  Einfluss  ammniotischer  Verwachsungen 
aufzufassen  sind.  Für  seine  Auffassung  spricht  der  Umstand,  dass  der  Knochen 
an  der  Knickungsstelle  normale  Struktur  zeigt,  es  ist  keine  Spur  einer  Ver- 
dickung oder  kallösen  Narbenbildung  nachweisbar.  Eine  deutliche  kleinzellige 
ringförmige  Umlagerung  des  Knochens  an  der  Knickungsstelle  ist  nur  ein 
Zeichen  einer  durch  längeren  Druck  eines  ammniotischen  Fadens  entstandenen 
Periostitis.  Auch  die  Röntgenbilder  gaben  keinen  Anhalt  für  eine  kailöse 
Verdickung,  die  bei  einer  indirekten  dislozierten  Fraktur  sicher  bedeutend  sein 
müsste.  Die  mikroskopische  Untersuchung  der  narbenähnlichen  Hauteinziehung 
über  der  Knickungsstelle  ergab  in  dem  SperlingschenFalle  nur  Veränderungen 
in  den  oberen  Schichten.  Eine  Perforation  der  Haut  hätte  in  allen  Schichten 
der  Haut  Narbengewebe  zurücklassen  müssen,  zumal  das  von  der  Mutter  ange- 
gebene Trauma  nur  vier  Wochen  vor  der  Geburt  stattgefunden  hatte.  Diese 
oberflächlichen  Veränderungen  rührten  sicher  von  Aumionfäden  her,  wie  denn 
auch  in  der  Tat  zwei  amniotische  Fäden  an  der  fötalen  Seite  der  Placenta  ge- 
funden wurden.  Diese  Fäden,  die  eine  Knickung  des  Blastemstummels  herbei- 
führten, verursachten  indirekt  die  in  fast  allen  einschlägigen  Fällen  beobachteten 
sonstigen  Defektbildungen  an  den  betroffenen  Extremitäten  und  zwar  durch 


Hoffa,  Allgemeines  ttber  Frakturen  ond  Verletzungen  der  Gelenke.  185 

trophische  Stömngen.  Gegen  die  Annahme,  dass  der  Defekt  eines  Knochen 
z.  B.  der  Fibnla  die  Widerstandsfähigkeit  des  anderen  herabsetze,  sprechen  die 
Belastungsversuche  Sperlings,  die  eine  geringe  Differenz  zeigten:  Tibia  und 
Fibula  10,3,  Tibia  allein  9,5  kg.  Femer  gehört  zur  Frakturierung  eines  Knochens 
des  im  Fruchtwasser  suspendierten  Fötus  eine  immense  Gewalt.  Auch  hätte 
die  gewöhnlich  angenommene  Perforation  auch  wohl  eine  Verletzung  der  Ei- 
häute und  damit  einen  Abort  herbeigeführt,  während  die  Geburt  stets  erst 
mehrere  Wochen  nach  der  Fraktur  erfolgte.  Aus  diesen  Gründen  macht 
Sperling  den  Vorschlag,  die  Bezeichnung  intrauterine  Fraktur  für  alle  soli- 
tären  kongenitalen  Knickungen  von  Extremitätenknochen  fallen  zu  lassen. 
Natürlich  können  wirkliche  Frakturen  bei  allgemeinen  Knochenerkrankungen: 
Lues,  Rhachitis  etc.  kongenital  entstehen,  es  wird  sich  dann  aber  stets  um 
multiple,  nicht  verheilte  Spontanfrakturen  handeln. 

Seichel  (33)  hat  bei  einer  Pseudarthrose  nach  intrauteriner  Fraktur 
des  Unterschenkels  seine  Zuflucht  zur  italienischen  Plastik  genommen,  nach- 
dem er  schon  dreimal  vergeblich  operiert  hatte.  Er  implantierte  einen  Haut- 
periostknochenlappen  aus  dem  gesunden  Unterschenkel  in  die  vorher  gesetzte 
Hautperiostwunde  des  kranken,  und  zwar  auf  die  Tibia.  Die  Pseudarthrose  der 
Fibula  beseitigte  er  durch  ein  die  Bruchstelle  überbrückendes  Elfenbein- 
stabchen,  das  er  zwischen  Periost  und  Knochen  legte.  Gipsverband  in  ge- 
kreuzter Stellung  der  Beine.  Am  20.  Tage  Abtrennung  des  per  primam 
verheilten  transplantierten  Lappens  von  seiner  Basis.  Es  trat  völlige  Heilung 
der  Pseudarthrose  ein,  die  ein  Jahr  nach  der  Operation  noch  konstatiert 
werden  konnte.  —  Für  die  Ursache  der  stets  ausbleibenden  Konsolidation  und 
vielleicht  auch  der  primären  Missbildung  hält  Reichel  nicht  die  sonst  be- 
schuldigte allgemeine  Ernährungsstörung,  sondern  eine  rein  örtlich  begrenzte 
Störung,  die  wahrscheinlich  in  einem  vollständigen  Mangel  der  Knochen- 
bildenden Substanz,  der  Osteoblastenschicht  des  Periostes  an  der  Bruchstelle 
und  ihrer  unmittelbaren  Nachbarschaft,  zu  suchen  ist.  Aus  diesem  Grunde  ist 
auch  die  einzige  Methode,  die  zum  Ziele  führt,  die  Herbeischaffung  knochen- 
bUdender  Substanz  in  genügender  Menge  an  den  Ort  des  Defektes,  eine  dauernd 
lebensfähige  Knochenbrücke,  die  mit  beiden  Knochenenden  fest  verwächst. 
Dieser  Forderung  genügt  nur  ein  Hautperiostknochenlappen.  Indessen  ist  die 
Müll  er  sehe  Knochenplastik,  die  Verschiebung  eines  von  einem  der  Fragmente 
losgelösten  Periostknocheniappens  bei  kongenitalen  Frakturen  zu  gewagt,  da 
die  äusserst  gracilen  Fragmente  dadurch  völlig  ihre  Tragfähigkeit  einbüssen. 
Dagegen  erfüllt  die  italienische  Plastik,  die  ausgenommen  bei  Oberschenkel- 
brüchen, wo  sie  technisch  nicht  verwertbar  ist,  an  allen  Extremitätenknochen 
ausführbar  ist,  völlig  ihren  Zweck.  Erwähnt  muss  freilich  werden,  dass  die 
kleine  Patientin  Reich  eis  in  dem  Jahre  nach  der  Operation  zweimal  den 
gesunden  Unterschenkel  an  der  Stelle  der  Knochenentnahme  gebrochen  hat. 
Diese  Frakturen  heilten  freilich  ganz  normal. 

Matsuoka  (27)  hat  an  Vögeln  Untersuchungen  über  die  Knorpel bildung 
bei  der  Bruchheilung  angestellt;  er  erzeugte  zu  diesem  Zwecke  subkutane 
Frakturen  der  Ulna  allein,  beider  Vorderarmknochen  und  der  Tibia  an  24 
Versuchstieren  und  behandelte  diese  Brüche  zum  Teil  mit  fixierenden  Gipsver- 
bänden, zum  Teil  liess  er  sie  ungeschient,  und  zwar  letzteres  besonders  bei 
den  isoHerten  Ulnafrakturen ,  bei  denen  der  unverletzte  Radius  eine  gute 
Stütze  abgab.  Die  histologische  Untersuchung  der  Bruchstellen,  die  zwischen 
dem  2.  bis  22.  Tage  nach  der  Verletzung  vorgenommen  wurde,   ergab,   dass 


186  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.     I.  Teil. 

die  Knorpelbildung  fast  immer  im  Anfang  der  Frakturheilung  eintrat;  sie 
zeigte  sich  immer  im  äusseren  Periostcallus,  aber  nicht  an  bestimmten  Stellen. 
Fand  eine  Fixation  durch  Verbandanlegen  statt,  so  verschwand  das  Knorpel- 
gewebe früher.  Gelang  eine  exakte  Reposition  und  Retention  der  Fragmente, 
so  konnte  die  Callusbildung  ohne  Knorpelzone  erzeugt  werden.  Freilich  ist 
die  Bewegung  der  Bruchstücke  selbst  keine  direkte  Ursache  der  Knorpelneu- 
bildung, denn  in  Fällen,  wo  beide  Bruchenden  durch  neugebildetes  Callusge- 
webe  oder  durch  den  Verband  fixiert  waren,  zeigten  sich  doch  zuweilen  reich- 
liche Mengen  von  Knorpelbildungen. 

Bayon  (5)  gibt  eine  genaue  Übersicht  der  bisherigen  Literatur  und 
kommt  daraus,  wie  aus  seinen  eigenen  experimentellen  Versuchen  zu  dem 
Schluss,  dass  die  Thyreoidektomie  eine  Verlangsamung  der  Heilung  von 
Frakturen  verursacht,  dass  bei  thyreoidektomierten  Kaninchen  infolge  Fütterung 
von  Schilddrüsensubstanz  die  Frakturheilung  beschleunigt  wird,  im  Gegensatz 
zu  nicht  thyreoidektomierten,  und  dass  ferner  auch  bei  normalen  Tieren  die 
Frakturheilung  durch  Darreichung  von  Schilddrüsenpräparaten  beschleunigt 
wird.  Zwei  Frakturen  beim  Menschen,  die  er  mit  Thyreoidinpräparaten  be- 
handelte, zeigten  keinen  Unterschied  gegen  einen  gewöhnlichen  Heilungsverlauf. 
Die  bisher  veröffentlichten  Fälle  lassen  sich  nur  schwer  auf  ihren  Wert  kon- 
trollieren. Von  einer  Thyreoidinverabreichung  lässt  sich  nur  etwas  sicher 
erwarten,  wenn  ein  Mangel  der  Thyreoideafunktion  vorhanden  ist,  auch  bei 
anscheinend  normalen  und  gesunden  Menschen,  die  trotzdem  eine  mangelhafte 
Thyreoidealfunktion  haben  können. 

Perrolini  (31)  kommt  auf  Grund  seiner  Tierexperimente  zu  dem 
Schluss,  dass  das  Fehlen  der  Schilddrüsen  keinen  Einfluss  auf  den  Knorpel 
ausübt,  sondern  dass  die  verzögerte  Heilung  bei  Frakturen  auf  die  Störung 
des  Allgemeinbefindens  zu  rechnen  ist,  die  nach  Entfernung  der  Schilddrüse 
auftritt. 

Imbert  und  Gagniere  (18)  haben  3000  Röntgenplatten  auf  das 
Vorhandensein  der  Sude ckschen  Atrophie  durchsucht  und  gefunden,  dass  sie 
verhältnismässig  selten  nach  Traumen  vorkommt.  Befallen  werden  wahr- 
scheinlich häufiger  die  kurzen  Knochen  als  die  langen,  doch  lassen  sich  bestimmte 
Folgerungen  noch  nicht  aufstellen,  für  die  noch  weitere  Untersuchungen  nötig 
sein  werden. 

Helfe  rieh  (16)  hat  von  seinem  vorzüglichen  Atlas  eine  neue  Auflage 
herausgegeben,  die  durch  eine  Reihe  neuer  Röntgenbilder  und  anderer  Abbil- 
dungen bereichert  ist.  Schon  der  Umstand,  dass  die  neue  Auflage  kaum 
2  Jahre  nach  dem  Erscheinen  der  vorhergehenden  nötig  war,  zeigt  den  ge- 
diegenen Wert  des  Buches. 

Zum  Beweis  der  Tatsache,  dass  des  öfteren  das  Röntgenbild  andere 
Befunde  darbietet,  als  wie  der  klinischen  Untersuchung  gemäss  zu  erwarten 
gewesen  wäre,  führt  Heinrich  (15)  einige  Fälle  aus  der  Greifswalder 
chirurgischen  Poliklinik  an.  In  dieser  Arbeit  handelt  es  sich  um  ein  14  jähr. 
Mädchen  mit  einer  Metatarsalfraktur,  die  auf  dem  Röntgenbilde  nicht  in  der 
Gestalt  von  einer  Kontinuitätstrennung  zum  Ausdruck  kam,  sondern  sich  nur 
als  zarter  Schatten  markierte.  Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  einen 
4  jähr.  Knaben,  der  auf  den  Arm  gefallen  war.  Derselbe  wurde  in  verschiedenen 
Stellungen  aufgenommen ;  es  war  aber  nichts  von  einer  Brucblinie  (Infraktion) 
in  dem  äusserst  deutlichen  Bilde  des  dünnen  Ärmchens  zu  erkennen.  Nach 
14  Tagen  zeigte  sich  eine  zweifingerbreite  Verdickung  des  Radius,  in  dessen 


Hoffa,  Allgememes  Ober  Frakturen  und  Verletzungen  der  Gelenke.  187 

mittleren  Drittel  und  der  ülna  an  der  entsprechenden  Stelle.  Beide  Gallusmassen 
gingen  im  Spatinm  interossenm  ineinander  über  nnd  beeinträchtigten  die 
Bewegung  des  Unterarms  sehr. 

Auch  beim  dritten  Fall  war  von  dem  verletzten  Fuss  nichts  auf  der 
Platte  zu  erkennen  und  erst  später  zeigte  sich  deutliche  Gallusbildung  am 
Malleolus  externus. 

Verf.  kommt  zu  dem  Resume,  dass  es  Läsionen  des  Knochens  gibt,  die  mit 
derart  geringen  direkten  Veränderungen  derselben  einher  gehen,  dass  diese 
nicht  nur  nicht  durch  die  untersuchende  Hand,  sondern  nicht  einmal  mit 
Hilfe  der  Röntgenstrahlen  nachgewiesen  werden  können.  Es  empfiehlt  sich 
daher  in  allen  zweifelhaften  Fällen  von  Knochenverletzungen  den  weiteren 
klinischen  Verlauf  zu  beobachten,  bevor  ein  endgültiges  Urteil  über  den  Zustand 
des  Knochens  abgegeben  wird. 

Bei  derartigen  Verletzungen  kommen  natürlich  nur  jugendliche  Individuen 
in  Frage,  da  ja  die  Elastizität  des  jungen  Knochen  der  Hauptfaktor  für  das 
Zustandekommen  dieser  Veränderungen  ist. 

WertheimSalomonson  (40)  hat  bei  Röntgenaufnahmen  von  Frakturen 
kurzer  Röhrenknochen  vielfach  die  Beobachtung  gemacht,  dass  das  proximale 
Enochenfragment  dunkler,  d.  h.  weniger  durchlässig  für  die  Röntgenstrahlen 
erscheint,  als  das  distale.  Vergleichsbilder  zeigten,  dass  es  sich  hierbei  nicht 
um  ein  Hellerwerden  (Knochenatrophie)  des  distalen  Fragments  handelte.  Eine 
sichere  Erklärung  der  Erscheinung  gibt  der  Verfasser  nicht.  Er  vermutet, 
dass  durch  Läsion  der  Arteria  nutritia  ein  Abschluss  der  arteriellen  Blut- 
Tersorgung  eintritt.  Die  hierdurch  entstehende  venöse  Hyperämie  führt  während 
der  ersten  Zeit  zu  einer  Kalkablagerung. 

Plesch  (32)  will  in  der  Perkussion  und  Auskultation  eine  neue  und 
schonende  Methode  zur  Diagnostizierung  von  Frakturen  gefunden  haben.  Er 
stützt  sich  auf  die  Tatsache,  dass  der  gesunde  Knochen  den  Ton  gleichmässig 
fortleitet.  Perkutiert  man  die  eine  Epiphyse  oder  den  benachbarten  Knochen 
und  auskultiert  die  andere  Epiphyse,  so  werden  die  Schallwellen  bei  gesprungenen 
Knochen  unterbrochen,  das  Geräusch  wird  schwächer  und  bekommt  einen 
metallischen  Beiklang.  Bei  gebrochenen  Knochen  wird  der  Ton  überhaupt 
nicht  fortgeleitet,  sondern  man  hört,  wenn  sich  die  Bruchenden  berühren, 
Krepitation,  wenn  nicht,  überhaupt  keinen  Ton.  Verf.  glaubt,  dass  diese 
Methode  auch  zur  Diagnostizierung  der  Knochenerkrankungen  ausgearbeitet 
^werden  könnte. 

Hähnle  (13)  bespricht  zunächst  den  Begriff  des  Kunstfehlers  im  allgemeinen 
irnd  schliesst  sich  hierbei  den  in  dieser  Frage  aufgestellten  Thesen  des  15. 
deutschen  Ärztetages  an,  die  ja  wohl  zur  Genüge  bekannt  sein  dürften. 
Leichter  ist  es  seiner  Meinung  nach,  sich  bei  Frakturen  und  Luxationen  ein 
Urteil  zu  bilden,  ob  ein  Kunstfehler  vorliegt,  als  auf  anderen  Gebieten  der 
Heilkunde,  z.  B.  der  inneren  Medizin.  Er  erörtert  sodann  die  Fragen,  welche 
Frakturen  als  „schlecht  geheilt"  anzusehen  seien  und  inwieweit  dem  betreffenden 
Arzte  eine  Schuld  daran  zuzuschieben  sei,  und  findet  einen  Kunstfehler  des 
Arztes  in  folgenden  Handlungen  oder  Unterlassungen: 

1.  Verkennung  einer  Fraktur  oder  Luxation  trotz  heute  noch  bestehender 
entsprechender  Symptome,  die  nach  der  Art  der  Verletzung  auch  beim  frischen 
Fall  so  deutlich  ausgeprägt  sein  mussten,  dass  sie  bei  der  durch  den  Beruf 
geforderten  Aufmerksamkeit  hätten  erkannt  werden  können. 


188  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

2.  UnterlassTmg  zweckmässiger  Hilfeleistung  bei  erkannter  Fraktur  oder 
Luxation  oder  entsprechender  Beratung  des  Verletzten. 

3.  Anwendung  und  Liegenlassen  eines  Verbandes,  der  an  sich  die  Ursache 
auftretender  Krankheitserscheinungen  sein  kann. 

4.  Anwendung  eines  Verbandes,  der  die  Heilung  einer  Fraktur  oder 
Luxation  in  funktionell  ungünstiger  Stellung  bedingen  musste  durch  die  ausser- 
gewöhnliche,  nicht  durch  die  Verletzung  selbst  geforderte  Art  und  Dauer 
seiner  Anwendung. 

5.  Unterlassung  der  zur  Verhütung  nachträglicher  Infektion  notwendigen 
Asepsis  und  der  zur  Beschränkung  schon  vorhandener  Infektion  nötigen 
Massregeln,  soweit  solche  im  gegebenen  Fall  mögtich  waren. 

Am  Schluss  seiner  lesenswerten  Arbeit  bringt  Hähnle  noch  einen  Auszug 
der  gefimdenen  Fälle  von  wegen  Kunstfeblers  erfolgten  Klagen  —  27  an  der 
Zahl  —  und  ein  24  Nummern  umfassendes  Litteraturverzeichnis. 

Bayer  (4)  fand  unter  178  Oberarm-  und  401  Vorderarmfrakturen,  die 
in  der  Zeit  vom  1.  Januar  1900  bis  31.  März  1903  im  Kölner  Bürgerhospital 
zur  Behandlung  kamen,  je  acht  Spiralbrüche  des  Ober-  und  Unterarms;  bei 
den  letzteren  handelte  es  sich  5  mal  um  eine  Fraktur  des  Radius  und  3  mal 
um  eine  solche  der  Ulna.  Auch  von  den  Spiralbrüchen  an  den  Handknochen, 
die  doch  immerhin  infolge  ihrer  Kürze  zu  den  Seltenheiten  gehören,  kamen 
aliein  im  Laufe  des  Jahres  1902  4  Fälle  zur  Behandlung;  einmal  war  eine 
Fingerphalange  betroffen  xmd  3  mal  Mittelhandknochen.  Verf.  gibt  sämtliche 
Krankengeschichten  in  Kürze  wieder,  bespricht  die  Entstehungsursachen  der 
einzelnen  und  hebt  am  Schlüsse  seiner  Arbeit  hervor,  dass  mit  der  von  Barden- 
heuer angegebenen  Extensionsbehandlung  vollauf  zufriedenstellende  Resultate 
erzielt  wurden.  Man  bekam  regelmässig  feste  Konsolidation  mit  fast  immer 
geringem  Callus  und  guter  Funktion. 

Borchard  (9)  bespricht  die  Behandlung  der  Frakturen,  besonders  der 
Unterschenkel-,  Oberarm-  und  Unterarmfrakturen.  Er  legt  die  Fat.  nach 
möglichster  Reposition  in  eine  Schiene  unter  Ruhigstellung  der  benachbarten 
Gelenke,  und  zwar  am  Bein  auf  eine  Volkmann  sehe  Schiene,  am  Arm  auf 
eine  Gipshanfschiene  und  beginnt  am  nächsten  Tage  mit  Massage,  zuerst  zentral 
von  der  Bruchstelle,  und  Gelenk bewegungen.  Nach  Abnahme  der  Schwellung 
Immobilisation  der  Bruchenden  in  exakter  Stellung,  bis  eine  Konsolidation  statt- 
gefunden hat,  dann  wieder  Massage  und  Gymnastik.  Seine  Behandlung  hat 
den  Vorteil  der  Vermeidung  der  Gelenksteifigkeit,  der  Atrophie  der  Muskeln 
und  des  späteren  Ödems  bei  Wiederherstellung  der  normalen  Gestalt  des  be- 
treffenden Gliedes. 

Bahr  (2)  benutzt  mit  gutem  Erfolge  als  Verband  bei  Frakturen  und 
Pseudarthrosen  eine  Kombination  des  Bindenzügels,  wie  er  bei  den  Barden- 
heu ersehen  Extensionsverbänden  gebraucht  wird,  mit  dem  zirkulären  Gips- 
verband. 

Sehe i  dl  (35  u.  36)  hat  zur  genauen  Dosierung  der  Extension  bei  Brüchen 
des  Unter-  und  Oberschenkels  einen  Extensionsaparat  konstruiert,  der  infolge 
seiner  Einfachheit  jede  Assistenz  unnötig  macht,  überall  leicht  hin  zu  trans- 
portieren ist  und  die  Sicherheit  gewährt,  dass  die  Stellung  der  Fragmente 
auch  so  im  Verband  bleibt,  wie  sie  bei  der  Einrichtung  der  Fraktur  erzielt 
werden  konnte. 

Der  Apparat  besteht  im  wesentlichen  aus  einer  Stange,  deren  proximales 
Ende   sich  an  das  Tuber  ischii  anstemmt  und  an   deren  distalem  Ende   eine 


Hoffa,  Allgemeines  über  Frakturen  und  Verletzungen  der  Gelenke.  189 

ExtenssioiiBschranbe  angebracht  ist,  die  den  Zug  mittelst  eines  Fussrücken-  Fersen- 
zägels  auf  die  Extremität  überträgt.  Nach  Richtigstellung  der  Fragmente 
wird  die  Stange  mit  eingegipst  und  nach  Erhärten  des  Verbandes  herausgezogen. 
Der  Verband  wird  nur  mit  einer  einfachen  Lage  einer  Mullbinde  gepolstert, 
danach  Herausnahme  der  Stange  genügend  Raum  geschaffen  wird,  für  den 
arteriellen  Zufluss  wie  für  den  venösen  Abfluss  durch  die  Vena  saphena  parva, 
in  deren  Verlaufsrichtung  der  Apparat  gelegen  hat. 

Jordan  (20  u.  21)  empfiehlt  nach  den  Erfahrungen,  die  er  in  100 
Fällen  mit  der  Massagebehandlung  bei  Frakturen  gemacht  hat,  diese  bei  allen 
Frakturen  der  oberen  Extremität  anzuwenden  und  dieselbe  mit  dem  fixierenden 
Verband  zu  kombinieren.  Bei  Brüchen  der  unteren  Extremität  will  er  die 
Massagebehandlung  auf  die  Gelenkfrakturen  beschränkt  wissen,  während  er 
dort  bei  Schaftfrakturen  sie  nur  als  vorbereitendes  Verfahren  empfiehlt  und 
nach  Schwinden  der  Anschwellung  —  etwa  nach  acht  Tagen  —  einen  Gehverband 
anl^.  Die  Erfolge  konnten  unter  den  100  Fällen  73  mal  festgestellt 
werden.  Von  diesen  73  Patienten,  von  denen  27  über  40  Jahre  alt  waren, 
wurden  67  wieder  vollständig  erwerbsfähig,  während  2  um  50  ®/o,  2  um  40  ^/o 
und  2  um  10  ^/o  in  ihrer  Erwerbsfähigkeit  beschränkt  waren. 

Bardenheuer  (3)  legt  bei  Gelenk-  und  juxtaartikulären  Brüchen  grossen 
Wert  auf  die  Extensionsbehandlung  und  möglichst  frühzeitige  Mobilisierungs- 
Tersuche  der  Gelenke.  Durch  die  Extension  wird  die  Dislokation  am  besten  be- 
hoben, die  Heilung  schneller  zustande  gebracht  als  mittelst  der  Eontentivverbände 
oder  der  blutigen  Behandlung  und  andererseits  wieder  die  Möglichkeit 
gewährt,  die  orthopädische  Nachbehandlung  bald  beginnen  zu  können.  An 
der  Hand  eines  reichhaltigen  grossen  Materials  zeigt  er  die  guten  Erfolge, 
die  er  mit  der  frühzeitigen  Aufnahme  der  gymnastischen  Behandlung  erzielt 
hat.  Verf.  beginnt  dieselbe  beim  Handgelenk  am  4.,  beim  Ellenbogengelenk 
am  8.,  bei  der  Schulter  vom  1.  resp.  8.  Tage,  bei  Hüfte  und  Knie  von  der 
2.  resp.  3.  und  beim  Fussgelenk  vom  Beginn  der  2.  Woche  nach  der  Verletzung. 

Ritschel  (34)  empfiehlt  als  ausserordentlich  praktisch  zur  Herstellung 
abnehmbarer  Gehverbände  die  Verstärkung  des  abnehmbar  gemachten,  völlig 
getrockneten  Gipsverbandes  durch  einen  Brei  von  in  Aceton  gelöstem  Zelluloid, 
welches  sich  mit  dem  Gips  aufs  innigste  verbindet  und  auch  ein  äusserst 
brauchbares  Klebemittel  zur  Anbringung  von  Verstärkungsschienen  u.  s.  w.  dar- 
stellt. Näheres  über  die  Technik  dieser  Verbände  ist  in  der  Originalarbeit 
einzusehen.  Für  die  Behandlung  der  Knöchel-  und  U^terschenkelbrüche  hat 
sich  dem  Verf.  ein  doppelter  Verband  sehr  gut  bewährt,  bestehend  in  einem 
mit  ganz  geringer  Polsterung  angelegten,  die  Bruchstelle  nur  wenig  nach  oben 
nnd  unten  überragenden  dünnen  Gipsverbande,  über  dem  nach  Anlegung  eines 
Trikotschlauches  der  abnehmbare  Gehverband  hergestellt  wird.  Während  der 
Massage  und  den  passiven  Bewegungen  garantiert  dann  der  nicht  abnehmbare 
Gipsverband  die  gute  Lage  imd  Fixation  der  Bruchstücke. 

Johnsohn  (19)  legt  nach  der  Reposition  der  Fragmente  drei  mit 
Vaseline  bestrichene  Bindenzügel  derartig  an,  dass  einer  auf  die  Frakturstelle, 
einer  dicht  oberhalb  derselben,  und  der  letzte  unterhalb  derselben,  z.  B.  bei 
einer  suprakondylären  Oberarmfraktur  am  Vorderarm  dicht  unter  dem  Ellen- 
bogen zu  liegen  kommt.  Sie  werden  von  Assistenten  gehalten  und  mit  einge- 
gipst. Nach  Erhärten  des  gut  gepolsterten  Verbandes  werden  sie  herausge- 
zogen, was,  da  sie  mit  Vaseline  bestrichen  sind,  leicht  möglich  ist. 


190  Jahreabericht  für  Ghirorgie.    I.  Teil. 

Lejars  (23)  beschreibt  einen  von  Saxtorphin  Kopenhagen  angegebenen 
Verband  für  Knochenbrüche,  speziell  für  diejenigen  des  Unterschenkels.  Saxtorph 
hat  das  traditionelle  Prinzip,  stets  das  benachbarte  periphere  und  zentrale 
Gelenk  mit  zu  immobilisieren,  verlassen.  Der  Verband  wird  hergestellt  aas 
dünnen  Holzspänen,  von  ca.  2 — 3  mm  Dicke,  und  Stärkebinden.  Die 
Technik  für  eine  supramalleoläre  Fraktur  ist  z.  B.  kurz  folgende:  Ein  ca. 
3 — 4  mm  breiter  Holzstreifen  wird  in  Form  eines  Steigbügels  gebogen  und 
an  die  Planta  pedis  an  den  Seitenflächen  des  Unterschenkels  bis  zum  Fibula- 
köpfchen resp.  dem  Tibiaknorren  heraufgeführt  unter  entsprechender  Polsterung 
der  prominenten  Knochenpunkte.  Ein  zweiter  Streifen  kann  den  erst^ 
verstärken.  Zur  Befestigung  dienen  Stärkebinden,  die  im  oberen  Teile  des 
Unterschenkels  einfach  zirkulär  angelegt  werden.  In  der  Höhe  des  Fussgelenks 
angekommen,  steigt  man  nicht  weiter  auf  den  Fussrücken  nach  vom  abwärts, 
sondern  führt  die  Bindentouren  auf  jeder  Seite  schräg  von  oben  nach  unten 
und  von  vom  nach  hinten  um,  indem  man  unter  der  Achillessehne  und  der 
Ferse  vorbeigeht  und  symmetrisch  wieder  aufsteigt,  den  Steigbügel  und  den 
Malleolus  gewissermassen  einzurahmen.  Man  setzt  die  Touren  fort,  bis  die 
Schale  um  die  Malleolen  und  unter  der  Ferse  vollständig  ist  und  wickelt  auch 
den  unter  der  Sohle  gelegenen  queren  Teil  des  Steigbügels  ein.  Das  Bein  steckt 
so  in  einer  festen  Scheide,  der  Fuss  ist  seitlich  gestützt,  Fussrücken  und 
Fusssohle  sind  frei,  Dorsal-  und  Plantarflexion  vollkommen  möglich. 

Der  Verband  ist  nach  ca.  24  Stxmden  trocken  und  dann  sehr  wider- 
standsfähig. 

Jacoel  (17)  berichtet  unter  Beifügung  seiner  Zeichnungen  über  eine 
neue  von  ihm  konstruierte  Knochenklammer,  die  bei  Frakturen  dazu  dienen 
soll,  die  Fragmente  zusammenzuhalten.  Die  damit  von  mehreren  namhaften 
Chirurgen  erzielten  Erfolge  sollen  günstig  sein.  Die  Klammer  besteht  ans 
einem  transversalen,  3—5  cm  langen,  schneidenden  Teil,  an  den  sich  recht- 
winklig zwei  mit  nach  oben  divergierenden  Zacken  versehene  Stücke  an- 
schliessen,  die  in  den  Knochen  eingetrieben  werden  sollen.  Die  Zacken  sind 
ährenförmig  angeordnet.  Dadurch,  dass  das  horizontale  Stück  schneidend 
gestaltet  ist,  gräbt  es  sich  in  den  Knochen  ein  und  wirkt  so  ebenfalls  einer 
Deviation  der  Fragmente  entgegen. 

Die  Anwendung  der  Klammem  ist  einfach.  Sie  sollen  stets  senkrecht  zum 
Verlauf  der  Bruchlinie  angelegt  werden. 

Jouon  (22)  beschreibt  drei  Fälle  von  traumatischer  Epiphysenlösung, 
von  denen  die  eine  die  obere  Humerusepiphyse,  die  beiden  anderen  die  untere 
Radiusepiphyse  betrafen.  Er  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  das  Heilverfahren 
bei  dieser  so  häufig  verkannten  Kontinuitätstrennung  der  langen  Röhren- 
knochen nach  exakter  Reposition  der  Fragmente  ev.  in  Narkose  in  einer 
langen  Fixation  im  Verbände  (20—30  Tage)  bestehen  müsse  und  dass  die 
Massage  und  Mobilisation  der  Gelenke  erst  nach  wirklich  fester  Vereinigung 
zu  beginnen  sei. 

Ducroquet  und  Besancon  (11)  bringen  4  Krankengeschichten  patho- 
logischer Hüf tgelenksluxationen ,  die  in  frühem  Kindesalter  im  Anschluss 
an  eine  eitrige  Goxitis  auftraten.  Sie  fassen  die  Erkrankung  als  eine  be- 
sondere Form  der  Osteomyelitis  auf,  bei  der  primär  das  Gelenk  ei^riffen 
wird  und  es  frühzeitig  zur  Bildung  eines  Abszesses  kommt.  Infolge  ausge* 
dehnter  Zerstörung  des  Schenkelkopfes  und  Halses  stellt  sich  eine  abnorme 
Beweglichkeit  ein,  da  das  obere  Ende  des  Femur  auf  dem  Darmbein  hin  und 


Hoffa,  Allgemeines  Aber  Fraktoren  und  Verletzungen  der  Gelenke.  191 

her  gleiten  kann  und  wegen  des  Verlustes  des  Gelenkkopfes  eine  Tendenz  zur 
Neabildong  einer  Pfanne  nicht  besteht. 

Für  die  Erkennung  dieser  Form  der  pathologischen  Luxation  gegenüber 
der  kongenitalen  Luxation  kommt  ausser  der  Anamnese  differential-diagnostiscbb 
in  Betracht,  dass  sich  vom  Schenkelkopf  und  -Hals  nirgends  etwas  wahr- 
nehmen lässt  und  das  Femur  nach  oben  zu  keulenförmig  zu  endigen  scheint. 
Im  mittleren  Teil  der  Glutäalfalte  findet  man  meist  eine  kleine  Narbe,  von 
der  spontanen  resp.  operativen  Öffnung  des  Abszesses  herrührend.  Wichtige- 
Aofklärung  ergibt  die  radiographische  Untersuchung.  Während  bei  kongeni- 
taler Luxation  die  zur  Bildung  des  Kopfes  bestimmte  Epiphyse  atrophisch 
üit,  fehlt  sie  hier  vollkommen.  Vom  Schenkelhals,  der  bei  angeborener  Ver^ 
renkimg  bis  etwa  zum  6.  Lebensjahre  nur  wenig  (?)  gegenüber  dem  gesunden 
Terkürzt  ist,  sind  hier  nur  schwer  Andeutungen  wahrzunehmen.  Das  Femur 
wird  nach  oben  gekrönt  von  einem  kleinen  Ossifikationspunkte ,  demjenigen 
des  Trochanter  major. 

Auf  Grund  der  anatomischen  Verhältnisse  ist  eine  Reduktion  unmöglich. 

Meyer  (28)  führt  nach  einer  ausführlichen  Besprechung  der  Literatur 
einen  Fall  von  Aneurysma  einer  Art.  intercostalis  nach  einem  Rippenbruch 
an,  das  wahrscheinlich  durch  Gefassverletzung  durch  den  scharfen  Bruchrand 
der  Rippe  entstanden  war.  Die  Behandlung  bestand  in  Inzision,  Tamponad» 
und  Druckverband. 

C.  und  F.  Martin  (26)  empfehlen  als  Methode  bei  ischämischer  Muskel- 
lahmung  langsame  und  kontinuierliche  Traktionen  und  Pressionen,  mit  denen 
sie  in  zwei  Fällen  gute  Resultate  erhalten  haben.  Sie  glauben,  dass  man 
bei  Anwendung  von  speziellen,  jedem  Falle  besonders  angepassten  Apparaten 
nicht  nur  die  fehlerhafte  Klauenstellung  der  Hand  redressieren,  sondern 
sie  auch  zur  Ausführung  aller  willkürlichen  Bewegungen  wieder  tauglich 
machen  könne. 

Schemel  (37)  gibt  zunächst  eine  kurze  Darstellung  der  Nachkrankheiten 
verletzter  Knochen  und  Gelenke,  weist  bei  den  einzelnen  Krankheiten,  Gallua. 
loxorians,  Pseudarthrose ,  Liaktivitätsatrophie ,  Versteifungen,  Schlotter-  und 
Wackelgelenken,  Ödemen  etc.  etc.,  sogleich  mit  wenigen  Worten  auf  die  Be- 
handlung hin,  wobei  er  auch  auf  die  traumatische  Neurose  zu  sprechen  kommt, 
ond  beschäftigt  sich  dann  im  Anschluss  hieran  ausführlicher  und  eingehender 
mit  den  verschiedenen  Behandlungsmethoden.  Die  Massage ,  die  Gymnastik,, 
das  mediko-mechanische  Heilverfahren,  die  Behandlung  mit  Bierscher  Hyper- 
ämie, die  Bäderbehandlung  werden  der  Reihe  nach  durchgesprochen. 

Wendel  (39)  veröffentlicht  3  Fälle  von  habitueller  Luxation,  von  denen, 
zwei  das  Schultergelenk,  eine  das  obere  Ende  des  Badius  betreffen.  In  allen 
FäUeo  wurden  Defekte  am  Knochen  nachgewiesen,  zweimal  durch  die  Ope-^ 
lation,  einmal  nur  durch  das  Röntgenbild,  da  die  Operation  verweigert  wurde. 
Ahnliche  Befunde  finden  sich  auch  in  zahlreichen  Veröffentlichungen  aus  der 
letzten  Zeit,  während  man  früher  Weichteilveränderungen  für  die  habituellen 
Loxationen  verantwortlich  machte.  Stets  lässt  sich  ein  vorangegangenes. 
Trauma  nachweisen,  daher  ist  die  habituelle  Luxation  den  traumatischen  zu- 
zorechnen  und  zu  trennen  von  den  pathologischen  sowie  von  den  freiwilligen 
Verrenkungen,  die  keine  Erkrankung,  sondern  eine  Kuriosität  darstellen. 

Blum  (7)  hat  die  in  der  Literatur  veröffentlichten  Fälle  von  Arthro- 
tomie  bei  irreponiblen  Luxationen  in  tabellarischer  Übersicht  zusammengestellt. 
Es  sind  64  Fälle.    Das  hauptsächlichste  Hindernis  bei  der  Reposition  bietet 


192  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

gewöhnlich  die  Gelenkkapsel.  Nächst  dieser  hinderten  Knochenfragmente  die 
Reposition,  die  natürlich  von  einer  Fraktur  herstammten,  in  gleicher  Weise 
wirkten  auch  Knochenwucherungen.  Muskeln  sind  besonders  bei  den  frischen 
Luxationen  Repositionshindernisse  und  zwar  dadurch,  dass  sich  abgeri^ene 
Muskelstücke  zwischen  den  Gelenken  interponieren ;  hauptsachlich  ist  dabei 
der  Brachialis  internus  beteiligt.  Auch  bei  veralteten  Luxationen  spielen  die 
Muskeln  insofern  eine  Rolle,  als  sich  dieselben  infolge  der  Inaktivität  ver- 
kürzen und  teilweise  mit  der  Kapsel  Verwachsungen  eingehen. 

Eine  Kontraindikation  gegen  die  Arthrotomie  gaben  Frakturen  des 
Humerus,  der  Ulna  und  des  Radius  ab.  Blum  beschreibt  dann  die  Ope- 
ration, bespricht  die  Methoden  und  Modifikationen  der  einzelnen  Forscher 
bei  dieser,  von  denen  letztere  namentlich  nur  den  Hautschnitt  betreffen,  bei 
dem  ja  immer  das  entscheidende  Moment  ist,  dass  von  ihm  aus  ein  aus- 
reichender Einblick  in  das  Gelenk  ermöglicht  wird  und  nichts  verletzt  wird, 
was  für  die  zu  erreichende  gute  Funktion  des  Gelenks  erforderlich  ist.  Verf. 
hält  den  bekannten  Kocher  sehen  Schnitt  für  den  besten,  da  bei  demselben 
weder  Nerven  noch  Muskeln  verletzt  werden  und  ein  besserer  Überblick  über 
das  Gelenk  erzielt  wird  als  bei  dem  einfachen  Lateralschnitt.  Reicht  dieser 
nicht  aus,  dann  kann  man  immer  noch  den  medialen  Schnitt  hinzunehmen 
unter  Berücksichtigung  der  Gefahren,  die  er  mit  sich  bringen  kann. 

Aus  den  Krankengeschichten  ergibt  sich,  dass  die  Erfolge  um  so  besser 
sind,  je  früher  mit  Bewegungsübungen  begonnen  wird.  Für  am  besten  hielt 
es  Verfasser,  wenn  schon  nach  zwei  bis  drei  Tagen  mit  ganz  leichten  passiven 
Bewegungen  begonnen  wird.  Eine  primäre  Resektion  ist  bei  schweren  Frak- 
turen des  Humerus,  femer  bei  mehrfachen  Frakturen  der  Gelenkenden  am  Platze. 
Femer  ist  dieselbe  zur  Verhütung  der  Ankylose  indiziert  in  allen  den  Fällen, 
in  denen  Knochenneubildungen  zu  erwarten  oder  schon  vorhanden  sind. 

Cnopf  (10)  berichtet  über  ein  14^/2 jähriges  Mädchen,  bei  dem  die 
Mutter  im  12.  Lebensjahre  am  rechten  Vorderarm  einen  Vorsprung  bemerkte, 
den  sie  für  ein  Überbein  hielt.  Als  sich  die  Deformität  immer  mehr  ver- 
schlimmerte, wurde  ärztliche  Hilfe  in  Anspruch  genommen.  Es  lag  kein 
Trauma  vor;  Patientin  brauchte  auch  keine  groben  Arbeiten  zu  verrichten. 
Es  bestand  deutliche  Luxation  auf  der  ulnaren  Seite,  auf  der  radialen  da- 
gegen höchstens  eine  Subluxation,  die  aber  nicht  mit  Sicherheit  konstatierbar 
ist.  Der  Vorderarm  zeigt  eine  ausgesprochene  bogenförmige  Krümmung  mit 
volarer  Konkavität;  am  stärksten  ausgeprägt  in  der  unteren  Hälfte  und  auf 
der  radialen  Seite.  Während  die  Ulna  in  ihrer  Längsrichtung  kaum  ver- 
ändert erscheint,  ist  der  Radius  in  der  unteren  Hälfte  volar-konkav  gekrümmt. 
Die  Bewegungen  der  Hand  zeigen  im  Verhältnis  zu  den  schweren  Verände- 
rungen der  Form  nur  massige  Störungen.  Die  Verlagerung  der  Hand  gegen 
den  Vorderarm  ist  durch  Zug  und  Drack  nicht  ausgleichbar.  Eine  Röntgen- 
aufnahme ist  beigefügt  und  genau  beschrieben. 

Die  Krankheit  ist  beinahe  in  allen  Fällen,  die  Verf.  in  der  Literatur 
finden  konnte,  eine  Störung  des  reiferen  Kindes-  oder  Pubertätsalters.  Be- 
sondere Anstrengungen  bei  muskelschwachen,  jugendlichen  Individuen,  Traumen 
leichter  Natur  sollen  oft  die  Ursache  abgeben.  Zuweilen  macht  sich  der  Be- 
ginn durch  Schmerzen  bemerkbar,  zuweilen  fehlen  die  Schmerzen  vollständig. 
Die  volle  Entwickelung  der  Störung  dauert  sehr  verschieden  lange,  oft  3  bis 
4  Jahre,  doch  sind  auch  Fälle  beschrieben,  wo  innerhalb  5 — 6  Monaten  die 
Vorbildung  vollständig  entwickelt  war.     Was  die  genaue  Beschreibung  der 


Hoffa,  Allgemeines  über  Frakturen  und  Verletzungen  der  Gelenke.  193 

Fonnveränderungen  angeht,  so  stimmen  die  Berichte  weniger  überein,  als  be* 
zuglich  der  klinischen  Erscheinungen.  Verf.  geht  des  näheren  noch  darauf 
ein,  besonders  auf  die  Veränderungen  am  Vorderarm,  und  bespricht  dann 
noch  mit  wenigen  Worten  die  in  Frage  kommende  Therapie. 

Abadie  (1)  hat  einen  Fall  von  progressiTer  Luxation  des  linken  Hand- 
gdenkes  bei  einem  jungen  Manne  beschrieben,  der  dem  Bilde  der  von 
Madelung  ^^spontane  Subluxation  des  Handgelenkes^  benannten  Erkrankung 
entspricht.  Der  betreffende  Patient  hatte  freilich  im  achten  oder  neunten 
Lebensjahre  ein  Trauma  des  linken  Handgelenkes  erlitten,  ohne  angeben  zu 
können,  worin  es  bestanden  hatte.  Erst  im  vierzehnten  Jahre,  als  er  in  die 
Lehre  kam,  bemerkte  er,  dass  sein  linker  Vorderarm,  der  kürzer  wur  als  der 
rechte,  sich  mehr  und  mehr  nach  der  Bengeseite  zu  krümmte  und  dass  die 
Hand  volarwärts  luxierte.  Irgend  welche  Beschwerden,  funktionelle  Behinde- 
rungen oder  Schmerzen  bestanden  nicht.  Die  Durchleuchtung  zeigte  eine 
Exostose  des  Radius,  die  von  seiner  unteren  Epiphysenfuge  ausging.  Wahr- 
scheinlich war  in  diesem  Falle  durch  das  Trauma  eine  Verletzung  dieser 
Epiphfsenlinie  erfolgt,  die  zu  Wachsstumstörungen  und  der  Exostosenbildung 
fahrte.  Die  Verkrümmung  des  Radius  erklärt  Abadie  aus  dem  Einfiuss  der 
Bengemuskeln.  Da  das  Leiden  keine  Störungen  verursacht  haben  soll,  erübrigte 
sich  jede  Behandlung. 

Verf.  hat  alle  ähnlichen  Fälle  aus  der  Literatur  zusammengestellt  und 
tabellarisch  geordnet.  Er  konstruierte  darnach  vier  Formen:  1.  Hyperostose 
des  Cubittts,  stets  doppelseitig,  oft  angeboren  mit  einfacher  knöcherner  Ver- 
dickung des  Handgelenkes  oder  progressiver  Luxation  desselben,  die  häufig 
verkannt  wird.  2.  Einfache  Subluxation  des  Radius  in  Hand-  und  Ellenbogen- 
gelenk,  doppelseitig,  leicht  einzurichten,  häufig  schmerzlos  und  ohne  Ver- 
änderungen der  Knochen.  3.  Schwer  oder  gar  nicht  reponible  Luxation  des 
Handgelenkes  mit  fehlerhafter  Stellung  des  Ellenbogengelenkes.  4.  Dieselbe 
Form  mit  Verbiegung  des  Radius,  beide  meist  einseitig.  —  Die  Entstehung 
des  Leidens  führt  Abadie  auf  Spätrachitis  zurück,  alle  anderen  diesbezüg* 
liehen  Theorien  sind  nicht  einwandsfrei.  Für  die  Therapie  werden  keine 
neuen  Vorschläge  gemacht. 

Müller  (29)  bespricht  an  der  Hand  einiger  einschlägiger  Fälle  die 
Ätiologie  der  Schulterversteifungen.  Er  teilt  dieselben  ein  nach  den  Ver- 
letzungen, die  1.  das  Gelenk  weder  direkt  noch  indirekt  betrafen,  2.  das 
Gelenk  ohne  Beteiligung  des  Knochengerüstes  und  3.  die  das  Schulterskelett 
direkt  betrafen.  Die  Hauptursache  liegt  in  der  zu  lange  dauernden  Fixation 
der  Schulter  nach  diesen  Verletzungen  und  in  dem  Unterlassen  frühzeitiger 
Bewegung  des  Gelenks.  Verf.  bespricht  dann  zum  Schluss  die  Therapie,  die 
in  seiner  Klinik  angewandt  wird,  und  die  in  den  Hauptpunkten  in  Dampf- 
nnd  Lichtbad  oder  Dampfdusche,  in  Massage  und  Bewegungstherapie  besteht. 
Yarf.  beschreibt  noch  zwei  Apparate  für  die  maschinelle  Behandlung  der 
Schulterversteifung,  die  er  konstruiert  hat,  und  die  den  Vorzug  einer  besseren 
Fixation  des  Schulterblattes  haben  sollen. 

Nach  einem  kurzen  geschichtlichen  Überblick  gibt  Oertgen  (30)  in 
semer  Abhandlung  das  wieder,  „was  überhaupt  die  heutige  Wissenschaft  von 
Gelenkmäusen  weiss^,  und  wie  dieselbe  insbesondere  die  Einwirkung  des 
Traumas  auf  die  Entstehung  freier  Gelenkkörper  beurteilt.  Er  gibt  die  An- 
sichten der  einzelnen  Autoren  hierüber  auszugsweise  wieder,  beschreibt  die 
Symptome   der  Erkrankung   und   im  Anschluss   hieran    einen  Fall    aus  der 

Jahmbericht  fllr  Chirurgie  190S.  13 


194  Jahresbenoht  fdr  Chirurgie.    I.  TeiL 

chirurgischen  Klinik  zn  Giessen,  bei  dem  es  sich  seiner  Ansicht  nach  um  eine 
Osteochondritis  dissecans  gehandelt  hat,  da  kein  Trauma  vorlag  und  eine 
Arthritis  deformans  während  der  langen  Dauer  der  Krankheit  sicherlich 
sichtbare  Veränderungen  hervorgerufen  hätte.  Sodann  berichtet  Oertgen 
über  einen  weiteren  Fall,  bei  dem  eine  Oelenkmaus  entfernt  wurde,  die 
zweifellos  sofort  nach  einem  Trauma  entstanden  war ;  auch  die  Ansicht,  das» 
es  Fälle  gibt,  bei  denen  längere  Zeit  nach  dem  Trauma  Gelenkmäuse  entstehen, 
bekräftigt  er  durch  Mitteilung  eines  dritten  Falles. 

Born  er  (8)  hat  klinische  und  pathologisch-anatomische  Studien  über 
Gelenkmäuse  angestellt.  Neunzehn  Corpora  mobilia  wurden  histologisch 
untersucht  und  dabei  folgendes  festgestellt :  Nur  in  den  seltensten  Fällen  fand 
sich  normaler  Gelenkknorpel;  gewöhnlich  wies  er  —  selbst  bei  noch  nicht 
lange  gelösten  Gelenkkörpern  —  ausgesprochene  Zeichen  der  Nekrose  anf. 
Diese  regressiven  Veränderungen  standen  aber  nicht  immer  in  richtigem 
Verhältnis  zu  dem  Alter  der  Gelenkkörper.  Häufig  verhindert  ein  gefäss- 
führender  Stiel  die  Nekrose  des  Knorpels.  Histologisch  nachweisbare  Unter- 
schiede zwischen  traumatischen  und  angeblich  nicht  traumatischen  Gelenk- 
körpern wurden  nicht  gefunden,  ebenso  wenig  Zeichen  eines  entzündlichen 
Vorganges.  Den  zweiten  Teil  der  Arbeit  bildet  die  klinische  Besprechung 
des  Materials.  Hier  konnte  Born  er  feststellen,  dass  eine  allmähliche  Lösung 
von  Gelenkkörpern  aus  den  artikulierenden  Gelenkenden  stattfinden  kann. 
Die  schliessliche  Lösung  erklärt  er  durch  rein  mechanische  Einwirkung.  Für 
irgend  welche  entzündliche  Vorgänge  bei  der  Entstehung  freier  Gelenkkörper, 
die  sogenannte  Osteochondritis  dissecans,  hat  Born  er  keine  Anhaltspunkte 
gefunden. 

An  der  Hand  von  drei  Fällen  von  Gelenkmäusen  aus  der  chirurgischen 
Poliklinik  zu  München,  von  denen  Lorenz  (24)  zwei  Krankengeschichten 
wiedergibt,  bespricht  Verf.  diese  Affektion.  Er  stellt  sich  auf  Voll brechts 
Standpunkt,  dessen  Schlussfolgerungen  er  auch  wörtlich  in  seiner  Arbeit 
anführt. 


Haeter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  195 

XIV. 

Die  Erkrankungen  der  Knochen. 


Referent:  C.  Hueter,  Altena- 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

I.  Allgemeines. 

1.  Anzoletti,  Intomo  al  potere  dei  muecoli  nel  determinare  la  forma  delle  ossa.  Ar- 
chivio  di  ortopedia  1903.  Fase.  4. 

la. Barth,  Histologische  Knoohenuntersachung  bei  tabischer  Arthropathie.  Archiv  fflr 
klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  69. 

2.  Broca  et  Tridon,  Ost^omyölite  des  nacriers.    Revne  de  chirargie  1903.  Nr.  10. 
2a.Barci  e   Anzilotti,  Contribnto  sperimentale  alle  studio  delle  lesioni  traumatiche 

delle  cartilagini  e  dei  relativi  processi  per  Ja  riparazione.    (Memorie  chirorgiche  pubbl. 
in  onore  a  T.  Bottini  nel  25®  anno  dei  suo  insegnamento.  Vol.  I.  Palermo  1903.) 
S.  Fraenkel,  Ober  Erkrankungen  des  roten  Knochenmarks,  besonders  der  Wirbel  und 
Rippen  bei   akuten  Infektionskrankheiten.    Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  1903. 
Bd.  12.  Heft  4. 

4.  ^Heinrich,  Beitrag  zur  Frage  der  Diagnose  von  Knochenverletzungen  durchs  Röntgen- 
bild.   Diss.     Greifswald  1903. 

5.  Kohler,  Beitrag  zur  Osteoarthritis  deformans.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der 
Röntgenstrahlen  1903.  Bd.  VI. 

6.  Preindlaberger,  Ein  Fall  von  Fettembolie  nach  Redressement.  Zeitechr.  fQr  Heil- 
kunde 1903.  Bd.  24.  Heft  3. 

6a.Schmi6den,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Osteomalacia  chronica  deformans  hypertrophica. 
Deutsche  Zeitschrift  fOr  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  1  und  2. 

7.  Schoemaker,  Ovar  verandering  in  vorm  der  beenderen.  Ned. Tijdschr.  v. Geneesk.  I. 
p.  1069. 

8.  *Wilms  und  Sick,  Die  Entwicklung  der  Knochen  der  Extremitäten  von  der  Geburt 
bis  zum  vollendeten  Wachstum.  Fortschritte  auf  dem  Gebiet  der  Röntgenstrahlen  1902. 
Ergänzungsband  IX. 

.9.  *Whit6 locke,  The  Substitution  of  temporary  and  absorbable  for  permanent  and 
unabsorbable  sutures  in  the  Operations  on  bone.    British  medical  Journal  1903.  17.  Oct. 

IL  Knochenatrophie. 

10.  Beck,  Acute  inflammatory  atrophy  of  the  osseous  tissues.  International  Journal  of 
sorgery  1903.  May. 

11.  *£zner,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  akuten  Knochenatrophie.  Fortschritte  auf  dem 
Gebiete  der  Röntgenstrahlen  1903.  Bd.  VI.  Heft  1. 

12.  Imbert  et  Gagni^re,  Des  atrophies  osseuses  caloaires  cons^cutives  ä  un  trauma- 
tisme.    Revue  de  chir.  1903.  Nr.  6. 

13.  Kienböck,  Ober  Knochen  Veränderungen  bei  gonorrhoischer  Arthritis  und  akute 
Knochenatrophie  ttberhaupt    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  3,  4. 

14.  Rose,  Ist  die  progressive  Knochenatrophie  heilbar?  Zentralblatt  fOr  Chirurgie  1903. 
Nr.  1& 

14a.  Warburg,  Ober  Sud  eck  sehe  Knochenatrophie.  Mttnchener  med.  Wochenschr.  1903. 
Nr.  35. 

m.   StSrungen  des  Knoehenwachstums. 

15.  Fuchs,  Über  den  Riesenwuchs  bei  Neugeborenen  und  tlber  den  Partus  serotinus. 
MOnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  33. 

13* 


196  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    L  Teil. 

16.  Lins  er,  Über  die  Beziehungen  zwischen  Nebennieren  und  Eörperwachstam,  besonders 
Riesenwuchs.  .  y.  Br  uns  sehe  Beitrftge  1903.  Bd.  37.  Heft  1  und  2. 

17.  Michel,  Osteogenesis  imperfecta.    Virchows  Archiv  1903.  Bd.  173.  Heft  1. 

18.  Begnault,  Structure  du  tibia  eu  cas  de  d^formation  consäcutive  au  non-d^veloppe- 
ment  du  pöronö.   Bulletins  et  m^moires  de  la  soci^t^  anatomique  de  Paris  1903.  Nr.  3. 

19.  Roos,  Schwere  Knoohenerkrankung  im  Eindesalter.  Osteomalacie ?  Rhachitis?  Zeit- 
schrift für  klin.  Medizin  1903.  Bd.  50.  Heft  1  und  2. 

IV.  Osteomyelitis. 

20.  *Gomby,  Apophysäre  Wachstumsostitis.    Arch.  de  möd.  des  enfants  1903.  Septembre. 

21.  Doberauer,  Beitrftge  zur  Epiphysenosteomyelitis.  Prager  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  51,  52. 

21a.  Giani,  R.,  La  formula  leucocitaria  nell'  osteomielite  acuta.  La  Glinica  moderna  1903. 
Nr.  19. 

21b.  *Henke,  Die  bakterizide  Eigenschaft  des  Ejiochenmarkes  und  die  Ätiologie  der  Osteo- 
myelitis.   Zentralblatt  für  Bakteriologie  1903.  Nr.  9.  Bd.  83. 

22.  *Lehmann,  Über  akute  Osteomyelitis  im  Sftuglingsalter.    Diss.    Heidelberg  1903. 

23.  Leonhardt,  Über  den  osteomyelitischen  Enochenabszees.    Diss.    Jena  1903. 

24.  Lexer,  Die  Entstehung  entzündlicher  Knochenherde  und  ihre  Beziehung  zu  den  Ar- 
terienverzweigungen  der  Enochen.    Archiv  fOr  klin.  Chirurgie  1908.  Bd.  71.  Heft  1. 

25.  0 eh  1er,  Über  rezidierende  Osteomyelitis  nach  Enochenabszess.  Allgem.  med.  Zentral- 
zeitung 1903.  Nr.  45. 

26.  Roch  er,  Ostöomy^lite  du  nouveau-n^.    Journal  de  möd.  de  Bordeaux  1908.  Nr.  51. 

27.  Severeanu,  Eine  seltene  Komplikation  der  Osteomyelitis.  Spitalul  1903.  Nr.  13 
(Rumänisch). 

28.  *Linz,  Ein  Fall  von  Osteomyelitis  albuminosa.    Diss.    Freiburg  1903. 

29.  *Widenmeyer,  Über  primftre  eitrige  Periostitis.    Diss.    München  1908. 

V.  Typhus,  Tuberkulose,  Aktinomykose. 

30.  *Addicks,  Operative  Eingriffe  beeinflussen  tuberkulöse  Herde,  die  entfernt  von  der 
Operationsstelle  gelegen  sind.    Diss.    Berlin  1902. 

31.  V.  Bergmann,  Aktinomykose  und  Osteomyelitis.  Berliner  klin.  Wochenschrift  190S. 
Nr.  50. 

32.  (Clinique  de  M.  leProfesseurDieulafoy.)  Complications  ossenaes  de  la  fiävre  typhoide. 
Journal  de  m^d.  et  de  chir.  pratiques  1903.  10  Aoüt 

33.  Dor,  Tuberculose  osseuse.    Gazette  des  höpitaux  1903.  Nr.  72. 

34.  Heile,  Tuberkulöse  Enocheninfarkte.  Zentralblatt  für  Chirurgie  1908.  Nr.  26.  Orth- 
Festschrift. 

34a.  Stör i,  T.,  Gontributo  alla  casistica  delle  suppurazioni  post-tifiche.  Cünica  modena. 
N.  del  29  Luglio  1903. 

85.  Vage  des,  Typhöser  periostitischer  Abszess,  ausschliesslich  durch  l^phusbazillen  ver- 
ursacht.   Deutsche  milit&rftrztliche  Zeitschrift  1903.  Heft  4. 

YI.  Osteomalacie. 

36.   *£ckel,  Beiträge  zur  Heilbarkeit  der  Osteomalacie.    Diss.    Wttrzburg  1908. 
87.   *Hess,  Zur  Kasuistik  der  Osteomalacie  des  Mannes.    Diss.    München  1908. 

38.  Masüger,  Über  Osteomalacie.    Diss.    Zürich  1903. 

39.  Tasbiro,  Histologische  Untersuchungen  an  osteomalaciachen  Enochen.  Zieglers 
Beiträge  zur  path.  Anatomie  1903.  Bd.  84.  Heft  2. 

YII.  Akromegalie. 

40.  Cattle,  Gase  of  chronic  acromegaly.    British  medical  Journal  1903.  April  4. 

41.  *Ladisch,  Ein  Fall  von  Akromegalie  mit  bitemporaler  Hemianopsie.  Diss.  Kiel  1903. 

42.  *Parhou  und  Goldstein,  Beitrag  zur  Lehre  der  Akromegalie.  Spitalul  1903.  Nr.  6 
(Rumänisch). 

43.  Snell,  A  case  of  acromegaly.    British  med.  Journal  1903.  July  18. 

44.  Stevens,  Case  of  acute  acromegaly.    British  med.  Journal  1908.  April  4. 


Hueter,  Die  ErkrankuDgen  der  Knochen.  197 

TUI.  Rhachitis. 

4ia.B'  Auria,  S.,  Incurvanienti  delle  diafisi  per  rachitide.    II  Morgagni  1903.  Nr.  1. 

45.  Boinet  et  Stephan,  Rhachitisme  tardif  et  chondromes  multiples.  Archives  gönörales 
1903.  Nr.  8. 

46.  Concetti,  Die  Phosphorbehandlung  bei  der  Rhachitis.  Allgem.  Wiener  med.  Zeitung 
1903.  Nr.  4.  5,  6. 

47.  *Heiibner,  Über  die  Bar  low  sehe  Krankheit.  Berliner  klin.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  13. 

48.  Pacchioni,  Beschreibung  und  Pathogenese  der  Veränderungen  der  chondralen  Ver- 
knöcherung  bei  der  Rhachitis.    Jahrbuch  für  Kinderheilkunde  1903.  Bd.  57.  Heft  1. 

49.  Pfaundler,  Über  die  Kalkabsorption  tierischer  Gewebe  und  Ober  die  Grundlagen  einer 
modernen  Rhachitistheorie.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  37. 

50.  Silberstein,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  fötalen  Knochenerkrankungen.  Archiv 
für  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  4. 

51.  *Stoeltzner,  Pathologie  und  Therapie  der  Rhachitis.    Berlin  1903.  S.  Karger. 

IX.  Knochenneubildung,  Knochenplombierung  und  Knochenersatz. 

52.  Damianos,  Die  v.  Mosetigsche  Jodoformknochenplombe  und  ihre  Anwendung  bei 
der  Osteomyelitis.    Wiener  klin.  Rundschau  1903.  Nr.  27,  28,  29,  30. 

52a. Donati,  A.  e  V.  Martini,  Suir  influenza  dell'  osso  morto  nella  riproduzione  speri- 
mentale  dell'  ossificazione  etero  plastica.  Atti  de  IIa  R.  Accademia  dei  Fisiocritici  in 
Siena,  Serie  IV.  Vol.  XV. 

53.  Fantin o  und  Valan,  Über  einige  Verfahren  künstlicher  Ausfüllung  von  Knochen» 
höhlen.    Archiv  für  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  3. 

54.  Foederl,  Über  Knochen-  und  Knorpelersatz.   Wiener  klin.  Wochenschr.  1903.  Nr.  51. 

55.  Silbermark,  Zur  Technik  bei  der  Plombierung  von  KnochenhOhlen  mittelst  Jodoform- 
knochenplombe.   Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  66.  Heft  5  und  6. 

55a. Valan,  A.  e  G.  Fantino,  Sn  alcuni  processi  di  riparazione  artificiale  di  sostanza 

ossea.    H  Morgagni  1903.  Nr.  8. 
55b.Zoppi,  Nuove  esperienze  suir  innosto   della  cartilagine  interepifisaria  negli  animali 

adulti  a  sviluppo  scheletrico  completo.    Archivio  di  ortopedia  1903.  Fase.  1. 

X.  Tumoren. 

56.  Beck,  Über  echte  Zysten  der  langen  Röhrenknochen.  Archiv  für  klin.  Chirurgie  1903. 
Bd.  70.  Heft  4. 

57.  Diskussion  zu  v.  Bergmann.  Zur  Diagnose  von  Knochengesch Wülsten  durch  Röntgen* 
strahlen.     Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  10,  11. 

58.  *Bernkopf,  Über  ein  hämatoblastenhaltiges  Osteoidsarkom.    Diss.    Würzburg  1903. 

59.  Gramer,  Ein  Fall  von  multiplen  kartiiaginftren  Exostoisen.  Archiv  für  Orthopädie  1903. 
Bd.  1.  Heft  2. 

60.  Grünfeld,  Multiple  kartilaginäre  Exostosen.  Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  4. 

61.  Heineke,  Ein  Fall  von  multiplen  Knochenzysten,  v.  Br  uns  sehe  Beiträge  1903. 
Bd.  40.  Heft  2. 

62.  Kienböck,  Fall  von  multiplen  kartilaginären  Exostosen.  Wiener  klin.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  4. 

63.  —  Zur  radiographischen  Anatomie  und  Klinik  der  chondralen  Dysplasie  der  Knochen 
mit  multiplen  kartilaginären  Exostosen.  Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  47,  48, 
49,  50,  51,  52. 

64.  Lippert,  Über  Wachstumsstörungen  der  Knochen  bei  multiplen  kartilaginären  Exo- 
stosen.   Deutsches  Archiv  für  klin.  Medizin  1903.  Bd.  76.  Heft  1—3. 

64A.*Marro,  Contributo  alla  conoscenza  delle  esostosi  epifisarie  multiple.  Archivio  di 
ortopedia  1908.  Fase.  3.  (Beschreibung  eines  klinischen  Falles  mit  radiographischen 
Abbildungen.) 

65.  Riethus,  Exostosis  bursata  mit  freien  Knorpelkörpern.  v.Br  uns  sehe  Beiträge  1903. 
Bd.  37.  Heft  3. 

66.  Villemin,  Trois  observations  d'exostoses  ost^og^niques  multiples.  Revue  d'ortho- 
p^die  1908.  Nr.  1. 


198  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

67.  Vogel,  Zur  Therapie  der  Sarkome  der  langen  Böhrenknochen.    Deatsche  Zeitschrift 
für  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  1  und  2. 

68.  *Wurmb,  Ein  Fall  von  multiplen  Exostosen.    Dies.    Kiel  1903. 

I.  Allgemeines. 

Anzoletti  (1)  kritisiert  eingehend  die  Hirschsche  Arbeit  über  den- 
selben Gegenstand  und  tut  dar,  dass,  entgegen  der  Meinung  von  Hirsch,  die 
Muskeln  einen  Einfluss  auf  die  Gestaltung  der  Knochen  haben. 

R.   Giani. 

Da  nur  wenige  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand  yeröffentlicht  sind  und 
die  Schlüsse,  zu  denen  die  verschiedenen  Autoren  gelangten,  nur  wenig  mit- 
einander übereinstimmen,  haben  Bure i  und  An zil Ott i  (2a)  das  Studium  der- 
selben wieder  aufgenommen  und  die  Grenzen,  innerhalb  welcher  sich  die  Tätig- 
keit der  früheren  Forscher  entfaltet  hatte,  zu  erweitem  gesucht.  Sie  experi- 
mentierten deshalb  an  jungen  Kaninchen,  die  aber  die  Wachstumperiode  schon 
überschritten  hatten,  in  der  Weise,  dass  sie  an  den  Knorpeln,  besonders  an 
den  Rippenknorpeln,  an  dem  Schild-  und  Schwertknorpel  stufenweise  Läsionen 
von  verschiedener  Entität  hervorriefen,  wie  kleine  Stichwunden  mit  oder  ohne 
Einführung  von  verschiedenartigen  und  verschieden  resistenten  Fremdkörpern 
{dabei  Bedacht  nehmend  auf  die  Anlegung  von  Nähten  zur  Behandlung  der 
an  den  Knorpeln  hervorgerufenen  Kontinuitätstrennungen),  Läsionen  der 
Knorpelhaut,  partielle  und  totale  Einschnitte  und  Resektionen,  femer  Kon- 
sumptivläsionen  und  endlich  Kauterisationen,  über  deren  Ausgang  jedoch  die 
Untersuchung  noch  nicht  beendigt  ist. 

Sie  nahmen  im  Ganzen  81  Experimente  an  26  Kaninchen  vor  und 
befolgten  dabei  die  strengste  Asepsis,  den  Einfluss  irgend  einer  antiseptiscben 
Substanz  somit  gänzlich  ausschliessend. 

Die  Beobachtungen  machten  sie  in  verschieden  langen,  zwischen  einem 
Minimum  von  6  und  einem  Maximum  von  137  Tagen  schwankenden  Zeit- 
räumen, also  genügend  lange  Zeit  um  ein  richtiges  Urteil  über  die  defini- 
tiven Resultate  abgeben  zu  können.     Ihre  Schlüsse  sind  folgende: 

Jede  traumatische  Verletzung  führt,  je  nach  ihrem  Grade  oder  der  durch 
sie  bedingten  Ernährungsstörung,  zu  verschiedenen  Regressivveränderungen 
in  den  verschiedenen  Fällen  und  den  verschiedenen  Abschnitten  eines  und 
desselben  Knorpels. 

Um  die  traumatisierte  Zone  herum  entsteht  ein  Reaktionsprozess,  durch 
welchen  der  zuerst  durch  eine  bindegewebige  Narbe  provisorisch  kompensierte 
Substanzverlust  definitiv  ersetzt  wird  durch  eine  Wucherung  von  eigenen  Ele- 
menten, d.  h.  durch  eine  Knorpelneubildung,  die,  bedingt  durch  lebhafte 
Zellenbildung  von  Seiten  der  Knorpelhaut  und  Vervielfältigung  der  sowohl  in 
den  jungen  peripheren,  als  in  den  tieferen  Schichten  präexistierenden  Knorpel- 
zellen, die  Gewebskontinuität  wieder  herstellt. 

Der  neugebildete  Knorpel  hat  bald  die  Merkmale  des  Faserknorpels, 
bald  die  des  hyalinen  Knorpels  und  die  Verff.  halten  den  stufenweisen  Über- 
gang einer  Form  in  die  andere,  wie  er  von  Barth,  Fede  u.  A.  behauptet 
wird,  durchaus  nicht  für  die  Regel.  Auf  Grund  ihrer  Experimente  teilen  sie 
auch  nicht  die  Anschauungen  Peyrauds  bezüglich  der  bei  subperichondralen 
Resektionen  zur  Knorpelregeneration  erforderlichen  Zeit,  indem  die  Knorpel- 
regeneration nach  ihrer  Meinung  viel  länger  dauert,  als  man  bisher  glaubte. 
Auch  sind  sie  nicht  der  Meinung  Schklarewskys,  dass  die  Entstehung  der 


Hueter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  199 

Wanderzellen,  die  man  im  traumatischen  Herde  antriflft,  der  Vervielfältigung 
der  Enorpelzellen  beizumessen  sei,  sondern  glauben,  dass  die  Wanderzellen  aus 
den  Gefässen  und  dem  Bindegewebe  der  Knorpelhaut  und  der  benachbarten 
Gewebe  hervorgehen,  d.  h.  dass  sich  selbst  bewegende  Elemente  durch  eine 
primär  erfolgte  Kontinuitätstrennung  des  Knorpels  oder  durch  die  nachfolgenden 
Veränderungen  der  Grundsubstanz  in  den  Knorpel  dringen. 

Blutgefässe,  Ossifikations-  oder  Kalcifikationszonen  trafen  sie  bis  über 
4  Monate  nach  der  Operation  in  den  Abschnitten  mit  repariertem  Knorpel- 
gewebe nicht  an,  selbst  nicht  im  Äugenblicke,  wo  dieses  das  benachbarte 
Narbenbindegewebe  substituiert. 

Endlich  erkennen  die  Yerff.  auch  nicht  an,  was  Gier  behauptet,  dass 
nämUch  Knorpelneubildung  nur  bei  Hinzutreten  einer  suppurativen  Phlogose 
stattfindet;  sie  sind  vielmehr  zur  Annahme  geneigt,  dass  Knorpelneubildung 
regelmässig  stattfindet  und  der  Beparationsprozess  durch  einen  aseptischen 
Zustand  gesichert  wird.  B.   Giani. 

Schoemaker  (7)  bespricht  in  diesem  Vortrag  die  Theorie  von  Volk- 
mann-Hueter  und  das  Transformationsgesetz  von  Wolf f  und  äussert  eine 
Anschauung  über  die  Entstehung  von  Knochendeformitäten,  die  vor  ihm  schon 
Korteweg  vorgebracht  hat.  Kurz  zusammengefasst  lautet  die  Theorie  von 
Korteweg  wie  folgt:  Knochendeformitäten  entstehen  durch  ein  Missver- 
hältnis zwischen  der  Last,  die  der  Knochen  zu  tragen  hat,  und  dem  Ver- 
mögen des  Knochens  Knochensubstanz  zu  bilden.  Eine  gehörige  Funktion 
steigert  das  Wachstum  der  Knochen,  Hyperfunktion  hält  das  Wachstum 
hintan,  bewirkt  Erweichung  des  Knochens.  Goedhuis  (Deventer). 

Preindlsberger  (6)  berichtet  über  einen  letal  verlaufenen  Fall  von 
Fettembolie  der  Lungen  bei  einem  17jährigen  Mädchen;  Tod  drei  Tage  nach 
doppelseitigem  Bedressement  wegen  Genu  valgum. 

Nachdem  Fraenkel  (3)  durch  frühere  Untersuchungen  nachgewiesen 
hatte,  dass  bei  Typhus  abdominalis  mit  grosser  Konstanz  die  spezifischen 
Erreger  im  Knochenmark  angetroffen  werden,  hat  er  durch  weitere  eingehende 
Untersuchungen  festgestellt,  dass  bei  den  meisten  akuten  Lifektionskrankheiten 
die  betreffenden  das  Grundleiden  bedingenden  Mikroorganismen  im  roten 
Knochenmark  durch  Kultur  nachgewiesen  werden  können  (Diplococcus  lanceo- 
latus,  Staphylococcus ,  Streptococcus).  Nach  Bachendiphtherie  werden  die 
spezifischen  Erreger  nur  ganz  ausnahmsweise  im  Knochenmark  gefunden,  da- 
gegen bei  dieser  Erkrankung,  ebenso  wie  im  Gefolge  von  Scarlatina,  überaus 
häufig  Streptokokken. 

Köhler  (5)  beschreibt  eine  Beihe  typischer  Fälle  von  Osteoarthritis 
deformans.  Er  hält  diese  Erkrankung  für  eine  Trophoneurose  und  erklärt 
die  Deformationen  als  die  Folge  eines  grob  mechanischen  Drucks  oder  Zugs 
auf  nachgiebige  Knochenmassen  (Abscbleifung  des  Proc.  styloid.  ulnar.). 
Anders  liegen  die  Verhältnisse  bei  traumatischer  Einwirkung  auf  gesunde 
Knochen,  wobei  hyperplastische  Prozesse  zutage  treten  (Vergrösserung  des 
Capitul.  radii). 

Barth  (la)  berichtet  über  den  histologischen  Befund  an  Gelenkknorpel 
und  Knochen  bei  tabischer  Arthropathie.  Das  Material,  Talus  aus  einem 
schwer  deformierten  Sprunggelenk,  war  durch  Amputation  von  einem  Tabiker 
gewonnen  worden.  Der  Talus  war  um  die  Hälfte  seiner  Höhe  reduziert,  in 
zwei  Stücke  zerlegt,  der  Gelenkknorpel  durch  Bindegewebe  ersetzt.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  wues  nach,  dass  es  sich  um  einen  ohne  alle  ent- 


200  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    L  Teil 

zündlichen  Erscheinungen  ablaufenden  Schwund  von  Knochen  und  Knorpel 
und  Ersatz  dieser  Teile  durch  Bindegewebe  handelte,  zugleich  zeigten  sieb 
Resorptionsprozesse  der  Knochensubstanz.  Barth  neigt  dazu,  den  arthropathi- 
sehen  Prozess  bei  Tabes  als  eine  durch  diese  bedingte  Arthritis  deformans 
aufzufassen. 

Schmieden  (6a)  beschreibt  einen  typischen  Fall  von  Ostitis  defonnans 
bei  einer  58  jährigen,  der  Lues  keineswegs  verdächtigen  Frau. 

Spontan  einsetzende,  sehr  chronisch  entstandene  Verdickung  der  Tibia  in  allen 
Dimensionen,  die  eine  bogenförmige  Krümmung  zur  Folge  hatte  und  ausser  heftigen  Schmerzen 
schwere  funktionelle  Beschwerden  verursachte.  Radiographisch  zeigte  sich  eine  eigentüm- 
liche Architektur  der  Spongiosa,  bestehend  aus  spitzbogenförmig  angeordneten  Balken.  Eine 
keilförmige  Osteotomie,  die  gut  heilte,  brachte  vorübergehend  Besserung.  Spftter  nmaste 
wegen  Arthritis  deformans  im  Kniegelenk  die  Resektion  und  bald  darauf  die  Ampatotioa 
ausgeführt  werden.  Es  war  nur  die  eine  Tibia  erkrankt  und  an  dieser  nur  die  obere  £pi- 
physe  und  die  Diaphyse.  Der  Knochen  zeigte  sich  sehr  weich,  mit  dem  Messer  schneidbar, 
die  Corticalis  völlig  geschwunden.  Mikroskopisch  ergab  sich  das  bekannte  Bild  der  Osteo- 
myelitis fibrosa. 

Broca  und  Tridon  (2)  teilen  den  ersten  in  Frankreich  beobachteten 
Fall  von  Perlmutterosteomyelitis  mit.  Der  14jährige  Kranke  hatte  schmerz- 
hafte Anschwellungen  im  Gebiet  der  Metacarpi,  die,  im  Röntgenbilde  als 
periostitische  Auftreibungen  deutlich  sichtbar,  aus  Unkenntnis  seiner  Be- 
schäftigung als  Perlmutterdrechsler  mehrfach  inzidiert  wurden.  Die  VerflF. 
empfehlen  als  ausreichende  therapeutische  Massnahme  ausser  Unterbrechnng 
der  Tätigkeit  lediglich  Ruhigstellung  der  befallenen  Teile,  und  weisen  darauf 
hin,  dass  die  Seltenheit  der  Erkrankung  in  Frankreich  offenbar  durch  gute 
hygienische  Verhältnisse  der  Perlmutterarbeiter  bedingt  ist. 

n.  Knochenatropliie. 

Beck  (10)  beschreibt  unter  Anführung  einiger  Fälle  die  nach  entzünd- 
lichen Prozessen  auftretende  akute  Knochenatrophie. 

War  bürg  (14  a)  bespricht  gelegentlich  der  Vorstellung  eines  Kranken 
die  akute  Knochenatrophie  und  ihre  Pathogenese,  wobei  er  auf  die  Wichtig- 
keit dieser  Erkrankung  für  die  Unfallgesetzgebung  aufmerksam  macht. 

Imbert  und  Gagniere  (12)  haben  an  einem  grossen  Material  die 
Knochenatrophie  nach  Trauma  studiert  und  sind  im  wesentlichen  zu  den- 
selben Resultaten  gekonmien,  wie  Sud  eck  in  seiner  bekannten  Arbeit  über 
diesen  Gegenstand.  In  ätiologischer  Hinsicht  erheben  sie,  nach  Ausschluss 
der  Inaktivität  als  Ursache  der  J^nochenatrophie ,  Einwände  gegen  die 
Sud  eck  sehe  Hypothese,  die  Knochenatrophie  als  eine  reflektorische  Tropho- 
neurose  anzusehen,  und  glauben,  dass  für  ihre  Genese  mehrere  Ursachen 
gleichzeitig  wirksam  sein  können. 

Kienböck  (13)  bespricht  nochmals  eingehend  die  akute  Knochen- 
atrophie und  betont  besonders  unter  Mitteilung  mehrerer  Fälle  ihr  Vorkommen 
bei  gonorrhoischer  Arthritis  (Handgelenk).  Die  akute  Knochenatrophie  tritt 
zuerst  an  den  dem  primären  Entzündungsherd  benachbarten  Teilen  des  Ske- 
letts auf.  Bei  den  langen  Röhrenknochen  wird  zuerst  die  Spongiosa  und 
zwar  diejenige  der  Epiphysen  befallen.  Die  Knochen  werden  leicht  an  Ge- 
wicht, kalkarm,  weich,  leicht  zusammendrückbar,  das  Mark  ist  hyperämisch, 
lymphoid.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  findet  man  Halisterese, 
Rarefikation  der  Spongiosa  und  osteoides  Gewebe  (Stadium  des  floriden  Um- 
baus,   malacisches  Stadium).      Falls    nicht    restitutio   ad   integrum    eintritt. 


Hueter,  Die  Erkrankungeii  der  Knochen.  201 

schreitet  der  Prozess  fort,  auch  die  Corticalis  erscheint  im  Radiogramm 
ergriffen,  sie  wird  aufgehellt,  erscheint  wie  aufgefasert,  der  Bandapparat 
erschlafft  (Luxation),  der  Knochen  deformiert,  der  Knorpel  usuriert.  Bei 
schwer  entzündlichen  Prozessen  (Gonorrhöe  der  Handwurzel)  beginnt  die  Auf- 
hellung der  Spongiosa  in  der  Nähe  der  Gelenkflächen,  weiterhin  wird  der 
Knorpel  zerstört  und  es  entstehen  Synostosen.  Heilt  der  Entzündungsprozess 
aus,  dann  wird  die  Spongiosazeichnung  wieder  sichtbar,  jedoch  das  Netz  der 
Bälkchen  ist  weitmaschiger,  sie  selbst  sind  anders  gerichtet  (Stadium  der 
stabilen  Atrophie).  Der  Knochen  ist  hierbei  brüchig,  anämisch  und  enthält 
Fettmark.  Für  die  Therapie  ergibt  sich,  abgesehen  von  der  Ausheilung  des 
Gmndleidens,  der  Hinweis  auf  frühzeitige  aktive  und  passive  Bewegungen^ 
Massage,  Bäder,  Stauung. 

Rose  (14)  beantwortet  die  Frage,  ob  die  progressive  totale  Knochen- 
atruphie  heilbar  sei,  bejahend  unter  Mitteilung  eines  einschlägigen  Falles. 

Bei  einem  jungen  Manne  war  im  Anschluss  an  Sequestrotomie  wegen  aknter  Osteo- 
myelitis der  Tibia  bei  fast  vollendeter  Heilung  eine  Pseudarthrose  infolge  sekundärer  pro- 
gressiver Knochenatrophie  eingetreten,  die  sich  Aber  die  ganze  Extremität  verbreitete.  Um 
den  Kranken  gehfähig  zu  machen,  wurde  ein  15  cm  langer  Elfenbeinstab  in  die  Knochen- 
enden  der  Pseudarthrose  eingefügt,  der  reaktionslos  einheilte.  Pat.  kann  die  Eztremiät 
gehrauchen,  es  ist  Knochenneubüdung  deutlich  nachweisbar,  die  nach  Verf.  durch  den  £lfen> 
beinstift  angeregt  wurde. 

m.  Störungen  des  Knochenwachstums. 

Regnault  (18)  beschreibt  die  Struktur  der  Tibia  bei  kongenitaler 
Entwickelungshemmung  der  Fibula.  Unter  dem  Einfluss  der  letzteren  (an 
Stelle  der  Fibula  ist  ein  fibröser  Strang  vorhanden)  hat  sich  die  Tibia  ge- 
krümmt, doch  ist  die  Corticalis  auf  der  konvexen  Seite  nicht  verdickt,  wie 
eine  radiographische  Aufnahme  zeigt. 

Michel  (17)  berichtet  über  einen  Fall  von  Osteogenesis  imperfecta  bei 
einem  ausgetragenen,  totgeborenen,  mit  abnorm  kurzen,  plumpen  Extremitäten 
behafteten  Kind.  Schädeldach  noch  häutig,  an  den  sehr  brüchigen  Extremi- 
täten multiple  Knickungen  und  Frakturen.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
ergab  im  wesentlichen  eine  diffus  über  das  ganze  Skelett  ausgedehnte  mangel- 
luite  Knochenbildung  bei  ungefähr  normalem  Verhalten  der  präparatorischen 
Vorgänge  am  Knorpel.  Besonders  fehlte  so  gut  wie  ganz  die  enchondrale 
Ossifikation.  Die  Knochen  bestehen  aus  einem  äusserst  dünnen  Mantel  ver- 
kalkter Knochenbälkchen,  wodurch  eine  hochgradige  Knochenbrüchigkeit  sich 
erklärt.  ^ 

Fuchs  (15)  macht  unter  Mitteilung  zweier  Fälle  statistische  Angaben 
ober  das  Vorkommen  von  Riesenwuchs  bei  Neugeborenen. 

Linser  (16)  berichtet  über  einen  5^/2  jährigen  Knaben,  der  durch  seine 
Grösse,  seine  ganze  körperliche  Entwickelung  den  Eindruck  eines  15 — 18- 
jährigen  Jünglings  machte  und  der  an  einem  Tumor  der  Nebenniere  (malignes 
Adenom)  starb.  Verf.  bespricht  hieran  anschliessend  den  Einfluss  der  Neben- 
nieren auf  das  Körperwachstum  und  glaubt,  dass  diesen,  ebenso  wie  Thyreoidea, 
Thymus,  Hypophysis  und  Geschlechtsdrüsen,  eine  Bedeutung  für  die  körper- 
liche Entwickelung  zukommt. 

Roos  (19)  teilt  einen  nur  klinisch  beobachteten  Fall  eines  Kindes  mit, 
bei  welchem  er  die  Diagnose,  ob  kindliche  Osteomalacie  oder  langdauemde 
Rhachiüs,  offen  lässt. 


202  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Das  schwächliche  Mftdchen  erlitt  im  Alter  von  14  Monaten  aos  ganz  geringfügiger 
Ursache  eine  Oberschenkelfraktor,  an  welche  sich  im  Lanf  der  nAcbsten  Jahre  zahlreiche 
andere  anschlössen.  Weiterhin  traten  Yerkrümmangen  der  £xtremitftten  und  der  Wirbel- 
sftule  auf.  Rhachitische  Epiphysenanftreibangen  sollen  nie  vorhanden  gewesen  sein  and 
wurden  aach  bei  Untersuehnng  der  9  jfthngen  Patientin  vermisst.  Die  Extremit&tenknoch«B 
waren  etwas  weich  und  biegsam.  In  letzter  Zeit  keine  Fraktnren  mehr,  die  Knochen  sind 
fester  geworden.    (Osteopaathyrosis?  Ref.) 

IT.  Osteomyelitis. 

Ausgehend  von  der  Tatsache,  dass  experimentell  durch  Injektion  her- 
vorgerufene entzündliche  Knochenherde  mit  dem  Sitz  der  Entzündungsherde 
beim  Menschen  häufig  übereinstinmien ,  hat  Lex  er  (24)  den  Verlauf  der 
Knochenarterien  an  Injektionspräparaten  studiert  und  konnte  nachweisen«, 
dass  die  typischen  Knochenherde  bei  Tuberkulose  und  Osteomyelitis  meist 
dem  Verlauf  der  grösseren  Gefässverzweigungen  im  Knochen  entsprechen. 
Die  hinsichtlich  der  Häufigkeit  der  befallenen  Knochen  und  Knochenbezirke 
bestehenden  Unterschiede  erklärt  Verf.  dadurch ,  dass  die  tuberkulösen 
Knochenherde  häufiger,  die  eiterigen  Entzündungsherde  seltener  auf  emboli- 
.schem  Wege  entstehen.  Auch  die  tuberkulösen  Diaphysenherde  können  em- 
bolisch entstanden  sein.  Bei  den  kurzen  Röhrenknochen  ist  die  häufige 
tuberkulöse  Erkrankung  der  Diaphyse  durch  das  anatomische  Verhalten  der 
Art.  nutr.  erklärlich,  die  sich  nach  dem  Eindringen  in  den  Knochen  schnell 
in  feine  Äste  verzweigt.  Das  Vorwiegen  der  Staphylokokken  als  Erreger  bei 
Osteomyelitis  erklärt  sich  aus  ihrer  Eigentümlichkeit,  in  Haufen  zu  wachsen. 
Für  beide  Erkrankungen  ist  der  grosse  Gefässreichtum  des  wachsenden 
Knochens  in  der  Nähe  der  Epiphysenfugen  wichtig.  Für  die  Beziehung  eines 
Traumas  zu  nachfolgender  lokaler  Erkrankung  ist  das  Zersprengen  eines  alten 
Knochenherdes  von  Bedeutung,  abgesehen  davon  können  sich  im  Blute  krei- 
sende Organismen  an  der  Stelle  der  Knochenverletzung  ablagern. 

Auf  seine  im  Jahre  1901  in  Gemeinschaft  mit  Ligorio  ausgeführten 
klinischen  Untersuchungen  über  den  Gegenstand  (Rivista  eritica  di  clinica 
med.  1901,  Nr.  15 — 16)  lässt  Giani  (21a)  nun  eine  experimentelle  Arbeit  folgen. 
Verf.  rief  bei  ausgewachsenen  Kaninchen  mit  dem  Staph.  pyog.  aureus  experi- 
mentell die  akute  Osteomyelitis  hervor,  täglich  verzeichnete  er  dann  metho- 
disch den  Temperaturgrad,  zählte  die  weissen  Blutkörperchen  und  untersuchte 
das  auf  Deckgläschen  fixierte  Blut. 

In  den  Fällen,  in  denen  die  Osteomyelitis  so  schwer  war,  dass  die  Tiere 
am  5.  Tage  erlagen,  fand  er  Abwesenhenheit  der  eosinophilen  Zellen  und  sehr 
bedeutende* Vermehrung  der  Lymphocyten  (66 — 75°/o).  In  den  Fällen  dagegen, 
in  denen  die  Tiere  die  Infektion  überwanden,  konstatierte  er  in  den  ersten 
Tagen  Vermehrung  der  Lymphocyten  (47®/o),  darauf  schnelle  Verminderung 
derselben  und  plötzliches  Steigen  der  eosinophilen  Kurve  bis  80— 87®/o.  — 
Verf.  vergleicht  diese  Befunde  mit  den  bei  Infektionskrankheiten,  bei  toxischen 
Krankheitsformen,  bei  Asthma,  bei  parasitären  Affektionen  gemachten  und 
gelangt  dann  zu  folgenden  Schlüssen: 

Bei  der  akuten  Osteomyelitis  ist  die  Vermehrung  der  Lymphocyten  das 
Zeichen  einer  energischen  Reaktion  des  Organismus  gegen  die  Infektion,  aber 
sie  bedeutet  noch  nicht,  dass  der  Organismus  sich  verteidigt,  noch  weniger, 
dass  er  den  Sieg  über  die  Keime  davon  getragen  hat. 

Die  wirkliche  Verteidigung  von  seiten  des  Organismus  nnd  dessen  Sieg 
über  die  Keime  wird  vielmehr  dadurch  angezeigt,  dass  das  Knochenmark  eine 


Hu  et  er.  Die  Erknmkangen  der  Knochen.  208 

aasserordentlich  grosse  Menge  eosinophiler  Zellen  in  den  Kreislauf  schleudert. 
Daher  ist  bei  der  akuten  Osteomyelitis  die  Eosinophilie  von  prognostischer 
Bedeutung.  R.  Giani. 

Im  Falle  Severeanus  (27)  verwundete  bei  einem  20jährigen  Bauern 
ein  osteomyelitischer  Sequester  des  Femur  die  Vena  und  Arteria  poplitea, 
die  dadurch  entstehende  Septikämie  nötigte  den  Chirurgen ,  eine  Amputatio 
coxae  mit  gutem  Erfolg  auszuführen.  Stoüanoff  (Plevna). 

Roch  er  (26)  teilt  einen  Fall  von  Osteomyelitis  des  Femur  im  frühesten 
Kindesalter  mit.  Als  Quelle  der  Infektion  bei  dem  schlecht  genährten  Kinde 
macht  er  die  Impfung  verantwortlich.  Ein  Abszess  am  Oberschenkel,  ohne 
Fieber  entstanden,  ¥nirde  inzidiert.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  ein  knöcherner 
Defekt  am  unteren  Ende  des  Femur  an  der  Grenze  von  Knochen  und  Knorpel, 
kein  eigentlicher  Sequester. 

Doberauer  (21)  beschreibt  drei  Fälle  von  Epiphysenosteomyelitis. 
Der  erste  Fall,  Osteomyelitis  coxae,  beweist,  wie  man  ein  befriedigendes 
funktionelles  Resultat  durch  die  Resektion  erzielen  kann,  sobald  diese  früh- 
zeitig erfolgt.  Die  beiden  anderen  Fälle  illustrieren  die  schweren  Folge- 
erscheinungen der  Epiphysitis  für  das  benachbarte  Gelenk  (Knie),  wenn  ihre 
Behandlung  verschleppt  wird  (Ankylose,  Fisteln,  Genu  recurvatum). 

Die  Dissertation  von  Leonhardt  (23)  enthält  eine  Zusammenstellung 
von  43  Fällen  von  Knochenabszess.  Von  diesen  waren  32  Fälle  sekundäre, 
11  primäre  Knochenabszesse.  In  zwei  Fällen  war  das  obere  Femurende  er- 
krankt. In  allen  Fällen  schien  die  Apophyse  der  Sitz  des  Knochenabszesses 
gewesen  zu  sein.  Die  mitgeteilten  Fälle  ergaben  eine  Bestätigung  der  An- 
schauung von  Gross,  nach  der  die  durch  Infektion  in  früher  Jugend  ent- 
standenen Knochenabszesse  eine  erheblich  längere  Krankheitsdauer  aufwiesen, 
als  die  später,  nach  Abschluss  des  Knochenwachstums  zustande  gekommenen. 

Gehler  (25)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  akuter  Osteomyelitis  der 
Tibia,  bei  denen  sich  nach  vor  langer  Zeit  überstandenem  akuten  Stadium 
Knochenabszesse  entwickelt  hatten.  Zwischendurch  waren  mehrfach  kleine 
Hautabszesse  mit  Ausstossung  von  Sequestern  aufgetreten.  In  dem  einen 
Fall  entstand  der  Knochenabszess  40  Jahre  nach  dem  akuten  Einsetzen  des 
Prozesses. 

T.  Typhus,  Tuberkulose,  Aktinomykose. 

Vage  des  (35)  teilt  einen  Fall  von  periostitischem ,  im  Verlauf  eines 
Typhus  entstandenen  Abszess  am  Unterschenkel  mit,  in  dessen  Eiter  nur 
Bazillen  gefunden  wurden,  deren  Identität  mit  Typhusbazillen  durch  die 
spezifischen  Reaktionen  festgestellt  wurde.  Der  Abszess  entstand  6  Wochen 
nach  Ausbruch  der  Erkrankung  und  zwar  nach  einem  fieberfreien  Intervall 
unter  erneuertem  Auftreten  von  Fieber. 

Vier  Fälle  von  nach  Typhus  aufgetretenen  Eiterungen  teilt  Stori  (34a) 
mit:  Im  1.  Falle  handelte  es  sich  um  eine  Strumitis,  im  2.  um  eine  Arthritis 
des  linken  Ileosakralgelenkes,  im  3.  um  eine  Periostitis  der  Rippen  und  im 
4.  um  eine  Osteoperiostitis  des  linken  Schienbeines.  Aus  den  bakteriologischen 
Untersuchungen  und  den  an  Tieren  gemachten  Experimenten  ging  hervor, 
dass  der  Eberthsche  Bacillus  der  pyogene  Erreger  war.  Als  klinisches  Sym- 
ptom von  höchster  W^ichtigkeit  bei  diesen  Eiterungen  gibt  Verf.  die  Erschöpfung 
des  Nervensystems  an.  R*  Giani. 


204  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    L  Teil. 

Eine  Mitteilung  aus  der  Klinik  Dieulafoys  (32)  beschäftigt  sich  mit 
den  verschiedenen  Formen  der  typhösen  Osteomyelitis  (Abszess,  Exostose), 
erwähnt  einige  selteneren  Lokalisationen  (Trochanter,  Wirbelsäule)  und  be- 
spricht die  Schwierigkeit  der  Diagnose  in  gewissen  Fällen. 

D  o  r  (33)  behandelt  in  Form  einer  klinischen  Vorlesung  besonders  vom 
chemischen  Standpunkt  aus  die  Knochentuberkulose  und  ihre  Pathogenese. 

Heile  (34)  hat  fünf  tuberkulöse  Knocheninfarkte  histologisch  UHter* 
sucht  und  konnte  in  diesen  nichts  von  embolischen  Prozessen  der  Gefasse 
nachweisen.  Es  fand  Ersatz  der  üefässe  durch  tuberkulöses  Grunulations- 
gewebe,  Umwandlung  des  Fettmarks  in  tuberkulöses  Gewebe  mit  Arrosion 
der  Knochenbälkchen.  Alle  diese  Befunde  sprechen  gegen  einen  primären 
embolischen  Verschluss  der  Arterie  des  betreffenden  Gebietes  und  zugunsten 
der  von  Orth  angenommenen  tuberkulösen  Endarteriitis. 

V.  Bergmann  (31)  stellte  einen  jungen  Mann  vor  mit  einem  Abszess 
am  Oberschenkel,  das  ganze  Krankheitsbild  schien  die  Annahme  einer  Osteo- 
myelitis zu  rechtfertigen.  Er  diagnostizierte  Aktinomykose,  die  Inzision 
bestätigte  diese  Annahme  (chronischer  Verlauf,  Beginn  nach  Trauma  mit 
äusserer  Wunde). 

TL   Osteomalacie. 

Aus  der  Dissertation  Masügers  (38)  ist  zu  entnehmen,  dass  die 
Osteomalacie  nach  Aussagen  von  schweizerischen  und  einigen  anderen  Ärzten 
aus  Osteomalaciegegenden  wohl  infolge  besserer  hygienischer  Verhältnisse  an 
Häufigkeit  abnimmt. 

Tashiros  (39)  histologische  Untersuchungen  an  osteomalacischen 
Knochen  haben  ergeben,  dass  bei  Osteomalacie  neben  Halisterese  auch  eine 
Neubildung  von  osteoidem  Gewebe  vorkommt,  die  Verf.  als  eine  wesentliche 
Teilerscheinung  dieser  Krankheit  ansieht  (osteoplastische  Peri-  und  Endostitis). 

YIL  Akromegalie. 

Über  Akromegalie  liegen  einige  kasuistische  Mitteilungen  englischer 
Ärzte  vor.  Der  Fall  von  Stevens  (44)  ist  bemerkenswert  durch  den 
schnellen  Verlauf  und  der  Kombination  der  akromegalischen  mit  Himdruck- 
Symptomen,  Tumor  der  Hypophysis,  durch  Autopsie  bestätigt  (Sarkom).  Im 
Falle  Snells  (43)  bestanden  Sehstörungen  (Abnahme  der  Sehschärfe,  bitem- 
porale Hemianopsie).  Nach  Darreichung  von  Thyreoidextrakt  besserte  sich 
die  Sehschärfe.  Der  Fall  Cattles  (40)  mit  chronischem  Verlauf  bietet  wenig 
Bemerkenswertes. 

TIU.   Rhachitis. 

Pfaundler  (49)  hat  die  Kalkadsorption  der  animaien  Gewebe  zum 
Gegenstande  seiner  Untersuchungen  gemacht.  Dabei  ergab  sich,  dass  ver- 
gleichende Untersuchungen  an  normalen  und  künstlich  kalkarm  gemachten 
tierischen  Geweben  eine  höhere  Kalkadsorption  der  letzteren  erkennen  liessen. 
Weitere  Experimente  stellten  fest,  dass  bei  Vergleichung  normaler  und  rhachi- 
tischer  Gewebe  die  Fähigkeit  der  Kalkadsorption  bei  den  letzteren  zum 
mindesten  nicht  vermindert  ist.  Daraus  geht  hervor ,  dass  die  Annahme ,  es 
könne  ein  der  menschlichen  Rhachitis  analoges  Krankheitsbild  bei  Tieren 
durch  kalkarme  Fütterung  erzeugt  werden,  unrichtig  ist.  Die  Auseinander- 
setzungen des  Verf.   über   die  Pathogenese   der  Rhachitis  (ausbleibende  Ver- 


Hueter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  205 

kalknng   des   osteoiden  Gewebes  durch  Hemmung   hydrolytischer  Fermente) 
müssen  im  Original  nachgelesen  werden. 

Nach  Pacchioni  (48)  sitzt  der  fundamentale  Krankheitsprozess  bei  der 
Rhschitis  nicht  im  Knochen,  sondern  im  Knorpel.  Infolge  mangelhafter  und 
abnormer  Stoffwechselenergie  wird  im  Knorpel  weniger  Fhosphorsäure  und 
Kalk  aufgespeichert,  als  in  der  Norm,  die  reihenförmige  Anordnung  der 
Knorpelzellen  ist  unvollkommen,  durch  Fehlen  der  präparatorischen  Ver- 
kalkungszone kann  das  anstossende  Knochengewebe  in  unregelmässiger  Weise 
gegen  den  Knorpel  vordringen.  Nicht  erklärt  werden,  wie  Verf.  selbst  zugibt, 
durch  diese  Anschauung  die  Resorptionsprozesse  des  knöchernen  Gewebes 
sowie  das  Auftreten  der  rhachitischen  Veränderungen  in  den  Knochen  binde- 
gewebigen Ursprungs. 

Ein  von  ihm  behandelter  klinischer  Fall  gibt  d'Auria  (44a)  Gelegenheit, 
aidi  über  die  Ätiologie  und  Behandlung  der  rhachitischen  Diaphysenkrüm- 
mnngen  zu  verbreiten.  R.  Giani. 

Concetti  (46)  tritt  unter  Mitteilung  einiger  Fälle  warm  für  die  Phos- 
phor-Therapie der  Rhachitis  ein,  besonders  schnell  werden  dadurch  die  ner- 
vösen Symptome  der  Rhachitis  (Laryngospasmus,  Tetanie)  gebessert,  auch  in 
solchen  Fällen,  in  denen  Symptome  von  Seiten  des  Knochensystemes  wenig 
hervortreten. 

Silberstein  (50)  liefert  einen  Beitrag  zu  der  Frage,  ob  Rhachitis  an- 
geboren vorkommt.  Bei  einem  im  Alter  von  5  Wochen  zuerst  beobachteten, 
6  Monate  alt  verstorbenen  Kinde  wurde  die  klinische  Diagnose  auf  Osteo- 
genesis imperfecta  gestellt.  Die  mikroskopische  Untersuchung  von  Skelett- 
teilen ergab  jedoch  das  Vorhandensein  echter  Rhachitis,  die  nach  Verfs.  An- 
nahme wahrscheinlich  schon  intrauterin  bestanden  hat.  Ausserdem  sprachen 
einige  Befunde  an  der  Knochenknorpelgrenze  für  Chondrodystrophia  hyper- 
plastica. 

Boinet  und  Stephan  (45)  berichten  über  den  gleichzeitigen  Befund 
von  Rhachitis  tarda  und  multiplen  Enchondromen  bei  einem  35  jährigen 
Mann.  Sie  fanden  Verkürzungen,  Verkrümmungen,  epiphysäre  Auftreibungen 
nnd  multiple  Enchondrome  besonders  an  einer  oberen  Extremität.  Letztere 
waren  im  Anschluss  an  ein  Trauma  entstanden.  Von  Interesse  ist  ferner  der 
Befand  einer  nach  Malleolarfraktur  entstandenen  knorpeligen  Infiltration  des 
Calcaneus,  die  Verff.  für  einen  gutartigen  Prozess  ansehen.  Das  späte  Auf- 
treten der  Rhachitis  und  die  parallel  gehende  Entwickelung  der  Enchondrome 
haben  nach  den  Verff.  ihre  gemeinsame  Ursache  in  einer  Entwickelungsstörung 
des  Skeletts.  Überdies  war  dem  Auftreten  der  Knochenverkrümmungen  und 
der  epiphysären  Anschwellungen  eine  schwere  Infektionskrankheit  (Variola) 
vorausgegangen.  Eine  ähnliche  Beobachtung  von  Poncet  wird  zum  Vergleich 
herangezogen. 

IX.  Knochenneubildung,  Knoehenplombierung  und  Knoehenersatz. 

Donati  und  Martini  (52a)  führten  Experimente  an  Kaninchen  aus,  um 
festzustellen,  ob  die  Anwesenheit  von  mazeriertem,  sterilisierten  Knochen  in 
durch  Ligatur  ihrer  Getässe  tief  veränderten  Nieren,  auf  die  heteroplastische 
Ossifikation,  wie  solche  schon  Sacerdotti  und  Frattini  in  drei  Fällen 
nach  dauernder  Unterbrechung  des  Nierenkreislaufes  beobachtet  hatten,  einen 
günstigen  Einfluss  zu  entfalten  vermag,  mit  Rücksicht  auf  die  Tatsache,  dass 


206  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

ein  solcher  bei  Implantation  von  totem  Knochen  in  normale,  osteogener  Eigen- 
schaften ermangelnde  Gewebe  (Morpurgo  nnd  Martini)  nicht  beobachtet 
wurde.  Bei  einer  Reihe  von  Versuchen  implantierten  sie  —  nachdem  sie 
zuvor  die  Nierengefässe  unterbunden  und  zwischen  zwei  Ligaturen  durch- 
schnitten hatten  —  eine  Knochenscheibe  in  den  hinteren  Pol  einer  Niere. 
Von  acht  so  behandelten  Kaninchen  gaben  nur  drei  den  positiven  Befund 
von  Knochen  und  Mark  in  der  Niere.  —  Sie  sahen,  dass  sich  auf  diese  Weise, 
wegen  der  stattfindenden  Verkleinerung  und  Deformation  des  Organs,  die 
Menge  und  die  Lokalisation  des  neugebildeten  Knochens  auch  annähernd  nicht 
leicht  feststellen  Hess  und  nahmen  deshalb  in  der  Folge  ihre  Untersuchungen 
an  homologen  Nieren  vor.  Nachdem  sie  mittelst  dorsalen  Einschnittes  eine 
Niere  freigelegt  und  die  Ligatur  und  Rezision  der  Hilusgefasse  bewerkstelligt 
hatten,  führten  sie  durch  eine  in  die  Kapsel  gelegte  Öffnung  eine  sterilisierte 
Knochenplatte  ins  Parenchym  ein.  An  anderen  Kaninchen  unterbanden  und 
durchschnitten  sie  nur  die  Hilusgefasse  der  homologen  Niere.  Diese  Experi- 
mente nahmen  sie  an  acht  Paar  Kaninchen  vor,  die  sie  nach  50—194  Tagen 
opferten.  In  allen  Nieren,  zwei  vereiterte  ausgenommen,  trafen  sie  in  ver- 
schiedener Portion  Knochen  (und  Mark)  an,  der  in  den  Nieren,  in  welche 
Knochen  implantiert  worden  war,  weder  bezüglich  der  Menge,  noch  bezüglich 
der  Lokalisation  mit  der  Knochenscheibe  in  Beziehung  stand.  Die  Nieren 
erschienen  deformiert,  verkleinert,  von  härterer,  manchmal  von  steinharter 
Konsistenz.  Beim  Schnitt  waren  sie  resistent  und  gaben  manchmal  ein  knir- 
schendes Geräusch,  besonders  in  den  Kalk-  oder  Knochenablagerungen  ber* 
genden  zentralen  Teilen.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  erschienen 
die  Nieren  mehr  oder  weniger  mortifiziert  und  hier  und  da  mit  Kalksalzen 
infiltriert.  Die  Knochenneubildung  kommt  unterhalb  des  Epithels  der  Nieren- 
beckenschleimhaut und  der  Papille  zustande  und  scheint  von  den  Kalkablage- 
rungen in  der  Mark-  und  Rindensubstanz  nicht  beeinflusst  zu  werden.  In 
zwei  Fällen  wurden  Kerne  von  hyalinem  Knorpel  beobachtet,  der  direkt  in 
Knochen  überging,  während  er  auf  einer  Seite  manchmal  einem  Bindegewebe 
mit  homogener,  hyaliner  oder  muköser  Grundsubstanz  angrenzte.  —  Das 
Mark  zeigt  in  verschiedenen  Entwickelungsstadien  Übergangsstufen  vom  em- 
bryonal aussehenden  zum  gut  konstituierten  Mark. 
Die  Verff.  gelangen  zu  folgenden  Schlüssen : 

1.  Die  Implantation  von  toten  Knochen  in  Nieren  von  Kaninchen,  in 
denen  durch  Ligatur  der  Nierengefässe  zuerst  ein  mehr  oder  weniger  voll- 
ständiger nekrotischer  Prozess  und  Verkalkung,  dann  Bindegewebsneubildung 
hervorgerufen  wurden,  begünstigt  die  Knochenneubildung  nicht. 

2.  Die  experimentelle  heteroplastische  Reproduktion  von  Knochen  und 
Mark  kommt,  wenn  keine  Eiterung  hinzutritt,  stets  regelmässig  zustande ;  die 
Knochenbildung  erfolgt  durch  Metaplasie  des  Bindegewebes  und  Osteoblasten- 
apposition,  die  Markbildung,  wie  es  scheint,  ebenfalls  durch  Bindegewebs- 
metaplasie. 

3.  Die  heteroplastische  Ossifikation,  die  verhältnismässig  bald  (nach  50 
Tagen)  ihren  Anfang  nimmt  und  lange  fortdauert  (bis  zu  194  Tagen),  kommt 
unterhalb  des  Epithels  der  Nierenbeckenschleimhaut  oder  in  Zonen  von,  offen- 
bar aus  diesem  letzteren  gewuchertem,  geschichteten  Pflasterepithel  zustande 
und  scheint  von  den  Kalkablagerungen  nicht  beeinflusst  zu  werden. 

R.   Giani. 


Hueter,  Die  ErkrankuDgen  der  Knochen.  207 

Zoppi  (55b)  nahm  seine  Experimente  in  der  Weise  vor,  dass  er  bei  aus- 
gewachsenen Kaninchen  ins  rechte  Schienbein,  dort  wo  die  Narbe  des  inter- 
epiphysären  Knorpels  besteht,  von  einem  frisch  getöteten  jungen  Kaninchen 
entnommenen  Knorpel  implantierte.  Er  experimentierte  in  dieser  Weise  an 
14  Tieren,  die  er  nach  verschieden  langer  Zeit  (nach  10,  15,  20,  25,  30,  40 
Tagen,  resp.  3,  4,  5,  6  Monaten)  tötete. 

Die  Stücke  fixierte  er  in  Müll  er  scher  Flüssigkeit  und  entkalkte  sie 
dann  in  mit  ö^/oiger^  HCl-Lösung  versetzter  gesättigter  NaCl-Lösung.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  tat  dar,  dass  ein  Anwachsen  stattfindet,  dass 
aber  der  Knorpel  allmählich  durch  Knochengewebe  ersetzt  wird  und  dass  nach 
einem  Monat  keine  Spur  mehr  von  ihm  vorhanden  ist.  Diese  Substitution 
erfolgt  durch  Metaplasie.  R.  Giani. 

Silbermark  (55)  teilt  die  Technik  der  an  der  Klinik  v.  Mosetigs 
neuerdings  geübten  Plombierung  von  Knochenhöhlen  mit.  Die  Plombenmasse 
besteht  aus  Jodoform  60,0,  Spermacet  und  Sesamöl  ää  40,0.  Zur  Aufbe- 
wahrung der  sterilisierten  Masse  dient  ein  besonders  konstruierter  Behälter^ 
bestehend  aus  einem  Doppelgefass  mit  übergreifendem  Grlasdeckel.  Durch 
eine  elektrisch  betriebene  Kreissäge  wird  in  der  Knochenhöhle  gesunder  Knochen 
freigelegt.  Von  grosser  Bedeutung  ist  peinlichste  Austrocknung  der  Höhla 
mit  Heisslufttrockner.  Die  genaue  Konstruktion  der  Apparate  muss  im  Ori- 
ginal nachgesehen  werden. 

Damianos  (52)  berichtet  über  die  Technik  der  Knochenplombierung 
mit  der  v.  Mosetigschen  Jodoformplombe  und  über  ihre  Anwendimg  bei 
nach  akuter  Osteomyelitis  zurückbleibenden  Knochenhöhlen.  Nach  Ausmeisse- 
lang  der  Knochenhöhle  im  gesunden,  Austrocknung  derselben  durch  warmen 
oder  kalten  Luftstrom,  sodann  exakte  Blutstillung  nötigenfalls  durch  Anwen- 
dung einer  Wasserstoffsuperoxyd-  oder  einer  Adrenalinlösung,  falls  die  Ope- 
ration nicht  unter  Blutleere  stattfinden  kann,  sodann  Eingiessen  der  sterili- 
sierten verflüssigten  Plombenmasse  (siehe  Silber  mark).  Letztere  kann  in 
einem  Thermophor  längere  Zeit  flüssig  gehalten  werden.  Eine  geringe  Imbi- 
bition der  umgebenden  Weichteile  mit  Plombenmasse  schadet  nicht.  Schluss 
der  Weichteilwunde  durch  Nähte ,  eventuell  mit  Drainage ,  am  besten  unter 
Anwendung  eines  Hautperiostlappens  nach  v.  Mosetig,  wobei  die  Nahtlinio 
nicht  direkt  über  die  Plombe  zu  liegen  kommt.  Nach  Verf.  soll  die  Methode 
schon  in  150  Fällen  ausgezeichnete  Resultate  gegeben  haben,  niemals  trat 
Sekretretention  und  Ausstossung  der  Plombe  ein.  Der  Heilungsprozess,  Sub- 
stitution der  Plombe  durch  Granulationsgewebe,  lässt  sich  im  Röntgenbilde 
verfolgen.  Die  Einheilung  der  Plombe  vollzieht  sich  auch  dann,  wenn  ein 
vollständiger  Schluss  der  Weichteilwunde  nicht  möglich  ist  und  ein  Teil  der 
Plombe  frei  zutage  liegt,  die  Sekretion  der  Wunde  ist  äusserst  gering.  Einige 
Krankengeschichten  illustrieren  die  Anwendung  des  Verfahrens  bei  der  akuten 
Osteomyelitis,  das  in  gewissen  Fällen  sogar  bei  der  frühzeitigen  Radikal- 
operation indiziert  ist.  Den  Schluss  bilden  technische  Bemerkungen  über  das 
operative  Verfahren  bei  Osteomyelitis  am  unteren  Femurende  und  an  der 
Tibia,  zugleich  unter  Mitteilung  einiger  Fälle,  in  denen  mit  gutem  Erfolg  die 
Plombierung  vorgenommen  wurde. 

Fantino  und  Valan  (53)  machen  Mitteilung  über  die  von  ihnen  geübte 
Technik  zur  Ausfüllung  von  nach  Operation  zurückbleibenden  Knochenhöhlen.. 
Anschüessend  an  die  von  Barth  und  Valan  gewonnenen  Resultate  ihrer 
Experimente  mit  Knochentransplantation  benutzen  sie  kalzinierten  Knochen,. 


208  Jahresbericht  f&r  Chimrgie.    I.  Teil. 

teils  in  Stücken,  teils  fein  gepulvert  und  zu  gleichen  Teilen  mit  Thymol-Jodo- 
form  (1  : 2).  Letztere  Plombenmasse ,  bei  60  *^  erhärtend ,  wurde  auch  mit 
kalzinierten  Knochenstücken  zugleich  als  Füllmaterial  für  knöcherne  Hohl- 
räume verwendet  (mauerartige  Kombination).  Die  Desinfektion  der  knöchernen 
Wände  geschieht  durch  Eingiessen  von  Jodoformglyzerin,  das  durch  den 
Thermokauter  zum  Sieden  gebracht  wird.  Bei  zweifelhafter  Asepsis  (Osteo- 
myelitis) wird  der  Inhalt  der  Höhle  bakteriologisch  untersucht,  nach  Nekro- 
tomie nicht  vor  dem  vierten  Tag,  und  die  Desinfektion  eventuell  auf  die  an- 
gegebene Weise  erneuert.  Dies  Verfahren  ist  bei  totalen  und  subperiostalen 
Resektionen  nicht  anwendbar,  hier  empfehlen  die  Verff.  Desinfektion  mit 
Sublimat  oder  Dampf  (Atmokausis) ,  eventuell  mit  der  Plombierung  voraus- 
gehender bakteriologischer  Untersuchung.  Naht  der  Weichteile  nach  der 
Plombierung  empfehlen  die  Verff.  nur  bei  tadelloser  Asepsis  derselben.  Das 
Transplantationsgebiet,  zum  mindesten  die  Hälfte  des  Wandumfanges  der  zu 
plombierenden  Höhle,  muss  osteogene  Eigenschaften  haben.  Epiphysäre  Herde 
bieten  die  günstigsten  Bedingungen  für  die  Einheilung  der  Plombe.  Schlechte 
Resultate  erhielten  die  Verff.  bei  alten  kachektischen  Kranken  und  femer 
bei  Knochenhöhlen  alter  osteomyelitischer  Herde  mit  sklerosierter,  gefassarmer 
Umgebung.  Die  Krankengeschichten  mit  günstigen  und  ungünstigen  Operations- 
resultaten sind  kurz  angegeben. 

Nach  kurzer  Anführung  der  vielen  seit  Ol  Her  von  verschiedenen  For- 
schem angeführten  Experimente  über  die  Knochenimplantation  und  der  herr- 
schenden Anschauungen  über  den  Gegenstand  und  nach  ausführlicher  Beschrei- 
bung der  bei  solchen  Operationen  zu  befolgenden  Technik  und  des  zu  ver- 
wendenden Materials,  teilen  Val an  undFantino  (55a)  die  in  30  Fällen  von 
Osteomyelitis  von  ihnen  erhaltenen  (in  25  Fällen)  günstigen  und  (in  5  Fällen) 
ungünstigen  Resultate  mit.     Sie  gelangen  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  Implantation  von  anorganischer  Knochensubstanz  in  osteogenes 
Gewebe  ist  von  Knochenneubildung  gefolgt,  die,  die  Kalksalze  sich  zu  nutze 
ziehend,  jeden  Substanzverlust  am  Skelett  repariert. 

2.  Das  Terrain,  auf  welchem  eine  solche  Implantation  vorgenommen 
wird,  muss,  wenigstens  zum  Teil,  aus  osteogenem  Gewebe  bestehen. 

3.  Kalzinierter  Knochen  ist  das  geeignetste  Material  zur  Implantation. 

4.  Sonst  bietet  gute  Dienste  auch  ein  aus  Knochenasche,  unter  Bei- 
mischung von  Thymol  und  Jodoform  (1 : 2)  bereitetes  Material. 

5.  Die  Tegumente  sind  zu  vernähen,  wenn  gesund. 

6.  Vollkommen  trockene  Verbände. 

7.  Der  Substitutionsprozess  der  implantierten  Masse  vollzieht  sich,  je 
nach  der  zu  deckenden  Lücke,  innerhalb  3 — 8  Monaten.  R.  Giani. 

Foederl  (54)  empfiehlt  als  heteroplastischen  Ersatz  für  Knochen-  und 
Knorpeldefekte  Zelluloid  in  Form  von  siebförmig  durchlöcherten  Platten.  Die 
Fixierung  der  Platten  soll  durch  Durchwachsung  mit  Bindegewebe  gewähr- 
leistet werden.  Derartige  Platten  hat  Verf.  zum  Ersatz  des  Nasengerüstes 
bei  Rhinoplastik,  ferner  zur  Deckung  von  Trachealdefekten  und  als  Prothesen 
nach  ünterkieferresektionen  erfolgreich  angewandt.  Die  Zelluloidplatten  heilten 
reaktionslos  ein,  wenn  auch  in  dem  einen  Falle  die  zur  Stütze  des  resezierten 
Unterkiefers  eingefügte  Zelluloidprothese  wegen  Sarkomrezidiv  nachträglich 
wieder  entfernt  werden  musste. 


flaeter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  209 

X.   Tumoren. 

In  der  Diskussion  zu  dem  Vortrage  von  Bergmanns  (57)  über  die 
Diagnose  von  Knochengeschwülsten  durch  Röntgenstrahlen  wird  von  verschie- 
denen Seiten  auf  die  Schwierigkeit  der  Diagnose  und  der  Unterscheidung 
benigner  und  maligner  Tumoren  unter  Mitteilung  einschlägiger  Fälle  hinge- 
wiesen. Auch  die  Differentialdiagnose  zwischen  Tuberkulose  und  Tumor  kann 
unter  Umstanden  im  Röntgenbilde  schwierig  sein.  Helbing  betont  besonders 
die  Schwierigkeit  der  Diagnose  bei  zentral  gelegenen  zystischen  Bildungen  der 
Knochen  und  ihre  Unterscheidung  von  malignen  Tumoren.  König  weist  auf 
die  Diagnose  gewisser  Knochengeschwülste  mit  infiltrativem  Wachstum  und 
Erhaltung  der  Knochenarchitektur  hin,  die  im  Röntgenbilde  schwer  erkennbar 
sind.    Nach  ihm  überwiegen  die  zentralen  Sarkome  erheblich  die  peripheren. 

Villemin  (66).  Kurze  Mitteilung  dreier  Fälle  von  multiplen  Exostosen 
mit  genauer  Angabe  des  Sitzes. 

Cramer  (59)  beschreibt  einen  Fall  von  multiplen  kartilaginären  Exo- 
stosen bei  einem  21jährigen  Mann,  in  dessen  Familie  schon  Knochenauswüchse 
beobachtet  waren.  Es  waren  Wachstumsstörungen,  Verkrümmungen  und  Be- 
schränkung der  Gelenk  tunktionen  aufgetreten.  Die  Befunde  werden  durch 
die  beigefügten  Radiogramme  gut  illustriert.  Cramer  nimmt  mit  Hoffa 
an,  dass  die  multiple  Exostosenbildung  mit  dem  Verschwinden  der  Epiphjsen- 
fugen  Hand  in  Hand  geht. 

Grünfeld  (60)  und  Kienböck  (62)  stellten  in  Wien  je  einen  Fall 
von  multiplen  kartilaginären  Exostosen  vor.  Von  beiden  ist  der  Röntgen- 
befdnd  von  Interesse.  Im  Falle  Grünfelds  erschienen  die  Epiphysenfugen 
der  langen  Röhrenknochen  abnorm  gestaltet,  sie  verliefen  zackig  oder  wellig, 
an  den  Knochen  der  Hände  fiel  eine  Rarefikation  der  Spongiosabälkchen  auf. 
Kienböck  weist  an  der  Hand  seiner  Radiogramme  darauf  hin,  dass  die 
Exostosen  im  Röntgenbild  meist  kleiner  erscheinen,  als  man  nach  dem  palpa- 
torischen  Befund  erwarten  sollte.  Als  einen  typischen  Befund  erwähnt  er 
femer  kolbige  Auftreibungen  der  vom  proximalen  Ende  der  Exostose  distal 
gelegenen  Teile  der  langen  Röhrenknochen,  deren  Spongiosa  erheblich  poro- 
tisch  verändert  war.  Eine  bedeutende  Poröse  mit  fast  völligem  Schwund  der 
Compacta  fand  Verf.  überdies  an  den  vollkommen  von  Exostosen  frei  ge- 
bliebenen Fussknochen.  Der  21  jährige  Pat.  hatte  etwa  60— 80  Exostosen  an 
den  verschiedensten  Stellen  des  Körpers. 

Kienböck  (63)  berichtet  über  neun  Fälle  mit  multiplen  kartilaginären 
Exostosen,  deren  radiographische  und  klinische  Befunde  genau  beschrieben 
werden.  Nach  allgemeinen  Mitteilungen  über  die  Technik  und  die  radio- 
graphischen Befunde  folgen  Bemerkungen  über  die  speziellen  typischen  LokaU- 
sationen,  sowie  über  die  Verkrünunungen  und  Störungen  des  Längenwachstums. 
Besonders  bemerkenswert  sind  die  Mitteilungen  des  Verf.  über  die  diffusen 
Knochenverdickungen  an  den  mit  Exostose  behafteten  Regionen,  die  nach 
seinen  Untersuchungen  in  der  Regel  mit  Strukturveränderungen  der  Knochen 
einhergehen,  die  Corticalis  ist  verdünnt,  das  Spongiosagerüst  weitmaschiger 
als  in  der  Norm,  an  Stelle  von  Verdickungen  des  ganzen  Querschnitts  finden 
sich  zuweilen  nur  leistenförmige  Ausbauchungen.  Von  Interesse  sind  ferner 
die  Befunde  von  Spongiosaverdichtungen,  die  in  Form  multipler  dunkler 
Schattenstreifen  auftreten,  die  die  Stellen  der  Epiphysenzonen  zu  verschiedenen 
Zeitpunkten  markieren  und  sich  zugleich  an  den  Knochen  beider  Extremitäten 

J»lire8b«ridit  Ar  Chirurgie  1908.  14 


210  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

vorfinden.  Sie  erklären  sich  durch  Proliferationsstörungen  des  Knorpels,  die 
zu  Hemmungen  des  Wachstums  geführt  haben.  Seltener  ist  statt  Auftreibung 
der  Knochen  Verschmälerung  des  Querschnitts  vorhanden.  Auch  der  un- 
regelmässige  wellig-zackige  Verlauf  der  Epiphysenlinien  spricht  zugunsten 
von  Wachstumsstörungen.  Im  Gegensatz  zu  Hoffa  konnte  sich  Verf.  von 
einem  frühzeitigen  Abschluss  der  Ossifikation  bei  den  mit  Exostosen  behafteten 
Personen  nicht  überzeugen.  Die  Befunde  des  Verf.  haben  ihn  veranlasst,  bei 
multiplen  kartilaginären  Exostosen  eine  schwere  Wachstumsstörung  des  Skeletts^ 
eine  chondrale  Dysplasie  anzunehmen,  wofür  er  die  Bezeichnung  „Exostosen- 
dysplasie^  vorschlägt.  Weiterhin  werden  die  Beziehungen  der  Exostosendysplasie 
zu  andern  Knochenaffektionen  besprochen  (Ecchondrosen,  Enchodrome,  maligne 
Tumoren,  Myositis  ossificans  progressiva,  partieller  Riesenwuchs).  Die  bei 
progressiver  ossifizierender  Myositis  beobachteten  knöchernen  Auswüchse  halt 
Verf.  für  periostitische  Neubildungen,  die  von  den  multiplen  kartilaginären 
Exostosen  zu  trennen  sind.  Mit  letzterer  Erkrankung  haben  femer  Rhachitis, 
hereditäre  Lues  und  Tuberkulose  nichts  zu  schaffen.  Den  Schluss  der 
sehr  umfangreichen  Abhandlung  bilden  Erörterungen  über  die  Diagnose  und 
Differentialdiagnose. 

Lippert  (64)  berichtet  über  sechs  Fälle  von  multiplen  kartilaginären 
Exostosen,  von  denen  fünf  einer  Familie  entstammen,  wobei  er  die  in  jedem 
Fall  vorhandenen  Wachstumsstörungen  genauer  beschreibt.  Für  die  typische 
Deformität  an  den  Unterarmen  und  Handgelenken  ist  die  Verkürzung  in  erster 
Linie  massgebend,  ausserdem  kommen  nach  Verf.  noch  andere  Momente  hier- 
für in  Betracht,  der  elastische  Zug  der  Muskeln  und  äussere  Druckkräfte» 
welche  von  der  Hand  auf  den  Arm  übertragen  werden.  Lipp er ts  Befund  von 
Exostosen  und  Verkürzung  an  Knochen,  deren  Epiphysenfugen  noch  knorpelig 
sind,  widerspricht  der  Anschauung  Hoffas,  welcher  eine  frühzeitige  Ver- 
knöcherung der  Epiphysenknorpel  für  die  Exostosenbildung  verantwortlich 
gemacht  hat. 

Riethus  (65)  teilt  zwei  Fälle  von  Exostosis  bursata  mit.  In  beiden 
handelte  es  sich  um  die  Bildung  eines  Schleimbeutels  zwischen  Exostose  und 
einem  abgesprengten  Fragment  derselben.  Ein  16jähriger,  mit  multiplen 
Exostosen  behafteter  junger  Mann  hatte  nach  einem  Trauma  eine  etwa 
hühnereigrosse  Anschwellung  am  Knie  wahrgenommen,  zwei  Monate  später 
förderte  die  Inzision  vier  grössere  und  ca.  200  kleinere  Knorpelkörper  aus 
einer  um  die  Basis  einer  Exostose  am  medianen  Condylus  der  Tiba  sitzenden  Zyste 
zutage.  Verf.  erklärt  die  Pathogenese  des  Prozesses  durch  die  Annahme,  dass  die 
abgebrochene  Exostose  infolge  fortwährender  mechanischer  Insulte  nicht  heilte^ 
es  bildete  sich  eine  Pseudarthrose  und  durch  Wucherung  des  an  der  Brost- 
fläche freiliegenden  Knorpels  entstanden  Ecchondrome  und  eine  bindegewebige 
Kapsel  mit  serösem  Inhalt.  Er  wendet  sich  besonders  gegen  die  Auffassung, 
als  könne  es  sich  in  diesem  Falle  um  eine  versprengte  Gelenkanlage  oder 
einen  abgeschnürten  Recessus  des  Kniegelenks  handeln.  Im  zweiten  Fall  war 
nach  Annahme  des  Verf.  ein  Schleimbeutel  zwischen  Exostose  und  einem 
abgesprengten  Knorpelstück  vorhanden. 

Beck  (56)  beschreibt  einen  neuen  Fall  von  einer  nach  Trauma  ent- 
standenen Knochenzyste  im  oberen  Drittel  der  Tibia.  Im  Skiagramm  ein 
völlig  durchscheinender,  oval  gestalteter,  von  kartenblattdicker  Corticalis 
scharf  und  regelmässig  begrenzter  Hohlraum  zu  sehen.  Epiphysenlinien 
normal.     Die   Operation  bestätigte  die  Diagnose.    Inhalt  sanguinolent,   die 


Hneter,  Die  Erkrankungen  der  Knochen.  211 

glatten  Wände  von  Bindegewebe  ausgekleidet.  Die  mikroskopische  Unter- 
sachung  ergibt  Umwandlung  der  Knochensubstanz  in  fibröses  Gewebe.  Ver- 
kleinerung der  Höhle  durch  Zusammenpressen  der  Wände,  Heilung  in  drei 
Monaten.  Beck  hält  die  Knochenzyste  pathogenetisch  für  das  Produkt  einer 
umschriebenen  entzündlichen  Knochenatrophie,  die  der  Rhachitis  nahe  ver- 
wandt ist.  Deshalb  findet  sich  die  Knochenzyste  meist  in  jugendlichem  Alter. 
In  differentialdiagnostischer  Hinsicht  macht  er  anknüpfend  an  frühere  Publika- 
tionen über  denselben  Gegenstand  darauf  aufmerksam,  dass  absolute  Transparenz 
der  Höhle,  regelmässige  und  parallele  Konturen  der  begrenzenden  Corticalis 
die  echte  Enochenzyste  von  andern  zystischen  Bildungen  der  Knochen,  besonders 
von  Erweichungshöhlen  maligner  Tumoren  unterscheiden. 

Heineke  (61)  beschreibt  einen  Fall  von  multiplen  Knochenzysten  bei 
einer  26jährigen  Arbeiterin,  die  an  heftigen  rheumatischen  Schmerzen  litt 
und  bei  der  im  Anschluss  an  eine  Spontanfraktur  des  Oberschenkels  eine 
Zyste  an  der  Bruchstelle  und  weiterhin  noch  eine  grössere  Anzahl  von 
Knochenzysten  durch  Röntgenuntersuchung  festgestellt  wurde  (im  andern 
Femur,  Hnmerus,  Tibia,  Beckenschaufel,  Grundphalanx  der  grossen  Zehe).  Die 
radiographischen  Befunde  werden  genau  mitgeteilt.  Bei  Inzision  auf  die 
Frakturst^lle  zeigte  sich  ein  hühnereigrosser,  glattwandiger  Hohlraum  mit 
bräunlichem,  klarem  Inhalt,  begrenzt  von  einer  dünnen  morschen  Knochen- 
schale. Die  mikroskopische  Untersuchung  eines  Stückes  der  letzteren  ergab 
eine  dünne  Schicht  zarter,  fast  kalkloser  Knochenbälkchen,  zwischen  denen 
Züge  kemarmen  Bindegewebes  verlaufen,  die  Knochenschicht  wird  beiderseits 
Yon  Schichten  kernarmen  Bindegewebes  begrenzt,  keine  Spur  von  Knorpel. 
Die  Zysten  waren  durchaus  unregelmässig  lokalisiert  (Mitte  und  Ende  der 
Diaphysen,  Corticalis  und  Markraum),  die  Epiphysen  waren  frei.  Die  Zysten 
enthaltenden  Knochen  zeigten  keine  Auftreibungen,  das  Knochengewebe  war 
nicht  abnorm  biegsam.  Bemerkenswert  ist  schliesslich  noch  eine  hochgradige 
Atrophie  aller,  auch  der  zystenfreien  Knochen.  In  ätiologischer  Beziehung 
kommt  Verf.  nach  Ausschluss  erweichter  Enchondrome  und  Sarkome,  sowie 
TOn  Osteomalacie,  zu  der  Anschauung,  dass  der  die  Zystenbildung  verursachende 
Prozess  wahrscheinlich  der  Ostitis  deformans  nahe  steht. 

Vogel  (67)  berichtet  über  einen  durch  Resektion  geheilten  FaD  von 
Randzellensarkom  an  der  Schulter.  Es  handelt  sich  um  ein  Rezidiv  bei  einem 
34jährigen  Manne,  bei  dem  vor  zwei  Jahren  Clavicula,  Scapula  und  das 
Gelenkende  des  Humerus  wegen  Sarkom,  ausgegangen  von  dem  letzteren, 
reseziert  worden  waren.  Es  wurden  von  neuem  zugleich  mit  Exstirpation 
der  faustgrossen  Geschwulst  Scapula,  Clavicula  und  der  Humerus  bis  auf  die 
untersten  3  cm  reseziert.  Prompte  Heilung,  nach  vier  Jahren  rezidivfrei, 
keine  Metastasierung.  Vogel  plädiert  dafür,  nach  dem  Vorschlag  von 
Mikulicz  in  geeignet  erscheinenden  Fällen,  besonders  bei  Sitz  der  Geschwulst 
nahe  am  Becken-  und  Schultergürtel,  die  Resektion  an  Stelle  der  Exartikulation 
zu  versuchen. 


14* 


212  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

XV. 

Erkrankungen  der  Gelenke. 
Referent:  K.  Baxtholdy,  Wiesbaden 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

I.  Allgemeines. 

1.  MalljetRichon,  Gontribution  ä  Tötude  du  traitement  des  affectiona  articolaires 
traumatiques.    Archives  g^n^rales  1903.    Nr.  39. 

2.  Maller,    Zar  funktionellen  Anpassung  mit  Knochenplastik.     Chirurgen-Kongress  19Q3. 
Zentralblatt  für  Chirurgie  1903. 

3   *Gluck,  Über  Arthroplastik.    BerUn  1903. 

4.  Stolper,    The  more  frequent  diseases  of  the  joints,    theier  etiologj  and  treatment^ 
with  report  of  cases.    Medical  News  1903.    Nr.  10. 

5.  Eing^Missing  links  in  Joint  disease.    Bristol  medico - chirurgical  Journal  1903.     Jone. 

6.  *  Gossner,  Über  Geräusche  von  Gelenken  nebst  einigen  therapeutischen  Bemerkungeo. 
Deutsche  militärftrztl.  Zeitschrift  190:^.    Dez.  11. 

Für  die  funktionellen  Störungen  nach  traumatischen  Erkrankungen  der 
(Grelenke  empfehlen  Mally  und  Richon  (1)  frühzeitige  Mobilisation  und 
Massage  der  Gelenke,  wie  dies  Lucas-Championniere  früher  schon  be- 
sonders dringend,  aber  ohne  spezielle  Indikationsstellung  vorgeschlagen.  Sie 
weisen  auf  die  bei  jeder  Gelenkerkrankung  in  Erscheinung  tretende  Betei- 
ligung des  dem  Gelenke  zugehörigen  spinalen  Abschnittes  hin,  die  in  der 
reflektorischen  Muskelatrophie  in  Erscheinung  tritt.  Bestehen  keine  spasti- 
schen Erscheinungen  als  Zeichen  der  reflektorischen  Erkrankung,  wie  erhöhte 
mechanische  Reizbarkeit  der  Muskeln,  Erhöhung  der  Sehnenreflexe,  schmerz- 
hafte Kontraktionen,  so  ist  Mobilisation  und  Massage  der  Gelenke  indiziert, 
sowie  elektrische  Behandlung  der  Muskeln.  Besteht  aber  spastischer  Zustand, 
so  ist  Massage  und  Mobilisation  kontraindiziert  und  statische  Elektrizität 
indiziert. 

An  einem  2V2  Jahre  nach  der  Müll  er  sehen  Operation  der  Knochen- 
plastik bei  Spina  ventosa  gewonnenen  Präparat  zeigt  Müller  (2)  die  gute 
Einheilung  des  Ersatzstückes,  die  merkwürdige  Umwandlung  in  der  Form  zu 
der  des  Fingerknochens  und  die  innige  Verwachsung  mit  dem  seinerzeit  er- 
jaaltenen  Epiphysenknorpel.     Die  ersetzte  Phalanx  ist  gut  mitgewachsen. 

H.  S  toi  per  (4)  stellt  eine  Reihe  Fragen  zum  Thema  der  Gelenk- 
erkrankungen. In  der  Erörterung  betont  er  zunächst  den  Satz,  dass  die 
Gelenke  als  ein  Teil  des  Allgemeinkörpers  sich  an  allen  allgemeinen  Körper- 
störungen beteiligen  können.  Er  berichtet  über  eine  Reihe  von  Pnenmo- 
kokkeneiterungen  in  Gelenken,  bei  denen  er  gute  Erfolge  von  Sublimatinjek- 
tion sah,  ebenso  wie  bei  tuberkulösen  Gelenken.  Er  stellt  die  allgemeine 
Forderung,  dass,  wenn  bei  einem  Gelenk  nach  48  Stunden  Ruhe  nicht  die 
Infiltration  zurückgeht,  operativ  vorgegangen  werden  muss,  um  Knorpelver- 
änderungen vorzubeugen.     Er   hält   seine    der  Phelpschen  Methode   nach- 


Bartholdy,  Erkfankungen  der  Gelenke.  213 

gebildeten  Injektionen  mit  Sublimat  und  nachherigem  Auswaschen  mit  Alkohol 
für  besser  als  jene.  Die  Gelenkerkrankungen  teilt  er  ein  in  I.  traumatische, 
n.  solche  mit  falschen  Ausscheidungen  (Gicht  etc.),  III.  solche  mit  Keim- 
infektionen (Tuberkulose,  Lues,  Gonorrhöe,  Pneumonie),  IV.  solche  auf  ner- 
TÖser  Basis. 

Die  bei  der  Einteilung  der  sogenannten  rheumatischen  Gelenkkrank* 
heiten  in  allen  Schemata  zutage  tretenden  Lücken  zwischen  den  einzelnen 
Klassen  will  King  (5)  dadurch  überbrücken,  dass  er  für  alle  Klassen  die 
Einwirkung  von  spezifischen  Organismen  annimmt.  Es  existieren  im  er- 
krankten Körper  die  verschiedensten  Formen  eines  und  desselben  Organismus 
—  daher  die  verschiedenen  bakteriellen  Befunde  — ,  der  entsprechend  den 
yerschiedensten  Nährböden  im  Körper  sich  verschieden  entwickelt  und  ver- 
schieden wirkt,  so  dass  z.  B.  auch  durch  eine  Einwirkung  des  Rheumatismus- 
giftes auf  Nerven  und  Gehirn  eine  Erklärung  für  die  nervösen  rheumatischen 
Erkrankungen  zu  geben  wäre. 

IL  Erkrankungen  der  Gelenke  bei  akuten  Infektionen. 

1.  Tashiro,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  histologischen  Verftnderangen  bei  eitriger  Gelenk- 
enUflndiing.    Zieglere  Beitr&ge  1903.    Bd.  34.    Heft  3. 

2.  Craik,  Arthritis  as  a  complication  of  meaales.    The  Lancet  1903.    Jan.  24. 

3.  Mttrrell,  A  case  of  infloenzal  artbritia.    The  Lancet  1903.    Joli  18. 

4.  Mammery,  The  valoe  of  arthrotomy  in  the  treatment  of  certain  joins-lesions.    Med. 
Press  1903.    March  18. 

5.  ^Robinson  and  Fletscher»  Fiye  case  ofpuralent  pneamococcic  arthritis  in  children. 
The  Lancet  1903.    Aug.  1. 

6.  ^Alexander,  Über  tranmatische  kryptogene  Infektion  und  traumatische  eitrige  Gon- 
arthritis.    Diss.  Manchen  1903. 

An  drei  Fällen  von  Streptokokkenarthritis  stellte  Tashiro  (1)  nach 
mikroskopischen  Untersuchungen  fest,  dass  zunächst  nach  der  Infektion  eine 
eitrige  Entzündung  entsteht,  bei  welcher  sich  die  entzündete  Synovialmembran 
und  die  Zotten,  sowie  die  Knorpelstücke  mit  Eiter  bedecken.  Die  Bakterien 
Terbreiten  sich  über  die  ganze  Gelenkfläche  (sie  können  sich  monatelang  hier 
erhalten  und  vermehren).  In  der  ersten  Woche  der  Erkrankung  erleidet  der 
Knorpel  degenerative  Veränderungen  in  seinen  oberflächlichen  Schichten;  die 
Zellen  gehen  zugrunde  anscheinend  durch  Streptokokken  und  deren  Gifte; 
es  tritt  Auffaserung  des  Knorpels  ein.  Leukocyten  dringen  in  die  Tiefe  in 
diesen  Knorpel,  erst  in  Masse,  dann  mehr  vereinzelt,  bisweilen  so  tief,  dass 
sie  in  sonst  normalen  Knorpelhöhlen  neben  normalen  Knorpelzellen  zu  finden 
sind.  Auch  Streptokokken  dringen  soweit  ein.  Der  Zerfaserung  und  Zer- 
klüftung des  Knorpels  folgt  Zerfall  und  Auflösung;  es  kann  der  ganze  Knorpel 
verloren  gehen.  Vor  diesen  Zerstörungen  kann  eine  subchondrale  fibröse 
Wucherung  auftreten  vom  Endost  aus;  dies  Gewebe  wächst  in  den  Knorpel, 
80  dass  Markräume  und  Gefässe  und  fibrinöse  Gewebe  entstehen  im  Knorpel, 
eventuell  mit  Knochenbildung.  Geht  der  Knorpel  des  Gelenkes  ganz  verloren, 
so  bildet  sich  eine  weit  in  den  angrenzenden  Knochen  reichende,  vom  Endost 
ausgehende  fibröse  Wucherung.  Das  dem  Granulationsgewebe  naheliegende 
Bindegewebe  hat  besonders  starke  Fähigkeiten  Knochen  zu  bilden.  Aus  diesem 
Bindegewebe  kann  sich  auch  Knorpel  durch  Metaplasie  entwickeln. 

Craik  (2)  bringt  den  seltenen  Fall  einer  Arthritis  bei  Masern. 

Eine  Yerletzong  ging  der  Erkrankung,  welche  das  Kniegelenk  betraf,  nicht  vorans. 
Secha  Tage  vor  Ausbrach  des  Masernezanthems  begann  leichtes  Hinken.    Erst  einen  Tag 


214  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

nach  dem  Exanthemaasbrach  wurde  über  starke  Beschwerden  im  Knie  geklagt.  Es  bestaDd 
hier  nur  geringer  Erguss,  wenig  Schwellung.  Der  Erguss  nahm  dauernd  zu.  13  Tage  nach 
dem  Exanthem  wurde  das  Gelenk  eröffnet  und  viel  Flüssigkeit,  wenig  eitrig,  entleert.  Uoter 
Drainage  heilte  das  Gelenk  gut  aus. 

Murr  eil  (3)  sah  bei  einem  43  jährigen  Manne  in  einem  schweren  An- 
falle von  Influenza  multiple  rheumatische  Erkrankung  fast  aller  mittleren 
Gelenke  auftreten;  besonders  stark  waren  das  Handgelenk  und  Fussgelenk 
befallen.  Die  Gelenke  waren  heiss,  gerötet,  hatten  aber  wenig  Erguss.  Die 
Gelenke  reagierten  gut  auf  Salizyl.  Im  Anschluss  an  den  Fall  kommt  noch 
eine  Pneumokokkenarthritis  (Schulter,  Handgelenk,  Kniegelenk)  mit  Pneumo- 
kokkennachweis  in  der  Punktionsflüssigkeit  zur  Sprache. 

Mtimmery  (4)  weist  darauf  hin,  dass  oft  ganz  geringe  Verletzungen 
oder  Infektionsherde  die  Quelle  metastatischer  septischer  Gelenkerkrankungen 
sein  können.  So  ging  in  einem  Falle  einer  schweren  Arthritis  des  Fuss- 
gelenkes,  welche  Inzision,  schliesslich  Amputation  nötig  machte,  die  Infektion 
von  einer  leichten  Entzündung  an  einem  Finger  aus.  Der  Gelenkerkrankung 
gingen  weder  ein  Trauma  des  Gelenkes,  noch  pyämische  Erscheinungen  voraus. 
Mummery  empfiehlt  die  frühe  Eröffnung  der  Gelenke,  auch  bei  gonorrhoischer 
Erkrankung.  Im  Anschluss  an  diesen  Fall  empfiehlt  O^Conor  auch  bei 
akuten  Gelenkrheumatismen  die  Arthrotomie.  Er  verwendet  keine  anti- 
septische Spülflüssigkeit,  sondern  nur  Drainage  mit  Gaze,  nicht  mit  Drains. 
Das  Gelenk  wird  nicht  geschient,  um  durch  die  leichten  Bewegungen  die 
Drainage  zu  unterstützen.     Patient  soll  seitlich  oder  abschüssig  liegen. 

in.   Chronische  Gelenkerkrankungen. 

(Gfaron.  Gelenkrheumatismus,   Arthritis  deformans,  Tuberkulose,  Lues,  €h>norrhoe,   Gicht.) 

1.  Spitzy,  Zur  chronischen  Arthritis  der  Kinder.  Zeitschr.  f.  orthop&dische  Chirurgie  1903. 
Bd.  XL    Heft  4. 

2.  Pfeiffer,  Multiple  chronische  Gelenkentzündungen  im  Kindesalter.   Freie  YereiDignog 
der  Chirurgen  Berlins.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.    Nr.  9. 

8.   Kachel,   Untersuchungen   über  Polyarthritis  Adhaesiva.    Zieglers   Beitr&ge    1903. 
Bd.  XXXIII.    Heft  1  u.  2. 

4.  Elter,   Weitere  Beiträge   zur  Behandlung   der  Arthritis  deformans,   insbesondere    der 
kleineren  Gelenke.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.     Bd.  66.    Heft  5  u.  6. 

5.  *Weber,  A  case  of  the  form  of  chronic  Joint  disease  in  children  discribed  by  Still. 
British  medical  Journal  1903.    March  28. 

6.  *Painter  and  Eroing,  Chronic  villous  arthritis,  with  special  reference  to  its  etiology 
and  pathology.    Medical  News  1903.    Nov.  28. 

7.  W  i e  si n ge  r ,  Hydrops  intermittens.  Heilung  durch  Jodoformglycerininjektion.  Deutsche 
med.  Wochenschrift  1903.    Nr.  35. 

8.  Schablowski,   Die  Veränderungen  des  Ejiorpels  bei  tuberkulöser  Gelenkentzündung. 
Archiv  für  klm.  Chirurgie  1903.    Bd.  71.    Heft  3. 

9.  Ludloff,    Zur   Diagnostik   der   Knochen-   und   Gelenktuberkulose.    Arohiv   fQ.r  klin. 
Chirurgie  1903.    Bd.  71.    Heft  3. 

10.  Dor,  La  tuberculose  articulaire.    Gazette  des  höpitaux  1903.    Nr.  71. 

11.  Zesas,  Über  die  Behandlung  der  Gelenktuberkulose.  Wiener  med.  Presse  1903.  Nr.  32. 

12.  *G^növaier,   Modificationen  des  Knoohenwachstums  bei  der  tuberkulösen  Arthritis. 
Revue  mensuelle  des  maladies  de  Tenfance  1903.    Juni. 

13.  *P  o  n  c  e  t  et  M  a  i  1 1  a  n  d ,  Rhumatisme  tuberculeux.    (Pseudorhumatisme  d'origine  bacil- 
laire)  1903. 

14.  '^'Hoffa,  Die   Behandlung  der  Gelenktuberkulose  im  kindlichen  Lebensalter.     Würz- 
burger Abbandlungen  1903.     Nr.  12. 

15.  *Petrilli,  Le  cura  iodo-iodurata  alla  Durante  nella  tuberculosi  articolare  a  glando- 
lare.    H  Policlinico.    Soz.  pratica  1903.    Fase.  36. 

16.  *Sermi,  SuU'  osteo-tuberculosi  a  decosso  acuto.    Gazzetta  medico  di  Koma  1903. 


Bartholdy,  Erkrankungen  der  Gelenke.  215 

17.  Hippel,  Ober  die  Häufigkeit  der  Gelenkerkrankangen  bei  hereditär  Syphilitischen. 

18.  Kienböck,   Ober   Knochen  Veränderungen    bei   gonnorhoischer  Arthritis   and   akuter 
Knochenatropbie  überhaupt.   Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.    Nr.  8. 

19.  Nobl,  Über  blenorrhoische  Synovialmetastasen.    Wiener  Klinik  1903.    Nr.  5. 

20.  *Bennett,  Abnormal  deposits  in  the  joints.    Dublin  Journal  1903.    March. 

21.  ▼.  Rindfleisch,  Bildung  und  Rückbildung  der  Tophi  arthritici.   Physik.-med.  Gesell- 
schaft Wflrzburg.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.    Nr.  4. 

22.  Janssen,   Zur   Kenntnis   der   Arthritis   chronica  ankylopoetica.     Grenzgebiete    der 
Medizin  1903.  Bd.  12.  Heft  5. 

Die  seltene  und  wenig  beschriebene  Arthritis  chronica  im  Kindesalter 
bespricht  Spitzy  (1)  an  der  Hand  17  eigener  Fälle.  Er  beleuchtet  zunächst 
den  Begriff  der  Arthritis  chronica  von  den  verschiedensten  bisher  festgelegten 
Standpunkten  und  stellt  die  Fälle  der  Literatur  zusammen.  Er  gruppiert  sie 
dabei  in  folgende  Gruppen: 

I.   Chronische  Arthritis  als  Folgeerscheinungen  des  akuten  Gelenkrheuma- 
tismus.   (Sekundärer  chronischer  Gelenkrheumatismus  nach  Pribram.) 
n.    Chronische  Arthritis  als   Folgeerscheinung  verschiedener  Infektions- 
krankheiten.     (Chronischer   Pseudorheumatismus    oder    Rheumatoide 
nach  Pribram.) 
in.   Die  primäre  chronische  Arthritis. 

Der  letzten  Gruppe  gehören  alle  Fälle  an,  die  mehr  schleichend,  ohne 
akuten  ersten  Anfall  mit  langsam  zunehmender  Schwellung  ev.  Schmerzhaftig- 
keit  in  einem  oder  mehreren  Gelenken  ohne  fieberhafte  rezidivähnliche  An- 
fälle stetig  fortschreitend  verlaufen,  in  ihrem  Endbilde  aber  den  Bildern  der 
schliesslichen  Veränderung  nach  den  früher  genannten  sekundären  Formen 
gleichen.  Pathologisch-anatomisch  findet  sich  in  den  fortgeschrittenen  Fällen 
neben  Veränderung  der  Kapsel  Zerstörung  des  Knorpels  der  Gelenke,  Über- 
gang des  hyalinen  Knorpels  in  Bindegewebsknorpel  und  Fasergewebe  oder 
direkter  Übergang  des  hyalinen  Knorpels  in  Bindegewebe.  Auch  das  Knochen- 
gewebe beteiligt  sich  in  schweren  Fällen,  es  treten  regressive  Veränderungen 
ein,  andererseits  wächst  in  die  Knorpelhöhle,  die  durch  Erweichung  ent- 
standen, neuer  Knochen  hinein.  Es  kann  das  Bild  der  Arthritis  deformans 
entstehen.  Therapeutisch  soll  die  SaUzylsäure  immer  versucht  werden.  Im 
schmerzhaften  Anfangsstadium  soll  Ruhe,  bald  aber,  beim  Nachlassen  der 
Schmerzen,  leichte  aktive  und  passive  Bewegung  verwandt  werden.  Beginnende 
chronische  Veränderungen  erfordern  Massage  und  Wärmebehandlung,  auch 
Bier  sehe  Stauung.  Die  perniziösen  Fälle  trotzen  aller  Therapie  und  enden 
letal;  hier  kommt  vor  allem  Hebung  des  Allgemeinbefindens  in  Frage. 

Pfeiffer  (2)  demonstriert  einen  Fall  von  primärer  Arthritis  chronica 
ancylopoetica  der  Kinder.  Dieser  primäre  chronische  Gelenkrheumatismus 
der  Kinder  beginnt  fieberlos  und  allmählich  in  den  kleinen  Gelenken  der  Ex- 
tremitäten und  führt  zur  Ankylose  oft  sämtlicher  Gelenke. 

Kachel  (3)  gibt  den  insbesondere  mikroskopisch  genauen  Befund  von 
zwei  Fällen  von  Polyarthritis  chronica  adhaesiva.  Der  Prozess  ist  auf  die 
der  Gelenkhöhle  angrenzenden  Teile  der  Gelenkenden  beschränkt  (Synovialis, 
Knorpel-  und  subchondrale  Spongiosa).  Makroskopisch  besteht  massige  Wuche- 
rung der  Synovialis,  es  findet  sich  keine  wesentliche  Verdickung  der  Zotten 
oder  Vermehrung  derselben.  Der  Knorpel  ist  aufgefasert,  zerklüftet,  zum 
Teil  geschwunden,  in  anderen  Gelenken  wieder  durch  Bindegewebe  ersetzt. 
Wucherungserscheinungen   am  Knorpel   und  Knochen   treten  in  den  Hinter- 


216  Jahresbericht  fOr  Gbinirgie.    I.  Teil. 

grund.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergibt  für  den  Knorpel  im  wesent- 
lichen substituierende  und  metaplasierende  Prozesse.  Der  Knorpel  wird  von 
einem  zell-  und  gefässreichen  Bindegewebe  über-,  unter-  und  durchwachsen. 
Hyaliner  Knorpel  geht  zum  Teil  direkt  in  Bindegewebe  über.  Die  binde- 
gewebige Substitution  geht  von  der  Synovialis  durch  Wucherung  aus. 

Elter  (4)  gibt  einen  Überblick  über  die  bisher  bekannten  Fälle  von 
operativer  Behandlung  der  Arthritis  deformans  durch  Resektion.  Er  berichtet 
dann  über  acht  Fälle  operativer  Behandlung  der  Arthritis  deformans  kleinerer 
Gelenke  (M  ü  1 1  e  r  -  Rostock).  Dabei  findet  sich  ein  Fall  von  Arthritis  de- 
formans des  Kiefergelenkes;  zwei  Fälle  von  Resektion  der  Fussgelenke  sind 
die  einzigen  bisher  bekannten.     In  allen  Fällen  guter  Erfolg. 

Wie  Singer  (7)  hat  einen  Hydrops  intermittens  des  Kniegelenkes,  der 
seit  fünf  Jahren  alle  zehn  Tage  auftrat  und  aller  interner  Therapie  (Chinin, 
Arsen,  Jodkalium),  Einreibungen  etc.  getrotzt  hatte,  auf  einmalige  Injektion 
von  10  ccm  Jodoformglyzerin  prompt  verschwinden  sehen.  Die  Injektion 
erfolgte  während  des  Anfalles,  was  Wiesinger  als  wichtig  für  die  Ein- 
wirkung des  Präparates  hält.  Die  Heilung  hat  bisher  über  fünf  Monate 
standgehalten. 

Schablowski  (8)  spricht  zur  Streitfrage,  ob  bei  tuberkulösen  Gelenk- 
entzündungen die  Knorpelveränderungen  regressiver  oder  progressiver  Natur 
sind.  Im  Knorpel  erkrankter  Gelenke  sind  spindelförmige  Zellen  bekannt, 
die  bald  als  umgewandelte  Knorpelzellen,  bald  als  Abkömmlinge  des  an  den 
Knorpel  angrenzenden  Granulationsgewebes  aufgefasst  worden  sind.  Schab- 
lowski fand  in  einigen  Präparaten  einzig  und  allein  spindelförmige  Zellen 
in  den  erweiterten  Knorpelhöhlen  in  Fällen,  bei  denen  auf  Serienschnitten 
überhaupt  keine  Zelleinwanderung  zu  konstatieren  war.  Damit  ist  bewiesen, 
dass  die  spindelförmigen  Zellen  nicht  von  Granulationsgewebe  abstammen 
können.  Nach  der  Oberfläche  zu  werden  die  spindelförmigen  Zellen  grösser, 
die  Knorpelhöhlen  wachsen,  bis  schliesslich  eine  direkte  Kommunikation  mit 
dem  darüber  liegenden  Granulationsgewebe  eintritt.  ^Von  diesem  Momente 
aber  erfolgt  rapide  Vermehrung  der  Zellen  innerhalb  der  Knochenhöhlen; 
Fibroblasten,  Leukocyten  und  Rundzellen  dringen  ein,  kurz,  Zellformen,  die 
sich  in  nichts  unterscheiden  von  den  Zellen  des  Granulationsgewebes.  ^  Dar- 
nach nimmt  Schablowski  an,  dass  neben  verschiedensten  regressiven  Ver- 
änderungen auch  progressive  Veränderungen  im  Knorpel  vorkommen. 

Ludloff  (9)  knüpft  an  seine  Untersuchungen  der  normalen  Epiphysen- 
verhältnisse  der  Kniegelenke  der  Kinder  im  Röntgenbilde  an.  Er  erinnert 
an  den  Befund  einer  bei  seitlicher  Durchleuchtung  in  der  vorderen  Hälfte 
der  Kondylen  bis  zum  Epicondylus  reichenden  durchsichtigen  Stelle  (Epi- 
physenfleck).  Bei  Durchstrahlung  von  vorn  erscheinen  im  zweiten  Lebens- 
jahr an  der  medialen  Knochenknorpelgrenze  des  Condyl.  medialis,  im  vierten 
Lebensjahr  auch  am  Condylus  extemus  lange  Protuberanzen  (gewöhnlich  vier 
übereinander).  Von  47*  Jahren  ab  sind  diese  verschwunden  und  nun  findet 
das  Wachstum  der  Kondylen  mit  glatten  Grenzen  statt.  Die  Aufnahme  einer 
Reihe  tuberkulöser  Kniegelenke  in  entsprechendem  Alter  ergab: 

1.  Verminderung  resp.  Vernichtung  der  Protuberanzen. 

2.  Zapfenförmige  Knochenbildung  an  der  Unterfläche  der  Kondylen. 

3.  Vergrösserung  der  knöchernen  oder  verknöcherten  Teile  der  Kondylen, 
Patella,  der  Tibia  und  des  Fibulakopfes  (wie  aufgeblasen). 


L 


Bartholdy,  Erkrankangen  der  Gelenke.  217 

4.  Vergrösserung  des  Epiphysenfleckes  und  grössere  Durchlässigkeit  des- 
selben für  Röntgenstrahlen. 

Bedingt  sind  alle  die  Erscheinungen  durch  das  wechselnde  Spiel  zweier 
Prozesse  bei  Entwickelung  der  Tuberkulose,  Knochenzerstörung  und  Knochen- 
neubildung. 

Dor  (10)  gibt  eine  Zusammenstellung  der  Formen  der  synovialen  Ge- 
lenktuberknlosen.  Die  Synoyialtuberkulosen  teilt  er  in  drei  Gruppen.  Zu 
der  ersten  zählt  er  die  Synovialzysten  oder  Ganglien,  zur  zweiten  die  Reis- 
körperbildungen und  das  Lipoma  arborescens,  zur  dritten  Gruppe  die  Fungus- 
bildungen.     Sie  alle  sind  Proliferationsprodukte  der  Synovialis. 

Bei  der  Behandlung  der  synovialen  Form  der  Knie-  und  Handgelenks- 
tnberkulosen  jugendlicher  Individuen  empfiehlt  Zesas  (11)  leichte  Massage 
von  sachkundiger  Hand.  Er  bespricht  dann  die  übrigen  bekannten  Methoden 
der  Tuberkulosebehandlung. 

Nach  V.  H  ippel  (17)  sind  die  hereditär  syphilitischen  Gelenkerkrankungen 
häufige  Erkrankungen,  die  besonders  von  den  Augenärzten  häufig  mitbeob- 
achtet werden  bei  der  Behandlung  der  Keratitis  parenchymatosa  luetica.  Von 
77  Fällen  von  Keratitis  parenchymatosa  bei  hereditärer  Lues  zeigten  43 
(:^ 56 o/o)  Gelenkerkrankungen.  41  mal  war  das  Kniegelenk  befallen,  6 mal 
mit  Beteiligung  anderer  Gelenke ;  1  mal  war  das  Ellenbogengelenk  allein  er- 
krankt. Am  häufigsten  betrofifen  war  das  Alter  von  6 — 10  Jahren.  Fast 
immer  ging  die  Gelenkerkrankung  der  Keratitis  voraus. 

Kienböck  (18)  hat  eine  Reihe  gonorrhöischer  Arthriti den  radiographisch 
untersucht.  Der  Schatten  der  Knochen  in  der  Nähe  der  entzündlichen  Ge- 
lenke ist  aufgehellt  und  die  Konturen  und  Spongiosastrukturstriche  sind  ver- 
schwommen, bedingt  durch  intensive  Kalkresorption.  In  einem  Falle  trat  die 
Knochenerweichung  bereits  6  Wochen  nach  der  Erkrankung  im  Bilde  sichtbar 
aaf.  In  zwei  Fällen  (Ellenbogengelenk,  Hüftgelenk)  bestand  keine  Aufhellung 
der  Knochen,  doch  waren  hier  die  Gelenkpfannen  wesentlich  verändert  (ver- 
tieft). Die  Erklärung  für  die  Knochenveränderung  ist  nicht  in  einer  In- 
aktivitätsatrophie  zu  suchen,  auch  nicht  in  einer  eigentlichen  Ostitis,  sondern 
anf  nervöse  Einflüsse  zurückzuführen.  Kienböck  glaubt,  den  radiologischen 
Nachweis  frühzeitiger  Knochenschattenauf  heUung  prognostisch  ungünstig  deuten 
zu  dürfen  und  empfiehlt  den  Nachweis  als  diagnostisches  Mittel  bei  Verdacht 
anf  gonorrhöische  Erkrankung  und  zur  Leitung  der  Therapie:  Vermeidung 
langer  Fixation  der  Gelenke  bei  deutlicher  Knochenaufhellung,  dafür  Stauungs- 
hyperämie nach  Dumreicher-Bier. 

An  der  Hand  von  23  eigenen  schweren  Fällen  bespricht  Nobl  (19)  die 
Klinik  und  Pathologie  der  gonorrhöischen  Synovialerkrankungen.  Sie  betrafen 
18  männliche,  5  weibliche  Individuen  im  Alter  von  4 — 50  Jahren.  Es  be- 
standen hier  komplikatorisohe  Gelenks-,  Sehnenscheiden-  und  Schleimbeutel- 
erkranknngen ,  von  Genitalgonorrhöe  ausgehend.  Es  waren  befallen  14  mal 
das  Kniegelenk,  7  mal  das  Handgelenk,  je  3  mal  Zehen-  oder  Fingergelenke, 
3 mal  das  Stemoklavikulargelenk ,  je  Imal  das  Hüft-,  Kiefer-,  Wirbel-  und 
AÜanto-epistropheus-Gelenk.  Von  Sehnenscheiden  waren  6  mal  die  Streck- 
sehnen am  Handrücken  und  Fingern,  5  mal  die  Scheide  der  Extensoren  des 
Fosses  und  des  Extens.  digit.  comm.  long,  befallen.  Von  Schleimbeuteln  wurde 
5 mal  die  Bursa achillea  und  Imal  die  synoviale  Duplikatur  des  langen  Biceps- 
kopfes  in  Mitleidenschaft  gezogen,  unter  10  bakteriologischen  Untersuchungen 
der  Exsudate  gelang  3  mal  der  Nachweis  der  Gonokokken,  2  mal  von  gewöhn- 


218  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

liehen  Eitererregern,  5  mal  blieben  die  Nährmedien  steril.  Bei  3  Versuchen 
gelang  es  1  mal,  aus  dem  strömenden  Blute  Gonokokken  zu  züchten.  Zu  er- 
wähnen ist  die  Ophthalmoblenorrhöe  der  Neugeborenen  als  Eingangspforte  für 
metastatische  Synovialerkrankungen,  von  denen  in  der  Literatur  23  bekannt 
sind.  Als  Weg  der  metastatischen  Ansiedelung  ist  das  Blut  anzunehmen.  Die 
Lokalisation  gonorrhöischer  Gelenkerkrankungen  ist  ebenso  häufig  monarti- 
kulär wie  polyartikulär. 

In  einem  exstirpierten  Tophus  fand  v.  Rindfleisch  (21)  ein  Depot 
von  kristallinischer  Harnsäure  und  Urate  von  bindegewebiger  Neubildung 
umwachsen  und  durchwachsen.  Neben  Nekrobiose  des  Bindegewebes  im  Innern 
fanden  sich  RieseuÄellen,  welche  Harnsäurekristalle  umwachsen  und  einschliessen 
und  so  vertilgen.  Es  besteht  also  eine  spezielle  Wirkung  der  Risenzellen  im 
Sinne  einer  Rückbildung. 

lY.   Sonstige  Erkrankungen. 

(Arthropathien,  Tumoren,  Hämophilie,  GelenkkOrper.) 

1.  Adrian,   Über  Arthropathia  psoriatica.    Mitteilungen    ans   den   Grenzgebieten   1903. 
Bd.  X.    Heft 

2.  Brissaud,  Arthropathies  Syringom jeliques.    Archives  gön^rales  1903,    Nr.  52. 

3.  Schnitze,  Über  Knochen-  nnd  Grelenkveränderongen   bei   Syringomyelie.    Dias.  Frei- 
burg 1903. 

4.  Grelck,  Über  Arthropathie  bei  Tabes.    Diss.  Kiel  1903. 

5.  Roger  et  Garnier,  Osteoarthropathies  mötatraumatiques.    La  presse  m^dical  1903. 
Nr.  97. 

6.  Curl,  Gase  of  bypertrophie  pulmonary  osteo-arthropathy.  British  medical  Journal  1908. 
June. 

7.  Berent,  Zur  Ätiologie  osteoarthropathischer  Veränderongen.    Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  4. 

8.  £ve,  Angioma  of  synovial  membrane  and  muscle.  Clinical  Society.  The  Lancet  1903. 
May  16. 

9.  Riedel,   Gelenk- Kapselenchondrome.     33.   Chirurgenkongress.    Zentralblatt  fftr  Chi- 
rurgie 1903. 

10.  Langemak,  Zur  Kenntnis  der  Chondrome  u.  anderer  seltener  G^schwalsie  der  Gelenke. 
Archiv  für  klin.  Chirurgie  1903.    Bd.  72.   Heft  1. 

11.  Yiana,  Contributo  alle  studio  delle  affezioni  articolari  emofiliche.  Clinica  m ödem a  1903. 
N.  de]  18-25.  Febbr. 

12.  Delbet,  Corps  ^tranger  articulaire  d'origine  traumatique.    Bulletins  et  mömoiree  de 
la  sociötö  de  Chirurgie  1903.    Nr.  14. 

13.  Boerner,  Klinische  und  pathologisch-anatomische  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Gelenk- 
mflusen.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.    Bd.  70.    Heft  3  n.  4. 

14.  Müller,  Zur  Frage  der  Osteochondritis  dissecans.    Chirurgen- Kon gress  Berlin  1903. 
Zentrallblatt  1903. 

15.  *Oentgen,  Über  Gelenkmftuse.    Diss.  1903. 

Adrian  (1)  gibt  eine  ausführliche  Arbeit  über  Gelenkerkrankungen  bei 
Psoriasis,  welche  bisher  von  den  Chirurgen  nicht  berücksichtigt  worden  sind, 
während  sie  den  Dermatologen  und  inneren  Klinikern  schon  lange  bekannt 
sind.    Er  berichtet  folgenden  Fall: 

Vor  25  Jahren  begannen  bei  dem  Patienten  Schmerzen  in  den  Beinen  aufzutreten.  Die 
Kniegelenke  und  ein  Fussgelenk  schwollen  au.  Die  Schmerzen  waren  kontinuierlich;  es 
bestand  kein  Fieber.  Schwellung  und  Schmerzhaftigkeit  gingen  nie  ganz  zurück.  In  den 
nftchsten  Jahren  erkrankten  auch  die  Fingergelenke  und  die  übrigen  Gelenke  der  oberen 
Extremitäten.  Seit  16  Jahren  werden  die  Finger  krümmer,  sie  schrumpfen  zosammen; 
auch  die  grosse  Zehe  wurde  stummeiförmig.  Unter  Nachlassen  der  Schmerzen  und  der  ent- 
zündlichen Erscheinungen  an  den  Gelenken  trat  vor  13  Jahren  ausgedehnte  Psoriasis  auf. 


Bartholdy,  Erkrankangen  der  Gelenke.  219 

Zugleich  mit  den  Gelenkerscheinungen  sollen  nervöse  Erscheinungen  aufgetreten  sein.  Der 
Befand  ergab  ausgedehnte  Psoriasis  (Kniee,  Ellenbogen,  Unterschenkel);  keine  Ödeme. 
Patient,  der  wegen  Blasenkarzinom  in  die  chirurgische  Klinik  (Strassburg)  kam,  zeigte 
keine  anderen  Erkrankungen  mehr.  Die  Motilität  (abgesehen  von  der  der  Finger-  und 
Zehengelenke),  sowie  die  Sensibilität  war  normal,  die  Patellarreflexe  lebhaft.  Es  bestehen 
Dar  an  Händen  und  FOssen  Gelenkveränderungen,  alle  flbrigen  Gelenke  sind  frei.  Die 
Fingerglieder  sind  verstflmmelt  und  verkürzt;  die  Finger  sind  zum  Teil  seitlich  verkrümmt 
und  stehen  sämtlich  in  Hypereztension  im  Mittelgelenk  und  leicht  flektiert  im  Grund-  und 
im  Endgelenk.  Die  Muskeln  beider  Hypothenargegenden  sind  atrophisch.  Beide.  Hände 
zeigen  reiche  Faltenbildung  der  Haut.  Weder  im  Handgelenk,  noch  in  Fingergelenken,  mit 
Ausnahme  von  zwei  Metakarpo-phalangealgelenken ,  besteht  Krepitation.  In  den  Mittel- 
gelenken der  Finger  (2— &)  ist  Subluxation  eingetreten;  hier  ist  die  Bewegung  beschränkt 
Andere  Gelenke  sind  zum  Teil  nur  in  Bewegung  beschränkt,  zum  Teil  ganz  ankylotisch. 
Ähnliche  Erscheinungen  bestehen  an  den  Füssen;  hier  wiegen  atrophische  Prozesse  vor, 
▼ährend  an  der  Hand  hypertrophische  und  atrophische  Prozesse  nebeneinander  bestehen. 
{Röntgenbilder.) 

Adrian  fand  in  der  Literatur  nur  93  Fälle  von  Athropathia  psoriatica. 
Gelenkerkrankungen  sollen  nach  Wolff  in  2  bis  5®/o  der  Psoriasisfälle  vor- 
kommen. Meist  tritt  die  Erkrankung  der  Gelenke  erst  nach  jahrelangem 
Verlaufe  der  Psoriasis  auf,  kann  aber  zu  allen  Zeiten  eintreten,  auch  prodromal. 
Das  Alter  von  41  bis  45  Jahren  ist  bevorzugt,  im  Geschlecht  das  männliche. 
Neben  den  grossen  Gelenken  und  den  kleinen  Extremitätengelenken  können 
anch  Kiefergelenk  und  Sternoklavikulargelenk  befallen  werden.  Das  Freibleiben 
der  Daumengelenke  ist  häufig,  wie  auch  im  vorliegenden  Falle  nur  geringe 
Beteiligung  der  Daumengelenke  zu  finden  war.  Im  chronischen  Stadium  der 
Krankheit  besteht  grosse  Ähnlichkeit  mit  der  Arthritis  deformans.  Verf.  neigt 
der  Ansicht  zu,  dass  für  die  Athropathia  psoriatica  sowie  für  die  Psoriasis 
überhaupt,  eine  Erkrankung  des  Nervensystems  anzunehmen  ist.  Es  wird 
dann  noch  ein  Überblick  über  die  differentialdiagnostisch  wichtigen  ähnlichen 
Krankheiten  gegeben.  Die  wenig  vorhandenen  pathologisch -anatomischen 
Untersuchungen  sprechen  dafür,  dass  der  Beginn  der  Krankheit  von  der 
Gelenkkapsel  ausgeht. 

Brissaud  (2)  berichtet  einen  Fall  ausgedehnter  Erkrankung  beider 
Kniegelenke  uud  des  linken  Schultergelenkes  bei  Syringomyelie.  Der  linke 
Femur  steht  luxiert,  dabei  empfindet  Patient  keine  Schmerzen  bei  Benutzung 
des  Beines.  Als  Zeichen  für  Syringomyelie  bestand  sonst  nur  Fussklonus, 
lokalisierter  Schweiss,  Polyurie  und  Testikelschmerz. 

Schnitze  (3)  konnte  eine  Erkrankung  des  Fusses  bei  Syringomyelie 
am  amputierten  Gliede  genauer  studieren.  Die  Erkrankung  hat  sich  wahr- 
scheinlich im  Anschluss  an  ein  Trauma  der  Wirbelsäule  entwickelt.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab  neben  ausgedehnter  Knochenresorption 
eine  reichliche  Neubildung  von  Knochen  und  Knorpelgewebe  in  der  Nähe 
imd  in  weiterer  Umgebung  der  Gelenke,  von  Periost  und  von  Endost  aus- 
gehend. Das  Knochenmark  ist  in  fibröses  Gewebe  umgewandelt  (Osteomyelitis 
fibrosa),  dabei  besteht  Knochenneubildung  in  ihm  (Osteomyelitis  ossificans). 
In  den  Gelenkknorpeln  finden  sich  atrophische  und  hypertrophische  Ver- 
ändeningen,  die  teilweise  zu  Ankylosen  führten.  Der  Prozess  wird  gedeutet 
^e  von  Sokoloff,  als  bedingt  durch  Ernährungsstörungen  der  Knochen  mit 
Bildung  nekrotischer  Herde,  wie  auf  der  Haut.  Zugleich  wird  aber  eine 
Sekundärinfektion  als,  jedoch  nur  in  geringem  Grade,  wirksam  für  das  Fort- 
schreiten des  Zerstörungsprozesses  angenommen. 

Grelck  (4)   bringt  einen   Fall  von  Arthropathie  bei  Tabes  ohne  Be- 


220  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Sonderheiten.     Er  hebt  nur  die  grosse  Neigung  der  tabischen  Spontanfrakturen 
zu  schneller  Heilung  hervor,  exklusive  der  Gelenkfrakturen. 

Roger  und  Garnier  (5)  berichten  einen  Fall  von  meta-traumatischer 
Osteoarthropathie. 

Im  Anaehloss  an  eine  Fraktor  des  Vorderarmes  durch  kein  schweres  Trauma,  ent- 
standen langsam  zunehmende  Yerftnderungen  der  ganzen  Hand.  Dieselbe  wurde  dicker,  die 
Finger  wurden  hypertrophisch,  die  Axen  der  Gelenke  verschoben  sich,  es  trat  wesentliche 
Bewegungsbeschränkung  ein.  Ätiologisch  ist  rheumatische  Erkrankung  auszusch Hessen;  es 
bestanden  an  keiner  anderen  Stelle  des  Körpers  artbropathische  Yerftoderungen. 

Direkte  nervöse  Einflüsse  (Druck  durch  Kallus  auf  Nerven)  sind  bei  der 
Ausdehnung  der  Veränderungen  ebenso  wie  Gefässschädigungen  auszuschliessen. 
Die  Verff.  nehmen  an,  dass  trophische  Störungen  hier  eine  Bolle  spielen^ 
indem  die  Vorderarmknochen  durch  das  Trauma  und  nachfolgende  Knochen- 
umbildung in  ihren  trophischen  Bedingen  verändert  wurden  und  diese 
veränderten  Bedingungen  auch  auf  die  peripher  gelegenen  Teile  weiter  ge- 
wirkt haben. 

Eine  pulmonare  Osteoarthropathie  beschreibt  Curl  (6). 
Bei  einem  26  Jahre  a]ten  Manne,  welcher  an  einer  Erkrankung  der  Lunge  litt,  die 
verdächtig  auf  Tuberkulose  war,  begann  vor  zwei  Jahren  Handgeleok,  Knöchel,  Knie  ohne 
Schmerzen  dicker  zu  werden.  Die  Spitzen  der  Finger  und  die  Hftnde  waren  immer  breit 
gewesen.  Finger  und  Daumen  wurden  in  der  ganzen  Lftnge  verdickt,  die  Nftgel  breit,  ihre 
Wurzel  leicht  fOhlbar;  sie  wurden  der  Länge  nach  gerieft  und  abnorm  brüchig.  Die  Be- 
wegungen im  Handgelenk  waren  beschränkt,  die  Fingergelenke  dagegen  frei.  Ea  bestanden 
keine  Ödeme.  Das  Schultergelenk  war  normal,  aber  bisweilen  traten  leichte  Schmerzen  in 
Ihm  auf.  Die  KnOchel,  der  Rücken  der  Füsse  und  das  Tibiaende  waren  verdickt.  Das  Ende 
der  grossen  Zehe  war  plump,  die  übrigen  Zehen  normal.  Das  Knie  war  sehr  dick,  aber  die 
Ränder  der  Knochen  nicht  wulstig,  ausserdem  kein  starker  Erguss.  Nach  den  Röntgen- 
bildern sind  die  Verdickungen  bedingt  durch  Zunahme  der  Knochen  an  Grösse  und  Hyper- 
trophie  der  Weichteile.    Die  Histologie  der  Erkrankung  ist  unbekannt 

Eine  milde  Form  der  Tuberkulose  der  Knochen  und  Gelenke  anzunehmen, 
wie  manche  es  wollen,  ist  man  nicht  berechtigt,  da  solche  Erkrankungen 
auch  bei  anderen  Lungenbefunden  (Tumor,  Bronchiektasie)  vorkommen. 

Der  Beweis  osteoarthropathischer  Veränderungen  auf  rein  nervöser  Basis 
wird  durch  einen  von  Bereut  (7)  beschriebenen  Fall  erbracht.  Es  handelte 
sich  um  ein  Aneurysma  der  Arteria  subclavia  sinistra,  welches  durch  Druck 
auf  den  Plexus  brachialis  schwere  Neuritis  mit  sekundärer  Degeneration  des 
Plexus  bedingte;  im  Anschluss  an  die  Neuritis  entwickelten  sich  artbropathische 
Veränderungen  an  der  entsprechenden  Extremität,  Trommelschlägelfinger, 
Auftreibung  der  distalen  Enden  der  Vorder-  und  der  Oberarmknochen.  Dabei 
bestanden  keine  Stauungserscheinungen  an  der  Extremität  und  keine  Erkran- 
kung der  Lunge. 

Eve  (8)  berichtet  vier  Fälle  von  Angiom  der  Synovialis  und  der 
Muskeln. 

Der  erste  Fall  betraf  ein  junges  Mädchen.  Es  bestand  eine  Schwellung  an  der  äusseren 
Seite  des  Oberschenkels  kurz  über  dem  Knie.  Exstirpation  ergab  ein  diffuses  Angiom  des 
oberen  Teiles  der  Gelenkmembran  und  des  Muse.  vast.  ext. 

Im  zweiten  Falle  bestand  bei  dem  Knaben  eine  die  Bewegung  hindernde  Geschwulst 
der  linken  Eniegegend  in  der  Nähe  des  Lig.  patellae.  Es  wurde  ein  abgegrenztes  Agiom 
der  Synovialis  exstirpiert. 

Im  dritten  Falle  bestand  die  schmerzhafte  Geschwulst  auf  der  Innenseite  des  Ellen- 
bogengelenkes. Es  handelte  sich  um  ein  Angiom  der  Synovialis  zwischen  Gondylus  und 
Oberarm. 

Im  vierten  Falle  lag  auf  der  äusseren  und  hinteren  Seite  des  Ellenbogengelenkes  eine 
Geschwulst  und  ein  Lipoms;  das  bei  der  Operation  fettig  aussehende  Gewächs  wurde  aus 
dem  Triceps  und  der  Gelenkkapsel  entfernt;  es  erwies  sich  als  Angiom. 


Bartholdy,  Erkrankangen  der  Gelenke.  221 

Von  den  Patienten  klagten  einige  über  Beschwerden,  wie  bei  Tuberkulose 
(leichte  Schmerzen  bei  Bewegung,  Beschränkung  der  Bewegung).  In  zwei 
Fällen  waren  die  Muskeln  mitergriflfen.  Die  Geschwülste  waren  weich,  elastisch, 
ohne  Pulsation  und  konnten  nicht  durch  Druck  entleert  werden.  In  der 
Diskussion  kamen  noch  drei  weitere  Fälle  zur  Sprache  (Muse,  gracilis,  Beuger 
des  Vorderarmes,  Kniegelenkkapsel). 

Riedel  (9)  operierte  einen  bereits  einmal  von  anderer  Seite  operierten 
Fall  von  Enchondromen  des  Handgelenkes.  Sie  lagen  zum  Teil  frei  und  zum 
Teil  in  der  Kapsel  als  festansitzende  Tumoren.  Wegen  Rezidives  musste 
nochmals  operiert  werden.  Riedel  nimmt  keine  eigentliche  Neubildung  an, 
sondern  mehr  eine  spezifische  Gewebsleistung,  in  Parallele  zu  stellen  mit 
den  Exostosen  nach  Per iostverletzungen ;  auch  hier  war  ein  Trauma  (Wäsche- 
ringen) vorhanden  in  der  Anamnese. 

Langemak  (10)  fügt  zu  den  drei  in  der  Literatur  bekannten  Fällen 
von  Echondromatose  der  Gelenkkapsel  (Reichel,  Müller,  Riedel  [8]) 
einen  neuen.  Es  bot  sich  insofern  ein  Unterschied  zu  den  beschriebenen,  als 
hier  das  Gelenkende  der  Knochen  nicht  freiblieb,  sondern  zuerst  der  alleinige 
Sitz  der  Geschwulst  war  und  später  auch  die  Gelenkkapsel  ergriffen  wurde. 
Es  handelte  sich  um  ein  Chondrom,  welches  von  der  vorderen  Talusepiphyse 
ausging;  der  Synovialis  des  Talonaviculargelenkes  sassen  isolierte  Knoten 
auf,  die  Langemak  nicht  als  Metastasen  auffasst,  sondern  als  primäre 
TumorQn.  Es  folgen  noch  zwei  Fälle  von  Knochensarkomen  am  Kniegelenk, 
die  auf  die  Gelenkkapsel  übergegangen  waren. 

Viana  (11)  berichtet  über  einen  Fall  von  hämophilischer  Gelenkaffek- 
tion am  rechten  Knie,  der  einen  9jährigen  Knaben  betrifft;  nach  dem  von 
Bajardi  beschriebenen  ist  dies  der  zweite  in  Italien  beobachtete  Fall  von 
solcher  Affektion.  Da  die  Diagnose  nicht  auf  Hämophilie  gestellt  worden 
war,  nahm  Verf.  die  Arthrektomie  vor.  Es  fanden  Blutungen  statt,  die  nur 
mit  Mühe  gestillt  werden  konnten;  aber  Verf.  erzielte  vollkommene  Heilung 
und  was  die  Arthrektomie  anbetrifft  war  das  funktionelle  Resultat  ein  aus- 
gezeichnetes. Er  beschreibt  die  in  der  Synovialis,  im  Knorpel  und  in  den 
Knochen  angetroffenen  Veränderungen.  Die  Synovialzotten  wiesen  Volum- 
zunahme nnd  eine  bedeutende  Anzahl  von  Gefässen  auf;  um  diese  herum 
fand  sich  eine  ausserordentliche  Menge  Pigment  aufgehäuft,  und  zwar  ent- 
weder unter  der  Form  von  ganz  kleinen  Körnchen  oder  von  Pigmenthaufen, 
die  im  Protoplasma  von  Zellen,  welche  die  Merkmale  der  globulipheren  Zellen 
besassen,  eingeschlossen  waren. 

Im  Knorpel  konstatierte  man  neben  Erscheinungen,  die  auf  einen  Neu- 
hUdungsprozess  hindeuteten ,  eine  ausgedehnte  Regressivveränderung.  Die 
unter  dem  Knorpel  gelegene  Knochenschicht  wies  nur  eine  Rarefaktion  auf. 
Was  die  Ätiologie  anbetrifft,  kann  nach  Verf.  ein  rheumatischer  Prozess 
mit  den  hämophilischen  Gelenkaffektionen  in  Beziehung  stehen ;  ein  wichtiger 
Faktor  könne  auch  das  Hinzutreten  eines  Traumas  oder  eine  übermässige 
Anstrengung  des  Gelenkes  sein. 

Nach  Besprechung  der  Symptome,  die  diese  Affektion  von  den  anderen 
Gelenkaffektionen  differenzieren  können  (eine  etwas  schwierige  und  unsichere 
Diagnose),  äussert  Verf.  sich  dahin,  dass  bei  der  Behandlung  von  jedem 
operativen  Eingriff  abzusehen  sei.  Wird  mit  der  Behandlung  frühzeitig  be- 
gonnen ,  dann  können  Eisbeutel  und  eine  Mobilisation  des  Gelenkes  guten 
Erfolg  haben.     Bei   später   Behandlung   kann    ein  Kompressivverband   oder, 


222  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    I.  Teil. 

wenn  reichlicher  Erguss  stattgefunden,  eine  Punktur  gute  Dienste  leisten; 
Massage  sei  nicht  ratsam.  Lässt  sich  die  Ankylose  nicht  vermeiden,  so  sorge 
man  dafür,  dass  sie  in  der  günstigsten  Stellung  zustande  kommt. 

R.  Giani. 

Delbet  (12)  beobachtete  die  traumatische  Entstehung  eines  Gelenk- 
körpers im  Kniegelenk  bei  einer  heftigen  Bewegung  im  Sinne  einer  Torsion 
im  Kniegelenk.  Die  Lösung  des  Stückes  aus  der  Kontinuität  erklärt  Delbet 
durch  Druck,  nicht  durch  Zug. 

Auf  Grund  eines  zufällig  bei  einer  Leiche  gefundenen  Präparates  eines 
noch  nicht  vollkommen  gelösten  Körpers  aus  der  Gelenkääche  des  Condylns 
internus  femoris [Präparat  demonstriert  von  Müller  (14)]  besprichtB  oerner(13) 
zunächst  ein  grösseres  Material  von  Gelenkkörpem.  Von  echten  aus  Knorpel 
und  Knochen  bestehenden  Körpern  standen  28  zur  Verfügung.  Boerner 
nimmt  die  Schmieden  sehe  Einteilung  an: 

L  Gelenkkörper,  welche  mikroskopisch  Teile  der  normalen  Gelenkfläche 
enthalten  und  nicht  der  Arthritis  deformans  zuzurechnen  sind ; 

U.  Gelenkkörper,  die  mikroskopisch  keine  Teile  der  normalen  Gelenk- 
fläche enthalten,  sondern  Wucherungen  in  einem  an  Arthritis  deformans 
erkrankten  Gelenk. 

Die  erste  Gruppe  wird  noch  geteilt  in  zwei  Untergruppen:  Fälle,  in 
denen  ein  Trauma  bekannt  resp.  nicht  bekannt  ist. 

Unter  19  Gelenkkörpem,  die  typisch  Gelenkknorpel  enthielten,  befand 
sich  nur  einer,  in  welchem  sich  keine  Erscheinungen  von  Nekrose  nachweisen 
Hessen.  Nach  Tierexperimenten  und  Färbeversuchen  schliesst  Verf.  aus  (als 
Gegner  der  Barth  sehen  Untersuchungen  über  Corpora  mobilia),  dass  gute 
Färbbarkeit  der  Kerne  im  Knorpel  einen  sicheren  Schluss  dahin  machen 
lässt,  dass  der  Knorpel  bei  der  Loslösung  von  der  Knorpelfläche  des  Gelenkes 
noch  gelebt  habe.  Warum  die  Nekrose  in  den  Gelenkkörpem  einmal  geringer, 
einmal  stärker  entwickelt  war,  blieb  unaufgeklärt;  ein  gefässführender  Stiel 
verhindert  anscheinend  Knorpelnekrose.  Ein  histologischer  Unterschied  zwischen 
traumatischer  und  angeblich  nicht  traumatischen  Gelenkkörpern  bestand  nicht. 
Das  genannte  Leichenpräparat  stammt  von  einem  46jährigen  Manne,  der 
nie  Knieschmerzen  geklagt,  nie  seiner  Umgebung  ein  Trauma  (!)  genannt  hatte. 
Die  letzten  Wochen  vor  seinem  Tode  lag  er  zu  Bett.  Am  Condylus  med. 
femoris  liegt  ein  ovales  Stück  der  Gelenkfläche  isoliert  von  der  übrigen  Ge- 
lenkfläche durch  einen  tiefen  Spalt,  dessen  Ränder  beiderseits  aufgefasert 
sind.  Das  Stück  ist  beweglich,  sitzt  aber  in  der  Tiefe  noch  fest.  Als  Zeichen 
eines  nicht  alten  Trauma  (1)  fand  sich  blutig-seröser  Erguss  und  frische 
Blutungen  in  der  Gelenkkapsel.  Es  folgen  drei  weitere  Fälle  (Operations- 
befunde) von  ungelösten,  aber  beweglichen  Gelenkkörpem.  Für  schnell  sich 
lösende  Gelenkkörper  nimmt  Boerner  die  Ansicht  Volk  er  s  an,  dass  es  sich 
bei  der  Lösung  um  eine  Stückfraktur  (B.)  der  Gelenkflächen  handle,  bei  der 
eä  zu  keiner  Einheilung  der  Fragmente  kommt  wegen  der  andauernden  Be- 
wegungen des  Gelenkes  und  des  dauernden  Einpressens  von  Synovia  in  den 
Brucbspalt  (Schmieden),  oder  es  liegt  eine  Rissfraktur  der  Fixationsbänder 
von  Andererseits  lässt  Boerner  auch  die  Möglichkeit  zu,  dass  auch  ge- 
ringere Traumen  als  ;,grosse  Gewalteinwirkungen"  imstande  sind,  ein  Stück 
Gelenk  fläche  sofort  herauszusprengen,  wie  obiger  Fall  zeigt.  Für  die  Koni  g- 
ache  Annahme  einer  Osteochondritis  dissecans  fand  Verf.  keinen  Anhalt. 


Bartholdy,  Erkrankungen  der  Schleimbeatel.  22^ 

XVL 

Erkrankungen  der  Sehleimbeutel. 


Referent:  K.  Bartholdy,  Wiesbaden. 


1.  Langemak,  Die  Entatehnng  der  Hygrome.    Arohiy  für  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70. 
(Nachtrag  1.  c.  Bd.  71.) 

2.  Adrian,  tTber  die  yon  Schleimbeuteln  ausgehenden  Neubildungen.    Brunssche  Bei^ 
trftge  1903.  Bd.  88.  Heft  2. 

Langemak  (1)  bespricht  die  Entstehung  der  Hygrome  und  zwar  der 
Hygrome  der  Gleitbeutel ,  d.  h.  nicht  der  Gelenkschleimbeutel ,  sondern  nur 
derjenigen  Schleimbeutel,  die  ohne  Zusammenhang  mit  den  Gelenken  erst 
postembryonal  sich  bilden.  Sie  haben  keine  epitheliale  Auskleidung.  Auf 
Grund  der  mikroskopischen  Untersuchungen  von  acht  Fällen  kommt  Lange» 
mak  zu  dem  Schluss,  dass  die  Hygrome  durch  Umwandlung  von  Geweb» 
(Fettgewebe)  in  Bindegewebe  unter  Schwund  des  ersteren  Gewebes  und  Hyper- 
plasie des  Bindegewebes  ihre  erste  Anlage  erhalten.  Nachdem  alles  Fett  ge- 
schwunden, häuft  sich  unter  der  begleitenden  Hyperämie  immer  mehr  Kol- 
lagen an,  die  protoplasmatischen  Gewebsbestandteile ,  insbesondere  auch  der 
Gefässe,  schwinden.  Es  entsteht  eine  aus  Kollagen  bestehende,  mit  wenigen 
Zellen  durchsetzte  Schwiele,  die  im  Zentrum  gefässlos  ist.  Hier  setzt  die 
Hygrombildnng  ein.  Das  Kollagen,  ein  ungelöstes  Albumoid,  geht  in  gelösten 
Zustand  über,  es  wird  flüssig.  Damach  sind  auch  Hygrom  und  Ganglion  dem 
Wesen  nach  übereinstimmende  Produkte  der  Verflüssigung  vermehrten  Binde- 
gewebes. In  einem  Nachtrag  zeigt  Lange m'ak  noch  durch  chemische  Unter- 
suchung, dass  die  aus  muzinreichem  Bindegewebe  hervorgehende  Gelenkschleim- 
beutelflüssigkeit viel  Muzin  enthält  im  Gegensatz  zu  der  aus  postembryonalem^ 
an  Muzin  armen  Bindegewebe  hervorgehenden  Gleitbeutelflüssigkeit. 

Zur  Besprechung  der  von  den  Schleimbeuteln  ausgehenden  Neubildungen 
knüpft  Adrian  (2)  an  den  Hinweis  Rankes  aus  dem  Jahre  1886  auf  die 
„armselige  Kasuistik^  dieser  Neubildungen  an.  Ranke  konnte  damals  nur 
7  Beobachtungen  sammeln  und  in  den  weiteren  15  Jahren  sind  ebenfalls  nur 
wenig  Fälle  bekannt  geworden.  Nach  Ausschluss  aller  Pseudoneubildungen, 
d.h.  entzündlicher  Tumoren  oder  Tumoren  in  Narben  nach  Operationen  an. 
Schleimbeuteln,  sind  nach  Ranke  zwei  Gruppen  unterschieden  worden. 

I.   Umwandlung  der  Wand  der  Schleimbeutel  in  eine  der  Bindegewebs-^ 

reihe  einzureihende  Wucherung  (Chondrom,  Sarkom,  Myxom  etc.). 
U.  Epitheliale  Neubildungen,  bis  dahin  nur  beobachtet  bei  bestehenden 

Fistehi,  gleichzustellen  den  bekannten  Karzinomen  aus  alten  Ulze- 

rationen  und  Fisteln. 

Adrian  schliesst  die  letzten  Fälle  ganz  aus  als  Tumoren  der  Schleim- 
beutel und  erkennt  nur  die  von  der  Wand  der  Schleimbeutel  ausgehenden 
Tumoren  an.    Adrian  kann  aus  der  Literatur  darnach  17  Beobachtungen 


224  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    I.  Teil. 

echter  primärer  Tumoren  sammeln  und  fügt  noch  zwei  Beobachtungen  an. 
Es  fand  sich  unter  den  Fällen: 

Osteochondrom  der  Bursa  infragennalis,  Papillom  der  B.  praepatellaris,  Rund-  und 
Spindelzelleusarkom  einer  Schleimcyste  der  Kniekehle,  Myxom  der  B.  praepatellaria,  Sarkom 
der  B.  extensorum  subcruralis,  Geschwulst  (Art?)  der  Bursa  olecrani,  Myxom  der  B.  sub- 
patellaris,  Enchondrom  der  B.  infragenuaiis,  Myxom  der  Bursa  semimembranosa,  drei  Sa^ 
kome  derB.  praepatellaris,  Endotheliom  mehrerer  ScUeimbeutel  bei  demselben  Individaum, 
Endotheliom  beider  Bursae  praepatellares,  Endotheliom  eines  Schleimbeutels  der  Fuassohle, 
Fibrosarkom  der  Bursa  praepateilaris. 

Die  Fälle  Adrians  sind:  Sarkom  der  Bursa  praepateilaris,  Sarkom  der 
Bursa  subdeltoidea.  Unter  den  19  Fällen  gehören  die  meisten  Männern  der 
schwer  arbeitenden  Klasse  an.  Trauma  scheint  mehrfach  von  Einfluss  ge- 
wesen zu  sein.  Die  Bursa  praepateilaris  ist  der  häufigste  Sitz  der  Neo- 
plasmen. Die  Tumoren  sind  meist  in  der  Einzahl  vorhanden,  können  aber 
multipel  auftreten.  Die  Tumoren  können  in  normalen  Bursae  sich  entwickehi, 
es  braucht  keine  Bursitis  vorausgegangen  zu  sein.  Einzehie  Tumoren  haben 
exquisit  malignen  Charakter,  Rezidive  nach  Operation  sind  mehrfach  beob- 
achtet.    Von  den  14  Fällen  endeten  2  Fälle  letal. 


xvn. 
Allgemeine  Geschwulstlehre. 


Referent:  R.  Volkmann,  Dessau. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

I.  Statistik  und  Ätiologie  der  Geschwülste. 

1.  D'Anna,  Sopra  1  blastomiceti  nei  tumori  maligni.    Glinica  chimrgica.  Nr.  1. 

la.  Alessandri,  Bakteriologische  Untersuchungen   bösartiger  Geschwülste.     Zentralblatt 
für  Bakteriologie.  Bd.  33.  Nr.  9.     . 

2.  *A polen t   und    Embden,    Über   die  Natur  einiger  Zelleinschlüase   in   Karzinomen. 
Zeitschrift  für  Hygiene  und  Infektionskrankheiten  1903.  Bd.  42.  Heft  3. 

3.  Bashford,  The  problems  of  Cancer.    British  medical  Journal  1903.  Joly  18. 

4.  Bollinger,  Über  die  Häufigkeit  des  Karzinoms  in  München.  Münchener  med.  Wocheo- 
scbrift  1903.  Nr.  38. 

5.  Brand,  The  causation  of  Cancer.    The  Practitioner  1903.  October. 

6.  *Brunne,  Ein  Fall  von  Hodensarkom  auf  traumatischer  Basis.    Beitrag  zur  Ätiologie 
maligner  Tumoren.    Diss.    Greifswald  1903. 

7.  L.  Ghampionni^re,  L'ötiologie  du  Cancer.     Le  Cancer  dans  Ja   rögion    lyonnttise. 
Journal  de  mäd.  pratiques  1903.  Gab.  11. 

8.  ^Groner,  Beitrag  zur  Pathogenese  des  Karzinoms.    Yeröffentl.  desKomiees  für  Krebs- 
forschung.   Jena.  Gustav  Fischer  1902. 

9.  *D  eilmann,  Jber  den  Zusammenhang  von  Sarkom  und  Trauma.    Diss.     ELalle  190S. 
10.   Feinberg,  Über  den  Krreger  der  Krebsgeschwülste  des  Menschen  and  Säugetiere. 

Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  45,  46. 


Volkmann,  Allgemeine  GeschwnlBtleLre.  225 

11.  ^Feinberg,  Das  Oewebe  und  die  Ursachen  der  Krebsgesohwülste.  Unter  Berflcksich- 
tignng  des  Baues  der  einzelnen  tierischen  Organismen.    Berlin  1903.  A.  Hirschwald. 

12.  *Hechinger,  Über  traumatische  Entstehung  des  Sarkoms.    Diss.    München  1903. 

13.  Honda,  Zur  parasitären  Ätiologie  des  Karzinoms.  Yirchows  Archiv  1903.  Bd.  174. 
Heft  1. 

14.  Jaboulay,  Recherches  sur  la  pathog^nie  des  Cancers  ^pith^liauz.  Lyon  m^dical  1908. 
Nr.  35. 

15.  Jensen,  Experimentelle  Untersuchungen  über  Krebs  bei  Mftnsen.  Zentralblatt  für 
Bakteriologie  1903.  Bd.  34.  Nr.  2. 

Id.  *—  Über  die  Entwickelung  der  durch  subkutane  Einimpfung  von  Saccharomyces  neo- 
formans (Sanfelice)  hervorgerufenen  Knötchen.  Zeitschrift  für  Hygiene  u.  Infektions- 
krankheitnn  1903.  Bd.  45.  Heft  2. 

17.  *lsrael.  Zur  Ätiologie  und  Biologie  der  Geschwülste.  Yirchows  Archiv.  Bd.  172. 
Heft  2. 

18.  Jonas,  Cancer  and  immunity.    Medical  News  1903.  May  9. 

19.  KeJling,  Über  die  Ätiologie  der  bösartigen  GkschwOlste.  Gesellschaft  für  Natur-  und 
Heilkunde  Dresden.    Münchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  21. 

20.  —  Zur  Ätiologie  der  bösartigen  Geschwülste.  Wiener  medizin.  Wochenschrift  1908. 
Nr.  30. 

21.  K  D 1  e  s  c  h  a ,  G.,  Über  einen  neuen  Parasiten  aus  einem  Magensarkom.  Russki  Wratsch 
1908.  Nr.  18. 

^.  V.  Leyden,  Über  die  Parasiten  des  Krebses.  Veröffentlichung  der  Kommission  für 
Krebsforschung.    Jena.  G.  Fischer  1902. 

23.  Loeb,  Über  den  Krebs  der  Tiere.  Archiv  für  klinische  Chirurgie.  Bd.  70.  Heft  8. 
1903. 

24.  —  Über  Transplantation  von  Tumoren.    Yirchows  Archiv.  Bd.  172.  Heft  8. 

25.  Luoksch,  Ätiologie  der  Geschwülste.    Prager  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  46,  47. 
2&  Meyer,  Geo.,  Über  die  Beziehungen  des  adenoiden  Gewebes  zu  bösartigen  Geschwülsten. 

V.  Volkmannsche  Yorträge.  1903.  Nr.  259. 

27.  Mousannat,  The  etiology  of  new  growth*s.    British  medical  Journal  1903.   June  27. 

28.  Monnis,  On  Cancer  and  its  origin.  The  Lancet  1903.  Dec.  12.  British  medical  Jour- 
nal 1903.  Dec  12. 

29.  Moser,  Trauma  und  Karzinom.    Ärztliche  Saohverstftndigen-Zeitung  1903.   Nr.  16. 

90.  Newsholme,  The  possible  association  of  the  conaumption  of  alcohol  with  excessive 

monbality  from  Cancer.    British  medical  Journal  1903.   Dec.  12. 
81.  *Peching,  Die  Parasitentheorie  der  Geschwulstentstehung  im  Yergleich  zu  den  tat- 

sftchlichen  Erfahrungen  über  multiple  Primärtumoren.    Diss.  Greifswald  1908. 

32.  *Power,  A  fnrther  contribution  to  the  distribution  of  cancer.  The  Practitioner.  May 
1903. 

33.  Prowazek,  S.,  Erwiderung  auf  Feinberg:  Über  die  Erreger  der  Krebsgeschwülste 
etc.   Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.   Nr.  48. 

34.  de  Quervain,  De  Torigine  des  nöoplasmes  malins.  iLa  semaine  m^dicale  1903. 
Nr.  39. 

35.  —  The  origin  of  malignant  neoplasme.    Medical  Press  1903.    Oct.  28. 

36.  Robertson,  A  contribution  to  the  study  of  the  local  distribution  of  cancer  in  Scot- 
knd.    Edinburgh  medical  Journal  1908.    January. 

37.  Rogens,  A  chemical  hypothesis  for  the  etiology  of  cancer.    Annais  of  surgery  1903. 

Aagust 

38.  De  Ruyter,  Über  Karzinomentwicklung,  v.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  69. 
Heft  1  u.  2.    V.  Esmarch  Festschrift. 

39.  *Sauplier,  Über  die  pathogene  Wirkung  der  Blastomyceten.  lY.  Abhandlung.  Ein 
Beitrag  zur  Ätiologie  der  bösartigen  Geschwülste.   Zeitschrift  für  Hygiene  1903.  Bd.  44. 

Hefts. 

40.  Schul  1er,  Parasitäre  Krebsforschung  und  der  Nachweis  der  Krebsparasiten  an  Leben- 
den.   Berlin  1003.    Yogel  &  Kreienbrück. 

41.  Spin  las.  Über  Yerdauungsvakuolen  und  ihre  Beziehungen  zu  den  Foa-F  lim  mor- 
schen Krebsparasiten.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.    Nr.  19. 

42.  Sternberg,  Über  den  dermaligen  Stand  der  Ätiologie  der  Karzinome.  Allgemeine 
Wiener  med.' Zeitung  1908.    Nr.  17,  18,  19  u.  20. 

43.  Templemann,  A  contribution  to  the  study  of  cancer  montality.  British  medical 
Journal  1908.    Febr.  14. 

Jahreibeiicht  für  Ghimrgle  1908.  15 


226  Jahresbericht  ffir  Chirargie.    L  Teil. 

Die  Frage,  ob  die  vielfach  behauptete  Zunahme  der  Zahl  der  Krebs- 
erkraukungen  in  den  letzten  Jahren  eine  tatsächliche  oder  nur  scheinbare  ist, 
ist  noch  nicht  sicher  aufgeklärt.  Bollinger  (4)  bat  das  Material  des 
Münchener  pathologischen  Instituts  der  letzten  50  Jahre  auf  die  Krebs- 
erkrankungen hin  prüfen  lassen.  Er  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  dort  das 
Karzinom  nicht  nachweislich  häufiger  geworden  ist.  ;,Die  scheinbare  Zu- 
nahme anderswo  wird  zusammenhängen  mit  der  durchschnittlichen  Verlängerung 
der  Lebensdauer,  der  Verbesserung  der  Diagnose  und  Zunahme  der  Sektionen, 
wodurch  eine  grössere  Anzahl  klinisch  latenter  Krebsfälle  aufgedeckt  wird.^ 
Championniere  (7)  referiert  im  Journal  de  M6d.  über  zwei  Arbeiten 
von  Arathorn  und  Drivon,  die  sich  mit  der  Karzinomverbreitung  im 
Lyoner  Gebiet  befasst  haben.  Sie  fanden  beide,  dass  das  Karzinom  häufiger 
geworden  ist  als  früher,  wissen  aber  die  Ursachen  dafür  nicht  anzugeben. 

Die  Krebsverbreitung  in  Schottland  hat  Robertson  (36)  untersucht. 
Er  gibt  die  Statistik  der  Krebsmortalität  in  den  Jahren  1895 — 97.  Irgend 
welche  ätiologischen  Anhaltspunkte  oder  auffallende  Resultate  betrefifs  der 
lokalen  Verbreitung,  des  Einflusses  von  Örtlichkeit,  Boden,  Wasserverhältnissen, 
Berufsarten,  der  Infektionsgestalt  und  Heredität  ergibt  die  Statistik  nicht. 

Nach  Templemanns  (43)  Studie  über  die  Krebsmortalität  in  Dundee 
während  der  letzten  25  Jahre  hat  die  Zahl  der  Krebserkrankungen  sehr 
zugenommen.  Die  Mortalität  ist  von  7,27  auf  16,92  (pro  10000  der  Bevöl- 
kerung über  20  Jahre)  gestiegen.  Das  Wachstum  der  Zahl  ist  am  grössten 
jenseits  des  45.  Jahres;  bei  Weibern  ist  die  Zunahme  noch  grösser  als  bei 
Männern,  doch  haben  Mamma-  und  üteruskarzinom  nicht  zugenommen.  Die 
Hauptzahl  der  Fälle  betrifft  den  Digestionstraktus.  T.  nimmt  an,  dass, 
obgleich  in  den  letzten  Jahren  die  Diagnose  an  Genauigkeit  gewonnen  hat, 
dennoch  an  einer  objektiven  Zunahme  der  Krebserkrankungen  in  dem  von  ihm 
untersuchten  Ländergebiet  nicht  gezweifelt  werden  kann. 

Im  Anschluss  an  die  grosse  Arbeit  von  Sticker  über  das  Karzinom 
bei  unsem  Haustieren  (s.  vor.  Jahrg.!)  macht  Loeb  (23)  die  Bemerkung,  dass 
—  entgegen  den  Beobachtungen  Stickers,  betreffend  die  grosse  Seltenheit 
der  Hautkarzinome  (speziell  der  Augengegend)  beim  Rinde  —  in  Amerika 
das  Karzinom  der  AugODgegend  beim  Hausrind  das  allerhäufigste  sei  und 
dass  es  dort  sogar  an  einem  Orte  endemisch  vorkomme. 

Unter  den  Arbeiten  über  Ätiologie  der  Geschwülste  ist  zweifellos 
diejenige  von  Georg  Meyer  (26)  die  originellste.  Sein  Versuch,  eine  voll- 
ständig neue  Erklärung  der  Entstehung  der  malignen  Geschwülste  zu  geben, 
wird  zum  mindesten  das  Interesse  des  Lesers  erwecken,  wenn  auch  nicht 
jeden  sofort  überzeugen.  M.  geht  von  der  Anschauung  aus,  dass  es  unhaltbar 
sei,  Sarkom  und  Karzinom  als  zwei  ihrem  Wesen  nach  verschiedene  Krank- 
heitsprozesse aufzufassen,  sie  gehen  vielfach  ineinander  über  und  können 
auch  im  histologischen  Bilde  nicht  scharf  getrennt  werden.  Alle  bisherigen 
Erklärungsversuche  des  Wesens  der  malignen  Geschwülste  sind  ungenügend, 
besonders  auch  die  parasitäre  Theorie,  die  keine  Erklärung  geben  würde, 
selbst  wenn  ein  Krebserreger  tatsächlich  schon  gefunden  wäre,  was  M.  bestreitet 
M.  sucht  den  Ausgangspunkt  aller  malignen  Geschwülste  im  adenoiden  Gewebe, 
das  ja  überall  im  Körper  verbreitet  ist  und  auf  Schädigung  durch  Bakterien 
oder  ihre  Toxine  durch  eine  unbegrenzte  Proliferation  reagiert,  eine  Zell- 
vermehrung, die  in  gleichem  Masse  bei  keinem  anderen  Gewebe  möglich  ist 
Ein  Teil   der  unter  dem   Reiz  neugebildeten  Zellen  bleibt  dem  Körper  als 


YolkmaDD,  Allgemeine  Oeechwulstlehre.  227 

Lymphknötchen  erhalten,  und  M.  unterscheidet  die  peripheren  neugebildeten 
Knötchen  als  „Neolymphome^  von  den  zentraler  gelegenen  grösseren  Enötchen- 
anhaufungen  (den  „Lymphdrüsen^)  im  Verlauf  der  Lymphbahnen.  Das  adenoide 
Gewebe  ist  dasjenige,  welches  sich  wie  kein  anderes  schon  physiologisch  zur 
Schnellzellulation  eignet.  Die  in  Verwilderung  übergegangenen  Neolymphome, 
die  nur  noch  die  Nahrung  vom  Körper  beziehen,  sonst  aber  sich  durch  ihre 
schrankenlose  Wucherung  selbständig  gemacht  haben,  nennt  er  „Apolymphome^. 
Ans  diesen  Apolymphomen  entstehen  die  Karzinome  und  Sarkome.  Zuerst 
bespricht  M.  den  allmählichen  Übergang  von  hyperplastischen  „Lymphdrüsen^ 
zu  malignen  Lymphomen,  zum  Lymphosarkom  etc.  Es  gibt  da  keine  Grenzen, 
Sarkom  ist  überhaupt  eine  überstürzte  Lymphknotenbildung,  wobei  das  Binde- 
gewebe in  der  Umgebung  der  in  Wucherung  geratenen  adenoiden  Zellgruppen 
mitgerissen  wird.  —  Die  Krebszelle  hält  er  ^analog  der  Sarkomzelle  für 
adenoiden  Ursprungs  und  nur  wo  tatsächlich  Drüsenschlauch  zu  erkennen  ist, 
nehme  ich  an^  dass  ich  mitgewuchertes  Epithel  vor  mir  habe.  Ich  nehme 
also  mit  Ribbert  eine  primäre  Wucherung  im  Bindegewebe  an,  die  das 
Epithel  zum  Wachsen  bringt,  bestreite  aber,  dass  die  fixe  Bindegewebszelle 
es  ist,  die  den  ersten  Reiz  empfangt,  und  weise  ausserdem  der  Epithel* 
Wucherung  eine  viel  weniger  wesentliche  Rolle  bei  der  ganzen  Geschwulst- 
büdung  zu  als  die  meisten  anderen.'^  Also  auch  das  Haut-  und  Drüsenkarzinom 
ist  für  ihn  eine  Apolymphombildung.  Im  allgemeinen  bestreitet  er,  dass  die 
ausgebildete  Sarkomzelle  von  der  Krebszelle  zu  unterscheiden  sei.  —  Für  die 
Wucherung  des  adenoiden  Gewebes  geben  die  Traumen  und  die  Invasion  von 
Bakterien  die  wichtigsten  Ursachen  ab.    Die  Schlusssätze  lauten: 

1.  „Das  Muttergewebe  der  bösartigen  Geschwülste  ist  das  adenoide  Ge- 
webe. 

2.  Krebs  und  Sarkom  werden  nicht  durch  einen  bestimmten  Fremd- 
organismus hervorgerufen,  sondern  sind  spätere  Folgen  von  Mykosen 
der  verschiedensten  Art. 

3.  Karzinome  und  Sarkome  sind  gleichartige  Bildungen;  jene  sind  peri- 
pherere  Apolymphome,  diese  Apolymphome  der  Lymphwege.  Karzi- 
nome sind  nur  durch  Mitwuchem  von  Darmepithel  (Drüsenschlauch- 
Apolymphome)  oder  Hautepithel  (Hautepithel -Apolymphome)  ausge- 
zeichnete Apolymphome. 

Die  bösartige  Geschwulstbildung  stellt  sich  also  dar  als  eine  Funktions- 
störung eines  den  höheren  Wirbeltieren  eigentümlichen,  im  Kampfe  mit 
Fremdorganismen  erworbenen  spezifischen  Gewebes,  eine  Funktionsstörung, 
die  mit  zu  starker  Inanspruchnahme  dieses  Gewebes  zusammenhängt.^ 

Eine  ganze  Anzahl  Publikationen  sind  zusammenfassende,  teils  rein  ob- 
jektive, teils  kritische  Referate  über  den  heutigen  Stand  der  Frage  nach  der 
Ätiologie  der  Geschwülste.  Diese  Arbeiten  geben  nur  übersichtliche  Zusammen- 
stellungen der  Literatur  ohne  eigene  Zutat.  Sehr  gründlich  und  übersichtlich 
und  zur  Orientierung  auf  diesem  Gebiete  wohl  geeignet  ist  die  ausführliche 
Darstellung  von  Sternberg  (42),  femer  die  von  Luksch(25)  und  der  Vor- 
trag de  Quervains  (34,  35).  Der  charakteristische  Schlusssatz  dieses  kriti- 
schen Referates  lautet : 

„Quclleque  soit  du  reste  la  direction  que  prendront  ces  recherches,  elles 
devront  etre  instituöes  avec  un  sens  critique  qui  parait  avoir  fait  defaut 
jusqu^a  present  ä  bien  des  ezp^rimentateurs ,  et  dont  Tabsence  nous  a  valu 
des  döcouvertes  de  parasites  aussi  nombreuses  qu'ephemeres.^' 

15* 


228  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Die  kurzen  allgemeinen  Bemerkungen  über  Ätiologie  der  Geschwülste 
in  der  englischen  Literatur  (Blell,  Bashford  [3],  Morris  [28],  Monsarrat 
[27])  entbehren  jedes  Interesses  und  sind  ganz  unwesentlich. 

Den  Zusammenhang  zwischen  Earzinombildung  und  Trauma  behandelt 
Moser  (29)  im  Hinblick  auf  die  Unfallgesetzgebung.  Er  hat  15  Fälle  ge- 
sammelt, in  denen  der  ursächliche  Zusammenhang  zwischen  Trauma  und 
Erebsbildung  behauptet  resp.  auch  angenommen  worden  ist  und  dement- 
sprechend eine  Rente  verweigert  oder  zugesprochen  wurde.  Ein  Beweis 
des  ursächlichen  Zusammenhangs  war  aber  in  keinem  der  Fälle  erbracht. 
Auch  die  Wahrscheinlichkeit  ergab  sich  nur  sehr  selten. 

Drei  ungewöhnliche  Fälle  von  Karzinombildung  auf  Grund  langdauemder 
eitrig- entzündlicher  Prozesse  bringt  de  Ruyter(38).  Einmal  hatte  sich  ein 
Nasenschleimhautkarzinom  auf  dem  Boden  eines  alten  Empyems  der  High- 
morshöhle, das  andere  Mal  ein  Gallertkrebs  des  Proc.  vermiform.  nach  mehr- 
facher eitriger  Perityphlitis  entwickelt  und  ein  Mammakarzinom  im  Anschluss 
an  die  chronische  ^tzündung,  die  ein  eingedrungener  Fremdkörper  (Nadel) 
yerursacht  hatte.  Verf.  meint,  dass  sich  vielleicht  aus  genauerem  Studium 
der  Mammakarzinomfälle,  die  auf  dem  Boden  chronisch  entzündlicher  cystöser 
Mastitis  entstanden  seien,  etwas  Näheres  über  den  Zusammenhang  zwischen 
Entzündung  und  Karzinombildung  werde  lernen  lassen. 

Den  Zusammenhang  zwischen  Alkoholismus  und  Krebsmortalität  sucht 
Newsholme  (30)  an  der  Hand  des  Materials  nachzuweisen,  das  ihm  von 
der  Leitung  der  Temperenzbewegung  in  England  geliefert  worden  ist.  Aus 
diesem  Material  würde  hervorgehen,  dass  die  Krebsmortalität  der  Alkoholisten 
sich  zu  der  der  Enthaltsamen  wie  100  zu  72  verhält.  Verf.  glaubt  nicht  an 
den  schädigenden  Einfluss  einzelner  Berufsarten,  der  vielfach  angenommen 
wird ,  sonst  wäre  es  unverständlich ,  dass  z.  B.  die  unter  Tage  arbeitenden 
Kohlenbergwerkarbeiter  so  selten  und  die  am  Tage  arbeitenden  Kohlenschipper 
so  häufig  an  Krebs  erkranken.  Es  komme  dabei  nur  der  Alkoholismus  in 
Frage,  der  bei  den  unter  Tage  arbeitenden  Bergleuten  so  viel  seltener  sei 
als  bei  den  Kohlenschippem.     (?  Ref.) 

Jensen  (15)  berichtet  über  das  Resultat  seiner  (schon  früher  erwähnten) 
langdauemden  Versuche  betreffs  Übertragung  von  Karzinom  bei  weissen  Mäusen. 
Es  ist  ihm  gelungen,  das  Karzinom  durch  19  Generationen  fortzuzüchten. 
Fast  in  der  Hälfte  aller  Übertragungen  war  das  Resultat  positiv.  Die  Mäuse 
sterben  an  den  immer  weiter  wachsenden  Tumoren  unter  dem  Zeichen  der 
Kachexie,  jedoch  ohne  Metastasenentwickelung.  Einen  Anhalt  für  die  para- 
sitäre Natur  der  Geschwulst  hat  Jensen  nie  gefunden  und  er  glaubt  nicht 
daran. 

Die  folgenden  Arbeiten  haben  den  Krebsparasitismus  zum  Gegenstand. 

Eigene  Beobachtungen  und  Experimente  (II  Policlinico  1896  und  SuppL 
al  Policlinico  1897)  hatten  D^Anna(l)  schliessen  lassen,  dass  die  verschiedene 
Art  wie  ein  und  derselbe  Tumor  sowohl  bakteriologisch  als  histologisch  reagiert, 
je  nachdem  die  Brachstücke  der  Luft  ausgesetzt  worden  sind  oder  nicht, 
dartue,  dass  im  ersten  Falle  die  Anwesenheit  von  Blastomyceten  durch  die 
Luft  bedingt  ist.  Neuerdings  von  ihm  ausgeführte  Experimente  überzeugten 
ihn,  dass  in  nicht  ulzerierten  Tumoren  Blastomyceten  konstant  fehlen  und 
dass  frische  oder  vorgeschrittene  ülzerationen  die  Parasiten  aus  der  Luft 
zu  resorbieren  vermögen.  Deshalb,  bemerkt  er,  sind  bei  malignen  Tumoren 
die  Blastomyceten  ein  zufälliger  Befund  und  eine  pathogene  Wirkung  entfalten 


Volkmann»  Allgemeine  Geschwulatlehre.  229 

sie  nicht.  —  Er  bestreitet  sodann  die  Behauptung  Sanfelices,  dass  der 
Pilz,  wenn  Tieren  eingeimpft,  echte  Neoplasien  hervorzurufen  vermöge;  der 
rasche  Verlauf  der  erhaltenen  Krankheitsf ormen ,  die  histologische  Unter- 
snchong  und  die  ausbleibende  Reproduktion  des  neugebildeten  Gewebes  bei 
Droseninfektion  lassen  entschieden  ausschliessen,  dass  der  F.  neoformans  echte 
maligne  Tumoren  bewirke.  — 

Zur  Bekräftigung  seiner  Meinung  führt  er  die  bei  57  malignen  Tumoren 
von  ihm  gemachten  Befunde  an;  nur  in  fünf  von  diesen  Tumoren  (alles  Fälle 
von  ulzeriertem  Krebs)  gewahrte  er,  nach  der  Methode  von  Gram  und  San- 
felice,  Blastomyceten.  Er  machte  auch  Kulturversuche,  selbst  auf  zucker- 
haltigen Mitteln,  und  erhielt  in  34  Fällen  fast  immer  negatives  Resultat;  das 
positive  Resultat,  das  er  in  ganz  wenigen  Fällen  erhielt,  war  durch  zufällige 
Verunreinigung  bedingt.  R.  Giani. 

Feinberg  (10)  verteidigt  in  einem  stark  polemischen,  ziemlich  uner- 
quicklich zu  lesenden,  weil  stark  persönlich  gefärbten  Aufsatze  sein  Histo- 
sporidium  carcinomatorum  gegen  seine  Gegner,  besonders  gegen  Prowazek, 
worauf  letzterer  (33)  kurz  und  sachlich  erwidert. 

Jaboulay  (14)  beschreibt  kurz  einen  neuen  von  ihm  gefundenen 
Parasiten,  in  dem  er  endlich  den  so  lange  gesuchten  Krebserreger  entdeckt 
hat.    Genaueres  s.  Original! 

Alessandri  (la)  hat  23  Krebse  und  zahlreiche  Sarkome  auf  Blasto- 
myceten untersucht.  Mikroskopisch  wurden  oft  verdächtige  sarcineähnliche 
Gebilde  gefunden,  die  Kulturversuche  fielen  aber  alle  negativ  aus. 

Spin  las  (41)  hat  im  Göttinger  pathologischen  Institut  experimentell 
durch  Injektion  von  den  verschiedenartigsten  Dingen  (z.  B.  Krebszellen,  Sper- 
matozoen,  Sarcine,  Leberzellen,  Kochsalz)  in  die  Bauchhöhle  die  sogenannten 
Foa-Plimmerschen  Körperchen,  die  mit  Feinbergs  und  Leydens  ;,Krebs- 
parasiten^  identisch  sind,  erzeugt.  Es  sind  einfach  ;,die  von  Lymphocyten 
aufgenommenen  und  verdauten  Leukocyten,  oder  besser  Yerdauungsvakuolen, 
in  denen  als  Rest  des  Leukocyten  ein  intensiv  färbbares  Korn  gelegen  ist**. 

Ebenso  hat  Honda  (13)  diese  Dinge  an  Drüsenkarzinomen  nachgeprüft, 
und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  es  sich  nicht  um  Parasiten  handelt. 

Sc  hüll  er  (40)  hält  an  dem  von  ihm  gefundenen  ;,  Krebserreger  ^  fest; 
er  meint,  dass  alle  Einwände,  die  ihm  gemacht  worden  sind,  hinfallig  sind, 
und  hat  die  ^Krebsparasiten^  auch  weiterhin  in  allen  Fällen  gefunden,  ob- 
gleich er  die  Möglichkeit  der  Verunreinigung  seiner  Präparate  durch  Kork- 
zellen ausgeschlossen  hat. 

Kulescha  (21)  fand  in  einem  durch  Operation  entfernten  Rnndzellen- 
sarkom  des  Magens  einen  eigentümlichen  Parasiten,  den  er  zu  den  Sporozoa 
rechnet.  Der  Parasit  fand  sich  überall  da,  wo  Sarkomgewebe  nachweis- 
bar war.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Im  Anschluss  an  die  Untersuchung  von  vier  Fällen  von  Kontaktkarzinom 
erörtert  Jonas  '(18)  den  jetzigen  Stand  unserer  Kenntnisse  über  Toxine  und 
Antitoxine,  resp.  über  allgemeine  und  lokale  Immunisierung  gegen  Krebs. 
Er  ist  der  Überzeugung,  dass  wir  Aufschlüsse  über  die  Natur  des  Karzinoms, 
dessen  parasitärer  Erreger  noch  nicht  gefunden  sei,  und  über  Immunisierung 
gegen  Karzinom  auf  chemischem  Wege  suchen  müssen  und  dass  auch 
auf  chemischem  Gebiet  die  Zukunft  der  Therapie  liege. 

Brandt  (5)  ist  Anhänger  der  parasitären  Natur  des  Krebses,  wenn  er 
auch  den  Parasiten  noch  nicht  als  gefunden  annimmt.    Er  wendet  sich  theo- 


230  Jahresbericht  fQr  Ghirargie.    I.  Teil. 

retisch  gegen  einige  allgemeine  Einwände  gegen  die  parasitäre  Theorie  nnd 
wirft  der  englischen  Regierung  vor,  dass  sie  von  Staatswegen  nicht  gegen 
Tuberkulose  und  Karzinom  vorgehe. 

Eine  eigentümliche  (wie  Ref.  meint,  recht  wenig  beweiskräftige)  Arbeit 
über  die  Genese  der  maügnen  Tumoren  liefert  Kell  in  g  (19,  20).  Er  glaubt, 
dass  man  per  exclusionem  zu  dem  Schluss  kommen  müsse,  dass  ;,die  Ge- 
schwulstzellen (der  malignen  Tumoren)  überhaupt  keine  Zellen  des  Körpers 
sind,  sondern  dass  es  Zellen  sind,  die  auf  den  Körper  transplantiert,  dort 
weiter  wuchern.^  Er  hat  deshalb  versucht  festzustellen,  ob  auf  den  Körper 
von  Säugetieren  verpflanzte  Zellen  niederer  Tiere  Geschwülste  erzeugen  können. 
Er  hat  zahlreiche  Experimente  vorgenommen.  Mazerierte  Fliegen,  Fliegen- 
puppenlymphe,  von  Fliegeneiern  abgelöste  Zellen,  Mückenlarvenmazerat,  Blatt- 
läuselymphe,  Schnecken-,  Mehlwürmer-,  Regenwürmer-  und  Karpfenschleim 
hat  er  auf  Ratten,  Mäuse,  Hunde  und  Hühner  übergeimpft.  Die  Resultate 
waren,  dass  die  Impfung  auf  gesunde  Tiere  immer  vergeblich  war.  Bei 
Impfung  in  die  Umgebung  vorher  gesetzter  Wunden  hat  er  jedoch  drei 
;,positive^  Resultate  gehabt,  d.  h.  es  entstanden  Tumoren,  die  mikroskopisch 
einen  malignen  Eindruck  machten.  Im  ersten  Fall  entstand  ein  „Fibro- 
sarkom^.  Im  zweiten  Fall  hatte  sich  bei  einem  Hund,  der  7  Tage  (!)  nach 
der  Transplantation  von  Schneckenzellen  starb,  ein  Knötchen  entwickelt,  das 
^unbestreitbar  den  Charakter  des  Adenokarzinoms  zeigte^  (!).  Im  dritten 
Fall  hatte  sich  bei  einem  Hund,  der  28  Tage  (!)  nach  der  Injektion  starb, 
ein  ;,gemischtzelliges  Sarkom^  von  Kleinkirschgrösse  gebildet.  (De  Quervain 
sagt  iii  seinem  oben  erwähnten  Aufsatz  über  die  ^positiven  Resultate'^ 
Kellings:  „Inutile  d'ajouter  que  cette  th6orie  s'accorde  fort  mal  avec  les 
donnöes  de  Tanatomie  pathologique.^) 

II,   Histologie  der  Geschwfilste. 

43.  Andry,   De  Tad^nome  e^bac^  circonscrit.    ADnales  de  Dermatol.  et  de  Syphil.  1903. 
Nr.  7. 

44.  Bard,  The  haematolysis  of  cancroos  ezsudatioDs.    Medical  Press  1903.    Febr.  18. 

45.  *Beard,  Ober'Embryomata  und  andere  Geschwülste.   Berliner  klin.  Wochenschr.  1903. 
Nr.  30. 

46.  Bender,  Über  ein  periostales  Randzellensarkom  and  ein  Myelom  mit  Ealkmetastasen. 
Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.    LXUI. 

47.  *Bing,  Beiträge  zur  Histologie  der  Angiome  (Untersuchungen  mit  Weigerts  fiosin- 
förbung.    Dissert.  Würzburg  19ü8. 

48.  Brnandet,  Infiltration  epitheliale  experimentale.    La  Presse  mMicale  1903.    Nr.  30. 

49.  Cavaillon,  Greffe  de  Cancer.    Soc.  des  sciences  möd.    Lyon  medical  1903.    Nr.  21. 

50.  Cunliffe,  The  blood  in  malignant  disease.    Medical  Chronicle  1903.    October. 

51.  Da  vier,  Leucoplasie  et  Cancer.    Du  r6le  et  de  Timportance  de  la  biopsie.    A  propos 
de  la  le9on  de  M.  Gancher.    La  Presse  mödicale  1903.    Nr.  61. 

52.  *Durante,  Hypertrophie  graisseuse  diffuse   (lipome  ou  n^vrome  diffus?)  du  median. 
Soc.  d'anatomie  de  Paris  1903.    Nr.  10. 

53.  Eh  rieh,  Über  glattwandige  falsche  Zysten  in  Geschwülsten,    v.  Br  an  sehe  Beitrfige 
1903.  Bd.  37.    V.  Esmarch- Festschrift  1903.    Heft  1  u.  2. 

54.  Gallina,  Ein  Fall  von  multiplem  Endotheliom  (Endothelialkrebs  der  Lymphdrüsen  und 
bahnen.    Virchows  Archiv  1903.    Bd.  172.  Heft  2. 

55.  *Graf,  Zur  Kenntnis  der  Metastasen bildung  bei  Karzinomen.    Dissert  Freibarg  190S. 

56.  Hansen,    Haemangioendothelioma    intravasculare    uteri.     Virchows  Archiv   1903. 
Bd.  171.  Heft  1. 

57.  Hauser,  Gibt  es  eine  primäre  zu  Geschwulstbildung  führende  Epithelerkrankang  ? 
Ein  Beitrag  zur  Geschwulstlehre.     Zieglers  Beiträge  zur  patholog.  Anatomie  1903. 
Bd.  XXXIU.    Heft  1  u.  2. 


Volk  mann,  AUgemeine  Geschwulstlehre.  231 

58.  Henrteux.  Recherches  snr  quelques  points  de  rhistoire  clinique  du  cancroide  ou  6pi-^ 
tb^Iioma  pavimenteux.    Archives  provinciales  1903.    Nr.  2  u.  3. 

59.  *Krompecber,  Der  Basalzellenkrebs.  Eine  Studie  betr.  die  Morphologie  und  Histo- 
genese  der  Basalzellentumoren,  namentlich  des  Basalzellenkrebses  der  Haut,  der  Pflaster- 
epithel-Scbleimhänte,  Brustdrfisen,  Speichel-,  Schleimdrüsen  und  Ovarien,  sowie  dessen 
Beziehungen  zu  den  Geschwfllsten  im  allgemeinen.    Jena.    G.  Fischer.  1903. 

60.  *LGffler,  Die  Melanosarkombildung  beim  Menschen  und  beim  Pferde.  Dissert  Würz- 
burg 1903. 

61.  Morestin,  Pseudo-tnmeur  inflammatoire  d^veloppee  autour  d'un  corps  etranger.  BulU 
et  M^m.  de  la  Sociät^  anatomique  de  Paris  1903.    Nr.  4. 

62.  ^Preindlsberger,  Ein  Fall  von  Rankenneurom  mit  Pigmentbildung.  Zeitschrift  für 
Heilkunde  1903.    Bd.  24,  lY.  Heft  3. 

63.  Ravenna,  Beitrag  zur  Histogenese  der  melano tischen  Hautgeschwülste.  Yirchows 
Archiv  1903.  Bd.  171.  Heft  1. 

64.  Soltykow,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Myeloms.  Yirchows  Archiv  1903.  Bd.  173. 
Heft  8. 

65.  ^Schmidt,  Hart.,  Die  Yerbreitungswege  der  Karzinome  und  die  Beziehung  generali- 
sierter Sarkome  zu  den  leukämischen  Neubildungen.    Jena  1903.    G.  Fischer. 

66.  *Stahr,  Zur  Ätiologie  epithelialer  Geschwülste.  I.  Epithelperlen  in  den  Zungenpapillen 
des  Menschen.  II.  Eine  experimentell  erzeugte  Geschwulst  der  Rattenvallata.  Zentral- 
blatt für  allgem.  Pathologie  und  pathologische  Anatomie  1903.    Bd.  XYI.  1. 

67.  ^Yens^t  ^i^  Histogenese  der  Schleimhautkarzinome.    Dissert.  Leipzig  1903. 

68.  Woolley,  Ein  primärer,  karzinomatoider  Tumor  (Mesothelioms)  der  Nebennieren  mit 
sarkomatOsen  Metastasen.   Yirchows  Archiv  1903.    Bd.  172.  Heft  2. 

Heurtaux  (58)  bringt  eine  breite  Studie  über  die  Histologie  und  Klinik 
der  Kankroide,  die  nichts  wesentlich  Neues  enthält. 

Ha  US  er  (57)  der  entgegen  Ribbert  behauptet,  dass  bei  der  Karzinom- 
entwickelnng  das  Epithel  primär,  ohne  vorherige  Verlagerung  ins  Bindegewebe 
oder  dergl.  wuchere,  hat  mehrere  Fälle  von  Polyposis  adenomatosa  intestinalis 
imtersucht  und  an  diesem  Material  festgestellt,  dass  das  Darmepithel 
primär  ohne  Beihilfe  oder  vorherige  Wucherung  des  Bindegewebes  in  Kar- 
zinomgewebe übergeht. 

Bruandet  (48)  hat  Krebssaft  und  den  Ausstrich  normaler  Magen- 
schleimhaut in  das  ligierte  Vas  deferens  von  Hasen  injiziert  und  dadurch 
atypische,  karzinomähnliche  Epithelwucherungen  in  den  Samenkanälchen  des 
Hodens  erzengt.  Diese  Wucherungen  drangen  in  das  Binde-Gewebe  vor.  Wenn 
er  andere  Fremdkörper  oder  Bakterien  injizierte,  entstanden  immer  nur  Abszesse 
ohne  Epithelwucherung. 

Bender  (46)  hat  im  Marchand  sehen  Institut  die  genaue  ätiologische 
Untersuchung  zweier  multipler  Knochentumoren  mit  Kalkmetastasen  vorge- 
nommen. Der  eine  war  ein  periostales  Sarkom,  der  andere  ein  echtes 
Myelom.  Die  histologischen  Details  können  hier  nicht  referiert  werden. 
Auf  die  Natur  des  Myeloms  wird  näher  eingegangen.  Bender  will  das 
Myelom  nicht  zu  den  Sarkomen  gezählt  wissen.  Seinen  zweiten  Tumor 
definiert  er  als:  ;,eine  dem  roten  Knochenmark  homologe  Geschwulst,  an 
welcher  lediglich  die  grossen  Markzellen  beteiligt  sind  und  welche,  vielleicht 
auch  multipel  beginnend,  in  diffuser  Weise  im  ganzen  Skelett  auftritt.^ 

Saltykow  (64)  beschreibt  kurz  einen  Fall  von  multiplem  echten  Myelom 
und  gibt  eine  kurze  Kritik  der  Literatur.  Er  hält  seinen  Tumor  für  ein 
Analogen  zu  dem  eben  besprochenen  zweiten  Fall  von  Bender. 

Darier  (51)  wendet  sich  sehr  energisch  gegen  einen  Artikel  von 
Gaucher,  der  die  Leukoplakie  immer  und  unbedingt  als  luetiscffer  Natur 
betrachtet  wissen  will.     Er  betont,   dass  sich  unter  diesem  Krankheitsbild 


232  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    I.  Teil. 

zahlreiche  KarziDome  befinden,   die  als  solche  behandelt  werden  müssen  und 
weist  auf  die  Wichtigkeit  der  histologischen  Untersuchung  hin. 

Cavaillons  (49)  Mitteilung  über  einen  Impfversuch  (Implantation  von 
Earzinomgewebe  auf  einen  Hund),  der  noch  nicht  abgeschlossen  ist,  ist 
wertlos. 

Von  Andry  (43)  stammt  eine  sehr  kurz  und  klar  geschriebene  kleine 
Monographie  über  das  Adenome  sebac^  circonscrit.  Er  erkennt  aus  der 
Literatur  nur  fünf  Fälle  an  und  beschreibt  einen  eigenen.  Das  Neoplasma 
bleibt  immer  flach,  wird  nicht  tnmorartig,  ist  1  bis  höchstens  8  cm  gross, 
braun  oder  rot,  von  regelmässiger  Oberfläche.  Die  Haare  fehlen  darauf. 
Es  sitzt  nur  im  Gesicht  von  Männern,  schmerzt  nie,  wächst  sehr  langsam, 
kann  aber  in  jedem  Lebensalter  vorkommen.  Histologisch  besteht  es  aus 
Schweissdrüsenknäueln;  die  Haut  darüber  ist  normal,  keine  Gefäss Wucherungen; 
keine  Beziehung  zu  Nävis.     Behandlung:  Exstirpation. 

Morestin  (61)  hat  einen  grossen  fibrösen,  als  Sarkom  angesehenen 
Pseudotumor  des  Oberkiefers  operiert,  der  sich  um  einen  im  Sturz  abge- 
sprengten Knochensplitter  in  der  Highmorshöhle  entwickelt  hatte. 

Wooley  (68)  beschreibt  ein  ^Mesothelioma  malignum  carcinomatodes^ 
der  Nebenniere,  einen  seltenen  Befund,  für  den  er  nur  21  Analogien  in  der 
Literatur  auffand.  Er  will  die  primären  Nebennierentumoren  nicht  als 
Karzinome  oder  Sarkome  bezeichnet  haben,  sondern  ihrer  Genese  entsprechend 
^Mesothelioma  malignum  carcinomatodes^. 

Ha  US  er  (56)  berichtet  über  ein  Unikum,  ein  riesiges  Haemangio  endo- 
thelioma  intravasculare  des  Corpus  uteri,  das  trotz  seiner  Grösse  und  des 
nachweislich  schon  jahrelangen  Bestehens  und  seines  histologisch  so  malignen 
Aussehens  sowie  der  diffusen  Verbreitung  in  der  Uterusmuskulatur  keine  Meta* 
stasen  gemacht  hatte. 

Ehrich  (53)  beschreibt  eine  Anzahl  der  verschiedensten  Tumoren,  die 
falsche  Zysten  (Erweichungs-  und  Degenerationszysten)  enthielten  und  ver- 
breitet sich  über  die  Histogenese  und  den  Bau  der  Zystenwandungen. 

Gallina  (54)  hat  ein  multiples  Endotheliom  der  Lymphdrusen  beob- 
achtet und  Ravenna  (85b)  beschreibt  detailliert  ein  eigentümliches  melano- 
tisches  Sarkom.  Der  primäre  Tumor  war  ein  unscheinbares  kleines  Haut- 
melanom  der  Analgegend.  Von  diesem  war  eine  melanotisch  sarkomatöse 
diffuse  Entartung  der  Leber  ausgegangen.  Das  Ganglion  coeliacum  war 
sklerosiert. 

Bard  (44)  behauptet,  dass  die  gewöhnlichen  normalen  Körpersäfte  (mit 
Ausnahme  der  Verdauungssäfte)  keine  hämolytische  Wirkung  ausüben  und 
dass  entzündlich  entstandene  hämorrhagische  Ergüsse  kein  gelöstes  Hämoglobin 
enthalten.  Dagegen  enthalten  die  krebsigen  hämorrhagischen  Ergüsse  stets 
gelöstes  Hämoglobin.  Auch  auf  entnommenes  Körperblut  sollen  die  Proben 
von  krebsighäraorrhagischen  Ergüssen  durch  ein  in  ihnen  enthaltenes  Lysin 
hämolytisch  wirken;  die  nichtkrebsigen  dagegen  nicht.  Die  rein  serösen 
krebsigen  Ergüsse  enthalten  das  Lysin  nicht.  Bard  behauptet,  dass  diese 
Beobachtung  diagnostisch  wichtig  sei. 

III.  Klinik  der  Geschwülste.    Karzinom-Behandlung. 

69.  Abik»Boff,   Über   einen  Fall  von   multiplem  Myelom  mit   diffuser  Verbreitung  im 
Knochenmark.    Virchows  Archiv  1903.  Bd.  173.  Heft  2. 

70.  *Adamkiewicz,  die  Heilung  des  Krebses.    Wien  1903.  M.  BraumttUer. 


VolkmanD,  Allgemeine  Geschwalatlehre.  233 

71.  AdamkiewicK,  Bericht  Aber  weitere  Erfolge  des  Kankroin  beim  Krebs  des  Gesichtee, 
der  Speiseröhre,  des  Magens,  des  Mastdarmes,  der  Gebärmutter,  der  Brastdrflse  and  der 
Netzhaut.    Therapeutische  Monatshefte  1903.    Nr.  2. 

72.  —  Nouveaux  cas  de  guörison  de  Cancers  par  la  cancrolne.  La  Presse  m^icale  1908. 
Nr.  57. 

73.  Allen,  A  case  of  epithelioma  of  the  face  treated  by  the  x-rays.  American  dermatol. 
Boc    Journal  of  cut  diseases  1908.    March. 

7$.  B'Arcy-Po  wer,  Hawe  the  localitj  and  snrroundings  an  influence  upon  the  recurrenca 
of  malignant  disease  after  Operation  ?    The  Lancet  1908.    July  25. 

75.  Beanssent  et  Bender,  Sarcome  fuso-cellulaire  du  cuir  chevelu  d^veloppö  auniveau 
d'une  loupe  op^r^  6  mois  ampare^ant.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1908. 
Nr.  10. 

76.  Belbege,  Epithelioma  cicatrisö  par  la  qninine.  Soc.  des  sciences  m^d»  Lyon  m^dical 
1908.   Nr.  44. 

77.  Bender:  Beitrfige  zur  Geschwulstlehre.  Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chiruigie  1903. 
Bd.  70.   Heft  8-4. 

78.  Bergner,  Über  Sarkomatose  im  Eindesalter.    Dissert.  Mfinchen  1903. 

79.  Ben d ix,  Le  traitment  des  eancers  et  de  certaines  manifestations  de  la  tuberculose 
par  les  rayons  de  Roenigen.    Beyue  m^icale  de  la  Suisse  romande  1908.    Nr.  12. 

^  Boas,  Über  Karzinom  und  Diabetes.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1908.    Nr.  11. 

81.  *Blumenthal,  Die  Beurteilung  der  Diagnose  des  Sitzes  und  die  Prognose  des  Krebses 
durch  die  Untersuchung  des  Harnes.    Jena.  1908.  G.  Fischer. 

82.  Betti,  ü.  A.,   Cancro,  malaria  e  chinino.    U  Poliolinico,   Soz.  pratica  1908,  Fase.  24. 

83.  Breun,  Über  die  Wirkung  des  Aspirins  bei  «Karzinomsdmierzen*.  AUgemeine  Wiener 
med.  Zeitung  1908.    Nr.  11. 

8i  Brflnef,  Über  das  branchiogene  Karzinom,  von  Volkmannsche  Vorträge  1903. 
Nr.  360. 

85.  *Gayazzani,  T.,  Sulla  etiologia  del  cancro  ed  in  particolare  sul  cöntagio.  La  Glinica 
chirurgica  1908.  Nr.  4.  (Synthetische  Rundschau.) 

86.  John  Chalmers  de  Costa,  M.  S.,  Carcinomatous  changes  in  a  area  of  chronic 
nlceration,  er  Maijolins  ulcer.    Annais  of  surgery  1903.    April. 

87.  Chalmers  Da  Costa.  Carcinomatous  changes  in  an  area  of  chronic  nlceration,  on 
maijolins  nloer.    Annais  of  surgery  1903.    April. 

88L  Chrysospathes,  Erfolgreiche  Behandlung  eines  inoperablen  Sarkoms  mittelst  Röntgen- 
strahlen.   MOnchener  med.  Wochenschrift  1908.    Nr.  50. 

89.  *Clarke,  A  note  conceming  the  pathologie  of  Cancer.  Medical  Press  1908. 
Mareh  11. 

90.  Goiey,  Malignant  tumours  treated  by  x-rays.  New-Tork  snrgical  soc.  1808.  Annais 
of  surgery  1903.  March. 

91.  —  The  limitations  of  the  x-ray  in  the  treatment  of  malignant  tumors.  Medical  News  1908. 
Jan.  31. 

92.  Debaut-Manoir,  Le  traitment  du  Cancer  par  les  Rayons  x.  Gazette  medioale  1903. 
Nr.  27. 

9S.  *Dertinger,  Über  tief  sitzende  Lipome.    Dissert.  Heidelberg  1908. 

94.  —  Über  tiefsitzende  Lipome,    v.  Brunssche  Beiträge  1903.    Bd.  88.  Heft  1. 

95.  Devic  et  Gallavardin,  De  la  consistance  sur  le  tube  digestif  de  deux  Cancers 
primitifB  prteentant  le  mdme  type  histologique  (Epithelioma  cylindrique).  Lyon  medical 
1908.    Nr.  22. 

%a.Donati,  M.  et  Micheli,  F.,  Snlle  proprietä  emohtiche  degli  estratti  d'organi  e  di 
tomori  maligni.    Riforma  medica  1908.   Nr.  88. 

96.  Draye,  On  the  treatment  of  cancer.    British  medical  Journal  1903.    Dec.  12. 

97.  ^Dreyfuas,  Beitrfige  zur  Kasuistik  der  Endotheliome.    Dissert.  Würzburg  1903. 

98.  Exner,  Zur  ROatgenbehandlung  von  Tumoren.  Wiener  kün.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  25. 

99.  Faysse,  Tumeurs  multiples  de  nature  ind^terminäe.  Soc.  de  mM.  Lyon  mödi- 
cil  1903.    Nr.  5. 

100. Feldmann,   £in   Fall   von   Narbenkarzinom,    entstanden  auf  der  Basis   einer   alten 

Brandyerletzung.    Dissert..  Würzburg  1903. 
101.*Fi8cher,  Über  Kiemengangcysten.    Dissert.  Kiel  1908. 
102. *~  Zur  Lehre  von  den  Fibromen,  v.  Langenbecks  Archiv  1908.    Bd.  69.  Heft  1  u.2. 

▼.  Es  march  Festschrift. 


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103.  Fracassioiy  L.,  Raro  esempio  di  fibroma  pendulo.  Gioroale  ital.  di  adenze  me- 
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104.  *Friedinanii,  Über  den  Befund  von  Homperlen  und  ihre  diagnoatiache  Bedeatnog. 
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DoBati  und  Michel i  (95a)  studierten  das  hämolytische  Vermögen  der 
Extrakte  aus  malignen  Tumoren  und  vergleichshalber  auch  das  von  Extrakten, 


236  JahreBbericht  für  Chirargie.    I.  Teil. 

die  sie  aus  normalen  Organen  (Pankreas,  Thymusdrüse)  verschiedener  Tia% 
20gen.  Die  Extrakte  bereiteten  sie  nach  einem  Verfahren,  das  dem  toh 
Korschun  und  Morgenroth  angegebenen  sehr  ähnlich  ist.  Die  Organe 
entnahmen  sie  Kälbern,  Hunden  und  Kaninchen ;  was  die  Tumoren  anbetrifft, 
so  untersuchten  sie  15,  nämlich:  6  Mammakarzinome,  1  Utemskarzinom, 
1  Karzinom  des  Rektum,  1  Rachenkarzinom,  1  maligne  Geschwulst  des  Epi- 
ploon ,  2  Fibrosarkome  verschiedener  Regionen ,  2  Spindelzellensarkome, 
1  Endotheliom.  3  von  diesen  Tumoren  waren  ulzeriert,  die  übrigen  ver- 
schlossen. 7  von  den  15  Tumoren,  darunter  die  3  ulzerierten,  hatten  absolut 
keine  Wirkung  auf  die  verschiedenen  verwendeten  roten  Blutkörperchenarten, 
weitere  5  wirkten  mehr  oder  weniger  stark  hämolytisch  auf  alle  angewendeten 
Blutkörperchenarten,  die  übrigen  3  wirkten  nur  auf  einige  Blutkörperchen- 
arten hämolytisch.  —  Von  den  hämolytischen  Tumoren  werden  auch  die  Bhit- 
körperchen  des  gleichen  mit  dem  Neoplasma  behafteten  Individuums  aufgelöst; 
in  allen  Fällen  verliert  der  Extrakt  das  hämolytische  Vermögen,  wenn  er 
^/2  Stunde  lang  bei  50-— 60*^  gehalten  wird.  Filtration  durch  den  Chamber- 
landfilter  vermindert  das  hämolytische  Vermögen  oder  hebt  es  ganz  auf.  Die 
hämolytische  Substanz  löst  sich  nicht  in  Alkohol.  Setzt  man  dem  EIxtrakt 
Blutserum  zu,  so  hört  das  hämolytische  Vermögen  auf.  Die  Extrakte  ans 
Organen  weisen  die  gleichen  Eigenschaften  auf,  nur  widerstehen  sie  der  Hitze 
und  lösen  sich  in  Alkohol  und  in  Äther.  Während  jedoch  der  Pankrea«- 
extrakt  konstant  hämolytisch  wirkt,  ist  die  hämolytische  Wirkung  des  Thymns- 
drüsenextrakts  inkonstant.  Die  Verff.  sind  der  Ansicht,  dass  hier  ein  Kom- 
plex von  hämolytischen  Substanzen  vorliege,  die  sich  mit  den  Hämolysinen 
der  Sera  nicht  vergleichen  lassen.  Da  die  Extrakte  aus  Tumoren  nicht,  wie 
die  aus  Organen,  der  Hitze  widerstehen  und  sich  nicht  in  Alkohol  lösen, 
während  sie  bezüglich  der  übrigen  Eigenschaften  sich  wie  diese  verhalten, 
kann  man  nicht  sagen,  ob  sie  substantiell  verschiedene  hämolytische  Grund- 
stoffe enthalten.  R.  Giani. 

A.    Karzinombehandlung  durch  X-Strahlen. 

Perthes  (134)  hat  ausführliche  Studien  über  die  Wirkung  der  X- 
Strahlen  auf  lebende  Gewebe  und  speziell  auf  die  Karzinome  gemacht.  Zn- 
erst  bespricht  er  die  Technik  der  Bestrahlung,  dann  die  Einwirkung  der 
X-Strahlen  auf  Warzen  und  die  dabei  beobachteten  histologischen  Befunde. 
Es  folgt  die  Behandlung  der  Gesichtskankroide  (4  Fälle,  3  geheilt,  1  noch  in 
Behandlung)  und  der  rezidivierten  Mammakarzinome  (mehrere  Besserungen, 
aber  keine  Heilung).  Es  wurden  dann  Versuche  gemacht,  in  wiefern  die  Be- 
strahlungen überhaupt  auf  die  Zellteilung  und  das  Wachstum  des  Körpers 
Einfluss  haben.  Bei  jungen  Hühnchen  zeigte  sich  nach  Bestrahlung  nnr  einer 
Körperhälfte,  dass  diese  im  ganzen  (nicht  nur  die  Epidermoidalgebilde)  stark 
im  Wachstum  zurückblieb.  In  einem  Anhang  werden  die  genauen  Kranken- 
geschichten gegeben.  Die  behandelten  Gesichtskankroide  sind  photographisch 
wiedergegeben. 

Sequeira  (151)  berichtet  über  seine  Resultate  der  Röntgenbehandlung 
bei  Ulcus  rodens  unter  Beigabe  von  Photogrammen.  Er  empfiehlt  die  X- 
Strahlen  für  die  Behandlung  inoperabler  Fälle,  aber  nicht  für  die  exzidier- 
baren.  Zweimal  hat  er  vollen  Misserfolg  gehabt;  mehrere  Fälle  sind  seit 
einem,   zwei  oder  drei  Jahren  rezidivfrei  geblieben.     Die  Hälfte  der  Fälle 


Volk  mann,  AUgemeine  Geschwnlstlebre.  237 

rezidiYierte ,  doch  in  leichter  xmd  leicht  zu  behandelnder  Form.  Kleinere 
Kuikroide  schwanden  schon  nach  10 — 12  maliger  Bestrahlung,  grössere  wurden 
monatelang  alle  zwei  Tage  behandelt. 

Exner  (98)  hat  in  drei  Fällen  von  inoperablem  Mammakarzinom  zeit* 
weise  Besserung  der  Jauchung  und  Abnahme  der  Tumoren  gesehen,  aber 
keine  Heilung  erlebt.  Auch  in  einem  Fall  von  Melanosarkom  war  zeitweiliges 
Verschwinden  der  Knochen  zu  beobachten,  aber  keine  definitive  Heilung. 

Coley  (90)  hat  75  maligne  Tumoren  bestrahlt,  davon  10  Epitheliome^ 
tiefe  ünterleibskarzinome  und  zahlreiche  Sarkome.  Er  hat  keine  Heilung, 
oft  aber  Besserung  gesehen.  Mehrere  Gesichtskankroide  waren  nach  7 — 10 
Monaten  fast  verschwunden;  3  Zungenkarzinome  gar  nicht  gebessert;  5  in- 
operable Rundzellensarkome  verschwanden  zunächst  ganz,  dann  kamen  rasch 
Eezidive  und  Metastasen.  9  Sarkome  zeigten  gar  keine  Einwirkung.  Er  will 
das  Yerüahren  auf  inoperable  Tumoren  beschränkt  wissen. 

Ridell  (143)  hat  8  Fälle  von  Ulcus  rodens  mit  X-Strahlen  behandelt, 
3  davon  geheilt  und  5  (noch  in  Behandlung  befindliche)  gebessert.  Diese 
Bestrahlungen  setzt  er  länger  als  ein  Jahr  fort. 

Lassar  (119)  mahnt  zur  Vorsicht.  Man  soll  nicht  mehr  als  2  Am- 
pere anwenden  und  sie  höchstens  15  Minuten  in  einer  Sitzung  wirken  lassen. 
Lokale  Reaktion  darf  gar  nicht  in  der  umgebenden  Haut  eintreten.  In  der 
Diskussion  über  seinen  Vortrag  spricht  sich  v.  Bergmann  sehr  skeptisch 
über  die  ganze  Behandlungsmethode  aus. 

Bendix  (79)  bespricht  die  Verwendungsart  der  Röntgenstrahlen  in  der 
Dermatologie  und  bei  Karzinom,  ohne  Neues  zu  bringen. 

Tuffier  (158)  resümiert  seine  eigenen  Erfahrungen  dahin,  dass  er 
sagt:  Gesichtskankroide  können  gebessert,  eventuell  auch  geheilt  werden  ^pour 
m  temps  qu'on  ne  peut  preciser^.  Die  sekundären  Tumoren  können  ver- 
kleinert werden,  ohne  dass  dabei  der  allgemeine  Prozess  aufgehalten  oder 
die  Metastasenbildung  verhindert  würde.  Auf  die  tiefsitzenden  Karzinome  ist 
die  Behandlung  fast  ohne  Einfluss. 

Chrysospathes  (88)  hat  ein  vergeblich  operiertes  Rundzellensarkom 
des  Bauches  (Ovarium?)  mit  X-Strahlen  behandelt  und  den  kopfgrossen 
Tumor  ganz  zum  Verschwinden  gebracht.  Die  Heilung  wurde  noch  nach 
einem  Jahre  konstatiert. 

Aliens  (73)  Mitteilung  eines  noch  nicht  geheilten  Falles  von  Gesichts- 
kankroid  ist  unwesentlich,  ebenso  Debaut-Manoir  (92). 

Lewis  (122)  bespricht  in  der  New-York  Dermatol-Soc.  einen  Fall  von 
Angenwinkelkarzinom,  wo  die  X-Strahlen  versagt  haben.  In  der  darauffolgen- 
den Diskussion  führt  Allen  einen  Fall  von  Röntgenulcus  an,  Johnston  hat 
gleichfalls  durch  X-Strahleneinwirkung  Xeroderma,  Keratosis  und  Kankroid- 
bildnng  gesehen,  letzteres  bei  einem  Arzt.  Lewis  betont,  dass  er  noch 
keinen  wirklich  durch  X-Strahlen  geheilten  Fall  gesehen  habe. 

Auch  Sick  (152)  hat  schon  den  zweiten  Fall  von  Karzinom  des  Hand- 
rückens bei  Röntgenarbeitern  beobachtet. 

(91).  In  der  New-York  Surgic.  Soc.  fand  im  Anschluss  an  einen  Vor- 
trag Coleys  eine  Diskussion  statt.  Coley  betonte,  dass  es  unrecht  sei, 
operable  Krebse  zu  bestrahlen.  Dowbarn  äussert  sich  ebenso.  Er  will  die 
X-Strahlen  nach  der  Operation  prophylaktisch  verwendet  sehen.  Meyer 
hat  bei  Gesichtskankroiden  gute  Resultate  gehabt  und  will  jedes  operierte 
Mammakarzinom  bestrahlen.     Mandelbaum  hat  ein  mehrfach  rezidiviertes 


238  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

FezDnrsarkom,  das  vor  4  Jahren  mit  Colejs  Streptococcns-Prodigiosussterili- 
säten  geheilt  war  und  jetzt  mit  Spontanfraktur  rezidiviert  ist,  photographiert. 

Voigt  spricht  von  einer  Besserung  (SchmerzHnderung)  eines  Pharynx 
<^arcinosus  bei  einem  89jährigen  Greise  durch  X-Strahlen. 

Gocht  beschreibt  zwei  Fälle  von  inoperablem  rezidivierendem  Mamma- 
karzinom, bei  denen  wegen  der  Schmerzen  und  Solaminis  causa  die  Bestrah- 
lung mit  dem  damals  neuen  Agens  vorgenommen  wurden.  An  eine  Besserung 
des  Leidens  an  und  für  sich  haben  wir  damals  dabei  nicht  geglaubt.  Die 
Schmerzen  Hessen  sehr  schnell  nach  und  die  Patientin  war  sehr  glücklich  und 
zufrieden  über  die  anscheinende  Wendimg  zum  Guten.  Es  wird  leider  nicht 
mitgeteilt,  wie  lange  und  wie  intensiv  die  Bestrahlung  gedauert  hat. 

Sequeira  demonstriert  vier  Fälle  von  Ulcus  rodens,  die  er  durch 
Röntgen-Bestrahlung  geheilt  zu  haben  glaubt.  Die  erzielten  Resultate  sind, 
wenn  man  die  Photographien  vor  und  nach  der  Behandlung  vergleicht,  wirk- 
lich glänzende  zu  nennen.  Die  Beobachtungen  sind  aber  noch  zu  jungen 
Datums,  um  von  Dauerheilung  sprechen  zu  können. 

Finsen  behandelte  schon  1897  ein  Epitheliom  in  seinem  Lichtinstitui 
Positiver  Erfolg  seither  dauernd.  Bericht  von  17  weiteren  Fällen  von  in 
gleicher  Weise  behandelten  Fällen,  wovon  8  allem  Anschein  nach  vollkommen 
geheilt,  1900  von  ihm  neuerdings  berichtet. 

Sjögren  und  Sederholm  teilen  5  Fälle  mit,  die  ganz  ausgezeichnete 
Erfolge  aufweisen.  Nur  ist  die  Beobachtungsdauer  nach  Schluss  der  Behand- 
lung sehr  kurz,  weshalb  sich  obige  über  den  Wert  der  Methode  noch  sehr 
rückhaltend  äussern.  Dazu  darf  folgende  Äusserung  nicht  unerwähnt  bleiben: 
^Dass  in  Fällen,  wo  die  Behandlung  Reaktion  mit  nachfolgendem  Nekroti- 
sieren  und  Abstossung  der  Neubildung  herbeiführt,  Heilung  hervorgebracht 
werden  kann,  scheint  erklärlich.  Schwieriger  bleibt  es  zu  begreifen,  wie  die 
X-Strahlen  diese  direkt  heilende  Einwirkung  in  denjenigen  Fällen  ausüben 
können,  wo  keine  Reaktion  zustande  kommt.  ^ 

Johnson  und  Merril  berichten  über  folgende  6  Fälle:  Fall  1:  Epi- 
theliom des  Gesichtes  bei  46jährigem  Manne.  Diagnose  durch  Probeexzision 
erhärtet.  50  Bestrahlungen  einen  um  den  anderen  Tag.  Heilung  fast  ohne 
sichtbare  Narbe  nach  ^/s  Jahr.  Fall  2:  Ulzeriertes  Epitheliom  der  Nase. 
6  Minuten  lange  Bestrahlungen  jeden  zweiten  Tag.  Heilung  kurz  vor  Ver- 
öffentlichung der  Arbeit  kontrolliert.  Fall  3 :  Ulzeriertes  Kankroid  der  Lippen. 
Die  Eiterung  nahm  ab.  Der  Tumor  verschwand  nicht.  Fall  4:  Brostkrebs- 
rezidiv  sehr  ausgedehnt,  sehr  schmerzhaft.  Keine  Veränderung  des  Tumors 
durch  die  Behandlung.  Günstiger  Einfluss  auf  die  Schmerzen.  Fall  5  und 
6:  Epitheliome  der  Nase  nach  2 — 3  monatlicher  Bestrahlung  geheilt.  Verff. 
benutzen  weiche  Röhren,  schützen  die  Umgebung  durch  Staniolmasken.  Der 
Zweck  der  Behandlung  ist,  eine  leichte  Entzündung  des  kranken  Gewebes 
hervorzubringen,  diese  gradatim  bis  zur  Verbrennung  zu  steigern.  Die  künst- 
liche Röntgenverbrennung  heilt  dann  in  6  Monaten  (?).  Dann  setzt  man  die 
Behandlung  aus  und  beginnt,  wenn  sich  nach  einem  Monat  die  Heilung  nicht 
als  vollkommen  erweist,  von  neuem. 

Sequeira  berichtet  über  12  Fälle  von  Ulcus  rodens  und  Mal  perforant, 
die  mit  X-Strahlen  behandelt  sind.  5  Fälle  sind  geheilt,  die  übrigen  sind 
mehr  oder  weniger  weit  von  der  Heilung  entfernt,  aber  jedenfalls  nicht  ver- 
schlimmert. Von  Dauerheilungen  im  strengen  Sinne  kann  noch  nicht  ge- 
sprochen  werden.      Doch   ist    die   Methode   in  Fällen,   wo   chirurgisch  ans 


Yolkmann,  Allgemeine  GeschwuUtlehre.  239 

irgend  einem  Gnmde  nicht  vorgegangen  werden  kann,  jedenfalls  einer  Nach- 
prüfung wert. 

Chamber] ain  berichtet  über  13  Fälle,  die  er  mit  X-Strahlen  behandelt 
hat  Behandlungsdaaer  sehr  verschieden.  Die  Röntgenstrahlen  wirken  nicht 
durch  Elektrolyse  oder  Verbrennung,  sondern  haben  nach  Meinung  des  Yerfs. 
eine  spezifisehe  Wirkung  auf  die  Gewebe.  Man  kann  Epitheliome  zur  Yer- 
narbnng  bringen,  so  lange  noch  keine  regionären  Drüsenschwellungen  vor- 
handen sind.  Im  übrigen  lindert  man  durch  Röntgenbestrahlung  die  Schmerzen 
mi  beseitigt  exorbitante  Granulationen. 

Clark.  Der  Erfolg  einer  Röntgenbehandlung  eines  Brustkrebses.  Bei 
einer  60jährigen  Frau  zeigte  sich  ein  exulzeriertes  Karzinom  der  rechten 
Hanmia,  welches,  da  die  Operation  abgelehnt  wurde,  5 mal  wöchentlich  15 
Minuten  lang,  vom  17.  März  angefangen,  der  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen 
ausgesetzt  wurde.  Bis  7.  Mai  d.  J.  war  eine  bedeutende  Verkleinerung  des 
Brusttumors,  der  Achseldrüsen  sowie  der  geschwürigen  Fläche  zu  beobachten. 

Stenbeck  und  BoUaan  publizieren  5  glänzend  geheilte  Fälle  von  Kan- 
kroiden  des  Gesichtes,  die  mit  Abbildungen  wiedergegeben  sind.  Die  Kan- 
kroide  sitzen  an  der  Nase,  Wange,  unter  dem  Augenlid.  Die  Behandlung 
dauerte  3  Monate  im  Durchschnitt.  Nach  den  ersten  8 — 12  Sitzungen  Hess 
sich  jedoch  in  jedem  Falle  eine  Besserung  konstatieren.  Die  Narbenbildung 
ist  ideal. 

Schiff  demonstriert  einen  Patienten,  der  wegen  eines  rezidivierenden 
Epithelioms  der  Haut  der  Jochbeingegend  mit  bestem  Erfolg  mit  Röntgen- 
strahlen (27  Sitzungen)  behandelt  worden  war.  Es  erfolgte  vollständige  Heilung. 
Ebenso  verheilte  ein  Ulcus  rodens  bei  einem  Mädchen,  das  7  Jahre  lang  ver- 
geblich mit  allen  möglichen  Mitteln  behandelt  worden  war. 

Sjögren  über  Ulcus  rodens  und  Epitheliom:  „Selbst  habe  ich  mit 
Röntgenbestrahlung  8  Fälle  von  Kankroid  mit  folgender  Lokalisation  be- 
handelt: 2  an  der  Nase,  1  am  äusseren  Ohre,  1  an  der  Stirn,  2  in  der 
Temporalgegend  und  die  2  übrigen  am  unteren  Augenlid.  Von  diesen  sind 
5  mit,  wie  es  scheint,  vollständiger  Heilung  zu  Ende  geführt  worden.  Die 
3  übrigen  sind  noch  nicht  fertig,  sondern  sollen  fortgesetzter  Behandlung 
unterzogen  werden.  ** 

Pfähl  er  hat  4  Fälle  nach  dieser  Methode  behandelt  und  3  vollstän- 
dige Heilungen  erzielt.  Da,  wo  es  nicht  zur  vollständigen  Heilung  kommt, 
sieht  man  immerhin  eine  bedeutende  Besserung,  indem  die  Schmerzen  und 
der  Umfang  des  Tumors  abnimmt  und  das  Allgemeinbefinden  sich  bessert. 

Gossor  stellt  eine  Röhre  vor,  die  bestimmt  ist  zur  Bestrahlung  um- 
schriebener Bezirke.  Sie  besteht  aus  Material,  das  für  Röntgenstrahlen  nicht 
durchdringlich  ist.  Nur  der  Anode  gegenüber  liegt  eine  Stelle  mit  einem 
Glase,  das  für  Röntgenstrahlen  durchdringlich  ist.  Diese  Anordnung  eignet 
sich  zur  Bestrahlung  von  Mundhöhle,  Rachen,  Vagina  etc. 

Le  jeune:  Fall  von  Karzinom,  Rezidiv  der  Mamma  und  Achselhöhle. 
29  Sitzungen  ä  12  Minuten.  Röhrenabstand  15  cm.  Guter  Erfolg  bezüglich 
der  Schmerzen,  der  Ödeme  und  der  Konsistenz  der  Tumoren.  Die  Kranke 
ging  später  an  allgemeiner  Karzinose  zugrunde. 

Pusey.  Hautkarzinome,  Mammakarzinome,  tiefgreifende  Karzinome 
am  Hals  und  Kopf,  Unterleibskrebs,  Sarkome,  Hauttuberkulose,  Granulations- 
-geschwülste,  Keloide,  Pseudoleukämie  und  richtige  Leukämie  wurden  der 
Radiotherapie  unterzogen.     Es  handelt  sich  oft  um  vielfach  anderweitig  be- 


240  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    L  Teil. 

handelte,  aufgegebene  Fälle,  ein  denkbar  ungünstiges  Material,  trotzdem  gute, 
z.  T.  überraschende  Resultate  (Heilung  bei  inoperablen  Brustkrebsen).  Die 
besten  Resultate  gab  die  Epitheliombehandlung.  Der  Heilungsvorgang  beruht 
auf  einer  Degeneration  der  Gewebe  von  geringerer  Lebenskraft, 
auf  das  die  Röntgenstrahlen  elektiy  wirken.  Das  gesunde  Gewebe  wird 
nicht  durch  die  Strahlen  angegriffen.  Die  Vorteile  sind:  1.  Schnerzlosigkeit, 
2.  nur  krankes  Gewebe  wird  zerstört,  3.  ausgezeichnete  Narbenbildang ,  da. 
das  gesunde  Gewebe  geschont  wird,  daher  manchen  deformierenden  Opera- 
tionen vorzuziehen,  4.  bei  inoperablen  Fällen  wird  der  weitere  Zerfall  anfge- 
halten  und  5.  häufig  geringere  Schmerzhaftigkeit  erzielt.  Die  Röntgenbehand- 
lung soll  keinesfalls  die  operative  Behandlung  ersetzen.  Sie  soll  für  inope- 
rable, bösartige  Neubildungen  und  zur  Prophylaxe  eines  Rezidives  nach  ope- 
rativer Behandlung  verwandt  werden.  Nur  bei  Hautkarzinom  könnte  die 
primäre  Radiotherapie  in  Frage  kommen. 

Pugh.  4  Fälle  von  Ulcus  rodens.  Bei  allen  4  Fällen  wird  der  £rfolg 
als  befriedigend  geschildert. 

Beck.  Fall  von  Adenocarcinoma  mammae.  Rezidiv,  inoperabel.  Nach 
Röntgenbestrahlung  mikroskopisch  festgestellt  Kolloiddegeneration  und  Ver- 
schwinden des  typischen  Karzinombaues. 

Schiff  stellt  einen  mit  Röntgenstrahlen  geheilten  Fall  von  Epitheliom 
vor:  Zehnpfennigstückgross ,  seit  26  Jahren  bestehend,  an  der  Nasenwurzel 
Vorher  Behandlung  mit  Pflastern,  Ätzung,  Auskratzung,  Exstirpation  mit 
nachfolgender  Transplantation,  alles  ohne  Erfolg.  33  Bestrahlungen.  Nun- 
mehr seit  zwei  Monaten  glatte  weiche  Narbe.  Der  erzielte  Erfolg  wird  von 
Rethi,  der  den  Fall  früher  behandelte,  gelobt. 

Hall  Ewards.  Das  Epitheliom  hatte  vor  7  Jahren  am  linken  anteren 
Augenlid  begonnen,  war  nach  chirurgischer  Behandlung  gewachsen  nnd  hatte 
sich  an  der  Nase  entlang  bis  zur  linken  Nasolabialfalte  ausgedehnt.  Es 
ulzerierte  stark.  Nach  der  achten  Bestrahlung  nahm  die  Sekretion  ab.  Nach 
12  Sitzungen  wurde  die  Behandlung  drei  Wochen  lang  unterbrochen.  In- 
zwischen war  die  Heilung  bis  auf  einen  kleinen  Herd  an  der  Nase  erfolgt, 
der  nach  6  weiteren  Bestrahlungen  vernarbte. 

Sequeira  bespricht  die  Behandlung  von  Ulcus  rodens  mit  Röntgen- 
strahlen. Von  80  Fällen  hat  er  34  geheilt,  der  Rest  wird  noch  behandelt. 
Rezidive  sind  häufig.  Doch  sind  sie  durch  weitere  Bestrahlungen  noch  zu 
beseitigen.  Trotz  guter  Erfolge  empfiehlt  Vortragender  alle  zur  Exzision  ge- 
eigneten Fälle  chirurgisch  zu  behandeln.  Wirkliche  Epitheliome  werden  zu- 
weilen günstig  beeinflusst.  Sind  die  Drüsen  bereits  infiltriert,  so  ist  die 
Behandlung  wirkungslos.  Rezidivknoten  in  der  Haut  nach  Mammaampnta- 
tionen  weichen  oft  der  Bestrahlung. 

Eijkman.  Auch  in  Holland  ergibt  ein  Überblick  über  die  Krebs- 
statistik ein  wesentliches  Anwachsen  der  Krebsfälle.  Verf.  macht  mit  Recht 
darauf  aufmerksam,  dass  dank  der  genaueren  Untersucbungsmetboden  die 
Diagnose  heutzutage  viel  häufiger  gestellt  wird.  Kasuistik:  drei  inoperable 
Fälle,  die  durch  Radiotherapie  günstig  beeinflusst  worden  sind,  bezw.  geheilt 
wurden. 

1.  Brustkrebs,  exulzeriert.  Drüsen  in  Infraklavikulargrube  und  Achsel- 
höhle, Schwellung  des  Armes.  Beginn  der  Behandlung  20.  Oktober  1901. 
Ende  Dezember  die  Geschwulst,  Anfang  Januar  1902  sämtUche  Drüsen  ge- 
schwunden. 


Volkmann,  ADgemeiDe  Geschwnlsilehre.  241 

2.  Bachenkrebs.  Beschwerden  seit  August  1901.  18.  November  Beginn 
der  Behandlung.  Neubildung  am  rechten  vorderen  Gaumenbogen,  in  die 
Zungenwnrzel  und  bis  zum  Zäpfchen  reichend,  seitwärts  sich  auf  die  Innen- 
fläche des  Unterkiefers,  nach  vom  auf  den  Mundboden  und  die  Zunge  fort- 
setzend. Die  nicht  exulzeiierte  Geschwulst  ist  von  aussen  unter  dem  Kiefer 
SU  fassen.  Drüsen  längs  des  Stemo-CIeidomastoideus.  22.  Januar  1902  ver- 
schwand die  Schwellung  im  Munde  bis  auf  eine  kleine  Verdickung,  von  der 
der  Patient  keine  Beschwerden  hat.  Ende  Dezember  ist  die  Geschwulst  unter 
dem  Kiefer  verschwunden. 

3.  Krebs  der  seitlichen  Halsgegend,  starb  6  Wochen  nachher  an  innerer 
Verblutung.  (?)  Mikroskopische  Beweise  der  Diagnose  fehlen.  Ebenso  nähere 
Angaben  bezüglich  Technik. 

Freund  (Wien)  teilt  mit,  dass  er  eine  Vorrichtung  ersonnen  hat,  welche 
gestattet,  die  Röntgenstrahlen  in  den  Mund  zu  applizieren. 

Holzknecht  (Wien).  Die  von  Sjögren  und  Stenböck  empfohlene 
Röntgentherapie  des  Ulcus  rodens  kann  bereits  als  einwandsfrei  betrachtet 
werden.  Wohl  gegen  100  histologisch  sicher  gestellte  Fälle  mit  bis  zwei- 
jähriger Rezidivfreiheit  sind  bereits  mitgeteilt  oder  demonstriert  worden. 
Ein  Kunstgriff,  wie  der  von  Freund  angegebene,  auch  intraorale  Epithe- 
liome der  Röntgenbehandlung  zugänglich  zu  machen,  ist  daher  sehr  erwünscht. 

Ich  möchte  nun  bei  dieser  Gelegenheit,  ich  tue  es  nicht  als  erster, 
darauf  hinweisen,  dass  in  Fällen  tiefgreifender  Epitheliome  zwar  im  Gegen- 
satz zum  Ulcus  rodens  an  eine  radikale  Heilung  nicht  gedacht  werden  kann, 
da  die  Tiefenwirkung  auch  der  Röntgenstrahlen  eine  äusserst  beschränkte 
ist,  dass  jedoch  eine  sehr  lästige  und  häufige  Sekundärerscheinung  solcher 
Karzinome,  wenn  sie  exulzerieren ,  die  Jauchung,  schon  auf  sehr  schwache 
Reaktion  hin  verschwindet.  Dass  dieses  nicht  wenig  für  die  Unglücklichen 
bedeutet,  denen  die  im  höchsten  Grade  dissoziale  Jauchung  den  kümmerlich 
bemessenen  Lebensrest  verdirbt,  braucht  nicht  hervorgehoben  zu  werden. 
Unter  der  sanierten  Oberfläche  nimmt  freilich  das  Karzinom  seinen  Lauf. 

Schiff  stellt  ein  seit  22  Jahren  bestehendes  Epitheliom  am  Jochbogen 
vor,  das  nach  73  Röntgensitzungen  vollständig  zur  Ausheilung  gebracht  wird. 

Tawson  Turner.  45jährige  Frau  mit  Skirrhus  der  Mamma.  In  den 
letzten  2  Jahren  viermal  operiert.  Nach  8  Sitzungen  von  je  5  Minuten  war 
der  Tumor  verschwunden. 

Comas  und  Prio.  63jährige  Frau.  Marksttickgrosses ,  trotz  aller 
Therapie  langsam  wachsendes  Epitheliom  der  Wange.  Geheilt  nach  16  Be- 
strahlungen von  ^/i  stündlicher  Dauer.  Die  ganze  Behandlung  bis  zur  völligen 
Yernarbung  dauerte  ca.  2^/2  Monate. 

Fittig  demonstriert  einige  mit  Röntgenstrahlen  behandelte  Fälle  von 
Karzinom,  in  denen  bemerkenswerte  Erfolge  erzielt  worden  sind.  Zwei  Fälle 
von  Epitheliom  der  Nase,  einen  an  den  Augenlidern  und  einen  am  Ohr.  In 
aüen  Fällen  ist  die  Diagnose  histologisch  erhärtet,  der  Erfolg  in  kurzer  Zeit 
ein  eklatanter.  Behandlungsdauer  zwischen  14  Tagen  (10  Jahre  vergebens 
medizinisch  behandeltes  Ulcus  rodens)  und  2  Monate.  Am  wirksamsten  weiche, 
nicht  zu  alte  Röhren. 

Dawson  Turner  sieht  den  Erfolg  der  Strahlentherapie  in  ihrer 
Wirksamkeit  auf  das  weiche,  neugebildete  Gewebe.  Demgemäss  muss  die 
Behandlung  je  nach  der  Lage  der  Tumoren  an  der  Oberfläche,  unter  der 
normalen  Haut  oder  in  tiefen  Organen  verschieden  sein  in  bezug  auf  die 

Jakreftbeneht  fOr  OUrargie  1906.  16 


242 


JahreBbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 


Auswahl.  Bei  oberflächlichen  Neubildungen  sind  Finsentherapie  und  weiche 
Röntgenröhren  angezeigt;  bei  tieferem  Sitze  muss  man  möglichst  Strahlen 
mit  grosser  Penetrationskraft  verwenden.  Die  Phototherapie  vermindert  die 
Schmerzen.  Sie  erweicht  die  Tumoren  und  verbessert  dadurch  die  Möglich- 
keit ihrer  Ausschälung,  zumal  da  sie  auch  imstande  ist,  Verwachsungen  der 
der  Tumoren  zu  lockern  (?).  Von  18  inoperablen  Krebsen  konnten  15  gebessert 
werden.  Die  besten  Resultate  geben  Brustkrebse,  die  schlechtesten  die  der 
Zunge.  Rezidive  bleiben  nie  aus.  Radikalheilung  trat  ein;  doch  hat  Vor- 
tragender den  Eindruck,  dass  er  mit  2 — ^3 mal  wöchentlich  stattfindenden 
Sitzungen  ein  Weiterschreiten  der  Tumoren  verhindern  konnte. 

Hall  Edwards.  63 jähriger  Mann.  Epitheliom  der  Unterlippe,  ^/s  der 
Unterlippe  erkrankt.  Keine  Drüseninfiltration.  2  Monate  lang  behandelt. 
Anfangs  täglich,  dann  in  immer  längeren  Intervallen.  Im  ganzen  37  Sitzungen 
'  von  10  Minuten  Dauer.     Glatte  Vernarbung, 

Grubbe  (Chicago): 


Auge  . 
Zange 
Vagina 
Rachen 


Nase  and  Wange 


Lippen 


Total 

Gat 

Negativ 

8 

5 

1 

13 

7 

4 

5 

5 

— 

20 

6 

8 

22 

10 

5 

21 

10 

4 

Unbe- 
deutend 


Die  Behandlung  wurde  durchwegs  in  späteren  Stadien  durchgefohri 
Daher  figurieren  unter  den  negativen  Resultaten  Fälle,  die  kurze  Zeit  nachher 
an  allgemeiner  Karzinose  etc.  starben.  Auch  solche  Fälle,  deren  Schicksal 
nicht  eruierbar  war,  wurden  merkwürdigerweise  unter  die  negativen  Falle 
gerechnet. 

;,Wir  behaupten  nicht,  dass  alle  Fälle,  über  die  wir  günstig  berichteten, 
absolut  geheilt  sind;  aber  wir  behaupten,  dass  kein  Krankheitszeichen  bei 
allen  diesen  entlassenen  Fällen  zu  finden  war." 

Von  der  Annahme  ausgehend,  dass  in  der  Mehrzahl  von  chirurgischen 
Rezidiven  die  Wiederkehr  des  Leidens  auf  einer  Proliferation  von  Epitheliai- 
zellen  von  der  primär  affizierten  Stelle  aus  beruht,  sollte  jeder  operierte 
Fall  ein  bis  drei  Wochen  nach  der  Operation  der  radiothera- 
peutischen  Behandlung  unterworfen  werden.  Schon  Beck  (New- 
York)  misst  1901  den  Röntgen-Strahlen  einen  therapeutischen  Wert  bei  zur 
Behandlung  von  inoperablen  Tumoren,  sowie  zur  Nachbehandlung  nach 
Exstirpation  von  solchen  Geschwülsten. 

In  der  Jahresversammlung  der  American  Röntgen  Ray-Association  zu 
Chicago,  Dezember  1902,  wird  ebenfalls  über  die  Karzinomfrage  diskutiert, 
wobei  in  der  Diskussion  einer  der  Redner  es  als  seine  Ansicht  gibt,  ;,dass 
es  unnötig  sei,  das  gesunde  Gewebe  zu  schützen,  weil  das  Tumorgewebe  zu- 
sammenbreche (break  down),  ehe  das  gesunde  Gewebe  leide.*' 

Vortrefflich  schildert  Lancashire  den  Reaktionsverlauf  eines  mit  X- 
Strahlen   behandelten   Ulcus  rodens:    Zuerst  wird    der   harte  Randwall   des 


Volkmann,  Allgemeine  Gesohwolstlehre.  243 

Greschwüres  weicher,  die  Umgebung  wird  erythematös,  desgleichen  macht  die 
wachsbleiche  Färbung  einem  dunkleren  Kolorit  Platz,  die  Glätte  verschwindet 
und  es  erscheinen  Granulationen  an  der  Oberfläche,  welche  immer  mehr  an 
Zahl  zunehmen.  Nach  einiger  Zeit  liegt  die  Basis  des  Geschwüres  in  der 
Höhe  der  umgebenden  Haut,  ja  die  Granulationen  können  so  wuchern,  dass  sie 
das  Hantniveau  überragen.    Von  den  Rändern  erfolgt  dann  die  Überhäutung. 

Ich  behandle  seit  mehreren  Wochen  gemeinschaftlich  mit  Herrn  Prof. 
S.  Ehr  mann  einen  60  jährigen  Dienstmann,  welcher  ein  talergrosses,  1  cm 
tiefes,  histologisch  festgestelltes.Krebsgeschwür  auf  der  Schleimhaut  des  weichen 
Gaumens  trägt.  Die  Ränder  desselben  waren  hart,  der  Grund  grobknollig 
und  leicht  blutend.  Der  Mann  klagte  über  Schmerzen.  Die  Behandlung  er- 
folgt in  der  Weise,  dass  der  Mann  ein  mit  Bleiblech  ausgekleidetes  Rohr  so 
in  den  Mnnd  nimmt,  dass  dessen  Mündung  auf  das  Geschwür  gerichtet  ist. 
Die  äussere  Mündung  ist  durch  ein  entsprechendes  Loch  einer  Bleiplatte 
gesteckt,  welche  das  Gesicht  vor  der  Bestrahlung  schützt.  Die  harte  Röhre 
wird  vor  die  äussere  Mündung  postiert  und  täglich  10  Minuten  lang  bestrahlt. 
Seit  der  7.  Sitzung  fühlt  sich  der  Geschwürsrand  merklich  weicher  an.  Das 
Geschwür  hat  sich  auf  Kreuzergrösse  zentripetal  verkleinert,  ohne  dass  es  bis 
dahin  zn  einer  sichtbaren  Reaktion  kam.  Gleichzeitig  war  das  Nachlassen 
der  Schmerzen  und  der  Rückgang  der  Schwellung  einer  regionären  Lymph- 
drüse ganz  auffallend. 

Lowe  führt  an:  1.  Knotiger,  ballgrosser,  langsam  wachsender  Karzinom- 
tumor der  linken  Mamma  mit  starken  Schmerzen.  Litensive  Einzelbestrah- 
limgen  in  längeren  Intervallen.  Auffallend  rasches  Verschwinden  der  Schmerzen. 
Rückgang  des  Tumors  bis  auf  Normalgrösse.  Keine  Hautveränderung.  Fall  2. 
51  jähriger  Mann.  Karzinom  des  Sinus  pjriformis  und  Larynxeinganges  durch 
Bestrahlung  behandelt.  Grosse  Besserung  der  Schluckbeschwerden  und  Ver- 
kleinerung, ja  sogar  partielle  Vernarbung  der  Neubildung.  Fall  3.  Magen- 
karzinom. Der  fühlbare  Tumor  wird  kleiner.  Fall  4.  Sarkom  der  Media- 
stinaldrüsen  mit  Kompressionserscheinungen.  Anfangs  Besserung,  die  im 
Aufhören  der  Schmerzen  und  in  leichter  Expektoration  bestand. 

Mikulicz  und  Fittig.  Aus  den  Versuchen  in  der  Breslauer  chirur- 
gischen Klinik  geht  hervor,  dass  die  Röntgenstrahlen  eine  gewisse  elektive 
Wirkung  auf  das  Krebsgewebe  besitzen.  Krankengeschichte  eines  52jährigen 
Mannes  mit  einem  ausgedehnten,  sehr  frei  liegenden  Karzinom  der  Mamma 
mit  Metastasen  in  den  beiderseitigen  Achseldrüsen.  Die  Achselhöhlen  wurden 
ausgeräumt,  das  Karzinom  mit  weichen  Röhren  bestrahlt.  Probeexzision. 
Histologische  Bestätigung  als  Carcinoma  simplex.  Nach  ganz  wenig  Bestrah- 
lungen auffallende  Besserung.  Probeexzision  unmittelbar  neben  der  ersten 
Exzision:  Nirgends  mehr  in  den  Schnitten  Karzinomzellen.  Ausser  einer 
geringen  Rundzelleninfiltration  des  subkutanen  Gewebes  und  einer  Anzahl 
von  Riesenzellen,  die  frei  im  Bindegewebe  liegen,  keine  besonderen  Verände- 
rongen  zu  bemerken.  Sechs  Sitzungen  von  nur  kurzer  Expositionszeit,  ohne 
dass  eine  stärkere  Reaktion  als\ massige  Rötung  aufgetreten  war,  genügten, 
um  den  Tumor  gänzlich  zum  Schwinden  zu  bringen  und  drei  Monate  nach 
Beginn  der  Behandlung  war  völlige  Heilung  mit  vorzüglicher  Narbe  ein- 
getreten. 

Im  Anschluss  an  die  Krebsbehandlung  mögen  noch  folgende  Fälle  von 
Sarkom  angeführt  werden,  die  wiederum  ohne  allen  Kommentar  angeführt 
werden. 

16* 


244  Jahreeberieht  fflr  Chirurgie.    I.  Teil. 

Es  würde  den  Eahmen  der  voriiegenden  Arbeit  weit  überschreit^it 
wenn  anf  eine  gründliche  Kritik  vorliegender  Publikationen  eingegangen  würde. 
Auffallend  ist  die  mit  jedem  Jahre  immer  grösser  werdende  Bestimmtheit  in 
der  Betonung  von  Erfolgen.  Nachdem  nun  die  Röntgenstrahlen  bereits  eine 
Reihe  von  Jahren  auf  anderen  Gebieten  angewendet  worden  sind,  ist  e& 
wiederum  auffallend,  dass  bei  einer  Krankheit,  wo  man  sonst  oft  in  den  Fall 
kommt,  Verordnungen  zu  treffen  nach  der  Art  ut  aliquid  fiat,  nicht  schon 
mehr  Erfahrungen  gesammelt  werden  konnten.  Ein  Grund  für  diese  Erschei* 
nung  mag  in  der  wohlbegründeten  Zurückhaltung  gelegen  haben,  mit  welcher 
man  bisher  die  in  der  Literatur  noch  dazu  sehr  zerstreut  erschienenen  Publi- 
kationen  aufgenommen  hat;  nicht  zum  mindesten  deshalb,  weil  es  sich  um 
eine  Erkrankungsform  handelte,  bei  der  man  nach  bisherigen  wohlbegründeten 
Anschauungen  die  grösste  Sicherheit  nur  in  der  möglichst  frühzeitigen  opera- 
tiven Entfernung  der  Neubildung  sah.  Auch  jetzt  noch  scheint  die  Sachlage 
nicht  wesentlich  zuungunsten  der  Chirurgie  verschoben  zu  sein,  indem  sich 
die  bisherigen  Erfolge  der  Röntgenbestrahlung  wesentlich  auf  solche  Formen 
beschränken,  die  möglichst  wenig  tief  unter  der  Haut  liegen  oder  sonst  direkt 
der  Bestrahlung  zugänglich  gemacht  werden  können.  Tiefer  gelegene  Formen 
sind  nur  mit  härteren  Röntgenröhren  erreichbar,  und  gerade  dieses  Moment 
wird  eine  gewisse  Schranke  setzen,  indem  die  Strahlen  therapeutisch  um  so 
unwirksamer  werden,  aus  einer  je  härteren  Röhre  sie  stammen.  !Es  bedarf 
momentan  jedenfalls  noch  sehr  vieler  Arbeit  an  inoperablen  tiefen  Fällen, 
bis  man  entscheiden  kann,  ob  man  solche  tief  gelegene  Formen  auch  mit 
der  gleichen  Aussicht  auf  Erfolg  von  vornherein  in  Angriff  nehmen  darf  wie 
mit  den  bisherigen  Methoden. 

Bei  inoperablen  tiefen  Formen  (Darm  etc.)  wird  es  sich  in  erster  Linie 
darum  bandeln,  die  Karzinome  unter  solche  Bedingungen  zu  bringen,  wo  sie 
keinen  Reizen  mechanischer  etc.  Natur  ausgesetzt  sind,  d.  h.  Reizen  der  Art, 
die  ein  Wachstum  an  sich  befördern,  eine  Forderung,  die  aus  anderen  Gründen 
schon  jetzt  meist  erfüllt  werden  muss.  Tief  gelegene  Formen,  die  operierbar 
erscheinen,  müssen  einstweilen  nach  bisherigen  Anschauungen  behandelt  werden. 
Jedenfalls  darf  eine  notwendig  erscheinende  Operation  nicht  hinausgeschoben 
werden  durch  eine  zu  hoch  gespannte  Erwartung  von  den  Röntgenstrahlen. 
Dagegen  scheint  die  Sicherheit  der  operativen  Entfernung  von  malignen  Ge- 
schwülsten wesentlich  zu  gewinnen  durch  die  Nachbehandlung  durch 
Röntgenbestrahlung,  ein  Punkt,  der  jedenfalls  aller  Beachtung  wert  ist. 
Hervorgehoben  muss  auch  werden  die  Möglichkeit  der  Beeinflussung  von 
Krebsgebilden  ohne  Beeinflussung  der  darüber  liegenden  Haut.  Die  prompte 
Schmerzlinderung  ist  ebenfalls  ein  grosser  Gewinn,  da  sie  viel  weniger  teuer 
bezahlt  werden  muss  als  durch  Narkotika. 

Alle  oberflächlichen  Krebsformen,  auch  solche  der  zugänglichen  Schleim- 
häute, ebenfalls  der  Brustdrüse,  letztere  zwei  Arten  unter  gewissen  Reserven, 
dürfen  also  mit  Röntgenstrahlen  behandelt  werden.  Es  ist  das  schon  für  die 
zahlreichen  Krebskranken  ein  erheblicher  Gewinn,  der  in  Anbetracht  der 
grossen  Zahl  derselben  nicht  gering  anzuschlagen  ist. 

Die  Krebskranken  rangieren  in  der  Zahl  der  ärztlich  konstatierten 
Todesfälle  noch  an  hervorragender  Stelle,  und  welche  Bedeutung  den  Krebs- 
erkrankungen  in  der  Schweiz  speziell  zukommt,  mag  untenstehende  Tabelle 
zeigen,  die  nach  der  ;, Schweiz.  Statistik",  Heft  135,  hergestellt  ist  und  zu- 
gleich einen  Vergleich  mit  der  Statistik  der  Lungenschwindsucht  gestattet. 


Volkmann,  AUgemeine  Gesehwolstlehre. 


245 


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6106 

10,2 

8951 

6,6 

5984 

10,1 

3990 

6,1 

5823 

10.1 

8986 

6,9 

6692 

10,5 

4112 

6,4 

6241 

10,» 

4095 

6,8 

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1867    I  6106     10,2    8951     6,6      2 

1898  I  5984     10,1     3990     6,1      4 

1899  I  5823     10.1     8986     6,9      3 
1900 
1901 

Auffallend  ist,  wie  gering  der  Prozentsatz  ist  von  solchen,  die  Spital- 
behandlang  aufsuchen,  also  sich  in  die  denkbar  günstigsten  Verhältnisse  zu 
einer  eventuellen  Heilung  begeben,  pro  1900  1346  und  pro  1901  1362 
(Sanit.  demograph.  Bulletin,  70  der  hauptsächlichsten  Spitäler).  Es  mag  hier 
nicht  erörtert  werden,  wo  diese  Erscheinung  herrührt.  Nur  mag  hier  der 
Hoffnung  Ausdruck  gegeben  werden,  dass  die  Röntgenstrahlen  berufen  sein 
werden,  die  Zahl  wirklicher  Heilungen  zu  vermehren,  den  armen  Kranken 
grössere  Zuversicht  zu  geben  und  Uire  Leiden,  wenn  auch  nicht  immer  zu 
heilen,  so  doch  wesentlich  zu  mildem  und  im  Laufe  aufzuhalten. 

Otto  Schär  (Bern). 

Beck  gibt  die  ausführliche  durch  Illustrationen  erläuterte  Kranken* 
geschichte  eines  Falles  von  Melanosarkom  des  Unterschenkels,  der  aus  einer 
am  Malleolus  int.  sitzender  Warze  in  rapider  Weise  sich  entwickelte.  Radi- 
kales chirurgisches  Vorgehen  lehnte  der  36jähnge  Patient  ab.  Der  Tumor 
imd  die  zugehörigen  Lymphdrüsen  wurden  exstirpiert,  rasch  wieder  auftretende 
lokale  und  r^inäre  Rezidive  wurden  mehrfach  entfernt,  ohne  dass  damit  dem 
Weiterschreiten  der  Melanosarkomatose  Einhalten  geschehen  konnte.  Es 
wurde  dann  mit  einer  Röntgen-Bestrahlung  zu  terapeutischen  Zwecken  be- 
gonnen, anfangs  10,  dann  20,  30  und  zuletzt  45  Minuten  lang.  Im  ganzen 
fanden  7  Sitzungen  statt.  Der  Erfolg  ist  ein  erstaunlicher.  Eine  Reihe 
kleiner  Sarkom  knoten  verschwanden  vollkommen,  während  einzelne  grössere 
Knoten  einschrumpften  und  entschieden  Volumverminderung  zeigten.  Neue 
Knoten  entstanden  nicht.  Der  Endeffekt,  der  sich  neun  Wochen  nach  der 
letzten  Bestrahlung  konstatieren  Hess,  ist  ein  ganz  vorzüglicher.  Beck  teilt 
diesen  Fall  mit  aller  Reserve  mit  und  wird  über  den  weiteren  Verlauf  später 
berichten. 

Coley.  Bei  14  Fällen  von  Sarkom  wurde  bestrahlt:  11  Fälle  zeigten 
Rondzellentypus,  einer  davon  war  eine  Melanosarkom  der  Clandul,  femoral 
und  iliacae.  Zwei  waren  Spindelzellensarkome  und  einer  ein  rekurrierendes 
Osteosarkom.  Die  Tumoren  waren  am  Hals,  (Lymphosarkom)  in  der  Parotis, 
am  Oberkiefer,  am  Proc.  mastoideus,  in  der  Achselhöhle  und  am  Oberschenkel 
gelegen.  Der  Verf.  kommt  zu  folgenden  Schlüssen :  Die  Resultate  in  den  bis 
jetzt  behandelten  Fällen  beweisen,  dass  die  Röntgenstrahlen  eine  bemerkens- 
werte, hemmende  Wirkung  auf  das  Wachstum  aller  Arten  bösartiger  Geschwülste, 
speziell  Sarkome  ausüben. 


246  Jabreabericfat  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

Diese  Wirkung  kann  in  vielen  Fällen  von  sogar  vorgeschrittener  bös- 
artiger Erkrankung  das  gänzliche  Verschwinden  der  Geschwülste  zur  Folge 
haben,  oft  ohne  Zerstörung  der  Gewebe,  da  die  Neubildung  augenscheinlich 
resorbiert  wird. 

Ob  die  Patientin  geheilt  oder  die  Krankheit  nur  aufgehalten  wurde, 
um  zu  einer  späteren  Zeit  wieder  zu  erscheinen,  ist  eine  Frage,  die  allein 
die  Zeit  entscheiden  kann. 

Während  augenblicklich  kein  Beweis  vorhanden  ist,  dass  tiefeitzende 
Geschwülste  im  Unterleib  und  Becken  durch  die  Röntgenstrahlen  geheilt 
oder  gebessert  werden  können,  so  haben  wir  doch  Grund  zu  hoffen,  dass  mit 
verbesserten  Apparaten  oder  bei  vorgeschrittenem  Wissen  und  Geschick- 
lichkeit in  der  Handhabung  des  Apparates,  selbst  diesen  Fällen  geholfen 
werden  kann. 

Die  Röntgenstrahlen  haben  einen  sehr  merklichen  Einfluss  auf  den 
Schmerz  bei  fast  allen  Arten  bösartiger  Geschwülste,  indem  sie  in  den  meisten 
Fällen  gänzliche  Erleichterung  gewähren.  (Referent?) 

B.  Behandlung  der  Karzinome  mit  anderen  Methoden. 

Macintyre  (124)  spricht  über  die  therapeutische  Verwendbarkeit  der 
Radiumstrahlen.  Er  gibt  zuerst  eine  physikalische  orientierende  Einleitung, 
dann  die  Geschichte  eines  Ulcus  rodens  der  Nase  (mit  zwei  Photogrammen), 
das  in  fünf  Wochen  nach  37  Bestrahlungen  ;,fast  gänzlich '^  geheilt  wurde. 
Ein  inoperables  Schlundkarzinom  wurde  gebessert.  Die  Verwendbarkeit  des 
Radiums  ist,  wenn  sie  überhaupt  eine  nennenswerte  ist,  sehr  beschränkt,  weil 
der  Bestrahlungskreis  ein  zu  kleiner  ist. 

Die  klinischen  Vorträge  von  Lejars  (120)  über  den  Nutzen  und  die 
Grenzen  der  Krebsbehandlung  und  von  Mohr  (127)  über  Prophylaxe  gegen 
Karzinom  eignen  sich  nicht  zum  Referat  und  bringen  nichts  Neues. 

Ein  sehr  lesenswertes  Buch  stammt  von  Lomer  (123),  ;,über  die  Heil- 
barkeit des  Karzinoms".  Im  ersten  Teil  spricht  Verf.  von  der  Tatsache,  dass 
zahlreiche  Karzinome,  die  unvollständig  operiert  waren,  doch  dauernd  heil 
bleiben,  dass  also  sicher  spontane  Abtötung  von  Krebskeimen  im  Körper 
regelmässig  vorkommt,  und  bespricht  dann  an  der  Hand  der  äusserst  fleissig 
herangezogenen  Literatur  die  erstaunlich  guten  Resultate,  welche  die  An- 
wendung der  Glühhitze  auf  inoperable  Karzinome  oft  noch  ausübt.  Er  beweist 
in  einer  grossen  Literaturzusammenstellung,  dass  Dauerheilung  dabei  oft  vor- 
kommt. Im  zweiten  Teile  wird  der  Ursache  dieser  Erscheinungen  nach- 
gegangen. Die  Krebszelle  ist  viel  hinfälliger  als  die  normale  Epithelzelle, 
besonders  gegen  Hitze  weniger  widerstandsfähig.  Lomer  schliesst  daraus, 
dass  auch  fieberhafter  Verlauf  nach  Krebsoperationen  prognostisch  gunstig 
sei,  z.  B.  sind  seiner  Erfahrung  nach  die  inoperablen  üteruskarzinome,  die 
mit  der  Komplikation  einer  fieberhaften  Beckeneiterung  zur  Beobachtung 
kamen,  durchschnittlich  länger  am  Leben  geblieben  als  die  andern  fieberlosen 
Fälle.  Ebenso  verhält  es  sich  mit  den  fieberhaft  und  fieberlos  verlaufenen 
„Radikaloperationen".  Auch  dies  wird  unter  ausgiebiger  Literaturbenutzung 
dargelegt.  Die  Coleysche  Toxinbehandlung  wirkt  nach  Lomer  wahrschein- 
lich durch  das  dabei  entstehende  Fieber  schädlich  auf  die  Krebszellen.  Das- 
selbe ist  es  mit  den  Heilungen  von  Krebs  nach  echtem  Erysipel.  Überhaupt 
scheinen   „tiefe  Alterationen   des  Blutes",  wie   sie   auch   durch  grosse  Blut- 


YolkmaiiD,  Allgemeine  Geschwulstlehre.  247 

Verluste  herbeigeführt  werden,  auf  das  hinfällige  Leben  der  Krebszellen 
ungünstig  einzuwirken.  Ebenso  sind  schon  vielen  Seiten  blutalterierende  Gifte 
(Arsen,  chlorsaures  Kali  etc.)  als  Krebsheilmittel  empfohlen  worden.  Danach 
bestände  theoretisch  die  Möglichkeit,  durch  ein  hämolytisches  Serum  den 
Krebs  zu  heilen.  Lomer  hat  Versuche  mit  einem  Epithelserum  begonnen. 
Endlich  kommt  er  auf  die  sog.  Zufallsheilungen  zu  sprechen  und  zitiert 
eine  grosse  Anzahl  solcher  ;, Überraschungen".  Er  schliesst  mit  den  ausführ- 
lichen Krankengeschichten  der  mit  Glühhitze  behandelten  Fälle  und  präzisiert 
einige  Fragen,  denen  weiter  nachzugehen  wäre,  z.  B.  Verhalten  der  Leuko- 
cyten  bei  Karzinom,  Wirkung  des  Epithelserums,  der  Toxine,  der  Anwendung 
allgemeiner  Erhitzung  etc. 

Mohr  (129)  hat  die  Spontanheilung  eines  von  ihm  als  Karzinom  auf- 
gefassten,  mikroskopisch  nicht  untersuchten  Tumors  (in  der  v.  Bergmann  sehen 
Klinik  waren  „Zweifel  an  der  Natur  des  Tumors"  [Karzinom  oder  Lues?] 
geäussert  worden!)  beobachtet,  der  in  der  Backentasche  seinen  Sitz  hatte. 
Er  bespricht  im  Anschluss  an  diesen  Fall  die  Literatur  über  spontane  Heil- 
barkeit des  Karzinoms. 

Powell  (138)  beschreibt  seine  Methode  der  Formalinbehandlung  des 
Krebses.  Mit  IV2  bis  2°/oiger  Formalinlösung  (nicht  stärker,  weil  sonst  zu 
schmerzhaft!)  durchtränkter  Mull  wird  auf  den  Tumor  appliziert  und  sechs- 
stündlich  gewechselt.  Es  erfolgt  Abstossung  des  kranken  Gewebes  und  Ver- 
narbung.    Über  seine  Resultate  berichtet  er  an  dieser  Stelle  nicht. 

Drage  (96)  ist  ein  wunderlicher  Schwärmer  für  „Cinnamon-Solution'^. 
Da  man,  wie  er  als  bekannt  voraussetzt,  damit  sehr  leicht  in  zwei  Monaten 
die  Lungentuberkulose  heilen  könne  (in  leichteren  Fällen  könne  der  Erfolg 
in  dieser  Zeit  ^garantierte  werden),  wandte  er  das  Mittel  auch  auf  Karzinome 
an.  (Weshalb  das  Tuberkuloseheilmittel  auch  auf  Krebs  wirken  muss,  wird 
nicht  gesagt.)  Er  behandelte  mehrere  Brustkrebse,  ohne  über  das  Resultat 
za  berichten.  Seine  Absicht  ist  dabei,  Leukocytose  und  Narbenbildung  anzu- 
regen. Der  Krebs  erwies  sich  aber  als  schwerer  angreifbar  als  selbst  die 
schwersten  Fälle  von  Schwindsucht  (!). 

Breuss  (83)  empfiehlt  Aspirin  als  schmerzstillendes  Mittel  bei  Karzinom- 
kranken, hauptsächlich  in  der  Absicht,  damit  die  später  doch  unvermeidliche 
Anwendung  von  Morphium  möglichst  hinauszuschieben. 

Belbeze  (76)  hat  mit  einer  durch  vier  Monate  angewandten  Chinin- 
applikation (Chin.  mur.  1,0;  Adeps  suilli  20,2,  zweimal  täglich  aufgetragen) 
ein  Nasenflügel- Wangenkankroid  von  3  cm  Durchmesser  geheilt.  Keine  mikro- 
skopische Untersuchung. 

Mit  einem  eigentümlichen  elektrischen  Osmoseapparat,  dessen  Beschrei- 
bimg  im  Original  eingesehen  werden  muss,  hat  Wright  (164)  23  Karzinomfälle 
behandelt.     Fünf  davon  sind  angeblich  geheilt. 

In  drei  Fällen  von  Lungen-  und  Kehlkopfkarzinom  hat  Mahn  (125) 
Besserung  der  Schmerzen  und  Nachlassen  der  Blutungen  nach  Adrenalin- 
spälungen  gesehen. 

Ein  merkwürdiger  Vorschlag  stammt  von  Routh  (146).  Er  hält  das 
Karzinom  für  erblich  und  abhängig  vom  Wasser.  Da  er  in  London  lebt, 
verlangt  er,  um  die  Krebskrankheit  zu  beseitigen,  Drainage  des  ganzen  Unter- 
grunds von  London  und  Sterilisation  alles  Gebrauchswassers. 

Adamkiewiez  (71,  72)  empfiehlt  in  der  Presse  medicale  und  in  den 
therapeut.  Monatsheften  an  der  Hand  nichts   beweisender  Fälle  noch  immer 


248  Jahresbericht  für  Chirurgie.    I.  Teil. 

sein  Eankroin  als  Krebsheilmittel.  U.  a.  führt  er  zum  Beweis  für  die  Heil- 
kraft seines  Mittels  ein  Oberkieferkarzinom  an,  das  während  der  länger 
dauernden  Behandlung  ;,ungeheuerlich^  gross  wurde.  Oberkiefer  und  Nase 
waren  fast  völlig  während  der  Behandlung  zerstört  worden.  Der  Patient 
starb  endlich.  Nach  Adamkiewicz  ist  dies  nur  ein  ^^scheinbarer  Misserfolg^, 
denn  der  Krebs  war  ^ausgestossen^  und  der  Patient  war  nur  ^zu  schwack 
geworden",  um  wieder  gesund  zu  werden  (!). 

Hagenthorn  (111)  berichtet  über  zwei  mit  diesem  „Krebsheiimittel^ 
behandelte  Fälle.  Beide  Kranken  verliessen  im  ;,  Vollbesitze  ihres  Karzinoms^ 
die  Klinik.  In  einem  Falle  war  nach  Hagenthorn  ^^zeitweise  eine  Um* 
Wandlung"  des  Krebsgewebes  in  Granulationsgewebe  erfolgt  (was  bedentei 
das?  Ref.),  was  als  Wirkung  des  Kankroins  aufgefasst  wird.  (Das  Karzinom 
war  aber  ausserdem  gleichzeitig  mit  Paquelin  und  scharfem  Löffel  bearbeitet 
worden.    Ref.) 

G.   Kasuistisches  und  Klinisches. 

Korteweg  (118)  hat  die  Karzinomstatistiken  der  letzten  Jahre,  speziell 
die  des  Magen-  und  Brustdrüsenkarzinoms,  einer  genauen  kritischen  Unter- 
suchung unterworfen.  Das  Brustkarzinom  eignet  sich  vor  allem  dazu,  die 
älteren  Statistiken  mit  denen  der  letzten  Zeit  zu  vergleichen.  Und  dann  ist 
es  sehr  auffallend,  dass,  während  die  Dauerheilungen  bei  den  Brustkrebsen 
ohne  Drüsenmetastasen  sich  von  Jahr  zu  Jahr  gemehrt  haben,  die  definitiyen 
Heilungen  bei  denjenigen  mit  Metastasen  in  den  regionären  Drüsen  onyer- 
ändert  geblieben  oder  selbst  heruntergegangen  sind,  trotzdem  der  Zeitpunkt 
der  Operation  zweifelsohne  verfrüht  ist. 

Die  Erklärung  dieser  Tatsache  kann  nur  darin  gesucht  werden,  dass 
die  bösartigen  Krebse  auch  bei  Frühoperation  eine  schlechte  Prognose  geben ; 
dann  aber  haben  diese  Krebse  auch  schon  bei  frühzeitigem  Operieren  Drasen- 
metastasen  hervorgerufen.  Die  gutartigen  Karzinome  kamen  früher  öfter« 
erst  zur  Operation,  als  sie  schon  zu  Achseldrüsenmatastasen  geführt  hatten; 
sie  wurden  dann  gerechnet  zu  den  Fällen  mit  Drüsenmetastasen,  die  zar 
definitiven  Heilung  kamen. 

Aus  diesen  Betrachtungen  wird  der  Schluss  gezogen,  dass  die  Art  des 
Karzinoms  ausschlaggebend  ist  für  den  operativen  Erfolg,  viel  mehr  als  der 
Zeitpunkt  der  Operation. 

Während  die  mittlere  Lebensdauer  bei  Frauen  mit  Brustkrebs,  die 
innerhalb  der  ersten  Monate  zur  Operation  kamen,  nur  16  Monate  beträgt, 
beträgt  sie  bei  Kranken,  die  erst  nach  zwei  Jahren  operiert  wurden,  bis  47 
Monate.  Nur  das  gutartige  Karzinom  können  wir  zur  definitiven  Heilung 
bringen.  Und  wenn  nun  nicht  so  sehr  der  Zeitpunkt  der  Operation  und  das 
Radikale  und  Eingreifende  des  Operationsverfahrens  entscheidend  sind  für 
das  Schicksal  der  Kranken,  sondern  vielmehr  der  Charakter  des  Karzinoms, 
dann  dürfen  vrir  die  Operationsprognose  der  Krebse  innerer  Organe  derjenigen 
der  äusseren  Karzinome  ziemlich  gleich  stellen.  Die  gutartigen  Krebse  scheinen 
bei  Magen-  und  speziell  Darmkarzinomen  die  Mehrzahl  zu  bilden. 

Goedhuis  (Deventer). 

Einen  Beitrag  zur  Frage  von  den  Beziehungen  zwischen  Krebs  und 
Malaria  liefert  Betti  (82),  indem  er  über  5  eigene  Beobachtungen  berichtet. 
In  einem  Falle  von  Krebs  der  Unterlippe  brachte  die  Malaria  keine  Besse- 
rung, und  keinerlei  wohltätige  Wirkung  entfalteten  die  Chininsalze  in  ö  Fällen 


Yolkmann,  Allgemeine  Geschwohtlelire.  249 

TOD  k&rzinomatösen  Neoplasmen  (1  Fall  von  Krebs  der  Unterlippe,  1  Magen* 
Icrebs,  1  P jlomskrebs ,  1  rezidivierter  Krebs  der  Submaxillardrüse  and  1 
M&mmakrebs).  R.  Giani. 

Solieri  (153)  teilt  die  klinische  Geschichte  eines  48  jährigen  Individnnms 
mit,  das  in  die  chirurgische  Klinik  in  Siena  kam,  nm  sich  von  einer  hühner- 
«grossen  Geschwulst,  die  an  der  inneren  Seite  des  Oberschenkels,  1  cm 
unterhalb  des  Snlcus  genito-cmralis  ihren  Sitz  hatte,  tief  eingepflanzt  und 
von  sehr  harter  Konsistenz  war,  befreien  zu  lassen,  lifit  dieser  Geschwulst 
war  er  seit  seinem  12.  Lebensjahre  behaftet;  anfangs  war  sie  kirschengross, 
dann  nahm  sie  langsam  an  Grösse  zu  bis  zu  seinem  25.  Jahre  und  seitdem 
blieb  sie  stationär.  Sie  hatte  ihren  Sitz  im  Muse,  rectus  internus  und  war 
Ton  einer  sehr  dicken,  ihr  nur  wenig  anhaftenden  fibrösen  Kapsel  umgeben, 
die  bei  der  Abtragung  in  situ  gelassen  wurde.  Bei  der  histologischen  Unter- 
sndiung  erwies  sich  die  Geschwulst  als  ein  Osteom. 

Acht  Monate  nach  der  Operation  nahm  Patient  in  den  Weichteilen 
unter  der  Narbe  ein  weiches,  bewegliches  Tumörchen  wahr,  das  langsam  an- 
wuchs. Infolge  einer  Anstrengung  hatte  die  Geschwulst  in  wenigen  Minuten 
die  doppelte  Grösse  erlangt  und  seitdem  war  sie  schnell  angewachsen,  so  dass 
sie  nach  fünf  Monaten  Fötuskopfgrösse  hatte.  Bei  der  Abtragung  konsta- 
tierte man,  dass  die  Geschwulst  zwischen  Fasern  des  Muse,  rectus  internus 
sass,  dort  wo  man  die  Kapsel  des  Osteoms  zurückgelassen  hatte,  von  welcher 
keine  Spur  mehr  bestand. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  erwies  sich  diese  zweite  Ge- 
schwulst als  ein  Spindelzellensarkom  mit  zentraler  myxomatöser  Degeneration. 
Die  Untersuchung  der  Geschwulst  auf  Bakterien  und  Blastomyceten  gab  ein 
negatives  Resultat.  Patient  heilte  von  der  Operationswunde,  aber  nach  Ver- 
lauf von  vier  Monaten  erschien  er  wieder  mit  einem  Rezidiv  in  situ;  neue 
Operation. 

Verf.  meint,  dass  das  erste  Osteom  durch  Metaplasie  der  fixen  Binde- 
gewebszellen  seiner  Kapsel  in  Knochengewebe  entstanden  war;  in  der  bei 
Abtragung  des  Osteoms  in  situ  gelassenen  Kapsel  haben  die  nicht  mehr 
durch  das  Osteom  komprimierten  und  schon  metaplastisch  tätigen  fixen  Ele- 
mente diese  ihre  Tätigkeit  noch  gesteigert  und  zuerst  sarkomatöse  Zellen, 
dann  ein  echtes  Sarkom  generiert.  R.  Giani. 

Nicht  um  die  Konstanz  des  Les ersehen  Symptoms,  nämlich  die  An- 
wesenheit von  Hautangiomen  bei  Krebskranken  zu  bestätigen,  welches  Sym- 
ptom schon  Gebele  und  Rosenbaum  von  bestreitbarem  diagnostischen 
Werte  fanden,  sondern  als  kasuistischen  Beitrag  veröffentlicht  Tarantino 
056)  die  klinische  Geschichte  von  drei  Krebskranken,  bei  denen  zahlreiche 
Hautangiome  angetroffen  wurden.  —  Bei  nicht  karzinomatösen  Individuen  war 
der  Beftind  fast  immer  negativ.  —  In  einem  Falle  von  Karzinom  des  linken 
Eierstocks  mit  Drüsenmetastasen  bei  einer  70jährigen  Frau  wurden  20  An- 
giome  und  Pigmentmäler  angetroffen;  bei  einem  mit  Leberkrebs  behafteten 
66jährigen  Manne  zählte  man  deren  50  und  "20  bei  einer  mit  Mamma- 
Adenokarzinomen  behafteten  56jährigen  Frau.  R.  Giani. 

Bei  einem  Manne  trug  Fracassini  (103)  ein  Hautfibrom  ab,  das  in 
<ler  Brustwarzengegend  sass ;  nach  Beschreibung  des  Falles  teilt  er  den  histo- 
logischen Befund  mit.  Das  Fibrom  bestand  aus  dicht  zusammengedrängten 
kompakten  Bindegewebsbündeln  mit  spärlicher  Grundsubstanz  und  vielen 
dickwandigen  Gefässen.     Die  Geschwulst,   die  drei  Kilo  wog,   gehört  zu  den 


250  Jahresbericht  fflr  Chirargie.    I.  Teil. 

am  seltensten  beobachteten;  histologisch  war  sie  nicht  wie  die  gewöhnlichen 
Hautfibrome  beschaffen.  Verf.  hält  es  für  ratsam,  solche  Fibrome  mit  dem 
Bistouri  abzutragen,  weil  sich  ihr  Gewebe  leicht  in  sarkomatoses  amwaDdelt 

G.  Giani. 

De  Gaetano  (106)  beschreibt  histologisch  ein  Sarkom,  das  am  TU 
Zwischenrippenraum  auf  der  rechten  dorsalen  Seite  aus  einem  Muttermal 
entstanden  war  und  dessen  Zellenelemente  die  unteren  Schichten  der  Mal- 
pighi  sehen  Schleimschicht  infiltrirt  und  die  Lostrennung  der  Keimschicht 
bewirkt  hatten.  An  einem  abgetragenen  Muttermal  machte  er  einen  Befund, 
der  die  Pathogenese  solcher  Tumoren  zu  erklären  vermag:  er  fand  nämlich 
Vorhandensein  von  vielen  atypischen,  embryonalen,  noch  nicht  differenzierten, 
aus  dem  Mesoderm  stammenden  Zellenelementen.  Dieser  Befund  verleiht  der 
Durant eschen  Theorie,  nach  welcher  die  Tumoren  embryonalen  Ursprungs 
sind,  eine  kräftige  Stütze.  E.  Giani. 

De  Gaetano  (107)  berichtet  über  einen  Fall,  in  welchem  am  linken 
Stirnhöcker  ein  Epitheliom  bestand,  das  nach  Erysipelanfällen  spontan  heilte; 
drei  Jahre  darauf  rezidivierte  es  nach  einem  Trauma  und  trotz  weiterer 
Eryspelanfälle  erfuhr  die  ülzerationsfläche  keine  Veränderung.  Verf.  trug 
nun  die  Geschwulst  ab  und  nahm  die  Autoplastik  nach  der  italienischen 
Methode  vor;  er  erzielte  ein  gutes  Resultat.  —  Er  führt  die  Fälle  an,  in 
denen  maligne  Tumoren  nach  Erysipelanfällen  heilten,  es  sind  nur  wenige; 
zahlreicher  dagegen  sind  die  Fälle,  in  denen  nach  solchen  Anfällen  die  Ge- 
schwulst auf  kurze  Zeit  zu  wachsen  aufhörte.  R.  Giani. 

V.  Schaldemose  (147).  Über  Gelenkaffektionen  bei  den  Sarkomen 
langer  Röhrenknochen.  Der  Sachverhalt  wird  durch  fünf  Krankengeschichten 
illustriert.  Wenn  bei  Osteosarkomen  Gelenkaffektionen  auftreten,  ist  das 
Gelenk  vom  Sarkom  mitangegriffen.  Das  Knorpelgewebe  besitzt  grosse  Wider- 
standsfähigkeit gegen  das  Sarkom,  es  ist  daher  eine  Ausnahme,  dass  das 
Sarkom  durch  den  Gelenkknorpel  in  das  Gelenk  hineinwächst,  in  der  Regel 
wächst  es  aussen  heraus,  indem  es  den  Ligamenten  und  der  Kapsel  folgt.. 
Das  Sarkom  kann  sich  parartikulär  halten  oder  in  die  Gelenkhöhle  hindn- 
wuchern;  fast  immer  ist  Exsudation  im  Gelenk  vorhanden.  In  der  R^d 
werden  neben  den  Gelenkaffektionen  ausgesprochene  Symptome  von  Osteo- 
sarkom vorhanden  sein ;  mehr  ab  und  zu,  wie  in  den  fünf  mitgeteilten  Fällen, 
dominiert  das  Gelenkleiden  das  Krankheitsbild,  so  dass  die  Differentialdia- 
gnose schwierig  oder  unmöglich  werden  kann.  Meistens  wird  das  Leiden 
eine  tuberkulöse  Arthritis  simulieren,  seltener  eine  akute  oder  chronische 
Synovitis.  Als  Momente,  welche  von  Bedeutung,  wenn  auch  nur  von  bedingtem 
Werte  bei  der  Differentialdiagnose  sein  können,  werden  hervorgehoben:  der 
Charakter  der  Schmerzen  (spontan,  neuralgisch),  die  Entwickelung  der  Ge- 
schwulst (extraartikulär  beginnend),  ihre  unregelmässige  Form  und  ihre  ver- 
schiedene Konsistenz  an  verschiedenen  Stellen,  eine  bisweilen  auffallend  freie 
Beweglichkeit  im  Gelenk  bei  Sarkomen  und  der  abnorme  Verlauf  bei  der 
Behandlung  (keine  Linderung  bei  Ruhe  und  Elevation,  Verschlimmerung  bei 
komprimierenden  Bandagen).  (Schaldemose.) 

Heinatz  (110)  stellt  an  der  Hand  des  Krankenmaterials  der  Ratimor- 
schen  Klinik  Nachforschungen  über  die  Erblichkeit  des  Krebses  an.  Von 
210  Krebskranken  liess  sich  Karzinom  in  3,8  7o  der  Fälle  bei  den  Eltern  und 
in  8,6  7o  bei  den  Verwandten  nachweisen.  Weiter  fand  Heinatz  unter 
166  Fällen  gutartiger  Geschwülste  Krebserkrankungen  bei  den  Eltern  in  4,2 V 


Volkmann,  Allgemeine  Geschwulstlehre.  251 

und  bei  den  Verwandten  in  6,6^/0  der  Fälle.  He  in  atz  meint,  dass  die 
Erblichkeit  des  Krebses  nicht  erwiesen  sei.        Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

V.  Brunn  (83)  behandelt  an  der  Hand  von  20  neuen  Fällen  der  Bruns- 
schen  Klinik  das  Kapitel  Extremitäten -Karzinom,  indem  er  auf  des  Ref. 
Arbeiten  von  1890  fusst  und  zum  Schluss  ein  Material  von  368  Fällen 
(223  Ton  Yolkmann,  46  aus  Bruns'  Klinik,  99  aus  der  Literatur  der  letzten 
Jahre)  zur  Besprechung  heranzieht.  Er  teilt  die  Fälle  wie  Ref.  in  solche 
ein,  die  1.  aus  alten  Narben,  Fisteln  etc.,  2.  aus  Warzen  und  Malern,  3.  aus 
Torher  normaler  Haut  entstanden  sind,  und  kommt  im  wesentlichen  zu  dem- 
selben Resultat  wie  Ref.  Nur  fand  er  die  Prognose  im  ganzen  nicht  so 
günstig  wie  Verf.,  er  rechnet  nicht  50 — 56,  sondern  35  ^/o  Dauerheilungen  aus. 

;,Für  die  Behandlung  konkurrieren  die  verstümmelnden  und  konservativen 
Methoden;  bei  letzteren  treten  zwar  wesentlich  häufiger  Rezidive  auf,  doch 
ist  einschliesslich  der  erfolgreich  operierten  Rezidive  die  Heilungszahl  bei 
den  beiden  Behandlungsarten  etwa  gleich.^  Zum  Schluss  folgen  kurz  die 
Krankengeschichten  der  145  in  des  Ref.  Arbeit  noch  nicht  verwerteten  Fälle. 
Das  eigene  Material  von  20  Fällen  wird  etwas  genauer  beschrieben. 

Bender  (77)  gibt  die  genaue  histologische  Beschreibung  zweier  auch 
klinisch  eigentümlicher  Tumoren. 

1.  Eine  makroskopisch  als  malign  gewordener  Mischtumor  gedeutete 
Geschwulst  der  Mamma  mit  zahlreichen  Cysten,  die  sich  histologisch  als  ein 
grosses  solides  Adenom  mit  Cystenbildung  und  schleimiger  Entartung  auswies. 
Ausgang:  ausschliesslich  das  Drüsenepithel.  Die  Schleimmassen  sind,  wie 
Bender  nachweist,  von  den  pathologisch  veränderten  Epithelzellen  selbst  in 
das  Zwischengewebe  abgesondert  worden.  Der  gleichen  Entartung  unterlag 
die  Tunica  propria. 

2.  Ein  malign  gewordenes,  viermal  rezidiviertes  Lipomyxom  der  Achsel- 
höhle. Der  Tumor  bestand  aus  einem  Konglomerat  von  Beeren  und  Knollen 
von  Erbsen-  bis  Gänseeigrösse,  die  nur  lose  zusammenhingen.  Histologisch 
entsprachen  diese  meist  vakuolären,  teils  mit  Fett,  teils  von  seröser  Flüssigkeit 
und  hyalinem  Einschluss  erfüllten  Zellen  dem  Typus  der  jugendlichen  Fett- 
zellen, doch  weicht  ihre  Anordnung  von  den  des  physiologischen  Fettgewebes 
ab.  Im  Zentrum  grösserer  Knollen  herrschte  reines  Schleimgewebe  vor.  „Die 
vakuolären  Zellen  stellen  offenbar  eine  embryonale  Zellform  dar,  welche  eine 
Vorstufe  sowohl  für  Fettgewebe  wie  für  Schleimgewebe  bildet,  mag  man  die- 
selben von  einem  versprengten  Keime  ableiten,  oder  als  eine  Rückbildung 
des  Fettgewebes  zu  embryonalen  Formen  bei  krankhafter  Geschwulstbildung 
auffsösen." 

Payr  (133)  empfiehlt  zur  bequemeren  Anwendung  seiner  Behandlung 
karvernöser  Tumoren  (durch  Einlegen  resorbierbarer  Magnesiumpfeile)  einen 
Trokar,  durch  den  Pfeile  entsprechenden  Kalibers  perkutan  eingeführt  werden 
können.    Er  hat  mehrere  Heilungen  erzielt. 

Müller  (130)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  man  meist  die  Kavernome, 
Angiome  und  Lymphogiome  fast  ohne  Blutverlust  stumpf  auslösen  könne, 
veno  man  sich  aussen  an  die  Kapsel  hält,  die  solche  Tumoren  oft  haben. 
Es  gelingt  die  Methode  auch  bei  grossen  Tumoren. 

Brünet  (84)  teilt  vier  Fälle  von  branchiogenen  Karzinomen  mit,  von 
denen  einer  sich  in  der  Wandung  einer  branchiogenen  Cyste  entwickelt  hatte. 
Die  Entwickelungsgeschichte  und  Klinik  dieser  Geschwülste  wird  kurz  referiert. 


252  Jahresbaricht  für  Chirurgie.    I.  Teil 

Segond  (150)  bespricht  das  gleichzeitige  Vorkommen  von  Uterusfibro- 
iden  und  Karzinomen  der  Adnexe  (zwei  eigene  Beobachtungen)  und  die  Mög- 
lichkeit der  diagnostischen  Verwechselung  entzündlicher  Geschwülste  im  kleinen 
JBecken  mit  Karzinom.  Mehrere  solche  irrtümlich  für  inoperable  Karzinome 
erklärte  Fälle  sind  geheilt  worden.  Guinard  (109)  erwidert  darauf,  dass 
er  11  Fälle  von  Kombination  dieser  Geschwülste  gesehen  habe  und  hält  sie 
also  nicht  für  so  selten. 

Auch  Richelot  .(142)  behauptet,  dass  Multiplizität  der  Tumoren  3ehr 
häufig  sei  und  oft  nur  nicht  beachtet  werde,  z.  B.  Uterus-Karzinom  und 
Fibrom.  Er  glaubt  an  eine  hereditäre  Entstehung  der  Geschwülste.  Daraufhin 
betont  Quenu  (139),  dass  er  auf  das  dunkle  Gebiet  nicht  folgen  wolle,  er 
bestreitet  aber,  dass  die  Gleichzeitigkeit  von  Ovarialcysten  und  Uterusfibrom^ 
häufig  sei  und  dass  eine  Beziehung  zwischen  beiden  bestehe.  Er  selbst  h»t 
in  vier  Jahren  bei  44  Neoplasmen  des  Ovariums  nur  viermal  Fibroide 
gefunden. 

Vogel  (160)  berichtet  über  einen  seit  vier  Jahren  geheilt  gebliebenes 
Fall  von  Rundzellensarkomrezidiv  des  Humerus,  den  Schede  mit  Resektioa 
des  ganzen  Humerus  behandelt  hatte.  Unter  Heranziehung  der  Literatnr 
über  konservative  Behandlung  maligner  Sarkome  der  langen  Köhrenknochen 
empfiehlt  er  für  geeignete  Fälle  die  Resektion  statt  der  Exartikulation. 
Letztere  gebe  ebensowenig  gute  Resultate. 

Devie  und  Gallavardin  (95)  besprechen  an  der  Hand  eines  Falles 
von  zwei  primären  gleichartigen  ZyUnderzellen-Krebsen  des  Darmtraktos 
(Pyloruskarzinom  und  Rektumkarzinom)  die  multiplen  primären  Tumoren  der 
Literatur. 

Viquard  und  Gallavardin  (159)  haben  ein  multiples  Myelom  mit 
Albumosurie  beobachtet.  Sie  betonen,  dass  die  primären  multiplen  echten 
Myelome  der  Knochen,  die  keine  Eingeweidemetastasen  machen,  von  den 
anderen  Arten  der  Knochensarkome  prinzipiell  zu  trennen  seien.  Sie  bleib» 
oft  lange  latent,  machen  Fieber,  rapide  Kachexie  und  Koma  und  sind  oft 
verbunden  mit  Albumosurie. 

Einen  analogen  Tumor  (ohne  Albumosurie?)  hat  Abrikosoff  (69)  be- 
schrieben. Klinisch  erschien  er  als  Mediastinaltumor.  Dasselbe  Thema  be- 
handelt Weber  (161),  der  bei  einem  primären  multiplen  Myelom  des  ganzen 
Skeletts  bei  einem  Luetiker  die  Bence-J au  ersehe  Albumoseausscheidung 
15  g  pro  Tag  erreichen  sah. 

D'Arcy-Power  (74)  glaubt  gefunden  zuhaben,  dass  die  Krebspatienten, 
die  nach  der  Operation  nicht  in  die  gewohnten  Verhältnisse  ihrer  früheren 
Umgebung  zurückkehren,  keine  Rezidive  bekommen.    Er  gibt  einige  Beispiele. 

Die  kurzen  Bemerkungen  von  White  (163)  über  akute  allgemeine  Sar- 
komatose  der  Haut,  von  Post  (137)  über  unförmliche  Angiombildung  an  des 
Extremitäten,  von  Feldmann  (100)  über  Narbenkarzinom  am  Kopfe  auf 
Brandwunde,  von  Scheidtmann  (148)  über  einige  Lipome  seltenerer  Lokali- 
sation,  von  Reclus  (140)  über  drei  branchiogene  Karzinome,  von  Faysse 
(99)  und  Johnson  (114)  über  einen  diagnostisch  unklaren  Tumor,  voi 
Strümpell  über  multiples  symmetrisches  Lipom ,  das  ein  Jahr  nach 
einem  Unfall  entstanden  war,  und  von  Mohr  (128)  über  ein  Karzinom  auf 
einer  alten  Haarseilnarbe  haben  nur  kasuistisches  Interesse,  ebenso  die  flüchtig 
geschriebene  Dissertation  von  Furlkröger  (105)  über  ein  kavernöses  Angiom 
der  Fusssohle,  der  auf  den  Knochen  übergriff  und  zur  Amputation  fährte. 


Volk  mann,  Allgemeine  GeBchwulstlehre.  253 

Chalmers  da  Costa  (87)  hat  zwei  Karzinome  auf  dem  Boden  von 
Ulcus  croris  entstehen  sehen  und  empfiehlt  als  schmerz*  und  blutungstillendes 
Mittel  die  X-Strahlen. 

Rothmann  (145)  glaubt  in  vier  Fällen  von  symmetrischem  Lipom  mit 
schlechter  Entwickelung  der  Schilddrüse  von  Tablettenbehandlung  günstigen 
Erfolg  (Verkleinerung  der  Lipome)  gesehen  zu  haben. 

Unter  366  Fällen  von  Intestinalkarzinom  hat  Boas  (80)  12 mal  Diabetes 
gefanden.  Er  ist  trotz  der  zweifelhaften  Prognose  für  die  Karzinomoperation 
auch  bei  bestehender  Diabetes.  Koma  ist  allerdings  nicht  selten,  besonders 
bei  Acetonämie. 

Dertinger  (93)  publiziert  12  tiefsitzende  Lipome,  die  Beck -Karls- 
ruhe operiert  hat,  und  bespricht  anschliessend  an  Plettners  Arbeit  die 
Klinik  dieser  Geschwülste.  Zum  Schluss  gibt  er  kurz  die  Krankengeschichten 
der  137  bis  jetzt  publizierten  Fälle,  von  denen  Plettner  schon  120  be- 
arbeitet hat. 

Oemsbys  (132)  Betrachtungen  über  die  Nützlichkeit  frühzeitiger  Ope- 
ration bei  Krebserkrankung  sind  recht  uninteressant,  Kirks  (117)  Beob- 
achtung von  einigen  Karzinomen  bei  Paraffinarbeitem  bringen  nichts  Neues. 

Recht  bequem  macht  es  sich  Nash  (131)  mit  der  Ätiologie  des  Karzi- 
noms. Er  beweist  die  Infektiosität  von  Person  zu  Person  durch  folgende 
eine(!)  Beobachtung:  In  einem  Dorf  starben  innerhalb  16  Tagen  fünf  Leute 
an  Karzinom,  und  zwar  drei  an  Zungen-,  zwei  an  Lippenkarzinom.  Die 
Patienten  waren  alle  nahe  verwandt  oder  befreundet  gewesen  und  hatten  oft 
in  demselben  Grasthaus  aus  ein  und  demselben  Bierglas  getrunken! 


IL  Teil. 


Spezielle   Chirurgie. 


Die  Verletzungen  und  ehirurgisehen  Krankheiten 
des  Schädels  und  Gehirns. 


Referent:  E.  v.  Meyer,  Frankfurt  a.  M. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Allgemeines  fiber  HiinchiTurgie  und  Trepanation. 

1.  Biagi,  Bei  processi  di  riparazione  delle  ossa  craniche  negli  innesti  di  osso  vivente  o 
calcinato  o  oarbonizzato  depo  V  asportazione  deUa  dura  e  de  periostio.  II  Policlinico 
1903.  Vol.  XC.  Fase.  12. 

2.  Bunge,  Über  die  Bedeutung  traumatischer  Sch&deldefekte  und  deren  Deckung. 
▼.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  3. 

3.  *Gottam,  Some  phases  of  cranial  snrgery.    Medical  News  1903.  August  15. 

4.  ^Dennis,  The  indications  for  operative  interference  in  intracranial  tension.  Medical 
News  1903.  March  21. 

5.  ^Funaioli,  Yarietä  anatomica  rara  del  poligono  arterioso  di  Willis.  Qiornale  medlco 
del  R.  Esercito  1903.  Vol.  51.  Fase.  5. 

6.  V.  Hacker,  Ersatz  von  Schädeldefekten  durch  unter  der  Eopfsch warte  verschobene 
oder  umgeklappte  Periostknochenlappen  beziehungsweise  Periostlappen,  v.  Br  uns  sehe 
Beitrage  1903.  Bd.  37.  Heft  1  und  2.    v.  Esmarch  Festschrift. 

7.  *Howe,  Anomalies  in  the  circle  of  Willis.    Annais  of  sorgery  1908.  December. 

8.  Leonhardt,  Experimente  und  Studien  zur  Himdruckfrage.  Deutsche  Zeitschrift  fOr 
Chirurgie  1903.  Bd.  71.  Heft  1  und  2. 

9.  *Pa Scale,  La  chirurgia  del  capo.  Gazzetta  internazionale  di  medioina  1903.  Nr.  12* 
(Statistik.) 

10.  Bansohoff,  Fatal  haemorrhage  from  trephining.  Annais  of  surgerj  1903.  October. 

11.  *Schaeffer,  Instrument  to  protect  the  brain  while  doing  craniotomj  with  Gigli  slow» 
Annais  of  surgery  1903.  April. 

12.  *Seeger8,  Ober  Gehirnblutungen  nach  Fettembolie.    Diss.    Greifswald  1903. 

13.  *Trabold,  Schftdelform  und  GaumenhOhe.    Diss.    Freiburg  1903. 

14.  ^Ziegler,  Beitrag  zur  Anatomie  des  Plexus  chorioideus.  Deutsche  Zeitschrift  fflr 
Cbimrgie  1908.  Bd.  66.  Heft  5  und  6. 

Biagi  (1)  hat  bereits  früher  Untersuchungen  über  den  Gegenstand  aus- 
geführt (D.  Zeitschr.  f.  Chir.  1902)  und  führt  zunächst  die  Schlüsse  an,  zu 
denen  er  damals  gelangte.  Die  Untersuchungen,  über  die  er  in  vorliegender 
Arbeit  berichtet,  hatten  den  Zweck   zu  erforschen,   welches  Schicksal   eine 

Jabresbetieht  Ar  Chirurgie  1908.  17 


258  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil 

Knochenscheibe  erfährt,  die,  nachdem  das  Periost  allein  oder  das  Periost  und 
die  Dura  mater  zusammen  von  ihr  abgetragen  oder  nachdem  ihr  durch  die 
Verkalkung  der  organische  Bestandteil  entzogen  worden,  wieder  eingepflanzt 
wird.  Er  führte  sie  an  Hunden  und  Kaninchen  aus,  die  er  7—120  Tage 
nach  der  Operation  am  Leben  liess. 

Aus  seinen  15  Experimenten  (jede  der  drei  Reihen  bestand  aus  fünf) 
schliesst  Verf.,  was  folgt :  Die  duralen  und  periostalen  Substanzverluste  werden 
rasch,  und  zwar  fast  ausschliesslich  von  Seiten  der  paraostealen  Gewebe  und 
der  weichen  Hirnhäute,  repariert.  Der  Resorptionsprozess  hat  in  der  wieder 
eingepflanzten  Knochenscheibe  immer  die  Oberhand  über  das  osteogene  Ver- 
mögen, ganz  gleich,  ob  man  nur  das  Periost  oder  das  Periost  und  die  Dura 
mater  zusammen  entfernt  hat.  Bei  Einpflanzung  von  kalziniertem  Knochen 
zeigen  die  fibrokonnektivalen  Schichten,  die  genetisch  an  die  die  Lücke  aus- 
füllenden und  die  Scheibe  umschliessenden  paraostealen  Gewebe  und  die 
weichen  Hirnhäute  gebunden  sind,  selbst  in  den  spätesten  Perioden,  keine 
Neigung  zur  Bildung  von  neuem  Knochengewebe.  Es  scheint  eine  Beziehung 
zu  bestehen  zwischen  dem  Fehlen  des  Periosts  und  der  osteogenen  Tätigkeit 
der  Dura  mater,  die  im  Vergleich  zu  dem,  was  unter  normalen  Verhältnissen 
geschieht,  reduziert  erscheint.  —  Daher  ist  bei  Prothesen  der  Schädelknochen 
ein  Material  erforderlich,  dessen  Resorption  weder  negativ  ist,  noch  in  über- 
mässiger Weise  erfolgt,  sondern  proportioniert  und  allmählich  von  statten  geht 

R.  Giani. 

Durch  eine  lange  Reihe  von  Versuchen  an  Tauben  und  Kaninchen 
studierte  Leonhardt  (8)  die  Himdruckfrage.  Die  Tiere  wurden  nach 
Ewalds  Methode  von  der  Schädelkapsel  befreit  und,  nachdem  die  Opera- 
tionswunde geheilt  und  die  Tiere  wieder  normal  waren,  wurde  Kompression 
auf  das  Hirn  ausgeübt  und  zwar  wiederholt  immer  an  denselben  Tieren.  Die 
Versuche  werden  genau  in  ihren  Folgeerscheinungen  beschrieben  und  lassen 
den  Verf.  zu  dem  Schluss  kommen,  dass  dadurch  die  Zweifel  über  die  von 
Adamkiewicz  aufgestellte,  der  Bergmannschen  entgegenstehende  Lehre 
beseitigt  sind.  Sie  sollen  beweisen,  dass  Raumbeschränkungen,  momentan» 
akut  oder  chronisch  entstanden,  nach  ihrer  Entwickelung  keine  Spannungs- 
zunahme innerhalb  der  Schädelkapsel  hervorrufen,  also  auch  keinen  Him- 
druck  erzeugen. 

Die  Hirndrucksymptome  sind  nicht  die  Folge  intrakranieller  Spannnngs- 
zunahme,  sondern  der  allgemeine  Ausdruck  der  Reizung  und  der  Lähmung 
der  irgendwie  alterierten  Gehimsubstanz. 

Die  ausführliche  Bearbeitung  seiner  letztes  Jahr  bereits  anderen  Orts 
'und  hier  referiei*ten  Mitteilung  über  den  Ersatz  von  Schädeldefekten  ver- 
öffentlicht V.  Hacker  (6). 

Bunge  (2)  hat  22  Schädelverletzungen  nachuntersucht,  spez.  mit  Rück- 
sicht auf  die  Mitteilung  von  Kocher  und  Berezowsky,  dass  offene  De- 
fekte den  Trägern  keinen  Schaden  bringen,  während  der  Verschluss  derselben, 
besonders  bei  intrakranieller  Drucksteigerung  unzweckmässig  ist  und  trauma- 
tische Epilepsie  begünstigt.  An  der  Königsberger  Klinik  wurden  alle  Schädel- 
defekte bei  günstigen  Wundverhältnissen  primär  gedeckt,  auch  wenn  intra- 
kranielle  Drucksteigerung  vorhanden  war. 

Nachuntersucht  wurden:  13  offene  Schädeldefekte,  5  primär  gedeckte, 
3  sekundär  gedeckte  Fälle,  1  sekundär  spontan  verknöcherter  Defekt.  Von 
den  offenen  Defekten  hatten  4  traumatische  Epilepsie,   3  waren  kurze  Zeit 


T.  Mejer,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Schädels  n.  Gehirns.        259 

nach  der  Verletzung  noch  vollständig  frei  von  Beschwerden;  die  übrigen  6 
zeigten  alle  Beschwerden,  Schwindel,  Kopfschmerz,  Ohnmachtsanfälle  etc., 
welche  bei  Vermehrung  des  intrakrani eilen  Druckes  zunahmen. 

Die  primär  mit  replantierten  Splittern  gedeckten  zeigten  nicht  die  ge- 
ringsten Beschwerden.  Bei  3  von  diesen  war  beim  Debridement  intrakranielle 
Druckst eigerung  vorhanden,  sie  wurden  trotzdem  primär  gedeckt  und  sind 
beschwerdefrei.  Ebenso  verhielt  sich  der  Kranke  mit  spontaner  Verknöcherung 
des  Defektes.  Von  den  sekundär  gedeckten  Fällen  sind  2  vollständig  be^ 
schwerdefrei,  die  bei  o£Fenem  Defekt  Beschwerden  hatten.  Beim  dritten  Fall 
war  kein  Einfluss  auf  die  epileptische  Insulte,  da  die  Verletzung  wahrschein- 
lich schon  infolge  eines  epileptischen  Anfalles  entstanden  war.  Bei  3  Knaben 
mit  offenen  Defekten  und  traiunatischer  Epilepsie  wurde  die  Deckung  ge- 
macht; in  2  Fällen  mit  gleichzeitiger  Hirnverletzung  hatte  sie  keinen  Erfolg. 
Im  dritten  Fall  (grosser  Defekt  über  dem  Sehzentrum,  Hemianopsie,  zentralem 
Skotom  des  rechten  Auges,  traumatischer  Epilepsie)  sind  die  epileptischen 
Anfalle  weggeblieben  und  die  Hemianopsie  ist  fast  vollständig  verschwunden. 
Zur  primären  Deckung  wurden  die  entfernten  Vitreasplitter  benutzt,  die 
knöchern  einheilten;  die  später  in  granulierende  Wunden  gelegten  ausge- 
kochten Splitter  wurden  resorbiert.  Einmal  wurde  ein  ausgekochtes  Knochen- 
Stück  eines  Leichenschädels  exakt  eingepasst  und  heilte  ein.  Zur  sekundären 
Deckung  wurde  der  modifizierte  Müll  er- König  sehe  Lappen  genommen,  nur 
Periostknochenlappen,  subaponeurotisch  verschoben. 

Nach  Ransohoff  (10)  sind  die  Todesfälle  infolge  der  Trepanation  noch 
zahlreich  infolge  von  Shock  und  Blutungen.  Wenn  ein  Tumor  die  Dura  er- 
griffen und  den  Knochen  usuriert  hat,  tritt  gefährliche  Blutung  ein,  weil  die 
Venen  der  Diploe  erweitert  sind  und  schon  beim  Durchsägen  bedenkliche 
Blutung  auftritt.  Er  verlor  bei  eine^*  Trepanation  wegen  Jach  so  n  scher 
Epilepsie  mittelst  der  Sudeck  sehen  Fraise  einen  Patienten  durch  Blutung 
aus  dem  Knochen  auf  dem  Operationstisch.  Es  fand  sich  bei  der  Sektion 
eme  Erweiterung  der  Furche  des  Sinus  longitudinalis  und  in  der  Umgebung 
grosse  Foramina,  durch  welche  die  erweiterten  Duralvenen  mit  der  Diploe 
kommunizierten.  Die  Diploevenen  waren  erweitert.  Durch  das  schnelle 
Wachsen  des  Tumors  wurde  wahrscheinlich  der  Blutstrom  im  Sinus  longi- 
tudinalis gehenmit  und  in  Verbindung  mit  dem  intrakraniellen  Druck  die  Er* 
Weiterung  der  Knochenvenen  bedingt. 

Erkrankungen  und  Tumoren  des  knöchernen  Schädels  und  der  Weichteile. 

1.  *Aabertin,  Varicen  des  Schftdels  bei  Rhachitis.    Revae  roensuelle  des  maladies  de 
Feofance  1903.  Mars. 

2.  *B arteis.  Ein  Fall  von  Aneurysma  der  Carotis  interna  dextra  im  Sinus  cavernosus 
mit  doppelseitiger  Stauungspapille.    Dies.    Erlangen  1908. 

8.  *de  Bary,   Über  Pneumatocele  cranii  occipitalis.    Archiv  fUr  Einderheilkunde  1903. 
Bd.  37.  Heft  1  und  2. 

4.  ^Bentler,  Eine  Dermoidcyste  in  der  Gegend  der  kleinen  Fontanelle.    Dissertat.    £]> 
langen  1908. 

5.  *Biehl,  Streng  umschriebene  Entzündungsherde   im   Schlftfenbein.    Münchener  med. 
Wochenschrift  1908.  Nr.  84. 

6.  '*Slauel,  Beitrag  zu  den  eztrakraniellen  Aneurysmen  der  Carotis  interna,   v.  Bruns- 
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17* 


260  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

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Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  1  und  2. 

Dodd  und  Mc.  Müllen  (12)  beschreiben  einen  Fall  von  kongenitaler 
Schädeldifformität  mit  okularem  Defekt  bei  einem  7jährigen  Jungen.  Die 
Entstehungsursache  ist  unklar,  da  die  Difformität  angeboren  und  sich  nicht 
wie  die  frühere  Synostose  in  den  ersten  Lebensjahren  entwickelt  hat.  Zeichen 
von  Kretinismus  fehlen;  eine  Behandlung  mit  Thyreoidin  war  erfolglos. 

Krogius  (15)  erzielte  ein  ausgezeichnetes  Resultat  bei  der  Behandlung 
eines  Sarkomes  am  Schädel  mittelst  Röntgenstrahlen,  welches  vorher  zweimal 
operiert  worden,  aber  wieder  rezidiviert  war.  Die  Geschwulst  erwies  sich  bei  einer 
mikroskopischen  Untersuchung  als  ein  Rundzellensarkom  mit  mittelgrossen  polj- 
morfen  Zellen,  darunter  einige  Riesenzellen,  das  stellenweise  in  die  Diploe  einge- 
wachsen war.  Jetzt  fand  sich  im  Nacken  ein  14  cm  langer,  8  cm  breiter  und  6  cm 
hoher  mit  normaler  Haut  bedachter  Tumor  nebst  kleinem  Geschwülste  in 
seiner  Umgebung  vor.  Zuerst  wurden  die  kleineren  Tumoren  behandelt, 
welche  innerhalb  14  Tagen  verschwanden.  Nach  IVa  Monat  war  die  grosse 
Geschwulst  beseitigt.  Keine  Spur  von  inflammatorischem  Reiz  wurde  beob- 
achtet. Vier  Monate  nach  Beendigung  der  Behandlung  war  der  Patient 
rezidivfrei.  Krogius  meint,  dass  die  Röntgenbehandlung  bösartiger  Geschwnlste 
erst  in  Frage  kommen  dürfe,  wenn  sich  eine  operative  Therapie  machtlos 
erweist,  wie  z.  B.  in  einem  Fall  wie  dem  vorliegenden,  bei  Osteosarkomen  in 
den  langen  Knochen,  wo  die  Amputation  verweigert  wird,  sowie  bei  Geschwülsten 
am  Halse,  die  mit  den  grossen  Gefässen  verwachsen  sind.  Verf.  hebt  die  günstige 
Einwirkung  hervor,  die  Thiolum  liquidum  bei  der  Behandlung  des  Röntgen- 
ekzemes  zeigt,  und  betont  dessen  Bedeutung  als  Schutz  für  die  Haut  in  der 
Umgebung  der  Partie,  die  bestrahlt  werden  soll.  Hj.  von  Bonsdorff. 

Bei  einem  nach  Probekraniotomie  tödlich  verlaufenen  Fall  von  Osteo- 
sarkom der  linken  Schläfen  und  Scheitelbeingegend  fand  Latz  (16)  in  diag- 
nostischer Hinsicht  bei  der  Perkussion  das  Geräusch  des  zersprungenen  Topfes; 
das    Geräusch    ist   entweder   durch   die   gelockerten   Schädelnähte   zustande 


Y.  Meyer,  VerletzimgeD  and  chirarg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        261 

gekommen,  oder  durch  das  Anprallen  der  zum  Teil  elfenbeinharten  Geschwulst 
an  die  Schädelkapsel. 

Stolz  (20)  beschreibt  einen  Fall  von  Echinococcus  des  Schädeldaches, 
welcher  die  Dura  weit  vom  Knochen  abgedrängt  und  den  Schädelknochen  an 
mehreren  Stellen  durchbrochen  hatte,  deren  grösste  Stelle  16  : 5  cm  betrug. 
Bemerkenswert  ist  der  langsame  Verlauf.  Im  11.  Lebensjahre  traten  Hirn- 
dmckerscheinung,  Sehnervenatrophie  und  abnormes  Wachstum  des  Schädels 
auf.  14  Jahre  später  epileptische  Krämpfe,  nach  10  Jahren  distinkte  Tumoren 
d^  Schädels  und  im  38.  Lebensjahre  kam  es  infolge  eines  leichten  Traumas 
zur  Vereiterung  der  Zysten,  welche  eine  Operation  erforderten.  Spaltung  der 
Zjsten  und  Tamponade.  Unter  Fiebererscheinungen  traten  epileptische 
Krämpfe  und  nach  drei  Wochen  der  Tod  ein.  Die  Autopsie  zeigte  Hydrocephal. 
intern,  und  eine  nicht  parasitäre  Zyste  im  rechten  Hirnlappen. 

Wie  sing  er  (21)  beschreibt  einen  Fall  von  hühnereigrosser  pulsierender 
Geschwulst  der  Stimgegend,  welche  sich  nach  einer  Schädelbasisfraktur  ent- 
wickelt hat.  Es  handelt  sich  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  um  einen  pul- 
sierenden Exophthalmus,  der  aus  einem  Aneurysma  arterio-venosum  infolge 
Zerreissnng  der  Carotis  im  sinus  cavernosus  hervorgegangen  ist.  Therapeutisch 
kam  in  Frage  die  Carotis  zu  unterbinden  und  später  die  erweiterten  Venen 
zu  ezstirpieren. 

Blecher  (7)  operierte  bei  einem  23jährigen  Soldaten  eine  kleine, 
angeblich  nach  einem  Trauma  im  Kindesalter  entstandene  Geschwulst  am  linken 
Scheitelbein,  die  beim  Helmtragen  Kopfschmerzen  verursachte.  Der  Tumor  war 
eigross,  fluktuierend,  von  einem  Knochenwall  umgeben,  nicht  pulsierend  und  nicht 
kompressibel.  Beim  Ablösen  des  Periostlappens  riss  die  Tumorwand  ein,  und 
es  fand  sich  ein  Cholesteatom  (Epidermoid).  Die  nach  innen  vorspringende 
Knochenhöhle  zeigte  eine  Pfennigstück  grosse  Lücke.  Die  auskleidende  Haut 
wurde  ausgekratzt.  Heilung  mit  flacher  Knochendelle  noch  nach  einem  Jahr 
konstatiert.  Die  Schädelknochenepidermoide  sind  gutartig,  langsam  wachsend. 
Differenzial-diagnostisch  kommen  Encephalocelen,  Meningocelen  und  bösartige 
Tumoren  in  Betracht.  Bei  Vereiterung  und  Perforation  kann  Karies  vor- 
getäuscht werden.  Bei  grösseren  Defekten  kommt  plastische  Deckung  des 
Defektes  in  Betracht. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Wieting  und  Ef feudi  (22)  finden  sich 
Knochentuberkulose  und  Darmtuberkulose  in  der  Türkei  häufiger  als  Lungen- 
tuberkulose. Von  der  sonst  ziemlich  seltenen  Schädeltuberkulose  kamen  in 
einem  Jahre  zehn  Fälle,  wovon  sechs  bei  Kindern  bis  zehn  Jahren,  zur 
Beobachtung.  Sie  geht  meist  von  der  Diploe  aus,  örtliche  Nekrose,  die 
peripher  weiterschreitet,  Perforation  nach  innen  oder  aussen,  Abszess-  oder 
Granulationsbildung  treten  dann  weiter  auf.  Spontanheilungen  kommen  vor, 
meist  muss  aber  die  Schädeltuberkulose  gründlich  operiert  werden,  Resektion 
V>  cm  weit  im  Gesunden;  das  Periost  ist  möglichst  zu  schonen;  tuberkulöse 
Granulationen  auf  der  Dura  werden  exzidiert.  Der  spontane  knöcherne  Ersatz 
des  Defektes  bildet  sich  häufig,  doch  werden  auch  plastische  Operationen 
notwendig. 

Coller  und  Beutter(lO)  konnten  bei  einem  Patienten  eine  Periostitis 
des  Proc.  mastoides  auf  syphilitischer  Basis  feststellen,  da  an  Tibia  und  femur 
bereits  solche  Periostitiden  aufgetreten  waren,  welche  durch  üngt.  einer, 
und  Jodkali  rasch  heilten. 

Eine  ausgedehnte  Weichteilnekrose  mit  Sequestrierung  von  Periost  und 


262  Jahresbericht  für  Ghinugie.    11.  Teil. 

Knochen  am  Hinterhaupt  und  Kinn  beobachtete  Springer  (18)  als  Folge  von 
Verbanddrucks  nach  Exstirpation  eines  kleinen  Hämangioms  der  Haut  über 
dem  rechten  Schädelbein.  Die  grossen  Defekte  heilten  schliesslich  nach 
dreizehn  Monaten.  Transplantation  wurde  vergeblich  versucht,  da  durch  die 
ungünstige  Lage  am  Hinterkopfe  das  Plättchen  abgehoben  wurde.  Kosmetisch 
ist  das  Resultat  gut.  Begünstigend  auf  das  Zustandekommen  des  Decubitus 
hat  nach  Springers  Meinung  neben  den  festen  Bindetouren  auch  die  Er- 
nährungsstörung infolge  einer  akuten  Enteritis  gewirkt. 


Verletzungen  des  Schädels  und  Gehirns  durch  Schuss  und  andere 
Gewalten.    Traumatische  Meningitis  und  Uimabszesse. 

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264  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

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55.  Wieting  nnd  Effendi,  Zur  Frage  der  Geschossextraktion  aus  dem  Gehirn  bei  pene- 
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57.  Wilms,   Hyperalgetische   Zonen   bei   Kopfschüssen.    Mitteilungen   ans  den  Grenzge- 
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Bei  einem  19 jährigen  Mädchen,  welches  durch  eine  Transmissionsver- 
letzung  total  skalpiert  wurde,  von  den  Augenbrauen  bis  zum  Tuber.  oßs. 
occipit.,  deckte  K  a  r  g  (32)  den  granulierenden  Defekt  durch  sehr  aosgedehiite 
Transplantationen  nach  Thierse h.  Die  Beweglichkeit  ist  gar  nicht  beein- 
trächtigt, wohl  aber  das  Tastgefühl. 

Wennerströro  (54)  behandelte  ein  20 jähriges M&dchen,  welchem  durch  ein Maacfainen- 
nnglflck  die  ganze  Kopfhaut  von  der  Nasenwurzel  und  den  Augenbrauen  bis  tief  in  den 
Nacken  abgerissen  wurde.  Die  Zirkulation  der  losgetrennten  Haut  war  so  schlecht,  dass 
der  grOsste  Teil  vom  ßrand  ergriffen  wurde,  der  Rest  wurde  mit  Transplantation  gedeckte 
Der  Versuch  nach  üodarus  Methode  Haar  auf  der  transplantierten  Haut  hervorzubringen, 
misslang.  Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingsfors). 

In  der  Zeit  von  1896—1902  wurden  an  der  Königschen  Klinik  90 
Schädelbasisbrüche  beobachtet,  über  welche  Graf  (27)  berichtet.  63 mal 
handelte  es  sich  um  einen  Fall  aus  grösserer  oder  geringerer  Höhe.  21  starben 
am  1.  Tage  infolge  direkter  Verletzungsfolgen,  am  2. — 3.  Tage  4,  am  6. — 18. 
Tage  3;  diese  an  Meningitis.  Am  meisten  fand  sich  Blutung  aus  Ohr,  Nase, 
Mund  und  zwar  aus  einem  Ohr  64 mal,  aus  beiden  13 mal,  aus  Nase  und 
Mund  39  mal.  Ausfluss  von  Cerebrospinalfiüssigkeit  wurde  aus  dem  Ohr  6  mal, 
aus  der  Nase  1  mal  beobachtet.  Aussen  Blutungen  am  Auge  2ömal,  Exoph- 
thalmus durch  retrobulbären  Bluterguss  2 mal,  24 mal  fand  sich  Läsion  des 
Facialis,  durch  Kompression  des  Blutergusses;  die  Lähmung  ist  nur  in  3 
Fällen  ungeheilt  geblieben.  Völliger  Bewusstseinsverlust  fand  sich  74mal^ 
kürzer  28 mal,  von  mehrstündiger  Dauer  40 mal,  von  welchen  21  tödlich 
endeten.  Pulsverlangsamung  16  mal,  Aphasie  3  mal.  Krämpfe  3  mal.  48  wurden 
nachuntersucht;  bei  34  fanden  sich  noch  Kopfschmerzen,  von  welchen  16 
durch  ständigen  Kopfschmerz  arbeitsunfähig  waren.  27  hatten  Schwindel- 
erscheinungen, 16  Ohrensausen,  Gedächtnisschwäche  17.  Demenz  fand  sich 
2  mal,  11  mal  Störung  der  Intelligenz.  Auch  Charakterveränderungen  fanden 
sich:  15 mal  Reizbarkeit,  3 mal  Depression.  Von  39  Ohren  zeigten  12  nor- 
malen Befund,  4  Mittelohrkatarrh,  nervöse  Schwerhörigkeit  20. 

470  Schädelverletzungen  wurden  1881 — 1901  am  Züricher  Kantonspital 
beobachtet;  von  diesen  starben  165  im  Anschluss  an  die  Verletzung;  bei  100 
noch  am  Leben  befindlichen  machte  Brun  (8)  Nachuntersuchungen.  In  213 
Fällen  handelte  es  sich  um  oflFene  Schädelbrüche,  275  mal  war  vorwiegend  die 
Basis  beteiligt.  Die  Sterblichkeit  betrug  31,5  ®/o.  Das  ganze  Material  wird 
in  einzelne  Gruppen  geordnet,  die  einzelnen  Verletzungen,  Komplikationen 
etc.  genau  besprochen  mit  Anführung  der  Krankengeschichten  und  schemati- 
schen Zeichnungen. 

Viedenz  (53)  fand  bei  1542  geisteskranken  Männern  202 mal  (13,1  Wo) 
eine  Kopfverletzung  als  Ursache,  aber  nur  in  35  Fällen  (2,2  Wo)  als  alleinige. 
Daneben  kommt  erbliche  Belastung,  Lues,  Alkohol  etc.  in  Betracht.  Nur  in 
1,03  ^/o  war  die  Verletzung  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  Ursache  der 
psychischen  Erkrankung.     Vier  einwandsfreie  Krankengeschichten  werden  als 


V.  Meyer,  Yerletziugeii  and  chirurg.  EraDkheiten  des  Schftdels  a.  Gehirns.        265 

Beweis  mitgeteilt.  Es  handelt  sich  vornehmlich  um  primäre  Demenz,  hallu- 
zinatorische Verwirrtheit,  stuporöse  Zustände,  selten  Paranoia.  Es  besteht 
oft  grosse  Gleichheit  zwischen  den  psychischen  Störungen  nach  Verletzungen 
nnd  denen  nach  Alkoholreichung. 

Felki  (15)  konstatierte  bei  einem  Patienten,  der  nach  einer  geheilten 
Commotio  cerebri  als  Simulant  wegen  angeblicher  Arbeitsunfähigkeit  be- 
zeichnet wurde,  als  Symptomenkomplex  der  psychischen  Störungen  nach 
Schädeltrauma : 

a)  Transitorische  Erscheinungen:  Schwere,  viele  Stunden  dauernde  Be- 
vusstlosigkeit ;  Verworrenheit  nach  dem  Wiedererwachen;  klassische  retro- 
grade Amnesie. 

b)  Bleibende  Erscheinungen:  Umfangreicher,  weit  zurückgreifender  Aus- 
fall des  Bewusstseinsinhaltes ,  dessen  Lücken  durch  Erinnerungsfälschungen 
mühsam  ausgefüllt  werden ;  erschwerte  Apperzeption.  Hochgradig  herabgesetzte 
Merkfahigkeit  (Unfähigkeit,  neue  Eindrücke  aufzunehmen) ;  daraus  resultierend 
grobe  Störungen  der  Urteilskraft.     Charakterverändenmg. 

Der  Patient  wurde  entmündigt  und  erhielt  100 '^/o  Unfallrente.  Felki 
spricht  sich  tadebd  darüber  aus,  dass  die  psychischen  Veränderungen  nach 
Traumen  in  der  Unfallpraxis  bei  der  Begutachtung  zu  wenig  berücksichtigt 
und  ungerechterweise  viele  Verletzten  als  Simulanten  bezeichnet  würden. 

Borchard  (6)  führt  seinen  bereits  letztes  Jahr  referierten  Vortrag 
über  Auftreten  von  Glykosurie,  Albuminurie,  Zylindrurie  nach  schwerer 
Schädelbasisfraktur  näher  aus  und  gibt  die  genauen  Krankengeschichten  der 
Fälle  wieder.  Er  hält  die  Zuckerausscheidung  und  die  Eiweissausscheidung 
für  eine  Folge  gewisser,  auf  vasomotorischen  Störungen  beruhenden  Nieren- 
Veränderungen,  das  Auftreten  von  Hamzylindem  und  Blut  möglicherweise 
auch  auf  Fettembolie  beruhend. 

Fleming  (18)  hat  in  12  Fällen  von  Schädelbasisfraktur  die  Augen  und 
den  Nervus  opticus  untersucht  und  fand  fünf  Fälle,  in  welchen  die  sub- 
arachnoidale  Hämorrhagie  vorwiegend  unilateral  war  und  sich  Retinalhämor- 
rhagien  derselben  Seite  zeigten;  in  zwei  Fällen  waren  subarachnoidale  und 
retinale  Blutungen  beiderseitig,  in  fünf  Fällen  waren  keine  retinalen  Blutungen 
nach  dem  Tode  zu  konstatieren  und  nur  geringe  subarachnoidale  Blutung. 

Aus  der  Praxis  von  Kaufmann  teilt  Krähenmann  (34)  zwei  sichere 
Falle  von  Accessoriuslähmung  nach  Schädelbasisbrüchen  mit  und  fügt  noch 
drei  weitere  Fälle  aus  der  Literatur  hinzu.  Die  Basisfrakturen  sind  einwands- 
frei  diagnostiziert,  ebenso  die  rein  periphere  Lähmung  des  Accessorius,  so 
dass  es  sich  nur  um  eine  Schädigung  der  Nerven  im  Bereich  des  For.  jugulare 
infolge  einer  Fissur  handeln  kann. 

Der  Accessorius  tritt  eng  verflochten  mit  Glossopharyngeus  und  Vagus 
dnrch  das  For.  jugulare,  woraus  sich  verschiedene  Lähmungen  ergeben.  Vier- 
mal bestand  einseitige  Lähmung  des  Kopfnickers  und  Cucularis.  In  allen 
Fällen  bestanden  infolge  halbseitiger  Gaumenmuskellähmung  Schluckbeschwer- 
den. Stimm-  und  Sprachveränderungen  durch  einseitige  Paralyse  des  Nervus 
laryng.  inf.  waren  ebenfalls  konstant.  Dreimal  war  halbseitige  Sensibilitäts- 
lähmung des  Rachens  und  Kehlkopfes  und  zweimal  waren  Geschmacksstörungen 
vorhanden. 

Prognostisch  ist  die  Verletzung  günstig,  da  die  Patienten  trotz  Stationär- 
bleibens  ihrer  Lähmungen  völlig  erwerbsfähig  werden  können. 


266  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Kays  er  (33)  hat  in  einem  Falle  von  schwerem  komplizierten  Brach 
des  Scheitelbeins  mit  Zertrümmerung  von  Himsubstanz  den  Defekt  durch 
den  grössten  Splitter  der  Tabula  interna  derart  gedeckt,  dass  er  ihn  im 
queren  Durchmesser  in  Diploe  einfügte,  indem  er  von  der  Tab.  externa  an 
jeder  Seite  eine  1  cm  lange  Strecke  entfernte.  Unter  lockerer  Tamponade 
heilte  der  Splitter  gut  ein,  so  dass  Patient  nach  35  Tagen  geheilt  als  In- 
valide entlassen  werden  konnte. 

Unter  Berücksichtigung  der  verschiedenen  Methoden  zur  Deckung  von 
Defekten  kommt  er  zu  folgenden  Sätzen: 

1.  Es  ist  in  den  meisten  Fällen  von  traumatischen  Schädeldefekten 
nnter  individueller  Würdigung  des  Befundes  der  Versuch  berechtigt,  den  De- 
fekt durch  Implantation  der  ausgebrochenen  Knochensplitter  zu  schliessen. 

2.  Zur  Deckung  eignen  sich  in  besonderer  Weise  die  Bruchstücke  der 
Tab.  interna,  weil  sie  gross  sind,  sich  durch  entsprechende  Drehung  dem 
Gebrauch  leicht  anpassen  lassen  und  infolge  ihrer  glatten  Innenfläche  keine 
Verwachsungen  mit  dem  Gehirn  begünstigen. 

3.  Die  Bruchstücke  sind  durch  Drehung  in  die  Diploe  zu  verlagern. 
Diese  Fixierung  schafft  besonders  günstige  Einheilungsbedingungen ;  sie  ver- 
meidet den  durch  lose  liegende  Splitter  leicht  ausgeübten  Druck  auf  das 
Gehirn  und  verhütet  mit  grosser  Sicherheit  einen  Prolapsus  cerebri. 

4.  Die  Methode  schafft  keine  Nachteile;  die  Ausführbarkeit  sekundärer 
Plastikversuche  wird  durch  das  Verfahren  nicht  beeinträchtigt. 

5.  Die  Deckung  des  Defektes  muss  in  unmittelbarem  Anschluss  an  die 
Verletzung  erfolgen. 

6.  Die  Methode  bietet  im  Gegensatz  zu  anderen  Plastikverfahren  den 
besonderen  Vorteil,  dass  sie  bisweilen  bei  weitgehender  Zerstörung  der  Hirn- 
häute und  selbst  bei  einer  Zertrümmerung  des  Gehirns  eine  sofortige  Deckung 
des  Schädeldefektes  gestattet. 

Ein  Kranker,  bei  welchem  Bardescu  (5)  im  Jahre  1889  wegen  kom- 
minutiver  Fraktur  des  Os  temporalis  eine  Trepanation  von  5  cm  im  Dia- 
meter ausführte  und  der  damals  genas,  kam  nach  13  Jahren  (1901)  wieder 
ins  Spital  mit  einer  inoperablen  Geschwulst  des  Cöcums  und  vorgeschrittener 
Kachexie.  Tod  14  Tage  nach  einer  Enteroanastomosis  lateralis.  Bei  der 
Autopsie  zeigte  sich,  dass  die  Trepanationslücke  ganz  mit  Knochen  gefüllt 
war,  ohne  Demarkation;  der  Knochen  war  nur  ein  kleinwenig  dünner,  aber 
sehr  resistent.  Bardescu  nimmt  die  Regeneration  des  Knochens  mittelst 
der  Diploe  an.  Es  soll  der  fünfte  Fall  von  solcher  Regeneration  in  der 
Literatur  sein.  Stoianoff  (Plevna). 

Co  Hey  (10)  bespricht  die  posttraumatische  Spätapoplexie  und  stellt 
fest,  dass  die  Diagnose  nur  dann  mit  Sicherheit  zu  stellen  ist,  wenn  der 
Patient  frei  von  Gefässveränderungen  war,  wenn  Lues,  Alkoholismus,  Herz- 
krankheiten und  Arteriosklerose  auszuschliessen  sind.  Er  beschreibt  -dann 
einen  Fall  von  posttraumatischer  Zentralerkrankung  nach  einer  Schädel- 
impression der  Kreuznaht,  die  er  in  die  Hauben-  und  Vierhügelgegend  verlegt. 

Einen  letal  verlaufenden  Fall  von  traumatischer  Spätapoplexie  nach 
einem  Steinwurf  gegen  die  Schläfe  eines  sechsjährigen  Kindes  teilt  Aron- 
heim  (2)  mit.  Obduktion  wurde  nicht  gemacht.  Er  schliesst  sich  der 
Meinung  Königs  an,  dass  ein  operativer  Eingriff  zur  Stillung  der  Blutung 
indiziert  ist,  auch  wenn  etwa  die  Verletzung  mit  einer  solchen  des  Gehirns 
kompliziert  wäre. 


V.  Meyer,  Verletzusgen  and  Chirurg.  Eranklieiteo  des  Schädels  u.  Gehirns.        267 

Jopson  (30)  trepanierte  zwei  Fälle  wegen  Ruptur  der  Mening.  media 
mit  extraduralem  Hämatom  mit  Ausgang  in  Heilung.  In  einem  dritten  Fall 
fand  sich  kein  Hämatom,  es  handelte  sich  wahrscheinlich  um  eine  kortikale 
Reizung  durch  eine  kleine  Blutung  oder  Zerreissung. 

Finkeiste  in  (17).  Operation  am  S.Tage  nach  der  Verletzung  wegen 
zanehmender  halbseitiger  Krampfanfälle  (rechter  Facialis,  Arm).  Puls  48. 
Aphasie.    Ausräumung  eines  subduralen  Hämatoms.     Heilung. 

Hohlbeck,  St.  Petersburg. 

Mit  Erfolg  trepanierte  Jowers  (31)  wegen  eines  extraduralen  Blut- 
ergusses bei  Bruch  der  Schädelbasis. 

Yillard  (52)  trepanierte  einen  Patienten,  der  10  Tage  nach  einem 
Schädeltrauma  ins  Hospital  kam  und  nur  die  allgemeinen  Symptome  der 
HirDkompression  ohne  irgend  welche  lokalen  Symptome  der  motorischen  Region 
bot,  auf  Seite  des  Traumas  und  geriet  dabei  in  einen  Kontusionsherd ;  infolge 
einer  Punktion  blieb  eine  reichlich  sezernierende  Fistel,  durch  welche  es  zur 
Infektion  der  Ventrikel  und  zum  Tode  kam.  Bei  der  Sektion  fand  sich  auf 
der  entgegengesetzten  Seite  ein  ausgedehntes  Hämatom. 

Einen  Fall  von  Fraktur  des  rechten  Scheitelbeines  bei  einem  öjährigen 
Mädchen  brachte  Bracchi  (7)  durch  seinen  Eingriff  zur  Heilung;  derselbe 
gibt  ihm  Gelegenheit,  sich  über  die  Symptomatologie  der  Schädeldachfrakturen 
und  deren  Behandlung  zu  verbreiten.  R.  Giani. 

Fossatora  (19)  bemerkte,  dass  sich  auf  Grund  eines  einzelnen  Sym- 
ptoms das  Bestehen  einer  Fraktur  der  Schädelbasis  nicht  behaupten  lasse, 
hierzu  bedürfe  es  eines  Symptomenkomplexes.  Ein  Traumatismus  in  der 
Schläfen-  und  Scheitelgegend,  gefolgt  von  längerer  und  starker  Blutung  aus 
dem  Ohr  der  gleichen  Seite,  mit  Erhaltung  des  Gehörs  und  Paralyse  des  N. 
facialis,  lasse  einen  Längsbruch  des  Felsenbeines  annehmen.  Ein  Schlag  auf 
das  Hinterhaupt  mit  Otorrhöe  und  (manchmal)  mit  Austritt  von  Gehirnsub- 
£tanz  aus  dem  Gehörgang,  Taubheit  und  Paralyse  des  N.  facialis  lasse  einen 
Vertikal-  oder  Schrägbruch  des  Felsenbeines  annehmen.  R.  Giani. 

Crosland  (11)  beobachtete  bei  einer  Frau  nach  einem  Fall  mit  starker 
Kontusion  der  Sakralgegend  vier  Tage  nachher  die  Geburt  eines  toten  Kindes, 
welches  die  Zeichen  einer  Schädelfraktur  trug;  es  fand  sich  eine  Trennung 
des  Unken  Scheitelbeins  und  der  Pars  squamosa  des  Os  temporale. 

Ewart  (14)  extrahierte  einen  Glassplitter  am  inneren  Augenwinkel  von 
3:1:1,75dm  Durchmesser,  welcher  26  Jahre  in  der  Augenhöhle  gelegen 
hatte,  ohne  den  Augapfel  zu  schädigen. 

In  zwei  Fällen  von  Schädelbasisfraktur  machte  Paget  (42)  wegen  der 
Bewusstlosigkeit  die  Venesektion  und  erzielte  Heilung. 

V.  An  g  er  er  (1)  behandelt  die  frisch  granulierenden  Schussverletzungen 
des  Schädels  wie  v.  Bergmann  mit  Desinfektion  der  Umgebung  des  Ein* 
Schusses  und  Okklusiwerband  ohne  jegliche  Sondierung.  Ein  primäres  opera- 
tives Vorgehen  ist  nur  indiziert  bei  Blutung  aus  der  Art.  meningea  mit  Hirn- 
druckerscheinungen oder  lokalisierten  Lähmungen  der  motorischen  Region. 
Nur  schwere  Folgeerscheinungen  lassen  die  Entfernung  des  Geschosses  not- 
wendig erscheinen,  wenn  nicht  die  Extraktionsversuche  für  sich  schon  eine 
Schädigung  des  Gehirns  bedingen.  Zwei  Fälle  operierte  v.  Angerer  mit 
Erfolg;  in  dem  einen  Fall  sass  die  Kugel  im  Sinus  frontalis,  in  dem  anderen 
auf  dem  Dach  der  Orbita. 

Unter  61  Revolververletzungen  fanden  sich  nach  den  Mitteilungen   von 


268  Jahresbericht  für  Ghirargie.    II.  Teil 

Ossig  (41)  36 mal  Kopfschüsse,  18 mal  mit,  12 mal  ohne  Eröffnnng  der  Schädel- 
höhle, 3  Gesichtsschüsse  und  3  Mundschüsse.  Beim  Schädelschuss  ist  ein 
operatives  Vorgehen  stets  indiziert.  Dasselbe  soll  sich  auf  Spaltung  und 
Reinigung  des  Schusskanals  bis  zum  Gehimeinschuss  mit  nachfolgender  Tam- 
ponade beschränken. 

Wilms  (57)  beobachtete  bei  vier  Fällen  von  Kopfschüssen  am  Hals 
und  Hinterkopf  schmerzhafte  Bezirke,  die  nicht  peripheren  Nervengebieten 
entsprechen,  sondern  Zonen,  die  von  Zervikalsegmenten  versorgt  werden.  Die 
obere  Grenze  bei  allen  Beobachtungen  liegt  an  der  Grenze  der  vom  dritten 
Trigeminusast  versorgten  Gebiete.  Die  Erklärung  für  die  Reizung  der  s«i- 
siblen  Nerven  und  Nervenzentren  ist  bei  zentralen  intrakraniellen  Läsionen 
schwierig.  Wilms  erklärt  sie  sich  als  He  ad  sehe  Zonen,  erstens  wegen  des 
symmetrischen  Auftretens  und  zweitens,  weil  nur  das  Schmerzgefühl,  nicht 
der  Tast-  oder  Temperatursinn  etc.  alteriert  ist.  Die  Sympathicusreizung  ist 
nur  so  zu  deuten,  dass  die  intrakraniell  gelegenen  Sympathicusbahnen,  deren 
Hauptteil  um  den  Sinus  cavernosus  und  die  Carotis  gruppiert  ist,  getroffen 
sein  müssen,  und  durch  Anastomosen,  welches  dieses  Sympathicusgebiet  mit 
dem  n.,  III.,  IV.  Zervikalsegment  nach  Passieren  des  obersten  Halsganglions 
hat,  der  Reiz  auf  diese  Zervikalsegmente  fortgeleitet  wird;  hier  wirkt  er  auf 
Zentren  sensibler  Nerven  und  durch  Projektion  auf  die  Haut  empfindet  der 
Pat.  in  den  zu  den  Zervikalsegmenten  gehörigen  Hautzonen  die  Schmerzen. 
In  dem  einen,  letal  verlaufenen  Fall  fand  sich  die  Kugel  am  Sinus  caver- 
nosus; bei  zwei  anderen  im  unteren  rechten  Stimlappen.  In  den  geheilten 
Fällen  schwand  die  Schmerzhaftigkeit  vollständig  nach  8 — 10  Tagen. 

Wieding  und  Ef feudi  (55)  beobachteten  bei  einer  Schussverletzung 
in  der  linken  Schläfengegend  eine  rechtsseitige  Hemiplegie  und  lOtägige  Be- 
wusstlosigkeit.  Die  Lähmung  ging  nach  vier  Monaten  zurück,  es  bUeb  ein 
geistiger  Defekt  und  sensorische  Aphasie.  Im  Röntgenbild  zeigte  sich  die 
Kugel  am  Foramen  caroticum.  Trepanation  wie  zur  Resektion  des  GangUon 
Gasseri,  Eröffnung  einer  subduralen  Zyste  und  Entfernung  des  Geschosses^ 
das  in  der  untersten  Temporalwindung  des  Gehirns  am  Felsenbein  steckte. 
Ungestörte  Heilung  und  Schwinden  der  Symptome. 

Nach  einer  Schusswunde  an  der  Stirn  in  der  Medianlinie  waren  bei 
einem  26  jährigen  Manne  Bewusstlosigkeit  und  linksseitige  Parese  aufgetreten. 
Die  Blutung  war  so  profus,  dass  an  eine  Verletzung  des  Sinus  longitudinalis 
gedacht  wurde.  Nach  Entfernung  der  Fragmente  durch  Erdmann  (13)  kam 
es  zu  neuer  heftiger  Blutung,  so  dass  nur  tamponiert  werden  konnte.  Sym- 
ptome unverändert.  Bei  zweimaligem  Verbandwechsel  wieder  heftige  Blutung; 
beim  dritten  war  sie  geringer.  14  Tage  nach  der  Verletzung  wurde  wegen 
der  Paralyse  und  Aphasie  und  Benommenheit  die  motorische  Zone  der  rechten 
Seite  freigelegt.  Dura  stark  gespannt,  nicht  pulsierend.  Inzision  derselben 
und  Entfernung  eines  grossen  Blutkoagulums  mit  zertrümmerter  Hirnmasse. 
Naht  der  Dura  und  Drainage.  Sofortiges  Nachlassen  der  Symptome,  es  blieben 
nur  geringe  motorische  Störungen  im  linken  Arm  zurück. 

Curtis(]2)  gibt  eine  eingehende  Beschreibung  eines  Falles  von  Schuss- 
verletzung  des  Sinus  longitudinalis.  Auf  Grund  der  hier  gemachten  Erfah- 
rungen rät  Curtis,  wegen  Blutungsgefahr  bei  Verdacht  auf  Sinusverletzung 
Knochensplitter  nicht  eher  zu  entfernen,  als  bis  das  Schädelloch  genügend 
vergrössert  ist,  um  Sinusblutung  sicher  kontrollieren  zu  können.  Ferner  soll 
bei   X-Strahlen -Photographien  immer  rechts  und  links  auf  der   Platte   be- 


T.  Meyer,  Verletzangen  und  cbirarg.  Krankheiten  des  Schftdela  a.  Gehirns.        269 

zeichnet  werden.  Durch  eine  Yerwechslnng  der  Seiten  misslang  Gurtis  das 
Auffinden  des  Geschosses.  Pat.  zeigte  zeitweise  Zeichen  von  Neuritis,  war 
lange  delirös  und  besinnungslos  und  erwachte  schliesslich  auffallend  rasch  aus 
dem  Koma.  Er  wurde  vollständig  hergestellt,  abgesehen  von  beiderseits  halber 
Blindheit.  Zu  dem  Suchen  nach  dem  Geschoss  wurde  Curtis  durch  die 
bedrohlichen  Gehimerscheinungen  veranlasst,  die  er  mit  Fl  uhrers  Aluminium- 
sonde  und  Girdners  telephonischem  Instrument  ausführte.  Nach  Fehl- 
schlagen des  Versuches  wurde  der  Schusskanal  drainiert.  Einen  Einfluss  zum 
Besseren  oder  Schlechteren  scheinen  diese  Manipulationen  nicht  gehabt  zu 
haben.  Maass,  New-York. 

In  dem  von  Balao  Ventura  (4)  mitgeteilten  Falle  hatte  ein  Indi- 
viduum, zwecks  Selbstmordes,  sich  eine  Kugel  gegen  die  linke  Frontalregion 
geschossen;  der  Schädel  wies  keine  Fraktur  auf,  sondern  nur  Lostrennung 
eines  Stückes  der  äusseren  Knochenlamelle.  Das  Projektil  war  von  der  Spitze 
bis  fast  zur  Mitte  in  zwei  Hälften  geteilt,  welche  das  fehlende  Knochenstück 
umklammerten.  R.  Giani. 

Nach  einer  Schädelschusswunde  mit  parietaler  Einschuss*  und  okzipitaler 
Aasschussöffnung  fand  Haman  und  Bradburne  (28)  bei  einem  Soldaten 
eine  rechtsseitige  Paralyse  und  Hemianopsie.  An  Hand  von  Abbildungen 
suchen  sie  den  mutmasslichen  Gang  der  Kugel  aus  den  Ausfallserscheinungen 
festzustellen. 

Hotchkiss  (29)  operierte  einen  traumatischen  Hirnabszess,  der  einige 
Monate  nach  einer  erfolgreichen  primären  Trepanation  wegen  Diminutiv- 
fraktur des  Schädels  aufgetreten  war.  Der  Abszess  lag  in  der  Nähe  der 
motorischen  Zone,  machte  aber  keine  Ausfallserscheinungen,  weil  durch  die 
erste  Trepanation  die  Druckerscheinungen  aufgehoben  waren.    Heilung. 

Erkrankungen  der  Stirn-  und  Keilbeinhöhlen. 

1.  *Boege,  Znr  Anatomie  der  Stirnhöhlen  (Sinus  frontales).    Diss.    Königsberg  1903. 

2.  *6ai8cy,   Da  traitement  chimrgical  de  rethmoldite  pnralente.    La  Presse  m^dicale 
1903.  Nr.  13. 

3.  Hinsberg,  Kosmetische  Resultate  bei  Operation  wegen  Stimhöhleneiterung.    Aligem. 
med.  Zentral-Zeitung  1903.    Nr.  35. 

4.  *Jacqnes  und  Durand,  Wahloperation   zur  Radikalbeilung  des  chron.  Stirnhöhlen- 
Siebbeinzellen-Empyems.    Annales  des  maladies  de  Toreille  1903.  Nr.  7. 

5.  *Paanz,  Über  den  rhinogenen  Hirnabszess.    Archiv  ftir  Laryngol.  Bd.  13.  Heft  3. 

6.  Petersen,  Doppelseitiges   Stimhöhlenempyem  geheilt  durch  die  Kill  i  an  sehe  Ope- 
ration.   Nat.-med.  Verein  Heidelberg.    Miinchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  10. 

7.  *Topp,  Zar  Kasuistik  der  Mukocele  des  Sinus  frontalis.    Diss.    Greifswald  1903. 

Petersen  (6)  hält  für  die  Operation  des  Stirnhöhlenempyems  die  Kilian- 
scbe  Methode  für  die  beste,  da  sie  auch  kosmetisch  gute  Resultate  gibt. 

um  gute  kosmetische  Resultate  nach  Resektion  der  vorderen  Sinuswand 
wegen  Stimhöhleneiterung  zu  erzielen,  hat  Hins  borg  (3)  einmal  die  Höhle 
mit  der  Mosettig sehen  Plombenmasse  gefüllt,  die  jedoch  stellenweise  wieder 
herauseiterte,  und  ein  anderes  Mal  die  abgelöste  Haut  auf  die  hintere  Sinus- 
vand  auf  heilen  lassen  und  die  starke  Einsenkung  durch  Paraffininjektionen 
beseitigt.    Letzterem  Verfahren  gibt  er  den  Vorzug. 

Hydrocephaliis,  Meningocelen,  Encephalocelen,  Meningitis. 

1.  Catterina,  Dne  casi  rari  di  chimrgia  cerebrale.    Memoire  chirurgiche  publ.  in  onore 
di  F.  BottinL  Palermo  1903. 


270  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

2.  Damianos,  Eitrige  Thrombophlebitis  der  Sinns  cayeniosi  infolge  Yon  Zahnkaries. 
Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  13. 

3.  y.  Friedländer,  Ein  Fall  yon  Cephalohydrocele  traumatica.  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  48. 

4.  Haberer,  Zar  operativen  Behandlang  der  eitrigen  Meningitis.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1908.  Nr.  13. 

5.  *K refft,  Ober  jauchige  Meningitis  als  Folge  yon  Decnbitna.    Dias.    Kiel  1908. 

6.  *Lothrop,  The  anatomy  of  the  inferior  ethmoidal  tarbinate  bone  with  particolar 
reference  to  cell  formation;  surgical  importance  of  sach  etbmoid  cells.  Annak  of 
sargery  1903.  Augast. 

7.  Rocher,  Un  cas  d*enc6phalome.    Soo.  d'anat.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux.    Nr.  L 

8.  *Tri8chler,  Beitrag  zar  Frage  der  chirurg.  Behandlung  des  Hydrocephalns  internus. 
Archiy  fflr  Kinderheilkunde.  Bd.  XXXVU.  Heft  8  und  4. 

9.  *Wharton,  Synoyious  meningocele.  Phil.  acad.  of  sargery.  Annais  of  surgery  1903. 
March. 

10.  *Wolffheim,  Über  einen  umfangreichen  porenkephalischen  Defekt  des  Gehirns  eines 
Kindes  mit  frischer  Poliomyelitis  anterior.    Diss.    Königsberg  1902. 

Gatterina  (1)  teilt  zwei  seltene  Fälle  von  Gehirnchirnrgie  mit,  in 
denen  es  sich  um  Hydrocephalns  handelte.  Im  ersten  Falle  war  die  Ursache 
eine  Geschwnlst,  die  primär  aus  dem  rechten  Sehhügel  hervorgegangen  war; 
dieselbe  hatte  die  hinteren  zwei  Drittel  der  gleichseitigen  Hemisphäre  ein- 
genommen und  durch  Druck  die  Gehimsubstanz  atrophisch  gemacht,  sich 
dann  auf  den  linken  Sebhtigel  verbreitet  und,  zugleich  die  Yenae  Galeni 
comprimierend,  Hydrocephalns  im  linken  Ventrikel  hervorgerufen,  der,  ebenso 
stark  wie  die  Geschwulst  anwachsend,  eine  symmetrische  Ausdehnung  des 
Schädels  bewirkt  hatte.  Im  zweiten  Falle  hatte  ein  in  der  rechten  Parietal- 
region  stattgehabtes  Trauma  durch  Gegenschlag  eine  Ruptur  der  Substantia 
perforata  posterior  und  Blutträufeln  in  den  dritten  Ventrikel  verursacht,  mit 
organisierender  Reaktionsphlogose,  die  Thrombose  der  Gefässe  derTela  choroidea 
und  der  Plexi  chorioidei,  der  Venae  Galeni  und  der  Sinus,  und  dann  Hydro- 
cephalns hervorgerufen  hatte ;  dieser  hatte  die  rechte  postero-laterale  Schädel- 
hälfte asymmetrisch  gemacht.  A.  Giani. 

Bei  der  Operation  eines  Tumors  an  der  Nasenwurzel  zeigte  es  sich, 
dass  es  sich  um  eine  Encephalocele  handelte  Roch  er  (7).  Die  Enochenöffnung 
lag  zwischen  linkem  Nasenbein  und  aufsteigendem  Ast  des  Oberkiefers.  Ab- 
tragung des  Stils.    Glatte  Heilung. 

V.  Friedländer  (3)  operierte  einen  Fall  von  Cephalohydrocele  traumatica, 
der  an  eitriger  Meningitis  zugrunde  ging.  Genaue  anatomische  Untersuchung 
des  Präparates  lassen  ihn  die  Entstehung  des  Cepbalo  hydrocele  traumatica 
in  folgender  Weise  erklären: 

Durch  ein  Trauma  wird  eine  Schädelfraktur  mit  Einreissen  der  Dura 
und  Ablösung  des  Periosts  vom  Knochen  erzeugt.  Der  ausfliessende  Liquor 
cerebro-spinalis  erhält  die  Abhebung  des  Periosts  vom  Knochen,  welcher, 
durch  die  gleichzeitige  Verletzung  der  Dura  in  seiner  Ernährung  gestört,  der 
Resorption,  vornehmlich  an  seiner  Aussenseite  anheimfallt.  Der  dauernde 
Ausfluss  des  Liquor  wird  durch  Interposition  eines  Durallappens  oder  durch 
primäres  Klaffen  der  Fraktur  ermöglicht.  Der  ursprünglich  aus  dem  Periost 
allein  bestehende  Zystensack  verdichtet  sich  durch  Bindegewebsneubildung 
an  seiner  Innenfläche,  welche  Bildung  wohl  meist  unter  leichten  Entzündungs- 
erscheinungen abläuft,  für  deren  Bestehen  nach  He  noch  der  relativ  hohe 
Eiweissgehalt  des  im  Sacke  befindlichen  Liquors  spricht. 

Aus  der  v.  Eiselbergschen  Klinik  teilt  Haberer  (4)  einen  Fall  von 


Y.  Meyer,  Verlefczuogen  and  chinirg.  Krankheiten  des  Schädels  n.  Gehirns.        271 

eitriger  Meningitis  mit,  der  operativ  behandelt  wurde.  Wie  sich  bei  der 
Sektion  herausstellte,  handelte  es  sich  um  eine  jauchige  Phlegmone  des 
Unterhautzellengewebes  und  der  Muskulatur  im  Bereich  des  linken  Schläfen- 
beines, Periostitis  und  Ostitis  des  linken  Schläfenbeins.  Jauchige  Septo- 
meningitis  an  der  Basis  und  Konvexität  der  ganzen  linken  Himhemisphäre.  Der 
letale  Ausgang  darf  nach  Haber  er  nicht  als  Beweis  für  die  Ohnmacht  chirur-»- 
gischer  Eingriffe  bei  diffuser  eitriger  Meningitis  angesehen  werden,  weil  bei 
den  mehrfachen  Operationen  jedesmal  eine  Besserung  des  Patienten  auftrat; 
Tielleichl  würde  eine  noch  ausgedehntere  Eröffnung  der  Schädelkapsel  einen 
Erfolg  gehabt  haben. 

Mehrere  Fälle  von  eitriger  Thrombophlebitis  des  Sinus  cavemosi  infolge 
von  Zahnkaries  teilt  Domianos  (2)  mit,  und  glaubt,  dass  bei  der  absolut 
imgünstigen  Prognose  der  Eiterung  des  Sinus  cavernosus  man  berechtigt  ist, 
durch  einen  operativen  Eingriff  nach  der  Methode  Voss-Lexer  (zur  Exstir- 
pation  des  Ganglion  Gasseri)  den  Versuch  zu  machen,  den  Krankheitsherd 
günstig  zu  beeinflussen.  Bei  frühzeitig  vorgenommener  Operation  ist  es  nicht 
ansgeschlossen,  dass  ein  Erfolg  zn  erhoffen  ist. 

Trigemurnsneuralgie. 

1.  Abbe,  Sahdaral  interposition  of  mbber  tissne  withont  removsl  of  the  gasserian  gaaglion 
in  Operation  for  tic  donlonrena:.    Annals  of  sorgery  1903.  Jan. 

2.  C ollin s,  Intracranial  neurectomy.    Annals  of  snrgery  1903.  May. 

3.  *6ordon,  A  case  of  trigeminal  nenralgia  and  excision  of  the  Gasserian  ganglion. 
Medical  Press  1908.  Ang.  26. 

4.  —  A  case  of  trigeminal  nenralgia  and  excision  of  the  Qasserian  ganglion.  The  Dublin 
Journal  1908.  October. 

5.  Hildebrand,    Zar  Resektion    des  III.  Astes   des   Trigeminas  am   Foramen   ovale. 
V.  Br  ans  sehe  Beiträge  1903.  Bd.  87.  Heft  8.    v.  Esmarch  Festschrift. 

6.  Javara,  Technique  de  la  r^section  da  ganglion  deOasser  par  la  voie  da  plan  ossenx 
sphdno-temporal.    La  Presse  medicale  1903.  Nr.  58. 

7.  *Krflger,  Ein  Beitrag  znr  Exstirpation  des  Gasserschen  Ganglions  bei  Trigeminas- 
nearalgie.    Diss.    Leipzig  1908. 

8.  Ramend  de,  Exäröse  da  trijameaa.    La  Presse  m^icale  1908.  Nr.  91. 

Die  verschiedenen  Methoden  zur  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri 
bespricht  Jnvara  (6)  und  beschreibt  genau  die  Technik  der  Methode  von 
Quenu  und  Sedillat,  die  als  spheno-temporale  bezeichnet  ist. 

Zur  Resektion  des  dritten  Trigeminusastes  am  Foramen  ovale  empfiehlt 
Hilde  br  and  (5)  eine  Methode,  die  ein  gutes  kosmetisches  Resultat  gibt  und 
den  Augenfacialis  unberührt  lässt.  Schnitt  am  oberen  Rand  des  Jochbogens, 
nach  hinten  bis  zur  Wurzel  des  Jochbogens,  vor  dem  Ohr  ein  senkrechter 
Schnitt  je  2  cm  nach  oben  und  unten  reichend;  vom  vorderen  Ende  des 
queren  Schnittes  geht  ein  2  cm  langer  Schnitt  schräg  nach  hinten  in  der 
Richtung  der  zum  Orbicul.  oculi  verlaufenden  Facialisfasem.  Dadurch  wird 
ein  Lappen  gebildet,  um  den  durchgesägten  Jochbogen  nach  unten  und  den 
Muse,  tempor.  nach  oben  vor  zu  dislozieren.  Der  Bogen  zwischen  Proc.  con- 
dyloideus  und  coronoideus  wird  freigelegt  und  durch  die  Lu  er  sehe  Zange 
nm  1  cm  vergrössert.    Das  Operationsfeld  wird  dadurch  gut  übersichtlich. 

Ramonfede  (8)  beschreibt  ein  von  ihm  ausgebildetes  Verfahren  zur 
Resektion  des  Trigeminus,  welche  er  im  Gegensatz  zum  temporalen  als  ocd- 
pitales  oder  retromastoideales  Verfahren  bezeichnet.  Die  grossen  Schwierig- 
keiten, die  durch  Sinus  lateralis,  sowie  den  Acusticus  und  Facialis  trochlearis, 


272  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

oculomotorius  und  abducens  entstehen,   sind  zwar  ernst,  aber  zu  vermeideiL 
Der  TrigeiiQinus  wird  vor  seinem  Eintritt  ins  Ganglion  Gasseri  durchtrennt 

Abbe  (1)  hat  bei  Trigeminusneuralgie  nicht  das  Ganglion  Gasseri  ex- 
stirpiert,  sondern  nach  Durchtrennung  der  aus  demselben  kommenden  Nerren 
dicht  an  den  Foramina  zwischen  diese  letzteren  und  das  Ganglion  ein  Stüdc- 
chen  Gummipapier  geschoben  und  eingeheilt.  Fünf  derartig  operierte  Kranke 
sind  dauernd  frei  von  Schmerz  geblieben.  Die  Beobachtungszeit  schwankte 
Yon  6  Monaten  bis  zu  6  Jahren.  Die  Freilegung  geschieht  durch  einen  auf 
das  Jochbein  senkrecht  einstechenden  Längsschnitt,  zur  Seite  Schieben  der 
MuscuL  temporalis  und  Auftneisselung  des  Schädels.  Die  venöse  Blutung, 
wenn  störend,  wird  durch  temporäres  Andrücken  von  Gummipapier  an  die 
blutende  Stelle  leicht  gestillt.  Maass  (New-York). 

Gordon  (4)  exstirpierte  mit  Erfolg  das  Ganglion  Gasseri  nach  der 
Methode  von  Hartley-Krause.  8  Monate  nach  der  Operation  konnte  er 
noch  vollständige  Heilung  konstatieren. 

Gollins  (2)  musste  bei  einer  Operation  zur  Entfernung  des  Ganglion 
Gasseri  das  Heften  ungewöhnlich  stark  nach  der  Mittellinie  zu  verdrängen, 
weil  er  wegen  der  Nähe  der  mittleren  Schädelgrube  die  Foramina  ovale  und 
rotundum  nur  so  erreichen  konnte.  Nach  Durchtrennung  der  beiden  hier 
austretenden  Nervenstämme  wurde  er  durch  Blutung  an  weiterer  Isolierung 
des  Ganglion  verhindert  und  musste  sich  begnügen,  mit  den  beiden  genannten 
Wurzeln  soweit  als  möglich  herauszureissen.  Die  Foramina  wurden  mit 
Guttaperchapapier  bedeckt.  Patient  wurde  von  seiner  Neuralgie  yollständig 
geheilt.  Es  bestanden  für  etwa  vier  Monate  Paralyse  des  oberen  Augenhdes 
rechts  und  der  durch  den  dritten,  vierten  und  sechsten  Gehimnerven  ver- 
sorgten Augenmuskeln  und  partielle  Paralyse  des  linken  Armes  und  Beines. 
Die  Paralyse  verschwand  schliesslich  in  all  diesen  Teilen,  doch  erlangte 
Patient  seine  frühere  Kraft  nicht  ganz  wieder.  Gollins  glaubt,  dass  er  den 
Druck  auf  die  Gehimmasse  vielleicht  hätte  vermeiden  können,  wenn  er  die 
von  Abbe  (Annais  of  surgery.  Vol.  37,  p.  7)  vorgeschlagene  Methode  befolgt 
hätte.  Es  könnte  jedoch  der  skaphocephalische  Schädel  mit  seiner  steilen 
mittleren  Haube  den  Zugang  zu  sehr  erschwert  haben,  und  somit  die  Me- 
thode von  Hartley  für  den  Fall  die  geeignetere  sein. 

Maass  (New- York). 

Epilepsie. 

1.  Donath,  Eraniektomie  bei  Epilepsien  verschiedenen  Ursprungs.  Wiener  klin.  Wochen-     ' 
Schrift  1903.  Nr.  46. 

2.  *Huth,  Über  einen  Fall  von  Jacksonscher  Epilepsie.    Diss.    Berlin  1902.  I 

3.  Indemans,   Twee   gevallen  von  particele   epilepsie   von  Jackson.    Ned.  Tijdschr.  t. 
Geneesk.  I.  p.  659.  i 

4.  Jonescu,  Temporäre  Eraniektomie  nach  Berezsowski  wegen  essentieller  Epilepsie. 
Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  4.  p.  131  (Rumänisch). 

5.  *Erause,   Zur  chirurg.  Behandlung  der  nicht  traumatischen  Jacksonschen  Epilepsie.     ' 
32.  Chirurgen-Eongress  1903  Berlin. 

6.  —  Zur  Chirurg.  Behandlung  der  nicht  traumatischen  Jacksonschen  Epilepsie  mit  Eranken-     i 
Vorstellung.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  3.  | 

7.  Marion,  Traitement  cbirurgical  de  l'^pilepsie  traumatique.    Archives  göndrales  1903. 
Nr.  11. 

8.  Mc.  Goy,  Traumatic  epilepsy.     Annais  of  surgery  1903.  Dezember. 

9.  Minkowski,  Rindenepilepsie.     Allgem.  ärztl.  Verein  Eöln.   Mänchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  40. 


y.  Meyer,  VerletzuDgen  uod  ckirarg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        273 

10.  0.  £.  Olssen,  Ein  Fall  yon  Jacksonscher  Epilepsie.  Trepanation.  Genesung.  (Aus 
dem  Krankenhaus  zu  Flen  [Schweden].)    Hygiea  1903.  L.  4.  p.  375. 

11.  Quercioli,  Contributo  alla  conoscenza  ed  alla  cura  della  epilepsia  Jacksoniana. 
Glinica  chiruigica  1908. 

12.  Roneali,  ß.,  Cranio  resezione  per  epilepsia  Bravais  -  Jacksoniana.  Clinica  cbirurgica 
1903.  Nr.  8. 

13.  Schulze-Berge,  Über  Heilung  Jacksonscher  Epilepsie  durch  Operation,  v.  Langen- 
becks  Archiv  1903.  Bd.  72.  Heft  1. 

14.  J.  Spisharny,  Zur  Frage  der  Trepanation  bei  traumatischer  Epilepsie.  Russisches 
Archiv  für  Chirurgie  1908.  Heft  2. 

15.  *A.  Zawadzki,  8  Fälle  von  Exstirpation  des  Ganglion  Gasseri  wegen  Trigeminus- 
neuralgie.  Medycyna  1903.  Nr.  15.  (Bericht  über 8 Operationen  nach  Hartley-Krause. 
Heilung  seit  5,  3,  resp.  Vs  Jahre.)  Urbanik  (Krakau). 

Krause  (6)  operierte  vier  Fälle  nicht  traumatischer  Jackson  scher 
Epilepsie. 

1.  16 jähriges  Mädchen,  seit  dem  vierten  Jahre  Epilepsie,  ausgehend 
von  der  linken  Gesichtshälfte;  allgemeine  Verblödung.  Trepanation,  Eröffnung 
der  Dura,  faradische  Bestimmung  des  Facialiszentrums.  Es  fand  sich  eine 
grosse  Zyste,  die  inzidiert  und  drainiert  wurde.  Heilung  seit  QV»  Jahren, 
nahezu  normale  geistige  Entwickelung. 

2.  14jähriges  Mädchen.  Seit  dem  fünften  Jahre  Krämpfe  im  linken 
Facialis,  linken  Arm  und  Bein;  Imbecillität.  Bei  der  Operation  fand  sich 
eine  dicke  weisse  strahlige  Narbe  im  Facialisgebiet;  Exzision.  Heilung  auch 
der  Imbecillität  seit  IVs  Jahren. 

3.  SOjähriger  Mann.  Im  sechszehnten  Jahr  Nephritis,  linsseitige  Hemi- 
plegia.  Zehn  Jahre  später  epileptische  Anfälle  vom  linken  Vorderarm  aus- 
gehend mit  Bewusstseinsverlust.  Bei  der  Operation  ergab  sich  Leptomeningitis 
chronica  im  Armzentrum.    Exzision  des  Zentrums.     Heilung. 

4.  23jähriger  Mann.  Insolation  im  vierten  Lebensmonat,  einmalige 
Krämpfe.  Die  rechtsseitigen  Extremitäten  blieben  schwächer.  Vom  drei- 
zehnten Jahre  an  epileptische  Anfälle  von  der  rechten  Hand  ausgehend  mit 
Bewusstseinsstörung.  Bei  der  Operation  fand  sich  eine  suburachnoidale  Zyste. 
Heilung. 

Das  Zentrum  muss  zunächst  grobanatomisch  bestimmt  und  der  Schädel 
6  bis  7  cm  im  Quadrat  eröffnet  werden.  Die  Dura  muss  in  Lappenform  oder 
kreuzweise  getrennt  werden.  Bei  normal  aussehender  und  pulsierender  Dura 
darf  man  sich  bei  der  einfachen  Trepanation  nicht  begnügen,  sondern  man 
muss  die  Gehirnoberfläche  freilegen.  Findet  man  keine  anatomische  Ver- 
änderungen, so  muss  man  mit  dem  faradischen  Strom  die  sensomotorische 
Region  aufsuchen  und  die  Ausgangsstelle  genau  umgrenzen.  Auf  dieser  Stelle 
soll  man  punktieren  oder  inzidieren,  um  einen  subkortikalen  Prozess  zu 
suchen,  ist  dies  negativ,  muss  das  Rindenzentrum  exzidiert  werden,  und  zwar 
im  Zusanunenhang  mit  den  weichen  Hirnhäuten  bis  zur  weissen  Substanz, 
also  ca.  5  mm.  Die  auftretenden  Lähmungen  gehen  zurück.  Nach  seinen 
Beobachtungen  bedingt  die  Narbe  keine  Rezidive.  Die  Fälle,  welche  keine 
anatomische  Unterlage  haben,  sind  prognostisch  ungünstig.  In  der  Diskussion 
bemerkt  Braun,  dass  man  sich  über  Dauerheilungen  täuschen  kann.  Sein 
seit  1890  geheilter  und  nachkontrollierter  Patient  gab  stets  an,  dass  es  ihm 
gut  gehe.  Er  ist  seit  1902  schwer  epileptisch  und  hat  vorher  wieder  Anfälle 
gehabt,  die  er  verschwiegen  hat. 

Vier  Fälle  von  Kraniektomie  bei  Epilepsie  verschiedenen  Ursprungs 
teilt  Donath  (1)  mit.    Der  erste  betrifft  eine  sogenannte  genuine  Epilepsie, 

Jaliresberieht  fOr  Chirnrgie  1903.  18 


274  Jahresbericht  für  Chinirgie.    IL  Teil. 

insofern  dieselbe  mit  schweren  Krämpfen,  Bewnsstlosigkeit  bezw.  tiefer  Störung 
des  Bewusstseins,  Schäumen  vor  dem  Mund,  nachfolgender  vollständiger 
Amnesie  und  infolge  der  gehäuften  Anfälle  mit  raschem  Intelligenzverfall 
einherging.  Der  vorwiegend  Jackson  sehe  Typus  dieser  Anfälle  drängte  zur 
Operation.  Da  im  Gehirn  nichts  gefunden  wurde,  so  liess  man  es  bei  der 
Kraniektomie  bewenden.  Die  Wirksamkeit  der  Operation  zeigte  sich  unmittel- 
bar nachher  darin,  dass  nur  noch  zwei  Krampfanfälle  auftraten,  hernach  noch 
eine  Zeitlang  petitmal  und  Absenzen  sich  zeigten.  Die  nach  der  Operation 
eine  kurze  Zeit  bestandenen  aphatischen  Störungen,  Anisokorie  und  Parese  des 
rechten  Mundfacialis  mögen  vielleicht  auf  Rechnung  der  Operation  zu  bringen 
sein,  worauf  das  Kind  vollkommen  frei  von  Anfällen  blieb  und  sich  bis  jetzt 
einem  Jahr  später  der  vollständigen  körperlichen  und  geistigen  Gesundheit 
erfreut. 

Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  ein  Schädeltrauma  mit  Depression 
und  Knochennekrose,  wo  aber  erst  vier  Jahre  später  Epilepsie,  linksseitige 
Parese  mit  schweren  psychischen  Störungen  und  Intelligenzverfall  auftraten. 
Die  Epilepsie  ist  also  hier  erst  später  durch  die  inzwischen  entstandene 
traumatischn  Encephalitis,  welche  bei  der  Operation  auch  vorgefunden  wurde, 
hervorgerufen  worden.  Die  Kraniektomie  hat  hier  das  Aufhören  der  Krämpfe 
und  wesentliche  Besserung  in  den  hemiplegischen  Erscheinungen,  Sprach- 
störungen und  im  Intellekt  bewirkt.  Wie  weit  die  Heilung  noch  fortschreiten 
wird,  ist  noch  nicht  zu  bestimmen;  selbstverständlich  kann  das,  was  durch 
encephalitischen  Prozess  gänzlich  zerstört  wurde,  nicht  regeneriert  werden. 
Daraus  folgt,  dass  bei  Schädeltraumen  mit  Knochendepression,  Zertriimnie- 
rungen  oder  wo  überhaupt  Herderscheinungen  angenommen  werden  dürfen, 
sofort  tamponiert  werden  soll. 

Im  dritten  Falle  mit  faustgrosser  Encephalomalacie  wurde  der  Status 
epilepticus,  'die  Hemiplegia  durch  Kraniektomie  beseitigt  und  die  Intelligenz 
gehoben,  so  dass  eine  zweimonatliche  Besserung  vorhanden  war,  doch  konnte 
bei  der  Ausdehnung  des  Leidens  der  Exitus  nicht  aufgehalten  werden. 

Im  vierten  Falle  handelte  es  sich  wahrscheinlich  um  eine  Neubildung 
(Gumma  oder  Tumor),  die  bei  der  Operation  nicht  aufgefunden  wurde,  aber 
auch  bei  der  Sektion  nicht  gefunden  wurde,  da  dieselbe  offenbar  durch 
einen  Prolaps  nach  aussen  geraten  und  durch  das  Paquelinisieren  zerstört 
worden  war.  Für  die  Neubildungen  sprachen  die  Herderscheinungen  und  der 
nach  der  Kraniektomie  aufgetretene  Prolaps,  als  Ausdruck  der  gesteigerten 
und  nicht  behobenen  intrakraniellen  Druckes. 

Quercioli  (11)  erörtert  zuerst  die  Ätiologie,  Symptomatologie,  patho- 
logische Anatomie  und  Behandlung  der  Epilepsia  Jacksoniana  und  beschreibt 
dann  acht  von  ihm  beobachtete  Fälle  dieser  Affektion,  von  denen  sechs,  von 
Biondi  operiert,  heilten  und  zwei,  weil  nicht  rechtzeitig  eingegriffen  werden 
konnte,  einen  unglücklichen  Ausgang  hatten.  Aus  seinen  Beobachtungen  zieht 
Verf.  folgende  Schlüsse:  1.  Es  ist  zu  unterscheiden  zwischen  einer  typischen 
Form  von  Epilepsia  Jacksoniana  und  einer  atypischen,  die  sich  der  Epilepsia 
essentialis  nähert.  2.  Es  gibt  eine  homolateral  zur  Schädelläsion  auftretende 
und  eine  bilaterale  Form.  3.  Nach  Eröffnung  des  Schädels  lässt  sich  die 
vermeintliche  Läsion  nicht  immer  konstatieren,  sie  kann  in  der  Tiefe  oder 
fern  von  der  Rol and i  sehen  Zone  sitzen,  oder  kann  sich  verloren  haben  oder 
eine  einseitige  sein.  4.  Nach  Traumen  des  Kopfes  entsteht  oft  eine  Epilepsia 
Jacksoniana,  die  man  eher  eine  post-traumatische  nennen  könnte.    5.  Spontan 


y.  Meyer,  Yerletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        275 

oder  infolge  ärztlicher  Behandlung  findet  selten  Heilung  statt.  6.  Die  Erani- 
ektomie  ist  stets  angezeigt  und  muss  frühzeitig  yorgenommen  werden.  7.  Eine 
weite  Öffnung  ist  yorzuziehen.  8.  Die  motorischen  Zentren  können  ausge- 
schnitten werden  in  Anbetracht  der  yikariierenden  Funktion  der  benachbarten 
gesunden  Rinde.  9.  Gehirnhernie  ist  nicht  zu  befürchten,  wenn  die  Dura 
mater  nicht  beeinträchtigt  und  gut  yernäht  und  die  Operation  unter  asep- 
tischen Verhältnissen  ausgeführt  wurde.  10.  Unter  solchen  Verhältnissen  kann 
eine  mehr  oder  weniger  yoUständige  Reparation  der  Lücke  erfolgen.  11.  Von 
den  zur  Deckung  des  Knochensubstanzyerlustes  empfohlenen  Methoden  ist 
keine  ratsam,  wenn  notwendig,  kann  man  Prothesis,  Autoplastik  oder  Trans- 
plantation anwenden.  12.  Alle  diese  Mittel  sind  schädlich,  weil  sie  die 
Bildung  yon  Adhärenzen  begünstigen.  13.  Die  Vorzüge  der  Eraniektomie 
sind  durch  die  gebesserten  Kreislaufsyerhältnisse  bedingt.  14.  Durch  Krani- 
ektomie  erhält  man  fast  immer  gute  Resultate,  Rezidiy  der  Krankheit 
erfolgt  oft.  R.  Giani. 

Roneali  (12)  berichtet  über  einen  Fall  yon  nach  otitischen  Abszessen 
aufgetretener  Bravais- Jackson  scher  sensorio-motorischer  Epilepsie.  Die  Ur- 
sache der  Abszesse  war  ein  Erysipel,  das  sich  über  das  Gesicht  und  die 
Kopfhaut  verbreitet  hatte,  ein  Monat  nach  der  Erysipelinfektion  traten 
Schmerzen  am  rechten  Warzenfortsatz  auf,  und  gleich  darauf  Eiterabfluss 
aus  dem  Ohre.  Zwecks  Entleerung  von  zwei  Abszessen,  die  miteinander 
kommunizierten,  nahm  Verf.  zweimal  die  Kraniektomie  vor.  Patient  starb 
ungefähr  ein  Monat  darauf.  In  symptomatologischer  Hinsicht  ist  der  Fall 
interessant,  denn  trotz  der  Läsion  des  Lobus  frontalis  und  des  Lobus  prae- 
frontalis  bestanden  keine  psychischen  Störungen  und  die  Epilepsieanfälle 
waren  zugleich  sensorische  und  motorische  und  nur  in  den  letzten  Tagen 
rein  sensorische,  mit  Störungen  des  Geruchssinnes.  Es  handelte  sich  nach 
Verf.  um  einen  ausgeprägten  Fall  von  Bravais- Jackson  scher  Epilepsie.  Er 
meint,  es  habe  am  Keilstrang,  am  Hippocampus  und  Gornu  Ammonis,  wo  der 
Geruchsinn  seinen  Sitz  hat,  eine  Erweichung  oder  ein  Abszess  bestanden. 

R.  Giani. 
Bei  einem  14jährigen  Kinde  mit  Epilepsie  seit  der  Kindheit,  erfolglos 
medical  behandelt,  führte  Jonnescu(4)  eine  Kraniektomie  nach  Berezsowskis 
Methode  aus.  Bei  dem  Zuklappen  des  Knochenlambeau  nahm  Jonnescu 
eine  1  cm  breite  Kante  weg,  so  dass  eine  Lücke  im  Knochen  blieb.  Aus  der 
Dura  schnitt  er  kleine ,  1  cm  grosse  Quadrate ,  zwischen  welche  er  kleine 
Brücken  der  Dura  intakt  Hess.  Diese  Duralambeau  klappte  er  heraus  und 
nahte  sie  mit  dem  Periostum  externum,  um  eine  Knochen-Regeneration  zu 
vermeiden.  .  Sto'ianoff  (Plevna). 

Drei  Jahre  nach  einem  Traama  an  der  Stirn  traten  epileptische  Anfälle  mit  Lähmung 
des  rechten  Armes  auf.  Während  des  Status  epilepticus  wurde  Trepanation  durch  Olssen  (10) 
ausgeffihrt  aber  dem  Zentrum  des  Armes.  Die  Dura  matei-  wurde  gespannt,  keine  patho- 
logischen Veränderungen  in  der  Hirnrinde  sichtbar.  Nach  der  Operation  Aphasie.  Die 
Anfalle  nahmen  allmählich  ab,  die  Lähmungen  gingen  zurück.  Einige  Monate  nach  der 
Operation  war  Patient  gesund  und  konnte  seine  Arbeit  als  Schmied  wieder  aufnehmen. 

Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Spisharny  (14)  trepanierte  zwei  Patienten  wegen  Jacksonscher  Epi- 
lepsie. Im  ersten  Fall  hatten  die  Anfälle  7,  im  zweiten  15  Jahre  bestanden. 
Beidemal  wurde  ein  Wagner  scher  Lappen  gebildet.  Im  ersten  Fall  wurde  die 
verdickte  und  mit  den  weichen  Hirnhäuten  verwachsene  Dura  exzidiert.  Prima 
intentio.     Nach  einem  anfallsfreien  Jahr  traten  die  Krämpfe  wieder  auf.    Im 

18* 


276  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

zweiten  Fall  wurde  die  Dura  nur  gespalten  und  unvemäht  gelassen.  20  Monate 
nach  der  Operation  war  Patientin  anfallsfrei.  —  Spisharny  glaubt  auf 
Grund  von  Tierexperimenten  und  klinischen  Beobachtungen  zur  Ansicht  ge- 
langt zu  sein,  dass  ein  sog.  Ventil  und  ein  aseptischer  Wundyerlauf  nicht 
vor  einem  Rezidiv  der  Anfälle  schützen.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Eine  Besserung  von  traumatischer  Epilepsie  erzielte  McCoy  (8)  bei  einem 
11jährigen  Jungen  durch  Exzision  des  derben  Narbengewebes  zwischen  Hirn, 
Dura,  Knochen  und  Haut  und  Einlegen  einer  Zelluloidplatte  auf  den  Defekt. 
Die  Platte  musste  einmal  erneuert  werden,  da  sie  an  einer  Seite  durch  Ex- 
sudat hervorgehoben  war;  dabei  fand  sich  neues  derbes  Narbengewebe. 

Mit  Erfolg  wurde  nach  einer  Mitteilung  von  Minkowski  (9)  ein  Fall 
von  Rindenepilepsie  operiert,  welche  im  Anschluss  an  einen  Schlag  auf  den 
Schädel  ein  halbes  Jahr  vorher  aufgetreten  war.  Es  fand  sich  bei  der  Tre- 
panation eine  abgebrochene  Messerspitze^  nach  deren  Extraktion  die  Anfalle 
ausblieben.  Nach  1^/2  Jahr  wurden  nach  einem  neuen  Trauma  auf  die  Tre- 
panationswunde die  Anfälle  von  neuem  ausgelöst,  so  dass  eine  neue  Operation 
nötig  wird. 

Über  einige  geheilte  FäUe  von  Jacksonscher  Epilepsie  berichtet  Schulze- 
Berge  (13). 

1.  Exstirpation  des  anatomisch  bestimmten  Zentrums  der  rechten  EIx- 
tremitäten ;  komplette  Lähmung  von  Arm,  Hand  und  ßein,  die  nach  14  Tagen 
zurückgeht.  Paresen  und  Parästhesien  in  Arm  und  Bein  sind  zurückgeblieben. 
Epileptische  Anfalle  sind  seit  13  Jahren  weggeblieben. 

2.  Bei  der  Operation  fand  sich  eine  gänseeigrosse  porenzephalische 
Zyste,  in  deren  Tiefe  der  Boden  des  linken  Seitenventrikels  freilag.  Nach 
der  Operation  noch  sechs  Anfälle,  seit  acht  Jahren  geheilt;  Parästhesien  und 
Schwindelgefühl  bei  tiefem  Bücken  noch  vorhanden. 

3.  Exstirpation  des  elektrisch  bestimmten  Zentrums  der  linken  Hand; 
Lähmung  der  Hand  geht  nach  5  Tagen  zurück.  Heilung  seit  sechs  Jahren. 
Sensibilitätsstörung  der  Finger  und  Schwindelgefühl  bei  tiefem  Bücken  noch 
vorhanden. 

Ein  vierter  Fall  blieb  ungeheilt.  Das  Gehirn  war  durch  die  zerschnitt-ene 
(Messerstich  ins  linke  Hirn)  Dura  mit  dem  Schädeldach  verwachsen.  Exzision 
der  Narbe. 

Schulze-Berge  glaubt,  dass  ausser  der  Steigerung  des  Himdruckes^ 
wie  sie  Kocher  als  Ursache  der  Epilepsie  annimmt,  auch  noch  materielle 
Veränderungen  des  Hirnes  vorhanden  sein  müssen,  und  zwar  degenerative 
Prozesse  der  Hirnsubstanz.  Beim  Zustandekommen  des  epileptischen  Anfalles 
ist  eine  gegenseitige  Einwirkung  der  materiellen  Läsion  der  Gehimsabstanz 
und  der  intrakraniellen  Drucksteigerung  anzunehmen.  Die  Koch  er  sehe 
Ventilbildung  zur  Herabsetzung  des  Hirndruckes  ist  weniger  gefahrvoll  als 
die  Exstirpation  des  beiderseitigen  Halssjmpathicus  nach  Jonnescu. 

Marion  (7)  bespricht  in  einer  längeren  Arbeit  das  chirurgische  Vor- 
gehen bei  der  traumatischen  Epilepsie  unter  Benutzung  der  bisherigen  Arbeiten. 
Neues  bietet  die  Arbeit  nicht. 

Indemans  (3)  teilt  folgende  Fälle  mit: 

Bei  einem  9 V2  jährigen  Knaben  entwickelte  sich  nach  einem  Schädel- 
trauma unter  partieller  Nekrose  des  linken  Wandbeines  ein  Abszess  in  den 
benachbarten  Himteilen.  Nach  Heilung  des  Abszesses  war  eine  pulsierende 
Encephalocele  entstanden. 


y.  Meyer,  Yerletzungeii  uod  chirarg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        277 

Das  Kind  blieb  4^/»  Jahre  ohne  irgend  welche  Beschwerde,  dann  traten 
epileptiforme  Krämpfe  auf,  die  sich  sehr  häuften  und  immer  wieder  in  der 
rechten  Hand  anfingen.  Die  Narbe  war  jetzt  eingezogen  und  zeigte  starke 
S])annung.  Trotz  der  Depression  des  Schädeldaches  und  der  eitrigen  Ence- 
phalitis im  Anfang,  trotz  des  erhöhten  intrakraniellen  Druckes  also,  war  da- 
mals nicht  die  geringste  Spur  von  Epilepsie  vorhanden.  Erst  4^/»  Jahre  später 
traten  epileptiforme  Krämpfe  auf,  wahrscheinlich  infolge  des  Wachstums  des 
Schädels,  wobei  die  Narbe  im  Wachstum  zurückblieb.  Die  Narbe  war  dabei 
stärker  gespannt  und  diese  Spannung  setzte  sich  fort  auf  den  mit  der  Narbe 
verwachsenen  Kortex  und  war  die  Ursache  der  Reizerscheinungen.  Bei  Druck 
auf  der  Narbe  trat  kein  Anfall  auf. 

Vor  jedem  Anfall  wurde  das  Kind  blass  und  zog  die  Narbe  sich  stark 
«in.  Auch  während  der  Operation  konnte  man  keinen  erhöhten  Druck  kon- 
statieren: kein  chronisches  Hirnödem,  keine  Druckerhöhung  im  Liquor 
cerebro-spinaJis ,  keine  Zyste  u.  s.  w.  Bei  der  Operation  wurde  der  Defekt 
durch  einen  König- Müll  ersehen  Lappen  zur  Schliessung  gebracht.  Die 
Anfälle  blieben  ungefähr  6  Monate  nach  der  Operation  aus;  dann  kehrten 
sie  zurück ,  jedoch  in  milder  Form ,  wiewohl  keine  knöcherne  Verwachsung 
des  Lappens  zustande  gekommen  war. 

Der  zweite  Fall  betrifft  ein  6 V« jähriges  Kind  mit  Anfällen  von  Jack- 
sonscher Epilepsie  in  der  linken  Körperhälfte  und  mit  Ausfallssymptomen, 
die  in  der  letzten  Zeit  noch  Monate  nach  dem  Anfalle  vorhanden  sind. 

Die  Epilepsie  ist  vielleicht  entstanden  auf  dem  Boden  einer  akuten  En- 
cephalitis, woran  das  Kind  in  den  ersten  Lebenstagen  gelitten  hat. 

Die  vorgestellte  Operation  wurde  abgelehnt.  Goedhuis. 

Tamoren  und  Cysten. 

*l.  Abboth,  Note  on  s  case  of  necrotic  softening  of  the  brain  probably  dae  to  injury 
EDd  asBociated  with  caries  of  the  spine.    The  Lancet  1903.    Febr.  7. 

2.  Bacaglia,  Gisti  da  ecbinococco  libera  nel  come  anteriore  de  ventricolo  laterale  lestro. 
Annali  di  medicina  navale  1903.    II.  pag.  39. 

3.  Boettiger,   Ein  operierter  und  ein  sezierter  Tamor  der  Zentral  Windungen.    Altonaer 
ärztlicher  Verein.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.    Nr.  6. 

4.  *Brenske,  Beitr.  zur  Kasuistik  der  Hirntumoren.    Diss.  Mttnchen  1903. 

5.  Brunn  sehe  Hjernesvulskernes  Behandling.    Ejebenhavn  1903. 

6.  Buenet,   Some   points  of  interest  in  the  clinical  manifestations  of  cerebral  abacess. 
The  Practioner  1908.  June. 

7.  Dragoniroff,  Tumor  MeduUae   oblongatae  in  Letopissina  Lekarskija  sajonz  y  Bol- 
garia.    Nr.  3-41.  S.  127.  1903. 

8.  ^  Dutt  and  Lowson,   Gase   of  brain  tumour.     (Zerfallenes  Gumma.     Tod.     Keine 
Autopsie.)    British  medical  Journal  1903.  May  2. 

9.  Fischer,   Cysticercus   racemocus   cerebri.    v.  Langenbecks  Archiv  1903.     Bd.  69. 
Heft  1  u.  2.    V.  Es  mar  ch  Festschrift. 

10.  Fittig,  Über  einen  röntgenographisch  lokalisierten  Fall  von  Hirntumor.    Fortschritte 
auf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen.    Bd.  VI.  Heft  6. 

11.  ^Feidel,  Ein  Fall  von  Peritheliom  des  Gehirnes.    Diss.  München  1903. 

12.  Gay  et,   Observation  d'une  tumour  c^röbrale   avec  essais  de  däcompression  par  une 
ponction  rachidieuse.    Soc.  de  Clin.    Lyon  mädical  1903.    Nr.  28. 

13.  Hechold,    Trepanation    zur    Behebung    des   intrakraniellen    Druckes    bei    Gehirn- 
tumoren.   Deutsche  militärärztliche  Zeitschrift  1903. 

14  *Kiliani,   Tumor  of  the   brain.     New- York  surg.   soc.     Annais  of  surgery.    April 

1903. 
15.  Krause,    F.,    Zur  Freilegung    der   hinteren   Felsenbeinflftche   und   des   Kleinhirnes. 

V.  Brunsche  Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie.    XXXVII.    3.  Heft. 


278  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

16.  Krause,  Zar  Freilegung  des  Kleinhirns  und  der  hinteren  Felsenbeinfläche.  Freie  CSiir.- 
Vereinigung.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.    Nr.  2. 

17.  Lichtwitz,  Ülierj  einen  Fall  von  Sarkom  der  Dura  mater  und  über  dessen  Bezieh- 
ungen zu  einem  vorangegangenen  Trauma.  Tirchows  Archiv  1903.  Band.  173. 
Heft  2. 

18.  Lucas-Championnidre,  Tumour  de  cerveau,  love  frontaL  Epilepsie  partielle.  Ab» 
lation.  Tumeur  bors  larögion  des  centres.  Bull.  A.  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903. 
Nr.  13. 

19.  Mathio  et  Brouqueylo,  Tumeur  c^öbrale.  Soc.  d'anat.  Journal  de  m^.  de  Bor- 
deaux 1903.  Nr.  10. 

20.  *Muthmann  und  Sauerbachs,  Über  eine  Gliageschwulst  des  vierten  Yentrikele 
hiebst  allgemeinen  Bemerkungen  Ober  Gliome  überhaupt  Zieglers  Beitrftge  1903. 
Bd.  XXXIV.    Heft  8. 

21.  Oliver,  History  of  a  case  of  a  cerebral  tumour  light  and  a  half  years  after  remo- 
val.    British  medical  Journal  1903.    July  11. 

22.  ^Prof^,  Über  die  bei  operativer  Behandlung  von  Hirntumoren  auftretenden  Him- 
bernien.    Diss.  Strassburg  1908. 

28.  *Py6  Smith,  Zwei  durch  Operation  geheilte  Fälle  von  Hirntumor.  Quartherly  med. 
jonmal.    August  1903. 

24.  Tuffier,  Malade  op^r^  d*un  tubercule  c^röbral.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  der  Chir. 
1903.    Nr.  19. 

25.  *yorh  astner,  Beitrag  zur  Frage  der  Operabilität  der  Hirntumoren.   Diss.  Halle   1903. 

26.  Woolsey,  Fibroma  and  cyst  of  the  brain.  New-Xork  surgical  soc.  Annais  of  snr- 
gory  1303.    February. 

27.  —  Sclerosis  of  the  brain  cortex.  New-Tork  surgical  soc.  Annais  of  snrgery  1903. 
February. 

Zur  FreileguBg  des  Kleinhirns  und  der  hinteren  Felsenbeinfläche  sind 
andere  Methoden  notwendig,  als  zur  Entleerung  von  otitischen  Eiterungen, 
welche  vom  v.  Bergmannschen  Schnitte  aus  zugängig  gemacht  werden. 
Zur  Freilegung  von  Geschwülsten  im  ganzen  Bereich  der  hinteren  Schädel- 
grube ist  das  intradurale  Vorgehen  erforderlich.  F.  Krause  (15)  hat  folgende 
Methode  ausgebildet:  Es  wird  die  Kleinhirnhemisphäre  mittelst  eines  Haut- 
Periost-Knochenlappens  mit  unterer  Basis  freigelegt  und  die  Dura  in  gleicher 
Weise  lappenförmig  nach  unten  geschlagen.  Die  Hemisphäre  hebt  sich,  wenn 
der  Kopf  der  sitzenden  Patienten  nach  der  anderen  Seite  gebeugt  wird, 
durch  die  eigene  Schwere  vom  Felsenbeine  ab;  leiser  und  vorsichtiger  Zug 
mit  dem  Hirnspatel  legt  die  hintere  Fläche  vollends  frei.  Unterbindung  einer 
von  Sin.  petr.  sup.  kommenden  Vene ;  3  cm  vom  Knochenrand  entfernt  sieht 
man  den  Acusticus  und  Facialis  in  den  Porus  acusticus  eintreten,  reichlich 
^J2  cm  nach  hinten  und  unten  von  ihnen  den  Glossopharyngeus ,  Vagus  und 
Accessorius  von  unten  heraufziehen;  die  hintere  Felsenbeinfläche  ist  nun  zu- 
gänglich. Wegen  der  Schwierigkeit,  bei  Kleinhimtumoren  die  Seite  der 
Erkrankung  zu  konstatieren,  rät  Krause  beide  Kleinhirnhemisphären  frei- 
zulegen. Ein  grosser  rechtwinkliger  Lappen  mit  unterer  Basis  umfasst  das 
Hinterhaupt  zwischen  beiden  Warzenfortsätzen  und  reicht  nach  oben  hin 
etwas  oberhalb  der  Protuberantio  occip.  externa.  Der  Knochen  wird  bei  nicht 
besonders  kräftigen  Leuten  am  besten  fortgenommen.  Beide  Sinus  transversi 
und  sigmoidei  freigelegt.  Die  Dura  wird  dicht  unterhalb  der  S.  transv.  und 
medianwärts  der  S.  sigm.  durchschnitten,  der  Sin.  occipit.  doppelt  unter- 
bunden und  durchtrennt,  dann  die  Bedeckung  beider  Kleinhirnhemisphären 
als  ein  Lappen  umgeschlagen.  Die  Sin.  transv.  und  das  Tentorium  bleiben 
unberührt.  Wird  letzteres  mit  dem  Himspatel  nach  oben  gehoben,  so  kann 
man  beide  Hemisphären  und  den  Oberwurm  in  grosser  Tiefe  übersehen,  femer 
kann  man  die  Himteile  abtasten  und  die  Hemisphären  anatomisch  inzidieren. 


y.  Meyer,  VerletzaDgen  und  chirorg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        279 

Die  Operation  hat  er  bei  einem  18jährigen  Mädchen  mit  Symptomen  des 
Eleinhimtnmors  ausgeführt.  Es  fand  sich  kein  solcher,  aber  eine  sehr  er- 
hebliche Raumverengerung  der  hinteren  Schädelgrube  durch  eine  enorme 
Kyphose  des  Schädelgrundes  im  Gebiete  des  hinteren  Keilbeins  und  der  Pars 
basilaris  des  Occiput.  Die  Operation  besserte  die  Symptome,  später  traten 
jedoch  von  neuem  Himdruckerscheinungen  und  Exitus  auf.  In  analoger 
Weise  hat  Krause  noch  einmal  beide  Kleinhirnhemisphären  mit  Erhaltung 
des  Knochens  freigelegt. 

Durch  Untersuchungen  über  209  Fälle  von  Hirntumoren  sucht  Brün- 
niche  (5)  die  Himgeschwülste,  namentlich  mit  Rücksicht  auf  die  Möglichkeit 
ihrer  operativen  Behandlung,  zu  beleuchten.  Eine  operative  Behandlung  war 
infolge  des  Sitzes,  der  Natur  u.  s.  w.  der  Geschwülste  in  Vio  der  Fälle  aus- 
geschlossen. In  den  übrigen  Fällen  war  eine  sichere  Lokaldiagnose  in  ^/s 
der  Fälle  nicht  zu  stellen.  Operative  Behandlung  ist  in  14  Fällen  instituiert, 
in  10  von  diesen  Fällen  wurde  eine  radikale  Exstirpation  angestrebt,  ist  aber 
nur  in  2  Fällen  gelungen.  6  Patienten  sind  im  Anschluss  an  die  Operation 
gestorben.  (Schaldemose.) 

Fischer  (9)  teilt  zwei  Krankengeschichten  mit,  resp.  die  Sektions- 
protokolle von  Cysticercus  racemosus  cerebri.  Die  Entwicklung  des  Cysti- 
cercus war  ganz  symptomlos  verlaufen,  ohne  jegliche  Reiz-  oder  Ausfall- 
erscheinungen. Ganz  plötzlich  kam  Kopfschmerz,  Erbrechen,  Somnolenz, 
Koma,  Tod,  das  Bild  des  Himdruckes. 

In  dem  von  Battaglia  (2)  beschriebenen  Falle  bestand  im  rechten 
Seitenventrikel  eine  vollständig  freie  Echinokokkencyste ;  dieselbe  hatte  weder 
Druck  noch  Verlagerung  der  Gehirnsubstanz  bewirkt,  sondern  nur,  wie  ein 
Fremdkörper,  Reizerscheinungen  hervorgerufen.  Der  osmotische  Austausch 
zwischen  der  Flüssigkeit  der  Zyste  und  der  Cerebrospinalflüssigkeit  hatte 
Reizung  des  ganzen  Ependyms  bewirkt,  infolgedessen  dieses  verdickt  erschien. 

R.  Giani. 

Boettiger  (3)  berichtet  über  einen  operierten  und  einen  sezierten 
Hirntumor.  Es  waren  beide  Sarkome.  Das  Interessante  an  beiden  Fällen 
waren  die  isoliert  auftretenden  klonischen  Zuckungen  in  den  den  rechtsseitig 
gelähmten  entsprechenden  linksseitigen  Körperteilen,  im  ersten  Fall  während 
der  Operation  im  linken  Arm,  im  zweiten  Fall  anamnestisch  im  linken  Arm 
imd  Gesicht.  Diese  Zuckungen  können  ihren  Ausgang  nur  von  der  gleich- 
seitigen Hemisphäre  genommen  haben. 

Oliver  (21)  konnte  einen  geheilten  Fall  von  Hirntumor  beschreiben, 
der  vor  8^/2  Jahren  exstirpiert  worden  war.  Es  handelte  sich  um  ein  Angiom 
in  der  motorischen  Region  der  linken  Hemisphäre.  Es  besteht  noch  eine 
beträchtliche  Verminderung  der  Kraft  in  der  rechten  Hand  und  im  Unterarm 
und  Flexionskontraktur  der  Finger,  wie  sie  vor  der  Operation  bestand ;  zum 
Teü  beruhen  diese  Ausfallerscheinungen  auf  der  deszendierenden  Degeneration 
durch  den  Tumor,  zum  Teil  auch  auf  die  Zerstörung  der  Rindenzentren  bei 
der  Operation.  Die  Sprache  ist  nicht  vollständig  zurückgekehrt,  ist  jedoch 
bedeutend  gebessert. 

Bei  einer  Patientin  mit  Hirntumor,  der  Blindheit  und  heftige  Kopf- 
schmerzen als  alleinige  Symptome  aufwies,  machte  Gay  et  (12)  den  Versuch, 
durch  Lumbalpunktion  das  Gehirn  zu  entlasten,  aber  mit  negativem  Erfolg. 
Patient  starb  drei  Tage  später  im  Koma.     Die  Sektion  zeigte  einen  orange- 


280  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

grossen  Tnmor  im  rechten  Okzipitallappen,   der  die  ganze  weisse  Substanz 
einnahm,  aber  die  Rinde  frei  Hess. 

Eine  wesentliche  Besserung  einer  Jacksonschen  Epilepsie  erreichte 
Woolsey  (27)  durch  Trepanation  und  Entfernung  des  trepanierten  Knochens. 
Als  Ursache  fand  sich  eine  Sklerose  auf  Basis  einer  syphilitischen  Arteriitis. 

Mit  vollem  Erfolg  exstirpierte  Woolsey  (26)  ein  zystisches  Fibrom  der 
rechten  motorischen  Zone.  Die  Lähmung  ging  zurück,  nur  war  die  Kraft 
der  linken  Hand  etwas  geringer  als  normal. 

Lucas-Championniere  (18)  exstirpierte  einen  Hirntumor  von  der 
Grösse  einer  Mandarine  aus  dem  Lobus  frontalis.  Die  partielle  Epilepsie 
deutete  auf  eine  Aflfektion  der  motorischen  Region;  Lucas -Championniere 
weist  speziell  darauf  hin,  dass  Tumoren  der  Nachbarschaft  genau  dieselben 
Symptome  erzeugen  können.  Der  Patient  starb  unmittelbar  nach  der  Opera- 
tion infolge  des  enormen  Blutverlustes  aus  Haut  und  Knochen  (Hämophilie). 
Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Tumors  fehlt. 

Im  Falle  Dragomiroffs  (7)  handelte  es  sich  um  ein  nussgrosses 
Glioma  der  Medulla  oblongata  im  IV.  Ventriculus  cerebri  bei  einem  10jährigen 
Kinde,  das  vor  30  Tagen  von  einem  Esel  auf  den  Boden  fiel  und  sich  links 
den  Schädel  leicht  kontusierte.  Symptome:  Titubatio,  mehr  nach  vorne  und 
nach  links.  Gehen  mit  ausgebreiteten  Füssen,  Nystagmus,  Hautsensibilität 
erhalten,  Schwund  der  Patellar-  und  anderer  Reflexe.  Dragomiroff  stellte 
die  Diagnose  Ataxia  hereditaria  Friedreich.  Die  Autopsie  zeigte  einen  Tumor 
der  Medulla,  der  mikroskopisch  als  Glioma  anerkannt  wurde. 

Stoianof f  (Plevna). 

Bei  einer  36  jährigen  sonst  gesunden  Frau  trat  nach  einem  Trauma  des 
Schädels  Kopfschmerz  auf,  Mattigkeit,  Vergesslichkeit,  Schwindel,  Neigung  zu 
Ohnmächten,  Abmagerung  und  schliesslich  Erblindung.  Tod  nach  '/4  Jahren. 
Bei  der  Sektion  fand  Lichtwitz  (17)  in  der  mittleren  Schädelgrube  ein 
Spindelzellensarkom  der  Dura  von  137  g  Gewicht.  Alles  spricht  für  den 
Zusammenhang  des  Traumas  mit  der  Entwicklung  der  Geschwulst. 

Einen  Solitärtuberkel ,  der  Jacksonsche  Epilepsie,  in  der  rechten 
oberen  Extremität  beginnend,  machte,  operierte  Tuffier  (24)  mit  Erfolg. 

Bei  einem  Knaben,  der  nur  epileptische  Krisen  hatte  und  in  den  Inter- 
vallen vollständig  frei  schien,  fand  sich  (Mathio  und  Brouquere,  19)  beider 
Sektion  des  im  Koma  Verstorbenen  ein  altes  Tuberkulom  im  dritten  Ventrikel 

An  Hand  eines  Falles  von  Kleinhimgeschwulst ,  bei  welchem  er  durch 
Trepanation  und  Drainage  eines  Seitenventrikels  eine  erhebliche  Besserung 
des  Allgemeinzustandes  und  Zurückgang  der  Stauungspapillen  erzielte,  bespricht 
Her  hold  (13)  die  Schwierigkeit  der  Lokalisation  von  Gehimgeschwülsten 
behufs  operativen  Eingriffs.  Durch  Palliativoperationen  kann  wesentlich 
Nutzen  geschaffen  werden  durch  Beseitigung  des  intrakraniellen  Druckes. 
Es  kommen  in  Betracht  Lumbalpunktion,  Trepanation  mit  Spaltung  der 
Dura,  Trepanation  mit  Punktion  der  Seitenventrikel,  Trepanation  und  Drainage 
der  Seitenventrikel.  Von  der  Lumbalpunktion  ist  kein  Nutzen  zu  erwarten, 
von  den  anderen  drei  ist  je  nach  dem  vorliegenden  Falle  eines  anwendbar. 

Burnet  (6)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Himabszess,  die  keine  Symptome 
machten,  als  eine  enorme  Abmagerung.  Die  Sektion  konstatierte  im  ersten 
Fall  einen  Abszess  im  Stirnlappen;  im  zweiten  im  Temporo-sphenoidallappen, 
ohne  nachweisbare  Entzündung  des  Ohres  oder  Felsenbeins.  Beide  Fälle 
führte  er  auf  Infektion  durch  Influenzabazillen  zurück. 


y.  Meyer,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Schftdels  u.  Gehirns.        281 

Abszesse.    Pyämie.    Thrombose.    Otitische  Erkrankungen. 

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zur  EröfTnung  tiefgelegener,  von  der  Spitze  des  Felsenbeines  ausgehender  Epidural- 
abszesse.    Monatsschrift  fOr  Ohrenheilkunde  1903.    Nr.  9. 

28.  Suckstorff  und  Henrici,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  otitischen  Erkrankungen  des 
Hirns,  der  Hirnhäute  und  der  Blutleiter.  Zeitschrift  fOr  Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLIV. 
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282  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

31.  Voss,  Eleinhimabszess  und  Smasthrombose.  Zeitschrift  fQr  Ohrenheilkunde.  Bd.  XUI. 
Heft  8. 

82.  —  Ober  sechs  Fälle  yon  otitischem  Himabszess.   Freie  Chir.-Vereiniguog.  1903.  Nr.  3L 

83.  —  Operation  der  Sinusthrombose  ohne  Eröffnung  des  Antrum  noch  aus  geheilter  akuter 
MittelohrentzQndung.    Zeitschrift  ffir  Ohrenheilkunde  1903.    Bd.  XLY.    Heft  1. 

84.  *--  Zwei  Schlftfenlappenabszesse.  Zeitschrift  fflr  Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLIV. 
Heft  2. 

85.  Zaalberg,  Ein  Fall  von  Entzündung  der  Mittelohrhühlen,  endigend  mit  letaler  Menin- 
gitis, die  von  einem,  bei  Lebzeiten,  nicht  erkannten  extraduralen  Abszess  verursacht 
war.    Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde  1903.    Mai.    Nr.  5. 

Rudi  off  (23)  hat  Untersuchungen  über  den  Verlauf  des  Sinus  sig- 
moideus  am  kindlichen  Schläfenbeine  angestellt  und  gefunden,  dass  der  Sinus 
sigmoideus  beim  Kinde  an  einer  anderen  Stelle  zu  suchen  ist,  als  man  es 
beim  Erwachsenen  zu  tun  pflegt.  Beim  Neugeborenen  ist  die  Furche  im 
Schläfenbeine  für  den  Blutleiter  so  flach,  dass  sie  kaum  erkennbar  ist.  Sie 
vertieft  sich  im  Laufe  der  Jahre,  um  bei  einem  7jährigen  Kinde  eine  halb- 
zylindrische Rinne  zu  bilden,  während  zugleich  der  Proc.  mast.  bei  seiner 
weiteren  Ausbildung  etwas  nach  hinten  geht.  Mit  zunehmender  Vertiefung 
der  Rinne  rückt  der  Sinus  nach  vom,  so  dass  seine  vordere  Grenze  im 
Laufe  der  Jahre  die  Mace  wen  sehe  Linie  allmählich  erreicht  und  weiterhin 
überschreitet. 

Henrici  und  Kikuchi  (10)  beschreiben  eine  Anzahl  Varianten  der 
okzipitalen  Sinusverbindungen. 

Auf  Grund  seiner  Untersuchungen  über  den  Verlauf  der  Facialis  im 
Felsenbein  kommt  Randall  (22)  zum  Ergebnis,  dass  der  absteigende  Teil 
des  Nervus  facialis  bis  zu  seinem  Austritt  aus  dem  Foramen  stylo-mastoideum 
in  allen  untersuchten  Fällen  einen  fast  vertikalen  Verlauf  zeigt  und  die  schiefe 
Fläche  des  Trommelfells  etwa  3  mm  hinter  der  mittleren  Partie  des  hinteren 
Annulusrandes  kreuzt. 

In  seiner  Arbeit  über  die  otitische  Hirnsinusthrombose  bespricht  Stenger 
(26)  die  Anatomie,  die  Ätiologie,  die  Komplikationen,  Symptome  und  Diffe- 
rentialdiagnose. Nach  Mitteilung  einer  Anzahl  Fälle  kommt  er  speziell  auf 
die  Therapie  zu  sprechen.  Hier  muss  vor  allem  auch  die  Ätiologie  berück- 
sichtigt werden,  weil  die  Sinusthrombose  im  Anschluss  an  akute  Eiterung 
sich  in  anderer  Weise  zeigt  als  bei  chronischer  Eiterung.  Sie  bietet  in  bezug 
auf  die  Beurteilung  des  einzelnen  Falles  und  die  einzuschlagende  Therapie 
noch  eines  der  schwierigsten  Probleme.  Es  kommen  namentlich  drei  Punkte 
in  Frage:  1.  Wann  soll  der  Sinus  freigelegt  werden,  2.  wann  und  wie  soll 
er  inzidiert  werden,  3.  wann  soll  die  Jugularis  unterbunden  werden.  Bisher 
ist  schlechtweg  von  einer  Sinusthrombose  ohne  Berücksichtigung  des  sehr 
verschiedenen  Verlaufes  gesprochen  worden.  Die  Streitfrage  dreht  sich  darum, 
wann  eine  Thrombose  angenommen  werden  soll  und  welches  Verfahren  bei 
einer  nicht  sicher  nachgewiesenen  Thrombose  einzuschlagen  ist;  ebenso  ist 
es  noch  nicht  entschieden,  wenn  die  Jugularis  unterbunden  werden  soll  und 
wenn  nicht. 

Jeder  Fall  von  Sinusthrombose  ist  ein  anderer  in  der  Art  seiner  ur- 
sächlichen Entstehung,  seines  Auftretens  und  seines  Verlaufes.  Der  thera- 
peutische Eingriff  hat  sich  nach  der  Entstehungsursache  zu  richten.  Bei 
akuten  Fällen  mit  typischer  Pyämie  genügt  oft  die  einfache  Ausräumung  des 
Warzenfortsatzes.  Bei  stürmischen  fieberhaften  Erscheinungen  ohne  eigent- 
liche Metastasen  genügt  eine  einfache  Inzision  und  Ausräumung  des  Thrombus. 


y.  Meyer,  Yerleizongen  und  Chirurg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehirns.        283 

Ist  dagegen  der  Thrombus  nach  beiden  Seiten  hin  infiziert,  so  treten  schwere 
pyämische  und  metastatische  Erscheinungen  zutage.  Es  finden  sich  oft  zentral 
zerfallene  Thromben  ohne  Symptome  der  Thrombose,  es  muss  demnach  der 
Thrombus  nach  beiden  Seiten  gutartig  abgeschlossen  sein.  Durch  Neuauf- 
flackern kann  er  dann  an  den  Enden  infiziert  werden  und  zerfallen  und  führt 
dann  zu  schweren  Lungenmetastasen.  Es  handelt  sich  also  darum,  zu  ent- 
scheiden, wie  weit  die  Thrombose  vorgeschritten  ist.  Besteht  nur  kurze  Zeit 
Fieber,  ebenso  die  sonstigen  Krankheitserscheinungen,  so  kann  man  annehmen, 
dass  eine  einfache  Ausräumung  des  Warzenfortsatzes  mit  Freilegung  des  Sinus 
zur  Beseitigung  der  Symptome  genügt.  Findet  sich  ein  perisinuöser  Abszess, 
ist  die  Wandung  verdickt  und  missfarbig,  stärkere  Allgemeinsymptome,  so 
mnss  der  Sinus  punktiert  oder  inzidiert  werden;  dabei  kann  der  Thrombus 
wandständig  sein  oder  sich  an  einer  anderen  Stelle  befinden.  Hier  ist  abzu- 
warten, denn  die  Untersuchung  des  Sinusinnern  ist  wegen  Verschleppen  von 
Thrombenteilchen  gefahrlich,  oder  die  Bulbus  ist  ausgiebig  freizulegen,  event. 
mit  Jugularisunterbindung.  Bei  chronischer  Ohreiterung  wird  die  einfache 
Freilegung  und  Eröffnung  kaum  ausreichen.  Der  Sinus  muss  ganz  freigelegt 
werden,  die  äussere  Beschaffenheit  gibt  keinen  Aufschluss  über  das  Innere. 
Anch  nach  Unterbindung  der  Jugularis  bleiben  in  den  Emissarien  noch  Wege 
zur  Weiterverschleppung  übrig,  es  ist  daher  besonders  darauf  zu  achten,  den 
Krankheitsherd  möglichst  aufzusuchen  und  auszuschalten.  Es  hat  keinen 
Zweck,  die  Jugularis  zu  unterbinden,  wenn  der  Krankheitsherd  im  Bulbus 
zurückbleibt;  deshalb  ist  die  bisherige  Statistik  zu  Gunsten  oder  Ungunsten 
der  Jugularisunterbindung  nicht  massgebend,  weil  oft  in  unnötigen  Fällen 
unterbunden  wurde  und  umgekehrt. 

Bei  119  Fällen  von  24  akuten,  87  chronischen  und  8  zweifelhaften 
Sinusthrombosen  wurden  61  unterbunden,  58  nicht  unterbunden.  63  wurden 
geheilt,  und  zwar  32  unterbundene,  31  nicht  unterbundene;  von  56  Verstor- 
benen waren  29  unterbunden,  37  nicht  unterbunden.  Von  24  akuten  Eite- 
rungen wurden  19  geheilt,  5  sind  gestorben.  Von  den  87  chronischen  41  ge* 
heilt,  46  sind  gestorben;  von  den  8  zweifelhaften  sind  5  Heilungen  und  3 
Todesfälle.  Das  Resultat  der  Unterbundenen  und  nicht  Unterbundenen  ist 
also  nahezu  gleich.  Bei  den  akuten  Eiterungen  finden  sich  eine  grössere 
Anzahl  Heilungen.  Von  diesen  24  Fällen  waren  12  unterbunden  mit  4  Todes- 
fallen, von  8  nicht  unterbundenen  sind  7  geheilt;  in  4  Fällen  war  der  Sinus 
nicht  eröffnet.  Es  sind  demnach  die  im  Anschluss  an  akute  Eiterungen  ent- 
standene Sinnsthrombosen  im  allgemeinen  anders  zu  beurteilen,  als  die  nach 
chronischen  Eiterungen  entstandenen. 

Ist  die  chronische  Eiterung  der  Sinusthrombose  im  Innern  zerfallen,  so 
ist  Gefahr,  dass  die  Infektion  auf  beide  Enden  übergeht.  Neben  der  Aus- 
räumung durch  breite  Freilegung  des  Sinus  ist  auch  die  Jugularisunterbindung 
Tiehnehr  indiziert;  bestehende  Anzeichen  von  Metastasen  geben  immer  die 
Indikation,  neben  gründlicher  Ausräumung  auch  die  Unterbindung  vorzu- 
nehmen. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Voss  (33)  entstanden  über  60 ^/o  der 
operierten  Sinusthrombosen  infolge  akuter  Otitis  media,  und  unter  den  letzteren 
wieder  70**/o  in  den  ersten  4  Wochen.  Er  stellt  gegenüber  anderen  Autoren 
den  Satz  auf,  dass  bei  Sinusthrombosen,  welche  sich  an  eine  ausgeheilte 
akute  Otitis  anschliessen,  der  Sinus  direkt  ohne  Eröffnung  des  Antrums  frei- 
gelegt werden  soll.     Das  Antrum  soll  nur  eröffnet  werden,  wenn  es  sich  als 


284  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

nötig  erweist.  Drei  Patienten  genasen,  obgleich  Störungen  auftraten,  welche 
Voss  jedoch  nicht  auf  Rechnung  der  Operationsmethode  setzt.  Zwei  weitere 
Patienten  starben  an  eitriger  Meningitis.  Im  ersten  Fall  fand  sich  bei  der 
Sektion  das  Dach  des  Antrum  und  der  Paukenhöhle  intakt,  so  dass  Yon  hier 
aus  die  Meningitis  nicht  ausgegangen  sein  konnte.  Die  Patientin  hatte  sich 
der  frühzeitigen  Eröffnung  der  Sinusthrombose  wiedersetzt.  Im  zweiten  Fall 
handelte  es  sich  um  eine  Konvexitätsmeningitis,  die  Himbasis  war  vollkommen 
frei.  Es  bestand  Thrombose  bis  zum  Torcular  Herophili,  Thrombose  des 
Sinus  petros.  inf.  und  des  ganzen  Cavernosus. 

Hausberg  (7)  publiziert  neun  Fälle  von  Sinusthrombose. 

1.  Mastoiditis  nach  akuter  rechtsseitiger  Mittelohreiterung  mit  Sinus- 
thrombose  und  Metastase.    Jugularisunterbindung.     Sinuseröffhung.     Heilung. 

2.  Sinusphlebitis  nach  chronischer  Mittel ohreiterung.  Extraduraler 
Abszess.  Operation.  Jugularisunterbindung.  Tod  nach  zwei  Tagen  an  Lungen- 
metastasen. 

3.  Sinusphlebitis  und  zirkumskripte  eitrige  Meningitis  nach  chronischer 
Mittelohreiterung.  Jugularisunterbindung.  Sinusoperation.  Freilegung  der 
Bulbus.     Exitus. 

4.  Sinusthrombose  nach  akuter  Mittelohrentzündung  bei  Scharlach. 
Jugularisunterbindung.     Sinusoperation.     Exitus. 

5.  Sinusthrombose  nach  akuter  Mittelohrentzündung.  Schwere  Metastasen 
in  den  Lungen  und  Abszess  in  der  Hüfte.  Sinuseröffnung.  Jugularisunter- 
bindung.    Heilung. 

6.  Sinusthrombose  nach  akuter  Mittelohrentzündung.  Metastasen  im  Unter- 
hautzellgewebe und  Lungen.   Jugularisunterbindung.    Sinusoperation.    Heilung. 

7.  Ausgedehnte  Sinusthrombose  nach  akuter  Mittelohrentzündung  bei 
Scharlach.  Metastase  am  Humerus.  Sinusoperation.  Tod  nach  8  Stunden 
im  urämischen  Anfall. 

8.  Sinusthrombose  nach  chronischer  Mittelohreiterung.  Jugularisunter- 
bindung.    Sinusoperation.     Heilung. 

9.  Schwere  Septikämie  nach  akuter  Mittelohrentzündung.  Eitrige  Mastoi- 
ditis. Mastoid-  und  Sinusoperation  33  Stunden  nach  dem  ersten  Auftreten 
der  0.  m.     Heilung. 

In  diesen  Fällen  war  6  mal  die  Sinusthrombose  bei  akuter  Mittelohr- 
eiterung aufgetreten.  Des  weitern  gibt  Hausberg  bekannt,  dass  die  Ver- 
letzung und  Freilegung  des  gesunden  Sinus  Veranlassung  zur  Thrombose  geb^ 
kann.  Von  drei  Fällen  endeten  zwei  tödlich.  Zum  Schluss  macht  er  noch 
auf  die  ausserordentlichen  Verschiedenheiten,  die  bei  sämtlichen  venösen 
Himblutleitern  obwalten,  aufmerksam. 

Mit  Erfolg  operierte  Molinie  (19)  eine  Thrombophlebitis  der  Sinus 
lateralis. 

Schnelle  (25)  beobachtete  bei  einem  gesunden  Soldaten  einen  akuten 
eitrigen  Mittelohrkatarrh  infolge  Luftdruckwirkung  bei  einer  Schiessübung. 
Trotz  Aufmeisselung  und  Freilegung  des  Mittelohres  bestanden  Schüttelfröste 
und  Fieber  weiter.  Aus  dem  Sinus  sigmoideus  wurden  bröcklig  zerfallene 
Massen  entfernt,  ebenso  wurde  nach  Unterbindung  der  Vena  jugularis  ein 
zerfallener  Thrombus  entfernt.  Heilung,  ümgangsprache  in  3  m  Entfernung 
vernehmbar. 

Von  Suckotorff  und  Henrici  (28)  wurden  aus  der  Rostocker  Klinik 
folgende  Krankengeschichten  publiziert. 


y.  Meyer,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  des  Schädels  u.  Gehiiiis.        285> 

1.  Sinusphlebitis  und  Septikopyämie  dnrch  akute  Mastoiditis.  Mehrere 
Operationen.    Heilung. 

2.  Abszess  im  Schläfenlappen  durch  chronische  Mittelohreiterung  mit 
Polypenbildung  und  Zerstörung  des  Tegmen  antri.  Operation.  Tod,  wahr^ 
scheinlich  durch  fortschreitende  Encephalomeningitis. 

3.  Tiefliegender  Extraduralabszess  in  der  hinteren  Schädelgrube,  Klein- 
hirnabszess,  Obliteration  des  Sinus  transversus  und  eitrige  Leptomeningitis 
durch  chronische  Mittelohreiterung.  Antrumeröffnung  und  Entleerung  des 
Eztraduralabszesses.     Tod. 

4.  Grosser  Extraduralabszess  in  der  mittleren  Schädelgrube,  nekrotische 
Zerstörung  der  Dura,  eitriges  Exsudat  im  Subdural-  und  Arachnoidealraum 
Ton  eigentümlich  disseminierter  Lokalisation,  durch  chronische  Mittelohr- 
eiterung. 

5.  Grosser  perisinuöser  Abszess  durch  chronische  Mittelohreiterung; 
nach  dessen  operativer  Entleerung  Spontanruptur  des  Sinus  transversus. 
Stauungspapille,  nach  der  Operation  noch  stark  zunehmend.    Heilung. 

6.  Perisinuöser  Abszess  durch  Bezoldsche  Mastoiditis  bei  einem  zehn- 
jährigen Kinde.     Operation.     Heilung. 

7.  Perisinuöser  Abszess  durch  subakute  Mastoiditis.   Operation.    Heilung. 

8.  Mastoiditis  mit  perisinuösem  Abszess  durch  akute  Mittelohreiterung. 
Operation.     Heilung. 

Voss  (34)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Schlaf enlappenabszessen.  Im 
ersten  Fall  trat  SV«  Wochen  nach  einem  Sturz  auf  den  Kopf  mit  Blutung 
ans  dem  Ohre,  Eiterung  in  demselben  auf.  Bei  der  Operation  fand  sich  ein 
extraduraler  Granulations-  und  Eiterherd.  Wegen  Benommenheit  wird  später 
noch  die  Dura  gespalten  und  nach  verschiedenen  Richtungen  punktiert,  ohne 
einen  Abszess  zu  treffen.  Tod.  Die  Sektion  ergab  einen  kirschgrossen 
Abszess  an  der  Unterfläche  des  Temporallappens  mit  stinkendem  Eiter  und 
in  den  Seitenventrikel  perforiert. 

Im  zweiten  Fall  handelte  es  sich  um  einen  gashaltigen  grossen  Schläfen- 
lappenabszess  nach  chronischer  Otitis  media.  Der  Abszess  wurde  bei  der 
Funktion  getroffen  und  drainiert.     Heilung. 

Hertle  (11)  teilt  zwei  operativ  behandelte  Fälle  von  Pachymeningitis 
externa  mit.  Der  erste  starb  an  Entkräftung,  nachdem  die  Operationswunda 
geheilt  war.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  in  der  Dura  charak- 
teristische Tuberkel.  Der  andere  Fall  ging  von  einer  chronischen  Mittelohr- 
eiterung aus  mit  Karies  des  Os  petrosum.  Es  bestand  schon  mehrere  Jahre 
eine  Fistel  5  cm  hinter  und  1  cm  über  dem  hinteren  Gehörgang.  Radikal- 
operation nach  Stake,  wobei  keine  Kommunikation  der  Fistel  mit  dem  Ohre 
gefunden  wurde.  Die  Fistel  brach  noch  mehrfach  auf,  so  dass  eine  aasge- 
dehnte Trepanation  nötig  war,  welche  einen  epiduralen  Abszess  freilegte,  der 
ranmUch  von  dem  Ohr  getrennt  war.  Hertle  nimmt  an,  dass  der  Eiter 
dnrch  einen  phlebitischen  Prozess  entfernt  vom  Ohr  verschleppt  worden  ist 
und  dass  sich  auf  dieser  Basis  der  Abszess  mit  nachfolgender  Fistelbildung 
entwickelt  hat.     Patient  ist  geheilt. 

Eulenstein  (4)  ging  in  einem  sehr  verzweifelten  Fall  von  heftiger 
Spätblutung  aus  dem  arrodierten  Himblutleiter,  der  sich  bei  jedesmaligem 
Verbandwechsel  zeigte  (am  4.  Tag  war  nach  der  Tamponade  noch  kein  ge- 
nügend fester  thrombotischer  Abschluss  vorhanden),  so  vor,  dass  er  vor  dem 
unaufschiebbaren  Tamponwechsel  die  Jugularis  unterband  und  den  Sinus  an 


283  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

seinem  peripheren  Teil  durch  Trepanation  freilegte  und  komprimierte.  Eulen- 
stein  schlägt  vor  bei  einer  Sinusblutung  eines  noch  nicht  am  Warzenfortsatz 
operierten  Falles,  den  Sinus  peripher  von  dem  sigmoidalen  Teil  durch  Trepa- 
nation freizulegen  und  digital  oder  durch  Einschieben  von  Tampons  zwischen 
Sinus  und  Knochen  zu  komprimieren,  dann  die  Radikaloperation  und  Frei- 
legung des  Sinus  anzuschliessen  und  je  nach  der  Lage  die  blutende  Stelle 
zu  tamponieren  oder  den  pathologischen  Sinusinhalt  auszuräumen.  Es  liegen 
18  Beobachtungen  von  Blutungen  vor  infolge  von  Ärrosion  bei  Eiterung  im 
Schläfenbein.  12  Fälle  betrafen  den  Sinus  transversus,  ein  Fall  den  Sinus 
petros.  sup.,  ein  Fall  den  Sinus  petr.  inf.,  ein  Fall  den  Sinus  caroticus, 
ein  Fall  mehrere  Sinus  gleichzeitig  und  zwei  Fälle  den  Bulb.  venae  jugul. 
Die  Blutungen  traten  auf  13  mal  bei  chronischen  und  4  mal  bei  akuten 
Eiterungen. 

Zaalberg  (35)  machte  die  Radikaloperation  wegen  Mittelohreiterung; 
a^lle  Symptome,  sogar  der  Schwindel  verschwanden.  Ganz  unerwartet  traten 
dann  meningitische  Erscheinungen  auf,  denen  Patient  schnell  erlag.  Die 
Sektion  stellte  einen  tief  liegenden  Extraduralabszess,  der  nicht  diagnostiziert 
war,  fest,  von  dem  die  letale  Meningitis  ausging. 

Wegen  intrakranieller  Eiterung  bei  alter  Ohreiterung  trepanierte  Gaben  (3) 
und  entleerte  einen  Abszess  im  Schläfenlappen  von  30  ccm  Inhalt.  Tod.  Bei 
der  Sektion  fand  sich  Trübung  der  Pia  an  der  Konvexität  und  eitriges  Ex- 
sudat längs  der  Blutgefässe  an  der  Basis.  Der  Abszess  umfasste  die  drei 
Gyrus  temporalis  und  den  Gyrus  occipito-temporalis. 

Einen  trotz  seiner  Grösse  ausgeheilten  otitischen  Schläfenlappenabszess 
publiziert  Fabian  (5).  Im  Anschluss  an  eine  Radikaloperation  einer  akuten 
Otitis  media  trat  ein  schwerer  Wunderysipel  auf,  im  weiteren  Verlauf  dann 
Somnolenz.  Die  Punktion  der  Dura  ergab  seropurulentes  Sekret  und  nach 
Erweiterung  der  Trepanationsöffnung  entleerte  das  Messer  einen  ungemein 
grossen  Abszess  mit  stinkendem  Eiter.  Erst  nach  einigen  Tagen  Rückkehr 
des  Bewusstseins.  Im  weiteren  Verlauf  trat  oft  Somnolenz  und  Koma,  ab- 
wechselnd relativ  freie  Zeiten  auf.  Trotz  tagelangem  Sopor,  Herzinsuffizienz 
und  Lungenödem,  gekreuzter  Hemiplegie,  Taubheit  des  anderen  Ohres,  sen- 
sorieller Aphasie  kam  es  schliesslich  doch  zur  Heilung  mit  geringer  eitriger 
Sekretion  aus  dem  Ohr,  so  dass  Patientin  wieder  dem  Haushalt  vollständig 
nachgehen  kann. 

Bei  einem  Offizier  beobachtete  Knaggs  (16)  nach  einem  Sturz  die 
Entwickelung  eines  Abszesses  im  Temporo-sphenoidallappen  infolge  einer  seit 
der  Kindheit  bestehenden  leichten  Otorrhöe.  Es  bestand  Fieber,  Schwindel, 
intensiver  Kopfschmerz,  Brechen  und  amnestische  Aphasie.  Es  wurde  die 
Stackesche  Operation  gemacht  und  die  mittlere  Schädelgrube  eröffnet, 
wobei  sich  die  nicht  pulsierende  Dura  zeigte,  nach  deren  Inzision  sich  der 
Abszess  entleerte.     Drainage.    Heilung. 

Voss  (32)  beschreibt  sechs  Fälle  von  otitischem  Himabszess  mit  zwei 
Heilungen. 

In  8  Fällen  von  otogenem  Klinhimabszess  gelang  es  nach  Lossen  (17), 
3  Fälle  durch  Operation  zu  heilen;  5  starben. 

Bei  einer  Radikaloperation  wegen  Cholesteatom  wurde  von  Voss  (31) 
wegen  intensiver  Stimkopfschmerzen  die  mittlere  Schädelgrube  trepaniert,  um 
einen  vermuteten  Temporallappenabszess  zu  eröffnen.  Trotzdem  keiner  gefunden 
wurde,  doch  subjektive  Erleichterung,  offenbar  durch  die  einfache  Trepanation 


Mejer,  Verletzungen  und  chirorg.  Krankheiten  des  äasseren  Aages.  287 

l)edingt.  Sechs  Tage  später  fand  sich  dann  ein  Eleinhirnabszess ,  nachdem 
taumelnder  Gang,  Erbrechen,  heftiger  Kopfschmerz  und  doppelseitige  Neuritis 
optica  aufgetreten  war.  Ein  Abszess  mit  zwei  Esslöffel  voll  stinkendem  Eiter 
wird  entleert  und  drainiert.    Heilung. 


n. 


Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des 
äusseren  Auges,  des  äusseren  Ohres  und  der  Nase. 


Referenten:  G.  Zimmermann,  Dresden  und  W.  L.  Meyer,  Dresden. 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Yerletzangen  nnd  chirurgische  Krankheiten  des  äusseren  Auges. 

Referent:  W.  L.  Meyer,  Dresden. 

1.  Abadie,  Neues  Verfahren  bei  Symblepharon.    Soc.  fran^.  d'ophthalm.    Mai  1903. 

2.  Abelsdorff,  Ober  mechanische  Behandlung  der  Biepharoptosis.  Deutsche  med. 
Wochenschrift  1903.    Nr.  35. 

3.  AhlstrOm,  G.,  Beiträge  zur  operativen  Augenheilkunde.  Wochenschrift  für  Therapie 
uod  Hygiene  des  Auges.    1903.   Nr.  48. 

4.  —  Kystes  transparenta  des  paupiöres.    Ännal.  d'oculistique  1903.    Fevr. 

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10.  —  Über  plastischen  Verschluss  der  Orbita  und  über  Fetttransplantation  zur  Beseitigung 
adhaerenter  Knochennarben  am  Orbitalrand.  Sitzungsber.  der  75  Versammig.  Deutscher 
Naturforscher  und  Ärzte  in  Kassel  u.  Klin.  Monatsblätter  für  Augenheilkunde.  1903.  II. 
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11.  —  Die  Ezstirpation  des  Tränensackes  zur  Prophylaxe  der  septischen  Infektion  der 
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288  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

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75.  Grekow,  A.,  Ein  Fall  von  Lochbruch  der  Orbita  mit  Gehimverletzung.  Russisches 
Archiv  fttr  Chirurgie  1903.    Heft  3. 

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1903.    Nr.  1. 

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JahTMberielit  Ar  Ohiraxi;!«  1908.  19 


290  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

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Schüz  (154)  führt  die  in  diesem  Jahresbericht  über  das  Jahr  1901 
referierten  statistischen  Zusammenstellungen  der  Augenverletzungen  der  Tü- 
binger Augenklinik  von  Hartmann  und  Rosenberg  fort  mit  einer  Statistik 
über  die  Jahre  1901  und  1902,  welche  bezüglich  der  Verteilung  auf  die  Ge- 
schlechter und  das  Lebensalter  fast  genau  dieselben  Zahlen  liefert,  unter 
den  1151  frischen  Verletzungen  finden  sich  unter  den  schweren  12,  bei  denen 
der  Sehnerv  in   Mitleidenschaft  gezogen  war,   darunter  2  mit  direkter  Ab- 


294  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil 

stechung  des  Sehnerven,  einmal  durch  Heugabelstich  und  einmal  durch  Stich 
mit  einem  Rappier.  Einmal  wurde  die  Optikusatrophie  veranlasst  durch,  einen 
Kuhhomstoss,  der  die  Lamina  papyracea  ossis  ethmoid.  frakturiert  und  den 
Bulbus  gequetscht  hatte.  Für  die  Skleralrupturen  ist  in  11  Fällen  unter  43 
Kuhhornstoss  als  Ursache  angeführt;  9  von  diesen  Augen  gingen  verloren. 
Von  den  im  ganzen  21  Verletzungen  durch  Kuhhornstoss  endeten  13  mit 
Erblindung  des  betroffenen  Auges.  Den  Schluss  bilden  12  Fälle  schwerer 
Schussverletzungen,  die  grösstenteils  ebenfalls  zur  Erblindung  führten. 

Mit  den  Unfall  Verletzungen  des  Auges  im  landwirtschaftlichen  Betriebe 
beschäftigt  sich  Eschenauer  (54)  an  der  Hand  des  Giessener  Materials. 
Hier  sind  es  hauptsächlich  die  Verletzungen  durch  Kuhhornstoss  und  die 
leichten  Verletzungen  mit  Strohhalm,  Grannen,  Holzstückchen  und  Zweigen, 
die  dann  so  häufig  ein  Ulcus  corneae  serpens  im  Gefolge  haben.  Welche 
Bedeutung  dem  Ulcus  serpens  zukommt,  geht  daraus  hervor,  dass  nach 
Eschenauer  nur  3,8 ®/o  der  vom  Ulcus  serpens  Befallenen  ihre  ursprüng- 
liche Sehschärfe  wieder  erreichen. 

Unter  ähnlichen  Gesichtspunkten  hat  Büscherhoff  (27)  die  Unfall- 
verletzungen des  Auges  im  Bergwerke  nach  dem  Material  der  Giessener  Augen- 
klinik statistisch  verarbeitet  nach  Art  der  Verletzung,  Ursache,  Sitz  und  Aus- 
gang. Besonders  ungünstig  gestalten  sich  die  Ausgänge  der  Explosionsver- 
letzungen  mit  Dynamit  und  Pulver. 

Die  Arbeit  von  Tempelhof  (173)  bringt  21  neue  Fälle  von  Baibus- 
rupturen und  eine  Tabelle  über  diese  und  7  schon  früher  veröffentlichte 
Fälle  der  Jenaer  Klinik,  welche  die  Erfahrungen  anderer  Autoren  betreffs 
der  Skleralrupturen  bestätigt.  Die  häufigste  Ursache  ist  der  Kuhhornstoss, 
in  48,3  «/o  der  Fälle. 

Hähnle  (79)  teilt  aus  der  Charlottenheilanstalt  in  Stuttgart  drei  Fälle 
von  Skleralruptur  durch  Trauma  mit,  die  einen  so  auffallend  günstigen  Aus- 
gang genommen  haben,  dass  sie  die  Berechtigung  und  Notwendigkeit  einer 
weitgehenden  konservativen  Therapie  dieser  Verletzungen  aufs  neue  nahe- 
legen. Der  eine  Fall  besonders  wäre  wohl  zur  Enukleation  gekommen,  so- 
weit man  sich  rückwärts  ein  Bild  der  frischen  Verletzung  machen  konnte, 
wenn  er  sich  nicht  der  Aufnahme  in   eine  Anstalt  zunächst  entzogen  hätt^ 

Di  mm  er  (44)  beschäftigt  sich  an  der  Hand  zweier  Fälle  von  trauma- 
tischen Augenmuskellähmungen  —  im  ersten  Fall  gleichzeitige  Lähmung  des 
Levator  palpebr.  und  des  Rectus  inferior  durch  Anspringen  einer  Eisenstange 
gegen  den  äusseren  Augenwinkel,  im  zweiten  Fall  Abtrennung  der  Sehne  des 
Rectus  internus  und  Ptosis  durch  Stoss  gegen  einen  eisernen  Haken  —  aus- 
führlich mit  der  Mechanik  dieser  Verletzungen. 

Im  Hinblick  auf  eine  Beobachtung  bei  einer  direkten  Augenmuskelver- 
letzung  —  Rectus  internus  —  durch  Stich  mit  einem  Kindersäbel,  wo  zuerst 
Doppelbilder  vorhanden  waren,  die  aber  bald  schwanden,  indem  das  Auge 
in  normale  Stellung  zurückkehrte,  glaubt  Fejer  (59)  bei  solchen  Fällen  von 
einem  forcierten  Versuch  zur  Vereinigung  des  zerschnittenen  Muskels  abraten 
zu  können.  Bei  Bestehenbleiben  der  Doppelbilder  nach  der  Heilung  kann 
man  immer  noch  durch  eine  Schieloperation  helfen. 

Schmidt-Rirapler  (153)  empfiehlt  zur  Entfernung  von  Eisensplittern 
im  Bulbus  nach  seinen  Erfahrungen  den  Ha  ab  sehen  Riesenmagneten,  mit 
dem  er  in  92®/o  der  Fälle  positiven  Erfolg  gehabt  hat.  Nur  zur  Extraktion 
des  in  die  vordere  Kammer  mit  dem  Riesenmagneten  gezogenen  Splitters  be- 


Meyer,  Verletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  des  ftnsBeren  Auges.  295 

nutzt  er  öfters  den  Hirschbergschen  Elektromagneten.  Er  gibt  eine  ge- 
naue Beschreibung  seines  Verfahrens. 

Den  im  vorigen  Jahre  von  Natanson  zusammengestellten  14  Fällen 
Yon  doppelter  Perforation  des  Augapfels  durch  Fremdkörper  fügt  Seggel 
(158)  einen  Fall  hinzu,  in  welchem  bei  einem  Zieler  ein  Geschosssplitter  den 
Bulbus  vollständig  durchschlagen  hatte.  Nach  Entfernung  der  Cataracta 
traumatica  konnte  man  in  der  Gegend  unmittelbar  unter  der  Fovea  centralis 
einen  quer-ovalen  dunklen  Fleck  mit  hellem  Saum  erkennen,  dem  ein  kleines 
Skotom  entsprach«  Gleichzeitig  kam  eine  Eisensplitterverletzung  zur  Beob- 
achtimg, wo  der  Splitter  an  der  hinteren  Bulbuswand  in  den  Glaskörper  ab- 
geprallt war  und  mit  dem  grossen  Magneten  entfernt  wurde.  Auch  hier  war 
nach  Entfernung  des  Wundstars  die  Anschlagstelle  zu  sehen. 

Einen  Fall  von  Doppelperforation  des  Auges  durch  Eisensplitter  be- 
schreibt Kessel  (90).  Eis  handelte  sich  um  einen  33jährigen  Arbeiter,  dem 
12  Jahre  vorher  ein  Stahlsplitter  ins  linke  Auge  geflogen  war.  Damals  war 
ein  vergeblicher  Extraktionsversuch  mit  dem  Magneten  gemacht  worden,  das 
Auge  wurde  leicht  phthisisch,  blieb  aber  reizlos.  Erst  nach  12  Jahren  trat 
tiefe  Entzündung,  Phthisis  bulbi  dolorosa,  auf,  welche  die  Entfernung  des 
Auges  notwendig  machte.  Bei  der  Durchschneidung  des  Opticus  fand  sich 
in  demselben  der  Eisensplitter  eingelagert.  Interessant  ist,  dass  es  in  diesem 
Falle  zu  einer  Siderosis  bulbi  gekommen  war,  am  stärksten  in  der  Umgebung 
des  Fremdkörpers,  weniger  stark  in  der  Netzhaut  und  in  geringem  Masse  in 
der  Cornea.  Verf.  hält  die  Siderosis  im  Bulbus  für  ;,hämatogene^,  die  in 
der  Umgebung  des  Splitters  für  „xenogene*'  Siderosis. 

Einen  frischen  Fall  von  doppelter  Durchbohrung  des  Augapfels  sah 
Genth  (66).  Die  Eingangswunde  war  sehr  klein  und  reizlos  im  Lidspalten- 
teile der  Sklera  und  hauptsächlich  die  starke  Tensionsherabsetzung  sprach 
för  Perforation.  Mit  dem  Augenspiegel  liess  sich  dann  bei  erweiterter  Pupille 
auch  die  hintere  Perforationsöffiiung  auf  dem  Fundus  feststellen.  Mit  Röntgen 
konnte  der  Splitter  nachgewiesen  werden.  In  den  Fällen,  wo  der  Fundus 
mcht  zu  sehen  ist,  wird  man  mit  der  Diagnose  auf  die  Tensionsabnahme  und 
das  Röntgenbild  angewiesen  sein. 

Mit  den  Augenveränderungen  nach  Schädeltrauma^  speziell  Schädelbasis- 
fraktur befassen  sich  an  der  Hand  des  Materials  der  letzten  zehn  Jahre  zwei 
Arbeiten  der  Jenaer  Augenklinik,  durch  welche  die  Erfahrungen  von  Berlin 
n.  a.  wieder  bestätigt  werden.  Es  handelt  sich  fast  immer  um  äusserst 
schwere  Verletzungen  mit  Bewusstlosigkeit,  Erbrechen  etc. 

Unter  den  von  König  (96)  angeführten  Fällen  war  zweimal  der  Ab- 
ducens  allein  betroffen,  einmal  zusammen  mit  dem  Oculomotorius  imd  Facialis, 
einmal  mit  Trigeminus  und  Facialis.  In  einem  Fall  war  der  Facialis  und 
Acusticus  gleichzeitig  verletzt  und  einmal  der  Trochlearis  allein.  Der  eine 
Fall  von  Facialislähmung  zeigte  deutUch  die  sekretorische  Abhängigkeit  der 
Tränendrüse  von  dem  Nerv,  facialis  bezw.  von  Sekretionsfasern,  die  im  Facialis 
verlaufen,  indem  die  Tränensekretion  vermindert  war. 

Die  Arbeit  von  Eich  er  t  (51)  enthält  16  Fälle  von  indirekter  Opticus- 
verletzung,  von  denen  neun  einseitige  Amaurose,  sieben  ziemlich  hochgradige 
Amblyopie  und  alle  atrophische  Verfärbung  der  Papillen  aufwiesen. 

Von  direkten  Verletzungen  des  Sehnerven  in  der  Augenhöhle  bringt 
Rapp  (140)  aus  der  Tübinger  Augenklinik  sechs  Fälle,  bei  welchen  zu  gleichen 
Teilen  der  gefässlose  wie  der  gefässhaltige  Teil  des  Opticus  verletzt  war,  wie 


296  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

aus  dem  ophthalmoskopischen  Befund  hervorging.  Ein  Fall  ist  besonders  da- 
durch interessant,  dass  durch  einen  Heugabelstich  am  rechten  inneren  Angenr 
Winkel  unter  Durchstossung  der  Scheidewände  beider  Orbitae  der  Sehnerv  des 
linken  Auges  in  seinem  gefässhaltigen  Teil  durchtrennt  wurde. 

Salz  mann  (150)  beobachtete  einen  Fall  von  Ausreissung  des  Sehnerven, 
Evnlsio  nervi  optici,  durch  Revolverschuss  bei  Suicid.  Die  Papille  war  mitten 
durchgerissen  und  Hess  das  Sklerallocb  eingefasst  vom  Bindegewebsring  voll- 
ständig frei  erscheinen,  in  welches  man  4  mm  tief  hineinsehen  konnte,  so 
dass  Verf.  glaubt  annehmen  zu  müssen,  dass  die  Hauptmasse  der  Lumina 
cribrosa  mit  dem  Sehnerven  zusammen  aus  dem  Kanäle  herausgerissen  worden 
ist.  Er  bespricht  an  der  Hand  der  7  Fälle  der  Literatur  und  des  seinigen 
den  Mechanismus  des  Evulsio  nervi  optici  ausführlich. 

Re  (141)  beschreibt  einen  Fall  von  Orbitalfraktur  bei  einem  jungen 
Manne,  der  vom  Baum  gefallen  und  mit  dem  linken  Jochbein  und  dem 
Augenbrauenbogen  anfgeschlagen  war.  Die  Fraktur  sei  nach  Verf.  dareh 
Gegenschlag  erfolgt.  Durch  die  Fortpflanzung  der  Bruchlinie  der  inneren 
Orbitalplatte  auf  das  Foramen  opticum  und  die  Verletzung  des  Sehnerven  im 
Kanal  war  vollständige  Amaurose  des  linken  Auges  entstanden.    R.  Giani. 

Einen  Fall  von  Lochbruch  der  Orbita  mit  Gehirn  Verletzung  teilt 
Grekow  (75)  mit.  Ein  18 jähriges  betrunkenes  Mädchen  stürzte  auf  der 
Strasse,  wobei  es  sich  mit  dem  abgebrochenen  Griff  des  Schirmes  in  das 
rechte  Auge  stiess.  Es  wurde  besinnungslos  eingeliefert.  Es  traten  Erbrechen 
und  klonische  Zuckungen  des  rechten  Beines  auf.  Am  rechten  inneren  Augen- 
winkel im  oberen  Lide  eine  Hautwunde,  aus  weicher  ein  Fremdkörper  hervor- 
ragt. Extraktion  eines  18  cm  langen  Stückes  des  Schirmgriffes.  Tamponade. 
Im  weiteren  Verlauf  entwickelte  sich  eine  Psychose.  Die  Sprache  war  nndeat- 
lieh.  Parese  des  Facialis,  des  Armes  und  Beines  rechts.  Nach  sieben  Wochen 
wurde  Patientin  entlassen.  Sie  war  auf  dem  rechten  Auge  blind,  die  übrigen  Er- 
scheinungen waren  fast  vollständig  geschwunden.    Höh  Ibeck  (St.  Petersburg). 

Knotz  (95)  erklärt  die  Entstehung  des  traumatischen  Lidemphysems 
auf  Grund  zweier  Fälle  —  einer  Verletzung  durch  Steinwurf  unterhalb  des 
Auges  und  einer  durch  Faustschläge  in  die  Jochbeingegend  —  durch  Liufi- 
eintritt  beim  Schneuzen  von  der  Oberkieferhöhle  aus.  Er  hat  in  beiden 
Fällen  eine  Frakturstelle  in  der  Mitte  des  unteren  Orbitalrandes  und  im 
Munde  unter  dem  ersten  oberen  Molarzahn  des  Oberkiefers  feststellen  können 
und  stellt  sich  die  Mechanik  der  Fraktur  so  vor,  dass  die  feste  Gesichtsplatte 
des  Jochbeines  den  Stoss  weiter  pflanzt  auf  den  dünnen  Orbitalfortsatz  des 
Jochbeins  und  die  obere  Wand  des  Oberkiefers,  die  dann  ihrerseits  einbrechen 
und  eine  Verbindung  von  Nasen-,  Oberkiefer-  und  Augenhöhle  herstellen. 

Axenfeld  (11)  sucht  an  Stelle  der  konservativen  Therapie  der  Dacry- 
cystitis,  die  eine  grosse  Ausdauer  seitens  des  Patienten  und  des  Arztes  erfor- 
dert und  oft  doch  nicht  zum  Ziele  führt.  Zur  Verhütung  der  Infektion  bei 
Operationen  und  besonders  bei  der  arbeitenden  Bevölkerung  zur  Verhütung 
der  septischen  Infektion  der  Hornhaut  nach  Berufsverletzungen  (Ulcus  corneae 
serpens),  zur  ausgedehnteren  Anwendung  der  Exstirpation  des  Tränensackes 
anzuregen,  indem  er  seine  Technik  genau  mit  Abbildungen  beschreibt.  Er 
glaubt,  dass  der  Grund  der  Abneigung  gegen  dieses  Verfahren  in  erster  Linie 
der  ist,  dass  die  Operation  als  solche'  unbeliebt  ist  und  gibt  selbst  zu,  dass 
er  früher  diese  Operation  nur  ungern  ausgeführt  hat,  weil  er  keine  gnte 
Technik  hatte. 


Meyer,  Yerletzimgen  and  chinirg.  Krankheiten  des  äueseren  Auges.  297 

Hagen  (80)  empfiehlt  auf  Grund  von  29  Fällen  der  Greifswalder  Augen- 
klinik die  sofortige  Exstirpation  des  Tränensackes  nicht  nur  bei  den  chro- 
nischen katarrhalischen  Dacryocystoblennorrhoeen,  sondern  auch  bei  der  akuten 
Phlegmone  des  Tränensackes.  In  15  Fällen  wurde  die  Exstirpation  des  Sackes 
primär  ausgeführt,  in  14  Fällen  erst  die  Inzision  mit  Eröffnung  des  Tränen- 
sackes und  Tamponade  mit  essigsaurer  Tonerde  bis  zum  Nachlass  der  Eiterung 
Yorausgeschickt.  In  24  Fallen  erfolgte  primäre  Wundheilung,  in  5  Fällen 
bestanden  geringere  oder  stärkere  Nacheiterungen.  Die  Dauer  der  primären 
Heilung  schwankt  zwischen  4  und  16  Tagen,  die  der  sekundären  zwischen  9 
nnd  21  Tagen. 

Gastresana  (30)  empfiehlt  für  die  Behandlung  der  Dacryocjstitis 
mucosa  und  purulenta  nicht  so  sehr  die  Exstirpation  des  Sackes,  die  er  für 
schwer  hält,  als  die  Zerstörung  des  Sackes  mit  dem  Thermocauter  oder  mit 
Quecksilbemitrat. 

Knapp  (94)  hält  die  Exstirpation  des  Tränensackes  für  angezeigt  bei 
Dilatation,  bei  längerer  erfolgloser  Behandlung  von  chronischer  eitriger  Dacryo- 
cystitis,  bei  Rezidiven  akuter  Dacryocystitis  und  bei  Fisteln.  Meist  ist  die 
primäre  Naht  möglich,  wobei  die  Narbe  dann  kaum  zu  sehen  ist. 

De  Lapersonne  und  Rochon-Duvigneaud  (107)  kommen  nach 
ausführlichen  Studien  über  die  verschiedenen  Formen  von  Tränenleiden  zu 
folgenden  Schlüssen:  Bei  einfachem  Tränen  und  Fehlen  aller  anderen  Ur- 
sachen für  die  Epiphora  Eatheterismus  mit  Sonden;  bei  schleimig-eitrigem 
Sekret  Verfahren  nach  Stilling  mit  Spaltung  und  Sondierung  und  nach 
acht  Tagen  antiseptischen  Spülungen;  bei  Ektasie  des  Sackes  Exstirpation; 
bei  Fisteln  mit  fungösen  Wucherungen  auf  Grund  von  Tuberkulose  breite 
Eröffnung  mit  Zerstörung  des  Sackes  mittelst  scharfen  Löffels  und  nach- 
folgendem langsamen  Ausgranulierenlassen.  Bei  akuter  Phlegmone  des  Sackes 
ausgedehnte  Inzision  mit  breiter  Eröffnung,  wonach  die  Heilung  oft  über- 
raschend gut  erfolgt.  Zur  Entfernung  der  Tränendrüsen  soll  man  sich  nur 
entschliessen,  wenn  alle  andern  Mittel  versagt  haben. 

Michael  (117)  schildert  nach  einem  historischen  Rückblick  auf  die 
Geschichte  der  Tränensackexstirpation  nach  Methoden  und  Indikationen  das 
Yon  Axenfeld  geübte  Verfahren  der  subperiostalen  Exstirpation:  Schnitt 
gleich  bis  auf  den  Knochen  2  mm  nasal  von  der  Crista  lacrymalis,  Aus- 
einanderhalten der  Wundränder  und  Blutstillung  durch  die  Anwendung  des 
Müll  er  sehen  und  Axenfeldschen  Tränenspekulums,  die  bis  auf  das  Periost 
greifen.  Loslösen  des  Periosts  mitsamt  dem  Tränensack,  Loslösen  der  oberen 
Kappe  und  Abschneiden  des  unteren  Endes  mit  einer  in  der  Richtung  des 
Dactus  naso-lacrymalis  eingeführten  spitzen  Schere  hart  am  Knochen.  Auf 
diese  Weise  kann  man  auch  die  untere  Kuppe  herauslösen.  Eine  ausführliche 
TabeUe  über  270  Fälle  von  Tränensackexstirpation  mit  Übersicht  über  ihre 
Verteilung  nach  Berufen,  Alter  und  Geschlecht  und  eine  Literaturangabe 
schliessen  die  Arbeit. 

Grimaldi  (76)  beschreibt  zwei  Fälle,  in  denen  im  oberen  inneren 
Orbitalwinkel  ein  zirkumskripter  Abszess  bestand.  Verf.  behauptet,  dass  es 
sich  um  Wanderabszesse  gehandelt  habe,  hervorgerufen  durch  Siebbeinhöhlen- 
entzündung.  Im  ersten  Fall  war  die  Siebbeinhöhlenentzündung  nach  Broncho- 
pneumonie entstanden,  im  zweiten  Fall  war  sie  durch  einen  schleimig-eitrigen 
Katarrh  bedingt,  der  sich  infolge  einer  Gesichtsrose  auf  die  Schleimhaut  der 


296  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Siebbeinhöhle  verbreitet  hatte.    Heilung  trat  erst  ein,  nachdem  ein  Sequester 
entfernt  worden  war,  der  sich  in  der  Lamina  papyracea  gebildet  hatte. 

R.  Giani. 

von  Wittemberski  (192)  fügt  der  Zusammenstellung  von  Vossius 
{Zeitschr.  f.  Augenheilkunde,  Bd.  IV),  die  14  Fälle  von  Mucocele  der  Sieb- 
beinzellen enthält,  vier  weitere  Fälle  hinzu,  die  alle  die  typische  langsame 
Ent¥i:ickelung  einer  anfangs  harten,  später  fluktuierenden  Geschwulst  am 
unteren  Orbitalrand  aufweisen.  Die  Lage  entspricht  nicht  immer  der  Lamina 
papyracea  des  Siebbeins.  Die  Verlagerungsrichtung  des  Bulbus  ist  die  nach 
aussen,  zu  der  bei  höherem  Sitz  auch  die  nach  unten  treten  kann.  Die 
Operationsmethode,  die  in  zwei  Fällen  eingeschlagen  wurde:  Schaffung  einer 
breiten  Kommunikation  in  die  Nase  von  oben  her  bis  in  den  mittleren  Nasen- 
gang  und  Verhinderung  des  Verschlusses  der  nasalen  Öffnung  durch  Drainage, 
bis  dieselbe  bleibend  geworden  —  gab  beide  Male  ein  gutes  Resultat,  nämlich 
vollständige  Heilung  nach  einmaligem  Eingriff. 

Valude  (180)  wendet  sich  gegen  die  unter  den  Rhinologen  zur  Zeit 
geltende  Anschauung,  dass  die  Resektion  der  vorderen  Sinuswand  als  Opera- 
tion der  Wahl  gilt  selbst  bei  den  einfachsten  Formen  von  Sinusitis,  die  keine 
Neigung  zu  Komplikationen  haben.  Seiner  Ansicht  nach  ist  die  einfache  In- 
zision  mit  oder  ohne  Curettement  der  Mündung  und  des  Inneren  des  Sinus 
das  Richtige.  Die  Drainage  nach  der  Nase  ist  zu  verwerfen.  Man  muss 
suchen,  eine  rasche  Heilung  nach  der  Eröffnung  und  Entleerung  des  Sinus 
zu  erlangen.  Bei  Misserfolgen  kann  man  dann  immer  noch  zu  den  radikalen 
Methoden  von  Kuhnt-Luc  oder  Kuhnt  übergehen.  Er  hat  selbst  bei 
einem  Fall  von  Sinusitis  frontalis  mit  Neigung  zu  Phlegmone  durch  einfache 
Lizision  und  Curettage  eine  rasche  und  vollständige  Heilung  erzielt. 

Petit  (132)  beobachtete  zwei  Fälle  von  plötzlich  ohne  äusseren  Anlass 
aufgetretenem  starken  Exophthalmus  durch  orbitale  Hämorraghie.  Der  Ex- 
ophthalmus bildete  sich  rasch  wieder  zurück,  rezidivierte  aber  in  dem  einen 
Fall  nach  drei  Jahren.  Bei  beiden  Fällen  bestanden  Anzeichen  von  Ej-kran- 
kung  der  Nieren.  Petit  kommt  nach  Besprechung  der  in  der  Literatur 
niedergelegten  Fälle  zu  dem  Schluss,  dass  es  sich  bei  den  meisten  dieser 
Fälle  um  Gefässalterationen  infolge  von  Nierenleiden  oder  Hämophilie  handelt; 
er  erinnert  dabei  an  die  Fälle  von  starkem  Nasenbluten  zu  Beginn  einer 
Nephritis. 

Gösse  (39)  berichtet  über  einen  Fall  von  langsam  aufgetretenem 
Exophthalmus  links  bei  einer  72jährigen  Frau  nach  Trauma  der  linken 
Orbitalgegend.  Es  bestanden  heftige  ausstrahlende  Schmerzen,  Neuritis  optica 
und  zwei  Anschwellungen,  eine  walnussgrosse  zwischen  der  oberen  äusseren 
Orbitalwand  und  dem  Auge  und  eine  andere  in  der  Schläfengegend,  die 
fluktuierten  und  anscheinend  konmiunizierten.  Die  Punktion  ergab  bei  beiden 
die  gleiche  seröse  Flüssigkeit  mit  starkem  Eiweissgehalt  und  Hämatinkristallea 
Die  Krön  lein  sehe  Operation  ergab  eine  Perforation  der  äusseren  Orbital- 
wand, durch  welche  die  beiden  cystischen  Tumoren  kommunizierten.  Die 
Entstehung  denkt  sich  Gosse  so,  dass  sich  durch  das  Trauma  ein  Hämatom 
gebildet  hat,  das  sich  dann  zu  einer  Gyste  umwandelte,  die  die  Orbitalwand 
durchbrach. 

Die  Arbeit  von  Bertram  (22)  enthält  zwei  Fälle  von  einfachem  Ex- 
ophthalmus ohne  Pulsation.  Im  ersten  Fall  war  es  im  Anschluss  an  ein 
Empyem  der  Oberkieferhöhle,   das   am  Infraorbitalrand  den  Knochen  durch- 


Meyer,  Yerletzangen  and  Chirurg.  Krankheiten  des  äusseren  Auges.  299 

brochen  hatte,  zu  einer  Entzündung  des  retrobulbären  Gewebes  gekommen. 
Die  Heiinng  erfolgte  nach  einfacher  Eröffnung  und  Drainage.  Im  zweiten 
Falle  handelte  es  sich  um  ein  Sarkom  der  Dura  mater  in  der  linken  Schläfen- 
gegend, das  nach  vorn  durch  die  Fissura  orbitalis  sup.  in  die  Augenhöhle 
hineingewuchert  war  und  zu  Exophthalmus  und  teigiger  Schwellung  in  der 
linken  Schläfengegend  und  Stirn  geführt  hatte. 

Zur  Frage  der  Genese  des  traumatischen  Enophthalmus  liefert  von 
Luniewski  (114)  einen  Beitrag  auf  Grund  zweier  Fälle.  In  dem  ersten 
fahrte  ein  Trauma  am  oberen  Orbitalrand  —  Hieb  mit  einem  Regenschirm  — 
zanächst  zu  einem  Exophthalmus,  der  sich  später  in  einen  Enophthalmus 
mit  Ptosis  verwandelte.  Im  zweiten  Fall  —  Hufschlag  gegen  die  rechte  Ge- 
sichtsseite mit  Bruch  des  Proc.  zygomat.  —  zeigte  sich  nach  der  Abschwel- 
lang  ein  Enophthalmus  von  4  mm  mit  Ptosis,  Akkomodationslähmung  und 
Pupillenstarre.  Verf.  nimmt  für  das  Entstehen  des  Enophthalmus  zwei  Ur- 
sachen an,  eine  mechanische  und  eine  nervöse.  Unter  die  erste  Kategorie 
gehören  alle  Fälle,  wo  es  durch  das  Trauma  zu  einer  Vergrösserung  der 
Augenhöhle  oder  Verkleinerung  des  Inhaltes  derselben  kommt,  zur  zweiten 
die  unkomplizierten  Fälle.  In  dem  ersten  der  mitgeteilten  Fälle  ist  es  infolge 
starker  Blutung  ins  orbitale  Fettgewebe  zu  Anfang  zu  Exophthalmus,  dann 
durch  Schrumpfung  zu  Enophthalmus  gekommen.  In  dem  zweiten  Falle  zieht 
Verf.  als  nervöse  Ursache  eine  Läsion  der  Nerven  hinter  dem  Bulbus,  beson- 
ders des  Sympathikus  durch  eine  Erschütterung  des  ganzen  Orbitalinhaltes, 
eventuell  mit  Quetschung  durch  Zusammendrücken  heran.  Dabei  kann  es 
noch  zu  direkter  Schädigung  oder  Zerstörung  der  Nerven  durch  Blutungen 
aas  zerrissenen  Gefässen  kommen. 

Einen  der  ausserordentlich  seltenen  Fälle  von  traumatischem  inter- 
mittierenden Exophthalmus  mit  Pulsation  des  Auges  bei  starkem  Enophthal- 
mus teilt  Sobernheim  (166)  mit.  Der  Fall  ist  schon  früher  von  Grunert 
beschrieben  worden,  der  für  die  Entstehung  des  Enophthalmus  eine  Sym- 
pathiknsläsion  herangezogen  hatte.  Sobernheim  hat  aber  durch  genaue 
Nachprüfung  der  Anamnese  nachweisen  können,  dass  auch  hier  zunächst  nach 
dem  Trauma  wohl  durch  Basisfraktur  und  Ruptur  der  Carotis  interna  im 
Sinns  cavernosus  ein  typischer  Exophthalmus  pulsans  mit  Gefässgeräuschen 
bestanden  hat,  aus  dem  sich  nach  Unterbindung  der  Carotis  communis  durch 
Schwund  des  Orbitalfettgewebes  (wie  beim  gewöhnlichen  Exophthalmus  pulsans) 
bei  Erhaltenbleiben  eines  gewissen  arteriellen  Zuflusses  ein  Enophthalmus  mit 
dauernder  Pulsation  entwickelt  hat,  welcher  bei  Kompression  der  Gefässe  und 
beün  Bücken  zum  Exophthalmus  wird. 

Der  zweite  von  Sobernheim  mitgeteilte  Fall  von  pulsierendem  Ex- 
ophthalmus, entstanden  durch  Ruptur  der  Carotis  interna  im  Sinus  nach 
Sturz  mit  dem  Rade,  erfuhr  erhebliche  Besserung  durch  Unterbindung  der 
Carotis  communis.  Bemerkenswert  sind  hier  noch  eine  partielle  Iridodialyse 
nnd  beginnende  Kataraktbildung. 

Beide  Fälle  sind  an  anderer  Stelle  kurz  von  Axenfeld  (9)  mitgeteilt 
worden. 

In  dem  einen  von  Thierry  (175)  mitgeteilten  Fall  hat  sich  im  Verlauf 
von  zwei  Jahren  ein  Exophthalmus  von  2  cm  im  Anschluss  an  eine  schwere 
Schädelquetschung  entwickelt.  Es  bestand  starke  Pulsation  des  ganzen  Orbital- 
inhalts synchrom  mit  dem  Puls  mit  Schwirren.  Auf  Kompression  der  Karotis 
borten  die  Geräusche  auf,  die  Gefässe  fielen  zusammen.     Nach  Unterbindung 


300  Jahresbericht  fQr  Chirurgie,    n.  Teil. 

der  rechten  Carotis  communis  und  interna  durch  doppelte  Ligaturen  trat 
Heilung  ein,  das  Geräusch  verschwand,  der  Exophthalmus  ging  auf  1  cm 
zurück.  Die  Sehschärfe  und  die  vorher  stark  erweiterte  Pupille  kehrten  zur 
Norm  zurück.  Der  Fall  ist  noch  weiter  dadurch  interessant,  dass  14  Tage 
nach  der  Operation  sich  psychische  und  motorische  Störungen,  Delirien 
und  rechtsseitige  Extremitätenlähmungen  einstellten,  die  aber  vorübei^ehend 
waren. 

Im  zweiten  Fall  einer  schweren  Schädelbasisfraktur  durch  Sturz  aus 
beträchtlicher  Höhe  trat  innerhalb  eines  Vierteljahrs  doppelseitiger  pulsieren- 
der Exophthalmus  auf.  Eine  anfänglich  vorhandene  rechtsseitige  Okulomo- 
toriuslähmung ging  zurück,  während  eine  doppelseitige  Abducenslahmung  blieb. 
Eine  bestehende  Erweiterung  der  Venen  mit  Pulsation  auch  der  Retinal  venen 
yerschwand  auf  Kompression  der  Karotis.  Fat.  lehnte  die  Behandlung  mit 
Digitalkompression  der  Karotis  ab,  der  Zustand  blieb  stationär. 

Auch  in  dem  einen  Fall  von  Neff  (124)  wurde  ein  starker  Exophthal- 
mus pulsans  traumaticus  —  Sturz  aus  öVa  m  Höhe  auf  die  rechte  Kopfseite  — 
durch  Ligatur  der  Carotis  comm.  dextra  geheilt.  Die  Vortreibung  war  zu- 
nächst gering,  bestand  aber  schon  drei  Stunden  nach  der  Verletzung,  bis  sie 
nach  vier  Wochen  plötzlich  stärker  wurde.  Die  Pulsation  des  Bulbus  war 
mit  dem  Auge  nicht  zu  sehen,  dagegen  mit  dem  Sphygmographen  nachzu- 
weisen. Vier  Jahre  nach  der  Operation  war  der  Exophthalmus  fast  ganz^ 
die  Geräusche  ganz  geschwunden. 

Der  andere  Fall  entstand  nach  Sturz  von  der  Leiter  —  Blutung  aus 
Mund,  Nase  und  Ohr.  Nach  6  Wochen  Vortreibung  beider  Augen  mit  Ab- 
nahme des  Sehens,  Kompression  der  Karotis  ohne  Einfluss.  Nach  3  Monaten 
plötzUche  Verschlimmerung  am  linken  Auge.  Ödem  der  Lider  und  Konjunk- 
tiva.  Ophthalmoskopisch  Venen  stark  geschlängelt,  fast  schwarz.  Digital- 
kompression der  Karotis  ohne  Erfolg.  Exitus  an  interkurrenter  Pneumonie. 
Sektion:  Der  Sinus  cavernosus  ist  beiderseits  thrombosiert ;  während  rechts 
die  Orbitalvenen  durchgängig  sind,  werden  sie  links  als  härtere  Stränge  ge- 
fühlt. Zeichen  von  Basisfraktur  nicht  mit  Sicherheit  nachzuweisen,  auch 
keine  Kommunikation  der  Karotis  mit  dem  Sinus. 

Bei  einem  von  Pröbsting  (135)  im  Allgemeinen  ärztlichen  Verein  in 
Köln  vorgestellten  Fall  von  Exophthalmus  pulsans  endlich,  der  bei  einem 
Epileptiker  nach  Fall  auf  den  Hinterkopf  entstanden  war,  konnte  die  starke 
Pulsation,  bei  der  keine  Geräusche  zu  hören  waren,  durch  Kompression  der 
Karotis  zum  Aufhören  gebracht  werden. 

V.  Ammon  (7)  rät,  trotz  der  guten  Erfolge  der  exspektativen  Behand- 
lung der  milderen  endzündlichen  Orbitalaffektionen  mit  Kataplasmen,  zur 
Vorsicht,  gestützt  auf  einen  Fall,  wo  eine  entzündliche  Orbitalaffektion  zurück- 
ging bis  auf  eine  minimale  Schwellung  des  oberen  Lides,  wo  dann  aber  plötz- 
lich nach  8  Wochen  stürmische  Gehirnerscheinungen  auftraten  mit  hohem 
Fieber  und  Exitus.  Die  Sektion  ergab  einen  Abszess  des  rechten  Stimlappens, 
ausgehend  von  einer  kleinen  Staphylokokken-Osteomyelitis  an  der  Spitze  des 
Orbitaldaches.  Er  empfiehlt  für  solche  weniger  stürmische  Fälle,  die  nicht 
gleich  den  Sitz  des  Eiterherdes  erkennen  lassen,  eine  Probeinzision  derart, 
dass  von  einem  Schnitt  auf  den  Orbitalrand  aus  das  Periost  des  Orbital- 
daches abgehoben  wird,  wobei  man  bei  Periostitis  und  Osteomyelitis  direkt 
auf  den  Eiter  kommt  und  eine  Infektion  des  Orbitahnhalts  vermeidet  und 
bei  Eiterherden  im  Zellgewebe  vom  Periost  her  einschneiden  kann,  bezw,  nach 


Meyer,  Verletzungen  and  chinirg.  Krankheiten  des  äusseren  Auges.  301 

Tamponade  einen  spontanen  Durchbruch  abwarten  kann.  Er  hat  mit  diesem 
Verfahren  in  einem  Falle  ein  sehr  gutes  Resultat  erhalten. 

Dhont  (43)  sah  bei  einem  6jährigen  Mädchen  im  Anschluss  an  akute 
Krankheit  Protrusion  mit  vollständiger  Beweglichkeitsbeschränkung  auftreten 
unter  Anschwellung  einer  einzigen  Drüse  hinter  dem  Ohr  ohne  Temperatur- 
steigerung. Inzisionen  waren  ohne  Erfolg.  Später  nahm  die  Protrusio  zu, 
es  trat  Eiter  unter  der  Konjunktiva  auf,  in  dem  sich  Staphylococcus  aureus 
fand.    Ausgang  in  Heilung,  aber  mit  Opticusatrophie. 

In  einem  zweiten  Fall  fand  sich  bei  einem  25  jährigen  Bauern,  der  drei 
Wochen  vorher  an  einer  Hautaffektion  der  Nase(!)  gelitten,  massige  Protrusion 
mit  vollständiger  Beweglichkeitsbeschränkung.  Eine  Inzision  unter  der  Augen- 
braue iiess  feste  Massen  erkennen,  die  mit  dem  Bulbus  in  Verbindung  standen. 
Da  das  Bestehen  eines  Orbitaltumors  angenommen  wurde,  wurde  die  Exente- 
ration  vorgenommen.  Die  Untersuchung  des  Tumors  gab  keine  sicheren  Re- 
sultate, das  neoplastische  Gewebe  machte  mehr  den  Eindruck  von  Granular- 
gewebe  als  von  Sarkom.     (Luesl?  —  Der  Ref.) 

Weiss  (189)  gibt  zunächst  die  ausführliche  mikroskopische  Beschreibung 
zu  einem  schon  von  Yossius  (Zeitschrift  für  Augenhlkde.  Bd.  lY)  mitgeteilten 
Fall  von  doppelseitiger  Orbitalphlegmone,  ausgegangen  von  einem  Abszess  am 
rechten  Processus  pterygoideus.  Er  geht  ausführlich  auf  die  Entstehungs- 
und Ausbreitungsweise  der  Orbitalphlegmonen  ein  unter  Berücksichtigung  der 
Venenverbindungen  und  teilt  dann  noch  einen  zweiten  Fall  mit,  wo  eine 
Orbitalphlegmone,  die  ihren  Ausgang  von  einem  Empyem  der  Highmorshöhle 
oder  der  Siebbeinzellen  genommen  hatte,  durch  Hinzutreten  eines  Gehim- 
abszesses  und  eitriger  Basilarmeningitis  zum  Tode  führte.  In  diesem  Falle 
waren  die  Sinus  cavemosi  frei  geblieben,  der  Prozess  war  ursprünglich  nicht 
durch  die  Venen  verbreitet  worden,  sondern  es  bestanden  direkte  Kommuni- 
kationen zwischen  Siebbeinhöhle  und  Orbita  und  zwischen  Highmorshöhle  und 
Orbita.  Zum  Schlüsse  gibt  er  eine  ausführliche  Besprechung  der  einschlägigen 
Literatur. 

Lagrange  (104)  bespricht  zunächst  die  Diagnostik  der  Orbitaltumoren, 
die  Verwertung  des  Exophthalmus,  die  Differentialdiagnosen,  Art  und  Sitz 
der  Cysten  und  Tumoren,  besonders  der  Sarkome. 

Für  die  Behandlung  sind  zwei  Wege  gegeben :  die  Exstirpation  mit  Er- 
haltung des  Auges  und  die  Exenteratio  orbitae.  Bei  der  Exstirpation  mit 
Erhaltung  des  Auges  kommen  vier  Methoden  in  Betracht:  L  der  transpalpe- 
brale  Weg  (Maisonneuve),  2.  der  transkonjunktivale  Weg  (Knapp),  3.  der 
transpalpebro-konjunktivale  Weg,  von  welchem  er  eine  eigene  Modifikation 
angibt,  und  4.  die  temporäre  Resektion  der  äusseren  Orbitalwand.  Für  die 
Exenteratio  orbitae  empfiehlt  er  die  subperiostale  Ausräumung  nach  Spaltung 
der  äusseren  Kommissur. 

Lagrange  geht  dann  dazu  über,  für  die  einzelnen  Arten  von  Orbital- 
geschwülsten besondere  operative  Indikationen  aufzustellen.  Er  erklärt  dabei 
für  die  Sehnervengeschwülste  das  Krönl einsehe  Verfahren  für  nicht  emp- 
fehlenswert wegen  der  Häufigkeit  der  sekundären  Schielstellungen  und  wegen 
der  Zerstörung  der  Ziliamerven  und  des  Ganglion  ophthalmicum  und  zieht 
sein  transpalpebral-konjunktivales  Verfahren  vor,  eine  Anschauung,  der  Axen- 
feld  in  einer  ausführlichen  Fussnote  zu  dem  Bericht  lebhaft  zugunsten  des 
Krönleinschen  Verfahrens  widerspricht.  Bei  den  Tumoren  der  orbitalen 
Weichteile  exklusive  des  Nervus  opticus  empfiehlt  er  für  die  Dermoidcysten 


302  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

die  Entfernung  unter  Schonung  des  Augapfels,  für  die  Hytatiden  die  partielle 
Exzision  der  Wandung.  Für  die  sonstigen  Weichteilgeschwülste  rät  er  erst 
zu  einem  Versuch  mit  Jod  oder  Arsen.  Die  nahe  am  Orbitalrand  gelegenen 
Geschwülste  können  von  yom  exstirpiert  werden,  die  tieferen  nach  Krönlein. 
Bei  maUgnen  Tumoren  verlangt  er  eventuell  die  Exenteratio  orbitae.  Auch 
für  alle  intraokularen  malignen  Tumoren,  Sarkome  und  Gliome,  verlangt 
Lagrange  die  Exenteratio  orbitae,  und  zwar  für  die  auf  den  Bulbus  be- 
schränkten die  subkonjunktivale,  für  die  anderen  die  subperiostale.  Unter 
den  Geschwülsten  der  Orbitalwand  bespricht  er  vor  allem  die  Osteome.  Die 
malignen  Tumoren  der  Orbitalwand  sind  infaust. 

In  der  Diskussion  erklärten  Terson  und  Abadie  sich  bei  intraokularem 
Sarkom  nur  dann  mit  der  Exenteratio  orbitae  einverstanden,  wenn  der 
Tumor  den  Bulbus  perforiert  hat  oder  wo  eine  Untersuchung  des  Opticus- 
querschnitts  eine  Einwucherung  des  Tumors  ergibt  und  beim  Gliom. 

Ebenfalls  mit  der  Diagnose  und  Behandlung  der  retrobulbären  Erkran- 
kungen befasst  sich  Franke  (62)  speziell  mit  der  Erönleinschen  Operation 
und  dem  Röntgenverfahren.  Er  spricht  sich  für  das  Erönleinsche  Verfahren, 
gegen  die  Knapp  sehe  und  andere  Methoden  aus,  da  nach  seiner  Ansicht  das 
erstere  Verfahren  entschieden  überlegen  ist.  Auch  zu  diagnostischen  Zwecken 
ist  das  Erönleinsche  Verfahren  anzuwenden,  da  es  keine  dauernden  Funktions- 
störungen macht.  Franke  berichtet  im  Zusammenhang  über  fünf  Fälle,  wo 
er  das  Erönleinsche  Verfahren  angewendet  hat,  und  führt  auch  zwei  FäUe 
von  doppelter  Perforation  des  Bulbus  durch  Eisensplitter  an. 

Kindt  (91)  bringt  als  kasuistischen  Beitrag  zur  Erönleinschen  Operation 
drei  Fälle  aus  der  Marburger  chirurgischen  KUnik,  deren  einer  dadurch 
besonders  interessant  ist,  dass  sich  trotz  eines  Exophthalums  von  10  mm  nach 
Freilegung  der  Orbita  nichts  fand  und  der  Exophthalmus  nach  der  Operation 
nicht  zurückging.  Verf.  geht  dann  noch  auf  den  einseitigen  Exophthalmus, 
namentlich  den  einseitigen  Exophthalmus  bei  Basedow  ein  und  hält  bei  seinem 
Falle  ein  weiches  kompressibles  Lymphangiom  für  wahrscheinlich.  Für  die 
Fälle,  wo  der  Tumor  in  der  inneren  Hälfte  der  Orbita  vermutet  wird,  empfiehlt 
Verf.  die  osteoplastische  Freilegung  der  Orbita  von  oben  nach  dem  Vorschlag 
von  Franke  (Deutsche  Zeitschr.  für  Chir.  1901,  Bd.  59  Heft  1—2)  durch 
Bildung  eines  Haut-Knochenlappens  am  oberen  Augenhöhlenrand. 

Becker  (17)  hat  bei  einem  12  mm  starken  Exophthalmus  nach  unten 
und  innen  mit  fast  aufgehobener  Beweglichkeit  mit  der  Erönleinschen  Operation 
zwei  etwa  kleinwalnussgrosse  Tumoren  mit  Erhaltung  guter  Sehschärfe 
entfernt.  Dieselben  erwiesen  sich  mikroskopisch  als  metastatische  Platten- 
epithelkarzinome. Schon  während  der  Heilung  fiel  auf,  dass  ein  Exophthalmus 
von  5  mm  geblieben  war,  dass  die  Beweglichkeit  abnahm  und  sich  Schmerzen 
einstellten.  Fünf  Wochen  nach  der  Entlassung  war  der  Bulbus  ganz  unbe- 
weglich.    Sehschärfe  =  0.     Exenteratio  orbitae. 

In  dem  von  Moissonier  (118)  mitgeteilten  Fall  entstand  bei  einer 
42jährigen  Frau  vier  Jahre  nach  Auftreten  eines  Exophthalmus  unter  dem 
oberen  äusseren  Orbitalrand  eine  Schwellung,  die  an  Tumor  der  Tränendrüse 
denken  Hess,  bei  gleichzeitiger  Neuritis  optica.  Die  Entfernung  des  Tumors 
nach  Krönlein  gelang.  Nach  4  Monaten  Rezidiv,  das  sich  rapid  entwickelte. 
Mikroskopisch  handelte  es  sich  um  ein  Epitheliom  mit  hyaliner  Degeneration. 

Delbanco  (41)  gibt  die  mikroskopische  Beschreibung  eines  von  der 
Optikusscheide  ausgegangenen  Fibroendothelioms,  welches  gleichzeitig  in  den 


Meyer,  Verletzangen  und  ohimrg.  Krankheiten  des  äusseren  Auges.  303> 

Sehnerven  hinein  nnd  extradnral  gewuchert  war.  Der  Fall  ist  schon  von 
Franke  in  Heidelberg  erwähnt  worden,  der  den  Tumor  mit  Erhaltung  des 
Bulbus  nach  Krönlein  entfernt  hat. 

Parsons  (128)  berichtet  über  einen  Fall  von  extraduralem  Optikus- 
tumor  und  bespricht  die  Fälle  der  Literatur.  Die  Erkrankung  beginnt  vor 
dem  10.  Lebensjahr  und  das  hervorstechendste  Symptom  ist  der  Exophthalmus 
in  der  Axe  der  Orbita.  Von  18  Fällen  waren  acht  Endotheliome,  mehrere 
Psammome.  Diese  Tumoren  wachsen  langsam  und  sind  relativ  wenig  bösartige 
indem  sie  weder  Drüsenaussaat  noch  Metastasen  machen.  Infolgedessen  ist 
die  Erönleinsche  Operation  wenn  irgend  möglich  anzuwenden. 

Zwei  weitere  Fälle  von  Sehnerventumoren  führt  Werner  (190)  an,  ein 
alveoläres  Sarkom  eingeschlossen  in  den  Duralscheiden  bei  einer  45  jährigen  Frau, 
das  mit  Erhaltung  des  Bulbus  nach  Krönlein  operiert  wurde  und  ein  Myxosarkom^ 
welches  bei  einem  11jährigen  Mädchen  mitsamt  dem  Bulbus  entfernt  wurde. 

Im  Anschluss  an  einen  Fall  von  Siebbeinosteom  der  Orbita  gibt 
Bartholomaeus  (16)  nach  allgemeinen  Ausführungen  über  die  Gewebs-- 
nenbildungen  unter  pathologischen  Bedingungen,  namentlich  die  Osteome,  eine 
ausführliche  Übersicht  über  die  Fälle  von  Osteomen  der  Orbita  in  der  Literatur. 
Er  berücksichtigt  vor  allem  auch  die  Operationsmethoden,  dann  die  Art  der 
Dislokation  des  Bulbus  und  die  DifFerentialdiagnose  der  Osteome  des  Siebbeins 
mit  den  Osteomen  der  Stirnhöhlen,  dem  Hydrops  und  Empyem  der  Siebbein- 
zellen etc.     Diese  Osteome   gehören   sicher  zu  den  gutartigen  Geschwülsten. 

Als  Beitrag  zu  den  symmetrischen  Orbitaltumoren  beschreibt  Birch- 
Hirschfeld  (24)  einen  Fall,  bei  dem  sich  8  Monate  nach  einem  die  linke 
Stirn  treffenden  Trauma  eine  ausserordentlich  maligne  Neubildung,  Rundzellen- 
sarkom, entwickelte,  dass  den  linken  Bulbus  nach  unten  drängte.  Bei  der 
Exenteratio  orbitae  liess  sich  eine  Durchwachsung  der  Orbitalwand  oder  ein 
Ergriffensein  der  Nebenhöhlen  nicht  fesstellen.  Der  Tumor  ist  also  wohl  in 
der  Orbita  entstanden,  in  der  Tränendrüse  oder  im  Periost.  Nach  4  Wochen 
keinerlei  Rezidiv,  aber  4  "Wochen  später,  also  8  Wochen  nach  der  Operation, 
ausgedehntes  lokales  Rezidiv  in  der  linken  Orbita,  Nasenhöhle,  Highmorshöhle, 
Periost  des  Oberkiefers  imd  des  Stirnbeines  und  rechts  ein  Tumor  am  Boden 
der  Orbita,  in  der  Highmorshöhle  und  im  lateralen  Teil  der  Nasenhöhle. 
Eis  direkter  Zusammenhang  der  beiden  Tumoren  liess  sich  bei  der  genauen 
Obduktion  nnd  mikroskopischen  Untersuchung  nur  finden  längs  der  lateralen 
linken  Nasenhöhlenwand  nach  der  Keilbeinhöhle  und  von  hier  nach  der  rechten 
Nasenhöhle  resp.  Orbita.  Die  Optici,  das  Nasenseptum,  die  Stirnhöhlen  waren 
intakt.  Die  in  die  Keilbeinhöhle  führenden  Stränge  waren  aber  so  dünn^ 
dass  Verf.  mehr  der  Ansicht  ist,  dass  es  sich  um  eine  Multiplizität  der 
Tumoren  handelt,  wofür  auch  noch  spricht,  dass  es  Mischgeschwülste  waren 
mit  Knorpel-  und  Muskclgewebsinseln.  Der  Tumor  stammt  also  wohl  sicher 
beiderseits  aus  embryonalen  Keimversprengungen,  deren  eine  durch  das- 
Trauma  zur  Wucherung  gekommen  ist,  während  die  andere  vielleicht  durch 
Schwächung  der  Widerstandsfähigkeit  des  Organismus  erst  nachträglich  zur 
Proliferation  angeregt  worden  ist. 

Aus  der  Literatur  weist  Birch-Hirschfeld  noch  nach,  dass  ein 
direktes  Übergreifen  von  einer  Orbita  auf  die  andere  durch  Vermittelung  des 
Optikus  zweifellos  zu  den  grössten  Seltenheiten  gehört.  Eine  Tabelle  der  in 
der  Literatur  niedergelegten  Fälle  und  eine  reiche  Literaturangabe  schliessen 
die  Abhandlung. 


304  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Wer  sin  (191)  exstirpierte  einer  41jährigen  Bäuerin  ein  kavemösea 
Angiom,  welches  die  ganze  Orbita  ausfüllte  und  den  Bulbus  dementsprechend 
stark  vorgetrieben  hatte.  Die  Erkrankung  hatte  acht  Jahre  lang  bestandea 
Visus  =  0.     Der  Bulbus  wurde  bei  der  Operation  mit  entfernt.     Heilung. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Der  von  Rollet  (146)  beschriebene  Fall  von  Lymphadenom  der  Orbita 
ist  dadurch  bemerkenswert,  dass  hier  die  Geschwulst  nur  einseitig  war, 
während  bei  sämtlichen  in  der  Literatur  bekannten  Fällen  symmetrische 
Tumoren  vorhanden  waren.  Der  Tumor,  der  in  der  Gegend  der  Tranen- 
drüse  lag,  bestand  aus  zwei  Lappen,  deren  einer  in  der  Orbita,  der  andere 
ausserhalb  lag. 

Schaaf  (151)  gibt  die  Krankengeschichten  von  sechs  Fällen  von  Orbital- 
geschwülsten, von  denen  drei  primär,  drei  sekundär  mit  Beteiligung  der 
Nebenhöhlen  waren.  Li  fünf  Fällen  handelte  es  sich  um  Sarkome,  in  einem 
um  ein  Karzinomrezidiv.  Bei  zwei  Fällen  traten  Rezidive  auf,  drei  Fälle 
blieben  aber  nach  der  Operation  IV^  bezw.  S^/s  und  5  Jahre  gesund. 

Bei  den  von  Alt  (6)  mitgeteilten  Fällen  handelt  es  sich  um  eine  hasel- 
nussgrosse  Dermoidcyste  und  eine  Teleangiektasie  der  Augenhöhle. 

V  ach  er  (181)  teilt  die  Cysten  der  inneren  Orbitalwand  ein  in  para- 
sinusäre  und  2.  intrasinusäre  Cysten,  je  nachdem  sie  ausserhalb  oder 
innerhalb  der  Nebenhöhlen  ihren  Ausgang  nehmen.  Er  führt  für  jede  der 
beiden  Gruppen  einen  typischen  Fall  an  und  zieht  aus  diesen  Beobachtangen 
den  Schluss,  dass  die  parasinusären  Cysten  für  das  Sehorgan  eine  sehr  viel 
geringere  Wichtigkeit  haben,  als  die  intrasinusären.  Die  Therapie  besteht  in 
der  Entfernung  der  Cysten  unter  Vermeidung  der  Kommunikation  mit  der  Nasen- 
höhle und  unter  Schonung  der  Trochlea. 

In  einem  von  Roselli  (149)  mitgeteilten  Fall  von  Echinococcus  der 
Orbita  war  es  innerhalb  fünf  Jahren  in  vier  Etappen  zu  einem  starken  Ex- 
ophthalmus mit  Verdrängung  des  Bulbus  nach  aussen  und  erheblicher  Chemoee 
und  Schwellung  der  Konjunktiva  gekommen,  die  Ursache  war  ein  prall 
elastischer  Tumor.  Eine  Probepunktion  unten  ergab  eine  wasserhelle  Flüssig- 
keit, die  Echinococcushaken  enthielt.  Der  Versuch,  die  Blase  durch  Sublimat- 
injektion zu  heilen,  musste  wegen  Zunahme  der  Protrusio  aufgegeben  werden. 
Die  operative  Entfernung  der  Cyste  gelang  vollständig,  doch  musste  der  schon 
amaurotische  Bulbus  schliesslich  im  Verlaufe  der  Heilung  wegen  Auftretens 
sympathischer  Entzündungserscheinungen  am  anderen  Auge  enukleirt  werden. 

Kreutz  (100)  beobachtete  bei  einer  27  jährigen  Magd  eine  Geschwulst, 
der  rechten  Augenhöhle,  welche  dem  um  1cm  vorgedrängten  Bulbus  ihre 
eigene  Pulsation  mitteilte.  Zugleich  bestand  ein  Rankenaneurysma  der  rechten 
Art.  central,  retinae.  Die  Äste  der  rechten  Carotis  externa  pulsierten  viel 
stärker  als  links,  sodass  die  Haut  mitgehoben  wurde.  Der  Beginn  lag  drei 
Jahre  zurück,  keine  Verletzung.  Patient  hatte  viel  Nasenbluten  gehabt. 
Unterbindung  der  Carotis  communis  brachte  die  Pulsation  zum  Schwinden, 
aber  nicht  den  Exophthalmus. 

Reis,  Viktor  (143)  entfernte  bei  einem  72jährigen  Manne  einen  hnhner- 
eigrossen  Tumor  der  Orbita  durch  Exenteratio  orbitae  mit  Wegnahme  des 
Lides.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  ergab  sich,  dass  es  sich  mn 
ein  peribulbäres  Karzinom  gehandelt  hatte,  das  vom  Komeo-Skleralrand  aus- 
gehend, den  Bulbus  umwachsen  und  zur  Phthisis  gebracht  hatte,  ohne  seine 
Wand  zu  durchbrechen. 


Meyer,  Verletzongeii  und  chimrg.  Krankheiten  des  äoaseren  Aages.  905 

Sempö  und  Villard  (159)  beschreiben  einen  der  ausserordentlich 
seltenen  Fälle  von  Sarkom  der  Kornea,  das  sich  sehr  langsam  innerhalb 
15  Jahren  entwickelt  hatte,  bei  einem  65  jährigen  Manne,  der  an  Epitheliom 
der  Unterlippe  operiert  worden  war.  Der  ganz  auf  die  Kornea  beschränkte 
Tumor  war  erst  mit  Kauterisation  behandelt  worden,  worauf  er  rasch  zu 
wachsen  anfing. 

Reiss  (144)  bringt  drei  seltene  Fälle  bei  mit  genauer  makroskopischer 
and  mikroskopischer  Beschreibung  und  ausführlicher  Literaturangabe:  1.  ein 
Plattenepithelkarzinom,  das  lediglich  auf  der  Hornhaut  zur  Entwickelung 
gekommen  ist,  aber  nirgends  über  den  Homhautrand  hinaus  in  die  Tiefe 
gegriffen  hatte.  2.  Ein  peribulbäres  Epitheliom,  welches  den  Bulbus  völlig 
umgriffen  und  eingekapselt  hatte  und,  ohne  die  BulbushüUen  zu  durchsetzen, 
die  Qrbita  ausgefüllt  hatte.  3.  Ein  metastatisches  Adenokarzinom  der  Ghori- 
oidea,  bei  dem  nicht  wie  sonst,  meist  ein  Mammakarzinom,  sondern  wahr- 
sdieinhch  ein  Karzinom  des  Darmtraktus  das  primäre  war.  Die  Diagnose 
auf  Karzinom  wurde  rein  aus  der  eigentümlichen  rapiden  Aufeinanderfolge 
der  bei  intraokularen  Sarkomen  stets  auf  einen  langen  Zwischenraum  sich 
Terteilenden  Geschwulstsymptome  gestellt.  Bei  der  Sektion  fand  sich  ein 
wabussgrosser  Geschwulstknoten  im  Gehirn  in  der  Gegend  der  Zentralwindung 
und  eine  allgemeine  Peritonealkarzinose. 

Dutoit  (48)  teilt  einen  bemerkenswerten  Fall  von  Pseudoleukämie  mit, 
der  schon  früher  durch  Boerma  beschrieben  ist  und  im  ganzen  fünf  Jahre 
bis  zum  Tode  beobachtet  werden  konnte.  Die  Krankheit  begann  mit  Bildung 
von  symmetrischen  Tumoren  an  allen  vier  Lidern,  die  nach  Exstirpation 
rezidivierten.  Erst  später  traten  Drüsenschwellungen  auf,  die  sich  auf  alle 
Gebiete  ausbreiteten.  Unter  Fortschreiten  der  Kachexie  trat  Leber-  und 
Milzschwellung  auf,  bis  der  Tod  nach  einer  nochmaligen  Operation  der  Lid- 
tomoren  an  Bronchopneumonie  erfolgte.  Die  Sektion  ergab  auch  im  ganzen 
Digestionstraktus  Schwellung  der  follikulären  Apparate. 

Fage  (56),  der  selbst  im  Jahre  1893  in  der  Pariser  ophthalmologischen 
Gesellschaft  die  Ansicht  ausgesprochen  hatte,  dass  die  Epitheliome  der  Binde- 
haut im  allgemeinen  gutartiger  Natur  sind  und  wenig  Neigung  besitzen,  die 
Allgenhüllen  zu  perforieren,  so  dass  man  sich  zunächst  auf  eine  frühzeitige 
Exzision  mit  Galvanokaustik  der  Implantationsstelle  beschränken  kann,  teilt 
einen  Fall  mit,  in  welchem  eine  papillomatöse  Wucherung  auf  der  Gonj. 
bulbi  nahe  dem  Limbus  rasch  an  Ausdehnung  gewann^  ulzerierte  und  schliess- 
lich die  Enuklation  notwendig  machte,  obwohl  das  Augeninnere  intakt  erschien. 
Trotz  Wegnahme  der  ganzen  Gonj.  bulbi  im  unteren  Abschnitt  bis  zur  Über- 
gangsfalte stellte  sich  nach  zwei  Monaten  ein  Rezidiv  in  der  Orbita  ein  und 
selbst  nach  der  Ezenteratio  orbitae  trat  wieder  ein  Rezidiv  am  Orbitalrand, 
in  den  präaurikularen  Drüsen  und  in  der  Parotis  auf,  das  jeden  weiteren  Ein- 
griff aussichtslos  machte.  Die  Geschwulst  zeigte  zahlreiche  Kemteilungsfiguren 
und  Bildung  von  typischen  Epithelperlen.  Die  histologische  Untersuchung 
der  anfänglichen  Geschwulst  kann  über  den  Gharakter  wertvollen  Äufschluss 
geben.  Zahlreiche  Kemteilungsfiguren,  Vorhandensein  embryoplastischer  Ele- 
mente und  der  Nachweis  melanischen  Pigmentes  sind  Anzeichen  von  Bös- 
artigkeit. 

Ein  primäres  Epitheliom  der  Hornhaut  beschreibt  Baas  (13)  mit  Ab- 
bildung, welches  auf  einer  bindegewebigen  Unterlage  aufsitzend,  inmitten 
intakter  Hornhaut  gewachsen  war. 

JahiMbericht  fOr  Uhinirgie  1908.  20 


306  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Einen  Fall  von  symmetrischen  grösseren,  durchsichtigen  Cysten  an  den 
äusseren  Augenwinkeln  beobachtete  Ahlström  (4).  Die  Cystenwand  bestand 
aus  derbem  fibrösem  Gewebe  mit  einzelnen  Gefassen  und  Muskelfaserbündehu 
und  war  mit  einem  dünnen  Endothel  und  Epithelüberzng  bekleidet.  Er  hält 
diese  Cysten  für  zweifellose  Retentionscysten  der  Mo  11  sehen  Drüsen  und  be- 
spricht die  DifiPerentialdiagnose. 

Lange  (108)  beschreibt  einen  Fall,  bei  welchem  nach  Risswnnde  der 
Conj.  bulbi  sich  in  ^/s  Jahr  eine  kleinkirschgrosse,  in  toto  in  der  Kapsel  zu 
entfernende  Cyste  der  Conjunctiva  entwickelt  hatte. 

Collomb  (36)  teilt  drei  Fälle  mit,  in  deren  erstem  ein  linsengrosaer 
Tumor  am  Limbus  eine  dem  Bau  der  Hautkarzinome  entsprechende  Struktur 
aufwies.  Im  zweiten  Fall  hing  ein  kastaniengrosser,  epibulbärer  Tumor  ausser- 
halb der  Kornea  durch  eine  schmale  Brücke  mit  dem  Bulbus  zusammen.  Es 
war  ein  Karzinom  mit  echten  Metastasen  in  Iris  und  Corpus  cUiare,  wahrend 
in  der  Kornea  der  Tumor  nirgends  die  Bowmansche  Kapsel  überschritten 
hatte.  Der  dritte  Fall  betraf  ein  Angiopapillom  des  Limbus  bei  einem  80  jäh- 
rigen Greis,  das  nach  Abtragung  zu  einem  voluminösen  Rezidiv  führte,  dann 
aber  nicht  rezidivierte,  was  gegen  Karzinom  spricht. 

Ein  Unikum  beschreibt  Ballaban  (15),  ein  typisches  Molluscum  con- 
tagiosum der  Augapfelbindehaut  von  fast  Haselnussgrösse,  das  er  bei  einon 
20  jährigen  Mädchen  exstirpierte. 

Dodd  (45)  hat  bei  einer  83jährigen  Frau  im  Oberlid  ohne  Schmerzen, 
Rötung  und  Spannung  ein  haselnussgrosses  primäres  Sarkom  sich  entwickeh 
sehen.  Der  Tumor  war  an  der  Unterfläche  weich,  gallertähnlich  und  gefass- 
reich.  Die  Patientin  hatte  auch  einige  warzenähnliche  Knoten  am  Körper. 
Es  wurde  der  ganze  Orbitalinbalt  ausgeräumt,  nur  das  untere  Lid  bUeb 
stehen,  der  Defekt  wurde  nach  Tbiersch  gedeckt.  Von  den  45  Fällen  der 
Literatur  von  primärem  Sarkom  des  Lides  waren  10  melanotisch  und  4  hatten 
ihren  Ursprung  in  der  Conj.  palpebr.,  was  Dodd  auch  hier  annimmt. 

Mayeda  (116)  hat  unter  Benutzung  des  Materials  der  Giessener  Klinik, 
unter  tabellarischer  Übersicht  über  die  gesamte  Literatur,  eine  verdienstvolle 
Monographie  über  das  Lidkarzinom  geschaffen,  die  eine  Besprechung  des 
klinischen  Bildes  nach  Alter,  Geschlecht,  Berufsart,  Häufigkeit,  Lokalisation, 
Wachstum,  Form,  Ätiologie,  Prognose  und  Therapie,  sowie  eingehendere  patho- 
logisch-anatomische Studien  an  den  Giessener  Fällen  enthält. 

Nach  Besprechung  der  einschlägigen  Literatur  berichtet  Schillinger 
(152)  über  einen  Fall  von  Lidgangrän  bei  einem  Neugeborenen,  bei  dem  erst 
die  Diagnose  Blennorrhoea  neonatorum  gestellt  wurde,  dann  aber  keine  Gono- 
kokken, sondern  Stäbchen  gefunden  wurden,  die  erst  für  Xerose  gehalten, 
dann  aber  als  Löff  1er sehe  Bazillen  erkannt  wurden.  Das  Kind  starb  nach 
Auftreten  von  Nasen-  und  Rachendiphtherie  nach  der  allerdings  erst  am 
16.  Tage  gemachten  Seruminjektion  an  Allgemeininfektion. 

Bis  zum  20.  Lebensjahre  sind  Karzinome  der  Tränensackgegend  äusserst 
selten.  Magni  (115)  erwähnt  die  neun  bisher  in  der  Literatur  bekannten 
Fälle,  von  denen  zwei  sich  auf  die  Malpighische  Schleimschichte  beziehen, 
und  beschreibt  dann  seinen  Fall  unter  Mitteilung  des  klinischen  und  histo- 
logischen Befimdes.  R.  Giani. 

Zur  Nedden  (125)  bringt  aus  der  Bonner  Augenklinik  zwei  der  sehr 
seltenen  Fälle  von  Dakryops  und  zwei  der  noch  selteneren  von  Fistula  glan- 
dulae  lacrymalis  bei,   welch  letztere  ihre  Entstehung  auch  wie  alle  in  der 


Meyer,  Yerletzangeii  and  chimrg.  Krankheiten  des  äusseren  Auges.  307 

Literatur  bisher  bekannten  Fälle  einer  Verletzung  der  Tränendrüse  durch 
operativen  Eingriff  am  Lide  verdankten. 

V.  Krüdener  (101)  hatte  Gelegenheit,  vier  der  seltenen  Fälle  von  Da- 
kryoadenitis zu  beobachten,  die  alle  gleichmässig  verliefen  mit  plötzlicher 
schmerzhafter  Anschwellung  der  oberen  Tränendrüse,  ohne  sonstige  Erschei- 
nmigen  an  Drüsen,  Hoden  oder  Karotis.  Die  Schmerzen  hörten  mit  der  £x- 
stirpation  sofort  auf.  In  einem  Fall  lag  Diabetes  vor,  in  einem  Fall  fanden 
sich  Pneumokokken,  in  einem  Streptokokken  und  Influenzabazillen,  in  einem 
Fall  nichts.  Das  mikroskopische  Bild  war  das  einer  subakuten  Dakryoadenitis, 
nur  in  dem  Fall  mit  Streptokokken  bestand  ein  ausgedehnterer  Gewebszerfall 
mit  Abszessbildung. 

Pes  (131)  beschreibt  ein  primäres  Angiosarkom  der  orbitalen  Tränen- 
drüse, das  er  bei  einem  7^/2  Monate  alten  Kinde  in  toto  exstirpierte. 

Zur  Verstärkung  des  Effektes  der  einfachen  Snellenschen  Suturen  bei 
Ektropium  hat  Steiner  (169)  in  drei  Fällen  mit  einem  langen  schmalen  Messer 
Ton  einem  Einstich  unmittelbar  unter  dem  äusseren  Lidwinkel  aus  das  untere 
Lid  in  zwei  frontale  Blätter  gespalten  durch  Vorschieben  des  Messers  bis 
zum  inneren  Winkel  und  Zurückziehen  mit  kräftiger  Senkung  der  Spitze 
gegen  den  unteren  Orbitalrand.  Dann  stülpte  er  mit  einem  Spatel  die  ek-^ 
tropionierte,  jetzt  bewegliche  Schleimhaut  in  die  Tiefe  der  Übergangsfalte 
und  fixierte  sie  nun  mit  drei  Snellenschen  Suturen. 

Die  vielfachen  Misserfolge  bei  Ektropiumoperationen  mit  Transplantation 
schiebt  Hotz  (85)  auf  die  Schrumpfung  des  transplantierten  Lappens,  die 
mn  so  grösser  ist,  je  nachgiebiger  die  umgebende  Haut  ist.  Meist  wird  der 
transplantierte  Lappen  an  den  Lidrand  oder  die  Augenbrauen-  und  Wangen- 
haut befestigt  und  zieht  beim  Schrumpfen  den  Lidrand  herunter  oder  hinauf. 
Man  muss  also  dem  ;,Lidlappen^  ein  Punctum  fixum  geben.  Hotz  näht  dem- 
gemäss  den  Lidhautlappen  am  oberen  Lide  an  den  oberen  Rand  des  Lid- 
knorpels fest,  am  unteren  Lid  an  die  Orbitalfascie  in  der  Höhe  der  natür- 
lichen Falte  zwischen  Auge  und  Wange.  Der  Hautdefekt  wird  dann  mit 
Lappen  nach  Thiersch  gedeckt,  die  ihrerseits  mit  feinen  Suturen  einerseits 
am  Lidknorpelrand  oder  der  Orbitalfascie,  andererseits  an  der  Stirn-  oder 
der  Wangenhaut  befestigt  werden.  Bei  etwaigem  Zug  des  transplantierten 
Lappens  kann  dann  nur  das  ganze  Lid,  nicht  der  Lidrand  allein  verzogen 
werden. 

An  anderer  Stelle  fasst  Hotz  (87)  seine  Hauptgesichtspunkte  bei  der 
Ektropiumoperation  zusammen:  Bei  der  Operation  des  Augenlidektropiums 
soDen  zwei  Lappen  verwendet  werden,  einer  für  das  Lid  selbst,  ein  zweiter 
för  den  Rest  des  Defektes.  Der  Lappen  für  das  obere  Lid  wird  an  dem 
Lidrand  und  an  dem  oberen  Rand  des  Tarsus  festgenäht,  der  für  das  untere 
an  dem  Lidrand  und  an  der  Tarsoorbitalfascie.  Für  die  Lidlappen  ist  nur 
die  dünne  narbige  Haut  aus  der  unmittelbaren  Nähe  oder  ein  Thiersch- 
sches  Lappchen,  für  den  übrigen  Defekt  sind  nur  Läppchen  nach  Thiersch 
zu  verwenden.  Letztere  müssen  am  Lide  durch  Naht  befestigt  werden.  Der 
untere  Lidrand  ist  immer  zu  verkürzen  und  das  Lid  mit  Hilfe  von  langen 
Seidennähten  und  Heftpflaster  auf  der  Stirn  resp.  der  Wange  zu  immobili- 
sieren. Maas  (New-York). 

Zur  Beseitigung  adhärenter  Narben  mit  Verziehung  des  Lides  am 
Orbitabrand  nach  Karies  hat  Axenfeld  (10)  Panniculus  adiposus  vom  Ab- 
domen unter  die  vorsichtig   unterminierte  Narbe   transplantiert.     Der  kos- 

20* 


906  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

metiache  Erfolg  war  ein  guter  und  die  Methode  hat  vor  der  Paraffininjektion 
Vorteile. 

Bei  der  Exenteratio  bulbi  schneidet  Ahlström  (3)  nicht  die  ganze 
Kornea  aus,  sondern  er  macht  einen  kornealen  Lappen  nach  unten  mit  ^k 
der  Kornea,  hebt  ihn  mit  der  Pinzette  an  und  löffelt  den  Buibusinhalt  heraus. 
Nach  Ausspülung  klappt  er  den  Deckel  auf.  Die  Heilung  erfolgt  schnell. 
Vorteile  sind :  die  geringere  Reaktion,  der  grössere  Stumpf  und  weitere  Kon- 
junktivalsack. 

Zur  operativen  Behandlung  des  Narbenektropiums  hat  Ahlström  bei 
zwei  Fällen  von  Ectropium  cicatr.  nach  Karies  am  unteren  äusseren  Orbital- 
rand zunächst  eine  ovale  Zirkumzision  der  Narbe  bis  auf  den  Knochen 
gemacht,  dann  das  Epithel  von  der  Narbe  entfernt,  im  übrigen  aber  die 
Narbe  gelassen.  Von  der  Zirkumzision  aus  hat  er  die  Wundränder  unter- 
miniert, besonders  nach  unten,  hat  das  Lid  hinaufgezogen  und  eine  Blepharo- 
raphie  gemacht.  Das  Lid  wurde  in  der  neuen  Lage  noch  an  den  Seiten  der 
Narbe  durch  zwei  tiefe  Suturen,  die  das  Periost  mitfassten,  befestigt  und  die 
Wundränder  vereinigt. 

Axenfeld  (8)  hat  nach  Entfernung  eines  Lides  in  toto  an  Stelle  der 
zweizeitigen  Methoden  von  Eversbusch,  de  Vincentiis  und  Wölfler, 
die  in  der  ersten  Sitzung  den  gestielten  Lappen  bilden,  seine  Wundfläche  mit 
Schleimhaut  oder  Epidermis  bedecken  und  den  Lappen  so  einige  Tage  in  sito 
lassen,  um  ihn  dann  in  zweiter  Sitzung  nach  Entfernung  des  kranken  Lides 
in  den  Defekt  einzupflanzen,  die  Methode  mit  gutem  Erfolg  in  einer  Sitzung 
ausgeführt.  Man  muss  nur  darauf  sehen,  dass  der  vordere  Lappen  einen 
ausreichend  breiten  Stiel  hat  und  beim  Verband  nicht  gedrückt  wird.  Der 
stiellose  Lappen  wird  an  der  Conj.  bulbi  mit  feinen  Nähten  befestigt,  eine 
zweite  Fixierung  geschieht  am  Bulbus  in  der  Gegend,  wo  die  neu  zu  schaffende 
Übergangsfalte  sein  soll;  der  übrige  Teil  des  Lappens  wird  emporgeschlagen, 
Wundfläche  nach  vom,  der  gestielte  Lappen  auf  ihn  gelegt  und  am  neuen 
Lidrand  beide  Lappen  mit  feinen  Suturen  zusammengeheftet.  Drückt  man  dann 
den  stiellosen  Lappen  einige  Zeit  auf  den  gestielten  an,  so  legt  er  sich  fest  an. 

Zur  Ausfüllung  der  leeren  Orbitalhöhle  nach  Exenteratio  orbitae  emp- 
fiehlt Axenfeld  (10)  das  zuerst  von  Küster  vorgeschlagene  Verfahren  des 
segelartigen  Verschlusses  der  Höhle  mit  äusserer  Haut,  am  besten  mit  der 
Lidhaut  oder  auch  mit  gestieltem  Lappen.  Die  Heilung  erfolgt  schnell,  die 
Entstellung  ist  relativ  gering.  Bei  einem  zur  Sektion  gekommenen  Falle  liess 
sich  feststellen,  dass  sich  hinter  dem  Verschluss  eine  Orbitalcyste  gebildet 
hatte.  Bei  einem  Falle,  bei  dem  noch  genügend  Conjunctiva  bulbi  erhalten 
werden  konnte,  führte  Axenfeld  den  plastischen  Konjunktival verschluss  ans 
und  konnte  in  den  so  gebildeten  Konjunktivalsack  eine  allerdings  unbeweg- 
liche Prothese  einsetzen. 

Abelsdorff  (2)  macht  für  die  Behandlung  der  Ptosis  congenita,  bei 
der  so  oft  die  Operationsbehandlung  versagt,  auf  eine  von  A.  Meyer  (Archiv 
für  Augenheilk.  1893,  Bd.  XXVL  p.  153)  im  Prinzip  angegebene  kleine  Lid- 
stütze aufmerksam,  die  an  einem  Klemmer  vollständig  unauffällig  angebradit 
werden  kann.  Die  Stütze  besteht  aus  einem  an  einer  Feder  befestigten,  nach 
den  anatomischen  Verhältnissen  gebogenen  Golddraht,  der  die  Haut  des 
OberUdes  in  einer  Falte  unter  den  Supraorbitalrand  schiebt. 

Während  bei  Ptosis  durch  vollständige  Levatorlähmung  nur  der  Muse. 
frontalis  zum  Ersatz  für  die  Funktion  herangezogen  werden  kann,    schlägt 


Meyer,  Yerletzmigen  und  chinirg.  Krankheiten  des  äusseren  Auges.  309 

de  Lapersonne  (106)  bei  Ptosis  durch  unvollständige  Lähmung  oder  Ver* 
längerung  des  Levators  als  neues  Verfahren  die  ^^Yorlagerung^  yor.  Durch 
einen  Schnitt  parallel  zum  Lidrand  in  4 — 5  mm  Entfernung  djirch  Haut  und 
Orbicularis  wird  die  Levatorsehne  freigelegt.  Zwei  kleine  senkrechte,  bis  auf 
die  Eonjunktiva  reichende  Einschnitte  zu  beiden  Seiten  der  Sehne  ermöglichen 
es,  einen  Schielhaken  unter  die  Sehne  zu  schieben  und  nun  werden  wie  bei 
der  Mnskelvorlagerung  zwei  doppelt  armierte  Fäden  eingelegt,  ein  Stück 
Sehne  reseziert  und  der  Sehnenansatz  weiter  unten  auf  die  vordere  Tarsus- 
flache  angeheftet.  Nach  Exzision  des  entsprechenden  überschüssigen  Haut- 
Streifens  aus  der  einen  Wundlefze  wird  die  Hautwunde  geschlossen. 

Die  Ptosisoperation  von  Worth  (195)  besteht  in  Anlegung  von  Kän- 
giinih-Selmen*Sutnren  von  den  Augenbrauen  bis  zum  Lidrande  in  der  Weise^ 
dftss  sie  das  Lid  an  den  Muse,  occipito-frontalis  befestigen.  Die  Sutur  wird 
YöUig  versenkt  und  keine  Knoten  geknüpft,  die  Erhebungen  auf  der  Haut 
verursachen. 

Bei  Symblepharon,  wo  das  Einsetzen  einer  ausreichenden  Prothese  nicht 
möglich  ist,  spaltet  Abadie  (1)  den  Grund  des  Bindebautsackes  soweit,  dass 
das  Einführen  einer  dem  andern  Auge  entsprechenden  Prothese  möglich  ist. 
Darauf  schneidet  er  aus  der  Haut  des  Oberarms  Thierschsche  Läppchen, 
die  so  auf  die  Prothese  gelegt  werden,  dass  das  Epithel  auf  diese,  die  wunde 
Fläche  auf  die  Wundfläche  kommt  und  vernäht  die  Lider  über  der  Prothese. 
Nach  6  Tagen  entfernt  er  die  Nähte  und  die  Prothese.  Bedingung  des  Ein* 
heüens  ist  genaue  Blutstillung  und  Ausspülen  der  Höhle  mit  physiologischer 
Kochsalzlösung  nach  der  Desinfektion. 

Walter  (188)  kommt  nach  einer  ausführlichen  Besprechung  der  Lite- 
ratur über  die  Gefahren  der  Enukleation  im  Stadium  der  Panophthalmie  zu 
dem  Schluss,  dass  diese  Gefahren  bedeutend  übertrieben  werden,  und  stellt 
sich  auf  die  Seite  derer,  welche  die  Enukleation  geradezu  empfehlen.  Diese 
Operation  bietet  den  grossen  Vorzug  der  rascheren  Heilung  und  Linderung 
der  Schmerzen,  was  besonders  für  die  arbeitende  Klasse  wichtig  ist. 

Kamsay  (137)  ist  von  dem  kosmetischen  Erfolg  von  Paraffininjektion 
nach  Enukleation  bei  22  Fällen  so  befriedigt,  dass  er  den  Wunsch  hat,  sein 
Verfahren  zu  publizieren.  Er  durch  trennt  die  Konjunktiva  knapp  am  Lim- 
bus  und  legt  einen  Catgutfaden  durch  jeden  Rektus  und  die  darüberliegende 
EoDJunktiva.  Dann  durchtrennt  er  die  Lisertionen  der  Recti  und  beendet 
die  Enukleation  wie  gewöhnlich.  Der  Xenon  sehe  Raum  wird  austamponiert 
and  eine  Tabaksbeutelnaht  der  Konjunktiva  angelegt.  Nach  Entfernung  des 
Tampons  spritzt  er  das  flüssige  Paraffin  unter  Offenhalten  der  Xenon  sehen 
Kapsel  an  den  Muskelsehnen  bis  zum  Überfliessen  ein.  Die  Xabaksbeutelnaht 
wird  dann  zusammengezogen  und  der  obere  und  untere,  vrie  der  äussere  und 
innere  Rektus  aneinander  gebracht.  Die  Reaktion  ist  nicht  stärker  als  sonst 
bei  der  einfachen  Enukleation  und  nach  zwei  Wochen  kann  schon  eine 
Prothese  eingesietzt  werden.  Auf  drei  Punkte  ist  besonders  zu  achten:  gute 
Antisepsis;  nicht  operieren  bei  eitrigen  Prozessen;  die  Catgutfaden  müssen 
die  Konjunktiva  über  dem  Paraffin  in  guter  Lage  halten.  Ramsay  hat  nur 
4  Misserfolge  unter  22  Fällen  gehabt. 

Auf  den  Mitteilungen  von  Ramsay  fusst  auch  Jan  kau  (88),  der  in 
seinem  Xaschenbuch  für  Augenärzte  die  Methode  der  Paraffininjektion  nach 
Enukleation  beschreibt.     Das  Büchlein  enthält  im  übrigen  wertvolle  Xabellen 


310  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    11.  Teil. 

aus  der  Anatomie  und  Physiologie  und  Auszüge  aus  der  Pharmakopoe,  Bak- 
teriologie, den  Untersuchungsmethoden,  der  ünfallspraxis  etc. 

Sucker^(172)  hält  es  für  richtiger,  das  Paraffin  nicht  gleich  einzu- 
spritzen, sondern  etwa  1  Woche  nach  der  Eviszeration  nach  Offenhalten  der 
Höhle  durch  Tamponade.  Er  empfiehlt  ^k  Paraffin  und  '/s  Vaseiin  für  die 
Mischung.  Durch  Resorption  der  Vaseline  findet  eine  geringe  Eontraktion 
der  Masse  statt.  Am  nützlichsten  ist  das  Verfahren  vielleicht  zur  Wieder- 
herstellung einer  eingesunkenen  Augenhöhle  nach  lange  vorhergegangener  Enu- 
kleation. 

Hertel  (82)  hat  an  Kaninchen  drei  Versuchsreihen  mit  Paraffinprothesen 
in  der  Orbita  angestellt,  die  ergeben  haben,  dass  die  Injektionen  von  Weich- 
paraffin bis  zu  60^  Schmelzpunkt  starke  Reaktion  hervorrufen,  nicht  recht 
einheitlich  ausfallen  und  rasch  vom  Gewebe  angegriffen  werden,  wogegen  sich 
glatte  Kugeln  von  gut  sterilisiertem  Hartparaffin  von  78®  Schmelzpunkt  mit 
1,5  cm  Durchmesser,  die  nach  Enukleation  in  die  Tenonsche  Kapsel  oder 
nach  Exenteration  kleiner  in  die  Skleralkapsel  eingenäht  wurden,  am  besten 
hielten.  Doch  warnt  Verf.  vor  allzu  kühnen  Hoffnungen,  da  bei  seinen  Ver- 
suchen auch  die  Hartparaffinkugeln  nach  12 — 15  Monaten  sich  schon  als  an* 
gegriffen  vom  Bindegewebe  erwiesen  und  die  Substitution  der  Paraffinprothese 
durch  ein  wucherndes  Bindegewebe  doch  eventuell  nach  Jahren  noch  zu  un- 
angenehmen Schrumpfungsprozessen   in  der  Orbita  führen  könnte. 

Zur  lokalen  Anästhesie  empfiehlt  Stock  (171)  Injektion  von  1  ^'o  Kokain- 
iösung  mit  Zusatz  von  3  Tropfen  Adrenalinlösung  (1:1000)  auf  1  ccm.  Dar- 
nach wird  das  Operationsfeld  wachsartig  weiss  und  bleibt  tief  und  lange  un- 
empfindlich. Guter  Verband  ist  nötig  gegen  eventuelle  Nachblutung.  Hin 
und  wieder  trat  ein  Ödem  nach  einigen  Tagen  auf,  das  aber  nach  2 — 3  Tagen 
verschwand. 

Berlin  (21)  kann  an  3  Fällen  der  Rostocker  Klinik  die  frappant  günsti- 
gen Erfahrungen  anderer  Autoren  mit  der  intraokularen  Galvanokaustik  bei 
infizierten  Bulbuswunden  nur  bestätigen.  AuflFallend  war  besonders  die  rapide 
Aufhellung  des  getrübten  Kammerwassers  nach  der  Kauterisation.  Die  Wir- 
kung war  nicht  nur  in  frischen,  sondern  auch  in  länger  bestehenden  Fällen 
vorhanden.  Der  Galvanokauter  wurde  6 — 8  mm  tief  in  das  Augeninnere  ein- 
geführt und  der  Strom  etwa  3  Sekunden  lang  geschlossen.  Die  Kauterisation 
wirkt  erheblich  schneller,  als  das  Einführen  von  Jodoformstäbchen. 

Auch  Lange  (108)  berichtet,  dass  er  bei  einem  Fall  von  Uveitis  pnru- 
lenta  traumatica,  wie  sie  schlimmer  kaum  gedacht  werden  kann,  nach  infi- 
zierter Glaskörperwunde  durch  Pfeilschuss  durch  Ausbrennen  der  Wunde  nach 
Reinigung  3—4  mm  tief  mit  der  Glühschlinge,  feuchtem  Verband  und  Innunk- 
tionen  von  2  g  pro  die,  am  sechsten  Tage  eine  ganz  auffallende  Wendung 
zum  Besseren  gesehen  hat.  Er  will  das  auffällige  Sistieren  des  Prozesses  der 
Galvanokaustik,  die  Resorption  aber  den  Inunktionen  zugeschrieben  wissen 
und  fordert  zur  Kombination  beider  Verfahren  in  solchen  Fällen  auf. 

Im  Anscbluss  an  einen  mit  Einführung  von  Jodoformplättchen  ins  Auge 
behandelten  Fall  von  Eisensplitterverletzung  bespricht  Hartwig  (81)  die  über 
diese  Behandlungsweise  bis  jetzt  erschienene  Literatur.  Wenn  im  vorliegenden 
Falle  das  Auge  trotzdem  zugrunde  ging,  so  lag  das  nach  Ansicht  des  Verf, 
wohl  an  der  Art  und  Schwere  der  Infektion  mit  einem  Heubazillus,  während 
bei  Kokkeninfektionen  die  Wirkung  erheblich  günstiger  ist,  selbst  bei  Ver- 
letzung der  Linse. 


Zimmermann,  Verletzungen  u.  Chirurg.  Krankheiten  des  ftusseren  Ohres  etc.      311 

B.  Verletznngeii  and  chinirgische  Krankheiten  des  äusseren  Ohres 

nnd  der  Nase- 
Referent:  G.  Zimmermann,  Dresden. 

Die  mit  *  bezeichneten  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Ohr. 

1.  Alexander,  Zur  patbolog.  Anatomie  des  Ohrmuschelkeloides.  Archiv  für  Ohrenheil- 
kande.  Bd.  58.  Heft  8  u.  4. 

2.  —  Über  die  Behandlung  der  akuten  Osteoperiostitis  des  Warzenfortsatzes  mit  konstanter 
Wärme.    Monatsschrift  fQr  Ohrenheilknnde  1908.  Nr.  9. 

-3.  Andrew,  Gase  of  cerebellar  abscess  following  middle-ear  disease.    British  medioal 

Journal  1908.  May  2. 
4.  ^Barbarin,  La  r^gion  mastoYdienne.    Gazette  des  höpitauz  1908.  Nr.  7  et  10. 
'5.  'Bernhard,  Paul,  Die  Verletzungen  des  Gehörorgans.    Berlin.  Hirschwald  1908. 

6.  Bezold,  Demonstration  von  vier  Operationsfftllen  auf  otiatrischem  Gebiet.  Zwei  Neu- 
bildungen, einen  Gipsabguss  im  Gebörgang  und  ein  Cholesteatom  mit  Eitersenkung  bis 
zur  Skapula  und  Klavikula.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  22. 

7.  Blau,  Beitrag  zur  Kasuistik  des  otogenen  Schläfenlappenabszesses.  Zeitschrift  für 
Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLH.  Heft  4. 

7a. Bobbio,  Cisti  dermoide  della  regione  mastoidea.    II  Progresso  medico,  1903,  Nr.  11. 

8.  Bradford,  Dench,  The  importance  of  the  snrgical  treatment  of  chrenical  middle- 
ear  suppuration.    Medical  News  1908.  Oct.  17. 

9.  Clemens,  Gomplications  of  acute  middle-ear  suppuration.  Medical  News  1908.  Jan.  17. 
9a.*Cordero,  A.  e  Amadoni,  G.,   Contributo  alla  cura  chirurgica  delle  mastoiditi  sup- 

pnrate  e  sue  conseguenze.    II  Progresso  medico.  1908.  Nr.  18. 

10.  Dench,  The  etiology,  pathologj  and  symptomatology  of  acute  suppuration  of  the  middle- 
ear.    Medical  News  1908.  Jan.  17. 

11.  Denker,  Otogener,  extraduraler  Abszesa.  Ärztl.  Bezirksverein  Erlangen.  Münchener 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  16. 

12.  —  Zur  operativen  Behandlung  der  intrakraniellen  Komplikationen  nach  akuten  und 
chronischen  Mittelohreiterungen.    Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde  1908.  Bd.  48. 

13.  Discussion  ou  the  technique  of  Operations  on  the  temporal  boue  in  suppurative  middle- 
ear  disease.    British  medical  Journal  1908.  Oct.  81. 

14.  Dülger,  Die  Mittelob reiterungen.    München  1908.    J.  F.  Lehmanns  Verlag. 

15.  Enlenstein,  Über  die  Mastoiditis  bei  Diabetikern.  Zeitschrift  für  Ohrenheilk.  1908. 
Bd.  XLH.  Heft  8. 

16.  £ve,  On  the  intracranial  complications  of  septic  ear  disease.  TheLancet  1908.  Jan.  17. 

17.  Fischer,  Ein  Fall  von  geheilter  akuter  otogener  Meningitis.  Prager  med.  Wochen* 
Schrift  1903.  Nr.  14. 

18.  Fleibchl,  Über  das  arterielle  Rankenangiom  des  Obres.  Wiener  med.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  35. 

19.  Frey  tag,  Beiträge  zur  Kasuistik  der  otitischen  Pyftmie.  Zeitschrift  für  Ohrenheil- 
kunde 1903.  Bd.  XLV.  Heft  2. 

20.  Friedrich,  Kiefergelenkerkrankung  durch  Karies  der  vorderen  Gehörgangs  wand. 
Münchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  26. 

81.  Gerber,    Zur   Kasuistik   der  Ohrgeschwfllste.    Zeitschrift   für  Ohrenheilkunde    1908. 

Bd.  XLV.  Heft  1. 
2U. Gersuny,   Über  einige  kosmetische  Operationen.     Wiener  med.  Wochenschrift  1908. 

Nr.  48. 

22.  G^rard,  Ant^version  des  oreilles;  traitement  opäratoire.  Journal  de  m^decine  1903. 
Nr.  42. 

23.  Grnnert  und  Schulze,  Jahresbericht  über  die  Tfttigkeit  der  Kgl.  Üniv.-Ohrenklinik 
sa  Halle  vom  1.  ^pril  1902  bis  81.  Mfirz  1903.  Archiv  für  Ohrenheilk.  Bd.  59.  p.  169. 

24.  Grunert,  Zur  Frage  der  Grenzen  der  Operaiionsmöglichkeit  otogener  Sinusthrombose. 
Archiv  für  Ohrenheilkunde.  Bd.  59.  p.  70. 


312  Jahresbericht  fCUr  Chirurgie.    IL  Teil. 

24a.  Ha  her  er  n,  J.  P.,  Fremdkörper  in  der  Qrbita.  Ärzteverein  der  EommonalBpitiler, 
Sitzung  vom  20.  Y.  1903.  Orvosi  Hetilap.  1903.  Badapesti  Orsovi  Ujsäg.  1903. 
Nr.  8. 

24b.  Ha  las  z,  Dnrch  Hydrogeninm  hyperoxydatum  herausgetriebener  Fremdkörper  des 
äusseren  Gehörganges.    Budapesti  Orvosi  Ujsäg.    Beilage  zu  Nr.  30. 

25.  Hang,  Sturz  auf  das  Gesftss.  Bluterguss  in  beide  Paukenhöhlen.  ÄrztL  Sachver- 
ständigen-Zeitung 1903.  Nr.  10. 

26.  —  Gangrän  der  Ohrmuschel.  Deutsche  Otologen-Versammlung.  Mfinchener  med.  Wochen- 
echrift  1903.  Nr.  26. 

27.  —  Quetschung  der  Ohrmuschel,  Zerreissung  des  Gehörganges.  Ärztl.  Sachverständigen- 
Zeitung  1903.  Nr.  24. 

2$.  —  Jahresbericht  über  die  im  Jahre  1902  auf  der  Egl.  Üniv.-Ohrenpoliklinik  in  München 
be bandelten  Ohrenkrankheiten.    Archiv  für  Ohrenheilkunde.  Bd.  59.  p.  314. 

29.  Hegetschweiler,  Die  Tuberkulose  des  Ohres  mit  Ausgang  in  Heilung.  Zeitschrift 
für  Ohrenheilkunde  1908.  Bd.  43. 

30.  Heine,  Operationen  am  Ohr.    Berlin  1903.  Karger. 

31.  —  Über  die  operative  Behandlung  der  otitischen  Thrombose  des  Sinns  trans versus. 
Archiv  für  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  3. 

32.  —  Zirkumskripte  Grangrän  der  Dura  und  subduraler  Abszess  in  der  hinteren  Schädel- 
gmbe  infolge  chronischer  Mittelohreiterung.  Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  40. 

33.  *Herrmann,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  über  die  Entstehung  des  Othämatoms  bei 
Geisteskranken.    Diss.    Leipzig  1903. 

34.  H  51  seh  er,  Tier  Todesfälle  nach  Mittelohreiterung.  Zeitschrift  für  Ohrenheilk.  190a. 
Bd.  XLV.  Heft  4. 

8p5.  Mc.  Kernen,  The  treatment  of  chronic  suppuration  of  the  middle  ear.  MedicalNews 
1903.  Jan.  17. 

36.  Krause,  Zur  Freilegnng  der  hinteren  Felsenbeinfläche  und  des  Kleinhirns,  v.  Bruns- 
sche  Beiträge.  Bd.  37.  Heft  3. 

37.  K5rner,  Die  neueste  Chlorom-Kasuistik  mit  Rücksicht  auf  die  Lokalisation  des  Chlo- 
roms  im  Schläfenbein  und  im  Ohr.   Zeitschrift  für  Ohrenheilk.  1903.  Bd.  XLV.  Heft  8. 

83.  Kümmel,  Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Erkrankungen  des  Ohres.  Handbuch 
der  prakt  Chirurgie  1903.  F^nke. 

39.  Launois  et  Le  March'hadour,  Les  malformations  cong^tales  de  Toreille  externe, 
leur  Interpretation  embryologique.    Revue  d'orthop^ie  1903.  Nr.  1. 

40.  Lederman,  The  etiologj,  pathol.  and  symptomatology  of  chronic  purulent  otiüs  media. 
Medical  News  1903.  Jan.  17. 

41.  Lae,  A  short  consideration  of  Operation  on  the  mastoid  and  its  annexa  in  ear  aflectioiiB. 
Medical  Press  1903.  Jan.  14. 

42.  Leim  er,  Operative  Eröffnung  des  Warzenteiles  bei  Otitis  media  purulenta  acuta  mit 
Ausbreitung  des  Processus  unter  den  Warzenfortsatz.  Zeitschrift  für  Ohrenheilk.  1903. 
Bd.  43. 

43.  Lewis,  Complications  of  chronic  suppuration  of  the  middle  ear.  Medical  News  1903. 
Jan.  17. 

4Bs,  L  jgorio,  £.,  Contributo  alla  cura  dell'  otite  media  purulenta  cronica  col  metode  Libbj. 

1903. 
43b.  Mar ri,  E.,   Contributo   allo   studio   delia   pioemia   otitica.    Clinica  modema,   N.  del 

29  Luglio  1903. 

44.  Morestin,  De  la  reposition  et  du  plissement  cosm^iques  du  pavillon  de  Toreille. 
Re7ue  d'orthopädie  1903.  Nr.  4.  1  Juillet. 

45.  —  Epithelioma  du  pavillon  de  l'oreille  ^tendu  auz  t^guments  des  r^gions  drconvoisioe«. 
Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  8. 

46.  Müller,  Friedrich,  Demonstration  eines  Falles  von  operativ  geheilter,  otogener, 
akuter,  eiteriger  Leptouieoingitis.  Nat.-med.  Verein  Heidelberg.  Müncbener  med.  Wocheo- 
schrift  1903.  Nr.  38. 

47.  Nadoleczny,  Bericht  über  die  otorhinologische  Literatur  in  ihrer  Beziehung  zur 
Sachverständigen-Tätigkeit  (S.S.  1903).    Ärztl.   Sachverständigen-Zeitung  1903.  Nr.  2i 

48.  Nourse,  Aural  causes  of  lymphadenitis.     Medical  Press  1903.  April  22. 

49.  Oppenheim  er,  Mastoid  disease  and  extradural  abscess.  Medical  News  1903.  Nov.  7. 

50.  O&tmann,  Die  Missbildungen  des  äusseren  Ohres  unter  den  Yolksschulkindem  des 
Kreises  Marburg.    Arohiv  für  Ohrenheilkunde.  Bd.  58.  Heft  3  u.  4. 

51.  Ouston,  Protending  auricles  treated  by  Operation.  British  medical  Journal  1903.  J0I74. 


r 


Zimmermann,  Verletzungen  u.  chirnrg.  Krankheiten  des  ftosseren  Ohres  etc.     313 

52.  Polita  er,  Verfahren  zum  frflhzeitigen  Verschluss  der  Wandh5hle  nach  operativer 
ErOffiiong  des  Warzenfortsatzes.    Wiener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  80. 

53.  Picqa^,  Sar  las  complications  parotidiennes  des  otites  et  le  traitement  des  otorrh^es 
chroniqaes.    BulL  et  möm.  de  la  soc.  de  Ghir.  1908.  Nr.  30. 

54.  Farmen ti er,  Diagnostic  difförentiel  des  complications  intra - crftniennes  des  otites 
panüentes.    Le  Progrte  mödioal  1903.  Nr.  20. 

55.  Panse,  Klinische  und  pathol.  Mitteilungen.  11.  Knochenerkrankungen  des  Labyrinthes 
mit  6  Abbildungen  nach  Zeichnungen  des  Verfassers.  Archiv  für  Ohrenheilk.  Bd.  58. 
Heft  3  u.  4. 

56.  —  Vorstellung  zweier  geheilter  FftUe  von  Himerkrankung  nach  Ohreiterung.  Gesell- 
schaft fOr  Natur-  und  Heilkunde  Dresden.  Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  16. 

57.  Rimini,  Ein  letal  verlaufender  Fall  von  Pyämie  durch  Sinusthrombose  nebst  allge- 
meinen Bemerkungen  über  otogene  Prämie.  Zeitschrift  fOr  Ohrenheilkunde  1903. 
Bd.  XLH.  Heft  3. 

58.  BOphe,  Kasuistisehe  Beitrftge  zur  Pathologie  und  Therapie  der  Erkrankungen  der 
Nasennebenhöhlen.    Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLIV.  Heft  2. 

59.  ^Rabel,  Ober  Frakturen  des  Felsenbeines.    Diss.    München  1903. 

60.  Röpke,  Über  Hysterie  als  Folge  oder  Begleiterscheinung  von  Ohr-  und  Schlfifenbein- 
eiternngen.  Deutsche  Otologen-Versammlung.  Münchener  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  26. 

61.  *Rocher,  Fibro-lipome  de  l'oreille.  Soc.  d'anat.  Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1903. 
Nr.  1. 

61s.  Sachansky,N.,  „Zur  Kasuistik  der  otogenen  Pyämie.  Russisches  Archiv  für  Chirurgie. 
H.  6.  1903. 

62.  Savai,  Zur  Kenntnis  der  postoperativen  Pyocyanens-Perichondritis  der  Ohrmuschel. 
Zeitoehrift  für  Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLV.  Heft  4. 

68.  Scheibe,  Zur  Ätiologie  und  Prophylaxe  der  Nekrose  des  Knochens  im  Verlaufe  der 
chronischen  Mittelohreiterung.    Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  43. 

64.  Spira,  Bericht  über  die  Tätigkeit  der  rhin.-otol.  Ambul.  in  Krakan  vom  24.  August 
bis  31.  Dezember  1902.    Archiv  für  Ohrenheilkunde  1903.  Nr.  8. 

65.  Streit,  Ein  Operationsverfahren  zur  Eröffnung  tiefgelegener,  von  der  Spitze  der 
Felsenbeinpyramide  ausgehender  Epiduralabszesse.    Archiv  für  Ohrenheilk.  57.  p.  169. 

66.  Sogar,  Rudimentär  entwickelte  missbildete  Ohrmuschel  mit  Atresie  des  GehOrganges, 
Fistulae  auricelae  congenitae  und  Hemiatrophia  facialis,  wahrscheinlich  infolge  kongeni* 
taler  Hypoplasie  des  paralytischen  N.  facialis.  Archiv  für  Ohrenheilkunde.  Bd.  58. 
Heft  3  u.  4. 

67.  Suckstorff,  Die  Leukocytenwerte  bei  den  entzündlichen  Erkrankungen  des  Ohres 
tmd  Schläfenbeines,  sowie  bei  den  intrakraniellen  Komplikationen  derselben.  Zeitschrift 
für  Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLV.  Heft  2. 

68.  Takabatake,  Beiträge  zur  Statistik  der  otogenen  Hirn-,  Hirnhaut-  und  Blutleiter- 
Erkrankungen.    Zeitschrift  fQr  Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLV.  Heft  2. 

69.  —  Erfahrungen  über  den  Verlauf  des  pyämischen  Fiebers  bei  der  otogenen  Sinus- 
phlebitis.    Zeitschrift  fQr  Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLV.  Heft  4. 

70.  Tymann,  Die  traumatischen  Verletzungen  und  Selbstbeschädigungen  des  äusseren 
Gehörganges.    Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  9. 

7(b.Urbantschitsch,  Über  Paraffinausfüllungen  von  Operationshöhlen.  M.  für  Ohren- 
heilkunde 1903.  19. 

71.  Valentin,  La  salpingoscopie  ou  cystoscopie  du  nasopharynz.  La  semaine  mödicale 
1903.  Nr.  1. 

72.  Yiollet,  Lupus  de  Toreille  Simulant  r^pithölioma  chez  le  viellard.  Bull,  et  möm.  de 
h  8oc.  anat  de  Paris  1903.  Nr.  10. 

73.  Willis,  Chronic  suppuration  in  the  middle  ear;  thrombosis  of  the  lateral  sinus; 
general  septic  infection;  Operation;  venous  transfusion.  Recovery.  The  Lancet  1903. 
Jone  13. 

74.  White,  The  treatment  of  chronic  suppurative  Otitis.  The  Practitioner  1903.  December. 

75.  Wende  11,  The  treatment  of  acute  suppuration  of  the  middle  ear.  MedicalNews  1903. 
Jan.  17. 

76.  Zaufal,  Beitrag  zur  UnterbinduDg  des  zentralen  Endes  der  Vera  jugularis  int.  nach 
DorchtrenDung  der  Klaviknla  bei  otogener  septischer  Sinusjugularisthrombose.  Prager 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  37. 


314  Jahresbericht  für  Ghirargie.    II.  Teil. 

77.  Zaalberg,  Ein  Fall  von  Entzündung  der  MittelohrhOhle,  endigend  mit  letaler  Meniih 
gitls,  die  von  einem  bei  Lebzeiten  nicht  erkannten  eztradoralen  Abszess  verurBacht 
war.    Monatsschr.  fttr  Ohrenheilkunde  1908.  Nr.  5. 

78.  —  Über  Labyriuthoperationen.    Monataschr.  fQr  Ohrenheilkunde  1903.  Nr.  10. 

Aus  der  Hallenser  Ohrenklinik  liegt  wieder  ein  ausführlicher  Jahres- 
bericht (23)  vor,  in  welchem  besonders  eingehend  dreier  geheilter  Fälle 
gedacht  wird,  die  diflferentialdiagnostisch  und  durch  ihren  Verlauf  interessant 
waren.    Von  den  acht  beobachteten  Todesfällen  werden  fünf  näher  besprochen. 

Eine  kurze  tabellarische  Übersicht  gibt  der  Jahresbericht  (28)  aus 
der  Münchener  Üniversitäts-Ohrenpoliklinik. 

Aus  dem  Bericht  von  Spira  (64)  ist  hervorzuheben,  dass  er  sich  als 
einen  Gegner  der  von  Zaufal  befürworteten  exspektativen  Behandlung 
bei  akuten  Otitiden  bekennt  und  scharf  sich  für  frühzeitige  Parazentese 
ausspricht. 

Einen  recht  instruktiven  Sammelbericht  über  22  Arbeiten  aus  dem 
Gebiete  der  Otorhinologie  hat  Nadoleczny  (47)  gegeben. 

Das  Buch  von  Kümmel  (38)  bedeutet  einen  wertvollen  Zuwachs  der 
Literatur  des  laufenden  Jahres  und  gibt  ein  zuverlässiges  Bild  von  dem 
heutigen  Standpunkt  der  operativen  Otologie. 

Bei  der  Untersuchung  an  den  Volksschulkindem  aus  70  Ortschaften, 
die  Ostmann  vornahm,  fanden  sich  die  Kinder  aus  40  Ortschaften  frei,  die 
aus  30  Ortschaften  behaftet  mit  Missbildungen  des  äusseren  Ohres  und  zwar 
zeigte  sich,  dass  mit  Entfernung  der  Ortschaften  vom  allgemeinen  Verkehr 
die  Prozentzahl  zunahm. 

An  der  Hand  von  drei  selbstbeobachteten  Fällen  kongenitaler  Miss- 
bildungen des  äusseren  Ohrs  rekapitulieren  Lannois(39)  und  Le  Marchadonr 
kurz  die  Entwickelungsgescfaichte  und  betonen,  dass  die  Missbildungen  sich 
meistens  nicht  auf  Störungen  nur  im  ersten  Kiemenbogen  beschränken,  sondern 
mit  noch  anderen  zumeist  sich  vergesellschaften. 

Eine  Missbildung  und  rudimentäre  Entwickelung  der  Ohrmuschel  neben 
Atresie  des  Gehörgangs  und  gutem  Gehör  konnte  Sugar  (66)  beobachten. 
Es  entspricht  das  der  Meinung,  dass  bei  diesen  Arten  der  Defektbildung  das 
innere  Ohr  frei  zu  sein  pflegt. 

Ger  and  (22)  hat  vorstehende  Ohren  auf  die  Weise  operiert,  dass  er 
nach  Abtragen  eines  eliptiischen  Lappens  aus  der  Hinterohrfurche  den  Knorpel 
der  Muschel  mit  dem  Periost  des  Warzenfortsatzes  durch  Catgutnähte  ver- 
einigte. Inde^  wurde  durch  allzufrühe  Resorption  der  Catgutnähte  nur  eine 
annähernd  normale  Stellung  der  Muscheln  erreicht  und  Verf.  empfiehlt 
deshalb,  vorkommenden  Falls  sich  solideren  Nahtmaterials  zu  bedienen. 

Als  ein  wesentliches  Hilfsmittel,  um  bei  der  Operation  abstehender 
Ohren  auch  die  Ohrmuscheln  in  richtiger  Stellung  zu  erhalten,  betont  Mo  res  t  in 
(45),  man  solle  nach  Exzision  des  elliptischen  Hautstückes  auch  einen  Keil 
des  Muschelknorpels  resezieren  oder  durch  versenkte  Nähte  diesen  wenigstens 
in  Falten  legen,  damit  er  sich  nicht  wieder  in  die  falsche  Stellung  aufrichten 
könne.    Morestin  hat  drei  Fälle  so  operiert. 

Ähnlich  empfiehlt  auch  Gersuny  (21a)  nach  halbmondförmiger  Ab- 
trennung der  Ohrmuschel  die  verdickten  Ohrknorpel  durch  Flächenschnitte 
zu  verdünnen,  ehe  man  nach  Exzision  eines  entsprechend  breiten  Hant- 
streifens  die  Nähte  anlegt.     Die  Gersunyschö  Mitteilung  enthält  ausserdem 


Zimmermann,  Verletzungen  u.  chimrg.  Krankheiten  des  ftnsseren  Ohres  etc.     315 

noch  Angaben  über  Verkleinerung  der  Ohrmuschel  und  radikale  Beseitigung 
der  doppelten  Lippe. 

Roch  er  (61)  zeigte  ein  Fibrolipom  des  Ohres,  das  gar  keinen  Knorpel 
«nthielt  und  seine  Entstehung  einer  Ausstülpung  des  Ektoderms  infolge 
amBiotischer  Stränge  verdanken  sollte.  Diese  Entstehung  liess  in  der  an- 
ficbliessenden  Diskussion  Dubreuilh  nicht  gelten  wegen  der  Doppelseitigkeit 
des  Leidens. 

Gerber  (21)  beschreibt  ein  Fibrom  der  Ohrmuschel,  ein  Tuberkulom 
des  Ohrläppchens  und  ein  Karzinom,  das  mit  grosser  Zerstörung  des  Warzen- 
fortsatzes bis  zum  Tegmen  tympani  und  der  Dura  sich  entwickelt  hatte. 

Bezold  (6)  stellte  vier  Patienten  vor,  von  denen  der  eine  wegen  eines 
gutartigen,  zellarmen  Angiosarkoms,  der  andere  eines  Adenokarzinoms  des 
Äusseren  Ohrs  operiert  war;  beim  dritten  war  Gipsbrei  in  den  Gehörgang 
geflossen  und  die  Entfernung  nach  Umschneidung  der  Muschel  vorgenommen ; 
heim  vierten  Fall  handelte  es  sich  um  ein  Cholesteatom  mit  Einsenkung 
-entlang  des  Sinus,  Bulbus  und  der  Gefassscheide  der  Vena  jugularis. 

Die  Ohrmuschelkeloide,  welche  Alexander  (1)  untersuchen  konnte, 
zeigten  keine  Entstehung  durch  Proliferation  der  Media  und  Adventitia  der 
Blutgefässe,  sondern  entstanden  aus  dem  gewöhnlichen  Korium,  das  durch 
seine  Hypertrophie  die  Blutgefässe  komprimierte  und  verödete. 

Für  die  Operationen  der  Rankenangiome  der  Ohrmuschel  rät  Fleisch! 
<(18),  nicht  nur  die  beiden  Auriculares,  sondern  aUe  arteriellen  Zweige  von 
dem  retroaurikiilar  bis  auf  das  Periost  geführten  Schnitte  aus  zu  unterbinden 
mid  die  erweiterten  Gefässe  der  Ohrmuschel  selber  mit  dem  Thermokauter 
m  zerstören.  Fleischl  hat  das  Verfahren  in  einem  Falle,  wo  das  Ohr  auf 
das  Dreifache  vergrössert  war,  mit  gutem  Erfolg  angewendet;  auch  die  Pul- 
sation stellte  sich  danach  nicht  wieder  ein. 

Gangrän  der  Ohrmuschel  konnte  Hang  (26)  bei  zwei  kleinen,  hochgradig 
atrophischen  Kindern  beobachten,  die  schon  moribund  zur  Klinik  gebracht 
wurden. 

Eine  ganz  praktische  Pinzette  hat  Müller  (46)  angegeben,  die  seitlich 
am  Fremdkörper  vorbeigeführt  werden  und  dann  durch  Nachlassen  des  Druckes 
«ich  um  den  Fremdkörper  legen  soll. 

An  einem  Fall  von  Gehörgangszerreissung,  der  zu  einer  völligen  Atresie 
geführt  hatte,  knüpft  Hang  (27)  beachtenswerte  epikritische  Betrachtungen, 
durch  welche  die  Atresie  als  eine  folgenschwere  Läsion  hingestellt  wird. 

Nach  einem  Fall  in  der  Trunkenheit  die  Treppe  hinunter,  der  mit  einem 
Sturz  auf  das  Gesäss  endete,  konnte  Haug  (25)  ein  doppelseitiges  Häma- 
totympanum  beobachten,  ohne  dass  eine  Schädelbasisfraktur  anzunehmen 
gewesen  wäre. 

Dölger  (14),  ein  Schüler  Bezold,  vertritt  mit  statistischer  Verwertung 
des  Bezold  sehen  Krankenmaterials  in  ausführlicher  Breite  die  schon  so  oft 
publizierten  Ansichten  seines  Lehrers  über  Mittelohreiterungen. 

Bukstorff  (67)  fand,  dass  bei  den  akuten  eitrigen  Otitiden  eine  ganz 
xmbeachtliche,  bei  den  chronischen  Formen  gar  keine  Erhöhung  des  Leuko- 
cytenwertes  sich  in  seinen  Fällen  beobachten  liess;  auch  bei  den  Mastoiditiden 
liessen  sich  aus  der  Leukocytenzählung  keinerlei  Indikationen  gewinnen. 

Den  äusserst  seltenen  Fall,  dass  eine  Mittelohreiterung  auf  das  Kiefer- 
gelenk übei^eht,  konnte  Friedrich  (20)  bei  einem  36jährigen  Manne  kon- 
statieren, der  an  multiplen  Gehirnabszessen  zugrunde  gegangen  war.    Es  zeigte 


316  Jahreeberieht  ffir  Ghinirgie.    II.  Teil. 

sich  ein  onregelmässiger  zackiger  Defekt  in  der  vorderen  Gehörgangswand, 
der  das  Os  tympanicum  in  dem  oberen  der  Glaserschen  Spalte  anliegenden 
Teil  und  die  dem  Karotiskanal  anliegende  Enochenlamelle  zerstört  hatte. 
Intra  vitam  waren  die  Kanbewegungen  zwar  behindert  und  schmerzhaft  ge- 
wesen, aber  eine  eigentliche  Eieferklemme  hatte  nicht  bestanden. 

Scheibe  (63)  fand  bei  17  Sektionen  von  nicht  spezifischen  chronischfin 
Mittelohreitemngen  10  mal  blossliegenden  und  verfärbten  Knochen,  der  aber  mit 
dem  gesunden  Knochen  in  Zusammenhang  stand,  und  7  mal  Sequester.  Die 
Ursachen  dieser  Nekrosen  sieht  Scheibe  in  dem  Vorhandensein  Ton  Chole- 
steatom und  Eiterstagnierung.  Dies  liess  sich  auch  klinisch  feststellen  in 
Fällen,  wo  nur  der  operative  Befund  zur  Entscheidung  herangezogen  werden 
konnte.  Es  bandelte  sich  stets  um  Cholesteatom  und  um  entweder  dadurch 
oder  sonstwie  bedingte  Eiterretention. 

In  mehreren  sehr  alten  Fällen  von  chronischer  eiteriger  Mittelohrent- 
zündung, die  jeder  konservativen  Behandlung  widerstanden  hatten,  wendete 
Ligorio  (43a)  die  von  Libby  empfohlene  Methode  an.  Diese  Methode 
gründet  sich  auf  die  Eigenschaft  des  Acetanilids,  sich  bei  Kontakt  mit  alka- 
lischen Sekretionen  in  Anilin  und  Essigsäure  zu  spalten.  Das  Acetanilid,  ein 
Anilin,  bei  welchem  ein  Atom  H  durch  radikales  Acetyl  substituiert  ist,  ent- 
faltet bei  dieser  Spaltung  eine  sehr  bedeutende  antiseptische  und  sedative 
Wirkung.  —  Das  Verfahren  besteht  dann,  dass  man  den  Gehörgang  und  die 
Paukenhöhle  mittelst  Wattetampons  sorgfaltig  reinigt,  hierauf  zuerst  mit 
ozygeniertem  Wasser,  dann  mit  einer  5 ^/o igen  Formalinlösung  desinfiziert 
und  endlich  Acetanilid  einbläst  und  den  Gehörgang  damit  füllt.  So  verfahrt 
man  einen  Tag  um  den  andern. 

Verf.  erhielt  konstant  ein  gutes  Besultat;  ohne  jeden  Operationsakt 
hörte  in  allen  Fällen  der  Eiterabfluss  aus  dem  Gehörgange  auf.      R.  Giani. 

Hegetschweiler  (29)  sucht  die  bisherige  Annahme  von  der  üblen 
Prognose  tuberkulöser  Mittelohrerkrankungen  durch  die  Beschreibung  von 
vier  günstig  verlaufenen  Fällen  abzuschwächen.  Der  erste  Fall  war  dnrch 
raschen  destruktiven  Verlauf  der  Eiterung  und  durch  den  Nachweis  tob 
Tuberkelbazillen  zweifellos  festgestellt  und  durch  Radikaloperation  geheDt; 
im  zweiten  wurde  ein  kleiner  Miliartuberkel  im  Trommelfell  diagnostiziert 
und  in  den  beiden  anderen  Fällen  wurde  allein  auf  das  Vorhandensein  von 
Fibroidbildung  die  Diagnose  Tuberkulose  gegründet. 

Eulenstein  (15)  hat  die  jüngsten  Veröffentlichungen  von  Mittelohr- 
eiterungen bei  Diabetikern  mit  den  schon  früher  von  ihm  bearbeiteten  —  zu- 
sammen 70  —  verwertet,  um  Anhaltspunkte  für  die  Frage  zu  gewinnen,  ob 
die  Erkrankungen  bei  Diabetikern  Besonderheiten  aufweisen  und  kommt  zo 
dem  Schlüsse,  dass  diese  Frage  zu  verneinen  sei. 

Röpke  (60)  illustriert  in  fünf  Fällen,  wie  schwer  es  unter  Umstanden 
sein  kann,  die  Differential-Diagnose  zwischen  endokraniellen  Erkrankungen 
und  Hysterie  bei  Mittelohreiterungen  zu  stellen. 

Dench  (10)  betont  die  bekannten  Momente,  welche  bei  anhaltender 
Eiterung  die  Radikaloperation  indizieren. 

Heine  (30)  hat  auf  Grund  langjähriger  Erfahrungen  an  der  Berliner 
Universitäts-Ohrenklinik  in  einer  klar  geschriebenen  prägnanten  Monographie 
die  Operationen  bei  Mittelohreiterungen  und  ihren  Komplikationen  zur  Dar- 
stellung gebracht;  ein  Buch,  das  dem  Chirurgen  über  den  heutigen  Stand  der 
Dinge  vortreffliche  Auskunft  gibt. 


ZimmermaDn,  Verletzungen  o.  chimrg.  Krankheiten  des  äusseren  Ohres  etc.     317 

Vor  der  New  York  County  Med.  Soc.  hielten  Dench  (13),  Clemens, 
Philipps  über  die  akute,  Ledermann  und  Mc.  Kernon  über  die  Kom- 
plikationen der  chronischen  Ohreiterungen  Vorträge,  die  sich  im  wesentlichen 
mit  den  allgemein  geltenden  Anschauungen  decken. 

Mc.  Bride  gab  auf  der  Versammlung  der  Brit.  med.  Ass.  einen  wert- 
tollen  Überblick  über  die  Entwickelung  der  Operationsmethoden  bei  Schläfen- 
beineitenmgen  und  führte  eine  Reihe  interessanter  Fälle  an,  um  einige  noch 
schwebende  Fragen  zu  beleuchten,  speziell  die  Cholesteatombehandlung,  Sinus- 
eio£bung  und  intrakranielle  Komplikationen.  An  den  Vortrag  schloss  sich 
eine  lebhafte  Diskussion. 

Alexander  (2)  empfiehlt  in  frischen  Fällen  von  akuter  Warzenfortsatz- 
entzündung, konstante  Wärme  mittelst  des  Ulimann  sehen  Apparates  anzu- 
wenden; auch  wo  es  schon  zur  Abszedierung  gekommen  ist,  wirkte  sie 
schmerzlindemd,  bis  man  zur  Operation  schritt. 

Leimer  (42)  berichtet  mit  grosser  Ausführlichkeit  über  17  in  den  letzten 
10  Jahren  in  der  Münchener  Klinik  beobachteten  Fälle  von  Mastoiditis  mit 
Dorchbruch  auf  die  untere  Seite  des  Warzenfortsatzes. 

Bobbio  (7a)  trug  bei  einem  23jährigen  Individuum  eine  in  der  Warzen- 
fortsatzgegend  entstandene  walnussgrosse  Dermoidcyste  ab.  Eine  Dermoid- 
cyste mit  solchem  Sitze  sei  verhältnismässig  selten;  ausserdem  meint  Verf., 
dass  es  sich  in  seinem  Falle  um  eine  aus  der  Warzenfontanelle  hervorge- 
gangene Cyste  gehandelt  habe.  Die  Dermoidcysten  des  Warzenfortsatzes 
dürften  die  gleiche  Entstehung  haben  wie  die  anderen  Schädelfontanellen- 
Cysten.  R.  Giani. 

Politzer  (52)  hat,  um  die  operierte  Warzenfortsatzhöhle  rascher  zum  Ver- 
schluss zu  bringen,  empfohlen,  die  mit  gesunden  Granulationen  ausgekleidete 
Höhle  mit  sterilisiertem  Paraffin  auszugiessen  und  nach  dessen  Erstarren  die 
Wimdränder  wieder  zu  vernähen.  Im  Anschluss  daran  berichtetUrbantschitsch 
(30a)  über  zwei  Fälle,  wo  er  das  gleiche  Verfahren,  nur  ohne  nachfolgende 
Naht  der  Wundränder,  anwendete,  um  bei  mangelnder  Granulationsbildung 
diese  anzuregen.  Die  Gefahr  der  Eiterretention  durch  das  Paraffin  wurde 
nicht  beobachtet. 

Die  Beobachtungen,  dass  bei  der  postoperativen  Perichondritis  der  Ohr- 
muschel der  Pyocyaneus  eine  ursächliche  Rolle  spielt,  konnte  Koerner  (62) 
gleichfalls  machen  und  in  einem  Falle  mit  voller  Sicherheit  bestätigen;  es 
fand  sich  auch  hier  der  Pyocyaneus  in  Reinkultur. 

Koerner  (37)  bespricht  die  drei  Chloromfälle,  welche  von  Rosenblath, 
Dunlop  und  Thevithik  mitgeteilt  sind,  aus  denen  die  Ansicht  noch  ver- 
stärkt wird,  dass  in  den  meisten  Fallen  das  Schläfenbein  mitbefallen  ist. 

Aus  der  Koernerschen  Klinik  veröffentlicht  Takabatake  (68)  statistische 
Beiträge  zu  dem  Verhalten  intrakranieller  Komplikationen;  von  54  verwert- 
baren Fällen  wiesen  20  mehrere  Komplikationen  zugleich  auf  und  zwar  waren 
es  in  der  grösseren  Hälfte  nicht,  wie  bisher  vielfach  angenommen,  die  chroni- 
schen, sondern  die  akuten  Fälle,  welche  mit  Komplikationen  einhergingen. 

Lee  (41)  operierte  ein  infolge  chronischer  Ohreiterung  mit  meningiti- 
schen Symptomen  erkranktes  Kind;  es  wurde  eine  grosse  eitererfüllte  Höhle 
im  Knochen  und  nach  Trepanation  von  aussen  und  Eröffnung  der  Dura  auch 
hier  Eiter  entleert;  trotzdem  exit.  let.  Daraus  nimmt  Lee  Veranlassung, 
sich  dahin  auszusprechen,  dass  man  die  Operation  nur  im  äussersten  Falle 
anwenden  solle. 


318  Jahresbericht  für  Chirnrgie.    II.  Teil. 

Kölscher  (34)  hat  vier  Kranke  nach  Mittelohreitemng  verloren;  die 
Fälle  sind  eingehend  wiedergegeben  und  epikritisch  beleuchtet;  es  handelte 
sich  um  Gehirnhautentzündungen  zum  Teil  neben  Schläfenlappenabszess  und 
Thrombophlebitis. 

Mitteilungen  über  sechs  Fälle  von  intrakraniellen  Komplikationen  nadi 
akuten  und  chronischen  Mittelohreiterungen  hat  Denker  (12)  gegeben,  darunter 
zwei  geheilte  Fälle  von  Himabszess  und  ein  geheilter  Fall  von  Pyämie  ohne 
Sinuseröffnung. 

Eve  (16)  registriert  kurz  die  möglichen  intrakraniellen  Komplikationen 
uod  erläutert  sie  an  der  Hand  eingestreuter  Krankengeschichten. 

Oppenheimer  (49)  hat  eine  kurz  zusammenfassende  Darstellung  über 
die  Bedeutung  der  eztraduralen  Abszesse  geliefert  und  sie  mit  zwei  selbst 
beobachteten  Fällen  belegt. 

Denker  (11)  bespricht  unter  Vorstellung  zweier  operativ  geheilter  Fälle 
das  Krankheitsbild  der  extraduralen,  spezieil  der  perisinuösen  Abszesse. 

Bei  dem  Patienten,  über  den  Zaalberg  (77)  berichtet,  deckte  die  Radikal- 
operation neben  Zerstörungen  im  Proc.  mast.  und  im  Atticus  einen  peri- 
sinuösen Abszess  auf;  nachdem  zunächst  alles  gut  zu  gehen  schien,  setzten 
15  Tage  p.  o.  meningitische  Symptome  ein,  unter  denen  drei  Tage  später  der 
Pat.  zugrunde  ging.  Die  Sektion  ergab  eine  diffuse  eitrige  Meningitis  und 
als  deren  Mittelglied  mit  der  Ohreiterung  einen  tief  gelegenen  Extradural- 
abszess  in  der  Umgebung  des  Perus  ac.  int.  Hierher  war  die  Ohreiterung 
von  unterhalb  der  Corticalis  des  lateralen  Bogengangs  kontinuierlich  auf  dem 
Wege  kleiner  pneumatischer  Zellen  fortgeschritten. 

Eine  sehr  sorgfaltige  und  kritische  Arbeit  über  die  operative  Behand- 
lung der  otitischen  Sinusthrombosen  hat  Heine  (31)  geliefert. 

Rimini  (57)  beschreibt  einen  tödlichen  Fall  von  Sinusthrombose,  wo 
der  Prozess  die  ganze  V.  jug.  ergriffen  hatte  und  der  Tod  an  Septikämie 
rasch  erfolgte.  Im  Anschluss  daran  nimmt  Rimini  wieder  Stellung  zu  der 
Frage,  ob  unter  allen  Umständen  die  otitische  Pyämie  an  das  Vorhandensein 
einer  Sinusthrombose  geknüpft  sein  müsse  und  betont  wieder  im  Gegensatz 
zu  Leutert,  dass  auch  ohne  Sinusthrombose  es  zu  Pyämie  kommen  könne. 

In  seinen  kasuistischen  Beiträgen  bekennt  sich  auch  Freitag  (19)  an 
der  Hand  seines  ersten  Falles  als  ein  Gegner  der  Leutertschen  Ansicht, 
(lass  die  Pyämie  lediglich  nur  durch  Sinusthrombose  bedingt  sein  müsse  und 
belegt  mit  dem  zweiten  Falle,  dass  eine  Sinusfreilegung  nicht  so  gefahrlos 
sei,  wie  oft  behauptet.  Es  hatte  sich  an  eine  unbeabsichtigte  Freilegung  einer 
kleinen  Stelle  der  Sinuswand  eine  typische,  wenn  auch  gut  verlaufene  Pyämie 
angeschlossen.  Der  dritte,  mit  Nekrose  einhergehende  Fall  von  Sinusthrom- 
bose war  sehr  schwer  und  zeigte  wieder  die  Erscheinung,  dass  selbst  nach 
Ausräumung  des  Sinus  und  Jugularisunterbindung  die  Schüttelfröste  noch  nicht 
gleich  aufhörten. 

Bei  einem  Soldaten,  der  während  einer  Influenzaepidemie  an  Otitis 
media  erkrankt  war,  beobachtete  Marri  (43b)  eine  otitische  Pyämie;  dieser 
Fall  tue  dar,  dass  Pyämie  ohne  Phlebitis  vorkommen  kann.  Nach  Beschrei- 
bung des  Falles  spricht  Verf.  sich  dahin  aus,  dass  er  zwar  wegen  des  Fehlens 
der  charakteristischen  Symptome  eine  wirkliche,  reine  Phlebitis  des  Sinus  trans- 
versus  und  der  Bulbus  jugularis  ausschliessen  muss,  aber  doch  nicht  abgeneigt 
sei  anzunehmen,  es  könne  ein  phlebitischer  Prozess  vielleicht  in  jenen  Diploe- 


Zimmermann,  Yerletzongen  n.  Chirurg.  Krankheiten  des  äusseren  Ohres  etc.     319 

Tenen  bestanden  haben,  die  einen  wahren  Verbindungsring  zwischen  den  Weich- 
teilen des  Ohres  nnd  den  Sinus  darstellen. 

Bei  der  Ungewissheit,  in  welcher  Region  die  Krankheit  sich,  lokalisiert 
hatte,  nahm  er  einen  Eingriff  in  die  von  den  metastatischen  Abszessen  in- 
Tadierten  Regionen  vor  und  rettete  den  Patienten.  R.  Giani. 

An  der  Hand  von  11  Fällen  von  Sinusthrombose  mit  nachfolgender 
Pyämie  stellt  Sachansky  (61a)  die  Forderung,  bei  jeder  Trepanation  des 
Warzenfortsatzes,  falls  die  T^  erhöht  ist,  den  Sinus  freizulegen  und  zu 
punktieren.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Zaufal  (76)  musste  in  einem  Falle  septischer  Thrombose  des  Sinus  und 
der  Vena  jugularis  nach  chronischer  Mittelohreiterung  die  Unterbindung  der 
Vena  jugularis  so  tief  vornehmen,  dass  er  erst  durch  Durchtrennung  der 
Klavikula  sich  dazu  Raum  schaffen  musste.  Nach  dreimonatlicher  Behandlung 
des  22jährigen  Pat.  Heilung. 

Grunert  (24)  bespricht  in  seinen  Mitteilungen  auch  zwei  ausgedehnte 
Fälle  von  Sinusthrombose.  Bei  dem  einen  wurde  gleichfalls  erst,  nachdem 
man  sich  durch  Subluxation  der  Klavikula  Raum  geschafft  hatte,  die  Jugularis 
und  zwar  noch  im  Thrombus  unterbunden,  bei  dem  anderen  reicht  die  Throm- 
bosierung bis  in  das  Torcular  Herophili.    In  beiden  Fällen  Heilung. 

Genauere  zweistündliche  Fiebermessungen  bei  nach  Operation  fortbe- 
stehender Pjämie  hat  Koerner  durch  Takabatake  (69)  vornehmen  und 
dabei  auch  die  Pulsfrequenz  beobachten  lassen;  die  Ergebnisse  werden  kurz 
registriert. 

Einen  geheilten  Fall  von  rechtsseitigem  Schläfenlappenabszess  konnte 
Blau  (7)  mitteilen.  Er  hatte  sich  aus  einer  chronischen  Ohreiterung  ent- 
wickelt und  konnte  beim  Verbandwechsel  nach  Radikaloperation  durch  stich- 
formige  Inzision  der  stark  vorgewölbten  Dura  entdeckt  und  durch  breitere 
Spaltung  entleert  werden. 

Pause  (56)  stellte  einen  Schläfenlappenabszess,  durch  Operation  geheilt, 
vor  und  noch  einen  Fall  von  Warzenfortsatzentzündung,  der  durch  kollaterales 
Ödem  der  Meningen  und  des  Hirns  Himsymptome  hervorgerufen  hatte  und 
durch  Inzision  der  Dura  unter  dem  Sinusknie,  wobei  sich  reichlicher  Liquor 
entleerte,  zur  Heilung  kam. 

In  der  Beobachtung  von  Grant  Andrew  (3)  hatten  sich  die  menin- 
gitischen Symptome  nach  der  Radikaloperation  zunächst  zurückgebildet,  um 
aber  39  Tage  später  unter  Nackensteifigkeit,  Erbrechen,  Kopfweh  und  Puls- 
verlangsamung  wieder  einzusetzen.  Während  der  Einleitung  der  Narkose  zur  ^ 
zweiten  Operation  sistierte  die  Respiration  bei  gut  bleibendem  Pulse  und 
kehrte  erst  nach  fast  l^/a  Stunden  wieder  zurück.  Die  Zwischenzeit  wurde 
benutzt,  um  das  Cerebellum  freizulegen  und  mit  der  Hohlnadel  zu  punktieren, 
ohne  Eiter  zu  finden,  ebenso  auf  den  Schläfenlappen  trepaniert.  30  Stunden 
später  Exitus  unter  Respirationsstillstand.  Die  Sektion  deckte  einen  Eiterherd 
in  dem  grünlich  verfärbten  Kleinhirngewebe  hinter  dem  Sinus  auf. 

Aus  der  Krauseschen  Arbeit  (36)  ist  otologisch  interessant  sowohl  wegen 
der  schwierigen  Lokalisation  der  intrakraniellen  Komplikation  als  wegen  der 
tedinischen  Methode  die  Mitteilung  des  ersten  Falles,  einer  nach  Masern  auf- 
getretenen Otitis  rechterseits.  Trotz  Parazentese  und  einfacher  und  radikaler 
Aufmeisselungen  sistierte  rechtsseitiger  heftiger  Kopfschmerz  und  Abducens- 
lähmung  und  Fieber  nicht;  es  wurde  gemeinschaftlich  mit  Jansen  die  Schläfen- 
beinschuppe von  der  Bergmannschen  Lappenbildung  aus  reseziert  und  dann 


320  Jahzesbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

die  Dura  tob  der  oberen  Felsenbeinkante  stumpf  abgehoben,  was  besonden 
schwierig  und  wegen  der  Dünnheit  nur  ganz  behutsam  zu  bewerkstelligen 
war.  Ganz  in  der  Tiefe,  noch  1  cm  medianwärts  vom  Eintritt  des  Nerv.  petr. 
sup.  maj.,  quoll  Eiter  hervor  und  es  wurde  damit  eine  subdurale  Abszess- 
höhle eröffnet,  die  sich  bis  nach  dem  Bulbus  ven.  jug.  und  dem  Meat.  ani 
int.  hinzog.  Jansen  verfolgte  nun  von  der  medialen  Antrumwand  den  Gang 
bis  zu  dem  Eiterherd  in  der  Felsenkante  und  der  Kranke  genas.  Die  Einzel- 
heiten der  Krankengeschichte  müssen  im  Original  nachgesehen  werden. 

Gegenüber  der  Krauseschen  Methode  empfiehlt  Streit  (65)  seine  aller- 
dings nur  an  der  Leiche  ausprobierte  Methode  als  ungefährlich  bezüglich  des 
Drucks  aufs  Gehirn.  Er  hat  sich  eine  besondere  Duraspatel  konstruiert, 
mittelst  dessen  man  vom  Dach  der  Pauke  sich  in  der  Weise  zwischen  Dura 
und  Knochen  in  die  Tiefe  arbeiten  soll,  dass  immer  der  horizontale  Bogen- 
gang zwischen  den  Branchen  des  Spatels  sichtbar  ist.  Der  Weg  von  der  am 
Jochbogenansatz  freigelegten  Dura  beträgt  bis  zur  Pyramidenspitze  etwa 
4,5  cm. 

Die  typischen  Symptome  einer  Leptomeningitis  konnte  Müller  (46)  bei 
einer  alten  Ohreiterung  beobachten,  wo  es  zur  Arrosion  des  horizontalen 
Bogengangs  und  der  Fen.  ovalis  gekommen  war.  Die  Operation,  welche  zu- 
gleich einen  epiduralen  Abszess  der  mittleren  Schädelgrube  aufdeckte,  bestand 
in  Freilegung  des  Vestibulums  und  Herstellung  einer  breiten  Kommunikation 
zwischen  Vestibulum  und  horizontalen  Bogengang  unter  Schonung  des  Facialis. 
Heilung. 

In  einem  Falle  von  Zaalberg  (78)  sprang  gelegentlich  einer  linksseitigen 
Badikaloperation  trotz  schwachen  Meisseins  ein  Splitter  vom  horizontalen 
Bogengang  ab;  hinterher  starker  Schwindel,  besonders  nach  links  hinüber, 
und  als  bald  darauf  zunehmende  Kopfschmerzen  einsetzten,  wurde  beschlossen, 
das  Labyrinth  fortzunehmen  und  von  da  die  Dura  zu  besichtigen.  Es  wurde 
längs  des  Sin.  transv.  vorgedrungen,  die  mediale  Petrosumwand  und  der  hori- 
zontale Bogengang  entfernt,  das  Tegmen  an  tri  et  tympani  abgetragen  und 
dann  entlang  dem  Nerv,  facialis  der  Knochen  mit  der  Fraise  weggebohrt  bis 
in  den  Por.  ac.  int.;  das  Vestibulum  mit  der  Curette  vom  etwas  erweiterten 
For.  ovale  ausgeräumt ;  ein  extraduraler  Abszess  fand  sich  nicht ;  auch,  nach- 
dem noch  hinter  dem  Sin.  transv.  trepaniert  war,  über  der  Dura  des  Klein- 
hirns kein  Eiter.  Zwei  Monate  später,  nachdem  die  Symptome  mannigfach 
geschwankt  hatten,  entschloss  man  sich  zu  einer  neuen  Narkose,  trepanierte 
an  zwei  Stellen,  punktierte  auch  den  Schläfenlappen,  ohne  Eiter  aspirieren 
zu  können.     Dann  ungestörte  Heilung. 

Im  publizierten  Falle  Habererns  (24a)  war  der  Patient,  ein  Radfahrer, 
in  einen  mit  Körben  beladenen  Wagen  gefahren.  Der  Augenverletzung  folgte 
eine  Inflammatis  retrobulbaris ,  doch  wie  in  diesen  Fällen  so  häufig,  zeigte 
nichts  die  Anwesenheit  eines  Fremdkörpers.  Bei  der  Operation  erwies  sich 
der  mit  der  Sonde  gefühlte  und  für  einen  kariösen  Knochen  angenonmiene 
Fremdkörper  als  ein  3  cm  langer  und  8  mm  breiter  Holzspan,  der  entlang 
der  unteren  Orbitalwand  gelegen.     Heilung. 

Halasz  (24b)  versuchte  eine  Bohne,  die  der  4jährige  Patient  sich  in 
den  äusseren  Gehörgang  gesteckt,  durch  vier  Tage  vergeblich  mit  starkem 
Strahle  zu  entfernen.  Schon  entschloss  er  sich  bei  dem  höchst  unruhigen 
Kinde  zur  Operation,  verordnete  aber  der  Eiterung  wegen  vor  dem  Eingriffe 


ZimmermanD,  Verletzungen  u.  chirarg.  Krankheiten  des  äusseren  Ohres  etc.     321 

noch  HsOg-Eingiessungen  ins  Ohr,  —  als  plötzlich  nach  letzteren  der  Fremd- 
körper aus  der  Tiefe  hervorgestossen  wurde. 

Der  zufalligen  Erfahrung  nach  empfiehlt  Haläsz  bei  Fremdkörpern  des 
Gehörganges  ähnliche  Eingiessungen  einer  5 — 10^/oigen  HgOfl-Lösung  vor  dem 
instrumentellen  EingriJBfe  stets  noch  zu  probieren. 


2.  Nase. 

1.  ^Charles  H.  Baker,  The  teseased  Middle  Torbinate.  The  joom.  of  the  Amer.  Med. 
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19.  Hamm,  Ein  seltener  Tumor  der  Nasenschleimhant.  Münchener  med.  Wochenschrift 
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Jahresbericht  für  Chirurgie  1908.  21 


322  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    II.  Teil. 

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drainage  et  currettage  orbito-nasal ;  gu^ison  de  T^pilepsie  en  mdme  temps  que  de  Ii 
tumeur.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  38. 

31.  Morestin,  Traitement  de  Tacn^  hypertrophique  du  nez.  Archives  g^nerales  1903. 
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Nr.  14. 
33.   Montagne   and  Lake,  Note  on  a  case  of  nasal  calculus  weighing  48  grains.    The 

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84.   Müller,  Pinzette  zur  Entfernung  von  Fremdkörpern  aus  der  Nase  resp.  Ohr.  Allgem. 

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Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  8. 
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4L  Fagnat,  ün  cas  de  prothdse  nasale  au  moyen  d'injections  de  paraffine.  Revue  mM- 
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42.  Reinhard,  Fremdkörper  in  der  Nase  und  adenoide  Vegetationen.  Verein  westdeutscher 
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Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde  1903.  Nr.  10. 

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von  Dr.  Bamberg  er.  Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde  1903.   Nr.  6. 

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It^karaka  1903.  Nr.  45  u.  46. 

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46.  Semon,  The  after  treatmeut  of  intra-nasal  Operations.    Medical  Press  1908.  Nov.  25. 
46a. '^Howard  A.  Sothrop,  The  anatomy  of  the  inferior  ethmoidal  turbinate  bone  witk 

particular   reference   to   cell   formation;   surgical   importance    of  such    ethmoid  oelia. 
Aonals  of  surgery  1903.  August. 

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Heft  2. 

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burgh Journal  1903.  Oct,  Nov.,  Dec. 

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5L  Waitz,  Die  Rhinoplastik  ans  dem  Arm.  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69. 
Heft  1  u.  2. 


► 


Zimmermann,  Verletzungen  n.  chirurg.  Krankheiten  des  äusseren  Ohres  etc.     323 

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Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde  1903.  Heft  8. 

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56.  Tonge,  The  prevention  of  the  recnrrence  of  nasal  polypi.  The  Lancet  1903.  Nov.  7. 

Einen  wertvollen  Überblick  über  die  modernen  Leistungen  der  Rhino- 
chirnrgie  bietet  das  Buch  von  W.  Kümmel  (24)  dar,  das  auf  reicher  eigener 
Erfahrong  nnd  Kritik  basiert. 

Der  Gerb  er  sehe  (48)  Bericht  enthält  u.  a.  Mitteilungen  über  eine 
Anzahl  maligner  Tumoren  der  Nase  und  des  Nasenrachens,  über  Erkrankungen 
der  grossen  Speicheldrüsen  und  einige  interessante  laryngologische  Beobach- 
tungen. 

Einen  Fall  kongenitaler  Missbildung,  die  hauptsächlich  in  einer  gut  wall- 
nnssgrossen  Gewebswucherung  der  Nasenspitze  und  des  Nasenrükens  bestand, 
konnte  Mac  Lennan  (29)  beobachten.  Er  führt  sie  auf  ein  ungleiches 
Wachstum  der  Oberkieferfortsätze  zurück,  wodurch  der  Stimfortsatz  aus  seiner 
Richtung  abgedrängt  wurde.  Die  Operation  ergab  erst  beim  zweiten  Mal  ein 
dann  sehr  befriedigendes  Resultat. 

Reitmann  hat  auf  das  Vorkommen  von  Knorpel  in  den  Gaumenmandeln 
5  Mandeln  von  3  Embryonen  und  50  andere  Mandeln  untersucht.  Dabei  fanden 
sich  in  17  Mandeln  und  deren  unmittelbarer  Umgebung  eingesprengte,  meist 
hyaline  Eoiorpelstückchen,  die  vielleicht  als  Derivate  des  zweiten  Kiemenbogens 
anzusehen  sind. 

Dubreuilh  (11)  konnte  bei  einem  7jährigen  Mädchen  eine  typische 
Dennoidcyste  des  Nasenrückens  beobachten.  Mitten  auf  der  schlalBfen  etwa  2  cm 
Umfang  habenden  Geschwulst  war  eine  stecknadelkopfgrosse  Öffnung  erkennbar, 
ans  der  sich  weisse  rahmige  Epithelmassen  ausdrücken  Hessen.  Bei  der 
Operation  fand  man  dahinter  in  der  Tiefe  zwischen  der  Ossa  narium  noch 
eine  zweite  von  der  ersten  scheinbar  unabhängige  Cyste.  Glatte  Heilung  mit 
nur  wenig  verbreitert  bleibenden  Nasenrücken. 

In  seinen  Bemerkungen  über  Rhinophym  wendet  sich  Br uns  (3)  gegen 
die  Meinungen,  dass  das  Rhinophym  stets  auf  dem  Boden  einer  Acne  rosacea 
entstehen  müsse  und  nur  bei  Trinkern  vorkomme.  Bruns  hat  11  Falle 
beobachtet  und  8  operiert,  von  denen  7  durch  höchst  instruktive  Abbildungen 
illustriert  sind.  Meist  wurden  die  keilförmigen  Exzisionen  bevorzugt,  während 
bei  mehr  gleichförmiger  Bedeckung  die  Dekortikation  eventuell  mit  Thermo- 
kaustik  hintenher,  aber  ohne  Transplantation  in  Anwendung  kam. 

Dubreuilh  (10)  gibt  eine  sehr  prägnante  Beschreibung  von  dem  Krank- 
heitsbild der  Acne  rosacea  und  empfiehlt  —  abgesehen  von  den  Anfangs- 
studien, wo  man  die  Elektrolyse  in  Anwendung  ziehen  kann  —  die  Olliersche 
Dekortikation.  Er  selbst  benutzt  dabei  den  Thermokauter,  beginnt  mit  einem 
senkrechten  Schnitt  in  der  Mittellinie  und  nimmt  dann  unter  Kontrolle  des 
in  das  Naseninnere  geführten  Zeigefingers  so  viel  von  aussen  fort,  dass  un- 
gefähr eine  6 — 8  mm  dicke  Schichte  bleibt,  besonders  die  Nasenflügel  dürfen 
nicht  zu  dünn  gemacht  werden,  damit  sie  nicht  unter  zu  starker  narbiger 
Schrumpfung  zu  leiden  haben.  Feuchte  Verbände,  später  ev.  noch  Thi  er  seh  sehe 

»21 


324  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Transplantation.     Rezidive   kommen  kaum   vor.     Sechs  Krankengeschichten 
werden  mitgeteilt. 

Gegen  Rhinosklerom  wurden  auf  der  Breslauer  chir.  Klinik  (14)  mit 
gutem  Erfolg  Röntgenstrahlen  verwendet;  es  bildeten  sich  die  Sklerosenknotai 
von  der  äusseren  Nase  rasch  und  vollständig  zurück,  so  dass  zu  hoffen  ist 
bei  verbesserter  Technik  auch  im  Nasenrachenraum  und  Kehlkopf  gelegenen 
Herden  beikommen  zu  können. 

Hrach  (21)  berichtet  über  einen  Fall  von  Rhinosklerom,  den  der  Patient 
aut  eine  vor  4  Jahren  erlittene  Kontusion  der  Nase  durch  Fall  zurückführte. 
Es  fand  sich  in  der  linken  Nase  vom  knorpligen  Septum  ausgehend  eine 
durch  ihre  gelblichrote  Färbung  von  der  Umgebung  abstechende  harte  Ge- 
schwulst mit  zwei  kleinen  Knötchen  auf  der  Oberfläche.  In  der  Probeexzision 
Rhinosklerombazillen. 

Vignard  (50)  berichtet  über  ein  mächtiges  Karzinom  der  Nase,  das  in 
Jahresfrist  von  Nussgrösse  zu  solcher  Grösse  gewachsen  war,  dass  es  weit 
über  die  Oberlippe  vorsprang  und  den  Patienten  am  Trinken  behinderte. 
Bei  der  Exstirpation  zeigte  sich  das  ganze  knorplige  Nasengerüst  zerstört  und 
es  wurde  der  Defekt  aus  den  anstossenden  Wangenpartien  gedeckt.  Histo- 
logisch handelte  es  sich  um  ein  tubuläres  Karzinom  ausgeh^id  von  der  Basal- 
schicht des  Rete  malpighi. 

Mouriquand  (32)  stellte  einen  54jährigen  Mann  mit  einem  mandarinen- 
grossen  ulzerierten  Talgdrüsenkarzinom  der  Nase  vor* 

Waitz  (51)  hat  grosse  nach  Lupus  entstandene  Defekte  der  Nase  durch 
von  der  medialen  Seite  des  Arms  entnommene  und  fertig  gebildete  Lappen 
gedeckt.  Nach  drei-  und  zweimonatlicher  Fixation  des  Armes  gegen  das  Ge- 
sicht wurde  die  Überpflanzung  vorgenommen. 

Walsham  (55)  erläutert  kurz  die  Methode,  welche  er  in  20 jähriger 
Praxis  zur  Korrektur  deformer  Nasen  verwendet  hat:  gewaltsame  Streckung, 
subkutane  Osteotomie  entlang  der  Nasomaxillamaht,  subkutane  und  offene 
Naht  des  seitlichen  Nasenknorpel  an  die  Nasenbeine,  Paraffininjektionen,  Ver- 
setzung des  abgewichenen  Septums  bei  Hasenscharten  und  Septumbildong  aas 
der  abgemeisselten  und  aufgestellten  Crista  des  Oberkiefers. 

Sauricki  (44a)  berichtet  über  drei  Fälle  von  Sattehiase,  in  welchen 
er  mit  der  Israel  sehen  Transplantation  einer  Knochenspange  aus  der  Tibia 
einen  sehr  guten  kosmetischen  Erfolg  erzielt  hat  und  wägt  die  Vorzüge  dieser 
Behandlungsmethode  gegenüber  den  Paraffininjektionen  ab. 

ürbanik  (Krakau). 

S  e  b  i  1  ea  u  (45)  hatte  einen  vollständig  nach  Trumma  eingesunkenen  Nasen- 
rücken dadurch  wieder  aufgerichtet,  dass  er  nach  Aufklappen  des  Nasen- 
rückens eine  aus  mehreren  Spangen  gefertigte  Goldprothese  einführte  und 
darüber  die  Haut  vernähte.  Nach  sechs  Wochen  sah  man  wie  die  Haut  über 
den  Spangen  sich  allmählich  immer  mehr  verdünnte,  zwischen  den  Spangen 
einsank  und  die  Prothese  so  langsam  aber  sicher  nach  aussen  herauskam. 

Zahlreiche  Verwendung  hat  das  Gersuny  sehe  Verfahren  gefunden. 

Payet  (36)  hat  26  mal  mit  meist  gutem  Erfolg  die  Gersuny  sehe 
Methode  angewendet  und  präzisiert,  was  sich  ihm  dabei  als  zweckmässig  er- 
wiesen hat. 

Auch  Pugnat  (41)  hat  einen  —  nach  Trauma  in  der  Kindheit  —  ein- 
gesunkenen und  verbreiteten  Nasenrücken  mit  gutem  Erfolg  durch  Paraffin- 
injektionen restituiert  und  gibt  dafür  einige  praktische  Ratschläge  an. 


Zimmermann,  Yerletzangen  u.  chirarg.  Krankheiten  des  Äusseren  Ohres  etc.     325 

Ebenso  schildert  Do  wnie  (9)  an  der  Hand  zweier  Krankenvorstellungen 
die  Erfahmngen,  die  er  mit  den  Ger  sunyschen  ParafiPininjektionen  gemacht  hat. 
Förderl  (15)  hat  das  Nasenseptum  zur  Deckung  von  Gaumendefekten 
nach  Oberkieferresektion  in  zwei  Fällen  verwendet ;  nur  rät  er,  um  einer  Nekrose 
des  umgelegten  Septums  zu  entgehen,  die  Plastik  erst  in  einer  späteren  Sitzung 
vorzunehmen,  wenn  das  Septum  schon  von  dem  mukös-periostalen  Überzug 
des  harten  Gaumens  der  anderen  Seite  genügend  ernährt  ist. 

Im  Anschluss  an  zwei  Fälle  von  Nasenscheidenwandabszess,  einem  trau- 
matischen und  einem  nach  Schnupfen,  erwägt  Fuchsig  (16)  die  verschiedenen 
Entstehungsmöglichkeiten  und  schlägt  zur  Schematisierung  folgende  Unter- 
scheidungen vor:  1.  traumatische  mit  oder  ohne  Hämatombildung,  a)  rhinogener, 
b)  hämotogener  Infektion;  2.  nicht  traumatische,  a)  rhinogen  (Rhinitis,  Erysipel 
u.  s.  w.),  b)  metastatische  (nach  Infektionskrankheiten  u.  s.  w.) 

Lake  (33)  beschreibt  einen  Fall  von  Nasenstein,  der  sich  um  einen 
Kirschkern  gebildet  hatte  und  lange  Jahre  getragen  war,  ehe  er  Beschwerden 
gemacht  hatte. 

Reinhard  (42)  konnte  bei  fast  allen  Kindern,  die  ihm  wegen  Fremdkörpern 
in  der  Nase  zugeführt  wurden,  die  Beobachtung  machen,  dass  sie  auch  an 
adenoiden  Veg.  litten  und  glaubt,  zwischen  beiden  Dingen  einen  Eausalnexus 
statuieren  zu  müssen.  Die  Kinder  suchen  die  bei  Luftundurchgängigkeit  der 
Nase  meist  vorhandene  Beschwerden  der  Sekretionsanomalieen  imd  des  Juck- 
reizes durch  Bohren  in  der  Nase  zu  überwinden  und  führen  bei  der  Gelegen- 
legenheit,  was  sie  gerade  in  den  Händen  haben,  zugleich  mit  hinein. 

Rudlloff  (44) hebt  Bamberger  gegenüber  seine  eigenen  Arbeiten  her- 
vor, nach  welchen  als  Grund  für  das  Entstehen  der  Chromatgeschwüre  an  der 
typischen  Stelle  des  Septums  der  Umstand  anzusehen  ist,  dass  hier  seröse 
Drüsen  liegen,  deren  Sekret  die  chrom sauren  Salze  nicht  wegspült,  sondern 
löst.  Dass  Tabakschnupfer  vor  den  Ätzwirkungen  geschützt  sein  sollten,  ent- 
spricht nicht  den  Tatsachen. 

Pasmanik  (39)  behandelt  ausführlich  den  ganzen  Symptomenkomplex 
der  hypertrophischen  Rhinitis  und  empfiehlt  je  nach  Umständen  die  Galvano- 
kaustik oder  die  Turbinotomie. 

Jacques  (22)  bespricht  nur  die  gewöhnlichen  Operationsmethoden  teils 
mit  der  Schlinge,  wo  es  sich  um  lokalisierte  Polypenbildung  handelt,  teils  mit 
der  schneidenden  Zange  ev.  mit  Resektion  der  mittleren  Muschel,  wo  es  sich 
um  diffusse  Siebbeinerkrankung  handelt. 

Yonge  (56)  empfiehlt  die  Luc  sehe  Zange  gegen  rezidivierende  Nasen- 
polypen. Nach  sorgfältiger  Kokainisierung  wird  die  mittlere  Muschel  mit  drei 
oder  vier  Griffen  grösstenteils  entfernt. 

Bronner  (2)  empfiehlt  5  bis  l°/o  Formalinspray  nach  oder  im  Intervall 
zwischen  den  Polypenoperationen. 

Zu  den  seltenen  Fällen,  wo  Nasenpolypen  den  knöchernen  Nasenrücken 
verbreitern,  kannBurk  (4)  drei  weitere  hinzufügen,  von  denen  besonders  der 
letzte  eine  geradezu  monströse  Auftreibung  der  Nase  zeigte.  Der  Druck  des 
nicht  operierten  Polypen  führt  in  späterem  Lebensalter  zu  einer  Dehiszenz  der 
Nasenknochen,  im  jugendlichen  Alter  zu  abnormen  Wachstumsvorgängen  in- 
folge periostaler  Reizungen. 

Über  das  primäre  Vorkommen  von  Tuberkulomen  der  Nase  liegen  absolut 
zuverlässige  Angaben  noch  nicht  vor.  Coenen  (7)  konnte  einen  solchen  Fall 
beobachten  und  nach  dem  durch  Schluckpneumonie  erfolgten  Tode  durch  Autopsie 


326  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.     11.  Teil 

sicher  nachweisen.  Der  Tumor  hatte  zunächst  als  ein  den  Gaumen  perforierendes 
Sarkom  imponiert. 

Witmaack  (53)  hat  gute  Erfolge  beim  Schleimhautlupus  gesehen  Ton 
der  Behandlung  mit  Pyrogallussäuretampons  und  beschreibt  ausführlich  die 
Technik  und  belegt  sie  mit  zehn  Krankengeschichten. 

Unter  Verwendung  eigener  und  aus  der  Literatur  bekannter  Falle  gibt 
LoganTurner  (49)  eine  prägnante  Schilderung  der  Knochencysten  in  dem 
pneumatischen  Zellensystem  der  Nase;  sie  scheinen  nur  im  Keilbein  bisher  nicht 
beobachtet  zu  sein;  sie  enthalten  entweder  Luft  oder  Schleim  oder  könn^ 
durch  Lifektion  auch  Eiter  enthalten ;  es  ist  nicht  immer  leicht,  sie  zu  diagno- 
stizieren und  oft  ist  erst  die  Operation  das  Entscheidende. 

Masse  (30)  teilt  einen  Fall  von  Schleimcyste  des  vorderen  Siebbeins  bei 
einem  dreizehnjähren  Jungen  mit,  die  am  inneren  Augenwinkel  herroitrat 
und  wegen  ihrer  Härte  zunächst  als  Exostose  imponierte.  Als  später  sich 
Fluktuation  zeigte,  wurde  inzidiert,  eine  kolloide  Masse  entleert  und  nach 
sorgfältiger  Auskratzung  durch  die  Nase  drainiert.  Auffallend  war  noch,  dass 
eine  konkomitierende  Epilepsie  mit  dem  Eingriff  nach  und  nach  sich  verlor. 

Einen  kleinen  nussgrossen  Tumor  am  inneren  Augenwinkel,  der  zunächst 
nach  Lage  und  Beschwerden  für  einen  Tränensacktumor  gehalten  wurde, 
konnte  Gib  er t  (17)  beobachten.  Es  stellte  sich  bei  der  Operation  heraus, 
dass  es  sich  um  eine  Mukocele  einer  isolierten  und  gegen  die  Nase  abge- 
schlossenen Siebbeinzelle  handelte.     Schluss  durch  primäre  Naht. 

Ein  Angiosarkom  der  linken  unteren  Muschel  konnte  Hamm  (19) 
operieren,  das  schnell  gewachsen  war,  zu  Blutungen  geführt  hatte  und  nach 
der  Operation  noch  einmal  rezidivierte. 

Li  einem  Falle  sah  Connal  (8)  ein  die  ganze  linke  Nase  ausfüllendes, 
bis  in  die  Choanen  reichendes  Spindelzellensarkom,  das  breit  vom  Septum 
ausging.  Unter  Kokain  und  Adrenalin  wurde  mit  dem  Galvanokauter  die 
Basis  abgetrennt  und  dann  in  mehreren  Sitzungen  die  anderen  Partien  abge- 
tragen und  wieder  mit  dem  Galvanokauter  verschorft.  Heilung  und  Rezidiv- 
freiheit noch  nach  8  Monaten.  Als  bemerkenswert  wird  angeführt,  dass  bei 
der  Durchleuchtung  die  kranke  Seite  keine  stärkere  Schatten  zeigte  als  die 
gesunde. 

Semon  (48)  gibt  einige  kurze  praktische  Ratschläge  über  die  Nach- 
behandlung operativer  Eingriffe  in  der  Nase,  Nachblutungen,  Verwachsungen 
u.  s.  w. 

Winkler  (52)  empfiehlt  bei  hochgradigen  Nasenstenosen  durch  Scheide- 
wandverbiegung von  einem  Hilfsschnitt  in  der  Lippenzahnfleischfalte  die 
Nasenschleimhaut  von  hier  aus  abzulösen  und  das  Septum  in  Angriff  zu 
nehmen. 

Löwe  (28)  bespricht  wieder  die  von  ihm  geübte  Methode,  sich  durch 
temporäre  Resektion  der  harten  Gaumenplatte  Zugang  zum  Naseninneren  zu 
verschaffen  und  rekapituliert  die  bisher  so  operierten  18  Fälle  (12  eigene). 

Krebs  (26)  betont  in  seinem  Vortrag  hauptsächlich,  dass  es  nach 
endonasalen  Eingriffen  in  den  meisten  Fällen  unnötig  und  schädlich  sei,  gegen 
die  Gefahr  der  Nachblutungen  Tamponade  anzuwenden,  und  rief  damit  eine 
Diskussion  hervor,  in  welcher  die  meisten  Redner  sich  doch  für  Beibehaltung 
der  Tamponade  aussprachen  jedenfalls  dann,  wenn  keine  klinische  Über- 
wacliung  statthabe. 


V 


Zimmermann,  Verletzungen  u.  chirorg.  Krankheiten  des  äusseren  Ohres  etc.      327 

Genau  nach  dem  Prinzip  des  Gystoskops  hat  Valentin  zur  Unter- 
suchung des  Nasenrachenraums,  speziell  um  die  Verhältnisse  des  Tubenostium 
zu  studieren,  ein  Salpingoskop  anfertigen  lassen,  das  ganz  praktisch  ist. 

Röpke  teilt  einige  kasuistische  Beiträge  zur  Patbologie  der  Neben- 
höhlen mit:  drei  Fälle,  wo  durch  behinderten  Eiterabfluss  es  zu  Yerkäsung 
der  Siebbeinzellen  resp.  der  Kieferhöhle  gekommen  war;  einen  Fall,  wo  wohl 
infolge  entzündlicher  Verlegung  des  Ductus  nasofront.  eine  abnorme  Druck- 
steigening  in  der  Stirnhöhle  und  dadurch  ein  Pneumatocele  ausgelöst  war, 
und  zwei  Fälle  von  Stimhöhleneiterung,  von  denen  die  eine  durch  eine  reti- 
.nierte  Beyclverkugel  bedingt  war. 

Über  Verkäsung  der  Nebenhöhlenempyeme  konnte  auch  Stieda  (47) 
in  drei  Fällen  berichten,  die  mit  ausgedehnten  cholesteatomatösen  Bildungen 
einhergingen.  Mit  einer  ausführlichen  Epikrise  der  Fälle  verbindet  Stieda 
eine  Besprechung  bisher  beobachteter  anderer  Fälle. 

Woodward  (54)  verwirft  für  die  Stimhöhleneiterungen  einen  intra- 
nasalen operativen  Eingriff  und  rät  mit  Recht  als  sichersten  Weg  den  von 
aussen.  Für  die  anderen  Nebenhöhlen  empfiehlt  er  die  Operation  von  der 
Nase  aus  und  zwar  für  die  Kieferhöhle  die  vom  unteren  Nasengang,  für  die 
Siebbeinzellen  die  Resektion  des  vorderen  Endes  der  mittleren  Muschel,  für 
die  Eeilbeinhöhle  die  Resektion  der  ganzen  mittleren  Muschel  als  Zugangs- 
operation. 

Bei  einer  seit  Jahren  und  in  letzter  Zeit  hochgradig  an  Kopfschmerzen 
leidenden  Frau  fand  sich  —  neben  einer  rechtsseitigen  Abducenslähmung  — 
gelegentlich  einer  digitalen  Untersuchung  des  Rachendachs  eine  kariöse  und 
mit  kariösem  Material  (Sequester,  Granulationen)  ausgefüllte  Aushöhlung  der 
Keilbeinzellen.  Der  digitalen  Ausräumung  folgte  noch  eine  gründliche,  mit 
einem  Trautmannschen  Löffel  vom  Rachen  aus  nach.  Auf  diese  leichte 
Zngänglichkeit  vom  Rachen  aus  möchte  Richter  (43)  überhaupt  das  Haupt- 
gewicht seiner  Mitteilung  legen  und  die  Methode  als  die  leichteste  empfehlen. 
Die  Kopfschmerzen  waren  nach  der  Auskratzung  sofort  verschwunden,  kehrten 
indes  nach  zwei  Monaten  zurück,  als  sich  in  der  linken  Keilbeinhöhle  von 
neuem  ein  Sequester  gebildet  hatte.  Nach  der  Ausräumung  auch  dieses 
Sequesters  dauernde  Heilung.  Ätiologisch  gibt  Verf.  mangels  Vorhandenseins 
luetischer  Zeichen  einer  akuten  Sinusitis  nach  Angina  die  Schuld. 

Bart  ha  und  Onodi  (Ib).  Der  37  jährige  Mann  erlitt  vor  4  Monaten 
einen  Schlag  auf  die  Stime  und  kommt  nun  mit  einem  sichtlich  vom  linken 
Augenwinkel  ausgehenden,  sich  an  der  Nasenwurzel  verbreitenden,  rapid 
wachsenden  Tumor  in  Behandlung. 

Die  Operation  erwies,  dass  die  Geschwulst  von  der  linken  Stirnhöhle 
ausging,  nach  Durchbrach  des  Septums  auch  auf  das  Siebbein  und  in  die 
rechte  Stirnhöhle  fortschreite.  Radikale  Entfernung  alles  Krankhaften,  — 
nach  3  Wochen  wird  Patient  gesund  entlassen. 

Die  histologische  Untersuchung  der  Geschwulst  (Prof.  0.  Pertik)  zeigte 
einen  typischen  Basalzellenkrebs  sec.  Krompecher. 

Do  Hing  er  (Budapest). 

Donogäny  und  Lenärts  (8a)  Studie  fusst  auf  80  aus  der  Literatur 
gesammelten  Fällen,  denen  sie  noch  7  Fälle  eigener  Beobachtung  beifügen. 

Letztere  gelangten  innerhalb  eines  3^/2  jährigen  Zeitraumes  zur  Beob- 
achtung.   In  5  Fällen  nahm  der  Krebs  von  der  mittleren  Muschel  seinen 


828  Jahresbericlit  für  Clurargie.     11.  Teil. 

Ausgang;  6  der  stets  gesan  histologisch  erforschten  Krebse  erwiesen  sich  als 
Krompecher sehe  Basalzellenkrebse. 

Die  Arbeit  umfasst  eine  eingehende  Darstellung  der  Ätiologie,  patho- 
logischen Anatomie,  Symptomatologie  und  Therapie  nach  allen  Seiten,  —  ist 
demzufolge  zu  einem  kürzeren  Referate  nicht  geeignet. 

(Dollinger  Budapest). 

Die  demonstrierte  Kranke  Makaras  (29a)  wurde  wegen  Empyems  d» 
Stirnhöhle  vorhergehend  schon  des  öfteren  operiert;  doch  folgte  sJlen  Ein- 
griffen (Eröffnungen,  Drainage,  Operation  nach  Ogston-Luc)  binnen  weger 
Wochen  ein  Rezidiv.  Die  Radikal-Operation  nach  Killian  brachte  nun 
volle  Heilung,  das  kosmetische  Resultat  ist  ausgezeichnet. 

Dollinger  (Budapest). 

Navratil  (34a)  hatte  schon  des  öfteren  versucht,  Nasensynechien  mittelst 
Galvanokaustik,  resp.  Inzision  und  nachfolgender  Dilatation  zu  heilen;  der 
Erfolg  war  stets  nur  vorübergehend,  die  getrennten  Teile  verwuchsen  nach 
Monaten  von  neuem. 

Nach  all  dem  ging  Navratil  bei  seinem  letzten  diesbezüglichen  Falle, 
einer  hereditäx-luetischen  Nasensynechie  beider  Seiten,  folgendermassen  vor: 
Einschnitt  in  die  Synechie;  Spaltung  des  Nasenflügels  am  Dorsum;  exakte 
Blutstillung;  Exzision  des  narbigen  Abschnittes  und  Implantation  eines  vom 
Schenkel  genommenen  Thierschschen  Hautlappens  daselbst.  Von  einer 
Nasentamponade  nahm  Navratil  wegen  hochgradiger  Empfindsamkeit  der 
Patientin  Abstand.  Die  Lappen  heilten  tadellos  an,  die  Nasenlumina  änderten 
um  nichts  ihre  Weite  und  bisher,  nach  6  Wochen,  hat  Patientin  keinerlei 
Beschwerden.  Dollinger  (Budapest). 


m. 


Die  Verletzungen  und  die  ehirurgisehen  Krankheiten 

des  Gesichts,  der  Speicheldrüsen,  des  Mundes,  der  Zunge, 

des  Gaumens,  der  Gesichtsnerven,  der  Mandeln,  der 

Kiefer  und  der  Zähne. 


Referent:  C.  Partscli,  Breslau. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Erkrankungen  des  Gesichts. 

1.  BecUre,  Le  radiodiagnostie  de  Tacromegalie.    La  Presse  mödicale  1903.  Nr.  98. 

2.  De  Corte 8,  A.,  Plastica  della  guancia  e  del  palato  con  lembo  muscolomucoso  linguale. 
Clinica  moderna,  N.  del  10.  e  17.  Giugno  1903. 

3.  Dal  ziel,  Sarcomatous  tumours  of  the  face.  Path.  and  clin.  soc.  Glasgow  med.  joonial 
1903.    April. 


Partscb,  Yerletzangen  imd  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  329 

4.  Delag^niöre,  Da  vöritable  procMö  de  Mirault    Archives  provinciales  1908.  Nr.  12. 

5.  Eckstein,  Ein  Fall  yon  mit  Hartparaffininjektionen  behandelter  Hemiatrophia  facialis 
progressiva.    Berliner  med.  Gesellschaft    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  23. 

6.  Eversbasch,  Die  Erkrankungen  des  Auges  in  ihren  Beziehungen  zu  Erkrankungen 
der  Nase  und  deren  Nebenhöhlen,  sowie  zu  Erkrankungen  des  (Gehörorgans.  Handbuch 
der  gesamten  Augenheilkunde,  herausgegeben  yon  Saemtsch.  Leipzig.  Engelmanns 
Yerlag  1903. 

7.  6 at zweiler.  Ein  Fall  von  Erysipelas  faciei  mit  Ausgang  in  Septikopyämie.  Diss. 
Manchen  1908. 

8.  Imhof,  Über  das  traumatische  Emphysem  des  Gesichtes.    Diss.  München  1903. 

9.  EOttner,  Über  die  Lymphdrüsen  der  Wange  u.  ihre  klinische  Bedeutung.  32.  Chirurg. 
Kongresa  1908. 

10.  Lustgarten,  Gase  of  indigenous  Inpus  of  face  and  hard  palate.  Journal  of  cut  diseases 
1903.  April. 

11.  Hauciaire,  Hömiatrophie  faciale  trait^e  avec  succös  par  les  injections  de  paraffine. 
Bevne  d*orthop6die  1903.  Nr.  6. 

12.  Meyer,  £dm..  Ein  operierter  Fall  mit  Freilegung  des  Gesichtsskeletts.  Berliner  med. 
Geeellsebaft    Berliner  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  7. 

13.  Mores t in,  Cancer  de  la  commissure  labiale  et  de  la  joue.  Bull,  et  mto.  de  la  soc 
anatomique  1908.  Nr.  6. 

14.  —  De  la  refection  de  la  commissure  dans  le  cheiloplastie  par  emprunt  ä  la  Idvre 
opposte.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  9. 

15.  Ombrödanne,  L'anestbösie  gön^rale  dans  les  Operations  pratiquäes  sur  la  face. 
Gazette  des  höpitauz  1908.  Nr.  109. 

16.  Ossig,  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  Revolyerschussverletzungen  des  Kopfes  und 
und  Rumpfes.  ▼.  Brunssche  Beiträge  1903.  Bd.  87.  Heft  1  und  2.  y.  Esmarch- 
FestschrifL 

17.  Peck,  Plastic  Operation  affcer  excision  of  epithelioma  of  the  cheek.  New  York  surg. 
soc.    Annals  of  surgery  1903.  July. 

18.  Panichi,  R.,  Un  caso  di  varto  epitelioma  cutaneo  recidivo  ad  atto  operative,  curato 
col  metodo  Czemy-Trunececk.    Clinica  modema  1903.  N.  del  28  Gennaio. 

19.  Schi  off  er,  Gesichtsplastik  mit  Verschiebung  der  Gesichtsbaut  unter  temporärer  Auf- 
klappung der  weichen  Nase.  Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  13.  Beiträge  zur  klin. 
Chirurgie  1903.  Bd.  88.  Heft  3. 

20.  S^bilean,  Prothese  m^tallique  de  la  face,  aprös  r^section  totale  de  la  paroi,  antörieure 
du  Sinns  frontal.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1908.  Nr.  16. 

2L  Stoker,  On  Cancer  of  the  Ups.    The  Practitioner  1903.  May. 

22.  Th^venot,  Actinomycose  de  la  face.     Soc.  de  möd.    Lyon  mödical  1903.  Nr.  28. 

23.  Tizier,  Ligature  de  la  yeine  angulaire  dans  le  cas  de  phläbite  des  veines  de  la  face. 
Soc.  des  Sciences  m^d.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  33. 

24.  Voss,  Zwei  Schläfenabszesse.  Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde  1908.  Bd.  XLIV.  Heft  2. 

Tixier  (23)  hat  bei  einem  25jährigen  jungen  Menschen,  der  bei  voller 
Gesundheit  plötzlich  von  sehr  heftigen  Schmerzen  in  der  Wange  befallen 
wurde  mid  rasch  verfiel,  nach  Entstehen  einer  beträchtlichen  Schv^ellnng,  die 
sich  von  der  linken  Oberlippe  bis  zum  Augenlid  ausdehnte  in  Form  eines 
Furunkels  der  Oberlippe,  unter  Annahme  einer  Phlebitis  der  Gesichts-  und 
Orbitalvenen  die  Vena  angularis  unterbunden.  Die  Catgutligatur  schnitt  ohne 
weiteres  durch,  weil  hier  anscheinend  schon  eine  Phlebitis  bestand.  Es  wurde 
ausserdem  ein  Einschnitt  in  der  Mundbucht  oberhalb  des  Eckzahns  gemacht 
und  ein  wenig  fötiden  Eiters  entleert.  Die  Besserung  des  Allgemeinzustandes 
war  augenscheinlich;  der  Eckzahn  wurde  später  noch  extrahiert.  Die  Be- 
hauptung des  Verfs. ,  dass  er  den  Kranken  von  einer  Phlebitis  des  Sinus 
gerettet  habe,  der  vielleicht  niemals  davon  betroffen  worden  wäre,  ist  nur 
beizustimmen.  Es  ist  nach  dem  Verlauf  kaum  anzunehmen,  dass  eine  Phle- 
bitis bestand,  und  deshalb  auch  der  Fall  nicht  beweiskräftig  für  den  Nutzen 
einer  Unterbindung,  um  die  Fortleitung  einer  Phlebitis  aufzuhalten. 


330  Jaliresbericht  für  Chirorgie.    II.  TeU. 

Ossig  (16)  hat  66  Schussverletzungen  des  Kopfes  und  Rumpfes,  die  in 
10  Jahren  im  Allerheiligen -Hospital  zu  Breslau  zur  Beobachtung  kamen, 
zusammengestellt.  In  55  Fällen  handelt  es  sich  um  Selbstmordversuche,  in 
61  Fällen  war  durch  Revolver  die  Verletzung  hervorgerufen.  Von  den  66 
Fällen  betrafen  3  den  Kopf,  (18  perforierend,  12  nicht  perforierend),  2  das 
Gesicht,  1  den  Mund,  22  die  Brust,  (17  davon  perforierend,  5  nicht  per- 
forierend), 7  den  Bauch.  Von  den  18  Schädelschüssen,  also  in  26  ^/o  der  Falle, 
hat  die  Kugel  nicht  vermocht,  die  Schädelwand  zu  durchschlagen.  In  6^0 
blieb  die  Kugel  im  Knochen  stecken,  in  3^/o  zwischen  Dura  und  Knochen, 
in  60^ jo  drang  die  Kugel  weit  in  die  Tiefe  der  Schädelhöhle.  Bei  21  Schläfen- 
schüssen trat  2  mal  Erblindung  ein.  Von  12  operierten  Fällen  sind  5  genesen 
und  7  gestorben.  An  der  Hand  der  beobachteten  Fälle  kommt  Verf.  zu  dem 
Schluss,  dass  ein  operatives  Eingreifen  bei  Schussverletzungen  stets  indiziert 
sei;  dasselbe  beschränke  sich  auf  eine  Spaltung  des  Schusskanals  bis  zum 
Gehimeinschuss  mit  nachfolgender  Tamponade.  Der  Fall  von  Mundschnss 
war  ausgezeichnet  durch  starke  Sprengwirkung  auf  die  knöcherne  Umgebung 
der  Mundhöhle  und  radiäre  Versprengung  einer  Anzahl  kleiner  Knochensplitter. 
Die  Beobachtungen  über  Brust-  und  Bauchschüsse  bedürfen  wohl  hier  keiner 
weiteren  Berücksichtigung. 

Voss  (24)  sah  bei  einem  42  Jahre  alten  Arbeiter  SVa  Woche  nach 
einem  Sturz  auf  den  Kopf  mit  Besinnungslosigkeit  und  Blutung  aus  dem 
linken  Ohr  einen  extraduralen  Granulations-  und  Eiterherd,  durch  den  ein 
Ast  der  Art.  meningea  media  hindurchzog.  Trotz  Punktion  des  Schläfen- 
lappens wird  ein  in  den  Ventrikel  bereits  durchgebrochener  Abszess  nicht 
gefunden;  der  Abszess  muss  durch  die  Ruptur  des  Trommelfells  hervorgerufen 
worden  sein. 

In  einem  zweiten  Fall  wird  bei  einer  Radikaloperation  nach  Freilegung 
des  Sinus  ein  grosser,  mit  stinkendem  Gas  gefüllter  Abszess  im  Schläfen- 
lappen konstatiert  und  durch  Eröffnung  desselben  mit  Tamponade  der  Patient 
gerettet. 

Eversbusch  (6)  hat  für  das  Gräfe-Sämischsche  Handbuch  der 
Augenheilkunde  die  Erkrankungen  des  Auges  in  ihren  Beziehungen  zur  Er- 
krankung der  Nase  und  deren  Nebenhöhlen  sowie  zu  Erkrankungen  des 
Gehörorgans  bearbeitet.  An  dieser  Stelle  soll  nur  der  erste  Teil  der  Abhand- 
lung besprochen  werden.  In  einer  eingehenden  anatomischen  Darstellung, 
welche  wesentlich  den  Arbeiten  von  Zuckerkandl  und  Hajek  folgt,  werden 
die  Beziehungen  der  knöchernen  Umrandungen  der  in  Beixacht  kommenden 
Höhlen,  Stirnhöhle,  Keilbeinhöhle,  Oberkieferhöhle,  Nasenhöhle  besprochen, 
die  für  die  Verbreitung  entzündlicher  Vorgänge  besonders  wichtigen  Gefass- 
verbindungen  erläutert  und  der  nervösen  Erscheinungen  gedacht,  welche  die 
Erkrankxmgen  der  Nebenhöhlen  zu  begleiten  pflegen.  Eingehender  werden 
die  häufig  mit  Veränderung  der  knöchernen  Begrenzung  verlaufenden  krank- 
haften Prozesse  der  Stirnhöhle  besprochen,  besonders  die  durch  dauernde 
oder  intermittierende  Verlegung  des  Ductus  naso-frontalis  bewirkte  Ansanun- 
lung  schleimigen  Sekrets  in  der  Stirnhöhle,  weil  die  damit  verbundene  Aus- 
weitung der  inneren  und  oberen  Partie  des  Orbitalrandes  eine  auflFallige 
Verdrängung  des  Augapfels  herbeizuführen  pflegt.  Die  entsprechenden  Fälle 
von  Langenbeck  und  Herzog  Karl  in  Bayern  werden  eingehend  mi^ 
teilt.  Auf  die  Bedeutung  der  Röntgenbilder  für  die  Diagnose  dieser  Prozesse 
wird  gebührend  hingewiesen.    Die  Erscheinung  des  periodisch  wiederkehrenden 


Parts ch,  Yerletzongen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  331 

Ezoplitlialinus ,  welche  gerade  bei  diesen  Fällen  nicht  selten  vorkommt,   hat 
für  den  Ophthalmologen  erhöhtes  Interesse.    Auch  die  Durchbrüche  der  Eiter- 
ansammlungen  in  Stirn-  und  Siebbeinhöhle  erfolgen  nicht  selten  im  Bereich 
des  Auges,  gefährden  häufig  den  Bulbus  und  zwingen  zu  eingreifenden  Opera- 
tionen.   Auch  die  Erkrankungen  der  versteckten  Eeilbeinhöhle  können  das 
Auge  durch  entzündliche  Veränderungen  in  Mitleidenschaft  ziehen,  besonders 
in  Form  der  Neuritis,   entstanden  durch  Druck  auf  den  Nerven  durch  ent- 
zündliche Schwellung  der  Umgebung.    Auch  für  die  Fortleitung  entzündlicher 
Prozesse  von  den  Nebenhöhlen  zum  Gehirn  hin  spielt  die  Orbita  mit  ihren 
aasgebreiteten  venösen  Gefassen  eine  wichtige  Rolle.     Zum  Beweise   dafür 
werden  aus  der  Literatur  eine  grössere  Anzahl   einschlägiger  Fälle  ausführ- 
licher mitgeteilt.     Der  Geschwulstbildungen  in  diesen  Höhlen  und  ihrer  Be- 
ziehung zur  Veränderung  des  Auges  wird  nur  nebenbei  gedacht.    Die  Störungen 
des  Lidapparats,  der  Tränenableitung,  geschwürige  Veränderungen  der  Cornea, 
Entzündungen  des  Ciliarkörpers,    der  Gefässhaut  des  Auges   können  ebenso 
wie  phlegmonöse  im  orbitalen  Zellgewebe,   Thrombosierung  des  Venenplexus, 
Lähmungen  der  Augennerven  im  Verlauf  der  entzündlichen  Erkrankungen  der 
Nebenhöhlen  zur  Beobachtung  kommen.     Auch  reflektorisch  können  nervöse 
Beschwerden,  Asthenopie  von  den  Nebenhöhlen  aus  angeregt  werden.    Ziem 
gebührt  das  Verdienst,   zuerst  den  Zusammenhang  aufgedeckt  und  mit  Ent- 
schiedenheit vertreten  zu  haben.    Sehr  bemerkenswert  ist  die  Tatsache,  dass 
die  Verschlimmerungen  der  sympathischen  Ophthalmie  mit  mehr  oder  minder 
erheblichen  katarrhalischen  Erscheinungen  der  Nase  verbunden  waren.   Auch 
die  Behandlungsmethoden   der   Nebenhöhlenerkrankung   werden   eingehender 
berührt,   besonders  die  auch  für  die  Stirnhöhle  in  neuerer  Zeit  modifizierten 
Operationen.     Ein  grösserer  Abschnitt  ist  auch  der  Beziehung  der  Zähne  zu 
den  mannigfachsten  Augenerkrankungen  gewidmet,  von  der  Dentitio  difificilis 
an  bis  zu   den  schwereren  Entzündungsprozessen,   die  nach  Zerstörung  der 
Zähne  eintreten.    Die  durch  Störungen  im  Nasenrachenraum  hervorgerufenen 
Erscheinungen  am  Auge  schli essen  die  ausserordentlich  sorgfältige,   die  Lite- 
ratur eingehend  berücksichtigende  Arbeit,  welche  in  glücklicher  Weise  die 
mannigfaltig  zerstreuten  Mitteilungen  und  Beobachtungen  zu  einem  einheit- 
lichen Ganzen  zusammenfasst.     Ein  ausführliches  Literaturverzeichnis  nach 
den  Jahren  geordnet  ist  der  Arbeit  beigefügt. 

Küttner  (9)  weist  auf  die  noch  nicht  genügend  gewürdigten  Wangen- 
lymphdrüsen hin,  die  neben  der  Art.  max.  externa  und  der  Vena  fac.  ant. 
entweder  auf  dem  Kiefer  oder  in  der  Wange  selbst  auf  einer  Linie  zwischen 
Mundwinkel  und  Ohrläppchen  liegen.  Zweckmässig  werden  sie  als  Glandulae 
buccinator.  ant.  et  post.  bezeichnet.  Sie  sind  eingeschaltet  in  Lymphbahnen, 
welche  zwischen  Nase  und  Lippe,  Augen-,  Wangen-  und  Schläfengegend,  Zahn- 
fortsatz des  Oberkiefers,  Parotis,  Gaumen  und  Tonsillen  und  den  Drüsen- 
stationen verlaufen.  In  der  v.  Brunsschen  Klinik  sind  17  Fälle  von  Wangen- 
dräsenerkrankung  beobachtet  worden.  Sie  können  spezifisch  oder  nicht  spe- 
zifisch verändert  sein.  Tuberkulose  und  Karzinom  kann  sie  befallen.  Einmal 
sah  er  sie  geschwollen  bei  Krebs  des  Alveolarfortsatzes.  Wange  und  Aussen- 
fläche  der  Unterkiefer  sollen  wegen  der  Gefahr  etwaiger  Rezidive  bei  malignen 
Tumoren  genau  auf  die  Drüsen  untersucht  werden. 

Dalziel  (3)  stellt  zwei  Patienten,  Mutter  und  Tochter  vor,  von  denen 
die  erstere  9  mal,  die  letztere  2  mal  wegen  sarkomatöser  Geschwülste  im  Ge- 
sicht operiert  worden  war.    Beide  Patientinnen  befinden  sich  jetzt,  3  Jahre 


332  Jahresbericht  fOr  Chimrgie.    IL  Teil. 

sach  der  letzten  Operation,  gesnnd  nnd  zeigen  keine  Spur  der  Wiederkeb 
eines  Rezidivs. 

Lustgarten  (10)  demonstrierte  ein  lOjähriges  Mädchen  mit  Lupus 
des  Gesichts  und  harten  Gaumens  nach  40  Sitzungen  mit  Röntgenbestrahlung. 
Flecken  an  Hand  und  anderen  Stellen  werden  mit  einer  Salbe  von  40  Vaseline, 
20  Lanolin,  30  Resorzin  erfolgreich  behandelt.  Die  erzielte  Besserung  wurde 
Ton  Allen  als  nicht  sehr  bedeutend  angesehen  gegenüber  einem  Ton  ihm 
behandelten  Falle  eines  Lupus  des  Gesichts,  des  Halses  und  der  Ohren,  der 
vollkommen  geheilt  wurde  trotz  sehr  langen  Bestehens  seit  der  Kindheit 
Lustgarten  hat  3mal  die  Woche,  in  8^'  Entfernung  und  jedesmal  10  Minuten 
exponiert. 

Thev^not  (22)  stellte  einen  19 jährigen  Landarbeiter  vor  mit  Aktino- 
mykose  des  Gesichts.  Er  litt  schon  lange  an  Zahnkaries,  4  Monate  vorher 
hatte  er  heftige  Zahnschmerzen  und  SchweUung.  Jetzt  konnte  eine  dide 
Schwellung  im  Masseter  bis  in  die  Schläfengegend  und  in  die  Gegend  des 
Zungenbeins  konstatiert  werden.  Die  harte  Schwellung  schien  mit  dem  Knochoi 
verwachsen.  In  den  geschwollenen  Hautdecken  fanden  sich  einige  fluktuierende 
Stellen,  deren  Eröffnung  Eiter  mit  gelben  Kömchen  entleerte.  Es  bestand 
ausgesprochene  Kieferklemme.  Die  langsame  Entwickelung,  die  starke  Harte 
liess  von  vornherein  die  Diagnose  vermuten. 

Der  von  Panichi  (18)  mitgeteilte  Fall  betrifft  einen  72  jährigen  Mann^ 
der  seit  10  Jahren  mit  einem  Epitheliom  an  der  linken  Schläfe  behaftet 
war ;  nach  ausgeführter  Operation  rezidivierte  die  Geschwulst.  Verf.  wendete 
nur  eine  Arseniksäurelösung  an,  anfangs  in  der  Proportion  von  1  :  150,  dann 
bis  zur  Proportion  von  1  :  50.  In  6 — 7  Monaten  trat  vollständige  Heilung 
ein ;  das  gute  Aussehen  der  Gewebe  und  die  Reinheit  der  Narbe  lassen  hoffen, 
dass  kein  Rezidiv  mehr  stattfinden  wird.  —  Verf.  meint  auf  Grund  einer 
histologischen  Untersuchung  lasse  sich  beurteilen,  ob  ein  Eingriff  nach  der 
Gzerny-Trunececk sehen  Methode  angezeigt  sei  oder  nicht.  Li  seinem 
Falle  hatte  die  Geschwulst  Neigung  sich  flächenhaft  auszudehnen  und  nach 
oben  zu  zu  proliferieren,  sie  näherte  sich  dem  papillomatösen  Typus.  Rezidive 
finden  in  Fällen  statt,  in  denen  tiefe  Zapfen  zurückgeblieben  sind,  die  von 
Ätzmitteln  nicht  erreicht  wurden.  Entgegen  der  Meinung  Gas  ton  s  und 
Haurys  hält  er  das  Durchdrungensein  des  Epithelgewebes  von  Leukocyten- 
infiltration  nicht  für  eine  unerlässliche  Indikation  zur  Behandlung. 

R.  Giani. 

Peck  (17)  stellte  einen  49jährigen  Mann  vor,  bei  dem  er  7  Monate 
vorher  ein  ausgedehntes  Karzinom  der  linken  Hälfte  des  Kinns  und  des  Mund- 
winkels entfernt  hatte.  Der  Defekt  war  gedeckt  worden  durch  einen  von  der 
linken  Halsseite  hergenommenen  Lappen.  Trotzdem  die  Innenseite  des  Lappens 
durch  Granulation  vernarbte,  trat  noch  eine  geringe  Schrumpfung  ein.  so 
dass  der  kosmetische  Effekt  ein  ausgezeichneter  war.  In  der  Diskussion  wird 
die  Frage  aufgeworfen,  wie  sich  wohl  die  Innenfläche  mit  Epithel  überzogen 
habe.  Peck  beantwortet  sie  dahin,  dass,  soweit  der  Heilungsprozess  beob- 
achtet werden  konnte,  die  Entwickelung  der  Schleimhaut  rascher  vor  sich 
ging  als  die  des  Narbengewebes.  Kammerer  meint,  dass  doch  häufig  die 
Kontraktionen  das  kosmetische  Resultat  derartiger  Operationen  beeinträch- 
tige ;  aber  auch  das  Einschlagen  von  Lappen  mit  ihrer  Hautseite  nach  innen 
gäbe  wegen  Schrumpfung  nicht  immer  ein  gutes  Resultat,  selbst  wenn  man 
sekundär  Epithel  nach  Thiersch  aufpflanze.     Hotchkiss  betont,  dass  man 


P  arisch,  Verletzungen  nnd  cliimrgiflche  Krankheiten  der  Wange  etc.  338 

bei  derartigen  Operationen  den  Lappen  wegen  der  folgenden  Schrumpfungen 
immer  recht  gross  bemessen  müsse.  Führe  die  einfache  Methode  Pecks  zum 
Ziel,  so  sei  sie  vorzuziehen. 

Morestin  (14)  hat  bei  einem  66jährigen  Ziegelarbeiter  wegen  eines 
Ton  der  linken  Lippenkommissur  ausgehenden,  weit  in  die  Wange  übergreifen- 
den Tumors  einen  Teil  der  Oberlippe,  die  Hälfte  der  Unterlippe,  den  grössten 
Teil  der  Hautbedeckung  der  Wange  und  der  Schleimhaut,  die  Speicheldrüse 
Tind  die  ihr  benachbarten  Lymphdrüsen  sowie  die  linke  Hälfte  des  Unter- 
kiefers fortnehmen  müssen.  Da  der  Pat.  sich  zu  schiecht  befand,  musste  die 
Plastik  yerschoben  werden.  Sie  wurde  ungefähr  fünf  Wochen  nach  der  ersten 
Operation  vorgenommen.  Die  freie  Partie  der  Zunge  und  die  Schleimhaut 
des  Mundbodens  war  durch  die  Vernarbung  nach  aussen  gezogen,  aber  noch 
gut  beweglich.  Durch  die  Verschiebung  des  Kiefers  wurde  der  Rest  der 
Unterlippe  an  die  Narbe  herabgezogen.  Zuerst  wurde  ein  rechtwinkliger 
Lappen,  der  mit  seinem  Stiel  an  dem  Rest  der  rechten  Wange  sass,  nach 
Ablösung  der  Nase  ausgeschnitten,  dann  die  Reste  der  Lippen  abgelöst  und 
nach  links  verzogen,  die  Mundspalte  nach  rechts  erweitert.  Durch  Ablösung 
der  Schleimhaut  des  Mundbodens  und  Umschlagen  zur  Fixation  mit  der  Ober- 
Uppe  wurde  die  Mundhöhle  hergestellt.  Die  Halshaut  und  die  Haut  in  der 
Gegend  der  Speicheldrüse  Hess  sich  durch  Verziehung  zur  Deckung  des  De- 
fektes benützen.  Bis  auf  kleine  Randgangrän  trat  die  Heilung  ohne  Schwierig- 
keit ein,  und  auch  die  anfangs  bestehende  Kommunikation  mit  der  Mund- 
höhle schloss  sich  nach  Kauterisation.  Der  Pat.  hat  genügende  Mundöffnung, 
guten  Mundschluss,  spricht  verständlich.  Der  Speichel  der  Parotis  fliesst 
Bach  dem  Munde  zu  ab. 

Stocker  (21)  behandelt  ausführlicher  das  Lippenkarzinom.  Nach  seiner 
Erfahrung  spielt  ätiologisch  die  Heredität  keine  Rolle  dabei.  Aber  sichere 
Angaben  darüber  sind  bei  dem  Umstände,  dass  an  demselben  wesentlich  die 
niedere  Landbevölkerung  beteiligt  ist,  schwer  zu  erzielen.  Prädisponierend 
erscheint  eine  gewisse  Neigung  der  ganzen  Haut  zu  papillomatösen  Wuche- 
rongen,  wie  sie  im  Bereich  des  Gesichts,  des  Halses  und  der  Stirn  häufig 
auftreten.  Warzen  der  Lippe  gehen  öfter  bei  unzweckmässiger  und  reizender 
Behandlung  in  das  Karzinom  über.  Das  Rauchen  scheint  eine  erhebliche 
Bolle  zu  spielen ;  die  Fälle  von  Lippenkarzinom,  welche  der  Verf.  bei  Frauen 
gefunden  hat,  betrafen  alle  rauchende  Frauen.  Auch  die  Reizung  durch 
scharfe  Zahnkanten  oder  unregelmässig  stehende  Zähne  wird  gelegentlich  als 
Ursache  der  Geschwürsbildung  angesehen.  Dem  Alter  nach  gehörten  die 
Pat.  meist  den  Klassen  über  50  Jahre  an.  Unter  30  Jahre  sah  Verf.  keinen 
Fall.  Von  350  Fällen  waren  nur  drei  weiblichen  Geschlechts.  Ebenso  ist 
die  Krankheit  fast  ausnahmslos  an  der  Unterlippe  ausgesprochen.  Nur  vier 
Fälle  kamen  an  der  Oberlippe  zur  Beobachtung.  Metastasen  sind  selten. 
Gegenüber  den  zahlreichen  Karzinom  fällen  hat  Verfasser  nur  zwei  Fälle  von 
Sarkom  der  Lippe  gesehen.  Zur  Heilung  ist  die  Operation  zweifellos  das 
einzige  Mittel,  die  Kaustika  sind  zu  verwerfen.  Man  soll  bei  den  Opera- 
tionen^ auch  bei  wiederholten  Rezidiven,  vor  der  Operation  nicht  zurück- 
schrecken, man  sieht  auch  dabei  oft  noch  gute  Heilungen.  Die  Entfernung 
der  submaxillaren  Lymphdrüsen  ist  bei  einiger  Schwellung  derselben  zu  emp- 
fehlen.   Über  die  endgültigen  Resultate  teilt  Verf.  nichts  mit. 

Schi  off  er  (19)  gibt  zur  Deckung  von  Defekten  an  der  Oberlippe  ein 
Verfahren  an,  dessen  Grundzug  darin  besteht,  dass  die  erhaltenen  Reste  der 


334  Jahresbericht  fOr  Chimrgie.    ü.  Teil. 

Lippe  und  Wange  durch  eine  temporäre  Aufklappung  der  knorpeligen  Nase 
in  ihrer  Verschieblichkeit  von  der  Nase  unabhängig  gemacht  und  durch  eine 
Ablösung  von  der  Vorderfläche  des  Oberkiefers  beweglicher  gemacht  werden. 
Durch  Schnitte,  welche  genau  in  der  Nasenwangenfurche  nach  dem  inneren 
Augenwinkel  ziehen,  werden  zunächst  die  Nasenflügel  und  dann  auch  das 
Septum  nasi  abgetrennt.  Lässt  sich  dann  die  Nase  emporklappen  ^  werden 
die  Defektränder  von  der  Vorderfläche  der  Oberkiefer  abgelöst,  einander  ge- 
nähert und  durch  Naht  vereinigt.  Um  die  Nase  wieder  einzusetzen,  werden 
in  den  Lappen  Anfrischungsstellen  gemacht.  Durch  diese  Methode  lassen 
sich  Defekte  der  Oberlippe  und  der  angrenzenden  Wange  bequem  decken 
und  die  Meloplastik  aus  gedoppelten  Lappen  umgehen. 

Sebileau  (20)  musste  bei  einem  26  jährigen  Mann,  der  an  einer  Eite- 
rung in  der  Stirnhöhle,  in  der  Kieferhöhle  und  im  Warzenfortsatz  litt,  in 
einer  Sitzung  alle  drei  Höhlen  eröffnen.  Die  Stirnhöhle  war  sehr  gross 
und  dehnte  sich  nach  aussen  bis  an  den  Rand  der  Orbita  aus.  Nach  oben 
hatte  sie  eine  Ausdehnung  von  5  cm.  Sie  enthielt  mehrere  unvollkommenen 
knöcherne  Kammern.  Trotzdem  die  Heilung  gut  von  statten  ging,  hatte  Fat. 
doch  in  der  Stimgegend  über  den  Augenbrauen  ein  tiefes  Loch,  weil  die 
vordere  Wand  der  Stirnhöhle  weggenommen  war.  Der  Kranke  wünschte,  da 
er  in  dem  Zustande  keine  Stellung  zu  finden  glaubte,  einen  operativen  Ver- 
schluss. Sebileau  entschloss  sich,  eine  aus  22karätigem  Golde  bestehende 
Platte  von  ®/iomm  Dicke,  leicht  konvex,  62  mm  breit,  zum  Verschluss  der 
Höhle  einzuheilen.  Die  Ablösung  der  Haut  machte  dadurch  Schwierigkeiten, 
dass  sie  ziemlich  stark  gefasshaltig  war.  Die  dadurch  hervorgerufene  Blutung 
erforderte  längere  Zeit  zum  Stillen.  Als  nun  der  Knochen  blossgelegt  war, 
passte  die  Wölbimg  der  Prothese  nicht  ganz  zu  seiner  Oberfläche,  so  dass  mit 
anderem  Material  Ersatz  geschaffen  werden  musste.  Dann  wurden  über  die 
Platte  die  Weichteile  der  Haut  vernäht,  nachdem  man  sich  noch  überzeugt 
hatte,  dass  die  Höhle  breit  mit  der  Nase  kommunizierte.  Nach  der  später 
vorgenommenen  Röntgenaufnahme  deckt  die  Platte  die  Höhle  nicht  ganz,  aber 
die  Einheilung  ist  eine  vollkommene.  La  der  Diskussion  erwähnt  Guenue 
einen  Fall,  in  welchem  er  zur  Behandlung  einer  Pseudarthrose  des  Oberarms 
eine  Aluminiumplatte  mit  Schrauben  fixiert  hatte.  Nach  einem  Jahre  brach 
die  Narbe  auf,  und  bei  der  Inzision  war  die  Platte  durch  Lockerung  der 
Schrauben  bewegUch  geworden.  Tif  fier  bestätigt  ein  gleiches  von  Befestigung 
anderer  Knochen  mittelst  metallener  Klammern. 

Ombredanne  (15)  sucht  die  Schwierigkeit,  die  allgemeine  Narkose  bei 
Gesichtsoperationen  zu  ermöglichen,  dadurch  zu  umgehen,  dass  er  ein  recht- 
winklig abgekrümmtes  Rohr,  das  an  eine  Platte  von  weichem  Kautschuk  be- 
festigt ist,  zwischen  Lippen  und  Zahnreihe  des  Patienten  führt.  Bei  durch 
Gaze  verstopften  Nasengängen  führt  er  das  Anästhetikum  durch  einen  Schlauch 
zu,  den  er  an  ein  Kaffeekrug  ähnliches  Gefäss  ansetzt,  in  welchem  auf  zu- 
sammengepresste  Schwämme  das  Narkotikum  gegossen  wird.  Mit  einem  durch- 
löcherten Deckel  ist  das  krugähnliche  Gefäss  geschlossen.  So  einfach  die 
Methode  erscheint,  leidet  sie  doch  an  dem  Fehler,  dass  die  Ausatmung  in 
die  mit  dem  Narkotikum  geschwängerte  Luft  des  Kruges  erfolgen  muss. 

De  Cortes(2)  beschreibt  das  von  Biondi  angewendete  Verfahren,  das 
ausgedehnte  Substanzverluste  der  Wangenschleimhaut  zu  decken  und  grossen 
Kontinuitätstrennungen  am  Gaumenbogen  zu  schliessen  gestattet.  Es  besteht 
darin,  dass  man  zur  Deckung  der  Substanzverluste  einen  der  Zunge  entnom- 


Part 8 eh,  Verletziingen  und  chirurgiBche  Krankheiten  der  Wange  etc.  335 

menen  Mnskel-Schleimhantlappen  verwendet.    Man  verfährt  wie  folgt:  Nach- 
dem man  einen  Seidenfaden  durch  die  Zunge  hindurchgeführt,  zieht  man  sie 
so  weit  wie  möglich  aus  dem  Munde  heraus  und  schneidet  auf  der  Seite,  wo 
die  zu  deckende  Läsion  besteht,  das  äussere  Drittel  von  ihr  ab.  Die  Blutung 
ans  der  zurückbleibenden  Portion  stillt  man  dadurch,    dass  man,  mit  fort- 
laufenden Schnitt,  den  äusseren  Schleimhautrand  mittelst  Seidennaht  an  den 
unteren  heftet.  An  der  Schnittfläche  fuhrt  man  in  der  Medianlinie  einen  un- 
gefähr ^/8  cm  tiefen  Schnitt  in  den  Lappen  und  entfaltet  ihn  dann.    Den 
Stiel  mn  etwas  mehr  als  V«  Kreis  drehend,  wendet  man  die  kruente  Fläche 
gegen  die  zu  reparierende  Seite  und  heftet  ihre  Ränder  an  die  umliegende 
Schleimhaut.     Nach  gut  ausgefallener  Implantation  durchschneidet  man  den 
Stiel,  der  den  Lappen  mit  der  Zunge  verbindet.    Li  Fällen  von  Plastik  am 
Kinn  verschliesst  der  Stiel  nicht  den   Zugang  zum  Schlundkopf  und  stört 
weder  die  Phonation  noch  die  Deglutition.    Bei  Plastiken  am  Gaumen  schiebt 
man  den  Lappen  auf  den  betreffenden  vorderen  Gaumenpfeiler  und  fixiert 
ihn  hier  mittelst  Naht,   die  man  entfernt,  wenn  nach  erfolgtem  Anwachsen 
des  Lappens  der  Stiel  durchschnitten  wird.    Dieses  plastische  Verfahren  hat 
den  besten  Erfolg,  wenn  die  zu  deckenden  Substanzverluste  nicht  sehr  aus- 
gedehnte sind,  wenn  nur  ein  massiger  Zug  auf  den  Lappen  ausgeübt  und  die 
Unterbindung    der  Zunge   vermieden  wird.    Es   hat   folgende  Vorzüge:    die 
Fmiktion    des    lädierten    Teiles    wird   wieder    hergestellt,     ohne    dass    die 
Fimktion  des  Organs,  dem  der  Lappen  entnommen  wird,  eine   bedeutende 
Beeinträchtigung  erfahrt,  die  Mundhöhle  wird  mit  Gewebe  ausgekleidet,   das 
anatomisch  dem  zerstörten  gleich  ist,  die  kosmetischen  Veränderungen  werden 
anf  das  geringste  Mass  reduziert.    Das  Verfahren  wurde  zuerst  an  Schäfer- 
hnnden,  dann  am  Leichnam  und,  mit  bestem  Resultat,  an  drei  Patienten  er- 
probt. R.  Giani. 

Meyer  (12)  kritisiert  die  von  Löwe  empfohlene  Freilegung  des  Ge- 
sichtsskeletts in  Kombination  mit  der  temporären  Oberkieferresektion  nach 
Part  seh.  Er  glaubt,  dass  man  dasselbe  erreichen  könne  mit  einfacheren 
Methoden  und  weist  an  dem  vorgestellten  Falle  nach,  dass  Rezidive  der 
Polypen  eingetreten  sind,  und  dass  durch  die  umfangreiche  Entfernung  der 
Nasenwunde  die  physiologische  Aufgabe  der  Nase,  der  Erwärmung  und  Durch- 
feachtung  der  Atmungsluft,  nicht  erfüllt  werden  könne.  Löwe  rechtfertigt 
die  Methode  durch  Vorstellung  anscheinend  glücklich  operierter  Fälle. 

Eckstein  (5)  hat  bei  einer  54jährigen  Patientin,  die  in  ihrem  10.  Jahr 
nach  2^hneiterung  eine  Atrophie  der  linken  Wange  bekam,  trotz  der  von 
Luzenburger  bereits  bekannt  gegebenen  Tatsache,  dass  das  Resultat 
durch  Schwund  des  Paraffins  sich  verschlechtert,  eine  Injektion  von  15  bis 
20  ccm  Paraffin  vom  Schmelzpunkt  56 — 58®  gemacht.  Wegen  der  Kürze 
der  Zeit  nach  der  Lijektion  waren  noch  Schwellungen  und  Ungleichheiten 
vorhanden. 

Beclere  (1)  hat  die  Röntgenstrahlen  benützt,  um  die  der  äusseren 
Betrachtung  nicht  zugängigen  Veränderungen  der  Knochen  des  Schädelgrundes 
und  des  Wespenbeins  anschaulich  zu  machen.  Indem  die  Methode  imstande 
ist,  die  unregelmässigen  Verdickungen  des  Schädelgrundes,  die  übermässige 
Entwickelung  der  Stirnhöhle  und  vor  allem  die  Verbreiterung  der  Sella  tur- 
cica  nachzuweisen,  wird  sie  eines  der  wesentlichsten  Hilfsmittel,  um  die  Ac- 
romegalie  fruste,  wie  sie  Chauffard  (Acrom6galie  f rüste  avec  macroglossie. 
Society  medicale  des  Höpitaux  12.  juillet  1895)  beschrieben  hat,  nachzuweisen. 


336  JahresberiGht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Durch  Wiedergabe  der  Aufnahmen  einzelner  Fälle   von  Riesen   und   Akro- 
megalen  beweist  er  den  Wert  der  Methode. 

Erkrankungen  der  Gesichtsneryen. 

1.  Abbe,  Robert,  Subdural  interposition  of  mbber tissue  without remoyal of  tbe Gasseriea 
ganglion  in  Operations  for  tic  dooloureux.    Annals  of  surgery.  Januaiy  1903. 

2.  Ballance  and  Stewart,  On  the  operative  treatment  of  chronic  facial  palsjofperi- 
pheral  origin.    British  medical  Journal  1908.  May  3. 

3.  Baroni,  8.,  La  cura  chirurgica  delle  nevralgie  del  trigemino.   Gaszetta  degU  ospedaK 
1903.  Nr.  92. 

4.  Cook,   The  orbital  route  for  removal  of  the  second  branch  of  the  fifth  nerre  at  the 
foramen  rotundum.    Annais  of  aurgery  1903.  June. 

5.  C US  hing,  The  surgical  treatment  of  facial  paralysis  by  nerve  anastomosis.    Annals 
of  surgery  1903.  May. 

6.  D'Este,  L.,  La  ricerca  e  la  resezione  della  seeonda  branca  del  ixigemino  nella  poiti 
pterigo-palatina  per  la  via  retroroascellare.    II  Morgagni  1903.  Nr.  6. 

7.  Faure,  La  eure  chirurgicale  de  la  paralysie  faciale.    Bull,  et  Möm.  de  la  Soci^^  de 
Chirurgie  de  Paris.  Nr.  28.  1903. 

8.  H  acken  br  uch.  Zur  Behandlung  der  Gesichtslfthmung  durch  Nervenpfropfung.  v.Langeo- 
becks  Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  3. 

9.  Hammond,  On  the  possibility  of  operative  relief  of  certain  forma  of  facial  paralyak 
Annais  of  surgery  1903.  May. 

10.  Hildebrandt,  Zur  Resektion  des  3.  Astes  des  Trigeminus  am  Foramen  ovale.  Deutsch« 
Zeitschrift  für  Chirurgie  1903. 

11.  Körte,  Vorstellung  eines  Falles  von  Nervenpfropfung  des  Nervus  facialis  auf  dea 
Nervus  hypoglossus.    Freie  chir.  Vereinigung.   Zentralblatt  f.  Chirurgie  1903.  Nr.  7. 

12.  Marchetti,  0.,  Falso  nevroma  del  nervo  sotto  orbitario.  Gomunicazione  fatta  al 
XVI  Congresso  delF  Associaz.  ottalmolog.  ital.  Firenze.  Ottobre  1902.  Clinica  modena 
1903.  Nr.  19. 

13.  Poirier,  Tic  douloureux  de  la  face.  R^section  du  ganglion  cervical  sup^rienr  du  graad 
sympathique.  Am^lioration  trds  sensible.  Bull,  et  m^ro.  de  la  s  oc.  de  Chir.  1908 
Nr.  26. 

14.  Zimmer,  Traitement  de  la  növralgie  du  tr\jumeau.  La  Presse  m^d.  1903.  Nr.  29. 

Körte  (11)  hat  bei  einer  wegen  Knocheneiterung  im  Warzenfortsatz  er- 
förderlichen Durchtrennung  des  N.  facialis  den  N.  hypoglossns  mit  dem 
distalen  Facialisstumpf  vereinigt,  und  die  anfangs  bestehende  totale  FaciaUs- 
paralyse  mit  der  halbseitigen  Zungenatrophie  und  Parese  sechs  Monate  später 
Aseichen  sehen.  Die  dann  in  die  Erscheinung  tretende  Bewegung  des  Mund- 
wink*3ls  und  der  Augenlider  waren  mit  Bewegungen  in  der  Zunge  ver- 
bunden. 

Hackenbruch  (8)  sah  bei  einem  8jährigen  Kinde  eine  im  Alter  von 
drei  Monaten  plötzlich  eingetretene  rechtsseitige  Facialislähmnng,  von  der 
nicht  ganz  genau  zu  entscheiden  war,  ob  es  sich  wirklich  um  eine  zentrale 
Lähmung  oder  eine  periphere  Lähmung  handle.  Jedenfalls  war  der  gesamte 
la  Cialis  gelähmt.  Die  elektrische  Untersuchung  ergab,  dass  alle  Muskeln  der 
rechten  Gesichtshälfte  direkt  wie  indirekt  mit  beiden  Stromarten  erregbar 
waren,  und  zwar  mit  Stromstärken,  die  eher  eine  Kleinigkeit  geringer  als  an 
der  gesunden  linken  Hälfte  waren.  Hackenbruch  entschloss  sich,  einen 
Teil  des  Nervus  accessorius  in  den  Facialis  zu  pfropfen.  Es  wurde  dicht 
hinter  dem  Ansatz  des  Ohrläppchens  ein  6  cm  langer  Schnitt  am  vorderen 
Itande  des  Kopfnickers  gemacht,  und  nach  doppelter  Unterbindung  der  Vena 
jugutaris  der  Nervus  accessorius  am  Eintritt  in  den  Muskelbauch  freigelegt 
Nach  Abhebung  der  Parotis  wurde  der  Stamm  des  Nervus  facialis  frei  prä- 


P  arisch,  Yerleizungaa  und  chirurgische  KraokheiieD  der  Wange  etc.  337 

pariert.  Seine  Beiühnmg  löst  Zuckungen  in  der  rechten  Gesichtshälfte  ans. 
Der  Stamm  des  Facialis  warde  dorchgeschlitzt.  Der  Stamm  des  Accessorius 
Yom  Mnskelbauch  aufwärts  mit  einem  feinen  Messer  so  durchstochen,  dass 
Vb  des  Stammes  auf  das  Messerchen  zu  liegen  kamen.  Vorsichtig  schneidend 
wurde  nach  dem  Kieferwinkel  zu  das  Messerchen  geführt  und  der  obere 
dickere  Teil  des  gespaltenen  Accessoriusstammes  dicht  an  der  Eintrittsstelle 
in  den  Eop&icker  abgeschnitten.  Der  dickere  obere  Teil  wurde  unter  dem 
Digastricus  hergeschoben  und  in  den  geschlitzten  Facialisstamm  eingestopft 
und  mit  zwei  sehr  feinen  Seidenföden  der  Stamm  an  den  Facialis  befestigt. 
Die  Pfropfung  wurde  der  einfachen  Naht  vorgezogen,  weil  damit  keine  Zerrung 
gegeben  war  und  eine  grössere  Garantie  für  das  Zusammenwachsen  der  neu- 
flproisenden  Primitivfasem.  Die  Heilung  war  in  acht  Tagen  eingetreten, 
schon  nach  Ablauf  eines  Monates  stellte  sich  Empfindung  in  der  rechten 
Gesichtshälfte  ein  und  der  Mund  begann  besser  zu  stehen.  Nach  neun  Monaten 
konnte  der  rechte  Mundwinkel  nach  aussen  gezogen  werden,  wobei  gleichzeitig 
die  rechte  Schulter  und  der  rechte  Eopfnicker  sich  anzieht.  Die  faradische 
Erregbarkeit  des  rechten  Kop&ickers  war  herabgegangen,  die  des  Trapezius 
im  unteren  Drittel  verloren  gegangen.  Die  ursprünglich  vorhandene  Zusammen- 
ziehung des  Trapezius  bei  Verziehen  des  Mundwinkels  ist  allmählich  durch 
Übung  zurückgedrängt  worden.  Hackenbruch  regt  den  Gedanken  an,  auch 
bei  der  spinalen  Kinderlähmung  eine  Nervenpfropfung  zu  versuchen.  Er  hat 
sie  auch  in  einem  Falle  bereits  ausgeführt. 

Faure  (7)  kommt  auf  den  schon  früher  von  ihm  gemachten  Vorschlag 
zurück,  die  Lähmung  des  Gesichtsnerven  durch  Vereinigung  desselben  mit 
einem  Spinalnerven  zu  behandeln.  Dieser  Gedanke  ist  von  anderer  Seite  auf- 
genommen mid  verwirklicht  worden.  Kennedy  durchtrennte  bei  einem 
Kranken,  der  seit  10  Jahren  am  Tic  convulsiv  litt,  den  Facialis  und  ver- 
einigte ihn  mit  dem  Spinalnerven.  Die  der  Operation  folgende  Lähmung 
glich  sich  allmählich  aus  und  vollständige  Heilung  trat  ein.  1901  machte 
Morestin  %ine  Anastomose  bei  einer  durch  Schädelbasisfraktur  hervorge- 
mfenen  Lähmung,  die  ebenfalls  zur  Heilung  führte.  Faure  führte  1902  eine 
zweite  Operation  aus  und  Gushing  veröffentlichte  eine  ebensolche  mit  sehr 
gutem  Erfolge.  Später  sind  von  Hackenbruch  und  Körte  ähnliche  Fälle 
publiziert  worden.  Von  letzterem  eine  Anastomose  des  Facialis  mit  dem 
Hypoglossus.  Kürzlich  hat  Ball  an ce  sieben  neue  Beobachtungen  veröffent- 
licht, darunter  eine  aus  dem  Jahre  1895,  welche  wohl  die  erste  derartige 
Operation  gewesen  sein  mag.  Die  technischen  Einzelheiten  sind  in  der  These 
von  Br6avoine  mitgeteilt.  Zur  Anastomose  mit  dem  Facialis  empfiehlt  sich 
der  zum  Cucularis  gehende  Zweig  des  Accessorius.  Die  Anastomose  kann 
auf  verschiedene  Weise  hergestellt  werden,  Faure  empfiehlt  den  Stamm  des 
durchschnitten  Facialis  mit  den  seitlich  angefrischten  intakt  gelassenen  Spinal- 
nerven zu  vereinigen  oder  auch  die  Anastomose  mit  dem  Hypoglossus  zu 
machen,  doch  ist  die  Durchschneidung  des  Hypoglossus  mit  der  folgenden 
Zangenlähmung  nicht  frei  von  Bedenken.  Die  mehr  seitliche  Implantation 
würde  vorzuziehen  sein.  Im  allgemeinen  hat  die  spinofaziale  Anastomose 
unerwartete  Erfolge  ergeben.  Von  14  bekannt  gewordenen  Beobachtungen 
müssen  zwei  als  zu  kurz  ausgeschaltet  werden,  weil  die  nervöse  Regeneration 
mehrere  Monate  zu  ihrer  Vollziehung  braucht.  Von  12  Fällen  ist  bei  keinem 
ein  Misserfolg  eingetreten.  Alle  lassen  erkennen,  dass  eine  Regeneration  der 
Facialisfasem  eingetreten  sein  muss,   wenn  auch  diese  Regeneration  nicht 

JalirMberieht  fOr  Chinurgia  1903.  22 


338  Jahreabericbt  für  Ghirargte.    II.  Teil 

immer  eine  vollkommene  bleibt.  Deutlich  tritt  hervor,  dass  die  Dauer  der 
Lähmung  dabei  eine  erhebliche  Rolle  spielt»  und  die  besten  Operationsresul- 
tate  wurden  dort  erzielt,  wo  die  Operation  sehr  bald  innerhalb  zwei  Monaten 
vorgenommen  wurde.  Aber  auch  selbst  Fälle  von  8  jähriger  Dauer  lassen 
noch  eine  Hofihung  auf  Besserung  erwarten.  Die  vorher  fast  ganz  verlorene 
elektrische  Reaktion  kehrt  wieder,  aber  die  Wiederherstellung  der  Muskd- 
kraft  geht  damit  nicht  immer  Hand  in  Hand.  In  einer  kleinen  Zahl  der 
Fälle  bleibt  der  durch  die  Lähmung  veranlasste  Gesichtsausdruck  bestehen, 
in  anderen  verschwand  das  Ektropion  des  unteren  Augenlides.  Von  den 
Mitbewegungen  kann  ein  Verschwinden  nicht  immer  konstatiert  werden, 
wenigstens  was  die  Erhebung  der  Schulter  anlangt.  Aber  auch  bei  anderen 
Mitbewegungen  ist  nicht  immer  ein  Verschwinden  bemerkbar,  wenn  auch  eine 
auffällige  Adaption  zustande  kommt,  so  dass  man  eine  Art  Vertretung  der 
vertebralen  Zellen  annehmen  muss.  Deshalb  vertritt  Balance  die  Auffassung, 
dass  wegen  der  nahen  Nachbarschaft  der  Kerne  des  Hypoglossus  und  Facialis 
eine  Anastomose  zwischen  diesen  beiden  Nerven  vorzuziehen  sei.  Faure 
ist  aber  davon  nicht  vollkommen  überzeugt.  Er  will  nur  die  Aufmerksamkeit 
auf  ein  solches  operatives  Verfahren  richten,  welches  bei  Gefahrlosigkeit  einen 
bestimmten  Erfolg  herbeizuführen  vermag.  Die  Beschreibung  der  bislang 
bekannten  14  Beobachtungen  mit  tabellarischer  Übersicht  schliesst  die  Mit- 
teilung. 

Cushing  (5)  berichtet  über  einen  erfolgreich  operierten  Fall  von  Nerven- 
pfropfung. Ein  SOjähriger  junger  Mann  war  mit  einem  Revolver  hinter  dem 
rechten  Ohr  geschossen  worden  und  bot  sofort  nach  der  Verletzung  die  Er- 
scheinungen vollständiger  Facialislähmung.  Die  Kugel,  die  in  dem  Knochen 
steckte,  konnte  bald  entfernt  werden;  sie  hatte  von  hinten  nach  vom  die 
vordere  Partie  des  Warzenfortsatzes  durchdrungen  und  den  unteren  Teil  d^ 
Fallopischen  Kanals  zerstört  und  ein  Stück  des  Felsenbeins  zertrünmiert.  Der 
Facialis  hatte  eine  nicht  mehr  gut  zu  machende  Verletzung  zwischen  dem 
Ganglion  geniculatum  und  dem  Foramen  stylomastoideum  erfaBren.  Auch 
der  Geschmack  hatte  rechterseits  gelitten  über  den  vorderen  '/s  der  Zunge. 
Die  motorische  Lähmung  des  Gesichts  war  vollständig,  das  Bell  sehe  Zeichen 
der  Aufwärtsrollung  des  Auges  beim  Schluss  der  Lider  ausgesprochen.  Sechs 
Wochen  nach  der  Verletzung,  nach  Abheilung  der  Schusswunde,  wurde  in 
Narkose  ein  Schnitt  am  vorderen  Rande  des  Kopfnickers  gemacht.  Der 
Nervus  accessorius  wurde  an  seinem  Eintritt  in  die  Hinterfläche  des  Muskels 
freigelegt,  ungefähr  öcm  lang  hinter  dem  Warzenfortsatz.  Es  war  nur  ein 
Stamm  des  Nerven  vorhanden.  Dann  wurde  der  Nervus  facialis  freigelegt 
Durch  Einschnitt  des  hinteren  Randes  der  Parotis  wurde  der  Nerv  frei- 
gelegt bis  zu  der  Verletzung,  die  er  erfahren.  Eine  sehr  feine  Seidennaht 
wurde  durch  die  Nervenscheide  an  der  SteUe,  wo  er  durchtrennt  werden 
sollte,  durchgezogen;  der  Accessorius  wurde  dicht  an  seinem  Eintritt  in  den 
Muskel  abgetrennt.  Beide  Nerven  wurden  dann  mit  etwas  von  dem  um- 
gebenden Gewebe  über  dem  hinteren  Bauch  des  Biventer  herübergeschlagen 
und  durch  drei  feine  Nähte  vereinigt,  und  zwar  End  zu  End,  ohne  Spannung. 
Der  Einschnitt  in  die  Parotis  wurde  wieder  mit  feinen  Nähten  vereinigt,  die 
Blutung  sorgfältig  gestillt.  Schon  am  zweiten  Tage  nach  der  Operation  wollte 
Pat.  die  Zunahme  der  Kraft  beim  Augenlidschluss  bemerken.  Die  Störung 
der  Tränenabsonderung  hörte  auf  und  ebenso  der  Verlust  des  Speichels.  Am 
10.  Tage  konnte  der  Pat.  bereits  nach  Hause  gehen  mit  der  Anweisung  sich 


Parts ch,  Verletzungen  und  chimrgische  Krankheiten  der  WaDge  etc.  339 

täglich  vor  dem  Spiegel  zn  elektrisieren.  Verschiedene  Bilder,  die  der  Arbeit 
beigefügt  sind,  geben  den  Beweis  für  den  zunehmenden  Fortschritt.  Die 
Asymmetrie  des  Gesichtes  besserte  sich.  Allmählich  trat  die  Bewegmig  der 
Schulter  bei  dem  Augenschluss  ein.  Eine  Übersicht  über  die  bisher  ver- 
öffentlichten Fälle  schliesst  die  interessante  Arbeit,  in  der  hauptsächlich  auch 
die  Frage  erwogen  wird,  wie  man  sich  wohl  die  Wiederherstellung  der  Be- 
weglichkeit zu  denken  habe. 

Bailance  und  Stewart  (2)  teilen  eine  Reihe  von  sieben  Fällen  mit, 
in  welchen  bei  Facialislähmung,  wenn  die  Muskelfasern  noch  lebten,  der  Stumpf 
des  Nervus  facialis  nach  Durchschneidung  am  Foramen  stylo-mastoideum 
in  den  Stamm  des  Accessorius  eingeheilt  wurde.  In  einem  Falle  wurde  der 
Accessorius  halb  durchgeschnitten  und  in  die  so  gebildete  Nische  der  Facialis 
durch  feine  Seidennähte  fixiert.  Andere  haben  den  Nerven  Ende  zu  Ende 
vereinigt,  andere  wieder  seitlich  angesetzt.  Basago-Giarella  hat  bei 
Hnnden  experimentell  nach  der  Anastomose  festgesteUt,  dass  nach  47«  Monaten 
die  ersten  Bewegungen  begannen  und  nach  6 — 8  Monaten  vollkommen  waren. 
Unter  den  Fällen  der  von  Ballance  operierten  kehrte  in  sechs  Fällen  die 
willkürliche  Bewegung  in  den  gelähmten  Muskehi  wieder,  nachdem  der  Nerv 
vorher  in  einer  von  5  Monaten  bis  zu  3  Jahren  wechsehiden  Zeit  gelähmt 
war.  In  einem  Fall  trat  erst  nach  9  Monaten  das  erste  Zeichen  der  Regene- 
ration auf.  Unmittelbar  nach  der  Operation  pflegt  zuerst  die  Lähmung  des 
Kopfnickers  und  des  oberen  Teiles  des  Trapezius  einzutreten,  wenn  die  ge- 
lähmten Muskeln  bereits  kontrahiert  waren,  werden  sie  schlaff  und  schlaffe 
Muskeln  nehmen  noch  an  Schlaffheit  zu,  gleichsam,  als  ob  durch  die  voll- 
ständige Durchtrennung  des  Nerven  ein  tonischer  Einfluss  vom  Gehirn  aus 
miterbrochen  würde.  Die  motorische  Kraft  steUt  sich  in  den  Muskeln  eher 
ein  als  die  faradische  Erregbarkeit.  Ebenso  kommt  der  Muskeltonus  eher 
wieder,  so  dass  die  Gesichtsasymmetrie  ebenfalls  schon  eher  abnimmt ,  ehe 
noch  die  elektrische  Erregbarkeit  vorhanden.  Zunächst  sind  die  Bewegungen 
in  Gesicht  und  Schulter  immer  kombiniert  und  erst  eine  allmähliche  Erziehung 
der  Hirnrinde  schafft  die  unabhängige  Bewegung.  Die  Nähe  des  Gesichts- 
und  Schulterzentrums  scheint  dabei  günstig  einzuwirken.  Deshalb  ist  auch 
der  Hypoglossus  für  die  Anastomose  geeignet,  da  das  Zungenzentrum  und 
das  Fascialiszentrum  noch  näher  beieinander  liegen.  Aus  den  Fällen  geht 
hervor,  dass  die  periphere  Facialislähmung  durch  die  Anastomose  mit  dem 
Accessorius  heilbar  ist.  Es  dürfte  aber  die  Hypoglossusanastomose  vorzuziehen 
sein.  Die  Operation  ist  desto  erfolgreicher,  je  früher  sie  vorgenommen  wird. 
Man  kann  die  Facialisparalyse  operativ  behandeln,  wenn  6  Monate  ohne 
Zeichen  der  Besserung  verstrichen  sind.  Die  Fälle  von  traumatischer  Lähmung 
sind  günstiger,  wie  die  durch  infektiöse  Entzündung  entstandenen. 

Marchetti  (12)  beschreibt  einen  (wegen  des  Volumens  der  Geschwulst 
seltenen)  Fall  von  an  der  Peripherie  des  N.  suborbitalis  entstandenen  Fibrom, 
welches  Fibrom  die  Augenhöhle  invadiert  und  verändert  und  das  Auge  heraus- 
gedrängt, und  Evolutions-  und  Degenerationsformen  des  Bindegewebes  er- 
fahren hatte.  Die  Geschwulst,  die,  als  Patient  5  Jahre  alt  war,  am  Wimper- 
rande des  unteren  Lides  des  rechten  Auges  unter  der  Form  eines  kleinen 
Knotens  ihren  Anfang  genommen  hatte,  war  allmählich  bis  zu  einer  Länge 
von  18  cm  und  einem  Maximalumfang  von  38  cm  angewachsen.  Beim  Ope- 
rationsakt erwies  sie  sich  als  aus  zwei  deutlich  voneinander  differenzierten 
Portionen  bestehend.    Die  eine  Portion,  die  zum  Teile  in  der  Augenhöhle  sass, 

22* 


340  Jahresbericht  für  Ghimrgie.    II.  Teil. 

war  etwas  mebr  als  fanstgross,  von  ovoidaler  Form,  deutlich  tungrenzt  und 
von  glatter  Oberfläche.  An  ihrer  vorderen  Seite  lag  das  stark  veränderte 
Auge,  an  der  hinteren  breiteten  sich  die  in  Aussehen  und  Grösse  normalen 
und  mit  der  Geschwulst  innig  verwachsenen  Zweige  des  N.  suborbitalis  aus. 
Dieser  Portion  haftete  seitlich  und  unten  die  zweite  an,  die  Fötuskopfgrösse 
erreicht  hatte  und  aus  durch  Elephantiasis  veränderter  Haut  bestand.  Aaf 
der  Schnittfläche  zeigte  die  obere  Portion  kleine  Höhlungen,  die  von  einem 
fibrös  aussehenden,  hier  und  dort  Knorpel-  und  Knochenzonen  aufweisenden 
Gewebe  umgeben  waren ;  einige  dieser  Höhlen  enthielten  eine  weissliche,  andere 
eine  gelbliche,  noch  andere  eine  braunrote  Flüssigkeit.  Diese  ausgedehnte 
Portion  war  von  einer  Art  Kapsel  umhüllt,  die  an  den  verschiedenen  Stellen 
mehr  oder  weniger  dick,  jedoch  hinten  dicker  als  vom  war  und  auf  welcher 
sich  die  Nervenfasern  verloren.  In  Anbetracht  der  Beziehungen  der  Geschwulst 
mit  der  Orbita,  des  Schwundes  des  Ganalis  suborbitalis,  der  von  der  unteren 
Orbitalwand  aufgewiesenen  Umbildung,  der  elephantiastischen  Veränderung 
Haut  im  Gebiete  des  N.  suborbitalis,  und  auf  Grund  der  mikroskopischen 
Untersuchung,  der  Anamnese  und  des  klinischen  Verlaufes  wurde  die  Diagnose 
auf  Neuroma  spurium  des  N.  suborbitalis  gestellt,  und  zwar  sprach  die 
besondere  Anordnung  des  Nerven  auf  der  Geschwulst  für  ein  peripheres 
Neurom. 

Der  Fall  ist  selten  wegen  des  von  der  Geschwulst  erreichten  Volumens, 
neu  hinsichtlich  des  Sitzes  der  Geschwulst.  R.  Giani. 

Robert  Abbe  (1)  hat  den  Gedanken  gehabt,  die  Schwierigkeiten,  welche 
der  technischen  Ausführung  der  Entfernung  des  Ganglions  Gasseri  entgegen- 
stehen, dadurch  zu  umgehen,  dass  er  die  vollständige  Fortnahme  des  Ganglions 
dadurch  ersparte,  dass  er  die  eventuelle  Verwachsung  der  durchschnittenen 
Nervenäste  mit  dem  Ganglion  unmöglich  machte  durch  Zwischenlagemng  eines 
Stückes  Guttapercha,  welche  er  einheilte  zwischen  die  aus  dem  Ganglion  aus- 
gerissenen Nervenäste  und  das  in  seiner  Lage  belassene  Ganglion.  Er  ver- 
meidet damit  die  mit  der  Exstirpation  verbundene  Blutung  und  ausserdem 
die  Gefahr  der  Himquetschung,  wie  sie  gerade  bei  der  Entfernung  des  Gan- 
glions oft  eintritt.  Oft  hat  die  Blutung  zur  Unterbrechung  der  Operation 
genötigt  und  die  radikale  Fortnahme  des  Ganglion  vereitelt  Abbe  hat  die 
Idee  zum  erstenmale  praktisch  ausgeführt  bei  einem  46jährigen  Manne,  bei 
dem  er  wegen  3  Jahre  lang  bestehenden  Gesichtsschmerz  die  Nervenwurzeln 
nach  Hartley  freilegte,  die  Operation  aber  dreimal  wegen  Blutung  untere 
brechen  musste.  Es  war  ihm  trotz  wiederholten  Versuches  unmöglich,  das 
Ganglion  frei  zu  legen;  er  musste  sich  entschliessen ,  nach  Ausdrehen  der 
Nervenwurzeln,  die  Blutung  durch  Einlegen  eines  Guttaperchastückes  zu  stillen. 
Es  heilte  trotz  der  Tamponade  ein  und  der  Patient  verliess  nach  3  Wochen 
geheilt  das  Hospital.  Bei  einem  anderen  Versuch,  die  Einheilung  zu  bewirken, 
misslang  die  Absicht  und  3  Wochen  nach  der  Freilegung  eines  Schädeldefektes 
und  Deckung  desselben  durch  Guttapercha  stiess  sich  ein  Stück  in  Krümeln 
aus.  Der  Autor  hat  in  fünf  Fällen  bei  Neuralgie  die  Interposition  gemacht, 
und  in  allen  Fällen  Heilung  erzielt.  Ein  Fall  liegt  bereits  6  Jahre  zurük,  ein 
anderer  ist  5  Jahre  geheilt,  ein  dritter  27»  Jahre  und  ein  vierter  V*  Jahr, 
der  fünfte  6  Monate,  Abbe  rühmt  der  Methode  nach,  dass  sie  leicht,  sicher, 
einfach  ist,  dass  ferner  die  Resektion  der  Nerven  vor  dem  Ganglion  ausreicht 
und  die  Einlagerung  von  Guttapercha  eine  Wiedervereinigung  der  Nerven- 
wurzeln verhindert. 


P  arisch,  Yerletznngeii  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  341 

Zimmern  (14)  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  die  Behandlung  der 
TrigemJnusneuralgie  und  empfiehlt  für  ihre  Behandlung  als  besonders  wirksam 
Wärme  in  Form  Yon  heissen  Kompressen,  während  er  in  der  elektrischen  Be- 
handlung nur  ein  Palliativmittel  sieht.  Bergonnier  hat  1898  zur  Verwen- 
dung derselben  eine  Elektrode  von  sehr  grosser  Oberfläche  und  Strömen  von 
hoher  Intensität  empfohlen.  Zimmern  ist  dagegen  zu  schwächeren  Strömen 
ziurückgegangen,  aber  hat  sie  längere  Zeit  verwendet.  Es  müssen  tägliche 
Sitzungen  gemacht  werden  und  vor  einem  Monat  ist  kaum  auf  eine  Besse- 
nmg  zu  rechnen.  Es  sind  deshalb  für  die  chirurgische  Behandlung  nur  die 
schweren  Fälle  zu  reservieren. 

Baroni  (3)  berichtet  über  zwei  Fälle,  in  einem  derselben  handelte  es 
sich  um  eine  Neuralgie  des  rechten  unteren  Zahnnerven,  im  anderen  um 
Neuralgie  des  linken  N.  auriculo-temporalis.  Beide  behandelte  er  mittelst 
der  Nenroextraktion  nach  Dur  ante  und  erhielt  brillante  Resultate.  Er 
empfiehlt  bei  Neuralgien  des  Trigeminus  diese  Methode  zu  versuchen,  ehe 
man  zu  viel  schwereren,  wie  endokranielle  Extraktion  des  Ganglion  Gasseri 
n.  a.  greift.  R.  Giani. 

Hammond  (9)  sah  bei  einer  46jährigen  Frau,  die  in  ihrem  13.  Lebens- 
jahr eine  Mastoidealaffektion  durchgemacht  und  die  zwei  Jahre  vorher  wieder 
eine  Verschlimmerung  erfahren,  eine  3.  Attacke  auftreten,  die  mit  heftiger 
Schwellung,  Schmerzen  und  Druckempfindlichkeit,  Schwindel  und  ausgesprochen 
meningealen  Symptomen  verbunden  war.  Diesmal  trat  eine  FaciaHslähmung 
ein,  die  aber  nach  10  Tagen  bei  Rückgang  der  Erscheinungen  fast  verschwand. 
Da  sich  später  noch  eine  solche  Attacke  einstellte,  die  deutlich  mit  Ohr- 
erscheinungen verbunden  war,  wurde  das  Antrum  eröffnet  und  in  ihm  ein 
nicht  oi^anisiertes  Blutgerinnsel  gefunden,  welches  die  Höhle  ausfüllte.  Der 
Sinus  erwies  sich  frei  von  Thrombose.  Nach  Ausräumung  des  kariösen  Herdes, 
wobei  natürlich  der  Nerv  geschont  werden  musste,  war  die  Facialislähmung 
ganz  verschwunden.  Patient  konnte  nach  15  Tagen  die  Anstalt  verlassen. 
Die  eitrige  Enochenentzündung  hatte  die  Lähmung  hervorgerufen,  wahrschein- 
Uch  durch  leicht  entzündliches  Exsudat  in  den  Nerven. 

Cook  (4)  empfiehlt  für  die  Behandlung  der  Gesichtsneuralgie  die  Ent- 
fernung des  2.  Astes  des  Trigeminus  nach  Storrs  Methode.  (Dr.  Melanch- 
thon  Storr  aus  Härtford,  Connecticut).  Storr  hat  10 — 12  Patienten  nach 
seiner  Methode  operiert;  keiner  starb  an  der  Operation;  zwei  Patienten  sind 
über  10  Jahre  frei  geblieben  von  den  Beschwerden;  einer  verlor  das  Augen- 
licht,  aber  angeblich  nicht  infolge  der  Operation.  Einige  sollen  später  wieder 
Schmerzen  bekommen  haben,  teilweise  aber  in  anderen  Nervengebieten.  Da 
Storr  bereits  gestorben,  teilt  Cook  die  Methode  mit.  Bei  zweckmässiger 
Lagerung  des  Patienten  wird  am  unteren  Augenhöhlenrande  ein  Schnitt  ge- 
macht, vom  inneren  bis  äusseren  Augenwinkel.  Dann  wird  stumpf  das  Periost 
des  Bodens  der  Augenhöhle  bis  zur  Sphenomaxillarspalte  abgehoben.  Ein 
löffelformiger  Haken  zieht  den  Bulbus  bei  Seite,  bis  ein  bläulicher  Fleck,  der 
Infraorbitalis,  von  einer  dünnen  Enochenplatte  bedeckt  erscheint.  Mit 
Meissel  wird  das  deckende  Knochenblatt  weggenommen,  der  Nerv  angehackt 
und  vorgezogen.  Die  Blutung  aus  der  begleitenden  Arterie  bedarf  keiner  be- 
sonderen Beachtung.  Um  den  Nerv  wird  eine  Seidenligatur  geschlungen,  der 
Nerv  angezogen  und  durchschnitten,  nachdem  es  gelungen,  mit  geeigneten  Zangen 
den  Knochen  bis  zur  Sphenomaxillarspalte  weg  zu  nehmen.  Sie  lässt  sich 
auch  stumpf   erweitem;  aber  höchstens  könnte  die  dünne  Decke  des  An- 


342  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    IL  Teil 

tnims  einbrechen,  was  besonderen  Nachteil  nicht  hervorrufen  würde.  Hat  man 
den  Nerven  bis  zum  Foramen  rotundum  dnrch  bei  Seiteschieben  der  Weich- 
teile frei,  wird  über  die  angeschlungene  Seidenligatur  eine  Drahtschnnr  ge- 
schoben und  mit  der  kalten  Schlinge  der  Nerven  von  seinem  Anstritt  ab- 
getrennt. Um  endgiltig  eine  Verwachsung  des  peripheren  Nervenendes  mit 
dem  Stumpf  unmöglich  zu  machen,  wird  dieser  aus  dem  Kanal  von  vom  her- 
ausgezogen und  mit  einer  Nadel  nach  der  Schleimhaut  des  Mundes  durch- 
gezogen und  hier  abgeschnitten.  Ein  kleines  Drain  wird  von  der  Wunde  bis 
zum  Foramen  gelegt,  die  Wunde  genäht,  das  Drain  nach  24  Stunden  entfernt. 
Die  Operation  ist  sicher,  leicht  und  erleichtert  sofort.  Die  Narbe  ist  nicht 
störend. 

Nach  Besprechung  der  verschiedenen  zur  Resektion  des  zweiten  Trige- 
minusastes  angegebenen  Verfahren  verbreitet  D^Este  (6)  sich  über  die  topo- 
graphische Anatomie  der  Fossa  zygomatica  und  besonders  der  Fossa  pterjgo- 
palatina,  alle  Einzelheiten  beschreibend,  die  er  bei  Untersuchung  von  600 
Schädeln  auffand.  Hierauf  beschreibt  er  ausführlich  das  Lücke  sehe  Re- 
sektionsverfahren mit  den  von  Lossen  und  Braun  ersonnenen  Varianten 
und  den  von  Segona  aufgestellten  Normen.  —  Er  kommt  dann  zu  folgenden 
Schlüssen : 

1.  Unter  normalen  Verhältnissen  besteht,  mit  oder  nicht  mit  der  Cr  ista 
infratemporalis  des  Keilbeins  vereinigt,  ein  mehr  oder  weniger  grosser 
Höcker  an  der  chirurgischen  Portion  der  Fissura  pterygo-palatina. 

2.  Die  Entwickelung  dieses  Höckers  ist  an  die  der  Muskeln  gebunden, 
die  sich  an  ihm  inserieren  (M.  pterygoideus  externus  u.  s.  w.). 

3.  Dieser  Höcker  steht  in  wesentlichen  Beziehungen  mit  dem  N.  supra- 
maxillaris  und  ist  ein  hochwichtiger  Stützpunkt  bei  dem  Bruns-Lossen- 
Braun sehen  Verfahren. 

4.  Das  Aufsuchen  und  die  Resektion  des  N.  supra-maxillaris  in 
der  Fossa-pterygo-palatina  wird  beherrscht  vom  Volumen  des  genannten  Höckers, 
von  der  Fissura  pterygo-palatina  und  der  malaren  Portion  der  Fissur a 
orbitalis  inferior. 

5.  Die  Arteria  maxillaris  interna  und  ihr  suborbitaler  Ast  stehen  in 
inniger  Beziehung  mit  dem  genannten  Nerven. 

6.  Manchmal  ist  eine  Verletzung  der  Arteria  suborbitalis  unvermeidlich. 

7.  Das  Aufsuchen  und  die  Resektion  des  N.  supramaxillaris  in  der 
Fossa  pterygo-palatina  ist  immer  möglich,  und  der  sicherste  Weg  dazu  ist 
d*^r  ret romaxilläre.  R.  Giani. 

11  ildebrandt  (10)  hat,  um  bei  seiner  Resektion  des  3.  Astes  des  Trige- 
minus  den  Augenfacialis  zu  schonen  und  doch  freien  Raum  zur  Schädelbasis 
zu  bekommen,  einen  Schnitt  am  oberen  Rand  des  Jochbogens  entlang  geführt 
und  nun  vor  dem  Ohr  einen  senkrechten  2  cm  nach  oben  und  2  cm  nach 
unten  reichenden  angesetzt,  und  am  vorderen  Ende  des  Schnittes  einen  Schräg- 
schnitt 2  cm  lang  nach  hinten  gemacht,  welcher  die  Richtung  der  Fasern  des 
Facialis  hat.  Mit  diesem  Schnitt  lässt  sich  eine  Lappenbildung  bis  zur  Bifnr- 
kation  des  zu  durchsägenden  Jochbogens  nach  unten  ausführen  und  anderer- 
Beits  der  Muse,  temporalis  nach  oben  und  vorn  ziehen.  Er  hat  nach  dieser 
Methode  einen  Fall  operiert  und  mit  demselben  ein  sehr  gutes  kosmetisches 
Resultat  erzielt. 

P Girier  (13)  stellt  einen  Kranken  vor,  der  ihm  wegen  Neuralgie  zur 
Resektion  des  Ganglion  Gasseri   zugeschickt  worden  war.    Er  hat  aber  bei 


r 


Parts  ch,  Yerletsungen  und  chirargisohe  EraDkheiten  der  Wange  etc.  343 

ihm  das  obere  Halsganglion   entfernt  und  kann  über  eine  grosse  Besserung 

6  Monate  nach   der  Operation   berichten.    Ein    53 jähriger   Mann   litt   seit 

7  Jahren  an  Neuralgie  ohne  hereditäre  Belastung  und  ohne  Erkrankungen, 
die  for  den  Ausbruch  derselben  Bedeutung  haben  könnten.  Nur  hat  er  im 
Alter  von  5  Jahren  durch  Hufschlag  eine  Verletzung  des  rechten  oberen 
Orbitalrandes  mit  folgender  Nekrose  erlitten.  Später  litt  er  noch  an  doppel- 
seitiger Ischias.  Seit  7  Jahren  klagt  er  über  Gesichtsschmerz,  der  anfangs 
heftig  in  der  rechten  oberen  Zahnreihe  war,  später  aber  die  ganze  Gesichts- 
hälfte einnahm.  Trotz  Extraktion  sämtlicher  Zähne,  trotz  innerer  Behand- 
lung blieben  die  Schmerzen  während  3  Monaten  sehr  heftig.  Dann  trat  eine 
3  Jahr  lange  Pause  ein,  nach  der  die  Schmerzen  wieder  heftig  begannen. 
Sie  werden  als  heftig  brennend,  reissend,  wie  elektrische  Funken  geschildert. 
Wahrend  der  Anfälle  ist  die  Haut  ausserordentlich  sensibel,  die  geringste  Be- 
rührang,  Kauen  und  Sprechen  löst  die  Anfälle  aus.  Es  wird  von  Poirier 
mit. einem  Schnitt  am  hinteren  Rande  des  Kopfnickers  hinter  dem  Nervus 
Tagus  das  obere  Halsganglion  aufgesucht  und  ausgeschnitten.  Die  Operation 
dauerte  17  Minuten.  Es  trat  Herabfallen  des  rechten  Augenlides,  Verände- 
rung der  rechten  Pupille,  Tränen  des  rechten  Auges  und  leichter  Schweiss  in 
der  rechten  Gesichtshälfte  auf.  Hie  und  da  kamen  noch  Schmerzattacken  vor, 
aber  der  Kranke  konnte  ohne  Schmerzen  essen,  sprechen  und  trinken.  Die 
Besserung  in  dem  Befinden  hat  auch  nach  der  Heilung  angehalten  und  ein 
halbes  Jahr  nach  der  Operation  fühlte  sich  Patient  ganz  schmerzfrei  und  ge- 
sund. Delbe  kam  in  der  Diskussion  auf  einen  Fall  zurück,  bei  dem  er  drei 
Jahre  früher  dieselbe  Operation  gemacht  hatte.  Auch  da  war  längere  Zeit 
nach  der  Operation  eine  erhebliche  Besserung  zu  konstatieren,  aber  mehrere 
Monate  später  traten  die  Schmerzen  in  alter  Heftigkeit  wieder  auf. 


Angeborene  Missbildungen. 

1.  Adenot,   Hypertrophie  diffuse  des  maxillaires.    Soc.  des  sciences  m^dioales.    Lyon 
m^dical  1908.  Nr.  6. 

2.  Childe,  Note  on  the  Operation  for  cleft  palate.    British  med.  jonm.  1903.  Jaly  4. 

3.  Haymann,  Amniogene  and  erbliche  Hasenscharten.   Archiv  f.  klin.  Chirurgie.  Bd.  70. 
Heft  4.  1903. 

4.  Tan  der  Hoeven,  L.,  Demonetratie  van  Staphylorrhaphie.    Ned.  Vereen.  voor  Paed, 
Ned.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  I.  p.  960. 

5   *Loewy,  1891—1901  behandelte  FftUe  von  Hasenscharte.    Breslau  1903.  Diss. 

6.  Maclennan,  Congenital  fissores  of  the  nose.    British  med.  Journal  1908. 

7.  *Marray,  The  age  for  operating  in  cleft  palate.    British  med.  Journal  1908.  Aug.  29. 

8.  Owen,  Cleft  palate  and  hare-lip:  the  earlier  Operation  on  the  palate.    The  Lancet  1908. 
Bee.  19. 

V.  d.  Hoeven  (4)  demonstriert  ein  einjähriges  Kind  mit  Hasenscharte 
und  Gaumenspalte.  Die  Hasenscharte  wurde  einige  Tage  nach  der  Geburt 
operiert,  die  Staphylorrhaphie  wurde  in  drei  Zeiten  ausgeführt  nach  der 
Methode   von  Wolff,  als  das  Kind  10 V>  Monate  alt  war. 

In  einer  ersten  Sitzung  wurde  der  linke,  vier  Tage  später  in  einer 
zweiten  Sitzung  der  rechte  Schleimhautperiostlappen  abgelöst,  nachher  wurden 
die  abgelösten  Lappen  wund  gemacht  und  mit  v.  Langenbeckschem  Nadel- 
halter vereinigt.  Die  Operationen  fanden  ohne  Narkose  statt.  Heilung  per 
primam.  Goedhuis. 


344  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil 

Childe  (2)  empfiehlt  für  die  Operation  des  gespaltenen  Gaumens  die 
Rosesche  Lage  bei  herabhängendem  Kopf,  indem  er  nach  seinen  Erfah- 
rungen den  Vorwurf,  dass  sie  die  Blutung  vermehrt,  nicht  beistimmen  kann. 
Sie  erleichtert  die  Abhebung  der  Lappen,  ihre  Anfrischung  und  ihre  NahL 
Er  naht  von  hinten  nach  vom.  Die  Nadel  muss  klein,  halbrund  und  sehr 
scharf  sein. 

Adenot  (1)  stellt  ein  10 jähriges  Mädchen  yor  mit  einer  seltenen Diffor- 
mität  des  Oberkiefers,  der  Nasenknochen  und  des  Unterkiefers.  Das  Kind 
ist  geistig  gut  entwickelt,  Hände  und  Füsse  sind  normal,  Akromegalie  ist 
nicht  vorhanden.  Es  handelt  sich  um  einen  Fall  diffuser  Hypertrophie  der 
Kiefer,  die  auch  als  Leontiasis  ossea  bezeichnet  wird. 

Maclennan  (6)  berichtet  über  eine  mediane  Spaltbildung  der  Nase  und 
der  Oberlippe.  Bei  einem  sieben  Monat  alten  Kinde  sah  Maclennan  eine 
mit  normaler  Haut  überzogene  Protuberanz  der  Nase,  welche  in  ihrer  Mitte 
einen  kleinen  mit  Haaren  überkleideten  Höcker  trug,  während  der  übrige 
Tumor  normale  Haut  trug.  Das  Linere  der  Nase  war  normal  entwickelt  und 
zeigte  nur  eine  leichte  Verdickung  des  Septums  an  der  Stelle  der  äusseren 
Geschwulst.  Die  Oberlippe  zeigt  zwar  keine  Einkerbung,  aber  eine  Ver- 
dünnung der  Haut.  Gaumen  und  Mund  waren  normal.  Maclennan  führt 
die  Störung  auf  eine  Behinderung  des  Wachstums  des  Süm-Nasenfortsalzes 
zurück,  während  die  lateralen  Oberkieferfortsätze  kompensatorisch  gewachst 
sein  müssen,  um  sich  rechtzeitig  in  der  Mittellinie  vereinigen  zu  können.  Die 
Geschwulst  ist  nicht  als  ein  Neoplasma  zu  bezeichnen,  sondern  höchstens  als 
ein  Teratom,  da  die  Haut  vollkonmien  normal  gebaut  erschien.  Maclennan 
führt  noch  einige  ähnliche  Fälle  aus  der  Literatur  an,  z.  B.  v.  Trend elen- 
burg,  Paisley,  Browne,  Kose,  Pitt,  Nasse,  Lezer,  Bland-Sutton 
und  Kredel.  Damach  ist  die  gewöhnliche  Difformität  der  Oberlippe  hervor- 
gerufen durch  ein  ungleichmässiges  Wachstum  eines  oder  beider  Oberkiefer- 
fortsätze. Ungleichmässiges  Wachstum  des  medianen  Fortsatzes  führt  zn 
Difformitäten,  wie  sie  der  Paisleysche  Fall  aufweist.  Beschränkt  sich  der 
Defekt  auf  die  interglobuläre  Zone,  so  kommt  die  wahre  mediane  Spalte  zu- 
stande. Wachstum  in  falscher  Richtung  führt  zu  Difformitäten,  wie  im  vor- 
liegenden Falle.  Defekte  am  lateralen  Nasenfortsatze  sind  selten  und  haben 
Missbildungen  an  Auge  und  Nase  zur  Folge.  Durch  Bildung  zweier  Lappen 
aus  der  Hautdecke  wurde  die  Fettmasse  der  Geschvndst  entfernt  und  gleich- 
zeitig durch  Ablösung  der  Nasenflügel  und  Anfrischung  der  mittleren  Partie 
der  Oberlippe  auch  die  mediane  Difformität  beseitigt.  Nachgeben  der  Nähte 
der  Oberlippe  störte  die  Heilung  und  machte  eine  Nachoperation  nach  sechs 
Monaten  notwendig. 

Haymann  (3)  hat  versucht  die  embryologischen  und  mechanischen 
Vorbedingungen  amniogener  Gesichtsspalten  darzulegen.  Nach  His  ver- 
wachsen bei  Bildung  des  primitiven  Gaumens  zuerst  der  Oberkieferfortsatz 
und  der  Processus  globularis  des  mittleren  Stimfortsatzes.  Der  seitliche 
Stimfortsatz  bleibt  vom  mittleren  anfangs  noch  getrennt  und  legt  sich  erst 
nachträglich  mit  seiner  unteren  Kante  dem  Nasenloch  an.  Mit  etwa  fonf 
Wochen  it^t  die  primäre  Gaumenbildung  vollendet,  die  endgültige  Form  erhält 
die  Oberlippe  aber  erst  durch  die  mediane  Verschmelzung  der  beiden  Processus 
globuJares.  Am  Beginn  der  4.  Graviditätswoche  tritt  die  Nackenbeuge  ein, 
wodurch  die  Bildungsstelle  des  Gesichts  der  vorderen  Brustwand  dicht  an- 
gedrückt wird.    Erhebt  sich  in  der  6.  Woche  der  Kopf  aus  dieser  Beugung, 


Parts ch,  Yerletzimgeii  und  ohirorgische  Erankheiten  der  Wange  etc.  345 

sind  die  Stirnfortsätze  bereits  überall  mit  den  Oberkieferfortsätzen  zum  primi- 
tiyen  Granmen  vereinigt.  Das  Amnion  entspringt  im  Laufe  der  3.  Woche  an 
der  unteren  Umgrenzung  des  Unterkieferfortsatzes  über  der  Herzanlage  und 
zieht  straff  zum  oralen  Gehirnende,  kann  also  während  der  Nackenbeuge* 
zeit  die  Stelle  der  Lippenbildung  nicht  berühren.  Es  werden  deshalb  amniogen 
nur  solche  Missbildungen  genannt  werden  können,  deren  Ursache  Amnionano« 
malien  sind.  Die  amniogene  Natur  einer  Hasenscharte  wird  nur  dadurch 
erwiesen  werden  köimen,  dass  Eihautreste  in  der  Spalte  selbst  oder  in  ihrer 
Umgebung  nachgewiesen  werden  können,  und  zweitens  aus  Form  und  Lage 
der  Spalte  ein  Zusammenhang  dieser  Reste  mit  der  Spaltbildung  wahrschein- 
lich gemacht  wird.  Ein  gleichzeitiges  Vorkommen  der  Hasenscharte  und 
Missbildungen  des  Kopfes  und  Rumpfes  beweisen  eine  solche  Entstehung  nicht 
ohne  weiteres.  Haymann  stellt  aus  der  Literatur  eine  grössere  Zahl  von 
Fällen  zusammen,  welche  eine  solche  Einwirkung  wahrscheinlich  machen  und 
ergänzt  dieselbe  durch  einen  eigens  beobachteten  Fall,  wo  bei  einem  Neu- 
geborenen mit  linksseitiger  Lippenkieferspalte  das  linke  Händchen  durch 
einen  dünnen  Strang  in  der  Spalte  festgehalten  war,  der  den  Zeigefinger 
umwickelte  und  den  Rücken  des  3.  und  4.  Fingers  umspannte.  Verwachsungen, 
Einschnürungen  und  Abschnürungen  sind  die  Folgen  anmiotischer  Stränge  auf 
die  Entwickelung  einzelner  Körperteile.  Auf  diese  Formen  wird  näher  bei 
der  Beschreibung  der  Befunde  amniogener  Missbildungen  eingegangen  und 
dementsprechend  auch  die  Fälle  dahin  geprüft,  wie  häufig  bei  den  Hasen- 
scharten Aurikularanhänge  Yorkommen  und  ob  sie  amniogen  sind  und  einen 
Einfluss  des  Amnions  auf  die  Spaltbildung  beweisen.  Es  muss  besonders 
betont  werden,  dass  diese  kleinen  Hautknötchen  häufig  auch  selbständige 
Wucherungen  verlagerten  Keimmaterials  sind  und  durchaus  nicht  immer  als 
Amnionreste  bezeichnet  werden  können.  Für  das  amniogene  Trauma  gilt  das 
Gesetz  der  Multiplizität  und  bei  der  Seltenheit  des  gleichzeitigen  Vorkommens 
von  Missbildungen  der  Extremitäten  neben  Hasenscharten  ist  es  unwahr- 
scheinlich, dass  die  Eihautverwachsungen  eine  irgendwie  wesentliche  Rolle  bei 
der  Entstehung  der  typischen  Gaumenspalte  spielen.  Verf.  neigt  der  Annahme 
zu,  dass  in  der  Heredität  die  Wurzel  aller  primären  Bildungshemmungen  liegt; 
nur  eine  sorgfaltige  Untersuchung  auf  alle  Missbildungen  aller  Familienmitglieder 
dürfte  im  Einzelfalle  die  Erblichkeit  erweisen  können.  Haymann  hat  168 
Fälle  Yon  erblicher  Hasenscharte  zusammengestellt,  aus  denen  sich  ergibt, 
dass  mindestens  20  ^/o  von  Hasenscharten  auf  Erblichkeit  beruhen.  Bei  66 
Familien  war  27 mal  von  Vaters  Seite,  39 mal  von  Mutters  Seite  die  Nach- 
kommenschaft belastet.  Verf.  geht  näher  auf  die  komplizierten  Verhältnisse 
der  Vererbung  ein,  namentlich  auch  auf  die  verschiedenen  Formen  der  Hasen- 
scharte. Bei  der  Verfolgung  genau  revidierter  Stammbäume  zeigt  sich,  dass 
in  einzelnen  Fam:  en  drei,  ja  vier  Generationen  hindurch  die  Neigung  zu 
Lippenkiefer-Gaumenspalte  bestand,  dass  die  Vererbung  immer  nur  einen  Teil 
der  direkten  Nachkonmien  betrifft,  dass  aber  auch  nach  zwei  wohlgebildeten 
Generationen  die  Hasenscharte  bei  den  Urenkeln  wieder  auftauchen  kann. 

Owen  (8)  tritt  für  die  frühzeitige  Operation  der  Gaumenspalten  nach 
Brophy  ein,  weil  ihre  Vorzüge  die  Gefahr  des  Shocks  durch  die  Operation 
weit  überwiegen.  Er  operierte  bei  einem  drei  Monate  alten  Kinde,  welches 
nur  6^/8  Pfd.  wog,  und  eine  vollständige  rechtsseitige  Lippengaumenspalte  hatte 
von  enormer  Breite.  Vor  der  Operation  wurde  ein  warmes  Klistier  mit 
peptonisiertem  Beeftea  und  Brandy  gegeben. 


346  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Die  Operation  wurde  mit  der  Anfrischung  der  Ränder  begonnen  und 
darauf  versucht  die  beiden  Kiefer  einander  durch  festen  Druck  zu  nähern^  es 
gelang  jedoch  nicht.  Darauf  wurde  bei  aufgehobener  Backe  mit  einer  stark 
gebogenen  Nadel  eine  Seidennaht  durch  die  Nasenhöhle  über  dem  hinteren 
Teil  des  Alveolarfortsatzes  gezogen  und  an  das  Ende  ein  dicker  Silberdraht 
angeschlungen  und  durchgezogen.  Der  Draht  lag  über  den  horizontalen  Fort- 
sätzen der  Gaumenbeine,  wo  sie  in  der  Spalte  gesehen  werden  konnte.  Ähnlich 
wurde  eine  Drahtsutur  über  dem  vorderen  Teil  der  Spalte  durch  den  Kiefer 
durchgezogen,  zwei  kleine  oblongue  Bleiplatten  mit  einem  Loch  an  jedem  Ende 
wurden  durch  die  Enden  der  Drahtsutur  rechts  geschlungen  und  die  Enden 
zusammengedreht.  Unter  starkem  Zuge  wurden  auch  links  die  Enden  durch 
die  Platte  gezogen  und  durch  kräftiges  Anziehen  die  Kiefer  gegeneinander 
gedrückt.  Dann  wurde  die  Schleimhaut  über  jedem  Oberkiefer  eingeschnitten, 
und  die  Kiefer  so  durchtrennt,  dass  sich  ihre  Gaumenfortsätze  in  der  Mittel- 
linie vereinigen  Hessen.  Dann  wurde  die  Anfrischung  der  Spalte  gemacht 
und  mit  feinen  Drahtnähten  die  angefrischten  Ränder  vereinigt.  Die  Ver- 
einigung der  vernähten  Ränder  erfolgt  nur  teilweise,  aber  der  vordere  Teil 
der  Spalte  war  fest  geschlossen  und  eine  Brücke  hielt  sicher  an  der  Ver- 
einigung des  harten  und  weichen  Gaumens.  Mit  Hilfe  von  drei  kleinen  Nach- 
operationen wurde  die  Spalte  ganz  allmählich  geschlossen.  Erst  später  wurde 
die  Hasenscharte  operiert.  Der  Erfolg  war  bei  dem  Kinde  ein  ausgezeichneter. 
Bei  der  Verkleinerung  der  Spalte  schreckt  Brophy  selbst  nicht  vor  der  i 
horizontalen  Durchtrennung  zurück,  welche  die  Vereinigung  in  der  Mitte  sehr  ; 
erheblich  erleichtem  soll.  Dass  dadurch  eine  Difformität  des  Gaumens  ent-  | 
steht,  ähnlich  dem  kontrahierten  Kiefer,  bestreitet  Brophy  nach  seinen 
Erfahrungen.  Sollte  es  der  Fall  sein,  könnte  durch  sekundäre  Dehnung  die 
abnorme  Stellung  gehoben  werden.  Diese  Operationsmethode  scheint  ein 
erheblicher  Fortschritt,  weil  sie  auch  die  seitlichen  Inzisionen  zur  Vereinigung 
des  weichen  Gaumens  spart  und  die  frühzeitige  Vereinigung  auch  dieser 
Spalte  gestattet,  ohne  dass  die  für  die  Beweglichkeit  des  Gaumensegels  nötigen 
Muskeln  zu  stark  alteriert  werden.  Es  ist  erstaunlich,  dass  diese  Operation 
von  den  Kindern  überstanden  wird;  Brophy  hält  den  Shock  für  geringer 
als  im  späteren  Kindesalter.  Sie  erleichtert  auch  die  Vereinigung  der  Lippen- 
spalte und  bessert  damit  das  kosmetische  Resultat. 

Erkrankungen  der  Mundschleimhaut. 

1.  Ab  adle,  Deuz  kyetes  dörmoides  medianes  da  plancher  bnccal.   Avantagea  de  Tex- 
stirpation  par  la  voie  buccale.   Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1908.  Nr.  5. 

2.  Conlhon,  £fcade  cliniqne  sur  la  ranole  pölrifi^e  (grenoailette calculeose).  Gazette  dea 
hdpitaax.  1903.  Nr.  27. 

3.  Gan^o  et  Veau,  A  propos  de  la  pathogöoie  de  la  grenoaillette  sublinguale  commane. 
Gazette  des  hdpitauz  1903.  Nr.  140—141. 

4.  Frizzoni,  Un  caso  di  produzione   sottolinguale  con  abbondante  accumulo  di  cellnle 
eosinofile  fra  gli  elementi  del  tumore.    Lo  Sperimentale  1908. 

5.  Hutchinson,   The  diagnosis   af  Epithelioma  of  the  Menth  from  Tertiary  Syphilitic 
and  other  Lesions.    The  Practitioner.  May  1908. 

5.  Langenmak,  Zwei  Submazillardrflsen  exstirpiert  wegen  Sialolithiasis.  MOnchener  med. 

Wochenschrift  1903.  Nr.  20. 

6.  Moreetin,   Cancer  da  plancher  de  la  bouche.    Bull,  et  m^ro.  de  la  soc.  anat.  1903. 
Nr.  6. 

7.  —  Epithelioma  de  la  gencive.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  8. 


Partsch,  YarleimDgen  und  chirorgisohe  Krankheiten  der  Wange  etc.  347 

8.  Morestin,  Yolamineoz  aDgiome  de  la  lövre  införienre.   Eztirpation.    Cheiloplastio. 
(Oboe  Mitteilung  des  Falles).    Ball,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  35. 

9.  *Botondo,  Gontriboto  alla  casistica  delle  cisti  dermoidi  del  pavirnento  bucale.  Arcb. 
intemaz.  di  mediana  e  cbinirgia  1908.  Nr.  8. 

19.  Roaghton,  The  Inndionsnesa  of  Cancer  of  the  month.   The  Praetitioner.  May  1908. 
11.  Tellier,  CoDtribntion  clinique  ä  Tötode  des  septic^mies  d'origine  bucco-dentaire.  Lyon 
mödical  1903.  Nr.  6. 

Tellier  (11)  richtet  die  Aufmerksamkeit  auf  septikämische  Zustände 
im  Anschluss  an  Mund-  und  Zahnaffektion  und  zwar  auf  die  akuten  und 
snbakuten  Erkrankungen  an  der  Hand  von  mehreren  eigens  beobachteten 
Fällen.  Schon  früher  hat  Sebileau  (Les  differentes  formes  de  la  septic^mie 
buccale;  Comptes-rendus  du  13.  Gongres  international  de  medecine,  Paris 
1900,  Section  de  Stomatologie)  auf  diese  Zustände  aufmerksam  gemacht  und 
drei  Arten  klinisch  unterschieden  und  zwar  die  lymphatische  Form,  die 
phlebitische  Form  und  die  allgemeine  Sepsis.  Alle  Fälle  S^bileaus  starben. 
Es  gibt  aber  Fälle,  in  denen  die  Intoxikation  dieser  Keime  nicht  einen  be- 
sonders hohen  Grad  erreicht.  Es  kann  sich  handeln  um  Patienten  mit 
alfeolärer  Eiterung,  bei  denen  das  dauernde  Verschlucken  der  Eiterprodukte 
eine  Störung  der  Verdauungsorgane  in  Form  von  Anorexie,  Diarrhöe  und 
Allgemeinstömngen  hervorruft.  Dabei  sind  die  Patienten  blass,  besonders  an 
den  Lippen,  welche  auffällig  gegen  das  gerötete  Zahnfleisch  kontrastieren. 
Ohne  sich  besonders  übel  zu  befinden,  leiden  sie  an  Appetitverminderung  und 
wissen  dabei  nicht,  dass  diese  in  Beziehung  mit  ihrem  Mundleiden  steht. 
Bei  solchen  Kranken  besteht  meistens  Alkoholismus,  Diabetes,  Albuminurie. 
So  sahTellier  in  einem  Falle  bei  einer  28  jährigen  Dame  bei  starkem  Fötor 
ex  ore  eine  lebhafte  Schwellung  und  Eiterung  des  Zahnfleisches  und  dabei 
eine  an  Kachexie  grenzende  Anämie.  Die  Blässe  der  Haut  erinnerte  an 
Nephritis.  Abmagerung  war  ausgesprochen.  Es  bestand  ein  Mitralfehler. 
Die  gelockerten  Wurzeln  wurden  mit  Chloräthyl  extrahiert.  Es  waren  acht 
Sitzungen  notwendig,  um  den  Mund  gründlich  zu  säubern.  Der  Fötor  ver- 
schwand, der  Appetit  besserte  sich,  die  Patientin  nahm  zu.  In  einem  zweiten 
Falle  bei  einer  29  jährigen  Dame  war  ebenfalls  das  Zahnfleisch  rot,  geschwollen 
nnd  eitrig,  die  Zähne  umfangreich  zerstört.  Die  Kranke  fühlte  sich  schon 
seit  langem  nicht  wohl.  Alle  Zähne  und  Wurzeln  wurden  in  Äihemarkose 
extrahiert.  Am  Abend  hatte  Patientin  kleine  Fröste  nnd  heisse  Haut,  so 
dass  sie  in  klinische  Beobachtung  kommen  musste.  In  der  folgenden  Nacht 
traten  mehrere  Minuten  lang  dauernde  Fröste  auf;  unter  Lungenerscheinungen 
stieg  die  Temperatur  bis  40  und  fiel  erst  nach  Tagen  wieder  zur  Norm  ab. 
Allmählich  erholte  sich  die  Patientin.  Man  kann  in  diesem  Falle  an  ein  Auf- 
treten von  Bronchitis  nach  Äthemarkose  denken,  oder  an  eine  Grippe. 
Tellier  hält  nach  der  Kurve  die  Krankheit  für  eine  Infektion  durch  die 
Operation.  Er  glaubt,  dass  eine  chronische  Septikämie  veranlasst  durch  die 
Munderkrankung  durch  die  Operation  zu  einer  akuten  gesteigert  worden  sei. 
In  einem  dritten  Falle  wurde  bei  einem  49  jährigen  Manne  ein  Abszess  über 
dem  rechten  oberen  Eckzahn  konstatiert.  Der  Zahn  wurde  extrahiert  unter 
Ausfluss  einer  beträchtlichen  Menge  eitriger  Flüssigkeit.  Schon  am  Abend 
traten  Schüttelfröste  auf,  welche  sich  nachts  und  am  anderen  Tage  wieder- 
holten und  ihren  Ghrund  in  einer  starken  Schwellung  bis  zum  Auge  hin  hatten, 
die  aber  dann  allmählich  zurückging.  In  einem  vierten  Falle,  der  einen 
62jährigen  Herrn  betraf  mit  einer  schmerzhaften  Schwellung  der  Schläfe  und 


848  Jahresbericht  f Qr  Chimrgie.    II.  TeiL 

der  rechten  Wange,  die  trotz  Extraktion  eines  Zahnes  nicht  verscliwimdeB 
war,  fand  sich  eine  verbreitete  eitrige  Zahnfleischentzündung  bei  Zahnstein- 
ablagerung.  Patient  sollte  erst  nach  gründlicher  Beinigung  des  Mimdei 
operiert  werden ,  kehrte  aber  nicht  mehr  zurück,  sondern  wurde  unter  Hin- 
erscheinungen  und  Fieber  immer  schlechter,  bis  er  am  zehnten  Tage  staii). 
Tellier  schreibt  das  der  Fortleitung  einer  alveolären  Phlebitis  auf  die  Vau 
maxillaris  interna  zu.  Die  häufig  wiederkehrenden  Schmerzanfälle,  das  Be- 
stehen der  wechselnden  Ödeme,  der  schleichende  Verlauf  der  Affektion  und 
die  Himerscheinungen  machen  diese  Diagnose  wahrscheinlich. 

Abadie  (1)  teilt  zwei  Fälle  von  Dermoidcysten  des  Mundbodens  nüt, 
die  er  beide  vom  Munde  her  entfernt  hat.  Der  eine  betrifft  einen  9jä]iriga 
Schüler,  bei  dem  schon  im  6.  Lebensmonate  das  Bestehen  eines  haselnoss- 
grossen,  sublingualen  Tumors  festgestellt  wurde.  Es  fand  sich  ein  höhnereh 
grosser  Tumor,  der  die  Zunge  aufwärts  drängte,  genau  median  gelegen,  dmdi 
das  Zungenbändchen  in  zwei  gleiche  Hälften  geteilt.  Die  glatte  Oberfläcl» 
zeigt  eine  rosiggelbe  Farbe  ohne  bläulichen  Ton.  .  Sie  lässt  keinen  Fmge^ 
eindruck  zu  und  kein  Fluktuationsgefühl  und  lässt  sich  nur  im  ganzen  qoec 
verschieben.  Ein  Druck  von  unten  her  drängt  sie  aufwärts.  In  Narkose  wiid 
auf  dem  Zungenbändchen  ein  Schnitt  gemacht,  von  dem  aus  ohne  besondere 
Schwierigkeit  die  Ausschälung  des  Tumors  vorgenommen  wird.  Über  emen 
Tampon  werden  die  beiden  Wundränder  mit  Catgut  vernäht.  Der  Tumor 
ergab  einen  breiigen  Inhalt  und  die  für  Dermoide  charakteristische  Wand. - 
Die  zweite  Beobachtung  wurde  an  einem  20jährigen  Mädchen  gemacht,  dii 
im  12.  Jahre  an  skrophulösen  Drüsen  litt  und  dann  am  linken  Kiefenrinkei 
eine  langsam  wachsende  Geschwulst  bekam ,  und  neben  vereinzelten  Dräsei 
in  der  Gegend  oberhalb  des  Zungenbeins  einen  zweiten  Tumor  aufwies,  der 
den  Mundboden  nach  oben  wölbte.  Bei  der  Operation,  die  durch  einei 
Schnitt  an  dem  Rande  des  Unterkiefers  ausgeführt  wurde,  wurde  ein  Paket 
von  drei  Drüsen  entfernt  und  in  der  Tiefe  der  Wunde  eine  weisse,  glfttte, 
den  Fingerdrnck  stehenlassende  Geschwulst  gefunden,  deren  vorderer  Pol  dicht 
bis  an  den  Mundboden  in  der  Medianlinie  heranreichte.  Ihr  Inhalt  erwies 
sich  nach  der  Auslösung  als  dermoider  Natur.  Die  gelbe  Farbe,  die  Ver- 
schieblichkeit  der  Schleimhaut,  die  teigige,  nicht  fluktuierende  Konsistenz  d» 
Tumors  gaben  auch  in  diesen  Fällen  die  charakteristischen  Unterscheidungs^ 
merkmale  gegenüber  den  serösen  Cysten.  Sie  pflegen  sich  stets  zwischen  den 
beiden  Genioglossi  über  den  Genio-  und  Mylohyoidei  zu  entwickeln  und  pflegen 
meist  eine  fibröse  Verwachsung  mit  dem  Kinn  zu  haben.  Der  Weg,  sie  a 
operiren,  kann  sowohl  von  aussen  als  von  innen  genommen  werden;  letzteren 
scheint  der  Verf.  vorzuziehen. 

Eine  erbsengrosse  sublinguale  Produktion,  die  Fr  izzoni  (4)  in  emem Falle 
von  Riggscher  Krankheit  abgetragen  hatte,  wies  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  eine  grosse  Menge  von  eosinophilen  Zellen  in  ihrem  Mascheo- 
werk  auf.  Verf.  erklärt  die  Anhäufung  von  eosinophilen  Zellen  dadurch,  dass 
dieselben  durch  die  positive  Chemotaxis,  die  die  Zerfallsprodukte  der  das 
Tumörchen  aussen  bekleidenden  Epithelelemente  entfaltet  hatten,  aus  dem 
zirkulierenden  Blute  herbeigelockt  wurden.  R.  GianL 

Morestin  (7)  fügt  zu  den  früher  schon  von  ihm  beschriebenen  Fällen 
von  Epitheliomen  des  Zahnfleisches  einen  neuen  hinzu,  der  einen  73 jährigen 
Tischler  betraf,  der  ein  starker  Raucher  war.  Die  Geschwulst  hatte  ihren 
Ausgangspunkt  am  Zahnfleisch  der   unteren  Schneidezähne   genommen  und 


Part  seh,  YerletEODgen  und  cliimrgische  Erankheiien  der  Wange  «tc.  849 

hatte  zum  Ausfall  der  Zähne  und  zu  wiederholten  Blutungen  geführt.  Es 
befitand  ein  die  ganze  untere  Partie  des  Mundes  einnehmender  voluminöser 
Tumor,  der  die  Lippen  nach  vom  und  die  Zunge  nach  hinten  drängte  und 
bereits  die  Prämolaren  gelockert  hatte.  Der  Tumor  stieg  am  Unterkiefer  bis 
EU  der  Umschlagsstelle  der  Schleimhaut  herab.  Leukoplakie  bestand  nicht, 
ebensowenig  nachweisbare  Drtlsenschwellung.  Mores tin  entschloss  sich,  die 
Geschwulst  abzutragen  unter  Erhaltung  einer  Spange  des  Unterkiefers  und 
obse  die  Drüsen  aufzusuchen.  Die  Operation  gelang  auf  diese  Weise  und 
trotz  vorübergehender  schwieriger  Ernährung  erholte  sich  der  Kranke  langsam 
und  konnte  geheilt  entlassen  werden.  Der  Tumor  erwies  sich  als  ein  Platten- 
epithelialkrebs. 

Mores  tin  (8)  beobachtete  an  einem  45 jährigen  Rollwagenkutscher  eine 
enonne  Geschwulst  des  Mondbodens,  die  breit  ulzeriert  war.  Der  Kranke 
raucht  stark  Zigaretten,  hat  aber  keine  Leukoplakie.  Der  Tumor  entstand 
zwischen  Zunge  und  Schneidezähnen  und  verbreitete  sich  auf  dem  Mundboden 
haldmondförmig  um  die  Zunge  herum,  auf  Zahnfleisch  und  Kiefer  übergehend. 
Die  Schneidezähne  wurden  locker  und  ausgestossen,  so  dass  auch  die  vordere 
Partie  des  Zahnfleisches  ergriffen  werden  konnte  bis  in  die  Tiefe  des  Mund- 
vorbofs.  Nach  hinten  zu  begann  der  Tumor  schon  aufzusteigen  am  senk- 
rechten Unterkieferfortsatz.  Während  die  Zunge  zurückgedrückt  ist,  ist  das 
Kinn  voi^ewölbt.  Aus  dem  Munde  quillt  ein  schrecklicher  Fötor.  Das  Kauen 
ist  unmöglich,  der  Kranke  nur  auf  weiche  Speisen  angewiesen.  Beiderseits 
bestehen  heftige  Schmerzen,  die  nach  dem  Ohre  zu  ausstrahlen.  Die  Unter- 
kieferdrüsen sind  zu  orangegrossen,  fest  mit  dem  Kiefer  verwachsenen  Tu- 
moren geschwollen.  Da  die  Karotisgegend  noch  frei  war,  wurde  zur  Operation 
geschritten  Yon  einem  Schnitt  aus,  der  von  einem  Kieferwinkel  über  das 
Kinn  zum  andern  lief.  Yon  ihm  aus  wurden  nach  unten  und  hinten  die 
Weichte§B  vom  Unterkiefer  abgetrennt,  daim  die  Unterlippe  in  der  Mittel- 
linie gespalten  und  beiderseits  vom  Unterkiefer  zurückgeschlagen.  Dann 
worden  die  Wangenweichteile  mit  dem  Masseter  von  dem  Unterkiefer  ab- 
getrennt und  die  aufsteigenden  Äste  durchsägt.  Dann  wurde  die  Zunge 
horizontal  gespalten,  die  untere  Partie  am  Tumor  gelassen,  die  obere  abge- 
tragen. Die  beiden  Lingualarterien  wurden  unterbunden.  Starker  Zug  an 
dem  Zungengrunde  machte  die  etwas  stockende  Atmung  wieder  lebendig. 
Nach  Entfernung  der  ganzen  Geschwulst  wurden  die  beiden  Zungenränder 
miteinander  vereinigt  bis  auf  3  cm  Länge,  der  Rest  der  Zunge  mit  der  Wangen- 
achleimhaut vernäht,  um  auf  diese  Weise  die  Mundhöhle  möglichst  abzu- 
Bchliessen  und  der  Zunge  einen  gewissen  Halt  zu  verleihen.  Zuletzt  wurden 
die  Lippenlappen  über  die  Wunde  weggeschlagen  und  vernäht.  Der  Kranke 
mnsste  in  sitzender  Stellung  gehalten  werden,  weil  sonst  sofort  die  Atmung 
gestört  wurde.  Die  Ernährung  erfolgte  durch  die  Schlundsonde.  Die  Zungen- 
spitze wurde  vollkommen  brandig  und  ebenso  der  Rest  der  Zunge,  so  dass 
dieselbe  durch  die  Operation  ganz  verloren  ging.  Die  Lippe  zog  sich  mehr 
nnd  mehr  zurück  und  näherte  sich  dem  Zungenbein.  Fünf  Wochen  nach 
der  Operation  waren  die  Weichteile  verheilt  bis  auf  drei  Öffnungen ,  welche 
Ton  aussen  nach  der  Mundhöhle  führten,  eine  mittlere  und  zwei  seitliche. 
Die  Zunge  war  nur  angedeutet  durch  eine  quere  Erhabenheit  vor  dem  Kehl- 
l^opf.  Es  wurde  dann  versucht  unter  Verzicht  auf  eine  Prothese  eine  neue 
Mundhöhle  herzustellen,  da  der  Speichel  dauernd  ausfloss.  Um  die  untere 
Wand  zu  bilden,  wurden  die  Wangen  verwendet  und  der  Rest  der  Unterlippe, 


350  Jahresbericht  fQr  Ohirargie.    II.  Teil. 

ihr  ganzer  freier  Rand  wurde  angefrischt  und  mit  Oberlippenschleimhant  mn- 
säumt.  Der  neugebildete  Mund  war  gross  genug,  um  einen  kleinen  Löffel, 
eine  dicke  Sonde  oder  einen  Saugpfropfen  aufnehmen  zu  können.  Die  seit- 
lichen Fisteln  wurden  durch  Anfrischung  und 'Naht  yereinigt,  dadurch  gelang 
es,  einen  Mundboden  und  einen  Mund  herzustellen.  Trotz  eines  Erysipels 
kam  doch  yollkommene  Heilung  zustande.  Der  stark  sprossende  Bart  be- 
deckte den  Defekt  des  Unterkiefers.  Fat.  vermochte  vollkommen  alles  za 
schmecken  und  konnte  deutlich  süss  und  bitter  unterscheiden.  Die  Sprache 
war  ausreichend,  um  sich  verständlich  zu  machen.  Der  Tumor  erwies  sieb 
mikroskopisch  als  ein  verhornter  Plattenepithelialkrebs. 

Hutchinson  (5)  betont  die  Schwierigkeit  der  Diagnose  des  Krebses 
und  der  Lues.  In  ungefähr  30  ^/o  der  Fälle  von  Krebs  lässt  sich  auch  eine 
luetische  Anamnese  erheben  und  in  ungefähr  20  ^/o  der  Fälle  ist  die  Zunge 
bei  Krebs  auch  durch  chronische  luetische  Prozesse  verändert.  Beide  Er- 
krankungen sind  prädisponierend  füreinander  und  in  zweifelhaften  Fäll^ 
kann  nur  die  mikroskopische  Untersuchung  den  Entscheid  geben.  Das  thera- 
peutische Resultat  ist  oft  trügerisch.  Auch  das  Jodkali  kann  krebsige  Er- 
scheinungen vorübergehend  bessern.  Der  Krebs  des  Mundes  hat  keine  einheit* 
liehen  Gharakterzüge,  sein  Bestehen  und  sein  Verlauf  wechseln  erheblich,  die 
gewöhnlichen  Formen  sind  die  hartrandigen  Geschwüre,  die  warzigen  E^ 
habenheiten  und  die  knötchenförmigen  Verdickungen.  In  all  diesen  Fälen 
kann  die  Lymphdrüseninfektion  der  Geschwürsbildung  vorangehen.  Die  lange 
Zeit  vertretene  Ansicht,  dass  der  Krebs  der  Zunge  ein  Geschwür  ist,  welches 
verhärtet,  während  die  Lues  eine  Verhärtung  bildet,  welche  geschwürig  wird, 
ist  nur  bedingt  richtig.  Der  Sitz  der  Geschwüre  luetischen  Ursprungs  ist 
gewöhnlich  am  Gaumen,  an  der  Hinterwand  des  Pharynx  und  im  Zungen- 
rücken, selten  an  dem  freien  Rande  der  Lippe,  der  Seitenfläche  der  Znnge 
und  dem  Mundboden.  Letztere  sind  der  Lieblingssitz  für  den  Krebl.  Härte 
und  Aufgeworfensein  der  Ränder  ist  häufig  beim  Krebs;  ebenso  die  ausstrah- 
lenden Schmerzen.  Abschabungen  aus  dem  Geschwürsgrund  lassen  bei  Krebs 
runde  oder  ovale  Epithelformen  mit  grossen  zahlreichen  Kernen,  gelegentlid 
auch  Zellnester  erkennen.  Das  Alter  hilft  nicht  viel  bei  der  Diagnose,  es 
schützt  vor  Lues  nicht  und  auch  bei  jugendlichen  Individuen  ist  Krebs  za 
beobachten.  Hutchinson  sah  einen  jungen  Geistlichen,  24  Jahre  alt,  an 
Zungenkrebsrezidiv  zugrunde  gehen.  Wenn  Fixation  der  Zunge,  starke 
Speichelabsonderung,  extremer  Fötor,  harte  Drüsenschwellungen  vorhanden 
sind,  ist  die  Diagnose  nicht  mehr  zweifelhaft;  sie  kann  es  nur  sein  in  den  Frub- 
Stadien.  Die  DrüsenschweUungen  sind  auch  kein  sicheres  Kriterium;  man 
soll  den  Krebs  möglichst  operieren,  ehe  dieselben  eintreten.  Sie  sind  schwer 
zu  palpieren  und  es  lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  behaupten,  ob  sie  frei 
sind  oder  nicht.  Zu  den  zweifelhaften  Zuständen  kommt  noch  die  Leuko- 
plakie. Sie  wird  auch  dort  betroffen,  wo  Lues  nicht  vorliegt ;  namentlich  bei 
Rauchern  und  Alkoholisten.  Man  wird  aber  zwischen  den  zarten  weissen 
Flecken  chronischer  oberflächlicher  Zungenentzündung  und  wahrer  Leuko- 
plakie unterscheiden  müssen.  Die  warzigen,  prominierenden  Formen  sind 
der  Leukoplakie  eigen.  Das  frühe  Auftreten  epitheliomatöser  Verdickungen 
und  Verhärtungen  und  warziges  Wachstum  fordert  baldigen  chirurgischen 
Eingriff.  Man  kann  damit  dem  Krebs  vorbeugen.  Wie  schwer  die  Diagnose 
sein  kann,  lehrt  der  Fall  eines  in  mittleren  Jahren  befindlichen  Offiziers,  der 
als  starker  Raucher  eine  ausgedehnte  Zungenleukoplakie  darbot,  bei  der  an 


Parts ch,  Verletsongen  und  ehimigiBch«  Krankheiten  der  Wange  etc.  351 

einer  Stelle  ein  kleines  hartes  Geschwür  sich  befand.  Die  erkrankte  Stelle 
wnrde  ausgeschnitten,  mikroskopisch  untersucht  und  für  nicht  krebsig  er- 
klart. Wenige  Monate  später  schwollen  die  Halsdrüsen,  in  denen  bei  der 
Operation  krebsige  Herde  entdeckt  wiurden.  Der  Fat.  blieb  geheilt.  An  den 
Mundwinkeln  werden  oft  weisse  verdickte  Flecke  bei  Rauchern  gesehen.  Auch 
durch  die  Zähne  können  durch  scharfe  Zahnkanten  Geschwüre  angeregt  werden; 
wenn  diese  nach  Beseitigung  der  Ursache  nicht  heilen,  sind  sie  als  krebs- 
yerdächtig  anzusprechen  und  zu  exzidieren.  Das  Mikroskop  gibt  nicht  immer 
sicheren  Entscheid.  Man  soll  lieber  yerdächtige  Geschwürsbildungen  recht 
frühzeitig  exzidieren. 

Rougthon  (10)  weist  darauf  hin,  wie  häufig  die  Karzinome  des  Mundes 
erst  spät  in  ärztliche  Behandlung  kommen,  obgleich  die  Empfindlichkeit  der 
Zunge  und  der  Schleimhaut  des  Mundes  die  öftere  Besichtigung  durch  den  Zahn- 
arzt eigentlich  zu  frühzeitiger  Erkenntnis  führen  müsste.  Er  führt  verschiedene 
Fälle  an,  in  denen  trotz  erheblicher  Beschwerden  die  Patienten  doch  erst  zum 
Arzt  kamen,  als  die  Operation  sehr  schwer  oder  nicht  mehr  ausführbar  war. 
Auch  den  allzuhäufigen  Versuch  durch  Mittel  die  Krankheit  zu  beseitigen, 
fuhrt  oft  zur  Verschleppung;  auch  die  Verwendung  von  Jodkali  zur  Klärung 
der  Diagnose  ist  oft  verhängnisvoll.  Die  Diagnose  sollte  lieber  dui'ch  mikro- 
skopische Exzision  gestellt  werden.  Sowohl  bei  Leukoplakie  wie  bei  Ge- 
schwüren durch  Zahnränder  sollte  man  lieber  frühzeitig  zur  Exzision  schreiten 
als  die  gute  Zeit  versäumen.  Gerade  die  Zahnärzte  sollten  darauf  besonders 
hingewiesen  werden.  Auch  wenn  Prothesen  nicht  vertragen  werden  oder 
Geschwüre  erzeugen,  ist  rasches  operatives  Eingreifen  wünschenswert.  Oft 
können  sich  bösartige  Geschwüre  auch  unter  dem  Bilde  akuter  Entzündungen 
zeigen,  so  sah  Verf.  bei  einem  39jährigen  Manne,  der  an  Schmerzen  in  den 
oberen  Zähnen  litt  und  Schwellung  des  Zahnfleisches,  Beschwerden,  die 
durch  Zahnextraktionen  nicht  nachliessen,  eine  Schwellung  des  Alveolarfort- 
Satzes  in  der  Gegend  der  Schneidezähne  und  Eiterung  aus  den  Alveolen. 
Eine  Probeinzision  stellte  Sarkom  fest  und  trotz  Resektion  und  Drüsen- 
exstirpation  ging  der  Ejranke  wenige  Wochen  später  zugrunde.  Besonders 
verhängnisvoll  sind  die  im  Antrum  auftretenden  Tumoren,  welche  ehe  die 
wahre  Natur  erkannt  wird,  eine  Ausdehnung  erreichen,  die  oft  eine  Operation 
unmöglich  macht. 

Coulhon  (2)  beschreibt  bei  dem  Speichelstein  eine  Form,  die  er  die 
gewöhnliche  nennt,  wo  sich  der  Stein  vergrössert  ohne  die  geringste  entzünd- 
liche Veränderung  in  der  Umgebung  zu  erzeugen.  Nur  Gelegenheitsursachen, 
Erkältungen,  übler  Zustand  der  Verdauungsorgane  erzeugen  Schmerzanfälle. 
Bei  der  latenten  Form  fehlen  auch  diese,  und  doch  kann  dabei  der  Stein 
recht  erhebliche  Grösse  erreichen.  Bei  der  entzündlichen  Form  ruft  der  Stein 
selbst  sehr  lebhafte  Schwellungszustände  und  Schmerzen  hervor,  die  sich  bis 
auf  den  Schlund  ausbreiten  können,  und  durch  welche  der  Stein  sich  selbst 
ansstossen  und  in  den  Mund  gelangen  kann.  Bei  der  pseudo-neoplastischen 
Form  kann  der  Stein  Veranlassung  zur  Verwechselung  mit  einem  bösartigen 
Tunior  geben.  Verfasser  teilt  vier  Fälle  in  seiner  Praxis  mit.  Den  ersten  beob- 
achtete er  bei  einem  50jährigen  Mann,  bei  welchem  sich  rechts  von  der 
Zunge  ein  harter,  mandelgrosser  Tumor  fand,  der  bei  der  Berührung  mit 
der  Pnnktionsnadel  sich  als  steinig  erwies.  Der  Stein  entleerte  sich  selbst 
und  wog  3,80  g.  Ein  35 jähriger  Mann  brachte  dem  Verfasser  einen  Fremd- 
körper, welcher  ihm  beim  Essen  in  den  Mund  gefallen  war.    In  einem  dritten 


352  Jahreabericht  für  Chimrgie.    IL  Teil. 

Falle,  der  eine  22 jahrige  Dame  betraf,  machte  sich  der  Stein  bemerkbar 
durch  lebhafte  Schmerzen  unter  der  Zunge  und  in  der  Kehle.  Gleichzeitig 
bestand  hohes  Fieber  und  Schlaflosigkeit.  Auch  in  diesem  Falle  stiess  sich 
der  Stein  von  selbst  nach  dem  Munde  zu  ab.  Er  war  sehr  klein  und  wog 
nur  0,13  g.  Ein  viertes  Exemplar  stammt  von  einem  66  jährigen  Manne. 
Dieser  Stein  wog  frisch  5,50  g,  war  4  cm  lang  und  2  cm  breit.  Später  stelltoi 
sich  bei  ihm  auch  Blasensteine  ein,  welche  durch  Urämie  zum  Tode  führten. 
Oft  werden  bei  der  Diagnose  der  Steine  Verwechselungen  begangen  mit  den 
verschiedenartigsten  Erkrankungen  des  Mundbodens.  Die  Therapie  Tollzieht 
sich  oft  durch  Ausstossung  des  Steines,  die  wie  Früchte  aus  ihren  Kapseln 
schlüpfen.    In  anderen  Fällen  wird  die  Inzision  notwendig. 

Langenmak  (5a)  demonstriert  zwei  Submaxillardrüsen,  die  wegen  Sialo- 
lithiasis  exstirpiert  wurden.  Ein  59  jähriger  Patient  bemerkte  seit  20  Jahren 
eine  bohnengrose  Geschwulst,  die  langsam  grösser  wurde  und  zu  schmerzen 
begann.  Der  Inhalt  konnte  durch  Druck  in  die  Mundhöhle  entleert  werden 
und  erwies  sich  als  eine  gallertige,  manchmal  mit  Steinchen  gemischte  Masse. 
Seit  12  Jahren  konnte  die  Geschwulst  nicht  mehr  ausgedrückt  werden.  Die 
«ehr  derb,  stark  verwachsene  Druse  hatte  einen  stark  erweiterten,  verdickten 
Ausführungsgang y  in  welchem  ein  granulierter,  graugelber,  dattelkomgrosser 
Stein  lag.  Interacinöse  Bindegewebsentwickelung  und  Atrophie  liessen  sich 
nachweisen.  Das  zweite  Präparat  stammte  von  einem  61jährigen  Patienten, 
der  eine  unter  dem  linken  Unterkiefer  befindliche  spontan  entstandene  Fistel 
hatte,  die  Eiter  absonderte.  In  einem  Lappen  der  exstirpierten  Drüse  lag  ein 
erbsengrosser  Stein. 

Erkrankungen  der  Speicheldrfisen. 

1.  Bad  ialii  6.,  Gontribnto  alla  cnra  delle  fistole  salivari  permanenti  del  dntto  di  Stenone. 
II  Nuovo  Raccoglitore  medico  190S.  Fase.  4.  (Kimischer  Fall.) 

2.  Borchardt,  Die  Tuberkalose  der  Parotis.    Dissert.  Freiborg  1903. 

8.  *de  Boncard,  Tumeur  mixte  de  la  parotide  (histologiquement,  dög^n^rescenoe  epitke- 
liale;  cliniquement  type   bänin.     See.   d'anat.    Joarn.  de  m^.  de  Bordeaux   1903. 

4.  Braun,  Über  Speicbelsteine.    Dissert.  Leipzig.  1903. 

5.  V.  Brunn,  Die  Lymphknoten  der  Unterkieferspeioheidrüse.  y.  Langenbecks  ArcL 
1903.  Bd.  69.  Heft  3. 

6.  Gassanello,  R.,  Malattia  cistica  della  parotide.  Memoire  cliniche  pubblicate in  onore 
di  T.  Bottini.    Palermo  1903. 

7.  LeDentu,  Des  parotidites  cons^cutives  aax  Operations  sur  Tappareil  genital  de  li 
femme.    Archives  g^n^rales  1903.  Nr.  12. 

8.  —  Yoluminense  tumeurs  mixte  de  la  parotide  d^velopp^  vers  le  fosse  amjgdalienne  et 
le  Pharynx,  extirp^e  par  la  r^gion  laterale  du  cou.  Bull,  et  mdm.  de  la  soc.  de  Giir. 
1903.  Nr.  3. 

9.  Fabris,  F.,  Contributo  alla  chirurgia  della  parotide.  Gazzetta  degli  ospedali  1901 
Nr.  59. 

10.  Haeckei,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  symmetrischen  Erkrankung  der  Trftnen-  und 
MundspeicheldrfiBen.  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  n.  2.  v.  fismarch- 
Festschrift. 

11.  II Ott,  A  case  of  chondroma  attached  to  the  sub-maxiliary  salivary  gland.  The  Lan- 
cet  1903.  Nov.  14. 

12.  Jefferiss,  Symptomatic  parotitis  foUowing  etrangulated  hemia.  The  Lancet  1903. 
Dec  12. 

13.  Leclerc,  Tumeur  maligne  de  la  giande  parotide.    Lyon  mddical  1903.    Nr.  49,  50. 

14.  Morestin,  Calcul  salivaire  du  canai  de  W  harten.  Bull,  et  mäm.  de  la  soc  de 
anat.  1903.  Nr.  8. 

15.  —  Eyste  de  la  joue  d^velopp^  probablement  aux  d^pens  de  la  parotide  aocessoire. 
BuL  et  mäm.  de  la  boc.  anat.  1903. 


Partsch,  Yerletzangen  und  chirurgische  Erankfaeiten  der  Wange  etc.  353 

16.  Maller,    Über    Aktinomykose    der    SpeicheldrQsen.      0  r  t  h  -  Festschrift.      Sonder- 
Abdruck. 

17.  Piqu^  et  Jonbert,   A  propos  d*un  cas  de  suppuration  de  la  löge  parotidienne  d*ori- 
gine  otique.    Bull,  et  m^nL  de  la  soc.  de  Chirurgie  1903.  Nr.  25. 

18.  *Schnidde,  Ein  Rundzellensarkom  der  Parotis.  Zieglers  Beiträge  1908.  Bd.  XXXIY. 
Heft  1. 

19.  Sebileau,  Suppuration  de  la  caisse  et  suppuration  parotidienne.  Bull,  et  m^m.  de  la 
6oe.  de  Chirurgie  de  Paris  1903.  Nr.  28. 

20.  Tonarelli,  C,  Sopra  gli  endetolionii  delle  ghiandole  salivari.    Osservazione  cliniche 
ed  istologiche.    II  Morgagni  1903. 

21.  Woolsej,  Reccurrent  epithelioma  of  the  parotid  gland.    New- York  surg.  soc.  Annais 
of  Burgery  1903.  Jnly. 

Haeckel  (10)  beobachtete  bei  einem  21jährigen  Zimmergesellen,   der 
wegen  eines  Unfalls  in  das  Krankenhans  eingeliefert  wurde,  eine  zunehmende 
Schwellung  beider  Ohrspeicheldrüsen,  beider  Submaxillar-  und  beider  Tränen- 
drüsen.   Die  Schwellung  der  Ohrspeicheldrüse  dehnt  sich   bis  zum  äusseren 
Gehörgang,  bis  zum  Warzenfortsatz  und  über  den  Eieferwinkel  bis  3^/s  cm 
vor  der    Ohrmuschel    aus.      Lymphdrüsenschwellungen    fehlten    vollständig. 
Die  Körpertemperatur  stieg  an  und  zugleich  trat  starker  Durchfall  auf,  mit 
schleimig-blutigen  Stühlen.    Die  Enteritis  dauerte  16  Tage,  während  welcher 
die  beschriebene  Schwellung  der  Drüsen  bedeutend  zurückging.     Es  traten 
darauf  am  ganzen  behaarten  Kopf  bohnengrosse,  derb  infiltrierte  Stellen  auf 
mit  dunkelroter  Verfärbung  und  dem  Gefühl  von  Spannung  und  Hitze;  ähn- 
liche Quaddeln  waren  an  der  Brust  und  am  Bauche  zu  bemerken.    Blutunter- 
snchung  negativ.    Die  Behandlung  bestand  in  Arseneinspritzungen.    Ungefähr 
ein  Vierteljahr  nach  der  Aufnahme  stellte  sich  plötzlich  starke  Dyspnoe  und 
Herzangst  ein  und  unter  Fiebersteigerung  kamen  blutige  Mengen  zum  Aus- 
warf.   Auf  der  Innenfläche  der  linken  Oberlippe  wurden  in  der  Schleimhaut 
zwei  erbsengrosse  harte  Knoten  fühlbar.     Auf  den  Quaddeln  auf  Brust  und 
Rücken  kleine  Petechien.    Die  Arseninjektionen  werden  wieder  aufgenommen ; 
die  Drüsenschwellnngen  werden  wieder  grösser.    Das  Befinden  des  Patienten 
verschlechtert  sich  zusehends   und  unter  Aushusten  schaumigen  Blutes  tritt 
bei  massigem  Ödem  an  Händen  und  Füssen  und  blutigen  Stühlen  der  Tod 
ein.    Die   Obduktion  ergibt  im  unteren  Viertel   der  Speiseröhre  eine  Reihe 
linsengrosser,  zackiger  Greschwüre  mit  schmutzigem  Belag ;  Blutaustritte  in  der 
Schleimhaut  des  Kehlkopfs   und   auf  dem  Epikard.     Grössere,  über   Vs  cm 
lange  und  ^/s  cm  breite  Geschwüre  im  Dickdarm ;  grosser  Blutaustritt  in  der 
Gegend  der  rechten  Niere.     Die  vergrösserten  Drüsen  werden  sämtlich  der 
Leiche  entnommen  und  nach  Härtung  untersucht.     Auf  ihrer  Schnittfläche 
ziehen   breite   weissliche   Bindegewebsmassen   hin   und  Rundzelleninfiltration 
umgibt  die  Drüsenläppchen.    In  den  Drüsenläppchen  verbreitete  Degeneration 
der  Epithel ien.     Nirgends  lassen  sich  Bakterien  nachweisen.    Nach  den  bis- 
herigen Veröffentlichungen  scheint  die  symmetrische  Schwellung  der  Tränen- 
und  Speicheldrüsen  in  einer  Reihe  von  Fällen  für  sich  idiopathisch,  in  einer 
andern  Reihe  in  naher  Beziehung  zu  leukämischen  Prozessen  vorzukommen. 
Der  mitgeteilte  Fall  zeichnet   sich   dadurch   aus,    dass   die   Krankheit   mit 
schwerer  Enteritis  vergesellschaftet  war,  die  Drüsen  in  verhältnismässig  kurzer 
Zeit  an-  und  abschwollen  und  endlich  an  den  verschiedensten  Stellen  der 
Haut  pseudoleukämische  Infiltrate  vorhanden  waren.    Die  Enteritis  trat  nach 
dem  Auftreten  der  Drüsenschwellung  ein.    Das  Abschwellen  der  Drüsen  durch 
interkurrente  fieberhafte  Erkrankungen    ist   öfters  beobachtet  worden.     Die 

Jahresbericht  fflr  Chirurgie  1909.  23 


354  Jahresbericht  für  Chirurgie.    U.  Teil. 

gleichzeitige  Infiltration  der  Haut  ist  im  Falle  von  Axenf  eld  auch  yorhauden 
gewesen.  Der  vorliegende  Fall  ist  geeignet,  die  schon  von  Mikulicz  ge- 
äusserte Ansicht,  dass  es  sich  bei  der  Erkrankung  um  einen  infektiösen  Pro- 
zess  im  weitesten  Sinne  des  Wortes  handle,  zu  stützen,  aber  bietet  dafür 
keine  neuen  sichtbaren  Beweismittel. 

Morestin  (14)  beschreibt  einen  Speichelstein  im  Ductus  Warthonianus 
bei  einem  34jährigen  Manne,  der  seit  20  Jahren  einen  kleinen  roten  Tumor 
unter  dem  Mundboden  trug,  der  ihm  nie  Beschwerden  gemacht  hatte. 
Gelegentlich  einer  Quecksilberkur  bemerkte  er  eine  Schmerzhaftigkeit  des 
Tumors,  den  er  bis  dahin  gar  nicht  beachtet  hatte,  die  so  lebhaft  vnurde, 
dass  er  ärztlichen  Rat  nachsuchte.  Ein  kleiner,  ovaler,  sehr  harter  Tumor 
lag  rechts  von  der  Mittellinie,  nahe  an  der  Mündung  des  Wart  hon  sehen 
Ganges.  Die  Schleimhaut  war  etwas  gerötet,  aber  verschieblich.  Beim  Ein- 
stich der  Nadel  wurde  dicht  unter  der  Oberfläche  ein  harter  Stein  gefohlt 
Die  Submaxillaris  der  entsprechenden  Seite  schien  wohl  etwas  dicker  und 
härter.  Unter  Kokain  und  unter  starker  Vorziehung  der  Zunge  wurde  die 
Geschwulst  eingeschnitten  und  ein  Stein,  ein  wenig  dicker  als  ein  Olivenkera, 
herausgebracht.  Druck  auf  die  Speicheldrüsengegend  entleerte  eine  beträcht- 
liche Menge  dicken  klaren  Speichels.  Die  Heilung  trat  ohne  Stönmg  ein. 
Der  Stein  war  2  cm  lang  und  wog  1,50  g.  Seine  Oberfläche  war  bedeckt 
mit  kleinen  Warzen,  seine  Farbe  ganz  weiss.  Andere  Konkretionen  wurden 
nicht  gefunden.  Es  scheint,  dass  in  diesem  Falle  die  Anwendung  des  Queck- 
silbers die  Speichelsekretion  gesteigert  und  damit  die  Entzündung  hervor- 
gerufen hat.  AufiTällig  erscheint,  dass  fast  15  Jahre  lang  der  Stein  symptom- 
los bestanden. 

V.  Brunn  (5)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  bei  Karzinom  der  Lippe 
metastatische  Knoten  in  der  Unterkieferspeicheldrüse  vorkommen  können,  und 
hat  infolgedessen  die  Frage  näher  studiert,  ob  in  der  Speicheldrüse  selbst 
Lymphknoten  vorkommen.  Bei  Untersuchung  von  23  Leichen,  bei  denen  der 
Tod  an  verschiedenen  Erkrankungen  eingetreten  war,  fand  sich  bei  genauer 
Untersuchung  des  Mundbodens  zweimal  echte  Lymphknoten  innerhalb  der 
submaxillaren  Speicheldrüsen.  Es  pflegen  diese  Drüsen  in  dem  als  Septum 
bezeichneten  bindegewebigen  Blatt  eingewickelt  zu  sein,  welche  in  das  Drüsen- 
gewebe mehr  oder  weniger  tief  eingedrückt  war.  In  dem  Drüsengewebe 
selbst  finden  sich  solche  Lymphknoten  nicht.  Man  kann  also  nicht  so  sehr 
von  einer  anatomischen,  sondern  für  eine  klinische  Einlagerung  des  Lymph- 
knotens sprechen.  Diese  Tatsache  zwingt  zu  der  Forderung,  bei  Exstirpation 
der  submaxillaren  Lymphknoten  auch  jedesmal  die  ganze  Speicheldrüse  mit 
fortzunehmen. 

Jeff eriss  (12)  sah  bei  einer  68jährigen  Frau  mit  einer  eingeklemmten 
Nabelhernie  bei  schwer  fakulentem  Erbrechen  am  dritten  Tage  nach  der 
Radikaloperation  unter  Schmerzen  hinter  dem  rechten  Ohr,  Fiebersteigerung 
und  Schluckbeschwerden  die  rechte  Ohrspeicheldrüse  stark  anschwellen.  Die 
Entzündung  der  Speicheldrüse  führte  unter  den  Erscheinungen  einer  Bron- 
chitis am  Morgen  des  fünften  Tages  zum  Tode. 

Le  Dentu  (7)  bespricht  die  Fälle  von  Speicheldrüsenentzündung,  welche 
den  Operationen  am  weiblichen  Geschlechtsapparat  folgen.  Er  sah  nach  einer 
Entfernung  einer  doppelten  Hydrosalpinx  am  zweiten  Tage  unter  Temperatur- 
steigerung am  Kieferwinkel  eine  leichte  Schwellung  eintreten,  die  schon  in 
den  nächsten  Tagen  ausserordentlich  stark  wurde  und  mit  Rötung  und  Glanz 


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Parts ch,  YerleUangen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  355 

der  Speicheldiüsengegend  yerbunden  war.  Das  Ödem  griff  auf  die  benach- 
barten Gegenden,  auf  Hals,  Gesicht,  Schläfe,  Auge  und  Augenlid  über,  dabei 
war  das  Allgemeinbefinden  sehr  schlecht.  Drei  Horizontalschnitte,  drei  Tage 
nach  Beginn  der  Erkrankung  gemacht,  ohne  dass  bis  dahin  Fluktuation  fahl- 
bar  war,  entleerten  eine  seropurulente  Flüssigkeit.  Erst  später  gelang  es, 
Ton  den  Schnitten  aus  in  der  Tiefe  Eiterherde  zu  eröffnen,  nach  deren  Ent- 
leerung die  Temperatur  abfiel.  Le  Den  tu  bespricht  die  verschiedenen  Er- 
klärungen des  Zustandekommens  dieser  Art  von  Speicheldrüsenentzündung 
und  macht  darauf  aufmerksam,  dass  der  Eiter  in  der  Speicheldrüse  durchaus 
nicht  immer  in  seinem  Bakteriengehalt  dem  des  Ursprungsherdes  entspreche, 
so  dass  man  an  eine  aufsteigende  Infektion  vom  Munde  her  denken  muss. 
So  sind  häufig  bei  Typhus  oder  Dysenterie  Streptokokken  und  Staphylokokken 
gefanden  worden.  Es  scheint,  als  ob  die  primäre  Erkrankung  die  Wider- 
standsfähigkeit gegen  Infektion  vom  Munde  her  herabsetzt.  Es  bleiben  zwei 
Möglichkeiten,  entweder  dass  die  Mundmikroben  an  Giftigkeit  zunehmen,  oder 
dass  die  Widerstandsfähigkeit  des  Parotisgewebes  abnimmt.  Le  Den  tu 
tritt  für  die  frühzeitige  Behandlung  durch  Inzision  ein,  ehe  noch  Fluktuation 
nachweisbar  ist.  Man  muss  breit  und  rechtzeitig  inzidieren,  ohne  den  Stamm 
und  die  Hauptäste  der  Gesichtsnerven  zu  verletzen.  Deshalb  bevorzugt  er 
Horizontalschnitte.  Man  kann  dann  die  tiefe  Fascie  mit  der  Sonde  stumpf 
durchgehen  und  die  Eiterherde  direkt  eröffnen.  In  seinem  Falle  fand  Den  tu 
Diplokokken  und  Streptokokken,  letztere  mit  eigentümlichen  Kulturen  bei 
anaerobem  Wachstum. 

Borchardt  (2)  teilt  einen  Fall  von  Tuberkulose  der  Parotis  aus  der 
Freiburger  chirurgischen  Klinik  mit.  Er  betraf  eine  51jährige  Schreinersfrau, 
Ton  der  drei  Geschwister  an  Lungenschwindsucht  gestorben  waren.  Eine 
Tochter  von  3  Jahren  wurde  an  Drüsen  operiert.  Die  Patientin  selbst  war 
stets  gesund,  hatte  achtmal  geboren  und  stets  auf  dem  Lande  in  freier  Luft 
gelebt.  Vor  35  Jahren  soll  sich  eine  Anschwellung  vor  dem  rechten  Ohr  hart 
imd  unverschieblich  entwickelt  haben.  Die  Grösse  der  Geschwulst  soll  zu  ver* 
schiedenen  Zeiten  gewechselt  haben.  Seit  1903  ist  die  Geschwulst  sehr  rasch 
gewachsen,  so  dass  die  Pat.  ärztliche  Hilfe  nachsuchte.  Bei  gesunden  inneren 
Organen  findet  sich  in  der  rechten  Parotisgegend  eine  flache  halb  orangen- 
grosse  Anschwellung,  die  bis  zum  Kieferwinkel  und  zum  Rand  des  Kopfnickers 
reicht.  Sie  scheint  aus  mehreren  Lappen  zu  bestehet.  Von  unten  ist  ein 
deutlich  abgesetzter  härterer  Knochen  nachzuweisen.  Die  Geschwulst  war 
nirgends  druckempfindlich.  Bei  der  Operation  erwies  sich  die  Geschwulst  in 
einer  fibrösen  Kapsel  liegend,  aus  der  sie  sich  leicht  auslösen  Hess.  Von  der 
Parotis  soll  nichts  zurückgeblieben  sein,  so  dass  der  Tumor  von  der  vergrösser- 
ten  Drüse  selbst  gebildet  zu  sein  schien  (?).  Ausserdem  wurde  eine  am  Kiefer- 
vinkel  befindliche  Lymphdrüse  entfernt.  Der  Facialis  musste  durchschnitten 
werden.  Das  Präparat  ist  eiförmig  8  cm  lang,  ÖV»  cm  breit,  3^/2  cm  tief 
und  besteht  aus  drei  grösseren  durch  fibröse  Züge  voneinander  getrennten 
Abteilungen,  die  in  sich  wieder  kleinere  Knötchen  erkennen  lassen.  Mikro- 
skopisch erweisen  sich  diese  kleinen  Knötchen  als  Reste  des  Parotisgewebes, 
die  durch  Züge  aus  Binde-  und  Fettgewebe  von  einander  getrennt  sind.  In 
den  Bindegewebssepten  ist  lymphadenoides  Gewebe  vorhanden.  Ausserdem 
findet  sich  in  dem  grösseren  Knötchen  reichlich  tuberkulöses  Granulations- 
gewebe mit  Riesenzellen  und  teilweise  deutlicher  Kalkeinlagerung  ohne  Spur 
Ton  Yerkäsung.     Tuberkelbazillen  wurden  unzweifelhaft,  jedoch  in  geringerer 

23* 


356  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Zahl  nachgewiesen.  Ziegler  hält  den  Tumor  für  eine  Tuberknlose  des 
lymphadenoiden  Gewebes  der  Parotis,  zumal  die  exstirpierte  Lymphdrüse  das- 
selbe Bild  der  hyperplastischen  nicht  zur  Yerkäsung  neigenden  Form  der 
Tuberkulose  bot.  Die  Tuberkulose  des  Lymphapparates  hat  zur  Atrophie  des 
Drüsenparenchyms  geführt,  ohne  dass  dasselbe  sich  an  dem  Entzündungsprozess 
beteiligte.  Darin  scheint  auch  die  lange  Dauer  der  Erkrankung  ihren  Gnmd 
zu  haben  und  in  dem  Mangel  der  Verkäsung  abzuweichen  der  bisher  be- 
schriebenen Parotistuberkulosen.  Vielleicht  hat  auch  darin  der  von  der  Fat 
mit  Bestimmtheit  angegebene  Wechsel  der  Grösse  seinen  Grund. 

Piqu4(17)  beschreibt  einen  seltenen  Fall  der  Komplikation  der  Mittel- 
ohreitenmg  in  Form  einer  Eiterung  in  der  Umgebung  der  Parotis.  Die  sehr 
unruhige  Kranke,  die  mit  gestörtem  Bewusstsein  und  halluzinierend  ihm  zu- 
geführt wurde,  kam  mit  einer  Schwellung  der  linken  Parotis  bis  zum  oberen 
Augenlid  reichend  auf  die  Abteilung.  Man  nahm  eine  eitrige  Parotitis  an 
und  machte  die  Inzision,  ohne  eine  abgegrenzte  Eiterung  dort  zu  finden.  Nur 
gelbliche  Krümel  fand  man  da  und  dort  in  der  Wundhöhle.  Sie  erwiesen 
sich  als  Kulturen  des  gelben  Traubencoccus.  Da  aber  die  Eiterung  sich  nidit 
massigen  wollte,  wurde  hinter  dem  Ohr  noch  eine  Inzision  gemacht.  Die 
knöcherne  Gehörgangswand  war  ziemlich  bloss  gelegt  und  von  Granulationen 
durchbrochen.  Ein  anderer  Eiterherd  fand  sich  noch  an  der  rechten  Brust- 
Seite  und  musste  ebenfalls  inzidiert  werden.  In  zwei  kleineren  Abszessen  der 
Schultergegend  wurde  der  Kettencoccus  gefunden.  Es  trat  vollkommene  H^- 
lung  ein.  Der  Zusammenhang  zwischen  der  Ohrerkrankung  und  dem  Speichel- 
drüsenabszess  ist  nicht  ganz  leicht  festzustellen.  Es  können  sich  die  beid^ 
Herde  sehr  wohl  gleichzeitig  nebeneinander  entwickelt  haben,  oder  es  kann 
die  Otitis  der  Parotitis  vorangegangen  sein.  Für  letzteres  entscheidet  sich  der 
Verfasser. 

Sebileau  (19)  unterzieht  in  der  sich  anschliessenden  Diskussion  die 
Mitteilung  Picques  und  Jouberts  einer  strengen  Kritik.  Er  bekämpft 
die  Auffassung,  dass  bei  dem  geschilderten  khnischen  Befunde  die  Parotis- 
eiterung  durch  eine  OhraflFektion  herbeigeführt  worden  sei.  Er  bezweifelt, 
dass  eine  starke  Ohreiterung  bestanden  habe,  als  der  Herd  an  dem  Kiefer- 
winkel, der  blossliegenden  Knochen  ergab,  eröffnet  wurde.  Er  tadelt  femer 
das  Vorgehen,  dass  bei  einer  angenommenen  Ohreiterung  lediglich  die  Eröff- 
nung des  Mastoidalfoftsatzes  gemacht  worden  sei,  während  notwendigerweise 
auch  das  Mittelohr  hätte  eröffnet  werden  müssen.  Broca  und  Regnier 
stimmen  diesem  Einwenden  bei,  ohne  dass  Pique  undJoubert  zu  ihrer  Ver- 
teidigung das  Wort  nehmen. 

In  zwei  Fällen  von  Parotisgeschwulst  hat  Fabris  (9)  die  Exstirpation 
der  Drüse  vorgenommen.  Er  bemerkt,  dass  in  Fällen  von  Parotisneoplasien 
rasch  und  radikal  eingegriffen  werden  müsse,  da  diese  Tumoren,  die  zu  An- 
fang aus  gutartigen  Elementen  bestehen,  durch  eine  ganz  leichte  Ursache  sich 
uml>iiden  und  eine  rasche  Evolution  haben  können  und  dann,  sobald  sie  die 
btriachbarten  Gewebe  invadiert  haben,  zum  Tode  führen.  R.  Giani. 

Le  Den  tu  (8)  macht  auf  die  Schwierigkeit  aufmerksam,  welche  für  die 
Oia^nose  öfters  bei  Tumoren  der  Parotisgegend  bestehen,  besonders  wenn 
sie  sich  nach  der  Gegend  der  Submaxillaris  und  Carotis  ausdehnen  und  den 
Phtn-jnx  vortreiben.  Er  hatte  einen  orangegrossen  Tumor  zu  operieren, 
welcher  die  Unterkieferdrüse  ganz  verdrängt  und  die  Mandel  stark  vorgewölbt 
tifttte.     Bei  der  21jährigen  Pat.  verlief  die  Heilung  rasch.   Eine  ausführliche 


Partscfa,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  357 

Beschreibung  des  mikroskopischen  Befundes  ergibt,  dass  der  grösste  Teil  der 
Geschwulst  aus  sarkomatösem  Gewebe  aufgebaut  war,  mit  eingesprengtem 
Kalk- und  Epithelioidenmassen.  Auf  die  Frage  Sebileaus,  wie  bei  dem  verti- 
kalen Schnitt  der  Facialis  geschont  werden  konnte,  erklärt  Le  Den  tu,  dass 
er  trotz  Schonung  des  Nerven,  den  er  nicht  zu  Gesicht  bekommen,  nachträg- 
lich eine  Lähmung  auftreten  sah,  welche  im  langsamen  Rückgang  begriffen  ist. 

Illot  (11)  beobachtete  bei  einem  16jährigen  Mädchen  einen  harten,  be- 
weglichen, knolligen  Tumor  in  der  rechten  Submaxillargegend.  Er  hatte  sich 
langsam  seit  sieben  bis  acht  Jahren  entwickelt  und  hatte  jetzt  Walnussgrösse. 
Bei  der  Exstirpation  erwies  sich  der  Tumor  mit  der  tiefen  Fascie  verwachsen, 
eingekapselt  und  mit  der  Submaxillaris  zusammenhängend.  Auf  dem  Durch- 
schnitt war  der  Tumor  weiss,  fest,  von  gelbbraunen  weicheren  Flecken  durch- 
setzt. Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  ein  Chondrom.  Bösartige  Er- 
scheinungen waren  nicht  vorhanden.  Unvollkommenes  Drüsengewebe  war  mit 
Knorpel  gemischt.  Die  Heilung  erfolgte  ohne  Zwischenfall.  Für  gewöhnlich 
gehen  derartige  Geschwülste  von  der  Parotis  aus,  selten  von  der  Submaxillaris. 

Cassanello  (6)  berichtet  über  einen  Fall,  in  welchem  Geci  eine  fast 
gänzlich  veränderte  Parotisdrüse  exstirpierte.  Auf  Grund  des  klinischen  Ver- 
laufs und  noch  mehr,  weil  deutlich  eine  Parotisläsion  vorlag,  war  die  Diagnose 
auf  cystisches  Adenoepitheliom  der  Parotis  gestellt  worden;  bei 
der  histologischen  Untersuchung  aber  erkannte  Verf.  in  der  Parotis  eine  be- 
sondere Läsion,  die,  seines  Wissens,  bisher  noch  von  niemandem  beobachtet 
worden  ist.  —  Er  konstatierte  nämlich  eine  starke  Bindegewebshyperplasie 
mit  Bildung  von  sehr  zahlreichen,  verschieden  weiten  Drüsenepithelcysten. 
Auf  Grund  seines  histologischen  Befundes  behauptet  Verf.,  dass  es  sich  um 
eine  chronische  interstitielle  Parotis  gehandelt  habe,  um  eine  Hyperplasie  mit 
nachfolgender  Sklerose  des  perilobulären  und  interacinösen  Bindegewebes,  die 
schliesslich  das  Zustandekommen  von  fibrösen  Knoten  und  cystischen  Räumen 
zur  Folge  hatte.  R.  Giani. 

Woolsey(21)  stellte  einen  jungen  Mann  vor,  den  er  27»  Jahre  früher 
wegen  eines  Endothelioms  der  linken  Parotis  operiert  hatte.  Nach  der  ersten 
Operation  war  die  Wunde  nie  ganz  geheilt.  Es  blieb  immer  eine  Fistel  zurück, 
die  immer  etwas  absonderte.  Bei  der  Untersuchung  liess  sich  eine  Schwellung 
konstatieren,  welche  die  ganze  linke  Parotisgegend  einnahm  und  bis  hinter 
den  Winkel  des  Kiefers  übergriff.  Ein  Fistelgang  führte  unter  dem  Ohrläpp- 
chen bis  nach  dem  Kieferwinkel.  Die  Geschwulst  war  sehr  hart  und  schien 
die  ganze  Drüse  einzunehmen  und  über  ihre  Kapsel  hinaus  zu  gehen.  Bei 
ihrer  Entfernung  musste  der  Facialis  durchschnitten  werden.  Die  Geschwulst 
erwies  sich  als  ein  Endotheliom,  wie  sie  Volkmann  beschrieb.  Gibson  sah 
einen  ähnlichen  Fall,  der  die  ganze  Parotis  einnahm  und  nach  zwei  Ope- 
rationen nicht  mehr  wiedergekommen  ist.  In  einem  anderen  Fall  griff  ein 
von  der  Submaxillardrüse  ausgehender  Tumor  bald  nach  der  Operation  auf 
die  Weichteile  des  Halses  über  und  metastatisch  auf  das  Rückenmark.  Dass 
in  seinem  Falle  die  Fistel  bestehen  blieb,  erklärt  Woolsey  damit,  dass 
wahrscheinlich  Tumorstticke  zurückblieben  und  deshalb  die  Wunde  nicht  zur 
Heilang  gekommen  sei. 

Tonarelli  (20)  liefert  einen  beachtenswerten  Beitrag  zum  Problem  der 
Histogenese  der  Speicheldrüsentumoren,  auf  Grund  von  histologischen  Studien, 
die  er  in  11  in  der  chirurgischen  Klinik  in  Florenz  von  ihm  operierten  Fällen 
ausfährte.     Von   diesen   Tumoren  betreffen  sechs  die  Parotis  und  vier  die 


358  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Submaxillardrüsen,  einer  hatte  sich  aus  einer  der  molaren  Speicheldrüsen  ent- 
wickelt. Wie  die  mikroskopische  Untersuchung  dartat,  handelte  es  sich  in 
zwei  Fällen  um  ein  reines  Enchondrom,  in  einem  Falle  um  Spindelzellensarkom 
und  in  einem  anderen  Falle  um  aus  Pflasterepithel  bestehendes  Epitheliom; 
in  den  übrigen  sieben  Fällen  handelte  es  sich  um  sogenannte  Mischgeschwülste 
der  Speicheldrüsen ,  und  zwar ,  wie  Verf.  auf  Grund  der  Untersuchung  von 
zahlreichen  Schnitten  annehmen  zu  müssen  glaubt:  in  einem  Falle  um  Peri- 
theliom, in  einem  um  aus  endothelartigen  Zellen  zusammengesetztes  Hämangio- 
Sarkom,  in  zwei  um  Lymphangioendotheliome  und  in  einem  um  interfasci- 
kuläres  Endotheliom.  Die  von  ihm  erhaltenen  histologischen  Befunde  mit  den 
von  anderen,  besonders  von  Hinsberg,  Wil ms  und  Cassanello  gemachten 
zusammenstellend,  kommt  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  dass  man  bezüglich  der 
Histogenese  derartiger  Tumoren  keiner  exklusiven  Anschauung  folgen  dürfe, 
wie  es  andere  Forscher  taten.  Es  sind  Geschwülste,  die  sich  in  Drüsenorganen 
entwickeln,  die  ihrem  aktiven  physiologischen  Vermögen  zufolge  reich  an  Blut- 
und  Lymphgefässen  sind,  Geschwülste,  die  ihren  Sitz  in  Regionen  haben,  wo 
sich  tiefe  embryogenetische  Prozesse  vollziehen.  Dass  an  solchen  Stellen 
drüsenartige  epitheliale  Tumoren,  einfache  oder  endothelartige  Bindegewebs- 
geschwülste  oder  heterologe  Neoplasien  entstehen,  ist  durchaus  nicht  zu  ver- 
wundem. R.  Giani. 

Morestin  (15)  beobachtete  bei  einer  55jährigen  Dame  eine  Geschwulst 
der  linken  Wange,  die  seit  4  Monaten  bemerkt  worden  war,  sich  aber  in  den 
letzten  3  Wochen  um  das  Doppelte  vergrössert  hatte.  Eine  nussgrosse  Ge- 
schwulst deutlich  vorspringend,  nahm  die  Wange  in  der  Gegend  des  Masseters 
ein,  oberhalb  der  Linie,  welche  vom  Tragus  bis  zum  Mundwinkel  gezogen  wird. 
Die  Haut  darüber  war  intakt,  die  Geschwulst  selbst  rundlich,  hart,  leicht  be- 
weglich, vollkommen  schmerzlos  auf  Druck,  mit  der  Schleimhaut  des  Mundes 
nicht  verwachsen.  Der  Stenonsche  Gang  war  durchgängig  und  seine  Son- 
dierung Hess  keine  Beziehung  mit  der  Geschwulst  feststellen.  Eine  Probe- 
punktion entleerte  3  ccm  fadenziehender,  leicht  blutiger  Flüssigkeit.  Durch 
die  Punktion  verschwand  der  Tumor,  um  nach  3  Tagen  wieder  vollständig 
aufzutreten.  Bei  der  Operation,  die  mit  Schrägschnitt  vorgenommen  wurde, 
konnte  man  zwei  Nervenäste  über  die  Geschwulst  ziehen  sehen  und  sie  bei 
Seite  schieben.  Der  Stenonsche  Gang  kam  nicht  ins  Gesichtsfeld,  der  Tumor 
ging  dicht  bis  zum  Masseter.  Sonst  Hess  sich  der  Tumor  leicht  ausschälen 
und  zeigte  bei  seiner  mikroskopischen  Untersuchung  auf  seiner  Wand  ein  sehr 
regelmässiges,  zylindrisches  Epithel,  ähnlich  dem  der  Ausgänge  der  Speichel- 
drüsen. Es  war  kein  Zweifel  darüber,  dass  man  es  mit  einer  Speicheldrüsen- 
cyste  zu  tun  hatte. 

Lee  lere  (13)  gibt  den  Bericht  über  einen  bösartigen  Tumor  der  Parotis, 
welcher  durch  den  grossen  Keilbeinflügel  in  das  Schädelinnere  durchgedrungen 
und  in  das  Gehirn  eingebrochen  war.  Bei  einem  65jährigen  Landmann,  der 
mit  einer  Hnksseitigen  Hemiplegie  und  fast  bewusstlos  eingeliefert  wurde,  fand 
sich  eine  Geschwulst  der  rechten  Parotisgegend.  Die  linksseitige  Lähmung 
bestand  seit  4  Monaten.  Seit  14  Tagen  war  das  rechte  Auge  schmerzhaft 
geworden  und  aus  der  Augenhöhle  getreten.  Die  Geschwulst  hatte  die  Grösse 
einer  Mandarine,  war  gleichmässig  hart  und  reichte  vom  Tragus  bis  zum 
Kieferwinkel.  Die  Haut  war  noch  nicht  verwachsen,  normal  gefärbt.  Drüsen- 
schwellung  fand  sich  in  der  Umgebung,  sowohl  in  der  ünterKefergegend,  wie 
in  der  Gegend  der  Carotis  und  über  dem  Schlüsselbein.   Rechts  bestand  keine 


Fartsch,    Verletzimgen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  359 

Facialislähmxmg.  Der  Knabe  starb  8  Tage  nach  der  Einlieferung.  Die  Autopsie 
bestätigte  die  schon  bei  Lebzeiten  gestellte  Diagnose,  des  Vordringens  der 
Gresch¥rnlst  in  die  Schädelhöhle.  Die  Spitze  des  Temporallappens  war  mit 
der  Dura  mater  verwachsen  und  der  vordringende  Tumor  hatte  hier  einen 
Srweichungsberd  von  Hühnereigrösse  hervorgerufen,  der  in  den  Seitenventrikel 
durchgebrochen.  Ausserdem  fand  sich  in  den  Lungen  eine  grosse  Menge 
erbsengrosser  Herde,  zerstreut  an  der  Peripherie  der  Lunge  und  der  pleuralen 
Oberfläche.  In  der  rechten  Lungenspitze  waren  zwei  bohnengrosse  Herde 
vorhanden.  Andere  Metastasen  fehlten.  Mikroskopisch  fand  sich  ein  Epi- 
thelialkrebs  mit  myxomatösem  Stroma  und  Knorpelinseln. 

Erkrankungen  der  Zunge. 

1.  Bntlin,  On   cases  in  'which  J  have  ezperienced   great  difficnlty  in  the  diagnosis  of 
Cancer  of  the  Tongae.    The  Practitioner.  May  1903. 

2.  —  On  my  unsaccessful  Operations  for  Cancer  of  the  tongae  and  on  the  early  diagnosis 
of  the  diaease.    British  med.  Journal  1908.  Febr.  14. 

3.  Carleas,  Transhyoid  Pharyngotomie.    The  Practitioner.  May  1903. 

4.  ^DuCastel,  Gumma  und  in  die  Tiefe  wucherndes  Epitheliom  der  Zunge.    Archives 
Internat  de  Larjngol.  1903.  Nr.  1. 

5.  Daily,  A  case  of  tuberculosis  of  the  tongue.    British  medical  Journal  1903.  Dec. 

6.  Depontre,  P^ri-amygdalite  linguale  phlegmoneuse.  Annais  des  maladies  de  Torreille 
1903.  Nr.  5. 

7.  Dreher,  Ein  sterilisierbarer  Pulverbläser,  verbunden  mit  einem  Zungenspatel.  Müoch. 
med.  Wochenschrift  1903. 

8.  Fisk,  Ezcision  of  the  tongue  for  sarcoma.    New-Tork  surgical  soc.    Annals  of  sur- 
gery  1903.  February. 

9.  Florence,  Anomalies  de  Tariere  linguale  au  point  de  vue  opöratoire.    Bull,  et  möm. 
de  la  soc.  anat.  1908.  Nr.  7. 

10.  Fripp  u.  Iwan,  A   case  of  sarcoma  of  the  tongue,  with  an  analysis  of  forthythree 
previously  recorded  cases.    Guys  hospital  reports  1902.  Vol  LVII. 

11.  Gaueber,  La  leucoplasie  linguale.    La  Presse  m^.  1903.  Nr.  34. 

12.  ^Goyot,  Angiome  de  la  partie  laterale  gauche  de  la  langue  chez  un  hydrocöphal 
h^rödo-syphilitique.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1903.    Nr.  47. 

13^    Guinard,  Epithelioma  de  la  langue,  opörö  il  y  a.  dix  huit  ans;  troisi^me  r^cidive. 
Ball,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  14. 

14.  ^Jacobson,  A  few  lessons  from  fifty  cases  of  Operation  for  Carcinoma  of  the  tongue. 
The  Practitioner  1903.  May. 

15.  Jahr,  30  FftUe  von  Carcinoma  linguae.    Bissert.  Jena  1903. 

16.  Kaz,  Beitrag  zur  Frage  der  Phlegmone  glosso-epiglottica.     Allgemeine  Wiener  med. 
Zeitung  1903.  Nr.  43,  47. 

17.  Kohl,  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Zungensarkome.    Dissert.  Bonn  1903. 

18.  V.  Lallicb,  Ein  Fall  von  Makroglossie.    Wiener  med.  Presse  1903.  Nr.  7. 

19.  Mastresimone,  J.,  Mixo-sarcoma  primitive  deUa  lingua.   II  Policllnico  1903.  voLXC. 
Faec.  L 

20.  ^F^raire,  Papillome  linguale  Ablatioo.  Gu^rison.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir. 
1903.  Nr.  9. 

21.  Rantenberg,  Halbseitige  Zungenatrophie.   Verein  fttr  wissenschaftl.  Heilkunde  Königs- 
berg.   Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  31. 

22.  Beclus,  Huit  äpith^liomes  de  la  rodme  langue,   op^r^s  en  vingt  et  un  ans.    Ball,  et 
m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  29. 

23.  Richter,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  gutartigen  Geschwülsten  der  Zunge,  insbesondere 
den  Adenomen.    Bissert.  Bonn  1903. 

24.  Schwienhorst,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Zungenaktinomykose.    Dissertation 
Giessen  1903. 

25.  Simon,  Über  Makroglossie.    Dissert.  Bonn  1903. 

26.  ThaonetLeRoux,   Tuberculose  miliaire  lingua-juguale.    Archives  g^närales  1903. 
Nr.  9  . 


360  Jahresbericht  fdr  Chirurgie.    IL  Teil. 

27.  *Abbott  and  Shattock,  Neurofibromatosis  of  the  nerves  of  the  tongae  (Macro- 
glossia  Denrofibromatosa)  and  of  certain  other  nerres  of  the  head  and  neck.  Amials 
of  sargerj  1903.  March. 

28.  Whitehead,  Ezcision  of  the  tongne  for  cancer.    The  Practitioner  1908.  May. 

29.  Zintsmaster,  A  case  of  tuberculosis,  resembling  Carcinoma  in  the  tongae  of  an  old 
man.    Annais  of  snrgerj  1903.  Jannary. 

30.  Unwin  and  Boyd,  On  a  Series  of  cases  of  cancer  of  the  tongae.  Tbe  Practitioner 
1908.  May. 

Florence  (9)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  Zungenarterie  nicht 
immer  im  Pirogoff sehen  Dreieck  zu  finden  sei.  Sie  zeigte  sich  bei  den 
Operationsübungen  öfters  direkt  am  Knochen  des  Zungenbeines  gelegen  und 
stieg  erst  unter  der  inneren  Partie  des  Mylohyoideus  auf.  In  anderen  FSMea 
lag  sie  erheblich  tiefer,  namentlich  dann,  wenn  der  Biventer  mit  einem  breiten 
Bande  an  das  Os  byoides  festgeheftet  ist.  Wegen  dieser  relativ  häufigen 
Anomalien  wird  vorgeschlagen,  die  Unterbindung  im  Pirogoff  sehen  Dreieck 
aufzugeben  und  lieber  die  Arterie  weiter  hinten  dicht  am  Zungenbeinhom  m 
unterbinden,  nahe  an  ihrem  Austritt  aus  der  Carotis.  Die  Arterie  geht  fast 
stets  parallel  dem  Zungenbeinhom,  in  dessen  Nachbarschaft  sie  am  bequemsten 
zu  finden  ist.  Ihre  Unterbindung  bietet  bei  den  Exstirpationen  schwerer 
Zungenkarzinome  immerhin  grosse  Vorteile. 

Rautenberg  (21)  führte  im  Verein  für  wissenschaftliche  Heilkunde  in 
Königsberg  eine  43jährige  Frau  mit  halbseitigem  Schwunde  der  Zunge,  der 
sich  seit  2 — 3  Jahren  eingestellt  hatte,  vor.  Es  bestanden  neben  der  Zungen- 
affektion  halbseitige  Parese  und  teilweiser  Schwund  im  linken  unteren  Facialis, 
sowie  Schwund  des  linken  weichen  Gaumens  und  Lähmung  des  linken  Stimm- 
bandes. Es  fehlten  aber  alle  Sensibilitätsstörungen,  der  Geschmack  war  vor- 
handen. Es  wird  eine  Erkrankung  in  der  MeduUa  oblongata  angenommen, 
in  der  Diskussion  auch  darauf  hingewiesen,  dass  es  sich  trotz  des  Fehlens 
der  Sensibilitätsstörungen  um  Syringomyelie  handeln  könne. 

Dreher  (7)  hat  einen  Zungenspatel  konstruiert,  auf  dessen  Rücken  ein 
dünnes  Metallrohr  festgelötet  ist,  das  in  einen  Gummiballon  ausgeht,  in 
welchen  das  zu  verwendende  Medikament  in  pulveriger  Form  gebracht  wird. 
Mit  der  Applikation  des  Spatels  ist  man  ohne  weiteres  in  der  Lage  das 
Medikament  bequem  an  die  erwünschte  Stelle  zu  bringen.  Man  braucht  nur 
eine  Hand  für  Spatel  und  Bläser. 

Depoutre  (6)  beschreibt  einen  der  seltenen  Fälle  der  phlegmonösen 
Entzündung  der  Zungenmandel.  Ein  35  jähriger  Landmann  klagte  über  ausser- 
ordentliche Schmerzen  im  Schlünde,  die  plötzlich  auftretend  das  Schlucken 
unmöglich  machten  und  nach  dem  Ohre  ausstrahlten.  Er  hatte  die  letzten 
48  Stunden  gar  nichts  gegessen.  Das  Herabdrücken  der  Zunge  rief  lebhafte 
Schmerzen  hervor;  ebenso  ihre  Bewegungen.  Am  Zungenende  gewahrte  man 
mit  dem  Spiegel  eine  walnusgrosse  Schwellung,  welche  die  Epiglottis  bei  Seite 
drängte.  Es  bestanden  40^  Fieber,  Schüttelfrost  und  Kopfschmerz.  Inzision 
entleerte  eine  kleine  Menge  Eiter.  Trotzdem  werden  die  Beschwerden  nach 
anfänglicher  Erleichterung  schlimmer.  Der  Urin  enthielt  Eiweiss.  Noch 
einmal  werden  zwei  tiefe  Einschnitte  gemacht,  die  eine  grössere  Menge  Eiter 
zutage  förderten.  Darauf  Heilung.  Seifert  hat  die  Erkrankung  1893  als 
Phlegmone  peri-epiglottica  beschrieben,  Marion  1894  die  Fälle  der  Literatur 
in  seiner  These  bearbeitet,  und  Escat  1902  in  seiner  Traite  des  maladies 
du  pharynx  eine  eingehende  Beschreibung  gegeben. 


Part  seh,    VerletznogeD  und  chimrgiBche  Krankheiten  der  Wange  etc.  361 

Eaz  (16)  weist  darauf  hin,  das  sich  die  phlegmonösen  Prozesse  im  Rachen 
und  Schlund  in  drei  Kategorien  einteilen  lassen:  1.  in  phlegmonöse  Pro- 
zesse in  der  Submukosa,  von  Senator  als  akute  infektiöse  Phlegmone  des 
Schlundes  oder  auch  als  Erysipel  des  Rachens  bezeichnet,  2.  in  phlegmonöse 
Prozesse  der  adenoiden  Substanz,  also  Abszesse  der  kleinen  Lymphfollikel  des 
lymphatischen  Schlundringes  und  endlich  phlegmonöse  Prozesse  im  Zell- 
gewebe; letztere  können  nicht  nur  in  dem  Gewebe  um  die  Gaumenmandel 
hemm,  sondern  auch  an  der  Zungen wurzel ,  hinter  der  Zungen mandel  sich 
entwickeln,  sei  es,  dass  sie  primär  oder  im  Anschluss  an  Affektionen  der 
Zangentonsille  zu  stände  kommen.  Sie  können  sich  auch  auf  das  Gewebe  der 
Vallecula  fortpflanzen  und  durch  Verletzungen  der  Schleimhaut  durch  nicht 
gat  gekaute,  feste  Bestandteile  der  Nahrung  oder  durch  Fremdkörper,  wie 
dorcli  Borsten  oder  Fischgräten  hervorgerufen  werden.  Auch  soll  zu  heisse 
Nahrung  oder  der  Genuss  heisser  Getränke  Veranlassung  zum  Eindringen 
pathogener  Keime  geben  können.  Nach  Simanowski  soll  sogar  die  Krank- 
heit epidemisch  vorkommen  und  dann  besonders  Kranke  befallen,  welche 
schon  längere  Zeit  an  Affektionen  des  Rachens  oder  des  Schlundes  litten. 
Unter  den  28  Fällen,  welche  Simanowski  beobachtet  hat  Yon  Phlegmone 
in  der  Gegend  der  Zungentonsille ,  ist  nur  in  zwei  Fällen  eine  Fortleitung 
der  Entzündung  in  die  Gegend  der  Epiglottis  nachweisbar  gewesen.  Kaz 
selbst  hat  zwei  Fälle  beobachtet,  in  denen  nur  die  Vallecula  affiziert  war,  und 
drei  FäUe,  in  denen  gleichzeitig  eine  Entzündung  der  Zungentonsillen  bestand. 
Als  Symptome  werden  geschildert:  Unbehagen  beim  Schlucken  und  Gefühl 
leichter  Trockenheit  an  der  erkrankten  Seite.  Bald  treten  meist  durch  äussere 
Zufälligkeiten  veranlasst,  allgemeine  Störungen,  Abgeschlagenheit,  Mattigkeit, 
unruhiger  Schlaf,  Kopfschmerzen,  auch  Schüttelfrost  ein.  Die  Schmerzen 
breiten  sich  über  den  ganzen  Rachen  aus,  strahlen  nach  den  Ohren,  Hals 
und  Schulter  hin.  Das  Schlingen  fängt  an,  sehr  schmerzhaft  zu  werden, 
ebenso  steigern  sich  die  Schmerzen  beim  Sprechen.  Die  Sprache  wird  un- 
deutlich und  nasal.  Heiserkeit  tritt  nicht  ein.  Die  Behinderung  des  Schluck- 
aktes führt  zur  Ansammlung  von  Schleim  und  Speichel  im  Schlünde  und 
wird  durch  die  Steigerung  der  Speichelabsonderung  noch  vermehrt.  Nur  die 
laryngoskopische  Untersuchung  vermag  den  Grund  der  Störung  aufzuklären. 
Das  Vorstrecken  der  Zunge  wird  schmerzhaft ;  der  Unterschied  zwischen  den 
beiden  Valleculae  fällt  sofort  auf.  Die  Vorwölbung  kann  so  gross  werden,  dass 
der  Eingang  zum  Kehlkopf  bis  zu  lebensgefährlicher  Atemnot  verengt  wird. 
Gelegentlich  können  auch  in  demselben  Hyperämie  und  Schwellung  eintreten, 
oder  auch  vor  der  phlegmonösen  Erkrankung  vorhanden  sein.  Drüsenschwellung 
wird  am  vorderen  Rande  des  Kopfnickers  beobachtet.  Der  Prozess  pflegt  stets 
einseitig  zu  sein,  und  ist  nach  den  bisherigen  Beobachtungen  nie  auf  die 
andere  Seite  übergesprungen.  Der  Rachen  kann  bei  den  Affektionen  voll- 
kommen frei  erscheinen,  mit  Ausnahme  der  unteren  Abteilungen  der  auf  die 
Zungenwurzel  übergehenden  vorderen  Gaumensegel.  Bei  bedeutenden  Infil- 
trationen können  auch  die  Hautdecken  der  Zungenbeingegend  sowie  die  Weich- 
teile des  Bodens  der  Mundhöhle  in  Schwellung  geraten.  Bis  zur  Reifung  des 
Prozesses  pflegen  5 — 6  Tage  zu  vergehen,  aber  auch  2 — 3  Wochen  gelegentlicL 
Das  hängt  von  der  Tiefe  des  primären  Herdes  ab.  Dem  entspricht  auch  die 
Dauer  des  Fiebers,  das  aber  selten  39®  erreicht.  Differentialdiagnostisch 
kommt  die  Angina  Ludovici,  Struma  accessoria  und  Epiglottitis  suppurativa, 
wie  sie  Przedboreski   nach  Masern  beobachtet  hat,   in  Frage.     Was  die 


362  Jahreebericht  für  Chirurgie.    IL  Teil 

Behandlung  anlangt,  ist  bei  reifem  Abszess  die  Eröffnung  erforderlich. 
Vorher  ist  Linderung  durch  eine  3 — 5^/oige  Eokainlösung  zu  yerschaffen, 
welche  auf  Zucker  gegossen,  durch  Lutschen  des  Zuckers  leicht  verschlackt 
wird.     Kaz  braucht  folgende  Mischung: 

Rp.  Cocaini  muriatici  0,15 — 0,25 

Mentholi  japanici  0,12 — 0,15 

Antipyrini  1,0—2,0 

Spiritus  vini  1,5 

Glycerini  3,5 

M.  D.  S.    3 — 5  Tropfen  auf  ein  Stückchen  Zucker  langsam   zu  lutschen  imd 

zu  verschlucken. 
Einige  Minuten  vor  dem  Essen  oder  Trinken  eingenommen,  setzen  diese 
Tropfen  die  Empfindlichkeit  so  herab,  dass  die  Nahrungsaufnahme  schmerzlos 
wird.  Sprechen,  Schlingen  und  Husten  sind  möglichst  zu  vermeiden.  Im 
Rachen  angesammelte  Flüssigkeit  muss  durch  Spülungen  mit  lauwarmen 
Lösungen  fortgebracht  werden.  Im  Beginn  der  Erkrankung  kann  wohl  durch 
Eisbehandlung  eine  Kupierung  des  Prozesses  versucht  werden,  aber  in  den 
meisten  Fällen  bleibt  sie  erfolglos,  selbst  wenn  man  äussere  Eisumschläge 
hinzu  nimmt.  Massage  der  Unterkiefergegend  mit  warmem  Kampferöl  und 
nachfolgenden  warmen  Umschlägen  wirken  häufig  noch  besser.  Ist  der  Abszess 
gereift,  so  muss  inzidiert  werden,  was  häufig  nur  mit  grossen  Schwierig- 
keiten und  unter  Zuhilfenahme  des  Kehlkopfspiegels  möglich  ist,  dann  aber 
in  den  meisten  Fällen  sehr  rasche  Besserung  bringt.  Gewöhnlich  wird  der 
Luftröhrenschnitt  notwendig. 

Gaucher  (II)  geht  von  der  nach  Ansicht  des  Referenten  falschen  Vor- 
aussetzung aus,  dass  die  Leukoplakie  der  Zunge  stets  luetischen  Ursprungs 
sei.  Er  glaubt  in  95  ^/o  der  FäUe  die  früher  überstandene  Lues  nachgewiesen 
zu  haben,  macht  sich  aber  nach  den  angeführten  Fällen  diesen  Nachweis 
sehr  leicht.  So  genügte  ihm  im  ersten  Falle  eine  später  auftretende  Okulo- 
motoriuslähmung, im  zweiten  Falle  ein  früher  überstandener  Abort,  um  eine 
luetische  Anamnese  zu  konstruieren.  .  Über  die  Unwirksamkeit  der  antfln- 
etischen  Behandlung  der  Leukoplakie  setzt  er  sich  ruhig  hinweg.  Er  stellt 
die  Leukoplakie  hinsichtlich  der  Lues  in  dieselbe  Reihe  wie  die  Tabes  und 
die  Paralyse.  Anatomisch  glaubt  er  eine  oberflächlich  sklerosierende  Glossitis 
unter  den  leukoplakischen  Flecken  nachgewiesen  zu  haben,  aber  sie  sei  erst 
sekundär,  ursprünglich  sei  die  Veränderung  eine  epitheliale,  begründet  in 
der  übermässigen  Yerhornung  des  Epithels.  Das  Stratum  granulosum  der 
Haut  sei  verdickt  und  mit  Eleidin  überladen.  Gelegentlich  fänden  sich  in 
den  Partien,  welche  zu  papillären  Wucherungen  neigten,  EpidermiskugehL 
Er  sieht  in  der  Leukoplakie  ;,une  variete  particuliere  de  glossite  scl^rense 
superficielle  syphilitique^.  Auf  dem  Boden  syphilitischer  Plaques  entwickelten 
sich  die  Yerddckungen  des  Epithels  auf  der  Rückenfläche  oder  den  Rändern 
der  Zunge,  bald  isoliert,  bald  zusammenfliessend.  Manchmal  greifen  sie  auch 
auf  die  Unterfläche  der  Zunge  über.  In  einem  zweiten  Stadium  atrophiert 
das  Epithel  und  wird  ausserordentlich  dünn  und  fein,  so  dass  neben  weiss- 
lichen  Flecken  grau-rötliche  erscheinen,  an  denen  nun  leicht  wieder  das  Epi- 
thel einreisst,  fissuriert  und  zu  entzündlicher  Verdichtung  des  unterliegenden 
Bindegewebes  Veranlassung  gibt.  Warzige  Wucherungen  pflegen  dann  zu 
entstehen  und  im  dritten  Stadium  aufzutreten.  In  diesen  Fällen  kann  eine 
Prädisposition   oder   hereditäre  Anlage   zur  krebsigen  Umwandlung   führen- 


Parts  eh,  Yerletzungen  und  chirargische  Krankheiten  der  Wange  etc.  363 

Über  die  Behandlung  der  Affektion  weiss  6  au  eher  nichts  Neues  zu  sagen. 
Die  antiluetische  hilft  nichts,  hat  höchstens  eine  Verlangsamung  der  Ent- 
Wickelung  zur  Folge,  man  soll  aber  nicht  Jodkali  verabfolgen,  sondern  nur 
Quecksilber  und  letzteres  in  leichtlöslichen  Salzen.  Lokal  sind  alkalische 
Gurgelungen  und  Mundbäder  mit  Wasserstoff-Superoxyd  oder  10  ®/o  iger  Chlor- 
Magnesiumlösung  zweckmässig.  Auch  Bepinselungen  mit  chromsaurem  Kali 
1  auf  50  werden  empfohlen.  Vorzuziehen  ist  der  Galvanokauter.  Zu  ver- 
wechseln ist  die  Affektion  mit  Liehen  planus.  Das  Auftreten  ähnlicher 
Flecke  am  übrigen  Körper,  das  Zusammenfliessen  ursprünglich  verschiedener 
weisser  Flecke  in  dendritischer  Form  unterscheidet  diese  Flecken  von  der 
Leukoplakie.  Die  krebsige  Umwandlung  verrät  sich  durch  ein  hartes  warziges 
Geschwür,  das  leicht  blutet  und  übelriechende  Absonderung  zeigt.  Drüsen- 
schwellung, ausstrahlende  Schmerzen  unterstützen  die  Diagnose. 

Schwienhorst  (24)  veröffentlicht  aus  der  Giessener  Klinik  einen  Fall 
von  Zungenaktinomykose ,  der  einen  27jährigen  Taglöhner  betraf,  der  mit 
Schlackbeschwerden,  seit  6  Wochen  bestehend,  und  Sprachbehinderung  zur 
Aufnahme  kam.  Seit  8  Tagen  eingetretene  Schmerzen  in  der  Zunge  hatten 
zu  einer  starken.  Schlucken  und  Sprechen  gleich  behindernden  Schwellung 
geführt. 

Karies  der  Zähne  war  nicht  vorhanden;  ein  kariöser  Zahn  war  vor 
längerer  Zeit  entfernt.  Getreideähren  hatte  der  Pat.  nicht  in  seinen  Mund 
gebracht.  Die  Zunge  des  kräftig  gebauten,  hereditär  nicht  belasteten  Pat. 
war  in  der  Mitte  im  Bereich  des  Zungengmndes  und  der  mittleren  Partie 
derb  infiltriert,  ohne  Fluktuation,  ohne  Rötung,  stark  druckempfindlich.  Die 
GL  subungualis  beiderseits  leicht  geschwollen  und  druckempfindlich;  keine 
Lymphdrüsenschwellung.  Die  Schwellung  wechselt  während  der  ersten  Beob* 
achtungstage.  Nach  einiger  Zeit  stellt  sich  an  der  Stelle  der  früher  erfolglos 
vorgenommenen  Punktion  ein  gelber,  stecknadelkopfgrosser  Herd  ein  mit 
Dmckempfindliehkeit  des  rechten  Zungengrundes.  Bei  einer  jetzt  vorgenom- 
menen Punktion  werden  zwei  Aktinomyeesdrusen  gefunden.  Nun  wird  in 
Narkose  eine  Inzision  vorgenommen,  welche  in  eine  pflaumengrosse,  mit  derben 
Granulationen  gefüllte  Höhle  führt,  die  aber  keine  Kömchen  mehr  enthält. 
Nach  Tamponade  heilte  die  Höhle  glatt  aus  unter  Nachlass  aller  der  früher 
vorhandenen  Beschwerden.  Im  Anschluss  an  diesen  Fall  stellte  Schwien- 
horst 22  Fälle  von  Zungenaktinomykose  aus  der  Literatur  zusammen,  ohne 
dass  damit  eine  vollständige  Aufzählung  beabsichtigt  wird. 

Ein  Zusammenhang  mit  eingewanderten  botanischen  Elementen  Hess 
sich  in  obigem  Falle  nicht  nachweisen. 

Daily  (5)  teilt  den  Fall  von  tuberkulösem  Gesell wür  der  Zunge  bei 
einer  35  jährigen  Frau  mit,  die  hereditär  belastet,  kinderlos  war,  Typhus  und 
Influenza  durchgemacht  hatte.  Wiederholt  hatte  Hämoptoe  bestanden.  Ein 
kleiner  roter  Fleck  an  der  Spitze  der  Zunge  trat  ein,  der  sich  allmählich  auf 
die  rechte  Seite  der  Zunge  ausbreitete.  Die  Zunge  wurde  ungemein  schmerz- 
haft. Lungenveränderungen  fanden  sich  ein.  Bei  der  Aufnahme  Hess  sich 
auf  dem  Rücken  der  Zunge  ein  brauner  Belag  und  an  der  Spitze  eine  ulze- 
rierte  Fläche  quer  oval  wahrnehmen,  die  blasse  Oberfläche  wird  von  glatten 
Granulationen  gebildet.  Die  Bänder  des  Geschwürs  sind  leicht  unterminiert. 
Das  Geschwür  misst  18  mm  in  der  Länge  und  6  mm  in  der  Breite.  Am 
rechten  Zungenrande  ist  ausserdem  noch  ein  kleines  Geschwür  rund,  vertieft 
vorhanden.     Wegen  der  Empfindlichkeit  wurden  Kokainpinselungen  gemacht 


864  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

und  mit  Milchsäure  betupft,  anfangs  mit  lO^/o  Lösung,  dann  mit  reiner 
Milchsäure.  Trotz  dessen  heilte  das  Geschwür  wenig  und  Atzungen  mit 
Karbolsäure  und  Auslöffelungen  brachten  keine  erhebliche  Besserung,  bis 
endlich  Acid  nitricum  Heilung  herbeiführte. 

Thaon  und  Le  Roux  (26)  teilen  eine  Beobachtung  mit  yon  tuber- 
kulöser Veränderung  der  Zunge,  welche  sich  an  die  von  Gau  eher  und 
Lacapere  geschilderte  Form  der  Verbreitung  auf  dem  Wege  der  Lymph- 
bahn anschliesst  und  die  besonders  dadurch  ausgezeichnet  ist,  dass  sich  die 
geschwürige  Verbreitung  auf  die  Schleimhaut  der  Wange  fortzusetzen  pflegt 
und  dass  eine  eigentümliche  Entwickelung  von  Granulas  dabei  zustande  kommt. 
Ein  42 jähriger  Mann,  dessen  Geschwister  an  Tuberkulose  gestorben  waren 
und  der  acht  Jahre  vorher  eine  doppelseitige  Lungenentzündung  durchge- 
macht hatte  und  seit  vier  Jahren  an  Atenmot,  hartnäckigem  Husten  und 
Abmagerung  und  profusen  Schweissen  litt,  zeigt  auf  dem  Zungenrücken  ge- 
schwürige Veränderungen,  die  lebhaften  Schmerz  hervorrufen  und  ausser  leb- 
hafter Speichelung  Schluckbeschwerden  erzeugten.  Auf  dem  Zungenrücken 
fanden  sich  deutliche  Körnchenbildungen  neben  weisslichem  Exsudat,  welches 
dieses  zum  Teil  bedeckte.  Meist  kugelig,  stecknadelkopfgross,  fliessen  sie  an 
einzelnen  Stellen  zusammen.  Neben  diesen  finden  sich  kleine  Fissuren,  nicht 
sehr  tief,  mit  rötlich- violettem  Grunde.  Am  rechten  Zungenrande  ist 
ein  ausgedehntes  Geschwür  von  5 — 6  mm  vorhanden.  Deutliche  Drösen- 
schwellung  besteht  nicht.  Gaumen,  Schlund  und  Mandel  sind  normal.  Später 
beobachtete  man  auf  der  Innenseite  der  Wange,  in  der  Umgebung  der  Lippen- 
kommissur  eine  Anhäufung  von  Kömchenbildungen,  ganz  ähnlich  denen  der 
Zunge.  Der  Kranke  verliess  leider  das  Hospital,  so  dass  weitere  anatomische 
und  bakteriologische  Untersuchungen  nicht  stattfinden  konnten.  Der  laugsame 
Verlauf,  die  eigenartige  Lokalisation  und  die  kömchenartige  Form  charak- 
terisieren den  Fall. 

Mastrosimone(19)  teilt  die  klinische  Geschichte  einer  Patientin  mit 
die  ein  papillomähnliches  Timiörchen  auf  der  Zunge  trug.  Das  Tumörchen 
wurde  dreimal  abgetragen,  zweimal  in  ausgedehntem  Masse  mit  dem  Bistourie, 
es  trat  immer  wieder  an  der  gleichen  Stelle  auf.  Bei  der  histologischen  wurde 
diese  Neubildung  als  ein  Mixosarkom  erkannt,  das  seinen  Ursprung  aus 
dem  die  Schleimhaut  mit  den  Zungenmuskeln  verbindenden  Bindegewebe 
nahm.  Es  hatte  weder  mit  den  Speicheldrüsen  noch  mit  den  LymphfoUikehi 
des  Organs  Beziehungen.  R.  Giani. 

V.  Lall  ich  (18)  gibt  die  Beschreibung  eines  Falles  von  Makroglossie 
aus  dem  Landeshospital  von  Sebenico  bei  einem  19jährigen  Bauernmädchen, 
das  als  Kind  von  6  Monaten  auf  dem  rechten  Zungenrande  ein  bläuliches 
Knötchen  bekam,  das  sich  so  vergrösserte,  dass  vom  zweiten  Lebensjahre  ab 
schon  die  Zunge  keinen  Platz  mehr  im  Munde  hatte.  Krämpfe  oder  Zungen- 
verletzungen haben  nicht  stattgefunden,  die  stark  vergrösserte  und  gleich- 
mäs^Hig  geschwollene  Zunge  hing  in  Form  eines  schwer  beweglichen,  unför- 
migen Klumpens  bis  zum  Kinn  herab.  Ihre  Substanz  ist  hart,  die  Schleim- 
haut trocken,  die  Papillen  vergrössert.  Der  Zahnfortsatz  des  Unterkiefers 
ist  nach  aussen  gedrängt,  die  Zähne,  soweit  sie  stehen,  mit  Zahnstein  bedeckt, 
mehr  horizontal  gerichtet.  Der  Unterkiefer  ist  nach  aussen  und  nach  vom 
gewachsen,  als  ob  der  erweichte  Knochen  nach  aussen  gebogen  wäre.  Die 
Unterlippe  ist  stark  gedehnt,  hypertrophisch,  die  Lymphdrüsen  geschwollen. 
Die  Nahrung  wird  mit  den  Fingern  in  den  Schlund  geschoben,   der  Speichel 


Parts ch,  Yerletzusgen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  365 

läuft  zn  den  Seiten  ab.  Es  wurde  aus  der  Zunge,  nachdem  sie  an  einer 
Fadenschlinge  stark  vorgezogen,  ein  vertikaler,  mehr  als  10 cm  langer  Keil 
anter  erheblicher  Blutung  ausgeschnitten  und  die  seitlichen  Zungenlappen 
yemäht  Die  Untersuchung  mit  dem  Mikroskop  ergab,  dass  es  sich  um  ein 
Lymphangioma  cavemosum  mit  Atrophie  der  Muskelfasern  handelte.  Wenn 
auch  durch  diese  Operation,  zumal  sich  Teile  der  Zunge  brandig  abstiessen, 
die  Zunge  sich  verkleinerte,  erschien  sie  doch  immer  noch  zu  dick,  so  dass 
4  Wochen  später  ein  horizontaler  Keil  herausgeschnitten  werden  musste.  Da 
nach  Heilung  dieser  Operation  die  Zahnreihen  noch  4  cm  voneinander  entfernt 
standen,  wurden  beiderseits  Keile  aus  dem  Unterkieferknochen  ausgesägt, 
worauf  der  Schluss  der  Kiefer  möglich  wurde. 

Simon  (25)  gibt  die  Krankengeschichte  eines  26jährigen,  in  der  Bonner 
Klinik  zur  Beobachtung  gekommenen  Steindruckers,  der  an  Makroglossie  litt. 
Seine  sechs  Geschwister  sowie  seine  Eltern  sind  vollkommen  gesund.  Schon 
bei  seiner  Geburt  soU  die  breite  kurze  Zunge  aufgefallen  sein  und  kleine 
operative  Eingri£fe  zur  Ermöglichung  des  Saugens  gemacht  worden  sein.  Die 
Zunge  fing  zu  wachsen  an  und  lag  vom  sechsten  Lebensjahr  an  auf  den 
Lippen.  Sechs  Jahre  alt  wurde  er  operiert  und  soll  dann  neun  Jahre  frei 
geblieben  sein,  bis  sich  wieder  Beschwerden  einstellten,  die  namentlich  in 
wechsehiden  Schwellungen  der  Zunge  mit  gelegentlichen  Schmerzanfällen, 
Behinderung  im  Sprechen  und  Kauen  bestanden.  Allmählich  wurden  die 
Schwellungen  der  Zunge  periodisch,  so  dass  er  am  Abend  vorher  merkte,  dass 
die  Zunge  am  nächsten  Morgen  anschwellen  ¥nirde.  Eine  oberflächliche 
Operation  brachte  vorübergehend  Erleichterung,  aber  später  eintretende 
Blutungen  nötigten  den  Patienten,  endgültig  Hilfe  zu  suchen.  Der  Patient 
hielt  den  Mund  offen  und  hatte  starken  Fötor.  Die  Sprache  war  schlecht, 
wenn  auch  nicht  ganz  undeutlich.  Die  Lippen  schlössen  nicht  ganz,  so  dass 
man  die  oberen  Schneidezähne  sab.  Die  Zahnreihen  standen  regelrecht  in 
einem  spitzen  Bogen  und  konnten  fest  aufeinander  gepresst  werden.  Hinter 
den  Zähnen  des  Unterkiefers  lag  eine  livid  gerötete,  höckrige,  mit  Schleim- 
haut bedeckte  Geschwulst,  auf  der  die  verdünnte  Zunge  wie  eine  Kappe  von 
hinten  her  fest  aufsass.  Die  Zunge  füllte  nicht  ganz  die  Mundhöhle  aus, 
80  dass  der  Mund  gut  geöffnet  werden  konnte.  Auf  der  Oberfläche  der  Ge- 
schwulst waren  deutliche  Zahnabdrücke,  einzehie  Stellen  erodiert.  Dellen- 
förmige  Bläschen  mit  durchsichtigem  Lihalt,  in  Gruppen,  auch  himbeerartig 
geordnet,  waren  auf  der  Oberfläche  der  Geschwulst  vorhanden.  Patient  wurde 
in  sitzender  Stellimg  chloroformiert  und  die  Geschwulst  in  Form  keilförmiger 
Stacke  herausgeschnitten.  Die  Geschwulst  war  nicht  abgekapselt  und  ging 
ohne  Grenzen  in  das  gesunde  Gewebe  über.  Die  Bildung  der  Zunge  gelang 
durch  Yerziebung  der  Lappen  und  Vereinigung  derselben.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  ergab  ein  Hämato-Lymphangioma.  Trotzdem  die  Geschwulst 
am  Mundboden  sass,  glaubt  doch  der  Verf.  nach  dem  ganzen  Verlauf  der 
Krankheit  die  Geschwulst  als  Makroglossie  ansprechen  zu  müssen.  Er  hat 
82  Fälle  dieser  Erkrankung  zusammengestellt,  von  denen  62  angeboren  waren, 
8  erworben  und  22  unbestimmt.  Die  klinischen  Erscheinungen  werden  aus- 
führlicher besprochen,  besonders  die  Gründe  und  Ursachen  der  periodischen 
Schwellung,  und  die  einzehie  Erklärung  für  die  Tatsache  kritisch  beleuchtet. 
Unter  den  statistisch  zusammengestellten  Fällen  waren  27  einfache  Lymph- 
angiome, 4  kavernöse,  6  gemischte  Blutljmphangiome.  Eine  ausführliche, 
nach  den  Jahren  geordnete  Literaturübersicht  schliesst  die  fleissige  Arbeit. 


366  JahrMbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Richter  (23)  gibt  eine  Übersicht  über  die  verschiedenen  Arten  der 
gutartigen  Geschwülste,  indem  er  das,  was  über  die  Cysten,  die  Dermoide, 
die  Chondrome  und  Osteome,  die  Angiome  und  Lymphangiome,  die  PapiUome, 
Fibrome,  Lipome  und  Adenome  bekannt  ist,'  zusammenstellt  und  einen  neuen 
Fall  von  Zungenadenom ,  der  in  der  Klinik  zu  Bonn  beobachtet  wurde,  mit- 
teilt. Ein  59  jähriger  Kaufmann  bemerkte  14  Tage  vor  der  Aufnahme  in  die 
Klinik  Schmerzen  in  der  rechten  vorderen  Zungenhälfte,  wo  man  unter  der 
intakten  Schleimhaut  eine  bohnengrosse  Verhärtung  fühlte.  Die  submaxillaren 
Drüsen  waren  nicht  geschwollen.  Unter  Kokain-Anästhesie  wurde  das  Knöt- 
chen mit  zwei  Scherenschlägen  keilförmig  ausgeschnitten  und  die  Wunde 
sofort  genäht.  Der  kleine  gelbliche  Tumor  bot  bei  seiner  Untersuchung  das 
typische  Bild  eines  Adenoms,  in  dem  zwischen  einem  zellreichen  bindegewebigen 
Stroma  zahlreiche  Quer-  und  Längsschnitte  azinöser  Drüsen  mit  Ausführungs- 
gängen zu  sehen  waren. 

Frip  und  Iwan  (10)  geben  eine  Übersicht  über  das  Sarkom  der  Zange, 
von  dem  sie  29  Fälle  aus  der  Literatur  zusammengestellt  haben.  Die  Über- 
sicht bietet  keine  besonderen  neuen  Gesichtspunkte  und  schliesst  sich  an  die 
von  Merion  gegebene  eng  an. 

Kohl  (17)  stellt  aus  der  Literatur  42  Fälle  von  Zungensarkom  zusammen, 
denen  er  einen  43.  aus  der  Bonner  Klinik  anreiht.  Er  betraf  einen  sechs- 
jährigen Knaben,  dem  früher  Drüsen  am  Halse  entfernt  worden  waren,  und 
der  seit  einem  halben  Jahre  die  Zunge  nicht  mehr  recht  bewegen  konnte. 
Die  linke  Hälfte  der  Zunge  war  von  einer  knolligen  Geschwulst  eingenommen, 
die  sich  bis  in  den  Zungengrund  fortsetzte.  Ein  exzidiertes  Stückchen  ergab 
Spindelzellensarkom.  Nach  vorausgeschickter  Tracheotomie  und  eingelegter 
Tamponkanüle  sollte  zunächst  die  Zungenarterie  unterbunden  werden.  Dies 
misslang  aber  wegen  der  festen  Narben.  Nach  temporärer  Resektion  des 
Unterkiefers  wurde  die  linke  Hälfte  der  Zunge  abgetragen.  Gleichzeitig 
wurden  zahlreiche  Drüsenmetastasen  mit  fortgenommen.  Die  Wunde  wurde 
von  unten  her  bis  in  die  Mundhöhle  austamponiert.  Erst  nach  acht  Tagen 
liess  sich  die  Tamponkanüle  entfernen.  Auch  musste  die  ersten  acht  Tage 
die  Fütterung  mit  Schlundsonden  erfolgen.  Es  traten  sehr  schnell  Dnisen- 
rezidive  ein  auf  beiden  Seiten  des  Halses  trotz  Heilung  der  Zungenwunde. 
Die  stark  geschwollenen  Drüsen  bildeten  sich  aber  in  einem  Vierteljahre 
zurück.  Mikroskopisch  erwies  die  Geschwulst  einen  sehr  eigenartigen  Bau; 
scharf  abgegrenzte  Knoten  zeigen  einen  zwiebelartig  geschichteten  Bau  mit 
stark  hyaliner  Degeneration  der  Mitte.  Die  Drüsen  weisen  keine  Sarkom- 
zellen auf.  Die  Übersicht  über  die  43  Fälle  lässt  erkennen,  dass  die  meisten 
Fälle  bei  jugendlichen  Patienten  beobachtet  sind:  von  33  Fällen  mit  genauer 
Altersangabe  betreffen  24  vor  dem  40.  Lebensjahre  stehende  Patienten.  Im 
1.  Lebensjahr  wurden  4  Fälle  beobachtet,  im  Alter  von  1 — 10  Jahren  2,  von 
11—20  Jahren  4  Fälle,  21-30  Jahren  7  Fälle,  31—40  Jahren  7  Fälle, 
41—50  Jahren  1  Fall,  51-60  Jahren  3  Fälle,  61—70  Jahren  6  Fälle.  Auf 
22  männliche  kommen  12  weibliche  Patienten.  Die  Prognose  für  die  end- 
gültige Heilung  ist  nicht  so  ungünstig,  wie  beim  Karzinom.  In  19  Fällen 
trat  definitive  Heilung  ein,  trotzdem  einzelne  Fälle  mehrmals  operiert  werden 
mussten.  Der  Charakter  des  Sarkoms  zeigt  sich  für  die  Prognose  nicht 
wesentlich.  Auffällig  ist,  dass  bei  dem  Zungensarkom  die  Schwellung  der 
Drüsen  selten  vorhanden  ist.  Wo  diese  auftritt,  ist  die  Prognose  ungünstig. 
In  10  Fällen  sass  der  Tumor  auf  dem  Zungenrücken,  in  8  Fällen  auf  der 


P arisch,  Yerletzangen  und  chirargiscfae  Krankheiten  der  Wange  etc.  367 

Znngenbasis,  in  11  Fällen  auf  der  rechten  oder  linken  Seite,  in  2  unter  der 
Zunge,  in  einem  auf  der  Spitze.  In  32  Fällen  waren  12  Bundzellensarkome, 
9  Spindelzellensarkome,  3  Lymphosarkome,  2  Fibrosarkome.  Als  Behandlung 
kommt  nur  die  operative  in  Frage. 

Beclus  (22)  teilt  die  Geschichte  eines  Kranken  mit,  dem  er  in  21 
Jahren  8  Epitheliome  der  ZuDge  entfernt  hat.  Der  hereditär  nicht  belastete 
Patient  bekam  im  Jahre  1863  kleine  Geschwüre  der  Zunge,  welche  auf 
Höllensteinatzung  verschwanden.  1871  trat  ein  linsengrosser  Fleck  in  der 
vorderen  Partie  der  Zunge  auf.  Er  wuchs  allmählich  und  wurde  1880  sehr 
schmerzhaft.  1881  wurde  die  erste  Operation  durch  Bichet  vorgenommen, 
aber  das  Bezidiv  entwickelte  sich  schnell  und  macht«  schon  im  nächsten 
Jahre  eine  Operation  wieder  notwendig.  In  demselben  Jahre  trat  ein  neues 
Bezidiv  und  Drüsenschwellung  auf.  Beides  wurde  von  Humbert  fort- 
genommen. 1887  kam  ein  neues  Bezidiv,  das  1894  operiert  wurde,  ebenso 
wieder  1898  und  1900.  Jetzt  ist  die  Zunge  unregelmässig  geschwollen,  in 
ihrer  vorderen  Partie  glatt  und  weisslich  gefärbt.  Nach  hinten  zu  ist  sie 
von  Furchen  durchzogen  und  zeigt  unregelmässige  gelbliche  Flecke.  Die 
Drüsen  der  Unterkiefergegend  und  des  Halses  sind  frei.  Unter  Kokain- 
anästh^ie  wird  der  Fleck  flach  exzidiert  und  die  Wunde  durch  Naht  ge- 
schlossen. Während  im  allgemeinen  der  Tumor  das  Bild  der  Leukoplakie 
gibt,  sieht  man  im  Zentrum  Epidermiskugeln  des  verschiedensten  Alters,  die 
sich  in  der  Färbung  unterscheiden.   Das  Muskellager  ist  vollständig  intakt. 

Fisk  (8)  stellte  einen  71jährigen  Mann  vor,  der  früher  ein  starker 
Raacher  gewesen,  und  bei  dem  sich  nach  einem  Biss  in  die  Zunge  seit  zehn 
Monaten  eine  sehr  schmerzhafte,  dauernd  wachsende  Geschwulst  entwickelt 
hat.  Die  Zunge  war  so  gross  geworden,  dass  sie  nicht  mehr  im  Mund  ge- 
halten werden  konnte.  Bechterseits  befand  sich  zwischen  Schleimhaut  und 
Muskulatur  eine  auf  Druck  schmerzhafte  Geschwulst  ohne  Schwellung  der 
Drüsen.  Wegen  der  grossen  Schmerzen  und  der  Erschwerung  der  Nahrungs- 
aufnahme wurde  im  September  1902  die  Zunge  exzidiert  nach  vorheriger 
Unterbindung  der  Zungenarterien.  Der  Zungenstumpf  wurde  an  den  Mund- 
boden angeheftet  und  die  Schleimhautfläche  mit  Catgut  vereinigt.  Der  Kranke 
genas.  Die  Geschwulst  erwies  sich  als  ein  Bundzellensarkom.  Der  Kranke 
ist  vorläufig  noch  rezidivfrei. 

Jahr  (16)  berichtet  über  30  Fälle  von  Zungenkrebs,  die  von  Geheimrat 
Biedel  in  der  Zeit  von  1884  bis  1901  beobachtet  worden  sind.  Von  diesen 
sind  nur  24  zur  Operation  gekommen,  4  waren  nicht  operabel,  2  verliessen 
Tor  der  Operation  die  Klinik.  22  sind  mit  Voroperation  behandelt  und  zwar 
14  mit  Unterbindung  einer  Lingualis,  6  mit  Unterbindung  beider.  Trotz 
dieser  Voroperation  ist  zweimal  eine  erhebliche  Blutung  in  den  Kranken- 
geschichten notiert.  Die  Exstirpation  der  Geschwulst  wurde  entweder  vom 
Munde  aus  ohne  Hilfsschnitte,  oder  mit  Spaltung  der  Wange  bis  nach  dem 
Ohre  zu  (7  mal),  oder  mit  Durchsägung  des  Kiefers  in  der  Bichtung  des  Haut- 
schnittes (4  mal)  vorgenommen.  3  mal  wurde  die  Zunge  ganz  exstirpiert,  3  mal 
fast  ganz.  Lymphdrüsen  wurden  in  15  FäUen  und  Speicheldrüsen  in  4  Fällen 
entfernt.  Im  Anschluss  an  die  Operation  gestorben  ist  nur  1  Patient  (4,2  ®/o 
Mortalität).  Durchschnittlicher  Aufenthalt  in  der  Klinik  22  Tage.  Von  den 
Operierten  ist  in  22  Fällen  das  weitere  Schicksal  bekannt.  18  sind  an  Kar- 
zinom zugrunde  gegangen,  2  lebten  mit  Bezidiv,  1  Patient  ging  durch  Selbst^ 
mord  zugrunde,  3  an  anderweitigen  Erkrankungen  und  8  sind  geheilt.    Vorf 


368  Jahresbericht  fär  Chirurgie.    IL  Teil. 

6  Rezidiv-Operierten  ist  bei  keinem  eine  Danerheilung  erzielt  worden.  Die 
Lebensdauer  beträgt  bei  den  an  Karzinom  zugrunde  Gegangenen  9,5  Monate. 
Durch  die  Operation  gewinnen  die  Kranken  nur  eine  kurze  Verlängerung; 
die  Dauer  der  Heilungen  schwankt  zwischen  12  und  IVs  Jahren.  Im  allge- 
meinen waren  die  Patienten  frühzeitig  in  ärztliche  Behandlung  gekommeD. 
Es  berechnet  sich  also  das  Heilungsresultat  Riedels  auf  SSVsWo,  gegenüber 
dem  der  anderen  Operateure  ein  sehr  günstiges. 

Guinard  (13)  stellte  einen  69  jährigen  Patienten  vor  mit  einem  Epi- 
theliom der  Zunge,  welches  vor  18  Jahren  das  erste  Mal  operiert  und  jetzt 
zum  dritten  Mal  rezidiviert  ist.  Sein  Vater  ist  an  Magenkrebs  gestorben, 
seine  Schwester  an  Gebärmutterkrebs.  Mit  50  Jahren  begann  an  der  linken 
Seite  in  Form  weisser  Flecke,  welche  durch  übermässigen  Tabaksgenuss  erzengt 
waren,  ein  Zungenkrebs,  der  ein  Jahr  später  unter  sehr  starken  ausstrsJilen- 
den  Schmerzen,  lebhafter  Speichelabsonderung  und  häufiger  Blutung  ein  tiefes 
Geschwür  gebildet  hatte.  Verneuil  entfernte  1885  die  ganze  linke  Hälfte 
der  Zunge  samt  der  sublingualen  und  submaxillaren  Gegend.  Bald  entstand 
am  Stumpf  ein  Rezidiv,  welches  galvanokaustisch  entfernt  wurde.  Nach 
seiner  Genesung  führte  der  Patient  ein  strenges  Leben,  rauchte  nicht  mehr, 
machte  grosse  Märsche,  entsagte  vollständig  dem  Alkohol,  nahm  lange  Zeit 
Arsen.  Trotz  guten  Allgemeinbefindens  erschienen  vor  einem  Monat  wieder 
weisse  Flecke  rechts  an  der  Zunge  und  jetzt  ist  das  Rezidiv  ausgesprochen. 
Es  sitzt  nicht  an  der  alten  Operationsnarbe,  sondern  auf  der  Mitte  des 
Zungenrandes.  Eine  kleine  harte  Drüse  ist  vorhanden.  Der  Fall  zeigt,  dass 
man  auch  mit  umfangreichen  Operationen  gute  Erfolge  erreichen  kann.  In 
der  Diskussion  erwähnt  Pothera  den  Fall  einer  62jährigen  Dame,  welche 
vor  12  Jahren  durch  Broca  an  einem  Zungenkrebs  operiert  worden  war 
und  jetzt  an  einem  Krebs  des  Mastdarms  litt.  Rentier  teilt  einen  Fall 
mit,  den  er  vor  9  Jahren  mit  Unterbindung  der  Lingualarterien  und  Ent- 
fernung der  Drüsen  und  Fortnahme  von  Vs  der  Zunge  operiert  hatte,  der 
ebenfalls  noch  gesund  ist. 

Butlin  (2)  hat  alle  seine  Fälle  von  Zungenkrebsoperationen  zusammen- 
gestellt. Es  sind  129.  Von  ihnen  können  32  als  absolute  Erfolge  bezeichnet 
werden.  Rechnet  er  12  Pat. ,  welche  bei  dreijähriger  rezidivfreier  Zeit  an 
anderen  Krankheiten  gestorben  sind,  ab,  so  ergibt  sich  ein  Verhältnis  von 
32  Erfolgen  auf  117  Fälle  —  27®/a  Heilung.  Unter  ihnen  befindet  sich  ein 
über  80  Jahre  alter  Mann,  der  vor  19  Jahren  operiert  ist  und  trotz  sehr 
umfangreicher  Geschwulst  und  Infiltration  der  Drusen  gesund  geblieben  ist 
Von  den  Misserfolgen  kommen  14  auf  Todesfälle  bald  nach  der  Operation 
und  12  auf  interkurrente  Erkrankungen  innerhalb  drei  Jahren  nach  der  Ope- 
ration. 41  Pat.  starben  an  der  Lymphdrüsenaffektion  ohne  lokales  RezidiT. 
Bessere  Resultate  werden  erst  kommen,  wenn  die  Pat.  frühzeitiger  zu  ope- 
rativen Behandlungen  erscheinen.  Verf.  geht  näher  auf  die  diagnostischen 
Schwierigkeiten  imd  auf  die  zum  Krebs  disponierenden  Krankheiten  ein  und 
verlangt,  dass  man  die  Pat.  in  diesen  Fällen  auf  die  Möglichkeit  des  An»- 
bruchs  des  Krebs  vorbereiten  soll.  Namentlich  macht  er  auf  die  warzigen 
Veränderungen  auf  der  Zunge  aufmerksam,  die  mehr  als  alle  anderen  zum 
Krebs  disponieren.  In  beigegebenen  Bildern  veranschaulicht  er  die  Form. 
Leider  werden  solche  Zustände  oft  lange  übersehen  und  durch  Mittel  hin- 
gehalten, ehe  der  Kranke  zur  Operation  kommt.  Die  Pat.  haben  vor  der 
Operation  grosse  Furcht,   die  aber  angesichts  der  operativen  Resultate  nicht 


Part  seh,   Verletzungen  and  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  369 

berechtigt  ist.  Auch  die  Entfernung  der  Zunge  selbst  in  umfangreicherer 
Form  stört  im  Sprechen  sehr  wenig.  Im  übrigen  vertritt  Butlin  die  An- 
schauungen, die  er  in  seinem  andererseits  referierten  Artikel  näher  darge- 
legt hat. 

Boyd  und  ünwinn  (30)  haben  die  in  der  Zeit  von  1891 — 1902  am 
Charing  Cross-Spital  beobachteten  Fälle  von  Zungenkrebs  zusammengestellt, 
nnd  zwar  nur  jene,  bei  denen  die  Zunge  der  primäre  und  hauptsächliche  Sitz 
der  Krankheit  war.     Von  34  Fällen  war  7  mal  das  Frenulum  zuerst  befallen. 
Ein  Fall  war  schon  anderwärts  operiert  und  ist  infolgedessen  ausser  acht 
geblieben.     Eine  Frau  blieb  11  Jahre  nach  der  Operation  gesund.     In  zwei 
Fällen  sind   die  Fat.  an  interkurrenten  Krankheiten  gestorben,  4^4  Jahre 
nach  der  Operation  und  frei  von  Rezidiv.     In  einem  Falle  wurde  nach  Ent- 
fernung eines  Krebses  der  rechten  Seite  der  Zunge  ein  neuer  isolierter  Herd 
an  der  linken  Seite  getroffen,  nachdem  Fat.  6^U  Jahre   frei  geblieben  war. 
In  zwei  Fällen  wurde  trotz  frühzeitiger  Operation  nach  4^/4  Jahren  dauernder 
Gesundheit   doch  noch   ein  Drüsenrezidiv   gesehen.     In  einem  Falle  wurde 
Tracheotomie  nötig,  weil  der  Tumor  der  Zungenbasis,  auf  die  Epiglottis  über- 
greifend, so  an  die  hintere  Rachenwand  sich  heranlegte,  dass  die  Atmung  in 
der  Narkose  stockte.     5  Fälle  starben  in  direktem  Anschluss   an  die  Ope- 
ration, darunter  einer,  bei  dem  schon  bei  Beginn  der  Operation  eine  Broncho- 
pneumonie bestand.   Ein  anderer  starb  an  Erschöpfung,  einer  an  Septikämie, 
einer  an  Empyem.     Von  12  Fällen   von  26  ist  einer  11  Jahre  lang  gesund, 
zwei  starben  6  und  vier  4  Jahre  nach  der  Operation  ohne  Rezidiv,  zwei  sind 
frei  von  Rezidiv,  einer  8^/4  Jahre  nach  Entfernung  der  rechten  Zungenbälfte 
und  2  Jahre  nach  Entfernung  eines  Krebses  aus  der  linken  Seite.     In  zwei 
FäUen  schien  der  Verlauf  durch  die  Operation  wesentlich  protrahiert.     Von 
ihnen  starb  einer  an  einem  Rezidiv   an  den  tiefen  Halsdrüsen,   der  andere 
an  Lebermetastasen.     In   14  Fällen  trat  bald  Rezidiv  ein.     Unter  den  33 
Fällen  waren  3  Frauen  und  30  Männer ;  der  jüngste  Fat.  war  42,  der  älteste 
75  Jahre.     Die  grösste  Zahl  der  Fälle  betrafen  Leute  von  50—59  Jahren. 
Was  den  Sitz  anlangt,  fanden  sich  von  26  FäUen  6  vom,  12  in  der  Gegend 
der  Mahlzähne  vor  dem  Gaumenbogen,  6  griffen  auf  den  Gaumenbogen  über, 
einer  befiel  das  hinterste  Drittel.     Von  den  Rezidiven  glauben  die  Verff.,  ob- 
gleich ein  Beweis  dafür  nicht  zu  liefern  ist,   dass  einige  auf  Verimpfung  in 
die  Wundränder  bei  der  Operation  zustande  gekommen  sind,  und  sie  schlagen 
deshalb  vor,  das  primäre  Geschwür  vor  der  Operation  zu  verschorfen.    Eine 
ähnliche  Infektion  findet  auch  statt  durch  das  Bersten  oder  Verletzen  von 
geschwollenen  Drüsen.    Treten  solche  Zufälle  ein,  sollten  die  benutzten  Instru- 
mente sofort  bei  Seite  gelegt  und  nach  Gheynes  Rat  die  Wundfläche  mit 
Karbolsäure  geätzt  werden.      Gegen   die  meisten  Rezidive  schützt  nur  ein 
Operieren  weit  im  Gesunden.     Aber  leider  läset  sich   das  gesunde  Gewebe 
nicht  genügend  erkennen.     Die  Koch  er  sehe  Submaxillaroperation  hat  nicht 
inimer  den  Erwartungen  entsprochen  und  ist  verlassen  worden.    Der  Median- 
echnitt  durch  Kinn  und  Kiefer  gibt  besseren  Zugang  zu   den   Kieferteilen. 
Man  kann  gleichsam  dann  den  Tumor  in  einer  Kapsel  gesunden  Gewebes 
ausschälen,  wenn  man  die  Muskeln  mit  fortnimmt.     Die  Drüsen  sind  fast 
immer  mit  fortgenommen  worden,  und  selbst  vor  sehr  umfangreichen  Opera- 
tionen hat  man  nicht  zurückgeschreckt.     Bei   dem  Sitz   des  Tumors  in  der 
MitteUinie  müssen  die  Drüsen  auf  beiden  Seiten  fortgenommen  werden;  sind 
die  Drüsen  mit  Gefassen  oder  Muskeln  verwachsen,  müssen  von  beiden  Stücke 

Jahresberiehk  fflr  Chirurgie  1908.  24 


370  Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

mit  fortgenommen  werden.  Die  Lymphbahnen  scheinen  von  der  Zmige  keinen 
sehr  regelmässigen  Verlauf  zu  nehmen,  man  wird  oft  von  Metastasen  in  den 
Drüsen  überrascht,  die  man  nicht  für  gefährlich  gehalten  hat.  Eine  sorg- 
fältige Reinigung  der  Mundhöhle  muss  der  Operation  vorangehen.  Zur  Ne- 
krose wird  die  kombinierte  Morphium -Chloroformnarkose  genommen.  Die 
Drüsenoperation  wird,  wenn  die  Mundhöhle  dabei  nicht  eröffnet  wird,  zuerst 
vorgenommen  und  dann  erst  der  Tumor  im  Munde  entfernt.  Das  Einfliessen 
von  Blut  in  den  Bachen  ist  durch  die  Stellung  des  Kopfes  zu  verhindern. 
Die  Tracheotomie  ist  nur  bei  Atemnot  zu  machen.  Muss  der  Kiefer  durch- 
schnitten werden,  wird  er  in  der  Mittellinie  durchtrennt.  Die  Mundhöhle 
wird  nach  Möglichkeit  abgeschlossen.  Die  Mundwunde  wird  mit  White- 
headschem  Firnis  gepinselt.  Aufrechthaltung  in  der  Nachbehandlung  ist 
wichtig. 

Butlin  (1)  teilt  Fälle  mit,  in  denen  ihm  trotz  seiner  reichen  Erfahrung 
die  Diagnose  des  Zungenkrebses  mitunter  schwer  geworden  ist  oder  in  denen  er 
eine  falsche  Diagnose  gestellt  hat.  So  sah  er  ein  sehr  kleines  hartes  Geschwur 
am  linken  Zungenrande  schmerzlos  und  ohne  entzündliche  Reizung  in  der 
Gegend  eines  scharfrandigen  kariösen  Zahnes.  Der  Zahn  wurde  zur  Vor- 
bereitung der  Operation  entfernt  und  zwei  Tage  nachher  war  das  Geschwür 
in  Heilung ;  einen  ähnlichen  Fall  sah  er  später  noch,  wo  ebenfalls  ein  hartes 
indolentes  Geschwür  mit  sekundärer  Drüsenschwellung  erzeugt  war.  Auch 
dieses  Geschwür  war  kurze  Zeit  nach  der  Zahnextraktion  verschwunden.  Mit 
Recht  stellt  er  den  Grundsatz  auf,  dass  diese  Irritationsgeschwüre  sofort 
heilen,  wenn  die  Ursache  beseitigt  ist  und  dass  das  Ausbleiben  der  Heilung 
bei  Entfernung  des  Zahnes  stark  den  Verdacht  auf  ein  bösartiges  Geschwur 
hervorruft.  Auch  luetische  Affektionen  machen  häufig  diagnostische  Schwie- 
rigkeiten. So  sah  er  bei  einem  40 — 50jährigen  Mann  bei  ausgesprochener 
Leukoplakie  einen  warzigen  Tumor  mit  Geschwtirsbildung  nahe  der  Zungen- 
spitze ,  welches  er  für  ausgesprochenen  Krebs  hielt.  In  zehn  Tagen  trat  bei 
Verwendung  von  Jodkali  eine  vollständige  Besserung  ein.  In  einem  anderen 
Falle,  wo  ein  Geschwür,  das  durch  einen  Zahn  hervorgerufen  schien,  bei  dem 
Luetiker  auch  nach  der  Herausnahme  des  Zahnes  nicht  heilen  wollte,  trat 
unter  Jodkali  eine  solche  Verhärtung  und  ein  Wachstum  auf,  dass  der  Krebs 
sicher  schien.  Und  doch  ergab  die  Probeexzision  ein  negatives  Resultat 
Wenn  auch  letztere  manchmal  zweifelhafte  Bilder  gibt,  so  ist  sie  doch  stets 
anzuwenden,  wo  Zweifel  bestehen,  besonders  bei  den  warzigen  Veränderungen 
leukoplastischer  Flecke. 

Die  Tuberkulose  gibt  selten  zu  Verwechselungen  Anlass.  So  sah  z.  B. 
ein  kleines  Geschwür  auf  der  Mitte  des  Zungenrückens  bei  einem  sonst  ge- 
sunden Manne  und  beim  Ausschaben  des  Grundes  epitheliale  Zellen  und  Ge- 
bilde wie  Zellnester  im  Mikroskop.  Dadurch  schien  die  Diagnose  auf  Karzinom 
sicher  und  das  Geschwür  wurde  ausgeschnitten.  Die  entsprechenden  Präparate 
ergaben  das  deutliche  Bild  der  Tuberkulose.  Einige  Monate  später  trat 
Hämoptoe  und  Spitzeninfiltration  hinzu.  In  einem  anderen  Falle  wurde  ein 
tuberkulöses  Geschwür  angenommen ,  erwies  sich  aber  als  Krebs.  Auch  hier 
entscheidet  die  mikroskopische  Untersuchung.  Auch  selbst,  wenn  Drüsen- 
schwellungen vorhanden  sind,  wird  es  sich  empfehlen,  zuerst  das  Zungen- 
geschwür fortzunehmen  und  dann  erst  die  Drüsen. 

Whitehead  (28)  kommt  auf  seine  frühere  Arbeit  über  die  Exstirpation 
des  Zungenkrebses  zurück.    Er  hat  bei   116   Operationen  von  Zungenkrebs 


PartBch,    Verletzangen  und  chimrgiBelie  ErankheitsD  der  Wange  etc.  371 

nur  drei  Todesfälle  und  von  diesen  trat  einer  durch  Bnptur  eines  Lungen- 
abszesses am  zweiten  Tage  nach  der  Operation,  die  beiden  anderen  an  Syn- 
kope, resp.  Entkräftung  ein.  Er  bat  die  Totalexstirpation  der  Zunge  ohne 
äusseren  Schnitt,  ohne  Unterbindung  der  Zungenarterie  und  ohne  Tracheo- 
tomie  gemacht.  Die  Durchschneidung  des  Kiefers  hält  er  für  überflüssig. 
Der  Ekraseur  sollte  ganz  verlassen  werden.  Das  Einfliessen  von  Blut  kann 
während  der  Operation  sicher  verhindert  werden,  so  dass  eine  vorausgehende 
Tracheotomie  nicht  erforderlich  ist.  Was  die  Operation  anlangt,  legt  White- 
he  ad  auf  die  Stellung  des  Patienten  während  derselben  einen  sehr  grossen 
Wert.  Der  Operateur  muss  so  nah  als  möglich  an  den  Patienten  herantreten 
können,  und  die  Stellung  des  Kopfes  muss  dem  Operateur  sein  Handeln  mög- 
lichst erleichtem.  Er  setzt  den  Patienten  auf  einen  Stuhl  mit  gebogenen 
Füssen  und  schlingt  mit  Tüchern  die  Arme  des  Patienten  an,  so  dass  dieser 
festsitzt.  Während  der  Narkose  kann  der  Patient  in  horizontale  Lage  ge- 
bracht werden.  Ist  der  Patient  narkotisiert,  so  wird  die  Zunge  mit  einer 
Zange  stark  vorgezogen  und  durch  eine  Ligatur  umschnürt.  Dann  wird  das 
Zungenbändchen  durchschnitten  und  mit  einem  Scherenschlag  die  Schleimhaut 
bis  zum  Gaumenpfeiler  durchtrennt.  Ist  dann  zu  beiden  Seiten  die  seitliche 
Verbindung  der  Zunge  und  der  vordere  Gaumenpfeiler  durchschnitten,  lässt 
sich  die  Zunge  soweit  aus  dem  Mund  herausziehen,  dass  die  Gefahr  des  Ein- 
laufens von  Blut  nicht  mehr  vorliegt.  Schritt  für  Schritt  kann  jede  Arterie 
dann  durchschnitten  und  gefasst  werden.  Nach  der  Ausschneidung  der  Zunge 
trägt  er  auf  die  Wundfläche  Jodoformäther  mit  Terpentin  auf.  Dieser  Firnis 
soll  die  Gefahren  sämtlicher  Infektionen  herabsetzen.  Schon  am  zweiten 
Tage  verlässt  der  Patient  das  Bett.  Man  soll  die  Exzision  der  Zunge  auch 
noch  vornehmen,  wenn  die  Drüsen  schon  geschwollen  sind,  da  die  Selbst- 
intoxikation auszuschalten  ist.  Auch  bei  fortgeschrittener  Metastase  hat 
Verf.  noch  operiert,  zweimal  Stücke  aus  der  Carotis  communis  entfernt  und 
wiederholt  die  Vena  jugularis  unterbunden.  Der  Heredität  schreibt  er  eben- 
falls keine  grosse  Bedeutung  zu,  er  hat  nur  in  5^/o  der  Fälle  entsprechende 
Angaben  finden  können.  Unter  seinen  Patienten  hat  er  einen,  der  13  Jahre 
geheilt  ist.  Im  allgemeinen  scheinen  ihm  die  Resultate  ganz  gute  und  jeden- 
falls werden  sie  mit  zunehmender  Erfahrung  besser. 

Erkrankungen  des  Gaumens. 

1.  Bloch,  Der  hohe  Gaumen.    Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde   1903.  Bd.  XLIV.  Heft  1. 

2.  *Daniel,   Adenoide :  From  the  Practitioners  point  of  view.    The  Practitioner  1903. 
ApriL 

3.  ^Ehrmann,  Restauration  palatine.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  39. 

4.  Halasz,   Geheilter  Fall  einer  vollständigen  Verwachsung  des  weichen  Gaumens   als 
Folge  von  Lues.    Monatsschrift  fdr  Ohrenheilkunde  1903.  Nr.  10. 

5.  Kronacher,   Ober  fi*ühzeitige  Gaumennabt.     Ärztlicher  Verein  Nürnberg.     Münch. 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  4. 

6.  Mar  er,  Schussverletzung,  Projektil  im  weichen  Gaumen.     Allgemeine  Wiener  med. 
Zeitung  1903.  Nr.  49. 

7.  *Potherat,  Fihro-ad^noroe  de  la  voüte  palatine.    Bull,  et  m^m.   de  la  soc.  de  Chir. 
1903.  Nr.  39. 

8.  *Pugnat,  De  quelques  complications  des  v^^tations  adenoides.    Revue  m^dicale  de 
la  Snisse  romande  1903.  Nr.  9. 

9.  *Reverdin,  Une  nouvelle  aiguille  palatine.    Gazette  m^dicale  1903.  Nr.  50. 

10.  Sebileau,  Tnmeur  mizte  du  volle  du  palais.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir.  1903. 
Nr.  IL 

24* 


372  Jahresbericht  fttr  Ghirargie.    IL  Teil. 

11.  Serapin,  K.,  Über  die  Miscbgeschwfilste  des  Ganmena.  Raasischea  Archiv  ftr 
Chirurgie  1808,  Heft  2. 

12.  TollerSp  Angina  and  Pharyngitis  phlegmonosa  mit  eitriger  Thrombose  des  Sinns 
cavernosus  und  eitriger  Meningitis  basilaris.  Zeitschrift  fttr  Ohrenheilkande  1903.  Bd. 
XLIV.  Heft  8. 

13.  Workmann,A  small  tumor  of  the  hard  palate  of  epithelial  nature  with  microacopie 
demonstration.    Path.  and  Chir.  soc.    Glasgow  med.  Journal  1908.  April. 

Bloch  (1)  veröffentlicht  eine  von  einem  reichen  Material  durch  sorg- 
fältige Messungen  gewonnene  Studie  über  den  hohen  Gaumen.  Beim  Umfang 
der  Arbeit  sei  es  mir  gestattet,  hier  nur  die  Schlussfolgerung  anzufähr^i: 

Der  hohe  Gaumen  der  Autoren  ist  ein  durch  Schätzung  nach  dem  Augen- 
mass  entstandener  Begriff.  Bei  habitueller  Mundatmung  von  Jugend  auf  zeigt  der 
Gaumen  Erwachsener  einen  durchschnittlichen  Index  von  64,2,  während  der 
der  Nasenatmer  nur  53  beträgt.  Der  Gaumen  besitzt  bei  der  habituelleo 
Mundatmung  eine  beträchtlich  grössere  Höhe,  als  bei  normal  Atmenden. 
Schmalgesichter  haben  durchnittlich  einen  höheren  Gaumenindex  als  Breit- 
gesichter. Mit  zunehmendem  Wachstum  von  der  Kindheit  bis  zur  Reife  wird 
der  Mensch  mehr  leptoprosop.  Die  Leptoprosopie  kann  sich  forterben  ohne 
stärkere  Wucherung  des  lymphatischen  Rachenringes. 

Kronach  er  (5)  plaidiert  für  eine  frühzeitige  Gaumennaht  im  Gegen- 
satz zu  den  Schlussfolgerungen  Springers.  Kronacher  meint,  dass  diese 
die  durch  Schluckpneumonien ,  Bronchitiden,  Ohrerkrankungen  gefährdeten 
Kinder  rette.  Die  Kinder  lernen  gut  sprechen.  Er  demonstriert  Kinder  von 
4  Jahren,  18  und  11  Monaten  und  12  Wochen,  die  er  operiert  hat. 

TolIens(12)  teilt  aus  der  Käst  sehen  Klinik  den  Fall  eines  19jährigen 
Dienstmädchens  mit,  welches  drei  Tage  lang  schon  an  Halsschmerzen  und 
Schluckbeschwerden  litt  und  bei  der  Aufnahme  bereits  eine  starke  Schwellnng 
der  Wange  bis  zum  Jochbogen  und  Ohr  darbot.  Der  Rachen  war  dick  ge- 
schwollen und  hochrot.  Trotz  baldiger  Inzision  des  weichen  Gaumens,  ohne 
Entleerung  von  viel  Eiter,  treten  Kopf-  und  Nackenschmerzen  hinzu,  Pro- 
trusion des  Bulbus,  Ödem  der  Lider,  Chemosis  beider  Konjunktiven,  dent- 
liche  Meningitis  und  Tod.  Bei  der  Obduktion  war  Thrombose  des  Sinus  ca- 
yernosus  nachweisbar,  mit  Verstopfung  der  V.  ophthalmicae,  Abszesse  in  den 
Lungenspitzen,  Embolien  in  den  Nieren.  Wahrscheinlich  handelte  es  sich  nm 
akute  Phlegmone  des  Pharynx,  bei  der  die  eitrige  Entzündung  durch  die 
feinen  Venen  ihren  Weg  nahm,  welche  vom  Plexus  pharyngeus  durch  die 
Schädelbasis  zum  Sinus  cavernosus  führen. 

Mar  er  (6)  berichtet  über  einen  Fall  von  Schussverletzung  des  Gaumens, 
der  dadurch  Literesse  hat,  dass  das  Projektil,  trotzdem  es  nur  Weichteile 
durchdrungen,  sich  doch  stark  deformiert  hatte  und  andererseits  dadurch, 
dass  trotz  der  Zugängigkeit  des  Geschosses  es  sich  nicht  extrahieren  Hess, 
sondern  die  Ausstossung  abgewartet  werden  musste.  Es  betraf  der  Fall  einen 
21jährigen  Zigeuner,  der  sich  mit  einem  7  mm  kalibrigen  Revolver  aus  Liebes- 
gram in  den  Mund  schoss.  Der  Verletzte  wurde  mit  Schmerzen  im  ganzen 
Kopf  und  Hals,  Schlingbeschwerden,  näselnder  Stimme,  aber  bei  vollem  Be- 
wusstsein  aufgefunden.  Die  Vermutung,  dass  die  Kugel  in  dem  Halswirbel 
stecke,  bestätigte  sich  nicht,  vielmehr  fand  man  dicht  an  der  Basis  des  Zäpf- 
chens am  Rande  des  Gaumenbogens  einen  schwarzblau  verfärbten  Schleim- 
hautdefekt, in  welchem  die  Sonde  unter  Kontrolle  des  Fingers  von  hinten  her, 
ohne  dass  die  hintere  Gaumenwand  durchdrungen  war,   das  Geschoss  fühlte. 


Partsch,  Yerletzungen  and  chinirgiBche  Krankheiien  der  Wange  etc.  373 

Der  Versnch,  mit  einer  langen  Komzange  das  Geschoss  zu  fassen,  misslang 
trotz  Wiederholung,  selbst  ein  angelegter  Kreuzschnitt  ermöglichte  das  Fassen 
des  Projektils  nicht,  da  es  bald  rechts,  bald  links  in  den  Lamellen  des  weichen 
Gaumens  sich  verschob.  Es  wurde  deshalb  von  einer  Elntfemung  Abstand 
genommen,  die  hinterste  Rachen  wand  erwies  sich  bei  genauester  Absuchung 
völlig  unversehrt.  Nach  4  Tagen  wurde  beim  Gurgeln  das  Geschoss  von  selbst 
entleert.  Die  Abbildung  des  deformierten  Geschosses  begleitet  die  Beschrei- 
bung. Es  wies  eine  eigene  nabelartige  Vertiefung  auf.  Eine  Veränderung 
des  Geschosses  durch  den  Biss  ist  auszuschliessen.  Sie  ist  jedenfalls  bei  einem 
Weichteilschnss  auffällig. 

Halasz(4)  teilt  den  Fall  einer  26 jähr.  Patientin  mit,  welche  in  ihrem 
14.  Lebensjahr  einen  heftigen  Typhus  durchgemacht  hatte  und  seit  dieser  Zeit 
nicht  mehr  imstande  war,  durch  die  Nase  zu  atmen.  Bei  Untersuchung  der 
Nase  fehlte  vollständig  die  knöcherne  Scheidewand  und  von  der  rechten  Muschel 
gingen  zwei  knotige  Geschwülste  in  die  Nasenhöhle  hinunter.  Auf  der  Hinter- 
wand des  Rachens  war  eine  sternförmige  glänzende  Narbe  zu  sehen  und  der 
weiche  Gaumen  vollständig  an  die  Hinterwand  und  Seitenwand  des  Kachens 
gewachsen.  Unter  Anwendung  von  Kokainanästhesie  wurde  mit  einem  flach- 
gebogenen, auf  beiden  Seiten  scharfem  Messer  die  Abtrennung  des  weichen 
Gaumens  vorgenonmien,  worauf  die  Pat.  sofort  imstande  war,  seit  12  Jahren 
zum  erstenmal  durch  die  Nase  zu  atmen.  Das  Zusammenwachsen  der  Wund- 
flächen wurde  dadurch  verhindert,  dass  mit  einem  in  schwache  Jod-Glyzerin- 
lösung getauchten  Pinsel  zweimal  durch  den  Mund  der  Nasenrachenraum 
bougiert  wurde.  Es  liess  sich  aber  damit  die  allmähliche  Verwachsung  nicht 
verhindern  und  es  blieb  ein  Geschwür  zurück,  welches  erst  nach  einer  regel- 
rechten Schmierkur  sich  reinigte.  Von  dem  Tragen  eines  Obdurators  wollte 
die  Pat.  nichts  wissen,  und  so  Hess  Halasz  ein  flachgebogenes  stumpfkantiges 
Instrument  verfertigen,  mit  dem  sich  die  Pat.  abends  bougierte  und  auf  diese 
Weise  den  Nasenrachen  frei  hielt. 

Workmann  (13)  berichtet  über  den  Fall  einer  26jährigen  Dame,  welche 
seit  langer  Zeit  schmerzlos  und  ohne  Beschwerden  eine  Schwellung  am  Gaumen- 
gewölbe besass.  Es  fand  sich  rechts,  nahe  dem  Alveolarfortsatz  etwas  nach 
vom  eine  mndUche  Schwellung  im  harten  Gaumen,  die  von  etwas  gespannter 
Schleimhaut  überzogen  war  und  zwei  stecknadelkopfgrosse  Öffnungen  aufwies, 
aas  denen  etwas  fibröses  Gewebe  hervorragte.  Bei  der  Entfernung  der  Ge- 
schwulst liess  sich  konstatieren,  dass  sie  fest  und  kugelrund  war  und  zwischen 
Schleimhaut  und  Periost  sass.  Sie  liess  sich  leicht  ohne  Blutung  ausschälen, 
mikroskopisch  erwies  sie  sich  zusammengesetzt  aus  Haufen  von  Epithelial- 
zellen,  die  häufig  nestähnlich  angehäuft  waren  und  das  Aussehen  von  Drüsen- 
bildungen hatten.     Gefässe  waren  nur  spärlich  vertreten. 

Auf  Grund  eines  von  Prof.  Weljaminow  operierten  und  von  Serapin(ll) 
untersuchten  Falles  von  Mischgeschwulst  des  Gaumens  kommt  Verf.  zur  An- 
sicht, dass  es  sich  bei  diesen  Umbildungen  um  bindegewebig-epitheliale  Ge- 
schwülste handelt,  die  zu  den  teratoiden  Tumoren  zu  rechnen  sind.  Die  epi- 
thelialen Elemente  haben  einen  adenomartigen  Bau.  Die  übrigen  Elemente 
werden  von  fibrösem,  myxomatösem  Gewebe,  embryonalem  Knochengewebe  und 
selten  von  Knochengewebe  gebildet.  Die  Geschwülste  haben  stets  eine  Kapsel 
und  lassen  sich  daher  leicht  ausschälen.    Ihr  Charakter  ist  ein  gutartiger. 

Hohl b eck  (St.  Petersburg). 


374  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil 

Sebileau  (10)  demonstrierte  einen  Tumor  des  weichen  Gaumens,  den 
er  5  Tage  vorher  einem  15jährigen  Mädchen  entfernt  hatte.  Der  Tumor 
hatte  die  Grösse  einer  Mandarine,  war  sehr  hart,  knollig  und  liess  sich  leidit 
ausschälen.  Er  hatte  eine  starke  Vorwölbung  nach  dem  Mund  zu  her?or- 
gerufen,  liess  sich  aber  von  der  Mandel  gut  abtrennen,  er  nahm  den  weichen 
Gaumen  in  seiner  ganzen  Dicke  ein ;  er  war  ziemlich  umfangreich  geschwürig. 
Nach  Ausführung  der  Tracheotomie  wurde  der  weiche  Gaumen  gespalten  und 
unter  starkem  Vorziehen  gelang  es,  den  Tumor  stumpf  aus  seiner  Umgebni^ 
auszulösen.  Blutung  trat  nicht  ein  und  das  Gaumensegel  wurde  vernäht  mit 
tiefgreifenden  Nähten.  Die  Tracheotomie  erwies  sich  als  überflüssig.  Die 
Trachea  wurde  durch  unmittelbare  Naht  geschlossen. 

Erkrankungen  der  Mandel. 

1.  Abadie,   Tamear   iDflammatoire   de   la   glande    soas-maxillaire.     Gazette   des  h&pi- 
taux  1903.  Nr.  86. 

2.  BaroD,  Über  endemisches  Auftreten  von  exsadativen  ulzerösen  Anginen.    GesellaeL 
für  Natur-  and  Heilkunde  Dresden.    MOnchener  med.  Wochrift  1903.  Nr.  2. 

3.  Burkhardt,    Zur   operativen   Therapie   bedrohlicher   Blutungen   nach   Tonsillotomie. 
Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  22. 

4.  Brindel,   Die  Komplikationen  der  Tonsiilarabszesse ;    ihre  Prophylaxe.    Berue  heb- 
domadaire  de  Laiyngol.  1903.  Nr.  35. 

5.  Degny,  Eyste  öpitb41ial  de  Tamygdale.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anat  1903. 

6.  Escomel,  Lee  amygdales  palatines  et  la  luette  chez  les  tuberculeux.    BuIL  et  mhi. 
de  la  soc.  anat.  de  Paris  1903.  Nr.  3. 

7.  Francis,  Tonsillotomy  in  private  practice  and  a  new  tonsil  sector.  Med.  Press  190S. 
April  17. 

8.  *6  a  V  i  n ,  M.,  A  note  on  tonsillar  enlargements  and  their  treatment.  The  Lancet  1901 
Septembie  26. 

9.  G radle,  Clinical  experiences  with  the  enlarged  pharyngeal  tonsil.  Medical  News  1903. 
Dec.  19. 

10.  Hopmann,  3  Fälle  von  Mandelpolyp  (Tonsilla  pendula).  Verein  westdeutscher  Hais- 
und Ohrenärzte.    Münch.  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  3. 

11.  Moeller,  Bemerkungen  über  die  seitlich  sitzenden  adenoiden  Vegetationen  und  B^ 
Schreibung  eines  neuen  Instrumentes  zu  deren  Abtragung.  Annalee  des  maladies  de 
l'oreille  1903.  Nr.  7. 

12.  Nösske,  Über  Knorpel-  und  Enochenbildung  in  den  Tonsillen.  Deutsche  Zeitschiiß 
für  Chirurgie  1903.  Bd.  66.  Heft  5  u.  6. 

13.  *Racoviceanu-Pitesti,  Primärer  Krebs  der  Mandeln.  Revist«  de  chirurgia  190S. 
Nr.  7.  p.  328  (rumänisch). 

14.  Zolki,  Über  ein  kongenitales  Fibrolipom  der  Ganmentonsille.  Zeitschrift  fflr  Ohren- 
heilkunde 1903.  Bd.  XLIV.  Heft  3. 

Baron  (2)  beobachtete  unter  132  Fällen  von  Angina  im  städtischen 
Findelhause  zu  Dresden  24  katarrhalische,  31  lakunäre,  22  diphtheritische 
und  44  ulzeröse  Anginen.  Für  sie  scheint  eine  gewisse  familiäre  Disposition 
zu  bestehen;  sie  verlaufen  selten  mit  Fieber,  die  Drüsenschwellung  fehlt,  der 
Harn  ist  eiweissfrei,  Mundgeruch  selten  vorhanden.  Die  schmierigen,  weiss- 
gelblichen  Beläge  lassen  sich  nur  schwer  entfernen.  Die  Krankheit  dauert 
30 — 45  Tage.  Ausgedehnte  Defekte  können  nach  Ablauf  zurückbleiben.  Immer 
fand  sich  im  Ausstrichpräparat  der  Bac.  fusiformis  von  Vincent,  und  die 
Spirochaeta  dicuticola.  Beide  sind  bis  jetzt  nicht  kultivierbar,  finden  sich 
aber  regelmässig,  manchmal  sogar  in  Reinkultur.  Eine  besondere  Therapie 
ist  meist  überflüssig. 

Abadie  (1)  gibt  eine  ziemlich  ausführliche  Übersicht  über  Pathogenese 
der  klinischen  Erscheinungen  der  Diagnostik  und  der  Behandlung  der  Ranubu 


Pftrtsch,  Verletzniigen  und  chirorgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  875 

Er  wendet  sich  in  allererster  Linie  gegen  die  missbräuchliche  Verwendung 
der  Bezeichnung  ;,Grenouillettes^,  indem  dieselbe  als  graisseuse  zur  Bezeich- 
nung von  Lipomen,  als  caiculeuse  zur  Bezeichnung  von  Speichelsteinen  ge- 
braucht wird.  Er  will  unter  diesem  Namen  ausdrücklich  nur  angeborene 
Cysten  des  Mundbodens  verstanden  wissen  und  dabei  zwei  Gruppen  unter- 
scheiden: die  sublingualen  Banulae  und  die  über  dem  Zungenbein  gelegenen. 
Er  bespricht  die  verschiedenen  Auflfassungen  der  ersten  Art,  die  ursprünglich 
in  der  hippokratischen  Medizin  als  Entzündung,  später  als  Erweiterungen  der 
Aasführungsgänge  der  Speicheldrüsen  und  erst  in  letzter  Zeit  als  angeborene 
Affektionen  angesehen  worden.  Pathologisch-anatomisch  scheiden  sich  nach 
Sitz  und  Bau  die  mit  einfachem  Plattenepithel  von  den  Speicheldrüsen  aus- 
gehenden von  den  mit  Flimmerzellen  austapezierten,  die  ihren  Ausgang  nahmen 
von  den  Resten  des  Ductus  thyreoglossus.  Unter  den  verschiedenen  Behand- 
lungsmethoden gibt  er  der  partiellen  Exzision  mit  folgender  Kauterisation  der 
Wand  oder  der  totalen  Exzision  den  Vorzug.  Auch  die  über  dem  Zungen- 
bein vorkommenden  Tumoren  zeigen  in  ihrer  Entstehung  keinen  Unterschied 
neben  den  ebengenannten,  sondern  sind  ebenfalls  als  kongenitale  Affektion 
auf  Kosten  embryonaler  Reste  der  Speicheldrüsen  aufzufassen.  Für  sie  ist 
erst  recht  die  totale  Entfernung  die  beste  Behandlung.  Ein  ausführliches 
Literaturverzeichnis  begleitet  die  ziemlich  ausführliche  Arbeit.  Die  von 
demselben  Verfasser  in  Nr.  141  gegebene  Bemerkung  hat  nur  literarisches 
Interesse. 

Moll  er  (11)  hat  zu  den  vielen  Instrumenten,  welche  schon  für  die  Ent- 
fernung der  Rachenmandel  angegeben  sind,  noch  ein  neues  erfunden,  welches 
in  Form  der  Kürette  gebaut,  ein  engeres  und  etwas  längeres  Fenster  trägt,  das 
12  mm  breit  und  30  mm  lang  ist.  Das  Fenster  ist  rechtwinklig  abgebogen, 
der  Handgriff  ein  wenig  im  Winkel  dazu  gestellt.  Mit  Hilfe  dieses  Instru- 
mentes soll  es  ein  leichtes  sein,  mit  einem  einzigen  Schlage,  ohne  dass  man 
Gefahr  läuft  die  Tube  zu  verletzen,  die  Vegetationen  zu  entfernen. 

Francis  (7)  empfiehlt  gegenüber  den  bisherigen  Tonsillotomen  ein  neues, 
sicher  wirkendes  Instrument,  welches  auch  in  der  Hand  des  weniger  geübten 
Praktikers  Gutes  leistet.  Der  ^Tonsil  Sector^  besteht  aus  einem  zangen- 
artigen Instrument,  dessen  Handgriffe  beim  Schluss  durch  Hebelarme  zwei 
sichelförmige  Messer,  die  durch  einen  Ring  gedeckt  sind,  so  gegeneinander 
bewegen,  dass  ein  Ausweichen  des  weichen  Mandelgewebes  nicht  möglich  ist. 
Es  kann  auf  beiden  Seiten  gebraucht  werden. 

Das  Instrument  ist  bei  Messrs.  Arnold  and  Sons  of  West  Smithfield 
London  zu  haben. 

Escomel  (6)  hat  die  Störungen  der  Mandel  und  des  Zäpfchens  bei 
Tuberkulösen  studiert  und  25  Fälle  von  Tuberkulosen  und  11  Fälle  von  nicht 
Tuberkulosen  makroskopisch  und  mikroskopisch  untersucht.  Bei  25  an  Tuber- 
kulose Gestorbenen  konnte  21  mal  Mandel  tuberkulöse  durch  den  Befund  von 
Tuberkeln  und  Koch  sehen  Bazillen  nachgewiesen  werden.  In  den  11  Fällen 
von  nicht  Tuberkulösen  war  die  Mandel  frei.  Von  21  tuberkulösen  Mandeln 
erschienen  13  makroskopisch  vollständig  gesund,  8  zeigten  Veränderungen  im 
Volumen  und  in  der  Farbe,  aber  keine  zeigte  Geschwüre.  Die  genaueren 
mikroskopischen  Untersuchungen  über  das  Verhalten  des  Epithels,  der  Fol- 
likel, des  lymphoiden  Gewebes,  der  elastischen  Fasern,  der  Mastzellen,  der 
Bazillen  müssen  im  Original  nachgelesen  werden.  Aus  den  Untersuchungen 
werden  folgende  Schlussfolgerungen  gezogen :  die  Mandeltuberkulose  ist  ausser- 


376  Jahresbericlit  ffir  Chirurgie.    IL  Teil. 

ordentlich  häufig  bei  Tuberkulösen,  die  Diagnose  dieser  Affektion  mit  blossem 
Auge  ist  ausserordentlich  schwer.  Die  Mandel  infiziert  sich  fast  immer  tob 
aussen  her,  ihre  Krypten  sind  immer  gefüllt  mit  verschiedenartigen  Mikroben. 
Der  Koch  sehe  Bacillus  ist  häufig  zu  finden,  er  kommt  auch  vor  bei  einzehen 
Individuen,  welche  keine  Tuberkulose  haben,  und  findet  sich  manchmal  anch 
in  dem  Blute  der  Mandelgefasse.  Das  Zäpfchen  selbt  ist  selten  von  Tuber- 
kulose befallen. 

Bündel  (4)  widmet  seine  Arbeit  den  Komplikationen  der  Mandeleite- 
rungen. Er  hat  46  Fälle  von  tonsillären  und  peritonsillären  Abszessen  ge- 
sammelt. Er  gruppiert  die  Gefahren  nach  vier  Gesichtspunkten:  1.  Allg^nein- 
infektion,  2.  lokale  Infektion,  3.  mechanische  Behinderung,  4.  Fortleitung  auf 
Organe  der  Nachbarschaft.  Was  die  Allgemeininfektion  anlangt,  so  kommen 
die  Erscheinungen  des  körperlichen  Verfalls,  der  lebhaften  Unruhe,  der 
Schlaflosigkeit,  Appetitmangel,  selten  so  rasch  zum  Durchbruch  als  bei  den 
Mandelabszessen.  Selbst  Icterus  tritt  auf.  Besonders  hervorzuheben  sind  die 
polyartikulären  Rheumatismen  im  Anschluss  an  die  Angina ;  ebenso  die  Endo- 
carditis  ulcerosa  (Fränkel,  Fürbringer),  Septikopyämie  (Schmiegelow), 
Kollaps.  Von  den  lokalen  Infektionen  nach  Entleerung  des  Abszesses  sind 
die  Diphtherie  zu  nennen  (Thomas  Hubhard)  mit  sekundärer  Lähmung, 
des  Gaumens,  der  Nackenmuskeln,  der  Epiglottis  (Moure).  Die  durch  die 
Schwellung  an  und  für  sich  bedingte  mechanische  Behinderung  kann  sieb 
steigern  durch  Trismus,  durch  Ausbreitung  des  Ödems  auf  den  Zungengnmd 
und  die  ary-epiglottischen  Falten.  Dazu  kommt  die  Gefahr  der  Verl^nng 
der  Luftwege  durch  den  Abszessinhalt;  in  zwei  Fällen  trat  Verbreitung  des 
Eiters  ins  Mediastinum  ein  (Reid,  Haust).  Die  Mitbeteiligung  der  Blat- 
wege  ist  auch  nicht  selten.  Zunächst  kann  natürlich  auf  den  Lymphwegen 
die  Ausbreitung  erfolgen ,  z.  B.  in  die  Basis  der  Zunge.  Von  22  Beobach- 
tungen über  vaskuläre  Komplikationen  betreffen  16  die  Eröffnung  der  Karotis, 
eine  die  Bildung  eines  Aneurysmas,  5  die  einer  Phlebitis  der  Halsvenen. 
Foudroyante  Blutungen  signalisieren  die  erste  Komplikation,  die  meist  tödlich 
ist  (Bernard  Pits,  Ressiter).  Das  einzige  Aneurysma  ist  von  ^ffoUl 
(München,  med.  Wochenschrift  1900)  beschrieben.  Von  Phlebitis  sammelte 
Bündel  5  Fälle. 

Bündel  tritt  deshalb  warm  für  frühzeitige  operative  Eröffnung  der 
Abszesse  ein,  weil  die  Komplikationen  sich  hauptsäcUich  zu  den  Fällen  ge- 
sellen, welche  der  spontanen  Eröffnung  überlassen  bleiben.  Meist  lässt  sich 
die  Diagnose  schon  am  3.  oder  4.  Tag  stellen;  ist  sie  gestellt,  muss  sofort 
operativ  eingegriffen  werden.  Die  Erleichterung  folgt  auf  dem  Fasse.  Die 
Inzision  hat  die  Schattenseite,  dass  durch  Verklebung  zu  bald  Vorhaltung 
eintritt.  Bündel  empfiehlt  daher  die  Eröffnung  durch  den  Thermokaater 
oder  Galvanokauter.  Er  stillt  die  Blutung  besser  und  sichert  einen  dauern- 
den Abfluss. 

Burkard  (3)  bespricht  die  Unzulänglichkeit  der  bisherigen  Methoden, 
schwere  Nachblutungen  nach  Tonsillotomie  zu  vermeiden,  und  macht  be- 
sonders auf  die  Schattenseiten  des  von  Mikulicz  angegebenen  Kompresse- 
riums  aufmerksam.  Hinsichtlich  der  Frage,  welches  Gefäss  bei  der  Blutung 
unterbunden  werden  solle,  muss  wohl  die  Unterbindung  der  Carotis  communis 
wegen  ihrer  Gefährlichkeit  und  der  Häufigkeit  der  folgenden  Hirnsymptome 
ausser  Betracht  bleiben.  Die  Blutung  entstammt,  wie  Zuckerkandl  oach- 
gewiesen,  der  Arteria  tonsillaris,  da  dieses  Gefässchen  wegen  seiner  innigen 


P arisch,  Verletzangen  und  ohinirgiBche  Krankheiten  der  Wange  eto.  377 

Verwachsung  mit  der  Kapsel  an  der  Retraktion  behindert  sei.  Da  diese 
Arteria  in  der  Regel  einen  Ast  der  Arteria  palatina  ascendens  darstellt,  öfters 
aber  auch  ans  der  der  Carotis  interna  entstammenden  Arteria  pharyngea  as- 
cendens herauskommt,  kann  auch  eine  Unterbindung  der  Carotis  externa 
keinen  Nutzen  bringen.  Allerdings  kommen  gelegentlich,  wie  Merkel  be- 
wiesen, auch  durch  Gefassschlingen,  welche  der  Maxillaris  externa  oder  auch 
der  lingualis  entstammen,  stärkere  Blutungen  zustande,  gegen  welche  die 
Unterbindung  der  Carotis  externa  mit  Erfolg  verwendet  werden  könne.  Aber 
gerade  die  Blutungen  aus  der  Tonsillar- Arterie ,  die  öfters  noch  spät  auf- 
treten und  hartnäckig  wiederkehren,  drängen  zu  dem  Vorschlage,  den  Niko- 
ladoni  für  verzweifelte  Fälle  gemacht  hat,  die  Tonsille  von  aussen  zugängig 
za  machen,  zu  entfernen  und  den  Schlund  durch  Aneinandemähen  der  Gaumen- 
segel zu  schliessen.  Die  Technik  der  Operation  reiht  sich  der  der  Exstir- 
pation  von  Mandeltumoren  an.  Nur  wird  dabei  die  Unterkieferresektion  zu 
umgehen  sein.  Der  Schnitt  beginnt  bei  stark  nach  hinten  und  nach  der  ge- 
sonden  Seite  gewendeten  Kopf  etwa  1  cm  unter  und  hinter  dem  Ansatz  des 
Ohrläppchens  und  zieht  hinter  dem  aufsteigenden  Unterkieferast  bogenförmig 
nach  unten  und  vorn  gut  einen  Finger  breit  über  das  grosse  Zungenbein- 
hom.  Nach  Abpräparierung  des  Lappens  und  Durchtrennung  des  Platysma 
gelangt  man  an  den  hinteren  Biventerbauch.  Bei  starker  Aufwärtsziehung 
des  Unterkiefers  lässt  sich  vom  Munde  her  der  Tonsillenstumpf  nach  aussen 
entgegendrängen  und  leicht  über  dem  genannten  Muskel  biossiegen  und  die 
Tonsillargefasschen  unterbinden.  Die  Lage  der  Mandel  lässt  sich  an  der 
Ausbreitung  der  Fasern  des  Stylo-pharyngeus  in  der  Schlundmuskulatur  er- 
kennen. Der  Tonsillenstumpf  wird  exstirpiert  und  durch  Aneinandemähen 
der  Gaumenbogen  der  Pharynx  geschlossen.  Praktisch  ist  die  Methode  noch 
nicht  erprobt,  sie  erscheint  aber  sicherer  und  gefahrloser  als  die  Unterbin- 
dung der  Karotis. 

Gradle  (9)  bespricht  die  einzelnen  Erscheinungen  der  Folgezustände  der 
Schwellungen  der  Rachenmandel,  vor  allem  den  adenoiden  Habitus,  die  Er- 
schwerung der  nasalen  Respiration  mit  der  folgenden  Mundatmung,  die  je 
nach  den  Schwellungszuständen  der  Mandel  wechseln  kann.  Ferner  die  so- 
genannte ^tote  Stimme^,  die  Aprosexie,  das  Asthma,  die  begleitenden  Augen- 
erscheinungen,  die  Ernährungsstörungen,  die  alle  durch  eine  rechtzeitige 
Operation  erheblich  gebessert  und  zum  Verschwinden  gebracht  werden  können. 
Etwas  besonderes  bieten  jedoch  diese  Mitteilungen  nicht. 

Deguy  (5)  zeigte  an  sich  selbst  eine  Mandelcyste,  die  sich  nach  häufig 
in  der  Jugend  durchgemachten  Anginen  entwickelt  hatte.  Es  war  infolge- 
dessen zunächst  eine  chronische  Entzündung  der  Mandel  mit  käsigen  Pfropfen 
eingetreten,  die  sich  gelegentlich  unter  entzündlichen  Erscheinungen  ausstiessen. 
Seit  einiger  Zeit  liess  sich  an  der  linken  Mandel  eine  Schwellung  bemerken 
mit  weisslicher  Veränderung  der  Mitte  und  stärkerer  Gefässinjektion  in  der 
Umgebung.  Bei  der  Punktion  wurde  aus  der  Geschwulst  eine  weisslich-eitrige 
Masse  entleert  von  seifiger  Konsistenz.  Kulturen  blieben  steril  und  im  mikro- 
skopischen Präparat  fanden  sich  nur  abgestossene  und  abgestorbene  epitheliale 
Zellhaufen.  Als  die  Cyste  sich  wieder  gefüllt  hatte,  wurde  ein  Einstich  mit 
dem  Messer  gemacht,  der  den  ganzen  Inhalt  entleerte  und  zu  vollkommener 
Heilung  führte.  Verfasser  nimmt  an,  dass  es  sich  um  eine  Epithelialcyste 
gehandelt  habe,  welche  durch  Obliteration  einer  Krypte  sich  gebildet  habe. 
Hop  mann  (10)  sah  bei  einer  31jährigen  Krankenschwester,  die  über 


878  Jahreftbericht  fflr  Chirargie.    II.  Teil. 

zeitweise  erhebliche  Schlackbehinderung  klagte,  eine  schon  seit  10  Jahren 
bestehende,  vom  unteren  Ende  der  Mandel  ausgehende,  dunkelrote  Geschwulst 
welche  mit  dem  Finger  von  der  Patientin  an  ihre  richtige  Stelle  gebracht 
werden  musste,  wenn  das  Schlucken  wieder  möglich  sein  sollte.  Der  bohnen- 
grosse  Tumor  war  25  mm  lang,  18  mm  breit,  15  mm  dick,  glatt,  gestielt,  vom 
unteren  gespaltenen  Ende  des  vorderen  Bogens  ausgehend.  Es  reichte  bis 
zum  Kehldeckel  und  Sinus  pyriformis  hinab.  Es  handelt  sich  nach  dem 
mikroskopischen  Bilde  um  eine  Tonsilla  pendula.  Der  zweite  Fall  betraf  ein 
12  jähriges  Mädchen  mit  leicht  nasaler  Sprache.  An  der  oberen  Nische  der 
rechten  Mandel  sass  ein  5  cm  langer,  cylindrischer,  fleischfarbener  Polyp,  der 
bei  näherer  Betrachtung  von  der  Innenfläche  des  vorderen  Bogens  ausging. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  fehlt.  Der  dritte  Fall  war  ein  Fibrom 
5,5  : 3  :  2  2,5  cm ,  ausgehend  vom  hinteren  Bogen  der  linken  Mandel.  Es  fiel 
beim  Bücken  zwischen  die  Zähne  vor. 

Bolky  (14)  sah  in  der  Strassburger  Klinik  bei  einem  7  jährigen  Mädchen, 
dessen  Mutter  schon  bei  der  Geburt  im  Halse  des  Kindes  eine  Geschwulst 
bemerkt  haben  will,  an  der  linken  Tonsille  einen  grossen,  blassroten,  glatten 
Tumor,  der  sich  leicht  mit  dem  Tonsillotom  abtragen  liess.  Der  Tumor  war 
30  mm  lang,  11  mm  breit  und  ebenso  dick.  Die  Substanz  des  Tumors  ist 
ein  kemarmes,  grobfaseriges  Bindegewebe  mit  eingestreuten  Inseln  von  Fett- 
gewebe und  lymphatischem  Gewebe,  das  an  einer  Stelle  richtige  Follikel 
enthielt. 

Der  Tumor  erwies  sich  demnach  als  Fibrolipom. 

Nösske  (12)  beschäftigt  sich  mit  den  Knorpel-  und  Knochenbildungen 
in  den  Tonsillen,  die  nach  Ansicht  von  Orth  und  Deisbert  auf  embryo- 
nalen Aberrationsvorgängen,  nach  Lubarsch  auf  metaplastischen  Prozessen 
beruhen.  Die  eigenartige  Lagerung,  der  embryonale  Typus  der  Knorpelzellen, 
der  Zusammenhang  mit  einem  besonders  langen  Proc.  styloideus  und  die 
Lagerung  in  dessen  Richtung  waren  bestimmend  für  die  erstere  Auffassung, 
das  Hervorgehen  des  Knochens  aus  Narbengewebe  ohne  vorhergehendes 
Knorpelgewebe,  die  entzündlichen  Erscheinungen  für  die  letztere.  Nösske 
sah  unter  Marchands  Leitung  sechs  Fälle  und  glaubt,  dass  der  Befund 
keineswegs  so  selten  sei,  als  man  gemeinhin  annehme.  In  vier  Fällen,  Männer 
von  37—60  Jahren  betreffend,  handelte  es  sich  3 mal  um  ulzeröse  Lungen- 
tuberkulose, 1  mal  um  Arteriosklerose  und  Myocarditis ;  zwei  Fälle  bei  Frauen 
im  Alter  von  51  bezw.  76  Jahren  waren  an  gangränösen  Beingeschwüren  bei 
alter  Lues  und  an  senilem  Marasmus  zugrunde  gegangen. 

Die  sorgfältige  anatomische  Untersuchung  ergab  multiples  Auftreten 
der  Knorpel-  und  Knochenherde  in  den  verschiedenen  meist  tieferen  Schichten 
des  Bindegewebsbalges  der  Tonsillen  und  den  regelmässigen  Nachweis  deut- 
lichen Zusammenhanges  mit  Übergangsbildem  der  verschiedenen  Bindegewebs- 
formationen.  Nirgends  drang  der  Knorpel  in  die  Follikel.  Knorpel  fehlte 
nirgends  vollkommen.  Immer  waren  in  den  Tonsillen  regressive  Verände- 
rungen nachweisbar.  Demgemäss  tritt  Nösske  für  die  Auffassung  ein,  dass 
diese  Knorpelbefunde  nicht  aus  embryonalen  Keimabsprengungen  entstehen. 
Bei  jugendlichen  Individuen  sind  sie  nicht  zu  finden.  Die  für  Metaplasie  von 
Lubarsch  geforderte  Nekrose  und  reichliche  Vaskularisation  und  Kalkab- 
lagerung fanden  sich  nicht,  wie  wohl  der  zur  Verkreidung  neigende  tuber- 
kulöse Prozess  mehrmals  die  Ursache  der  entzündlichen  Veränderungen  war. 
Man  muss  aber  noch  an  eine  besondere  Disposition  für  Knorpel-  und  Knochen- 


Partsch,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  B79 

bildnng  im  tonsillären  Gewebe  denken,  ähnlich  wie  es  für  Amyloid  in  dem 
Zimgengewebe  von  Schmidt  angenommen  worden  ist.  Gelegentlich  kann  die 
TonsiUotomie  durch  solche  Herde  erschwert  werden. 

Erkrankungen  der  Kieferhöhle. 

1.  B^rard,  Fibrochondrome   du  sinns  maxillaire  propag^  ä  Vorbite.    Soc.  de  chir.  Lyon 
mödical  1903.  Nr.  15. 

2.  *Bouerag^,  Les  sinnsites  maxillaires  chez  les  enfants.  Revue  hebdom.  de  Laryn- 
gol.  1903.  Nr.  8. 

3.  *Harmer,  Über  die  chir.  Behandlung  der  chronischen  Kieferhöhleneiterung.  Wiener 
klin.  Bundschau  1908.  Nr.  4. 

4.  *Kreb8,  Trochlearislftbmung  bei  EieferhOhleneiterung.  Therapeut.  Monatshefte  1903. 
Heft  9. 

5.  Noltenius,  Einige  Verbesserungen  an  meinem  Trokar  zur  Behandlung  den  Oberkiefer- 
höhle.   Monatschrift  für  Ohrenheilkunde  1908.  Nr.  1. 

6.  Onodi,  Das  Verhältnis  des  Nervus  opticus  zu  der  Eeil beinhöhle  und  insbesondere  zu 
der  hintersten  Siebbeinzelle.    Archiv  für  Laryngol.  und  Rhin.  1903.  Bd.  14.  Heft  2. 

7.  —  Die  Eröffnung  der  Kieferhöhle  im  mittleren  Nasengang.  Arch.  fflr  Larjmgol.  und 
Rhinol.  Bd.  XIV.  p.  154.    Annales  de  maladies  de  Toreille  1908.  Nr.  2. 

8.  R6thi,  Zur  Radikaloperation  hartnäckiger  Kieferhöhlenempyeme  von  der  Nase  her. 
Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  12. 

9.  Richter,  Ein  Fall  von  latenter  Keilbeinhöhlenkaries  mit  Abducenslähmung  etc.  und 
Behandlung  vom  Rachen  her.    Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde  1903.  Nr.  10. 

10.  *Sebileau,  Sinusite  frontale  suppnröe.  Vaste  s^uestre  de  la  paroi  sinusale  et  de  la 
paroi  cranienne.  Pachym^ningite  externe.  BulL  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903. 
Nr.  39. 

11.  Weinberger,  über  fortgepflanzte  Tuberkulose  der  Kieferhöhle.  Monatsschrift  fOr 
Ohrenheilkunde  1903.  Nr.  4. 

12.  *Winkler,  Zur  Chirurgie  der  OberkieferhOhlener krankungen.  Deutsche  Otologen- Ver- 
sammlung. Manchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  26.  (Ohne  weitere  Angabe  des 
Inhaltes.) 

13.  Woskressensky,  W.,  Die  Methoden  der  ErOffiiung  der  Highmorshöhle.  Russisches 
Archiv  f&r  Ghirugie  1903.  Heft  5. 

R6thi  (8)  bespricht  noch  einmal  seine  schon  früher  (Wiener  medizin. 
Wochenschrift  1901,  Nr.  52)  beschriebene  Methode  der  Operation  hartnäckiger 
Kieferhöhlenempyeme,  die  in  der  Abtragung  der  vorderen  zwei  Drittel  der 
unteren  Muschel  und  Anlegung  einer  hinter  dem  vordersten  Ende  derselben 
mit  dem  Meissel  geschlagenen  Öffnung  und  Erweiterung  dieser  mit  der 
Koochenzange  nach  oben  und  unten  und  damit  Herstellung  einer  grossen 
Kommunikation  zwischen  Kiefer-  und  Nasenhöhle  besteht.  Er  hat  seit  der 
Zeit  nach  dieser  Methode  noch  sechs  Fälle  operiert  und  ist  dabei  mit  Adre- 
nalinpinselungen  und  Eokainisierung  ausgekommen.  Gegenüber  Claoue 
(Traitement  des  suppurations  chroniques  du  sinus  maxillaire  par  la  r^section 
large  de  la  partie  nasale  du  sinus)  betont  er  die  Notwendigkeit  einer  breiten 
Kommunikation,  die  bis  in  den  mittleren  Nasengang  reicht,  um  das  Aus- 
kratzen und  die  Besichtigung  der  Kieferhöhle  vornehmen  zu  können  und 
andererseits  eine  zu  frühe  Verschliessung  der  Öffnung  zu  verhindern.  Dem- 
gegenüber kommt  die  Beschränkung  der  Erwärmung,  Befeuchtung  und  Rei- 
nigung der  Atmungsluft  nicht  in  Frage. 

Richter  (9)  hat  bei  einer  44jährigen  Frau,  die  seit  IV«  Jahren  unter 
Kopfbeschwerden,  Schluckbeschwerden,  Drüsen  am  Unterkiefer,  Schiefstellung 
des  Auges,  Schwindel,  Schmerz  in  Stirn-  und  Schläfengegend,  Schwerhörigkeit 
erkrankt  war,  im  Rachenraum  ausser  höckriger  Beschaffenheit  der  hinteren 
Wand  eine  grössere  Höhle,  die  mit  schwammigen  weichen  Granulationen  aus- 


380  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

gefüllt  war,  rechts  an  der  hinteren  Bachenwand  gefanden.  Die  Keilbeinhohle 
war  vollständig  mit  kariösem  Material  gefüllt.  Es  fand  sich  ein  erbsengrosser 
Sequester  in  dem  Granulationsgewebe  eingebettet  und  eine  Menge  Ueiner, 
sehr  feiner  Enochenstückchen.  Die  Höhle  wurde  mit  ein^m  Trautmann- 
schen  Löffel  ausgekratzt.  Auf  die  Beziehungen  zu  Augenerkrankungen  ist 
schon  Ton  Grünwald,  Moritz  Schmidt  und  Flatau  hingewiesen  worden. 
Die  bestehende  Abducenslähmung  ist  durch  das  Übergreifen  durch  die  Wand 
hindurch  auf  die  Dura  erklärlich.  Die  Ätiologie  des  Falles  ist  dunkel,  da 
weder  Lues  noch  Tuberkulose  nachweisbar.  Die  Abducenslähmung  ist  mit 
der  Zeit  zurückgegangen,  die  Keilbeinhöhle  ausgeheilt. 

Da  die  bisherigen  Methoden  der  Eröffnung  der  Highmorshöhle  keine 
idealen  Verhältnisse  für  den  Abfluss  des  Sekretes  bieten,  so  proponiert 
Woskressensky  (13)  eine  neue  Methode.  Nach  Entfernung  der  Zätme  auf 
der  erkrankten  Seite  (ein  oder  zwei  Bicuspidati,  zwei  oder  drei  Molares)  wird 
die  Knochensubstanz  zwischen  den  Wandungen  des  Alveolarfortsatzes  weg- 
gemeisselt  und  auf  diese  Weise  der  ganze  Boden  der  Highmorshöhle  weg- 
genommen. Wenn  nötig,  so  kann  noch  die  vordere  Wand  des  Alveolarfort-  i 
Satzes  und  ein  Teil  der  vorderen  Wand  des  Oberkiefers  mit  entfernt  werden. 
Durch  die  angelegte  Öffnung  hat  das  Sekret  bei  jeder  Lage  des  Patienten  | 
freien  Abfluss.  Höh Ib eck  (St.  Petersburg).       ! 

Onodi  (7)  hat  sich  ebenfalls  mit  der  Aufgabe  beschäftigt,  die  Kiefer-    i 
höhle  vom  mittleren  Nasengange  aus  zu  eröffnen  und  hat  zu  diesem  Zwecke    ] 
einen  Troikart  konstruiert,    der  sich  nach  seiner  Einführung  so  spreitzen    I 
lässt,   dass  eine  Öffnung  von  2  cm  entsteht  (Troikartdilatateur).     Er  besteht    | 
aus  einer  Art  Pinzette,  die  beim  Aufdruck  die  beiden  Branchen  auseiuander- 
treten  lässt.     Man  führt  das  Instrument  in  den   mittleren  Nasengang  unter 
die  mittlere  Muschel  und  führt  1  cm  von  der  Spitze  derselben  entfernt  die 
Perforation  aus.     Die  Eröffnung  genügt,  um  die  Höhle  auszuwaschen  und  zn 
tamponieren.    Das  Instrument  ist  schon  in  fünf  Fällen  verwendet  worden  und 
hat  gute  Dienste  geleistet.    Die  Gefahr,  die  Orbita  oder  den  Tränennasengang 
zu  verletzen,   besteht  nicht.    Die  Resektion  der  inneren  Wand  des  Sinus  ist 
damit  erheblich  erleichtert. 

Noltenius  (5)  hat  an  dem  von  ihm  zur  Punktion  der  Oberkieferhöhle 
angegebenen  Troikart  einige  Verbesserungen  anbringen  lassen,  die  einmal  in 
einem  kräftigeren  Bau,  in  einer  handlicheren  Form  des  Griffes  und  anderer- 
seits in  der  Anfügung  eines  Zwischenstückes  bestehen,  die  ermöglicht,  das 
Instrument  zur  Durchspülung  der  Höhle  sicher  mit  einem  Klysopomp  zu  ver- 
binden. 

B6rard  (1)  zeigte  eine  53jährige  Kranke  vor  mit  einer  Geschwiilst 
der  Kieferhöhle.  Der  Patientin  waren  vor  8  Jahren  die  Zähne  des  linken 
Oberkiefers  locker  geworden  und  wegen  heftiger  Neuralgien  entfernt  worden. 
Wegen  Ausfluss  aus  dem  linken  Nasenloche  hatte  man  das  Antrum  eröffnet 
ohne  Eiter  zu  finden.  Im  weiteren  Verlauf  schwoll  die  Wange  an  und  das 
Auge  wurde  verdrängt  unter  Doppelsehen  und  Schwindelanfällen.  Als  das 
Kauen  immer  schwerer  wurde,  entschloss  sich  die  Pat.  ärztlichen  Rat  nach- 
zusuchen, und  es  wurde  ihr  ein  ziemlich  hartes  Chondrom  durch  partielle 
Resektion  des  Oberkiefers  entfernt.  Es  stellte  sich  aber  bald  ein  Rezidiv 
ein  mit  starker  Verdrängung  des  Auges,  mit  erheblicher  Chemosis  und 
blutigem  Ausfluss  aus  der  linken  Nase.  Es  wurde  abermals  eine  Resektion 
vorgenommen,  der  untere  Orbitakand  weggenommen  und  ein  grosser  Tumor 


Parts ch,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  381 

entfernt,  der  nach  der  Orbita  yorgedrungen  war.  Von  einer  Resektion  des 
ganzen  Kiefers  wurde  Abstand  genommen.  Das  Auge  kehrte  wieder  in  seine 
Lage  znrück,  das  Doppelsehen  hörte  auf,  nur  sind  einige  Bewegungen  des 
Auges  noch  unvollkommen.  Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Tumors 
ergab  ein  Fibrochondrom,  wie  es  von  Le  Dentu  in  der  Societe  de  Chirurgie 
1885  beschrieben  worden  ist. 

Weinberger  (11)  bespricht  ausführlicher  die  Tuberkulose  der  Kiefer- 
höhle,   die  nur  ganz  ausnahmsweise  primär  hier  beobachtet  ist  (K et t wich, 
Lancet  1895,   Bd.  I.  p.  1388;    Gaudi  er,  Semaine  medicale  1897,  p.  180), 
meistens  nur  sekundär  vorkommt.    Weichselbaum  konnte  bei  allgemeiner 
Miliartuberkulose  nie   Tuberkeln,    höchstens  Rundzellenanhäufungen  um   die 
Gefasse   nachweisen  und  ebensowenig  fand  Frank el  bei  Untersuchung  von 
48 Nebenhöhlen  je  Tuberkelbazillen.  Dmochowski  hat  sie  einmal  bei  einem 
16jährigen  Mädchen,  das  an  Lungentuberkulose  litt,  gefunden.    Während  so 
metastatisch  die  Tuberkulose  so  gut   wie  nie   in  der  Kieferhöhle  vorkommt, 
ist  sie   fast  ausnahmslos    durch  direktes  Fortschreiten  benachbarter  Herde, 
durch  Verschleppung  von  Tuberkelbazillen  auf  dem  Lymphwege  hervorgerufen. 
Rethi  (Wiener  med.  Presse  1893,  Nr.  19)  beschrieb  bei  einem  Lungenkranken 
nach  Zahnextraktion  ein  Geschwür,  welches  am  Zahnfortsatz  sich  immer  mehr 
und  mehr  vergrösserte  und   allmählich  eine  Kommunikation  zwischen  Nasen- 
und  Kieferhöhle  herbeiführte,  die  Kieferhöhlenschleimhaut  geschwürig  machte. 
Einen  ähnlichen  Fall   sah  Neumayer  (Archiv  für  Laryngologie,  2.  Bd.)  bei 
einem  tuberkulösen  Manne  im  Anschluss  an  eine  Zahnextraktion  nach  Ver- 
letzung  des  Zahnfleisches  ein   umfangreiches   tuberkulöses  Geschwür,   das  in 
seinem  Grunde  in  der  Gegend  des  ersten  rechten  Mahlzahns  die  Sonde  in 
die Saeferhöhle  dringen  Hess.    Grünwald  konnte  in  zwei  Fällen  tuberkulöse 
Zerstörung  der  medialen  Kieferwand  nachweisen.    Zu  diesen  aus  der  Literatur 
bekannten  Fällen  fügt  Weinberger   einen  selbstbeobachteten,    der  einen 
37  Jahre  alten  Mann  betraf,   der  hereditär  belastet,  im  20.  Lebensjahre  zu 
hosten  und  auszuwerfen  begann,   im  25.  Lebensjahre  eine  Hämoptoe  durch- 
machte und  jetzt,  37  Jahre  alt,  seit  zwei  Jahren  eine  umfangreiche  Geschwürs- 
bildung   im   Munde    hatte.      Bei    doppelseitiger    Spitzenaffektion ,    massigem 
Meteorismus,  Bazillen  im  Sputum  und  hektischem  Fieber  waren  beide  Alveolar- 
fortsätze  des  Oberkiefers,  links  vom  2.  Schneidezahn,  rechts  vom  1.  Backen- 
zahn an  ergriffen.    Dort  fehlen  die  Zähne  und  die  Schleimhaut  ist  durch  ein 
teils  grob-,   teils   feinhöckriges  Granulationsgewebe    ersetzt   mit   zahlreichen 
gelben,  hirsekomgrossen  Knötchen,  in  deren  Grund  der  nekrotische  Knochen 
weithin  blossliegt.     Die  laterale  Wand  der  Kieferhöhle  ist  durch  eine  2  cm 
im  Durchmesser  haltende  Öffnung  durchbrochen  und  die  verdickte  Schleim- 
haut sichtbar.     Bei  der  Obduktion   des  Fat.   ergab  sich  ausser  chronischer 
Tuberkulose  der  Lungen,   des  Darmes  und   des  Kehlkopfes  Tuberkulose  des 
harten  Gaumens,  Perforation  beider  Kieferhöhlen  mit  chronischem  Empyem. 
In  der  Kieferhöhle  fanden  sich  sequestrierte  Knochenstücke,  in  der  Schleim- 
haut eine  beträchtliche  kleinzellige  Lifiltration,  welche   die  faserige  Struktur 
der  Schleimhaut  fast  zum  Verschwinden  bringt.    Die  Drüsenausführungsgänge 
smd  an  vielen  Stellen  erweitert,  inmitten  des  zellig  infiltrierten  Gewebes  zahl- 
reiche Riesenzellen  in  herdförmig  angeordneten  epitheloiden  Zellen  enthalten. 
Die  tuberkulöse  Erkrankung  der  Kieferhöhle  ist  von  der  der  Mundhöhle  aus 
fortgeleitet,  die  in  so  hochgradiger  Form  wohl  selten  zur  Beobachtung  kommt. 
Onodi  (6)  hat  20  Präparate  genauer  untersucht  auf  das  Verhalten  des 


382  Jahresbericht  für  Gbirorgie.    II.  Teil. 

Nervus  opticus  zur  Keilbeinhöhle  und  hinteren  Siebbeinzelle.  Er  konnte  die 
schon  bekannte  Tatsache  bestätigen,  dass  Siebbeinzelle  und  Keilbeinhöhle  in 
ihren  Grössenverhältnissen  ungemein  wechseln,  erstere  in  ihrer  Länge  von 
8 — 30  mm,  in  ihrer  Breite  von  8 — 40  mm,  in  ihrer  Höhe  von  11—26  mm, 
letztere  in  ihrer  Länge  von  11 — 33  mm,  Breite  zwischen  10  und  22  nmi,  in 
ihrer  Höhe  10 — 16  mm.  In  6  Fällen  konnte  die  hinterste  Siebbeinzeile  im 
kleinen  Keilbeinflügel  gefunden  werden.  Li  allen  diesen  Fällen  bestand  eine 
innige  Beziehung  zum  Nervus  opticus.  Es  hat  demnach  die  hintere  Siebbein- 
zelle eine  häufige  Beziehung  zum  Canalis  opticus,  und  daher  auch  eine  Be- 
deutung fär  die  Erkrankungen  desselben.  Es  wird  diese  Bedeutung  durch 
eine  Anzahl  klinischer  und  Obduktionsbefunde  erhärtet,  welche  den  Zusammen- 
hang zwischen  einem  Empyem,  Karies  der  Knochen  und  der  Läsion  der  Seh- 
nerven beweisen.  Die  Einseitigkeit  der  Augenaffektion  lässt  an  einen  solchen 
Zusammenhang  denken. 

Erkrankungen  der  Kiefer  und  ZShne. 

1.  *A.velli8,  Postsyphilitische,  symmetrisehe  Oberkieferatrophie   ak  trophiscfae  StOrong. 
X.  Laryngologen-Versammliuig  Heidelberg  1903. 

2.  Behm,  Zar  Kenntnis  der  primftren  bösartigen  ünterkiefergeschwiUste  und  ihre  open- 
tive  Behandlang.    Dissert.  Göttingen  1908. 

8.   Blaael,  Über  zentrale  Kieferfibrome,    v.  Branssehe  Beitrige  1908.  Bd.  87.  Heft  1 
and  2.    v.  fismarch- Festschrift 

4.  Brans,  Zentrale  Aktinomykose  des  Unterkiefers.    Mfinchener  med.  Wochenscfar.  1903. 
Nr.  6. 

5.  Chompret,  Mal  perforant  baccal  oa  n^croses  maltiples  da  maxillaire  chez  an  tabe- 
tiqae.    Archives  g^oärales  1908.  Nr.  48. 

6.  Gleland,  "India-rabber  Jaw*.    A  pecaliar  Carcinoma  inyasion  from  tiie  sabmaxilliiy 
aalivary  gland.    British  medical  Journal  1908.  Dec.  19. 

7.  Clementi,   G.,   La   protesi  immediata   defiuitiva  nella  resezione  del   mascellare  in- 
feriore.   Memoire  chirargiche  in  onore  di  T.  Bottini.  Palermo  1903. 

8.  V.  Dobrjzyniecki,    Beiträge    zur  Extraktion    der   Zähne.     Wiener   med.  Wocheo- 
schrift  1903.  Nr.  22. 

9.  Felgner,  Skarlatinöae  Ankylose  des  Unterkiefergelenkes.    Altonaer  ärztlicher  Yereiii. 
Manchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  4. 

10.  *Freidank,  Über  totale  doppelseitige  Oberkieferluxationen.    Dissert  Leipzig  1903. 

11.  Hawkes,  Bone  cjst  of  the  superior  maxilla.  New- York  sarg.  soc.  Annab  of  sor- 
gery  1903.  June. 

12.  Jalaguier,  R^section  du  maxillaire  sap^rieur  gauehe pour  an  sarcome  ä  my^loplazes. 
Restauration  de  la  voüte  palatine  an  moyen  de  la  maqueose  palatine  sutarte  4  la  Jone. 
Inatilit^  d'un  appareil  proth^tiqae.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  51. 

13.  *Kahlo,  Die  Zahncysten  der  Kiefer.    Dissert.  Leipzig  1903. 

14.  Kraus,  Periostal abszess  des  Gaumenfortsatzes  des  Oberkiefers  mit  Durch broch  in  du 
Antrum  Highmori  bei  entwickeltem  Sinus  palatinos.  AUgem.  Wiener  med.  Zeit  1908. 
No.  51. 

14a.  Krepuska,  G.,  Nekrotischer  ünterkieferkopf  in  der  Paukenhöhle.  Arzte- Verein  d«r 
Kommunalspitäler,  Sitzung  vom  20.  Y.  1903.    Orvosi  Hetilap  1908.  Nr.  80. 

15.  Leefhelm,  Ein  Fall  von  Epitheliom  des  Unterkiefers  nebst  Bemerkungen  über  die 
Epitheliome  der  Kiefer  im  Allgemeinen.    Inaug.-Dissert.  Kiel  1902. 

16.  Leguen,  R^ection  du  condyle  pour  ankylose  de  la  mftchoire.  Bull,  et  m^m.  de  U 
soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  14. 

17.  Mignon,  Prothese  de  la  mächoire  inf^rieure.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc  de  Chir.  1903. 
Nr.  4. 

18.  *Morestin,  Fracture  de  la  mftchoire  par  coup  de  feu.  BulL  et  m^m.  de  la  soc. 
anat  1903.  Nr.  9. 

19.  Mouniquaro,  Actinomycose  angulo  et  temporo-maxillaire  droite.  Soc.  de  m^ 
Lyon  medical  1903.  Nr.  15. 


Partsch,   Verietzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  383 

20.  Newman,  Fibro-sarcoma  of  right  saperior  maxilla  removed  successfully,  with  eure. 
Med.  chir.  soc.    Glasgow  med.  Journal  1903.  Nov. 

21.  *Nicu lesen,  D.,  Über  die  suppurativen  Feriostitiden'  und   deren   rationelle  Behand- 
lung.    Spitalul  1903.  Nr.  4—5.  p.  164  (rumänisch). 

22.  Oliyer,  Cysts  in  connection  with  the  teeth.    Annais  of  surgery  1908.  Jannary. 

23.  Orlow,  Ankylosis  mandibulae  vera.    Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chirurgie  1903.   Bd.  66. 
Heft  5  u.  6. 

24.  LeRoyMelurdy,  Onthe  treatment  of  fracture  of  the  mandible.    Annais  of  sur- 
gery 1903.  November, 

25.  Rive,  Bilateral  bony  ankylosis  of  the  tempore  maxillary  articulation  of  traumatic 
origin  and  its  surgical  treatment.    Annais  of  surgery  1903.  August. 

25a.  W.  S.  Boe,  Bilateral  bony  ankylosis  of  the  temporomaxillary  articulation  of  traumatic 
origin  and  its  surgical  treatment.    Annais  of  surgery  1903.  August. 

26.  Rotgans,  Afslyling  der  tonden,  in  het  byzonder  by  chronische  maagzweer.    Nederl. 
Tijdachr.  voor  Geneesk.  II.  p.  1433. 

27.  Roy,   De  Tinterrention  dans  les   suppurations  d'origine  dentaire.    Arch.  g^n^r.  1903. 
Nr.  86. 

28.  Rygge,  Johann.    Ober  Eiefercysten.     Norsk  Magazin   for  Loßgevidenskaben  1908. 
Heft  8.  p.  765. 

29.  Schmidt,  Beiträge  zur  Statistik  der  Unterkiefertnmoren.    Dissert  Greifs wald  1903. 
SO.  ^Schmidt,  Über  die  in  den  letzten  7  Jahren  an  der  Leipziger  S^iinik  wegen  Tumoren 

ausgeführten  Oberkieferresektionen.    Dissert.  Leipzig  1908. 
31.  Schwartz,  Luxation  röcidivante  (huit  fois)  du  maxillaire  inf^rieur;  firacture  du  con- 

dyle,  d'un  cöt^    Constnction  de  la  mftchoire  aprds  la  huitidme  Inzation.    Ost^tomie 

du  col  du  condyle.    Interposition  d'un  fil  d'argent.    Retour  des  mouvements.    Bull,  et 

m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  29. 
82.  Sebileau,   R^section  partielle  de  la  brauche  horizontale  de  la  mftchoire;  inf^rieure 

pour  nne  6pulis  rtoidivante.    Prothese  immödiate  par  un  appareil  de  porcelaine.   Bull. 

et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  12. 
33.  Tel  Her,    Anesthäsie    locale    dans    les    Operations    dentaires.      Lyon    m^dical    1903. 

Nr.  36. 
84.  Thävenot,  Actinomycose  de  la  r^gion  de  Tangle  maxillaire.    Soc.  savantes.    Lyon 

m^cal  1903.  Nr.  81 

35.  Tilmann,  Über  ünterkieferresektionen.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  23. 

36.  Treitel,    Über    syphilitische   Nekrose    des   Oberkiefers.      Archiv   ffir   Laryngologie. 
Bd.  XIV.  p.  394. 

87.  Turner,  Inflammatory  and  other  Neoplasms   of  the  Jaws  dependent  on  teeth.    The 
Practitioner  1903.  May. 

88.  ^Williger,    Ein   Fall   yon    doppeltem   ünterkieferbruch,    geheilt    durch   Interdental- 
schienen.   Deutsche  militärftrztL  Zeitschrift  1903.  Heft  10. 

39.  Woodbury,  Report  of  a  case  of  one-sided  dislocation  of  the  mandible  reduced  by  a 
Dovel  manipulation.    Medical  News  1903.  April  11. 

Leroy  Mac  Curdy  (24)  behandelt  die  Unterkieferfrakturen  in  der 
Weise,  daes  er  unterhalb  der  Zähne  von  aussen  nach  innen  den  Knochen 
durchbohrt  zwischen  den  Wurzeln  des  2.  und  3.  Zahnes  von  der  Fraktur 
entfernt.  Durch  die  Löcher  wird  ein  starker  Draht  gezogen,  der  fest  ange- 
zogen und  auf  der  Seite  der  Schleimhaut  geknüpft  wird.  Sie  brauchen  nicht 
immer  in  derselben  Ebene  zu  liegen,  sondern  können  je  nach  der  Neigung 
der  Bruchstücke  höher  oder  tiefer  gelegen  sein.  Der  Draht  bleibt  bis  zu 
6  Wochen  liegen,  bis  die  Vereinigung  Platz  gegriffen  hat.  Sie  verursachen 
keine  Reizung,  keine  Nekrose  des  Zahnfleisches  oder  der  Schleimhaut.  Eine 
Bandage  ist  dabei  nicht  nötig.  Der  Fat.  lernt  bald  den  Unterkiefer  brauchen, 
der  Mund  muss  selbstverständlich  sorgfältig  gepflegt  werden.  Vor  der  An- 
lage der  Bohrlöcher  soll  der  Mund  mit50°/o  Alkohol  gereinigt  werden,  Eisen- 
draht ist  besser  als  Silberdraht.  Verf.  führt  16  Fälle  an,  sehr  verschiedener 
Art  und  bei  verschieden  alten  Patienten,  die  alle  mit  gutem  Erfolg  mit  dieser 
Naht  behandelt  worden  sind. 


384  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Beiläufig  sei  erwähnt,  dass  von  dem  Ref.  bereits  in  dem  Handbnch  for 
praktische  Chirurgie,  1.  Auflage,  diese  Naht  als  intraorale  Knochennaht  be- 
schrieben worden  ist. 

Woodbury  (39)  sah  bei  einem  20jährigen  Mädchen  beimBiss  in  einen 
Apfel  eine  Verrenkung  des  Unterkiefers  entstehen.  Die  Methode  auf  die 
unteren  Mahlzähne  mit  dem  Daumen  zu  drücken  und  dabei  das  Kinn  zu  heben, 
erwies  sich  erfolglos,  auch  direkter  Druck  auf  den  Kronenfortsatz  war  erfolg- 
los. Es  wurde  eine  modifizierte  Methode  von  Nelaton  angewendet  in  der 
Weise,  dass  horizontaler  Ast  und  Winkel  durch  Druck  mit  dem  Daumen  auf 
den  Kronenfortsatz  nach  hinten  und  unten  gedrückt  wurde  und  dabei  der 
Pat.  aufgefordert  wurde,  seinen  Mund  mehrmals  auf  und  zu  zu  macheiL  Durch 
Hinzunahme  eines  leichten  seitlichen  Druckes  gelang  es  den  Kiefer,  mit  einem 
hörbaren  Ruck  in  seine  richtige  Stellung  hineinzuführen.  Die  Methode  scheint 
für  einzelne  Fälle  nicht  ganz  wertlos  zu  sein,  wird  aber  nur  immer  als  Hilfs- 
methode in  Frage  kommen. 

Schwartz  (31)  sah  bei  einem  Kranken  eine  habituelle  Luxation  d^ 
Unterkiefers,  der  8  Jahre  vorher  durch  Hufschlag  ausser  der  Luxation  einen 
Bruch  des  rechten  Gelenkkopfes  erlitten  hatte.  Li  grösseren  Pausen  hatte 
diese  Verrenkung  sich  sechsmal  wiederholt.  Nach  der  letzten  Reposition  hatte 
sich  eine  Kieferklemme  eingefunden  mit  Verschiebung  der  unteren  Zahnreihcn 
nach  hinten.  Schwartz  machte  die  Osteotomie  des  Gelenkkopfes  und  schob 
zwischen  die  Flächen  einen  zusammengefalteten  Silberfaden.  Trotz  der  Vor- 
sicht bei  der  Inzision  hatte  der  Pat.  doch  leichte  Facialislähmung;  den  Mund 
kann  er  jetzt  weit  öffnen. 

Thevenot  (34)  führte  einen  42jährigen  Landarbeiter  mit  Aktinomykosc 
des  linken  Unterkiefers  vor.  Das  Leiden  hatte  mit  leichtem  Schmerz  im 
linken  Kiefergelenk  und  sehr  ausgesprochener  Kieferklemme  brennen.  Die 
Beschwerden  wurden  bald  heftiger,  bald  geringer.  Augenblicklich  dehnte  sich 
die  Geschwulst  von  der  Lippennasenfalte  bis  zum  Warzenfortsatz  aus,  sie 
schien  in  der  Tiefe  mit  dem  Knochen  verwachsen.  Drüsenschwellung  var 
nicht  vorhanden.  Ein  Probeeinschnitt  in  die  Geschwulst  entleerte  eine  blutige 
Flüssigkeit  mit  gelben  Kömchen.  Der  Ausgangspunkt  der  Erkrankung  wird 
nicht  näher  angegeben. 

Mouriquand  (19)  beobachtete  bei  einem  53jährigen  Mann  auf  der 
Abteilung  Poncets,  ohne  dass  sich  ätiologisch  ein  besonderes  Moment  nach- 
weisen Hess  mit  Ausnahme  der  Tatsache,  dass  er  vor  vielen  Jahren  eine  vom 
ersten  Mahlzahn  ausgehende  Phlegmone  am  Unterkiefer  gehabt  hatte,  eine 
Aktinomykose  des  Gesichts  und  Halses,  die  besonders  mit  Kieferklemme  ver- 
bunden war.  Sie  hatte  ihren  Grund  in  einer  unvollkommenen  EntfemuDg 
eines  kariösen  Molaren,  der  hin  und  wieder  Schmerzen  verursacht  hatte.  lo 
Dezember  1902  stellte  sich  eine  rasche  Schwellung  der  Wange  und  der  Gegeod 
über  dem  Zungenbein  ein.  Der  dort  entstandene  Abszess  brach  imter  Ent- 
leerung einer  grösseren  Eitermenge  von  selbst  durch.  Im  Januar  1903  ent- 
stand eine  neue  Schwellung  am  Kieferwinkel,  zu  der  sich  eine  sehr  heftige 
Kieferklemme  gesellte.  Jetzt  ist  ausser  rötlicher  Färbung  der  Haut,  vielen 
Fisteln,  derber  Verdickung  die  Kieferklemme  noch  ausgesprochen.  An  den 
Resten  des  r  ersten  Molaren  findet  sich  eine  mit  gelben  Punkten  versehene 
Uizeration  des  Zahnfleisches.  Druck  auf  den  schmerzhaften  Zahnrest  vermehrt 
den  Eiterausfiuss  aus  diesen  Stellen.  In  den  Absonderungen  aus  den  Fisteln 
finden  sich  die  charakteristischen  Kömer. 


Partsch,   Verletzungen  nnd  chirnrgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  385 

Im  Anscfiluss  an  die  Mitteilung  Bollingers  über  primäre  Knochen- 
tuberknlose  berichtet  v.  Brnns  (4)  über  einen  Fall  von  zentraler  ünterkiefer- 
aktinomykose.  Am  Unterkiefer  fand  man  den  Prozess  am  häufigsten. 
Schlange  fand  unter  47  Fällen  von  Gesichtsaktinomykose  nur  einmal  den 
Unterkiefer  selbst  mitbeteiligt;  Baracz  in  7  Fällen  von  52  Fällen  und  nur 
einmal  einen  zentralen  Knochenherd.  Bruns  ist  nicht  der  Meinung  Bostroems, 
dass  in  diesen  Fällen  die  Infektion  nur  von  der  Schleimhaut  kommen  könnte, 
sondern  tritt  der  vom  Ref.  vertretenen  Anschauung  bei,  dass  die  Zähne  die 
Eingangspforte  abgeben  können. 

Die  zentrale  Aktinomykose  tritt  in  zwei  Formen  auf,  als  zentrale  Karies 
und  als  zentrale  Neubildung.  Im  ersten  Falle  entsteht  ein  Hohlraum  im 
Knochen  mit  Grauulationsbildungen,  die  zu  Fistelgängen  und  Abszessen 
fuhren,  wie  Israel,  Murphy  und  Fevrier  gezeigt  haben.  Von  der 
anderen  Form  des  zentralen  Aktinomykoms  lag  bisher  nur  ein  Fall  Ducor- 
Poncets  vor  beim  Unterkiefer  eines  Neugeborenen.  Bruns  beobachtete  bei 
einem  30  jährigen  Herren  einen,  seit  einem  halben  Jahre  entstandenen  Tumor 
des  Unterkiefers  im  Bereich  des  Winkels  und  des  hinteren  Teiles  des  hori- 
zontalen Astes  desselben.  Der  Knochen  war  hart,  stellenweise  druckempfind- 
lich. Die  äusseren  Weichteile  zeigten  keinerlei  Veränderung.  Der  letzte  Backen- 
zahn fehlte  und  unter  dem  Bande  des  Kiefers  lag  eine  geschwellte  Lymph- 
drüse. Die  Punktion  wies  keine  Erweichungsherde  nach.  In  der  Annahme 
eines  Sarkoms  wurde  von  einem  Schnitt  am  Kieferwinkel  der  Kiefer  bloss- 
gelegt  und  ein  Stück  des  Knochens  fortgenonunen.  Damit  wurde  eine  Höhle 
ero&et,  die  von  sarkomartigen  Massen  gefüllt  war,  deren  Untersuchung  deut- 
liche Drusen  ergab.  Deshalb  wurde  von  einer  weiteren  Resektion  Abstand 
genonmien  und  die  Höhle  nur  gründlich  ausgekratzt.  Die  Heilung  hat  seit 
10  Jahren  Bestand. 

Chompret(Ö)  gibt  die  ausführliche  Krankengeschichte  eines  Falles  von 
multipler  Nekrose  des  Oberkiefers  bei  einem  Tabiker,  bei  dem  ohne  Bildung 
von  Sequestern  unter  Störungen  der  Empfindlichkeit  i?erforationen  durch  den 
Gaumen  entstanden  waren.  Er  glaubt,  dass  unter  dem  Einfluss  der  Tabes 
eme  zentrale  degenerative  Neuritis  der  sensiblen  und  sympathischen  Fasern 
des  Trigeminus  sich  vollziehe.  In  der  Tat  hat  Bandet  in  ähnlichem  Falle  eine 
Sklerose  der  Substantia  gelatinosa  Kolandi  nachweisen  können,  welche  die 
Wurzel  des  Trigeminus  birgt,  die  nicht  nur  sensitive,  sondern  auch  sympathische 
Fasern  aufweist.  Diese  Störungen  erklären  uns  die  Anästhesie  der  Wange, 
den  progressiven  Schvnind  der  Alveolen,  die  Lockerung  der  Zähne.  Kein 
Wunder,  dass  diese  Gebilde  den  infektiösen  Einflüssen,  die  vom  Munde  her 
auf  sie  wirken,  sehr  wenig  Widerstand  leisten  können.  Langsam  oder  rasch 
molekular  oder  in  grösseren  Stücken  geht  der  Knochen  verloren  und  es  kommt 
zu  tiefen  Perforationen,  welche  nie  mehr  von  selbst  ganz  verheilen. 

Tr eitel  (36)  hat  sich  mit  den  syphilitischen  Nekrosen  des  Oberkiefers 
beschäftigt,  welche  an  Häufigkeit  der  gesamten  Knochennekrosen  an  13.  Stelle 
stehen^  während  die  des  Unterkiefers  an  5.  Stelle  rangieren.  Schon  bei  Neu- 
geborenen kann  durch  akute  Osteomyelitis  (Schmiegelow  und  Power)  der 
Oberkiefer  in  Mitleidenschaft  gezogen  werden.  Ebenso  durch  Tuberkulose  und 
Infektionskrankheiten. 

Die  Diagnose  einer  syphilitischen  Nekrose  wird  durch  Begleiterschei- 
nungen an  Nase,  Gaumen  und  anderen  Körperstellen  erleichtert. 

Jalirseberielit  für  Chirorfie  1908.  25 


386  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil 

Die  Zähne  werden  gleichmässig  locker  und  fallen  ans.  Nach  S  e  m  o  n 
kann  die  Nekrose  sich  unter  dem  Bilde  eines  Empyems  einleiten. 

Die  in  der  Literatur  geschilderte  Fälle  (Koch,  Michaelis)  vermehrt 
Tr eitel  um  einen  neuen.  Der  Patient  wurde  wegen  einer  Kiefereitemng  an 
Tr eitel  gewiesen.  Zahnschmerzen  waren  nicht  dagewesen.  Eine  Fistel  führte 
zwischen  3.  und  4.  in  der  Höhe  von  2Vs  cm  auf  rohen  Knochen.  Vier  Zähne 
waren  gelockert  und  zwar  2.,  3.,  4.  und  5.  Der  Kiefer  war  nicht  beweglich. 
Es  Hess  sich  der  den  Eckzahn  und  lateralen  Schneidezahn  anschliessende  AI- 
yeolenabschnitt  auslösen,  so  dass  eine  Kommunikation  zwischen  Mund  und 
unteren  Nasengang  zustande  kam.  Die  Nekrose  ist  sicherlich  durch  Infektion 
vom  Nasengange  her  entstanden. 

Legueu  (16)  hat  bei  einer  13  Jahre  lang  bestehenden  durch  einen  Fall 
aufs  Kinn  nach  Bruch  des  Gelenkkörpers  eingetretenen  einseitigen  Kiefer- 
gelenksankylose,  welche  den  Kranken  gezwungen  hatte,  nur  dadurch  sich  zu 
ernähren,  dass  er  kleine  Stücke  der  Nahrung  zwischen  die  Zahnreihen  schob, 
eine  Resektion  des  Kiefergelenks  vorgenommen.  Dabei  wurde  eine  vollständig 
feste  Verwachsung  des  hyperostotischen  Gelenkkörpers  mit  dem  Meissel  ab- 
getragen. Bei  der  14  Monate  später  vorgenommenen  Vorstellung  öffnete  der 
Kranke  den  Mund  weit  und  kann  in  normaler  Weise  kauen.  Eine  anfangs 
bestehende  leichte  Lähmung  der  Orbikularisfasern  des  Facialis  ist  in  der 
Zwischenzeit  vollkommen  verschwunden. 

Krepuska  (14a)  beobachtete  bei  einem  4 jährigen  Kinde  seit  3  Jahren 
eitrigen  Ausfluss  aus  dem  linken  Ohre.  Da  er  im  vorderen  Abschnitte  der 
Paukenhöhle  mit  der  Sonde  einen  rauhen  Knochen  spürte,  entfernte  er  den- 
selben; es  war  dies  der  sequestrierte  Kopf  des  Unterkiefers.  Die  Heilung 
erfolgte  schnell;  das  Gehör  ist  derzeit,  2  Monate  nach  der  Operation,  sehr 
gut,  die  Bewegungen  des  Unterkiefers  sind  frei. 

Krepuska  hält  die  stattgehabte  Erkrankung  des  Knochens  für  eine 
luetische.  J.  Dollinger  (Budapest). 

Felgner  (9)  demonstriert  eine  an  skarlatinöser  Ankylose  des  Unter- 
kiefergelenkes operierte  Patientin.  Die  Operation  wurde  von  einem  am  unteren 
Rande  des  Jochbogens  horizontal  nach  hinten  geführten  Schnitte  aus  gemacht, 
den  er  bogenförmig  um  die  Ohrmuschel  bis  zur  Mitte  des  Proc.  mastoideus 
verlängerte.  Resektion  eines  1  cm  breiten  Knochenstückes  und  des  reponierten 
Gehörganges.     Nach  8  Wochen  vollständiges  Kauvermögen. 

Orlow  (23)  gibt  an  der  Hand  von  7  eigenen  beobachteten  Fällen  eine 
Übersicht  über  104  Fälle  von  Kiefergelenkankylose,  von  denen  49  bei  Männern^ 
51  bei  Frauen  beobachtet  sind.  Dem  Alter  nach  kamen  davon  64  Fälle  auf 
die  Zeit  von  1 — 20  Jahre,  35  auf  die  Zeit  von  21 — 40  Jahre.  Es  ist  also 
das  Leiden  ein  Leiden  des  frühen  Alters.  Die  Zeit  bis  zum  Eintritt  in  die 
Behandlung  schwankt  zwischen  5  und  30  Jahren.  Orlow  scheidet  die  Fälle 
in  angeborene  und  erworbene.  Zu  den  ersteren,  viel  selteneren,  gehören  die 
Fälle  von  Langenbeck,  Schumacher,  Rose.  Der  von  J.  Wolff  mitge- 
teilte wird  analog  den  Ausführungen  von  König  und  Bergmann  bestritten. 
Traum  11  tische  Läsionen  bei  der  Geburt  mit  der  Zange,  im  frühesten  Alter 
überstandene  Osteomyelitis  können  die  Ursachen  solcher  angeblich  angeboren^i 
Formen  sein.  Ganz  in  Abrede  zu  stellen  ist  das  Vorkommen  aber  nicht,  da 
bei  Missbildungen  der  Ohrmuschel,  des  Gehörganges,  Spalten  des  Gaumens 
diese  Ankylosen  beobachtet  wurden. 


r 


Parts ch,  Verletzungen  and  chirorgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  387 

Bei  den  erworbenen  Ankylosen  spielen  traumatische  Läsionen  eine  er- 
hebliche Rolle.  Fall  aufs  Kinn,  Stoss  und  Schlag  werden  als  Ursachen  ange- 
geben. Orlow  hat  sie  23  mal  unter  seinen  Fällen  gefunden.  Auch  beim 
Geburtsakt  entstandene  Verletzungen  sind  dabei  zu  erwähnen.  Von  selbst- 
ständigen Entzündungen,  zu  denen  das  Kiefergelenk  durchaus  nicht  besonders 
disponiert,  sind  es  Rheumatismus,  Gonorrhöe,  Arthritis  deformans  und  Tuber- 
kulose, die  hier  in  Frage  kommen.  Aber  erheblicher  als  diese  Erkrankungen 
tragen  die  verschiedenen  Infektionskrankheiten  zu  dem  Zustandekommen  der 
Ankylose  bei:  Scharlach,  Diphtherie,  Typhus,  Variola.  Sodann  kommen  die 
Erkrankungen  der  Nachbarschaft  in  Frage,  die  auf  das  Ohr  übergreifen, 
eitrige  Emtzündungen  des  Mittelohrs,  die  sich  allerdings  häufig  mit  Infektions- 
krankheiten kombinieren,  Erkrankungen  des  Unterkiefers,  der  Schädelknochen, 
der  Weich  teile.  Das  Material  Orlows  gruppiert  sich  so,  dass  29,4  ®/o  der 
Fälle  auf  traumatische  Verletzungen,  22 ^/o  auf  Entzündungen  des  Kiefer- 
gelenks nach  Infektionskrankheiten,  ebensoviel  auf  Otitis  media,  12,6 ^/o  auf 
Erkrankungen  des  Unterkiefers  und  der  benachbarten  Knochen,  10 ^/o  auf 
selbständige  Entzündungen  des  Kiefergelenks  kommen,  nur  zwei  Fälle  sind 
als  angeborene  anzusprechen.  Die  Form  der  Ankylose  war  in  9  Fällen  eine 
fibröse,  in  26  Fällen  eine  knöcherne  (ein-  oder  beidseitig),  in  2  Fällen  knöcherne 
mit  Luxation  des  Köpfchens,  in  3  Fällen  knöchern  mit  stark  ausgesprochenen 
Veränderungen  des  Köpfchens  und  des  Halses,  3  mit  Abflachung  der  Inzisur, 
in  21  Fällen  knöchern  mit  vollständigem  Schwund  des  Gelenkes.  Gerade  die 
extraartikulären  Verwachsungen,  besonders  die  knöcherne  Verwachsung  des 
Proc.  coronoideus  ist  bei  Beseitigung  der  Ankylose  von  besonderer  Wichtig- 
keit; die  Beweglichkeit  wird  in  diesen  Fällen  erst  bei  der  Operation  herge- 
stellt, wenn  der  operative  Eingriff  sich  nicht  auf  die  Gelenkresektion  beschränkt, 
sondern  auch  die  nicht  minder  wichtigen  extraartikulären  Veränderungen 
beseitigt.  Von  40  Fällen  sind  einmal  die  Proc.  coronoidei  allein,  in  einem 
Falle  die  Condyloidei  linear  durchtrennt  worden,  in  21  Fällen  die  Resektion 
des  Gelenks  mit  Durchtrennung  der  Proc.  coronoidei,  in  11  Fällen  Re- 
sektion mit  Entfernung  des  Proc.  coronoideus,  in  23  Fällen  der  ganze  auf- 
steigende Ast  reseziert  worden.  37  ^/o  aller  Fälle  sind  beiderseitig ,  wobei 
wohl  immer  auch  beide  Gelenke  erkrankt  gewesen  sind.  Einseitige  Erkrankung 
macht  nicht  Verödung  des  anderen  Gelenkes. 

Die  Folgen  der  Ankylose,  die  Asymmetrie  des  Gesichts,  die  Verschie- 
bung des  Kinns,  der  Schwund  des  Kiefers  auf  der  Seite  der  Ankylose,  die 
Schmalheit  der  unteren  Gesichtshälfte,  zunehmend  mit  dem  Auftreten  der 
Ankylose  im  frühen  Kindesalter,  die  Unbeweglichkeit  des  Unterkiefers  werden 
eingehend  besprochen.  Die  Mundöffnung  lässt  sich  gewaltsam  manchmal  bis 
lern  erzwingen;  sie  ist  auch  möglich  bei  doppelseitiger  Ankylose  und  wird 
von  König  und  0 liier  durch  eine  gewisse  Elastizität  des  Unterkieferknochens 
erklärt(?). 

Die  Zähne  sind  meist  nach  dem  harten  Gaumen  zu  gerichtet  und  stossen 
im  Winkel  zusammen.  Sie  sind  meist  abnorm  gestellt  und  stark  mit  Zahn- 
stein belegt.  Die  Mundschleimhaut  ist  wegen  der  unzulänglichen  Reinigung 
meist  chronisch  entzündet. 

Die  Sprache  ist  öfters  undeutlich,  zischelnd,  das  Gehör  abgeschwächt. 
Der  Organismus  im  ganzen  ist  schwächlich,  das  Wachstum  mangelhaft;  oft 
fällt  aber  eine  gute  Ernährung  und  gesundes  Aussehen  geradezu  auf.  Es  ist 
deshalb  auch  die  Prognose  der  Erkrankung  eine  wechselnde,   im  allgemeinen 

25* 


388  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

gute.  Jedenfalls  ist  die  Prognose  der  Operation  eine  gute  zu  nennen,  da 
bislang  kein  Todesfall  bekannt.  Wichtig  ist  für  die  Vornahme  der  OperatioD 
die  möglichst  sichere  Diagnose.  Für  eine  einseitige  Ankylose  sprechen  äussere 
Veränderungen  über  irgend  einem  Gelenke,  in  Form  von  Unebenheiten,  Narben, 
eine  vorausgegangene  oder  noch  bestehende  einseitige  Ohraffektion,  Angaben 
des  Pat.  über  einen  Zusammenhang  des  Ohrleidens  mit  der  Ankylose,  die 
Möglichkeit,  den  Mund  auf  einer  Seite  vermittelst  Instrumenten  zu  öSnen, 
endlich  Asynunetrie  einer  Gesichtshälfte  auf  der  Seite  der  Ankylose. 

Traumatisches  Entstehen,  Auftreten  in  den  ersten  Lebensjahren  und 
dementsprechend  lange  Dauer  der  Krankheit  lässt  auf  knöcherne  Verwachsm^ 
schliessen. 

Die  an  99  gesammelten  Fällen  ausgeführten  Operationen  können  in  drei 
grosse  Gruppen  eingeteilt  werden.  1.  Die  Operation  am  horizontalen  Ast, 
2.  die  am  aufsteigenden  Ast  in  der  Ausdehnung  vom  Kieferwinkel  bis  zur 
Incisura  semilunaris,  3.  die  am  Gelenkteile  des  aufs1;gigenden  Astes  und  am 
Gelenk  und  den  beiden  Fortsätzen. 

Es  sind  ausgeführt  worden  2  am  horizontalen  Teil  nachEsmarch,  13 
am  vertikalen  Ast  (Keilresektion),  37  Resektionen  des  Kiefergelenks,  23  Re- 
sektionen des  ganzen  oberen  Endes,  4  Resektionen  des  Gelenks  und  lineare 
Osteotomie  des  Proc.  coronoideus,  8  Resektionen  des  Gelenks  und  des  Proa 
coronoideus.  Die  einzelnen  Operationsmetboden  werden  sehr  ausführlich  in 
ihren  Vorzügen  und  Nachteilen  besprochen.  Die  Esmarchsche  Operation 
ist  fast  vollkommen  verlassen.  Gegen  die  Operationen  von  Kiefergelenk  wird 
namentlich  von  Riebet  eingewandt  die  grössere  Gefährlichkeit  wegen  der 
Nähe  der  Schädelhöhle,  die  Gefahr  der  Facialisverletzung ,  die  in  18**/q  der 
Fälle  vorkonunt;  Riebet  glaubt  sie  deshalb  ganz  durch  die  Operationen  am 
Winkel  ersetzen  zu  müssen,  was  grundsätzlich  falsch  ist.  Die  subkutanen 
Zerreissungen,  die  subkutane  Arthrotomie,  die  Arthrolysis  geben  nur  unvoll- 
kommene Resultate  und  stets  Rezidive.  Die  Operationen  am  Gelenk  wechsehi 
nach  der  Methode  des  Hautschnittes  und  der  Wegnahme  des  Knochens.  Die 
T-Schnitte  scheinen  den  Vorzug  zu  verdienen.  Die  Entfernung  des  Knochens 
muss  möglichst  subperiostal  vorgenommen  werden,  um  die  Verletzung  des 
Facialis  und  der  Axt.  maxill.  zu  vermeiden.  Die  Knochenabtn^ong  muss 
femer  sehr  vorsichtig  in  einzelnen  kleinen  Strecken  vorgenommen  werden; 
leider  lässt  sie  sich  vorher  nicht  bestimmen,  sondern  ist  meistens  erst  nach 
Blosslegung  des  Operationsfeldes  zu  beurteilen.  Der  Operation  muss  stets 
eine  methodische  Nachbehandlung  folgen.  Was  die  Resultate  anlangt,  so 
schwindet  das  Vogelgesicht  fast  nie.  Das  funktionelle  Resultat  war  ver- 
schieden; die  Schlusskraft  war  nicht  selten  normal,  häufig  aber  schien  die 
Kraft  der  Kaumuskeln  geschwächt,  besonders  dann,  wenn  das  Temporale  dordi 
Resektion  des  Proc.  coronoideus  ausser  Funktion  gesetzt  ist. 

Von  Komplikationen  während  der  Operation  ist  die  Asphyxie,  die  Ver- 
letzung der  Gefasse  und  Nerven,  zu  erwähnen,  um  der  ersten  Gefahr  vor- 
zubeugen, ist  die  Fixation  der  Zunge  an  einer  Fadenschlinge  empfehlenswert. 
Einigemale  war  die  Tracheotomie  erforderlich.  Die  Art.  max.  int.  wurde 
zweimal  verletzt;  v.  Mikulicz  sah  eine  erhebliche  Blutung.  Von  Nerven  kann 
der  Trigeminus  und  der  Facialis  verletzt  werden.  Orlow  hat  bei  sieben  seiner 
Pat.  3 mal  Parese  der  oberen  Äste,  2 mal  Lähmung  des  ganzen  Nerven  ge- 
sehen. In  der  Literatur  sind  12  Fälle  von  Lähmung  bei  der  Operation  be- 
kannt, also  in  18  ^/o  der  Operationen.    Nicht  immer  lag  Durchschneidung  vor. 


Partscb,  Yerletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  389 

sondern  häufig  traumatische  Insulte.  Schnittführung  dicht  am  Arcus  zygo- 
maticus  sichert  am  besten  gegen  diese  Komplikation.  Blosslegung  der  Nerven 
nach  Ollier  ist  nicht  empfehlenswert.  Die  Prognose  der  Lähmung  ist  günstig; 
oft  geht  die  Lähmung  Ton  selbst  zurück.  Die  Frage  der  Rezidive  ist  schwer 
zu  entscheiden.  Die  Angaben  sind  unzulänglich,  die  Pat.  häufig  zu  früh  aus 
der  Beobachtung  gekommen.  Bei  105  Operationen  sind  12  Rezidive  kon- 
statiert und  die  Ursache  dafür  liegt  in  der  Entwickelung  neuer  Knochen- 
verlötnngen.  Diese  sind  zu  verhindern  durch  Entfernung  des  Periosts  neben 
dem  resezierten  Knochen,  ausgedehnte  Entfernung  des  Knochens,  Muskel- 
transplantation zwischen  den  Knochen,  die  Implantation  fremder  Platten 
zwischen  die  Knochen.  Methodische  Übungen  unterstützen  das  Resultat  er- 
heblich. 

Die  ausserordentlich  fleissige,  sorgsame  Arbeit  behandelt  die  an  die 
Kieferankylosen  sich  anknüpfenden  Fragen  nach  dem  augenblicklichen  Stande 
der  Erfahrungen  mit  einer  seltenen  Gründlichkeit,  so  dass  sie  wohl  die  beste 
Übersicht  über  das  Thema  gibt.  Der  Gründlichkeit  der  Arbeit  glaubte  ich 
(las  ausführliche  Referat  schuldig  zu  sein. 

Roe  (25)  bespricht  den  Fall  eines  18jährigen  jungen  Mannes,  der  mit 
8  Jahren  eine  Verletzung  des  Kiefers  dadurch  erlitten  hatte,  dass  er  aus 
einem  Schlitten  geworfen  und  mit  dem  Kinn  gegen  den  Pfahl  eines  mit 
Stacheldraht  versehenen  Zaunes  geschleudert  wurde.  Nach  12  stündiger  Be- 
wusstlosigkeit  wurde  ein  komplizierter  mehrfacher  Bruch  des  Unterkiefers 
konstatiert.  Nachdem  5  Wochen  lang  der  Kiefer  durch  eine  Bandage  fest- 
gestellt worden  war,  liess  er  sich  nicht  mehr  öffnen.  Trotzdem  später  noch 
ein  Versuch  durch  mechanische  Dehnung  Beweglichkeit  zu  erzielen  gemacht 
wurde,  bheb  der  Mund  doch  ganz  geschlossen.  Als  der  Patient  1901  in  Be- 
handlung trat,  fiel  das  rückstehende  Kinn  und  eine  Verdickung  in  beiden 
Kiefergelenkgruben  auf.  Der  Kiefer  stand  fest  in  einer  Stellung,  bei  welcher 
die  letzten  Molaren  aufeinander  stiessen,  während  die  Frontzähne  ziemlich 
weit  auseinander  standen.  Eine  Beweglichkeit  war  nur  in  dem  Umfange  von 
1  mm  möglich.  Ein  seitliche  Verschiebung  des  Kinns  bestand  nicht.  Der 
Kiefer  schien  in  seiner  Entwickelung  zurückgeblieben  zu  sein  und  glich  dem 
eines  8  jährigen  Knaben.  Im  Röntgenbilde  fiel  die  stark  vergrösserte  Knochen- 
masse in  der  Gelenkgegend  auf  und  eine  knöcherne  Spange,  welche  den  auf- 
steigenden Ast  mit  dem  Schläfenbein  verband.  Es  bestand  ein  mit  Ver- 
schiebung geheilter  Bruch  des  Halses  des  Gelenkfortsatzes.  Zuerst  wurde 
rechterseits  von  einem  dem  Jochbeinfortsatz  entlang  geführten  Schnitt  aus 
unter  Zurückziehung  der  Parotis  und  Spaltung  der  Fascie  die  subperiostale 
Exzision  des  Gelenkkopfes  gemacht,  und  dann  der  umfangreich  Kopf  und 
Hals  umgebende  Kallus  sowie  die  den  Kopf  mit  dem  unteren  Rande  des 
Jochbeins  verbindende  Knochenspange  ausgemeisselt.  Ein  interartikulärer 
Knorpel  fand  sich  nicht  mehr  vor,  das  Gelenk  war  frei  von  Verwachsungen. 
Nach  Reinigung  der  Wunde  liess  sich  der  Zeigefinger  frei  zwischen  dem 
Unterkiefer  und  der  Gelenkspange  einführen.  Die  getrennten  Fasern  des 
Masseter  und  der  Fascie  wurden  mit  Catgutnaht  vereinigt  und  ebenso  die 
Haut.  Dasselbe  Verfahren  wurde  am  9.  Dezember  auf  der  linken  Seite 
wiederholt,  wo  die  Situation  am  Gelenk  sich  ganz  ähnlich  fand.  Es  liess 
sich  dann  der  Mund  fast  bis  zur  Normalöffnung  erweitem.  Die  Wunden 
heilten  gut  und  am  10.  Tage  nach  der  zweiten  Operation  liessen  sich  die 
Zähne  bis  auf  Zollweite   entfernen.     Eine  Parese   der  Muskeln  durch  Ver- 


390  Jahresbericht  für  Chirargie.    II.  Teil. 

letzung  der  Nerven  wich  nach  2  Monaten.    Der  Pat.  wurde  mit  einer  Beweg- 
lichkeit des  Kiefers  bis  zu  1^/*  Zoll  der  Mundöffnung  entlassen    und    guter 
seitlicher  Beweglichkeit.  —  Ein   zweiter  Fall   betraf  einen  jungen  Mann  yod 
18  Jahren,    der  im  Alter  von  5  Jahren   aus  der  Höhe  auf  Ziegelboden   fiel 
und  sich  dabei  zwei   der  oberen  Frontzähne  ausschlug.    Eine  beträchtliche 
Schwellung  trat  in  den  beiden  Gelenkgegenden   ein   und   eine  zunehmende 
Beschränkung  der  Beweglichkeit   des  Kiefers,   so   dass  nach   9  Wochen   nur 
eine  sehr  geringe  Beweglichkeit  noch  mögHch  war.     Dann  wurde  in  verschie- 
denen Hospitälern   der  Versuch   gemacht,   durch  Mundkeile  die  Öffnung  zu 
erweitem.     Trotz  mehrmonatlicher  Behandlung  war  dadurch  keine  Besserung 
erzielt  worden.     Als  der  Knabe  zum  Verfasser  in  Behandlung  kam,    bestand 
ausser  der  Zurückziehung  des  Kinns   eine  starke  Kieferklemme  bei    offenem 
Gebiss,  die  letzten  Zähne  trafen  sich,  die  vorderen  standen  weit  auseinander. 
Sie  konnten  nur  3  mm  voneinander  bewegt  werden.     Die  Entwickelung  des 
Unterkiefers  schien  von  dem  Augenblick  der  Verletzung  ab  stillgestanden  zu 
haben,    so   dass   der  Knochen  nicht  grösser  war,    als    der   eines   5jährigen 
Kindes.     Da  auch  die  Röntgenaufnahme  die  Situation  ähnlich  wie  im  ersten 
Fall  erseheinen  Hess,  wurde  am  13.  Februar  1902  rechts  und  am  20.  Februar 
links  operiert.     Die  Operation  wurde  durch  Asphyxie  unterbrochen,    welche 
eine  Laryngotomie  notwendig  machte,   wodurch  der  bedrohüche  Zustand  ge- 
hoben wurde.    Später  wurde  nach  Anlegung  einer  Tracheotomie  die  Laryngo- 
tomiewunde  geschlossen.    Eine  besondere  Störung  erfuhr  die  Wundheilung  der 
Resektionswunde  nicht.    Auch  hier  trat  durch  regelmässige  Übung  der  Mund- 
öfFnung  ein  guter  Erfolg  ein.     Eine  Schwierigkeit  besteht  immer  darin,   dass 
die  Zähne   den  Druck   des  Mundsperrers  nicht   ertragen  und  Reizungen    des 
Periodontiums  zum  Nachlassen  der  Übung  zwingen.    In  beiden  Fällen  ist  die 
Ätiologie  von  Wichtigkeit,   insofern  sie  beide  auf  Brüchen  des  Halses  unter- 
halb  des  Gelenkkopfes  beruhen.     Diese  Halsfrakturen   sind   nicht  so    selten, 
me  man  annimmt.    Roe  sah  unter  51  Fällen  von  ünterkieferfraktur  6  Fälle 
von  einseitiger,   1  von  doppelseitiger  Halsfraktur.     Der  Umstand,    dass    das 
eine  Fragment  leicht  an  das  Jochbein  anstösst,  macht  die  Möglichkeit  einer 
Verwachsung  erklärlich.    Eine  knöcherne  Ankylose  wird  nicht  immer  vorhanden 
sein;   das  Röntgenbild  unterstützt  die  Diagnose  erheblich.    Ob  man  ein-  oder 
zweizeitig   operiert,   ist   ziemlich  gleichgültig.     Die  Gefahr   der  Infektion    ist 
bei  zweizeitiger  Operation  grösser.     Die  Narkose  macht  bei  den  Operationen 
häufig  Mühe,  da  das  Vorhalten  der  Zunge  bei  der  Unbeweglichkeit  der  Kiefer 
sehr  schwer  gelingt.    Verf.  geht  ausführlicher  auf  die  Bedeutung  der  Stellung 
der  Zunge    und   des   Zungenbeins   ein.     Die  Störung   der  Entwickelung    des 
Kiefers  durch  die  Verletzung  äussert  sich  auch  in  der  Stellung  des  zum  Teil 
am  Kiefer  hängenden  Kehlkopfes  und  die  Gefahr  der  Asphyxie  wird  wachsen 
mit   dem    Grade   der  Entwickelungshemmung  des   Unterkiefers,     um    sie   zu 
beseitigen,  muss  man  nötigenfalls  mit  einem  Haken  das  Zungenbein  von  der 
hinteren  Rachenwand    abziehen,    und    wenn    das    nicht    ausreicht,    bald    die 
Tracheotomie  anfügen.     Von   den   Operationsmethoden,   welche   für   die    Be- 
seitigung der  Kieferankylose  angegeben  sind,   ist  bei  dem  Sitz  der  Ankylose 
im  Gelenk  die  Resektion  desselben  die  sicherste.    Sie  gewährleistet  die  kräf- 
tigste  und   ausführlichste  Bewegung   des  Unterkiefers   und   lässt  die  Gefahr, 
dass  durch  neue  Knochenbildung  das  Resultat  beeinträchtigt  würde,  nicht  so 
gross  erscheinen,  als  man  früher  annahm. 

Oliver  (22)  berichtet  drei  Krankengeschichten,  die  operative  Behand- 


Partsch,  Verletzungen  und  chirurgieche  Krankheiten  der  Wange  etc.  391 

limg  von  Zahncysten  betreffend.  Die  EröflFnung  und  Auslöffelung  führt  in 
derartigen  Fällen  immer  zur  Heilung.  Knochengewebe  braucht  niemals  ent- 
fernt zu  werden.  Die  Umwandlung  der  Cysten  in  maligne  Geschwülste  ist 
bisher  nicht  beobachtet  worden.  Entwickelungsgeschichte  der  Zähne  und 
Zahncysten  sind  besprochen  und  durch  makro-  und  mikroskopische  Abbil- 
dungen erläutert.  Die  Diagnose  der  Zahncysten  wird  gemacht,  wenn  der  der 
Lage  der  Kieferverdickung  entsprechende  Zahn  fehlt,  die  Geschwulst  cystisch 
ist,  auf  Druck  knistert  und  durch  explorative  Inzision. 

Maass  (New- York). 

Roe  (25  a)  machte  bei  zwei  Kranken  mit  traumatischer  Kiefergelenks- 
ankylose  doppelseitige  Resektionen  und  erzielte  gutes  funktionelles  Resultat. 
!Eine  besondere  Gefahr  bei  derartigen  Operationen  ist  Asphyxie,  die  bei  einem 
der  Kranken  Tracheotomie  nötig  machte.  Derartige  Zufillle  sind  am  ehesten 
bei  solchen  Kranken  zu  erwarten,  welche  die  Verletzung  in  früher  Jugend 
erlitten  haben  und  erst  als  Erwachsene  zur  Operation  kommen.  Die  Ursache 
hierfür  liegt  nach  Roe  in  der  Lageveränderung,  welche  Zungenbein  und  Kehl- 
kopf durch  die  Wachstumsstörung  des  Unterkiefers  erleiden  und  die  ver- 
ringerte Entfernung  zwischen  Kehldeckel  und  hinterer  Pharynxwand.  Bei 
dem  Versuche  den  Mund  zu  öflFnen,  wird  der  Kehldeckel  ganz  auf  die  Rachen- 
wand gedrückt.  Wenn  Schliessen  des  Mundes,  Anhaken  und  Verziehen  des 
Zungenbeines  nicht  wirken ,  muss  Tracheotomie  gemacht  werden ,  die  durch 
die  nach   unten  verschobene  Lage  des  Kehlkopfes  sehr  erschwert  sein  kann. 

Die  Operation  empfiehlt  Roe  zeitweilig  auszuführen.  Bei  einseitiger 
Operation  kann  leicht  die  erst  operierte  Seite  infiziert  werden,  wenn  der 
Kranke  auf  ihr  liegt,  durch  Mundschleim  etc.  Die  Öffnung  des  Mundes  kann 
noch  während  der  Nekrose  oder  später  allmählich  gemacht  werden. 

Von  Operationsmethoden  kommen  nur  Gelenkresektionen  oder  Pseud- 
arthrose  voii  der  narbigen  Striktion  nach  Esmarch  in  Betracht.  Wenn 
letzteres  auf  beiden  Seiten  zu  geschehen  hat,  geht  meist  die  Kaufunktion 
verloren,  während  sie  bei  doppelseitiger  Resektion  erhalten  bleibt. 

Maass  (New- York). 

Tom  stellt  das  Mesoblast  und  blau-  resp.  rotgefärbte  FianelUappen  des 
Epi-  und  Hypoblast  dar.  Am  Schlüsse  des  Aufsatzes  findet  sich  eine  kurze 
Schilderung  des  Zusammenhanges  zwischen  Kiemenspalten  und  Kiemenfisteln 
sowie  über  die  anatomische  Lage  der  letzteren.  Eine  definitive  Heilung  ist 
nur  zu  erwarten,  wenn  es  gelingt,  jede  Aussackung  aufzufinden  und  zu 
entfernen.  Maass  (New-York). 

Rygge  (28)  hebt  hervor,  dass  die  meisten  Kiefercysten  ihren  Ausgangs- 
punkt in  den  Zähnen  haben.  Es  werden  die  follikulären  und  die  periostealen 
Cysten  beschrieben  und  ein  Bericht  über  die  Histologie  und  Entwickelungs- 
art,  sowie  über  die  Behandlung  geUefert,  die  bei  denselben  in  Frage  kommen 
kann.  Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Eugen  Krauss  (14)  teilt  einen  Fall  mit,  in  welchem  bei  dem  26jährigen 
Patienten,  der  acht  Jahre  vorher  eine  Zabnoperation  überstanden  hatte,  mit 
Sepsis  und  monatelang  andauernder  Albuminurie  seit  zwei  Monaten  eine  wenig 
schmerzhafte  Schwellung  am  Gaumen  entstanden  war,  welche  die  linke  Hälfte 
des  harten  Gaumens  in  eine  flache,  eiförmig  pralle  Geschwulst  dicht  nach 
der  Zahnreihe  hin  sich  verlierend,  verwandelt  hatte.  Sie  prominiert  etwa 
1  cm  über  das  rechte  Gaumendach.  Die  zwei  Prämolaren,  sowie  der  erste 
Molar  sind  gefüllt.    Es  ist  aber  kein  Zahn  auf  Beklopfen   empfindlich.     Es 


392  Jahresbericlit  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

wird  in  den  vermeintlichen  Abszess  eine  ausgiebige  Inzision  gemacht,  die  aber 
nur  eine  geringe  Menge  gelben  dünnflüssigen  Eiters  entleert.  Trotz  täglicher 
Auswaschungen  bleibt  die  Eiterung  bestehen.  Am  vierten  Tage  dringt  die 
Knopfsonde  im  Grunde  des  Abszesses  anstandslos  durch  eine  kleine  Lücke 
4Va  cm  tief  in  eine  Höhle,  welche  nur  die  Kieferhöhle  sein  konnte.  Die  An- 
nahme, dass  eine  eitrige  Kieferhöhlenentzündung  die  Gaumenplatte  vorgewölbt, 
wie  das  vonChiari,  Hajek  und  Panzer  beschrieben  worden  ist,  und  dann 
durchbrochen  habe,  bestätigte  sich  bei  der  weiteren  Untersuchung  nicht. 
Die  Untersuchung  der  Nase  auf  Kieferhöhlenempyem  blieb  absolut  negativ. 
In  dem  mittleren  vollständig  freien  Nasengange  war  weder  Eiter  noch  Grauu- 
lationswucherung  zu  sehen.  Die  Durchleuchtung  liess  aber  die  linke  Seite 
vollkommen  dunkel  erscheinen,  aber  die  Durchspülung  des  Antrums  von  der 
Lücke  aus  erwies  das  Antrum  vollständig  leer.  Die  Flüssigkeit  floss  anstandslos 
bei  der  Nase  heraus  und  war  so  klar  und  ungetrübt  als  sie  injiziert  wurde. 
Es  war  deshalb  ein  Empyem  des  Antrums  auszuschliessen.  Bei  Eröffnung  des 
Prämolaren  floss  Eiter  aus.  Zwei  Tage  nachher  hörte  die  Eiterung  aus  der 
Gauraenwunde  auf.  Die  noch  bestehende  Vorwölbung  des  Knochens  wurde 
durch  einen  Sinus  palatinus  erklärt,  der  angenommen  wird  wegen  starker 
Verdünnung  des  Oberkiefers.  Leider  ist  bei  dem  Falle  gar  nicht  an  eine 
Kiefercyste  gedacht  worden,  die  an  dieser  Stelle  vorkommen  kann  und  am 
besten  die  Verdünnung  des  Gaumenknochens  erklärt. 

Hawkes  (11)  sah  bei  einem  40jährigen  Manne,  der  über  eine  seit  vier 
Monaten  bestehende  Schwellung  des  Gesichtes  klagte,  die  keine  Zahnschmerzen 
machte,  sondern  nur  leichte  Beschwerden  hervorrief,  eine  cystische  Geschwulst, 
die  bei  der  Punktion  eine  und  eine  halbe  Unze  gelblicher,  schleimähnlicher 
Flüssigkeit  entleerte.  Ihre  Wand  wurde  eingeschnitten  und  enthielt  keinen 
Knochen;  sie  nahm  das  Antrum  ein,  von  dem  sie  wohl  auch  ausgegangen 
war  (?  Ref.). 

Dawbarn  macht  bei  der  Besprechung  auf  die  Erweichung  des  Knochens 
durch  maligne  Geschwülste  aufmerksam  und  hebt  hervor,  dass  die  Nadel 
dann  den  Knochen  leicht  zu  durchdringen  vermag.  In  dem  angeführten 
Falle  fehlte  nach  Hawkes  die  knöcherne  Wand  teilweise  vollständig,  nnr 
der  umgebende  Knochen  schien  härter  und  fester  als  der  normale.  Der  Fall 
heilte  durch  Inzision  ohne  Rezidiv  (Ref.  bestreitet,  dass  eine  endgiltige  Heilung 
durch  eine  einfache  Inzision  zu  ermöglichen  ist). 

Oliver  (22)  betont,  dass  die  nicht  genügende  Kenntnis  der  vom  Zahn- 
system ausgehenden  Cysten  öfters  zu  schweren,  nicht  berechtigten  Eingriffen 
am  Kiefer  führt.  In  einem  Falle  eines  25  jährigen  jungen  Mannes  sah  er 
eine  seit  neun  Jahren  bestehende  Fistel  in  der  Gegend  des  linken  ersten 
Bicuspis,  welches  durch  dauernde,  mit  üblem  Geruch  verbundene  Eiterung 
den  Patienten  erheblich  belästigte;  trotz  wiederholter  Operation  wegen 
Alveolamekrose  erfolgte  keine  Besserung.  Bei  seiner  Untersuchung  bestand 
eine  erhebliche  Verdickung  am  Oberkiefer  zwischen  der  Alveole  des  lateralen 
Schneidezahnes  und  des  ersten  Mahlzahnes.  Eckzahn  und  zweiter  Bicuspis 
waren  extrahiert  worden,  vom  ersten  konnte  nicht  behauptet  werden,  dass 
er  überhaupt  erschienen.  Eine  Fistel  in  der  Gegend  der  Alveole  des  Eck- 
zahnes liess  die  Sonde  IV2"  eindringen;  sie  zeigte,  dass  ;,die  Nekrose*  auf 
die  oberflächliche  Schicht  des  Alveolarrandes  reduziert  war  und  den  Körper 
des  Knochens  nicht  mit  beteiligte.  Eine  Fistel  führte  noch  durch  die  Seiten- 
wand des  linken  Nasenganges.     Die  Fisteln  wurden  mit  dem  scharfen  Löffel 


r 


Partschi  Verleizangen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  393 

aasgeräumt  und  Hessen  im  Oberkiefer,  vor  dem  Antnim  eingebettet,  einen 
mit  vollkommen  entwickelter  Krone  aber  unvollkommenen  Wurzeln  versebenen 
Bicuspis  finden.  Nach  seiner  Entfernung  wurde  die  Wand  gut  ausgelöffelt. 
Schneller  Schluss  der  Fisteln,  wie  Aufboren  der  Eiterung  war  die  Folge. 
Der  Patient  war  von  der  bereits  vorgeschlagenen  Resektion  des  Oberkiefers 
bewahrt. 

In  einem  zweiten  Falle  entstand  bei  einem  10jährigen  Knaben  eine 
schmerzhafte  Schwellung  am  Alveolarrande  des  mittleren  unteren  Schneide- 
zahns nach  Extraktion  des  lateralen.  Bei  der  ersten  Untersuchung  griff  ein  bläu- 
licher, mit  geschlängelten  Gefassen  versehener  Tumor  über  den  Alveolarrand 
bis  auf  den  Mundboden  über.  Der  Tumor  fluktuierte;  Knittern  war  nicht 
vorhanden.  Eine  Inzision  entleerte  Flüssigkeit  aus  einer  Höhle,  in  welcher 
sich  ein  permanenter  Schneide-  und  Eckzahn  fand.  Ihre  Wurzeln  waren  schief 
nach  aussen  und  hinten  gerichtet.  Die  Cystenwand  reichte  bis  zum  Zahnhalse 
herab.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  das  typische  Bild  eines  Myeloid- 
sarkoms. In  einem  dritten  Falle  wurde  bei  einem  Knaben  aus  tuberkulöser 
Familie  ein  Riesenzellensarkom  beobachtet  in  der  Gegend  der  Molaren.  Sieben 
Wochen  nach  dessen  Entfernung  üess  sich  in  der  Gegend  des  Eckzahns  an 
demselben  Kiefer  eine  Schwellung  beobachten;  der  Eckzahn  dieser  Seite  fehlte, 
während  der  der  anderen  Seite  schon  12  Monate  früher  durchgebrochen  war. 
Die  Schwellung  war  hart  und  reichte  von  der  Mittellinie  bis  in  die  Gegend 
des  zweiten  Bicuspis  in  der  ganzen  Höhe  des  Kiefers.  Der  Knochen  war 
stark  verdickt.  Drüsenschwellungen  waren  nicht  vorhanden.  Der  Verdacht, 
dass  es  sich  um  ein  Bezidiv  handelte,  bestätigte  sich  nicht,  sondern  in  einer 
mit  Flüssigkeit  gefüllten  Höhle  fand  sich  ein  permanenter  Caninus.  Der  Bau 
der  Cystenwand  ähnelte  der  im  vorigen  Falle. 

In  längeren  Ausführungen  gibt  der  Autor  eine  übersichtliche  Darstel- 
lung der  Geschichte  und  der  pathologischen  Anatomie  der  verschiedenen  Formen 
der  Cysten,  in  welcher  besonders  neue  Gesichtspunkte  nicht  vorgebracht  werden. 
Er  glaubt,  dass  die  meisten  Fälle  dieser  Affektion  bei  Patienten  unter  30 
Jahren  beobachtet  werden,  besonders  zur  Zeit  des  Zahnwechsels  oder  kurz 
nachher.  Der  dritte  Molar  des  Unterkiefers  scheint  am  hauptsächlichsten  be- 
teiligt. Ulm  zunächst  werden  Eckzähne  am  öftesten  Ursache  sein ,  Schneide- 
zähne, 1.  und  2.  Molar  und  2.  Praemolar  sind  in  ziemlich  gleichem  Verhältnis 
der  Sitz,  der  1.  Praemolar  am  seltensten.  Diese  statistischen  Behauptungen 
muss  Ref.  nach  seiner  Erfahrung  stark  in  Frage  stellen.  Beide  Kiefer  sollen 
ebenfalls  in  ziemlich  gleicher  Weise  das  Kontingent  für  die  Cysten  stellen 
Nach  Ansicht  des  Ref.  ist  der  Oberkiefer  weitaus  bevorzugt.  Nur  ein  Fall 
ist  bei  Milchzähnen  bekannt;  alle  anderen  bei  permanenten.  Ob  Erblichkeit 
dabei  in  Frage,  ist  zweifelhaft.  Überflüssige  Zähne  können  die  Cysten  auch 
verursachen.  Fergusson  sah  einen  permanenten  Zahn  in  einen  Tumor  ein- 
gebettet. Selten  finden  sich  wie  im  zweiten  Falle  des  Autors  zwei  Zähne  in 
der  Cyste,  meistens  nur  einer. 

Newmann  (20)  berichtet  über  ein  14 jähriges  Mädchen,  die  sonst  ge- 
sund seit  ungefähr  9  Monaten  an  der  Aussenseite  des  Zahnfleisches  des  rechten 
Oberkiefers  eine  bohnengrosse  Schwellung  bemerkt  hatte.  Während  sie  früher 
ohne  Beschwerden  bei  leichter  Druckempfindlichkeit  langsam  gewachsen  war, 
hatte  sie  schnell  an  Grösse  zugenommen,  trotzdem  vor  drei  Wochen  ein 
Zahn  extrahiert  wurde.  Bei  der  Aufnahme  reichte  die  Geschwulst  am  Zahn- 
fleisch und  Oberkiefer   vom  Eckzahn  bis  ersten  Mahlzahn  ungefähr  IV^  Zoll 


3d4  Jahresbericht  ftlr  Chirurgie.    IL  Teil. 

hoch.  Der  Gaumen  war  ebenfalls  in  den  Tumor  einbezogen,  der  bis  zur 
Mittellinie  des  harten  Gaumens  reichte.  Der  Tumor  war  rundlich  und  weich 
mit  gesunder  Schleimhaut  bedeckt,  nur  am  Zahnfleischrande  geschwürig.  Mit 
einem  Schnitt  in  der  Mittellinie  der  Oberlippe  um  den  Nasenwinkel  hemm 
bis  nahe  an  das  innere  Augenlid  wurden  die  Weichteile  yom  Knochen  abgelöst 
und  dann  der  Knochen  1^/4  Zoll  tief  bis  in  den  harten  Gaumen  durchmeisseÜ 
Ein  zweiter  Schnitt  ging  vom  vorderen  Hand  des  2.  Mahlzahns,  so  dass  sich 
der  ganze  den  Tumor  enthaltende  Knochen  herausheben  liess.  Die  Heilmig 
trat  rasch  ein,  so  dass  Fat.  schon  am  14.  Tage  entlassen  werden  konnte. 
Mikroskopisch  erwies  sich  die  Geschwulst  als  ein  Fibrosarkom  mit  Ein- 
sprengung kleiner  Knorpelinseln,  die  Mitte  des  Tumors  war  zellreicher  als  die 
Peripherie.  Ob  der  Tumor  vom  Periost  oder  von  dem  unterliegenden  Knochen 
ausgegangen,  liess  sich  nicht  entscheiden.  Die  Gutartigkeit  des  Tumors  machte 
es  auch  möglich,  dass  er  sich  ohne  Fortnahme  des  harten  Gaumens  ent- 
femen  liess. 

Lefhelm  (15)  fügt  zu  23  aus  der  Literatur  zusammengestellten  Fällen 
von  Epithelialgeschwülsten  des  Unterkiefers  einen  neuen  in  der  Kieler  Klinik 
beobachteten  Fall  hinzu.  Ein  51  jähriger  Landmann  hatte  am  rechten  Unter- 
kieferrande eine  knopfförmige  Geschwulst  bekommen,  welche  trotz  Zahnei- 
traktion  immer  grösser  geworden  war  und  die  in  vierwöchentlichen  Pausen 
aufbrach  und  eine  massige  Menge  Eiter  entleerte.  Bei  seiner  Aufnahme  fand 
sich  am  rechten  Unterkiefer  in  der  Gegend  des  Austrittes  des  Nervus  men- 
talis eine  walnussgrosse  Auftreibung  und  über  derselben,  in  der  Gegend  des 
2.  Molaren,  eine  kleine  Fistel.  Gegen  den  ünterkieferwinkel  setzte  sich  die 
Geschwulst  ziemlich  scharf  ab.  Drüsenschwellung  war  nicht  vorhanden.  An 
der  Stelle  der  Auftreibung  ist  eine  rundliche,  völlig  glatte,  auf  Druck  nicht 
schmerzhafte  Resistenz  zu  fühlen,  die  bei  knochenharter  Konsistenz,  bei 
starkem  Druck  Pergamentknittem  wahrnehmen  lässt.  Der  Unterkieferrand 
ist  erheblich  verbreitert  und  lässt  sich  nicht  deutlich  vom  Mundboden  ab- 
grenzen. Der  rechte  Teil  des  Mundbodens  ist  etwas  stärker  vorgewölbt.  Der 
letzte  Mahlzahn  sitzt  sehr  locker  in  seiner  Alveole.  Der  1.  und  2.  Mahlzahn 
fehlen;  an  ihrer  Stelle  ist  zwischen  den  Rändern  des  Alveolarfortsatzes  eine 
tiefe,  mit  Speiseresten  ausgefüllte  Höhle,  welche  sich  nach  hinten  unten  bis 
an  die  hintere  Wand  des  Kiefers  sondieren  lässt.  Kleine  geschwollene  Drüsen 
sind  in  der 'Medianlinie  vorhanden.  Von  einem  Hautschnitt  aus,  der  entlang 
dem  Unterkieferrande  geführt  wird,  gelangt  man  auf  den  vom  Unterkiefer 
ausgehenden  Tumor,  dessen  äussere  Wand  papierdünn  und  eindrückbar  ist. 
Der  Unterkiefer  ist  in  der  Gegend  des  Kinnloches  stark  blasig  aufgetrieben. 
Nach  Fortnahme  der  Aussenwand  kommt  man  auf  eine  walnussgrosse  Cyste 
in  einer  Knochenhöhle.  Sie  setzt  sich  in  eine  Anzahl  erbsengrosser  weicher 
knotiger  Tumoren  fort,  welche  in  entsprechenden  Ausbuchtungen  des  Knochens 
liegen.  Der  Unterkieferkanal  ist  nach  aussen  von  den  Alveolen  verschoben. 
Nach  Fortnahme  der  Geschwulstpartien  erweist  sich  die  mittlere  Wand  des 
Unterkiefers  ebenso  papierdünn.  In  der  Nähe  des  Unterkieferwinkels  ist  noch 
eine  kleine,  der  ersten  ähnliche  Cyste  vorhanden.  Die  Resektion  des  Kiefer- 
stückes ist  nur  schwierig  möglich,  die  Mundschleimhaut  wird  vernäht,  die 
Wunde  von  aussen  tamponiert.  Die  Wunde  heilt  rasch;  später  musste  eine 
schiefe  Ebene  angelegt  werden,  um  den  Unterkiefer  nach  rechts  hinüber- 
zuziehen. Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Tumors  ergab,  dass  die 
Cyste  von  mehrschichtigem  Plattenepithel   ausgekleidet  war,   mit  Perlkugeln 


Partscb,  Verletzaogen  und  chirargische  Krankheiten  der  Wange  etc.  395 

untermischt.  Die  Innenwand  der  Cyste  ist  bucklig  und  stark  von  Rundzellen 
durchsetzt.  Die  solide  Geschwulstmasse  besteht  aus  einer  Unzahl  epithelialer, 
in  fibröses  Gewebe  eingebetteter  Bildungen.  Es  finden  sich  zahlreiche  solide 
Zellstränge  und  Zapfen,  dendritisch  verzweigt,  mit  kolbig  aufgetriebenen 
Enden.  Beim  Vergleich  mit  Präparaten  der  Zahnkeimanlage  normaler  mensch- 
licher Neugebornen  ist  eine  grosse  Ähnlichkeit  der  Zahnleiste  mit  den  Epithel- 
zapfen  der  Geschwulst  vorhanden.  Dem  Verfasser  erscheint  der  Ausgang  der 
Geschwulst  von  den  Malassezschen  Epithelialresten  ganz  unzweifelhaft.  Er 
glaubt,  dass  diese  durch  kariöse  Zähne  zur  Wucherung  angeregt  werden 
können.     Die  Geschwulst  hat  im  allgemeinen  einen  gutartigen  Charakter. 

Blauel  (3)  hat  an  der  Hand  eines  in  der  Br uns  sehen  Klinik  vor- 
gekommenen Fsklles  und  10  anderer  Beobachtungen,  die  zum  Teil  dem  Material 
der  Klinik,  zum  Teil  der  Literatur  entnommen  sind,  die  klinischen  und  patho- 
logisch-anatomischen Hauptmerkmale  der  zentralen  Kieferfibrome  festzustellen 
sich  bemüht.  Die  aus  der  Bruns sehen  Klinik  stammenden  Fälle  betreffen 
einen  25jährigen  Maler,  eine  26jährige  Frau  und  einen  14jährigen  Bäcker. 
Der  erste  Fall  verlief  so,  dass  der  Mann  an  der  Stelle  zweier  linken  unteren 
Backenzähne,  die  er  sich  durch  künstliche  hatte  ersetzen  lassen,  eine  Ge- 
schwulst bemerkte,  die  hart,  flach  und  bei  Berührung  durchaus  unempfindlich 
war.  Es  fand  sich  an  der  linken  Hälfte  des  Unterkiefers  eine  nach  aussen 
herausragende  gänseeigrosse  Geschwulst,  welche  nach  abwärts  den  Rand  des 
Unterkiefers  nur  ganz  wenig,  den  Rand  des  Zahnfleisches  nicht  überschritt 
und  nach  beiden  Seiten  hin,  von  der  Mittellinie  sowohl  als  vom  Kieferwinkel 
einen  Querfinger  entfernt  sich  abgrenzte.  Die  Haut  ist  nicht  verändert,  der 
Tumor  scharf  umschrieben,  von  knochenharter  Konsistenz.  Mit  einem  Lappen- 
schnitt wird  der  Unterkiefer  blossgelegt,  der  vorstehende  Teil  des  Tumors 
durch  kreisförmige  Umsägung  abgetragen  und  die  Knochenschale,  mitsamt 
dem  fest  anhängenden  Tumor,  in  einem  Stück  entfernt.  Sie  wurde  aus 
einer  Nische  im  Körper  des  Unterkiefers  herausgehoben,  die  mit  zahlreichen 
rundlichen  Vertiefungen  versehen  war  und  in  deren  obere  hintere  Ecke  die 
Wurzel  des  Weisheitszahnes  hineinsah.  Die  Geschwulst  war  von  gleichmässiger 
derber  Konsistenz  und  weisslicher  Farbe  und  erwies  sich  als  reines,  ziemlich 
zellarmes  Fibrom.  Bei  der  26jährigen  Frau  wuchs  ein  Jahr  nach  der  Ex- 
traktion eines  unteren  rechten  Backenzahns  eine  fleischige  Geschwulst,  welche 
zweimal  abgetragen  wurde,  die  sich  dann  aber  im  Kiefer  selbst  entwickelte 
und  eine  deutlich  sichtbare  Hervortreibung  des  Unterkiefers  bis  zu  einer 
Dicke  von  5  cm  hervorrief.  Auch  dieser  Tumor  liess  sich  durch  Abtragung 
der  Knochenwand  aus  dem  Knochen  herausheben;  der  in  den  hinteren  Winkel 
des  Mundes  hineinreichende  Weisheitszahn  wurde  entfernt.  Iin  letzten  Falle 
handelte  es  sich  um  die  Entwickelung  einer  ziemlich  rasch  entstehenden  Ge- 
schwulst im  rechten  Unterkiefer  ohne  angebbare  Ursache.  Die  Zähne  des 
Unterkiefers  sind  vollständig  erhalten  und  gesund.  Der  Tumor  trieb  die 
äussere  Wand  des  Unterkiefers  auf  und  liess  sich  ebenso  wie  in  den  andern 
Fällen  aus  dem  Knochen  herausheben.  Dabei  zeigte  sich,  dass  die  hintere 
Wand  der  Höhle  mit  bräunlichen  und  grauen  Massen  besetzt  war,  welche  in 
unregelmässigen  Zügen  in  die  Substanz  des  Knochens  eindrang.  Ein  Zahn 
war  in  der  Höhle  nicht  sichtbar.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab 
den  Bau  eines  Riesenzellensarkoms.  Von  den  11  Beobachtungen  lässt  sich 
ein  wesentlicher  Unterschied  in  der  Beteiligung  der  Geschlechter  nicht  nach- 
weisen; die  Patienten  hatten  ein  Durchschnittsalter  von  26  Jahren.    Wahr- 


396  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

scheinlich  sind  versprengte  Zahnkeime  von  gewisser  Bedeutung  für  das  Entr 
stehen.  Genau  ist  der  Ausgangspunkt  der  einzelnen  Geschwulstbildungen 
nicht  festgestellt.  Bei  den  encystierten  Formen  wird  sich  der  Tumor  leidit 
aus  seinem  Lager  heben  lassen  und  auch  bei  den  anderen  Formen  mit  aus- 
gesprochen expansivem  Wachstum  die  Dehnung  des  Knochens  und  die  Ver- 
bindung mit  seiner  Schale  als  charakteristisches  Merkmal  ergeben.  Sehr 
eigenartig  ist  in  dem  letztbeobachteten  Falle  die  völlige  Durchwachsung  der 
Vorderwand  der  Knochenhöhle  mit  Sarkomgewebe  um  das  eigentliche  Fibrom 
als  Kern  herum.  Die  Prognose  der  Tumoren  ist  gut,  wenn  sie  nicht  die 
Quelle  zu  malignen  Neubildungen  abgeben.  In  den  meisten  Fällen  wird  die 
Exstirpation  des  Tumors  aus  dem  Kiefer  genügen,  selten  noch  eine  Resektion 
notwendig  sein. 

Schmidt  (32)  hat  in  seiner  Dissertation  42  Fälle  von  Geschwülsten 
des  Unterkiefers,  die  in  der  Greifswalder  Klinik  beobachtet  wurden  in  der 
Zeit  von  1885  bis  1901,  zusammengestellt  und  die  bisherigen  Statistiken  von 
Weber,  Bayer,  Windmüller  und  Eckert  mit  herangezogen.  Er  bat 
so  435  Fälle  gesanmielt,  von  denen  96  Fälle  =rz  22,59  ^/o  auf  gutartige 
Tumoren,  329  Fälle  =  77,41  ®/o  auf  bösartige  Tumoren  entfallen.  Von 
ersteren  waren  45  Kystome,  11  Enchondrome,  26  Osteome;  von  den  bös- 
artigen 192  Karzinome  und  132  Sarkome.  Während  das  Karzinom  haupt- 
sächlich im  Alter  von  40 — 50  Jahren  bestand,  war  das  Sarkom  schon  im 
10. — 20.  und  30. — 40.  Lebensjahre  zu  beobachten.  Bei  der  Ausführung  der 
Kieferresektion,  welche  er  ausführlich  darlegt,  empfiehlt  Verf.  die  Verwendung 
von  Prothesen.  Näheres  gibt  er  aber  über  die  verwendeten,  sowie  über  die 
Vor-  und  Nachteile  der  verschiedenen  Arten  nicht  an. 

Cleland  (6)  beschreibt  eine  eigenartige  Veränderung  am  Unterkiefer 
eines  55  jährigen  Mannes,  der  mit  einer  seit  5  Monaten  bestehenden  Schwel- 
lung des  Kiefers  in  die  Behandlung  trat,  nachdem  ihm  seit  längerer  Zeit  die 
Zähne  locker  geworden  waren.  Es  waren  auch  gelegentlich  Schmerzen,  durch 
den  Kiefer  schiessend,  aufgetreten.  Drei  Wochen  vor  seiner  Aufnahme  soll 
eine  Schwellung  in  der  Mitte  des  Unterkiefers  aufgetreten  sein  und  sich  nach 
der  linken  Seite  hin  ausgedehnt  haben.  Bei  der  Aufnahme  erschien  der 
Kiefer  gebrochen  in  der  Mittellinie,  so  dass  die  beiden  Hälften  sich  gegen- 
einander bewegen  Hessen.  Hinter  der  Symphyse  dehnte  sich  ein  harter, 
glatter  Tumor  sowohl  aussen  als  innen  aus,  ohne  dass  sich  Drüsen  in  der 
Unter kiefergegend  noch  am  Halse  fühlen  Hessen.  Von  einem  Billrothschen 
Schnitt  aus  wurde  der  Unterkiefer  freigelegt  und  beide  Submaxillargegendea 
und  dann  der  Kiefer  ein  wenig  oberhalb  der  Winkel  durchsägt  und  entfernt 
Die  Wunde  war  in  18  Tagen  geheilt;  ein  Rezidiv  war  ein  Jahr  später  noch 
nicht  nachweisbar.  Der  Kiefer  erwies  sich  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  von 
einem  derben  weisslichen  Neoplasma  durchsetzt  und  Hess  sich  mit  dem  Messer 
schneiden ;  in  dieses  Gewebe  sind  die  Zähne  eingebettet ;  aller  Knochen  fehlt 
Die  Grenze  zwischen  dem  Tumor  und  dem  gesunden  Knochen  wird  von  einer 
unregelmässigen  Linie  gebildet;  die  submaxillaren  Drüsen  sowie  das  Fett- 
gewebe sind  mit  dem  Kiefer  verwachsen.  Die  mikroskopische  Struktur  lässt 
sich  am  besten  im  Bereich  des  Fettgewebes  verfolgen,  in  welchem  epitheliale 
Züge  baumartig  zwischen  die  Fettläppchen  ziehen,  um  in  rundlichen  Bläschen 
zu  endigen.  Das  die  Gänge  auskleidende  Epithel  ist  hoch,  das  der  bläschen- 
förmigen Enden  polyedrisch;  eine  Basalmembran  war  nicht  nachzuweisen: 
zwischen  den  einzelnen  Zügen  fand  sich  junges  fibröses  Bindegewebe.   Schnitte 


Partsch,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  397 

durch  die  Sübmaxillaris  geben  Bilder,  welche  schwer  sagen  lassen,  ob  der 
Tmnor  in  diese  einbricht  oder  ob  er  von  ihr  ausgeht.  Das  Muskelgewebe 
scheint  vollkommen  frei  zu  sein.  Der  Knochen  erweist  sich  von  den  epi- 
thelialen Zügen  ganz  durchsetzt,  die  Knochensubstanz  entkalkt  und  vollkommen 
ersetzt  durch  ein  fibröses  Bindegewebe  mit  spindeligen  und  unregelmässigen 
Zellen.  An  einzelnen  Stellen  erscheint  der  Inhalt  der  epithelialen  Schläuche 
erweicht,  so  dass  falsche  Cysten  entstehen;  im  Zwischengewebe  findet  sich 
viel  Hämatin,  erweiterte  Blutgefässe  imd  verändertes  Pigment.  Nur  in  der 
Mitte  des  Knochens  ist  noch  Knochensubstanz  vorhanden,  aber  bereits  in 
starker  Resorption.  Mit  Sicherheit  lässt  sich  der  Ausgangspunkt  des  Tumors 
nicht  angeben,  aber  wahrscheinlich  dürfte  er  in  der  Sübmaxillaris  zu  suchen 
sein.  Bemerkenswert  bleibt  die  Eigenartigkeit  des  Falles,  der  gute  Emah- 
mngsznstand  des  Patienten,  die  merkwürdige  Weichheit  des  Knochens,  welche 
man  am  besten  als  Gummiknoten  bezeichnet,  und  das  Ausbleiben  des  Rezidivs. 
Die  eingehende  mikroskopische  Untersuchung  ist  in  dem  Laboratorium  von 
M.  Welsch  gemacht  worden. 

Behm  (2)  hat  die  in  der  chirurgischen  Klinik  in  Göttingen  von  1875 
bis  1902  beobachteten  bösartigen  Geschwülste    des  Unterkiefers  bearbeitet; 
von  91  operierten  Fällen  ist  55  mal  die  Abtragung  von  Epuliden  und  36  mal 
die  Entfernung  von  bösartigen  Neubildungen  vorgenommen  worden,  darunter 
17 mal  die  Exartikulation  der  ganzen  Kieferhälfte,    14 mal  eine  partielle  Re- 
sektion, 5  mal   lediglich  die  Exstirpation  der  Geschwulst.     Bei  den  Kiefer- 
geschwülsten handelt  es  sich   19 mal  um  Sarkome,    13 mal    um  Karzinome, 
je  Imal  um  Myxom  und   Osteom   und   2  mal  um    einen  cystischen  Tumor. 
Manner  und  Frauen  waren  ziemlich  gleich  an  dem  Material  beteiligt.    Die 
Sarkome  nahmen  9 mal  an  der  Knochenhaut,   6 mal  am  Kieferkörper,  2  mal 
^  am  Alveolarfortsatz  ihren  Ursprung.    Von  den  Formen  der  Sarkome  erwiesen 
sich  die  Riesenzellensarkome  relativ  gutartig,  die  weichen  Rundzellensarkome 
erschreckend   bösartig.    Von  den  Karzinomen  nahmen  neun  ihren  Ursprung 
im  Zahnfleisch,  nur   eins    von  den  Schmelzkeimen.    Die   Karzinome  traten 
zwischen  dem  40.  und  70.  Lebensjahre  auf,  während  die  sarkomatösen  Neu- 
bildungen von  den  jüngsten  Altersklassen  bis  ins  höchste  Alter  hinein  statt- 
fanden.   Ätiologisch  Hessen  sich  besondere   Gesichtspunkte  an  dem  Material 
nicht  gewinnen.     Betreffs  der  Operation  sind  neue  Gesichtspunkte  nicht  auf- 
zustellen;  auffallig  erscheint,   dass    die  Vereinigung   der  Schleimhautränder 
durch  fortlaufende  Katgutnaht  zum  Abschluss  der  Mundhöhle  gemacht  wird. 
Die  Gefahren  der  Operation  sind  immer  noch  erheblich,  in  16,7  7o  der  Fälle 
trat  der  Tod  kurz   nach  oder  infolge  der  Operation  ein  und  zwar  2  mal   an 
Asphyxie,  1  mal  an  Herzparalyse,  3 mal  an  Pneumonie,  Imal  wurde  ein  Ery- 
sipel beobachtet.     Bei  der  Narkose  wurde  hauptsächlich  die  halbe  Morphium- 
Chloroformnarkose   verwendet.     Einen  Hauptfaktor  in   der   Nachbehandlung 
bildet  die  Ernährungsweise.     In  den  ersten  Tagen  tritt  künstliche  Ernährung 
ein,    Ernährung    durch    Schlauchkanne    und   Schnabeltasse.     Was    die   Re- 
sultate anlangt,  so  starben  im  Anschluss  an  die  Operation  16.7  *^/o.     Von  24 
Patienten,  über  die  Nachrichten  einliefen,  starben  13  an  Rezidiv,  11  blieben 
definitiv  geheilt  (30,5  7o).     Von  13  Karzinomen  starben  5  an  den  Folgen  der 
Operation,  6  an  Rezidiv,  nur  einer  ist  geheilt.     Von  den  Sarkomen  starb  1 
am  Sarkom,    7  am  Rezidiv  und  7  sind  geheilt.    Es  geben  also  die  Sarkome 
im  allgemeinen  günstigere  Heilerfolge  als  die  Karzinome. 

Tillmann   (36)  bespricht  in   einem  längeren  Vortrage   die  Prothesen 


396  Jahresbericlit  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

bei  Unterkieferresektion   an   der  Hand  zweier   Fälle,    die  er  in   Greifswald 
operiert,  und  bei  denen  er  die  Sehr  öd  er  sehe  Schiene  verwendet  hat.    Bei 
einem  23  jährigen  Mädchen   war  innerhalb  14  Tagen  eine  Geschwulst  in  der 
linken  Seite  der  Mundhöhle  entstanden,  welche  beim  Essen  und  Sprechen  so 
sehr  hinderlich  war.     Sie  nahm  den  ganzen  Raum  zwischen  Ober-  und  Unter- 
kiefer ein  und  verdeckte  gleichzeitig   den  ßacheneingang,   war  teilweise   ge- 
schwürig und  hing  zusammen   mit  einer  Geschwulst,   welche  unterhalb  des 
linken  Unterkieferwinkels  fest  mit  dem  Kiefer  verwachsen  war.    Es  wurde 
beabsichtigt  in  sitzender  Haltung  in  Halbnarkose  die  Entfernung  des  Sarkoms 
des  Unterkiefers  vorzunehmen.    Ein  asphyktischer  Anfall  nötigte  zur  Tracheo- 
tomie.    Von  einem  bogenförmigen,  die  Mitte  der  Unterlippe  durchtrennenden 
Schnitt  aus  wurde  nach  Durchsägung  des  Unterkiefers  unter  Fortnahme  eines 
Teiles  des  Mundbodens  des   vorderen  Gaumenbogens,  der  Mandelbucht,    des 
weichen  Gaumens   bis  zum  Zäpfchen  und  der  hinteren  Hälfte  des  Alveolar- 
fortsatzes  des  linken  Oberkiefers  der  linke  Unterkiefer  vollständig  reseziert. 
Nach  Kauterisation  der  Mundhöhle  wurde  die  Seh röd ersehe  Schiene  am 
vorderen  Kieferstumpf  mit  Drahtnäthen  befestigt.    Im  vorderen  Teil  liess  sich 
unter   der  Schiene   die   Mundschleimhaut   mit    der  Wangenhaut   vereinigen, 
hinten  war  es  unmöglich.     Ernährung  des  Patienten  durch  eine  in  die  Nase 
gelegte  Schlundsonde,  die  aber  schon  am  zweiten  Tage  entfernt  wird.    All- 
mählich bettete  ein  üppiges  Granulationsgewebe  die  Schiene,  soweit  sie  bloss- 
lag,   ein   und  schwand  erst,   nachdem    in  der  vierten  Woche   ein  definitives 
Ersatzstück  angefertigt  wurde.    Dieses  entsprach  aber  nur  dem  Alveolarteii, 
da  durch  Schrumpfungen  im  hinteren  Abschnitt  die  Höhle  sich  verschloss. 
Patient  ist  fünf  Monate  später  an  Lungenmetastasen  gestorben.    Der  zweite 
Fall   betraf  einen    45  Jahre  alten  Mann    mit  einem  Karzinomrezidiv  nach 
Unterlippenkrebs  am  rechten  horizontalen  Kieferast.     Es   wurde  eine  Kon- 
tinuitätsresektion des  horizontalen  Astes  vom  ersten  Backzahn  bis  zum  Kiefer-* 
Winkel  gemacht  und  der  Defekt  mit  einer  Schiene  gedeckt.    Fast  vollständig 
liess  sich  die  Schleimhaut   der  Backe  mit  der  des   Mundbodens  unter  der 
Schiene  vernähen.    Nach  vier  Wochen  wurde  die  provisorische  Prothese  er^ 
setzt  durch  eine  endgültige,  mit  welcher  der  Kranke  nach  sechs  Wochen  ge- 
heilt entlassen  werden  konnte.    Im  ersten  Falle  hat  zweifellos  die  Prothese 
die  an  sie  geknüpften  Ho£fnungen  nicht  vollkommen  erfüllt.    Dass  sie    be- 
sondere Vorzüge  gegenüber  den  bislang  benützten  Hilfsmitteln   habe,  kann 
nach  diesen  beiden  Fällen  nicht  behauptet  werden. 

Mignon  (18)  stellte  einen  Pat.  vor,  den  er  6  Monate  nach  der  Ver- 
letzung, welche  in  der  Zertrümmerung  des  rechten  Unterkiefers  durch  Schuss 
bestanden  hatte,  in  Behandlung  bekam.  Die  rechte  Wange  war  noch  stark 
geschwollen,  der  Mund  nach  rechts  und  oben  verschoben,  am  Rande  des 
Unterkiefers  eine  grosse  horizontale  Narbe  mit  zwei  Fisteln.  Die  ganze 
rechte  Hälfte  des  Unterkiefers  fehlte,  es  bestand  nur  der  rechte  aufsteigende 
Ast  und  die  linke  Hälfte  bis  zum  Eckzahn.  Die  rechte  Partie  war  nach 
einwärts  geschoben  und  die  linke  stand  quer  in  der  Mundhöhle,  so  dass  der 
linke  Eckzahn  auf  den  rechten  grossen  MaUlzahn  biss.  Die  Behandlung  mnsst« 
in  einer  Richtigstellung  des  linken  Unterkiefers  und  in  einem  Ersatz  des  ver- 
loren gegangenen  rechten  bestehen.  Es  wurde  beschlossen,  zunächst  zwischen 
die  Fragmente  des  Unterkiefers  eine  Prothese  einzulegen  und  zwar  provi- 
sorisch. Dazu  musste  die  Mundhöhle  durch  einen  Einschnitt  quer  durch  die 
Gesichtsnarbe  geöffnet  werden,   bis   es  gelang,    die    beiden  Fragmente    des 


Partach,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  399 

Unterkiefers  frei  zu  machen.  Die  Prothese  wurde  während  der  Operation 
zwischen  die  Eieferstücke  geschoben  und  an  denselben  mit  Metallblättem  und 
Schrauben  befestigt,  die  Weichteile  über  dem  Apparat  vereinigt.  Nach  zehn 
Tagen  lockerten  sich  die  Schrauben,  so  dass  der  Apparat  weggenommen  werden 
musste  und  durch  einen  neuen  ersetzt  wurde,  der  seine  Befestigung  an  den 
Zähnen  nahm.  Aber  auch  dieser  wurde  wieder  ausgestossen  und  die  Frag-' 
mente  führten  zu  einer  geschwürigen  Veränderung  der  Lippenschleimhaut. 
Endlich  gelang  es,  den  Unterkiefer  in  die  richtige  Stellung  zu  führen  mit 
Hilfe  eines  kontinuierlichen  Eautschukzuges,  der  vom  Kopf  her  angriff.  Leider 
wurde  die  Behandlung  durch  eine  septische  Broncho-Pneumonie  unterbrochen 
mit  eitriger  Brustfellentzündung,  welche  den  Kranken  sehr  herunterbrachte. 
Erst  drei  Monate  später  konnte  die  Behandlung  wieder  aufgenommen  werden. 
Es  gelang  eine  Hartkautschukprothese  zum  Ersatz  der  rechten  Hälfte  anzu- 
legen, die  mit  Klammem  an  den  Zähnen  des  linken  Kiefers  befestigt  war 
und  mit  einer  kräftigen  Feder  mit  einem  Oberstück  artikuUerte.  Dadurch 
ist  eine  genügende  Kaufähigkeit  hergestellt  und  die  Sprache  erheblich  ver- 
bessert. Sebileau  hob  hervor,  dass  beim  Pat.  selbst  die  Artikulation  nicht 
eine  so  vollkommene  sei  wie  an  der  vorgezeigten  Moulage  und  dass  der  Ap- 
parat in  dem  Munde  noch  gleite.  Ihm  sei  eine  bessere  Befestigung  durch 
einen  Porzellanersatz  gelungen,  der  durch  einen  Zapfen  sich  in  das  hintere 
Fragment  einfügte  und  vom  durch  eine  metallische  Schlinge  befestigt  war. 
Michaux  sieht  die  Schwierigkeit  dieses  Falles  in  der  späten  Behandlung. 
Je  früher  die  Behandlung  beginnt,  desto  leichter  ist  die  Reduktion.  Er 
glaubt,  dass  auch  mit  der  Marti nschen  Prothese  gute  Resultate  zu  er- 
reichen seien. 

Jallaguier  (12)  führte  bei  einem  19jährigen  Mädchen  die  Totalresektion 
des  linken  Oberkiefers  aus  wegen  eines  Riesenzellensarkoms.  Die  Heilung 
hat  bereits  2Va  Jahre  angehalten.  Da  die  Gaumenschleimhant  gesund  war, 
wurde  sie  mit  der  gesunden  Seite  und  dem  Gaumen  vernäht,  das  Resultat 
war  kosmetisch  und  funktionell  ein  sehr  gutes.  Kauen  und  Sprache  war 
nicht  gestört. 

Giemen ti  (7)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Resektion  des  Unterkiefers 
mit  unmittelbarer  definitiver  Prothese;   der  Ausgang  war  ein  befriedigender. 

R.  Giani. 

Sebilleau  (32)  stellt  die  Pat.  vor,  bei  welcher  Delair  eine  Prothese 
aus  Porzellan  zum  Ersatz  des  linken  Unterkiefers  gemacht  hat  Wegen  eines 
den  Knochen  tief  durchdringenden  Tumors  wurde  die  typische  Resektion  aus- 
geführt und  gleich  bei  der  Operation  der  Apparat  eingelegt.  Sebilleau  be- 
diente sich  noch  einer  Drainage,  an  deren  Stelle  eine  Fistel  zurückblieb.  Er 
würde  in  einem  ähnlichen  Falle  später  nicht  mehr  drainieren.  Die  Prothese 
ist  fest  mit  dem  Knochen  verbunden.  Die  Kranke  öffnet  den  Kiefer  und 
kann  ihn  fest  schliessen.  Die  Benarbung  hat  sich  unter  dem  Apparat  gut 
vollzogen.  Er  ist  sowohl  durch  einen  Zapfen  als  wie  durch  Schleifen  mit 
dem  Kiefer  verbunden.  Die  Befestigung  geschah  durch  eine  eigenartige, 
durch  Bolzen  befestigte  Schraube.  Die  Porzellanprothese  hat  den  Vorzi^, 
vollständig  indifferent  sich  zu  verhalten  und  durch  nichts  angegriffen  zu 
werden  und  leicht  steriUsierbar  zu  sein.  Es  übertrifft  den  Kautschuk  bei 
weitem. 

Tellier  (33)  warnt  vor  zu  starken  Injektionen  zwecks  lokaler  Anästhesie 
von  Kokain  und   empfiehlt  die   Methode   von  Schleich.     Er  bespricht  die 


400  Jahresbericht  für  Ghimrgie.    11.  Teil. 

Störungen  nach  zu  starken  Injektionen,  bestehend  in  Erregungszaständen, 
Delirien,  Halluzinationen,  in  Erscheinungen  der  Gefässzusammenziehung,  Blässe 
der  Hände  und  des  Gesichts  und  den  Erampfzuständen.  In  einer  zweiten 
Phase  treten  Schwindelerscheinungen,  Präkordialangst  und  Ohnmacht  ein. 
Tellier  geht  näher  auf  die  Verwendung  der  Schleichschen  Losungen  ein. 
bringt  aber  weder  in  der  Applikation  noch  in  den  Beobachtungen  etwas  be- 
sonders Neues.     Vom  Adrenalin  spricht  er  noch  gar  nicht. 

Turner  (38)  teilt  die  Neubildungen,  welche  an  den  Kiefern  durch 
Reizung  der  Zähne  entstehen,  in  drei  Gruppen,  diejenigen,  die  vom  Zahs- 
fleisch  kommen,  die  vom  Periodontium  kommen  und  die  vom  Knorpel  kommen. 
Als  entzündliche  Hyperplasie  beobachtet  man  an  kariösen  Zähnen  Aaswüdise 
des  Zahnfleisches,  die  man  schlechthin  als  Polypen  bezeichnet,  die  aber  mikro- 
skopisch aus  Bindegewebsfasern  mit  vielen  Entzündnngszellen  bestehen.  Eine 
allgemein  entzündliche  Hyperplasie  des  Zahnfleisches  trifft  man  bei  Zahnstein 
und  bei  Pyorrhoe,  namentlich  bei  Mundatmem.  Gelegentlich  entsteht  auf 
diese  Weise  auch  eine  sarkomatöse  Wucherung,  welche  in  einem  Falle  von 
Kenneth-Godby  durch  Himmetastasen  zum  Tode  führten.  Ausser  Entr 
femung  der  Zähne  ist  in  diesen  Fällen  die  Fortnahme  der  Geschwulst  ge- 
boten. Bei  Pyorrhoe  kommt  es  leicht  rund  um  die  Zähne  zu  epithelialer 
Wucherung,  die  gelegentlich  sc^ar  in  Karzinom  übergehen  können. 

Am  Periodontium  kommen  sowohl  in  der  Nähe  der  Wurzeln  fibröse 
Wucherungen  als  auch  Fibrosarkome  und  echte  Sarkome  vor.  Verf.  bildet 
auch  den  Schnitt  durch  ein  Endotheliom  ab,  welches  rings  um  die  Wurzel 
eines  abgestorbenen  Molaren  sich  entwickelt  hatte.  Auch  hier  können  Sar- 
kome entstehen,  die  durch  Metastasen  tödlich  werden.  Von  den  epitheliales 
Wucherungen  in  dem  Periodontium  erwähnt  Verf.  die  Zahncysten,  die  bei 
chronischer  Entzündung  des  Periodontiums  durch  entzündliche  Reizung  der 
epithelialen  Elemente  entstehen.  Nicht  immer  ist  das  Epithel,  welches  in  den 
Cysten  gefunden  wird,  platt,  sondern  auch  zylindrisch  und  mit  Cilien  versehen. 
Die  Cysten  können  erhebUche  Grösse  erreichen,  Verf.  sah  eine,  die  sich  von 
den  Schneidezähnen  bis  zum  dritten  Molaren  ausdehnte.  Die  Knochen  werden 
durch  die  Cysten  ausgedehnt,  das  Antrum  verdrängt.  Epitheliome  pflegen 
selten  vom  Periodontium  aus  zu  entstehen.  Hyperplasie  des  Knochens  der 
Alveolarfortsätze  wird  bei  Pyorrhoe  gefunden.  Osteome  und  Osteosarkome 
entstehen  im  Knochen  unabhängig  von  den  Zähnen.  Die  Odontome  hat  Verf. 
grundsätzlich  von  der  Besprechung  ausgeschlossen. 

Roy  (28)  bespricht  die  im  Anschluss  an  Zahnaffektion  auftretenden  Eite- 
rungen. Er  glaubt,  dass  dieselben  sich  anschliessen  an  das  Absterben  der 
Pulpa  oder  an  die  expulsive  Periodontitis  oder  an  den  Durchbruch  des  Weis- 
heitszahnes. Infolge  des  Pulpagangräns  kann  entweder  eine  Eiterung  an  der 
Wurzelspitze  eintreten  (Abscessus  alveolaris)  oder  eine  Fortleitung  durch  die 
Lymphbahnen  auf  die  Dräsen  (Ädenitis),  oder  durch  Verbreitung  auf  den 
Knochen  einer  Osteoperidontitis.  Die  beim  Durchbruch  des  Weisheitszahnes 
auftretenden  Beschwerden  gehen  mehr  von  den  Weichteilen  wie  von  den 
Knochen  aus,  können  aber  sekundär  sich  auf  den  Knochen  fortleiten.  Die 
erste  Erscheinung  der  Eiterungen  ist  ein  Ödem,  eine  plasmatische  Infiltration 
im  Wangenzellgewebe,  infolge  Obliteration  einer  Alveolarvene,  der  eine  septi- 
sche Phlebitis  folgt.  Die  häufigste  Form  der  Eiterung  ist  die  des  Alveolar- 
abszesses,  welche  entweder  intraalveolär,  gingival  oder  durch  die  Haut  ihren 
Weg  nehmen  kann.   Ausführlich  bespricht  der  Verf.  dann  diese  verschiedenen 


Partsch,  Yerletzimgeii  and  chirurgische  Krankheiten  der  Wange  etc.  401 

Formen,  ohne  besonders  neues  zu  bieten.  In  betreff  der  Lymphdrüsenaffektion 
kennt  er  die  genaueren  Beziehungen,  wie  sie  von  deutschen  Autoren  angegeben, 
nicht.  Auch  der  Eiterungen  in  den  Kieferhöhlen,  wie  sie  im  Anscbluss  an 
J^naffektionen  zustande  kommen,  gedenkt  er.  Die  Frage,  ob  eingegriffen 
werden  soll,  hängt  wesentlich  davon  ab,  wo  der  Eiter  seinen  Sitz  hat,  ob 
hoch  oben  am  Knochen  oder  an  seinen  Seitenflächen.  Im  ersteren  Falle  wird 
man  vom  Munde  her,  im  letzteren  nur  von  aussen  den  Eiter  erreichen  können. 

Dobrzyniecki(8)  weist  in  einem  kurzen  Aufsatz  auf  Schwierigkeiten 
bei  der  Zahnextraktion  hin.  Bei  einem  20  jährigen  Patienten  passierte  es 
ihm,  dass  er  bei  der  Extraktion  des  ersten  Molaren  den  2.  Bicuspis  mit  extra- 
hierte, weil  die  kleinen  Wurzeln  beider  Zähne  an  der  Aussenseite,  durch  eine 
4 — ^5  mm  dicke  Knochenleiste  miteinander  verbunden  waren.  Bei  einem  anderen 
Pat.  in  demselben  Alter  war  vom  2.  unteren  Mahlzahn  Kieferklemme  und  eine 
erhebliche  Phlegmone  des  Mundbodens  eingetreten.  Die  Eiterung  am  Kiefer 
machte  einen  tiefen  Einschnitt  ausser  der  Entfernung  des  2.  Mahlzahns  not- 
wendig. Der  Eiter  hatte  die  Beinhaut  schon  vollständig  abgehoben,  so  dass 
der  Knochen  auf  Entfernung  von  3  cm  bloss  lag.  Es  stiessen  sich  auch  später 
nekrotische  Stücke  ab.  Dem  Ratschlage  bei  jeder  Extraktion  den  zu  extra- 
hierenden Zahn  mit  Daumen  und  Zeigefinger  der  zweiten  Hand  zu  umfassen, 
kann  der  ßef.  nicht  ohne  weiteres  beistimmen,  da  in  erster  Linie  die  zweite 
Hand  zur  Fixation  des  Unterkiefers  dienen  muss.  Bei  der  Anwendung  des 
Hebels,  jede  übermässige  Kraftanstrengung  zu  vermeiden  und  das  Instrument 
von  aussen  her  unter  dem  Zabnfleischrande  anzusetzen,  wird  weniger  Wider- 
spruch begegnen.  Auch  kann  sich  Ref.  mit  der  Behauptung  nicht  einverstan- 
den erklären,  dass  bei  Zahnextraktion  der  Oberkiefer  mehr  Anlass  zu  Kom- 
plikationen gäbe  als  der  Unterkiefer. 

In  diesem  Aufsatz  bespricht  Rotgans  (27)  zuerst  die  Ursachen  der 
Abrasio  dentium  und  die  Formveränderungen  der  Zähne  hierbei , '  um  zum 
Schluss  darauf  hinzuweisen,  dass  Abschleifung  der  Zähne  sehr  oft  vorkommt 
bei  chronischem  Magengeschwür.  Ob  Hyperacidität  hierbei  eine  Rolle  spielt, 
ist  nicht  sicher  zu  beweisen ;  auch  ist  zu  bedenken,  dass  das  Magenulcus  bei 
anämischen  und  nervösen  Individuen  auftritt,  und  dieses  konstitutionelle  Leiden 
einen  schädlichen  Einfluss  auf  die  Zähne  ausübt.  Bei  Carcinoma  ventriculi 
wurde  die  Abschleifung  nur  beobachtet  in  Fällen,  wo  das  Karzinom  auf  Ulcus- 
boden  entstanden  war;  sonst  wurde  diese  Anomalie  bei  Magenkrebs  vermisst. 

Goedhuis. 


JfthxMberioht  für  Chirurgie  1908.  26 


402  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 


IV. 


Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Halses 

und  der  Schilddrüse. 


Referent:  Mac  Gillavry,  Amsterdam. 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Struma.    Morbus  Basedowii.    Thymus. 

1.  A Ilaria,  Akate  eitrige  Thyreoiditis  infolge  von  Yarcellen.  Monatasohrift  f&r  Kinder- 
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19.  Funkenstein,  Über  Ostechondrosarkome  der  Thyreoidea.    Virchows  Archir  1903. 
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21.  de  Gras g,  Über  Strumen  mit  Enochenmetastasen.   Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten. 
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Gillavry,  Verletziingen  u.  chirorg.  Krankheiten  des  Halses  u.  der  SchilddrQse.     40S 

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29.  T.  Honoszkiewicz,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  vom  Thymustode.  Ärztl.  Sachverstand. 
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35.  Lanz,  Weitere  Mitteilungen  über  sero-therapeutische  Behandlung  des  Morbus  Base- 
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42.  Ott 6,  Ein  Fall  von  Thymustod.    Dissert.  Königsberg  1903. 

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44.  Payr,  Ober  .Kropffisteln".  Ein  Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  und  Klinik  der 
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49.  Riedel,  Schwierige  Kropfoperationen  unter  lokaler  Anästhesie.  Berliner  klin.  Wochen- 
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50.  *Racovicenu-Pitesti.  Billaterale  Resection  des  cervical  sympathicus  in  einem  Falle 
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54.  V.  SchrOtter,  Zum  Symptomenkomplex  des  Morbus  Basedowü.  Zeitschrift  ffir  klin. 
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26* 


404  Jahresbericht  für  Ghinirgie.    II.  TeU. 

56.  *Von schalte,   Zur  Kasaistik  der  operativen  Behandlung  des  Morbus  Basedowii.  Diss. 
Kiel  1903. 

57.  *Wölf  len,  Die  Behandlang  des  Kropfes.    Prager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  5  n.  6. 

58.  Zutauski,  L.,  Der  Kropf  and  seine  Behandlung.    Przeglad  lekarski  1903.  Nr.  52. 

Thyreoidea.     Struma. 

Die  interessanten  Tierversuche  Mc.  Call  ums  (9)  und  deren  Ergebnisse 
lassen  sich  nicht  gut  in  Kürze  referieren.  Nur  sei  gesagt,  dass  seine  Ver- 
suche speziell  darauf  hinzielen,  den  physiologischen  Unterschied  fest  zu  stellen 
zwischen  Thyreoidea  und  Parathyreoidea,  wie  auch  zwischen  der  Sera,  die 
man  bekommt  durch  Exstirpation  der  einen  oder  der  anderen  Drüse. 

Allaria  (1)  beobachtete  folgendes:  Varicellen  bei  einem  Kinde  von 
7  Jahren,  phlegmonöse  Komplikation  von  zwei  Bauchpusteln,  thyreoidale 
Metastase  mit  Ausgang  in  Abszess  (Streptokokken),  Inzision,  Heilung.  Akute 
Thyreoiditis  ist  bei  Kindern  überhaupt  sehr  selten,  und  bisher  nicht  als 
Komplikation  bei  Varicellen  beschrieben. 

Der  Fall  von  Roque  und  Baucel  (51)  ist  dadurch  interessant,  dass 
die  Widalsche  Reaktion  lange  Zeit  ausblieb.  Dann  entstand  ein  Rückfall 
des  Fiebers.  In  der  8.  Woche  wurde  Widal  positiv,  zugleich  trat  Entzündung 
der  schon  längst  bestehenden  Struma  auf.  Der  Eberthsche  Bazill  wurde  in 
dem  Eiter  nachgewiesen.  Darauf  wurde  der  vereiterte  Sack  von  Jabonlay 
exstirpiert.  Roque  fand  unter  127  auf  Widal  untersuchte  Typhusfälle 
35  Rückfälle;  davon  hatten  19  eine  negative  oder  spät  auftretende  Widalscbe 
Reaktion.  Prognostisch  soll  deshalb  eine  ausbleibende  Widalsche  Reaktion 
auf  Rückfall  oder  auf  Komplikation  deuten. 

Pupovac  (46)  beschreibt  einen  Fall  von  tuberkulösem  Abszess  der 
Schilddrüse  mit  tuberkulösen  regionären  Lymphdrüsen  am  Halse  bei  einem 
42jährigen  Manne,  der  u.  a.  früher  Lungenkatarrh  und  Rippenfellentzündung 
durchgemacht  hatte.  Er  fasst  die  Erkrankung  der  Schildrüse  als  primär  auf, 
die  der  Lymphdrüsen  als  sekundär.  Er  hebt  noch  hervor,  dass  in  diesem 
Falle  wie  in  allen  übrigen,  die  richtige  Diagnose  erst  nachträglich  gestellt 
worden  ist. 

Payr  (44)  gibt  eine  eingehende  Klinik  der  Kopffisteln.  Aus  der  Literatur 
trägt  er  etwa  34  Krankengeschichten  zusammen,  wovon  die  Hälfte  wirkliche 
Kopffisteln  (s.  st.)  sind.  Selbst  bringt  er  6  neue  Fälle.  Seine  Schlusssätze 
lauten  folgendermassen : 

1.  Die  Kopffistelbildung  stellt  ein  im  Verhältnis  zur  Zahl  der  Yorkom- 
menden  Schilddrüsenerkrankungen  seltenes  Krankheitsbild  dar. 

2.  Alles,  was  akute  Formen  der  Strumitis  und  Thyreoiditis,  was  chro- 
nische Mykosen  erzeugt,  vermag  unter  Umständen  zur  Ursache  für  eine 
Fistelbildung  am  Kopfe  zu  werden;  in  ganz  seltenen  Fällen  werden  solche 
Fisteln  durch  Parasiten  oder  Neoplasmen  der  Schilddrüse  verursacht. 

3.  Es  gibt  eine  Anzahl  von  Ursachen,  die  nach  stattgefundener  Per- 
foration den  Schluss  der  Fistel  nicht  zustande  kommen  lassen.  Solche  sind: 
Gewebsnekrosen  nach  infektiösen  Prozessen,  Kalkkonkremente  im  Hohlräume; 
Starrheit  seiner  Wandung  —  entweder  infolge  von  Kalkeinlagerungen  in  diese 
oder  durch  Sklerosierung;  im  letzteren  Falle  produziert  das  schlecht  vasku- 
larisierte  Gewebe  zu  wenig  Granulationsgewebe.  Endlich  ist  ein  Hauptgrand, 
Enge  der  Fistel  und  ungünstige  Lage  zum  Infektionsherd;  der  Sekretspiegel 
ist  tiefer  als  die  Fistelöfinung. 


Gillavry,  Yerletzimgeii  n.  chimrg.  Krankheiten  des  Halses  u.  der  SchilddrUse.     405 

4.  Es  gibt  äussere  und  enorm  seltene  innere  Kopffisteln.  Typisches 
Verhalten  der  FistelöflFnung  im  Ansehen,  bei  der  Sondierung  und  beim  Schling- 
akte zeichnen  sie  aus.  Bei  retrosternaler  Lage  der  kranken  Schilddrüse  ist 
die  Diagnose  schwierig;  ebenso  bei  fistelnden  Nebenkröpfen;  Sondierung  und 
Röntgenstrahlen  erleichtem  sie. 

5.  Die  Therapie  soll  in  allen  Fällen  von  Kopffistel  nach  Strumitis,  da 
es  eine  Reihe  gefahrdrohender  Komplikationen  gibt,  in  der  Exstirpation  der 
erkrankten  Schilddrüsenteile  bestehen,  es  sind  dabei  zuweilen  sehr  bedeutende 
Schwierigkeiten  zu  überwinden;  meist  handelt  es  sich  um  die  Entfernung 
der  den  Krankheitsherd  in  sich  tragenden  Hemisphäre. 

He  in  lein  (24)  hat  seit  1897  22  Kröpfe  operiert.  Von  diesen  22  Fällen 
sind  sieben  in  ihrer  Behausung,  manchmal  unter  recht  ungünstigen  äusseren 
Verhältnissen  operiert.  Trotzdem  niemals  Tod  im  Anschluss  an  die  Operation 
oder  infolge  einer  Wundinfeketion.  Viermal  handelte  es  sich  um  Morbus 
Basedowi  (davon  zwei  gestorben);  zweimal  um  Sarkom  (1  Tod);  die  sechzehn 
unkomplizierten,  nicht  malignen  Fälle  sind  sämtlich  genesen.  Immer  wurden 
am  tiefsten  Punkte  Jodoformgazestreifen  eingelegt.  Einmal  hämorrhagischer 
Lungeninfarkt  mit  günstigem  Endausgang  acht  Tage  nach  halbseitiger  Exstir- 
pation, in  unmittelbarem  Anschluss  an  den  ersten  Verbandswechsel. 

Im  Jonnescuschen  (32)  Falle  handelte  es  sich  um  einen  60jährigen 
Kranken  mit  retrosternaler  Struma  und  asphyktischen  Erscheinungen,  Trache- 
otomia  und  Resektion  des  Manubriums  Stemi,  Exstirpatio  der  fibrösen  Struma, 
die  beinahe  zum  Processus  ensiformis  reichte.  Stoianoff  (Plevna). 

Carini(lO)  beschreibt  einen  Fall  von  nach  Strumektomie  aufgetretener 
Bronchopneumonitis.  Diese  Affektion  war  durch  zufällige  Läsionen  des  Nervus 
pneumogastricus  bedingt  (Vagopneumonitis).  Verf.  verbreitet  sich  dann  über 
die  verschiedenen  pathogenetischen  Theorien  dieser  Krankheit  und  meint, 
dass  sie,  statt  auseinander  gehalten  zu  werden,  miteinander  verschmolzen 
werden  [sollten.  Er  glaubt  nämlich,  dass  die  Vagopneumonitis  durch  die 
wegen  Vaguslähmung  stattfindende  Aspiration  von  bakterienreichem  Schleim 
hervorgerufen  werde  und  dass  vielleicht  die  neuroparalytische  Hyperämie 
(Schiff)  oder  der  ausbleibende  trophische  Einfluss  der  Nerven  (Vulpian)  diese 
Infektion  begünstige.  R.  Giani. 

Bei  einer  Frau  hatte  Fiori  (18)  eine  hypertrophische  Nebenschilddrüse 
abgetragen,  die  er  histologisch  untersuchte.  Nachdem  er  den  histologischen 
Befund  ausführlich  beschrieben,  verbreitet  er  sich  über  die  Embryologie,  die 
Anatomie  und  Physiopathologie  der  Schilddrüse  und  der  Nebenschilddrüsen, 
alles  anführend,  was  bisher  über  den  Gegenstand  geschrieben  worden. 

R.  Giani. 

Payne  (43)  berichtet  über  sechs  Kropffälle,  wovon  einer  Myxödem 
bekam,  die  anderen  fünf  wurden  mit  Thyreoid-Extrakt  mit  gutem  Erfolg 
behandelt. 

M  a  d  d  e  n  (38)  veröffentlicht  zwei  tödliche  Fälle  im  Anschluss  an 
partielle  Thyreoidektomie.  Der  eine  Fall  war  charakterisiert  durch  Insuffizienz 
der  Thyreoidsekretion;  der  andere  durch  zu  schnelle  Resorption  des  Thyreoid- 
sekretes. 

Reverdin  (48)  exstirpierte  einen  1,850  g  schweren  Kropf  bei  einer 
52jährigen  Frau.  Die  Struma  bestand  23  Jahre.  Seit  sieben  Jahren  Atem- 
störungen. Der  sehr  grosse  offenbar  kolloide  Tumor  war  beweglich.  Operations- 
dauer 25  Minuten. 


406  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Im  Falle  Barwells  (3)  bestand  eine  dreilappige  Struma.  Das  Be- 
merkenswerte war,  dass  der  linke  Lappen  eine  eigene  Kapsel  hatte,  die  von 
der  Kapsel  des  mittleren  Lappens  vollständig  getrennt  war  durch  den  atro- 
phischen M.  sternohyoideus.  Verf.  bespricht  die  Möglichkeit,  dass  dieser 
linke  Lappen  eine  strumös  vergrösserte  Nebenschilddrüse  sei.  Da  aber  die 
Art.  thyr.  sup.  sin.  auf  ganz  normaler  Weise  mit  diesem  linksseitigen  Kröpfe 
verbunden  war,  wird  man  es  in  diesem  Falle  wohl  eher  mit  einer  kongenital 
getrennten  zweiteiligen  Thyreoidea  zu  tun  haben. 

Hewetson  (26)  hatte  einen  Fall  von  kongenitalem  Kropf.  Das  sieben- 
monatliche Kind  starb  einige  Minuten  nach  der  Geburt  Der  grosse  Kropf 
verursachte  eine  oesophagene  Stenose,  die  Trachea  dagegen  war  leicht  durdi- 
gängig.  Mikroskopisch  war  der  Tumor  von  gewöhnlichem  kongenitalen  Typns 
nl.  Struma  vasculosa  mit  fötaler  Acinis.  Die  zwei  andern  seltnere  konge- 
nitalen Typen  sind  abgekapseltes  Adenom  und  parenchymatöse  Struma. 
Heredität  wurde  hier  nicht  vorgefunden.  In  der  Literatur  findet  er  noch 
zwei  Fälle,  wo  eben  wie  in  diesem  Falle  die  Mutter  in  der  Schwangerschaft 
Jodkalium  bekam  wegen  vorausgegangenen  Missgeburten.  Beide  wurden  von 
einer  Frühgeburt  mit  kongenitaler  Struma  entbunden. 

Schneider  (53)  berichtet  über  einen  mächtig  entwickelten  kongenitalen 
Cystadenom  der  Schilddrüse.  Der  weibliche  Fötus  war  unmittelbar  post 
partum  abgestorben.  Lage  und  Gefässversorgung  des  Tumors  Hessen  schon 
auf  Tumor  der  Schilddrüse  schliessen.  Mikroskopisch  bestand  der  Tumor 
teils  aus  normalen  fötalem,  teils  aus  atypisch  gewuchertem  Schilddrüsen- 
gewebe, welch  letzteres  der  Form  eines  Cystadenoms  entsprach.  Im  Struma 
kamen  vielfach  Knorpeleinsprengungen  und  Kalkablagerungen  vor. 

Delore  (14)  exstirpierte  ein  sehr  grosses  Fibrom  bei  einer  64jährigen 
Frau.  Vorher  war  die  Diagnose  auf  Sarkom  gestellt  worden,  mikroskropisch 
erwies  der  Tumor  sich  als  Fibrom.  Der  Tumor  war  abgekapselt  und  stnmpf 
zu  enukleieren,  nur  musste  er  zerstückelt  werden,  da  er  drei  Fortsetzungen 
hatte  [(eine  retroösophageal,  eine  retrosternal  und  eine  pharyngeal);  dieser 
Hess  eine  Luxation  in  toto,  ohne  eine  Abknickung  der  Trachea  nicht  zu. 
In  der  Literatur  findet  er  nur  den  FallWöllflers  (1883),  wo  multiple  Fibrome 
in  einer  Thyreoida  bestanden  und  verschiedene  Fälle  von  diflfuser  Fibrom, 
aber  keinen  einzigen  Fall  von  solitären  zirkumskriptem  Fibrom. 

Tapie  (55)  hatte  vor  10  Jahren  einen  Tumor  der  Karotisgegend  exstir- 
piert  bei  einem  17jährigen  Mädchen.  Mikroskopisch  war  es  ein  Cystadenoma 
papilliferum.  Die  Cysten  hatten  teilweise  kolloiden  Inhalt.  Zur  Zeit  der 
Operation  bestand  der  Tumor  2^8  Jahre  Zugleich  hatte  das  Mädchen  eine 
2  Jahren  bestehende  Struma. 

Jetzt  hat  sie  seit  2  Jahren,  also  8  Jahre  nach  der  Exstirpation  des 
ersten  Tumors,  wieder  zwei  Geschwülste  oberhalb  der  Klavikula,  die  dem 
ersten  Tumor  klinisch  ganz  analog  sind,  und  ist  die  Struma  beträchtlich 
vergrössert. 

Autor  fasst  sein  Tumor  auf  als  entwickelt  in  einer  Parathyreoidea  und 
als  ziemlich  benigne.  In  der  Literatur  findet  er  noch  zwei  solche  Fälle 
(H.  C.  Low.  Boston,  Medical  aud  surgical  Journal  28.  November  1901  und 
Smoler  Beiträge  z.  klin.  Chir.  1902). 

de  Graag  (20)  gibt  die  genaue  pathologisch-anatomische  Untersuchung 
eines  metastasierenden  Adenokarzinoms  der  Schilddrüse  bei  einer  56jährigen 
Frau.     Die  Metastasen  kamen  in   den  Lungen  vor  und  in   der  Wirbelsäule 


Gillavrj,  Verletzungen  n.  chirarg.  Krankheiten  des  Halses  u.  der  Schilddrüse.     407 

(9.,  10.  und  11.  Brustwirbel) ;  in  den  Wirbelmetastasen  war  der  Schilddrüsen- 
bau besser  bewahrt  geblieben  als  in  dem  primären  Tumor. 

Verf.  hebt  insbesondere  den  Umstand  hervor,  dass  die  maligne  Struma 
bisweilen  so  klein  ist,  dass  sie  nicht  erkannt  wird.  Der  metastasierende 
Tumor  bedingt  in  diesen  Fällen  für  sich  ein  Krankheitsbild  und  gibt  vielleicht 
Veranlassung  zu  einem  operativen  Eingriff,  der  bei  richtiger 
Diagnose  unterblieben  wäre. 

Der  klinische  Verlauf  der  Struma  selbst  kann  gutartig  erscheinen.  Die 
Metastasen  können  fast  ganz  normales  FoUikelgewebe  zeigen  (Adenoma 
malignmn).  Auch  die  primäre  Geschwulst  in  den  Gland.  thyreoidea  zeigt 
bisweilen  gutartigen  Bau,  nur  bezweifelt  Verf.,  dass  in  diesen  sogenannten 
benignen  Strumae  das  Epithel  vollkommen  dem  normalen  entspricht. 

Enochenmetastasen  kommen  kei  Karzinom  der  Schilddrüse  viel  häufiger 
vor  als  bei  Karzinomen  anderer  Organe;  die  Prädilektionsstelle  für  diese 
Metastasen  ist  das  rote  Knochenmark.  Ein  Trauma  ist  für  ihr  Auftreten 
öfters  das  veranlassende  Moment.  Bevor  man  sich  bei  einem  primären 
Knochensarkom  zur  Operation  entschliesst,  soll  jedesmal  eine  genaue  Unter- 
suchung der  Gland.  thyreoidea  vorangehen.  Goedhuis  (Deventer). 

Fankenstein  (19)  findet  in  der  Literatur  nur  drei  imzweideutige 
Fälle  von  Osteochondrosarkom  der  Thyreoidea  (Foerster,  Zahn,  Pick), 
selbst  hatte  er  zwei  Fälle. 

Beide  Male  fand  er  in  strumös  entarteten  Schilddrüsen  zweier  alten 
Individuen  sarkomatöse  spindelzellige  Neubildungen,  welche  neben  fibrillärer 
und  hyaliner  Interzellularsubstanz  sowohl  Knorpel  als  Knochen  enthielten. 
In  dem  einen  Falle  waren  gleichartige  Metastaßen  in  den  Lungen  und  rein 
sarkomatöse  in  einer  Nebenniere  vorhanden. 

Es  sind  keine  Mischgeschwülste.  Die  vorgefundenen  Drüsenbläschen 
sind  Reste  des  ursprünglichen  Schilddrüsengewebes,  die  bei  dem  raschen 
Wachstum  des  Sarkoms  von  demselben  umschlossen  wurden  und  infolge 
günstiger  Bedingungen  erhalten  blieben.  Ganz  ähnlich  lässt  sich  auch  das 
Vorkommen  der  quergestreiften  Muskelfasern  in  einem  Falle  erklären. 

Er  hält  die  Tumorbildung,  ausgehend  von  ;, versprengten  Keimen",  nicht 
für  Metaplasie. 

Morbus  Basedowii. 

Hofbauer  (48)  untersuchte  die  Atemkurven  bei  Morbus  Basedowii. 
Er  sagt  u.  a.:  „Man  beobachtet  beim  M.  Basedowii  oft  Atemstörungen  ganz 
bestimmter,  gleichmässiger  Natur.  Dieselben  lassen  sich  als  durch  kardiale 
Veränderungen,  Hysterie,  Bronchitis,  bronchiales  Asthma,  Druck  der  Struma 
auf  die  Trachea  nicht  erklären.  Sie  haben,  wie  die  stethographischen  Kurven 
zeigen,  eine  gleiche  Form.  Manchmal  treten  kurzdauernde,  insbesondere 
nachts  auftretende  Anfälle  ein,  die  im  graphischen  Bilde  Ähnlichkeit  mit  den 
längerdauemden  Atemstörungen  aufweisen  (Atempausen)." 

Donath  (18)  beschäftigt  sich  mit  den  Blutdruckverhältnissen  bei  Morbus 
Basedowii.  Die  mit  dem  Basch sehen  Sphygmomonometer,  dem  Hawkley- 
schen  Sphygmodynamometer  und  dem  Gärtner  sehen  Tonometer  an  verschie- 
denen Basedowkranken  angestellten  Messungen  ergaben  übereinstimmend,  dass 
der  Blutdruck  bei  dieser  Krankheit  sowohl  herabgesetzt,  als  normal  oder 
erhöht  gefunden  werden  kann,  und  zwar  zeigen  die  verlässlicheren  Instrumente 
von  Basch  und  Gärtner  ganz   besonders   deutlich,   dass   es   sich  in  der 


406  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Minderzahl  der  Fälle  um   herabgesetzten,  in   der  Mehrzahl  dagegen  —  mA 
zwar  ziemlich  gleichmässig  —  um  normalen  oder  erhöhten  Blutdruck  handelt 

Blake  (5)  gibt  etwas  weitgreifende  Anschauungen  über  den  kausalen 
Konnex  zwischen  Morbus  Basedowii  einerseits  und  Glykosurie,  Addisons 
Krankheit,  Ekzem,  Chorea,  rheumatische  Arthritis,  Neurosen  und  Neuro- 
psychosen  andererseits.  Nebenbei  äussert  er  sich,  dass  Diabetes  keine  Kontra- 
indikation für  Operationen  gibt,  welche  Auffassung  er  noch  später  zu  ver- 
teidigen beabsichtigt,  und  stellt  folgende  Aphorismen  auf:  1.  Terror  ist 
vorübergehende  Morbus  Basedowii;  2.  Morbus  Basedowii  ist  ein  bestandiger 
Status  terroris. 

Huntington  (30)  berichtet  über  drei  Fälle  Basedowscher  Erkrankung, 
in  denen  der  Kropf  unter  regionärer  Kokainanästhesie  entfernt  wurde.  E& 
genügt  zwei  Tropfen  einer  2®/oigen  Kokainlösung  in  den  Nervus  cutanens 
colli  zu  injizieren,  um  eine  1  Stunde  anhaltende  Anästhesie  zu  bewirken. 
Der  Nerv  wird  aufgesucht  unter  Infiltrationsanästhesie  durch  einen  Schnitt 
hinter  dem  Stemo-cleido-mast.  in  der  Höhe  des  Schildknorpels.  Huntington 
musste  bei  seinen  drei  Operationen  eine  ;,  geringe  Menge '^  Schi  eich  scher 
Lösung  zu  Hilfe  nehmen  und  einmal  gegen  Ende  der  Operation  etwas  Chloro- 
form geben.  Maass  (New- York). 

Curtis  (12)  hat  bei  11  Fällen  von  Thyreoidektomie  eine  grössere 
Sterblichkeit  wie  Kocher  und  Rehn.  Im  übrigen  stimmen  seine  Resultate 
mit  denen  der  genannten  Autoren  überein.  Seine  Todesfalle  (3  unter  11 
Patienten)  waren  alle  durch  Thyreoidismus  verursacht.  Er  operierte  unter 
Äthemarkose.  Um  den  Nervus  recurr.  laryng.  zu  schonen,  wurde  in  seiner 
Nähe  etwas  Drüsengewebe  zurückgelassen.  Wegen  der  grossen  Mortalität 
wandte  sich  Curtis  zur  Sympathektomie ;  doch  wurde  die  Sterblichkeit  nicht 
geringer  (zwei  Todesfälle  durch  Thyreoidismus  und  einen  wahrscheinlich  durch 
Narkose  veranlasst).  Curtis  beschäftigt  sich  in  dieser  Publikation  haupt- 
sächlich mit  der  Erscheinung  des  Thyreoidismus  nach  den  Operationen.  Die 
Hauptsymptome  desselben  (hohe  Temperatur,  rascher  Puls,  rasche  AtmuDg 
und  Unruhe)  treten  ebenso  nach  Ganglion-  wie  nach  Drüsen-Exstirpationen 
auf.  Curtis  ist  deshalb  geneigt,  die  Ursachen  in  rein  nervösen  Störungen, 
nicht  in  Toxinen  zu  suchen.  Die  Unruhe  lässt  sich  durch  Morphin  beherrschen. 
Gegen  die  Pulsfrequenz  bleiben  alle  Mittel  wirkungslos  (Strychnin-,  Digitalis- 
Infusion  etc.).  Trotz  genauer  Beobachtung  hat  Curtis  die  eigentliche  Ur- 
sache oder  warnende  Symptome  vor  der  Operation  nicht  auffinden  können. 
Einige  Fälle  mit  Thyreoidismus  hatten  leichten  Eiweissgehalt  und  Zylinder 
im  Harn.  Über  diesen  Punkt  hat  Curtis  in  den  früheren  VeröflFentlichungen 
wenig  Angaben  gefunden.  Namentlich  fehlten  Urinuntersuchungen  nach  der 
Operation.  Ob  Kochers  gute  Resultate  auf  der  Anwendung  der  lokalen 
Anästhesie  beruhen,  ist  nicht  recht  klar.  Jedenfalls  beweisen  sie,  dass  das 
Kokain  keine  besonderen  Gefahren  hat.  Vielleicht  ist  es  genügend,  nur  den 
mittleren  Ast  des  Nervus  cerv.  superfic.  zu  kokainisieren. 

Maass  (New- York). 

V.  Schrotter  (54)  hatte  einen  eigentümlichen  Fall  von  Morbus  Base- 
dowii, der  nebenbei  Myxödem  zu  haben  schien.  Es  war  eine  27  jährige  Frau, 
die  seit  4  Jahren  Herzklopfen  hatte,  seit  3  Jahren  Exophthalmus.  Die  Frau  war 
stark  fleckig  pigmentiert  über  den  ganzen  Körper.  Die  obere  Körperhälfte 
entbehrte  völlig  des  Panniculus  adiposus,  die  untere  Körperhälfte  dagegen  ist 
geschwellt  durch  Hautverdickung.    Zur  mikroskopischen  Untersuchung  wurden 


Gillayrj,  Verleizangen  u.  cbirurg.  Krankheiten  des  Halses  n.  der  Schilddrüse.     409 

zwei  Hautstückchen  exstirpiert.  Die  Verdickung  war  ausschliesslich  durch 
grossen  Reichtum  an  Fett  hervorgebracht.  Die  Fettläppchen  waren  grösser 
als  unter  normalen  Umständen.  Von  Myxödem  also  keine  Rede,  auch  war 
es  keine  Sklerodermie,  sondern  eine  auf  die  untere  Körperhälfte  beschränkte 
Lipomatose.  Basedow  und  Myxödem  beruhen  auf  Hyper-  bezw.  Athyreoidis- 
mus.  Übergangsfälle  wie  der  beschriebene  könnte  man  Dysthyreoidismus 
nennen. 

Bornikoel  (7)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Forme  fruste  der  Basedow- 
schen Krankheit.  Er  weist  darauf  hin,  dass  es  schwer  ist  eine  bestimmte 
Grenze  zu  ziehen,  was  man  noch  Basedow  nennen  darf,  wenn  das  klassische 
Trias:  Tachykardie,  Struma  und  Exophthalmus  nicht  da  ist.  Er  weist  auf 
die  Wichtigkeit  der  Temperaturerhöhung  in  solchen  Fällen  hin. 

Heller  (25)  berichtet  über  die  günstigen  Erfolge,  die  er  erreichte  bei 
der  Behandlung  Basedowkranker  mittelst  Einwirkung  von  Wärme  auf  die 
obersten  Partien  des  Rückgrates,  wodurch  tatsächlich  die  Herz-  und  Gefäss- 
innerration  beeinflusst  wird. 

Lanz  (35)  berichtet  über  einige  weitere  Beobachtungen  von  mit  Milch 
thyreoidektomierter  Ziegen  behandelten  Basedowkranken.  Fast  durchaus 
erhielt  er  guten  therapeutischen  Effekt,  was  zu  weiteren  Versuchen  in  dieser 
Richtung  anspornt. 

Im  Anschluss  an  eine  doppelseitige  Resektion  der  Ganglia  cervicalis 
bespricht  Dean  es  (13)  den  therapeutischen  Wert  der  Sympathikusresektion 
und  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Da  bei  Basedow  die  chirurgische  Therapie  die  am  meisten  befrie- 
digende ist,  soll  man,  wo  keine  Kontraindikation  vorliegt,  die  komplette  bi- 
laterale Sympathektomie  machen. 

2.  Die  Operation  soll  in  der  Ruheperiode  und  nur  von  einem  guten 
Operateur  gemacht  werden. 

3.  Die  Operation  hat  viel  bessere  Resultate  als  die  anderer  thera- 
peutischer Massnahmen,  die  Mortalität  ist  viel  niedriger,  und  in  Fällen  mit 
Erfolg,  in  diesen  permanent. 

4.  Wenn  bei  chronischem  Glaukoma  Iridektomie  oder  Sklerektomie 
gefehlt  haben,  kann  die  Resektion  den  Visus  wiederherstellen,  wenn  man  nicht 
zu  lange  abwartet. 

5.  Bei  immer  wiederkommenden  epileptischen  Anfällen  soll  man  mit 
ziemlich  guter  Prognosis  sich  auch  dieser  Operation  bedienen. 

Thymus. 

Die  Arbeit  von  Basch  (2)  ist  eine  vorläufige  Mitteilung  über  Unter- 
suchungen, die  Verf.  seit  einigen  Jahren  macht  über  die  Bedeutung  der 
Thymusdrüse  für  den  Organismus.  Speziell  hat  er  dem  Einfluss  der  Thymus- 
exstirpation  nachgespürt  auf  die  Heilung  der  Beinfrakturen.  Er  fand,  dass 
die  Kallusbildung  beim  thymusfreien  Tiere  bedeutend  herabgesetzt  ist.  Die 
deutlichsten  Resultate  bekam  er  bei  jungen  Hunden,  und  zwar  wenn  die 
Fraktur  1  oder  2  Monate  nach  der  Operation  gesetzt  worden  war.  Die  Bein- 
veränderungen haben  vieles  mit  Rhachitis  gemein,  doch  findet  er,  dass  seine 
und  die  früheren  Friedlebenschen  Versuche  noch  keinen  genügenden  Grund 
abgeben  für  eine  Thymustherapie  bei  rhachitiskranken  Kindern. 


410  Jahresbericht  für  Ghii-urgie.    IL  Teil. 

Er  exstirpiert  die  Thymus  durch  streng  mediane  Trennung  des  Brust- 
beins in  der  knorpeligen  Raphe  des  Sternums  bis  zum  unteren  Dritteil,  Aus- 
einanderziehen der  beiden  Brustbeinhälften  mittelst  zweier  Häkchen  und 
Exstirpation  der  Thymus  unter  Leitung  des  Auges.  Das  vordere  Mediastinum 
wird  stumpf  eröffnet,  die  Thymus  vom  N.  phrenicus  und  Vagus  isoliert,  die 
grösseren  Gefässe  dieses  Organs  unterbunden.  In  der  Regel  wird  einseitiger 
Pneumothorax  gesetzt,  was  indessen  weder  Genesung  noch  Versuchseffekt  stört. 

Hochsinger  (27)  untersuchte  58  Kinder  der  zwei  ersten  Lebensjahre; 
in  26  von  diesen  Fällen  konnte  auf  perkutorischem  Wege  Vergrössenmg  der 
Thymus  festgestellt  werden.  In  allen  diesen  26  Fällen  ergab  die  radiographische 
Untersuchung  eine  Verbreiterung  des  Thymusschattens ;  20  von  diesen  FäUen 
boten  das  Symptomenbild  des  Stridor  congenitum. 

Horoszkiewicz  (29)  teilt  folgenden  Fall  von  Thymustod  mit:  Eine 
30jährige  Frau  sollte  mittelst  lokaler  Anästhesie  von  einer  Halscyste  befreit 
werden.  Nachdem  der  Halsschnitt  gemacht  worden  war,  wurde  die  Frau 
plötzlich  blass  und  verfiel  in  klonische  Krämpfe.  Nach  Rettungsaktion  kam 
die  Frau  wieder  zur  Besinnung.  Nachdem  nun  wieder  weiter  operiert  werden 
sollte  und  der  Kopf  der  Frau  abermals  stark  nach  hinten  gebeugt  wurde, 
kehrten  die  Krämpfe  wieder,  die  Atmung  stockte,  der  Puls  wurde  klein  und 
aussetzend  und  unter  diesen  Symptomen  trat  plötzlich  der  Tod  ein.  Bei  der 
Sektion  wurde  Status  thymicus  vorgefunden. 

Andere  Haisorgane. 

1.  Bardenbeuer,  Stichverletzung  in  der  Fossa  supraclav.  mit  kompletter DurchtrenDiug 
zweier  Wurzeln  des  Plexus  cervicobrachialis.  Allgem.  ärztL  Verein  K5ln.  Mflndieiier 
med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  18. 

2.  BeduBchi  e  Bossi,  Sulla  patogenesi  del  cosidetto  torcicollo  mentale.  ArduTii  di 
ortopedia.    Anno  XX.  1903.  Fase.  II. 

3.  Beutter,  H^mipl^gie  imm^diate  cons^utive  k  la  ligature des carotides.  Lyon  mödicil 
1903.  Nr.  62. 

4.  *v.  Bruns,  Über  die  Vereiterung  tuberkulöser  Halslymphome.   Orth,  Festschrift  190S. 

5.  Oamaggio,  F.,  Legatura  della  carotide  primitiva  e  deÜa  vertebrale  per  ferita  alcoUo. 
Giornale  internaz.  di  sc.  med.  1903.  Fase.  11. 

6.  Ganter,  A  case  of  teratoma  of  the  necL    The  Lancet  1903.  Nov.  28. 

7.  van  Campen,  Carotis  communis  onderbinding  voor  aneurysma  van  de  Carotis  interna. 
Nederl.  Vereenig.  v.  Heelkunde.    Nederl.  T.  v.  Geneesk.  II. 

8.  CassanellOiR.,  Su  due  casi  di  cisti  brancbiegene.  Giornale  ital.  di  sc.  mediche. 
1903.  Nr.  13-14. 

9.  Co  Hins,  Three  cases  of  ligature  of  the  common  carotid  artery.  The  Lancet  190S. 
April  18. 

10.  *Cunöo  et  Fran9oiB-Daivoillei  Fibrome  volumineux  du  cou  ayant  d^termind  des 
ph^nomönes  de  compression  nerveux  du  grand  sympathique  et  du  faciaL  BolLetmäm. 
de  la  SOG.  anat.  1903.  Nr.  7. 

11.  Deanesly,  A  case  of  implantation  of  the  divided  thoracic  duct  into  the  internal  jogtdar 
vein;  rocoveiy.    The  Lancet  1903.  Dec.  26. 

12.  *Derocque,  TorticoUis  äpasmodique,  räsection  du  spinal  et  des  branches  cervicaies 
postärieures,  gu^rison.    Revue  m^d.  de  Normandie  1903.  10  Mars. 

13.  —  TonticoUis  spasmodique.  Röseclion  du  spinal  et  des  branches  cervicaies  postirieoree. 
Gu^rison.    Revue  d'orthop^die  1903.  Nr.  2. 

14.  Diehl,   Ein  Fall  von   einem  Blähhals.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  23. 

15.  *Diel,  De  la  ligature  lente  et  progressive  de  la  carotide  primitive.  Archives g^n^rales 
1903.  Nr.  52. 

16.  DoUinger,  Die  subkutane  Exstirpation  der  tuberkulösen  Lymphdrüsen  des  Halses- 
32.  Chirurgen-Eongress  1903.  Berlin. 


Gillayry,  Verletzungen  u.  cbirurg.  Krankheiten  des  Halses  u.  der  Schilddrüse.     40^ 

zwei  Hautstückchen  exstirpiert.  Die  Verdickung  war  ausschliesslich  durch 
grossen  Reichtum  an  Fett  hervorgebracht.  Die  Fettläppchen  waren  grösser 
als  unter  normalen  Umständen.  Von  Myxödem  also  keine  Rede,  auch  war 
es  keine  Sklerodermie,  sondern  eine  auf  die  untere  Körperhälfte  beschränkte 
Lipomatose.  Basedow  und  Myxödem  beruhen  auf  Hyper-  bezw.  Athyreoidis- 
mus.  Übergangsßllle  wie  der  beschriebene  könnte  man  Dysthyreoidismus 
nennen. 

Bornikoel  (7)  beschreibt  zwei  Fälle  von  Forme  fruste  der  Basedow- 
schen Krankheit.  Er  weist  darauf  hin,  dass  es  schwer  ist  eine  bestimmte 
Grenze  zu  ziehen,  was  man  noch  Basedow  nennen  darf,  wenn  das  klassische 
Trias:  Tachykardie,  Struma  und  Exophthalmus  nicht  da  ist.  Er  weist  auf 
die  Wichtigkeit  der  Temperaturerhöhung  in  solchen  Fällen  hin. 

Heller  (25)  berichtet  über  die  günstigen  Erfolge,  die  er  erreichte  bei 
der  Behandlung  Basedowkranker  mittelst  Einwirkung  von  Wärme  auf  die 
obersten  Partien  des  Rückgrates,  wodurch  tatsächlich  die  Herz-  und  Gefass- 
innervation  beeinflusst  wird. 

Lanz  (35)  berichtet  über  einige  weitere  Beobachtungen  von  mit  Milch 
thyreoidektomierter  Ziegen  behandelten  Basedowkranken.  Fast  durchaus 
erhielt  er  guten  therapeutischen  Effekt,  was  zu  weiteren  Versuchen  in  dieser 
Richtung  anspornt. 

Im  Anschluss  an  eine  doppelseitige.  Resektion  der  Ganglia  cervicalis 
bespricht  Dean  es  (13)  den  therapeutischen  Wert  der  Sympathikusresektion 
und  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Da  bei  Basedow  die  chirurgische  Therapie  die  am  meisten  befrie- 
digende ist,  soll  man,  wo  keine  Kontraindikation  vorliegt,  die  komplette  bi- 
laterale Sympathektomie  machen. 

2.  Die  Operation  soll  in  der  Ruheperiode  und  nur  von  einem  guten 
Operateur  gemacht  werden. 

3.  Die  Operation  hat  viel  bessere  Resultate  als  die  anderer  thera- 
peutischer Massnahmen,  die  Mortalität  ist  viel  niedriger,  und  in  Fällen  mit 
Erfolg,  in  diesen  permanent. 

4.  Wenn  bei  chronischem  Glaukoma  Iridektomie  oder  Sklerektomie 
gefehlt  haben,  kann  die  Resektion  den  Visus  wiederherstellen,  wenn  man  nicht 
zn  lange  abwartet. 

5.  Bei  immer  wiederkommenden  epileptischen  Anfällen  soll  man  mit 
ziemlich  guter  Prognosis  sich  auch  dieser  Operation  bedienen. 

Thymus. 

Die  Arbeit  von  Basch  (2)  ist  eine  vorläufige  Mitteilung  über  Unter- 
suchungen, die  Verf.  seit  einigen  Jahren  macht  über  die  Bedeutung  der 
Thymusdrüse  für  den  Organismus.  Speziell  hat  er  dem  Einfluss  der  Thymus- 
ezstirpation  nachgespürt  auf  die  Heilung  der  Beinfrakturen.  Er  fand,  dass 
die  Kallusbildung  beim  thymusfreien  Tiere  bedeutend  herabgesetzt  ist.  Die 
deutlichsten  Resultate  bekam  er  bei  jungen  Hunden,  und  zwar  wenn  die 
Fraktur  1  oder  2  Monate  nach  der  Operation  gesetzt  worden  war.  Die  Bein- 
Teränderungen  haben  vieles  mit  Rhachitis  gemein,  doch  findet  er,  dass  seine 
und  die  früheren  Friedlebenschen  Versuche  noch  keinen  genügenden  Grund 
abgeben  für  eine  Thymustherapie  bei  rhachitiskranken  Kindern. 


412  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

51.  Ringleb,  Über  die  Endresaltate  der  operativen  Behandlang  der  Halslymphome  in  ia 
Bonner  chir.  Klinik  1898,  1899,  1901.    Dissert  Bonn  1903. 

52.  *Riteber,  Über  Scharlachabszesse  an  der  Hand  eines  Falles  von  Anearysma  aitoi» 
venosnm  spucom  carotidis  communis  et  jugularis  internae  infolge  eines  solchen.  Dis. 
Kiel  1903 

53.  Rübe  seh,  Umfängliches  Fibrom  des  Nervus  vagus  dexter  bei  Fibromatosis  nerTosio. 
Prager  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  39. 

54.  *Saatucci,  A.,  Grave  emorragia  per  ferita  della  regione  carotidea  superiore.  Legfr> 
tui-a  della  caroüde  primitiva.  Atti  della  R.  Accademia  dei  Fisiocritici  in  Sien»  1901 
Nr.  1—2. 

55.  *Sattler,  Zur  Kasuistik  der  Unterbindung  der  Arteria  carotis  externa.  Wiener  klic. 
Rundschau  1903.  Nr.  4. 

56.  *Schmidt,  L.,  Über  knorpelhaltige  Mischtumoren  des  Halses  und  deren  Beziehnog  zi 
den  £ndotheliomen.    Dissert.  Würzburg  1903. 

57.  Sibileau,  Yaste  tumeur  du  cou  et  du  m^iastin.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc  de  Clia. 
1903.  Nr.  4. 

58.  *Seibold,  Zur  Kasuistik  der  angeborenen  Cystengeschwfilste  des  Halses  unter  besn- 
derer  Berücksichtigung  eines  Falles  von  kongenitalem  kavernösen  Lymphangiom.  Wön* 
bürg.  Dies.  1903. 

59.  *T  h  0  m  a  s  J.  S  o  u  t h  w  o  r  t  h ,  M.  D.,  Acute  suppurative  cervical  adenitis  of  iofaiKT. 
The  Journal  of  the  Amer.  Med.  Ass.  May  30.  1903. 

60.  Spandri,  F.,  Contributo  alla  cura  cbirurgica  della  fistele  bronchiali.  Rivista  veiuti. 
di  scienze  mediche.  1903.  fasc.  YII. 

61.  *Sutcliffe,  The  operative  treatment  of  tuberculous  glands  of  the  neck.  The  Laoeet; 
1903.  Nov.  14. 

62.  The ve not,  Actinomycose  suppurö  du  stemo - mastoldicis.  Syphilis  et  actinomycoat. 
Archive  s  provinciales  1903.  Nr.  9. 

63.  ^Yalle,  Actinomycosis  cervicofacial.  Revista  de  la  sociedad  m^dica  Argentina  W&. 
Julio-Agosto. 

64.  Yegrassat  et  Arabian,  Un  cas  de  rupture  du  stemo-cleido-mastoSdico  (bämatom») 
chez  le  nouveau-nä.    Revue  m^icale  de  la  Suisse  romande  1903.    Nr.  1. 

65.  *Weissenstein,  Zur  klinischen  Bedeutung  der  Halsrippen.  Wiener  klin.  Rond* 
schau  1903.  Nr.  21. 

66.  Whitacre,  Persistent  thyrolingual  duct;  complete  branchial  fistula.  Annais  of  sar- 
gery  1903.    Jan. 

67.  Wollstein,  Eine  neue  Operationsmethode  des  Caput  obstipum.  32.  Chirurgen -Kob- 
gress  1903. 

68.  W  Ullstein,  Eine  neue  Operationsmethode  des  Caput  obstipum.  Zentralblatt  fiir 
Chirurgie  1903.  Nr.  33. 

69.  *Wullstein,  Über  eine  neue  Operationsmethode  des  Caput  obstipuuL  Yerein  der 
Ärzte  in  Halle.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  20. 

70.  V.  Zur  Mühlen,  Zwei  Fälle  von  aneurysma  der  Arteria  carotis  cerebri.  Zeitscbiiftftr 
Ohrenheilkunde  1903.  Bd.  XLV.  Heft  1. 

Entzündliche  Prozesse  am  Hals. 

Delling  er  (16)  referiert  über  126  Operationen   von  100  Patienten  im 
Laufe  von  10  Jahren  gemacht.    Er  macht  aus  kosmetischen  Rücksichten  dai 
Hautschnitt  innerhalb   der  Haargrenze  und   gräbt  die  Drüsen   subkutan  aos. 
In  der  Diskussion   gibt  er  König   (Berlin)  zu,    dass   die  Mehrzahl  der  Falk 
von   tuberkulösen  Halsdrüsen  sich  nicht   zu  dieser  Operation  eignet,  wo  die 
Operation  aber  zu  machen  ist,  sah  er  sehr  wenig  Rezidive. 
Rigal  (50)  bringt  einen  Fall  von  Halsaktinomykose.  \ 
Der  Fall  Thevenots  (62)  ist  speziell  diflferential  diagnostisch  interessant. 
Klinisch  war   er   nicht   von    einer   neoplastischen    Affektion    des  Muskels  a» 
unterscheiden.     Nur   die   mikroskopische   Untersuchung   bestimmte  den  Fall 
als   Aktinomykose.     Ein  anderer   analoger   Fall  dagegen  war  von  malignem  | 
Tumor  verursacht.     Es  ist  sehr  schwer,    solche  Fälle   von  Syphilis  zu  unter- 


Gillavrj,  Verletzungen  u.  Chirurg.  Krankheiten  des  Halses  u.  der  Schilddrüse.     413 

scheiden.  Schliesslich  bringt  Verf.  noch  eine  Krankengeschichte  Rönas 
eines  Syphilitischen,  der  zugleich  eine  Aktinomykose  des  Kopfhickers  hatte. 
Galletta  (26)  beschreibt  einen  Fall  Ton  Angina  Ludwigi,  von  der 
septisch-gangränösen  Form,  und  bezugnehmend  auf  einen  anderen  von  ihm 
beschriebenen  Fall  von  der  purulenten  Form  (Giornale  intemaz.  della  sc.  med. 
1901)  stellt  er  die  Merkmale  zur  Unterscheidung  der  beiden  Formen  fest; 
bei  der  ersteren  Form  herrschen  die  allgemeinen  Erscheinungen  vor,  bei  der 
letzteren  die  lokalen.  Wie  in  den  Fällen  von  zweifelhafter  Abszessdiagnose 
bei  anderen  Entzündungsprozessen,  sei  nach  ihm  auch  bei  der  Angina  Ludwigi 
das  Verhalten  der  Leukocyten  zu  erforschen  ;  diese  Untersuchung  gebe  wichtige 
Anhaltspunkte  für  die  Behandlung  und  die  Prognose  und  ermögliche  die 
Differentialdiagnose  zwischen  den  beiden  Formen.  R.  Giani. 

Blähhals  etc. 

Diehl  (14)  teUt  folgenden  Fall  mit: 

£m  Junge  wollte  einem  Flatus,  der  den  Sphinkter  ani  nicht  überwinden  konnte,  anter 
angehaltenem  Atem  Hilfe  leisten.  Gleich  verspOrte  er  am  Halse  einen  stechenden  Schmerz 
and  fohlte  etwas  wachsen.  Jetzt,  nach  einigen  Tagen,  kann  er  die  Geschwulst  aktiv  auf- 
biftben.    Durch  Ruhe  wurde  dieser  abgesackte  Pneumothorax  innerhalb  10  Tagen  geheilt. 

Sebileaus  (57)  Fall   war  komplizierter. 

Ein  2 jähriges  Kind  hatte  seit  10  Monaten  einen  Tumor  des  Halses.  Bei  forcierter 
Eispiration  f&llten  sich  zwei  übereinander  gelegene  Einstülpungen  an  der  Hinterseite  d^ 
Steräo-cieido-mastoidens  mit  Luft.  Bei  der  Operation  wurden  diese  Einstülpungen  eröffnet. 
Die  Wand  war  nun  stückweise  zu  entferneu.  Die  Eommnnikationsöffnnng  mit  der  Tiefe 
befand  sich  zwischen  einigen  Muskelfibrillen  des  St.  d.  m.  Diese  uffnung  schloss  sieh  bei 
der  Inspiration.  Der  eingeführte  Finger  palpierte  einen  Hohlraum  an  der  Vorderseite  der 
Geflsse.  Der  Raum  stieg  ins  Mediastinum  herab  bis  zu  den  Bronchien.  Die  Kommunikations- 
dffhong  mit  den  Luftwegen  konnte  nicht  gefunden  werden,  selbst  nicht  nach  Füllung  mit 
sterilisiertem  Wasser.  Die  Wandung  dieser  Höhle  wurde  nur  zum  Teil  entfernt,  dann  die 
Hdhle  mit  Jodtinktur  frottiert  und  nach  Einsetzung  eines  Drains  in  die  Mediastinalhöhle 
die  Wunde  geschlossen.  Patient  genass.  Jetzt  sieht  man  beim  Schreien  nur  eine  leichte 
Herrorwölbung  oberhalb  der  Elavikula. 

lu  der  Literatur  findet  er  nur  einen  derartigen  Fall  von  R.  Fowler 
bei  A.  Koutnik  (K.  Des  Tumerus  gazeuses  du  cou.  These  de  Paris  1896). 

Verf.  verwirft  die  Meinung  Monods,  es  handle  sich  um  eine  Pneumato- 
cele  in  einer  kongenitalen  Halscyste,  da  der  Tumor  nur  Gas  enthielt  und 
keine  Epitheliumwand  hatte. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  nur  Bindegewebe  mit  sehr 
dünner  Endothelbekleidung. 

Halsrippe. 

Ranzi  (46)  bringt  zwei  neue,  in  der  Klinik  Eiseisbergs  operierte 
Fälle  von  Halsrippen.  In  beiden  Fällen  waren  nach  der  Operation  die 
Schmerzen  und  Parästhesien  sofort  beseitigt.  Motorisch  war  im  ersten  Falle 
nach  2V«  Monat  nur  etwas  Besserung  aufgetreten.  Im  zweiten  Falle  war  die 
Funktion  3^/s  Jahre  nach  der  Operation  völlig  gut.  Bei  Sektionen  werden 
Halsrippen  vielfach  gefunden.  Klinische  Symptome  werden  nur  selten  ver- 
ursacht. In  der  Literatur  findet  er  32  näher  beschriebene  Fälle,  in  welchen 
teils  Zirkulations-  teils  nervöse  Störungen  vorhandeu  waren. 

Ductus  thyreoglossus.     Fistula  colli. 

F  redet  und  Chevassu  (23)  geben  zwei  Krankengeschichten  von  Schleim- 
cysten  entwickelt  aus  dem  Ductus  thyreoglossus.    Die  genaue  topographische 


414  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    II.  Teil. 

Orientierung  der  Fälle  in  Verbindung  mit  der  mikroskopischen  Untersuchung 
rechtfertigen  die  Diagnose  und  erhöhen  den  Wert  der  Mitteilung. 

Dowd  (17)  publiziert  einen  Fall  von  persistierendem  Ductus  thyreo- 
glossus.  Der  exzidierte  Ductus  war  dadurch  merkwürdig,  dass  er  sich  zum 
rechten  Schilddrüsenhom  gesellt  und  nicht  zum  Isthmus.  Mikroskopische 
Untersuchung  zeigte,  dass  die  Wand  teilweise  Ösophagusepithel,  teilweise 
Flimmerepithel  besass.  Auch  waren  einige  Wandpartien  von  thyreoidaler 
Struktur. 

Horace  J.  Whitacre  (66)  berichtet  über  zwei  operativ  behan- 
delte Fälle  von  Kiemengangsfisteln.  In  einem  Falle  gelang  die  voUstäLndige 
Exstirpation  der  von  der  Gegend  des  Stemoklavikulargelenks  nach  der  Tonsille 
gehenden  Fistel  in  einer  Sitzung.  In  dem  zweiten  Falle  wurde  viermal 
operiert,  weil  immer  Aussackungen  zurückblieben,  die  durch  unsichtbare  KaDäl- 
chen  mit  dem  exstirpierten  Teile  kommunizierten.  Die  Heilung  erfolgte  ersi 
als  nach  Exstirpation  des  Zungenbeinkörpers  ein  hinter  diesem  liegendes 
Säckchen  gefunden  und  entfernt  wurde.  Zur  embryologischen  Erläutening 
dieser  Zustände  bedient  sich  Whitacre  der  Tonmodelle,  einer  dünnen 
Scheibe.  Maass  (New-York). 

An  der  Hand  von  zwei  von  ihm  beobachteten  Fällen  von  branchiogenen 
Cysten  sucht  Cassanello  (8)  die  Pathogenese  dieser  Affektion  zu  erklären. 
Im  ersten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  branchiogene  Cyste  der  Oberzungen- 
beingegend und  des  Mundbodens  von  12  X  9  cm  Durchmesser.  Unter  dem 
Mikroskop  Hess  sie  zwei  Schichten  erkennen:  eine  Bindegewebs-  und  eine 
Epithelscbicht,  die  genau  den  Typus  der  Epidermis  reproduzierten.  Da  sie 
medial  lokalisiert  war,  meint  Verf.,  dass  sie  aus  einem  im  embryonalen  Leben 
in  den  Geweben  des  Halses  eingeschlossen  gebliebenen  Ektodermrestes ,  der 
sich  während  der  Entwickelung  und  der  Umbildung  und  dem  Schwunde  der 
Eiemenbogen  und  -Spalten  cystisch  erweitert  habe,  entstanden  sei.  Er  be- 
schreibt dann  die  Differentialmerkmale  zwischen  einer  solchen  Dermoidcyste 
und  den  anderen  Arten  von  cystischen  Anschwellungen,  die  ungefähr  den 
gleichen  Sitz  haben  können.  Diese  letzteren  sind  die  Ranula,  die  jedoch 
keine  gelbliche,  sondern  eine  ausgesprochen  bläuliche  Färbung  zeigt  und  fast 
immer  seitwärts  ihren  Sitz  hat,  die  Mucoidcyste  des  Ductus  thyreoglossös, 
die  jedoch  mit  zylindrischem  Flimmerepithel  ausgekleidet  ist  und  nicht  die 
Weichheit  der  branchiogenen  Cyste  besitzt,  und  die  Hydatiden-  und  serösen 
Cysten  des  Halses,  die  auch  durch  dieses  Merkmal  charkterisiert  sind.  — 
Was  die  chirurgische  Behandlung  der  branchiogenen  Cysten  anbelangt,  meint 
Verf.,  dass  dieselben,  wenn  sie  auf  der  Seite  des  Mundes  hervorragen,  stets 
vom  Munde  aus  exstirpiert  werden  müssen;  ragen  sie  nicht  hervor,  dann 
nehme  man  die  Abtragung  besser  von  aussen   vor. 

Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  aus  dem  zweiten  lateralen 
Schlundbeutel  hervorgegangene  Kiemencyste  von  8  X  6  cm  Durchmesser.  Bei 
der  mikroskopischen  Untersuchung  erkannte  man,  dass  der  Cysteninhalt  vor- 
wiegend aus  Zeichen  einer  vorgeschrittenen  Degeneration  aufweisenden  Epi- 
thelelementen bestand ;  die  Wandung  hatte  eine  äussere,  aus  lockerem  Binde- 
gewebe bestehende  und  zahlreiche  Kapillargefässe  enthaltende  Schicht,  eine  mitt- 
lere, die  Merkmale  des  adenoiden  Gewebes  aufweisende  Schicht.  Durch  ihre  be- 
sondere Struktur  und  ihren  Sitz  deutet  die  Cyste  ihren  branchialen  Ursprung  an, 
und  die  Beschaffenheit  des  Epithels  sowie  das  Fehlen  von  Haaren  und  Talgdrüsen 
lassen  annehmen,  dass  sie  aus  einer  Portion  der  mit  Endoderm  bekleideten 


GillaYry,  Yerletzangen  u.  chirurg.  Krankheiten  des  Halses  u.  der  Schilddrüse.     415 

Kiemenbogen  oder  -Spalten  hervorgegangen  sei.  Kurz  und  gut  Verf.  meint, 
dass  diese  Cyste,  im  Gegensatze  zu  der  des  ersten  Falles,  die  er  auf  einen 
abgesprengten  Ektodermkeim  zurückführt,  aus  einem  branchialen  Keim  des 
inneren  Blattes  und  genauer  gesagt,  aus  dem  die  Schlundtaschen  bekleidendem 
Endoderm  entstanden  sei.  Was  diesem  Fall  eine  eigene  Physiognomie  ver- 
leiht ist  der  Reichtum  an  lymphatischem  Gewebe.  Da  die  Cyste  hier  nicht 
in  die  Mundhöhle  hineinragte,  zog  Verf.  vor,  sie  von  aussen  zu  exstirpieren* 

R.  Giani. 

Littauer  (40)  zeigte  einen  22jährigen  Mann,  der  seine  Fistel  erst  seit 
seinem  14  Lebensjahre  bemerkt  haben  will.  Es  handelte  sich  um  eine  wahr- 
scheinlich inkomplette  Fistel,  die  sich  im  Laufe  der  Jahre  zu  einer  kompletten 
entwickelt  hat. 

Kirmisson  (32)  beobachtete  eine  eiternde  Fistel  bei  einem  Kinde  von 
20  Monat,  nachdem  im  dritten  Monat  des  Lebens  eine  entzündliche  Schwel- 
hing des  Halses  inzidiert  worden  war.  Die  Tiefe  der  Fistel  und  das  Miss- 
hngen  aller  Heilungsbestrebungen  zwangen  zuletzt  zur  Diagnose  einer  kon- 
genitalen Fistel.  Diese  wurde  operativ  entfernt.  Die  histologische  Unter- 
suchung bestätigte  die  Diagnose.  Die  Wandung  bestand  aus  einem  geschich- 
teten Pflasterepithel,  darunter  eine  Schicht  mit  Follikeln.  La  der  Umgebung 
fanden  sich  einige  spärliche  Muskelfasern  und  Speicheldrüsen,  auch  einige 
ThyreoidfoUikel. 

Spandri  (60)  berichtet  über  fünf  Fälle  von  Kiemenfistel,  in  denen  er 
chirurgisch  eingriff  und  den  Fistelgang  vollständig,  bis  zum  Zungenbein  aus- 
schnitt. In  allen  Fällen  war  der  Ausgang  ein  guter;  die  Heilung  erfolgte 
rasch  und  kann  nach  Verf.  als  dauernde  angesehen  werden.  Die  Indikation 
eines  Angriffs  sei  jedoch  bei  dieser  Affektion  eine  rein  relative  und  keine 
absolute;  manche  Chirurgen  gehen  viel  weiter  und  behaupten,  dass  die  Aus- 
Bchneidung  des  Fistelganges  notwendig  sei;  sie  verhüte,  dass  sich  im  vor- 
geschrittenen Alter  ein  Karzinom  im  Epithel  entwickle.  R.  Giani. 

F.  König  (34,  35)  referiert  über  das  Operationsverfahren  v.  Hackers 
bei  Fistula  colli.  Diese  Einstülpung  kann  nur  dann  geschehen,  wenn  die 
Fistelwand  weich  und  elastisch  ist.  Dieses  ist  aber  oft  nicht  der  Fall  und 
unter  diesen  Umständen  macht  er  den  Vorschlag,  die  innere  Hälfte  der  Fistel 
zurückzulassen.  Nun  leitet  er  das  periphere  Ende  des  zurückgelassenen  Teiles 
an  der  vorderen  Seite  der  Tonsillen  wieder  in  die  Mundhöhle  heraus,  wo  es 
mit  einigen  Knopfnähten  an  der  Schleimhaut  fixiert  wird. 

Das  Sekret  der  Fistel  kann  jetzt  durch  die  alte  und  die  neue  Öffnung 
im  Munde  abfliessen,  eine  Retention  findet  also  nicht  mehr  statt. 

Femer  weist  er  darauf  hin,  dass  einige  Mastdarmfistel  in  chronischem 
Fall  mit  Epithel  bekleidet  sind.  Diese  kann  man  bis  auf  einen  kleinen  Rest 
exstirpieren  und  das  kleine  innere  Ende  auf  die  v.  Hack  ersehe  Methode 
einstülpen.     Darüber  vernäht  man  dann  die  übrige  Darmwand. 

Tumoren. 

Faure  (21)  behauptet,  die  branchiogenen  Tumoren  sind  gar  nicht  so 
selten.  Er  habe  wahrscheinlich  mehrere  und  gewiss  zwei  operiert.  Diese 
zwei  sind  in  der  Inaugural-Dissertation  des  Dr.  Yeau  referiert  worden  und 
von  demselben  histologisch  untersucht. 


416  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Der  zweite  Fall  ist  jetzt  fünf  Jahre  rezidivfrei,  nachdem  ein  800g 
grosser  Tumor  aus  der  rechten  Submaxillargegend  exstirpiert  worden  ist. 
Nach  vier  Jahren  hatte  Patient  einen  kleinen  beweglichen  Tumor  prähyoidal. 
Dieser  Tumor  iet  ebenfalls  exstirpiert  worden,  aber  nicht  näher  untersochi 

In  der  Diskussion  berichtet  Tuffier  über  einen  von  ihm  operierten 
Branchiom.  Nach  drei  Monaten  hatte  sich  eine  prävertebrale  Metastase  ent- 
wickelt, die  sich  leicht  exstirpieren  liess.  Beclus  erinnert  an  seine  letzte 
Publikation,  wo  er  insistiert  auf  die  Unterscheidung  von  zwei  prognostisch 
verschiedenen  Formen:  gemischte  Tumoren  mit  guter  Prognose  und  Epithe- 
liome mit  schlechter  Prognose. 

Bolton  Carter  (6)  publiziert  folgenden  Fall.  Ein  weibliches  Kiiid 
wurde  mit  einem  halbcystischen  subhyoiden  Tumor  geboren,  ohne  Störungen 
während  der  Geburt.     Das  Kind  blieb  einen  Monat  am  Leben. 

Reclus  (47)  berichtet  über  einen  Tumor  ausgehend  von  der  Glanduk 
carotica,  bei  einer  49jährigen  Frau  exstirpiert.  Der  Tumor  bestand  fünf 
Jahre,  sass  auf  der  Verzweigung  der  Carotis  communis.  Er  umfasste  die 
Gefässe  ganz,  da  aber  an  der  hinteren  Seite  eine  Furche  bestand,  worin  die 
Gefässe  eingebettet  waren,  konnte  der  Tumor  exstirpiert  werden,  ohne  die 
grossen  Gefässe  resezieren  zu  müssen.  Er  weist  auf  die  Wichtigkeit  hin,  die 
Exstirpation  auf  diese  Weise  zu  verrichten,  wie  es  auch  schon  von  Heinleth 
getan  wurde,  da  sonst  die  Gefahren  der  Operation  sehr  grosse  sind  und  die 
Tumoren  doch  relativ  gutartig  sind.  Im  ganzen  findet  er  zehn  derartige 
Tumoren  in  der  Literatur,  wovon  zwei  an  der  Operation  gestorben  sind. 

In  einer  näheren  Arbeit  gemeinsam  mit  Chevassu  (48)  untemommeD, 
wird  dieses  Thema  noch  ausführlich  behandelt  und  Krankengeschichten,  mikro- 
skopische Untersuchung  etc.  in  extenso  mitgeteilt. 

Kennedy  (31)  teilt  einen  Fall  mit  von  Halshygroma.  Der  Tumor  be- 
stand bei  einem  vierjährigen  Jungen  seit  einem  halben  Jahre.  Er  sass  rechts 
am  vorderen  Stemo-Kleidalrand  im  unteren  Halsteil.  Bei  der  Operation  war 
er  ziemlich  festsitzend  am  Manubrium  sterni,  Muskeln  und  Gefässe  konnten 
aber  schliesslich  fast  ohne  Blutung  exstirpiert  werden.  Alle  Cysten  hatteo 
klaren  Inhalt. 

Das  kavernöse  Angiom  Eliots  (18)  lag  im  oberen  Halsdreieck  und  war 
entstanden  fünf  Jahre  nachdem  ein  kleines  submaxillares  Angiom  abgetragen 
war.  Jetzt  bestand  es  etwa  13  Jahre.  Bei  der  Exstirpation  wurde  die  Carotis 
extemus  oben  und  unten  unterbunden. 

Monod  (43)  zeigte  in  der  Soc.  d.  Chir.  de  Paris  einen  29-jährigen 
Patienten  mit  grossem  Nackenkeloid  nach  Akne  seit  sechs  Jahren  bestehend. 
Früher  war  er  mit  Skrifikationen  und  Kauterisationen  behandelt.  Verf. 
wünscht  Aufklärung  zur  Therapie.  Selbst  hatte  er  früher  bei  einem  Jungen 
ein  Keloid  abgetragen,  das  nicht  rezidivierte,  obschon  die  Wunde  teilweise 
unter  Eiterung  heilte.  Bei  der  Diskussion  entriert  Guinard  die  Operation, 
da  er  selbst  nach  Operation  Rezidiv  sah.  Poirier  hatte  in  einem  Falle 
nach  Exstirpation  mit  dem  Thermokauter  gute  Heilung.  S  6b  i  1  e  a  u  spricht  sici 
in  diesem  Falle  gegen  die  Operation  aus,  da  er  in  der  Umgebung  noch  frische 
Aknepustel  findet.  Tuffier  hat  Heilung  errungen  nach  zwei  Jahre  fortge- 
setzter Bandage.  LucasChampionniere  rät  bei  sichtbarem  Keloid  Opera- 
ti on,  sonst  wie  Tuffier  Kompression. 


GillaTry,  Verletzungen  n.  chirorg.  Krankheiten  des  Halses  a.  der  Schilddrase.     417 

Torticollis. 

Vegrassat  und  Arabian  (64)  teilen  einen  Fall  von  Hämatom  des 
Kopfnickers  mit.  Die  Hebamme  hatte  die  Geburt  des  Kindes  beschleunigt 
durch  Traktion  an  dem  Haupt,  obwohl  das  Kind  in  normaler  Lage  geboren 
wurde.  Gleich  nach  der  Geburt  wurde  die  Schwellung  des  Kopfnickers  beob- 
achtet.    Diese  wuchs  einige  Tage  und  ging  in  einigen  Wochen  zurück. 

Wullstein  (67,  68,  69)  hat  in  sechs  Fällen,  wo  ausser  Caput  obstipum 
noch  ein  Collum  obstipum  vorhanden  war,  zuerst  den  kontrakten  Muskel  durch- 
schnitten resp.  partiell  exstirpiert,  dann  durch  Verkürzung  des  anderen 
enorm  gedehnten  Musculus  stemo-cleido-mastoideum  Beseitigung  des  Collum 
obstipum  herbeigeführt. 

Gallayardin  und  Savy  (25)  berichten  über  einen  Fall  von  Torticollis 
congenita  bei  einem  60-jährigen  Manne,  den  sie  Gelegenheit  hatten  zu  sezieren. 
Der  Fall  wurde  folgendermassen  resümiert: 

Klinisch:  Kongenitale  Torticollis  stark  ausgeprägt  mit  Hemiatrophia  craniofacialis. 
Autopsie:  Bindegewebige  Entartung.  Starke  Verkürzung  des  stemalen  Teiles  des  St.  cl. 
m.  (8  cm  statt  18  cm).  Einfache  Muskelatrophie  des  davilaren  Teiles.  Keine  Narbe,  kein 
altes  Hämatom ,  keine  perimnsknl&re  entzflndliche  Verwachsungen.  Histologische 
Unters nchnng  des  Nervensystems:  Recurrens  Willisii,  Stamm  des  Sympathicus  cer- 
Ticalis,  Ganglion  cery.  sup.  und  inf.  alle  normal.  Bulbärganglien  unverändert  Sehr  deut- 
liche Atrophie  des  Vorderhorns  des  oberen  Teiles  des  cervikalen  Rückenmarkes. 

Aus  diesem  Befund  ziehen  sie  folgende  Schlüsse: 

1.  Die  makroskopischen  und  mikroskopischen  Änderungen  des  Sterno- 
cleido-mastoideus  sprechen  nicht  zugunsten  einer  lokalen  muskulären  Ur- 
sache des  Schiefhalses. 

2.  Eben  so  wenig  sprechen  sie  für  eine  im  peripheren  Nervensysteme 
hegende  Ursache. 

3.  Es  besteht  eine  ;,  kollaterale ^  Abweichung  des  Vorderhornes  der 
MeduUa. 

4.  Die  Deutung  dieser  Abweichung  ist  noch  nicht  klar.  Entweder  ist 
es  eine  primitive  MeduUarkrankheit,  wovon  die  Muskulatur  Änderungen  und 
die  kranio-faciale  Hemiatrophie  abhängig  sind,  analog  einer  Kinderlähmung, 
oder  aber  die  medulläre  Atrophie  ist  die  retrograde  Folge  einer  primitiven 
Missbildung  oder  Läsion  des  Muskels. 

In  dem  von  Beduschi  und  Bossi  (2)  referierten  Falle  zeigte  eine 
erbhch  mit  schwerer  Psychopathie  belastete  Frau  infolge  eines  moralischen 
Traumas  Symptome  von  Melancholie  und  Torticollis  mit  Skoliose.  Patientin 
wies  weder  hysterische  Stigmata  noch  Erscheinungen  von  Organveränderungen, 
die  den  Torticollis  hätten  erklären  können,  auf,  wohl  aber  Steigerung  der 
tiefen  Reflexe  und  Fehlen  der  oberflächlichen.  Die  VerflF.  erörtern  zunächst 
die  von  Brissand  und  seiner  Schule  als  Torticollis  mentalis  bezeichnete 
Form,  deren  rein  psychische  Entstehung  sie  in  Zweifel  setzen,  und  geben 
dann,  sich  auf  ähnliche  Beobachtungen  stützend,  die  dartun,  dass  bei  den 
mit  Torticollis  Behafteten  Steigerung  der  tiefen  Reflexe  besteht,  die  Meinung 
kund,  dass  die  Krankheit  durch  eine  in  ihrer  Natur  unbestimmbare  Ver- 
änderung der  Rindenpyramidenbahnen  bedingt  sei.  R.  Giani. 

Hasebroek  (28)  bringt  drei  Fälle  von  spastischem  Krampf  des  Kopf- 
nickers  und  einen  vom  M.  splenius. 

Symptomatologisch  interessant  ist,  dass  in  einem  seiner  Kopfnickerfälle 
und  dem  Fall  des  M.  splenius  Erhebung  des  Armes  in  die  militärische  Gruss- 
stellung  unmittelbar  den  Kopf  freier  machte. 

Jalirwberieht  fOr  GUrnrgie  1906.  27 


418  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    Tl.  Teil 

Bei  der  Therapie  sah  Verf.  rasche  Verbessemng  durch  permanentes 
Tragenlassen  eines  elastischen  Zugverbandes  zwischen  Rumpf  und  Kopf. 

Verf.  schreibt  den  therapeutischen  Effekt  dieses  Verbandes  einer  Übung 
der  gesunden  Antagonisten  zu. 

Eofmann  (33)  beobachtete  ein  16jähr.  Mädchen  mit  TorticoUis  spasiiciis. 
Die  Zuckungen  waren  hauptsächlich  im  Stemocleido  mastoideus  lokalisiert 
Nach  Scheiterung  elektrischer  und  Massage-Behandlung  wurde  der  N.  recurrens 
von  der  Vorderseite  des  Sterno-cleido-mastoideus  reseziert  mit  gutem  Heil- 
erfolg. 

Derocque  (13)  hatte  eine  41jähr.  Frau  mit  der  nämlicheD  KrankheiL 
Nachdem  die  Resektion  des  Recurrens  erfolglos  blieb,  wurden  nachträglich 
die  Nn.  cervicales  post.  reseziert  mit  gutem  Erfolg.  Es  soll  der  erste  Fall 
sein,  der  auf  diese  Weise  in  Frankreich  operiert  worden  ist. 

Gefässe. 

Bei  Beut  her  (3)  entstand  die  Hemiplegie  unmittelbar  nach  Unter- 
bindung der  Carotis  im  Gegensatz  zum  gewöhnlichen  Verhalten,  wo  Lähmung 
und  Unterbindung  zeitlich  auseinanderliegen.  Man  konnte  hier  also  nicht  mit 
einer  später  folgenden  Thrombosis  zu  tun  haben.  Weiter  war  interessant, 
dass  die  obere  Extremität  vorwiegend  beteiligt  war,  was  sich  speziell  bei  der 
ziemlich  schnell  folgenden  Besserung  zeigte. 

Lilienthal  (39)  machte  die  Ligatur  der  rechten  Karotide  14  Tage 
nach  Ligatur  der  linken  bei  einem  18jährigen  Mädchen  mit  Aneurysma  artario- 
venosum,  wahrscheinlich  im  Sinus  cavernosus.  Üble  Folgen  der  Unterbindong 
sind  nicht  notiert. 

Co  Hins  (9)  machte  die  Unterbindung  der  Carotis  ccmimunis  dreimal. 
Fall  1  bei  intrakranialem  Aneurysma.  Heilung.  Im  zweiten  Falle  bestand 
eine  dubiös  maligne  Ulzeration  im  Munde,  die  durch  die  Ligatur  viel  gebessert 
wurde  und  im  dritten  Falle  hatte  die  Unterbindung  bei  einem  Rezidiv  tob 
Karzinom  im  Munde  keinen  Effekt. 

V.  Zur-Mühlen  (70)  publiziert  zwei  Fälle  von  Aneurysmen  der  Art^ria 
carotis  cerebri.  Er  meint,  diese  Fälle  sind  häufiger  als  man  in  der  Regel  aa- 
nimmt.  Sie  können  gerade  von  Ohrenärzten  diagnostiziert  werden,  da  die 
Alteration  des  Gehörorganes  oft  das  erste  und  bedeutendste  Symptom  da^ 
stellt.  Der  zweite  Fall  ist  besonders  bemerkenswert  durch  die  lange  Bauer 
der  Krankheit,  mindestens  10  Jahren.  Durch  Unterbindung  der  Carotis  com- 
munis nach  vorheriger  methodischer  Kompression  (4— 6  mal  täglich  je  5  Minuten, 
durch  16  Tage  hindurch)  wurde  Besserung  erzielt. 

Miklaschewsky  (42)  unterband  die  Carotis  communis  sin.  wegen  einer 
sekundären  Blutung  nach  Schussfraktur  (Schrotladung)  der  linken  ünterkiefe^ 
hälfte.  Pat.  34  a.  n.  vertrug  die  Unterbindung  anscheinend  gut,  jedoch  trat 
nach  vier  Wochen  plötzlich  eine  rechtsseitige  Hemiplegie  auf.    Heilung. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Fummi  (24)  berichtet  über  drei  klinische  Fälle,  in  denen  er  in  einm 
wegen  Nachblutung  infolge  einer  bilateralen  Amygdalektomie,  in  den  anderen 
wegen  Verwundung  des  Halses,  die  Carotis  primitiva  unterbinden  musste.  Er 
nimmt  Gelegenheit,  sich  über  die  Anatomie  der  Karotis  und  der  betreffenden 
Region,  über  die  bei  Unterbindung  der  Karotis  befolgten  Methoden,  die  In- 
dikation zu  diesem  Operationsakt  und  die  unmittelbaren  und  NachwirkongeD 


GillaTry,  Verletzungen  u.  chirarg.  Krankheiten  des  Halses  u.  der  Schilddrüse.    419 

desselben  zu  verbreiten.  Des  langem  erörtert  er  die  Möglichkeit,  dass  es 
ziemlich  hoch  oben  in  der  Karotis  zur  Bildung  eines  Thrombus  kommen  könne, 
der,  wie  es  in  den  beiden  letzten  von  ihm  referierten  Fällen  geschah,  zum 
Teil  frei  werden  und  die  Sylviana  oder  einen  ihrer  Zweige  embolisch  ver- 
stopfen kann,  mit  den  allen  bekannten  sehr  schweren  Übelständen. 

Zum  Schlüsse  bemerkt  er,  dass  die  Unterbindung  der  Carotis  primitiva 
immer  ein  sehr  schwerer  Operationsakt  sei,  zu  welchem  man  nur  im  äussersten 
Kotfalle  schreiten  dürfe.  R.  Giani. 

In  dem  von  Camaggio  (5)  referierten  Falle  bestand  eine  Schnittwunde 
auf  der  rechten  Seite  des  Halses,  dem  Schildknorpel  entlang,  mit  schwerer 
Blutung.  Verf.  unterband  die  Carotis  primitiva,  da  aber  die  Blutung  nicht 
aufhörte,  mnsste  er  die  Stümpfe  der  durchschnittenen  Arterie  in  situ  weit 
oberhalb  des  Chassaignacschen  Höckers  unterbinden.  Er  vermutete,  dass  die 
durchschnittene  Arterie  eine  unregelmässige  Vertebralarterie  sei,  die  durch 
das  Foramen  des  H.  oder  HI.  Halswirbels  hindurchgehe,  und  seine  Vermutung 
bestätigte  sich,  indem  bald  darauf  eine  Myosis  rechterseits  auftrat.  Trotz 
der  Unterbindung  der  Carotis  primitiva  und  der  Vertebralarterie  traten  keine 
endokraniellen  Störungen  auf.  R.  Giani. 

Van  Campen  (7)  demonstriert  eine  58 jährige  Frau,  bei  der  er  mit 
gutem  Erfolg  die  Carotis  communis  unterbunden  hat  wegen  Aneurysma  des 
extrakraniellen  Teils  der  Carotis  interna.  Gehirnstörungen  traten  nicht  ein« 
Die  Schlingbeschwerden  —  selbst  Wasser  ging  nicht  mehr  durch  —  besserten 
sich  schon  vom  zweiten  Tag  nach  der  Operation  an. 

Narath  hat  in  einem  ähnlichen  Falle  die  Carotis  communis,  die  Carotis 
externa  und  auch  die  interna  selbst  unterbunden;  die  zwischen  diesen  Liga« 
turen  liegende  Gefässabteilung  wurde  exstirpiert.     Glatte  Heilung. 

Goedhuis. 

Farina  (20)  beschreibt  eine  Anomalie  der  oberen  Schilddrüsenarterie. 
Sie  ging,  ungefähr  1  cm  von  der  Gabelung  der  Carotis  communis  entfernt, 
von  der  Carotis  externa  ab  und  verlief  dann  nach  unten  und  nach  innen, 
mit  der  Achse  der  Carotis  communis  einen  spitzen  Winkel  von  50^  bildend. 
Nachdem  sie,  2  cm  von  ihrer  Entstehung,  die  drei  Seitenäste  abgegeben, 
teilte  me  sich  in  zwei  Endzweige,  von  denen  der  äussere  den  normalen  Ver- 
lauf der  oberen  Schilddrüsenarterie  einhielt  und  an  der  vorderen  äusseren 
Seite  des  linken  Schilddrüsenlappens  endigte,  während  der  innere,  den  Schild- 
drüsenmuskel streifend,  nach  der  Medianlinie  zu  verlief  und  sich  in  der 
äusseren  Drüsenregion  zerteilte.  R.  Giani. 

Es  eher  (19)  beschreibt  folgenden  Fall: 
£in  57jfthriger  MaDn  verspürt  beim  raschen  Heben  eines  schweren  Holzstückes  ein 
Knacken  in  der  rechten  Halsgegend  aber  dem  Schlüsselbein;  von  dem  Augenblick  an 
heftige  Schmerzen.  Es  bestand  eine  subkutane  Blutanschwellung,  die  schliesslich  die  Luft- 
röhre komprimierte.  Nach  zweimaliger  Inzision,  die  zeitweise  die  Symptome  zurücktreten 
Hessen,  trat  Eidtns  ein.  Bei  der  Obduktion  fand  man  ein  geplatztes  Aneurysma  der  Art. 
tbyr.  inf.  Oberhalb  dieses  Aneurysmas  bestand  noch  ein  zweites.  Obschon  ein  eigentlicher 
Unüall  nicht  bestand,  liess  die  Versicherungsgesellschaft  auf  gütlichem  Wege  den  Ange- 
hörigen des  Verstorbenen  eine  ziemlich  beträchtliche  Summe  zukommen. 

Deanesly  (11).  Bei  Gelegenheit  einer  Exstirpation  tuberkulöser  Lymphome  aus 
der  linken  Halsgegend  einer  34 jährigen  Frau  wurde  die  Vena  jugularis  in  der  Nähe  seiner 
Einmündung  in  der  Innominata  verwundet  und  musste  unterbunden  werden.  Zur  besseren 
Sicherung  wurde  die  Vena  auch  im  oberen  Halsdreieck  unterbunden.  Nun  wurde  die  Wunde 
durch  einen  kopiOsen  Ghylusausfluss  überschwemmt,  durch  Durchscbneidung  des  Ductus 
thoradctts  verursacht.   Dieser  Ductus  wurde  aufgesucht  und  in  das  Stück  Jugularis  zwischen 

27* 


420  Jahresbericht  fdr  Gfainirgie.    IL  Teil. 

den  zwei  angelegten  Sutnren  eingepflanzt,  mittelst  die  ganze  Wand  durchgreifender  fehier 
Nähte.  Zuvor  hatte  man  durch  Punktion  des  abgebundenen  Jugularisstttckes  festgestellt^ 
dass  es  noch  genQgend  Anastomose  hatte  und  also  durchgängig  war.  Während  des  Nahem 
wurde  oberhalb  der  Nahtstelle  die  Jugularis  durch  eine  Klammer  leicht  komprimiert.  Nach 
Abnahme  der  Klammer  stand  die  Blutung.  Nach  24  Stunden  erster  Verbandwechsel  und 
Abfluss  einer  beträchtlichen  Menge  nicht  näher  definierter  albumin&ser  Flüssigkeit.  Nachher 
wurde  der  Verband  nicht  mehr  durchfeuchtet. 

Verf.  sagt  noch,  dass  bei  den  in  letzterer  Zeit  publizierten  Fällen  die  Verletzung  des 
Ductus  thoracicus  ohne  (besondere  Massnahmen  weder  persistierende  Fistel,  noch  Chjloa- 
stauung  zur  Folge  hatte,  so  dass  die  gemachte  Operation  vielleicht  fiberflflssig  war.  Er 
findet  aber  sein  Vorgehen  physiologischer. 

Nerven. 

Beim  Patienten  Bardenheuers(l)  waren  durch  Stich  verletznng  Radialis, 
ülnaris  und  Medialis  gelähmt.  14  Tage  nach  der  Verletzung  wurden  die 
zwei  durchnittenen  Nervenwurzeln  vernäht.  Nach  zwei  Tagen  schon  leicht 
aktive  Bewegungen  in  den  Fingern,  nach  acht  Tagen  im  Ellbogengelenk  und 
nach  12  Tagen  in  der  Schulter. 

Powers  (46)  bekam  einen  Patienten,  dem  bei  einer  früheren  Operation 
wegen  Lymphomata  colli  zur  Stillung  einer  heftigen  Blutung  mittelst  Aneu- 
rysmanadel  tiefe  Gefässe  mit  einer  starken  Ligatur  unterbunden  waren.  Die 
unmittelbaren  Folgen  waren  damals:  Atembeschwerden,  Husten  und  Verlust 
der  Stimme,  welche  Symptome  einige  Zeit  anhielten. 

Es  blieb  eine  Fistel  und  durch  jede  Iritation  dieser  Stelle  oder  Son- 
dierung der  Fistel  wurde  starker  Husten  ausgelöst.  Schliesslich  wurde  in  der 
Wunde  eine  Ligatur  sichtbar,  aber  jede  Traktion  an  der  Ligatur  hatte  einwi 
Hustenanfall  zur  Folge.  Jetzt  wurde  die  Diagnose  gestellt,  der  Vagus  sei  in 
der  Ligatur  aufgenommen.  Durch  Operation  wurde  diese  Diagnose  bestätigt 
und  die  Ligatur  entfernt,  damit  war  Patient  von  seiner  Qual  befreit 

Rubesch  (53)  beschreibt  ein  umfängliches  Fibrom  des  Nervus  vagus  bei 
Fibromatosis  nervorum.  Der  intrathorakal  sitzende  Tumor  hatte  hier  Tracheal- 
stenose verursacht,   welche  schliesslich  eine  tödliche  Pneumonie  verursachte, 

Riedel  (49)  exstirpierte  bei  einem  28jährigen  Patienten,  der  schon 
zwei  Mal  wegen  Sarkom  der  Maxillargegend  operiert  worden  war,  ein  Rezidiv, 
das  mit  dem  Rest  der  Kieferhälfte  verwachsen  war.  Bei  diesem  Eingriff 
mussten  Carotis  communis,  Jugularis  und  Vagus  reseziert  werden.  Schon  Yor 
der  Operation  war  die  Stinmie  heisser.  Die  Vagusresektion  hatte  sehr  wenig 
neue  Ausfallerscheinungen  zur  Folge. 

In  vier  Fällen  der  Bobrowschen  Klinik  (22)  konnten  bei  Exstirpationen 
von  Halstumoren  die  grossen  Nervenstämme  nicht  geschont  werden.  Dreimal 
wurde  auch  der  Vagus  reseziert,  ohne  dass  bedrohliche  Erscheinungen  ein- 
traten. Ein  Fall,  in  dem  Fedorow  ein  die  ganze  linke  Hälfte  des  Halsfö 
einnehmendes  Sarkom,  welches  sich  zwischen  Brustkorb  und  Schulterblatt 
festsetzte,  exstirpierte,  war  12Monate  post  operationem  rezidivfrei.  Fedorow 
hält  daher  auch  bei  vorgeschrittenen  Fällen  die  Operation  für  berechtigt 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 


Ritter,  Chirurgische  Erkrankungen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.  421 


V. 

Chirurgische  Erkrankungen  des  Rachens  und  der 

Speiseröhre. 


Referent:  Carl  Ritter,  Greifswald. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

L  Bachen« 

1.  Baach,  Die  Retropfaaryngealabszesse  und  deren  Behandlung.   In.-Diss.  Marburg  1903. 

2.  Brunner,  Zu  den  retropharyogealen  Tumoren,  y.  Brunssche  Beiträge  1908.  Bd.  40. 
Heft  2. 

8.    Carless,  Transhyoid  Pharyngotom.    The  Practitioner  1903.  May. 

4.  Cavaillon,  Sar  ud  cas  de  fibrome  nasopharyngien  ä  prolongements  multiples.  Archives 
proyindales  19U3.  Nr.  6. 

5.  Cimino,  Über  Pharynxkarzinom.    Inaug.-Dissert.  Freiburg  1908. 

6.  ^Crile,  Tnbage  of  the  pbarynz  for  facilitating  the  adroimstration  of  anaestheties  and 
preventing  the  ixihalation  of  blood  in  certain  Operations  on  the  montb  and  face.  Annals 
of  surgery  1903.    June. 

7.  *Dien,  Tertifire  Läsionen  des  Nasen-Racheuraumes.  Revue  hebd.  de  laryngol.  1903. 
Nr.  38. 

8.  Glas,  Zur  Pathologie  der  Tuberkulose  der  Gaumentonsillen.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  36. 

9.  Gluck,  Der  gegenwärtige  Stand  der  Chirurgie  des  Schlundes,  Kehlkopfes  und  der 
Trachea,  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  u.  2.  v.  Esmarch-Fest- 
Schrift. 

10.  Hellend  all,  Retropharyngeale  Geschwülste,  v.  Brunssche  Beiträge  1903.  Bd.  39. 
Heft  8. 

11.  Hertz,  Ein  Fall  von  Pharynxtuberkulose  bei  einem  sechsjährigen  Kinde.  Archiv  für 
Laiyngologie  und  Rhinologie  1903.     14.  Bd. 

12.  Nenfeld,  Zur  Semiotik  der  tiefsitzenden  Pharynzkarzinome.  Archiv  für  Laryngologie 
and  Rhinologie  1903.    Bd.  14.    Berlin. 

13b  Orlow,  Pharyngotomie  pour  Fabiation  des  tumeurs  de  la  portion  bucale  du  pharynx. 
Revue  de  Chir.  1903.  Nr.  2. 

14.  Qu^nu,  Pharyngotomie  laterale  pour  l'extraction  d*une  piöce  dentaine  enclav^e  au- 
dessus  de  roriiice  superieur  de  Toesophage.  Bull,  et  möm.  de  la  sociöt^  de  Chir.  1903. 
Nr.  15. 

15.  Bosenberg,  Der  Retropharyngealabszess.    Berlin  1903.    J.  Goldschmidt. 

16.  Salomon,  Mödiastinite  suppur^  cons^cutive  k  un  abcös  latäro-pharyngien.  Bull,  de 
la  soci^t^  anatomique  de  Paris  1902. 

17.  ShOtz,  Pharynxtuberkulose  bei  Kindern«    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  42. 

18.  Uffenrode,  Beiträge  zur  Histologie  der  hyperplastischen  Rachentonsille  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Tuberkulose  und  Indikation  für  die  operative  Entfernung. 
Inang.-Diss.    Göttingen  1903. 

Glas  (8)  bespricht  die  Pathologie  der  Tuberkulose  der  Zungen- 
tonsillen  unter  sehr  genauer  Berücksichtigung  der  Literatur.  Er  selbst  hat 
drei  Fälle  untersucht.  Bei  zweien  derselben  handelte  es  sich  um  klinisch 
primäre  Tuberkulose,  in  einem  Fall  udi  miliare  Tuberkulose,  die  durch  Sputum- 


422  Jahresbericht  fOr  ObimTgie.    ü.  Teil. 

Infektion  entstanden  war.  Und  hier  traten  auch  miliare  Knötchen  an  der 
anderen  Tonsille  und  Velam  auf.  In  zwei  Fällen  wurde  der  Zusammenbang 
zwischen  tuberkulösen  Lymphomen  und  Tonsillartuberkulose,  in  einem  der 
zwischen  Retropharyngealabszess  und  Tonsillarerkrankung  nachgewiesen.  In 
aUen  Fällen  wurden  Tuberkelbazillen,  in  zwei  Massen  von  ihnen  gefunden. 
In  einem  Fall  wurde  neben  einseitiger  Tonsillarerkrankung  der  Befand  der 
tuberkulösen  Infiltration  des  entsprechenden  Stimmbandes  erhoben  (wahrschein- 
lich sekundär).  Glas  bespricht  im  Anschluss  daran  eingehend  die  verschie- 
denen Infektionsmöglichkeiten  der  Tonsillentuberkulose  in  kritischer  Weise 
und  gibt  eine  Übersicht  über  seine  mikroskopischen  Untersuchungen, 

Um  nachzuweisen,  wie  oft  die  Tuberkulose  in  den  hyperplastischen 
Rachentonsillen  vorkommt,  unterzog  Uffenrode  (18)  64  solcher  Fälle  einer 
eingehenden  mikroskopischen  Untersuchung,  die  er  für  beweisender  hält,  als 
die  schwierige  aseptische  Überimpfung  auf  das  Tier.  Im  ersten  Teil  schildert 
er  ausführlich  die  Befunde,  die  er  im  allgemeinen  von  den  exstirpierten 
Tonsillen  feststellen  konnte  und  die  z.  T.  von  den  bisherigen  Befunden  ab- 
weichen. So  glaubt  er  annehmen  zu  müssen,  dass  die  Metaplasie  des  Epithds 
in  geschichtetes  Plattenepithel  nicht  immer  dm'ch  chronische  Entzündungen 
bedingt  ist,  sondern  als  etwas  Physiologisches  anzusehen  ist.  Die  sogenannten 
Epithelnester  sind  nach  ihm  wahrscheinlich  die  durch  Tangentialschnitte  von 
den  mit  Epithel  bekleideten  Ausbuchtungen.  Und  die  vielgestalteten  Zellen, 
auf  die  Wex  zuerst  aufmerksam  gemacht  hat,  hält  er  für  Leukocyten,  die 
durch  mechanische  Insulte,  von  der  Operation  herrührend,  geschädigt  sind. 
Im  speziellen  Teil  werden  dann  nach  kurzer  Beschreibung  der  Schleim- 
und cholesteatomatösen  Cysten,  die  er  beobachtete,  drei  Fälle  ausführlidi  be- 
schrieben, in  denen  er  Tuberkulose  fand  (zweimal  wies  er  Tuberkelbazillen 
nach).  An  den  bisherigen  Trägern  dieser  tuberkulösen  Tonsillen  wurde  nadi 
der  Exstirpation  zur  Feststellung  anderer  tuberkulöser  Herde  Injektionen  von 
Tuberkulin  vorgenommen,  jedes  mit  Kontrollinjektionen  an  anderen  tuber- 
kulösen Patienten.  Einmal  trat  dabei  deutliche,  zweimal  keine  Reaktion  ein, 
bei  den  KontroUversuchen  war  stets  Reaktion  vorhanden.  Uffenrode  weist 
auf  die  grosse  diagnostische  Bedeutung  der  Tuberkulineinspritzung  in  solchen 
Fällen  hin,  um  festzustellen,  ob  die  Tonsillentuberkulose  primär  oder  sekxmdär 
ist.  Tritt  keine  Reaktion  ein,  so  ist  offenbar  der  tuberkulöse  Herd  voll- 
ständig aus  dem  Körper  entfernt.  Die  ausserordentlich  sorgfältige  Arbeit  ist 
unter  Brückners  Leitung  entstanden.  Es  ist  schade,  dass  ihr  nicht  einige 
gute  Zeichnungen  beigegeben  sind. 

Die  Rachentuberkulose  Erwachsener  ist  nichts  so  seltenes,  die  der 
Kinder  ist  sehr  rar.  Nur  17  Fälle  hat  Schötz  (17)  bisher  veröffentlicht 
gefunden.  Ihnen  fügt  Schötz  noch  zwei  Fälle  mit  ausführlichen  Krankenge- 
schichten hinzu.  Der  erste  ist  deswegen  besonders  interessant,  weil  er  anfangs 
genau  wie  Diphtherie  aussah,  was  auch  von  anderen  Autoren  schon  beschrieben 
ist.  Beide  Fälle  verliefen,  wie  alle  bisher  beobachteten,  letal.  Schötz  hält 
(den  Ursprung  der  Rachentuberkulose  für  eine  Lokalisation  einer  allgemeinen 
Miüartuberkulose  auf  dem  Wege  der  Gefässbahn.  Von  lokalen  Mitteln  ver- 
spricht er  sich  wenig.  Er  glaubt,  dass  die  Erkrankung  auch  bei  den  Kindern 
häufiger  beobachtet  werden  wird,  wenn  man  erst  mehr  auf  sie  achtet 

Hertz  (11)  hält  die  Diagnose  der  Pharynxtuberkulose  nicht  für  sehr 
schwer.  Besonders  eine  Verwechslung  mit  Diphtherie  ist  leicht  durch  Ab- 
wischen des  Belages  auszuschliessen,   die  diphtherischen  Membranen  bleiben, 


Bitter,  Chirurgische  ErkrAnkiuigeii  dee  Rachens  and  der  Speiseröhre.  42B 

über  den  tuberkalösen  Stellen  werden  die  Beläge  leicht  eotfernt  und  zeigen 
nnn  das  typische  Bild  der  Tuberkulose.  Mitteilung  eines  Falles  von  Pharynx- 
taberknlose  beim  Kind,  bei  dem  draussen  auch  Diphtherie  diagnostiziert  war. 
Die  Tuberkulose  war  hier  im  Bachen  primär,  die  des  Kehlkopfes  und  der 
Lungen,  die  zum  Tode  führten,  traten  erst  sekundär  auf. 

Salomon  (16)  berichtet  über  einen  Fall  von  seitlichem  Pharyngeal- 
abszess  bei  einem  5 monatlichen  Kinde.  Der  Abszess  wurde  vom  Munde 
aus  ausgedrückt,  doch  schloss  sieb  daran  eine  eitrige  Mediastinitis  an,  an 
der  das  Kind  zagrunde  ging.    Im  Eiter  fanden  sich  nur  Streptokokken. 

Rosenberg  (15)  weist  auf  die  relative  Häufigkeit  des  Retropharyngeal- 
abszesses  bei  kleinen  Kindern  hin,  bei  denen  er  aber  oft  gar  nicht  in  Rechnung 
gezogen  wird.  Er  schildert  kurz  und  anschaulich  die  Symptome  und  weist 
besonders  auf  die  Schluck-  und  Atembeschwerden  hin,  die  im  letztem  Fall 
bei  höher  gelegenen  Abszessen  Nasenverstopfung,  also  Atmen  durch  den  Mund, 
bei  tiefer  gelegenen  Larynxverengerung  bezw.  Ansaugen  der  Epiglottis  und 
damit  einen  klossigen  oder  stridulösen  Klang  der  Stimme  hervorgerufen.  Im 
Gegensatz  zu  Küster  tritt  er  sehr  für  Spaltung  vom  Munde  aus  bei 
hängendem  Kopf,  ev.  noch  einmal  am  nächsten  Tage,  ein.  Nur  wenn  das 
Zellgewebe  des  Halses  infiltriert  ist,  wiU  er  die  Inzision  von  aussen  gemacht 
wissen,  die  wegen  der  späteren  Narbe  sonst  zu  vermeiden  ist. 

Bis  vor  nicht  allzulanger  Zeit  eröffnete  man  ganz  allgemein  die  Retro- 
pharyngealabszesse  von  der  Wundhöhle  her.  1877  schlug  John  Chi ene  einen 
anderen  Weg,  nämlich  von  der  Aussenseite  des  Halses,  vor.  Doch  ist  diese 
Methode  in  Vergessenheit  geraten,  so  dass  1898  Burckhardt  sie  ohne 
Keoontnis  von  Chi  ene  von  neuem  veröffentlichte  und  sie  seitdem  vielfach 
nach  ihm  benannt  wird.  In  Wirklichkeit  ist  aber  schon  Küster,  wie  Baach 
(1)  nachweist,  seit  1882  in  ähnlicher  Weise  wie  Chiene,  ebenfalls  unab- 
hängig von  ihm,  vorgegangen.  Baach  teilt  11  solcher  Fälle  ausführlich  mit. 
Nach  einigen  geschichtlichen  anatomischen,  ätiologischen  Bemerkungen  geht 
er  näher  auf  die  Technik  der  Operation  ein  und  weist  auf  die  Gefahren  der 
früheren  Methoden  hin  (plötzliche  Erstickung  durch  Eitermassen,  wiederholtes 
Verschlucken  des  Eiters,  Pneumonieen,  Blutungen,  Unmöglichkeit^  die  Asepsis 
zu  wahren  und  die  Inzisionswunde  offen  zu  erhalten  u.  s.  w.)  und  betont  die 
Vorzüge  des  Küsterschen  Vorgehens,  das  so  gute  Erfolge  habe,  „wie  sie  bei 
anderer  Behandlungsmethode  nicht  möglich  gewesen  wären^. 

Die  Literatur  über  die  ßetropharyngealtumoren  ist  z.  T.  ganz  ausser- 
ordentlich schwer  zugänglich.  Hellendall  (10)  hat  sich  die  Mühe  genommen, 
möghchst  alle  Angaben  im  Original  nachzulesen  und  kommt  so  zu  dem  Er- 
gehoia,  dass  im  ganzen  28  sichere  Fälle  aus  der  Literatur  nachzuweisen  sind. 
Biese  28  Fälle,  dazu  drei  eigene  aus  der  Strassburger  chirurgischen  Klinik, 
wwden  eingehend  mitgeteilt  und  besprochen.  Es  handelt  sich  danach  bei 
den  retroidiaryngealen  Tumoren  fast  ausschliesshch  um  Geschwülste  binde- 
gewebiger Natur.  Von  den  mikroskopisch  untersuchten  waren  10  gutartig, 
17  bösartig.  Die  ürsprungsstelle  fand  sich  fast  immer  auf  einer  Seite.  Es 
folgt  eine  Besprechung  der  anatomischen  Lagebeziehungen,  der  Symptome 
uid  der  Differentialdiagnose.  Bei  der  Kritik  der  operativen  Erfolge  ergibt 
nch,  dass  die  Entfernung  der  Geschwülste  an  dem  Wege  von  aussen  leichter 
als  mittelst  des  bukkalen  Weges  vor  sich  geht.  Glatte  Heilung  wurde  dann 
ebenfalls  öfter  beobachtet    Doch  hat  Verf.  wohl  sehr  recht,  wenn  er  betont, 


424  Jahreabericht  far  Chirurgie.    IL  Teil. 

dass  das  operative  Verfahren  stets  von  Sitz  und  Grösse  der  Retropharyngeal- 
tumoren  abhängen  wird. 

Hellendall  teilt  eingangs  mit,  dass  seine  Arbeit  schon  fast  vollendet 
war,  als  die  ausführliche  Bearbeitung  der  Retropharyngealtumoren  von  Brunner 
(referiert  im  vorigen  Jahresbericht)  erschien,  die  zu  ähnlichen  Resultaten  wie 
Hell  endall  kam,  so  dass  seine  Arbeit  in  der  Hauptsache  als  eine  Berichti- 
gung und  Ergänzung  der  Brunn  er  sehen  aufzufassen  ist. 

Gegen  diese  Berichtigungen  nimmt  Brunn  er  (2)  in  einem  kurzen  Artikel 
Stellung.  Er  verwahrt  sich  sehr  energisch  gegen  den  Vorwurf,  als  ob  er  sich 
bei  dem  grösseren  Teil  seiner  Kasuistik  aus  der  Literatur  auf  die  Kenntnis- 
nahme von  Referaten  beschränkt  habe,  weist  nach,  dass  auch  er  soweit  als 
möglich  die  Originale  benutzt  hat  und  übt  seinerseits  Kritik  an  den  von 
Hellend  all  neu  aus  der  Literatur  hinzugefügten  und  den  von  ihm  ausge- 
merzten Fällen. 

Cavaillon  (4)  berichtet  eingehend  über  einen  Fall  von  Nasopharyngeal- 
fibrom,  das  auf  den  Oberkiefer  (Highmorshöhle),  Orbita  und  Jochbein  über- 
gegriffen und  einseitige  Blindheit  hervorgerufen  hatte  und  zu  zweimaliger 
Operation  Anlass  gab.  Das  erstemal  wurde  die  vordere  und  äussere  Wamd 
der  Highmorshöhle  reseziert  und  nur  ein  Teil  des  Tumors  entfernt.  Wegen 
starker  Blutung  konnte  die  Operation  nicht  vollendet  werden.  Die  zweite 
Operation,  die  nach  drei  Jahren  stattfand,  bestand  in  totaler  Resektion  mit 
präliminarer  Unterbindung  der  Carotis  externa.  Der  Patient  starb  bald  nach 
der  Operation.  Die  eingehende  mikroskopische  Untersuchung  des  Tumors 
wies  —  und  das  scheint  dem  Verfasser  wunderbar  —  keinen  eigentlichen 
malignen  Tumor  nach.  Li  Wirklichkeit  spielt  hier  aber  meines  Eracbtens 
die  mikroskopische  Diagnose  keine  grosse  Rolle.  Malignität  ist  ein  klinischer 
und  kein  anatomischer  Begriff. 

Cimino  (5)  verbreitet  sich  nach  einem  kurzen  Überblick  über  Anatomie, 
Ätiologie  und  Diagnose  des  Pharynxkarzinoms,  eingehender  über  die  The- 
rapie desselben,  indem  er  die  einzelnen  Operationsmethoden  geschichtlich  raid 
kritisch  bespricht.  Im  Anschluss  daran  werden  vier  operativ  behandelte  Fälle 
aus  der  Freiburger  chirurgischen  Klinik  mitgeteilt,  die  manches  Interessante 
enthalten.  Dreimal  wurde  die  Pharyngotomia  lateralis,  einmal  die  subhyoidea 
ausgeführt.  In  allen  Fällen  war  der  Erfolg  allerdings  nur  von  kurzer  Daner. 
Das  Ende  wurde  durch  Schluck-  und  Aspirationspneumonie  herbeigeführt.  Die 
Arbeit  ist  auffallend  wenig  zusammenhängend  geschrieben,  auch  fehlt  eine 
Epikrise  der  Fälle.     Beides   rührt  wohl  daher,   dass  Verfasser  Ausländer  ist 

Neufeld  (12)  teilt  einen  Fall  von  Karzinom  des  Sinus  pyriformis  mit 
Übergreifen  auf  den  Kehlkopfknorpel  und  Verengerung  des  Kehlkopfeingangs 
mit.  Metastasen  am  Halse  hatten  zuerst  den  Verdacht  auf  maligne  Neubil- 
dung nahegelegt.  Bei  Probeexzision  aus  dem  linken  Taschenband  fand  sich 
nichts  Malignes.  Eine  exstirpierte  Nackendrüse  ergab  das  Bild  eines  Platten- 
epithelkrebses. Daher  wurde  die  Diagnose  bei  Lebzeiten  vermutet  und  nach 
zwei  Monaten,  nachdem  der  Tumor  grösser  geworden  war,  bestätigt.  Tracheo- 
tomie.     Exitus. 

Gluck  (9)  gibt  in  einer  grösseren  Arbeit  seine  Erfahrungen  über  den 
Stand  der  Chirurgie  des  Pharynx,  Larynx  und  Trachea.  Sie  stützen 
sich  auf  weit  über  100  Fälle.  Das  grosse  Prinzip,  das  die  Mortalität  dieser 
Operationen  so  ausserordentlich  herabgedrückt  hat,  ist  die  von  Gluck  and 
Zeller  1881   eingeführte  prophylaktische  Resektion  der  Trachea,   durch  die 


Bitter,  Chirurgische  Erkrankungen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.  425 

es  möglich  ist,  eine  Schluckpneumonie  mit  absoluter  Sicherheit  zu  vermeiden. 
Der  Tracheastumpf  wird  in  ein  Hautknopfloch  eingenäht.  Wenn  auch  Pharynx 
und  Ösophagus  entfernt  werden  müssen,  wird  auch  der  Ösophagus  in  die 
Halshant  fixiert  und  ein  Schlauch  mit  Quetschhahn  in  ihn  hineingeschoben. 
Nach  drei  Wochen  bis  einem  Monat  erfolgt,  wenn  nötig,  die  Pharyngo-  und 
Ösophagoplastik  mit  doppeltem  HauÜappen,  von  denen  der  eine  mit  der 
EpidermisHäche  gegen  die  Mundhöhle  blickt.  Danach  bleiben  aber  nicht  selten 
Trachealfisteln,  die  erneuten  Verschluss  fordern.  Fehlt  der  Pharynx,  ein  grosser 
Abschnitt  der  Speiseröhre,  das  Zungenbein,  und  ist  eine  Plastik  ausgeschlossen, 
80  verwendet  Gluck  Prothesen.  Mit  einer  solchen  konnte  ein  Herr  eine  Treib- 
jagd als  Jäger  von  8 — 5  Uhr  und  das  folgende  Jagddiner  mitmachen,  ohne 
durch  Essen  oder  Sprechen  zu  ästhetischen  Bedenken  Anlass  zu  geben  oder 
selbst  Störungen  zu  empfinden. 

Gluck  schildert  an  zwei  Fällen  die  Technik  der  Laryngektomie  sehr 
ausführlich.  In  allen  Fällen,  wo  die  Tracheotomie  bereits  ausgeführt  war 
oder  wo  wegen  fehlender  Dyspnoe  eine  präliminare  Tracheotomie  nicht  dringend 
erscheint,  zieht  es  Gluck  jetzt  vor,  Kehlkopf  und  Trachea  erst  vollkommen 
zu  isolieren  und  aus  der  Wunde  herauszuziehen  und  nun  die  Trachea  in  die 
Haut  einzunähen  und  abzuschneiden.  Sehr  wichtig  ist  die  Nachbehandlung. 
Der  Erfolg  der  Operationen  richtet  sich  nicht  so  sehr  nach  der  Ausdehnung 
der  Krankheit  als  nach  dem  Allgemeinbefinden  des  Kranken.  Für  die  Ent- 
wickelung  der  Sprache  gebraucht  Gluck  Phonationsprothesen  verschiedener 
Konstruktion,  die  in  der  Hauptsache  eine  Verstärkung  der  Flüstersprache  be- 
dmgen.  Sehr  vielen  Patienten  fehlt  der  Instinkt  und  die  Energie  für  eine 
erfolgreiche  Benutzung  der  Pharynxstimme.  Die  Resultate  Glucks  sind  sehr 
günstig,  obwohl  die  Operation  oft  sehr  gross  ist  (Wegnahme  von  Vena  jugu- 
laris,  Carotis  communis,  N.  vagus,  M.  sternocleidomastoideus,  omohyoideus 
und  scaleni,  Nervus  phrenicus  und  sympathicus  einer  Seite).  Bei  22  Laryn- 
gektomieen  einer  Reihe  hatte  er  nur  einen  Todesfall  =  45  ®/o  Mortalität. 

Carless  (3)  teilt  einen  Fall  von  Epitheliom  des  hinteren  Teils  der  Zunge 
mit,  das  auf  die  Epiglottis  übergegriffen  hatte.  Er  entfernte  es  durch  trans- 
hyoide  Pharyngotomie  mit  vorangegangener  Tracheotomie.  In  einer  zweiten 
Sitzung  wurden  die  Halsdrüsen  entfernt.  Das  Resultat  war  sehr  gut.  (Patient 
kann  die  Zunge  fast  normal  vorziehen,  kann  sprechen  und  schlucken,  nur 
sind  geringe  Schluckbeschwerden  und  geringe  Rauhigkeit  der  Stimme  vor- 
handen.) Carless  empfiehlt  die  transhyoide Operation  besonders  für  Geschwülste 
des  hinteren  Teils  der  Zunge,  da  sie  einen  viel  besseren  Zugang  als  die  sub- 
hyoide  und  laterale  Pharyngotomie  gibt. 

Die  ausserordentlich  zahlreichen  Methoden  und  Modifikationen  der 
Pharyngotomie  beweisen,  dass  den  Autoren  die  früheren  Operationsverfahren 
nicht  genügen.  Orlow  (13)  bespricht  die  verschiedenen  Schnittführungen  der 
einzelnen  Autoren  für  die  Tumoren  der  bukkalen  Partie  des  Pharynx  sehr 
eingehend  und  legt  die  Mängel,  die  ihnen  anhaften,  dar.  Er  selbst  hält 
das  Trendelen  bürg  sehe  Vorgehen  für  gutartige  Tumoren  ohne  Hals- 
drüsen für  das  beste,  für  bösartige  Tumoren  dasjenige  von  Krön  lein, 
das  er  mit  einer  Modifikation  anwendet,  um  die  unteren  Äste  des  Facialis 
zu  schonen.  Er  beginnt  den  Schnitt  nicht  vom  Mundwinkel,  sondern  von 
der  Mitte  der  Unterlippe  mit  nach  abwärts  gerichteten  konvexen  Bogen  nach 
dem  äusseren  Rande  des  Sternocleidomastoideus.  Bei  tiefer  gelegenen  Lymph- 
drüsen am  Halse  wird  ein  Schnitt  am  vorderen  Rande  des  Sternocleidomastoideus 


426  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

hinzugefügt.  Die  Weichteile  werden  dann  vom  Unterkiefer  bis  zum  vorderen 
Rand  des  Masseter  gelöst,  der  erste  oder  zweite  Molarzahn  entfernt  und 
der  Knochen  durchsägt.  Der  so  getrennte  vordere  Teil  des  Unterkiefers  wird 
nach  Yorne  und  der  Mitte,  der  hintere  Teil  nach  aussen  und  oben  ans^ 
einandergehalten,  die  Zunge  mit  einer  Schlinge  stark  angezogen.  Nach  Ent- 
fernung des  Tumors  wird  die  Schleimhaut,  wenn  möglich  genäht,  ein  Gaze- 
tampon in  das  Pharynx  eingeführt  und  der  Unterkiefer  mit  Metallnahten 
vereinigt.  Orlow  schildert  die  Vorzüge  seines  Vorgehens  und  geht  dann  noch 
mit  grosser  Breite  auf  die  vorhergehende  Tracheotomie,  Anästhesie,  Lagerang 
deß  Kranken,  vorhergehende  Unterbindung  der  Oefässe,  Nachbehandlung  niid 
ähnliches  ein.  Zam  Schluss  bringt  er  10  Beobachtungen,  von  denen  vier  nach 
seiner  Methode  operiert  sind.  Im  ganzen  ist  ihm  ein  Pat  an  ein^  nach- 
träglichen Blutung  gestorben.  Zahlreiche  Rezidive  sind  unter  den  mit  gutem 
Erfolg  Operierten  zu  verzeichnen. 

Quenu  (14)  teilt  einen  Fall  von  verschlucktem  Gebiss  eben  unterhalb 
des  Larynx  mit,  das  er  nach  unnützen  Extraktionsversuchen  auf  natürlichem 
Wege  mit  gutem  Erfolg  durch  Pharyngotomie  entfernte.  Die  Operation 
war  sehr  einfach.  Er  möchte  sie  der  Oesophagotomia  externa  dann  vorge- 
zogen wissen,  wenn  der  Fremdkörper  nicht  weit  vom  oberen  Ende  des  Öso- 
phagus entfernt  ist.  In  der  Diskussion  erklärt  sich  Sebileau  für  eine& 
Anhänger  der  Entfernung  auf  natürlichem  Wege,  die  stets  vorher  gemacht 
werden  müsse,  ehe  man  zur  Pharyngotomie  schreite.  Interessant  ist  in  der 
weiteren  Debatte,  wie  fast  alle  Redner  bei  Fremdkörpern  im  Ösophagus  fiir 
möglichst  frühzeitige  Ösophagotomie  eintreten,  und  vor  Extraktionsversudien 
auf  natürlichem  Wege  warnen. 

2«  Ösophagus. 

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428  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    IL  TeiL 

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47.  *Reitmann,  Über  das  Vorkommen  von  Knorpel  and  Knochen  in  den  Gaumentonsilln. 
Monatsschrift  für  Ohrenheilk.  1903.  Nr.  8. 

48.  Riebold,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Ösophagusdivertikeln  mit  besonderer  Be- 
rficksicbtigung  ihrer  Anatomie  und  ihrer  Pathogenese.  Y  i  r  c  h  o  w  s  Archiv  1903.  Bd.  171 
Heft  3. 

49.  Riviäre,  Perforation  of  the  Oesophagus  by  tubercuious  glands.  British  med.  joanal 
1903.  Jan.  24. 

50.  Rosenbaum,  Fremdkörper  im  Ösophagus  und  ihre  Entstehung.  1890—1902.  Inug.- 
Diss.  Breslau  1903. 

51.  Sakata,  Über  die  Lymphgeffisse  des  Ösophagus  und  über  seine  regionären  Lympb- 
drttsen  mit  besonderer  Berficksichtignng  des  Karzinoms.  Mitteil,  aus  d.  GrenzgebieteiL 
Heft  5.  1908. 

52.  S  e  1  d  0  w  i  t s  c  h ,  J..  Die  Behandlung  der  Narbenstrikturen  des  Ösophagus  mittelst  Elektn- 
lyse.    Russki  Wratsch  1903.  Nr.  1. 

53.  Schilling,  Eine  neue  ösophagusspritze.    Therap.  Monatshefte  1903.  Mai. 

54.  —  Die  Krankheiten  der  Speiseröhre.    Leipzig,  Härtung  u.  Sohn  1903. 

55.  SchQssler,  Ein  Pulsationsdivertikel  der  Speiseröhre,  von  Langenbecks  Arcliir 
1903.  Bd.  69.  Heft  lu.2,  s.  Esmarch  Festschrift 

56.  S^bileau,  L'oesophagotomie  externe  appb'qu^e  chez  Tenfant  ä  l'extraetion  des  pi«oei 
de  monnaie.    Bull.  möm.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  2. 

57.  Seyffarth,  Zwei  Fälle  von  retrograder  Sondierung  des  Ösophagus  bei  Narbenatiik- 
turen.  Leipzig  Diss.  1903. 

58.  *Spencer,  A  case  of  oesophagotomy  for  the  removal  of  a  portion  of  an  upper  tootk 
plate.   The  Lancet  1903.  Aug.  22. 

59.  ^Starck,  Die  Erkrankungen  der  Speiseröhre.    Würzburger  Abhandl.  1903.  Nr.  819. 

60.  —  Über  Ätiologie  diffuser  Speiseröhrenerweiterungen.  Wiener  klin.  Rundschau  1901 
Nr.  26  u.  27  u.  Naturhist.  Verein  Heidelberg.  MQnchener  med.  Wochenschrift  19fö 
Nr.  19. 

61.  —  Die  diffuse  Erweiterung  der  Speiseröhre.    München  1903.  Seitz  iL  Schauer. 

62.  —  Beiträge  zur  Sondierung  der  Speiseröhre.  Münchener  med.  Wochenschrift  190i 
Nr.  4. 

63.  Toubent,  Oesophagotomie  extreme  d'urgence  pour  Textraction  d'une  piecedeprotto 
dentaine  enclav^e  daos  l'oesophage  imm^diatement  au-dessus  de  la  fourchette  stenult 
Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  39. 

64.  Tüffier,  Les  Operations  sur  Foesophage  dans  ,son  trajet  thoracique".  BnlL  et  men. 
de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  17. 

65.  Westermann,  Yreemde  lichamen  in  den  Oesophagus.  Nederl.  Vereenig.  voor  Ha^ 
künde.    NederL  T.  v.  Üeneesk.  H.  p.  1176. 

66.  ^Whipham,  A  case  of  rupture  of  the  Oesophagus  from  accident.  The  Lancet  1901 
Sept.  12. 

67.  Wolf,  Beiträge  zur  Ätiologie  des  Ösophaguskarzinoms.  Münchener  med.  Wochensckc. 
1903.  Nr.  18. 

68.  Zuppinger,  Zur  Kenntnis  der  nicht  traumatischen  Ösophagusperforation  im  Kind«- 
alter.    Jahrb.  f.  Kinderheilk.  1903.  Bd.  57.  Heft  3  u.  4. 

Die  Kenntnis  von  den  Erkrankungen  des  Ösophagus  (41)  bat  sich  seit 
der  Einführung  der  Ösophagoskopie  ganz  ausserordentlich  erweitert  und  w 
ist  daher  erklärlich,  dass  in  neuerer  Zeit  eine  ganze  Reihe  von  grösseren 
Schriften  entstanden  sind,  die  zusammenfassend  das  Gebiet  der  Speiseröhren- 
krankheiten behandeln. 

Das  Schilling  sehe  Buch  (54)  unterscheidet  sich  dadurch  von  den  meista 
anderen,  dass  es  sich  in  erster  Linie  an  den  praktischen  Arzt  wendet 
dem  doch  der  grösste  Teil  der  Patienten  noch  jetzt  zufallt.  Die  Kenntnis 
der  neueren  diagnostischen  und  therai)eu tischen  Hilfsmittel  ist  für  ihn  be- 
sonders nötig,  damit  er  nicht  nur  ^der  Anforderung  unserer  Zeit  genügt 
sondern  auch  im  stände  ist,  rechtzeitig  die  für  seine  Heilmethoden  unzugäng- 


Ritter,  Chirurgische  Erkrankungen  des  Rachens  und  der  Speiseröhi-e.  429 

lieben  Patienten  dem  Chirurgen  zu  überweisen.^  Das  Buch  erfüllt  seinen 
Zweck  sehr  gut.  Es  ist  ausserordentlicb  anregend,  leicht  verständlich,  kurz 
und  prägnant  geschrieben. 

Nach  einer  kurzen  Einleitung  über  Anatomie  und  Physiologie  der  Speise- 
röhre werden  die  einzelnen  Untersuchungsmethoden  besprochen,  wobei  aber 
nur  das  Wichtige  und  das,  was  für  die  Praxis  in  Betracht  kommt,  erwähnt 
wird,  alles  Nebensächliche  beiseite  gelassen  ist.  Es  folgt  ein  kürzeres  Kapitel 
vber  allgemeine  Therapie.  Den  grössten  Teil  des  Buches  nimmt  die  spezielle 
Therapie  der  einzelnen  Erkrankungen  ein.  Überall,  besonders  in  letzterem 
Abschnitt  schaltet  Schilling  seine  mannigfachen  persönlichen  Erfahrungen 
ein.  Dem  Buch  ist  eine  Reihe  von  einfachen ,  leicht  verständlichen  Abbil- 
dungen beigegeben.  Nur  die  erste  den  Situs  des  Ösophagus  darstellende 
Zeichnung  nach  Joessel-Waldeyer  könnte  anschaulicher  sein.  Das  Buch 
kann  ganz  besonders  demjenigen,  der  sich  schnell  über  den  neueren  Stand 
der  Therapie  bei  den  Ösophagus-Erkrankungen  unterrichten  will,  empfohlen 
werden,  ist  aber  auch  für  den  Spezialisten  auf  diesem  Gebiet  wegen  der  per- 
sönlichen Erfahrung  von  Wert. 

Als  Einleitung  einer  demnächst  erscheinenden  Reihe  von  Aufsätzen  über 
die  ösophagoskopischen  Erfahrungen  der  Breslauer  Klinik,  bringt  v.  Miku- 
licz (39)  höchst  interessante  Untersuchungen  über  die  Physiologie  der  Speise- 
röhre. Sie  wurden  an  Menschen  angestellt,  die  besonders  günstige  Beding- 
ungen dafür  boten,  insofern  bei  zwei  der  Kehlkopf  exstirpiert  war  und  in 
einem  dritten  Fall  durch  Zerstörung  der  Nase  und  des  gesamten  Oberkiefers 
der  Mesonasopharynx  frei  zutage  lag.  Ausserdem  wurde  an  Hunden  und 
Leichen  experimentiert.  Den  Ausgangspunkt  dafür  bildeten  zwei  Beobach- 
trnigen  von  v.  Mikulicz,  die  er  schon  vor  22  Jahren  gemacht  hatte  und 
die  seitdem  teils  bestätigt,  teils  bestritten  waren,  nämlich,  dass  der  Ösophagus 
in  seinem  Brustteil  ein  lufthaltiges  offenes  Rohr  darstellt  und  dass  ein  sphinkter- 
artiger  Abschluss  zwischen  Magen  und  Speiseröhre  nicht  existiert.  Die  Haupt- 
ergebnisse der  Arbeit  sind  folgende:  Die  Speiseröhre  des  Erwachsenen  ist 
nur  im  Halsteil  geschlossen.  In  ihrem  Brustteil  stellt  sie  ein  weites  offenes 
Rohr  dar,  welches  im  Zustande  der  Ruhe  Luft  enthält.  Der  im  ruhenden 
Ösophagus  herrschende  Druck  ist  im  Mittel  um  ein  geringes  niedriger  als 
der  atmosphärische  Druck.  Beim  Schluckakt  steigt  der  positive  Druck  im 
Ösophagus  kaum  höher  wie  beim  forcierten  Ausatmen  und  lange  nicht  so 
hoch  wie  beim  Husten.  Der  Ösophagus  entleert  beim  Schluckakt  nicht  seinen 
ganzen  Lnftgehalt,  sondern  behält  stets  einen  Teil  zurück.  Nur  durch  kräftige 
Hnstenstösse  kann  er  vorübergehend  ganz  leer  gepresst  werden.  Die  Kardia 
ist  im  Zustand  der  Ruhe  geschlossen  und  sondert  Magen  und  Ösophagus  voll- 
kommen voneinander  ab.  Dieser  Verschluss  ist  ein  zweifacher:  1.  ein  rein 
muskulärer,  durch  den  normalen  Tonus  der  Kardiamuskulatur  erzeugt,  2.  ein 
Yentilschluss.  Das  Ventil,  das  an  der  Insertionsstelle  des  Ösophagus  in  dem 
Magen  liegt,  wird  durch  den  im  Magen  herrschenden  positiven  Druck  ge- 
schlossen und  hält  mit  Sicherheit  nur  solange  dicht,  als  die  Magenmuskulatur 
sich  im  Zustande  des  normalen  Tonus  befindet.  Die  Kardia  öffnet  sich  auch 
ohne  Schluckakt  leicht  für  Flüssigkeiten  imd  Gase,  die  aus  der  Speiseröhre 
in  den  Magen  treten,  gestattet  dagegen  sehr  schwer  den  Durchtritt  in  ent- 
gegengesetzter Richtung.  Die  Öffnung  der  Kardia  von  der  ösophagealen  Seite 
aus  wird  automatisch  ausgelöst  durch  jede,  ein  gewisses  Mass  überschreitende 
Dntcksteigerung  im  Ösophagus,   gleichgültig,   ob  sie  durch  künstliches  Ein- 


430  Jahresberieht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

pumpen  von  Luft  oder  Eingiessen  von  Flüssigkeiten  oder  aber  durch  den 
Schluckakt  hervorgerufen  wird.  Der  hierzu  nötige  Druck  i^  in  der  Regel 
kleiner  als  der  Druck  einer  den  Brustösophagus  ausfüllenden  Flössigkeits- 
fiäule.  Mitunter  beträgt  er  nur  einen  Bruchteil  davon  and  nur  unter  beson- 
deren Umständen  (bei  Flüssigkeiten,  die  die  Ösophagusschleimhaut  reizen)  ist 
er  höher.  Beim  Schlucken  werden  also  Flüssigkeiten  und  dünnbreiige  Massen 
durch  die  Kontraktion  der  Pharynxmuskulatur  nur  in  den  Anfangsteil  des 
Ösophagus  getrieben.  Hier  angelangt,  fliessen  sie  durch  ihre  eigene  Schwere 
bis  an  die  Kardia  und  öffnen  sie  auch  infolge  ihrer  Schwere  automatisch. 
Sie  bedürfen  zur  Passage  durch  den  Ösophagus  und  die  Kardia  keiner  Mit- 
hilfe durch  die  Peristaltik.  Eine  Ausnahme  davon  machen  reizende  Fläsäg- 
keiten,  da  sie  reflektorisch  eine  verstärkte  Kontraktion  der  Kardia  benror- 
rufen,  die  erst  durch  die  Drucksteigerung  beim  Schhickakt  überwunden  wer- 
den kann.  Den  Schluss  bilden  einige  Bemerkungen  über  Sdüuckgeräuscke 
und  Erbrechen. 

Durch  die  älteren  Injektionsmethoden  ist  der  Lymphapparat  des  Öso- 
phagus im  grossen  und  ganzen  ziemlich  bekannt.  Mit  der  neueren  Methode 
Gerotas  sind  Untersuchungen  bisher  nicht  angestellt,  eine  Lücke,  die 
durch  Sakatas  (51)  eingehende  Studien  ausgefüllt  wird.  Er  hat  die  In- 
jektionen an  Kindsleichen,  einigen  Hunden  und  Kaninchen  vorgenommen 
und  kommt  danach  zu  dem  Resultat,  dass  es  ebenso  wie  bei  den  grossen 
Säugern  so  auch  beim  Menschen  einen  getrennten  Ursprung  der  Lymph- 
gefässe,  nämlich  in  der  Schleimhaut  und  der  Muscularis  gibt.  Die  beiden 
so  gebildeten  Wege  sind  voneinander  so  getreimt,  dass  man  durch  die 
Schleirahautkapillaren  nicht  injizieren  kann.  Nur  die  abführenden  Gefösse 
ausserhalb  des  Ösophagus  haben  beide  gemeinsam.  Der  Verlauf  der  ab- 
führenden Lymphgefässe  ist  insofern  komplizierter,  wie  man  bisher  allge- 
mein angenommen  hat,  als  sie  oft  nicht  direkt  durch  die  Ösophaguswand 
nach  den  zugehörigen  Drüsen  gehen,  sondern  in  der  Submucosa  in  der  Längs- 
richtung eine  Strecke  weit  zu  verfolgen  sind  und  erst  dann  in  die  nun  höher 
oder  tiefer  als  ihr  Vorsprung  gelegenen  Lymphdrüsen  einmünden.  Der  Zu- 
fluss  der  Lymphe  aus  der  Speiseröhre  geht  also  nicht  vom  Halsteil  in  den 
Hals,  vom  Brustteil  in  die  Brustdrüsen  allein,  sondern  eine  grosse  Anzahl 
von  Lymphdrüsen  geht  vom  Brustteil  sowohl  innerhalb  als  ausserhalb  der 
Ösophaguswand  in  die  Halsdrüse.  Bemerkenswert  ist  noch,  dass  der  Recurrens 
in  vielen  Fällen  dicht  von  den  Glandulae  cervic.  proff.  supp.  umgeben  ist 
Seine  Untersuchungen  haben  nach  Sakata  grosse  Bedeutung  für  die  Ver- 
breitung des  Karzinoms.  Entsprechend  dem  Längsverlauf  der  Lymphgefässe 
in  der  Submucosa  glaubt  Sakata,  dass  das  Karzinom  im  Anfang  besonders 
in  der  Längsrichtung  erst  später  ringförmig  sich  verbreitet,'  wofür  er  aller- 
dings nicht  viele  Beweise  anführen  kann.  Dagegen  wird  die  auffallend  häufige 
Mitbeteiligung  des  Recurrens  beim  Ösophaguskarzinom  durch  die  Beziehungen 
der  Lymphdrüsen  zu  diesen  Nerven  leicht  erklärlich.  Schliesslich  ist  bei  dem 
komplizierten  Verlauf  der  Lymphbahnen  nach  den  Drüsen  zu  verstehen,  wenn 
die  anderen  Kombinationen  als  die  Metastasierung  in  den  nächstliegenden 
Drüsen  möglich  sind, 

Der  Vortrag  Aronsons  (2)  New  York  im  amerikanischen  med.  Klub 
in  Berlin  soll  der  Verbreitung  der  Ösophagoskopie  dienen.  Er  bespricht  die 
verschiedenen  Methoden,  Schwierigkeiten,  Lidikationen  usw.  und  kommt  zum 


Bitter,  Ghirurgiache  SrkrankBngeii  des  Rachens  and  der  Speiseröhre.  431 

Schlnss,  dass  das  Ösophagoskop  ausserordentlioh  wertvoll  für  die  Diagnose 
ist.    Nichts  neues. 

Ewald  (14)  demonstrierte  in  der  Berliner  med.  Gesellschaft  das  neue 
Ösc^hagoskop  von  Einhorn,  das  sich  dadurch  von  den  anderen  unterscheidet, 
dass  die  Lampe  sich  am  Ende  eines  kleinen  Drahtes  in  der  Röhre  selbst 
befindet.  Sie  liegt  also  unmittelbar  an  der  Stelle,  die  man  besichtigen  will 
Der  Obturator  passt  ganz  genau  in  das  untere  Ende  des  Ösophagus  hinein, 
80  dass  der  untere  Rand  der  Röhre  nach  dem  Herausziehen  des  Obturators 
sich  an  der  richtigen  Stelle  befindet.  Ewald  hat  das  Ösophagoskop  wieder* 
holt  mit  gutem  Erfolge  angewandt. 

Stare k  (62)  schildert  eingehend  die  grossen  Mängel,  die  für  viele 
Fälle  den  geraden  Ösophagussonden  anhaften.  Er  hat  schon  früher  (M.  m. 
W.  1900)  eine  Sonde  empfohlen,  deren  unteres  Ende  nach  Art  des  Mercier- 
sdien  Katheters  abgebogen  ist  und  hat  seitdem  häufig  Gelegenheit  gehabt, 
den  Vorzug  dieser  gebogenen  Sonde  zu  erfahren.  Er  führt  mehrere  Beispiele 
dafür  an,  wie  die  Diagnose  bei  malignen  Tumoren,  Dilatation,  Stenose  und 
Entzündong  jedesmal,  wenn  das  Lumen  der  Speiseröhre  exzentrisch  liegt,  nur 
mit  einer  geb(^enen  Sonde,  sonst  aber  nicht  gestellt  werden  konnte.  Auch 
für  therapeutische  Zwecke  ist  die  Sonde  zur  Dehnung  von  Strikturen,  als 
Hohlsonde  zur  Sondenernährung  in  den  genannten  Fällen  sehr  zweckmässig. 
Stare  k  hat  für  die  Praxis  ein  besonderes  Instrumentarium  zusammengestellt, 
das  aus  einem  kräftigen  elastischen  Schaft  und  zehn  verschiedenen  geraden 
und  gebogenen  anschraubbaren  Ansätzen  besteht.  Sie  sind  in  der  Arbeit 
abgebildet.    Bezugsquelle  H.  Dröll,  Heidelberg. 

Schilling  (Ö3)  empfiehlt  eine  neue  Spritze  zur  Injektion  von  Anästhe- 
ticis,  Adstringentien  u.  s.  w.  in  die  Speiseröhre.  Sie  besteht  aus  einem  gra- 
duierten Zylinder,  der  nach  unten  durch  ein  Gummirohr  mit  einer  gebogenen 
Kanüle  verbunden  ist.  Am  knopfförmig  verdickten  Ende  befinden  sich  seit* 
Mdi  kapilläre  Öffnungen.  Nach  oben  ist  der  Zylinder  mit  einem  Hartgummi- 
mundstück verbunden,  an  dem  die  Flüssigkeit  in  die  Spritze  aufgesogen  werden 
soU.  Ist  die  Spritze  in  den  Introitus  oesophagi  eingeführt,  so  lässt  man  die 
Flüssigkeit  in  den  Ösophagus  einlaufen. 

Brock  (5)  teilt  vier  FäUe  von  Ösophagusblutungen  aus  dem 
{pathologischen  Institut  Jena  mit.  Die  ersten  beiden  waren  durch  Karzinom 
der  Speiseröhre  bedingt,  das  das  eine  Mal  ein  Aneurysma  der  Arteria 
thyreoidea  inferior  hervorgerufen  und  zum  Platzen  gebracht  hatte.  Das 
andere  Mal  war  es  ohne  Aneurysmenbildung  zur  tödlichen  Perforation  der 
Aorta  gekommen.  Bei  den  anderen  beiden  Fällen  handelt  es  sich  um  den 
umgekehrten  Vorgang,  um  Aortenaneurysmen,  die  durch  periadventitielle 
Enizünduzig  zur  Verwachsung  des  Ösophagus  mit  dem  Aneurysma  geführt 
h^en.  Das  eine  Mal  ist  die  tödliche  Blutung  eingetreten,  im  zweiten  Fall 
war  das  Aneurysma  dicht  vor  der  Perforation.  Es  sollte  am  nächsten  Tage 
eine  Sondierung  der  Speiseröhre  vorgenommen  werden,  doch  endete  Patient 
vorher  durch  Selbstmord.  Brock  weist  auf  die  Gefahr  der  Sondierung  in 
aolchen  Fällen  hin  und  führt  einen  ähnlichen  Fall  von  Chiari  aus  der 
Literatur  an.  Die  Arbeit  hätte  gewonnen,  wenn  jedem  der  langen  Sektions- 
protokolle ein  kurzer  wesentUcher  Befund  oder  noch  besser  eine  kurze  Epi- 
krise angefügt  wäre. 

Whipham  (66)  beschreibt  ausführlich  einen  sehr  seltenen  Fall  von 
breitem  Bise  der  hinteren  Wand  des  Ösophagus  eben  oberhalb  des  Zwerch- 


432  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    U.  Teil. 

felis,  der  als  Nebenbefund  bei  der  Obduktion  entdeckt  wnrde.  Der  Mam 
war  von  einem  Pferd  niedergeworfen,  hatte  zahlreiche  schwere  Verletzungen 
davongetragen  und  war  wegen  Depressionserscheinungen  des  Schädels  operioi 
worden.  Der  Ösophagus  war  sonst  gesund.  Die  Möglichkeiten,  wie  der  Riss 
entstanden  ist,  werden  eingehend  erörtert  und  die  Literatar  im  Anschlusa 
daran  besprochen. 

Bergheimer  (4)  hat  in  einer  recht  wertvollen  Dissertation  die  Sdiuss- 
Verletzungen  des  Halsteils  des  Ösophagus  aus  der  Literatur  gesammelt  und 
bespricht  im  Anschluss  an  sie  die  einzelnen  Arten  der  Verletzungen:  von 
den  leichten  Kontusionen,  bei  denen  ein  Schuss  zwischen  Trachea  und  Öso- 
phagus hindurchgeht,  bis  zu  den  schwereren  Verwundungen,  bei  denen  Kom- 
plikationen durch  Kommunikation  zwischen  Ösophagus  und  Trachea,  durch 
Mitverletzung  der  grösseren  Gefässe  und  durch  Bildung  abgesackter  Eiter- 
herde entstehen.  Zusammenfassend  sagt  er,  dass  Verletzungen  des  Ösopliagns 
durch  Schüsse  zwar  ernster  Natur  sind,  aber  nicht  unbedingt  grosse  Gefahren 
in  sich  schliessen.  Auffallend  selten  ist  eine  Verletzung  der  grossen  Ge&se 
und  Nervenstämme.  Auch  die  Pneumonie  ist  relativ  selten  trotz  gleichzeitiger 
Eröffnung  der  Luftröhre.  Die  Gründe  hierfür  sind  aber  nicht  nur  für  die 
Tiere  (Schul  1er),  wie  Verf.  meint,  gefunden,  sondern  auch  für  Menschen 
(Hölscher).  Ebenso  scheint  die  Gefahr  der  Mediastinitis  geringer,  als  man 
erwarten  sollte.  Bei  Besprechung  der  schwersten  Verletzungen,  bei  denen 
die  Wirbelsäule  mitbeteiligt  ist,  beschreibt  Verf.  einen  in  der  Strassburger 
chirurgischen  Klinik  beobachteten  Fall,  in  dem  nach  den  Symptomen  eine 
Verwundung  der  Trachea  und  des  Ösophagus  angenommen  werden  musste, 
bei  dem  aber  die  Speiseröhre  unverletzt  war.  Doch  war  sie  von  grosseo 
Eitermassen  von  der  Wirbelsäule  in  grosser  Ausdehnung  abgehoben.  Die 
Trachea  war  intakt,  dagegen  konmmnizierte  die  linke  Lunge  mit  dem  Schiis£- 
kanal,  der  nachträglich  vereitert  war.  Die  Eiterung  hatte  beide  Lungen- 
spitzen angefressen.  Die  Wirbelsäule  war  ebenfalls  schwer  verletzt  Dieser 
Fall  ist  eine  der  schwersten  Verletzungen,  die  bisher  beobachtet  sind. 

S6bileau  (56)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  bei  Extraktion 
von  Geldstücken  bei  Kindern  durch  Ösophagotomie,  die  off^ar 
bisher  selten  ausgeführt  ist.  Vier  Fälle  wurden  mit  Erfolg  operiert.  Einer 
verweigerte  die  Operation.  Zum  Schluss  erwähnt  er  noch  eine  fünfte,  den 
Tag  vorher  gemachte  Operation.  Der  Sitz  der  Geldstücke  wird  an  fnnf 
Röntgenphotographien  demonstriert.  Der  Grund,  dass  der  Fremdkörper  in 
vier  Fällen  an  der  engsten  Stelle  sass,  liegt  daran,  dass  die  kleinste  fran- 
zösische Münze  ebenso  gross  ist,  wie  die  normale  Weite  der  Speiseröhre. 
Bei  einem  Fall  sass  sie  an  der  zweiten  engsten  Stelle.  Das  Kind  war  schon 
9  Jahre,  der  Ösophagus  also  weiter.  Die  Verletzung  der  Speiseröhre  durch 
den  Fremdkörper  betraf  die  Seitenwände,  da  die  Münze  stets  in  der  Frontal- 
ebene lag.  Die  Gefahren  einer  Abszessbildung  und  Mediastinitis  sind  aber 
nach  Sedileau  übertrieben.  Denn  die  Wand  des  Ösophagus  sucht  sich  durch 
entzündliche  bindegewebige  Verwachsungen  mit  der  Umgebung  vor  der  Druck- 
nekrose  zu  schützen,  so  dass  man  noch  mit  spät  ausgeführter  Operation  Er- 
folg haben  kann.  Gefahrlicher  ist  die  Möglichkeit  einer  durch  die  binde- 
gewebige Entzündung  hervorgerufenen  Neuritis  des  Nervus  recurrens,  die  in 
einem  Fall  8  Tage  nach  der  Operation  eintrat,  aber  leicht  verlief,  im  andern 
nach  14  Tagen  erschien  und  Tracheotomie  nötig  machte.  Sedileau  verwirft 
Sondenimtersuchung,    die    nur   bei   Unmöglichkeit   der   Röntgenphotographie 


Ritter,  GhimrgiBche  Erkrankangen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.  433 

gerechtfertigt  ist.  Betreffs  der  Operationsmethode,  die  ausführlich  beschrieben 
ist,  verweise  ich  aufs  Original.  Die  einzige  Gefahr  der  Operation  sieht 
Södilean  in  der  Verletzung  des  Nervus  recurrens.  In  zwei  Fällen  trat 
Heilung  per  primam  ein,  in  zwei  andern  war  das  eine  Mal  geringe,  das  andere 
Mal  starke  £iterung  vorhanden. 

Die  Widerstandsfähigkeit  des  Ösophagus  zeigt  ein  Fall  (Referent 
Tuffier)  von  Kallionzis  (Athen)  (30).  Er  konnte  bei  einem  Kind  mit  dem 
MüDzenfänger  eine  Münze  entfernen,  die  seit  6  Monaten  dort  Beschwerden 
gemacht  hatte.  Das  Röntgenbild  zeigte  den  Sou  etwas  oberhalb  der  Mitte 
der  Speiseröhre. 

Höchst  witzig  berichtet  Dupont  (11)  über  die  spontane  Entfernung 
einer  verschluckten  Stecknadel  per  vias  naturales  nach  5  Tagen,  die  er 
weniger  auf  die  rationelle  Behandlung  (Ruhe  und  enorme  Mengen  von  Kar- 
toffelbrei) als  auf  einen  glücklichen  Zufall  bezieht. 

Die  Arbeit  von  Fischer  (17)  ist  recht  lesenswert.  Nach  einer  sehr 
guten  Übersicht  über  die  Anatomie  der  Speiseröhre,  besonders  in  bezug  auf 
Bein  Thema,  über  die  Art  der  Fremdkörper  und  der  Symptome,  die  sie  im 
Ösophagus  hervorrufen^  schildert  er  eingehend  die  diagnostischen  und  thera- 
peutischen Hilfsmittel,  die  uns  bei  Fremdkörpern  in  der  Speiseröhre  zur  Ver- 
fügung stehen.  Bei  Besprechung  des  neuerdings  vorgeschlagenen  Verfahrens, 
sich  einen  Vfeg  vom  hinteren  Mediastinum  zum  Ösophagus  zu  bahnen,  geht 
er  auf  den  von  Enderlen  schon  früher  veröffentlichten  Fall  ein,  der  der 
eiozige  von  dreien  in  der  Literatur  ist,  der  zum  Ziel  und  zur  völligen  Heilung 
geführt  hat.  Bei  den  beiden  anderen  Fällen  von  Forgue  und  Henle 
musste  die  Operation  vorzeitig  abgebrochen  werden.  Zum  Schluss  gibt  er 
das  Resultat  von  zahlreichen  Untersuchungen  Enderlens  bekannt,  die  dieser 
an  der  Leiche  über  die  Lage  des  Ösophagus  im  Anschluss  an  seinen  Fall  an- 
gestellt hat.  Er  hält  es  für  am  meisten  angebracht,  die  Operation  oberhalb 
der  Bifurkation  auf  der  linken  Seite  in  der  Höhe  des  6.  und  6.  Brustwirbels 
auf  der  rechten,  weiter  unten  an  der  rechten  oder  linken  Seite  vorzugehen. 
Der  Lappen  soll  möglichst  gross  gewählt  werden. 

Katz  (29)  teilt  einen  Fall  von  sehr  fest  eingekeiltem  künstlichen  Gebiss 
mit,  das  9  Tage  im  Ösophagus  gelegen  hatte  und  durch  Ösophagotomie  mit 
Schwierigkeit  entfernt  wurde.  Da  das  Gebiss  eine  Metallplatte  enthielt,  ge- 
lang ein  Röntgenbild,  das  den  Fremdkörper  zwischen  letztem  Hals-  und 
I.  Brustwirbel  zeigte.  Die  Wunde  wurde  zum  Teil  genäht.  Drainage.  Patient 
trank  ohne  Sonde  vom  dritten  Tage  an.    Heilung  nach  14  Tagen. 

Rosen  bäum  (60)  bringt  12  Krankengeschichten  von  Fremdkörpern  im 
Ösophagus,  die  von  1890 — 1902  in  der  Breslauer  Klinik  beobachtet  wurden 
nnd  bespricht  im  Anschluss  daran  die  Diagnose  und  Therapie.  Unter  den 
diagnostischen  Verfahren  lassen  nicht  nur  die  anamnestischen  Angaben  und 
Beschwerden  der  Patienten  und  die  Sondenuntersuchung,  die  in  der  Breslauer 
Klinik  in  letzter  Zeit  selten  angewendet  ist,  sondern  auch  das  Röntgenver- 
fahren im  Stich.  In  zwei  Fällen  ergab  sich  ein  negativer  Befund  an  einer 
Stelle,  wo  ein  Fremdkörper  sass  und  einmal  wies  das  Röntgenbild  einen 
Schatten  auf,  wo  ein  Fremdkörper  sich  nicht  befand.  Immerhin  wird  die 
Modifikation  von  Wilms  der  schrägen  Röntgendurchleuchtung  weniger  An- 
lass  wie  bisher  zu  Irrtümern  geben.  Das  souveräne  diagnostische  Mittel  ist 
die  Ösophagoskopie,  die  noch  nie  im  Stich  gelassen  hat,  wenn  sie  anwendbar 
war.    Auch  betreffs  der  Therapie  steht  die  Ösophagoskopie  an  erster  Stelle, 

Jalirwb«rieht  für  Obinugie  1908.  28 


434  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

bei  deren  Anwendung  v.  Mikulicz  noch  nie  eine  Schädigung  des  Patienten 
beobachtete.  Sie  hat  die  Ösophagotomie  vielfach  verdrängt ,  so  war  es  seit 
1890  in  der  Breslauer  Klinik  nur  einmal  nötig,  zur  Extraktion  eines  Fremd- 
körpers eine  Ösophagotomie  vom  Halse  zu  machen.  Trotzdem  scheiterte  in 
drei  Fällen  die  Entfernung  eines  Fremdkörpers  an  den  technischen  Grenzen, 
denen  das  Ösophagoskop  unterworfen  ist.  Wenn  dann  der  Fremdkörper  sich 
nicht  anders  entfernen  lässt  oder  starke  Blutungen  eintreten,  oder  wenn  die 
Symptome  eine  drohende  Perforation  oder  Halsphlegmone  befürchten  lassen, 
so  muss  blutig  vorgegangen  und  zwar  ist  die  Ösophagotomie  bei  Fremdkörper 
bis  zu  25—26  cm  Entfernung  von  der  Zabnreihe  an,  bei  tieferen  die  Gastro- 
tomie  angezeigt.  Letztere  lässt  aber  trotz  der  Verbesserung  von  Wilms 
oft  im  Stich,  so  dass  dann  als  letztes  Hilfsmittel  die  Oesophagotomia  thoracica 
in  Frage  kommt.  Besprechung  der  bekannten  Fälle  von  Forgue,  Henie^ 
Enderlen. 

Spencer  (58)  teilt  einen  Fall  von  verschlucktem  Oebiss  mit,  das  von 
ihm  am  fünften  Tage  durch  Ösophagotomie  entfernt  wurde.  Die  Wunde 
wurde  in  der  Hauptsache  offen  behandelt,  das  Kopfende  des  Bettes  wurde 
tiefgestellt.  Nach  etwas  mehr  als  drei  Wochen  wurde  die  Patientin  geheilt 
entlassen.  Sie  konnte  alles  essen,  die  Wunde  zeigte  eine  kleine  Granu- 
lationsfläche. 

Auf  Grund  von  Leichen-  und  Tierversuchen  empfiehlt  Dobromyss- 
low  (9)  für  die  Resektion  des  Ösophagus  im  Brustteil  die  transpleorale 
Methode.  Soll  oberhalb  der  Lungenwurzel  operiert  werden,  so  wird  rechts  von 
der  Wirbelsäule  eingegangen,  im  entgegengesetzten  Falle  links.  Dobro- 
mysslow  bildet  im  Bereich  der  5. — 10.  Rippe  einen  mit  der  Basis  zur 
Wirbelsäule  gerichteten  Hautmuskel-Rippenlappen.  Die  kollabierte  Liunge 
wurde  nach  oben  gedrängt  und  die  Speiseröhre  freipräpariert.  Nach  Ab- 
klemmung der  Speiseröhre  oben  und  unten  wurde  dieselbe  zwischen  den 
Klemmen  mit  beiden  Vagi  reseziert.  Die  beiden  Enden  der  Speiseröhre 
wurden  mit  Knopfnähten  vereinigt,  was  stets,  auch  bei  Resektionen  bis  za 
7  cm ,  leicht  zu  bewerkstelligen  war.  Feste  Vemähung  des  an  seine  Stelle 
gebrachten  Hautmuskel-Rippenlappens.  Die  Tierversuche  (Hunde)  gelangen 
erst  als  Dobromysslow  während  der  Operation  künstliche  Atmung  durch 
eine  Trachealkanüle  anwandte.  Nach  Vemähung  der  äusseren  Wunde  wurde 
die  Luft  aus  der  Pleura  durch  Aspiration  entfernt.  —  Von  neun  Hunden, 
die  die  Operation  überstanden,  bekamen  sechs  Empyeme. 

Hohl b eck  (St.  Petersbni^). 

hl  einem  Falle,  in  welchem  sich  ein  Fremdkörper  im  Ösophagns  befand 
und  die  Ösophaguswand  ulzeriert  war,  nahm  Jaco belli  (26)  in  der  Höhe 
der  Schilddrüse  die  äussere  Ösophagotomie  vor.  Die  Wunde  vernähte  er  nicht 
und  Patient  genas,  ohne  dass  eine  Fistel  zurückblieb.  —  Er  beschreibt  dann 
noch  einen  Fall  von  durch  Schuss  verursachter  penetrierender  Blasenwnnde, 
den  er  mit  gutem  Erfolg  operierte.  R.  Giani. 

Eine  interessante  und  detaillierte  Studie  dieser  Frage.  Balacescn 
und  Cohn  (3)  sammelten  und  resümieren  aus  der  ganzen  Literatur  vom  Jahre 
1358 — 1903  ein  Total  von  321  Oesophagothniae  externae,  von  welchen 
vier  aus  Rumänien  stammen.  Die  Autoren  erschöpfen  sozusagen,  diese  Frage 
ganz.  S 1 0  i  a  n  0  f  f  (Plevna). 

Lundmack  (85).    Eine  52jährige  Frau  verschlackte  im  Schlaf  ihr  falsches  Gebiss, 
das  vier  Vorderzfthne,  einen  Eckzahn  und  zwei  scharf  hervorragende  Spitzen  hatte.     Dmch 


Ritter,  GldrnrgiBche  Erkrankungen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.  435 

Ösophagotomie  auf  der  linken  Seite  des  Halses  wurde  das  Gebiss  herausgeholt    Vor  der 
Operation  war  die  Temperatur  39,8  o.    Keine  Komplikationen. 

Hj.  Y.  Bonsdorf  (Helsingsfor). 

Pels-Leusden  (43)  berichtet  über  drei  Fälle  von  Ösophagotomie.  In 
einem  war  eine  verschluckte  Blechmarke  in  Höhe  des  II.  Brustwirbels  mit 
Röntgenstrahlen  festgestellt  und  wurde,  yoUkommen  von  Fleischfasem  eingehüllt, 
leicht  mit  der  Komzange  durch  die  Ösopba^otomiewunde  entfernt.  Im 
zweiten  Fall  wurde  ein  spitzes  festeingekeiltes  aashaft  stinkendes  Knochen- 
stück  in  Höhe  des  Kehlkopfs  mit  grossen  Schwierigkeiten  extrahiert.  Als 
dritten  Fall  veröffentlicht  Pels-Leusden  nachträglich  die  Krankengeschichte 
eines  in  der  Berliner  medizinischen  Gesellschaft  1902  vorgestellten  Patienten, 
bei  dem  eine  schon  ausgebildete  periösophageale  intrathorakale  Phlegmone 
in  Höhe  des  TL.  Brustwirbels  durch  Ösophagotomie  geheilt  wurde  (erwähnt  bei 
D  ob  bertin,  Lang,  Arch.  66.  Bd.  1902).  Dass  letzterer  Fall  so  selten  gut 
verlief,  obwohl  die  Höhle  zu  beiden  Seiten  und  hinter  dem  Ösophagus  reich- 
liche Mengen  jauchiger  Flüssigkeit  enthielt,  liegt  nach  Pels-Leusden 
jedenfalls  mit  an  den  angewandten  Massnahmen,  die  hauptsächlich  darin  be- 
standen, dass  der  Patient  nicht  nur  horizontal  lag,  sondern  mit  stark  er- 
höhtem Fussende  des  Bettes.  So  war  wirklich  die  Möglichkeit  gegeben,  dass 
der  Eiter  nach  unten  abfliessen  konnte. 

Holländer  (24)  bringt  aus  der  Münchener  chirurgischen  Klinik  einen 
Fall  von  verschlucktem  Gebiss,  das  vom  Arzt  in  den  Magen  gestossen  war 
und  per  vias  naturales  abging,  aber  weiter  Beschwerden  machte.  Durch  den 
guten  Ernährungszustand  und  das  Fehlen  von  Komplikationen  Hess  man  sich 
bewegen,  die  Operation  zu  verschieben,  in  der  Hoffnung  mit  der  Ösophago- 
skopie, mit  der  man  Zähne  in  der  Tiefe  des  Ösophagus  gesehen  hatte,  auch 
therapeutisch  zum  Ziel  zu  kommen.  Als  dann  am  folgenden  Tag  kein  Fremd- 
körper mehr  gesehen  wurde,  setzte  man  die  noch  bestehenden  Beschwerden 
auf  Konto  der  durch  das  Gebiss  bewirkten  Verletzungen.  Der  am  dritten 
Tage  gelungene  Nachweis  von  Eiter  beseitigte  alle  Zweifel,  doch  konnte  die 
nun  vorgenommene  Ösophagotomie  und  Entfernung  des  Gebissstückes  nicht 
mehr  Rettung  bringen.  Exitus  am  zweiten  Tage  post  operationem.  Befund 
bei  der  Sektion:  Perforation  des  Ösophagus,  Abszess  an  der  linken  Lungen- 
wnrzel,  eitrige  Pericarditis,  Sepsis.  Im  Anschluss  an  diesen  Fall  werden 
Diagnose  und  Therapie  der  Fremdkörper  sehr  eingehend  und  übersichtlich 
besprochen  und  die  Indikationen  für  die  einzelnen  therapeutischen  Massnahmen 
aufgestellt.  Zu  den  bisherigen  Ösophagotomien  wegen  Fremdkörpern  werden 
in  einer  Tabelle  acht  weitere  Fälle  aus  der  Literatur  hinzugefügt,  so  dass 
sich  ihre  Zahl  auf  100  erhöht. 

Harf  f  (21)  berichtet  über  fünf  Fälle  von  Fremdkörpern  im  Ösophagus, 
die  in  der  Münchener  Poliklinik  mittelst  des  Ösophagoskops  diagnostiziert 
wurden.  Nur  im  ersten  misslang  die  Extraktion  durch  das  Ösophaguskoprohr 
und  es  mnsste  der  Fremdkörper  durch  Ösophagotomie  entfernt  werden.  Dieser 
Patient  ging  nachträglich  an  septischer  Nachblutung  zu  gründe.  Die  anderen 
Fremdkörper  wurden  gleich  im  Anschluss  an  die  Ösophagoskopie  entfernt. 
Diese  Fälle  wurden  sämtlich  geheilt,  selbst  einer,  in  dem  der  Fremdkörper 
schon  EÜterung  hervorgerufen  hatte.  Viermal  handelte  es  sich  um  verschluckte 
Knochen,  einmal  um  ein  Gebiss.  Den  Schluss  der  Arbeit  bildet  eine  Tabelle 
über  alle  bis  jetzt  veröffentlichten  Fremdkörper,  die  durch  Ösophagoskop  ent- 
fernt sind. 


436  Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  TeiL 

Westermann  (65)  hebt  in  diesem  Vortrag  ebenfalls  den  Wert  der 
Ösophagoskopie  zur  Diagnose  von  Fremdkörpern  hervor. 

Er  berichtet  über  einen  Fall,  wobei  er  ein  Knochenstück  mittelst  Oeso- 
phagotomia  externa  aus  dem  gleich  über  dem  Jngnlum  gelegenen  Teil  des 
Ösophagus  entfernte,  und  das  letal  endete  infolge  einer  Blutung  aus  dem 
vom  Fremdkörper  verwundeten  Carotis  communis.  Diese  Blutung  trat  am 
zehnten  Tag  p.  o.  auf  infolge  einer  Rotationsbewegung  des  Kopfes. 

Bei  der  Diskussion  bemerkt  Prof.  Narath,  dass  in  der  üniversitäts^ 
klinik  zu  Utrecht  schon  seit  12  Jahren  mehrere  Male  Fremdkörper  im  Öso- 
phagus mittelst  dem  Ösophagoskop  entfernt  werden. 

Goedhuis  (Devent«r). 

Ralager opulos  (46)  hat  das  gesamte  statistische  Material  über  Fremd- 
körperösophagotomieen  gesanmielt,  wobei  er  noch  drei  neue  Fälle  aus  der 
Münchener  chirurgischen  Klinik  heranzieht  und  bespricht  an  der  Hand  dieses 
Materials  die  Ösophagoskopie  und  Ösophagotomie.  Er  kommt  zum  Schlug 
dass  man  in  allen  Fällen  von  Fremdkörpern  in  der  Speiseröhre  in  ei'ster 
Linie  das  Ösophagoskop  anwenden  soll.  Nur  wenn  es  nicht  gelungen  ist,  auf 
diesem  Wege  den  Fremdkörper  zu  entfernen,  soll  man  zur  Ösophagotomie 
übergehen. 

Hofmeister  (23)  berichtet  über  einen  Fall  von  Wanderung  eines  ver- 
schluckten Knochenstückes  aus  der  Speiseröhrenwand.  Der  Fremdkörper  lag 
in  einem  Abszess  zwischen  Schildknorpel  imd  Schilddrüse  zum  Teil  hinter  dem 
Larynz.  Eine  Verbindung  mit  der  Speiseröhre  war  nicht  nachweisbar.  Die 
Entfernung  des  Fremdkörpers  brachte  volle  Heilung.  Literaturübersicht  über 
25  Patienten,  bei  denen  Fremdkörper,  die  aus  der  Speiseröhre  ausgewandert 
waren,  entfernt  wurden.  Dass  so  selten  in  diesen  Fällen  die  schweren  Aus- 
gänge einer  Speiseröhrenperforation  eintraten,  ist  nach  Hofmeisters  An- 
sicht darin  begründet,  dass  es  sich  bei  den  Fremdkörpern  so  häufig  um 
schlanke,  spitze  Gegenstände  handelt,  die  die  Speisenröhrenwand  durchstechen 
und  gestatten,  dass  die  Wundränder  sich  nach  der  Durchwandenmg  des 
Fremdkörpers  schnell  aneinanderlegen. 

Li  einem  Nachtrag  bringt  Hofmeister  einen  zweiten  Fall,  bei  dem 
Fremdkörperabszess  an  der  vorderen  Wand  des  Muse,  stemocieidomastoideus 
sass  und  sich  um  eine  Gerstenähre  entwickelt  hatte.  Auch  hier  konnte  keine 
Verbindung  mit  dem  Ösophagus  festgestellt  werden. 

Hödlmoser  (22)  vermehrt  die  seltenen  Fälle  von  Geschwüren  im  unteren 
Teile  des  Ösophagus  um  einen  neuen.  Bei  einem  seit  mehreren  Jahren  magen- 
leidenden Mann  hatten  sich  in  letzter  Zeit  starke  Schmerzen  in  der  unteren 
Normalgegend  und  Schlingbeschwerden  eingestellt.  Die  Sondierung  ergab  das 
Fehlen  einer  nachweisbaren  Stenose.  Die  Magenschmerzen  hielten  an.  Er- 
brechen von  kaffesatzartigen  Massen  kam  hinzu.  Die  Untersuchung  stellte 
Dilatation  des  Magens  und  starke  Stagnation  des  Lihalts  fest.  Unter  immer 
häufigerem  Erbrechen  von  verändertem  Blut  und  fortschreitender  Anämie  ging 
der  Pat.  zugrunde.  Die  Diagnose  wurde  auf  Stenose  am  Pylorus,  wahr- 
scheinlich karzinomatöser  Natur,  gestellt,  die  Schmerzen  als  ausstrahlende 
Schmerzen  aufgefasst.  Die  Sektion  ergab  ein  Ulcus  des  untersten  Teiles  des 
Ösophagus,  das  durch  Arrosion  zweier  kleiner  Gefässe  den  Exitus  herbei- 
geführt hatte ;  in  der  Nähe  des  Pylorus  im  Duodenum  bestand  ein  peptischer 
Ulzerationsprozess,  der  zur  Strikturierung  des  Pylorus  geführt  hatte.  Hödl- 
moser nimmt  an,   dass  infolge  der  Stenose  des  Pylorus  eine  Stagnation  des 


Bitter,  Chirurgische  Erkrankungen  dea  Rachens  nnd  der  Speiseröhre.  437 

Mageninhalts  entstand,  die  weiterhin  durch  Hyperazidität  des  Inhalts,  mecha- 
nische Insuffizienz  der  Kardia  und  häufiges  Regurgitieren  eine  Selbstverdau- 
ung des  Ösophagus  herbeigeführt  hat,  und  dass  dieser  Fall  in  die  zweite 
Gruppe  der  Kraussschen  Einteilung  gehört.  Er  glaubt,  dass  solche  Ver- 
hältnisse auch  bei  plötzlicher  Ruptur  des  Ösophagus  ätiologisch  berücksich- 
tigt werden  müssen.  Er  hält  es  nicht  für  ausgeschlossen,  dass  bei  genauer 
Beachtung  der  geschilderten  Symptome  es  gelingen  kann,  auch  bei  Lebzeiten 
die  richtige  Diagnose  dieser  seltenen  Erkrankung  zu  stellen. 

Zuppinger  (68)  bespricht  das  Gebiet  der  nicht  traumatischen  Öso- 
phagusperforationen im  Kindesalter  an  der  Hand  der  gesamten  Literatur  und 
einiger  eigener  Fälle.  Ln  ganzen  gibt  es  26  Fälle,  die  in  primäre  und 
sekundäre  unterschieden  werden.  Zuppinger  beobachtete  zwei  eigene  primäre, 
bei  denen  es  sich  einmal  um  die  Perforation  eines  gangränösen  Geschwürs . 
der  Speiseröhre  (sekundär  vom  Munde  entstanden)  nach  dem  Mediastinum, 
das  andere  Mal  um  ein  peptisches  Ösophagus-Ulcus  mit  schweren  Blutungen 
nnd  Durchbruch  handelte.  Im  ersten  Fall  hatten  offenbar  meningitische  Er- 
scheinungen toxischen  Ursprungs  die  Diagnose  einer  tuberkulösen  Meningitis 
veranlasst,  im  anderen  Fall  war  wegen  ausgedehnter  eitriger  Peritonitis  nach 
Perforation  des  Wurmfortsatzes  operiert  worden.  Die  Ösophaguserkrankui^; 
war,  wie  leicht  erklärlich,  nicht  diagnostiziert.  Von  den  22  sekundären  Per- 
forationen verdanken  16  der  Tuberkulose  ihre  Entstehung,  4  der  Tuberkulose 
mit  Lungengangrän,  bei  2  Fällen  war  einmal  wahrscheinlich  ein  nicht  tuber- 
kulöser, retroösophagealer  Abszess,  ein  anderes  Mal  der  Druck  einer  Tracheal- 
kanüle. Die  Tuberkulose  führte  2  mal  in  Form  von  Karies  der  Wirbelsäule, 
Imal  eitriger  Pleuritis  und  13  mal  Verkäsung  von  Bronchialdrüsen  zur  Per- 
foration. Zuppinger  führt  mehrere  eigene  Beobachtungen  dafür  selbst  an. 
Die  Diagnose  ist  in  allen  Fällen  ganz  ausserordentlich  schwer,  was  ohne 
weiteres  erklärlich  ist.  Der  Ausgang  ist  mit  Ausnahme  eines  einzigen  Falles 
der  Tod.  Am  ehesten  ist  therapeutisch  noch  von  chirurgischen  Massnahmen 
etwas  zu  hoffen. 

Riviere  (49)  teilt  drei  Fälle  von  Durchbruch  tuberkulöser  Lymphdrüsen 
an  der  Bifurkation  der  Trachea  in  den  Ösophagus  bei  Kindern  mit.  Der 
Dnrchbruch  wurde  stets  erst  bei  der  Sektion  entdeckt ;  im  Leben  hatten  keine 
Symptome  bestanden,  so  dass  eine  Diagnose  unmöglich  war.  Die  Kinder  hatten 
alle  ausgedehnte  Tuberkulose.  Riviere  glaubt,  dass  die  Pulsionsdivertikel  in 
der  Höhe  der  Bifurkation  auf  solchem  Durchbruch  beruhen  (?). 

Y.  Hacker  (20)  teilt  eine  Methode  mit,  um  das  lästige  Liegenbleiben 
des  Fadens  bei  der  Sondierung  ohne  Ende  zu  vermeiden.  Nachdem  eine 
Barmseite  etwa  10  Minuten  in  der  Striktur  gelegen  hat,  wird  eine  dünne 
Gelatinehülse,  in  die  ein  zusammengekrüllter  Seidenfaden  und  das  obere  Ende 
eines  Fiscbbeinstabes  eingeführt  ist,  in  den  Magen  hinabgestossen.  Nach 
ö — 10  Minuten  wird  der  Stab  zurückgezogen,  nachdem  die  Gelatine  im  Magen- 
saft gelöst  ist.  Nun  kann  man  leicht  durch  Trinkenlassen  von  Wasser  den 
Faden  aus  dem  in  der  Magenfistel  liegenden  Drainrohr  herausspülen.  Da  diese 
Methode  immer  in  der  gleichen  Weise  gelingt,  kann  man  aufs  Liegenbleiben 
des  Fadens  verzichten.  Was  die  Abstufung  zwischen  den  aufsteigenden  Drain- 
nummem  betrifft,  so  zieht  v.  Hacker  zuerst  am  Faden  einen  dünnen  soliden 
Gummizylinder  oder  ein  Drain  dünnsten  Kalibers  in  etwas  ausgezogenem  Zu- 
stande nach,  dem  dann  immer  stärkere  Drains  nachfolgen.  Um  die  Abstufung 
zwischen  dem  Faden  und  dem  dünnsten  Drain  möglichst  gering  zu  machen, 


438  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

verwendet  er  einen  dünnen  Metallkonus,  durch  dessen  zentrales  Lumen  der 
Faden  durchgezogen  wird.  Mit  festem  Knoten  wird  der  Faden  vorm  Aus- 
gleiten bewahrt.  Über  den  hinteren  Teil  des  Metallkonus  wird  das  Drain 
geschoben  und  durch  Faden  in  einer  Rinne  des  Konus  festgebunden. 

Seldowitsch  (52)  behandelte  drei  Falle  von  Verätzungsstrikturen 
der  Speiseröhre  mittelst  Elektrolyse.  Die  Dauer  jeder  einzelnen  Sitzung  be- 
trug 1—4  Minuten,  bei  einer  Stromstärke  von  5—6  M.  A.  Im  ersten  Falle 
gelang  die  Dilatation  in  drei  Sitzungen  von  87»  auf  13  mm ,  im  zweiten  in 
drei  Sitzungen  von  3^/2  auf  11  mm,  im  dritten  in  zwei  Sitzungen  von  6  auf 
10  mm.    Der  Erfolg  war  ein  dauernder.  Ho  hl b  eck  (St.  Petersburg). 

V.  Mosetig-Moorhof  (41)  berichtet  über  fünf  Fälle  von  Narbenstnk- 
turen  der  Speiseröhre,  in  denen  durchweg  zur  Lebensrettung  eine  Magen- 
fistel angelegt  werden  musste,  in  einem  Falle  sogar  zweimal.  Nachträglich 
gelang  die  Einführung  einer  dünnsten  Darmsaite  dreimal,  worauf  in  zwei 
Fällen  die  Bongierung  ohne  Ende  nach  v.  Hacker  angeschlossen  wurde. 
Zweimal  war  die  Ösophagotomie  dazu  nötig.  Heilung  trat  insofern  in  aDen 
Fällen  ein,  als  die  Kranken  die  Station  mit  Speiseröhren  verliessen,  die  für 
dicke  Bougies  durchgängig  waren  und  die  Magenfisteln  sich  durch  Narben 
geschlossen  hatten.  Die  Gastrostomie  wurde  stets  nach  der  von  Kader 
modifizierten  Witzeischen  Methode  ausgeführt,  die  der  Fistel  völligen  Ab- 
schluss  giebt,  eine  Bougiemng  gut  gestattet  und  nach  Entfernung  des  Drains 
ausnahmslos  spontan  vernarbt.  Den  Schluss  der  Magenfistel  führte  v.  Mosetig- 
Moorhof  in  einem  Fall  so  aus,  dass  er  den  Magenmund  in  der  Haut  zirkulär 
umschnitt,  die  ganze  Länge  des  Fistelkanals  aus  dem  Narbengewebe  ohne 
Läsion  herauspräparierte  und  den  so  entstandenen  Hohlzylinder  des  Fistel- 
ganges nach  innen  umstülpte  und  durch  Tabaksbeutelnaht  verschloss.  Bauch- 
deckennaht.  (In  ähnlicher  Weise  hat  v.  Mosetig-Moorhof  eine  Blasenfistel 
geschlossen.)  In  zwei  Fällen  gelang  ihm  die  Sondierung  sehr  gut  mit  Bougies, 
die  mit  Quecksilber  gefüllt  waren.  Die  Erfolge  sind  sehr  gut  zu  nennen,  za- 
mal  es  sich  um  sehr  schwere  Fälle  handelte  und  in  einem  Fall  beim  Bougi^en 
Mediastinitis  posterior  sich  einstellte,  in  einem  anderen  Falle  ein  periösopha- 
gealer  Abszess  spontan  sich  entleerte.  Aus  diesen  Erfolgen  möchte  v.  Mosetig- 
Moorhof  an  der  Möglichkeit  eines  impermeablen  vollständigen  organischen 
Verschlusses  der  Speiseröhre  zweifeln. 

Damianos  (8)  demonstrierte  in  der  Gesellschaft  der  Ärzte  in  Wien  ein 
Präparat  einer  narbigen  Stenose  des  Ösophagus  nach  Verätzung,  an  die  sieh 
infolge  von  Bougieren  ohne  Ende  eine  periösophageale  Entzündung  ange- 
schlossen hatte.  Aussetzen  der  Bougierkur.  Besserung.  Bougieren  nach 
Ösophagostomie,  besonders  mit  Sonden,  die  mit  Quecksilber  beschwert  sind. 
Spontaner  Schluss  der  Magenfistel.  Völlige  Ernährung  von  oben.  Periöso- 
phagealer  Abszess.  Ödem  am  rechten  Arm,  Hals  und  Gesichtshäli'te  Hämoptoe. 
Die  Obduktion  ergab:  zwei  periösophageale  Abszesse,  durch  Fisteln  mit  dem 
Ösophagus  verbunden.  Fortschreiten  der  Entzündung  an  der  Vena  cava  supe- 
rior  mit  Thrombose.  Die  Ursache  der  Blutung  waren  frische  Infarkte  infolge 
von  Embolie  der  Arteria  puknonalis. 

Lindner  (31)  bespricht  in  einem  Artikel,  der  als  Vortrag  in  der  Gesell- 
schaft für  Natur-  und  Heilkunde  zu  Dresden  gehalten  ist,  die  chimrgischeD 
Massnahmen  bei  Verengerungen  der  Speiseröhre.  Bei  den  malignen  Stenosen 
ist  es  ihm  sehr  fraglich,  ob  von  den  neueren  Versuchen,  sich  den  Brustteil 
des  Ösophagus  und  der  Kardia  freizulegen,  viel  für  die  Radikaloperation  des 


Bitter,  Chirurgische  Erkrankimgen  des  RacheDS  und  der  Speiseröhre.  439 

Krebses  za  erwarten  ist.  Da  es  nicht  nur  auf  Freilegung,  sondern  radikale 
Operation  im  Gesunden  und  nachfolgende  Vereinigung  der  Ösophagusenden 
ankommen  muss.  Jedenfalls  ist  an  eine  Radikaloperation  zur  Zeit  nur  im 
Halsteil  zu  denken  und  auch  da  nur  sehr  selten.  Unter  ganz  ausserordentlich 
zahlreichen  Speiseröhrenkrebsen,  die  Lindner  beobachtet  hat,  hat  er  nur 
dreimal  die  Möglichkeit  gehabt,  vom  Halse  operativ  vorzugehen,  aber  kein 
besonderes  Glück  damit  gehabt.  Auch  bei  den  von  anderer  Seite  Operierten 
hat  keiner  länger  als  zwei  Jahre  gelebt.  Bessere  Resultate  hat  Lindner  mit 
der  Gastrostomie  und  zwar  nach  Witzel,  aber  mittelst  Längsschnittes  im 
linken  Rectus,  besonders  wenn  sie  frühzeitig  gemacht.  Aber  auch  hier  sind 
die  Ergebnisse  nicht  glänzend.  Nur  ganz  vereinzelte  Operierte  überlebten 
das  zweite  Jahr. 

Günstiger  sind  die  Erfolge  bei  den  gutartigen  Stenosen.  Nach  kurzer 
Besprechung  der  unblutigen  Methoden,  die  durch  die  Ösophagoskopie  sehr 
gefördert  sind,  geht  Lindner  auf  die  Gastrostomie  mit  nachfolgender  Son- 
dierung nach  V.  Hacker  ein.  Lindner  zieht  die  Frankscbe  Methode,  die 
er  bei  den  malignen  Stenosen  verwirft,  hier  der  Witz  eischen  Fistel  vor,  da 
sie  den  Zugang  zum  Mageninnem  und  die  nachfolgende  Sondierung  sehr  er- 
leichtert. Mitteilung  zweier  Fälle,  in  denen  ein  sehr  gutes  Resultat  erzielt 
wurde.  Im  letzten  Falle  musste  allerdings  noch  eine  Ösophagostomie  zu  Hilfe 
gezogen  werden. 

Jungnickel  (28)  teilt  aus  dem  allgemeinen  Krankenhaus  in  Saaz 
einen  Fall  von  postdiphtheritisch  doppelter  Stenose  des  Ösophagus  mit.  Die 
erste  befand  sich  5  cm  oberhalb  der  Bifurkation,  die  zweite  wurde  vermutet, 
als  es  einmal  gelang  durch  die  obere  Struktur  mit  einer  dünnen  Magensonde 
hindurch  auf  ein  zweites  Hindernis  7 — 8  cm  unterhalb  der  Kreuzung  zwischen 
Speiseröhre  und  linkem  Bronchus  zu  kommen.  Da  die  erste  Stenose  sonst 
völlig  undurchgängig  war  und  die  Sondierung  starke  Schmerzen  machte,  wurde 
die  Ösophagotomia  externa  von  Bergmann  gemacht.  Es  fand  sich  an  der 
SteUe  des  Einschnittes  die  erste  Stenose  in  Gestalt  einer  queren  Narbe  des 
Ösophagus.  Auch  die  zweite  Striktur  wird  festgestellt  und  es  gelingt,  sie  nun 
zu  sondieren.  Tamponade  der  Wunde.  Ernährung  durch  den  Mund  bei  festem 
Druck  auf  den  Verband.  Weiterhin  Bougierkur.  Pat.  erholt  sich  sehr  xmd 
wird  geheilt  entlassen.    Später  Exzision  der  Fistel  und  Naht. 

Jungblut  (27)  berichtet  über  einen  von  Sonnenburg  operierten  Fall 
von  doppelter  Stenosenbildung  im  Ösophagus  nach  Salmiakverätzung.  Durch 
Sondierung  von  oben  gelingt  es  die  obere  Striktur  zu  überwinden,  aber  nicht 
die  untere  an  der  Ejurdia.  Daher  Gastrostomie  in  zwei  Zeiten  und  einige 
Zeit  hindurch  Ernährung  durch  die  Magenfistel.  Dann  wird  ein  Schrotkorn 
durch  die  untere  Striktur  in  der  Weise  gebracht,  dass  das  Ende  einer  Sonde 
eingekerbt  wird,  in  der  Nähe  des  Schrotkomes  eine  kleine  Schiinge  in  dem 
Seidenfaden  gebildet  und  nun  das  Schrotkorn  vorgeschoben  wird.  Beim  Zurück- 
ziehen der  Sonde  bleibt  das  Scbrotkom  liegen^  da  sich  die  Schlinge  des 
Fadens  leicht  abstreift.  Nach  einigen  Tagen  wird  das  Schrotkorn  aus  der 
Magenfistel  gespült  und  die  Strikturen  werden  nun  mit  Drains,  die  alle  drei 
Tage  am  Seidenfaden  hindurchgezogen  werden  xmA  eine  halbe  Stunde  liegen 
bleiben,  retrograd  erweitert.  Pat.  wird  sehr  gebessert  mit  noch  bestehender 
Magenfistel  entlassen.  Bald  darauf  reisst  der  oft  gewechselte  Seidenfaden. 
In  der  Klinik  von  Hadra  bekommt  dann  Pat.  eine  am  Faden  befestigte  Schrot- 
kugel  zu  schlucken,   die  durch  einen  Magneten  aus  der  Magenfistel  heraus- 


440  Jahresbericht  fttr  Cbirargte.    IL  Teil. 

geholt  wird.  So  kann  eine  regelmässige  Sondiening  ohne  Ende  vorgenoxnmeD 
werden,  die  die  Erweiterung  so  fördert,  dass  Fat.  bei  Entlassung  sich  selbst 
mit  einer  dicken  Schlnndsonde  bongieren  kann.  Die  Magenfistel  soll  dem- 
nächst geschlossen  werden. 

Seyffarth  (57)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Narbenstrikturen  des 
Ösophagus,  die  in  der  chirurgischen  Abteilung  des  Magdeburger  Krankenhauses 
von  Habs  retrograd  sondiert  wurden.  Interessant  ist  besonders  der  erst« 
Fall,  der  zwei  Jahre  und  vier  Monate  in  Behandlung  war  und  zeigt,  wie 
man  nach  vielen  Misserfolgen  und  Rezidiven  zu  einem  guten  Resultat 
kommen  kann.  Seyffarth  bespricht  im  einzelnen  die  grossen  Schwierig- 
keiten, die  in  solchen  Fällen  entstehen  können  und  die  Möglichkeit  sie  za 
umgehen.  Den  Schluss  der  sorgfältigen  Arbeit  bildet  eine  Zusammenstellung 
der  seltenen  bisher  in  der  Literatur  bekannten  Falle  von  geglückter  wirküch 
retrograder  Sondierung. 

Lotheisen  (34)  hat  auf  Grund  eines  eigenen  und  aller  bisher  ver- 
öffentlichten Fälle  von  Ösophagusdivertikeln  die  Frage  geprüft,  was 
bisher  durch  die  ösophagoskopische  Untersuchung  erzielt  ist  und  was  sich 
etwa  noch  dadurch  erreichen  lassen  wird.  Er  führt  die  sämtlichen  Fälle  mit 
genauem  ösophagoskopischem  Befund  an.  Bei  14  Fällen  war  die  ösophago- 
skopische Untersuchung  ohne  Erfolg.  Bei  den  Traktionsdivertikeln,  die  bisher 
noch  nie  im  Ösophagoskop  gesehen  sind,  liegt  die  Bedeutung  des  Instrumentes 
wohl  hauptsächlich  auf  dem  Gebiet  der  Diagnose.  Von  den  Pulsionsdivertikeln 
sind  die  echten  Pharynxdivertikel  mit  dem  Kehlkopfspiegel  zu  sehen.  Das 
Hauptgebiet  des  Ösopha^oskops  bilden  also  die  Grenzdivertikel  und  die  tief- 
sitzenden Divertikel  des  Ösophagus.  Besonders  wichtig  für  die  Diagnose  eines 
Speiserrohrdivertikels  ist  im  ösophagoskopischen  Bilde  der  Nachweis  einer 
Schwelle,  die  den  Eingang  in  den  Schleimhautsack  begrenzt.  Die  Feststel- 
lung der  Breite  des  Divertikelhalses  ist  nur  dann  möglich,  wenn  man  die 
obere  Umrandung  des  Einganges,  die  auch  für  den  Sitz  des  Divertikels 
wichtig  ist,  genau  sehen  kann.  Nächst  der  Schwelle  muss  man  das  Lumen 
des  Ösophagus  zu  sehen  und  eine  Sonde  in  ihn  zu  führen  suchen.  Fär 
die  Therapie  ist  die  Ösophagoskopie  wichtig,  insofern  sie  die  Sondierung 
und  damit  genügende  Ernährung  ermöglichen  kann,  wenn  die  Sondierung 
ohne  das  Instrument  stets  misslungen  ist.  Femer  kann  die  Besichtigung 
ergeben,  dass  die  Verengerung  unterhalb  des  Divertikels  so  stark  ist, 
dass  gleich  zur  Gastrostomie  und  Sondierung  ohne  Ende  geschritten  werden 
muss.  Für  Entlastung  und  Auswaschung  des  Divertikels  leistet  nach  Loth- 
eisen die  weiche  Magensonde  dieselben  Dienste,  wie  das  Ösophagoskop. 
Dagegen  kann  man  mit  Hülfe  des  Ösophagoskops  die  Faradisation  sehr  gut 
ausführen,  besser  wie  ohne  das  Listrument.  Zum  Schlüsse  bringt  Lotheisen 
einige  Vorschläge  zur  Vermeidung  des  Schleimes  und  der  unangenehmen  Falten- 
bildungen. Für  letztere  hat  er  einen  eigenen  Divertikeltubus  anfertigen  lassen 
(Leiter- Wien),  den  er  empfiehlt 

Die  Lehre  von  der  Entstehung  der  Traktionsdivertikel  des  Ösophagus 
hat  bekanntlich  seit  v.  Zenker  eigentlich  nur  wenig  Änderungen  erfahren, 
bis  Ribbert  in  neuerer  Zeit  die  Zenker  sehe  Anschauung  sehr  angriff  und 
einen  kongenitalen  Ursprung  der  Divertikel  als  das  wahrscheinlichste  hinstellte. 
Dieser  neuen  Auffassung  tritt  nunRiebold  (48)  auf  Grund  sehr  eingehender 
mikroskopischer  Untersuchungen  in  Serienschnitten  von  35  Traktionsdiver- 
tikeln  aus  dem  i)athologischen  Institut  in  Dresden  —  Friedrichstadt  (Schmorl) 


Ritter,  Chirurgische  Erkrankangen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.  441 

«ntgegen.  Er  konnte  nachweisen,  dass  für  die  weitaus  meisten  Fälle  chronische 
Entzündung  der  Bronchialdrüsen,  wie  sie  sich  bei  Anthrakosis,  Chalikosis  und 
Siderosis  finden,  als  ätiologisches  Moment  in  Betracht  kommen.  Der  Staub 
verursacht  dabei  nicht  an  sich  die  chronischen  Entzündungen,  sondern  schafft 
eine  Disposition  für  chronische  indurative  Prozesse.  Neben  der  reinen  Anthra- 
cosis  kommt  Anthrakosis  und  Tuberkulose  vor,  nur  für  drei  fand  er  allein 
chronische  Tuberkulose.  Ausserdem  waren  akutere  Erweichungs-  und  Eite- 
nmgsYorgänge  und  Entzündungen  an  Organen,  die  dem  Ösophagus  benachbart 
sind,  vorhanden.  Die  Pathogenese  lässt  sich  daher  am  ungezwungensten  im 
Sinne  der  alten  v.  Zenker  sehen  Lehre  erklären.  Gegen  Ribbert  führt 
Biebold  eine  Beihe  sehr  gewichtiger  Gründe  und  Befunde  an  und  entkräftet 
auf  Grund  seiner  Untersuchungen  die  von  Ribbert  gegen  die  v.  Zenk ersehe 
Auffassung  gemachten  Einwände.  Nur  für  ganz  ausserordentlich  seltene  Fälle 
lässt  sich  die  y.  Zenker  sehe  Lehre  nicht  verwerten  und  hier  ist  die  An- 
nahme einer  kongenitalen  Anlage  im  Ribber tschen  Sinne  g^rechtfertigt. 
Zum  Schlüsse  werden  noch  die  Traktions-Pulsionsdivertikel  und  Pulsions- 
Divertikel  und  zwei  besondere  Formen  an  der  Hand  von  11  makroskopischen 
Präparaten  besprochen. 

Mintz  (40)  beschreibt  einen  Fall  von  tiefsitzendem  Divertikel  der  Speise- 
röhre, einer  Erkrankung,  wie  er  sie  vor  10  Jahren  zuerst  beschrieben  hat. 
Die  Krankheit  dauerte  20  Monate  und  führte,  da  der  Patient  eine  Operation 
verweigerte,  infolge  der  ungenügenden  Ernährung  zum  Tode.  Das  Hinder- 
nis für  die  Sonde  sass  in  diesem  Fall  ungewöhnlich  tief,  46  cm  von  den 
Schneidezähnen  entfernt.  Trotz  fünfmonatlicher  Beobachtung  gelang  es 
Mintz  niemals,  mit  der  Sonde  in  den  Magen  zu  gelangen.  Die  verschie- 
denen diagnostischen  Untersuchungen  werden  eingehend  mitgeteilt.  Die 
Röntgenphotographie  liess  mit  Sicherheit  eine  spindelförmige  Erweiterung 
ansschiiessen.  Betreffs  der  Ätiologie  verwirft  Mintz  mit  gutem  Grund  die 
Pleinersche  Auffaffung  einer  Art  Vormagen,  muss  aber  die  Frage,  ob  eine 
narbige  Verengerung  nach  Ulcus  oesophagi  resp.  cardiae  oder  beginnendes 
Karzinom  vorliegt,  offen  lassen,  da  keine  Sektion  gemacht  ist.  Zum  Schluss 
werden  die  gemeinsamen  und  speziellen  objektiven  Symptome  der  tiefsitzenden 
Divertikel  aufgezählt. 

Schüssler  (55)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pulsionsdivertikel,  das  im 
Anschloss  an  ein  Ulcus  pepticum  des  Ösophagus  entstanden  war  und  das  er 
seit  18  Jahren  dauernd  in  Beobachtung  gehabt  hat.  Der  Patient,  der  jetzt 
74  Jahre  alt  ist,  war  vor  21  Jahren  so  heruntergekommen,  dass  der  Exitus 
bevorzustehen  schien,  erholte  sich  aber  durch  eine  Milchdiät  ganz  langsam. 
Vor  18  Jahren  wurde  er  dann  drei  Wochen  vom  Verfasser  systematisch  son- 
diert, und  zwar  mit  dem  Erfolg,  dass  er  seitdem  wie  ein  Gesunder  essen  und 
trinken  kaim  und  in  bestem  Wohlsein  einem  schweren  Beruf  nachgeht.  Trotz- 
dem ist  das  Divertikel  um  das  Dreifache  gewachsen.  Schüssler  schildert 
sehr  anschaulich  die  grosse  Virtuosität  des  Patienten  in  der  Behandlung  seines 
Divertikels. 

Starck,  der  durch  seine  zahlreichen  Arbeiten  über  die  Divertikel  der 
Speiseröhre  bekannte  Autor,  hat  in  diesem  Jahre  wiederholt  über  seine  Er- 
fahrungen über  die  diffuse  Erweiterung  der  Speiseröhre  berichtet.  In 
der  deutschen  Praxis  und  in  einer  kleinen  selbständig  erschienenen  Schrift  (61) 
bespricht  er  das  ganze  Gebiet.  Er  bringt  zunächst  die  ausführliche  Kranken- 
geschichte eines  interessanten,  sehr  typischen  Falls,  bei  dem  er  die  Diagnose 


442  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

mit  Anamnese  und  einfachen  Untersnchnngsmeihoden,  die  auch  jedem  prak- 
tischen  Arzte  zur  Verfügung  stehen,  stellen  konnte: 

Ein  bisher  gesunder  Mann  bekommt,  unschuldig  verhaftet,  beim  ersten 
Bissen  seiner  Gefangniskost  plötzlich  eine  Schluckstörung  im  Speiseröhreneiih 
gang,  die  37  Tage  wechselnd  anhält.  Am  ersten  Freiheitstage  befallt  ihn 
bei  schwerer  Arbeit  plötzlich  ein  krampfartiger  Schmerz  im  Mageneingang. 
Dieser  Anfall  wiederholt  sich  seitdem  in  Zwischenräumen  von  3 — 25  Tagen. 
Die  Schluckstörung  im  Ösophaguseingang  verschwindet  für  ein  Jahr,  tritt 
dann  aber  wie  vordem  wieder  auf.  ^/i  Jahr  nach  dem  ersten  Krampf  stellt 
sich  Regurgitieren  von  kleinen  Speisepartikelchen,  später  von  grösseren  Mengen 
ein.  Der  Ernährungszustand  bleibt  fast  VI2  Jahr  gut,  erst  in  den  letzten 
Wochen,  in  denen  wiederholt  die  ganze  Mahlzeit  regurgitiert  wird,  tritt  ei^ 
heblicher  Gewichtsverlust  ein.  Mit  dem  weichen  Magenschlauch  findet  sich 
beim  Speiseröhreneingang  ein  leichtes,  beim  Ausgang  ein  stärkeres  HindemiB, 
das  aber  durch  geringen  Druck  fast  stets  überwunden  werden  kann.  Durch 
die  Untersuchung  des  Inhalts  konnte  Starck  mit  Sicherheit  nachweisen,  dass 
zwei  getrennte  Jlohlräume,  der  eine  der  Speiseröhre  angehörig,  der  and^e 
dem  Magen,  vorhanden  waren.  Dass  der  erweiterte  Raum  die  Speiseröhre 
war,  stellte  Starck  durch  eine  sehr  einfache  Methode  fest:  Man  füllt  durch 
den  Magenschlauch  den  Magen  mit  Wasser  und  lässt  den  Patienten  eine 
schwache  Methylenblaulösung  bei  eingeführtem  Schlauch  trinken.  Die  Aus- 
heberungsflüssigkeit  ist  nun,  solange  das  Wasser  aus  dem  Magen  ausläuft, 
klar,  bei  Zurückziehen  des  Schlauches  in  die  Speiseröhre  blau.  Nach  Behand- 
lung mit  Bromkali  und  abendlicher  Ausheberung  haben  die  Krämpfe  auf* 
gehört  und  es  wird  nur  spärlich  regurgitiert. 

Im  Anschluss  daran  bespricht  Starck  die  Ätiologie,  Symptomatik,  Dia- 
gnose, Prognose  und  Therapie.  Es  gibt  wohl  verschiedene  Formen  von  difiFosen 
Dilatationen,  aber  wahrscheinlich  sind  nur  die  ersten  Symptome  der  einzelnen 
Formen  verschieden.  Die  ausgebildete  Dilatation  verläuft  für  alle  Fälle  wohl 
gleichartig.  Er  unterscheidet  dabei  ein  Prodromalstadium,  das  sich  fast 
immer  in  krampfartigen  Anfällen  oder  mehr  als  unbestimmte  Magenbeschwerden 
äussert,  und  ein  Dilatationsstadium,  bei  dem  die  Regurgitation  das  hervor* 
stechendste  Zeichen  ist.  Es  ist  kein  Erbrechen,  sondern  eher  ein  Ausschütten 
der  Speiseröhre.  Bei  der  Diagnose  halt  er  wenig  von  der  Auskultation  und 
Perkussion  und  von  der  Röntgendurchleuchtung,  die  beide  keine  eindeutige 
Ergebnisse  liefern.  Mit  guter  Anamnese,  mit  weichem  Magenschlauch  und 
Divertikelsonde,  mit  chemischer  Untersuchung  ,des  getrennt  aus  Magen  und 
Speiseröhre  Ausgeheberten  und  dem  angeführten  einfachen  Verfahren  mit 
Methylenblaulösung  kommt  man  leicht  und  sicher  zum  Ziel.  Die  beste  ünter- 
suchungsmethode  ist  natürlich  die  Ösophagoskopie,  aber  nicht  unbedingt  not* 
wendig.  Eine  wirkliche  Heilung  ist  meist  nicht  möglich.  Eine  kausale  Therapie 
ist  nur  bei  der  spasmogenen  Form  möglich.  Narkotika,  Sondenbehandlung, 
Olivenöl  und  warme  Wassereingiessungen  sind  am  Platze.  Bei  der  atonische& 
oder  paralytischen  Form  ist  von  prophylaktischer  Therapie  nicht  viel  zu  er- 
warten, da  wir  die  Ursache  nicht  kennen.  Sind  schon  Symptome  der  Er- 
weiterung vorhanden,  so  muss  eine  Steigerung  der  Dilatation  und  das  Ent- 
stehen von  Entzündung  verhütet  werden.  Hier  sind  Sondierung,  tonisierende 
Reize  und  Ausheberung  am  Platze.  Geht  die  Ernährung  zurück,  ist  Schlund* 
sondenemährung  einzuleiten,  als  operatives  Verfahren  kommt  nur  die  Gastro* 
stomie  in  Betracht. 


Bitter,  Ghirurgifiche  Erkrankaogen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.  443 

Als  Ursachen  für  die  sogenannte  spindelförmige  Ösophagusdilatation  der 
Speiseröhre  ohne  anatomische  Stenose  sind  bisher  angegeben: 

1.  Primäre  Entzündung  der  Schleimhaut  und  Muskulatur, 

2.  Spasmus  der  Gardia, 

3.  Atonie  der  Muskulatur, 

4.  Abnormität  in  der  Entwickelung  der  Speiseröhre  und  eine  grosse  Zahl 
Yon  Gelegenheitsursachen. 

Starck  (60)  weist  im  einzelnen  nach,  dass  weder  die  Sektionsbefunde 
noch  die  klinischen  Erscheinungen  oder  die  klinischen  Untersuchungsmethoden 
(die  Sondienmgsbefunde  oder  die  Ösophagoskopie)  zur  Beurteilung  heran- 
gezogen werden  dürfen.  Nur  soviel  kann  man  sagen,  dass  die  durch  eine 
Sektion  festgestellte  Muskelhypertrophie  eine  primäre  Atonie  ausschliessen 
lässt.  Studieren  kann  man  die  Ätiologie  allein  am  Prodromalstadium  der 
Dilatation.  Aber  selten  bietet  sich  Gelegenheit  in  diesem  Stadium  zu  unter- 
suchen. Dann  kann  man  mit  Anamnese,  den  klinischen  Symptomen,  Sondie- 
nmg  und  Ösophagoskopie  feststellen,  ob  Spasmus  oder  Atonie  vorliegt.  Ist 
die  Dilatation  bereits  ausgebOdet,  dann  ist  man  lediglich  auf  Berücksichti- 
gimg der  näheren  Umstände,  unter  denen  die  ersten  Erscheinungen  auf- 
getreten sind,  angewiesen.  Aber  hier  sind  nur  die  Anzeichen  für  Spasmus 
zu  verwerten.  Die  Diagnose  auf  Atonie  kann  man  nicht  sicher  ohne  Unter- 
suchungsbefund sicher  stellen.  Als  Beispiel,  wie  gut  sich  auch  noch  nach- 
tragUch  bei  schon  ausgebildeter  Dilatation  die  Ätiologie  lediglich  ans  der 
Anamnese  nachweisen  lässt,  wird  der  oben  erwähnte  Fall  mitgeteilt,  dessen 
Ursache  ein  Kardiakrampf  auf  psychischer  Basis  war.  Starck  hält  diese 
spastische  Form  der  nicht  anatomischen  Dilatationen  für  die  einzig  sicher- 
gestellte und  schlägt  den  Namen  Spasmogene  diffuse  Ösophagusdilatation  vor. 
Wie  im  einzebien  dieser  Spasmus  auf  nervöser  Basis  zustande  kommt,  lässt 
sich  zur  Zeit  nicht  sagen. 

Auf  ähnlichem  Standpunkt  steht  Lossen  (32),  der  auf  Grund  der  Lite- 
ratur und  an  der  Hand  von  fünf  Krankengeschichten  aus  der  Königsberger 
medizinischen  Klinik  die  idiopathische  Erweiterung  des  Ösophagus  sehr  ein- 
gehend bespricht.  Lossen  konnte  in  allen  Fällen  einen  Kardiospasmus  auf 
nervöser  Basis  nachweisen,  alle  anderen  Ursachen  waren  auszuschliessen.  Nur 
in  einem  Fall  war  der  Kardiospasmus  möglicherweise  durch  eine  chronische 
Ösophagitis  mit  begünstigt.  Lossen  geht  dann  sehr  ausführlich  auf  das  klinische 
Bild  der  Erkrankung  ein,  bespricht  die  einzelnen  Untersuchungsmethoden  und 
ihre  Schwierigkeiten,  wie  ihren  Wert  für  die  Diagnose.  Er  weist  dabei  der 
Ösophagoskopie  nur  eine  untergeordnete  Rolle  zu,  da  sie  dem  praktischen  Arzte 
meist  nicht  zur  Verfügung  steht  und  zur  Sicherung  der  Diagnose  nicht  unbedingt 
notwendig  ist.  Grosse  Bedeutung  misst  er  dem  Röntgenverfahren  bei.  Er  schil- 
dert den  Befund  bei  Durchleuchtung,  halt  aber  die  Photographie  für  sicherer. 
Ihr  Wert  wird  durch  vier  gute  Bilder  veranschaulicht.  Empfohlen  wird  dabei : 
Rückenlage  des  Patienten  und  zwar  in  Fechterstellung,  eine  Mischung  von 
Kartoffelbrei  und  Bismut.  subnitr.  und  intensive  Beleuchtung.  Die  Prognose 
ist  ungünstig,  doch  sind  viele  leichtere  Fälle  in  neuerer  Zeit  bekannt  geworden, 
die  erhebUch  gebessert  wurden.  Bei  der  Behandlung  hatte  Lossen  relativ 
guten  Erfolg  mit  ausschliesslicher  Sondenernährung  nach  Fl  ein  er,  in  einem 
Fall  gab  er  zur  Erleichterung  des  Schlingakts  vor  jeder  Mahlzeit  einen  Ess- 
löffel Ohvenöl.  Doch  ist  mit  der  Gastrostomie  nicht  zu  lange  zu  warten, 
venn  die  Ernährung  ungenügend  wird. 


4M  Jahresbericht  far  Chinirgie.    II.  Teil. 

Lock  wood  (32)  teilt  einen  Fall  von  sogen,  idiopathischer  Erweitenii^ 
des  Ösophagus  mit,  der  schon  von  Swain  (Med.  Jonrn.  1901,  p.  1453)  ver- 
öffentlicht, aber  nicht  geheilt  war.  Lockwood  nimmt  einen  nervösen  Ur- 
sprung des  Leidens  an.  Er  erzielte  völlige  Heilung  der  schweren  Symptome 
durch  eine  Dehnkur  des  Ösophagus  in  seinem  untersten  Teil  mittelst  mes 
mit  Luft  aufgeblasenen  kleinen  Ballons. 

Demoulin  berichtet  in  aller  Ausführlichkeit  über  die  Operations- 
methode Faures  (15und  16),  um  intrathorakale  Ösophagus-Earzinome 
zu  resezieren  und  an  eitrige  Mediastinitis  und  tiefsitzende  Fremdkörper  im 
Ösophagus  heranzukonmien.  Faure  operierte  zwei  Fälle  von  Ösophagus- 
Karzinom.  Er  hat  selbst  an  verschiedenen  Stellen  darüber  berichtet.  Zunächst 
macht  er  eine  Ösophagotomie  am  vorderen  Rande  des  Eopfnickers,  schneidet 
dann  den  Ösophagus  durch  und  unterbindet  den  Stumpf.  Daranf  werden 
die  Rippen  reseziert;  er  legt  dabei  besonderen  Wert  auf  einen  genügend 
grossen  Zugang,  der  nur  durcli  Resektion  auch  der  1.  Rippe  zu  ermöglichen 
ist.  Er  reseziert  im  allgemeinen  rechts  die  vertebralen  Enden  der  sechs 
ersten  Rippen  bis  zur  Axillarlinie.  Dann  wird  der  Ösophagus  herauspräpariert 
und  das  durchschnittene  Stück  heruntergeholt.  Es  folgt  Durchschneiden  des 
Ösophagus  unterhalb  des  Tumors  von  neuem.  Die  beiden  so  operierten 
Kranken  gingen  bald  nach  der  Operation  zugrunde.  Sie  hatten  keinen  Shock, 
keine  Blutung  gehabt.  Sie  hatten  sehr  schnellen  Puls,  keine  Temperatur- 
erhöhung. Den  ausführlich  wiedergegebenen  Krankengeschichten  folgt  eine 
Übersicht  über  die  Anläufe  anderer  Autoren  zu  dem  operativen  Vorgehen 
Faures,  dessen  Idee  zum  Scbluss  ausserordentlich  gefeiert  wird. 

Tuffier  (64)  berichtet  in  der  Diskussion  über  drei  Fälle.  Einmal  gab 
er  die  Operation,  nachdem  er  vom  linken  Mediastinum  durch  Resektion  zweier 
Rippen  in  der  Tiefe  den  Tumor  nahe  der  Kardia  gefühlt  hatte,  auf  und 
machte  Gastrostomie.  Ln  zweiten  Fall  machte  er  vom  hinteren  linken 
Mediastinum  her  die  Ösophagotomie  und  führte  eine  Sonde  unterhalb  der 
krebsigen  Stenose  ein.  Exitus.  Im  dritten  Fall  wurde  wegen  narbiger  Ste- 
nose nach  vorangegangener  Gastrostomie  die  transpleurale  Ösophagotomie  von 
links  vorgenommen  und  ein  Schlundrohr  von  der  Nase  durch  die  Stenose 
in  den  Magen  geführt.  Die  interessanten  Einzelheiten  der  Operation  mü^en 
im  Original  nachgelesen  werden.  Tuffier  bespricht  dann  die  mizehm 
Wege,  um  an  den  Ösophagus  heranzukommen.  Über  den  vorderen  oder 
sternalen  hat  er  keine  Erfahrung.  An  der  Leiche  gibt  er  einen  sehr  guten 
Zugang.  Den  abdominalen  Weg  nach  Kell  in  g  hält  er  für  wenig  geeignet, 
da  man  an  den  Ösophagus  schlecht  herankommt.  Der  mediastinale  Weg  hat 
den  Hauptvorteil,  dass  die  Pleura  nicht  verletzt  wird,  doch  ist  das  irrelevant 
denn  von  sechs  Fällen ,  in  denen  die  besten  Chirurgen  operierten ,  wurde  in 
vier  Fällen  die  Pleura  perforiert.  Die  Schwierigkeiten,  die  dieser  Weg  bietet, 
sind  für  den  oberen  Teil  des  thorakalen  Ösophagus  durch  die  Methode  Faures, 
durch  seine  Resektion  auch  der  ersten  Rippe  gut  überwunden,  für  den  unteren 
Teil  ist  sie  aber  ungenügend.  Hier  hält  er  den  transpleuralen  Weg  trotz  der 
Gefahren  der  Eröffnung  der  Pleuren,  die  man  zum  Teil  beseitigen  kann, 
wegen  der  grossen  Übersicht,  die  er  gewährt,  für  die  beste  Methode,  die  er 
dann  eingehend  schildert. 

Mandel berg  (36)  beschreibt  einen  von  Schalita  operierten  Fall  von 
Karzinom  des  Halsteiles  der  Speiseröhre.  Beim  55-jährigen  P.  bestanden  die 
Schluckbeschwerden  zwei  Jahre.    Die  Sonde  stiess  15  cm  hinter  der  Zahnreihe 


Ritter,  CbirargiBche  Erkrankungen  des  Rachens  und  der  Speiseröhre.  445 

auf  ein  Hindernis.  Es  wnrde  zuerst  eine  Ösophagusfistel  angelegt  (Schnitt 
am  vorderen  Rande  des  linken  Stemokleido,  8  cm  lang)  um  die  Kräfte  des  P. 
ZQ  sehen.  Nach  einen  Monat  wurde  ein  5  cm  langes  Stück  des  erkrankten 
oberen  Teiles  des  Ösophagus  reseziert.  Der  Defekt  der  hinteren  Wand  des 
Ösophagus  wurde  sofort  durch  einen  gestielten  Hautlappen  vom  Halse  her 
gedeckt.  In  zwei  weiteren  Sitzungen  wurde  die  Plastik  vollendet,  so  dass 
die  Kontinuität  der  Speiseröhre  wieder  hergestellt  war.  Heilung  bis  auf  eine 
kleine  Fistel.    P.  kann  alles  schlucken.  Ho  hl b  eck  (St.  Petersburg). 

Prat  (45)  beschreibt  die  Präparate  eines  Patienten,  bei  dem  zu  Leb- 
zeiten wegen  zunehmender  Schluckbeschwerden  und  Stimmlosigkeit ,  zirkula- 
torischer  Störungen  an  den  Extremitäten  und  des  Röntgenbildes  die  Diagnose 
auf  Aneurysma  der  Aorta  gestellt  war.  Die  hochgradige  Kachexie  hätte 
allerdings  eigentlich  schon  zur  Vorsicht  mahnen  sollen.  Er  starb  noch  am 
selben  Tag  nach  einer  unter  Kokain  vorgenommenen  Gastroenterostomie.  Bei 
der  Autopsie  fand  sich  ein  stark  stenosierendes  Karzinom  des  Ösophagus  in 
der  Höhe  des  Aortenbogens,  das  dort,  wo  es  mit  der  Aorta  verbacken  war, 
tief  ulzeriert  war.  Die  Aorta  zeigte  hier  starke  Endarteriitis  mit  Erweichung. 
Die  Wand  der  Trachea  war  so  zerstört,  dass  nur  die  Schleimhaut  Speise- 
imd  Luftröhre  trennte.  Der  Schatten  des  Röntgenbildes  war  kein  Aorten- 
aneurysma, sondern  durch  mediastinale  peribronchiale  karzinomatöse  und 
anthrakotische  Lymphdrüsentumoren  bedingt.  Die  zirkulatorischen  Verände- 
rungen beruhten  wohl  auf  hochgradiger  Endarteriitis  der  Gefässe. 

Wolf  (67)  bringt  zwei  Fälle,  in  denen  schwere  Spondylitis  deformans 
und  Ösophaguskarzinom  zusammentrafen.  In  einem  Anhang  werden  noch 
drei  Fälle  ganz  kurz  hinzugefügt.  Verf.  glaubt  an  einen  Zusammenhang 
zwischen  beiden  Erkrankungen :  Die  Spondylitis  hat  dadurch  zum  Ösophagus- 
karzinom geführt,  dass  beim  Schlingakt  jedesmal  ein  Reiz  auf  die  Wand  der 
Speiseröhre  ausgeübt  wird.  Die  Wahrscheinlichkeit  dieses  Vorganges  wird 
auch  nach  genauer  Durchsicht  des  Sektionsprotokolls  nicht  gerade  sehr 
zwingend  und  Verf.  gesteht  selbst,  dass  sich  die  Annahme  eines  zufalligen 
Zusammentreffens  beider  Zustände  nicht  mit  Sicherheit  ausschliessen  lässt. 
Persönlich  muss  ich,  da  ich  vom  Verf.  mit  unter  den  Anhängern  der  Reiz- 
iheorie  aufgeführt  bin,  bemerken,  dass  ich  seit  langem  daran  nicht  mehr 
glaube,  und  auch  meine  damalige  Arbeit  über  die  Traktionsdivertikel  als 
Ursache  der  Ösophaguskrebse,  die  ich  als  Cand.  med.  ohne  viel  eigenes  Zutun 
machen  durfte,  heute  ganz  anders  auffasse. 

P^tit  (44)  zeigte  in  der  anatomischen  Gesellschaft  zu  Paris  die  Speise- 
röhre eines  Rindes,  deren  Schleimhaut  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  mit  so 
mächtigen  und  dichten  papillomatösen  Wucherungen  bedeckt  war,  dass  höch- 
stens flüssige  Nahrung  und  auch  sie  nur  nach  schwieriger  Filtration  den  Weg 
zum  Pansen  gefunden  haben  kann.  Geringfügige  papilläre  Wucherungen  bei 
Rindern  sind  häufig,  ein  solcher  fast  vollkommener  Verschluss  ist  bisher  nicht 
beobachtet. 


446  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

VI. 

Kehlkopf,  Luftröhre,  Bronchien. 


Referent:  C.  Bötticlier,  Giessen. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Kehlkopf. 

1.  y.  Brnns,  Über  Eropfgeschwülste  im  Innern  des  Kehlkopfs  and  der  LnftrOhre  und 
ihre  Entfernung,    v.  Br aussehe  Beiträge  1908.  Bd.  41.  Nr.  1. 

2.  *B argers,  Skin  grafting  in  the  treatment  of  laryngeal  Stenosis.    The  medical  chro- 
nicle  1903.  July. 

8.   Ghormshitzky,  Ein  Fall  von  Comu  laryngemn.    Archiv  für  Laryogologie  1901 
Bd.  XIV. 

4.  Corardo,  ün  caso  di  ferita  ampia  del  condotto  laringo - tracheale.    Gazsetia  degli 
ospedali  1908.  Nr.  128. 

5.  deCortos,  Laringectomie  totale  per  tumore  maligne.   Esito  felice  a  lunga  olistana. 
R.  Accad.  dei  fisiocritici  in  Siena  1908.  Nr.  8  und  4. 

6.  —  Laringectomie  totale  per  tumore  maligne.    Riforma  medica  1908.  Nr.  28. 

7.  Guno,  Fixierte  Tuben-  und  Bolzenkanülen  bei  erschwertem  Decanulement   Mflncheaer 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  18. 

8.  *DegDy,  Einige  Beobachtungen  über  juztalaryngeale  Abszesse.    Revue  de  mädecine 
1908.  F6vrier. 

9.  Dempsey,  Carcinoma  of  the  larynx.    Medical  Press  1908.  April  15. 
9a.Dollinger,  J.,  Halbseitige  Kehlkopfexstirpation;  primftre  Deckung  der  Wunde  mittekl 

eines  gestielten  Hautlappens  am  Halse.    Budapester  kgl.  Ärzte -Verein.  Sitzung  vom 
7.  n.  1903.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  7. 

10.  *d'Hoone,  Contribution  ä  T^tnde  du  traitement  curatif  de  la  tuberculose.  Tuberculose 
du  larynx.    Le  Progrto  medical  1903.  Nr.  15. 

11.  Ehrhardt,  Über  Intubation  bei  narbigen  Stenosen  und  bei  ersehwertem  Decanule- 
ment   Archiv  für  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  71.  Heft  4. 

12.  *Otto  T.  Freer,  The  diagnosis  of  Carcinoma  of  the  larynx.  The  Joum.  of  theAmer. 
Med.  Ass.  1908.  Febr.  7  and  14. 

13.  Gerling  und  Hu  et  er,  Lokale  Amyloidbildung  im  Larynx.    Altonaer  Ärzte-VereiiL 
Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  4. 

14.  Gluck,  Über  moderne  Operationen  an  den  oberen  Luftwegen.    X.  Laryngologen -Ver- 
sammlung. Heidelberg  1903. 

15.  *Goris,    Versuche    einer    Laryngoplastik.     Monatsschrift    für    Ohrenheilkunde   1906. 
Nr,  10. 

16.  Halstead,  Pharyngolaryngectomy.  Chicago  surgical  society.  Annais  of  surgeiyl903. 
June. 

17.  *Hammer,  Über  die  Behandlung  der  Kehlkopf papillome  im  Kindesalter  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Laryngotomie.    Archiv  für  Laryngologie  1903.  Bd.  14.  Heft  1. 

18.  *v.  H  a n  s  e  m  a n  n ,  Die  Anatomie  der  Kehlkopfpolypen.  Therapeutische  Monatshefte  190S. 
Heft  12. 

19.  ^Henrici,   Über  die  Aktinomykose  des  Kehlkopfs.    Archiv  für  Lar3mgologie  190S. 
Bd.  14.  Heft  3. 

20.  Hinsberg,   Beitrag  zur  Frage   des  Überganges   gutartiger  Kehlkopfgeschwülste  in 
bösartige.    Archiv  für  Laryngologie  und  Rhinologie.  Bd.  XIII. 

21.  *£.  Pletcherlugals,  Laryngectomy  for  Carcinoma.    The  Journ.  of  the  Amer.  Med. 
Ass.  1903.  March  7. 


Bötticher,  Kehlkopf,  Luftröhre  and  Bronchien.  447 

22.  Et  hier,  Klinische  Beiträge  zur  Bebandlang  der  Narbenstenosen  des  Larynx.  Wiener 
klin.  Randschaa  1903.  Nr.  20. 

23.  *EieB8ling,  Über  Kehl  köpf  Verletzungen.    Dies.    Mfinchen  1903. 

24.  Kronenberg,  Die  Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose.  Vereinigung  westdeutscher 
Hals-  und  Ohrenftrzte.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  15. 

25.  L&mmerhirt,  Multiple  Larynxpapillome  im  Kindesalter.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  12. 

26.  Moure,  The  surgical  treatment  of  cancer  of  the  larynx.  British  medical  Journal  1903. 
Oct  31. 

27.  Neufeld,  Tuberkulose  Kehlkopfgeschwfilste.  Berliner  klin.  Wochenschrift  1908. 
Nr.  1. 

28.  Kosen  borg,  Beobachtungen  aber  Pachydermie  und  weisse  GeschwOlste  des  Kehlkopfs. 
Monatsschrift  für  Ohrenheilkunde  1903.  Nr.  9. 

29.  *Sargnon,  Un  eas  de  Stenose  cicatricielle  laryngöe  et  staphylopharyngöe  au  tubage 
dans  les  st^noses  fibreuses  du  larynx.  Rerue  hebdom.  de  laryngolog.,  d'otol.  et  de 
rhinol.  1903.  Nr.  45. 

30.  Sippel,  Bericht  Aber  100  Intubationen  bei  diphtherischer  Larynxstenose.  Wfirttemb. 
Korrespondensblatt  1908.  Jan.  1  und  81. 

31.  ~  Über  Intubation  bei  Larjmxstenosen  nicht  diphtherischer  Stenose.  Med.  Korrespon- 
denzblatt des  wOrttemb.  ftrzil.  Landesrereins  1903.  Bd.  LXXIII.  Nr.  16. 

32.  *de  la  Sotra  y  Lastra,  Ist  ein  chirurgischer  Eingriff  vom  Ärztlichen  und  sozialen 
Gesichtspunkt  aus  bei  allen  Arten  von  Kehlkopfkrebs  und  in  allen  seinen  Entwicklungs- 
Stadien  angezeigt?  Revue  hebdomadaire  de  laryngol.  1908.  Nr.  18. 

33.  Sandholm,  Ein  Fall  von  angeborenem  Diaphragma  laryngis.  Finska  lAkaresällskapets 
Handüngen  1908.  Bd.  XLY.  Heft  2.  p.  184. 

34.  Thomson,  Diseases  of  the  upper  Air-Passages.  A  review  of  recent  worL  The 
Practitioner  1908.  January. 

35.  Tramp p.  Zur  operativen  Behandlung  akuter  Larynxstenosen.  Mftnch.  med.  Wochen- 
sdinft  1903.  Nr.  18. 

36.  Wiesinger,  Lupus  des  Kehlkopfs.  Biol.  Abteil,  des  ärztl.  Vereins  Hamburg.  Mflnch. 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  83. 

37.  Tonge,  Two  cases  of  epithelioma  of  the  larynx  remaining  well  two  years  after 
Operation  (Thyrotomie).    British  med.  Journal  1903.  Oct.  31. 

Dollinger  (9a)  operierte  einen  51jährigen  Mann  mit  karzinomatösem 
Geschwür  des  linken  Stimmbandes,  doch  ohne  jedwede  Drüsenmetastase, 
folgendermassen: 

unter  Lokalanästhesie  wurde  mittelst  eines  p-formigen  Schnittes  auf 
die  linke  Schildknorpelhälfte  vorgedrungen  und  letztere  ohne  Eröffnung  des 
Schlundes  exstirpiert.  Nun  bildete  Dollinger  einen  gestielten  Hautlappen 
aus  der  linken  Halsseite,  bedeckte  damit  den  Defekt  und  sicherte  die  zur 
Anheilung  des  Lappens  nötige  Ruhe  durch  tiefe  Tracheotomie.  Am  9.  Tage 
Entfernung  der  Kanüle,  6  Wochen  nach  der  Operation  Durchschneiden  des 
Lappens  und  Naht  an  der  Umbiegungsstelle. 

Kaum  8  Wochen  nach  der  Operation  wird  der  Kranke  geheilt  entlassen ; 
er  nahm  in  letzter  Zeit  an  Gewicht  zu  und  spricht  mit  Hilfe  des  gebliebenen 
rechten  Stimmbandes  wenn  auch  heiser,  so  doch  vernehmlich. 

J.  Dollinger  (Budapest). 

Cerardo  (4)  beschreibt  einen  Fall  von  weiter  Wunde  des  Ductus 
laryngo-trachealis,  der  ohne  Tracheotomie  per  primam  heilte.     R.  Giani. 

Thomson  (34)  behandelt  in  seiner  Arbeit  folgende  Fragen: 

1.  Paraffininjektionen  bei  Deformität  der  Nase.  Thomson 
benutzt  die  Ecksteinsche  Methode  mit  Hartparaffin  (60^  C  Schmelzpunkt). 
Als  Spritze  dient  eine  Antitoxinspritze  mit  Gummimantel.  Ausserdem  be- 
schreibt er  eine  Spritze  von  WalkerDownie,  welche  auf  elektrischem  Wege 
erhitzt  wird.     Verschiedene  Photogramme  illustrieren  seine  Erfolge. 


448  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

2.  Maligne  Erkrankungen  des  Ösophagus.  Thomson  besprichi 
die  Schwierigkeit  der  Frühdiagnose  und  macht  besonders  auf  folgende,  weniger 
bekannte  Symptome  aufmerksam:  Rekurrenslähmungen  und  YergrösserungcQ 
der  Ceryikaldrüsen;  das  Bougie  will  er  nur  zur  Bestätigung  der  Diagnoce 
benutzt  haben,  niemals  zur  Behandlung. 

3.  Die  Funktionen  der  Epiglottis.  Nach  Thomson  spielt  die 
Epiglottis  beim  Schluckakt  eine  passive  Rolle,  ihre  Bewegungen  hängen  von 
denen  der  Zunge  ab.  Die  wichtigste  Funktion  sei  die,  den  Schleim  und 
andere  Flüssigkeiten,  die  vom  Munde,  Nase,  Pharynx  kommen,  aufzufangen 
und  in  die  Fossae  pyriformes  zu  leiten,  welche  sie  dann  in  den  Ösophagus 
weiterbefördem. 

Sandholm  (33)  beschreibt  ein  angeborenes  Diaphragma  im  Larynz.  Die 
Membran  war  ziemlich  dflnn,  wodurch  eine  endolaryngeale  Operation  ausführbar  war.  Die 
Operation  wurde  teils  mit  dem  Messer,  teils  mit  Franke Is  Zange  ausgeführt.  Der  FsU 
stimmt  mit  P.  B  r  u  n  s  Beschreibung  von  derartigen  kongenitalen  Missbildnngen  überein. 

Hj.  y.  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Rosenberg  (28)  teilt  seine  Beobachtungen  über  Pachydermie 
und  weisse  Geschwülste  des  Kehlkopfs  mit.  Er  hat  u.  a.  mehrfach 
festgestellt,  dass  die  pachydermischen  Wülste  und  dementsprechend  auch  (üe 
Dellen  sich  nicht  stets  in  der  Gegend  des  Processus  vocalis  vorfinden;  auch 
an  anderen  Stellen  des  freien  Stimmbandrandes  kann  sich  der  Wulst  bildea 
—  Abgesehen  von  dieser  Verschiedenheit  der  Lokalisation  der  Wülste  und 
Dellen  gebe  es  eine  weitere  Varietät  der  Pachydermie :  man  finde  bisweilen 
eine  schneeweisse,  mehr  glatte  oder  am  Rande  gezackte,  derbe,  festanhaftende 
Auflagerung  auf  einem  Stimmbande,  seltener  auf  beiden  Stimmbändern.  In 
solchen  Fällen  komme  die  Frage  des  Karzinoms  kaum  in  Betracht.  — 
Neben  dieser  mehr  diffusen  Form  trete  die  Pachydermie  aber  auch  in  einer 
mehr  zirkumskripten  Weise  auf;  wie  ein  weisser  Dom  springe  sie  ans 
der  roten  Schleimhaut  hervor.  Diese  Form  werde  oft  fälschlich  als  ^^Mykose* 
aufgefasst;  das  Wesentliche  an  der  Erkrankung  sei  aber  die  sogenannte  „Hyper- 
keratosen Siebenmanns.  —  Diese  weissen  geschwulstartigen  Geschwülste 
können  nach  Rosenberg,  wenngleich  sie  immer  an  die  Möglichkeit  eines 
Karzinoms  denken  lassen  müssen,  trotzdem  einen  gutartigen  Charakter  haben. 
Rosenberg  teilt  einen  von  ihm  beobachteten,  einschlägigen  Fall  mit. 

Lämmer hirt  (25)  berichtet  über  drei  Kinder,  die  an  multiplen 
Larynzpapillomen  litten.  Die  Affektion  sei  nicht  nur  sehr  selten  — 
innerhalb  von  10  Jahren  wurden  in  der  Leipziger  Universitätskinderklinik 
trotz  eines  sehr  umfangreichen  Materials  nur  jene  drei  Fälle  beobachtet,  — 
sondern  biete  auch  hinsichtlich  der  Diagnose  und  Prognose,  hinsichtlich  der 
Therapie  und  vor  allem  des  Dauererfolgs  erhebliche  Schwierigkeiten.  Die 
Kranken-  und  Operationsgeschichten  werden  ausführlich  mitgeteilt.  Zwei  der 
Kinder  wurden  geheilt,  das  dritte  Kind,  dessen  Eltern  sich  nicht  zu  einer 
Operation  entschliessen  konnten,  ging  an  einer  Pneumonie,  bezw.  an  der  durch 
Scharlach  gesetzten  Allgemeininfektion  zugrunde. 

Lämmerhirt  rät,  sich  trotz  des  jugendlichen  Alters  der  Patienten 
nicht  mit  einer  symptomatischen,  exspektativen  Therapie  zu  begnügen,  son- 
dern möglichst  früh  zu  operieren  (Laryngofissur,  Abtragung  der  Papillome). 
Derartige  Kinder  seien  bei  allen  akuten  Infektionskrankheiten  stets  einer 
grösseren  Gefahr  ausgesetzt  als  andere  gesunde  Kinder.  Ausserdem  sei  die 
Gefahr  einer  radikalen  Operation  mit  Eröffnung  des  Larynx  keine  grosse,  ihr 


Bötticher,   Kehlkopf,  Luftröhre  und  Bronchien.  449 

Erfolg  aber  —  wenn  auch  bisweilen  erst  nach  vieler  Mühe  erreichbar  —  ein 
durchaus  befriedigender. 

Chormshitzky  (3)  publiziert  seine  Wahrnehmungen  in  einem  Fall 
von  Cornu  laryngeum.  Es  handelte  sich  um  eine  erbsengrosse ,  weiss- 
liehe,  exquisit  harte,  zackige  Geschwulst,  die  oberhalb  des  einen  Stimmbandes 
sass  und  mit  der  kalten  Schlinge  entfernt  wurde.  Bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  der  Geschwulst  Hessen  sich  fünf  Schichten  an  ihr  unterscheiden: 
Bindegewebsschicht,  Riffzellenschicht,  Übergangsschicht,  Stratum  luciolum, 
Homschicbt. 

Gerling  und  Hueter  (13)  beobachteten  einen  Fall  von  lokaler 
Amyloidbildung  im  Larynx.  63jähriger  Mann,  schon  seit  vier  Jahren 
heiser;  wegen  Atemnot  schliesslich  Tracheotomie.  Drei  Wochen  später  La- 
ryngofissur;  dabei  fand  man  zwei  grosse,  wenig  höckerige  Wülste,  die  den 
Wänden  des  Kehlkopfs  dicht  unter  der  Glottis  breitspurig  aufsassen.  Ab- 
tragung der  Tumoren  mit  dem  scharfen  Löffel.  —  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung liess  erkennen,  dass  die  Tumoren  im  wesentlichen  aus  amyloiden 
Schollen  bestanden,  zwischen  denen  sich  ein  zellreiches  Gewebe  mit  sehr  zahl- 
reichen Blutkapillaren  befand. 

Y.  Bruns  (1)  hat  aus  dem  Innern  des  Kehlkopfs  und  der  Luft- 
rohre eine  Kropfgescbwulst  entfernt  und  damit  die  Zahl  der  bisher 
beobachteten  Fälle  auf  11  erhöht.  Der  Operateur  ist  der  Ansicht,  dass  die 
genannte  Affektion  trotz  der  relativ  kleinen  Zahl  von  Beobachtungen  keine 
so  grosse  Rarität  darstelle,  dass  sie  nur  nicht  immer  richtig  erkannt  werde. 
Das  klinische  Bild  sei  dabei  aber  doch  stets  ein  sehr  prägnantes.  Man  müsse 
mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  die  Diagnose  auf  intratracheale  Struma 
stellen,  wenn  bei  einem  sonst  ganz  gesunden  Lidividuum  namentlich  jüngeren 
Alters  (lö— 40  Jahre)  eine  allmählich  zunehmende  Dyspnoe  sich  einstelle,  als 
deren  Ursache  ein  subglottischer,  flacher,  walzenförmiger,  glatter  Tumor  der 
Hinter-  oder  Seitenwand  angetroffen  wird.  —  Die  Erklärung  für  das  Vor- 
kommen von  Schilddrüsengewebe  im  Innern  des  Kehlkopfs  und  der  Luftröhre 
sieht  V.  Bruns  darin,  dass  —  wie  Paltauf  nachgewiesen  hat  —  normales 
Schilddrüsengewebe  in  das  Innere  des  Larynx  und  der  Trachea  eindringen 
kami  und  zwar  durch  die  Interstitialmembranen  mit  völliger  Erhaltung  der 
Knorpelringe. 

Die  Prognose  der  intratrachealen  und  intralaryngealen  Strumen  hänge 
davon  ab,  ob  der  Sitz  und  Umfang  des  Ej'opfes  Trachealstenose  bedinge  oder 
nicht;  im  letzteren  Falle  können  alle  Erscheinungen  fehlen.  —  Auch  die  intra- 
tracheale Struma  kann  sich  in  eine  maligne  Struma  umwandeln. 

Die  Therapie  könne  bei  vorhandener  Stenose  nur  in  der  Exstirpation 
mittelst  Laryngo-Tracheotomie  bestehen;  bei  kleinem  Tumor  lasse  sich  durch 
Darreichung  von  Schilddrüsentabletten  eine  Verkleinerung  der  Struma  er- 
hoffen. —  Vor  endolaryngealen  und  endotrachealen  Operationsversuchen  warnt 
V.  Bruns  eindringlichst. 

Wiesinger  (36)  spricht  an  der  Hand  eines  Präparates  über  Lupus 
des  Kehlkopfs.  Ob  derselbe  primär  vorkomme,  sei  noch  nicht  festgestellt. 
Neben  Lupus  könne  gleichzeitig  Karzinom  oder  Syphilis  bestehen.  Relativ 
leicht  sei  die  Diagnose,  wenn  wie  in  dem  Wie  singe  r  sehen  Falle  noch  ander- 
weitige lupöse  Erkrankungen  bei  demselben  Kranken  bestehen.  —  Lupus  sei 
zwar  nur  eine  Abart  der  Tuberkulose,  Lupus  des  Kehlkopfs  unterscheide  sich 
klinisch  aber  sehr  wesentlich  von  Tuberkulose  des  Kehlkopfs,  teils  durch  den 

J«liresb«rioht  fflr  Chirurgie  1908.  29 


450  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

exquisit  langsamen,  meist  über  viele  Jahre  sich  erstreckenden  Verlauf,  teils 
durch  die  viel  grössere  Neigung  zur  Vernarbung;  bei  Tuberkulose  herrsche 
mehr  Zerfall  vor.  Schliesslich  bevorzuge  Lupus  den  Eehlkopfeingang,  wahr^d 
die  Tuberkulose  sich  mit  Vorliebe  an  den  Stimmbändern,  den  Ligg.  arythae- 
noidea  und  der  hinteren  inneren  Wand  des  Kehlkopfs  etabliere. 

Neufeld  (27)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  tuberkulösen  Kehlkopf- 
tumoren, die  insofern  Interesse  beanspruchen  können,  als  es  sich  in  dem 
einen  vermutlich  um  primäre  Larynxtuberkulose  handelt,  in  dem  anderen 
Falle  bei  bestehender  Lungentuberkulose  die  Geschwulst  vom  Stimmbande 
ihren  Ausgang  nahm.  In  beiden  Fällen  endolaryngealer  Eingriff:  mög- 
lichst totale  Entfernung  der  Greschwulst  mit  der  schneidenden  Zange. 

Zu  dem  schwereren  Eingriff  der  Laryngofissur  werde  man  nur  dann 
schreiten  müssen,  wenn  der  Tumor  so  gross  sei,  dass  er  Stenoseerscheinung^ 
mache,  oder  so  ungünstig  sitze,  dass  er  endolaryngeal  nicht  radikal  entfernt 
werden  könne. 

In  Fällen  von  vorgeschrittener  Lungenphthise  sei  von  einem  operativeD 
Eingriff  abzusehen.  Überhaupt  sei  der  Zustand  der  Lunge  entscheidend  tär 
die  prognostische  Beurteilung  der  Fälle. 

Kronenberg  (24)  kommt  in  seiner  Arbeit  über  die  Behandlung 
der  Kehl  köpf  tuberkulöse  zu  folgenden  Schlussfolgerungen: 

1.  Eine  chirurgische  Behandlung  der  Kehlkopftuberkulose  ist  überall 
da  am  Platze,  wo  bei  gutem  Allgemeinzustande  die  tuberkulösen  Herde  mit 
Sicherheit  oder  Wahrscheinlichkeit  zu  entfernen  sind.  Die  Laryngotomie  ist 
zu  diesem  Zwecke  nur  in  Ausnahmefallen  gestattet.  Die  Normalmethode  ist 
die  Operation  vom  Munde  aus. 

2.  Ist  eine  völlige  Entfernung  nicht  möglich,  so  sollte  nur  zur  Beseitigong 
bedrohlicher  Komplikationen  operiert  werden  oder  zur  Elimination  dessen» 
was  anderen  therapeutischen  Methoden  direkt  hinderlich  ist. 

3.  Keines  der  empfohlenen  Ätzmittel  hat  spezifische  Wirkung.  Das 
bisher  beste  derartige  Mittel  ist  die  Galvanokaustik. 

4.  Unsere  wichtigste  Aufgabe  bei  der  Behandlung  der  Larynzphthise 
ist  die  Anstrebung  der  Spontanheilung.  Das  wertvollste  Mittel  hierzu  ist,, 
so  lange  es  kein  spezifisches  Heilmittel  gegen  Tuberkulose  gibt,  eine  so^ 
faltig  durchgeführte  Allgemeinbehandlung,  besonders  auf  dem  Boden  der 
physikalisch  diätetischen  Heilmethoden.  — 

Dempscy  (9)  beobachtete  einen  Eall  von  hasehiussgrosser  Geschwulst 
(Karzinom)  des  1.  Stimmbandes;  der  Tumor  wurde  mitsamt  dem  Stimnh 
band  und  der  Umgebung  durch  Thyrotomie  entfernt.  Heilung.  Der  Mann 
spricht  zur  Zeit  der  Vorstellung  mit  heiserer,  aber  leidlich  lauter  Stimme. 
Die  Geschwulst  war  zuerst  als  Papillom  angesprochen  worden. 

De  Gortes  (6)  nahm  in  einem  Falle  die  totale  Laryngektomie  weg«i 
Krebses  vor;  der  Ausgang  war  (nach  Verlauf  von  2  Jahren)  ein  glücklicher. 
Die  Geschwulst  war  von  ihrem  ersten  Auftreten  bis  zu  ihrer  ExstirpatioD 
auf  das  eigentliche  Stimmband  beschränkt  geblieben;  deshalb  kam  es  während 
und  nach  der  Behandlung  zu  keiner  Infiltration  in  die  Drüsen  der  benach- 
barten Gebiete.  R.  Giani. 

De  Cortes  (5)  beschreibt  zunächst  den  Verlauf  der  mit  dem  Kehlkopf 
in  Beziehung  stehenden  Lymphgefässe  um  das  Auftreten  oder  die  Wieder- 
holung von  malignen  Tumoren  in  den  Lymphdrüsen  zu  erklären  und  berichtet 


Botticher,   Kehlkopf,  Lnftröhre  und  BroDchien.  451 

dann  über  einen  klinischen  Fall  von  Larynxkrebs,  den  er  mittelst  der  totalen 
Laryngektomie  znr  dauernden  Heilung  brachte.  R.  Giani. 

Hinsberg  (20)  liefert  einen  Beitrag  zur  Frage  des  Überganges 
gutartiger  Kehlkopfgeschwülste  in  bösartige.  Bei  einem  70jährigen 
Maun  wird  eine  in  der  Gegend  des  rechten  Aryknorpels  mit  dünnem  Stiel 
aufsitzende,  etwa  walnussgrosse  Geschwulst  exstirpiert.  Die  pathologische 
Untersuchung  ergibt  eine  sicherlich  gutartige  Geschwulst,  ein  Fibro-Granu- 
lom.  Nach  Ablauf  von  acht  Monaten  rezidiviert  die  Geschwulst;  auch  jetzt 
spricht  noch  nichts  für  malignen  Tumor.  In  drei  Wochen  später  entfernten 
Tamormassen  findet  sich  neben  Binde-  und  Granulationsgewebe  eine  Partie, 
die  als  beginnendes  Karzinom  angesprochen  wird.  Nach  Ablauf  von  weiteren 
16  Monaten  typische  Karzinommassen.  —  Nach  Hinsbergs  Ansicht  handelte 
es  sich  im  vorliegenden  Fall  nicht  um  eine  Umwandlung  einer  zuerst  gut- 
artigen Geschwulst  in  Krebs,  sondern  wahrscheinlich  um  eine  Art  von  Narben- 
karzinom, für  dessen  Entstehung  vielleicht  die  endolaryngeale  Operation  die 
Gelegenheitsursache  abgegeben  hat. 

Gluck  (14)  demonstrierte  auf  der  X.  Laryngologen-Yersammlung  33  von 
ihm  exstirpierte  Kehlköpfe;  meist  handelte  es  sich  um  maligne  Neubildungen, 
in  einer'  kleineren  Zahl  der  Fälle  um  Tuberkulose.  Gluck  bespricht  die 
verschiedenen  Operationsmethoden,  wobei  er  sich  namentlich  über  die  von 
Czerny  inaugurierte  Methode  der  Kehlkopfexstirpation  verbreitet. — 
Vier  der  von  Gluck  mit  glänzendem  Erfolge  operierten  Patienten  stellen  sich 
der  Versammlung  vor.  — 

Halstead  (16)  publiziert  einen  Fall  von  Pharyngolaryngektomie 
mit  vorausgeschickter  Tracheotomie  wegen  Karzinom. 

Heilung,  obgleich  der  Fat.  sich  am  Tage  nach  der  Operation  die  in 
die  Wunde  eingeführte  Magensonde  herausriss.  Er  lebte  noch  9  Monate 
nach  der  Operation,  starb  an  interkurrenter  Pneumonie.  Bei  der  Autopsie 
wurden  weder  lokale  Rezidive  in  der  Nähe  der  Operationswunde,  noch  Meta- 
stasen gefunden. 

Trumpp  (36)  kritisiert  die  bisher  üblichen  Methoden  der  operativen 
Behandlung  akuter  Larynxstenosen  und  wirft  vor  allem  die  Frage 
auf,  welches  bisher  existierende  Tubenmodell  den  Vorzug  vor  anderen  ver- 
diene und  ob  eine  weitere  Vervollkommnung  des  Instrumentariums  wünschens- 
wert und  möglich  sei.  Letztere  Frage  bejaht  er;  es  sei  zweifellos  nicht  über- 
flüssig, weitere  Verbesserungen  des  bisher  gebräuchlichen  Instrumentariums 
(O'Dwyers  Originaltuben,  Bauers  gekrümmte  Tuben,  O'Dwyers  Ebonittuben) 
anzustreben.  Zu  diesem  Zweck  hat  Trumpp  selbst  aus  Durit  gefertigte, 
elastische  Tuben  konstruiert,  die  sich  namentlich  sehr  leicht  einführen 
lassen,  vor  allem  aber  imstande  sind,  jeder  Bewegung  des  Kehlkopfes  aus- 
zuweichen und  nachzugeben,  wodurch  die  Entstehung  eines  veritablen  Druck - 
geschwürs  vermieden  werde. 

Immerhin  gesteht  Trumpp,  dass  diesen  elastischen  Tuben  noch  nennens- 
werte Mängel  und  Fabrikationsfehler  anhaften,  so  dass  man  sie  schon  jetzt 
zum  allgemeinen  Gebrauche  noch  nicht  empfehlen  könne. 

Sippel  (31)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  über  Intubation  bei 
Larynxstenosen  nichtdiphtherischer  Natur,  also  bei  Masem- 
krupp,  Laryngospasmus,  Keuchhusten,  bei  Kehlkopfverätzung,  bei  Laryngitis 
hypoglottica,  bei  angeborenem  Kropf,  bei  erschwertem  Dekanulement.  Nament- 
Uch  bei  den  trachealen  und  laryngealen  Stenosen,  wie  sie  nach  Tracheotomie 

29* 


452  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

entstehen,  bewährt  sich  die  Intubation  sehr  gut.  —  Angeborener  Kropf  wurde 
bei  zwei  Neugeborenen  beobachtet;  von  Geburt  an  litten  dieselben  an  Er- 
stickungsanfällen. Durch  Intubation  wurde  die  Stenose  beseitigt;  allerdings 
erlagen  beide  Kinder  der  sich  anschliessenden  Bronchitis. 

Sippel  (30)  erstattet  Bericht  über  die  Resultate,  die  er  in  100  Fällen 
von  diphtherischer  Larynxstenose  mit  der  Intubation  erzielt  hat 
Von  den  100  Intubierten  starben  10  und  zwar  6  von  den  Fällen  reiner  In- 
tubation; in  4  Fällen  war  sekundär  tracheotomiert  worden.  Die  Intubation 
sei  oft  da  von  grossem  Vorteil,  wo  es  darauf  ankomme,  die  Dyspnoe  so  lange  zu 
bekämpfen,  bis  das  Serum  seine  Wirksamkeit  entfalten  könne.  Auch  bei  den  im 
ersten  Lebensjahr  stehenden  Kindern  seien  die  mit  der  Intubation  erzielten 
Resultate  günstig.  — In  Fällen  von  schwerer  septischer  Diphtherie  mit  Blutungen, 
von  Glottisödem  und  Rachenstenose  müsse  man  wohl  immer  gleich  tracheoto- 
mieren.  Immerhin  sei  die  Intubation  für  die  Privatpraxis  nur  ausnahmsweise 
geeignet,  weil  üble  Zufalle  auftreten  könnten,  die  sofortiges  sachgemässes  Ein- 
greifen erheischten.  Am  gefährlichsten  sei  in  dieser  Hinsicht  das  Aushusten 
des  Tubus,  das  57  mal  beobachtet  wurde.  Wiederholt  kam  es  zu  Decubitus 
infolge  der  Tubenbehandlung. 

Kahler  (22)  berichtet  über  die  in  der  Chiarischen  Klinik  zu  Wi^ 
gegenüber  den  Narbenstenosen  des  Larynx  augewandten  Behandlung. 
Es  handelt  sich  nur  um  echte  fibröse  Narbenstenosen,  teils  durch  zirkuläre 
Narbenbildung  teils  durch  ausgeheilte  Perichondritiden  bedingt.  Ausgeschlossen 
sind  die  so  häufigen  Stenosen,  die  auf  Scleroma  laryngis  zurückzuführen  sind. 
Operative  Methoden  (Laryngofissur  mit  Auskratzung  resp.  Ausschneidung  der 
Narben)  werden  in  der  Chiarischen  Klinik  nur  in  jenen  verzweifelten  Fällen 
angewandt,  wo  eine  mechanische  Behandlung  ganz  immöglich  ist.  Und  auch 
hier  sei  die  Operation  nur  ein  Hilfsmittel;  denn  ohne  eine  länger  dauernde 
Dilatation  als  Nachbehandlung  führe  eine  Laryngofissur  mit  Ausschneidung 
der  Narben  nie  zum  Ziele.  —  Der  Vorzug  wurde  stets  den  mechanischen 
Behandlungsmethoden  gegeben  und  hier  leiste  namentlich  das  von  v.  Schrötter 
ausgebildete  Verfahren  mit  Hartgummirohren  und  der  Bolzenbehandlnng  so 
vorzügliches,  dass  man  sich  in  der  Chiarischen  Klinik  nur  in  ganz  verein- 
zelten Fällen  genötigt  sah,  auf  eines  der  anderen  Verfahren  zurückzugreifm. 

—  Ausführliche  Krankengeschichten  werden  von  Kahler  mitgeteilt.  — 

Ehrhardt  (11)  berichtet  über  die  günstigen  Resultate,  welche  in  der 
Königsberger  chirurgischen  Klinik  seit  etwa  7  Jahren  mit  der  Intubation 
bei  narbigen  Stenosen  und  bei  erschwertem  Decanulement  gewonnen 
worden  sind.  Schon  die  Zahl  der  primären  Tracheotomien  sei  immer  mehr 
eingeschränkt  worden;  nur  bei  starker  Beteiligung  des  Rachens,  bei  tief  as- 
phyktisch  eingelieferten  Patienten  dürfe  die  Intubation  nicht  versucht  werdoh 

—  In  fünf  Fällen  von  erschwertem  Decanulement  nach  Tracheotomie  wegen 
dyphtherischer  Stenose  hat  sich,  wie  Ehrhardt  schildert,  die  Intubation  ^^ 
bewährt  und  sei  deshalb  als  ein  empfehlenswertes  Hilfsmittel  in  der  Behand- 
lung derartiger  Zustände  anzusehen;  in  chirurgisch  geübter  Hand  sei  die  In- 
tubation auch  ganz  ungefährlich.  Bei  nicht  entzündlich  geschwellter  Schleim- 
haut bestehe  kaum  eine  Gefahr  der  Dekubitalgeschwüre.  Die  retrograde 
Intubation  von  Cackovic  besitzt  nach  Ehrhardts  Ansicht  keine  Vorzüge 
gegenüber  der  O'Dwy  er  sehen  Intubation. 

Cuno  (7)  macht  auf  die  Missstände  aufmerksam,  die  sich  bei  erschwertem 
Decanulement  daraus  ergeben,  dass  die  Kinder  mit  Trachealstenosen  die 


Botticher,  Kehlkopf,  Luftröhre  und  Bronchien.  453 

eiBgetührten  Tuben  so  oft  bald  wieder  aushusten.  Um  diesen  Missstand  zu 
▼enneiden,  empfiehlt  er,  die  Tuben  im  Kehlkopf  zu  fixieren.  Das  Ver- 
fahren wird  eingehend  beschrieben.  Eine  solche  fixierte  Tube  könne  ruhig, 
ohne  Decubitus  zu  verursachen,  bis  14  Tage  liegen  bleiben.  —  Gleichzeitig 
empfiehlt  Cuno  in  Fällen,  wo  man  mit  dem  IntubationsTerfahren  nicht  zum 
Ziel  komme,  Bolzenkanülen  anzuwenden  (siehe  beigegebene  Abbildung);  die- 
selben würden  gut  vertragen.  — 


B.   Luftröhre  und  Bronchien. 

1.  Andrew,  Foreign  bodj  in  one  of  the  mein  divisions  of  the  left  hronchus;  attempted 
removal  by  posterior  bronchotomy  through  the  pleural  cavity.  Glasgow  path.  and  chir. 
80C.    Glasgow  med.  Journal  1903.  Sept. 

2l  *Bäcl^re,  Le  radiodiagnostic  des  corps  ätrangers  des  bronches.  La  Presse  m^dicale 
1908.  Nr.  103. 

2a.Berend,  N.,  Extraktion  aspirierter  Fi-emdkörper  der  Bronchien.  Budapester  kgl.  Ärzte- 
Verein,  Sitzung  vom  25.  X.  1908.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  45. 

3.  *Bloch,  Metastatische  Eiterungen  als  Folge  von  Bronchialerkrankungen.  Dissertat 
Manchen  1908. 

i.  ^Boulay  et  Gasue,  Deux  cas  de  corps  ötranger  sous-glottique  chez  de  jeunes  en- 
fants.    Annales  des  maladies  de  Toreille  1908.  Nr.  9. 

5.  Busall a.  Die  Behandlung  der  Decanulementeachwierigkeiten  bei  tracheotomierten 
diphtheriekranken  Kindern  mit  besonderer  Berficksichtigung  der  «retrograden  Intubation*, 
y.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  70.  Heft  2. 

6.  Goutts,  Prolonged  impaotion  of  a  foreign  body  in  a  bronchus.  The  Lancet  1908. 
Aog.  29. 

7.  Djemil-Pacha,  Corps  ^tranger  de  la  bronche  droite.  Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de 
Chir.  1908.  Nr.  40. 

8.  Durand,  Aiguille  implant^e  dans  le  larynx;  thyrotomie  verticale  mediane;  restau- 
ration  parfaite  de  la  voiz.    Soc.  de  Chir.  1908.    Lyon  m^ical  1903.  Nr.  29. 

9.  y.  Eicken,  Entfernung  eines  Enochenstücks  aus  einem  Bronchus  des  rechten  Unter- 
lappens auf  natdrUchem  Wege.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Mr.  28. 

10.  Ränder,  Resektion  und  Naht  der  Trachea  bei  Tracheal- und  diaphragmatischer  Larynz- 
stenose.    ▼.  Brunssche  Beiträge  1908.  Bd.  88.  Heft  1. 

11.  Killian,  Entfernung  eines  Pfennigstückes  aus  dem  rechten  Bronchus  eines  Erwachr 
senen  vom  Munde  aus  mittelst  oberer  Bronchoskopie.  Mflnch.  med.  Wochenschr.  1908. 
Nr.  37. 

12.  Eredel,  Über  Fremdkörper  in  den  Luftwegen.  Mitteil,  ans  den  Grenzgebieten  1908. 
Bd.  11.  Heft  1. 

18.  Lermoyez  et  Guisez,  Histoire  d'un  clou  et  d*un  noyau  dans  les  bronches.  La 
Presse  m^icale  1908.  Nr.  102. 

14.  Long,  A  case  of  laryngeal  Stenosis  following  tracheotomy;  intermittent  Intubation 
for  129  days;  recovery.    The  Lancet  1903.  July  25. 

15.  Martina,  Die  Arrosionsblutungen  nach  der  Tracheotomie  durch  Eanülendekubitus. 
Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1908.  Bd.  69.  Heft  5—6. 

16.  Mollica,  Contributo  clinico  alle  tracheotomie  d'  argenza  p$r  mignatta.  Gazzetta  degli 
ospedali  1908.  Nr.  28. 

17.  Moltrecht,  Die  multiplen  Ecchondrosen  der  Trachea.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete 
der  Röntgenstrahlen  1908.  Bd.  VI.  Heft  4.    Zentralbl.  fOr  Chirurgie  1903.  Nr.  38. 

18.  Nie  hu  es,  Über  die  Behandlung  von  Larynxstenosen  und  Trachealdefekten.  Freie 
Gbirurgen-Yereinigung.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  81. 

19.  Pieniazek,  Eigene  Easuistik  der  inspirierten  Fremdkörper  nebst  Bemerkungen  über 
die  Extraktion  derselben  aus  den  tieferen  Luftwegen.  Monatsschrift  für  Ohrruheil- 
kunde  1908.  Nr.  12. 

20.  —  Fremdkörper  in  den  Bronchien.  X.  Laryngologen -Versammlung  Heidelberg  1903. 
Münchener  med.  Wochenschrift  1908.  p.  1481. 

21.  *Pilcher,  Intramediastinal  bronchotomy  and  oesophagotomy.  Annais  of  surgery  1908. 
Febmary. 


454  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

22.   Pipping,  SpätfitGrungen  nach  Tracheotomie.  Zeitschrift  fQr  klin. Medizin  1903.  Bd. id. 

Heft  1-4. 
28.   Potherat,  Lipome  de  ]a  langae.    Ball,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1903.   Nr.  39. 

24.  ROpke,  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Fremdkörper  im  Kehlkopf  und  in  der  LuftrOhia 
Archiv  für  Laryngologie  1903.  Bd.  XIV. 

25.  *Sebileau,  La  trachöotomie  appliqa^e  au  traitement  des  papilloms  crico - tradiöauz. 
Annal.  des  malad,  de  Toreille  1908.  Nr.  4. 

26.  Sukiennikow,  Topographische  Anatomie  der  bronchialen  und   tracheaJen  Ljmpb- 
drllsen.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  14—16. 

27.  Tante,  Über  tödliche  Blutungen  im  Grefoige  der  Tracheotomie.  Diss.  Tflbingen  1901 
V.  Br  uns  sehe  Beiträge  1903.  Bd.  41.  Heft  1. 

28.  Tayel,  Kiue  lange  biegsame  Tracheal-Doppelkanale.    Zentralblatt  für  Chirurgie  190S. 
Nr.  3. 

Berend  (2a).  In  beiden  mitgeteilten  Fällen  aspirierte  das  Kind  eine 
Bohne ;  der  Fremdkörper  wurde  durch  die  Tracheotomiewunde  entfernt 
Während  jedoch  im  Falle  einer  Crico-tracheotomie  bis  zur  Decanulage  V!t 
Jahre  verstrichen,  heilte  die  Wunde  bei  Tracheotomia  inferior  in  9  Tagen 
vollkommen.  J.  Dollinger  (Budapest). 

Sukiennikow  (26)  beschäftigt  sich  mit  der  topographischen  Ana- 
tomie der  bronchialen  und  trachealen  Lymphdrüsen.  Als  Ergebnis 
seiner  Arbeit,  in  der  er  sich  aui  eine  fast  reine  deskriptive  Darstellung  be- 
schränkt, stellt  er  folgendes  hin: 

1.  Das  Auftreten  und  die  Gruppierung  der  tracheo bronchialen 
und  bronchopulmonalen  Lymphdrüsen  sind  einer  gesetzlichen  Regel- 
mässigkeit unterworfen. 

2.  Die  syntopischen  Verhältnisse  der  Trachea  und  der  Bronchien  bringen 
drei  abgegrenzte  Zwischenräume  hervor,  welche  von  den  tracheobronchialen 
Gruppen  der  Lymphdrüsen  ausgefüllt  sind. 

3.  Wie  die  tracheobronchialen,  so  sind  auch  die  bronchopulmonalen 
Lymphdrüsen  stets  an  die  Abgangswinkel  der  Bronchien  bezw.  deren  Äste 
gebunden. 

4.  Nach  den  Lagebeziehungen  zu  der  Trachea,  den  Bronchien  mit  ihren 
Ästen  und  zu  den  Lungen  und  nach  der  Aufnahme  der  Lymphe  aus  diesen 
Organen  sind  zwei  Hauptteile  der  sämtlichen  hierher  gehörenden  Lymph- 
drüsen zu  unterscheiden: 


A)   Lympho- 

Ih 

Lymphoglandulae  tracheobronchiales  dextrae 

glandulae 

;,                             ;,                 sinistrae 

tracheo- 

y,                            „                inferiores 

bronchiales 

s.  bifurcationis. 

und 

2  ^ 

B)    Lympho- 

;gio  Lymphogland.  bronchopulmonales  eparteriales 

glandulae 

an                           V                 ventrales  dextrae  I. 

broncho- 

;S                „                           ^                        »         sinistrae  L 

pulmonales 

„         dextrae  IL 

u.  s.  w. 

5.  Die  Beziehungen  dieser  Lymphdrüsengruppen  zu  den  Nachbarorganen 
ergeben  sich  aus  der  Beschreibung  der  Begrenzungen  der  entsprechenden 
Zwischenräume. 

6.  Nach  der  Lage  des  rechten  Vagus  zu  der  rechten  tracheobronchialen 
Gruppe  kann  er  bei  Anschwellungen  dieser  Gruppe  nur  zur  Seite  der  Lunge 
abgedrängt  werden.     Der  linke  Vagus  hat  keine  unmittelbaren  Beziehungen 


Botticher,  Kehlkopf,  Luftröhre  and  Bronchien.  455 

KU  der  entsprechenden  linken  Gmppe.  Für  den  linken  Nervus  laryngeus  inf. 
kommen  besonders  die  Stellen  imterhalb  des  Aortenbogens  und  unterhalb  der 
Glandula  thyreoidea  in  pathologischen  Fällen  in  Betracht. 

7.  Die  vorwiegend  anterolaterale  Lage  sämtlicher  hier  in  Betracht  kom- 
menden Lymphdrüsen,  besonders  der  tracheobronchialen  Gruppen,  macht  die 
Möglichkeit  der  perkutorischen  Diagnose  bei  deren  Vergrösserungen  zweifelhaft. 

Moltrecht  (17)  fügt  den  in  der  Literatur  bisher  veröffentlichten  Beob- 
achtungen betreffend :  Multiple  Ekchondrosen  der  Trachea  4  weitere 
Fälle  hinzu.  Er  fasst  seine  Ansichten  über  diese  Geschwülste  in  folgenden 
Sätzen  2nisammen: 

1.  Die  Ekchondrosen  der  Luftröhren  sind  stets  multipel  auftretende, 
aus  echtem  Knorpel-  resp.  Knochengewebe  bestehende  Geschwülste,  die  vom 
Trachealepithel  überzogen  werden  und  meist  mit  den  Knorpehring  in  Zu- 
sammenhang stehen,  Sie  machen  fast  nie  Beschwerden  und  bilden  daher 
meist  einen  zufäUigen  Obduktionsbefund.  Nur  2  Fälle  sind  klinisch  beobachtet 
mid  operativ  in  Angriff  genommen. 

2.  Die  Neubildungen  entstehen  ohne  bekannte  Ursache  an  Stellen  der 
Luftröbrenwand,  die  normalerweise  elastische  Fasern  besitzen,  d.  h.  im  Peri- 
chondrium,  den  Ligamenta  annularia,  in  Bindegewebszügen,  die  von  diesen 
beiden  Stellen  zur  Schleimhaut  führen,  sowie  in  der  mittleren  Schicht  der 
Submukosa.  Der  grösste  Teil  der  Geschwulst  steht  mit  dem  Perichondrium 
in  Verbindung  und  ist  aus  diesem  entstanden,  ein  anderer  Teil  entsteht 
wahrscheinlich  auf  metaplastischem  Wege  aus  dem  Bindegewebe  der  genannten 
Faserstränge. 

3.  An  den  erwähnten  Stellen  legt  sich  zuerst  ein  elastische  Fasern  ent- 
haltender Knorpel  an,  der  verkalken  und  zu  Knochen  werden  kann.  Letzterer 
enthält  ebenfalls  oft  elastische  Fasern.  Der  häutige  Teil  der  Luftröhre  und 
der  ausserhalb  der  Knorpelringe  liegende  Abschnitt  der  Trachealwand  bleiben 
frei  von  Geschwülsten. 

4.  Die  Geschwulste  kommen  etwa  gleich  häufig  beim  männlichen  wie 
beim  weiblichen  Geschlecht  vor  und  sind  nicht  vor  dem  23.  Lebensjahre 
beobachtet. 

Niehues  (18)  berichtet  über  drei  in  der  Sc hed eschen  Klinik  be- 
handelte Fälle  von  Larynxstenose  und  Trachealdefekt,  entstanden 
durch  Perichonditis  laryngea  typhosa,  die  eine  Tracheotomie  notwendig  ge- 
macht hatte.  Niehues  ist  der  Ansicht,  dass  bei  Deckung  grösserer  Tracheal- 
defekte  das  Mango Idtsche  Verfahren  am  leichtesten  auszuführen  sei  und 
auch  den  besten  Erfolg  verspreche. 

Tavel  (28)  empfiehlt  eine  lange  biegsame  Tracheal-Doppel- 
kanüle  an  Stelle  der  König  sehen  Kanüle,  die  sich  in  manchen  Fällen  als 
unpraktisch  erwiesen  habe,  schlecht  vertragen  und  nur  als  einfache  Kanüle 
angewandt  werde.  —  Tavel  hat  seine  Kanüle  derartig  anfertigen  lassen, 
dass  die  Spirale  der  inneren  Kanüle  umgekehrt  der  Spirale  der  äusseren 
Kanüle  läuft.  Hierdurch  wird  das  Lieinandergreifen  beider  Spiralen  ver- 
hindert. Die  Tavel  sehe  Kanüle,  die  vom  Listrumentenmacher  Klopfer,  Bern, 
Schwanengasse,  angefertigt  wird,   hat  sich  in  zwei  Fällen  sehr  gut  bewährt. 

Kander  (10)  empfiehlt  in  allen  Fällen,  wo  bei  einer  Stenose  der  Trachea 
das  dauernde  Tragen  einer  Kanüle  erforderlich  wird  und  wo  alle  einfacheren 
Behandlungsmethoden  nicht  zum  Ziele  geführt  haben,  als  einzig  rationelle 
Therapie  die  Resektion  und  Naht  der  Trachea.     Ais  Belag  führt 


456  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    II.  Teil. 

er  die  Krankengeschichte  eines  auf  diese  Weise  wegen  postdiphtherischer 
Stenose  im  Jahre  1901  von  v.  Beck  operierten  Kindes  an.  Die  Operation 
wurde  in  Morphium-Chloroformnarkose  am  hangenden  Kopf  ausgeführt.  Vor- 
ausgeschickt wurde  die  Tracheotomia  inferior,  die  es  ermöglicht,  dass  wahrend 
der  Operation  Nekrose  und  Atmung  ungestört  vor  sich  gehen  können.  Das 
Heilungsresultat  war  ein  ideales. 

Pipping  (22)  berichtet  über  „Spätstörungen^  nach  Tracheo- 
tomie.  Es  gelang  ihm,  unter  67  Tracheotomierten  in  54  Fällen  genauere 
Nachrichten  nach  mehreren  Jahren  zu  erhalten:  von  diesen  waren  31  frei 
von  Störungen,  die  auf  die  frühere  Operation  hätten  zurückgeführt  werden 
müssen.  In  20  Fällen  bestanden  leichtere  Störungen  (unreine  Stimme,  geringe 
Heiserkeit,  Husten,  Disposition  zu  Katarrhen  etc.).  —  Nur  in  3  Fällen  fanden 
sich  ernstere  Störungen:  je  einmal  Trachealfistel ,  chronische  Pnenmome^ 
Lungentuberkulose.  —  Pipping  ist  der  Ansicht,  dass  eine  Prädisposition  zn 
Lungentuberkulose  durch  Tracheotomie  nicht  geschaffen  werde. 

Coutts  (6)  schildert  nachstehenden  Fall  von  Fremdkörper  im 
Bronchus:  3 Va jähriges  Mädchen,  welches  die  Erscheinungen  eines  Em- 
pyems darbot.  Verschiedene  Punktionen  verliefen  resultatlos.  Da  man 
Verdacht  auf  sehr  dicken  Eiter  hatte,  der  vielleicht  die  Nadel  nicht  passieren 
konnte,  schlug  man  die  Eröffnung  des  Thorax  vor.  Ehe  jedoch  die  Erlaubnis 
eintraf,  starb  das  Kind  plötzlich,  ohne  dass  besonderes  Unwohlsein  voraus- 
gegangen wäre.  Die  Autopsie  ei^ab,  dass  sich  eine  Erbse  im  rechten 
Bronchus  festgeklemmt  und  die  Erscheinungen  verursacht  hatte. 

Andrew  (1)  beschreibt  einen  Fall,  in  dem  ein  Fremdkörper  (ein 
metallenes  Pfeifchen)  in  einem  Ast  des  linken  Bronchus  festsass  und 
durch  die  Tracheotomiewunde  nicht  entfernt  werden  konnte.  Als  Zeichen 
von  Lungengangrän  auftraten,  wurde  die  hintere  Bronchotomie  durch  den 
eröffneten  Pleuraraum  gemacht,  der  Fremdkörper  jedoch  nicht  gefunden. 
Besondere  Schwierigkeit  machte  bei  der  Operation  die  Fixation  der  Lunge, 
welche  aber  endlich  durch  Grazebäusche  gelang.  Der  Fall  heilte  aus;  nach 
der  Heilung  war,  wie  durch  Skiogramm  festgestellt  wurde,  der  Fremdkörper 
auf  unerklärte  Weise  verschwunden. 

Pieniazek  (20)  entfernte  durch  Killi ansehe  Tracheoskopie  aus  dem 
rechten  Bronchus  eine  vorher  durch  Röntgenstrahlen  festgestellte  Heryng- 
sche  Kürette.  Pieniazek  hat  13  ähnliche  Fälle  von  Fremdkörpern 
in  den  tiefen  Luftwegen  beobachtet;  in  12  Fällen  hat  er  die  Tracheo- 
tomie ausgeführt. 

Pieniazek  (19)  publiziert  seine  eigene  Kasuistik  inspirierter 
Fremdkörper  (im  ganzen  26  Fälle).  Darunter  hat  er  die  Extraktion  eines 
Fremdkörpers  dreimal  aus  dem  Innern  des  Kehlkopfes,  15  mal  aus  den  tieferen 
Luftwegen  vorgenommen.  Unter  diesen  26  Fällen  kam  der  Fremdkörper 
achtmal  bei  bereits  tracheotomierten  Kranken  vor.  In  18  Fällen  gelangte 
der  Fremdkörper  bis  in  einen  Bronchus  oder  Bronchialast  und  zwar  nur  zwei- 
mal auf  der  linken,  15 mal  auf  der  rechten  Seite;  einmal  war  der  Fremdkörper 
nicht  zu  ermitteln.  Am  wtinscheswertesten  für  den  Kranken  sei  die  spontane 
Expektoration  eines  Fremdkörpers  aus  den  Luftwegen.  Dies  sei  in  den 
26  Fällen  der  Pieniazekschen  Kasuistik  dreimal  der  Fall  gewesen.  —  Die 
Pieniazeksche  Arbeit  enthält  zahlreiche  Ratschläge  bezüglich  der  in  Frage 
kommenden  Technik,  bezüglich  welcher  aber  auf  das  Original  verwiesen 
werden  muss. 


Botticher,  Kehlkopf,  Luftröhre  und  Bronchien.  457 

Eine  Tracheotomie ,  die  er  in  einem  Falle  yomahm,  in  welchem  sich 
an  der  Gabelteilnngsstelle  der  Trachea  ein  Blutegel  befand  und 
in  welchem  man  beim  Operationsakt  die  Ursache  des  Erstickungsanfalles  nicht 
kannte,  gibt  Mollica  (16)  Anlass  zu  einigen  praktischen  Erwägungen.  Man 
mnsse,  meint  er,  immer  zur  Tracheotomie  schreiten,  auch  wenn  die  Ursache 
mibekannt  ist,  man  müsse  die  untere  Tracheotomie  vornehmen,  wenn  man 
ausserdem  nicht  den  Sitz  des  Fremdkörpers  kennt.  R.  Giani. 

Eillian  (11)  berichtet  über  die  Entfernung  eines  Pfennigstücks 
ans  dem  rechten  Bronchus  eines  29jährigen  Mannes  vom  Munde 
ans  mittelst  oberer  Bronchoskopie.  Der  Angriff  gelang  nach  Kokaini- 
äerung  ohne  Schwierigkeit. 

Durand  (8)  berichtet  folgenden  Fall.  Ein  junger  Mann  hatte  infolge 
eines  Kunststückes  eine  Nadel  in  die  Luftröhre  bekommen.  Am  fünften 
Tage  erst  wurde  die  Nadel  entdeckt:  sie  sass  hinten  und  links  im  Larynx 
zwischen  falschem  und  wahrem  Stimmband.  Da  sie  nicht  auf  natürlichem 
Wege  zu  entfernen  war,  wurde  Thyrotomie  gemacht  und  so  die  Nadel  heraus- 
genommen. Bereits  am  folgenden  Tage  trat  wieder  normale  Stimme  ein  und 
im  Verlauf  einer  Woche  war  der  Kranke  geheilt. 

Lermoyez  (13)  beobachtete  folgenden  Fall:  Einer  26jährigen  Frau 
war  ein  Pflaumenkern  in  die  Luftwege  gelangt.  Im  Augenblick  des 
Unglücks  traten  Atembeschwerden  ein,  doch  später  nur  etwas  Dyspnoe.  Nach 
drei  Tagen  Fieber,  Appetitmangel,  Atmungsbeschwerden,  Schmerzgefühl  im 
▼ierten  linken  Interkostalraum,  Va  cm  Tom  Stemum  entfernt ;  Bronchialatmen 
rechts.  Die  Beschwerden  nahmen  zu;  infolgedessen  zwei  Tage  später  Tracheo- 
tomie. Im  linken  Bronchus  glaubte  Lermoyez  auf  einen  harten  Gegenstand 
za  stossen,  doch  trat  eine  heftige  Bronchialblutung  auf,  infolgedessen  wurde 
die  Operation  abgebrochen  in  der  Hoffnung,  dass  der  Kern  spontan  ausgestossen 
werde.  Dieses  erfolgte  nicht,  die  Frau  bekam  aber  Bronchopneumonie  und 
starb  10  Tage  später.    Eine  Autopsie  wurde  nicht  gestattet. 

Guisez  (13)  teilt  folgenden  Fall  mit.  Ein  junger  Mensch  hatte  einen 
1cm  langen  Nagel  in  seine  Luftwege  bekommen.  Vermittelst  Röntgen- 
strahlen wurde  festgestellt,  dass  der  Nagel  unter  dem  7.  Interkostahraum  an 
einer  Abzweigung  des  rechten  Bronchus  sitze.  Es  wurde  der  Versuch  ge- 
macht, vermittelst  Bronchoskopie  an  den  Nagel  zu  gelangen.  Man  stiess  auch 
anf  den  Nagel,  doch  war  der  befestigte  Magnet  zu  schwach  und  der  Nagel 
sank  nur  tiefer.  Nun  wurde  die  Tracheotomie  gemacht  und  von  neuem  das 
Bronchoskop  eingeführt  mit  stärkerem  Magnet,  der  nun  den  Nagel  heraus- 
beförderte. 

V.  Eicken  (9)  liefert  einen  Beitrag  zur  Frage  der  Fremdkörper- 
aspiration. Es  handelte  sich  um  ein  junges  Mädchen,  welchem  Mitte 
September  1902  beim  Essen  der  Suppe  ein  scharfes  Knochenstückchen  in  den 
Hab  und  von  da  in  die  Tiefe  geraten  war.  In  der  Folge  heftiger,  bohrender 
Schmerz  im  Brustkorb,  rechts  vom  Processus  zyphoideus  stemi,  starker  Husten- 
reiz, Atembeklemmung,  Kurzatmigkeit,  Bluthusten.  Die  Blutungen  wieder- 
holten sich ;  Fieber,  Auswurf  traten  dagegen  nicht  auf.  —  Die  nähere  ünter- 
sachong  (obere  Bronchoskopie)  ergab,  dass  der  Fremdkörper  in  einem  Bronchus 
des  rediten  Unterlappens  sass.  Von  hier  wurde  er  am  15.  3.  03  in  Narkose 
anf  natürlichem  Wege  mit  Hilfe  des  List  ersehen  Häckchens  von  Professor 
Kilian  extrahiert. 

Der  in  Rede  stehende  Fall  ist  in  mancher  Hinsicht  interessant;  zu- 


458  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  TeiL 

nächst  hinsiclitlich  der  mehrfachen  heftigen  Blutungen,  die  wahrscheinlich 
durch  Arrosion  der  Schleimhautgefässe  durch  das  scharfgezackte  Enochenstück 
bedingt  waren.  Sodann  war  auffallend,  dass  alle  Entzündungserscheinungen 
fehlten.  Die  Bronchoskopie  war  daher  nicht  durch  grössere  Mengen  aus  der 
Tiefe  hervorquellender  Eiter-  und  Schleimmassen  erschwert. 

Der  von  v.  Eicken  beschriebene  Fall  ist  der  18.  Fall,  in  dem  es  anf 
bronchoskopischem  Wege  gelungen  ist,  Fremdkörper  aus  der 
Lunge  zu  entfernen;  acht  dieser  Fälle  seien  von  Kilian  operiert. 

Djemil-Pacha  (7)  berichtet  über  folgenden  Fall  von  Fremdkörper 
in  der  Luftröhre: 

Ein  sechsjähriges  Kind  hatte  eine  metallene  Bleistifthülle  verschluckt. 
Ausser  einer  heftigen  Beklemmung  im  Augenblicke,  machte  sich  nur  ein 
Schmerz  bei  Druck  auf  die  Trachea  bemerkbar.  Am  8.  Tage  traten  Atem- 
beschwerden, Blutspucken  und  Fiebererscheinungen  auf.  Nun  kam  das  Kind 
zur  Klinik;  wo  die  Trachealuntersuchung  negativ  ausfiel,  das  Atmungsgeräusch 
war  fast  verschwunden  auf  der  rechten  Seite,  die  Perkussion  ergab  vollen 
Schall,  in  der  oberen  Partie  des  Thorax  Schmerzgefühl. 

Djemil  stellte  folgende  Diagnose:  Ein  Fremdkörper  im  untersten  Teile 
der  Trachea,  in  den  rechten  Bronchus  eindringend.  Djemil  machte  Tracheo- 
tomie  so  tief  als  eben  möglich.  Er  versuchte  durch  Bewegungen  an  der 
Trachea  den  Fremdkörper  zu  lösen,  doch  gelang  dies  nicht  Er  führte  dann 
eine  lange  Pinzette  ein  und  stiess  erst  unterhalb  der  Bifurcatio  tracheae  auf  den 
Fremdkörper,  der  mit  seinem  oberen  Ende  eingeklemmt  schien,  und  entfernte 
ihn  nun.  Die  Wunde  wurde  wieder  vernäht,  vier  Tage  trug  das  Kind  eine 
Kanüle,  am  10.  Tage  war  dasselbe  wieder  vollständig  hergestellt.  Der  Fremd- 
körper war  4  cm  lang  und  8  mm  breit. 

Djemil  glaubt,  dass  der  Fremdkörper  erst  am  8.  Tage  in  den  rechten 
Bronchus  eingedrungen  und  so  die  Erscheinungen  hervorgerufen  habe. 

Potherat(23)  berichtet  über  ein  Lipom  der  Zunge,  das  ein  sonst 
gesunder  Mensch  von  40  Jahren  bereits  15  Jahre  hatte,  bis  es  die  Grosse 
eines  Hühnereies  erreicht  hatte.  Das  Lipom  sass  umgestielt  am  linken  Zungen- 
rande,  war  von  etwas  gelblicher  Farbe,  weich,  nicht  schmerzhaft,  leicht  lobu- 
lärer Form,  zeigte  Pseudofluktuation,  machte  alle  Bewegungen  der  Zunge  mit, 
doch  machte  es  Störungen  beim  Kauen  und  Schlucken.  Bei  der  Exstirpation 
zeigte  sich,  dass  das  Lipom  in  der  Submukosa  auf  den  Lateralmuskeln  der 
Zunge  sass,  ohne  mit  diesen  verwachsen  zu  sein. 

Während  Hoffmann  den  Standpunkt  vertritt,  dass  man  bei  Fremd- 
körpern in  den  Luftwegen  stets  versuchen  solle,  von  der  Trachealwunde 
aus  mit  dem  Spiegel  den  Fremdkörper  zu  sehen  und  nur,  wenn  man  ihn  sehen 
kann,  mit  Zangen  eingehen  dürfe,  während  man,  wenn  man  ihn  nicht  sehen 
kann,  im  Dunkeln  nicht  gewaltsam  verfahren  soll  und  dass  dann  nur  noch 
das  Eingehen  mit  einem  geölten  Federbarte  gestattet  sei,  in  der  Hoffnung, 
den  Körper  beweglich  zu  machen  und  seine  Expektoration  hervorzurufen,  — 
führt  Kredel  (12)  aus  seiner  Praxis  einige  Fälle  an,  wo  die  Extraktion 
glücklich  ausgeführt  werden  konnte,  ohne  dass  die  Hoffmannsche  Forde- 
rung erfüllt  worden  war.  In  zwei  Fällen  hat  sich  Kredel  die  Roser  sehe 
Drahtöse  sehr  gut  bewährt. 

Daran  anschliessend  berichtet  Kredel  über  Yentilverschluss  der  Luft- 
röhre durch  einen  gequollenen  Fremdkörper  einhergehend  mit  rein 
exspiratorischer  Dyspnoe  und  extremer  akuter  Lungenlähmang. 


Bot ti eher,  Kehlkopf,  Luftröhre  und  Bronchien.  459 

Lang  (14)  referiert  über  einen  Fall  von  Larynxstenose  nach 
zweimaliger  Tracheotomie  wegen  Diphtherie.  Erschwertes  De- 
canulement.  Intubation  während  129  Tagen.  Die  Pausen  zwischen  In-  und  Ex- 
tubation  verlängerten  sich  von  3  zu  17  Tagen.  Heilung,  doch  bestehen  noch 
leichte  Atembeschwerden  und  Heiserkeit. 

Busalla  (5)  hat  zur  Überwindung  der  Decanulementsschwie- 
rigkeiten  bei  tracheotomierten  diphtheriekranken  Kindern  in 
drei  Fällen,  wo  schon  mehrere  Wochen  mit  Decanulementsversuchen  ver- 
strichen waren,  die  Cackovicsche  Methode  (die  retrograde  Intubation) 
^ange wandt,  2  mal  mit  Erfolg;  im  dritten  Fall  schien  anfangs  ein  gutes  Re- 
sultat erreicht,  das  mechanische  Decanulementshindernis  beseitigt  zu  sein; 
sjmter  aber  traten  neue  Atembeschwerden  auf,  die  die  Retracheotomie  er- 
forderten. —  Busalla  ist  der  Ansicht,  dass  die  Cackovicsche  Methode 
vor  den  anderen  Intubationsmethoden  den  Vorteil  habe,  dass  sie  technisch 
leicht  und  mit  Mitteln  auszuführen  ist,  die  jedem  praktischen  Arzte  zu  Ge- 
bote stehen.  — 

Martina  (15)  teilt  zwei  Fälle  mit  von  Arrosionsblutungen  nach 
der  Tracheotomie  durch  Kanülendecubitus,  und  zwar  handelte  es 
sich  beide  Male  um  einen  Erwachsenen.  —  Derartige  Blutungen  bei  Erwach- 
senen seien  selten;  neben  46  ähnlichen  Blutungen  bei  Kindern  konnte 
Martina  —  ausser  den  beiden  eigenen  Beobachtungen  —  nur  noch  drei 
derartige  Fälle  aus  der  Literatur  sammeln.    Die  Kasuistik  wird  mitgeteilt.  — 

Am  häufigsten  stamme  die  Blutung  aus  der  arrodierten  Arteria  ano- 
nyma  (78 ^/o  der  Fälle);  und  zwar  sei  meist  die  Tracheotomia  inferior  voraus- 
gegangen. 5  Fälle  bei  Tracheotomia  superior  stünden  40  Fällen  bei  der 
Tracheotomia  inferior  gegenüber. 

Martina  geht  noch  des  näheren  ein  auf  die  notwendigen  therapeuti- 
schen Massnahmen.  Für  gewisse  Blutungen  komme  die  Vereinigung  der  Gefäss- 
enden  durch  die  Naht  oder  noch  besser  durch  die  Magnesiumprothese  nach 
Payr  in  Betracht. 

Taute  (27)  berichtet  aus  der  v.  Brunsschen  Klinik  über  drei  Fälle 
Ton  tödlicher  Blutung  im  Gefolge  der  Tracheotomie  aus  dem  Arcus 
aortae  und  der  Arteria  anonyma.  Der  erste  Fall  betrifft  einen  Erwachsenen, 
der  an  einem  Aneurysma  der  Aorta  litt.  Am  neunten  Tag  nach  der  Operation 
unstillbare  Blutung,  der  der  Patient  erlag.  Zweifellos  hatte  die  eingeführte 
Kanüle  die  krankhaft  veränderte  Gefässwand  allmählich  perforiert.  In  den 
beiden  anderen  Fällen  handelte  es  sich  um  Kinder,  bei  denen  durch  Kanülen- 
decubitus die  Blutung  aus  der  Arteria  anonyma  veranlasst  worden  war.  — 
Tante  führt  im  Anschluss  an  &/eine  eigenen  Beobachtungen  eine  Zusammen- 
stellung der  in  der  Literatur  verzeichneten  Fälle,  wo  im  späteren  Gefolge  der 
Tracheotomie  Blutungen  auftraten;  im  ganzen  8ö  Fälle,  von  denen  79  un- 
mittelbar, 6  erst  nach  längerer  Zeit  und  nach  mehrfacher  Wiederholung  der 
Blutung  letal  endeten.  Nur  neun  dieser  85  Fälle  (10,6®/o)  fallen  auf  Er- 
wachsene. 55  mal  handelte  es  sich  dabei  um  Arrosion  der  Arteria  anonyma, 
4mal  um  solche  der  Arteria  carotis  communis,  3  mal  um  solche  der  Arteria 
thyreoidea  inferior,  1  mal  um  Blutung  aus  der  Arteria  thyreoidea  superior. 
In  den  übrigen  Fällen  waren  die  Venen  betroffen.  —  Therapeutisch  wichtig 
sei  die  Verhütung  des  Kanülendecubitus  (Decanulement  bezw.  Intubation).  — 
Eine  bereits  eingetretene  Blutung  z.  B.  aus  der  Arteria  anonyma  werde  sich 
schwerlich  stillen  lassen.  — 


460  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    IL  TeiL 

vn. 
Verletzungen  und  ehirurgisehe  Krankheiten  des  Thorax. 


Referent:  C.  Bötticlier,  Giessen. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Abadie,  Kyste  dermoide  median  snstemal.  BulL  et  m^m.  de  la  soc  anai  190S. 
Nr.  5. 

2.  Becher,  Über  den  Zusammenhang  zwischen  ThoraxdeformitäteD,  Skoliosen  md  td^ 
noiden  Vegetationen  des  Nasen-Rachenranmes.  Freie  Chirurgen-Vereinigung.  Zentral- 
blatt  Mr  Chirurgie  190a  Nr.  9. 

3.  Beck,  Exploratives  Prinzip  und  Technik  beim  sekundären  Brustschnitt,  v.  Langen- 
becks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  u.  2.    v.  Esmarchs- Festschrift. 

4.  Behrens,  Ein  Fall  von  Kompression  des  Brustkorbes  und  des  Bauches.  Der  Fe r- 
th  es  sehe  Sjmptomenkomplez.    Medycjna  1903.  Nr.  6. 

5.  *Bogusat,  Anomalien  und  Varietäten  des  Brustbeines.    Dissert.  Eöm'gsberg  190S. 

6.  *Borsz6k7,  Über  Stich-  und  Schussverletzungen  des  Thorax,  v.  Brnnssche  6fli> 
tr&ge  1903.  Bd.  40.  Heft  1. 

7.  *Cavaillon,  Ost^o-sarcome  du  stemum.  Soc.  des  sciencee  mädicales.  Lyon  medial 
1903.  Nr.  31. 

8.  *£  ich  holz,  Fracture  of  the  first  and  second  ribs.  British  medical  Journal  19(ß. 
July  18. 

9.  Franke,  Per f oratio  thorads  translateralis  duplex  mit  Ausgang  in  Heilung,  v.  LaogeB- 
becks  Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  1. 

10.  G^raudetMignot,  Kjste  hydatique  costaL    Revue  de  chir.  1903.  Nr.  1. 

11.  Grisel,  Abscence  congenitale  des  muscles  pectoraux  du  cdt^    droit.    Revue  d'orto- 
p^die  1903.  Nr.  4. 

12.  *HarrichauBen,  Zur  Kasuistik  der  Pektoralisdefekte.    Dissert.  Göttingen  1903. 

13.  Heinlein,  Neubildung  der  Brustwand.   Operation.  Nürnberger  med.  Gesellschaft  nad 
Poliklinik.    Mfincheuer  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  9. 

14.  Hop  mann,  Eine  seltene  Mediastinalgeschwulst  (endothorakischer  Riesenkropf).   Mit- 
teilungen aus  den  Grenzgebieten  1903.  Bd.  11.  Heft  4. 

15.  Horsley,  Post-thyphoidal  infection  of  ribs.    Annais  of  surgery  1903.  February. 

16.  *Lilienthal,   Sarcoma  of  rib  apparently  cured  by  Operation  and  Cobys  Fluid.   Nev- 
York  Burgical  soc.    Annais  of  surgery  1903.  March. 

17.  Martirenö,  Abscence  congtoitale  des  muscles  pectoraux.    Revue  d'orthop^e  1908» 
Nr.  3. 

18.  M^nardetGuillaume,  Tuberculose  du  7  cartilage  costal  droit.    Bull,  et  m^m.  de 
la  soc.  anat.  de  Paris  1903.   Nr.  4. 

19.  Mombnrg,  Eine  penetrierende  Brust-  und  Bauchschussverletzung,  v.  Langenbeeiri 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  u.  2.    v.  Esmarch -Festschrift. 

20.  '^Reeve,  The  succesful  removal  of  a  large  enchondroma  of  the  ehest  wall  involviqg 
the  diaphragm.    Annais  of  surgery  1903.  May. 

21.  Ringel,  Beitrag  zur  Resektion    des  Thorax  bei  veralteten  und  tuberkulösen  Total- 
empyemen.    v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  1. 

22.  Schein,   Die  Entwickelung  der  Haare  in  der  Axilla  und  der  angeborene  Defekt  d«r 
Brustmuskeln.    Med.  Blätter  1903.  Nr.  11  u.  12. 

23.  Slek,  Über  Thoraxresektionen  wegen  Neubildung.    Przeglad  lekarski  1903.  Nr.  18- 

24.  *Th^bauIt,  ^tode  m^dico-l^gale  sur  deux  cas  de  fractures  de  cdtes  suivis  de  mort 
cbez  des  accidentäs  du  travail.    Le  Progr^  medical  1903.  Nr.  49. 

25.  *Weller  van  Hook,  The  treatment  of  Empyema  by  continuous  aspiration.  Tbe 
joum.  of  the  Amer.  med. 


Bötticher,  Verletzungen  und  ohimrgische  Krankheiten  des  Thorax.  461 

26.   Winter nitz,  A.,  Fall  von  Thorakoplaatik.     Chirurg.  Sektion  des  Budapester  kgL 
Ärzte-Vereins.    Sitzung  von  12.  III.  1903.  Orvosi  Heülap.  Nr.  26. 

Winternitz  (26)  demonstriert  ein  7 jähriges  Mädchen,  das  seit  zwei 
Jahren  an  einem  durchgebrochenen  metapnenmonischen  Empyem  litt.  Ope- 
ration nach  Schede,  Heilung.  J.  Dollinger  (Budapest). 

Schein  (22)  macht  auf  die  Beziehungen  aufmerksam,  die  zwischen  der 
Entwickelung  der  Haare  in  der  Axilla  und  dem  angeborenen  Defekt 
der  Brustmuskeln  bestehen.  Er  beschreibt  einen  Fall  von  vollständigem 
Defekt  des  M.  pectoralis  major,  minor  uud  des  M.  serratus  ant.,  bei  dem 
sich  gleichzeitig  vollständiger  Mangel  des  Haarwuchses  in  der  Axilla  vorfand. 
Er  nimmt  an,  dass  der  Haarwuchs  in  der  Achselhöhle  von  dem  Wachstum 
der  die  Achselhöhle  begrenzenden  Muskeln  und  der  darüber  befindlichen  Haut 
abhänge ;  wo  also  der  M.  pectoralis  major  und  minor  vollständig  fehle,  dürfe 
.man  erwarten,  dass  auch  der  Haarwuchs  in  der  Achselhöhle  derselben  Seite 
entweder  ganz  fehle  oder  in  geringerem  Masse  entwickelt  sei  als  auf  der 
gesunden  Seite,  weil  eben  die  Wachstums-  und  Ernährungsunterschiede  der 
Haut  fehlen.  Haarwuchs  stelle  sich  nur  da  ein,  wo  die  Haut  im  Oberflächen- 
wachstum zurückbleibt  und  zwar  in  dem  Masse,  als  eine  Hautpartie  im  Ver- 
hältnis zum  umgebenden  Hautgebiet  im  Oberflächenwachstum  zurückbleibt; 
denn  die  im  Oberflächenwachstum  zurückbleibende  Hautpartie  wird  relativ 
besser  ernährt  und  der  Emäbrungsüberschuss  zum  Haarwachstum  verwendet. 

Grisel  (II)  und  Martirene  (17)  vermehren  die  Kasuistik  über  den 
angeborenen  Pektoralisdefekt  ebenfalls  durch  je  eine  einschlägige  Beobachtung. 
Abadie  (1)  berichtet  über  einen  Fall  von  Dermoidcyste  am  Hals, 
genau  median  und  dicht  über  dem  Brustbein  gelegen.  —  Es  handelte  sich 
um  ein  16 jähriges  Mädchen,  das  seit  längerem  eine  ganz  allmählich  zuneh- 
mende Anschwellung  am  Hals  bemerkt  hatte.  Der  Tumor  hatte  nach  drei 
Jahren  die  Grösse  einer  Mandarine  erreicht.  Die  Haut  über  ihm  war  normal. 
Bei  Schluckbewegungen  bewegte  er  sich.  Die  Ausschälung  der  Geschwulst 
gelang  leicht  unter  lokaler  Anästhesie.  —  Die  histologische  Untersuchung 
ergab,  dass  es  sich  nicht  um  eine  Kropfcyste,  sondern  um  eine  Dermoidcyste 
handelte.  Abadie  betont  die  Seltenheit  derartiger  Geschwülste  in  der  vor- 
deren Halsregion. 

Hopmann  (14)  bringt  die  Krankengeschichte  eines  50jährigen  Pat., 
der  an  einer  seltenen  Mediastinalgeschwulst ,  einem  endothorakischen 
Biesenkropf  zugrunde  ging.  Der  Tumor  löste  starke  Druckerscheinungen 
auf  Speiseröhre,  Herz  sowie  die  grossen  Gefass-  und  Nervenstämme  aus. 
Jedipin,  Jodkali  brachten  zwar  eine  vorübergehende  Besserung  in  den  sub- 
jektiven und  objektiven 'Krankheitserscheinungen  hervor;  eine  Verminderung 
des  Tumorumfanges  wurde  aber  nicht  erzielt;  auch  liess  sich  die  Kachexie, 
der  Pat.  verfallen  war,  durch  kein  Mittel  aufhalten.  —  Eine  sichere  Diagnose 
war  auch  durch  das  Böntgenverfahren  nicht  zu  stellen.  —  Der  Kranke  erlag 
schliesslich  einer  Pneumonie. 

Es  wurde  nur  die  Sektion  der  Brusthöhle  gestattet.  Dabei  fand  sich 
eme  890  g  schwere,  19  cm  lange,  13  cm  breite,  12  cm  dicke  Geschwulst.  Die 
Geschwulst  war  hervorgegangen  aus  den  beiden  Lappen  der  sehr  tief  ge- 
lagerten Schilddrüse;  bezw.  sie  stellte  die  cystoid-koUoide  Degeneration  dieses 
Organs,  dessen  grösster  Teil  substemal  lag,  vor.  Normales  Schilddrüsen- 
gewebe war  nicht  mehr  vorhanden.  —  Die  Trachea  war  von  der  Geschwulst 


462  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

zwar  umlagert,  aber  nicht  komprimiert.  Es  fehlte  deshalb  bei  Lebzeiten  des 
Fat.  die  Atmongsstenose ,  während  die  Störungen  der  Herzaktion  äusserst 
stark  ausgeprägt  gewesen  waren.  ~  Am  auffallendsten  war  aber  jedenfalls 
die  Kachexie,  welche  als  eine  Art  von  Eachexia  strumipriva,  hervorgerofen 
durch  die  kolloide  Entartung  des  Organs,  anzusehen  war.  — 

Wenn  auch  die  Aussicht  auf  glückliche  operative  Entfernung  derartiger 
Riesenkröpfe  nicht  allzu  gross  sei,  hält  Hopmann  den  Versuch  der  Opera- 
tion doch  für  gerechtfertigt,  vorausgesetzt,  dass  es  gelungen  sei,  eine  sichere 
Diagnose  zu  stellen. 

Einen  Zusammenhang  zwischen  Thoraxdeformitäten,  Skoliosen 
und  adenoiden  Vegetationen  des  Nasen-Rachenraums,  ein  Spt- 
ptomenkomplex,  wie  er  von  Redard  aufgestellt  worden  ist  und  bei  Kindern 
im  Alter  von  6 — 12  Jahren  anzutreffen  ist,  glaubt  auch  Becker  (2)  konstatiert 
zu  haben,  und  zwar  in  etwa  6^/o  der  Fälle.  Ohne  dass  irgendwelche  An- 
zeichen von  Rhachitis  wahrzunehmen  sind,  bemerkt  man  in  solchen  Fallen 
eigenartige  Thoraxdeformitäten  (muldenförmige  Einziehung  über  dem  unteren 
Drittel  des  Brustbeins,  flache  Einziehungen  der  seitlichen  unteren  Thorax- 
partien). Nach  einiger  Zeit  stellt  sich  eine  leichte  habituelle  Skoliose  ein.  — 
Daneben  bestehen  schon  seit  Jahren  adenoide  Vegetationen  des  Nasen-Rachen- 
raums.  —  Nach  ihrer  Entfernung  sieht  man  unter  Anwendung  von  Massage 
und  Turnübungen  die  Skoliose  verschwinden. 

Behrens  (4)  beobachtete  den  Perthesschen  Symptomenkomplex  an 
einem  16jährigen  Knaben,  welcher  durch  einen  umgeworfenen  Wagen  eine 
hochgradige  Brust-  und  Bauchkompression  erlitten  hatte.  Obwohl  der  Kopf 
nicht  getroffen  worden  war,  fanden  sich  doch  am  Gesicht,  den  oberen  Hab- 
partien sowie  am  Gaumen  zahlreiche  kleine  Blutextravasate  und  audi  die 
Konjunktiven  waren  diffus  sugilliert.  Radialpuls  rechts  94,  links  88.  unge- 
störtes Allgemeinbefinden.  Nach  drei  Tagen  schwanden  diese  EIrscheinimgen 
bis  auf  die  subkonjunktivalen  Sugillate,  welche  noch  längere  Zeit  bestehen 
blieben.  Verf.  zitiert  aus  der  polnischen  Literatur  einen  analogen  Fall  Ton 
Druckstauung  von  S.  Kossobudzki  (Medycyna  1902,  Nr.  30  und  31). 

Urbanik  (Krakau). 

J.  Shelton  Horsley  (15):  Die  Berichte  über  Rippeneiterung  nach 
Typhus  sind  meist  sehr  .fragmentarisch.  Horsley  hat  aus  der  Literatur 
nur  48  Fälle  sammeln  können,  in  denen  einigermassen  genaue  Angaben  ge- 
macht werden.  Unter  den  48  Kranken  befinden  sich  nur  7  weiblichen  Ge- 
schlechts. Der  jüngste  Kranke  war  19  Jahre  alt.  Am  häufigsten  erkranke 
die  5. — 7.  Rippe.  Die  Form  der  Erkrankung  kann  Osteitis,  OsteomyeÜtis, 
Periostitis,  Perichondritis,  Chondritis  sein  und  auch  zu  Nekrose  und  Sequester- 
bildung führen.  Der  Prozess  kann  während  des  Typhus  oder  bis  zu  drei 
Jahren  nach  Genesung  auftreten.  Einzelne  Fälle  scheinen  ohne  Behandlnif 
rückgängig  zu  werden,  zuweilen  genügt  einfache  Auskratzung,  andere  Fälle 
bedürfen  wiederholter  Operationen  oder  ausgedehnter  Resektionen  weit  im 
Gesunden.  Ein  Kranker  wurde  geheilt,  nachdem  längere  Zeit  alle  3—4  Tage 
Methylviolett-Lösung  in  die  Fisteln  gespritzt  worden  war. 

Maass  (New-York). 

Menard  und  Guillome  (18)  publizieren  eine  Beobachtung,  betreffend 
Tuberkulose  des  Rippenknorpels.  —  Gelegentlich  der  Autopsie  eines 
10jährigen  Knaben,  der  wegen  rechtseitiger  Coxitis  und  Gonitis  tubercnlosa 
in  Behandlung  getreten  und  an  Meningitis  tuberculosa  gestorben  war,  fanden 


Bötticher,  Yerletzongen  und  chirargische  Krankheiten  des  Thorax.  463* 

die  Verfasser  zwischen  dem  Pectoralis  major  und  dem  Interkostalmuskel  käsige 
Detritusmassen  auf  der  Vorderfläche  des  7.  und  8.  Rippenknorpels  und  da- 
neben krankhafte  Veränderungen  am  knöchernen  Teil  der  7.  Rippe,  die 
keinerlei  klinische  Erscheinungen  gemacht  hatten.  Es  fand  sich  schliesslich 
an  der  Vorderfläche  des  Rippenknorpels  eine  kleine,  erbengrosse  Höhle.  — 
Die  Hinterwand  des  Knorpels  war  intakt.  —  Die  später  vorgenommene  mikro- 
skopische Untersuchung  des  Gewebes  ergab  zwar  keine  Riesenzellen,  keine 
Bazillen,  aber  doch  käsige  nekrotische  Deformationen.  —  Nur  drei  ein* 
schlägige  Fälle  haben  die  Berichterstatter  aus  der  übrigen  Literatur  auf- 
finden können.  — 

Eine  Beobachtung  über  Echinococcus  der  Rippe  wird  von  G6raud 
und  Mignot  (10)  publiziert.  Wegen  der  Seltenheit  der  Lokalisation  verdiene 
der  Fall  besonderes  Interesse.  —  54jähriger  Mann,  bei  dem  sich  an  der 
rechten  Brustwand  eine  schmerzlose,  langsam  wachsende  Geschwulst  ent- 
wickelte. Man  dachte  anfangs  an  einen  kalten  Abszess,  durch  Rippenkaries 
bedingt  und  beschloss,  den  Eiter  zu  entleeren  und  das  erkrankte  Rippenstück 
zu  resezieren.  —  Bei  der  Operation  fanden  sich  die  7.  und  8.  Rippe  in  einer 
Ausdehnung  von  2  cm  völlig  zerstört;  der  dadurch  entstandene  Raum  wurde 
eingenommen  von  der  Hydatidencyste.  Die  6.  Rippe  war  zwar  arrodiert, 
aber  in  ihrer  Kontinuität  erhalten.  —  Resektion  der  Rippen  soweit,  bis  man 
auf  gesundes  Gewebe  stiess.  Gründliche  Ausräumung  der  Höhle,  Drainage. 
Heilung  verlief  ohne  Zwischenfall.  —  Die  genaue  mikroskopische  Unter- 
suchung der  Rippen  ergab  entzündliche  Veränderungen  am  Knochen,  da  wo 
die  Cyste  an  die  Rippen  angrenzte.  Im  Innern  der  Rippen  selbst  fand  man 
keine  Echinococcusblasen.  ~  An  die  Besprechung  ihres  Falles  knüpfen  die 
Verfasser  allgemeine  Betrachtungen  über  die  Ätiologie,  Pathogenese,  Diagnose 
und  Prognose  der  Echinokokkenkrankheit.  Meist  zeige  sie  einen  sehr  lang- 
samen Verlauf.  Immerhin  sei  die  Prognose  ernst.  Von  40  Fällen  verliefen 
20  letal.  —  Die  Behandlung  könne  nur  eine  chirurgische  sein.  — 

Beck  (3)  rühmt  das  von  Schede  bei  der  operativen  Behand- 
lung veralteter  Empyeme  angegebene  Prinzip  als  unanfechtbar  und 
höchster  Anerkennung  würdig,  glaubt  aber  doch,  dass  die  meisten  Fälle  gar 
nicht  eines  so  typischen  und  dabei  so  eingreifenden  Verfahrens  bedürfen. 
Er  empfiehlt  eine  Operationsmethode,  die  sich  jedem  individuellen  Falle  an- 
passt  und  die  sich  auf  dem  Prinzip  aufbaut,  den  Operationsplan  erst  während 
der  Operation  selbst  näher  zu  bestimmen,  also  in  explorato  ri scher  VITeise 
vorzugehen.  —  Beck  reseziert  zunächst  ohne  Rücksicht  auf  die  bestehende 
Pleurafistel  die  Rippe,  die  voraussichtlich  etwa  in  der  Mitte  des  Höhlendaches 
Uegt.  Die  unter  der  resezierten  Rippe  liegende  Pleura  wird  zunächst  quer 
dnrchtrennt.  Durch  seitliche  Exzision  gewinnt  man  so  viel  Raum,  dass  man 
die  Höhle  in  der  Hauptsache  inspizieren,  die  nächstliegenden  Weichteile  pal- 
pieren  kann.  Bei  kleiner  Höhle,  bei  leidUch  kräftigem  Patienten  kann  man 
Ton  dem  einen  Querschnitt  aus  die  nächsten  zwei  bis  drei  Rippen  entfernen 
und  die  Pleura  costalis  dementsprechend  exzidieren.  Besitzt  die  Höhle  grössere 
Ausdehnung,  durchschneide  man  sukzessive  ein  Rippenstück  nach  dem  anderen, 
stets  durch  vorherige  Palpation  sich  vergewissernd,  ob  die  Pleura  unter  dem  be- 
treffenden Rippenstück  nachgiebig  ist  oder  fortfallen  muss.  Die  Weichteil- 
ablosung  hält  damit  gleichen  Schritt.  Auf  die  Form  des  schliesslich  ent- 
stehenden Lappens  sei  gar  keine  Rücksicht  zu  nehmen;  er  müsse  sich  der- 
jenigen der  Höhle  völlig  unterordnen.    Auf  Kreuz-  und  Querschnitte  komme 


464  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  TeiL 

es  deshalb  gar  nicht  an.  Sei  das  Schulterblatt  hinderlich,  reseziere  man  es 
partiell.  —  Die  Schwarten  der  Pnlmonalplenra  will  Beck  auch  entfernt  wissen, 
aber  nicht  methodisch,  wie  vonDelorme  und  Forster  angegeben,  sonders 
nur  wo  sich  nach  der  Explorativresektion  die  Notwendigkeit  herausstellt  nnd 
auch  dann  nur  als  Supplement  zur  Resektion  der  Pleura  costalis.  — 

Ringel  (21)  liefert  einen  Beitrag  zur  Frage  der  Resektion  des 
Thorax  bei  veralteten  und  tuberkulösen  Totalempyemen  und 
zwar  berichtet  er  ausfuhrlich  über  einen  Fall  von  veralteten  und  zwei  Falleii 
von  tuberkulösen  Totalempyemen,  die  durch  ausgedehnte  Thoraxresektionen 
zur  Heilung  gebracht  wurden;  einer  der  beiden  letzten  Fälle  ist  noch  nicht 
ganz  abgeschlossen,  befindet  sich  aber  auf  dem  Wege  zur  Heilung.  — 

Ringel  empfiehlt  die  ursprüngliche  Sehe  de  sehe  Methode  mitSudek- 
scher  Modifikation:  U-förmige  Schnittführung;  Anfang  und  Ende  des 
Bogenschnittes  sollen  über  die  seitlichen  Grenzen  der  Höhle  möglichst  hinaus- 
ragen, ebenso  wie  die  Spitze  den  tiefsten  Punkt,  bei  Totalempyemen  also  den 
Zwerchfellansatz  erreichen  muss.  Bildung  eines  Hautmuskellappens.  Ausge- 
dehnte Rippenresektion,  eventuell  der  11. — 1.  (exkl.)  Rippe  und  Resektion 
der  von  ihrer  Muskulatur  gelösten  Scapula  bis  zur  Spina.  Entfernung  der 
Interkostalweichteile  und  der  Pleura  costalis.  Dekortikation  der  Lunge  nach 
Delorme.  Mit  der  losgelösten  Skapularmuskulatur  wird  die  Kuppe  d^ 
leeren  Pleuraraumes  ausgefüllt.  Die  Hautmuskellappen  deckt  die  wieder 
dehnbare  Lunge. 

Auf  diese  Weise  können  selbst  tuberkulöse  Empyeme  zur  Ausheiloog 
gebracht  werden.  Femer  bieten  grosse  Ausdehnung  der  Empyemhöhle  und 
elendes  AUgemeinbefinden  keine  Eontraindikation ,  da  man^  wie  Verfasser  in 
seinen  Fällen,  die  ganze  Operation  in  verschiedene  Abschnitte  zerlegen  kana 
und  man  wird  sich  um  so  eher  zur  Operation  entschliessen,  als  ohne  die- 
selbe die  Kranken  dem  sicheren  Tode  verfallen  sind. 

Eine  absolute  Kontraindikation  für  die  Ausführung  einer  Thoraxresek- 
tion bildet  nur  die  gleichzeitige  Erkrankung  der  Lunge  der  anderen  Seite  ^ 
ihre  normale  Funktion  gilt  als  Vorbedingung  für  die  erfolgreiche  Entfernung 
grösserer  Thoraxabschnitte. 

Hein  lein  (13)  empfiehlt  als  rationellstes  Verfahren  für  die  Entfernung 
der  Tu  mor en  der  Brustwand,  sofern  sie  dieselbe  durchsetzen  oder  maligner 
Natur  sind,  den  Vorschlag  D  o  1 1  i n  g  e  rs  zur  Nachahmung,  welcher  nach  S  ch  1  e  i  chs 
Verfahren  den  Einschnitt  in  die  Thoraxwand  zur  Erzeugung  des  Pneumo- 
thorax einen  Tag  vor  der  definitiven,  in  Narkose  vorzunehmenden  Besei- 
tigung der  Neubildung  ausführt.  — 

Die  von  Heinlein  mitgeteilte  einschlägige  Beobachtung  (Entfernung 
eines  Chondrosarkoms  aus  der  Brustwand  bei  einem  21jährigen  Manne)  be- 
stätigt die  Erfahrung,  dass  der  während  der  Chloroformnarkose  auftretende  Pneu- 
mothorax die  alleremstesten  Folgen  haben  kann.  Obwohl  in  Heinleins 
Falle  bereits  geraume  Zeit  nach  der  Eröffnung  der  Brusthöhle  verstrichen 
war,  ohne  dass  irgendwelche  bedrohliche  Erscheinungen  beobachtet  worden 
waren,  löste  die  begonnene  Narkose  sofort  die  gefürchteten  Zufälle  aus, 
offenbar  deshalb,  weil  unter  dem  Einfluss  der  anfangs  ruhigen  Atmung  der 
Pneumothorax  sich  noch  nicht  hinreichend  entwickelt  hatte;  erst  als  unter 
Einwirkung  forcierter  Exspiration  der  vollendete  Pneumothorax  sich  in 
akutester  Weise  entwickelte,  wurde  die  gefürchtete  Gefahr  erst  klar.  — 


Botticher,  Verletzungen  nnd  chirargische  Krankheiten  des  Thorax.  465 

Die  Seltenheit  der  Thoraxresektionen  wegen  Neubildungen  veranlasst 
Slek  (23)  zu  seiner  Mitteilung. 

Im  ersten  der  beiden  beschriebenen  Fälle  handelte  es  sich  um  ein  Sarkom 
der  6.-9.  Bippe.  Die  Eröffnung  der  Pleura  führte  stürmische  Kollapserschei- 
DDDgen  herbei.     Tod  nach  2  Stunden. 

Im  zweiten  Falle  (Chondrosarkom  der  6. — 9.  Rippe)  musste,  da  die  Neu- 
bildang  auf  das  Zwerchfell  übergegangen  war,  ein  Teil  desselben  mitreseziert 
werden.  Durch  Vemähung  des  Zwerchfells  mit  der  Muskulatur  des  Thorax 
wurde  die  Peritonealhöhle  von  der  Pleura  getrennt.  Die  Pleuraeröffnung  war 
da  ebenfalls  von  bedrohlichen  Symptomen  gefolgt,  welche  jedoch  unter  fort- 
gesetzten Sauerstoffinhalationen  allmählich  zurückgingen.  Trotz  interkurrenter 
schwerer  Pleuropneumonie  genas  die  Kranke. 

Im  Anschlüsse  bespricht  Verf.  kurz  die  zur  Vermeidung  der  Gefahren 
des  akut  entstehenden  Pneumothorax  zu  ergreifenden  Massregeln  (in  seinen 
Fällen  bestanden  dieselben  hauptsächlich  in  der  Tamponade  der  Öffnung), 
referiert  über  die  Tierversuche  Gabryszewskis  betreffend  das  weitere 
Verhalten  der  kollabierten  Lunge  und  stellt  die  nach  Erscheinen  der  Kasuistik 
Amburgers  publizierten  einschlägigen  Fälle  (10)  zusammen. 

Urbanik  (Krakau). 

Franke  (9)  berichtet  über  den  ersten  glücklich  ausgelaufenen 
Fall  von  Perforation  beider  Brusthöhlen  durch  ein  stumpfes  Werk- 
zeug, von  beiderseitigem  traumatischen  Pneumothorax  mit  sich 
anschliessendem  Hautemphysem.  Bei  einer  48 jährigen  Frau  war  ein 
Besenstiel  von  der  rechten  nach  der  linken  Achselhöhle  im  dritten  Interkostal* 
räum  vorgedrungen,  wobei  aber  die  Haut  in  der  linken  Axilla  unverletzt  blieb. 
Nach  sofortigem  Herausziehen  des  Besenstiels  traten  schnell  ausgedehntes 
Hautemphysem  von  der  linken  Achselhöhle  her  auf,  gleichzeitig  aber  so  schwere 
Erscheinungen  (Dyspnoe  etc.),  dass  ö^/s  Stunden  nach  dem  Unfall  eine  Ope- 
ration notwendig  wurde.  Nach  Inzision  in  der  linken  Achselhöhle  feste  Tam- 
ponade sowohl  dieser  als  der  rechtsseitigen  Wunde  mit  folgendem,  gut  ab- 
schliessendem Verbände.  Die  Atemnot  besserte  sich  darauf  schnell.  Die  Ver- 
letzte wurde  gerettet. 

Franke  empfiehlt  diese  Behandlung  als  Methode  der  Wahl  als  ein- 
fachstes, jederzeit  ohne  weiteres  anwendbares  und  sicherstes  Mittel  für  die 
Behandlung  des  mit  ausgedehntem,  gefahrbringenden  Hautemphysem  einher- 
gehenden Pneumothorax. 

Momburg(19)  beobachtete  einen  Fall  von  penetrierender  Brust- 
and  Bauchschussverletzung,  der  eine  Herzverletzung  und  ein  Unbeteiligt- 
sein der  Bauchhöhle  vortäuschte  (Schuss  mit  einem  Karabiner  M.  88  in  selbst- 
mörderischer Absicht  in  die  Herzgegend).  —  Das  Herz,  das  nach  Lage  der 
Einschussöffnung  und  dem  Verlaufe  des  Schusskanals  als  verletzt  angenommen 
werden  musste,  wurde  von  Momburg  behufs  eventueller  Vornahme  der  Herz- 
Daht  nach  dem  von  Botter  gegebenen  Vorschriften  freigelegt,  erwies  sich 
aber  als  unverletzt.  Auffallend  war  die  schlechte  Übersicht  über  das  auf 
diese  Weise  freigelegte  Herz,  die  Momburg  auf  die  starke  Verschiebung  des 
Herzens  zurückführen  zu  müssen  glaubt.  —  Trotzdem  hält  Verf.  unter  den 
zahlreichen,  zur  Freilegung  des  Herzens  angegebenen  Verfahren  das  Rott  ersehe 
für  das  beste,  schnellste  und  sicherste,  namentlich  bei  linksseitiger  Pleuraver- 
letzung. Bei  rechtsseitiger  Pleuraverletzung  sei  dem  Watt enschen  Verfahren 
der  Vorzug  zu  geben. 

Jalumberiebt  Ar  CUrorgie  1903.  30 


466  Jafaroab«riebt  Air  Ohirorgie.    n.  Teil. 

Bor8z6kj(6)  berichtet  über  die  in  der  Bndapester  chirurgischen  Klimk 
des  Prof.  Reczey  in  der  Zeit  yon  1892  bis  1902  zur  Beobachtung  und  Be- 
handlung gelangten  Stich-  und  Schussv erletzungen  des  Thorax. 
Es  wurden  beobachtet  301  Thoraxverletzungen  und  zwar  153  Stichyerletznngen 
(darunter  42  penetrierende)  und  148  Schusswunden  (darunter  89  penetrierende). 

I.  Nicht  penetrierende  Thoraxverletzungen.  Bei  Behandluog 
der  nicht  penetrierenden  Stichwunden  herrscht  unter  den  Chirui^en  nod 
keine  Einigkeit.  Von  der  Ansicht  ausgehend,  dass  die  Stichwunde  als  infiziert 
zu  betrachten  ist,  behandeln  die  einen  derartige  Verletzungen  offen,  während 
die  andern  die  Naht  empfehlen,  teils  mit  primärer  Desinfektion  und  Erweite- 
rung des  Stichkanals. 

Verf.  berichtet  von  96,6  ^/o  primärer  Heilung  in  einem  Zeitraum  Ton 
8—10  Tagen:  Der  Stichkanal  (nur  zum  Zwecke  der  Blutstillung  erweitert) 
wurde  mit  einer  3^/o  Bor.-  oder  l^/oo  Sublimatlösung  ausgespült  und  schicht- 
weise vernäht  (Muskulatur  mit  Catgut,  Haut  mit  Seide),  meist  ohne  Narkose; 
eine  primäre  Desinfektion  der  Wunde  durch  schichtweises  Freilegen  des  Sticb- 
kanals  sei  also  zum  mindesten  überflüssig. 

Bei  Behandlung  der  nicht  penetrierenden  Schussverletzungen  be- 
folgt man  heute  schon  allgemein  ein  gleiches  Verfahren.  Nach  Desinfektion 
ihrer  Umgebung  wird  die  Wunde  mit  einem  aseptischen  oder  antiseptischen 
Verbände  versehen,  unter  dem  in  der  grössten  Mehrzahl  der  Fälle  eine  re- 
aktionslose Heilung  erfolgt. 

Bezüglich  der  Entfernung  des  Geschosses  vertritt  Verf.  den  Standpunkt, 
dass  dasselbe  nicht  nur  in  jedem  Falle,  wo  es  irgend  welche  Störung  ver- 
ursacht, zu  entfernen  ist,  sondern  auch  dann,  wenn  der  Sitz  bestimmt  nach- 
zuweisen ist  und  die  Entfernung  ohne  grösseren  Eingriff  möglich  ist.  Die 
Kugel  ist  stets  durch  direktes  Einschneiden  und  nie  durch  den  Schusskanal 
herauszunehmen. 

n.  Penetrierende  Thoraxverletzungen.  Bei  einfach  penetrieren- 
den (keine  Beschädigung  der  Lunge)  Stichverletzungen  empfiehlt  Verf.  ebenf&lh 
sofortige  Naht ;  je  früher  die  Wunde  durch  die  Naht  geschlossen  wird,  xmi  so 
sicherer  halte  man  damit  etwaige  von  aussen  kommende  Keime  fem,  und 
andererseits  kann  auch  der  Pneumothorax  keinen  grösseren  Grad  erreich^i. 

Einfach  penetrierende  Schussverletzungen  des  Thorax  werden  nach  dem 
allgemein  gültigen  Prinzip  mit  einem  Okklusivverbande  versehen  nach  Des- 
infektion ihrer  Umgebung. 

Auch  bei  Lungenverletzungen  rät  Verf.  zu  einem  exspektativen  Verfahren. 
Der  grösste  Teil  der  Chirurgen  geht  selbst  bei  der  Behandlung  von  profusen 
Blutungen  exspektativ  vor  auf  Grund  der  alten  Erfahrung,  dass  nicht  nur 
solche  Lungenblutungen,  welche  durch  die  Verletzung  des  Lungenparenchyms 
entstehen,  sondern  auch  die  aus  kleinen  Arterien  stammenden  Blntungen  von 
selbst  aufhören  können,  indem  das  Zusammenfallen  der  Lunge  und  die  Kon- 
traktion der  elastischen  Bestandteile  derselben  die  Thrombusbildung  befördern. 
Wenn  auch  der  Prozentsatz  an  Verblutungstod  bei  dem  exspektativen  Ver- 
fahren ein  etwas  höherer  ist,  so  sind  doch  die  durch  das  radikale  Eingreifen 
erzielten  Resultate  (Aufsuchen  der  Quelle  der  Blutung  und  Schliessen  derselben) 
keineswegs  so  gut,  dass  sie  uns  zum  Abweichen  von  dem  alten  exspektativen 
Verfahren  bestimmen  sollten. 

Zur  Statistik  der  Verletzungen  des  Herzbeutels  und  des  Herzens 
selbst  fügt  Verf.  2—3  weitere  Fälle  hinzu.    Auch  hier  empfiehlt  er  das  ex- 


ß5tticher,  Verletsaiigen  uod  efainii^iisofae  Krankheiten  der  Bmstdrttse.         467 

spektative  Verfahren;  ein  operativer  Eingriff,  Freilegung  des  Herzens  nach 
Rippenresektion,  Naht  der  Wunde,  ist  nur  bei  solchen  Verletzungen  zu  ver- 
SQchen,  welche  mit  einer  das  Leben  direkt  gefährdenden,  hochgradigen  Blu- 
tnng  verbunden  sind,  und  wenn  bei  Zunahme  der  Herzdämpfung  das  Schwach- 
werden und  Intermittieren  des  Pulses  auf  Herzkompression  schliessen  lassen. 


vm. 


Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der 

Brustdrüse. 

Referent:  C.  Bötticher,  dessen. 


Die  mit  *  veraehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

a)  Angeborene  und  entzündliche  Störungen  der  Brastdrfise. 

1.  *B ronstein,  Über  puerperale  Mastitis.    Dissert.  Berlin  1903. 

2.  Gaminiti,  B.,  Salla  tuberoolosi-primitiva  mammella.  Riforma  medica  1908.  Nr.  82 
bis  88. 

8.  Ebbinghaus,  Isolierte  regionäre  Achseldrfisen  -  Tuberkulose  bei  Tunii»en  der  weib- 
lichen Mamma  nebst  Bemerkungen  Aber  die  Qenese  der  Achseldrflsen-TnberkuloBe. 
Yirchows  Archiv  1908.  Bd.  171.  Ueft  8. 

4.  Hopmann,  Über  die  Operation  der  puerperalen  Mastitis.  Zentralbl.  f&r  Chirurgie  1908. 
Nr.  41. 

5.  Marchetti,  Goniribnto  alla  oasistica  della  affezione  della  mammella.  II  Polidinice, 
Sex.  pratica  1908.  Fase.  58. 

6.  *More8tin,  Tuberculose  du  sein.  Bulletins  et  möm.  de  la  soc.  anat.  1908.  Nr.  6 
und  7. 

7.  *Reichel,  Zwei  Fälle  von  Aktinomykose  der  Mamma.    Dissert.  Mflnchen  1908. 

8.  Salomoni,  A.,  Sulla  tubercolosi  della  mammella.    La  dinica  chirurgica  1908.  Nr.  4. 

Harchetti  (5)  bemerkt  zunächst,  dass  es  oft  schwer  falle,  den 
chronischen  Mammaabszess  zu  diagnostizieren,  und  erörtert  die  Diffe- 
rentiahnerkmale  zwischen  diesem  und  dem  Mammakrebs.  Er  berichtet  sodann 
über  drei  Fälle  von  Mammaaffektion ,  bei  denen  die  Diagnose  sehr  schwierig 
war.  Im  ersten  Falle  handelte  es  sich  um  einen  chronischen  Mammaabszess 
bei  einer  54jährigen  Frau,  dessen  Ursache  im  direkten  Eindringen  eines 
Fremdkörpers  (Kornhülse)  in  die  Milchgänge  gefunden  wurde.  Der  Symptomen- 
komplex war  vollständig  der  eines  Krebses  (indolente,  hühnereigrosse,  in  der 
Tiefe  bewegliche  Geschwulst,  retrahierte  Brustwarze,  etwas  angeschwollene 
Achseldrüsen),  so  dass  die  Mamma  amputiert  und  die  Achselhöhle  ausgeräumt 
Würde.  —  Andere  Beispiele  von  direkt  in  die  Milchgänge  eingedrungenen 
Fremdkörpern  als  Ursache  von  Mammaabszess  finden  sich,  nach  Verf.,  in  der 
Literatur  nicht  beschrieben.  —  Im  zweit^i  Falle  war  eine  Galaktocele  dia- 

80* 


468  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil 

gnostiziert  worden  (die  Mamma  fmiktionierte),  wahrend  man  einen  eiteriggi 
Krebs  antraf;  ein  solcher  Fall  sei  auch  nicht  häufig.  —  Im  dritten  Falk 
handelte  es  sich  um  eine  Galaktocele  suppurata,  die  mit  den  klinischen  Zeich«i 
eines  Krebses  auftrat;  erst  im  Verlaufe  der  Zeit  gaben  sich  Abszesssymptome 
kund,  die  die  Natur  der  Affektion  erkennen  Hessen.  R.  Giani. 

Hopmann  (4)  empfiehlt  bei  der  puerperalen  Mastitis  ein  tod 
Bardenheuer  geübtes  Operationsverfahren,  wie  es  für  den  submammaren 
Abszess  ja  schon  seit  längerem  in  ähnlicher  Weise  in  Gebrauch  sei:  Die 
Mamma  wird  in  der  unteren  Hälfte  halbkreisförmig  umschnitten,  stumpf  Yon 
der  Fascie  des  M.  pectoral.  maj.  abgehoben  und  mit  Haken  nach  oben  um- 
geklappt erhalten.  Mit  radiären  Schnitten  werden  dann  die  Abszesse  breit 
von  hinten  geöffnet  und  ausgeräumt;  jede  Höhle  wird  für  sich  drainiert  und 
die  Brust  wieder  zurückgeklappt.  Die  Drains  sichern  bei  ihrer  günstigen  Lage 
dem  Eiter  ungehinderten  Abfluss;  sie  heilen  daher  sehr  schnell  aus.  Ln 
ersten  der  auf  solche  Art  behandelten  Fälle  konnten  die  Drains  bereits  am 
14.  Tage  nach  der  Operation  fortgelassen  werden. 

Das  kosmetische  Resultat  ist  ein  gutes,  weil  die  Operationsnarbe  kaum 
sichtbar  ist  bei  der  ja  meist  etwas  überhängenden  Brust.  —  Durch  sekundär« 
Naht  lässt  sich  ein  inmitten  der  Operationswunde  bisweilen  längere  Zeit 
zurückbleibender,  die  völlige  Heilung  verzögernder  Grranulationsspalt  erfolgreicli 
schliessen. 

Seinen  im  Jahre  1901  (Clinica  chir.  Nr.  3)  veröffentlichten  drei  Fällen 
von  Mammatuberkulose  fügt  Salomoni  (8)  vier  weitere  hinzu.  Verf. 
behauptet,  dass  die  Mammatuberkulose  thrombotisch-embolischen  Ursprungs, 
nur  ausnahmsweise  durch  direkte  Infektion  bedingt  sei.  Sie  beginne  am 
öftesten  in  der  Areola  mammae  und  entwickele  sich  in  dem  die  Drüseo- 
schläuche  und  -Alveolen  umgebenden  Bindegewebe.  Er  berichtet  femer  über 
vier  Fälle  von  Miliartuberkulose.  R.  Giani. 

Ein  von  ihm  operierter  Fall  von  Mammatuberkulose  gab  Caminiti  (2) 
Gelegenheit  zu  histologischen  und  experimentellen  Studien  über  die  Affektion. 
Die  histologische  Untersuchung  des  abgetragenen  Stückes  bestätigte  die  Dia- 
gnose, indem  in  den  Tuberkeln  Eochsche  Bazillen  angetroffen  wurden,  die 
bei  den  an  Tieren  gemachten  Impfversuchen  auch  positive  Resultate  gaben. 
Verf.  zieht  die  diesbezügliche  Literatur  heran  und  erörtert  die  vrichtigsten 
histologischen  Befunde;  er  deutet  auf  die  Möglichkeit  einer  rückläufigen  In- 
fektion hin,  die  er  in  seinem  Falle  angetroffen  habe,  und  berührt  auch  die 
Frage  von  dem  Sitze  der  initialen  Läsion,  der  nach  seiner  Meinung  im  peri- 
acinösen  Bindegewebe  zu  suchen  sei.  Hierauf  handelt  er  von  der  Pathogenese 
und  pathologischen  Anatomie  der  Krankheit  und  meint,  es  liessen  sich  drei 
Formen  unterscheiden :  die  solitäre,  die  disseminierte  und  die  miliare. 
Folgt  eine  Erörterung  der  Diagnose,  Prognose  und  Behandlung,  und  zum 
Schlüsse  gibt  er  ein  vollständiges  Verzeichnis  der  Literatur  über  den  Gegen- 
stand. R.  GianL 

Ebbinghaus  (3)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  gutartigen  Brust- 
drüsengeschwülsten bei  Frauen  im  Alter  von  42  bezw.  57  Jahren.  Wegen 
der  harten  Beschaffenheit  der  Tumoren  und  angesichts  der  gleichzeitig  be- 
stehenden Lymphdrüsenschwellung  hatte  man  zunächst  an  maligne  Tumoren 
gedacht.  Erst  die  Untersuchung  bezw.  die  mikroskopische  Untersuchung  liess 
erkennen,  dass  es  sich  um  ein  Fibroadenom  bezw.  ein  Myzofibrom  handelte. 
Gleichzeitig  aber  lag  in  beiden  Fällen  eine  isolierte  regionäre  Achsel- 


B5tticher,  Verletzungen  und  chirurgiBche  Krankheiten  der  Bnistdrttse.  469 

drüsentuberknlose  vor,  die  sich  auf  die  Lymphbezirke  der  genannten 
Geschwülste  beschränkte.  Nach  Ebbinghaus^  Ansicht  handelte  es  sich 
dabei  um  eine  rein  zufallige  Kombination  zweier  verschiedener  Affektionen; 
man  könne  vermuten,  das»  die  anfangs  latente  Tuberkulose  vielleicht  infolge 
der  durch  die  Neoplasmen  hervorgerufenen  veränderten  Verhältnisse  in  den 
Lymphwegen  zur  offenen  sich  umgewandelt  habe. 


b)  Oeschwftlste  der  Brastdrfise. 

1.  Baldassari,  Contribnto  alle  studio  del  eancro  della  mammella.  Gazzetta  degli  ospe- 
daU  190S.  Nr.  Sa 

2..  *Beat8on:  I.  Carcinoma  of  the  breath,  treated  by  X-raya  and  thyroid  extraet. 
II.  Gase  of  recnrrent  Carcinoma  of  the  breast  nnder  treatment  by  X-rays  and  thyroid 
extraet.  III.  Gase  of  inoperable  Carcinoma  of  both  breasts  treated  by  oOphorectomy 
and  thyroid  extraet.    PaÜi.  and  Chir.  boc    Glasgow  med.  Journal  1908.  April. 

8.  ^Belly  Scirrboua  Carcinoma  of  the  male  breast  British  medical  jonmal  1908. 
Febr.  14. 

i  Bröse,  Zar  Exstirpation  der  Brustdrfisen  wegen  gutartiger  Geschwülste.  Berliner  med. 
Gesellschaft.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  4. 

5.  Chermont,  Envahissement  des  ganglions  mammaires  internes  dans  le  Cancer  du 
sein.    Archives  provinciales  1903.  Nr.  6. 

6.  Cornil,  Sar  nne  note  de  Yigoaroax  concemant  le  traitement  des  tameurs  du'sein  par 
les  rayons  X.   BalL  de  Tacad^mie  de  möd.  1908.  Nr.  25. 

7.  Demonlin,  De  Tablation  esthötiqae  des  tunears  da  sein.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc 
de  Ghir.  1908.  Nr.  20. 

8.  *Eliot,  Exoision  of  costal  oartilage  and  parietal  pleura  for  recnrrent  Carcinoma  of  the 
breast.    New-York  surgioal  soc.    Aonals  of  surgery  1908.  May. 

9.  *£llis,  Gystic  degeneration  of  the  mamma  showing  transformation  into  soirrhous  Car- 
cinoma.   Annais  of  surgery  1908.  September. 

10.  Fahr,  Adenombildung  in  einer  versprengten  Mamma.  BioL  AbteiL  des  &rstl.  Vereins. 
Mfincbener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  29. 

11.  Fiorani,  Osservazioni  su  52  casi  di  tumori  mammari.  Rivosta  venota  di  sc  med. 
Lnglie  1903.  Novembre. 

12.  Gibson,  Note  on  hypertrophie  of  one  breast    The  Lancet  1903.  July  4. 

18.  6rif fith,  A  case  of  sapernummerary  breast  in  the  azilla  of  an  adult  male.  Medical 
News  1908.  Jan.  3. 

14.  Heller,  Ober  gammöse  Syphilis  der  Mamma.  Münchener  med.  Wochenschrift  1908. 
Nr.  17. 

15.  *Horand,  Ganglions  saperficiels  mammaires  externes.  Lyon  mödical  1908.  Nr.  48. 
Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1908.  Nr.  a 

16.  Kronfeld,  Mit  Röntgenstrahlen  dauernd  geheilter  Fall  von  BmstdrQsenkrebs.  75.Natnr- 
forseher-Versammlong.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  89. 

17.  *Labb6,  Snr  le  traitement  du  Cancer  du  sein  par  les  rayons  X.  Bull,  de  Facad^ 
mie  de  m^decine  1908.  Nr.  27. 

18.  ^Lyle,  Sdrrhos  of  the  breast  treated  by  the  X-rays.  British  medical  Journal  1903. 
Bec  12. 

19.  Mauclaire,  Sarcome  mixte  du  sein.    Gazette  des  hdpitaox  1908.  Nr.  82. 

20.  V.  Mikulicz  a.  Fittig,  Über  einen  mit  Röntgenstrahlen  erfolgreich  behandelten  Fall 
von  Brustdrüsenkrebs.  v.  Brunssohe  Beiträge  1908.  Bd.  87.  S.  3.  v.  Esmarchs- 
Festschrift. 

21.  ^Moeller,  Karzinomentwickelung  in  versprengten  Brustdrüsenkeimen.  Dissert.  Leip- 
zig 1908. 

22.  Mores tin,  Deux  Cancers  distincts  sur  le  mdme  sein.  Epithelioma  du  mamelon  et 
^ith^lioma  glandulaire  de  la  mamelle.  Ndvralgie  intercostale.  Arch.  gänörales  1908. 
Nr.  16. 

28.  * —  De  l'antoplastie  par  döplacement  du  sein.    Arch.  gön^rales  1903.  Nr.  43. 
24.  N^gri,    L'estirpazione    del   eancro    della   mammella.     La    cHnica    chirurgica    1908. 
Fase.  9. 


470  JAhresbericbt  fftr  Gbirargie.    IL  Teil. 

25.  Oppenheimer,  Ober  die  Ätiologie,  Therapie  und  Prognose  des  Cardnoms 
Dissert  Würzbarg  1903. 

26.  *Pech,    Tumour   of  male    breast.    New  York  snrg.  soc.    Annais   of  surgery    19(& 
September. 

87.  Piloher,  Operative  posibilities  in  cases  of  ad vaneed  Carcinoma  of  tfae  breast  Annak 
of  BVLTgerj  1903.  September. 

28.  *Rienhoff,    Ober  Riesenzellensarkome  der  weibliehen   BroatdrOse.      Disaert.  Frei- 
burg  1903. 

29.  *Rosen  berger,  Ober  Mischgeschwfllste  der  Bmstdrflse.    Dissert  Strassbarg   1903. 

30.  Schley,  Primary  tabercalosis  of  the  breast    Annais  of  snrgery  1903.  April. 

31.  *8chmidt,  Beiträge  znr  Statistik  der  Mammakansinome.    Dissert  GOttingen  1908. 

32.  *8iebert,  Das  Sarkom,  insbesondere  seine  Lokalisation  in  der  Mamma.     Disaaitat 
MOnchen  1008. 

33.  Snow,  Cystic  tumoors  of  the  mamma;  their  removal  by  "fordble  massage"  witiiovt 
incision.    British  medical  joamal  1903.  Oct.  17. 

34.  *y alias,  Fibrochondromes  multiples  dn  sein  chez  nne  kabyle.    Soc  de  ebir.    Lyon 
m^cal  1903.  Nr.  7. 

35.  Yillar,  Kyste  simple  de  la  mamelle.   Joamal  de  m^.  de  Bordeaux  1908.  Nr.  4A. 

36.  ^Williams,   Scirrhas    mammae    and  Adenocarcinoma  nasi   bei   derselben  Kranksa. 
Zeitschrift  fQr  klin.  Medizin  1903.  Bd.  49.  Heft  1—4. 

37.  Carl   thor  Straten  Wolf,   Ober  Mammakarzinom  (Fortsetzung  von  Dr.  Speth- 
mann).    Dissert  Kiel  1903. 

Yillar  (35)  beobachtete  bei  einer  30jährigen  Frau  eine  sehr  langsam 
wachsende  Geschwulst  in  der  linken  Brustdrüse.  Bei  der  Punktion  derselben 
entleerte  man  Flüssigkeit.  Es  handelte  sich  also  um  eine  cystische  Ge- 
schwulst  der  Brustdrüse.  Exstirpation  der  Gystenwand.  Heilung.  — 
Yillar  betont  die  Seltenheit  des  Vorkommens  von  Cysten  in  der  Mamma. 

Gibson  (12)  fand  bei  einer  22  jährigen  Frau,  die  einmal  geboren  hatte, 
eine  sehr  starke  Yergrösserung  der  linken  Brustdrüse;  dieselbe  war 
etwa  noch  einmal  so  gross  als  die  rechte,  die  normalen  Umfang  besass.  — 
Beide  Brüste  sezemierten  Milch.  —  Nach  Gibson  sei  die  doppelseitige 
Hypertrophie  der  Brustdrüsen  nicht  allzu  selten  beobachtet.  Dag^en  werde 
die  einseitige  Hypertrophie  nur  ganz  vereinzelt  angetroffen. 

Griffith  (13)  beobachtete  bei  einem  jungen  Mann  eine  in  der  Achsel- 
höhle gelegene  überzählige  Brustdrüse. 

Primäre  Tuberkulose  der  Brustdrüse  wurde  von  Schley  (30)  in 
einem  Falle  beobachtet  Heilung  nach  Ablatio  mammae.  Die  Achseldrüsen 
zeigten  nur  eine  sehr  geringe  Yergrösserung.  Bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung der  amputierten  Brust  fand  man  in  der  Drüse  ein  Adenom,  in  d^ 
dasselbe  aber  umgebenden  Gewebe  Tuberkelknötchen  mit  Riesenzellen  lud 
Tuberkelbazillen.  —  65  weitere  Falle  von  Brustdrüsentuberkulose  konnte 
Schley  bei  dieser  Gelegenheit  aus  der  Literatur  zusammenstellen;  aber  nur 
in  12  dieser  Fälle  handelte  es  sich  um  primäre  Brustdrüsentuberkulose. 
Schley  verbreitet  sich  schliesslich  noch  über  die  Art  der  Infektion  bei  diesem 
Leiden  und  empfiehlt  als  rationellste,  sicherste  Behandlung  die  möglichst 
frühe  Amputation  der  erkrankten  Mamma. 

Adenombildung  in  einer  versprengten  Brustdrüse  wird  von 
Fahr  (10)  beschrieben.  —  Bei  einer  sonst  völlig  gesunden,  26 jährigen  Fat 
fand  Fahr  in  der  einen  Achselhöhle  einen  Tumor,  der  ezstirpiert  wurde  und 
sich  unter  dem  Mikroskop  als  ein  Adenofibrom  erwies. 

Heller  (14)  veröffentlicht  eine  Beobachtung  betreffend  gummöse 
Syphilis  der  Mamma.  Die  Krankheit  sei  sehr  selten;  in  der  gesamten 
Literatur  seien  nur  40 — 50  vrirkliche  Krankenbeobachtungen  publiziert  — 


Bötticher,  Verletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Brustdrüse.  471 

Genaae  KrankeDgescbichte  wird  gegeben.  Es  haodelte  sich  um  ein  grosses 
retromammilläxes  Gamma,  das  entweder  von  der  Fascie  des  M.  pectoralis 
oder  Yom  Muskel  selbst  ausgegangen  war.  —  Diagnose,  Prognose  und  Therapie 
werden  eingebend  erörtert. 

Baldassarri  (1)  berichtet  über  zwei  klinische  Fälle  von  Mamma- 
krebs  und  glaubt  damit  einen  Beitrag  zur  Parasitentheorie  der  malignen 
Tumoren  zu  liefern.  R.  Giani. 

Fiorani  (11)  berichtet  über  52  Fälle  von  Mammatumoren,  die  in 
der  chirurgischen  Abteilung  Giordanos  des  Krankenhauses  in  Venedig  ope- 
riert wurden.  Der  Prozentsatz  der  verschiedenen  Tumoren  war  folgender: 
Krebse  65,3  «'/o,  Adenofibrome  19,4^/0,  Sarkome  11,5^/0,  Galaktooelen  5,6^/0. 
Von  10  operierten  Fällen  von  Adenofibrom  rezidivierten  nur  2;  3  operierte 
Fälle  von  Galaktocele  kamen  zur  Heilung;  bei  diesen  handelte  es  sich  nach 
Verf.  um  Adenofibrome,  deren  Zellen  ausser  einer  gesteigerten  reproduktiven 
Funktionalität  auch  eine  übermässige  sekretorische  Funktionalität  besassen; 
von  34  Fällen  von  Krebs  bei  Frauen  wurden  31  operiert  mit  29  Heilungen 
und  2  Todesfallen;  davon  rezidivierten  9;  am  Leben  blieben  25  Operierte, 
6  starben  (nach  Verlauf  von  3  Jahren).  Von  6  Fällen  von  Sarkom  wurden  5 
operiert;  in  IFall  stellte  sich  Rezidiv  ein;  1  nicht  operierter  Fall  hatte  letalen 
Ausgang.  R.  Giani. 

Pilcher  (27)  berichtet  über  43  Fälle  von  Mammaamputationen 
wegen  Karzinom.  Er  hebt  die  guten  Erfolge  der  totalen  Entfernung  beider 
Pectorales  imd  Ausräumung  der  Axilla  und  des  Supraklavikularraumes  bei 
vorgeschrittenen  Erkrankungen  hervor.  Maass  (New- York). 

Oppenheimer  (25)  liefert  einen  statistischen  Beitrag  über  die  Ätio- 
logie, Therapie  und  Prognose  des  Carcinoma  mammae.  Seine  Arbeit 
umfasst  die  Fälle,  die  in  den  Jahren  1887  bis  1900  an  der  Würzburger 
chirurgischen  Universitätsklinik  zur  Beobachtung  bezw.  B^andlung  kamen, 
im  ganzen  141  Mammakarzinome.  Was  die  Häufigkeit  derselben  gegenüber 
den  sonstigen  chirurgischen  Erkrankungen  der  Frauenabteilung  anbetrifft,  so 
ergab  sich  für  das  Mammakarzinom  der  Prozentsatz  von  2,6.  Das  durch- 
schnittliche Alter  der  Patientinnen  betrug  52,4  Jahre.  Die  älteste  von  ihnen 
zahlte  87,  die  jüngste  21  Jahre.  Was  die  Ätiologie  des  Brustkrebs  anbetrifft, 
so  spricht  Oppenheimer  auf  Grund  seines  Materials  sich  dahin  aus,  dass 
vorausgegangene  Geburten  nicht  als  prädisponierendes  Moment  für  die 
Entwickelung  eines  Mammakarzinoms  angesehen  werden  können.  Wohl  aber 
glaubt  er,  dass  die  Mastitis  ein  die  Entstehung  des  Mammakarzinoms  be- 
günstigender Faktor  sei.  —  8,3  ^/o  der  Frauen  mussten  als  hereditär  belastet 
angesehen  werden. 

Über  die  Prognose  des  Mammakarzinoms  sagt  Oppenheimer  auf 
Grund  seines  Materials  folgendes: 

Bei  einer  Sterblichkeit  von  6^/o  traten  Dauerheilungen  in  16 ^/o 
der  Fälle  ein,  während  die  nicht  endgültig  Geheilten  die  Opera- 
tion um  durchschnittlich  20  Monate  überleben«  Die  Aussicht  auf 
Dauerheilung  ist  bei  jugendlichen  Patientinnen  gering;  sie  ist  um 
so  grösser,  je  früher  das  Karzinom  operiert  wird. 

Oppenheimer  rät,  prinzipiell  jede  Geschwulst  aus  der  weiblichen 
Brustdruse  in  Narkose  zu  exzidieren  und,  falls  sich  der  Tumor  bei  mikro- 
skopischer Untersuchung  als  bösartig  erweist,  die  Amputatio  mammae  mit 
Ausräumung  der  Achselhöhle  sofort  anzuschliessen. 


472  Jahresbericht  JPQr  Cbirargie.    II.  Teil. 

Anschliessend  an  eine  Arbeit  von  Spethmann,  in  der  über  42  Fälle 
von  Carcinoma  mammae,  die  an  der  chirurgischen  Klinik  zu  Kiel  in  der 
Zeit  vom  1.  IV.  1899  bis  30.  VII.  1901  beobachtet  worden  waren,  referiert 
wurde,  berichtet  jetzt  C.  thor  Straten  Wolf  (37)  über  weitere  19  Fälle,  die 
in  der  Zeit  vom  1.  VIII.  Ol  bis  19.  VI.  02  zur  Behandlung  gelangten.  Eine 
Patientin  starb  vor  der  Operation,  18  wurden  nach  der  von  Helferich 
geübten  Radikaloperation  (vergl.  Spethmann,  Diss.  Kiel  1901)  operiert.  Das 
Durchschnittsalter  der  Patientinnen  lag  jenseits  des  45.  Jahres.  Die  rechte 
Brust  war  häufiger  befallen  als  die  linke.  Den  Geburten  und  der  Laktation 
will  Verf.  keine  grössere  Bedeutung  beimessen.  Bei  6  der  operierten  18 
Patientinnen  hatte  in  früheren  Jahren  Mastitis  bestanden.  —  Ein  Urteü  über 
Dauerresultate,  Heilung  kann  Verf.  nicht  abgeben;  die  Beobachtnngszeit 
war  eine  viel  zu  kurze. 

Auch  die  Arbeit  von  Negri  (24)  über  die  Exstirpation  des  Brust- 
drüsenkrebses gibt  nur  eine  synthetische  Rundschau  über  die  behan- 
delten Fälle. 

Bröse  (4)  empfiehlt  für  die  Fälle  von  gutartiger  Geschwulst- 
bildung in  der  Brustdrüse,  bei  denen  wegen  der  Ausdehnung  des  TumoTB 
die  Amputation  der  Mamma  in  Frage  kommt,  folgende  Methode:  Er  1^  in 
der  zwischen  Brustdrüse  und  Brustwand  sich  vorfindenden  Hautfalte  einen 
möglichst  kleinen  Schnitt  an,  der  nach  oben  etwas  konkav  verläuft,  und 
schält  die  Drüse  subkutan  aus,  durchtrennt  die  Ausführungsgänge  unter  ier 
Mammilla,  diese  selbst  erhaltend,  trennt  die  Drüse  von  der  Fascie  des  Muscl 
pectoralis  ab  und  löst  sie  endlich  oben  unterhalb  der  Haut  aus.  Nach  Unter- 
bindung der  Gefässe  wird  der  Hautschnitt  wieder  vereinigt,  der  schlaffe  leere 
Hautsack  drainiert.     Kompressivverband. 

Die  Methode,  die  Bröse  bei  zwei  seiner  Patientinnen  ausgeführt  hat» 
liefert  ein  ausgezeichnetes  kosmetisches  Resultat,  und  zwar  deshalb,  weil  mit  d^ 
Zeit  der  schlaffe  Hautsack  sich  wieder  mit  Fett  anfüllt.  Es  bildet  sich  nach  einem 
gewissen  Zeitraum,  zumal  wenn  die  Patienten  fetter  werden,  eine  Pseudo- 
mamma,  so  dass  durch  den  Anblick  nicht  zu  erkennen  ist,  dass  bei  der 
Frau  die  Ausschälung  einer  Brustdrüse  vorgenommen  wurde.  Die  Hautnaxbe 
kommt  dabei  unter  die  neugebildete  Fettmamma  zu  liegen  und  ist  kaum  noch 
zu  erkennen. 

Glermont  (5)  weist  auf  die  Tatsache  hin,  dass  zuweilen  bei  Brust- 
krebs die  Axillardrüsen  gar  nicht  in  Mitleidenschaft  gezogen  werden,  wohl 
aber  diejenigen  Drüsen,  die  auf  dem  Stemum  liegen  (Ganglions  mammaires 
internes,  bezw.  Ganglions  presternaux).  —  Seine  Beobachtung  betrifft 
eine  58 jährige  Frau,  die  an  einem  linksseitigen  Mammakarzinom  litt.  Die 
Axillardrüsen  waren  nicht  geschwollen,  weder  auf  der  gesunden,  noch  auf  der 
kranken  Seite.  Wohl  aber  fand  sich  auf  dem  Stemum  am  oberen  Rande 
des  Manunatumors  ein  kleiner  harter,  nicht  druckempfindlicher  Knoten,  so 
gross  wie  eine  kleine  Nuss.  Auch  die  Drüsen  in  den  Klavikulargruben  zeigten 
keine  Schwellung.  —  Bei  der  Operation  des  Mammatumors  kam  es  zu  einem 
Pneumothorax,  der  aber  von  der  Patientin  glücklich  überwunden  wurde.  - 
Acht  Monate  nach  der  Operation  ging  die  Patientin  an  einem  Lebertumor 
zugrunde;  ein  lokales  Rezidiv  war  nicht  aufgetreten;  vor  allem  waren  auch 
die  Axillardrüsen  frei  geblieben.  Dagegen  hatte  der  auf  dem  Brustbein  ge- 
legene Tumor  Apfelgrösse  erreicht  und  war  mit  der  Haut  verwachsen. 


Bötticher,  VerletzungeD  and  chirurgische  Krankheiten  der  Brustdrüse.  473 

Demoalin  (7)  rühmt  die  Vorzüge  des  tod  Morestin  für  die  Ope- 
ration gutartiger  Brustdrüsengeschwülste  angegebene  Verfahren  (ästhetische 
BrustampatatioD).  Der  Schnitt  wird  in  der  betreffenden  Achselhöhle  inner- 
halb des  Haarbezirks  geführt  und  von  hier  aus  der  hervorgezogene  Tumor 
herausgeschält.    Die  Narbe  sei  später  völlig  verdeckt. 

Demouli n  bringt  dabei  die  Krankengeschichten  zweier  von  Morestin 
aaf  diese  Weise  operierten  Franen,  indem  er  die  Technik  noch  einmal  aus- 
führlich beschreibt.  Beide  Male  handelte  es  sich  um  Adenofibrome.  —  Es 
wird  ein  Drain  eingeführt,  das  nur  48  Stunden  liegen  bleibt.  In  einem  der 
Falle  bildete  sich  trotz  Drainage  ein  Hämatom  ans,  das  sich  allerdings  spontan 
znrückbildete.  —  Bei  beiden  Operierten  erzielte  man  auf  diese  Weise  kaum 
sichtbare  Narben.  Eine  Verunstaltung  der  Büste  wurde  vermieden.  —  More- 
stin habe  bis  jetzt  viermal  diese  Methode  angewandt,  stets  mit  gleich  gutem 
Resultat.  Allerdings  habe  er  seine  Fälle  ausgewählt,  indem  er  nur  zweifellos 
gutartige,  wohl  begrenzte,  gut  bewegliche  und  gegen  die  Unterlage  gut  ver- 
schiebliche Tumoren  auswählte,  die  namentlich  auch  nicht  fest  an  der  Mamillla 
hafteten. 

Hämorrhagieen  seien  bei  soi^^faltiger  Blutstillung  nicht  zu  fürchten.  Im 
Notfalle  sichere  das  Drain  den  Abfluss  des  Blutes.  Auch  würden  kleinere 
Extravasate  leicht  resorbiert,  wenn  nur  die  Asepsis  bei  der  Operation  gewahrt 
worden  wäre.  Morestin  glaubt,  dass  alle  gutartigen  Tumoren  auf  diese 
Weise  zu  entfernen  seien.  —  Wenn  es  darauf  ankomme,  einer  jungen  Frau 
die  Schönheit  zu  erhalten,  könne  sich  der  Chirurg  wohl  schon  einige  Mühe 
geben. 

Morestin  (22)  beobachtete  bei  einer  56jährigen  Frau  an  ein-  und 
derselben  Brust  zwei  räumlich  voneinander  ganz  getrennte 
Krebse,  und  zwar  handelte  es  sich  um  ein  Epitheliom  der  Brustwarze,  sowie 
am  einen  Drüsenkrebs  der  Brustdrüse  selbst.  Operation.  Heilung.  —  Die 
Tumoren  vrurden  von  Brault  einer  sorgfältigen  histologischen  Untersuchung 
unterworfen  und  die  aus  dem  makroskopischen  Befunde  gestellte  Diagnose 
voll  und  ganz  bestätigt. 

Mauclaire  (19)  schildert  an  der  Hand  eines  Falles  von  Adeno- 
Fibro-Myxo-Sarkom  der  Brustdrüse  bei  einer  58jährigen  Frau  die 
klinischen  Symptome,  die  Prognose  dieser  Affektion.  Es  handelte  sich  um 
eine  sehr  langsam  wachsende,  enorm  grosse,  unregelmässige,  höckerige  Ge- 
schwulst mit  starker  Erweiterung  der  Hautvenen,  aber  ohne  Beteiligung  der 
Lymphdrüsen.  —  Die  Affektion  sei  sehr  selten;  er  habe  sie  sonst  nur  noch 
ein  einzigesmal  in  seiner  Praxis  beobachtet.  Mauclaire  operierte  nach 
Hai  st  ed.  Die  Prognose  sei  bei  derartigen  Geschwülsten  der  Brustdrüse 
stets  eine  sehr  ernste. 

Cornil  (6)  berichtet  über  einen  von  Vigouroux  mit  X-Strahlen 
anscheinend  erfolgreich  behandelten  Fall  von  Carcinoma  mammae. 

42jährige  Frau,  die  schon  7  Jahre  lang  an  Brustkrebs  litt,  die  Ope- 
ration aber  verweigerte.  Der  Tumor  war  bereits  ulzeriert.  Vorausgegangen 
war  eine  Behandlung  mit  Ghininum  hydrochloricum  (1  g  pro  die).  —  Vigou- 
roux wandte  die  X-Strahlen  mit  grösseren  Unterbrechungen  18  Monate  hin- 
durch an.  Es  erfolgte  ganz  allmählich  Abstossung  der  Neubildung,  langsame 
Vemarbung  neben  wiederholter  nochmaliger  Ulzeration.  —  Man  gewann  den 
Eindruck,  als  ob  die  X-Strahlen  nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Heilung  gewesen 
seien;  allerdings  gesteht  Gor nil,  dass  eine  mikroskopische  Untersuchung,  die 


474  Jahresbenoht  für  Chimrgie.    II.  Teil. 

jedem  Zweifel  über  die  krebsige  Natur  der  Neubildung  behoben  hätte,  nicht 
stattgefunden  habe. 

Gornil  glaubt,  dass  die  X-Strahlen  imstande  seien,  das  Wachstum  des 
Tumors  aufzuhalten,  die  Neubildung  von  Zellen  zu  verhindern,  ind^n  sie  nicht 
nur  auf  die  Oberfläche  der  Haut,  sondern  auch  auf  die  tiefei^elegenen  Ge- 
websschichten  einwirken. 

Snow  (33)  glaubt  für  cystische  Tumoren  der  Mamma  fönendes 
eigenartige,  unblutige  Behandlungsverfahren  empfehlen  zu  können: 

Von  dem  Gedanken  ausgehend,  dass  diese  Cysten  auch  bei  Unverhei- 
rateten meistens  Retentionscysten  seien,  deren  Inhalt,  der  aus  umgewandelter 
Milch  bestehe,  man  in  Narkose  aus  der  Mammilla  ausdrücken  könne,  schlägt 
er  vor,  diese  Geschwülste  mit  Massage  energisch  zu  behandebi  und  wUl  davon 
auch  gute  Erfolge  bereits  gesehen  haben. 

V.  Mikulicz  und  Fittig  (20)  publizieren  ihre  Erfahrungen  über  die 
Behandlung  des  Brustdrüsenkrebses  mit  Röntgenstrahlen.  Es 
handelte  sich  um  einen  52  Jahre  alten  Mann,  bei  dem  sich  auf  der  linken 
Brust  in  der  Gegend,  wo  sonst  die  Mammilla  liegt,  ein  ovales  Ulcus  vorfand. 

—  Zunächst  wurden  in  beiden  Achselhöhlen  die  dort  befindlichen  Drusen- 
metastasen operativ  entfernt ;  dann  schritt  man  zur  Behandlung  mit  X-Strahlen. 
Im  ganzen  fanden  sechs  Sitzungen  statt  mit  steigender  Expositionsdauer. 
Nach  etwa  4  Wochen  bezw.  nach  fünf  Sitzungen  war  eine  einheitliche  Besse- 
rung bemerkbar.  Das  Geschwür  verkleinerte  sich  durch  Epithelialisiemng  vom 
Rande  her.  Earzinomzellen  liessen  sich  auf  den  Schnittpräparaten  nicht  mehr 
nachweisen.  Nach  3  Monaten  war  das  Geschwür  völlig  ausgeheilt  und  zwar 
mit  gut  verschieblicher,  einwandfreier  Narbe.  Trotz  dieses  guten  Erfolges 
glauben  die  Berichterstatter,  dass  abgesehen  von  den  oberflächlich  gelegenen, 
langsam  wachsenden  Krebsgeschwülsten  die  Exstirpation  des  Krebses  mit  dem 
Messer  dennoch  das  souveräne  Mittel  bei  der  Ausrottung  der  Karzinome 
bleiben  müsse. 

Auch  Kronfeld  (16)  glaubt,  durch  Röntgenstrahlen  einen  Fall  von 
Carcinoma  mammae  dauernd  geheilt  zu  haben.  Bei  der  betreffenden  Frau 
war  die  ganze  linke  obere  Thoraxhälfte  von  einem  Tumor  eingenonmien;  in 
der  Achselhöhle,  in  den  Klavikulargruben  stark  geschwollene  Drüsen;  die 
Oberfläche  der  Geschwulst  war  grösstenteils  ulzeriert  und  mit  jauchigem  Sekret 
bedeckt.  Die  Diagnose  lautete :  Inoperables  Karzinom  der  linken  Mamma  mit 
lentikulären  Metastasen  in  der  Haut.  ^  Schon  nach  der  3.  Bestrahlung  liessen 
die  heftigen  lancierenden  Schmerzen  nach;   die  jauchige  Sekretion  nahm  ab. 

—  Bei  Fortsetzung  der  Bestrahlung  weitere  Besserung,  eigentlich  von  Tsg  m 
Tag.  —  Schliesslich  blieb  eine  glatte  Narbe  zurück;  die  Hautmetastasen  waren 
geschwunden.  Das  Allgemeinbefinden  der  Frau  hatte  sich  ganz  erheblich 
gebessert. 


Schulz,  Verletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  475 


IX.  \ 

Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Pleura 

und  Lunge. 


Referent:  J.  Schulz,  Baxmen. 


Die  mit  *  veraehenen  Arbeiten  aind  referiert  worden. 

L  Pleura. 

1.  Blak  er,  Obserratioiis  on  empyemata  in  ehildren.  British  medioal  Journal  1908. 
May  28. 

2.  B  ein  et,  Thoracantese  sans  aspiration  an  moyen  d*an  drainävalves  formant  soupape. 
Gkoette  des  hdpitanz  1903.  Nr.  92. 

8.  Bonie,  Plenräsies  putrides.    Qazette  des  h6pitauz  1903.  Nr.  78. 
4  Brinkman,  The  drainage  of  the  ehest  in  empyema  without  the  use  of  tubes.  Phila- 
delphia aeademy  of  surgery.    Annais  of  surgery  1903.  June. 

5.  *Borsz6ky,  über  Stich-  und  Schussverletsungen  des  Thorax.  Beitrage  zur  klin. 
Chirurgie  1908.  XLI. 

6.  Clandot,  Traitement  de  Terapy^me.    See.  de  Chir.    Lyon  mädical  1903.  Nr.  26. 

7.  Dostot,  A  propos  du  traitement  de  l'empyöme  et  des  rösultats  de  la  radioscopie. 
Soc.  de  Chir.  1903.    Lyon  mödical  1908.  Nr.  27. 

7a.Dollinger,  J.,  Die  chirurgische  Behandlung  nicht  tuberkulöser  Empyeme  der  Pleura- 
höhle. Chirurg.  Sektion  des  Budapester  kgl.  Ärztevereines,  Sitzung  vom  12.  III.  1908. 
Orvoai  HetUap  1908.  Nr.  28. 

7b.  —  Die  chirurgische  Behandlung  von  tuberkulös -eitrigen  pleuritischen  Exsudaten. 
XXXIL  Wauderversammlung  ungarischer  Ärzte  und  Naturforscher.  Sitzung  der  chirurg. 
Sektion  vom  7.  IX.  1908.    Orvosi  Hetilap  1908.  Nr.  44. 

8.  *H  ein  lein,  Über  Neubildung  der  Bmstwand.  Nflmberger  med.  Qesellschaft,  Sitzung 
Tom  15.  Jan.  1908.    MQnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  9. 

9.  Karewski  und  Unger,  Ober  ktlnstliche  Erzeugung  von  Pleuraverwachsungen  zu 
chirurgischen  Zwecken.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  19. 

10.  Landsberger,  Über  einen  Fall  von  subphrenisohem  Abszess  nach  Durchbruch  eines 
Pleuraempyems.    Diss.    Mflnchen  1903. 

11.  L ambro  cht,  Beitrag  zur  Kenntnis  des  primflren  Pleurakrebses.  Dissertat.  Greifs- 
wald 1908. 

12.  ^Martens,  Bronchialfisteln  nach  Empyem.  Verhandlungen  der  Charit^-Ärzte.  Sitzung 
vom  5.  Febr.  1908. 

IS.  Mönckeberg,  Über  das  Verhalten  des  Plenraperitonealepithels  bei  der  Einheilung 
von  Fremdkörpern.    Zieglers  Beiträge  1908.  Bd.  XXXIV.  Heft  3. 

14.  Moty,  Empytoie  par  Tincision  verticale  post^rieure.  Qazette  des  höpitaux  1908. 
Nr.  98. 

15.  Mummery,  The  after  treatment  of  empyema  in  infants.  The  Practitioner  1903. 
August. 

1  .  *Musiel,  Über  die  Behandlung  chronischer  Empyeme.    Inaug.-Dlssert    Breslau  1908 

17.  Nathan,  Beiträge  zur  Behandlung  der  Empyeme  im  Eindesalter,  mit  besonderer  Be- 
rflcksichtigung  der  Folgeznatftnde.    Archiv  für  Einderheilkunde.  Bd.  86.  Heft  8—6. 

18.  Oloff,  Erfahrungen  über  die  Bülausche  Aspirationsdrainage  bei  der  Behandlung 
eitriger  Brustfellergflsse.    Diss.    Berlin  1902. 

19.  Pearson,  Latent  empyema  in  infants.    Edinburgh  med.  Journal  1908.  July. 

20.  Pern,  Ebi  Fall  von  akutem  Empyem  durch  ausgedehnte  Rippenresektioii  fehejlt, 
Deutmshe  miliUr&rztliche  Zeitschrift  1908.  Nr.  2. 


476  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

21.  *Patzarianu,  Die  appendikuläre  Pleuritis.    Inaug.-Diss.  Bukarest  1903. 

22.  Ramson  and  Willis,  Gase  of  hydatid  of  the  pleara.    British  medical  Journal  1903. 
Febr.  7. 

23.  Rausperger,  Zur  Kenntnis  des  sogenannten  Endothelioms  der  Pleura.    Dias.   Frei- 
bürg  1903. 

24.  Rowley,  Six  cases  of  empyems.    British  medical  Journal  1903.  May  23. 

25.  *y.  Stenitzer,  Zur  Frühdiagnose  der  Pleuritis  diaphragmata.    Wiener  klin.  Wodin- 
scbrift  XVI.  16.  1903. 

26.  *v.  Sehr  Otter,  Zur  Therapie  des  Pneumothorax.    Internationaler  medizin.  KongceBs. 
Madrid  1903. 

27.  Sonligonx,  Du  traitement  des  pleur^es  pnrnlentes  chroniques  inv^iMes.    Bailei 
m6m.  de  la  soc.  de  Chir.  1908.  Nr.  26. 

28.  Sporberg,   Staphylococcns  als  Erreger  von  pleuritischen  Ergüssen.    Diss.    Stnas- 
bürg  1908. 

29.  Springer,  Echinococcus  der  Pleura.    Zentralblatt  für  Einderheilknnde  1908.  Nr.  1. 

30.  Vogel,  Über  Peripleuritis.  Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  66.  Beft3a.(. 
81.  Weingärtner,  Die  operative  Behandlung   der  Empyeme  und  Empyemfistel  in  den 

Jahren  1896—1902.    Diss.    München  1903. 
32.   Zimmermann,  E.,  Über  eine  neue  Methode  zum  Nachweise  des  TnberkelbaciUos  in 
serösen,  pleuritischen  Exsudaten.  Budapester  kgl.  Ärzte* Verein,  Sitzung  vom  81.  L  1900. 
Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  15. 

PTitzuriaiiu(21).  Im  Laufe  einer  Appendicitis  kann  der  infektiöse 
Prozess  vom  Wurmfortsatze  aus  sich  auf  entfernte  Organe  ausbreiten;  so 
entsteht  zuweilen  eine  Pleuraentzündung ,  namentlich  rechts.  Es  ist  hierfär 
nicht  notwendig,  dass  die  Appendicitis  besonders  schwer  sei.  Die  Infektion 
der  Pleura  geschieht  hauptsächlich  auf  lymphatischem  Wege,  wie  dies 
Putzurianu  experimentell  nachweisen  konnte.  Er  fand  bei  Hunden,  dass  nach 
Infektion  des  Cöcum  Hypertrophien  und  Vereiterungen  der  mesenterialen 
Lymphdrüsen  namentlich  an  der  rechten  Seite  auftreten,  ausserdem  entwickelt 
sich  Pleuritis  mit  vorwiegender  Beteiligung  der  rechten  Pleura.  Zahlreiche 
Kongestionszonen  sind  namentlich  über  den  unteren  Lungenlappen  verbreitet, 
beide  Pleurahöhlen  enthalten  trübe  Flüssigkeit  und  Anfange  von  Pseudo- 
membranen. Leber,  Nieren,  Lungen  und  Hirn  hingegen  bieten  keinerlei 
Läsionen;  die  Kulturen  aus  dem  Blute  sind  negativ,  während  diejenigen  ans 
den  Lymphdrüsen  und  der  Pleurahöhle  fast  immer  positiv  ausfallen.  Ähn- 
liche Resultate  erhält  man  auch  durch  die  Infektion  des  Mesococum.  In 
seltenen  Fällen  ist  auch  die  Leber  kongestioniert  und  enthält  zahlreiche  kleine 
Abszesse. 

Wenn  man  aber  die  virulenten  Kulturen  in  eine  Vene  des  Göcnm 
hineinbringt,  so  sind  die  Folgen  ganz  andere.  Man  findet,  je  nach  der 
Lebensdauer  des  Tieres  (3—30  Tage),  entweder  nur  Infarkte  und  Kongestionen 
in  den  Lungen,  der  Leber,  den  Nieren,  Hypertrophie  der  Milz  und  keinerlei 
Vergrösserung  der  Lymphdrüsen,  bei  Fehlen  jeglicher  pleuraler  Erscheinungen, 
oder  es  haben  sich  bereits  Abszesse  in  allen  diesen  Organen  entwickelt 
Entsprechend  den  Lungenabszessen  sind  auch  die  Pleuren  kongestioniert  and 
enthalten  die  Brusthöhlen  blutige  oder  eitrige  Flüssigkeit.  Aus  allen  diesen 
Teilen,  mit  Ausnahme  der  Abdominalganglien,  fallen  die  Kulturen  positiv  ans. 

Aus  diesen  Experimenten  schliesst  Putzurianu,  dass  die  app^ikn- 
läre  Pleuritis  das  Resultat  einer  Infektion  auf  lymphatischem  Wege  sei.  Doch 
sind  die  Vorgänge  dabei  nicht  immer  gleich :  entweder  zeigen  die  Lymphwege 
keinerlei  Veränderung  und  der  infektiöse  Prozess  erscheint  nur  in  der  Pleura 
(appendikuläre  Pleuritis  ä  distance),  oder  die  Lymphwege  bieten  selbst  E^ 
scheinungen  von  Infektion,  die  sich  schrittweise  fortpflanzt  und  nach  Bildung 


Schals,  YerletzoDgen  und  ehirarg.  Krankheiten  der  Plears  und  Lunge.  477 

TOD  partieller  oder  allgemeiner  Peritonitis,  von  Perihepatitis,  subdiapbrag- 
matischen  Abszessen  n.  s.  w.  auf  die  Pleura  übergreift  (appendikuläre  Pleu- 
ritis durch  Kontiguität).  Endlich  können  perihepatische  oder  subdiaphrag- 
male  Abszesse  in  die  Brusthöhle  durchbrechen  und  eine  Perforationspleuritis 
bewirken. 

Die  appendikuläre  Pleuritis  kann  trocken  oder  exsudativ  (sero-fibrinös, 
eiterig  oder  blutig  sein.  Die  Symptome  sind  die  gleichen  wie  bei  jeder 
anderen  Pleuritis ;  Husten  fehlt  in  vielen  Fällen.  Man  kann  gangränöse  oder 
putride  Pleuresien  finden,  auch  kann  es  zur  Bildung  eines  Pyopneumothoraz 
kommen. 

Die  Prognose  hängt  von  zahlreichen  Faktoren  ab,  doch  kann  sie  als 
günstig  bezeichnet  werden,  falls  andere  Komplikationen  fehlen.  Bezüglich 
der  Behandlung  ist  zu  erwähnen,  dass  die  trockenen  Pleuresien  medizinisch 
zu  behandeln  sind,  während  bei  den  exsudativen  Formen  energisch,  durch 
Plenrotomie  und  Rippenresektion  vorgegangen  werden  soll,  namentlich  wenn 
es  sich  um  eiteriges  Exsudat  handelt. 

V.  Stenitzer  (25)  bespricht  im  Anschluss  an  die  Krankengeschichte 
einer  Pleuritis  diaphragmatica  ohne  Exsudat  die  besonderen  Kennzeichen,  die 
eine  Frühdiagnose  ermöglichen.  An  erster  Stelle  stehen  die  Schmerzen,  die 
durch  jede  Bewegung  des  Zwerchfells  ausgelöst  werden  (z.  B.  Aufstossen, 
Singnltus)  und  sehr  weit,  bis  in  die  Schulter,  ausstrahlen.  Ausserdem  gibt 
es  zwei  charakteristische  Druckpunkte,  den  Mussy sehen  und  den  Phrenikus- 
dmckpunkt  am  Halse.  Sodann  finden  sich  Störungen  der  Zwerchfelldynamik : 
einseitiger  Hochstand  des  Zwerchfells,  unzureichende  Zwerchfellatmung,  oder 
auch  Zwerchfelhreizung.  Und  schliesslich  kommen  noch  die  Reflexzuckungen 
des  Bectus  abdominis  in  Frage.  Diese  Zuckimgen  erfolgen  nur  auf  der  Höhe 
der  Einatmung,  sind  auf  die  kranke  Seite  beschränkt  und  betre£fen  nur  den 
obersten  Teil  des  Muskels,  bezw.  seine  Ansatzportionen  an  Rippenknorpel  und 
Schwertfortsatz.  Diese  Reflexzuckung  ist  von  einer  raschen  Anspannung  der 
gesamten  Bauchmuskulatur  gefolgt,  die  anscheinend  als  eine  Fortleitung  der 
reflektorischen  Erregung  vom  Rectus  aufzufassen  ist  und  ihre  Erklärung  in 
den  innigen  reflektorischen  Beziehungen  zwischen  Zwerchfell  und  Baucbmus- 
kulatur  findet. 

Von  den  übrigen  Symptomen  können  allenfalls  noch  der  quälende  Husten 
ond  die  oft  starke  Dyspnoe  zur  Diagnose  verwertet  werden,  diese  namentlich 
dann,  wenn  ausser  der  schmerzhaften  Behinderung  der  Atmung  keine  andere 
Ursache  für  die  Dyspnoe  gefunden  werden  kann. 

Bovsz6ky  (5).  In  der  zweiten  chirurgischen  Klinik  in  Budapest  wurden 
in  den  letzten  zehn  Jahren  insgesamt  301  Thoraxverletzungen  beobachtet; 
darunter  waren  153  Stichverletzungen  (42  penetrierend)  und  148  Schusswunden 
(89  penetrierend). 

Bei  den  nicht  penetrierenden  Stichwunden  ist  unsere  erste  Aufgabe  das 
Stillen  der  Blutung.  Liegt  die  Quelle  der  Blutung  tief,  so  können  wir  dieses 
nur  durch  Erweitem  des  Stichkanals  erreichen.  Was  die  Blutung  aus  der 
Art.  mammaria  int.  oder  aus  der  Art.  intercostal.  betrifft,  so  ist  entweder 
das  Unterbinden  der  blutenden  Gefasse  nach  Rippenresektion  oder  das  Tam- 
ponieren notwendig.  Bei  91  Kranken  wurde  die  Naht  angewendet;  in  82 
Fällen  heilten  die  Wunden  per  primam  intentionem. 

Von  59  nicht  penetrierenden  Schussverletzungen  des  Thorax  nahmen 
drei  einen  tödlichen  Verlauf;    56  Verletzte   genasen   ohne   Eiterung   unter 


478  Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    IL  Teil. 

einem  einfachen  Deckverbande.  Die  Kugel  wird  nicht  nnr  in  jedem  FaBe 
entfernt,  in  dem  sie  irgendwelche  Störung  verursacht,  sondern  auch  dann, 
wenn  ihr  Sitz  bestimmt  nachzuweisen  und  es  möglich  ist,  sie  ohne  grossenn 
Eingriff  zu  entfernen.  Die  Kugel  wird  niemals  durch  den  Schusskanal  h^ans- 
genommen,  sondern  immer  durch  direktes  Einschneiden. 

Bei  den  penetrierenden  Thoraxverletzungen  bilden  die  häufigsten  und 
wichtigsten  Komplikationen  die  Lungenyerletzungen ;  in  einigen  Fällen  kam 
es  zu  einem  Lungenprolaps  durch  die  Wunde. 

Die  Verletzung  der  grossen  Gefasse  der  Brusthöhle  bilden  selten  den 
Gegenstand  chirurgischer  Behandlung,  da  die  meisten  derartigen  Verletzung^ 
sehr  bald  den  Tod  herbeifuhren.  Das  Herz  und  der  Herzbeutel  werden  dnrch 
Schüsse  und  Stiche  oft  verletzt;  aber  auch  diese  Verletzungen  kommen  selten 
zur  Behandlung,  da  sie  meist  den  sofortigen  Tod  des  Verletzten  herbeifuhren. 

Bei  der  Behandlung  der  penetrierenden  Thoraxverletzungen  sind  die 
Gegenstände  noch  grösser  als  bei  den  nicht  penetrierenden.  Die  von 
Bovsz6ky  mitgeteilten  Erfolge  zeigen,  dass  frische  Stichwunden  in  da 
Praxis  als  aseptisch  betrachtet  werden  können  und  auch  als  solche  zu  be- 
handeln sind,  ebenso  wie  die  Schusswnnden.  Im  allgemeinen  ist  bei  LungsD-. 
Herzbeutel-  und  Herzverletzungen  eine  exspektative  Behandlung  am  Platan. 
Eine  operative  Behandlung  soll  hier  nur  auf  Grund  strenger  Indikation  ba 
solchen  Verletzungen  versucht  werden,  die  mit  einer  das  Leben  direkt  ge- 
fährdenden schweren  Blutung  verbunden  sind. 

Zimmermanns  (32)  Methode  bildet  eine  Modifikation  desRouxscheD 
Züchtungsverfahrens,  nur  dass  Zimmermann  als  Nährboden  nicht  kleine 
Kartoffelscheibchen  in  Eprouvetten  verwendet,  sondern  grössere  Glyzerin- 
Kartoffel-Scheiben  mit  gerippter  Fläche  in  Glasdosen  und  unter  hermetischem 
Verschluss. 

5 — 10  ccm  eines  aseptisch  entnommenen  Pleuraexsudates  können  hi« 
bequem  überimpft  werden  und  erreicht  man  dann,  trotz  minimaler  Anzahl 
der  enthaltenen  Bazillen,  nach  21 — 32  Tagen  typische  Kolonien.  In  den  drei 
untersuchten  Fällen  war  nach  dieser  Frist  das  Resultat  ein  positives. 

Schrötter  (26)  berichtet  über  Versuche  zur  Heilung  geschlossenen,  ins- 
besondere traumatisch  entstandenen  Pneumothorax,  von  der  Absicht  ausgehend, 
dass  die  in  den  Pleuraraum  ausgetretene,  zumeist  aus  Stickstoff  bestehende 
Luft  nur  sehr  schwer  resorbiert  werden  kann,  und  demgemäss  auch  im  üb- 
rigen günstig  sich  gestaltende  Fälle  unter  der  langen  Resorptionsdauer  des 
Pneumothorax  leiden.  Könnte  man  die  ausgetretene  Gasmasse  durch  dse 
solche  ersetzen,  welche  rasch  resorbiert  wird,  so  könnte  ein  beschleunigter 
Rückgang  des  Pneumothorax,  eine  rasche  Wiederausdehnung  der  koUabierteii 
Lunge  erreicht  werden.  Vortragender  machte  daher  bei  einem  an  Tuberkukne 
leidenden  Kranken  mit  Pneumothorax  Dezember  1902  den  Versuch,  das  in 
der  Pleurahöhle  angesammelte  Gas  zu  entfernen  und  dasselbe  gleichzeitig 
durch  Sauerstoff  (Injektion  von  1  Liter)  zu  ersetzen.  Wenn  das  Verfahren 
auch  in  dem  vorliegenden  Falle  ohne  günstigen  Eänfluss  war,  so  empfiehlt 
Vortragender  doch  das  Verfahren  in  Fällen  frischen  traumatischen  Pneumo- 
thorax mit  geschlossener  Kommunikation  zu  versuchen. 

Martens  (12)  stellt  einen  Patienten  vor  mit  einer  seit  Jahren  be- 
stehenden grossen  Öffnung  und  Höhle  im  Thorax,  mit  einw  Ösophagus-  ukI 
multiplen  Bronchialfisteln  nach  Empyem.  Der  Kranke  war  schon  vor  10  Jahren 
wegen  Lungentuberkulose  behandelt  worden,  hatte  1896  ein  Empyem  bekom- 


Schulz,  VerleizQDgen  und  cbirnrg.  ErankHeiten  der  Pleura  und  Lunge.  479 

men,  das  Yon  S ick  in  Hamburg  operiert  wurde,  dem  die  freundlichen  Nach- 
richten zu  verdanken  sind.  Während  der  Nachbehandlung  trat  die  Ösophagus- 
fistel  auf,  als  deren  Ursachen  verkäste  Bronchialdrüsen  angesehen  wurden. 
Eiterverhaltung  und  spätere  Neuralgien  machten  Nachoperationen  erforder- 
licL  Nach  einem  Jahre  wurde  der  Kranke  in  leidlichem  Zustande  mit  kleiner, 
wenig  sezemierender  Fistel  entlassen. 

Dieselbe  soU  zweimal  zugeheilt,  aber  immer  wieder  aufgebrochen  sein, 
b  einer  Berliner  Klinik  wurde  der  Versuch  zur  operativen  Heilung  ohne  Er- 
folg nochmals  gemacht. 

Jetzt  besteht  in  der  rechten  hinteren  Thoraxwand  eine  Öffnung  von 
4Vs :  3^/8  cm,  die  in  eine  Höhle  führt,  deren  grösste  Tiefe  S^/s  cm  nach  links 
und  nach  rechts  7  cm  beträgt.  10  Bronchialfisteln  sind  erkennbar  von  ver- 
schiedenem Kaliber.  Ganz  hinten  oben  liegt  eine  Ösophagusfistel  unmittelbar 
neben  fingerdicken,  stark  pulsierenden  Gefassen.  Aus  der  Ösophagusfistel  ent- 
leert sich  nur  beim  Trinken  etwas  Flüssigkeit  (Demonstration  mit  Milch).  Die 
Lungen  weisen  sonst  nur  geringe  Veränderungen  nach,  im  spärlichem  Sputum 
sind  Tuberkelbazillen  (1896  f)  nicht  mehr  nachweisbar.  Der  Allgemeinzustand 
ist  ein  guter.  Die  Höhle  muss  alle  2  Tage  frisch  locker  tamponiert  werden, 
und  darüber  wird  ein  Mooskuchenverband  angelegt.  Der  Kranke  kommt  seit 
Jahren  in  die  Poliklinik  zum  Verbinden,  nachdem  er  vorher  zwecks  Beseitigung 
des  Zustandes  in  der  Klinik  war.  Doch  erscheint  —  wie  auch  damals  — 
eine  operative  Heilung  ausgeschlossen  wegen  der  unmittelbaren  Nähe  der 
Fisteb  und  der  grossen  Gefässe  und  ist  deswegen  nicht  versucht. 

Heinlein  (8).  Nach  einleitenden  Bemerkungen  über  die  Geschichte  der 
Resektion  der  Brustwand  bei  Neubildungen  und  die  dem  Organismus  durch 
die  plötzliche  Eröffnung  der  Brusthöhle  und  den  dadurch  in  akutester  Weise 
entstehenden  Pneumothorax  drohenden  Gefahren  —  Veränderungen  der  Druck- 
Y^haltnisse  im  Brustraum,  Reizung  der  Sympathikusnervenendigungen  auf 
der  Pleuraoberfläche  mit  reflektorischer  Wirkung  auf  den  Herzvagus  —  ge- 
denkt He  in  lein  der  gemachten  Fortschritte  mit  Bezug  auf  die  unter  Be- 
rücksichtigung der  erwähnten  perniziösen  Verbältnisse  angegebenen  Verfah- 
mngsweisen  von  Delageniere  und  Dollinger. 

Im  Anschluss  teilt  Heinlein  den  Operationsbericht  einer  einschlägigen 
eigenen  Beobachtung  mit. 

Es  handelte  sich  um  einen  21jährigen  Ingenieur,  bei  welchem  sich  nach 
einem  geringfügigen  Trauma  innerhalb  eines  Vierteljahres  eine  solide  Ge- 
schwulst nahe  dem  rechten  Rippenbogen  etwas  nach  aussen  von  der  rechten 
Brustwarzenlinie  bis  zur  Ganseigrösse  entwickelt  hatte.  Die  Geschwulst  war 
derb,  sass  den  Rippen  unverrückbar  auf,  wie  auch  die  bedeckende  Haut  un- 
Terschieblich  in  der  Geschwulst  aufgegangen  war,  welche  nur  ganz  flache 
Prominenz  nach  aussen  und  keine  Druckempfindlichkeit  zeigte.  Bei  der  im 
Verein  mit  Herrn  Dr.  Oefelein,  welchem  Berichterstatter  die  Beobachtungen 
verdankt,  betätigten  Operation  wurden  zunächst  in  S  c  h  1  ei  c  hscher  Infiltrations- 
anästhesie oberhalb  der  Geschwulst,  an  dem  oberen  Rand  der  7.  Rippe  die 
Brusthöhle  eröffnet,  und  lateral  zu  der  Geschwulst  die  7.  Rippe  durchtrennt. 
Dann  wurde  die  Wunde  mit  stumpfem  Haken  offen  gehalten  und  der  sehr 
intelligente,  und  auf  den  Gang  der  Operation  vorbereitete  Patient  aufgefordert, 
gleichmässig  tief  und  ruhig  weiter  zu  atmen.  In  den  nächstfolgenden  12  Mi- 
nuten war  nun  eiue  wesentliche  Veränderung  an  Atmung  nnd  Puls  nicht  zu 
bemerken,  insbesondere  konnte  bei  den  gleichmässigen  tiefen  Atemzügen  eine 


480  Jahresbericht  fttr  Chiraifpe.    11.  TeiL 

auffällige  Einwirkung  des  äusseren  Luftdrucks  auf  die  Lungen  nicht  festr 
gestellt  werden,  so  dass  es  zulässig  schien,  zum  Zwecke  der  Fortsetzung  des 
Eingriffes  zur  Ghloroformnarkose  überzugehen.  Alsbald  mit  Beginn  des  Stadiums 
der  Exzitation,  als  Patient  anfing,  forciert  zu  exspirieren  und  zu  pressen,  ver- 
änderte sich  die  Situation  in  ungünstigster  Weise.  Der  bei  tiefen,  ruhigen 
Atemzügen  nur  langsam  sich  ausbreitende  Pneumothorax  nahm  rapide  zu, 
Patient  wurde  stark  zyanotisch,  der  Puls  wurde  klein,  so  dass  sofort  die 
Narkose  unterbrochen  und  der  Eingriff  rasch  zu  Ende  geführt  werden  musste. 
Durchtrennung  der  8.  und  9.  Rippe,  Abwärtsklappen  der  Geschwulst,  Durch- 
trennung der  Pleura  im  untersten  Wundabschnitt,  Abtrennung  des  Rippea- 
bogens,  soweit  er  mit  den  lateralwärts  durchtrennten  Rippen  in  Beziehung 
stand,  von  den  anhängenden  muskulösen  Gewebsteilen,  Gefäss-  und  Wand- 
Versorgung.  Pat.  war  unterdessen  aus  der  Narkose  erwacht,  lag,  in  das  Bett 
verbracht,  im  schweren  Kollaps  mit  unfühlbarem  Puls,  sehr  frequent  und  ober- 
flächlich atmend.  Unter  wiederholten  Kochsalzinfusionen  und  reichlichen 
Kampferinjektionen  wurde  —  jedoch  erst  nach  mehreren  Stunden  —  der 
Kollaps  überwunden.  Die  histologische  Untersuchung  der  entfernten  Geschwulst 
stellte  ein  Chondrosarkom  fest.  Der  Weiterverlauf  gestaltete  sich  unkompli- 
ziert, das  emporsteigende  Zwerchfell  füllte  den  grössten  Teil  des  grossen  Bröst- 
wanddefektes  aus,  die  Wundfläche  verkleinerte  sich  allmählich  unter  aus- 
giebiger Heranziehung  der  Hautwundränder.  Nach  10  Wochen  war  solide 
Yemarbung  eingetreten.  Im  Anschluss  an  den  Eingriff  bestand  nur  kon 
dauerndes  schwaches  Fieber,  dagegen  waren  der  Puls  und  Atmung  längere 
Zeit  beschleunigt  geblieben  und  erst  nach  4  Wochen  zur  Norm  zurückgekehrt 
um  welche  Zeit  auch  der  Pneumothorax  erst  zur  völligen  Resorption  gekom- 
men war.  Pat.  ist  seit  Oktober  des  Vorjahres  wieder  in  seinem  Beruf  tatig, 
frei  von  jeglichen  Beschwerden.    Das  Präparat  wird  vorgelegt. 

Die  mitgeteilte  Beobachtung  hat  die  Erfahrung  bestätigt,  dass  der  wäh- 
rend der  Ghloroformnarkose  auftretende  Pneumothorax  die  ernstesten  Folgen 
zeitigt.  Obgleich  im  geschilderten  Fall  nach  Eröffnung  der  Brusthöhle  g^ 
räume  Zeit  verstrichen  war,  ohne  dass  bedrohliche  Erscheinungen  offenbar 
geworden  wären,  so  dass  man  sich  zur  gefahrlosen  Einleitung  der  ChloroforiD- 
narkose  berechtigt  fühlen  konnte,  hatte  doch  die  begonnene  Narkose  die  ge- 
fürchteten Zufälle  im  Gefolge  gehabt,  offenbar  weil  unter  dem  Einfluss  der 
anfangs  regelmässigen,  tiefen  Atmung  der  Pneumothorax  sich  nicht  hinreichend 
noch  entwickelt  hatte,  so  dass  die  gefürcbtete  Gefahr  erst  offenbar  wurde, 
als  unter  der  Einwirkung  der  forcierten  Exspiration  der  vollendete  Pneumo- 
thorax sich  in  akutester  Weise  entwickelte  und  die  bedrohlichen  Folgen  he^ 
vorrief.  Nachdem  nun  in  gleichen  Fällen,  die  unter  Schi  ei  chs  Infiltratioiis- 
anästhesie  begonnenen  Operationen  wegen  der  erforderlichen  grossen  Mengen 
von  Infiltrationsflüssigkeit  mit  dem  gleichen  Verfahren  nicht  zu  Ende  ge- 
führt werden  können,  rechtfertigt  die  aus  der  erörterten  Beobachtung  ge- 
schöpfte Erfahrung  die  Forderung,  den  Vorschlag  Dollingers,  welcher  nach 
Schleichs  Verfahren  den  Einschnitt  in  die  Brustwand  zur  Erzeugung  des 
Pneumothorax  einen  Tag  vor  der  definitiven  in  Narkose  erfolgenden  Be- 
seitigung der  Neubildung  anlegt,  als  rationellstes  Verfahren  für  die  Beseitigang 
der  Geschwülste  der  Brustwand,  soferne  sie  dieselbe  durchsetzen  oder  bösartig 
sind,  zu  empfehlen. 

Musiel  (16)  berichtet  über  17  seit  dem  Jahre  1896  in  der  Breslaner 
Klinik  behandelte  Fälle  von  chronischem  Empyem. 


Schulz,  YerleizoDgen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lange.  481 

Von  den  17  Patienten  sind  drei  gestorben ;  einer  an  lobulärer  Pneumonie, 
einer  an  ausgedehnter  Aktinomykose  und  einer  an  einem  Gehimabszess. 

Von  den  übrigen  wurden  die  vier  tuberkulösen  Patienten  als  etwas  ge- 
bessert aus  der  klinischen  Behandlung  entlassen,  ein  auf  Tuberkulose  stark 
terdachtiger  wurde  ungeheilt  in  ein  Solbad  geschickt.  Zwei  Patienten  wurden 
mit  fast  vollständig  mit  Epithel  bedeckter  Narbe  in  die  Heimat  entlassen, 
die  übrigen  schieden  mit  einer  noch  etwas  sezernierenden  Fistel  als  wesent- 
lich gebessert  aus  der  Klinik. 

Die  Dauer  der  Behandlung  in  der  Klinik  betrug  3  Wochen  bis  3  Jahre, 
doch  bei  dem  am  längsten  in  klinischer  Behandlung  gewesenen  mit  zahlreichen 
Unterbrechungen. 

Aus  diesen  Krankengeschichten  können  wir  bezüglich  der  Behandlung 
chromscher  Empyeme  die  Erfahrungen  der  Breslauer  Klinik  in  folgendem 
kurz  zusammenfassen: 

L  Bei  Kindern,  bei  denen  der  Thorax  noch  sehr  nachgiebig  ist,  kommt 
man  meistens  mit  Ausspülungen  der  Empyemhöhle  mit  Kochsalzlösung  oder 
Wasserstoffsuperoxydlösung  und  Einspritzungen  von  Karbolglyzerin  in  die 
Empyemhöhle  vollständig  aus.  Doch  dürfen  die  Einspritzungen  nur  bei  ge- 
ringem Druck  vorgenommen  werden,  um  die  Flüssigkeit  nicht  in  die  Lungen 
einzupressen. 

n.  Bei  Erwachsenen  ist  zunächst  das  Perthes  sehe  Aspirationsverfahren 
anzuwenden.  Von  der  Aspiration  sind  alle  mit  einer  Lungenfistel  komplizierten 
Fälle  auszuscUiessen.  Die  Erfolge  des  Aspirationsverfahrens  werden  von  Zeit 
sa  Zeit  durch  Messung  der  Flüssigkeit,  die  die  Empyemhöhle  fassen  kann, 
kontrolliert. 

ni.  Bei  denjenigen  Empyemen,  bei  denen  nach  längerem  Anwenden  des 
Aspirationsverfahrens  keine  weitere  Verkleinerung  der  Empyemhöhle  zu  er- 
reichen ist,  wird  die  Schede  sehe  Thorakoplastik  ausgeführt.  Dieselbe  wird 
je  nach  dem  Zustande  der  Lunge  mit  der  Delorme  sehen  Entrindung  kom- 
biniert oder  nicht. 

IV.  Bei  Behandlung  von  Empyemen  bei  Phtisikem  dürfte  selten  ein 
Radikalverfahren  angezeigt  sein. 

Dollingers  (7a)  Eingriffe  bei  eitrigen,  nicht  tuberkulösen  Exsudaten 
der  Pleurahöhle  sind  folgende: 

1.  Akute  Empyeme,  die  nicht  septisch  sind,  werden  nach  Verfs.  Methode 
(Punktion  mit  grosskalibrigem  Troikar  und  nachfolgende  Einführung  eines 
Daner-Drainrohres  durch  die  Troikar-Scheide)  drainiert. 

2.  Akute  septische  Empyeme  behandelt  DoUinger  mit  Rippenresektion. 

3.  Bei  chronischem  Pyothorax  sorgt  er  zuerst  für  den  freien  Eiterabfluss 
uid  kommt  oft  mit  einer  Rippenresektion  aus.  Wenn  nicht,  versucht  er  die 
Delormesche  Lungendekortikation ,  eventuell  im  Falle  diese  nicht  gelingt, 
die  Thoraxresektion  nach  Estlander.  Nur  wenn  die  ganze  Lunge  kompri- 
miert war  und  auch  die  Pleura  stark  verdickt  ist,  versucht  Do  Hing  er  als 
Ultimum  refugium  die  Operation  nach  Schede  mit  Entfernung  sämtlicher 
Rippen  und  des  kailösen  Brustfelles. 

Während  Do  Hing  er  (7  b)  bei  Mischinfektionen  in  tuberkulösen  Ex- 
sndaten  der  Pleurahöhle  die  Behandlung  mittelst  der  seinerseits  inaugurierten 
(s.  Dollinger,  Chirurgische  Methoden,  L  Teil)  Punktion  und  Drainage  zu- 
friedenstellend fand,  konnte  er  bei  rein  tuberkulösen  Exsudaten  mit  den 
üblichen  Methoden   der  Drainage   oder  Rippenresektion  sich  nicht  abfinden: 

JdffMbwrieht  für  Ghirargie  1903.  31 


482  Jahresberioht  für  Chirurgie,    ü.  Teil 

die  ständige  Fistel  und  die  damit  verbundene  Gefahr  einer  septischen  b- 
fektion  drängten  ihn  zu  einem  vorteilhafteren  Vorgehen. 

DoUinger  behandelte  14  entsprechend  gewählte  Kranke  mit  Injektionen 
von  10  ®/o  Jodoform-Glyzerin-Emulsion.  Die  Injektionen  wurden  durchschnitt- 
lich 8 — 10  mal  wöchentlich  wiederholt,  die  injizierte  Menge  schwankte  zwischen 
30 — 100  ccm.  Das  Exsudat  nahm  rasch  ab,  der  Kranke  entrinnt  bei  einiger 
Vorsicht  unsererseits  den  Gefahren  einer  Sekundärinfektion  und  auch  der 
ansonsten  nötige,  lästige  Verbandwechsel  fällt  fort. 

n.  Lunge. 

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r 


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26.  Hotchkin,  Penetratmy  shot-wourd  of  the  Inng.  New  York  surg.  boc.  Annala  of 
Burgery  1908.  October. 

27.  ^Josephson,  Primär  Inngkancer  med  avulsteeller  i  pluraexBudat  on  Sputum.  Hygiea 
FIL  1908. 

2S.  £arew8ki,  Erwiderung  auf  Baracz  .Abatinomykose  der  Lunge",  v.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1. 

29.  ^Kewenski,  Die  chirurgische  Behandlung  der  LungenabszeBse ,  inabcBondere  deren 
Dauerresultate.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  89. 

30.  Earewski,  Aktinomykose  der  Lunge,  v.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  69. 
Heft  8. 

31.  *—  Über  Lungenabszease.    Verein  fQr  innere  Medizin.    Sitzung  am  18.  Mai  1908. 

32.  ^Eillian,  Entfernung  eines  Pfennigstflokes  aus  dem  rechten  Bronchus  eines  Erwach- 
senen vom  Munde  aus  mittelst  oberer  Broncheoskopie.  Mflnchener  med.  Wochen- 
schrift 1908.  Nr.  87. 

33.  ^EOnig,  Aphoristische  Bemerkungen  zum  Verlauf  und  der  Behandlung  der  Friedens- 
schussverletzungen  der  Lunge.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1908.  Bd.  XL.  Heft  82. 

34.  *Lange,  Abscessus  pulmonum,  Pneumotomie.  Patienten  fOrbftttrad.  Hygiea  FIX  1908. 
Jahrg.  2. 

35.  Lejara,  De  Pintervention  dans  la  gangrdne  pnlmonaire.  BnlL  et  m^m.  de  la  soc 
de  Ghir.  1908.  Nr.  18. 

86.  Mercad^,  Rupture  du  poumon  par  contusion  thoracique  sans  fracture  de  c6te.  BulL 
et  m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1908.  Nr.  10. 

87.  Monod,  A  propos  de  Pintervention  chirurgicale  dans  la  gangi'dne  pulmonaire.  BulL 
et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1908.  Nr.  22. 

38.  Morel,  Anatomie  chirurgicale  et  Chirurgie  de  bronchee.    Le  Progrto  m^dical  1908. 

Nr.  42. 
89.  *Oberthür,  Cancer  bronchique  primitif  suivi  de  Carcinose  miüaire  aveo  Syndrome 

polynöritique.    Revue  Neurologique  1903.  Bd.  X.  Heft  II. 

40.  *0*Connor,  Zur  Behandlung  des  Lungenecfainococcus.    Lancet  1908.  2.  Mai. 

41.  *Pal,  Venengeräasche  an  der  rechten  Lungenspitze,  entstanden  in  der  Vene  acygos. 
Zentralblatt  f&r  innere  Medizin  1908.  Bd.  XXIV.  Heft  28. 

42.  Patsehkowsky,  Über  Pleura  und  Lnngenschüsse.    Dissert.  Berlin  1903. 

43.  Pearson,  The  differential  diagnosis  between  Groupons  and  Gatarrhal  Pneumonia  in 
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44.  Petersen,  Ett  fall  af  gangrenös  lungabiceps.  Ups.  Läkaref.  Fööd.  1908.  N.  F. 
Bd.  VIL  170. 

45.  *P  fister  er,  Über  Pneumokokken-,  Gelenk-  u.  Knocheneiterungen.  Jahrbuch  fflrKinder- 
heükunde  1908.  N.  F.  V. 

46.  Philipsthal,  Über  einen  Fall  von  Thorazschrumpfung  infolge  subkutaner  Rippen- 
fraktur.   Zentralblatt  fOr  Chirurgie  1908.  Nr.  16. 

47.  Potherat,  Eystes  hydatiques  des  poumons.  BulL  et  möm.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903. 
Nr.  29. 

48.  Raw,  A  ease  op  severe  Pneumococcic  infection  (acute  Glossitis,  Arthritis)  double  Pneu- 
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49.  Rolleston  and  T r  e v o n ,  A  case  of  primary  sarcoma  of  the  lang  simulating  empyema. 
British  medical  Journal  1908.  Febr.  14. 

50.  Ricketts,  Lung  surgery:  historical  and  experimental.    Medical  News  1908.  April  11. 

51.  Scystiowski,  Gangräne  en  bloc  du  lobe  pulmonaire  sup^rieur  gauche  consecuüve  ä 
une  Pneumonie  franche  aigu3  chrachats  non  fötides.  R^section  costale.  Issue  en  masse 
du  lobe  gangräne.  Mort.    BulL  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1903.  Nr.  26. 

52.  Singer,  Über  Venenentzündung  als  Frühsymptom  der  Lungentuberkulose.  Wiener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  13. 

58.  Spengler,  Über  Thorakoplastik  und  Höhlendesinfektion  bei  Lungenphtbise.  Deutsche 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  18,  19. 

54.  ^Treupel,  Operative  Behandlung  gewisser  Lungenerkrankungen.  Münchener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  5. 

55.  *Valerio,  Contributo  sperimentale  alla  chirurgioa  traumatica  del  polmone.  Gior.  med. 
de  Eaevidtes  1903. 

31* 


484  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

56.  Walt  her,  Kyste  bydatiqae  du  poumoD.    Discussion:  Tnffier,  Walther.  Bull,  et  i 
de  la  80C.  de  Gfair.  de  Paris  1903.  Nr.  28. 

57.  —  De  la  gangr^ne  pnlmoDaire  aa  point  de  vue  chimrgical.    BalL  et  mäm.  d  la  bocl 
de  Ghir.  1903.  Nr.  19. 

58.  Watowski,   Beitrag  zur  Kasuistik   operativ  behandelter  Luogengangr&n.     Dissert. 
Kiel  1903. 

Gobulow  (20)  vertritt  auf  Grund  von  Literaturangaben  und  eigenen 
Beobachtungen  die  Ansicht,  dass  sowohl  kleine  (bei  sogenannter  Aortitis}  ab 
grosse  Aortaerweiterungen  einen  ungewöhnlich  hartnäckigen  Trachealkatanb 
mit  ungewöhnlich  heftigem,  krampfhaften  Husten  zur  Entwickelung  bringen 
können.  Den  Husten  kann  man  auf  Reizung  des  Vagus  und  Recurrens  in- 
folge Druckes  der  erweiterten  Aorta  zurückführen;  dass  auch  durch  Kom- 
pression der  Trachea  Hustenanfälle  veranlasst  werden  können,  ist  nach  Ver- 
fassers Ansicht  zweifellos  festgestellt;  man  denke  nur  an  Mediastinaltumoren. 
Boinet  hat  endlich  durch  Experimente  nachgewiesen,  dass  die  Reizung  der 
inneren  Wand  der  Aorta  mannigfaltige  Reflezerscheinungen  hervorruft,  unter 
anderem  auch  Husten.  Endlich  haben  in  Übereinstimmung  mit  letzterer  Beob- 
achtung Potain  und  seine  Schüler  den  Nachweis  erbracht,  dass  Husten  bei 
akuter  Aortitis  auftritt,  wo  von  irgend  einer  bedeutenden  Aortaerweitemng 
nicht  die  Rede  sein  kann.  Dass  nun  ein  unter  dem  ELnfluss  einer  Aorta- 
erweiterung entstandener  hartnäckiger,  keuchhustenartiger  Husten  Emphysem 
verursachen  kann,  bezweifelt  Gobulow  nicht.  Den  gleichzeitig  bestehenden 
Trachealkatarrh  führt  er  —  jedoch  mit  Vorsicht  —  auf  reflektorische  Er- 
regung vsusomotorischer  und  sekretorischer  Nerven  zurück.  Es  ist  ihm  mehr- 
fach gelungen,  die  auf  Grund  dieser  Überlegungen  angenommene  Diagnose, 
Aneurysma  aortae  mit  sekundärem  Emphysem  im  Radiogramm  bestätigt  zn 
finden;  es  handelte  sich  dabei  auch  um  (anfangs)  beginnende,  durch  die 
früheren  physikalischen  Methoden  noch  nicht  nachweisbaren  Erweiterungen. 

Emphysem  hat  Verfasser  auch  bei  Patienten  beobachtet,  bei  denen  niclii 
wie  normal  nur  die  Knorpel  der  8.— 10.  Rippe  zusanmienflossen ,  sondern 
bereits  die  der  höheren  von  der  5.,  ja  4.  Rippe  ab.  Die  Folge  dieser 
Anomalie  ist  Starrheit  des  Thorax  und  verminderte  Verschieblichkeit  der 
Lungenränder;  subjektive  Dyspnoe  massigen  Grades.  Es  entwickelt  sich  das 
Emphysem  in  derselben  Weise  wie  in  gewissen  Lungenabschnitten  bei  Indi- 
viduen mit  rachitischen  Thoraxdeformitäten. 

Gebauer  (19)  berichtet  folgenden  interessanten  Fall  von  traumatisch 
entstandener  Lungentuberkulose.  Im  Juni  1902  stürzte  der  Arbeiter  S.  beim 
Umladen  von  Kohlen  aus  einem  Kahn  in  einen  Eisenbahnwagen  mit  einer 
gefüllten  Kohlenkarre  vom  Laufbrett  herab  und  wird  dabei  durch  den  Karren- 
bäum  der  umkippenden  Karre  an  der  rechten  Brustseite  getroffen  und  mit 
der  Brust  gegen  die  Wand  des  Eisenbahnwagens  gepresst.  Er  spürte  sofort 
einen  heftigen  Schmerz  in  der  rechten  Seite,  konnte  aber  nach  Hause  gehen. 
Der  Arzt  konstatiert ;,  leichte  Quetschung  der  Weichteile  in  der  rechten  Brust- 
seite in  Höhe  der  5.  und  6.  Rippe,  leichten  Bluterguss  im  Unterhaut- 
zellgewebe an  der  verletzten  Stelle.^  Bluthusten  trat  nicht  auf.  Nach 
zweiwöchentlicher  Behandlung  kann  S.  gesund  geschrieben  werden.  Bei  an- 
strengender Arbeit  klagt  er  aber  weiterhin  über  heftige  innere  Schmerzen, 
ebenso  bei  tiefer  Atmung.  S.  stellt  Ansprüche  auf  Rente,  wird  aber  auf 
Grund  ärztlicher  Begutachtung,  die  absolut  keine  Krankheitserscheinungen 
finden  kann,  abgewiesen.    Eine  vom  Verfasser  am  27.  August  vorgenommene 


Scholz,  Verletzungen  and  Chirurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  485 

Dütersnchung  stellt  ebeDfalls  normalen  Schall  über  den  Lungen,  auf  den 
Spitzen,  grosse  Verschieblichkeit  der  Grenzen  und  reines  vesikuläres  Atmen  fest. 
22.  Oktober  1902  erkrankt  S.  nach  neuem  Versuch  zu  arbeiten,  mit 
Frösteln  und  Husten,  der  zwei  Tage  später  reichlich  blutiges,  geballtes,  eiteriges 
Sputum  herausbefördert,  in  dem  mikroskopisch  Tuberkelbazillen  nachgewiesen 
werden.  Der  ganze  rechte  Oberlappen  zeigt  verkürzten  Schall  und  vereinzeltes 
feinblasiges  Knisterrasseln.  Bis  Dezember  1902  ist  Patient  objektiv  und  sub- 
jektiv wieder  gebessert,  der  Lungenschall  und  das  Atemgeräusch  entsprechen 
wieder  überall  der  Norm.  S.  versucht  wieder  zu  arbeiten,  leidet  seit  Anfang 
März  1903  aber  wieder  an  Bluthusten,  ohne  dass  aber  trotz  reichlicher 
Tuberkelbazillen  der  Lungenbefund  ein  abnormer  wäre.  Verf.  führt  in  seinem 
Gutachten  nunmehr  folgendes  aus:  S.  war  früher  stets  gesund,  ist  nicht  be- 
lastet, auch  lässt  sich  die  Wahrscheinlichkeit  einer  Infektion  durch  Verkehr 
mit  tuberkulösen  Menschen  nicht  nachweisen.  Seit  dem  Tage  des  Unfalles 
klagt  S.  über  Beschwerden  in  der  betroffenen  Brustseite,  in  der  sich  im  Laufe 
der  Monate  eine  zwar  zur  Zeit  noch  nicht  lokalisierbare  Lungentuberkulose 
entwickelt.     Die  Berufsgenossenschaft  erkennt  daher  die  Ansprüche  an. 

Bickel  (4)  bringt  einen  Fall  von  traumatischer  Lungenhernie  ohne 
penetrierende  Thoraxwunde. 

Der  SSjfthiige  Patient  wurde  im  Mai  1902  in  die  GOttinger  medizinische  Klinik  auf- 
genommen. Aus  den  Akten  ergab  sich,  dass  er  im  Dezember  1901  in  einer  Zuckerfabrik 
zwei  Riemen  einer  Maschine,  die  sich  flbereinander  geschlagen  hatten,  mit  einem  Stocke  aus- 
einanderbringen wollte ;  dabei  wurde  der  Stock  von  dem  Riemenwerk  gefasst,  dem  Manne  gegen 
die  Brust  und  dieser  dadurch  gleichzeitig  an  eine  Wand  gepresst.  Er  wurde  in  ein  Kranken- 
haus geschafft;  hier  wurden  Rippenkontusionen  an  der  linken  vorderen  Brustseite,  verbunden 
mit  dem  Bruch  mehrerer  Rippen  und  einer  hierdurch  bedingten  Lungenverletzung  fest- 
gestellt Insbesondere  fand  sidi  in  der  Gegend  der  fOnften  und  sechsten  Rippe  links  vorne 
nnten  eine  oberflächliche  Hautabschürfung,  die  beiden  Rippen  waren  gebrochen  und  der 
Thorax  hier  muldenförmig  vertieft  Ausserdem  bestand  Hautemphysem,  Bluthusten  und 
Atemnot  Der  Klopfschall  war  an  der  betreffenden  Stelle  Über  der  Lunge  gedämpft.  Am 
14.  Februar  1902  wurde  Patient  aus  dem  Krankenhause  entlassen. 

Aus  dem  Befunde  in  der  Göttinger  Klinik  (Mai  1902):  Der  Thorax  ist 
▼om  in  der  linken  Seite  ziemlich  flach;  eine  starke  Abflachung  findet  sich 
immittelbar  an  der  linken  Brustwarze;  hier  sieht  man  in  der  Höhe  des  fünften 
Interkostalraums  eine  2  cm  lange  feine,  oberflächliche  Narbe.  Entsprechend 
der  eingesunkenen  Stelle  fühlt  man  links  eine  Anzahl  Rippenverdickungen, 
namentlich  an  der  fünften,  sechsten  und  siebenten  Rippe.  Zwischen  der 
forderen  Axillar-  und  der  Mammillarlinie  findet  sich  linkerseits  in  der  Höhe 
der  vierten  bis  sechsten  Rippe  Dämpfung  des  Klopfschalles  mit  abgeschwächtem 
Atmungsgeräusch.  Links  hinten  unten  besteht  geringe  Dämpfung.  Über 
der  linken  Lungenspitze  Dämpfung  und  rauhes  Inspirium  mit  verlängertem 
Exspirium.  In  der  Gegend  der  Kontusion  starke  Druckempfindlichkeit,  das 
Herz  nach  links  etwas  verbreitert. 

In  einem  von  Ebstein  erstatteten  Obergutachten  wurde  dem  Patienten 
eine  ünfallrente  von  76  "/o  zuerkannt  und  eine  abermalige  Untersuchung  nach 
Vi  Jahren  empfohlen.  Letztere  wurde  erst  im  August  1903,  also  ein  Jahr 
und  acht  Monate  nach  dem  Unfall  vorgenommen.  Der  Befund  über  der 
linken  Lungenspitze  war  derselbe  wie  früher.  Dagegen  hatte  sich  der  Klopf- 
Bchall  über  den  unteren  Partien  der  linken  Brustkorbhälfte  sowohl  vom  wie 
hinten  aufgehellt,  das  Atmungsgeräusch  war  nicht  mehr  wesentlich  abge- 
schwächt. Die  oben  erwähnte  muldenförmige  Vertiefung  war  augenfälliger 
geworden;   beim   Abtasten   der  vorderen   und  seitlichen  linken  Thoraxwand 


486  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    11.  Teil. 

Hess  sich  unterhalb  der  Brustwarze  ein  birnenförmiger  Spalt  nachweisen,  der 
sich  lateral wärts  rasch  verjüngte;  er  stellte  den  erweiterten  vierten  Inter- 
kostalraum dar.  Die  fünte  Rippe  erschien  links  stark  nach  unten  verschoben 
und  mit  der  sechsten  Rippe  tiefer  zu  inserieren  als  auf  der  rechten  Seite. 
Die  ganze  Partie  medial  und  unten  wie  oben  von  dem  birnenförmigen  Aus- 
schnitt erwies  sich  als  eine  höckerige  Knochenplatte,  die  in  das  Stenram 
direkt  überging.  Bei  ruhiger  Atmung  senkt  sich  bei  der  Exspiration  die 
Mulde  tiefer  ein,  während  sie  bei  der  Inspiration  sich  etwas  abflacht  Beim 
Husten  oder  Pressen  springt  aus  der  Mulde  ein  etwa  gänseeigrosser  Tumor 
hervor,  der  einen  hellen  Perkussionsschall  erkennen  lässt. 

Die  Vorbedingung  für  das  Auftreten  der  Lungenhemie  —  streng  ge- 
nommen handelt  es  sich  möglicherweise  nur  um  einen  Lungenprolaps  — 
scheint  Bickei  in  der  Läsion  der  Interkostalmuskeln  neben  der  E^eitemng 
des  Zwischenrippenraums  zu  liegen.  Dass  im  vorliegenden  Falle  die  Heniie 
durch  den  Exspirationsdruck  entstanden  sei,  gehe  daraus  hervor,  dass  nur 
dieser  —  nicht  auch  die  Inspiration  —  das  Lungengewebe  aus  der  Lücke 
herausschneilen  lässt.  Die  Hernie  wird  nur  bei  starkem  Exspirationsdruck 
manifest  und  reponiert  sich  spontan,  sobald  dieser  nachlässt. 

Bickei  gibt  zum  Schluss  eine  Übersicht  über  die  neuere  Literatur. 
U.  a.  ist  von  Vogler  eine  traumatische  Lungenhemie  beschrieben  worden. 
Bickei  betont  die  Bedeutung  derartiger  Beobachtungen  für  die  Praxis  der 
Unfallbegutachtung.  „Die  Hernie  kann  sich  erst  Jahr  und  Tag  nach  dem 
erlittenen  Unfall  ausbilden,  ohne  dass  man  ihren  Charakter  als  Unfallfolge 
wird  leugnen  dürfen.^ 

Karewski  (31)  glaubt,  dass  die  Erfahrungen  über  obige  Erkrankung 
und  ihre  chirurgische  Behandlung  jetzt  soweit  gediehen  seien,  dass  man  von 
einer  wohlabgerundeten  und  gut  begründeten  Disziplin  sprechen  könne. 
Schwierigkeiten  bereitet  mehr  die  exakte  typische  Diagnose  des  einzeteen 
Falles,  als  der  Eingriff  selbst. 

Nach  Ansicht  des  Verfs.  bildet  die  croupöse  Pneumonie  eine  nicht 
seltene  Ursache  für  Ausbildung  eines  Lungenabszesses;  auch  die  Influenza- 
pneumonie  kann  zur  Abszedierung  Veranlassung  geben;  da  sie  jedoch  aus 
einzelnen  kleineren  Herden  konfluiere,  bildeten  sidi  auch  mehrere  Abszesse; 
es  fehle  daher  die  Kommunikation  mit  grösseren  Bronchien.  Fremdkörper- 
abszesse kommen  nach  Ansicht  des  Verfs.  erst  dann  in  Betracht,  wenn  der 
Fremdkörper  selbst  mit  Bronchoskopie  entfernt  ist,  da  das  Herausfinden  des- 
selben bei  der  Operation  enorm  schwer  sei.  Eine  viel  günstigere  Prognose 
geben  die  nach  Arrosion  der  Lunge  durch  Eiterung  aus  der  Nachbarschaft 
des  Organs  hervorgerufenen  Abszesse,  z.  B.  nach  Empyem. 

Da  eine  spontane  Entleerung  eines  Lungenabszesses  durch  Perforaticm 
in  einen  Bronchus  immerhin  eine  Seltenheit  ist  und  bei  nicht  baldigem  Ein- 
tritt ein  auch  durch  Medikation  nicht  aufhaltbarer  Kräfteverfall  die  Folge 
ist,  endlich  auch  eine  spontane  Entleerung  eine  Dauerheilung  nicht  garantiert 
so  ist  der  Chirurg  wohlberechtigt  zu  operieren,  und  zwar  nach  Ansicht  des 
Verfs.  nicht  nach  längerer  Beobachtungszeit,  wie  Jacobsohn,  Quincke 
u.  a.  wollen,  sondern  sobald  die  Diagnose  gestellt  ist.  Wichtig  ist  auch, 
dass  frische  Abszesse  schneller  ausheilen  nach  der  EröfiEnung,  als  alte  mit 
starren  Wandungen.  Garrick  konnte  87 ^/o  Heilungen  von  ohne  subpleurale 
Eiterung  operierten  Lungenabszessen  aller  Art  berechnen.  Nach  Eisendraht 
in  Philadelphia  sind  von  akuten  Fällen  96®/o,  von  chronischen  42,8  ^o  ge- 


Schulz,  Yerletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lange.  487 

nesen.  Es  entwickelt  sich  eine  lebhafte  Diskussion,  betreffs  welcher  auf  das 
Original  verwiesen  werden  muss. 

König  (33).  Bei  penetrierenden  Lungenschüssen  wird  der  schwere 
Verlauf  durch  den  Bluterguss  bestimmt,  zu  dem  der  Lufterguss  hinzukommen 
kann.  Am  Tage  der  Verletzung  selbst  ist  ein  operativer  Eingriff  verboten. 
Dagegen  ist  die  Thorakotomie  am  2.  oder  3.  Tage  auch  dann  geboten,  wenn 
keine  schweren  Erscheinungen  dazu  zwingen,  weil  der  Verletzte  auf  diese 
Weise  vor  einer  Infektion  des  Ergusses  von  der  Lunge  aus  bewahrt  wird. 
Bei  protrahiertem  Verlaufe  kann  die  Resorption  des  Ergusses  durch  Punktion 
beschleunigt  werden. 

Hei  mann  (24)  gibt  die  ausführliche  Krankengeschichte  eines  60  Jahre 
alten  Mannes,  der  nach  einem  Fall  auf  dem  rechten  Ellenbogen  langdauemde 
Schwellung  des  rechten  Armes  und  der  rechten  Brustseite  bekam,  8  Monate  später 
anter  den  Erscheinungen  der  Influenza  von  einer  in  Gangrän  übergehenden 
Pneumonie  des  linken  Oberlappens  befallen  worden  war  und  nach  schwerem 
Leiden  ^mit  völlig  verheilter  Lunge^  aus  der  Behandlung  entlassen  werden 
konnte.  (Den  Fall  als  traumatische  Spätpneumonie  mit  Ausgang  in  Gangrän 
nach  Ellenbogenverletzung  anzusehen,  dürfte  wohl  kaum  zulässig  sein;  viel 
wahrscheinlicher  ist  eine  von  einer  thrombosierten  Armvene  ausgegangene 
Lungenembolie.) 

Pfisterer  (45)  Gelenk-  und  Knochenmetastasen  bei  Pneumonie  sind 
schon  in  der  vorbakteriellen  Zeit  vom  Rheumatismus  geschieden  worden,  z.  B. 
von  GrisoUe.  In  den  letzten  Jahren  sind  sie  in  grösserer  Anzahl  bekannt 
geworden.  Pfisterer  teilt  sieben  einschlägige  Beobachtungen  aus  der  Baseler 
Kinderklinik  mit.  Er  hat  auch  die  sonst  bekannt  gewordenen  Fälle  verarbeitet 
und  tabellarisch  geordnet  mitgeteilt.  In  32  Fällen  traten  die  Erkrankungen 
14 mal  vor  dem  9.  Tage,  7 mal  zwischen  dem  10.  und  16.  Tage,  Imal  erst 
in  der  9.  Woche  auf.  In  seltenen  Fällen  bestand  die  Gelenkerkrankung 
bereits  vor  der  Pneumonie.  Sie  ist  nicht  immer  an  schwere  Entzündungen 
der  Lunge  gebunden.  Die  Verbreitung  des  Krankheitsgiftes  geschieht  meistens 
auf  dem  Blutwege,  seltener  auf  dem  Lymphwege.  In  den  seltenen  Fällen 
von  Pneumokokkenerkrankung  der  Knochen  oder  Gelenke,  in  denen  keine 
Beziehungen  zu  einer  Pneumonie  bestanden,  erfolgte  die  Infektion  von  der 
Mund-  und  Nasenhöhle  aus,  auch  wohl  vom  Mittelohre  oder  vom  Peritoneum 
(bei  bestehender  Pneumokokkenperitonitis).  Als  prädisponierende  Momente 
gelten  in  erster  Linie  Traumen,  auch  Gelenkrheumatismus.  Am  häufigsten 
erkranken  die  grossen  Gelenke,  namentlich  die  Schulter-  und  Kniegelenke. 
Von  klinischen  Symptomen  sind  als  einigermassen  charakteristisch  zu  er- 
wähnen starke  Schwellung,  geringe  Rötung  der  Haut,  Neigung  zu  gutartigem 
Verlaufe.  Besonders  disponiert  sind  Kinder  in  den  ersten  beiden  Lebens- 
jahren. Die  Prognose  ist  im  allgemeinen  eine  günstige.  Bei  frühzeitiger 
Inzision  erfolgt  meist  Heilung. 

Pal  (41)  beobachtete  bei  einer  60jährigen  Frau,  die  an  einer  chroni- 
schen Infiltration  beider  Lungenspitzen  und  der  Lymphdrüsen,  sowie  an 
Emphysem  litt,  ein  musikalisches  Geräusch  in  der  Gegend  der  rechten  Lungen- 
spitze und  zeitweilig  auftretende  tachykardische  Anfälle,  während  deren  das 
LuDgengeräusch  stark  abgeschwächt,  auf  der  Höhe  sogar  meist  nicht  hörbar 
war.  Durch  die  Atmung  hingegen  wurde  es  nur  in  der  Höhe  des  Tones 
alteriert.  Pal  verlegte  die  Entstehung  des  Geräusches  in  die  Vena  azygos 
und  zwar  nahm   er   an,   dass   durch  Kompression   der  Azygos    durch    eine 


488  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

pleurale  Verwachsung  das  Geräusch  zustande  komme.  Die  paroxysmale  Tadij- 
kardie  hingegen  ist  durch  eine  Reizung  von  sympathischen  oder  von  Akzelerans- 
fasern  zu  erklären.  Zu  dieser  Ansicht  führte  Pal  der  Umstand,  dass  du 
Urspningsgebiet  der  Akzeleransfasem  und  diese  selbst  sich  nicht  weit  Yon 
dem  Bogen  der  Vena  azygos  befinden.  Der  spätere  Obduktionsbefund  be- 
stätigte diese  Annahme. 

Eine  zwar  schematische,  aber  sehr  übersichtliche  Zeichnung  gibt 
über  die  eigenartigen  topographischen  Verhältnisse  des  Falles  einen  guieii 
und  verständlichen  Überblick. 

Y.  Brunn  (6)  gibt  im  Anschlüsse  an  zwei  in  der  y.  Brunn  sehen 
Klinik  beobachtete  Fälle  von  Pneumokokken-Peritonitis  eine  genaue  Be- 
schreibung dieses  typischen  Krankheitsbildes.  In  der  Literatur  und  zwar 
vorwiegend  in  der  französischen,  finden  sich  56  sichere  Beobachtungen  bei 
Kindern  und  16  bei  Erwachsenen.  Die  Pneumokokken-Peritonitis  ist  eine 
verhältnismässig  seltene  Erkrankung,  häufiger  bei  Kindern  als  bei  Erwadh 
senen,  bei  Mädchen  häufiger  als  bei  Knaben.  Sie  entsteht  entweder  sekundär 
von  Erkrankungen  der  Lunge  oder  des  Mittelohres  aus  oder  primär ;  für  diese 
letzteren  Fälle  ist  der  Infektionsmodus  vielfach  noch  nicht  in  allseitig  be- 
friedigender Weise  aufgeklärt.  Pathologisch-anatomisch  ist  das  Hauptcharak- 
teristikum  der  Pneumokokken-Peritonitis  ein  sehr  fibrinreiches  plastisches 
Exsudat,  das  frühzeitig  zu  Verklebungen  und  zur  Abgrenzung  des  Prozesses 
führt.  In  den  schwersten  Fällen  wird  die  ganze  Masse  der  Darmschlingen 
zu  einem  Klumpen  verlötet  und  von  einer,  das  ganze  übrige  Abdomen  ein- 
nehmenden Eitermasse  umgeben.  Daraus  ergibt  sich  das  klinische  Bild:  In 
typischen  Fällen,  besonders  bei  Kindern,  gleicht  der  Beginn  einer  akuten 
Peritonitis,  darauf  folgt  jedoch  bald  ein  chronisches  Stadium  mit  yerhältnii- 
mässig  geringfügigen  peritonitischen  Symptomen.  Die  Diagnose  ist  schon  ohne 
bakteriologische  Untersuchung  aus  der  typischen  Verlaufsweise  und  aus  der 
charakteristischen  BeschafiTenheit  des  Eiters  (grüngelbe  Farbe,  Genichlosig- 
keit,  Fibrinreicbtum)  mit  Wahrscheinlichkeit  zu  stellen,  mit  Sicherheit  aber 
nur  durch  die  bakteriologische  Untersuchung.  Die  Prognose  ist  günstig; 
Spontanheilung  ist  möglich,  aber  selten ;  Heilung  nach  operativer  Behandlung 
die  Regel.  Die  Behandlung  hat  in  Entleerung  des  Eiters  durch  breite  Eröff- 
nung der  Abszesshöhle  und  Drainage  zu  bestehen. 

Ein  Literaturverzeichnis  beschliesst  die  Arbeit. 

Albanus  (1).  Vom  1.  November  1895  bis  Ende  Dezember  1901  kamen 
in  der  Kümmel  Ischen  chirurgischen  Abteilung  1140  Laparotomien  zur  Aas- 
führung, nach  denen  53  mal  =  4,64  ^/o  Thrombosen  entstanden.  Im  allg^ 
meinen  lassen  sich  die  näheren  Ursachen,  die  bei  Laparotomien,  sowohl  bei 
septischen  als  bei  nicht  septischen  Erkrankungen  zur  Thrombose  fuhren 
können,  vne  folgt  einteilen: 

1.  Ursachen,  die  schon  vor  der  Operation  eine  Erschwerung  des  venösen 
Abflusses  herbeiführen  und  somit  besonders  eine  Disposition  für  Thrombose 
schaffen,  wenn  dazu  noch  die  Einflüsse  der  Laparotomie  selbst  treten  (Ver- 
änderungen des  Herzens,  der  Gefässe  usw.). 

2.  Ursachen,  die  Operation  selbst  bringt:  Die  nicht  ganz  zu  ver- 
meidende Abkühlung  der  geöffneten  Bauchhöhle  und  ihre  Schädigung  der 
Gefässwände. 

3.  Ursachen,  die  durch  die  Narkose  entstehen. 


Scbulz,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  489 

4.  Bringt  die  Nachbehandlung  aller  laparotomierten  Verhältnisse  mit 
sich,  die  den  Eintritt  von  Thrombosen  begünstigen  können  (Bruchverband, 
anhaltende  Rückenlage). 

5.  Gibt  die  typographische  Lage  der  Gefässe  im  Abdomen  begünstigende 
Momente  ab,  die  bei  der  nach  der  Laparotomie  nötigen  Bettruhe  einwirken 
können,  eventuell  natürlich  auch  schon  vor  der  Operation  ihren  Einfluss  gel- 
tend machen  konnten. 

Die  meisten  Thrombosen  fanden  sich  nach  Operationen  am  Darmtraktus 
(Perityphlitis).    Die  Mehrzahl  der  Befallenen  stand  im  mittleren  Lebensalter. 

In  23  Fällen  traten  Embolien  ein.  ^Die  Zahl  2®/o,  die  also  die  nach 
Laparotomien  eingetretenen  Lungenembolien  darstellt,  imponiert  durch  ihre 
Grösse  und  enthält  die  ernste  Mahnung,  bei  der  Möglichkeit  des  Vorhanden- 
seins einer  Thrombose  die  grösste  Vorsicht  walten  zu  lassen^. 

Beinahe  die  Hälfte  der  yorhandenen  Thrombosen  zog  Embolien  nach 
sidi.  Von  den  23  Embolien  waren  10  =  43,5  ^/o  tödlich,  und  zwar  waren  es 
meist  Todesfälle,  die  sofort  im  Anschlüsse  an  die  Embolie  eintraten. 

Von  1140  Laparotomien  endeten  also  10  =  0,88  ®/o  durch  Embolie  töd- 
lich. Von  den  tödlichen  Lungenembolien  betrafen  acht  das  weibliche  6e^ 
schlecht. 

y.  Criegern(ll)  versteht  unter  akuter  Bronchiektasie  ein  Krankheits- 
bild, das  anfangs  sehr  dem  einer  schweren  lobären  Pneumonie  ähnelt,  sich 
yon  letzterer  aber  dadurch  unterscheidet,  dass  nicht  das  typische  rubiginöse 
Sputum  beobachtet,  yielmehr  yon  vornherein  eiteriges  Sputum  produziert  wird, 
dessen  Menge  sehr  bald  enorm  ansteigt.  Auch  der  spätere  Verlauf  unter- 
scheidet sich  yon  der  Lobärpneumonie:  es  tritt  keine  Krise  ein,  sondern, 
indem  allmählich  die  häufige  Entleerung  geringerer  Mengen  eiterigen  Sputums 
in  die  seltenere  grösserer  Mengen  übergeht,  entwickelt  sich  das  bekannte 
Krankheitsbild  der  chronischen  entzündlichen  Bronchiektasie.  Doch  scheint 
dieser  Ausgang  nicht  stationär  bleiben  zu  müssen.  Wenn  früh  genug  für  ge- 
nügenden Abfluss  gesorgt  wird,  kann  Heilung  eintreten. 

Die  Anamnese  zahlreicher  chronischer  Bronchiektasiefälle  lässt  vermuten, 
dass  diese  Entstehungsweise  gar  nicht  so  selten  ist.  Ein  grösseres  Material 
(51)  meist  Jahre  lang  beobachteter  Fälle  von  Bronchiektasie  untersuchte 
V.  Criegern  daraufhin,  ob  sich  nicht  (bei  den)  unter  den  bei  ihnen  vor- 
kommenden akuten  Zuständen  solche  finden,  die  den  von  vornherein  akut 
entstehenden  Bronchiektasiefallen  gleichen.  Derartiges  glaubt  v.  Criegern 
in  der  Tat  nachweisen  zu  können,  und  er  hält  es  für  erlaubt,  in  gewissen 
Grenzen  daraus  auch  Rückschlüsse  auf  die  Pathogenese  der  akuten  Falle  zu 
machen. 

Bezüglich  der  Entstehung  der  entzündlichen  Bronchiektasien  überhaupt 
ist  V.  Criegern  nicht  von  der  allgemeinen  Richtigkeit  der  Corriganschen 
Anschauung  überzeugt,  wonach  dem  Zuge  einer  schrumpfenden  Pleura  die 
hauptsächliche  Bedeutung  zukommen  soll,  sondern  er  schränkt  sie  auf  gewisse 
Fälle  ein.  Häufiger  steht  nach  ihm  die  Meinung  Hoffmanns  zu  Recht,  der 
Knickungen  der  Bronchialwand  für  die  Anstauung  des  peripherisch  davon 
gelegenen  Sekretes  verantwortlich  macht.  Solche  Knickungen  kommen  aber 
nicht  zustande  bei  intakter  Elastizität  der  knorpeligen  und  muskulären  Bronchial- 
wand, vielmehr  muss  diese  Eigenschaft  erst  durch  tiefgreifende  Entzündung 
verloren  gehen ;  zugleich  liefert  die  mit  einer  solchen  Entzündung  einhergehende 
Bronchoblennorrhöe  die  nötige  Menge  von  Sekret.    Li  dem  Zusammenwirken 


490  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

der  beiden  Prozesse  erblickt  t.  C riegern  die  Grundbedingung  für  das  Zn- 
Standekommen  entzündlicher  Bronchiektasien  überhaupt.  Betreffs  der  Einzel- 
heiten der  Differentialdiagnose  und  Therapie  muss  auf  das  Original  venrieseB 
werden. 

Treupel  (64)  resümiert  über  einen  Fall  von  Lungengangrän  folgendes: 
Bei  einem  erbUch  nicht  belasteten,  vorher  gesunden  Knaben  entwickelt  sid 
allmählich  ein  Lungenleiden.  Öfteres  Erbrechen  nach  dem  Frühstück  ist  dem 
vorausgegangen.  Sichere  Lungenerscheinungen  bestanden  vor  2  Jahren  (Ende 
1900).  Seit  Anfang  1902  deuten  die  Symptome  auf  Lungenabszess  bezr. 
-gangrän  hin.  Es  wird  die  Aufnahme  in  die  Klinik  zur  genaueren  Beobach- 
tung und  etwaigen  Operation  geraten  und  befolgt  (3.  VI.  02)  und  es  wird 
hier  das  Vorhandensein  eines  mit  Luft  und  Flüssigkeit  gefüllten  Hohlraumes 
im  Bereich  des  rechten  Ober-  und  Mittellappens  festgestellt.  Eane  Probe- 
punktion (10.  VL  02)  ergibt  aber  statt  des  erwarteten  Eiters  eine  seröse  und 
sterile  Flüssigkeit.  Zwischen  dem  18.  und  20.  VI.  02  (cf.  auch  Temperatar- 
kurve) ändert  sich  das  Krankheitsbild  und  die  Untersuchung  lässt  denn  anch 
bald  keinen  Zweifel  mehr  über  das  Vorhandensein  eines  Pyopneumothorax  be- 
stehen, bei  dessen  Punktion  ein  äusserst  übelriechendes,  jauchiges,  mit  Qu 
vermischtes  Exsudat  zutage  gefördert  wird.    Operation. 

Wir  haben  also  einen  Lungenabszess  bezw.  eine  zirkumskripte  Gangrän 
des  rechten  Ober-  und  Mittellappens,  von  der  aus  sich  ein  Durchbruch  nacl 
der  Pleurahöhle  vorbereitet.  Daneben  reaktive,  rein  seriöse  Entzündung  der 
Pleura  (Punktion  eines  seriösen  und  sterilen  Exsudates).  Dann  Durchbrach 
und  Pyopneumothorax  rechts.  Dass  man,  nachdem  der  Durchbrach  d« 
Abszesses  in  die  Pleurahöhle  erfolgt  war,  also  ein  jauchiger  Pyopneumothorax 
bestand,  zur  baldigen  Operation  schritt,  war  selbstverständlich  und  den  Nutzen 
dieser  Operation  wird  wohl  niemand  bezweifeln.  Wohl  aber  darf  angesichts 
des  Verlaufs  die  Frage  erhoben  werden,  ob  die  Operation  nicht  auch  bereits 
vorher  hätte  ausgeführt  werden  können.  Darauf  möchte  ich  für  meine  Persoo 
mit  ja  antworten.  Selbst  wenn  Tuberkulose  mit  im  Spiel  sein  sollte,  was 
aber  keineswegs  bis  jetzt  erwiesen  ist,  konnte  der  sicher  und  genügend  ge- 
nau lokalisierte  Abszess  operativ  in  Angriff  genommen  werden.  Der  Dureh- 
bruch  in  die  Pleurahöhle  wäre  dann  wohl  unterblieben.  Das  Resultat  der 
ersten  Probepunktion  —  rein  seriöses  steriles  Exsudat  —  darf  dem  nicht 
entgegengehalten  werden.  Denn  dieses  Exsudat  erklärt  sich  wohl  zwanglos 
als  die  Reaktion  von  Seite  der  Pleura  in  der  Nahe  eines  Eiterherdes.  Solches 
beobachtet  man  wohl  auch  bei  Eiterungen  in  der  Nähe  der  Gelenke,  indem 
hier  ebenfalls  zunächst  ein  seriöser  Erguss  auftritt.  Der  rasdie  Verlauf  hat 
unsere  diagnostischen  Erwägungen  überholt.  Das  Befinden  des  Knaben  hat 
sich  nach  der  Operation  subjektiv  und  objektiv  sehr  rasch  gebessert.  Der 
jugeDdliche  Körper  überwindet  ja  schwere  Lungenerkrankungen  bisweilen  er- 
staunlich rasch.  So  ist  auch  hier  zum  mindesten  eine  Verlängenmg  des 
Lebens  zu  erwarten.  Die  Prognose  bleibt  aber  in  unserem  Fall  deshalb  ernst 
und  zweifelhaft,  weil  die  Annahme  einer  bereits  bestehenden  amyloiden  De- 
generation (Lebermi Iz vergrösser ung,  Eiweiss  im  Harn)  vorläufig  wenigstens 
nicht  ganz  zurückgewiesen  werden  kann. 

Kareoski  (29).    Die  Schwierigkeit  der  Behandlung  der  Lungenabszesse 
liegt  nicht  in  der  Technik  der  Behandlung,  sondern  in  der  exakten  Diagnostik. 

Über  die  Ätiologie  gehen   die  Ansichten  der  Chirurgen   insofern  aus- 
einander, als  die  Chirurgen  Lungenabszesse  nach  der  genuinen   Pneumonie 


Schulz,  Yerletzuiigen  und  cbirurg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  49]. 

für  häufig  halten,  die  Internisten  aber  für  selten,  was  aber  von  der  Verschie- 
denheit des  Materials  herrühre.  Häufig  sei  der  Abszess  auch  nach  Influenza- 
Pneumonie.  Eine  besondere  Rolle  beanspruche  wegen  der  schlechteren  Pro- 
gnose der  Fremdkörperabszess.  Die  Entfernung  des  Fremdkörpers  gelinge 
nicht  immer  und  damit  sei  die  Ausheilung  des  Abszesses  unmöglich.  Um- 
gekehrt heile  nach  Entfernung  des  Fremdkörpers  (Bronchoskopie)  der  Abszess 
öfters  spontan.  Ebenfalls  ungünstig  seien  die  septischen  Abszesse,  doch  habe 
Tuffier,  auf  dessen  Statistik  Vortragender  sich  vorwiegend  stützt,  unter 
sechs  septischen  bezw.  pjämischen  Abszessen  vier  Heilungen  gesammelt.  Was 
die  von  den  Internisten  angenommenen  durchbrechenden  Empyeme  der  Pleura 
betrifft],  so  meint  Eareoski,  dass  das  umgekehrte  Verhalten  häufiger  sei, 
und  die  Empyeme  Folge  der  Abszesse  seien.  Endlich  kommen  ätiologisch 
noch  in  Betracht  Leberabszesse,  subphrenische  Abszesse,  vereiternde  Bronchial- 
drüsen, Ulcus  venti'iculi,  Strumitis,  Wirbelabszesse  u.  dgl. 

Zur  Indikation  der  Operation  ist  zwar  zuzugeben,  dass  eine  beträcht- 
liche Zahl  von  Lungenabszessen  spontan  ausheilt;  mit  Rücksicht  auf  die 
besseren  Chancen  bei  frühzeitigem  Eingriff  (Abszesswand  noch  nicht  schwartig) 
ist  die  Operation  bei  sicherem  Abszess  immer  indiziert,  wenn  die  Spontan- 
heilung nicht  rasch  eintritt. 

Vortragender  weisst  noch  auf  die  von  Gerhardt  für  die  Bronchi- 
ektasien  angegebenen  multiplen  rheumatischen  Gelenksschwellungen  hin,  welche 
zuweilen  auf  die  Diagnose  des  Abszesses  führen  können,  wofür  er  ein  Bei- 
spiel anführt.  Vortragender  bespricht  kurz  die  Chancen  der  Operation,  die 
bei  frischem  Abszess,  jugendlichem  Brustkorbe,  Sitz  iin  Unterlappen  und 
Kommimikation  mit  einem  grösseren  Bronchus  günstiger  seien,  als  bei  um- 
gekehrten Verhalten.  Pleuraverwachsungen  seien  nicht  durchaus  nötig,  könnten 
aber  mit  Terpentinseide  leicht  erzeugt  werden.  Die  Spontanheilung  ab- 
zuwarten, biete  Gefahren,  der  Abszess  könne  chronisch  werden,  zu  Sepsis 
führen;  und  auch  nach  erscheinender  Spontanheilung  komme  es  noch  zu 
Rezidiven. 

Zur  Technik  bemerkt  Vortragender,  dass  die  Pneumotomie  für  frische 
Abszesse  der  Pneumoektomie  vorzuziehen  sei. 

Killian  (32)  berichtet  folgenden  interessanten  Fall  von  Fremdkörper- 
entfemung  aus  dem  Bronchus  mittelst  Bronchoskopie: 

Der  29  jährige  S.  St.  wandte  sich  am  16.  August  1908  an  mich  mit  der  Angabe,  dass 
ihm  ein  Pfennigstück  ,im  Halse*   stecke.    Es  sei  auf  folgende  Art  dorthin  geraten: 

Als  Liebhaber  von  Kunststückchen  und  Gaukeleien,  wollte  er  vor  seiner  Schwester  ein 
Pfennigstftck  in  den  Mund  nehmen,  «dasselbe  von  da  in  die  Nase  überwandem  lassen'  und 
aus  dieser  wieder  herausziehen.  Die  Täuschung  der  Zuschauerin  sollte  durch  ein  zweites 
Pfennigstück  bewirkt  werden,  welches  er  unbemerkt  in  sein  linkes  Nasenloch  hineinschob. 
Im  geeigneten  Augenblicke  sollte  diese  letztere  Münze  mit  eindrucksvoller  Geberde  aus  der 
Nase  herausgeholt  werden.  Eben  sei  er  so  aufs  beste  vorbereitet  vor  seine  Schwester  hin- 
getreten, habe  ihr  kurz  angekündigt,  welches  Kunststück  er  jetzt  auszuführen  im  Begriff 
sei  and  wollte  bei  leicht  rückwärts  gebeugtem  Kopfe  gerade  ein  anderes  Pfennigstück  in 
den  Mund  einführen,  als  die  vorher  in  die  linke  Nasenhöhle  eingeschmuggelte  Kupfermünze 
ins  Bollen  kam,  in  den  Hals  glitt  und  in  der  Tiefe  verschwand.  Sofort  habe  ihn  eine 
grosse  Angst  befallen,  er  sei  blass  geworden  und  kalter  Schweiss  sei  ihm  auf  die  Stime 
getreten.    Gleich  darauf  habe  er  sich  an  einen  Arzt  gewandt,  der  ihn  zu  mir  verwies. 

Auf  mein  Befragen  erklärte  mir  der  Kranke,  dass  er  deutlich  wahrnehme,  wie  das 
Geldstück  durch  Hustenstösse  in  Bewegung  gerate.  Als  Sitz  des  Fremdkörpers  wurde  das 
Jngalum  angegeben  und  zwar  mit  Bestimmtheit  mehr  die  linke  Seite.  Hustenreiz  bestand 
nicht;  die  Atmung  war  vollständig  frei, 


^2  JabreBbericfat  fttr  Chirargie.    II.  Teil. 

Um  mich  ttber  die  Sachlage  aufzuklären,  nahm  ich  zunächst  eine  Untersnchang  idt 
dem  Kehlkopfspiegel  vor;  nach  sorgfältignr  Einstellung  waren  sofort  die  ganze  Laftröbi«, 
der  Bifurkationssporn  und  der  rechte  Bronchus  zu  fibersehen.  Tief  in  dem  letzteren  erblickte 
ich  den  Fremdkörper.  Derselbe  lag  mit  der  Kante  nach  oben  und  gab  sich  durch  seioeD 
rötlichen  Glanz  als  Kupfermünze  zu  erkennen. 

Die  Entfernung  des  Fremdkörpers  nahm  ich  gleich  darauf  in  meiner  Privatklinik  im 
Martinstift  Tor,  wo  mir  drei  Schwestern  Hilfe  leisteten. 

Nach  Kokainisierung  des  Kehlkopfes  und  des  oberen  Teiles  der  Luftröhre  fahrte  ieh  eine 
ca.  28  cm  lange  und  9  mm  weite  Röbre  durch  Mund  und  Kehlkopf  des  auf  einem  Stuhle 
sitzenden  Patienten  ein,  kokainisierte  durch  das  Rohr  hindurch  den  untersten  Tefl  der 
Trachea  und  den  rechten  Bronchus  und  beleuchtete  mit  der  elektrischen  Stirnlampe.  Zaniefast 
erblickte  ich  in  der  Tiefe  des  rechten  Bronchus  eine  dicke  weisse  Linie,  welche  wie  eine 
Sehne  den  idealen  Querschnitt  des  rechten  Bronchus  überspannte.  Bei  weiterem  Vor 
schieben  des  Rohres  und  genauerer  Einstellung  liesa  sich  dann  das  Pfennigstück  als  solches 
an  Form  und  Kupferglanz  sehr  scharf  erkennen. 

Ungeberdigkeit  des  Patienten  und  das  Hinabfliessen  von  Mundflüssigkeit  in  die  Trachea 
geboten  zunächst  Halt.  Nachdem  dann  der  Kranke  durch  Zuspruch  beruhigt  und  das 
Gesichtsfeld  durch  einige  kräftige  Hustenstösse  freigemacht  war,  rückte  ich  mit  der  Sonde 
die  Münze  in  eine  mir  zusagende  Lage,  fasste  sie  mit  der  Zange  und  zog  sie  zugleich  mit 
der  Röhre  durch  Trachea  und  Kehlkopf  hindurch  heraus.  Sie  fiel  in  den  Mund  und  der 
Patient  spuckte  sie  in  die  yorgehaltene  Schale.  Der  ganze  Eingriff  yerÜef  ohne  jede 
nennenswerte  Reaktion.  Nur  mit  Mühe  konnte  ich  den  Patienten  überreden,  eich  ein  paar 
Tage  Schonung  zu  gönnen. 

Der  vorstehende  Fall  spricht  genügsam  für  sich,  so  dass  ich  mir  eine 
weitere  Erörterung  desselben  ersparen  kann.  Es  ist  der  zweite,  in  welchem 
Killian  sich  vor  die  Aufgabe  gestellt  sah,  einen  Fremdkörper  aus  dem  Bron- 
chus zu  entfernen.  Beide  Male  konnte  diese  Aufgabe  mit  Hilfe  der  oberen 
Bronchoskopie  rasch  gelöst  werden.  ;,Möge  daher  diese  Veröfifentlichung  dazu 
beitragen,  der  machtvollen  Methode  immer  mehr  Freunde  zu  erwerben*',  so 
schliesst  Killian  seine  interessante  Mitteilung. 

Arnsperger  (2)  berichtet  einen  Fall  von  Lungentumor,  bei  dem  die  Köntgendurck- 
leuchtung  und  Röntgenphotograpbie  in  besonders  schöner  Weise  zur  Sicherung  der  Diagnose 
und  zur  lllustriernng  des  pathologischen  Befundes  in  vivo  beigetragen  hat. 

Es  handelt  sich  um  einen  84jfthrigen  Mann,  welcher  schon  seit  2  Jahren  Beschwerdeo 
von  Seiten  der  Lunge  hat.  Vor  zwei  Jahren  war  Patient  acht  Tage  krank  an  Hosten  und 
blutigem  Auswurf,  mit  allgemeiner  Mattigkeit  und  Nachtschweissen.  Er  entleerte  damals 
öfter  mundvollweise  dunkelrotes  schaumiges  Blut,  erholte  sich  aber  bald  wieder.  Nor 
hatte  er  seitdem  ständig  Husten  und  schleimigeitrigen  geballten  Auswurf,  welcher  öfter 
Blutspnren  enthielt,  in  der  letzten  Zeit  auch  Brustschmerzen,  Schmerzen  ausstrahlend  nach 
dem  linken  Arme,  Atembeschwerden  und  Heiserkeit  Der  Patient  wurde  zeitweilig  ärztlich 
behandelt  und  anscheinend  die  Krankheit  stets  als  Lungenphthise  angesehen. 

Am  27.  Oktober  1902  bot  er  bei  der  Untersuchung  in  der  Ambulanz  der  medizinischen 
Klinik  folgenden  Befund: 

Kräftiger  Mann  in  gutem  Ernährungszustände.  Keine  Zeichen  von  Kachexie.  Heiser- 
keit durch  linke  Rekurrenzparese.    Linke  Thorazhälfte  bleibt  bei  der  Atmung  zurQck. 

In  der  linken  Supraklavikulargrabe  voller  Schall,  von  Clavicula  bis  zur  8.  Rippe  hell- 
tympanitiscber  Schall,  von  der  3.  Rippe  abwärts  intensive  Dämpfung,  welche  nach  unten  m 
die  Herzdämpfung  übergeht,  nach  links  in  halbkreisförmiger  Begrenzung  bis  zur  Paramam- 
millarlinie  sich  erstreckt,  nach  rechts  etwas  ttber  den  rechten  Stemalrand  reicht,  und  zwar 
mit  gerader  Begrenzung.  In  der  linken  (Lungenseite)  Seite  ist  der  Lungenschall  etwas 
gedämpft  tjmpanitisch,  hinten  von  oben  bis  unten  normal,  nur  in  den  alleruntersten  Partien 
ist  Dämpfung  zu  konstatieren.  Das  Atemgeräusch  war  dort  bronchial,  sonst  vesikulftr,  im 
Bereiche  des  tympanitischen  Schalles  abgeschwächt,  im  Bereiche  der  absoluten  Dämpfung 
aufgehoben,  ebenso  wie  auch  der  Stimmfremitus.  Die  rechte  Lunge  und  das  Herz  wiesen 
keinen  abnormen  Befund  auf. 

Die  Diagnose  wurde  nach  diesem  Befunde  und  nach  der  Anamnese  auf  Tumor  am 
Hilus  der  linken  Lunge  gestellt. 

Die  Röntgendurchleuchtung  und  Photographie  bestätigte  die  Diagnose. 

Man  sah  einen  vom  Mediastinalscbatten  sich  nach  links  erstreckenden ,  weit  in  den 


Scholz,  Verleizangen  und  chimrg.  Krankbeitdn  der  Pleura  und  Lunge.  493 

linken  Thoraxraum  hineinragenden,  nach  links  halbkreisförmig  begrenzten  Schatten  mit 
ziemlich  scharfem  R«nde. 

Der  Schatten  hatte  seinen  Kern  etwa  in  der  Mitte  der  linken  Thorazhalfte  und  hebt 
sich  vom  Mediastinalschatten  bei  dorso-antiorer  Durchleuchtung  durch  grossere  Schatten- 
dichtigkeit ab.  Das  Herz  lässt  sich  auch  von  dem  fast  die  gleiche  Dichtigkeit  besitzenden 
Tamorschatten  abgrenzen,  doch  macht  der  Tumorschatten  bei  Drehungen  etwa  die  gleichen 
Bewegungen  wie  das  Herz.  Bei  yentro-dorsaler  Durchleuchtung  wurde  der  Tumorschatten 
mideutlicher.  Der  Schatten  bewegt  sich  bei  der  beschränkten  Atmung  der  linken  Thorax- 
hllfte  mit,  zeigt  weder  eigene  noch  mitgeteilte  Pulsation  und  bewegt  sich  beim  Schluckakt 
nickt  mit.  Die  rechte  Zwerohfellhälfte  bewegt  sich  gut,  die  rechte  Lunge  ist  rein  durch- 
ächtig,  die  linke  Lungenspitze  ist  auch  ganz  klar,  nach  abwärts  wird  das  Lungenfeld  etwas 
trfiber  als  rechts.  Links  unten  Iftsst  sich  besonders  bei  ventro-dorsaler  Durchleuchtung  ein 
kleines  Pleuraexsudat  nachweisen. 

Der  Kranke  wurde  dann  am  80.  Oktober  1902  in  die  Klinik  aufgenommen,  wo  durch 
genaue  Beobachtung  und  Dntersuchung  noch  festgestellt  wurde,  dass  kein  Fieber  bestand, 
ebenso  keine  Nacbtschweisse ,  dasa  das  schleimig  -  eiterige ,  zeitweise  auch  etwas  blutige 
Sputum  keine  Tuberkelbazillen,  keine  reichlicheren  elastischen  Fasern,  aber  auch  keine 
charakteristischen  Formelemente,  etwa  Geschwulstpartikelchen,  enthielt,  wohl  aber  ziemlich 
reichlich  FettkOmchenzellen  und  polymorphe  polygonale  Zellen  einzeln  und  in  Haufen,  wie 
schon  bei  Tumor bildongen  in  der  Lunge  beobachtet,  für  die  Diagnose  aber  noch  nicht  recht 
Terwendbar  sind. 

Im  Verlauf  stieg  das  pleuritische  Exsudat,  so  dass  es  wegen  stärkerer  Yerdrängungs- 
erscheinongen  am  8.  November  entleert  werden  musste.  Es  wurden  entleert  1050  com  einer 
hämorrhagischen  seriGsen  Flflssigkeit  vom  spez.  Gewicht  1020/1022,  welche  rote  Blut- 
körperchen und  Lymphocyten,  keine  Tuberkelbazillen  enthielt.  Der  Befund  nach  der  Punktion 
war  etwa  der  gleiche  wie  früher,  nur  dass  das  Atemgeräusch  links  vorne  fast  überall  völlig 
aufgehoben  war. 

Das  Exsudat  stieg  wieder  an  bis  zum  11.  November,  sank  aber  dann,  so  dass  heute 
nur  noch  wenig  nachzuweisen  ist.  Der  Befund  hat  sich  nicht  im  wesentlichen  verändert, 
die  Dämpfung  und  entsprechend  der  Schatten  sind  weiter  nach  links  ausgedehnt,  der  Me- 
diastinalschatten  ist  auch  breiter  geworden.  Drüsenschwellungen  in  Axilla  und  Supra- 
klavikulargrube  sind  nicht  aufgetreten. 

Vortragender  geht  auf  die  Differentialdiagnose  ein,  welche  die  Erank- 
heitBbilder  Phthise,  Pleuritis  exsudativa,  Aneurysma  aortae,  Mediastinaltumor 
und  Pleuratumor  in  Betracht  ziehen  muss,  und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass 
es  sich  nach  Anamnese,  physikalischem  Befund  und  Röntgenbefund  um  einen 
Tumor  am  Hilus  der  linken  Lunge  handelt,  welcher  von  Elementen  der  Lunge 
primär  ausgegangen  ist  und  vielleicht  auch  schon  zu  Metastasen  in  den 
Mediastinaldrüsen  Anlass  gegeben  hat.  Da  Sarkom  und  Enchondrom  selten 
primär  in  der  Lunge  vorkommen,  so  neigt  Vortragender  trotz  des  relativ 
jugendlichen  Alters  des  Patienten  zur  Annahme  eines  Karzinoms.  Den  Aus- 
gangspunkt desselben  zu  bestimmen,  ob  von  den  Lungenalveolen ,  dem  Bron- 
chialschleimhautepithel oder  dem  Bronchialschleimdrüsenepithel ,  ist  nicht 
möglich. 

Vortragender  bespricht  noch  besonders  die  Bedeutung  des  Sputums  für 
die  Diagnose  des  Lungentumors,  die  Röntgendiagnostik  der  Lungentumoren 
nach  den  bisherigen  Mitteilungen  in  der  Literatur  und  deren  Anwendung  auf 
den  vorliegenden  Fall. 

Garre  und  Quincke  (18).  Dieser  Grundriss  der  Lungenchirurgie  ist 
aus  den  Referaten  entstanden,  die  Garr^  und  Quincke  im  September  1901 
bei  der  Hamburger  Naturforscherversammlung  über  den  Gegenstand  zu  er- 
statten hatten.  Die  dort  gegebenen  Erörterungen  des  Internen  über  die 
Pathologie  und  die  Diagnose  der  Lungeneiterungen  brauchten  für  den  Grund- 
riss nur  wenig  umgearbeitet  zu  werden,  während  der  Chirurg,  dem  praktischen 
Zwecke  des  Buches  entsprechend,    weit  mehr   auf  Einzelheiten    einzugehen 


4d4  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

und  die  Technik  ausführlicher  zn  behandehi  hatte,  als  in  dem  damahgen 
Referate. 

Nach  einleitenden  anatomischen  Bemerkungen  folgt  ein  grösserer  Ab- 
schnitt über  die  Pathologie  nnd  Diagnose  der  Longenoperationen:  akute  und 
chronische  Abszesse,  Fremdkörperabszesse.  Danach  kommt  ein  allgemeines 
Kapitel  über  die  Lnngenoperationen,  über  die  spezielle  Technik,  die  Nacb- 
behandlung  und  die  Komplikationen  der  Operation. 

Des  weiteren  werden  besprochen  die  Operationen  bei  den  einzelnen 
Formen  der  Lungenerkrankungen  und  die  erzielten  Erfolge  bei  Abszessen, 
Gangrän,  Bronchiektasien,  Tuberkulose,  Aktinomykose,  Fisteln,  Echinococcus, 
Neubildungen,  Fremdkörpern,  Verletzungen  und  Hernien  der  Lungen. 

Ein  Verzeichnis  der  vrichtigsten  Veröffentlichungen  über  Lungenchirorgie 
bildet  den  Schluss  der  Monographie,  die  den  augenblicklich  erreichten  Stand- 
punkt in  der  Lungenchirurgie  in  klarer  Weise  zusammenfasst  und  damit  i&a 
Weg  zu  allgemeinerer  Anwendung  der  chirurgischen  Behandlungsmethode  ebnet 

Lange  (34).  Nach  einer  Lungenentzündung  vor  4  Jahren  erholte  sich 
Patient,  ein  24 jähriger  Bauer,  nicht,  hustete  immer,  magerte  ab  und  kam 
sehr  herunter.  Morgens  mehrmals  maulyoUe  Expektoration  von  Eiter.  Bei 
der  Untersuchung  rechte  Brusthälfte  eingesunken,  starke  Dämpfung,  ampho- 
risches  Atmen  in  der  oberen  Hälfte.  Operation:  Resektion  Yon  6  cm  der 
zweiten  Rippe  rechts,  Inzision  4  cm  tief  in  die  adhärente  Lunge  mit  Messer 
und  Paquelin,  Tamponade,  da  Eiter  nicht  gefunden  wurde.  Nach  ein  paar 
Tagen  reichliche  Eiterabsonderung,  mit  der  Sonde  kam  man  in  eine  kleine 
Höhle,  aus  der  reichlich  Eiter  entleert  wurde,  Auswurf  wurde  geringer.  Pat. 
wurde  gebessert  mit  einer  Lungenfistel  entlassen. 

Petersen  (44).  Bei  einem  16jährigen  Knaben  entstand  ein  gangränöser 
Lungenabszess  infolge  Einatmens  einer  Ähre  bei  der  Heuernte.  14  Tage 
später  Fieber,  fötide  Exspirationsluft ,  später  Eiter  bei  der  Probepunktion, 
Entleerung  eines  faustgrossen  Abszesses  im  unteren  rechten  Lungenlappen. 
Heilung. 

Josephson  (27).  In  einem  Falle  von  primärem  Lungenkrebs  mit 
hämorrhagischem  Pleuraexsudat  gelang  es  Verf.,  in  diesem  Exsudat  sowie  im 
Sputum  Krebszellen  nach  folgender  Methode  nachzuweisen:  Zentrifugieren, 
Zusatz  von  Alcoh.  absol..  Einbetten  des  Bodensatzes  in  Paraffin  oder  Gelloidin 
und  Färben  der  Schnitte.  Das  Sputum  lässt  man  den  Pat.  direkt  in  absolut^i 
Alkohol  spucken.     Die  Zellen  zeigten  schöne  Mitosen. 

Oberthür  (39).  Neuritiden  sind  bekanntlich  keine  seltenen  Begleit- 
erscheinungen bei  Karzinomerkrankungen;  vermutlich  sind  sie  autotoxiscben 
Ursprungs.  Verf.  ist  nun  in  der  Lage,  eine  Beobachtung  mitzuteilen,  wo  die 
Erscheinungen  der  Polyneuritis  das  Krankheitsbild  beherrschten  und  die 
Krebskrankheit  erst  am  Sektionstisch  diagnostiziert  wurde. 

82jährige  Frau;  seit  Jahresfrist  leichte  Ermüdbarkeit  bei  Bew^ungen, 
vage  Schmerzen  in  Brust,  Wirbelsäule  und  Schultern;  beginnende  Abmagerung; 
später  Husten  mit  Blutauswurf;  weiterhin  krampfartige  Schmerzen  in  den 
Extremitäten  und  längs  der  Wirbelsäule,  rasch  zunehmende  Muskelatrophie. 
Nervendruckpunkte,  Muskeldruckempfindlichkeit;  Sebnenreflexe  herabgesetzt, 
später  aufgehoben;  Hyperästhesie  bei  Lokalisationsfehlem  bezüglich  appli- 
zierter Hautreize.  Zunehmende  Dyspnoe.  Die  Lungenperkussion  ei^bt  links 
starke,  rechts  geringe  Dämpfung;  auskultatorisch  fehlt  links  fast  jedes  Atem- 


Schulz,  Yerletzungen  and  ohimrg.  Krankheiten  der  Pleura  und  Lunge.  495 

geräuscb,  rechts  unten  Reiben,  verschärftes  Atmen  und  vereinzelte  feinblasige 
Rasselgeräusche  hörbar. 

Pat.  verfäUt  immer  mehr,  lässt  Kot  und  Urin  unter  sich,  wird  komatös 
und  stirbt  schliesslich  im  Koma. 

Die  Sektion  ergibt  ein  primäres  Karzinom  der  linken  Lunge,  von  den 
Bronchien  ausgehend,  Einbruch  in  die  Lungenvene  und  sodann  rasche  Dis- 
semination  über  alle  Regionen  des  Körpers,  allgemeine,  stellenweise  miliare 
Karzinose,  karzinomatöse  Pleuritis.  Die  Nerven  zeigen  neuritische  Yerände- 
nmgen,  wie  sie  der  Kachexie  angehören.  Zudem  waren  die  peripheren 
Nervenendigungen  teils  durch  —  wohl  autotoxische  —  myositische  Prozesse  in 
den  Muskeln,  teils  durch  Kompression  seitens  krebsiger  Massen  geschädigt. 

Eschenhagen  (15).  Die  schon  seit  mehreren  Jahren  bestehende  Ghole- 
lithiasis  hatte  auf  dem  Wege  der  Cholecystitis  und  Cholangitis  zu  einer  ad- 
häsiven Peritonitis  und  zu  multiplen  Leberabszessen  geführt.  Durch  Durch- 
bmch  eines  dieser  Abszesse  in  die  Lunge  entstand  eine  Gangrän,  die  plötzlich 
durch  massenhaften,  eitrigen,  stinkenden  Auswurf  in  die  Erscheinung  trat. 

Li  der  Folgezeit  trat  häufig  im  Auswurf  reine  Galle  auf,  was  sich  bei 
der  Sektion  (Patient  ging  nach  einigen  Monaten  an  Entkräftung  zugrunde) 
dadurch  erklärte,  dass  die  ursprüngliche  Abszesshöhle  zur  Ausheilung  gelangt 
war  und  sich  in  eine  mit  Galle  gefüllte  Höhle  verwandelt  hatte,  die  durch 
einen  mit  Granulationen  ausgekleideten  Fistelgang  mit  einem  Bronchus  in 
Verbindung  geblieben  war. 

Bogorad  (5)  berichtet  zwei  Fälle  von  Fremdkörpern  in  den  Bronchien: 

1.  Einem  8  Jahre  alten  Knaben  geriet  vor  2  Wochen  die  metallische 
Hülse  eines  Bleistiftes  in  den  linken  Bronchus.  Husten  vom  dritten  Tage 
nach  dem  Unfall,  viel  eiteriger  Auswurf.  Linke  Lunge  atelektatisch.  Tracheo- 
tomie;  zweimalige  Versuche,  die  Hülse  mit  verschiedenen  Instrumenten  zu 
fassen,  blieben  erfolglos:  sie  war  stark  eingekeilt  und  sah  mit  der  Öffnung 
nach  oben.  Nach  dem  zweiten  Versuch  besonders  starker  Hustenanfall,  wobei 
die  Hülse  ausgehustet  wurde.    Heiltmg. 

2.  Einem  24  Jahre  alten  Mann  geriet  vor  einem  Jahre  und  8  Monaten 
ein  metallischer  Hemdknopf  in  den  Bronchus  des  rechten  unteren  Lungen- 
lappens. Es  werden  kolossale  Mengen  eiterigen  Auswurfs  entleert.  Keine 
Lungengangrän ,  keine  Tuberkelbazillen.  Zweizeitige  Pneumototie.  Nach 
Probepunktionen  wird  2—2,5  cm  tief  mit  dem  Paquelin  eingegangen  in  der 
Richtung,  wo  Eiter  punktiert  wurde ;  es  wurden  mehrere  Höhlen  im  Lungen- 
parenchym eröffnet.  Tamponade.  Es  wurde  nun  viel  weniger  Schleim  aus- 
gehustet. Nach  einigen  Tagen  konnte  man  mit  einem  Katheter  einen  Gang 
in  die  Tiefe  finden,  wo  scheinbar  etwas  Hartes  lag.  Drainage;  seitdem  kein 
Auswurf  mehr.  Noch  etwas  später  ging  man  teils  mit  dem  Paquelin,  teils 
stumpf  8 — 9  cm  tief  ein.  Doch  trat  venöse  Blutung  auf,  die  auf  Tamponade 
stand,  beim  nächsten  Verbandwechsel  wiederkehrte  und  nach  weiteren  drei 
Tagen  zu  kolossaler  Hämoptoe  und  Exitus  führte.  Bei  der  Sektion  fand 
man  den  verrosteten  Knopf  in  der  Nähe  des  Endes  des  Ganges.  Die  Blutung 
kam  aus  einer  benachbarten  grossen  Vene;  eine  Eiterhöhle  wurde  nicht  ge- 
funden; es  handelte  sich  also  um  einen  zirkumskripten  Bronchialkatarrh. 

O'Conor  (40).  Auf  84  Fälle  von  Echinococcus,  die  der  Verfasser  im 
Laufe  von  acht  Jahren  in  Buenos-Ayres  operierte,  kamen  56  Leber-  und  nur 
drei  Lungenechinokokken.  Es  ist  in  jedem  Falle  nötig,  die  genauere  Lage 
derselben    durch    Probepimktion   festzustellen,    dieselbe  sollte    aber   nur    in 


496  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.     iL  Teil. 

Narkose  und  auf  dem  Operationstische  gemacht  werden,  damit  man  die  nötige 
Operation  sofort  aosschliessen  kann.  Die  Operation  besteht  in  der  Resektion 
mehrerer  Rippen  und  freien  Inzision  der  Pleura,  die  Lunge  wird  dann  sofort 
mit  Eugelzangen  gefasst  und  in  die  Wunde  vorgezogen,  hierdurch  vermeidet 
man  am  besten  den  Pneumothorax.  Die  vorgezogene  Lunge  wird  wiedemm 
punktiert  und  nun  unter  Leitung  der  Nadel  ein  Einschnitt  gemacht.  Sobald 
die  Cyste  erö£Fhet  ist,  wird  die  fibröse  Kapsel  und  die  Lungenwunde  mit  der 
Haut  vernäht.  Die  Wunde  wird  drainiert.  Die  drei  so  behandelten  Falle 
genasen  glatt. 

Valerie  (55)  nahm  an  Hunden  12  auf  die  Lungencbirurgie  sich  be- 
ziehende Experimente  vor,  aus  denen  er  folgende  Schlüsse  zieht:  Hintere 
Thoraxeinschnitte  begünstigen  die  Ausführung  der  totalen  oder  partiellen 
Pneumektomie  und  das  Anlegen  von  Nähten  an  der  konvexen  Fläche.  Alle 
Mittel,  die  beim  Verschliessen  der  Thoraxwunde  das  Aneinanderbringen  der 
Rippenbogen  erleichtem,  sind  angebracht,  zweckmässig  sind  starke  perikostale 
Seidenschlingen.  Bei  der  Lungennaht  sind  die  von  Lembert  und  von 
Apolito  zur  Enterrhaphie  empfohlenen  Methoden  vorzuziehen.  Bei  der 
Pneumektomie  ist  der  Eeilschnitt  vorzuziehen,  der  nach  Okklusion  der  an 
der  Schnittfläche  sichtbaren  Gefasse  und  Bronchien  die  Vemähung  der  Rander 
erleichtert.  Kann  keine  Vernähung  vorgenommen  werden,  dann  sind  zur 
Blutstillung  dünne  entkalkte  Enochenplättchen  das  beste  Mittel. 

Courmont  (9)  berichtet  einen  Fall  von  Fremdkörperpneumonie.  Ein 
26  Jahre  alter,  gesunder  Mann  hatte  eine  grosse  Tuchnadel  mit  Glasknopf 
zwischen  den  Zähnen,  als  ein  Freund  ihn  lachen  machte;  dabei  „verschlackte'^ 
er  die  Nadel.  Er  bekam  sofort  einen  heftigen  Hustenanfall,  der  aber  bald 
nachliess;  nur  ein  Gefühl  von  Stechen  blieb  in  der  Gegend  des  Zungenbeins 
zurück.  5  Tage  später  verlagerte  sich  die  Nadel  bei  einem  Hustenanfalle.  Ihre 
Spitze  steckte  jetzt  unter  der  Haut  in  der  Höhe  des  Larynx  am  vorderen 
Rande  des  rechten  M.  sternocleido.  Beim  Einschnitt  auf  diese  Stelle  aber 
entschlüpfte  die  Nadel  in  die  Luftwege  hinein.  Der  Kranke  fühlte  sie  nicht 
mehr,  aber  vom  nächsten  Tage  ab  traten  Schüttelfröste^  Nachtschweisse,  Stiebe 
in  der  Gegend  der  linken  Lungenbasis  auf. 

Einige  Tage  später  klagte  der  Patient  über  muskuläre  und  artikulare 
Schmerzen  in  den  Armen,  die  fast  unbeweglich  wurden.  Etwa  14  Tage  nach 
der  vergeblichen  Operation  wurden  aus  der  linken  Pleurahöhle  300  cbcm 
blutig  seröser  Flüssigkeit  entleert.  Schüttelfröste,  Fieber,  schmerzhafter 
Husten,  beschleunigte  Respiration  (60  in  der  Minute),  starke  Schweisse  Uessen 
aber  nicht  nach.  Eiterige  von  Blutstreifen  durchzogene  Sputa  wurden  in 
reichlicher  Menge  exspektoriert.  Der  Kranke  hatte  ein  ^jpyämisch'^-gelbliches 
Aussehen.  Nur  die  Schmerzen  in  den  Armen  konnten  durch  tägliche  Ver- 
abfolgung von  4  gr  Antipyrin  erleichtert  werden.  Links  hinten  unten  bestan- 
den von  der  Spitze  der  Scapula  abwärts  Dämpfung,  aufgehobener  Pektoral- 
fremitus,  bronchiale  Inspiration,  subkrepitierendes  Rassehi,  das  später  gross- 
blasig wurde.  Bei  manchen  Hustenanfallen  empfand  der  Kranke  Stiche  unter 
dem  Sterum. 

Einen  Monat  nach  dem  Unfälle  trat  der  Tod  ein. 

Die  Autopsie  ergab,  dass  der  Kopf  der  Nadel  am  Beginn  der  beiden 
Bronchen  zweiter  Ordnung  lag,  die  nach  dem  linken  Unterlappen  führen. 
Sie  waren  mit  Eiter  gefüllt;  der  Unterlappen  selbst  war  der  Sitz  einer  Broncho- 
pneumonie, deren  Herde  sehr  dicht  aneinander  stiessen.    Die  linke  Plenra- 


Pagenstecher,  Verletzungen  u.  cbirurg.  Krankheiten  der  Bauchwand  etc.       407 

hohle  war  leer,  nur  waren  die  Pleurablätter  etwas  verdickt  und  leicht  ver- 
klebt. Die  Spitze  der  8  cm  langen  Nadel  lag  dem  unteren  Abschnitte  der 
rechten  Tracheawand  an,  in  die  sie  sich  bei  heftigen  Hustenstössen  hineingebohrt 
haben  musste,  man  sah  einzelne  Einstichstelleii  mit  neurotischem  Rande,  von 
denen  eine  in  eine  kurze  Fistel  zwischen  äusserer  Tracheawand  und  visceraler 
Pleura  führte,  eine  zweite  in  einen  trichterförmig  gespalteten  Abszess  des 
rechten  Lungenoberlappens.  Der  Abszess  hatte  die  Grösse  einer  Nuss,  seine 
Wand  war  unregelmässig  buchtig,  an  einzelnen  Stellen  nekrotisch,  aber  ohne 
Gangrängeruch. 

In  dem  obersten  Abschnitte  der  Trachea  sah  man  noch  die  Spuren  von 
Stichen,  deren  deutlichster  in  der  Höhe  der  ersten  Trachealknorpel  liegender 
jedenfalls  den  Weg  angab,  den  die  Nadel  genommen  hatte,  als  sie  anfangs 
bis  unter  jdie  Haut  des  Halses  vorgednmgen  war. 


X. 


Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der 
Bauchwand  und  des  Peritoneum. 


Referent:  E.  Pagensteclier,  Wiesbaden. 


Die  mit  *  Yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Bauch.    Allgemeines. 

1.  Albanns,  Thrombosen  and  Embolien  nach  Laparotomien,  v.  ßranssche  Beitr.  1908. 
Bd.  40.  Heft  2. 

2.  Andrew,  The  height  of  the  diaphragm  in  relation  to  tbe  position  of  certain  abdo- 
minal viscera.    The  Lancet  1903.  March  21. 

3.  Andrews,  The  drowning  of  patients  in  faecal  vomit  daring  Operations  for  intestinal 
obetraction  and  septic  Peritonitis.    Annais  of  snrgery  1903.  Jane. 

4  D'Antona,  Ligatara  della  seconda  ipogastrica  nello  stesso  individao.  Atti  della  R. 
Accademia  med.-chir.  di  Napoli  1903.  Nr.  1. 

5.  Asthoewer,  Die  Aufklappnng  des  Rippenbogens  zar  Erleichterang  operativer  Ein- 
griffe im  Hypochondriam  and  Zwerchfellkappelraum.  Zentralblatt  fOr  Chirurgie  1903. 
Nr.  46. 

6.  Bar  res,  Traamatisme  de  Tabdomen;  mort  par  inhibition.  Qazette  des  höpitaux  1903. 
Nr.  81. 

7.  Becker,  Grandregehi  fOr  die  Anfertigung  yon  Bauchbinden.  Die  Erankenpflege  1902/3. 
Bd.  2.  Heft  6. 

8.  B  a  r  c  i ,  E.,  Ricerche  sperimentali  suUe  conseguenze  patologiche  e  sulla  riparazione  delle 
estese  perdite  di  sostanza  del  peritoneo  parietale.    Lo  Sperimentale  1903,  fasc.  5. 

9.  Ganac-Marqais,  Technique  of  cholecystostomie  and  a  new  method  of  abdominal 
sntnriog.    Sep.-Abdr. 

JfthrMberieht  für  Chirorgla  1908.  32 


496  Jahresbericht  für  Ghinirgie.    IL  Teil. 

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11.  *D6derlein,  Ober  die  Tampondrainage  der  BeckenbauchhShle  bei  LaparotomieiL 
Hegars  Beitrage  zur  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  1908.  Bd.  VII.  Heft  2. 

12.  Dreist,  Ober  Ligatur  und  Kompression  der  Arteria  iliaca  communis.  Deufesehe  Zeit- 
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18.  Fischer,  The  gauze-bearing  tape  and  the  gravity  päd  in  pelvic  and  abdominal  mir. 
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14.  Franz,  Ober  die  Bedeutung  der  Brandschorfe  in  der  Bauchhöhle.  Zeitschrift  fttr  G«- 
burtohilfe  und  Gynäkologie  1902.  Bd.  XLVIL  A.  1. 

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18.  Madelung,  Ober  intraperitoneale  Digitalkompression  von  Beekenblutgeffissen.  DentBcfae 
Zeitschrift  für  Chirurgie  1903. 

19.  Marwedel,  Die  Aufklappung  des  Rippenbogens  zur  Erleichterung  operativer  Ein- 
griffe im  Hypochondrium  und  im  Zwerchfellkuppelraum.  ZentralbL  für  Chinugie  1903. 
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20.  Menge,  Ober  den  suprasymphysftren  Fascienquerschnitt  nach  Pfannenstiel.  Monat- 
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21.  ^Micheli,  T.,  Divaricatore  laparotomioo.    La  Clinica  chirurgica  1903,  Nr.  10. 

22.  Muller,  R.  F.,  He  ad  sehe  Zonen  bei  chirurgischen  Abdominalerkrankungen.  Freie 
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28.  Palleroni,  G..  Contributo  di  chirurgia  addominale  praticata  dal  Prof.  Tan  sin  L  Bi- 
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24.  PoussonetChavannaz,  Plaie  de  la  veine  cave  införieure  au  cours  d'une  inte^ 
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28.  Schmidt,  Zur  Beckenabszessdrainage  durch  das  Foramen  ischiadicom.  Deutsche  Zeit- 
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29.  *SchQltoff,  Abnormer  Tiefstand  des  Bauchfells  im  Douglasscfaen  Räume  aal 
Senkung  der  Beckeneinge weide  beim  Manne.    Diss.  Leipzig  1903. 

30.  Schrader,  Experimentelle  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Transsudationavorganges  am 
Bauchfell  sowie  zur  Kenntnis  einiger  klinisch  wichtigen  Eigenschaften  des  Glyoerinnm 
officinale.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  5-6. 

31.  *  Schweiger,  Beiträge  zur  Drainage  der  Bauchhöhle  im  Anschlüsse  an  Laparotomiea. 
Diss.    ZQrich  1903. 

32.  Sippel,  Die  Drainage  nach  Laparotomie.    Zentralblatt  fflr  Gynäkologie  1908.  Nr.  & 

33.  Stiller,  Ober  peritoneale  Reibegeräusohe.  Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  19 
und  20. 

34.  Sundholm,  Albert,  Beiträge  zur  Frage  von  der  Verwendung  des  Netzes  in  der 
Bauchchirurgie.    Finska  läkaresänskapets  Handlingen  1908.  Bd.  XLV.   Heft  4.  p.  840. 

35.  Vigouroux  et  Charpentier,  Thrombose  de  l'aorte,  chez  un  homme  de  82  ans 
avant  präsente  de  la  gangrene  symötrique  des  extr^mit^es.  Bull,  et  möm  de  U  soe. 
anat.  1903.  Nr.  6. 

Schrader  (30)  hat  die  alten  Wegn  er  sehen  Versuche  wieder  auf- 
genommen und  erweitert.  Die  bisherigen  experimentellen  Ergebnisse  waren 
die,  dass  das  Peritoneum  eine  so  grosse  Resorptionskraft  besitzt,  dass  in  einer 
Stunde  3,3 — 8  ®/o  des  Körpergewichtes  aufgesaugt  werden  kann.  Aach  die 
Transsudation  ist  bei  Einbringung  verschiedener  Flüssigkeiten  so  gross,  dass 
in  einer  Stunde  4,3—8,28  ^/o  des  Körpergewichtes  ausgeschieden  werden  kann. 


Pagenstecher,  Verieiznogen  a.  ohinug.  Krankheiten  der  Baaohwand  etc.       499 

In  dem  peritonealen  Saftstrom  und  dem  Transsudat  ist  vielleicht  eine  nicht 
unwirksame  Schutzvorrichtung  zu  erblicken,  doch  bleibt  die  Frage  offen,  ob 
sie  selbst  ein  die  Bakterizidie  fördernder  und  damit  bakterienhemmender 
Vorgang  ist.  Will  das  Peritoneum  den  Kampf  gegen  den  Feind  beginnen 
oder  handelt  es  sich  nur  um  eine  pathologisch-anatomisch  notwendige  Reaktion 
der  Serosa  info^e  Anwesenheit  der  Bakterien?  Zur  Gewinnung  von  Trans- 
sadat  spritzte  Schrader  Traubenzucker,  Kochsalzlösungen  ein  und  fand, 
dass  Lösungen  niederer  Konzentration  resorbiert  wurden,  gesättigte  den  Trans- 
sudationsstrom  proportional  ihrem  Quantum  anregen. 

Injektion  von  Glyzerin  zeigte  Ausscheidung  bis  5,14 ^/o  des  Körper- 
gewichtes unter  Abfall  der  Körpertemperatur.  Ihr  Maximum  ist  nach  1 — 2 
Stunden  erreicht,  dann  wird  der  Erguss  resorbiert.  Das  Peritoneum  bleibt 
unverändert  Dosen  über  18  g  wirken  beim  Kaninchen  toxisch.  Das  Glyzerin 
geht  sehr  rasch  in  den  Körperkreislauf  über,  das  Transsudat  bleibt  zurück 
und  enthält  nur  noch  wenig  Glyzerin.  Es  hat  keine  stark  bakterizide  Kraft, 
Bakterien  entvrickeln  sich  in  ihm  weiter,  besonders  Bacterium  coli  und  Sta- 
phylococcus. 

Einbringung  fester  Substanzen  regt  die  Transsudation  nicht  an  (Watte, 
Streusand,  Lykopodium,  Pfeffer). 

Bakterienreinkulturen  werden  resorbiert  ohne  Transsudation  zu  erzeugen, 
machen  auch  an  sich  keinerlei  peritoneale  Symptome,  keinen  Flüssigkeits- 
erguss  (Staphylokokken,  Coli).  Mit  einer  indifferenten  Flüssigkeit  zusammen 
eingespritzt,  unterUegen  sie  bald  einer  Resorption,  langsamer  bei  Mischung 
mit  Bouillon. 

Nach  Ausgang  des  Transsudationsstroms  tritt  schon  rasch  tödliche 
Peritonitis  ein. 

Filtrate  und  Sterilisate  von  Bakterien  werden  ohne  eine  Einwirkung 
aufs  Peritoneum  resorbiert. 

Stiller  (33)  bespricht  die  Entstehung  und  das  Vorkommen  peritonealer 
Reibegeräuscbe.  Dieselben  können  nur  da  entstehen,  wo  zwei  rauhe  Flächen 
aneinander  reiben.  Bei  akuten  Entzündungen  sind  sie  seltener  als  bei  chro- 
nischen (Peritonealtuberkulose,  Perihepatitis)  und  bei  Tumorbildung  (Krebs, 
Echinokokken)  oder  entzündlichen  Veränderungen  (entzündete  Myome,  Ovarial- 
cysten)  nach  letzteren.  Der  Grund,  warum  man  es  so  selten  findet,  liegt  vor 
allem  darin,  dass  man  der  Erscheinung  zu  wenig  nachgeht.  Respiratorisch 
ist  es  auf  der  Leber-,  Milz-  und  Magenoberfläche,  an  anderen  Stellen  wird 
es  durch  Verschiebung  der  Bauchdecken  durch  Palpation  erzeugt. 

Andrew  (2).  Die  Zwerchfellhöhe  variiert  ausserordentlich,  besonders 
bei  Frauen,  zwischen  der  4.  Rippe  und  dem  6.  Interkostalraum.  Tiefstand 
&nd  sich  häufig  kombiniert  mit  allerlei  Anomalien  der  Bauchkontenta,  Schnür- 
leber, Gallensteine,  Divertikel  des  Magens  neben  der  Kardia,  etc. 

Menge  (20)  empfiehlt  warm  den  suprasymphysären  Fascienquerschnitt 
nach  Pfannenstiel  und  bespricht  die  an  seiner  Klinik  übliche  Technik;  die 
Indikationen  stellt  er  im  allgemeinen  wie  Pfannenstiel. 

Marwedel  (19)  empfiehlt  folgende  Methode  der  Aufklappung  des 
Rippenbogens  zur  Erleichterung  operativer  Eingriffe  im  Hypochondrium  und 
im  Zwerchfellkuppelraum. 

Bogenförmiger  Bauchschnitt,  zwei  Querfinger  breit  vom  Rippenbogen 
entfernt,  vom  Proc.  ensiform.  etwa  zur  10.  Rippe.  Im  oberen  Schnittrand 
wird  zwischen  Obliquus  extemus  und  rectus   einerseits,  internus  und  trans- 

32* 


500  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    11.  Teil. 

yersüs.  andererseits  der  Rippenbogen  frei.  In  der  Spalte  wird  oben  der 
7.  Rippenknorpel,  danach  unten  aussen  die  7. — 9.  Rippe  freigemadit  und 
durchschnitten.  Danach  wird  der  Bauchmuskellappen  zurückgeklappt  und 
durch  Einsetzen  von  Haken  der  ganze  mobil  gemachte  Brustwandabschnitt 
nach  aussen  umgeklappt. 

Asthoever  (5)  hat  in  ähnlicher  Weise  zur  Exstirpation  eines  grossen 
Milztumors  sowie  wegen  Sarkom  des  Rippenbogens  schon  vor  langa*er  Zeit 
operiert.  In  beiden  Fällen  bewährte  sich  die  Methode.  Nach  Asthoeyer 
ist  bei  weitem  und  nachgiebigem  Rippenbogen  die  Methode  überflüssig,  bei 
engem  genügt  die  Resektion  innerhalb  der  Knochengrenze  nicht. 

Meinhardt  Schmidt  (28)  empfiehlt  neuerdings  die  Drainage  von 
Beckenabszessen  speziell  bei  Pfannenosteomyelitis  vom  Foramen  ischiadicom 
aus.  Der  Schnitt  entspricht  dem  hinteren  Teil  des  Koch  er  sehen  Häft- 
resektionsschnittes.  Daher  kann  leicht  die  Hüftresektion,  wenn  nötig,  ange- 
schlossen werden.  Oberhalb  der  Pyriformis  geht  man  in  das  Foramen  supra- 
pyriforme  (Waldeyer)  ein. 

Dreist  (12)  hat  sich  mit  der  Frage  nach  dem  Wert  der  zum  dauernden 
oder  temporären  Verschluss  der  Arteria  iliaca  communis  erdachten  Operations- 
methoden beschäftigt,  angeregt  durch  einen  Fall,  in  welchem  Ton  Christel 
(Metz)  wegen  Aneurysma  spurium  der  A.  femoralis  die  Unterbindung  in  der 
Kontinuität  mit  Erfolg  ausgeführt  wurde. 

Ein  Eisensplitter  war  in  den  linken  Oberschenkel  gedrungen,  die  sofortige  Blatmtg 
durch  Kompression  gestillt  worden.  Nach  37  Tagen  wird  das  Aneuiysma  apuriam  operieii 
zuerst  die  von  Coagolis  durchsetzte  Höhle  freigelegt,  dann  die  Unterbindung  der  Iliaca  ex- 
terna gemacht  und  da  die  Blutung  nicht  stand,  nach  Emporschieben  des  Peritonenma  anter 
Verlängerung  des  Weichteilschnittes  bis  zur  12.  Kippe  dicht  unter  der  Teilungsatelle  der 
Aorta  die  Communis  unterbunden.  Es  entstand  Gangrän  bis  zur  Mitte  des  ünterschenkeia 
AmputatioD.    Heüung. 

Dreist  stellt  weiter  Falle  von  Gommunisunterbindung,  die  seit  Kümmels 
Arbeit  vom  Jahre  1884  an  verschiedenen  Kliniken  gemacht  sind,  3  zur  Stil- 
lung von  Blutungen,  3  zur  Heilung  von  Aneurysmen,  8  als  präliminare  Opera- 
tion zur  Vermeidung  von  Blutung  bei  Operationen  am  Becken  und  5  tob 
temporärer  Ligatur,  femer  5  von  intraperitonealer  Digitalkompression  zusammen, 
endlich  15  von  instrumenteller.  Danach  stellt  er  fest:  die  Einführung  der 
Antisepsis  hat  auch  auf  die  Resultate  der  definitiven  Ligatur  der  Art.  iliaca 
communis  einen  günstigen  Einfluss  gehabt;  sie  ist  auch  jetzt  noch  eine  ge- 
fährliche Operation,  ihre  Hauptgefahr  die  Beingangrän.  Die  definitive  Ligator 
ist  wo  irgend  möglich  durch  die  temporäre  oder  die  Digitalkompression  za 
ersetzen.    Letztere  ist  am  besten  intraperitoneal  auszuführen. 

Madelung  (18)  hat  nun,  während  zuerst  McBurney  und  Battle  durch 
eine  kleine  Inzision  nur  einen  Finger  einschoben,  bei  einem  schnell  wach- 
senden, grösstenteils  retroperitoneal  gelegenen  Hämatom  der  rechten  Becken- 
hälfte, wahrscheinlich  Verletzung  der  Iliaca  externa  durch  Messerstidi,  die 
Kompresse  durch  die  ganze  Hand  eines  Assistenten  eingeschoben,  so  dass  4  um 
den  die  Linea  arcuata  interna  bildenden  Beckenteil  gekrümmt  liegende  Finger 
den  Hauptstamm  der  Beckenarterie  und  Vene  andrückten.  Vorher  war 
Beckenhochlagerung,  die  untere  Extremität  blutleer  gemacht,  die  Bauchdecken 
handbreit  wie  zur  Aufsuchung  des  Appendix  durchtrennt.  Danach  wurde 
das  Aneurysma  gespalten  und  die  Schnittstelle  gefunden.  Heilung  trat  ohne 
Gangrän  ein. 


Pagenstecber,  Yerletzuigeii  n.  cfainurg.  Krankheiten  der  Bauchwand  etc.       5Q1 

Madelung  empfiehlt  dies  Verfahren  als  sicher,  um  jede  Beckenblnt- 
gefässrerletzung  erfolgreich  behandeln  zu  können,  ebenso  innerhalb  oder 
ausserhalb  des  Beckens  sich  bildende  spontane  Aneurysmen. 

Dahlgrens  (10)  Instrument  zur  Kompression  der  Aorta  besteht  aus 
einem  an  einem  Handgriff  befestigten  Steigbügel,  dessen  Fussplatte  durch 
einen  guten  stark  gespannten  Gummischlauch  ersetzt  ist  —  (Abbildung). 

Fischer  (13)  yerwendet,  um  die  Därme  zurückzuhalten  Gazekompressen, 
die  durch  eine  aufgenahte  Bleiplatte  beschwert  sind. 

Quenu  (26)  rekapituliert  die  Geschichte  der  sogenannten  Peritonisation, 
d.  h.  der  Übemähung  aller  Peritonealwunden ,  Stümpfe  etc.  mit  Bauchfell; 
danach  beginnt  dieselbe  mitChrolack,  als  derselbe  1891  angab  den  Uterus- 
stumpf bei  abdomineller  Exstirpation  mit  einem  Bauchfelllappen  zu  decken. 
Sie  machte  ihren  grössten  Fortschritt  als  Bardenhauer  1894  das  Meso- 
sigmoideum  und  die  Rectumserosa  zum  Abschluss  heranzuziehen  angab,  und 
weiter  1899  durch  Duret,  Sneguireff  und  Qu6nu,  welche  im  weitesten 
Umfang  die  Methode  anwandten  und  sie  selbst  um  den  Preis  einer  Yernähung 
Ton  Blase  und  Flexur  durchzuführen  rieten.  So  verwendet  Qu6nu  nicht 
mehr  den  Mikuliczbeutel,  sondern  schliesst  in  der  angegebenen  Weise  z«  B. 
nach  Tubensackentfemungen,  die  Bauchhöhle  ab. 

Loeyy  (17)  empfiehlt  zur  Stillung  von  Blutungen  und  Sicherung  von 
Suturen  im  Peritoneum  die  Flächen  mit  Netz  zu  überkleiden,  resp.  Höhlen 
mit  Netz  auszustopfen.  Mitteilung  einiger  Fälle,  bei  der  u.  a.  die  Methode 
zur  Stillung  von  Leberblutung  nach  Probeinzision  ins  Parenchym  und 
Ausfüllung  von  Leberhöhlen  na^h  Ecchinokokkenentleerung  zur  Anwen- 
dung kam. 

Sandholm  (34)  teüt  2  Fälle  mit,  wo  er  ohne  Störung  teils  Netzzipfel,  teils  losge- 
Bchnittene  Netzstflcke  in  der  Bauchhöhle  transplantiert  hat  In  einem  Falle  wurde  ein 
Zipfel  angewendet»  um  eine  Gastroenteroanastomose  zu  bedecken  und  ein  losgeschnittenes 
Stflek  von  11 X  8,5  cm  GrOsse  fOr  eine  Enterostomie.  Im  zweiten  Falle,  einer  explorativen 
Laparotomie,  wurde  ein  8x4 cm  grosses  Netzstück  losgeschnitten  und  an  einer  Darm- 
scfalinge  befestigt.  Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Sippe  1  (S2)  verteidigt  gegenüber  Olshausen  (siehe  Jahresbericht  1902) 
seine  Ansicht  über  den  Nutzen  der  Drainage  bei  zweifelhaften  Laparotomien 
imd  fordert  noch  genauere  Kenntnisse  über  diese  Dinge  ehe  die  Frage 
spruchreif  sei. 

Franz  (14)  schliesst  aus  neuen  Versuchen  bei  Kaninchen,  dass  von 
Peritoneum  entblösste  Stellen  der  Bauchhöhle,  wenn  sie  aseptisch  sind,  keine 
Adhäsionen  veranlassen,  Brandschorfe  dagegen  zu  letzteren  disponieren  und 
die  Infektion  begünstigen. 

Burci  (8)  hat  experimentelle  Untersuchungen  über  die  pathologischen 
Folgen  und  die  Beparation  ausgedehnter  Substanzverluste  des  parietalen 
Peritoneums  angeführt,  deren  Besultate  er  hier  mitteilt.  Als  Experimenttiere 
dienten  ihm  Kaninchen.  Er  legte  in  der  Medianlinie  einen  8 — 10  cm  langen 
Schnitt  in  die  Bauchwand,  schützte  die  Eingeweide  mittelst  einer  sterilisierten 
feachtwarmen  Gazekompresse,  liess  von  einem  Assistenten  einen  der  Wund- 
rander  mittelst  Pinzetten  in  die  Höhe  heben  und  löste  an  diesem,  zuerst 
mit  einem  Bistouri ,  dann  mit  einem  stumpfen  Instrument,  die  Serosa  los. 
Seitwärts  setzte  er  die  Lostrennung  des  Peritoneums  bis  jenseits  der  Ober- 
baüchgefasse  fort,  vom  und  hinten  nur  so  weit  als  zur  Bildung  eines  vier- 
eckigen Lappens  erforderlich  war;  den  12— 20qcm  grossen  Lappen  resezierte 
er  dann.    Oft  wurden  mit  dem  Peritoneum  auch  einige  Fasern  der  tiefen 


502  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Muskelschichten  geopfert.  Die  Banchwandwunde  vernarbte  bei  allen  Tieren 
vollkommen  per  primam  intentionem.  —  Ein  Kaninchen  tötete  er  nach  einem 
Monat,  ein  zweites  nach  45  Tagen,  ein  drittes  nach  zwei  Monaten,  zwei 
weitere  nach  75  Tagen.  Beim  ersten  Kaninchen  war  eine  DünndarmacUinge 
eine  gewisse  Strecke  weit  mit  der  der  Serosa  beraubten  Fläche  verwachsen; 
bei  den  übrigen  Tieren  bestanden  keine  Adhärenzen.  Die  Serosa  war,  wie 
die  mikroskopische  Untersuchung  dartat,  in  ihrer  Kontinuität  Yollständig 
wiederhergestellt. 

Verfasser  setzt  seine  Experimente  noch  weiter  fort;  aus  den  bisher 
angeführten  zieht  er  folgende  Schlüsse: 

1.  Nach  Ausschneidung  von  ausgedehnten  Lappen  aus  dem  parietalen 
Peritoneum  regeneriert  sich  die  Serosa  in  kurzer  Zeit  vollständig. 

2.  Durch  das  Fehlen  der  Serosa  an  einem  der  Ränder  der  Banchwunde 
wird  der  Vemarbungsprozess  in  keiner  Weise  kompromittiert;  es  bildet  sidi 
eine  durchaus  resistente  Narbe. 

3.  Durch  den  phlogistischen  Neubildungsprozess,  der  die  Reparation  des 
peritonealen  Substanzverlustes  bewirkt,  entstehen  nur  ausnahmsweise  Ad- 
härenzen ;  dieselben  verschwinden  jedenfalls  nach  verhältnismässig  kurzer  Zeit 
(nach  l^/a  Monaten). 

Diese  ersten  Resultate  sind  indessen  ziemlich  wichtig.  Es  kann  in  der 
Praxis  vorkommen,  dass  bei  Abtragung  einer  voluminösen  Geschwulst  der 
Bauchwand  ausgedehnte  Abschnitte  der  Peritonealserosa,  die  mit  der  Ge- 
schwulst verwachsen  sind,  mitgeopfert  werden  müssen.  Von  grossem  Vorteil 
ist  es  daher,  zu  wissen,  dass,  nach  experimentellen  Untersuchungen,  der 
Heilungsprozess  dadurch  nicht  beeinträchtigt  wird  und  dass  die  langsam  von 
statten  gehende  Reparation  ausnahmsweise  Adhärenzbildung  mit  sich  bringt. 
Übrigens  kann  sich  der  Chirurg  gegen  das  Zustandekommen  von  Adhärenzen 
zwischen  den  Eingeweiden  und  dem  parietalen  Peritoneum  dadurch  sichern, 
dass  er  eine  Reizung  der  Serosa  durch  septische  oder  chemische  (antiseptische) 
Mittel  vermeidet  und  dieselbe  so  wenig  wie  möglich  verletzt. 

Seine  weiteren  Experimente  werden,  hofft  Verfasser,  auch  über  die 
Verhältnisse,  die  die  Adhärenzbildung  begünstigen,  sowie  über  diejenigen 
die  ihr  entgegenwirken,  neues  Licht  breiten.  R.  Oiani. 

Canac-Marquis  (9)  empfiehlt  zur  Bauchnaht  neuerdings  eine  Achter- 
tour mit  Silk,  wie  vor  Jahren  schon  Ihle  und  andere,  nur  dass  er  nicht 
knüpft,  sondern  die  Enden  mit  Platten  befestigt  und  die  Haut  separat  mit 
Meichelklammern  schliesst. 

Andrews  (3)  lenkt  die  Aufmerksamkeit  nochmals  auf  die  häufigen 
Fälle  von  Tod  durch  Erstickung  infolge  plötzlichem  Erbrechen,  dem  beson- 
ders Patienten  ausgesetzt  sind,  welche  wegen  Darmverschluss  oder  Peritonitis 
operiert  wurden. 

Becker  (7)  lässt  Bauchbinden  nach  Mass  für  jeden  Patienten,  nicht 
vom  Bandagisten,  sondern  im  Eorsettengeschäft  anfertigen  und  zwar  nach  Art 
der  „Frackkorsetts^,  welche  Korsett  und  Binde  miteinander  vereinigen.  Die 
Bandage  besteht  vom  aus  einem  Stück  ohne  Stahlstange,  hinten  liegt  neben 
zwei  Stahlstangen  die  Schnürung.  Der  Stoff  ist  Satindrell  mit  Fischbeinein- 
lagen.  Ein  Korsett  kostet  7 — 10  Mark,  Naht  von  den  Brüsten  bis  zum  Häftr 
knochen,  schneidet  in  der  Lendenfalte  dieser  entsprechend,  durch  gerade 
Linien  ab. 


Pagenstecher,  VerletzuDgen  u.  cfairurg.  Krankheiten  der  Banchwand  etc.        503 

Ponsson  and  GhaTanoaz  (24)  wollten  einen  Fistelgang  exstirpieren,  der  nach 
Laparotomie  wegen  Baucbkontosion  entstanden  war  nnd  rechts  Yom  Kolon,  links  vom 
Magen  auf  den  Wirbeln  in  eine  nussgrosse  harte  Masse  endete.  Beim  Yersach,  das  Ende 
za  isolieren,  entsteht  ein  linsengrosses  Loch  in  der  Cava  inferior;  die  Blatang  wird  mit  dem 
Finger,  danach  mit  drei  feinen  Gatgutsutaren  durch  die  ganze  Dicke  der  Wundlippen  ge- 
stillt Eine  weitere  Verletzung  der  Adventitia  wird  mit  vier  Sataren  übemäht.  Aaf  die 
Naht  kommt  ein  Gazestreifen.    Heilang. 

YoD  den  supplementären  Kreislaufs  wegen  der  unteren  Hohlvene  sprechend, 
fuhrt  Purpura  (25)  zunächst  die  Fälle  an,  in  denen  die  Zirkulation  in  der 
unteren  Hohlvene  durch  Ligatur  oder  durch  von  Bauchtumoren  ausgeübten 
Druck  aufgehoben  worden  war  und  in  denen  sich  hiernach  der  kollaterale 
Kreislauf  herstellte,  und  berichtet  dann  über  die  Experimente,  die  er  aus- 
fahrte, um  festzustellen,  welche  Venen  die  vikariierende  Funktion  übernehmen, 
wenn  plötzlich  (durch  Ligatur)  oder  durch  Stenosierung  (Seidenbänder,  Cel- 
loidinblöckchen)  die  Zirkulation  in  der  unteren  Hohlvene  unterbrochen  wird. 
Aus  den  44  an  Hunden  von  ihm  ausgeführten  Experimenten  zieht  Verf. 
folgende  Schlüsse: 

1.  Die  in  erster  Zeit  an  irgend  einer  Vereinigungsstelle  der  Venae  iliacae 
mit  der  Venae  suprahepaticae  vorgenommene  Unterbindung  der  unteren  Hohl- 
vene ist  in  manchen  Fällen  mit  dem  Leben  verträglich;  viel  gefahrlicher  für 
das  Leben  ist  eine  Unterbindung  oberhalb  der  Nierenvenen. 

2.  Die  Stenose  des  Hohlvenenlumens  schafft  einen  günstigen  Boden  zur 
absoluten  Obliteration. 

3.  Die  kompensatorische  Funktion  übernehmen,  wenn  die  Obliteration 
sich  direkt  unterhalb  der  Nierenvenen  findet,  die  Venae  extra-rachidianae  ant., 
die  V.  utero-ovarica  sin;  die  Venae  uretericae  und,  in  zweiter  Linie ,  die 
Venen  der  Bauchwand  und  die  V.  mesenterica  inf.;  findet  sich  die  Oblite- 
ration oberhalb  der  Nierenvenen,  dann  wird  der  Kreislauf  durch  die  zur 
Niervene,  zum  Nierenparenchym  und  zur  Nierenkapsel  gehörende  Gefässe, 
durch  die  Venae  extra-rachidianae  ant.,  die  Venen  der  Bauchwand  und  die 
V.  mesenterica  inf.  wieder  hergestellt. 

4.  Auch  beim  Menschen  schafft  eine  Stenose  der  unteren  Hohlvene 
günstige  Verhältnisse  zur  absoluten  Obliteration  des  Gefässes.     R.  Giani. 

In  dem  von  D^  Anton a  (4)  beschriebenen  klinischen  Falle  wurde  wegen 
in  der  Hinterbackenregion  aufgetretenen  bilateralen  Aneurysmas  zuerst  die 
rechte,  dann  die  linke  Arteria  hypogastrica  unterbunden.  Die  durch  diese 
Tumoren  verursachte  Neuralgie  hörte  nach  der  Operation  auf;  dagegen  be- 
stand die  Parese  noch  einige  Wochen  und  das  Unterschenkelödem  noch  sechs 
Monate  lang  fort.  R.  Giani. 

P allere ni  (23)  veröffentlicht  die  Statistik  der  in  den  Jahren  1893  bis 
1903  von  Tansini  in  Palermo  ausgeführten  Laparotomien,  die  sich  auf  131 
belaufen  und  beschreibt  die  bedeutenderen  Fälle.  Die  Laparotomien  wurden 
wegen  folgender  Krankheiten  ausgeführt:  43  wegen  Eierstockerkrankung  (36 
cystische,  6  feste  Tumoren),  die  alle  Heilung  zur  Folge  hatten,  36  wegen 
üteruskrankheiten  (lauter  feste  Tumoren)  mit  27  geheilten  und  9  Todesfällen, 
17  wegen  Krankheiten  der  Leber  und  der  Gallenwege  (14  von  diesen  wegen 
Echinokokkencyste)  mit  1  Todesfall^  4  Splenektomien  (davon  3  wegen  malari- 
scher  Milz)  mit  2  Heilungen,  1  Laparotomie  wegen  B ant i scher  Krankheit 
mit  gutem  Ausgang,  2  wegen  Echinokokkencyste  der  Niere  mit  Heilung, 
9  wegen  Krankheiten  der  Bauchwand  (davon  8  wegen  Nabelbruch),  15  wegen 


504  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Krankheiten  des  Yerdaanngskanals  mit  nur  einem  Todesfall,  4  wegen  Ge- 
kröse und  Peritonealaffektionen  mit  Heilung.  R.  Giani. 

Guarnieri  (15)  veröffentlicht  eine  Statistik  der  in  einer  15jährigen 
Erankenhauspraxis  von  ihm  ausgeführten  Operationen  am  ßauche  und  knüpft 
praktische  Erwägungen  an  die  einzelnen  Fälle.  Seine  Statistik  umfasst: 
11  explorative  Laparotomien  mit  10  Heilungen  und  1  Todesfall;  56  Ope- 
rationen wegen  penetrierender  Bauchwunden  mit  40  Heilungen  und  16  Todes- 
fällen (Mortalität  28  ®/o) ;  3  Fälle  von  diffuse  Peritonitis  mit  Appendicitis  mit 
2  Todesfällen  und  1  Heilung;  26  Fälle  von  Appendicitis  mit  22  Heilungen 
und  4  Todesfällen;  48  Fälle  von  tuberkulöser  Peritonitis  mit  34  Heilungen, 
4  stationär  gebliebenen  und  10  Todesfällen  (Mortalität  20  ^/o);  26  Magenope- 
rationen mit  5  Todesfällen  (in  3  von  diesen  hatte  Magenkarzinom  bestanden); 
54  Fälle  von  Darmverschluss  mit  29  Heilungen  und  25  Todesfällen  (Mortalität 
46 Vo);  36  Operationen  an  der  Leber  mit  27  Heilungen  und  8  Todesfallen; 
136  Bauchoperationen  wegen  Erkrankung  des  weiblichen  Geschlechtsapparats 
mit  125  Heilungen  und  11  Todesfällen  (Mortahtät  8Vo).  R.  Giani. 

Alb  an  US  (1)  berichtet  aus  Hamburg -Eppendorf  über  1140  Laparo- 
tomien mit  53  Thrombosen  =4,64  7o.  Davon  10  nach  Wurmfortsatzoperationen. 
Die  Venen  der  unteren  Extremität  überwiegen,  darunter  erscheinen  die  linken 
besonders  disponiert.  Das  weibUche  Geschlecht  betrafen  72,  das  männliche 
28  ^/o.  Als  Ursachen  kommen  verschiedene  Momente  in  Betracht,  hauptsach- 
sachlich  längere  Narkose,  Herzschwäche,  Toxineinwirkungen. 

Zu  Embolien  kam  es  23  mal  =  2Vo;  10  waren  tödlich  =  43,5  ^/o  oder 
0^88  der  gesamten  Fälle.  Die  meisten  kommen  im  mittleren  Alter  vor,  viel- 
leicht hat  bei  alten  Leuten  der  Blutstrom  weniger  Kraft  zum  Loslösen  und 
Fortschwemmen  der  Thromben. 

Eine  Tabelle  enthält  die  einzelnen  Fälle. 

8.   Erkrankung^en  der  Bauehwand. 

1.  Ab  adle,  Fibrome  de  la  paroi  abdominale.    Bull,  et  m^m.  de  lasoc.  anat.  1903.  Nr.  8. 

2.  Arnheim,  Ein  Fall  von  hysterischem  Bauchmuskelkrampf.  Monatsschrift  fOrÜDfaU* 
heilkonde  1908.  Nr.  12. 

3.  Baldwin,  One  thoasand  abdominal  dosnres  by  a  new  method  withont  a  knoim 
hemia.    Annals  of  surgery  1903.  November. 

4.  Bartlett,  An  improved  filigree  for  the  repair  of  large  defects  in  the  abdominal  valL 
Annals  of  surgery  1903.  Joly. 

5.  Baum,  Über  eine  unter  ungewöhnlichen  Erscheinungen  einhergehende  Verletzong  der 
epigastrischen  Greflsse  bei  Asoitespunktion.  Deutsche  Zeitschrift  fOr  Chirurgie  1903. 
Bd.  69.  Heft  5-6. 

6.  Campbell,  Subperitoneal  lipomata.    British  medical  Journal  1903.  Nov.  28. 

7.  Canac-Marquis,  Technique  of  cholecystostomy  and  a  new  method  of  abdominal 
suturing.    Sep.-Abdr. 

8.  ^Dreifuss,  Ein  Fall  von  Darmbauch wandfistel  nach  Bauchoperation.  Dias.  Mflndten 
1903. 

9.  Fredet,  Deux  cas  types  de  fibromes  de  la  paroi  abdominale.  Fibrome  du  granddroü 
Fibrome  du  petit  oblique.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1908.  Nr.  8. 

9a. Friedrich,  W.,  Ober  die  Hemia  epigastrica,  auf  Grund  von  50  Fftllen.    Budapester 

kgl.  Ärzte- Verein,  Sitzung  vom  21.  IIl.  1903.    Orvosi  Hetikp  190a  Nr.  40—43. 
10.   Glaser,  Über  eventratio  diaphagmatica.   Deutsches  Archiv  für  klinische  Medizin  1908. 

Bd.  78.  Heft  3  und  4. 
1.   Hahn,  Die  Verhütung  des  Bauchbruches  nach  Laparotomie.   Zentralblatt  t  Chir.  190S. 

Nr.  4. 
12.    Hawthorne,  Cicatricial  constriction  of  the  abdominal  wall  and  of  the  left  thigh  ai- 

tributed  to  compression  by  the  umbilioal  cord.    The  Lancet  1903.  Aug.  8. 


Pagensteoher,  Verletzungen  u.  chirurg.  Krankheiten  der  Baucbwand  etc.       505 

13.  *T.  d.  Hellen,  Beitrag  znr  Anatomie  des  Zwerchfelles:  das  Gentmm  tendinemn.  Dlss. 
Strassburg  1903. 

14.  *Eschi8cho,  Zur  Frage  des  Banchdeckenschnittes  und  seine  Yereinigong.  Dias. 
Leipzig  1908. 

15.  Kflttner,  Über  die  perforierenden  Lymphbahnen  des  Zwerchfells.  82.  Chimrgen- 
Eongress  1903.    Beitrl^  zur  klinischen  Chirurgie  Bd.  40.  Heffe  1. 

16.  Limin,  A.,  Zwei  Fälle  von  Platzen  der  Narbe  nach  Laparotomien.  Russki  Wratsch 
1908.  Nr.  88. 

17.  Orlow,  W.,  Zur  Frage  yom  Platzen  der  Bauchwandnarbe  nach  Laparotomien.  Russki 
Wratsch  1908.  Nr.  20. 

18.  PoroHohin,  M.,  Zar  Frage  von  den  Fibromen  der  vorderen  Bauchwand.  Russki 
Wratsch  1908.  Nr.  40. 

19.  Potherath,  Fibrome  aponövrotique  de  la  paroi  abdominal  chez  un  homme.  Bull,  et 
m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1908.  Nr.  18. 

20.  Princeteau,  Cure  radioale  de  F^yentration  large  xypho-ombilicale,  par  un  nouyeau 
proc^dö.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1908.  Nr.  44  und  45. 

21.  Rampazzi,  G.,  Sul  laparocele  inguinale  e  sua  cura  coli'  embricamento  delle  aponeu- 
rosL    Gazetta  degli  ospedali  1903.  Nr.  101. 

22.  *8ach8.  Zur  Diagnose  der  Bauchdeckentumoren.    Diss.    Bonn  1902. 

23.  *Schidkow8ki,  Beitrag  zur  Lehre  vom  Bauchdeckenfibrom.    Dlss.    Berlin  1903. 

24.  *SchOllhammer,  Ein  Fall  von  ausgedehnter  Yaricenbildung  an  den  Bauchdecken. 
Diss.    Witrzburg  1908. 

25.  *Serafini,  Asüesso  delle  pareti  addominali  da  gonococco.  Progresso  medico  1908. 
Nr.  7. 

26.  *Silberberg,  Fibromes  et  fibro-sarcomes  de  la  paroi  abdominale.  Bull,  et  m^m.  de 
la  soc  de  chir.  1903.  Nr.  8. 

27.  Silbermark  und  Hirsch,  Laparotomie  und  Yentralhemien.  Deutsche  Zeitschrift 
für  Chirurgie.  Bd.  LXYIII.  Sep.-Abdr. 

28.  Stamme,  Über  die  symmetrischen  kongenitalen  Bauchmuskeldefekte  und  über  die 
Kombination  derselben  mit  anderen  Bildungsanomalien  des  Rumpfes  (Hochstand,  Hyper- 
trophie und  Dilatation  der  Blase,  Ureterendilatation ,  Eryptorchismus ,  Furchennabel, 
Thoraxdeformit&t  etc.).    Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  1903.  Bd.  11.  Heft  4. 

29.  Thies,  Die  in  den  Jahren  1899—1902  an  der  Egl.  chirurgischen  Klinik  zu  Kiel  zur 
Behandlung  gekommenen  FflUe  yon  Hemia  epigastrica.    Diss.    Kiel  1908. 

80.  *Werth,  Über  die  Etagennaht  der  Bauchwftnde.  Hegars  Beiträge  1908.  Bd.  TIL 
Heft  2. 

Eüttner  (15)  untersuchte  die  Verteilung  der  Lymphgefasse  des  Zwerch- 
felles nach  der  Gero  laschen  Methode.  Die  wesentlichen  Versucbsprotokolle 
werden  mitgeteilt.  Gegenüber  neueren  Angaben,  dass  perforierende  Gefässe, 
welche  Verbindung  zwischen  Brust-  und  Bauchhöhle  herstellen,  nicht  bestehen, 
ergab  sich: 

Sowohl  der  pleurale  wie  peritoneale  Überzug  des  Diaphragma  sind 
ausserordentlich  reich  an  Lymphgefassen.  Die  Wurzelgeflechte  des  parietalen 
Peritonenm-  und  Pleurablattes  stehen  mit  denen  der  Zwerchfellserosa  in  kon- 
tinuierlicher Verbindung.  Es  gibt  sehr  zahlreiche  perforierende  Gefässe  und 
zwar  sowohl  in  der  Richtung  vom  Peritoneum  zur  Pleura  als  umgekehrt. 
Die  regionären  Lymphdrüsen  liegen  an  der  Brustfläche  auf  der  vorderen,  an 
der  Bauchfläche  an  der  hinteren  Partie.  Jede  Zwerchfellhälfte  ist  ein  ge- 
schlossenes, nicht  mit  der  anderen  kommunizierendes  Gebiet.  Von  den  Nach- 
barorganen tritt  nur  die  Leber,  diese  aber  in  sehr  enge  Lymphgefässverbindung 
mit  dem  Zwerchfell.  Leberlymphbahnen  passieren  die  untere  Diaphragma- 
flache oder  durchbohren  das  Zwerchfell  auf  dem  Weg  zu  Drüsen  des  Bauch- 
raumes. Zahlreiche  Lymphgefasse  und  Drüsen  des  Zwerchfells  führen  auch 
Lymphe  aus  der  Leber.  Ein  Teil  der  Leberlymphbahnen  mündet  in  Drüsen 
der  linken,  selten  der  rechten  Fossa  supraclavicularis. 


506  Jahresbenoht  für  Ghirargie.    IL  TeiL 

nämlich  ohne  Erö&nng  der  Bauchhöhle  die  Äponenrose  der  Recü  längs  ihres 
Bandes  einzuschneiden,  die  so  gebildeten  Lappen  zurückzuklappen  und  za 
vereinigen,  sodann  sie  hinter  die  darüber  vernähten  Muskeln  resp.  vorderen 
Aponeurosen  zu  versenken. 

Thies  (29)  berichtet  über  18  Fälle  von  Hemia  epigastrica  der  Kieler 
Klinik.  Trauma  beachtet  2  mal ,  präformierte  Schwachheit  des  fibrösen  Ge- 
webes 2  mal,  6  Fälle  entsprechend  der  Böser  sehen  Theorie  entstand^L 
Reine  präperitoneale  Lipome  5  mal,  wahre  Brüche  13  mal.  Das  Resultat  von 
acht  Fällen  unbekannt,  2  mal  zweifelhaft,  9  mal  vorzüglich  geübt  ist  Radikal- 
operation und  Yemähung  der  Bruchpforte  mit  Silberdraht. 

Bei  der  Eventratio  diaphragmatioa  ist  das  Zwerchfell  nur  verdfinnt,  nickt 
perforiert.  Nach  Gnrveilhier  soll  das  Leiden  erworben  sein,  wofQr  der  Fall,  den  Glaser 
(10)  beschreibt,  spricht:  49 jähriger  Mann,  hat  gedient  Bekam  im  dritten  Jahr  Blatstan, 
der  sich  seitdem  mehrfach  wiederholte  nnd  offenbar  ans  dem  Magen  stammte.  Das  Hen 
ist  nach  rechts  disloziert  Links  findet  sich  an  Stelle  des  Herzens  nnd  seitlich  tjmpamti- 
scher  Schall  nnd  metallische  Phänomene.  Bei  Füllang  des  Magens  mit  Wasser  tritt  Dämp- 
fung auf.  Wegen  Inkarzerationserscheinungen  wird  von  Körte  laparotomiert  Magen  und 
Milz  finden  sich  ungewöhnlich  hoch  mit  der  Zwerchfellkuppel  verlagert,  in  letzterer  kein 
Loch.  Ein  Jahr  später  stirbt  Patient  an  Zungenkrebs.  Bei  der  Autopsie  ergibt  sich,  dasi 
die  linke  Zwerchfellmuskniatnr  zwar  vorhanden,  aber  fettig  degeneriert  ist 

Silbermark  und  Hirsch  (27)  berichten  über  die  zur  Zeit  an  der 
V.  Mosetigschen  Abteilung  üblichen  Methode  des  Bauchschnittes  zur  Ver- 
hütung der  Ventralhemien.  Der  Schnitt  liegt  nach  Lennander  seitlich, 
etwa  2 — 3  Finger  breit  von  der  Linea  alba.  Der  Muskel  wird  zur  Seite  ge- 
zogen unter  Schonung  der  Nerven,  weiter  Scheide  und  Peritoneum  gespalten 
und  letzteres  provisorisch  an  die  Haut  fixiert.  Die  Vereinigung  geschieht 
schichtweise  durch  Seide  (hintere  Naht  fortlaufend).  —  Ist  Drainage  not" 
wendig,  geschieht  das  vermittelst  des  ^^Mosetigschen  Gebildes^,  in  Gutta- 
perchapapier eingewickelte  Jodoformgaze,  welche  die  Vorteile  eines  Drains  mit 
der  eines  Dochtes  vereinigt.  Bei  Entferung  derselben  wird  in  den  E^aoai 
reines  Glyzerin  tropfenweise  gegossen,  wodurch  Sekretreste  herausgehoben 
werden.  Patient  steht  bei  unkomplizierten  Fällen  nach  14  Tagen  mit  Leib- 
binde, sonst  bei  Schluss  der  Fistel  auf. 

Von  41  kontrollierten  Fällen  zeigten  nur  drei  der  drainierten  eine 
Bauchhemie.  Die  Ursache  lag  in  besonders  lokalen  Verhältnissen  vor  der 
Operation. 

Hawt hörne  (12).  Unter  dem  Nabel,  quer  um  das  Abdomen  lief  eine 
narbige  Furche,  in  welcher  bei  der  Geburt  der  Nabelstrang  gelegen  hatte. 
Eine  zweite  ging  um  das  linke  Bein  dicht  über  dem  Knie. 

Campbell  (6).  1.  Frau  von  55  Jahren,  seit  zwei  Jabren  Abmagemng  nnd  Änf- 
treibong  des  Leibes.  Schnitt  im  Epigastriom.  Ansschftlnng  eines  21  Pfd.  schweren  pro- 
periionealen  Lipoms  in  der  Banchwand. 

2.  50 jährige  Frau.  Lipom  der  rechten  Fossa  iliaca,  seit  9  Monaten  bemerkt  hm 
der  Fossa  nnd  dem  Lig.  latum  ansgeschält. 

Poroschin  (18)  beschreibt  einen  Fall  von  Desmoid  der  Bauchwand  bei 
einer  Frau.     Exstirpation.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Der  Angabe,  dass  die  sogenannten  Fibrome  der  Bauchdecken  genetäsch 
mit  dem  Ligamentum  rotundum  zusammenhängen,  wiedersprechen  zwei  von 
Fred  et  (9)  gemachten  Beobachtungen.  Im  ersten  sass  die  Geschwulst  im 
linken  Rectus  nahe  dem  Thoraxrand  und  an  einer  Inscriptio  tendinea,  am 
anderen  im  Obliquus  internus,  nahe  dem  Ligamentum  rotundum,  aber  von 
demselben  überall  deutlich  durch  lockeres  Zellgewebe  getrennt. 


Pagenstecher,  Verletzangen  n.  chirurg.  Krankheiten  der  Bauch  wand  etc.       609 

In  einem  weiteren  von  Ab a die  (1)  war  der  Beginn  rasch,  während 
einer  Schwangerschaft,  um  dann  stillzustehen  und  dann  nach  der  Geburt 
wieder  rasch  zuzunehmen. 

Potherot  (19)  demonstrierte  ein  Fibrom  aus  der  Bauchdecke  eines 
Mannes  von  der  Grösse  des  Kopfes  eines  Fötus,  welches  auf  dem  Durch- 
schnitt einem  üterusfibrom  tauschend  ähnlich  sah.  Sitz  rechts  unterhalb  des 
Rippenbogens. 

Bartlett  (4)  hat  in  sieben  Fällen  von  Defekten  der  Bauchmuskulatur 
nach  aasgedehnter  Geschwulstexstirpation  sowie  von  Nabel-,  Inguinal-  und 
Bauchhemien  Netze  aus  Silberdraht  eingeheilt.  Er  empfiehlt  den  Draht  in 
einfache,  quere,  fortlaufende  Schlingen  zu  legen,  entsprechend  der  Spannung; 
Die  Schlingen  werden  eyentuell  durch  Längsdraht  befestigt;  gitterförmige 
Netze  sind  nicht  erforderlich.  Das  Netz  ist  1^/s  mal  so  gross  wie  der  Defekt. 
Es  braucht  nur  auf  demselben  aufgelegt  zu  werden  ohne  besondere  Be- 
festigung und  wächst  durch  Granulationen  und  nachfolgende  Bindegewebs- 
uenbildung  ganz  fest. 

Friedrich  (9a)  wendet  seit  längerer  Zeit  in  der  grossen  Ambulanz 
einer  Bodapester  Krankenkasse  seine  Aufmerksamkeit  den  Bauchbrächen  zu. 

Ihre  Häufigkeit  stellt  er  bei  Männern  (allerdings  waren  es  fast  durch- 
wegs Arbeiter  mit  schwerer  Beschäftigung !  Ref.)  auf  0,48  %,  bei  Frauen  auf 
0,08%;  bei  beiden  zusammen  wäre  somit  die  Häufigkeit  0,35%. 

Betreffs  Lokalisation:  am  häufisten  sind  die  Brüche  der  Linea  alba, 
ausserhalb  dieser  wieder  sind  Bauchbrüche  linkerseits  häufiger  als  rechts. 
Als  verursachendes  Moment  spielt  Trauma  und  schweres  Heben  eine  Bolle; 
die  verursachten  Symptome  geben  oft  zu  Verwechselungen  mit  Magenaffek- 
tionen Anlass.  Bei  jeglichen  Beschwerden  empfiehlt  Friedrich  die  Opera- 
tion; von  Bruchbändern  ratet  er  ab.  — 

Seiner  Mitteilung  schliesstVerf.  die  interessanten  Auszüge  von  26  Kranken- 
geschichten bei.  J.  Dollinger  (Budapest). 


8.    Erkrankungen  des  Nabels. 

1.  Alapy»  H.,  TuberkolOse  Uraohna- Fistel,  durch  Radikal-Operation  geheü.  Chiruigische 
Sektion  des  Bodapester  kgl.  Ärzte-Vereios,  Sitznng  vem  16.  IV.  1903.  Orvosi  Hetilap 
1908.  Nr.  29. 

la.Be van,  Infiammation  and  Perforation  of  Meckels  diverticolam  as  a  cause  of  septic 
Peritonitis.    Chicago  snrgical  soc.    Annais  of  snrgery  1903.  February. 

2.  CapetteetGauokler,  Notes  snr  an  cas  d'ad^nome  ombilical.  Revue  d'orthopädie 
1903.  Nr.  3. 

3.  *Harper,A  case  of  ambilical  calcolas.    The  Lancet  1903.  Sept.  12. 

4.  Eirmisson  et  Rief  fei,  Nooyeaa  cas  de  diverticale  de  Meckel  ouvert  ä  rombilic. 
eta    Revue  d'orthop^die  1908.  Nr.  3. 

5.  Koslowsky,  B.,  Zwei  Fälle  von  embryonalen  GeschwtQsten  des  Nabels.  Rassisches 
Archiv  fOr  Chirurgie  1903.  Heft  6. 

6.  —  Ein  Fall  von  wahrem  Nabeladenom.  Deutsche  Zeitschrift  fflr  Chirurgie  1903.  Bd.  69. 
Heft  5—6. 

7.  Lettaa,  Ein  Fall  von  Wurmfortsatz-Nabelfistel  unter  dem  Bilde  des  offenen  Ductus 
omphalo-enterious.    Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chirurgie  1908.  Bd.  70.  Heft  1  und  2. 

8.  Lotheissen,  Über  Nabelsohnurbruch.    Wiener  klinische  Rundschau  1903.  Nr.  42. 

9.  Salomon,  Phlöbite  ombilicale  et  pylöphl^bite  suppur^.  (xangr^ne  humide  des  membres 
inf^rieurs  et  de  la  paroi  abdominale.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  8. 

10.  *▼.  SchrOtter,  Zur  Kenntnis  der  Tuberkulose  der  Nabelgegend.  Archiv  fflr  Kinder- 
heilkimde  1908.  Bd.  85.  Heft  5  und  6. 


512  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

4.   Yerletsungen  des  Bauches. 

A.  Verletzung  durch  stumpfe  Gewalt 

1.  Bogdanovici,  Notes  on  a  oase  of  contusion  of  tbe  abdominal  wall  from  tfae  sti^ 
of  a  horse.  Double  rupture  of  the  intestine.  Laparotomy.  Cure.  Medieal  Preas  19031. 
Sept.  30. 

2.  *—  Baachwandkontusion  durch  ein  Pferdehufeisen.  Doppelte  Darmmptur.  Laparotomie, 
Genesung.    Spitalnl  1903.  Nr.  11.  p.  429  (rumftniech).  Stolanoff  (PleTua). 

3.  Brewer,  Some  observations  on  the  diagnosis  and  treatment  of  abdominal  contusioDS. 
New  York  surgical  soc.    Annals  of  surgery  1908.  Jan. 

4.  —  Gases  illustrating  some  important  points  in  the  diagnoais  and  treatment  of  abd»- 
minal  contusions  associated  with  visceral  iajuries.    Annals  of  surgery  1903.  Februarj. 

5.  Burkhard,  Ein  Fall  von  traumatischer  Ruptur  der  Aorta.  Göschel  Festachdft. 
Tübingen  1902.  Lanpp. 

6.  Le  Gonte,  The  diagnosis  of  intestinal  injury  following  abdominal  contusion.  Annali 
of  surgery  1903.  April.    Discussion  in  Philad.  acad.  of  surgery.  ibidem. 

7.  *Ferraton,  Deuz  observations  de  Iteions  traumatiques  abdominales  graves  tiattees 
par  Tintervention  sanglante  suivie  de  gu^rison.  Arch.  de  mM.  et  de  pharm,  milit.  1901 
Nr.  3. 

8.  Fraenkel,  Einige  Grundsfttze  fOr  die  Beurteilung  und  Behandlung  derEontaaion  des 
Bauches.    MOnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  17. 

9.  Molin,  Gontnsion  de  Tabdomen;  Perforation  intestinale;  ^panchement  stercoral;  la- 
parotomie;  gu^rison.    Soc.  des  sciences  möd.  Lyon  m^ical  1903.  Nr.  33. 

10.  ^Pfeiffer,  Ober  subkutane  Bauchverletzungen.    Dies.    Leipzig  1903. 

11.  Riedel,  Fall  von  tödlicher  Verletzung  durch  Pferdehufischlag.    Mfinch.  med.  Wochaa- 
schrift  1903.  Nr.  22. 

12.  Seliger,  Nochmals  der  Shock  und  der  Shocktod,  speziell  nach  Kontusionen  des Banchea. 
Prager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  32. 

18.   Toussaint,  Note  sur  Thömo-pelvis,  suite  de  contusion  de  l'abdomen  par  oonp  de  pied 

de  chevaL    Archives  provinciales  1903.  Nr.  12. 
li.  *Wilke,  Pfortaderthrombose  und  Trauma.    Diss.    Kiel  1903. 

Fraenkel  (8)  gibt  eine  übersichtliche  nichts  Neues  enthaltende  refe- 
rierende Besprechung  des  Gegenstandes. 

Seliger  (12)  bespricht  im  Anschluss  an  seine  früheren  Arbeiten  über 
Shock  und  Shocktod  einige  hergehörige  Punkte,  so  die  Abgrenzung  gegenüber 
der  Verblutung  und  den  Tod  durch  Sepsis.  Er  konstatiert  die  Übereinstimmung 
neuerer  Arbeiten  mit  seinen  Ansichten. 

GeorgE.  Brewer(4)  berichtet  über  8  Falle  von  stumpfer  Bauchkon- 
tusion, bespricht  dann  die  Diagnose  und  wichtigsten  Symptome  der  mit 
Verletzung  der  Eingeweide  einhergehenden  Fälle;  besonderes  Gewicht  wird 
auf  frühzeitiges  Operieren  bei  Schmerz,  Druckempfii^dlichkeit  und  Muskel- 
spannung gelegt.  Im  Moment  des  Bauchschnittes  und  der  Aufhebung  des 
intraperitonealen  Druckes  könne  rapid  Kollaps  eintreten. 

In  der  Diskussion  zu  Brewer  (3)  sprechen  sich  mehrere  Redner  fSr 
rasches  aktives  Vorgehen  und  für  den  diagnostischen  Wert  der  Bauchdecken- 
spannung aus,  wenden  sich  aber  gegen  die  Angabe  von  Brewer,  dass  die 
Laparotomie  an  sich  den  Kollaps  vermehre. 

Le  Conte  (6)  zieht  aus  53  Betrachtungen  von  stumpfer  Bauchverletzung 
folgende  Schlüsse:  Einigermassen  sicherer  Verdacht  auf  eine  innere  Ver- 
letzung muss  bestehen,  sonst  wird  manche  Laparotomie  unnütz  gemacht 
Schmerz  und  Spannung  der  Bauchdecken  kommt  auch  bei  ihrer  einfachen 
Quetschung  allein  vor.  Bei  Shock  soll  auf  das  Stadium  der  Reaktion  gewartet 
werden.  Das  sicherste  Zeichen  für  Darmverletzung  ist  zunehmende  Spannung 
und  der  Gesichtsausdruck. 


Pagenstecher,  Verletzangen  u.  chirnrg.  Krankheiten  der  Baachwand  etc.       513 

Bogdanovici  (1).  Hufschlag  gegen  den  Leib.  Schmerz,  Erbrechen  unmittelbar, 
dann  Erleichterung.  Am  folgenden  Tag  Druckempfindlichkeit,  geringe  Bauchdeckenspan- 
nong,  am  Abend  Fieber  und  Pulsateigerung.  Wegen  Zunahme  dieser  Symptome  Operation 
nach  ca.  36  Stunden.  Reichliches  Exsudat  im  Leib,  zwei  Darmperforationen  sind  durch 
fibrinöse  Yerklebungen  verdeckt  Naht.  Auswaschung  mit  Kochsalzlösung,  Bauchnaht.  In 
den  ersten  4  Tagen  Erbrechen,  dann  Heilung. 

Mol  in  (9).  Nach  leichtem  Stoss  gegen  den  Bauch  vermittelst  eines  Stückes  Holz 
waren  Erscheinungen  aufgetreten,  die  man  zuerst  fttr  Appendicitis  gehalten  hatte.  Stuhl 
war  erfolgt  Puls  110.  Temperatur  38,5.  Druckschmerz  und  Spannung  der  Muskulatur. 
Die  Laparotomie  an  der  Linea  alba  entleert  kotigen  Eiter.  In  der  rechten  Seite  Perforation 
des  DOnndarms  von  der  Qrösse  eines  50cm-Stflcks.  Naht  derselben,  Drainage  mit  Miku- 
licz.   Heilung. 

Riedel  (11).  Rascher  Tod  nach  Hufschlag  in  rechte  Lendengegend.  Nierenruptur, 
ausgedehnte  Zertrümmerung  des  Leberparencbyms.    Blutergüsse. 

Toussaint  (18).  1.  Hufschlag  gegen  das  Epigastrium.  Zeichen  innerer  Blutung. 
Laparotomie  nach  7  Standen.  IVt  kg  flüssiges  und  geronnenes  Blut  im  Abdomen,  2  Netz- 
gefftsse  zerrissen.  Durchgreifende  Bauchnaht.  Vorfall  von  Netz  im  oberen  Teil  infolge 
Anseinanderweichens.    Resektion.    Heilung. 

2.  Hufechlag  gegen  den  Bauch.  Sbock.  Irregulärer  Puls,  Tenesmus  der  Blase  und 
des  Rektum,  D&mpfung  in  den  Flanken.  Laparotomie.  Kleines  Becken  mit  Blut  erfüllt, 
z.  T.  koaguliert,  stammt  von  einer  subperitonealen  Blutung  in  der  rechten  Bauchwand  (Stelle 
das  Trauma).    Bauchnaht  und  Drainage. 

Burkhard  (5).  1 7 j&hriger  Bäckerlehrling  wird  von  den  Flügeln  einer  Knetmaschine 
in  den  Trog  gerissen,  wobei  der  Brustkorb  fest  an  dessen  eiserne  Wand  angepresst  wird. 
Tod  nach  Vt  Stunde.  Blutaustritte  an  Hals,  Ohren  und  Gesicht  dunkelblau,  Venen  des 
Halses  strotzend  gefallt,  Herzbeutel  voll  Blut,  Herz  leer,  Suffusion  des  rechten  Vorhofs 
and  der  Cava  inferior ,  2  cm  langer  Arterienriss  oberhalb  der  hinteren  halbmondförmigen 
Klappe  beginnend,  bogenförmig  oval  abwärts.    Keine  alten  Wund  Veränderungen. 

Burkhard  nimmt  eine  gleichzeitige  Zerrung  und  Kompression  an; 
erstere  durch  Zug  am  Kopf,  daher  Zerreissungen  der  Halsmuskeln;  dabei 
zeigt  sich  Kompression  am  Hypomocblion,  an  der  vorderen  Brustwand,  wo 
Exkoriation  unterhalb  der  Brustwarze  rechts  markiert  war. 


B.   Stich-  und  Schusswunde. 

1.  Blake,  Gunshot  wound  of  the  abdominal  cavity,  liver  und  rigbt  pleural  cavity.  New 
York  surgical  society.    Annais  of  surgery  1903.  March. 

2.  *Bonnette,  Blessure  mortelle  de  Tabdomen  par  coup  de  feu  ä  blanc.  Arch.  de  m4d. 
et  de  pharm,  militaire  1902.  Nr.  10. 

8.  *Botescu,  H.,  Penetrierende  Wunde  des  Abdomens,  Verletzung  der  Vena  mesenterica, 
profuse  Hämorrhagie.    Laparotomie.    Genesung.    Spitalul  1903.  Nr.  1.  p.  4  (rumänisch). 

Stolanoff  (Plevna). 

4.  Brunner,  Zur  Laparotomie  bei  penetrierendem  Bauchschuss.  Eorrespondenzblatt  für 
Schweizer  Ärzte  1903.  Nr.  20. 

5.  *Corsin,  J.,  Penetrierende  Schnittwunde  der  Bauchwaod,  Eventratio  entero-epiploica, 
inkomplekte  Sektion  des  DQnndarmes.  Qenesung.  Spitalul  1903.  Nr.  10.  p.  407  (ru- 
mänisch). Stolanoff  (Plevna). 

6.  Finkel stein,  B.,  Über  die  operative  Behandlung  der  Bauchschüsse.  Russki  Wratsch 
1908.  Nr.  39. 

7.  Gebele,  Über  penetrierende  Bauch-Stich-  und  Schusswunden.  Münch.  med.  Wochen- 
schrift 1908.  Nr.  88. 

8.  *Hawkes,  Bullet  and  wad  of  clothing  removed  from  the  peritoneal  cavity.  New  York 
surgical  soc.  1903.  September.    Annais  of  surgery  1903.  Sept. 

9.  *Hoffm ans,  Über  Bauchschussverletzungen.  Diss.  Kiel  1903.  4  operierte  Friedens- 
schussverletzungen mit  3  Heilungen. 

10.  Lungu,  A. ,  und  Galian,  D.,  Penetrierende  Stichschnittwunde  des  Abdomens  mit 
Hernie  des  Magens.    Resektion.    Genesung.    Spitalul  1903.  Nr.  10.  p.  632  (rumänisch). 

11.  Händler,  M.,  Bauchschusswunde,  Anus  praeternaturalis.  Genesung.  Spitalul  1903. 
Nr.  11  p.  446  (rumänisch). 

JahTMberieht  fttr  Chirorgle  1903.  83 


514  Jahresbericht  fOr  Gbirargie.    IL  Teil. 

12.  Petroff,  A.  M..  Ein  seltener  Fall  Ton  Yerletznng  der  Bmst  und  Bauchhöhle.  Leto- 
pisei  na  lekarskija  Salonz  v.  Balgaria  1903.  Nr.  5.  p.  199  mit  1  Figor  (bulgarisch). 

18.   *Serafini,  Rara  ferita  dell'  arteria  ipogastrica.    U  Progresso  medico  1908.  Nr.  7. 

14.  *Yirdia,  SnlP  intervento  nelle  ferite  penetrant!  nella  cavitä  toracica  ed  addominale. 
Qaazetta  intemaz.  di  Medicina  1903.  Nr.  7.  (Zweiter  Beitrag  von  50  Laparotomien  nid 
Thorakotomien). 

Finkelstein  (6)  beschreibt  sechs  Fälle  von  Schusswnnden  der  Bauch- 
höhle. Zwei  Patienten  verweigerten  die  Operation  (in  einem  Fall  war  das 
Colon  ascendens,  im  anderen  das  Colon  descendens  verletzt);  beide  starben 
am  2.  resp.  3.  Tage.  Es  handelte  sich  um  Revolververletzungen.  Von  den 
vier  operierten  Fällen  genasen  drei:  eine  Schrotschussverletzang  der  Leber 
und  zwei  Fälle  mit  multiplen  Dünndarmverletzungen  (Revolverschiisse).  Im 
vierten  Fall,  der  letal  endete,  handelte  es  sich  um  einen  Magenschuss.  Bei 
der  Sektion  fanden  sich  noch  eine  Leber-  und  eine  Pankreasverletzung.  Alle 
Patienten  kamen  früh  in  Behandlung.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Gebele  (7)  berichtet  die  neueren  Resultate  der  Münchener  chinu^schen 
Klinik  bei  penetrierenden  Wunden.  Von  30  Stiohverletzungen  der  Jahre  1897 
bis  1902  kamen  5,  von  15  Schusswunden  7  ad  exitum.  Bei  Einschussver- 
letzungen  ist  an  der  Laparotomie  unter  allen  Umständen  festzuhalten. 

Blake  (1).  SOj&hriger  Mann.  Einschosa  im  linken  Hypochondrium  (im  Reetos). 
Kugel  sitzt  anter  der  Haat  zwischen  7.  and  8.  Rippe  in  vorderer  AziUarlinea  rechts.  La- 
parotomie. Blntang  aas  Wanden  der  Oherflftche  des  rechten  nnd  linken  Leberlappens,  vät 
Gaze  tamponiert  Infolge  Hastens  Platzen  der  Baaohnaht  (Catgnt  far  die  Moskeln!).  8e- 
kand&maht.    Heilang. 

Branner  (4).  17  jähriges  Mftdchen.  Revolverschass  ans  grOsster  Nihe.  Einsdum 
zwischen  Nabel  and  Symphyse.  Operation  nach  8  Standen.  Blutig  tingiertes,  trfibes  Senm 
(später  nachgewiesen :  aSrober  BacUIas  der  Heo-  oder  Kartoffelbazillengrappe,  anftrober,  gu- 
bildender,  für  Meerschweineben  pathogener  Bacillas).  Eine  Darmschlinge  quer  bis  zu 
Mesenterinm  durchrissen  (nach  Brunn  er  darch  bydraulische  Pressong),  eine  weitere  4  mal 
durcbbohrt.  Naht.  Auswaschen  mit  7>]ger  Kochsalzlösung.  Heilung.  Kugel  wird  spBkr 
anter  der  linken  Glutäalhaut  gefunden.  Branner  plaidtert  fOr  die  Friedeospraxis  fftr  fHih- 
zeitige  Laparotomie  bei  allen  Bauch  schasswunden  und  zitiert  den  Rat  von  Hans  von  (kn- 
dorff  von  1513  (fQr  Lendenwunden) :  „ündt  wenn  die  Wundt  des  Banches  nit  genug  ist,  » 
mache  sie  weiter  mit  eim  Scheermesser!" 

Im  Falle  Lungus  und  Galians  (10)  bei  einem  42 jährigen  Manne,  welchem  eio 
Dieb  einen  Messerstich  im  Bauche  beibrachte,  ragte  aus  der  2cm  grossen  epigastrisdwo 
Wunde  ein  gänseeigrosser  kavitärer  Tomor  hervor.  Die  Laparotomie  zeigte,  dass  die  Ge- 
schwulst die  Magenwand  ist.    Resektion  und  Naht  derselben.    (Genesung. 

Stolanoff  (Plevna). 

Im  Falle  Mandlers  (11)  war  die  Wunde  in  der  Regio  epigastrica  dorch  Revolrv- 
schttss,  mit  Schrotkömem  gefOllti  erzeugt.  Bei  Reinigung  der  Wunde  findet  man  Sdirot- 
kOmer,  nekrotisches  Epiploonstück  aus  der  Wunde,  innen  indigerierte  Alimente  und  dim 
sterkorale  Massen.    Genesung  am  28.  Tage  ohne  irgend  welche  Operation. 

Stolanoff  (Plevna). 

Im  Falle  Pefroffs  (12)  handelte  es  sich  um  einen  22jährigen  Mann,  welchen  der 
Vater  mit  einem  Dolche  im  Bauche  und  in  der  Brust  verwundete.  Links  im  3.  Interkostal- 
räum,  4  cm  vom  Stemum,  eine  kleine  Stichwunde,  aus  welcher  reichlich  Blut  mit  Luft  ge- 
mischt floss.  Im  Bauche  links  unter  den  falschen  Rippen  im  Epigastrium  eine  2  cm  lasge 
Schnittwunde,  ans  welcher  Epiploon  heraustrat.  Ligatur  der  Arteria  mammaris  interna  ood 
intercostalis.  Naht  einer  3  cm  langen  und  1  cm  tiefen  Lungenwunde  in  der  Nähe  des  Peii- 
kardiums.  Dann  mediane  Laparotomie,  Resektion  des  Epiploons.  Naht  der  2 cm  laogei 
penetrierenden  Magenwunde.     Trotz  des  grossen  Blutverlastes  Genesung  nach  2  Montteo. 

Stolanoff  (Plevna). 


Pageosteoher,  Verletzungen  n.  chimrg.  Krankheiten  der  Banchwand  etc.        515 

C.   Pfählangen. 

1.  Braeas,  L.,  Über  Pfthlongayerletzungen.    Diss.    Kiel  1902. 

2.  Bttngner,  Zur  Kasuistik  der  Pfthlangsverletzongen.  75.  Natorforscher-Versammlang. 
Mfinehener  med.  Wochensohrift  1903.  Nr.  39. 

3.  Rnbritina,  Über  Pffthlnngsverletzongen.     Prager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  48. 

Braess  (1).  1.  Stoss  mit  Beiserbesen.  Zweig  dringt  in  Anas  ein.  Qrosser  Ab- 
»ess  seitlich  vom  Darm,    fieilong. 

2.  Fall  auf  eiserne  Stange,  die  in  Aftergegend  eindringt.  Operation  nach  7  Tagen. 
Pararektaler  Qang.    Heilung. 

Rubritius  (3).  Sjfthriger  Knabe.  Fall  ans  3  m  auf  Ast  eines  Hollanderstrauches, 
der  im  Bereich  des  Hodensackes  eindringt.  Neben  dem  Nabel  wird  ein  fingerdicker  Holz- 
Bkab  extrahiert»  der  bis  zum  Nabel  zwischen  Haut  und  Muskulatar  geglitten  war  und  über 
dem  Nabel  das  Peritoneum  durchbohrt  hatte.  In  letzterem  Fetzen  der  Hose  und  der  Skrotal- 
haui    Heilung. 

▼.  Bflngner  (2).  Bohnenstange  dringt  21  cm  tief  von  der  Fossa  sorotofemoralis  aus 
ein.  Extraperitoneale  Blasenverletzung  durch  das  Foramen  obturatorium.  Tamponade. 
Heilung. 

D.  Verletzungen  des  Zwerchfells. 

1.  Lenormant,  Du  traitement  op^ratoire  des  plaies  du  diaphragme.  Revue  de  Chirurgie 
1903.  Nr.  5. 

2.  Sknkow,  Über  die  Stichverletzungen  des  Diaphragma  von  der  ThorazhOhle  aus,  ins- 
besondere ihre  Kasuistik.    Diss.    Basel  1903. 

Lenormant  (1)  studierte,  angeregt  durch  drei  Fälle,  die  Frage  der 
Zwerchf ellverletzungen  und  kommt  zu  folgenden  Schlüssen :  1)  Ist  eine  Zwerch- 
fellverletzung diagnostiziert,  so  muss  sofort  operiert  werden,  sowohl  mit  Rück- 
sicht auf  die  Gefahr  von  Eingeweideverletzung  wie  von  Zwerchfellhemien. 
Die  spontane  Heilung  der  Wunde  wird  meist  durch  den  Eingeweideprolaps 
verhindert,  der  zu  Einklemmung  treibt.    Beides  erklärt  die  hohe  Sterblichkeit. 

Der  beste  Weg  zum  Zwerchfell  ist  der  transpleurale. 

Bei  Laparotomie  können  Verletzungen,  die  hoch  unter  der  Zwerchfell- 
kuppe!  liegen,  übersehen  werden  oder  schwer  erreichbar  sein.  Lenormant 
stellt  tabellarisch  23  Fälle  von  transpleuraler  Operation  zusammen  mit  drei 
Todesfällen.  Der  Pneumothorax  scheint  nie  Gefahr  gebracht  zu  haben.  Ver- 
letzungen der  Eingeweide  können  durch  die  Zwerchfellwunde,  eventuell  mit 
ihrer  Elrweiterung  versorgt  werden. 

Die  eigentliche  Zwerchfellwunde  soll  durch  direkte  Naht  versorgt  werden. 
Diese  Methode  ist  der  Annähung  an  die  Pleurawunde  durchaus  vorzuziehen. 

Skukow  (2)  hat  unter  Beifügung  dreier  Fälle  der  Basler  Klinik  62  der 
Literatur  von  Stichverletzungen  des  Zwerchfells  vom  Thorax  aus  zusammen- 
gestellt. Seit  Einführung  der  operativen  Behandlung  ergibt  sich  das  Resultat, 
dass  Heilung  die  Regel,  Tod  die  Ausnahme  ist,  während  es  früher  umgekehrt 
war.  Am  gefährlichsten  sind  die  durch  die  unbehandelte  Zwerchfellwunde 
spät,  oft  nach  Jahren  eintretenden  Eingeweideprolapse  in  den  Thorax  (durch 
Lösung  primärer  Verklebungen). 

5.    Akute  Peritonitis. 

1.  Bertelsmann,  Zar  Behandlung  der  eitrigen  Peritonitis  und  der  Fettgewebsnekrose 
des  Peritoneums.  75.  Naturforscher-Versammlung.  Mfinehener  med.  Wochenschr.  1903. 
Nr.  89. 

2.  Blake,  Diflfase  Peritonitis.    New  York  surgical  soc.    Annais  of  snrgery  1908.  Jane. 
8.  —  The  treatment  of  the  peritoneam  in  diffuse  Peritonitis.     Annals  of  sargeiy  1908. 

August. 

83* 


1 


516  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  TeiL 


4.  ▼.  Brunn,  Die  Pneumokokken-Peritonitis,   v.  Brunssche  Beiträge  1908.  Bd.  39.  Heftl. 

5.  —  Über  E^eumokokken-Peritonitis.    82.  Chirurgen- Kongresa  1903.  Berlin. 

6.  Brunner,  Weitere  klinische  Beobachtungen  über  Ätiologie  und  chirurgische  Thersfie 
der  Magenperforationen  und  Magenperitonitis.  Die  bisherigen  Ergebnisse  der  bakttrio- 
logischen  Untersuchung  bei  Aogenperitonitis.  v.  Brunssche  Beiträge  1903.  Bd.  40. 
Heft  1. 

7.  —  Experimentelle  Untersuchungen  Aber  Ätiologie  und  chirurgische  Therapie  der  dordi 
Mageninhalt  bewirkten  Peritonitis,    y.  Brunssche  Beiträge  1908.  Bd.  40.  Heft  1. 

8.  Fischer,  Seltene  Einbruchswege  der  diffusen  eiterigen  Peritonitis.  ▼.  Langenbeeki 
Archiv  1908.  Bd.  69.  Heft  1  und  2.    v.  Esmarch -Festschrift. 

9.  *Friderici,  Ein  Fall  von  spontan  geheiltem  subphrenischem  Abszess.   Diss.  Kiel  190S. 

10.  Friedtänder  f,  Vagus  und  Peritonitis,  t.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  72. 
Heft  1. 

11.  Gerassimowiisch,  Über  Blutbrechen  bei  Peritonitis.   Russki  Wratsch  1903.  Nr.  46. 
IIa. Gerster.  A.,  Ober  die  septische  Thrombose  und  Pylephlebitis  der  Wurzeln  der  Yen 

portae  und  ihre  Beziehung  zur  septischen  Peritonitis.  Orvosi  Hetilap  1908.  Nr.  26—23. 

12.  Grüneisen,  Über  die  subphrenischen  Abszesse  mit  Bericht  Aber  60  operierte  FiUl 
▼.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  70.  Heft  1. 

18.  Jensen,  Über  Pneumokokken- Peritonitis,  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69. 
Heft  4.  Bd.  70.  Heft  1. 

14.  Langemak,  Sero-fibrinOse  Peritonitis  nach  akuter  Enteritis,  durch  Laparotomie  ge- 
heilt.    V.  Brunssche  Beiträge  1908.  Bd.  37.  Heft  1  u.  2.    v.  Esmarch- Festschrift. 

15.  Meisel,  Über  Entstehung  der  Bauchfellentzflndung.  Mit  besonderer  BerQcksichtigiiog 
der  vom  Wurmfortsatz  ausgegangenen  Entzündungen,  v.  Brunssche  Beiträge  190S. 
Bd.  40.  Heft  2. 

16.  *Morison,  An  address  on  the  treatment  of  abdominal  emergercies.  The  Lancet  1903. 
Jan.  81. 

17.  *Porak  et  Dorante,  De  quelques  p^ritonites  chez  le  nonvean-n4.  Soc.  d'obstitriqM. 
de  gynöcol.  et  de  pMiatrie  de  Paris  1902.  Dec. 

18.  R signier,  Grippe  ganglionnaire  de  la  fosse  iliaque.  Journal  de  m6d.  de  Paris  1901 
Nr.  9. 

19.  Santncci,  A.,  Peritonite  emiaria  acuta  in  sacco  non  includente  viaceri  addomioaE 
II  PoHclinieo,  Sez.  pratioa  1903.  Nr.  88. 

20.  Tilton,  General  Peritonitis,  probably  of  gonorrhoeal  origin.  Annais  of  suigMy  1901 
April. 

21.  ^Woolseji  Septic  Peritonitis  due  to  the  presence  of  a  rubber  catheter  in  the  pen- 
toneai  cavity.    New  York  surgical  soc.    Annais  of  surgery  1908.  September. 

Brunn  er  (6)  erweitert  seine  in  früheren  Arbeiten  (s.  Jahresberidit 
1902)  mitgeteilten  klinischen  and  experimentellen  Erfahrungen  darch  neue 
Beobachtungen.  Im  ganzen  hat  er  bis  jetzt  sechs  Fälle  von  Magenperforation 
operiert,  es  gelang  nur  einen  zu  retten.  Alle  nicht  Operierten  starben,  ebenso 
von  zwei  Perforationen  wegen  Magenkrebs  einer.  Die  eigenen  bakteriologischen 
Untersuchungen  und  die  aus  fremden  Arbeiten  zusammengestellten  (in  Summa 
22)  ergeben  folgendes:  Meist  handelt  es  sich  um  Poly- undDoppelinfektioneB; 
dominierend  treten  die  Streptokokken  und  das  Bact.  coli  auf.  Das  ürteO 
muss  in  erster  Linie  auf  der  direkten  mikroskopischen  Untersuchung  des 
Exsudates  fussen.    Die  AnaSroben  treten  in  ihrer  Bedeutung  sehr  zurüdt. 

Derselbe  legt  hier  (7)  ausführlich  die  bereits  auf  dem  vorigen  Chirurgen- 
kongress  referierten  Untersuchungen  über  die  Ätiologie  und  chirurgische 
Therapie  der  durch  Mageninhalt  bewirkten  Peritonitis  nieder.  Auf  die  Einzel- 
heiten der  Arbeit  einzugehen,  ist  unmöglich. 

Die  Salzsäure  des  Magenaftes  wirkt  deutlich  desinfizierend  auf  Bakterien- 
gemische. Daher  ist  sowohl  hyperazider  als  der  zur  Zeit  der  Höhe  der 
Verdauung  entnommener  Magensaft  weniger  infektiös  als  der  kurze  Zeit  nadi 
Probefrühstück  oder  bei  anaziden  Zuständen  gewonnene.  Wichtig  ist  ferner 
die  Motilität.     Motorisch   aktiver    Magen   reinigt   sich   von   Bakterien;   bei 


Pag^enstecher,  VerletzungeD  u.  ohirurg.  Krankheiten  der  Banchwand  etc.        517 

Stagnation,  besonders  also  bei  Dilatation,  entwickelt  sich  eine  gefährliche 
Flora,  wieder  in  höherem  Grad  bei  Karzinom  als  bei  Dilatation  mit  Hyper- 
chlorhydrie.  Es  lässt  sich  dies  alles  deutlich  durch  die  Quantität  nachweisen, 
in  welcher  dem  Kaninchen  in  die  Bauchhöhle  injizierter  Magensaft  peritonitis- 
erzeugend  wirkt.  Auch  hier  tritt  der  Streptococcus  in  den  Yordergmnd,  der 
als  hauptsächlichster  Erreger  nachzuweisen  ist.  Bei  spontanen  Perforationen 
kommt  es  also  ebensowohl  auf  den  Zeitpunkt  der  Yerdauungsphase,  als  die 
Menge  des  austretenden  Inhaltes,  als  etwaige  Erkrankungen  an. 

Femer  ist  wichtig  die  Art  der  Suspension  der  Mikroben  im  Magen- 
inhalt. Bei  Mischung  von  kleinen  Bröckeln,  die  in  reichlicher  Flüssigkeit 
schwimmen,  macht  eine  schnelle  und  ausgedehnte  Aussaat  von  Mikroben  im 
Abdomen  sich  bemerkbar. 

Im  therapeutischen  Teil  seiner  Arbeit  berichtet  Brunner  über 
Versuche,  die  auf  solche  Weise  erzielte  Peritonitis  durch  Laparotomie  und 
Spülung  sowie  Anwendung  von  Antistreptokokkenserum  (Tavel)  zu  beein- 
flussen. An  sich  wird  Spülung  mit  Kochsalz  gut  vertragen,  ist  auch  nach 
Brunn  er  wohl  geeignet  zur  Reinigung  der  Bauchhöhle,  während  Antiseptika 
eher  schädigen,  jedenfalls  keinen  Nutzen  zeigten.  In  den  Versuchen  wurde 
ein  beim  Menschen  in  der  Praxis  kaum  vorkommender  Fall  angenommen :  die 
EntfemuBg  des  Mageninhaltes  kurz  nach  der  Ausbreitung  in  der  Bauchhöhle. 
Trotzdem  gelang  es  nur  bei  salzsaurem  1 — P/s  Stunden  nach  Probefrühstück 
ausgehebertem  Magensaft  durch  Spülung  die  Tiere  zu  retten.  Alle  mit  an- 
azidem oder  salzsaurem,  aber  schon  nach  Vs  Stunde  (also  bei  noch  schwachem 
HCl-Gehalt)  ausgehebertem  Saft  infizierten  Tiere  starben  trotz  prophylaktischer 
Serumdosis  und  Spülung. 

Beim  Menschen  wird  daher,  abgesehen  von  frühzeitigem  Eingreifen,  nur 
dann  ein  Fortschritt  zu  erhoffen  sein,  wenn  neben  dem  lokal  chirurgischen 
Vorgehen  ein  wirksames  antitoxisches  Mittel  —  Streptokokken  und  Coli- 
serum  —  gefunden  sein  wird.  Einstweilen  wird,  da  die  klinische  Erfahrung 
hessere  Resultate  ergeben  hat  als  beim  Kaninchen,  dafür  die  Art  und  der 
Zeitpunkt  der  Perforation  und  des  Mageninhaltes,  sowie  eine  bessere  Wider- 
standsfähigkeit des  Menschen,  ein  günstigerer  antibakterieller  Koeffizient  das 
Ausschlaggebende  sein. 

Friedländer  (10)  untersuchte  experimentell  an  Katzen,  ob  die  Allge- 
meinerscheinungen bei  Peritonitis  sich  als  reflektorisch  entstanden  erweisen 
lassen,  insbesondere  wie  das  Missverhältnis  zwischen  Puls  und  Temperatur 
sich  erklärt  Sowohl  der  Vagus  als  der  Sympathikus  senden  zum  Ganglion 
coeliacum  Fasern,  letzterer  einmal  den  Splanchnikus ,  andererseits  tiefer  ab- 
wärts noch  einige  Äste.  Wird  der  Splanchnikus  peripher  gereizt,  verengt  er 
die  Bauchgefässe,  hemmt  die  Darmperistaltik,  Durchschneidung  macht  starke 
Blutdrucksenkung  infolge  Ausdehnung  der  Bauchgefässe.  Periphere  Vagus- 
reizung hat  keinen  Einfluss  auf  Puls  oder  Blutdruck.  Zentrale  Splanch- 
niknsreizung  ist  überaus  schmerzhaft,  der  Blutdruck  steigt  nur  wenig 
an.  Da  Vagus  nicht  schmerzhaft  ist,  so  muss  der  peritonitische  Schmerz  auf 
dem  Splanchnikusweg  zentralwärts  gehen.  Sympathikusreiz  kann  zwar  durch 
Vagusreiz  die  Pulsfrequenz  herabsetzen,  aber  ohne  Spur  von  Blutdrucksenkung. 
Zentraler  Vagusreiz  macht  Blutdrucksenkung,  die  Pulsfrequenz  ist 
nur  anfangs  verlangsamt. 

Wurde  nun  eine  eitrige  Peritonitis  erzeugt  und  zugleich  die  Vagi  durch- 
schnitten,  so  blieb  das  Resultat  dasselbe   wie  ohne   Durchschneidung,    die 


518  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IT.  Teil. 

letoteren  Tiere  kollabierten  etwas  früher,  im  übrigen  starben  die  Tiere  dnidi 
Intoxikation  und  Darmparalyse  mit  oder  ohne  Vagus.  Dasselbe  fand  sich 
bei  Inkarzeration  des  Darmes  und  Strangulation  des  Netzes. 

Untersucht  man  aber  die  Tiere  ca.  8  Stunden  nach  der  Netzstrangu- 
lation,  im  sog.  Stadium  der  peritonitischen  Reizung  der  Kliniker,  so 
kommt  der  Vagus  voll  zur  Geltung.  Ist  er  intakt,  ist  die  Pulsfrequeoz 
erhöht;  ist  er  durchschnitten,  bleibt  sie  unverändert. 

Demnach  wird  bei  Peritonitis  das  Ganglion  coeliacum  erregt,  sei  es 
direkt  durch  Entzündung  oder  von  der  Peripherie  her  nervös  und  leitet  nun 
zentral  durch  die  Splanchnici  den  Schmerz,  durch  die  Vagi  den  Kollaps; 
peripher  wird  vom  Splanchnikus  her  die  Darmmuskulatur  gelähmt.  Der  Puls 
zeigt  an,  dass  der  entzündliche  Prozess  sich  im  subserösen  Gewebe,  wo  die 
Nerven  liegen,  und  damit  über  das  ganze  Peritoneum  verbreitete.  Die  Tem- 
peratur hängt  ab  von  der  Resorption  toxischer  Stoffe. 

Meisel  (15)  versucht  im  ersten  Teil  seiner  umfangreichen  Arbeit  eine 
Vorstellung  zu  gewinnen  über  das  Verhalten  des  Bauchfellüberzugs  entzündeter 
Organe.  Die  gesunde  Serosa  besitzt  gegenüber  akuten  Entzündungen  eine 
erhebliche  Wiederstandsfähigkeit ;  die  Ursache  liegt  in  VerschiebUchkdt, 
Ausdehnungsfähigkeit,  guter  Zirkulation.  Finden  nun  wiederholte  oder  lang- 
dauernde  Entzündungen  statt,  können  diese  Eigenschaften  nachlassen  und 
schliesshch  einem  erneuten  Ansturm  gegenüber  die  Serosa  durchlässig  werden. 
Daraus  erklärt  sich  das  seltene  Auftreten  von  Peritonitis  bei  Empyemen  der 
Gallenblase,  bei  Pyonephrose.  Eine  Ausnahme  scheint  der  Wurmfortsatz  zu 
machen,  dies  sei  jedoch  nur  eine  scheinbare.  Schon  lange,  ehe  Anfalle  zu- 
stande kommen,  sind  chronische  Veränderungen  an  der  Serosa  eingetreten. 
Ihre  Lymphbahnen  obliterieren.  Die  Gefasse  zeigen  oft  Schlängelung  als 
Zeichen  vorher  bestandener  stärkerer  Ausdehnung  des  Organs.  Die  chronische 
(granulöse  Riedel)  Appendicitis  führt  zu  Entzündung  an  Mesenteriolum  und 
besonders  zu  eigentümlichen  Zirkulationsstörungen,  Thrombose  der  Venen  und 
damit  zu  hämorrogischem  Infarkt  Derselbe  macht  eine  Nekrose  der  Schleimhaut 
ey.  der  Serosa.  Die  Folge  sind  Perforationen,  Gangrän  des  Appendix,  Peritonitis, 
es  kann  aber  auch  zur  Heilung  kommen ;  so  erklären  sich  sowohl  die  Stenosen 
und  partiellen  Obliterationen,  wie  die  von  Ribbert  beschriebenen,  von  diesem 
als  Lisolutionsvorgang  aufgefassten,  vornehmlich  in  der  Spitze  beginnenden. 
Meisel  sucht  diese  Anschauung  sowohl  durch  den  Nachweis  dieser  Venen- 
thrombose am  Präparat  wie  durch  Experimente  zu  begründen. 

Im  zweiten  Teil  beschäftigt  er  sich  mit  den  verschiedenen  Formen  der 
Bauchfellentzündung,  auf  Grund  der  in  der  Freiburger  Klinik  beobachteten 
Fällen  von  Abzessbildungen,  beginnender  und  von  diffuser  Peritonitis.  Fol- 
gende Punkte  kommen  zur  Erörterung:  die  Verlagerungen  des  Wurmfort- 
satzes, der  Einfluss  von  Verwachsungen,  wobei  darauf  hingewiesen  wird,  dass 
die  grössere  Seltenheit  von  ausgedehnten  Verwachsungen  nach  akuter  Perito- 
nitis weniger  auf  das  Ausbleiben  der  Verbindungen,  als  auf  die  nachträgliche 
Lösung  derselben  zurückzuführen  ist.  Daher  ist  auch  nach  wiederholten  An- 
fällen nicht  mit  Sicherheit  auf  solche  Verwachsungen  zu  rechnen,  und  ein 
einmal  durchgemachter  Anfall  kein  Schutz  gegen  diffuse  Peritonitis.  Erst 
nach  Ablauf  einer  gefährlichen  Peritonitis,  welche  das  Epithel  zerstört,  entstehen 
dauerhafte  Verwachsungen.  So  kann  das  Infektionsmaterial  sich  zunächst  über 
die  ganze  Oberfläche  des  Peritoneum  verbreiten.  Meisel  studierte  experimentell 
die  Art  und  die  Ursachen  der  Verbreitung  nicht  reizender  Stoffe  (chinesischer 


Pageaatecher,  Yerletznngeii  n.  chirurg.  Krankheiten  der  Baachwand  etc.       519 

Tusche)  in  der  Bauchhöhle  imd  fand  folgende  Momente:  die  Yerbreitunj^  -der 
Stoffe  ist  abhängig  vom  kapillären  Raum,  doch  scheinen  kleinere  Luftquanti- 
täten die  Verbreitung  nicht  wesentlich  zu  beeinflussen.  Es  besteht  eine  Ab- 
hängigkeit von  der  Peristaltik,  Meteorismus  hemmt,  gesteigerte  Periqtaltik 
befördert.  Schmerz  macht  sich  erst  geltend,  wenn  die  bewegenden  Kräfte 
nachlassen,  insbesondere  bei  aufgehobener  Zwercbfellatmung.  Bei  Lähmung 
der  Darmschlingen  ist  Einfluss  der  Atmung  auf  die  im  Becken  bleibenden 
Teilchen  nicht  zu  finden. 

Die  sog.  peritoneale  Beizung  sieht  auch  Meisel  als  Zeichen  einer  dif- 
fusen Verbreitung  des  Lifektionsstoffes  an.  Ob  es  zu  diffuser  oder  lokalisierter 
Peritonitis  nach  Appendicitis  kommt,  dafür  kommt  mehr  die  anatomische 
Art  derselben  als  die  Art  der  Bakterien  in  Betracht.  Für  diffuse  Formen 
ist  manchmal  eine  Yorherige  Schädigung  des  Bauchfells  durch  allmählich  ein- 
dringende Gifte  bei  Gangrän  von  Bedeutung.  Für  die  Lokalisation  scheint 
das  schon  im  Wurmfortsatz  gebildete  fibrinöse  Exsudat  teUs  weil  es  den 
raschen  Austritt  der  Substanzen  verhindert,  teils  wegen  der  Beförderung  der 
Fibrinbildung  (fibrino-plastische  Substanz  im  Wurmfortsatz?)  von  Bedeutung. 
Für  die  Verbreitung  der  Abzesse  kommen  peritoneale  Scheidewände  in  Be- 
tracht, hauptsächlich  bei  den  mehr  langsam  sich  verbreitenden  Formen.  Insbe- 
sondere ist  das  Netz  zur  Abgrenzung  geeignet,  weil  es  vier  Epithelblätter  besitzt. 

Meisel  spricht  sich  für  prophylaktische  Operation  nach  dem  ersten 
sicher  festgestellten  Anfall,  für  Frühoperation  bei  schweren  fieberhaften  An- 
fällen, bei  ausgebildeter  eitriger  Peritonitis  vom  dritten  Tag  ab  für  vorsich- 
tiges, die  Kräfte  berücksichtigendes  Vorgehen  aus. 

Fischer  (8)  beobachtet  folgende  seltene  Eingangspforten  für  die  diffuse 
Peritonitis :  a)  Perforation  eines  septischen  Duodenalgeschwürs,  b)  eines  älteren 
Magengeschwürs  nach  Cholecystotomie,  c)  bei  Erysipel,  d)  bei  eitrigen  gonor- 
rhoischem Blasenkatarrh,  e)  durch  Orchitis  purulenta  und  Fortleitung  der 
Eiterung  (mit  Gonokokken)  in  Samenblasen,  und  durch  die  Lymphwege  in 
den  praevesikalen  und  den  peritonealen  Raum,  f)  bei  Osteomyelitis  tibiae,  g) 
bei  Nephritis. 

Blake  (3)  fasst  die  Behandlung  der  diffusen  Peritonitis  so  zusammen; 
frühe  Operation,  Entfernung  des  Ausgangsherdes,  Auswaschung  mit  Kochsalz, 
Banchnaht;  Drainage  nur  bei  nicht  resorbierbaren  Mengen  von  nekrotischem 
Material. 

Bertelsmann  (1)  sucht  die  Gefahr  der  diffusen  Peritonitis,  des  Kollaps 
des  Herzens  durch  sehr  grosse  intravenöse  Kochsalzinfusionen  von  3V>  1  pro 
dosi  und  20  1  in  den  nächsten  Tagen  zu  überwinden. 

Gerassimowitsch(ll  beobachtete  bei  11  Fällen  von  Peritonitis,  ver- 
schiedenen Ursprungs,  mehr  oder  weniger  hochgradiges  Blutbrechen.  —  Das 
Blutbrechen  bei  diffuser  eitriger  (septischer)  Peritonitis  ist  eine  Teilerschei- 
nung  der  allgemeinen  Intoxikation  des  Körpers.  Es  kommt  infolge  von  Ver- 
änderungen der  Gefässwandungen  zu  punktförmigen  Blutergüssen  per  diape- 
desin  in  der  Magenschleimhaut;  sekundär  können  sich  an  diesen  Stellen  Er- 
rosionen  bilden.  Als  weiteres  ätiologisches  Moment  bei  der  Entstehung  der 
Blutungen  spielt  wahrscheinlich  die  Lähmung  der  Vasomotoren  des  Magens 
eine  Rolle.  —  Blutbrechen  bei  Appendicitis,  ohne  Peritonitis,  wird  verursacht 
durch  Embolien  von  Bakterien  in  die  Kapillaren  des  Magens.  —  Bei  Kindern 
wird  Bluthusten  häufiger  beobachtet  als  bei  Erwachsenen.  Prognostisch  ist 
es  von  übler  Bedeutung.  Hohl b eck  (St.  Petersburg). 


520  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

•    Die  Hernien  -  Peritonitis  ist  nur  ausnahmsweise  die  Verbreitung  einer 
sekundär   nach    infektiver  Entzündung   eines  beschränkten  Darmabschniites 
entstandenen   zirkumskripten  Peritonitis    auf   den   Bruchsack.    Ein  Beispiel 
dieser  Art  von  Hemienperitonitis  beschreibt,  nach  einer  Einleitung  über  die 
Natur  und  Ätiologie  der  in  Bede  stehenden  Affektion,  Santucci  (19).    Es 
handelte   sich   um  einen    mit  Typhlitis  behafteten  erwachsenen  Mann,  bei 
welchem  7  Tage  nach  Beginn  der  Krankheit  sich  eine  Perityphlitis  und  d&im 
eine  akute  Entzündung  einer  rechtsseitigen  angeborenen  freien  Leistenhernie 
kundgab.    Kot-  und  Gas  verhaltung,  Kotbrechen ,  aufgetriebener  Bauch,  der 
jeder  Behandlung  widerstand.    Bei  dem  in  aller  Eile  vorgenommenen  chirargi- 
schen  Eingriff  konstatierte  man,  dass  der  Bruchsack  keine  Eingeweide,  son- 
dern  eine   kotartige  Flüssigkeit  enthielt  und   mittelst  des  langen,  für  eine 
Sonde  kaum  durchgängigen  Halses  mit  einer  cystenartig  geschlossenen  Peri* 
tonealhöhle  kommunizierte.     Nach  Eröffnung  dieser  stiess  man  auf  jancfa^;»  i 
Flüssigkeit  und  konstatierte,  dass  der  Blinddarm  von  einer  primären  akutenj 
Entzündung  befallen  war.     Coecostomie,  Aufhören  der  akuten  Erscheinun 
Nach  4  Monaten  wurde  der  Cökalafter  mittelst  lateraler  Enterorrhaphie 
die  Bauchwand  mittelst  Etagennaht  verschlossen.    Heilung.         R.  Giani 

Langemak   (14).      Ujfthriger  Knecht.      Famnkel,   aknte  maltiple   Oeteomyeli 
Eröffang  zahlreicher  Herde.     Dann  plötzlich  peritonische  Symptome,  starker  Flaasigk 
ergass.    Laparotomie.     Seröse  Peritonitis,  Appendix  intakt,  fibrinöse  Flecke  Im  obei 
der  Klappe.    Zuerst  HeiloDg,    spftter  Tod  an  chronischer  Sepsis.     Keine  Folgen  der  ] 
tonitis,  kein  Ausgangspunkt  einer  solchen  sichtbar.    Wegen  unmittelbar  vorausgeh 
Diarrhöen  wird  Infektion  vom  Darm  aus  angenommen. 

Blake  (2).     Fibrinöseitrige  Peritonitis  infolge  Appendizperforation. 
2  Tagen.    Eiter  rechts,  links  und  im  kleinen  Becken.     Auswaschen  des  Baue 
Wundverschluss.    Wundeiterung,  Fieber  2  Wochen,  später  noch  Abszesse  der  lii 
iliaca  wird  das  Becken  sowie  oben  die  Flezura  sigmoidea  entleert.    Heilung. 

V.  Brunn  (4  und  5)  gibt  unter  Mitteilung  zweier  typischer  FÄe  eine] 
gute  Zusammenstellung  der  gesamten  bisherigen  Literatur  und  BesjP 
der  Pneumokokkenperitonitis.    Wenn  Autor  jedoch  meint,  dass  diese 
Peritonitis    noch  nicht  die    richtige   verdiente  Würdigung   chirurgis 
gefunden  hat,  so  weisen  wir  darauf  hin,  dass  wenigstens  in  diesen 
regelmässig  darüber  referiert  ist. 

Jensens  (13)  Arbeit  gliedert  sich  in  einen  experimentellen  und  klini- 
schen Teil.  1.  Eine  eiterige  Peritonitis  liess  sich  an  Meerschweinchen  und 
Ratten  durch  Injektion  einer  24  stündigen  Kultur  aus  einem  durch  Pneumo- 
kokken getöteten  Tier  erzeugen.  Ohne  Infektion  des  Stichkanales,  ohne  Herab- 
setzung der  Resorption  oder  Verletzung  der  Serosa  gelang  dies  durch  eine  ge- 
ringe Mikrobenmenge  in  indifferenter  Flüssigkeit,  während  grössere  Mengen  in 
üblicher  Allgemeininfektion  führen;  daran  sind  frühere  Untersucher  gescheitert. 
Die  Kokken  vermehren  sich  im  Peritoneum.  Es  entwickelt  sich  hier  eine 
Pbagocystose,  doch  gewinnen  die  Mikroben  immer  wieder  die  Oberhand.  Die 
Phagocytose  ist  nicht  die  einzige  Stützkraft  des  Organismus.  Doch  muss  mas 
zum  Studium  der  Resistenz  des  Peritoneums  den  Übergang  der  Kokken  ins 
Blut  studieren.  Im  Blut  fand  Jensen  bei  Tieren,  welche  längere  Zeit  lebten, 
stets  Kokken.  Nach  Verlauf  von  16  Min.  waren  sie  verschwunden,  aber  im 
Peritoneum  noch  nachweisbar.  Bei  tödlicher  Peritonitis  sind  sie  dauernd 
nachweisbar  im  Blut,  so  lange  letzteres  der  Fall,  ist  das  Tier  nicht  ausser 
Gefahr.  Der  Resorption  aus  dem  Peritoneum  ist  eine  grosse  Bedeutung  bei- 
zulegen, weniger  der  Annahme  einer  grossen  bakteriziden  Kraft,  der  ent- 
scheidende Kampf  findet  im  Kreislauf  im  ganzen  Organismus  statt. 


Pagenstecher,  Verletzangen  u.  chirurg.  Krankheiten  der  Bauchwand  etc.       521 

2.  Klinisches.  Hier  stellt  Jensen  in  sehr  genauer  Weise  alles  ein- 
schlägige Material  zusammen.  Die  Infektionswege  sind:  1.  Durch  die  Bauch- 
wand, 2.  ans  der  Pleura  durch  das  Zwerchfell,  3.  auf  der  Blutbahn^  4.  aus 
den  Genitalorganen,  5.  aus  dem  Intestinalkanal,  6.  aus  einem  anderen  Bauch- 
organ. Der  fünftea^B|M|M^^j^^^^^iu^ste.  Die  die  Krankheit  oft 
einleitende  ^Udfl|0PHHH||^^^HBV^^B^^*  Blutinfektion  scheint 
selten,  ^^/jjf^tflm&n  unterschi^eaSn  zirKuinll^^tö  Peritonitiden,  häufiger  bei 
Erwachsenen,  und  diflfuse,  bei  welchen  oft  dysenterische  und 
sirmveränderungen  gefunden  sind.  Im  Verlauf  sind  die  Fälle  bei 
und  Erwachsenen  sehr  verschieden.  Die  Fälle  bei  Erwachsenen 
irden  in  parapneumonische  und  sogen,  primäre  unterschieden.  Bei  Kindern 
erstere  besonders  selten,  der  intestinale  Ursprung  wohl  der  vorwiegende, 
auch  leider  Kontinuitätsinfektion  nur  in  wenigen  Fällen  bewiesen  ist. 
i  Anfang  charakterisiert  Leibschmerz,  Erbrechen,  Diarrhöe,  Fieber ;  den  Yer- 
drei  Phasen:  1.  an  Typhus  erinnernder  Allgemeinzustsüid.  2.  Entwicke- 
des  Exsudates,  keine  Muskelspannung,  Temperatur  wenig  gesteigert, 
rhöe  hört  auf.  Dauer  3—4  Wochen  nach  Beginn,  meist  kürzer.  3.  Falls 
'» vorher  operiert  sind :  Abmagerung  und  Kachexie ;  event.  bahnt  sich  dasEx- 
DJat  seinen  Weg  nach  aussen,  vorwiegend  durch  den  Nabel.  Komplikationen 
od  Bronchopneumonien,  Muskelabszesse,  Osteomyelitis,  Parotis,  Pleuritis.  Auch 
He  diffusen  Formen  bei  Kindern  sind  stets  purulent,  führen  unter  stürmischem 
iTerlauf  rasch  zum  Tod,  doch  sind  auch  einige  mit  Glück  operiert  worden. 
ünmal  wurde  Mischinfektion  mit  Typhus  beobachtet.  Ausführlich  wird  auch 
lie  Diagnose  besprochen  (im  Blut  stets  Kokken!).  Die  definitive  Behandlung 
[>llte  erst  eintreten,  wenn  deutliches  Exsudat  gebildet  ist.  Behutsame  kleine 
lizision  wegen  event.  Adhärenz  von  Därmen;  nachher  Drainage.  Literatur 
134  Nununem. 

Tilton  (20).  21  Jahre  alte  Frau,  welche  früher  eine  auf  Gonorrhoe  verdftchtige 
durchgemacht  hatte,  erkrankt  mit  Fieber,  Erbrechen,  Leibschmerz,  Drackschmerz 
htB  und  im  Epigastriam.  Laparotomie.  Freier  Eiter  im  Bauchranm,  mit  Fibrin.  Tuben 
Fweitert,  fayperftmisch,  entleeren  auf  Druck  Eiter.  Entfernung  der  Adnexe.  Ans  waschen 
1»  Banchea  mit  Kochsalz.  Anfangs  fortdauernd  schwere  Erscheinungen.  Vom  3.  Tag  an 
Besserung.    Im  Eiter  keine  Kokken  gefunden. 

Reignier  (18).  Kranker  von  50  Jahren,  mit  Fieber  und  Durchfällen,  zeigt  einen 
glatten  harten  Tumor  der  rechten  Fossa  iliaca.  Derselbe  verschwindet  allmählich,  um  im 
nächsten  Jahre  unter  den  gleichen  Erscheinungen  einer  Influenza  wiederzukehren.  Trotz 
der  glatten  Oberfläche  wird  die  Diagnose  auf  Drflsenansohwelinng  gestellt. 

Grüneisen  (12)  gibt  die  ausführliche  Bearbeitung  der  60  Fälle  von 
subphrenischen  Abszess,  über  welchen  Koste  bereits  kurz  berichtet  hat. 
(S.  Jahresber.  1902.  pg.  896. 

Gerster  (IIa)  hat  als  Oberarzt  am  Mount-Sinai-Krankenhause  zu  New- 
York  innerhalb  der  letzten  10  Jahre  1189  Appendicitis-Fälle  operiert;  nur 
9  davon  waren  mit  einer  Pylephlebitis  kompliziert. 

Die  Pathologie,  Symptomatologie  und  Diagnose  der  Erkrankung  illustriert 
Gerster  mit  wohlbeobachteten  Krankengeschichten;  die  Prognose  ist  schlecht, 
auch  bei  unverzogerter  Operation  können  wir  einer  fulminanten  Sepsis  oft 
nicbi  erwehren.  J.  Dollinger  (Budapest). 


522  Jahresbericht  für  Chirurgie.     IL  Teil. 

6.   TuberkulSse  Peritonitis. 

1.  Bellamy,  A  case  of  tubercoloas  Peritonitis;  spontaneons  recovery.    The  Laacet  19(KL 
May  2. 

2.  Di  Biagi,  F.,  La  gnarigione  della  peritonite  tubercolare  colle  inieiioiü  iodo-iedante 
alla  Durante.    II  Policlinico.  Sez.  pratica  1903.  Nr.  44. 

3.  Borchgrevink,  Fall  von  aDatomiscfa  nachgewiesener  Spontanheiliing  der  taberknlSeeK 
Peritonitis.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  3. 

4.  Bonrsier,  Pöritonitea  tubercolenses  et  annexites.  Jonmal  de  möd.  de  Bordeaux  19QII. 
Nr.  88. 

5.  Garpenter,  Tttberculons  Peritonitis.    Medical  Press  1903.  March  18. 

6.  Doerfler,  Die   Banchfelltuberkulose   und  ihre   Behandlung.      GOachel-FeBtsduifiL 
Tübingen,  Laupp  1902. 

7.  Freund,  Zur  Heilung  der  tuberkulösen  Bauchfellentzündung.     Beitrftge  zur  Gebuzt»- 
hilfe  etc.  1903.  Bd.  YII.  Heft  8. 

8.  Fr ie dl aen der,  Zur  Frage  der  Behandlung  der  tuberkulösen  Peritonitis,   v.  Langem- 
becks  Archiv  1908.  Bd.  70.  Heft  1. 

9.  *Grinialdi,  A.,  e  Pelleri,  A.,  Perchd  la  laparotonüa  guarisce  la  peritonite  tnbei^ 
colare?    II  Nuovo  Raccoglitore  medico  1908.  fasc.  8.    (Vorläufige  Mitteilung.) 

10.  *Hingsanier,  Ein  seltener  Fall  von  Kombination  zweier  Infektionskrankheiten :  Sab- 
akute  Tuberkulose  des  Bauchfells;  Septikopyämie  im  Anschlüsse  an  chronische  Osteo- 
myelitis; terminale  Miliartuberkulose,  ausgehend  von  beginnender  Thrombose  des  Duetas 
thoracicus.    Wiener  klin.  Rundschau  1903.  Nr.  30. 

11.  Koppen,  Studien  und  Untersuchungen  über  Pathologie  und  Therapie  der  tnberkulSeea 
Peritonitis,    v.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  69.  Heft  4. 

12.  Lücke,  Peritonitis  tuberculosa  traumatica  mit  Ileus.  Berliner  klin.  Wochenachr.  1903. 
Nr.  18. 

18.  Martin  ori,  B.,  Contributo  alla  cura  della  peritonite  tubercolare  colle  injezioni  jodo- 
iodurate  alla  Durante.    II  Policlinico,  Sez.  pratica  1903.  fasc.  11. 

14.  ^Meissner,  Über  primäre  isolierte  Bauch felltuberkulose.    Disa.    Tübingen  1908. 

15.  Mohrmann,  Die  Resultate  der  Laparotomie  bei  tuberkulöser  Peritonitis.  Disa.  GH- 
tingen  1908. 

16.  Nicholls,  Albert  G.,  Some  rare  forms  of  chronic  Peritonitis.  Associated  with  pro- 
ductive  fibrosis  and  hyaline  Degeneration.  The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Aaa.  1903. 
March  14. 

17.  *Pape,  Zur  Diagnose  und  Therapie  der  Genital-  und  Peritonealtuberkulose  des  Weibes. 
Hegars  Beiträge  1903.  Bd.  VIL  Heft  8. 

18.  *Patel,  Peritonite  tuberculeuse  d*origine  annexielle;  suppuration  pelvienne;  indsion 
par  le  Douglas;  guörison.    Soc.  de  m^d.    Lyon  mödical  1908.  Nr.  51. 

19.  Rotch,  Thomas  Morgan,  Tubercular Peritonitis  in  early  lif :  with  especial  referenoe 
to  its  treatment  by  laparotomy.     The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1908.  Jan.  10. 

20.  Saltykow,  Über  Laparotomie  bei  experimenteller  Banchfelltuberkulose.  YetfaaodL 
der  Deutschen  patholog.  Gesellschaft  Bd.  Y. 

20a.  —  Recherches  expörimentales  sur  le  röle  de  la  laparotomie  dans  la  peritonite  tube^ 
cnleuse.    Arch.  de  möd.  exp^riment  etc.  1903.  Bd.  4. 

21.  *S am oi low,  Über  die  tuberkulöse  Peritonitis  und  ihre  Behandlung.   Dies.   Berlin  1908. 

22.  Schramm,  Über  die  Vorteile  der  Laparotomie  bei  tuberkulöser  Peritonitis  der  Kinder. 
Wiener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  8  und  9. 

23.  Scuderi,  F.,  Le  iniezioni  iodo-iodurate  neUa  cura  della  peritonite  tubercolare.  D  Poli- 
clinico, Sez.  pratica  1908.  Fasc.  21. 

24.  Silvestri,  S.,  La  cura  iodo-iodnrata  alla  Durante  nella  peritonite  tubercoUre.  II 
Policlinico,  Sez.  pratica  1903.  Fasc.  10. 

25.  Sutherland,  The  prognosis  of  tuberculous  Peritonitis  in  children.  Medical  Press 
1908.  Jan.  28. 

26.  Theilhaber,  Zur  Lehre  von  der  Behandlung  der  tuberkulösen  Peritonitis.  Göschel- 
Festschrift.    Tübingen  1902.  ü.  Laupp. 

27.  Thövenot,  Peritonite  tuberculeuse,  r^ultat  de  laparotomie  pratiquöe  il  y  a  11  ans. 
Soc.  des  Sciences  m^d.    Lyon  mödical  1903.  Nr.  12. 

28.  Thoenes,  Zur  Frage  der  operativen  Behandlung  der  Banchfelltuberkulose  und  deren 
Dauerresultate,  nebst  3  Fällen  von  Tuberculosis  hemiosa.  Deutsche  Zeitschrift  f&r 
Qliirurpie  1903.  Bd.  70.  Heft  5-6. 


Pagenstecher,  Yerletzangen  u.  chirorg.  Krankheiten  der  Baachwand  etc.       523 

29.  Thoenes,  Über  BaaohfelltaberkuloBe.   75.  Natnrforscher-Veraammlang.  Mflnch.  med. 

Wochenschrift  1908.  Nr.  89. 
SO.  —  Ober  Banchfelltnberkalose.    MOnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  50. 
81.  Torr  es  i,  Y.,  Peritonite  tabercolare  post-tifosa.    Cliniea-ehimrgica  1908.  Nr.  4. 
S2.  *Wei88gange,  Über  die  Heflnngsvorgänge  bei  der  operativen  Behandlang  der  Banch- 

fell  ond  Nierentaberknlose.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1902.    Nr.  28. 

Koppen  (11)  betrachtet  die  Entstehung  und  die  Schicksale  des  Ex- 
sudates bei  tuberkulöser  Peritonitis  vom  Standpunkte  der  Osmose.  Die  Peri- 
tonitis hindert  nicht  die  Resorption.  Klinische  Erfahrungen  an  den  Tier- 
versuchen der  Autoren  zeigen  dies.  Es  kann  also  nicht  an  der  geweblichen 
Beschaffenheit  des  Peritoneum  liegen,  wenn  das  Exsudat  nicht  resorbiert  wird. 

In  dem  Exsudat  findet  man  Tb.  und  ihre  Trümmer.  Gelangen  sie  in 
das  Exsudat,  so  schlagen  sie  sich  auf  der  Serosa  nieder  (Tierversuch);  nur  die 
veränderten  werden  langer  suspendiert.  Daher  in  den  tiefsten  Lagen  die 
stärkste  Eruption.  Ausserdem  befinden  sich  im  Exsudat  die  Toxine,  Albumosen 
und  Proteide.  Durch  die  ausgestreuten  Tuberkelbazillen  findet  anfangs  eine 
Selbstinfektion  statt,  mit  der  Zeit  trittimmunität  des  Peritoneum  und 
dadurch  Stillstand  des  Leidens  ein.  Nun  kann  die  Resorption  auf  das  Ex- 
sudat einwirken;  warum  geschieht  es  nicht?  Lijizierte  Koppen  Tb.-Toxine 
ins  Peritoneum,  so  trat  eine  Yerlangsamung  der  Resorption  ein.  Die  Ursache 
ist  die  Entzündung,  welche  den  Hauptweg  der  peritonealen  Resorption,  die 
Blutgefässe,  wegnimmt,  so  dass  nur  die  Lymphwege  übrig  bleiben.  Sobald 
nun  Immunität  eintritt,  ist  aber  zugleich  die  Menge  des  resorbierten  in  den 
übrigen  Körpersäften  zirkulierenden  Toxins  von  Einfluss.  Wird  Toxin  ausser 
im  Peritoneum  auch  subkutan  injiziert,  so  wird  die  Resorption  stärker  ver- 
langsamt. Das  geschieht  nach  den  Gesetzen  der  Endosmose;  das  Toxin  ist 
der  diffusible  Körper.  Weiter  zieht  Koppen  die  Seitenkettentheorie  heran 
und  macht  an  Experimenten  mit  Injektion  verschieden  konzentrierter  Kochsalz- 
und  Toxinlösungen  klar,  was  erfolgen  muss.  —  X  ist  die  Toxinmenge,  welche 
durch  die  gesamten  Seitenketten  des  Organismus  an  Rezeptoren  verankert 
werden  kann.  Wird  X  in  die  Bauchhöhle  gebracht,  wird  ein  Teil  dort  ver- 
ankert, so  diffundiert  die  toxische  Flüssigkeit,  weil  im  Körper  jenseits  der 
Membran  kein  Toxin  ist,  sie  wird  resorbiert,  im  Körper  verankert  und  ausge- 
schieden.  Wird  mehr  fAs  X  infundiert,  so  geht  der  Vorgang  vor  sich,  bis  Toxin 
zu  beiden  Seiten  der  Membran  gleich  ist.  Kann  das  Tier  dann  noch  durch 
neugebildete  Seitenketten  das  Toxin  binden,  so  kann  es  schliesslich  mit  ihm 
fertig  werden,  andernfalls  bleibt  ein  Rest  zurück,  das  Tier  muss  zugrunde 
gehen. 

Beim  Menschen  ist  die  Sache  so.  Tuberkelbazillen  setzen  sich  aufs 
Peritoneum,  dieses  wird  entzündet,  exsudiert.  Es  folgt  eine  Resorption,  aber 
sie  hält  nicht  Schritt,  Ascites  sammelt  sich  an.  Die  Toxine  werden  resorbiert, 
diffundieren  und  besetzen  die  Rezeptoren  des  Körpers;  kann  derselbe  diese 
nicht  ersetzen,  geht  er  zugrunde.  Bei  Undichtwerden  der  Membran  geht 
überhaupt  die  ganze  Flüssigkeit  durch,  es  erfolgt  Fortschreiten  der  Peritonitis 
als  trockene  bis  zum  Tod.  Kommt  der  Prozess  zum  Stillstand,  so  hängt  alles 
davon  ab,  ob  der  Organismus  das  in  ihm  kreisende  Toxin  allmählich  binden 
und  ausscheiden  kann.  Wenn  nicht,  kann  seine  Diffussion  nicht  statthaben, 
weU  hüben  und  drüben  der  Membran  die  Toxine  allmählich  gleich  werden, 
der  Erguss  bleibt  bestehen,  trotzdem  das  Bauchfell  immun  geworden.  Wird 
aber  der  Erguss  abgelassen,  muss  er  verschwunden  bleiben.     Er  muss  aber 


524  Jabresberiofat  fttr  Chirargie.    II.  Teil. 

vollständig  beseitigt  werden,  damit  weder  Toxin  noch  Tnberkelbazülen  zurück- 
bleiben. Sonst  kann,  weil  jetzt  Tuberkelbazillen  und  Toxine,  nicht  viel  ver- 
dünnt, zur  Geltung  kommen,  die  Immunität  verloren  gehen  und  eine  neue 
Entzündung  folgen. 

Die  Therapie  hat  unter  der  Immunisierung  des  Organismus  durch  all- 
gemeine Massnahmen  den  Erguss  zu  beseitigen ;  das  geschieht  durch  Laparo- 
tomie mit  nachfolgender  ergiebiger  Ausspülung  durch  Kochsalzlösung. 

H.  W.  Freund  (7)  zieht  zur  Erklärung  der  Heilerfolge  der  Laparotomie 
seine  Resultate  bei  chronischer  Peritonitis  aus  anderen  Ursachen,  besonders  bei 
papillären  Ovarien-Tumoren  und  Karzinom  mit  Implantationsmetastasen  henm. 
Er  hat  hier  durch  Ablassen  des  Exsudates  und  Entfernung  der  Knoten  zahl- 
reiche zum  Teil  längere  oder  dauernde  Heilungen  beobachtet.  Macht  man 
später  wieder  den  Bauchschnitt,  so  findet  man  das  Bauchfell  glatt  oder  mit 
weisslichen  fibrösen  Einsprengungen  durchsetzt.  Die  Knoten  werden  durch 
Bindegewebe  umschlossen  und  zerdrückt.  Genau  derselbe  Vorgang  liegt  bei 
der  Tuberkulose  vor.  Die  Heilung  liege  auch  hier  an:  a)  Entlastung  des 
Abdomen  von  Erguss  mit  oder  ohne  Gehalt  spezifischer  Erreger,  b)  Durch 
einen  Prozess  bindegewebiger  Abkapselung.  Daher  komme  es  auf  genaue 
Trockenlegung  bei  der  Operation  an.  Des  weiteren  polemisiert  er  g^gen 
Borchgrevink,  dessen  skeptische  Behauptungen  durch  die  Erfahrung 
widerlegt  werden. 

Friedländer  (8)  ist  der  Ansicht,  dass  mechanische  Verhältnisse,  Ent- 
leerung stagnierenden  Exsudates,  Reinigung  von  tuberkulösen  Eiterhöhlen,  Be- 
günstigung von  Adhäsionsbildung  genügt,  um  die  Heilwirkung  der  Laparotomie 
zu  erklären;  es  ist  nicht  notwendig  mehr  unbekannte  Vorgänge  anzunehmen. 
Schaden  kann  die  Laparotomie  durch  Begünstigung  einer  Kotfistelbildung. 

Saltykow  (20)  hat  an  Kaninchen  den  Einfluss  der  Laparotomie  auf 
experimentell  erzeugte  Bauchfelltuberkulose  studiert.  Im  Gegensat  zu  Borch- 
grevink gelang  es  ihm  durch  Injektion  von  Kulturen  neben  Infiltration  des 
Netzes  und  der  Drüsen  auch  Knötchen  der  Serosa  zu  erzeugen.  Die  injizierten 
Bazillen  unterliegen  zum  Teil  einer  Phagocythose,  bei  laparotomierten  wie 
nicht  laparotomierten  Tieren.  Gegenüber  Gatti  u.  a.  fand  Saltykow  an 
alten  verkästen  und  verkalkten  Tuberkeln  der  seit  langem  laparotomierten 
Tiere  grosse  Bazillenmengen ;  ob  sie  aber  auch  virulent  waren,  kann  er  nicht  sagen. 
Die  Angaben  über  Vermehrung  oder  umgekehrt  Verminderung  der  Rundzellen 
oder  Leukocythen  im  Tuberkel  nach  Laparotomie  kann  Saltykow  nicht 
bestätigen;  es  finden  sich  mit  und  ohne  Laparotomie  ganz  verschieden  ge- 
baute Tuberkel. 

Bei  den  meisten  Kaninchen  waren  Heilungserscheinungen  mehr  weniger 
ausgesprochen;  man  findet  sie  aber  auch  bei  nicht  operierten;  sie  bestehen 
in  einer  fibrösen  Umwandlung.  —  Verkäste  Partien  werden  eingekapselt 
Saltykow  will  angesichts  der  klinischen  Facta  die  günstige  Wirkung  der 
Laparotomie  auf  Bauchfelltuberkulose  nicht  bestreiten,  betont  jedoch,  dass 
sie  keine  spezifische,  akut  wirkende  sei,  vielmehr  gehen  die  Veränderungen 
ganz  langsam  vor  sich. 

Theilhaber  (26)  hält  es  für  möglich,  dass  der  tuberkulöse  Ascites 
verursacht  wird  durch  Druck  von  Tuberkeln  und  tuberkulösen  Drüsen  auf 
die  Venen  des  Mesenteriums  und  dass  die  Heilung  nach  der  Laparotomie 
zurückzuführen  sei  auf  Bildung  von  Adhäsionen,  welche  Kollateralbahnen 
eröffnen. 


Pagensteeher,  YerletsangeD  u.  ehirnrg.  Krankheiten  der  Bauch  wand  etc.       525 

Bonrsier  (4).  Ob  bei  Komplikation  von  Tubentuberkalose  und  tuber- 
kulöser Peritonitis  erstere  oder  letztere  das  Primäre  ist,  gilt  noch  nicht  für 
abgeschlossen.  Die  Diagnose  kann  die  Anwesenheit  eines  Ergusses  übersehen. 
Die  Hegar sehen  Knoten  sind  nicht  konstant.  Die  Entfernung  der  Adnexe, 
80  wünschenswert  sie  ist,  ist  nicht  immer  möglich.  Nach  Ablassen  des  Ergusses 
kann  die  Adnexerkrankung  ausheilen. 

Carp enter  (5).  Die  häufigste  Form  ist  der  tuberkulöse  Tumor, 
bestehend  aus  Darmschlingen,  Tuberkeln  und  Drüsen;  eine  zweite  ist  die 
Tabes  mesaraica,  die  dritte  der  Ascites,  eine  vierte  ist  ausgezeichnet  durch 
Schmerzhaftigkeit,  remittierendes  Fieber,  Adhäsionen  der  Därme,  die  auf- 
getrieben nur  en  masse  sich  abtasten  lassen.  Leber-  und  Magenschwellung 
wird  öfter  gefunden.  Ghorioidaltuberkulose  fand  Carpenter  dreimal.  Zur 
Diagnose  wird  besonders  die  Rektaluntersuchung  empfohlen.  Die  Behandlung 
mit  Lebertran,  Diät,  Bettruhe  war  die  gewöhnliche.  Angewendet  wurden  von 
Carpenter  auch  Arsen,  Kalk,  subkutane  Sublimat-Lijektionen.  Der  Opera- 
tion steht  Carpenter  kühl  gegenüber.  Von  54  Fällen  starben  19,  10  heilten, 
16  besserten  sich,  von  9  blieb  das  Resultat  unbekannt. 

NichoUs  (16)  bespricht  die  chronische  Peritonitis,  welche  mit  Binde- 
gewebshypertrophie  und  hyaliner  Degeneration  einhergeht.  Dieselbe  tritt 
sporadisch  oder  diffus  auf  und  ist  im  ersteren  Falle  einfach  oder  tuberkulös 
und  im  zweiten  einfach,  tuberkulös  oder  karzinomatös.  Was  die  Wucherung 
bei  den  Karzinomen  veranlasst,  ist  bisher  unklar.  Für  die  yerschiedenen 
Gruppen  werden  Krankengeschichten  mit  Sektionsberichten  als  Beispiele  an- 
geführt. Maass  (New-York). 

Thoenes  (28)  berichtet  über  45  FäUe  von  Bauchfelltuberkulose,  welche 
Braun  im  Laufe  von  15  Jahren  in  Marburg,  Königsberg,  Göttingen  behandelt 
hat  Der  ascitischen  Form  gehören  32,  der  adhäsiven  oder  Tumorform  10  an. 
Von  42  operierten  beträgt  die  Operationsmortalität  4,8  ^/o,  seit  mehr  als  zwei 
Jahren  geheilt  sind  15  =  60  ^/o,  gestorben  10  =  40  ^/o.  Für  die  ascitische 
Form  allein:  Mortalität  32,5 ^/o,  Dauerheilung  63 ^/o;  für  die  trockene  Form 
Dauerheilung  50  ^/o.  Weiter  ergänzt  er  die  vom  Ref.  (s.  Jahresbericht  1902) 
gegebene  Zusammenstellung  der  Operationsresultate  grösserer  Kliniken  durch 
die  seither  erschienenen  und  erhält  für  die  ascitische  Form:  geheilt  61,3 ^/o, 
gestorben  oder  krank  38,7 ^/o;  für  die  trockene:  32^/0  Heilung,  67,24^/0  tot 
oder  krank.  In  der  Beurteilung  der  bekannten  von  Borchgrevink  und 
Rose  gegen  die  Laparotomie  erhobenen  Einwände  ergänzt  er  die  Anschau- 
ungen des  Ref.  noch  in  einigen  Punkten.  Im  übrigen  fasst  er  seine  Resultate 
in  folgendem  zusammen: 

Die  Peritonitis  tuberkulosa  ist  eine  Krankheit  vorzugsweise  des  kindlichen 
und  jugendlichen  Alters. 

Sie  befällt  Frauen  mehr  als  Männer  (weibliche  Geschlechtsorgane  I) ;  die 
von  letzteren  ausgebenden  Erkrankungen  ergeben  anscheinend  eine  günstigere 
Prognose.  Es  finden  sich  alle  Übergänge  von  den  leichtesten,  ohne  ärztliches 
Zutun  heilenden  bis  zu  den  schwersten.  Für  diese  Variabilität  scheint  der 
Sitz  des  primären  Krankheitsherdes  von  Bedeutung.  Die  Laparotomie  ist 
imstande,  in  den  meisten  Fällen,  die  bei  mehrwöchiger  interner  Behandlung 
keine  Fortschritte  machen,  eine  schnelle  Wendung  herbeizuführen  und  vor- 
nehmlich bei  Vorhandensein  von  Exsudat  die  Verlaufsdauer  wesentlich  abzu- 
kürzen,  bei  Neigung  zur  Verschlechterung  oft  dem  Prozess  Einhalt  zu  tun, 


526  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.     II.  Teil. 

vielfach  auch  wenigstens  die  Beschwerden  zu  lindern.  Sie  eröffiiet  die  Mög- 
lichkeit, durch  Beseitigung  primärer  Herde  kausale  Therapie  einzuschlagen. 

Thoenes  (29,  30).  Für  die  Prognose  der  Peritonealtuberkulose  kommen 
ausser  der  Menge  und  Virulenz  der  Bazillen  der  Sitz  der  primären  Erkran- 
kung in  Betracht.  Zur  chirurgischen  Therapie  soll  erst  nach  mehrwöchent- 
licher  rationeller  interner  Behandlung  geschritten  werden.  Nicht  operiert 
soll  werden  bei  fortgeschrittener  Lungen-  und  Darmtuberkulose.  Interne 
Dauerheilungen  berechnet  er  nach  der  Literatur  auf  48,2  ®/o,  chirurgische  aof 
54,1  «/o. 

Mohr  mann  (15)  referiert  über  33  Fälle  der  Universitäts-Frauenklinik 
zu  Göttingen  und  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Für  die  seröse  Form  ist 
die  Prognose  nach  der  Laparotomie  eine  günstige.  Dauerheilungen  in  nicht 
ganz  der  Hälfte  der  Fälle  (8  von  19).  Bei  der  trockenen  ist  der  Heilwert 
gering,  7  mal  Tod  im  ersten  Jahr  bei  14  Fällen.    S.  auch  Thoenes. 

Schramm  (22)  berichtet  über  45  Fälle  von  Kindern.  Von  20  operierten 
starben  im  Spital  2,  von  den  25  nicht  operierten  9.  Die  Prognose  ist  bei 
der  exsudativen  Form  am  besten;  Selbstheilung  ist  möglich,  aber  war  selten 
(nicht  operierte  gestorben  3  von  5,  operierte  6  leben  alle). 

Dörfler  (6)  wendet  sich  dagegen,  die  tuberkulöse  Peritonitis  nur 
chirurgisch  oder  nur  intern  zu  behandeln.  Dies  gliche  dem  Manne,  der  zur 
Geburt  nur  den  einen  Zangenlöffel  mitbringe.  Die  Methode,  welche  in  18 
eigenen  und  14  seines  Bruders  H.  Dörfler  in  Weissenburg  a.  S.  durch- 
geführt wurde,  besteht  darin  anfangs  konservativ  zu  sein,  die  ersten  Wochen 
mit  Salzbädem,  roborierenden  Mitteln,  Schwitzkuren,  eventuell  Punktion  vor- 
zugehen ;  zu  laparotomieren  erst,  wenn  ein  Kräfteverfall  droht.  Sehr  frühzeitig 
laparotomiert  soll  werden  bei  den  akuten,  an  Typhus  oder  Ileus  erinnernden 
Formen.  Es  ist  interessant,  dass  Dörfler  auch  einen  solchen  Fall  mit 
hämorrhagischem  Exsudate  operiert  und  geheilt  hat,  und  zwar  durch  offene 
Behandlung  der  Laparotomiewunde.  Dies  Verfahren  führt  Dorfler 
überhaupt  durch.  Er  sucht  die  Heilwirkung  sowohl  in  der  energischen  Hyper- 
ämie des  Bauchfells  wie  der  vollständigen  Ableitung  des  Exsudates.  Er  hat 
beobachtet,  dass  sich  letzteres  nach  der  Laparotomie  mit  Entleerung  anfing- 
lich  stets  wieder  ansammelt,  oft  in  beträchtlicher  Menge.  Indem  Dörfler 
tamponiert  und  täglich  mit  der  Hand  in  die  Bauchhöhle  eingeht,  löst  er 
frische  Adhärenzen,  um  die  Ansammlungen  zwischen  den  Därmen  zu  öffnen. 
Seine  Resultate  sind  folgende:  Es  heilten  12  (resp.  8)  =  66,6  (59,12) <>/o,  davon 
durch  Operation  7  resp.  4.  Es  heilten  ohne  Operation  5  resp.  4.  Es  starben 
6  (7),  davon  nach  der  Operation  1  resp.  2. 

Sutherland  (25)  hält  nicht  viel  von  der  Laparotomie  der  tuberkulösen 
Peritonitis;  die  internen  Erfolge  seien  nicht  schlechter. 

Borchgrevink  (3)  teilt  die  Krankengeschichte  und  das  Sektionspro- 
tokoll einer  anatomisch  nachgewiesenen  Heilung  mit.  Mädchen  von  16  Jahren. 
Polyarthritis,  Pericarditis,  dann  Ödeme  und  Ascites.  Mehrfache  Punktionen 
des  Ergusses,  in  welchem  durch  Impfung  auf  Meerschweinchen  Tuberkel- 
bazillen nachgewiesen  werden.  Später  trat  spontan  eine  erstaunliche  Besse- 
rung und  völliges  Verschwinden  des  Ergusses  auf.  Tod  erfolgt  nach  drei 
Jahren  an  Herzschwäche;  es  ergibt  sich  schwielige  Mediastinitis,  adhäsive 
Pleuritis  und  Pericarditis.  Käsige  Ablagerungen  weder  am  Bauchfell  nooli 
Netz;   auch    mikroskopisch   nirgends  Tuberkel.     Die    einzigen  Zeichen  sind 


Pagenstecher,  Verletzungen  n.  chimrg.  Krankheiten  der  Bauch  wand  etc.       527 

bindegewebige  Adhäsionen  der  Bauchorgane.    Ansgangspnnkt  der  Bauchfell- 
tsberkulose  war  die  Infektion  des  Herzbeutels. 

Bellamy  (1).  Kind  von  8  Jahren  erkrankt  an  Fieher,  Schmerz,  Auftreibnng  des 
Leibes,  leichtem  Flflssigkeifcsergass  nnd  Leberschwellong  nnd  Ictems.  Heilung  unter  all- 
gemeinen rohorierenden  Massnahmen.  Worauf  die  Diagnose  Tubei^ulose  gestützt  wird, 
wird  nicht  gesagt 

Nach  Lücke  (12)  ist  traumatische  primäre  tuberkulöse  Pleuritis  3  mal, 
Pericarditis  Imal,  Peritonitis  noch  nicht  beobachtet, 

12  jfthriger,  vorher  gesunder  Schfller  fUlt  auf  dem  Eis,  ein  zweiter  Aber  ihn  auf  seinen 
Bauch.  Danach  Erbrechen,  allmähliche  Entwickelnng  eines  schweren  Erankheitbildes,  aus 
dem  besonders  Darmverschlusserscheinungen  vom  12.  Tag  ab  sich  hervorheben.  Operation 
am  15.  findet  diffuse  Aussaat  miliarer  Tuberkel  im  ganzen  Peritoneum.  Kein  direktes 
Hiodernis.  Tod  im  Kollaps.  Sektion  findet  grosse  verkäste  MesenterialdrOsen,  Lungen  frei 
bis  auf  einige  wenige  Tuberkel  ohne  Entzündungserscheinungen  am  stumpfen  Rand  des 
rechten  ünterlappens. 

Th^venot  (27)  demonstriert  einen  im  Alter  von  9  Jahren  an  tuberkulöser  Ascites 
in  extremis  operierten,  jetst  seit  12  Jahren  geheilten  Patienten.    Poncets. 

Über  weitere  zwei  Fälle  von  tuberkulöser  Peritonitis,  die  mittelst  Jod- 
Jodinjektionen  nach  Dnrante  behandelt  nnd  geheilt  wurden,  berichtet 
Di  Biagi  (2).  Einer  dieser  Fälle,  der  eine  26jährige  Fran  betrifft,  wies 
gewisse  schwere  Erscheinungen  auf  und  nach  80  Injektionen  (Maximaldosis 
Sog  Jod  pro  Injektion)  hörten  alle  lokalen  Symptome  auf  und  Patientin 
wurde  im  besten  AUgemeinzustande  enüassen.  Der  andere  Fall  war  leichter.  — 
In  beiden  Fällen  ist  das  erhaltene  Resultat  ausschliesslich  der  Jod-Jodbehand- 
lung zuzuschreiben.  R.  Giani. 

In  dem  von  Sorresi  (31)  beschriebenen  Falle  hatte  sich  im  Verlaufe 
eines  Bauchtyphus  tuberkulöse  Peritonitis  entwickelt.  Verf.  meint,  dass  in 
seinem  Falle  eine  langsam  vonstatten  gehende  tuberkulöse  Infektion  schon 
bestanden  habe  als  der  Typhus  auftrat  und  dass  dieser  im  Organismus  Ver- 
hältnisse schuf,  die  denselben  zu  einem  geeigneten  Boden  zur  Entwickelnng 
der  Tuberkulose  machten.  Er  bespricht  dann  alle  zur  Behandlung  der  tuber- 
kulösen Peritonitis  empfohlenen  Methoden  und  hält  die  Laparotomie  für  die 
zuverlässigste.  In  seinem  Falle  sei  der  auf  dem  Verdauungswege  einge- 
drungene Bacillus  durch  die  Darm  wand  hindurch  passiert.  R.  Giani. 

Der  von  Martinori  (13)  veröffentlichte  Fall  betrifft  ein  21  jähriges  Mädchen,  bei 
welchem  mit  der  Behandlung  nach  Durante  begonnen  wurde,  als  reichliche  Ascites,  Fieber 
kleiner  Puls  bestanden;  die  Heilung  trat  nach  60  Injektionen  ein.  Verf.  meint,  dass  man 
bei  jeder  Form  von  tuberkulöser  Peritonitis  gut  tue,  mit  der  Jodbehandlung  ohne  weiteres 
zu  beginnen,  wobei  die  Dosen  in  nicht  zu  grossen  Zeitabständen  bis  zur  Widerstandsfähig- 
keit des  Individuums  zu  steigern  seien.  R.  Qiani. 

Eine  37jährige  Frau,  die  an  tuberkulöser  Peritonitis  litt,  wurde  nach 
50  Jod-Jodinjektionen  ab  geheilt  entlassen.  Auf  Grund  dieses  klinischen 
Falles  meint  Silvestri  (24),  dass  diese  Behandlungsmethode  in  jedem 
Falle  von  tuberkulöser  Peritonitis  versucht  werden  sollte,  ehe  man  chirurgisch 
eingreift.  R.  Giani. 

Scuderi  (23)  berichtet  über  einen  weiteren  Fall  von  tuberkulöser  Peri- 
tonitis bei  einem  20jährigen  Mädchen,  der  ebenfalls  durch  Jod-Jodinjektionen 
zur  Heilung  gebracht  wurde.     Die  Heilung  datiert  schon  seit  einem  Jahre. 

R.  Giani. 


528  JahreBbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

7.    Aktinomykose.  | 

1.  Binot,  Sor  une  blaetomjcoee  intra-p^ton^ale.     Balletin  de  l'acadtoie  de  mMedne 
1908.  Nr.  12. 

2.  Schwarte,  Blanchard  et  Binot,  Sor  od  caa  de  blaatomyoose  p^ritoneo-appendi- 
ealaire.    Bull,  et  mto.  de  la  soc  de  Chir.  1903.  Nr.  19. 

8.   Zoadek,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Bauchaktinomykoae.     Deutsche  Zeitschrift  fttr 
Chirurgie  1908.  Bd.  69.  Beft  1. 

Blanchard,  Scliwartz  und  Binot  (2)  berichten  einen  Fall  tob 
Blastomykose  im  Banch.  Ein  30  jähriger  Mann  zeigte  eine  starke  Anftreibong 
des  Leibes,  welche  fluktuierte  und  bei  der  Laparotomie  eine  das  in  zwei 
Taschen  geteilte  Peritoneum  erfüllende  gelatinöse  Masse  darstellte.  Auf  Ent- 
leerung folgte  Heilung.  Die  Autoren  geben  eine  genaue  chemische,  mikro- 
skopische und  bakteriologische  Beschreibung.  Es  fanden  sich  verschiedene 
Entwickelungsstadien  des  Parasiten,  welchen  zu  kultivieren  ihnen  auch  gelang. 
Er  erwies  sich  als  pathogen  für  verschiedene  Tiere,  in  welchen  es  jedoch  nur 
gelang  eine  ähnliche  peritoneale  Affektion  hervorzurufen.  Auffallend  ist,  dass 
die  Organe  gar  nicht  mit  irgendwelcher  Reaktion  antworten,  weder  mit  Ent- 
zündung, noch  Phagocytose,  noch  Riesenzellen.  Die  gelatinöse  Masse  ist  ein 
Produkt  des  Wirtes  und  findet  sich  nicht  in  den  Kulturen. 

Zondek  (3)  teilt  einen  Fall  von  Bauchaktinomykose  (12  Jahre  alter 
Junge)  mit,  welcher  unter  dem  Bild  einer  Appendicitis  begonnen  hatte ;  später 
bildete  sich  eine  Fistel,  aus  welcher  mehrmals  Kotsteine  sich  entleerten; 
weiter  kam  es  zu  Abszessen  im  Douglas,  die  nach  Blase  und  Rektum  durch- 
brachen, am  Rippenrand,  in  der  Leber  etc.  Zwischendurch  war  eine  typische 
Wurmfortsatzresektion  vorgenommen  worden,  der  Appendix  war  frei  und 
zeigte  in  der  Mitte  eine  quer  verlaufende  Narbe.  Zondek  erörtert  die 
Frage,  welchen  Weg  der  Aktinomycespilz  aus  dem  Darm  ins  Bauchfell  ge- 
nommen. Er  lässt  unentschienen,  ob  die  primäre  Eingangspforte,  als  welche 
die  Wurmfortsatzperforation  anzusehen  ist,  aus  einer  einfachen  Skolekoiditis 
entstand  oder  aus  einem  nachher  abgeheilten  aktinomykotischen  Infiltrat 
stammt. 

Nebenbei  fand  sich  der  in  seltenen  Fällen  bei  Tieren  erhobene  Befund, 
miliare  Aktinomykose  des  Netzes  und  Bauchfelles.  Es  ist  anzunehmen,  dass 
bei  den  mehrfachen  Operationen,  bei  welchen  die  Bauchfellhöhle  eröffnet 
wurde,  Eiter  hineingelangte  und  durch  die  Darmbewegungen  verteilt  wurde. 

8.   Ascites. 

1.  Barker,  A  modifioation  of  Talmas  Operation  for  ascites.     Gdinburgh  medioal  Journal 
1903.  Jaly. 

2.  Burgers,  A  case  of  ehylons  aBcites.    The  Lancet  1903.  Jone  20. 

3.  ChristoD,  Zar  Lehre  vom  milchigen  Ascites.    Zentralblatt  ffir  innere  Medizin  1903. 
Nr.  7. 

4.  Glarkson.A  case  of  chyliform  ascites.    The  Lancet  1903.  April  4. 

5.  Clemens,  Ein  mit  Talmascher  Operation  behandelter  Fall  von  Syneohia  perieardii. 
Mfinchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  22. 

6.  Hildebrand,  Beitrag  zor  Talmaschen  Operation.    Dentsohe  Zeitschrift  fOr  Chimrgie 
1903.  Bd.  66.  Heft  5  und  6. 

7.  Lejars,  Chirorgie  des  grosses  ascites.    La  semaine  m^dicale  1903.  Nr.  12. 

8.  *Schirmer,  Ein  Fall  von  chylösem  Ascites.    Diss.    Manchen  1903. 

9.  Srzyzowski,  Über  die  chemische  Zasammensetzang  einer  chylösen  Ascitesflüssigkeit 
Korrespondenzblatt  für  Schweizer  Ärzte  1903.  Nr.  18. 

10.   Weber,  F.  Parkes,  Ascites  in  early  alcoholic  cirrhosis  of  the  liver.    Edinburgh 
medio.  Journal  1903.  April. 


Pagenstecher,  Yerleizungen  a.  chinirg.  Krankheiten  der  Bauchwand  etc.        529 

L§jars  (7)  rechnet  zur  Chirurgie  des  ^^grossen  Ascites^  sowohl  die  Be- 
handlung des  Stauungsascites  wie  der  Ergüsse  bei  Tumoren  und  tuberkidöser 
oder  karzinomatöser  Peritonitis.  Man  soll  nicht  zu  rasch  bei  der  Hand  sein 
mit  dem  Troikart,  eine  Pröbepunktion  ist  oft  wichtiger.  Klärt  sie  die  Dia- 
gnose nicht,  soll  man  nicht  mit  der  Laparotomie  zögern.  Mancher  Erguss, 
der  jahrelang  wiederholt  punktiert  wurde,  konnte  frühzeitig  dadurch  geheilt 
werden  (so  bei  Tumoren).  Die  Talmasche  Operation  hat  nur  symptomati- 
schen Effekt  und  LSjars  warnt  ebenso  vor  allzugrossem  Optimismus  wie 
vor  gänzlicher  Ablehnung  ihres  Wertes. 

Barker  (1)  hält,  da  Adhäsionen,  welche  sich  nach  aseptischen  Laparo- 
tomien sonst  bilden,  mit  der  Zeit  verschwinden,  es  für  ungenügend,  bei  der 
Talma  sehen  Operation  das  Netz  einfach  ans  Peritoneum  parietale  anzunähen; 
vielmehr  hat  er,  wie  verschiedene  deutsche,  ihm  offenbar  unbekannte  Autoren, 
es  in  einem  Fall  zwischen  das  beiderseits  weit  abgelöste  Peritoneum  und  die 
Muskulatur  verlagert.  Nach  der  Operation  musste  noch  mehrfach,  aber 
weniger,  punktiert  werden.     Patient  noch  unter  Behandlung. 

Nach  Weber  (10)  gibt  es  bei  alkoholischer  Lebercirrhose  einen  vorüber- 
gehenden Frühascites,  der  auf  einfache  Punktionen  aufhört. 

Clemens  (5).  Chronische  Perikardialsynechie  mit  Ödemen,  Ascites,  Herzpalpitationen. 
Da  aazunehmen  war,  daas  Verwachsungen  nut  den  Rippen  resp.  dem  Stemam  nicht  vor- 
handen seien,  wurde  nicht  die  Kardiolysis,  sondern  die  Talma  sehe  Operation  durch  Euske 
vorgenommen ;  und  von  einer  subumbilikalen  Inzision  aus  das  Netz  unter  die  Haut  genäht. 
Nach  der  Operation  noch  einmal  Punktion,  dann  deutliche,  aber  nur  vorübergehende  Besse- 
rung; es  blieben  Ödeme  und  Ascites.  Der  Grund  liegt  entweder  in  mangelhafter  Ausbil- 
dung des  EoUateralkreislaufes  oder  darin,  dass  das  Peritoneum  bereits  im  Reizzustand  und 
der  Eiguss  teilweise  entzflnd lieber  Art  war. 

Hildehrandt  (6).  Der  Fall  ist  seit  27»  Jahren  operiert;  die  Ad- 
häsionen, welche  geschaflfen  wurden,  dürften  also  genügen,  den  immer  grösser 
werdenden  Anforderungen  gegenüber  den  Kollateralkreislauf  zu  unterhalten. 

28jähriges  Mädchen,  mit  Tuberkulose  belastet,  früher  Knochentuberkulose,  seit  dem 
13.  Jahre  Milztnmor,  später  Ascit,  mit  Bauch hemienbildung,  Abmagerung,  Blutbefund  normal. 
Diagnose  Lebercirrhose.  Laparotomie  zeigt  stark  ektatische  Venen  an  Netz  und  parietalem 
Peritoneum,  Leber  derb,  Oberfläche  uneben,  Milz  weich.  In  den  Peritonealspalt  wurde  ein 
Netzzipfel  eingelegt,  Bauchwunde  geschlossen,  ohne  dass  das  Peritoneum  hätte  geschlossen 
werden  können,  da  jede  Naht  wegen  der  ektatischen  Venen  unmöglich  war. 

Operation  gut  überstanden,  doch  trat  Ödem  der  Beine  und  Verminderung  des  Ileus 
auf  sowie  neue  Ascites.  Erst  nach  einiger  Zeit  (nochmalige  Punktion)  Besserung,  die  so 
fortschritt,  dass  Patientin  jetzt  bis  auf  einen  Milztumor  ohne  Erankbeitserscbeinungen  ist. 
Impfung  ans  der  Ascitesflüssigkeit  und  mikroskopische  Untersuchung  lassen  Tuberkulose 
ansschliessen. 

Christen  (3).  Anwesenheit  von  Lecithin  im  Ascites  ist  an  und  für 
sich  keine  Veranlassung  zur  Trübung  desselben ;  es  kann  gelöst  und  ungelöst 
darin  enthalten  sein. 

Strzyzowski  (9)  untersuchte  eine  chylöse  Flüssigkeit,  welche  durch 
Abdominalpunktion  bei  einer  60jährigen,  an  einem  Tumor  nahe  am  Leber- 
hilus  leidenden  Patientin  entleert  war. 

4  Liter;  geruchloses,  milchiges,  trübe  filtrierendes,  alkalisches,  beim 
Kochen  nicht  gerinnendes  Transsudat.  Keine  Klärung  auf  Atherumschütteln. 
Feh ling sehe  Probe  positiv.  Klärung  durch  Eiweissfällung.  Mikroskopisch 
Fettnadeln,  vereinzelte  Blutkörperchen. 

JahroAbericht  f&r  Cbimrgie  1903.  34 


530  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

^-0,42 

Spez.  Gew.  1,00095 

Wasser  97,074  Vo 

Trockenrückstand  bei  99,5<>     2,926  «/o 

Serumglobulin  0,4102 

Serumalbumin  0,7078 

Fett  und  Lecithin  0,6396 

Traubenzucker  0,1388 

Harnstoff  7,0137 

Chlor  als  CINa  0,6375 

CaO  0,0149 

PgOß  0,0158 

H2SO4  Spuren. 

Clarkson  (4).  Ascites  chyliformis  infolge  Rundzellensarkom  (?)  mit 
zahlreichen  Leber-,  mesenterialen  und  retroperitonealen  Metastasen.  Gleiche 
Flüssigkeit  in  der  linken,  klares  Serum  in  der  rechten  Pleura. 

Burgess  (2)  59 jähriger  Mann,  Abmagerung,  Bronzehaut,  freie  Flüssig- 
keit im  Abdomen.^  Wiederholte  Punktionen:  Milchige  Flüssigkeit  mit  Fett- 
kömchen,  wenig  degenerierten  Zellen,  ohne  Zucker,  spontan  nicht  gerinnend. 
Tod  an  Erschöpfung.  Karzinom  im  Pankreaskopf ,  um  rechte  Nebenniere, 
Anfangsteil  des  Ductus  thoracicus  und  Vena  cava  sich  ausbreitend.  Pyloms 
komprimiert.  Chylusgefässe  sichtbar,  nicht  zerrissen.  Vereinzelte  Fettnekrose 
an  Pankreas  und  Diaphragma, 

9.    tteschwfilste. 

1.  Brandt,  J.,  Operierte  Fälle  von  Echinococcus.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  31. 
la.  *DallinanD,  Ober  MesenterialtaiiioreD.    Dias.    Halle  1903. 

2.  *Goette,  Ober  2  Fftlle  von  Fsendomyxoma  peritonei.    Diss.    Leipzig  1903. 

3.  Ho  ff  mann,  Ober  das  allmähliche  Verschwinden  eines  Tumors   der  oberen  Banch- 
gegend.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  51. 

4.  H  0  r  a  n  d ,  Nöoplasme  abdominal  a  marche  rapide.    Soc.  savantes.   Lyon  mödical  1903. 
Nr.  14. 

5.  *Laiguel-Lavastine,  Cancer  secondaire  du  ganglion   semi-lanaire.     Bull,  et  möm. 
de  la  soc.  anat.  de  Paris  1903.  Nr.  10. 

6.  *Lannay,  Sur  une  Observation  de  kyste  dermolde  du  m^soc6lon  transverse.     BulL 
et  m4m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  34. 

7.  *Lorraine,  Sarcome  4rectile  du  pöritoine.     Bull,  et  m^m.   de  la  soc.  anat.  de  Paris 
1903.  Nr.  10. 

8.  Malapert,  Lipome  voluminenx  d^veloppö  aux  döpens  d'une  frange  öpiplolque  de  1  S 
iliaque.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  2. 

9.  Mariani,  C,  Gisti  dell'  ultimo  tratto  del  mesentere,   diagnosticata  ed  operata.    Gaz- 
zetta  degli  ospedali  1903.  Nr.  101. 

10.  Martin,  Diagnostik  der  Bauchgeschwülste.  Deutsche  Ghirurgie  1903.  Lfg.  45  a.  Stutt- 
gart. F.  Eoke. 

11.  Poirier,  Tumeur  kystique  intraperitoneale  implant^e  sur  Tillen.  Bull,  et  m^m.  de 
la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  13. 

12.  Power,  D'Arcy,  A  Gase  of  aneurysm  of  the  abdominal  aorta  treated  by  the  iotro- 
ductioQ  of  silver  wine,  with  a  description  of  instruments  invented  and  constructed  by 
M.  Gült  to  facilitate  the  introduction  of  wire  into  aneurysms.  The  Lancet  1903. 
Sept.  19. 

13.  *Prüsmann,  Zwei  Fälle  Ton  soliden  Tumoren  der  Bauchhöhle  unbekannten  Ursprungs. 
Hegars  Beiträge  zur  Geburtshilfe.  Bd.  VL  Heft  3. 

14.  Reclus,  Kyste  hydatique  dans  une  ^piplocele.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc  de  Ghir.  1903. 
Nr.  23. 


Pagenstecher,  VerletzungeD  u.  chirurg.  Krankheiten  der  Banchwand  etc.       531 

15.  Ricard,  Tomenr  öpiplolqae  form^  de  vaisseaax  sanguins.     BuU.  et  m^m.  de  la  soc. 
Chir.  1903.  Nr.  23. 

16.  '^Santlus,  Über  Pseadomyxoma  peritonei.    Dias.    Bonn  1902. 

17.  Yallas,  ^orme  tumenr  da  m^socdlon.    Lyon  mödical  1903.  Nr.  49. 

Martins  (16)  Diagnostik  der  Bauchgeschwülste  ist  ein  Buch,  welches 
selbstverständlich  ein  Referat  nicht  zulässt.  Wir  müssen  uns  darauf  be- 
schränken die  Eapiteleinteiinng  wiederzugeben:  I.  Allgemeiner  Teil — Inspek- 
tion, Palpation,  Perkussion,  Auskultation,  Probepunktion,  Probelaparotomie, 
n.  Spezieller  Teil.  1.  Geschwulstbildungen  der  Bauchdecken  (fünf  Unter- 
abteüungen).  2.  Geschwülste  des  Magens.  III.  Des  Darmes.  (Ileus,  Peri- 
typhlitis, Stenosen,  Geschwülste.  4.  Mesenterium  und  Netz.  5.  Leber  (Form- 
und Lageveränderung,  Abszesse,  Cysten,  akute  Geschwülste.  6.  Gallenblase. 
7.  Pankreas  (Pankreatitis,  Cysten,  Steine  etc.).  8.  Milz  (Wandermilz,  Ab- 
szess,  Verletzungen,  Umbildungen).  9.  Nieren  (Methoden),  Harnuntersuchung, 
acht  weitere  Unterabteilungen.  10.  Blase  (Hernien  und  Vorfälle).  11.  Peri- 
toneum (Abszess,  tuberkulöse  Peritonitis,  Neubildungen,  Ascites.  12.  Genitalien, 
weibliche:  Schwangerschaft,  Uterus,  Tuben,  Sactosalpinx ,  Extrauteringr. 
Ovarien,  Parovarium. 

Power  und  Colt  (12)  führten  in  den  Sack  eines  Aneurysma  der 
Bauchaorta  80  Zoll  Silberdraht  ein.  Patient  starb  nach  50  Stunden  imd  es 
fanden  sich  7  Zoll  Draht  im  Hilus  aorta,  der  Rest  im  Aneurysma,  letzteres 
thrombosiert.  Sie  konstruierten  einige  Instrumente,  mittelst  denen  es  leicht 
gelingt  in  kürzester  Zeit  ein  regelmässig  angeordnetes  System  von  Drähten 
in  den  Sack  einzuführen.     Die  Beschreibung  und  Abbildung  im  Original. 

Poirier  (11).  Gestielte  orangegrosse  Cyste,  an  der  Konvexität  des  unteren  Ileum 
sitzend.     Diagnose  war  anf  Appendicitis  gestellt. 

Reclns  (14)  fand  bei  der  Operation  einer  Netzhern ie  inmitten  des  Netzes  einen 
DQSSgrosaen  Echinococcus.    Patient  war  sonst  gesund  und  ist  es  geblieben. 

Mariani  (9)  beschreibt  einen  von  ihm  operierten  Fall  von  Gekrösscyste 
und  bemerkt,  dass  es  ihm  hauptsächlich  durch  die  auf  den  Mobilitätslinien 
der  Geschwulst  ausgeführte  sorgfältige  semiotische  Untersuchung  gelang,  den 
Sitz  der  Cyste  zu  diagnostizieren,  die  sich  nahe  dem  Ileoköcalmunde  befand. 
Die  Geschwulst  war  ganz  plötzlich  mit  Erscheinungen  von  Darm  verschluss 
aufgetreten.  R.  Giani. 

Hoffmann  (3).  Die  chemische  interstitielle  Pankreatitis  macht  einen 
Tumor  in  der  oberen  Bauchgegend,  der  dann  verschwindet,  wenn  es  gelingt 
die  der  Pankreatitis  zugrundeliegende  Reizquelle  zu  entfernen  (Gallen, 
Pankreassteine  etc.). 

Malapert  (8)  beobachtete  ein  6650g  schweres  Lipom  eines  Appendix  epiploicus 
der  Flexur.    In  der  Literatur  fand  er  4  Fälle  ähnlicher  Art 

Yallas  (17)  exstirpierte  ein  13  Pfund  schweres  Myxolipom  aus  dem  Mesokolon  einer 
alten  Frau.  Eine  Art  Stiel  ging  unter  den  Colon  transversum  und  Ascendens.  Ein  einziges 
Gefflss  wurde  nnterbunden.    Sonst  tamponiert.    Heilung. 

Ricard  (15)  operierte  ein  Fibrosarkom  des  Uterus  mit  Ascites  und  Hydfothorax 
dexter,  und  einen  Netztumor  aus  kolossal  erweiterten  Venen.  Ähnliche  Beobachtungen 
machten  Lucas-Ghampionniöre  und  Peyrot. 

Heran d  (4)  beschreibt  die  kolossalen  Tumormassen,  welche  bei  3 jährigem  Kind» 
wahrscheinlich  als  Metastasen  einer  malignen  Struma ,  sich  innerhalb  8  Wochen  an  sämt- 
lichen Bauchorganen  entwickelt  hatten. 

Brandt  (1)  beobachtet  Echinococcus- Erkrankungen  in  Siebenbürgen 
ziemlich  selten;  oft  verschwinden  Jahre  bis  er  einen  Fall  zn  Gesicht  be- 
kommt. 

34* 


532  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    II.  Teil. 

Von  seinen  letzthin  operierten  Fällen  wurde  bei  zweien  je  eine  nni- 
lokuläre  Lebercyste,  in  einem  dritten  Falle  eine  multilokulare  Form  am  Peri- 
toneum des  linken  Hypochondriums  angetroffen;  die  Operation  führte  stets 
zur  Heilung.  J.  Dollinger  (Budapest). 

10.  Krankheiten  des  Mesenteriums  und  Netzes. 

1.  Baum,  Ein  grosser  tuberkulöser  Mesenterialtamor.  Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chir.  1902. 
Bd.  64.  Heft  1-3. 

2.  Blake,  Torsion   of  the   Omentum.    New  York  sarg.  soc.    Annais  of  snrgery    1903. 
July. 

2a. Falkenbnrg,   Zur  Kasuistik   der  Thrombose   und  Embolie    der  Mesenterial gefässe. 
Archiv  fflr  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  4. 

3.  Kilian,  Thrombosis  of  the  supenor  and  inferior  mesenteric  artery.    New  York  surg. 
soc.    Annais  of  snrgeiy  1903.  July. 

4.  ^Landau,  Die  Taschen  des  grossen  Netzes.    Diss.    Berlin  1902. 

5.  Manclaire,  Greffe  de  T^piploon  dans  un  kyste  hydatique  marsupialis^  et  compliqaä 
de  cholörahagie.    Gazette  des  höpitauz  1908.  Nr.  50. 

6.  —  Greffe  de  l'öpiploon  dans  un  kyste  hydatique  marsupialis^  et  compUqn^  de  chol^ra- 
hagie.    Bull,  et  m^m.  de  la  societ^  anatomique  de  Paris  1903.  Nr.  3. 

7.  Nordmann,  Ober  intraabdominelle  Netztorsion.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  28. 

8.  Quönu,  Torsion  intra-abdominale  sus-herniaire  de  l'^piploon.  Bull,  et  mem.  de  la  soc. 
de  Chir.  1903.  Nr.  19. 

9.  deRenzin.  Boeri,  Über  die  schatzende  Tätigkeit  des  Netzes.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  84. 

10.  Rudolf,  Über  die  Torsion  des  grossen  Netzes.  Wiener  klinische  Rundschau  1903. 
Nr.  44,  45,  47. 

11.  *Ruge,  Über  einen  Fall  von  mächtiger  retroperitonealer  Dermoidcyste  beim  Manne. 
Diss.    Erlangen  1903. 

12.  Schramm,  Ein  Fall  von  cystischer  Degeneration  des  Netzes.  Zentralblatt  für  Chi- 
rurgie 1903.  Nr.  21. 

13.  Senn,  Transplantation  of  Omentum  in  the  operative  treatment  of  intestina]  defects. 
Chicago  surgical  soc.    Annais  of  surgery  1903.  April. 

14.  ^Sonnenburg,  Über  Netztorsionen,  intra-abdominelle  und  im  Bauch  sonst  Arehivea 
internationales  de  Chirurgie  1903.  Vol.  I.  Fase.  1. 

15.  Talke,  Über  Embolie  und  Thrombose  der  Mesenterialgefässe.  Vorkommen  nnd  dia- 
gnostische Bedeutung  der  Purpura  haemorrhagica  bei  Embolie  der  Art  mesent  Bei- 
träge zur  klin.  Chirurgie.  Bd.  88.  Heft  3. 

16.  Trömoliöres,  Torseon  et  atrophie  du  grand  epiploon.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc 
anatom.  de  Paris  1903.  8. 

17.  Yignard  et  Girardeau,  Torsion  intra-abdominale  du  grand  Epiploon.  Archive« 
provinciales  1903.  Nr.  4. 

De  Renzi  und  Boeri  (9)  fanden,  dass,  wenn  man  bei  Hunden  alle 
Milzgefässe  unterbindet,  das  Organ  nekrotisch,  aber  yon  Netz  eingekapselt 
und  resorbiert  wird.  Entfernt  man  vorher  das  Netz,  so  sterben  die  Tiere,  wie 
die  Autoren  meinen,  weil  die  Milz  bei  ihrer  Nekrose  toxische  Substanzen  liefert, 
die  in  den  Kreislauf  gelangen,  während  im  ersteren  Fall  die  Resorption  ver- 
hütet wurde.  Dasselbe  geschieht  mit  anderen  Organen  (Niere)  und  mit 
Fremdkörpern. 

Mauclaire  (5,  6).  Nach  Einnähen  von  Echinokokkencysten  ist  die 
Ausheilung  eine  sehr  langsame,  besonders  wenn  es  zu  Gallenfluss  kommt 
Mauclaire  hat  in  einem  solchen  Fall,  wo  eine  Exstirpaiion  der  Cyste  resp. 
Naht  des  eröffneten  Gallengangs  sich  als  unmöglich  erwies,  Netz  als  Tampon 
in  die  Höhle  gelegt;  es  trat  rasch  Versiegen  des  Gallenflusses  und  völlige 
Heilung  ein. 


PageDstecher,  Verletziingen  u.  chirarg.  Krankheiten  der  Banchwand  etc.       533 

Senn  (13)  bespricht  die  Verwendung  von  Netz  zur  Deckung  von  De- 
fekten an  den  Intestinis  oder  dem  Parietalperitoneunj.  Der  Magen  dürfte 
die  Stelle  sein,  wo  die  Methode  gesichert  ist.  Vom  Darm  eignet  sich  das 
Cökum  am  besten  wegen  seiner  gleichfalls  geringen  Beweglichkeit.  Senn 
rät  dazu  zur  Vermeidung  von  Fisteln  bei  Appendicitis  gangraenosa.  Bei  Ver- 
wendung von  Dünndarm  muss  dieser  an  der  Bauchwand  fixiert  werden.  —  In 
der  Diskussion  wird  im  allgemeinen  zugestimmt. 

Schramm  (12).  Ijfthr.  Mädchen  mit  klein apfelgrosser  Nabelhernie,  faesartig  ge- 
sehwollenem Baach,  gänseeigrossen  verschieblichen  Geschwalsten  in  den  Ingabalgegenden, 
den  Ligatur k analen  entsprechend  Verdacht  auf  tuberkulöse  Peritonitis.  Laparotomie.  Das 
ganze  Netz  cystisch  degeneriert,  mannskopfgross.  Nur  der  obere  Teil  gesund.  Totale  £x- 
Btirpation.  Heilung.  Der  Gysteninhalt  klar,  eiweissreich,  enthält  rote  und  weisse  Blut- 
körperchen.   Nirgends  eigne  Cystenwand.    Die  einzelnen  Höhlen  kommunizieren. 

Rudolph  (10)  bespricht  die  Torsion  des  grossen  Netzes  an  der  Hand 
Ton  25  Fällen  der  Literatur.  Drei  eigene  fügt  er  bei.  Ätiologie:  Konstant 
ist  ein  Bruch  vorhanden.  Neben  Hocheneggs  Erklärung  des  Mechanismus 
analog  dem  Durchpressen  eines  Tuches  durch  einen  Lampenzylinder  hält  er 
auch  für  möglich,  dass  eine  intraabdominelle  Torsion  zugleich  mit  dem  Vor- 
treten der  Hernie  eintritt,  das  Netzstück  danach  reponiert  werde,  die  Torsion 
bestehen  blieb.  Die  Hernie  macht  Verlängerung,  Hypertrophie,  Klumpenbildung, 
Stielbildung  am  Netz,  Schafifung  fixer  Punkte  durch  Adhäsionen,  Einschnürung 
von  Bruchring.  Neben  der  Hernie  kommen  die  Peristaltik  des  Darms,  viel- 
leicht eine  gewisse  selbständige  Beweglichkeit  des  Netzes  in  Betracht,  femer 
Überanstrengung,  Heben  einer  Last.  Für  die  Drehung  um  zwei  Punkte  wird 
der  Mechanismus  des  dreieckigen  Tuches  angenommen.  Die  Diagnose  ist  in 
23  Fällen  nicht  gestellt.  Sie  stützt  sich  auf  die  Reizerscheinungen  bei  Anwesen- 
heit eines  Bruches  und  einer  Geschwulst  im  letzteren  resp.  im  Abdomen,  in 
den  der  Stiel  des  Bruches  überzugehen  scheint,  und  der  zum  Nabel  oder 
herüber  reicht,  wenn  geringe  Symptome  vom  Darmtraktus  bestehen.  Therapie 
besteht  in  der  Hemiolaparotomie. 

Vignard  und  Girandeau  (17)  teilen  zunächst  zwei  Fälle  mit: 

1.  31  jähr.  Mann.  Rechtsseitige  Ingninalheroie.  Testikel  war  erst  im  7.  Jahr  herah- 
gestiegen.  4— 5  mal  jährlich  Leibschmerzen  rechts.  Jetzt  plötzlich  heftig  wiederholt  ohne 
Erbrechen  oder  Stnblverhaltung.  Am  sechsten  Tag  Auftreibung  des  rechten  Skrotums, 
Tumor  zwischen  Rippenbogen  und  Skrotum.  Diagnose  auf  Appendicitis  mit  Netzverwachsung. 
Operation  zeigt  einen  am  dünnen  gedrehten  Stiel  hängenden  Netzklumpen,  der  mit  dQnnerem 
sich  an  den  Bauch  fortsetzt,  blutig  infiltriert  und  adhärent  am  Darm.  Appendix  frei  von 
Adhäsionen,  enthält  drei  Steine.    Resektion  von  Netz  und  Appendix,  Heilung. 

2.  28jflhr.  Mann.  Frfiher  Öfters  ähnliche  Anfälle:  kleine  Leistenhernie  rechts,  leicht 
reponibel  bisher,  tritt  plötzlich  vor  zwei  Tagen  heryor  und  bestehen  seitdem  heftige  Leib- 
schmerzen, Erbrechen.  Durch  Reposition  hOren  die  Beschwerden  auf.  Diesmal  findet  man 
Pulsvermehrung,  Kollaps,  rechts  grossere  Spannung  der  Bauchdecken.  Operation  findet  ein 
an  drei  Touren  gedrehtes  Netz  am  dicken  Stiel  in  Hohe  des  oberen  Drittels.  Resektion. 
Heilang. 

Die  Autoren  stellen  20  Fälle  der  Literatur  zusammen  und  reproduzieren 
Abbildungen  der  verschiedenen  Drehungsarten:  1.  Drehung  an  einem  Punkt. 
2.  Drehung  an  zwei  verschiedenen  Stellen  (zwei  Stiele).  3.  Komplizierte 
Fälle:  zwei  Zipfel  drehen  sich  umeinander,  oder  ein  Zipfel  umschlingt  das 
andere  Netz. 

Quönu  (8)  fand  hei  faustgrosser  ireponibler  Hernie  1.  Netzklumpen,  hftmorrhagisch 
im  Sack,  2.  innerhalb  der  Bauchwand  eine  ähnliche  wenig  geschnürte,  8.  dicht  über  dem 
Bruch  eine  ebenfalls  alterierte  Portion,  4.  einen  Stiel  und  endlich  darunter  gesundes  Netz. 
Resektion.    Heilong. 


534  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Nordmann  (7).  1.  Frau  mit  Beckenbruch  seit  zwei  Jahreu,  der  plötzlich  irreponihel 
wird.  Bruch  hühnerei gross,  hart,  druckempfindlich,  Leibschmerz,  daneben  faustgrosse 
Resektion  am  Leib.  Operation;  im  Bauch  hämorrhagisches  Netz,  das  sich  in  den  Bauch 
fortsetzt,  wo  es  mehrfach  torquiert  ist.  Resektion.  Heilung.  Das  Eonvolut  250  g  schwer, 
20  cm  lang,  Stiel  Vt  cm  dick. 

2.  Herr  mit  rechtsseitigem  angeboreoem  Leistenbruch,  bisher  reponibel.  Seit  einigen 
Wochen  ziehende  Schmerzen ;  plötzlich  Erbrechen,  Bruch  wird  irreponihel.  Im  Bauch  haod- 
grosse  Resistenz.  Im  Bauch  fingerdickes,  hyperftmisches  adhärentes  Netz,  der  zum  Testikel 
fahrende  Stiel  mehrfach  gedreht.  Blutiges  Serum  im  Bauch.  Spaltung  der  Bauchdecken. 
Grösster  Teil  des  Netzes  verdickt,  verklebt,  dicht  am  Kolou  um  seine  Achse  gedreht, 
hyperämisch.    Resektion.    Heilung. 

Als  Ursache  der  Drehung  nimmt  Nordmann  die  Drehung  nach  Art 
des  an  zwei  Zipfeln  gehaltenen  dreieckigen  Tuches  an,  eingeleitet  durch  die 
Manipulationen  der  Reposition. 

Blake  (2).  Rechtsseitige  Hernie;  zeitweise  Band  getragen.  Schmerzen  im  Leib  seit 
drei  Tagen,  Erbrechen.  In  der  rechten  Seite  ein  Tumor,  Muskelspannung,  Laparotomie. 
Das  Netz  gangränös,  reicht  bis  in  die  Hernie,  ist  dort  nicht  stranguliert,  aber  festgehalten. 
Geringer  blutiger  Erguss.  Das  Netz  hängt  an  einem  A^/^mal  gedrehten  Strang.  Resektion. 
Gewicht  2  Pfund  und  12  Unzen.    Heilung. 

Trömoli^res  (16)  fand  bei  einem  Manne,  welcher  nie  an  Einklemmungserschei- 
nungen,  aber  an  Auftreibung  des  Leibes,  Empfindlichkeit  des  Epigastriums,  leichtem  Ascites 
gelitten  hatte,  das  gesamte  Netz  in  einen  kleinfiogerdicken  gedrehten  Strang  verwandelt, 
der  in  einen  rechtsseitigen  Inguinalbruchsack  sich  herabsenkte  und  dort  fixiert  war.  Colon 
transversum,  Pankreas,  Drüsen  und  Pylorus  waren  eingenommen  von  einem  von  letzterem 
ausgehenden  Krebs. 

Eiliani  (3).  Mann.  Vor  12  Tagen  Schmerz  im  rechten  Hypochondrium.  Diarrhoe 
vier  Tage  lang.  Danach  Obstipation.  Dauernder  Leibschmerz.  Abdomen  hart,  nie  Blatab* 
gang.  Herzaktion  unregelmässig.  Laparotomie.  Gangrän,  ausgedehnte  Partie  des  Ileam, 
kleine  Perforation.  Mesenterium  verdickt,  entzündet.  Mesenterialarterien  pulslos.  Tod  nach 
12  Stunden.  Die  oberen  8  Fuss  6  Zoll  Dünndarm  frei,  dann  Gangrän  bis  zur  Bauhiniachen 
Klappe.  Thromben  in  den  Ästen  derMesent.  sup.  und  dem  Abgang  der  inferior.  Thrombus 
im  Ihiken  Ventrikel.    Atherom  der  Aorta. 

Talke  (15)  teilt  drei  neue  Fälle  mit;  einer  von  Mesenterial venenthrombose  ist  von 
Garrö  operiert;  der  Patient  starb  nach  Resektion  von  1  m  Darm.  Ein  zweiter  betrifft 
eine  Thrombose  derGefässe;  es  wurde  nur  die  Probelaparotomie  gemacht,  Resektion  unter- 
lassen. Der  dritte  ausführlich  behandelte  war  eine  Embolie  der  Art.  mesenterica  mit  pro- 
trahiertem Verlauf  und  mannigfaltigen  anatomischen  Veränderungen,  neben  ausgedehnteren 
grössere  Darmabschnitte  betreffenden  Veränderungen  kleine  umschriebene,  neben  hämor- 
rhagischen Infarkten  kleine  Schorf-  und  Nekrosenbildungen,  Geschwüre.  Wahrscheinlich 
sind  neben  grösseren  Ästen  auch  eine  Anzahl  kleinerer  embolisiert  worden  und  diese  Schflbe 
in  verschiedener  Zeit  erfolgt  Das  eigentümlichste  Symptom  war  eine  begleitende  Purpura 
haemorrhagica. 

Talke  bespricht  ausführlich  die  verschiedenen  Theorien,  welche  man 
bezüglich  der  Ätiologie  einer  solchen  aufgestellt  hat  und  kommt  zum  Schluss, 
dass  die  Annahme  einer  Embolie  der  Hautgefässe  diejenige  ist,  welche  auf 
den  vorliegenden  Fall  am  besten  passt.  In  der  Literatur  findet  sich  die 
gleiche  Kombination  nur  in  ganz  vereinzelten  Beobachtungen;  bei  allen  ist 
die  embolische  Entstehung  gut  denkbar.  Auch  sprechen  dafür  die  experi- 
mentellen Untersuchungen  von  Panum  mit  Injektion  von  feinen  Wachs- 
kiigelchen,  wobei  sowohl  im  Darm  wie  in  den  Hautgefässen  Embolien  mit 
Blutaustritt  erzeugt  wurden.  Überhaupt  sind  Embolisierungen  anderer  Körper- 
gegenden in  Fällen  von  zweifelhaften  Abdominalaffektionen  ein  wichtiges 
Hilfsmittel  für  die  Diagnose  einer  Mesenterialembolie  und  lehrt  die  Literatur, 
dass  sie  in  einer  grossen  Zahl  von  Fällen  vorgekommen  sind.  Die  diesbezüg- 
lichen Fälle  werden  zusammengestellt. 

Was  die  mikroskopische  Untersuchung  anbetrifft,  so  ergaben  sich  neben 
hämorrhagischen  Infarkten  anämische  Nekrosen;  das  spricht  gegen  Sprengel, 


Pagenstecher,  Verletzungen  n.  chirurg.  Krankheiten  der  Bauch  wand  etc.       535 

welcher  meinte,   dass  solche  nur  bei  gleichzeitigem  Verschluss  der  Arterien 
und  Venen  erfolge. 

Am  Schluss  werden  Arbeiten  der  älteren  Literatur  wiedergegeben,  welche 
der  Zusammenstellung  von  Deckert,  Kölbing  fehlen. 

Falkenberg  (2)  teilt  Fälle  von  Mesenterialgefässvenenabszess  ans  der 
Kört  eschen  Abteilung  mit;  alle  verliefen  tödlich. 

1.  Plötzlich  erkrankt  an  „Appendicitis*'.  Nach  8  Tagen  Leibschmerz,  Stublverhaltung, 
SingultuB,  Erbrechen.  Unter  allgemeiner  Peritonitis  —  Tod.  Thrombose  der  Vena  mesent. 
aap.  Keine  Gerinnsel  im  Mesentenolum  des  Wurmfortsatzes.  Grösster  Teil  der  DOnn- 
darmschlingen  infarziert.    Arterien  kollabiert.    Im  Darm  Blut. 

2.  Fraa  mit  Arteriosklerose.  Metralstenose.  Plötzlich  heftiger,  schneidender,  dif- 
fuser Leibschmerz.  Erbrechen,  kein  Stuhl  Eo]]aps,  einmal  breiiger  Stnhl,  Tod.  Bläuliche 
Verfärbung  eines  grösseren  Teils  des  DUnndarms.    Embolie  der  Ai*t.  mesent.  sup. 

8.  Frau.  Vor  2  Jahren  Ascites,  wiederholte  Punktionen.  Jetzt  klinische  Diagnose 
Magendarmblutungen  nach  Leberschrumpfung.  Innerhalb  mehreren  Wochen  wiederholt 
Tod  im  Kollaps.  Pfortader  mit  adhärenten  Thrombeo  bis  zur  Leber,  Mesenterialvenen 
überall  verstopft,  Darm  infarziert,  Milz  vergrössert,  Arterien  wegsam.  Dflnner  blutiger  Schleim 
im  Darm. 

4.  61  jähriger  Mann.  Arthritis  deformans.  Gangrän  des  linken  Fusses,  Amputation. 
Nach  V»  Jftl^r  Gangrän  rechts,  gleichzeitig  Leibschmerz.  Anfangs  Entleerungen  auf  Nach- 
hilfe.   Plötzliches  Auftreten  desselben,  Singultus,  Exitus. 

Baum  (1).  Bei  24 jährigem  Bahnarbeiter  findet  sich  rechts  neben  dem  Nabel  eine 
Iiandteliergrosse,  druckempfindliche,  etwas  seitlich  verschiebliche  Resistenz.  Es  besteht  Er- 
nährungsstörung, Schmerz,  abendliche  Temperatursteigerungen. 

Laparotomie:  trockene  tuberkulöse  Peritonitis.  Knolliger,  zentral  erweichter  Drösen- 
tamor  im  Mesenterium  einer  Jejun umschlinge  neben  der  Radix.  Resektion  derselben  samt 
50  cm  der  zugehörigen  Schlinge.    Heilung.    Pat.  erholt  sich  gut. 

11.    Krankheiten  des  retroperitonealen  Gewebes. 

1.  Douglas,  Piimary  retroperitoneal  solid  tumours.    Annais  of  surgery  1903.  March. 

2.  Evers,  Zur  Kasuistik  der  retroperitonealen  Tumoren.    Diss.    Kiel  1903. 

3.  *6ore-Gillon,  "Retroperitoneal  manipulation".  A  method  of  separating  deep-seated, 
plastic,  pericaecal  or  other  peritoneal  adhesions.  British  medical  Journal  1903.  Nov.  28. 

4.  Heinricius,  Über  rezidivierende  retroperitoneale Lipome,    v.  Langenbecks  Archiv 
1903.  Bd.  72.  Heft  1. 

5.  Katz,  Ein  Fall  von  lateral-retroperitonealer  Cyste.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  48. 

6.  Mc.  Lachlan,  A  case  of  retroperitoneal  pelvio  sarcoma.    The  Lancet  1608.  Nov.  7. 

7.  '^'Laiguel-Lavastine,  La  topographie  fonctionelle  du  sympathique,  en  particulier 
du  systäme  solaire.    Arcbives  g^n^rales  1903.  Nr.  39. 

8.  Morton,  T wo  cases  of  retroperitoneal  oysts:  One  causing  obstructive  jaundice  and 
the  other  simulating  an  ovarian  cyst.    British  medical  Journal  1908.  Nov.  28. 

9.  Rüge,  Über  einen  Fall  von  mächtiger  retroperitonealer  Dermoidcyste  beim  Manne. 
Zieglers  Beiträge  1903.  Bd.  XXXIV.  Heft  1. 

Rüge  (9).  Bei  einem  27  Jahre  alten  Mann  entsteht  allmähliche  An- 
schwellang  des  Leibes.  Diagnose  auf  tuberkulöse  Peritonitis.  Operation 
findet  eine  Dermoidcyste,  welche  retroperitoneal  die  ganze  linke  Bauchseite 
erfüllt,  oben  bis  ans  Zwerchfell,  unten  mit  haselnussgrosser  Cyste  ins  kleine 
Becken.    Linker  Ureter  und  Niere  verödet. 

Die  Untersuchung  ergibt  die  Struktur  der  Haut,  geschichtetes  Platten- 
epithel, Hautbälge  und  Drüsen,  im  Nabelhautfettgewebe  zahlreiche  erweiterte 
Gefässe;  in  der  Cutis  starke  Entwickelung  elastischer  Elemente.  Die  kleine 
Cyste  im  kleinen  Becken  zeigt  einen  Hohlraum  von  Darmschleimhautstruktur 
mit  Ausführungsgang  nnd  Flimmerepithel  und  mit  glatter  Muskulatur. 


536  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Zur  Erklärung  hält  Buge  die  Wilmssche  Theorie,  dass  der  Wolf f sehe 
Gang  Epidermis  mit  in  die  Tiefe  gerissen,  nicht  für  annehmbar,  entweder 
handelt  es  sich  um  selbständige  Verlagerung  in  frühester  Zeit,  eventuell  nach 
der    blastomeren    Theorie    Bonn  et  s    oder    Störung    beim    Verschluss     der 

Bauchspalte. 

Rieh.  Douglas  (1).  31  jähriges  Frftulein.  Abmagerungi  Leibschmerzen,  Erbrechen. 
Tumor  im  Epigastrinm  gelappt,  elastisch,  grösser  als  ein  Uterus  zur  Zeit  der  Geburt,  fallt 
Epigastrium,  Nabel-  und  subumbilikale  Gegeod  aus,  steigt  ins  kleine  Becken  tief  herab.  Nach 
Laparotomie  gleicht  er  so  einer  Ovarialcyste,  dass  zuerst  eine  Probepunktion  gemacht  wird, 
welche  jedoch  keine  Flüssigkeit  ergibt.  Man  findet  den  Tumor  retroperitoneal  gelegen,  um- 
geben vom  Kolon.  Der  PeritonealUberzng  wird  gespalten  und  die  Masse  ausgeschält »  aas 
deren  Bett  im  Zellgewebe  zwischen  den  Blättern  des  Mesocolon  ascendens.  Geringe  Blutung. 
Heilung.    Mikroskopisch:  Myxolipom,  mit  Basis  von  Rundzellensarkom. 

Evers  (2).  Drei  Fälle  von  retroperitonealen  Tumoren  an  der  Kieler 
Klinik: 

1.  19  jähriges  Mädchen.  Linksseitiges  retroperitoneales  Fibrom.  Unter  geringer 
Blutung  ausgeschält.    Symptome:  Harte  Geschwulst,  Schmerzen. 

2.  28 jähriger  Arbeiter.  Prall  elastischer  Tumor  im  unteren  Bauchraum,  unbeweglich. 
Ohne  Beschwerden.  Flexur  liegt  rechte  oben.  Cyste  entleert,  enthält  1 1  blutiger  Flüssig- 
keit, vielkammerig.  Unter  Trennung  breiter  gefässhaltiger  Verbindungen,  unter  Bloss- 
legung  des  Psoas  und  der  Gefässe  exstirpiert.  Hoden  (wegen  Vergrösserung,  Fluktuation, 
Nekrose?)  muss  entfernt  werden.    Dann  Heilung. 

3.  45  jähriger  Mann.  Bemerkt  zufällig  grossen  Tumor  links.  Unter  Resektion  von 
15  cm  Kolon  und  Durchscheidung  der  Vasa  spermatica  exstirpiert.  Schmerz.  Eotfistel  in- 
folge Darmgangrän  und  Peritonitis.  Mikroskopisch:  Rundzellensarkom  des  Hodens  (der 
wegen  Vergrösserung  und  Schmerzhaftigkeit  ebenfalls  reseziert  war)  und  retro peritoneale 
Metastase. 

Heinricius  (4)  hat  1900  (cf.  Jahresbericht  Bd.  VI.  p.  485)  einen  Fall  von  retro- 
peritonealem  Lipom  (von  den  Franzosen  unrichtig  Lipom  du  m^sentöre  genannt)  veröffent- 
licht. Nach  der  Operation  rezidivierte  seitdem  die  Geschwulst  zweimal;  jedesmal  wurden 
wieder  Fettmassen  entfernt.  Nach  der  dritten  unvollendeten  Operation  Tod  an  Peritonitis. 
Die  Sektion  zeigte  als  Ausgangspunkt  die  rechte  Fossa  iliaoa,  von  da  war  sie  herauf  ins 
Mesokolon  gewachsen. 

Ein  zweiter  Fall  rezidivierte  einmal:  63jährige  Frau.  Seit  V^  Jahr  Tumor  bemerkt, 
der  jetzt  kindskopfgross ,  unbedeutend  verschieblich,  uneben  ist.  Auch  dieser  warde  aus 
einem  retroperitonealem  Bett  ausgeschält,  Cökum  war  nach  hinten  verschoben.  Im  oberen 
Teil  ist  er  Fibrom,  unten  Lipom.  Rezidiv  nach  V2  Jahr  an  der  alten  Stelle  und  bis  vor 
die  rechte  Niere.    Abermalige  Operation.    Heilung. 

Im  ganzen  sind  jetzt  41  Fälle  bekannt,  26  operiert. 

L.  Katz  (5).  Neben  einer  vom  rechten  Ovarium  ausgehenden  papillären  Cyste  findet 
sich  ein  grosser,  rechts  gelegener  immobiler  Tumor  mit  zäh  gallertigem  Inhalt,  der  mit 
einem  Fortsatz  an  den  Inguinalkanal  heranreicht.  Durch  die  sehr  mühevolle  Ausschälung 
wird  die  Muskulatur  der  vorderen  Bauchwand  vom  rechten  Beckenrand  sowie  die  Fossa 
iliaca  ganz  entblösst,  das  Cökum,  das  zum  Überzug  der  Tumoren  verwandt  war,  frei  beweg- 
lich. Der  Tumor  hatte  nur  durch  seine  Grösse  Beschwerden  gemacht.  Er  hatte  einen  fast 
mannskopfgrossen  Cystensack  mit  oberflächlicher  Peritonealverdicknng  und  papillärer,  mit 
Zylinderepithel  ausgekleideter  Innenfläche  mit  starker  Schleimbildung.  Trägerin,  Frau  von 
65  Jahren,  stirbt  am  5.  Tag  post  operationem  an  Herzschwäche. 

Morton  (8).  1.  Pankreascyste.  Kompression  des  Choledochus.  Operation.  An- 
nähung der  Cyste.    Heilung.    Nach  ^'4  Jahr  neue  Cyste.    Erneute  Operation. 

2.  Mesenterialcyste.  Diagnostiziert  ist  Ovarialcyste.  Sitz  im  Mesenterium  (Meso- 
kolon?).   Ausschälung  bis  aus  einen  nahe  am  Duodenum  liegenden  Rest. 


Karcher,  Verletzungen  und  chirurgisclie  Krankheiten  des  Darmes.  53^ 


XL 

Die  Verletzungen  und  ehirurgisehen  Krankheiten  des 

Darmes. 


Referenten:  J.  Karcher,  Basel,  A.  Brentano,  Berlin  und 
E.  Veillon,  Riehen  (Basel). 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.   Allgemeines.    Technik. 

1.  Andrews,  £.  Wyllys,  The  drowoing  of  patients  in  faecal  vomit  during  Operations 
for  intestinal  obatruction  and  septic  Peritonitis.    Annais  of  snrgerj  1903.  June. 

2.  Bisbop,  Intestinal  anastomosis.    Medical  Press  1903.  Sept.  30. 

3.  Y.  Cackovic,  Einseitige  Ausschaltung  des  Duodenum  bei  perforierender  GeschwDrs- 
bildung  an  der  hinteren  Wand  des  absteigenden  Duodenal astes.  Zentral bl.  f.  Chirurgie 
1903.  Nr.  25. 

4.  Campbell,  0.  Beverly,  The  Single  cuff  method  of  circular  enterorrhaphy.  The 
joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  May  30. 

5.  Cannon,  Walter  Bradford,  Observations  on  the  mechanics  of  digestion.  The 
joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  March  21. 

6.  *Carwardine,  Note  on  intestinal  anastomosis,  special  forceps.  British  medical 
Journal  1903.  Febr.  28. 

7.  Catterina,  A.,  Studio  clinico  sperimentale  sugli  inconvenienti  del  bottone  di  Murphy. 
Clinica  chirurgica  1903.  Nr.  6. 

8.  *Cayaillon,  Exclusion  unilaterale  du  gros  intestin  pour  une  tumeur  de  la  partie  fixe 
du  Colon  il^o-pelvien.    Soc.  nat.  de  mäd.    Lyon  medical  1903.  Nr.  14. 

9.  *Condamin,  Pädicul^e  intracaecale.    Soc.  de  Chir.    Lyon  medical  1903.  Nr.  19. 

10.  Crampe,   Die  Obernähung  gangränyerdächtiger  und  gangränOser  Scbnflrfurchen   am 
Darm.    v.  Brunssche  Beiträge  1903.  Bd.  38.  Heft  2. 

11.  Diliberti,  Herbin,   SuUe  estese  resezioni  deir  intestino  tenue.     Gazzetta  medica 
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12.  *Di8cu8sion  on  practical  experience  regarding  the  most  satisfactory  methods  of  per- 
forming  intraabdominal  anastomosis.     British  medical  Journal  1903.  Oct.  10. 

13.  Donath.  Zum  heutigen  Stande  der  Lehre  von  der  Enteroptose.  Wiener  med.  Wochen- 
sci^rift  1903.  Nr.  27  und  28. 

14.  Lunn,  James  H.,  Intestinal  resectioo.  The  Journal  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903. 
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15.  Faure,  A  propos  du  traitement  de  Tanus  contre  nature.  Bull,  et  möm.  de  la  Soc.  de 
Chirurgie  1903.  Nr.  25. 

16.  *  Frank,  Excision  of  the  coecum.    Chicago  surg.  soc.    Annais  of  surgery  1903.  May. 

17.  *  Gay  et,  Anastomose  cölo'Colique  et  cholöcystostomie.  Soc.  savantes.  Lyon  mödical 
1903.  Nr.  14. 

18.  *  V.  G  en e  r  s i  ch ,  Über  Unterbindung  des  Darmes,  v.  B  r  u  n  s  sehe  Beiträge  1 904.  Bd.  41. 
Heft  1. 

19.  '''Gärard,  De  quelques  complications  de  l'anus  contre  nature  et  de  leur  traitement 
Revue  de  Chirurgie  1903.  Nr.  8. 

20.  Glenard,  £tude  sur  les  ptoses.    Journal  de  möd.  de  Paris  1903.  Nr.  32. 

21.  Gösch el.  Die  mehrzeitige  Resektion  des  Dickdarms,  v.  Brunssche  Beiträge  1903. 
Bd.  37.    y.  Esmarch- Festschrift    Heft  1  und  2. 

22.  y.  Hacker,  Zu  Rehm:  Vereinfachung  etc.  des  Morphy-Knopfs,  Zentralblatt  f.  Chir. 
1902.  Nr.  48.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  1. 


538  Jahreebericht  fdr  Ghirnrgie.    II.  Teil. 

28.    *Heae,  Zar  Lebre  von  der  operativen  DarmauaechaltQng.    Dias.    Kiel  [903. 

24.  Horsiey,  A  contribution  to  Üie  study  of  intestinal  satore,  with  a  new  method  of 
intestinal  union.    Annais  of  snrgery  1903.  November. 

25.  *Horand,  Colon  transverse  entre  le  foie  et  le  diapbragme.  Soc.  des  sciences  m^d. 
Lyon  m^dical  1903.  Nr.  11. 

26.  *Isnardi,  Sopra  un  nuovo  bottone  entero-anastomotico  da  sostituirsi  all'  enterotomo 
di  Krause.    H  Projeresso  medico  190S.  Nr.  10. 

27.  Kauscb,  Zur  Narkose  beim  Ileus.    Berliner  klin.  Wochenscbrift  1903.  Nr.  33. 

28.  *Eubn,  Die  methodiscbe  Überwindung  der  Flezura  sigmoidea.  Wiener  klin.  Rand- 
schau 1903.  Nr.  23. 

29.  Kumpf,  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  Enteroptose.  Wiener  med.  Presse  1903. 
Nr.  15. 

30.  *Letarjet,  Un  cas  d'exclosion  intestinale.  Soc.  des  sciences  m^.  Lyon  m^dical 
1903.  Nr.  50. 

31.  MacLennan,  A  simple  möthod  of  performing  intestinal  union.  The  Lancet  1903. 
Oct.  24. 

32.  Lindner,  Beiträge  zur  Magen -Darmchirurgie.  IL  Über  die  nervösen  Erkrankungen 
des  Kolon,    v.  Br  uns  sehe  Beiträge  1903.  Bd.  37.  Heft  1  u.  2.  v.  Ksmarch- Festschrift. 

33.  *Lowson,  Excision  of  the  coecam.    Edinburgh  medical  Journal  1903.  March. 

34.  Manasse,  Über  Darmaasschaltung.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  11. 

35.  —  ibidem  Nr.  12. 

36.  ""Monks,  Intestinal  localization.    Annais  of  surgery  1903.  October. 

37.  *Marray,  Intestinal  anastomosis  for  prolapsed  small  inftestine.  The  Lancet  1903. 
Aug.  22. 

38.  May  dl,  Weitere  Beiträge  zur  Indikationsstellung  der  Jejaoostomie.  Wiener  klin. 
Rundschau  1903.  Nr.  1  und  2. 

39.  Nagano,  Zur  Frage  ausgedehnter  DQnndarmresektion.  v.  Br  ans  sehe  Beiträge  Bd.  38. 
Heft  2. 

40.  *  Ortner,  Zar  Klinik  der  Angiosklerose  der  Darmarterien.  (Dyspragia  intermittens 
angiosclerotica  intestinalis,    v.  Volk  mann  sehe  Vorträge  1903.  Nr.  347. 

41.  *Paul,  The  cases  of  excision  of  the  coecum.     British  medical  Journal  1908.  Aug.  15. 

42.  —  A  note  on  colotomy  and  colectomy.    The  Lancet  1903.  Aug.  8. 

43.  *Pech.  Gondition  of  intestine  two  years  after  extensive  resection.  New  York  aurg. 
soc.    Annais  of  surgery  1903.  September. 

44.  Pratz,  Über  die  Enteroanastomose ,  spez.  die  Ileokolostomie  in  der  Behandlang  der 
YerschlQsse  und  Verengerungen  des  Darmes.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  70. 
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45.  *Regnier,  Etüde  snr  les  ptoses.    Journal  de  med.  1903.  Nr.  29. 

46.  *—  ibidem  Nr.  30. 

47.  Renssen,  Demonstratio  van  een  nieuwe  darmklem.  Ned.  Vereenig.  v.  Heelkande. 
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48.  *Robson,  On  gastro •  enterostomy  and  its  uses  with  a  description  of  the  Operation 
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49.  Routier,  De  l'ent^ro-anastomose  et  de  Texclusion  intestinale  dans  la  eure  de  Tanns 
contre  nature.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  22. 

50.  Sprengel,  Zar  Vereinfachung  der  Naht  bei  Anwendung  des  Marphy  knöpf  es.  Zentral- 
blatt far  Chirurgie  1903.  Nr.  9. 

51.  Stukky,  Der  Murphy  knöpf  and  seine  Modifikationen.  Rassisches  Archiv  f.  Gbirorgie 
1903.  Heft  4. 

52.  *  St  Ol  an  off,  Le  vulgaire  tube  a  drainage  pour  fixer  les  sondes  ä  demeure,  boncher 
les  anus  contre  nature,  et  servir  de  canule  ä  trachötomie.  La  Presse  m^dicale  1903. 
Nr.  11. 

53.  *Turck,  Raymond  Güster,  Modification  of  the  Gonnell  suture  (Darmnaht).  The 
jouro.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  March  7. 

54.  *Tnffier,  Anus  artificiel  avec  exclusion  partielle  du  beut  inf6riear.  Bull,  et  möm.  de 
]a  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  6. 

55.  Vanverts,  Legueu,  Exciusions  de  la  plus  grande  partie  de  Tintestin  pour  un  anus 
contre  nature.  Discussion.  Bulletins  et  mömoires  de  la  soci^t^  de  Chirurgie  de  Paris 
1903.  Tome  29.  Nr.  21. 

56.  *Vaatrin,  Contribution  ä  I'^tude  de  l'exclusion  de  Tintestin.  Revue  de  Chir.  1903. 
Nr.  7. 


Kare  her,  VerletzuDgen  and  chirargische  Krankheiten  des  Darmes.  539 

Andrews  (1)  berichtet  zwei  Todesfälle  durch  Ertrinken  in  fäkalem 
Erbrochenen  bei  septischer  Peritonitis  und  Darmverschluss  während  der  Ope- 
ration. Am  Schlüsse  des  kurzen  Aufsatzes  werden  folgende  Sätze  aufgestellt: 
Die  Überschwemmung  der  Luftwege  durch  fäkales  Erbrechen  ist  eine  wirk- 
liche Gefahr  und  hat  wahrscheinlich  viele  unerklärte  Todesfälle  verursacht. 
Wiederbelebung  ist  unmöglich  oder  sehr  schwierig.  Die  Flüssigkeit  mag  durch 
Gravität  bei  erschlafften  Magensphinkteren  direkt  aus  dem  Darm  ausfliessen, 
wo  sie  sich  in  enormen  Quantitäten  angesammelt  hat.  Das  Unglück  entsteht 
mit  grosser  Plötzlichkeit  bei  scheinbar  leerem  Magen.  Die  Überschwemmung 
ist  so  vollständig,  dass  kein  Aufschrei  erfolgt  und  von  der  Umgebung  viel- 
leicht nicht  bemerkt  wird.  Es  kann  bis  zu  einer  Stunde  nach  der  Narkose 
oder  zu  irgend  einer  Zeit  bis  zur  vollständigen  Rückkehr  des  Bewusstseins 
eintreten.  Während  des  Bewusstseins  selbst  in  extremis  scheint  es  nicht  vor- 
zukommen. Nach  septischen  Laparotomien  ist  deshalb  eine  sehr  genaue  Über- 
wachung, des  Kranken  nötig.  Der  Vorschlag  der  Kokainanästhesie  ist  sehr 
empfehlenswert.  Maass  (New-Y6rk). 

Cannon  (5)  berichtet  über  die  Beobachtung  der  Magen-  und  Darm- 
bewegungen mit  dem  Fluoreskop  an  Tieren  und  Menschen,  deren  Nahrung  mit 
Bismutum  subnitrium  gemischt  war.  Während  der  Fundus  des  Magens  im 
Zustande  tonischer  Kontraktion  verharrt,  laufen  im  Pylorusteil  peristaltische 
Wellen  nach  dem  Darm  zu.  Der  Pylorus  öffnet  sich  jedoch  nicht  vor  jeder 
Welle,  sondern  erst  nachdem  mehrere  abgelaufen  sind  und  so  der  austretende 
Mageninhalt  erst  gründlich  mit  dem  Magensaft  gemischt  wird,  ehe  er  austritt. 
In  dem  Colon  transversum  und  ascendens  laufen  antiperistaltische  Wellen  nach 
dem  Cökum  zu,  während  die  Ileosakralklappe  geschlossen  ist,  so  einen  innigen 
und  dauernden  Kontakt  mit  der  absorbierenden  Darmschleimhaut  herstellend. 
Von  Zeit  zu  Zeit  wird  im  Colon  transversum  ein  Teil  des  Inhalts  durch  eine 
Kontraktion  abgeschnürt  und  durch  eine  langsam  fortschreitende  Welle  nach 
dem  Kektum  befördert.  Im  Dünndarm  wird  auf  eine  gewisse  Strecke  der 
Inhalt  in  der  Weise  durchgeknetet,  dass  in  gleichen  Abständen  Einschnürungen 
auftreten,  denen  nach  Erweiterung  andere  folgen,  welche  in  der  Mitte  zwischen 
zwei  früheren  Einschnürungen  liegen.  Nachdem  dieser  Vorgang  in  rythmischer 
Weise  eine  gewisse  Zeit  angedauert  hat  und  so  Verdauungssaft  und  Speise- 
brei gründlich  gemischt  und  die  gelösten  Teile  absorbiert  sind,  wird  der 
ganze  Inhalt  plötzlich  durch  eine  Welle  in  einen  anderen  Darmabschnitt  ver- 
schoben. 

Bei  einer  Katze  Hess  sich  beobachten,  dass  der  ganze  Prozess  zum  Still- 
stand kam,  wenn  das  Tier  geängstigt  oder  geärgert  wurde,  eine  Tatsache, 
welche  die  Abhängigkeit  der  Darmbewegungen  vom  Grosshim  bekundet. 

Kleine  Klystiere  gehen  nicht  über  das  Colon  descendens  hinaus,  dagegetn 
kommen  Massenklystiere  in  den  Bereich  der  antiperistaltischen  Wellen  des 
höheren  Kolonabschnittes  und  können  von  diesen  getrieben  über  die  Ileocökal- 
klappe  hinaus  in  den  Dünndarm  gelangen.  Maass  (New- York). 

Über  die  Neurosen  des  Kolon  gibt  H.  Lindner  (32)  an  Hand  eigener 
Erfahrungen  zusammenhängenden  Bericht  und  bespricht  das  Thema  haupt- 
sächlich vom  chirurgischen  Standpunkte  aus.  Beschreibung  der  neurastheni- 
schen  hypochondrischen  Zustände,  welche  als  Folge  oder  Ursache  von  funk- 
tionellen Störungen  des  Kolon  auftreten  können.  Vier  Krankengeschichten 
von  operierten  Fällen,   bei  welchen  die  Laparotomie  keine  organischen  Ver- 


540  Jahreabericht  für  Gfairorgie.    II.  Teil. 

änderungen  aufwies  nnd  die  durch  den  Eingriff  zur  Heilung  kamen,  zeigen, 
dass  eine  andere  Erklärung  nicht  möglich  ist. 

Kumpf  (29).  Von  290  untersuchten  Fällen  von  Enteroptose  hatten  94 
eine  Nierensenkung  und  39  eine  solche  dritten  Grades.  Begünstigt  wird  das 
Entstehen  einer  Nephro-  resp.  Enteroptose  durch  wiederholte  Graviditäten 
und  durch  Vorhandensein  eines  schmalen  Thorax.  Als  therapeutisches  Mittel 
empfiehlt  Kumpf  Brandt  sehe  Massage  der  beweglichen  Niere,  die  sogen. 
Untemierenzitterdrückung. 

Donath  (13).  Splanchinoptose  schweren  Grades  kommt  ohne  alle  sub- 
jektive Beschwerden  vor;  nur  dann,  wenn  präformierte  oder  erworbene  Ab- 
normitäten im  Gesamtorganismus  vorhanden  sind,  insbesondere  Schwäche  des 
muskulären  Apparats  und  neurasthenische  Disposition,  kommt  es  zu  den  be- 
kannten krankhaften  Erscheinungen. 

V.  Gachovic  (3)  vindiziert  sich  in  seiner  Arbeit  über  einseitige  Aus- 
schaltung des  Duodenum  bei  perforierender  Geschwürsbildung  an  der  hinteren 
Wand  des  absteigenden  Duodenalastes  die  Priorität  des  von  Berg  beschrie- 
benen Verfahrens.  An  Hand  eines  Obduktionsbefundes  zeigt  er,  dass  man  in 
der  Konstriktion  durch  Tabaksbeutelnaht  ein  einfaches,  ungefährliches,  sicheres 
und  rasch  ausführbares  Verfahren  besitzt  zum  vollkommenen  Verschluss  des 
Darmlumens. 

Die  Ausschaltung  von  ^/s  des  ganzen  Dünndarms  wurde  von  Vauverts  (55, 
Lille)  vorgenommen.  Es  handelte  sich  um  eine  hohe  Dünndarmfistel,  welche 
infolge  einer  schweren  Myomoperation  entstanden  war.  Die  Fistel  sass  ca. 
80 — 90  cm  unterhalb  des  Pylorus.  Der  zuführende  Schenkel  wurde  in  das 
Colon  transversum  implantiert,  der  abführende  einfach  verschlossen.  Nach 
6  Monaten  bestand  noch  eine  kleine  Fistelöffnung  mit  Schleimsekretion.  Das 
Hauptinteresse  des  Falles  liegt  in  der  grossen  Ausdehnung  des  ausgeschalteten 
Darmabschnittes,  der  etwa  V5  des  Dünndarmes  und  fast  die  Hälfte  des  Dick- 
darms betrug.  Die  Patientin  war  trotzdem  bei  gutem  Befinden  und  hatte  an 
Gewicht  zugenommen. 

In  der  nach  Mitteilung  dieses  Falles  in  der  Soc.  de  Chirurgie  (Paris) 
ergriffenen  Diskussion  betonten  Poirier,  Tuffier  und  Routier,  dass  bei 
hohem  Sitz  einer  Darmfistel  die  Darmausschaltung  unzweckmässig  sei:  das 
rationelle  Verfahren  wäre  hier  die  Enteroanastomose  gewesen. 

Chanane  (34,  35)  unterzieht   die  3  Methoden  der  Darmausschaltung: 

1.  Enteroanastomose  nach  Maisonneuve, 

2.  Bilaterale  Darmausschaltung  nach  Salz  er, 

3.  Unilaterale  Darmausschaltung  nach  Senn  (Hacker) 

einer  Untersuchung.  Er  zieht  hiezu  eigene  Beobachtungen  heran.  Die  uni- 
laterale Ausschaltung  hat  nach  ihm  grosse  Vorteile.  Sie  ist  technisch  ein- 
facher als  die  Salz  er  sehe,  da  sie  nur  eine  zweimalige  Darmnaht  erfordert, 
die  Implantationsnaht  und  die  blinde  Verschlussnaht.  Dann  vermeidet  sie  die 
künstliche  Fistelbildung.  Sie  leitet  ebenfalls  mit  Sicherheit  den  Darminhalt 
von  der  kranken  Stelle  ab.  Ihre  Mortalität  ist  geringer  als  bei  der  Salz  er- 
sehen Operation.  Bei  der  Senn  sehen  Operation  ergibt  sich  eine  Mortalität 
von  6,6 °/o  auf  15  Operierte.  Bei  der  Salzerschen  eine  solche  von  13,03  Vo. 
auf  52  Operierte.  Doch  soll  auf  diesen  Vergleich  wegen  des  grossen  Zahlen- 
unterschiedes kein  erheblicher  Wert  gelegt  werden. 

Auch  Routier  (49)  wendet  sich  gegen  die  Darmausscheidung  als  Me- 
thode der  Wahl  bei  der  Behandlung  der  äusseren  Darmfisteln.    Es  soll  in 


Kar  eher,  Yerletzangen  nnd  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  541 

allen  Fällen  der  Verschluss  der  Kotfistel  versucht  werden ;  gelingt  dieser  nicht, 
80  tritt  die  Enteroanastomose  in  ihr  Recht.  Der  einfache  Verschluss  einer 
nach  Inzision  eines  voluminösen  Abszesses  entstandenen  Kotfistel  durch  drei- 
fache Naht  führte  in  einem  Falle  Routiers  vollkommene  Heilung  herbei. 

In  seinem  Aufsätze  über  Ileokolostomie  kommt  W.  Prutz  (44)  der 
Hauptsache  nach  zu  folgenden  praktischen  Schlüssen. 

Die  Enteroanastomose  und  besonders  der  Ileokolostomie  muss  unter  den 
operativen  Methoden,  welche  die  Umgehung  einer  Verengerung  oder  Verlegung 
des  Darmes  bezwecken,  der  Vorzug  gegeben  werden.  Sie  wurde  aus  diesem 
Grunde  von  v.  Eiseisberg  vorzugsweise  angewendet.  Die  partielle  oder 
komplette  Darmokklusion  wurde  in  12  Fällen  durch  Karzinom  (ausschliesslich 
des  Dickdarms),  in  sechs  Fällen  durch  Tuberkulose  und  in  vier  durch  Strangu- 
lationen und  Knickungen  verursacht.  Erlaubt  der  Sitz  des  Hindernisses  eine 
Wahl,  so  ist  der  Ileokolostomie  vor  der  Anastomose  im  Bereich  des  Ueum  der 
Vorzug  zu  geben;  sie  ermöglicht  eine  raschere  Entleerung  des  Darminhaltes.  Es 
wurde  sogar  oft  mit  Vorteil  mehr  Darm  ausgeschaltet,  als  zur  Umgehung  des 
Hindernisses  unbedingt  erforderlich  gewesen  wäre.  (Anastomose  zwischen  un- 
terem Abschnitt  des  Ueum  mit  dem  mittleren  oder  sogar  unteren  Teil  des  Kolon). 
In  vielen  Fällen  wurde  die  Enterotomie  der  Anastomose  unmittelbar  voran- 
geschickt Dieselbe  ist  namentlich  dann  indiziert,  wenn  die  motorische  Kraft 
des  Darmes  damiederliegt.  Ausser  manchmaliger  unvollständiger  Eindickung 
des  Kotes  treten  durch  die  oft  sehr  ausgiebigen  Ausschaltungen  keine  üblen 
Folgen  auf.  Die  Anastomosen  zwischen  den  oberen  Abschnitten  des  Jejunum 
nnd  dem  Kolon  sind  prinzipiell  zu  vermeiden,  doch  sieht  man  sich  manchmal 
durch  besondere  Umstände  dazu  gezwungen.  Bei  Verengerungen  können  die 
Dauererfolge  der  seitlichen  Anastomose  dadurch  gefährdet  werden,  dass  durch 
den  Darminhalt,  der  die  stenosierte  Stelle  zum  Teil  noch  passieren  kann, 
Beschwerden  verursacht  werden  können.  Je  nach  dem  Kräftezustand  des 
Kranken  wird  unter  Umständen  die  Wahl  zwischen  Anus  artificialis  und 
Anastomose  zu  treffen  sein;  letztere  ist  in  allen  Fällen  von  inoperablen  ob- 
struierenden Tumoren  anzustreben. 

Faure  (15)  spricht  sich  bezüglich  der  Behandlung  der  Darmfisteln 
folgendermassen  aus:  Die  früher  in  Anwendung  gezogenen  Methoden  der 
Enterotomie  und  des  einfachen  Verschlusses  sollten  mehr  gewürdigt  werden. 
Besteht  jedoch  eine  sehr  weite  oder  sehr  tiefe  Fistel,  so  besteht  nur  die  Wahl 
zwischen  einer  Enteroanastomose,  einer  Darmausschaltung  und  der  Darm- 
resektion. Nach  der  ersteren  bleibt  lange  Zeit  eine  kleine  Fistel  mit  schlei- 
miger Sekretion  bestehen;  die  Darmausschaltung  ist  auch  kein  ideales  Ver- 
fahren; die  Resektion  ist  somit  die  Methode  der  Wahl. 

Nach  einer  Besprechung  der  einschlägigen  Literatur  berichtet  Diliberti 
Horb  in  (11)  über  seine  an  Hunden  ausgeführten  Experimente,  aus  denen  er 
folgende  Schlüsse  zieht:  1.  Reseziert  man  die  Hälfte  vom  Dünndarm,  dann 
treten  in  einer  ersten  Zeit  bedeutende  Störungen  in  der  Resorption  der  in 
der  Nahrung  enthaltenen  Fette  und  Stickstoffkörper  auf,  die  jedoch  in  der 
Folge  merklich  abnehmen.  2.  Die  Störungen  in  der  Fettresorption  bleiben 
nach  Resektion  des  Jejunum  länger  bestehen.  3.  Trotz  einer  so  ausgedehnten 
Resektion  können  die  Tiere  sich  in  einem  guten  Ernährungszustand  befinden 
und  auch  an  Gewicht  zunehmen,  ohne  dass  eine  Überernährung  erforderlich 
wäre.  4.  Die  Resektion  des  halben  Dünndarms  bringt  keine  Gefahren  für 
das  Leben  mit  sich.  R.  Giani. 


542  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    IL  Teil. 

Dann  {14)  berichtet  über  16  Fälle  von  Darmresektion,  bei  denen  9 mal 
der  Murphyknopf  und  7  mal  die  Naht  zur  Anwendung  kam.  Von  ersterer 
Gruppe  starben  drei,  yon  letzterer  ein  Kranker.  Als  die  beste  Nahtmethode 
bezeichnet  Dünn  die  von  Gregory  F.  Connell,  weil  sie  nur  aus  einer 
fortlaufenden,  durch  alle  Darmhäute  gehenden  fortlaufenden  Naht  besteht  und 
ein  sehr  geringes  Diaphragma  hinterlässt.  Die  Naht  kann  immer  angewandt 
werden.  Der  Knopf  ist  unübertreffbar  bei  Ende  zu  Ende  Anastomosen  des 
Dünndarmes  und  Ende  zu  Seite  Anastomosen  des  Dickdarmes.  Bei  Ende  zu 
Ende  Vereinigung  des  Dickdarmes  und  bei  pathologischen  Zuständen  am 
Dünndarm  und  dessen  Mesenterium,  die  die  Heilung  stören  können,  ist  der 
Knopf  nicht  zu  empfehlen. 

Maydl  (38)  liefert  einen  Beitrag  zur  Indikationsstellnng  der  Jejuno- 
stomie.  Hiezu  zieht  er  169  Fälle  von  Operationen  bei  Magenerkrankungen 
überhaupt  in  den  Kreis  seiner  Betrachtungen.  Unter  diesen  finden  sich  47  Fälle 
von  Jejunostomie  mit  10  Todesfallen.  39  mal  wurde  die  Jejunostomie  wegen 
Karzinom,  8  mal  wegen  Ulcus  ausgeführt.  Bei  Ulcus  kommen  für  die  Jejuno- 
stomie die  Ulzerationen  schwerster  Art  an  sich  in  Betracht,  dann  narbige 
Pylorusstrikturen  und  multiple  Narbenbildung.  Zwei  Fälle  betrafen  Ver- 
letzungen durch  Salpetersäure  resp.  Vitriol  Derartige  frische  Verletzungen 
des  Magens  sollen  primär  der  chirurgischen,  und  nicht  als  Vergiftungen  der 
der  internen  Abteilung  zugeschickt  werden.  Bei  ihnen  kommt  die  Jejuno- 
stomie in  Betracht  zur  Ausschaltung  des  erkrankten  Organs  und  zur  besseren 
Durchführung  der  Ernährung. 

Bishop  (2)  beschreibt  einen  neuen  resorbierbaren  Darmknopf,  der  die 
Darmnaht  vereinfachen  soll  und  den  er  in  drei  verschiedenen  Formen  kon- 
struiert: für  die  End-  zu  End-Naht,  für  die  Ileokolostomie  und  Gastroentero- 
stomie und  für  die  Vereinigung  nach  Pylorusresektion. 

Die  V.  Mikuliczsche  Methode  der  mehrzeitigen  Resektion  des  Dick- 
darmes wurde  von  Göscbel  (21)  in  vier  Fällen  in  Anwendung  gezogen  und 
zwar:  Karzinom  des  Goecum,  Karzinom  des  Golon  descendens,  hämorrhagi- 
scher Infarkte  des  Colon  descendens  mit  Stenosierung  und  Adnexgeschwulst 
mit  Appendix  und  Coecum  verwachsen.  Die  Resultate  waren  gute.  Durch 
die  Anwendung  des  permanenten  Bades  nach  der  Abtragung  des  Darmes 
wurden  die  Kranken  von  Kotekzem  verschont  und  blieben  bei  gutem  All- 
gemeinzustand. Verf.  empfiehlt  ausserdem  für  die  Anastomosenbildung  am 
Darme  die  Krause  sehe  Quetsche.  Bei  definitiven  Schliessung  des  Darmes 
vermeidet  G  ose  hei  eine  weitere  Eröffnung  der  Bauchhöhle:  der  Darm  wird 
nur  soweit  von  der  Bauchwand  abgelöst,  bis  das  Netz  eine  doppelte  Naht  der 
Fistelstelle  ermöglicht. 

Eine  vorwiegend  experimentelle  Arbeit  von  J.  Nagano  (39)  aus  dem 
Breslauer  physiologischen  Institut  soll  die  Frage  beantworten,  ob  es  gleich- 
gültig sei,  an  welchem  Teile  des  Dünndarmes  eine  Resektion  vorgenommen 
werde.  Verf.  kommt  auf  Grund  von  Tierversuchen  zum  Schlüsse,  dass  im 
Bereiche  des  Ileums  Resektionen  bis  zur  Hälfte  und  vielleicht  noch  darüber 
dieses  Abschnittes  möglich  sind.  So  ausgedehnte  Resektionen  am  Jejunum 
sind  nicht  ausführbar,  wahrscheinlich  deswegen,  weil  in  diesem  Darmabschnitt 
die  gleiche  Längeneinheit  quantitativ  mehr  funktionell  wichtige,  resorptions- 
fähige Schleimhaut  besitzt  als  im  Ileum.  Auch  qualitativ  und  funktionell  ist 
die  Schleimhaut  in  den  oberen  Dünndarmabschnitten  hochwertiger  als  in  den 


Kar  eher,  Verletznngei]  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  543 

unteren :  eine  Besektion  ist  demnach  ceteris  paribus  ein  schwererer  Eingriff  als 
in  diesen. 

Crampe  (10)  berichtet  über  die  Erfahrungen  mit  Einstülpung  und 
Übemähung  von  durch  Brucheinklemmung  brandig  gewordenen  engbegrenzten 
Darmstellen ,  die  in  den  Jahren  1886 — 1902  an  der  chirurgischen  Klinik  zu 
Königsberg  gewonnen  wurden.  Die  Methode  wurde  bei  einer  Anzahl  von  151 
eingeklemmten  Brüchen  38  mal  angewendet  mit  8  Todesfällen  (21%).  Die 
Gesamtzahl  der  Todesfälle  betrug  in  diesem  Zeitabschnitt  37  =  24,5  ^/o.  Die 
Resultate  berechtigen  den  Verf.  für  die  anderenorts  verworfene  Methode  ein- 
zustehen. Die  Übemähung  bietet  genügend  Sicherheit,  auch  ist  die  Gefahr 
einer  späteren  Stenose  nicht  nachgewiesen.  Allerdings  muss  die  Indikations- 
Stellung  eine  sorgfältige  sein:  namentlich  müssen  lokaler  Befund  am  Darm 
und  Allgemeinzustand  des  Fat.  berücksichtigt  werden. 

Kausch  (27)  ist  für  allgemeine  Narkose  bei  Fällen  von  Heus.  Lokal- 
anästhesie genügt  bloss  bei  der  Anlegung  eines  Kunstafters  und  zuweilen  bei 
inkarzerierten  Hernien.  Um  die  Gefahr  der  Aspiration  von  Erbrochenem  bei 
der  Narkose  zu  vermeiden,  empfiehlt  Kausch  an  eine  gewöhnliche  Magen- 
sonde zwei  Guromiballons  anzubringen,  welche  durch  einen  dünnen  Schlauch 
miteinander  verbunden  sind  und  von  denen  der  eine  in  den  Magen  eingebracht 
wird,  so  dass  er  den  Eingang  in  den  Ösophagus  dicht  abschliesst.  Durch  die 
Sonde  kann  Magen-  resp.  Darminhalt  nach  aussen  abfliessen.  Kausch  wendet 
in  diesen  Fällen  Beckenhochlagerung  an. 

V.  Hacker  (23)  hat  die  Einnähung  des  Murphy knopfes  nach  dem  Vor- 
schlag von  Fritz  Rehm  schon  öfters  ausgeführt  und  ist  mit  den  damit 
erzielten  Resultaten  zufrieden. 

Auf  Grund  von  eingehenden  Literaturstudien  und  eigenen  Beobachtungen 
(48  Fälle  aus  der  Abteilung  von  Dr.  H.  Zeidler)  kommt  Stukky  (51)  zu 
folgenden  Schlüssen :  Unter  allen  mechanischen  Vorrichtungen  zum  Ersatz  der 
Darmnaht  gebührt  dem  Murphyknopf  der  Vorzug.  Seine  Hauptvorzüge  sind 
die  Verkürzung  der  Operationsdauer  und  die  Einfachheit  der  Technik,  die 
aber  erlernt  sein  will.  Was  die  Festigkeit  der  Darmvereinigung  anlangt,  so 
besitzt  der  Knopf  keine  Vorzüge  vor  der  Naht.  Die  grösste  Zahl  der  Miss- 
erfolge bei  der  Anwendung  des  Murphyknopfes  lassen  sich  auf  ein  schlechtes 
Fabrikat  und  fehlerhafte  Technik  zurückführen.  Der  Hauptnachteil  des 
Murphyknopfes  besteht  darin,  dass  in  den  Darmkanal  ein  Fremdkörper  ein- 
geführt wird,  dessen  weiteres  Schicksal  vom  Operateur  unabhängig  ist.  Die 
beste  Methode  zur  Fixation  des  Murphyknopfes  ist  die  Tabaksbeutelnaht.  Die 
Fixation  des  Knopfes  mit  Hilfe  von  Knopf  nähten  nach  Amat  und  Rehm 
verkürzt  die  Operationsdauer,  ist  aber  weniger  sicher  als  die  Kürschner-  oder 
Tabaksbeutelnaht.  Die  Knopfhälften  müssen  fest  zusammengedrückt  werden, 
da  der  grösste  Teil  der  nachträglich  auftretenden  Stenosen  auf  einer  ungleich- 
massigen  Mortifikation  der  zusammengepressten  Darmwandung  beruht  Nur 
wo  eine  besondere  Indikation  dazu  vorhanden,  sollen  Verstärkungsnähte  an- 
gelegt werden;  im  allgemeinen  sind  sie  unnütz.  Bei  der  Gastroenterostomia 
antecolica  anterior  und  bei  der  Colocolostomia  ist  die  Darmnaht  vorzuziehen, 
dagegen  findet  der  Murphyknopf  bei  der  Ileocolostomia  gute  Verwendung. 
Bei  der  unvollständigen  Darmausschaltung  zwecks  Heilung  von  Kotfisteln 
gebührt  der  Naht  der  Vorzug.  In  Fällen  von  Peritonitis,  sogar  im  frühesten 
Stadium,  erzielt  man  bei  der  Anwendung  des  Murphyknopfes  keine  Verwach- 
sungen.   Mit  Hilfe  der  Naht  kann  man  aber  in  diesen  Fällen  noch  ganz  gute 


544  Jahresbericht  fOr  Chirorgie.    II.  Teil. 

Resultate  erzielen.  Der  Original-Murphyknopf  ist  allen  anderen  Modifikationen 
vorzuziehen.  Ein  guter  resorbierbarer  Knopf  muss  5 — 6  Tage  in  situ  bleiben, 
später  muss  er  rasch  resorbiert  werden.  Keiner  der  vorgeschlagenen  resorbier- 
baren Knöpfe  erfüllt  die  an  dieselben  gestellten  Anforderungen.  Als  bester 
resorbierbarer  Knopf  erscheint  der  aus  metallischem  Magnesium  (Ghlumsky). 
doch  ist  derselbe  nur  bei  der  Gastroenterostomia  retrocolica  posterior  an- 
wendbar. Der  Knopf  von  Hilde brandt  schützt  nicht  vor  dem  Hereinfallen 
in  den  Magen.  Die  Technik  seiner  Anwendung  ist  erschwert,  da  der  beweg- 
liche federnde  Ring  sich  an  der  weiblichen  Hälfte  des  Knopfes  befindet.  Das 
häufige  Hereinfallen  des  Murphyknopfes  in  den  Magen  gehört  zu  den  grossen 
Nachteilen  der  Methode,  ist  aber  von  keinen  besonderen  Komplikationen 
begleitet.  Beim  Hereinfallen  des  Knopfes  in  das  zufuhrende  Darmende  bei 
seitlicher  Darmvereinigung  kann  es  zu  Decubitus  mit  nachfolgender  Perfora- 
tion kommen.  Ein  sicheres  Mittel,  um  das  Hereinfallen  des  Knopfes  in  den 
Magen  oder  den  zuführenden  Darmteil  zu  verhüten,  gibt  es  nicht. 

H  0  h  1  b  e  c  k  (St.  Petersburg). 

Reu  wen  (47)  demonstriert  eine  hufeisenförmige  Darmklemme,  deren 
Vorteile  über  die  bis  jetzt  gebrauchten  Modelle  zumal  darin  bestehen  sollte, 
dass  sie  eine  gleichmässige  Kraft  entfaltet  und  das  Eingeweide  nicht  herans- 
schlüpfen  kann.  Das  neue  Instrument  soll  beim  praktischen  Gebrauch  voll- 
kommen den  Anforderungen  entsprochen  haben.  Goedhuis. 

In  einem  Falle  von  Ueocolostomie  verlor  nach  wenigen  Tagen  der 
Murphyknopf  seinen  Halt  und  gab  so  Anlass  zu  einer  Perforationsperitonitis. 
Bei  der  Gastroenterostomie  kann  die  neue  Öffnung  infolge  von  polypösen 
Auswüchsen,  die  an  der  Magendarmwand  entstehen,  stenosieren.  In  Ansehung 
derartiger  klinischer  Vorfälle  nahm  Cattarina  (7)  vier  Experimente  an 
Hunden  vor  und  beobachtete,  dass  bei  der  Enteroanastomose  mittelst  Murphy- 
knopfes Atresie  an  der  operierten  Stelle  entstehen  kann,  wenn  der  Magen- 
inhalt nicht  notwendigerweise  die  verengerte  Stelle  passieren  muss;  ferner 
dass  mitunter  polypöse  Auswüchse  sich  bilden,  die  Neigung  haben  an  Volumen 
zuzunehmen  und  sich  zu  stielen.  Kleine  harte  Körper,  wie  im  Darm  pra- 
existierende  Knochensplitter,  können,  wenn  sie  im  Murphyknopf  stecken  bleiben, 
zu  Stenose  Anlass  geben  und  Darmverschluss  herbeiführen.  Bei  den  Hunden, 
bei  denen  er  die  Gastroenterostomie  mittelst  Knopfes  ausgeführt  hatte,  fiel 
dieser  immer  in  den  Magen;  einmal  blieb  er  im  Pylorus  stecken.  Bei  An- 
wendung eines  grossen  Knopfes  wird  dem  Mageninhalt  der  Eintritt  in  den 
Darm  erschwert  und  findet  leicht  Regurgitation  in  den  Magen  statt.  Die 
neue  Öffnung  hat  Neigung  zu  stenosieren  und  wird  von  polypösen  Massen 
umgeben.  R.  Giani. 

Auf  Grund  von  Experimenten  an  Hunden  empfiehlt  Horsley  (24)  die 
fortlaufende  Seidennaht  als  beste  Methode  zur  Vereinigung  von  Darmenden. 
Die  Naht  ist  einschichtig  und  geht  durch  alle  Lagen  der  Darmwand.  Nr.  2 
geflochtene  Seide,  die  weniger  zum  Verwickeln  neigt  als  gedrehte,  in  gewöhn- 
licher gerader  Nähnadel  Nr.  7  oder  8  ist  das  zweckmässigste  Material.  Die 
fortlaufende  Naht  drückt  die  Flächen  gleichmässiger  aufeinander  wie  die 
unterbrochene  und  lässt  bei  Auftreibung  des  Darmes  keine  Dehnung  der 
Nahtstelle  zu.  Zweischichtige  Naht  verengt  zu  sehr  das  Lumen.  Die  Technik 
wird  durch  Fingerhut  sehr  erleichtert.  Genau  nach  Horsleys  Methode 
ausgeführt,  nimmt  die  Naht  8 — 10  Minuten  in  Anspruch. 

MaasB  (New-York). 


Kare  her,  VerletzungeD  und  chirnrgische  Krankheiten  des  Darmes.  545 

Sprengel  (50)  betont,  dass  das  v.  Hacker-Rehmsche  Verfahren  des 
Einnähens  des  Murphyknopfes  schon  früher  von  Carle  und  Fantino  ver- 
öffentlicht worden  ist.    Er  ist  anch  Anhänger  dieser  Methode. 

Mac  Lennan  (31)  gibt  eine  neue  Methode  der  Darmnaht  an,  die  ohne 
Abbildung  nicht  leicht  auseinanderzusetzen  ist.  Es  rouss  darum  auf  das 
Original  verwiesen  werden. 

B.   Kongenitale  Störungen. 

1.  ^Badiali,  G.,  Di  an  oaso  di  diverticolo  di  Meckl  contenuto  in  an  emia  inguinale. 
II  NaoYO  Raccoglitore  medico  1903.  Nr.  7. 

2.  Bossowaki,  Über  angeborene  Atresien  des  Dflnndannes.   Medycyna  1908.  Nr.  89— 41. 

3.  Brann,  Zur  operativen  Behandlang  der  kongenitalen  Dilatation  des  Kolon  (Hirsch - 
aprangBohe  Krankheit).  75.  Natarforscher-Yersammlong.  Mfinchener  med.  Woohen- 
Bchrift  1903.  Nr.  39. 

4.  Chiani,  Zar  Entstehang  der  kongenitalen  Darmatresie  aas  Intaasaszeption.  Prager 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  22. 

5.  Fuchsig,  Ein  Fall  yon  Atresia  et  Hypoplasia  ilei  congenita  infolge  f5taler  Yerlage- 
nmg  in  eine  Mesenteriallflcke.  Deutsche  Zeitschrift  fOr  Chirurgie  1908.  Bd.  66.  Heft 
3  and  4. 

6.  Kirmisson  et  Rieffei,  Nouveaa  cas  de  diverticule  de  Meckel  ouvert  k  Fombilie, 
avec  prolapsus  de  la  muquease  intestinale;  exstirpation  du  diverticule  suivi  d*öxamen 
histologiqne.    Revue  d'orthop^e  1908.  Nr.  8. 

7.  Kuliga,  Zur  Genese  der  kongenitalen  Dünndarmstenosen  und  Atresien.  Zieglers 
Beitrage  1908.  Bd.  XXXIII.  Heft  8. 

8.  * —  Zar  Genese  der  kongenitalen  D&nndarmstenosen  und  Atresien.  Dissert.  Heidel- 
berg 1908. 

9.  Maass,  Demonstration  eines  mit  Meckel schem  Divertikel  operierten  Säuglings. 
Berliner  med.  Gesellschaft.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1908.  Nr.  28. 

10.  Schnitzlein,  Ober  einen  Fall  von  kongenitaler  Atresie  des  Duodenoms  mit  totaler 
Darchtrennung  des  Darmkanals.    Beiträge  zur  klin.  Chirurgie  1902.  Bd.  86.  Heft.  8. 

11.  ^ailliens,  Atr^ie  congönitale  du  duodänum.  Revue  mödicale  de  la  Suisse  romande 
1908.  Nr.  3. 

12.  Wilma,  E vaginiertes  Meckel  sches  Divertikel.  JKed.  Gesellschaft  Leipzig.  Münchener 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  48. 

18.  Letoux,  Oblit^ration  cong^nitale  de  Fintestin  grdle.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de 
Chir.  1903.  Nr.  6. 

14.  Boeckel,  Volvulns  cong^nital  de  Tanse  sigmolde  chez  un  enfant  de  deux  ans  et  demi. 
Laparotomie  et  r^section  de  cette  anse.     Bulletin  de  Tacadömie  de  möd.  1908.  Nr.  15. 

15.  Savariand,  L*occlusion  oong^nitale  interne  chez  le  nouveau-nö.  Revue  d'Orthopödie 
1908.  Nr.  4.  Juli  1. 

16.  Rommel,  Darm  verschluss  durch  den  persistierenden,  am  Nabel  geschlossenen  Dotter- 
gang.   Diss.    Giessen  1908. 

Bossowski  (2)  gibt  eine  ansftihrliche  Beschreibung  von  Ätiologie, 
Pathol(^e  und  klinischem  Yerlanf  der  angeborenen  Dünndarmatresien,  wobei 
ihm  zwei  eigene  Beobachtungen  als  Ausgangspimkt  dienen. 

In  einem  der  Fälle  erklärt  Verf.  die  Ursache  des  an  der  Grenze  von 
Jejunum  und  Ileum  sitzenden  Verschlusses  als  Folgezustand  einer  spiraligen 
Drehung  des  Jejunums  mit  nachfolgender  Peritonitis  und  Bildung  von  Ad- 
häsionen, wobei  ein  am  Gipfel  des  Konvolutes  inserierender  Strang  durch 
Kompression  eine  Atresie  der  Jejunumschlinge  an  zwei  Stellen  herbeiführte. 
Im  zweiten  Falle  führte  Bossowski  das  Entstehen  des  angeborenen  Ver- 
schlusses am  unteren  Ileumabschnitt  auf  eine  durch  abnorme  Länge  des 
Mesenteriums  bedingte,  in  früher  Fötalzeit  stattgefundene  Torsion  des  Darmes 
zurück.  Der  Ausgang  der  Operation  (l.Enterostomie,  2.  Anastomose  zwischen 
Deum  und  Ascendens)  war  in  beiden  Fällen  ein  tödlicher. 

Jahresberiefat  fOr  ghimrglo  1908.  35 


546  Jahreaberichfc  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Die  Therapie  des  angeborenen  Dünndarmverschiasses  besprechend,  be- 
stätigt V^erf.  aufs  neue  die  unerfreuliche  Tatsache,  dass  die  chirurgischen  Ein- 
griffe bisher  keine  befriedigenden  Resultate  erzielt  haben.  Von  den  31  Fällen 
der  Literatur  hat  kein  einziger  die  Operation  überstanden.  Immerhin  glaubt 
Bossowski  doch,  dass  man  in  jedem  Falle  operativ  einzugreifen  berechtigt 
ist.  Bei  hoch  sitzendem  Verschluss  hält  Verf.  mit  Braun  die  Enterostomie 
nach  Einnähung  beider  verschlossenen  Darmenden  in  die  Bauchwand  als  ein- 
zigen, irgendwie  Aussicht  auf  Erfolg  bietenden  Eii^iff.  Zur  nachträglichen 
Herstellung  der  Passage  zwischen  zu-  und  abführendem  Schenkel  möchte  er 
jedoch  die  Verbindung  durch  eine  Enteroanastomose  der  Anwendung  von 
quetschenden  Instrumenten  vorziehen.  Für  Atresien  am  unteren  üeumende 
empfiehlt  Verf.  die  Anlegung  einer  Anastomose  zwischen  Ileum  und  Flexur 
bezw.  oberem  Rektumabschnitt.  Urbanik  (Krakan). 

Kuliga  (7,  8)  bespricht  die  Genese  der  kongenitalen  Dünndarm- 
Stenosen  und  Atresien  an  Hand  von  85  Fällen  aus  der  Literatur  und  an 
Hand  einer  eigenen  Beobachtung.  Letztere  betrifft  einen  neugeborenen  Knaben, 
der  trotz  Anlegung  eines  Kunstafters  11  Tage  nach  der  Geburt  starb.  Es 
fanden  sich  bei  der  Sektion  ein  Sanduhrmagen,  ferner  multiple  Atresien  und 
Stenosen  im  Dünndarm,  sowie  Anomalien  des  Mesenteriums  und  eines  Teiles 
der  Darmgefässe,  sowie  ein  Entzündungsprozess  am  Peritoneum.  Auch  die 
mikroskopische  Untersuchung  konnte  über  den  Entstehungsmodus  dieser  Pro- 
zesse keinen  sicheren  Aufschluss  geben. 

Eine  tabellarische  Zusammenstellung  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten 
der  Fälle  aus  der  Literatur  eignet  sich  nicht  zum  Referate. 

Einen  Fall  von  ausgedehnter  kongenitaler  Darm  Verengerung  beobachtete 
Letoux  (13).  Ein  siebenjähriges  Kind  mit  Atresia  ani  bot  Erscheinungen 
von  Darmverschluss ;  eine  perineale  Inzision  führte  nicht  zum  Ziel,  so  dass 
sich  Verf.  entschloss,  einen  Kunstafter  anzulegen.  Das  Kind  starb.  Die 
Autopsie  ergab  eine  Verengerung  des  untersten  Abschnittes  des  Dünndarmes 
und  des  grössten  Teiles  des  Dickdarmes,  im  ganzen  41  cm.  Das  Lumen  war 
überall  noch  erhalten.  31  ähnliche  aus  der  Literatur  gesammelte  Fälle 
endigten  alle  mit  Exitus  trotz  chirurgischen  Eingriffen. 

Chiari  (11)  hatte  1888  auf  die  Entstehung  von  kongenitaler 
Darmatresie  aus  Intussuszeption  hingewiesen.  In  3  seither  unter- 
suchten Fällen  konnten  keine  Reste  einer  intrauterin  geheilten  Intussuszeption 
makroskopisch  nachgewiesen  werden.  Bei  nachträglicher  mikroskopischer 
Untersuchung  derselben,  gelang  es  in  einem  Falle  —  Atresie  des  Ileums  15  cm 
über  der  Valvula  ileocoecalis  —  im  Ileum  unterhalb  der  Atresie  an  Quer- 
schnitten zerfallene  Reste  eines  Intussuszeptum  festzustellen.  Braun  hatte 
eine  ähnliche  Feststellung  an  einem  operierten  Fall  gemacht.  In  den  beiden 
übrigen  Fällen  liess  auch  die  mikroskopische  Untersuchung  nichts  derartiges 
nachweisen. 

Savariand  (15)  gibt  eine  von  einem  Literaturverzeichnis  von  180 
Nummern  begleitete  umfassende  Darstellung  des  angeborenen  inneren  Darm- 
verschlusses beim  Neugeborenen  und  bespricht  eingehend  Entstehung,  patho- 
logische Anatomie  und  Verlauf.  Aus  der  Arbeit  mag  folgendes  hervorgehoben 
werden:  Das  Leiden  ist  ausserordentlich  selten;  die  Ursachen  sind:  Fremd- 
körper in  Form  von  eingedicktem  Kindspech,  Tumoren,  Einschnürungen, 
meistens  direkte  intrauterine  peritonitische  Stränge.  —  Von  Lageanomalien 
kommen    vor:   häufig  Drehungen,    seltener   Knickungen   und  Invaginationen. 


Kare  her,  Verletzongen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  547 

Bildangsanomalien  sind  meistens  vorhanden  und  zwar:  Stenose  dnrch  Neo- 
plasma (Adenom)  1  mal,  ferner  klappenförmige  und  strichförmige  stenosierende 
oft  auch  gänzlich  okkludierende  Missbildungen;  Narbenverschlüsse  mit  Blind- 
sackbildung. Schliesslich  vollkommenes  Fehlen  des  Dickdarmes  oder  des  Dick- 
und  Dünndarmes  bis  zum  Duodenum. 

Der  Sitz  der  Störung  ist  in  den  allermeisten  Fällen  in  den  obersten 
Dannabschnitten  und  selten  (in  kaum  6  Vo  der  Fälle)  unterhalb  der  Ueocökal- 
klappe;  im  Duodenum  ist  er  weniger  häufig  als  in  den  unteren  Teilen  des 
Dünndarmes.  Auch  multiple,  bis  fünffache  Verschlüsse  sind  beobachtet  worden. 
—  Von  den  Symptomen  ist  hervorzuheben:  ein  auffälliges  subikterisches  Aus- 
sehen, das  Fehlen  von  Kindspech  im  Rektum,  femer  Erbrechen  von  Magen- 
inhalt, Galle  und  schliesslich  Kindspech,  starker  Meteorismus.  Bei  vollständiger 
Okklusion  tritt  der  Tod  meist  am  5. — 7.  Tage  auf,  ausnahmsweise  auch  erst 
später.  Die  Diagnose  bietet  vom  dritten  Tage  an  keine  grossen  Schwierig- 
keiten. 

Das  Leiden  verlief  bis  jetzt  in  allen  Fällen,  auch  trotz  Operation,  töd- 
lich (44  Operationen  mit  44  Todesfällen). 

Schnitzlein  (10)  beschreibt  ein  Präparat,  bei  welchem  sich  ein  ab- 
soluter Verschluss  des  Duodenums  an  der  Durchtrittsstelle  durch  den  Mesen- 
terialschlitz  befand.  Ausserdem  fand  sich  4  cm  oberhalb  im  Duodenum  eine 
vollständig  verschliessende  Scheidewand.  Die  Dünndarmschlingen  verliefen 
als  immer  dünner  werdende  Spiralen  um  das  Mesenterium,  das  9  cm  lang  in 
Form  eines  Stranges  herunterhing.  Der  Darm  verlief  schliesslich  in  ein 
bandartiges  zartes  Gebilde.  Der  Anfang  des  Dickdarmes  am  Ileum  war  nor- 
mal;  am  Ende  gegen  den  After  zu  bildete  er  ein  kaum  bleistiftdickes  Rohr. 

E.  Fuchsig  (5)  teilt  den  Befund  mit  bei  der  Sektion  eines  am  vierten 
Lebenstage  gestorbenen  Knaben,  bei  dem  Stuhlgang  nie  erfolgt  und  der  Leib 
meteoristisch  aufgetrieben  war.  Ein  18  cm  langes  Stück  des  Dünndarmes 
wenig  oberhalb  der  Bauhin  sehen  Klappe  war  stark  verkrümmt  und  verengt, 
das  oberhalb  liegende  40  cm  lange  Stück  dagegen  hochgradig  dilatiert  und 
hypertrophisch.  In  der  Höhe  des  Colon  ascendens  im  Mesenterium  ein  durch 
Bindegewebsstränge  in  mehrere  Lücken  geteilter  Defekt  in  der  Grösse  eines 
Kreuzers.  Mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  ist  anzunehmen,  dass  während  des 
Fötallebens  der  unterste  Teil  des  Dünndarmes  in  die  erwähnte  Lücke  des 
Mesenteriums  verlagert  war  und  dass  dadurch  die  angeführte  Verkrümmung 
und  Verengerung  resp.  Dilatation  zustande  kam.  —  Ähnliche  Fälle  waren  in 
der  Literatur  nicht  zu  finden. 

Braun  (3)  hat  bei  einem  Falle  von  kongenitaler  Dilatation  des 
Kolons  die  Flexura  sigmoidea  reseziert.  Die  Durchsicht  der  bis  jetzt  ge- 
übten Operationsmassnahmen  ergibt,  das  kein  Operationsverfahren  bis  jetzt 
sich  als  das  in  allen  Fällen  beste  ergeben  hat.  Die  Frage  ist  noch  nicht 
spruchreif. 

Wilms  (12)  operierte  ein  12tägiges  Kind  wegen  Ileuserscheinungen, 
die  durch  ein  evaginiertes  Meckelsches  Divertikel  veranlasst  wurden. 
Laparotomie,  Umschneidung  des  Nabels  und  Exstirpation  des  Divertikels, 
Darmnaht.    Heilung. 

Maass  (9)  resezierte  mit  Erfolg  bei  einem  7  wöchentlichen  Kinde  eine 
offenes  (Nabelafter)  Meckelsches  Divertikel.  Die  Gefahr  für  diese  Kinder 
liegt  im  Hinzukommen  eines  Darmprolapses. 

35* 


548  Jahresbericht  fOr  Chinirgie.    II.  Teil. 

Kirmisson  und  Rief  fei  (6)  beschreiben  einen  Fall  von  offenem  am 
Nabel  mündenden  Meckelschen  Divertikel  mit  Vorfall  der  Darmschleimhaat, 
der  durch  Exstirpation  des  Divertikels  geheilt  wurde.  (Operation  im  Alter 
von  3V«  Wochen.)  Die  mikroskopische  Untersuchung  der  prolabierten  Schleim- 
haut zeigte  Abnormität  der  Drüsengebilde:  sie  waren  nicht  traubenförmig, 
sondern  bildeten  nur  zwei  bis  drei  geteilte  Blindsäcke.  Ausserdem  zeigte  die 
vorgefallene  Schleimhaut  stärkere  Gefassentwickelung ,  Durchsetzung  mit  em- 
bryonalen Zellen  und  Verlust  der  Zotten,  alles  Erscheinungen,  welche  nach 
Kirmisson  auf  mechanische  Einflüsse  zurückzuführen  sind. 

Boeckel  (14)  operierte  mit  Erfolg  ein  6  Wochen  altes  Kind,  das  unter 
Erscheinungen  der  Darmobstruktion  erkrankt  war.  Es  fand  sich  ein  enormer 
Volvulus  des  S  romanum,  der  eine  Resektion  der  ganzen  Flexur  notwendig 
machte.  Heilung  nach  Vereinigung  der  resezierten  Darmenden.  Verf.  nimmt 
an,  es  habe  sich  um  eine  intrauterine  Drehung  des  S  romanum  gehandelt 
bei  abnormer  Entwickelung  des  Mesosigmas. 

C.   Verletzungen.    Fremdkörper. 

1.  Coste,  Ein  Fall  von  Darmperforation  durch  stampfe  Bauchverletzung.  Dentsche 
müitärOrztliche  Zeitschrift  1902.  Nr.  12. 

2.  ^Heinrichsdorff,  Über  Fremdkörper-Darmverschluss.    Diss.    Freibarg  1903. 

8.  "'JalliardyUn  cas  de  ruptares  traumatiques  multiples  de  Fintestin  grdle;  graods  la- 
vages  pöriton^uz;  guärison.    Revue  mödicale  de  la  Suisse  romande  1903.  Nr.  9. 

4.  Kay 8 er,  Ein  durch  dreifache  Darmreaektion  geheilter  Fall  mehrfacher  Darmperforation 
im  Anachluss  an  das  Zurücklassen  einer  Kompresse  in  der  Bauchhöhle  nebst  Bemer- 
kungen zur  Technik  der  Darmresektion.     Archiv  für  Gynäkologie  1903.  Bd.  68.  Heft  2. 

5.  Leschnew,  N.,  Ein  Fall  von  Enterotomie  wegen  Darmsteinen.  Busski  Wratsch  1903. 
Nr.  15. 

6.  Nasi,  C,  Ferita  penetrante  deir  addome  con  perforazione  del  colon  ascendente.  Bol- 
lettino  della  Societä  med.-chir.  di  Modena  1903. 

7.  *Ninni,  G.|  Altre  50  laparotomie  per  ferite  penetrant!  con  un  caso  di  invaginazione 
doppia,  acuta,  traumatica  deir  ileo.  Atti  della  R.  Academia  med.-chir.  di  Napoli  1903. 
Nr.  2.    (Kasuistik.) 

8.  —  Altre  50  laparotomie  per  ferite  penetranti.  Giornale  internaz.  di  sc.  mediche  1903. 
Fase.  16. 

9.  *PeterSy  Über  spitze  Fremdkörper  im  Magendai*mkanal.    Diss.    Königsberg  1903, 

10.  *Ro8s,  Perforation  of  an  intestinal  ulcer  due  to  traumatism.     Phil.  acad.  of  sorgery. 
Annais  of  surgery  1903.  March. 

11.  *Schäfer,  Ein  im  Darm  einer  Frau  vorgefundenes  Tuch.    Diss.    Greifswald  1903. 

12.  *Sc haller»  Erfahrungen  über  subkutane  Darmrupturen.    Diss.    Strassburg  1903. 

13.  *Teacher,  Report  on  an  intestinal  concretion  removed  by  Operation.    Glasgow  path. 
and  chir.  soc.    Glasgow  med.  Journal  1903.  Sept. 

14.  ^Ulimann,  Ein  Fall  von  Darmverletzung  bei  instrumenteller  Perforation  des  Uterus. 
Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  24. 

15.  'i'Walther,  Plaies  de  l'in testin  gr^le  par  coup  de  couteau.     Bull,  et  m^m.  de  la  soc. 
de  Chir.  1903.  Nr.  39. 

16.  Salz  er,   Ein  Fall  von  vollständigem  Darmverschluss  nach  Verletzung  durch  stampfe 
Gewalt.    Münchener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  47. 

17.  Hartmann,  L'exclusion  de  l'intestin.    Gazette  des  höpitaux  1903.  Nr.  114. 

Ninni  (8)  veröffentlicht  eine  Statistik  von  50  wegen  penetrierender 
Wunden  ausgeführten  Laparotomien:  43  Laparotomien  wurden  wegen  Schnitt- 
und  Stichwunden  ausgeführt,  mit  nur  3  Todesfällen,  7  wegen  Schusswanden, 
mit  3  Todesfallen.  Verf.  hält  Tamponade  nach  Mikulicz  zur  Drainage  des 
Peritoneums  für  sehr  ratsam.  —  Da  die  traumatischen  Peritonitiden  den 
postoperativen  sehr  ähnlich  sind,  sei  nach  ihm  auch  bei  diesen  letzteren  eine 


Kar  eher,  Verletzungen  and  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  549 

chirurgische  Behandlung  zu  versuchen,  nämlich  Phleboklysis ,  Laparotomie, 
Ausspülung  der  Peritonealhöhle  mit  Serum,  Drainage  mit  Tamponade  nach 
Mikulicz  und,  in  Fällen  von  schwerem  Meteorismus  wegen  Darmparalyse, 
Enteroproktie.  B.  Giani. 

Leschner  (5)  beschreibt  einen  in  der  Klinik  von  Prof.  Bobrow 
(Moskau)  operierten  Fall  von  Darmstenose. 

Fat.  30  a.  n.,  leidet  seit  seinem  7.  Jahre  an  hartnäckiger  Verstopfung,  die  dazwischen 
30  Tage  anhielt.  Seit  zwei  Jahren  bemerkt  Fat  eine  bewegliche  Geschwulst  in  der  rechten 
Hälfte  des  Abdomens.  Durch  Enterotomie  Entfernung  von  zwei  Darrosteinen  aus  dem  ab- 
norm beweglichen  S  romanum.  Der  Wurmfortsatz,  22  cm  lang,  chronisch  entzündet,  wird 
mitentfernt.    Heilung.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Auf  Grund  eines  von  ihm  behandelten  und  geheilten  Falles  spricht 
Nasi  (6)  sich  dahin  aus,  dass  in  Fällen  von  penetrierenden  Bauchwunden 
eingegriflFen  und  nachher  kapilläre  Drainage  mittelst  steriler  Gaze  bewerk- 
stelligt werden  müsse.  R.  Giani. 

Kayser  (11)  operierte  einen  Fall  von  mehrfacher  Darmperforation, 
die  im  Anschluss  an  das  Zurücklassen  einer  Kompresse  in  der  Bauchhöhle 
stattgefunden  hatte.  Dabei  war  er  genötigt,  eine  dreifache  Darmresektion 
vorzunehmen.  An  der  obersten  Resektionsstelle  wurde  ein  Murphyknopf  ver- 
wendet. Derselbe  passierte  glücklich  die  beiden  folgenden  Nahtpartien.  Kayser 
empfiehlt  für  Darmresektion,  selbst  für  die  Exzision  grösserer  Darmabschnitte, 
dringend  die  Keilexzision  mit  vollständiger  Erhaltung  des  Mesenteriums. 

Coste  (1)  beschreibt  einen  Fall  von  Darmperforation  durch  Bauch- 
kontusion. Fall  mit  dem  Bauch  auf  eine  Schemelkante,  heftiger  Schmerz, 
bretthart  gespannte  Bauchdecken,  Dämpfung  in  der  unteren  Hälfte  des  Ab- 
domens, Leberdämpfung  aufgehoben.  Laparotomie  6  Stunden  nach  der  Ver- 
letzung. In  der  Bauchhöhle  fand  sich  viel  grünliche,  nicht  kotig  riechende 
Flüssigkeit.  Beim  Absuchen  des  Darmes  fand  man  an  einer  kollabierten  Darm- 
schlinge eine  1  cm  im  Durchmesser  betragende  Öffnung.  Resektion  der  be- 
treflfenden  Stelle  (im  ganzen  10  cm)  und  Vereinigung  der  Enden  mit  Murphy- 
knopf.    Heilung. 

Salz  er  (16)  operierte  mit  gutem  Erfolge  einen  6  jährigen  Knaben  wegen 
Darmverschluss.  Derselbe  war  4  Tage,  nachdem  er  einen  Deichselstoss  gegen 
den  Bauch  erhalten  hatte  und  anfänglich  keine  bedrohlichen  Erscheinungen 
gezeigt  hatte,  mit  Ileuserscheinungen  erkrankt.  Es  ergab  sich  ein  Dünndarm- 
verschluss  durch  die  Produkte  einer  zirkumskripten  Peritonitis  und  sekundärer 
Schrumpfung  des  Mesenteriums. 

Den  Ausdruck:  Darmausschaltung  will  Hartmann  (17)  ausschliesslich 
für  diejenigen  Operationen  gebraucht  wissen,  bei  welchem  durch  einen  oder 
zwei  Querschnitte  ein  Darmabschnitt  vollständig  isoliert  und  von  der  übrigen 
Darmzirkulation  ausgeschaltet  wird.  Unter  Annahme  dieser  Voraussetzung 
sind  folgende  Varietäten  zu  unterscheiden:  1".  Unilaterale  Ausschal- 
tung: Der  Darm  wird  oberhalb  des  auszuschaltenden  Abschnittes  quer  durch- 
trennt; der  zuführende  Darmschenkel  wird  mit  einer  unterhalb  des  aus- 
geschalteten Stückes  situierten  Schlinge  vereinigt;  die  Schnittfläche  des  ab- 
führenden Schenkels  wird  entweder  durch  Naht  verschlossen  oder  unter 
Benützung  einer  bereits  vorhandenen  oder  Bildung  einer  Fistel  nach  aussen 
geleitet.  2.  Bilaterale  Ausschaltung:  Der  Darm  wird  an  zwei  Stellen 
durchtrennt,  ober-  und  unterhalb  der  auszuschaltenden  Schlinge:  der  zuführende 
Schenkel  oberhalb  der  ausgeschalteten  Partie  wird  mit  dem  Abführenden  unter- 


550  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

halb  derselben  vereinigt.  Das  ausgeschaltete  Stück  steht  somit  in  keinem 
Zusammenhang  mehr  mit  dem  übrigen  Darme.  Je  nachdem  nun  das  aus- 
geschaltete Stück  durch  Naht  seiner  beiden  Enden  oder  durch  Vereinigui^ 
derselben  unter  Bildung  eines  Ringes  vollständig  verschlossen  wird,  oder  durch 
Herstellung  einer  Fistel  innerhalb  seiner  Kontinuität  oder  an  einem  oder  an 
beiden  Enden  aussen  kommuniziert,  wird  man  von  einer  geschlossenen  oder 
offenen  bilateralen  Ausschaltung  sprechen.  Die  Indikation  zur  Operation  geben 
in  den  meisten  Fällen  ab:  Tumoren,  entzündliche  oder  tuberkulöse  Verenge- 
rungen und  Darmfisteln.  Beim  Karzinom  gibt  die  Darmausscfaaltung  keine 
besseren  Resultate  als  die  einfache  Enteroanastomose :  Hingegen  scheint  sie 
vorteilhafter  als  diese  bei  den  übrigen  erwähnten  Erkrankungen.  Immerhin 
werden  die  Operationen,  die  zum  Zweck  haben,  das  Hindernis  oder  die  Fistel 
radikal  zu  entfernen  (Resektion  etc.),  immer  ihr  Recht  behaupten. 

D.   Tumoren. 

1.  *GondamiD,    R^ection  du  caecam.      Tumeor    pädicuUe  intracaecale  apparae   deax 
ans  aprös  nne  ovariotomie  du  cöt^  droit.     Soc.  de  Ghir.     Lyon  mödical  1903.  Nr.  21. 

2.  "^Delay,  IMo-colostomie  ponr  tumeor  du  caecum;  bouion  anastomotique ;  gaerison  au 
beut  dti  quinze  jours.    Soc.  des  sciences  mdd.    Lyon  m^dical  1908.  Nr.  31. 

3.  Elting,  Arthur  W.,  Primary  Carcinoma  of  the  vermiform  appendix,   with  a  report 
of  three  cases.    Annais  of  snrgery  1903.  April. 

4.  Ewald,  Über  Darmtumoren  in  der  Gegend  der  Regio  iliaca  sinistra.     Berliner  klin 
Wochenschrift  1903.  Nr.  48  und  49. 

5.  *Fickermann,   Über  das  latente   Karzinom   an  der  Fleznra  sigmoidea.      Dissertat. 
München  1903. 

6.  *Forster,  Rapport  snr  deux   cas  d'adänopapillomes  multiples  du  gros  iniestin  avec 
carcinome  cylindrique  concomitant.    Revue  m^dicale  de  la  Snisae  romande  1903.  Nr.  K 

7.  Frattini,  G.,  Dne  casi  di  tumore  primitivo  in  diverticoli  del  canale  digerente.     11 
Policlinico  1902.  VoL  X-C.  Fase.  11. 

8.  *Frohwein,  Ein  Fall  von  primärem  Gökumkarzinom  mit  seltenen  Metastasen.    Dias. 
Kiel  1903. 

9.  Goedhuis,  Symptomatologie  en  diagnose  der  tumoren  van  den  dikken  darm.    Mede 
deelingen  mit  de  kliniek  van  Prof.  Rotgans.    Ned.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  IL  754. 

10.  *Granl,  Dickdarmkarzinom  und  Enteritis  membranacea.  Archiv  für  Yerdauungskrank- 
heiten  1903.  Bd.  IX.  Heft  3  und  4. 

11.  Kraft,  Ludwig,  GangrSn  og  Pereforation  af  Coecum  ned  Cancer  S  romani.  Biblio- 
thek f.  Laeger  1903.  R.  8.  Bd.  4.  pag.  93.  Copenhagen. 

12.  Krogius,  Über  das  sogen,  einfache  Enterokystom  und  seine  Bedeutung  als  Ursache 
von  Darmverschluss.    Zeitschr.  für  klin.  Medizin  1903.  Bd.  49.  Heft  1—4. 

13.  Littlewood,  Malignant  disease  of  the  colon;  14  colectomies  with  10  recoveries.  The 
Lancet  1903.  May  30. 

14.  Lyot,  Occlusion  intestinale  dötermin^e  par  un  Cancer  du  rectum.  Rupture  spontan^ 
de  l'intestin  grdle  constat^e  par  la  laparotomie.  Bull,  et  m^m.  de  la  Soc.  de  Chir.  1903. 
Nr.  25. 

15.  ^M^riel,  Kyste  chyleux  du  mäsocdlon  ascendant.    Revue  de  Ghirur.  1903.  Nr.  12. 

16.  *v.  Mikulicz,  Chirurgische  Erfahrungen  über  das  Darmkarzinom,  v.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  und  2.    v.  Esmarch -Festschrift. 

17.  *Minelli,  S.y  Sul  sarcoma  della  regione  ileo  cecale.  Gazzetta  medica  italiana  1903. 
Nr.  6. 

18.  *Morestin,  Cancer  du  colon  pelvien.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anatomique  de  Paris 
1903.  Nr.  10. 

19.  Moschcowitz,  Alexis  V.,  Primary  Carcinoma  of  the  Appendix.  Annais  ofsnrgeiy 
1903.  June. 

20.  ^O'Conor,  A  case  of  lipoma  of  the  caecum.    The  Lancet  1903.  June  27. 

21.  *Patel  et  CavaiUon,  Deux  observations  d'exclusion  unilaterale  dans  les  cas  de  tu- 
meurs  malignes  du  gros  intestin.    Archives  gän^rales  1903.  Nr.  36. 


Earcher,  Verletzungen  und  chirorgische  Krankheiten  des  Darmes.  551 

22.  PinknsB,  Ein  Fall  von  Karzinom  des  Mesokolon  und  der  Appendices  epiploica  des 
Colon  descendens.  Berliner  med.  Gresellschaft.  Berliner  klin.  Wochenschrift  1908. 
Nr.  49. 

23.  Polard,  An  unusual  case  of  matting  of  intestines  for  which  double  enterectomy  was 
performed  success  fnlly.    The  Lancefc  1903.  March  28. 

24.  ^Psaltoff,  Polyad^nomes  du  gros  intestin.  Bull,  et  möm.  de  la  sociöt^  de  Chirurgie 
de  Paris  1903.  Nr.  27. 

25.  Pusateri,  S.,  Contributo  allo  studio  dei  tumori  dell'  intestino.  II  PoHclinico  1903. 
Vol.  X— C.  Fase.  1. 

26.  ^Ruppel,  Über  einen  Fall  von  Darmkarzinom  nach  ünterleibstrauma  (sekundärer, 
subphrenischer  Abszess,  Peritonitis  diffusa).    Diss.    München  1903. 

27.  Botter,  Über  Eolonkarzinome.  Freie  chir.  Vereinigung.  Zentralblatt  für  Ghir.  1903. 
Nr.  37. 

28.  *Soerensen,  Über  28  Fälle  von  Karzinom  des  Tleum  und  Kolon.    Diss.    Leipzig  1903. 

29.  Sc  hl  off  er,  Zur  operativen  Behandlung  des  Dickdarmkarzinoms.  Dreizeitige  Radikal- 
operation.   V.  Br  uns  sehe  Beiträge  1903.  Bd.  88.  Heft  1  und  2. 

30.  *Schwab,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  der  primären  Karzinome  des  Dickdarms.  Diss. 
Wflrzburg  1903. 

31.  Swain,  On  resection  of  the  large  intestine  for  Carcinoma.  British  med.  Journal  1903. 
Jan.  10. 

32.  Vaccari,  L.,  Su  di  uno  speciale  fibroma  delP  intestino.  La  Glinica  chirurgica  1908. 
Nr.  11. 

33.  *V alias,  Enorme  tumeur  du  mösocölon.     Soc.  de  Chir.    Lyon  m^dical  1908.  Nr.  49. 

34.  *Walsharo,  Carcinoma  of  the  colon.    The  Lancet  1903.  Oct.  31. 

35.  *  Weiler,  Zwei  Fälle  von  primärem  Sarkom  des  Dünndarms.    Diss.    Jena  1903. 

36.  Woolcombe,  Enterectomy  for  malignant  disease.   British  med.  Journal  1903.  Jan.  10. 

37.  ^Ombredanne  et  Martin,  Tumeur  caecale  et  de  la  paroi  abdominale.  Bull,  et  m^m. 
de  la  soc.  anat.  1908.  Nr.  9. 

Krogius  (12)  beschreibt  einen  Fall  von  sog.  einfachem  Entero- 
kystom  bei  einem  zweimonatlichen  Kinde.  Wegen  Ueuserscheinungen  wurde 
bei  demselben  ein  Kunstafter  angelegt.  Bei  der  Operation  wurde  ein  Tumor 
kurz  vor  der  Einmündungsstelle  des  Ileums  ins  Cökum  gefunden  und  derselbe 
drei  Tage  später  entfernt.  Das  Kind  starb  an  Nachblutung.  Der  Tumor 
ergab  sich  als  eine  kongenitale,  von  Darmschleimhaut  ausgekleidete  Cyste, 
welche  zwischen  der  zirkulären  und  der  longitudinalen  Muskelschicht  des 
Dünndarmes  eingeschlossen  war. 

Eine  haselnussgrosse  Geschwulst,  die  der  Duodenalwand  aufsass,  hat 
Vaccari  (32)  histologisch  untersucht;  sie  erwies  sich  als  ein  Fibrom  von 
lamellärer  Struktur.  Da  sie  sich  in  der  T.  muscularis  entwickelt  hatte,  meint 
Verf.  sie  von  den  gewöhnlichen  Darmfibromen  unterscheiden  zu  müssen ;  nach 
ihm  sei  sie  aus  der  von  Volpino  beschriebenen  interstitiellen  Bindegewebs* 
lamelle  hervorgegangen,  die  der  glatten  Muskelfaser  als  Stütze  dient,  welche, 
zum  Embryonalzustand  zurückkehrend,  sich  mit  Kernen  bereichere,  aber  die 
typischen  chemischen  und  Strukturmerkmale  bewahre.  R.  Giani. 

Pusateri  (25)  beschreibt  einen  Fall  von  Lymphosarkom  des  Dünn- 
darms bei  einer  44  jährigen  Frau,  einen  von  Lymphosarkom  des  Blinddarms 
bei  einer  60  jährigen  Frau  und  einen  von  alveolärem  Melanosarkom  des  Afters 
bei  einem  59jährigen  Manne;  in  allen  drei  Fällen  wurde  die  Geschwulst  bei 
der  Autopsie  konstatiert.  —  Bekannt  sind  im  ganzen  54  Fälle  von  Dünn- 
dannsarkom, 16  von  Blinddarmsarkom,  7  von  alveolärem  Melanosarkom  des 
Afters.  Die  Diagnose  der  Darmsarkome  sei  schwierig;  oft  verlaufen  sie  ohne 
irgend  ein  Symptom  zu  geben,  und  das  Alter  sei  bei  der  Difi'erentialdiagnose 
von  keinem  Belang.  Die  Prognose  sei  fast  immer  eine  ungünstige.  —  Was 
die  Sarkome  des  Afters  anbetrifft,  so  werden  die  ersten  subjektiven  Symptome 


552  Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

oft  mit  Hämorrhoidalleiden  verwechselt;  von  Wichtigkeit  sei  das  knorrige 
Aussehen  der  Knoten,  ihre  Farbe  und  Konsistenz,  die  selten  stattfindende 
Blutung  bei  der  Palpation,  das  Älter,  insofern  sie  meistens  nach  dem  40. 
Lebensjahr  auftreten.  Die  Prognose  sei  schwierig,  und  wenn  die  Diagnose 
keine  frühzeitige  ist,  so  sei  wegen  der  grossen  Neigung  der  Melanosarkome 
zu  schnellen  Metastasen  von  der  Operation  nichts  zu  hoffen.       R.  Giani. 

Zwei  Geschwülste  (bei  der  Autopsie  gemachter  Befund),  nämlich  ein 
Adenom,  das  sich  primär  in  einem  Mastdarmdivertikel,  und  ein  Lymph- 
angioendotheliom,  das  sich  primär  in  einem  Ösophagusdivertikel 
entwickelt  hatte,  unterwarf  Frattini  (7)  einer  makro-  und  mikroskopischen 
Untersuchung.  Er  gewann  die  Überzeugung,  dass  Divertikel  einer-  und 
Geschwulst  andererseits  nur  zwei  Stadien  eines  und  desselben,  in  einem 
embryologischen  Entwickelungsfehler  bestehenden  Prozesses  darstellen. 

R.  Giani. 

Woolcombe  (36).  Die  Frühdiagnose  maligner  Darmerkrankungen  ist 
ohne  Explorativoperation  nicht  möglich.  Der  Dickdarm  ist  häufiger  der  Sitz 
eines  Krebses.  Die  Drüsen  werden  hier  erst  spät  befallen.  Es  werden  die 
verschiedenen  Operationsmethoden  besprochen,  die  im  Original  nachza- 
sehen  sind. 

An  der  Hand  von  24  Fällen  von  Darmtumoren,  in  den  letzten  Jahren 
in  der  Klinik  von  Prof.  Rotgans  vorgekommen,  bespricht  Goedhuis  (9) 
zunächst  die  Neubildung  des  Darmes,  in  zweiter  Reihe  die  entzündlichen 
Geschwülste  und  zum  Schlüsse  die  chronische  Darmeinschiebung. 

Der  klinische  Verlauf  des  Darmkarzinoms  war  entweder  latent  oder 
bisweilen  trat  ohne  Prodromalerscheinungen  plötzlich  ein  Ileusanfall  auf.  In 
einem  Fall  debütierte  das  Leiden  mit  Pneumaturie  und  Cystitis.  Ein  Kar- 
zinom der  Elex,  sigmoidea  äusserte  sich  bloss  durch  leichte  rezidivierende 
Blutungen.  Einzelne  Male  wurde  ein  Tumor  zufälligerweise  bemerkt,  ohne 
irgendwelche  Störungen  von  seiten  des  Darmes. 

Die  DiflFerentialdiagnose  zwischen  Neoplasmata  und  entzündlichen  Darm- 
tumoren, die  infolge  von  Tuberkulose  oder  einer  nichtspezifischen  Entzündung 
(chronische  Appendicitis  oder  Cholecysticis ,  Darmdivertikel)  auftreten,  ist 
öfters  nicht  möglich.  Auch  die  Probelaparotomie  ist  bisweilen  nicht  imstande, 
die  Art  des  Tumors  mit  Sicherheit  festzustellen.  Stenosierung  des  Darmes  bei 
Sarkomen  wurde,  entgegen  der  Anschauung  von  Treves  und  anderen,  einige 
Male  observiert.  Sie  war  entweder  die  Folge  einer  Invagination  oder  einer 
Wucherung  der  Neubildung  in  das  Lumen  hinein.  AuflFallend  war  gegenüber 
dem  Dickdarmkarzinom  die  rasch  fortschreitende  Kachexie ;  ein  Fall  zeichnete 
sich  aus  durch  eine  überaus  starke  Schweisssekretion  ohne  Fiebererschei- 
nungen; ein  weiterer  Fall  durch  ein  bretthartes  Infiltrat  in  der  Bauchwand 
und  Drucksymptome  auf  den  Ductus  choledochus.  Ein  Sarkom  der  Flexnra 
coli  lienalis  trat  auf  unter  den  Erscheinungen  eines  subphrenischen  Abszesses. 
In  seltenen  Fällen  kann  das  Darmsarkom  verwechselt  werden  mit  einer  tuuaor- 
bildenden  akuten  Appendicitis.  Goedhuis. 

Es  sind  bisher  18  Fälle  von  primärem  Karzinom  des  Appendix  ver- 
öffentlicht worden.  Moschcowitz  (19)  fügt  drei  neue  Fälle  hinzu.  Auf- 
fällig ist  das  Auftreten  der  Erkrankung  in  relativ  jungen  Jahren.  68,7  ^lo 
der  Patienten  waren  unter  30.  Die  Grösse  der  Geschwülste  wechseln  von 
mikroskopisch  kleiner  bis  zu  Haselnussgrösse.  Einzelne  wurden  nur  zufällig 
bei  der  raikroskopischetf  Untersuchung  entdeckt.     Nur  in   15,7  ®/o  war  der 


Ea roher,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  553 

Tumor  nahe  dem  cökalen  Ende  des  Appendix  gelegen.  Die  kleinsten  Tumoren 
lagen  immer  der  Mukosa  auf  und  griffen  je  grösser  je  mehr  auf  die  anderen 
Häute  des  Organs  über.  Die  Geschwülste  schienen  sich  immer  auf  entzünd- 
licher Basis  entwickelt  zu  haben.  Die  Mehrzahl  der  Kranken  gehörte  dem 
weiblichen  Geschlecht  an.  Über  Auftreten  von  Rezidiven  ist  in  der  Arbeit 
nichts  gesagt.  Von  den  drei  neuen  Fällen  sind  eingehende  Krankengeschichten 
und  mikroskopische  Bilder  gegeben.  Maass  (New- York). 

Elting  (3)  unterzieht  die  bisher  veröffentlichten  Fälle  primären  Kar- 
zinoms des  Appendix  einer  genauen  Kritik  und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass 
von  40  nur  20  mit  genügender  Sicherheit  diagnostiziert  sind.  Elting  fügt 
selbst  drei  weitere  Beobachtungen  hinzu.  Das  primäre  Karzinom  des  Proc. 
vermiformis  macht  meist  nur  die  Symptome  chronischer  Appendicitis,  verläuft 
aber  oft  auch  ohne  alle  Anzeichen  und  wird  nur  zufällig  entdeckt.  Seine 
Neigung  zur  lokalen  Ausbreitung  und  Metastasenbildung  ist  offenbar  nur 
gering.  Eine  auffallende  Erscheinung  ist  es,  dass  die  Erkrankung  zu  53 ^/o 
unter  30  und  zu  24*^/o  unter  20  Jahren  beobachtet  wird.  Vorherrschend 
scheint  es  sich  um  Kolloidkarzinome  zu  handeln,  zu  welcher  Art  auch  zwei 
der  von  Elting  mitgeteilten  Fälle  gehören.  Das  folgende  Literaturverzeich- 
nis umfasst  28  Nummern.  Maass  (New-York). 

Ewald  (4)  bespricht  die  Darmtumoren  in  der  Regio  iliaca 
sinistra.  Häufig  sind  geschwulstartige  Fäkalanhäufungen  vorhanden,  selten 
Gallensteine  oder  Darmsteine  oder  verschlackte  Fremdkörper.  Auch  kommen 
Lageveränderungen  der  Flexur  vor.  Zur  Erkennung  von  Neubildungen  leistet 
das  von  Kuttner  modifizierte  Rektoskop  von  OH s  gute  Dienste.  Diese  Neu- 
bildungen der  Flexur  sind  meistens  harte  Faserkrebse.  Es  ist  oft  nötig,  den 
zerkleinerten  Stuhl  systematisch  zu  untersuchen,  um  Blutbeimischungen  kon- 
statieren zu  können.  In  einzelnen  Fällen  entwickelt  sich  die  Geschwulst  nach 
dem  Darmlumen  in  der  Weise,  dass  ein  korkzieherartig  gewundener  Kanal 
bleibt,  der  zwar  Gase,  aber  keinen  Stuhl  durchtreten  lässt.  Oft  sind  Tumoren 
von  tuberkulösen  und  dysenterischen  Prozessen  nicht  zu  unterscheiden.  Harte 
Schwellungen  des  Colon  descendens  kommen  auch  als  Reflex  von  höher  ge- 
legenen Affektionen  des  Darms  vor.  Das  Vorkommen  einer  primären  Peri- 
colitis  und  Perisigmoiditis  scheint  jetzt  wohl  festzustehen.  Die  Diagnose 
solcher  chronisch  gewordener  Exsudate  führe  zu   besonderen  Schwierigkeiten. 

Kraft  (11)  zieht  das  früher  nicht  viel  erwähnte  Verhältnis  hervor,  dass 
zuweilen  bei  Stenosen  im  unteren  Teil  des  Dickdarms  Perforation  des  Cökum 
eintrifft.  In  vier  mitgeteilten  Fällen  ist  dies  eingetroffen,  in  allen  ist  eine 
sehr  bedeutende  Dilatation  des  ganzen  Dickdarms  vorhanden,  von  der  Stenose 
gegen  das  Cökum  zunehmend,  wo  sie  am  stärksten  ausgesprochen  ist  (in  einem 
Falle  doch  am  grössten  im  Colon  transversum).  Die  ulzerativen  Prozesse 
werden  als  Drucknekrose  aufgefasst,  sie  sitzen  an  dem  Teil  des  Darmes,  der 
dem  Gekröse  gegenüber  liegt,  sind  trichterförmig,  mit  der  Basis  nach  innen. 
Dass  die  Dilatation  nicht  auf  Peritonitis  und  Darmparalyse  beruht,  wird  durch 
einen  fünften  Fall  illustriert,  wo  dieselbe  Dilatation  vorhanden  war,  aber 
Patient  starb,  bevor  es  zu  ulzerativen  Prozessen  gekommen  war. 

Schaldemose. 

Rotter  (27)  berichtet  über  34  von  ihm  operierte  Kolonkarzinome 
(6malCoecum,  Imal  Colon  asc,  SmalAngulus  d.,  8  mal  Colon  trans.,  2  mal 
Angulus  sin.,  14 mal  S  romanum).  25  Fälle  hatten  Kotstauung,  19  Fälle 
Ileus,  6  hatten  schwere  Darmstenose.     Davon   starben  55  7o  (7  im  Kollaps, 


554  Jahresbericht  ftlr  Chirurgie.    11.  TeiL 

4  an  Peritonitis,  2  an  Darmlähmung,  1  an  Pneumonie).  Meist  mediane  Lapa- 
rotomie. Zur  Klärung  der  Situation:  Enterostomie.  Von  8  Fällen,  in  denen 
nach  Resektion  des  Tumors  die  Darmenden  eingenäht  wurden,  starben  6. 
Das  später  geübte  Verfahren :  Typblostomie  bei  linksseitigem  Tumor,  Anus  ilei 
sin.  bei  rechtsseitigem  Tumor  und  sekundäre  Radikaloperation  gaben  bessere 
Resultate.  Von  15  Enterostomierten  starben  8.  Bei  inoperablen  Fällen: 
Enteroanastomose  (4  Fälle,  1  Exitus  an  Pneumonie). 

12  Fälle  kamen  zur  Radikaloperation:  1  im  Ileus  reseziert  und  genäht 
starb,  bei  7  war  vorher  eine  Enterostomie  angelegt,  4  konnten  gleich  radikal 
operiert  werden. 

Die  Darmvereinigung  geschah  bei  den  12  Fällen  mit  13  Resektionen 
10  mal  mittelst  Naht  und  3  mal  nach  Mikulicz  mit  der  Spornquetsche.  Von 
den  genähten  starben  4,  1  im  Kollaps  (Resektion  im  Ileus),  3 mal  an  den 
Folgen  der  Naht,  2  mal  Randgangrän  im  Bereich  der  Naht,  1  mal  Insuffizienz 
der  Naht  am  blind  geschlossenen  Colon  trans.  Rotter  empfiehlt  das  Miku- 
licz sehe  mehrzeitige  Verfahren.  Von  den  13  Resezierten  starben  4  =  30*^/© 
Mortalität;  auf  die  10  genähten  kommen  4  TodesfäUe;  die  mehrzeitig  ope- 
rierten kamen  durch. 

Dauererfolge:  Von  den  8  Fällen,  welche  die  Operation  überstanden, 
sind  3  an  Rezidiv  erkrankt,  2  von  ihnen  hatten  bei  der  Operation  Meta- 
stasen.    1  Fall  seit  2V2  Jahren,  2  mit  3  Jahren  geheilt. 

Littlewood  (13).  Die  frühzeitige  Diagnose  des  Dickdarmkrebses  ist 
sehr  schwierig;  bei  zweifelhaften  Fällen  sollte  man  darum  die  Probelaparo- 
tomie machen.  Bestehen  zur  Zeit  der  Operation  noch  keine  Obstruktions- 
erscheinungen, so  macht  man  sofort  die  Resektion  des  kranken  Dannstückes. 
Besteht  schon  Obstruktion,  so  legt  man  einen  Kunstafter  an  und  reseziert 
später  oder  man  lagert  das  zerfallene  Darmstück  vor  die  Bauchhöhle,  legt 
eine  Kotfistel  an  und  reseziert  ohne  Narkose  2 — 3  Tage  später.  Little- 
wood hat  bei  14  Kolektomien  10  Heilungen  erzielt. 

Aus  dem  Aufsatze  von  H.  Schloffer  (29)  über  die  Erfahrungen,  welche 
an  der  chirurgischen  Klinik  zu  Prag  bei  32  Fällen  von  Karzinom  des  Dick- 
darmes gemacht  wurden,  kann  folgendes  hervorgehoben  werden:  Das  Karzi- 
nom sass  15  mal  am  Cökum,  in  den  übrigen  Fällen  am  Dickdarme  und  an 
der  Flexura  sigmoidea.  Am  schwierigsten  scheint  die  Diagnose  des  Karzi- 
noms der  Flexur;  sie  wurde  nie  sicher  gestellt;  die  objektiven  Symptome  dieser 
Aflfektion  waren  lediglich  diejenigen  der  Darmokklusion.  Die  Mehrzahl  dieser 
Fälle  kam  aber  noch  in  einem  der  Radikaloperation  noch  gut  zugänglichen 
Zustand  in  ärztliche  Behandlung. 

Beim  Sitz  der  Geschwulst  am  Cökum  musste  man  sich  5  mal  mit  der 
Kolostomie  oder  einer  Anastomose  begnügen.  In  9  Fällen  konnte  die  Resek- 
tion ausgeführt  werden;  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  empfiehlt  Schloffer 
nach  Möglichkeit  einzeitige  Resektion.  In  den  Fällen  von  Kolon-  und  Flexur- 
karzinom  wurde  ebenfalls  5 mal  die  Kolostomie  oder  Anastomose  ausgeführt; 
die  übrigen  Fälle  wurden  reseziert  und  zwar  7  mal  dreizeitig  (Kolostomie,  Re- 
sektion und  Wiedervereinigung  am  kotleeren  Darme  und  Verschluss  der 
Darmfistel. 

Diese  Methode,  die  ihm  die  besten  Resultate  gegeben  hat,  empfiehlt 
Verf.  warm  und  warnt  auch  auf  Grund  anderweitiger  Resektionen  tiefer  Dick- 
darmabschnitte vor  einem  abgekürzten  dreizeitigen  oder  gar  einzeitigem  Ver- 


Xarcher,  Verletzungen  und  ohirnrgische  Krankheiten  des  Darmes.  555 

fahren.  Vollständig  offene  Wundbehandlung  scheint  auch  ein  Haupterfordernis 
für  einen  günstigen  Erfolg  zu  sein. 

Pinkuss  (22)  vollführte  bei  einer  55jährigen  Frau,  der  6  Jahre  vor- 
her ein  Mammakarzinom  entfernt  worden  war  und  die  seither  kein  Rezidiv 
gezeigt  hatte,  die  Exstirpation  eines  Karzinoms  des  Mesokolon  und  der  Ap- 
pendices  epiploicae  des  Colon  descendens  durch  die  vaginale  Cöliotomie.  Der 
Tumor  war  mit  dem  Uterus  verwachsen,  so  dass  der  Uterus  mitentfernt  wurde. 
Pinkuss  fasst  den  Mesokolonkrebs  als  Metastase  des  vor  6  Jahren  ope- 
rierten Mammakarzinoms  auf.  Das  Lösen  von  Verwachsungen  im  Dunkeln, 
wie  es  bei  der  vaginalen  Cöliotomie  nötig  wird,  ergibt  eine  Einschränkung 
für  diese  Operation. 

Pollard(23)  operierte  eine  57  jährige  Frau  wegen  Verdacht  auf  Krebs. 
Doppelte  Enterektomie :  Resektion  einer  Dickdarmschliuge  und  eines  drei  Fuss 
langen  Dünndarmstückes.    Heilung. 

Swain  (31)  bespricht  die  Resektion  des  Dickdarmes  bei  Krebs  desselben. 
Der  wesentliche  Unterschied  für  die  verschiedenen  Operationen  beruht  darauf, 
ob  Darmverschluss  besteht  oder  nicht.  In  diesem  Falle  ist  es  zweckmässig, 
erst  den  Darmverschluss  zu  beseitigen  und  dann  die  Resektion  vorzunehmen. 

Einen  Fall  von  spontaner  Ruptur  des  Dünndarmes  bei  einem  Patienten 
mit  Rektumkarzinom  beobachtete  Lyot  (14).  Eine  wegen  Erscheinungen  von 
Darmverschluss  in  der  linken  Fossa  iliaca  vorgenommene  Inzision  in  der  Ab- 
sicht, einen  Kunstafter  anzulegen,  Hess  keine  Dilatation  des  S  romanum  er- 
kennen; eine  zweite  Inzision  am  lateralen  Rand  des  rechten  Rektus  zeigte, 
dass  es  sich  um  einen  ausgedehnten,  spontan  entstandenen  Riss  einer  Dünn- 
darmschlinge handelte.    Trotz  Naht  des  Risses  Exitus  am  siebten  Tage. 

E.  Entzündungen,  Geschwfire,  Striktaren,  Divertikel,  Perforation. 

1.  Colitis,  Dysenterie,  Diphtherie  etc. 

1.  Boas,  Über  einen  Fall  von  operativ  geheilter  Colitis  tücerosa.  Dentsche  med.  Wochen- 
Bchrift  190ä.  Nr.  11. 

2.  *Dawbarn,  Amoebic  Colitis  treated  by  flashing  throngh  the  appendiz.  New  York 
sarg.  80C.    Annais  of  surgery  1903.  April. 

3.  ^Discussion  on  medical  inflammations  in  the  caecal  region.  British  medical  Journal  1903. 
Oct  24. 

4.  *Janet,  Entente  et  bact^riurie.    Annales  des  maladies  gön.  ur.  1903.  Nr.  3. 

5.  '^Lannay,  De  l'intervention  chirnrgicale  dane  les  inflammationa  chroniques  du  gros 
intestin  (rectam  exceptä).    Arcbives  gän^rales  1903.  Nr.  17. 

6.  A.  Lesniowski,  Beitrag  zur  Darmchirurgie.    Medycyna  1903.  Nr.  21—23. 

7.  *Lilienthal,  Extirpation  of  the  cutine  colon,  the  upper  poi-tion  of  the  sigmoid  flezure, 
and  four  incbes  of  the  ileum  for  hyperplastic  Colitis.  New  York  surg.  soc.  Annais 
of  surgery  1903.  April. 

3.  MargariniyG.,  Contributo  alla  cura  della  colite  poliposa.    Clinica  chimrgica  1903. 

Nr.  8. 
9.  *Nehrkorn,  Die  chirurg.  Behandlung  der  Colitis  ulcerosa  chronica.  Mitteilungen  aus 

den  Grenzgebieten  1903.  Bd.  Xll.  Heft  2  u.  3. 

10.  Reisinger,  Über  akute  Entzündungen  des  Cökum.  Mflnch.  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  40. 

11.  Riedel,  Über  Darmdiphtherie  nach  schweren  Operationen  bei  sehr  geschwächten 
Kranken.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1902.  Bd.  67.    v.  £  s  m  a  r  c  h  -  Festschrift. 

12.  Santucci,  A.,  Tiflite  acuta  primitiva.  Tiflotomia  temporanea.  Atti  della  R.  Accad.  dei 
fisiocritici  di  Siena  1903.  Nr.  5—6. 

13.  Steiner,  Chirurg.  Behandlung  chronischer  Dysenterie.    32.  Chirnrg.-Eongress  1903. 


556  Jahresbericht  fQr  Gbirargie.    IL  Teil. 

Reisinger  (10)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  reiner  Typhlitig, 
welche  ganz  unter  dem  Bilde  einer  Appendicitis  nnd  Epityphlitis  verliefen. 
Die  Operation  ergab  in  beiden  Fällen  schwerste  akute  Entzündungen  d^ 
Cökums  mit  Freibleiben  des  Wurmfortsatzes.  In  beiden  Fällen  war  das 
Cökum  perforiert  und  es  waren  Abszesshöhlen  entstanden.  Ein  Fall  heilte, 
der  andere  starb. 

Santucci  (12)  hat  einen  Fall  von  akuter  Typhlitis  beobachtet;  aus 
seiner  Beobachtung  folgert  er,  dass  diese  klinische  Form  wirklich  existiere 
und  ein  sehr  verschiedenes  Bild  darbiete,  auch  die  Appendicitis  und  Peri- 
typhlitis simulieren  könne.  Die  zeitweilige  Typhlostomie  könne  auch  akute 
Entzündungsprozesse  des  Grimm-  und  Blinddarms  günstig  beeinflussen  und 
sei  deshalb  zu  versuchen,  wenn  sich  solchen  Entzündungsprozessen  auffällige 
Symptome  von  Ileus  hinzugesellen.  K  Giani. 

Steiner  (13)  hat  einen  Fall  von  chronisch-eitriger  Dysenterie  durch 
temporäre  Darmausschaltung  geheilt. 

Lesniowski  (6)  bringt  anatomische  Details  über  einen  Fall  von  sog. 
follikulärer  chronischer  Dysenterie,  in  welchem  der  Krankheits- 
prozess  die  rechte  Flexur  des  Kolons  stenosierte.   Nach  Darmresektion  Heilung. 

Urbanik  (Krakau). 

Fünf  von  Riedel  (11)  Laparotomierte  sind  an  diphtheritischen  Erkran- 
kungen der  Darmschleimhaut  gestorben;  es  waren  in  alleir  Fällen  durch 
schwere  Leiden  heruntergekommene  Individuen.  Die  vorgenommene,  jedesmal 
glatt  verlaufene  und  gut  gelungene  Operation  kann  nicht  beschuldigt  werden; 
auch  ist  Subliraatintoxikation  sicher  auszuschliessen.  Die  operativen  Eingriffe 
waren  folgende:  Uterusamputation  (Supravaginae),  Magenresektion  wegen  Ulcus. 
Pylorusresektion  wegen  Stenose.  Cholecystektomie  mit  Choledochotomie.  Gastro- 
enterostomie wegen  Karzinom.  Der  Tod  erfolgte  unter  sehr  verschiedenartigen 
Erscheinungen  am  1.— 5.  Tage.  In  allen  Fällen  handelt  es  sich  nach  Riedel 
um  eine  oberflächliche  Nekrose  bei  schlecht  genährter  Schleimhaut.  Der 
putride  im  Darme  stagnierende  Inhalt  schädigt  die  Epithelien,  die  nekrotisch 
werden,  worauf  auch  das  Bindegewebe  putride  zerfällt.  Abführmittel  schädigen 
die  Darmschleimhaut  ebenfalls ;  ihre  Anwendung  zur  Vorbereitung  von  Kranken, 
die  sich  einer  Laparotomie  zu  unterziehen  haben,   ist  daher  einzuschränken. 

Boas  (1)  machte  bei  einem  Mädchen,  das  an  Colitis  chron.  ulce- 
rosa litt,  die  Kolostomie  in  der  Cökalgegend;  nach  7  monatlicher  Durch- 
spülung des  Darmes  mit  Jodlösung  trat  Heilung  ein.  In  einem  zweiten  Falle 
blieb  der  definitive  Erfolg  aus,  obschon  Besserung  eintrat. 

Novaro  wollte  feststellen,  ob  sich  bei  polypöser  Kolitis  durch  Delation 
der  Kotmassen  aus  dem  ganzen  Grimmdarm  der  Allgemeinzustand  und  die 
Polypen  selbst  beeinflussen  lassen.  Margarini  (8)  berichtet  nun  über  einen 
in  diesem  Sinne  behandelten  Fall.  —  Der  in  der  Ileocökalgegend  angelegte 
Anus  praeternaturalis  hatte  nach  Verlauf  eines  Jahres  den  Allgemeinzustand 
des  Patienten  nur  wenig  gebessert,  aber  einen  wohltätigen  Einfluss  auf  die 
Polypen  ausgeübt;  diese  hatten  an  Volumen  abgenommen  und  die  Entwicke- 
lung  von  Bindegewebe  war  begünstigt  worden.  Die  Polypen  wurden  nun  ex- 
stirpiert  und  der  Anus  praeternaturalis  wurde  geschlossen ;  die  Polypen  waren 
von  gutartiger  Natur.  Vh  Jahre  darauf  wurde  an  der  Stelle,  wo  die  Polypen 
bestanden  hatten,  eine  Ulzerationsfläche  mit  verhärteten  Rändern  angetroffen; 
dieselbe  war  von  krebsiger  Natur.  —  Verf.  meint,  dass  entweder  infolge  des 
zu  frühen  Durchgangs  der  Kotmassen  und  der  stattgehabten  Reizungsprozesse 


Kar  eher,  VerletzuDgen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  557 

das  Drüsengewebe  eine  krebsige  Umbildung  erfahren  habe,  oder  dass  schon 
vorher  eine  Krebsanlage  bestand,  die  sich  infolge  der  Reizungsprozesse  ent- 
wickelte. Er  fragt  sich  deshalb,  ob  man  in  solchen  Fällen  nicht  besser  tue, 
den  Anus  praeternaturalis  dauernd  bestehen  zu  lassen.  R.  Giani. 

2.    Tuberkulose,  Syphilis,  Aktinomykose. 

1.  Bard,  Les  phänom^nes  de  st^nose  dans  les  ulc^rations  toberculenses  de  Tintestin. 
La  seniaine  m^dicale  1903.  Nr.  30. 

2.  *Bdrard,  R^tr^cissements  tabercaleux  multiples  de  Tintestin  grdle  et  occlusion  sub- 
aigu6  par  bride;  laparotomie;  guörison.  Soc.  de  Ghir.  Nr.  19.  Lyon  m^dicale  1903. 
Nr.  31. 

3.  Bore  lins,  J.,  Banchaktinomykose  in  Form  eines  cirkamskripten,  beweglichen  Tamors 
(3  F&lle).  Nordiskt  medicinskt  Arkiv  1903.  Afd.  I.  Kirargi  Heft  2.  Nr.  6.  (Ans  der 
chir.  Klinik  in  Lund.) 

4.  *Caird,  Enterectomy  for  tubercalous  strictare  of  the  intestine.  Medical  Press  1903. 
Nov.  11. 

5.  *Ghapat,  Tuberculose  da  caecum  et  du  cMon  asoendant.  Pas  de  rösection  intestinale, 
fintero-anastomose  iläo-coliqne  ganche  par  le  proc^d^  des  agrafes  rondes.  Gn^rison. 
Ball,  et  mäm.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  4. 

6.  *Goldmann,  Über  DOnndarmresektion  bei  taberkalösen  Geschwüren.  Diss.  Halle  1903. 

7.  *Graepel,  Zwei  Fälle  von  strictorierendem,  taberkalösen  Gdkaltumor.  Diss.  Frei- 
barg 1903. 

8.  *  Griffen  et  Nattan-Larrier,  Tubercaloase  da  caecam.  Ball,  et  m^m.  de  la  soc. 
anat.  1903.  Nr.  6. 

9.  Heller-Wagener,  Über  primäre  Tuberkolose-Infektion  darch  den  Darm.  Münchener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  47  and  48. 

10.  ^Laiguel-Lavastine,  Tabercolose  du  ganglion  semi-lanaire.     Ball,  et  m^m.  de  la 
soc.  anat.  1903.  Nr.  10. 

11.  Lotheissen,  Die  Behandlang  der  maltiplen  taberkalösen  DOnndarmstenosen.  Wiener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  4. 

12.  *Nattan-Larrier,  Tubercaloase  du  caecum.  Ball,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1903. 
Nr.  6. 

13.  *Nebelthaa,  Beiträge  zur  Entstehung  der  Tuberkulose  vom  Darm  aus.  Klin.  Jahr- 
buch 1903.  Bd.  11.  Heft  4. 

14.  *Patel,  Bätröcissements  tuberculeuz  multiples  de  Tintestin  grdle;  entero-anastomose ; 
guärison.    Soc.  des  sciences  m6d.    Lyon  mädical  1903.  Nr.  33. 

15.  * —  Tuberculose  ilöo  caecale;  r^träcissement  du  caecum;  r^section  il^o-caecale.  Soc. 
des  sciences  m4d.    Lyon  medical  1903.  Nr.  46. 

16.  Ras amowski,  Über  die  chirurgische  Behandlung  der  DOnndarmstrikturen.  Russisches 
Archiv  ffir  Ghirargie  1903.  Heft  1. 

Heller-Wagener  (9)  haben  weitere  Untersuchungen  angestellt  über 
die  primäre  Tuberkuloseinfektion  durch  den  Darm.  Wie  früher  Heller,  so 
findet  auch  in  dieser  neuen  Reihe  Wagen  er  einen  viel  grösseren  Prozentsatz 
primärer  Darmtuberkulose  als  gewöhnlich  angenommen  wird.  Er  gelangt  zum 
Resultat,  dass  die  primäre  Infektion  mit  Tuberkulose  durch  den  Darm  im 
Kindesalter  ein  sehr  häufiges  Ereignis  ist.  Er  durchforschte  den  Darm  nicht 
nach  der  Yirchow sehen  Technik,  sondern  untersuchte  denselben  im  Zu- 
sammenhange mit  seinem  Mesenterium,  um  die  zu  einer  Läsion  des  Darmes 
zugehörigen  Lymphdrüsen  verfolgen  zu  können. 

Das  Material  von  600  Sektionen  umfasste  76  Kinder  im  Alter  von 
1—15  Jahren.  Von  diesen  zeigten  primäre  Darm -Mesenterialdrüsen- Tuber- 
kulose mit  Bazillennachweis  13  =  17,l*^/o,  primäre  Darm-Mesenterialdrüsen- 
Tuberkulose  ohne  Bazillennachweis  3.  Es  hatten  also  16  Fälle  =  21,1  ^/o 
primäre  Darmtuberkulose. 


558  Jahresbericht  für  Chirargie.    IL  Teil. 

Eine  Arbeit  von  Bard(l)  handelt  von  den  tuberkulösen  DarmstenoseiL 
Die  Tuberkulose  des  Darmes  kann  Erscheinungen  akuter  Darmobstruktion 
und  solche  chronischer  Darmverengerung  hervorrufen.  Zwei  Formen  der 
Tuberkulose  sind  in  dieser  Beziehung  wichtig,  die  beide  anatomisch  gut  diffe- 
renziert sind:  die  ringförmigen  Geschwüre  mit  langsamem  Verlauf,  welche 
narbige  Strikturen  des  Darmes  erzeugen  und  die  ausgedehnten  Wandinfiltra- 
tionen, welche  wahre  Geschwülste  bilden  (Tuberculomes  hypertrophiques),  die 
unter  Umständen  mit  Karzinom  verwechselt  werden  können.  Beide  Formen 
li^nirden  ausführlich  von  Bernay  und  Patel  beschrieben.  Ausserdem  sind 
Stenosierungen  des  Darmes  durch  extraintestinale  Prozesse  möglich:  Kom- 
pression und  Strangulierung  durch  peritoni tische  Prozesse  und  Drüsen. 

Seltener  beobachtet  sind  hingegen  Verengerungen  des  Darmes  durch 
einfache  tuberkulöse  Schleimhautgeschwüre  ohne  Narbenschrumpfnng  oder 
hypertrophische  Wandverdickungen.  Ein  Fall  der  letzteren  Art,  der  zur 
Laparotomie  und  später  zur  Sektion  kam,  wird  von  Bard  beschrieben. 

Eine  30  jährige  Frau  erkrankte  an  Erscheinungen  von  Darmkatarrh  mit 
starken  Diarrhöen  und  heftigen  intermittierenden  Schmerzen,  Husten  und  Ab- 
magerung. Die  Diarrhöe  dauerte  mehrere  Monate  und  trotzte  allen  inneren 
Mitteln.  Hierauf  traten  allmählich  zunehmende  Symptome  von  Darmokklusion 
auf;  lokalisierter  Meteorismus  mit  Peristaltik  etc.,  die  auf  ein  einfaches  Hin- 
dernis im  Bereiche  des  Dünndarmes  hindeuteten.  Da  inzwischen  eine  Lungen- 
spitzeninfiltration deutlich  geworden  war,  spitzte  sich  die  Diagnose  auf  tuber- 
kulöse narbige  Dünndarmstriktur.  —  Die  Laparotomie  ergab  im  ganzen  einen 
negativen  Befund;  wohl  fanden  sich  verkäste  Mesenterialdrüsen ,  doch  liess 
sich  am  Darme  ein  Hindernis  nicht  erkennen.  Einzig  am  Dünndarm  auf- 
fallend war,  dass  gänzlich  kollabierte  Strecken  mit  stark  diktierten  in  reg^ 
massiger  Weise  wechselten.  Die  Erscheinungen  von  Darmstenose  legten  sieb 
nach  der  Laparotomie,  doch  erholte  sich  die  Pat.  nicht,  sie  starb  nach  etwa 
5  Wochen,  nachdem  käsige  Pneumonie,  Pleuritis  und  Peritonitis  aufgetreten 
waren. 

Ausser  diesen  Läsionen  und  ausgedehnter  Mesenterialdrüsentuberkulose 
ergab  die  Sektion  ein  einziges  ringförmiges  Schleimhautgeschwür  des  Ilemns, 
welches  in  einer  Ausdehnung  von  10  cm  den  untersten  Abschnitt  dieses  Darmes 
bis  zur  Ileokökalklappe  einnahm;  die  Stenose  war  für  einen  Finger  durch- 
gängig. Nach  eingehender  epikritischer  Würdigung  dieses  Falles  lässt  Verf. 
die  Frage  offen,  ob  es  sich  um  eine  spastische  oder  mechanische  Stenose  ge- 
handelt hat. 

Lotheisen  (1)  hat  in  einem  Falle  von  multiplen  tuberkulösen 
Dünndarmstenosen  mit  Erfolg  die  Enteroanastomose  gemacht.  Er  emp- 
fiehlt diese  Operation ;  in  den  ausgeschalteten  Darmpartien  kann  Heilung  da* 
Geschwüre  erfolgen.  Von  32  operierten  Fällen  mit  multiplen  tuberkulösen 
Dünndarmstenosen,  die  Lotheisen  aus  der  Literatur  zusammenstellt,  starben 
7.  Von  14  mit  Enteroanastomose  behandelten  Fällen  starben  4.  Es  heilten 
also  nicht  ganz  80  ^/o. 

Rasumowski  (16)  operierte  zwei  Fälle  von  Dünndarmstenose :  Fall  1. 
Pat.  6'/4  Jahre,  stammt  aus  luetischer  Familie,  wurde  wegen  Sekundarsyphilis 
behandelt.  Die  Darmerscheinungen  traten  akut  auf:  Leibschmerzen,  Erbrechen. 
Verstopfung,  Auftreibung  des  Leibes,  in  der  Nabelgegend  geblähte  Darm- 
schlingen zu  sehen.  Bei  der  Operation  wird  eine  ringförmige  Verengerung 
im  Jejunum  konstatiert,  durch  die  sich   der  Darminhalt  nicht  durchtreiben 


Ea roher,  VerieUungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  559 

lässt.  Enteroanastomose ,  die  den  Fat.  rasch  herstellt.  Fall  2.  Bei  einer 
25jährigen  Patientin  handelte  es  sich  um  zwei  tuberkulöse  Strikturen  des 
Dünndarms.  Heilung  durch  Enteroanastomosenbildung.  —  Rasumowski 
spricht  sich  zu  gnnsten  der  Enteroanastomose  aus  im  Gegensatz  zur  Resektion 
der  strikturierten  Partie.  Die  Resektion  soll  nur  dann  ausgeführt  werden, 
wenn  ihr  gar  keine  Schwierigkeiten  im  Wege  stehen.  Rasumowski  näht 
in  zwei  Etagen  und  gebraucht  für  die  eine  Naht  Silberdraht,  den  er  in 
11  Fällen  angewandt  hat.  Hohibeck  (St.  Petersburg). 

Borelius  (3)  hebt  hervor,  dass  die  Bauchaktinomykose  ohne  die  ge- 
wöhnliche infiltrierende  Form  auch  in  der  Gestalt  eines  begrenzten  beweg- 
Hchen  oder  wenigstens  verschiebbaren  Bauch-  oder  Bauchwandtumors  auf- 
tresen  kann,  welche  Manifestation  des  Strahlenpilzes  nicht  um  ein  grosses 
diagnostisches,  sondern  auch  praktisch  therapeutisches  Interesse  hat. 

Es  wurden  drei  Fälle  mitgeteilt,  in  denen  ein  solcher  aktinomykolischer 
Bauch-  oder  Bauchwandtumor  vorlag.  In  einem  dieser  Fälle,  in  dem  die 
wahre  Natur  dieses  ^Tumors^  lange  dunkel  war,  wurde  eine  Auskratzung  der 
Geschwulst  vorgenommen.  Die  beiden  anderen  Fälle  wurden  zur  Heilung  ge- 
bracht nach  der  Exstirpation  des  Tumors  durch  Darmresektion ;  in  dem  einen 
FaD  eine  ileocökale  Geschwulst,  welche  ein  Karzinom  simuUerte,  in  dem 
anderen  Fall  wurde  eine  Resektion  des  Colon  transversum  nebst  einem  Teil 
der  Bauchwand  wegen  eines  supponierten  Bauchwandtumors  ausgeführt. 

Hj.  V.  Bonsdorff. 

3.    Stenosen. 

1.  *Lonis  G.   Ager,  Perforation  of  the  normal  intestine  by  an  ascaris  Inmbricoides. 
The  joam.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1908.  Febr.  28. 

2.  Basacchi,  T.,  Bue  casi  di  stenosi  cicatrisiale  dell' intestino  da  strozzamento  erniario. 
Entero-anastomosi.    Meroorie  chirorgiche  pubbl.  in  onore  di  T.  Bottini.    Palermo  1903. 

3.  Fraenkel,  Präparate  von  multiplen  Dflnudarmstrikturen.    Biolog.  Abteil,  des  ärztl. 
Vereins  Hamburg.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  17. 

4.  *6oedhuis,  Ätiologie  und  Symptomatologie  der  Dickdarmverengerungen.  Wiener  klin. 
Rundschau  1903.  Nr.  43. 

5.  ^Goulliond,  Quelques  observaiions  de  räträcissement  intrinsdque  de  Tintestin.  Lyon 
m^ical  1903.  Nr.  19. 

6.  V.  Hacker,  Berichtigung  zu  Dr.   Reyling:   Ober  solitäre  Darmstenosen.    Deutsche 
Zeitochrift  fflr  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  1  u.  2. 

7.  B.  Holzow,  Zur  Kasuistik  der  narbigen  Strikturen  des  DQnndarms.    Russki  Wratsch 
1903.  Nr.  49. 

8.  Koch,  Ober  einfach  entzQndliche  Strikturen  des  Dickdarms.     Archiv  fQr  klin.  Chi- 
rurgie 1903.  Bd.  70.  Heft  4. 

9.  Alfred  Madsen,  Et  Tilfalde  af  infrapapillaer  Duodenalstenose  og  Tetani   behandlet 
med  Gastroenterostomie.    Hospitalstidende.  Bd.  46.  p.  191.  Kopenhagen  1903. 

10.  *Schloffer,  Entstehung  narbiger  Darmstrikturen  nach  Verletzungen  des  Mesenteriums. 
32.  Chirurgen-Kongress  Berlin  1903. 

11.  Schlesinger,  Zur  Diagnose  multipler  Darmstenosen.  Zentralblatt  fflr  innere  Medizin 
1908.  Nr.  2. 

J.  Koch  (8)  teilt  die  einfach  entzündlichen,  ätiologisch  oft  unklaren 
Striktaren  des  Dickdarmes  mit  Ausschluss  der  gonorrhoischen,  syphilitischen 
und  anderweitigen  spezifischen  Verengerungen  in  zwei  Gruppen  ein:  1.  in 
solche,  bei  welchen  sich  die  entzündlichen  Prozesse  vornehmlich  in  der  Mus- 
cularis  und  in  der  Serosa,  und  2.  in  solche,  bei  welchen  sich  die  entzünd- 
lichen Erscheinungen  mehr  in  der  Mukosa  abspielen. 


560  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    IL  Teil. 

Zur  ersten  Gruppe  gehören  die  Entzündungen,  die  von  den  falschen 
Darmdi?ertikeln  ausgehen  und  durch  Eiterung  in  der  Darmwand  und  in  der 
Umgebung  narbige  Schrumpfung  verursachen  und  somit  Veranlassung  zu 
Verengerungen  des  Darmlumens  geben  können.  (Einen  solchen  Fall  beschreibt 
Verf.  Die  Divertikel  waren  über  den  ganzen  Dickdarm  verstreut;  an  einer 
Stelle  war  Verklebung  mit  der  Blase  zustande  gekommen.)  Die  zur  zweiten 
Gruppe  gehörenden  Strikturen  sind  seltener  und  werden  durch  Wiedergabe 
zweier  Krankengeschichten  erläutert. 

Schlesinger  (11)  berichtet  kurz  über  vier  Fälle,  in  denen  es  ihm 
möglich  war,  vor  der  Operation  die  Diagnose  auf  multiple  Darmstenosen  zu 
stellen.  Die  Diagnose  stützte  sich  teils  auf  das  Vorhandensein  multipler 
Tumoren  mit  Darmstenosensymptomen,  teils  auf  den  Umstand,  dass  unt^r 
kolikartigen  Schmerzen  an  verschiedenen  Stellen  des  Abdomens  Darmsteifungen 
auftraten,  die  unter  Darmgurren  wieder  verschwanden. 

V.  Hacker  (6)  bringt  in  Erinnerung,  dass  er  zuerst  bei  Darmstriktur 
eine  der  Pyloroplastik  von  Heinecke-Mikulicz  ähnliche  Enteroplastik  aus- 
geführt hat;  ebenso  ist  er  der  Urheber  der  ersten  am  Menschen  gelungenen 
Enteroanastomose ,  welcher  Operation  er  in  der  Darmchirurgie  das  Bürger- 
recht verschafft  hat. 

Fraenkel  (3)  demonstrierte  Präparate  von  multiplen  Dünndarm- 
strikturen: 

1.  Bei  einer  Frau,  die  am  Rezidiv  eines  durch  Uterusexstirpation  ope- 
rierten Uteruskarzinoms  gestorben  war,  fanden  sich  multiple  Dünndarmstrik- 
turen,  die  durch  metastatische  Krebsherde  bedingt  waren.  Diese  Krebsherde 
waren  von  der  Serosa  aus  gegen  das  Darmlumen  vorgedrungen.  Die  Frau 
litt  in  den  letzten  zwei  Monaten  ihres  Lebens  andauernd  an  Erbrechen. 

2.  Uterusexstirpation  wegen  Karzinom.  Karzinomrezidiv.  Eine  ins  kleine 
Becken  ragende  Dünndarmschlinge  verwuchs  damit  und  wurde  abgeknickt 
Ileus.    Tod. 

3.  Hochgradige  Tuberkulosestriktur  im  allerobersten  Teil  des  Jejunums, 
die  ein  Magenkarzinom  vorgetäuscht  hatte. 

4.  Zwei  Fälle  mit  narbigen  Strikturen.  Ausgeheilte  Tuberkulosen.  In 
einem  dieser  Fälle  heilten  die  Geschwüre  trotz  schwerer  tuberkulöser  Zer- 
störungen in  den  Lungen. 

In  zwei  Fällen  von  nach  Brucheinklemmung  aufgetretener  Narbenstenose 
des  Darmes  erzielte  Busacchi  (2)  durch  die  Enteroanastomose  vollständige 
Heilung.  R.  Giani. 

Holzow  (7)  operierte  einen  28jährigen  gesunden  Mann  wegen  Striktur 
des  Dünndarms.  Bei  der  Operation  wurde  eine  ringförmige,  narbige  Striktur 
des  Ileums  60 — 70  cm  über  der  Volvula  Bauhinii  reseziert.  Zirkuläre  Darm- 
naht. Heilung.  Die  Ätiologie  des  Falles  blieb  unklar.  Für  Tuberkulose 
waren,  ausser  etwas  vergrösserten  Mesenteriallymphdrüsen,  keine  Anhalts- 
punkte. Fat.  litt  an  einer  linksseitigen  Leistenhernie,  so  dass  die  Entstehung 
der  Striktur  auf  partielle  Gangrän  der  Darmwand  im  Bereich  einer  Strangu- 
lationsfurche zurückzuführen  ist.  Hohl b eck  (St.  Petersburg). 

Ma  dsen  (9).  41  jähriger  Mann,  seit  IV4  Jahren  krank  mit  Schmerzen  in  der  Cardia, 
seit  8  Monaten  gewaltiges  Erbrechen,  Obstipation,  Abmagerang.  Die  Kapazität  des  Magens 
1500 ccm,  keine  Ptosis,  Retention  von  Mageninhalt  gemischt  mit  Galle,  abwechselnd  posi- 
tiver und  negativer  Befund  von  freier  Salzsäure,  acholischer  Stuhl.  In  der  Klinik  ein  Anfall 
von  Tetanie.     Laparotomie,   Gastroenterostomia  retrocolica  post. ;  der  Verlauf  mit  ernst- 


Kar  eher,  Verletzongen  and  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  561 

haften  Lnngenaffektionen  kompliziert.  Nach  der  Operation  gute  Funktion  des  Yerdauungs- 
kanals;  Fat.  konnte  gewöhnliche  Nahrung  vertragen,  obschon  der  Mageninhalt  beständig 
gallenbemengt  war.  —  Tod  5Vs  Monate  nach  der  Operation  unter  Iktei-us,  keine  Sektion. 
Verf.  hebt  die  gute  Funktion  des  Magens  nach  der  Operation  hervor, 
obschon  Galle  nnd  Pankreassekret  den  Magen  passiert  hatten;  er  empfiehlt 
daher  Gastroenterostomie  in  diesen  Fällen.  Was  die  Ursache  der  Tetanie 
anbelangt,  so  scheint  dieser  Fall  gegen  die  Theorie  einer  Autointoxikation 
durch  die  Dekompositionsprodukte  des  Mageninhalts  zu  sprechen,  indem  die 
Tetanie  hier  eintraf,  nachdem  Ausspülungen  des  Magens  an  den  Tagen  vor 
dem  Anfall  vorgenommen  worden  waren.  Verf.  glaubt  eher  an  eine  Auto- 
intoxikation durch  die  Stoffwechselprodukte  des  Organismus,  indem  eine  un- 
zulängliche Flüssigkeitszufuhr  deren  Ausscheidung  mit  dem  Harn  verhindert; 
er  empfiehlt  daher  Behandlung  mit  subkutaner  und  rektaler  Wasserzufuhr. 

Schaldemose. 

4.   Dilatationen. 

1.  ^Dudley,  A  fatal  ease  of  tetany  in  association  with  dilatation  of  the  smaU  intestine. 
The  Lancet  1903.  Oct.  10. 

2.  Duval,  De   la   dilatation   dite   idiopathique   da   gros   intestin.    Revue  de  Ghir.  1908. 
Nr.  3,  4,  5. 

3.  *Le  Roy  des  Barnes,  Snr  an  cas  de  dilatation  dite  idiopathiqae  da  gros  intestin 
avec  dilatation  de  la  vessie.    Gazette  des  höpitaax  1908.  Nr.  86. 

4.  *Marray,  Idiopathic  dilatation  of  the  colon.    Annais  of  sargery  1908.  November. 

Eine  umfassende  Darstellung  der  unter  dem  Namen:  Megakolon^  oder 
Hirsch  Sprung  sehe  Krankheit  bekannten  idiopathischen  Erweiterung  des 
Dickdarmes  gibt  P.  Duval  (2).  ;,Idiopathisch^  wird  die  Dilatation  genannt, 
weil  die  Ätiologie  einstweilen  noch  unklar  ist;  der  Name  umfasst  angeborene 
wie  enH'orbene  Fälle.  Während  das  Erankheitsbild  kein  konstantes  ist,  zeigen 
amtliche  Fälle  annähernd  gleiche  pathologisch-anatomische  Verhältnisse:  ab- 
norme Dilatation  kürzerer  oder  längerer  Bezirke  des  Dickdarmes  (in  letzterem 
Falle  namentlich  der  unteren  Abschnitte),  Verdickung  der  Darmwand  im  dila- 
tierten  Teile,  Hypertrophie  der  Submukosa  und  Muskularis,  Infiltrationen 
zwischen  den  Faserbündebi,  oft  entzündliche  und  geschwürige  Prozesse  der 
Schleimhaut. 

Was  die  Symptomatologie  betrifft,  so  sind  zu  erwähnen:  Konstipation, 
oft  sehr  hartnäckig;  Diarrhöen. 

Die  gestauten  Eotmassen  sind  oft  als  Kottumoren  fühlbar,  von  wechseln- 
dem Volumen  und  Sitz ;  oft  besteht  eine  enorme  Auftreibung  des  Leibes  durch 
Füllung  des  Darmes  mit  Zersetzungsgasen.  Lebhafte  peristaltische  Bewegungen 
der  Därme  sind  meist  vorhanden. 

Verf.  konnte  47  Fälle  zusammenstellen,  darunter  standen  nur  7  im  Alter 
von  20 — 55  Jahren.  Das  Kindesalter  ist  vorzugsweise  betroffen.  34  Kranke 
erlagen  früh,  hauptsächlich  an  Darmokklusion  und  Kolitis.  Von  chirurgischen 
Eingriffen  wurden  mit  geringem  oder  nur  massigem  Erfolg  in  Anwendung  ge- 
zogen: Kolotomie,  Kolopexie,  Kolektomie  und  Koloanastomose.  Die  innere 
Therapie,  bestehend  in  Diät,  Massage  und  hohen  Einlaufen,  wurde  bisher  von 
besseren  Resultaten  begleitet. 

Murray  (4)  beschreibt  einen  Fall  von  idiopathischer  Dilatation  des 
Kolon  bei  einem  4jähi:igen  Knaben.  Es  bestand  enorme  Auftreibung  des 
Leibes,  deutlich  sichtbare  Peristaltik.    Stuhlgang  erfolgte  in  8 — 13  Tagen  nur 

Jahresbericht  für  Chinix^e  1908.  36 


562  Jahresbericht  f&r  Chinirgie.    II.  Teil. 

einmal.  Die  Stühle  waren  immer  halbflüssig.  Nahmngsanfnabme  und  Er- 
nährungszustand ziemlich  gut.  Bei  der  Operation  fand  sich  ein  mit  Gas 
enorm  aufgetriebener  Dickdarm  ohne  ein  Hindernis.  Die  Auftreibung  betraf 
besonders  die  Flexura  sigm.  und  das  Colon  ascendens.  Die  genannte  Partie 
wurde  reseziert  und  der  Kranke  geheilt. 

5.    Darmperforation  (Typhus,  Geschwüre  etc.). 

1.  Armo  nr,  The  snrgical  treatment  of  intestinal  Perforation  in  typhoid  fever.  The  Lancet 
1903.  Oct.  8. 

2.  *Bainbridge,  Peridaodenal  abscess  secondary  to  nlcer  of  the  doodenum.  Medieal 
News  1903.  March  7. 

8.  Berg,  Einseitige  Ansscbaltong  des  Duodenum  bei  perforierender  Geschwflrbildong  an 
der  hinteren  Wand  des  absteigenden  Duodenalastes.  Zentralblatt  fdr  Chirurgie  1903. 
Nr.  21. 

4  ^Blake,  Perforating  typhoidal  ulcers,  with  general  Peritonitis.  New  York  snrgical 
soc.    Annais  of  surgery  1903.  Febr. 

5.  Bland-Sutton,  On  the  effect  of  Perforation  of  the  colon  by  small  foreign  bodies 
especially  in  relation  to  abscess  of  an  epiploie  appendage.     The  Lancet  1903.  Oct  24. 

6.  *Bowlby,  A  second  case  of  successfnl  Operation  for  Perforation  in  typhoid  fever. 
The  Lancet  1903.  Jan.  10. 

7.  *Brown,  Clobure  by  suture  of  intestinal  perforations  complicating  typhoid  fever.  An- 
nais of  surgery  1903.  March. 

8.  ^Bürgers,  A  case  of  rupture  of  a  duodenal  ulcer;  subphrenic  abscess;  duodenal 
fistula;  laparotomy  and  suture  of  the  duodenum.    The  Lancet  1903.  April  18. 

9.  *Bnrrows,  A  case  of  perforated  duodenal  ulcer;  Operation;  subsequent  development 
of  snbhepatic  abscess;  newvery.    The  Lancet  1903.  Oct.  24. 

10.  C ha  put,  Perforations  de  Tintestin  grdle  typhiques  on  autres  simnlant  on  accompag- 
nant  l'appendicite.    Gazette  des  hdpitaux  1908.  Nr.  9. 

11.  Connell,  F.  Gregory,  Gastrointestinal  Perforation  and  their  diagnosis.  The  jonm. 
of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  March  28  and  April  4. 

12.  Grile,  George  W.,  Diagnostic  value  of  blood  pressure  determinations  in  the  diagnosis 
of  typhoid  Perforation.    The  journ.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  May  9. 

13.  *Dambrin  et  Papin,  Perforation  d*un  niedre  du  duodönum;  pöritonite  gönöralis^ 
Ball,  et  m^m.  de  la  soc.  anatomique  1903.  Nr.  6. 

14.  Eisberg,  The  surgical  features  of  Perforation  of  the  intestine  in  typhoid  fever  in 
children.    Annais  of  surgery  1903.  July. 

15.  Escher,  die  Behandlung  der  akuten  Perforationsperitonitis  im  Typhus  mittelst  Laparo- 
tomie und  Ileostomie.    Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  1903.  Bd.  11.  Heft  1. 

16.  Fix,  Note  sur  quatre  cas  de  perforations  intestinales  survenues  au  cours  de  la  fidvre 
typhoide,  trait^es  par  la  laparotomie  et  ia  suture  de  Tintestin.  Arch.  de  m6d.  ei  de 
pharm  milit.  1903.  Nr.  3. 

17.  '"Giordanu,  Traitement  chirurgical  de  la  colonectasie.  Archives  internationales  1908. 
Vol.  L  Fase.  1. 

18.  *  Harte,  Three  successfnl  laparotomier  for  intestinal  Perforation  in  typhoid  fever.  An- 
nale of  surgery  1903.  July.    Discassion:  Phil.  acad.  of  surgery.  ibidem. 

19.  '^'Holmes,  T.  E.,  Typhoid  fever  with  Perforation  of  the  bowel  and  recovery.  The 
journ.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  March  14. 

20.  Miclesen,  Kritische  Beiträge  zur  Diagnose  und  chir.  Therapie  der  typhösen  Darm- 
perforation und  Perforationsperitonitis.    Therapeutische  Monatshefte  1902.  Nr.  12. 

21.  *Mouriquard,  Un  cas  de  Perforation  intestinale  au  cours  de  la  fidvre  typhoide; 
intervention  pröcoce;  mort.    Soc.  des  sciences  mäd.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  10. 

22.  *—  Deux  cas  de  Perforation  intestinale  au  cours  de  la  fiövre  typholde.  Lyon  m^dical 
1903.  Nr.  28. 

23.  Murphy,  J.  B.,  Report  of  a  case  of  typhoid  Perforation  with  general  peritoneal  in- 
fection  and  five  other  consecutive  cases  of  general  suppnrative  Peritonitis;  all  reco- 
vered.    The  joarnal  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  April  11. 

24.  Power,  Four  cases  of  duodenal  ulcer.    British  med.  Journal  1903.  Jan.  10. 

25.  ^Stamston,  Case  of  typhoid  Perforation.  Laparotomy-recovery.  Medieal  Press  1903. 
Dec.  2. 


Kare  her,  Verletznngeii  and  chimrgische  Krankheiten  des  Darmes.  563 

26.  Seyereann,  Drei  FftUe  von  Dannperforation  ohne  äussere  Lftaionen.    Laparotomie, 
Enterorrhapie.    Genesung.    Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  4.  p.  170  (rumftnisch). 

27.  Shepherd,  Zur  Operation  des  perforierten  Ulcus  typhosum.   Montreal  med.  joum.  1903. 
Janoary. 

28.  *  Smith,  A  case  of  perforated  duodenal  gastric  alcer.    Bristol  med.-chir.  Journal  1903. 
Septemher. 

Crile  (12).  115  unkomplizierte  Typhnsfälle  gaben  mit  dem  Riva- 
Boni-Sphygmomanometer  gemessen  138  mm  als  höchsten  und  74 mm  Queck- 
silber als  niedrigsten  Blutdruck.  In  5  Fällen  von  Perforation  stieg  der  Druck 
in  einem  Fall  von  116  auf  190  in  4  Stunden,  in  einem  zweiten  fiel  er  nach 
der  Operation  von  105  auf  80  und  stieg  bei  einer  zweiten  Perforation  in 
demselben  Falle  von  84  auf  110,  in  einem  dritten  Falle  von  116  auf  165  in 
2  Stunden.  Ein  vierter  mit  Perforation  ins  Spital  kommender  Kranker  zeigte 
165  mm  Druck  und  Fall  5  zeigte  208  mm  Druck. 

131  operierte  Fälle  von  Perforation  typhöser  Darmgeschwüre  werden 
von  Miclescu  (20)  zusammengestellt  und  kritisch  besprochen.  In  37  Fällen 
(28,3  ®/o)  wurde  Heilung  erzielt.  Der  Erfolg  der  Operation  hängt  in  erster 
Linie  ab  von  der  Möglichkeit,  den  Eintritt  der  Perforation  von  der  10  bis 
12  Stunden  darauf  beginnenden  allgemeinen  Peritonitis  zu  unterscheiden.  Die 
Diagnose  der  eben  eingetretenen  Perforation  stützt  sich  auf  folgende,  selten 
irreführende  Erscheinungen:  Plötzlicher,  oft  von  Erbrechen  begleiteter,  sehr 
heftiger  Schmerz  in  der  unteren  rechten  Bauchgegend  mit  tetanischer  Span- 
nung der  Bauchmuskeln  und  kleinem  jagenden  Puls.  Dieser  Moment  der  Per- 
foration muss  erhascht  und  die  Operation  sofort  ausgeführt  und  möglichst 
rasch  vollendet  werden,  und  zwar  ohne  Rücksicht  auf  etwaigen  Kollaps  und 
in  jedem  Stadium  der  Krankheit. 

Die  meist  in  der  Umgebung  der  Ileocökalklappe  befindliche  Perforation, 
sowie  alle  verdächtigen,  der  Perforation  nahen  Stellen  sollen  fortlaufend  ge- 
näht werden;  die  Nahtstellen  werden  ausserdem  mit  einigen  Knopfnähten 
verstärkt.  Femer  wird  recht  ausgiebige  Spülung  der  Bauchhöhle  empfohlen 
und  schliesslich,  da  innere  Eiterung  eintritt,  Drainage  der  Bauchwunde.  Die 
Operation  soll  unter  allgemeiner  Narkose  ausgeführt  werden.  Narbenhernien 
entstehen  in  den  geheilten  Fällen  fast  ohne  Ausnahme. 

Armours  (I)  Arbeit  ist  eine  Zusammenstellung  der  bisher  in  den  ver- 
schiedenen Ländern  erreichten  Erfolge  mit  der  chirurgischen  Behandlung  des 
perforierten  Typhusgeschwüres.  Typhusperforationen  sind  häufiger 
bei  Männern  als  bei  Frauen  und  kommen  in  4 — 57o  der  Fälle  vor.  Die 
Perforation  sitzt  meist  im  untersten  Teil  des  Ileum,  seltener  in  der  Flexura 
sigmoidea,  noch  seltener  im  Coecum  oder  im  Wurmfortsatz.  Die  Perforation 
ist  meistens  einzeln  und  klein,  doch  ist  die  Umgebung  häufig  sehr  verdünnt. 
Die  Symptome  der  erfolgten  Perforation  sind  oft  recht  unklar.  Es  muss  ge- 
nau auf  jedes  Zeichen  geachtet  werden.  Die  Zahl  der  Leukocyten  soll  während 
der  ganzen  Krankheit  beobachtet  werden,  damit  eine  plötzliche  Vermehrung 
derselben  sofort  entdeckt  und  richtig  gewürdigt  werden  kann.  Es  soll  mög- 
lichst frühzeitig  laparotomiert  werden ;  bei  Verdacht  auf  Perforation  mache 
man  wenigstens  eine  Probelaparotomie  unter  Lokalanästhesie,  da  eine  solche 
ungefährlich  ist.  Sind  die  Zeichen  der  Peritonitis  patent,  so  ist  der  Eingriff 
meist  aussichtslos.  Bei  frühzeitiger  Operation  können  40— 50^/o  Heilungen 
erzielt  werden. 

36* 


Ö64  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    )I.  Teil. 

Unter  289  veröflfentlichten  Fällen  von  Operationen  wegen  Typhus-Dann- 
perforationen  waren  25  Patienten  unter  15  Jahren.  Eisberg  (14)  operierte 
selbst  ein  Kind  von  6V2  Jahren ,  dessen  Krankengeschichte  ausführlich  mit- 
geteilt wird.  Von  allen  operierten  Kindern  waren  72  %  männlichen  Geschlechts. 
Betreffs  der  Symptome  hebt  Eisberg  hervor,  dass  der  eigentümlich  ängst- 
liche kollabierte  Gesichtsausdruck  niemals  ein  Frühsymptom  ist,  sondern  erst 
später  eintritt.  Die  Temperatur  weist  nichts  Charakteristisches  auf.  Der 
Puls  wird  oft  rascher  und  schlechter.  In  5  Fällen,  in  denen  regelmässige 
Leukocytenzählungen  vorgenommen  wurden,  traten  plötzliche  oder  langsame 
Zunahmen  auf.  Die  Bedeutung  dieser  Tatsache  verliert  jedoch  an  Bedeutung 
dadurch,  dass  dasselbe  auch  bei  Nichtperforationen  stattfindet.  Der  plötzliche 
Schmerz  wird  in  fast  allen  gut  beschriebenen  Fällen  als  frühestes  Symptom 
erwähnt.  Eine  besondere  Schwierigkeit  der  Diagnose  liegt  darin,  dass  Kinder 
nicht  so  gut  ihre  Symptome  zu  beschreiben  und  zu  lokalisieren  vermögen  als 
Erwachsene.  Irrtümer  sind  daher  leicht  möglich.  Um  so  mehr  als  Fälle  be- 
schrieben sind,  die  trotz  typischer  Perforationssymptome  ohne  Operation  zur 
Heilung  kamen  oder  in  denen  die  Operation  zwar  Peritonitis,  aber  keine  Per- 
foration aufdeckte.  Die  meisten  Perforationen  ereigneten  sich  in  der  drittai 
Krankheitswoche.  Die  Operation  war  erfolgreich  in  allen  Fällen  (5),  die  inner- 
halb von  8  Stunden  nach  Perforation  operiert  wurden.  Innerhalb  der  ersten 
16  Stunden  wurden  86,6  ®/o,  nach  den  ersten  16  Stunden  44,4  Vo  Heilungen 
durch  die  Operation  erzielt.  Kinder  haben  36  Vo,  Erwachsene  77,6  ®/o  Mor- 
talität nach  Operationen  wegen  Typhusperforationen.  Die  zweckmässigste 
Stelle  zur  Inzision  ist  am  äusseren  Rand  des  rechten  Musculus  rectus  abdo- 
minis.  Bei  grosser  Perforation  mag  die  Drainage  des  Darms  statt  der  Naht 
(Es eher)  zweckmässig  sein.  Auskratzungen  sind  nur  nötig,  wenn  Fäkal- 
massen in  der  Bauchhöhle  sind.  Ausgiebige  Drainage  ist  nicht  erforderlich, 
ein  kleiner  nach  der  Naht  führender  Drain  genügt.      Maass  (New  York). 

Die  Bedingungen,  unter  welchen  die  Laparotomie  nach  typhöser  Per- 
forationsperitonitis  am  ehesten  Erfolg  verspricht,  sind  nach  Es  eher  (5) 
neben  möglichster  Frühzeitigkeit  des  Eingriffs  das  Auftreten  der  Peritonitis 
im  Spätstadium  oder  in  der  Rekonvaleszenz  und  drittens  der  Umstand,  dass 
die  Perforationsöffnung  nicht  zugenäht  wird.  Die  Erfahrungen  des  Verfs., 
welche  auf  den  günstigen  Ausgang  dreier  von  vier  operierten  Fällen  fussen, 
zeigen,  dass  die  Ileostomie  —  wobei  die  Perforationsöffnung  des  Darmes  in 
die  Bauchwunde  eingenäht  wird  —  das  beste  Mittel  gegen  den  paralytischen 
Ileus  ist.  Durch  Ableitung  ist  die  temporäre  Kotfistel  auch  die  beste  Prophy- 
laxe gegen  weitere  Perforationen. 

Fix  (16)  hat  vier  Fälle  von  Typhusperforation  operiert.  Drei  ge- 
nasen, einer  starb.  Er  machte  eine  Tabaksbeutelnaht  der  Perforationsöffnung 
und  legte  darüber  eine  überwendliche  Naht.  In  allen  Fällen  wurde  Kochsalz- 
lösung subkutan  injiziert  und  in  die  Bauchhöhle  gegossen.  Die  Nachbehand- 
lung ist  äusserst  wichtig.     Äthernarkose  ist  besser  als  Chloroform. 

Shepherd  (27)  hat  drei  Fälle  von  Typhusperforation  mit  Erfolg 
operiert.  Er  machte  stets  einen  Flankenschnitt  und  fand  die  Perforation 
stets  nahe  der  Bauhin  sehen  Klappe.  Durch  das  direkte  Einschneiden  auf 
die  Gegend  der  vermeinthclien  Perforation  wird  das  übrige  Peritoneum  vor 
Verunreinigungen  geschützt.  Die  Perforation  wurde  stets  mit  feinen  Lem- 
b er t sehen  Nähten  geschlossen.  In  der  ^Nähe  befindliche  gut  zugängliche 
(ieschwüre  wurden  prophylaktisch  übernäht.    Gründliche  Salzwasserausspülung 


Kar  eher,  Verletzungen  and  chirargische  Krankheiten  des  Därmen.  565 

des  Bauchfells;  Drain  im  kleinen  Becken.  Gewöhnlich  eitert  die  Banchwunde 
und  es  bildet  sich  eine  Hernie  aus.  Shepherd  rät  zur  allgemeinen  Narkose 
mit  Äther. 

In  drei  Fällen  fand  M.  Ghaput  (10)  bei  der  Laparotomie  Perforationen 
des  Ilenms,  wo  Appendicitis  diagnostiziert  worden  war.  In  zwei  Fällen  waren 
die  Perforationen  typhösen  Ursprungs.  Aus  diesen  Erfahrungen  wird  abge- 
leitet, dass  bei  allen  Perityphlitisoperationen  der  Darm  systematisch  nach 
Perforationen  muss  abgesucht  werden ;  viele  auf  Appendicitis  bezogene  Todes- 
falle beruhen  auf  solchen  Perforationen;  eine  neue  Indikation  für  möglichst 
rasches  operatives  Eingreifen! 

Murphy  (23)  berichtet  über  einen  Fall  von  Typhusperforation  und  fünf 
Fälle  allgemeiner  Peritonitis,  die  alle  durch  Laparotomie  geheilt  wurden.  Die 
Behandlung  besteht  in  früher  Operation,  Lagerung  in  halbsitzender  Stellung, 
um  Resorption  durch  das  Zwerchfell  zu  verhüten,  Inj.  von  Koflfein,  Äther, 
Kampher,  Strychnin,  Digitaliu,  Antistreptokokkenserum,  Einreibung  mit  Ung. 
Crede  und  Kochsalztransfusion,  alles  bei  demselben  Kranken  in  wenigen 
Stunden  angewandt.  Murphy  glaubt,  dass  Antistreptokokkenserum  und 
Ung.  Cred6  in  einem  gewissen  Grade  zu  den  guten  Resultaten  beitrug. 

Maass  (New-York). 

Connel  (11)  veröffentlicht  eine  Reihe  von  Experimenten  an  Tieren,  die 
angestellt  wurden,  um  Darmperforationen  zu  diagnostizieren.  Das  Verfahren 
bestand  in  Anlegung  einer  Darmverletzung  und  nach  Ablauf  von  12  Stunden 
Injektion  von  filtrierter  Luft  oder  Kochsalzlösung  in  die  Bauchhöhle,  die  nach 
einigen  Minuten  wieder  abgesogen  und  chemisch  auf  Schwefel  (Schwarzfärben 
von  Bleiessiglösung),  Ammoniak,  Jodol,  Nitrate,  Galle,  Pepton,  Proteoses, 
Stärkezucker  untersucht  wurden.  Bei  Mastdarmperforation  Hess  sich  immer 
leicht  Schwefel  nachweisen,  während  bei  Dünndarmverletzungen  der  Schwefel 
fehlte  und  der  Nachweis  der  Verletzung  schwieriger  war. 

Maass  (New-York). 

Severeanu  (26).  1.  Ein  51  jähriger  Mann.  Fingerdicke  Perforation 
des  Dünndarmes  nach  violentem  Koitus.  Eitrige  Peritonitis,  Enteroraphie, 
Auswaschungen  der  Gedärme  mit  Serum.     Genesung  nach  2  Monaten. 

2.  50  jähriger  Mann.  Hufeisenschlag  im  Abdomen,  peritoneale  Erschei- 
nungen, Operation  67  Stunden  nach  dem  Unfälle.  Fäkalien,  Eiter  im  Cavum 
abdominis,  eitrige  Peritonitis.  In  der  Nähe  des  Cäcums  kleinfingerdicke  Per- 
foration. Zwei  Etagen  Catgutnaht.  Ausputzung  der  Gedärme  durch  Kom- 
pressen.   Drainage.    Nach  37  Tagen  Genesung. 

3.  37  jähriger  Diener,  der  nach  Fall  von  einem  Dache  grosse  Schmerzen 
im  linken  Arme  und  vage  Schmerzen  im  Abdomen  bekam.  Am  3.  Tage 
Laparotomie.  50  cm  vom  Blinddarme  zwei  kleinfingerdicke  Perforation  des 
Dünndarmes,  10  cm  weit  voneinander.  Eiter  und  Fäkalien  im  Abdomen, 
Auswaschung  mit  Serum  und  Wegnahme  der  falschen  Membranen  von  den 
Gedärmen.     Genesung  nach  3  Wochen.  Stoi'anoff  (Plevna). 

Bland-Sutton  (5)  glaubt,  dass  kleine  Fremdkörper  wie  Gräten  und 
Strohhalme  nicht  selten  das  Kolon  perforieren  und  dann  in  eine  Appendix 
epiploica  gelangen,  wo  sie  zur  Entzündung  und  Abszessbildung  Anlass  geben 
können.  Eine  derartige  entzündliche  Geschwulst  imponierte  in  einem  Fall 
Sutton  als  eine  maligne  Neubildung  und  veranlasste  ihn  zur  Darmresektion. 
Er  glaubt,   dass   die  Verwechslung  mit  Krebs  öfters  vorkomme.     Sogenannte 


566  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil 

geheilte  Darmkrebse  sind  wahrscheinlich  öfters  derartige  entzündliche  Ge- 
schwülste. 

Power  (24)  operierte  vier  Fälle  von  Perforation  bei  Duodenal- 
geschwür. Davon  starben  drei.  Männer  haben  häufiger  Duodenalgeschwüre 
als  Frauen.  Wenn  sie  perforieren,  entsteht  gewöhnlich  eine  peritonitische 
Eiterung  in  der  rechten  Fossa  iliaca,  so  dass  eine  Appendicitis  vorgetäuscht 
werden  kann.  Bei  frühzeitiger  Eröffnung  der  Bauchhöhle  gelangt  man  auf 
durchsichtigen,  gallengefärbten  Darmsaft,  darauf  ein  perforiertes  Duodenal- 
geschwür hindeutet.  Die  Prognose  ist  ungünstig,  da  das  perforierte  Geschwür 
schwer  zu  verschliessen  ist.  Ausgiebige  Drainage  nach  dem  Zwerchfell,  dem 
Becken  und  der  Beocökalgegend  hin  ist  nötig. 

Berg  (3)  schlägt  vor,  bei  perforierender  Geschwürsbildung  an  der 
hinteren  Wand  des  absteigenden  Duodenalastes  eine  einseitige  Ausschaltung 
des  Duodenums  auszuführen:  primäre  Gastrojejunostomie  mit  gleichzeitiger 
Pylorusabschnürung ;  letztere  durch  eine  Tabaksbeutelseidennaht. 

6.    Divertikel,  Prolaps,  Fisteln,  Gangrän. 

1.  Antonelli.J.,  Ghinirgia  dei  diverticoli  intestiDalL   iUvista  veneta  di  sc.  mediche  1903. 

2.  ^Ashe,  Gase  of  gangrene  of  Meckers  diverticulum.  British  medical  joonial  1903^ 
July  25. 

3.  V.  Gackovic,  Üher  Fisteln  des  Daodenum.  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69. 
Heft  1  and  3. 

4.  *Cahier,  Diverticole  de  Tintestin  grMe.  DiscossioD.  UulL  et  möm.  de  la  soc.  de 
Chir.  1903.  Nr.  2. 

5.  Caminiti-Vinci,  Contribato  alla  cura  radicale  della  fistola  intestinale  e  dell*  ano 
pretematurale.    Gazzetta  degli  ospedali  1903.  Nr.  41. 

6.  "'Dandridge,  Gangrene  of  colon  and  ileum  after  Operation  for  appendicitis.  Annais 
of  sargerj  1908.  September. 

7.  Georgi,  Über  das  erworbene  Darmdivertikel  und  seine  praktische  Bedeutnng.  Deutsche 
Zeitschrift  für  Chirurgie  1902.  Bd.  67.    v.  Esmarch-Festschiift. 

8.  *  Gibbon,  Intestinal  Perforation  prodaciDg  Peritonitis  and  obstruction  three  weeks  after 
Operation  for  strangalated  hemia;  resection  of  bowel;  recovery.  Phil.  acad.  ofsnrgery. 
Annais  of  sargery  1903.  July. 

9.  Grekow,  J.,  Zur  Behandlung  der  Kotfisteln.  Eine  ungewöhnliche  Folge  der  totalen 
Darmausschaltung.    Russki  Wratsch  1903.  Nr.  3. 

10.  *Hilgenreiner,  Entzündung  und  Gangrän  des  M  eck  eischen  Divertikels,  v.  Bruns- 
sehe  Beitrage  1903.  Bd.  40.  Ueft  1. 

11.  Jonnescu,  Th.,  Die  Appendicitis.  Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  6.  p.  241 — 255  und 
Nr.  7.  p.  289—325  (rumänisch). 

12.  Lund,  F.  B.,  The  value  of  enterostomy  in  selected  cases  of  Peritonitis.  The  jooni. 
of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  July  11. 

13.  *Manclair,  Diverticulite  de  Meckel  avec  p^ritonite  gön^ralis^.  Laparotomie  et  in- 
vagination  partielle  du  diveiticule.  La  diverticulite  promointoire  de  Tocdusion.  Bull 
et  möm.  de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  9. 

14.  *Metzger,  Über  multiple  Darmdivertikel.     Diss.    Tübingen  1903. 

15.  Moszkowicz,  Prolapsus  intestini  tenuis  et  flezurae  sigmoideae  peranum.  v.  Langen- 
becks Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  4. 

16.  *Park,  Successful  removal  of  265  cm  of  gangrenous  intestine.  Archives  internationales 
1903.  Vol.  1.  Fase.  1. 

17.  Paget,  A  case  of  prolapse  of  the  beweis  with  lors  of  control.  British  medical  joarasl 
1903.  Febr.  14. 

18.  ^Poenaru,  A.»  Eine  medikale  Behandlung  der  Appendicitis  existiert  nicht.  Die  Ap- 
pendicitis ist  eine  chirurgische  Krankheit.  Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  1.  p.  26 
(rumänisch). 

19.  Pousson,  Deux  observations  de  fistulös  intestinales  gu^ries,  l'une  par  Tent^roraphie 
circulaire  et  l'autre  par  l'ent^ro-anastomose  laterale.  Bull,  et  möm.  de  la  soci^t^  de 
Chiiurgie  de  Paris  1903.  Nr.  27. 


Kar  eher,  Verletzungen  und  chir  argische  Krankheiten  des  Darmes.  567 

20.  Racoviceann-Pitesti,   Herniäre  snppurative  Appendicitis.     Revista  de  Chir.  1903. 
Nr.  5.  p.  232  (ram&nisch). 

21.  ^Speiser,  Ein  Fall  von  Anas  praetematnralis  mit  seltener  Ätiologie  und  seltener 
liokalisation.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1902.  Nr.  44. 

22.  '"Strominger,  L.,  Rechte  inguinale  Sterkoralfistel,  doppelter  Kryptorchismus,   Darm- 
reeektion.    Genesung.    Spitalul  1903.  Nr.  4—5.  p.  175  (rumänisch). 

23.  * —  Pericftkaler  Abszess  vom  traumatischen  Ursprünge.     Spitalul  1903.   Nr.  1.  .p.  10 
(ram&nisch). 

24.  Walther,   Inflammation  du  diverticule  de  Fintestin  grMe  simulant  une  appendicite. 
Ball,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir.  1908.  Nr.  3. 

Antonelli  (1)  hat  seine  Studien  über  die  Darmdivertikel  fortgesetzt 
und  handelt  im  vorliegenden  (IV.)  Artikel  von  dem  durch  solche  hervor- 
gerufenen Darmverschluss.  Nachdem  er  die  Ätiologie  und  pathologische  Ana- 
tomie dieser  Affektion  besprochen,  legt  er  seine  klinischen  Studien  dar.  Er 
unterscheidet  einen  durch  ein  freies  Divertikel  und  einen  durch  ein  adhärieren- 
des  Divertikel  hervorgerufenen  Darmverschluss.  Der  erstere  könne  auf  ver- 
schiedene Weise  zustande  kommen  und  nach  der  Art  und  Weise  des  Zustande- 
kommens teilt  er  die  von  ihm  gesammelten  veröffentlichten  und  nicht 
veröffentlichten  Fälle  in  verschiedene  Gruppen:  A.  Darmverschluss  durch 
Achsendrehung  des  Divertikels  (vier  veröffentlichte  Fälle  und  ein  nicht  ver- 
öffentlichter),  B.  Okklusion  durch  knieformige  Einbiegung  einer  Darmschlinge 
infolge  eines  vom  Divertikel  auf  diese  ausgeübten  Zuges  (1  Fall),  G.  Okklusion 
durch  Drehung  des  Divertikels  um  Darmschlingen  (11  Fälle),  D.  Okklusion 
durch  Invagination  des  Divertikels  (17  Fälle,  darunter  5  operierte).  —  Der 
durch  ein  adhärierendes  Divertikel  hervorgerufene  Darmverschluss  biete  fol- 
gende Unterabteilungen  dar :  A.  Okklusion  durch  Eindrückung  des  Divertikels 
oder  durch  Kompression  des  Darms  gegen  das  gespannte  Divertikel  (8  ver- 
öffentlichte, 4  nicht  veröffentlichte  Fälle),  B.  Okklusion  durch  direkten  vom 
unbeweglichen  Divertikel  auf  den  Darm  ausgeübten  Zug  (7  veröffentlichte  Fälle 
und  ein  nicht  veröffentlichter),  G.  Okklusion  durch  momentane  Bildung  eines 
Einschnürungsringes  von  Seiten  eines  adhärierenden  Divertikels  (7  Fälle), 
D.  Okklusion  durch  Einklemmung  des  Darmes  in  einen  vom  adhärierenden 
Divertikel  gebildeten  starren  Ring  (29  Fälle,  darunter  3  operierte). 

Verf.  erörtert  dann  die  Symptome  und  die  Diagnose  der  Affektion.  Was 
die  Behandlung  anbetrifft,  meint  er,  dass  stets  frühzeitig  per  laparotomiam 
zu  operieren  sei;  nachdem  man  festgestellt  hat,  an  welcher  Stelle  die  Ok- 
klusion besteht  und  wodurch  sie  bedingt  ist,  verfahre  man  genau  nach  der 
Indikation.  R.  Giani. 

Einen  Fall  von  erworbenem  Darmdivertikel  erwähnt  C.  Georgi  (7)  aus 
dem  Dresdener  Krankenhause  Friedrichsstadt.  Bei  einem  64  jährigen,  seit 
einigen  Jahren  an  unregeimässigem  Stuhlgang  leidenden  General  traten  seit 
zwei  Monaten  Kolikschmerzen  in  der  unteren  linken  Bauchgegend  auf;  dabei 
Stuhlverhaltung.  In  Narkose  findet  man  eine  unbewegliche  derbe  höckerige 
Geschwulst,  die  starker  Verwachsungen  wegen  sich  nicht  operativ  entfernen 
lässt.  Exitus  einige  Tage  darauf  an  Peritonitis.  Die  Sektion  zeigt  eine  für 
den  Finger  eben  noch  durchgängige  Striktur  der  stark  verwachsenen  Flexura 
sigmoidea.  Ober-  und  innerhalb  der  Verengerung  mehrere  erbsengrosse,  kurz- 
gestielte Polypen  und  pfennigstückgrosse  Geschwüre. 

Ober-  und  unterhalb  der  Striktur  mehrere  Ausbuchtungen  der  Darm- 
wand; dieselben  sind  teils  mit  normaler,  teils  mit  geschwüriger  Schleimhaut 
ausgekleidet    Eines  dieser  Divertikel  führt  in  eine  zwischen  Muscularis  und 


568  Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

Serosa  gelegene  Abszesshöhle,  welche  ihrerseits  wieder  durch  Fistelgänge  mit 
mehreren  kleineren  Darmwandabszessen  kommuniziert:  ein  solcher  kleinerer 
Abszess  zeigte  eine  Perforation,  die  zur  Peritonitis  geführt  hatte. 

Es  werden  einige  ähnliche  Fälle  erwähnt,  bei  welchen  ebenfalls  die  Flexur 
Sitz  der  Affektion  gewesen  war:  eine  Verwechselung  mit  Karzinom  ist  leicht 
—  sogar  bei  der  Sektion  —  so  dass  eine  mikroskopische  Untersuchung  oft 
erst  Aufschluss  über  die  Natur  des  Leidens  gibt. 

Walther  (24)  teilt  die  Beobachtung  einer  25jährigen,  seit  mehreren 
Jahren  an  doppelseitiger  Salpingo- Oophoritis  leidenden  Patientin  mit,  die 
plötzlich  unter  dem  Bilde  einer  akuten  Appendicitis  erkrankte.  Durch  Ijaparo- 
tomie  wurde  der  verwachsene  Wurmfortsatz  reseziert;  derselbe  zeigte  jedoch 
keine  frisch  entzündlichen  Veränderungen. 

Als  Ursache  des  akuten  Anfalles  fand  sich  ein  8  cm  langes,  fingerdickes, 
von  der  Konvexität  des  Dünndarmes  ausgehendes^  mit  der  rechten  Tube  ver- 
wachsenes und  in  frischen  eitrig  infiltrierten  Membranen  eingebettetes  Di- 
vertikel. 

Anlass  zu  einer  Arbeit  von  v.  Caökozic  (3)  über  Fisteln  des  Duo- 
denums gab  ein  Fall  von  Nierensarkom,  bei  welchem  der  absteigende  Teil 
des  Duodenums  nach  reichlicher  Gefässabbindung  losgelöst  werden  musste. 
Durch  Zirkulationsstörung  entstand  Blutung  und  schliesslich  Perforation.  Fast 
sämtliche  Körpernahrung  trat  zur  Fistel  wieder  heraus,  woraus  schwere  Inani- 
tion  entstand.  Die  Patientin  überlebte  den  zur  Hebung  dieses  Missstandes  in 
Schi  eich  seh  Lokalanästhesie  vorgenommenen  operativen  Eingriff  —  Ver- 
schluss der  Fistel  und  Jejunostomie  —  nicht  lange.  Ca^kozfc  gibt  im  Aus- 
zug acht  Krankengeschichten  von  aus  der  Literatur  gesammelten  Fällen  von 
äusseren  Fisteln  des  Duodenums.  Die  Ursache  der  Fistelbildung  beruht  ent- 
weder auf  ein  Trauma  (im  weitesten  Sinne  des  Wortes:  Operationen  an  der 
rechten  Niere,  am  Duodenum  oder  an  den  Gallenwegen  eingeschlossen)  oder 
auf  Perforation  eines  Duodenalgeschwüres.  Letzteres  ist  die  häufigste  Ur- 
sache. Es  handelt  sich  meistens  um  das  an  der  hinteren  Wand  sitzende  Ge- 
schwür, das  durch  Eiterung  in  das  retroperitoneale  Gewebe  schliesslich  zum 
Durchbruch  nach  aussen  führt.  —  Die  Geschwüre  der  vorderen  Duodenalwand 
verursachen  meist  tödliche  Peritonitis,  selten  aber  und  nur  nach  vorheriger 
Verwachsung  mit  der  Bauchwand  Fistelbildung  nach  aussen. 

Die  Symptome  der  Fistelbildung  sind  anfangs  unklare  und  nicht  charak- 
teristische. —  Nicht  gallig  gefärbter  Ausfluss  spricht  nicht  gegen  eine  Duo- 
denalfistel,  da  die  meisten  zur  Fistelbildung  neigenden  Geschwüre  in  der  Nähe 
des  Pylorus,  also  oberhalb  der  Papille  liegen. 

Tritt  durch  eine  Fistel  des  Duodenums  die  gesamte  Nahrung  wieder 
heraus,  so  ist  wegen  drohender  Inanition  die  vitale  Indikation  für  eine  Ope- 
ration gegeben.  Bei  kräftigeren  Patienten  kommt  ein  Pylorusverschluss  mit 
Gastroenterostomie,  bei  schwächeren  die  Jejunostomie  in  Frage.  Führen  beide 
nicht  zum  Ziele,  so  wird  die  Duodenoraphie  versucht  werden  müssen. 

Drei  klinische  Fälle  von  Kotfistel,  in  denen  er  zur  Radikalbehandlung 
die  Enterektomie  und  Enteroanastomosis  termino-terminalis  mittelst  Murphy- 
knopfes  vornahm,  geben  Caminiti-Vinci  (5)  Gelegenheit,  sich  über  die 
verschiedenen  zur  Behandlung  der  Kotfisteln  und  des  Anus  praeternaturalis 
empfohlenen  Methoden  auszusprechen;  er  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  die 
beste  Methode  die  von  ihm  angewendete,  nämlich  die  Enterektomie  und  Ana- 
stomosis  termino-terminalis   sei.     Die  histologische  Untersuchung,  die  er  an 


Kar  eher,  Verletznngen  lud  chirargische  Krankheiten  des  Darmes.  569 

dem  dem  Anus  praeternaturalis  angrenzeuden  zu-  und  ausführenden  Darm- 
schlingenabschnitt  Tomahm,  tut  dar,  dass  ein  chronischer  Entzündungsprozess 
besteht,  der  die  Darmhäute  tief  verändert.  B.  Giani. 

Bei  einer  33jährigen  Frau,  der  Grekow  (9)  vor  3  Jahren  wegen  mul- 
tipler Kotfisteln  nach  einem  gangränösen  Nabelbruch,  eine  totale  Darmaus- 
schaltung gemacht  hatte,  fiel  der  ausgeschaltete  Darmteil  durch  die  Fistel 
vor  und  wurde  nachträglich  exstirpiert.  Da  ein  derartiger  Vorfall  sowohl  bei 
totaler  wie  auch  bei  einseitiger  Darmausschaltung  passieren  kann,  so  gibt 
Grekow  der  Maisonneuv eschen  Operation  den  Vorzug. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Pagel  (17)  beschreibt  einen  Fall  von  Mastdarmvorfall  nach  voraus- 
gegangener Erebsoperation.  Heilung  bezw.  Nachlassen  sämtlicher  Beschwer- 
den nach  Paraffineinspritzungen.  Diese  müssen  unmittelbar  unter  die  Schleim- 
haut gemacht  werden.     Sofortige  Reposition  notwendig. 

Einen  Fall  von  Dünn-  und  Dickdarmvorfall  durch  den  After  erwähnt 
Mosskovicz  (15).  Durch  einen  Riss  an  der  Vorderfläche  des  Rektums  5  cm 
oberhalb  der  Analöffnung  traten  bei  einer  68  jährigen,  mit  Mastdarmvorfall 
behafteten  Frau  Dünn-  und  Dickdarmschlingen  heraus.  Die  prolabierten  Därme 
(Dünndarm  und  Flexur)  zeigten  auffallend  lange  Mesenterien.  Die  Sektion 
ergab  ausserdem  noch  einen  Prolapsus  der  Vagina  und  einen  Descensus  der 
Portio.  Als  prädisponierendes  Moment  für  die  Entstehung  des  Rektalprolapses 
ist  eine  primäre  abnorme  Schlaffheit  und  Länge  des  peritonealen  Überzuges 
des  Rektums  und  ein  abnormer  Tiefstand  der  Bauchfelltaschen  anzusehen. 

Jonnescu  (11)  studiert  gründlich  die  Appendicitis- Frage  in  allen 
seinen  Detailen.  Er  fügt  seiner  Statistik  46  Fälle  bei,  die  er  seit  1896  ope- 
riert hat.  Von  diesen  operierte  er  25  sofort  ä  chaud,  es  war  1896 — 1900, 
als  Jonnescu  Interventionist  ä  outrance  war.  12  dieser  waren  mit  Peri- 
tonitis purulenta  mit  9  Sterbefällen  und  3  Genesungen,  1  starb  an  allgemeiner 
Peritonitis,  Abortus.  Die  anderen  12  waren  zirkumskripte  Peritonitiden  mit 
11  Genesungen  und  1  Sterbefall.  Von  1900  ab  ist  Jonnescu  mehr  kon- 
servativ und  operiert  nur  zur  richtigen  Zeit.  Von  21  so  Behandelten  ge- 
nasen 18  und  starben  3.  Jonnescu  behandelt  im  Anfange  intern  und  ope- 
riert, nachdem  die  allgemeinen  peritonealen  Symptome  verschwunden  sind, 
es  bleibt  mehr  lokalisierte  Peritonitis.  Er  führt  die  Inzision  nach  Roux- 
Sonnenburg  und  exstirpiert  den  Appendix,  nachdem  er  eine  sero-muskulöse 
Manchette  delimitiert,  die  er  nach  Exstirpation  näht  und  im  Coecum  durch 
Lem bertnähte  hineinstülpt,  invaginiert.  Stoianoff  (Plevna). 

Bei  einem  65jährigen  Manne,  der  mit  suppurativer  Kollektion  der  Hoden 
in  das  Spital  kam,  fand  Racoviceanu  (20)  bei  der  Eröffnung  der  Kollektion 
ein  Divertikulum,  in  welchem  er  das  Coecum  und  einen  entzündeten  Appendi- 
citis fand,  welchen  er  auch  resezierte. 

In  derselben  Sitzung  des  Chirurgenvereins  zu  Bukarest  sprach  Raco- 
viceanu im  allgemeinen  über  die  verschiedenen  Appendicitiden  und  ist  für 
die  sofortige  Intervention,  basiert  auf  23  Operationsfällen  und  nur  auf  drei 
medikal  Behandelten.  Von  fünf  Fällen  Appendicitis  mit  diffuser  Peritonitis 
starben  3,  genasen  2.  Stoianoff  (Plevna). 

In  Fällen  von  Peritonitis,  die  annähernd  moribund  sind  von  Septikämie, 
Asphygie,  Druck  auf  das  Zwerchfell  und  oft  andauerndem  fäkalen  Erbrechen 
empfiehlt  Lund  (12)  die  Eröffnung  des  Dünndarms.  Es  soll  kein  typischer 
künstlicher  After  angelegt   werden,  sondern  nach  Inzision  unter  Kokain  ein 


570  Jahresbericht  für  Gfairargie.    IL  Teil. 

oder  zwei  vorliegende  ausgedehnte  Schlingen  notdürftig  an  der  Baachwand 
durch  Naht  befestigt  und  ein  Rohr  von  der  Dicke  eines  starken  Katheters 
in  dem  Darm  eingelegt  werden.  Zunächst  pflegt  nur  wenig  Gas  und  Flüssig- 
keit sich  zu  entleeren,  nach  einiger  Zeit  erfolgt  aber  weichlicher  Abfluss. 
Von  den  fünf  mitgeteilten  Fällen  hatte  nur  einer  tödlichen  Ausgang. 


Appendicitis« 

Referent:  A.  Brentano,  Berlin. 
Die  mit  *  bezeichDeten  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Apert,  Differentialdiagnose  zwischen  Bleikolik  und  Appendidtis.  Deutsche  med. 
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Brentano,  Yerletxungen  und  ehinirgische  Krankheiten  des  Darmes.  575 

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Ausgehend  von  der  wohl  allgemein  angenommenen  Voranssetzung,  dass 
die  Appendicitis  eine  bakterielle  Erkrankung  sei,  beschäftigt  sich  v.  Hanse - 
mann  (60)  mit  der  Frage,  wie  die  Bakterien  in  Aktion  treten.  Er  sieht  ein 
prädisponierendes  Moment  für  die  Ansiedlung  derselben  schon  in  der  nor- 
malen Engigkeit  des  Processus  und  alle  Momente,  welche  dazu  beitragen,  den 
Eingang  noch  mehr  zu  verengen,  begünstigen  die  Entstehung  der  Appendicitis. 
Dahin  gehören:  1.  eine  besonders  ausgebildete  Gerlach  sehe  Klappe;  2.  die 
Lage  des  Processus;  3.  entzündliche  Veränderungen  an  seiner  Abgangsstelle. 

Ist  eine  ausgebildete  Gerlachsche  Klappe  vorhanden,  so  gelingt  es 
nicht,  die  Appendix  vom  Darme  her  mit  Flüssigkeit  anzufüllen  oder  diese  von 
der  Appendix  aus  in  den  Darm  einlaufen  zu  lassen. 

Die  Lage  der  Appendix  spielt  namentlich  in  Verbindung  mit  dem  Vor- 
handensein und  der  Schlussfähigkeit  der  Klappe  eine  grosse  Rolle  bei  der 
Durchlässigkeit  der  Appendix. 

Die  Schleimhautschwellung,  die  mit  entzündlichen  Prozessen  verbunden 
ist,  erhöht  natürlich  noch  weiter  die  mangelhafte],Durchlä88igkeit  des  Processus. 
In  noch  stärkerem  Masse  als  durch  Wasser,  wird  die  Ein-  und  Auslässigkeit 
durch  die  Anwesenheit  von  Luft  im  Darme  beeinflusst,  so  dass  durch  Meteoris- 
mus allein  Kotmassen  in  einem  schwer  eingängigen  und  in  vielen  Fällen  auch 


576  Jahreaberidit  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

schwer  ausgängigen  Processus  hineingetrieben  werden  können.  Durch  behin- 
derten Abfluss  wird  die  Ansiedelung  von  Bakterien  begünstigt,  in  ähnlicher 
Weise  wie  im  Magen  bei  Pylorusstenose,  in  der  Harnblase  bei  Prostatahyper- 
trophie und  der  Gallenblase  bei  Steinen.  Die  Bakterien  rufen  Entzündungen 
hervor. 

Fast  alle  im  akuten  Stadium  entfernten  Wurmfortsätze  weisen  Residuen 
solcher  Entzündungen  auf.  Als  Gelegenheitsursache  für  die  Entstehung  des 
akuten  Anfalles  sind  entweder  Darmkatarrhe  u.  dgl.  anzusehen  oder  Infek- 
tionen vom  Blute  her  (z.  B.  bei  Influenza). 

Die  Disposition  zur  Entzündung  wird  ausser  von  den  genannten  Ursachen 
noch  weiter  gesteigert  durch  das  Vorhandensein  eines  Kotsteines,  der  seine 
Entstehung  erst  einer  Entzündung  verdankt.  Der  Druck  desselben  bewirkt 
die  Perforation.  Das  seltene  Auftreten  der  Krankheit  vor  dem  3.  Lebens- 
jahre erklärt  v.  Hansemann  mit  dem  in  der  Regel  noch  infantilen  Cha- 
rakter (weiter  Eingang)  der  Appendix,  das  Überwiegen  des  männlichen  Ge- 
schlechtes aus  der  häufigeren  Schädigung  desselben  durch  mechanische 
Momente.  Familiäre  Dispositionen  sind  genügend  erklärt  durch  ererbte 
Zustände  der  Lage  und  des  Verhaltens  der  Ger  lach  sehen  Klappe. 

Ribbert  (137)  hält  daran  fest,  dass  die  mit  dem  Alter  zunehmenden 
Obliterationen  nicht  durch  die  gewöhnlichen  akuten  Erkrankungen  des  Wurm- 
fortsatzes bedingt  sein  können,  denn:  1.  scheint  ihm  die  Obliteration  zu 
häufig  zu  sein  im  Vergleich  mit  der  Häufigkeit  der  Appendicitis;  2.  beginnt  die 
Obliteration  immer  am  Ende  und  schreitet  gegen  das  Coecum  hin  vor,  wäh- 
rend Entzündungen  meist  in  der  Kontinuität  des  Kanales  auftreten ;  3.  könnte 
die  Obliteration  nicht  so  regelmässig  mit  dem  Alter  zunehmen;  4.  macht  die 
Obliteration  histologisch  nicht  den  Eindruck,  als  gehe  sie  aus  einer  Entzün- 
dung hervor.  Im  übrigen  ist  er  auf  Grund  neuerer  Untersuchungen  zu  dem 
Resultate  gelangt,  dass  die  Obliteration  nicht  durch  senile  Involution  eines 
rudimentären  Organes  hervorgerufen  werde,  sondern  die  Folge  dauernder  Ein- 
wirkung bakterieller  Prozesse  sei  und  zwar  nicht  den  Bakterien  selbst,  son- 
dern ihren  Toxinen  ihre  langsame  Entstehung  verdanke. 

Lanz  (79)  beschäftigt  sich  unter  Zugrundelegung  von  30  Krankheits- 
geschichten mit  der  pathologischen  Anatomie  und  Pathogenese  der  Appen- 
dicitis, bei  der  ihm  die  von  Ribbert  beschriebenen  Obliterationsvorgänge 
eine  grosse  Rolle  zu  spielen  scheinen.  Die  Obliteration  entsteht  seiner  An- 
sicht nach  infolge  von  Entzündungsprozessen,  die  mit  dem  Verluste  des  Epi- 
thels verbunden  sind  und  ist  nicht  als  ein  Involutionsvorgang  zu  betrachten. 
Verf.  schildert  dann  die  Symptome  der  Entzündung,  wie  sie  sich  an  der 
Appendicitis  äussert  und  ihre  Folgezustände  und  kommt  zu  dem  Resultate, 
dass  chronische  Entzündungen  fast  stets  dem  akuten  Anfalle  vorausgegangen 
sind.  Besonders  auch  die  Kotsteine  sieht  Lanz  als  Folge  entzündlicher  Ver- 
änderung der  Appendix  an.  Bezüglich  der  klinischen  Manifestationen  der 
Entzündungsvorgänge  hält  Verf.  die  Sonnenburgsche  Einteilung  der  Krank- 
heit in  Appendicitis  simplex,  Appendicitis  perforativa  und  Appendicitis  gan- 
graenosa für  die  praktisch  beste,  hält  aber  die  Möglichkeit  einer  dement- 
sprechenden  Diagnose  für  sehr  zweifelhaft.  In  der  Ätiologie  der  Appendicitis 
nimmt  Lanz  eine  gewisse  familiäre  Disposition  (Kürze  des  Mesenteriolum 
und  dadurch  bewirkte  ungenügende  Ernährung,  sowie  Besonderheiten  der 
Form,  Lage  und  Länge  des  Organes)  an.  Infolge  des  Foliikelreichtums  ist  die 
Krankheit  im  jugendlichen  Alter  am  häufigsten. 


Brentano,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  577 

Unter  den  Gelegenheitsarsachen  spielt  die  katarrhalische  Entzündung 
des  Coecnm  eine  wichtige  Rolle,  die  Lanz  besonders  oft  nach  Biergenuss  auf- 
treten sah,  auch  chronische  Obstipation  wirkt  reizend  auf  die  Schleimhaut  und 
begünstigt  das  Hineingelangen  grösserer  Kotmengen  in  den  Wurmfortsatz. 

Während  hämatogene  Infektionen  des  Wurmfortsatzes  selten  sind, 
kommen  fortgeleitete  und  zwar  sowohl  solche  von  dem  Darmkanal,  als  von 
einer  Salpingitis  her  häufiger  vor. 

Zum  Schlüsse  erklärt  Lanz  die  Entfernung  des  Wurmfortsatzes  für  die 
einzig  richtige  Therapie  der  Appendicitis,  da  jedes  Rezidiv  unendlich  viel 
grössere  Gefahr  in  sich  birgt,  als  die  Operation. 

An  anderer  Stelle  (80)  äussert  sich  Lanz  noch  einmal  über  die  Patho- 
genese der  Krankheit. 

Die  Appendicitis  ist  nach  ihm  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  eine  Entzün- 
dung des  Proc.  vermiformis,  die  im  Anschluss  an  eine  Entzündung  des  Cökums 
und  des  Dickdarms  (Enteritis,  Typhus,  Dysenterie)  auftritt. 

Die  primäre  Entzündung  im  Dickdarm  geht  in  Heilung  über,  nur  in 
dem  Wurmfortsatz  sind  die  Bedingungen  für  die  Heilung  viel  ungünstiger. 
Die  Typhlitis  stercoralis  hat  man  —  seiner  Meinung  nach  —  mit  Unrecht 
als  Ursache  für  Appendicitis  verworfen,  chronische  Obstipation  spielt  eine 
grosse  Rolle  in  der  Pathogenese  der  Appendicitis. 

Hämatogene  Infektion  ist  von  untergeordneter  Bedeutung.  Er  verwirft 
die  ätiologische  Bedeutung  von  Zirkulationsstörungen,  welche  von  Fowler, 
von  Ott  und  Sonnenburg  hervorgehoben  sind. 

Das  Rezidivieren  der  Appendicitis  ist  die  Folge  von  Stagnation,  bedingt 
durch  Karbenstrikturen ,  Adhäsionen,  entzündliche  Infiltration  mit  Lähmung 
der  Peristaltik,  Kotsteine  u.  s.  w.  Goedhius. 

F  a  b  e  r  (44)  bespricht  die  Argumente,  die  bisher  dafür  geltend  gemacht 
worden  sind,  dass  die  A.  obliterans  eine  senile  Involutionserscheinung  sei  und 
kommt  auf  Grund  von  fünf  eigenen  Beobachtungen  zu  dem  Schlüsse,  dass  sie 
als  die  Folge  einer  Entzündung  angesehen  werden  müsse,  die  in  der  Mehr- 
zahl der  Fälle  ohne  Appendicitissymptome  verläuft.  In  einer  Anzahl  von 
Fällen  treten  allerdings  Symptome  einer  chronischen  Appendicitis  auf.  Oft 
finden  sich  ausgedehnte  Adhärenzen  um  die  obliterierte  Appendix  und  nicht 
ganz  selten  treten  akute  Anfälle  von  Appendicitis  ein  oder  die  Krankheit  ver- 
läuft unter  dem  Bilde  einer  A.  larvata. 

Auf  Grund  seiner  eigenen  und  der  Beobachtungen  anderer  Autoren  be- 
hauptet Balduzzi  (3),  dass  die  Appendicitis  beim  Menschen  stets  durch  In- 
fektion hervorgerufen  werde.  Am  häufigsten  sei  das  Bact.  coli  der  Erreger, 
die  anderen  Erreger  seien  in  der  Reihenfolge  der  Frequenz :  der  Streptococcus, 
der  Staphylococcus,  der  Pneumococcus,  der  Aktinomyces,  der  Koch  sehe  Ba- 
cillus, der  Ba.  pyocyaneus.  Jede  dieser  Bakterienarten  könne  sich  sowohl 
allein,  als  mit  einer  andern  vergesellschaftet  finden.  Die  Appendicitis  könne 
nach  einer  toxischen  Allgemeininfektion  entstehen.  Die  Appendicitis  sei  eine 
sekundär  nach  Blinddarmerkrankung  auftretende  Krankheit.  Die  Heredität 
stelle  in  vielen  Fällen  einen  wichtigen  Faktor  dar.  —  Was  die  Behandlung 
der  Appendicitis  anbetrifft ,  tut  man  nach  Verf.  am  besten ,  wenn  man ,  be- 
sonders bei  den  Rückfallformen,  in  einem  Intervall  zwischen  den  Krisen  den 
Wurmfortsatz  reseziert,  wenn  sonst  keine  dringende  Indikationen  bestehen, 
die  jeden  Aufschub  verbieten.  R.  Giani. 

Jahresbericht  fOr  Chimrgio  1903.  37 


578  Jabresbericht  für  Chirargie.    II.  Teil. 

Eccies  (40)  beschäitigt  sich  zunächst  mit  der  Anatomie  der  Appendix 
und  zwar  a)  mit  der  Form,  Breite  und  Länge  ihres  Mesenteriolums.  Das- 
selbe reicht  in  der  Minorität  der  Fälle  nicht  bis  zum  Ende  des  Wurmfort- 
satzes; b)  mit  ihrer  Einmündung  ins  Coecum.  Dieselbe  ist  oft  unter  einer 
Schleimbautfalte  verborgen  und  liegt  in  der  Regel  2^h — 3^/2  cm  unter  und 
hinter  der  Einmündungsstelle  des  Ileum  ins  Kolon ;  c)  mit  der  Lage  der  Ap- 
pendix in  der  Bauchhöhle  und  mit  Bezug  auf  das  Coecum.  Weiter  bespricht 
Eccies  die  mikroskopische  Anatomie,  die  äusseren  Eigenschaften  der  nor- 
malen Appendix  und  ihr  physiologisches  Verhalten  und  kommt  dann  auf  die 
Ätiologie  der  Entzündung  zu  sprechen.  Dieselbe  wird  seiner  Ansicht  nach 
durch  Bakterien  hervorgerufen,  von  denen  sowohl  Bazillen  wie  Kokken  in 
Betracht  kommen.  Die  Steine  und  Konkretionen  entstehen  in  situ  zuweilen 
um  einen  von  dem  Coecum  aus  in  die  Appendix  gelangten  Fremdkörper  und 
werden  erst  gefährlich  bei  Anwesenheit  von  Mikroorganismen  und  wenn  sie 
sich  fortbewegen.  In  den  folgenden  Kapiteln  werden  behandelt  die  Aktino- 
mykose  der  Appendix,  die  Folgen  der  Entzündung,  sekundäre  Abszesse,  die 
Blutuntersuchung  bei  Appendicitis ,  der  Zusammenhang  der  Appendicitis  mit 
Gelenkerkrankungen,  die  Appendicitis  bei  bestehender  Schwangerschaft  und 
im  Wochenbette,  die  Beziehung  der  Appendicitis  zur  Lebensversicherung,  Neu- 
bildungen der  Appendix  und  Brüche  derselben. 

Low  (88)  hat  die  Därme  von  25  Fötus  darauf  untersucht,  bis  wohin 
sich  in  den  einzelnen  Monaten  das  Mekonium  erstreckt.  Er  fand,  dass  um 
die  Mitte  des  IV.  Monats  herum  das  Mekonium  nur  im  Dünndarm  anzutreffen 
ist.  Von  Beginn  des  Y.  Monats  an  findet  man  auch  im  Coecum  Mekonium 
und  vom  VII.  Monat  ab  im  ganzen  Dickdarm  bis  zum  After.  Was  den  Proc. 
vermiformis  anbelangt,  so  fand  sich  vom  V.  Monat  ab  eigentlich  in  allen 
Fällen  Mekonium  in  demselben,  und  zwar  schien  es  einherzugehen  mit  einer 
Füllung  des  Coecums.  Doch  fand  sich  auch  Mekonium  im  Appendix,  wenn 
letzteres  leer  war. 

Die  folgenden  Arbeiten  beschäftigen  sich  mehr  mit  der  Behandlung 
der  Appendicitis. 

Barling  (6)  hat  in  der  Zeit  von  1891  bis  Mitte  1902  143  Fälle  von 
Appendicitis  im  akuten  Stadium  operiert  und  ist  der  Krankheit  in  letzter 
Zeit  häufiger  begegnet,  da  sich  nicht  nur  ihre  Kenntnis,  sondern  auch  ihr 
Vorkommen  vermehrt  hat.  Die  Krankheit  mit  ihren  Folgen  hat  in  den 
letzten  6  Jahren  beinahe  6  mal  häufiger  zum  Tode  geführt  als  früher.  Die 
Zunahme  der  Krankheit  führt  er  auf  ungeeignete  Nahrung  (Obst,  Schweine- 
fleisch etc.)  zurück,  die  gleichzeitig  mit  mangelhaftem  Kauen  oder  Erkäl- 
tung zu  Kolonkatarrhen  führt.  Auch  hereditäre  Verhältnisse  spielen  eine 
Rolle.  Eine  Übereinstimmung  über  das,  was  man  als  Anfall  von  Appendi- 
citis anzusprechen  hat,  ist  schwer  zu  erzielen.  Besonders  gilt  dies  für  die 
so  häufigen  Koliken,  deren  Deutung  der  subjektiven  Beurteilung  weiten  Spiel- 
raum lässt.  Der  Anfang  der  Krankheit  ist  charakterisiert  durch  Schmerzen, 
deren  Sitz  ein  sehr  verschiedener  sein  kann,  und  die  gewöhnlich  begleitet 
sind  von  Erbrechen,  Temperaturerhöhung,  Pulsbeschleunigung,  kurz  den  Er- 
scheinungen von  Peritonitis  und  zwar  lokaler  oder  sich  ausbreitender  Art 
Die  Entstehung  dieser  ist  entweder  auf  das  in  der  Appendix  eingeschlossene 
septische  Material  zurückzuführen  oder  auf  die  Bildung  von  Eiter  in  Ab- 
kapselungen,  aus  dem  sich  ein  Abszess   mit  seinen  Folgen   entwickeln  kann, 


BreDtano,  Verletzungen  nnd  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  579 

ferner  auf  die  Perforation  der  Appendix  durch  Kotsteine  oder  Gangrän  nach 
Gefassthrombose. 

Von  den  143  Fällen  Barlings  betrafen  29  diffuse  Peritonitis  (14t), 
34  Beckenperitonitis  (Tf),  49  lokalisierte,  aber  nicht  adhärente  (am  Peri- 
toneum parietale?)  Abszesse  (2t)?  31  abgekapselte  und  adhärente  Abszesse 
(2t).  Gesamtmortalität  also  Wh^lo,  Ein  Teil  der  Todesfälle  hätte  mit  Be- 
stimmtheit durch  einen  frühzeitigeren  Eingriff  vermieden  werden  können, 
einige  sind  bereits  bestehenden  Komplikationen  zur  Last  zu  legen.  Barling 
sucht,  wenn  mögUch,  die  Frühoperation  zu  vermeiden  und  im  freien  Intervall 
zu  operieren.  Die  Operation  ist  nötig  in  Fällen  von  abgekapselten  Abszessen 
und  von  nicht  umschriebener  eitriger  oder  serös  eitriger  Peritonitis,  einerlei, 
in  welchem  Zustand  sich  die  Appendix  befindet,  der  meist  nicht  sicher  er- 
kannt werden  kann.  Der  Beginn  der  Krankheit  mit  heftigen  Schmerzen, 
schnellem,  kleinen  Pulse  und  schlechtem  Allgemeinbefinden  beweist  nichts  für 
den  weiteren  Verlauf.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  ist  der  Anfang  weniger 
intensiv  oder  es  tritt  nach  wenigen  Stunden  eine  Besserung  ein,  die  entweder 
anhält  oder  binnen  kurzem  einer  neuen  Verschlechterung  Platz  macht.  Um 
den  richtigen  Zeitpunkt  für  die  Operation  zu  treffen,  ist  deshalb  eine  sorg- 
fältige Beobachtung  namenthch  in  den  ersten  Tagen  der  Erkrankung  nötig. 
Wenn  das  Erbrechen  anhält,  so  bildet  dies  eine  Indikation  zur  Operation. 
Die  Druckempfindlichkeit  und  Muskelspannung,  die  wechselt  mit  der  Lage  der 
Appendix  und  keineswegs  immer  am  Mc.  Burneyschen  Punkte  am  deut- 
lichsten ist,  ist  als  ein  Zeichen  von  Peritonitis  zu  betrachten,  wenn  sie  an- 
hält oder  sich  ausbreitet.  Die  Muskelspannung  verhindert  zuweilen  die  Pal- 
pation und  den  Nachweis  eines  Tumors,  der  übrigens  in  den  schwersten  Fällen 
völlig  fehlen  kann.  Die  Perkussion  kann  irre  führen,  indem  Darmschlingen 
vor  dem  entzündeten  Wurmfortsatz  liegen  oder  ein  gashaltiger  Abszess  be- 
steht. Der  Puls  und  seine  Kurve  verdienen  in  erster  Linie  sorgfältige  Be- 
achtung. Eine  Pulsfrequenz  von  120  oder  mehr  in  den  ersten  12  Stunden 
macht  eine  Operation  unabweislich,  ebenso  eine  ständige  Zunahme  der  Frequenz. 
Leider  entspricht  aber  die  Puiskurve  nicht  immer  der  Intensität  der  Erkran- 
kung und  deshalb  müssen  andere  Zeichen  zur  Beurteilung  des  Falles  heran- 
gezogen werden.  Über  den  Wert  der  Temperatur  in  dieser  Beziehung  stimmt 
Barling  dem  allgemeinen  Urteile  bei,  ebenso  in  bezug  auf  die  Leukocy tose. 
Verstopfung  ist  die  Regel  bei  Appendicitis,  Durchfall  zeigt  in  der  Regel  einen 
schwereren  Fall  an  und  ist  besonders  häufig  bei  „Pelvic  appendicular  Peri- 
tonitis", bei  welcher  auch  Störungen  der  Urinentleerung  vorkommen. 

Bei  der  Operation  im  akuten  Stadium  beschränkt  sich  Barling  nicht 
auf  stumpfe  Durchtrennung  der  Muskeln,  weil  dadurch  zu  wenig  Platz  ge- 
wonnen wird,  sondern  macht  in  der  Regel  eine  3 — 5  Zoll  lange  Inzision  in 
der  rechten  Fossa  iliaca  ca.  1  Zoll  nach  aussen  von  der  Linea  semilunaris. 
Unter  Umständen  gibt  er  der  Inzision  in  der  Mittellinie  (Beckenabszesse)  oder 
durch  Rektum  resp.  Vagina  den  Vorzug.  Bei  der  Eröffnung  eines  „Safe"- 
Abszess  (der  mit  dem  Peritoneum  parietale  verwachsen  ist)  kann  vorsichtig 
nach  der  Appendix  gesucht  werden.  Die  Entfernung  derselben  mit  Rück- 
sicht auf  ein  eventuelles  Rezidiv  soll  aber  nicht  die  Veranlassung  zu  längerem 
Suchen  geben,  denn  Barling  hat  unter  25  Fällen,  bei  denen  die  Appendix 
nicht  entfernt  worden  war,  nur  einen  Rückfall  erlebt.  Wenn  die  freie  Bauch- 
höhle bei  der  Abszesseröffnung  aufgemacht  wurde,  kann  länger  nach  der  Ap- 
pendix gesucht  werden.    Findet  sich  bei  der  Eröffnung  der  Bauchhöhle  serös- 

37* 


580  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

eitrige  Flüssigkeit  oder  dicker  Eiter  zwischen  den  Darmschiingen,  so  beweist 
dies  noch  nicht  das  Vorhandensein  einer  allgemeinen  Peritonitis ;  in  solchen 
Fällen  ist  eine  zweite  Inzision  in  der  Mittellinie  zweckmässig.  Bei  diffuser 
Peritonitis  empfiehlt  Barling  die  Irrigation  und  Ausspülung  der  Bauchhöhle 
mit  heisser  Kochsalzlösung,  aber  ohne  Eventration.  Wenn  die  Appendix  ohne 
längeres  Suchen  entfernt  werden  kann,  soll  dies  geschehen.  Es  fällt  auf, 
dass  Barling  relativ  selten  bei  der  ersten  Operation  die  Appendix  ent- 
fernt hat,  wie  aus  einer  am  Schlüsse  seiner  Arbeit  befindlichen  Tabelle  her- 
vorgeht. 

Payr  (120)  gibt  einen  Überblick  über  den  gegenwärtigen  Stand  der 
Frühoperation  bei  Appendicitis  unter  Berücksichtigung  der  gesamten  Literatur 
der  letzten  Jahre  und  unter  Zugrundelegung  von  12  neuen  Fällen.  Das 
wichtigste  hat  Verf.  am  Schlüsse  seiner  Arbeit  in  sechs  Sätzen  zusammen- 
gefasst. 

Riedel  (139)  hat  im  Laufe  von  6  Monaten  im  ganzen  90  Fälle  von 
Appendicitis  gesehen  und  zwar  4  davon  mit  Perforationsperitonitis,  von  den^ 
2  operiert  wurden  und  starben.  Die  übrigen  86  sind  in  Genesung  begriffen 
oder  schon  geheilt.  Dies  günstige  Resultat  wurde  in  erster  Linie  dadurch 
erzielt,  dass  die  Kranken  rechtzeitig  in  Behandlung  kamen.  72  Kranke 
wurden  im  akuten  Stadium  alsbald  nach  der  Aufnahme  operiert  und  von  ihnen 
litten  62  an  eitrigen,  10  an  serös-eitrigen  Prozessen;  17  wurden  im  inter- 
mediären Stadium  operiert.  Bei  den  62  Kranken  mit  eitrigen  Prozessen  wurde 
42  mal  primär  die  Appendix  entfernt,  20  mal  sekundär  nach  primärer  Abszess- 
eröffnung. Die  Gesamtmortalität  beträgt  nur  2,4  ^/o.  Diese  Besserung  der 
Statistik  ist  in  erster  Linie  darauf  zurückzuführen,  dass  die  Kranken  früher 
eingeliefert  werden.  Zweizeitige  Operationen  sollten  gar  nicht  mehr  vorkommen 
und  Riedel  macht  deshalb  Vorschläge  für  gute  Transportmittel,  die  es  er- 
möglichen, die  Kranken  schon  bei  den  ersten  Anzeichen  in  eine  Klinik  zn 
bringen.  Er  empfiehlt  den  Transport  mit  hölzerner  Trage,  die  von  4—6  Männern 
getragen  und  eventl.  zum  weiteren  Transporte  in  einem  Gepäckwagen  der 
Eisenbahn  übergeben  werden  sollen.  Die  Devise  muss  nicht  mehr  lauten: 
operieren,  wenn  Eiter  vorhanden  ist,  sondern  „operieren,  bevor  Eiter  vor- 
handen ist.^  Deshalb  soll  man  auch  nicht  erst  die  Vermehrung  der  weissen 
Blutkörperchen  abwarten,  bis  man  operiert,  sondern  soll  operieren,  bevor  sie 
sich  vermehren. 

Jaffe  (65)  glaubt,  dass  es  schon  aus  äusseren  Gründen  niemals  mög- 
lich werde,  alle  Fälle  von  Appendicitis  innerhalb  der  ersten  Stunden  zu  ope- 
rieren, dass  man  also  auch  in  Zukunft  die  Frage  der  Operation  bei  aus- 
gebildeter oder  weiter  vorgeschrittener  Krankheit  zu  entscheiden  habe.  In 
diesem  Stadium  alle  Fälle  operieren  zu  wollen,  hält  er  für  ungerechtfertigt 
und  rät  zur  Operation  in  den  Fällen,  bei  welchen  eine  Bauchfellentzündung 
in  der  Ausbreitung  begriffen  ist  und  die  Infektion  fortschreitet. 

Auch  bei  völlig  ausgebildetem  perityphlitischem  Exsudate,  muss  nicht 
immer  und  unverzüglich  operiert  werden,  nämlich  dann  nicht,  wenn  das 
Exsudat  scharf  abgegrenzt,  die  übrige  Bauchhöhle  frei  von  Druckschmerz  ist 
Die  Operation  ist  nämlich  unendlich  einfacher,  wenn  es  zu  einer  eitrigen 
Einschmelzung  des  Exsudates  gekommen  ist,  als  wenn  erst  lange  nach  dem 
Wurmfortsatz  zwischen  den  verbackenen  Därmen  gesucht  werden  muss,  um 
die  Operation  wenigstens  zu  einer  vollständigen  zu  machen. 

G  a  u  d  i  n    (53  a)    referiert    über,   die    Indikationen     der    R  o  u  x^chen 


Brentano,  Verletzungen  und  chimrgiscbe  Krankheiten  des  Darmes.  581 

Schule  bei  der  Operation  der  Appendicitis.  Roux  spricht  der  Frühope- 
ration  jede  Berechtigung  ab;  abwartende  Behandlung  während  den  ersten 
beiden  Tagen  ist  stets  angebracht.  Nach  Ablauf  derselben  kann  ein  etwa 
vorhandener  Abszess  durch  eine  einfache  Inzision  entleert  werden.  Vor  der 
Entwickelung  eines  Abszesses  darf  nur  dann  operiert  werden,  wenn  voraus- 
gegangene Krisen  die  Diagnose  sicher  stellen  oder  der  Patient  unter  ganz 
besonders  günstige  Bedingungen  gebracht  ist. 

Die  Inzision  (ä  chaud)  muss  da  gemacht  werden,  wo  man  am  raschesten 
auf  den  Eiter  kommt.  Niemals  soll  bei  ihr  der  Wurmfortsatz  gesucht,  stets 
aber  drainiert  werden.  Die  Operation  ä.  froid  muss  stets  erstrebt  werden. 
Die  einzige  Indikation  zur  Operation  k  chaud  ist,  wenn  die  Diagnose  sicher 
gestellt  ist  durch  mehrere  vorausgegangene  Anfalle;  man  ist  dann  sicher, 
einen  kranken,  schon  perforierten  Wurmfortsatz  und  resorbierten  Abszess  zu 
finden.  Sonst  soll  man  operieren,  wenn  kein  Eiter  und  keine  Peritonitis  mehr 
besteht  und,  da  im  akuten  Stadium  Peritonitis  zuerst  und  wenige  Stunden 
darauf  auch  Eiter  vorhanden  ist^  so  ist  es  besser,  sich  prinzipiell  in  diesem 
Stadium  der  Operation  zu  enthalten. 

So  früh  zu  operieren,  dass  man  noch  keinen  Eiter  findet  und  keine 
schon  in  die  Bauchhöhle  ausgetretenen  Eolibazillen,  ist  nur  ganz  ausnahmsweise 
möglich  und  deshalb  nicht  als  Regel  hinzustellen. 

An  anderer  Stelle  vertritt  Gandin  (53b)  die  Ansicht,  dass  man  sich 
durch  die  Krankheitssymptome  bei  Appendicitis  leiten  lassen  soll,  ob  man 
operieren  oder  abwarten  soll.  Die  Fälle  variieren  zu  sehr  infolge  der  ver- 
schiedenen Lage  des  Wurmfortsatzes,  um  bestimmte  Vorschriften  aufstellen  zu 
können.  Nach  der  Lage  des  Wurmfortsatzes  richten  sich  auch  die  Symptome, 
vor  allem  die  Beteiligung  des  Peritoneums  und  die  Lokalisationen  sekundärer 


Als  Indikation  für  die  Operation  gelten  dem  Verf.  Unterdrückung  der 
Diurese,  trockene  Zunge,  schlechter  Puls  und  hohes  Fieber,  sowie  schwer  ge- 
störtes Allgemeinbefinden.     Als  lokale  Indikation  gilt  Abszessbildung. 

An  der  Hand  von  86  Fällen  bespricht  Di ddens  (35)  seine  Erfahrungen 
über  Appendicitis;  76  Fälle  kamen  zur  Operation,  10  blieben  unoperiert. 
Von  diesen  letzten  ist  einer  gestorben  an  allgemeiner  Peritonitis.  42  mal 
wurde  im  Anfall  die  Operation  ausgeführt,  22 mal  beschränkte  sich  diese 
Operation  auf  eine  einfache  Abszesseröffnung.  Unter  diesen  22  Fällen  trat 
in  einem  Fall  Exitus  letalis  ein;  6 mal  folgte  Rezidiv,  in  diesen  6  Fällen 
wurde  der  Appendix  im  neuen  Anfall  exstirpiert,  einmal  mit  letalem  Ausgang 
infolge  von  Magenblutung.  Bei  20  im  Anfall  operierten  Patienten  fand  Ap- 
pendektomie statt;  16  genasen,  4  endeten  letal. 

Im  ganzen  sind  also  von  den  42  im  Anfall  operierten  Kranken  36  ge- 
heilt und  6  gestorben.  Im  freien  Intervall  wurde  34  mal  die  Radikaloperation 
ausgeführt  ohne  einen  Todesfall.  Die  Fälle  sind  sämtlich  zur  Heilung 
gekommen  und  haben  keine  Beschwerden  mehr  gehabt.  Zur  Eröffnung  der 
Bauchhöhle  wurde  entweder  der  von  Lennander  angegebene  Schnitt  benutzt 
oder  die  Schnittführung  nach  Wolkowitsch  befolgt. 

Infolge  von  operativen  Schwierigkeiten  blieb  in  einigen  Fällen  ein  Stück 
des  Wurmfortsatzes  im  kleinen  Becken  zurück;  die  nachher  entstandenen 
Fisteln  kamen  erst  durch  eine  zweite  Operation  zur  Heilung,  wobei  die 
Appendixreste  unter  partieller  Resektion  des  Cöcums  entfernt  wurden.  Unter 
den  ernsten  Komplikationen  wird  an  der  Hand  von  zwei  Fällen  Thrombose 


582  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

und  Embolie  von  Mesenterialvenen  und  der  Vena  iliaca  erwähnt;  in  einem 
dieser  Fälle  trat  zwei  Tage  post  op.  Exitus  ein,  wahrscheinlich  infolge  von 
einer  Embolie  im  Lungenkreislauf.  Auch  wurde  ein  Fall  beobachtet  von 
Arrosion  der  Blutgefässe  mit  profuser  Blutung  in  die  Abszesshöhle. 

In  zwei  Fällen  trat  10 — 12  Tage  nach  der  Operation  Thrombose  der 
linken  Schenkelvene  auf. 

Zum  Schluss  wird  Verfs.  Standpunkt  bei  der  Behandlung  der  Appendicitis 
in  folgenden  Sätzen  zusammengefasst: 

1.  Im  akuten  Anfall  müssen  Internist  und  Chirurg  zusammen  die  Be- 
handlung führen. 

2.  Frühoperation  (in  den  ersten  zweimal  24  Stunden)  ist  nur  selten 
indiziert. 

3.  Für  den  Zeitpunkt  der  Operation  im  Anfall  ist  keine  allgemein 
geltende  Regel  aufzustellen;  man  soll  bei  jedem  Fall  streng  individualisieren. 

4.  Bei  der  Operation  im  Anfall  ist  ein  Versuch  zur  Entfernung  des 
Wurmfortsatzes  indiziert. 

5.  Wenn  nach  einem  Anfall  die  Beschwerden  nicht  gänzlich  verschwinden, 
80  ist  hiermit  die  Indikation  zur  Radikaloperation  gegeben.        Goedhuis. 

Römer  (140)  behandelt  in  seinem  Aufsatz  ausführlich  die  pathologisch- 
anatomischen Veränderungen  in  der  kranken  Appendix,  wie  sie  von  Riedel 
in  seiner  bekannten  Arbeit  geschildert  worden  sind.  Als  Tropenarzt  machte 
er  bei  seinen  Obduktionen  die  Erfahrung,  dass  die  im  heissen  Klima  so  über- 
aus häufig  vorkommenden  Darmentzündungen  fast  immer  mit  pathologischen 
Veränderungen  in  der  Appendix  kompliziert  waren.  Es  handelte  sich  in  den 
meisten  Fällen  um  eine  Appendicitis  granulosa.  Auch  beobachtete  er  einige 
Male  typhöse  und  dysenterische  Ulcera,  die  ausschliesslich  im  Wurmfortsatze 
lokalisiert  waren.  Epidemieartiges  Auftreten  wurde  während  eines  Ausbruche 
von  Denguefieber  von  ihm  beobachtet.  Grosser  diagnostischer  und  prognosti- 
scher Wert  wird  der  Leukocytenzählung  nach  Curschmann  und  der  Bestim- 
mung des  Glykogengehaltes  in  den  Leukocyten  beigemessen. 

Römer  beschäftigt  sich  dann  weiter  mit  dem  Zusammenhang  zwischen 
Appendicitis  und  Adnexerkrankungen  und  betont  zumal  die  Menstruations- 
anomalien (Dysmenorrhoe),  die  öfters  die  Folge  einer  Appendicitis  larvata 
sind,  entweder  reflektorisch  oder  entstanden  durch  Übergreifen  der  Entzün- 
dung auf  den  weiblichen  Genitalapparat. 

Weil  die  pathologisch-anatomischen  Diflferenzierung  am  Krankenbette 
nicht  möglich  ist  und  man  niemals  wissen  kann,  ob  man  es  mit  einem 
schweren  oder  leichten  Fall  zu  tun  hat,  ist  Römer  ein  Anhänger  der  Früh- 
operation, d.  h.  innerhalb  der  ersten  24  Stunden  nach  dem  Beginne  der 
Erkrankung.  Goedhuis. 

Rydygiers  (145)  Indikationsstellungen  bei  Appendicitis  haben  sich  im 
Laufe  der  wachsenden  Erfahrungen  wesentlich  geändert.  Verf.  neigt  nämlich 
gegenwärtig  mehr  zu  der  Frühoperation.  Für  ihn  gilt  der  Grundsatz:  Man 
operiere  lieber  einen  Fall  mehr,  als  einen  Fall  zu  wenig.  Er  will  damit 
keinesfalls  ein  unterschiedsloses  Einschreiten  innerhalb  der  ersten  zweimal 
24  Stunden  gefordert  wissen,  verlangt  jedoch  eine  schleunige  Intervention  für 
von  vornherein  schwerer  einsetzende  Fälle,  in  denen  trotz  entsprechender  in- 
terner Behandlung  die  Erscheinungen  in  gleicher  Intensität  bestehen  bleiben. 
Hohe  Pulsfrequenz,  grosse  lokale  Schmerzhaftigkeit,  schwer  kranker  Gesichts- 
ausdruck und   besonders  eine  plötzliche  Temperaturerhöhung  indizieren  eine 


I  BrentaDO,  Verleizangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  583 


) 


unverzügliche  Operation.  Wiewohl  Verf.  die  Vorteile  einer  Operation  ä,  froid 
nicht  verkennt,  ist  er  jedoch  immer  mehr  dahin  gekommen,  sich  in  Fällen, 
die  ins  anfallsfreie  Stadium  hinübergeleitet  werden,  bei  geringster  Steigerung 
der  Symptome  zum  Verlassen  des  abwartenden  Standpunktes  leichter  zu  ent- 
schliessen.  Eine  zuverlässige  Unterstützung  kann  die  Beurteilung  dieser 
Fälle  in  der  Leukocytenzählung  finden.  Zur  Orientierung  über  die  Ausdeh- 
nung des  Exsudates  sei  eine  Rektaluntersuchung  unumgänglich  nötig ;  dieselbe 
unterbleibe  daher  in  keinem  Falle.  Probepunktion  verwirft  Verf.  absolut. 
Was  die  Radikaloperation  ä  chaud  angeht,  so  hält  Rydy gier  dieselbe  bei  Ver- 
dacht auf  multiple  Eiterherde  und  bei  Gangrän  des  Appendix  für  geboten. 
Nur  bei  schlechtem  Allgemeinzustand,  oder  wo  er  das  Eindringen  infektiösen 
Eiters  in  die  freie  Bauchhöhle  fürchtet,  begnügt  er  sich  mit  der  Abszess- 
eröffnung. Drainage  appendicitischer  Douglasabszesse  vom  Mastdarme  aus 
perhorresziert  Rydygier.  Die  Schnittrichtung  macht  Verf.  von  der  Lage  des 
palpablen  Tumors  abhängig ;  im  allgemeinen  bevorzugt  er  einen  Winkelschnitt 
parallel  zum  Darmbeinkamm  und  zur  äusseren  Hälfte  des  Po upart sehen 
Bandes.     Bei  Intervalloperationen  macht  er  die  Inzision  nach  Jalaguier. 

In  betreff  der  Spülungen  bei  allgemeiner  Peritonitis  äussert  sich  Rydygier 
kurz:  „Entweder  gar  nicht  —  oder  reichlich  spülen.^ 

Eine  instruktive  Kasuistik  erläutert  vorstehende  Ausführungen. 

Urbanik  (Krakau). 

Bornhaupts  (18)  Arbeit  liegen  268  Appendicitisfalle  des  Rigaer  Stadt- 
Krankenhauses  (A.  von  Bergmann)  zugrunde,  von  denen  90  im  Intervall 
operiert  worden  sind  (1  f),  102  im  Anfall  (15  f)?  42  unoperiert  blieben, 
32  an  diffuser  Peritonitis  trotz  Operation  zu  gründe  gingen. 

Bei  den  90  Intervalloperationen  konnten  nicht  immer  4—6  Wochen  nach 
der  letzten  Attacke  abgewartet  werden,  da  sich  zuweilen  die  Anfälle  so  rasch 
hintereinander  folgten,  dass  die  Operation  nicht  ohne  das  Leben  zu  gefährden 
hinausgeschoben  werden  konnte.  Fand  sich  zwischen  Adhäsionen  oder  im 
Wurmfortsatz  Eiter,  so  wurde  stets  mit  einem  Gazestreifen  tamponiert. 

Eigentliche  Frühoperationen  sind  nicht  ausgeführt  worden;  die  am  frühe- 
sten Operierten  befanden  sich  am  dritten  Krankheitstage.  Was  über  den 
richtigen  Zeitpunkt  der  Operation,  das  Krankheitsbild  der  einzelnen  Formen 
von  Appendicitis,  die  für  die  Intervalloperation  zu  reservierenden  Fälle  zu 
sagen  ist,  fasst  der  Autor  am  Schlüsse  in  sieben  Thesen  zusammen.  Die 
Krankheitsgeschichten  der  268  Fälle  sind  im  Auszuge  beigefügt. 

Neuhaus  (111)  hat  das  Material  der  König  sehen  Klinik  verarbeitet, 
im  ganzen  162  Fälle  in  etwa  sieben  Jahren.  Wir  finden  in  der  Arbeit  die 
Zusammenstellungen  der  Fälle  zunächst  nach  dem  Alter,  dann  nach  der  Art 
der  vorliegenden  Erkrankungen,  nämlich  a)  zirkumskripte  Perityphlitis  (95  Fälle), 
b)  diffuse  Peritonitis  (34  Fälle),  c)  Intervalloperationen  (21  Fälle),  d)  kompli- 
zierte oder  durch  Besonderheiten  ausgezeichnete  Fälle  (12). 

Von  der  ersten  Gruppe,  den  95  zirkumskripten  Perityphlitiden  wurden 
35  nicht  operiert,  die  alle  geheilt  sind ;  von  diesen  sind  20  Fälle  2 — 5  Jahre, 
7  noch  nicht  2  Jahre  rezidivfrei  geblieben,  von  5  war  keine  Nachricht  zu 
bekommen  und  bei  3  ein  Rezidiv  aufgetreten.  Von  den  operierten  60  Fällen 
zirkumskripter  Perityphlitis  wurde  47  mal  ein  Abszess  eröffnet,  9  mal  gleich- 
zeitig die  Appendix  entfernt,  4 mal  wurde  der  Abszess  nietet  gefunden,  der 
2  mal  später  spontan  durchbrach.  Von  den  60  operierten  Fällen  sind  vier 
gestorben.     Aus   den  Mitteilungen  Neuhaus   geht  hervor,  dass   eigentliche 


584  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Frühoperationen  (in  den  ersten  48  Stunden)  nicht  gemacht  wurden  und  dass 
König  eine  Eröffnung  der  freien  Bauchhöhle  tunlichst  zu  umgehen  sucht 
und  infolgedessen  nicht  sehr  häufig  primär  die  Appendix  zu  entfernen  in  der 
Lage  ist.  Rezidive  nach  einfacher  Abszesseröffnungen  wurden  unter  36  Nach- 
untersuchten 7  mal  konstatiert  und  zwar  innerhalb  von  1  —  2^/2  Jahren.  Vor 
der  Operation  hatten  unter  60  Erkrankten  zehn  schon  vorher  Anfalle.  Von 
34  an  diffuser  Peritonitis  nach  Perityphlitis  Erkrankten  sind  33  operiert  und 
26  gestorben.  Bei  den  im  Intervall  Operierten  (21  Fälle  mit  2  Todesfällen) 
waren  meistens  mehrere  Appendicitisattacken  vorangegangen.  König  wartet 
wenn  möglich  6 — 8  Wochen  nach  völligem  Verschwinden  des  Exsudates  mit 
der  Operation.  Beschreibung  des  Operationsverfahrens.  In  der  IV.  Gruppe 
(komplizierte  Fälle)  werden  zunächst  die  Fistelbildungen  besprochen,  von  denen 
19  beobachtet  wurden,  ausschliesslich  nach  Inzision  perityphlitischer  Abszesse 
entstanden.  Dann  werden  vier  Fälle  von  Appendicitis  im  Bruchsacke  ge- 
schildert und  die  Frage  des  Traumas  als  ätiologisches  Moment  erörtert,  das 
in  fünf  Fällen  in  Betracht  kam. 

Schönwerth  (147)  spricht  zunächst  über  die  Diagnose  des  perityphlitischen 
Abszesses,  die  gestützt  wird  durch  den  Lokalbefund  in  der  Blinddarmgegend. 
Hier  ist  meist  ein  Tumor  zu  fühlen,  dessen  Natur  durch  Schmerzhaftigkeit, 
Perkussionsschall,  Rektaluntersuchung  bestimmt  werden  muss.  Das  Fieber 
zeigt  bei  Abszessbildung  keinen  typischen  Verlauf,  doch  sind  länger  dauernde 
Fieberzustände  mit  vorübergehenden  Remissionen  wahrscheinliche  Zeichen 
eines  Abszesses.  Ebenso  spricht  zunehmende  Pulsfrequenz  und  Kleinheit  des 
Pulses  dafür.  Die  Vermehrung  der  Leukocyten  im  Blute  bildet  nur  einen 
unsicheren  Anhaltspunkt,  ist  aber  nicht  zu  vernachlässigen. 

Die  Eröffnung  des  perityphlischen  Abszesses  geschieht  entweder  von 
aussen  oder  vom  Rektum  oder  Douglas  aus.  Die  Abszesshöhle  wird  drainiert. 
Der  Wurmfortsatz  wird  nur  entfernt,  wenn  es  ohne  die  Gefahr  der  Allgemein- 
infektion der  Bauchhöhle  möglich  ist. 

Hartmann  (61)  führt  zunächst  ein  Beispiel  dafür  an,  dass  auch  die 
vielfach  geleugnete  reine  Typhlitis  vorkommt.  Die  akute  Appendicitis  tritt 
selten  ohne  vorausgegangene  Erscheinungen  ein  und  meist  ist  ein  Kotstein 
die  Ursache  ihrer  Entstehung.  Das  Exsudat,  das  sich  durch  die  Palpation 
nachweisen  lässt,  ist  meist  nichts  anderes  als  das  infolge  der  Entzündung 
mit  seröser  Flüssigkeit  durchtränkte  Netz  und  die  ebenso  veränderten  an- 
liegenden Darmschlingen.  Erst  durch  Einschmelzung  des  infiltrierten  Gewebes 
entsteht  der  Abszess,  dessen  Lage  von  der  Lage  der  Appendix  abhängig  ist. 
Nach  diesen  Vorbemerkungen  spricht  sich  Hart  mann  für  die  Frühoperation 
der  Appendicitis  aus  und  zwar  sollen  für  sie  dieselben  Regeln  gelten,  wie 
für  die  eingeklemmte  Hernie,  die  eine  halbe  Stunde  nach  der  Einlieferung 
operiert  wird. 

Tietze  (155)  hält  die  Operation  bei  Appendicitis  für  nötig  a)  beim 
Vorhandensein  eines  Abszesses,  b)  bei  drohender  Perforation,  c)  bei  be- 
stehender Peritonitis,  schliesst  aber  Septische  von  der  Operation  aus.  Eine 
Diagnose  der  vorliegenden  Art  der  Appendicitis  nach  dem  Sonnenburg- 
schen  Schema  hält  er  in  den  meisten  Fällen  für  ausgeschlossen  und  legt  haupt- 
sächlichen Wert  auf  das  klinische  Bild.  Das  Fehlen  eines  lokalen  Palpations- 
befundes  ist  meist  ein  wichtiges  Zeichen  dafür,  dass  die  Appendix  an  einer 
besonders  ungünstigen  Stelle  liegt.  Nach  jedem  ersten  Anfalle  ist  die  Ope- 
ration zu  empfehlen.     In  der  Diskussion  verneint  von  Mikulicz  die  Frage, 


Brentano,  Verletzungen  und  chirurgische  Ei*ankheiten  des  Daimes.  585 

ob  im  akuten  Anfalle  operiert  werden  müsse.  Wenn  möglich,  müsse  man 
abwarten.  Unter  192  Fällen  hat  er  64  im  Anfall  ohne  Komplikationen  (sämt- 
lich geheilt)  und  24  im  Anfall  mit  Komplikationen  (4  geheilt,  20  gestorben) 
operiert,  von  Mikulicz  legt  besonderen  Wert  auf  die  Schnelligkeit  der  Ent- 
wickelung  und  die  konstante  Progredienz  der  Symptome. 

König  (75)  spricht  sich  für  die  sofortige  Operation  bei  Appendicitis 
aus,  wenn  sichere  Zeichen  progredienter  Peritonitis  eintreten.  Prognostisch 
hält  er  die  PulsbeschaflFenheit  für  das  wichtigste  Symptom  und  stellt  drei 
jugendliche  Individuen  vor,  welche  er  am  4.,  5.  und  9.  Tage  nach  Beginn  der 
akuten  Erscheinungen  operiert  hatte  und  welche  schon  mehr  oder  weniger 
trübes  Exsudat  im  Bauche  hatten  neben  stinkenden  Abszessen. 

Schulz  (149)  veröffentlicht  seine  Erfahrungen  über  Appendicitis,  ohne 
aber  wesentlich  Neues  zu  bringen. 

In  Frankreich  ist  die  Behandlung  der  akuten  Appendicitis  wieder  Gegen- 
stand längerer  Diskussionen  zwischen  den  Pariser  Chirurgen  gewesen. 

Monod  (37)  verteidigt  an  der  Hand  seiner  Statistik  seinen  abwarten- 
den Standpunkt  bei  der  akuten  Appendicitis.  Er  überweist  die  Fälle  dem 
Chirurgen  erst  zur  Exstirpation  des  Wurmfortsatzes  im  freien  Intervall. 

Chaput(37)  tritt  für  die  Frühoperation  bei  Appendicitis  ein  und  zwar 
besonders  aus  dem  Grunde,  weil  unter  dem  Bilde  der  Appendicitis  verlaufende 
Fälle  von  Perforation  typhöser  Geschwüre  als  solche  nicht  diagnostiziert 
werden.  Er  beschreibt  drei  derartige  Fälle,  die  alle  drei  trotz  Operation 
starben,  da  sie  zu  spät  operiert  wurden.  Er  gelangt  zu  folgenden  Schluss- 
sätzen: 1.  Typhöse  und  andere  Darmperforationen  können  völlig  unter  dem 
Bilde  der  Appendicitis  verlaufen.  2.  Bei  jeder  Wurmfortsatzentzündungsope- 
ration soll  man  an  die  Möglichkeit  solcher  Perforationen  denken.  3.  Die- 
selben erklären  eine  grosse  Zahl  der  Todesfälle  bei  Appendicitis  und  beweisen 
4.  dass  man  so  früh  als  möglich  operieren  soll. 

Da  wir  bisher  kein  sicheres  Zeichen  dafür  haben,  ob  eine  Wurmfort- 
satzentzündung leicht  oder  schwer  verlaufen  wird,  so  empfiehlt  Lejars  (37) 
die  Frühoperation.  Von  den  im  akuten  Stadium  operierten  Fällen  hat  er  nur 
diejenigen  mit  allgemeiner  Peritonitis  und  solche,  die  sehr  spät  eingeliefert 
wurden,  verloren.  Ein  zuwartendes  Verhalten  sei  nur  gestattet,  wenn  der 
Patient  unter  ständiger  Beobachtung  stehe  und  bei  dem  kleinsten  ungünstig- 
sten Zeichen  sofort  operiert  werden  könne.  Übrigens  hat  Lejars  selbst  ver- 
zweifelte Fälle  allgemeiner  eitriger  Peritonitis   nach  Operation  heilen  sehen. 

Terrier  (37)  teilt  seine  Fälle  von  Appendicitis  ein  in 

1.  solche,  die  sofort  operiert  werden  müssen, 

2.  solche,  die  im  akuten  Stadium  operiert  wurden, 

3.  solche,  die  im  freien  Intervall  operiert  wurden. 

Im  Laufe  der  Jahre  1900 — ^^1902  starben  von  den  ersten  von  39  Ope- 
rierten 4;  von  den  im  akuten  Stadium  operierten  von  17  1;  von  den  im 
freien  Intervall  operierten  von  61  1. 

Delbet  (37)  operiert  bei  akuten  Erkrankungen  des  Wurmfortsatzes 
nur  in  den  verzweifelten  Fällen.  Ein  grosser  Teil  der  im  akuten  Stadium 
operierten  Patienten  starben  an  den  Folgen  der  Operation,  nicht  an  der 
Schwere  der  Erkrankung.  Delbets  statistische  Angaben  sind  äusserst  un- 
genaue, so  dass  er  selbst  denselben  keinen  Wert  beilegt.  Er  will  auch  die 
Bauchbrüche  nicht  unterschätzt  wissen,  welche  nach  der  Operation  im  akuten 
Stadium  in  der  grössten  Mehrzahl  der  Fälle  auftreten. 


586  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Quenu  (37)  bespricht  das  Krankheitsbild  der  Sepsis  bei  Appendicitis. 
Die  septischen  Erscheinungen  können  die  allerschwersten  sein,  ohne  dass  das 
Peritoneum  schon  beteiligt  zu  sein  braucht.  Auch  ergibt  die  mikroskopische 
Untersuchung  des  Wurmfortsatzes  derartiger  schwerer  Fälle  nur  Verände- 
rungen in  der  Mukosa.  Betroffen  von  der  Erkrankung  werden  Patienten, 
welche  durch  vorhergehende  Erkrankungen  der  neuen  Infektion  gegenüber 
nicht  widerstandsfähig  genug  sind.  Die  Prognose  ist  nur  dann  günstig,  wenn 
der  Wurmfortsatz  innerhalb  der  ersten  24  Stunden  entfernt  wird. 

Tuffier  (37)  bemerkt,  dass  bei  der  Operation  der  zu  Sepsis  neigenden 
Appendicitiden  neue  Keime  in  den  Kreislauf  übergehen  und  so  den  ungünstigen 
Ausgang  mit  verursachen. 

Mignon(37)  gelangt  zu  folgenden  Grundsätzen  bei  der  Behandlung  der 
Wurmfortsatzentzündung:  Er  operiert  stets  und  so  schnell  als  möglich  bei 
Appendicitis  mit  Peritonitis,  ebenso  Fälle  mit  Exsudat  auf  der  rechten 
Darmbeinschaufel ;  er  operiert  die  leichten  Appendicitiden,  sobald  die  Diagnose 
feststeht. 

Jean-Roger  (67)  hat  unter  25  Operationen  ä  chaud  drei  Todesfälle 
gehabt,  von  denen  zwei  Kranke  mit  schwerster  Peritonitis  betrafen,  einer  sm 
einer  gangränösen  Psoitis  zugrunde  ging.  Er  ist  ein  eifriger  Fürsprecher  der 
Frühoperation. 

Ochsner  (114)  hält  für  das  wichtigste  bei  der  Behandlung  der  akuten 
Perityphlitis  die  absolute  Ruhigstellung  des  Darmes,  welche  er  nicht  nur  durch 
Opium,  sondern  durch  Vermeidung  jeder  Aufnahme  von  Flüssigkeit  und  Nah- 
rung per  OS  erstrebt.  Um  jede  peristaltische  Bewegung  des  Dünndarmes  zn 
hindern,  spült  er  ausserdem  bei  Beginn  der  Erkrankung  den  Magen  ans. 
Ausserdem  werden  Nährklystiere  gegeben.  Verfasser  schränkt  bei  dieser 
Behandlung  die  Frühoperation  nicht  ein,  glaubt  aber  ihre  Chancen  zu  ver- 
bessern, da  auf  diese  Weise  das  Weitergehen  des  Entzündungsprozesses  ver- 
mieden würde. 

Jacobson  (64)  erläutert  an  der  Hand  von  Beispielen,  dass  die  Sym- 
ptome der  Appendicitis  in  keiner  Weise  einen  Schluss  auf  die  pathologischen 
Verhältnisse  am  Wurmfortsatz  gestatten  und  dass  oft  schon  im  ersten  Beginn 
der  Erkrankung  sich  sehr  ausgedehnte  Veränderungen  daselbst  finden.  Er 
rät  deshalb  in  jedem  Fall  zur  operativen  Behandlung,  welche  im  ersten  Fröh- 
stadium  die  besten  Chancen  bietet. 

Wabben  (156)  rät  zur  Frühoperation  in  den  ersten  Tagen,  andernfalls 
zur  Exstirpation  des  Proc.  vermif.  im  freien  Intervall.  Bei  schlechtem  All- 
gemeinbefinden durch  Peritonitis  wartet  Verf.  bis  zur  Hebung  der  Körper- 
kräfte durch  Analeptica. 

Lucas-Championniere  (89)  bringt  in  seinem  Artikel  nichts  wesent- 
lich Neues  vor.  Er  spricht  ausführlich  über  die  grosse  MeinungsTerschieden- 
heit  in  der  Behandlung  der  Appendicitis:  exspektativ  oder  chirurgisch.  £r 
selbst  rät  in  allen  Fällen  zum  sofortigen  chirurgischen  Eingriff,  da  man  nie- 
mals den  Ausgang  der  Krankheit  voraussehen  könne.  Wird  aber  innerliche 
Behandlung  eingeschlagen,  so  sollen  Abführmittel  und  kein  Opium  g^eben 
werden.  Denn  handle  es  sich  nur  um  Obstipation,  die  oft  sehr  schwer  tob 
Appendicitis  zu  unterscheiden  wäre,  so  würde  durch  Opium  erst  eine  Appendi- 
citis infolge  der  stärkeren  Kotstauung  hervorgerufen.  Nach  Lucas-Cham- 
pionni^re  soll  die  Appendicitis  eine  neue  Krankheit  sein,  die  in  ein» 
grossen  Epidemie  aufgetreten  ist.    Für  die  Operation  rät  Verf.  zum  seitlichen 


Brentano,  Yerletzangen  und  chirnrgisohe  Krankheiten  des  Darmes.  587 

Bektnsrandschnitt.     In  Torhandenen   Abszessen  soll  man  den   Wurmfortsatz 
nur  entfernen,  wenn  es  ohne  Schwierigkeit  möglich  ist. 

Karl  Beck  (9)  weist  mit  Recht  auf  die  absolute  Unzuverlässigkeit  der 
klmischen  Symptome  hin,  wenn  es  gilt,  den  anatomischen  Zustand  der  Appendix 
za  beurteilen.  Das  hängt  zunächst  mit  der  yariabelen  Lage  derselben  zusammen. 
Dem  Mac  Burneyschen  Punkte  entspricht  schon  deshalb  nicht  immer  die  Lage 
der  Appendix,  weil  die  Lage  des  Goecum  vielfachem  Wechsel  unterworfen  ist 
und  die  Ursprungsstelle  der  Appendix  selbst  vielfach  variiert.  Verf.  beschreibt 
nun  die  Entstehtmg,  das  klinische  Bild  und  den  pathologischen  Befund  der 
A.  Simplex,  femer  die  spontanen  Heilungen  und  die  Ursachen  späterer  Rezi- 
dive oder  eines  besonders  schweren  Verlaufes.  In  31  ^/o  seiner  Fälle  waren 
akute  Anfalle  vorausgegangen.  Dann  behandelt  er  in  gleicher  Weise  die 
A.  gangraenosa  (19  ^/o  seiner  Fälle),  an  Beispielen  nachweisend,  wie  trügerisch 
das  klinische  Bild  sein  kann  und  wie  geringfügig  die  Symptome  selbst  nach 
erfolgtem  Eiterdurchbruche. 

An  der  Hand  von  zahlreichen  eigenen  Erfahrungen  wird  dann  das  wechsel- 
ToUe  Bild  der  chronischen  Appendicitis  beschrieben  und  der  letzte  Teil  der 
Arbeit  der  Beschreibung  des  Operationsverfahrens  gewidmet. 

Mac  Dougall  (38)  betont  zunächst  die  Zunahme  der  Häufigkeit  und 
der  Schwere  der  Erkrankung,  die  ihm  aus  einem  Vergleiche  der  H.  Bar t ho- 
lomews  Hospital -Berichte  aus  den  Jahren  1882,  1883  und  1884  und  den 
von  1899,  1900  und  1901  hervorzugehen  scheint.  Dort  fand  er  79  Fälle  von 
Typhlitis  und  Peritonitis  erwähnt  mit  23  Todesfällen,  von  denen  vermutlich 
sogar  ein  grosser  Teil  mit  Appendicitis  gar  nicht  zusammenhing,  hier  328  Fälle 
von  Perithyphlitis  und  Appendicitis,  von  welchen  38  starben.  Femer  scheinen 
ihm  die  Zahl  der  Rückfälle  häufiger  geworden  und  auffallend  viel  Familien- 
erkrankungen vorzukommen. 

Auf  Grund  seiner  neuerdings  gemachten  Erfahrungen  ist  Mac  Dougall 
zwar  kein  unbedingter  Anhänger  der  Operation  in  allen  Fällen,  glaubt  aber, 
dass  in  gewissen  Ausnahmefallen  das  Leben  nur  durch  einen  chirurgischen 
Eingriff  erhalten  werden  kann.  Er  nimmt  als  Regel  an,  dass  der  Fall  um  so 
schwerer  ist,  je  akuter  sein  Anfang,  besonders  wenn  z.  B.  ein  Schüttelfrost 
die  Bauchschmerzen  begleitet  oder  ihnen  vorausgeht.  Der  Schmerz,  der  von 
grosser  Heftigkeit  sein  kann,  ist  anfangs  nicht  immer  in  der  rechten  Seite 
lokalisiert,  aber  meist  von  lokaler  Muskelspannung  begleitet.  Eingezogener 
harter  Leib  weist  immer  auf  eine  schwere  Erkrankung  hin;  doch  bleibt  dies 
Phänomen  meist  nicht  lange  bestehen,  namentlich  wenn  Opium  verabfolgt  ist, 
weil  sich  dann  die  Darmschlingen  meteoristisch  blähen.  Verf.  äussert  sich 
dann  weiter  über  die  übrigen  Symptome  der  akuten  Appendicitis  und  ihre 
Bedeutung  bei  der  Beurteilung  des  Falles  bezügl.  der  Prognose  und  eines 
evenÜ.  sofoFtigen  Eingriffes,  bespricht  die  Differentialdiagnose,  die  Behand- 
lung und  Operation,  ohne  aber  wesentlich  Neues  zu  bringen. 

South  am  (152)  gibt  eine  Zusammenstellung  weiterer  50  operierter  und 
geheilter  Fälle  von  rezidivierender  Appendicitis  nach  ihrem  Alter,  dem  Ge- 
schlecht, der  Zahl  der  vorausgegangenen  Anfälle,  dem  Zustand  und  dem  Inhalt 
der  Appendix.  Li  11  Fällen  fand  sich  noch  eine  zirkumskripte  Eiterung  um  die 
Appendix,  die  4  mal  so  geringfügig  war,  dass  sie  vor  der  Operation  nicht  zu 
erkennen  war.  In  3  Fällen  war  die  Eröffnung  eines  Abszesses  vorausgegangen. 
In  einigen  Fällen,  wo  ausgesprochene  Veränderungen  der  Appendix  gefunden 
wurden,    bestanden   gar   keine  oder  nur  ganz  geringe    klinische  Symptome. 


588  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil 

Dies  erklärte  sich  aus  der  Lage  des  Wurmfortsatzes,  der  hinter  dem  Coecum 
gelegen  war. 

Romme  (141)  bespricht  eine  Arbeit  von  Lesneur,  in  welcher  die 
Symptomatologie  und  Diagnose  der  tuberkulösen  Appendicitis  behandelt  wird. 
Lesueur  fand  unter  500  Autopsien  von  Tuberkulösen  144  Fälle,  in  welchen 
die  Appendix  von  der  Tuberkulose  ergriffen  war  und  zwar  bestand  beinahe 
immer  (132  mal)  auch  tuberkulöse  Enteritis.  Trotzdem  die  Appendix  oft 
auf  das  schwerste  verändert  war,  bestanden  meist  während  des  Lebens  keine 
Symptome,  die  auf  die  Erkrankungen  hinwiesen.  Nur  2  mal  unter  145  Fällen 
war  intra  vitam  die  Diagnose  auf  Appendicitis  gestellt  worden  und  1  mal  war 
eine  tötliche  Peritonitis  infolge  von  Perforation  der  tuberkulösen  Appendix 
entstanden.  Da  die  gewöhnliche,  von  Kolibazillen  und  Streptokokken  her- 
vorgerufene Appendicitis  bei  Tuberkulösen  durchaus  nicht  selten  ist,  so  wird 
man  in  der  Mehrzahl  der  Fälle,  in  welchen  Erscheinungen  von  Appendicitis 
bei  Tuberkulösen  auftreten,  eher  an  eine  solche,  als  eine  tuberkulöse  Appen- 
dicitis denken  müssen,  deren  sichere  Diagnose  somit  meist  erst  durch  mikro- 
skopische Untersuchung  nach  der  Operation  gestellt  werden  kann. 

Aus  der  russischen  Literatur  konnte  Oppel  (116)  10  Fälle  von  tuber- 
kulösen Tumoren  des  Blinddarmes  zusammenstellen,  denen  er  noch  5  weitere 
Beobachtungen  hinzufügt.  In  11  Fällen  konnten,  dem  Auftreten  des  Ileo- 
coekaltumor  vorangegangene,  Anfälle  von  Appendicitis  nachgewiesen  werden. 
—  Der  tuberkulöse  Ileocoekaltumor  ist  ein  sekundäres  Leiden.  Er  tritt 
meistens  auf  bei  Leuten,  die  an  einer  nicht  besonders  hochgradigen  Lungen- 
tuberkulose leiden.  Bei  diesen  Kranken  erscheint  die  Appendicitis  als  prä- 
disponierendes Moment  für  die  tuberkulöse  Affektion  des  Coecums.  —  Was 
die  Therapie  anlangt,  so  soll  man  streng  individualisiere.  Ist  der  Tumor 
klein  und  beweglich,  so  soll  man  resezieren.  Ist  eine  Resektion  nicht  aus- 
führbar, so  soll  eine  Darmausschaltung  gemacht  werden. 

Ho  hl  b  eck  (St.  Petersburg). 

Federmann  (46)  hat  ca.  200  Fälle  von  Perityphlitis  bezüglich  des 
Verhaltens  der  Leukocyten  untersucht  und  zwar  mit  besonderer  Rücksicht 
auf  die  jedesmal  vorliegende  Form  der  Krankheit  vom  pathologisch -anato- 
mischen Standpunkte  aus,  d.  h.  a)  der  Perityphlitis  ohne  Beteiligung  des  Peri- 
toneums aber  mit  serös-fibrinöser  Exsudation,  b)  der  Perityphlitis  mit  zirkum- 
skripter eitriger  Peritonitis,  c)  der  Perityphlitis  mit  freier  fortschreitender 
Peritonitis.  In  der  vorliegenden  Arbeit  verbreitet  sich  der  Verf.  nur  über  die 
letztgenannte  Form  und  behandelt  zunächst  das  Wesen  und  die  Bedeutung 
der  Leukocytose  bei  infektiösen  Baucherkrankungen  überhaupt. 

Aus  den  Beobachtungen  Federmanns  geht  als  Hauptgrundsatz  her- 
vor, dass  wir  eine  Leukocytose  als  Ausdruck  der  Reaktion  des  Organismus 
auf  die  Infektion  aufzufassen  haben,  gleichwie  die  Temperatursteigerung  oder 
ein  am  lokalen  Herd  entstandenes  Exsudat.  Die  Leukocytose  ist  abhängig 
von  der  Infektionsintensität,  der  Reaktionskraft  des  Organismus  und  den 
örtlichen  Bedingungen,  unter  denen  die  Infektion  zur  Wirkung  gelangt.  Eine 
im  Beginne  einer  infektiösen  Erkrankung  hohe  Leukocytose  ist  als  der  Aus- 
druck einer  schweren  Infektion  anzusehen,  aber  nicht  beweisend  für  das  Vor- 
handensein von  Eiter  am  lokalen  Herd,  da  ein  grosser  Teil  der  Leukocyten 
nicht  zur  Neutralisation  der  lokalen,  sondern  der  im  Blute  kreisenden  Gifte 
dient.  Die  Bedeutung  der  Leukocytose  wächst  demgemäss,  je  mehr  der 
Prozess  fortschreitet  und  vor  allem  verdient  die  Leukocytenkiu-ve,   d.  h.  das 


Brentano,  Yerletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  589 

Steigen  oder  Fallen  der  Lenkocjtose  Beachtung,  weil  sich  dadurch  das  Fort- 
schreiten oder  Zurückbilden  des  pathologischen  Prozesses  verfolgen  lässt. 

Die  Grundlage  für  die  Feder  mann  sehen  Untersuchungen  bilden 
21  Fälle  Ton  freier  fortschreitender  Peritonitis,  bei  denen  von  vornherein 
keine  wirksame  Abkapselung  zu  stände  kam.  20  davon  wurden  operiert,  einer 
starb  ohne  Operation.  Gesamtmortalität  33V3®/o.  Unter  Berücksichtigung 
des  Zeitpunktes  der  Operation,  des  Verlaufes  und  der  Leukocytenzahl  ergibt 
sich  eine  Kurve  mit  folgendem  Charakter: 

1.  Die  freie  fortschreitende  Wurmfortsatzperitonitis  verläuft  unter  einer 
typischen  Kurve. 

2.  Diese  Kurve  hat  einen  ansteigenden  Teil,  einen  Höhepunkt  und  einen 
absteigenden  Teil. 

3.  Sie  variiert  je  nach  der  Intensität  der  Infektion,  behält  aber  ihren 
Charakter  stets  bei. 

Besonders  auffallend  ist  der  ausserordentlich  rapide  Anstieg  der  Leuko- 
cytose  innerhalb  der  ersten  24  Stunden,  die  bis  zu  28000  und  darüber 
reichen  kann. 

Eine  Ausnahme  von  dieser  letzten  Regel  macht  nur  die  Infektion  mit 
einer  ;,übertötlichen^  Infektionsdosis,  bei  der  überhaupt  keine  Reaktion  des 
Organismus  stattfindet,  die  unter  dem  Bilde  der  peritonealen  Sepsis  verläuft, 
aber  selten  zu  sein  scheint.  In  allen  anderen  Fällen  entspricht  die  Schwere 
der  Infektion  der  Schnelligkeit  mit  der  sich  die  Leukocytose  entwickelt  und 
hohe  Werte  erreicht,  andererseits  aber  fällt  bei  schwerer  Infektion  die  Leuko- 
cytose rascher  zur  Norm  und  darunter,  so  dass  schon  nach  24  Stunden 
subnormale  Zahlen  angetroffen  werden.  Eine  bis  zum  Tode  ansteigende 
Leukocytenkurve  hat  Verf.  aber  auch  in  einem  Falle  beobachtet.  Feder- 
mann bespricht  dann  das  Symptomenbild  der  freien  fortschreitenden  Peri- 
tonitis und  die  Bedeutung  der  Leukocytose  bei  der  Unterscheidung  einer 
freien  Peritonitis  und  eines  mechanischen  Ileus  und  der  Bestimmung,  ob  eine 
freie  oder  beschränkte  Peritonitis  vorliegt.  Der  inkomplizierte  Darmverschluss 
übt  im  Gegensatz  zu  Peritonitis  keinen  erkennbaren  Einfluss  auf  die  Leuko- 
cytosevermehrung  aus  und  ist  deshalb  im  ersten  Beginne  beinahe  stets  von 
einer  Peritonitis  zu  unterscheiden.  Anders  liegt  die  Möglichkeit  der  Unter- 
scheidimg,  ob  eine  gutartige  Perforation  vorliegt,  die  zu  rascher  und  defini- 
tiver Abkapselung  führt  oder  eine  bösartige  Perforation  mit  Neigung  zu 
progredient  fibrinös-eitriger  Peritonitis,  denn  diese  ist  in  den  ersten  48  Stunden 
nicht  aus  der  Leukocytose  zu  stellen. 

Nach  den  ersten  beiden  Tagen  pflegt  die  Leukocytenkurve  bei  gut- 
artigem Verlaufe  zu  sinken  und  gleichzeitig  pflegen  sich  die  bedrohlichen  Sym- 
ptome zurückzubilden ;  wenn  dies  bei  sinkender  Leukocytenkurve  hingegen 
nicht  geschieht,  so  deutet  der  Abfall  der  Kurve  eine  Allgemeinvergiftung  des 
Organismus  an.  Findet  man  nach  dem  vierten  Tage  noch  hohe  Leukocyten- 
zahlen  (über  20000)  und  schwerste  klinische  Symptome,  so  handelt  es  sich 
mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  um  mangelhafte  Abkapselung  mit  Tendenz  zur 
Propagation  und  schleunige  Operation  ist  dringend  geboten. 

Hohe  Leukocytose  am  Ende  der  ersten  Woche  oder  noch  später  deutet 
auf  mehr  oder  weniger  abgekapselte  Abszesse  hin. 

Hohe  Leukocytose  ist  also  von  günstiger  prognostischer  Bedeutung.  Bei 
glattem  Verlauf  nach  der  Operation  pflegt  die  Leukocytenkurve  entweder 
sofort  oder  in  3 — 4  Tagen  zur  Norm  abzufallen,   bei  bestehender  Retentipn 


590  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    II.  Teil. 

steigt  sie  wieder  zn  hohen  Werten  an,  beim  Vorhandensein  von  sekundäre 
Abszessen  steigt  die  Knrve,  die  niedrig  war,  allmählich  wieder  an.  Die  an 
fortschreitender  Peritonitis  gestorbenen  Fälle  hatten  alle,  mit  einer  Ausnahme, 
niedrige  Leukocytenzahlen  (10 — 12000),  blieben  sie  etwas  länger  am  Leben, 
so  wurde  auch  eine  bis  zum  Tode  ansteigende  Leukocytose  bei  subnormaler 
Temperatur  beobachtet. 

21  Krankengeschichten. 

Weitere  Beiträge  zur  Frage  der  Leukocytose  liefert  Stadler  (153)  aus 
der  Leipziger  medizinischen  Klinik  auf  Grund  von  70  Untersuchungen.  Er 
fand  in  der  Mehrzahl  der  mit  Exsudatbildung  einhergehenden  Fälle  von  Peri- 
typhlitis eine  Vermehrung  der  weissen  Blutkörperchen.  Von  der  Natur  der 
Exsudatbildung,  von  der  Intensität  des  Entzündungsprozesses,  femer  der  Neigung 
zum  Fortschreiten  hängt  im  wesentlichen  der  Grad  der  Leukocytose  ab.  Eine 
Vermehrung  über  23000  ist  bei  nicht  eitrigen  Prozessen  niemals  beobachtet 
worden.  Ist  Eiterung  eingetreten,  so  hebt  sich  die  Leukocytenzahl  auf  sehr 
hohe  Werte  und  hält  sich  in  der  Folgezeit  mit  nur  geringen  Schwankungen 
auf  gleicher  Höhe  oder  steigt  weiter.  Ein  nur  einmaliges  Überschreiten  von 
25000  spricht  für  das  Vorhandensein  von  Eiter,  ebenso  längeres  Verharren 
auf  21 — 22000.  Für  die  Diagnose  der  Abszessbildung  übertrifft  die  Leuko- 
cytose alle  übrigen  Symptome  an  Bedeutung.  Auch  nach  erfolgter  Abszess- 
eröffnung liefert  dieselbe  einen  ausgezeichneten  Massstab  dafür,  ob  die  Eiter- 
entleenmg  eine  vollständige  war  oder  nicht.  Auch  für  die  Differentialdiagnose 
zwischen  Abszess  und  Neubildung  in  der  Gynäkologie  ist  die  Beachtung  der 
Leukocytose  von  hohem  Werte. 

Bei  alten  abgekapselten  Abszessen  lässt  die  Leukocytose  im  Stiche.  Die 
Art  der  Eitererreger  übt  keinen  Einfluss  aus  auf  das  Verhalten  der  weisse 
Blutkörperchen.  Beim  Eintritt  einer  allgemeinen  eitrigen  Peritonitis  fallt  die 
Leukocytenzahl  meist  rasch  ab  und  bei  foudroyanter  Peritonitis  bleibt  über- 
haupt eine  Vermehrung  aus,  so  dass  wir  mit  Küttner  aus  der  Höhe  der 
Leukocytose  einen  Massstab  für  die  Widerstandskraft  des  Organismus  ge- 
winnen. 

Goetjes  (55)  hat  in  40  Fällen  von  Blinddarmentzündungen  die  syste- 
matische Zählung  der  weissen  Blutkörperchen  vorgenommen  und  hat  in  80®/o 
der  Fälle  ein  positives,  in  20^/o  ein  negatives  Resultat  bekommen.  Goetjes 
resümiert:  Bei  einer  dauernden  hohen  Leukocytose  (20—30000)  ist  allemal 
auf  einen  eitrigen  Prozess  zu  seh  Hessen,  wenn  nicht  sonstige,  Leukocytose 
erregende  Komplikationen  vorhanden  sind.  Zeigt  sich  bei  einer  Perityphlitis 
mit  schweren  klinischen  Erscheinungen  eine  normale  oder  geringe  Leuko- 
cytose, so  ist  dies  als  ein  Signum  malum  aufzufassen.  Diese  Behauptangen 
gelten  nur  für  die  Fälle,  in  denen  ein  zirkumskripter  Abszess  vorliegt.  Bei 
einer  diffusen  Peritonitis  verliert  die  Leukocytenzahlung  ihre  Genauigkeit,  ab- 
gesehen davon,  dass  vorhandene  hohe  Zahlen  eine  günstigere  Prognose  er- 
lauben. Goetjes  sieht  also  in  der  Leukocytenzahlung  im  Verein  mit  den 
anderen  klinischen  Symptomen  in  den  meisten  Fällen  ein  nicht  zu  unter- 
schätzendes Hilfsmittel  bei  der  Beurteilung  der  Schwere  und  Bedeutung  des 
vorliegenden  Falles. 

Gazin  und  Gros  (28)  beschreiben  zunächst  das  beste  Verfahrt!  zur 
Blutkörperchenzählung  und  geben  dann  eine  kurze  Übersicht  über  die  Ge- 
schichte der  Leukocytenzahlung  bei  eitrigen  Prozessen,  dabei  Hayem  das 
Prioritätsrecht  vor  Curschmann  zusprechend.     Im  übrigen   bestätigen  sie 


Brentano,  Yerleiznngen  and  chirnrgiscbe  Krankheiten  des  Darmes.  591 

das,  was  schon  Curschmann  und  nach  ihm  viele  andere  deutsche  Autoren 
über  den  Wert  der  Leukocytenzählung  gesagt  haben. 

Gerngross'  (54)  Mitteilungen  über  den  Wert  der  Leukocytenzählung 
beruhen  auf  der  Untersuchung  von  20  Fällen.  Verf.  bestätigt  im  allgemeinen 
die  Curschmann  sehe  Theorie,  fand  aber  in  vereinzelten  Fällen  auch  mehrere 
Tage  anhaltende  beträchtliche  Vermehrung  der  Leukocytenzahl,  ohne  dass  der 
betreffende  Patient  zur  Operation  kam.  Er  sieht  in  dem  Curschmann- 
schen  Verfahren  eine  wirksame  Stütze  der  Diagnose ,  aber  keine  sichere  In- 
dikation für  oder  gegen  die  Operation. 

Der  Wert  der  Leukocytose  wird  auch  von  Pariser  Ärzten  anerkannt. 
Barth  (7)  hält  die  systematische  Zählung  der  weissen  Blutkörperchen  bei 
der  Appendicitis  für  bedeutungsvoll  bei  der  Beurteilung  der  Krankheit.  Gleich- 
zeitig macht  er  auf  eine  Beteiligung  der  Leber  bei  der  Entzündung  der  Ap- 
pendix aufmerksam,  die  möglicherweise  der  Ausgangspunkt  einer  „appendi- 
kulären  Cirrhose"  sei  und  nach  Dieulafoy  durch  toxische  Produkte  her- 
vorgerufen werde. 

Sauerbruch  (146)  äussert  sich  über  den  Wert  der  Leukocytose  unge- 
fähr in  demselben  Sinne  wie  Curschmann  und  Federmann  und  hält  sie 
für  ein  wertvolles  Mittel,  den  richtigen  Zeitpunkt  für  die  Operation  zu  er- 
kennen. 

Die  Beobachtungen  Wassermanns  (161)  an  weiteren  18  Fällen  von 
Appendicitis  bestätigen  das,  was  dieser  Autor  bereits  früher  (Münchener  med. 
Wochenschrift,  1902,  Nr.  17  u.  18)  veröffentlicht  hat.  Der  positive  Ausfall 
des  Cur  seh  mann  sehen  Symptoms  erwies  sich  wichtiger  als  die  Frequenz 
des  Pulses  und  das  Verhalten  der  Temperatur,  während  der  negative  Ausfall 
zuweilen  bei  besonders  schweren  Fällen  gefunden  wurde,  oder  solchen  mit 
allseitig  fester  Abkapselung  des  Abszesses,  also  nicht  die  hohe  diagnostische 
Bedeutung  hatte,  wie  der  positive. 

Emil  Müller  (109)  teilt  einen  Fall  von  Appendicitis  mit  bei  einem 
32  jährigen  Manne.  Derselbe  begann  mit  einer  starken  Temperatursteigerung, 
aber  als  er  in  Behandlung  kam ,  fiel  die  Temperatur  gleich  und  war  später 
nur  einzelne  Abende  38,2 — 38,3.  Der  Harn  enthielt  einige  Tage  kein  Albumin, 
andere  Tage  gab  er  hin  und  wieder  sogar  recht  starke  Albuminreaktion.  Im 
ganzen  genommen  wird  man,  sagt  Verf.,  nach  allgemeiner  klinischer  Betrach- 
tung den  Verlauf  für  leicht  ansehen.  Dagegen  zeigte  die  Blutuntersuchung 
eine  stetig  gleichraässig  steigende  Menge  weisser  Blutkörperchen,  am  10.  Tage 
26,250  erreichend.  Auf  diese  Indikation  hin  wurde  am  11.  Tage,  wo  die  An- 
zahl der  weissen  Blutkörperchen  19,300  betrug,  Laparotomie  gemacht;  der 
Processus  vermiformis  lag  in  frische  Adhärenzen  eingebettet,  derselbe  wurde 
exstirpiert,  es  fand  sich  kein  Eiter.  Sutur,  keine  Drainage.  Tod  unter  steigen- 
der Temperatur  und  Anurie  IV«  Tage  nachher.  Im  Processus  vermiformis 
wurde  Schwellung  und  Injektion  der  Schleimhaut  gefunden.  Bei  der  Sektion 
wurde  nirgends  Eiter  gefunden.  Schaldemose  (Kopenhagen). 

Rehn  (134)  spricht  der  Leukocytenzählung  jeden  Wert  für  die  Behand- 
lung der  Appendicitis  ab  und  hält  die  Methode  sogar  für  gefährlich,  weil  sie 
dazu  führen  kann,  den  richtigen  Augenblick  zum  Eingreifen  zu  verpassen. 

Rehn  (135)  weist  auf  Grund  seiner  reichen  Erfahrung  nach,  dass  das 
Cur  seh  mann  sehe  Verfahren  der  Blutkörperchenzählung  nicht  nur  über- 
flüssig, sondern  geradezu  gefährlich  sei,  weil  es  dazu  führe,  den  günstigsten 
Zeitpunkt  zur  Operation  zu  verpassen.     Rehn  fand  ferner  bei  nur  geringer 


592  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    11.  Teil. 

Vermehrung  der  Lenkocytenzahl  schon  beträchtliche  Eitermengen  im  Bauche, 
die  sich  durch  die  bekannten  klinischen  Symptome  verraten.  Curschmanns 
Lehre  von  einem  serösen  Exsudat  bekämpft  Rehn  mit  Recht  auf  das  ent- 
schiedenste. Das,  was  Curschmann  als  solches  anspricht,  ist  verdicktes 
Netz  und  serös  durchtränkte  und  deshalb  geschwollene  Darmwand.  Die  seröse 
Exsudation,  welche  sich  als  Vorstadium  der  eitrigen  in  der  freien  Bauchhöhle 
findet,  ist  nicht  palpabei.  „Weder  die  Eiterung  im  Wurmfortsatz ,  noch  die 
akute  eitrige  Peritonitis,  weder  die  lokalisierte,  noch  die  fortschreitende 
Eiterung,  geschweige  denn  die  akute  Sepsis  ohne  Eiterung  ist  mit  Hilfe  der 
Blutkörperchenzählung  so  frühzeitig  zu  erkennen,  wie  es  notwendig  ist/'  Am 
Schlüsse  der  Rehn  sehen  Mitteilung  wird  der  Leukocytenbefund  von  19  ope- 
rierten Fällen  zusammengesteDt ,  aus  dem  die  Richtigkeit  der  Rehn  sehen 
Behauptung  hervorgeht. 

E  coli  es  (40)  bespricht  zuerst  die  Appendicitis  in  der  Schwangerschaft 
Er  weist  darauf  hin,  dass  die  Verstopfung  und  die  Verdauungsstörungen  ein 
prädisponierendes  Moment  sind  und  rät,  in  den  ersten  vier  Monaten  ohne 
Rücksicht  auf  den  drohenden  Abort  zu  operieren,  da  eine  Abszessbildung 
gefährlicher  ist  und  der  Abort  leicht  zu  verlaufen  pflegt.  Vom  vierten  Monat 
ab  ist  die  Gefahr  grösser,  da  der  Uterus  das  kleine  Becken  überragt  und 
dem  Proc.  vermif.  anliegen  kann.  Was  das  Puerperium  anlangt,  so  weist  der 
Verf.  darauf  hin,  dass  die  Differentialdiagnose  gegenüber  Endometritis  septica 
nicht  immer  leicht  sein  kann.  Frühere  Anfälle,  Lokalisation  der  Schmerzen 
und  normale  Lochien  sichern  vor  Verwechselungen.  Im  Puerperium  wird  am 
besten  einige  Zeit  nach  der  Entbindung  mit  der  Operation  abgewartet. 

Am  zweiter  Stelle  bespricht  der  Verf.  die  Wichtigkeit,  welche  der 
Appendicitis  bei  der  Auinahme  in  eine  Lebensversicherung  geschenkt  werden 
muss,  da  sie  einen  grossen  Prozentsatz  der  Todesfälle  bildet 

Ferner  berichtet  der  Verf.  aus  der  Literatur  über  14  Karzinome  und 
3  Sarkome  des  Proc.  vermif.  Ein  Papillom  wird  abgebildet.  Genaueren  Auf- 
schluss  über  Ätiologie  u.  s.  w.  gibt  Verf.  nicht,  weist  vielmehr  nur  auf  die 
chronischen  Entzündungsreize  und  zweimal  auf  Kotsteine  in  der  Appendix  hin. 

Zum  Schluss  bespricht  der  Verf.  das  Vorkommen  der  Appendix  im 
Bruchsack,  ohne  neue  Gesichtspunkte  zu  bringen. 

Hermes  (62)  hat  bei  75  gynäkologischen  Laparotomien  den  Zusammen- 
hang zwischen  Erkrankungen  der  Appendix  und  der  weiblichen  Adnexe 
studiert.  Er  fand  zwei  Arten  von  Veränderungen  am  Wurmfortsatz,  nämlich : 
L  solche,  welche  sich  in  seinem  Innern  abspielen  und  hauptsächlich  die 
Schleimhaut  betreffen,  und  2.  solche,  bei  welchen  Adhäsionsbildung,  Ab- 
knickung  und  dergl.  im  Vordergrunde  stehen.  Während  bei  der  ersteren 
Art  des  Befundes  ein  direkter  Zusammenhang  zwischen  Appendix  und  Genitale 
ausgeschlossen  ist,  ist  bei  der  zweiten  Gruppe  die  Entscheidung  sehr  schwierig, 
ob  die  Erkrankung  des  Wurmfortsatzes  oder  diejenige  der  Genitalien  das 
Primäre  ist.  Als  dritte  Möglichkeit  kommt  die  gleichzeitige  Erkrankung 
beider  Organe  in  Betracht.  Unter  den  untersuchten  75  Fällen  fand  er  40  mal 
Veränderungen  am  Wurmfortsatz  und  diese  spielten  sich  17  mal  im  Lineren 
desselben  ab.  In  den  übrigen  Fällen  scheint  die  Erkrankung  der  Genitalien 
zumeist  das  Primäre  zu  sein.  Am  Schlüsse  der  Arbeit  fasst  Verf.  seine 
Erfahrungen  in  folgenden  Sätzen  zusammen: 

1.  Bei  Genitalerkrankungen  des  weiblichen  Geschlechts  kommen  in  einem 
grossen  Prozentsatz  gleichzeitige  Erkrankungen  des  Wurmfortsatzes  vor. 


Brentano,  Verletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  593 

2.  Diese  Erkrankung  besteht  in :  a)  chronischer  Entzündung  der  Schleim- 
haut mit  abnormem  Inhalt,  b)  Verwachsungen,  die  häufig  zu  sekundärer 
Erkrankung  führen. 

3.  Die  Erkrankungen  können  sein:  a)  unabhängig  voneinander,  b)  von 
einem  Organ  auf  das  andere  übergreifend. 

4.  Die  häufigste  Art  der  Fortleitung  ist  die  von  den  primär  erkrankten 
Genitalorganen  auf  den  Wurmfortsatz. 

5.  Bei  jeder  Laparotomie,  die  wegen  Genitalerkrankung  ausgeführt  wird, 
ist  es  ratsam,  sich  von  dem  Zustande  des  Wurmfortsatzes  zu  überzeugen  und 
bei  Erkrankungen  denselben  zu  entfernen,  wenn  nicht  besondere  Kontra- 
indikationen  vorhanden  sind. 

Die  Differentialdiagnose  zwischen  Appendicitis  und  Erkrankungen  der 
weiblichen  Adnexe  kann  schwer,  ja  zuweilen  unmöglich  sein  aus  Gründen, 
die  Rostowzew  (144)  einzeln  anführt.  Für  Genitalorganerkrankung  spricht: 
a)  die  Beiderseitigkeit  oder  die  ausschliessliche  Linksseitigkeit  des  Entzün- 
dungsprozesses, b)  Ausfluss  aus  Scheide  und  Urethra.  Ist  bereits  diffuse  Peri- 
tonitis vorhanden,  so  spricht  der  mehr  stürmische  Verlauf  für  eine  Peritonitis 
appendikulären  Ursprunges,  die  ja  gewöhnlich  durch  Kolibazillen ,  Strepto- 
oder  Staphylokokken  hervorgerufen  wird,  während  die  von  den  Genitalien 
ausgehende  Peritonitis  gewöhnlich  dem  Gonococcus  ihre  Entstehung  verdankt. 
(Drei  Krankheitsgeschichten  von  Fällen,  in  welchen  Peritonitis  appendicularis 
angenommen  wurde,  aber  die  Genitalien  den  Ausgangspunkt  bildeten.)  Weiter 
werden  alle  Punkte  erörtert,  die  bei  der  Differentialdiagnose  zwischen  Peri- 
typhlitis und  zirkumskripter,  gynäkologischer  Pelveoperitonitis  in  Frage  kom- 
men können.  Der  Nachweis  von  Kolibazillen  beweist  nicht  unbedingt  das 
Bestehen  von  Perityphlitis,  da  auch  in  Cysten  des  Ovariums  dieses  Bakterium 
gefunden  wurde,  ebenso  wie  in  den  Tuben,  der  Placenta  und  im  Peritoneal- 
exsudat.  (Zwei  Krankheitsgeschichten,  welche  die  Schwierigkeiten  der  Diffe- 
rentialdiagnose illustrieren.)  Auch  parametritische  Abszesse,  welche  den  Zu- 
sammenhang mit  dem  Uterus  verloren  haben,  können  für  perityphlitische 
gehalten  werden  und  umgekehrt;  dasselbe  gilt  von  rechtsseitigen  Ovarialcysten, 
namentlich  solchen  mit  Stieldrehung  und  geplatzten  rechtsseitigen  Extrauterin- 
graviditäten,  welche  sogar  im  Verein  mit  Perityphlitis  vorkommen  können. 
Zu  ähnlicher  Verwechselung  wie  die  geborstene  Extrauteringravidität  kann 
eine  Blutung  aus  dem  Plexus  pampiniformis  führen.  Dysmenorrhöe  beim 
ersten  Auftreten  der  Menses  kann  so  heftige  Erscheinungen  von  Peritonitis 
hervorrufen,  dass  an  Perityphlitis  gedacht  werden  kann.  Bei  gleichzeitiger 
Erkrankung  beider  Organe  wird  ihre  Differentialdiagnose  meist  unmöglich, 
man  sollte  deshalb  bei  jeder  Operation  die  Appendix  wie  die  rechtsseitigen 
Adnexe  gleichzeitig  untersuchen. 

Mauti  (97)  fand  in  einem  Uterus,  welcher  einer  Wöchnerin  wegen 
septischer  Endometritis  exstirpiert  war,  einen  Bacillus,  der  beweglich  ist, 
Sporen  bildet,  sich  nach  Gram  nicht  entfärbt,  in  kleinen  weissen  Kulturen 
wächst  und  Gelatine  unter  Gasent wickeln ng  verflüssigt.  Nach  dem  Tode  der 
Patientin  konstatierte  man  eine  eitrige  Pelveoperitonitis  und  an  der  Appendix, 
welcher  im  kleinen  Becken  lag,  eine  Perforation.  Aus  dem  Inhalte  der 
Appendix  wurde  der  gleiche  Bacillus  gezüchtet.  Er  wird  nach  Legros  als 
Bacille  septique  a6robic  bezeichnet. 

Mauti   bringt  die   beiden  Erkrankungen    in  Zusammenhang  und    be- 

Jahresboricbt  fOr  Ohirargie  1908.  3S 


594  Jahresbericht  far  Ghirargie.    IL  Tei]. 

hanptet,  dass  die  puerperale  Sepsis  eine  Folge  der  Perforation  der  Appendix 
und  der  Einwanderung  des  beschriebenen  Bacillus  sei. 

Der  steinhaltige  Wurmfortsatz,  den  Daniel  (33)  demonstrierte,  i>er- 
forierte  nach  der  Entbindung  und  führte  zu  einer  tödlichen  Peritonitis,  die 
für  eine  puerperale  Infektion  gehalten  worden  war,  da  keinerlei  Erscheinungen 
bestanden,  solange  die  Schwangerschaft  nicht  unterbrochen  war. 

Lance  (78)  gibt  die  Krankheitsgeschichte  einer  44  jährigen  Frau  wieder, 
welche  seit  ihrem  achten  Lebensjahre  unterleibskrank  war  und  zuletzt  wegen 
linksseitiger  Salpingitis  in  Behandlung  gestanden  hatte.  Man  fühlte  links 
vom  Uterus  eine  harte  schmerzhafte  Masse,  die  sich  bei  der  Laparotomie 
als  die  kranke  Appendix  (zwei  Kotsteine  in  zwei  durch  eine  Stenose  getrennten 
Erweiterungen)  erwies. 

Bark  er  (5)  liefert  einen  sehr  interessanten  Beitrag  zur  Differential- 
diagnose zwischen  akuter  Appendicitis  und  folgenden  anderen  Krankheiten: 
1.  geborstener  Pyosalpinx,  2.  Ovarialcyste  mit  Stieldrehung,  3.  Netztorsion, 
4.  perforiertem  Magengeschwür,  5.  retrocökaler  Hernie,  6.  durchgebrochenen 
verkästen  Drüsen,  7.  Ileocökalkarzinom  mit  Abszess,  8.  Hämatom  des  Lig. 
latum,  9.  Reposition  einer  Hernie  en  masse,  10.  Intussusception.  Für  jeden 
einzelnen  der  in  Betracht  kommenden  Fälle  gibt  Barker  Belege  aus  seiner 
reichen  Erfahrung. 

Eye  (43)  hat  fünf  Fälle  von  Cöcumtuberkulose  unter  dem  Bilde  von 
Appendicitis  verlaufen  sehen.  Alle  hatten  wiederholte  Anfälle,  einige  er- 
krankten plötzlich.  Bei  fast  allen  bestand  Verstopfung,  Erbrechen  nur  in 
einem  Falle.  Der  Hauptpunkt,  in  welchem  sie  sich  von  Appendicitis  unter- 
schieden, war  die  geringe  lokale  Druckempfindlichkeit.  Eine  ausgesprochene 
Schwellung  wurde  in  allen  fünf  Fällen  nachgewiesen.  Weiter  weist  Eve  auf 
diagnostische  Schwierigkeiten  hin,  die  gelegentlich  zwischen  Appendicitis  und 
Erkrankungen  der  Gallenblase,  der  Niere,  Darmkarzinom,  Colitis,  Strang- 
abklemmung  etc.  entstehen  können.  Besonders  geben  die  weiblichen  Genital- 
organe Anlass  zu  Verwechselungen.  In  der  dem  Vortrage  Eves  folgenden 
Diskussion  werden  gerade  diese  besonders  oft  erwähnt. 

Apert  (1)  berichtete  über  zwei  Fälle,  von  welchen  der  eine  für  eine 
Appendicitis  gehalten  wurde,  während  Bleikolik  vorlag,  in  dem  anderen  wech- 
selten Bleikolik  und  Appendicitis  miteinander  ab.  Flor  and  bestätigte  die 
Schwierigkeit  der  Differentialdiagnose  und  berichtet  über  eine  Malerin,  die 
in  der  Annahme  von  Appendicitis  operiert  worden  war,  deren  Wurmfortsatz 
sich  aber  als  gesund  erwies,  während  später  ein  Bleisaum  die  richtige  Dia- 
gnose ermöglichte. 

Küttner  (77)  berichtet  über  drei  Fälle,  welche  im  Intervall  operiert 
worden  sind  und  bei  denen  auf  Grund  einer  ausgesprochenen  Schmerzhaftig- 
keit  in  der  Beocökalgegend  und  einer  fühlbaren  Resistenz  daselbst  in  zwei 
Fällen  die  Diagnose  Appendicitis  gestellt  worden  war.  In  dem  letzten  der 
drei  Fälle  bestand  sogar  remittierendes  Fieber  mit  einmaligem  Schüttelfrost 
und  Leukocytenvermehrung.  Trotzdem  erwies  sich  die  entfernte  Appendix 
makroskopisch  und  mikroskopisch  gesund.  Die  Kasuistik  ähnlicher  Fälle  ist 
spärlich  und  es  werden  eine  Reihe  von  solchen  namhaft  gemacht.  Nach 
Küttner  findet  sich  die  Pseudoappendicitis  in  erster  Linie  bei  Hysterie  und 
Neurasthenie;  dabei  fehlen  allerdings  meist  vorausgegangene  typische  Anfalle. 
Auch  infolge  von  Helminthiasis  können  appendicitisartige  Erscheinungen  auf- 
treten.    Sind  typische   Anfälle  anscheinend  vorausgegangen,  wie  in  zwei  von 


Brentano,  Verletzungen  und  chirargische  Krankheiten  des  Darmes.  595 

Küttners  Fällen,  so  muss  entweder  eine  völlige  Restitutio  ad  integrum  an- 
genommen werden,  die  Küttner  für  nicht  undenkbar  hält,  oder  es  sind  die 
akuten  Attacken  gar  keine  Appendicitisanfälle  gewesen,  denn  sowohl  eine 
fühlbare  Resistenz  wie  eine  Vorwölbung  in  der  Ileocökalgegend  oder  eine 
Druckempfindlichkeit  am  McBurney  sehen  Punkte  kann  vorgetäuscht  werden 
und  somit  bleibt  von  den  Kardinalsymptomen  der  Appendicitis  kein  einziges 
übrig,  welches  nicht  auch  eine  andere  Deutung  zuliesse. 

Der  Fall  von  Pseudoperityphlitis,  über  den  Nothnagel  (113)  berichtet, 
betraf  einen  20  jährigen  Friseur,  der  erblich  belastet  war  und  im  Alter  von 
15  Jahren  einen  Fall  auf  den  Hinterkopf  erlitten  hatte.  Er  hatte  wiederholt 
kolikartige  Schmerzen  in  der  Ileocökalgegend,  verbunden  mit  starker  Druck- 
empiindlichkeit  und  Hauthyperästhesie  in  der  rechten  Sacro-Lumbalgegend. 
Ein  nussgrosser  Tumor  machte  das  Bestehen  einer  chronischen  Appendicitis 
wahrscheinlich  und  deshalb  wurde,  als  sich  die  Symptome  nicht  besserten, 
die  Appendix  operativ  entfernt.  Dieselbe  erwies  sich  aber  sowohl  makro- 
skopisch wie  mikroskopisch  als  gesund.  Nach  zwei  Jahre  langem  Wohlbefinden 
stellten  sich  aufs  neue  intensive  Schmerzen  in  der  Ileocökalgegend  ein,  die 
auf  Druck  zunahmen,  ohne  dass  aber  etwas  Pathologisches  zu  fühlen  war. 
Hyperästhesie  der  Haut,  gesteigerte  Reflexe  und  Gesichtsfeldeinschränkung 
lassen  es  wahrscheinlich  erscheinen,  dass  sowohl  dieser  wie  die  vorausgegan- 
genen Anfälle  auf  nervöser  Basis  beruhten,  und  eine  Perityphlitis  nur  vor- 
getäuscht wurde.     Der  faradische  Strom  brachte  Heilung. 

Sick  (151)  beschreibt  einen  Fall  von  akuter  Typhlitis,  der  ganz  unter 
dem  Bilde  eines  perityphlitischen  Abszesses  verlief  (Fieber,  Druckempfindlich- 
keit am  Mc  Burney sehen  Punkte,  Leibesauftreibung,  fühlbare  handgrosse 
Resistenz  in  der  Ileocökalgegend)  und  deshalb  operiert  wurde.  Bei  der  Ope- 
ration fand  sich  die  Appendix  normal,  das  Cökum  mit  Kotmassen  angefüllt 
und  an  seiner  unteren  vorderen  Wand  eine  erbsengrosse  Stelle,  wo  sich  das 
Peritoneum  blasenförmig  vorwölbte  und  unter  der  sich  jedenfalls  ein  Schleim- 
hautulcus  befand.  Einstülpung  und  Übernähung  der  betreffenden  Stelle. 
Heilung. 

Jordan  (68)  berichtet  über  einen  Fall,  der  ihm  geeignet  erscheint,  den 
bisher  noch  nicht  erbrachten  Beweis  des  Vorkommens  einer  Typhlitis  im  Sinne 
der  Sterkoraltyphlitis  zu  liefern:  10 jähriges  Mädchen  erkrankte  unter  dem 
Bilde  einer  akuten  Perityphlitis  mit  Exsudatbildung.  Sechs  Wochen  nach 
dem  Beginne  der  Erkrankung  wurde  die  Exstirpation  der  Appendix  ausge- 
führt, obwohl  das  Exsudat  noch  nicht  völlig  verschwunden  war.  Bei  der 
Operation  fand  sich  die  Appendix  frei,  dagegen  an  der  vorderen  Wand  des 
Cökum  inmitten  von  Verwachsungen  eine  zweimarkstückgrosse  Schwarte  und 
im  Bereiche  derselben  eine  Narbe,  sowie  eine  bis  zur  Schleimhaut  durch- 
greifende, über  ^h  cm  dicke  Infiltration  der  Cökalwand.  Resektion  der 
Appendix;  partielle  Resektion  der  Cökalwand.     Heilung. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  der  Cökalwand  ergab  das  Vorhanden- 
sein eines  nichttuberkulösen  Schleimhautgeschwürs  und  die  Anwesenheit  von 
Staphylokokken  in  der  Infiltrationszone.  In  der  Appendix  ein  erbsengrosser 
Kotstein. 

Jordan  nimmt  an,  dass  der  Entzündungsprozess  in  der  Schleimhaut 
der  vorderen  Cökalwand  begonnen  habe  und  entweder  durch  Kotstauung  oder 
durch  einen  Fremdkörper  hervorgerufen  worden  sei. 

38* 


59G  Jahresberichfc  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Mackenzie  (93)  erklärt  die  Entstehung  der  Symptome  bei  Erkran- 
kungen der  Eingeweide  auf  folgende  Weise:  Von  den  Eingeweiden  zu  dem 
Bückenmark  fliesst  ein  kontinuierlicher  Strom  von  Energie  durch  die  sym- 
pathischen Nerven.  Sind  die  betreffenden  Eingeweide  krank,  so  steigt  die 
Menge  der  Energie,  und  wenn  dieselbe  das  Rückenmark  erreicht,  breitet  sie 
sich  auch  auf  die  Nachbarzellen  aus,  auf  die  sie  als  Stimulans  wirkt,  Empfin- 
dungen, Bewegimgen,  Sekretion  und  dergleichen  auslösend.  Bei  der  Appendi- 
citis  wird  nicht  nur  der  Wurmfortsatz,  sondern  auch  das  Peritoneum  in  mehr 
oder  weniger  grosser  Ausdehnung  ergriffen  und  der  Abschnitt  des  Rücken- 
marks auf  sympathischem  Wege  gereizt,  von  welchem  der  XI.  und  XII.  Dor- 
salnerv und  der  I.  und  IL  Lumbainerv  entspringen.  Diese  Nerven  vermittehi 
das  Gefühl  der  unteren  Bauchseite  und  der  Vorderfläche  der  Oberschenkel, 
versorgen  die  Bauchmuskeln  und  die  Blasenmuskulatur.  Deshalb  ündet  man 
bei  Appendicitis  1.  Hyperästhesie  der  Haut,  abgesehen  von  Schmerzen ;  durch 
dieselbe  wird  auch  die  Druckempfindlichkeit  am  Mc  Burney sehen  Punkte 
hervorgerufen,  indem  hier  Teile  des  11.  und  12.  Dorsalnerven  die  Rektus- 
scheide  durchbohren  und  unter  die  Haut  gelangen;  2.  Muskelkontraktionen 
(^The  viscero-muscular  Reflex*'),  die  gewöhnlich  die  Muskeln  der  rechten  Seite 
imd  vor  allem  die  der  Bauchwand  betreffen,  sich  aber  auch  auf  die  gesamte 
Bauchmuskulatur  erstrecken  können,  die  dann  hart  gespannt  ist,  ohne  dass 
man  daraus  einen  Schluss  über  die  Ausdehnung  der  Peritonitis  ziehen  kann. 
In  dem  Masse,  als  die  Entzündung  nachlässt,  schwindet  die  Muskelkontraktion, 
und  nur  einzelne  Fasern  bleiben  hier  und  da  kontrahiert,  oft  bei  der  Pal- 
pation die  Appendix  selbst  vortäuschend.  3.  Blasensymptome,  bestehend  in 
ürindrang  oder  Spasmus  des  Sphinkter  (Tenesmus). 

Die  von  der  Appendicitis  ausgehenden  Koliken  werden  meist  in  der 
Nähe  des  Nabels  und  auf  der  rechten  Seite  empfunden,  indem  reflektorisch 
von  dem  sympathischen  Geflechte  der  Appendix  aus  die  sensiblen  Nerven 
des  entsprechenden  Rückenmarksabschnittes  gereizt  werden. 

Die  reflektorische  Übertragung  auf  andere  Nerven  bewirkt  nicht  selten 
Irrtümer  in  der  Diagnose  der  Appendicitis,  z.  B.  fälschliche  Annahme  von 
Lumbago,  Coxitis,  Nieren-,  Ureter-,  Ovarial-,  Blasenerkrankungen  u.  dgL 

Ausgehend  von  der  vonLennander  festgestellten  Tatsache,  dass  weder 
der  Magen  noch  der  Darm  an  sich  schmerzhaft  sind,  sondern  nur  das  Peritoneum 
parietale  und  das  extraperitoneale  Bindegewebe,  weist  M  o  u  1 1  i  n  (106)  nach,  dass 
in  Fällen  von  akuter  Appendicitis  der  Schmerz  fehlen  kann.  Der  anfangliche, 
meist  um  den  Nabel  herum  lokalisierte  Schmerz  wird  durch  die  Peristaltik  des 
Coecum  ausgelöst  oder  durch  den  Zug,  den  der  verwachsene  Wurmfortsatz 
am  parietalen  Peritoneum  ausübt.  Es  kann  deshalb  der  Schmerz  gehoben 
werden  durch  Aufhebung  der  Peristaltik,  z.  B.  dadurch,  dass  die  Entzündung 
auf  die  Muscularis  des  Darmes  fortschreitet,  wie  sie  zustande  kommt  bei 
der  Entstehung  von  entzündlichen  Exsudaten  in  der  Deocökalgegend.  Druck- 
schmerzen entstehen  bei  der  Appendicitis  entweder  bei  tiefem  oder  oberfläch- 
lichem Drucke,  im  ersteren  Falle  dann,  wenn  die  Appendix  in  Berührung  mit 
dem  retroperitonealen  Gewebe  steht  oder  dem  parietalen  Peritoneum  anliegt 
Tiefe  Schmerzhaftigkeit  kann  allgemein  über  die  untere  Hälfte  des  Abdomens 
verbreitet  oder  auf  den  Mac  Burney  sehen  Punkt  beschränkt  sein,  der  der 
Wurzel  der  Appendix  entsprechen  soll,  in  Wirklichkeit  aber  derjenigen  Stelle 
des  Peritoneums  parietale  entspricht,  an  der  die  Lymphgefasse  der  entzün- 
deten Appendix  zusammenströmen.    Zuweilen  liegt  der  schmerzhafteste  Drock- 


J 


Brentano,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  597 

pnnkt  unmittelbar  über  der  Crista  ossis  ilei,  z.  B.  wenn  die  Appendix  hinter 
dem  Coecnm  gelegen  ist.  Ausser  dem  Schmerze  auf  tiefen  Druck  besteht  bei 
den  meisten  Fällen  von  Appendicitis  noch  ein  ausgesprochener  Grad  von 
Hanthyperästhesie,  die  im  allgemeinen  der  Ausbreitung  des  11.  Dorsalnerven, 
zuweilen  aber  auch  der  des  10.  und  12.  entspricht.  Nicht  ganz  selten  findet 
sich  diese  Hyperästhesie  auch  auf  der  linken  Seite  oder  ist  hier  gar  grösser 
als  rechts.  Diese  Hyperästhesie  wird  hervorgerufen  durch  Reize,  die  ent- 
weder die  Muskeln  betreffen  oder  von  den  Nervenverzweigungen  innerhalb 
der  Bauch  wand  ausgehen  oder  drittens  von  den  Baucheingeweiden  ausgelöst 
werden,  aber  sie  geht  nicht  von  dem  Peritoneum  aus,  es  sei  denn,  dass  die 
Entzündung  von  diesem  aus  sich  auf  die  Bauchwand  direkt  fortgesetzt  habe. 
MoulHn  hat  zweimal  diese  Hyperästhesie  verschwinden  sehen,  als  die 
Appendix  gangränös  und  ein  sofortiger  Eingriff  nötig  wurde. 

Sherren  (150)  hat  im  ganzen  124  Fälle  von  Appendicitis  auf  das  Vor- 
bandensein von  Hyperästhesie  untersucht  und  fand  dieselbe  in  40  Fällen.  Er 
kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  zu  folgenden  Schlüssen:  1.  Haut- 
hyperästhesie ist  wahrscheinlich  zeitweilig  vorhanden  während  aller  ersten 
Anfalle  von  Appendicitis,  ausgenommen  die  von  foudroyantem  Charakter,  und 
beruht  auf  der  Dehnung  in  der  Appendix.  2.  Sie  kann  fehlen  in  späteren 
Anfällen,  wenn  der  erste  zur  Zerstörung  von  Nerven  geführt  hat.  3.  Ist  sie 
in  späteren  Anfallen  vorhanden,  so  kann  sie  länger  bestehen  bleiben  als  alle 
anderen  Symptome.  4.  Sie  verschwindet  allmählich  während  der  Rekonvales- 
zenz. 5.  Plötzliches  Verschwinden  ohne  Besserung  des  Allgemeinbefindens 
weist  auf  eine  eingetretene  Perforation  oder  Gangrän  hin  und  sollte  das 
Signal  für  sofortige  Operation  sein.  6.  Das  Vorhandensein  der  Hyperästhesie 
ist  keine  Kontraindikation  für  die  Operation,  da  sowohl  ein  Abszess  wie  all- 
gemeine Peritonitis  sich  trotz  des  Vorhandenseins  gebildet  haben  kann.  7.  Das 
Fehlen  ist  von  grosser  Wichtigkeit,  denn  es  weist,  wenn  es  sich  um  den 
ersten  Anfall  handelt,  auf  Gangrän  der  Appendix  hin.  8.  Bei  Abszessen  fehlt 
meist  die  Hyperästhesie.  9.  Das  Alter  des  Patienten  und  die  Lage  der 
Appendix  ist  dagegen  ohne  Einfluss  auf  dieselbe.  10.  Gelegentlich  kann  das 
Symptom  die  Diagnose  der  Appendicitis  stützen. 

P eis  er  (122)  hat  in  11  Fällen  von  Appendicitis  9 mal  deutliche  Sensi- 
bilitätsstörung in  der  rechten  Unterbauchgegend,  einmal  keine  sichere  und 
einmal  gar  keine  gefunden.  In  den  Fällen  mit  deutlicher  Sensibilitätsstörung 
handelte  es  sich  6  mal  um  Hypästhesie,  2  mal  um  Hyperästhesie  und  Imal 
anfangs  um  Hyp-,  dann  um  Hyperästhesie.  Eine  scharfe  Grenze  der  gestörten 
Empfindung  bestand  nicht. 

Levy(86)  gibt  unter  Zugrundelegung  zweier  Krankheitsgeschichten  eine 
genaue  Übersicht  über  das,  was  bisher  in  der  Literatur  über  die  Lagerung 
der  Appendix  in  einem  Bruche  und  die  Appendicitis  in  demselben  bekannt 
geworden  ist.  Die  Appendix  ist  sowohl  in  kongenitalen  wie  in  erworbenen 
Brüchen  gefunden  worden.  Die  meisten  Hernien  der  Appendix  kommen  im 
höheren  Alter  vor;  unter  85  Fällen  je  20  zwischen  dem  50.  und  60.  und 
zwischen  dem  60.  und  70.  Lebensjahre  und  zwar  häufiger  bei  Männern  als 
bei  Frauen  und  etwas  häufiger  in  Leisten-  als  in  Schenkelbrüchen.  Bei 
augeborenen  Leistenbrüchen  dieser  Art  finden  sich  stets  Verwachsungen 
zwischen  Testikel  und  Appendix.  Bei  später  erworbenen  Brüchen  gelangt  die 
Appendix  infolge  ihrer  Beweglichkeit,  ihrer  Länge  oder  Verwachsungen  mit 
der  Banchwand  in  den  Bruchsack.   Die  Symptome,  die  eine  in  einem  Bruche 


598  Jahresbericht  für  Chirurgie.     II.  Teil. 

liegende  Appendix  macht,  sind  so  gering,  dass  die  richtige  Diagnose  des 
Bruchinhaltes  meist  unmöglich  ist.  An  Komplikationen  kommen  vor:  Die 
Entzündung  und  die  Einklemmung  der  Appendix.  Die  Entzündung  eines  in 
einem  Bruche  liegenden  Appendix  kann  hervorgerufen  werden  1.  durch  Traumen, 
2.  durch  Fremdkörper  und  Kotsteine,  3.  Anstrengungen,  4.  Verdauungsstö- 
rungen. Bei  der  Appendicitis  im  Bruchsacke  spielt  anscheinend  das  Alter 
eine  grosse  Rolle,  indem  mehr  als  Vs  von  19  zusammengestellten  Fällen  zwi- 
schen dem  55.  und  72.  Jahre  beobachtet  wurden,  während  die  Appendicitis 
an  sich  bei  jüngeren  Leuten  häufiger  ist.  Levy  glaubt  das  häufigere  Hinzu- 
treten von  Entzündung  bei  einer  in  einem  Bruchsacke  gelegenen  Appendix 
alter  Leute  auf  die  trägere  Peristaltik  derselben  zurückführen  zu  können,  da 
infolge  davon  die  Appendix  weniger  leicht  ihren  Inhalt  entleeren  kann.  Auch 
der  Diathese  räumt  Levy  eine  Stelle  in  der  Ätiologie  der  Appendicitis  ein, 
namentlich  der  rheumatischen,  die  besonders  leicht  zur  Steinbildung  aach  in 
der  Appendix  führen  soll.  Die  ^appendicite  herniaire^  zeigt  dieselben  histo- 
logischen Eigentümlichkeiten,  wie  die  gewöhnliche  Appendicitis.  In  den  beiden 
Fällen  des  Verf.  bestand  eine  Perforation  und  zwar  in  dem  einen  nur  eine 
mikroskopische,  in  dem  anderen  eine  grosse  makroskopisch  sichtbare ;  in  beiden 
Fällen  bestand  eine  Periappendicitis ,  welche  sich  durch  ein  seröses  Elxsudat 
äusserte.  In  schwereren  Fällen  entsteht  eine  Peritonitis  im  Bruchsacke  oder 
gar  eine  Phlegmone.  Selbstverständlich  fanden  sich  Bakterien  auch  ausser- 
halb der  entzündeten  Appendix.  Von  den  Symptomen  der  appendicite  herniaire 
werden  genannt  1.  der  Schmerz,  der  einen  stechenden  Charakter  hat  und 
sich  paroxysmenartig  steigert,  indem  er  dabei  aber  immer  an  derselben  Stelle 
am  heftigsten  bleibt.  Zuweilen  treten  Schmerzen  auf,  die  nach  der  Innenseite 
des  Oberschenkels  hin  ausstrahlen.  Weiter  fallt  die  Härte  der  Geschwidst 
auf  und  die  Schnelligkeit,  mit  welcher  die  Bruchgeschwulst  an  Volumen  zu- 
nimmt, zuweilen  wird  auch  Krepitation  bei  der  Palpation  nachweisbar.  Was 
die  Allgemeinerscheinungen  betrifft  (Fieber,  Pulsbeschaffenheit,  Aussehen),  so 
erlauben  dieselben  keine  Differentialdiagnose  zwischen  Appendicitis  im  Bruch- 
sacke  und  einfacher  Einklemmung  der  Appendix.  Erbrechen  ist  in  letzterem 
Falle  häufiger.  Die  in  einem  Bruchsacke  liegende  Appendix  macht  zunächst 
so  wenig  Erscheinungen,  dass  die  Bruchgeschwulst  oft  für  eine  Drüse  gehalten 
wird.  Tritt  eine  Entzündung  der  Appendix  ein,  so  entsteht  eine  Peritonitis 
im  Bruchsacke,  die  im  weiteren  Verlaufe  fast  stets  zu  einer  Phlegmone  führt 
Zuweilen  bilden  sich  die  Entzündungserscheinungen  wieder  zurück  (gutartige 
Form).  Die  Diagnose  einer  appendicite  herniaire  hält  Levy  für  möglich. 
Differentialdiagnostisch  kommt  besonders  der  Netzbruch  und  seine  Einklem- 
mung in  Frage.  Die  Prognose  des  Leidens  ist  ernst,  da  abgesehen  von  der 
oft  entstehenden  Phlegmone  sich  gelegentlich  auch  eine  Peritonitis  entwickeln 
kann.  In  einem  zweiten  Abschnitte  behandelt  Levy  die  Einklemmung  der 
Appendix  in  einem  Bruche  und  gleichzeitig  damit  die  Frage:  ;,Ist  bei  der 
Einklemmung  die  Appendicitis  das  Primäre  oder  entsteht  letztere  infolge  der 
Einklemmung^.  Levy  glaubt,  dass  erst  die  Entzündung  des  Organes  die 
Einklemmung  hervorruft.  Die  Symptome  der  Einklemmung  der  Appendix 
sind  ganz  andere  als  die  einer  Darmeinklemmung  und  sind  zurückzuführen 
auf  die  Entzündung,  die  sich  in  der  eingeklemmten  Appendix  entwickelt. 
Erbrechen  imd  Stuhlverhaltung  fehlen  in  den  meisten  Fällen,  dagegen  fällt 
das  veränderte  Aussehen  der  Kranken  auf.  Die  Diagnose  ist  schwierig;  die 
Prognose  hängt  ab  von   dem  Grade   der  bestehenden  Entzündung,   zuweilen 


Brentano,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  599 

entwickelt  sich  im  Anschlüsse  an  die  Entzündung  der  Brnchsackserosa  eine 
Cyste,  die  den  Eindrnck  einer  Hydrocele  machen  kann.  Sowohl  bei  der 
Appendicitis  im  Brnchsacke  als  bei  der  Brucheinklemmung  der  Appendix  sind 
Taxisversuche  gefährlich,  weil  die  Appendix  niemals  ganz  intakt  ist.  Die 
Art  des  operativen  Vorgehens  hängt  ab  von  dem  Zustande,  in  welchem  die 
Appendix  angetroffen  wird.  Unter  allen  Umständen  ist  dieselbe  in  ganzer 
Ausdehnung  freizulegen  und  zu  resezieren.  Besteht  bereits  eine  Phlegmone 
um  die  Appendix,  so  ist  diese  zunächst  zu  spalten  und  die  Appendektomie 
und  Radikaloperation  erst  später  vorzunehmen.  Unter  Umständen,  nament- 
lich dann,  wenn  das  Mittelstück  der  Appendix  eingeklemmt  und  womöglich 
perforiert  ist,  muss  eine  Herniolaparotomie  vorgenommen  werden,  ebenso  wenn 
Zeichen  einer  Peritonitis  bestehen.  (Am  Schlüsse  der  Arbeit  findet  sich  eine 
ausführliche  Literaturangabe,  nach  Jahren  geordnet). 

Bichat  (15)  verbreitet  sich  über  die  Lage  des  Wurmfortsatzes  im  Ver- 
hältnis zum  Bruchsack  bei  bestehender  Bruchbildung.  Der  Wurmfortsatz  kann 
selbst  mit  im  Bruchsack  liegen,  es  können  aber  auch  vom  Processus  aus- 
gehende Eiterungen  in  den  Bruchsack  hinabsteigen  und  einen  eingeklemmten 
Bruch  vortäuschen.  Er  bezieht  sich  dabei  auf  einen  von  Körte  mitgeteilten 
Fall.  Bichat  hat  einen  gleichen  Fall  operiert  mit  tödlichem  Ausgang.  Verf. 
spricht  dann  über  die  Schwierigkeit  der  Diagnose.  Vielleicht  können  vorauf- 
gehende abdominelle  Beschwerden  oder  das  Fieber  auf  einen  entzündlichen 
Vorgang  hinweisen. 

Baillet  (2):  Ein  Fall  von  Appendicitis  in  einer  Leistenhernie  bei  einem  13  Monate 
alten  Knaben.  Die  Erscheinungen  waren  die  einer  Bmcheinklemmang.  Die  21  Standen 
nach  Beginn  der  Erkrankung  vorgenommene  Operation  stellte  die  Diagnose  richtig.  Ent- 
fernung des  Wurmfortsatzes.    Heilung. 

Qu^na  (129)  beschreibt  einen  bei  einer  42jfthrigen  Frau  als  eingeklemmte  Net;- 
aohenkelhemie,  diagnostizierte  Schenkelhemie,  deren  Inhalt  sich  bei  der  9  Tage  nach  Beginn 
der  Erkrankung  vorgenommenen  Operation  als  der  Wurmfortsatz  erwies.  Derselbe  war 
etwa  in  seiner  Mitte  eingeschnflrt  und  zeigte  mikroskopisch  an  dieser  Stelle  Schwund  der 
Mukosa  und  Submukosa,  distal  davon  Entztkndung.  Exstirpation  des  Wurmfortsatzes  und 
Radikaloperation  der  Hernie.  Heilung.  Der  Befund  bestfttigt,  daas  die  Zerstörung  der  Darm- 
wandschichten von  innen  nach  aussen  vor  sich  geht 

V.  Moschcowitz  (104)  bereichert  die  Kasuistik  der  primären  Appendix- 
karzinome um  3  weitere  gründlich  studierte  Fälle  und  gibt  auf  Grund  der- 
selben und  18  aus  der  Literatur  gesammelten  Fällen  eine  genaue  Beschreibung 
des  klinischen  Verlaufes  und  des  mikroskopischen  Untersuchungsbefundes. 
Das  Resume  am  Schlüsse  der  Arbeit  lautet:  1.  Genaue  Zahlen  bezüglich  der 
Häufigkeit  des  primären  Appendixkarzinoms  können  nicht  gegeben  werden. 
Im  Vergleich  zu  der  Häufigkeit  der  Appendicitis  ist  es  sehr  selten,  doch  sind 
in  den  letzten  Jahren  häufiger  Fälle  dieser  Art  beschrieben  worden.  2.  Jedes 
primäre  Appendixkarzinom  beginnt  in  der  Mukosa.  3.  Es  scheint  mehr  als 
wahrscheinlich,  dass  jedes  primäre  Karzinom  der  Appendix  seinen  Ursprung 
hat  in  vorausgegangenen  Entzündungsprozessen.  4.  Das  primäre  Karzinom 
der  Appendix  ist  am  häufigsten  in  dem  Lebensalter,  in  welchem  auch  Ent- 
zündungsprozesse besonders  häufig  vorkommen,  d.  h.  in  dem  früheren  Lebens- 
alter, ö.  Es  ist  häufiger  bei  Frauen  als  bei  Männern  und  zwar  im  Verhältnis 
3:1.  6.  Der  Ursprung  des  Karzinoms  aus  entzündlichen  Prozessen  der  Ap- 
pendix liefert  ein  weiteres  Argument  für  die  Entfernung  einer  etwa  kranken 
Appendix. 

Elting  (42)  hat  40  Fälle  aus  der  Literatur  zusammengestellt,  in  denen 
sich  angeblich,  sei  es  bei  der  Operation,  sei  es  bei  der  Sektion  ein  primärer 


600  Jahresbericht  für  Chimrgie.    IT.  Teil. 

Krebs  der  Appendix  gefunden  haben  soll,  doch  scheinen  dem  Verf.  in  8  Ton 
diesen  Fällen  keine  primären  Karzinome  vorgelegen  zu  haben.  In  2  Fällen 
handelte  es  sich  um  ein  Endothelsarkom  bezw.  ein  Endotheliom,  in  10  weiteren 
Fällen  fehlt  der  mikroskopische  Nachweis  der  primären  Natur  des  Karzinoms, 
so  dass  schliesslich  nur  2  übrig  bleiben,  denen  Elting  3  weitere  hinzufügt. 
Die  Arbeit  schliesst  mit  folgenden  zusammenfassenden  Sätzen :  1.  Das  primäre 
Karzinom  der  Appendix  ist  häufiger  als  man  bisher  angenommen  hat.  2.  Jede 
bei  einer  Operation  oder  der  Sektion  gefundene  Appendix,  die  krank  zu  sein 
scheint,  sollte  mikroskopisch  an  verschiedenen  Stellen  untersucht  werden. 
3.  Ein  Zusammenhang  besteht  zwischen  primärem  Karzinom  und  chronischer 
Appendicitis,  spez.  der  obliterierenden.  4.  Das  primäre  Karzinom  der  Ap- 
pendix entwickelt  sich  in  relativ  früher  Lebensperiode.  5.  Es  hat  keine 
Neigung  zu  Metastasenbildung.  6.  Die  Symptome  des  primären  Karzinoms 
decken  sich  mit  denen  einer  chronischen  Appendicitis,  und  deshalb  ist  7.  die 
Diagnose  meist  unmöglich.  8.  Die  Behandlung  sollte  immer  eine  opera- 
tive sein. 

Der  von  Paterson  (119)  exstirpierte  Wurmfortsatz  war  16 Va  cm  lang  und  hatte 
an  seiner  dicksten  Stelle  10  cm  Umfang.  Die  mikroskopische  Untersuchang  zeigte,  dass 
es  sich  um  ein  Bandzellensarkom  handelte,  das  alle  Schichten  des  Organes  mit  Ausnahme 
vom  Peritoneum  durchsetzt  hatte.    Metastasen  wurden  bei  der  Sektion  nicht  gefanden. 

Letulle  (85)  hat  unter  mehreren  Tausend  Autopsien,  bei  denen  immer 
besonders  auf  die  Appendix  geachtet  wurde,  nur  4  Fälle  von  primärem  Kar- 
zinom des  Wurmfortsatzes  finden  können  und  beschreibt  dieselben  gleichzeitig 
mit  2  aus  der  Literatur  gesammelten.  Es  handelte  sich  immer  um  einen 
kleinen  Tumor  am  freien  Ende  der  Appendix,  welcher  niemals  Verwachsungen 
zeigte  und  dessen  Grösse  schwankte  zwischen  einem  Kirschkern  und  einer 
Nuss.  Die  aufgeschnittene  Appendix  zeigt  immer  in  mehr  oder  weniger 
grosser  Entfernung  vom  Tumor  eine  Obliteration.  Alle  Lagen  der  Appendix, 
die  Serosa  mit  einbegriffen,  erweisen  sich  von  Karzinommassen  infiltriert ;  auch 
das  Mesenteriolum  wird  bald  ergriffen.  Merkwürdigerweise  betrafen  die  sämt- 
lichen 6  Fälle  tuberkulöse  Individuen.  Verf.  schliesst  mit  folgenden  Thesen: 
L  Bei  Tuberkulösen  ist  das  primäre  Karzinom  des  freien  Appendixendes  nicht 
selten.  2.  Es  entwickelt  sich  gewöhnlich  im  Niveau  einer  Narbe,  die  als 
Folge  einer  früheren  ulzerösen  Appendicitis  zu  betrachten  ist.  3.  Trotzdem 
alle  Lagen  des  Organes  ergriffen  werden,  scheint  das  Karzinom  von  relativer 
Gutartigkeit  zu  sein.  4.  Seine  Gutartigkeit  kommt  aber  vielleicht  nur  des- 
halb zum  Ausdruck,  weil  die  tuberkulösen  Lungenaffektionen  rasch  zum  Tode 
führen. 

L  äja  rs  (82)  beschreibt  einen  Fall  primären  Wurmfortsatzkrebses  bei  einem  47  jährigen 
Manne.  Derselbe  litt  seit  April  1902  an  dumpfen  Schmerzen  in  der  Blinddarmgegend  mit 
besonderer  Druckempfindlichkeit  des  Mac  Burney sehen  Punktes.  Bei  der  Ende  Juli  d.  J. 
vorgenommenen  Operation  zeigte  sich  der  Wurmfortsatz  auffallend  hart  und  blass,  ohne 
entzündliche  Erscheinungen.  Typische  Entfernung.  Heilung  per  primam.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  ergab  Karzinom  der  Mukosa  und  Submukosa.  Trotzdem  schnelle  Abmagerung. 
Zunehmende  Kachexie.  Auf  Bitten  des  Fat»  wurde  im  Oktober  eine  Probelaparotomie  ge- 
macht, wobei  sich  zahlreiche  Metastasen  fanden. 

Quenu  (180)  demonstriert  das  Präparat  eines  an  seinem  distalen  Ende  cystisch  er- 
weiterten, mit  sterilem,  klarem  Schleim  gefüllten  Wurmfortsatzes.  Das  coekale  Ende  war 
obliteriert.    Diskussion: 

Tuffier  glaubt,  dass  es  sich  hierbei  um  früher  eitrige  Wurmfortsätze  handelt,  deren 
Inhalt  steril  geworden  ist. 

Walt  her  (160)  hingegen  erinnert  an  einen  früher  von  Potherat  demonstriertes 
Präparat,   bei  dem  es  sich  um  eine  Appendix  mit  einem  ächten  Divertikel  gehandelt  hat, 


Brentano,  Verletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  601 

das  der  ersteren  seitlich  anfsass,  mit  einer  gelatinösen  Masse  gefüllt  war  und  mit  dem 
Lomen  des  Wurmfortsatzes  in  Verbindung  stand. 

Bei  einer  Wurmfortsatzezstirpation  im  freien  Intervall  fand  Ca  hier  (23)  diesen  ganz 
gesund.  Die  Entzündungen  gingen  vielmehr  von  einem  wenige  Zentimeter  vom  Göcum  ent- 
fernten Dünndarmdivertikel  aus,  welches  überall  stark  adhärent  war  und  dessen  Wandung 
eine  Dicke  von  5—6  mm  aufwies.  Das  Divertikel  wurde  an  seiner  Basis  abgeschnürt  und 
in  den  Darm  eingestülpt.    Heilung. 

Ca  hier  ist  schon  früher  einmal  gelegentlich  einer  Operation  bei  ionerer  Einklem- 
mung zwei  ähnlichen  Darmausstülpungen  des  untersten  Ileum  begegnet  von  der  Grösse 
eines  Daumennagelgliedes  resp.  eines  Fingerhutes,  dessen  Wandungen  relativ  dünn,  dessen 
Kommunikation  mit  dem  Darm  aber  weit  war  und  die  selbst  nicht  entzündet  waren. 

Walt  her  (159)  fand  als  er  eine  25  jährige  Frau  in  der  Annahme  einer  Appendicitis 
operierte,  eine  Appendix  mit  den  Erscheinungen  einer  chronischen  Folliculitis  und  ausser- 
dem ein  fingerlanges  Dünndarmdivertikel,  das  fest  mit  der  rechten  Tube  verwachsen  war. 
Lösung,  Abbindung,  Einstülpung  desselben.  Das  Divertikel  war  verdickt,  entzündet,  aber 
nirgends  verengt  und  machte  durchaus  den  Eindruck  eines  entzündeten  Wurmfortsatzes, 
zumal  da  es  mit  zahlreichen,  eitrigen  Membranen  bedeckt  war,  so  dass  Walt  her  annimmt, 
dass  von  ihm  die  peritoneale  Reizung  ausging.  Piqu^  hat  ähnliche  Fälle  beobachtet  und 
beschrieben. 

Marie  (94)  fand  ein  Göcum,  das  etwas  verlängert  war,  aber  keine  Spur  von  einer 
Appendix  aufwies,  so  dass  ein  kongenitaler  Defekt  angenommen  werden  muss. 

Bei  einem  23  jahrigen  seit  mehreren  Jahren  an  Leibschmerzen  leidenden  jungen  Mäd- 
chen fand  Martin  (96)  bei  der  Operation  als  Grund  der  Beschwerden  eine  grössere  Anzahl 
Glieder  von  Taenia  saginata  im  Wurmfortsatz. 

Cantas  (26)  fand  in  der  Appendix  eines  verstorbenen  jungen  Mädchens  einen  Spul- 
wurm, welcher  das  Organ  ganz  ausfüllte,  ohne  aber  irgendwelche  Beizerscheinungen  des- 
selben bewirkt  zu  haben. 

Oppe  (115)  hat  einmal  bei  einer  Sektion  und  fünfmal  bei  der  Operation  Eingeweide- 
würmer m  der  Appendix  gefunden  und  zwar  stets  Oxyuren  und  ist  geneigt,  den  Darm- 
parasiten eine  Rolle  in  der  Entstehung  der  Appendicitis  zuzusprechen. 

Wegen  hartnäckiger,  durch  Amöben  hervorgerufener  Colitis  hat  Dawbarn  (34)  in 
einem  Falle  bei  einem  25jährigen  Manne  die  von  Weir  empfohlene  Appendicostomie  ge. 
macht  und  das  Kolon  mit  einer  Lösung  von  hypennangansaurem  Kali  ^jioom  alle  6  Stunden 
ausgespült.  Der  Erfolg  war  ein  guter.  Kammerer  zieht  die  Anlegung  eines  künstlichen 
Afters  in  solchen  Fällen  vor. 

Riedel  (138)  verwirft  die  Versorgung  des  Appendixstumpfes  duröh  Ab- 
bindung, Bildung  einer  Serosamanschette  und  Einstülpung,  vernäht  vielmehr 
unter  temporärer  Abbindung  des  Stumpfes  mit  einem  Catgutfaden,  der  später 
wieder  gelöst  wird,  die  kleine  Wunde  nach  Exstirpation  der  Schleimhaut,  mit 
drei  Seidenknopf  nähten,  stülpt  die  Naht  durch  fünf  neue  Seidennähte 
und  diese  wieder  durch  6 — 7  Catgutnähte  ein.  Wenn  die  Coekalwand  zu 
morsch  ist,  begnügt  er  sich  mit  der  einfachen  Catgutabbindung  der  Appendix. 

Zell  er  (163)  empfiehlt  anstatt  der  bisher  meist  geübten  Methode  der 
Abbindnng  des  Wurmfortsatzes  nach  Bildung  einer  Manschette,  die  Appendix 
zu  exstirpieren  und  den  kleinen  Defekt  durch  zweireihige  Nath  zu  schliessen. 

Lilienthal  (87)  verteidigt  die  alte  Methode  der  Appendixstumpf- 
versorgung mittelst  Ligatur  und  Kauterisation  gegen  die  Vorwürfe,  dass  durch 
die  Ligatur  die  Schleimhaut  in  Kontakt  gebracht  und  dadurch  ein  sicherer 
Verschluss  vereitelt  werde  und  dass  Adhäsionen  in  der  Umgebung  des  also  ver- 
sorgten Stumpfes  entständen.  Er  fand,  dass  durch  die  Ligatur  stets  die 
Schleimhaut  durchschnitten  und  das  submuköse  Gewebe  miteinander  in  Be- 
rührung gebracht  war  und  dass  sich  Adhäsionen  bei  späteren  Laparotomien 
oder  Sektionen  in  der  Gegend  des  Stumpfes  nur  dann  nachweisen  lassen, 
wenn  sie  auch  anderswo  vorhanden  Waren.  Zur  Kauterisation  der  Schleim- 
haut empfiehlt  er,  einen  Tropfen  95  ^/o  Karbollösung  zu  nehmen. 


602  Jahresbericht  far  Chirurgie.     II.  Teil. 

Beer  (11)  macht  zur  Resektion  der  Appendix  im  freien  Intervall  eine 
Inzision  von  3—4  cm  am  rechten  Rektusrande,  eröffnet  aber  nur  die  vordere 
Scheide  dieses  Muskels,  indem  er  unterhalb  der  Linea  semicircularis  Doag- 
lasii  das  Peritoneum  und  zwar  nach  aussen  von  den  epigastrischen  Gefassen 
eröffnet.  Nur  v^enn  dadurch  nicht  genügend  Raum  gewonnen  wird,  kann 
auch  die  hintere  Rektusscheide  eingeschnitten  werden. 

Karlow  (70)  hat  das  folgende  Verfahren  angewandt,  um  einen  Baudi- 
bmch  radikal  zu  operieren,  der  nach  Appendicitisoperationen,  bei  denen  die 
Bauchhöhle  tamponiert  wurde,  entstanden  ist.  Die  Haut,  die  die  ausgebuch- 
tete Partie  bedeckt,  wurde  exzidiert,  ebenso  der  sog.  Bruchsack,  worauf  die 
Bauchhöhle  geschlossen  wurde.  Hiemach  wurden  auf  beiden  Seiten  die  nor- 
malen Aponeurosen  und  Muskelschichten  der  Bauchwand  freigelegt  und  mit 
Lembert  sehen  Suturen  zusammengezogen,  wobei  die  ganze  dünne  innere 
Partie  eingestülpt  wurde.     Darauf  folgte  eine  Hautsutur. 

Hj.  V.  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Mühsam  (108)  hat  unter  den  letzten  815  Fällen  von  Sonnenburg 
54  mal  Fistelbildung  gefunden  und  unterscheidet  solche,  welche  ohne  einen 
operativen  Eingriff  entstehen  und  solche,  welche  nach  einer  Operation  auf- 
treten. Von  ersteren  kamen  zur  Beobachtung  Fisteln  nach  Spontanperfora- 
tion perityphlitischer  Abszesse  durch  die  Haut,  zum  Darm,  insbesondere 
zum  Mastdarm,  zur  Scheide,  zur  Blase.  Sie  sind  seltener  als  die  nach  einer 
Operation  entstandenen,  von  denen  Mühsam  60  unter  dem  neuen  Matenale 
gefunden  hat.  Von  diesen  kamen  6  schon  mit  Fisteln  zur  Behandlung,  so  dass 
54  eigene  restieren.  Durch  Operationen  kann  es  zu  gewöhnlichen  (eitrig-seröse 
Flüssigkeit  oder  Darmscbleim  entleerenden)  Fisteln  kommen  oder  zu  Eotfisteln. 
Meist  entsteht  die  Fistel  nach  Perforation  oder  gangränöser  Appendicitis, 
nur  2  mal  unter  23  Fällen  war  eine  Appendicitis  simplex  vorausgegangen. 

Die  Fistelbildung  hängt  zusammen,  entweder  mit  ungenügender  Stnmpf- 
versorgung  oder  mit  dem  ganzen  oder  teilweisen  Zurückbleiben  der  Appendix, 
und  dementsprechend  führt  die  Fistel  entweder  zu  dem  Appendixinneren 
oder  in  das  Coecum.  Die  29  neu  beobachteten  Kotfisteln  waren  alle  nach 
Appendicitis  gangränosa  resp.  Perforation  entstanden.  Die  Behandlung  der 
Fisteln  soll  zunächst  eine  exspektative  sein.  Als  Operation  kommen  Resektion 
des  Wurmfortsatzes,  Einstülpen  und  Vernähen  des  Loches  im  Darm,  Resektion 
eines  Darmabschnittes,  Enteroanastomose  eventl.  Darmausschaltung  in  Betracht 
Auffallend  ungünstig  war  das  Behandlungsresultat  der  tuberkulösen  Fisteh^ 
indem  von  9  Fällen  8  zu  Grunde  gingen.  Fälle  von  aktinomykotischer  Appen- 
dicitis kamen  nicht  zur  Beobachtung. 

Lei  tau  (84)  beschreibt  einen  Fall  von  Nabelfistel  bei  einem  10  Monate  alten  Knab»« 
der  nicht  der  persistierende  Dottergang,  sondern  der  Warmfortsatz  zugrunde  lag.  Verl 
hält  es  für  wahrscheiulich ,  dass  mit  dem  Nabelstrang  das  periphere  Ende  dieses  Orgaoes 
abgebunden  worden  und  daraus  die  Fistel  entstanden  sei.  Heilung  nach  Exstirpatioa. 
(Ausfflhrliche  Literaturangabe). 

Michel  und  Gross  (100)  berichten  über  eine  Beobachtung  einer  Darm-BIaseDfistol, 
die  nach  einer  Geburt  aufgetreten  war.  Bei  der  Operation  zeigte  sich  der  Processos  buI 
der  Blase  verwachsen  und  nach  der  Blase  perforiert.  Resektion  des  Frocessoa,  Naht  der 
Blasenwand.  Glatte  Heilung.  Verfasser  glauben,  dass  um  den  Wurmfortsatz,  der  an  te 
Blase  adhärent  war,  eine  Periappendicitis  entstanden  sei,  die  nach  der  Blase  dnrdi- 
gebrochen  wäre. 

Die  beiden  Fälle  von  gleichzeitiger  Erkrankung  von  Appendix  und 
Gallenblase,  die  Dieulafoy  (36)  veröflFentlicht  und  die  beide  auf  operatiräD 
Wege  geheilt  wurden,  geben  Veranlassung  zur  Prüfung  der  Frage :  erfolgt  die 


Brentano,  Verletzungen  and  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  603 

Infektion  beider  Organe  gleichzeitig  dnrch  ein  und  dieselbe  Ursache  oder 
geht  die  eine  der  anderen  voran. 

Dieulafoy  glaubt,  dass  in  der  grösseren  Mehrzahl  der  Fälle  es  die 
Cholecystitis  ist,  welche  die  Appendicitis  hervorruft,  denn  zumeist  gehen  die 
Symptome  von  seiten  der  Gallenblase  denen  der  Appendicitis  voraus.  Für  die 
Behandlung  ist  es  von  grösster  Wichtigkeit,  dass  nebeneinander  beide  Erkran- 
knogen  vorkommen  können,  von  denen  die  Appendicitis  als  die  schwerere  stets 
zunächst  angegriffen  werden  soll. 

Becker  (10)  veröffentlicht  die  Krankheitsgeschichten  von  5  durch 
Müll  er- Bestock  Operierten,  bei  welchen  eine  gleichzeitige  Appendicitis  und 
Cholelithiasis  bestand  und  hat  34  Fälle  der  gleichen  Kombination  gesammelt, 
die  er  auszugsweise  wiedergibt. 

Ball  in  (4)  berichtet  über  einen  20  jähr.  Metallarbeiter,  der  wegen  akuter 
Appendicitis  operiert  worden  war.  Appendix,  Coecum  und  Netz  waren  entzündet 
und  geschwollen.  In  den  ersten  3  Tagen  nach  der  Operation  ging  alles  gut,  nur 
leichter  Ikterus  bestand.  Am  4.  Tage  traten  Delirien,  heftige  Krämpfe  und  tiefes 
Koma  auf.  Zu  gleicher  Zeit  nahm  der  Ikterus  zu,  blutige  Massen  wurden  er- 
brochen, im  Urin  trat  Gallenfarbstoff,  Eiweiss,  Zylinder,  Leuzin  und  Tyrosin 
anf  und  die  Leberdämpfung  war  sehr  verkleinert.  Dieser  Zustand  dauerte 
5  Tage,  besserte  sich  dann  aber  langsam,  so  dass  schliesslich  Heilung  ein- 
trat. Ballin  nimmt  an,  dass  es  sich  in  seinem  Falle  um  eine  akute  gelbe 
Leberatrophie  gehandelt  habe,  trotzdem  Heilung  eintrat  und  deshalb  durch 
die  Sektion  diese  Annahme  nicht  bestätigt  werden  konnte.  Heilungen  der 
akuten  gelben  Leberatrophie  sind  beschrieben.  Verf.  konnte  10  Fälle  von 
postoperativer  akuter  Leberatrophie  aus  der  Literatur  zusammenstellen.  In 
7  derselben  war  Chloroform  als  Anästhetikum  gebraucht  worden,  doch  ist 
der  Faktor  wichtiger,  dass  es  sich  zumeist  um  Operationen  an  entzündeten 
Därmen  und  Netz  gehandelt  hat.  Ballin  betrachtet  es  deshalb  als  wahr- 
scheinlich, dass  die  akute  gelbe  Leberatrophie  nach  Operation  durch  infek- 
tiöse Prozesse  in  Verbindung  mit  dem  toxischen  Einflüsse  des  Chloroform  ver- 
ursacht wird.  Beinahe  in  jedem  Falle  finden  wir  Blutbrechen.  Zur  Behand- 
lung der  Krankheit  empfiehlt  Verf.  Aderlässe,  Kochsalzinfusionen,  Abführmittel 
und  Diuretica. 

Middeldorpf  (101)  beobachtete  eine  Gangrän  des  rechten  Beines  infolge  von  Em- 
belle  der  Art.  femoralis  bei  einem  42  jährigen  Manne  im  Anechlasse  an  einen  perityphhti- 
sehen  Abszess  und  nimmt  an,  dass  die  Embolie  durch  einen  wandständigen  Thrombus  in 
der  Art.  iliaca  ext.  hervorgerafen  worden  sei.  Von  sonstigen  Komplikationen,  die  Middel- 
dorpf femer  erwähnt,  sind  henrorzaheben  eine  Thrombose  der  rechten  Vena  femoralis  and 
zwei  Fälle  von  rechtsseitiger  Pleuropnenmonie. 

Grahams  Fall  (57),  in  dem  am  fünften  Tage  nach  Beginn  der  Erkrankung  der 
Warmfortsatz  entfernt  wurde,  endete  zehn  Wochen  nach  der  Operation  tödlich.  Bei  der 
Sektion  fand  sich  die  Milz  in  grosser  Ansdehnong  nekrotisch,  in  der  Leber  aber  kein  Ab- 
szess.   Dagegen  liess  sich  aus  den  Leberverzweigungen  der  Pfortader  Eiter  ausdrücken. 

Le  Gl  er  CS  (81)  Fall  betrifiPt  eine  44jährige  Arbeitersfran ,  die  zwei  Tage  an  Ver- 
daoongabeschwerden  litt;  am  dritten  Tage  heftiger  Schmerz  in  der  rechten  Lendengegend. 
Nach  vorübergehender  Besserang  tritt  am  17.  Tage  der  Erkrankung  eine  typische  leichte 
Blinddarmentzündung  ein,  in  deren  Verlauf  die  Schmerzen  in  der  Lende  und  im  rechten 
Bein  sich  erneuera.  Am  20.  Tage  der  Blinddarmentzündung  plötzlicher  Tod  durch  Erobolie 
aus  der  Vena  iliaca,  die  ausser  den  Schmerzen  keine  Symptome  vorher  gemacht  hatte. 
Eine  Operation  war  bei  dem  leichten  Verlauf  der  Appendicitis  nicht  indiziert  and  hätte  nur 
den  Tod  beschleunigt. 

Jalagnier  hat  im  Laufe  von  14  Tagen  drei  Fälle  von  Lungenembolie  nach  Appen- 
dicitisoperationen  beobachtet  und  glaubt  dieselbe  vielleicht  auf  eine  unbekannte,  besonders 
virolente  Lifektion  zurückführen  zu  müssen. 


604  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Tnffier,  Boatier,  Reynier  berichten  über  weitere  Fälle  von  plMzlichera  Tod 
darch  Embolie. 

Qu^DQ  fahrt  die  EnibolieD  auf  eine  individuelle  Prädisposition,  bedingt  durch  be- 
sondere Beschaffenheit  des  ßlutes  und  der  Gefässwände,  zurück. 

H  ar  t  m  an  n  hält  es  für  möglich,  dass  das  häufigere  Vorkommen  linksseitiger  Thrombo- 
Phlebitis  darauf  beruht,  dass  die  Venen  des  linken  Beines  einen  behinderten  Verlauf  bis  za 
ihrer  Einmündung  in  die  auf  der  rechten  Seite  liegende  Vena  cava  haben. 

Broca  hält  die  Thrombophlebitis  und  Embolie  nicht  in  Zusammenhang  stehend  mit 
der  Blinddarmentzündung,  da  dieselben  ebenso  häufig  bei  anderen  Erkrankungen  und  Ope- 
rationen beobachtet  werden. 

Walther  hat  Thrombophlebitis  meist  bei  Erampfaderbildung  und  dann  gesehen, 
wenn  ausser  der  Blinddarmentzündung  Infektion  des  übrigen  Darmes  vorhanden  war. 

Über  zwei  Fälle  von  Parotitis  im  Verlauf  von  Wurmfortsatzoperationen  berichtet 
Reboul  (133).  Im  ersten  Falle  (Ezstirpation  im  freien  Intervall)  trat  11  Tage  nach  der 
Operation  eine  Parotitis  und  20  Tage  später  eine  Thrombophlebitis  der  rechten  Saphena 
ein.  Der  zweite  Fall  betrifft  eine  Parotitis  5  Tage  nach  Eröffnung  eines  perityphlitiscben 
Abszesses.  Es  kommen  mithin  selbst  bei  Operation  im  freien  Intervall  Infektionsherde  in 
Betracht,  die  zu  metastatischen  Erkrankungen  führen  können.  Daher  soll  der  einmal  er- 
krankt gewesene  Wurmfortsatz  stets  entfernt  werden. 

Schul tes  (148)  hat  während  einer  Influenzaepidemie  im  Winter  1902  3 
eine  Anzahl  Appendicitisanfalle  beobachtet,  von  denen  er  drei  sicher  als 
durch  den  Influenzaerreger  hervorgerufen  annimmt  und  deren  Erankheits- 
geschichten  er  kurz  wiedergibt. 

Romme  (142)  führt  eine  Arbeit  von  M.  Schulte  in  der  Deutschen 
medizinischen  Wochenschrift  an,  in  welcher  die  Beobachtung  mitgeteilt  ist^ 
dass  sich  bei  einer  Influenzaepidemie  auch  die  Fälle  von  Appendicitis  gehäuft 
hatten.  Doch  haben  nach  der  gleichen  Arbeit  Tabellen  über  siebenjährige 
Beobachtungen  keinen  ätiologischen  Zusammenhang  erkennen  lassen.  Immer- 
hin sei  es  möglich,  dass  durch  die  Influenza  der  Boden  für  Appendicitis  yor- 
bereitet  würde.  Mehrere  während  einer  Influenzaepidemie  beobachtet-e  Fälle 
lassen  nach  Schulte  an  eine  ^^ Angina  des  Wurmfortsatzes^  denken,  mit 
gleicher  bazillärer  Ursache  wie  die  Influenza  und  mit  sehr  gutartigem  Verlauf. 

An  den  Vortrag  Fowlers  (52)  über  das  schwarze  Erbrechen  schliesst 
sich  eine  längere  Diskussion,  in  der  Woolsey  bemerkt,  dass  er  dieses  Sym- 
ptom nur  bei  tödlich  endigenden  diffusen  Peritonitiden  gesehen  habe,  die  aber 
nur  einmal  durch  Appendicitis  hervorgerufen  worden  sei.  Erdmann  beob- 
achtete schwarzes  Erbrechen  zweimal  nach  gleichzeitigen  Operationen  an  dem 
Appendix  und  der  Gallenblase.  W.  Meyer  verfügt  über  8 — 10  Fälle  der 
Art  bei  akuter  Appendicitis  mit  septischer  Peritonitis.  Er  hat  den  Eindruck, 
dass  das  Symptom  besonders  häufig  sei  in  Fällen,  in  welchen  die  Operation 
zu  lange  hinausgeschoben  worden  sei.  Er  stimmt  Fowler  bei,  dass  das 
„black  vomit^  durch  Ulzeration  der  Magenwand  infolge  von  septischer  Infek- 
tion hervorgerufen  werde.  Fowler  hebt  in  dem  Schlussworte  hervor,  dass 
schwarzes  Erbrechen  nicht  an  das  Bestehen  einer  Appendicitis,  Peritonitis 
oder  eingeklemmten  Hernie  gebunden  sei,  so  komme  es  z.  B.  bei  schwerer 
Malaria  vor.  In  den  von  ihm  erwähnten  Fällen  verdanke  es  aber  seine 
Entstehung  toxischen  Einflüssen  von  Bakterien  oder  ihren  Produkten,  die 
von  dem  kranken  Appendix  ausgingen  und  zu  Thrombophlebitis  führten. 

Picqu6  (126)  beschreibt  einen  Fall  von  diffuser  eitriger  Peritonitis 
bei  Wurmfortsatzgangrän.  Operation  (Schnitt  in  der  MitteUinie  und  zwei 
lange  Inzisionen  zu  beiden  Seiten)  30  Stunden  nach  Beginn  der  Erkrankung 
führt  zur  Heilung..  Sekundärnaht  in  der  Mittellinie.  Nach  drei  Monaten 
kein  Bauchbruch. 


Brentano,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  605 

Chaput  vermeidet  die  Bauchbrüche  durch  Sekundämaht  ausschliesslich 
der  Muskeln,  sobald  die  Eiterung  geringer  wird. 

Tuffier  und  Quenu  weisen  darauf  hin,  dass  der  Bauchbruch  nach 
diesen  Operationen  die  Regel  ist,  wenn  er  sich  auch  oft  erst  jahrelang  später 
einstellt. 

Reynier  (136)  bemerkt,  dass  die  zu  primärer  Gangrän  des  Wurm- 
fortsatzes führenden  Fälle  zuerst  unter  dem  Bilde  der  Septikämie  mit 
Schüttelfrösten  und  stärkeren  Remissionen  am  Morgen  verlaufen,  wobei  die 
lokalen  Symptome  geringer  sein  können.  Dies  beruhe  auf  der  Resorption  der 
Toxine  im  Inneren  des  Wurmfortsatzes. 

Moty  (105)  beschreibt  eine  akute  Form  der  Appendicitis ,  welche  unter  typhusähn- 
lichen Erscheinungen  (Benommenheit,  leichte  Delirien,  hohes  Fieber)  verlfiuft  und  trotz 
frühzeitiger  Operation  zum  Tode  führt.  In  den  beiden  von  Moty  wiedergegebenen  Erank- 
heitsgeschichten  werden  Leberveränderungen  erwähnt,  die  möglicherweise  an  dem  schweren 
VerlMufe  Schuld  waren.  Die  Appendix  war  in  beiden  Fällen  nicht  gangränös  und  nicht 
perforiert. 

König  (74)  stellte  dem  Hamburger  Ärzteverein  zwei  Patienten  vor,  bei  welchen  er 
retrocökal  gelegene  Abszesse  im  intermediären  Stadium  durch  die  freie  Bauchhöhle  hin- 
durch eröffnet  und  die  betr.  Kranken  dadurch  geheilt  hatte.  Er  weist  dabei  darauf  hin, 
dass  bei  derartig  gelagerten  Wurmfortsätzen  zuweilen  auch  die  Operation  im  Intervall 
grosse  Schwierigkeiten  mache. 

Der  linksseitige  subphrenische  Abszess  nach  Eröffnung  eines  perityphlitischen  Ab- 
szesses, den  Eisendrath  (41)  auf  transpleuralem  Wege  entleerte,  führte  zum  Tode.  Eine 
Sektion  wurde  nicht  gemacht  Deshalb  bestreitet  in  der  Diskussion  Bevan  die  Berechti- 
gung, diesen  Fall  als  einen  linksseitigen,  von  der  Appendix  ausgehenden  subphrenischen 
Abszess  anzusprechen,  da  noch  zahlreiche  andere  Möglichkeiten  der  Entstehung  in  Betracht 
kommen  können. 

Christian  (30)  stellt  den  aus  der  Literatur  bekannt  gewordenen  Fällen  von  sub- 
phrenischen Abszessen,  welche  im  Anschluss  an  eine  Perityphlitis  entstanden  waren,  7  bei 
der  Autopsie  genau  studierte  Fälle  zur  Seite.  Es  handelte  sich  um  eine  Lokalisation  des 
perityphlitischen  Eiters  sowohl  retrocökal  wie  intraperitoneal  und  es  war  die  Infektion  teil- 
weise auf  dem  Lymph-,  teilweise  auf  dem  Venen wege  erfolgt.  4  mal  war  ausserdem  die 
Pleura  auf  der  betreffenden  Seite  infiziert. 

Mirror  (102)  berichtet  über  einen  Fall  von  akuter  Appendicitis ,  welcher  operiert 
wurde  and  an  welchen  sich  eine  Pneumonie  und  ein  Empyem  anschloss.  Bemerkenswert  ist 
nur  die  kontinuierliche  Berieselung  der  Pleura  mit  heissem  Wasser,  wodurch  nach  der  An- 
sicht dee  Verl  die  Entleerung  und  Ausheilung  der  Pleura  beschleunigt  wird.  Ausgang 
in  Heilung. 

Willy  Meyer  (98)  berichtet  über  einen  Fall  von  Colitis  luetica,  bei  welchem  er  den 
nicht  obliterierten  Proc.  vermif.  in  der  Ileocökalgegend  einnähte  und  von  hier  aus  mittelst 
dünnen  Drains  Spülflüssigkeit  ins  Kolon  einführte.  Unter  dieser  Behandlung  heilten  die 
Ulzerationen  aus.  Verf.  rät  zu  dieser  Methode  besonders  wegen  der  Zeitersparnis,  der  ge- 
ringen  Gefahr  der  Infektion  der  Bauchhöhle  und  dem  leichten  späteren  Verschluss  der 
Darmwunde.  Auch  bei  Dickdarmkarzinom  hält  er  die  Appendikostomie  unter  Umständen 
ffir  indiziert,  weist  aber  darauf  hin,  dass  häufig  der  Processus  obliteriert  sein  dürfte. 

Lyon  (91)  fordert  in  erster  Linie  die  interne  Behandlung  der  Appendicitis  nach  be- 
stimmten Regeln.  Er  empfiehlt  strengste  Bettruhe,  Eis  auf  den  Leib,  gegen  die  Schmerzen 
Morphium,  kein  Opium  und  für  48  Stunden  keine  Nahrungszufnhr ;  dann  nur  flüssige  Kost. 
Möglichst  bald  soll  mit  Kochsalzinfusionen  begonnen  werden.  Lyon  spricht  dann  noch 
ausführlich  über  die  Nachbehandlung,  die  vor  allem  auf  die  Diät  und  die  Darmfunktion  zu 
achten  hat    Er  bringt  nichts  Neues  in  seiner  Abhandlung. 

Nach  einer  historischen  Einleitung  über  die  Behandlungsweise  der  Appendicitis  spricht 
Er  äfft  (76)  über  die  Auffassung  der  Erkrankung  seitens  der  Ärzte.  Der  interne  Mediziner 
denkt  bei  Appendicitis  immer  an  eine  Entzündung  der  Mukosa,  der  Chirurg  an  eine  solche 
der  Serosa.  Man  sollte  deshalb  lieber  von  einer  Periappendicitis  sprechen.  Enteritis  be- 
gleitet die  Appendicitis  fast  niemals.  Verf.  empfiehlt  bei  Entzündung  der  Mukosa  Rizinus 
zu  geben,  bei  Entzündung  der  Serosa  Ruhe,  Eis,  Opium  verordnen  und  dabei  die  Operation 
ins  Auge  zu  fassen.  Opium  soll  nicht  ein  Heilmittel  sein,  sondern  nur  die  Schmerzen  und 
die  Darmperistaltik  vermindern. 


606  Jahresbericht  für  Chirargie.    IL  Teil. 

Es  kann  nach  B^rard  (13)  Darmverschlaes  infolge  Yon  Appendiciiis  anftreten,  wem 
durch  Entzündungen,  Eiterungen  oder  narbige  Schrumpfungen  Darmschlingen  abgeknickt 
werden.  Auch  nach  Operationen  am  Wurmfortsatz  kann  durch  peritoneale  Adhäsionen  ein 
Ileus  veiTirsacht  werden.  Verf.  beschreibt  einen  Fall  von  einem  11jährigen  Kinde,  bei  dem 
4  Wochen  nach  der  Eröffnung  eines  perityphlitischen  Abszesses  plötzlich  Xlens  auftrat 
Als  Ursache  fand  sich  ein  Volvulus,  der  durch  peritoneale  Verwachsungen  entstanden  war. 

Ducleanx  (89)  berichtet  über  einen  Fall  von  Appendicitia ,  welcher  längere  Zeit 
vorher  mit  allgemeinen  Klagen  über  den  Leib  begonnen  hatte.  Diese  Beschwerden  liessen 
nach,  als  die  Fat.,  ein  9jähriges  Mädchen,  Röteln  bekam.  Wegen  der  Röteln  wurde  du 
Kind  dem  Krankenhaus  zugeführt.  Kaum  waren  die  Röteln  abgelaufen,  so  traten  neue, 
sehr  heftige  peritoneale  Erscheinungen  auf,  die  sich  hauptsächlich  in  der  linken  Fossa  iliaca 
lokalisierten.  Es  wurde  schliesslich  operiert  und  ein  abgekapselter  Abszess  entleert,  der 
durch  Perforation  des  Wurmfortsatzes  entstanden  war.  Im  weiteren  Verlauf  entleerte  sich 
noch  ein  zweiter  Abszess  spontan.  Auch  trat  noch  ein  Lungenabszess  auf.  Bei  der  Sektioa 
fanden  sich  endlich  zwei  subphrenische  Abszesse. 

Boxs'  (21)  Fall  betrifft  einen  51  jähr.  Mann,  der  plötidich  erkrankt  war  mit  Schmerzen 
in  der  rechten  Bauchseite,  Erbrechen  und  Druckempfindlichkeit  der  Gallenblaaengegend.  Msa 
fahlte  eine  leichte  Resistenz  in  der  rechten  Lumbaiseite.  Am  16.  Tage  trat  Blutabgaog  p«- 
rectum  ein  und  da  Patient  zu  delirieren  begann,  wurde  ein  Typhus  angenommen.  Vidal 
war  negativ.    Temperatur  andauernd  38,5,  Puls  elend.    Am  21.  Tage  Tod. 

Autopsie  ergab  geringe  Abszeesbildung  in  der  Umgebung  des  zerstörten  Proc  vennif. 
und  zwischen  rechter  Niere,  Flexura  hepatica  des  Kolon  und  der  Leber.  Als  Ursadie  der 
blutigen  Stühle  konnte  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  eine  Arrosion  und  Tfaromboee  der 
Arteria  mesenterica  sup.,  soweit  sie  das  Colon  tranavers.  und  Colon  ascend.  versorgte,  u- 
gesprochen  werden. 

In  einem  Falle  von  Appendicitis,  über  den  Wallace  (157)  berichtet  und  der  tödM 
verlief,  kam  es  gegen  das  Lebensende  hin  zu  wiederholten  Darmblutungen,  die  den  Ver- 
dacht auf  Typhua  erweckten,  ohne  dass  aber  die  Vi  dal  sehe  Reaktion  diesen  beatätagte. 
Obwohl  die  Quelle  der  Blutung  bei  der  Sektion  nicht  aufgefunden  wurde,  glaubt  Verf.,  daas 
diese  durch  den  Durchbruch  eines  Abszesses  in  die  Flexura  coli  dextra  hervorgerufen  wordei 
sei  und  aus  der  Art.  mesent.  sup.  stammte. 

Martin  (95)  berichtet  über  einen  Fall,  in  welchem  nach  einer  Appendicektomie  ä 
froid  ein  Scharlach  auftrat,  obwohl  die  Pat.  schon  20  Jahre  früher  dieselbe  Erkrankung 
durchgemacht  hatte.  Die  Symptome  des  Scharlaches  waren  die  gewöhnlichen,  doch  ging 
das  Exanthem  nicht  von  der  Wunde,  deren  prima  intentio  ausblieb,  aus,  sondern  von 
Nacken.  Verf.  hält  den  sogenannten  postoperativen  Scharlach,  ebenso  wie  den  post  partitB 
entstandenen  für  neu  übertragen  und  für  ein  Rezidiv  einer  bereits  früher  durchgemachto 
Erkrankung.  Man  kann  also  nur  von  einem  chirurgischen  oder  postoperativen  Scharladi 
sprechen,  wenn  die  Infektion  von  der  Wunde  ausging  und  von  dem  Operateur  oder  seiB» 
Instrumenten  vermittelt  wurde.  Es  soll  sich  also  jeder,  der  mit  einem  Scharlaehkrankei 
in  Berührung  kam,  vor  einer  Operation  besonders  sorgfältig  desinfizieren,  und  während  etaer 
Scharlachepidemie  sollen  nur  Notoperationen  ausgeführt  werden. 

Die  Gangrän  des  Kolon  und  Ileum,  über  dieDandridge  (32)  berichtet»  kam  dadurdi 
zustande,  dass  bei  der  Appendicitisoperation  im  intermediären  Stadium  eine  Reihe  Ttm 
Mesenterialdrüsen  exstirpiert  und  dabei  eine  grössere  Arterie  unterbunden  wurde.  Neck 
mehrfachen  Eingriffen  kam  der  Fall  übrigens  schliesslich  zur  Heilung. 

Rostovzew  (143)  machte  die  Beobachtung,  dass  bei  Perityphlitis  die  höchste  Körp«r- 
temperatur  nicht  um  4—6,  sondern  um  9—10  Uhr  abends  erreicht  wird-  Je  schwerer  der 
Fall  ist,  desto  öfter  ist  diese  Verschiebung  zu  konstatieren. 

Hohlbeck  (St.  Petersborg). 

Lucas-Championniere  (90)  stellt  die  Behauptung  auf,  dass  eine  der 
Hauptursachen  für  Appendicitis  die  Fleischnahrung  sei,  da  sie  die  Gämngs- 
prozesse  und  Mikrobenentwickelung  im  Darm  begünstige.  Er  ist  der  Ansicht 
dass  mit  der  Zunahme  der  Fleischnahrung  auch  die  Häufigkeit  und  Schwere 
der  Appendicitis  zugenommen  habe. 

Nach  Ghauvel  sollen  die  Operationen  wegen  Appendicitis  im  franzo- 
sischen Heere  seit  7  Jahren  stetig  gewachsen  sein.  Auflfallend  ist  das  Ver- 
hältnis der  Erkrankungsfälle  bei  den  Truppen  im  Lande  mit  einem  Prozent- 
satz von  0,127  gegen  das  der  französischen  Truppen  in  Algier  und  Tunis  mit 


Brentano,  Verletzungen  and  chirnrgische  Krankheiten  des  Darmes.  G07 

0,063  ®/o.  Der  Grund  für  das  seltene  Vorkommen  in  Algier  und  Tunis  soll 
der  geringe  Fleischgenuss  sein. 

Die  meisten  Fälle  von  Appendicitis  kommen  nach  Lucas-Ghampion- 
Diere  in  England  und  Nordamerika  infolge  des  enormen  JPleischgenusses  vor. 
Auch  in  den  Städten  sind  die  Fälle  zahlreicher  als  auf  dem  Lande.  Nach 
einer  Beobachtung  soll  in  einer  Religionsgemeinschaft,  welche  kein  Fleisch 
isst,  nie  Appendicitis  vorgekommen  sein. 

Chauvel  (29)  hatte  auf  Grund  einer  nicht  vollkommenen  und  nur  die 
schweren  Fälle  von  Appendicitis  umfassenden  Statistik  die  Mortalität  der 
Blinddarmentzündung  im  französischen  Heere  für  expektativ  behandelte  Fälle 
auf  30®/o,  für  operierte  auf  31,8  *^/o  berechnet  und  bringt  jetzt  eine  neue 
Zusammenstellung  der  operierten  Fälle  vom  Jahre  1897—1902,  aus  der  zu- 
nächst die  Zunahme  der  Operationen  wegen  Appendicitis  hervorgeht  und  sich 
eine  durchschnittliche  Mortalität  von  12,5— 12,7  ^/o  für  die  beiden  letzten 
Jahre  ergibt  (die  diffuse  Peritonitis  mit  eingeschlossen).  Die  Gesamt mortalität 
in  der  französischen  Armee  im  Jahre  1901  berechnet  Chauvel  auf  5,2  °/o 
und  auf  4,2  ^/o  im  Jahre  1902.  Die  Zahl  der  an  Appendicitis  Erkrankten 
betrug  im  Jahre  1901  für  die  in  Frankreich  selbst  gamisonierten  Truppen 
0,95  ®/oo,  für  die  in  Algier  und  Tunis  stehenden  Armeekorps  nur  0,44  ®/oo,  im 
Jahre  1902  1,27  >o  für  das  Heimatland,  0,63  «/oo  für  die  Kolonien.  Die 
muselmännische  Bevölkerung  ist  nach  dem,  was  Chauvel  über  ihre  prozen- 
tuale Beteiligung  an  der  Krankheit  in  Erfahrung  gebracht  hat,  sehr  viel 
weniger  der  Appendicitis  unterworfen  als  die  europäische,  und  zwar  dürfte 
dies  darauf  zurückzuführen  sein,  dass  1.  die  Kost  der  Eingeborenen  eine 
vorwiegend  vegetarische  ist,  2.  Infektionskrankheiten  sehr  viel  seltener  auf- 
treten, weil  die  Widerstandskraft  der  südlichen  Bevölkerung  gegen  Infektionen 
des  Lymphapparates  eine  grössere  ist.  Die  vermehrte  Fleischnahrung  hält 
Chauvel  für  den  Hauptgrund  der  Zunahme  der  Appendicitis.  Lucas- 
Championniere  glaubt  gleichfalls,  dass  eine  vorwiegende  Fleischnahrung 
die  Entstehung  der  Appendicitis  begünstige,  daher  die  Häufigkeit  der  Krank- 
heit in  England  und  Nordamerika  und  ihre  relative  Seltenheit  auf  dem  Lande 
im  Gegensatz  zur  Stadt. 

Peck  (121)  fand  einen  Tapezierernagel  in  einer  langen,  aber  nicht  entzündeten  Ap- 
pendix, der  im  Intervall  entfernt  worden  war,  weil  wiederholte  Anfälle  von  Koliken  voraus- 
gegangen waren. 

Qn^nn  (132)  machte  Mitteilung  über  einen  bei  einer  Sektion  zufftllig  gemachten 
Befund  einer  inkrustierten  Nadel  im  Wurmfortsatz. 

Michalski  (99)  fand  bei  einer  Wurmfortsatzexstirpation  im  freien  Intervall  Reste 
von  Eierschalen  an  drei  verschiedenen  Stellen  der  freien  Bauchhöhle  ausserhalb  der  Ap- 
pendix und  nimmt  an,  dass  dieselben  durch  eine  Perforation  dieser  letzteren  ausgetreten 
sei,  die  sich  spftter  wieder  geschlossen  habe.  Die  Pat,  ein  11  jähriges  Mädchen,  hatte  die 
Oewohnheit  rohe  £ier  aus  der  Schale  zu  trinken. 

Polya  und  Navratil  (128)  haben  das  Verhalten  der  Lymphgefässe 
mid  Lymphdrüsen  durch  Injektionen  in  die  Submukosa  und  Muskularis  der 
Appendix  an  13  Kinderleichen  studiert  und  sind  zu  folgendem  Resultate 
gekommen:  Auf  der  Serosa  erscheint  ein  feines  Netz,  an  der  Lisertion  des 
Mesenteriolum  ein  gröberes  Netz  von  Lymphgefässen,  welche  in  der  Richtung 
der  Art.  appendicularis  verlaufen  und  in  eine  grössere  Drüse  münden,  welche 
im  Mesoappendix  selbst,  nahe  dem  Ursprünge  der  Arterie  liegt,  also  der 
Clado sehen  Drüse  entspricht.  Fehlt  dieselbe,  so  münden  die  Lymphgefässe 
in  eine  oder  mehrere  nächst  der  Art.  ileocolica  gelegene  mesenteriale  Drüsen, 


608  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  TeiL 

welche  sich  in  einem  vom  Ileum  und  Kolon  begrenzten  Winkel  befinden 
(ileocökale  Lymphdrüsen).  In  einigen  Fällen  wurde  eine  bis  zur  Wurzel  des 
Mesenteriums  reichende  Reihe  von  Drüsen  injiziert.  Die  aus  der  Wurzel  des 
Wurmfortsatzes  sich  sammelnden  Lymphgefasse  kommunizieren  reichlich  mit 
der  Cöcumspitze  und  ziehen  durch  Vermittelung  der  Ileocökal-Lymphdrusen 
zu  den  in  der  Wurzel  des  Mesenteriums  liegenden  Drüsen;  Lymphgefasse, 
welche  zum  Mesocolon  oder  Lig.  appendico-ovarium  ziehen,  wurden  bei  den 
zwei  zur  Verfügung  stehenden  weiblichen  Kinderleichen  nicht  gefunden.  Die 
Verfasser  kommen  zu  dem  Schlüsse,  dass  den  normalen  Lymphbahnen  der 
Appendix  eine  grössere  pathologische  oder  chirurgische  Bedeutung  nicht  zu- 
kommt. 

Mori  (103)  fand  in  verhältnismässig  kurzer  Zeit  zwei  Fälle  von  Appen- 
dicitis  bei  Kaninchen  und  einen  Fall  bei  einem  Hunde ,  die  er  ausfiihrUch 
beschreibt.  Ausserdem  gelang  es  ihm,  eine  künstliche  Appendicitis  durch 
Einspritzen  von  Bakterien  in  die  Art.  appendicularis  zu  erzeugen. 

Kellys  (72)  Arbeit  ist  eine  Geschichte  der  Appendicitis  in  Grossbritanien  von  dem 
ersten  in  der  Literatur  veröffentlichtem  Falle  (1812)  an  und  ist  hauptsachlich  von  Interesse 
für  diejenigen,  welche  sich  mit  der  historischen  Entwickelung  unserer  Ansichten  über  die 
Appendicitis  beschäftigen. 

Auch  die  französische  Literatur  hat  Kelly  (71)  nach  den  frühesten  Mitteilungen 
über  Appendicitis  durchforscht  und  das  Gefundene  zusammengestellt,  so  dass  jeder,  der 
sich  für  die  Greschichte  der  Appendicitis  interessiert,  die  mühevolle  Arbeit  dankbar  aner- 
kennen mnss. 

Alapy  (164)  verfährt  bei  Appendicitis  nach  folgenden  Prinzipien: 

1.  Bei  ganz  leichten  Anfällen  nimmt  er  Abstand  von  der  Operation, 
doch  verhält  er  sich  expektativ. 

2.  Bei  nur  einigermassen  intensiveren  Anfällen  ist  er  für  die  Frühope- 
ration, wartet  nicht  bis  zur  Abzessbildung. 

3.  Wäre  eine  solche  schon  eingetreten,  dann  schreitet  er  —  ausser  der 
Kranke  kollabiert!  — sofort  ein;  ist  der  Wurmfortsatz  leicht  auffindbar,  ent- 
fernt er  selben  gleich,  wenn  nicht,  so  nachträglich  in  2— 5  Wochen. 

4.  Bekömmt  Alapy  den  Kranken  beim  Abklingen  des  Anfalles  zu  Ge- 
sicht, dann  wartet  er  ab ;  Erwachsene  ohne  Beschwerden  empfiehlt  er  sonach 
einer  ärztlichen  Aufsicht,  bei  Kindern  hingegen  ist  er  unbedingt  für  die 
Operation.  Seine  diesbezüglichen  Erfahrungen  nämlich  belehrten  ihn  über  eine 
bedeutendere  Hartnäckigkeit  und  Gefährlichkeit  des  Leidens  bei  Kindern. 

J.  Dollinger  (Budapest). 
Dollinger  (165)  präzisiert   seinen  Standpunkt   in   der  Operation  der 
Appendicitis  folgendermassen : 

1.  Bei  septischer  Peritonitis,  mit  Kollapserscheinungen  —  um  mit  den 
schwersten  Fällen  zu  beginnen  —  operiert  Dollinger  nicht;  so  wie  die 
Fälle  anderer  Chirurgen  endeten  auch  die  seinigen  tödlich. 

2.  Bei  dififuser  Peritonitis,  mit  hinreichendem  Kräftezustand  des  Patien- 
ten, wird  unverzüglich  operiert. 

3.  Tritt  bei  einer  Appendicitis  Perforation  ein  oder  zeigen  sich  die 
Zeichen  eines  Abszesses:  auch  dann  schreitet  Dollinger  sofort  ein.  Die 
Mortalität  dieser  Gruppe  beträgt  an  Dollingers  Klinik  ll,5*^/o. 

4.  Kommt  der  Kranke  mit  dem  ersten  Anfalle  in  unsere  Beobachtung: 
Bei  20%  der  Erstkranken  kompliziert  sich  der  Verlauf  mit  Perforation  oder 
Gangrän  des  Wurmfortsatzes  ernstlich,  —  ein  grosser  Teil  der  dennoch  Ge- 
nesenden (Hawkins   23,6%,   Wyeth   80%,    Willy   Meyer   90%)  wird 


Kar  eher,  Verletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  609 

später  rezidiv.  Demgemäss  operiert  hier  Dollinger  bei  den  geringsten  be- 
drohlichen Symptomen  sofort;  bei  leichtem  Verlaufe  nur  wartet  er  ab,  um 
nach  Abklingen  des  Anfalles  dem  Patienten  zu  einer  Operation  zu  raten. 
Von  diesen  seinen,  wegen  einfacher  Appendicitis  operierten  Kranken,  verlor 
Dollinger  keinen. 

5.  In  Fällen  schliesslich,  wo  der  Kranke  schon  mehrere  Anfälle  gehabt, 
ist  Dollinger  für  sofortige  Entfernung  des  Wurmfortsatzes. 

J.  Dollinger  (Budapest). 

Die  30jährige  Kranke  Herczels  (166)  kam  schon  mit  der  Diagnose 
einer  Intussusceptio  ileo-colica  auf  seine  Abteilung;  bei  der  Operation  erwies 
sich  diese  Annahme  als  wahr.  Da  eine  vollkommene  Desinvagination  nicht 
gelang,  wurde  reseziert  und  der  Dünndarm  in  den  Dickdarm  —  end  to  side 
—  implantiert.    Die  Kranke  genas. 

Am  Durchschnitte  des  resezierten  Darmteiles  lag  gleichsam  als  Rüssel 
des  Intussusceptum  der  Processus  vermiformis;  entzündliche  Verwachsungen 
fixierten  die  Gebilde.  Dollinger  (Budapest). 


DarmTerschluss. 

1.    Allgemeines. 

2.  ^Arnold,  A  case  of  intestinal  obstraction  presenting  unusual  featares.  The  Lancet 
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4.  * —  Intestinal  obstraction  following  Operation  for  reducible  left  inguinal  hernia  due  to 
a  loop  of  small  intestine  caught  in  Treitz*s  fossa.    Annais  of  surgery  1903.  Dec. 

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1903.  Nr.  92. 

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Wochenschrift  1903.  Nr.  39. 

8.  —  Zur  Pathogenese  und  Therapie  des  Darmverschlusses.  Freie  Chirurg.-yerein]gung. 
Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  2. 

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18.  Gauchery,  Occlusions  intestinales  pendant  la  puerp^ralit^.     Revue  fran^aise  et  de 
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Wochenschrift  1902.  Nr.  47. 

Jahi-esberieht  fQr  Chirurgie  1903.  39 


610  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    JI.  Teil. 

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21.  *Gnlland  and  Wallace,  Constriction  of  thesmall  intestine  by  a gangrenous  appen- 
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Wochenschrift  1903.  Nr.  6. 
87.   Rieppi,  Dell*  intervento  chirurgico  nelle  occlusioni  intestinal!.    Atti  del  XI  Congresso 

interprovinciale  sanitario  dell*  Alta  Italia  1903.  üdine. 
38.   *Schulze-Yellinghausen,   Zur  Behandlung  des  Ileus.      Therapeutische   Monaii- 

hefte  1903.  Heft  2. 
89.   Sonnenburg,   Der  Ileus  postoperativus ,  besonders  «nach  Operationen  wegen  akater 

oder  chronischer  Appendicitis.   Freie  Ohirurgen-Yereinigung.    Zentralblatt  für  Ghirargie 

1903.  Nr.  50. 

40.  *Tavel,  Le  diagnostic  du  sidge  de  Tocclnsion  dans  Filius.  Revue  de  Ghimrgie  1908 
Nr.  12. 

41.  * —  Le  diagnostic  du  siöge  de  Tocclusion  dans  Tiläus.  Revue  de  Ghirurgie  1908.  Nr.  8 
und  9. 

42.  * —  Le  diagnostic  du  siöge  de  Tocclusion  dans  Til^us.    Reyue  de  Ghirurgie  1903.  Nr.  10. 

43.  '''Taylor,  On  some  fatal  cases  of  intestinal  obstruction.  The  Dublin  joumal  190S. 
March. 

44.  *Meyer,  Willy,  Intestinal  obstruction.  New  York  sorg.  soc.  Annals  of  suig.  1901 
July. 

45.  Schöne,  Beiträge  zur  Magendarmchirnrgie.  III.  Ober  Inkarzerationen  des  Wurmfort- 
satzes.   V.  Br  uns  sehe  Beiträge  1903.  Bd.  39.  Heft  1. 

46.  Langer,  Über  retrograde  Inkarzeration  des  Darms.  Wiener  klin.  Woohenachr.  190S. 
Nr.  16. 

Braun  (8)  fand  bei  einer  Operation  wegen  Bauchkontosion  (Hnfschlag 
gegen  die  linke  Bauchseite,  linksseitige  inkarzerierte  Leistenhernie  37»  Stunden 
nach  dem  Trauma  operiert;  Laparotomie  wegen  Ausfliessens  von  viel  Trans^ 
sudat  aus  der  Bauchhöhle  durch  den  Schnürring)  eine  traiunatisch  entstandene 
Invagination  inmitten  einer  tetanisch  kontrahierten  Jejunnmschlinge,  die 


J 


Kar  eher,  Verletzungen  and  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  611 

nur  durch  festen  Zug  zu  lösen  war.  Dieser  Befund  spricht  fiir  die  spastische 
Theorie  der  Invagination.  Er  erwähnt  dann  nur  zwei  rapid  tödlich  verlaufene 
InTaginationen. 

Hinsichtlich  der  operativen  Eingriffe  beim  Ileus  ist  er  der  An- 
sicht, der  Eingriff  in  der  Bauchhöhle  solle  so  lokal  und  schonend  wie  möglich 
gestaltet  werden.  In  jedem  Falle  wird  der  geblähte  Darm  eröffnet.  Die 
Anl^uBg  einer  Kotfistel  sorgt  für  dauernde,  gründliche  Entleerung  desselben. 
Nur  bei  Frühoperation  und  genau  gestellter  örtlicher  Diagnose  soll  man  suchen, 
das  Hindernis  sofort  zu  beseitigen.  Bei  Dünndarmileus  sucht  man  das 
Hindernis  von  den  kollabierten  Schlingen  aus.  Gangränöse  Partien  werden 
nicht  primär  reseziert  und  vereinigt,  sondern  bloss  vorgelagert.  Nicht  nur 
bei  drohender  Gangrän  wird  die  betroffene  Darmschlinge  eröffnet,  es  wird 
Tielmehr  jetzt  bei  jedem  Ileus  für  die  nächsten  Tage  eine  Kotfistel  angelegt, 
und  zwar  nach  dem  Witzeischen  Prinzip  der  Fistelbildung  mit  Einbettung 
eines  Drains.  Die  Erfahrungen  sind  damit  gute,  die  Fistel  schliesst  sich  meist 
spontan.  Die  Entleerung  des  Darmes  durch  Punktion  oder  Inzision  mit  so- 
fortigem Verschluss  der  Wunde  genügt  nicht,  da  Abfluss  aus  entfernteren 
Darmpartien  sehr  allmählich  vor  sich  geht.  Den  Gefahren  einer  länger 
dauernden  Insuffizienz  oder  Paralyse  an  der  Einklemmungsstelle  wird  dadurch 
nicht  begegnet.  Auch  bei  Strikturen  und  Karzinom  reseziert  Braun  nicht 
primär. 

Haas  1er  (20)  weist  in  seiner  allgemeinen  Besprechung  des  Darm- 
verschlusses  an  Hand  der  Hallenser  Fälle  auf  die  Bedeutung  einer  Lokal- 
diagnose (Ort  und  Art  des  Dannverschlusses)  hin.  Dieselbe  ist  am  ehesten 
noch  im  Frühstadium  des  Ileus  zu  stellen,  solange  noch  keine  Komplikationen 
dieselbe  trüben.  Die  erste  Untersuchung  durch  den  behandelnden  Arzt  ist 
darum  von  grosser  Bedeutung. 

Rieppi  (37)  berichtet  über  19  Fälle  von  Darmverschluss,  in  denen  er 
chirurgisch  einzugreifen  gezwungen  war.  R.  Giani. 

Langer  (46)  bekämpft  die  Ansicht  Maydls,  wonach  beim  Darm  nur 
dann  eine  retrograde  Inkarzeration  vorkommen  könne,  wenn  auch  das 
Mesenterium  des  sogenannten  Mittelstückes  vorliegend  sei.  Dies  trifft  für 
das  Querkolon  und  das  unterste  Ileum  nicht  zu.  Er  teilt  einen  diesbezüg- 
lichen Fall  mit,  bei  dem  der  Bruchinhalt  einen  höheren  Grad  der  Inkarzeration 
darbot  als  das  retrograd  inkarzerierte  Organ.  Dieser  Fall  ist  der  erste,  bei 
dem  das  Mesenterium  des  Zwischenstückes  frei  im  Bauchraum  lag  und  es 
doch  zur  retrograden  Inkarzeration  gekommen  war. 

Del  Gonte  (17)  führte  Untersuchungen  aus,  um  festzustellen,  welches 
bei  Darmokklusionen  ohne  Perforation  oder  nekrotische  Stellen  am  Darm  die 
Todesursache  sei.  Seine  an  Meerschweinchen  und  Kaninchen  angeführten 
(neun)  Experimente  taten  folgendes  dar:  Die  im  Darminhalt  vorhandenen 
Bakterien  passieren  nie  durch  die  Darmwandung  hindurch,  weil  sie  zunächst 
in  der  Mukosa  und,  nach  eventueller  Zerstörung  dieser,  in  der  Muscularis 
eine  unüberwindliche  Barriere  finden;  unter  solchen  Verhältnissen  gehen  die 
Tiere  nie  an  Septikämie  zu  gründe;  der  Tod  erfolgt  infolge  von  Autointoxi- 
kation, die  dadurch  bewirkt  wird,  dass  in  der  eingeklemmten  Darmschlinge 
sich  toxische  Substanzen  in  übergrosser  Menge  bilden,  die  dann  in  den  Kreis- 
lauf treten,  wie  dies  beim  Botulismus  geschieht.  Dies  wird  bezeugt  durch 
die  fettige  Degeneration  der  Leber,  die  man  bei  solchen  Tieren  bei  der 
Autopsie  antrifft,  durch  die  Glomerulonephritis  und  die  klinischen  Erschei- 

39* 


612  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

nongen.  Die  in  solchen  Fällen  entstehende  Anurie  begünstigt  die  Autointoxi- 
kation.  —  Verf.  konnte  einige  Tiere  nach  erfolgter  Intoxikation  am  Lieben 
erhalten  dadurch,  dass  er  das  toxische  Vermögen  des  Darminhaltes  durch 
Milchkost  herabminderte.  R.  GianL 

Clairmont  (14)  hat  experimentell  nachgewieson,  dass  die  bei  Ilens 
auftretenden  Darmgifte  durch  Bakterien  gebildet  werden;  ihre  Hitzebeständig- 
keit hat  gezeigt,  dass  sie  echte  Toxine  sind.  Immunisierungsversuche  im 
Sinne  einer  Serumtherapie  fielen  negativ  aus. 

E  reut  er  (30)  zeigt  an  Hand  von  zwei  Fällen,  dass  bei  tiefem  Dickdarm- 
verschluss  die  Hauptgefahr  für  den  Kranken  im  Zustande  des  Coecum  liegen 
kann,  dessen  Entfernung  möglich  und  zu  versuchen  ist.  Im  ersten  seiner 
Fälle  handelte  es  sich  um  echten  lokalen  Meteorismus  des  Coecum  durch  Ab- 
k  nickung  desselben.  Im  zweiten  Falle  lag  ein  Volvulus  der  Flexura  sigmoidea 
vor.  In  beiden  Fällen  war  die  Ueocoekalklappe  retrograd  absolut  undurch- 
lässig. In  beiden  Fällen  war  es  durch  die  hochgradige  Dehnung  zu  Gangrän 
und  Geschwürsbildung  im  Coecum  gekommen.  Im  ersten  Falle  wurde  das 
Coecum  partiell,  im  zweiten  total  exstirpiert. 

Einen  Fall  von  funktionellem,  nicht  mechanischen  Darmverschluss  be- 
obachtete Cavazzani  (12).  Der  Darmverschluss  war  durch  Perforations- 
peritonitis  entstanden,  diese  hatte  ihre  Ursache  in  einer  akuten  Vergiftung 
durch  faulige  Gärung,  die  wegen  Magenektasie  zustande  gekommen  war. 
Verf.  hatte  eine  Darmperforation  ausgeschlossen;  aber  bei  der  Autopsie,  die 
im  übrigen  die  Diagnose  bestätigte,  wurde  zwischen  Pylorus  und  Duodenum, 
im  hinteren  Teile,  ein  kleines  Loch  konstatiert.  fi.  Giani. 

Pankow  (34)  berichtet  über  einen  Fall  von  spastischem  Ileus.  Der- 
selbe war  sechs  Tage  nach  einer  schweren  Myomoperation  aufgetreten  lud 
dauerte  acht  Wochen  lang ;  er  bestand  trotz  der  Anlegung  eines  Anus  präter- 
naturalis  weiter,  löste  sich  dann  von  selbst,  so  dass  die  Patientin  vollständig 
ausheilte.  Das  Myom  hatte  sich  zwischen  die  Blätter  des  Mesokolon  ent- 
wickelt und  war  mit  demselben  teilweise  so  verwachsen,  dass  es  bei  der  Aus- 
schälung desselben  zu  mehrfachen  Zerreissungen  des  Mesokolon  und  fast  voll- 
kommener Ablösung  der  Flexura  sigmoidea  kam.  Pankow  nimmt  an,  es 
habe  sich  nun  ein  reflektorischer  Enterospasmus  ausgebildet,  der  allein  aus- 
gelöst wurde  durch  eine  infolge  der  Mesenterialverletzungen  entstandene  Ge- 
schwürsbildung der  Darmwand. 

Der  von  Lodi  (32)  referierte  klinische  Fall  betrifft  einen  27jährigen 
Arbeiter,  der  von  Zeit  zu  Zeit  als  Schiffsmaler  tätig  war;  derselbe  tut  dar, 
dass  eine  Fehldiagnose  zwischen  akutem  Saturnismus  und  Darmverschluss  mög- 
lich ist.  Eine  solche  Fehldiagnose  könnte  wegen  verzögerten  chirurgischen 
Eingriffes  sehr  schwere  Folgen  haben,  umsomehr  als,  wie  vorliegender  Fall 
zeigt,  auch  kleine,  durch  die  Haut  aufgenommene  Bleimengen  eine  schwere, 
nicht  vermutete  Vergiftung  hervorrufen  können.  Verf.  erörtert  kurz  die 
Differentialdiagnose  zwischen  den  beiden  Affektionen.  R.  Giani. 

Calabi  undGajardoni  (10)  teilen  den  eigentümlichen  Sektionsbefund 
folgenden  Falles  mit:  Ein  Patient  erhielt  vor  einem  Jahr  einen  Stoss  gegen 
den  Unterleib:  unmittelbar  darauf  reichliche  Urinentleerung.  Erscheinungen 
von  subakutera  und  intermittierendem  Darmverschluss  unter  Urindrang:  schliess- 
lich Exitus.  Es  fand  sich  nun  am  Zipfel  der  Blase  ein  Loch,  durch  welches 
Darmschlingen  in  die  Blase  hineingetreten  waren  und  sich  eingeklemmt  hatten. 
In  der  Umgebung  dieser  Öffnung  fehlte  die  Muscularis.  —  Nach  der  Meinung 


Kar  eher,  Verletzungen  und  chirurgiscbe  Krankheiten  des  Darmes.  613 

der  Yerff.  soll  das  Trauma  bei  kongenitalem  Defekt  der  Blasenmuskularis  zu 
einer  Hernie  der  Blasenwand  geführt  haben.  Später  Inkarzeration  der  Darm- 
schlingen  und  schliesslich  Biss  der  Blasenwand  durch  Druckvermehrung  im 
Bmcksack. 

In  dem  von  Galabi  und  Gaiardoni  (11)  mitgeteilten  Falle  war  der 
Darmverschluss  durch  eine  seltsame,  bisher  noch  nicht  beschriebene  Ursache 
hervorgerufen  worden,  nämlich  durch  das  Eindringen  vom  Dünndarm  in  die 
Blase.  Der  Fall  betrifft  einen  60jährigen  Mann,  der  ein  Jahr  vorher  ein 
Trauma  in  der  Oberschamgegend  erlitten  und  darauf  wiederholt  Zeichen  von 
Darmverschluss  aufgewiesen  hatte,  die  jedoch  immer  nach  Enteroklysmen 
zurückgegangen  waren. 

Ein  letzter  Anfall  von  Darmverschluss,  der  mit  Erscheinungen  von  Peri- 
tonitis aufgetreten  war,  hatte  den  Tod  zur  Folge  gehabt.  —  Bei  der  Autopsie 
konstatierte  man,  dass  ein  langer  (61  cm  messender)  Dünndarmabschnitt  durch 
eine  8  cm  weite  Perforation  in  die  Blase  eingetreten  war.  Da  um  die  per- 
forierte Stelle  herum  Muskelfasern  fehlten,  nehmen  die  Verff.  an,  dass  eine 
Entwickelungshemmung  der  T.  muscularis  der  Blase  vorgelegen  habe,  deret- 
wegen,  infolge  des  Traumas,  am  Blasengrunde  eine  Hernie  der  Schleimhaut 
sich  hatte  bilden  können;  in  diese  Einknickung  waren  die  Darmschlingen 
hineingedrängt  worden  und  hatten  die  ersten  schmerzhaften  Erscheinungen 
veranlasst;  als  mit  der  Zeit  immer  mehr  Darmschlingen  hineingeraten  waren, 
hatte  sich  zu  den  Darmverschlusserscheinungen  die  Perforation  des  Sackes 
und  dann  die  tödliche  Peritonitis  hinzugesellt.  R.  Giani. 

Lane(31)  machtauf  eine  chronische  Obstruktion  des  Coecum 
und  Colon  ascendens  aufmerksam.  Dieselbe  kommt  vor  bei  Leuten,  die 
lange  an  Verstopfung  gelitten  haben  und  die  ein  pathologisch  entwickeltes 
Mesenterium  besitzen,  welches  sich  am  Coecum,  am  Colon  ascendens  und  der 
Flexura  hepatica  ansetzt.  Bei  Füllung  des  Coecum  wird  die  Flexura  ab- 
geknickt ;  in  den  schwersten  Fällen  kann  es  zur  völligen  Behinderung  der  Kot- 
passage, ja  zum  Dens  kommen.  Zuweilen  kann  ein  Volvulus  entstehen.  In 
weniger  schweren  Fällen  klagen  die  Kranken  über  Schmerzen  in  der  Cökal- 
gegend,  die  in  das  Gebiet  des  Ileo-hypogastricus  und  Ileo-inguinalis  und  des 
letzten  Dorsalnerven  ausstrahlen.  Zuweilen  werden  Blasenbeschwerden  an- 
gegeben. Dieser  Zustand,  der  in  vielen  Fällen  anfallsweise  auftritt,  wird  oft 
mit  Appendicitis  oder  mit  Nierenkoliken  verwechselt.  Die  Fälle  werden  nur 
dann  gebessert,  wenn  man  die  Flexur  wieder  freimacht  und  die  Knickung 
ausgleicht.     Öfters  sind  diese  Fälle  mit  Wandemiere  verbunden. 

Eine  Arbeit  von  M.  Schöne  (45)  behandelt  die  Inkarzeration  des 
Wurmfortsatzes.  Hierhergehörige  Falle  sind  im  ganzen  selten,  wurden  aber 
in  den  letzten  Jahren  zahlreicher  beobachtet  Verf.  stellt  sich  zur  Aufgabe, 
die  Lösung  der  Frage,  ob  es  sich  in  solchen  Fällen  um  eine  primäre  Inkar- 
zeration des  Wurmfortsatzes  oder  um  eine  Appendicitis  in  einem  Bruchsack 
bandelt. 

Folgender  Fall  veranlasste  die  Arbeit: 

Ein  23 jähriger  Maler  fühlt  plötzlich  beim  Hieben  einer  Leiter  einen 
Schmerz  in  der  rechten  Leistengegend,  gleichzeitig  Hervortreten  einer  Geschwulst, 
die  allen  Taxisversuchen  trotzt.  Herniotomie  am  4.  Tage.  Im  Bruchsack 
findet  sich  eine  eingeklemmte  Dünndarmschlinge,  die  eine  verdächtige  Stelle 
aufweist.  Femer  hinter  dieser  Schlinge  der  Wurmfortsatz  mit  seinem  Mesen- 
teriolum  —  ebenfalls  eingeklemmt.    Resektion  des  Wurmfortsatzes.   Der  Ope- 


614  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.     II.  Teil. 

rierte  stirbt  an  Erscheinungen  von  Perforationsperitonitis.  Bei  der  Autopsie 
fanden  sich  zwei  Perforationsstellen  40  cm  oberhalb  der  Ileocökalklappe  am 
Dünndarm.  Der  Wurmfortsatz  trug  an  seinem  oberen  Ende  eine  deutliche 
Schnurfurche,  die  sich  auch  auf  das  Mesenteriolum  hinzog. 

Oberhalb  der  Schnurfurche  war  der  Wurmfortsatz  normal,  unterhalb  gelb- 
lich-nekrotisch.  Es  handelte  sich  also  offenbar  um  einen  angeborenen  ingui- 
nalen Bruchsack,  der  früher  den  langen,  mit  schlaffem  Mesenteriolum  ver- 
sehenen Wurmfortsatz  enthalten  hatte.  Das  plötzliche  Eintreten  einer  Dann- 
schlinge in  dem  Bruchsack  verursachte  die  gleichzeitige  Einklemmung  beider 
im  Bruche  enthaltenen  Gebilde. 

Primäre  Inkarzeration  bestand  ebenfalls  in  14  anderen  der  Literatur 
entnommenen  Fällen,  deren  Symptomatologie  sehr  ähnlich  war  und  gleiche 
Beweismittel  lieferte :  Keine  früheren  Erkrankungen  des  Wurmfortsatzes,  plötz- 
licher Beginn  der  Erkrankung  oft  nach  einer  Überanstrengung,  gleichzeitiges 
Hervortreten  der  Bruchgeschwulst,  Inkarzerationserscheinungen,  Wurmfortsatz 
im  Bruchsack  mit  deutlich  ausgesprochener  Einschnürung  in  der  Höhe  des 
Bruchsackhalses ;  oberhalb  der  Einschnürung  Appendix  normal,  unterhalb  ver- 
dickt nekrotisch  oder  perforiert ;  keine  Verwachsungen  und  keine  Fremdkörper 
im  Lumen  des  Wurmfortsatzes.  Ausserdem  waren  die  Appendices  gewöhnlich 
sehr  lang  (bis  16  cm)  und  mit  langem  fettreichen  Mesenteriolum  versehen. 
Meistens  handelte  es  sich  um  kongenitale  Hernien. 

Es  fällt  schwer  zu  behaupten,  ob  diese  Pathogenese  auf  alle  Fälle  mit 
gangränösem  oder  beginnend  nekrotischem  Wurmfortsatz  in  einem  Bruchsack 
anzuwenden  sei ;  in  einzelnen  Fällen  scheinen  Nekrose  und  Inkarzeration  gleich- 
zeitig und  kombiniert. 

In  den  meisten  Fällen  handelt  es  sich  aber  um  primäre  Inkarzeratioo. 

Gauchery  (18)  hat  57  Fälle  von  Darmverschluss  im  Verlauf  einer 
Uterin-Schwangerschaft  und  9  im  Verlauf  einer  E3ctrauterin-Gravidität  zu- 
sammengestellt. Der  Häufigkeit  nach  zusammengestellt  fanden  sich  folgende 
Ursachen:  innere  Abschnürungen,  ausgedehnte  Kompressionen  und  Lage- 
veränderungen des  Darmes  (Volvulus,  Torsion  u.  s.  w.).  Verwechslungen  kamen 
vor  mit  Koprostase,  Peritonitis,  Appendicitis,  Brucheinklemmung,  Dann- 
perforation, Extrauteringravidität,  Uterusruptur.  Von  den  operierten  Fällen 
starben  53**/o  Mütter  und  38%  Kinder,  von  den  nicht  operierten  76  ^/o  Mütter 
und  66  7o  Kinder. 

Sonnenburg  (39)  sah  in  mehren  Fällen  (drei  Fälle  von  eitriger  Peri- 
typhlitis, in  einem  Falle  von  gleichzeitig  vorhandener  Cökalfistel,  in  sechs 
Fällen  von  Appendicitis,  die  ä  froid  operiert  wurden)  nach  der  Operation  die 
allmähliche  Entstehung  eines  Heus,  ohne  dass  zu  gleicher  Zeit  peritonitische 
Erscheinungen  auftraten.  Eine  erneute  Laparotomie,  oder  die  Sektion,  oder 
der  niedrige  Stand  der  Leukocyten  ergaben  das  Fehlen  einer  Peritonitis. 
Unter  den  Fällen  der  Ileus  postoperation  gingen  einige  mit  trommel- 
artiger, fast  isolierter  Aufblähung  des  Coecum  einher.  Die  Ursachen  des 
Ileus  sind  komplizierter  Natur.  Zum  Teil  handelt  es  sich  um  Strangulations-, 
zum  Teil  um  Obturationsileus.  Der  Meteorismus  spielt  dabei  eine  grosse 
Rolle;  er  führt  besonders  bei  gleichzeitiger  postoperativer  Darmlähmung  zn 
Knickungen,  wobei  noch  alte  Adhäsionen  mitwirken  können.  Ebenso  kann 
es  zu  Achsendrehungen  kommen.  Bei  Verdacht  auf  beginnenden  Dens  lasse 
man  alle  Narkotika,  besonders  auch  Morphium,  fort,  gebe  frühzeitig  Abführ- 
mittel. 


Earcher,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  615 

Reitzenstein  (36)  beobachtete  einen  Fall  von  Ileus  infolge  von 
Thrombose  der  Vena  mesenterica,  der  klinisch  diagnostiziert  durch 
die  Sektion  klargestellt  wurde.  39jähriger  Mann.  Die  Erscheinungen  waren 
allmählich  aufgetreten.  Sie  bestanden  in  Schmerzen,  heftigen  blutigen  Diar- 
rhöen. Bemerkenswert  waren  das  plötzliche  Wiederaufhören  des  Schmerzes, 
der  Mangel  eines  lokalisierten  und  allgemeinen  Meteorismus,  die  erst  am 
dritten  Krankheitstage  aufgetretene  Resistenz  rechts  und  vor  allen  Dingen  der 
blutige  Ileus.  Es  war  das  typische  Bild  eines  paralytischen  Ileus  unter  dem 
Zeichen  der  inneren  Verblutung. 

Homburger  (26)  behandelte  einen  Fall  von  Darmparalyse  mit  Ileus- 
erscheinungen  im  Verlaufe  einer  Meningomyelitis  luetica  mit  Erfolg  mit 
Atropin. 

Jaff6  (27)  hat  bei  peritonitischen  Erscheinungen  und  Ileussymptomen 
nach  einem  intrauterinen  Eingriffe  (Galvanokaustik  nach  Apostoli).  Strych- 
nininjektionen  in  der  Dosis  von  2  mal  0,003  Strychnin  nitr.  angewandt  und 
dabei  eine  Lösung  des  Ileus  beobachtet. 

Grabe  (20)  sah  einen  günstigen  Erfolg  von  Strychnin  bei  einer  post- 
operativen eitrigen,  abgesackten  Peritonitis  mit  schwerster  Darmlähmung 
(Pseudoileus).  Er  gab  in  drei  Injektionen  in  zweistündlichen  Pausen  insgesamt 
0,01  Strychnin.  Nach  der  letzten  Einspritzung  traten  Flatus  und  Stühle  auf. 
Der  Abszess  brach  später  durch  den  Scheidenschnitt  durch. 

2.    Strangulation,   Knickung. 

1.  ^Anderson,  Gase  of  internal  Strangulation  through  a  hole  in  tbe  mesentfry.    British 
medical  Journal  1908.  Febr.  28. 

2.  BörardetPatel,  Les  occlusions  intestinales  par  condure  de  Tangle  colique  ganche. 
Revue  de  Cbir.  1903.  Nr.  5. 

3.  *ChaTannazetMongonr,  Occlusion  intestinale  par  compression  de  Fintestin  grdle. 
Liberation  de  Tanse.    Gnörison.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  81. 

4.  Hofmann,   Ein   seltener  Fall   von  zweisitzigem   Strangulationsileus.     Wiener   klin. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  41. 

5.  *Eempe,  A  rare  case   of  intestinal  obstmction  resulting  from   a  kick  in  the  right 
iliac  region.    The  Lancet  1903.  Aug.  15. 

B6rard  und  Patel  (2)  besprechen  die  infolge  Knickung  der  Flexura 
coU  sinistra  auftretenden  Darmokklusionen.  Der  Mechanismus  wurde  schon 
seinerzeit  von  Terrier  beschrieben  und  beruht  auf  den  eigentümlichen 
physiologischen  Verhältnissen  an  dieser  Darmstelle.  An  Hand  eines  neuen 
Falles  werden  in  Übereinstimmung  mit  den  Ansichten  Terriers  die  ver- 
schiedenen Formen  der  Okklusion  an  der  linken  Flexur,  ihr  Mechanismus,  ihre 
Symptomatologie  und  die  Therapie  des  Leidens  der  Reihe  nach  studiert 
Hierbei  werden  ausschliesslich  die  sogenannten  essentiellen  Okklusionen  dieses 
Darmabschnittes  in  Betracht  gezogen,  also  nicht  die  durch  Neoplasmen,  Lues 
oder  Tuberkulose  hervorgerufenen. 

Was  den  Mechanismus  betrifft,  so  kommt  an  der  Flexura  coli  sinistra, 
abgesehen  von  etwaigen  Briden,  ein  essentieller  Darmverschluss  vor,  indem 
durch  Heruntersinken  des  Colon  transversum  der  Winkel  der  Flexur  sich 
allmählich  immer  mehr  zuspitzt;  den  Fäkalmassen  steht  somit  ein  Wider- 
stand entgegen,  der  um  so  grösser  ist,  je  spitzwinkliger  die  Knickung  wird. 
Okklusionserscheinungen  treten  dann  besonders  auf,  wenn  das  Ligamentum 
phrenico-colicum  schmal  ist  und  sich  als  einfaches  Bündel  an  der  äussersten 


616  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IT.  Teil. 

Spitze  der  Flexur  anheftet.  Eine  hartnäckige  Stuhlverstopfung,  ein  Spasmus 
oder  eine  Darmparese  genügen,  den  Ileus  heryorzurofen. 

Das  klinische  Bild  ist  verschieden,  je  nachdem  es  sich  um  einen  kom- 
pletten subakuten  oder  akuten,  oder  um  einen  inkompletten  Verschluss  mit 
abgeschwächten  Symptomen  handelt.  Die  Schmerzbaftigkeit  in  der  Höhe  der 
7.  und  8.  Kippe  scheint  in  den  leichten  Fällen  den  einzigen  Anhaltspunkt 
für  die  richtige  Diagnose  zu  geben.  Was  die  Therapie  betrifft,  so  konunen 
von  chirurgischen  Eingriffen  in  Frage :  die  laterale  Enteroanastomose  und  die 
Eolopexie,  entweder  allein  oder  mit  ersterer  kombiniert. 

Hof  mann  (4)  operierte  einen  64  jährigen  Tagelöhner  wegen  Heus.  Es 
fand  sich  eine  im  Leistenkanal  eingeklemmte  Hernie.  Ein  weiterer  Teil  des 
Dünndarms  war  durch  das  strangförmige  Mesenterium  der  im  Leistenringe 
eingeschlossenen  Schlinge  stranguliert.  Exitus  letalis.  Die  Strangulation  war 
in  diesem  Falle  eine  zweisitzige. 

3.    Volvulus. 

1.  *Alllingham  and  Bridge 8,  Chronic  yolvalus  of  the  sigmoid  flezure;  intestinal  ob- 
struction;  Operation;  recoyery.    The  Lancet  1903.  June  13. 

2.  Balacescn,  Yolvnlus  des  Colon  pelvinuro.  Revista  de  Chinirgie  1903.  Nr.  6.  p.  278 
(rumftnisch). 

3.  *Bischopp  and  Fripp,  Case  of  yoIvuIus  of  the  caecnm.  British  med.  Journal  1908. 
Jan.  10. 

4.  Brehm,  Über  die  Mesenterialschrumpfung  und  ihre  Beziehungen  zum  Yolvalus  der 
Flezura  sigmoidea.    ▼.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  70.  Heft  1. 

5.  Ekekorn,  Über  die  gewöhnlichsten,  durch  Yerknotung  verursachten  Formen  von  Ileus, 
mit  besonderer  Röcksicht  auf  den  Mechanismus  der  Knotenbildung,  y.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  2. 

6.  Kert^sz,  Zur  Frage  vom  Mechanismus  der  Darmstrangulation.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  23. 

7.  Kredel,  Yolvulus  im  Sftuglingsalter.  Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  69. 
Heft  1. 

8.  Ereuter,  Dehnnngsgangrftn  des  Coecum  bei  Achsendrehnng  der  Flexura  sigmoidea  and 
bei  Abknickung  des  Blinddarms,    v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  70.  Heft  2. 

9.  *Eulm,  Über  Volvulus  der  Flexura  sigmoidea.    Diss.    Königsberg  1903. 

10.  *Mo7nihan,  Five  cases  of  volvulus.    Edinburgh  medical  Journal  1903.  August. 

11.  * —  Recurrent  volvulus  of  the  sigmoid  flexure  treated  by  excision  of  the  involved  loop. 
British  medical  Journal  1903.  Jan.  31. 

12.  *—  Yolvulus.    Medical  Cbronicle  1903.  February. 

13.  Pescatore,  Ein  Fall  von  Yolvulus  bei  einem  19tftgigen  S&ugling.  Deutsche  Zeit- 
schrift fttr  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  1  und  2. 

14.  Philipowicz,  Mitteilungen  über  inneren  Darmverschluss  mit  besonderer  Berfick- 
sichtigung  des  Yolvulus  der  Flexura  sigmoidea.  Archiv  f.  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70. 
Heft  3. 

15.  —  Mitteilungen  über  inneren  Darmverschluss  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Vol- 
vulus der  Flexura  sigmoidea.    Archiv  für  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  4. 

16.  Wandel,  Über  Yolvulus  des  Coecum  und  Colon  ascendens.  Mitteilungen  aus  den 
Grenzgebieten  1903.  Bd.  11.  Heft  1. 

17.  *Weege,  Über  den  Yolvulus  der  flexura  sigmoidea.    Diss.    Marburg  1903. 

18.  Wilms,  Die  Achsendrehungen  des  Darmes  und  der  Mechanismus  des  Strangulations- 
ileus.    Med.  Gesellschaft  Leipzig.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  30. 

19.  —  Wie  entstehen  Achsendrehungen  (Yolvulus)  des  Dünndarms?  v.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  4. 

20.  —  Der  Mechanismus  der  Enotenbildung  des  menschlichen  Darmes.  82.  Chir.-Eongress. 
Berlin  1903. 

21.  --  Der  Mechanismus  der  Darmstrangulation.    Deutsche  med.  Wochenscbr.  1903.  Nr.  43. 

22.  —  Mechanismus  der  Strangulation  des  Darmes.  Deutsche  med.  Wochenschrift  1908. 
Nr.  5. 


Earcher,  Yerletznogen  UDd  chirargische  Krankheiten  des  Darmes.  617 

23.  Wilms,  Mechanismus  der  Enotenbildang  des  menschlichen  Darmes,  y.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  4. 

24.  —  Mechanismus   der   Knotenbildnng   des   menschlichen   Darmes,     v.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1. 

25.  *Wolff,  Über  Volvulus  des  Jejunum.    Diss.    München  1903. 

Volvulns  der  Flexnr  und  Volvulus  des  Dünndarmes  haben  nach  Wilms 
(19)  eine  verschiedene  Ätiologie.  Dort  wird  die  Entstehung  der  Achsendrehung 
begünstigt  durch  eine  lange  Flexur,  einen  geblähten  Scheitel  und  einen 
schmalen  Stiel  und  durch  abnorme  Verhältnisse  des  Mesenteriums;  hier  da- 
gegen spielt  die  Darmperistaltik  eine  Hauptrolle.  Unter  ihrem  Einfluss  wird 
der  abführende  Schenkel  des  Darms  in  den  Volvulus  hineingezogen ;  es  findet 
hier  ein  ähnlicher  Mechanismus  statt,  wie  ihn  Wilms  ausführlich  für  die 
Entstehung  der  einfachen  Strangulation  und  Knotenbildung  beschrieben  hat 
(s.  d.  bezgl.  Referat).  Dass  die  Verhältnisse  ähnlich  sind,  geht  daraus  her- 
vor, dass  in  den  allermeisten  Fällen  von  Dünndarmvolvulus  der  Dünndarm 
an  seinem  unteren  Ende  soweit  in  den  Volvulus  hineingezogen  ist,  bis  die 
Befestigung  am  Cöcum  ein  weiteres  Hineinziehen  verhindert.  Die  oberen 
Abschnitte  des  Dünndarmes,  das  Jejunum  oder  der  obere  Teil  des  Heums 
sind  meistens  frei.  Auch  finden  sich  öfters  an  den  torquierten  Darmab- 
schnitten wie  bei  der  Strangulation  mehrfache  Schnürringe,  die  auf  ein  suk- 
zessives Hereinziehen  des  Darmes  in  den  Volvulus  hindeuten. 

Zur  Erklärung  des  Mechanismus  der  Achsendrehung  einer  kleinen  Dünn- 
darmschlinge bespricht  Verf.  die  normale  Peristaltik  und  die  normale  Lage 
des  Dünndarmes.  Es  kommen  normale  Kreuzungen  der  Darmschenkel  mit 
Achsendrehung  vor;  diese  Achsendrehungen  zeigen  aber  keine  Strangulation 
und  keine  mesenterialen  Zirkulationsstörungen.  Durch  Knickung  oder  ander- 
weitige Störung  in  der  Passage  des  Darminhaltes  kann  sich  nun  eine  solche 
Achsendrehung  mit  Strangulation  verbinden  und  durch  den  beschriebenen 
Mechanismus  kann  schliesslich  ein  grösseres  Darmpacket  in  den  Volvulus 
hineinbezogen  werden. 

Die  Drehungen  geschehen,  wie  aus  der  grössten  Zahl  der  Beobachtungen 
erhellt,  meist  im  Sinne  des  Uhrzeigers ;  der  Stiel  in  links  gewundener  Spirale. 

Diese  Achsendrehungen  des  Dünndarmes  sind  wahrscheinlich  häufiger 
als  man  bisher  annahm  und  können  sich  wohl  häufig  auch  spontan 
wieder  lösen. 

Was  die  therapeutischen  Schlüsse  betrifft,  die  aus  der  Wilmsschen 
Theorie  zu  ziehen  sind,  so  wird  man  in  erster  Linie  die  Peristaltik  zu  be- 
kämpfen haben:  bei  operativen  Eingriffen  wird  man  sich  von  der  Cökal- 
gegend  aus  orientieren  müssen  und  vom  Cöcum  aus  am  Ileum  die  Torsions- 
stelle aufsuchen. 

Eine  sehr  interessante  und  umfangreiche  Arbeit  über  den  Mechanismus 
der  Knotenbildung  des  Darmes  stammt  von  Wilms  (20 — 24).  Sie  eignet 
sich  ihres  vorwiegend  theoretischen  Inhals  wegen  wenig  zum  Referate;  auch 
sind  die  Abbildungen  zum  genauen  Verständnis  der  Einzelheiten  notwendig, 
so  dass  hier  nur  einige  wesentliche  Punkte  hervorgehoben  werden  können. 

Die  allermeisten  wahren  Knotenbildungen  liegen  zwischen  B'lexur  und 
einer  Deumschlinge.  Der  inkarzerierte  Dünndarmteil  gehört  immer  dem 
unteren  Abschnitte  des  Heums  an. 

Zur  Bildung  eines  Knotens  ist  eine  lange  Flexur  nötig;  sie  wird  ausser- 
dem begünstigt,  wenn  der  Scheitel   der  Flexur   durch  Gase  oder  Stiche  auf- 


618  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil 

getrieben  und  das  Mesenterium  der  Flexur  schmal  ist.  Eine  Hauptrolle 
spielt  ausserdem  bei  der  Genese  der  Knotenbildung  der  Einfluss  der  Diinn- 
darmperistaltik. 

Wilms  studiert  nun  die  mechanischen  Verhältnisse  bei  der  einfachen 
Strangulation  des  Darmes  durch  einen  Schnürring  und  zeigt,  dass  dieselbe 
sukzessive  und  etappenweise  stattfindet,  indem  durch  die  peristaltischen 
Darmbewegungen  oberhalb  des  Hindernisses  immer  neue  Teile  des  unterhalb 
des  Schnürringes  gelegenen  Darmabschnittes  unter  dem  Schnürring  hervor- 
gezogen werden.  Dieses  sukzessive  Hereinziehen  von  immer  neuen  Dann- 
schlingen in  die  Strangulation  geht  so  lange  vor  sich,  bis  der  durch  Mesen- 
terialstrang  und  Darmrohr  bedingte  Verschluss  ein  vollständiger  ist.  In  praxi 
hört  nun  das  Hindurchtreten  von  weiteren  Dünndarmschlingen  nach  einer 
gewissen  Zeit  meistens  deswegen  auf,  weil  durch  die  Fixation  des  Cöcums 
das  untere  Ende  des  Ileums  nicht  weiter  folgen  kann. 

Ausgehend  von  diesen  Verhältnissen  bei  der  einfachen  Strangulation 
werden  diejenigen  der  Knotenbildung  studiert.  Hier  herrscht  ein  einheit- 
liches Prinzip  im  Entstehungsmechanismus:  eine  Dünndarmschlinge  schlüpft 
unter  die  Wurzel  der  Flexur  und  wird  dort  festgehalten,  dann  folgt,  wie 
oben,  durch  Aufblähung  des  Darmes  oberhalb  der  Stenose  Hereinziehen  immer 
neuer  Darmabschnitte  unter  die  Flexurwurzel  hindurch,  meist  des  ganzen 
abführenden  Dünndarmschenkels  bis  in  die  Höhe  des  Cöcums. 

Die  operativen  Erfahrungen  über  das  Leiden  sind  sehr  gering,  indem 
der  Verlauf  oft  so  beschleunigt  ist,  dass  schon  am  ersten  Tage  der  Tod  ein- 
treten kann.  Man  wird  suchen,  den  Dünndarm  zu  entleeren  und  herauszu- 
ziehen, wobei  oft  eine  vorherige  Entleerung  der  Flexur  notwendig  ist. 

Kert6cz  (6)  steht  in  Widerspruch  zu  der  Wilmsschen  Theorie  über 
den  Mechanismus  der  Darmstrangulation ;  das  Eintreten  von  grösseren  Dann- 
partien in  den  Volvulus  hinein  nach  Einklemmung  hält  er  nicht  als  eine  Folge 
der  Darmperistaltik,  sondern  als  primären  und  sofort  nach  der  Einklemmung 
auftretenden  Vorgang.  Bei  geringer  Kraft  und  kurzer  Dauer  der  primären 
Ursache  für  die  Einklemmung  kann  nur  eine  kleine  Darmschlinge  austreten; 
diese  kann  sich  allerdings  auf  Kosten  des  abführenden  Darmes  vergrössem, 
doch  geshieht  dies  durch  Blähung  und  Kotanhäufung  des  zuführenden  Schen- 
kels von  der  Strangulationsstelle  und  durch  den  erhöhten  intraabdomineUen 
Druck.  Diese  Ansicht  unterstützt  Verf.  durch  das  Resultat  von  Tierversuchen. 
Auch  für  den  Austritt  grösserer  Darmabschnitte  braucht  die  Theorie  der 
Peristaltik  nicht  zur  Erklärung  herangezogen  zu  werden,  indem  nach  Vert 
diese  Fälle  durch  die  Wirkung  der  Schwere  und  den  Mechanismus  der  Kot- 
stauung nach  Lossen  genügend  erhellt  werden. 

Wilms  (18)  verficht  seine  Ansicht,  wonach  der  Mechanismus  der 
Strangulation  des  Darmes  im  wesentlichen  durch  die  Peristaltik  der 
eingeklemmten  oder  abgeknickten  Schlinge  erklärt  wird.  Durch  dieselbe  wird 
der  abführende  Schenkel  soweit  in  die  Strangulation  hineingezogen,  bis  die 
Schnürung  absolut  fest  ist  oder  bis  die  Fixation  am  Cöcum  ein  weiteres 
Folgen  des  Darmes  verhindert.  Auch  die  passive  Dehnung  des  Darmes  in- 
folge Anhäufung  von  Darminhalt  mag  für  den  Mechanismus  seine  Bedeutung 
haben.  Er  bekämpft  die  Ansicht  von  Kertöcz,  der  in  der  Bauchpresse 
den  Hauptfaktor  beim  Mechanismus  der  Darmstrangulation  erblickt. 

Den  Mechanismus  der  Knotenbildung  des  Darmes  erklärt  Eb  ehern  (511 
fibweicbend   von   der  Wilmsschen  Theorie,   dadurch,    dass   durch    Hinauf- 


Earcher,  Yerletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  619 

schlagen  der  Flexur  in  die  Bauchhöhle  und  Herüberhängen  des  unteren  Teiles 
des  Ileum  über  die  Basis  der  Flexur  eine  Kreuzung  der  erwähnten  Schenkel 
za  stände  kommt.  Diese  bilden  nun  mit  ihren  Mesenterien  und  der  hinteren 
Bauchwand  gleichsam  eine  Pforte,  durch  welche  die  Flexur  infolge  ihrer 
Schwere  durchtreten  kann.  Die  Knotenbildung  geschieht  nun  so,  dass  dieses 
Hindurchtreten  der  Flexur  hinter  der  sie  kreuzenden  Ileumschlinge  geschieht, 
wobei  dann  die  Flexur  unterhalb  der  Schlinge  rechts  von  ihrem  eigenen 
Mastdarmschenkel  heraustritt.  Dabei  entsteht  gewöhnlich  noch  eine  Drehung 
der  Flexur  um  ihre  Mesenterialachse.  Bei  der  Aufblähung  der  durchgetre- 
tenen Darmschlinge  wird  der  anfangs  noch  lockere  Knoten  immer  stärker 
zugezogen. 

Die  Bedingungen,  unter  welchen  das  Zustandekommen  dieser  häufigsten 
Form  der  Knotenbildung,  d.  h.  derjenigen  zwischen  Flexura  sigmoidea  und 
unterem  Teil  des  Ileum  begünstigt  wird,  ist  eine  lange  Flexur  mit  schmalem 
Mesenterium  und  hohes  Dünndarmmesenterium,  das  eine  Kreuzung  des  unteren 
Abschnittes  des  Dünndarmes  und  der  Flexur  ermöglicht. 

Die  Symptome  sind  im  wesentlichen  diejenigen  des  Ileus  durch  Stran- 
gulation, treten  aber  oft  rascher  auf.  Die  Therapie  ist  selbstredend  exklusiv 
chirurgisch. 

Brehm  (4)  bespricht  die  Mesenterialschrumpfung  und  ihre  Beziehungen 
zum  Volvulus  der  Flexur.  Die  Mesenterialschrumpfung  ist  ein  chronischer, 
manchmal  entzündlicher,  vielleicht  aber  oft  auf  regressiven  Altersverände- 
rungen beruhender  Prozess,  durch  welchen  unter  Narbenbildung  am  peri- 
tonealen Überzug  des  Mesenteriums  eine  Schrumpfung  und  Retraktion  des 
ganzen  Gekröses  zustande  kommt.  Am  häufigsten  wird  die  Flexura  sigmoidea 
betroffen  und  zwar  hauptsächlich  die  Radix  des  Mesenteriums,  wobei  bekannt- 
Uch  die  Schenkelfusspunkte  einander  genähert  werden.  In  vielen  Fällen  ist 
die  Annäherung  so  stark,  dass  die  Flexurschenkel  in  ihrer  ganzen  Länge  sich 
aneinander  lagern  und  schliesslich  verlöten.  Durch  Verwachsungen  mit  der 
Umgebung  kann  das  S  romanum  verzerrt  werden,  wodurch  wiederum  Passage- 
hindernisse verursacht  werden  können. 

Über  die  Ätiologie  der  Schrumpfungen  herrschen  verschiedene  Ansichten. 
Auf  das  Mesenterium  übergreifende  Darmerkrankungen,  Appendicitis,  falsche 
Divertikel  können  die  Ursache  der  Schrumpfung  abgeben;  nach  Riedel  sind 
es  meist  primäre  Entzündungsvorgänge  des  Mesenteriums,  während  nach  Koch 
kongenitale  und  atavistische  Einflüsse  die  hauptsächlichsten  ätiologischen 
Momente  darstellen.  Auch  Verf.  ist  geneigt,  dieser  Theorie  der  kongenitalen 
Bildungsanomalien  grösseren  Wert  beizulegen  und  sieht  in  ihnen  ein  prä- 
disponierendes Moment  für  das  Zustandekommen  von  Volvulus. 

Die  Symptomatologie  des  Leidens  ist  je  nach  der  Intensität  der  Gekröse- 
schrumpfung eine  sehr  mannigfache.  Bald  besteht  nur  Verstopfung,  bald  sind 
es  Attaken  von  Darmokklusion,  die  das  Krankheitsbild  beherrschen.  In  ein- 
zelnen Fällen,  wo  Erscheinungen  von  oft  wiederkehrender  und  jedesmal  zu- 
nehmender Darmstenose  auftreten,  ist  die  Differentialdiagnose  gegenüber 
einem  hohen  Mastdarmkarzinom  sehr  schwierig.  Als  schlimmste  Komplikation 
sind  Achsendrehungen  der  Flexur  zu  bezeichnen;  die  Nekrose  der  Schleim- 
haut vrird  in  solchen  Fällen  durch  die  schlechten  zirkulatorischen  Verhältnisse 
im  geschrumpften  narbigen  Mesenterium  begünstigt.  Was  die  Therapie  des 
Volvulus  betrifft,  so  soll  die  Laparotomie  nur  dann  vorgenommen  werden, 
wenn  hohe  Einlaufe  keine  Beseitigung  der  Symptome  herbeigeführt  haben, 


620  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

da  es  sich  doch  meist  um  sehr  geschwächte  Individuen  handelt.  Im  FaUe 
einer  Operation  darf  man  sich  wegen  der  Wahrscheinlichkeit  von  Rezidiven 
mit  einer  einfachen  Reversion  des  Volvolus  nicht  begnügen.  Die  Anastomose 
zwischen  Coecum  und  abführendem  Flexurschenkel  nach  A.  v.  Bergmann 
schaltet  die  Flexnr  aus  und  beseitigt  die  Aufblähung  und  Spannung  der 
Schlinge.  Die  Fixation  des  Mesenteriums  des  S  romanum  nach  Roux  ist 
unzuverlässig.  Die  bei  gutem  Kräftezustand  des  Patienten  ausgeführte  Re- 
sektion ist  auch  nach  Ansicht  des  Verfs.  das  rationellste  Mittel.  Von  20 
von  A.  V.  Bergmann  operierten  Fällen  von  Volvulus  der  Flexur  heilten  5. 
Die  Flexur  war  in  der  Hälfte  der  Fälle  gangränös. 

Kreuter  (8)  beobachtete  einen  Fall  von  Drehung  und  Volvulus  der 
Flexur  mit  Darmokklusion  und  ausgedehnter  Gangrän  des  Coecum.  Wegen 
drohender  Perforation  des  Blinddarmes  musste  die  Resektion  desselben  vor- 
genommen werden.  Der  38jährige  Patient  starb  nach  vorübei^ehender  Er- 
holung. Bei  der  Operation  zeigten  die  vor  der  Achsendrehung  liegende 
Schlinge  des  S  romanum  und  das  Coecum,  ebenso  das  Colon  descendens  auf- 
fallende Auftreibung,  während  das  Colon  transversum  in  seinem  Volumen 
nicht  vergrössert  war.  Das  durch  die  Sektion  gewonnene  Präparat  zeigte 
femer  vollständigen  Verschluss  der  Ileocökalklappe.  Mit  letzterem  steht  nach 
Verf.  die  Gangrän  des  Blinddarmes  in  engem  Zusammenhang  und  muss  als 
Dehnungsgangrän  angesehen  werden.  Das  Coecum  besitzt  eine  gegen  inneren 
Druck  relativ  wenig  widerstandsfähige  Wandung,  indem  die  Wanddicke  in 
diesem  Abschnitt  am  geringsten  ist.  Coecum  und  Colon  ascendens  werden 
nun  der  Aufblähung  mehr  ausgesetzt  sein,  weil  an  der  Flexura  coli  dextra 
Knickungen  und  Klappenbildungen  vorkommen,  welche  den  Anfangst«il  des 
Dickdarmes  vom  Colon  transversum  abschliessen  können.  Da  schon  normaler- 
weise im  Colon  ascendens  die  Hauptmenge  der  Dickdarmgase  gebildet  wird, 
so  wird  bei  Verschluss  der  Ileocökalklappe  eine  stärkere  Aufblähung  des 
wenig  widerstandsfähigen  Coecum  zustande  kommen.  Die  Gasspannung  be- 
wirkt eine  venöse  Stauung  der  Wandung,  diese  vermehrte  Sekretion  der 
Schleimhaut;  durch  Zersetzung  des  Inhaltes  nimmt  die  Blähung  noch  zu,  bis 
schliesslich  Gangrän  auftritt. 

Die  auf  Experimente  gestützte  Ansicht  An  schütz',  wonach  die  Gas- 
auftreibung  im  Blinddarm  mit  der  verschiedenen  Lichtweite  des  Coecum  und 
der  anderen  Dickdarmabschnitte  in  Zusammenhang  steht,  hält  Verf.  für  irrig 
und  zeigt  durch  Versuche,  dass  bei  gleichem  elastischen  Material  die  Licht'- 
weite  der  Rohre  für  den  Grad  der  Flächenspannung  ohne  Bedeutung  ist. 

Des  weiteren  beobachtete  der  Verf.  einen  dem  ersten  ähnlichen  Fall, 
bei  welchem  der  mit  hypertrophischer  Muskulatur  versehene  Blinddarm  frei 
beweglich  war  und  in  der  Nähe  der  Fixationsstelle  eine  offenbar  habituelle 
Knickung  zeigte.  Die  geknickte  Stelle  fixierte  sich  durch  Verwachsung  und 
wurde  in  einem  Anfalle  von  Darmokklusion  hermetisch  verschlossen.  Durch 
starke  Gasspannung  im  Dickdarm  infolge  absoluten  Verschlusses  der  Ileocökal- 
klappe kam  es  zur  Gangrän  des  Coecum. 

Der  Symptomenkomplex  war  in  beiden  Fällen  typisch:  an  die  Möglich- 
keit derartiger  Komplikationen  muss  daher  in  allen  Fällen  von  Darmverschluss 
im  Bereich  des  Coecum  gedacht  werden. 

Therapeutisch  ist  die  Anlegung  eines  künstlichen  Afters,  auch  nach 
Beseitigung  des  Hindernisses,  vielleicht  noch  das  rationellste  Verfahren. 


Kar  eher,  YerletzuDgen  and  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  621 

24  Stunden  nach  der  Okklusion  führte  Balacescu  (2)  die  Laparotomie 
aus  und  fand  eine  S  romanum- Schlinge  zweimal  gedreht.  Detorsion.  Allge- 
meine tuberkulöse  Peritonitis.  Am  14.  Tage  Wegnahme  der  Silbemähte,  am 
folgenden  Tage  sterkorale  Fistel  und  aus  dieser  eliminiert  sich  die  ganze 
früher  detorquierte  Dickdarmschlinge ,  nachdem  dieselbe  14  Tage  hindurch 
gut  funktionierte.  Stoianoff  (Plevna). 

Aus  der  umfangreichen,  auf  ein  Material  von  98  eigenen  Fällen  von 
Ileus  fussenden  Arbeit  von  Philipowicz  (14—15)  mögen  hier  aus  der  Fülle 
von  praktischen  Resultaten  kurz  folgende  Punkte  hervorgehoben  werden.  In 
einem  Drittel  der  Fälle  handelte  es  sich  um  Volvulus  der  Flexur :  diese  Fälle 
zeichneten  sich  durch  relativ  bösartigen  Verlauf  aus.  Die  DiflFerentialdiagnose 
zwischen  Hindernis  des  Dickdarms  oder  des  Dünndarms  gelingt  oft  durch 
genaue  Inspektion  resp.  Palpation  des  Abdomens,  indem  neben  dem  allgemeinen 
Meteorismus  peristaltische  Wülste  und  Erhebungen  sichtbar  oder  fühlbar 
werden,  die  je  nach  ihrer  Grösse  und  ihrer  Lage  dem  Dick-  oder  dem  Dünn- 
darme zugeschrieben  werden  können.  Flüssigkeitserguss  war  bei  Strangu- 
lationsileus  fast  regelmässig  vorhanden,  v^urde  aber  oft  erst  bei  der  Operation 
nachgewiesen.  Kollapszustände  gleich  bei  Beginn  der  Krankheit  sprechen  für 
Strangulation,  ihre  Intensität  steht  jedoch  nicht  in  Zusammenhang  mit  dem 
Sitz  der  Einklemmung.  Von  den  Symptomen  trat  das  Erbrechen  beim  Dünn- 
darmverschluss  in  den  Vordergrund,  hingegen  fast  nie  beim  Verschluss  des 
Dickdarmes.  Auch  die  Anwesenheit  von  reichlichen  Mengen  Indikan  im  Urin 
ist  für  die  Diagnose  des  Sitzes  einer  Stenose  wichtig,  sie  spricht  bei  akutem 
Ileus  entschieden  für  einen  Verschluss  des  Dünndarmes.  Hingegen  ist  die 
diagnostische  Bedeutung  von  hohen  Rektaleinläufen  fraglich,  indem  dieselben 
oft  auch  bei  Volvulus  der  Flexur  gelingen.  Was  die  Therapie  betrifft,  so 
soll  dieselbe  in  allen  Fällen  eine  chirurgische  sein ;  welche  Operation  für  jeden 
einzelnen  Fall  in  Betracht  kommt,  hängt  von  der  Ursache  des  Ileus  ab. 

Die  Arbeit  Wandels  (16)  über  Volvulus  des  Coecum  und  Colon  ascen- 
dens  wurde  im  letztjährigen  Jahresbericht  ausführlich  referiert. 

Pescatore  (13)  teilt  den  Sektionsbefund  eines  19tägigen  Knaben  mit, 
bei  dem  sich  eine  Torsion  des  ganzen  Dünndarmes,  des  Coecum  und  Colon 
ascendens  ein-  und  einhalbmal  um  die  verdickte  Arteria  mesenterica  superior 
vorfand.  Das  Duodenum  war  gewaltig  diktiert,  während  der  Magen  normale 
Weite  hatte.  Das  Colon  ascendens  besass  keine  Anheftung  an  der  hinteren 
Bauchwand.  Diese  Entwickelungsanomalie  betrachtet  Verf.  als  ätiologisches 
Hauptmoment  für  die  Möglichkeit  der  Bildung  einer  totalen  Achsendrehung 
des  Darmes. 

Einen  dem  Pescatore  sehen  sehr  ähnlichen  Fall  von  Volvulus  im  Säug- 
lingsalter erwähnt  Kr  edel  (7).  Die  Sektion  des  durch  Gastroenteritis  sehr 
heruntergekommenen  O^/s  Wochen  alten  Kindes  ergab  eine  Achsendrehung 
des  ganzen  Dünndarmes  —  dicht  unterhalb  des  Duodenum  beginnend  —  um 
die  Mesenterialwurzel  von  360**  und  zwar  von  rechts  nach  links.  Das  Duo- 
denum war  stark  dilatiert.  Coecum  und  Colon  ascendens  hatten  an  der 
Achsendrehung  nicht  teilgenommen  und  waren  flächenhaft  am  Duodenum 
eng  fixiert:  die  von  Pescatore  ausgesprochene  Vermutung  eines  Zusammen- 
hanges der  Achsendrehung  mit  einer  mangelhaften  Fixation  des  Colon  ascen- 
dens und  des  Coecum  wird  demnach  in  diesem  Falle  nicht  bestätigt. 


G22  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

4.    Invagination. 

1.  *D'Arcy  Power,  Case  of  ileo-iliac  intassusception  spoutaneously  cured.  Brittsl 
medical  Journal  1903.  April  25. 

2.  Ackermann,  Über  die  Umstfilpung  des  Processus  yermiformis  und  ihre  Beziehnag 
zur  Intussusception.  ▼.  Brnnssche  BeitrSge  1903.  Bd.  37.  lieft  1  o.  2.  y.  Esmareb- 
Festschrift 

3.  —  Über  die  (Jmstfllpung  des  Processus  yermiformis  und  ihre  Beziehung  zur  Intus- 
susception.   Diss.    Rostock  1903. 

4.  ""Barker,  Trans-sacral  removal  of  an  intussusception  with  malignant  growth  by  i 
method  unusual  at  present.    The  Lancet  1903.  May  9. 

5.  *Berohoux,  Gas  d'invagination  intestinale;  gn^rison.    Lyon  medical  1903.  Nr.  20. 

6.  B  i  n  a  g  h  i ,  A. ,  Ricerche  sulla  patogenesi  deir  inyaginamento  intestinale.  Clinica  dii- 
rurgica  1903.  Nr.  8. 

7.  Braun,  Darmin  vagination.  75.  Naturforscher -Versammlung.  MOnch.  med.  Wodien- 
Schrift  1903.  Nr.  39. 

8.  *Connor,  Intussusception  of  tbe  vermiform  appendix.    The  Lancet  1903.  Aug.  29. 

9.  Darminyagination.  75.  Naturforscher -Versammlung  1903.  Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  39. 

10.  y.  £ i s e  1 8 b e r g ,  Zur  radikalen  Behandlung  der  Darminyagination.  y.  Langenbecks 
Archiy  1903.  Bd.  69.  Heft  1  und  2.    y.  £  s  m  a  r  c  h  -  Festschrift 

11.  £lgart,  Zwei  operativ  geheilte  Fälle  yon  Invaginatio  ileocoecalia  bei  Erwachsenen. 
Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  32. 

12.  Floren,  Zur  Kasuistik  der  chirurgischen  Therapie  der  Darminvagination.  Wiener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  11. 

13.  *Gregor,  M.,  Insussusception,  with  special  reference  to  relapse.  Glasgow  med.  jousal 
1903.  Oct. 

14.  "^Hofmeister,  Über  den  Prolapsus  intestini  invaginati.  v.  Brunssche  Beitr.  190S. 
Bd.  39.  Heft  1. 

15.  Israel,  Gefahrlose  Operationsmethode  bei  Intussusception.  75.  Naturforscher- VersamB- 
lung.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  39. 

16.  *Er edel,  Über  die  akute  Darminvagination  im  Eindesalter.  Grenzgebiete  d.  Medim 
1903.  Bd.  12.  Heft  5. 

17.  —  Darminvagination.  75.  Naturforscher-Versammlung.  Münchener  med.  Wocheoadir. 
1903.  Nr.  39. 

18.  *Leewellyn,A  cute  Intussusception  with  nlceration  of  the  intestine.  Liverpool  med. 
instit.    The  Lancet  1903.  April  4. 

19.  *Mouchet,  Invagination  il^-ilöale  caus^  par  un  lipome  de  Tüeon;  laparotomie  me- 
diane, disiuvagination,  extirpation  du  lipome.    Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  anat.  1902.  Nr.  9. 

20.  '''Morgan,  Gase  of  ileo-colic  intussusception  associated  with  tuberculous  ulceraÜoo  of 
the  intestines.    The  Lancet  1903.  April  18. 

21.  *Riddell,  Three  cases  of  acute  intussusception  in  same  family.  British  med.  jonnsl 
1903.  Jan.  10. 

22.  Rigby ,  Note  on  the  results  of  the  treatment  of  an  unusal  series  of  cases  acnie  intoB- 
susception.    The  Lancet  1903.  Febr.  7. 

23.  *Rost,  A  case  of  intussusception  of  the  small  intestine  in  connexion  with  woand  ef 
the  duodenum.    British  medical  Journal  1903.  Jan.  17. 

24.  Schridde,  £ine  nach  Ausstossung  der  Intussusception  spontan  geheilte  Invaginatioi 
des  Ileum,  zugleich  ein  Beitrag  zur  Frage  der  Fntstehung  und  £ntwickelang  der  Intis- 
susception.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  30. 

25.  *Smith,  £nteric  intussusception  with  notes  of  two  cases.  Medical  chronide  1901 
October. 

26.  *—  Enteric  intussusception,  with  notes  of  two  cases.    Medical  chronide  1903.  May. 

27.  *Vaughan,  Intussusception:  report  of  a  case  reduced  by  Operation.  Medial  Nevs 
1903.  May  9. 

28.  ^Wallis,  A  case  of  chronic  intussusception:  excision  of  42  inches  of  small  intestine; 
recovery.    The  Lancet  1903.  Dec.  5. 

29.  W  i  1  k  i  n  8  0  n ,  Die  Behandlung  der  Invagination  durch  hydrostatischen  Druck.  Qoaxteriy 
med.  journ.  1903.  Febr. 

30.  Zum  Busch,  £in  Fall  von  Invaginatio  ileo-coecalis,  verursacht  durch  ein  invagioieitei 
Meckelsches  Divertikel.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  27. 


Kar  eher,  Verletzungen  nnd  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  623 

Binaghi  (6)  führte  einige  Experimente  aus,  um  festzustellen,  auf  welche 
Weise  die  Darminvagination  zustande  kommt. 

Aus  einer  ersten  Reihe  von  Experimenten,  die  er  an  Darmschlingen  von 
toten  Hunden  vornahm,  schliesst  er,  dass  der  Beginn  der  Invagination  ein 
rein  mechanischer  Vorgang  ist,  der  von  der  Lagerung  zweier  aneinander- 
grenzenden  Schlingen  abhängt.  Bei  der  zweiten  Experimentreihe,  wo  es  sich 
um  lebende  Schlingen  handelte,  konstatierte  er,  dass  das  Fortbestehen  und 
Fortschreiten  der  Invagination  ein  physiologischer  Vorgang  ist  infolge  der 
Wirkung,  die  das  Intussuscipiens  auf  das  Intussusceptum  entfaltet,  d.  h.  durch 
eine  physiologisch  absteigende  peristaltische  Bewegung  erfolgt.     R.  Giani. 

Braun  (7)  kann  keine  Ursache  angeben,  warum  im  Auslande,  bezw. 
in  England,  die  akute  Invagination  häufiger  ist  als  in  Deutschland.  Ein 
Spasmus  des  Intussusceptum  und  nicht  eine  Lähmung  des  Intussuscipiens  ver- 
ursacht die  akute  Invagination.  Die  Diagnose  der  akuten  Invagination  ist 
nicht  schwer ;  bis  dahin  gesunde  Kinder  erkranken  mit  Tenesmus,  Erbrechen, 
blutig-schleimigen  Stühlen,  verfallen  schnell;  man  fühlt  einen  Invaginations- 
tumor.  Die  chronische  Invagination  erkennt  man  schwer.  Nur  die  Operation 
ist  rationell;  Selbstheilungen  sind  selten  und  oft  unvollständig.  Anlegen  eines 
Anus  praeternaturalis  bei  akuter  Invagination  der  Kinder  hat  meist  den 
Tod  derselben  zur  Folge.  Resektion  hat  auch  selten  einen  günstigen  Erfolg. 
Bei  Kindern  muss  so  früh  operiert  werden,  dass  eine  Desinvagination  mög- 
lich ist ;  bei  chronischer  Invagination  ist  Enteroanastomose  besser  als  Resektion. 
Letztere  reserviert  für  die  Erwachsenen. 

Kr  edel  (17)  dringt  auf  eine  Operation  der  akuten  Invagination  der 
Kinder  am  ersten  Tage.  Eine  Operation  am  2.  Tage  ist  schon  keine  Früh- 
operation mehr,  weil  die  Invagination  schon  da  schwer  zu  lösen  ist.  In  der 
darauffolgenden  Diskussion  werden  auch  Fälle  berichtet,  bei  denen  durch 
Massage  und  Einlaufe  Heilungen  erzielt  wurden  (Hirsch sprung,  Bertels- 
mann-Magdeburg). Nanugu  beharrt  auf  der  Schwierigkeit  der  Diagnose 
bei  Erwachsenen. 

An  der  Hand  von  13  operativ  behandelten  Fällen  von  Darminvagination 
bespricht  v.  Eiseisberg  (10)  seine  Erfahrungen  in  diesem  Gebiete.  Die  Be- 
handlung bestand  in  12  Fällen  in  Totalresektion  und  in  einem  Falle  in 
partieller  —  dann  totaler  Ausschaltung.  In  einigen  nur  kurz  beobachteten 
Fällen  wurde  keine  Operation  vorgenommen;  femer  kam  einmal  als  Folge- 
zustand der  Invagination  eine  Abszessbildung  zur  Behandlung.  —  Von  den 
Operierten  waren  12  Erwachsene  und  2  Kinder.  Es  Hess  sich  nicht  immer 
genau  feststellen,  ob  es  sich  um  eine  akute  oder  chronische  Invagination 
handelte.  Am  häufigsten  bestand  eine  Invaginatio  ileocolica  (zehn  Fälle). 
In  sechs  Fällen  war  das  Mesokolon  abnorm  lang,  besonders  dasjenige  des 
Coecum;  ausserdem  bestand  oft  mehr,  oft  weniger  ausgedehnte  Hypertrophie 
der  Muscularis,  Hyperämie  und  Infiltration  der  Darmwand.  Es  ist  anzunehmen, 
dass  man  es  in  solchen  Fällen  mit  kongenitalen  abnormen  Verhältnissen  zu 
tun  hat,  welche  mit  der  Genese  der  Invagination  in  ursächlichem  Zusammen- 
hang stehen.  Die  klinischen  Erscheinungen,  welche  für  die  Diagnose  am  meisten 
in  Betracht  fallen,  sind :  Schmerzen,  Erbrechen,  abnormer,  oft  blutiger  Stuhl- 
gang, Meteorismus,  Resistenz  oder  Geschwulst.  Ileuserscheinungen  deuten 
auf  akute  Fälle. 

Die  12 mal  versuchte  manuelle  Desinvagination  gelang  nur  5 mal;  doch 
wurde  auch  in  diesen  Fällen  die  totale  Resektion  angeschlossen  und  zwar  aus 


624  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

folgenden  Gründen:  einmal  fand  sich  als  Ursache  der  Invagination  ein  Kar- 
zinom, ein  anderesmal  eine  narbige  Dünndarmstriktur.  Ein  drittesmal  musste 
eine  Geschwulst  yermutet  werden;  in  den  beiden  übrigen  Fällen  wäre  der 
Anamnese  nach  ein  Rezidiv  ohne  Resektion  zu  erwarten  gewesen.  —  Auch 
in  den  Fällen,  in  welchen  die  Lösung  der  Invagination  nicht  möglich  ist,  halt 
V.  E  i  s  e  1  s  b  e  r  g  die  Resektion  für  den  rationellsten  Eingriff.  Die  durchtrennten 
Darmschlingen  werden  axial  vereinigt,  wobei  Misserfolge  durch  Undichtigkeit 
und  dgl.  nie  verzeichnet  wurden. 

In  allen  Fällen  von  Invagination  mit  Ileuserscheinungen  soll  die  Laparo- 
tomie als  einzig  rationelles  Verfahren  ausgeführt  werden.  Bei  Kindern  kann 
unter  Umständen  bis  48  Stunden  gewartet  werden.  Bei  sehr  schwachen  In- 
dividuen oder  in  Fällen  von  schweren  Darmerscheinungen  wird  man  sich  event. 
mit  der  Desinvagination  begnügen  müssen,  um  später  eine  Radikaloperation 
folgen  zu  lassen.  Falls  aber  die  Desinvagination  nicht  gelingt,  so  muss  die 
Resektion  sofort  ausgeführt  werden;  die  Vereinigung  der  Darmenden  kann 
nach  Anlegung  eines  Anus  artificialis  später  in  einer  zweiten  Sitzung  ge- 
schehen. 

Schridde  (24)  berichtet  folgenden  Fall  von  spontan  geheilter 
Invagination:  Eine  60jährige  Frau  erkrankte  plötzlich  an  Heus.  Nach 
17  Tagen  wird  nach  vorausgehenden,  etwas  übelriechenden  Durchfällen  ein 
ca.  32  cm  langes  Beumdarmstück  ausgestossen.  Rasche  Besserung  der  Sym- 
ptome. Tod  an  Lungenerkrankung  4^/2  Monate  nach  dieser  Intussusception. 
Die  Sektion  zeigte  eine  ca.  36 V^  cm  von  der  Ileocökalklappe  entfernte,  die 
Beumdarmwand  rings  umlaufende,  schmale,  tadellose  Narbe.  Keine  Stenosen- 
erscheinungen, nirgends  Verwachsungen.  Anschliessend  an  diesen  Fall  stellt 
Schridde  Betrachtungen  über  die  Entstehung  und  Entwickelung  der  Intus- 
susception  an  und  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  Die  Ursache  der  plötzlich 
auftretenden  Ueuminvaginationen  ist  nicht  klar.  Vielleicht  gibt  in  manchen 
Fällen  ein  durch  Reiz  wirkender  Fremdkörper  den  Anlass  zur  Einstülpung. 
Als  disponierendes  Moment  kommt  in  hervorragender  Weise  ein  schlaffes, 
fettarmes  Mesenterium  in  Betracht.  Die  Paralyse  einer  begrenzten  Darm- 
strecke ist  als  begünstigender  oder  die  Intussusception  bedingender  Faktor 
auszuschliessen.  Dagegen  genügt  zur  Erklärung  der  Entstehung  der  Darm- 
einstülpung das  Auftreten  einer  abnormen,  ungleichmässigen  Kontraktion  des 
Darmrohres  und  eine  oberhalb  sich  einstellende,  mehr  oder  weniger  intensiv 
gesteigerte  Peristaltik.  Die  Weiterentwickelung  der  Invagination  erfolgt  nicht 
durch  eine  a  tergo  wirkende  Kraft,  sondern  wird  bedingt  durch  die  vom 
Kopf  teil  des  Invaginatums  am  Intussuscipiens  ausgelöste  Peristaltik,  welche 
das  eingeschobene  Darmstück  analwärts  treibt. 

Wilkinson  (29)  veröffentlicht  die  Krankengeschichten  von  vier  Kindern 
(4 — 14  Monate),  bei  denen  eine  Invagination  durch  Wassereingies- 
sungen  erfolgreich  behandelt  wurden.  Das  Kind  wird  tief  narkotisiert  und 
an  den  Beinen  in  die  Höhe  gehalten.  Dann  wird  der  Darm  mit  Salzwasser 
von  42  «>  C  gefüllt.  Der  zur  Füllung  benutzte  Trichter  wird  2  Fuss  6  Zoll 
über  dem  Anus  gehalten.  Der  hydrostatische  Druck  wird  etwa  V»  Stunde  in 
gleichmässiger  Stärke  unterhalten.  Wenn  man  nicht  sicher  ist,  ob  die  Re- 
duktion gelungen  ist,  kann  man  einen  kleinen  Laparotomieschnitt  machen, 
einen  Finger  in  die  Bauchhöhle  einführen  und  nun  direkt  beobachten,  ob  sich 
die  Reduktion  gänzlich  löst. 


Kare  her,  Verletzungen  and  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  G25 

Rigby  (22)  beobachtete  in  einer  Woche  sieben  Fälle  von  akuter  In- 
vagination  bei  Kindern.  Sechs  wurden  operiert.  Davon  heilten  fünf.  Bei 
53  Fällen  aus  dem  Londoner  Hospital  konnte  er  nachweisen,  dass  in  keinem 
dieser  Fälle  Lufteinblasungen,  hohe  Klystiere  etc.  etwas  halfen.  In  allen  Fällen 
musste  später  laparotomiert  werden.  Je  frühzeitiger  operiert  wird,  desto 
günstiger  ist  die  Prognose.  Rigby  rät  zur  sofortigen  Laparotomie.  Die  Ope- 
ration soll  schnell  durchgeführt  werden.  Die  Kinder  sollen  sorgfaltig  vor 
Abkühlung  bewahrt  werden.  Die  Ernährung  der  schwachen  Patienten  hat  gleich 
nach  der  Operation  zu  erfolgen.  Es  werden  genaue  Krankengeschichten  mit- 
geteilt. 

Floren  (12)  operierte  bei  einem  7 monatlichen  Kinde  eine  seit  6  Tagen 
bestehende  totale  ileocökale  Intussusception  bis  zur  Flexura  lienalis.  Durch 
den  KunstgriflF  ;,unter  vollkommener  Verzichtleistung  auf  jeglichen  Zug  an 
dem  Intussusceptum  innerhalb  des  Intussuscipiens  durch  streichende  Bewe- 
gungen immer  mehr  Teile  der  Flexura  über  das  mehr  und  mehr  nach  oben 
gedrängte  Intussusceptum  zu  schieben^,  gelang  es,  die  Invagination  zur  Lö- 
sung zu  bringen,  obwohl  schon  serös-fibrinöse  Yerklebungen  vorhanden  waren. 
Heilung. 

Zum  Busch  (30)  operierte  einen  Fall  von  Invaginatio  ileocoecalis,  ver- 
ursacht durch  ein  invaginiertes  Meckelsches  Divertikel.  Letzteres  Übel  hatte 
seinem  Träger  schon  längere  Zeit  Beschwerden  gemacht.  Desinvagination  und 
nachträglich  Resektion  des  brandigen  Intussusceptums  (1  m  lang).  Verschluss 
der  beiden  Enden  und  seitliche  Anastomose.     Heilung. 

Israel  (15)  berichtet  über  zwei  operativ  geheilte  Fälle  von  Intussus- 
ception. Beim  zweiten  Falle  wandte  er  seine  extraperitoneale  Methode  mit 
Anus  praeternaturalis  an. 

Elgart  (11)  hat  zwei  Fälle  von  Invaginatio  ileocoecalis  bei  Er- 
wachsenen (31-  und  33  jährigen  Frauen)  durch  die  Operation  zur  Heilung  ge- 
bracht und  tritt  für  die  frühzeitige  Operation  ein. 

Ein  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Rostock  beobachteter  Fall  von  In- 
tussusceptio  ileocoecalis  mit  kompletter  Umstülpung  des  Wurmfortsatzes  ver- 
anlasste D.  Ackermann  (2  und  3)  eine  Zusammenstellung  von  11  ähnlichen 
Beobachtungen  aus  der  Literatur  mitzuteilen.  Verf.  zieht  den  Schluss,  dass 
die  Umstülpung  der  Appendix  das  Primäre  ist  und  dass  diese  die  Darminvagi- 
nation  veranlasse. 

5.    Ileus,  durch  ein  Meckelsches  Divertikel  verursacht. 

1.  Adam,  Inkarzeration  durch  ein  Meckelsches  Divertikel.  Biol.  Abteilung  des  ärzt- 
lichen Vereins  Hamburg.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  38. 

2.  BlancetCaubet,  A  propos  d'un  cas  d'occlusion  intestinale  par  un  diverticule  de 
Meckel.    Revue  d'Orthop^die  1903.  Nr.  3. 

S.  Dobson,  Invagination  of  Meckels  diverticnlnm.    The  Lancet  1908.  April  25. 

4.  *  Hör  and»  Occlusion  intestinale  par  diverticule  de  Meckel.  8oc.  nationale.  Lyon  mä> 
dical  1903.  Nr.  16. 

5.  ^Fauchet,  Occlusion  aigu6  par  diverticule  chronique.  Ent^rostomie  ä  droite.  Cure 
de  l'anus  artificiel  par  Tabouchement  dans  le  caecum.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de 
Ghlr.  1908.  Nr.  40. 

6.  Rebentisch,  Ein  Fall  von  Entzündung  eines  Meckel  sehen  Divertikels  und  Ileus. 
Viermalige  Laparotomie.    Archiv  für  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  4. 

7.  *Sandlos,  Ein  eigenartiger  Fall  von  Volvulus  infolge  eines  Meckel  sehen  Divertikels. 
Diss.    München  1908. 

Jahresbericht  fQr  Chirurgie  1903.  40 


626  Jahresbericht  £ar  Chirurgie.    II.  Teil. 

8.  ^Taylor,  Iniestinal  obatraction  by  fibrons  band,  a  remnant  of  Meckela  diTertiouliua 
and  adhesions  from  a  formen  attack  of  appendicitis.  Phil.  acad.  of  sargerj  1902.  An- 
nala  of  sorgery  1903.  Jan. 

9.  ZumBasch,  Ueo- caecal  invagination  by  a  Meckela  diTerticolnm.  Clinical  society. 
The  Lancet  1908.  May  30. 

Die  Krankengeschichte  eines  Jünglings,  der  wegen  entzündlichen  Er- 
scheinungen an  einem  M  eck  eischen  Divertikel  4  mal  laparotomiert  wnrde 
nnd  schliesslich  genas,  gibt  Rebentisch  (6).  Erste  Operation  wegen  Sym- 
ptome von  Darmokklnsion ;  Eröffnung  eines  intraperitonealen  abgesackten  Ab- 
szesses, dessen  Ursprung  nicht  erkannt  wurde.  Zweiter  Eingriff  wegen  noch- 
maligen Ileuserscheinungen :  Eröffnung  einer  Darmschlinge  in  der  Bauchwunde 
und  Enterostomie.  Kunstafter.  Wegen  heftiger  Leibschmerzen  bei  jeder 
Nahrungsaufnahme  wurde  in  einer  weiteren  Sitzung  eine  Ausschaltung  von 
103  cm  Dünndarm,  Colon  ascendens  und  des  halben  Colon  transversum  vor- 
genommen. Durch  weiteren  Eingriff  wurde  sodann  die  noch  bestehende  Darm- 
fistel durch  Resektion  beseitigt.  Eine  vierte  Laparotomie  wurde  nach  sieben 
Monaten  nötig,  weil  eine  Schlinge  des  Dünndarmes  sich  durch  einen  perito- 
nitischen Strang  am  Mesenterium  eingeklemmt  hatte. 

Adam  (1)  bespricht  eine  Inkarzeration  durch  ein  Meckelsches 
Divertikel,  resp.  durch  einen  Strang,  der  von  demselben  ausgehend  zur 
Radix  mesenterii  als  Rest  des  Mesenteriolums  des  Divertikels  zog.  Der  sieben- 
jährige Knabe  erkrankte  plötzlich  an  Ileus  und  starb  11  Stunden  na<^h  dem 
Beginne  der  Erscheinungen.  Mecke Ische  Divertikel  können  ganz  offen 
bleiben.  Ein  zweites  Präparat  Adams  zeigte  ein  am  Nabel  abgeschlossenes 
Divertikel ,  das  entzündliche  Verwachsungen  mit  dem  Netz  zeigt.  Letzteres 
ist  ein  häufiges  Vorkommnis. 

Dobson  (3)  operierte  einen  Knaben,  bei  dem  es  zur  Einstülpung  eines 
Mecke  Ischen  Divertikels  und  sekundärer  Invaginatio  ileo-colica  gekommen 
war.  Die  sekundäre  Invagination  liess  sich  reduzieren,  das  eingestülpte  Diver- 
tikel aber  musste  reseziert  werden.     Heilung. 

H.  Blanc  und  H.  Caubet  beschreiben  einen  Fall  von  Darmokklusion 
durch  Meckelsches  Divertikel  mit  fast  foudroyantem  Verlauf,  in  dem  sdion 
32  Stunden  nach  Beginn  der  ersten  Erscheinungen  beim  33  jährigen  Patienten 
der  Tod  erfolgte.  Es  handelte  sich  um  ein  ringbildendes  Divertikel,  dessen 
Spitze  am  Mesenterium  sich  anheftete.  Eine  Dünndarmschlinge  hatte  sich  in 
den  Ring  eingeschnürt. 

J.  P.  zum  Busch  (9)  erwähnt  einen  glücklich  operierten  Fall  von 
Darminvagination  durch  Meckelsches  Divertikel.  Ein  21  jähriger  Akrobat, 
der  seit  14  Monaten  an  remittierenden  dumpfen  Schmerzen  in  der  Nabel- 
gegend litt,  verbunden  mit  Aufstossen  und  Unregelmässigkeiten  im  Stuhlgang, 
erkrankte  nach  übermässig  forcierter  akrobatischer  Leistung  unter  dem  Bilde 
akuter  Darmokklusion.  Erbrechen,  blutige  Entleerungen  unter  starkem  Tenes- 
mus.  In  der  Ileocökalgegend  fand  sich  ein  kindskopfgrosser  Tumor.  Die 
Diagnose  lautete:  Darminvagination,  wahrscheinlich  durch  Darmgeschwulst 
(Polyp?)  Bei  der  Laparotomie  fand  zum  Busch  eine  Invaginatio  ileo-coecalis. 
Bei  der  brüchigen  Beschaffenheit  der  Darmwand  war  die  Desinvagination  sehr 
schwierig;  hierbei  mehrere  Einrisse  der  Serosa  und  Muscularis.  Aus  dem 
Intussuscipiens  entleerte  sich  eine  grössere  Menge  dunkler,  Bruchwasser  ähn- 
licher Flüssigkeit  Das  Intussusceptum  war  gangränös  und  musste  in  einer 
Länge  von  1  m  reseziert  werden ;    seitliche  Anastomose  nach  Verschluss  der 


Karcher,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  627 

Darmenden.  Heilung  nach  vorübergehender  Eiterung  der  Bauchwunde  unter 
späterer  Hernienbildung.  Ein  das  Intussusceptum  vollständig  verstopfendes, 
polypenartiges  rundliches  Gebilde  bestand,  wie  die  Untersuchung  des  rese- 
zierten Darmstückes  lehrte,  aus  einem  handschuhfingerförmig  eingestülpten» 
in  den  Darm  hineinragenden  Meck eischen  Divertikel.  Ein  an  seiner  Spitze 
gelegenes  subseröses  Lipom  wird  als  Ursache  der  Einstülpung  angesehen. 

Diesen  Fall  reiht  der  Verf.  den  übrigen  25  bereits  von  Hi  Igen  reiner 
und  Dobson  ans  der  Literatur  gesammelten  Fällen  von  Invagination  des 
Meck  eischen  Divertikels  an  und  gruppiert  sie  folgendermassen : 

1.  Fälle,  in  welchen  nur  das  Divertikel  eingestülpt  war  (5  Fälle). 

2.  Einstülpung  des  Divertikels  mit  gleichzeitigem  Yolvulus  (1  Fall). 

3.  Einstülpung  des  Divertikels  mit  gleichzeitiger  Intussusception  von  Ileum 
in  Ileum  oder  Coecum  (die  übrigen  Fälle). 

Es  handelt  sich  immer  um  eine  schwere  Krankheit.  Von  den  26  Fällen 
starben  18;  2  heilten  spontan^  4  durch  Laparotomie  mit  einfacher  Desinvagi- 
nation  und  2  durch  Darmresektion.  Als  Ursache  der  Einstülpung  sind  kleine 
Geschwülste  an  der  Spitze  des  Divertikels  (Lipome,  Fibrome,  Nebenpankreas) 
in  vielen  Fällen  anzuschuldigen. 

6.   Ileus  durch  Fremdkörper. 

1.  *Hynit8ch,   Kasuistischer  Beitrag  zum  GhiUensteinUens.     Deutsche  med.   Wochen- 
schrift; 1908.  Nr.  27. 

2.  Moynihan,  Intestinal  obstruction  due  to  gall-stones.    The  medical  chronicle  1903. 
August. 

3.  Schneiderlin,  Zur  Diagnostik  der  Darmokklusion.     Mflnchener  med .  Wochenschrift 
1903.  Nr.  U. 

i.  Schnlhof,  Akuter  Darmverschlnss,  hervorgerufen  durch  Ascaris  lumbricoides.   Münch. 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  24. 

5.  Steinhauer,  Eine  seltene  Ursache  von  Darmstenose.     Deutsche  med.  Wocheosohrift 
1908.  Nr.  23. 

6.  "* Weiller,  Occlusion  intestinale  et  lithiase  biliaire.    La  Presse  m^icale  1903.  Nr.  61. 

Moynihan  (2)  schreibt  eine  Monographie  über  Gallensteinileus. 
Bei  360  Fällen  von  Ileus,  die  innerhalb  von  8  Jahren  operiert  wurden,  fand 
man  8  mal  Gallensteine  als  Ursache.  Der  Stein  sass  meist  direkt  oberhalb 
der  Ileosakralklappe.  Ein  solcher  Gallensteinileus  kann  sich  durch  Abgehen 
des  Steines  spontan  lösen.  Doch  ist  es  intra  vitam  nicht  festzustellen,  ob  der 
Ueus  durch  einen  solchen  Stein  verursacht  wird.  Es  ist  darum  ratsam,  früh- 
zeitig zu  operieren. 

Schulhof  (4)  berichtet  über  einen  Fall  von  akutem  Darmverschluss, 
hervorgerufen  durch  Ascariden.  Die  Laparotomie  der  47jährigen 
Frau  hatte  die  Ursache  des  Ileus  nicht  klar  gelegt.  In  den  kollabierten  Dünn- 
darmschlingen  waren  vielfach  spiralförmige,  weisslich  glänzende  Wülste  zu 
fühlen.  Nach  der  Operation  Erbrechen  von  zwei  Spulwürmern  und  Lösung 
des  Dens.    Es  gingen  daraufhin  22  Spulwürmer  per  rectum  ab. 

Steinhauer  (5)  fand  als  Ursache  einer  Darmstenose  mehrere  grosse 
KDäuel  von  Taenienglieder. 

Schneiderlin  (3).  Eine  26 jährige  Hysterica  erkrankte  an  den  Zeichen 
einer  Appendicitis.  Bei  der  Operation  zeigte  sich  auch  der  Wurmfortsatz  ge- 
rötet und  verdickt.  Doch  verschwand  nach  der  Operation  die  Darmokklusion 
nicht.    Dieselbe  war  mit  hohem,  unregelmässig  hektischem  Fieber  verbunden. 

40* 


630  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    11.  Teil. 

SO  durchschneidet  der  Faden  nur  spät,  am  6. — 10.  Tage,  oder  gar  nicht  und 
die  Tiere  gehen  demgemäss  entweder  an  Erschöpfung  oder  an  Peritonitis  zu- 
grunde. 

Genersich  würdigte  gleichzeitig  auch  die  pathohistologischen  Verände- 
rungen der  Darm  wand  seiner  Auf merksamkeit :  am  widerstandsfähigsten  gegen 
die  Abbindung  erwies  sich  die  Submukosa,  —  während  das  Endothel  der 
Serosa,  die  Drüsenschicht  und  die  Längsmuskulatur  am  schnellsten  nekroti- 
sieren.  J.  DoUinger  (Budapest). 

Illy^s  (25)  demonstriert  das  Präparat  eines  Gallertkrebses  des  Colon 
ascendens  und  transversum,  dessen  Träger  an  Prof.  Delling  er s  Klinik  zur 
Operation  gelangte.    Letaler  Ausgang. 

Der  Fall  bot  durch  seine  diagnostischen  Schwierigkeiten  Interesse.  Von 
der  internen  Klinik  mit  der  Diagnose  eines  Nierentumors  auf  die  chirurgische 
verlegt,  erwies  sich  diese  Annahme  nach  einer  funktionellen  Nierennnter- 
suchung  als  nicht  stichhaltig;  dabei  war  rechterseits  eine  ballotierende  Ge- 
schwulst deutlich  fühlbar,  doch  verschwand  selbe  bei  Darmaufblähung. 

Diese  Verhältnisse  der  Symptomatik  klärten  sich  durch  den  patholc^sch- 
anatomischen  Befund:  die  Geschwulst  erstreckte  sich  zirkulär  auf  die  ganze 
Wand  des  Colon  ascendens,  am  Colon  transversum  jedoch  lässt  sie  einen  Teil 
der  vorderen  Wand  frei ;  letzterer  Abschnitt  war  genügend  gross,  um  bei  einer 
Aufblähung  den  grossten  Teil  der  Geschwulst  zu  verdecken. 

J.  Dollinger  (Budapest). 

Pölya  (26)  fand  in  einem  eingeklemmten  Leistenbruche  neben  dem 
nekrotisierten  Dünndarm  noch  ein  5  cm  langes  Meckelsches  Divertikel. 
Nach  Darmresektion,  Vereinigung  mittelst  Murphy  sehen  Knopfes  erfolgte 
Heilung. 

Eckehorns  Statistik  zeigt  unter  15  analogen  Fällen  der  Literatur  (In- 
karzeration von  M eck  eischen  Divertikeln)  nur  fünf  auch  solche,  wo  neben 
dem  M eck  eischen  Divertikel,  sowie  in  Pölyas  Falle,  an  der  Inkarzeration 
noch  ein  anderer  Darmteil  beteiligt  war.  J.  Dollinger  (Budapest). 

In  einem  von  Damianos  (5)  mitgeteilten  Falle  aus  der  11.  chirurgischen 
Abteilung  des  Allgemeinen  Krankenhauses  in  Wien  bestand  ein  Situs  inversus 
des  Colon  ascendens;  dasselbe  lag  mit  dem  Appendix  rechts  vom  normal  ge- 
lagerten Colon  descendens.  Das  Coecum  lag  in  einer  mit  Eiter  gefüllten 
Höhle  zwischen  den  Därmen  eingebettet.  Die  klinischen  Erscheinungen  spielten 
sich  auffallenderweise  auf  der  rechten  Seite  ab.  Tod  an  Kollaps  zwei  Tage 
nach  der  Operation.    Die  Lageanomalie  wird  durch  eine  Skizze  veranschaulicht. 

Das  klinische  Bild  der  Arteriosklerose  der  Darmarterien  entwirft 
N.  Ort n er  (16)  an  Hand  einer  eigenen  Beobachtung,  welche  in  allen  Einzel- 
heiten mitgeteilt  wird. 

Der  Fall  —  55  jähriger  Mann  —  bot  intra  vitam  neben  atheromatösen 
Erscheinungen,  einer  Herzdilatation,  Symptome  intermittierender  chronischer 
Darmstenose,  deren  Ursache  aber  nicht  ermittelt  werden  konnte.  Die  Sektion 
ergab  Atherom  der  Aorta  —  besonders  der  Bauchaorta  und  des  Anfangs- 
teiles ihrer  Aste,  sowie  Angiosklerose  der  weiteren  makroskopisch  verfolgbaren 
Verzweigungen  derselben. 

Die  Störungen  der  motorischen  Darmtätigkeit  traten  jedesmal  dann  ein, 
wenn  der  Patient  etwas  grössere  Quantitäten  —  namentlich  blähender  Nahrung 
zu  sich  genommen  hatte. 

Diese  Anfälle  fielen  zeitlich  mit  dem  Höhepunkt  der  Verdauungstätig- 


1 


Kare  her,   VerletzuDgen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  631 

keit  des  Dünndarms  zusammen;  sie  bestanden  in  starker,  sichtbarer  Blähung 
des  Dünndarms  und  des  Colon  ascendens  und  transversum,  Hochstand  des 
Zwerchfells,  Atembeklemmung,  Cyanose;  sie  klangen  nach  einigen  Stunden 
allmählich  ab.  —  Diese  Erscheinungen  gestörter  DarmmotiUtät  zu  einer  Zeit, 
wo  gerade  die  muskulöse  Darmtätigkeit  am  meisten  beansprucht  wird,  bringt 
nun  Verf.  in  Analogie  mit  der  ^Claudication  intermittente"  an  den  Extremi- 
täten, die  er  ausführlich  erörtert.  Das  Studium  der  einschlägigen  Literatur 
sowie  eines  eigenen  Falles  zeigt,  dass  für  das  Zustandekommen  dieser  Affektion 
der  Nerveneinfluss  sehr  wesentlich  ist  Bei  Verengerung  oder  bei  Verschluss 
der  Hauptarterien  oder  der  kleineren  Äste,  bei  Arteriosklerose  der  Arterien- 
stämme, und  bei  Endarteritis  obliterans  der  Äste  kommt  es  durch  Bewegungen 
der  Extremität  zu  einer  Ischämie  der  Muskeln  und  der  Nerven,  welche  ihrer- 
seits die  funktionellen  Störungen  bedingt.  Auf  den  Darm  übertragen  bewirkt 
die  periodische  Ischämie  des  Darmes  einen  mit  Schmerzen  einhergehenden 
beschränkten  Meteorismus. 

Verf.  beweist  diesen  letzten  Satz  einesteils  durch  das  Tierexperiment 
(Versuche  von  Kader)  und  andererseits  durdi  klinische  Erwägungen. 

Diese  Beweisführung  ist  durch  Zuhilfenahme  einer  Menge  von  klinischen 
Beobachtungen  und  Gesichtspunkten  erbracht,  die  sich  nicht  zu  einem  kurzen 
Referate  eignen  und  welche  das  Studium  der  Arbeit  zu  einem  hochinteres- 
santen machen. 

H.  Hab  er  er  (7)  kommt  in  seiner  Publikation  über  35  Fälle  von  late- 
raler Anastomosenbildung  aus  der  I.  chirurgischen  Klinik  in  Wien  (v.  Eiseis- 
berg) hauptsächlich  zu  folgenden  Schlüssen,  welche  sich  teilweise  mit  den- 
jenigen der  früheren  Arbeit  von  Prutz  decken.  Die  laterale  Enteroanasto- 
mose  bildet  einen  ausgezeichneten  palliativen  Eingriff  bei  inoperablen  Darm- 
stenosen jedweder  Natur;  als  Ileokolostomie  sorgt  sie  für  rasche  Entleerung; 
bei  drohender  oder  bestehender  Darmparalyse  soll  die  Enterotomie  voraus- 
geschickt werden;  die  Enterotomiewunde  kann  für  Anastomose  verwendet 
werden. 

Bei  bestehender  Peritonitis  soll  der  Kunstafter  dann  der  Anastomose 
vorgezogen  werden,  wenn  die  Darmnaht  aus  irgend  einem  Grunde  unter 
Spannung  stehen  müsste. 

Die  end-to-side  Apposition  stellt  meist  den  schwereren  Eingriff  dar,  muss 
aber  unter  Umständen  —  aus  anatomischen  Gründen  —  der  lateralen  Anasto- 
mose vorgezogen  werden. 

Die  totale  Darmausschaltung  ist  ein  weit  grösserer  Eingriff  und  hat  den 
Nachteil  einer  meist  zurückbleibenden  äusseren  Fistel. 

Der  Arbeit  sind  im  Auszuge  35  Krankengeschichten  beigegeben,  sowie 
eine  tabellarische  Übersicht  über  75  von  v.  Eiseisberg  operierten  Fällen 
von  partiellen  und-  totalen  Darmausschaltungen. 

Eine  sehr  umfangreiche  Arbeit  von  0.  Neuweiler  (15)  behandelt  die 
Anwendung  des  Murphy -Knopfes  in  der  Magen -Darmchirurgie.  Aus  einer 
ausführlichen  geschichtlichen  Darstellung  geht  hervor,  dass  die  Knopfmethode 
in  Amerika  recht  zahlreiche,  in  England  und  in  Frankrreich  keine  Freunde 
hat;  in  Italien  und  Frankreich  wird  die  Methode  nur  in  vereinzelten  Fällen 
in  Anwendung  gezogen.  Die  eigene  Statistik  des  Verfs.  —  dem  Materiale 
des  Kantonsspitals  in  Liestal  (Dr.  G e  1  p k e)  entnommen  —  umfasst  28  Fälle; 
fünfmal  geschah  die  Applikation  am  Dickdarm.  Nur  ein  Operierter  starb  an 
Perforationsperitonitis,  die  aber  nicht  mit  der  Anlegung  des  Knopfes  in  Zu- 


632  Jahresbericht  für  Chii-urgte.    It.  Teil. 

sammenhang  gebracht  werden  konnte.  Erscheinungen  von  Stenose  wurden 
nie  beobachtet.  Am  Dünndarm  (fünf  Fälle)  verursachte  der  Knopf  einmal 
wahrscheinlich  Ileus.  Unter  neun  Fällen  von  Pylorusresektion  starben  vier, 
die  übrigen  zeigten  im  ganzen  günstige  funktionelle  Resultate,  soweit  die- 
selben von  der  Anwendung  des  Knopfes  abhängig  waren.  Gastroenterosto- 
mien wurden  neunmal  mit  Hilfe  des  Knopfes  ausgeführt;  einmal  trat  Exitus 
ein  infolge  Ileus  durch  Verdrehen  der  Darmschlingen  beim  Zusammenschieben 
der  Knopfhälften.  Ein  weiterer  Teil  der  Arbeit  behandelt  Vor-  und  Nach- 
teile der  Knopfmethode.  Die  Hauptvorzüge  der  Methode  sind  Schnelligkeit 
der  Ausführung  und  Einfachheit  der  Technik;  femer  die  glatte  seröse  Ver- 
einigung ohne  pseudomembranöse  Adhäsionen.  Bei  zirkulären  Darmverbin- 
dungen  ist  die  Knopfmethode  bezüglich  späterer  Verengerung  der  Naht  etwas 
überlegen:  funktionell  gibt  aber  die  sorgfaltige  Naht  im  allgemeinen  ebenso 
gute  Resultate :  nur  bei  Operationen  an  engen  Därmen  (Kotfisteln)  eignet  sich 
die  Knopfmethode  etwas  besser. 

Bei  der  lateralen  Darmanastomose  sind  die  Erfolge  der  beiden  Methoden 
annähernd  gleich,  während  bei  lateralen  Magendarmanastomosen  die  Knopf- 
methode relativ  öfters  zu  nachträglichen  Verengerungen  führt  als  eine  gut 
angelegte  Naht  mit  exakter  Vereinigung  der  Schleimhaut.  Was  schliesslich 
die  End-  zu  Seit- Anastomose  (Magenresektion  etc.)  betrifft,  so  fand  Verf. 
unter  den  allerdings  sehr  spärlichen  Fällen,  bei  welchen  der  Murphyknopf 
zur  Anwendung  kam,  nur  einen,  bei  dem  die  Funktion  eine  mangelhafte  war 
und  keinen,  wo  nachträgliche  Verengerung  aufgetreten  wäre. 

Die  Arbeit  enthält  femer  eine  Anzahl  Mitteilungen  über  Zurückbleiben 
und  Abstossung  des  Knopfes  und  Perforationen,  femer  über  die  Bedingungen, 
deren  Erfüllung  für  die  Anwendung  des  Knopfes  erforderUch  ist. 

Verf.  kommt  zum  Gesamtresultat,  dass  die  Knopfmethode  in  manchen 
Fällen  unbedingt  so  viel  leistet  als  die  Naht,  und  da  sie  die  Operationsdauer 
abkürzt,  in  einzekien  Fällen  der  letzteren  vorzuziehen  ist;  in  anderen  Fällen 
steht  sie  aber  der  Nahtmethode  nach.  Unter  welchen  Umständen  der  Naht 
oder  der  Knopfmethode  der  Vorzug  zu  geben  ist,  wird  zum  Schlüsse  aus- 
führlich erläutert.  Die  Arbeit  enthält  in  klarer  Übersichtlichkeit  und  mit 
ihrem  sehr  vollständigen  Literatur-Register  mit  185  Nummern  alles  Wissens- 
werte über  dieses  Thema. 

E.  Hesse  (8)  berichtet  über  drei  Fälle,  bei  welchen  Helferich  durch 
Enter oanastomose  partielle  Dickdarmausschaltung  erzielt  hat,  jedesmal  mit 
gutem  funktionellen  Resultate. 

In  zwei  Fällen  handelte  es  sich  um  Tuberkulose,  in  einem  Falle  um 
inoperables  Karzinom.  Zur  Vermeidung  oder  Reduktion  der  Gefahr  einer 
schädlichen  Einwirkung  der  nachrückenden  Fäces  auf  den  stenosierenden  Ge- 
schwürsprozess  oder  die  maligne  Neubildung  wurde  jeweils  der  zu-  und  ab- 
führende Schenkel  der  ausgeschalteten  Schlinge  durch  Naht  möglichst  verengt. 

Bei  Verunreinigung  der  Bauchhöhle  durch  Darminhalt  empfiehlt  Ch.  Juil- 
lard  (12)  Spülungen  der  Peritonealhöhle  mit  grossen  Mengen  (30— 60  Liter) 
physiologischer  Flüssigkeit.  Dieses  Verfahren  führte  in  einem  Falle  mehr- 
facher traumatischer  Verletzung  des  Jejunum  mit  Besudelung  des  ganzen  Peri- 
toneum zur  Heilung. 

F.  de  Quervein  gibt  eine  kurze  Mitteilung  über  folgende  von  ihm  vor- 
genommenen Operationen: 


Kar  eher»  Verletzangen  und  chinirgische  Krankheiten  des  Darmes.  633 

1.  Implaotation  des  Ciolon  transversum  in  das  Rektum  vor  drei  Jahren. 
Dauerheilung. 

2.  Resektion  des  S  romanum  wegen  Adhäsionen  bei  Totalexstirpation 
des  karzinomatösen  Uterus.  Wegen  Vitium  cordis  Beschleunigung  der  Ope- 
ration durch  Invagination  des  zuführenden  Schenkels  in  das  Rektum  und  An- 
legung einer  einfachen  Sero-Serosanaht.   Mikulicz  sehe  Tamponade.   Heilung. 

3.  Unilaterale  Ausschaltung  des  Dickdarmes  durch  Implantation  des 
Dünndarmes  in  das  S  romanum,  in  einem  Falle  von  abnorm  langem  Kolon 
(U-formig  der  Harnblase  aufliegend)  verbunden  mit  Colitis  membranacea  und 
hochgradigen  funktionellen  Störungen,  die  jeder  anderen  Therapie  getrotzt 
hatten.  Heilung.  Feste  Darmentleerung  zehn  Tage  nach  der  Operation.  Der 
Fall  ist  zu  rezent,  um  weitere  Schlüsse  zuzulassen. 

Ein  Fall  von  solitärer  Dünndarmstriktur  wird  von  E.  Cordua  ausführ- 
lich und  namentlich  bezuglich  Histologie  in  allen  Einzelheiten  mitgeteilt.  Der 
achtjährige  Knabe  überstand  die  Operation  —  Dünndarmresektion,  seitliche 
Anastomose  mit  Murphyknopf  —  gut.  Die  Striktur  —  in  Form  einer  tiefen 
Einschnürung  des  Lumens  von  aussen  —  befand  sich  ca.  30  cm  oberhalb  der 
Valvula  Bauhini  inmitten  eines  verwachsenen  Darmkonvoiutes,  dessen  eine 
Hälfte  dilatiert,  die  andere  kollabiert  war. 

Im  kollabierten  Teile  (unterhalb  der  Striktur)  war  eine  kugelrunde 
IVs  mm  im  Durchmesser  haltende  Cyste  der  Darmwand  nahe  dem  Mesenterial- 
ansatze ;  diese  und  andere  mikroskopische  Veränderungen  der  Darmwand  in 
der  Umgebung  der  Striktursteile,  stehen  o£fenbar  untereinander  in  Zusammen- 
hang und  sind  durch  Reste  des  Ductus  omphalomesentericus  entstanden  zu 
erklären. 

Aus  einer  Arbeit  von  Pollack,  in  welcher  an  Hand  von  20  Fällen 
der  Breslauer  Klinik  das  klinische  Bild  und  die  Therapie  der  tuberkulösen 
Ileocökaltumores  behandelt  wird,  möge  in  therapeutischer  Hinsicht  folgendes 
Nennenswerte  hervorgehoben  werden: 

Die  typische  Operation  ist  die  zweizeitige  Resektion  mit  sofortiger  Ab- 
tragung des  Tumores  nach  von  Mikulicz;  ist  die  Resektion  nicht  möglich, 
so  tritt  zuerst  die  Enteroanastomose  in  ihr  Recht ;  Darmausschaltung  ist  an- 
gebracht in  denjenigen  Fällen,  wo  gleichzeitig  mit  der  Unmöglichkeit  einer 
Resektion  eine  Fistel  besteht. 

Die  Endresultate  waren  bei  der  Enteroanastomose  ungünstig;  bei  der 
Resektion  befriedigend,  indem  von  13  Operierten  10  ein  Jahr  und  mehr  über- 
lebten; von  diesen  sind  7  als  endgültig  geheilt  zu  betrachten. 

Die  Kasuistik  der  Duodenstenose  wird  vonWilh.  Hoffmann  (9)  um 
einen  in  der  H  elf  er  ichschen  Klinik  beobachteten  Fall  bereichert.  Es  han- 
delte sich  um  eine  tiefsitzende,  narbige  Stenose  des  Duodenums,  mit  Rück- 
fluss  von  Galle  und  Pankreassaft  in  den  Magen.  Eine  Gastroenterostomia 
retrocolica  posterior  mit  Murphyknopf  brachte  Heilung.  Auch  später  bestand 
eine  normale  Verdauung. 

Ausgehend  von  der  bekannten  Tatsache,  dass  die  Perforationsperitonitis, 
wenigstens  die  diffuse,  bei  interner  Behandlung  in  der  Regel  zum  Tode  führt, 
gibt  Dahlgren  (4)  die  Symptome  an,  die  eine  Darm  Perforation  charakteri- 
sieren und  bezieht  sich  hier  speziell  auf  die  Perforation,  welche  als  Kompli- 
kation bei  Febris  thyphoides  auftritt.  Die  Frage,  ob  Patienten  mit  thyphoiden 
Darmperforationen  durch  Operation  gerettet  werden  können,  beantwortet  er 
bejahend  und  da  eine  sichere  Diagnose  der  Perforation  nicht  immer  gestellt 


634  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

werden  kann,  wirft  er  die  Frage  auf,  ob  es  nicht  in  zweifelhaften  FaUen 
berechtigt  sei,  zur  Probelaparotomie  zu  greifen,  um  sich  fiir  die  Diagnose 
einige  Klarheit  zu  verschaffen.  Auch  hierauf  antwortet  Verf.  mit  ja.  Die 
Zweckmässigkeit  eines  operativen  Eingriffes  während  das  sog.  Präperfora- 
tionsstadiums wird  hervorgehoben.  Was  die  Technik  der  Operation  anbelangt, 
so  betont  Verf.  die  Notwendigkeit  des  Versuches  die  Perforationswunde  za 
schliessen  eventl.  den  beschädigten  Darmteil  zu  resezieren.  Ausspülung  der 
Bauchhöhle  wird  empfohlen.  Hj.  v.  Bonsdorff  (Uelsingfors). 

Die  guten  Erfolge  der  operativen  Behandlung  der  Kotfisteln  werden  von 
Dittmer  an  Hand  eines  Materials  von  12  Fällen  mitgeteilt,  wovon  10  voll- 
ständig ausheilten. 

Aus  der  Arbeit  von  Schwartz  (20)  seien  drei  bemerkenswert«  Falle 
von  Darmverschluss  bei  Knaben  von  4,  5  und  6  Jahren  mitgeteilt.  In  allen 
drei  Fällen  bestanden  starke  Auftreibungen  des  Leibes  und  erhebliche  Schmersen. 
Der  eine  Knabe  hatte  vor  drei  Tagen  eine  grosse  Menge  unreifer  Ebereschen- 
beeren gegessen,  der  zweite  tags  zuvor  sehr  viele  Kirschensteine  beim  Kirschen- 
essen  mitverschluckt,  der  dritte  hatte  tags  zuvor  rohen  Mohn  vom  Felde  ge- 
gessen. Abführmittel  waren  anfangs  erfolgslos.  Die  Untersuchung  per  anum 
ergab,  dass  der  Sitz  der  Obturation  in  allen  drei  Fällen  im  Mastdarm  ge- 
legen war;  dieser  war  ganz  angefüllt  mit  den  verschluckten  Massen,  nadi 
deren  manueller  Entfernung  dann  durch  Abführmittel  reichliche  Stuhlentleernng 
herbeigeführt  wurde.  Alle  drei  Knaben  wurden  danach  schnell  von  ihren  Be- 
schwerden befreit.  Die  grossen,  immer  mehr  nachdringenden  festen  Massen 
scheinen  nach  anfänglicher  Überreizung  lähmend  auf  das  untere  Darmende 
eingewirkt  zu  haben,  so  dass  eine  Expression  des  Inhalts  unmöglich  war  und 
die  Abführmittel  vor  der  manuellen  Entfernung  der  gestauten  Massen  aus  dem 
überdehnten  Rektum  unwirksam  blieben. 

Ein  Fall  von  gastroduodenalem  Ileus  infolge  Kompression  des  Duodenum 
in  der  Gegend  der  Flexura  duodeno-jejunalis  durch  das  Mesenterium  wird 
von  A.  Langer  (13)  mitgeteilt.  Bei  der  Operation  zeigte  es  sich,  dass  Magen 
und  Querkolon  an  der  Bauchwand  adhärent  waren:  ein  Schnitt  fiel  in  ein 
der  Bauchwand  anliegendes  kirschgrosses  Magendivertikel ,  dessen  Wandnng 
exulzeriert  war.  Die  geschwürigen  Teile  wurden  ohne  Eröflfnung  der  Bauch- 
höhle abgetragen.  Exitus  an  Kräfteverfall  nach  normalem  Wundverlauf  ca. 
4  Wochen  nach  der  Operation.  Die  Sektion  zeigte  folgendes;  Magen  enorm 
dilatiert,  nimmt  mit  dem  ebenfalls  sehr  voluminösen  Duodenum  und  dem 
Kolon  fast  den  ganzen  Bauchraum  ein ;  der  Dünndarm  liegt  grösstenteils  im 
kleinen  Becken,  Kompression  der  Flexura  duodeno-jejunalis  durch  das  darüber 
hinwegziehende  Dünndarmmesenterium ,  narbige  Veränderungen  am  Pylorns, 
doch  ohne  Stenosierung.  Der  interessante  Fall  wird  vom  Verf.  folgender- 
massen  erklärt:  Eine  frühere  narbige  Stenose  des  Pylorus  verursachte  eine 
Erweiterung  des  Magens;  dadurch  Verdrängung  des  Dünndarms  ins  kleine 
Becken  und  Kompression  des  Duodenum  durch  das  Mesenterium  des  Dünn- 
darms; chronische  Stenosierung  des  Duodenums  und  als  unmittelbare  Folge 
derselben  Dehnung  der  früheren  Pylorusstriktur.  —  Verf.  glaubt  zur  allge- 
meinen Annahme  berechtigt  zu  sein,  dass  eine  narbige  Stenose  des  Darmes 
sich  dehnt,  wenn  weiter  abwärts  eine  neue  Stenose  entsteht.  Bezüglich  der 
Genese  dieser  Ileusform  verficht  Verf.  die  Ansicht  Kundrats,  Schnitzlers, 
Alb  rechts  u.  a.,  wonach  das  Duodenum  mechanisch  durch  das  Mesenterium 


Kar  eher,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Darmes.  635 

des  ins  kleine  Becken  gesunkenen  Dünndarmes  komprimiert  wird,  wobei  die 
Magenerweitemng  als  sekundärer  Vorgang  aufzufassen  ist. 

Einen  Beitrag  zur  Lehre  des  mesenterialen  Dannverschlusses  gibt  Hop  ff 
in  der  Wiedergabe  eines  von  Küster  beobachteten  Falles.  Bei  einer  46 jähr. 
Frau  mit  Wandemiere  traten  3  Tage  nach  in  Chloroformnarkose  vorgenommener 
Nephropexie  Erscheinungen  von  Darmverschluss  auf,  die  allmählich  zu  schwerem 
Kollaps  führten.  Exitus  durch  Aspiration  von  Mageninhalt  bei  Gelegenheit 
einer  Magenspülung.  Bei  der  Sektion  fand  sich  eine  Kompression  des  Dünn- 
darms an  der  Übergangsstelle  des  Duodenums  in  das  Jejunum  durch  die  straff 
angespannte  Mesenterialwurzel.  Magen  und  Zwölffingerdarm  waren  enorm  er- 
weitert und  das  Konvolut  der  teilweise  kollabierten  Dünndärme  in  das  kleine 
Becken  hinabgesunken.  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  Enteroptose,  reduzierter 
Ernährungszustand,  SchlaflFheit  der  Bauchdecken  und  Chloroformnarkose  das 
Zustandekommen  des  Darmverschlusses  begünstigen;  ferner  wurde  in  diesem 
Falle,  wie  Versuche  bei  der  Sektion  einwandsfrei  erwiesen,  die  Kompression 
des  Darmes  durch  die  neugescha£fene  Lage  der  Niere  erleichtert.  Die  nament- 
lich von  V.  Her  ff  und  Stieda  gegebenen  Erklärungen,  wonach  eine  akute 
Magendilatation  als  primäre  Ursache  des  Darmverschlusses  anzusehen  sei,  hält 
Verf.  für  ausgeschlossen. 

Die  Arbeit  enthält  eine  kurze  Notiz  über  Geschichtliches  über  den  mesen- 
terialen Darmverschluss. 

Ein  namentlich  in  operativer  Beziehung  sehr  interessanter  Fall  von  Ileo- 
koloninvagination  wird  von  v.  Mickulicz  (14)  mitgeteilt.  Bei  einer  27 jähr. 
Frau  bestand  eine  Invagination  der  oralen  Hälfte  des  Dickdarms  in  die  ab- 
orale bis  in  das  Rektum  hinein,  wobei  ein  entsprechendes  Stück  Ileum  mit 
hineingezogen  war.  Die  Invagination  ragte  zum  Teil  aus  der  Afteröffnung 
heraus  und  war  stellenweise  bereits  gangränös.  Die  Operation  wurde  durch 
sinnreiches  Verfahren  gewissermassen  extraperitoneal  ausgeführt:  Einnähen 
des  Colon  descendens  in  die  Bauchwunde  am  lateralen  Rande  des  linken 
Rectus  abdominis;  breite  Eröffnung  des  Colon  descendens,  wobei  das  Intus- 
susceptum  zum  Vorschein  kommt;  Resektion  desselben  unter  fortwährendem 
Nahtverschluss  der  stückweise  durch  die  Abtragung  eröffneten  Peritoneal- 
tasche ;  schliesslich  Extraktion  des  peripheren  Stückes  zur  Bauchwunde  heraus. 
Glatte  Heilung. 

Einen  Fall  von  schwerer,  durch  Resektion  geheilter  Invagination  des 
Dünndarms  beschreibt  Böttcher  (2,  aus  der  Chirurg.  Klinik  zu  Kiel).  Die 
Gesamtlänge  des  resezierten  Darmstückes  betrug  108  cm.  Die  Invagination 
lag  ca.  40  cm  oberhalb  der  Ueocökalklappe. 

F.  Hofmeister  (10)  verficht  die  Ansicht,  das  Atropin  sei  aus  der 
Reihe  der  Ileusheilmittel  zu  streichen:  Seine  Anwendung  sei  oft  mit  der 
grossen  Gefahr  einer  Verzögerung  einer  wirksamen  operativen  Behandlung 
verbunden,  indem  durch  das  Atropin  das  klinische  Bild  vielfach  verschleiert 
wird.  Verf.  erwähnt  8  Fälle  von  Ileus,  in  welchen  Atropin  zur  Verwendung 
kam:  Der  Ileus  wurde  in  keinem  Falle  gebessert;  es  wurde  höchstens  ein  Er- 
folg im  subjektiven  Befinden  der  Patienten  beobachtet,  aber  niemals  eine 
Wiederherstellung  der  Darmpassage.  Es  handelte  sich  3  mal  um  Einklemmung, 
2  mal  um  Kombination  von  mechanischer  Abknickung  mit  peritonitischer  Darm- 
lähmung, Imal  um  Invagination,  Imal  um  peritonitische  Darmparalyse  und 
Imal  konnte  die  Ursache  des  Hindernisses  nicht  festgestellt  werden.    3  Pa- 


636  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    II.  Teil. 

tienten  heilten;  2  durch  Operation,  1  durch  hohe  Einpressungen,  5  starben, 
darunter  4  trotz  Operation. 

Fünf  noch  nicht  publizierte  Fälle  von  Yolvulus  des  S  Romanum  aus  der 
chirurgischen  Klinik  zu  Marburg  werden  von  H.  Weege  (21)  beschrieben  und 
nach  Ätiologie,  Diagnose,  Prognose  und  Therapie  erläutert.  Die  5  Patienten, 
4  Männer  und  1  Frau,  standen  in  den  Jahren  43 — 61.  Meistens  bestand 
schon  seit  Jahren  Stuhlträgheit,  anfallsweises  Auftreten  von  Koliken,  die 
spontan  oder  nach  medikamentöser  Behandlung  zurückgeg^gen  waren.  In 
einem  Falle  —  3  mal  operiert  —  traten  2  Rezidive  auf.  6  mal  bestand 
Drehung  des  S  romanum  um  seine  Mesenterialachse  und  zwar  in  2  Fällen 
um  180^,  Imal  um  360^  und  Imal  um  viermal  360^!  Sämtliche  5  Patienten 
wurden  operiert;  2  wurden  geheilt,  3  starben,  davon  2  an  Peritonitis  und 
1  während  der  Operation;  2 mal  bestand  Gangrän  der  Flexur.  Der  Arbeit 
ist  eine  tabellarische  Übersicht  der  bisher  publizierten  Fälle  (im  ganzen  120) 
beigefügt. 

Das  Studium  eines  Materials  von  ca.  30  Fällen  von  Dannkarzinom  fuhrt 
Anschütz  zu  folgenden  Schlüssen: 

Lokaler  Meteorismus  durch  Überdehnung  kann  am  Coecum  bei  tief- 
liegendem Dickdarmverschluss  beobachtet  werden;  dieser  kommt  zustande 
durch  Steigerung  des  Innendruckes  im  verschlossenen  Darmrohr  bei  sehr 
widerstandsfähiger  Ileocökalklappe.  Die  lokale  Blähung  entsteht  nicht  nnr 
durch  Unterschiede  des  Widerstandes  von  Seiten  der  Darmwand,  sondern  ganz 
besonders  durch  die  verschiedene  Weite  der  Dickdarmabschnitte.  Letzteres 
wird  mit  Hilfe  eines  einfachen  Modells  in  plausibler  Weise  demonstriert 

R.  Rosenthal  (19)  teilt  3  durch  Operation  geheilte  Fälle  von  Ileus, 
entstanden  durch  peritonitische  Adhäsionen,  mit:  Es  handelte  sich  um  Knickung 
des  Colon  ascendens  durch  alte  Netzadhäsion ;  Strangulation  durch  Umschnürung 
des  Dünndarmes  durch  peritonitische  Adhäsion  (alte  Perityphlitis)  und  Dann- 
knickung infolge  Adhäsionsbildung  durch  tuberkulöse  Peritonitis. 


Fertig,  Verletzungen  nnd  chirargische  Krankheiten  des  Magens.  6B7 


xn. 

Verletzungen  und  ehirurgisehe  Erkrankungen 

des  Magens. 


Referent:  J.  Fertig,  Kassel. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A*  Allgemeines* 

Allgemeines  über  die  chirurgische  Behandlung  von  Magenkrank- 
heiten; Physiologisches  über  die  Funktion  des  Magens  nach  Ope- 
rationen; Statistisches  über  Magenoperationen;  Technik. 

1.  BaldassarieFinotti,  Riparazionione  deil  perdite  di  sostanza  delle  pareti  gastriohe 
et  intestinali  con  lembi  sieromuscolari.    La  clinica  chirorgica  Nr.  3. 

2.  Bastianelli,  Gontributo  alio  stadio  delle  oondizioni  impedienti  il  circolo  vizioso  nella 
gastro-enterostomia  posteriore  inferiore  a  mezzo  del  bottone  de  marphy.  II  Policlinico. 
Sez.  chir.  Vol.  X.  0. 

8.  Bönard,  Sor  la  gastrostomie.    Lyon  medical  Nr.  12. 

4.  Ceccherelli,  Indicazioni  delF  intervento  chimrgico  nelle  malattie  delle  stomaco.  La 
clinica  chirarg.  Nr.  6. 

5.  *Dieterich,  Über  Gastrostomie  im  Anschluss  an  29  Fälle,  welche  1890—1902  in  der 
chirurgischen  Klinik  München  operiert  wurden.    Dies.    München. 

6.  Doyen,  Surgerj  of  the  stomach.    Medioal  Press.  Jnly  22. 

7.  Enderlen,  Invagination  der  vorderen  Magen  wand  in  den  Ösophagus.  Deutsche  Zeit- 
schrift für  Chir.  Bd.  69.  Heft.  1. 

8.  Fedorow,  Zur  Kasuistik  der  Magenchirurgie.    Russisches  Arohiv  für  Chir.  Heft  2— 8. 

9.  Feldmann,  Gastroenteroplastik  nach  vorausgegangener  Gastrostomie.     Diss.    Kiel. 

10.  Foderl,  Über  den  Girculus  vitiosus  nach  Gastroenterostomie.  Wiener  klln.  Wochen- 
schrift Nr.  41. 

11.  Fredet,  Gastrostomie  par  le  proc^d^  de  Fontan.   Bull,  et  m^m.  de  la  soo.  anat.  Nr.  7. 

12.  Gauthier,   Gastro-ent^roanastomose  avec  le  bouton  de  Jaboulay.    Lyon  m^d.  Nr.  46. 

13.  Gay  et,  Yaleur  du  bouton  de  Jaboulay  dans  le  traitement  du  Cancer  de  Testomac. 
Lyon  mädical  Nr.  21. 

14.  Glenard,  £tude  sur  leg  ptoses.    Joum.  de  m^d.  de  Paris  Nr.  89 — il. 

15.  Goulliond,  De  Tan^sthesie  discontinue  en  Chirurgie  gastrique  et  intestinale.  Lyon 
mädical  Nr.  26. 

16.  —  De  l'ant^ro-anagastrostomie.    Lyon  m^ical  Nr.  10. 

17.  Groh^,  Totale  Magenexstirpation  bei  Tieren.  Archiv  für  experimentelle  Pathologie 
und  Pharmakologie  Bd.  49.  Heft  2—5. 

18.  V.  Hacker,  Zur  Originalmitteilung  des  Herrn  cand.  med.  Reh m.  Vorschlag  zur  Ver- 
einfachung der  Naht  bei  Anwendung  des  Murphyknopfes.  Zentralblatt  für  Chirurgie 
Nr.  1. 

19.  Hall,  A  new  route  for  posterior  gastrojejunostomie.    Brit.  med.  Journal.  Oct.  10. 

20.  Hammesfahr,  Die  Gastroenterostomie  mit  Gastrostomie  nach  Rutkowsky.  Zentral- 
blatt für  Chirurgie  Nr.  23. 

20a.  V.  Herczel,  £.,  Meine  mittelst  der  Gastroenterostomie  erreichten  Resultate.  Orvosi 
Hetilap  1903.  Nr.  45-47. 

21.  Knotz,  Bemerkungen  zur  Indikation  des  Murphyknopfes.  Wiener  med.  Wochenschr. 
Nr.  21. 


638  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

22.  Kocher,  MobilisieniDg  des  Duodenum  und  Gastrodnodenostomie.    Zeniaralblatt  f. Chir. 
Nr.  2. 

23.  *Eraft,  Über   die  Ergebnisse  der  Gastroenterostomie  an  der  Mflnchener  chir  Klinik 
1890—1902.    Diss.    München. 

24.  Krause,  Erfahrungen  in  der  Magenchirurgie.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  47,  4& 

25.  Macacci,  Gastro-entero-anastomosi  da  sfacelo.    Nota  preventiva.   II  Morgagni  Nr.  11. 

26.  Maragliano,  Resection  des  Pylorns  und  Querkolons.    Zentralbl.  fQr  Chir.  Nr.  2. 

27.  Mayo,  A  Review  of  303  Operations  upon  the  stomach  and  first  portiou  of  the  doo- 
denum.    Annais  of  surgery.  July. 

28.  Monprofit,  Gastro-ent^rostomie  laterale  transform^  en  gastro-ent^rostomie  en  Y.  Bull 
et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  Nr.  25. 

29.  —  De  la  gastro-ent^ostomie  anterienre.    Archiv,  provincial.  de  Chir.  Nr.  8  und  11. 

30.  Moynihan,  On  total  exstirpation  of  the  stomach;  with  a  record  of  an  unsaccessfiil 
case.    British  med.  journ.  Dez.  5. 

31.  Murphy,  On  the  results  obtainable  by  operative  measnres  in  affections  of  the  stomadL 
Annais  of  surgery.    Dezember. 

32.  Narath,  Zur  Technik  der  Magenoperationen.     Der  Gastrophor,  ein   Assistenzersparer 
bei  Magendarmoperationen.     Verhandlungen  der  deutschen  Gesellschaft  f&r  Chirurgie. 

33.  Neuweiler,  Beitrag  zur  Anwendung  des  Murphy knopfes  bei  Magen-  und  Darmopera- 
tionen.   Langenbecks  Archiv  Bd.  69.  Heft  1. 

34.  Ochsner,  Clinical  Observation  in  stomach  surgery.   The  journ.  of  the  amer.  med. aas. 
June  6. 

85.  Padula,  Procedimento  assolutamente  asettico  nella  gastroenterostomia.  II  Polidinioo. 
Sez.  pratica.  Fase.  59. 

86.  Petersen,  Anatomische  und  klinische  Untersuchungen  ttber  den  Magen-  und  Dann- 
krebs.    32.  Chirurgen- Kongress. 

37.  Pozzi,  Un  nouveau  beuten  anastomique  du  Dr.  Bonnier.    Bull,  et  m^m  de  la  soc  de 
Paris  Nr.  28. 

38.  Robson,  The  Operation  of  gasto-enterostomy  with  indications  for  its  Performance. 
Arch.  intemat.  de  Chir.  Volume  I.  Fase.  1. 

89.   Rutgers,  Operative  by  maagaandoeningen.    Ned.  Tijdsch.  v.  G^neesk.  I.  p.  58. 

40.  Rydygier,  Welche  Methode  der  Gastroenterostomie  ist  die  empfehlenswerteste?  M^ 
dycyna  Nr.  50. 

41.  Schoemaker,  De  techniek  der  Gastro-enterostomie.     Nederl.  Yereenig.  voor  Heel- 
kunde.    Nederl.  Tijdsch.  v.  Geneesk.  11.  p.  696. 

42.  Schnitz  1er,  Zur  Gastroduodenostomia  lateralis.    Zentralblatt  fflr  Chirurgie  Nr.  10. 

43.  Sinnhuber,  Beiträge  zur  Lehre  vom  muskulären  Kardiaverschluss.     Zeitschrift  ffir 
klin.  Med.  Bd.  50.  Heft  1  und  2. 

44.  Sprengel,  Zur  Vereinfachung  der  Naht  bei  Anwendung  des  Mnrphyknopfes.   Zeotrtl- 
blatt  fOr  Chirurgie  Nr.  9. 

45.  Steg  er.  Über  die  im  Spital  Mansterlingen  in  den  Jahren  1896—1902  auflgefl&kitei 
Gastrostomien.    Diss.    Zürich. 

46.  Stich,  Beiträge  zur  Magenchirurgie,    v.  Bruns  Beiträge  Bd.  40.  Heft  2. 

47.  Trend el,   Über  die  mit  Gastroenterostomia  post.  in  der  TQbinger  Klinik  gemaehtes 
Erfahrungen,    v.  Bruns  Beiträge  Bd.  39.  Heft  1. 

48.  V alias,  Indications  de  la  gastro-ent^ro-anastomose ,  choix  du  proc^d^.    Lyon  medial 
Nr.  22. 

49.  *  Walker,  Gastrojejanostomie  with  the  Mc  Graw  elastic  ligature  for  the  relief  of 
Gastroptosis.    The  journ.  of  the  amer.  med.  ass.  Jan.  17. 

50.  Werkmeister,  Demonstration  einer  KanQle  fflr  Schrägfisteln  am  Hunde.    32.  Chir.- 
Kongress. 

51.  Zatti,   Contributo   alla   statistica   delle  gastroenterostomie.     Gazetta  degli   ospedsH 
Nr.  140. 

Petersen  (36)  hat  100  Magen-  und  200  Darmkarzinome  mikroskopisch 
untersucht  und  kommt  zu  dem  Resultat,  dass  im  Gegensatz  zum  Hantkarzinom 
diese  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  unizentrisch  wachsen.  Eine  fortschreitende 
krebsige  Entartung  der  dem  Karzinom  zunächst  gelegenen  Drüsenzellen  (im 
Sinne  Haus ers)  konnte  mit  Sicherheit  nicht  beobachtet  werden.   Petersen 


J 


Fertig,  Verletzangen  und  chinirgiache  Krankheiten  des  Magens.  639 

zieht  danach  seine  Schlüsse  dahin,  dass  für  die  Histogenese  unsere  Kennt- 
nisse noch  zu  unsicher  sind,  betreffs  der  Ätiologie  ist  die  Art  und  Weise  des 
imizentrischen  Wachstums  mit  einer  parasitären  Theorie  des  Karzinoms  kaum 
Tereinbar.  Betreffs  der  Praxis  habe  man  beim  Magen-Darmkarzinom  für 
die  überwiegende  Mehrzahl  der  Fälle  nur  mit  einem  direkten  Rezidiv  zu  rechnen, 
d.  h.  mit  einem  Rezidiv,  welches  ausgeht  von  Karzinomzellen,  die  bei  der 
Operation  zurückgelassen  werden.  Petersen  glaubt,  dass  beim  Magenkarzi- 
nom mehr  Karzinomzellen  zugrunde  gehen  als  zur  Zeit  angenommen  wird.  Er 
verlangt  eine  scharfe  Scheidung  zwischen  folgenden  Rezidivformen.  1 .  Organ- 
rezidiv  (ist  beim  Magenkarzinom  das  häufigste).  2.  Drüsenrezidiv.  3.  Zell- 
gewebsrezidiv.    4.  Metastatisches  Rezidiv. 

Krause  (24)  bringt  seine  Erfahrungen  in  der  Magenchirurgie.  Zuerst 
bespricht  er  Operationen  bei  perforiertem  Ulcus  und  bei  Blutungen,  hier  ope- 
riert er  dann,  wenn  eine  interne  Behandlung  ohne  Ergebnis  war.  Bespricht 
dami  die  günstige  Wirkung  der  Gastroenterostomie  bei  Pylorusstenose  und 
Dilatation  des  Magens  und  kommt  zu  den  chirurgischen  Eingriffen  bei 
Perigastritis  und  Sanduhrmagen.  Zum  Schluss  kommt  er  zum  Karzinom  und 
dessen  Behandlung.  Krause  macht  alle  Operationen  unter  allgemeiner  Narkose, 
es  wird  mögUchst  wenig  von  dem  Narkotikum  gegeben  und  nur  tropfenweise, 
sehr  wichtig  sei  auch  schnelles  Operieren.  Den  Murphyknopf  verwendet  Krause 
nicht  mehr,  sondern  nur  die  Naht. 

Doyen  (6)  bespricht  ebenfalls  die  Erfahrungen  auf  dem  Gebiete  der 
Magenchirurgie. 

Goulliond  (15)  will  die  Narkose  bei  Magendarmoperationen  wegen  der 
Gefahr  der  nachfolgenden  Bronchitis  und  Pneumonie  auf  das  Minimum  be- 
schränken. Da  die  Eingeweide  und  besonders  das  sie  umgebende  Peritoneum 
ziemlich  empfindungslos  sind,  könne  man  ganz  gut  die  Narkose  so  lange  unter- 
brechen als  hieran  gearbeitet  wird  oder  durch  eine  unvollständige  Narkose 
ersetzen.  Er  narkotisiert  zuerst  mit  Äther  für  die  Inzision  der  Bauchdecken, 
imtersucht  die  Eingeweide  und  zieht  sie  vor  die  Wunde,  dann  setzt  er  die 
Narkose  aus,  solange  er  am  Magen  oder  Darm  operiert,  wenn  dies  nicht 
möghch,  so  wird  die  Narkose  während  dessen  mit  B  i  11  roth scher  Mischung 
unterhalten.  Zur  Reposition  der  Organe,  der  Toilette  und  Bauchnaht  tritt 
wieder  tiefe  Narkose  ein. 

Auf  Grund  von  ungefähr  200  von  ihm  beobachteter  klinischer  Fälle  von 
Magenkrankheiten  legt  Ceccherelli  (4)  in  aller  Kürze  dar,  wie  und  wann 
man  einzugreifen  habe.  Bei  diesen  Affektionen  reduziere  sich  die  Hauptauf- 
gabe des  Chirurgen  darauf,  entweder  zu  exstirpieren,  was  erkrankt  ist  oder 
die  lokalen  Verhältnisse  zu  verändern  und  sie  normal  zu  gestalten.  Die  Ex- 
stirpation  sei  angezeigt  bei  Krankheitsprozessen,  die  durch  Neoplasmen  bedingt 
sind,  die  zum  grössten  Teile  in  am  Magenmund  oder  am  Pylorus  sich  lokali- 
sierenden Karzinomen  bestehen.  Sie  bringt  also  eine  ausgedehnte  Demolition 
des  Magens  mit  sich,  kann  aber  dennoch  mit  dem  Leben  vereinbar  sein,  nur 
müsse  sie  vorgenommen  werden,  wenn  die  Neoplasmen  noch  ziemlich  beschränkt 
sind,  damit  man  so  wenig  wie  möglich  sich  von  ihnen  zu  entfernen  habe. 
Diese  Radikaloperation  sei  stets  einer  palliativen  Behandlung  vorzuziehen,  die 
übrigens,  wenn  jene  versagt,  vielen  Indikationen  entgegenkommt,  wie  denen, 
für  die  Ernährung  des  Individuums  zu  sorgen,  einer  Nahrungsstauung  vor- 
zubeugen, Erbrechen  infolge  gehemmter  Fortbewegung  des  Nahrungsbreies  zu 


640  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

yerhindem  und  den  Krankheitsprozess  zu  beschwichtigen  oder  doch    dessen 
Entwickelung  und  verhängnisvolle  Folgen  bedeutend  zu  mildem. 

Verf.  erörtert  sodann  die  chirurgischen  Indikationen  bei  gutartigen 
Affektionen.  Zu  diesen  gehören  die  durch  Entzündungsprozess,  durch  Syphilis, 
Tuberkulose  oder  Narben  bedingten  Stenosen.  Der  Entzündungsprozess,  der 
die  Stenose  hat  zustande  kommen  lassen,  bewirke  in  der  Folge  derartige  Ver- 
änderungen im  Drüsenelement,  dass  echte  Adenome  entstehen,  die  sich  schliess- 
lich in  Karzinome  umbilden.  Dies  müsse  in  Erwägung  gezogen  werden,  demi 
eine  Operation  (Gastroenterostomie),  die  den  betreffenden  Teil  in  den  Ruhe- 
zustand versetzt  und  so  die  Irritation  vermindert,  verhütet  das  Fortschreiten 
des  Krankheitsprozesses  und  dessen  Umbildung  in  bösartiges  Gewebe.  Die 
syphilitischen  Stenosen  seien  entweder  direkt  auf  die  gummöse  Infiltration 
des  Pylorus  zurückzuführen  oder  indirekt  auf  den  veränderten  Chentiismns 
und  die  veränderte  Funktionalität  und  daher  ein  sekundärer  Pylorusspasmus. 
Die  tuberkulösen  Stenosen  seien  durch  Narben  infolge  vorausgegangener  Ulze- 
rationen  von  bazillärer  Natur  bedingt.  —  Bei  Narbenstenosen,  die  von  einem 
runden  Magengeschwür  zurückgeblieben  sind,  müsse  die  Behandlung  eine  in- 
direkte sein,  d.  h.  darin  bestehen,  das  Eingeweide  in  einen  Zustand  der  Ruhe 
zu  versetzen,  damit  das  Geschwür  vernarben  und  Heilung  erfolgen  kann. 

Eine  weitere  Indikation  zu  einem  rationellen  Eingriff  geben  alle  Fälle 
von  veränderter  Funktionalität,  bei  denen  also  Gastrektasie,  Pylorusspasmus, 
mangelhafte  Motilität  u.  s.  w.  bestehen,  sowie  die  Fälle  von  Renkmann- 
scher  Krankheit  oder  von  Sanduhrmagen.  Hier  ist  es  die  Gastroenterostomie, 
die  dadurch,  dass  sie  den  Eintritt  der  Nahrung  in  den  Darm  erleichtert  und 
den  Magen  in  den  Ruhezustand  versetzt,  Heilung  bewirkt. 

Dies  sind,  bemerkt  Verf.,  die  bedeutenden  Fortschritte,  die  die  Magen- 
chirurgie in  den  letzten  20  Jahren  gemacht  hat.  Wird  sie  nicht  als  letzte 
Hilfsquelle  angesehen,  sondern  als  das  erste  wirksame  und  rationelle  Mittel, 
so  bewirkt  sie  rasch  Heilung  von  den  verschiedensten  Affektionen,  denen  man 
ehemals  nur  durch  ärztliche  Behandlung  beikommen  zu  können  glaubte. 

R.  Giani. 

Rutgers  (39)  gibt  einen  Bericht  über  sieben  Fälle  von  wegen  gutartiger 
Magenaffektionen  ausgeführten  Gastroenterostomien;  fünfmal  wurde  bei  Karzi- 
nom die  Gastroenterostomie  ausgeführt.  In  einem  Fall  von  Carcinoma  pylori 
fand  Resektion  statt;  der  Fall  endete  letal  am  neunten  Tag  p.  o. 

Zur  Frühdiagnose  des  Magenkarzinoms  empfiehlt  er  das  von  Gluzinski 
angegebene  Verfahren. 

Die  Mortalität  der  Gastroenterostomie  bei  Karzinom  betrug  40  ^/o  (zwei 
Todesfälle  auf  fünf  Patienten);  in  den  sieben  Fällen  von  gutartigen  Magen- 
affektionen war  kein  einziger  Todesfall  zu  bedauern. 

Bei  zwei  Patienten  kehrten  die  Magenbeschwerden  resp.  ein  halbes  und 
ein  Jahr  p.  o  zurück. 

Eine  zweite  Operation,  wobei  Netzadhäsionen  aufgehoben  wurden,  hatte 
dauernden  Erfolg. 

Die  übrigen  fünf  Patienten  waren  bald  nach  der  Operation  beschwerde- 
frei und  vmrden  wieder  ganz  funktionsfähig. 

Die  Indikation  zur  Gastroenterostomie  gutartiger  Magenaffektionen  wird 
nach  Rutgers  an  erster  Stelle  gegeben  durch  die  Symptome  von  Magen- 
stauung, sei  es  infolge  von  Spasmus  oder  von  narbiger  oder  adhäsiver  Pylorus- 


Fertig, ""YerletzuDgen  und  chirargisehe  Krankheiten  des  Magens.  G41 

Stenosen,  wenn  eine  sachverständige  interne  Behandlung  nicht  zum  Ziele  ge- 
führt hat. 

Er  führt  die  Tierexperimente  von  van  Yzeren  anfNed.  Tijdsch.  van 
Geneesk.  II  1901),  die  den  Beweis  geliefert  haben,  dass  ein  Ulcus  ventriculi 
entsteht  nach  beiderseitiger  Durchneidung  des  N.  vagus;  durch  Durchschnei- 
dung der  Magenmuskulatur  bis  auf  der  Submukosa  oder  durch  Gastroentero- 
stomie wurde  in  diesen  Fällen  die  Bildung  des  Geschwürs  vorgebeugt  und  ein 
bereits  entstandenes  zur  Heilung  gebracht. 

Eine  zweite  Indikation  zur  Gastroenterostomie  sind  stetig  wiederkehrende 
Magenblutungen.  Unter  seinen  Fällen  wurde  zweimal  wegen  Hämatemesis  die 
Gastroenterostomie  ausgeführt,  jedesmal  mit  gutem  Erfolg. 

Rutgers  hat  einen  Fall  von  Ulcusperforation  operiert.  Die  an  der 
kleinen  Kurvatur  gelegene  Perforationsstelle  wurde  übernäht;  Drainage  des 
Abdomens,  anfanglich  Heilung,  einige  Wochen  später  trat  Ileus  ein,  welchem 
der  Patient  erlag. 

Es  wurde  immer  die  Gastroenterostomia  retrocoUca  post.  nach  Hacker 
ausgeführt,  stets  mit  der  Naht.  Er  hält  sich  genau  an  den  Angaben  von 
V.  Hacker  und  nimmt  die  zu  anastomosierende  Schlinge  gleich  lang  als  den 
zwischen  Plico  duodeno-jejunalis  und  Mageninzision.  Niemals  wurde  Circulus 
vitiosus  beobachtet.     Die  Methode  nach  Roux  verwirft  er 

1.  wegen  der  längeren  Operationsdauer, 

2.  weil  die  Gefahr  einer  ,,end  to  side^'  Anastomose  grösser  ist  als  eine 
„side  to  side", 

3.  wegen  der  grösseren  Gefahr  der  Schrumpfung, 

4.  weil  der  Y-Methode  in  der  abführenden  Schlinge  ein  Ulcus  pepticum 
entstehen  könnte.  Goedhuis. 

Ochsn  er  (34)  spricht  sich  dahin  aus,  dass  konstantes  Brechen  nach 
der  Gastroenterostomie  sich  sicher  vermindern  wird,  wenn  man  hintere  Ana- 
stomose macht  und  immer  den  tiefsten  Punkt  des  Magens  auswählt.  Entero- 
anastomose  und  Verschluss  des  zuführenden  Jejunum-Schenkels  ist  überflüssig. 
Ochsner  hat  fast  immer  den  Murphyknopf  gebraucht  und  viermal  Naht  und 
neunmal  elastische  Ligatur  nach  Mellgraw.  Die  unmittelbaren  Resultate 
der  letzteren  Methode  sind  so  gut  wie  die  beiden  ersteren.  Ob  die  Ligatur- 
methode unter  allen  Umständen,  auch  bei  wieder  Gangbarwerden  des  Pylorus 
ein  Offenbleiben  der  Anastomose  gewährleistet,  wie  behauptet  worden,  kann 
Ochsn  er  nicht  sagen,  da  seine  Fälle  zu  kurz  beobachtet  sind. 

Bei  einfacher  Gastrocytose  scheint  die  Verkürzung  der  Lig.  gastrohepati- 
cum  und  gastrophrenicum  gute  Resultate  zu  geben  und  Pyloroplastik  und  Ana- 
stomose nicht  nötig  zu  sein. 

Es  ist  zweckmässig,  den  Patienten  vor  der  Magenoperation  an  die 
Schlundsonde  zu  gewöhnen.  Sobald  Brechneigung  nach  der  Operation  auftritt, 
muss  der  Magen  mit  kleinen  Flüssigkeitsmengen  ausgewaschen  werden.  Er- 
nährung bis  zum  vierten  Tage  per  rectum  allein,  dann  gleichzeitig  per  os. 

Maass  (New-York). 

Robson  (38)  hat  nur  57o  Mortalität  bei  Gastroenterostomie.  Er -legt 
gr(Jsses  Gewicht  auf  die  Vorbereitung  der  Kranken.  Häufiges  Magenspülen 
wird  verworfen.  Er  glaubt,  dass  man  den  Mageninhalt  aseptisch  machen 
kann,  wenn  man  den  Mund  oft  ausspülen  lässt  und  keimfreie  Nahrung  ver- 
abreicht. Zur  Vermeidung  des  Shock  werden  Strychnininjektion  vor  und 
während  der  Operation  gemacht.  Operation  wird  auif  gewärmtem  Tisch  aus- 
Jahresbericht far  Chirurgie  19a3.  41 


642  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    II.  Teil. 

geführt  nnd  soll  möglichst  schnell  vollzogen  werden.  Er  macht  stets  die 
Gastroenterostomia  retrocolica  nnd  näht  die  Wnndränder  über  ein  dekalzini- 
niertes  Knochendrain.  Um  Spombildung  nnd  Verengemng  der  Fistel  zu  ver- 
meiden, wird  ein  Stück  der  Schleimhaut  exzidiert.  Die  Ernährung  per  os 
wird  bald  nach  der  Operation  begonnen.  Girculus  vitiosus  sah  er  selten  und 
bekämpfte  ihn  mit  Ausspülungen  und  Aufsitzen  des  Patienten. 

y  alias  (48)  spricht  über  seine  Erfahrungen,  die  er  bei  60  Gastroentero- 
stomien gemacht  hat  und  über  die  Indikationen  zu  dieser  Operation.  Ein 
Mann  von  76  Jahren  ist  zwei  Jahre  nach  der  Operation  gesand  geblieben, 
trotzdem  eine  Karzinose  des  Bauchfells  bereits  vorhanden  war.  Bei  narbiger 
Pylorusstenose  sei  die  Gastroenterostomie  eine  heilende  Operation,  bei  seinen 
60  Fällen  waren  nur  vier  gutartige  Stenosen.  Indikation  zur  Gastroentero- 
stomie sind :  Perforierte  Geschwüre,  unerträgliche  Schmerzen  bei  der  Magen- 
verdauung, gefahrdrohende,  sich  öfter  wiederholende  Blutungen.  Zweimal  hat 
er  auch  operiert  bei  allgemeiner  Perigastritis  mit  inkompleten  Stenosen  und 
Schmerzen  nach  der  Nahrungsau&ahme. 

12  von  seinen  Patienten  hat  er  durch  den  Tod  verloren,  keinen  an 
Peritonitis.  Er  gibt  der  Hacker  sehen  Methode  den  Vorzug  schon  wegen 
der  Schnelligkeit  der  Ausführung. 

Glenard  (14)  bespricht  in  seiner  Studie  über  die  Enteroptosen  die 
Symptomatologie,  Diagnose  und  Behandlung,  besonders  die  innere  Therapie, 
zum  Schluss  erwähnt  er  auch  die  chirurgischen  Massnahmen,  die  hier  not- 
wendig werden  können. 

Sinnhuber  (43)  gibt  Beiträge  zur  Lehre  vom  muskulären  Kardia, ver- 
schluss, referiert  zuerst  über  die  einschlägige  Literatur  und  kommt  dann  zu 
seinen  eigenen  Beobachtungen,  die  er  mit  Hilfe  des  Ösophagoskops  an  Menschen 
und  Tieren  angestellt  hat. 

1.  Bei  einem  Schwertschlucker  fand  er  tonischen  Verschluss  der  Cardia. 

2.  Bei  Hunden  fand  er  die  Cardia  stets,  auch  bei  längerer  Beobachtung, 
geschlossen,  dagegen  fand  er  andere  Teile  des  Ösophagus  offen. 

3.  Bei  Beobachtung  der  Gardia  vom  Magen  aus  (bei  Tieren)  fand  er 
diese  ebenfalls  geschlossen.  Seiner  Ansicht  nach  trägt  die  schiefe  Einmündung 
des  Ösophagus  mit  zur  Verstärkung  des  eigentlichen  Verschlusses  bei,  femer 
auch  die  den  Ösophagus  schlingenförmig  umgebende  Zwerchfellmuskolatur. 

4.  Doppelseitige  Vagotomia  supradiaphragmatica  bei  einem  Hunde  be- 
wies, dass  die  Cardia  in  normalem  Zustand  muskulär  geschlossen  ist.  Nach 
dieser  Operation  war  die  Cardia  insuffizient  geworden  und  stand  fast  immer 
offen,  wechselte  mit  den  Atmungsphasen  ihre  Gestalt  derart,  dass  sie  sich 
bei  der  Inspiration  fest  schloss,  bei  der  Exspiration  erweiterte. 

5.  Bei  Untersuchung  eines  Ruminanten  konnte  Verf.  ähnliche  Erschei- 
nungen wahrnehmen,  wie  bei  vagotomierten  Hunden. 

6.  Um  den  Einfluss  sämtlicher  Vagusfasem  auf  die  Cardia  beurteilen 
zu  können,  machte  er  dann  doppelseitige  Vagotomien  hoch  oben  am  Hals, 
konnte  aber  aus  der  Verschiedenheit  seiner  Beobachtungen  keine  gültigen 
Schlüsse  ziehen.  Der  Tonus  der  Cardia  wurde  jedenfalls  vorübergehend  ver- 
stärkt. 

Der  Kontraktionszustand  der  Cardia  ist  eine  Resultante  zweier  entgegen- 
gesetzten Kräfte,  einer  kontrahierenden  und  einer  erschlaffenden.  Die  kon- 
trahierende findet  sich  hauptsächlich  in  der  Gegend  der  Cardia  oder  in  der 
Cardia  selbst,   die  erschlaffende  geht  hauptsächlich  vom  Zentralnervensystem 


Fertig,  Verletznngen  nnd  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  643 

(Medulla  oblong.)  aus,  von  woher  Impulse  durch  die  Vagi  der  Cardia  fort- 
während zugeführt  werden. 

Enderlen  (7)  beschreibt  ein  aus  der  Anatomie  gewonnenes  Präparat 
einer  Invagination  der  vorderen  Magenwand  in  den  Ösophagus.  Über  die 
Krankengeschichte  des  Individuums  ist  nichts  bekannt.  Es  erschien  die  vordere 
Magenwand  in  den  Ösophagus  eingestülpt,  so  dass  die  Cardia  sehr  verengt 
war,  der  einklemmende  Ring  war  nur  für  einen  Katheter  passierbar.  Die  In- 
vagination liess  sich  nicht  lösen  und  war  also  auch  nicht  post  mortem  ent- 
standen. Es  fand  sich  durch  den  vorragenden  Zapfen  ein  Divertikel  und 
durch  die  Faltenbildung  waren  zwei  Eingänge  zum  Magen  vorhanden,  ein 
vorderer  und  ein  hinterer.  Peritonealwärts  lag  auch  zwischen  Magen  und 
Ösophagus  ein  Stück  Omentum  minus,  das  keinerlei  Verwachsungen  zeigte. 

Zum  Schluss  der  Abhandlung  bespricht  Verf.  noch  die  Ätiologie,  Sym- 
ptome und  Therapie  derartiger  Erkrankungen. 

Föderl  (10)  bespricht  die  Ursachen  des  Circulus  vitiosus  nach 
Gastroenterostomie.  Er  vergleicht  die  Verhältnisse  mit  Passagestörungen,  wie 
sie  bei  Darmbrüchen  zustande  kommen.  Die  Lagen  der  Darmschlingen  zu- 
einander werden  besprochen,  ferner  die  Spombildung,  letztere  wird  vermieden, 
wenn  man  gegenüber  dem  Scheitel  des  Bogenstückes  das  Mesenterium  ver- 
kürzt. In  drei  Fällen  von  Gastroenterostomie,  wo  sich  ein  Sporn  gebildet 
hatte,  hat  Föderl  die  Verkürzung  des  der  Anastomose  gegenüber  liegenden 
Mesenteriums  des  Dünndarms  durch  drei  Nähte  mit  gutem  Erfolg  vorgenommen. 
Umstechung  und  Umschnürung  von  Gefässen  ist  selbstverständlich  zu  ver- 
meiden, da  sich  daraus  Zirkulationsstörungen  für  den  Darm  ergeben  können. 

Alle  Massnahmen,  welche  gegen  die  rückläufige  Füllung  des  zuführenden 
Schenkels  vom  Magen  her  gerichtet  sind,  beheben  nicht  den  Sporn  und  sind 
in  ihrer  Wirkung  unzuverlässig.  Das  physiologisch  vollkommenste  Verfahren 
für  einen  ungestörten  Abfluss  aus  dem  Magen  ist  die  Y.  Methode.  Nächstdem 
verdiene  die  H  a  c  k  e  r  sehe  Methode  den  Vorzug,  weil  hierbei  die  anatomischen 
Wechselbeziehungen  der  Eingeweide  die  natürlichsten  bleiben. 

Bei  den  von  Föderl  beobachteten  Gastroenterostomien  der  Gussen- 
b  au  ersehen  Klinik  war  je  ein  Circulus  vitiosus  bei  Gastroenterostomia 
anterior  und  posterior  beobachtet  worden.  Es  wurde  beidemal  eine  Nach- 
operation ausgeführt,  welche  aber  die  Patienten  nicht  überstanden. 

Bastianelli  (2)  bemerkt,  dass  alle  Operateure  bei  Ausführung  der 
Gastroenterostomie  den  Zweck  verfolgen,  den  Circulus  vitiosus  auszuschliessen ; 
er  bespricht  dann  alle  Modifikationen,  die  die  verschiedenen  Operateure 
empfehlen,  um  den  neuen  Pylorus  vollkommen  funktionstüchtig  zu  machen 
und  teilt  dieselben  in  drei  Hauptgruppen: 

a)  Gastroenterostomien  mit  vorderer  und  hinterer  isoperistaltischer  Fixa- 
tion (Wölfler,  Kappeier,  v.  Hacker,  Doyen  u.  s.  w.). 

a)  Gastroenterostomien  nach  den  Klappenmethoden  (Kocher,  Chaput, 
Sonnenburg). 

c)  Gastroenterostomien  mit  ergänzenden  Enteroanastomosen. 

Nachdem  er  hervorgehoben,  dass  die  Magendarmnähte  direkte  oder 
mittelbare  sein  können,  tut  er  dar,  dass  sich  mittelst  des  Knopfes  (Verf. 
wendet  den  Murphyknopf  an)  die  Operation  rasch,  sicher  und  leicht  ausführen 
lasse,  und  teilt  dann  seine  eigene  Anschauung  über  die  den  Circulus  vitiosus 
verhindernden  Verhältnisse  mit.  Sich  auf  die  topographische  Anatomie  des 
gens  und  des  Duodenum  beziehend,  weist  er  darauf  hin,  dass  der  Gallen- 

41* 


644  Jahresbericht  fflr  Cbirargie.    II.  Teil. 

gang  bei  einem  gesunden  leeren  Magen  entweder  in  der  Höhe  der  grossen 
Kurvatur  oder  gleich  oberhalb  derselben  ins  Duodenum  mündet.  Ist  der 
Magen  stark  ausgedehnt  (physiologische  oder  pathologische  Ausdehnung),  dann 
mündet  der  Gallengang  weit  oberhalb  der  grossen  Kurvatur  aus.  Wenn  man 
nun  die  neue  Pylorusöffnung  sehr  nahe  der  grossen  Kurvatur  anlegt,  wird 
die  Galle  der  anastomosierten  zuführenden  Schlinge  entlang,  immer  in  ab- 
steigender Richtung  sich  ergiessen.  Hierin  wird  sie  durch  die  Peristaltik 
des  Duodenum  begünstigt  werden.  Würde  man  aber  die  neue  Öffnung  über 
die  Höhe  der  Gallengangmündung  hinaus  anlegen,  dann  müsste  die  Galle 
aufwärts  steigen  um  die  neue  Öffnung  zu  erreichen  und  würde,  wenn  der 
Pylorus  durchgängig  wäre  (Eingriff  wegen  Pylorismus  etc.),  in  den  Magen 
abfliessen,  oder  wenn  er  stenosiert  wäre,  den  Magen  überschwemmen.  —  Die 
neue  Pylorusöffnung  muss  also  nicht  nur  weit  unten,  sondern  auch  an  der 
abschüssigen  Stelle  des  Magens  angelegt  werden  (Roux,  Doyen)  und  die 
zuführende  Schlinge  darf  weder  zu  sehr  gespannt,  noch  zu  schlaff  sein 
(Steinthal).  Femer,  meint  Verf.,  muss  dem  Unterschied  im  Gewicht  zwischen 
den  beiden  den  Murphyknopf  ausmachenden  Teilen  Rechnung  getragen  werden. 
Er  bringt  den  schwereren  Teil  in  den  Darm,  damit  der  Knopf,  sobald  er 
sich  mobilisiert,  nach  unten  gleitet.  —  Verf.  beschreibt  dann  die  Technik 
der  Gastrojejunostomie  mit  unterer  hinterer  isoperistaltischer  Fixation  mittelst 
Murphyknopfes ,  sowie  die  vor  und  nach  der  Operation  zu  befolgenden  Vor- 
sichtsmassregeln.  Zum  Schlüsse  teilt  er  ausführlich  12  im  Jahre  1903  mittelst 
der  Gastrojejunostomie  von  ihm  operierte  Fälle  mit:  in  zwei  derselben  han- 
delte es  sich  um  Neoplasmen,  in  drei  um  Neubildungen  von  zweifelhafter 
Natur,  in  einem  um  Narbenstenose,  in  einem  um  nervöse  Dyspepsie  und  in 
vier  um  Hyperchlorhydrie.  In  einem  Falle,  in  welchem  die  neue  Pylorus- 
öffnung über  die  Höhe  der  Gallengangmündung  hinaus  angelegt  wurde,  hatte 
er  den  praktischen  Beweis  für  seine  theoretische  Anschauung.  Er  hatte  keinen 
Todesfall ;  das  funktionelle  Resultat  war  ein  ausgezeichnetes,  besonders  in  den 
wegen  Hyperchlorhydrie  operierten  Fällen. 

In  Fällen  von  nicht-neoplastischen  Magenläsionen,  meint  Verf.,  müsse 
der  Eingriff  ein  solcher  sein,  der  sich  leicht  vollziehen  lasse,  besonders  wenn 
es  sich  um  Arbeiter  oder  Personen  handelt,  die  von  der  Arbeit  leben  und 
sich  keiner  langdauernden  und  kostspieligen  Behandlung  xmterwerfen  können. 

R.  Giani. 

Murphy  (31)  hat  in  einer  wesentlich  statistischen  Arbeit  die  bisher 
veröffentlichten  Resultate  von  Magenoperationen  zusammengestellt.  Die  Sta- 
tistik beweist,  dass  bessere  Resultate  bei  Magenkarzinom  durch  frühere  und 
gründlichere  Operationen  erreichbar  sind.  Um  die  Diagnosen  früher  zu  steUen 
als  bisher,  ist  es  nötig,  bei  allen  Erscheinungen  von  hartnäckigen  gastrischen 
Reizungen  und  Retentionen  nicht  allein  Probelaparotomie,  sondern  auch  eine 
Probegastrotomie  zu  machen,  ausgiebig  genug,  um  die  Magenschleimhaut  über- 
sehen zu  können.     Die  Operation  ist  ungefährlich.        Maass  (New- York). 

Zatti  (51)  liefert  einen  statistischen  Beitrag  von  22  Gastroentero- 
stomien mit  nur  einem  ungünstigen  Ausgang.  Er  wendete  stets  das 
V.  Hack  ersehe  Verfahren  an,  das  allen  anderen  zu  dem  gleichen  Zwecke 
empfohlenen  Operationsmodalitäten  vorzuziehen  sei.  Im  Durchschnitt  ver- 
längern die  wegen  Pyloruskarzinoms  Operierten  ihr  Leben  um  ein  Jahr.  Bei 
den  nervösen  Magenleiden  hält  er  einen  chirurgischen  Eingriff  für  wenig  an- 
gezeigt. R.  Giani. 


Fertig,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  645 

Mayo  (27)  berichtet  über  303  Operationen,  die  am  Magen  und  Anfangs- 
teil des  Duodenum  ausgeführt  wurden.  Um  Duodenalaflfektionen  handelte  es 
sich  in  26  Fällen,  ülzerative  Prozesse  im  Duodenum  fanden  sich  vor- 
herrschend bei  Männern,  Duodenalaffektionen  mit  Gallenblasenerkrankungen 
kompliziert  betrafen  meist  Frauen.  Charakteristische  Unterscheidungssym- 
ptome gewisser  Duodenalerkrankungen  einerseits  und  solcher  der  Gallenblase 
oder  des  Magens  bestanden  nicht.  Das  Auffinden  der  akuten  runden  Magen- 
geschwüre und  Erosionen  ist  schwierig,  um  so  mehr  da  sie  häufig  multipel 
sind.  Zu  narbigen  Stenosen  führen  sie  meist  nicht.  Die  beste  chirurgische 
Behandlung  ist  die  Drainage.  Die  Theorie  des  Pylorospasmus  ist  interessant, 
der  Zustand  aber  mehr  hypothetisch  als  tatsächlich.  Es  handelt  sich  in 
Fällen  mit  spastischen  Symptomen  wohl  meist  um  Ulcera.  Ob  das  runde 
Geschwür  zu  dem  unregelmässigen  chronischen  Geschwür  wird,  ist  zweifelhaft, 
um  so  mehr  weil  letzteres  häufiger  bei  Männern  als  bei  Frauen  vorkommt. 
Diese  Geschwüre  sind  wegen  ihres  verdickten  Grundes  leicht  aufzufinden  und 
sitzen  meist  an  der  kleinen  Kurvatur  oder  am  Pylorus.  Da  60  ^/o  der  Magen- 
karzinome, welche  Mayo  beobachtete,  in  der  Vorgeschichte  Zeichen  von  Ulcus 
gaben,  so  empfiehlt  es  sich  derartige  chronische  Geschwüre  zu  exzidieren. 
In  May  OS  Fällen  war  dies  jedoch  nur  dreimal  möglich. 

In  12  Fällen  ohne  Geschwür  oder  Stenose,  die  zur  Operation  wegen 
Dilatation  kamen,  fand  sich  die  Magenwand  entweder  normal  dick  oder  ver- 
dickt, ein  Zeichen,  dass  ein  Hindernis  bestanden  haben  muss.  Die  Ursache 
fand  Mayo  meist  in  zu  kurzem  Omentum  gastro-hepaticum ,  wodurch  der 
Pylorus  hochgezogen  wurde  und  ein  Ventil  bildete.  Bei  Gastroptose,  die 
meist  kein  Grund  zur  Operation  ist,  fand  Mayo  normal  dicke  oder  verdünnte 
Magenwand. 

Magenkarzinome  kamen  109  mal  zu  Operation  mit  15,6  ^/e  Todesfallen. 
Die  Gastroduodenostomie  weist  in  Mayos  Statistik  eine  steigende  Mortalität 
auf,  weil  die  günstigeren  Falle  der  Karzinome  reseziert  wurden.  Da  die 
Laboratoriumsdiagnosen  meist  nur  wertvoll  sind,  wenn  die  Krankheit  für 
operative  Eingriffe  schon  zu  vorgeschritten  ist,  sollen  Probelaparotomien  öfter 
und  früher  gemacht  werden.  Mayo  rät,  bei  Karzinom  immer  den  grössten 
Teil  des  Magens  zu  entfernen,  etwa  in  der  Linie  von  rechts  neben  der  Cardia 
nach  dem  Milzhilus.  An  der  mit  diesem  Magenrest  vernähten  Darmschlinge 
ist  immer  eine  Enteroanastomose  anzulegen. 

Von  19  Pyloroplastiken  nach  Heinicke-Mikulicz  mussten  6  zum 
zweitenmal  wegen  erneuter  Stenosenerscheinungen  operiert  werden.  In  diesen 
fand  sich  der  Pylorus  in  hoher  Lage  verwachsen.  In  drei  Fällen,  in  denen 
der  Pylorus,  um  dies  zu  verhindern,  bei  der  ersten  Operation  in  der  Nähe 
des  Nabels  festgenäht  wurde,  blieben  Rückfälle  aus. 

Die  Mortalität  der  Gastrojejunostomie  bei  121  gutartigen  Erkrankungen 
war  8^/0.  Eine  Enteroanastomose  ist  in  diesen  Fällen  unnötig,  wenn  man 
nahe  der  grossen  Kurvatur  die  Schlinge  annäht  und  einen  Murphyknopf  oder 
eine  ähnliche  Vorrichtung  anwendet,  die  in  der  ersten  kritischen  Zeit  die 
Kommunikationsöffnung  weit  offen  hält.  Wenn  der  Pylorus  permanent  ver- 
schlossen ist,  verengert  sich  die  neue  Öffnung  nicht.  Bei  nicht  vollständig 
und  dauernd  verschlossenem  Pylorus  ist  die  Gastrojejunostomie  wenig  befrie- 
digend. Muss  man  in  diesen  letzteren  Fällen  eine  sekundäre  Enteroanasto- 
mose machen,  so  ist  wegen  des  ödematösen  Zustandes  des  zuführenden 
Schenkels  der  Knopf  zu   verwerfen  und  Naht  zu  wählen,   da  Druckatrophie 


646  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil 

in  dem  immer  ödematösen  Gewebe  des  zuführenden  Schenkels  zu  ausgedehnter 
Nekrose  führen  kann.  In  28  Fällen  von  Gastrojejunostomie  bei  offenem 
Pylorus  musste  achtmal  zum  zweitenmal  operiert  werden.  Es  ist  daher 
zweckmässig,  gleich  bei  der  ersten  Operation  den  Pylorus  zu  verschliessen 
(Durchtrennung,  hohes  Annähen  mit  Yentilbildung  oder  Bocksbeutelnaht). 

Maass  (New- York). 

Herczel  (20a)  veröffentlicht  die  Resultate  von  89  Gastroenterostomien. 

Wegen  karzinomatöser  Pylorusstenose  operierte  er  in  46  Fällen  mit  einer 
Mortalität  von  15,2  Wo  (7  gestorben);  narbige  Pylorusstenosen,  aufgrund  eines 
Ulcus  pepticum,  veranlassten  ihn  32  mal  zur  Operation,  hier  betrug  die  Mor- 
talität 3,2  ^/o  (eigentlich  0%,  da  der  Todesfall  4  Wochen  nach  der  Operation 
infolge  einer  Parotitis  suppurativa  eintrat);  anderweitige  benigne  Magen- 
erkrankungen wnirden  11  operiert,  darunter  verlor  er  zwei  Patienten.  AU 
die  verschiedenen  Erkrankungen  zusammengefasst  betrug  seine  Gesamtmor- 
talität ll,4<>/o. 

Herczel  zieht  die  Gastroenterostomia  retrocolica  der  Antica  vor  nnd 
arbeitet,  besonders  bei  krebsigen  Pylorusstenosen  lieber  mit  Hilfe  des  Mur  phy- 
schen  Knopfes.  In  56  Fällen  wandte  er  den  Knopf  an,  mit  einer  Mortalität 
von  10,7^0  (6  Todesfälle):  in  33  Fällen  wurde  genäht,  und  hier  beträgt  die 
Mortalität  12,lVo  (4  Todesfälle).  J.  D o Hinge r  (Budapest). 

In  der  Einleitung  zu  seiner  Abhandlung  über  die  Anwendung  des  Murphy- 
knopfes  geht  Neuweiler  (33)  zuerst  auf  die  Geschichte  des  Knopfes  ein. 
Er  berichtet  über  die  Literatur,  aus  welcher  hervorgeht,  dass  der  Knopf  in 
Amerika  sehr  häufig,  in  England  und  Frankreich  dagegen  wenig  verwandt 
wird.  Zu  einem  Abschluss  über  den  Wert  der  Methode  ist  man  noch  nicht 
gekommen.  Neu  weil  er  berichtet  dann  über  28  Knopfanastomosen,  darunter 
fünf  am  Dickdarm  mit  einem  Todesfall,  woran  jedoch  der  Knopf  nicht  schuld 
war.  Stenosenerscheinungen  traten  nach  Anwendung  des  Knopfes  nie  auf. 
Am  Dünndarm  war  der  Knopf  einmal  die  Ursache  des  ungünstigen  Ausgangs. 
Bei  Pylorusresektion  wurde  neunmal  diese  Methode  verwandt,  der  Knopf  ging 
inmier  ab,  einmal  erst  nach  ^U  Jahren,  bei  Gastroenterostomie  kam  einmal 
infolge  des  Knopfes  Heus  zustande. 

Neu  weil  er  schildert  dann  die  Technik,  bespricht  die  Vorzüge  des 
Knopfes  vor  der  Naht.  Verwachsungen  und  Knickungen  kommen  jedoch  auch 
vor.  Was  die  spätere  Verengerung  des  Darmes  anlangt,  so  ist  die  Knopf- 
methode der  zirkulären  Naht  überlegen. 

Der  Knopf  bleibt  oft  lange  im  Darme  zurück,  besonders  wenn  er  in 
Blindsäcke  und  Verwachsungen  hineingerät,  dabei  ist  die  Gefahr  der  Perfo- 
ration immer  vorhanden,  am  meisten  treten  solche  auf  bei  Dünndanuanasto- 
mosen  nach  inkarzerierten  Hernien  und  am  Dickdarm  besonders  bei  Ueo- 
kolostomien,  oft  ist  fehlerhafte  Technik  und  fehlerhafte  Knöpfe  daran  schuld. 
Wo  die  Serosaflächen  nicht  gut  aneinander! iegen,  soll  man  deshalb  eine  Naht 
über  den  Knopf  legen.  Wenn  starke  Spannung  vorhanden  ist,  soll  man  lieber 
auf  die  Knopfmethode  verzichten.  Bei  der  vorderen  Gastroenterostomie  soll 
der  Knopf  nicht  verwandt  werden,  weil  hier  oft  Perforation  zustande  kommt, 
dagegen  ist  ein  kleiner  Knopf  sehr  zweckmässig  zur  Anlegung  der  Entero- 
anastomose  nach  der  durch  Naht  angelegten  vorderen  Gstötroenterostomie. 

Neuweiler  glaubt,  dass  die  Knopf methode  in  manchen  Fällen  unbe- 
dingt ebensoviel  leistet,  als  die  Naht  und  da  sie  die  Operationsdauer  um  so 


Fertig,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  647 

viel  abkürzt,  in  einzelnen  Fällen  der  Naht  vorzuziehen  ist,   in  anderen  aber 
wieder  der  Naht  nachsteht. 

Über  die  mit  der  Gastroenterostomia  posterior  an  der  Tübinger  Klinik 
gemachten  Erfahrungen  berichtet  Trend el  (47).  Es  sind  28  Fälle,  die  nach  der 
Hack  ersehen  Methode  operiert  wurden,  17  karzinomatöse  und  11  gutartige 
Pylomsstenosen.  Bei  der  Ausführung  wurde  sich  streng  an  die  Peter senscbe 
Vorschrift  gehalten.  In  23  Fällen  war  der  Murphyknopf  verwandt  worden. 
Trendel  erwähnt  die  Vorteile  des  Knopfes.  In  fünf  Fällen,  wo  imAnschluss 
an  die  Operation  der  Tod  eintrat,  war  der  Knopf  noch  an  seiner  Stelle,  in 
drei  Fällen  war  der  Abgang  des  Knopfes  nicht  beobachtet  worden.  In  zwei 
Fällen  war  durch,  den  Knopf  eine  Peritonitis  entstanden,  infolge  Ausbleibens 
einer  festen  Vereinigung  der  Wände.  Nach  der  Operation  starben  21,4  ^/o. 
Von  269  aus  der  Literatur  gefundenen  Fällen  starben  18,2  ®/o  im 
Anschlnss  an  die  Operation,  bei  keinem  war  ein  Magenileus  konstatiert 
worden. 

Stich  (46)  stellt  die  Indikation  zur  Operation  bei  Magenkarzinom  sehr 
weit.  Es  sei  in  erster  Linie  der  Gesichtspunkt  massgebend,  dass  wenn  auch 
der  Patient  nur  einige  Chancen  habe  durchzukommen,  ein  Eingriff  vorge- 
nommen werden  solle,  sobald  ohne  Operation  ein  baldiger  Tod  zu  erwarten 
wäre  und  starke  Beschwerden  selbst  einen  riskanten  Eingriff  human  erscheinen 
liessen.  Metastasen,  Ascites,  Ödeme  waren  keine  Kontraindikationen,  wenn 
die  Beschwerden  des  Patienten  dringend  Abhilfe  erheischten.  Es  wurde, 
wenn  möglich,  die  Resektion  des  Karzinoms  vorgenommen,  war  eine  solche 
unausführbar,  so  wurde,  falls  genügend  Magenwandung  vorhanden  war,  die 
Gastroenterostomie  ausgeführt.  War  keine  Stenose  vorhanden  und  beruhte 
das  Elrbrechen  sowie  die  Schmerzen  auf  Atonie  und  ülzerationen,  war  somit 
von  der  Gastroenterostomie  keine  wesentliche  und  länger  vorhaltende  Erleich- 
terung zu  erwarten,  so  wurde  die  Jejunostomie  ausgeführt.  Hierdurch  konnte 
der  jammervolle  Zustand  wohl  gebessert  werden,  das  andauernde  Erbrechen 
der  faulig  zersetzten  Massen,  die  durch  Zerfall  bedingten  Schmerzen,  Blutungen 
können  mit  einem  Schlage  nach  der  Operation  verschwinden,  das  Gewicht 
nimmt  zu  und  die  Leute  kommen  in  bessere  Verfassung. 

Gutartige  Magenaffektionen  sollen  operiert  werden  1.  bei  vorhandener 
oder  drohender  Perforation,  2.  bei  akuten  Blutungen,  3.  bei  immer  wieder- 
kehrenden kleinen  Blutungen,  wenn  drei  Ulcuskuren  zu  keinem  Resultate  ge- 
führt haben,  4.  bei  hochgradiger  Pylorusverengerung  infolge  von  Narben, 
5.  bei  schweren  Gastralgien  infolge  Verwachsungen  bei  frischem  Ulcus,  6.  bei 
schweren  atonischen  Zuständen  des  Magens,  besonders  bei  gleichzeitiger  starker 
Dilatation. 

Stich  bespricht  sodann  die  Operationsvorbereitungen  mit  Nährklysmen 
und  Kochsalzeingiessungen  sowie  Infusionen.  Starkes  Abführen  wird  ver- 
mieden. Die  Ruhigstellung  des  Darms  nach  der  Operation  wird  möglichst 
vermieden.  Um  der  Atonie  möglichst  entgegenzuarbeiten,  werden  wiederholt 
rektale  Eingiessungen  gemacht,  auch  leichte  Abführmittel  gegeben  von  der 
Mitte  der  ersten  Woche  an.  Einer  postoperativen  Lungenerkrankuiig  sucht 
er  dadurch  zu  begegnen,  dass  die  Narkose  möglichst  abgekürzt  wird  und  so 
lange  am  Darm  operiert  wird,  nur  oberflächlich  unterhalten  werden  soll.  Die 
Narkose  wird  in  Tieflagerung  des  Kopfes  ausgeführt,  um  Aspiration  des 
Mundsekrets  zu  verhüten.    Nach  der  Operation  werden  die  Patienten,  um 


648  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    II.  Teil. 

der  Entstehung  von  Hypostasen  entgegen  zu  arbeiten,  zum  tiefen  Atmen  an- 
gehalten und  wird  für  öfteren  Lagerwechsel  gesorgt. 

Verf.  gibt  dann  eine  Zusammenstellung  über  172  durch  Garrö  ausge- 
führte Magenoperationen:  27  Pylorusresektionen  mit  7  Todesfällen;  91  Gastro- 
enterostomien   mit    24   Todesfällen;    7   Pyloroplastiken ;    3  Gastroplastiken; 

3  Magenwandresektionen;   6   Gastrolysen;    15   Probelaparotomien;    4  Divul- 
sionen    nach    Loreta    ohne    jeden    Todesfall    und    14   Jejunostomien    mit 

4  Todesfällen. 

Steger  (45)  stellte  die  im  Spital  zu  Münsterlingen  vom  Jahre  1896— 
1902  ausgeführten  Gastrostomien  zusammen.  Von  21  wegen  Karzinom  Ope- 
rierten hatten  4  Cardiakarzinom ,  einer  noch  dazu  ein  Karzinom  im  oberen 
Drittel  des  Ösophagus,  einer  hatte  Karzinom  im  oberen  und  unteren  Oso- 
phagusdrittel.  Das  obere  Drittel  war  allein  sechsmal  Sitz  für  das  Karzinom, 
das  mittlere  fünfmal,  das  untere  viermal.  Einmal  wurde  die  Gastrostomie 
wegen  Rezidiv  nach  Larynxexstirpation ,  einmal  bei  Pharynx  und  Zungen- 
karzinom, einmal  wegen  maligner  Struma  ausgeführt. 

Die  durchschnittliche  Lebensdauer  betrug  nach  der  Operation  5  Monate, 
vom  Beginn  der  Stenosenerscheinungen  an  11  Monate. 

Die  Operation  wurde  immer  erst  ausgeführt,  als  bedeutende  Stenosen- 
erscheinungen auftraten.  Die  Gastrostomie  war  dann  imstande,  die  meisten 
Kranken  vom  Hungertode  zu  bewahren,  ihnen  das  Leben  noch  schmerzfrei 
zu  gestalten  und  zu  verlängern.  Der  Fistelschluss  war  in  der  Regel  gut.  Das 
Allgemeinbefinden  wurde  ebenfalls  gebessert,  Kraft  und  Körpergewicht  nahmen 
zu,  oft  trat  auch  schnell  Besserung  des  Schluckvermögens  ein.  Die  Operation 
besserte  das  subjektive  Empfinden  und  wirkte  beruhigend  auf  die  Psyche. 

Einem  35  jährigen  Patienten  mit  stark  vorgeschrittenem  Magenkarzinom 
exstirpierte  Fedorow  (8)  den  Magen.  Das  Karzinom  durchsetzte  fast  die 
ganze  Magenwand,  doch  waren  infiltrierte  Drüsen  nur  dicht  an  den  Kurva- 
turen zu  fühlen.  Verwachsungen  mit  der  Nachbarschaft  bestanden  nicht. 
Der  Magen  wurde  oberhalb  der  Cardia  und  unterhalb  des  Pylorus  reseziert. 
Da  der  unterste  Teil  der  Ösophagusschleimhaut  vom  Karzinom  durchsetzt 
war,  so  ynirden  hier  noch  1,5  cm  abgetragen,  unterhalb  des  Zwerchfells 
blieb  noch  ein  4  cm  langes  Stück  des  Ösophagus,  mit  welchem  das  sehr  be- 
wegliche Duodenum  durch  zweireihige  Knopfnaht  vereinigt  wurde.  Das  Duo- 
denum wurde  noch  mit  drei  Knopfnähten  an  der  unteren  Fläche  der  Leber 
aufgehängt.  Am  6.  Tag  Tod  an  allgemeiner  eitriger  Peritonitis,  infolge  von 
zirkulärer  Gangrän  des  untersten  Teils  des  Ösophagus. 

Dreimal  operierte  Fedorow  wegen  Magenblutungen.  Im  ersten  Falle 
handelte  es  sich  um  eine  plötzlich  einsetzende  Blutung  bei  einer  sonst  ge- 
sunden Person.  Die  Quelle  der  Blutung  wurde  bei  der  Operation  nicht  ge- 
funden. Gastroenterostomie.  Am  8.  Tage  nach  der  Operation  Wiederholung 
der  Blutung.  Heilung.  —  Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  Blutung 
aus  einem  Ulcus  cancrosum  ventriculi.  Die  Blutung  wurde  durch  Verschor- 
fung  der  Geschwürsfläche  gestillt.     Gastroenterostomie.     Tod. 

Bei  einer  35jährigen  Bäuerin,  die  an  dispeptischen  und  Schluckbe- 
schwerden litt,  diagnostizierte  Fedorow  mit  Hilfe  des  Ösophagoskops  eine 
Dilatation  des  unteren  Teils  der  Speiseröhre,  die  sich  infolge  einer  Pylorus- 
stenose nach  Ulcus  rotundum  gebildet  hatte.  Gastroenterostomie,  wonach 
sich  die  dyspeptischen  Erscheinungen  besserten,  die  Schluckbeschwerden  aber 
blieben  fürs  erste  bestehen.  Höh Ib eck  (St.  Petersburg). 


Fertig,  Verletzangen  und  ehirurgische  Krankheiten  des  Magens.  649 

Kocher  (22)  hebt  hervor,  dass  durch  die  Gastroduodenostomie  nach 
Pylortisresektion  bei  weitem  die  günstigsten  Verhältnisse  hergestellt  würden 
für  den  Abfiass  des  Mageninhaltes.  Es  gäbe  kein  Verfahren  der  Gastroenter- 
ostomie, bei  welchem  man  so  sicher  alle  Gefahr  eines  Rücktrittes  von  Darm- 
inhalt, Galle  und  Pankreassaft  in  den  Magen  yerhüten  könne,  wie  bei  diesem. 

Den  Nachweis  zu  liefern,  wie  man  der  Gastroduodenostomie  speziell  bei 
gutartigen  Stenosen  eine  grössere  Zukunft  sichern  könne,  ist  der  Zweck  der 
Kocher  sehen  Arbeit.  Er  hat  sich  am  Kadaver  überzeugt,  dass  die  Schlinge 
des  Duodenum  sich  verhältnismässig  leicht  loslösen  lässt.  Zu  diesem  Zweck 
wird  das  Peritonealblatt  auf  der  rechten  Seite  der  Pars  descendens  duodeni 
in  senkrechter  Richtung  durchtrennt,  von  der  rechten  Niere,  links  von  dem 
zum  Colon  transversum  herabsteigenden  Schenkel  der  Flexura  coli  dextra 
und  zwar  reichlich  zweifingerbreit  entfernt  vom  Rande  des  Duodenum.  Man 
kann  dann  nach  Zurückschieben  des  Peritoneum  durch  sanften  Zug  mit  Leichtig- 
keit mit  dem  Finger  unter  das  Duodenum  gelangen  und  dasselbe  von  der 
Vorderfläche  der  Wirbelsäule,  Vena  cava  und  eventl.  von  der  Aorta  abheben. 

Wenn  man  noch  die  gegen  das  Kolon  absteigende  Partie  des  Peritoneum 
spaltet,  kann  man  auch  die  Flexura  duodeni  inferior  leicht  abheben,  grössere 
Gefasse  werden  dadurch  nicht  verletzt. 

Die  Rückfläche  des  Duodenum  wird  hierbei  nicht  bis  auf  die  Musku- 
latur entblösst,  sondern  behält  als  Rest  des  früheren  Peritonealüberzuges  eine 
bindegewebige  Platte,  welche  rauh  ist.  Die  Pars  verticalis  duodeni  wird  so 
beweglich  gemacht,  dass  sie  sich  mit  Leichtigkeit  an  die  Vorderfläche  der 
Pars  pylorica  des  Magens  anlegen  lässt.  Die  Grenze  der  Ablösung  ist  durch 
den  Gefassverlauf  gegeben,  welche  aber  soweit  abgeschoben  werden  können, 
dass  sie  die  Naht  nicht  behindern.  Am  wenigsten  beweglich  zu  machen  ist 
die  Flexura  duodeni  sup.,  weil  hier  das  Ligamentum  hepatoduodenale  mit 
Ductus  choledochus,  Vena  portae  und  Arterie  siöh  anlegt.  Das  Ligament 
bildet  die  Drehachse,  um  welche  der  absteigende  und  untere  Teil  des  Duode- 
num nach  vom  gewendet  werden  soll.  Die  Vorderfläche  des  Darmes,  die  mit 
dem  Magen  vernäht  werden  soll,  behält  ihren  völlig  intakten  Peritoneal- 
überzug,  wodurch  eine  sichere  Vereinigung  möglich  ist.  Wenn  die  Pars  pylo- 
rica durch  Narben  und  Verwachsungen  an  ihrer  Beweglichkeit  viel  eingebüsst 
hat,  so  machte  Kocher  unter  Durchtrennung  des  Ligament,  gastrocolic.  die 
Eröffnung  des  Magens  hinter  der  grossen  Kurvatur,  sonst  an  der  vorderen 
Wand,  welch  letztere  Methode  die  einfachere  ist.  Zur  Ausführung  benutzt 
Kocher  einen  steilen  Schrägschnitt  durch  die  Bauchdecken,  zwei  fingerbreit 
unterhalb  und  parallel  dem  rechten  Rippenrand  in  der  Medianlinie  beginnend. 
Die  Leber  wird  nach  oben  gezogen,  Magen  nach  links,  Colon  transversum  und 
absteigender  Schenkel  der  Flexura  coli  dextra  nach  unten. 

Kocher  will  sein  Verfahren  durchaus  nicht  auf  besonders  günstige  Fälle 
beschränkt  wissen,  er  stellt  dasselbe  als  Normalverfahren  in  Konkurrenz  mit 
allen  bisherigen  Methoden  der  Gastroenterostomie,  sowie  mit  der  Pyloro- 
plastik,  d.  h.  er  stellt  die  Gastroduodenostomie  über  die  bisherigen  Methoden. 
Einschränkung  erleidet  das  Verfahren  nur  durch  grosse  Schwierigkeit  der 
Mobilisierung  des  Duodenum  bei  Vorhandensein  ausgedehnter  Verwachsungen 
an  der  unteren  Leberfläche. 

Schnitz  1er  (42)  berichtet  über  fünf  Fälle  von  Gastroduodenostomia 
lateralis  nach  Kocher.  In  zwei  Fällen  handelte  es  sich  um  Sanduhrmagen, 
die  Verhältnisse  lagen   für  die   Operation  sehr  günstig  und  das  funktionelle 


650  Jahresbericht  fOr  Chimrgie.    IL  TeU. 

Resultat  war  ein  vortreffliches.  Ebenso  zufriedenstellend  war  auch  das 
Schlussergebnis  bei  einem  stenosierenden  Pyloruskarzinom.  Dadurch  bewogen, 
führte  er  die  Methode  auch  unter  ungünstigen  topographisch  anatomischen 
Verhältnissen  aus,  bei  einer  61jährigen  Frau  mit  vorgeschrittenem  Pylorus- 
karzinom trotz  unvollkommener  Beweglichkeit  des  Duodenum  und  starker  Span- 
nung. Pat.  starb  und  es  fand  sich  eine  Dehiszenz  im  Bereich  der  hintere 
Nahtlinie.  In  einem  weiteren  Falle  zeigte  sich,  dass  ein  absolut  sicheres 
Funktionieren  der  neuen  Kommunikation,  im  Gegensatz  zur  Gastrojejunostomie 
nicht  zutrifft.  Eine  35jährige  Frau  erbrach  vom  3.  Tage  ¥rieder  grosse 
Mengen,  so  dass  am  8.  Tage  das  Abdomen  wieder  geöffnet  wurde.  Die  Anasto- 
mose war  in  Ordnung,  für  einen  Finger  durchgängig,  aber  der  sackförmig 
nach  unten  erweiterte  Magen  war  unterhalb  des  Niveaus  der  Anastomose 
schwappend  gefüllt.  Nach  einer  an  der  tiefsten  Stelle  des  Magens  angel^ten 
Anastomose  mit  der  obersten  Jejunumschlinge  trat  Heilung  ein.  Zum  Schluss 
seiner  Ausführungen  meint  Schnitzler,  dass  infolge  seiner  Erfahrungen  eine 
Überlegenheit  der  Gastroduodenostomie  gegenüber  den  anderen  sicheren  Me- 
thoden zur  Vermeidung  des  Circulus  vitiosus  nicht  angenommen  werden  kann, 
ferner  falle  noch  der  Umstand  ins  Gewicht,  dass  die  Mobilisierung  des  Duode- 
num nach  Kocher  die  der  klassischen  Gastroenterostomie  eigentümlichen 
einfachen  Wundverhältnisse  (durch  Eröffnung  eines  subserösen  Zellgewebs- 
lagers)  kompliziere  und  sich  nicht  immer  leicht,  femer  auch  nur  mit  grösserem 
Zeitaufwand  ausführen  lasse. 

Narath  (32)  hat  ein  Instrument  konstruiert,  welches  bei  verschiedenoi 
Magendarmoperationen  den  Assistenten,  welcher  den  Magen  zu  fixieren  hat 
in  sehr  vollkommener  Weise  zu  ersetzen  imstande  ist.  „Das  Instmm^t 
besteht  aus  zwei  Armpaaren,  welche  an  dem  einen  Ende  durch  ein  qoer- 
gestelttes  Scharniergelenk  drehbar  miteinander  verbunden  sind  und  sich  auf 
diese  Weise  nach  Art  einer  Zange  öffnen  und  schliessen  lassen.  Das  eine 
Armpaar  trägt  an  seinem  freien  Ende  einen  konvexen  Körper,  welcher  mit 
seiner  Längsachse  quer  zu  den  ihn  fassenden  Armen  steht  und  dazu  bestimmt 
ist,  die  betr.  Magenpartie,  an  der  die  Öffnung  anzulegen  ist,  emporzuheben 
und  vorzustülpen.  Das  zweite  Armpaar  hält  zwischen  seinen  freien  Enden 
einen  um  die  längere  quergestellte  Achse  drehbaren  elliptischen  Ring  eingeklemmt, 
welcher  beim  Schliessen  des  Instrumentes  genau  auf  den  Rand  des  konvexen 
Yorstülpers  passt.  Die  emporgehobene  Magenpartie  wird  auf  diese  Weise 
ringsherum  abgeklemmt.  Durch  eine  in  der  Nähe  des  Schamiergelenkes  be- 
findliche Schraube  kann  man  den  Druck  beliebig  regulieren.  Die  innerhalb 
des  Ringes  befindliche  Magenpartie  ist  ausser  Zirkulation  gesetzt  und  man 
kann  den  Magen  ruhig  öffnen,  ohne  dass  der  Inhalt  ausfliessen  kann/' 

Für  die  Anlegung  des  Murphyknopfes  hat  Narath  noch  ein  etwas 
anders  konstruiertes  Modell  angegeben,  welches  an  Stelle  des  konvexen  Vor- 
stülpers einen  kreisrunden  Ring  besitzt,  gegen  welchen  ein  zweiter  gleich- 
grosser  drehbarer  angepresst  wird.  Dieses  Instrument  ist  schmäler  und  kann 
auch  für  die  Naht  verwendet  werden,  wenn  wenig  Raum  zur  Verfugung  steht. 

Die  Vorteile  dieses  Gastrophors  sind  folgende : 

1.  es  wird  ein  Assistent  gespart  und  damit  eine  Infektionsquelle  ausr 
geschaltet; 

2.  die  Operation  lässt  sich  leichter  und  etwas  schneller  ausfuhren. 

3.  ein  Ausfliessen  von  Mageninhalt  ist  nicht  möglich,  auch  wenn  Patient 
bricht,  presst,  spannt  oder  hustet. 


Fertig,  VerletzoDgen  and  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  651 

4.  es  blutet  nicht  und  man  braucht  keine  Ligaturen  an  den  Magen- 
gefassen  anzulegen; 

5.  der  Knopf  kann  nicht  in  den  Magen  fallen. 

Hammesfahr  (20)  hat  in  13  Fällen  von  teils  gut,  teils  bösartiger 
Pylorusstenose  das  Verfahren  Rutkowskys  ausgeführt,  der  mit  der  Gastro- 
enterostomie eine  Gastrostomie  verbindet,  wodurch  ein  Circulus  vitiosus  vermieden 
werde  und  die  Möglichkeit  vorhanden  sei,  den  Kranken  gleich  nach  der  Ope- 
ration hinreichend  zu  ernähren.  Er  macht  die  Gastroenterostomia  antecolica 
nach  W  ö  1  f  1  e  r  am  unteren  Bande  des  Magens,  nachdem  dieser  durch  Abtrennung 
des  Ligamentum  gastrocqlicum  auf  5 — 6  cm  freigelegt  ist.  Dann  wird  4  cm 
oberhalb  der  Anastomose  etwas  nach  links  herüber  eine  kleine  Inzision  in  der 
vorderen  Magenwand  gemacht  und  ein  Nelatonkatheter  durch  dieses  Loch 
und  durch  die  Anastomose  in  den  abführenden  Darmschenkel  10  cm  weit  ein- 
geschoben und  sodann  mit  Schrägkanal  dem  Magen  angeheftet,  dieser  am 
Peritoneum  parietale  angenäht.  Der  funktionsuntüchtige ,  meist  schlaffe  Magen 
werde  vor  der  Hand  bei  dieser  Art  der  Ernährung  nicht  in  Anspruch  genommen 
und  an  die  Festigkeit  der  Naht  nur  die  geringsten  Ansprüche  gestellt.  Beliebig 
viel  Nahrung  könne  auf  diese  Weise  zugeführt  werden,  ohne  Erbrechen  fürchten 
zu  brauchen.  Nach  2 — 3  Wochen  vnrd  der  Schlauch  entfernt.  Alle  auf 
diese  Weise  Operierten  sind  glatt  geheilt,  niemals  ist  Erbrechen  oder  Neigung 
zum  Erbrechen  aufgetreten. 

Schömaker  (41)  hat  bei  Leichen  die  anatomischen  Verhält- 
nisse zwischen  der  Lage  der  Plica-duodenojejunalis  und  der 
Cnryatura  major  untersucht  und  fand  13 mal  die  Curvatura  major  höher 
liegend  als  die  Plica  duodenojejunalis ;  unter  diesen  13  Fällen  war  3  mal  ein 
Carcinoma  pylori  vorhanden.  Die  in  der  Heidelberger  Klinik  befolgte 
Methode  der  Gastroenterostomia  retrocolica  war  also  in  diesen  Fällen  nicht 
ausführbar  gewesen. 

Er  selbst  hat  nach  dieser  Methode  einen  Patienten  mit  Carcinoma  pylori 
operiert,  welcher  infolge  von  Circulus  vitiosus  20  Tage  p.  o.  starb.  Die  Plica 
duodeno-jejunalis  lag  hier  3  cm  tiefer  als  die  tiefste  Stelle  der  grossen  Kurva- 
tur ;  die  zuführende  Schlinge  lief  hier  nach  oben.  Es  war  eine  leichte  Achsen- 
drehung und  ein  beginnender  Darmsporn  vorhanden. 

(Auffallend  ist  der  Gegensatz  zwischen  den  glänzenden  Statistiken  von 
Petersen,  Steinthal,  Terrier  und  anderen  und  den  Besultaten  dieser 
Kadaveruntersuchungen.    Bef.)  Goedhuis  (Deventer). 

Ein  neues  absolut  aseptisches  Verfahren  der  Gastroenterostomie  gibt 
Padula  (35)  an.  Nachdem  er  den  Bauch  eröffnet  und  die  zu  anastomosie- 
r enden  Teile  in  Kontakt  miteinander  gebracht  hat,  verfährt  Padula  auf 
folgende  Weise:  1.  er  vereinigt  die  Serosa  und  Muskularis  der  beiden  Höhlen 
der  Achsenlinie  entlang  mittelst  einer  über  wendlichen  Naht;  2.  legt  auf  beiden 
Seiten  einen  Längsschnitt  in  die  Serosa  und  Muskularis;  3.  hebt  auf  jeder 
Seite  eine  longitudinal  gerichtete  Schleimhautfalte  in  die  Höhe;  4.  presst 
xnittelst  8  mm  breiten,  neben  einander  gelegten  Pinzetten  die  beiden  Falten 
a.zieinander ;  5.  hebt  über  diese  Pinzetten  die  Wandungen  der  beiden  Höhlen 
i»  die  Höhe  und  vereinigt  sie  mittelst  überwendlicher  Naht.  —  Die  Pinzetten 
ixekrotisieren  die  Schleimhaut  und  fallen  dann  in  die  .Höhle,  wonach  die 
Anastomose  hergestellt  ist.  Die  definitiven  Ausgänge  dieses  Operationsver- 
isibrens  verspricht  Verf.  in  einer  weiteren  Publikation  mitzuteilen. 

B.  Giani. 


652  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Die  Eröffnung  der  Verdauungsvorgänge  in  erster  Zeit  setze  das  Peri- 
toneum der  Gefahr  einer  Verunreinigung  aus;  diese  werde,  meint  Macacci 
(25),  durch  seine  beiden  Methoden  vermieden.  Die  eine  Methode  besteht  in 
Anwendung  von  Metallklemmen,  die  andere  in  Anlegung  einer  Reihe 
Knoten  und  die  Technik  dabei  ist  folgende:  a)  Einschnitt  in  die  Bauch- 
wand und  Aufsuchen  der  Eingeweide;  b)  Anlegen  der  Knoten  oder  der 
Klemmen  am  Magen  und  Darme;  c)  zirkuläre,  die  Serosa  und  Muskularis 
fassende  Naht;  d)  Reposition  der  Eingeweide;  e)  Vemähung  der  Bauchwand. 
—  Die  definitiven  Resultate  wird  Verf.  in  einer  ausfuhrlichen  Arbeit  mit- 
teilen. R.  Giani. 

Hall  (19)  veröffentlicht  acht  weitere  Fälle  von  Gastrojejunostomia  po- 
sterior supracolica.  Er  zieht  das  Jejunum  durch  das  Ligamentum  gastro- 
colicum  hindurch  zur  Vereinigung  mit  der  hinteren  Magenwand  und  hält 
diese  Methode  für  leichter  ausführbar.  Das  Ligamentum  gastrocolicum  habe 
nicht  soviel  Gefässe  als  das  Mesocolon  transversum^  ausserdem  sollen  die 
nötigen  Manipulationen  auf  ein  Minimum  beschränkt  sein,  man  brauche  nur 
einen  kleinen  Laparotomieschnitt.  Magen  und  Jejunum  werden  vorgezogen 
und  könne  man  dann  die  Anastomose  extraperitoneal  anlegen.  Zweimal  hat 
Hall  sich  bei  Autopsien  von  der  guten  Beschaffenheit  der  Anastomosen  über- 
zeugen können.  In  allen  12  Fällen,  die  er  bis  jetzt  operiert  hat,  trat  glatte 
Heilung  ein.  Bei  einem  kam  es  zum  Circulus  vitiosus  und  es  wurde  deshalb 
das  Abdomen  nochmals  geöffnet,  eine  seitliche  Anastomose  zwischen  beiden 
Darmschenkeln  angelegt,  worauf  Heilung  erfolgte. 

Da  die  hintere  Gastroenterostomie  nicht  immer  leicht  und  manchmal 
sogar  unmöglich  ist,  so  macht  Montprofit  (28,  29)  jetzt  stets  die  Gastro- 
enterostomia  anterior  antecolica  ypsiloformis.  15  cm  unterhalb  der  Plica 
duodenojejunalis  wird  das  Jejunum  quer  durchtrennt,  ebenso  das  Mesenterium. 
Das  abführende  Ende  wird  dann  unter  dem  Netz  und  Colon  transversum 
nach  vorne  gezogen  und  in  die  vordere  Magenwand  implantiert,  das  zuführende 
Darmende  wird  in  das  abführende  weiter  unten  eingepflanzt.  Viermal  hat 
er  bis  jetzt  diese  Operation  mit  gutem  Erfolg  ausgeführt.  Er  hält  dies  für 
die  beste  Methode,  da  hierbei  keine  Regurgitationen  vorkommen  können. 
Dauer  der  Operation  40 — 45  Minuten. 

Bei  zwei  Patienten,  welche  nach  der  v.  Hack  er  sehen  Methode  w^en 
gutartiger  Pylorusstenose  operiert  worden  waren,  traten  nach  einigen  Monaten, 
bei  dem  anderen  nach  fünf  Jahren  Stenosenerscheinungen  wieder  f^uf.  Mont- 
profit wandelte  infolgedessen  die  Gastroenterostomien  in  die  Ypsiloformis 
um.  Es  wurde  hier  zuerst  der  zuführende  Darmteil  durchtrennt  mitsamt 
dem  Mesenterium,  2.  wurde  der  nach  der  Anastomose  hin  gelegene  Darm 
blind  verschlossen,  3.  der  zuführende  Darm  in  den  abführenden  ungefähr 
15  cm  von  der  Anastomosenstelle  entfernt  implantiert. 

Montprofit  hat  dann  noch  eine  zweite  Methode  dieser  Transformation 
angegeben.  Hierbei  wird  das  abführende  Ende  15  cm  unterhalb  der  Anasto- 
mose durchtrennt  und  das  periphere  Ende  in  den  abführenden  Schenkel  im- 
plantiert, sodann  das  zentral  durchschnittene  Darmende  wieder  in  den  ab- 
führenden Schenkel  eingepflanzt.  Nach  dieser  Methode  hat  er  einmal  operiert, 
eine  33jährige  Dame,  die  wegen  Dilatatio  ventricuU  und  Gastritis  chronica 
drei  Jahre  vorher  nach  Hacker  operiert  worden  war  und  wieder  gastrische 
Krisen,  Regurgitation,  sowie  Schmerzen  bekam.  Es  trat  dann  vollkommene 
Heilung  ein.    Er  nennt  diese  letzte  Methode  eine  sehr  elegante,  jedoch  sei  sie 


Fertig,  Verletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  653 

ein  wenig  kompliziert,  weil  zwei  Implantationen  gemacht  werden  müssen, 
dafür  gäbe  sie  eine  grosse  Sicherheit  betreffs  der  Abflussbedingungen. 

Feldmann  (9)  gibt  ein  neues  Verfahren  Helferichs  an  zur  Er- 
weiterung narbig  verengter  Gastroenteroanastomosen  ;,Gastroenteroplastik  nach 
vorausgegangener  Gastrotomie^.  Bei  einer  50jährigen  Frau  war  wegen  gut- 
artiger Pylorusstenose  eine  Gastroenterostomia  retrocolica  posterior  mit  Murphy- 
knopf  gemacht  worden.  Nach  einem  Jahr  traten  wieder  Magenschmerzen  und 
Erbrechen  auf.  Bei  der  Relaparotomie  fanden  sich  beide  Dünndarmschenkel 
mit  dem  Magen  verwachsen  und  bildeten  eine  grosse  Masse.  Der  Magen  wurde 
aufgeschnitten,  die  Anastomose  fand  sich  stark  verengert,  der  Ring  wurde  ge- 
spalten, wobei  auch  das  Peritoneum  zwischen  Magen  und  Darm  eröffnet 
wurde.  Nach  Erweiterung  des  Schnittes,  so  dass  der  Finger  die  Fistel  gut 
passieren  konnte,  wurde  die  Vernähung  der  Wundränder  vorgenommen.  Die 
Teile  konnten  soweit  vorgezogen  werden,  dass  die  Naht  ausserhalb  der  Wunde 
gemacht  wurde.  Zum  Schluss  Naht  des  Magens.  Es  trat  Heilung  ein.  Feld- 
mann  glaubt,  dass  die  Verengerung  der  Anastomose  darauf  zurückzuführen 
war,  dass  von  dem  früher  bestandenen  Ulcus  Schrumpfungsprozesse  ausgingen, 
die  sich  auf  die  Umgebung  der  Anastomose  ausgedehnt  haben. 

Feld  mann  hält  diese  Methode  für  die  kürzeste  und  bequemste,  um 
zur  verengerten  Gastroenterostomie  zu  gelangen,  sie  biete  den  Vorteil,  dass 
man  Mageninneres  und  Anastomose  in  weiter  Ausdehnung  übersehen  könne. 

Vor  allem  empfehle  sie  sich  bei  Verengerung  einer  Hack  ersehen  Anasto- 
mose, könne  jedoch  nur  ausgeführt  werden,  wenn  der  Magen  nicht  zu  klein 
ist.  Die  plastische  Vereinigung  der  durch  sie  an  der  Anastomosenstelle  ge- 
schaffenen Wundränder  muss  mit  Serosa  und  Muskularis-Mukosanaht  ausge- 
führt werden. 

Kydygier  (40)  hat  in  letzter  Zeit  mit  der  Gastroenterostomia  ante- 
colica  schlechte  Erfahrungen  gemacht.  Insbesondere  hat  ihn  der  ungünstige 
Verlauf  (subakute  Ileuserscheinungen ;  Relaparotomie:  Kompression  des  Quer- 
kolons) in  einem  seiner  Fälle,  welcher  der  Methode  zweifellos  zur  Last  zu 
legen  ist,  bestimmt,  die  Wölfl ersehe  Methode  entschieden  zu  verwerfen 
und  auf  die  v.  Hack  er  sehe  Retrocolica  posterior  zurückzukommen.  Nur 
wo  diese  nicht  anwendbar  (hintere  Verwachsungen  des  Magens),  operiert  er 
nach  Roux.  Urbanik  (Krakau). 

Baldassari  und  Finotti  (1)  führten  mit  ausgezeichnetem  Erfolg  Ex- 
perimente an  Hunden  aus,  die  darin  bestanden,  dass  sie  Magen-  und  Darm- 
wunden mit  Substanzverlust  hervorriefen  und  diese  dann  mit  einem  der  Bauch- 
wand entnommenen  Serosa-Muskellappen  deckten.  Die  Muskelfasern  waren 
nach  einiger  Zeit  durch  neugebildetes  Gewebe  ersetzt,  das  den  Substanzver- 
lust stabil  reparierte.  Bei  weiteren  Experimenten  verwendeten  sie  Arterien- 
oder Darmwand  vom  Rinde  und  undurchdringliche  Leinwand  zur  Deckung. 
Es  bilden  sich  bald  Adhärenzen  mit  dem  Netze  und  den  Darmschlingen,  die 
eine  Lostrennung  des  eingenähten  Materials,  während  die  Reparation  der 
Darmwand  vor  sich  geht,  verhinderten.  R.  Giani. 

Zur  Mitteilung  des  Herrn  Rehm  (siehe  voriger  Jahresbericht)  bemerkt 
V.  Hacker  (18),  dass  er  bei  allen  Anastomosen,  die  er  beim  Menschen  mit 
dem  Murphyknopf  ausgeführt  hat,  immer  schon  in  der  von  Rehm  vorge- 
schlagenen Art  und  Weise  der  Befestigung  des  Knopfes  vorgegangen  ist  und 
mit  den  Resultaten  sehr  zufrieden  war.  Er  hebt  hervor,  dass  er  womöglich 
durch  die  von  den  Rändern  der  Knopfscheibe  aneinander  gedrängten  Darm- 


654  Jahresbericht  fdr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Partien  der  Sicherheit  wegen  noch  Serosanähte  lege,  dieselbe  aber  auch  in 
einzelnen  dringenden  Fällen  ohne  Schaden  weglasse.  Bei  zirkulärer  Vereini- 
gung nach  Darmresektionen  sei  es  jedoch  öfter  nötig,  Tabaksbeutelnaht  zu 
verwenden,  da  der  Unterschied  des  Durchmessers  des  Knopfes  und  des  Darmes 
ein  so  grosser  sei,  dass  die  beiderseitigen  Nähte  keinen  so  völlig  sicheren 
Lumenverschluss  nach  dem  Zusammenpressen  der  Knopfhälften  garantieren 
als  eine  Schnümaht. 

Sprengel  (44)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  von  Rehm  und 
V.  Hacker  empfohlene  Vereinfachung  der  Naht  bei  Anwendung  des  Murphy- 
knopfes  bereits  von  Carle  und  Fantino  (Langenbecks  Arch.,  Bd.  56, 
S.  1)  angegeben  worden  ist.  Sprengel  hat  seit  der  Zeit  diese  Methode 
immer  angewandt  und  hält  sie  für  sehr  zweckmässig. 

Knotz  (21)  hält  den  Murphyknopf  für  unentbehrlich  für  kleine  Kranken- 
häuser bei  mangelnder  Assistenz.  Er  beschreibt  zwei  Fälle  von  Hemia  in- 
carcerata  gangraenosa,  die  er  mit  Hilfe  des  Knopfes  operiert  hat. 

Pozzi  (37)  demonstriert  einen  Knopf  Dr.  Bonniers,  der  nach  dem 
Murphy  sehen  Prinzip  gebaut  ist,  er  setzt  sich  zusammen  aus  zwei  Aluminiom- 
ringen,  von  denen  jeder  einen  Kautschukreif  trägt  zur  Regulierung  des  Druckes. 
Vier  Federn  aus  Stahl  halten  beide  Ringe  zusammen.  Der  Knopf  wird  ebenso 
angelegt  wie  der  Murphy  sehe. 

Gauthier  (12)  zeigt  das  Präparat  eines  Magens,  bei  dem  drei  Wochen 
vorher  die  Gastroenterostomie  mit  Jaboulay  sehen  Knopf  gemacht  war  wegen 
Pyloruskarzinom.  14  Tage  ging  alles  gut,  dann  bekam  der  Patient  starke 
Schmerzen  ohne  Meteorismus,  ohne  Erbrechen,  ohne  Fieber.  Bei  der  Antopsie 
konnte  nichts  gefunden  werden,  was  diese  Erscheinung  erklärte. 

Gayet  (13)  hebt  die  Vorzüge  des  Jaboulay  sehen  Knopfes  hervor;  er 
hat  damit  sieben  Gastroenterostomien  ohne  Todesfall  ausgeführt,  es  handelte 
sich  dabei  um  sehr  heruntergekommene  Patienten.  Besonders  zu  erwähnen 
ist  die  Schnelligkeit  der  Methode.  Jaboulay  braucht  6 — 8  Minuten  fiir 
eine  Gastroenterostomie,  er  selbst  hat  ungefähr  die  doppelte  Zeit  dafür  nötig. 

Der  Hauptvorwurf,  welcher  dem  Knopf  gemacht  werde,  sei  der,  dass 
die  Öffnung  leicht  wieder  zu  eng  wird.  Jaboulay  hat  dies  jedoch  nur  ein- 
mal unter  100  Fällen  beobachtet  und  musste  deshalb  nochmals  operativ  ein- 
greifen. 

Maragliano  (26)  machte  wegen  Karzinom  des  Pylorus  mit  Drusen  an 
der  grossen  und  kleinen  Kurvatur  die  Pylorusresektion ,  wobei  die  Arten» 
colica  media  unterbunden  werden  musste.  Hierdurch  wurde  der  mittlere  Teil 
des  Querkolons  in  seiner  Ernährung  gestört.  Maragliano  schloss  zuerst 
die  Bauchhöhle,  eröffnete  sie  nach  einigen  Tagen  wieder,  um  nach  dem  Kolon 
zu  sehen  und  fand  es  gangränös;  die  Resektion  wurde  ausgeführt  und  die 
Wiedervereinigung  mit  Murphyknopf  hergestellt.  Es  bildete  sich  eine  Kot- 
fistel und  ausserdem  machte  Patient  eine  Bronchopneumonie  durch,  aber  es 
trat  doch  noch  Heilung  ein.  Maragliano  tritt  für  die  zweizeitige  Magen- 
resektion  ein.  Wenn  es  sieh  um  geschwächte  Personen  handelt,  soll  zuerst 
die  Gastroenterostomie  und  nach  4 — 5  Wochen  die  Resektion  ausgeführt 
werden. 

Moynihan  (30)  gibt  zuerst  eine  Literaturübersieht  der  bis  jetzt  ver- 
öffentlichten Fälle  von  totaler  Magenexstirpation ;  es  sind  im  ganzen  16  im 
Alter  von  35 — 60  Jahren,  6  hiervon  starben  im  Anschluss  an  die  Operation, 
10  heilten. 


Fertig,  Yerleizangen  und  cbirurgische  Krankheiten  des  Magens.  655 

Sein  Fall  betrifft  eine  59  jährige  Fraa.  Es  fand  sich  der  ganze  Magen 
Yom  Tumor  ergriffen,  mit  Drüsen  an  der  grossen  Kurvatur.  Moynihan  ent- 
fernte den  ganzen  Magen.  Das  Duodenum  wurde  durch  Naht  yerschlossen 
and  sodann  eine  Anastomose  hergestellt  zwischen  Ösophagus  und  einer  Jejunum- 
schlinge,  die  durch  einen  Schlitz  im  Mesokolon  nach  oben  gezogen  wurde. 
Nachdem  die  hintere  Naht  der  Anastomose  gemacht  war,  wurde  eine  Magen- 
sonde durch  den  Ösophagus  in  das  abführende  Jejunumende  eingeführt  und 
die  Naht  yollendet    Die  Frau  starb  nach  6  Stunden. 

Zur  Ausführung  von  Versuchen  über  Fermente  im  ürin  war  es  nötig, 
ein  Tier  zu  besitzen,  bei  dem  die  Fundusdrüsen  des  Magens  vollkommen  aus- 
geschaltet waren.  Grobe  (17)  hat  deshalb  an  weiblichen  Hunden  versucht, 
den  Magen  ganz  zu  exstirpieren.  Die  Versorgung  des  Ösophagusstumpfes  bot 
die  grössten  Schwierigkeiten.  Die  ersten  5  Versuchstiere  starben,  zum  Teil 
an  Magentetanie.  Um  Zerrung  zu  vermeiden,  vereinigte  er  dann  die  Darm- 
schlinge mit  dem  Ösophagus  durch  Murphyknopf ,  darnach  trat  jedoch  Per- 
forationsperitonitis  auf.  Das  sicherste  schien  eine  gut  angelegte  Naht,  da  er 
für  diese  aber  etwas  mehr  Gewebe  unterhalb  des  Zwerchfells  brauchte,  so 
liess  er  einen  1  cm  breiten  Streifen  Vom  Gardiateil'  des  Magens  stehen  und 
exzidierte  die  Mukosa  aus  ihm.    Der  so  operierte  Hund  blieb  am  Leben. 

Um  die  Verhältnisse  bei  der  Gastrostomie  noch  besser  zu  gestalten,  die 
Begurgitation  zu  verhindern,  schlägt  GouUiond  (16)  vor,  der  Gastrostomie 
eine  Gastroenterostomie  vorangehen  zu  lassen.  Es  werden  zwei  Schnitte  ge- 
macht, der  eine  median,  der  andere  unterhalb  des  linken  Rippenbogens,  vom 
A.  aus  wird  die  Gastroenterostomia  post.  nach  Hacker  in  der  Pars  prae- 
pylorica  ausgeführt  und  dann  wird  vom  H.  Schnitt  aus  die  Gastrostomie 
möglichst  nahe  der  Cardia  angelegt.  Goulliond  hat  einen  Patienten  auf 
diese  Art  operiert,  der  schon  sehr  heruntergekommen  war  und  an  Lungen- 
erscheinnngen  zugrunde  ging. 

Fred  et  (11)  demonstriert  einen  Magen,  bei  dem  Font  an  eine  Gastro- 
stomie nach  seiner  Methode  angelegt  hatte,  wegen  Ösophaguskarzinom.  Die 
Fistel  schliesst  gut;  von  innen  ist  sie  umstellt  von  Falten,  die  einen  unregel- 
mässigen Verlauf  haben. 

Die  einfachste  Methode  der  Gastrostomie  ist  nach  B6nards  (3)  An- 
sicht immer  die  beste.  Er  macht  die  Laparotomie  dicht  unterhalb  des  Rippen- 
bogens, vernäht  den  Magen  mit  dem  Peritoneum  parietale  möglichst  nahe 
der  Cardia.  Dann  wird  der  Magen  punktiert  und  ein  dünner  Schlauch 
eingelegt. 

Werkmeister  (15)  hat  eine  Kanüle  ähnlich  der  Trachealkanüle  kon- 
struiert, die  für  Witze  Ische  Schrägfisteln  bei  Gastrostomien,  sowie  an  der 
Harnblase  geeignet  ist  und  einen  guten  Abschluss  geben  soll. 


B.   Spezielles. 

a)  Verletzungen,  Ulcus  ventriculi  traumaticum  und  Fremdkörper. 

52.  Adenot,  Denx  cas  de  gaatroatomie  chez  des  enfants  atteinta  de  r^tröcissement  cica- 
triciel  de  oesophage.    Lyon  m^dical.  Nr.  21. 

53.  *Angerer,  Über  Stich-  und  Scbuss verletz angen  des  Magens.    Dissert.    München. 

54.  Avanzino,  Dne  casi  di  stenosi  del  piloro  par  ingestione  di  acidi.  II  Policlinico.  Sez. 
praties.  Fase.  52. 


656  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

55.  Baikow,  Ein  seltener  Fall  von  Schrampfung  des  Magens  bis  znr  Grösse  einer  Tascbea- 
uhr  infolge  von  Verfttznng  mit  Schwefelsäure.    Russki  Wratsch.  Nr.  23. 

56.  Bobbio,  Supra  un  caso  di  rottnra  traumatica  sotto  cutanea  dello  stomaco. 

57.  Bolton,  Bullet  wound  in  the  stomach.    Annais  of  surgery.  September. 

57a. Fischer,  A.,  Stichverletzung  des  Magens,  Duodenums  und  der  Gallenblase.  Li^iaro- 
tomie,  Heilung.  Ärzte- Verein  der  Eommunalspit&ler,  Sitzung  vom  4.  II.  1903.  Orvosi 
Hetilap  1903.  Nr.  12. 

57b.  Fischer,  A.,  Gastrostomie  mit  Gastroenterostomie  kombiniert.  Chirurg.  Sektion  des 
Budapester  kgl.  Ärzte-Vereins,  Sitzung  vom  19.  II.  1903.  Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  20. 

58.  Forgue  et  Jeanbran,  Des  plaies  de  Testomac  par  armes  ä  feu.  Revue  de  Chir. 
Nr.  9-12. 

59.  MarchottifLe  rotture  träum atiche  sottocutanee  dello  stomacho.  La clinica  moderna  IX. 
Nr.  26. 

60.  *Monnier,  Gastrotomie  pour  Textraction  de  25  corps  ätrangers.  Gazette  des  hdpitauz. 

61.  Sauerbruch,  Die  Pathogenese  der  subkutanen  Rupturen  des  Magendarmtraktus. 
Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten.  Bd.  12.  Heft  1. 

62.  Vallas,  Stenose  cicatricielle  du  pylore  avec  corps  ötranger  de  T^tomac  (coill^re  a 
cafö).    Lyon  mödical.  Nr.  31. 

Einen  Kevolverscbuss  ins  Abdomen  erhielt  Boltons  (57)  Patient.  Bei 
der  Laparotomie  fand  sieh  eine  Wunde  in  der  vorderen  und  hinteren  Magen- 
wand, Verschluss  derselben  mit  Czerny-L emb er tschen  Nähten.  Zwei  Per- 
forationsöffnungen fanden  sich  dann  noch  am  Colon  transversum  und  Dünn- 
darm, die  ebenfalls  vernäht  wurden.     Heilung. 

Forgue  und  Jeanbran  (58)  berichten  ebenfalls  über  Magenschuss- 
wunden. Bei  einem  Schuss  ins  Epigastrium  wurde  die  Operation  ^Z«  Stunden 
später  gemacht.  Es  fand  sich  ein  Loch  in  der  vorderen  Magenwand,  das 
zugenäht  wurde.  An  der  hinteren  Fläche  des  Magens  war  keine  Verletzung. 
Am  3.  Tag  Bluterbrechen,  worauf  der  Tod  eintrat.  Die  Kugel  fand  sich  bei 
der  Autopsie  in  dem  mit  Blut  gefüllten  Magen,  sie  hatte  an  der  hinteren 
Wand  ein  traumatisches  peptisches  Ulcus  gebildet,  welches  zu  der  tödlichen 
Blutung  Veranlassung  gab.  Verff.  besprechen  die  topographische  Lage  des 
Magens  im  Verhältnis  zu  den  Brustorganen,  was  durch  sehr  gute  Bilder  illu- 
striert wird.  Von  126  Beobachtungen  war  33 mal  der  Magen  verletzt,  indem 
das  Projektil  auch  in  den  Thorax  eingedrungen  war,  5  mal  durch  den  V.  Inter- 
kostalraum, 11  mal  durch  den  VL,  5  mal  durch  den  VII.,  8  mal  durch  den  VDI., 
Imal  durch  den  X.,  3  mal  durch  die  Regio  praecordialis.  Besprechen  die 
Häufigkeit  der  Magenverletzungen.  Von  grosser  Wichtigkeit  ist  es  oft,  zu 
wissen,  in  welcher  Lage  oder  Stellung  sich  der  Verletzte  während  des  Schusses 
befunden  hat. 

Sodann  wird  die  pathologische  Anatomie  und  Physiologie  dieser  Ver- 
letzungen besprochen;  es  werden  3  verschiedene  Arten  unterschieden:  Per- 
foration, Risse  und  Kontusionen.  Es  wird  auch  die  Möglichkeit  der  Spontan- 
heilung erwogen;  ferner  die  Komplikationen. 

Verff.  ziehen  dann  vergleichende  Resultate  der  exspektativen  und  der 
operativen  Methode.  Die  Mortalität  bei  der  exspektativen  beträgt,  wenn 
keine  Magendarmverletzung  vorhanden  ist,  42®/o  bei  operativem  Verfahren, 
40  ^/o  bei  exspektativer  Behandlung.  Bei  Mitverletzung  von  Magen  oder  Dann 
ist  die  Mortalität  bei  exspektativer  Behandlung  93®/o,   bei  operativer  68*'/o. 

Fischer  {57a)  operierte  eine  Frau  zwei  Stunden  nach  Stichverletzung 
des  Bauches. 

In  der  4  cm  langen  Stichwunde,  dieselbe  lag  in  der  Höhe  des  Nabels 
und  etwas  links  von  ihm,   befand   sich  der   vorgefallene   Magen;    an    seiner 


Fertig,  Verletzungen  and  chirorgische  Krankheiten  des  Magens.  657 

Vorderwand  klaffte  eine  4  cm  lange,  penetrierende  Wunde.  Das  Duodenum 
war  an  zwei  Stellen,  die  Gallenblase  an  einer  Stelle  verletzt.  Die  Verletzungen 
wurden  alle  durch  Lembertsche  Naht  geschlossen,  hierauf  die  Bauchhöhle 
durch  trockene  sterile  Tupfer  ausgewischt  und  die  verletzten  Partien  durch 
Mikuliczsche  Tamponade  abgeschlossen.  Am  9.  Tage  Entfernung  der  Tam- 
pons; glatte  Heilung.  J.  Dollinger  (Budapest). 

Sauerbruch  (61)  stellt  81  Fälle  von  subkutaner  Euptur  des  Darm- 
traktus  aus  der  Literatur  zusammen  und  berichtet  über  seine  Experimente, 
die  er  an  der  Leiche  und  am  Tier  gemacht  hat,  die  jedoch  meist  den  Darm 
betreffen.  Sodann  berichtet  er  über  9  Fälle  von  Magenruptur  aus  der  Literatur 
und  seine  Experimente.  Er  hat  bei  starker  Füllung  des  Magens  und  ohne 
Füllung  mit  stumpfer  Gewalt  auf  diesen  eingewirkt  und  dabei  Risse  in  den 
Magen  bekommen.  In  allen  Fällen  mit  stark  gefülltem  Magen,  der  einem 
plötzlichen  Kuck  ausgesetzt  wurde,  kam  es  zur  Ruptur  und  zwar  immer  an 
der  kleinen  Kurvatur.  Wenn  er  durch  eine  vorher  angelegte  Anastomose  am 
Magen  für  gute  Abflussmöglichkeit  gesorgt  hatte,  so  gelang  es  nicht,  eine 
Berstung  zu  erzielen,  der  Mageninhalt  konnte  leicht  ausweichen.  Einen  bis 
aufs  äusserste  gefüllten  Magen  kann  man  selbst  durch  stärkste  Gewalt  nicht 
zum  Bersten  bringen,  wenn  diese  Gewalt  nicht  plötzlich,  sondern  langsam  und 
allmählich  wirkt.  Die  vorkommenden  Quetschungen  liegen  am  Pylorus,  was 
auch  mit  der  klinischen  Erfahrung  übereinstimmt.  Experimentell  lassen  sich 
durch  Überfüllung  des' Magens  Berstungsrupturen  erzeugen,  die  in  ihrem  Aus- 
sehen den  klinisch  beobachteten  Fällen  gleich  sind;  es  handelt  sich  hier  um 
Längsrisse  in  der  Nähe  der  kleinen  Kurvatur. 

Nach  Besprechung  der  in  der  Literatur  veröffentlichten  Fälle  von  trau- 
matischer subkutaner  Magenruptur,  die  sich  auf  20  belaufen,  teilt  Mar chetti (59) 
zwei  in  der  chirurgischen  Klinik  in  Florenz  von  ihm  beobachtete  mit  und 
erörtert  die  Pathogenese,  Diagnose,  Prognose  und  Behandlung  solcher  Läsionen. 

R.  Giani. 

Bobbio  (56)  berichtet  über  einen  Fall  von  ti'aumatischer  subkutaner 
Magenruptur;  derselbe  betrifft  einen  12jährigen  Knaben,  der  nach  einer  reich- 
lichen Mahlzeit  von  einem  Karren  einen  heftigen  Stoss  in  die  Oberbauch- 
gegend erhielt.  Gleich  darauf  in  die  Klinik  gebracht,  wies  der  Knabe  die 
Zeichen  einer  starken  Eingeweideerschütterung  auf,  mit  enormer  Spannung 
der  Bauchwand,  Verschwinden  der  Leberdämpfung,  kleinem  Puls  und  Dyspnoe. 
Die  Diagnose  wurde  auf  traumatische  subkutane  Ruptur  des  Verdauungs- 
kanals gestellt;  da  jedoch  die  Oberbauchgegend  das  Trauma  erlitten  hatte 
und  da  der  Magen  im  Augenblicke  des  Stosses  stark  gefüllt  war,  dachte 
man  eigentlich  an  eine  Ruptur  des  Magens.  Trotzdem  Patient  sich  in 
schwerem  Zustande  befand,  entschloss  man  sich  doch  zum  Eingriff.  Man 
konstatierte  eine  9 — 10  cm  lange  Ruptur  der  vorderen  Magenwand,  nahe  dem 
Pylorus  und  der  grossen  Kurvatur ;  sorgfältige  Vernähung  derselben.  Kein 
anderes  Eingeweide  war  verletzt.  Die  Peritonealhöhle,  die  mit  noch  nicht 
verdautem  Mageninhalt  angefüllt  war,  wurde  gereinigt  und  mit  warmer  physio- 
logischer Lösung  ausgespült.  Vemähung  der  Bauchwand  mit  Drainage  nach 
Mikulicz.  Die  Operation  hatte  ^/«Stunden  gedauert  und  nur  eine  geringe 
Menge  Chloroform  war  inhaliert  worden.  Trotzdem  fiel  Patient  gleich  nach 
der  Operation  in  Koma  und  starb  nach  kaum  V«  Stunde.  —  Auf  Grund  dieses 
Falles  verbreitet  Verf.  sich  über  die  Symptomatologie  solcher  Läsionen,  auf 
die  starke  Spannung  der  Bauchwand  grosses  Gewicht  legend,  sodann  über  die 

JahrMberieht  fllr  Chirurgie  1903.  42 


658  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Behandlung  und  die  Pathogenese;   er  empfiehlt,  in  jedem  Falle  so  rasch  wie 
möglich  einzugreifen.  R.  Giani. 

Einen  eigentümlichen  Fall  von  Fremdkörper  im  Magen  veröffentlicht 
Vallas  (62).  Der  betreffende  Patient  litt  an  Pylorusstenose  und  starker 
Magendilatation.  Wenn  sein  Magen  angefüllt  war,  hatte  er  die  Gewohnheit, 
sich  Erbrechen  hervorzurufen.  Zu  diesem  Zwecke  hatte  er  14  Tage  vorher 
einen  Kaffeelöffel  in  den  Schlund  eingeführt,  den  er  dann  infolge  eines  fal- 
schen Manövers  verschluckte.  Es  wurde  die  Gastrotomie  zur  Entfernung  des 
Löffels  vorgenommen  und  dann  noch  eine  Gastroenterostomie  angeschlossen. 

Baikow  (55)  wollte  einem  Patienten,  der  vor  3  Monaten  in  selbst- 
mörderischer Absicht  Schwefelsäure  getrunken  hatte,  wegen  Ösophagnsstriktnr 
eine  Gastrostomie  machen,  fand  aber  den  Magen  so  geschrumpft  und  den 
Pylorus  derart  verengt,  dass  er  zwecks  Ernährung  eine  Darmfistel  anlegen 
musste.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Fischer  (57b)  teilt  einen  Fall  mit,  wo  bei  einer  60jährigen  Frau  im 
Anschluss  an  eine  unversehene  Laugenvergiftung  eine  hochgradige  Ösophagns- 
und  Pylorusstriktur  sich  entwickelte. 

Um  einesteils  die  Ernährung  der  Kranken  zu  sichern,  andemteils  um 
die  Möglichkeit  einer  energischen  Dilatation  der  Ösophagusstriktur  auf  retro- 
grade Weise  zu  liefern,  —  kombinierte  Fischer  die  Gastrotomie  nach 
Hacker-Wölfler  mit  einer  Gastroenterostomie  nach  Wölfler. 

Der  Operation  folgte  zusehends  Besserung;  die  Kranke  erbrach  nicht 
mehr  und  nimmt  an  Körpergewicht  zu.  Nach  vollendeter  Dilatation  der 
Ösophagusstriktur  will  Fischer  den  Verschluss  der  Magenfistel  vornehmen. 

J.  Do  Hing  er  (Budapest). 

Nachdem  er  die  nach  Ingestion  von  starken  Säuren  auftretenden  klini- 
schen Symptome  und  pathologisch-anatomischen  Veränderungen  angeführt, 
teilt  Avanzino  (54)  die  Geschichte  von  zwei  Patienten  mit,  die  zu  selbst- 
mörderischem Zwecke,  der  eine  Salpetersäure,  der  andere  Schwefelsäure  zu 
sich  genommen  hatten.  Beim  ersteren  war  eine  narbige  Pylorusstriktur  ent- 
standen ohne  weitere  Verengerungen  im  oberen  Abschnitt  des  Verdauungs- 
kanals, beim  letzteren  eine  Ösophagusstriktur.  Beim  ersteren  wurde  die 
Pyloroplastik  vorgenommen,  aber  der  sehr  heruntergekommene  Patient  starb 
acht  Tage  darauf;  beim  letzteren  die  hintere  Gastroenterostomie  mit  aus- 
gezeichnetem Resultat.  —  Die  schwere  Pylorusstenose,  die  nach  Ingestion  von 
Säuren  gewöhnlich  stattfindet,  erklärt  Verf.,  den  physiologischen  Anschau- 
ungen über  die  Mechanik  der  Verdauung  folgend,  dadurch,  dass  die  Säuren,  auf 
der  vorderen  Magenwand  hinabfliessend,  rasch  in  die  Pylorushöhle  gelangen  und 
hier  sich  stauen,  so  die  bekannten  Läsionen  hervorrufend.  R.  Giani. 

Adenot  (52)  bringt  zwei  Fälle  von  Gastrostomie  bei  Kindern,  bei 
welchen  er  wegen  Narbenschrumpfung  des  Ösophagus  operieren  musste. 

Im  ersten  Fall  handelte  es  sich  um  ein  10 jähriges  Kind,  welches  80®/o 
Pottaschelösung  getrunken  hatte,  infolgedessen  eine  zunehmende  Verengerung 
des  Ösophagus  eintrat,  so  dass  schliesslich  auch  kein  Wasser  mehr  durchging. 
Das  Kind  war  so  von  Durst  geplagt,  dass  es  kolossale  Mengen  Wasser  fort- 
während trank,  um  sie  aber  sofort  wieder  auszubrechen.  Nach  Gastrostomie 
trat  Heilung  ein. 

Das  zweite  Kind  hatte  eine  Laugenverätzung  des  Ösophagus  mit  im- 
permeabler Striktur.  Es  wurde  die  Gastrostomie  ausgeführt,  aber  die  retro- 
grade Sondierung  gelang  später  nicht. 


Fertig»  Verletznngen  und  chirnrgiscbe  Krankheiten  des  Magens.  659 

b)    Gastroptose.     Magendilatation.     Postoperative    Magenblutung. 

62a. Brandt,  J.,  Zwei  FftUe  von  Gastroplicatio.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  34. 

63b. Brandt,  J.,  Fall  von Pylorusresektion  kombiniert  mit Gastroplikation.  XXXIf.  Wander- 

versammlang  ungarischer  Ärzte  und  Naturforscher.     Sitzung  der  chirurg.  Sektion  vom 

9.  IX.  1903.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  44. 

63.  Goste,  Zur  Therapie  der  Gastroptose.  Lange nbecks  Archiv.  Bd.  71.  p.  664. 

64.  Fach 81  g,  Zar  Frage  der  diffusen  septischen  Magenblutungen.    Wiener  klin.  Wochen- 
schrift. Nr.  25. 

65.  Hammer,   Ein   Beitrag   znr  Frage   der  chirurgischen   Behandlung   der   Gastroptose. 
MBochener  med.  Wochenschrift.  Nr.  47. 

66.  Ho  ff  mann,  Über  akute  Magendilatation.    Ibid.  Nr.  39. 

67.  Eeith,  On  the  nature  and  anatomie  of  enteroptosis  (Glenards  disease).    The  Lancet. 
March  7  and  14. 

68.  *Palitysch,  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Haematemesis  postoperativa.  Dissert.  Leipzig. 

Zur  Therapie  der  Gastroptose  bringt  Coste  (63)  zwei  Fälle,  wovon  er 
einen  nach  dem  von  Bier  angegebenen  Verfahren,  Verkürzung  des  Liga- 
mentum hepatogastricum  durch  Querfaltung  operiert  hat.  Hierbei  erscheint 
der  Umstand  sehr  vorteilhaft,  dass  der  Magen  frei  beweglich  bleibt.  Bei 
seinem  ersten  Falle  hatte  er  den  Magen  an  die  vordere  Bauchwand  fixiert, 
hier  war  besonders  die  motorische  Unruhe  des  Magens  in  den  Vordergrund 
der  Erscheinung  getreten,  während  bei  dem  anderen  Fall  das  Erbrechen  das 
Hauptsymptom  war.     Beide  Patienten  waren  junge  Leute  (Soldaten). 

Hammer  (65)  beschreibt  ein  klassisches  Beispiel  einer  durch  Kypho- 
skoliose bedingten  Gastroptose.  Es  handelte  sich  um  ein  72  jähriges  Fräulein, 
das  immer  gesund,  besonders  auch  niemals  magenkrank  war.  In  den  letzten 
zwei  Jahren  hatte  sich  dann  ein  schweres  Magenleiden  entwickelt,  welches 
zur  Inanitionskachexie  führte.  Es  bestand  Völle  und  Spannung  im  Leib, 
Druckschmerzhaf tigkeit ,  Aufgetriebensein,  krampfartige  Schmerzen,  ferner 
Aufstossen,  Übelsein,  Erbrechen.  Die  innere  Behandlung  hatte  absolut  keinen 
Erfolg,  weshalb  die  Gastroenterostomie  nach  v.  Hacker  ausgeführt  wurde, 
welche  ein  glänzendes  Resultat  zur  Folge  hatte,  indem  die  Patientin  24  Pfd. 
zunahm.  Ein  Tumor  war  am  Pylorus  nicht  gefunden  worden,  der  Magen 
reichte  bis  ins  kleine  Becken,  es  handelte  sich  hauptsächlich  um  einen 
enormen  Tiefstand  des  Magens,  welcher  hauptsächlich  bedingt  war  durch  die 
Deformität  der  Wirbelsäule  (starke  Kyphoskoliose).  Diese  war  erst  in  den 
letzten  25  Jahren  hauptsächlich  zur  Ausbildung  gekommen.  Durch  die  Ver- 
lagerung des  Magens  war  eine  relative  Pylorusstenose  entstanden,  die  Gastr- 
ektasie  war  von  untergeordneter  Bedeutung,  eine  eigentliche  Atonie  des 
Magens  hatte  nicht  bestanden,  bei  der  Ausspülung  des  Morgens  wurde  der 
Magen  meist  leer  gefunden,  sehr  oft  bestand  lebhafte  Peristaltik. 

Verf.  bespricht  sodann  ähnliche  Fälle  aus  der  Literatur,  kommt  auf  die 
interne  Behandlmig  derartiger  Affektiqnen.  Erst  bei  extremer  Steigerung 
aller  Beschwerden  in  Verbindung  mit  zunehmender  Inanition  werde  ein 
chirurgischer  Eingriff  notwendig.  Hammer  geht  auf  die  chirurgischen  Er- 
folge ein,  sowie  auf  die  verschiedenen  Operationsmethoden.  Für  die  Behand- 
lang der  Gastrektasie  scheine  die  Gastroenterostomie  gute  Erfolge  zu  bringen, 
bei  der  Gastroptose  seien  die  Akten  noch  nicht  geschlossen,  ob  Gastropexie 
oder  Gastroenterostomie  das  bessere  Verfahren  sei.  Jedenfalls  regen  die 
chirurgischen  Erfolge  der  Behandlung  der  Gastroptose  und  Gastrektasie  zur 
häufigeren"*  Anwendung  des  operativen  Eingriffs  an. 

42* 


66(^  Jahresbericht  fftr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Keiths  (67)  Arbeit  handelt  hauptsächlich  von  der  Ätiologie  und  Ana- 
tomie der  Enteroptose.  Er  erwähnt  die  Wichtigkeit  der  Atembewegnngen 
auf  Bauch-  und  Brustorgane,  spricht  über  die  variable  Stellung  des  Zwerch- 
fells, die  topographischen  Verhältnisse  werden  durch  eine  Reihe  von  Tafeln 
illustriert. 

Einen  seltenen  Fall  von  akuter  Magendilatation  beschreibt  Hoff- 
mann (66).  Er  führte  die  Laparotomie  aus,  weil  die  Diagnose  auf  partielle 
Peritonitis  mit  abgesacktem  Exsudat  gestellt  war,  und  es  fand  sich  ein  stark 
diktierter  Magen  mit  5 — 6  Liter  bräunlichen  Lihalts.  Der  Pylorus  war  für 
zwei  Finger  durchgängig.  Patient  starb  im  Kollaps.  Die  Sektion  ergab  einige 
kleine  Pankreasnekrosen  und  als  Krankheitsursache  glaubt  Hoffmann  Anlage 
und  Atonie  des  Magens  annehmen  zu  müssen. 

Fuchsig  (64)  veröffentlicht  einen  Fall  von  diffus  kapillarer  tödlicher 
Magenblutung  nach  Appendicitisoperation.  Er  erklärt  sich  diese  Blutungen 
als  Folgen  septischer  Intoxikationen. 

Brandts  (62a)  Erfahrungen  in  der  operativen  Behandlung  der  Magen- 
erweiterung  durch  Gastroplikation  sprechen  sehr  zugunsten  der  letzteren. 

5 — 6,  durch  Serosa  und  Muskularis  dringende  Catgutnähte  in  der  vor- 
deren, wie  hinteren  Magenwand  genügen  zur  Verkleinerung  des  Magens. 
Heilung  stets  per  primam ;  nach  der  Operation  sistierten  die  Magenbeschwerden^ 
die  Kranken  erholten  sich  auffallend  schnell.         J.  Dollinger  (Budapest). 

Brandt  (62b)  demonstriert  einen  22jähr.  Arbeiter,  dem  er  4V«  Monate 
früher  wegen  narbiger  Stenose  den  Pylorus  reseziert;  da  zugleich  eine  hoch- 
gradige konsekutive  Magendilatation  zugegen  war,  führte  Brandt  noch  eine 
Gastroplikation  aus :  durch  längs-  und  querverlaufende,  die  Serosa  und  Muscn- 
laris  aufgreifende  Nähte  wurde  der  Magen  zusammengezogen.  Drei  Wochen 
nach  der  Operation  verliess  der  Kranke  vollkommen  geheilt  die  Klinik;  er 
nahm  seither  um  36  Pfund  zu  und  ist  frei  von  jeglichen  Beschwerden. 

Die  Operation  der  Gastroplikation  übt  Brandt  fast  schon  V«  Jahr- 
hundert. J.  Dollinger  (Budapest). 

c)  Volvulus  des  Magens. 
69.   Dnjon,  Le  yolvuloB  de  restomac.    Gazette  m^icale  de  Paris.  Nr.  21,  22. 

Dujon  (69)  bespricht  die  bereits  durch  die  Literatur  bekannten  Fälle 
von  Volvulus  des  Magens,  bringt  deren  Krankengeschichten  etwas  ausführ- 
licher und  fügt  dann  einen  neuen  Fall  aus  seiner  Praxis  hinzu.  Es  handelte 
sich  um  ein  fünfjähriges  Kind  mit  Zeichen  innerer  Einklemmung,  das  sich 
bereits  in  sehr  elendem  Zustand  befand,  deshalb  machte  Dujon  nur  einen 
kleinen  Probeschnitt,  Pat.  starb  bald  darauf.  Bei  der  Autopsie  zeigte  sich 
der  ganze  Bauch  durch  den  stark  erweiterten  Magen  ausgefüllt,  ausserdem 
war  derselbe  um  seine  transversale  Längsachse  um  180^  und  zwar  um  das 
kleine  Netz  gedreht.  Dujon  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  es  doch  möglich 
sei  solche  Fälle  zu  diagnostizieren:  durch  den  plötzlichen  Beginn,  das  Er- 
brechen trete  sofort  nach  der  Nahrungsaufnahme  ein,  eine  Sonde  könne  man 
nicht  in  den  Magen  einschieben,  auch  die  Speisen  gelangen  nicht  in  den 
Magen.    Der  Bauch  sei  stark  aufgetrieben  und  nehme  die  Form  des  Magens  an. 


Fertig,  Yerletzangen  nnd  cbirargische  Krankheiten  des  Magens.  661 

d)  Kongenitale  Pylorusstenose. 

70.   Cheinisse,  La  st^nose  du  pylore  obez  les  nourrissons.  La  semaine  mödicale.  Nr.  32. 
7L   Freund,  Ober  Pylorusstenose  im  Sftuglingsalter.   Ifitteilungen  aus  den  Grenzgebieten. 
Bd.  XL  Heft  2. 

72.  Gardner,  A  case  of  hypertrophio  Stenosis  of  the  pylorns  in  an  infant;   recovery 
witkout  Operation.    The  Lancet  Jannary. 

73.  Ibrahim,  Eongenitale  Pylorusstenose.    Mttnchener  med.  Wochenschrift.  Nr.  31. 

74.  Moynihan,  Congenital  hypertrophic  Stenosis  of  the  Pylorus.  Medical  News.  Oct.  24. 

75.  *8imonsohn,  Pylorusstenose  bei  Neugeborenen.    Dissert.    Greifswald. 

76.  Yariot,  R^tr^cissement  cong^nital  et  spasmo  du  pylore  cbez  les  nouveau-n^s.  Gazette 
des  höpitaux.  Nr.  69. 

Fr e nnd  (71)  berichtet  über  sechs  Fälle  von  kongenitaler  Pylorusstenose. 
Das  erste  Kind  erkrankte  im  zweiten  Lebensmonat  mit  täglichem  Erbrechen 
unmittelbar  nach  der  Nahrungsaufnahme;  es  fand  sich  starke  Magenperistaltik 
und  das  Kind  magerte  zusehends  ab.  Bei  der  Operation  fand  sich  ein  wal- 
nussgrosser  solider  Pylorustumor.  Es  wurde  die  Gastroenterostomia  anterior 
antecolica  mit  Enteroanastomose  ausgeführt.  Das  Kind  erholte  sich,  aber 
nach  zwei  Monaten  traten  profuse  Magenblutungen  auf  und  schwarze  Stühle. 
Der  Tod  trat  ein  und  bei  der  Autopsie  fanden  sich  mehrere  Ulzerationen 
im  Jejunum,  die  namentlich  die  Ursache  zur  tödlichen  Blutung  gegeben 
hatten.  Freund  bezweifelt,  dass  es  peptische  Geschwüre  waren,  da  der 
Magensaft  solcher  kleiner  Kinder  nur  sehr  schwach  sauer  ist,  eine  Hyper- 
chlorhydrie  war  nicht  vorhanden.  Ferner  war  nach  der  Operation  häufig 
keine  freie  Salzsäure  zu  finden. 

Das  zweite,  drei  Wochen  alte  Kind  mit  Symptomen  des  Pylorusver- 
schlusses  bekam  Yollmilchemährung ,  worauf  alle  Magenerscheinungen  ver- 
schwanden. Es  hatte  vielleicht  in  diesem  Falle  die  Milch  durch  ihr  hohes 
Säurebildungsvermögen  die  Heilung  herbeigeführt.  Das  dritte  war  ein  Brust- 
kind von  IV«  Monaten  mit  typischen  Erscheinungen  von  Pylorusstenose;  hier 
verschwanden  die  Symptome  prompt  auf  Zugabe  eines  Löffels  Karlsbader 
Mühlbrunnen  vor  jeder  Mahlzeit.  Ein  viertes  Brustkind  wurde  gesund  bei 
Ernährung  mit  abgerahmter  Vollmilch.  In  zwei  weiteren  Fällen,  bei  Behand- 
lung mit  Alkali  und  Vollmilch,  trat  keine  Heilung  ein. 

Freund  hebt  hervor,  dass  es  sich  in  allen  von  ihm  beobachteten 
Fällen  um  Brustkinder  gehandelt  habe,  weshalb  er  glaube,  dass  man  aus  der 
Reihe  der  ätiologischen  Momente,  die  zur  Entstehimg  des  Krankheitsbildes 
fahren,  die  durch  Ernährung  vermittelte  Schädigung  nahezu  ausschliessen 
könne.  In  dem  einen  Falle  war  der  Pylorusspasmus  primär,  ohne  Dyspepsie 
aufgetreten,  vielleicht  war  eine  nervöse  Disposition  vorhanden,  was  um  so 
wahrscheinlicher  werde  durch  die  Beobachtung  des  familiären  Auftretens  bei 
einem  Geschwisterpaar.  Das  Vorkommen  echter  Tumoren  im  Sinne  Hirsch- 
sprungs ist  ihm  sehr  wenig  wahrscheinlich.  Die  Pylorusstenose  ist  seiner 
Meinung  nach  höchst  wahrscheinlich  spastischer  Natur,  keine  organische.  In 
einem  Falle  Hess  sich  z.  B.  bei  der  Sektion  der  Pylorus  durch  einen  Wasser- 
druck von  1  m  Höhe  vollkommen  zur  Erschlaffung  bringen. 

Ibrahim  (73)  stellte  im  naturwissenschaftlichen  Verein  zu  Heidelberg 
ein  dreimonatliches  Kind  vor,  das  von  der  ersten  Lebenswoche  an  erbrochen 
hat;  verschiedene  diätetische  Massnahmen  brachten  keine  Besserung.  Nach 
ffinfwöchentlicher  Darreichung  kleiner  eisgekühlter  Portionen  Muttermilch  in 
angemessenen  Pausen,  Magenspülungen,  Kataplasmen,  nahm  das  Kind  520  g 


662  Jahresbericht  fOr  Cbirargie.    IL  Teil. 

zu.  Die  MagenperistÄltik  war  trotzdem  noch  sehr  lebhaft,  schien  jedoch  nicht 
mehr  schmerzhaft  zu  sein.  Ibrahim  bespricht  noch  2  weitere  Fälle  von 
kongenitaler  Pylorusstenose,  bei  welchen  die  Gastroenterostomie  gemacht 
worden  war,  aber  die  Kinder  starben  und  es  fand  sich  eine  muskuläre  Hyper- 
trophie, besonders  der  Ringmuskulatur  des  Pylorus,  es  handelte  sich  nach 
Ansicht  von  Ibrahim  um  eine  organisch  bedingte  Stenose. 

Moy  nihan  (74)  geht  zuerst  auf  die  Symptomatologie  dieser  Erkrankung 
ein,  dann  auf  die  pathologische  Anatomie  sowie  Ätiologie  und  bespricht  die 
verschiedenen  Theorien,  besonders  die  Thomsonsche  vom  Spasmas  des 
Pylorus.  Die  Behandlung  besteht  in  Magenspülungen,  Fütterung  von  kleineB 
Quantitäten  mit  der  Schlundsonde.  Vor  der  Mahlzeit  soll  am  besten  der 
Magen  ausgespült  werden.  Moynihan  geht  sodann  auf  die  Operations- 
methoden ein,  die  hier  zur  Anwendung  kommen:  Lorettasche  Divulsion 
wurde  9  mal  verwandt  mit  7  Heilungen,  Pyloroplastiken  konnte  er  3  mit 
gutem  Erfolg  ausgeführte  in  der  Literatur  finden  und  Gastroenterostomien  9, 
wovon  6  heilten. 

Gheinisse  (70)  entrollt  ebenfalls  das  Krankheitsbild  der  kongenitalen 
Stenose,  die  nicht  so  sehr  selten  vorkomme.  Das  Erbrechen  stelle  sich  meist 
bald  nach  der  Geburt  ein,  sei  ohne  Galle,  Urin  und  Stuhl  werden  weniger, 
der  Bauch  ist  zusammengefallen,  das  Epigastrium  dagegen  stark  ausgedehnt. 
Einen  Tumor  könne  man  oft  am  Pylorus  finden,  ferner  auch  Peristaltik  am 
Magen.  Bevor  man  operierte,  war  die  Prognose  sehr  schlecht.  Gheinisse 
zählt  dann  die  verschiedenen  Operationsverfahren  auf  und  kommt  besonders 
auf  die  Pf  aundlersche  Arbeit  zu  sprechen,  gegen  dessen  therapeatischra 
Massnahmen  (Ausspülungen)  er  sich  wendet.  Gheinisse  schlägt  vor,  die 
Kinder  erst  mit  innerlichen  Mitteln  zu  heilen  versuchen,  wenn  dies  nicht  ge- 
lingt, solle  man  die  Gastroenterostomie  ausführen,  die  er  der  Pyloroplastik 
und  Divulsion  vorzieht. 

Yariot  (76)  kommt  bei  seinen  Betrachtungen  auf  Grund  mehrfacher 
Erfahrungen  zu  dem  Schluss,  dass  man  bei  heftigem  Erbrechen  der  Säoglinge 
nicht  einen  chirurgischen  Eingriff  übereilen  soll.  Durch  Wechsel  der  Diät 
und  Milch  habe  man  öfter  Heilung  eintreten  sehen.  Er  erwähnt  einen  der- 
artigen Fall,  wo  ein  von  der  Mutter  gestilltes  Kind  alles  erbrach,  Operation 
wurde  verweigert,  dann  bekam  das  Kind  eine  Amme  und  wurde  gesund. 

Gardner  (72)  erwähnt  ebenfalls  einen  derartigen  Fall,  der  ohne  Ope- 
ration zur  Heilung  kam. 

e)  Entzündungen,   Geschwüre  und  deren  Folgeerscheinungen. 

77.  Althorp,  Three  cases  of  peiforated  gastric  ulcer.    Tbe  Lancet.  May  30. 

78.  Alvarez,  Traitement  de  I'aic^re  de  Testoinac  par  aue  iDterveDtion  snr  les  racines 
dorsales  YIII  et  voisines.    Med.  moderne  Nr.  19. 

79.  D' Ar cy  Power,  Some  cases  of  gastric  and  intestinal  Perforation  and  tbe  leaaoBS 
they  teacb.  St.  Bartholomeus  bospital  reports  VoL  38.  Nach  Ref.  des  Zentralbl.  für 
Cbirargie. 

80.  Asbe,  Excision  of  a  perforated  gastric  ulcer.    Brit.  medic.  joom.  Dez.  5. 

81.  Blake,  Perforating  alcer  of  tbe  stomach.    Annais  of  sargery.  Jane. 

82.  —  Ulcer  of  tbe  stomach  witb  boarglass  contraction.    Annais  of  surgery.  Febmary. 

83.  Brenner,  Über  die  cbirargische  Bebandlang  des  kailösen  Magengescbwttrs.  Langen- 
becks  Arcbiv  Bd.  69.  p.  704. 

84.  Brentano,  Vorstellung  zweier  operativ  geheilter  Magenperforationen.  Freie  chir. 
Vereinigung.    Zentralblatt  für  Chirurgie  Nr.  7. 

85.  —  Bericht  aber  63  im  Krankenhaus  am  ürban  beobachteter  Magenperforationen,  ibid. 


Fertig,  Verletzangen  und  cliirurgiBohe  Krankheiten  des  Magens.  66B 

86.  Brodnitz,  Das  ülcos  peptioom  nach  Gastroenterostomie.     VerhandL  der  deutschen 
Gesellschaft  fttr  Chirurgie. 

87.  Brunn  er,  Weitere  klinische  Beobachtungen  über  Ätiologie  und  chirurgische  Therapie 
der  Magenperforation  und  Magenperitonitis.    v.  Bruns  Beiträge  Bd.  40.  Heft  1. 

88.  —  Das  akut  in  die  freie  Bauchhöhle  perforierende  Magen-  und   Duodenalgeschwür. 
Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  Bd.  69.  Heft  2-4. 

89.  Bück,  A  case  of  Operation  for  acute  haematemesis.    The  Lancei  April  4. 

90.  Carless,  Gastric  ulcer  and  its  surgery.    The  Lancet.  July  18. 

91.  Gavaillon,  Traitement  chirurgical  de  Fulc^re  de  Festomac  cicatris^.    Lyon  m^dical 
Nr.  31. 

92.  Dahlgren,  Beitrag  zur  Behandlung  des  perforierenden  Magen-  und  Duodenalgeschwürs. 
V.  Volkmanns  Vorträge  Nr.  354. 

93.  Dambrin  et  Delannay,  ülcdre  de  i*estomac.     H^mat^ra^se  abondante.     Ezcision 
de  Fulcöre.    Bnl).  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  Nr.  4. 

94.  Delay,  Ülcöres  anciens  de  Testomac  adh^rences  cons^cutives.    Occlusion  intestinaux 
ohroniqne,  laparotomie.    Lyon  mödical  Nr.  52. 

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Fertig,  Verleizmigeii  und  cbirorgiscfie  Krankheiten  des  Magens.  665 

Wamecke  (147)  gibt  zuerst  einen  geschichtlichen  Abriss  über  die 
Magenoperationen,  sodann  bespricht  er  die  Indikationen  zur  operativen  Be- 
handlung des  Ulcus  ventriculi  und  dessen  Komplikationen  (Perforation,  Peri- 
gastritis, Blutung),  weiterhin  die  Erfolge  der  verschiedenen  Operationsme- 
thoden. 

In  mehreren  grossen  Tabellen  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten  ge- 
ordnet werden  sodann  100  Gastroenterostomien,  79  Pylorusplastiken  und 
100  Pylorusresektionen  sowie  Excisionen  von  Ulcus  ventriculis  zusammen- 
gestellt. 

Carless  (90)  Arbeit  behandelt  das  Ulcus  ventriculi  und  seine  chirur- 
gische Behandlung.  Das  chronische  Ulcus  sei  solitär  in  87%  und  sitze  in 
75*^/0  in  der  Pylorusgegend ,  besonders  an  der  hinteren  Wand  in  der  Nähe 
der  kleinen  Kurvatur.  Bei  zwei  derartigen  Ulcera  hat  er  die  Pyloroplastik 
mit  gutem  Erfolg  ausgeführt.  Sodann  kommt  er  auf  die  Hämatemesis,  Per- 
foration und  deren  Behandlung  und  referiert  über  die  verschiedenen  statisti- 
schen Arbeiten,  bespricht  auch  die  Komplikationen. 

Carless  empfiehlt  die  Pyloroplastik  bei  chronischem  Ulcus  als  ein- 
fache erfolgreiche  Operation,  die  10  ®/o  Mortalität  ergäbe.  Die  unmittelbaren 
Erfolge  seien  oft  ausgezeichnete.  Man  kann  jedoch  diese  Operation  nur  aus- 
führen, wenn  keine  Verwachsungen  am  Pylorus  vorhanden  sind,  dieser  nicht 
verdickt  und  iuduriert  ist. 

•  Die  Pylorektomie  soll  bei  chronischem  Ulcus  mit  tumorartig  verdicktem 
und  indurierten  Pylorus  gemacht  werden.  Die  Gastroplicatio  sei  manchmal 
angebracht  als  Hilfsoperation.  Wolle  man  den  Pylorus  selbst  nicht  angreifen, 
so  soll  die  Gastroenterostomie  ausgeführt  werden. 

Hayem  (105)  hält  eine  klinische  Vorlesung  über  die  chirurgische  Be- 
handlung des  nicht  komplizierten  Ulcus  ventriculi.  Bei  Stenosenerscheinungen 
rät  er  zur  Gastroenterostomie. 

Mauseil  Moullin  (121)  hat  15  Fälle  von  Ulcus  ventriculi  operiert 
mit  zwei  Todesfällen.  Zwölfmal  hat  er  das  Ulcus  exzidiert,  zweimal  Gastro- 
enterostomie gemacht. 

Hermann  (106)  bringt  einen  Fall,  der  beweisen  soll,  dass  auch  die 
zirkuläre  Resektion  in  gewissen  Fällen  unzweifelhaft  gutartiger  Magenstenosen 
indiziert  ist,  zuweilen  sogar  die  einzig  mögliche  Operationsmethode  darstelle. 
Es  handelte  sich  um  einen  sehr  abgemageretn  Patienten,  der  vor  4  Jahren 
geringe  Mengen  konzentrierter  Essigsäure  getrunken  hatte,  es  fand  sich  ein 
beweglicher  Tumor  rechts  vom  Nabel.  Bei  der  Operation  stand  der  Magen 
sehr  steil,  war  stark  verkleinert,  die  stärkste  Verengung  lag  dicht  vor  dem 
Pylorus  mit  stark  verdickter  Wandung.  Der  Magen  wurde  eröffnet,  es  fanden 
sich  zwei  Stenosen,  die  für  einen  Finger  nicht  durchgängig  waren,  es  wurde 
eine  Gastroplastik  nach  Heineke  Miculicz  ausgeführt,  wodurch  die  Ste- 
nosen behoben  wurden.  Zur  Erweiterung  der  am  Pylorus  gelegenen  Stenose 
wurde  auch  die  hintere  Wand  mit  Längsschnitt  gespalten  und  die  narbig 
veränderte  Schleimhaut  exzidiert.  Zugleich  wurde  mit  der  Inzision  an  der 
vorderen  Magenwand  eine  Gastrostomie  verbunden.  Nach  4  Monaten  stellten 
sich  jedoch  die  Stenosenbeschwerden  wieder  ein.  Der  Magen  fand  sich  ausser- 
ordentlich stark  geschrumpft. 

Es  wurde  deshalb  die  zirkuläre  Resektion  ausgeführt ,  womit  ein  6  cm 
langes  Stück  des  Magens  wegfiel.  Zirkuläre  Vereinigung  des  Magens  mit  dem 
Duodenum,  Heilung.     In  dem  exzidierten  Stück  fanden  sich  zwei  Ulcera,  es 


666  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

hatte  sich  um  totale  MageDschrompfimg  mit  doppelter  narbiger  SieDose  ge- 
handelt. 

Die  Gastroenterostomie  bei  gutartigen  Stenosen  empfiehlt  Yerf.  nach 
dem  Verfahren  Ton  Rutkowski-Witzel  mit  Gastrostomie  auszafähreiL 
Diese  Methode  wurde  am  Rudofinerhaus  dahin  modifiziert,  dass  bei  Anlegang 
der  Gastroenterostomie  nach  Wolf  1er  durch  die  Nahtlinie  zugleich  ein  weicher 
Katheder  in  den  abführenden  Jejunumschenkel  unter  Bildung  einer  Schräg- 
fistel nach  Witzel  eingeleitet  wurde. 

Im  allgemeinen  hält  Verf.  die  Gastroenterostomie  für  das  Normalver- 
fahren bei  gutartigen  Stenosen  und  glaubt,  dass  die  Gastroplastik  nur  anf 
wenige,  streng  ausgewählte  Fälle  zu  beschränken  ist,  während  eine  zirkuläre 
Resektion  nur  dort  Platz  zu  greifen  hat,  wo  die  anderen  Methoden  nicht 
ausführbar  sind  oder  die  Zurücklassung  der  erkrankt-en  Magenpartie  nidit 
ratsam  ist. 

Cavaillon  (91)  stellt  in  der  Societe  des  sciences  med.  eine  Patientin 
vor,  welche  Jaboulay  wegen  Perigastritis  nach  Ulcus  ventriculi  operiert 
hat.  Sie  hatte  niemals  Bluterbrechen.  Es  war  ein  schmerzhafter,  mit  der 
vorderen  Bauch  wand  verwachsener  Tumor  vorhanden,  ohne  Stenosenerschei- 
nungen von  Seiten  des  Pylorus.  Im  Magensaft  fand  sich  viel  freie  HO; 
Milchsäure  nur  wenig.  Es  wurde  die  verwachsene  Magenwand  exzidiert  und 
wieder  vernäht.  Glatte  Heilung.  Mikroskopisch  fand  sich  ein  vernarbtes 
Ulcus. 

Cavaillon  berichtet  dann  noch  über  weitere  ähnliche  Fälle.  1.  50jähr. 
Patient  litt  an  starken  Magenschmerzen,  begleitet  von  Erbrechen.  Laparo- 
tomie ergab  narbige  Pylorusstenose  infolge  eines  peritonitischen  Strangs,  der 
durchtrennt  wurde.  Drei  Wochen  lang  ging  es  gut,  worauf  die  Stenosen- 
erscheinnngen  wieder  einsetzten,  jedoch  der  Patient  Hess  sich  nicht  mehr 
operieren. 

2.  44  jähriger  Patient  war  seit  15  Jahren  magenleidend.  Bei  der  Ope- 
ration zeigte  sich  eine  narbige  Zone  am  Vestibulum  pylori.  Divnlsioo. 
Heilung. 

3.  32  jähriger  Mann  mit  Ulcusstenose.  Der  hintere  Abschnitt  des  Pf- 
lorus  war  induriert.  Narbenverdickung,  die  am  Pankreaskopf  fest  adbäreni 
war,  die  Narbe  konnte  nicht  exzidiert  werden,  weshalb  die  Gastroentero- 
stomia  retrocolica  posterior  ausgeführt  wurde.     Heilung. 

Verf.  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  1.  Blutungen  können  bei  Ulcus 
vollkommen  fehlen,  2.  in  allen  Fällen  hat  sich  eine  Hyperchlorhydrie  gezeigt 
3.  die  Lösung  von  Adhäsionen  gibt  nur  temporäre  Heilungsresultat«.  Das 
beste  ist  die  Exzision  der  Narbe,  ist  dies,  sowie  die  Pyloroplastik  unausführ- 
bar, dann  soll  die  Gastroenterostomie  gemacht  werden. 

Moynihan  (128)  beschreibt  das  operative  Vorgehen  bei  akuten  und 
chronischen  Ulcera  und  tritt  sehr  für  die  Gastroenterostomie  ein.  Man 
könne  das  chronische  Ulcus  exzidieren,  wenn  es  nicht  mit  dem  Pankreas 
oder  anderen  Organen  verwachsen  ist,  aber  auch  die  einfache  Gastroentero- 
stomie genüge,  die  Heilung  des  Ulcus  zu  unterstützen  und  die  Blutui^  zu 
beseitigen.  Die  Pyloroplastik  ist  nicht  so  empfehlenswert,  er  hat  sie  dreimal 
ausgeführt  bei  Stenosen,  aber  einmal  nachträglich  noch  die  Gastroenterostomie 
machen  müssen. 

Als  Vorbereitung  zur  Operation  werden  Mundspühlungen  gemacht,  flüssige 
sterile  Speisen  verabreicht.    Der  Magen  wird  zum  ersten  Mal  36  Stunden, 


Fertige  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  1^7 

dann  nochmals  6  Stunden  vor  der  Operation  gespühlt.  Moynihan  gebraucht 
keine  Antiseptica.  Instrumente,  welche  an  der  Schleimhaut  benutzt  waren, 
werden  weggelegt.    Die  Bauchhöhle  wird   mit  Kochsalzlösung  ausgewaschen. 

Ulcusperforationen  hat  Moynihan  10  operiert  mit  4  Heilungen.  Chro- 
nische Ulcera  51  mit  einem  Todesfall.  8  davon  waren  wegen  Blutung  operiert. 
Bei  einem  wurde  das  Ulcus  an  der  hinteren  Wand  exzidiert  und  die  Gastro- 
enterostomie angeschlossen. 

Moynihan  (127)  berichtet  über  100  Gastroenterostomien  wegen  Ulcus 
Simplex  des  Magens  und  Duodenums.  2  Fälle  verliefen  unglücklich,  85  wurden 
operiert  wegen  Ulcus  chronicum  mit  Dyspepsie  und  Magenerweiterung,  ohne 
Todesfall.  15  mal  wurde  wegen  profuser  oder  sich  wiederholender  Blutung 
operiert  mit  einem  Todesfall.  Von  den  100  Patienten  waren  56  weiblichen, 
44  männUchen  Geschlechts.  Die  jüngste  Patientin  war  ein  Mädchen  von  17^ 
die  beiden  ältesten  waren  62  Jahre.  In  neun  Fällen  war  Duodenalulcus  vor- 
banden. 

Woolsey  (150)  bringt  die  Krankengeschichte  eines  42 jährigen  Mannes 
mit  gutartiger  Pylorusstenose,  der  nach  Gastroenterostomie  mit  Murphyknopf 
geheilt  wurde. 

Youngs  (152)  54 jähriger  Patient  litt  lange  Zeit  an  Dyspepsien  und 
Gallensteinen.  Bei  der  Operation  fand  sich  Dilatatio  ventriculi  und  Tumor 
am  Pylorus,  der  sich  bei  der  Inzision  jedoch  nur  hypertrophiert  erwies.  An 
der  hinteren  Wand  sass  vor  dem  Pylorus  ein  Ulcus,  welches  exzidiert  wurde. 
Sodann  Gastroenterostomia  posterior,  welche  einige  Schw.ierigkeiten  bot  wegen 
der  zahlreichen  perigastritischen  Adhäsionen.  Young  führte  dann  noch  die 
Cholecystostomie  aus  und  erzielte  glatte  Heilung. 

Fornardi  (102)  veröffentlicht  einen  mittelst  Anwendung  des  Murphy- 
knopfs  behandelten  und  geheilten  Fall  von  gutartiger  Pylorusstenose. 

Symonds  (141)  fand  bei  einem  40jährigen  Mann,  der  seit  11  Jahren 
an  Magenerweiterung  litt  mit  chronischer  Konstipation  ohne  Bluterbrechen, 
eine  starke  Magendilatation  ohne  Tumor.  Bei  der  Operation  fand  sich  eine 
einfache  Striktur  am  Pylorus,  die  nach  Loretta  gedehnt  werden  konnte. 
Wegen  der  starken  Erweiterung  des  Magens  nähte  Symonds  noch  eine  longi- 
tndinale  Falte  in  die  vordere  Wand. 

Moresco  (125)  operierte  mit  glücklichem  Erfolg  ein  Individuum,  das 
an  Gastrektasie,  Atonie  litt  und  Pyloruserscheinungen  aufwies.  Der  Ausgang 
bestätigte,  dass  die  hintere  Gastroenterostomie  nach  dem  v.  Heck  er  sehen 
Verfahren  (dessen  er  sich  bei  der  Operation  bediente)  zur  Wiederherstellung 
der  Magenfunktionen  ausreicht ;  sie  seideshalb  dem  Rouxschen  y-Operations- 
verfahren  vorzuziehen.  Der  Fall  sei  ausserdem  deshalb  von  Bedeutung,  weil 
viele  bei  Hyposthenie  des  Magens  von  der  Gastroenterostomie  abraten  und 
Terrier  und  Hartmann  bemerken,  dass  das  günstige  Resultat,  das  man 
durch  die  Gastroenteroanastomose  bei  Patienten,  die  an  Pylorusstenose  leiden 
und  Magenstase  aufweisen,  stets  erzielt,  bei  an  einfacher  Dyspepsie  Leidenden 
nicht  immer  beobachtet  wird.  R.  Giani. 

Mathieu  und  Roux  (122)  werfen  die  Frage  auf,  ob  man  nicht  die 
am  Magen  blutenden  Gefässe  direkt  angreifen  solle  zum  Zwecke  der  Blut- 
stillung, 1.  bei  heftigen  Blutungen,  die  auf  innere  Mittel  nicht  stehen,  2.  bei 
chronischen,  nicht  sehr  starken,  aber  sich  immer  wiederholenden,  3.  bei  Blutungen 
welche  auf  innere  Mittel  stehen,  aber  sich  um  so  heftiger  wiederholen.  Die 
Operationen  sind  nicht  sehr  ermutigend,  Savariand  hat  15  derartige  unter 


668  Jahresberieht  för  Chirurgie.    II.  Teil. 

Nr.  1  erwähnten  Fälle  operiert  mit  10  Todesfällen.  VerflF.  machen  auf  die 
Schwierigkeit  aufmerksam,  die  ein  blutendes  Ulcus  dem  Operateur  entg^en- 
bringen  kann,  besonders  wenn  es  an  der  hinteren  Wand  sitzt. 

Chronische,  sich  oft  wiederholende,  fast  ununterbrochene  Blutungen, 
wobei  sich  oft  eine  Pylorusstenose  ausbildet,  verursachen  Schmerzen  und  Er- 
brechen.    Die  Gastroenterostomie  führt  oft  hierbei  zu  guten  Erfolgen. 

Bei  heftigen  sich  wiederholenden  Blutungen  seien  die  operative  Resultate 
unsicher.  Durch  Gastroenterostomie  und  Pyloroplastik  werden  sie  manchmal 
aufgehalten,  doch  sind  die  Beobachtungen  hierüber  noch  nicht  abgeschlossen. 

In  allen  Fällen  gibt  es  nur  eine  Operation,  welche  Sicherheit  betreffs 
der  Heilung  gibt,  das  ist  die  Exzision  des  Ulcus,  jedoch  kann  dies  nicht 
immer  ohne  Gefahr  für  den  Patienten  ausgeführt  werden. 

Yerff.  kommen  zu  dem  Schluss,  dass  die  Operation  bei  Magenblutnngen 
selten  indiziert  sind,  die  innerliche  Behandlung  genüge  in  den  meisten  Fällen 
und  wenn  man  chirurgisch  vorgeht,  so  müsse  man  das  blutende  Ulcus  selbst 
angreifen. 

Moynihan  (131)  berichtet  zuerst  über  Perforationen  des  Magens  und 
Duodenalulcus.     Von  12  Operierten  wurden  sechs  geheilt. 

Zweitens  über  Blutungen.  Bei  akutem  Ulcus  haben  diese  langdanemde 
Dyspepsien  zur  Folge  gehabt,  es  trat  die  Blutung  stets  plötzlich  auf  und 
war  sehr  heftig.  Die  Blutungen  bei  chronischen  Ulcus  teilt  er  in  vier  Gruppen 
ein.  1.  Mit  geringem  Blutverlust,  2.  intermittierende  Blutung  mit  Intervallen 
von  2,  3  und  mehr  Monaten,  diese  Patienten  leiden  alle  an  Magenbeschwer- 
den, 3.  starke,  schnell  sich  wiederholende  Blutungen,  wodurch  die  Kranken 
in  grosse  Gefahr  geraten,  4.  arterielle  tödliche  Blutungen. 

Moynihan  kommt  dann  zur  Behandlung  der  Blutung,  schliesslich  auf 
den  Sanduhrmagen  und  dessen  Ursache,  Symptome,  Diagnose  und  Behandlung. 

Buk  (89)  hat  eine  39jährige  Frau  operiert,  die  seit  6  Monaten  an 
Magenblutung  litt,  welche  jeder  inneren  Behandlung  trotzte.  Er  eröffnete  den 
Magen  und  fand  an  dessen  hinterer  Wand  nahe  der  Gardia  ein  Ulcus,  das 
exzidiert  wurde.     Tabaksbeutelnaht.     Heilung. 

Dambrin  und  Dfelauray  (93)  haben  bei  einer  sehr  stark  blutenden 
31jährigen  Frau  den  Magen  eröffnet,  fanden  das  Ulcus  von  Fünffrancsstück- 
grösse  und  exzidierten  es.     Der  Tod  trat  nach  4  Tagen  ein. 

Eccles  (96)  hatte  eine  Gastroenterostomose  wegen  gutartiger  Pylorus- 
stenose ausgeführt,  nach  14  Tagen  trat  tödliche  Magenblutung  ein  und  es 
fand  sich  bei  der  Sektion  ein  Ulcus  am  Pylorus,  welches  eine  grosse  Arterie 
arrodiert  hatte,  das  Ulcus  war  auch  in  das  Peritoneum  perforiert. 

Schnitzlers  (153)  Patientin,  eine  53  jährige  Frau,  hatte  seit  2  Jahren 
Magenbeschwerden  und  sodann  lebensgefährliche  Blutungen.  Bei  der  Laparo- 
tomie fanden  sich  an  der  kleinen  Kurvatur  nahe  der  Cardia  schwielige  Verände- 
rungen der  Magenwand.  Nach  Exzision  des  kallösen  Ulcus  wurde  die  Gastro- 
enterostomie angeschlossen  und  trat  Heilung  ein. 

Bei  einer  Frau  mit  sehr  heftigen  Magenblutungen,  die  seit  9  Tagen  be- 
standen und  sich  oft  wiederholten,  machte  Tuffier  (144)  trotz  des  trost- 
losen Zustandes  noch  die  Gastrotomie  und  räumte  aus  dem  stark  erweiterten 
Magen  eine  kolossale  Menge  alter  stinkender  Blutgerinnsel  aus.  An  dem  Magen 
fanden  sich  allseitig  Verwachsungen,  die  eingeführte  Hand  konnte  kein  Ulcus 
entdecken.     Tuffier  nähte  den  Magen  wieder  zu  und  Patientin  wurde  ge- 


Fertig,  Verletzongen  und  cbirnrgische  Krankheiten  de8  Magens.  669 

heilt,  er  glaubt,  dass  die  Reinigung  des  Magens  genügte,  die  Blutung  zum 
Stehen  zu  bringen. 

Brunner  (87)  teilt  seine  weiteren  klinischen  Beobachtungen  mit  über 
Ätiologie  und  chirurgische  Therapie  der  Ulcusperforation  und  Magenperitonitis. 
Seine  vier  neuen  Ulcusperforationsfälle  starben  alle  an  Peritonitis,  drei  davon 
waren  operiert.  Bis  jetzt  ist  ihm  von  seinen  sechs  Fällen  nur  einer  gesund 
geworden. 

Bei  zwei  Fällen  von  Perforation  eines  Magenkarzinoms  führte  bei  dem 
einen  die  Auswanderung  pathogener  Organismen,  durch  den  bei  der  Operation 
erfolgten  Riss  des  karzinomatösen  Magens  zu  furibunder  Peritonitis.  Bei  dem 
anderen  erfolgte  die  Perforation  während  der  Probelaparotomie. 

Brunn  er  stellt  dann  die  bakteriologischen  Befunde  bei  Peritonitis  in- 
folge Ulcusperforation  zusammen.  Es  sind  im  ganzen  bei  22  Fällen  nähere 
Untersuchungen   gemacht   worden:   Streptokokken  fanden  sich  9 mal,  davon 

2  mal  allein,  7  mal  Mischinfektion.  Pneumokokken  4  mal,  stets  in  Mischinfektion. 
Bacterium  coli  10 mal,   davon  Imal  allein.     Staphylococcus  pyogenes  aureus 

3  mal  stets  in  Mischinfektion.  Hefezellen  2  mal  als  Nebenbefund.  AnaSrobe 
Stäbchen  2  mal  neben  anderen  Mikroben.  In  zwei  Fällen  blieben  die  Kul- 
taren steril. 

Was  die  bakteriologischen  Befunde  bei  Peritonitis  infolge  von  Magen- 
perforation bei  Karzinom  betrifft,  so  können  nach  Brunners  Ansicht  als 
reine  Falle  nur  solche  gelten,  bei  denen  es  sich  um  subkutane  Perforationen 
handelt,  bei  denen  keine  Operation  gemacht  ist,  aber  solche  hat  er  nicht  be- 
obachtet. 

An  der  Hand  von  460  aus  der  Literatur  gesammelten,  operativ  be- 
handelten Fälle  von  akut  in  die  freie  Bauchhöhle  perforierten  Magen  und 
Duodenalgeschwüren  entwirft  Brunn  er  (48)  ein  Bild  der  klinischen  Symptome 
und  der  zu  ergreifenden  therapeutischen  Massnahmen.  Er  schliesst  alle  Fälle 
bei  seiner  Beü'achtung  aus,  welche  in  ein  benachbartes  Hohlorgan  per- 
forierten, oder  wo  sich  durch  Übergreifen  auf  in  der  Nähe  gelegener  Teile 
sogenannte  Ulcusstenosen  bildeten.  Er  macht  besonders  auf  das  häufige  Vor- 
kommen des  Ulcus  perforans  in  England  aufmerksam,  wo  dies  besonders  bei 
jungen  weiblichen  Personen  dienenden  Standes  vorkommt. 

Von  341  perforierten  Magenulcera  fielen  68  auf  Männer,  273  auf  Frauen. 
Bei  dem  Ulcus  duodeni  überwogen  die  Männer  74 : 8.  Die  Altersverhältnisse 
werden  graphisch  dargestellt,  bei  Männern  verteilt  sich  gleichmässig  die  Per- 
foration des  Magens  und  Duodenums  auf  das  20. — 50.  Jahr,  während  bei 
Frauen  das  Ulcus  ventriculi  mit  Vorliebe  vom  16. — 32.  Lebensjahre  auftritt. 

Ätiologisch  soll  der  Einfluss  der  Jahreszeit,  Nahrungsaufnahme  und 
äussere  Gewalteinwirkung  von  Bedeutung  sein. 

Was  die  pathologische  Anatomie  des  Ulcus  betrifft,  so  sitzt  es  öfter  an 
der  vorderen  als  an  der  hinteren  Wand,  im  Verhältnis  7:1.  Öfter  findet 
sich  die  Perforation  in  der  Nähe  der  Cardia  als  am  Pylorus,  im  Verhältnis 
5 : 3.  Besonders  bevorzugt  ist  die  kleine  Kurvatur.  Die  Perforation  ist  rund 
oder  oval  mit  scharfen  indurierten  Rändern.  Es  kommen  auch  mehrfache 
Perforationen  zugleich  vor.  Bei  ^U—'^ls  aller  Perforationen  finden  sich 
mehrere  Ulcera. 

Brunn  er  kommt  dann  auf  die  Veränderungen  des  Peritoneums  nach 
der  Perforation  zu  sprechen,  femer  auf  den  Keimgehalt  des  in  die  Bauch- 


672  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil 

Brentano  (85)  berichtet  über  63  im  Krankenhaus  am  Urban  (Berlin) 
beobachtete  Magenperforationen.  Auch  hier  überwog  das  weibliche  Geschlecht 
In  ^/s  der  Fälle  war  allgemeine  eitrige  Peritonitis  vorhanden.  14  von  diesen 
wurden  operiert,  4  während  der  ersten  16  Stunden,  und  diese  4  wurden  ge- 
rettet. 9  mal  bestand  die  Operation  wegen  fortgeschrittener  Peritonitis  in 
Drainage  der  Bauchhöhle,  davon  heilte  1  Fall.  5 mal  wurde  das  Ulcus  ge- 
sucht und  vernäht,  1  mal  nach  Exzision.  Die  3  am  frühesten  Operierten  sind 
geheilt.  Bei  der  Reinigung  der  Bauchhöhle  soll  besonders  der  subpbrenische 
und  subhepatische  Raum  berücksichtigt  werden.  Die  Geschwüre  sassen  zu^/s 
an  der  vorderen  Magenwand  in  der  Pylorusgegend.  Bei  Sektionen  wurden 
auch  einige  Male  mehrere  Perforationen  gefunden. 

Zirkumskripte  nicht  eitrige  Peritonitis  begleiten  die  alten  kallösen  pene- 
trierenden Ulcera,  die  sich  in  die  Nachbarorgane  hineinerstrecken.  Es  bilden 
sich  an  der  Vorderwand  Tumoren.  Unter  3  derartigen  Fällen  erkrankten 
2  plötzlich  nach  Heben  einer  Last  mit  dem  Gefühl  innerer  Zerreissung. 

Von  zirkumskripter  eitriger  Peritonitis,  welche  unter  dem  Bilde  des 
subphrenischen  Abszesses  verläuft,  wurden  10  Fälle  beobachtet,  9  operiert  und 
4  geheilt. 

Bei  Ulcus  an  der  hinteren  Wand  des  Magens  sind  Blutungen  am  häufigsten. 
Diese  Ulcera  dringen  in  das  Pankreas  ein  und  arrodieren  hier  Gefasse. 

Dann  stellte  Brentano  (84)  in  der  freien  Chir.  Vereinigung  2  geheilte 
Fälle  vor: 

1.  Einen  53jährigen  Mann,  der  10  Stunden  nach  erfolgter  Perforation 
operiert  wurde.  Nach  Übemähung  des  am  Pylorus  sitzenden  Ulcus  wurde 
dieser  zu  eng,  weshalb  noch  eine  Gastroenterostomie  angeschlossen  wurde. 
Drainage  der  Bauchhöhle.    Heilung. 

2.  26 jähriges  Mädchen,  dem  schon  wegen  Pylorusstenose  eine  Gastro- 
enterostomie angelegt  worden  war,  wurde  operiert  16  Stunden  nach  der  Per- 
foration des  Geschwürs.  Es  fand  sich  die  zur  Gastroenterostomie  benutzte 
Schlinge  zur  Hälfte  vom  Magen  abgelöst  und  letzterer  an  dieser  Stelle  schwielig 
verdickt.  Naht  der  Perforationsstelle  mit  Überdeckung  von  Netz.  Bren- 
tano legte  dann  noch  eine  neue  Gastroenterostomia  retrocolica  post.  an  unter 
Benutzung  des  zuführenden  Schenkels  der  alten  Anastomose.  Das  Netz  wurde 
über  die  Vorderfläche  des  Magens  geschlagen,  um  die  Wiederverwachsung  mit 
der  Bauchwand  zu  verhindern.     Heilung. 

Körte  (113)  stellte  ebenfalls  2  operativ  geheilte  Fälle  vor. 

1.  24  jährigen  Mann,  der  16  Stunden  nach  der  Perforation  operiert  wurde. 
Im  Abdomen  fand  sich  trübe  Flüssigkeit  und  etwas  Gas,  ferner  zeigten  sich 
alte  Adhäsionen.  Die  Perforation  lag  an  der  vorderen  Wand  nahe  der  Cardia 
an  der  kleinen  Kurvatur.  Naht  der  Öffnung  und  Überdeckung  mit  einem 
Netzzipfel.  Gründliche  Reinigung  der  Bauchhöhle  mit  Tupfern  und  Salzwasser- 
spülung. Da  die  Magenbeschwerden  später  noch  weiter  bestanden,  machte 
Körte  nach  4  Monaten  die .  Gastroenterostomie.  Nach  11  Monaten  Wieder- 
eintreten von  Magenblutungen,  die  jedoch  verschwanden. 

2.  39jähriger  Mann  wurde  13  Stunden  nach  der  Perforation  operiert 
In  der  Bauchhöhle  fand  sich  viel  freies  Gas  und  fibrinöse  Beläge  zwischen 
Magen  und  Leber.  Nach  Exzision  der  schwieligen  Ulcusränder  nahe  der  kleinen 
Kurvatur  wurde  die  Naht  angelegt  und  noch  mit  Netz  bedeckt.  Reinigung  der 
Bauchhöhle.    Jodoformgazetamponade.     Heilung. 


Fertig,  Verletzungen  und  chirorgische  Krankheiten  des  Magens.  673 

Littlewood  (116)  hat  in  den  letzten  7  Jahren  10  Fälle  durch  Ope- 
ration geheilt ;  bei  allen  sass  die  Perforation  an  der  vorderen  Wand  nahe  der 
kleinen  Kurvatur.  Es  handelte  sich  immer  um  junge  Frauen  im  Alter  von 
18 — 28  Jahren,  die  5 — 24  Stunden  nach  erfolgter  Perforation  zur  Operation 
kamen.  Das  Ulcus  wurde  exzidiert,  Magen  genäht  und  das  Abdomen  meist 
drainiert,  wenn  viel  Flüssigkeit  sich  darin  befand. 

Fräser  (103)  operierte  eine  24 jährige  Patientin,  die  plötzlich  erkrankt 
war  mit  heftigen  Schmerzen  über  dem  Magen  und  unter  dem  linken  Schulter- 
blatt. Es  fand  sich  das  perforierte  Ulcus  an  der  vorderen  Magenwand;  die 
Rander  waren  induriert  und  in  der  Nähe  sass  ein  zweites  Ulcus,  welches  die 
Magenwand  bis  auf  die  Serosa  perforiert  hatte.  Übemähen  der  Ulcera,  die 
Bauchhöhle  wurde  trocken  ausgewischt  und  geschlossen.  Heilung.  Interessant 
an  dem  Fall  ist,  dass  noch  3  Geschwister  an  Ulcus  ventriculi  leiden. 

Erdmann  (100)  hat  einen  47  jährigen  Mann  operiert  18  Stunden  nach 
der  Perforation.  Im  Abdomen  fand  sich  trübe  Flüssigkeit  mit  Fibrinflocken, 
aber  ohne  Nahrungsbestandteile.  An  der  vorderen  Wand  in  der  Nähe  der 
kleinen  Kurvatur  sass  das  Ulcus,  welches  mit  3  Tabaksbeutelnähten  übemäht 
wurde.     Heilung. 

Die  Patientin  von  Hollis  (107),  eine  24jährige  Frau,  war  vom  Rad 
gefallen.  1—2  Wochen  später  trat  Blutbrechen  auf,  vorher  war  sie  nie  krank. 
Es  kam  zur  Perforation  des  Ulcus  und  Patientin  wurde  4  Stunden  darnach  ope- 
riert. Naht  der  an  der  vorderen  Magenwand  sitzenden  Perforation.  Nach 
14  Tagen  bildete  sich  ein  Leberabszess,  welcher  inzidiert  wurde.  Nach  einigen 
Tagen  trat  der  Tod  ein. 

Bei  der  Sektion  fand  sich  ein  Abszess  im  linken  Leberlappen  und  einer 
in  der  Milz.  Die  Magenwunde  war  so  gut  geheilt,  dass  man  Mühe  hatte,  sie 
zufinden. 

Moynihan  (129)  bringt  12  Fälle,  welche  er  operiert  hat.  Eine  Ex- 
zision  des  perforierten  Ulcus  hält  er  nicht  für  nötig,  er  übernäht  und  deckt 
womöglich  die  Naht  noch  mit  Netz.    6  Patienten  wurden  geheilt,  6  starben. 

In  20 ^/o  der  Fälle  kommt  doppelte  Perforation  vor,  das  zweite 
Ulcus  sitze  meist  an  der  hinteren  Wand.  Die  Gastroenterostomie  führt  er 
nicht  aus. 

Stein  (140)  beobachtete  einen  Fall  von  Ulcus,  der  geheilt,  dann  nach 
2  Jahren  wieder  plötzlich  schwer  erkrankte  mit  Erbrechen,  peritonitischer 
Reizung,  blutigem  Stuhlgang.  Nach  10  Tagen  trat  starke  Hämatemesis  auf, 
starke  Albuminurie  und  dann  massenhafte  Entleerung  von  jauchigem  Eiter 
mit  dem  Urin  3  Wochen  lang,  femer  auch  mit  dem  Stuhlgang  8  Tage  lang. 
Darauf  trat  Heilung  ein.  Es  hatte  sich  also  hier  gehandelt  um  ein  chroni- 
sches Ulcus  ventriculi,  das  zu  starker  Blutung,  zirkumskripter  Peritonitis 
und  Perforation  des  Eiters  ins  Kolon  und  in  das  linke  Nierenbecken  ge- 
führt hatte. 

Tiltons  (143)  Patient  von  49  Jahren  war  mehrere  Jahre  magenleidend 
und  bekam  plötzlich  eine  Perforation,  die  15  Stunden  später  operiert  wurde. 
Gas  und  Flüssigkeit  waren  im  Abdomen,  es  fand  sich  bereits  allgemeine  Peri- 
tonitis. Das  Ulcus  an  der  vorderen  Wand  wurde  genäht,  Abdomen  ausge- 
waschen, worauf  Heilung  eintrat. 

Wallis  (146)  hat  3  Fälle  durch  Operation  zur  Heilung  gebracht. 

Althorp  (77)  bringt  ebenfalls  3  Falle. 

1.  Junge  Frau,  die  32  Stunden  nach  der  Perforation  operiert  wurde. 

Jahrflsberiehfc  Ar  Chimrgie  1903.  43 


674  Jahresbericht  für  Chirurgie.     II.  Teil. 

Die  Perforation  konnte  nnr  schwer  gefunden  werden,  wurde  übernäht.  Der 
Tod  trat  ein  und  bei  der  Autopsie  fand  sich  ein  Sandubrms^en  mit  grossem 
Ulcus;  diesem  gegenüber  war  das  Zwerchfell  durchfressen,  die  Lunge  adhärent, 
Pneumonie  und  Abszess  im  Unterlappen. 

2.  23  jähriger  Mann,  kam  8  Stunden  nach  dem  Durchbruch  zur  Opera- 
tion ;  es  fand  sich  ein  grosses  Loch  an  der  kleinen  Kurvatur,  Naht  desselben, 
die  noch  mit  Netz  überdeckt  wird.     Auswaschen  des  Abdomen.     Heilung. 

3.  27jährige  Frau  mit  perforiertem  Ulcus  an  der  hinteren  Wand,  das 
nach  Eröffnung  des  Mesokolon  gefunden  wurde.  Drainage  des  kleinen  Beckens. 
Heilung. 

Blake  (81)  hat  einen  47jährigen  Mann  operiert,  der  früher  magen- 
leidend war,  er  erkrankte  dann  plötzlich  mit  Schmerzen  im  Epigastrinm  und 
Erbrechen.  Es  fand  sich  ein  perforiertes  Ulcus  an  der  vorderen  Magenwand 
von  7  mm  Durchmesser,  nahe  dem  Pylorus  sitzend.  Exzision  des  Ulcus  und 
Pyloroplastik.     Heilung. 

Keays  (110)  hat  eine  doppelte  Perforation  bei  der  Autopsie  eines 
16  jährigen  Mädchens  beobachtet.  Dasselbe  hatte  seit  12  Monaten  an  Magen- 
verstimmung gelitten,  aber  nie  Bluterbrechen  gehabt.  Erste  Perforation  saas 
an  der  vorderen  Magenwand,  nahe  der  Cardia  an  der  kleinen  Kurvatur,  die 
zweite  an  der  hinteren  Wand  unmittelbar  der  ersteren  gegenüber. 

Evans  (101)  hat  ein  perforiertes  Ulcus  bei  36  jähriger  Frau  mit  gutem 
Erfolg  exzidiert. 

Ashe  (80)  operierte  eine  32jährige  kollabierte  Frau  und  exzidierte  das 
perforierte  Ulcus  an  der  vorderen  Wand.  Auswaschen  des  Bauches  mit  warmem 
Wasser.     Heilung. 

Groves  (104)  Patientin,  bei  der  alle  Zeichen  eines  akut  in  die  freie 
Bauchhöhle  periforierten  Ulcus  vorhanden  war,  verweigerte  die  Operation.  Die 
Behandlung  bestand  in  Umschlägen  von  heissen  in  Terpentin  getränkten 
Tüchern  und  es  trat  Heilung  ein. 

Spichers  (139)  Fall  ist  ebenfalls  spontan  geheilt.  Es  handelte  sich  um 
ein  17 jähriges  Mädchen,  welches  3  Monate  wegen  Magenblutung  bebandelt 
worden  war.  Sie  befand  sich  dann  wieder  ausser  Bett,  erkrankte  aber  plötz- 
lich wieder  nach  schnellem  Gehen  und  heftigen  Niesen  mit  Bluterbrecheu, 
starken  Schmerzen,  Aufstossen,  Würgen,  Beklemmungen  und  Angstgefühl.  Leib 
war  stark  aufgetrieben  und  druckempfindlich.  Leberdämpfung  verkleinert, 
Atmung  oberflächlich  und  beschleunigt.  Flatus  und  Stuhlgang  gingen  nicht 
ab,  Erbrechen  wurde  sehr  heftig,  so  dass  die  Diagnose  Perforationsperitonitis 
sicher  war. 

Die  Behandlung  bestand  in  rektaler  Ernährung,  Opium,  Kokain,  Bella- 
donnatropfen; Alkoholumschlägen  um  den  Leib  und  Einreiben  mit  Gre  de  scher 
Salbe.    Es  trat  Heilung  ein. 

D'Arcy  Power  (79)  weist  auf  die  Schwierigkeit  hin,  Magen-  und  Dann- 
perforation rechtzeitig  zu  erkennen.  Die  wichtigsten  Symptome  sind  für  ihn 
die  plötzlich  auftretenden  Leibschmerzen  mit  Empfindlichkeit  der  Bauchdecken 
bei  Berührung.  Zunahme  des  Pulsschlages  von  einer  halben  Stunde  zur 
anderen  und  besonders  die  auf  einen  bestimmten  Punkt  begrenzte  Schmerz- 
haftigkeit  des  Bauches.  Anfangs  wurden  die  Perforationen  leicht  mit  anderen 
Krankheiten  verwechselt,  besonders  mit  Appendicitis,  da  öfter  der  Magen- 
oder Darminhalt  nach  der  rechten  Bauchseite  fliesse  und  hier  zunächst  eine 
Entzündung  des  Bauchfelles  hervorrufe. 


Fertig,  Verletzangen  und  chirurgiBche  Krankheiten  des  Magens.  675 

Arcy  hat  vier  perforierte  Magenulcera  genäht,  teils  dabei  auch  das 
Netz  über  die  Nahtlinie  befestigt.  Drei  Patienten  wurden  geheilt,  einer  starb 
nach  19  Tagen  infolge  subphrenischen  Abszesses  und  Pneumonie.  Das  Ulcus 
sass  immer  an  der  vorderen  Wand. 

Weber  (148)  beschreibt  einen  Fall  von  Perforationsperitonitis  nach 
Ulcus  ventriculi.  Bei  der  Operation  fand  sich  geruchloses  Gas  im  Abdomen. 
Das  Loch  am  Pylorus  wurde  vernäht.  Es  trat  der  Tod  ein.  Weber  macht 
noch  darauf  aufmerksam,  dass  der  Stimmfremitus  bei  dem  Patienten  im 
Epigastrium  sehr  stark  war  und  sich  nach  der  Epiphyse  zu  abschwächte. 
Dies  komme  dadurch  zustande,  dass  eine  Kommunikation  der  zwischen 
Leber  und  dem  Zwerchfell  angesammelten  und  unter  den  Bauchdecken  ge- 
legene Luft  bestehe;  es  werden  infolgedessen  die  geringsten  Fibrationen  des 
Diaphragmas  beim  Sprechen  und  Zählen  durch  die  Elastizität  des  Gases  den 
Banchdecken  mitgeteilt. 

Taylor  und  Rusell  (142)  haben  einige  interessante  Fälle  beobachtet. 
Bei  dem  einen  zeigte  sich,  dass  eine  Perforation  bestehen  kann,  ohne  irgend- 
welche Schmerzen  oder  sonstige  Abdominalerscheinungen  hervorzurufen.  Es 
handelte  sich  um  eine  48  jährige  Frau,  die  6  Tage  starke  Magenblutungen 
hatte,  dann  plötzlich  kollabierte  und  nach  15  Stunden  starb.  Bei  der 
Autopsie  war  eine  Perforation  an  der  hinteren  Magenwand  zu  finden  und  die 
Bursa  omentalis  war  mit  Blut  stark  angefüllt.  Infolge  Verschlusses  des 
Foramen  Winslowii  war  weder  Gas  noch  Blut  in  der  freien  Bauchhöhle  zu 
finden,  keine  Zeichen  von  Peritonitis. 

Der  2.  Fall  ist  deshalb  interessant,  weil  er  zeigt,  dass  bei  akuter 
septischer  Peritonitis  normaler  Puls  und  Temperatur  bestehen  kann.  Auch 
Erbrechen  und  Schmerzen  waren  nicht  vorhanden.  Die  Perforation  war  nicht 
von  Kollaps  begleitet  und  das  Ulcus  hatte  weder  Verdauungsstörungen  noch 
andere  Symptome  von  Seiten  des  Abdomens  verursacht. 

Pol  lock  (134)  wurde  zu  einem  angeblich  sterbenden  18  jährigen  Mädchen 
gerufen,  er  fand  dasselbe  pulslos,  kollabiert,  sie  hatte  Schmerzen  im  Leib,  be- 
sonders bei  Druck,  zeigte  kostale  Atmung.  Nach  einigen  Tagen  ging  dieser 
Zustand  vorüber,  welcher  vorgetäuscht  war  durch  das  Verhalten  der  Men- 
struation, welche  dann  auch  wieder  eintrat.  • 

L6jars  (115)  operierte  eine  seit  8  Jahren  magenkranke  Frau,  welche 
in  letzter  Zeit  sehr  viel  erbrach.  Es  fand  sich  ein  epigastrischer  Tumor  in 
der  Pylorusgegend  bei  der  stark  abgemagerten  37  Kilo  wiegenden  Patientin. 
Bei  der  Operation  wurde  der  Pylorustumor  nach  der  Koch  er  sehen  Methode 
reseziert.  Pat.  wurde  geheilt,  nahm  an  Gewicht  zu  und  die  Untersuchung 
des  Tumors  ergab  ein  Ulcus  callosum. 

Rovsing  (137).  In  dem  einen  Falle  war  der  Patient  sehr  anämisch,  er  hatte 
Iftngere  Zeit  hindurch  Blutung  gehabt  Kurz  nach  dem  Eintritt  der  Perforation  wurde 
Laparotomie  gemacht;  der  Patient  starb  kurz  nach  der  Operation. 

Der  zweite  Fall  war  eine  49jährige  Witwe,  die  31  Jahre  lang  an  Magensyroptomen 
gelitten  hatte.  Unter  der  Spitze  der  9.  Rippe  fand  sich  eine  walnussgrosse  Resistenz. 
Laparotomie.  Der  Magen  angeheftet  am  Diaphragma  und  der  Bauchwand  in  der  Gegend 
der  linken  Rippenknrvatur  mit  einer  gleichsam  röhrenförmigen  Adhärenz;  diese  wird  rund 
herum  durchgeschnitten  und  entspricht,  wie  sich  herausstellt,  einer  zweipfenniggrossen 
runden  Perforation  im  Magen,  welcher  Sanduhrform  bat.  Sutur  der  Perforation  und  plastische 
Bedeckung  mit  einem  Stück  Omentum.  —  Die  harte  Geschwulst,  die  durch  die  Bauchwand  zu 
fühlen  war,  war  eine  grosse  Drüsengeschwulst,  welche  an  der  kleinen  Kurvatur  sass.  Die 
mikroskopische  Untersuchung  zeigte,  dass  sie  tuberkulös  war,  was  darauf  hindeuten  konnte, 
dass  das  Magengeschwür  tuberkulöser  Natur  war.    Genesung.  Schaldemos e. 

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676  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

Einen  Beitrag  zum  kallösen  penetrierenden  Magengeschwür  gibt  Lorenz 
(118).  Im  ersten  Falle  entstand  bei  Lösung  von  Verwachsungen  ein  Loch 
im  Magen,  das  wegen  seiner  infiltrierten  Bänder  nicht  genäht  werden  konnte, 
es  wurde  deshalb  durch  die  Öffnung  ein  Drain  in  den  Magen  eingeführt, 
ringsum  tamponiert  und  die  Gastroenterostomie  gemacht  Tampon  und  Drain 
konnten  nach  acht  Tagen  entfernt  werden,  es  trat  Heilung  ein. 

Bei  dem  II.  Fall  bildete  das  Ulcus  einen  verwachsenen  Tumor  am  Fundns. 
Bei  Lösung  riss  der  Magen  ein,  wurde  ebenfalls  drainiert  und  so  behandelt 
wie  Fall  I. 

Auch  bei  nicht  verengtem  Pylorus  hält  Verf.  die  Anlegung  einer  Gastro- 
enterostomie in  jedem  zur  chirurgischen  Behandlung  gelangenden  Fall  von 
Magengeschwür  für  dringend  wünschenswert.  Für  unbedingt  notwendig  hält 
er  die  Gastroenterostomie  bei  kallösen  penetrierenden  Ulcera,  um  dem  Magwi 
die  nötige  Ruhe  zum  Ausheilen  zu  verschaffen.  Lorenz  glaubt,  dass  das  durch 
die  Not  in  Anwendung  gebrachte  Verfahren  bei  seinen  zwei  Fällen :  Die  Drai- 
nage des  perforierten  Ulcus  mit  Gastroenterostomie  als  ein  sehr  zweckmässiges 
bezeichnen  zu  können  in  Fällen,  wo  das  Ulcus  einreisst  und  die  Resektion 
zu  eingreifend  erscheint.  Er  schlägt  vor,  in  ähnüchen  Fällen  einen  Gummi- 
schlauch durch  die  Perforation  in  den  Magen  und  weiter  in  den  abführenden 
Schenkel  der  Gastroenterostomie  oder  durch  den  Pylorus  in  das  Duodennm 
einzuführen.  Der  Schlauch  wird  am  Magen  dann  wie  bei  der  K  ade  rächen 
Gastrostomie  befestigt  und  dient  zur  Nahrungszufuhr  des  Patienten. 

Brenner  (83)  gibt  zuerst  eine  Darstellung  der  klinischen  Erscheinungen, 
welche  durch  das  kallöse  Magengeschwür  hervorgerufen  werden.  Die  Diagnose 
sei  nur  leicht,  wenn  es  sich  um  tastbare  Verdickungen  der  Magen-  oder  Bauch- 
wand handele,  oder  auch  bei  Magenlebergeschwüren.  In  den  von  ihm  operierten 
24  Fällen  war  bei  12  ein  Tumor  oder  Resistenz  zu  fühlen.  13  mal  war  das 
Ulcus  mit  der  hinteren  Bauch  wand,  4  mal  mit  der  vorderen  und  hinteren, 
2  mal  nur  mit  der  vorderen,  Imal  mit  der  Leber  und  in  sieben  Fällen  war 
es  nicht  verwachsen.  Wenn  kein  Tumor  zu  fühlen  war,  blieben  die  übrigen 
Zeichen  des  Ulcus  als  Kriterium  für  den  chirurgischen  Eingriff.  Bei  geringer 
Ausdehnung  und  flacher  Gestaltung  des  Geschwürstrichters,  der  sich  bei  der 
Operation  meist  durch  die  vordere  Magenwand  abstasten  lässt,  wird  zumeist 
die  Gastroenterostomie  genügen,  die  in  neun  Fällen  mit  befriedigenden  Dauer- 
resultaten ausgeführt  wurde. 

In  14  Fällen  hat  Brenner  die  Resektion  des  Ulcus  gemacht,  4  starben 
im  Anschluss  an  die  Operation.  Die  anderen  sind  trotz  grosser  technischer 
Schwierigkeiten  und  langer  Operationssdauer  glatt  geheilt.  Trotz  der  Ver- 
wachsungen mit  Leber  und  Pankreas  erfolgte  durch  die  Ablösung  keine  grössere 
Blutung  und  trotz  des  Zurückbleibens  des  eigentlichen  Geschwürsgrundes  wurde 
die  Heilung  nicht  gestört.  Viel  grösser  sollen  die  Schwierigkeiten  sein,  sich 
nach  Ablösung  des  Ulcus  zu  orientieren  und  einmal  gelang  es  Brenner  nur 
nach  Querteilung  des  Magens  alle  Nebenverwachsungen  zu  überblicken,  zn 
lösen,  die  kallösen  Ränder  zu  resezieren,  um  so  die  richtigen  Verhältnisse 
wiederherzustellen.  Die  von  Verf.  operierten  und  geheilten  Fälle  befinden  sich 
seit  1896  und  1900  gesund.  Er  hat  viermal  die  segmentäre  Resektion  des 
Ulcus  ausgeführt,  einmal  die  zirkuläre  und  dreimal  nach  der  II.  Billrothschen 
Methode  verfahren.  Zwei  weitere  von  ihm  resezierte  Fälle  sind  erst  in  den 
letzten  Wochen  operiert  und  kommen  nicht  in  Betracht. 


Fertig,  Verletzimgen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  677 

Malgaigne  und  Souligouz  (119)  beschreiben  zwei  Fälle  von  snb- 
phrenischer  Gasphlegmone  nach  Ulcusperforation. 

Klieneberger  (111)  hält  die  Diagnose  der  gastritischen  Phlegmone 
für  unsicher.  Ein  67  jähriger  Mann,  der  niemals  Magenstörungen  früher  ge- 
habt hatte,  wurde  mit  schweren  Verdauungsstörungen,  die  nach  Verabreichung 
von  8,5  g  Jodkali  aufgetreten  sein  sollen,  ins  Krankenhaus  eingeliefert.  Er 
hatte  starke  Druckempfindlichkeit  im  Epigastrium  und  Fieber,  starb  nach 
kurzer  Zeit.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  eine  Gastritis  phlegmonosa  diffusa 
und  Peritonitis  diffusa.  Es  ist  sehr  merkwürdig,  dass  solche  geringe  Jod- 
mengen eine  so  schwere,  tödliche  Gastritis  hervorrufen  können. 

Huguenin  (108)  hat  eine  primäre  Magenphlegmone  bei  einem  73jährigen 
Mann  beobachtet.  Bei  der  Sektion  zeigte  sich  eine  Phlegmone,  die  ausge- 
gangen war  vor  einem  alten  Ulcus  rotundum  an  der  kleinen  Kurvatur  in  der 
Nähe  des  Pylorus,  femer  war  noch  eine  chronische  Gastritis  vorhanden.  Die 
Phl^mone  war  verursacht  durch  Streptokokken,  die  vom  Ulcus  ausgegangen 
waren. 

Moynihan  (132)  beschreibt  das  Bild  der  phlegmonösen  Gastritis,  er 
unterscheidet  diffuse  und  zirkumskripte  Formen.  Er  stellt  81  Fälle  mit 
Krankengeschichten  aus  der  Literatur  zusammen. 

Eisner  (98)  erzielte  eine  Dauerheilung  einer  Fistula  gastrocolica,  welche 
im  Anschluss  an  ein  Ulcus  ventriculi  entstanden  war.  Bei  der  Operation 
fand  sich  ein  Loch  in  der  hinteren  Magenwand,  dahin  zog  das  Colon  trans- 
versum  und  war  breit  verwachsen,  da  die  Fistelstelle  nicht  zugänglich  war, 
wurde  der  betreffende  Teil  des  Colon  transversum  total  ausgeschaltet  und 
Flexura  sigmoidea  mit  dem  Colon  transversum  anastomosiert.  Diesen  aus- 
geschalteten Darmteil,  der  mit  dem  Ms^en  in  Verbindung  steht,  hat  Verf. 
nun  auf  der  Röntgenplatte  sichtbar  machen  können,  indem  er  dem  Patienten 
vorher  eine  Aufschwemmung  von  10  g  Bismutum  subnitricum  eingab. 

Roh  in  (136)  beobachtete  eine  heftige  Gastritis  nach  Intoxikation  von 
Salpetersäure,  diese  hatte  ein  gut  Teil  der  Schleimhaut  zerstört,  weshalb  die 
freie  HCl  fehlte.  Doch  hat  wahrscheinUch  keine  totale  Drüsenatrophie  statt- 
gefunden, da  Pepsin  im  Mageninhalt  vorhanden  war.  Die  während  der 
Operation  beobachteten  Narben  bewiesen,  dass  unter  der  Einwirkung  der 
Ssdpetersäure  Ulzerationen  entstanden  waren,  die  eine  narbige  Pylorusstenose 
verursachten,  deren  Folgen  nach  Gastroenterostomie  beseitigt  wurden. 

Bei  einer  Patientin,  die  seit  zwei  Jahren  an  Ulcus  ventricuH  litt,  ent- 
fernte Alvarez  (78)  ein  ulzeriertes  Lipom  neben  der  Wirbelsäule,  das  in 
der  Höhe  des  VII. — IX.  Brustwirbels  sass.  Darauf  trat  zunächst  hämor- 
rhagisches Erbrechen  auf,  das  bald  wieder  schwand,  auch  die  Magenschmerzen 
schwanden,  Patientin  konnte  alle  Nahrung  wieder  zu  sich  nehmen,  so  dass  sie 
jetzt  von  ihrem  Ulcus  ventriculi  ebenfalls  geheilt  ist. 

Dieser  Heilungsverlauf  brachte  Alvarez  auf  den  Gedanken,  bei  Ulcus 
ventriculi  beiderseits  den  VIH.  Interkostalnerven  zu  durchschneiden,  um  Heilung 
zu  erzielen,  denn  er  nahm  an,  dass  bei  dem  tief  sitzenden  Lipom  dieser  Nerv 
mit  durchschnitten  wurde  und  dadurch  das  Geschwür  günstig  beeinflusst  worden 
ist.  Jedoch  traten  in  dem  Falle  die  Ulcusbeschwerden  nach  sechs  Monaten 
wieder  auf,  was  Verf.  dadurch  zu  erklären  sucht,  dass  die  Nervenbahn  sich 
wieder  hergestellt  habe. 

Brodnitz  (86)  demonstrierte  auf  dem  Chirurgenkongress  das  Präparat 
eines  Ulcus  pepticum,  welches  von  einem  Patienten  stammte,  dem  er  3^/«  Jahre 


678  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.     II.  Teil. 

vorher  wegen  Pylorusstenose  eine  Gastroenterostomie  angelegt  hatte.  In  letzter 
Zeit  hatte  sich  ein  kirschkerngrosser  Tumor  in  der  Narbe  gebildet  und  bei 
der  II.  Operation  fand  sich  dieser  bedingt  durch  ein  grosses  Ulcus  jejuni 
vis  ä  vis  der  Anastomosenöffhung,  das  mit  den  Bauchdecken  verwachsen  war. 
Brodnitz  machte  die  Resektion  eines  Teiles  des  Magens  mit  Jejanum. 

Aus  der  Literatur  konnte  Brodnitz  14  Fälle  von  Ulcus  pepticum  zu- 
sammenstellen und  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Das  Ulcus  pepticum  ist  bisher  nur  nach  Gastroenterostomie  wegen 
gutartigen  Magenaffektionen  beobachtet  worden. 

2.  Es  entsteht  sowohl  bei  Hyperazidität  wie  bei  normaler  und  snb- 
normaler  Azidität. 

3.  Es  bildet  sich  sowohl  bei  Gastroenterostomia  anterior  wie  posterior 
aus.  DieG.  anterior  bietet  einen  grösseren  Schutz  gegen  die  Perforationsperitoniti& 

4.  Das  Ulcus  pepticum  verläuft  häufig  ganz  symptomlos,  in  anderen 
Fällen  sind  nächtliche  Schmerzen  vorherrschend. 

5.  In  der  Hälfte  der  geheilten  Fälle  ist  ein  Rezidiv  des  Ulcus  beobachtet 
worden,  woraus  auf  individuelle  Disposition,  deren  Ursache  bisher  nicht  be- 
kannt ist,  geschlossen  werden  muss. 

I  mr  6dy  8  (108a)  Arbeit  verdankt  ihre  Entstehung  einer  Diskussion  anläss- 
lieh  Dollingers  Vortrag  über  die  Resultate  der  Gastroenterostomie  bei  ver- 
schiedenen Magenerkrankungen  (Vergl.  Bericht  über  das  Jahr  1902,  Ungarische 
Literatur,  Refer.  Nr.  12). 

Verf.  bespricht  zunächst  die  Indikation  einer  Operation  beim  peptischra 
Magengeschwür,  bezw,  dessen  Folgeerkrankungen.  Solche  Indikationen  wären 
1.  Perforationen;  2.  Blutungen;  3.  langdauemde,  erfolglos  interne  Behandlm^; 
4.  perigastrische  Verwachsungen,  wenn  selbe  sehr  schmerzhaft  wird  oder 
Stenose  verursachen;  5.  perigastrische  oder  subphrenische  Abszesse;  nnd 
schliesslich  6.  konsekutive  narbige  Pylorusstenose. 

Als  Operationen  kämen  in  all  diesen  Fällen  Gastroenterostomie,  Pylorns- 
resektion  oder  Pylorusplastik  in  Betracht. 

Imredy  zitiert  fünf  Fälle,  in  welchen  nach  erfolgter  Gastroenterostomie 
(3  davon  operierte  Dollinger,  2  Lümnitzer)  auch  die  Magenfunktion  einer 
genauen  Prüfung  unterzogen  wurde.  Bei  sämtlichen  Operierten  zeigte  sich: 
1.  eine  Zunahme  des  Körpergewichtes;  2.  ein  Sistieren  der  Magenbeschwerden; 
3.  eine  Rückbildung  des  ektatischen  Magens;  4.  eine  auffallende  Besserung 
der  motorischen  Magentätigkeit;  5.  die  sekretorische  Funktion  des  Magens 
betreffend,  kann  nach  erfolgter  Gastroenterostomie  teils  eine  Hypersekretion, 
bezw.  Hyperazidität  bestehen,  teils  kann  die  Sekretion  bis  zur  subnormalen 
herabsteigen.  Aus  letzteren  Gründen  wäre  nach  erfolgter  Operation  zu  einer 
aufklärenden  Untersuchung  dringend  zu  raten,  um  Falle  einer  Hyperazidität 
durch  entsprechende  innerliche  Darreichung  von  Alkalien  der  Entstehung 
eines  Ulcus  jejuni  pepticum  vorzubeugen.  J.  Dollinger  (Budapest). 

Mi  tschell  (124)  veröffentlicht  6  Fälle  von  Sanduhrmagen,  die  er 
operiert  hat.  Alle  Patienten  litten  schon  Jahre  lang  an  Magenbeschwerden. 
In  5  Fällen  führte  Mi  tschell  die  Gastrogastrostomie  nach  Wolf  1er  ans, 
wonach  4  vollkommen  geheilt  wurden,  einer  starb.  In  einem  weiteren  Falle 
machte  Mitschell  die  Gastrojejunostomie  mit  gutem  Erfolg  und  zwar  des- 
halb, weil  der  eine  Magenabschnitt  zu  schmal  erschien,  der  Pylorus  in  Ad- 
häsionen eingebettet  war  und  deshalb  die  Anastomose  zwischen  beiden  Magen- 
abschnitten unmöglich  war. 


Fertig,  VerleizuDgen  und- chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  679 

Weiter  hat  Mitschell  noch  6  Fälle  von  Dilatatio  ventriculi  und  gut- 
artiger Pylorusstenose  operiert.  Die  Gastrojejunostomie  wurde  ausgeführt. 
3  Patienten  starben. 

Eider  (97)  hat  ein  47 jähriges  Fräulein,  das  bereits  12  Jahre  lang  an 
Ulcnsbeschwerden  litt,  operiert.  Es  fand  sich  ein  Sanduhrmagen,  die  Ein- 
schnürung sass  näher  der  Cardia  als  dem  Pylorus.  Nach  Lösung  der  Ad- 
häsionen und  Ausführung  der  Gastroplastik  trat  Heilung  ein. 

Kammerer  (109)  hat  einen  46jährigen  Mann,  der  seit  4  Jahren  an 
Ulcus beschwerderi  und  Pylorusstenose  leidet,  operiert.  Der  kardiale  Abschnitt 
des  Sanduhrmagens  war  doppelt  so  gross  als  der  pylorische.  Die  ein- 
schnürende Partie  am  Magen  wurde  durchtrennt  und  dann  eine  Wieder- 
vereinigung der  hinteren  sowie  vorderen  Wand  ausgeführt,  wodurch  der  Magen 
wieder  seine  normale  Gestalt  erhielt.    Heilung. 

Moynihan  (130)  fand  einen  dreigeteilten  Magen  bei  einer  27jährigen 
Frau,  die  seit  9  Jahren  magenleidend  war.  Durch  2  einschnürende  P'urchen 
war  der  Magen  in  einen  grossen  mittleren,  einen  kleinen  pylorischen  und 
etwas  grösseren  kardialen  Abschnitt  geteilt.  Der  kardiale  wurde  sodann  mit 
dem  mittleren  durch  Gastrogastrostomie  in  Verbindung  gebracht  und  sodann 
noch  eine  Gastroenterostomie  zwischen  mittlerem  Sack  und  Anfangsteil  des 
Jejunum  hergesteUt.     Heilung. 

Blake  (82)  hat  bei  einer  45jährigen  Frau  mit  Sanduhrmagen  die 
Gastoenterostomie  nach  Hacker  mit  gutem  Erfolg  ausgeführt. 

Dur  ante  (95)  beschreibt  2  Fälle  von  Sanduhrmagen  mit  fibröser 
Pylorusverengung;  in  einem  derselben  nahm  er  eine  Pyloroplastik  und  Gastro- 
plastik vor,  in  dem  anderen  eine  Pyloroplastik  und  eine  Gastroenterostomie 
nach  der  Wolf  1  ersehen  Methode;  das  Resultat  war  in  beiden  Fällen  ein 
befriedigendes.  —  An  diese  Fälle  knüpft  er  einige  Erwägungen  betreffs  der 
Symptome,  der  Diagnose,  Prognose  und  Behandlung;  bezüglich  der  Behandlung 
meint  er,  dass  die  Gastroplastik,  wenn  keine  Pylorusstenose  besteht,  ein  aus- 
gezeichnetes Eesultat  geben  könne.  K.  Giani. 

Der  Fall  Lumniczers  (123a)  bezieht  sich  auf  eine  32jähr.  Frau,  die 
seit  8  Jahren  an  heftigen  Magenbeschwerden  infolge  von  Magengeschwür  litt. 

Bei  der  Operation  fanden  sich  am  Magen  drei  Narben;  davon  bedingte 
eine  zirkulär  verlaufende,  1^/s  cm  breite  Narbe  eine  Sanduhrform  des  Magens; 
—  am  Pylorus  führte  eine  ^/a  cm  breite  und  vertikal  ziehende  Narbe  zu 
einer  Striktur  derselben,  —  während  die  dritte,  sternförmige  Narbe  am  Fun- 
dus sass. 

Die  Operation  bestand  in  partieller  Magensekretion,  Gastroenterostomie 
(retrocolica)  und  Pylorusplastik,  indem  nach  Exstirpation  der  zweiterwähnten 
vertikalen  Narbe  des  Pylorus,  letzterer  quer  genäht  wurde.    Heilung. 

J.  Dollinger  (Budapest). 

W  Ullstein  (151)  demonstrierte  auf  dem  Chirurgenkongress  eine  sehr 
reichhaltige  interessante  Sammlung  von  Sanduhrmägen,  welche  die  Ätiologie 
und  Pathologie  des  segmentierten  Magens  vollständig  zur  Anschauung  brachte. 
Wul Istein  bespricht  die  Ätiologie  des  angeborenen  Sanduhrmagens  sowie 
die  einzelnen  Theorien.  Er  selbst  möchte  bei  manchen  Fällen  einen  gewissen 
Atavismus  annehmen  und  demonstriert  zur  Stütze  seiner  Ansicht  zum  Ver- 
gleich mit  entsprechenden  menschlichen  Mägen  die  von  Maus  und  Hamster. 
W Ullstein  hat  dann  noch  2  neue  Theorien  aufgestellt.  Nach  der  einen 
behält  der  Magen   in    seinem   pylorischen  Teil    einen   gewissen  darmartigen 


680  Jahresbericht  für  Gfairnrgie.    II.  Teil. 

Charakter,  and  es  kommt  zu  einer  partiellen  Erweiterung  im  kardialen  Teile. 
Dies  spreche  für  eine  sehr  frühe  EntwickelTingshemmnng  aus  jener  Zeit,  in 
welcher  der  ganze  Darm  als  gleichweites  Rohr  in  geradem  Verlauf  durdi  die 
Leibeshöhle  ziehe.  In  anderen  Fällen,  wo  es  zur  Bildung  eines  ausgesprochenen 
Isthmus  kommt,  oder  wo  der  Magen  mehrere  Einziehungen  aufweist,  nimmt 
Wullstein  an,  dass  es  sich  um  Druckwirkung  der  Nachbarorgane,  Pankreas, 
Arteria  coeliaca,  splenica  oder  phrenica  handele,  welche  schon  in  den  ersten 
Wochen  des  Fötallebens  entstehe.  Wullstein  hat  eine  grosse  Anzahl  fötaler 
Magen  untersucht  und  2  gefunden,  die  kleine  Einschnürungen  zeigten. 

Sodann  kommt  Wullstein  zu  dem  erworbenen  Sanduhrmagen,  dessen 
Ätiologie  er  bespricht,  er  demonstrierte  Präparate,  die  durch  Pseudoligamente 
infolge  perigastrischer  Verwachsungen,  solche  die  durch  Neoplasmen  und  andere. 
welche  durch  Narbenstriktur  nach  Ulcus  entstanden  waren.  Besonders  erwähnens- 
wert waren  folgende:  I.  ein  Präparat,  welches  die  Hirsch  sehe  Ansicht  unter- 
stützt, dass  nämlich  das  zum  erworbenen  Sanduhrmagen  führende  Ulcus  häufig 
an  dem  Isthmus  eines  vorhandenen  kongenitalen  Sanduhrmagens  entstände, 
ein  2.,  bei  welchem  es  am  Isthmus  zur  Achsendrehung  und  damit  zn  Deus- 
erscheinungen  gekommen  ist,  3.  einen  Magen,  bei  welchem  die  Einschnürung 
an  der  grossen  Kurvatur  durch  eine  mit  zu  kurzer  Jejunumschlinge  angelegte 
Gastroenterostomie  bedingt  war.  Bei  einem  4.  Magen  war  die  Sanduhrform 
durch  Korsettschnürung  entstanden.  Bei  dem  5.  war  durch  entspredienden 
Narbenzug  und  perigastrische  Verwachsungen  der  kardiale  Magenteil  ganz  an 
das  Duodenum  herangezogen,  der  pylorische  Teil  aber  vollkommen  divertikel- 
artig  unter  dem  kardialen  resp.  unter  das  Duodenum  verlagert. 

Wullstein  kommt  sodann  zur  Therapie.  Er  hat  eine  neue  bis  jetzt 
nur  an  Hunden  ausgeführte  Methode  ersonnen,  die  der  Resektion  des  Isthmus 
nicht  nachstehen  soll,  andererseits  kein  schwerer  Eingriff  ist.  Sie  habe  den 
Vorteil,  dass  sie  sowohl  die  äussere  Form  des  Magens  als  auch  das  Lumen 
in  vollkommen  normaler  Weise  wiederherstellt  und  dass  sie  ohne  jede  Er- 
öffnung des  Magens  und  ohne  Blutung,  auch  ohne  Assistenz  ausgeführt  werden 
könne.  Das  wesentliche  ist:  dass  der  ganze  Sporn,  der  die  sanduhrförmige 
Einziehung  bedingt,  durch  Gangrän  erzeugende  Nähte  beseitigt  wird.  Schon 
nach  wenigen  Tagen  solle  dies  der  Fall  sein,  ohne  dass  dadurch  das  Allgemein- 
befinden irgendwie  gestört  werde.  Wullstein  hat  das  gleiche  Prinzip  bei 
vielen  anderen  Operationen  des  Magendarmkanals  verwandt  und  in  vielen 
Experimenten  erprobt. 

f)  Geschwülste,  Lues,  Tuberkulose. 

153.  Alesandri,  Über  einen  Fall  von  gestieltem  Magensarkom  nebst  Bemerkungen  Aber 
einige  Bindegewebsgeschwülste  des  Magens.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der 
Medizin  and  Chirurgie.  Bd.  XII.  p.  455. 

154.  —  Un  caso  di  sarcoma  penducolato  delle  stomaco.  Osseryazioni  anat.  pathoL  e  clinicbe 
SU  aicuni  speciali  tumori  connettivali  delle  stomaco.    II  Policlinico.  Yol.  Xc  11—12. 

155.  Bardesen,  Beitrag  zur  Magenchirurgie.    Spitalul  Nr.  6. 

156.  y.  Bonsdorff,  £in  Fall  von  totaler  Gastrektomie  bei  Magenkrebs.  Finska  I&kare- 
sftUskapels  Uandlingen.  Bd.  45.  Heft  11.  p.  533. 

157.  Caliari,  Sopra  tre  operazioni  per  cancro  dell  utero  stomaco  e  rene.  Riforma  medica 
Nr.  86. 

158.  Dolore,  Gastro-polorectomie.    Soc.  des  sciences  med.    Ljon  mödical  Nr.  27. 

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160.  *Fi edler,  Ein  seltener  Fall  von  polypösem  Magenkarzinom.    Dissert.    Erlangen. 


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N.  del  8  Luglio. 

162.  *G rashoff,  Beitrag  znr  Statistik  des  Magenkarzinoms.    Dissert    Göttingen. 

163.  Gross,  Die  syphilitische  fibröse  Darm-  and  Magenstriktar.  MOnchener  med.  Wochen- 
schrift Nr.  4. 

164.  ^H artmann  et  Lecöre,  Carcinome  de  Testomac  developp^  sur  an  yieil  niedre.  BalL 
et  m^m.  de  la  soc.  anat.  Nr.  10. 

165.  Herb  ig,  Zur  Statistik  und  Kasuistik  der  primären  Magensarkome.   Dies.  W&rzburg. 

166.  Hermann,  Sarkom  des  Netzes  oder  des  Magens.    Przeglad  lekarski  Nr.  39  u.  40. 

168.  Hoche,  Note  sur  la  canc^risation  des  bords  de  rnlcdre  chronique  de  Festomac. 
Pr^entation  de  pr^parations.    BulL  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  Nr.  7. 

169.  Katz,  Zur  Prophylaxis  des  Magenkrebses.    Deutsche  med.  Wochenschrift  Nr.  47. 

170.  Kaufmann,  Über  bemerkenswerte  Komplikationen  im  Verlauf  des  Magenkrebses. 
Münchener  med.  Wochenschrift  Nr.  45. 

171.  Kelling,  Ein  Fall  von  Magen karzinom  mit  erfolgreich  operierter  Fistnla  gastrocolica 
und  zwei  später  spontan  entstandenen  Gastroenterostomien.  Archiv  für  Yerdauungs- 
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172.  Knapp,  How  easily  we  can  be  mistaken  in  the  diagnosis  of  Cancer  of  the  stomach. 
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Verdauungskrankheiten.  Bd.  IX.  Heft  1. 

174.  Kurpjuweit,  Über  das  Verhalten  der  grossen  mononukleären  Leukocyten  und  den 
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175.  L StarJet,  Denx  cas  des  pylorectomie.  Soc.  des  sciences  m66,  Lyon  mödical  Nr.  51. 

176.  Lucksoh,  Polypus  mucosus  yentriculi  unter  dem  klinischen  Bilde  eines  Carcinoma 
pylori.    Prager  med.  Wochenschrift  Nr.  1. 

177.  Magnus,  Adenomyome  des  Pylorus.    Virchows  Archiv.  Bd.  173.  Heft  1. 

178.  Marion,  Gastrostomie  pratiquöe  dans  le  but  de  supprimer  momentan^ment  le  passage 
des  aliments  au  niveau  d'une  ulc^ration  tuberculeuse  du  volle  du  palais.  Bull,  et 
m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  Nr.  15. 

179.  Menetrier  et  Gaue  kl  er,  Cancer  de  Festomac  du  canal  thoracique  et  de  ganglions 
Bons-claviculaires  gauches.  Soc.  m^.  des  höpitanz.  Oct  31.  Nach  Ref.  der  Zentral- 
blatt far  Chirurgie. 

180.  Miodowski,  3  bemerkenswerte  Tumoren  in  und  am  Magen.  Virchows  Archiv 
Bd.  173.  Heft  1. 

181.  Mo  uro  and  Laren,  Specimens  from  a  case  of  Carcinoma  of  the  stomach  with  nume- 
rous  seeondary  tumors  and  multiple  strictures  of  intestine.  Path.  and  chir.  soc.  Glas- 
gow med.  journ.  April. 

182.  Montprofit,  La  gastroenterostomie  chez  les  cancereux.  Gazette  m^dicale  de  Paris 
Nr.  38. 

188.   Moser,  Über  Myosarkom  des  Magens.     Deutsche  med.  Wochenschrift  Nr.  8  und  9. 

184.  Moynihan,  The  question  of  Operation  in  Cancer  of  the  stomach.  The  Practioner. 
Dezember. 

185.  —  Case  of  pracÜcal  gastrectomy  with  remarks  upon  the  treatment  of  malignant  dis- 
ease  of  the  stomach.    British  med.  journ.  April  25. 

186.  Munteanu,  Pyloruskrebs,  Pylorectomie,  Gastroenteroanastomose  transmesocolica. 
Genesung.    Spitalul  Nr.  7. 

187.  Nuthal  and  Emann,  Diffuse  carcinomatosis  of  the  stomach  and  intestines.  The 
Lancei  Jan.  17. 

188.  Oettinger,  De  la  d^gen^rescence  cancäreux  de  Tulcdre  simple  de  Festomac.  Lase- 
maine m^dicale  Nr.  26. 

189.  Patel,  Ga&trectomie  partielle  pour  n^oplasme  de  Festomac  abouchement  terminal 
dnodeno-gastrique.    Soc.  des  sciences  m^d.    Lyon  medical  Nr.  32. 

190.  Pe troff,  Fall  von  Carcinoma  pylori,  durch  Pylorektomie  genesen.  Letopisi  na  lekar- 
kija  sajenz  Bulgaria.  Nr.  1—2.  V.  44. 

191.  Pollard,  The  benefical  results  of  gastroenterostomy  on  some  cases  of  irremorable 
Carcinoma  of  the  stomach  in  which  the  pylorus  is  not  obstructed.  British  medical 
journ.  June  13. 

192.  Ringel,  Die  Resultate  der  operativen  Behandlung  des  Magenkarzinoms,  v.  Bruns 
Beiträge  Bd.  38.  Heft  2. 


682  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

193.  Robin,  Traitement  d'an  cas  de  Cancer  de  restomac  par  les  rajona  X.  BoIL  de 
l'acad^mie  de  m^d.  Nr.  32. 

194.  Robson,  An  adrees  in  the  importance  of  an  early  diagnosis  of  Cancer  of  the  stomadL 
Britiah  medical  joum.  April  25. 

195.  *  Römer,  Latente  Magenkrebse.    Diss.    Berlin. 

196.  *Ros8et,  Über  einen  Fall  Yon  taberknlOsem  Magengeschwür  mit  besonderer  Berttck- 
sichtigung  der  Genese.    Diss.    Freibarg. 

197.  Salomon,  Zar  Diagnose  des  Magenkarzinoms.     Dentsche   med.  Wochenschr.  Nr.  3L 

198.  Sato,  Ein  Fall  Ton  Pylorusresektion  mit  gleichzeitiger  Resektion  des  Colon  trans- 
versaro.    Wiener  klin.  Wocheoschrift  Nr.  47. 

199.  Schönholzer,  Die  Chirurgie  des  Magenkrebses  an  der  Kr5nlein sehen  Klinik  1881 
bis  1902.    ▼.  Brans  Beiträge  Bd.  39  und  Diss.  Zürich. 

200.  *Schultze,  Ein  Fall  Ton  einer  vom  Process  vermiform.  aasgehenden,  eitriger  Per- 
forationsperitonitis  bei  einer  wegen  stenosierendem  Pylornskarzinom  angel^i^en  Gastro- 
enterostomia  retrocolica  anter.    Diss.    Kiel. 

201.  S  t  e  g  e  r ,  Über  die  im  Spital  Mflnsterlingen  1896 — 1902  ansgefAhrten  Gastroenterostomiea. 
Diss.    Zürich. 

202.  Strada,  Adenoma  congenitale  ombelicale  a  tipo  gastrico.    Lo  sperimentale. 

203.  Thomas,  Succeasfull  removal  of  more  than  threequaters  of  the  stomach  for  cancer 
with  gastrojejunostomie.    The  Lancet  May  30. 

204.  ^Vermögen,  Pyloruskrebs  mit  Hyperchlorhydrie.     Joum.  med.  de  Broxelles.  Nr.  9. 

Über  das  Verhalten  der  grossen  mononnkleären  Lenkocyten  und  den 
Übergangsformen  (Ehrlich)  handelt  Kurpjuweits  (174)  Arbeit.  Er  fand 
bei  Magenkarzinom  ohne  weitere  Komplikationen  kein  einheitliches  Blatbild, 
jedoch  kann  er  sich  der  Meinung  von  Strauss  und  Rosenstein  nicht  an- 
schliessen,  welche  behaupten,  dass  bei  Karzinom  der  Mittelwert  der  ninlti- 
lokulären  Leukocyten  ein  beträchtlich  höherer  sei  als  beim  gesunden  Menschen 
und  dass  der  Mittelwert  der  unilokulären  gesunken  sei.  Kurpjuweit 
beschreibt  einen  Fall,  bei  welchem  plötzlich  ohne  besondere  Ursache  eine  be- 
deutende Verschlechterung  des  Befindens  eintrat,  es  machte  den  Eindruck, 
als  ob  es  sich  um  eine  Intoxikation  handele,  die  Kräfte  nahmen  rapid  ab 
und  der  Tod  trat  ein.  Kurz  vorher  war  eine  auflfallende  Veränderung  des 
Blutes  beobachtet  worden,  diese  erklärte  sich  dadurch,  dass  von  dem  schmierig 
zerfallenen  Karzinom  Toxine  produziert  waren,  die  den  ganzen  Symptomen- 
komplex hervorgerufen  hatten. 

Salomon  (197)  hält  es  für  möglich,  dass  man  aus  der  Menge  des  in 
den  Magen  hineinsezemierten  Eiweisses,  das  durch  Serumausschwitzungen  auf 
Grund  von  Geschwürsflächen  im  Magen  hervorgebracht  wird,  Schlüsse  ziehen 
kann  auf  den  Zustand  der  Magenoberfläche.  Nach  seinen  bisherigen  Erfah- 
rungen hält  er  eine  chronische  Magenerkrankung  für  karzinomverdächtig, 
wenn  die  Waschflüssigkeit  mit  Esbachschem  Reagenz  alsbald  eine  flockige 
Trübung  gibt  oder  ihr  Stickstoffgehalt  20  mg  in  100  Waschwasser  übersteigt 
Jedoch  ist  es  auch  möglish,  dass  einmal  ein  intensiver  chronischer  Katarrli 
zu  einer  beträchtlichen  Eiweissausscheidung  auf  der  Magenoberfläche  fahrt. 
Seine  Methode  sei  imstande  unter  Berücksichtigung  der  Sachlage  des  Einzel- 
falles eine  Diagnose  zu  stützen. 

Katz  (169)  behandelt  die  Prophylaxe  des  Magenkarzinoms.  Von  einer 
umfassenden  Prophylaxe  könne  natürlich  nicht  die  Rede  sein,  erst  wenn  es 
gelingt,  die  alleinige  und  direkte  Ursache  der  Krankheit  zu  finden,  werde 
man  diesem  Ziele  näher  kommen.  Bei  der  Prophylaxe  des  Magenkarzinoms 
komme  es  darauf  an,  möglichst  flüssige,  von  festen  Substanzen  freie  Nahrung, 
die  keine  mechanische  Reizung  ausübe,  zu  geben.  Man  solle  die  Speisen  gut 
kauen,   femer  soll  der  gleichzeitige  Genuss  von  Wasser  oder  einer  anderen 


Fertig,  Yerletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  683 

indifferenten  Flüssigkeit,  während  jeder  trockenen  Mahlzeit  eine  prophylaktische 
Massregel  sein.  Der  Magen  entleere  sich  schneller  bei  Anwesenheit  von 
Wasser  und  die  Lösung  der  festen  Speisen  werde  wesentlich  erleichtert.  Das 
Prinzip  der  Prophylaxe  beruhe  auf  der  Schonung  des  gefährdeten  Organs.  ^ 

Wie  leicht  man  sich  bei  der  Diagnose  Magenkarzinom  auch  irren  könne, 
beschreibt  Knapp  (172)  an  einem  Falle.  Der  betreffende  Patient,  bei  welchem 
die  Diagnose  auf  Karzinom  gestellt  war,   wollte  sich  nicht  operieren  lassen.  | 

Das  Befinden  besserte  sich  jedoch  von  Tag  zu  Tag  und  die  Diagnose  stellte  i 

sich  als  irrtümlich  heraus,  es  handelte  sich  um  einen  Kontraktionszustand 
des  Pylorus.  Verf.  beschreibt  dann  einen  zweiten  ähnlichen  Fall  und  referiert 
über  die  Arbeit  Obrastzows  (über  Palpation  des  Pylorus  1902). 

Ringel  (192)  bringt  eine  statistische  Zusammenstellung  aller  an  Magen- 
karzinum  Erkrankten,  welche  seit  Eröffnung  des  Eppendorfer  Krankenhauses 
bis  jetzt  operiert  worden  sind.  Diejenigen,  bei  welchen  nur  eine  Explorativ- 
laparotomie  ausgeführt  wurde,  werden  nicht  berücksichtigt.  Die  Zahl  der 
Fälle  beträgt  144.  Bei  63  war  Magenresektion  ausgeführt,  hiervon  starben 
im  Anschluss  an  die  Operation  38,  was  eine  Mortalität  59,4  ^/o  ergibt.  Die 
hohe  Mortalität  findet  ihre  Erklärung  in  den  sehr  weiten  Indikationsgrenzen 
zur  Operation.  Von  26  Überlebenden  fehlt  von  fünf  Patienten  die  Nachricht 
über  ihr  Befinden,  zwei  stellten  sich  ein  Jahr  post  operationem  geheilt  vor, 
bei  einem  dieser  Patienten  war  das  Karzinom  mitsamt  einem  Stück  Colon 
transversum  reseziert  worden,  auf  welches  der  Tumor  übergegangen  war. 
11  Fälle  gingen  an  lokalem  Rezidiv  und  Metastasen  zugrunde.  Für  diese  11 
beträgt  die  mittlere  postoperative  Lebensdauer  13  Monate,  alle  erfreuten  sich 
nach  der  Resektion  vollkommenen  Wohlbefindens.  Am  Leben  sind  jetzt  noch 
acht  Patienten. 

Ringel  beschreibt  dann  das  von  Kümmel  1  angewandte  Operations- 
verfahren, er  macht  im  allgemeinen  die  Resektion  nach  Kocher,  mit  Ein- 
pflanzung des  Duodenum  in  die  hintere  Magenwand  unter  Verwendung  des 
Mnrphyknopfes.  Wenn  der  Abstand  zwischen  Magenrest  und  Duodenum  zu 
weit  ist  wird  die  Gastroenterostomie  nach  Wolf  1er  ausgeführt. 

Die  palliative  Gastroenterostomie  wurde  bei  81  Patienten  ausgeführt. 
Im  Anschluss  an  die  Operation  starben  51,  was  eine  absolute  Mortalität  von 
62,2  ®/o  ergibt.  15  Patienten  gingen  während  des  Krankenlagers  an  Karzinom- 
kachexie  zugrunde.  Die  mittlere  postoperative  Lebensdauer  der  Überlebenden 
beträgt  6V2  Monat. 

Schönholzer  (199)  berichtet  über  die  Chirurgie  des  Magenkrebses  an 
der  Krönleinschen  Klinik  von  1881 — 1902.  Er  bringt  die  genauen  Kranken- 
berichte und  Ausarbeitung  des  Materials,  welches  der  Krönleinschen  Arbeit 
von  vorigem  Jahre:  ^^Über  den  Verlauf  des  Magenkarzinoms  bei  operativer 
und  nicht  operativer  Behandlung'^  zugrunde  liegt. 

Moynihan  (184)  stellt  die  Frage  auf,   ob  eine  Palliativoperation  das 

Leben  bei  Magenkarzinom  verlängern  kann,   ob  sie  das  Leben  erträglicher 

macht  und  ob  die  Resektion  des  Karzinoms   eine  Aussicht  auf  Heilung  gibt. 

Er  referiert   über    bekannte  Arbeiten   in   diesem   Gebiete   (Krönlein, 

Mikulicz)  und  stellt  die  Erfolge  vergleichend  nebeneinander. 

Der  von  Giacomelli  (161)  beschriebene  Fall  tut  dar,  dass  ein  Magen- 
karzinom ohne  irgendwelche  objektive  und  subjektive  Symptome  zu  geben, 
einen  hohen  Entwickelungsgrad  erreichen  kann  und  dass  uns  die  Palpation 
und  Perkussion  falsche  Kriterien  liefern  können,  wenn  der  Magen  durch  Ad- 


\ 


684  Jahresbericht  fdr  Cbirargie.    II.  Teil. 

härenzen  mit  anderen  Organen  verzogen  und  in  einer  ungewöhnlichen  Lage 
fixiert  ist.  Bei  seinem  Patienten  wurde  in  der  Tat  die  Geschwulst  im  linken 
unteren  Bauchquadranten  palpiert,  was  annehmen  Hess,  dass  sie  entweder  der 
Flexura  sigmoidea  oder  dem  absteigenden  Grimmdarm  angehörte,  nachdem 
schon  ausgeschlossen  war,  sie  könne  am  letzten  Darmabschnitt  ihren  Sitz 
haben.  Auch  das  Aussehen  des  Stuhls  Hess  den  Gedanken  aufkommen,  der 
Kot  müsse  vor  seiner  Entleerung  eine  stenotische  Stelle  passieren;  denn  er 
war  bandförmig  gestaltet.  Verf.  erklärt  dies  nun  damit,  dass  der  Dickdarm 
an  einer  Stelle  verengt  war,  aber  nicht  infolge  von  Proliferation  des  Neo- 
plasmas, sondern  durch  die  Adhärenzen,  die  den  Grimmdarm  in  der  Darm- 
grube festhielten,  infolgedessen  er  eine  knieförmige  Knickung  erfuhr  und  sein 
Lumen  sich  elliptisch  gestaltete.  Von  Seiten  des  Magens  fehlten  alle  Sym- 
ptome: es  bestanden  weder  Schmerzen  im  Oberbauch,  noch  Erbrechen,  noch 
Hämatemesis.  Dagegen  bestand  Diarrhöe  mit  hanfigen  Stuhlentleerungen ;  das 
flüssige  Material  war  von  Kotstoffen  nur  spärlich  gefärbt  und  enthielt  Schleim 
und  Blut.  R.  Giani. 

Robson  (194)  bringt  AUgemeines  über  Symptomatologie  und  Diagnose 
des  Karzinoms.  Spricht  sich  dann  über  die  chirui^che  Therapie  ans,  welche 
allein  das  Leben  der  Patienten  verlängern  und  erträgHch  gestalten  könne. 
Bringt  dann  noch  die  Krankengeschichten  von  15  Fällen,  weldie  er  operiert  hat 

Montprofit  (182)  betont,  dass  man  kein  Recht  habe,  einem  Karzinom- 
kranken die  Gastroenterostomie  zu  verweigern,  ebensowenig  wie  man  andere 
Mittel,  welche  den  Patienten  Erleichterung  bringen,  verweigern  dürfe.  Er  fuhrt 
ein  Beispiel  an,  wo  eine  sehr  kachektische  Frau  noch  2^/i  Jahre  nach  der 
Operation  gelebt  hat,  trotzdem  der  Tumor  an  der  vorderen  Bauchwand  ad- 
härent  war. 

Sollard  (191)  erwähnt,  dass  es  Fälle  von  Magenkarzinom  gibt,  bei 
welchen  die  Symptome  der  Pylorusstenose  vorhanden  sind,  schneidet  man 
jedoch  das  Abdomen  auf,  so  findet  man  keine  Verengerung  des  Pyloms  xmd 
es  entsteht  dabei  die  Frage,  ob  man  die  Gastroenterostomie  machen  soll  oder 
nicht,  besonders  bei  Fällen,  in  welchen  durch  den  Tumor  die  Gastroentero- 
stomieöffnung  leicht  wieder  überwachsen  werden  kann.  Er  hat  drei  derartige 
Fälle  operiert,  in  den  beiden  ersten  schloss  er  das  Abdomen  wieder,  ohne  am 
Magen  etwas  zu  machen,  in  dem  dritten  legte  er  mit  gutem  Erfolg  eine 
Gastroenterostomie  an.  Es  handelte  sich  um  einen  39jährigen  Mann  mit 
Tumor  an  der  kleinen  Kurvatur,  diese  ganz  einnehmend  und  auf  die  Magen- 
wand übergehend.  Pyloms  war  frei.  Pat.  erholte  sich  nach  der  Operation, 
nahm  an  Gewicht  zu  und  wurde  wieder  arbeitsföhig.  Nach  den  Erfahrungen 
mit  diesem  letzten  Fall  kommt  Pollard  zu  dem  Schluss,  dass  die  klinischen 
Erscheinungen  von  grösserer  Wichtigkeit  sind  für  die  IndikationssteUung  der 
Gastroenterostomie,  auch  wenn  keine  Verengerung  des  Pyloms  nachher  ge- 
funden wird. 

Bardesen  (155)  beschreibt  zwei  eigene  Fälle:  1.  Von Gastroenterostomia 
anterior  wegen  Tumor  pylori  im  Jahre  1896  ausgeführt  bei  einer  35jährigen 
Bäuerin  mit  allen  Symptomen  eines  Neoplasma  des  Magens  mit  Hämatemesis 
und  Melaena.  Bis  heute  dauert  die  Genesung  an.  Geschwulst  und  Ganglien 
ganz  verschwunden.     Wahrscheinlich  Ulcus  rotundum  mit  Perigastritis. 

2.  Von  Gastropylorektomie  wegen  Carcinoma  ventriculi  bei  einer  52- 
jährigen  Frau  im  Jahre  1902  operiert  und  welche  bis  heute  noch  sich  wohl 
fühlt.  Stoianoff  (Plevna). 


Fertig,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  685 

Nu t hall  und  Emann  (187)  veröffentlichten  drei  Falle  von  diffusem 
infiltrierendem  Magenkarzinom  mit  Übergang  auf  den  Darm.  Der  erste  Fall 
starb  an  septischer  Peritonitis  nach  Perforation  des  Goecum  infolge  karzino- 
matöser  Stenose  des  Colon  ascendens.  Teile  des  Jejunum  und  Colon  waren 
ergriffen  von  Karzinom  und  Metastasen  fanden  sich  in  Gallenblase  und  Niere. 

Fall  U.  Bei  dem  38  jährigen  Patienten  war  eine  Gastroenterostomie 
gemacht.  Bei  der  Autopsie  fand  sich  der  ganze  Magen  vom  Tumor  ergriffen, 
die  Schleimhaut  war  intakt,  nicht  ulzeriert,  femer  ging  der  Tumor  über  auf 
das  Mesenterium,  dem  Dünndarm  und  Kolon.  Bei  einem  zweiten  56jährigen 
Patienten  wurde  wegen  karzinomatöser  Striktur  des  Rektums  ein  künstlicher 
After  angelegt.  Auch  hier  war  der  ganze  Magen  vom  Tumor  ergriffen,  der 
auf  Teile  des  Dünndarms,  Coecum,  Kolon  und  Rektum  überging. 

Moynihan  (185)  stellt  folgende  Sätze  auf:  1.  Das  Magenkarzinom  be- 
ginnt in  der  Mehrzahl  der  Fälle  am  Pylorus,  besonders  entsprechend  der 
kleinen  Kurvatur.  2.  Von  dieser  SteUe  aus  verbreitet  sich  der  Tumor  meist 
schnell  in  der  Submukosa.  3.  Das  Karzinom  breitet  sich  schneller  nach  der 
Kardia  hin  aus,  das  Duodenum  bleibt  meist  frei.  4.  Die  Tumoren  haben  die 
Tendenz,  sich  an  den  Kurvaturen  anzuhäufen. 

Verf.  unterscheidet  3  lymphatische  Zonen  am  Magen:  Die  erste  ent- 
spricht ungefähr  der  oberen  Hälfte  des  Magens  entlang  der  kleinen  Kurvatur, 
die  Lymphgefässe  münden  in  die  Drüsen  an  der  kleinen  Kurvatur.  Die  zweite 
Zone  nimmt  die  untere  linke  Hälfte  des  Magens  ein  entlang  der  grossen  Kur- 
vatur, die  Gefasse  münden  in  die  Drüsen  an  der  grossen  Kurvatur,  welche 
am  Pylorus  zahlreicher  sind  als  weiter  entfernt  davon.  Die  dritte  Zone  wird 
durch  den  Fundus  gebildet.  Ihre  Lymphbahnen  gehen  nach  dem  Hilus  der 
Milz.     Letztere  Partie  bleibt  bei  Pyloruskarzinom  frei  bis  zum  Schluss. 

Patel  (189)  hat  bei  einem  54jährigen  Mann  die  Pylorusresektion  wegen 
Karzinom  ausgeführt.  Trotzdem  ein  sehr  grosses  Stück  des  Magens  wegfiel, 
konnte  er  doch  die  Wiedervereinigung  des  Magens  mit  dem  Duodenum  nach 
der  Kocher  sehen  Methode  ausführen,  und  zwar  mit  Hilfe  des  Jaboulay- 
schen  Knopfes. 

Am  20.  IX.  1896  führte  Petrow  (190)  die  erste  Pylorektomie  wegen 
Krebs  in  Bulgarien  aus.  Die  Kranke  starb  an  Peritonitis  durch  Perforation 
des  Duodenums  weit  von  den  Nähten.  Die  zweite  führte  er  im  Jahre  1899 
aus,  die  dritte,  über  welche  er  jetzt  berichtet,  bei  einer  40jährigen  Frau  mit 
Carcinoma  pylori.  Die  Laparotomie  zeigte  eine  kindsfaustgrosse  mobile  Ge- 
schwulst des  Pylorus.  Pylorektomie  nach  B  i  1 1  r  o  t  h.  Genesung  nach  26  Tagen, 
die  bis  heute  anhält.    Mikifoskopisch  Scirrhus.  Sto'ianoff  (Plevna). 

Latarjet  (175)  hat  bei  2  Frauen  im  Alter  von  61  und  63  Jahren  die 
Pylorusresektion  nach  der  Billroth  sehen  Methode  ausgeführt,  und  zwar 
mit  sehr  gutem  Enderfolg.  Patientinnen  erholten  sich  und  nahmen  an  Ge- 
wicht zu. 

Dowd  (159)  entfernte  bei  einem  51jährigen  Mann  ein  Pyloruskarzinom 
nach  Kocher,  indem  er  das  Duodenum  mittelst Murphyknopf  in  die  hintere 
Magenwand  implantierte. 

Delore  (158)  resezierte  bei  einer  61jährigen  Frau  ^/s  des  Magens  und 
machte  die  Gastroenterostomie  mit  Ja boulayschem  Knopf.  Dauer  der  Ope- 
ration 65  Minuten.  Es  bildete  sich  eine  Fistel,  aus  welcher  Duodenalinhalt 
ausfloss,  die  sich  aber  nach  5  Tagen  wieder  schloss. 

Sato  (198)  bringt  die  Krankengeschichte  eines  Falles,  bei  dem  der  am 


686  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IT.  Teil. 

Pylorus  sitzende  Tumor  auf  das  Mesocolon  transversum  überging;  dies  wurde 
mitreseziert,  wonach  sich  eine  Anämie  des  Colon  transversum  einstellte,  welches 
ebenfalls  mitreseziert  werden  musste.  Magenresektion  nach  der  1.  Bill- 
rothschen  Methode;  Kolon  wurde  mit  Knopf  wieder  yereinigt. 

Thomas  (203)  resezierte  wegen  Karzinom  mehr  als  ^U  des  Magens; 
die  hintere  Wand  war  mit  dem  Pankreas  verwachsen,  von  dem  ein  Stück  fort- 
genommen wurde.  Patient  lebte  noch  ein  Jahr  post  operationem  in  gutem 
Zustande.  Thomas  hat  die  Kocherschen  Magenklemmen  dahin  modifiziert, 
dass  er  sie  mit  stärkeren  Branchen  versehen  hat,  da  die  Kocherschen  nach 
15  Minuten  die  Zirkulation  noch  nicht  aufheben. 

Der  von  v.  Bonsdorff  (156)  beschriebene  Fall  betrifft  einen  48jährigen 
Mann,  dessen  ganzer  Magen  mit  Ausnahme  eines  ganz  kleinen  Lappens  an 
der  Cardia  wegen  eines  Kankroid- Karzinoms  entfernt  wurde.  Vermittelst 
Murphyknopf  wurde  zwischen  dem  kleinen  kardialen  Stumpfe  und  einer 
Jejunumschlinge  eine  Anastomose  angelegt.  Die  ersten  Monate  nach  der 
Operation  befand  sich  der  Mann  wohl,  nahm  an  Gewicht  zu  und  war  voll- 
kommen arbeitsfähig.  Allmählich  bildeten  sich  aber  Symptome  einer  behin- 
derten Darmpassage  aus;  das  Hindernis  wurde  auf  eine  mutmassliche  karzi- 
nomatöse  Entartung  des  Bauchfelles  zurückgeführt,  allein  bei  der  Sektion  — 
er  starb  8  Monate  nach  der  Operation  —  stellte  sich  heraus,  dass  das  Hin- 
dernis bedingt  war  durch  eine  Verwachsung  zwischen  einer  125  cm  unterhalb 
der  Anastomosestelle  gelegenen  Dünndarmschlinge  und  am  kardialen  Sacke, 
an  dem  sowohl  die  Leber  als  die  Milz  adhärierten.        Hj.  v.  Bonsdorff. 

Monro  und  Laren  (181)  haben  eine  38jährige  Frau  wegen  Magen- 
karzinom kurze  Zeit  behandelt  und  fanden  bei  der  Sektion,  dass  das  Karzi- 
nom auf  die  Umgebung,  Pankreas,  Peritoneum  und  Darm  übergegangen  war. 
An  6  Stellen  waren  Darmstenosen  infolge  von  Tumoren  gebildet  (4  am  Dünn- 
darm, 2  am  Dickdarm)  und  auch  der  Processus  vermiformis  war  von  Tumor 
befallen. 

Menetrier  und  Gauckler  (179)  sahen  eigenartige  Metastasen  eine^ 
Magenkarzinoms;  zunächst  waren  die  Lymphbahnen  der  Nachbarschaft  er- 
griffen und  von  hier  aus  der  Ursprung  des  Ductus  thoracicus.  Dann  war  es 
zur  Thrombose  der  Vena  jugularis  und  Subclavia  gekommen  in  der  Umgebung 
der  Einmündungssteile  des  Ductus  thoracicus  und  zu  dessen  Verschluss. 
Daraufhin  trat  eine  Lymphstase  ein  und  retrograde  Verschleppung  von  Kar- 
zinomzellen in  die  Lymphbahnen  sämtlicher  Organe.  Seröse  Ergüsse  in  Brust 
und  Bauchhöhle  bildeten  sich,  die  infolge  reichlicher  Beimischung  fettig  ent- 
arteter Krebszellen  chylöse  Beschaffenheit  angenommen  hatten. 

Bemerkenswerte  Komplikationen  im  Verlauf  des  Magenkrebses  fand 
Kaufmann  (170).  Im  ersten  Falle  handelte  es  sich  um  einen  Mann,  dem 
wegen  inoperablem  Pyloruskarzinom  eine  Gastroenterostomie  angelegt  war. 
Bald  nach  der  Operation  trat  eine  schwere  motorische  Insuffizienz  des  Magens 
auf,  gleichzeitig  aber  auch  Zeichen  einer  Dickdarmstenose  durch  Kompression 
des  Colon  transversum,  welche  in  den  Vordergrund  des  Krankheitsbildes  trat 
und  durch  Perforation  eines  Dekubitalgeschwürs  oberhalb  der  Stenose  zum 
Tode  führte.  Der  Magentumor  hatte  die  Wand  des  Kolon  stark  vorgebuchtet 
und  das  Lumen  hochgradig  verengt. 

Bei  dem  zweiten  Falle  war  ein  stenosierendes  Cardiakarzinom  gleich- 
zeitig mit  Pylorusstenose  infolge  Kompression  durch  karzinomatöse  Driisen- 
metastasen  vorhanden. 


Fertig,  Verletzungen  und  chirurgiBche  Krankheiten  des  Magens.  687 

Im  Vordergrund  stand  zunächst  die  Verengerung  der  Cardia,  welche  zu- 
erst für  die  dünnste  Sonde  nicht  passierbar  war.  Die  Sondierung  mit  der 
Divertikelsonde  nach  Stark  erwies  sich  hier  für  die  Diagnose  und  Therapie 
ganz  besonders  wertvoll. 

Durch  später  ausgeführte  Gastroenterostomie  wurde  die  Diagnose  in 
jeder  Beziehung  bestätigt. 

Kellings  (171)  27jährige  Patientin  bekam  nach  zweijährigen  Erschei- 
nungen von  Ulcus  ventriculi  eine  Fistula  gastrocolica  mit  Übertreten  von 
Darminhalt  in  den  Magen.  Bei  der  Operation  fand  sich  eine  Geschwulst 
an  der  Flexura  lienalis,  die  nicht  entfernt  werden  konnte,  deshalb  wurde 
eine  totale  Ausschaltung  des  die  Flexur  enthaltenden  Darmstückes  gemacht 
und  das  Querkolon  mit  dem  Colon  descendens  wieder  vereinigt.  Nach  einem 
Jahre  traten  wieder  Beschwerden  auf.  Bei  der  nun  vorgenommenen  Operation 
wurde  Karzinom  festgestellt  und  bei  der  Sektion  fanden  sich  noch  zwei  Magen- 
dünndarmfisteln. 

Hoche  (168)  hat  zwei  Präparate  von  Ulcus  carcinomatosum  untersucht,  bei 
welchen  sich  auif  den  Rändern  des  alten  Ulcus  der  Tumor  entwickelt  hatte. 

Oettinger  (188)  hebt  hervor,  dass  die  Beobachtungen  von  Karzinom- 
entwickelung auf  der  Basis  eines  Ulcus  nicht  sehr  zahlreich  sind.  Er  hat 
drei  Fälle  gesehen,  die  nicht  operiert  waren.  Bei  den  beiden  letzten  zeigte 
sich  in  sehr  charakteristischer  Form  die  Entwickelung  des  Karzinoms  an  den 
Rändern  des  Ulcus.  Oettinger  bespricht  die  pathologischen  Befunde  und 
die  Unterschiede  zwischen  Ulcus  simplex  und  Ulcus  carcinom.  Die  Diagnose 
begegne  im  allgemeinen  sehr  grossen  Schwierigkeiten,  mit  Wahrscheinlichkeit 
könne  man  sie  stellen,  wenn  bei  einem  Patienten  mit  Ulcussymptomen  die 
Schmerzen  weiter  sehr  heftig  bestehen,  die  Abmagerung  und  Anämie  zunimmt, 
das  Erbrechen  fortgesetzt  wieder  auftritt.  Die  Umwandlung  des  Ulcus  in 
Karzinom  kann  in  jedem  Alter  entstehen.  Über  die  Ätiologie  ist  nicht  viel 
bekannt.  Verf.  erwähnt  hier  die  verschiedensten  Fragen,  jedenfalls  ist  es 
eine  sehr  schnell  fortschreitende,  rapid  verlaufende  Komplikation  des  Ulcus 
ventriculi. 

In  drei  Fällen  von  diffusem  Krebs  (Uterus-,  Magen-,  Nierenkrebs)  hat 
Caliari  (157)  die  Radikaloperation  vorgenommen.  Alle  drei  Patientinnen 
befanden  sich  mehrere  Monate  nach  der  Operation  ganz  wohl;  dies  beweise, 
dass  sich  in  den  einzelnen  Fällen  bezüglich  der  Operierbarkeit  des  Krebses 
schwer  ein  Urteil  bilden  lasse  und  dass  man  auch  in  Fällen  von  ausgedehntem 
Krebs  nicht  Pessimist  sein  dürfe.  R.  Giani. 

Steyer  (201)  berichtet  über  die  im  Spital  zu  Münsterlingen  von  1896 
bis  1902  ausgeführten  Gastrostomien.  Bei  21  Patienten  wurde  wegen  Karzi- 
nom des  Ösophagus  oder  der  Cardia  diese  Operation  ausgeführt,  nach  der 
Methode  von  Frank,  Witzel-Kader  und  die  meisten  nach  Witzel- 
Hacker.  Die  durchschnittliche  Lebensdauer  nach  der  Operation  betrug 
fünf  Monate  und  vom  Beginn  der  Stenoseerscheinungen  an  gerechnet  elf  Monate 
und  einige  Tage.  Die  Patienten  wurden  durch  die  Operation  von  dem  quälenden 
Regurgitieren  der  Nahrung  und  von  ihren  Schmerzen  befreit. 

Robin  (193)  hat  Magenkarzinome  mit  Röntgenstrahlen  durchleuchtet. 
1.  Eine  64jährige  Dame  mit  Magentumor  an  der  grossen  Kurvatur  so  gross 
wie  ein  Ei.  Patientin  hatte  Bluterbrechen.  Nach  sechs  Sitzungen  verschwand 
der  Tumor  und  die  übrigen  Symptome  besserten  sich.  Nach  vier  Monaten 
fühlte  sich  die  Patientin  noch  sehr  wohl,   der  Allgemeinzustand  ist  ausge- 


688  Jahresbericht  für  Ghirargie.    11.  Teil 

zeichnet  und  lokal  nichts  mehr  zu  fühlen.  2.  48jährige  Frau  mit  zwei  grossen 
Tumoren  am  Magen,  hatte  Erbrechen,  dann  Magenblutungen.  Der  eine  Tnmor 
sass  an  der  grossen  Kurvatur  nahe  dem  Pylorus,  der  andere  rechts  von  der 
Medianlinie.  Nach  zwölf  Röntgensitzungen  trat  Besserung  ein  und  die  Tu- 
moren verschwanden,  ebenso  das  Erbrechen,  der  Appetit  wurde  gut. 

Robin  berichtet  dann  noch  über  andere  gebesserte  Fälle  ans  der 
Literatur. 

Drei  bemerkenswerte  Tumoren  in  und  am  Magen  beschreibt  Mio- 
dowski  (180).  1.  Magenmyom  mit  tödlicher  Blutung,  bei  einer  51jährigen 
Frau,  welcher  */*  Jahre  vorher  wegen  Myom  der  Uterus  exstirpiert  worden 
war.  Die  gestielte  keulenförmige  Magengeschwulst  von  14  cm  Länge  stülpte 
die  Magenwand  ein  und  war  von  glatter  Schleimhaut  überzogen,  die  an 
einer  Stelle  einen  erbsengrossen  Defekt  zeigte  mit  blutunterlaufener  Umgebung. 
Die  Geschwulst  war  sehr  reich  an  feinen,  äusserst  dünnwandigen,  meist  kolla- 
bierten Gefässen  und  soll  während  des  Lebens  ihre  Grösse  gewechselt  haben. 

2.  Magenkarzinom  mit  Metastasen  im  Verlauf  des  ganzen  Intestuialtraktus. 
Es  fanden  sich  über  den  ganzen  Darm  verstreut  markige,  meist  submnköse, 
auf  dem  Wege  der  Lymphbahnen  entstandene  Infiltrate  karzinomatöser  Natur. 

3.  Mannskopfgrosses  Sarkom  der  Bursa  omentalis.  Bei  einer  40jährigen  Frau 
fand  sich  die  Geschwulst  in  der  linken  Bauchseite  liegend.  Nach  Eröffnung 
des  Abdomens  zeigte  sie  Fluktuation  und  wurde  deshalb  der  Tnmor  in  die 
Bauchwunde  eingenäht.  Bei  der  Inzision  entleerte  sich  sehr  viel  hämorrha- 
gische alkaUsche  Flüssigkeit  (Pankreascyste).  Die  Sektion  ergab  jedoch,  dass 
es  sich  um  ein  grosszeliiges  Rundzellensarkom  handelte,  welches  seinen  Aus- 
gangspunkt von  dem  serösen,  bezw.  subserösen  Gewebe  des  Bauchfells  der 
hinteren  Magenwand  genommen  hatte.  Sekundär  war  dann  erst  die  Magen- 
wand ergriffen  worden,  die  Schleimhaut  war  vollkommen  frei  von  Tumor.  Im 
Innern  der  Geschwulst  lag  eine  faustgrosse  Erweichungshöhle.  Das  Pankreas 
war  stark  verlagert. 

Magnus-Alsleben  (177)  hat  fünf  Geschwülste  schleimhäutiger  Ab- 
kunft untersucht,  welche  an  der  der  grossen  Kurvatur  entsprechenden  Stelle 
des  Pylorus  sassen.  Es  handelte  sich  bei  allen  um  Wucherungen  der  Drüsen 
des  Pylorus,  welche  sich  tief  in  die  Muskularis  ausdehnten  und  gemeinsam 
mit  einer  Hyperplasie  derselben  zur  Entwickelung  umschriebener  Geschwülstchen 
von  Erbsen-  bis  Bohnengrösse  geführt  hatten.  Die  Untersuchung  des  Pylorus 
ausserhalb  der  Geschwülste  ergab  eine  diffuse  Hyperplasie.  Bei  allen  diesen 
Neubildungen  gutartiger  Natur  Hess  sich  ein  direkter  Zusammenhang  der  in 
ihnen  vorhandenen  Drüsen  mit  den  Brunner  sehen  Drüsen  nachweisen.  Die 
Muskulatur  hatte  auf  die  Form  und  auf  die  Beschaffenheit  der  hineinge- 
wachsenen Drüsen  einen  gestaltenden  bezw.  hemmenden  Einfluss  ausgeübt. 
Eine  embryonale  Anlage  konnte  in  einem  Falle  bei  einem  zehnmonatUchen 
Kinde  mit  Sicherheit  und  in  einem  anderen  mit  Wahrscheinlichkeit  ange- 
nommen werden.  Klinische  Erscheinungen  hatten  diese  kleinen  Geschwülste 
nicht  hervorgerufen. 

Nachdem  er  darauf  hingewiesen,  wie  selten,  auch  nach  dem  Urteil  der 
Autoren,  die  Bindegewebsgeschwülste  im  Vergleich  zu  den  epithelialen  sind, 
teilt  Alessandri  (154)  die  klinische  Geschichte  und  die  anatomische  Unter- 
suchung des  von  ihm  beobachteten  Falles  mit. 

Es  handelte  sich  um  eine  56jährige,  erblich  nicht  belastete  Frau,  die 
einen  Monat  vor  dem  Datum  der  Operation  eine  Volumszunahme  des  Bauches 


Fertig,  Verleiznngen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Magens.  689 

wahrgenommen  hatte.  Bei  der  Untersuchung  der  Patientin  konstatierte  man, 
dass  die  linke  Unterbauchgegend  am  meisten  prominierte  und  fühlte  hier  bei 
tiefer  Palpation  eine  kindskopfgrosse,  durch  mehr  oder  weniger  tiefe  Furchen 
in  viele  Lappen  geteilte,  rundliche,  deutlich  abgegrenzte,  hart  elastische, 
indolente,  nach  allen  Richtungen,  am  meisten  jedoch  nach  links  und  nach 
oben  verschiebbare  und  den  Atembewegungen  folgende  Schwellung,  —  Bei 
der  Laparotomie  traf  man  eine  bimförmig  gestaltete  Masse  an,  die  mit  ihrem 
Stiele  der  hinteren  Magenwand  aufsass;  Verf.  trug  sie  ab  und  resezierte 
dabei  eine  kleine  Portion  von  der  Magenwand,  deren  Kontinuität  er  darauf 
wieder  herstellte. 

Bei  der  histologischen  Untersuchung  erwies  sich  die  Geschwulst  als  ein 
Spindelzellensarkom. 

Nach  Besprechung  der  bisher  in  der  Literatur  verzeichneten  Fälle  von 
gutartigen  bindegewebigen  Magentumoren,  führt  Verf.  in  aller  Kürze  die 
klinische  Geschichte  und  den  pathologisch-anatomischen  Befund  der  seinem 
ähnlichen  Fälle  (im  ganzen  20)  an  und  entwirft  auf  Grund  derselben  ein  voll- 
ständiges Bild  dieser  Tumoren,  sowohl  bezüglich  ihres  pathologisch-anatomischen 
Verhaltens  als  bezüglich  ihrer  klinischen  Evolution.  B.  Giani. 

Strada  (202)  hat  eine  bei  einem  20jährigen  Individuum  abgetragene 
Nabe^eschwulst,  die  seit  der  Geburt  bestand  und  jetzt  walnussgross  war, 
einer  histologischen  Untersuchung  unterworfen.  Die  Geschwulst  hatte  zum 
grössten  Teile  die  charakteristische  Struktur  der  Mukosa  der  Magenmund- 
gegend ;  nur  an  einer  beschränkten  Stelle  erinnerte  die  Struktur  durchaus  an 
die  Darmschleimhaut  mit  ihren  charakteristischen  Lieb erkü huschen  Drüsen, 
becherförmigen  Zellen  u.  s.  w.  —  Verf.  führt  die  in  der  Literatur  zerstreuten, 
dem  seinigen  ähnlichen  FäUe  an  und  verbreitet  sich  über  die  Entstehung  solcher 
Geschwülste.  R.  Giani. 

Her m ans  (160)  interessanter  Fall  betraf  einen  43jährigen  Mann, 
welcher  zuerst  1  Jahr  vorher  wegen  einer  beträchtlichen  Auftreibung  des 
Leibes  in  Rydygiers  Klinik  in  Behandlung  kam.  Eine  Operation  war 
damals  von  dem  Kranken  verweigert  worden.  Mehrmalige  Pimktionen  ent- 
leerten jedesmal  grosse  Mengen  blutig  aussehender  Flüssigkeit  und  brachten 
vorübergehende  Erleichterung.  Im  Laufe  der  letzten  Wochen  sammelte  sich 
der  Ascites  wieder  rasch  an,  während  Pat.  mehr  und  mehr  herunterkam. 
Eine  genaue  Palpation  war  nicht  möglich.  Man  dachte  an  tuberkulöse  Peri- 
tonitis. Bei  der  Laparotomie  findet  sich  ein,  den  grösseren  Teil  des  Bauches 
erfüllender  Tumor,  welcher  anscheinend  vom  Lig.  gastrocolicum  ausgehend, 
zwischen  dessen  Blätter  hineinwuchs.  Beim  Vorziehen  des  Tumors  wird  man 
einer  festen  Verbindung  desselben  mit  der  grossen  Kurvatur  nahe  dem  Pylorus 
gewahr.  Sonst  keine  Adhäsionen.  Nach  Abtragung  des  Netzes  dicht  an  der 
Kurvatur  und  Lösung  der  ca.  4  cm  breiten  Verbindung  mit  dem  Magen,  geht 
die  Entfernung  der  Geschwulst  leicht  von  statten.  Postoperativer  Verlauf 
normal;  keine  Magen-  oder  Darmblutungen.     Heilung. 

Der  Tumor,  fast  3,5  kg  schwer,  zeigte  den  Bau  eines  Sarcoma  fuso- 
cellulare. 

Die  im  Titel  der  Mitteilung  aufgeworfene  Frage,  ob  in  diesem  Falle  ein 
primärer  Tumor  des  Netzes  vorlag,  oder  ob  es  sich  um  eine  von  der  Magen- 
wand ausgegangene,  zwischen  die  Netzblätter  sekundär  hineingewachsene  Ge- 
schwulst  handelte,   wird  vom  Verf.  nicht    entschieden,    wiewohl  ihm  einige 

Jahresbenoht  für  Chirurgie  1903.  44 


X 


690  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Momente  —  insbesondere  der  Befund  von  glatten  Muskelfasern  im  Stiele  — 
für  die  Annahme  eines  Pseudonetztumors  zu  sprechen  scheinen. 

Im  Anschlüsse  bespricht  Her  man  s  ausführlich  die  wenigen  bisher  ver- 
öffentlichten Beobachtungen,  die  mit  obiger  Ähnlichkeit  haben,  darunter  zwei 
FsUIe  (Brodowski,  Eosinski)  aus  der  polnischen  Literatur. 

Urbanik  (Krakau). 

Lucksch  (176)  beschreibt  einen  Fall  von  Schleimpolyp  des  Magens, 
welcher  durch  seinen  Sitz  und  die  klinischen  Symptome  ein  Carcinoma  pylori 
vorgetäuscht  hatte.  Es  fand  sich  ein  schmerzhafter  Tumor  bei  der  42JHhr. 
Patientin:  blutiges  und  galliges  Erbrechen,  freie  HCl  fehlte.  Pat.  starb  ohne 
Operation  und  bei  der  Sektion  fand  sich  l^/s  cm  vor  dem  Pylorus  auf  einer 
hypertrophischen  Schleimhautfalte  der  hinteren  Wand  ein  polypöses  Gebilde 
von  5,5  cm  Länge.  Der  Polyp  stack  im  stark  kontrahierten,  5  mm  im 
Durchmesser  haltenden  Pylorus,  ragte  in  das  Duodenum  hinein,  wo  er  kolbig 
angeschwollen  erschien.  Verf.  glaubt,  dass  infolge  eines  chronischen  Magen- 
katarrhes  eine  Wucherung  der  Schleimhaut  des  Pylorusteiles  bedingt  wurde 
und  im  Zusammenhang  hiermit  ein  Polyp  entstand.  Dieser  wurde  durch  die 
vorübergleitenden  Speisen  gegen  den  Pylorus  gedrängt,  immer  mehr  verlängert 
und  durch  den  Reiz  in  Entzündung  versetzt.  Sobald  der  Polyp  in  den  Pylorus 
hineingelangt  war,  bedingte  er  einen  vollkommenen  Verschluss  und  führte  zu 
dem  fortwährenden  Erbrechen. 

Moser  (183)  hat  3  Myosarkome  des  Magens  beobachtet. 

1.  41jährige  Frau,  bei  der  sich  links  oberhalb  des  Nabels  ein  Tumor 
ausgebildet  hatte,  der  für  eine  Nierengeschwulst  gehalten  wurde.  Bei  einem 
Lumbaischnitt  fand  sich  die  Niere  vollkommen  intakt,  ebenso  die  Milz.  Weiter 
nach  oben  und  hinten  wurde  dann  augenscheinlich  extraperitoneal  ein  weicher 
mannskopfgrosser  Tumor  von  1500  g  Gewicht  entfernt.  Bei  näherer  Unter- 
suchung zeigte  sich,  dass  die  Geschwulst  von  der  hinteren  Wand  des  Magens 
seinen  Ausgangspunkt  genommen  hatte,  ein  Stück  der  Magenwand  wurde  mit 
reseziert.  Heilung  trat  ein,  nachdem  noch  einige  Zeit  eine  stark  sezemierende 
Fistel  bestanden  hatte. 

2.  Resektion  eines  Tumors  an  der  vorderen  Magenwand  bei  einem 
17jährigen  Mädchen,  das  bald  nach  der  Operation  starb. 

Verf.  hat  dann  noch  ein  Präparat  des  pathologischen  Instituts  untersucht 
In  allen  3  Fällen  handelte  es  sich  um  Myosarkome  des  Magens,  welche 
sich  aus  der  Muskelschicht  vorgewölbt  hatten  und  die  Serosa  vor  sich  her- 
schoben. Zwei  der  Tumoren  sind  in  innigem  Zusammenhang  mit  dem  Mutter- 
boden geblieben,  während  sich  einmal  ein  kurzer  Stiel  gebildet  hat.  In  einem 
Falle  war  vielleicht  ein  schon  lange  Jahre  bestehendes  Ulcus  von  ätiologischer 
Bedeutung.     Die  erste  Patientin  ist  rezidivfrei. 

Gross  (163)  schreibt  über  die  fibröse  syphilitische  Strictura 
intestinalis,  dass  sie  in  ihrem  Wesen  dadurch  charakterisiert  sei,  dass 
die  Verkleinerung  der  Darmlichtung  auf  der  Basis  der  entzündlichen  Binde- 
ge websneu bildung  erfolge. 

1.  Fall.  51  jähriger  Mann.  Mesenterium  ist  besät  mit  Schwielen  und 
weissen  narbigen  Infiltraten  mit  strahligen  Ausläufern.  In  der  Pars  prae- 
pylorica  fand  sich  eine  fibröse  Striktur  6—8  cm  lang,  die  Wand  war  */«  cm 
dick.    Weitere  Strikturen  sassen  am  Dickdarm. 

2.  52  jährige  Frau  mit  Pylorusstenose  und  Dilatatio  ventriculi  ohne  freie 
HCl.    Bei  der  Operation  fand  sich  ausgedehnte  fibrös-sklerosierende  Peritonitis 


Mertens,  VerletziiDgeii  und  chirurgische  Krankheiten  des  Rektums.  691 

mit  strahligen  Narben  am  Mesenterium.  In  der  ersten  Sitzung  wurde  ein 
stenosiertes  Darmstück  reseziert,  in  der  zweiten  die  fibröse  Pylorusstriktur. 
Fat.  starb  im  Anschluss  an  die  Operation.  Der  Pylorus  zeigte  starke 
Schwielenbildung  mit  ausschliesslichem  Sitz  in  der  bis  1  cm  dicken  Submukosa. 

Nach  dem  bisher  verfügbaren  Material  ist  noch  kein  sicherer  Aufschluss 
gegeben  über  das  histologische  Substrat  der  zur  fibrösen  Induration  führenden 
Veränderung  in  der  Darmwand.  Es  findet  sich  eine  grosse  Ähnlichkeit  zwischen 
den  beobachteten  syphilitischen  Indurationen  und  jenen  meist  dem  Alkohol 
zugeschriebenen  Bildungen. 

Marions  (178)  44jähriger  Patient  bekam  ein  tuberkulöses  Ulcus 
an  der  rechten  Seite  des  Gaumens,  welches  die  Tonsille,  Gaumensegel  und 
Zäpfchen  befiel.  Das  Ulcus  wurde  kauterisiert  und  geätzt,  jedoch  es  schritt 
trotzdem  immer  weiter  fort  auf  Pharynx  und  Larynx.  Die  Ernährung  wurde 
immer  schwieriger.  Patient  magerte  stark  ab,  weshalb  die  Gastrostomie  aus- 
geführt wurde.  Darauf  Hessen  die  Schmerzen  nach  und  Pat.  nahm  wieder 
an  Gewicht  zu.  Dann  heilte  auch  das  tuberkulöse  Ulcus  sehr  schnell  ab.  Es 
blieben  zwar  Defekte  am  Gaumen,  aber  Pat.  konnte  später  wieder  gut  essen 
und  trinken,  ohne  dass  die  Speisen  durch  die  Nase  kamen,  die  Stimme  be- 
hielt einen  nasalen  Charakter.    Die  Magenfistel  schloss  sich  spontan. 


xm. 


Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  des 

Rektums. 

Referent:  Fr.  Mertens,  Bremerhaven. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Allgememes. 

Statistisches.    Technik. 

1.  Aldeich-Blake,  Abdomino  perineal  excision  of  the  rectam  by  a  new  method.  British 
medical  Journal.    Dec.  19. 

2.  *Robert  Athe,  On  the  nse  of  the  abdominal  route  for  approaching  rectal  tamors. 
Annais  of  sargery  1902.  Aug. 

3.  vonBonsdorff,  Zur  Frage  yon  der  abdomino-perinealen  Operationsmethode  zur  Ent- 
fernung hochsitzender  Rektumkarzinome.  (Aus  der  chirurg.  Abteilung  des  Diakonissen- 
ErankenhauseB  zu  Helsingfors.)  Finska  Iftkaresällskapets  Handlingar  1902.  Bd.  XLIV. 

p.  1. 

4.  Cavaillon,  Exdusion  unilaterale  du  gros  intestin  pour  un  tumeur  de  la  portion  fixe 
da  Colon  il^o-pelvien.    Lyon  m^dicale  14.  ^ 

5.  Chopat,  Ablation  d'une  Yolumineux  tumear  de  la  portion  recto-sigmoidale  du  gros 
intestin.    Methode  abdomino-perin^ale.    Lyon  ra^dicale  30. 

44* 


692  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

6.  *B i If  in  ge r ,  Über  plastische  Operationen  bei  Schlnssnnfähigkeit  des  Mosculas  spbincter 
ani.    Diss.    Kiel. 

7.  Dencker,  Über  Rektalemährang.    Eorrespondenzblatt  fUr  Schweizer  Ärzte.  Nr.  2. 

8.  Durand,  Amputation  abdomino-p^rin^ale  du  rectum.    Lyon  m^ical  31. 

9.  Engelbrecht,  Nfthere  Mitteilung  über  einen  von  Prof.  Adamkievicz  veröffent- 
lichten,  mit  Kankroin  behandelten  Fall  Ton  Mastdarmkrebs.  Therapeutische  Monats- 
hefte. Heft  5. 

10.  Faure,  L'exstirpation  sacro-p^rin^e  du  rectum.    Archives  g^n^rales  Nr.  18. 

11.  *Florange,  Statistischer  Bericht  über  die  Erkrankungen  des  Anus  und  Rektums,  die 
in  der  Bonner  Klinik  1895 — 1898  beobachtet  wurden.    Diss.    Bonn. 

12.  *Gibson,  New  method  of  performing  perineal  section  with  a  guide.  Annais  of  sor- 
gery.  Octb. 

13.  Gouilliard,  Amputation  totale  du  rectum  par  voie  abdomino-p^rinöale.  Soc  de  Chir. 
Lyon  m^ical  Nr.  16,  27,  31. 

14.  G.  Naumann,  Lennanders  plastische  Operation  bei  Incontinentia  alvi.  Hygiea  1902. 
N.  F.  Bd.  n.  Heft  6.  p.  1  (Beilage). 

15.  *Robson,  An  Operation  for  incontinence  of  faeces  due  to  relaxed  or  paralysed  sphincter 
ani.    The  practitioner.  Febrnary. 

16.  Sasse,  Zur  kombinierten  abdomino-perinealen  bezw.  yaginalen  Methode  der  Exstir- 
pation  hochsitzender  Mastdarm-  und  Colon  pelyinum-Earzinome.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift Nr.  43. 

17.  Schmidt,  Gebrauchsfertige  Nährklystiere.    MQnchener  med.  Wochenschrift  Nr.  47. 

18.  Sato,  Zur  abdominalen  Exstirpation  hochsitzender  Mastdarmkarztnome.  Wiener  klin. 
Wochenschrift  Nr.  47. 

19.  Schreiber,  Die  Rekto-Romanoskopie  auf  anatomisch-physiologischer  Grundlage.  Berlin. 
Hirschwald. 

20.  *Tuffier,  Anus  artifidel  avec  exclusion  du  beut  införieur.  BulL  et  m^m.  de  la  soc. 
de  Chir.  Nr.  6. 

21.  Wenzel,  Wie  lässt  sich  die  Rektumexstirpation  zu  einer  aseptischen  und  unblotigeH 
Operation  gestalten?    MOnchener  med.  Wochenschrift  Nr.  10. 

22.  Witzel,  Indikation  der  operativen  Eingriffe  beim  Rektumkarzinom.  MQnchener  med. 
Wochenschrift  Nr.  10. 

Dencker  (7).  Nach  Huber  kann  im  günstigsten  Falle  die  Hälfte,  ge- 
wöhnlich nnr  ein  Viertel  der  Gleichgewichtserhaltungskost  vom  Klysma  auf- 
genommen werden.  Dencker  glaubt,  dass  man  beim  Menschen  nicht  langer 
als  6  Tage  ausschliessliche  Rektalernährung  vornehmen  solle,  Boas  ist  aller- 
dings auf  2 — 3  Wochen  gegangen.  Sehr  wichtig  ist,  das  Rektum  durch 
Reinigungsklystiere  rein  zu  halten;  ob  sie  nur  einmal  oder  wie  Leube  will, 
vor  jedem  Nährkiysma  angewandt  werden  sollen,  hängt  von  der  Individualität 
der  Patienten  ab,  namentlich  davon,  ob  der  beträchtliche  Reiz  öfter  ertragen 
wird.  Anwesenheit  von  Fäkalien,  namentlich  diarrhoischer  Stuhl,  vermindert 
den  Wert  der  Klysmen  sehr.  Zu  warnen  ist  vor  gleichzeitiger  Einfuhr  von 
Peptonen  per  os  und  namentlich  Somatose,  welche  leicht  Diarrhöen  erzeugen. 
Bei  gleichzeitiger  Nahrungsaufnahme  per  os  sind  auch  die  Chancen  einer  rück- 
läufigen Darmbewegung  viel  geringer.  Physiologische  Kochsalzlösung  ist  am 
leichtesten,  schnellsten  und  in  verhältnismässig  grosser  Menge  resorbierbar. 
Die  Anwendung  ist  noch  viel  zu  gering. 

Von  Eiweiss  kommen  in  Betracht  Eier  und  Albumosen,  sogenanntes 
Pepton.     Beide  haben  Vor-  und  Nachteile. 

Eier  sind  billig  und  leicht  resorbierbar,  wenn  1  g  Kochsalz  pro  Ei  zu- 
gesetzt wird.  Im  Klystier  sollen  nicht  mehr  als  drei  Eier  gegeben  werden. 
Dem  Nachteil  der  leichten  Fäulnis  der  Eier  kann  nur  durch  sorgfältige 
Reinigungsklystiere  vorgebeugt  werden.  Es  ist  nicht  ratsam,  ausser  Kochsalz, 
Wasser   bis  zum  Volum  von  200  cbm  und  10  Tropfen  Opinmtinktur,  etwas 


Hertens,  Yerletzangen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Rektums.  693 

hinzuzusetzen.    Der  Zusatz  von  Milch  erhöhet  nur  die  Fäulnisneigung.    Pepton 
Terträgt  sich  nicht  gut  mit  Salz. 

Kaffeezusatz  kann  in  seltenen  Fällen  von  Nutzen  sein. 

Wein  hat  sekretionserregende  Wirkung  auf  den  Magen  und  ist  deshalb 
oft  nicht  angezeigt. 

Zusatz  von  Zuckerlösungen  zu  den  Eiern  ruft  leichter  Reizerschei- 
nungen hervor. 

Peptonlösungen  werden  noch  besser  wie  Eier  resorbiert,  sie  sind  aber 
teurer.  Mehr  als  60  g  Pepton  in  200  ccm  Flüssigkeit  darf  auf  einmal  nicht 
gegeben  werden  und  diese  Menge  entspricht  nur  dem  Nährwert  von  1^2  Eiern. 
Andere  Zusätze,  namentlich  Zucker,  sind  nicht  zu  empfehlen.  Sehr  gut,  aber 
schwer  beschaffbar,  sind  Pankreas-Fleischklystiere  nach  Leube. 

Der  Wert  des  Fettes  für  Rektalemährung  ist  sehr  gering  wegen  der 
schlechten  Resorbierbarkeit.    Auch  aus  der  Milch  wird  kaum  Fett  resorbiert. 

Von  Kohlehydraten  wird  Traubenzucker  am  leichtesten  und  sehr  schnell 
resorbiert.  Merkwürdigerweise  wird  fast  ebenso  gut  Rohrzucker  resorbiert. 
Von  10  ® — 20  ®  Lösungen  von  Rohrzucker  werden  300 — 500  ccm  gut  vertragen. 
Stuhldrang,  Flatulenz,  Kollern,  Diarrhöen  werden  meist  nicht  beobachtet,  wenn 
man  jedem  Klystier  10  Tropfen  Opium  zusetzt  und  keine  weiteren  Zusätze 
macht. 

Von  gemischten  Nahrungsmitteln  kommt  vor  allem  Milch  in  Frage.  Sie 
ist  am  besten  gar  nicht  zu  verwerten. 

Die  besten  Nährklystiere  sind  die  einfachen,  Eier  mit  Kochsalz  und 
Zuckerlösung  mit  Opium.  Etwa  pro  Tag  ein  Klystier  von  3  Eiern  auf  250  und 
zwei  Zuckerklystiere  von  50  auf  500.  Im  besten  Fall  werden  auch  davon  auf 
die  Dauer  nur  Vs  resorbiert.  Der  Bedarf  des  Körpers  an  Kalorien  wird  also 
nie  gedeckt.  Bei  inoperablen  Karzinomen  des  Yerdauungskanals  genügen  fast 
immer  die  blossen  Salzwasserklystiere,  da  meist  nur  Durst  besteht.  Geradezu 
gross  artiges  leistet  die  Rektalemährung  beim  frischen  Magengeschwür  und  bei 
Vergiftungen  durch  ätzende  Substanzen.  Auch  bei  schweren  Fällen  von  Ulcus 
Simplex  ohne  Blutungen  ist  sie  oft  zu  empfehlen.  Dencker  empfiehlt  einer- 
seits Einschränkung  der  Indikation  der  eigentlichen  Rektalemährung  und  ver- 
mehrte Anwendung  der  Salzwasserklystiere,  andererseits  Anwendung  nur  ein- 
facher Kiystiere:  Eierkochsalzklystiere,  Pepton-  resp.  Albumosenlösungen, 
Zuckerlösungen. 

Schmidt  (17)  empfiehlt  ein  stets  gebrauchsfertiges  Nährklystier,  das 
von  der  Firma  v.  Heyden-Rodebach  fertig  geliefert  wird  zum  Preise  von  vier 
Mark.  Dasselbe  ist  steril  und  unbegrenzt  haltbar  und  befindet  sich  in  einem 
Glastnbus  mit  ausgezogener  Spitze.  Beim  Gebrauch  wird  die  Spitze  ab- 
gebrochen und  das  Mastdarmrohr  direkt  angesetzt  Das  Klystier  enthält 
140  g  0,9  ^/o  Kochsalzlösung, 

20  g  Nährstoff  Heyden  (sehr  wenig  hydriertes  Hühnereiweiss), 
50  g  Dextrin. 

Dextrin  ist  dem  Traubenzucker  vorzuziehen,  da  dieser  leicht  Darmreizung 
macht,  zumal  bei  wiederholter  Anwendung;  man  kann  von  ihm  nicht  mehr 
als  25 — 50  g  einführen.  Die  Stärke  reizt  nicht,  wird  aber  zu  langsam  re- 
sorbiert. Dextrin  ist  reizlos  und  wird  schnell  resorbiert.  Das  Klystier  ent- 
hält 287  Kalorien,  wovon  bis  zu  270  dem  Körper  zu  gute  gekommen  sind, 
so  dass  sich  bei  drei  Klystieren  ca.  800  Kalorien  dem  Stoffwechsel  nutzbar 
machen  lassen. 


&)4i'  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  TeiL 

Schreiber  (19).  Als  Lagerung  für  die  Untersnchung  des  Rektums  eto. 
kommt  nur  eine  einzige  in  Betracht,  die  Kniebrust-  oder  Knieschulterlage, 
weil  nur  in  ihr  eine  vollkommene  pneumatische  Erweiterung  vom  Rektum  und 
Sromanum  erreichbar  ist.  Dies  beruht  auf  dem  Verhalten  des  Abdominal- 
bruchs  in  den  einzelnen  Körperstellungen.  Derselbe  beträgt  im  Rektum  bezw. 
Sromanum  im  Durchschnitt  in  aufrechter  Körperstellung  -f"  20,  Bauch- 
lage +  12,  Steinschnittlage  -f-  9  his  -f- 6,5,  linke  Seitenlage  +6,  rechte 
Seitenlage  -(-  2,5,  vom  übergebeugte  Stellung  (ä.  la  vache)  -\-  1,5,  Kniebrasi- 
lage  —  4  cm  HgO. 

Das  ganze  Rektoskop  vereinfacht  sich  zu  einem  gewöhnlichen  metallenen 
Tubus  (Serie  von  verschiedener  Länge)  nebst  Casperschem  Beleuchtungs- 
apparate.  Der  mit  dem  Obturator  verschlossene  Tubus  wird  bis  in  den  Be- 
ginn der  Ampulle  eingeführt,  dann  der  Obturator  durch  das  Casp ersehe 
Panelektroskop  ersetzt  und  nun  im  Gegensatz  zu  den  Methoden  von  Otis 
und  Kelly  die  weitere  Einführung  unter  Leitung  des  Auges  vorgenommen, 
die  nun  leicht  und  schmerzlos  und  meist  bis  in  die  Flexur  gelingt. 

•Nachdem  so  im  L  Teil  die  Methodik  besprochen,  enthält  der  II.  Teil 
genaue  anatomische  und  anatomisch-physiologische  Ausführungen,  die  sich  der 
Wiedergabe  in  einem  Referat  entziehen.  Der  III.  Teil  enthält  dann  die 
klinischen  höchst  interessanten  Ergebnisse.  Dieselben  waren  gewonnen  aus 
100  nahezu  wahllos  rektoskopierten  Personen,  d.  h.  an  100  Personen,  die 
nicht  direkt  im  Verdacht  eines  Rektalleidens  standen.  Die  reiche  Ausbeute 
gibt  dem  Verf.  Recht,  wenn  er  hervorhebt,  dass  die  Rektoskopie  es  verdiene, 
in  die  Reihe  der  exakten  ärztlichen  Untersuchungsmethoden  aufgenonmien 
zu  werden. 

Sehr  bemerkenswert  sind  auch  die  topographischen  Ergebnisse,  welche 
die  grosse  Verschiedenheit  der  Lagerung  der  Flexur  in  den  verschiedenen 
Fällen  zeigen. 

Verf.  hebt  hervor,  dass  der  grosse  Wert  der  Digitalexploration  durch 
die  Endoskopie  nicht  beeinträchtigt  wird. 

Engel  brecht  (9)  stellt  die  Mitteilung  richtig,  die  Herr  Adamkiew  icz 
über  einen  vom  Verf.  mit  Kankroin  behandelten  Fall  von  Rektumkarzinom 
gemacht  hatte  und  die  sehr  zugunsten  des  Kankroins  lauteten.  Der  Fall 
ist  tatsächlich  nach  kurzer  scheinbarer  Besserung  ungünstig  verlaufen.  Die 
Diagnose  war  mikroskopisch  sicher  gestellt.  Es  waren  60  g  Kankroin  ver- 
braucht. Ebenso  ist  es  einem  zweiten  Fall  von  Magenkarzinom  ergangen,  der 
40  g  erhalten  hatte. 

Faure  (10)  stellt  einen  Fall  eines  Mastdarmkarzinoms  vor,  das  die  unteren 
und  mittleren  Rektumabschnitte  ergriffen  hatte.  Vor  drei  Monaten  war  be- 
reits ein  Anus  praeternatur.  iliacus  angelegt  An  der  Hand  des  Falles  be- 
spricht Faure  die  Art  seines  operativen  Vorgehens.  Er  empfiehlt  hier  ein 
sakro-perineales  Vorgehen  und  legt  besonderen  Wert  darauf,  erst  das  Rektum 
oberhalb  der  Geschwulst  zu  umgehen  und  dann  von  oben  nach  unten,  nach 
Unterbindung  der  Gefässe,  die  Geschwulst  zu  exstirpieren.  In  diesem  Falle 
wird  der  Anus  praeternatur.  bestehen  bleiben. 

Durand  (6).  Die  Statistik  der  Exstirpation  des  Rektumkarzinoms  auf 
abdomino-perinealem  Wege  ist  bislang  folgende: 

Frauen    12    davon  1  gestorben  =     8,33^0  Mortalität 

Männer  10    davon  _8 ,^        =^0,00  7o .^ 

Summa    22    davon  9  gestorben  =  40,9   ®/o  Mortalität. 


Hertens,  Verletzungen  und  chir argische  Krankheiten  des  Rektums.  695 

Blake  (1)  beschreibt  die  Entfernung  eines  hocbsitzenden  Rektumkarzi- 
noms auf  abdomino-perinealem  Wege  bei  einer  Frau.  Laparotomie.  U-förmiger 
Peritonealscbnitt  zu  beiden  Seiten  des  Rektums  und  durch  den  Douglas.  Dar- 
nach Lösung  des  Rektums  und  des  Tumors  und  Freimachung  der  Flexur,  so- 
dass diese  bis  zum  Coecum  herabgeleitet  werden  kann.  An  die  herabgeleitete 
Flexur  wird  das  Peritoneum  genäht.  Der  Tumor  wird  dann  von  einem  hin- 
teren perinalen  Rapheschnitt  entfernt.  Der  Sphinkter  wird  gespalten  und 
nicht  wieder  genäht.  Die  herabgeholte  Flexur  wird  an  den  Sphinkterteil  ver- 
näht.   Heilung. 

Chopat  (3)  hat  bei  einer  Frau  einen  Tumor  des  Rektums  an  der 
unteren  Flexur  auf  abdomino-perinealem  Wiege  operiert.  Der  Tumor  war  über 
der  Symphyse  zu  fühlen,  vom  Rektum  mit  dem  Finger  zu  erreichen,  war  un- 
beweglich und  machte  einen  inoperablen  Eindruck. 

Nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  zeigte  sich  das  Peritoneum  gesund. 
Die  Flexur  wurde  in  der  Mitte  durchschnitten.  Unterbindung  der  Art.  mesen- 
terica  inferior  und  Befreiung  des  Tumors  von  seiner  Umgebung.  Darauf  wird 
n  Seitenlage  vom  Perineum  aus  der  untere  Teil  befreit  und  das  Rektum  mit 
dem  grossen  Tumor  extrahiert.  Bildung  eines  medianen  Anus  praetematur. 
Heilung. 

In  der  Diskussion  konstatiert  Goullioud,  dass  bei  dem  fraglichen 
Vorgehen  alle  männlichen  Kranken  starben,  während  die  Frauen  genasen. 

Wegen  Entfernung  eines  fast  das  ganze  Rektum  umfassenden  Krebs- 
rezidivs im  Mastdarm,  wo  der  Tumor  in  die  Vagina  eingewachsen  war  und 
der  Mastdarm  fest  an  der  Umgebung  fixiert  war,  bediente  sich  v.  Bons- 
dorff  (3)  der  abdomino- perinealen  Operationsmethode  nach  Quenu  mit 
gutem  Resultat.  Verf.  hält  diese  Methode  für  indiziert  ausser  in  ähnlichen 
Fällen,  in  Fällen  mit  ausgebreiteten  fixierten  Tumoren,  wo  der  Schliessmuskel 
auf  Grund  der  Lage  des  Tumors  preisgegeben  werden  muss,  auch  in  Fällen, 
wo  zwar  der  Sphinkter  geschont  werden  kann,  wo  aber  erst  eine  primäre 
Laparotomie  Aufschluss  über  die  Operabilität  des  Tumors  gegeben  hat.  In 
Fällen,  wo  auf  Grund  des  angegriffenen  Zustandes  des  Patienten  ein  Anus 
praeternaturalis  inguinalis  für  den  einzigen  ausführbaren  Eingriff  gehalten 
wird,  wäre  es  denkbar,  dass  eine  abdomino-perineale  Exstirpation  als  sekun- 
däre Massregel  in  Betracht  kommen  könnte.  Autoreferat. 

Sasse  (16)  berichtet  über  4  Fälle,  die  er  mit  kombinierten  Methoden 
operiert  hat,  davon  2  Männer  und  2  Frauen.  Das  Vorgehen  war  je  nach  den 
Verhältnissen  ein  verschiedenes.  Ein  allgemein  gültiges  Verfahren  ist  über- 
haupt nicht  aufzustellen,  sondern  je  nach  den  Verhältnissen  ein  verschiedenes 
Vorgehen  zu  empfehlen.  Ein  Mann  ist  gestorben.  Zweimal  wurden  grössere 
Abschnitte  des  herabgezogenen  Darmes  nekrotisch,  so  dass  es  zu  einem  Anus 
sacralis  bezw.  vaginalis  kam.  Seit  den  Operationen  sind  1-3  Jahre  ver- 
flossen. Im  allgemeinen  ist  zu  empfehlen,  bei  Frauen,  welche  geboren  haben, 
den  abdomino- vaginalen  Weg  zu  wählen.  Bei  sehr  enger  Vagina  bietet  der 
vaginale  Weg  keinen  Vorteil. 

Bei  Männern  dürfte  gewöhnlich  ein  perinealer  Schnitt  mit  Exstirpation 
des  Steissbeins  und  event.  parasakraler  Verlängerung  genügen,  jedoch  wird 
unter  Umständen  auch  die  Entfernung  von  Kreuzbeinwirbeln  nötig.  Der 
Laparotomieschnitt  soll  median  gewählt  werden.  Die  Anlegung  eines  Anus 
praetematur.   hält  Verf.  für  unnötig,  ebenso  die  präliminare  Unterbindung 


696  Jahresbericht  ftir  Chirurgie.    IT.  Teil. 

der  Art.  hypogastrica.     Das  proximale   Daruiende  soll  an  natürlicher  Stelle 
münden,  womöglich  mit  Erhaltung  des  Sphinkters. 

Schliesslich  geht  Verf.  auf  die  Statistik  der  bisher  operierten  Fälle  ein, 
durch  die  sich  ergibt,  wie  viel  günstiger  die  Prognose  bei  Frauen  ist.  Die 
Prognose  hat  sich  gebessert.  Von  14  Frauen  wurden  13  geheilt  =  93,3 '^/o, 
von  14  Männern  6  =  43  ®/o  Heilung. 

Gouilliard  (13)  musste  bei  einer  48 jähr.  Frau  wegen  Ileuserschei- 
nungen  einen  Anus  praetematur.  des  unteren  Dünndarms  anlegen.  Nachdem 
die  Auftreibung  des  Leibes  verschwunden,  Hess  sich  nach  4  Wochen  von  der 
Vagina  ein  Darmtumor  fühlen.  Zur  Beseitigung  desselben  wurde  am  linken 
äusseren  Rektusrande  eine  erneute  Laparotomie  gemacht;  das  Kolon  durch- 
schnitten und  der  untere  Rektumabschnitt  mit  dem  Tumor  exstirpiert.  Nach 
Lösung  vom  Bauch  aus  wurde  vom  Perineum  aus  weiter  gearbeitet.  Durch 
diesen  erneuten  Eingriff  war  ein  zweiter  Anus  praetematur.  entstanden. 

Gouilliard  (13).  Derselbe  Fall  wird  vorgestellt.  Beide  Anus  praet. 
natur.  bestehen  noch.  M.  Vallas  wundert  sich  mit  Recht  darüber,  dass  an- 
fänglich ein  Anus  praetematur.  des  Dünndarms  angelegt  wurde  und  nicht 
gleich  ein  iliakaler  Dickdarmafter. 

Sato  (18)  teilt  einen  Fall  von  hochsitzendem,  mit  der  Prostata  ver> 
wachsenem  Mastdarmkarzinom  mit,  das  er  per  laparotomiam  entfernte.  Der 
Analteil  wurde  nicht  entfernt  und  in  sich  vernäht.  £in  Anus  praetematur. 
wurde  in  der  MitteUiuie  angelegt. 

Cavaillon  (4).  Wegen  eines  inoperablen  Tumors  des  absteigenden 
Dickdarms  wurde  eine  Ausschaltung  des  Dickdarms  vorgenommen,  indem  der 
Dünndarm  unterhalb  des  Tumors  in  die  Flexur  implantiert  wurde.  Infolge 
der  Ausschaltung  fast  des  ganzen  Dickdarms  kam  es  zu  Durchfällen,  zu  deren 
Beseitigung  Verf.  weitere  Anastomosenbildungen  vorschlägt,  die  den  gesunden 
Teil  des  Dickdarms  wieder  in  Verwendung  bringen. 

Wenzel  (21).  Der  Verf.  führt  zunächst  aus,  dass  die  Gefahren  der 
Rektumresektion,  wie  sie  jetzt  meist  für  Karzinome  im  mittleren  RektumteiL 
der  sog.  Pars  pelv.  recti,  geübt  wird,  ganz  erhebliche  sind  und  die  Operation 
vielfach  diskreditieren.  Auf  der  einen  Seite  die  Gefahr  der  septischen  Wund- 
infektion, auf  der  anderen  Seite  die  des  grossen  Blutverlustes  und  des  da- 
durch bedingten  Kollapses.  Die  Mortalität  der  Operation  ist  eine  ganz  er- 
hebliche. Dazu  sind  auch  die  funktionellen  Resultate  in  vielen  Fällen  schlechte, 
sei  es,  dass  Fisteln  bestehen  bleiben,  die  erst  nach  mehrfachen  Operationen 
oder  gar  nicht  zu  schliessen  sind,  sei  es,  dass  der  Sphinkter  zwar  erhalten 
blieb,  aber  infolge  Schädigung  des  nervösen  Apparates  nicht  funktions- 
fähig blieb. 

Witzel  will  die  Gefahr  der  Blutung  vermeiden,  indem  er  die  Gefasse, 
die  das  Rektum  versorgen  (Art.  haemorrhoidalis  inf.  med.  und  sup.),  prä- 
liminar am  Stamme  unterbindet  und  die  Aseptik  erzielen,  indem  er  auf  die 
Resektion  verzichtet  und  prinzipiell  die  hohe  Amputation  ausführt  und  einen 
Anus  glutaealis  bildet. 

Nach  sorgfältiger  Vorbereitung  durch  Abführung,  Darmeingiessungen, 
entsprechender  Ernährung  wird  die  Operation  in  5  Akten  ausgeführt.  Vor- 
her wird  noch  ein  elastischer  Katheter  in  die  Blase  gelegt  und  die  Anal- 
öffnung, in  die  ein  kleiner,  trockner,  mit  Jodtinktur  beschickter  Tampon  ge- 
legt ist,  mit  doppelter  Etagennaht  von  Silberdraht  geschlossen.  Linke  Seiten- 
lage.    Morphium- Äthemarkose. 


Mertens,  Verldtznogen  and  chirurgische  Krankheiten  des  Rektums.  697 

1.  Akt.  Exstirpation  des  Os  coccygis  und  präsakrale  Auslösung  des 
Rektums. 

Das  Rektum  wird  stumpf  bis  zum  Promontorium  von  der  vorderen 
Kreuzbeinfläche  gelöst,  indem  die  Hand  sich  zwischen  Fascia  recti  propria 
und  Fascia  pelvis  parietalis  hält.  Dann  wird  das  Rektum  auch  seitlich  ge- 
löst, ^obei  zwei  dicke  Stränge  bleiben,  die  die  Art.  haemorrhoidalis  media 
enthalten. 

2.  Akt.  Mobilisierung  der  Pars  ampullaris  recti  und  Eröffnung  des  Peri- 
toneums. Damach  wird  der  hintere  Rapheschnitt  bis  auf  die  Rektalfascie 
vertieft  und  die  Isolierung  vom  von  Blase  und  Prostata  mit  dem  Finger 
vorgenommen.  Dann  ist  das  Peritoneum  zu  eröffnen.  Die  Blutung  aus  Venen 
bei  dieser  Loslösung  steht  leicht  auf  Kompression.  Durch  eine  Kompresse 
wird  das  Peritoneum  vorläufig  wieder  geschlossen. 

3.  Akt.  Auslösung  der  Analportion.  Die  Analöffnung  wird  in  Form 
einer  Ellipse  umschnitten  und  das  Cavum  ischio-rectale  eröffnet.  Stumpf 
auslösend  bildet  sich  beiderseits  ein  Stiel,  in  dem  die  Art.  hämorrhoid,  inf. 
unterbunden  wird.  Nach  Auslösung  der  Analportion  ist  der  untere  und 
mittlere  Rektumteil  frei  und  wird  in  Kompressen  eingeschlagen.  Unter- 
bindung der  zwei  starken  seitlichen  Verbindungen,  die  bei  der  präsakralen 
Lösung  stehen  blieben  und  die  Art.  hämorrh.  med.  enthielten,  worauf  sich 
da,s  Bektum  vor  die  äussere  Wunde  herabholen  lässt. 

Greift  das  Karzinom  auf  das  Colon  pelvinum  über  oder  finden  sich  er- 
krankte Lymphdrüsen  im  Mesorektum,  wird  das  Mesorektum  und  Mesosigmoi- 
deum  schichtweise  unterbunden  und  die  Art.  hämorrh.  sup.  in  ihrem  Stamm 
oder  ihren  Hauptästen  ligiert.  Dann  folgt  der  Darm  bis  zur  mittleren  Höhe 
der  Flexura  (25 — 30  cm)  bis  vor  der  äusseren  Wunde. 

Ln  5.  Akt  wird  unter  der  nötigen  Vorsicht  amputiert  und  der  Anus 
glutaealis  gebildet.  Vier  Querfinger  neben  der  Mittellinie  wird  eine  Inzision 
durch  die  Haut  gemacht,  die  Muskulatur  stumpf  durchbrochen,  so  dass  der 
Darm  nicht  geschnürt  wird.  Das  obere  Darmende,  welches  nach  der  Durch- 
trennung mit  Pacquelin  durch  vorherige  Unterbindung  und  nachfolgende  Naht 
sofort  geschlossen  ist,  wird  durch  die  Inzision  gezogen,  bis  4—5  cm  vor  die 
Haut.  Beim  Eintritt  in  die  Glutaeen  wird  der  Darm  durch  einige  Nähte 
befestigt.  Wenn  möglich  soll  der  Eintritt  unter  rechtwinkliger  Abknickung 
des  Darmes  erfolgen.  Die  Wundhöhle  wird  teils  vemäht,  teils  tamponiert, 
die  perineale  Stelle  wird  bis  auf  eine  kleine  Stelle  verschlossen. 

Der  widernatürliche  After  funktioniert  gut,  doch  ist  Pelotte  nötig. 

Für  die  Witzeische  Radikaloperation  sprechen  die  Erfolge.  Von  sämt- 
lichen so  Operierten  ist  keiner  an  Sepsis  oder  Blutung  gestorben. 

Nach  der  Indikationsstellung  sind  allerdings  nur  leichte,  gut  bewegliche 
Fälle  operiert,  die  auch  sonst  günstige  Prognose  bieten. 

Witzel  (22)  hat  die  Resektion  des  Mastdarmes  aufgegeben  und  an 
ihre  Stelle  die  glutaeale  Proktostomose  nach  hoher  Amputatio  recti,  wie  vor- 
her geschildert,  treten  lassen.  Dazu  haben  ihn  geführt  die  primäre  grosse 
Gefahr  der  Phlegmone  und  die  sekundäre  ungemeine  Belästigung  durch  die 
Fistelbildung.  Ferner  sei  die  Funktion  der  erhaltenen  Sphinkteren  beim 
Manne  stets  eine  schlechte,  bei  der  Brau  eine  massige,  jedenfalls  keine  bessere, 
als  sie  durch  seitliche  höhere  Einpflanzung  des  Darmes  erzielt  wurde.  Nur 
nach  seiner  Methode  sei  es   möglich,   die  Operation  völlig  aseptisch  zu  ge- 


698  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

stalten  bei  zugleich  guter  Sicherung  gegen  nennenswerten  Blutverlust   Von 
17  operierten  Fällen  ist  keiner  an  Sepsis  oder  Blutung  gestorben. 

Für  die  ßadikaloperation  sind  strenge  Indikationen  einzustellcB.  Nur 
etwa  10*^/0  der  Kranken  sind  dafür  geeignet.  Das  primäre  Karzinom  darf 
die  Fascia  propria  recti  nicht  überschritten  haben,  wenn  Aussicht  auf  Dauer- 
erfolg bestehen  soll.  Ausgeschlossen  sind  Fälle,  die  am  Sakrum  festsitzen, 
Verwachsungen  mit  der  Blase  oder  Prostata,  grosse  Lymphdrüsen  im  Meso- 
rektum  und  Mesoromanum.  Bei  diagnostischen  Zweifeln  über  die  Ansdehnimg 
des  Karzinoms  nach  oben  ist  eventuell  zu  laparotomieren. 

Bei  den  nicht  operablen  80 ^/o  der  Fälle  will  Witzel  symptomatisdi 
behandeln  und  später  seinen  Anus  prätematur.  anlegen.  Diesen  hat  er  in 
den  letzten  Fällen  so  angelegt,  dass  er  die  Schlinge  unter  den  Sartorius  darch- 
zog  und  durch  einen  Hautschlitz  münden  liess. 

Mayo  Robson  (15).  Bei  einer  Frau,  die  nach  einer  Hämarrhoiden- 
Operation  an  völliger  Incontinentia  ani  litt,  übte  Robson  folgende  Operation. 

Umschneidung  der  vorderen  Hälfte  des  Anus  in  der  Haut  —  Schleim- 
hautgrenze.  Auseinanderziehen  des  oberen  und  unteren  Wundrandes,  so  dass 
eine  Längswunde  entsteht.  Vereinigung  des  Sphinkters  und  der  Wunde  in 
der  Längsachse.    Völliger  Erfolg. 

Naumann  (14)  hat  mit  gutem  Erfolg  Lennanders  praktische  Ope- 
ration bei  Incontinentia  alvi  an  einer  41jährigen  Frau  ausgeführt,  die  früh» 
eine  Resektion  des  Mastdarmes  wegen  Karzinom  durchgemacht  und  bei  der. 
da  eine  Stenose  an  der  Resektionsstelle  entstand,  ein  Durchschneiden  der- 
selben mit  plastischer  Operation  notwendig  wurde.  Nach  der  letzten  Opera- 
tion litt  sie  an  vollständiger  Inkontinenz,  die  durch  Lenn  ander  sehe  Operation 
beseitigt  wurde.  Hj.  v.  Bonsdorff  (Helsingfors). 

B*    Spezielles. 

a)   Kongenitale  Störungen. 

1.  *Franke,  Adus  praeternaturalis  und  Anas  perinealis  bei  Atresia  ani.    Dias.   BresUo. 

2.  Galtier,  Aboachement  anormal  da  rectam,  anus  vulvaire.  Journal  de  m^.  de  Bor- 
deaux Nr.  28. 

3.  *Stieda,  Über  Atresia  ani  congenita  und  die  damit  verbundenen  MlssbüdaBgei» 
V.  Langenbecks  Archiv  Bd.  70.  Heft  2. 

Galtier  (2)  berichtet  über  einen  Fall  von  Anus  vulvaris,  der  erst  nach 
3  Monaten  zufallig  entdeckt  wurde.  Der  Anus  war  durch  eine  dünne  Membrui 
verschlossen,  Sphinkter  war  vorhanden.  Nach  Inzision  herrschten  nomuk 
Verhältnisse. 

C.   Entzündungen,  Geschwiire,  Strikture^. 

1.  Chaput,  Des  perforations  du  rectum  survenant  au  cours  de  Fhyst^rectomie  abdomiul« 
et  uon  practicables  de  la  sutiire  simple.  Leur  traitement  par  le  cloisonnement  dn  basis. 
Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  Ghir.  Nr.  22. 

2.  * —  Tuberculose  du  coecum  et  du  cölon  ascendent.  Pas  de  rteection  intestinale  es* 
t^ro-anastomose  ilöo-colique  gauche  par  le  procedö  des  grafes  rondes.  611IL  at  ai^ 
de  la  soc.  de  Ghir.  de  Paris  Nr.  4. 

3.  Czerny,  Die  Behandlung  der  Fissur  und  des  Vorfalls  des  Mastdarms,  v.  Bransse!» 
Beiträge  Bd.  87.  Heft  8.    Esmarch -Festschrift 

4.  Laguenniere,  Traitement  ölectrique  de  la  fissnre  sphinct^ralgiqae  de  raooa.  U 
Frogr^s  m^dical  Nr.  84. 


Herten 8,  Verletzangen  und  chirnrgiscbe  Krankheiten  des  Rektums.  699 

5.  Lewis,  The  eure  of  anal  fissore  without  Operation;   report  of  eight  cases.     Medical 
newB.  May  30. 

6.  *  M  u  e  1 1  e  r ,  Rektalstenose  und  Parametritis.   A  rchiv  für  Verdaaungskrankheiten  Bd.  IX. 
Heft  2. 

7.  *Nana,  Anns  iliacas  wegen  einer  tuberkulösen   ano-rektalen  Krankheit.    Revista  de 
Chirurgie  1902.  Nr.  7.  p.  828.  (Rumänisch.) 

8.  ^Rachavdsky,  Zur  Lehre  von  den  Mastdarmfist-eln.    Dies.    Leipzig. 

9.  *Rochet,  Traitement  chimrgical  des  stenosits  p^rineaux  anaux  et  vulvaires.    Soc.  de 
Cbir.  de  Lyon.    Lyon  medical  Nr.  14. 

10.  Ronssel,  La  dilatation  forc^e  du  sphincter  anal  comme  moyen  de  traitement  de  Ten- 
t^rocolite  muco-membraneuse.    La  semaine  m^icale  Nr.  47. 

11.  *3chanpenach,    Über    pseudokarzinomatöse   Infiltration    des   Rektum   bei   Adnex- 
erkrankungen.    Bisa.    Leipzig. 

12.  *Winter,  Eolostomie  bei  Proktitis.    Diss.    Freiburg. 

Czemy  (3)  empfiehlt  zur  Beseitigung  der  Fissuraani  ein  der  Whithead- 
sehen  Methode  der  Ausschneidnng  der  Hämorrhoiden  nachgebildetes  Verfahren. 
Aasschneidung  der  Fissur  und  des  Grundes  derselben.  Vomähung  der  gesunden 
Schleimhaut  an  die  Analhaut. 

Zur  Beseitigung  eines  Mastdarmyorfalles  mittleren  Grades  hat  Verf.  die 
Rektopexie  in  folgender  Form  angewandt.  Von  einem  parasakralen  Schnitt 
aus  wurde  die  hintere  Mastdarmwand  bis  über  den  Sphincter  hinab  freigelegt 
und  durch  eine  Reihe  Ton  Knopfnähten,  die  nicht  perforierten,  zu  einer 
fingerhohen  Falte  geräfft.  Dann  wurde  das  Rektum  mit  Catgut  an  das  Lig. 
spinoso  —  und  tuberöse  —  sacrum  suspendiert.  Nach  4  Monaten  war  das 
Resultat  noch  ein  gutes. 

Laquerriere  (4)  empfiehlt  die  Behandlung  der  schmerzhaften  Anal- 
fissuren mit  hochgespannten  elektrischen  Strömen,  wie  sie  d'Arsonval  ein- 
geführt. Die  Einführung  der  Elektrode  in  den  After  gelingt  unter  der  Wirkung 
des  Stromes  leicht  und  ohne  wesentliche  Beschwerden.  Schon  die  erste  Sitzung 
(von  4 — 10  Monaten)  schafft  erhebliche  Erleichterung  und  Nachlassen  des 
Krampfes.  Die  Elektrode  soll  ziemlich  gross  sein,  um  die  Falten  zu  glätten. 
Erfolgt  nach  5 — 6  Sitzungen  keine  Besserung,  setzt  man  zunächst  eine  Zeit 
aus,  dann  wird  der  Erfolg  eintreten. 

Bei  der  Behandlung  der  Fissuren  konnte  festgestellt  werden,  dass  auch 
die  Hämorrhoiden  infolge  der  Behandlung  verschwanden. 

Verf.  berichtete  über  7  geheilte  Fälle,  andere  berichteten  über  ebenso- 
günstige Resultate  bei  Komplikationen  mit  Hämorrhoiden. 

Lewis  (5)  behandelt  die  kokainisierte  Fissur  mit  einer  gesättigten 
Lösung  von  Potass.  permanganate  und  nachfolgend  mit  Anusolzäpfchen.  Re- 
zidive, die  anfänglich  häufig  sind,  schwinden  leicht  bei  Wiederholung  der  Be- 
handlung. Die  Beschwerden  schwinden  sofort,  ist  dies  nicht  der  Fall,  beweist 
es,  dass  noch  andere  Fissuren  vorhanden  sind. 

Roussel  (10).  Bei  der  Behandlung  einer  Fissur  mit  forcierter  Dehnung 
beobachtete  Roussel  die  Ausheilung  einer  Colitis  membranacea.  Daraufhin 
wurden  auch  vier  andere  Fälle  ohne  Fissuren  in  gleicher  Weise  mit  demselben 
Erfolge  behandelt.  Vor  der  Dehnung  ausgiebige  Einlaufe,  nachher  Einlegen 
eines  antiseptischen  Gazestreifens. 

Chaput  (1)  hat  bei  zwei  Fällen  von  Hysterektomie  das  Rektum  in  aus- 
gedehntem Grade  verletzt.  Die  Naht  oder  Resektion  des  verletzten  Darmteils 
bot  wenig  Chancen.  Er  ist  dann  so  vorgegangen,  dass  er  den  nach  der 
Uterusexstirpation  verbleibenden  vorderen  Peritoneallappen    an  das  Rektum 


700  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

über  der  Wunde  und  weiter  an  das  hintere  und  parietale  Peritoneum  genaht 
hat,  so  dass  ein  völliger  Abscbluss  der  Bauchhöhle  erzielt  wurde.  Die  Heilang 
erfolgt  rasch  und  vor  der  ersten  Stuhlentleerung.  Die  Rektalwunde  selinunpft 
und  hält  von  selbst.  In  der  Diskussion  betonen  verschiedene  Herren,  dass 
sie  ähnliche  Wege  eingeschlagen  haben,  andere  empfehlen  die  direkte  Naht 
der  Darmverletzung. 

b)   Verletzungen.    Fremdkörper. 

1.  Moty,  Corps  ^trsDger  da  rectum.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  Nr.  7. 

2.  TolödaDO,   Extraction  d'an  corps  ötraoger  da  rectam.     Journal  de  mM.  de  Paris 
Nr.  24. 

3.  Vigouroux  et  Charpeutier,   Corps  ätrangers  du  rectum  chez  an  aliönö.    BnlL  et 
mäm.  de  la  soc.  anatomique  de  Paris  Nr.  4. 

Toledano  (2).  Ein  35 jähriger  Herr  erkrankte  plötzlich  mit  heftigen 
Schmerzen  im  Mastdarm.  Bei  der  Untersuchung  fühlte  der  Finger  3  cm 
über  dem  After  einen  Fremdkörper.  Die  Extraktion  gelang  leicht.  Derselbe 
bestand  in  einem  Wirbelknochen  eines  Fisches,  der  8  Tage  oder  3  Monate 
vorher  verschluckt  sein  musste.  Nach  der  Extraktion  schwanden  die  Be- 
schwerden bald. 

Moty  (1).  Bei  einem  Geisteskranken  wurde  aus  dem  Rektum  nach 
48  stündigem  Verweilen  eine  Flasche  entfernt  von  18  cm  Länge  und  5  cm 
Durchmesser.    Die  Entfernung  gelang  nur  in  Narkose. 

Vigouroux  und  Charpentier  (3).  Bei  einem  Geisteskranken  stellte 
sich  Obstipation  und  Koliken  ein.  Als  Ursache  fand  sich,  dass  die  ganze 
Ampulle  mit  Steinen  und  Glasstückchen  angefüllt  war,  die  der  Kranke  all- 
mählich verschluckt  hatte.  In  Narkose  wurden  270  Stück  entfernt,  100 
weitere  noch  spontan  entleert.  Nachher  hat  der  Kranke  keine  Steine  mehr 
verschluckt. 

d)   Geschwülste,  Prolapse,  Hämorrhoiden. 

1.  Discussion  on  the  treatmeot  of  rectal  cancer.    Medical  soc.  of  Loudon.    The  Lanoet. 
May  2. 

2.  *AlboDnan,  Tumeur  polyparte  p^rin^ale  d<§veloppäe  aux  döpens  du  corps  de  Wolff. 
Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  Nr.  4. 

3.  B  a  1 1 .  Od  adenoma  and  adeno-carcinoma  of  the  rectum.    British  med.  Journal.  Feb.  21. 
Feh.  28.  March  7. 

4.  Caird,  Zur  Behandlung  des  Mastdarmkrebses.    Scottish  med.  and  surg.  Journal.  ApriL 

5.  —  Excision  of  Carcinoma  of  the  rectum  and  the  treatment  of  inoperable  cancer  of  tbe 
sigmoid  flexure.    Medical  Press.  Jan.  28. 

6.  ^Durand,  Ablation  d'une  volumineuse  tumeur  de  la  portlon  recto-sigmoidale  da  gros 
intestin  m^thode  abdomin o-p^rinäale.    Soc.  de  Chir.    Lyon  medical  Nr.  dO. 

7.  Guyot,  Cancer  p^dicule  de  la  face  posterieure  du  rectum  avec  ^tat  cachectique.    Ez- 
stirpation.    Gu^rison.    Journale  de  m4d.  de  Bordeaux  Nr.  47. 

8.  *Hartmann,   A  propos  des  tumeurs  pörin^ales  developpöes  aux  d^pens  du  corps  de 
Wolff.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  Nr.  6. 

9.  *Houzel,  Les  veins  de  Tanus.    Archives  gön^rales  Nr.  83. 

10.  ▼.  Lavandel,  Über  die  chirurgische  Behandlung  der  Hämorrhoiden.  Wiener  med. 
Presse  Nr.  8. 

11.  E.  Lieb  er  mann,  Beitrag  zur  Behandlung  der  Hämorrhoiden.  Przeglad  lekarski  1902. 
Nr.  45. 

12.  Mitchell,  A  simple  method  of  operating  on  piles.    British  med.  Journal.  Febr«  28. 

13.  Reinbach,  Hämorrhoiden  im  Eindesalter.  Zugleich  ein  weiterer  Beitrag  zur  patho- 
logischen Anatomie  dieses  Leidens.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  Bd.  XIL  Heft 
2  und  3. 


Hertens,  VerleUungen  und  chirurgische  Krankheiten  des  Rektums.  701 

14.  Rother,  Zar  Eolopexie  bei  Prolapsas  recti.   Die  extraperitoneale  Fixation  des  Darmes. 
Deutsche  med.  Wochenschrift  Nr.  32. 

15.  "^L.  Rydygier,  Über  die  Behandlung  maligner  Neubildungen  des  Mastdarmes.  Gazeta 
lekarska  1902.  Nr.  24. 

16.  ^Salmanoff,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Rektaldermoide.    Diss.    Berlin. 

17.  ^WatsonCheyne,  Obserrations  on  the  treatment  of  cancer  of  the  rectum.    British 
medical  Journal.  June  13. 

In  der  Digkussion  (1)  spricht  sich  W also n  Cheyne  für  Resektion  des 
erkrankten  Rektuii^  ans,  falls  der  Tumor  noch  beweglich  ist. 

Waterhonse  richtet  das  operative  Vorgehen  nach  dem  Sitz  der  Ge- 
schwulst ein.  Bei  Tumoren  des  mittleren  Rektums  empfiehlt  er  Resektion 
auf  parasakralem  Wege  mit  schliesslicher  Invagination  des  proximalen  Endes. 
Das  Peritoneum  ist  früh  zu  eröffnen.     Keine  Kolotomie. 

G 00 d seil  wiU  erst  die  Kolotomie  machen  und  event.  nach  3  Wochen 
radikal  operieren. 

Barth  er  empfiehlt  nur  die  Kolotomie. 

Ball  (3).  Das  Adenom  ist  eine  Epithelialgeschwulst.  Beim  einfachen 
Adenom  handelt  es  sich  um  oberflächliche  Zellneubildung,  beim  Adenokar- 
zinom um  Übergang  auf  das  Ausgangsorgan,  hier  die  Darmwand.  Wenn  sich 
auch  Adenome  im  ganzen  Darmkanal  finden,  ist  das  Rektum  doch  stark  be- 
vorzugt. Es  gibt  diffuse  Adenome  und  gestielte  Adenome,  letztere  meist 
solitär.  Unter  den  sakro-coccygealen  angeborenen  Geschwülsten  gibt  es  eben- 
falls solche  adenomatösen  malignen  Charakters.  Die  Symptome  des  einfachen 
Adenoms  bestehen  in  Blutungen,  Absonderung  von  glasigem  Schleim  und  den 
Reizerscheinungen  des  Fremdkörpers. 

Das  Adenokarzinom  des  Rektums  ist  verhältnismässig  gutartig,  wenn  es 
noch  auf  den  Darm  beschränkt  ist.  Leider  ist  das  meist  nicht  der  Fall. 
Das  Adenokarzinom  bildet  die  Hauptzahl  aller  malignen  Rektumgeschwülste 
(95  %).  Sehr  bösartig  sind  die  jugendlichen  Formen,  klinisch  lassen  sich  zwei 
Wachstumstypen  unterscheiden.  Die  eine  ein  kraterförmiges  Geschwür  mit 
stark  gewulsteten  Rändern,  mehr  bei  jugendlichen  Individuen,  und  zweitens 
ein  oberflächliches  Geschwür  mit  dem  Charakter  des  Scirrhus,  langsamen  Ver- 
lauf und  Neigung  zur  Stenosierung,  mehr  bei  älteren  Individuen. 

Dann  geht  Verf.  auf  die  Histologie,  die  Symptome  und  die  Untersuchung 
ein.  Hat  die  Untersuchung  die  Operabilität  festgestellt,  so  ist  je  nach  dem 
Sitz  der  Geschwulst  der  einzuschlagende  Operationsweg  gegeben.  Geschwülste 
der  Sphinktergegend  werden  auf  perinealem,  der  Ampulle  des  Rektums  auf 
sakralem  oder  vaginalem  Wege,  bei  sehr  hoch  sitzenden  Tumoren  auf  ab- 
dominalem Wege  entfernt. 

Wichtig  für  den  aseptischen  Verlauf  ist  eine  genügende  Vorbereitung. 

Nur  bei  Obstruktionserscheinungen  ist  eine  praeliminare  Kolotomie  zu 
empfehlen. 

Bei  den  sakralen  Methoden  bevorzugt  er  die  Invaginationsmethode  und 
völligen  Schluss  der  Wunde.  Das  Peritoneum  ist  möglichst  frühzeitig  zu 
eröffnen. 

Von  26  Fällen  starben  zwei.  Bei  neun  früher  Operierten  wurde  ein 
Anus  sacrales  gebildet,  5  mal  Zirkulämaht,  12  mal  Invagination. 

Der  abdominale  Weg  hat  gewisse  Vorzüge:  genaue  Übersicht,  Blutleere 
nach  Unterbindung  der  Art.  haemorrhoidalis  superior  und  medialis.  Ent- 
fernung der  Lymphdrüsen,   Sicherheit  gegen  Beschmutzung  der  Wunde  mit 


702  Jahresbericht  fttr  Chinugie.    II.  Teil. 

Darminhalt.  Meist  wird  es  gelingen,  das  obere  Ende  an  den  Anus  za  bringen, 
ohne  weiteren  perinealen  Schnitt,  wenn  das  Mesokolon  nicht  zu  kurz  ist. 
Dann  ist  Kolotomie  nötig.  Der  Schnitt  liegt  im  linken  Rectus.  Das  Kolon 
wird  vorgezogen  und  an  der  Stelle  des  längsten  Mesokolon  durchtrennt.  Das 
Mesokolon  wird  zwischen  Klemmen  bis  zum  Ansatz  durchtrennt.  Dann  wird 
das  untere  Ende  aus  seinen  Verbindungen  gelöst.  Der  Darm  wird  unterhalb 
der  Geschwulst  unterbunden,  das  untere  Ende  gereinigt  und  dann  durch- 
schnitten. Die  Schleimhaut  des  stehengebliebenen  Afterteils'  wird  entferot 
und  das  obere  Ende  wird  durchgezogen.  Drei  Fälle,  die  so  operiert  wurden, 
starben.     Verf.  empfiehlt  die  Methode  trotzdem. 

Caird  (5)  berichtet  über  10  Fälle  von  höhersitzenden  Karzinomen  des 
Rektums,  die  auf  parasakralem  Wege  ohne  Todesfall  operiert  wurden.  Das 
funktionelle  Resultat  war  vollständig  bei  vier  Frauen  und  einem  Mann,  un- 
vollständig bei  vier  Männern  und  einer  Frau.  Es  starben  nach  ^/s  Jahr  ein 
Fall,  innerhalb  eines  Jahres  drei,  die  übrigen  bis  zum  vierten  und  fünften 
Jahre. 

Häufiger  beobachtete  er  Strikturen. 

Auf  perinealem  Wege  wurden  vier  tiefsitzende  Karzinome  ohne  Todes- 
fall operiert.  Zwei  starben  innerhalb  des  Jahres,  zwei  nach  Vh  Jahr.  Auch 
bei  perinealem  Vorgehen  rät  er  zu  baldiger  Eröffnung  des  Peritoneums  vom 
Douglas  aus. 

Von  sechs  Patienten,  bei  denen  ein  Anus  praeter  naturam  iliacus  an- 
gelegt wurde  wegen  bestehender  völliger  Obstruktion  starben  vier,  ein  Beweis, 
dass  nicht  bis  zum  Eintritt  des  völligen  Verschlusses  gewartet  werden  soD 
mit  der  Operation. 

Guyot  (7).  Ein  62 jähriger  Mann  war  seit  5  Monaten  kachektisch  ge 
worden.  Er  verlor  grosse  Mepgen  eitrigen  Ausflusses  aus  dem  After.  Als 
Ursache  fand  sich  eine  polypenartige,  harte,  breitgestielte  Geschwulst  der 
hinteren  Mastdarmwand.  Eines  Tages  wurde  die  Geschwulst  vor  den  APer 
gepresst.  Der  Stiel  wurde  an  der  Insertionsstelle  umschnitten  und  exzidiert, 
die  Stelle  kauterisiert  und  vernäht     Danach  völlige  Wiederherstellung. 

Der  Tumor  erwies  sich  als  Karzinom,  das  sich  wahrscheinlich  aus  einem 
Polypen  entwickelt  hatte. 

Reinbach  (12)  teilt  vier  Fälle  von  kindlichen  Hämorrhoiden  mit  und 
glaubt,  dass  bei  entsprechend  geschärfter  Aufmerksamkeit  in  Zukunft  häufiger 
kindliche  Hämorrhoidalbildungen  beobachtet  werden  dürften. 

Auf  Grund  der  pathologisch-anatomischen  Untersuchungen  kommt  Rein- 
bach  zur  Bestätigung  seiner  früheren  Ergebnisse.  Das  Wesen  der  Hämo^ 
rhoidalaffektion  besteht  nicht  in  Varizenbildung,  sondern  in  echter  Gesdiwnlstr 
bildung  gutartigen  Charakterß,  welche  durch  Neubildung  von  Blutgefässen  und 
Grundsubstanz  ausgezeichnet  ist,  es  handelt  sich  um  Angiome.  Häufig  geseUen 
sich  die  Zeichen  einer  venösen  Stauung  und  entzündliche  Erscheinungen  hinza. 

Wertvoll  musste  es  für  die  Auffassung  der  Hämorrhoiden  als  Gefass- 
geschwülste  sein,  auch  schon  im  jugendlichen  Alter  derartige  Bildungen  oder 
die  Anlage  dazu  nachzuweisen.    Das  ist  jetzt  gelungen. 

Die  Frage,  ob  alle  Hämorrhoiden  Angiome  seien,  ist  dahin  zu  beant- 
worten, dass  zweifellos  auch  reine  Stauung  ein  ähnliches  aber  von  der  H&mor- 
rhoidalaffektion  zu  trennendes  klinisches  Bild  hervorrufen  kann.  Bisher  sind 
diese  Veränderungen  zu  den  Hämorrhoiden  gerechnet  worden. 


J 


Herten 8,  Yerletznngen  und  chirargische  Krankheiten  des  Rektums.  70B 

Y.  Lavandal  (10).  Die  Therapie  ist  für  äussere  und  innere  Hämor- 
rhoiden verschieden. 

Bei  äusseren  Hämorrhoiden  ist  natürlich  jeder  Repositionsversuch  ver- 
fehlt. Sind  sie  entzündet,  ist  antiphlogistisch  zu  verfahren.  Versagt  diese 
Behandlung,  kann  man  den  Knoten  spalten  oder  mit  dem  Glühstift  behandeln. 
Wirken  verödete  Reste  solcher  Knoten  reizend,  werden  sie  mit  der  Schere 
oder  Schlinge  abgetragen  oder  abgebunden.  Fissuren,  die  durch  sie  oft  ver- 
anlasst werden,  werden  ohne  Narkose  mit  Knopfmesser  bis  auf  Sphinkter 
gespalten.  Der  Kranke  liegt  dabei  auf  der  Seite  mit  an  den  Bauch  gezogenen 
Beinen  und  presst  den  After  vor.  Die  Fissur  wird  sichtbar  und  kann  mit 
einem  Schnitt  gespalten  werden.  36 — 48  Stunden  darf  kein  Stuhl  erfolgen. 
Berafsstörungen  erfolgen  nicht. 

Die  inneren  Hämorrhoiden  müssen  bei  schwächenden  Blutungen,  beim 
Vorfall  und  bei  Einklemmung  chirurgisch  behandelt  werden. 

Eventuelle  Reposition  erfolgt  in  der  vorher  beschriebenen  Lage,  auch 
bei  bestehender  Blutung. 

Während  die  bisherigen  Methoden  völlige  Entfernung  der  Knoten  an- 
strebten, will  V.  Lavandal  das  völlige  Verschwinden  der  allmählichen  Schrump- 
fung überlassen.  Um  diese  einzuleiten  genügt  oberflächliche  Ätzung  mit 
rauchender  brauner  Salpetersäure.  Nach  genügender  Stuhlentleerung  und 
warmen  Einlauf  presst  der  Kranke  die  Knoten  vor  in  der  vorher  beschriebenen 
Lage.  Über  die  vorgefallenen  Knoten  wird  nacheinander  ein  Hartkautschuck- 
zylinder gestülpt,  der  die  Umgebung  gut  schützt  und  die  Knoten  festhält 
Mittelst  eines  Wattepinsels  wird  die  Säure  nun  aufgetragen  bis  der  Knoten 
schiefergrau  aussieht,  dann  abgetrocknet  und  mit  Vaselin  oder  Öl  bestrichen. 

So  werden  3 — 4  Knoten  in  einer  Sitzung  behandelt,  die  dann  möglichst 
hoch  reponiert  werden. 

Nach  20  Minuten  kann  der  Kranke  nach  Haus  gehen,  ohne  in  seinem 
Beruf  gestört  zu  werden.    36  Stunden  soll  kein  Stuhl  erfolgen,  dann  Rizinus. 

Für  die  weiteren  Entleerungen  wird  täglich  ein  kaltes  Klistier  ge- 
nommen. So  lange  die  Knoten  noch  vorfallen,  werden  sie  mit  OUäppchen 
reponiert.  Bei  zahlreichen  und  sehr  grossen  Knoten  erfolgt  die  Ätzung  in 
mehreren  Abschnitten.  Blutung  und  Schmerzen  sind  gering,  wenn  man  nicht 
zu  nahe  der  Kutis  kommt.    Gleichzeitige  äussere  Knoten  schwinden  von  selbst. 

Mitchell  (12).  Nach  Dilatation  des  Sphinkter  wird  der  Hämorrhoidal- 
knoten mit  einer  schmalen  langen  Klemmzange  gefasst,  abgeschnitten  und  die 
Schleimhautwunde  mit  fortlaufender  Catgutnaht  geschlossen,  so  dass  der  Faden 
am  die  Zange  fasst.  Der  Faden  wird  erst  nach  Entfernung  der  Zange  fest 
angezogen.  Die  Methode  ist  schnell  auszuführen,  unblutig,  und  die  Heilung 
erfolgt  schnell.     Die  Darmtätigkeit  ist  nicht  gestört. 

E.  Liebermann  (15)  plaidiert  auf  Grund  von  36  in  Kaders  Klinik 
nach  Whiteheade  operierten  Fällen  von  Hämorrhoiden  sehr  warm  für  dieses 
Verfahren,  welchem  er  den  Vorzug  vor  der  L  an  gen  b  eck  sehen  Operation 
einräumt.  Von  den  36  Operierten  heilten  32  per  primam,  4  mal  erfolgte 
Heilung  per  secundam,  und  zwar  1  mal  infolge  heftiger  arterieller  Nachblutung, 
2  mal  infolge  Eiterung  und  Imal  infolge  Dehiszenz  der  Nähte.  Über  das 
Dauerresultat  konnten  von  11  Patienten  Erkundigungen  eingezogen  werden: 
Hiervon  sind  11  gesund,  1  klagt  (8  Monate  nach  der  Operation)  über  Stenose 
des  Mastdarmes,  1  über  neuerliche  Blutungen  bei  der  Defäkation,  während 
schliesslich  die  Angaben  des  einen  mit  dem  Resultate  unzufriedenen  Patienten 


704  Jahresbericht  far  Chirurgie.    11.  Teil. 

ziemlich  konfus  sind.  Ob  sich  gerade  ans  diesen  Resultaten  der  Vorzug  d^ 
Whiteheade sehen  Verfahrens  vor  dem  Langenbeck sehen  mit  zwingender 
Notwendigkeit  ergibt,  will  Referent,  übrigens  ein  Anhänger  der  letzteren 
Operation,  dahingestellt  sein  lassen.  Trzebickj  (Krakau). 

Roth  er  (14).  Gegenüber  der  Resektion  des  Rektums  bei  Prolapsns 
recti  bildet  die  Kolopexie  geringe  Gefahren.  Auch  die  Dauerresultate  sind 
befriedigende,  wenn  auch  noch  verbesserungsbedürftig.  Das  Auftreten  von 
Rezidiven  beruht  auf  der  mangelnden  Festigkeit  der  Adhäsion  zwischen  Serosa 
und  Serosa.  Deshalb  hat  Verf.  den  Darm  auf  eine  peritoneumentblösste  Stelle 
genäht  in  einer  Länge  von  7 — 8  cm.  Von  einem  hypogastrischen  Schnitt 
wurde  der  Fusspunkt  der  Flexur  vorgezogen  und  der  Darm  einmal  an  die 
Bauchwand,  einmal  auf  die  linke  Darmbeinschaufel  aufgenäht,  nachdem  die 
betreffende  Stelle  von  Peritoneum  entblösst  war.  Die  letztere  Stelle  ist  vor- 
zuziehen. In  dem  ersten  Fall  wurde  noch  wegen  des  sehr  langen  S  Romaniim 
eine  breite  Enteroanastomose  zwischen  Colon  descendens  und  Colon  pelvi- 
num  angelegt.  Die  Schenkel  des  SRomanum  untereinander  vernäht.  Resul- 
tate gut. 


XIV. 

Die  Hernien. 


Referent:  E.  Kammeyer,  Berlin. 


Die  mit  *  verseheoeD  ArbeiteD  sind  nicht  referiert  worden. 

I.  Allfi^emeines. 

1.  Abel,  Zur  Hernientaberkulose.    Deutsche  med.  Wochenschrift  Nr.  47.  1 

2.  Baik off,  Über  einige  Schwierigkeiten  bei  der  Operation  lang  bestehender  Hernien. 
Russisches  Archiv  für  Chirurgie  1903.  Heft  1.  i 

3.  Backer,  On  the  treatment  of  gangrenous  hemiae  by  enterectomy.   Lancet.  Jane  6.         | 
3a.  —  On  the  results  of  Operations  for  strangulated  hernia.    Lancet  May  30.  ' 

4.  Bovo,  P.,  Emorragia  mortale  per  epiplocele  incarcerato.    II  Policlinico.  Sez.  prstiei      | 
1903.  Fase.  40.  i 

5.  *Brown,  A  case  of  strangulated  hernia,  associated  with  acute  haemorrhagic  panaea- 
titis.    Laocet  Sept  26. 

6.  ^Bundschuh,  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  Brucheinklemmung.    Dias.    Heidel- 
berg. 

7.  Cavazzani,  Eine  neue  Methode  zur  Radikalbehandlung  der  Hemia  cruralis.  y.  L a n gen- 
becks  Archiv.  Bd.  72.  Heft  1. 

8.  Coley ,  Results  of  one  thousand  Operations  for  the  radical  eure  of  inguinal  and  femoral 
hemia  performed  between  1891  and  1902.    Annais  of  surg.  June. 

9.  Deanesly,  A   criticism  of  cuiTent  doctrines  conceming  hemia.    Brit.  med.  jonnial. 
June  27. 

10.    Demosthen,  Ober  die  in  der  Armee  operierten  Brttche  mit  einer  lljfthr.  StattstiL 
Spitalul  1903.  Nr.  20—21.  p.  719  (rumänisch). 


Kammeyer,  Die  Hernien.  705 

11.  Eckstein,  Weitere  Elrfahrnngen  über  Hartparaffinprothesen,  speziell  bei  Hernien, 
y.  Langenbecks  Archiv.  Bd.  71.  Heft  4. 

12.  Estor,  Un  noavean  proc^dö  de  eure  radicale  de  la  hernie  radicale  par  occlosion  par- 
tielle du  canal  inguinal  et  r^duction  de  ses  dimensions  ä  Celles  du  cordon  spermatique. 
La  semaine  m^cale.  Nr.  9. 

13.  Frank,  Ein  Beitrag  zur  perihemiösen  Phlegmone.  Wiener  med.  Presse.  Nr.  15, 16, 17. 

14.  Fuchsig  und  Haim,  Über  175  Brucheinklemmungen.  Deutsche  Zeitschr.  fQr  Chir. 
Bd.  69.  Heft  5  und  6. 

15.  *GaYin,  Post-operative  hernia  treated  by  the  introduction  of  silverwire  filigree.  Lancet. 
Dec.  5. 

16.  Grnnert,  Über  Herniotomien  im  Eindesalter,  insbesondere  im  Säuglingsalter,  darunter 
zwei  seltene  Fälle  von  Einklemmung.   Deutsche  Zeitsohr.  für  Chir.  Bd.  68.  Heft  5  u.  6. 

17.  *Qnermonprez,  Hernie  traumatique.  Variete  para- inguinale.  Rivista  dl  diritto  e 
giurlsprudenza  patoh  spec.  sugli  infortunii  sul  lavoro  1908;  Fase.  8 — 9. 

18.  Haberer,  Zur  Kasuistik  der  Folgezustände  forcierter Taxisversuohe  bei  inkarzerierten 
Hernien.    Wiener  klin.  Wochenschrift.  Nr.  49. 

19.  *H erhold.  Die  ünterleibsbrüche  und  ihre  Kadikaioperation  bei  den  Mannschaften  des 
Heeres.    Der  Militärarzt.  Nr.  21  und  22. 

20.  "^Hotchkiss,  Littr^s  hernia  (strangulated  partial  enterocele).  New  York  snrg.  society. 
Annais  of  surg.  June. 

21.  *Köhler,  Über  Hermentuberkulose.    Diss.    Breslau. 

22.  Kristinus,  Zur  Scheinreduktion.    Wiener  med.  Presse.  Nr.  8  und  4. 

28.  L  e  w  i  s  0  h  n ,  Über  die  Tuberkulose  des  Bruchsackes.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten 
der  Medizin  und  Chirurgie.  Bd.  11.  Heft  5. 

24.  Liniger,  Über  Banchbrüehe  und  Unfall.    Wiener  med.  Wochenschrift  Nr.  6,  7,  8,  9. 

25.  *—  BauchbrQche  und  Unfall.    Monatsschrift  für  Unfallheilkunde.  Nr.  2. 

26.  *Lombardi,  Gura  radicale  delle  emie.  Gonsiderazioni  e  note.  U  Progresso  medico 
1908.  Nr.  5. 

27.  Lotheissen,  Hernie,  Unfall  und  Inkarzeration.    Wiener  med.  Presse  Nr.  20,  21. 

28.  Maasland,  Het  sluiten  van  breuken  by  Laparotomieän.  Ned.  Tydsch  v.  Geneesk.  I. 
p.  573. 

29.  *Malme,  Über  Hernien  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Radikaloperation  der- 
selben.   Diss.    Bonn. 

30.  Manco,  G.,  Le  emie  congenite  nella  legge  degli  infortuni  sul  lavoro.  Gazzetta  degli 
ospedali  1903.  Nr.  128. 

31.  M a r t i n a ,  Über  primäre  Darmresektionen  bei  gangränösen  Hernien.  v.Langenbecks 
Archiv  Bd.  71.  Heft  8. 

32.  *Marwood,  Herniotomy  under  lokal-anaesthesia.    The  Lancet  Aug.  22. 

33.  *Minici,  Gentosessantatre  ernie  operate  nell'  ospedale  militare  di  Messina.  Gior- 
nale  medico  del  R.  Esercito  1903.  Vol.  51.  Fase.  8. 

34.  Fauchet,  Du  jeune  prolongö  eomme  pr^paration  ä  la  eure  radicale  des  grosses  hemies 
chez  les  abc^s.    Gazette  des  höpitaux  Nr.  54. 

35.  Pomara,  D.,  Gontributo  allo  studio  delle  ernie  vescicali.  Gazzetta  degli  ospedali  1903. 
Nr.  62. 

36.  *Pott,  Zur  Prognose  der  Hemienradikaloperation.  Ein  statistischer  Versuch.  Diss. 
Erlangen. 

37.  —  Zur  Prognose  der  Radikaloperation  der  Hernien.  Deutsche  Zeitschrift  für  Ghirurgie 
Bd.  70.  Heft  5  und  6. 

88.  *Ramoni,  Gontributo  clinico  statistico  alia  cura  radicale  delle  ernie.  Gazzetta  medica 
di  Roma  1903. 

39.  *Rebaud,  De  Tanesth^e  localis^  ä  la  cocaine  dans  la  eure  operative  de  la  hernie 
inguinale.    Gazette  des  höpitaux  Nr.  121. 

40.  Remedi,  V.,  Sulla  frequente  coincidenza  dell*  emia  coli'  idrocele.  Gazzetta  degli 
ospedali  1908.  Nr.  29. 

41.  Samochozki,  Nicht  versenkte  Etagen-Nähte  bei  der  Radikaloperation  von  Hernien. 
Rassisches  Archiv  für  Ghirurgie  1908.  Heft  5. 

42.  *Santi,  D.,  Della  cura  radicale  dell'  ernia  in  bambini.  Arohivio  intemazionale  di 
medicina  e  chirurgia  1903.  Nr.  12. 

43.  V.  Schmarda,  Zur  Kasuistik  der  Unterleibsbrüche.  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der 
klin.  Ghirurgie.  Dem  Andenken  von  Prof.  Gussenbauer  gewidmet  von  seinen  Schülern. 
Wien  und  Leipzig.    Braumüller. 

Jahresberieht  für  Chirurgie  1903.  45 


706  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    If.  Teil. 

44.  Sick,   Zur  DifferentialdiagnoBe  nnd  Ätiologie  inkarzerierter  Hernien.     Deutsche  Zeit- 
schrift für  Chirurgie  Bd.  70.  Heft  5  und  6. 

45.  Sultan,  Ober  die  Begutachtung  der  Unterleibsbrüche.     Mttnchener  med.  Wochenschr. 
sehr.  Nr.  5. 

46.  Tarnffi,  P.,  Sorprese  ed  errori  di  diagnosi  possibili  nelle  operazioni  di  emia.    n  Poh- 
clinico  1903.  Vol.  X-C.  Fase.  12. 

47.  Thorbnrn,  An  analysis  of  110  Operations  for  strangaläted  hemia.     Brit  med.  joura. 
April  25. 

48.  *Toms,  Hemia.    Medical  news.  Aug.  1.    (Enthält  nur  bekannte  Dinge). 

49.  Weber,  Trauma  and  Hernien.    Ärztliche  Sachverständigen-Zeitung  Nr.  19. 

50.  *Wehner,  Hernien  Operationen  nach  Biondi-Pfannenstiel.    Dies.    Leipzig. 

51.  Weyprecht,  Erfahrungen  Aber  die  Operation  des  eingeklemmten  Bruches.  ▼.  L a n gen- 
becks  Archiv  Bd.  71.  Heft  1. 

52.  *Wilharm,  Statistik  Aber  Brachanlage  und  äusseren  Leistenbruch.    Disa.    Bonn. 

Abel  (1)  hat  einen  22jährigen  Militärhandwerker  mit  doppeltem,  seit 
der  Kindheit  bestehenden  Leistenbrach  zweimal  operiert.  Das  erstemal  kam 
Patient  mit  der  Diagnose:  inkarzerierte  rechtsseitige  Leistenhernie  ins  SpitaL 
Man  fand  einen  apfelgrossen,  prallelastischen,  nicht  reponierbaren  Tumor,  der 
sich  bei  der  Operation  als  der  mit  getrübter  Flüssigkeit  gefüllte,  sonst  aber 
leere  Bruchsack  herausstellte.  Er  war  überall  stark  verwachsen  und  am  Halse 
gegen  die  Bauchhöhle  abgeschlossen.  Nach  Trennung  entleerte  sich  aus  der 
Bauchhöhle  noch  V*  Liter  getrübtes  Serum  und  Darm  und  Netz  waren  dicht 
bedeckt  mit  Miliarknötchen;  es  besteht  keine  Einklemmung.  Tabaksbeutel- 
naht des  Halses  und  Bassini.  Nach  fieberfreiem  Verlauf  entwickeltsich  nach 
14  Tagen  Ascites,  der  auch  im  linken  Bruchsack  nachweisbar  und  reponier- 
bar ist.  Deshalb  wird  3  Wochen  später  nochmals  operiert  an  der  linken  Seite. 
Hoden  im  Bruchsack,  dessen  Linenfläche  stark  gerötet  und  mit  Knötchen  be- 
deckt ist,  ebeuso  wie  die  sich  vordrängenden  Därme  und  Netz.  Hoden  und 
Nebenhoden  stark  knollig,  hart  und  voller  Knötchen.  Eröffnung  des  Bauches, 
so  dass  die  Bauchhöhle  mit  Jodoformtupfern  energisch  ausgerieben  werden 
kann.  Entfernung  des  Bruchsackes  und  des  Hodens.  Fieberfreier  Verlauf; 
nach  8  Wochen  wieder  Ascites  nachweisbar,  der  allmählich  verschwindet.  Ein 
Jahr  p.  operat.  fühlt  Patient  sich  völlig  wohl.  Tuberkulose  durch  Tierversuch 
nachgewiesen. 

Verf.  geht  auf  einige  Fragen  aus  der  bezüglichen  Literatur  ein. 

Baikoff  (2)  berichtet  über  einen  Fall  einer  überaus  grossen  Skrotal- 
hemie,  der  24  Stunden  nach  der  Inkarzeration  in  seine  Behaudlung  kam.  Das 
Skrotum  reichte  bis  zu  den  Knien.  Den  Bruchinhalt  bildeten  ein  Meter  Düun- 
darm,  Coecum  und  ein  Teil  des  Colon  ascendens.  Die  Wanduogen  des  Dünn- 
darms und  dessen  Mesenterium  waren  stark  verdickt.  Der  Bruchinhalt  konnte 
nur  nach  Erweiterung  der  Bauchdeckenwunde  (von  der  Spina  ilei  ant.  sup. 
bis  zur  Linea  alba)  und  Punktion  des  Dickdarms  reponiert  werden. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Zur  Frage:  Anus  praeternaturalis  oder  primäre  Resektion  ergreift 
Back  er  (3)  nochmals  das  Wort  und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  eine  Haupt- 
bedingung für  guten  Ausgang  die  möglichst  schleunige  und  ausgiebige  Ent- 
leerung des  überdehnten  proximalen  Darmstückes  ist.  Nach  seiner  Erfahrung 
muss  man  aber  auch  vor  allem  den  Darm  in  einer  Länge  von  5 — 6  Fuss 
oberhalb  der  Einklemmung  resezieren,  da  die  Schleimhaut  dieses  Dickdarm- 
stückes fast  inmier  in  sehr  desolatem  Zustande  ist  und  gleichzeitig  eine  Läh- 
mung  dieser  Darrapartie  besteht,   die  eine  gründliche  Entleerung  von  dem 


Kammeyer,  Die  Hernien.         •  707 

höchst  infektiösen  Darminhalt  verhindert.  Er  beschreibt  nun  eine  neue 
Methode  der  Yernähnng  der  beiden  aneinander  gelagerten  Darmenden,  deren 
Details  (mit  Zeichnung)  im  Original  einzusehen  sind. 

Er  hat  7  Fälle  so  operiert  mit  5  Heilungen;  die  2  Todesfalle  kommen 
auch  nicht  auf  Rechnung  der  Anastomosennaht. 

Back  er  (3a)  hat  die  in  30  Jahren  von  ihm  operierten  Fälle  von  ein- 
geklemmten Brüchen,  406  an  der  Zahl,  zusammengestelt,  wobei  sich  ergab, 
dass  in  den  letzten  10  Jahren  doppelt  so  viele  zur  Operation  kamen,  als 
20  Jahre  vorher:  ein  Zeichen,  dass  die  Erkenntnis  von  der  Gefährlichkeit 
der  Taxis  sich  doch  Bahn  bricht.  Er  selbst  vindiziert  den  Versuch  einer 
Taxis  nur  für  ganz  frische  Fälle  und  bei  sehr  heruntergekommenen  Patienten. 

Die  Mortalität  sank  von  53,1%  in  den  ersten  5  Jahren  auf  22®/o  im 
letzten  Quinquennium  und  betrug  im  ganzen  Durchschnitt  31,2  ®/o. 

Von  den  insgesamt  127  Todesfällen  waren  13  unbekannter  Ursache, 
100  fielen  mehr  oder  minder  dem  krankhaft  veränderten  Darm  zur  Last. 
Wäre  es  möglich  gewesen,  in  all  diesen  Fällen  den  Darm  nicht  zu  reponieren^ 
so  wäre  die  Mortalität  viel  geringer.  Back  er  hält  allerdings  die  Frage  der 
primären  Resektion  des  lädierten  Darmes  für  noch  nicht  gelöst  und  ent- 
scheidet sich  von  Fall  zu  Fall,  ob  er  einen  Anus  praeternaturalis  anlegt  oder 
reseziert. 

Bovo  (4)  beschreibt  einen  Fall  von  Brucheinklemmung  mit  letalem  Aus- 
gang, der,  wie  er  behauptet,  nicht  seinesgleichen  in  der  Literatur  habe.  Bei 
einem  72  jährigen  Manne,  der  einen  eingeklemmten  Leistenbruch  aufwies  und 
wiederholtes  Erbrechen  gehabt  hatte,  wurde  der  eingeklemmte  Darmabschnitt 
auf  unblutigem  Wege  leicht  reponiert  und  im  Bruchsack  blieb  eine  volumi- 
nöse, als  Epiploon  diagnostizierbare  Masse  zurück.  Ungefähr  V«  Stunde 
darauf  fiel  Patient  in  Synkope  und  nach  weiteren  10  Minuten  verschied  er. 
Bei  der  Autopsie  konstatierte  man,  dass  das  Epiploon  fast  gänzlich  im  Bruch- 
sacke verschwunden  war,  aus  dessen  Öffnung  ein  etwa  4  cm  dicker  Stiel 
heraustrat;  der  Quergrimmdarm  war  nach  unten  gezerrt  und  beschrieb  eine 
nach  oben  konkave,  auf  der  vorderen  Blasenwand  verlaufende  Kurve.  Im 
rechten  Unterbauch  fand  sich  eine  kindskopfgrosse,  mehr  als  1  Kilo  wiegende, 
von  einem  Gerinnsel  gebildete  Masse,  die  die  beiden  Blätter  des  Magengrimm- 
darmnetzes von  den  beiden  Grimmdarmgekröseblättem  losgetrennt  hatte.  — 
Aus  einem  Magennetzzweige  hatte  also  eine  tödliche  Blutung  stattgefunden; 
wahrscheinlich  war  während  eines  Erbrechens  durch  die  Spannung  des  Magen- 
grimmdarmnetzes die  Ruptur  eines  seiner  durch  die  Atheromasie  schon  tief 
lädierten  arteriellen  Gefässe  hervorgerufen  worden.  R.  Giani. 

Cavazzani(7)  schlägt  folgende  Methode  vor,  um  den  Peritonealtrichter 
bei  der  Radikaloperation  der  Hemia  cruralis  auszuschalten: 

1.  Freilegung  des  Bruchsackes  so  hoch  -wie  möglich. 

2.  Man  führt^den  linken  Zeigefinger  in  den  Bruchring  ein  und  geht  mit 
der  Fingerkuppe  an  der  hintern  Fläche  des  horizontalen  Astes  des  Os  pubis 
nach  abwärts,  bis  man  den  oberen  Rand  des  Foramen  obturatorium  fühlt. 
Man  schiebt  das  Obturatorgefässnervenbündel  nach  abwärts  und  führt  mit 
der  anderen  Hand  eine  stark  gekrümmte  stumpfe  Nadel  mit  2  festen  Seiden- 
fäden (Nr.  3  u.  4)  durch  den  Muscul.  pectineus  in  den  Ganalis  obturat.  dicht 
an  der  unteren  Fläche  des  Ram.  horizont.  ossis  pubis  entlang  bis  zum  linken 
Zeigefinger,  welcher  die  Nadel  empfangt  und  nach  oben  an  der  Hinterfläche 

45* 


706  •Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

des  Knochens  entlang  gleiten  lässt,  bis  man  die  Spitze  der  Nadel  von  oben 
her  fassen  und  herausziehen  kann. 

3.  Das  obere  hervoi^ezogene  Ende  jedes  Fadens  wird  in  eine  kleine 
krumme  Nadel  eingefädelt,  mit  welcher  man  den  unteren  Rand  des  Ligam. 
inguinale  durchsetzt;  der  eine  Faden  lateralwärts  dicht  neben  den  Gefassen, 
der  andere  medianwärts  gegen  das  Lig.  Gimbernati  zu.  Alsdann  werden 
die  Fäden,  welche  durch  den  Canalis  obturat.  und  das  Lig.  inguinale  gehen, 
kräftig  zusammengezogen  und  geknüpft,  so  dass  das  Ligament  in  Berührung 
mit  dem  Os  pubis  kommt. 

4.  Weitere  Naht  der  Wunde  auf  gewöhnliche  Art. 
Verf.  hat  3  mal  so  operiert  mit  gutem  Resultate. 

Goleys  (8)  Arbeit  beschäftigt  sich  speziell  mit  der  Frage  der  RezidiTe. 
Er  operierte  937  Leisten-  und  66  Schenkelbrüche.  700  Patienten  waren  unter 
20  Jahren,  317  im  Alter  von  20  bis  70  Jahren.  Coley  hält  die  Operation 
bei  Kindern  für  schwerer  als  die  bei  Erwachsenen,  mit  den  besten  Methoden 
aber  und  grosser  Sorgfalt  ausgeführt  für  gleichwertig  in  bezug  auf  die  Resul- 
tate. 92  mal  fanden  sich  doppelte  Hernien.  Die  Schenkelhemien  operiert  er 
nach  Bassini  (16mal)  und  vermittelst  Tabaksbeutelnaht  (50mal),  letztere 
sämtlich  ohne  Rezidive.  200  Leistenhernien  bei  der  Frau  wurden  ohne  Todes- 
fall und  ohne  Rezidiv  operiert  und  zwar  nach  Bassini.  67  Schenkelhemien 
gaben  0%  Mortalität  und  stets  prima  reunio  nüt  Ausnahme  eines  Falles- 
14  mal  fanden  sich  bei  9  Patienten  direkte  Hernien.  —  Die  937  Leisten- 
hernien, welche  nach  Bassini  mit  Transplantation  des  Samenstranges  ope- 
riert wurden,  gaben  10  Rezidive.  Die  10  Fälle,  in  denen  der  Samenstrang 
nicht  transplantiert  wurde,  gaben  6  Rezidive,  aber  es  handelte  sich  dabei 
meist  um  Hernien  des  Goecum  par  glissement.  Das  Rezidiv  tritt  meist  im 
ersten  Halbjahr  (65  ^/o)  oder  im  ersten  Jahre  (80 V^)  auf;  nach  zwei  Jahren 
sind  Rezidive  so  gut  wie  ausgeschlossen.  Als  Nahtmaterial  bevorzugt  Colej 
Känguruhsehnen  in  Chromsäure  und  Catgut  in  Alkohol  unter  Druck  gekocht; 
er  operiert  mit  Gummihandschuhen.  Bei  den  1003  Operationen  gab  es 
30  mal  Eiterung,  davon  aber  21  mal  nur  Stichkanaleiterung.  Seit  Anwendung 
der  Gummihandschuhe  eiterte  nur  1^/4  ®/o  gegen  4,2  7o  in  der  Vorperiode.  Vor 
dem  4.  Jahre  operiert  er  Kinder  selten,  da  ca.  Vs  der  Hernien  bis  dahin 
unter  Bruchbandbehandlung  heilen;  bis  zum  50.  Jahre  operiert  er  Er- 
wachsene stets,  ältere  nur  bei  gutem  Allgemeinbefinden  und  wenn  der  Brudi 
durch  Bandage  nicht  zurückgehalten  wird.  Als  Kontraindikation  gelten  ernstere 
organische  Störungen  des  Herzens,  der  Lunge  und  der  Nieren,  sowie  sehr 
grosse  adhärente  irreponible  Hernien  bei  fetten  Personen. 

Unter  1075  Operationen  bis  zum  Mai  1903  hatte  Coley  2  Todesfalle 
=  ^/5  7o,  einmal  durch  eine  Ätherpneumonie  bei  einem  6jährigen  Kinde  und 
das  zweitemal  durch  eine  chronische  Peritonitis  oder  einen  Volvulus  bei  einer 
grossen  irreponiblen  Netzhemie.  Das  Risiko  der  Operation  von  bemfener 
Hand  ist  also  gleich  Null  im  Vergleich  zu  der  stets  drohenden  Einklemmung. 
38  Personen  litten  an  unvollkommenem  Descensus  testis,  einmal  vnirde  der 
Hoden  entfernt.  4  mal  fand  sich  eine  inguino-superfiziale  Hernie  und  37  mal 
Hernien  des  Goecum,  der  Appendix  und  des  S  romanum;  femer  wurden 
3  Blasenhemien  und  3  tuberkulöse  Bruchsäcke  gefunden.  Bei  17  einge- 
klemmten Hernien  hatte  der  Autor  2  Todesfalle;  die  15  übrigen  blieben  ohne 
Rezidiv. 


Kammeyer,  Die  Herniea.  709 

Deanesly  (9)  betont  besonders  den  kongenitalen  Ursprung  fast  aller 
Bräche;  er  selbst  sah  nie  einen  traumatischen  Ursprung.  Demgemäss  ist  er 
auch  für  mögliebst  frühzeitige  Operation,  die  er  schon  bei  einem  3  monatlichen 
Kinde  mit  gutem  Erfolge  machte.  Er  operiert  nach  Kocher,  lässt  die  Pa- 
tienten nur  10 — 14  Tage  im  Bette  und  erlaubt  nach  3  Wochen  wieder  die 
Arbeit.     Eine  speziellere  Arbeit  über  seine  Fälle  erscheint  demnächst. 

Demosthen  (10)  analisiert  alle  Brüche  der  rumänischen  Armee  von 
1892  bis  1903.  Es  handelt  sich  um  1642  Fälle  in  den  Militärhospitälem  zu 
Bukarest,  Jassy,  Galatz  und  Grajora  operiert.  Es  waren  1149  rechte  Inguinal- 
brüche,  466  linke,  20  beiderseitige,  3  rechte  Kruralhemien ,  3  linke  Krural- 
hemien  und  1  umbilicale.  Als  Inhalt:  414  enterocele,  499  epiplocele,  25  ge- 
mischte, 8  appendikuläre,  22  cystocele,  12  zystische,  367  leer,  7  inkarzeriert, 
der  Rest  nicht  angegeben.  Sto'ianoff  (Plewna). 

Eck  stein  (11)  hebt  noch  einmal  die  Vorzüge  der  Hartparaffinprothesen 
gegenüber  denen  aus  Vaselin  hervor,  beschreibt  genau  die  Technik  und  be^ 
richtet  unter  anderem  über  Erfolge  bei  Hemienbehandlung.  Die  Paraffin- 
prothesen eignen  sich  besonders  für  Nabel-  und  Brüche  der  weissen  Linie; 
bei  Leistenhernien  drängt  der  ausgepresste  Bruch  nicht  senkrecht  gegen  die 
Paraffinpelotte,  sondern  hat  Neigung,  an  ihr  vorbei  im  spitzen  Winkel  heraus- 
zugleiten. Die  Erfolge  sind  daher  hier  nicht  so  sichere  und  hängen  wesent- 
Uch  von  der  Grösse  des  Bruches  und  der  Bruchpforte,  von  der  Beschaffenheit 
der  Haut  und  dem  Verhalten  des  Patienten  p.  op.  ab.  Jedenfalls  bietet  das 
Verfahren  noch  Vorteile  gegenüber  der  Bruchbandbehandlung  bei  solchen  Pa- 
tienten ,  die  sich  nicht  zur  Radikaloperation  verstehen.  27  Fälle  hat  Verf. 
derart  operiert  und  glaubt,  in  einem  kleinen  Teil  derselben  auch  dauernde 
Reposition  erreicht  zu  haben. 

Estors  (12)  neues  Verfahren  besteht  hauptsächlich  darin,  dass  er  nach 
Resektion  des  Bruchsackes  und  sorgfältiger  Präparation  des  äusseren  Bmch- 
ringes  zwei  Silberdrahtnadeln  kreuzweise  durch  die  ganze  Dicke  der  Bauch- 
wand ausschliesslich  des  Peritoneums  legt,  während  ein  Assistent  den  Samen- 
strang nach  unten  gegen  das  Os  pubis  drängt.  Dann  werden  die  Fäden  ge- 
schnürt, 80  dass  der  Samenstrang  eben  Platz  zum  Durchtritt  behält.  SchliessUch 
wird  die  Aponeurose  des  Oblig.  extern,  durch  ca.  ö  parallele  Silberdrähte  in 
sich  zusammengefaltet  und  die  Haut  mit  Silkworm  genäht.  Das  Verfahren 
wird  durch  die  Abbildungen  deutlicher,  als  durch  diese  kurze  Beschreibung. 
In  den  24  so  operierten  Fällen  kam  es  höchstens  zu  einer  vorübergehenden 
Schwellung  des  Samenstranges  infolge  der  festen  Knüpfung  der  Fäden.  Die 
Silberdrähte  werden  kurz  vor  ihrer  Legung  durch  eine  Spiritusflamme  sterili- 
siert, so  dass  es  nie  zu  einer  tiefen  Eiterung  kam. 

Frank  (13).  Von  Nicoladoni  sind  1875  zuerst  zwei  Fälle  von  sog. 
perihemiöser  Phlegmone  beschrieben,  worunter  er  eine  eitrige  mit  umfäng- 
licher Abszedierung  einhergehende  Entzündung  des  subserösen  Zellgewebes  des 
eigentlichen  Bruchsackes  versteht.  Später  hat  Lotheissen  noch  drei  Fälle 
beschrieben  und  jetzt  bringt  Frank  den  sechsten,  den  er  bei  einem  15 jähr. 
Arbeiter  beobachtete.  Dieser  erkrankte  an  einer  serösen  Perityphlitis,  die 
nach  14  Tagen  zurückging.  Dann  aber  entwickelte  sich  allmählich  eine 
Schwellung  der  rechten  Skrotalhälfte  mit  entzündlicher  Beteiligung  der  Haut. 
Patient  hatte  bemerkt,  dass  seit  einem  halben  Jahre  der  rechte  Hoden  bald 
grösser,  bald  kleiner  wurde.  Bei  der  Operation  fand  sich  eine  Hydrocele 
testis,  sowie  beim  Freipäparieren  des  Samenstranges  ein  kleiner  Abszess  mit 


710  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

rahmigem,  fäkalartig  riechendem  Eiter,  der  den  leeren  Bruchsack  umspülte. 
Der  Eiter  enthielt  Bacterium  coli.     Drainage  des  Abszesses,  Heilung. 

Die  Ursache  dieser  periherniösen  Phlegmone  ist  wohl  in  der  voraus- 
gegangenen Perityphlitis  zu  suchen.  Von  hier  aus  waren  auf  dem  Lymphwege 
Eitererreger  in  das  subseröse  Bindegewebe  des  Bruchsackes  eingedrungen, 
ohne  den  Bruchsack  selbst  zu  infizieren.  Differentialdiagnostisch  kommt  wohl 
nur  die  Hemia  inflammata  in  Betracht. 

Fuchsig  und  Haim  (14).  Auf  der  Lotheissenschen  Klinik  wurden 
in  den  letzten  zehn  Jahren  175  Brucheinklemmungen  beobachtet:  55,4^/0 
Inguinal-,  35,4  «/o  Krural-,  SVo  Nabel-,  0,6<>/o  Obturator-  und  Ofi%  Ventral- 
hernien.  Zwischen  dem  20.  und  60.  Lebensjahre,  den  Jahren  der  Arbeit 
ist  die  Zahl  der  Hernien  in  den  einzelnen  Dezennien  eine  ziemlich  gleicli 
grosse.  17  mal  war  der  Leistenbruch  sicher  angeboren.  63  ^/o  hatten  rechts- 
seitige Einklemmungen.  Bruchbänder  wurden  nur  Kindern  mit  kleinen  Her- 
nien und  älteren  Personen,  für  welche  die  Operation  zu  gefährlich  war,  rer- 
ordnet.  31  mal  gingen  mehrfache  Inkarzerationen  voraus,  meist  bei  grossen 
Brüchen  mit  weiter  Bruchpforte:  Koteinklemmung.  Hier  ist  ein  gelinder 
Taxisversuch  erlaubt,  wie  denn  auch  38  mal  dieselbe  gelang;  jetzt  aber  sind 
Verff.  Gegner  der  Taxis.  Sie  versuchen  sie  nur  in  den  ersten  12  Stunden 
und  bei  älteren  Personen  mit  organischen  Veränderungen.  135  Fälle  wurden 
in  Chloroformäthernarkose  operiert.  Bei  Leistenhernien  wurde  nach  B  assini, 
bei  Kruralhernien  nach  Billroth  oder  Fabricius  operiert.  Bei  Gangrän 
des  Darmes  wurde  zweimal  der  Darm  vorgelagert  mit  tödlichem  Ausgang  an 
Peritonitis;  in  13  Fällen  wurde  reseziert  (6  Inguinal-  und  7  Kruralhernien) 
mit  54 ^/o  Mortalität;  zwei  wurden  sekundär  reseziert  mit  50°/o  Mortali^i 
Bei  zweifelhafter  Lebensfähigkeit  der  Darmschlinge  soll  man  vorlagem,  bei 
manifester  Gangrän  möglichst  resezieren,  wenn  der  allgemeine  und  lokale 
Befund  dies  erlaubt;  eventuell  ist  die  Bauchhöhle  dabei  zu  drainieren.  In 
12 ^/o  gab  es  Eiterung,  meist  der  Nähte.  Dreimal  kam  eine  Pneumonie  in 
der  Rekonvaleszenz  hinzu,  und  fünfmal  blutige  Stühle,  davon  drei  Taxisfalle. 

Die  Gesamtmortalität  betrug  20  ^/o,  bei  den  operierten  23,7  **/o.  Die 
operierten  Inguinalhernien  hatten  17,1  ^/o,  die  Kruralhernien  23,5  **/o,  die  Nabel- 
hernien 53,8 ^/o  Mortalität,  meist  an  Peritonitis.  Sechsmal  fand  sich  der 
Wurmfortsatz  und  zwar  dreimal  isoliert  im  Bruchsack.  Acht  Fälle  waren 
Darmwandbrüche,  siebenmal  bei  Weibern  in  sechs  kleinen  Schenkelhernien, 
einmal  in  einer  Obturator-Hernie,  einmal  in  einer  Leistenhernie.  Als  interes- 
sante Befunde  im  Bruchsack  fanden  sich  einmal  eine  Peritonealschwiele,  einmal 
eine  Stenose  des  Darmes  durch  alte,  infolge  früherer  Brucheinklemmung  ent- 
standene Schleimhautnarben.  Bei  53®/o  der  geheilt  entlassenen  141  Fälle 
hatten  weitere  Nachforschungen  Erfolg;  darnach  starben  von  diesen  18  an 
Alterskrankheiten,  43  erfreuten  sich  relativen  Wohlseins;  in  14  Fällen  von 
75  wurde  der  Bruch  rezidiv. 

Die  Arbeit  enthält  noch  eine  Reihe  interessanter  ausführlicherer  und  eine 
tabellarische  Übersicht  sämtlicher  Krankengeschichten. 

Grunert  (16).  Die  Ansichten  über  die  Zweckmässigkeit  der  Hernio- 
tomie  im  Kindesalter  sind  noch  recht  geteilt.  Viele  Chirurgen  operieren 
schon  im  zartesten  Säuglingsalter,  während  die  Franzosen  und  Engländer 
sich  hier  mehr  ablehnend  verhalten.  Im  Magdeburger  Krankenhause  Suden- 
burg  sind  nun  in  den  letzten  Jahren  13  Säuglinge  (bis  zu  einem  Jahre)  operiert, 
von  denen  bei  sechs  Patienten  die  Indikation  lediglich  im  Vorhandensein  d^ 


Eammeyei'i  Die  Heroien.  711 

Bruches  lag;  ferner  wurden  21  ältere  Kinder  (bis  zu  10  Jahren)  operiert. 
Über  diese  Fälle  referiert  Grunert:  38  Hemiotomien  bei  34  Kindern.  Die 
Säuglinge  waren  mit  Ausnahme  eines  Falles  vollständig  gesund,  nicht  abge- 
zehrt oder  atrophisch.  Trotzdem  starben  von  den  13  Säuglingen  3  im  An- 
schluss  an  die  Operation,  also  23  ^/o  Mortalität.  Ein  Kind  starb  an  der 
Narkose  (A-C-E-Gemisch  80  g),  das  zweite  30  Stunden  p.  op.  im  Kollaps, 
das  dritte  an  einem  p.  op.  sich  entwickelnden  Abszesse.  Der  durchschnitt- 
liche A-C-E-Gebrauch  betrug  bei  den  Säuglingen  31  ccm,  die  Dauer  der 
Narkose  55  Minuten,  der  Operation  37  Minuten.  Nach  diesen  Erfahrungen  ist 
Verf.  jetzt  bei  Säuglingen  möglichst  konservativ  geworden,  geht  aber  vom  dritten 
bis  vierten  Lebensalter  an  unbedingt  operativ  vor;  von  den  21  älteren  Kindern 
ist  keines  gestorben.  Er  macht  immer  den  Bassini.  Die  meisten  Brüche 
fielen  in  das  erste  Lebensjahr;  irreponibel  war  der  Bruch  dreimal,  einge- 
klemmt viermal,  alle  im  ersten  Lebensjahre.  Das  ist  eine  auffallend  grosse 
Zahl  gegenüber  den  Berechnungen  vieler  anderer  Operateure.  Der  Phimose 
spricht  Verf.  einen  grossen  Einfluss  auf  die  Entstehung  von  Hernien  zu.  Der 
Wundverlauf  war  in  24  Fällen  per  pr.  mit  8 — 9  Tagen  Heilungsdauer;  in  8  Fällen 
per  sec.  mit  21  Tagen  Heilungsdauer.  Von  23  Fällen,  die  erforscht  werden 
konnten,  waren  2  rezidiv  in  8,8  Vo.  Bei  36  Vo  waren  Hernien  in  der  Familie. 
Zwei  interessante  Fälle,  Hernie  des  Wurmfortsatzes  mit  Coecum  und  einge- 
klemmte Ovarialhemie  bei  einem  fünfmonatlichen  Kinde  werden  ausführlich 
beschrieben. 

Hab  er  er  (18).  Drei  Beispiele  sehr  gröblicher  Darm-  und  Mesenterial- 
verletzung  nach  unzweckmässiger  Taxis. 

Innerhalb  drei  Monate  hat  Kristinus  (22)  vier  Fälle  von  Darmob- 
struktion operiert,  die  durch  Massenreduktion  eines  eingeklemmten  Bruches 
hervorgerufen  waren.  Im  ersten  Falle  handelt  es  sich  um  eine  Scheinreduk- 
tion der  im  Annulus  abdominalis  eingeklemmten  Hernie  in  den  properi- 
toneal gelegenen  zweiten  Bruchsack  (Krönleins  Hemia  inguino  properi- 
tonealis):  Patient  starb  an  Peritonitis  kurz  nach  der  Operation.  Im  zweiten 
und  dritten  Falle  handelte  es  sich  um  eine  typische  Reposition  en  masse  in 
Form  einer  das  Peritoneum  abdominalwärts  abhebenden  hühnereigrossen 
flachkugeUgen  Schwellung.  Trotzdem  durch  den  perforierten  Darm  schon 
Kot,  Obstkeme  etc.  massenhaft  in  die  freie  Peritonealhöhle  durchgedrungen 
waren,  gelang  es  den  Patienten  durchzubringen.  Im  vierten  Falle  wurde 
auch  die  Diagnose  vor  der  Operation  gestellt  und  Patient  mit  Erfolg  lapa- 
rotomiert. 

Zu  den  bis  jetzt  veröffentlichten  58  Fällen  von  Bruchsacktuberkulose 
fügt  Lewisohn  (23)  4  neue  hinzu.  Zunächst  gibt  er  von  den  62  Fällen 
kurze  Krankengeschichten.  Die  Hälfte  davon  betrifft  Kinder.  Betreffs  Here- 
dität sind  die  Angaben  nicht  präzise  genug,  um  verwertet  werden  zu  können ; 
dagegen  fand  sich  bei  sehr  vielen  in  der  Anamnese  Tuberkulose  anderer 
Organe.  Eine  Diagnose  ante  operationem  ist  nur  in  fünf  Fällen  gemacht.  Der 
lokale  Erfolg  der  Operation,  die  in  Resektion  der  erkrankten  Teile  bestand, 
war  meist  ein  sehr  guter  betreffs  des  örtlichen  Leidens,  während  ein  grosser 
Teil  der  Patienten  allerdings  an  komplizierender  Phthise  anderer  Organe  starb. 
Pathologisch  anatomisch  kann  man  drei  Formen  scheiden :  1.  Miliare  Knötchen 
nebst  Flüssigkeitsansammlung,  2.  grössere  und  kleinere  Knoten  von  Erbsen- 
bis  Mandelgrösse,  3.  die  Form  der  Peritonitis  sicca  adhaesiva.  Betreffs  der 
vor  der  Operation  zu  stellenden  Diagnose  kommt  neben  anamnestischen  Daten 


712  JahreBbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil 

und  Zeichen  einer  tuberkulösen  Lungenerkrankung  folgendes  in  Betracht: 
1.  Bestehen  einer  tuberkulösen  Peritonitis,  2.  reponibler,  aus  Flüssigkeit  be- 
stehender Bruchinhalt,  3.  grösserer  Knoten  am  Boden  des  Brucksackes,  von 
Hoden  und  Samenstrang  gut  abgrenzbar,  4.  kleinere  Knoten,  die  sich  rosen- 
kranzartig  bis  zum  Leistenkanale  hinaufziehen.  Die  Prognose  der  Operation 
ist  sowohl  in  bezug  auf  die  Erkrankung  des  Bruchsackes,  als  auch  für  die 
Heilung  der  tuberkulösen  Peritonitis  eine  entschieden  gute. 

Im  Anschlüsse  an  frühere  Arbeiten  auf  demselben  Gebiet  bespricht 
Liniger  (24)  den  Zusammenhang  zwischen  Bauchbruch  und  Trauma  und 
kommt,  nachdem  eine  Reihe  instruktiver  Krankengeschichten  erwähnt  sind, 
zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  Hemia  epigastrica  ist  eine  der  wichtigsten,  weil  häufigsten  Bruch- 
arten; auf  einen  Schenkelbruch  kommen  vier  Bauchbrüche,  nur  die  Leisten- 
hernie ist  häufiger.  Sie  entsteht  nur  selten  plötzlich,  durch  Unfall,  macht 
meist  überhaupt  keine  Beschwerden  und  lässt  gewöhnlich  selbst  die  Ausführung 
der  schwersten  Arbeit  zu.  Die  Grösse  des  Bruches  hat  mit  der  Grösse  der 
Beschwerden  nichts  zu  tun.  Das  Reichsversicherungsamt  hat  somit  Recht 
(d.  d.  25.  November  1896),  wenn  es  sagt,  dass  der  Entschädigungsanspmch 
bei  einem  Bauchbruche  nur  berechtigt  ist,  wenn  folgendes  erfällt  ist: 

1.  Muss  ein  Betriebsunfall  oder  eine  den  Rahmen  der  betriebsüblichen 
übersteigende,  aussergewöhnliche  Anstrengung  bei  der  Betriebsarbeit  nach- 
gewiesen werden. 

2.  Muss  nachgewiesen  werden,  dass  der  Bruch  frisch  und  plötzlich  ent- 
standen ist  unter  Schmerzen,  welche  das  Arbeiten  unmöglich  und  die  sofortige 
Hinzuziehung  eines  Arztes  nötig  machen. 

Das  ist  derselbe  Standpunkt,  den  das  Amt  auch  bei  der  Beurteilung  der 
traumatischen  Leistenbrüche  einnimmt  und  zwar  der  richtige. 

In  dem  Lotheissenschen  Vortrag  (27)  betont  Verf.  zunächst  die 
Frage  von  dem  traumatischen  Ursprung  der  Hernie.  Er  steht  hier  im 
wesentlichen  auf  dem  Standpunkte,  dass  dieser  nicht  zu  bezweifeln,  aber 
doch  sehr  selten,  sei ;  relativ  häufig  kommt  er  noch  vor  bei  der  Hemia  epi- 
gastrica. Wichtiger  für  den  praktischen  Arzt  sind  noch  die  sogenannteD 
^Unfallshemien^,  bei  denen  man  annehmen  muss,  dass  der  Bruchsack  stets 
schon  vorgebildet  ist  und  daher  muss  man  bei  der  Beurteilung  eines  angeb- 
lich als  Unfallsfolge  entstandenen  Bruches  sehr  vorsichtig  sein.  Auch  die 
Inkarzeration  eines  Bruches,  die  infolge  einer  Betriebsarbeit  eintritt,  ist  als 
Unfall  anzusehen. 

Für  die  Frage,  ob  Taxis,  ob  Operation,  ist  es  schwer,  allgemein  gültige 
Regeln  aufzustellen.  Lotheissen  versucht  stets  die  Taxis,  sobald  noch  nicht 
24  Stunden  seit  der  Einklemmung  vergangen  sind  oder  wenn  nicht  Verdacht 
auf  Gangrän  oder  Entzündung  vorhanden  ist.  Die  Taxis  muss  sehr  vorsichtig, 
eventuell  im  warmen  Bade  gemacht  werden,  nicht  in  Narkose.  Kälteappli- 
kation hat  bei  ihm  nie  zur  Reposition  geführt.  Lotheissen  empfiehlt  die 
primäre  Resektion  primo  loco,  verwirft  sie  aber,  wenn  auch  nur  leichte  Peri- 
tonitis besteht.  Er  operiert  die  Einklemmung  stets  in  lokaler  Anästhesie, 
ausser  wenn  die  Einklemmung  erst  kurze  Zeit  besteht  und  der  Puls  noch 
voll  mid  kräftig  ist. 

Maasland  (28)  hat  in  vier  Fällen,  nach  dem  Vorbilde  von  F ritsch, 
die  Bruchpforte  einer  Hernia  femoralis  von  der  Bauchhöhle  aus  geschlossen. 
Die  Laparotomie  war  in  zwei  Fällen  ausgeführt  zur  Exstirpation  von  Uterus- 


Kammeyer»  Die  Hernien.  713 

myomen,  einmal  wegen  Sens,  die  Folge  von  ^Reposition  en  masse^  einer 
Hemia  cmralis,  einmal  wegen  tuberkulöser  Peritonitis.  Zwei  Fälle  waren 
20  Monate  resp.  1  Jahr  p.  o.  ohne  Rezidiv.  In  dem  Fall  der  inkarzerierten 
Emralhemie  hatte  der  Bmchsack  sich  in  eine  Cyste  verwandelt,  deren  In- 
halt infiziert  war.    In  einem  Fall  trat  Rezidiv  auf. 

Zur  Verhütung  der  Bildung  einer  Pneumatocele  muss  der  Bruchsack 
während  der  Naht  von  aussen  her  durch  einen  Tampon  verschlossen  werden. 
Ist  der  Bmchsack  nicht  keimfrei,  so  wird  er  von  aussen  her  geöffnet  und 
tamponiert  und  erst  dann  die  Naht  der  inneren  Öffnung  angelegt. 

Goedhuis. 

Bemerkend,  dass  der  unterschied  zwischen  angeborener  und  erworbener 
Hernie  darin  liegt,  dass  im  ersteren  Falle  der  Bruchsack  schon  von  Geburt 
an  gebildet  ist,  während  er  sich  im  letzteren  infolge  von  zahlreichen  Um- 
standen langsam  bildet,  meint  Man co  (30),  dass,  wenn  der  Bruchsack  einmal 
gebildet  ist,  beide  Arten  sich  in  den  gleichen  Verhältnissen  finden.  Deshalb 
sei  auch  bei  Betriebsunfällen  die  angeborene  Hernie  zu  entschädigen,  wenn 
der  Sachverständige  aus  den  Beziehungen,  die  der  Zeitpunkt,  wo  das  Ein- 
geweide austrat,  mit  dem  Betriebe  hatte,  urteilt,  dass  die  Merkmale  des  Un- 
falls bestehen.  R.  Giani. 

Die  Marti  nasche  Arbeit  (31)  ist  insofern  interessant,  als  sie  über 
Versuche  an  der  Graz  er  Klinik  berichtet,  nach  denen  in  allen  Fällen  von 
eingeklemmten  brandigen  Brüchen  während  der  letzten  4^/«  Jahre  die  primäre 
Darmresektion  als  ausschliessliches  Verfahren  angewendet  wurde.  Die  Re- 
sultate waren  die  besten  bis  jetzt  bekannten:  nur  19,4 ^/o  Mortalität.  In 
allen  Fällen  wurde  der  zuführende  Schenkel  sehr  weit  abgetragen,  nach  Hof- 
meisters Vorschlag  bis  zur  sechseinhalbfachen  Länge  des  eingeklemmten 
Darmstückes.  Die  Vereinigung  der  Darmenden  geschah  früher  mitMurphy- 
knopf,  jetzt  nur  durch  die  Kocher-Czernysche  Darmnaht  axial.  Bei 
perihemiösen  Phlegmonen  wurde  zuerst  per  Laparotomie  das  zu-  und  ab- 
führende Stück  der  eingeklemmten  Schlinge  aufgesucht,  reseziert  und  axial 
vereinigt,  dann  der  Bauch  geschlossen  und  der  Bruchsack  vom  gewöhnlichen 
Schnitt  freigelegt,  der  resezierte  Darm  entfernt,  das  phlegmonöse  Gewebe  in 
der  Umgebung  des  Bruchsackes  exstirpiert.  Unmittelbar  nach  der  Operation 
werden  Klystiere  gegeben  und  die  Kranken  per  os  mit  Flüssigkeiten  ernährt, 
ausgenommen  bei  Brechreiz  oder  Erbrechen;  daneben  wurden  Kochsalz- 
infusionen gemacht. 

Von  den  verlorenen  7  Fällen  kamen  42,86  ^/o  auf  die  Anwendung  des 
Murphyknopfes,  57,14 ®/o  auf  die  Darmnaht;  3 mal  fand  sich  die  Darmnaht 
offen  (zweimal  bei  Murphy  knöpf,  einmal  bei  Darmnaht);  doch  bestand  in 
allen  Fällen  bereits  Peritonitis;  in  drei  weiteren  Fällen  trat  der  Tod  ein 
durch  Peritonitis,  einmal  durch  Sepsis,  einmal  durch  Marasmus.  Es  handelte 
sich  um  22  Krural-,  12  Inguinal-  und  2  Nabelhernien.  —  Als  Inhalations- 
Anästhetikum  wurde  27 mal  Chloroform,  2 mal  Äther  gegeben,  in  7  Fällen 
wurde  lokal  Kokain  oder  Schleich  benutzt.  Letzteres  wird  sehr  empfohlen. 

11  mal  wurde  der  Darm  perforiert  gefunden,  von  denen  noch  7  gerettet 
wurden.  Die  seitliche  Anastomose  nach  von  Frey  wurde  nie  benutzt,  da 
sie  zu  kompliziert  erschien.  Bei  perihemiöser  Phlegmone,  bei  Peritonitis 
und  bei  Unsicherheit  infolge  Brüchigkeit  des  Darmes  wurde  auf  die  nach- 
folgende Badikaloperation  verzichtet.  Die  Anlegung  des  Anus  praeternaturalis 
erscheint  nur  noch  gerechtfertigt  bei  schwierigen  Aussenverhäy;nis8en,  in  der 


714  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    IL  TeD. 

Landpraxis  etc.    Sonst  gibt  auch  bei  sog.  aussichtslosen  Fällen  die  primäre 
Darmresektion  und  Naht  die  bei  weitem  besten  Resultate. 

Fette  Personen  unterliegen  bekanntlich  einer  Reihe  von  Komplikation^ 
bei  chirurgischen  Eingriffen,  speziell  bei  Hemiotomien.  Deshalb  empfiehlt 
Fauchet  (34)  als  Vorbereitungskur  eine  sehr  energische  Entziehungsdiät  Er 
liess  seine  Patienten  ca.  14  Tage  im  Bett  liegen,  gab  während  dieser  Zeit 
nur  Vh — 2  Liter  abgekochtes  Wasser  pro  Tag  oder  erlaubte  höchstens  etwas 
Limonade,  Salat  oder  rohe  Äpfel.  So  erzielte  er  rapide  Abnahme  bis  zi 
20  Kilo.  Die  darauf  vorgenommene  Operation  grosser  Nabelhernien  wurde 
sehr  gut  ertragen. 

Nach  Beschreibung  von  4  Ton  ihm  behandelten  Fällen  erörtert  Pomara 
(35)  die  von  den  verschiedenen  Autoren  zur  Diagnose  der  Cystocele  angegebenes 
Symptome  und  spricht  dann  über  die  Behandlung.  Bevor  man  mit  diese 
beginnt,  empfehle  es  sich,  die  Katheterisation  vorzunehmen  und  sie  zu  wieder- 
holen, wenn  man  in  den^Brnchsack  gelangt  ist,  um  die  Blase  zu  entleeren 
und  festzustellen,  ob  der  Bruchsack  Modifikationen  erfahrt.  Ist  der  Bmcb- 
sack  verletzt,  so  nehme  man  eine  Exploration  mit  dem  Finger  vor.  Ist  die 
Blase  verletzt,  dann  empfiehlt  er  die  Naht  und  die  Cystopexie.  Ersieht  der 
Chirurg  aus  den  postoperativen  Symptomen,  dass  er  die  Blase  reseziert  li3t, 
so  schreite  er  zur  Laparotomie,  Unterbindung  der  lädierten  (jefäs8e<»  Cystor- 
rhaphie  oder  Cystopexie.  Nur  wenn  es  sich  um  nicht  grosse  Divertikel  handek, 
könne  man  dieselben  exstirpieren  und  daim  die  Cystorrhaphie  vornehme. 

R.  Giani. 
Pott  (37)  hat  eine  grössere  Sammelstatistik  über  die  Gefährlichkeit,  den 
Wert  und  die  besten  Methoden  der  Badikaloperation  verfasst,  d&  seit  da& 
Jahre  1883,  in  dem  Leisrinks  und  Segonds  Sammelarbeiten  erschieneii« 
nichts  Zusammenfassendes   nach   dieser   Richtung    veröffentlicht    ist.     Seine  | 
Zahlen  beziehen  sich  ohne  Unterschied  auf  freie  und  eingeklemmte  Hemies 
und  er  untersucht  sowohl  die  prozentuale  Mortalität  sowie  die  einzelnen  Tode»-  ' 
Ursachen,  femer  die  Zahl  der  Rezidive  nach  den  verschiedenen    MethodaL  I 
Nachdem  Verf.  kurz  die  letzteren  aufgezählt  hat,  zitiert  er  in  151  Xumm^o  | 
sein  Quellenmaterial  und  kommt  dann  zu  den  Ergebnissen  und  Zahlen.   Einige  ! 
seien  hier  genannt,  Einzelheiten  müssen  jedoch  im  Original  gelesen  w^^kn. 
Mortalität:  Unter  14095  operierten  Leistenhernien  sind  131  (0,9**/o)  Tod«s- 
fälle,    unter   933   Schenkelbrüchen    12    (1,3%),   unter   452  Bauchbrüchen  8 
(1,8  «»/o),   und  unter  sämtlichen   23519  Brüchen  sind  212  (0,9  ^/o)  Todesfille  \ 
vorgekommen.   Davon  fallen  auf  septische  Prozesse  30,9  ^/o,  auf  akute  Lungea-  | 
komplikationen  30,9  ^/o,  auf  Intoxikationen   mit  Chloroform,  Äther,  SnbUmL  i 
Jodoform  7,9  7o,  auf  Darmkomplikationen  7,9%,  Nachblutung  5,7  %,  Emboli«  | 
5,7  ^/o  etc.  etc.     Greise  haben  eine  Mortalität  von  3,4  ®/o,  Kinder  1,2  ®/o. 

Die  Dauerresultate  betragen,  ohne  Berücksichtigung  der  einzelnen  M^ 
thoden  bei  Leistenbrüchen,  81,8  *^/o,  bei  Frauen  84,8  ^/o,  bei  Schenkelbräcben 
70,5  ^/o,  bei  Bauchbrüchen  54,7  ^/o.  Zum  Schluss  ist  die  Literatur  noch  da- 
mal  nach  Autor  und  Ort  der  Veröffentlichung  zitiert. 

Remedi  (40)  berichtet  über  11  Fälle  von  Hydrocele  und  gibt  an,  dsss 
er  nur  in  3  derselben  kein  Peritonealdivertikel  im  inneren  Leistenring  fand. 
Dieser  Befund  veranlasst  ihn  die  Schlüsse  zu  modifizieren,  die  er  auf  Gmcd 
von  14  Fällen  in  einer  früheren  Arbeit  (Clinica  chirurgica  1900  Nr.  7)  ge- 
zogen hatte,  dass  nämlich  zwischen  Hydrocele  und  unvollständiger  Obliteratios 
des  Processus  vaginalis  peritonaei  konstante  Beziehungen  bestehen.   Es  komm 


Kammeyer,  Die  Hernien.  715 

yielmehr  häufig  vor,  dass  gleichzeitig  eine  Obliteration  oben  fehlt  und  häufig 
sei  die  Koinzidenz  von  Hernie  und  Hydrocele.  Er  empfiehlt  deshalb  bei  der 
Behandlung  der  Hydrocele  festzustellen,  ob  im  Leistenkanal  ein  Rest  des 
Processus  vaginalis  peritonaei  vorhanden  ist  oder  nicht  und  ihn,  falls  vor- 
banden, auszuschneiden.  R.  Giani. 

Samvehozki  (41)  wandte  bei  90  Radikaloperationen  von  Hernien  nach 
verschiedenen  Methoden  folgendes  Nahtverfahren  an.  Bei  der  Bassini  sehen 
Methode  zv  B.  werden  die  tiefen  Nähte  nicht  geknüpft,  sondern  gekreuzt, 
jedes  Fadenende  mit  einer  Nadel  armiert  und  dann  von  innen  nach  aussen 
durch  die  Aponeurose  des  M.  obliq.  extern,  und  die  Haut  geführt.  Eben 
solche  Nähte  werden  zur  Vereinigung  der  Aponeurose  angelegt.  Die  Haut- 
wunde wird  durch  Knopfhähte  geschlossen.  Darauf  folgt  das  Knüpfen  der 
tiefen  Nähte  über  Gazebäuschchen,  wobei  die  Aponeurosennähte  direkt  geknüpft 
werden,  während  die  tiefen  Nähte  zu  beiden  Seiten  des  Leistenkanals  mit 
dem  Nachbarfaden  verknüpft  werden.  Ho  hl  b eck  (St.  Petersburg). 

Die  Zusammenstellung  von  v.  Schmarda  (43)  umfasst  eine  Gruppe 
von  13  Darmwandbrüchen,  eine  grössere  Anzahl  von  Dickdarmhernien,  einen 
Fall  von  retrograder  Likarzeration  sowie  eine  Hernie  mit  Ovarium  und  Tube. 
Die  Darmwandbrüche  betrafen  fast  ausschliesslich  Frauen,  und  es  handelte 
sich  dabei  7  mal  um  Schenkelbrüche ;  das  Durchschnittsalter  betrug  57  Jahre. 
Die  Inkarzerationserscheinungen  traten  nicht  so  stürmisch  auf,  und  mit  Aus- 
nahme eines  gehörten  alle  Darmwandbrüche  dem  Dünndarm  an.  Die  Prognose 
ist  hierbei  sehr  ernst,  von  12  Fällen  starben  3,  während  sonst  die  Mortalität 
ca.  62  ^/o  ist.  Repositionsversuche  sind  hierbei  ganz  zu  unterlassen,  wie  denn 
überhaupt  für  jeden  eingeklemmten  Bruch  die  Herniotomie  das  einzig  in- 
dizierte Verfahren  ist. 

In  26  Fällen  fanden  sich  Teile  des  Dickdarms  im  Bruchsack,  in  5  Fällen 
bildete  der  Wurmfortsatz  den  einzigen  Bruchinhalt,  der  natürlich  immer 
reseziert  wurde.     Meist  wurde  nach  Bassini  operiert. 

Sick  (44)  veröflfentlicht  zwei  interessante  Krankengeschichten.  Im  ersten 
Falle  handelte  es  sich  nicht,  wie  diagnostiziert  war,  um  einen  echten  ein- 
geklemmten Bruch  mit  Bruchphlegmone,  sondern  um  eine  Darmperforation 
durch  einen  2V2  cm  langen  spitzen  Hühnerröhrenknochen.  Die  ausserordent- 
lich fette  42jährige  Frau  war  schon  vor  12  Jahren  wegen  grosser  Nabelhernie 
operiert;  in  der  Narbe  hatte  sich  ein  Bauchbruch  entwickelt.  Pat.  kam  an- 
scheinend moribnd  mit  perforiertem  phlegmonösen  Bauchbruch  in  die 
Klinik;  es  fand  sich  eine  weit  verbreitete  Phlegmone  der  Bauchdecken.  Im 
nicht  deutlich  gangränösen  Bruchsack  eine  kleinfingergrosse  Fistel ;  der  Knochen 
wurde  beim  Verbandwechsel  in  den  gangränösen  Bruchhüllenfetzen  gefunden. 
Nach  einem  sehr  schweren  Krankenlager  erlag  Pat.  4  Wochen  p.  oper.  einer 
Thrombose  resp.  Herzschwäche. 

Im  zweiten  Falle  bildete  ein  eigentümlich  geformtes  (s.  Abbildung  resp. 
Beschreibung)  Pseudodivertikel  den  Inhalt  eines  eingeklemmten  rechtsseitigen 
Schenkelbruches  bei  einem  39  jährigen  Manne.  Es  handelte  sich  um  eine 
Illustration  zu  dem  von  Wilms  geschilderten  Einklemmungsmechanismus,  ver- 
mittelst dessen  eine  allmähliche  Ausstülpung  der  Darmwand  bis  zu  einem 
Grade,  dass  die  Schleimhaut  und  Muscularis  auseinanderriss  und  die  papier- 
diinne  dehnbare  Serosa  allein  weiter  vorgetrieben  wurde,  zustande  kam.  Pat. 
wurde  geheilt. 


716  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Sultan  (45)  fasst  das  Hauptsächliche  seines  Vortrages  selbst  folgender- 
massen  zusammen: 

Ein  Unfallbruch  darf  nur  angenommen  werden: 

1.  wenn  wirklich  ein  Unfall  oder  eine  über  das  übliche  Mass  der 
Arbeitsleistung  hinausgehende  Anstrengung  stattgefunden  hat  und  zwar  eine 
solche,  die  geeignet  war,  den  intraabdominellen  Druck  zu  erhöhen; 

2.  wenn  nach  behördlicher  Forschung  anzunehmen  ist,  dass  vorher  ein 
Bruch  an  dieser  Stelle  nicht  bestanden  hat; 

3.  wenn  der  angebliche  Austritt  des  Bruches  mit  sehr  heftigen  Schmerzen 
verbunden  war,  die  den  Patienten  zwingen,  die  Arbeit  niederznlegen^  und 
wenn  der  alsbald  zu  ßate  gezogene  Arzt  auch  auf  Druck  heftige  Schmerzen 
auslösen  kann; 

4.  wird  ein  Unfallbruch  gewöhnlich  klein  sein,  sehr  häufig  noch  inner- 
halb des  Leistenkanals  sich  befinden  und  nur  ganz  ausnahmsweise  die  Grösse 
einer  Zitrone  überschreiten. 

Die  Folgen  von  Zerreissungen  im  Bereich  des  Leistenkanals  lassen 
sich  nur  sehr  selten  durch  Schwellung  oder  Bluterguss  schon  äusserlich  er- 
kennen. 

Nicht  verwendbar  für  die  Beurteilung  eines  Unfallbruches  ist  das  Vor- 
handensein einer  Bruchanlage  auch  an  anderer  Stelle  und  die  leichte  oder 
schwere  Reponierbarkeit  des  Bruches. 

Taruffi  (46)  berichtet  über  einen  klinischen  Fall,  in  welchem  er  die 
Diagnose  auf  Leistenbruch  gestellt  hatte,  den  man  infolge  eines  in  der  Leisten- 
gegend stattgehabten  Traumas  entstanden  glaubte,  während  es  sich  um  einen 
Abszess  handelte,  der  sich  zwischen  den  Elementen  des  Samenstranges  lang- 
sam entwickelt  hatte.  Da  die  Symptome  auf  Brucheinklemmung  hindeuteten, 
griff  er  eilends  ein,  um  diese  zu  behandeln,  fand  sich  aber  vor  einem  Abszess- 
sack. Patient  starb  2  Tage  darauf,  wie  es  scheint  infolge  davon,  dass  sich 
der  Eiter  den  Elementen  des  Samenstranges  entlang  ins  Peritoneum  verbreitet 
hatte.  (R.  Giani.) 

Thorburns  (47)  110  Fälle  eingeklemmter  Brüche,  die  er  von  1889 
bis  1900  operierte,  verteilen  sich  auf  55  Leisten-,  37  Femoral-,  17  Nabel- 
und  1  Bauchhernien.  Bei  den  Männern  überwiegen  die  Leistenhernien  (50 
zu  5  bei  Frauen),  bei  den  Frauen  die  Schenkelbrüche  (34  zu  3  bei  Männern). 
Dass  rechtsseitige  Hernien  viel  öfter  zur  Einklemmung  führen  als  linke,  er- 
klärt sich  vielleicht  daraus,  dass  sich  links  öfter  das  Netz  als  schützende 
Decke  vor  dem  Darm  im  Bruchsack  findet.  Trauma  als  Ursache  der  Ein- 
klemmung wurde  nie  von  den  Patienten  angegeben.  Niemals  fand  sich  eine 
reine  Netzhemie.  Einmal  wurde  als  Fremdkörper  im  Bruchsack  ein  eiähn- 
liches  kleines  Fibrom  gefunden,  das  wohl  von  dem  stark  granulierten  Netz 
abgeschnürt  war.  Die  Mortalität  betrug,  ähnlich  der  anderer  grosser  eng- 
lieber  Spitäler,  24,58  °/o.  Die  Operationsmethoden  wechselten  mit  den  Jahren 
doch  braucht  Thorburn  immer  chemische  Antiseptika.  Der  Aufsatz  enthält 
noch  mancherlei  statistische  Zahlen,  die  nicht  im  einzelnen  referiert  werden 
können. 

Weber  (49)  rekapituliert  kurz  die  Kriterien,  welche  nach  den  Ent- 
scheidungen des  Reichsversicherungsamtes  zu  dem  Begriff  des  entschädigungSr 
Pflichtigen  Unfalles  resp.  Bruchunfalles  gehören  und  betont  die  ausserordent- 
liche Seltenheit  einer  traumatisch  entstandenen  Hernie. 


Eammeyer,  Die  Hernien.  717 

Weyprechts  (51)  grössere  Arbeit  aas  der  Körte  sehen  Klinik  be- 
handelt die  in  den  Jahren  1890 — 1900  ausgeführten  Hemiotomien  wegen  ein- 
geklemmter Brüche,  327  an  der  Zahl.  70  wurden  femer  ohne  blutigen 
Eingriff  reponiert.  Die  Mortalität  betrug  14,4  **/o;  254  mal  wurde  der  Darm 
lebensfähig,  73 mal  gangränös  gefunden;  bei  *6  Patienten  wurde  Reposition 
en  bloc  beobachtet,  von  denen  2  starben.  Aus  dem  grossen  statistischen 
Material  kann  hier  nur  einzelnes  referiert  werden.  Von  den  operierten  254 
nicht  brandigen  Brüchen  starben  9  ®/o,  von  den  73  brandigen  Hernien  starben 
46,6  Vo.  Die  Mortalität  ist  beträchtlich  im  ersten  Lebenshalbjahr  =  28,6  ^/o 
und  wird  nur  von  der  Sterblichkeit  der  alten  Leute  über  70  Jahre  mit 
34,1  Vo  übertroffen.  Am  häufigsten  kamen  Kruralhernien  zur  Operation  (193) 
und  zwar  bei  174  Weibern.  Sie  lieferten  auch  die  grösste  Anzahl  brandiger 
Hernien  mit  58.  Unter  den  Leistenhernien  war  eine  Hernia  properitonealis  und 
eine  Hernia  saccata,  unter  den  Schenkelbrüchen  eine  Hernia  pectinea.  Drei 
Fälle  von  Nabelschnurbruch  starben  alle,  darunter  einer  an  Darmverschluss 
vier  Monate  p.  oper.  Zwei  Hemiae  obturat.  kamen  zur  Operation  (einmal 
mit  gleichzeitiger  Stieldrehung  einer  Ovarialcyste),  femer  12  mit  Einklemmung 
des  Processus  vermiformis  und  zwei  Tubenhemien.  Die  Operation  wurde 
meist  in  allgemeiner  Narkose  (Äther  oder  Chloroform)  ausgeführt,  doch  in 
den  letzten  Jahren  mit  der  Einschränkung,  dass  bei  der  Magen-  oder  Darm- 
naht kein  Narkotikum  gegeben  wurde;  ferner  wurde  in  einigen  Fällen  nur 
lokal  anästhesiert.  Für  die  Beurteilung  der  Lebensfähigkeit  des  Darmes  ist 
das  Auftropfen  heisser  (50 7o)  steriler  1  ^/o  Kochsalzlösung  das  sicherste  Zeichen; 
erfolgen  dabei  Kontraktionen  über  die  Einschnürungsfurchen  hinweg,  so 
kann  der  Darm  ohne  Schaden  versenkt  werden.  In  155  Fällen  wurde  der 
Darm  als  lebensfähig  versenkt,  es  starben  dann  10  Patienten,  von  denen  zwei 
der  nachträglichen  Gangrän  zum  Opfer  fielen  (vor  der  Heisswassermethode  1). 
Gangränverdächtige  Schlingen  wurden  reponiert  und  ein  Jodoformgazestreifen 
eingeführt  (44  Fälle  mit  6'  Todesfällen).  Übemähung  einer  verdächtigen 
Schlinge  wurde  21  mal  vorgenommen,  doch  nie  ganz  zirkulär;  die  hiemach 
auftretenden  3  Todesfälle  erlagen  Herz-  und  Lungenkrankheiten.  Wenn  irgend 
möglich,  folgte  die  Radikaloperation  nach  Bassini,  bei  Kruralhernien  auch 
mit  Bildung  des  Trendelenburg  sehen  Knochenlappens.  Opimn  wird  nicht 
mehr  gegeben. 

In  175  Fällen  war  der  Heilverlauf  ganz  ungestört.  Darmblutung  p.  oper. 
wurde  5  mal  (mit  2  Exitus)  beobachtet.  Aus  allen  statistischen  Zusammen- 
stellungen ergibt  sich,  dass  die  Gefährlichkeit  der  Hemiotomie  wegen  In- 
karzeration sehr  gering  ist,  so  lange  der  Darm  intakt  ist  und  nicht  schwere 
Komplikationen  oder  Krankheitsdispositionen  nebenher  bestehen.  Folglich :  So- 
fort operieren,  wenn  eine  massige  Taxis  im  warmen  Bade  nicht  gelingt. 

Gan:;  gesondert  müssen  nach  vielen  Richtungen  hin  die  gangränösen 
Hernien  betrachtet  werden;  ungefähr  der  5.  Teil  der  eingelieferten  Hernien 
war  bereits  brandig;  das  ist  auffallend  viel  für  eine  grosse  Stadt  und  hier 
ist  noch  viel  Besserung  möglich. 

SchliessUch  sei  noch  erwähnt,  dass  in  der  Frage,  ob  Primärresektion 
oder  Anns  praeternaturalis  der  Verfasser  die  Resektion  für  das  Normal- 
verfahren,  dÜe  Anlegung  des  Afters  für  ein  seltenes  Ausnahmenotverfahren 
ansieht. 

Viele  andere  interessante  Einzelheiten  müssen  im  Original  nachgesehen 
werden. 


718  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

II.  Ingttinalhemien. 

1.  Baldanza,  A.,  Modo  di  trattare  1'  aponevrosi  trasYersaie  di  Gooper  nelle  emie  iDgainali 
recenti.     Giornale  medico  del  R.  fisercito  1903.  fasc.  12. 

2.  B^gonin»  Du  proc^d^  de  MugnaY  dans  la  cate  radicale  de  la  hemie  ingoinile. 
Joarnal  de  m^d.  de  Bordeaux.  Nr.  36. 

3.  Benjamin,  Oblique  inguinal  Hernia.  The  jonm.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903. 
Apr.  25. 

4.  Bobbio,  A  proposito  deir  ernia  inguinale  diretta  nella  donna.  Supplemenio  al  Poli- 
clinico.  1908. 

5.  *—  A  proposito  delF  ernia  inguinale  diretta  nella  donna.  U  Policlinico.  Sex.  pratica- 
1903.  Novbre.    (KliuiBcher  Fall,  nach  Verf.  der  dritte  in  der  Literatur  beschriebene) 

6.  *Burke,  A  case  of  strangulated  inguinal  hernia;  Perforation  of  the  bowel;  reaeetioi 
of  seven  inches  of  gangrenous  gut;  recovery.     Lancet.  June  20. 

7.  Caubet,  Des  hemies  inguinales  graisseuses.    La  presse  m^dicale.  Nr.  3. 

8.  Cavazzani  T.,  Un  nuovo  processo  della  cura  radicale  dell'  ernia  inguinale.  Rendicooti 
deir  Associaz.  med.-chir.  di  Parma  1903.  fasc.  5. 

9.  Gbavannaz,  Un  cas  de  cystocöle  inguinale  obsery^  au  conrs  d'une  käotomie  mm 
de  eure  radicale.    Journ.  de  m^d.  de  Bordeaux.  Nr.  38. 

10.  Gurtis,  A  case  of  bernia  of  the  bladder  associated  with  an  inguinal  hernia.  (Mit 
Illustrationen).    Brit.  med.  journ.   July  11. 

11.  Guermonprex,  Hernie  traumatique;  vari^tö  para- inguinale  (avec  6  fig.).  Gazette 
des  hOpitaux.  Nr.  83. 

12.  *Haenel,  Yerscbluss  weiter  Leistenbrucbpforten  durch  gestielte  Muskellappen.  Gesell- 
schaft für  Natur-  und  Heilkunde  in  Dresden.    Münchener  med.  Wochenschrift.   Nr.  2. 

13.  Halsted,  The  eure  of  the  more  difficult  as  well  as  the  simpled  inguinal  mptoies. 
John  Hopkins  hospital  bulletin.    August. 

14.  *Hesse,  Die  Radikaloperation  der  beweglichen  Leistenhernie.  Gesellschaft  fflr  Nitiir- 
uud  Heilkunde  in  Dresden.    Münchener  med.  Wochenschrift.  Nr.  2. 

15.  vanderHoeven,  Radicale  operatie  der  nietbeklemde  lieebreuken  bij  kinderen.  Nei 
Vereenig.  voor  Paediatrie.   Ned.  Tijdsch.  v.  Geneesk.  I.  pag.  916. 

16.  *Iwanoff,  Netzstieltorsion  bei  Hernia  inguinalis.    Diss.   Berlin. 

17.  Eiliani,  Gystocele  complicating  inguinal  hernia.  New  York  surgical  soc.  Anasles  of 
sing.   July. 

18.  *Mai liefert,  Akute  Hydrocele  und  Leistenbruch.  'Wiener  klin.  Rundschan.  Nr.  24. 

19.  Mambrini  D.,  Secondo  caso,  iinora  conosciuto,  che  dimostra  la  possibilita  dell'  «lUi 
inguinale  diretta  nella  donna.    II  Policlinico.   Sez.  pratica  1903.   fasc.  36. 

20.  *Ma8nata,  Ernia  inguinale  sinistra  congenita  strozzata  con  testicolo  ectopico.  Ope- 
razione  radicale.  Guarigione.  Stenosi  intestinale  consecutiya.  Occlosione  cronica.  Lape» 
rotomia,  entero-anastomosi  laterale  (ileocolo-anastomosi).  Guarigione.  Memorie  chimr- 
giche  in  onore  a  E.  Bottini.    Palermo  1903. 

21.  Mignow,  Diverticule  de Me ekel  inclus  dans  un  sac  de  hernie  inguinale  droite.  BdL 
et  mäm.  de  la  soc   de  chir.  de  Pai'is.   Nr.  17. 

22.  Monzardo  G.,  Gonsiderazioni  pratiche  deir  ernia  inguinale  congenita.  La  Gliniea  cÜ- 
rurgica  1903.  Nr.  12. 

23.  Mo  restin,  Gure  esth^tique  des  hernies  inguinales  chez  la  femme.  Bullet,  et  m^ 
de  la  soc.  anat.  de  Paris.   Nr.  3  und:  La  presse  m^dicale  Nr.  30. 

24.  Petrulis,  Einige  Modifikationen  in  der  Radikaloperation  der  Leistenhernie,  v.  LaDgen- 
becks  Archiv.  Bd.  71.  Heft  4. 

25.  Po r eile  V.,  Ernia  inguinale  congenita  con  anomalia  di  svilnppo  nella  gfaiaiidoU  see- 
suale.    Gliniea  chirurgica  1903.   Nr.  10. 

26.  Rossini  L^  Gontributo  alla  casistica  dell*  ernia  inguinale  dell'  oyaio.  Supplemesto  al 
Policlinico  1903.   fasc.  31. 

27.  Rentier,  Hemie  inguinale  congönitale  r^duite  en  masse.  Laparotomie.  Goerisea* 
Bull,  et  m4m.  de  la  soc.  de  chir.  de  Paris.  Nr.  14. 

28.  Schwiening,  Über  Leistenbrüche  in  der  Armee.  Ärztl.  Sachverstfindigen-ZeitaBg. 
Nr.  22  u.  23. 

29.  '''Stemmler,  Zwei  Fälle  von  Leistenhernien  mit  Ovarium  als  Inhalt.    Diss.  Leipa^ 

30.  Stevenson,  Notes  on  fourteen  cases  of  Operation  for  radical  cnre  of  inguinal  hetaia 
between  September  and  december  1902  at  the  royal  infirmary,  Dublin.  Dnbliner  joora. 
June  1. 


J 


Kamm^yer,  Die  ßdraien.  719 

31.  *Yenot,  Sar  nn  caa  de  rteidive  (?)  poat-opöratoire  de  heroie  inguinale.   Journal  de  möd. 
de  Bordeaoz.  Nr.  7. 

32.  Zatti  C,   Un  nuova  proceseo  operatorio  dell'  ernia  inguinale  senza  fiii  perdaii.    Gas- 
zetta  degli  ospedali  1903.   Nr.  20. 

Baldanza  (1)  hat  die  Bas s in i sehe  Methode  etwas  modifiziert.  Bei 
allen  seit  kurzer  Zeit  datierenden  inneren  und  äusseren  Leistenhernien  prä- 
pariert er  die  Fascia  transversa  nicht  los;  er  näht  den  M.  obliquus  internus 
und  den  M.  transversus  an  den  hintern  Band  des  Ligamentum  Pouparti,  so 
den  hintern  Teil  des  neuen  Kanals  bildend.  Auf  215  so  von  ihm  operierte 
Fälle  hatte  er  vier  Rezidive,  davon  zwei  bei  Lidividuen,  die  mit  doppelseitiger 
Hernie  behaftet  waren.  R.  Giani. 

B^gouin  (2)  empfiehlt  das  Verfahren  nach  Mugnai,  nach  dem  er 
14  Fälle  operiert  hat.  Es  besteht  in  einer  Modifikation  des  Bassini, 
indem  der  ganze  Leistenkanal  und  das  obere  Durchtrittsloch  für  den  Samen- 
strang ausgeschaltet  wird.  Letzterer  wird  hinter  die  Bauch  wand  in  das  sub- 
peritoneale Fettgewebe  verlagert,  so  dass  er  die  Bauchwand  direkt  im  Niveau 
des  äusseren  Leistenringes  durchbohrt.  Diese  Methode  empfiehlt  sich  durch 
ihre  leichte  Ausführung  und  gibt  gute  Resultate. 

Benjamin  (3)  verwirft  resorbierbares  und  nicht  resorbierbares  Naht- 
material, letzteres  wenn  es  nach  der  Heilung  nicht  entfernt  werden  kann,  bei 
der  Radikaloperation  von  Inguinalhemien.  Er  verwendet  Silkwormgutnähte,  die 
unterhalb  des  Einschnittes  durch  die  Haut,  Lig.  Poup.  obliquus  internus  und 
transversus  abdominis  wieder  zurück  durch  Lig.  Poup.  und  Haut  gehen  und 
über  Gazebäuschchen  geknüpft  werden.  Für  Hautschnitt  und  Obliquus  ex- 
temus-Schlitz  wird  eine  zweite  Nahtreihe  angelegt. 

Bobbio  (4)  berichtet  über  einen  Fall  von  direktem  Leistenbruch,  bei 
einer  Frau,  die  auf  der  entgegengesetzten  Seite  auch  einen  Schenkelbruch 
hatte.  —  Auf  Grund  seines  und  der  zwei  bisher  veröflfentlichten  ähnlichen 
FäDe  (Fracassini,  Mambrini)  behauptet  er,  dass  die  direkte  Leisten- 
hernie beim  Weibe,  in  klinischer  Hinsicht,  die  gleichen  Zeichen  aufweise  wie 
beim  Manne,  beim  Operationsakt  aber  in  drei  Punkten  sich  von  der  Leisten- 
hernie beim  Manne  unterscheide,  nämlich  1.  finde  sich  die  Hernie  nach  innen  von 
den  Oberbauchgefässen,  2.  sei  der  Bruchsack  noch  von  der  Fascia  transversa 
bedeckt,  3.  lasse  sich  das  Ligamentum  rotundum  leicht  vom  Bruchsack  los- 
trennen. R.  Giani. 

Caubet  (7)  hat  vier  Fälle  reiner  Fetthernie  im  Leistenkanal  beobachtet. 
Sie  sind  hier  viel  seltener  als  im  Schenkelkanal  und  bilden  nuss-  oder  mandel- 
grosse  Fettklumpen,  die  sich  beim  Einschneiden  der  Obliquusfascie  präsen- 
tieren, einen  meist  sehr  kleinen  und  leeren  Bruchsack  einscheiden  und  vom 
präperitonealem  Fett  abstammen.  Dies  Lipom  liegt  meist  im  Leistenkanal, 
erreicht  sogar  oft  nicht  einmal  den  äusseren  Leistenring.  Der  Zusammenhang 
mit  dem  Bruchsack  ist  nicht  sehr  innig,  meist  lässt  sich  dieser  sehr  leicht 
isolieren;  manchmal  fehlt  sogar  ein  eigentlicher  Bruchsack  und  man  findet 
nur  ein  vorgestülptes  hemiöses  Lipom.  Diese  vom  präperitonealen  Fett  stam- 
menden Lipome  sind  nicht  zu  verwechseln  mit  den  nicht  so  seltenen  prävesi- 
kalen  Lipocelen,  bei  denen  der  Stiel  des  Fettes  nach  der  Blase  hinzieht. 
Schliesslich  sind  von  Bioca  noch  isolierte  Lipome  des  Samenstranges  im 
Leistenkanal  beschrieben,  ohne  jeden  Zusammenhang  mit  Peritoneum  oder 
Blase,  sie  sind  meist  sehr  gefässreich  und  adhärieren  fest  dem  Samenstrang. 


720  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Merkwürdigerweise  fand  C  a  u  b  e  t  diese  Hernien  nicht  etwa  bei  fettleibigen 
Personen,  sondern  bei  kräftigen  muskulösen  in  den  besten  Jahren.  Über  die 
Entstehung  der  Fetthernien  im  Leistenkanal  sind  die  Ansichten  der  Antorai 
noch  recht  abweichend. 

Die  Differentialdiagnose  ist  nach  dem  Obengesagten  recht  schwierig: 
oft  unmöglich,  besonders  nach  der  Seite  einer  irreponiblen  Netzhemie. 

Die  operative  Therapie  unterscheidet  sich  in  nichts  von  der  sonstigen 
Leistenhernie,  nachdem  man  das  Lipom  abgetragen  hat. 

Das  Verfahren  Cavazzanis  (8)  zur  Behandlung  des  Leistenbruches  be- 
steht darin,  dass  er  das  Ligamentum  Falloppii  bis  zum  Schambein  herunter- 
zieht und  die  innere  Schenkelgrube,  die  wirkhch  existiert  und  bei  der  Ätio- 
logie der  Hernie  eine  Rolle  spielt,  aufhebt.  R.  Giani. 

InChavannazs  Falle  (9)  wurde  gelegentlich  der  Operation  einer  rechts- 
seitigen Leistenhernie  aus  Versehen  die  Blase  angeschnitten,  sofort  vernäht 
und  ein  Dauerkatheter  in  die  Blase  eingelegt.    Heilung. 

Cartia  (10)  2 Vs jähriger  Knabe  kommt  mit  einer  rechtaaeitigen  Leiatenhemie  zar 
Operation.  Nach  ErOfiFnnng  des  leeren  Brnchaackea  zeigte  aich  im  unteren  hinteren  Tefl 
desaelben  eine  rundliche  Schwellung  yon  oa.  1  Zoll  Durchmesser,  von  der  man  den  Bmeb- 
aack  abpräparieren  konnte.  An  feinatreifiger  Mnaknlatur  auf  der  Oberfläche  wurde  die 
kugelige  Vorwölbung  ala  die  Blaae  erkannt,  die  aich  in  den  Anulua  intemua  mit  einem  Di- 
vertikel eingeatOlpt  und  nun  längat  dea  hinteren  Teilea  des  Brnchaackea  entwickelt  hatte; 
bis  daa  Ende  dea  Divertikels  aich  ala  die  oben  erwähnte  Anachwellung  präsentierte,  i^ 
in  die  Blaae  eingeführter  Katheter  gelangte  in  daa  Divertikel.  Operation  nach  Baasioi, 
wobei  daa  Blaaendivertikel  sorgfältig  durch  stumpfe  Eüiken  beiseite  geachoben  reap.  in  <iie 
Bauchhöhle  zurückgebracht  wurde.    Heilung. 

Guermonprex  (11):  Gut  beobachteter  Fall  von  einer  durch  grobes 
Trauma  entstandener  Hernie  bei  einem  43  jährigen  Manne,  die  ohne  Operation 
bei  Rückenlage  zur  vollständigen  Heilung  gelangte.  Der  Verlauf  im  einzelnen 
muss  im  Original  eingesehen  werden.  Der  Autor  kommt  zu  folgenden  Schlüssen: 
Die  präinguinale  (direkte)  Hernie  kann  traumatisch  entstehen,  was  objektiv 
noch  nach  acht  Tagen  durch  das  Vorhandensein  von  Ekchymosen  und  Ex- 
koriationen  bewiesen  werden  kann.  Bei  Rückenlage  verschwand  die  Hernie  toU- 
ständig;  die  Bruchpforte  der  traumatischen  Hernie  war  eine  ganz  andere,  als 
die  der  gewöhnlichen  Leistenhernie;  der  Bruchkanal  verlief  nicht  schräg, 
sondern  direkt  durch  die  Bruchwand.  Während  der  Heilung  und  Obliteration 
der  Bruchöffnung  kann  man  konstatieren,  dass  die  Bauchhaut  mit  der  Apo- 
neurose  verwächst  und  knotenförmige  Narben  sich  bilden,  entsprechend  den 
subkutanen  Zerreissungen  der  Bindegewebslager  der  Bauchwand. 

Halsted  (12)  berichtet  über  die  Veränderungen  und  Verbesserungen 
seiner  vor  14  Jahren  angegebenen  Operationsmethode  an  dem  Material  von 
1000  Fällen.  Hauptsächlich  legt  er  Wert  auf  die  ausgiebige  Exzision  des 
Venenplexus  am  Samenstrang  (118  Fälle  so  behandelt  blieben  rezidivfrei)  und 
auf  die  gute  Versorgung  des  unteren  Wundwinkels. 

Dabei  lässt  er  jetzt  den  Samenstrang  möglichst  unberührt  an  seinem 
Platze,  weil  unvorsichtiges  Hantieren  zu  Hydrocelen  und  Atrophie  der 
Hoden  führt. 

Halsted  beschreibt  noch  einmal  genau  die  einzelnen  Phasen  der  Ope- 
ration, welche  durch  sieben  sehr  instruktive  Dlustrationen  deutlich  gemacht 
wird  und  gibt  schliesslich  eine  Statistik  der  Rezidive. 

Indem  van  der  Hoeven  (15)  bei  Erwachsenen  die  Methoden  von 
Bassini  präkonisiert ,  operiert  er  die  Leistenbrüche  bei  Kindern  nach  der 
Methode  von  Kocher  oder  Czerny. 


Eatnmeyer,  Die  Hernien.  721 

Wenn  Behandlting  mit  Brachbänder  nicht  zum  Ziele  führt,  will  er  schon 
früh  (vor  dem  5.  Lebensjahre)  zur  Radikaloperation  schreiten.  Im  ganzen 
wnrden  41  Kinder  operiert,  13  nach  Kocher,  20  nach  Czerny.  Bei  33 
Ejindem  fand  Nachuntersuchung  statt;  nur  in  zwei  Fällen  Rezidiv. 

Das  eine  Rezidiv  betraf  ein  Kind,  das  am  zweiten  Tage  p.  o.  Scharlach 
bekam ;  infolgedessen  gingen  die  Wundränder  wieder  auseinander  und  erfolgte 
die  Heilung  per  granulationem. 

Das  zweite  Kind  hatte  gleich  nach  der  Entlassung  aus  dem  Kranken- 
haase  wieder  ein  Bruchband  getragen,  die  Narbe  war  atrophisch  geworden. 

In  den  übrigen  Fällen  erfolgte  glatte  Heilung  ohne  Rezidiv.  Die  Nach- 
untersuchung fand  resp.  6 — 1  Jahr  p.  o.  statt.  Goedhuis. 

Kiliani  (17)  fand  zweimal  bei  jungen  Leuten  gelegentlich  einer  Leisten- 
hemienoperation  eine  extraperitoneale  Cystocele,  veranlasst  durch  ein  Lipom. 
Die  Blase  wurde  erkannt  und  nicht  verletzt.  Blasensymptome  hatten  nicht 
bestanden. 

Die  linksseitige  direkte  Leistenhernie  beim  Weibe  ist  bisher  nur  von 
Fracassini  (1901)  beschrieben  worden;  einen  zweiten  Fall  veröffentlicht 
nun  Mambrini  (19).  Es  handelte  sich  um  eine  46jährige  Frau,  die  seit 
ungefähr  6  Jahren  mit  einer  linksseitigen  Leistenhernie  und  einer  rechts- 
seitigen Schenkelhemie  behaftet  war;  beide  Hernien  waren  scheinbar  ohne 
Ursache  entstanden.  Die  der  Leistenhernie  entsprechende  Schwellung  zeigte 
mehr  Neigung  nach  vom  zu  prominieren,  als  gegen  die  entsprechende  Scham- 
lippe hinabzusteigen.  Radikalbehandlung  nachNavaro  rechterseits,  Behand- 
lung nach  Bassini  linkerseits.  Bei  der  letzteren  Operation  konstatierte  man, 
dass  der  Bruchsack  aus  zwei  Blättern  bestand,  von  denen  das  äussere  an  die 
Fascia  transversa  erinnerte ;  zwischen  ihnen  fand  sich  Fettgewebe.  Das  Liga- 
mentum rotundum  liess  sich  vom  Bruchsacke  leicht  loslösen  und  die  Ober- 
banchgefässe  lagen  nach  aussen  vom  Sacke.    Glatte  Heilung.      R.  Giani. 

Mignor  (21).  Bei  einem  22  jährigen  Patienten  fand  sich  im  Brnchsack  ein  Me ekel- 
sches  Divertikel,  das  an  der  vertikalen  Richtung  der  Muskelfasern  erkannt  wurde;  es  war 
abgeplattet  und  im  Grunde  des  Bruchsackes  adhärent,  mass  7  cm  in  der  Länge  und  war 
voB  der  Dicke  des  Ileum.  Seine  untere  Partie  war  verdickt  und  mit  dicken  strotzenden 
YeBen  bedeckt.  Die  Serosa  war  sehr  schlaff  und  reich  an  Gefässen,  die  nur  aus  Längs- 
moskulatur  bestehende  Wand  verdickt ;  in  der  Mukosa  verliefen  sehr  regelmässig  angeord- 
nete transversale  Falten,  die  an  der  Ansatzstelle  erodiert  waren.  Kein  Mesenterium.  Das 
Divertikel  wurde  zirkulär  abgebunden,  10  mm  darunter  durchschnitten,  die  Mukosa  ezzidiert, 
eingestülpt  und  mit  Lembert- Nähten  geschlossen.  Beschwerden  hatte  der  Bruch  nie  ge- 
macht.   Heilung. 

Nach  einer  Einleitung  über  die  Anatomie  des  Processus  vaginalis  peri- 
tonei  berichtet  Monzardo  (22)  über  135  von  ihm  operierte  Fälle  von  Leisten- 
hernie bei  Kindern  (114  Knaben  und  21  Mädchen).  In  94  Fällen  bestand 
die  Hernie  rechterseits,  in  27  linkerseits,  in  14  auf  beiden  Seiten.  Der  Bruch- 
inhalt bestand  131  mal  aus  Intestina,  2 mal  aus  Eierstock  und  Tube,  Imal 
aus  der  Harnblase,  5 mal  aus  dem  Appendix.  Gute  Dienste,  schreibt  Verf., 
habe  ihm  ein  von  ihm  ersonnener  wattierter  Rahmen  geleistet;  das  Kind  wird 
in  bequemer  Lagerung  an  demselben  befestigt  und  kann  hier  Kot  und  Harn 
entleeren,  ohne  den  Verband  zu  verunreinigen.  R.  Giani. 

Morestin  (23)  hat  dreimal  bei  jungen  Mädchen  resp.  Frauen  die  Hernie- 
tomieinzision  so  angelegt,  dass  die  Narbe  in  die  Schamhaare  fiel.  Der  4  cm 
lange  Schnitt  läuft  vertikal  in  der  Axe  des  Mens  Yeneris  nach  unten  bis 
zur  vorderen  Kommissur  der   grossen  Schamlippen  bis  auf  die  Aponeurose. 

Jahresbericht  fflr  Chirurgie  1903.  46 


722  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    II.  Teil. 

Die  entsprechende  Schamb'ppe  ¥rird  dann  lospräpariert  und  auf  einem  Haken 
stark  zur  Seite  gezogen,  bis  der  äussere  Leistenring  frei  liegt.  Nun  erfolgt 
die  übliche  Versorgung  des  Sackes  etc. 

Diese  Methode  ist  allerdings  nur  anwendbar  bei  kleinen,  leicht  reponiblen 
Hernien,  bei  denen  man  auf  keine  Schwierigkeit  zu  stossen  annehmen  kann. 

In  der  zweiten  Arbeit  gibt  Morestin  die  Krankengeschichten  und  eine 
Reihe  von  Photographien,  die  während  der  Operation  gemacht  sind. 

Die  Modifikationen  von  Petrulis  (24)  beziehen  sich  auf  Operationen 
ohne  versenkte  Nahte.  Die  Art  der  Nahtführung,  welche  gestattet,  dass  sich 
in  der  Rekonvaleszenz  alle  Nähte  wieder  entfernen  lassen,  ist  ohne  Abbildung 
und  längere  Beschreibung  nicht  verständlich.  Verf.  hat  nach  dem  neuen 
Rasumowsky sehen  Verfahren  56  Hernien  operiert  mit  6— 8®/o  Eiterung 
19  Fälle  wurden  länger  als  2  Jahre  beobachtet;   drei  davon  wurden  rezidiv. 

Im  zweiten  Teil  der  Arbeit  empfiehlt  Petrulis  die  Belassung  des 
Bruchsackes  in  situ,  falls  derselbe  dünnwandig  und  nicht  narbig  degeneriert 
ist,  weil  dadurch  die  Operation  vereinfacht  wird  und  das  Trauma  betreffs  des 
Samenstranges  ein  minimales  ist.  19  mal  wurde  so  operiert ;  in  den  verfolgten 
Fällen  war  das  Resultat  in  allen  Fällen  augenscheinlich  vollständige  Oblite- 
ration,  nachdem  allerdings  bei  einigen  Patienten  sich  temporär  seröse  Flüssig- 
keit im  Sacke  angesammelt  hatte. 

Porcile  (25)  trug  die  Geschlechtsdrüse,  die  sich  zu  einem  ganz  kleinen 
Knoten  reduziert  hatte,  mit  dem  Bruchsack  ab ;  bei  der  histologischen  Unter- 
suchung konstatierte  man,  dass  der  Knoten  aus  Epididymalgewebe  bestand 
und  jede  Spur  vom  Hoden  fehlte.  R.  Giani. 

Auf  dem  internationalen  Kongress  in  Madrid  teilte  Peri  zwei  Fälle 
von  Hemia  ovarii  inguinalis  mit,  bemerkend,  dass  in  der  Literatur  nur  acht 
ähnliche  Fälle  beschrieben  seien.  Über  einen  neunten  Fall  berichtet  Rossini  (26), 
der  ihn  bei  einer  wegen  linksseitiger  eingeklemmter  Leistenhernie  operierten 
60jährigen  Frau  beobachtete.  Die  Diagnose  war  auf  eingeklemmten  Netz- 
bruch gestellt  worden.  Im  Bruchsack  war  der  Eierstock  enthalten,  der  er- 
kannt und  nach  Lospräparierung  vom  Leistenring  reponiert  wurde.  Drei- 
Etagennaht,  Heilung  per  secundam.  R.  Giani. 

Die  Beobachtung  von  Routier  (27)  ist  dadurch  interessant,  dass  sich 
die  Reduktion  en  masse  spontan  vollzogen  hatte,  ohne  dass  irgendwelche 
Taxisversuche  stattfanden. 

Seh  wienings  (28)  Untersuchungen  beziehen  sich  auf  die  vom  1.  Oktober 
1894  bis  1.  Februar  1899  zum  Dienst  mit  der  Waffe  eingestellten  1252795 
Soldaten  der  deutschen  Armee.  Das  umfangreiche  Zahlenmaterial  verarbeitet 
er  zu  folgenden  Schlusssätzen: 

1.  Von  sämtlichen  Eingestellten  haben  157,58  pro  Mille,  also  nicht  ganz 
der  sechste  Teil,  eine  Brucbanlage  aufgewiesen. 

2.  Von  sämtlichen  Eingestellten  haben  3,36  pro  Mille  einen  Leisten- 
bruch gehabt. 

3.  Von  diesen  hat  etwas  über  die  Hälfte  (51,58  ®/o)  bei  der  Aushebung 
eine  Bruchanlage  besessen. 

4.  Bei  den  bei  der  Einstellung  vorgefundenen  Leistenbrüchen  verhielten 
sich  die  rechtsseitigen  zu  den  linksseitigen  und  den  beiderseitigen  wie  1  zu 
0,68:0,07. 

5.  Während  der  Dienstzeit  sind  4,9  pro  Mille  aller  zur  Einstellung  ge- 
langten Leute  an  Leistenbruch  erkrankt. 


Kammeyer,  Die  Hernien.  723 

6.  Von  diesen  hatten  etwas  mehr  als  die  Hälfte  (51,43  ^/o)  bei  den  vorT 
hergegangenen  Untersuchungen  eine  Bruchanlage  aufgewiesen  (yergl.  Satz  3). 

7.  Bei  den  während  der  Dienstzeit  entstandenen  Leistenbrüchen  ver- 
hielten sich  die  rechtsseitigen  zu  den  linksseitigen  und  den  beiderseitigen  wie 
1 : 0,64  :  0,03  (vergl.  Satz  4). 

8.  Von  sämtlichen  mit  Bruchanlage  Eingestellten  erkrankten  an 
Leistenbruch  15,89  pro  Mille. 

9.  Von  sämthchen  ohne  Bruchanlage  Eingestellten  erkrankten  nur 
2,82  pro  Mille  an  Leistenbruch. 

10.  Bei  den  mit  Bruchanlage  rechts  eingestellten  Bruchkranken 
▼erhielten  sich  die  rechtsseitigen  Brüche  zu  den  linksseitigen  und  den  doppel- 
seitigen wie  1 : 0,15 :  0,013. 

11.  Das  gleiche  Verhältnis  stellt  sich  bei  den  mit  Bruchanlage  links 
Eingestellten  wie  1 :  9,7  : 0,103. 

12.  Dasselbe  bei  den  mit  Bruchanlage  beiderseits  Eingestellten 
wie  1:0,72:0,37. 

13.  Die  gleichen  Verhältnisse  findet  man,  wenn  man  die  einzelnen  Armee- 
korps getrennt  betrachtet. 

14.  Ein  unmittelbarer  Vergleich  der  einzelnen  Truppenarten  hinsichtlich 
der  Häufigkeit  der  Brucherkrankungen  ist  nicht  angängig,  da  eine  Berechnung 
der  Erkrankungsziffer  auf  die  Zeiteinheit  (Dienstjahr)  bei  der  verschiedenen 
Länge  der  Dienstzeit  nicht  möglich  ist. 

15.  Unter  diesem  Vorbehalt  betrachtet  hat  die  Kavallerie  am  meisten 
Bracherkrankungen  (6,16  pro  Mille  der  Eingestellten),  der  Train  am  wenigsten 
(3,45  pro  Mille)  aufzuweisen  gehabt. 

16.  Auch  bei  den  einzelnen  Truppengattungen  sind  von  den  mit  Bruch- 
anlage Eingestellten  stets  bedeutend  mehr  Leute  an  Bruch  erkrankt  als  von 
den  Mannschaften  ohne  Bruchanlage. 

17.  Die  im  Satz  10—12  genannten  Zahlenverhältnisse  finden  sich  mit 
geringen  Schwankungen  auch  bei  den  einzelnen  Truppenarten  wieder. 

18.  Von  sämtlichen  wegen  Dienstunbrauchbarkeit  oder  Invalidität  aus 
dem  Heere  Entlassenen  sind  rund  Vio  (11,02  ^/o)  wegen  Leistenbruch  aus*- 
geschieden. 

19.  70,85  Prozent  aller  Entlassenen  waren  dienstunbrauchbar;  davon  ent- 
fallen 7,11  ^/o  auf  Bruchkranke,  bei  4,57 ^/o  war  der  Bruch  bei  der  EinsteUung 
vorgefunden,  bei  2,53  ^/o  während  der  Dienstzeit  entstanden. 

20.  Als  Halbinvaliden  sind  8,69"/o  aller  Entlassenen  ausgeschieden, 
davon  fast  die  Hälfte,  3,89  7o,  wegen  Leistenbruch. 

21.  Als  Ganzinvaliden  sind  20,46  Vo  aller  Entlassenen  ausgeschieden, 
davon  nur  0,04  ^/o  wegen  Leistenbruch. 

21.  Legt  man  allein  die  während  der  Dienstzeit  erkrankten  Bruchleiden- 
den der  Betrachtung  zugrunde,  so  sind  von  denselben  38,33 ^/o  als  dienst- 
unbrauchbar, 59,36  Vo  als  invalide  entlassen;  2,31%  sind  im  Dienst  verbUeben. 

23.  Unter  den  dienstunbrauchbaren  Bruchkranken  über- 
wiegen die  mit  Bruchanlage  Eingestellten;  unter  den  invaliden 
Bruchkranken  die  ohne  Bruchanlage  Eingestellten. 

24.  Nur  bei  den  Pionieren  und  dem  Train  überwiegen  auch  bei  den 
invaliden  Bruchkranken  die  mit  Bruchanlage  Eingestellten. 

25.  Die  Mehrzahl  aller  Brucherkrankungen  fand  im  ersten  Dienstjahre 
statt;  nämlich  69,99 ^/o;  davon  wieder  42,89 ^/o,  also  gut  Vs  im  ersten  Halb- 

46* 


724  Jahresbericht  fUr  Chirurgie.    [I.  Teil. 

Jahr;  anf  das  zweite  Dienstjahr  entfielen  31,43  Vo,  anf  spätere  Jahre  5,58 ''/o 
aller  Erkrankungen. 

26.  Das  Oberwiegen  der  Erkrankungen  im  ersten  Jahre  macht  sich  nodi 
stärker  bei  den  mit  Bmchanlage  Eingestellten  geltend;  von  diesen  erkrankten 
allein  mehr  als  die  Hälfte  (62,69 %)  im  ersten,  18,72 Vo  im  zweiten  Halb- 
jahre; 24,71%  im  zweiten  Dienstjahre  und  nur  3,89  später. 

27.  Die  gleichen  Verhältnisse  finden  sich  bei  den  verschiedenen  Trappen- 
gattungen mit  Ausnahme  der  Kavallerie,  bei  welcher  wegen  der  dreijährigen 
Dienstzeit  die  Erkrankungen  nach  dem  zweiten  Dienstjahre  naturgemäss  zahl- 
reicher sind  als  bei  den  anderen  Tmppenarten. 

28.  In  rund  V«  aller  Erkrankungen  (25,43  7o)  ist  eine  Ursache  für  die 
Entstehung  des  Bruches  nicht  festgestellt.  Bei  den  einzelnen  Armeekorps 
schwankt  diese  Zahl  zwischen  14,29  Vo  (X.  Armeekorps)  und  47,08  Vo  (XHL  Armee- 
korps) aller  Erkrankungen. 

29.  Bei  den  mit  Bruchanlage  eingestellten  Bruchkranken  betragt  die 
Zahl  der  unbekannt  gebliebenen  Ursachen  32,26  Vo  der  betreffenden  Erkran- 
kungen; bei  den  ohne  Bruchanlage  Eingestellten  dagegen  nur  20,26%,  also 
12%  weniger. 

30.  Bei  den  mit  Bruchanlage  eingestellten  Bruchkranken  sind  26,31  °/o, 
bei  den  ohne  Bruchanlage  Eingestellten  dagegen  nur  13,04  ^/o  aller  ang^ebenen 
Entstehungsursachen  als  Dienstbeschädigungen  nicht  anerkannt. 

31.  Die  verschiedenen  Ursachen  sind  bei  den  einzelnen  Truppenarten 
je  nach  den  Eigenheiten  des  Dienstbetriebes  ziemlich  erheblichen  Schwan- 
kungen unterworfen. 

Stevenson  (30).  Betrifft  14  Soldaten,  die  meist  nach  Kocher  mit 
Erfolg  operiert  wurden. 

Zatti  (32)  hat  in  55  Fällen  von  Leistenbruch  die  Badikaloperation 
ohne  versenkte  Nähte  ausgeführt;  er  führte  sie  selbst  in  den  schwersten, 
ältesten  und  in  sehr  komplizierten  Fällen  aus,  in  denen  die  Teile  schon 
grössere  Veränderungen  erfahren  hatten.  Er  unterbindet  den  Bruchsack  nach 
dem  Verfahren  von  Duplay  und  Cazui,  lässt  die  Gefasse  frei  von  Schlingen 
und  stellt  die  Hinterwand  des  Leistenkanals  mittelst  Zapfennähte  aus  Seide 
her,  die  die  vierfache  Schicht  an  den  Schenkelbogen  heften.  Zur  Herstellung 
der  vorderen  Wand  benützt  er  die  unteren  Lappen  der  eingeschnittenen 
Aponeurose  des  M.  obliquus  extemus,  wobei  er  sich  der  gleichen  Nahtmethode 
bedient.  Am  10.  oder  12.  Tage  entfernt  er  den  Verband;  er  traf  nie  die 
geringste  Flüssigkeitsansammlung  in  der  Wunde  an.  R.  Giani. 

IIL  Kroralheraien. 

1.  *Balace8cn,  Radikale  Operation  der  Kraralhemien  auf  ingoinalem  Wege.    RevisU 
de  Chirurgie  1903.  Nr.  7  p.  331  (ramänisch). 

2.  Gavazzani,  T.,  Un  naovo  processo  per  la  oura  radicale  dell'  emia  cmrale.  Glinica  mo- 
dema.  N.  del  1903.  22.  Luglio. 

3.  Girardi  M.,  Contributo  alle  atadio  dell'  emia  vescicale  crorale.    H  Policlinico.    Sez.- 
pratica  1903.  faac.  13. 

4.  '^HodgaoQ.  A  case  of  incarcerated  irreducible  femoral  hemia  in  a  woman.    Medical 
presB.  Nr.  25. 

5.  *J.  Jacobovici,  StrangaHerte  Emralhenue  der  rechten  Salpinx.    Inguinale  Kelotoniie 
mit  Ezstirpation  der  Salpinx.    Spitalul  1903.   Nr.  17.   pag.  617  (mmftnisch). 

6.  Mariotti  G.,  Ernia  dell' uretero  ainistro  nel  canale  crurale.   U  Policlinico.  Sez.  pratica 
1903.  fasc.  16. 


Eammeyer,  Die  Hernien.  725 

7.  Penso  R.,  Gontribato  allo  studio  dell'  ernia  cmrale  strozzata.    Gazzeta  degli  ospedali 
1903.  Nr.  35. 

8.  Qn doli,  Hernie  crnrale  de  Tappendice  6trangl^.    Examen  histologiqae.    Bnll.  et  rnöm. 
de  la  SOG.  de  chir.  de  Paris.  Nr.  27. 

9.  Schiassi  B.,  Enterocele  cmrale  e  varicocele  cmrale.    Gazzeta  degli  ospedali  1903. 
Nr.  154. 

10.    "^Whipple,  Two  cases  of  strangalated  femoral  heraia,  with  a  comparison  of  the  me- 
thode  of  dealing  with  damaged  intestine.    Lancet.   Sept.  19. 

Cayazzani  (2)  empfiehlt  ein  neues  Verfahren  zur  Radikalbehandlung 
der  Schenkelhemie  bei  Fällen  von  Hernien  mit  weitem  Ring  und  dünnen  fibrösen 
Geweben,  bei  denen  Rezidive  zu  befürchten  sind  und  die  innere  Öffnung,  weil 
sehr  weit,  schwerlich  durch  Vemähung  des  Co op ersehen  Bandes  mit  dem 
Falloppio sehen  (Ruggis  Methode)  geschlossen  werden  kann.  Dieses  Ver- 
fahren ist  folgendes:  Man  zieht  das  Ligamentum  Falloppii  herunter  bis  zum 
Schambein  und  hebt  die  innere  Schenkelgrube  auf;  als  Stützpunkt  für  das 
nach  unten  gezogene  Leistenband  benutzt  man  den  horizontalen  Schambein- 
ast, führt  den  Faden  unter  diesen  in  den  Obturatorkanal,  fixiert  ihn  an  das 
Leistenband  und  zieht  es  nach  unten  und  nach  hinten.  Nachdem  man  den 
Faden  geknotet,  kann  man  noch  einige  Sicherheitsnähte  zwischen  Leistenband 
und  M.  pectineus  anlegen  oder,  wie  Bossini  tut,  die  PUca  semilunaris  ver- 
nähen. Verf.  hat  nach  dieser  seiner  Methode  schon  3  Fälle  operiert. 

R.  Giani. 

Der  von  Girardi  (3)  mitgeteilte  Fall  von  Cystocele  cruralis  betrifft 
einen  52  jährigen  Mann,  der  auf  der  entgegengesetzten  Seite  mit  einem  Leisten- 
bruch behaftet  war.  Nach  vom  von  der  Blase  fand  sich  eine  enorme  Lipo- 
cele,  nach  deren  Entfernung  man  auf  die  Muskularis  stiess.  Die  Diagnose 
wurde  gestellt,  weil  Patient,  der  wach  war,  während  der  Traktionen  ein  starkes 
Bedürfnis  zu  harnen  fühlte.  Verf.  weist  auf  die  Häufigkeit  der  Lipocele  bei 
Blasenbruch  hin ;  er  sieht  in  der  Weite  des  Schenkelrings  eine  Prädisposition 
zur  Hernie,  deren  Austreten  durch  die  Lipocele  begünstigt  werde. 

R.  Giani. 

Li  der  Literatur  finden  sich  nur  2  Fälle  von  Hamleiterbruch  beschrieben 
(Reichel,  Boari)  und  in  beiden  war  der  Harnleiter  in  den  Leistenkanal 
ausgetreten;  Mariotti  (6)  berichtet  nun  über  einen  dritten,  in  welchem  es 
sich  jedoch  um  Hemia  cruralis  handelte.  —  Patientin  war  eine  36  jährige 
Frau.  Es  bestand  ein  grosses  Lipom  an  der  Stelle  und  der  Bruchsack  ad- 
härierte  am  Schenkelring;  rittlings  auf  seinem  oberen  Teile  lag  ein  ziemlich 
harter,  gänsefederdicker,  rosenroter  Strang,  der  auf  7 — 8  cm  herausgezogen 
werden  konnte  und  sich  durch  seinen  Verlauf  als  der  Harnleiter  zu  erkennen 
gab.  Er  wurde  von  seinen  Adhärenzen  mit  dem  Bruchsack  befreit  und  in 
die  Höhle  zurückgebracht.  In  den  ersten  24  Stunden  ging  nur  sehr  spärlicher 
Harn  ab  und  Patientin  hatte  ein  anhaltendes  Gefühl  von  Schwere  und  Schmerz 
in  der  Unterbauch-  und  linken  Lendengegend ;  dieses  Gefühl  hörte  am  darauf- 
folgenden Tage  auf,  während  Patientin  sehr  reichlichen  Harn  entleerte.  — 
Glatte  Heilung.  —  Die  Tatsache,  dass,  trotzdem  der  Harnleiter  auf  weiter 
Strecke  isoliert  worden  war,  keine  nekrotischen  Erscheinungen  auftraten,  ist 
eine  kUnische  Bestätigung  dafür,  dass  der  Harnleiter  seine  eigene  Zirku- 
lation hat.  R.  Giani. 

Penso  (7)  beschreibt  das  bei  eingeklemmtem  Schenkelbruch  von  ihm 
befolgte  Operationsverfahren;  dasselbe  ist  folgendes: 


726  Jahresbericht  fQr  Chirargie.    II.  Teil. 

I.  Er  legt  die  Bruchgeschwulst,  das  Ligamentum  Falloppii  und  die  Apo- 
neurose  des  M.  obliquus  extemus  auf  eine  Strecke  von  12 — 15  cm  frei. 

IL  Er  eröffnet  den  Bauch  dem  Aussenrand  des  M.  rectus  entlang,  schützt 
die  eingeklemmte  Schlinge  mit  Gaze  und  verschliesst  die  Schenkelgrube  eben- 
falls mit  Gaze. 

ni.  Durchschneidung  des  Lig.  Falloppii  und  Blosslegung  des  ganzen 
Bruchsackes. 

IV.  Er  erweitert  den  ins  Peritoneum  und  in  die  Fascia  transversa  ge- 
legten Schnitt  bis  nahe  an  den  inneren  Schenkelring  und  trennt  mit  einer 
Löffelschere  das  Peritoneum  um  den  inneren  Schenkelring  herum  los. 

y.  Er  hebt  den  Bruchsack  in  toto  aus  dem  Bauche  heraus  und  schützt 
diesen  mit  Gazekompressen. 

VI.  Eröffnung  des  Bruchsackes,  Reinigung  der  eingeklemmten  Schlinge 
und  Resektion  derselben,  wenn  es  angezeigt  ist. 

VII.  Reposition  der  Schlinge  ins  Peritoneum.  R.  Giani. 
Qa^nu  (8).    Der  im  Bmchsack  gefondeDe  Processus  vermiformis  zeigte  an  seiner 

Aiusenfläche  nur  eine  EinsehnfiniDg,  dagegen  fand  sich  die  Schleimhant  mit  ihren  Dr&een- 
lagern,  die  Suhmakosa  und  der  grOsste  Teü  der  Ringmnsknlatnr  im  Znstande  der  Nekrobioee. 
Schiassi  (9)  beschreibt  2  Fälle:  Einen  von  Hemia  cruralis  enterica 
und  einen  von  ampuDenförmiger  Varicocele  der  Saphena  externa.  Den  erstereu 
behandelte  er  nach  der  Ruggi sehen  Methode,  den  letzteren  in  der  Weise, 
dass  er  zwei  Ligaturen  am  Ende  der  Ampulla  anlegte  und  den  zwischen  den 
Ligaturen  gelegenen  Venenabschnitt  resezierte.  R.  Giani. 

IT.  Umbilikalhernien. 

1.  Escherich,   Die  Behandlung  der  Nahelhei-nien  der  Kinder  mittelst  Paraffinpeloite. 
Monatsschrift  für  Kinderheilkunde.   Nr.  4. 

2.  Knoop,  Beitrag  zur  Therapie  der  NahelschnurbrQche.    v.  Yolkmannsche  YortrSge. 
N.  34a 

3.  Lucae-Gbampionni^re,  Traitement  palliatif  de  la  hemie  ombilicale.   Les  bandagea 
Journal  de  möd.  pratique.  Nr.  5. 

4.  Menge,  Zur  Radikaloperation  der  Nabelbrüche  und  der  epigastrischen  und  subumbili- 
kalen  Hernien  der  Linea  alba.    ZentralbL  f.  Gyn&kol.   Nr.  13. 

Es  eher  ich  (1)  hat  30  Kinder  zwischen  1 — 14  Monaten  mit  Nabel- 
hernien vermittelst  der  Gersuny  sehen  subkutanen  Paraffinprothese  behanddt 
Er  verwendet  bei  39^  schmelzbares  Paraffin,  das  in  50®  warmen  Wasserbade 
flüssig  erhalten  wird.  Nach  Reposition  des  Nabelbruches  mittelst  der  linken 
Hand  sticht  er  mit  der  rechten  die  gekrümmte  Nadel  der  Metallspritze  in 
der  oberen  Peripherie  des  Bruchsackes  so  durch  die  Haut,  dass  die  nach 
oben  gerichtete  Spitze  frei  in  dem  leeren  Bruchsacke  beweglich  ist.  Ein  Assi- 
stent schiebt  dann  den  Stempel  vor,  bis  1 — 4  ccm  injiziert  sind,  während  die 
linke  Hand  mit  der  Kompr^^ssion  nachlässt,  so  dass  die  Figur  des  Bruches 
sich  noch  einmal  in  ganzer  Grösse  präsentiert.  Nach  1 — 2  Minuten  Äther- 
spray wird  die  Nadel  entfernt  und  der  Stichkanal  mit  Kollodium  geschlossen. 
Über  den  Bruch  werden  alsdann  zwei  Gazeläppchen  als  Kompressen  aufgelegt 
und  mit  Zinkpflaster,  resp.  mit  darüber  gelegter  zirkulärer  Heftpflastertour 
befestigt.  Darüber  kommen  einige  Bindentouren.  Der  Verband  bleibt  acht 
Tage  liegen.  Alsdann  liegt  das  Paraffin  wie  eine  abgeplattete  Pelotte  auf 
dem  Bruchring.  Am  günstigsten  sind  Nabelhernien  mit  kleiner  Bruchpforte, 
nicht  grösser  als   1  cm.    Doch  sind   auch  grössere  zur  Heilung  gekommen. 


Eammeyer,  Die  Hernien.  727 

Toxische  Wirkungen,  Embolien  n.  s.  w.  sind  nicht  yorgekommen.  Einmal  ent- 
stand eine  Stichkanaleiterung  und  eine  kleine  Drucknekrose  der  Haut.  Wegen 
der  Einfachheit  und  Gefahrlosigkeit  des  Verfahrens  empfiehlt  Verf.  es  auch 
für  den  praktischen  Arzt 

In  der  Kieler  Klinik  sind  letzthin  3  Fälle  von  Nabelschnurbmch  mit 
gutem  Erfolge  operiert.  Knoop  (2)  gibt  die  Krankengeschichten  und  einige 
Bemerkungen  betreffs  der  Operationsmethoden.  Wichtig  ist  vor  allem,  dass 
man  sehr  frühzeitig  operiert,  ehe  der  amniotische  Überzug  beginnt  einzu- 
trocknen und  mortifiziert.  Die  rein  konservative  Behandlung  ist  nur  bei  grossen 
inoperablen  Brüchen  noch  gestattet,  sonst  soll  man  operieren  und  zwar  am 
besten  durch  Laparotomie  und  Verschluss  der  Bauchwand  mit  Schichtennaht. 
Von  den  zuletzt  publizierten  46  Fällen  sind  32  =  96,5  %  geheilt  und  zwar 
durch  Laparotomie  35  Fälle  mit  25  =  71,4%  Heilungen. 

Nach  Lucas-Championniöre  (3)  muss  man  streng  scheiden  zwischen 
dem  Nabelbruch  bei  Erwachsenen  und  dem  der  Kinder.  Die  letzteren  mit 
ihrer  ausgesprochenen  Tendenz  zur  Spontanheilung  bedürfen  ganz  anderer 
Bandagen  als  die  von  Erwachsenen.  Alle  Pelotten  mit  zapfenförmigem  Fort- 
satz in  den  Nabelring  sind  zu  verwerfen.  Eine  gut  angelegte  Flanellbinde 
mit  einem  Kissen  oder  noch  besser  ein  streifenförmiger  Verband  von  Kaut- 
schnkheftpflaster  genügt  fast  immer;  Seidenbandagen  reizen  sehr  stark 
die  Haut. 

Die  Nabelhernie  bei  Erwachsenen  ist  viel  ernster  zu  nehmen,  da  sie 
ständig  Neigung  zur  Vergrösserung  und  Komplikationen  zeigt.  Bruchbänder 
mit  einem  halb  um  den  Leib  reichenden  Bügel  sind  unbrauchbar;  selbst  solche 
mit  zwei  Bügeln,  die  am  Rücken  an  zwei  Kissen  ihren  Halt  haben,  sind  meist 
unzweckmässig,  weil  die  Pelotte  am  Nabel  doch  keinen  rechten  festen  Stütz- 
punkt findet.  Besser  sind  schon  die  Bruchbänder,  bei  denen  die  Pelotte  durch 
4  Stahlarme  an  den  ringsum  reichenden  Gürtel  angefügt  ist.  Handelt  es  sich 
aber  um  irreponible,  druckempfindliche  Hernien,  so  sind  den  Bruchbändern 
mit  Stahlkugeln  einfache  Gürtel  vorzuziehen,  die  vom  eine  grosse  platte 
weiche  Pelotte  aus  Leder  oder  Sammt  tragen.  Meist  bringen  sie  den  Frauen 
genügende  Erleichterung,  auch  wenn  der  Bruch  nicht  radikal  zurückgehalten 
wird.  Solche  Bandagen  sollen  nicht  ständig  getragen  werden,  sondern  öfters 
am  Tage  muss  das  Bruchband  abgenommen  werden  und  der  Patient  hori- 
zontal liegen.  Sehr  wichtig  ist  dabei  die  Regelung  der  Diät  und  des  Stuhles. 
Gelingt  diese  durch  Vermeidung  schwerer  blähender  Speisen  und  vermag  man 
vor  allem  das  Körpergewicht  bei  den  meist  fetten  Patientinnen  um  einige 
Küo  zu  drücken,  so  befinden  sich  die  Kranken  meist  ganz  wohl. 

Natürlich  soll  das  Normalheilungsverfahren  der  Radikaloperation  bleiben, 
aber  leider  verbieten  oft  Komplikationen,  wie  Diabetes,  J^mphysem,  vorge- 
schrittenes Alter  den  operativen  Eingriff. 

Man  überlasse  auch  die  Patienten  nie  bloss  dem  Bandagisten,  sondern 
kmnmere  sich  um  alle  die  oben  genannten  Einzelheiten. 

Menge  (4)  hat  zwei  grössere  Nabelhernien  und  einen  sehr  umfang- 
reichen, subumbilikalen  Bruch  nach  Biondi  resp.  Pfannenstiel  operiert, 
welche  bekanntlich  die  Rektusscheiden  transversal,  die  Recti  aber  vertikal 
vereinigen,  um  eine  möglichst  grosse  Verwachsungsfläche  und  günstige  Zug- 
richtung der  Muskeln  gegen  die  Narbe  zu  erreichen.  Er  schildert  den  Ein- 
griff folgendermassen:  Querovaläre  Umschneidung  des  Nabels  in  grossem  Um- 
kreise, Freilegung  des  Bruchringes,  der  nach  Exstirpation  des  Sackes  ange- 


728  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

frischt  wird.  Vom  Bruchring  aus  wird  nach  beiden  Seiten  hin  das  vordere 
Blatt  der  Rektusscheide  transversal  bis  ca.  3  cm  über  den  medialen  Rand 
der  diastatischen  Recti  gespalten.  Dann  folgt  eine  weitere  vorwiegend  stumpfe 
Ablösung  der  Recti  an  dem  vorderen  und  hinteren  Blatte  der  Rektusscheide 
mit  möglichster  Schonung  der  Gefässe  und  genauer  Blutstillung.  Mit  dem 
Zeigefinger  werden  nun  beiderseits  oberhalb  und  unterhalb  der  Bruchpforte 
zwischen  den  diastatischen  Muskeln  das  vordere  und  hintere  Blatt  der  Rektus- 
scheide bis  zur  Mittellinie  stumpf  auseinandergedrängt;  in  der  Mittellinie  ist 
eine  stumpfe  Trennung  unmöglich;  deshalb  wird  hier  das  verfilzte  Fascien- 
gewebe  durch  einen  auf  den  Fascienrand  geführten  transversalen  Schnitt  ca. 
3  cm  weit  nach  oben  und  nach  unten  in  ein  vorderes  und  hinteres  Lager 
gespalten.  Dann  folgt  die  transversale  isolierte  Vemähung  der  hinteren  Rektus- 
scheide ;  die  mobilisierten  Recti  werden  durch  Knopfnähte  auf  ca.  6  cm  in  der 
Mittellinie  vereinigt  und  der  lange  Querspalt  der  vorderen  Rektusscheiden 
durch  eine  fortlaufende  Naht  verschlossen.  Fortlaufende  isolierte  Unterbaut- 
fett-  und  Hautnaht. 

Für  die  Zukunft  ist  noch  eine  Modifikation  dieser  Methode  geplant. 

y.  Innere  Hernien. 

1.  Andrew,  A  case  of  hernia  into  the  fossa  daodeoo-jejmialis.    Lancet   Jan.  24. 

2.  Atherton,  Retroperitoneal  heroia.    Annais  of  sorg.   Jan. 

3.  flilgenreiner:  Zur  Kasuistik  der  Hernia  hursae  omentalis.    Ein  Fall  von  Heinia 
intraepiploica  incarcerata.    Prag.  med.  Wochenschrift.    Nr.  48,  44,  45. 

4.  Leech,  Notes  on  a  case  of  strangnlated  left  duodenal  (retroperitoneal)  hernia»  anccees- 
fully  relieved  hy  Operation.    Lancet.  June  6. 

5.  Narath,   Zur  PaÜiologie  und  Chirurgie    der  Hernia  dnodenojejunalis.     v.  Langes- 
becks  Archiv.  Bd.  71.   Heft  4. 

6.  Sulzberger,  Über  einen  eigentümlichen  Fall  von  innerer  Einklemmung.    ünterelsSas. 
Ärzteverein.    Mttnchener  med.  Wochenschr.   Nr.  34. 

Gelegentlich  einer  Sektion  fand  Andrew  (1)  bei  einem  alten  Manne 
eine  mächtige  Entwickelang  der  normalerweise  nur  angedeuteten  Fossa  dnodeno- 
jejunalis. Diese  Peritonealtasche  zog  sich  weit  nach  links  und  oben  und 
unten  fort  und  enthielt  fast  den  ganzen  Dünndarm. 

Atherton  (2).  33 jähriger  Landmann  leidet  dann  und  wann  an  Schmerzen  in  der 
rechten  Bauchseite.  Auf  sein  Drängen  und  unter  der  Annahme  einer  chronischen  Peri- 
typhlitis wird  der  Bauch  geöffnet  und  ein  anscheinend  gesunder  Processus  vermiformis  ent- 
fernt; einige  im  Becken  adhärente  Appendices  epiploicae  werden  gelöst.  Innerhalb  voii 
zwei  Tagen  begann  Erbrechen,  Temperatursteigerung  und  Pulserhöhung.  Bei  der  Wiede^ 
eröffhung  des  Bauches  findet  sich  in  der  rechten  Seite  ein  2Vs  Zoll  langes,  gangränöses 
und  perforiertes  Darmstück;  Resektion  von  9  Zoll  Darm  und  Wiedervereinigung.  Tod  am 
Abend  der  Operation.  Bei  der  Sektion  zeigt  sich  eine  kleine  peritoneale  Tasche  lateral  nod 
hinter  dem  unteren  £nde  des  Blinddarms,  in  der  es  zu  frischer  Einklemmung  gekommeo 
war;  denn  alte  Verwachsungen  wurden  nirgends  gefunden.  Augenscheinlich  hatten  die 
früheren  Beschwerden  ihre  Ursache  in  zeitweiligen  unvollkommenen  Inkarzerationen. 

Hilgenreiner  (3).  Es  sind  bis  1901  ca.  100  innere  Hernien  beob- 
achtet, davon  20  operiert  mit  11  Heilungen.  Verf.  veröffentlicht  einen  bis 
jetzt  erst  zweimal  beschriebenen  Modus  von  Einklemmung  fast  des  ganzoi 
Dünndarmes  zwischen  den  Blättern  des  Omentum  majus,  wobei  die  abnorme 
Eintrittsöffnung  des  Darmes  in  dem  hinteren  Blatte  unweit  der  Umschlags- 
stelle in  das  vordere  Blatt  gelegen  war  (cf.  Abbildung).  Der  Bruchring  war 
für  3  Finger  durchgängig  und  nicht  besonders  straff,  so  dass  die  Reposition 
der  Darmschlingen  aus  dem  Peritonealtrichter  leicht  gelang.     Der  Bruchsack 


Eammeyer,  Die  Hernien.  729 

repräsentierte  sich  nun  als  eine  yom  Colon  transversum  schaff  herabhängende 
Tasche,  die,  weil  Pat.  kollabierte,  nur  der  ganzen  Länge  nach  gespalten,  nicht 
reseziert  wurde.     Günstiger  Verlauf. 

Die  sehr  interessante  Arbeit  von  Narath  (5)  eignet  sich  leider  nicht 
für  ein  kurzes  Referat.  Es  handelte  sich  um  eine  noch  nicht  beobachtete 
VarietÄt  der  Tr ei tz sehen  Hemia  duodeno-jejunalis  mit  Perforation  des 
Omentum  minus,  so  dass  das  ganze  Dünndarmkonvolut  vor  dem  Omentum 
majus,  Yor  dem  Colon  transversum  und  vor  dem  Magen  lag.  Letzterer  zeigte 
eine  Sanduhrform,  die  durch  die  fast  zirkuläre  Umschliugung  seitens  des 
Dünndarms  zustande  gekommen  war.  Ausserdem  fand  sich  eine  alte  Ulcus- 
Schwiele  auf  dem  Magen,  an  der  die  Dünndarmschlingen  inhärierten.  Eine 
genaue  Ej*ankengeschichte  und  2  Abbildungen  machen  den  Fall  verständlich, 
der  noch  dadurch  einzigartig  ist,  dass  er  der  einzige  Fall  von  Uemiä  duodeno- 
jejunalis  sinistra  ist,  der  mit  glücklichem  Ausgange  operiert  ist.  Verf.  geht 
noch  insbesondere  auf  die  Theorie  der  Entstehung  Tr  ei  tz  scher  Hernien  ein 
sowie  auf  einige  andere  Punkte  in  Rücksicht  auf  die  frühere  Literatur. 

Im  Salzberger sehen  (6)  Falle  war  die  innere  Einklemmnng  bedingt  durch  einen 
Strang,  der  vom  Netz  zum  linken  Darmbeinkamm  zog,  wo  er  mit  einem  fingerlangen,  ca. 
IVt  cm  breiten,  flachen  fibrOsen  Körper  fest  verwachsen  war.  Der  bleistiftdicke  Strang 
hatte  das  Ilenm  etwa  1 V«  cm  oberhalb  der  Yalvnia  Baohini  vollstftndig  komprimiert;  nach 
Resektion  war  die  Einklenunong  zwischen  Wirbelsftole  und  Strang  sofort  beseitigt  Der 
fibrdae  Körper  mag  sich  ans  einer  Appendix  epiploica  oder  Appendix  des  Coecam  entwickelt 
haben.    Heüang. 

Tl.   Seltene  Hernien. 

1.  Gernezzi,A.,  Sair  emia  dell'  appendice  vermiforme  del  cieco.  Clinica  chirorgica  1903. 
Nr.  4. 

2.  ^Collier,  A  case  of  double  congenital  hemia,  with  hemia  of  the  bladder  on  the  right 
aide  and  bemia  of  the  caecum  and  appendiz  on  the  left  aide.    Lancet.    June  6. 

8.   Co  11  ins,  Three  cases  of  unusual  hemia;  herniotomy;  recovery.    Lancet.    May.  23. 

4.  Cnmston,  Gontribution  k  l'ötude  des  heraies  epigastriques.  Archives  g^n^rales.  Nr.  83. 

5.  *Die trieb,  Über  Hemia  epigastrica  und  präperitoneales  Lipom.    Dies.    München. 

6.  ^Ferrari,  C,  Contributo  alla  conosoeuza  delle  ernie  perineali.  Gazzetta  medica  lom- 
barda  1908.  Nr.  2,  3.  (Kasuistik). 

7.  *FoiBy,  Hernie  inguino-snperficielle  ^trangl^  (vari^t^  abdominale)  avec  ectopie  testi- 
culaire.  Operation.  Gu^rison.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris.  Nr.  10. 

8.  *Frate8,A  case  of  Richters  hemia.    Lancet.  July  11. 

9.  Friedrich,  Über  die  Hemia  epigastrica.    Wiener  klin.  Wochenschrift.  Nr.  52. 

10.  Grenier  de  Cardenal  et  Bourderou,  Hernie  diaphragmatique  du  grand  ^piploon 
et  d'une  anse  du  cölon  transverse  dans  le  päricarde  chez  un  adulte.  Joumal  de  möd. 
de  Bordeaux.  Nr.  13. 

11.  Gross,  Des  hemies  du  gros  intestin  par  glissement  et  de  leur  traitement.  Archives 
provinciales.  Nr.  5  et  6. 

12.  *Hein,  Hemia  lumbalis.    Diss.    Berlin  1902. 

13.  Henström,  Fall  von  Hernia  obturatoria.  (Aus  der  chimrg.  Klinik  zu  Lund.)  Hygiea 
1903.  Heft  3.  p.  201. 

14.  *Hirschfeld,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Hernia  obturatoria.    Diss.    Leipzig. 

15.  Hon  seil.  Über  die  isolierten  Bracheinklemmungen  des  Wurmfortsatzes,  v.  Brnns 
Beitrüge  zur  klin.  Chir.  Bd.  37.  Heft  1  u.  2.  (v.  Esmarchs  Festschrift.) 

16.  Jeannel,  La  hemie  lombaire.  Archives  provinciales  1902.  Nr.  7,  9,  11,  12  und  1903. 
Nr.  2,  3,  5. 

17.  Levy,  Gomplications  des  hemies  de  Tappendice.  (Appendicite  hemiaire;  ötranglement 
de  Tappendice  hernie;  hemie  appendiculaire  enkystöe.)  Archives  provinc.  de  chirargie. 
Nr.  7,  8,  9. 

18.  Lucksoh,  Echte  erworbene  Zwerchfellhernie.    Prager  med.  Wochenschrift.  Nr.  15. 

19.  *Lann,  An  obscure  case  of  intestinal  obstruction  due  to  an  obturator  hemia;   lapa- 


730  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

rotomy;  enterectomy ;  death  in  27  hoors  from  cardiac  ayncope  and  pentonitis.  Lueei 
Nov.  7. 

20.  Magnanini,  Hernie  de  rnt^ma,  des  ovaires  et  des  trompea,  v&ri^t^  inguinale.  Bevisfai 
de  la  Sociedad  mödica  Argentina.   Julio-Agosto. 

21.  Meyer,  Ventral  hernia  closed  by  the  silver  filigree  method.  New  York  soi;^  aoc. 
Annale  of  snrg.  Aagust. 

22.  Nau.  Malforraations  maltiples  chez  un  nouveau-nö.  Hernie  diaphragmatiqne.  BüL 
et  m^m.  de  la  soc.  anatom.  de  Paris.   Nr.  7. 

28.  Pili ck er,  Ein  Fall  von  eingeklemmter  Netzhernie  des  Zwerchfells  nach  Sticli  in 
achten  Interkostalraum.  75.  Naturforscherversammlnng.  Mttnchener  med.  WocheDsdir. 
Nr.  39. 

24.  Riegner,  Traumatische  Zwerchfellhernie.  v.  Br  uns  sehe  Beiträge  zur  klin.  Qdrat^ 
Bd.  38.  Heft  3. 

25.  *Rivi^re,  Hernie  sous-ombilicale  de  la  ligne  blanche.  Lyon  m^ical.  Nr.  51. 

26.  Rotgans,  Een  operatie  voor  de  hernia  ingnino-cruralis.  Ned.  Tijdschr.  y.  Geneesk ü. 
p.  1055. 

27.  ^Schmidt,  Ein  Fall  von  Hernia  inguinalis  bilocnlaris  mit  properiionealem  Sack  in 
kleinen  Becken  und  Ektopie  des  Hodens.  Deutsche  Zeitschrift  fOr  Chiruigie.  Bd.  68. 
Heft  3  und  4. 

28.  Schnitzler,  Torquierte  Ovarialhemie.  Wiener  klin.  Wochenschrift.  Nr.  44. 

29.  Schopf,  Hernia  obturatoria  tnbae  et  ovarii  sinistra.  Wiener  klin.  Wochenschriß. 
Nr.  8. 

30.  *Schötz,  Zar  Kenntnis  der  Hernia  lineae  albae.    Wiener  Klinik.  Heft  4. 

31.  Silbermark  und  Hirsch,  Laparotomie  und  Yentralhemien.  Deutsche  Zeitschrift  fSr 
Chirurgie.  Bd.  68.  Heft  1  und  2. 

32.  Tereschenkow  und  Fedorow,  Zur  Kasuistik  seltener  Hernien.  Ruaaiaches ArebiT 
fQr  Chirurgie  1903.  Heft  1. 

33.  *Thies,  Hernia  epigastrica  1899—1902.    Diss.    Kiel. 

34.  Viannay,  Yolumineuse  hemie  du  caecum  datant  de  16  ans;  eure  radicale.  Ljee 
ro^ical.  Nr.  34. 

Cernezzi(l)  berichtet  über  3  in  den  Jahren  1901—2  von  ihm  operierte 
Fälle  von  Wurmfortsatzbruch ;  in  2  derselben  war  dieser  angeboren.  Die  ^- 
worbenen  Hernien  seien,  nach  Verf.,  durch  das  Hinabsteigen  anderer  benact 
barter  Organe,  mit  denen  der  Wurmfortsatz  leicht  verwächst,  bedingt  In 
der  Tat  adhärierte  nach  der  von  Baiardi  veröffentlichten  Statistik  (Lo 
Sperimentale  1895)  nur  bei  4  von  93  Hernien  der  Appendix  nicht  am  Brock- 
sacke  und  den  anderen  hemiierten  Organen.  Die  makro-  und  mikroskopisden 
Untersuchungen  lassen  Verf.  den  Schluss  ziehen,  dass  am  hemiierten  Appesdii 
fast  konstant  Veränderungen  anzutreffen  sind ;  am  häufigsten  seien  die  mibno- 
skopischen  Veränderungen  der  Mukosa  und  Submukosa.  Deshalb  sei  bei 
solchen  Hernien  die  Abtragung  des  Wurmfortsatzes  stets  angezeigt,  die 
übrigens  den  Operationsakt  nicht  kompliziere.  (R.  Gianl) 

Colli  US  (3).  1.  48jfthrige  Frau  mit  einer  Richterschen  Hemie.  Der  verdidkisi 
Darm  wurde  vorgelagert;  die  bald  darauf  entstehende  Darmfistel  heilte  ohne  Bauehheraie  m 

2.  Eine  64jfthrige  Frau  kommt  anter  den  Symptomen  einer  eingeklemmten  Henie 
zur  Operation.  Dabei  ergibt  sich,  dass  ein  4  Zoll  langer  Kaninchenknochen  den  Brndsack 
durchbohrt  hat,  ohne  dnss  man  eine  Perforation  des  Darmes  finden  kann.    Heilung. 

3.  45jfthrige  Frau  mit  einem  Darmwandbruch,  der  vorgelagert  wird.  Heilung  olai 
Darmfistel,  nachdem  die  fixierenden  Nähte  am  zehnten  Tage  entfernt  waren. 

Cumston  (3)  bringt  7  eigene  Fälle  von  Hernia  epigastrica.  Einer  der 
Patienten  hatte  zwei  derartige  Hernien. 

Friedrich  (9)  untersuchte  Vh  Jahre  lang  alle  Patienten  der  innero 
Poliklinik  des  Budapester  Bezirkskrankenhauses  auf  Hernia  epigastrica.  & 
fand  bei  ca.  15500  Patienten  33  Fälle,  also  ca.  Ofi^lo;  bei  Frauen  ist  die 
Bauchhemie  halb  so  selten  wie  bei  Männern.  Die  statistischen  Angaben 
anderer  Autoren  schwanken  übrigens  sehr.    Betreffs  der  Entstehung  leugnet 


Kammeyer,  Die  Hernieir.  731 

Friedrich  den  Einfluss  der  Erblichkeit,  hält  aber  ein  Trauma  öfters  für 
Ursache  des  Bauchbmches.  Yiäle  seiner  Patienten  hatten  keine  Ahnong  ihres 
Leidens,  nnd  in  solchen  Fällen  rät  er  auch  nicht  znr  Operation,  besonders 
wenn  die  Patienten  noch  einen  ruhigen,  sitzenden  Beruf  haben.  Die  übrigen 
Angaben  geben  Rekapitulationen  aus  der  Literatur. 

Grenier  de  Gardeoal  nnd  Board eron  (10)  berichten  folgenden  eehr  seltenen 
Fall:  Ein  58jfthriger,  kräftiger  Gärtner,  der  ausser  an  einem  Typhös  nie  krank  gewesen 
war  wird  znr  Operation  gebracht,  weil  sich  bei  ihm  Symptome  von  subakatem  Darm  ver- 
schluss zeigen.  Nach  Eröffnung  des  Braches  stürzen  die  stark  geblähten  DQnndarmschlingen 
vor,  das  Goecam  and  Colon  ascendens  sind  enorm  aufgetrieben,  das  Colon  descendens  liegt 
flach  znsammengedrückt  an  der  hinteren  Bauchwand.  Das  Colon  transversum  verlor  sich, 
allseits  in  starke  ältere  Verwachsangen  eingebettet,  in  der  Qegend  des  linken  Hypochondrium. 
Bei  der  Trennung  kam  es  zur  Perforation  des  Coecnm,  weshalb  ein  Anus  praeter  naturalis 
angelegt  und  der  Bruch  geschlossen  wurde.  Nach  drei  Tagen  starb  der  Patient  und  es 
fand  sich,  dass  das  Colon  transversum  an  seiner  linken  Flexur  durch  eine  5  francstückgrosse 
öfeung  im  Zwerchfell  in  den  Herzbeutel  hineinzog.  An  den  Rändern  der  Öffnung  bestanden 
starke  Verwachsungen,  im  Herzbeutel  lag  das  Eingeweide  mit  fast  dem  ganzen  Netz  frei; 
einige  Appendices  epiploicae  waren  gangränös.  Das  Herz  war  wenig  verändert.  Augen- 
scheinlich handelte  es  sich  um  eine  angeborene  Zwerchfellhemie  mit  dem  Netz  als  Inhalt; 
erst  letzter  Zeit  war  wohl  die  Colonschlinge  in  den  Bruchsack  gelangt  und  eingeklemmt. 

Fünf  neue  Beobachtungen  von  Dickdarmhemien  par  glissement  (d.  h. 
Dickdarm  ohne  Peritonealüberzug  im  Gegensatz  zu  den  Hernien  par  de- 
placement,  wobei  der  Dickdarm  einen  vollständigen  Bauchfellüberzug  hat) 
geben  Gross  (11)  Veranlassung  zu  ungefähr  folgenden  Schlüssen: 

Die  ziemlich  seltene  Form  der  Dickdarmhemie  par  glissement  betrifft 
meist  das  Coecum  und  das  S  romanum.  Über  Pathogenie  wissen  wir  noch 
wenig;  da  sie  keine  charakteristischen  Symptome  macht,  ist  auch  ihre  dia- 
gnostische Abgrenzung  gegen  die  Dickdarmhemie  par  deplacement  meist  un- 
möglich. Die  Prognose  hängt  ab  von  dem  oft  recht  bedeutenden  Volum,  von 
ihrer  Repositionsfähigkeit  und  von  den  b^leitenden  Verdauungsstörungen. 
Einklemmung  ist  häufig  und  betrifft  ebenso  oft  eine  begleitende  Dünndarm- 
schlinge wie  den  Dickdarm  selbst.  Diese  Form  des  Bruches  soll  stets  operiert 
werden,  sofern  nicht  die  bekannten  Kontraindikationen  seitens  des  allgemeinen 
Status  dies  verbieten.  Die  Operation  hat  SpezialSchwierigkeiten  wegen  der 
eigentümlichen  Lage  des  Eingeweides  ausserhalb  des  Sackes  und  wegen  der 
fast  stets  vorhandenen  Verwachsungen.  Diese  müssen  sehr  vorsichtig  gelöst 
werden,  um  Darmgangrän  zu  vermeiden.  Ist  die  Reposition  schwierig  oder 
munoglich,  so  kommt  die  Hemiolaparotomie  von  Terrier  und  die  Mesoplastie 
und  Kolopexie  von  Morestin  in  Frage.  Geschieht  die  Rekonstruktion  der 
Bauchwand  nicht  sehr  sorgfältig,  so  sind  Rezidive  häufig.  Ist  die  Reposition 
ganz  unmöglich,  so  kann  man  die  Darmschlinge  an  ihrem  Platze  belassen, 
nachdem  man  den  Bruchsack  nach  Möglichkeit  reseziert  hat  oder  nach 
Juillard  mittelst  Resektion  des  adhärenten  Darms  mit  enterorraphie  circu- 
laire  operieren.  Besteht  zugleich  Einklemmung  und  Irreponibilität,  so  muss 
ein  Anus  praetematuralir  angelegt  werden.  Über  die  definitiven  Resultate 
lässt  sich  noch  wenig  sagen,  da  die  Zahl  der  operierten  Fälle  noch  klein  ist. 

fieuström  (18).  67  jährige  Frau  hat  seit  12  Jahren  eine  Geschwulst  auf  der  Innen- 
seite des  Schenkels  unter  der  Leistenbeuge  gefühlt.  Bruchband  getragen.  Jetzt  Inkarze- 
rationssymptome,  geringe  Druckempfindlicbkeit.  Das  Howship-Romberg sehe  Symptom. 
Operation.  Genesung.  Verf.  hat  als  Nachtrag  zu  filteren  Statistiken  aus  der  Literatur  der 
letzten  zehn  Jahre  57  Fälle  mit  24  Todesfällen  —  ein  grosser  Teil  davon  operierte  —  zu- 
sammengestellt. Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Hon  seil  (15).  Isolierte  Einklemmnngen  des  Proc.  vermiformis  sind  oft 
schwer   von  Appendicitis   im  Bmchsack  zu   unterscheiden.     Theoretisch  ist 


732  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil. 

jedenfalls  das  erstere  sehr  wohl  denkbar,  besonders  wenn  man  annimmt,  dass 
der  Processus  zunächst  frei  in  der  Bauchhöhle  neben  einer  Brachpforte  ge- 
legen hat  und  nun  durch  eine  gewaltsame  Aktion  der  Bauchpresse  plötz- 
lich in  die  Pforte  hineingedrängt  ist.  Schwieriger  ist  es,  sich  yorzustdlen, 
dass  ein  bereits  im  Bruchsack  fixierter  Processus  sich  einklemmt.  Eine 
elastische  Einklemmung  ist  dann  nicht  mehr  möglich;  hierbei  wird  es  sich 
wohl  meist  um  primäre  entzündliche  Veränderungen  im  Processus  seihst 
handeln.  Zur  Entscheidung  kommt  in  Frage,  ob  im  klinischen  Bilde  und  in 
Operationsbefunde  die  Einklemmungs-  oder  die  entzündlichen  Symptome  mehr 
im  Vordergrund  stehen.  Auch  das  Alter  ist  bestimmend:  Appendicitis  ist 
am  häufigsten  zwischen  dem  10.  und  30.  Jahre;  für  Brucheinklemmimg 
disponiert  mehr  das  höhere  Alter. 

Verfasser  bringt  4  eigene  Beobachtungen  zweifelloser  primärer  Ein- 
klemmung; aus  der  Literatur  werden  79  Fälle  als  solche  bezeichnet^  doch 
scheinen  dem  Verf.  nur  17  (im  Auszug  mitgeteilte)  davon  wirklich  beweiseod 
zu  sein.  Alle  diese  21  Fälle  betreffen  mit  Ausnahme  yon  einem  Manne  und 
einem  Knaben  Weiber,  insbesondere  jenseits  des  40.  Lebensjahres,  die  sämt- 
lich krurale  Hernien  hatten.  Mit  Ausnahme  eines  Falles  waren  alle  Brudie 
erworbene,  davon  12  durch  einen  äusseren  Anlass  verursachte.  Die  Ein- 
klemmungssymptome  waren  dieselben,  wie  bei  jedem  eingeklenmiten  Bruche, 
die  als  pathognomisch  beschriebene  Beinflexion  konnte  Verf.  nicht  beobachten; 
auch  charakterisierte  sie  sich  durchaus  nicht  als  besonders  stürmische,  mt 
Rose,  das  behauptet  hat.  Die  Veränderungen  am  Processus  beschränkteD 
sich  in  13  von  21  Fällen  auf  Zeichen  venöser  Stase,  in  7  Fallen  bestand 
Gangrän  oder  Verdacht  auf  Gangrän.  Eiter,  Kotmassen  oder  Steine  wurdai 
nie  gefunden.  Die  Diagnose  auf  primäre  Wurmfortsatzeinklemmung  ist  un- 
sicher, die  Prognose  anscheinend  nicht  ungünstig,  da  sämtliche  Patienten  ge- 
nasen, trotzdem  7  mal  bei  14  Spätoperierten  definitive  Veränderungen  am 
Processus  getroffen  wurden.  Die  Taxis  ist  absolut  zu  verwerfen,  dagegen 
immer  die  Resektion  auszuführen. 

Die  grössere  Arbeit  von  Jeannel  (16)  über  die  Lumbalhemien  kann 
hier  nur  kurz  referiert  werden.  Er  gibt  eine  ausführliche  Literatur  und  be- 
ginnt mit  der  Anatomie  der  Lendenhemie.  Dabei  weist  er  nach,  dass  das 
sog.  Trigonum  Petiti  seu  Trigonum  lumbale  inferius  seinen  Namen  mit  Un- 
recht trägt.  Petit  hat  nur  höchst  vage  Angaben  über  Hernien  in  dieser 
Gegend  gemacht ;  vielmehr  stammen  die  genauen  Beschreibungen  von  Luschka 
1863  und  Lesshaft  1870.  Das  zweite  sog.  Trigonum  lumbale  superius  sea 
Trigonum  Lesshaft  ist  zuerst  von  Benno  Schmidt  1860  und  Luschka 
1863  beschrieben  und  abgegrenzt,  dann  genau  beschrieben  von  Grynfeltt 
1866  und  von  Lesshaft  1870. 

Als  dritte  Form  der  Lumbalhemien  kommen  Löcher  in  der  Aponeurose 
des  Latissimus  dorsi  in  Betracht,  die  zugleich  Durchtritt^stellen  für  Nerven 
und  Gefasse  sind  oder  ganz  um-egelmässig  gelegen  sind.  Nun  folgt  ein  ans- 
führlicher  historischer  Exkurs,  worin  er  vor  allem  Grynfeltt  das  Recht 
vindiziert,  früher  als  Lesshaft  das  nach  diesem  genannte  Dreieck  beschrieben 
zu  haben. 

Jeannel  unterscheidet  kongenitale  und  erworbene  Lumbalhemien.  Von 
ersteren  hat  er  10  Fälle  aus  der  Literatur  ausführlich  veröffentlicht  nnd 
resümiert  daraus  nach  Entstehung,  Anatomie,  Symptomen,  Behandlung  etc., 
obgleich  das  Material  teilweise  sehr  lückenhaft  ist.  —  Als  zweiter  Abschnitt 


Eftmmeyer,  Die  HernieD.  733 

folgt  die  fast  wörtliche  Wiedergabe  der  Krankengeschichten  von  53  Fällen 
erworbener  Hernien  aus  der  Literatur  nebst  zahlreichen  Illustrationen.  Auch 
diese  Serie  hat  er  nach  obigen  Gesichtspunkten  sorgfältig  gesichtet,  ohne  dass 
sich  gerade  neue  Gesichtspunkte  dabei  ergeben.  Er  kommt  betreffs  der  Be- 
handlung zu  dem  Schlüsse,  dass  jede  Lumbalhernie  radikal  operiert  werden 
muss,  wie  eine  Leisten-  oder  Schenkelhernie,  sofern  nicht  der  allgemeine  Zu- 
stand des  Individuums  eine  chirurgische  Intervention  überhaupt  verbietet. 

Die  Beobachtung  zweier  FäUe  von  eingeklemmtem  Bruch  des  Wurm- 
fortsatzes gibt  Leyy  (17)  Veranlassung,  in  einer  grösseren  Arbeit  die  Frage 
der  Komplikation  dieser  Hernien  zu  bearbeiten.  Die  wichtigsten  Zufälle  sind 
die  Entzündung  und  die  Einklemmung;  weniger  häufig  ist  eine  enkystische 
Form*  Die  Entzündung  kann  bedingt  sein  durch  Trauma,  durch  Fremdkörper 
(meist  Eotsteine),  sowie  durch  üble  Zustände  im  Verdauungstraktus :  Obsti- 
pation sowohl  als  Diarrhöen.  Auffallend  häufig  tritt  diese  Appendicitis  her- 
nialis  im  höheren  Alter  auf,  sowie  bei  ^^rthritischer  Diathese^.  Betreffs  der 
pathologischen  Anatomie  ist  nichts  Neues  gebracht;  in  dem  einen  der  zwei 
Fälle  wurden  aus  dem  Bruchwasser  drei  nicht  genauer  klassifizierte  Bakterien- 
arten gezüchtet.  Von  den  Symptomen  ist  ein  lanzinierender,  streng  lokali- 
sierter und  kolikartiger  Schmerz  im  Bruchsack  charakteristisch,  sowie  die 
oft  steinharte  Beschaffenheit  des  Bruches.  Alle  anderen  Symptome  der  Ein- 
klenmmng  haben  nichts  Spezifisches  für  unsere  vorliegende  Hernie,  so  dass 
daher  auch  die  spezielle  Diagnose :  entzündeter  Wurmfortsatz  im  Bruch  recht 
schwierig  und  meist  unmöglich  ist.  Die  Prognose  ist  immer  ernst,  richtet 
sich  aber  wesentlich  danach ,  ob  der  ganze  Wurmfortsatz,  oder  nur  ein  Teil 
im  Bruchsack  liegt;  im  ersten  Falle  ist  sie  günstiger,  weil  ein  eventuell  sich 
bildender  Abszess  leichter  nach  der  Haut  perforiert;  im  letzten  Falle  droht 
eher  die  Gefahr  der  allgemeinen  Peritonitis.  Betreffs  der  wichtigen  Frage, 
was  ist  das  Primäre:  Entzündung  oder  Einklemmung,  steht  Verf.  auf  dem 
Standpunkte,  dass  die  Einklemmung  nicht  die  Entzündung  hervorruft,  sondern 
dass  zuerst  immer  die  Entzündung  vorhanden  ist.  Die  Symptome  des  ein- 
geklemmten Wurmfortsatzes  sind  andere,  als  die  des  übrigen  Darmes,  da  ja 
,  die  Yerschlusserscheinungen  des  Darmes  fehlen ;  dagegen  sind  nervöse  Er- 
scheinungen im  allgemeinen  Status,  besonders  die ;, Facies  grippe^  sehr  ausge- 
sprochen. Der  Patient  sieht  ängstlich  verfallen  aus,  die  Atmung  ist  mühsam 
und  schwindelig,  der  Puls  klein  und  frequent,  kurz  der  Patient  hat  ausge- 
sprochene Kollapserscheinungen. 

Eine  encystierte  Hernie  des  Wurmfortsatzes  ist  bis  jetzt  erst  einmal 
beobachtet. 

Diese  nur  kurze  Übersicht  gibt  nur  ein  unvollkommenes  Bild  von  der 
fleissigen  Arbeit,  die  am  Schluss  noch  die  Literatur  über  diesen  Gegenstand 
seit  dem  Jahre  1868  enthält. 

Lucksch  (18).  Eine  75  jährige  Frau  leidet  seit  ca.  14  Jahren  an  einer 
öfters  zu  Inkarzerationserscheinungen  führenden  Nabelhernie.  Die  Radikal- 
operation verläuft  gut;  aber  am  13.  Tage  stirbt  die  sehr  fette  Person  an 
Herzkollaps.  Bei  der  Sektion  fand  sich,  das  die  Flexura  coli  dextra  in  ca. 
30  cm  Ausdehnung  zvnschen  der  rechten  Stemal-  und  Kostalportion  des  Zwerch- 
felles in  die  rechte  Pleurahöhle  eingetreten  war.  Der  Sack  enthielt  Pleura  und 
Peritoneum,  keine  Muskulatur;  nirgends  sonst  in  der  Gegend  der  Hernie  war  ein 
Riss  zu  erkennen.  Für  die  Annahme  einer  erworbenen  echten  Hernie  spricht 
die  Lage  an  oben  genannter  Stelle,  die  physiologisch  eine  wenig  Widerstands- 


734  JahreBbericht  far  Chirargie.    IL  Teil. 

fähige  Partie  des  Diaphragma  ist,  sowie  dass  die  rechte  Lnnge  normal  g^ 
bildet  und  nur  durch  den  Druck  d^r  Hernie  etwas  retrahiert  war.  Die  Ur- 
sachen der  Entstehung  sind  wohl  die  seit  Jahren  aufgetretenen  Inkarzerationen 
von  Darmteilen,  die  dabei  meteoristisch  aufgebläht  und  nach  jener  Piutie 
des  Zwerchfelles  gedrängt  wurden,  zumal  die  Leber,  welche  sich  sonst  Tor 
diesen  Zwerchfellteil  legt,  bei  der  Patientin  auffallend  klein  war.  Femer 
war  das  Zwerchfell  sehr  stark  mit  Fett  durchwachsen. 

Eine  recht  seltene  Beobachtung  bringt  Magnanini  (20): 

Bei  einem  2  monatlichen  Mftdchen  fand  sich  in  der  linken  Inguinalgegend  ein  bvi- 
grosser  Tumor,  der  yor  14  Tagen  entstanden  war,  nachdem  daa  Eind  einen  ähnlichen  Tmaor 
auf  der  rechten  Seite  gehabt  hatte,  der  aber  einige  Tage  vor  dem  Auftreten  der  linksseitigeB 
Geschwulst  verschwunden  war.  Der  ftussere  Leistenring  war  nicht  zu  fohlen;  der  Ton« 
war  nicht  reponibel,  nicht  durchsichtig  und  nicht  druckempfindlich.  Allgemeinzastaad  us- 
gezeichnet  Bei  der  Operation  prfisentiert  sich  nach  Eröffnung  des  Bruchsaekea  der  ütvos 
mit  einer  Tube  nebst  Ovarium;  der  ftussere  Leistenring  umfasate  das  rechte  UiemaboiB. 
Auf  ganz  leichten  Zug  erschien  auch  das  andere  Ovarium  im  Leistenkanal.  Die  Organe 
erscheinen  etwas  blass,  aber  sonst  gesund.  Reposition  der  Eingeweide,  Abbindung  ^ 
Sackes,  Verschluss  des  Ringes  mit  einer  Naht.    Heilung. 

Meyer  (21)  empfiehlt  auf  Grund  neuer  befriedigender  Resultate  Silber- 
filigrannetze für  die  Heilung  von  grossen  Bauchbrüchen,  sofern  die  Bauch- 
-wände  noch  dick  genug  sind. 

Bei  der  Sektion  eines  Neugeborenen  fand  Nau  (22)  ausser  einer  Hasen- 
scharte, zwei  Eiemengangschondrofibromen,  einer  Kommunikation  der  Hen- 
ventrikel,  sowie  Missbildungen  an  den  Nieren,  auch  eine  linksseitige  Zwerdi- 
fellhemie  in  den  Pleuraraum.  Sie  befand  sich  an  dem  vorderen  Teil  des 
Diaphragma  und  enthielt  den  linken  Leberlappen  nebst  dem  Fundus  des 
Magens.  Beide  Serosae  waren  deutlich  vorhanden  und  beide  Nervi  pfarenid 
gut  und  gleichmässig  entwickelt. 

Plücker  (23).  Das  Netz  hing  5  cm  aus  dem  Interkostalraum  heraus. 
Resektion  der  achten  Rippe,  Inzision  des  Zwerchfelles,  Reposition  des  N^izes, 
Naht  des  Zwerchfelles;  Tamponade,  die  aber  wahrscheinlich  Ursache  ein« 
sekundären  Empyems  wurde.    Heilung,  keine  Bauchverletzung. 

Verf.  bespricht  den  Unterschied  der  Verletzung  des  Zwerdifelles  vom 
Thorax  oder  Bauch  aus,  sowie  die  Art  der  verletzenden  Waffe  etc. 

Riegner  (24).  35  jähriger  Arbeiter  hat  neben  anderen  Verletzungen  eine  13  cd 
lange  Schnittwunde  im  linken  achten  InterkostaLranm  vermittelst  eines  Hirschflngen  c^ 
halten,  wobei  die  nennte  Rippe  durchtrennt  ist.  Aus  der  Wunde  prolabierte  ein  Netxatiick 
und  in  der  Tiefe  der  Pleurahöhle  lag  ein  grosser  Teil  des  Netzes  und  des  Magens,  der  bdm 
Husten  noch  weiter  durch  den  8  cm  langen  Riss  des  Zwerchfells  hervorgeschleudeii  wurd«. 
Trotz  vollständigem  Pneumothorax  war  die  Respiration  gut,  der  Puls  leidlich.  In  17*"^^ 
diger  Narkose  wird  zuerst  des  NetzstOck  abgetragen,  dann  das  fibrige  Netz  uid  Magn 
reponiert  und  die  Zwerchfellwunde  mit  12  Katgutnähten  geschlossen.  Da  ungewiss  war, 
ob  nicht  die  Organe  des  Abdomen  mitverletzt  waren»  wird  Patient  laporatomiert;  im  BaoA 
fand  sich  alles  intakt.  Schluss  der  Laparotomie-  und  der  Rippenwunde;  letztere  bis  «of 
eine  kleine  drainierte  Öffnung.  Schon  am  nächsten  Tage  hatte  sich  die  kallaUerte  Lange 
wieder  entfaltet.    Weiterer  Verlauf  ohne  Komplikationen. 

Rotgans  (26)  hat  viermal  diese  Operation  ausgeführt,  stets  mit  gataa 
Resultat;  ein  Fall  ist  schon  vier  Jahre  ohne  Rezidiv. 

Der  Hantschnitt  wird  direkt  über  dem  Po  apart  sehen  Bande  gemadil; 
der  Schenkelkanal  wird  verschlossen  durch  Nähte,  die  den  Museal,  obliq.  int 
und  Transv.  mit  dem  Lig.  Cooperi  vereinigen. 

Oberhalb  wird  eine  Naht  zwischen  Muskel  und  Poupart sehen  Bande 
angelegt.     Das  Poupart  sehe  Band  wird  an  did.  Fascia  pectinea  genähte 

Groedhuis  (Deventer). 


Eammeyer,  Die  Hermen.  735 

Schnitzt  er  (28).  Bald  nach  der  Gebnrt  wurde  bei  der  kleinen  Pa- 
tientin eine  bohnengrosse  linke  Leistenhernie  bemerkt,  die  mit  6  Monaten 
einmal  irreponibel  wurde  infolge  einer  heftigen  Diarrhöe.  Haselnussgrosse, 
harte  druckempfindliche  Geschwulst,  Abdomen  weich,  kein  Erbrechen.  Trotz 
Fehlens  von  Likarzerationserscheinungen  Operation.  Im  Bruchsack  blutiges 
Fruchtwasser  und  das  linke  blauschwarze  stark  vergrösserte  Ovarium  mit  ober- 
flächlichen Nekrosen  samt  Tube  und  Ligamentum  latum;  der  Stiel  des  Ovariums 
um  360^  gedreht  und  zwar  hinter  dem  äusseren  Leistenring.  Der  Leisten- 
kanal so  weit,  dass  seine  Wände  keinen  Druck  ausüben.  Ligatur  jenseits  der 
Torsionsstelle.    Hadikaloperation.    Heilung. 

Es  sind  nur  zwei  Fälle  yon  torquierter  Ovarialhemie  bekannt,  beide 
bei  Kindern  in  den  ersten  Lebensmonaten. 

Zu  den  bis  jetzt  bekannten  4  Fällen  von  Hemia  obturatoria  ovarii  yer- 
öffentlicht  Schopf  (29)  einen  fünften: 

68  jfthrige  Arbeiterin  leidet  seit  drei  Jahren  an  zeitweise  auftretenden  heftigen  krampf- 
artigen Schmerzen  in  der  linken  Unterhanchgegend  mit  Anaatrahlung  bis  ans  Knie,  so  dass 
der  Oberschenkel  gebeugt  gehalten  werden  musste.  Dabei  stets  Erbrechen,  aber  keine 
Stahl verhaltang.  Beim  letzten  Anfall  20 mal  Erbrechen  and  kein  Stahl  za  erzielen;  auf- 
getriebenes Abdomen,  beiderseits  kleine  freie  Schenkelhernien;  Uterus  stark  nach  unten  ge- 
drängt, so  dass  die  Portio  vor  der  Vulva  liegt.  Bei  der  Laparotomie  mit  Schleich  fallen 
stark  geblfthte  cyanotische  DQnndarmscblingen  vor,  Kolon  stark  kollabiert;  eine  10  cm 
lange  Uenmschlinge  ist  eingeklemmt  zwischen  Bauch  wand  und  die  in  den  Canalis  obtura- 
toriuB  vorgefallene  Tube  nebst  Ovarium,  lAsst  sich  aber  aus  dieser  Einklemmung  leicht  be- 
freien und  zeigt  leichte  Kompressionsringe.  Da  die  Tuba  nicht  reponierbar  ist,  wird  die 
Beraiotomie  gemacht.  Der  obturatore  Bruchsack  enthielt  blutig-schwarzbraunes  Bruchwasser 
nebst  Ovarium  und  Tube  mit  Fimbrienende.  Auch  von'  aussen  lassen  sich  diese  nicht  zurück- 
bringen,  so  dass  sie  exstirpiert  werden  müssen;  Schloss  der  Membrana  obturatoria  mit 
drei  Nahten.    Exitus  nach  ca.  12  Standen. 

Verf.  gibt  eine  kurze  Übersicht  über  die  betreffende  Literatur  und  be- 
merkt, dass  er  in  20  Jahren  bei  95349  Kranken  393  inkarzerierte  Hernien 
aufgenommen  habe,  von  denen  3  Hemiae  obturatoriae  incarceratae  waren.  Die 
Taxis  ist  bei  der  strammen  Einschnürung,  die  so  leicht  zu  Gangrän  führt, 
besonders  gefährlich,  die  Diagnose  aus  begreiflichen  Gründen  sehr  schwierig, 
oft  unmöglich. 

Die  Operationsresultate  sind  besonders  bei  der  Laparotomie  jetzt  viel 
günstiger  geworden  und  Verf.  rät,  möglichst  immer  auch  die  Radikaloperation 
anzuschliessen,  da  Rezidive  mit  tödlichem  Ausgang  bekannt  sind.  Die  Naht 
muss  sehr  tief  angelegt  werden,  damit  man  das  innere  Blatt  der  Membrana 
obturatoria  mit  in  die  Nadel  bekommt  Verschluss  der  Bruchpforte  mit  Muskel- 
lappen ist  meist  erfolglos,  da  der  Muskel  später  bei  Nichtgebrauch  atrophiert ; 
der  N.  obturatorius  muss  mitreseziert  werden,  damit  die  Verschlussnaht  keinen 
Druck  auf  ihn  ausübt.  Auch  freie  Hernien  des  Foramen  obturatorium  soll  man 
radikal  operieren,  zumal  das  unter  Lokalanästhesie  möglich  ist. 

Silbermark  und  Hirsch  (31).  Nach  einer  kurzen  Übersicht  der 
üblichen  Methoden  des  Bauch  verschlusses  empfehlen  die  Verff.  dieLennander- 
sehe,  bei  welcher  die  Eröffnung  des  Abdomen  2 — 3  Querfinger  von  der  Linea 
alba  geschieh  mit  Schonung  des  Musculus  rectus  (cf.  Original).  Sehr  wichtig 
ist  genaueste  Blutstillung,  sowie,  falls  Drainage  notwendig  ist,  die  Anwendung 
des  sogenannten  Mo  setig  sehen  Gebildes,  eines  ca.  20  cm  langen,  3  Finger 
breiten,  locker  zusammengerollten  Jodoformgazestreifens,  dessen  oberes  Drittel 
derart  yon  einer  Guttaperchapapierschicht  umhüllt  ist,  dass  die  Gaze  etwa 
fingerbreit  über  den  Rand  des  Papierstreifens  herausragt.    Die  Breite   der 


736  Jahresbericht  für  Chimrgie.    II.  Teil. 

Guttaperchahülle  richtet  sich  nach  der  Dicke  der  Bauchdecken  und  mnss  diese 
innen  und  aussen  um  einen  Finger  breit  überragen.  Die  unteren  zwei  Drittel 
der  Gaze  sind  nicht  gerollt,  sondern  entfaltet :  es  stellt  also  eine  Kombination 
von  Drain  und  Docht  dar.  Geht  noch  beim  Verbandwechsel  ein  Kanal  in  die 
Tiefe,  so  wird  nach  Entfernung  des  Sekretes  reines  Glyzerin  tropfenweise  in 
den  Kanal  gegossen;  durch  das  spezifisch  schwerere  Glyzerin  wird  alles  Sekret 
in  die  Höhenebene  der  Wunde  gedrängt  und  so  entfernt. 

Unter  41  kontrollierten  Fällen  haben  die  Yerff.  nach  dieser  MeÜiode 
kein  Rezidiv  gehabt,  das  durch  die  Unzulänglichkeit  der  Methode  entstandmi 
wäre.     Fettreichtum  der  Bauchwand  brachte  keinen  schädigenden  Einfloss. 

Tereschenkow  und  Fedorow  (32)  operierten  einen  Fall  von  doppel- 
seitiger Lumbalhernie  (ausserdem  litt  der  Patient  an  einer  epigastrischen 
Hernie).  Die  Austrittsstelle  der  Lumbalhemie  war  das  Grynfeltt-Less- 
haftsche  Dreieck  (Trigon  lumbale  sup.),  durch  welches,  nach  den  Literatur- 
studien der  Yerff.,  häufiger  die  Lumbalhemien  zutage  treten ,  als  durch  das 
Trigonum  Petiti.  In  dem  Fall  Tereschenkows  und  Fedorows  bildete 
den  Bruch  subseröses  Fettgewebe,  ein  Bruchsack  war  nicht  vorhanden.  Zur 
Schliessung  der  Bruchpforte  wurden  der  Erector  trunci  und  M.  obl.  intern, 
und  latiss.  dorsi  und  Obl.  extern,  jederseits  durch  Knopfoähte  vereinigt. 

Hohl b eck  (St.  Petersburg). 

ViaDuay  (34).  58 jähriger  Mann  mit  einer  seit  16  Jahren  bestehenden  mannskopf- 
grossen,  irreponiblen  und  schmerzhaften  rechtsseitigen  Leistenhernie.  Jabonlay  macht 
einen  grossen  Laparotomiebrachschnitt  bis  aufs  Peritonenm;  der  Inhalt  des  Bmohsackes 
wird  dann  ohne  Eröffnung  des  Sackes  reponiert  bis  auf  einen  kleinen  Rest,  der  aus  öie- 
matösen  Appendices  epiploicae  nebt  Goecum  besteht  und  die  am  Collum  verwachsen,  sick 
erst  nach  Eröffnung  des  Bmchsackes-  in  die  Bauchhöhle  zurQckbringen  lassen.  Sodann  er- 
folgt Ligatur  und  Resektion  des  Bruchsackes  und  Naht  der  Bauchwand  mit  Renntiersebsea 
und  Silkworm.    Drainage  der  grossen  Wundhöfale  im  Skrotum,  die  stark  sezerniert   Heilung. 


XV. 


Verletzungen  und  ehirurgisehe  Krankheiten  der  Leber 

und  Gallenblase. 


Referent:  E.  Pagenstecher,  Wiesbaden. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Allgemeines. 

1.  Anschütz,  Ober  die  Resektion  der  Leber,  y.  Volkmannsche  Vorträge  190S.  Nr.  356 
und  357. 

2.  Balacescu,  Eine  neue  Methode  von  intrahepatischer  Ligatur  (mit  einer  einflidigen  KetteD- 
ligatur).    Revista  de  chimrgie  1903.  Nr.  10.  p.  433—455.   Mit  19  Figuren.   (Rum&niseL) 


Pagenstecher,  Yerletzangen  u.  ehinirg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Qallenblase.    737 

8.   Brewer,  Some  practical  points  in  the  anatomy  of  the  gall-bladder  region.     Medical 
NewB  1903.  May  2. 

4.  Brion  und  Kays  er,   Kflnstliche  Infektion  der  Gallenblase  mit  Pneumokokken  nach 
Gholedochnsresektion.    Grenzgebiete  der  Medizin  1903.  Bd.  12.  Heft  5. 

5.  V.  BUngner,  Zar  Anatomie  and  Pathologie  der  Gallenwege  und  des  Pankreas,  v.  B r  u n s- 
sche  Beitrage  1903.  Bd.  89.  Heft  1. 

0.  D^vö,  De  qaelques  particnlaritte  anatomiqnes  et  anomalies  de  la  vMcale  biliaire. 
BalL  et  mäm.  de  la  soc  anat  de  Paris  1903.  Nr.  8. 

7.  *Qilbert  nnd  Lippmann,  Le  microbisme  biliaire  normal.  Soc.  de  biologie  Bd.  XXXI. 
Heft  1. 

8.  ^Heidenheim,  Die  Erfolge  der  Gallensteinoperationen.    Diss.    Bonn  1903. 

9.  Kehr,  In  welchen  Punkten  ich  von  Riedels  Ansichten  ttber  GaUensteinchimrgie  ab- 
weiche.   Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  17. 

10.  Kirmisson  etH^bert,  Absence  cong^nitale  des  voies  biliaires  extra-höpatiques  chez 
an  enfant  pr^sentant  en  outre  une  phocomelie  du  membre  sup^ieur  gaucbe.  Bull,  et 
m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1908.  Nr.  3. 

11.  Masnata,  G.,  Emostasi  epatica.    11  Policlinico  1908.  Vol.  X— C.  Faso.  8. 

12.  —  Emostasi,  resezioni  e  snture  del  fegato.    II  Policlinico  1903.  Vol.  X— G.  Fase.  5. 
18.  MathienetBoux,  L'exploration  ezt^rieure  du  foie.     Gazette  des  höpitaox  1903. 

Nr.  59. 

14.  ^Morihan-Beauchant  et  Bessounet,  Le  xanthome  böröditaire  et  familiaire.  Ses 
relations  avec  la  diath^se  biliaire.  Archives  g^n^rales  1903.  Nr.  37.  (Nichts  chirur- 
gisch Wichtiges.) 

15.  Newbolt,  Borne  Operations  upon  the  liver  and  gall-bladder.  Medical  Press  1903. 
Aprü  15. 

16.  —  Two  Operations  performed  upon  the  liver  through  the  ehest  wall.  British  medical 
Journal  1903.  Jan.  24.    (Nichts  Besonderes). 

17.  Riedel,  Die  Pathogenese,  Diagnose  nnd  Behandlung  des  Gallensteinleidens.  Jena  1903. 
G.  Fischer. 

18.  Robson,  On  the  modifications  and  improvements  in  Operations  on  the  biliary  passages. 
British  medical  Journal  1903.  Jan.  24. 

19.  Salinari,  ä.,  La  chirurgia  delle  vie  biliari.     Bollettino  delle  scienze  med.  dl  Bologna« 
1908.  Fase.  4  u.  11. 

20.  Tripier  et  Payiot,  Pathogenie  pöritonitique  de  la  «colique  höpatiquc^  et  des  crises 
doalonreuses  ^pigastriques.    La  semaine  m^icale  1908.  Nr.  4. 

21.  Viannay,  Colon  transverse  s'insinuant  entre  la  face  sup^rieure  du  foie  et  le  diaphragme. 
Soe.  des  sdences  m^.    Lyon  m^ical  1903.  Nr.  6. 

22.  *Wald,  Die  operative  Behandlung  der  Gallensteinkrankheit  und  ihre  Erfolge  in  der 
Klinik  des  Herrn  ▼.  Bramann.    üniv.  Hall.  Aug.  1903. 

Anschütz  (1)  gibt  eine  ansfährliche  monographische  Beschreibnng 
der  Leberresektion,  ihrer  Geschichte,  insbesondere  der  Technik  nnd  der 
verschiedenen  Methoden  der  Blutstillung  auf  ßrund  kritischer  Erörterungen 
und  der  Erfahrungen  der  Breslauer  Klinik.  Er  unterscheidet  die  repres- 
siven Verfahren  der  Blutstillung  und  die  präventiven  Massnahmen.  Mit 
ersteren  wird  man  nur  bei  kleinen  Resektionen  auskommen.  Tamponade 
ist  indiziert  bei  Auskratzung  erweichter  Tumoren  oder  entzündlichen  Prozessen, 
war  auch  in  verzweifelten  Fällen  das  Rettungsmittel.  Paquelin  versagt  bei 
grosseren  Gefassen.  Der  Dampfstrahl  wird  widerraten.  Ob  heisse  Luft  bei 
grosseren  Blutungen  wirksam  ist,  ist  fraglich.  Das  beste  Verfahren  ist  Blut- 
stillung durch  tiefgreifende  Naht,  jedoch  nur  bei  kleineren  Resektionen  an- 
zuwenden. Bei  grösseren  müssen  die  präventiven  Massnahmen  in  Aktion 
treten;  die  Operation  von  ihrer  Durchführbarkeit  abhängig.  Pfortaderkom- 
pression  ist  bei  Notfällen  zu  versuchen.  Elastische  Ligatur  sollte  nur  tem- 
porär angevirendet  werden,  ist  sonst  unsicher.  Anschütz  hält  für  das 
beste  die  interl\epatischen  Massenligaturen  in  strenger  Ordnung  angelegt;  am 
besten  nach^dem  Verfahren  von  Kusnezoff  und  Pensky.   Mikulicz  hat 

Jahresbericht  für  Chimrsie  1903.  47 


738  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

mit  denselben  mehrere  zum  Teil  ausgedehnte  Fälle  glücklich  operiert  Die 
Leberwnnde  ist  am  besten  intrahepatisch  mit  gleichzeitiger  Jodoformgaze- 
tamponade zn  versorgen.  Die  Indikationen  der  Leberresektion  sind  beschränkt; 
beim  Krebs  sind  die  Aussichten  auf  radikale  Operation  schlecht;  dringende 
Indikation  besteht  beim  tuberösen  Adenom  und  dem  multilokularen  Ek^bino- 
coccus.    Gummata  sollten  nicht  operiert  werden. 

Mathieu  und  Boux  (13)  untersuchen  die  Leber,  indem  sie  in  Rücken- 
lage und  bei  gebeugten  Knien  des  Patienten  mit  dem  gebeugten  Finger  kurze 
Stösse  gegen  den  Leib  ausführen;  man  geht  dabei  von  unten  nach  oben. 

Viannay  (21)  demonstriert  eine  Leber,  über  welche  sich  bis  zum  Lig. 
falsiforme  das  Kolon  zurückgeschlagen  unter  Bildung  von  Verwachsnngen  und 
einer  tiefen  Druckfurche. 

D6ve  (6)  demonstriert  an  Präparaten  folgende  Anomalien  der  Gallen- 
blase: 1.  Lagerung  innerhalb  von  Lebergewebe.  2.  Knickungen  und  Krüm- 
mungen.   3.  Ektopie,  Lagerung  auf  der  Unterfläche  des  linken  Lappens. 

Balacescu  (2)  studierte  die  verschiedene  Metboden  der  Hämostase  h& 
Leberresektionen,  wie  diesenigen  von  Ceccherelli  und  Bianchi,  Kouz- 
netzoff  und  Pensky,  Auvray,  Legueu  etc.  Elr  beschreibt  sehr  genau 
mit  schematischen  Figuren  seine  eigene  Methode  an  Tieren  und  vom  Prof 
Jonnescu  viermal  am  Menschen  erprobt.  Die  Balacescus  Methode  nnter- 
scheidet  sich  ein  wenig  von  der  Auvray  sehen  und  sie  entsteht  aus  Durch- 
stechung des  Parenchyms  mittelst  einer  stumpfen  Emmetschen  Nadel.  In 
der  Mitte  der  Leberportion,  die  zu  exstirpieren  ist,  passiert  man  zwei  sehr  lange 
Fäden,  kreuzt  sie  dann  an  der  oberen  Leberfläche,  ein  Faden  bleibt  links, 
der  andere  rechts;  einen  Zentimeter  weiter,  rechts  (oder  links)  mit  der  stumpfen 
Nadel  durchbohrt  man  das  Leberparenchym  und  nimmt  eine  Öse  aus  dem 
unteren  Ende  desselben  Fadens  und  mit  dem  oberen  Ende  desselben  macht 
man  einen  chirurgischen  Knoten  mit  der  Öse^  schnürt  fest  um  die  Gliss  onsche 
Kapsel  und  das  Farenchym  schneidend,  um  die  Blutgefässe  zu  komprimieren 
und  dazu  macht  man  noch  einen  einfachen  Sicherheitsknoten.  Einen  Zenti- 
meter weiter  nimmt  man  von  der  unteren  Fläche  an  die  obere  eine  zweite 
Öse,  die  mit  dem  oberen  Ende  desselben  Fadens,  wie  vorher,  zweimal  ge- 
schnürt wird  und  so  weiter  bis  die  ganze  rechte  und  dann  Unke  Hälfte  der 
Portion  geschnürt  wird  und  nach  Ligiening  der  zwei  Enden  desselben  Fadens 
wird  die  Portion  blutleer  exstirpiert.  Die  Hämostase  soll  sehr  gut  sein,  weil 
die  Knoten  der  Fäden  das  Parenchym  ganz  geschnürt  und  die  verschiedenen 
Blutgefässe  des  Parenchyms  fest  ligiert  haben. 

Prof.  Jonnescu  erprobte  mit  gutem  Erfolg  schon  im  Jahre  1897  beim 
Menschen  in  vier  Fällen  diese  Balacescu  sehe  Methode.  Balacescu  sah 
in  Bukarest  bei  Prof.  Severanu  in  einem  Fall,  beim  Dr.  Leonte  in  zwei 
Fällen  von  Leberresektion  die  einfache  Kettenligatur  mit  vollem  Elrfolg  an- 
gewandt. Stoianoff  (Plevna). 

Masnata(ll)  forschte  nach  einem  sicheren  Mittel  zur  Leberhämoetase, 
das  weite  Leberabtragungen  auszuführen  und  das  freie  Eingeweide  in  die 
Bauchhöhle  zu  reponieren  gestatte  und  lenkte  seine  Aufmerksamkeit  auf  die 
intrahepatischen  Ligaturverfahren.  Zunächst  konnte  er  die  Experimente 
Auvrays  bestätigen,  dass  nämlich  eine  stumpfe  Nadel  in  jeder  Richtung 
durch  die  Leber  hindurch  geführt  werden  kann,  ohne  dass  dabei  die  Haupt- 
gefässe  verletzt  werden;  ebenso  kann  man  eine  mit  Seidenfäden  armierte 
stumpfe  Nadel  durch  die  I^bermasse  hindurchfuhren,  ohne  bedeutendere  Ge- 


Pagensteoher,  Verleizangen  n.  cbirnrg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    739 

ftsse  za  verletzen.  Legt  man  nm  ein  Lebersegment  eine  Seidenfadenschlinge 
und  zieht  den  Faden  nach  nnd  nach  so  stark  wie  möglich  an,  so  durchreisst 
er  die  Glissonsche  Kapsel  und  durchtrennt,  wie  ein  stumpfes  Instrument 
wirkend,  das  Lebergewebe,  an  den  Gefässen  aber  innehaltend  und  sie  stielend- 
So  konnte  Verf.  beim  Hunde  und  Schweine  mittelst  nacheinander  angelegter 
Schlingen  ausgedehnte  Portionen  yon  der  Leber  resezieren.  Die  auf  diese 
Weise  ausgeführte  Stielung  ist  jedoch  bei  sehr  dicken  Lebern  insofern  gefahr- 
bringend, als  sie  durch  Herausreissung  der  Gefasse  unmittelbare  Hämorrhagie 
und  dadurch,  dass  die  Knoten  sich  nicht  vollständig  um  die  Gefässhaute 
herum  schliessen,  sekundäre  Hämorrhagie  bewirken  kann.  —  Zur  Hämostase 
von  dicken  Leberportionen  hat  Verf.  deshalb  ein  neues  Stellungssystem  er- 
sonnen, das  er  Angulisationssystem  nennt.  Dasselbe  besteht  darin,  dass 
der  ganze  Leberstiel  in  eine  Reihe  von  Winkeln  segmentiert  wird,  die  sich 
seitlich  berühren  und  wechselseitige  Scheitelpunkte  haben ;  die  Fadenschlingen 
werden  abwechselnd  an  der  oberen  und  der  unteren  Leberfläche  geknot-et. 
Die  Gefässe  bleiben  so  im  basilaren  Abschnitt  der  Schlinge  gefesselt  und  beim 
Anziehen  der  Fäden  finden  keine  ausgedehnte  Gefössverrückungen  statt,  die 
so  leicht  Rupturen  bewirken  können.  Bei  diesem  Verfahren  muss  das  Ein- 
geweide vollständig  hemiert  sein.  Ist  dies  z.  B.  wegen  adhärierender  Tumoren 
nicht  möglich,  so  empfiehlt  Verf.  die  Leberhämostase ,  mittelst  rasch  auf- 
einanderfolgender Forcipressuren  vorzunehmen.  Hierzu  verwende 
man  eine  lange,  gekrümmte  Zangensonde,  mit  welcher  man  eine  Portion  Leber 
fasst;  die  Zange  lazeriert  beim  SchUessen  das  Lebergewebr  und  presst  die 
Gefässe  nur  zusammen;  mittelst  einer  Schlinge  unterbindet  und  stielt  man 
dann  die  Gefässe,  worauf  man  die  Zange  wieder  entfernt.  Diese  Prozedur 
nimmt  man  so  oft  vor  als  es  der  Umfang  der  abzutragenden  Portion  Leber 
erheischt.  R.  Giani. 

In  einem  zweiten  Artikel  teilt  Masnata  (12)  die  Resultate  seiner 
weiteren  experimentellen  Untersuchungen  über  die  Hämostase,  die  Resektionen 
und  die  Naht  der  Leber  mit;  in  demselben  beschreibt  er  auch  eine  neue 
Zangensonde,  eine  neue  Blutstillungspinzette,  sowie  verschiedene  neue  Nadeln 
zu  Nähten.  Sodann  beschreibt  er  die  Technik,  die  er  bei  den  an  Milchkälbem 
von  ihm  ausgeführten  Leberresektionen  befolgte,  wobei  er  sich  der  besonderen 
fadentragenden  Pinzette  und  eines  rasch  fortschreitenden  Forcipressurverfahrens 
bediente.  Nach  ausgeführter  Resektion  legt  er  zwei  Vereinigungsnähte  an;  eine 
tiefe  und  eine  oberflächliche.  R.  Giani. 

V.  Büngner  (5)  studierte  an  58  Leichen  genauer  den  Verlauf  des 
Choledochus  in  Wirsungianus  mit  folgendem  Resultat.  Der  Choledochus  geht 
vor  seinem  Eintritt  in  das  Duodenum  fast  stets  (in  95  ^/o  der  Fälle)  durch 
die  Substanz  des  Pankreas  hindurch  nnd  nur  selten  (in  5^/o  der  Fälle) 
am  Kopfe  derselben  vorbei.  Choledochus  und  Wirsungianus  vereinigen  sich 
fast  nie  (nur  in  1— 2%),  sonden  münden  fast  ausnahmslos  (98 — ^99%)  ge- 
trennt am  Boden  der  Papille.  Wirsingianus  verläuft  in  der  Regel  ungeteilt. 
Nur  selten  (10  Vo)  gibt  er  einen  Seitengang  ab,  der  an  anderer  Stelle  in  das 
Duodenum  mündet.  Daraus  folgt,  dass  man  bei  Freilegung  des  Choledochus 
an  seinem  Ende  stets  das  Pankreas  spalten  muss.  Alle  Affektionen  des 
Pankreas  mit  Schrumpfung  oder  Vergrösserung  des  Kopfes  müssen  beide  Gänge 
treffen,  daher  im  klinischen  Bild  Retention  des  Pankreassaftes  (Fettstühle, 
Mellitnrie)  und  der  Galle  hervortreten.  Verlegung  eines  Ganges  muss  nicht 
notwendig  diä  er  anderen  nach  sich  ziehen. 

47* 


740  Jabresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Kirmisson  und  Hubert  (10)  demonstrieren  eine  Leber  mit  ToUigem 
Fehlen  der  ausführenden  Gallenwege. 

Riedel  (17)  gibt  in  seiner  bekannten  lebhaften  Diktion  nnd  auf  Grand 
zahlreicher  Krankengeschichten  seine  Ansichten  über  das  Gallensteinleiden  und 
seiner  Behandlang,  wie  sie  von  seinen  früheren  Einzelarbeiten  bekannt  sind. 
Er  ist  ein  Anhanger  einer  frühen  Operation,  die  jeden  Gallenstein,  der  Be- 
schwerden macht,  entfernen  soll,  ehe  er  Komplikationen  henrorrufL 

Kehr  (9)  präzisiert,  in  welchen  erheblichen  Pnnkten  er  von  Riedel 
abweicht.  Beschwerden  in  der  Indikationsstellong:  Im  akuten  Anfall  will  er 
nur  operieren  bei  peritonealer  Reizung.  Geht  der  Anfall  vorüber,  ohne  Be- 
schwerden zu  hinterlassen,  befinden  sich  die  Steine  in  Latenz,  so  operiert  er 
ebenfalls  nicht  (s.  die  ähnliche  Stellung  Körtes).  Vor  dem  chronischen 
Gholedochusverscbluss  fürchtet  er  sich  nicht  mehr  so  und  hält  die  Chole- 
dochotomie  rechtzeitig  (nicht  später  als  drei  Monate  nach  Eintritt)  ausgeführt 
für  nicht  so  gefahrlich.  Ebenso  bekämpft  er  die  von  Riedel  empfohlene 
versenkte  Choledochusnaht  ohne  Tamponade. 

Mayo  Robson  (18)  bespricht  seine  Technik  der  Gallensteinoperationen: 
Ich  hebe  hervor:  Bei  chronischem  Ikterus  wird  vor  der  Operation  Calciuin- 
chlorid  gegeben.  Schnitt  stets  längs  durch  die  Mitte  des  Rectus  mit  stumpfer 
Trennung  der  Fasern;  indem  Haken  die  Wundränder  halten,  eine  Hand 
die  Därme  nach  abwärts  zieht  und  mit  Finger  oder  Haken  die  Gallenblasen 
nach  oben  gezogen  werden,  werden  die  Gallengänge  in  einer  Linie  dem  Aug^ 
zugänglich  gemacht.  Ein  Sandkissen  von  18  Zoll  Länge,  6  Breite,  3Vt  Dicke 
liegt  unter  dem  Rücken.  Inzisionen  in  den  Choledochus  werden  bei  ge- 
schrumpfter Gallenblase  und  verhärtetem  Pankreas  drainiert,  sonst  genäht. 
Bei  kleiner  Blase  wird  eventuell  das  Schlauchverfahren  geübt.  GeschrompfU 
Blasen  sind  meist  zu  entfernen.  Die  Ektomie  wird  nach  zwei  Methoden 
geübt.  Bei  kleiner  Blase  wird  Isolierung  ohne  Verletzung  der  Leber  möglidi. 
Der  Cystikus  wird  abgequetscht  und  mit  Catgut  unterbunden,  auf  den  Stampf 
ein  Tampon.  Bei  grossen  Blasen  wird  zur  Vermeidung  der  Leberblutnng  die 
Serosa  beiderseits  längs  des  Leberansatzes  gespalten  und  die  ganze  Dicke  der 
Blasenwand  ausgehülst,  der  Cystikus  abgebunden  oder  drainiert.  Die  Methode 
von  Mayo  (Rochester  U.  S.  A.),  nur  die  Mukosa  zu  entfernen,  hat  Robson 
nicht  praktisch  befunden. 

Brewer  (3)  registriert  die  Resultate  anatomischer  Studien  über  die 
Gallenwege  und  ihrer  Umgebung.  Besonders  werden  die  Anomalien  der  Ai^ 
terienverzweigung  hervorgehoben.  Brewer  fand,  dass  die  typische  Verteilung  der 
Art.  hepatica,  wie  die  Lehrbücher  sie  wiedergeben,  sich  selten  findet,  audi 
der  rechte  freie  Rand  des  Lig.  gastrohep.  häufig  eine  Zahl  kleiner  Äste  des 
Hep.  enthält  und  dass  solche  oft  den  Choledochus  begleiten  und  umflechten, 
dass  stärkere  Äste  an  der  Aussenseite  des  Cystikus  und  Choledochus  in  34  V« 
sich  finden.  Fünfmal  an  100  Leichen  fand  sich  die  Gallenblase  an  einem  freien 
Mesenterium  befestigt.  Die  von  Mayo  Robson  und  Morrison  beschriebene, 
zwischen  Leber  und  Kolon  gelegene  Tasche,  welche  400—500  cm  Flüssigkeit 
aufnehmen  kann,  existiert  zwar,  aber  selten  so  abgeschlossen,  dass  (durch  ein 
Lig.  colicophrenicum)  der  Abfluss  von  Flüssigkeit  nach  dem  allgemeinen  Bauch- 
raum längs  des  Kolon  verhindert  wird. 

Brion  und  Kays  er  (4)  infizierten  die  Gallenblase  von  Hunden,  nach- 
dem nur  der  Choledochus  unterbunden  und  reseziert  war.  Es  trat  Pneumo- 
kokämie,  aber  eine  Anschoppung  der  Lunge  auf.     Die  eingebrachten  Kokken 


PageoBteoher,  Verletsnngen  n.  chirarg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    741 

liessen  sich  in  der  Galle  nach  mehreren  Tagen  nicht  mehr  nachweisen.  Das 
erkl&rt  das  Fehlen  der  Pneumokokken  in  der  Gallenblase  von  Pneumoniker- 
leichen.  (Unwahrscheinlich  ist  den  Aut.  eine  dem  Gallenfluss  entgegengesetzt 
passierende  Infektion  beim  Menschen.) 

Tripier  und  Pavidt  (20).  Sogenannte  Gallenblasenkoliken  bemben 
häufig  auf  einer  zirkumskripten  Peritonitis,  besonders  wenn  kein  Ikterus  Tor- 
handen  ist  und  wenn  sich  Adhäsionen  danach  bilden. 

Newboldt  (15): 

1.  Gholeliihiaais.    Koliken.    Gholecystotomie. 

2.  Koliken.  Zirkumskripter  Abszess  in  Bauehdecken,  zusammenhftngend  mit  der 
Bteinbaltigen  Gallenblase. 

S.  Perforation  einer  eiterbaltigen  Gallenblase.  Stein  im  Cjsticas.  Laparotomie  wegen 
Annahme  eines  perforierten  Uleos  Tentricali.    Tod  an  PeritonitiB. 

4.  Gholelitbiasis.    Gholecystotomie. 

5.  Karzinom  am  Pankreas.    Gholelitbiasis.    Ictems.   Drainage  der  Gallenblase.    Tod. 

6.  Ghronisehe  Pankreatitis.    Gholecystotomie.    Tod. 

7.  Echinococcns  der  Leber,  transpleural  mit  Erfolg  operiert 

8.  Echinococcus.    Drainage.    Tod  nach  7  Wochen. 

9.  Typischer  Leberabasess.  Transpleural  operiert  Tamponade  der  Pleura.  Abszess- 
rftnder  und  aussen  genftht    Heilung. 

Im  ersten  Kapitel  seiner  Arbeit  über  die  Chirurgie  der  Gallenwege  er- 
örtert Salinari  (19),  in  welchen  Fällen  einzugreifen  sei;  es  handelt  von  den 
Krankheiten,  die  die  Durchgängigkeit  dieser  Wege  verändern  und  aufheben 
und  infolgedessen,  ausser  lokalen  Schäden,  auch  dauernde,  mehr  oder  weniger 
akzentuierte  subjektive  Beschwerden  und  Funktionsstörungen  hervorrufen,  von 
den  sogenannten  primären  Infektionen  der  Gallenwege  und  den  seltenen 
traumatischen  Läsionen.  Im  zweiten  Kapitel  erörtert  er,  wenn  einzugreifen 
sei,  und  im  dritten,  auf  welche  Weise  dies  geschehen  müsse.  In  diesem 
letzten  Kapitel  bespricht  er  die  verschiedenen  empfohlenen  Operationsmethoden, 
sie  auf  ihren  Wert  prüfend  und  die  durch  sie  erhaltenen  Resultate  anführend. 

R.  Giani. 

8.  Terletzungen  der  Leber  und  Gallenwege. 

1.  ^Bardenheuer,  Leberverletznng.  Allgem.  ärzil.  Verein  EOln.  MUnehener  med. Woohen- 
sehrift  1908.  Nr.  18. 

2.  Emden,  Über  Schnssverletzung  der  Leber  im  Krieg  und  Frieden.    Dias.  Eael.  1908. 

3.  Enderlen,  Zur  Behandlang  der  Perforationen  und  Zerreissungen  der  Gallenblase. 
Mflnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  12. 

4.  Francke,  Zerreissnng  der  Leber  und  eines  grossen  Gallenganges  nach  Bauchpunktation 
spontan  geheilt.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  20. 

5.  Hahn,  Ein  Fall  von  subkutaner Rnptur  des  Choledochus.  GOschel- Festschrift.  Tübingen 
Lanpp  1902. 

6.  —  Subkutane  Rnptoren  der  Gallenwege.  82.  Chir.-Kongress.  v.  Lan  gen  b ecke  Archiv 
1903.  Bd.  71.  Heft  4. 

7.  Earschnlin,  Rnptnr  der  Gallenblase  durch  Sturz  von  einer  Hohe;  Etablierung  einer 
Gallenblasen-Banchwandfistel.    Heilung.    Wiener  med.Wochen8chrift  1908.  Nr.  23. 

8.  *Lediard,  Perforations  of  the  gall-bladder ;  Treatment  by  invagioation.  The  Lancet 
1908.  July  4. 

9.  Lejars,  Plaie  du  foie,  transdiaphragmatique,  par  arme  hfeu.  Thoracotomie  et  laparo- 
tomie  combin^s.  Sntnre  du  foie.  Gudrison.  BulL  et  möm.  de  la  soc.  de  chir.  1908. 
Nr.  29. 

10.  Lewerenz,  Über  die  subkutanen  Rupturen  der  Gallenwege  traumatischen  Ursprungs, 
nebst  einem  kasuistischen  Beitrag,    v.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  71.  Heft  1. 

11.  Wilson,  Rupture  of  the  liver  and  laceration  of  the  right  kidney;  recovery  after 
Operation.    Plül.  acad.  of  surgery.    Annais  of  aurgery  1908.  July. 

12.  Kurten,  Gase  of  bullet  wound  of  liver,  right  kidney  and  right  lung.  Nephrectomy. 
Death.    British  medioal  Journal  1908.  Jan.  10.   (Titel  besagt  Inhalt) 


742  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Enderlen  (3)  bezweifelt  gegenüber  Baldassari  und  G.ardini  die 
Zweckmässigkeit  eines  Verschlusses  von  Gallenblasenwunden  mit  Serosamnskel- 
lappen.  Dieselben  werden  zugrunde  gehen.  Beim  Hund  genügt  ein  vorüber- 
gehender mechanischer  Verschluss  (auch  in  Alkohol  fixiertes  Gewebe),  den 
definitiven  machen  die  Leberlappen,  beim  Menschen  muss  Perforation  ein- 
treten, wenn  nicht  das  Netz  eintritt,  das  von  Enderlen  experimentell 
nützlich  gefunden  wurde,  von  Baldassari  und  G a r d i n i  aber  verworfen  wird. 

Hahn  (5,  6)  bespricht  die  subkutanen  Rupturen  an  den  Gallenwegeo. 
Sie  kommen  meist  durch  Traumen,  event.  begünstigt  durch  krankhafte  Zu- 
stände der  Gallenwege,  zustande.  Die  Galle  ergiesst  sich  ins  Peritoneum, 
meist  entsteht  keine  septische  Peritonitis,  sondern  mit  der  Zeit  reagiert  das 
Bauchfell  mit  dicken  Fibrinaufiagerungen  und  Verkalkungen.  Anfangs  findet 
sich  Resorptionsikterus,  später  verhindern  die  Schmerzen  die  Resorption. 
Der  Ikterus  fehlt  bei  acholischen  Stühlen.  Dann  bedeutende  Abmagerung. 
Die  Therapie  kann  nur  eine  operative  sein;  besteht  in  Naht  oder  Ektomie 
bei  Sitz  an  Blase  oder  Cysticus,  Tamponade  oder  Drainage  beim  Gholedochus. 
Hahn  stellt  tabellarisch  7  Fälle  von  Choledochusruptur  zusammen.  Sein 
eigener  Fall  ist  folgender: 

4jähriger  Knabe  wird  von  einem  Metzgerfahrwerk  fiberfahren  —  Zeichen  innerer 
Blutung  fehlten.  Anfangs  erträglicher  Zustand,  Ikterus,  Leib  schwillt  an,  Schmerz  nahm  ab, 
das  Kind  stand  auf,  magerte  aber  ab.  Nach  6  Wochen  grosse  nicht  verschiebliche  Dimpfang 
im  linken  Banchranm,  kleinere  rechts.  Querschnitt  entleert  einige  Mengen  opake  FlOaeig- 
keit  mit  Schleim.  Höhle  von  dicker  Membran  umkleidet,  die  auch  Leber  und  Gallenwege 
überzog.  Chemisch  Galle  nachgewiesen.  Kind  erholte  sich,  es  bleibt  eine  Retention.  Haha 
suchte  den  Gholedochus  freizulegen  und  fand  dabei  eine  hinter  dem  Duodenum  herkommende 
gallenhaltende  BOhle  und  eine  Fistel  an  der  Unterfläche  des  queren  Duodenalabschnittes,  feele 
Tamponade,  nach  einigen  Tagen  kehren  wieder  gallenhaltige  Stahle,  langsame  Heilang. 

Lewerenz  (lu).  2  V« j&hrig.  Knabe  wird  überfahren.  Anfänglich  starke  peritoneale 
Reizerscheinungen,  die  nachlassen.  Vom  8.  Tag  ab  Ikterus,  vom  8.  AnschwoHung  dee 
Leibes,  entfärbte  Stühle,  grosser  galliger  Erguss.  Allmählich  schwindet  Ikterus,  und  die 
Galle  aus  dem  Urin.  Nach  10  Wochen  Laparotomie.  Ausgedehnte  schwartige  Verwach- 
sungen, Höhlräume  um  die  Leber  mit  grünlicher  Flüssigkeit.  Gallenblase  und  Cysticn 
unversehrt.  Verletzung  des  Gholedochus  nicht  gefunden,  daher  Blase  abgelöst  and  im 
Duodenum  angenäht  Sehr  allmähliche  Erholung  infolge  I^eumonie  und  Plearitis  exsB- 
dativa. 

Lewerenz  bespricht  die  Literatur  der  Verletzungen  der  Gallenwege 
mit  folgendem  Resultat:  bei  subkutanen  Verletzungen  nicht  veränderter  Gallen- 
wege  kommt  es  nie  zu  eitriger,  nur  zu  fibrinöser  und  adhäsiver  Peritonitis. 
Längerer  Gallenaustritt  führt  infolge  Resorption  der  Gallensäuren  zu  Siechtum. 
Daher  indiziert  die  Verletzung  jedesmal  rechtzeitige  chirurgische  Behandlung. 
Punktion  hat  nur  palliativen  Wert.  Statistik  von  60  Fällen  inklusive  den 
eigenen  Fall. 

Francke  (4).  Bahnarbeiter  gerät  zwischen  zwei  Puffer.  Nach  drei  Tagen  leichtes 
Fieber,  zunehmender  Ikterus,  achob'sche  Stühle,  Zucker  und  Galle  im  Urin,  hochgradige  Ah- 
magerung,  Erguss  im  Bauch.  Nach  einem  Monat  Punktion  von  12  1  reiner  Gralle.  Nadi 
14  Tagen  von  9  1.  Danach  wieder  ein  kleiner  Erguss,  der  sich  spontan  resorbiert.  Pai 
erholt  sich  vollkommen. 

Earschnlin  (7).  Sturz  aus  4  Meter.  Sohmerz  im  Unterleib.  Nach  13  Tagen  keia 
Ikterus,  Erguss  im  Abdomen,  Fäkes  gallenhaltig.  PleuritLsches  Reiben  rechts.  PonktioB 
ergibt  gallige  Flüssigkeit.  Laparotomie  zeigt  einen  abgekapselten  Erguss  von  5  1.  Leber 
stark  nach  oben  gedrängt.  Gallenblase  hat  am  Boden  ein  zeigefingerdickes  Loch,  wird 
eingenäht  in  die  Bauchwand.    Heilung. 

Lejars  (9).  19 jähr.  Mann.  Revolverechnss  an  der  rechten  Thoraxbasis  im  8.  LCiL 
drei  Finger  vom  Stemum  schräg  nach  innen  und  unten.  Innere  Blutung.  Resektion  zweier 
Rippenknorpel,  Eröffiinng  der  Pleura,  die  mit  Blut  gefOilt  ist.    Zwerchfellviude  nicht  auf- 


Pagenstecher,  Verletzoiigen  u.  chirorg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    743 

findbar.  Laparotomie  vom  rechten  Rand  des  Rektus  ab,  Spaltung  des  Thorax  und  des 
Zwerchfells  nach  aufwärts  auf  5  —6  cm.  An  der  hinteren  Flftche  der  Leberkonvezität  wird 
eine  Ijeberwnnde  gefunden,  genäht.    Naht  des  Zwerchfells  und  der  Bauchwand.    Heilung. 

Wilson  (11)  stillte  die  Blatung  des  einen  resp.  des  hinteren  Randes 
der  rechten  Leberlappen  durch  Jodoformgazetamponade ;  ebenso  Gibbon  (10) 
eine  bedeutende  Blutung  an  Leber  und  Milz. 

Emden  (2).  Leberschussverletzung.  2  Schusskanäle.  Tamponade. 
Heilung. 

S.  Sehniirleber,  Wanderleber,  Lebercirrhose,  Tuberkulose,  Syphilis, 

Aktinomykose. 

1.  Aievoli,  E.,Ancora  sul  concetto  dottrinale  della  deriYazione  chirurgica  delsanguedal 
circolo  portale.    Gazzetta  degli  ospedali  1908.  Nr.  80. 

2.  —  Le  fonti  dottrinali  nelP  indirizzo  chirurgico  della  derivazione  del  sangue  dal  terri- 
torio  portale.    II  Morgagni  1903.  Nr.  3. 

3.  *AI  ex  andre,  L'omentopezie  dans  les  cirrhoses  h^patiques.  Th^e  de  Paris.  G.Stein- 
heil  1908. 

4.  ^Aulhorn,  Über  operative  Bebandlnng  des  durch  Leberdrrhose  hedingten  Ascites 
(Talma).    Leipzig  1903.  Diss. 

5.  Maurice  Anvray,  Actinomycose  du  foie.    Beyue  de  Chirurgie  1903.  Nr.  7. 

6.  —  Abcto  tuberculeux  intrah^patique  et  pärih^patite  tuberculeuse.  Revue  de  Chirurgie 
1903.  Nr.  9. 

7.  Max  Ballin,  Acute  yellow  atrophy  of  the  liver  as  a  sequela  fco  appendectomy. 
Annais  of  snrgery  1903.  March. 

8i  Basile,  S.  N.,  La  deviazione  del  circolo  portale  con  V  innesto  diretto  della  vena  porta 
nella  vena  oava  inferiore  secondo  il  processo  del  Prof.  Tansini.  Memorie  chirurgiche 
pahl.  in  onore  di  T.  Bottini.    Palermo  1903. 

9.  *B^rardetTh^venst,  A  propos  de  Tactinomycose  du  foie  und  Auvray,  Reponse. 
A  propos  de  Tactinomycose  du  foie.    Revue  de  Chir.  1903.  Nr.  9. 

10.  *Oohn,  Geheilten  Fall  von  Ascites  bei  Lebercirrhose.  (Talma.)  Freie  Chir.  Ver. 
Zentralblatt  f.  Chir.  1903.  Nr.  bO. 

11.  Gumston,  Eine  kurze  Betrachtung  der  Leber •  Syphilis  vom  chirurg.  Standpunkte. 
V.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  70.  Heft  2. 

12.  —  Hepatic  Syphilis  from  a  surgical  stand  point.    Annais  of  surgeiy  1903.  May. 

18.   Hess,  Über  die  Beweglichkeit  des  ahgeschnfirten  rechten  Leberlappens  bei  Sehn flrleber. 

Dias.  Erlangen  1903. 
14b   J.  Koslowski,   , Klinisches  Material  zur  Beurteilung  der  Talmaschen  Operation.* 

Russki  Wratsch  1903.  Nr.  47  u.  48. 

15.  Morison,  A  case  of  ascites  due  to  liver  cirrhosis  treated  by  Operation.  Annais  of 
surgery  1908.  September. 

16.  C.  Pandel  es  cu,  Die  chirurgische  Behandlung  der  ascitischen  Cirrhosen  in  Spitalul 
Nr.  12  s.  463.  1903.  (Rumänisch.) 

17.  Parona,  F.,  Note  ed  apunti  all'  operazione  del  Talma  nell'  ascite  da  cirrosi  epatica. 
II  Polidinico  1903.  Vol.  X-C.  fasc.  2. 

18.  ^Ritzhaupt,  Ein  Fall  von  tumorartiger,  sekundärer  Leberaktinomykose.  Dissert. 
Heidelberg  1903. 

19.  Schiassi,  Le  d^veloppement  chirurgical  d*une  double  circulation  compl^mentaire  dans 
le  traitement  de  quelques  maladies  h^pato  •  spl^niques.  La  semaine  mödicale  1903. 
Nr.  21. 

20.  Sheen,  Notes  of  a  case  of  operative  treatment  for  cirrhosis  of  the  liver.  British 
medical  Journal  1903.  Oct.  10. 

21.  Ssaweljew,  Uepatoptose,  Verlagerung  der  Leber  (Ätiologie,  Symptomatologie,  Dia- 
gnose,  Behandlung).    Archiv  für  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  3. 

22.  *v.  Starck,  Atrophische  Lebercirrhose.  Med.  Gesellschaft  Münch.  Mflnchener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  36. 

23.  Ulimann,  Leberresektion  gegen  Gumma.    Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  6. 
21  *Weber,  Ascites  in  early  alcoholic  cirrhosis  of  the  liver.    Edinburgh  medical  Journal 

1908.  ApriL 


744  Jahresbericht  für  Chiruigie.    II.  Teil. 

25.  White,  Two  caees  of  Bscites  secondary  to  alcoholic  hepatitia  treated  säccessfaDy  hf 
Operation.    British  medical  Journal  1908.  Oct.  10. 

26.  Lochwood,  Hepatectoiny  for  the  removal  of  Riedels  lobe.  TheLancet  1903.  Jalj2S. 

Ssaweljew  (21)  erweitert  die  Mitteilung  einiger  Fälle  von  Hepato- 
ptose  zu  einer  kurzen  monographischen  Zusammenstellung  aber  den  Gegen- 
stand. Die  Affektion  ist  zuerst  von  Heister  1754  beschrieben.  Tabellarisch 
werden  117  Fälle  zusammengestellt  (mit  den  eigenen).  Letztere  (durch  gute 
Abbildungen  illustriert)  sind  folgende: 

1.  Frau  von  50  Jahren.  7  Schwangerschaften.  Von  Kind  anf  hat  Pat.  geaiMM» 
meist  als  Waschfrau.  Ober  die  Symphyse  fallender  H&ngebaoch.  Bechts  eine  nm&ns- 
reiche  Qeschwulst,  der  Leber  entsprechend.  Leicht  verschieblich  nach  oben.  Nicht 
operiert. 

2.  Frau  von  52  Jahren  erkrankte,  nachdem  sie  einen  20  Pfund  schweren  Eimer  mit 
Milch  gehoben.  Hat  Schmerzen  im  Abdomen,  Übelkeit,  Kopfschmerz.  Sie  hat  6 mal  ge- 
boren, ist  wegen  Retroflexio  operiert.  Vor  4  Jahren  fiel  sie,  bekam  Schmerzen  rechts  and 
es  wurde  Wandemiere  konstatiert.  Die  Leber  ist  jetzt  rechts  3  querfingerbreit  oberhalb  der 
Spina  zu  fohlen.  Wo  sonst  Leberschall  ist,  befindet  sich  tjmpanitischer,  daneben  DftmpfuDg. 
schräg  von  rechts  nach  links  oben. 

Lockwood  (26).  Zungenförmiger  Fortsatz  der  Leber.  Es  bestand 
kontinuierlicher  Schmerz  seit  einigen  Monaten,  die  Diagnose  war  auf  Ben 
mobile  gestellt  und  die  Niere  vorher  freigelegt,  aber  normal  gefunden  worden. 
Der  Lappen  war  von  der  Leber  durch  seichte  Furche  getrennt;  Entfemuig 
durch  schräge  Inzisionen  von  Vorder-  und  Rückseite;  geringe  Blutung  wird 
durch  Umstechung  gestillt.  Damach  durch  Enopfnähte  die  Wundränder  der 
Leber  vereinigt.    Heilung. 

Schiassi  (19).  Die  Pfortader  besteht  aus  zwei  gleichen  Ästen,  der 
Lienalis  und  Mesenterica.  Aus  beiden  Stromgebieten  fliessen  der  Leber  er. 
toxische  Substanzen  zu,  welche  sie  schädigen  können.  Der  Omentopexie  bei 
Lebercirrhose  ist  die  Splenopexie  hinzuzufügen.  Bei  SplenomegalieB  (z.  B. 
Malaria,  B  an  tische  Erkrankung)  kann  die  Splenopexie  zu  Verkleinerung  des 
Organs  führen.  Sie  leitet  die  Flüsse  in  andere  Bahnen  ab.  Schiassi  madt 
einen  grossen  T-formigen  Schnitt  mit  dem  Winkel  am  Rippenbogen  und  bildet 
einen  Hautmuskellappen.  Das  Peritoneum  wird  zuerst  oben  quer  inzidiert, 
das  Netz  vorgezogen  und  auf  die  Peritonealaussenfläche  gebreitet.  Nach  Be- 
festigung des  Schnittes  wird  dem  äusseren  Längsschnitt  entsprechend  einge- 
schnitten und  in  diesem  Fenster  die  Milz,  oben  und  unten  durch  Tampons 
gestützt,  angenäht  mit  grossen  runden  Nadeln  und  tiefgreifenden  Fäden. 
Darüber  Vernähung  der  Bauchdecken.  Schiassi  hat  so  3  mal  mit  günstigem 
Erfolg  bei  2  Malaria-  und  einer  Bantimilz  operiert. 

Sheen  (20).  Alkoholismus.  Ascites.  Leber  nnd  Müz  vergrOssert  Laparotomie, 
Netz  verdickt,  z.  T.  der  Bauchwand  adhäreni  Leber  und  MUzoberflftche  mit  Gazebftasdi- 
oben  gerieben,  Netz  mit  3  Suturen  ans  Peritoneum  befestigt.  Drainage  im  unteren  Wond- 
winkeL    Heilang  mit  Wegbleiben  des  Ascites. 

White  (25).  L  Frau,  38  Jahre.  Operation  nach  zweimaliger  Punktion,  ca.  f/iJahr 
nach  Beginn  der  Ascites.  Leber  höckerig,  noch  nicht  stark  verftndert  Milz  adhlrent, 
nicht  vergrössert.  Leberoberflftche  gerieben,  ebenso  Zwerchfell,  Leberwand  angenäht.  Neti 
zwischen  Kektus  und  Fascia  transversa  gen&ht.  Drainage;  vom  6.  Tag  an  entfernt  Qerioge 
Ansammlung  von  Flüssigkeit.    Sonst  gutes  Befinden.    ArbeitsflUiig. 

2.  Mann,  34  Jahre.  Ascites  seit  4  Monaten.  Noch  nicht  punktiert  Netz  verdickt 
Operation  wie  oben.  Drainage  4  Wochen  lang.  Eine  Woche  >pftter  Ansammlung  genich- 
losen  Eiters. 

Neun  Monate  lang  noch  Flüssigkeit  nachweisbar.  Dann  Erholung,  der  magere  Pktient 
wird  stark  und  sieht  gut  aus. 


Pagen  Stecher,  Verletzungen  n.  chimrg.  Erankheiiien  der  Leber  a.  Gallenblase.    745 

Morison  (15).  52jftlir.  Mann  mit  Ascites.  Vorher  14 mal  punktiert.  Laparotomie. 
Leber  fein  granuliert,  nicht  verkleinert,  Milz  hart,  yergrOsserte  Oberfläche  des  Peritoneum 
mit  Schwämmen  gerieben.  Das  Netz  mit  Gatgut  an  der  Vorderwand  befestigt,  unterhalb 
des  Nabels  Glasdrain,  aus  welchem  noch  2Vi  Monate  lang  Flflasigkeit  fliesst  Alimählich 
entwickelt  sich  ein  starker  Kollateralkreislanf.  Photographie  nach  3V>  Jahren  zeigt  starke 
Dilatation  der  Epigastrica  auf  der  rechten  hinteren  Seite,  während  sie  links,  wo  ein  Bruch- 
band getragen  wird,  ausblieb.    Der  Fall  ist  1899  operiert. 

Die  grosse  Bedeutung  konstatierend,  die  auf  chirurgiachem  Gebiete  die 
Studien  über  den  als   Talma  sehe  Operation  bezeichneten  Eingriff  erlangt 
haben,  weist  Aievoli  (1)  darauf  hin,   dass  man  bisher  fast  ausschliesslich 
nnr  experimentelle  und  klinische  Ergebnisse  zu  sammeln,  die  Technik  zu  ver- 
ToUkommmnen  trachtete.  Aber  nach  seiner  Meinung  wurden  die  wissenschaft- 
lichen Gründe  der  Erfolge,  die  Gesetze,  an  welche  diese  mehr  oder  weniger 
gebunden  sein  können,  noch  nicht  genügend  geprüft,  obgleich  a  priori  nie- 
mand die  Notwendigkeit  einer  solchen  Prüfung  verkennen  kann.  —  In  einem 
Kapitel  die  verschiedenen  Fälle  von  chirurgischen  Versuchen  einer  Prüfung 
unterwerfend,  findet  er,  dass  zwar  die  Wirkung  des  Eingriffs  auf  die  Ascites 
nicht  in  Zweifel  gezogen  werden  kann,  dass  aber  nicht  klar  einleuchte^  warum 
diese  "Wirkung  einzig  und  allein  durch  die  Omentofixation  oder  sonst  eine 
künstliche  Gefassanastomose  bedingt  sein  soll;   es  können  ja   auch  andere 
Gründe  vorliegen.    Um  diese  Gründe  zu  erforschen,  erörtert  Verf.  in  mehreren 
Kapiteln  an  der  Hand  der  bedeutendsten  Arbeiten  und  einer  reichen  Literatur 
die  Untersuchungen  an  Tieren,  die  allgemeine  pathologische  Anatomie  der 
Lebercirrhose  nach  den  neuesten  Forschungen,   die  Obliterationen  der  Vena 
porta  und  der  unteren  Hohlvene,   die  anatomischen  Studien  über  die  zirku- 
latorischen  Wechselbeziehungen  zwischen  dem  Pfortader- und  dem  Hohl- 
ader-System.   Nach  diesen  in  der  üblichen  Weise  angestellten  Erörterungen 
geht  Verf.  zu  einem  Gesichtspunkte  über,  der  ihm  höchst  wichtig  scheint  und 
der  von  den  meisten  Autoren  ausser  acht  gelassen  worden  ist.    In  einem 
Kapitel  handelt  er  nämlich   von  der  ^jPhysiopathologie  der  venösen 
Kreislaufsysteme   des    Bauches   mit  Bezug   auf  die  Atmungs- 
mechanik^.    Er  prüft  nicht  nur   den  Einfluss,  den  die  Atmung  auf  den 
Blutdruck  des  Bauches  im  allgemeinen  hat,   sondern  erörtert  besonders  den 
Einfluss  der  funktionellen  Zwerchfellmechanik  auf  die  Bauch- 
organe, auf  deren  Lagerung,   auf  deren  parenchymale  Zirku- 
lation, auf  deren  Volumen,  mit  besondere  mBezug  auf  die  hämo- 
dynamische  Abhängigkeit  des  Pfortadersystems. 

Aus  der  Gesamtheit  seiner  Studien  zieht  er  einige  Schlüsse,  die  übrigens 
keine  Aphorismen  sein  sollen.  Er  meint,  dass  man  —  ohne  den  Wert  der 
klinischen  und  experimentellen  Studien  in  Abrede  zu  stellen,  ohne  zu  ver- 
kennen, dass  die  technische  Richtung  bewundernswert  sei  —  sich  doch  nicht 
dem  Glauben  hingeben  dürfe,  alles  laufe  auf  die  Herstellung  neuer  KoUateral- 
wege  hinaus.  Die  Erklärung  werde  sich,  nach  ihm,  wissenschaftlicher  gestalten, 
wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  der  Heilungsmechanismus  der  Haupterschei- 
nnng,  der  Ascites,  vornehmlich  auf  dem  die  Gleichgewichtswieder- 
herstellung bewirke  ndenEinfluss  beruht,  dendieLaparotomie 
(mit  oder  ohne  Splenektomie)  auf  die  funktionellen  Wechsel- 
beziehungen zwischen  Atmungs-  und  Zwerchfellmechanik  und 
Hämodynamik  der  Pfortader  und  unteren  Hohlader  entfaltet. 

Natürlich  können  in  einem  Referat  die  Beweisgründe  nicht  aUe  ange- 


746  Jahresbericht  für  Chirtirgie.    IL  TeflL 

führt  werden ;  übrigens  bringt  Verf.  in  einem  Anhang  neue  Bel^e  zur  Stütze 
seiner  Anschauung  bei.  R.  GianL 

Dazu  veröffentlicht  Aievoli  (2)  einen  Nachtrag,  in  welchem  er  den 
Einfluss  der  Atmungsmechanik,  und  besonders  derjenigen  des  Zwerchfells,  auf 
die  Abdominalzirkulation  im  allgemeinen  und  namentlich  den  Kreislauf  in  der 
Leber  und  der  Milz  vom  physiologischen  und  pathologischen  Gesichtspunkte 
aus  eingehender  prüft.  Er  stützt  sich  dabei  hauptsächlich  auf  die  Yon  Hasse 
und  De  la  Camp  veröffentlichten  Untersuchungen,  unterlässt  aber  nicht, 
auch  die  neuesten  klinischen  Beiträge  von  Greenough,  Guillot,  Tansini, 
Hildebrandt,  Basile  u.a.  zu  verwerten.  —  Er  spricht  sich  dahin  aus, 
dass  die  besonderen  Verhältnisse,  die  erforderlich  sind,  um  die  Ausschliessuog 
der  Ascites  zu  erzielen,  der  hohe  Prozentsatz  von  unwirksamen  Eingriffe, 
der  erneuerte  Erguss  selbst  nach  gut  gelungener  Netzfixation  und  die  sidi 
daraus  ergebende  Notwendigkeit,  mehrere  Parazentesen  vorzunehmen,  um  das 
definitive  Aufhören  der  Ascites  zu  erzielen,  selbst  die  Wirksamkeit  der  Splen- 
ektomie,  —  dass  alle  diese  Tatsachen  den  Gedanken  aufkommen  lassen,  es 
sei  mehr  der  chirurgische  Eingriff,  als  die  Bildung  der  Ab- 
leitungswege,  der  wirke  und  die  gestörten  funktionellen  Wechsel- 
beziehungen zwischen  Atmungsmechanik  und  Hämodynamik 
modifiziere.  R.  Giani. 

Parona  (17)  berichtet  über  3  Fälle  von  durch  Lebercirrhose  herror- 
gerufener  Ascites,  in  denen  er  die  Talma  sehe  Operation  vornahm,  und  zwar 
in  2  mit  Erfolg,  in  1  mit  Misserfolg.  Da  in  einem  der  von  Heilung  gefolgten 
Fälle  das  Epiploon  zu  einem  einfachen  Strang  reduziert  war,  so  dass  es  nur 
ganz  unvollkommen  fixiert  werden  könnt«,  und  da  dennoch  die  Ascites  ohne 
Bildung  eines  Kollateralkreislaufes  heilte  und  die  Gesundheit  mit  der  allmäh- 
lichen Aussonderung  von  toxischem  Material  aus  dem  Organismus  zuröti- 
kehrte ,  so  fragt  sich  Verf.,  ob  in  Fällen  von  Cirrhose  der  seröse  Erguss  m 
die  Bauchhöhle  nicht  auf  die  gleiche  Weise  aufhören  könne ,  wie  es  bei  da" 
tuberkulösen  Ascites  geschieht.  Nach  Verf.  sei  es  auch  möglich ,  dass  der 
durch  die  Laparotomie  auf  das  Bauchvenensystem  ausgeübte  Reiz  einen  wohl- 
tätigen Einfluss  auf  die  Pfortaderfunktion  und  vielleicht  auch  auf  die,  wahr- 
scheinlich durch  toxische  Substanzen  hervorgerufene  Leberveränderung  habe. 
Deshalb  seien  die  verschiedenen,  nach  Talma  vorgeschlagenen  Modialitit^ 
in  der  Operationstechnik  von  sehr  zweifelhaftem  Wert,  ja  seien,  nach  Verf, 
die  einfachsten  vorzuziehen.  —  Der  operative  Erfolg  hänge  mehr  von  einer 
richtigen  Wahl  der  Fälle  als  von  der  angewendeten  Methode  ab. 

R.  GianL 

Nach  einem  geschichtlichen  Überblick  über  die  auf  die  Deyiation  des 
Pfortaderkreislaufes  sich  beziehenden  klinischen  und  experimentellen  Stadiei 
berichtet  Basile  (8)  über  die  an  10  Hunden  von  ihm  ausgeführten  Experi- 
mente, die  darin  bestanden,  dass  er  mittelst  der  Anastomosis  termhio-latenlis 
nach  Tansini  die  Pfortader  an  die  untere  Hohlvene  heftete.  Ans  sräffl 
Experimenten  zieht  er  folgende  Schlüsse: 

1.  Die  Tiere,  bei  denen  man  die  Pfortader  mittelst  Naht  direkt  m 
die  untere  Hohlvene  geheftet  hat,  können  am  Leben  erhalten  werden. 

2.  Die  so  operierten  Tiere,  wenn  sie  nicht  mit  Fleisch,  sondern  ein&d 
mit  Milch,  Brod  und  muskelfreien  Knochen  gefüttert  werden,  weisen  keine 
Störung  in  ihrer  Ernährung  auf. 


Pagenstecher,  Verletsnngen  a.  chirarg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    747 

3.  Dieses  Verfahren  kann  in  allen  Fällen  von  unterbrochenem  Pfortader- 
kreislauf angewendet  werden,  wenn  das  Hindernis  entweder,  wie  bei  der 
▼enösen  Lebercirrhose,  in  der  Leber,  oder  auch,  nahe  dem  Leberhylus,  im 
Pfortaderast  sitzt. 

Bezüglich  der  Technik  des  Verfahrens  kommt  Verfasser  zu  folgenden 
Schlüssen: 

1.  Die  zeitweilige  Blutstillung,  wenn  dazu  mit  Gummi  überzogene  Pin- 
zetten angewendet  werden,  ruft  in  der  Intima  der  Venen  keine  Veränderung 
hervor  und  entspricht  gut  dem  Zwecke. 

2.  Eine  mit  ganz  dünnen  krummen  Nadeln  und  Seidenfaden  Nr.  0  an- 
gelegte fortlaufende  Naht  ist  vorzuziehen,  weil  sie  sich  rasch  ausführen  lässt 
imd  weil  sie  die  Wunde  regelrecht  und  dauernd  verschlossen  hält. 

3.  Das  in  Rede  stehende  ist  von  allen  bis  jetzt  bekannten  Verfahren 
das  einfachste  und  praktischste.  R.  Giani. 

Koslowski  (14)  bringt  genaue  Krankengeschichten  von  5  Fällen  von 
Tal  mascher  Operation.  In  allen  Fällen  wurde  das  grosse  Netz  in  der 
vorderen  Bauchwand  nach  Talma  fixiert.  Nur  in  2  Fällen  bandelte  es  sich 
um  eine  atrophische  Lebercirrhose,  in  den  anderen  Fällen  waren  Tuber- 
kulose, chronische  fibröse  Peritonitis  die  Ursache  des  Ascites. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Pandelescu  (16)  resümiert  in  diesem  Artikel  seine  Doktor-Dissertation 
im  Jahre  1902  in  Bukarest  vorgelegt.  Er  studiert  die  Frage  und  beschreibt 
die  Methode  des  Prof.  Jonnescus,  die  eine  Modifikation  der  Talmas 
Operation  ist.  Die  Methode  besteht  in  Spaltung  des  Epiploons  der  Länge 
nach,  Lizision  der  Leberkapsel  an  der  oberen  konvexen  Fläche  und  Naht  einer 
Hälfte  des  Epiploons  in  dieser  Leberwunde  und  mit  denselben  Knoten,  Adap- 
tierung des  Epiploons  und  der  Leberwunde  mit  dem  Diaphragma,  um  so  eine 
neue  Derivation:  Porta  accessoria  zu  erzeugen  neben  der  Porta  cava,  die 
durch  Fixation  der  anderen  Epiploonhälfte  in  der  Scheide  des  Rectus  abdo- 
minis  erzeugt  wird. 

Prof.  Severeanu  wandte  die  Methode  von  Schiari  in  zwei  Fällen 
erfolglos  an,  während  Prof.  Jonnescu  in  zwei  Fällen  die  eigene,  oben  be- 
schriebene Methode  mit  gutem  Erfolg  anwandte.  Stoianoff  (Plevna). 

Die  Zahl  der  bisher  veröffentlichten  Falle  von  akuter  gelber  Leber- 
atrophie, die  im  Anschluss  an  Operationen  entstanden  ist,  beträgt  bisher  9, 
denen  Ballin  (7)  einen  neuen  hinzufügt.  Der  Kranke,  ein  20  Jahre  alter 
Messingpolierer,  hatte  vor  der  Appendicitisoperation  leichte  Anfälle  von  Blei- 
kolik und  Appendicitis  gehabt.  Nachdem  der  Verlauf  drei  Tage  lang  gut 
war,  trat  Kterus,  Krämpfe,  Koma,  hämorrhagisches  Erbrechen,  Eiweiss,  Ver- 
kleinerung der  Leberdämpfung  etc.  ein.  Während  alle  sonst  veröffentlichten 
postoperativen  Fälle  von  akuter  gelber  Leberatrophie  starben,  wurde  Ball  ins 
Kranker  gerettet,  wie  es  scheint  durch  Aderlass  (300  com)  und  Kochsalz- 
infusion (500  ccm).  Toxische  Stoffe  und  Chloroform  scheinen  ätiologisch  von 
Bedeutung  zu  sein.  Maass  (New- York). 

Auyray(6).  Der  tuberkulöse  Leber abszess  ist  sehr  selten.  Von 
10  Fällen  betrafen  6  Kinder.  Stets  ist  zugleich  eine  ausgedehnte  chronische, 
zu  Verwachsung  führende  Perihepatitis  vorhanden.  In  der  Umgebung  des 
Abszesses  findet  sich  gern  eine  käsige  Hepatitis,  ähnlich  einer  käsigen  Pneu- 
monie. Die  Abszesse  können  multipel  sein.  Die  Symptome  sind  Schmerz, 
Lebervergrösserung,  gastrointestinale  Störungen  event.  Fluktuation.    7  Fälle 


748  Jahresbericht  fOr  Chirnrgie.    II.  Teil. 

sind  operirt;  3  starben,  4  heilten.  Häufig  ist  der  tuberkulöse  Ldberabszess 
nur  die  Teilerscbeinung  einer  generalisierten  Tuberkulose. 

Nach  Greene-Cumston  (11 — 12)  kann  die  Lebersyphilis  daam  fuhren, 
dass  unter  einer  irrtümlichen  oder  korrekten  Diagnose  das  Abdomen  geöChe 
wird.  Er  stellt  ein  Dutzend  Fälle  aus  der  Literatur  zusammen.  Er  aelhs 
hat  3  mal  deshalb  operiert. 

Die  Lebersyphilis  macht  erstens  Gummata,  weldie  dieselben  physischen 
Symptome  hervorrufen  wie  andere  Tumoren  des  Organs.  Schmerz,  Appetit- 
losigkeit, Diarrhöe  und  später  Ascites  mit  Urinveränderungen  sind  immer 
vorhanden,  variieren  aber  je  nach  dem  Fall.  Beim  Erwachsenen  ist  die  sklero- 
gummöse  Form  die  Begel.  Verwechslungen  kommen  vor  mit  Echinokokken 
Karzinom,  Duodenalgeschvriir.  Der  einzige  sichere  Hinweis  für  die  Diagnose 
ist  die  Anamnese. 

Die  3  Fälle  sind: 

1.  41jfthriger  Maon.  Syphilis  verneint  Seit  drei  Monaten  Gelbsucht,  Scbmen  im 
rechten  Hypochondrinm  und  Schalterhlatt  Leber  4  Finger  breit  auterm  Etippenbogen- 
Ascites.  Probesohnitt  Zwei  walnosegrosse  käsige  Knoten  inzidiert,  die  entstdiendeo 
Hohlongen  tamponiert    Jodkali.    Leber  verkleinert  sich. 

2.  Frau  von  89  Jahren.  8  Frflhgeborten ,  2  Kinder.  Schmerzen  im  rechten  Hjpo- 
chondriam.  Ikteros.  Geringe  Lenkocytosis,  Lymphdrflsen  nicht  vergrössert  knotiger  LeW- 
tumor  im  Epigastrinm.  Laparotomie.  Linker  Leberlappen  durchsetzt  von  mandel-  bii 
nnssgrossen  Tumoren.    Probeezclsion  ergibt  Gumma.    Genesung  unter  Jod. 

3.  Kaufmann  von  49  Jahren.  Syphilis  verneint  Gewichtsabnahme  seit  1^'f  Jahren, 
Schwellung  im  oberen  Bauch,  welche  die  Atmung  behemmt.  Leber  reicht  bis  3  Flieger 
vom  Nabel,  schmerzhaft  von  unregelmässiger  Oberfläche.  Schnitt  am  rechten  Rektasrui 
Gestielter  apfelsinengrosser  Tumor  der  linken  Leberlappeuunterfläche,  verwachsen  mit  Peri- 
toneum.   Kettenligatur  des  4  cm  langen  Stiels.    Abtragung.    Mikroskopisch  Gantima. 

Ullmann  (23)  resezierte  bei  49 jähriger  Fran  eine  Lebergeschwnbt, 
welche  heftige  Schmerzen  bereitete;  sie  sass  nahe  dem  Leberrand,  durch  das 
Gewebe  gelblich  durchscheinend;  die  Kapsel  weisslich  gefleckt  nnd  gefaltet 
Tumor  wird  mit  dem  Lebergewebe  in  Grösse  einer  Faust  reseziert;  die  be- 
deutende Blutung  provisorisch  durch  Kompression  mit  Kompressen  gestillt, 
grosse  Gefässe  isoliert  gefasst,  dann  doppelt  armiert  lange  Nadeln  durch  die 
Leber  geführt  und  unter  den  Bauchdecken  befestigt.    Heilung  glatt. 

Mikroskopisch  fand  sich  Gumma. 

Nach  Auvray  (5)  gibt  es  eine  primäre  und  eine  sekundäre  Aktino- 
mykose  der  Leber.  Bei  letzterer  wird  das  Organ  infiziert  meist  in  der 
Kontinuität,  seltener  auf  dem  Blut-  oder  Lymphwege.  Der  primäre  Sitz  ist 
der  Darmkanal  (Appendix,  Coecum,  Magen)  oder  die  Lunge.  Die  primäre 
ist  sehr  selten,  nur  3  Fälle  hält  Auvray  für  ein  wandsfrei.  Pathologisch- 
anatomisch scheiden  sich  2  Formen ;  bei  der  einen  liegen  multiple  kleine  Ab- 
szesse in  der  Substanz  des  Organs,  bei  der  andern  nehmen  ein  oder  wenige 
grosse  Herde  einen  Lappen  ein.  Dazu  kommen  die  Veränderungen  der  Um- 
gebung, Senkungen  und  Abszesse  an  Kolon,  Zwerchfell  etc.  Klinisch  wird 
eine  Form  unterschieden,  die  der  primären  Aktinomykose  entspricht  und  wo 
die  Symptome  auf  die  Leber  deuten,  femer  eine  gastrointestinale  und  eine 
pyämische.  Der  Ausgang  ist  stets  der  Tod.  Die  Diagnose  wird  aus  dem 
Befund  an  Eiter  gestellt.  Die  Therapie  beschrankt  sich  auf  die  EröfiEuin^ 
der  Abszesse  je  nach  dem  Fall. 


Pagen  Stecher,  VerletEungen  a.  chimrg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Qallenblaae.    749 

4»  Eehlnoeoccus  der  Leber  und  subphreniseher  Abssess. 

1.  Anastasi  G.,  AscesBo  subfrenico  per  suppurazione  di  una  cisti  da  echinococco  sopra- 
epatica.   Frocesso  trana-plenro-diaframmatioa.    II  Policlinico,  Sez.  pratica,  1908.  faac.  43. 

2.  *Bär,  Zur  Kaanistik  der  Leber-  nnd  Nierenoyaten.    Dias.  Giessen  1902. 
8.    *Braamfiller,  Ober  subphrenische  Abszesse.    Dies.  Berlin.  1902. 

4.  D^Yö,  Snr  lee  rapports  des  kystes  hydatiques  da  foie  avec  le  Systeme  veineox  caye. 
BnlL  et  mäm.  de  la  soo.  anat.  de  Paris  1908.  Nr.  8. 

5.  "^Eisendrath,  Left-sided  sabphrenie  abseess.    Chicago  sarg.  sog.    Annais  of  surgery 
1903.  March. 

6.  ^Floris,  Litenrento  chimrgico  nelle  cisti  da  echinococco  del  fegato.    Gli  Incarabili, 
Aprile  1903. 

7.  Goemans,  Een  geyal  yan  snbphrenisch  abces  met  doorbraak  in  de  long.  Ned.  Tijdsch 
T.  Geneesk.  U.  pag.  118. 

8.  "^Heidsieds,  Ein  Fall  yon  Echinoccns  hepatis  mit  Darchbruch  in  die  Blase.    Dias. 
Kiel  1908. 

9.  Heinemann,  Ein  Beitrag^,zar  operatiyen  Behandlang  des  Leberechinococcas.    Wflrz- 
barg.  Diss.  1888. 

10.  Bohenkirch,  Beitrag  zur  Kasaistik  der  Fälle  yon  Echinococcas  hepatis  anter  An- 
führang  zweier  Fälle  aas  der  ohirarg.  Klinik  za  Kiel  aas  den  Jahren  1899  and  1903. 
Dias.  KieL 

11.  Th.  Jonnesca,  Kystoms  hydaticnm  der  Leber  and  des  Mesenteriams.  Reyista  de 
Chirorgie  1903.  Nr.  2.  p.  84  (ramänisch). 

12.  Mendes,  Sar  an  procM^  pour  aborder  les  abcte  soas-diaphragmatiqaes  da  foie.  Reyue 
de  Ghir.  1903.  Nr.  6. 

13.  *Manger,  Über  einen  Fall  yon  Echinococcas  hydatidosas  der  Leber  nnd  Milz.  Diss. 
Mllnehen  1903. 

14.  ^Nenmmann,   Ein  Beitrag  znr  KmmmtiV  des  Leberechinococcas.    Diss.  Berlin  1902. 

15.  Qa^nn,  Kystes  hydatiqaes  da  foie.  Techniqae  op^ratoire  contre  Ttehinococcose 
necondaire.    Ball,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  25. 

16.  Syers,  A  case  of  sapparating  hydatid  cyst  of  the  liyer  with  gall-stones  in  the  gall- 
bladder,  the  Symptoms  simnlating  thwe  of  biliary  colic.    The  Lancet  1903.  April  25. 

17.  *  V.  Tabora,  Zar  Kasaistik  der  Leberechinokokken  mit  Durchbrach  in  die  Gallenwege. 
Dias.  Giessen  1902. 

18.  Vaccari  L.,  Sar  an  caso  raro  di  cisti  da  echinococco  del  fegato  sapparata.  Glinica 
chinnrgica  1903.  Nr.  8. 

19.  Valettas,  Zur  operatiyen  Behandlung  des  Leberechinococcus.    Diss.  München  1908. 

D^y^  (4)  stadierte  die  Beziehungen  von  Echinokokkencysten  zu  den 
grossen  Venen.  Man  findet  in  seltenen  FäUen  Thrombose  oder  Obliteration 
oder  einfache  Kompression  der  grossen  Stämme  oder  ihrer  Hauptäste;  die 
Blasen  können  der  Yenenwand  sehr  nahe  kommen;  häufig  finden  sich  yer- 
dünnte  Stellen;  die  Methode  der  Ausschälung  oder  Exstirpation  läuft  daher 
Gefahr,  solche  Venen  anzureissen.  Sie  beruht  auf  der  falschen  Annahme,  dass 
um  die  Cyste  eine  chronische  schwieUge  Entzündung  sich  abspiele;  diese 
existiert  nicht  und  ist  die  Methode  zu  verwerfen.  Die  Nähe  der  Venen  kann 
za  Perforation  fuhren;  D6y6  stellt  11  Fälle  der  Literatur  zusammen.  Am 
häufi^ten  betroffen  war  der  Stamm  der  Cava ;  femer  die  Vena  hepatia  oder 
ihre  Äste.  Es  erfolgt  entweder  durch  Lungenembolie  sofortiger  Tod,  oder 
es  können  Tochterblasen  in  die  Lunge  einwandern  und  dort  zu  Metastasen 
fahren. 

Heinemann  (9)  spricht  sich  auf  Grund  einiger  Fälle  der  Würzburger 
Klinik  zugunsten  des  Volkmann  sehen  Verfahrens  gegenüber  dem  Linde- 
mannschen  aus. 

Quenu  (15)  hat  in  3  Fällen,  einem  Echinococcus  der  konvexen,  einem 
der  konkaven  Fläche,  einem  vielblasigen  der  konkaven,  die  Cyste  durch  Lapa- 
rotomie eingestellt,  danach  den  Inhalt  durch  Hebercysten  entleert,  300  ccm 


750  Jahresbericht  fflr  Chinirgie.    IL  Teil. 

l^/o  Formallösung  für  einige  Minuten  injiziert  und  ebenfalls  wieder  entfernt 
Danach  wurde  die  Cyste  entfernt  und  Hess  sich  die  Blase  leicht  entfernen. 
Eine  genaue  Untersuchung  durch  Dev6  yermittelst  Inokulation  ergab,  dass 
alle  Scolices  abgetötet  waren.  Die  Leberwimde  wurde  danach  yernaht  und 
es  trat  Heilung  ein.  Anfangs  bestanden  vorübergehend  Puls-  und  Temperatur- 
steigerung. 

Syers  (16).  Die  Symptome  waren  auf  die  Gallensteine  bezogen  und 
letztere  entfernt  worden  (Cystendyse).  Tod  an  Erschöpfung.  Zentraler  ver- 
eiterter Echinococcus. 

In  dem  von  Anastasi  (1)  beschriebenen  Falle  von  suprahepatiscfa» 
Echinokokkencyste  war  infolge  von  Eiterung  ein  subphrenischer  Abszeas  ^t- 
standen.  Es  handelte  sich  um  einen  21jährigen  Mann,  der,  was  bemerkens- 
wert, als  physikalisches  Zeichen  eine  am  stärksten  unter  dem  Rippenbogen 
hervorragende  Anschwellung  aufwies ;  während  die  untere  Dämpfungslinie,  die 
sich  mit  der  des  grossen  Leberflügels  verschmolz,  vom  scharfen  unteren  Bande 
des  besagten,  mehr  oder  weniger  stark  nach  unten  verrückten  Flügels  be- 
zeichnet war.  Dieses  Zeichen,  auf  welches  Verf.  die  Aufmerksamkeit  lenkt, 
verband  sich  mit  den  gewöhnlichen  vom  subphrenischen  Abszess  gegebenen. 
Der  Operationsakt  bestand  in  einem  transpleuro-diaphragmatischen  Verfahren. 
Nach  einem  Einschnitt  ins  Zwerchfell  trat  ungefähr  1  Liter  rahmigen  faten 
aus,  der  etwa  20  Tochtercysten  enthielt.  Das  Zwerchfall  wurde  dann,  ib 
wäre  es  die  Cystenmembran  oder  Hülle  gewesen,  mittelst  einer  V-Naht  an 
die  Muskeln  und  die  Haut  geheftet.     Drainage,  Heilung.  R*  ßiani. 

Vaccari  (18)  beschreibt  einen  Fall  von  Echinokokkencyste  des  rechten 
Leberlappens,  in  welchem  die  Cyste  mit  der  Bauchwand  verwachsen  war  und 
durch  Eiterung  eine  Pleuritis  linkerseits  hervorgerufen  hatte.  Verf.  erö&ete 
die  Cyste  und  leerte  den  Eiter  aus ;  hierauf  nahm  er  die  Marsupialisation  ftH* 
und  legte  einen  Drain  ein,  so  dass  die  Entleerung  langsam  von  statten  gehai 
konnte  und  die  Gefahr  einer  raschen  Detorsion  vermieden  wurde. 

R.  Giani.       1 

Im  Falle  Jonnescus  (11)  handelte  es  sich  um  eine  Frau,  welcher  er 
zweimal  wegen  rezidivierender  Kystome  der  Leber  operierte.   Bei  der  letzten    , 
Laparotomie  fand  er  eine  kindskopfgrosse  Cyste  des  linken  Leberlappens  und    i 
eine  gänseeigrosse  Cyste  des  Mesenteriums.    Er  enukleierte  die  beiden  und 
nähte  einfach  mit  Catgut  den  Schnitt  des  adventiven  Sackes. 

Stoianoff  (Pleyna). 

Mendes  (12)  empfiehlt  zur  Entleerung  subdiaphragmatischer  Abszesse 
der  Leber  einen  transdiagphragmatischen  parapleuralen  Weg;  in  einon  Fall  | 
ist  er  mit  Erfolg  so  vorgegangen.  In  linker  Seitenlage  wurde  auf  der  neontw  ; 
Rippe  nur  inzidiert  und  zwei  vertikale  Inzisionen  angefügt,  die  achte  und  neunte  ' 
Kippe  reseziert,  danach  die  Pleura  mit  dem  Finger  von  der  Bmstwand  ab- 
wärts bis  zur  Umschlagestelle  auf  das  Zwerchfell  abgelöst,  danach  letztere  aa  \ 
der  so  freigelegten  Stelle  inzidiert.  | 

Goemans  (7)  teilt  einen  Fall  mit  von  subphrenischem  Abszess  mt 
Perforation  in  der  Lunge,  ausgegangen  von  Entzündung  des  Wurmfortsatzes. 
In  der  Umgebung  des  Processus  vermiformis  waren  keine  Entzondungso^ 
scheinungen  mehr  verbanden.  Zahlreiche  Probepunktionen  waren  ohne  & 
folg.  Die  Lage  des  Abszesses  wurde  zwischen  Leberkonvexität  und  Diaphragnu 
angenommen.  Bei  Resektion  der  10.  Rippe  wurden  die  Pleurablätter  ad- 
härent  gefunden;  der  Abszess  wurde  nicht  unter  dem  Diaphragma 


Pagenstecher,  Verlefarangen  n.  dürarg.  Krankbeiten  der  Leber  n.  Gallenblase.    751 

Im  Subphrenium  wurde,  dort  wo  sich  der  Sitz  des  Abszesses  vermuten 
liess,  ein  Tampon  eingeführt;  einige  Tage  später  war  der  Abszess  in  der 
Bichtnng  des  Tampons  durchgebrochen.    Es  erfolgte  vollkommene  Heilung. 

Goedhuis. 

5.  Leberabssess. 

1.  Ballin,  Acote  yellow  atrophie  of  the  liver  as  a  seqaela  to  appendeciomy.    Annais 
of  snrgery  1908.  Mareh. 

2.  Bai  fear,  Gase  of  multiple  liver.    Abeceas.    The  Lanoet  1903.  Nov.  21. 

3.  Erdmann,  Abscees  of  the  liver  of  tranmatic  origin.    New  York  snrg.  bog.    Annals 
of  sorgery  1908.  Febmaiy. 

i.  Qoodfellow,  A  case  of  pyephlebitis  following  Perityphlitis,  with  notee  on  the  ocenr- 
vence  of  nrobilinnria.    The  medieal  chronicle  1908.  Aag. 

5.  Kaeppelin  et  Morel,  Abcte  da  foie  oavert  dans  les  bronehes;  fistule  bronchique 
persistante;  ouvertare  transpleorale ;  gn^rison.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  42. 

6.  Koch,  Over  tropisch  leverabees  en  de  chirurgische  behandeling.    Ned.  Tijdschr.  v. 
Geneesk.  IL  pag  170  en  244. 

7.  *Eranan,  Erfahrungen  Qber  Leberabszess.    Freie  Chir.  Vereinigung.    Zentralblatt  fOr 
Chirurgie  1908.  Nr.  31. 

8.  Ledere  et  Tavern i er,  Abcte  du  foie  cons^utife  &  un  niedre  simple  de  restomac. 
Lyon  m^ical  1908.  Nr.  1. 

9.  *Ni8hiyama,  Leberabssess  im  Verlauf  von  Appendidtia.    Diss.  Manchen  1908. 

10.  ^'Rab^etFilhouland,  Foie  appendiculaire,  abcds  miliaires  h  staphylocoques.  Mort 
par  infection  gön^alis^.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc  anat.  1903.  Nr.  8. 

11.  ^Reiohardt,  Zur  Kasuistik  des  Leberabszesses.    Diss.  Leipzig  1908. 

12.  Remlinger,  Foie  infectienx  aigu  Simulant  Tabc^s  h^patiqne.  La  presse  m^icale  1903. 
Nr.  6. 

18.   Robinson,  Tropical  abcess  of  the  liver.    Annals  of  surgery  1908.  October. 

14.  Rogers,  Biliary  abscesses  of  the  liver:  with  Operation.  British  medieal  Journal  1903. 
Sept.  26. 

15.  Schlager,  Zur  Diagnose  des  Leberabszesses  nach  Ruhe.    Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1908.  Nr.  82. 

16.  Tarnbull,  Mnnson's   trocar  and  eaaula  for  the  treatment  of  liver  abseess.    British 
medieal  Journal  1908.  Febr.  21. 

17.  *0]into   de  Oliveira,  Dysenterische  Leberabszesse  bei  Säuglingen.    Monatsschrift 
fDr  Einderheilkunde  1908.  Sept  Bd.  II.  Nr.  6. 

Schlager  (16).  Bei  Leberabszess  besteht  eine  starke  Hyperleukocytose, 
im  Mittel  20—30000.  Sie  findet  sich  auch  bei  der  Leberentzündnng  ohne 
Abszedierung.  Niedrige  Zahlen  kommen  auch  bei  abgekapselten  Abszessen 
vor.  Mit  der  Entleerung  tritt  ein  Sinken  auf,  aber  erst  einige  Tage  nach 
der  Operation.  Komplikationen,  z.  B.  weitere  Abszesse  werden  durch  Hoch- 
bleiben der  Zahl  angezeigt 

Nach  Remlinger  (12)  kann  bei  Dysenterie  eine  akute  infektiöse 
Hepatitis  einen  Leberabszess  Tortäuschen.  Die  Affektion  kann  spontan  aus- 
heilen. 

Koch  (6).  Die  tropischen  Leberabszesse  entstehen  nur  auf  dem  Boden 
der  Amöben-Dysenterie.  Die  epidemische  und  endemische  Dysenterie  ver- 
ursacht durch  Bacillus  dysenteriae  Shiga  oder  durch  eine  Varietät  dieser 
Spezies  (Spronck),  kommt  in  den  Tropen  wahrscheinlich  auch  vor,  nur  gibt 
sie  keine  Veranlassung  zur  Entstehung  eines  Leberabszesses. 

In  den  von  Koch  operierten  16  Fällen  war  jedesmal  eine  chronische, 
rezidivierende  Amöben-Dysenterie  vorhergegangen.  Einen  Einfluss  der  Lebens- 
gewohnheiten auf  die  Entstehung  des  Abszesses  konnte  er  in  seinen  Fällen 
nicht  konstatieren;  seine  Patienten  lebten  alle  sehr  massig,  einige  enthielten 
sich  ganz  vom  Alkoholgenuss. 


752  JakreBbericht  fflr  Cbinirgie.    IL  Teil 

Die  Probepunktion  soll  niemals  ausgeführt  werden  unter  dem  Bippen- 
bogen;  hier  mache  man  nur  eine  Probelaparotomie.  Er  will  die  Operation 
sofort  der  Probepunktion  folgen  lassen. 

Die  Abszesse,  welche  sich  nach  der  Bauchhöhle  zu  entwickelt  habeo, 
werden  eröffnet  durch  einen  Schnitt  parallel  am  Rippenbogen.  Wenn  keine 
Verwachsungen  bestehen,  wird  vor  der  Inzisien  ins  Lebergewebe  das  Peritoneum 
parietale  von  den  beiden  Wundrändern  abpräpariert  und  an  der  Lieber  be> 
festigt.  Die  Eröffnung  des  Abszesses  durch  Pleura  und  Diaphragma  hindurch 
wird  nach  Stiles  gemacht:  nach  Yorhergehender  Rippenresektion  werden 
mittelst  Umstechungsnaht  Pleura  costalis  und  Diaphragmatica  verlässlidi  ver- 
einigt. Findet  sich  das  Peritoneum  mit  der  Leberoberfläche  nicht  rerwachsen, 
so  wird  auch  hier  eine  Steppnaht  angelegt,   deren  Ausführung  schwierig  ist 

War  die  Nahtanlage  nicht  zuverlässig,  so  wurde  für  24  oder  40  Stunden 
ein  Tampon  eingeführt.  Die  Eröffnung  von  tief  ins  Lebergewebe  gelegenen 
Abszessen  geschah  nicht  in  der  gewöhnlichen  Weise  mit  Paquelin,  weil  die 
Blutung  dabei  sehr  bedeutend  sein  kann,  sondern  nach  Inzision  der  Lebe^ 
kapsei  mit  Kropfsonde  und  Komzange  nächst  einer  ProbepunktionsnadeL 

Bei  Abszessen,  die  für  die  transpleurale  Eröfoung  zu  weit  nach  unten 
und  für  den  abdominalen  Weg  zu  hoch  liegen;  wird  nach  Lonnelongne 
ein  Teil  des  Rippenrandes  reseziert. 

Die  Hautinzision  läuft  2  cm  oberhalb  des  Rippenrandes  und  panJlel 
diesem;  der  Rippenknorpel  der  8.,  9.,  10.  und  11.  Rippe  wird  exzidiert:  Peri- 
toneum und  Leberoberfläche  vereinigt. 

Von  16  operierten  Fällen  sind  2  gestorben,  in  dem  einen  Fall  war 
Lungengangrän  vorhanden;  in  allen  anderen  erfolgte  der  Tod  infolge  Ton 
Perforationsperitonitis,  die  schon  vor  der  Operation  bestand. 

Einmal  waren  zwei  Abszesse  vorhanden;  der  Patient  wnrde  geheilt. 
Ein  aussergewöhnlich  grosser  Abszess,  6  Liter  Eiter  enthaltend  und  beinak 
die  ganze  rechte  Thoraxhälfte  einnehmend,  wurde  durch  Rippenresektion  zur 
Heilung  gebracht.  Goedhuis. 

Robinson  (13).  Von  16210  Krankheitsfällen,  die  März  1899  bis  Man 
1900  im  Reservehospital  zu  Manila  behandelt  wurden,  waren  etwa  ^Is  Dysen- 
terie und  Diarrhöe.  Bei  99  Sektionen  von  Leichen  amerikanischer  Soldaten, 
die  an  Amöbendysenterie  gestorben  waren,  wurden  12  mal  Leberabszesse  ge- 
funden. Bei  Eingeborenen,  die  ebenfalls  häufig  an  Dysenterie  erkrankten, 
wurden  keine  Leberabszesse  beobachtet,  auch  nicht  von  einheimischen  Ärzten 
(Spanier  und  Philippinos).  Sektionsberichte^über  Philippinoleichen  liegen  jedocb 
nicht  vor.  Die  Amöben  wurden  immer  in  den  Stühlen  nachgewiesen  oder  die 
Symptome  waren  so  zweifellos,  dass  nicht  danach  gesucht  zu  werden  brauchta 
Nur  eine  der  beobachteten  Leberabszesse  war  nicht  Folge  von  Dysenterie,  es 
handelte  sich  hier  um  multiple  Eiterherde.  Bei  manchen  Kranken  stellten 
sich  Lebersymptome  gleich  im  Beginne  der  Erkrankung  ein,  bei  anderen  erst 
nach  zwei  Jahren.  Vorausgegangene  schwächende  Erkrankungen  wie  Malaria 
und  Typhus  scheinen  keine  Prädisposition  zur  AbszessbUdung  zu  bewirken. 
Chronische  Alkoholiker  scheinen  dagegen  sehr  prädisponiert.  Unter  14  Fällen 
fanden  sich  5  mal  einzelne  und  9  mal  mehrfache  Abszesse.  Meist  war  dar 
rechte,  der  linke  Leberlappen  nur  zweimal  ergriffen.  Wenn  auch  mancherlei 
Verdacht  erregende  Symptome  vorhanden  zu  sein  pflegen,  eine  sichere  Dia- 
gnose ist  nur  durch  die  Punktion  zu  machen.  Diese  Punktionen  wurden  unter 
Narkose  in  der  mittleren  Kapillarlinie  durch  den  8.  Zwischenrippenraum  in 


Pagenstecher,  Verletzimgen  a.  chimrg.  Krankheiten  der  Leber  n.  Gallenblase.    7SB 

5 6  Yerschiedenen  Bichtungen  yorgenommen  und  waren  hier  ergebnislos  auch 

von  vom.  Wenn  Eiter  gefunden,  blieb  die  Nadel  liegen  und  wurde  unter 
ilirer  Führung  stumpf  am  besten  mit  dem  Finger  der  Abszess  geöffnet. 
Robinson  hat  selbst  6 mal  operiert  mit  4  TodesföUen.  Die  hohe  Mortalität 
beruht  darauf,  dass  entweder  bereits  zu  Lebergewebe  zerstört  war  oder  dass 
die  Patienten  durch  Septikämie  bereits  zu  geschwächt  waren.  Es  ist  daher 
Frulioperation  dringend  geboten,  und  um  diese  rechtzeitig  ausführen  zu  können, 
soll  bei  den  ersten  verdächtigen  Symptomen  sofort  mit  ziemlich  dicker  Nadel 
ausgiebig  punktiert  werden  und  bei  Andauern  der  Symptome  nach  erfolglosen 
Punktionen  diese  in  10 — 14  Tagen  wiederholt  werden.  Die  Punktionen  haben 
niemals  schädliche  Folgen  gehabt.  Die  Abszesse  sind  meist  am  besten  nach 
Resektion  der  8. — 9.  Rippe  von  mittlerer  Achsellinie  aus  zugänglich.  Mit  der' 
Eröffnung  des  Abszesses  wird  man  für  48  Stunden  warten  müssen,  wenn  In- 
fektion der  Bauch-  oder  Brusthöhle  zu  befürchten  ist.  Für  diese  Zeit  wird 
die  Inzisionswunde  bis  auf  die  Leber  tamponiert.  Bei  starkem  Erguss  in  die 
Pleurahöhle  wird  es  schwer  sein,  diese  bei  Eröffnung  vor  Infektion  zu  schützen. 
Hier  muss  das  Zwerchfell  an  die  parietale  Pleura  genäht  werden. 

Maass  (New-York). 
Tarnbnll  (16).    Drei  Fälle  von  Leberabszess  in  Hongkong  nach  Manson  mit 
Punktion  ond  Drainage  behandelt  und  geheilt. 

Balfoar  (2).  Fall  von  mnltiplen  Leberabszessen ,  in  Ägypten  beobachtet;  akuter 
Verlauf,  keine  vorausgegangene  nachweisbare  Dysenterie.  Punktionen.  Tod  vor  der  beab- 
aiclitigten  Operation.    Sektion. 

Lee  lere  undTavernier  (8).  Grosser  Leberabszess  bei  einer  Frau  mit  vernarbtem 
MagenschwOr.    Sektionsbefdnd.    Klinische  Diagnose  war  Magenkrebs  gewesen. 

Erdmann  (8).  41jfthriger  Mann.  Leberabszess,  der  nach  Stoss  gegen  die  Leber- 
ge^end  entstanden  war  und  im  Moment  der  Operation  perforiert.    Tamponade.    Heilung. 

Kaeppelin  und  Morel  (5).  25jfthr.  Mann.  Leberabszess.  Ursache  unbekannt, 
sobphrenischer  Abszees.  Dorchbmch  in  die  Bronchien,  langdanemd  massiger  Auswurf  ans 
dieser  Leberinngenfistel,  Abmagerung.  Transplenrale  Operation.  Pleura  parietalis  und  Dia- 
pfaragmatica  verklebt  Entleerung  grosser  Eitermengen  ans  einer  Leberhöhle.  Drainage. 
Heilung.    Das  eitrige  Sputum  hört  sofort  auf. 

Bogers  (14).     Cholangitis  suppurativa  infolge  zahlreicher  Qallensteine  in  Ghole- 
dochna,  flepaticus  und  Blase ;  Leberabszesse.  Operation.  Entfernung  zahlreicher  Steine.  Tod. 
Goodfellow  (4)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pylephlebitis,  der  im  Anschluss  an 
Appendidtis  entstand  und  bespricht  insbesondere  die  dabei  heobachtete  Urobilinurie. 

Ball  in  (1)  sah  nach  der  Eröffiiung  eines  appendieitischen  Abszesses  mit  Entfernung 
dee  Wurms  in^  Ghloroformnarkose  alle  klinischen  Zisichen  einer  akuten  gelben  Lebei*atrophie 
auftreten.  Der  Fall  ging  in  Heilung  über.  Aus  der  Literatur  trägt  Ballin  10  Fftlle  von 
Leberatrophie  nach  Laparotomie  verschiedener  Art  zusammen. 

6.  Tumoren  der  Leber,  Gallenblase  und  GallengSnge. 

1.  W.  Baikoff,  Neoplasma  hepatis.  Laparotomia.  Russisches  Archiv  für  Chirurgie 
1903.  4.  I. 

2.  William  Becker,  Trimarc  entothelioma  of  the  gallbladder.  The  joum.  of  the  Amer. 
Med.  Ass.  1903.  Aprü  4. 

3.  Caminiti,  Über  das  solitäre  Adenom  der  Leber  mit  Cirrhose.  Beitrag  zur  Kennnis 
der  sogen,  funktionierenden  Geschwülste,  v.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  69. 
Heft  3. 

4.  Charnaux,  Calcul  biliaire  monstre  spontan^ment  övacu^  par  Tintestin  par  Tinter- 
mödiaire  d*une  fiatule  intestinale.  Qu^rison.  Bull,  de  la  soc.  anat.  (Fast  eigrosser 
Stein,  4/7  cm). 

5.  8.  C.  Cook,  Angiosarcoma  of  the  liver.  The  joum.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903. 
March.  2a 

6.  Gripps,  Large  naevoid  tumour  removed  from  the  liver.  British  medical  Journal  1908. 
July  4. 

Jahresberioht  fOr  Chirurgie  1903.  48 


754  Jahresbericht  fOr  Ghlnirgie.    IL  Teil. 

7.  Oranert,  Ober  das  ÄDearyama  der  Arteria  hepatica.    Deatsche  Zeitacfarilt  f.Ghinirgie 
1903.  Bd.  71.  Heft  1  a.  2. 

8.  *deHaan,  Primftres  Angiosarkoma  alveolare  multiplex  der  Leber  bei  einem  4  Monate 
alten  Kinde.    Zieglers  Beiträge  1903.  XXXIV.  Bd.  Heft  2. 

9.  *Hftrtel,  Ein  Fall  von  primärem  AdenokanBinom  in   der  Leber.    Dissertat.    Iflfindm 
1903. 

10.  *Hoppeler,  Über  einen  Fall  von  Adenoma  hepatis.    Dias.  Zarich  1903. 

11.  ^'Hugnenin,  Über  einen  Fall  von  Qallenblasenrnptnr  mit  tödlicher  Bloiang  infolge 
eines  Carcinoma  haematodes  an  der  Vereinignogsstelle  der  drei  Hanptzellengänge,  nebtt 
Bemerkungen  aber  einige  gleichzeitige  Leber-  und  Pankreasverändemngen.  Yirchowi 
Archiv  1903.  Bd.  178.  Heft  3. 

12.  Johnson,  Garcuoma  of  the  gall-bladder.  New  York  snrg.  soc.  Annale  of  suigerj 
1903.  October. 

,13.   Kehr,  Der  erste  Fall  von  erfolgreicher  Unterbindung  der  Art.  hepatica  propria  gegen 
Aneurysma.    Münchener.  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  48. 

14.  *Keller,  Ein  Fall  von  primärem  Krebs  des  Gallenblasenhalses.    Dtss.  Manchen  1903. 

15.  Laignel-Lavastine,  Cancer  primitif  de  la  vöaicule  biliaire.  BolL  et  m^m.  de  la 
soc.  anat  1903.  Nr.  10. 

16.  Lorrain,  Lithiase  et  Cancer  de  la  vesicule  biliaire.  Choleeystite.  £ndocardite  veg6- 
tanse.  Embolie.  Bullet,  et  möm.  de  la  soc.  anatomique  Nr.  6.  (Titel  besagt  Inhalt 
Sektionsfall.) 

17.  Mantle,  An  nnnsoal  large  angioma  of  the  liver.  British  medical  joanial  19(^ 
Febr.  14.    (Sektionsfall.) 

18.  Moore,  Multilocnlar  cystadenoma  of  retroperitoneal  origin.  The  medical  ehronidi 
1903.  Febmarj. 

19.  Pätel,  N^oplasme  des  voies  biliaires;  noyau  jnxta-paner^atiqoe;  rösection  den  veiei 
biliaires;  anastomose  du  canul  höpatique  et  du  choUdoque.  Soc.  de  m^.  Lyon  medical 
1903.  Nr.  52. 

20.  Perntz,  Znr  Klinik  des  primären  Leberkarzinoms.  Mtlnchener  med.  Wochenschrift 
1908.  Nr.  31. 

2K  Pich  1er,  Ein  Fall  von  Hämangioma  hepatis.  Heilung  durch  Exstirpation.  Zeitschrift 
far  Heilkunde  1908.  Bd.  XXIY.  Heft  8. 

22.  ^Richter,  Kasnistischer  Beitrag  zum  primären  Krebs  der  Gallenblase.  Dissert  Man- 
chen 1908. 

23.  Salvia,  T.,  Singolare  anomalia  di  svilnppo  del  fegato  dall'  apparenza  di  un  neoplaama. 
Memorie  chirurgische  pubbl.  in  onore  di  T.  Bottini.    Palermo  1903. 

24.  *Scheidemandel,  Ein  Fall  von  primärefn  Sarkom  der  Leber.    Disa.  Erlangen  1903. 

25.  Thompson,  Case  of  primary  cancer  of  liver  in  a  girl,  aet  21.  Medical  Press  1903. 
March.  11.     (Krankengeschichte  und  Sektionsbefund.) 

26.  Tuffier,  Epithelioma  d'un  lobe  aberrant,  p^dicul^,  du  foie^  pris  pour  nn  rein  mobile; 
ablation,  gu^rison.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  de  Paris  1903.  Nr.  28. 

27.  Vaohel  and  Stevens,  Two  eases  of  Carcinoma  of  the  liver  presenting  several  points 
of  dinical  and  pathological  interest.  (Nichts  Chirurgisches.)  British  medical  Journal 
1903.  Febr.  14. 

Pich  1er  (21)  operierte  folgenden  Fall  von  Haemangiom.  87 jähr.  Fraa  trägt  seit 
einem  halben  Jahre  einen  Tumor  der  rechten  Oberbauchgegend,  jetzt  zweifaustgross,  respira- 
torisch verschieblich,  prall,  glatt,  wenig  nach  rechts,  dagegen  nach  links  untern  Rippen- 
bogen teilweise  verschieblich.  Leberwand  getrennt  abtastbar,  desgleichen  rechte  Niere  keine 
Beschwerden,  Allgemeinbefinden  gut.  Probepunktion  ergibt  Lebersaft.  Laparotomie  zeigt, 
dass  der  Tumor,  mit  Netz  zum  Teil  verwachsen,  von  der  ünterfläche  des  linken  Lappens 
ausgeht.  Der  Stiel  wird  elastisch  ligiert,  darnach  von  zwei  Massenb'gaturen  mit  Thermo- 
kauter  abgetrennt  Auf  der  Leberoberfläche  sind  zahlreiche  kleine  Angiome.  Auch  der 
Stiel  zeigt  mikroskopisch  bis  hanfkorngrosse  Tumoren.  Im  Überzug  des  Tumors  laselu 
von  Lebergewebe.  Patient  heilte  trotz  vorübergehender  peritonealer  Reizerscheinnngen  und 
einer  Unterlappenpueumonie. 

Cripps  (6).  Kindskopfgrosser  Tumor  der  Leber.  Teils  scharf,  teils  stumpf  aos- 
gelöst.  Blutung  steht  durch  Kompression.  Cyste  mit  verkalkten  Wandungen  und  blnügeiD 
Inhalt.    Angiom?    Mikroskopisch  .naevoid  tissue*. 

Caminiti  (2)  beschreibt  zwei  Fälle  von  solitärem  Adenom  der  Leber 
(Sektionsbefunde) ;  dasselbe  bildete  einen  gutartigen  Tumor  der  Leber,  welcher 


Pagenstecher,  Verletzungen  n.  cbimi'g.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    755 

mit  einer  Wuchenmg  des  Leberepithels  in  Zusammenbang  zu  bringen  ist; 
beidemale  waren  die  morphologischen  und  in  einem  die  funktionellen  Eigen- 
schaften des  Leberepithels  beibehalten ;  sie  befinden  sich  in  cirrhotischen  Lebern 
von  einer  Kapsel  umgeben,  die  sich  in  absolutester  Weise  vom  übrigen  Paren- 
chym  trennt ;  sie  weisen  keinen  malignen  Charakter  auf  und  entsprechen  dem 
onkologischen  Typus  des  Adenoms.  Das  Adenom  gibt  keine  spezielle  Sympto- 
matologie. Die  Behandlung  kann  nur  eine  chirurgische  sein,  zu  der  man  aber 
nur  bei  Tumoren  an  der  Vorderfläche  schreiten  wird,  wenn  besondere  Rück- 
sichten einen  Eingriff  notwendig  machen. 

Tuffier  (26)  hielt  einen  apfelsinengrossen  Tumor  im  rechten  Hypo- 
chondrium  wegen  Schmerzen  und  Verschiedenheit  des  Urinbefundes  (yeränderter 
Gefrierpunkt,  verzögerte  Methylenblauausscheidung  rechts)  für  eine  Wander- 
niere. Er  erwies  sich  aber  als  gestielter  Tumor  der  unteren  Leberfläche,  war 
leicht  zu  exstirpieren ;  mikroskopisch  Adenom. 

Perutz  (20)  demonstriert  das  Präparat  eines  primären  Leberkarzinoms, 
bei  welchem  auch  bemerkenswerte  Symptome  die  ausschliessliche  Vergrösse- 
ning  und  Ausdehnung  der  Leber  nach  oben  aufhält. 

Bei  einer  40jfthrigen  Fraa  exstirpierte  Baikoff  (1)  einen  eigenartigen  Tumor,  der 
mit  der  Leber  in  Zasammenhang  stand.  Seit  12  Jahren  bestanden  Schmerzen  in  der  Nahel- 
iegend, woselbst  seit  10  Jahren  ein  Tnmor  fühlbar  war.  Fat.  ist  sonst  vollkommen  gesund 
gewesen.  Der  Tumor  zeigte  respiratorische  Beweglichkeit  und  hatte  eine  derbe,  höckerige 
Beschaffenheit.  Bei  der  Operation  warde  konstatiert,  dass  der  Tnmor  yom  Leberrand  neben 
der  €külenblase  ausgeht.  Er  liess  sich  leicht  exstirpieren.  Leberwnnde  mit  Catgut  ge- 
nftht    Heilung. 

Der  hühnereigrosse  Tumor  besitzt  eine  ziemlich  dicke,  brQchige,  teilweise  mit  Kalk 
inkmstierte  Wandung.  Der  Inhalt  besteht  aus  einer  weissen,  fettigen,  zähen  Masse,  in 
deren  Zentrum  ein  Knäuel  yon  grünlichem  gallertartigem  Gewebe  liegt.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  fehlt.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

In  dem  von  Salvia  (23)  beschriebenen  Falle  schien  der  klinischen  Unter- 
snchui^  nach  eine  Neoplasie  der  Leber  Yorzuliegen,  während  die  histologische 
Untersuchung  dartut,  dass  es  sich  um  eine  ganz  besondere  pathologische 
Alteration  handelte,  die  nur  als  eine  Entwickelungsanomalie  der  Leber  ge- 
deutet werden  konnte.  In  der  Literatur  kommen  ähnliche  Fälle  nicht  vor. 
Seinen  Fall  beschreibt  Verf.  ausführlich,  sowohl  vom  klinischen  als  vom  histo- 
logischen Gesichtspunkte.  R.  Giani. 

Kehr  (13)  unterband  erfolgreich  die  Art.  hepatica  propria  wegen  Aneu- 
rysma. 

Fat.  hatte  seit  2  Jahren  Magenblutungen  und  Koliken  mit  Ikterus.  Die  Gallenblase 
war  als  faustgrosser  schmerzloser  Tumor  zu  tasten.  Sie  enthielt  Blut.  Nach  Spaltung 
des  Cysticus  und  Ausräumung  von  Gerinnseln  kolossale  Blutung.  Tamponade.  Ektoraie. 
Die  GaUengftnge  wurden  frei  präpariert,  sowie  die  Arteria  hepatica.  Darnach  letztere  unter- 
banden, wodurch  die  nach  Entfernung  des  Tampons  zur  Probe  erfolgte  Blutung  sofort  steht, 
und  durchtrennt.  Sie  ist  bleistiftdick.  Ausräumung  und  Tamponade  des  Aneurysmas. 
Es  erfolgte  eine  Nekrose  des  rechten  Leberrandes,  im  übrigen  glatte  Heilung. 

Kehr  nimmt  an,  dass  das  Aneurysma  in  den  Cysticus  durchgebrochen 
war  und  durch  Gerinnsel  ein  provisorischer  Verschluss  bestand  und  dass  be- 
reits Anastomosen  gebildet  waren,  während  sonst  im  Experiment  die  Arterien- 
unterbindung Lebernekrose  macht.  Er  empfiehlt  mit  Langenbuch  die  Unter- 
bindung der  Arterie  am  Lig.  gastrohepaticum  in  weiteren  Fällen  zu  versuchen. 
Gumert  (7)  berichtet  aus  der  Krankenabteilung  von  Habs  folgen- 
den Fall. 

21  jähriger  Mann,  Februar  1902  doppelseitige  Pneumonie,  dann  Abszess  am  Ober- 
schenkel. Ikterus;  keine  Störungen  im  Magendarmkanal.  Nach  einem  Jahr  Probelaparo- 
tomie.    Es  findet  sich  eine  massig  gefüllte  Gallenblase  und  nach  Sondierung  derselben 

48* 


756  Jabresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

eine  pralle,  elastische,  apfelgrosse  Oeschwalst,  welche  den  Hepaticns  allseitig  umgibt  imd 
yerlagert  hat,  nicht  pulsiert,  aber  ohne  Punktion  klares  Blut  liefert  Fat.  stirbt  naeb  d«r 
Operation  an  Bronchitis  und  Schwäche.  Sektion  bestAtigt  die  Diagnose  eines  Aneaiysma 
des  Stammes  der  Hepatioa. 

Gümert  stellt  aus  der  Literatur  34  Fälle  zusammen.  Bemerkenswert 
ist,  dass  in  73%  eine  Infektionskrankheit  vorausgegangen  ist.  Die  Diagnose 
ist  nie  richtig  gestellt  worden,  weil  die  drei  Hauptsymptome  SchmerzaniS&lk 
Blutungen  und  Dcterus  weder  allemal  zusammen  vorkommen,  noch  etwas 
unbedingt  Charakteristisches  haben. 

Johnson  (12)  operierte  einen  Ejrebs  der  Qallenblase,  welcher  Fundus  und  die 
Hälfte  der  letzteren  einnahm.  Ziemliche  Blutung  aus  der  Leber,  durch  Tamponade  gestflii 
In  der  Blase  fünf  kleine  Steine.    Heilung.    Zunahme  von  25  Pfd. 

Laignel-Lavastine  (15).  PrimArer  Krebs  der  Gallenblase.  Leber  in  der  KoDfci- 
nuitAt,  nicht  metastatisch  ergriffen.  Braune  Staubpigmentierung  infolge  Qallenrosorpfcion. 
Nebennieren  intakt. 

Jaboulay  (Patel  19)  resezierte  bei  60jfthriger  Frau  wegen  Karzinom  des  CboU- 
dochus  die  Qallenblase,  den  Oysticus,  den  supraduodenalen  Teil  des  Choledochus  samt 
einer  Drflse  und  eines  Stfickes  Pankreas.  Hepaticns  wird  mit  dem  unteren  Teil  des  ChoU- 
dochus  vemftht. 

7.   Erkrankungen  der  Gallenblase,  des  Ductus  cysticus  und  hepatfeia 
(ausseUiessIich  Tumoren). 

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(Titel  besagt  Inhalt.) 

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21.  —  Behandlung  der  Cholelithiasis.    Ibid.  Nr.  12. 


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Hartmann  (22)  bat  bei  46  Gallensteinoperationen  den  Gallenblasen- 
inhalt und  die  Galle  bakteriologisch  untersucht.  Es  fand  sich  in  23  Fällen 
B.  coli  allein,  in  2  Strepto-  und  3  Staphylokokken,  in  1  Staph.  albus,  dreimal 
Streptok.  mit  anderen  Bazillen,  einmal  B.  coli  mit  Staph.  und  Strept.,  einmal 
B.  coli  und  Staph.  und  einmal  sehr  feine  Stäbchen,  einmal  keine  Bakterien. 
Am  virulentesten  sind  die  Colibakterien.  Die  Quelle  der  Infektion  ist  der 
Darm.  Nur  die  Stagnation  der  Galle  in  dem  System  verursacht  die  spater 
einsetzende  Entzündung,  und  schafft  Bedingungen  zu  weiterer  Verbreitung  der 
Mikroorganismen  (Cholecystitis  und  -angitis  ascendens).  Bei  geschwärigen 
Prozessen  des  Darms  können  auch  Bakterien  per  diapedesin  durch  die  Wände 
des  Darmes  und  der  Blase  durchwandern,  wie  auch  umgekehrt  aus  der  Blase 
ins  Netz.  Das  ist  aber  selten.  Hämatogene  Infektion  kommt  wohl  auch  vor, 
bedarf  aber  noch  weiterer  Untersuchungen  über  den  Primärherd  (Tonsillen-? 
Wundkrankbeiten,  Darmkatarrhe  V).  Die  Steine  halten  die  Bakterien  zurück, 
bis  sie  gelegentlich  auflodern. 

Die  primäre  Cholecystitis  bei  vorher  intakter  Blase,  Naunyns  des- 
quamativer Katarrh  erklärt  Hartmann  durch  eine  sich  vererbende  kon- 
genitale Anlage,  Yergrösserung  des  Klappensystems  des  Cysticus,  die  den  Aus- 
tritt der  Galle  erschwert,  oder  durch  Abknickung  oder  Zerrung  des  Cysticus 
durch  Adhäsionen.  Nicht  selten  sind  angeborene  Schwächezustände  der 
Muskulatur  (vide  die  gleichzeitige  habituelle  Obstipation).  Der  Beruf  der 
Patienten  kommt  insofern  in  Betracht,  als  gerade  Leute,  die  arbeitsam  und 
tätig  sind,  erkranken.  Nicht  die  sitzende  Lebensweise  und  das  Wohlleben 
schafft  eine  Disposition  zur  Konkrementbildung,  sondern  die  Anspannung  der 
Muskulatur,  vielleicht  auch  des  Geistes.  Ruhe  der  Muskeln  bedingt  Kongestion 
zum  Intestinalapparat  und  zur  Leber  und  damit  energische  Gallensekretion 
und  Durchspülung  der  Gallenwege.  Die  Verbreitung  der  Bakterien  wird  nun 
nicht  so  sehr  durch  ständig  verminderten  Abfluss  der  Galle,  sondern  durch 
plötzliche  Druckschwankungen  begünstigt.  Das  weibliche  Geschlecht  disponiert 
mehr,  vielleicht  weil  Blutungen  der  Menstruation  und  der  Geburt  Schwan- 
kungen in  der  Lebersekretion  hervorrufen,  da  Ranke  experimentell  nach- 
gewiesen hat,  dass  Blutungen  die  Gallenabsonderung  bei  Versuchstieren  oft 
plötzlich  unterdrückte.    Manifest  wird  das  Gallensteinleiden  erst  allmählich, 


PageDstecher,  Yerletzimgen  u.  chirarg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    759 

wenn  die  Virulenz  der  Bakterien  gesteigert  ist.  Dann  wird  anch  die  Serosa 
ergriffen,  und  während  im  Frühstadinm  sich  noch  keine  Adhäsionen  bilden, 
findet  man  sie  regelmässig  nach  häufigen  Anfällen. 

Her t er  (25)  bespricht  ausführlich  die  Bedingungen  zu  Eonkrement- 
bildnng  in  der  Galle  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  chemischen  Kon- 
stitution und  Eonstitutionsveränderungen  letzterer.  Genaue  Zahlen  von 
Analysen  sind  wiedergegeben.  Im  allgemeinen  ist  H er  t  er  hier  der  Meinung, 
dass  bier  auch  noch  zahlreiche  ungelöste  Fragen  bestehen,  insbesondere  der 
Einfluss  des  Gehaltes  des  Blutes  an  Gholestearin,  der  Alkaleszenz  der 
Galle  u.  s.  w.  Er  schliesst  sich  den  Naunyn  sehen  Ansichten  über  die 
Entstehung  der  Gallensteine  an;  es  gehört  dazu  das  Zusammentreffen  mehrerer 
Momente,  Infektion  der  Gallenwege,  mechanische  Störung,  Bildung  von  Ghole- 
stearin aus  den  katarrhalischen  Produkten  der  Gallenwege.  Konstitutionelle 
Ursachen  und  eine  bakterielle  Inyasion  der  Gallenwege  allein  nicht  genügend 
zur  Entstehung. 

Fink  (16)  bat  seit  10  Jahren  als  praktischer  Arzt  und  als  Leiter  des 
allgemeinen  Kränkenhauses  die  interne  und  chirurgische  Behandlung  des 
GaUensteinleidens  betrieben  und  die  Endresultate  nach  dieser  Zeit  ermittelt. 
Danach  sind  bei  293  von  403  Patienten,  welche  fast  alle  von  Koliken  heim- 
gesncht  gewesen  waren,  bei  72  Vo  die  Steine  latent  geworden.  Der  Haupt- 
anteil der  Wirkung  fällt  den  Thermalquellen  zu  (bessere  Darmzirkulation,  ver- 
mehrte Gallensekretion,  Verdünnung  derselben).  Es  wird  Ruhe  im  Gallen- 
system herbeigeführt.  Notwendig  ist  eine,  mehrfach  wiederholte  systematische 
Kur.  Daneben  bietet  die  Kur  noch  mehr:  sie  schafft  die  primären  Anlagen 
und  kleinen  Konkremente  weg.  Die  chirurgische  Behandlung  hat  da  zu  be- 
ginnen, wo  eine  Ausspülung  der  durch  die  Steine  hervorgerufenen,  nicht  in- 
fektiösen und  in  einzelnen  Fällen  der  infektiösen  Veränderungen  des  Gallen- 
systems nicht  genügt.  Der  Grad  der  durch  die  Steine  in  der  Blase  und 
Gholedochus  hervorgerufenen  Komplikationen  ist  bestimmend  für  die  Frage 
des  Kurgebrauches  oder  die  Ausführung  der  Operation. 

Fink  (Karlsbad)  (17)  will  die  Grenze  zwischen  balneologischer  und 
chirurgischer  Behandlung  und  den  Zeitpunkt  bestimmen,  wann  erstere  auf- 
zuhören, letztere  zu  beginnen  hat.  Sein  Material  erstreckt  sich  auf  8  Jahre 
Privatpraxis.  Daher  überwiegen  die  Schwerkranken ;  die  Patienten  stammten 
aus  allen  Weltgegenden.  Männer  zu  Frauen  wie  1 : 2,2.  Häufig  treten  nach 
der  Entbindung  die  ersten  Beschwerden  hervor.  Bis  zum  60.  Lebensjahr 
kommen  mehr  Steine  an  den  Lebenden  zur  Betrachtung,  als  bei  Sektionen 
im  Verhältnis  nachgewiesen  werden,  umgekehrt  nach  60  Jahren.  Fink 
glaubt,  dass  sich  bis  zu  20 — 30  Jahren  die  ersten  Präzipitationen  bilden, 
welche  bei  Sektionen  nicht  so  wie  fertige  Steine  beachtet  werden.  Fink 
beobachtete  am  häufigsten  Kranke  mit  bereits  zahlreichen  Anfällen,  die  in 
fortgeschrittenem  Stadium  nach  Karlsbad  kamen,  z.  B.  57  ^/o  mit  Ikterus. 
Für  die  Beurteilung  der  Karlsbader  Kur  gibt  nur  eine  jahrelange  Betrachtung 
den  rechten  Massstab  ab.  Die  Kur  wirkt  verschieden,  je  nach  dem  Stadium 
des  Leidens:  1.  Bei  Kranken  mit  Reizzuständen  und  entzündlichen  Erschei- 
nungen kommen  die  Steine  zur  Latenz.  2.  Es  tritt  Wohlbefinden  nach  Aus- 
stossung  von  Konkrementen  ein.  3.  Es  kehrt  noch  eine  Kolik  wieder,  dann 
Wohlbefinden.  Im  ganzen  guter  Erfolg  bei  72,8  aller  Patienten.  Latenz 
sagt  Fink  nicht  Heilung.  Letztere  tritt  jedoch  bei  einem  Teil  sicher  ein. 
Schlechter  Erfolg  bei  4,93  ®/o,  Besserung  bei  4,9  ®/o,  operiert  8,4,  ver- 


760  JfthrMberieht  fttr  Chinirgie.    IL  Teil. 

sterben  0,48  ®/o.  Summa  14,9  ®/o  ohne  Erfolg.  Der  günstige  Erfolg  ist  dem 
fräbzeitigen  Knrgebrauch  zu  verdanken.  Das  gute  Resultat  besteht  1  bis 
2  Jahre.    Steinabgang  wurde  bei  24,5  ^/o  beobachtet. 

Operiert  wurden  34  Patienten,  deren  Krankengeschichten  beigegeben 
sind.  Weder  die  interne  noch  chirurgische  Methode  sind  einzig  geltend. 
Jeder  Fall  bedarf  eigener  Behandlung. 

Die  Wirkung  der  Karlsbader  Kur  sind  nach  Fink:  1.  begleitende,  Be- 
seitigung der  auf  das  Gallensystem  wirkenden  Reize.  2.  Wirkung  der  Thermal: 
Ableitung  auf  den  Darm,  bessere  Zirkulation,  vermehrte  Gallensekretion. 
Auch  grosse  Konkremente  durch  den  Gholedochus  zu  treiben,  vermag  die 
Quelle  nicht. 

Kehr  (29)  berichtigt  ein  Missverständnis  Finks  über  die  von  ihm  an- 
gegebene Zahl  seiner  Gallensteinrezidive. 

Körte  (32)  ist  nicht  dafür,  jeden  Gallenstein  zu  entfernen.  Nicht  das 
Vorhandensein  von  Steinen  an  sich,  sondern  die  Art  und  der  Grad  der  Ent- 
zündung, welche  sie  periodisch  oder  dauernd  erregen,  indiziert  die  Operation. 
Doch  garantiert  letztere  nicht  das  Verschwinden  aller  Beschwerden.  Körte 
ist  in  der  Indikationsstellung  konservativer,  der  Ausführung  radikaler  ge- 
worden. Bei  Fällen,  wo  die  Gallensteinkrankheit  zwar  Beschwerden,  aber 
keine,  die  Gesundheit  ernstlich  bedrohenden  Komplikationen  macht,  wartet 
er  bei  innerer  Behandlung,  und  operiert,  wenn  die  Anfälle  sich  häufiger  oder 
die  äussere  Lage  des  Kranken  Schonung  nicht  möglich  macht.  (Hydrops, 
chronische  Cholecystitis.)  Absolute  Indikationen  sind  Empyem,  Ikterus,  Fieber, 
akuteste  Cholecystitis.  Karzinom  ist  Antündikation.  Körte  entfernt  jetzt  meist 
die  Blase,  eröjffnet  den  Choledochus.  Bei  Infektion  werden  die  Gallengange 
drainiert. 

Deaver  (10)  bespricht  die  Operation  der  Gallensteine,  mit  besonderer 
Rücksicht  der  Komplikationen,  welche  letztere  zur  Folge  haben.  Diese  Kom- 
plikationen sind  Adhäsionen,  chronische  Pankreatitis,  Eiterungen,  Fisteln,  Leber- 
und Nierenerkrankungen  und  die  Ursachen,  dass  die  Mortalität  im  Verhältnis 
zu  ihrer  Schwere  steigt.  Daher  soll  operiert  werden,  so  bald  die  Anwesenheit 
von  Gallensteinen  nachgewiesen  ist.  Deaver  verwendet  einen  Längsschnitt 
nach  Mago-Robson,  macht  sehr  häufig  Ektomie,  Hepaticusdrainage.  Bei 
chronischer  Pankreatitis  mit  Ikterus  genügt  oft  Cholecystostomie;  wenn  sie 
nicht  ausreicht,  Cholecystoduodenostomie  mit  dem  Knopf.  Bei  Magendila- 
tation genügt  meist  die  Lösung  von  Adhäsionen,  Gastroenterostomie  trübt  die 
Prognose  der  Operation. 

Kuhn  (35)  berichtet  über  seine  Methode  der  Spülung  der  Gallenwege. 
Ein  Rohr  wird  wasserdicht  in  die  Gallenblase  eingefugt  und  mit  Kochsalz- 
lösung unter  Druck  von  200 — 1000  mm  Wasser  gespült,  1.  zu  diagnostischen 
Zwecken,  um  das  Freisein  der  Wege  beurteilen  zu  können;  2.  zu  therapeuti- 
schen Zwecken,  heilende  Lösungen  in  die  Gallenwege  einzubringen  oder 
mechanisch  die  Passage  zu  beeinflussen.  Eine  Stromstärke  unter  25  ccm  in 
V2  Minute  bei  50  cm  Wasserstand  bedeutet  Wegbehinderung.  Die  gewöhn- 
lichen Werte  sind  25 — 50  in  einer  V«  Minute.  Werte  von  50—100  stellen 
erweiterte  Wege  dar.  Bei  stärkerer  Druckerhöbung  entsteht  ein  kolikartiger 
Schmerz.  Nach  Kuhn  ist  der  GallensteinkoUkanfall  und  der  Ausdruck  for 
eine  Druckerhöhung  im  System  bedingt  durch  eine  Abflussbehinderung  der 
Gallensekrete. 


Pagenstecber,  Verletzungen  u.  ehirorg.  Krankheiten  der  Lebern.  GallenUase.    761 

Elemperer  (31)  berichtet  Aber  einen  Fall  „echter"  GallenBteinrezidiye.  Patientin 
^wurde  auf  Elemperer s  Rat  von  Kehr  operiert.  Die  Blase  soll  300  Steine  enthalten 
liaben,  derCysticns  einen  walnnssgrossen;  Blase  wurde  entfernt,  Cboledochus  verdickt  nnd 
leer  gefunden;  V«  Jahr  nach  der  Operation  traten  aber  wieder  neue  wenn  auch  weniger 
Heftige  Anfälle  mit  Abgang  von  neuen  Cholestearinsteinen  auf.  Ob  Hepaticusdrainage  ge- 
madit  war,  weiss  K  lern  per  er  nicht;  er  nimmt  selbst  Bildung  der  neuen  Steine  der  Gallen- 
Sänge  an  (was  man  aber  doch  nicht  ohne  weiteres  als  „echtes  Rezidiv"  bezeichnen  kann). 

Schilling  (51)  gibt,  wie  das  Vorwort  besagt,  ;, dem  Praktiker  eine  vom 
praktischen  Standpunkt  ausgehende  kurze  Beschreibung  der  Cbolelithiasis 
nach  dem  gegenwärtigen  Stande  unseres  Wissens  und  Könnens  über  Ursachen, 
Pathologie,  Diagnostik  und  vor  allem  über  die  interne  und  operative  Therapie.^ 

Törnqvist  (56)  gründet  seine  Darstellung  auf  49  Fälle,  worunter  43 
operativ  behandelte,  über  welche  vollständige  Krankengeschichten  mitgeteilt 
werden.  Der  Gallenblaseninhalt  und  bei  den  Choledochotomien  auch  die  Leber- 
galle  ist  in  den  operierten  Fällen  bakteriologisch  untersucht  worden.  Folgende 
Methoden  sind  zur  Anwendung  gekommen,  a)  Direkte  mikroskopische  Unter- 
sachung  im  Hängetropfen  oder  in  tingierten  Deckglaspräparaten,  mit  Diffe- 
renzierung der  Färbung  nach  Gram  verbunden;  b)  Kulturen  in  BouUion, 
Gelatine  und  Agaragar;  c)  Bakterienfärbung  von  Schnitten  der  Gallenblasen- 
wand. In  den  21  Fällen,  wo  sämtliche  drei  Untersuchungsmethoden  zur  Aus- 
führung gelangen,  ist  es  immer  möglich  gewesen,  durch  eine  oder  mehrere 
derselben,  das  Vorhandensein  von  Bakterien  nachzuweisen ;  und  von  den  sämt- 
lichen 57  bakteriologisch  geprüften  Gallen  haben  überhaupt  alle,  mit  Aus- 
nahme von  nur  zwei,  bei  Verwendung  irgend  einer  der  Untersuchungsmethodeh 
Bakterien  aufzuweisen  gehabt.  Besonders  wichtig  erscheint  es,  den  an  der 
Gallenblasenwand  öfters  in  grossen  Mengen  adhärierenden  Schleim  zu  unter- 
suchen, da  hier  oft  Bakterien  bei  der  direkten  mikroskopischen  Untersuchung 
massenhaft  angetroffen  werden.  Dem  Gallenblasenschleime  ist  wahrscheinlich 
eine  grosse  Bedeutung  im  Kampfe  gegen  die  Infektion  beizumessen  als  ein 
die  Bakterien  auffangendes  und  unschädlichmachendes,  und  daher  die  Wand 
selbst  schützendes  Medium.  Auf  Grund  der  mikroskopischen  Untersuchungen, 
die  Törnqvist  teils  an  normalen  Gallenblasen,  teils  an  dem  bei  den  Ope- 
rationen gewonnenen  Material  angestellt  hat,  glaubt  er  folgende  Schlüsse  ziehen 
zu  dürfen :  Die  Drüsenentwickelung  ist  eine  Folge  der  irritativen  Einwirkung 
von  Steinen  und  Infektion  auf  die  Blasenwand  und  die  Drüsenbildung  ge- 
wissermassen  eine  Schutzmassregel  seitens  der  Blase,  wodurch  sie  ihre  schleim- 
produzierende Oberfläche  an  Schutz  gegen  die  Infektion  zu  vergrössern  sucht. 
Es  fand  sich  nämlich  in  12  normalen  Fundusteilen  keine  einzige  tiefliegende 
Drüse  vor,  während  in  33  Fundusteilen  bei  Cbolelithiasis  in  15  Fällen  tief- 
liegende Drüsen  vorkamen.  Dass  Steinbildung  und  Drüsenbildung  in  ursäch- 
lichem Zusammenhange  miteinander  stehen  müssen,  ist  einleuchtend. 

Hj.  von  Bonsdorff. 

Pruszynski  (44)  präzisiert  seine  Ansichten  über  die  chirurgische  Be- 
handlung der  Cbolelithiasis  und  ihrer  Folgezustände  dahin: 

Eine  Operation  ist  ohne  weiteres  angezeigt  1.  bei  Peritonitis,  gleichviel 
ob  diese  oh^e  Läsion  der  Gallenwege  oder  infolge  von  Perforation  derselben 
zustande  kam;  2.  in  Fällen  von  schwerer  Infektion  bei  bestehender  sogen. 
fievre  hepatique ;  3.  bei  dauerndem  Choledochusverschluss,  ohne  Rücksicht  auf 
Vorhandensein  oder  Fehlen  cholangitischer  Erscheinungen;  4.  bei  Adhäsionen 
mit  hochgradigen  andauernden  Beschwerden  oder  Pylorus-  resp.  Duodenal- 
stenosen;  5.  beim  Hydrops  und  Empyem  der  Gallenblase;  6.  beim  Gallen- 


762  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil. 

blasenkarzinom ;  7.  bei  häufig  auftretenden  Kolikanfällen,  nachdem  die  medika- 
mentöse Behandlung  erfolglos  blieb. 

Hingegen  kann  mit  einem  Eingriff  abgewartet  werden  1.  bei  selten 
wiederkehrenden  Koliken  und  2.  bei  akutem  Choledochusverschluss. 

Urbanik  (Krakau). 

Auf  Grund  eigener  reichlicher  Erfahrung  sucht  S  zum  an  (54)  die  Indi- 
kationen für  die  Cholecystostomie  genauer  zu  umgrenzen.  Die  Schlussfolge- 
Hingen  der  Arbeit  werden  vom  Verf.  selbst  in  folgender  Zusanmienfassiiiig 
gegeben : 

1.  In  den  meisten  eine  chirurgische  Behandlung  erfordernden  Gallen- 
steinfällen  genügt  die  einzeitige  Cystostomie  zur  Herbeiführung  einer  TÖlliges 
und  dauernden  Heilung. 

2.  Komplizierte  Fälle,  in  denen  nebst  der  Gallenblase  auch  die  Ginge 
von  schweren  Veränderungen  (Ulzeration  der  Blasenwand  und  Perforation, 
Cysticusverschluss,  septische  Cholangitis)  betroffen  sind,  erheischen  eine  Badi- 
kaloperation,  d.  i.  Gystektomie  kombiniert  mit  Hepaticusdrainage. 

3.  Eine  Obliteration  des  Choledochus  kontraindiziert  die  Gystektomie 
und  kommt  in  diesen  Fällen  eine  Cysto-  oder  Choledochoenterostomie  resp. 
eine  Cysticoenterostomie  in  Betracht. 

4.  Bei  Vorhandensein  von  Steinen  und  sekundären  Veränderungen  in 
den  tieferen  Gängen  und  bestehender  Atrophie  der  Blase  ist  die  Choledocho- 
tomie  mit  Drainage  angezeigt.  Die  geschrumpfte  Gallenblase  lässt  man  un- 
berührt. 

5.  Bei  Beschränkung  des  Prozesses  auf  die  Gallenblase  allein  und  post^ 
operativer  oder  spontaner  Blasenfistelbildung  kann  man,  wenn  die  übrigen 
Gallenwege  sicher  frei  sind  und  die  Galle  nicht  infektionsverdächtig  erscheint, 
nach  Ausführung  der  Ektomie  von  einer  Drainage  absehen. 

Urbanik  (Krakau). 

Hartman  (23)  hält  für  die  Differentialdiagnose  zwischen  Choledochns- 
stein  und  Karzinom  das  verschiedene  Verhalten  der  Gallenblase  nicht  for 
klinisch  bedeutungsvoll,  da  es  unsicher  ist.  Vorausgegangene  Koliken,  Fieber, 
Spannung  des  rechten  ßektus,  Wechsel  am  Grad  des  Ikterus  sprechen  for 
Stein,  auch  entstandener,  zunehmender  Ikterus,  absoluter  Mangel  an  GaDe  in 
den  Fäces,  Abmagerung  sprechen  für  Verschluss  des  Ganges  im^Pankreas.  Bei 
letzterem  ist  die  Cholecystoenterostomie  indiziert,  bei  Steinen  versucht  Hart- 
mann  möglichst  lange  interne  Behandlung,  besonders  mit  Olivenöl.  Er  naht 
bei  der  Choledochotomie  nie,  sondern  legt  ein  Drain  dicht  an  die  Inzision. 
Die  Operation  wird  durch  ein  in  den  Rücken  geschobenes  rundes  Kissen  sehr 
erleichtert. 

Murphy  (42)  bespricht  eingehend  die  Differentialdiagnose  der  verschie- 
denen durch  Gallensteine  hervorgerufenen  Zustände.  Einzelheiten  müssen 
im  Original  nachgelesen  werden. 

Ehret  (13)  stellt  folgende  diagnostische  Sätze  auf:  Bei  Gallensteifi- 
kranken  mit  gefärbten  Stühlen  zeigen  rasche  und  häufige  Fieberanfälle  ul 
dass  der  Sitz  der  Steine  in  den  tieferen  Lagen  zu  suchen  ist.  ^  Häufige  An- 
fälle von  Ikterus  zeigen  die  Einklemmung  vom  Choledochus  aus,  besondeis 
wenn  heftige  Schmerzen  fehlen. 

Baldassari  und  Gardini  (2)  führten  an  Hunden  Experimente  in  der 
Weise  aus,  dass  sie  die  Gallenblase  teilweise  resezierten  und  dann  die  Plastik 
an  derselben  vornahmen.     Der  implantierte  Lappen  bestand  aus  parietalein 


Pagenstecber,  Verletzungen  n.  chirorg.  Krankheiten  der  Leber  n.  Gallenblase.    763 

Peritoneam  und  war  durch  die  unter  diesem  gelegenen  Muskelfasern  verstärkt : 
Die  Experimente  gaben  ein  gutes  Resultat:  es  bildeten  sich  bald  Adhärenzen 
zwischen  dem  Lappen  und  der  Leber  und  dem  Netze  und  nach  längerer  Zeit 
fand  sich  keine  Spur  mehr  von  der  Operation,  denn  die  Gallenblasenwand 
hatte  ihre  Kontinuität  wiedererlangt  und  der  Lappen  war  resorbiert  worden. 

R.  Giani. 

Körte  (33).  In  einer  Minderzahl  von  Fällen  führt  der  cholecystitische 
Anfall  zu  schweren  lebensgefahrlichen  Zuständen,  Nekrose  oder  Phlegmone 
der  Blasenwand  und  Einsetzen  septischer  Allgemeininfektion,  sowie  Fortleitung 
aufs  Peritoneum.  Körte  hält  die  sofortige  Operation  für  indiziert,  während 
man  ja  sonst  gern  den  Anfall  abklingen  lässt.  Er  hat  18  mal  operiert  Gallen- 
steine fanden  sich  18  mal.  Vielfach  war  das  Leiden  latent  geblieben.  Im 
Yordei^rund  standen  peritoneale  Reizerscheinungen,  die  Darmlähmüng  lässt 
an  Darm  verschluss  denken.  4  mal  bestand  ein  Erguss  ins  Peritoneum  oder 
die  Peritonitis  war  begrenzt.  Drohende  Perforationen  der  Blasenwand  können 
durch  Netz  oder  Darm  verkleben.  Die  Gallenblase  kann  sehr  stark  ver- 
grössert,  mit  Eiter  gefällt  sein,  einmal  grösstenteils  nekrotisch.  Operiert 
wurde  vorher  den  2.  und  9.  Tag,  stets  fand  sich  hochgradigste  Entzündung, 
Rötung,  Fibrinauflagerung;  Ulzeration  der  Schleimhaut  durch  Eiterung,  nicht 
Steindruck.  Hergang  war  ojffenbar  ein  vorheriger,  dann  infizierter  Hydrops 
durch  Cysticusverlegung,  Folgezustände  sind:  subphrenischer  Abszess,  difiuse 
Peritonitis.  15  Fälle  heilten,  3  starben.  6 mal  wurde  Cystotomie  gemacht, 
7  mal  ektomiert,  5  mal  reseziert. 

Neben  der  eitrigen  Entzündung  der  Gallenblase,  welche  zu  Druck- 
geschwüren und  Palpation  führen  kann,  gibt  es  nekrotisierende  Formen. 
Czerny  (8)  beschreibt  folgende  2  Fälle: 

1.  Unter  dem  Bilde  einer  Darmetenose  auftretender  larvierter  Gallensteinanfall  mit 
Nekrose  der  Gallenblaaenachleimhaut  durch  eingeklemmte  Steine.  Partielle  Resektion  der 
Gallenblase,  Tod  uiter  dem  BUde  chronischer  Sepsis  und  Herzschwäche.  2.  Wiederholte 
larvierte  Gallensteinanfillle  anter  dem  Bilde  der  Darmstenose.  Partielle  Nekrose  der  Schleim- 
haut   Resektion  der  Gallenblase  in  zwei  Operationen,  Heilung. 

Beide  Male  ist  die  Nekrose  durch  Einklemmung  von  Steinen  imCysticus 
eingetreten.  Eitererregende  Bakterien  waren  nicht  nachweisbar.  Die  Art. 
cystica,  die  die  Rolle  einer  Endarterie  spielt,  kommt  wohl  in  Betracht.  Solche 
Nekrosen  der  Schleimhaut  leiten  wohl  die  nach  wiederholten  Anfällen  häufige 
Blasenschrumpfang  ein.  Parallel  laufen  Verwachsungen  als  leider  nicht  immer 
zu  vermeidende  Folgen  der  Gallensteinkrankheit,  die  man  bei  den  Opera- 
tionen in  Kauf  nehmen  muss.  Von  diesem  Standpunkt  aus  ist  die  Frühope- 
ration zu  befürworten. 

Bei  solchen  partiellen  wie  totalen  Nekrosen  ist  die  Cystektomie  auszu- 
fuhren. Sonst  exstirpiert  Czerny  selten,  sondern  macht  Drainage  und  Sus- 
pendierung der  Blase  an  der  Bauchwand.  Wenn  er  auch  zugibt,  dass  eine 
gründliche  Revision,  wozu  auch  die  Drainage  des  Cysticus  gehört,  wohl  das 
Zurückbleiben  von  Steinen  und  von  Beschwerden  durch  Verwachsungen  sicherer 
verhüten  wird,  so  geht  Czerny  doch  nicht  von  der  einfachen  Methode  (bei 
Choledochotomie  gewöhnlich  die  Naht)  gern  ab.  „Denn  warum  sollen  wegen 
einem  Sünder  auch  die  9  Gerechten  leiden,  bei  denen  ein  einfacher  Eingriff 
mit  weniger  Gefahr  und  Unbequemlichkeit  die  Heilung  in  drei  Wochen  her- 
beiführt?" 

Mariotti  (40)  beschreibt  3  Fälle  von  infektiöser  Aflfektion  der  Gallen- 
blase  (Gallensteinkrankheit   mit   unregelmässigem  Verlauf.    Im   ersten  Falle 


764  Jahresbericht  für  Chirorgie.    11.  Teil. 

handelte  es  sich  um  eine  hochakute  Form,  in  den  anderen  beiden  fallen  war 
der  Verlauf  ein  langsamer.  In  allen  3  Fällen  waren  die  Schmerzanfalle  nicht 
von  Ikterus  gefolgt.  Im  zweiten  Falle  bestand  eine  durch  chronische  Angio* 
cholitis  hervorgerufene  hochgradige  Cholämie.  Verf.  spricht  sich  zn  gunsten 
der  Cholecystotomie  aus,  die  er  in  den  ersten  zwei  Fällen  vonuJun,  w^l  sie 
eine  längere  Drainage  ermöglicht,  die  die  Entleerang  der  Steine  and  der  in- 
fizierten Galle  sichert.  Im  dritten  Falle  schritt  er  wegen  der  zahlreichen 
Adhärenzen  zur  Cholecystektomie,  um  den  Schmerz  zu  mildem. 

R.  Giani. 

Krukenberg  (34)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  man  ausserordent- 
lich heftige  Gallenblasenkoliken  finden  kann,  ohne  dass  Steine  vorhanden  sind; 
die  Blasen  sind  dann  lang  und  schlaff;  auch  in  2  von  den  mitgeteilten  Fällen 
war  das  so  und  wurde  durch  Annähung  und  Drainage  Heilung  erzielt.  Der 
lose  Zusammenbang  mit  der  Leber  ist  wohl  verantwortlich  zu  machen.  Man 
kann  den  Zustand  als  Wandergallenblase  bezeichnen. 

Rudaux  (50).  Gravidität  disponiert  zu  Cholecystitis;  gewöhnlich  im 
8. — 9.  Monat;  dieselbe  zeichnet  sich  aus  durch  besonders  schwere  and  stör- 
mische Erscheinungen.  Es  droht  jederzeit  Perforation  der  eitergefiillten  Grallen- 
blase;  im  Fall  die  Erscheinungen  nicht  rasch  abklingen,  muss  baldigst  operiert 
werden. 

Glaser  (20,  21)  empfiehlt  auf  Grund  einer  Theorie,  wonach  infolge 
einer  nervösen  Störung  der  Leberfunktion  das  Cholestearin  im  Überflass  ge- 
bildet wird  und  dadurch  ausfällt,  sein  Chologen,  eine  Mischung  von  Hg. 
Podophyllin,  Menthe  und  Kümmel,  um  die  Produktion  guter,  die  Steine  wieder 
auflösender  Galle  herbeizuführen.  Die  nähere  Mischung  des  in  drei  Arten 
fabrizierten  Mittels  wird  geheim  gehalten.  Er  behauptet,  von  100  78®/o  ge- 
heilt zu  haben. 

Courroisier  (7)  gibt  sich  die  Mühe,  Punkt  für  Punkt  nachzuweisen, 
dass  Glaser  auf  Grund  völlig  unbewiesener  Theorien  und  von  Behauptungen, 
die  mit  allen  Erfahrungen  der  Gallensteinpathologie  in  wesentlichen  Punkten 
im  Widerspruch  stehen,  vorgeht,  dass  er  keinen  Beweis  bringe,  wie  sein  Mittel 
wirke.  Die  angeblichen  Erfolge  sind  entweder  Zufalle  oder  beruhen  auf  dem 
günstigen  Einfluss  der  zugleich  geübten  sorgfältigen  diätetischen  Anstalts- 
behandlung.  Mehrere  Fälle ,  wo  Glaser  Heilung  versprochen,  bekam  Cour- 
roisier nachher  in  chirurgische  Behandlung.  Courroisier  warnt  ausdrück- 
lich, auf  das  Chologen  zu  vertrauen. 

Häberlin  (24)  bespricht  den  Fall  eines  Patienten,  welche  zuerst  ver- 
geblich 270  Stück  Chologentabletten  nahm  und  dann  durch  Operation  geheilt 
ist.  Er  meint,  dass  das  Chologen  vielleicht  die  Zirkulation  des  Darmes  vei^ 
bessert,  die  Koliken  beseitigt,  nicht  die  Steine. 

Bergs  (5)  Material  besteht  zumeist  aus  Patienten,  welche  schon  lang 
an  Gallensteinen  litten  und  bei  denen  schwere  Komplikationen  und  erheblidie 
Störung  des  Allgemeinbefindens  hinzugekommen  waren.  Daher  hatte  er  von 
1898—1902  im  ganzen  eine  Mortalität  von  29  «/o. 

Häufig  sah  Berg  nach  der  Operation  Wiederkehren  von  Schmerzen,  zu- 
meist infolge  von  Adhäsionen,  seltener  durch  zurückgelassene  Steine.  Echtes 
Rezidiv  hält  er  für  sehr  selten. 

Bezüglich  der  Technik  bevorzugt  er  einen  Längsschnitt  durch  den  Rektos. 
Die  Cholecystotomie  macht  er  mit  Annähen  der  drainierten  Blase  ans  Pen- 


Pagenstecher,  Yerletasnngea  a.  chirnrg.  Krankheiten  der  Leber  u.  Gallenblase.    765 

toneum  und  Verschluss  des  Bauches  um  das  in  die  Blase  eingenähte  Drain. 
Bei  der  Cboledochotomie  hat  er  zweimal  genäht,  sonst  drainiert. 

Moynihan  (41).  Fftlle  von  Ektomie  ans  folgenden  Indikationen:  1.  Fistelbildnng 
zwischen  Blase  und  Dnodennm.  2.  Karzinom  der  Blase.  S.  MembranOse  Cholecystitis. 
4.  Chronische  Cholecystitis  mit  eitrigem  Inhalt  nod  Steinen.  5.  Chronische  sklerosierende 
Cholecystitis  mit  multiplen  Perforationen  und  Steine  im  Choledochus.  6.  Gangrftn  der 
Gallenblase. 

Richardson  (47).  Die  Exstirpation  der  Gallenblase  hat  bestimmte 
Grenzen.  Notwendig  ist  sie  bei  Neubildung  und  bei  Gangrän.  Bei  geschrumpften 
und  entzündeten  Blasen  mit  verdickter  Wand  ist  sie  wünschenswert,  insbe- 
sondere wenn  sie  sich  schlecht  drainieren  lassen.  Bei  erweiterter  und  in- 
fizierter Blase  mit  dünner  Wand  und  Steinen  ist  Drainage  vorzuziehen,  falls 
nicht  stärkere  Veränderungen  vorliegen ;  notwendig  ist  Drainage  bei  akuter 
Cholecystitis  mit  schwerem  Allgemeinzustand,  wenn  die  Blase  nur  erweitert, 
weder  geschrumpft,  noch  gangränös  ist.  Bei  chronischer  Cholecystitis,  be- 
sonders bei  Stein  im  Choledochus,  ist  Exstirpation  vorzuziehen ;  bei  einfachen 
Gallensteinen  ohne  weitere  Veränderungen  Drainage ,  ebenso  bei  chronischer 
Pankreatitis. 

Davis  (9).  Da  die  Cholecystotomie  in  17 — 20®/o  keine  volle  Heilung 
der  Kranken  herbeiführt,  soll  die  Gallenblase  in  allen  Fällen  entfernt  werden, 
wenn  nicht  der  Zustand  desEjranken  eine  möglichst  kurze  Operation  erfordert. 
Die  Mortalität  der  Gallenblasenexstirpation  ist  in  komplizierten  Fällen  nach 
Kehr  etwa  2Vo  und  die  Heilung  sehr  viel  rascher  als  nach  Cholecystotomie. 
Wenn  die  Gallenblase  nicht  in  erster  Sitzung  entfernt  werden  kann,  ist  rat- 
sam, die  Exstirpation  später  vorzunehmen.  Maass  (New- York). 

Vincent  (60)  bespricht  die  Methode  einer  subserösen  Ausschälung  der 
Gallenblase.  Beim  akuten  Empyem  ist  die  Cystostomie  angezeigt.  Bei  chro- 
nischen Veränderungen  kann  dagegen  die  Methode  ihre  Anwendung  finden. 
Die  zurückbleibende  Serosa  kann  zu  einem  Kanal  für  die  Gallengangsdrainage 
▼erwandt  werden.  Je  nachdem  die  Serosa  der  Muscularis  locker  oder  fester 
(infolge  von  chronischer  Entzündung)  anhängt,  ist  das  Verfahren  verschieden. 
Im  ersteren  Falle  und  bei  freiem  Choledochus  kann  man  die  Gallenblase, 
ohne  sie  eröffnet  zu  haben,  ligieren  und  entfernen.  Im  letzteren  wird  die 
Blase  aufgeschnitten  und  der  Choledochus  auf  seine  Durchgängigkeit  unter- 
sucht und  entweder  die  Blase  zur  Anlegung  einer  Gallenfistel  benutzt  oder 
nach  Freimachen  des  Choledochus  im  ganzen  exstirpiert. 

Tuffier  (57)  berichtet  über  einige  Fälle  von  Cboledochotomie  mit  Be- 
merkungen nach  folgenden  2  Richtungen  hin:  1.  Diagnose  des  Choledochus- 
verschlusses  kann  erst  während  und  selbst  nach  der  Operation  schwanken. 
Touffier  sah  ein  Karzinom  des  Pankreas  einen  Stein  vortäuschen  bei  Frau 
von  35  Jahren.  Die  Vergrösserung  der  Gallenblase  kann  bei  Krebs  des 
Choledochus  und  Cysticus  fehlen.  In  einem  Fall  machte  Tuffier  eine  An- 
astomose des  entzündeten  Choledochus  mit  dem  Magen  mit  gutem  palliativen 
Erfolg,  weil  ein  hinter  dem  Magen  gelegener  Tumor  Cysticus  und  Choledochus 
verschloss,  eine  Cholecystocolostomie  wegen  Ikterus  mit  Steinen  der  Blase 
ohne  nachweisbarem  Hindernis  am  Choledochus.  2.  Bei  Krebs  oder  Induration 
des  Pankreas  macht  Tuffier  Anastomose  mit  dem  Dünndarm.  Bei  Stein 
sucht  er  denselben  in  die  Blase  zu  schieben,  weil  er  deren  Eröffnung  für 
leichter  hält  als  die  Inzision  des  Choledochus,  bei  fetten  Personen  oder  bei 
Adhäsionen.  Wenn  dies  unmöglich,  wird  der  Choledochus  eröffnet.  Denselben 
näht  er,  wenn  dies  leicht  ausführbar,  sonsl;  wird  drainiert;  bei  gleichzeitigen 


766  Jabreabericht  für  Ghiinrgie.    II.  Teil. 

Steinen  der  Blase  werden  je  nach  dem  Allgemeinbefinden  einseitig  beide  Kanäle 
eröffnet,   oder  zuerst  die  Blase,  in  einer  zweiten  Operation  der  Choledocbns. 

Hildebrand  (Basel)  (27)  tritt  für  die  Cholecystgastrostomie  ein.  Er 
hat  dieselbe  neuerdings  in  3  Fällen  (zweimal  Karzinom  des  Pankreas,  einmal 
der  Gallenblase  mit  Druck  auf  den  Choledochus)  ausgeführt,  weil  das  Dnodemim 
nicht  zugänglich  war  und  bei  einer  Verbindung  mit  dem  Magen  die  Galle 
für  die  Verdauung  nutzbar  gemacht  wird.  Irgend  welche  Beschwerden  wurden 
nicht  beobachtet. 

Thomson  (55)  empfiehlt  für  die  künstliche  Gallenblasendannfisiel  doi 
Murphyknopf. 

Der  Cholecystenterostomie  fügt  Krause  (Maragliano)  (39),  um  eine 
aufsteigende  Infektion  zu  yerhüten,  eine  Enteroanastomose  zu.  Ein  Fall  wird 
als  Beispiel  mitgeteilt. 

In  16  Yon  Fergusson  (62)  operierten  Fällen  fanden  sich  Gallensteine, 
während  die  klinischen  Symptome  nur  auf  Magendarmstörungen  im  allgemeiiieii 
hindeuteten.  12  you  diesen  hatten  Gallenblasenhydrops  mit  einem  oder 
mehreren  sehr  grossen  Steinen.  Fergusson  glaubt  nicht,  dass  die  Kolik 
meist  auf  suppuratiTen  Prozessen  und  entzündlicher  Schwellung  beruht  In  Sim 
50  ^/o  seiner  wegen  Kolik  operierten  Fälle  war  die  Galle  aseptisch.  Die 
Schmerzen  werden  meist  durch  spastische  Zuckungen  und  Druck  von  inm 
ausgelöst.  Bei  einer  Kranken  mit  Gallenblasenfistel  konnte  Fergusson  untff 
leichtem  Druck  jede  beliebige  Menge  Wasser  durch  die  Fistel  in  den  Darm  spritiea 
bei  starkem  Druck  traten  sofort  schmerzhafte  Krämpfe  auf.  Dasselbe  mirh 
durch  Sondierung  des  Cysticus  mit  dicken,  nicht  mit  dünnen  Sonden  bewirkt 
Fergusson  Erfahrungen  entsprechen  nicht  denen  Riedels,  dass  Ikt^iß 
in  '/&  der  Fälle  durch  entzündliche  Schwellung  bedingt  ist.  Einmal  &od 
Fergusson  den  Ductus  com.  und  einen  der  Lebergallengänge  mit  Steioei 
gefüllt,  ohne  dass  Ikterus  bestand.  In  52  ^/o  seiner  Fälle  bestand  bei  Edik 
Temperatursteigerung.  Einmal  konnte  während  des  Anfalles  Fergusson 
das  Reiben  der  Steine  neben  dem  Bette  stehend  hören.  Mit  X-Strahlen  hat 
Fergusson  keine  diagnostischen  Erfolge  gehabt. 

Wegen  Gallenblasengangrän  operierte  Fergusson  2 mal.  Der  Knnke 
mit  entzündlicher  Gangrän  starb,  während  derjenige,  dessen  Gangran  dura 
Überdruck  bedingt  war,  genas.  Die  Inzision  macht  Fergusson  lings  des 
Rektus  von  der  9.  Rippe  nach  unten.  Ist  mehr  Platz  nötig,  wird  nach  obei 
in  der  Richtung  nach  dem  Proc.  xiphoideus  Haut  und  Fascie,  nicht  Muskel 
und  Peritoneum  durchtrennt.  Letztere  sind  so  dehnbar,  dass  für  alle  Fälle 
genug  Raum  vorhanden  ist.  In  einem  Falle  von  Gallenstanung  hat  Fer- 
gusson  guten  Erfolg  erzielt  durch  Eröffnung  der  Gallengänge  in  der  Ldier . 

Maass  (New- York). 

Bidwell  (6).  3  Falle  von  einfachem  eitrigem  Katarrh,  einer  von  aknter  PUegMi 
der  Gallenblase;  drei  weitere,  in  welchen  nar  ein  Tamor  des  rechten  Hypochoiidna* 
diagnostiziert,  die  wahre  Natur  erst  bei  der  Laparotomie  featgeatellt  werden  konnte.  LMat 
ist  daher  stets  zu  machen. 

Lieble  in  (88)  beobachtete  bei  einer  47  Jahre  alten  Fran  einen  ohne  Beaehw«^ 
gewachsenen,  kindsfauatgroesen  Tumor  rachts  oben  vom  Nabel,  welcher  leicht  uitarüe 
rechte  wie  linke  Kippen  wand  und  unter  die  Leber  verschieblich  war  ond  bei  der  Opotü« 
sich  nicht  als  Niere,  sondern  als  die  am  ausgezogenen  Cysticus  (also  ohne  SdinOrlapptf  3 
hängende  Grallenblase  erwies.  Im  Fundus  ein  nussgrosser  Stein.  Lieblein  hatte  die  Da- 
gnose  auf  Karzinom  einer  Wandemiere  gestellt. 

Yillard  (58).  21  jähr.  Frau.  Seit  einem  Jahre  Qallensteinbeach werden,  seil  «is« 
Abort  stärker.   Während  einer  neuen  Gravidität  bildet  sich  ein  grosser  Tumor  in  derUkar- 


Pagenstecher,  Verletzungen  n.  cbimrg.  Krankheiten  der  Leber  n.  Gallenblase.    767 

gegead.  Operation.  Entleernng  der  grossen  steinfaalienden  Gallenblase,  Drainage.  Pneu- 
monie am  4.  Tage.  £9  bleibt  eine  Scbleimfistel,  die  unter  heftigen  Schmerzen  sich  eines 
Tages  in  eine  Oallenfiatel  y erwandelt  Im  Verband  finden  sich  kleine  Steinchen.  Nun 
gutes  Befinden,  Erholung,  Schlnss  der  Fistel,  Geburt  zur  rechten  Zeit 

Bö r and  (4).    Galienblasenfistel  mit  Kommunikation  mit  dem  Magen. 

57 jähr.  Frau,  vor  10  Jahren  Koliken.  Seit  2  Jahren  Abmagerung.  Infiltrate  und 
Tomor  am  rechten  Rippenbogen ,  spontaner  Aufbruch,  Entleerung  eines  kastaniengrossen 
Steins.  Eitrige  Absonderung.  In  die  Fistel  gespritzte  Flttssigkeit  wird  erbrochen.  Ope- 
ration. Fistel  fahrt  in  die  Gallenblase,  in  der  ein  weiterer  Stein.  Von  ihr  kommt  man 
femer  in  eine  Öffnung  nach  dem  Magen  hin.  Tamponade.  Abfiuss  von  Mageninhalt  fOr 
einige  Tage,  dann  Heilong.  ^ 

Villard  (59).  Grosse  Steinblase  macht  durch  Druck  anfs  Duodenum  Zeichen  einer 
Pylorusstenose.    Ektomie.    Heilung. 

Fleck  (18).  Eine  Frau,  welche  schon  seit  Jahren  an  Anfällen  yon  Koliken  und 
Ikterus  gelitten  hatte,  bekommt  ein  kontinuierliches  EIrbrechen.  Sichtbare  Kontraktionen 
des  Magens.  Besserung  durch  Rektalemfthrnng.  Nach  einiger  Zeit  wird  ein  haselnuss- 
grosser  Gallenstein  erbrochen,  wonach  die  Beschwerden  aufhören. 

Erdmann  (14).  Typhus,  Venenthrombose  im  linken  Bein.  Entfieberung  Ende  der 
5.  Woche.  Anfang  der  6.  plötzlich  Entstehen  eioer  Perforationsperitonitis.  Inaision  in  der 
rechten  Fossa  iliaca  ergab  gallige  Flttssigkeit.  Die  Gallenblase  zeigt  nahe  dem  Cysticus 
ein  V«  Zoll  breites  Loch,  aus  dem  klare  Galle  fiiesst.  Cholecystektomie.  Auswaschung 
des  Bauches.  Kleine  Gazedrainage.  Heilung.  Die  Blase  entbiet  zwei  kleine  Steine  und 
zahlreiche  Schleimbautulcera.  In  der  Peritonealfittssigkeit  und  der  Gallenblase  Coli  und 
Typhusbazillen.    3  Fftlle  der  Literatur  wurden  angefahrt 

NeudOrfer  (43).  50jfthr.  Frau  bemerkt  im  August  kleine  Anschwellung  unterhalb 
des  Nabels,  die  sieb  herunter  zieht.  Vor  einem  Jahr  Schmerzanfall,  der  als  Appendi- 
citis  gedeutet  war.  Walnussgrosser  Tumor  in  der  Bauchwand,  der  bei  der  Operation  als 
Schwiele  um  einen  Fistelgang  sich  erweist.  Letztere  führt  unter  dem  Kolon  her  nach  der 
Kuppe  der  (]killenblase.  Letztere  enthftlt  zwei  haselnussgrosse  Gallensteine  und  ist  am 
Cysticus  obliteriert.    Resektion,  Drainage.    Heilung. 

ßiyiere  (49).  Spontanruptur  einer  steinhaltenden  Gallenblase.  Lapa- 
rotomie wegen  peritonitischer  Erscheinungen.  Abgekapselter  Erguss.  Loch 
in  der  Blase,  dahinter  nnssgrosser  Stein.  Fixation  der  Blase  in  der  Bauch- 
wand. Drainage.  Tod.  Weitere  Steine  in  der  Blase  und  in  der  Bauchhöhle 
unterhalb  der  Leber.    Cysticus  durchgängig. 

Schnitzler  (52).  bb  Jahre.  Plötzlich  Schmerzen  in  rechter  Bauchseite  und  Er- 
brechen. Stuhlverhaltung.  Kollaps,  Ikterus.  Auftreibung  des  Leibes.  Laparotomie  nach 
5  Tagen.  Mehrere  Liter  Galle  in  der  Bauchhöhle.  Die  verdickte,  sonst  freie  Gallenblase 
zeigt  bohnengrosse  Perforation  und  ausserdem  mehrere  Schleimhautnekrosen  sowie  walnuss* 
grossen  Stein.    Ektomie.    Heilung. 

8.  Erkrankungen  des  Choledochus  (aussehliesslich  Tumoren). 

1.  Ardouiui  Lithiase  biliaire.  Calcul  enclavd  dans  le  choledoqne.  Choledocotomie  et 
cholecystostomie.    Gu^rison.    Rapport   de  Guinard.    Bull,  de  la  soc.  de  chir.  1903.  19. 

2.  Berg,  Retrodnodenale  Choledochotomie  zur  Entfernung  von  eingekeilten  Gallensteinen 
aus  dem  retroduodenalen  und  papill&ren  Teile  des  Ductus  communis.  Zentralblatt  fQr 
Chirurgie  1908.  Nr.  27. 

3.  —  A  proposed  method  of  retroduodenal  choledocbotomy  for  the  removal  of  impacted 
calcnli  in  the  retroduodenal  and  papillary  portions  of  the  common  bile*duct.  Annais 
of  surgery  1903.  August. 

4.  Berger,  Die  Uepaticusdrainage.  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  In.  2. 
V.  Esmarch  Festschrift. 

5.  *Cavatllon,  Calcul  de  chol^oque;  insuffisance  h^patique;  chol^ocotomie ;  guörison. 
Soc.  de  mM.    Lyon  mMical  1903.  Nr.  SO.    (Titel  sagt  Inhalt) 

6.  Clemm,  Ein  Spulwurm  im  Grallenausfahrungsgang  unter  dem  Bilde  der  Leber kolik. 
Archiv  fflr  Verdauungskrankheiten.  Bd.  VilL  Heft  6. 

7.  *Le  Conte,  Gall-stones  in  the  common  duct.    Phil.  acad.  of  surgery  1903.  Jan. 

8.  Delag^ni^re,   H^paticotomie   pour  calculs.    Extraction   de   deuz  calculs  du  canal 


768  Jahresbericht  fAr  Chirurgie.    II.  Teil. 

h^patiqne.    Sntore  du  canal;  drainage  par  les  voies  biliaires  aoceasoina.     GqMmb. 
Archives  provincialea  1908.  Nr.  4.    Bull,  de  la  soc.  de  Ghir.  10. 
9.  Fink,   Der  komplizierte  akate   CholedochasverBohlueB.     Wiener  klin.  Woehensdirift 
1908.  Nr.  49. 

10.  *Gib8on,  Oholecysteciomy  and  choledocho-daodenosfcomy.  New  Toik  sniigjeal  soc 
Anoala  of  sargery  1908.  May. 

11.  Kehr,  Ein  Fall  von  anagedehuier  Resektion  des  Ductus  choledochns  and  hepatiens 
wegen  Carcinoma  choledochi  mit  nachfolgender  Ektomie  der  Gallenblase  und  Hepatieo- 
Duodenostomie.    Mttnch.  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  8. 

12.  —  Die  chimrgische  Behandlang  des  akaten  and  chronischen  CholedochasverachlmMes 
darch  Stein  und  Tumor.    Mflnchener  nied.  Wochenschrift  1908.  Nr.  22. 

13.  Körte,  Operation  einer  narbigen  Verengeraug  der  Choledochus-Mflndong  in  der  Papilla 
duodeni  nebst  Bemerkungen  Aber  normales  Pankreas-Sekret.  32.  Chiruigen-Koiigresa. 
1908.  Berlin. 

14.  —  Über  Operationen  am  Choledochus  wegen  Verengerung  durch  Narben  oder  Kaizinom 
nebst  Bemerkongen  Aber  normales  Pankreaasekret  y.  Lange nbecks  Arcbir  1908 
Bd.  71.  Heft  4. 

15.  Lagoutte,  Deux  observations  d'obstmctions  calculeuses  du  cholMoqae.  Soc  de  Giir. 
Lyon  mädical.  1903.  Nr.  28. 

16.  —  Ictöre  ohronique  par  obstruction  du  ehol^doque;  cholecystenterostomie  et  entero- 
anastomose.    Soc.  de  chir.    Lyon  m^cal  1903.  Nr.  89. 

17.  Ledere,  Sar  on  cas  d 'obstruction  calculeose  du  canal  cholMoque.  Lyon  m^dieal 
1903.  Nr.  18. 

18.  Lorenz,  Mobilisierung  des  Duodenum  und  Eingriff  am  Gallensystem.  Zentralblatt  fftr 
Chirurgie  1903.  Nr.  21. 

19.  M^riel,  Un  nouveau  cas  d'h^patiootomie  pour  calcul.  Archiyes  provincialea  1901 
Nr.  10. 

20.  Neugebauer,  Ascaris  im  Ductus  choledochus:  Choledochotomie.  ▼.  Langenbaeks 
Archiv  1908.  Bd.  70.  Heft  2. 

21.  Padula,  II  calibro  del  dotto  coledoco.  Annali  die  medieina  navale,  1903.  rola  IL 
pag.  521. 

22.  P^raire,  Calculs  biliaires  dans  le  canal  cystique,  dans  le  canal  cholMoque  et  dani 
l'öpaisseur  de  la  paroi  ant^rieure  de  la  vesicule  biliaire.  Reyne  de  Chiruigie  1903. 
Nr.  7. 

28.  Po th erat  etc.,  A  propos  de  la  lithiase  biliaire  et  de  la  chol^docotomie.  Discosskm. 
Bull,  et  ro^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1908.  Nr.  28. 

24.  Qu^nu,  De  la  chol^docotomie  sans  suture  et  chol^ocotomie  intraduodönale.  BalL  et 
m^m.  de  la  socde  Chir.  de  Paris  1908.  Nr.  21.  Tome  29. 

25.  de  Quervain,  Zur  Frage  der  retroduodenalen  Choledochotomie.  Zentralblatt  ftr 
Chirurgie  1908.  Nr.  40. 

26.  *Ro8S,  Gallstone  in  the  common  bile  duct:  cholecystotomie :  recovery.  British  nedi- 
cal  Journal  1903.  Jan.  24.    (Titel  besagt  Inhalt) 

27.  Routier,  Calculs  du  cholädoque  indurations  de  la  tdte  du  pancröas.  BulL  et  möm.  de 
la  soc.  de  Chir.  de  Paris  1903.  Nr.  21.  Tome  29. 

28.  Smith  and  Rigby,  Case  of  hepato-broncho-biliary  fistula  due  io  impacted  gall-stonea 
Choledochotomy.    Relief  of  Symptoms.    British  medical  Journal  1903.  Aug.  8. 

29.  Türck,  Hepatic  duct  stones.    Annais  of  surgery  1908.  April. 

SO.  Vi  an  na  y,  ün  cas  d'abouchement  anormal  du  cholödoque  dans  la  petit  caroncule  de 
Santorini.    Soc.  de  sciences  m^.    Lyon  mödical  1908.  Nr.  18. 

Bei  einem  gut  entwickelten  Erwachsenen  könne,  nach  Padula  (21),  der 
erste  Abschnitt  des  Ductus  choledochus  einen  Durchmesser  von  7 — 8— 8 Vt  mm 
erreichen,  wohingegen  der  zweite  Abschnitt  höchstens  einen  solchen  von  5  nun, 
der  letzte  höchstens  einen  solchen  von  3Va  mm  habe.  Selten  verengert  sich 
der  am  Zusammenfluss  des  Ductus  hepaticus  mit  dem  Ductus  cysticus  weite 
Ductus  choledochus  unten  in  seinem  zum  Epiploon  gehörenden  Abschnitt  bis 
auf  5  mm.  R.  Giani. 

Viannay   (30).     Sektionsfall.     Ausmündung  des  Ductus  Santorini  zu- 


Pagenstecher/VerletznngeQ  u.  chirurg.  Krankheitea  der  Leber  u.  Gallenblase.    769 

sammeB  mit  dem  Choledochus  auf  der  kleinen  Earunkel.  Der  Ductus  Wir- 
sungianus  endet  blind  auf  der  grossen. 

Berger  (4)  gibt  eine  ausführliche,  durch  genaue  Krankengeschichten 
illustrierte  Darstellung  der  Hepaticusdrainage,  wie  sie  von  Kehr  angewandt 
wird.  Die  Einzelheiten  müssen  im  Original  nachgelesen  werden.  Wir  geben 
nur  einzelne  Sätze  wieder.  Die  Hepaticusdrainage  ist  der  Gholedochotomie 
mit  Naht  vorzuziehen,  weil  sie  1.  die  bestehende  Cholangitis  zur  Ausheilung 
bringt,  2.  nachträgliche  Entfernung  zurückgelassener  Steine  möglich  macht, 
3.  schneller  auszuführen  ist.  Es  empfiehlt  sich,  sie  jeder  Gholedochotomie  auch 
bei  klarer  Galle  nachzuschicken ;  ja  auch  jedem  Fall  von  Gholelithiasis,  wenn 
dadurch  nicht  erhebliche  Erhöhung  der  Operationsgefahr  bedingt  ist.  Sie  ist 
intraindiziert  beim  akuten  Gholedochusverschluss  und  bei  akuter  eitriger  Chole- 
cystitis. Sie  wird  am  supraduodenalen  Teil  des  Choledochus  ausgeführt, 
der  vom  Gysticus  aus  geschlitzt  wird,  wenn  schon  vorher  die  Gallenblase  ex- 
stirpiert  war,  anderenfalls  wird  auf  dem  Stein  inzidiert.  Nach  Entfernung 
aller  Steine  im  Choledochus  und  Hepaticus  wird  ein  Gummirohr  4  cm  weit 
nach  der  Leber  hin  vorgeschoben,  mit  Seidenfaden  an  den  Choledochus  be- 
festigt, letzterer  bis  aufs  Bohr  mit  lang  gelassenen  Fäden  verschlossen,  rings- 
herum sorgfältig  und  ausgedehnt  tamponiert.  Nach  14  Tagen  werden  die 
Tampons  entfernt  und  nun  längere  Zeit  mit  gebogenen  Röhren  die  Gallengänge 
zur  Entfernung  etwaiger  weiterer  Steine  ausgespült  und  ausgestrudelt.  Die 
Bauchhöhlenwunde  war  verkleinert  worden.  Die  Fistel  darf  man  nicht  eher 
sich  schliessen  lassen,  als  bis  man  sicher  alle  Steine  entfernt  hat  und  die 
Infektion  erloschen  ist,  die  Galle  klar  abfliesst.  Das  dauert  4 — 6  Wochen. 
In  17^0  alier  Fälle  sollen  Steine  nachträglich  entfernt  werden. 

Berg  (New- York)  (2)  empfiehlt  das  von  Kocher  angegebene  Verfahren 
der  Ablösung  und  Herumklappens  des  Duodenums  zur  Entfernung  von  Gallen- 
steinen aus  dem  retroduodenalen  Abschnitt  des  Choledochus  zu  verwenden. 

Berg  (New- York)  (3)  studierte  die  retroduodenale  Freilegung  des  Chole- 
dochus am  Kadaver.  Das  Vorgehen  ist  folgendes:  Ein  kleines  rundes  Kissen  wird 
unter  die  hintere  Bückengegend  geschoben.  Bauchschnitt  durch  den  rechten 
Rektus  abwärts.  Freilegung  des  absteigenden  Duodenalastes,  Leber  mit  Haken 
aufwärts  gehalten,  Magen  und  Kolon  beiseite  gezogen.  Längsinzision  des 
Peritoneum  parietale  3 — 4  cm  nach  aussen  vom  Duodenum.  Mit  dem  Finger 
wird  dasDduodenum  bis  zum  inneren  Band  von  Wirbel,  Cava  und  Aorta  gelöst 
und  nach  links  rotiert.  Der  Duodenalzweig  der  Art.  pancreatico-duodenalis  liegt 
vor  und  V*  Zoll  weit  vom  Choledochus  ab,  die  Vene  genau  hinter  ihm,  manch- 
mal kreuzt  ihn  ein  Ast  der  Vene  dicht  vor  der  Eintrittsstelle.  Der  Chole- 
dochus kann  leicht  gefasst  und  eröffnet  werden.  Muss  er  drainiert  werden, 
80  geschieht  dies  im  Lig.  gastrohepaticum.  Die  erste  Eröffnung  wird  locker 
tamponiert. 

de  Quervain  (25)  weist  aus  der  Literatur  nach,  dass  der  Weg  schon 
öfters  benutzt  worden  ist  und  berichtet  folgenden  Fall: 

Er  machte  wegen  chronischen  Gholedochusverschluss  durch  Stein  die 
Operation  und  fand  nach  Entfernung  eines  mittelgrossen  Steins  aus  der  Gallen- 
blase einen  weiteren  im  retroduodenalen  Teil.  Blase,  Duodenum  und  Kolon 
miteinander  verwachsen.  Er  löste  das  Duodenum  vom  rechten  Band  her  vom 
Pankreaskopf  und  dem  Choledochus  bis  an  den  linken  Band,  zwei  quere  Venen 
und  eine  kleine  Arterie  wurden  unterbunden'  Der  Choledochus  wird  durch 
Umklappen  des  Darms  so  weit  freigelegt,  dass  er  mit  Schonung  des  Pankreas 

Jahrasbericht  für  Ghirorgie  1908.  49 


770  Jahresbericht  fttr  Ohirargie.    II.  TeiL 

inzidiert  werden  kann.  Nach  Entfernung  der  Steine  wurden  zwei  Kop&äte 
an  den  Choledochus  gelegt,  tamponiert,  die  Gallenblase  tamponiert.  Glatter 
Wundverlauf. 

Lorenz  (18)  hat  Bedenken  gegen  die  Anwendung  der  Koch  ersehen 
Mobilisierung  des  Duodenum  bei  Anlegung  einer  Gastroduodenostomie,  da- 
gegen empfiehlt  er  sie  zur  Erleichterung  der  Gholecystenterostomie,  eTentueil 
für  Eingriffe  am  Choledochus,  besonders  seinem  retroduodenalen  Abschnitt 

Ardouin  (1)  berichtet  in  der  Soc.  de  Chirurgie  über  einen  Fall  too 
Gholedochusstein,  in  welchem  er^den  Kanal  vernähte.  Eine  Drainage  durch 
die  Gallenblase  wurde  angeschlossen. 

Der  Berichterstatter  Guinard  hebt  hervor,  dass  die  Naht  nutzlos  sei, 
eine  gute  Drainage  stets  genügt  und  die  Heilung  stets  eintritt. 

Kontier  (27)  näht  den  Choledochus  nie,  weil  er  ihn  stets  y erändert 
findet  und  nicht  isolieren  kann.     Er  drainiert  und  tamponiert  daher  stets. 

Er  teilt  2  Fälle  von  Choledochussteinen  mit,  wo  eine  gleichzeitige  Ver- 
dickung des  Pankreaskopfes  sich  nachher  als  Krebs  erwies.  In  den  Fällen 
von  Krebs  des  Pankreas  oder  der  Vater  sehen  Ampulle,  in  welchen  zugleich 
Gallensteine  vorlagen,  handelte  es  sich  stets  um  solitäre,  grosse  und  maul- 
beerförmige  Steine. 

Auch  Quenu  (24)  betrachtet  die  Choledochotomie  ohne  Naht  als  dis 
Normalverfahren.  Wenn  es  auch  Fälle  gibt,  in  welchen  man  nach  der  Naht 
glatte  Heilung  sieht,  so  ist  doch  vielfach  die  Entscheidung,  ob  es  möglich, 
schwer,  so  dass  man  besser  stets  nach  der  Regel  verfahrt.  Zur  Illustration 
werden  einige  Fälle  mitgeteilt. 

Gelegentlich  einer  Verhandlung  in  der  Soc.  de  chir.  in  Paris  berichtet 
Potherat  (23)  über  Fälle,  wo  eine  steinhaltige  Gallenblase  einen  Pylorus- 
krebs  vortäuschte  und  schwere  Ernährungsstörungen  machte,  welche  nach 
Entfernung  der  Steine  verschwanden. 

Legueu  (23)  berichtet  über  chronische  Pankreatitis  mit  Choledochus- 
verschluss,  die  nach  der  Cholecystotomie  zurückgeht. 

Schwartz  (23)  spricht  über  die  Schwierigkeit,  einen  Stein  im  End- 
stück des  Choledochus  von  einer  Pankreatitis  zu  unterscheiden;  erklärt  sich 
wie  Quenu  gegen  die  Choledochusnaht. 

An  2  Fällen  von  Choledochussteinen  hebt  Lagoutte  (15)  hervor,  bei 
einem  die  Erleichterung  des  Eingriffs  durch  einen  grossen  Schnitt  und  das 
schrittweise  Vorziehen  der  Gallenwege  vermittelst  Haken;  im  zweiten,  dass 
nach  Entfernung  von  Steinen  aus  der  Blase  sekundär  zurückgebliebene  in  den 
Choledochus  wanderten. 

Leclerc  (17).  Fall  von  Cholodochaseteinea  im  retrodnodenaleD  Teil,  welche  u 
UDstUlbarem  Erbrechen  geführt  hatten.  Nach  der  Choledochotomie  hOrte  dasselbe  sofort 
aaf.  Auffallend  war  die  gaUige  Färbang  des  Erbrochenen.  Der  Ikterns  war  UDbedeatend. 
Es  wurden  zwei  kubische  Steine  entfernt. 

Delageniere  (8)  geht  immer  so  vor,  dass  er  nach  Entleerung  der 
Gallenblase  diese  Schritt  für  Schritt  der  Länge  nach  spaltet  bis  an  den  Chole- 
dochus, dessen  Bifurkation  mit  demCysticus  so  leicht  gefunden  und  der  von 
hier  aus  leicht  von  Steinen  befreit  werden  kann.  Delageniere  berichtet 
nun  über  einen  Fall,  wo  er  den  Hepaticus  hoch  oben  an  der  Leber  verstopft 
und  nierenbeckenartig  erweitert  fand.  Er  schnitt  auf  dem  Stein  den  Gang 
an  und  extrahierte  zwei  Steine.  Der  Gang  wurde  genäht,  wie  Delageniere 
überhaupt  tut,  daneben  durch  die  Gallenblase  drainiert,  welche  ebenfalls  durch 
fortlaufende  Naht  geschlossen  wird. 


Pagensiecheri  Yerletznngen  a.  chirorg.  Krankheiten  der  Leber  n.  Gallenblase.    771 

P^raire  (22)  machte  im  Jahre  1901  eine  Cystektomie,  weil  sich  Steine  innerhalb 
der  vorderen  Wand  der  Blase  befanden.  Danach  fand  er  den  Cjsticas  and  den  Gholedochns 
ebenfalls  verstopft  mit  zahlreichen  Konkrementen  (NB.  es  bestand  snbikterische  Hautfarbe, 
aber  kein  Ikteros  der  Konjaoktiva).  Der  Gysticas  wird  inzidiert  und  die  Konkremente  von 
hier  aus  entfernt.  Danach  der  Stumpf  des  Choledochus  in  die  Bauchwand  eingen&ht.  Diese 
Cystektomie  empfiehlt  P^raire,  weil  sie  sicher  das  Einfliessen  von  Galle  in  den  Leib 
verbotet.  Das  Entstehen  von  Steinen  in  der  Wand  der  Gatlengänge,  nach  P^raire  in 
den  Drasenlumina,  wird  des  näheren  erörtert  und  die  Literatur  referiert. 

M^riel  (21).  Die  Diagnose  war  auf  Choledochus  verschluss  gestellt;  seit  2  Jahren 
bestanden  Koliken,  seit  14  Tagen  starker  Ikterus,  Leberschwellung,  Gallenblase  gross,  mit 
Galle  und  Eiter  gefallt  Dicht  am  Leberbilus  wird  ein  Stein  gefühlt  und  durch  Incision 
des  Hepaticus  entfernt.  Er  ist  nicht  fazettiert,  olivengross.  Drainage  des  Hepaticua  und 
der  Gallenblase.  Tod  an  Bronchopneumonie  nach  6  Tagen.  Die  Sektion  zeigte,  dass  der 
Hepaticus  dicht  oberhalb  der  Einmündung  des  Cysticus  inzidiert  war. 

Ttirck  (29)  sind  Fälle,  wo  sich  Steine  im  Hepaticug  finden  bei  Frei- 
sein der  übrigen  Wege  nicht  bekannt.    Sein  Fall  ist  folgender : 

Korpulente  Frau  von  51  Jahren.  Zahlreiche  Koliken  mit  und  ohne  Ikterus.  Zur  Zeit 
der  Operation  offenbar  ebenfalls  keiner.  Gallenblase  ausgedehnt,  6  Zoll  lang,  enthält  klare 
Galle,  2  bewegliche  Steine,  dritter  im  Beginn  des  Cysticus.  Cysticus,  Choledochus  frei.  Im 
Hepaticus  grosser  Stein  ein  und  einhalb  Zoll  oberhalb  der  Cysticusmfindung.  Incision  des 
Hepaticas,  Extraktion  des  1'/«  Zoll  langen  Steines.    Naht  des  Ganges.    Heilung. 

Fink  (9)  konnte  sieb,  der  allgemein  adoptierten  Regel  entsprechend, 
bei  einem  akuten  Choledochusverschluss  nicht  zur  Operation  entschliessen  und 
Patient  starb  an  plötzlicher  Peritonitis  durch  Perforation  der  Gallenblase.  Es 
ergab  sich,  dass  offenbar  zuerst  ein  erbsengrosses  Konkrement  durch  den 
Cysticus  trat  und  in  die  Plica  vateri  sich  einklemmte,  zugleich  aber  infolge 
der  Spannung  die  Perforation  eintrat. 

Man  soll  daher  den  Verlauf  eines  akuten  Choledochus -Verschlusses  mit 
Vorsicht  beobachten  und  sorgsam  darauf  achten,  jede  weitere  Drucksteigerung 
im  Gallengangsysteme  zu  vermeiden,  welche  die  Festigkeit  ihrer  Wandungen 
schädigen  könnte,  bei  gegebener  Indikation  aber  sofort  eingreifen. 

Körte  (13,  14)  teilt  2  Fälle  von  Narbenstenose  des  Choledochus  mit. 
In  einem  bot  sich  Gelegenheit,  das  Sekret  eines  gesunden  Pankreas  gesondert 
aufzufangen. 

Frau,  gesund  bis  vor  14  Wochen.  Nicht  kolikartige  Schmerzen  in  Leber- 
gegend und  Epigastrium,  seit  10  Wochen  Ikterus;  vorher  remittierendes 
Fieber,  Abmagerung,  Entfärbung  des  Fäses.  Gallenblase  vergrössert,  Leber 
geschwollen.  Operation,  Schrägschnitt,  Blase  enthält  Schleim  mit  Eiter,  keine 
Steine.  Choledochus  daumendick,  ohne  Stein.  Duodenum  vorgezogen,  in- 
zidiert, in  der  Papilla  Vateri  narbige  Härte,  Pankreas  sondierbar.  Choledochus 
von  oben  sondiert,  verengt,  die  Öffnung  wird  gespalten.  Drainage  des  Pan- 
kreaticus  vom  Choledochus  her,  ebenso  Hepaticus  und  Blase.  Sonst  Ver- 
uähung.  Entfernung  der  Bohre  am  8.  und  12.  Tag.  Heilung.  Das  Pankreas- 
sekret  betrug  bei  1  Liter  in  24  Stunden;  in  nüchternem  Zustand  gering,  in 
der  5.  Stunde  ansteigend  bis  50  pro  Stunde.  Eiweissspaltendes  Ferment  fehlte 
und  trat  erst  bei  Zusatz  menschlichen  Darmsaftes  auf. 

2.  40jährige  Frau.  Ikterus,  Frösteln,  Fieber,  Schmerzen,  eine  richtige 
Kolik.  Gallenblase  und  Leber  vergrössert.  In  Blase  Galle  und  zahlreiche 
bis  haselnussgrosse  Steine.  Stenose  des  Choledochus  dicht  am  Duodenum. 
Die  Stelle  wird  zirkulär  exzidiert  und  End  zu  End  vernäht.  Dann  Chole- 
cystoduodenostomie.  Tod  an  Blutung  aus  Ulcus  ventriculi.  Die  Choledochus- 
naht  hatte  gut  gehalten.  Die  exzidierte  Stelle  enthielt  nur  Narbengewebe. 
Ob  die  Steine  Ursache  oder  Folge  waren,  ist  nicht  zu  entscheiden. 

49* 


772  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Zweimal  hat  Körte  wegen  Karzinom  der  Papille  operiert.  Einmal 
wurde  nur  eine  palliative  Operation  gemacht,  einmal  der  Tumor  exzidieil 
Es  bestand  Ikterus,  Erbrechen,  Schmerzen;  Gallenblase  war  nicht  zu  fühlen. 
Hakenschnitt  vom  Rippenrand  abwärts  bis  unter  den  Nabel.  Blase  ver- 
grössert,  ohne  Steine.  Choledocbus  erweitert  Duodenum  inzidiert.  Kirsch- 
grosser  harter  Tumor  (Adenokarzinom)  der  Papille  exzidiert.  Choledochns 
zirkulär  eingenäht,  ebenso  Pankreaticus.  Drainage  yom  Choledochus  her, 
Duodenum  vernäht.  Die  Bohre  verstopfen  sich  und  müssen  bald  entfeint 
werden.  Vom  6.  Tag  an  Puls  frequent,  Sensorium  benommen,  Tod.  Keine 
Sektion. 

Körte  nimmt  eine  retroduodenale  Phlegmone  infolge  Durschschneiden 
der  inneren  Nähte  an. 

Den  gleichen  Standpunkt  wie  Körte  vertritt  Kehr  (12)  in  seinem  Vor- 
trag auf  der  Vers,  amerik.  Ärzte  in  Washington.  Bei  akutem  Choledochns- 
yerschluss  wird  nur  in  den  seltenen  Fällen  operiert,  wo  der  Ikterus  nicht 
weicht,  Fieber  hinzutritt  und  die  Kräfte  nachlassen,  so  bei  hänfig  wieder- 
holten Koliken  ohne  Besserung  durch  interne  Behandlung.  Bei  chronischem 
Verschluss  wird  womöglich  nicht  operiert  in  der  Zeit  akuter  Exazerbationen. 
Weiter  empfiehlt  er  seine  Hepaticusdrainage ;  bei  seinen  letzten  33  Fälleo 
hat  er  keinen  Operierten  verloren. 

Lagoutte  (16)  machte  wegen  chronischen  Choledochusverschlusses, 
mit  grosser  Gallenblase  in  der  Erwartung,  ein  Pankreaskarzinom  vor  sich  zu 
haben,  die  Cholecystenterostomie  mit  der  ersten  Jejunumschlinge.  Um  die 
Naht  zu  schützen,  machte  er  dann  eine  Enteroanastomose  (s.  Maragliano). 
Dieselbe  erwies  sich  sehr  nützlich,  indem  infolge  Nachlassen  der  Naht  eine 
Gallenfistel  vorübergehend  entstand  ohne  Abgang  von  Fäces.  Der  Pankreas- 
kopf  war  hart. 

Pat.  hat  sich  dauernd  erholt,  so  dass  eine  chronische  Pankreatitis  an- 
genommen wird.  Lagoutte  weist  ebenfalls  darauf  hin,  dass  die  Entero- 
anastomose vor  aufsteigender  Infektion  der  Gallenwege  schützt. 

Kehr  (11)  operiert  wegen  chronischen  CholedochasyerschlaBses  mit  grosaer  füU- 
harer  6 allenhlase  und  fand  einen  haselnasagroaaen  Cyaticusatein  sowie  einen  harten  raodei 
Tumor  an  der  Bifurkationsatelle  des  Gyaticus  und  Hepaticus.  Der  scharf  begrenzte  Tomor 
wurd  resezieit,  zuerst  der  Choledochus  duodenalw&rts  freigemacht,  abgeklemmt,  dorefa- 
schnitten,  dann  nach  oben  präpariert  und  mit  Gallenblase  und  Gyaticus  reseziert.  Der  Behr 
erweiterte  Hepaticus  wird  nicht  in  den  engen  Choledochnsstumpf ,  sondern  ins  Duodenom 
eingenäht  Mikroskopisch  Krebs  mit  spaltf&rmigen  Gängen  und  hohem  kubischem  Epithel 
In  den  ersten  Tagen  kam  es  zu  einer  Abknickung  des  hochgezogenen  Duodenums  mit 
Gallenerbrechen.    Magenspülungen,  Lagerung  auf  die  rechte  Seite.    Heilung. 

Giern m  (6)  beoabachtete  einen  Herrn,  welcher  an  Schmerzen  und  Kollken  in  dar 
Lebergegend  litt.  Gelegentlich  eines  sehr  heftigen  Anfalles  wird  ein  junger  Spulwurm  ron 
10  cm  Länge  gebrochen,  yon  da  an  hörten  alle  Anf&lle  dauernd  auf.  Clemm  nimmt  «Bt 
.  dass  ein  verschlucktes  Ei  oder  ein  junger  Embryo  in  die  Vatersche  Papille  und  das  wack- 
sende Tier  in  den  Gallengang  geriet. 

Neugebauer  (20)  hat  wegen  Verstopfung  des  Gholedochns  operierend  einen  in 
Gang  steckenden  Ascaris  als  Ursache  gefunden.  Es  betraf  eine  36jährige  Patientin,  welche 
vor  einem  Jahre  an  Schmerzen,  Schüttelfrost,  Brechen  und  Gelbsucht  erkrankte  und  Mü- 
dem leicht  ikterisch  ist  und  an  heftigen  Kolikanfftllen  leidet.  Die  Gallenblase  enthielt  reioe 
Galle  und  wird  exstirpiert.  Der  im  Choledochus  sitzende  Wurm  war  19  cm  lang  und  lebte, 
lag  gedoppelt,  mit  der  Schlinge  leberwärts.  Der  Darm  enthielt  einen  weiteren.  Neu- 
gebauer glaubt,  dass  frühere  Steine  es  dem  Wurm  erleichterten,  durchzukriechen. 

Smith  und  Rigby  (28)  berichten  über  eine  Lungengalle ngangsfistel,  welche  nach 
Gboledochostomie  und  Entfernung  einiger  Steine  heilte.  18  Monate  vorher  zuerst  Kolik 
mit  Fieber    und   Ikterus.    Dann  öfters   Schmerz,  gelbliche  Hautfarbe,  kein   ausgepiigt« 


Ziegler,  Verletzimgen  and  chimrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        773 

Ikterus,   Stühle  nicht  entfärbt.    Ziemlich  plötzlich  tritt  Hasten  mit  galligem  Sputum  auf, 
nachdem  einige  Tage  Schulterschmerz  bestanden  hatte. 

9.  Gallensteinileus. 

1.  LeBec  et  Malier,  Infiltration  des  calculs  biliaires  dans  le  pylore.  Stenose  pylori- 
qae.    Pylorectomie.    Mort.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1903.  Nr.  1. 

2.  Charnaax,  Caloul  biliaire  monstre  spontanöment  övacue  par  Tintestin  par  Tinter- 
mödiaire  d'une  fistule  intestinale.  Gu^rison.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anat  de  Paris. 
1903.  Nr.  10. 

3.  '^'Qo] Iniger,  Über  Darmverschluss  durch  Gallensteine.    Diss.  Freibarg  1903. 

4.  '^KantiUke,  Über  Gallenblasen  und  Hamblasenfistela.    Diss.  Bonn  1903. 

5.  Moynihan,  Intestinal  obstruction  due  to  Gall-stones.    Medical  chronicie  1903.  Aug. 

Moynihan  (5)  bespricht  den  Verlauf  und  die  Eigentümlichkeiten  des 
Gallensteinileus,  im  wesentlichen  an  der  Hand  einiger  der  Literatur  ent- 
nommener Fälle. 

Le  Bec  (1).  Zeichen  yon  Pylorusstenose ;  früher  Schmerzen  und  Brennen  im  Magen. 
Laparotomie.  Pylorus  beträchtlich  yerdickt,  mit  der  steinbaltenden  Gallenblase  verwachsen. 
Letztere  wird  entleert,  der  Pylorus  nach  Lösung  der  Verwachsungen  reseziert.  Tod.  Das 
Prftparat  zeigt,  dass  es  sich  nicht,  wie  yermutet,  um  Krebs  bandelt,  sondern  um  Gallen- 
steine, welche  spontan  von  der  Gallenblase  durchgewandert  sind  und  in  der  Wandver- 
dickung  liegen,  w&hrend  einer  teilweise  in  das  Liunen  des  Pylorus  hineinschaut. 

Gharnaux  (2).  Zweimaliger  Abgang  sehr  grosser  Gallensteine  durch  den  Darm 
nach  heftigen  Eolikanf&llen.  Das  erste  Mal  trat  eine  lokale  Peritonitis  nach  dem  Anfall 
auf.    Der  zweite  Stein  war  7  cm  lang  und  4  cm  breit,  eiförmig. 


XVI. 


Die  Verletzungen  und  cMrurgisehen  Krankheiten  der 
Nieren  und  Harnleiter. 


Referent:  P.  Ziegler,  München. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Angeborene  Missbildungen. 

L   Beck,  Über  Befunde  von  Nieren  mit  gehemmter  Entwickelung.    Virchows  Archiv 
1908.  Bd.  173.  Heft  2. 

2.  Beer,   Über  das  Vorkommen  zwei  geteilter  Malpighischer  EOrperchen  in  den  mensch- 
lichen Nieren.    Zeitschrift  für  Heilkunde  1903.    Bd.  XXIV.  Heft  10. 

3.  Banker,  Her m.,  Gystennieren  einer  Missgeburt.    Dissert.  Erlangen  1902. 

4.  Gador^,  Felix  L^on,  Les  anomalies  congenitales  du  rein  chez  Thomme.    Dissert. 
Lille  1003. 

5.  Gathelin,  Le  rein  ectopique  croisö.    Annales  des  maladies  des  org.  gön.-urin.  1903. 
Nr.  28.    Dec. 

6.  Kngström,  Über  Dystopie  der  Niere  in   klin.-gyn.  Beziehung.    Zeitschrift  für  klin. 
Medizin  1903.  Bd.  49. 


774  Jahresbericht  fOr  Chirurgie,    ü.  Teil. 

7.  Gould,  Two  cases  of  complete  bilateral   daplication  of  the  nreters.    Araeric  jounu 
of  the  med.  scienc.  1903.  Dec. 

8.  Ueilbronn,  Jos.,  Ober  kongenitale  Nierenanomalien.    Diesert.  WQrzburg  1902. 

9.  üeuer,  Clemens,  Über  Hafeisennieren.    Dissert.  Leipzig.  1902. 

10.  Kaestel,  Die  angeborene  Verlagerung  der  Nieren  in  ihrer  praktischen  Bedeotong. 
Dissert.  Heidelberg  1903. 

11.  Kolossow,  Ein  Fall  von  Kombination  einer  vesica  bilocnlaris  mit  Verdoppelung  eines 
Harnleiters.  Russisches  Archiv  fflr  Chirurgie  1903.  Refer.  Zentralblatt  fttr  Chirurgie 
1903.  Nr.  46. 

12.  Magenau,  Fried r.,  Ein  Fall  von  Geburtaerschwerung  durch  kongenitale  Hydro- 
nephrose.    Dissert.  Tübingen  1902. 

13.  Meyer,  Ehrich,  Ober  einige  Entwickelungshemmungen  der  >Ni6re.  Manchener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  18.    Virchows  Archiv  1903.  Bd.  173.  Heft  2. 

14.  Natanson,  Knorpel  in  der  Niere.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  29. 

15.  Philips,  Renal  calcules  in  connexion  with  a  .horteshoe"  Kidney.  British  medial 
journ.  1903.  Febr.  21. 

16.  *Retel,  Hans,  Ober  Nierenhypoplasie.    Dissert  Freiburg  1903. 

(Noch  nicht  erh&ltlich,  wird  im  nächsten  Jahre  referiert) 

17.  Schauerte,  Dystopie  der  Nieren  und  Hydronephrose.    Dissert.  Halle  1903. 

18.  Schenkl,  Die  fStale  Riesenniere  und  ihre  Beziehungen  zur  Entwicklungsgeschichte  der 
Niere.    Virchows  Archiv  1903.  Bd.  178.  Heft  2. 

19.  Schonfeld,  Ein  Fall  von  Aplasie  der  rechten  Niere.    Dissert.  Kiel  1903. 

20.  Schuhmacher,  Ein  Fall  von  gekreuzter  Dystopie  der  Niere  mit  LageveränderuQgei 
an  den  Geschlechtswerkzeugen.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  29. 

21.  *Trier,  Ein  Fall  von  einseitiger,  kongenitaler  Cystenniere  bei  einem  27>j^rig6i 
Mädchen.    Heilung  durch  Operation.    Dissert  Erlangen  1903. 

(Noch  nicht  erhältlich,  wird  nächstes  Jahr  referiert.) 

22.  Tonkew,  Zwei  Fälle  von  Anomalien  der  Niere.  Russ.  Archiv  ftlr  Chirurgie  19Q& 
Heft  2. 

23.  *U hl,  Karl,  Drei  Fälle  von  angeborenem  einseitigen  Nierenmangel.  Dissert  Wtln- 
burg  1903.    (Noch  nicht  erhältlich.) 

24.  Winter,  Ober  einseitige  angeborene  Nierendefekte,  nebst  einem  Fall  von  Nierei- 
Cyste  in  der  Solitämiere.    Langenbecks  Archiv  1903.    Bd.  69.  Heft  3. 

25.  ^Zimdans,  Ober  kongenitale  Cystennieren.  Dissert  Greifswald  1903.  (Noch  nickt 
erhältlich.) 

Beck  (1)  berichtet  über  Befände  an  Nieren  mit  gehemmter  Eni- 
Wickelung  (sieben  eigene  Fälle). 

Beer  (2)  berichtet  über  Zweiteilung  von  M  a  1  p  i  g  h  i  sehen  Körperchen 
inklusive  Bowmann scher  Kapsel  in  der  menschlichen  Niere,  die  er  zu- 
fallig fand. 

Bencker  (3)  berichtet  über  ein  Präparat  von  beiderseitigen  kongeni- 
talen Cystennieren  einer  anscheinend  ausgetragenen  Frucht.  Beide  Nieren 
vergrössert,  Cysten  auf  der  Oberfläche  nicht  zu  erkennen,  aber  zahlreiche  Ver- 
tiefungen und  Erhöhungen,  auf  dem  Durchschnitt  beide  Nieren  schwammig, 
porös  wie  erektiles  Gewebe,  aus  einer  grossen  Anzahl  runder,  ovaler  oder  nn- 
regelmässiger  hirsekorn-  bis  stecknadelkopfgrosser  Cysten  bestehend,  mikro- 
skopisch keine  normalen  Glomeruli,  glomeruliartige  Gebilde  spärlich,  starkes 
Prävalieren  des  Bindegewebes,  fast  keine  normalen  Nierenelemente.  Daneben 
rudimentäre  Blase,  Situs  inversus,  unvollständiger  Descensus,  cystische  Ent- 
artung des  Pankreas. 

Cador6  (4)  schlägt  folgende  Einteilung  der  angeborenen  Anomalien 
der  Nieren  beim  Menschen  vor: 

1.  Anomalien  durch  fehlen 

a)  vollständiges  Fehlen  des  Nierensystems, 

b)  angeborenes  Fehlen  einer  Niere  (unter  617  eigenen  Sektionen  einmal), 

c)  relative  und  absolute  Atrophie  einer  der  beiden  Nieren. 


Ziegler,  Verletzuogen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        775 

2.  Überzählige  Nieren. 

3.  Anomalien  der  Form  der  Nieren. 

4.  Anomalien  durch  Fusion, 

a)  Hufeisenniere  unter  617  Sektionen  dreimal, 

b)  rein  konkreszent. 

4.  Anomalien  der  Lage,  Beckenniere. 

Catheliji  (5)  fand  bei  einem  2jährigen,  an  Pneumonie  verstorbenem 
Kinde  beide  n-iteinander  verwachsene  Nieren  auf  derselben  Seite  übereinder 
liegend,  diese  Affektion  der  gekreuzten  Niere  ist  selten,  er  findet  ausser 
seinem  Fall  nur  13  Fälle  in  der  Literatur.  Bei  gekreuzter  Niere,  wo  die 
Form  der  Niere  meist  verändert  ist,  münden  die  Harnleiter  mit  zwei  Mün- 
dungen in  vollkommen  normaler  Weise  in  die  Blase  ein. 

0.  Eng  ström  (6)  bespricht  auf  Grund  dreier  Fälle  die  Dystopieen  der 
Niere,  welche  nicht  selten  zu  diagnostischen  Irrtümern  und  verhängnisvollen 
Operationen  geführt  haben.  Eine  Dystopie  kann  wie  eine  Wanderniere 
Schmerzen  machen  und  bei  einer  Entbindung  ein  Hindernis  abgeben. 

Gould  (7)  berichtet  über  zwei  Fälle  mit  vollständiger  Verdoppelung 
beider  Harnleiter,  jede  Niere  hatte  zwei  Becken  mit  einem  vollständig  ge- 
trennten Harnleiter,  alle  vier  Harnleiter  mündeten  getrennt  in  die  Blase. 
Heilbronn  (8)  behandelt  die  kongenitalen  Nierenanomalien  und  zwar 
zwei  Hufeisennieren,  dann  eine  angeborene  Verlagerung  der  linken  Niere  mit 
fünf  Arterien  bei  normaler  rechter  Niere ;  ohne  eigentliches .  Nierenbecken 
entspringt  der  Ureter,  sich  gleich  teilend  in  einzelne  Äste,  an  der  Vorder- 
fläche der  Niere ;  dann  einen  Mangel  der  rechten  Niere  bei  Hypertrophie  der 
linken;  an  der  Stelle  der  normalen  Niere  ein  haselnussgrosser  als  rudimentäre 
Niere  anzusprechender  Körper  mit  Knorpelinseln,  Nebenniere  vorhanden  an 
normaler  Stelle.  Ureter  vorhanden,  aber  im  oberen  Teil  verdünnt,  nicht  zu 
sondieren. 

Heuer  (9)  berichtet  über  eine  bei  der  Sektion  gefundene  Kuchenniere, 
eine  innig  mit  einander  verwachsene,  platte  Hufeisenniere  eines* 3  Monate 
alten  Kindes,  das  an  Pneumonie  gestorben  war,  aus  verschiedenen  Statistiken 
aus  16535  Sektionen  berechnet  er  unter  974  Sektionen  eine  Hufeisenniere. 
Kaestel  (10)  beleuchtet  die  praktische  Bedeutung  der  angeborenen 
Dystopie  der  Niere  (bisher  nur  in  wenigen  Fällen  in  vivo  oder  vor  der  Ope- 
ration diagnostiziert)  unter  Anführung  eines  Falles  und  22  ähnlicher  aus  der 
Literatur. 

Kolo8sow(ll)  fand  bei  einem  an  Pyelocystitis  verstorbenen  40 jährigen 
Mann  eine  linksseitige  Hydronephrose,  rechte  Niere  in  eine  Cyste  umgewandelt, 
mit  zwei  Becken,  aus  deren  jedem  ein  Harnleiter  in  die  Blase  führte;  die 
Blase  war  durch  eine  Scheidewand  in  zwei  Abteilungen  getrennt,  eine  vordere 
obere  und  eine  hintere  untere.  Der  linke  Harnleiter  mündete  in  der  Blasen- 
wand oberhalb,  der  rechte  obere  in  der  Blasenwand  unterhalb  der  Scheide- 
wand, der  rechte  untere  in  der  Scheidewand  selbst  an  der  oberen  Seite. 

M agenau  (12)  berichtet  über  einen  Fall  von  äusserlich  schon  als  Tumor 
sichtbaren,  beiderseits  cystisch  erweiterten  Ureteren,  die  eine  Geburtserschwe- 
rung bewirkten  und  führt  aus  der  Literatur  eine  Beihe  ähnlicher  Fälle  an, 
die  ein  Geburtshindemis  bildeten. 

E.  Meyer  (13)  berichtet  über  Entwickelungshemmungen  der  Nieren,  die 
durch  Sektion  nachgewiesen  wurden.  So  fand  er  an  den  normal  grossen  und 
normal  gelagerten  Nieren  eines  9  Wochen  alten  Mädchens  neben  anderen  ver- 


776  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

schiedenen  Entwickelungsfehlem  infarkiartige  heile  und  tiefdunkel  gefärbte 
Partien,  die  der  Oberfläche  der  Nieren  ein  geflecktes  Aussehen  gaben;  die 
Flecken  erstreckten  sich  keilartig  in  die  Tiefe,  mikroskopisch  zeigten  sich  die 
dunklen  Flecke  normal,  die  hellen  abnorm.  In  letzteren  fehlten  die  grossen 
Zellen  der  Sammelröhren,  die  M alp ig hi sehen  Körperchen  waren  auffallend 
klein,  die  geraden  Kanälchen  vielfach  blind  endigend  oder  massiv  auslaufend. 
Femer  fand  er  bei  einer  kongenitalen  Gystenniere  bhnde,  seijjiche  Ausläufer 
im  Kanalsystem  und  nui*  vereinzelte  Malpighische  Körperchen,  der  Ureter 
teilte  sich  in  zwei  Sprossen,  von  denen  der  eine  vollkommen  blind  endete, 
während  aus  dem  anderen  kleine,  blinde,  sekundäre  Aussprossungen  hervor- 
gingen. Dass  die  Gystenniere  als  eine  -durch  Entwickelungsstörung  bedingte 
Anomalie  aufzufassen  ist,  sieht  er  daraus,  dass  noch  andere  Störungen  der 
Entwickelung  gleichzeitig  vorkommen,  femer  aus  dem  Vorkommen  gleicher 
Veränderungen  bei  Geschwistern,  ferner  aus  der  Sektion  eines  6 jährigen 
Knaben,  bei  dem  auf  der  einen  Seite  Gystenniere,  auf  der  anderen  Seite 
Hydronephrose  sich  fand. 

Natanson  (14)  fand  in  einem  Falle,  wo  die  rechte  Niere  fehlte,  die  linke 
nur  rudimentär  entwickelt  war,  in  diesem  Rudiment  zahlreiche  Knorpelinseln. 
Das  Kind  hatte  noch  54  Stunden  gelebt. 

Philipps  (15)  berichtet  von  einer  Hufeisenniere,  die  er  abbildet  und 
deren  Träger  an  Erschöpfung  zugrunde  ging,  beide  Nierenteile  waren  im 
Becken  stark  erweitert,  mit  Steinen  gefüllt. 

Schauerte  (16)  berichtet  von  einem  Fall  linksseitiger  Nierendystopie 
(Dystopie  betrifft  in  80  Vo  die  linke  Niere)  mit  Hydronephrose  bei  einem 
30jährigen  Arbeiter;  abdominale  Nephrektomie;  Tod.  In  dem Hydronephrosen- 
sacke  fanden  sich  Steine. 

Schenk  1  (18)  behandelt  die  fötale  Riesenniere,  die  er  wie  die  koa- 
genitale  Gystenniere  als  Hemmungsbildung  auffasst.     Literatur. 

Schönfeld  (19)  berichtet  von  einem  4  Monate  alten,  an  Katarrhal- 
pneumoni^  verstorbenen  Kinde  eine  Aplasie  der  rechten  Niere,  beim  ersten 
Anblick  dieselbe  nicht  zu  finden,  Ureter  normal,  mündet  nach  oben  in  ein 
bläschenförmiges  Gebilde,  wahrscheinlich  das  Nierenbecken,  Nierenspuren  in 
einigen  drüsigen  Gebilden.     Nebenniere  normal. 

V.  Schuhmacher  (20)  berichtet  von  gekreuzter  Dystopie  der  Niere 
mit  Lageveränderungen  an  den  Geschlechtswerkzeugen.  Die  linke  Niere  lag 
in  der  rechten  Bauchseite  nach  unten  und  innen  von  der  normal  liegenden 
rechten.  Der  Unke  Ureter  verläuft  unter  starker  Abknickung  zur  normalen 
Eintrittsstelle  in  die  Blase.  Der  Uterus  liegt  ganz  in  der  rechten  Becken- 
hälfte und  ist  um  seine  Längsachse  gedreht,  die  Vagina  weicht  in  ihrem 
oberen  Abschnitte  ebenfalls  nach  rechts  ab.  Die  Abnormität  wurde  an  einem 
2 monatlichen  Mädchen  beobachtet;  in  der  Literatur  sind  nur  vier  ähnüche 
Fälle  bekannt. 

W.  W.  Toukew  (20)  referiert  zwei  Fälle  von  Anomalien  der  Niere. 

Fall  L  Weibliche  Leiche.  Die  rechte  Niere  stark  verlängert,  12,5  cm, 
sie  besitzt  zwei  Hilus,  zwei  Ureteren  (die  sich  3  cm  unterhalb  der  Kreuzungs- 
stelle mit  der  Art.  iliaca  comm.  vereinigen),  vier  Arterien  und  sechs  Venen. 
Zwei  Arterien  entspringen  aus  der  Aorta,  eine  aus  der  Art.  iliaca  interna. 
Von  den  Venen  münden  die  vier  oberen  in  die  Vena  cava,  die  zwei  unteren 
in  die  Vena  iliaca.  —  Linke  Niere  normal. 

Fall  II.    Männliche  Leiche.   Die  rechte  Niere  besitzt  keinen  Hilus.   Die 


Ziegler,  Yerletzaogen  and  chimrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       777 

Nierenbecken  liegen  frei  auf  der  vorderen  Fläche  des  Organs.  Die  Niere 
liegt  in  der  Höhe  des  3 — 5  Lendenwirbels.  Sie  hat  zwei  Arterien,  aus  der 
Art.  lliaca  communis  und  drei  Venen,  von  denen  zwei  in  die  Vena  cava  und 
eine  in  die  Vena  iliaca  communis  sinistra  münden. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg.) 
Winter  (21)  teilt  einen  Fall  mit  von  Operation  einer  Nierencyste  bei 
Solitämiere,  rascher  Tod.  Er  teilt  die  angeborenen  Nierendefekte  in  drei 
Gruppen  ein.  1.  Die  eigentlichen  angeborenen  einseitigen  Nierendefekte  von 
Gebort  an;  2.  wo  die  beiden  Nieren  zu  einer  zusammengewachsen  sind; 
3.  wo  die  zweite  Niere  ursprünglich  vorhanden  war,  aber  ganz  atrophiert  ist. 
Von  237  in  der  Literatur  veröffentlichten  Fällen  fehlte  die  Niere  129  mal 
links,  98 mal  rechts,  bei  Männern  ist  es  häufiger  als  bei  Frauen.  Auf  der 
Seite,  wo  die  Niere  fehlt,  fehlen  gewöhnlich  auch  die  Blutgefässe,  gewöhnlich 
fehlt  der  Harnleiter.  Fehlen  der  Nebennieren  ist  häufig,  ebenso  Unregel- 
mässigkeiten im  Regenerationsapparate.  Nieren-  und  Hamleitersteine  in  der 
Solitämiere  sind  häufig.  Operationen  ausser  der  Nephrektomie  sind  an  der 
Solitämiere  zu  gestatten.  Gjstoskopie  und  Harnleiterkatheterismus  müssen 
eine  Solitämiere  aufdecken,  obwohl  gerade  hier  diese  Methoden  wegen  der 
anatomischen  Veränderangen  oft  nicht  leicht  sind. 

2.  Anatomie  und  Physiologie. 

1.  Castaigneu.  Ratbery,  Etade  exp^rimentale  de  Tactioa  des  aolations  de  chlorore 
de  sodinm  aar  repitelium  reDal.    La  semaine  med.  Nr.  89.  1903. 

2.  F  er  rata,  Zur  Physiologie  der  Nieren  fanktion.  Riforma  med.  Nr.  82.  1908.  Ref.  Mfln- 
ebener  med.  Wocfaenschrift  Nr.  46.  1903. 

3.  Gallerani,  Wirkung  des  Sublimats  auf  die  Nieren.  Ref.  med.  Nr.  51.  1908.  Ref. 
Mflncbener  med.  Wochenschrift  Nr.  15.  1903. 

4.  Gayon,  La  chloroforme  et  Fappareil  deTurinaire.  Ann.  des  maladiea  des org. g^n.-ur. 
1908.  Nr.  22. 

5.  Eoeppe,  Physikalische  Diagnostik  der  Nierentätigkeii  Deutsche  med.  Wochenschr. 
Nr.  45.  1903. 

6.  Eörber,  Emil,  Eann  Nebennierengewebe  durch  biochemische  Reaktionen  nachgewiesen 
werden.   Diss.  Oreifswald  1903. 

7.  Lesn^u.  Riebet,  Des  effets  de  Thyperchloruration  chez  les  animaox  nephreotomit^s. 
Gaz.  des  höpitauz.  Nr.  135.  1903. 

8.  Linossieru.  Lemoire,  Ober  den  Einfluss  der  Körperhaltung  auf  die  Nierensekre- 
tion.   Soc.  de  Biologie.  4.  IV.  1803.    Ref.  Münchener  med.  Wochenschrift  Nr.  24.  1908. 

9.  Loewi,  Untersuchungen  zur  Physiologie  und  Pharmakologie  der  Nierenfnnktion.  Arohiy 
f.  experim.  Path.  u.  Pharmakologie.  48.  Bd.  5.  u.  6.  Heft. 

10.  Notzel,  Experimentelle  Studie  zur  Frage  der  Ausscheidung  von  Bakterien  aus  dem 
Körper.    Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  37.  1908. 

11.  Pettit,  Alterations  renales  consecutives  ä  Tinjection  deserum  d'unguille  etdessonge. 
Archives  intern,  de  Pharmacodynamie  de  de  Therapie.  Vol.  VIII,  Fase.  V  n.  VI.  Ref. 
Deutsche  med.  Wochenschrift  Nr.  43.  1903. 

12.  Pf  äff  u.  Vejn-Tyrode,  Über  Durchblutung  isolierter  Nieren  und  den  Einfluss  defibri- 
nierten  Blutes  auf  die  Sekretion  der  Niere.  Archiv  f.  experim.  Pathol.  u.  Pharmak. 
49.  Bd.  2.-5.  Heft. 

18.  Rapp,  Die  physiologische  Albuminurie.    Deutsche  militftrftrztl.  Zeitschr.  Heft  1. 

14.  Rumpel,  Karl,  Über  Hftmochromatose  der  Niere.   Diss.  WUrzbnrg  1903. 

15.  Streng,  Die  Einwirkung  gewisser  Bakterien  und  ihrer  Toxine  auf  die  Nieren  und 
die  Ausscheidung  dieser  Bakterien  durch  dieselben.  Arbeiten  aus  dem  pathol.  Institut 
zu  Helsingfors.    Fischer,  Jena  1903.    Ref.  Zentralblatt  fQr  Chirurgie.  1903.  Nr.  35. 

16.  Witkowsky,  Gustav,  Anatomische  Studien  an  den  Nieren  junger  und  alter  Katzen. 
Diss.  Wflrzburg  1903. 

17.  Zondek,  Die  Topographie  der  Niere  und  ihre  Bedeutung.   Berlin,  A.  Hirschwald.  1903. 


778  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  Teil. 

Castaigne  und  Batbery  (1)  finden  Kochsalzlösungen  über  und  unfcer 
dem  Gefrierpunkte  von  0,78^  das  Nierenepitbel  schädigend,  dementsprechend 
scheint  eine  exzessiv  chlorarme  Nahrung  und  noch  mehr  eine  exzessiv  chlor- 
reiche Nahrung  unzweckmässig. 

Ferrata  (2)  fand  im  Lumen  der  gewundenen  Hamkanälcben  ansscf- 
ordentlich  feine  Granula,  die  wahrscheinlich  gelöst  in  den  Harn  übergehen 
als  ein  Produkt  äusserer  Sekretion  der  Epithelzellen  der  Kanälchen.  Die 
Epithelzellen  der  Tubuli  der  Niere  im  ruhenden  Zustande  enthalten  in  ihrem 
Protoplasma  ähnliche  feine  Granulationen  neben  den  Kernen,  welche  sich  in 
der  Ruhe  anhäufen  und  mit  dem  Infunktiontreten  der  Niere  verschwinden. 
In  den  Glomeruli  finden  sich  ähnliche  Granulationen  nicht. 

Gallerani  (3)  beobachtete  bei  der  Vergiftung  mit  Merkurpraparaten, 
speziell  Sublimat,  in  der  Niere  Niederschläge  von  Kalksaizen.  Dieselben 
können  von  mikroskopisch  kleinen  Körnchen  bis  zur  Bildung  von  Mengen, 
die  gut  mit  blossem  Auge  zu  sehen  sind,  gehen  und  bald  graue  Streife  oder 
kleine  graue  Pünktchen  darstellen,  wahrscheinlich  durch  eine  dekalzinierende 
Wirkung  des  Sublimats  auf  den  Knochen,  der  gelöste  Kalk  gelange  in  den 
Kreislauf  und  lagere  sich  in  der  Niere  ab.  Wenn  man  Sublimat  direkt  in 
die  Nierenkortikalis  injiziert,  findet  man  die  gleichen  Kalkablagerungen,  hanpt^ 
sächlich  in  dem  Epithel  der  gewundenen  Hamkanälchen. 

Guyon  (4)  bespricht  die  Beziehungen  des  Chloroforms  zum  Harntrakt 
und  hält  bezüglich  der  Niere  das  Chloroform  als  nicht  kontraindiziert  bei 
Nierenaffektionen ,  auch  nicht  bei  Nephritiden.  Selbst  doppelseitige  Affek- 
tionen bedingen  weder  mittelbare  noch  unmittelbare  Folgen  nach  dem  G^ 
brauch  des  Chloroforms. 

Koeppe  (5)  bringt  Erörterungen  über  die  osmotischen  Vorgänge  in  den 
Nieren.  Es  sind  häufige  Gefrierpunktsbestimmungen  unter  den  verschiedeiKteB 
Verhältnissen  nötig. 

Koerber  (6)  machte  Nachuntersuchung  über  den  von  Croftan  vorge- 
schlagenen Weg  (dieser  Jahresbericht  pro  1902,  pag.  1010)  der  chemisch«i 
DiiFerentialdiagnose  zur  Unterscheidung  der  Struma  suprarenalis  gegenüber 
anderen  Nierentumoren  und  Tumoren  überhaupt  und  konnte  keine  Bestäti- 
gung erbringen. 

Lesn6  und  Riebet  (7)  finden  bei  ihren  Versuchen  über  Autointoxi- 
kation an  nephrektomierten  Hunden,  dass  Zufuhr  von  ClNa  die  Autointoxi- 
kation hinausschiebt. 

Linossier  und  Lemoire  (8)  berichten  über  ihre  Untersuchungen  bei 
gesunden  und  kranken  Individuen  über  den  Einfluss  der  aufrecht^i  Körper- 
haltung auf  die  Nierensekretion.  Der  Urin  wurde  alle  24  Stunden  anfg^ 
fangen.  Bei  allen,  ob  gesund  oder  krank,  setzt  die  aufrechte  KörperhaHimg 
die  Nierensekretion  herab,  besonders  bei  letzteren.  Die  Uamstoffansacheidimg 
ist  bei  aufrechter  Körperhaltung  nicht  konstant  vermindert  bei  gesundes 
Nieren,  bei  kranken  konstant.  Die  Untersuchungen  müssen  über  längere  Zeit 
ö— 8  Tage,  fortgesetzt  werden,  um  Täuschungen,  Beeinflussungen  durch  andere 
Momente  auszuschalten. 

Nötzel  (10)  fand  bei  zahlreichen  Versuchen  an  Kaninchen,  dass  bei  ge 
sundem  Organ  eine  Ausscheidung  der  im  Blutkreislaufe  vorhandenen  Baktenes 
durch  die  Nieren  nicht  statthat. 

Löwi  (9)  findet  auf  Grund  seiner  Versuche: 

1.  In  der  Niere,  und  zwar  im  Glomerulus,  findet  eine  Filtration  statt 


Ziegler,  Verletzangen  und  chinirg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       779 

an  dem  sich  ausser  dem  Wasser  alle  im  Blute  in  freier  Lösung  befindlichen 
Kristalloide  beteiligen. 

2.  Wahrscheinlich  in  den  Kanälchenepithelien  findet  eine  Sekretion  statt 
derjenigen  Exkretstoffe,  die  im  Blut  in  kolloider  Bindung  kreisen;  diese 
Bindung  wird  in  der  Niere  gelöst. 

3.  Diese  Sekretion  verläuft  der  in  den  echten  Drüsen  nicht  analog. 

4.  Es  findet  in  den  Harnkanälchen  eine  Rückresorption  von  Wasser  und 
gelösten  Bestandteilen  statt.  Die  eigentliche  Nierensekretion  kann  durch 
keines  der  harntreibenden  Mittel  gesteigert  werden. 

Pettit  (11)  fand  3Vs  Minuten  nach  der  Injektion  von  Aaiserum  bei 
Kaninchen,  Meerschweinchen,  Igeln,  Kröten  und  Fischen  Degeneration  des 
Nierenepithels,  die  noch  zunimmt,  später  Zylinderbildung. 

Pfaff  und  Vejn-Tyrode  (12)  zeigten  an  zahlreichen  Durchblutungs- 
versuchen  an  isolierten  Nieren,  dass  es  unmöglich  sei,  diese  Organe  lebens- 
fähig zu  erhalten.  Das  gewonnene  Sekret  reagierte  alkalisch,  enthielt  viel 
Eiweiss,  Blut  und  Zylinder. 

Leitet  man  nach  dem  defibrinierten  Blute  normales  Blut  durch  die 
Nieren,  gewinnt  das  erhaltene  Sekret  die  Eigenschaften  normalen  Harns. 
Durch  intravenöse  Einspritzung  von  Blutegelextrakt  gelang  es,  einigemale 
normalen  Urin  zu  erhalten. 

Rapp  (13)  behandelt  die  physiologische  Albuminurie.  Nicht  jeder  eiweiss- 
haltige  Urin  bedeutet  eine  Nierenerkrankung.  So  kommt  es  nach  Muskel- 
anstrengung, kalten  Bädern,  nervösen  Einwirkungen,  während  der  Verdauung 
zn  Eiweissausscheidung. 

Kumpel  (14)  bespricht  anknüpfend  an  einen  Fall  von  einem  32jährigen 
Phthisiker,  bei  dem  sich  in  den  Harnkanälchen  reichlich  Pigment  und  in  den 
Glomeruli  keines  fand,  die  Bildung  des  Pigmentes  in  der  Niere  aus  Häma- 
globin. 

0.  Streng  (15)  machte  Versuche  über  die  Einwirkung  gewisser  Bakterien 
und  ihrer  Toxine  auf  die  Niere  von  Kaninchen  und  die  Ausscheidung  dieser 
Bakterien  durch  die  Nieren.  Er  injizierte  den  Kaninchen  verschieden  viru- 
lente Kulturstämme,  in  der  Kegel  24  Stunden  alte  Bouillonkulturen,  in  die 
Ohrvene  und  untersuchte  die  parenchymatösen  Organe,  das  Blut  und  den 
Blaseninhalt  kulturell  und  histologisch.  Der  Harn  wurde  mit  einer  Spritze 
der  Blase  entnommen.  Während  Bacterium  coli  schon  oft  nach  V2  Stunde 
nach  der  Infektion  im  Harn  nachgewiesen  werden  konnte,  konnten  Pneumo- 
kokken, Staphylokokken,  Streptokokken,  Bact.  typhi-  und  prodigiosus  eine 
Stunde  nach  der  Infektion  weder  kulturell  im  Harn,  noch  histologisch  in  den 
Harnkanälchen  nachgewiesen  werden.  Pneumokokken  fanden  sich  in  1 — 3 
Stunden,  Staphylokokken  in  6 — 8  Stunden  nach  der  Infektion;  die  längste 
Zeit  scheinen  Streptokokken  und  Typhusbazillen  zu  brauchen.  Gar  nicht 
nachweisbar  scheint  Prodigiosus  zu  sein.  Besonders  schnell  scheint  Bact.  coli 
Nierenveränderungen,  speziell  Blutungen,  hervorbringen  zu  können,  wovon  die 
Ausscheidbarkeit  abzuhängen  scheint.  Virulentere  Bakterien  scheinen  eine 
schnellere  Ausscheidung  zu  bewirken.  Die  Bouillonfiltrate ,  mittelst  Kita- 
sertos  Filter  von  Pneumokokken,  Staphylokokken,  Typhus-  und  Kolibakterien 
zu  2^/2  ccm  injiziert,  rufen  ein  schwaches,  meist  einige  Tage  dauerndes  Fieber 
hervor,  die  Staphylokokken  sind  am  wenigsten  Fieber  erregend.  Bei  Tieren, 
die  der  Injektion  erliegen,  findet  man  in  der  K^el  eine  Pigmentanhäufung 


780  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

in  den  Nieren  und  zuweilen  eine  diffuse  Vermehrung  der  Kleinzellen  und 
Fettdegeneration. 

Witkowsky  (16)  findet  bei  der  Untersuchung  von  Nieren  alter  und 
junger  Katzen,  die  durch  Schlag  auf  den  Kopf  oder  durch  Vergiftung  getötet 
wurden,  auch  bei  anscheinend  ganz  gesunden  Tieren  mannigfache  pathologi- 
sche Veränderungen,  vielleicht  Altersveränderungen,  zu  einem  erheblidmn 
Prozentsatz. 

Zondek  (17)  bespricht  in  seinem  Werke  über  die  Topographie  der 
Niere  und  ihre  Bedeutung  für  die  Nierenchirurgie  zuerst  die  Topographie 
der  Niere  und  ihrer  Umgebung,  dann  die  Gestalt  der  Niere  und  deren  Ge- 
fass Verhältnisse,  wobei  er  auch  die  Edebohlsscbe  Behandlung  der  chrom- 
sehen  Nephritis  erwähnt,  die  er  nicht  günstig  beurteilt.  Schliesslich  behandelt 
er  die  Verlagerung  der  Niere,  die  kongenitale  Heterotopie  und  die  Wander- 
niere.   Atlas. 

8.  Nierenverletzungen. 

1.  Bauer,  Wilhelm,  17  Fftlle  von  eabkataner  Nierenruptar.    Dies.  Leipzig  1903- 

2.  Bechtold,  Beitrag  zar  Kasuistik  der  sabkutanen  Nierenquetschungen.  Mflnckeacr 
med.  Wochenschr.  1908.  Nr.  32. 

3.  Boari,  Tractemeat  des  plaies  da  rein.  Ann.  des  maladies  des  oig.  g^o.-nr.  1903l 
Nr.  13.  Sal  trattamente  delle  ferite  del  rene.  Memorie  chir.  pabl.  in  onore  di  BattiiL 
Palermo  1908. 

4.  *BagdanoTici,  Schnittwunde  der  rechten  Niere,  Hämaturia,  Laparotomie.  Geoeso^ 
Revista  de  chirargie  Nr.  1,  81.  Romanisch.  1903. 

5.  Brewer,  Raptore  of  the  kidney.   New  York  sorg.  soc.    Annids  of  surgery.  1903.  Ju. 

6.  Brown,  fiaemorrhage  from  bullet-wonnd  of  renal  vessels.  New  Yoik  sorg,  soc  Abb. 
of  surgery  1903.  June. 

7.  Gaben,  Über  Nierenruptar.  Allgem.  ftrztl.  Verein  zu  Köln.  21.  YL  1908.  Mflnchener 
med.  Wochenschrift  Nr.  50.  1908. 

8.  Delbet,  Kystes  paran^phriques  et  aronäpfaroses  traomatiques.  Revae  de  chir.  1901 
Nr.  7>^  10  u.  12. 

9.  Engel,  Zur  Frage  der  traumatischen  Nephritis.  Berliner  klin.  Wochenschrift  Nr.  H 
1903. 

10.  Fahr,  Ein  Fall  von  totaler  Ruptur  der  linken  Niere.  Biol.  Abteil,  d.  SrztL  Yereini 
Hamburg.  10.  XL  1908.   Mflnchener  med.  Wochenschrift  Nr.  3.  1904. 

11.  Fflrbringer,  Zur  Würdigung  der  traumatischen  diffusen  NierenentzOndong.  Antt. 
Sachverständigenzeitg.  Nr,  11.  1903. 

12.  De  Gaetano,  Nuovo  contributo  alla  chirurgia  renale  traumatica.  Giomale  intenuz. di 
sc.  medicale  1903.  Fase  10. 

13.  Guibal,  Trois  cas  de  traumatisme  du  rein.  Annal.  des  maladies  des  org.  gte.  or. 
1903.  Nr.  3. 

14.  G  r  i  s  s  o  n ,  Traumatische  Pyonephrose.  Ärztl.  Verein  in  Hamburg.  2.  Xu.  1902.  Deatseke 
med.  Wochenschrift  Nr.  6.  1903. 

15.  *Leotta,  I  piü  rezenti  mezzi  di  esame  utilizzabili  nelli  lesioni  renali.  H  Polidioico 
Sez.  prat.  1903.  Fase.  18. 

16.  Oberndorfer,  Zur  Frage  der  posttraumatischen  Nephritis.  Mflnchener  med.WodieB- 
schrift  Nr.  50.  1903. 

17.  Riese,  Zur  Klinik  der  subkutanen  Nierenverletzungen.  82.  Yersamml.  d.  deotadiafi 
Gesellschaft  fflr  Chirurgie.  1903.  Langenbecks  Archiv  fflr  klin.  Chirurgie.  71.  6i 
3.  Heft 

18.  Schmidt,  Zwei  Fälle  subkutaner  Nierenquetschung  mit  gO astigem  Ausgang.  MSb* 
ebener  med.  Wochenschrift  Nr.  17.  1903. 

19.  SchOnwerth,  Traumatischer  Niereninfarkt  bei  subkutaner  Nierenruptar.  Deotsebs 
med.  Woahenschrift  1903.  Nr.  34. 

20.  Sorrentino,  L'intervento  nelle  ferite  infetto  del  rene.  La  Riforma  med.  Nr.  43. 
Deatsübe  med.  Wochenschrift  Nr.  46.  1903. 

21.  Watson,  Subparietal  injuries  of  the  kidney.  Boston  med.  and  surg.jumal  1903.  Joly^ 
u.  16.    Ref.  Zentralblatt  fflr  Chirurgie  Nr.  41.  1908. 

22.  Wolf,  Ober  einen  Fall  von  traumatischer  Nierenbeckenzerreissnng.    Dias.  Kiel  190S> 


Ziegler,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        781 

Wilhelm  Bauer  (1)  berichtet  über  die  17  in  den  letzten  9  Jahren  in 
der  Leipziger  chirurgischen  Klinik  zur  Behandlung  gekommenen  subkutanen 
Nierenrupturen,  die  teils  operativ,  teils  konservativ  behandelt  wurden,  teils 
moribimd  zur  Behandlung  gelangten. 

Bechtold  (2)  berichtet  über  drei  konservativ  behandelte  geheilte,  sub- 
kutane Nierenquetschungen,  darunter  eine  bei  einem  86jährigen  Manne. 

Boari  (3)  berichtet  von  einem  Jungen,  dem  durch  einen  Messerstich 
die  linke  Niere  völlig  halbiert  wurde.  Erst  am  9.  Tage  wegen  der  bestehenden 
TJrinsekretion  wurde  die  Niere  freigelegt;  der  obere  Teil  war  gangränös, 
deswegen  zur  Vermeidung  einer  Fistel  totale  Nephrektomie.  Ähnliche  ver- 
suchsweise angelegte  Schnitte  an  Hunden  verheilten  durch  Naht.  Er  fordert 
zu  möglichst  konservativem  Vorgehen  auf. 

An  die  Beschreibung  eines  von  ihm  operierten  Falles  von  Querwunde 
der  linken  Niere  knüpft  Boari  (3)  klinische  Erörterungen  über  die  Behand- 
lung der  Nierenwunden;  er  berichtet  dann  noch  über  experimentelle  Unter- 
suchungen, die  er  ausführte,  um  festzustellen  bis  zu  welchem  Punkte  die 
durchschnittene  oder  durch  Schnittwunde  vom  Organ  losgetrennte  Nierensub- 
stanz lebens-  und  funktionsfähig  bleibe.  R.  Giani. 

Brewer  (5)  zeigt  einen  4jährigen  Negerknaben,  der  durch  einen  Fall 
sich  die  Niere  in  zwei  Teile  zerrissen  hatte;  Naht  der  Niere;  Heilung. 

Brown  (6)  berichtet  über  eine  quer  durch  den  Leib  gehende  Pistolen- 
schussverletzung in  der  Höhe  der  Niere  mit  Erhaltung  der  Niere,  grosses 
Blutextra  vasat. 

Cahen  (7)  berichtet  von  einer  Nierenzerreissung  durch  Fall,  die  anfangs 
konservativ,  später  wegen  Fieber  mit  Entfernung  der  Niere  behandelt  wurde. 
Heilung.     Die  entfernte  Niere  zeigte  zahlreiche  Infarkte. 

Delbet  (8)  behandelt  sehr  ausführlich  unter  Anführung  drei  selbst 
beobachteter  Fälle^  mit  zahlreichen  Tierversuchen,  unter  Berücksichtigung 
einer  grossen  Literatur  die  Pathogenese,  Symptomatologie,  Diagnose  und 
Therapie  der  nicht  seltenen  Flüssigkeitsansammlungen  nach  Nierenkontusionen, 
die  traumatische  Hydronephrose  und  die  paranephritischen  Cysten.  Bei  Ver- 
letzungen des  Nierenbeckens  entstehen  mit  Vorliebe  paranephritische  Ergüsse 
und  Cysten,  bei  solchen  des  Ureters  aber  Hydronephrose.  Punktion  hat 
schlechte  Besultate,  Inzision  oder  Nephrektomie  meist  gute. 

Engel  (9)  teilt  zur  Frage  der  traumatischen  Nephritis  einen  Fall  mit, 
wo  bei  einem  jungen,  früher  anscheinend  gesunden  Manne  nach  massiger 
Quetschung  des  Leibes  eine  ca.  vier  Wochen  lang  nachweisbare  Albuminurie 
und  Glykosurie  auftrat. 

Fahr  (10)  berichtet  von  einem  tödlichen,  totalen  Querriss  der  linken 
Niere  zwischen  mittlerem  und  unterem  Drittel  bei  einem  Lehrling  durch  Fall 
vom  zweiten  Stock. 

Fürbringer  (11)  weist  unter  Berücksichtigung  der  Literatur  auf  die 
Bedeutung  des  Trauma  auf  die  Enstehung  oder  Verschlimmerung  der  diffusen 
Nephritis,  besonders  der  chronischen  Form  hin. 

In  einem  Falle  von  Schnittwunde  am  oberen  Nierenpol  mit  starker 
Blutung  nahm  DeGaetano  (12)  die  Nephrorrhaphie  vor;  es  trat  vollständige 
Heilung  ein.  Verf.  zieht  die  Nephrorrhaphie  der  Tamponade  vor,  sie  schütze 
die  Niere  gegen  Lifektion,  die  möglich  ist,  da  sich  eine  strenge  Asepsis  nicht 
befolgen  lässt.  —  Er  teilt  dann  einen  weiteren  Fall  von  Nierenverletzung 
mit,  in  welchem  die  Waffe  von  der  Vorderseite,  oahe  dem  freien  Rande, 


782  Jaliz«8beneht  fftr  Chirargie.    II.  Teil. 

eingedruDgen  and  auf  der  Hinterseite  ausgetreten  war  und  dabei  den  Hilns 
gestreift  und  die  Gefasse  durchschnitten  hatte.  Er  nahm  sofort  die  Nephrek- 
tomie vor  und  erzielte  Heilung.  R.  Giani. 

Guibal  (13)  berichtet  aber  drei  Fälle  von  Nierenverletzung  mit  Zeichen 
schwerer  Blutung,  wo  er  zur  Blutstillung  unter  Erhaltung  der  Nieren  laparo- 
tomierte. 

Grisson  (14)  demonstriert  eine  traumatische  Pyonephrose,  die  dorcb 
Zerreissung  des  Nierenbeckens  bei  einem  20jährigen  Manne  entstanden  war; 
es  bildete  sich  rings  um  die  Niere  ein  Abszess ,  der  eröffnet  wurde ,  und  als 
der  Abszess  doch  nicht  zur  Verheilung  kam,  wurde  die  Niere  entfernt. 

Oberndorfer  (16)  bringt  den  Sektionsbericht  einer  posttraumatischeB 
Nephritis.  Nach  einer  leichten  Prellung  am  Fusse  traten  nach  17  Tagen  Bht 
im  Harn  und  Schmerzen  in  der  linken  Nierengegend  auf;  unter  Fortdauer 
der  Nierenblutung,  Zunahme  der  allgemeinen  Schwäche  und  unt^r  leichten  ur- 
ämischen Erscheinungen  trat  der  Tod  ein.  Bei  der  Sektion  grosser  snbperi- 
tonealer  Bluterguss  um  die  linke  Niere,  starke  Muskelzerreissung  der  hinteren 
Beckenmuskeln,  an  den  Fettkapseln  beider  Nieren  Bhitergüsse,  starke  fettige 
Degeneration  beider  Nieren. 

Biese  (17)  bespricht  an  der  Hand  von  491  Fällen  die  Chancen  eim 
exspektativen  und  operativen  Behandlung  bei  subkutanen  Nierenverletzung«! 
und  empfiehlt  für  die  schweren  Fälle  einen  ausgedehnten  Lumbalschniti  In 
der  Diskussion  vertritt  Körte  eine  möglichst  exspektative  Richtung;  unter 
31  Nierenrupturen  verhielt  er  sich  27  mal  exspektativ. 

Schmidt  (18)  berichtet  über  zwei  subkutane  Nierenquetschungen  durch 
Fall,  die  bei  konservativer  Behandlung  zur  Heilung  gelangten. 

Schönwerth  (19)  berichtet  über  die  Entstehung  eines  traumatischen 
Infarktes  bei  einer  durch  Hufschlag  kontundierten  Niere,  die  wegen  drohender 
Eiterung  freigelegt  wurde;  Heilung  mit  Erhaltung  der  Niere. 

Sorrentino  (20)  berichtet  über  eine  Stichverletzung  der  Niere,  di« 
wegen  Infektion  exstirpiert  wurde.  Wegen  Infektion  der  Blase  Cystotomie. 
Heilung. 

Watson  (21)  befürwortet  auf  Grund  eigener  Beobachtung  und  des 
Studiums  der  Literatur  ein  mehr  operatives  Vorgehen  bei  subkutanen  Nieren- 
verletzungen ;  bei  unkomplizierten  Nierenverletzungen  soll  eingegriffen  werden: 
1.  wenn  das  Bluthamen  plötzlich  aufhört  unter  Tumorbildung  in  der  Nieren- 
gegend ;  2.  wenn  Harnverhaltung  auftritt  durch  Blutgerinnsel  in  der  Blase; 
3.  starke  Hämaturie  länger  als  36  Stunden  dauert;  4.  schwache  Hämaturie 
lange  fortbesteht ;  5.  secundäres  Bluthamen  auftritt ;  6.  Zeichen  innerer  starker 
Blutung  auftreten. 

Wolf  (22)  berichtet  von  einem  akut  letal  verlaufenen  Fall  von  Nieren- 
beck enzerreissung,  rittlings  durch  Fall  auf  einen  Balken,  mit  starkem  Harn- 
drang und  Harnverhaltung  ohne  Hämaturie.  Bei  der  Sektion  zeigte  sich  eis 
Einriss  im  Nierenhilus,  Harninfiltration  der  Nierenkapsel,  beginnende  leichte 
Nekrose  der  hinteren  Bauchwand  bis  zur  Blase,  Nieren  intakt.  Beginnende 
eitrige  Peritonitis. 


Ziegler,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       783 

4.  Wandeniieren. 

1.  Bardenheuer,  Eine  neue  Methode  der  Nephropexie.    Allgem.  ärztlicher  Verein  zu 
Köln  1902.  21.  III.    Mflnchener  med.  Wochenechria  1908.    Nr.  18. 

2.  Bender,  Wandemiere  und  Skoliose.    Zentralblatt  fttr  Chirurgie  1903.  Nr.  2. 

3.  BoT^e,  Nephrorrhaphy  in  intennittent  hydro*nephroBis.    Medical  News  1903.   Maj*  9. 

4.  Brown,  Moveable  Kidney  as  a  cause  of  pancreatic  diabetes.  With  a  report  of  cases 
cared  by  nephropezy.    Philadelphia  med.  journ.  1903.    April  4. 

5.  Canac-Marquis,  Nephrorraphie.     Nouveau  proc^d^   opörataire.     La  Presse   m^di- 
cale  1908.  Nr.  2.    Journal  of  the  American  Medical  Ass.  1903.    April  4. 

6.  ^Elmgren,  Über  operative  Befestigung  der  Wandemiere.    Berlin  1908.    Karger. 

7.  Corsini,  Diagnod  di  rene  mobile.    Gazetta  degli  ospedali  1903.    Nr.  65. 

8.  Giannettasio,  Nuovo  processo  di  nefropessia.    La  clinica  chirurg.  1903. 

9.  Giordano,  Osserraziani  di  nefrectomi  e  nefropessia   stmultanea  perch^  el  reve  era 
mobile.    Memoire  chir.  publ.  in  onore  di  Bottini.    Palermo  1903. 

10.  Godet,  Fixation  of  the  prolapsed  Kidney.  The  journ.  of  the  Americ.  med.  Ass.  1903. 
Nr.  19. 

11.  Goelet,  Method  of  sutering  the  prolapsed  Kidney.  Annais  of  surgery  1903.  Dec.  Buf- 
falle  med.  joura.  1903.  Nov.  New-York  med.  record.  1902.  Dec.  20. 

12.  Gordon,  Some  obsenrations  on  movable  Kidney.    The  Lancet  1903.    June  6. 

13.  H^resco,  Sur  un  cas  de  diab^te  insipide  guöri  par  nephropexie.  Bull,  et  m^m.  de 
la  soc  de  chir.  1903.  Nr.  25.  (Ein  Fall  von  Diabetes  insipidus  geheilt  durch  Nephro- 
pexie.   Spitalul  1903.  Nr.  18.  (Rumänisch.). 

14.  *Janowsky,  Über  die  Wandemiere.  Rnsskij  Wratsch  1903.  Nr.  24.  Ref.  Deutsche 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  38. 

15.  Larrabee,  A  clinical  study  of  12  cases  of  movable  Kidney.  Med.  and  surg.  reports 
of  the  Boston  city  hospital  1903. 

16.  Lenoble  u.  Qnelm^,  Nephroptose  double  avec  hydronephrose.  Bull,  et  mäm.  de  la 
soc.  anat  1903.  Nr.  10. 

17.  Lucas-Ghampionni^re,  Rein  mobile  et  nephrurrhaphie.  Joura.  de  m^d.  pratique 
1903.    Gahier  21. 

18.  Morano,  Sngli  effetti  della  palpatione  renale.  Gazz.  degli  osp.  e  delle  clin.  1903. 
Nr.  41.  Ref.  nach  Zentralblatt  ffir  Chirurgie  1903.  Nr.  81. 

19.  Morisani,  Nuovo  processo  di  nefropessia.  Memoire  chir.  pubL  in  onore  di  Bottini. 
Palermo  1903. 

20.  Nasi,  Metodo  razionale  per  fissare  il  rene  migrante  in  posizione  relativamente  nor- 
male,   n  Nuovo  Raccoglitore  1903.  Fase.  3. 

21.  Phillips,  A  case  of  floating  Kidney  in  an  Infant.    The  Lancet  1903.  March  14. 

22.  Ruggi,  Sulla  razionale  fissazione  del  rene  migrante  in  posizione  relativamente  nor- 
male. II  Policlinico  soz.  pratiqua  1903.  Fase.  25.  Zentralblatt  für  Chirurgie  1903. 
Nr.  17. 

23.  Schmitz,  Beitrag  zur  Behandlung  der  ren  mobilis.  Allgemeine  med.  Zentral-Zeitung 
1903.  Nr.  47.  75.  Naturforscherversammluug  20—26.  Oktober  1903.  Münchener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  41. 

24.  Sutherland,  Orthostatic  albuminaria  and  movable  Kidney.  Amer.  journ.  of  the  med. 
science  1903.  August. 

Bardenhener  (1)  bespricht  eine  nene  Methode  der  Nephropexie.  Er 
teilt  den  M.  quadratus  lumb.  in  zwei  sich  deckende  Hälften  und  löst  die  vor- 
dere Hälfte  am  oberen  Rande  des  Beckens  von  der  Crista  ilei  ab  und  klappt 
nach  oben  um.  Vorher  hat  er  hinter  der  Leber  das  Bett  für  die  Niere  frei- 
gemacht und  schiebt  die  von  der  Caps,  adipos.  befreite  Niere  in  die  neu- 
gebildete Tasche  hinein  und  näht  den  unteren  Rand  der  anderen  Hälfte  des 
M.  quadratus  lumb.  an  die  hintere  Fläche  der  vorderen,  vom  Bauchfell  be- 
freiten Bauchwand  an.  Die  Niere  ruht  somit  mit  dem  unteren  Pole  der  vor- 
deren Fläche  der  nach  oben  umgeschlagenen  Hälfte  des  Quadratus  lumb.  auf. 
Der  Erfolg  war  stets  ein  vollkommener. 

Bender  (2)  berichtet  von  einer  Wandemiere,  die  heftige  Schmerzen  ver- 
ursachte und  im  Gefolge  derselben  eine  Skoliose  hervorrief. 


784  Jahreebericfat  für  Chimrgie.    II.  Teil. 

BoYÖe  (3)  weist,  da  die  intermittierende  Hydronephrose  meist  ilire  Ur- 
sache in  einer  Wandemiere  hat,  auf  den  Torz'dglichen  Erfolg  der  Nephrorrhaphie 
unter  Anführung  zweier  Fälle  hin. 

Brown  (4)  berichtet  von  Heilung  des  Diabetes  bei  Bestehen  der  Wander- 
niere durch  Nephropexie  in  zwei  Fällen. 

Canac-Marquis  (5)  beschreibt  ein  neues  Verfahren  der  Nephrorrhapie, 
das  den  Vorzug  hat,  dass  keine  Nähte  durch  die  Niere  selbst  gelegt  werden. 
Freilegung  der  Niere  mittelst  eines  11  cm  langen,  der  12.  Rippe  parallelen 
Schnittes,  2  cm  von  ihr  entfernt,  teilweise  Resektion  der  Fettkapsel.  Inzision 
der  Capsula  propria  auf  8  cm,  Niere  auf  3 — 4  cm  freigelegt.  Capsula  propria 
abgelöst  (nicht  einreissen!),  dann  Capsula  propria  ringsum  an  die  Muskeln 
nähen  mit  Perlnaht  mit  Fil  de  Florence,  Haut  verschlossen  mit  Plattennaht, 
Rückenlage  20  Tage.     Unter  281  Fällen  keinen  Misserfolg. 

Nachdem  er  auf  die  grosse  Frequenz  der  Wandemiere  hingewiesen,  er- 
örtert Corsini  (7)  die  Ursachen  dieser  Affektion  und  bemerkt,  dass  in  erster 
Linie  eine  allgemeine  Schwäche  der  Gewebe  anzunehmen  sei,  die  dann  unter 
Mitwirkung  anderer  hinzutretender  Faktoren  (Abnahme  des  endoabdominalen 
Druckes,  Zerrung  durch  die  Last  des  Bauches,  rasche  Abmagerung,  Gebraudi 
des  Schnürleibes,  Anstrengungen,  Uterus-  und  Mastdarmvorfall)  das  Zustande- 
kommen der  Wandemiere  erleichtert.  Die  gewöhnlichen  Symptome:  Schmerzen. 
Verdauungsbeschwerden,  Neurasthenie,  Hysterie,  anführend,  meint  Verfasser 
indessen,  dass  sich  die  Diagnose  erst  stellen  lasse,  nachdem  man  darch  bi- 
manuelle Palpation  während  der  Inspiration  und  Exspiration  die  Bewegui^^ 
der  Niere  wahrgenommen  hat.  Zum  Schlüsse  verbreitet  sich  Verfasser  über 
die  Komplikation,  die  die  Wandemiere,  sei  es  durch  den  von  ihr  auf  die  be- 
nachbarten Organe  ausgeübter  Druck,  sei  es  weil  sie  leicht  von  Krebs,  Lithiasis 
und  Eitemng  befallen  wird,  im  Gefolge  hat.  (R.  Giani.) 

Nach  Erwähnung  der  ersten  glücklichen  Nephropexieversuche  (Hahn  in 
Berlin^  1881)  und  der  vielen  weiteren,  die  bald  darauf  von  Chirurgen  aller 
Länder  ausgeführt  wurden,  verbreitet  Giannettasio  (8)  sich  über  die  vid- 
faltigen  Indikationen  der  Nephropexie,  die  Modalitäten  und  Vorzüge  aller  von 
den  verschiedenen  Autoren  zur  Ausführung  dieses  Operationsaktes  bisher  er- 
sonnenen  Methoden  erörternd,  und  beschreibt  dann  seine  eigene:  I.  Simon- 
scher Lumbaischnitt:  Man  sucht  den  äusseren  Rand  des  viereckigen  Lenden- 
muskels auf  und  legt  ihn  sorgfaltig  frei;  nachdem  man  zur  Niere  gelangt  ist 
und  deren  konvexen  Rand,  deren  vordere  und  zum  Teil  auch  deren  hintere 
Fläche  frei  gelegt  hat  —  was  man  durch  einen  dem  medianen  Teil  des  kon- 
vexen Nierenrandes  entlang  geführten,  sich  über  '/4  derselben  erstreckenden 
Vertikalschnitt  und  durch  zwei  von  den  Enden  des  ersteren  ausgehende  und 
wie  dieser  nur  die  fibröse  Nierenkapsel  treffende,  leicht  gegen  den  oberen 
und  unteren  Nierenpol  divergierende,  nach  hinten  auf  die  hintere  Nierenfläche 
ziehende  Schnitte  erzielt  —  bildet  man  einen  viereckigen,  mit  seinem  ad- 
härierenden  Rande  ungefähr  2  cm  vom  Nierenhilus  abstehenden  Kapsellappen. 
II.  Man  isoliert  ein  ca.  l  cm  dickes  äusseres  Randbändel  des  viereckigen 
Lendenmuskels,  es  oben  und  unten  in  direktei*  Kommunikation  mit  dem 
übrigen  Muskelkörper  lassend;  durch  diese  Spalte  des  viereckigen  Lenden- 
muskels zieht  man  dann  mittelst  Klemmer  den  Kapsellappen  hindurch,  den 
oberen  und  unteren  Zipfel  desselben  leicht  anziehend.  III.  Man  schlägt  den 
Lappen  auf  die  Schnittfläche  um  und  näht  ihn  in  der  Linie  des  ursprüng- 
lichen Schnittes  an  die  übrige  fibröse  Kapsel. 


Ziegler,  Verletzungen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       785 

Verf.  nahm  seine  Versuche  an  15  Hunden  vor,  die  er  bis  zu  330  Tagen 
am  Leben  Hess.  Er  beschreibt  den  bei  jedem  Experiment  gemachten  makro- 
und  mikroskopischen  anatomischen  Befund  und  zieht  aus  den  erhaltenen  Re- 
sultaten folgende  Schliisse: 

1.  Die  Methode  gelingt  konstant,  ¥7enn  der  Kapsellappen  mit  dem 
Parenchym  verwächst. 

2.  Neubildung  von  narbigem  Bindegewebe  findet  nur  auf  der  innersten 
Strecke  des  eingeschlossenen  Muskelbündels  statt;  die  äusseren  Muskelfasern 
bleiben  normal. 

3.  Die  Narbe  invadiert  während  des  Verwachsungsprozesses  des  Organs 
nur  an  beschränkten  Stellen  das  Nierenparenchym,  das  seine  normale  Struktur 
bewahrt 

4.  Die  Fixation  an  den  viereckigen  Lendenmuskel  gibt  der  ektopischen 
Niere  einen  Sitz,  wie  er  gewöhnlich  durch  alle  anderen  bisher  erprobten 
Operationsverfahren  erzielt  wird. 

5.  Infolge  dieses  neuen  durch  die  Fixation  an  den  viereckigen  Lenden- 
rnnskel  mittelst  der  beschriebenen  Methode  erzielten  Sitzes  findet  keine 
Deviation  im  Nierenhilus  statt. 

6.  Die  so  erhaltene  Fixation  kann  als  stabile  und  dauernde  bezeichnet 
werden.  (R.  Oiani.) 

In  acht  klinischen  Fällen,  die  er  ausführlich  mitteilt,  nahm  Giordano  (9) 
wegen  einer  infizierten  Niere  die  Nephrektomie  vor  und  gleichzeitig  die  Nephro- 
pexie an  der  anderen  Niere,  um  durch  physiologische  Lagerung  deren  Funk- 
tionstüchtigkeit  zu  sichern.  Man  muss  bedenken,  sagt  er,  dass  eine  beweg- 
liche Niere,  wenn  sie  schmerzt  und  wenn  sie  anfängt,  abnormen  Harn  abzu- 
sondern, ein  günstiges  Terrain  für  schwerere  Affektionen  ist,  und  empfiehlt 
sich  nun  die  Fixation  einer  beweglichen  Niere  schon  in  Fällen,  in  denen  die 
andere  Niere  gesund  und  normal  gelagert  ist,  so  wird  die  Nephropexie  eine 
Operation  von  höchster  Wichtigkeit,  wenn  die  bewegliche  Niere  die  einzige 
noch  vorhandene  ist. 

Federici,  der  die  Nephrektomie  bei  Pyonephrose  verwirft,  erwähnt 
Fälle,  in  denen  nach  einseitiger  Nephrektomie  der  Patient  selbst  die  Vornahme 
der  Nephrorrhaphie  verlangte.  Ein  jeder  bedenke  dann  die  Nachteile  und  Ge- 
fahren, ruft  er  aus.  Wohl  hypothetische  Nachteile  und  Gefahren,  die  sich 
jedenfalls  verhüten  lassen,  wenn  man  in  Fällen,  in  denen  man  eine  Niere  zu 
opfern  gezwungen  ist  und  in  denen  die  andere  eine  abnorme  Beweglichkeit 
aufweist,  die  Nephropexie  in  der  gleichen  Sitzung  vornimmt.  (R.  Giani.) 
Godet  (10)  behandelt  die  Nephropexie. 

Goelet  (11)  schlägt  zur  Befestigung  der  Wandemiere  vor:  Senkrechten 
Schnitt  von  3Vs— 4  Zoll  Länge,  parallel  dem  M.  erector  und  beginnend  dicht 
unter  der  12.  Rippe.  Durchtrennung  der  Weichteile  bis  auf  den  Quadratus 
lumborum.  Dieser  wird  zur  Seite  geschoben  und  die  Fascia  transvers.  unter 
Schonung  des  N.  ileo-hypogastricus  durchtrennt.  Nachdem  von  der  freigelegten 
Niere  die  Fettkapsel  stumpf  nach  beiden  Seiten  abpräpariert  ist,  wird  eine 
mit  in  3  ^/oiger  Lysollösung  ausgekochtem  Silkwormfaden  bewaffnete  Nadel  in 
die  fibröse  Kapsel  eingestochen,  unter  die  Kapsel,  ohne  die  Niere  zu  verletzen, 
V>  Zoll  lang  hergeführt  und  wieder  ausgestochen.  Nachdem  sie  jetzt  in  trans- 
versaler Richtung  hergeleitet  ist,  wird  sie  in  entgegengesetzter  Richtung  nach 
oben  wie  vorher  nach  unten  ausgestochen.  Während  dieser  Faden  etwa  in 
der  Mitte  der  Rückenfläche  der  Niere  liegt,   wird  der  zweite  an  der  Grenze 

JahrMbttri«bt  fOr  Cbirurgie  1903.  50 


786  Jahresbericht  ftkr  Chirurgie.    II.  Teil. 

des  mittleren  und  unteren  Drittels  in  derselben  Weise  angelegt.  Die  Fäden 
werden  durch  die  Rückenweichteile  nach  aussen  geführt  und  auf  der  Hast 
über  einen  Gazebausdi  geknotet.  Damit  das  sich  etwa  aufblähende  Kokin 
nicht  auf  den  unteren  Nierenpol  drückt,  wird  zwischen  ersteres  und  Niero 
ein  Gazebausch  geschoben,  welcher  nach  48  Stunden  entfernt  wird;  bis  auf 
die  Stelle  des  Bausches  wird  die  Wunde  geschlossen.  Die  Silkwommahte 
werden  erst  am  20.  Tage  nach  der  Operation  entfernt  Zu  beachten  ist,  dass 
kein  Eapselfett  auf  der  Stelle  der  Niere  liegt,  es  ist  abzutragen.  Bei  beider- 
seitiger Nierenoperation  peinliche  Rückenlage,  bei  einseitiger  Operation  neben 
Rückenlage  auch  Lage  auf  der  operierten  Seite  erlaubt. 

Goelet  (11)  erwähnt  zunächst  die  relative  Häufigkeit  der  Wanderniere 
auch  bei  Männern  bestimmter  Berufsklassen,  z.  B.  den  Strassenbahn-  nnd 
Eisenbahnangestellten  im  Westen  Nordamerikas.  Den  dritten  Grad  d^ 
Wanderniere  hält  Goelet  für  eine  Anzeige  zur  Operation,  weil  Bandagen  in 
diesem  Stadium  wirkungslos  seien  und  selbst  bei  sogenannten  symptomlo^eD 
Wandernieren  dritten  Grades  häufig  7ö^/o  eine  beginnende  Nephritis  tgt- 
handen  sei.  Bei  der  Nephropexie  verwirft  Goelet  die  Eröffnung  nnd  dai 
Abstreifen  der  Caps,  fibr.;  die  Fixationsnähte  müssen  eine  längere  Strecke 
zwischen  der  fibrösen  Kapsel  und  der  Nierenoberfläche  durchgeführt  werden, 
damit  sie  nicht  ausreissea  Im  ganzen  166  Nepbropexien  ohne  Todesfall  und 
ohne  Misserfolg. 

Goelet  (11)  hält  die  Nierennaht  bei  Wandemieren  für  strikte  indiziert, 
wenn  im  Stehen  bei  tiefer  Inspiration  das  ganze  Organ  unterhalb  des  Rippen- 
bogens fühlbar  ist.  Bandagen  sind  nur  zu  empfehlen  bei  gleichzeitiger  Ent^ro- 
ptose  oder  geringen  Graden  von  beweglicher  Niere,  Pelotten  verwirft  er. 

Gordon  (12)  empfiehlt  auf  Grund  einiger  Fälle  die  Nierennaht  bei 
Wandemiere,   die  auch  in  neurasthenischen  Fällen  Erfolg  versprechen  kauiL 

Herescu  (13)  berichtet  von  einer  durch  Heben  einer  schweren  Last 
hervorgerufenen  Wanderniere  mit  schwerem  Diabetes  insipidus.  Durch  Nephro- 
pexie Heilung. 

Larrabee  (15)  hat  bei  272  Patienten  seiner  Poliklinik  112 mal  Wander- 
nieren gefunden.  Nur  achtmal  war  die  Wandemiere  Ursache  der  Klagen, 
achtmal  bestand  allgemeine  Enteroptose.  Er  warnt  vor  unnötigem  Operieren 
und  dass  man  nichtsahnende  Patienten   auf  das  Leiden  aufmerksam  mache. 

Lucas-Championniere  (17)  empfiehlt  bei  der  Wandemiere  die  Ope- 
ration, die  Nähte  (er  näht  mit  dickem  Catgut)  müssen  aber  nach  weiter  Ent- 
kapselung  im  Nierengewebe  liegen.  Unter  48  Fällen  hat  er  keinen  Zwiscbeo- 
fall  und  kein  Rezidiv  erlebt,  obwohl  die  Patientinnen  nach  Jahren  und  zam 
Teil  nach  wiederholter  Schwangerschaft  untersucht  wurden. 

Morano  (18)  berichtet  über  die  Unzweckmässigkeit  der  Massage  bei 
Wandemiere.  Bei  einem  jungen  Mädchen  erzeugte  er  durch  Massage  Schmerzen 
in  der  Nierengegend,  Kopfschmerz,  Eiweiss  und  Blut  im  Urin  und  verminderte 
Urinmenge.  Bei  Versuchen  an  Kaninchen  konnte  er  durch  Massage  Blutung 
im  Urin  und  mikroskopische  Veränderungen  in  den  Nieren  erzeugen. 

Morisani  (19)  beschreibt  ein  neues  v(m  ihm  ersonnenes  Nephropexie 
verfahren.  Dasselbe  besteht  darin,  dass  man  die  Niere  an  zwei  aus  der 
fibrösen  Lamellarschicht  der  Fascia  superficiaUs  gebildeten  Lappen  suspendiert, 
welche  iSchicht,  beim  Hunde  wie  beim  Menschen,  in  der  Lendengegend  eine 
bedeutende  Dicke  und  Derbheit  besitzt  und  sich  sowohl  von  der  darüber  ge- 
legenen areolären  Fettschicht  als  von  dem  lockeren  Bindegewebe,   das    die 


Ziegler,  Yerletzniigen  nnd  cbinurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       787 

Scheide  der  darunter  gelegenen  Muskeln  und  Aponeurosen  bildet,  vollständig 
lostrennen  lässt.  Diese  Lappen,  die  nach  innen  geknickt  und  an  die  Niere 
geheftet  werden,  vermögen  zwei  Bänder  zu  bilden,  auf  denen  die  Niere  sus- 
pendiert bleiben  wird. 

Die  Anwendung  seines  Verfahrens  am  Lebenden  werde,  meint  Verf.,  das 
Resultat  seiner  anatomischen  und  experimentellen  Untersuchungen  sicher  be- 
stätigen und  dartun,  dass  es  den  anderen  bisher  angewendeten  Nephropexie- 
verfahren  gegenüber  grosse  Vorzüge  besitzt.  B.  Giani. 

Nasi  (20)  beschreibt  eine  von  Ruggi  selbst  ersonnene  Modifikation 
seines  Verfahrens,  die  darin  besteht,  dass  man  die  fibröse  Nierenkapsel  un- 
gefähr bis  zur  Hälfte  ihres  Umfanges  lostrennt,  znsammenwindet,  an  ihrer 
Basis  mit  zwei  starken  Gatgutfäden  unterbindet  und  diese  an  das  äussere 
Drittel  der  12.  Rippe  fixiert.  R.  Giani. 

Phillips  (21)  berichtet  über  eine  bei  Kindern  seltene  Wandemiere  bei 
einem  kaum  einjährigen  Knaben  mit  schweren  Anfallen. 

Ruggi  (22)  geht  von  dem  Grundsatze  aus,  dass  eine  rationelle  Fixation 
der  "Wanderniere  nur  dann  erzielt  wird,  wenn  man  die  Niere  in  eine  in  Höhe 
und  Richtung  verhältnismässig  normale  Lage  zurückführt,  sie  so  im  Brust- 
kasten lagert  und  dass  dieser  sie  gehörig  schützt,   dafür  sorgend,   dass  die 
anatomische  Struktur  der  Leber  nicht  verletzt  wird,   dass  sie  keinen  Druck 
von  Seiten  der  Eingeweide,   oder  Zerrungen  an  ihrem  Gefass-Nervenbündel 
erfährt  und  dass  eine  prima  intentio  erfolgt.     Zu  diesem  Behufe  schlägt  er 
ein   neues  Nephropexieverfahren  vor,   das  aus  fünf  Akten  besteht.    I.  Akt: 
Man  legt  von  der  vorletzten  Rippe  bis  zum  Darmbeinkamm  einen  Yertikal- 
schnitt  in  die  hintere  Bauchwand,  vier  fingerbreit  entfernt  von  der  Domfort- 
satzlinie; unten  folgt  der  Einschnitt  in  der  von  Czerny  angegebenen  Weise 
dem  Darmbeinkamme.    Nachdem  man  die  Haut,  das  Unterhautzellengewebe, 
die    oberflächliche  Aponeurose   und   das   Zellgewebe   des  Trigonum   lumbale 
durchschnitten  hat,  entfernt  man  oben  den  vorderen  Rand  des  M.  latissimus 
dorsi  vom  hinteren  Rande  des  M.  obliquus  extemus  und  trennt  diesen  unten 
zusammen  mit  dem  M.  obliquus  internus  und  dem  M.  transversus  und  den 
betreffenden  Aponeurosen,  vom  Darmbeinkamme  los.    Man  legt  so  das  para- 
renale Fettpolster  frei  und  trägt  es  ab.    Hierauf  legt  man  durch  einen  in 
die    hintere   Wand    der    perirenalen   Aponeurose    oder    Zuckerkandischen 
Binde  geführten  Vertikalscfanitt  die  Fettkapsel  und  dann  die  Niere  frei,   die 
man  von  jener  lostrennt    H.  Akt:  Man  macht  einen  Längsschnitt  in  den 
konvexen  Nierenrand,  trennt  mittelst  einer  stumpfen  Sonde  und  zweier  ana- 
tomischer Pinzetten  einen  der  Kapsellappen  von  der  Nierenfiäche  los  und 
rollt  ihn  so  zusammen,  dass  er,  mit  einem  langen,  an  den  Enden  mit  zwei 
Nadeln  bewaffneten  Gatgutfäden  an  die  Basis  gebunden,  eine  Art  Ligament 
bildet;  auf  die  gleiche  Weise  verfährt  man  mit  dem  anderen  Kapsellappen. 
Die  beiden  der  Kapsel  noch  anhaftenden  Pole  der  Niere  verhindern  die  voll- 
ständige Entkapselung.    UL  Akt:  Die  die  beiden  Stiele  umschnürenden  Fäden 
führt  man   in  den  zwischen  der  11.  und  12.  Rippe  bestehenden  Literkostal- 
raum,  und  zwar  legt  man  die  der  hintern  Fläche  mehr  nach  hinten,   die  der 
vorderen  Fläche  mehr  nach  vom.    Hinten  befestigt  man  das  Eingeweide  un- 
gefiUu:   auf   der  Grenze  zwischen   dem  äusseren  und  mittleren  Drittel  der 
12.  Rippe.    IV.  Akt:  Nachdem  man  die  Niere  in  die  normale  Lage  gebracht 
hat,  fixiert  man  durch  Anziehen  der  Fäden  einen  nach  unten  und  nach  hinten 
vom  unteren  Nierenpol  gezogenen  Lappen  der  Zuckerkandischen  Binde  am 

50* 


788  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    II.  Teil. 

oberen  inneren  Teil  des  hinteren  Randes  der  Lumbo-Abdomino-Kostalwimde. 
Mitunter  kann  die  zu  dünne  Znckerkandlschen  Binde  durch  den  vorderen 
Lappen  der  perirenalen  Aponeurose  verstärkt  werden.  V.  Akt:  Nun  ver- 
scÜiesst  man  die  Wunde,  in  den  unteren  Winkel  einen  Kapillardrain  legend, 
den  man  am  sechsten  Tage  entfernt.  Am  10.  Tage  entfernt  man  die  Nähte. 
—  Nach  diesem  Verfahren  operierte  Verf.  mit  Erfolg  mehrere  Fälle. 

B.  GianL 

Schmitz  (23)  bespricht  die  verschiedenen  chirurgischen  und  interna 
Behandlungsmethoden  der  Wandemiere  und  empfiehlt  zur  Fixierung  der  Niere 
handbreite  Heftpflasterstreifen. 

Sutherland  (24)  berechnet,  dass  in  37,6  ^/o  von  cyklischer  Albuminurie 
bei  jugendlichen  Individuen  Wandemiere  vorlag,  vielleicht  ist  übermässige 
Blutüberfüllung  der  Niere  Ursache  der  Lockerung  des  Organs. 

6.  Hydronephrose. 

1.  Anzilottin.  Fattioi,  Contribaio  sperimentale  allo  studio  anatomo-pfttoiogico e fisk»- 
patologico  deir  idronefrosi  et  idropionefrosi.    Pisa  1903. 

2.  Bazy,  Contribation  k  la  palhogenie  de  rhydronephrose  intermittento.    IteTue  de  Chir. 
1908.  Nr.  1. 

3.  Boerma,  Ein  FaU  von  hydronephrotischer  Wanderniere.    Monatsschrift  f.  Gebnrtaiiflfi 
n.  Qyn.  17.  Bd.  2.  Heft.  1903. 

4.  LaFascade,  Emile,  De  Thydroneplirose  dans  les  anomalies  congenitales  du  rtii. 
Diss.  Lyon  1903. 

5.  Herczel,  Hydronephrose ,   geheilt  durch  Uretero-Pyelostomie.    Kgl.  ftrztl.  Verein  n 
Budapest.    Deutsche  med.  Wochenschrift  Nr.  19.  1903.    Orvosi  HetiJap.  IdOS.  No.  7. 

6.  fiochhaus,   Diagnose  der  Hydronephrose.    ärztl.  Verein  zu  Köln.  4.  V.  1903.    Uta- 
chener  med.  Wochenschrift.  Nr.  39.  1903. 

7.  Lea,  Acute  recurrent  hydronephrodis  with  notes  offourcases,   Medical  Chronide  1901 
May-Oct 

8.  Petersen,  Ein  Fall  von  üronephrose,  geheilt  durch  Creterplastik  und  Nierenbedmi- 
faltnng.    MUnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  11. 

9.  Rjabow,  Traumatische  Hydronephrose.    Busski  Wratsch  Nr.  30.  1903. 

10.  Werner  Wiemer,  Zur  Kasuistik  und  Behandlung  intermittierender  Hydronephrose. 
Diss.  Kiel  1903. 

11.  Wiesinger,  Demonstration  eines  Nierenprftparates.    Biolog.  Abteilung  des  ärztl.  Yer. 
Hamburg.  6.  I.  1903. 

Die  von  Anzilotti  und  Falbrini  (1)  veröffentlichte  Arbeit  zerfSÜBt 
in  fünf  Kapitel:  das  erstere  Kapitel  handelt  von  dem  pathologisch-anatomi- 
schen Prozess  der  Hydronephrose,  das  zweite  von  der  Physiopathologie  der 
Hydronephrose,  das  dritte  von  dem  Einflüsse,  den  die  Ligatur  der  Nieren- 
hilusgefässe  auf  die  Entwickelung  der  Hydronephrose  bat,  das  vierte  von  den 
Veränderungen,  welche  die  der  hamverhaltenden  entgegengesetzte  Niere  erfahrt^ 
das  fünfte  endlich  von  der  Umbildung  der  Hydronephrose  in  Pyonephrose. 

Die  Ligatur  des  Harnleiters  bewirkt  in  einer  ersten  Periode  Stase  der  Nieren- 
venen, Hyperämie  der  Glomeruli  und  degenerative  Veränderungen  des  Epithels, 
die  sowohl  durch  die  Zirkulationsstörung  als  durch  den  auf  den  Epithelien 
stagnierenden  Harn  bedingt  sind.  In  einer  zweiten  Periode  hat  man  Ektasie 
der  Kanälchen  und  der  Bow  mann  sehen  Kapseln,  die  zur  Bildung  von 
cystischen  Räumen  führen  kann;  andererseits  findet  deutliche  Proliferation 
im  Bindegewebe  statt,  die  Kanälchen  und  Glomeruli  zerstört.  Schliesslich 
bleibt  nur  noch  ein  einziger,  von  einer  Wand  aus  sklerotischem  fibrösen  Ge- 
webe umgrenzter  cystischer  Raum. 


Ziegler,  Verletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       789 

Der  Druck  im  Harnleiter,  der  in  den  ersten  Augenblicken  ein  sehr  hoher 
ist,  sinkt  120  Tage  nach  Beginn  des  Experiments  bedeutend,  bis  auf  2  mm ; 
und  zwar  sowohl  infolge  der  Erweiterung  des  tubulären»  Apparats  als  infolge 
der  Durchtränkung  des  Nierenparenchyms,  als  auch  wegen  der  Menge  der 
abgesonderten  Flüssigkeit,  die  in  der  in  Retention  befindlichen  Niere  auch 
nach  Entfernung  des  Hindernisses  fortbesteht.  Der  Harnsäuregehalt  hat  eben- 
falls abgenommen  und  in  der  hydronephrotischen  Flüssigkeit  werden  häufig 
Albumin,  Zylinder,  Blutelemente,  Nierenelemente  und  mitunter  auch  Bakterien 
angetroffen;  diese  besitzen  jedoch  kein  oder  fast  kein  pathogenes  Vermögen. 
Wird  mit  dem  Harnleiter  auch  die  Arterie  unterbunden,  dann  konstatiert  man 
absolnte  Nekrose  des  Organs,  die  viel  rascher  zustande  kommt  als  bei  Unter- 
bindung der  Arterie  allein,  weshalb  die  Verff.  von  der  Unterbindung  der 
Nierenarterie  zwecks  Verhinderung  der  Hydronephrose  durchaus  abraten.  Die 
Ligatur  der  Nierenvene  verhindert  die  Hydronephrose  durchaus  nicht. 

Bei  Ligatur  des  Harnleiters  einer  Seite  weist  die  Niere  der  anderen 
Seite  Modifikationen  auf,  die,  wie  die  Verff.  nachweisen,  durch  Eintreten  von 
Nukleoproteiden  in  den  Kreislauf  bedingt  sind  und  die  mit  den  Nephrolysinen 
von  Castaigne  und  Batheus  nichts  zu  tun  haben. 

Aus  ihren  Untersuchungen  über  die  Hydronephrose  ziehen  die  Verff. 
folgende  Schlüsse:  Der  wichtigste  Infektionsweg  bei  Hydronephrose  ist  der 
hämatogene,  doch  sind  zum  Zustandekommen  der  Infektion,  ausser  der  Re- 
tention, noch  mehrere  andere  Verhältnisse  erforderlich,  die  sich  auf  die  patho- 
genen  Eigenschaften  der  Bakterien  und  die  individuelle  und  lokale  Wider- 
standsfähigkeit des  Organismus  beziehen.  Die  Bakterien  rufen  nicht  nur 
Läsionen  an  der  Nierenrinde  und  am  Nierenmark  hervor,  sondern  können 
auch  durch  die  Niere  hindurch  passieren  und  sich  im  Nierenbecken  lokali- 
sieren, eine  rasche  Zerstörung  des  Organs  bewirkend.  Die  Bakterienabsonde- 
rung ist  bei  einer  hydronephrotischen  Niere  geringer  als  bei  einer  gesunden, 
und  zwar  um  so  geringer,  je  stärker  der  hydronephrotische  Prozess  auftritt. 
Die  Ansiedlung  der  Bakterien  in  einem  hydronephrotischen  Sack  begünstigt 
den  Zerfall  der  Nierenelemente  und  die  Bindegewebssklerose  und  bewirkt 
ausserordentliche  Volumszunahme  des  Sackes. 

Experimentell  kommt  die  Hydropyonephrose  hämatogenen  Ursprungs 
meistens  nicht  zustande,  weil  die  sie  begünstigenden  Bedingungen  fehlen; 
diese  bestehen  dagegen  unter  natürlichen  Verhältnissen.  Bei  der  Hydro- 
nephrose weist  die  Niere  der  anderen  Seite  schwere  degenerative  Verände- 
rungen auf,  die  zum  grössten  Teile  durch  infektive  Elemente  bedingt  sind, 
die  infolge  der  Resorption  von  Seiten  der  in  Eiterung  befindlichen  Niere  in 
den  Kreislauf  gelangen.  R.  Giani. 

Bazy  (2)  bespricht  auf  Grund  von  zwei  mit  Ureteropyeloneostomia  be- 
handelter Fälle  und  vielen  Injektionsversuchen  des  Nierenbeckens  und  der 
Ureteren  von  Neugeborenen  unter  Vorlage  vieler  Zeichnungen  die  intermit- 
tierende Hydronephrose,  deren  Ursprung  in  einer  kongenitalen  Disposition  des 
Nierenbeckens  und  des  Ureters  liegt,  in  einem  abnorm  grossen  Nierenbecken 
mit  Abnormitäten  des  obersten  Ureterendes  (Verengerungen,  Faltenbildungen, 
Drehungen). 

Boerma  (3)  berichtet  von  einer  operativ  entfernten  kleinmannskopf- 
grossen  rechtsseitigen  hydronephrotischen  Wandemiere. 

La  Fascade  Emile  (4)  bespricht  die  Hydronephrose  bei  angeborenen 
Störungen  der  Niere.     Sie  kann  sich  entwickeln  bei  Nieren  mit  angeborener 


790  Jahresbericht  fttr  Cfairiirgie.    II.  Teil. 

Ektopie,  in  der  Hufeisenniere,  in  der  Solitärniere,  in  Nieren  mit  Gefässano- 
malien,  häufiger  beim  Weib  als  beim  Manne.  Nephrektomie  nur  bei  absoluter 
Notwendigkeit. 

Herczel  (5)  berichtet  von  einer  mit  Lendenschnitt  freigelegten  Hydro- 
nephrose,  die  er  dann,  da  sich  der  Ureter  für  eine  Sonde  undurchgängig  er- 
wies, mit  dem  Ureter  verband,  Heilung. 

Hochhaus  (6)  bespricht  an  der  Hand  von  drei  Fällen  die  Schwierig- 
keit der  Diagnose  der  Hjdronephrose. 

Lea  (7)  bespricht  unter  Anführung  einiger  Fälle  die  akute,  recnmmieresde 
Hydronephrose,  die  meist  auf  Wandemiere  beruht  und  für  die  er  die  Nephror- 
rhaphie  empfiehlt,  die  meist  Heilung  herbeiführt. 

Petersen  (8)  berichtet  von  einem  kräftigen  jungen  Mann,  an  dem  in 
der  irrtümlichen  Annahme  eines  Nierensteines  Freilegung  der  Niere  und  Spal- 
tung des  Nierenbeckens  vorgenommen  worden  war  und  eine  Urinfistel  zuräck- 
blieb;  bei  der  Fisteloperation  wurde  der  Harnleiter  freigelegt,  die  Mündung 
desselben  zeigte  sich  weit  nach  oben  verlagert,  das  Nierenbecken  schien  sehr 
erweitert,  eine  stark  vorspringende  Klappe  wurde  längs  gespalten  und  qaer 
vernäht,  das  Nierenbecken  faltig  zusammengelegt  und  möglichst  verkleioert. 
Heilung. 

Rjabow  (9)  operierte  folgenden  Fall: 
Ein  12  jähriger  Knahe  erleidet  am  8.  Vlli.  02  einen  Hufschlag  in  die  linke  Seite.  Sft> 
fort  treten  Erbrechen,  Leibschmerzen  und  Blutbamen  anf.  In  den  daranffolgeDden  Ti^i 
T.  bis  38,9.  Unter  Eis  und  Opium  gehen  alle  Erscheinungen  zurück.  Pat.  wird  am  15.  VUL 
entlassen.  Am  29.  VIII.  tritt  Pat.  wieder  ein  mit  einem  Tumor,  der  die  ganze  linke  Regio 
iumbalis  einnimmt  und  nach  vom  fast  bis  zum  Nabel  zieht.  Der  Tumor  prall-elastiscl. 
Bei  der  Operation  bestfttigte  sich  dfe  Diagnose  einer  Hydronephrose.  Letztere  war  don^ 
Verstopfung  des  Ureters  mit  Fibringerinnsel  zustande  gekommen;  glatte  Heilung. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Wiemer,  Werner  Theodor  (10)  berichtet  von  einem  Fall  inter- 
mittierender Hydronephrose  bei  einem  jungen  Manne,  wo  der  Ureter  spitz- 
winklig in  das  Nierenbecken  mündete  und  dort  eine  Knickung  erÄihr. 
Helfer  ich  (Kiel)  resezierte  einen  Teil  des  Nierenbeckens  und  ein  ca.  3  cm 
langes  Stück  des  Ureters,  schlitzte  das  Ende  desselben  in  drei  Zipfel,  und 
nähte  dieselben  in  den  Rest  des  Nierenbeckens  ein.   Dauerkatheter.    Heilung. 

Wiesinger  (11)  demonstriert  eine  Hydronephrose,  die  vor  52  Jahmi 
durch  den  Tritt  einer  Kuh  in  der  Nierengegend  entstanden  war. 

6«  Akute  Pyelitis,  Pyonephrose,  Nierenabszesse. 

1.  Alter,  Ein  Fall  von  Niereneitemng.    Deatsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  30. 

2.  Balatre,  Emile,  Gontribation  k  l'^tade  des  pyelonephrites  gravidiques  et  de  leoi 
traitement.    Dissert.  Paris  1902. 

3.  Bernond,  Gontribation  k  l'ötade  de  la  pyelon^phrite  gravidiqne.    Diasertatlon  Bor- 
deaux 1902. 

4.  Blake,  Some  problems  in  the  major-aurgery  of  the  Kidneys,  with  a  report  of  cu«. 
Medical  News  1903.  April  11. 

5.  Bosanquet,   Pyelitis  as  a  cause   of  intermittent    pyrezia  in  children.     Edinboaigb 
med.  journ.  1903.  Aag. 

6.  Esquerra,  Sobre  an  caso   de  pielo-nefritis  gravidica.    Revista  de  medecina  y  cirur- 
gia  1903.  Nr.  5.    Ref.  Deatoche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  26. 

7.  Fawitzkya.  Orlowsky,  Zur  Diagnose  der  katarrhalischen  Form  der Pyelo-Nepbn- 
tis.    Russkij  Wratsch  1903.  Nr.  8  u.  9. 

8.  *Fohlergill  and  Preeble,  Pyonephrosis  in  a  movable  Eidney.    Medical  Chronicle 
1908.  Dec. 


Ziegler,  Verletzungen  und  cfairarg.  Krankheiien  der  Nieren  und  Harnleiter.       791 

9.     Hartwig,  Akute  primftre  PyelitiB  der  Sftugiinge.    Berliner  kün.  WochenBchr.  1908. 
Nr.  48. 

10.  Hollftnderi   Nierenezstirpation  bei  einem  achtmonatlichen  Kinde.    Verein  ftlr  innere 
Med.  Berlin.  (S.  IIL  1903.   Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  34. 

11.  ^Liaughlin,  Pyonephrose  with  Kidney-colon  fistula.    The  joum.  of  the  Americ.  Med. 
Aaaoc.  1903.  July  11. 

12.  Marcnse,  Über  Pyelitis  und  Pyelonephritis  auf  Grund  von  Gonorrhoe.    Therapeut. 
Monatshefte  1903.  Nr.  2. 

13.  Rafin,   Nöphrectomie  pour  uro •  pyonephrose  intermittente.    Soc.  de  möd.  Lyon  m4d. 
1908.  Nr.  50. 

Alter  (1)  berichtet  über  eine  spontan  auftretende,  unter  allgemein 
septischen  Erscheinungen  verlaufende  Pneumokokkeninfektion  der  rechten 
Niere,  an  die  sich  ein  Nierenabszess  anschloss  mit  darauf  folgender  Abstossung 
von  einigen  nekrotischen  Nierengewebsfetzen,  die  deutlich  als  von  der  Niere 
stammend  zu  erkennen  waren.  Heilung.  Günstige  Wirkung  des  KoUargol. 
Balatre  (2)  bespricht  die  Pyelonephritis  der  Schwangeren,  die  meist 
im  fünften  Monat  der  Schwangerschaft  meist  einseitig,  aber  auch  doppelseitig 
auftritt.  Zur  Behandlung  empfiehlt  er  in  den  leichteren  Fällen  Ruhe,  Milch- 
diät, Blasenspülung  bei  bestehender  Cystitis,  in  den  schweren  Fällen  Ein- 
leitung der  künstlichen  Frühgebart,  in  letzter  Instanz  Nephrotomie* 

Bernoud  (3)  bespricht  die  Pyelonephritis  der  Schwangeren,  die  einer- 
seits durch  mechanische  Störung,  anderseits  durch  Infektion  auf  dem  Blut- 
oder Lymphweg  oder  durch  Kontignität  vom  Darm  oder  Niere  meist  durch 
Kolibazillen  zustande  kommt    Prognose  günstig,  meist  YÖllige  Genesung. 

Blake  (4)  empfiehlt  bei  chronisch  eitrigen  Prozessen  an  der  Niere  mit 
Auanahme  der  Tuberkulose,  für  die  ja  nur  die  Nephrektomie  in  Betracht 
kommt,  unter  gewissen  Bedingungen  die  Nephrektomie  primär  unter  Anfüh- 
rung einiger  Fälle. 

Bosanquet(5)  behandelt  die  bei  Kindern,  besonders  Säuglingen  häufige 
Pyelitis,  die  gewöhnlich  durch  den  Bac.  coli  comm.  veranlasst  wird,  häufiger 
bei  Mädchen  vorkommt  und  nach  akuten  Diarrhöen,  akuten  Infektionskrank- 
heiten auftritt.    Zwei  Fälle. 

Esquerra(6)  berichtet  von  einer  jungen,  vorher  gesunden  Schwangeren, 
infolge  der  Schwangerschaft  Pyelonephritis. 

Fawicki  und  Orlowski  (7)  besprechen  an  der  Hand  von  sechs  Kran- 
kengeschichten die  Diagnose  der  Pyelitis  catarrhalis. 

Hartwig  (9)  bespricht  die  dem  Typhus  ähnelnde  akute  primäre  Pyelitis 
der  Säuglinge.  Der  Harn  ist  trüb,  voll  von  Bazillen  und  Eiterköiperchen, 
ohne  Zylinder.  Zur  Behandlung  empfiehlt  er  kleine  Dosen  von  ürotropin. 
Bei  Säuglingsfiebem  dunklen  Ursprunges  soll  man  an  Pyelitis  denken  und 
eine  Untersuchung  des  Urins  anstreben. 

Holländer  (10)  demonstriert  eine  erfolgreich  exstirpierte  Niere  von 
einem  8  monatlichem  Kinde,  das  zuerst  mit  Hämaturie,  später  Pyurie  erkrankt 
war,  später  auch  einen  fühlbaren  Tumor  an  der  rechten  Niere  hatte.  Der 
Tumor  war  ganz  durchsetzt  mit  kleinen  Eiterherden. 

Marcuse(12)  berichtet  von  vier  Fällen  von  chronischer  gonorrhoischer 
Pyelitis,  welche  nach  erfolgloser  anderweitiger  Behandlung  durch  direkte 
Nierenbeckenausspülungen  mit  1^/oigen  Argentumlösungen  zur  Heilung  ge- 
bracht wurden. 

Rafin  (13)berichtet  von  einer  tödlich  verlaufenen  lumbalen  Nephr- 
ektomie wegen  Pyonephrose. 


792  Jabresbericbt  fttr  Chirorgie.    IL  Teil. 

7.  Paranephritis.    Perinephritis« 

1.  De  blasi,  Perinefrite  tubercolare  e  curo  iodica  alla  Darante.    Gazefcta  degli  ospedalt 
e  deJle  dinicbe.  Nr.  21.    Ref.  Deutsche  med.  Wochenschrift  1902.  Nr.  19. 

2.  Funke,  Eine  seltene  Ursache  für  Peritonitis  in  den  ersten  Lebenawochen.     Untnels. 
Ärzteverein.    Münchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  10. 

3.  *£och,  Über  perinephritische  Abszesse.    Dissert.  Jena  1903.    (Noch  nicht  erhfililiciL) 

4.  Nögre,Paal,  Le  phlegmon  perinephretique  chez  Tenfant.    Diss.  Montpellier  19QS. 

De  Blasi  (1)  berichtet  von  einem  Falle  tuberkulöser  Perinephritis,  in 
dem  nach  10  Injektionen  k  0,2  Jod  nach  Durante  das  Fieber  verschwand, 
das  bis  dahin  wochenlang  gedauert  hatte,  nach  30  Injektionen  konnte  der 
Patient  das  Bett  verlassen. 

Funke  (2)  berichtet  von  Peritonitis  durch  Perforation  einer  paranephri- 
tischen  Eiterung,  die  durch  Perforation  in  die  Bauchhöhle  eines  infolge  an- 
geborener Stenose  erweiterten  Ureters  entstanden  war,  bei  einem  10  Tage 
alten  Kinde,  das  nach  8  Tagen  starb. 

Paul  Negre  (4)  behandelt  unter  Mitteilung  von  vier  Fällen  die  Peri- 
nephritis bei  Kindern,  die  im  Gegensatz  zu  der  bei  Erwachsenen  sehr  sdtes 
ist,  was  mit  der  geringen  Entwickelung  des  perirenalen  Fettes  beim  Kinde 
zusammenhängt;  die  Mädchen  scheinen  mehr  disponiert  zu  sein  als  die  Knaben, 
während  bei  Erwachsenen  umgekehrt.  Unter  den  Ursachen  findet  er  alle 
akuten  infektiösen  Krankheiten,  alle  auch  kleineren  Eingriffe  an  den  Ham- 
wegen,  Trauma,  Fall,  Yerkältung  oft  erst  nach  Jahren,  Fortpflanzung  der 
Eiterung  von  anderen  Organen  her  (Stein,  Tuberkulose  der  Niere,  Appendi- 
citis).  In  ausführlicher  Weise  bespricht  er  die  Differentialdiagnose  mit  anderen 
Krankheiten,  die  zu  einer  Verwechslung  Anlass  geben  können. 


8.  Tuberkulose  der  Nieren. 

1.  Asch,  Über  das  Schicksal  der  in  die  Nierenarterien  eingebrachten  TnberkelbazilleB. 
Zentralblatt  fftr  die  Krankheiten  der  Harn-  und  Sexaalorgane  1903.    Bd.  XIY.  Heft  4. 

2.  Bazy,  Diagnostic  de  la  taberculose  du  rein.  Du  danger  de  baser  aar  Tezamen  bsc- 
töriologiqae  senl  des  indications  op^ratoires.  Ball,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir.  1^ 
Nr.  26. 

A  propos  da  diagnostic  des  l^ions  renales  unilaterales.     Ball,  et  m^m.   de  la  soe. 
de  Chir.  1908.  Nr.  8. 

3.  Cropp,  Über  die  Verbreitung  der  chron.  Tub.  in  den  Nieren  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Arterientuberkulose.    Dissert.  Göttingen  1903. 

4.  Edward,  Oontribution  to  the  knowledge  of  tubercular  diseases  of  the  feroale  orinary 
tract.    Annais  of  surgery  1903.  Oct. 

5.  GOtzl,  Über  absteigende  Tuberkulose  des  Hamapparates.  Prager  med.  Wochen- 
Schrift  1903.  Nr.  48. 

6.  Hansen,  Die  Ätiologie  und  Pathogenese  der  chron.  Nierentuberkaloae.  Nordidit 
medicinskt  Arkiy.  Chirurgie  1902.  Heft  4.  Nr.  20.     1903.  Heft  1.  Nr.  4. 

Recherches  ezperimentales  sur  la  taberculose  g^n.-ur.  surtout   sur  la  tuberculose  da 
rein.    Ann.  des  maladies  des  org.  gen.-ur.  1903.  Nr.  1. 

7.  111,  A  clinical  oontribution  to  the  knowledge  of  tubercular  diseases  of  the  female  nii* 
nary  tract.    Annais  of  surgery  1903.  Oct. 

8.  Johnson,  Nephrectomy  for  tuberculosis  of  Eidney.  New-Xork  surgical  soc.  Annals 
of  surgery  1903.  April. 

9.  Isconesco,  Eatherine,  La  fonction  urinaire  cbez  les  tuberculeux.  Dissertation 
Paris  1092. 

10.   E  Ammei,  4  durch  frühzeitige  Operation  gewonnene  tuberkulöse  Nieren.    Ärztb'cher 
Verein  in  Hamburg.  1903.  10.  Febr.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  20. 


Ziegler,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       79B 

11.  Leriche,  Nephreciomie  primitive  poor  tnberculose  du  rein.  Lyon.  möd.  1903.  Nr.  18. 
p.  513. 

Autopsie  de  tobercnlose  renale  nephrectomic^e  il  y  a  deux  ans.  Lyon  m^dical  1903. 
Nr.  21.    Soc.  des  scienc.  möd. 

12.  Lew  in,  Nieren-  und  Blasentnberknlose.  Verein  fftr  innere  Med.  in  Berlin  1903.  2.  Febr. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  10. 

13.  Lorenzo,  De  l'intervention  chirnrgicale  dans  la  tuberculose  du  rein.   Dies.  Paris  1903. 

14.  Pousson,  Traitment  chirurgical  de  la  tuberculose  renale.  Ball.  m^d.  1903.  Nr.  8. 
Ref.  Zentralblatt  fQr  Chirurgie  1903.  Nr.  35. 

15.  Rafin,  Präsentation  des  denz  reins  tuberculeux.  Soc.  de  m^d.  de  Lyon  1903.  27.  IV. 
Lyon.  m^d.  1903.  p.  899. 

16.  Salus,  Tierversuch  und  Nieren  tuberkulöse.  Verein  deutscher  Ärzte  in  Prag  1903. 
16.  X.  Manchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  45.  Berliner  klin.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  5ü. 

17.  Schmidt.  Hämaturie  bei  nlcer.  Tub.  der  Niere.  Ges.  f.  innere  Med.  in  Wien  6.  XIL 
1903.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1904.  Nr.  6. 

18.  Steyrer,  Über  einen  weiteren  Fall  von  Kompression  des  einen  Ureters.  Berliner 
klin.  Wochenschr.  1903.  Nr.  26. 

19.  StOckel,  Zur  Diagnose  und  Therapie  der  Blasen-  und  Nieren  tuberkulöse  bei  der  Frau. 
Beiträge  zur  Klinik  der  Tuberkulose  1903.  Bd.  I.  Heft  2. 

20.  Suter,  Ein  Beitrag  zur  Diagnose  und  Behandlung  der  Nierentuberkulose.  Korrespon- 
denzblatt  fQr  Schweizer  Ärzte  1903.  Nr.  10  u.  11. 

21.  Winternitz,  A.,  Zwei  Fälle  von  Nephrektomie  bei  tuberkulöser  Pyelonephritis.  Buda- 
pester kgl.  Ärzte -Verein,  Sitzung  vom  25.  X.  1903.    Orvosi  Hetilap.  1903.  Nr.  45. 

Asch  (1)  berichtet  über  das  Schicksal  von  Tuberkelbazillenkulturen,  die 
in  die  A.  renales  von  Hunden  injiziert  wurden.  In  einem  Teil  der  Versuche 
trat  akute,  tuberkulöse  Erkrankung  ein,  nicht  nur  der  Niere,  sondern  auch 
anderer  Organe.  In  einem  anderen  Teil  war  die  Erkrankung  chronisch  und 
es  war  nur  die  Niere  tuberkulös  erkrankt.  Stets  fand  eine  Ausscheidung 
von  Tuberkelbazillen  durch  den  Urin  statt,  aber  nur  mit  Unterbrechung, 
woraus  folgt,  dass  man  bei  Vordacht  auf  Nierentuberkulose  wiederholt  auf 
Tuberkelbazillen  untersuchen  muss.  Eine  gesunde  Niere  scheidet  wahrschein- 
lich keine  Tuberkelbazillen  aus. 

Bazy  (2)  berichtet  von  einem  Fall,  wo  von  anderer  Seite  zur  Nephrek- 
tomie geraten  wurde  auf  Grund  eines  irrtümlichen  Tuberkelbazillenbefundes, 
zugleich  zeigt  der  Fall,  dass  der  Ureterenkatheterismus  keine  gleichgültige 
Massnahme  ist. 

Bazy  (2)  zeigte  bei  einer  doppelseitigen,  durch  die  Sektion  bestätigten, 
tuberkulösen  Niereneiterung,  dass  man  auf  Grund  des  uretero-vesikalen  Re- 
flexes (im  Vorjahre  hat  sich  pag.  960  Bazy  ein  Druckfehler  eingeschlichen, 
statt  utero-vesikaler  Reflex  sollte  es  heissen  uretero-vesi  kaier  Kefiex)  allein 
ohne  Hamleitersondierung  Niereneiternng  diagnostizieren  kann. 

Cropp  (3)  prüfte  an  15  Nierenpräparaten  mit  chronischer  Tuberkulose 
das  Verhalten  der  Arterien ;  er  fand,  dass  durch  Einbruch  eines  tuberkulösen 
Käseherdes  in  eine  Arterie,  deren  Lumen  dadurch  verengt,  aber  nicht  ge- 
schlossen wurde,  eine  diskontinuierliche  Aussaat  des  tuberkulösen  Virus,  eine 
Weiterverbreitung  des  tuberkulösen  Prozesses  auf  dem  arteriellen  Blutwege 
stattfand. 

Edward  (4)  gibt  14  Fälle  von  Tuberkulose  des  Hamtraktes,  von  denen 
nur  in  einem  Falle  die  Tuberkulose  ihren  Beginn  in  der  Blase  hatte,  sonst 
immer  in  der  Niere  oder  im  Nierenbecken. 

Götzl  (5)  betont  gegenüber  früheren  Anschauungen  die  überwiegende 
Häufigkeit  der  absteigenden  Tuberkulose  des  Harnapparates,  wie  er  mit  Bei- 
spielen belegt. 


794  Jahresbtrieht  fOr  Chimrgie.    IT.  Teil 

Um  einen  Beitrag  zur  Lösung  der  noch  nicht  völlig  darchsichtigen  Frage 
nach  der  Ätiologie  und  Pathogenese  der  chronischen  Nierentnberkoloee  n 
liefern,  hat  Hansen  (6)  teils  eine  Menge  pathologisch-anatomischer,  teils  ex- 
perimenteller Untersuchungen  an  Tieren  angestellt.  Auf  Grund  derselben  zidit 
er  folgende  Schlüsse: 

1.  Die  chronische  Nierentuberkulose  ist  gleich  häufig  bei  Männern  und 
Weibern,  gleich  häufig  in  allen  Lebensaltem,  jedenfalls  nach  dem  20.  Lebensjabe. 

2.  Sie  ist  sekundär  nach  tuberkulösen  Leiden  anderswo  im  Organianns, 
besonders  in  den  Lungen;  sie  entsteht  durch  hämatogene  Infektion,  und  ihr 
Entstehen  wird  durch  Leiden  (Retention,  Traumen,  Steinbildung  u.  s.  w.),  die 
zum  voraus  in  der  Niere  vorhanden  sind,  begünstigt. 

3.  Bei  der  isolierten  Tuberkulose  der  Hamorgane  fangt  die  Tuberb- 
lose  in  der  Niere  an.  Bei  der  kombinierten  Urogenitaltuberkulose  beim  Mann« 
ist  die  Niere  gleichfalls  oft  der  Ausgangspunkt  des  Leidens;  die  Tuberkulose 
greift  in  diesen  Fällen  von  den  Harnorganen  auf  die  Genitalien  über,  indem 
Tuberkelbazillen  durch  die  Urethra  posterior  in  die  Drüsengänge  der  Prostata 
bineingelangen  und  eine  Prostatatuberkulose  hervorrufen. 

4.  Die  ableitenden  Hamwege  werden  durch  die  mit  dem  Harne  herab- 
strömenden  Bazillen  von  der  Kavität  aus  infiziert;  von  einer  kontinuierlich 
fortschreitenden  Ulzeration  über  grössere  Strecken  ist  keine  Rede. 

Hj.  ▼.  Bonsdorf  (Helsingsfors.) 

Hansen  (6)  machte  ausgedehnte  Versuche  über  die  Tuberkulose  im 
Oeschlechts-Hamtraktus.  Bei  seinen  Versuchen  an  Kaninchen  ist  es  ihm  ge- 
lungen, eine  einseitige,  hämatogene  Nierentuberkulose  zu  erzeugen  durdi  ab- 
kutane Injektion  von  Tuberkelbazillen  und  durch  gleichzeitige  Läsion  der 
Niere.  Bei  der  Blase  ist  es  ihm  nicht  gelungen,  eine  hämatogene  BImb- 
tuberkulose  durch  Kontusion  der  Blase  und  durch  gleichzeitige  suMratane 
Tuberkelbazillen-Injektion  zu  erzeugen.  Dagegen  ist  es  ihm  gelungen,  dircb 
direkte  Inokulation,  besonders  bei  gleichzeitiger,  vorübergehender  Urinretention 
Blasentuberkulose  zu  erzeugen. 

111  (7)  weist  auf  Grund  von  14  Fällen  von  Tuberkulose  des  weiblicha 
Hamapparates  (davon  neun  mit  Erfolg  nephrektomiert)  darauf  hin ,  dasa  dia 
Blase  nicht  durch  das  Blut  tuberkulös  erkrankt,  sondern  dass  die  Tuberkvlose 
von  der  Niere  durch  den  Harnleiter  auf  die  Blase  fortschreitet.  Nach  den 
Entfernen  der  kranken  Niere  heilt  die  Tuberkulose  der  Blase  aus,  ohne  das 
die  letztere  operativ  behandelt  wird.  Zur  Diagnose  verwendet  er  ausser  dm 
Harnleiterkatheterismus  und  der  Gystoskopie  die  Digitaluntersuchung  von  dar 
Scheide  aus  an.  Durch  die  letztere  soll  besonders  die  Schmerzhaftigkeit  dar 
Blase  und  der  verdickten  tuberkulösen  Harnleiter  festgestellt  werden,  ha 
Beginne  der  tuberkulösen  Nierenerkrankung  treten  Schmerzen  in  der  Leoda- 
gegend,  später,  wenn  die  Harnleiter  ergriffen  werden,  in  der  Iliakalgegend  tat 

Johnson  (8)  berichtet  über  eine  Nephrektomie  wegen  Tuberkulose. 

Isconesco  Katherine  (9)  findet  sehr  häufig  bei  Beginn  einer  Nicrw 
tuberkulöse  Polyurie,  Phosphaturie,  Albuminurie,  Diazo-Reaktion,  die  bei  dar 
akuten  miliaren  Tuberkulose  konstant  ist,  bei  der  chronischen  häufig  fdJt 
Hämaturie  und  Pyurie,  Zeichen  einer  chronischen  parenchymatösen  Nephritis. 

Kümmel  (10)  zeigt  vier,  durch  sehr  frühzeitige  Operation  gewonnene, 
tuberkulöse  Nieren,  bei  denen  durch  Kryoskopie  die  genügende  FunktioDS- 
tüchtigkeit  der  anderen  Niere  festgestellt  wurde.  Bei  sämtlichen  Nq>hrak- 
tomien  Heilung. 


Ziegler,  VerletzaDgen  and  chirorg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       795 

Leriche  (11)  berichtet  von  einem  Weibe,  das  nach  verschiedeneD 
Knochenaffektionen  PoUakiorie  und  käsige  Massen  im  Urin  aufwies.  Äusser- 
lich  nichts  zu  fühlen.  Mit  dem  Separateur  von  Jabaulay  fand  man  aus  der 
rechten  Niere  Eiter  kommend.  Nephrektomie.  Ureterektomie.  Heilung.  Der 
Fall  beweist  den  Wert  der  frühzeitigen  Nephrektomie  bei  Tuberkulose. 

Leriche  (11)  berichtet  von  der  Autopsie  einer  vor  zwei  Jahren  wegen 
Tuberkulose  nephrektomierten ,  43jährigen  Patientin^  die  akut  an  Lungen- 
ödem starb.  Lungen  und  Pleuren  frei,  Nieren  gross,  mit  käsigen  Eiterhöhlen, 
in  der  Umgebung  Fibro-Lipomatose,  in  der  Blase  keine  Spur  von  Tuberkulose. 
Der  Ureter  der  nephrektomierten  Seite  in  eine  weissHche  Narbe  verwandelt. 

Lewin  (12)  stellt  eine  Kranke,  die  mit  schwerer  Blasen-  und  Nieren- 
tuberkulöse  behaftet  war  und  jetzt  spontan  geheilt  ist. 

Lorenzo  (13)  bespricht  die  chirurgische  Behandlung  der  Nierentuber- 
kulose. Die  primäre  Nierentuberkulose  durch  die  Blutbahn  ist  sehr  häufig, 
dagegen  scheint  die  aufsteigende  Nierentuberkulose  selten  zu  sein.  Bei  sicherer 
Einseitigkeit  nach  vorheriger  Einzelprüfung  des  Urins  beider  Nieren  lumbale 
Nephrektomie. 

Pousson  (14)  empfiehlt  möglichst  frühzeitige  Operation  der  Nieren- 
tuberkulöse.  Von  14  Nephrektomierten  leben  sieben  IVj — 6  Jahre  nach  der 
Operation,  während  die  Nephrotomierten  sämtlich  rasch  nach  der  Operation 
starben. 

Rafin  (15)  berichtet  von  zwei  erfolgreichen  lumbalen  Nephrektomien 
wegen  Tuberkulose,  bei  denen  vorher  die  Prüfung  der  Methylenblauausschei- 
dung sehr  ungünstig  gewesen  war. 

Salus  (16)  kann  entgegen  Fournier  und  Beaufum6  nicht  bestätigen, 
dass  im  Harn  Tuberkulöser  regelmässig  Tuberkelbazillen  gefunden  werden; 
dann  weist  er  zum  Nachweis  von  Tuberkelbazillen  im  Harn  auf  die  sul)- 
kutane  Impfmethode  hin  als  die  sicherste  Methode.  Es  scheint,  dass  aus 
der  Blutbahn  oder  dem  kranken  Gewebe  Bazillen  in  den  Harn  ohne  Nieren- 
tuberkulose übertreten  können,  wenigstens  in  den  fortgeschrittenen  Fällen. 

Schmidt  (17)  zeigt  eine  durch  Nephrektomie  gewonnene  Niere,  die 
andauernde,  starke  Hämaturie  nach  schwerem  Heben  erzeugt  hatte  infolge 
ulzeröser  Papillentuberkulose. 

Steyrer  (18)  berichtet  von  der  Sektion  einer  51jährigen  Frau  mit 
tuberkulöser  Verengerung  eines  Ureters ;  die  Hammenge  war  auf  der  kranken 
rechten  Seite  ungefähr  dreimal  grösser  als  links. 

Stöckel  (19)  hebt  hervor,  dass  die  Nieren-Blasentuberkulose  viel  häufiger 
vorkommt  als  angenommen  wird,  weil  sie  häufig  ganz  latent  verlaufen  kann 
und  erst  bei  der  Cystoskopie  aufgedeckt  wird. 

Suter  (20)  bespricht  die  Diagnose  und  Behandlung  der  Nieren  tuber- 
kulöse. Aus  der  bakteriologischen  Untersuchung  des  Harns  lässt  sich  fast 
immer  die  Diagnose  stellen,  mit  Hilfe  der  modernen  Methoden  die  befallene 
Seite  erkennen.  Möglichst  frühe  Operation,  und  zwar  die  Nephrektomie.  In 
den  Burkhardtschen  P'ällen  (19)  betrug  deren  Mortalität  nur  14 ^/o. 

In  dem  einen  Falle  von  Winternitz  (21)  war  die  tuberkulöse  Er- 
krankung mit  einer  Entwickelungsanomalie  kompliziert:  nach  Entfernung  der 
kranken  Niere  und  des  kranken  Ureters  (letzterer  mündete  in  die  Urethra) 
fand  sich  oberhalb  dieser  eine  gesunde  Niere  mit  normal  mündendem  Ureter. 

Im  zweiten  Falle  bestand  zugleich  eine  tuberkulöse  Cystitis;  nach  Ex- 
stirpation  der  Niere  und  Fixieren  des  Ureter-Stumpf es  in  die  Wunde  machte 


796  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Winternitz  systematische  Jodoform-Injektionen  durch  den  Ureter  in  die 
Blase,  worauf  die  Cystitis  heilte. 

Derzeit  sind  beide  Kinder  gesund;  von  Fisteln  keine  Spur. 


9.  Nephrolithiasis. 

1.  Mc  Arthur,  Renal  cystic  calcolus  with  rigbt  oephrolithotomy,  righ  Nephrectofnj; 
foUowed  labor  witb  anuria,  reqairing  a  left  nephrostomie,  recovery.  New  Toi^  nvi^. 
800.    Annals  of  sargery  1903.  Febr. 

2.  Charles  Barnett,  Ooa  possible  cause  of  difficalty  in  the  differential  diagnoais bet- 
ween  renal  calculi  and  bepatic  caiculi.    Annais  of  surgery  1903.  Jan. 

3.  Bazy,  Calcul  de  Turet^re.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  chir.  Nr.  39.  1903.  p.  1148. 

4.  Bonrget,  Josef,  La  radiographie  dans  le  diagnostic  des calculs du  rein.  Diss.  Paris 
1903. 

5.  Cavaillon,  Calcul  de  Turetäre;  nephrotoroie;  decapsulation  da  rein;  pjelotonie; 
catb^tei-isnoe  de  Turetäre;  uretero-litbotomie  par  voie  vaginale.  Soc  des  scienc  m6L 
Lyon  m^dical  1903.  Nr.  21. 

6.  *Costa.  Radioscopie  de  calcules  renales.  Ventajas  del  diafragma  cilindrico  de  plont 
en  la  radiografia  Argentina.    Kevista  de  la  soc.  med.  1903.  Julio-Agosto. 

7.  Croftan,  The  administration  of  calcium  solts  in  nephrolithiasis  due  to  aric  acid  esi- 
culi.    The  jonrn.  of  the  Amer.  med.  Assoc.  Nr.  13.   1903. 

8.  Eppinger,  Zur  Radiographie  der  Nierensteine.  Fortschritte  auf  dem  Grebiete  d.  ROntges- 
strahlen.  VIÜ.  Bd.  Heft  1. 

9.  Frey  er,  Über  die  Chirurgie  des  durch  Steine  oder  andere  Hindemisse  undorcfagängign 
Ureters.    Lancet.  29.  Aug.  1903. 

10.  Fries,  Nierensteine.    Verein  der  Ärzte  in  Halle.   MQnchenermed.  Wochenschrift  Nr. i. 
1904. 

11.  Gatti,  Nephrotripesi  digitale.    La  Clinica  chirurgica  1903.  Nr.  12.    Gazett«  degti  o^ 
et  delle  clin.  Nr.  32.  1903. 

12.  Gillet,   Die  Nierensteinkrankheit  und  die  Lebensversicherung.    Internat.  Kongress  dL 
Versich.Ärzte  Paris.  25.-28.  V.  1908. 

13.  Guyon,  Diagnostic  des  calculs  du  rein  et  de  Turet^re.    Ann.  des  maladies  des  oig. 
g^n.-ur.  Nr.  14.  1903.    Calcul  du  rein  Journ.  de  m^d.  pratique  1903.  Cahier  17. 

14.  ^Jones,  Four  cases  of  renal  calculi  treated  successfully  by  lumbar  nepbro-lithotomie. 
Bristol  med.  chir.  journ.  1903.  Sept. 

15.  Leriche,  Pyun^phrose  calculeuse  avec  phlegmon   pörin^phretique ;  Separation  intn- 
vesicale  des  urines.    Soc.  des  scienc.  m^d.  Lyon  m^.  p.  947.  1903. 

16.  Lichten  st  ein,  Cystinurie.  Konkrement  in  der  Niere.  Nephrotomie.  Heilang.  Gesellsck 
der  Wiener  Ärzte.    Müncbener  med.  Wochenschrift  Nr.  19.  1903. 

17.  Loumeau;  Hydro-p^rin^phrose  calculeuse.     Gazette  m^dicale  de  Paris  1903.  Nr.  23. 

18.  Lucas,  On  the  Symptoms  and  diagnosis  of  stone  in  the  kidney.   The  Lancet.  Apnl35. 
1903.    Medical  Press.  April  29.  1903. 

19.  Philip,  L^on  Maurice,  De  la  n^phrolithotomie  dans  la  lithiase  renale  aseptiqoeel 
Sans  anurie.    Diss.  Bordeaux  1903. 

20.  Porter,  Note  on  a  case  of  renal  calculus.    The  Lancet  1903.  Oct.  17.  i 

21.  ComasyPrio,  Algunas  questianes  fundamentales  relations  al  diagnostico  de  loi  | 
rayos  ROntgen.  Revista  de  med.  y  chir.  Ref.  Deutsche  med.  Wochenschrift  Nr.  49.  ' 
1903.  I 

22.  R'afin,  Calcul  du  rein.    Soc.  des  sc.  möd.    Lyon  medical  1903.  Nr.  47. 

23.  Reining,  Pathologie  der  Steinniere.    Diss.  Bonn  1903. 

24.  R  u  m  p  e  1 .  Die  Diagnose  des  Nierensteines  mit  Hilfe  der  neueren  Untersuchungsmethodeo. 
Hamburg,  Lucas  Gräfe  u.  SilUem.  1903. 

24a.  —  Nierensteine.  Ärztl.  Verein  in  Hamburg  10.  II.  1903.   Müncbener  med.  Wochenschrifi 

Nr.  7.  1903.   DeuUche  med.  Wochenschrift.  Nr.  20.  1903. 
24b.  —  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen.  Nr.  10.  1903.  1 

24c.  —  Ein  Fall   von   doppelseitiger  Steinniere,   zugleich   ein   Beitrag  zur  Lehre   von  der      | 

funktionellen  Nierendiagnostik.    Monatsbericht  für  Urologie.  Bd.  YIII.  Heft  1.  ! 

25.  Sachs,  Zur  Behandlung  von  Gallen-  und  Nierensteinkoliken  mittelst  neu  konstruiertem 
Heissluftapparat.    Therapie  der  Gegenwart  1903.  Nr.  6.  ' 


Ziegler,  Verletzungen  aod  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  nnd  Harnleiter.       797 

26.  Souques  et  Morel,  Yolamineaz  calcal  du  rein,  ayant  simnl^  an  phlegmon  p^ri- 
näphr<6tiqae  primitif.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  auat.  de  Paris.  Nr.  4.  1903. 

27.  Treplin,   Röntgenbilder  von  Nieren-  und  Gallensteinen.    32.  Kongress  der  Ges.  der 
Ghir.  Zentralblatt  für  Chirurgie.  Nr.  86.  1903. 

McArthur  (1)  berichtet  über  einen  Nierencystenstein ;  zuerst  rechts 
Nephrolithotomie,  dann  Nephrektomie,  dann  Anurie  und  links  Nephrostomie ; 
Heilung.  Bevau  meint  zum  Schluss  einer  längeren  Diskussion,  man  solle 
bei  Anurie  zwei  Tage  zuwarten,  eine  Katheterisation  der  Ureteren  sei  von 
zweifelhaftem  Werte,  lieber  dann  Nephrotomie. 

Barnett  (2)  bespricht  die  Beziehungen  zwischen  Nierenstein  und 
Gallenstein,  zwischen  denen  manchmal  eine  Differentialdiagnose  unmöglich 
erscheint,  wie  er  an  einem  Fall  zeigt. 

Bazy  (3)  berichtet  von  der  Entfernung  eines  durch  Radiogramm  nach- 
gewiesenen Steines  im  Ureter,  wo  durch  das  Radiogramm  das  Finden  des 
Steines  wesentlich  erleichtert  wurde. 

Boarget  (4)  zeigt  an  13  Beobachtungen,  dass  bei  der  Diagnostik  der 
Nierensteine  die  Radiographie  ein  wesentliches  Unterstützungsmittel  ist. 

Cavaillon  (5)  zeigt  einen  auf  vaginalem  Wege  entfernten  Ureterstein, 
der  zuvor  mit  einem  Ureterbougie  15  cm  von  der  Niere  entfernt,  als  Hinder- 
nis gefühlt  wurde. 

Crof  tan  (7)  lobt  auf  Grund  von  vier  Fällen  die  Behandlung  hamsaurer 
Nierensteine  mit  Ealziumsalzen. 

Eppinger  (8)  berichtet,  dass  die  Darstellung  phosphorsaurer  Steine 
im  Röntgenbild  erst  nach  Einführung  grösserer  Luftmengen  per  rectum  gelang. 

Frey  er  (9)  rät  auf  Grund  von  zehn  operierten  Fällen  zur  Entfernung 
von  Steinen  im  Ureter  extraperitoneal  vorzugehen  oder,  wenn  Laparotomie 
nötig  ist,  die  Bauchwunde  dann  wieder  zu  schliessen  und  extraperitoneal  zu 
operieren. 

Fries  (10)  berichtet  von  der  Sektion  eines  durch  Fremdkörperaspira- 
üon  verstorbenen  alten  Mannes,  wo  sich  in  beiden  hydronephrotisch  erweiterten 
Nieren  grosse  Steine  fanden,  die  im  Leben  in  den  letzten  Jahren  keine  Be- 
schwerden machten. 

Gatti  (11)  hat  in  vier  Fällen  von  Nephrolithiasis  folgendes  Operations- 
verfahren angewendet :  Er  führte  zwei  Catgutfaden  durch  die  Niere  hindurch, 
den  einen  am  unteren,  den  andern  am  oberen  Nierenpol,  dabei  viel  Nieren- 
substanz mitfassend,  damit  das  Organ  während  der  Operation  gut  fixiert 
bliebe;  hierauf  machte  er  am  konvexen  Nierenrande,  genauer  gesagt  an  dem 
dem  Hilus  entgegengesetzten  Abschnitt,  einen  ungefähr  4  cm  langen  Einschnitt 
in  die  fibröse  Kapsel,  perforierte  mit  dem  Zeigefinger  die  Mark-  und  Rinden- 
substanz bis  zu  den  Nierenbecken,  suchte  mit  der  Fingerspitze  die  Steine 
auf,  führte  unter  Leitung  des  Fingers  eine  gewöhnliche  Pinzette  ein  und  zog 
mit  dieser  den  Stein  oder  die  Steine  heraus. 

Der  grosse  Vorzug  dieser  Methode  (die  dem  Verf.  ausgezeichnete  Re- 
sultate gab),  besteht  darin,  dass  sie  vollständig  gegen  die  Gefahr  einer 
Blutung  schützt. 

Verf.  hat  das  Verfahren  an  Hunden  erprobt;  bei  der  makroskopischen 
und  histologischen  Untersuchung  konstatierte  er  folgendes:  Auf  der  Perfora- 
tionslinie bildet  sich  ein  Gerinnsel,  das  von  einer  kleinen  Zone  von  klein- 
zelliger und  hämorrhagischer  Infiltration  umgeben  ist  (nur  in  einigen  Fällen 
gewahrte  man   einen  oberflächlichen  nekrotischen  Punkt  in  besagter  Zone); 


798  Jahreebericht  für  Ghinirgie.    IL  Teil. 

diese  Zone  wird  allmählich  durch  eine  ganz  feine  fibröse  Narbenlinie  sub- 
stituiert, während  im  übrigen  Organ  (nachdem  die  in  den  ersten  Tagen  be- 
stehende Hyperämie  zurückgegangen  ist)  vollkommen  normale  Verhältsiisse 
bestehen. 

Die  digitale  Nephrotripsie  verursacht  also  keine  grösseren  Verwüstungen 
als  eine  gewöhnliche  Nephrotomie  und  sichert  ausserdem  vollständig  gegen 
Blutungen;  ihre  besondere  Indikation  findet  sie  übrigens  in  Fällen,  in  d^es 
man  (entweder  wegen  Adhärenzen,  die  die  Lostrennung  der  Niere  von  d«r 
Fettkapsel  und  den  umliegenden  Geweben  verhindern,  oder  wegen  zu  grosses 
Volumens  der  Niere,  das  ihr  Herausziehen  durch  den  Iliaco-Eostalraum  hin- 
durch immöglich  macht)  gar  nicht  oder  nur  schwer  zum  Nierenhilns  gelangKk 
kann,  um  mittels  manueller  Kompression  des  Gefässstieles  eine  präventhe 
Hämostase  zu  bewirken.  R.  Giani. 

Gillet  (12)  bespricht  die  Beziehung  der  Nierensteinkrankheit  nr 
Lebensversicherung.  Wer  einmal  eine  Nierenkolik  gehabt  hat,  den  kann  num 
ohne  Risiko  nach  einer  Rezidivfreiheit  von  3 — 6  Jahren  in  die  Lebensver- 
sicherung aufnehmen.  Wenn  ein  chirurgischer  Eingriff  unternommen  werdeo 
musste,  ist  der  Zeitraum  seit  der  Operation  und  die  Art  der  Operati(m 
massgebend.  Nach  Nephrotomie  ist  jedenfalls  eine  Minderwertigkeit  vorhandau 
nach  Nephrektomie  wird  Abweisung  erfolgen,  ebenso  bei  bestehenden  Fistelo 
und  so  lange  diese  bestehen. 

Guyon  (13)  bespricht  die  diagnostischen  Hauptmerkmale  bei  Nierah 
steinen  und  erwartet  von  der  Skiographie  die  Überwindung  weiterer  Schwierig- 
keiten. 

Guyon  (13)  berichtet  von  einem  jungen  Mann,  der  einschliesslich  der 
Radiographie  nichts  Objektives  bot  und  seit  8  Jahren  an  Nierenkoliken  litt 
die  in  der  letzten  Zeit  heftiger  und  häufiger  wurden;  Ursache  Nierenstein. 

Le riebe  (15)  zeigt  einen  Nierenstein,  der  durch  Nephrotomie  entfent 
worden  war,  nachdem  vorher  eine  grosse  perinephritiscfae  Phlegmone  eröffnet 
worden  war  luid  keine  Heilung  gebracht  hatte.  Zufriedenstellende  Anwendung 
des  Cat  he  linschen  Apparates. 

Lichtenstern  (16)  beobachtete  bei  einer  34jährigen  Frau,  die  an 
Cystinurie  litt,  seit  vielen  Jahren  heftige  Schmerzen  in  der  rechten  Nieren- 
gegend,  die  in  den  letzten  Jahren  unter  Auftreten  von  Harndrang  zunahmen. 
In  der  rechten  Nierengegend  war  ein  kleinfaustgrosser ,  höckeriger,  derber 
Tumor  zu  tasten;  mit  den  Röntgenstrahlen  ein  Schatten  sichtbar.  Dorcb 
Nephrotomie  wurde  ein  grosser  Gystinstein  und  viele  kleine  entfernt   Heihmg. 

L 0 u m eau  (17)  berichtet  von  einer  linksseitigen  Hydro-  nnd Perinei^m»e 
(Flüssigkeitsansammlung  im  Nierenbecken  und  zwischen  Niere  und  Fettkapsel) 
durch  Steine  bei  einer  64jährigen  Frau,  die  er  wegen  multipler  Steine  ^oit 
reich  nephrektomierte. 

Lucas  (18)  behandelt  ausführlich  die  Symptome  und  Diagnose  der 
Nierensteine  nach  Anführung  eines  typischen  Falles.  Li  erster  Linie  wird 
der  Schmerz  in  seinen  verschiedenen  Formen  beschi:ieben ,  der  hauptsächlich 
von  der  Beweglichkeit  des  Steines  abhängig  ist,  dann  die  Hämaturie,  di« 
häufige  Miktion,  die  mehr  vom  Grad  der  Eiterung  als  vom  Stein  abhängt 
die  Retraktion  des  Hodens ,  die  Passage  kleiner  Steinchen ,  das  Reiben  dtf 
Steine,  die  totale  Suppression  des  Urins,  schliesslich  die  X-Strahlen,  die  als 
nicht  unbedingt  zuverlässig  geschildert  werden.  Die  Steine  wurden  durch  die 
Röntgenstrahlen  in  Guys  Spital  in  28  Fällen  nachgewiesen,  in  8  Fällen  hni 


Ziegler,  YerleizuDgen  und  obirarg.  Krankheüen  der  Nieren  und  Harnleiter.       799 

der  Chirurg  Steine  gefunden,  wo  keine  durch  die  Röntgenstrahlen  nachgewiesen 
worden,  in  2  Fällen  fand  man  mit  den  Röntgenstrahlen  Steine,  wo  sie  der 
Chirurg  nicht  fand.    Am  Schluss  Differentialdiagnose. 

Lucas  (18)  gibt  nach  genauer  Besprechung  der  Diagnose  der  Nieren- 
steine folgende  differentialdiagnostische  Bemerkungen: 

1.  Bei  Tuberkulose  ist  die  Hämaturie  in  den  ersten  Stadien  charakte- 
ristisch, bei  Stein  sehr  schmerzhaft,  erhöht  durch  körperliche  Übung,  fehlt 
später  oder  ist  ganz  gering.  Bei  Tuberkulose  ist  Pynrie  frühzeitig.  Der 
Schmerz  bei  Nierentuberkulose  ist  anhaltend,  dumpf,  nicht  leicht  ausstrahlend 
wie  bei  Stein,  der  Schmerz  nimmt  zu,  Schmerz  überwiegt  die  Pjurie  bei 
Stein,  der  Eiter  überwiegt  den  Schmerz  bei  Tuberkulose.  Geringe  Anfälle 
von  Fröstek  mit  Temperatursteigerung  kommen  häufig  bei  Tuberkulose  vor, 
auch  Temperatur  bei  Nacht  oft  übemormal,  bei  Steinen  selten  erhöhte  Tem- 
peratur. Gelegentlich  Befunde  von  Tuberkelbazillen,  versagt  aber  oft.  Bei 
Frauen  per  vaginam,  bei  Männer  per  rectum  fühlt  man  bei  Tuberkulose  oft 
einen  sehr  empfindlichen,  stark  verdiddien  Ureter. 

2.  Wandemieren  geben  Anlass  zu  Anfällen  von  KoUk  mit  Erbrechen 
wie  Nierensteine,  bei  Wanderniere  Linderung  durch  Ruhe,  klarer  Urin  ge* 
wohnlich. 

3.  Bei  Lithiasis  kann  Hämaturie  und  starker  Schmerz  auftreten,  aber 
nicht  einseitig,  und  er  ist  leicht  zu  bekämpfen  durch  reichliches  Wassertrinken. 

4.  Aknte  Brightsche  Krankheit  oder  Gichtniere  kann  Hämaturie  er- 
zeugen, aber  der  fortwährende  Befund  von  Eiweiss,  das  geringe  spezifische 
Gewicht  des  Urins  und  die  Zeichen  von  Arteriosklerose  werden  zur  Diagnose 
fuhren. 

5.  Geschwülste  im  Nierenbecken  und  bösartige  Geschwülste  der  Nieren 
können  ausgiebige  Blutung  erzeugen,  bei  ihnen  können  bei  Zerfall  manchmal 
Geschwulstteile  im  Urin  gefunden  werden;  bei  Geschwülsten  der  Niere  ist 
die  Geschwulst  zu  palpieren. 

6.  Gallensteinkoliken  sind  für  Nierenkoliken  gehalten  worden,  die  Kolik 
ist  mehr  hypochondrisch;  Prüfung  des  Urins  ist  wichtig. 

7.  Karies  der  Wirbelsäule  bei  Kindern  kann  einseitiges  Rückenweh  und 
ausstrahlende  Schmerzen  erzeugen  wie  beim  Nierenstein. 

8.  Kolik  des  Appendix  ist-  sehr  veränderlich  in  Umfang  und  Stellung, 
gewöhnlich  etwas  niederer,  gewöhnlich  ist  auch  der  Appendix  zu  fühlen. 

Philip  (19)  behandelt  die  Nephrolithiasis ,  für  die  es  kein  einzelnes 
sicheres  Symptom  gibt,  erst  die  Gesamtheit  der  Symptome;  nur  die  Radio- 
graphie  liefert  sicheren  Beweis.  Baldigste  lumbale  Operation,  sobald  die 
Diagnose  sicher  ist,  durch  Inzision  durch  das  Nierengewebe,  die  auch  bei 
Stein  im  Becken  immer  am  besten  ist. 

Bruce  Porter  (20)  berichtet  von  einem  Nierenstein,  der  die  Symptome 
einer  Ischias  vortäuschte. 

Comas  y  Prio  (21)  lobt  den  Wert  der  Röntgenstrahlen  für  die  Dia- 
gnose der  Nierensteine,  besonders  bei  Anwendung  der  Albers-Schönberg- 
schen  Kompression. 

Raf  in  (22)  zeigt  einen  grossen  Nierenstein,  den  er  durch  Nephrotomie 
entfernt  hatte. 

Reining  (23)  berichtet  von  einer  erfolgreichen  lumbalen  Nephrektomie 
wegen  Steinniere  mit  paranephritischer  Eiterung,  Schrumpfung  der  Niere, 
starker  Schwielenbildung  und  beträchtlicher  Fettablagerung  vom  Hilus  aus. 


800  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Kumpel  (24)  kommt  an  der  Hand  von  18  Fällen  bei  der  Diagnose 
der  Nierensteine  zu  folgenden  Schlüssen:  1.  Die  exakte,  einwandfreie  Diagnose 
des  Nierensteines  ist  nur  durch  das  Röntgenverfahren  zu  stellen.  2.  Der 
Nachweis  desselben  ist  in  jedem  Falle  zu  erbringen,  gleichviel  ob  er  im 
Nierenbecken,  in  den  Kelchen  oder  im  Ureter  seinen  Sitz  habe.  3.  Der  ne- 
gative Ausfall  der  Röntgenplatte  bei  wiederholten  Aufnahmen  lässt  ein  Kon- 
krement ausschliessen.  4.  Die  Sichtbarmachung  des  Steinschattens  ist  nnr 
von  der  Technik  des  Verfahrens  abhängig.  5.  Man  soll  zur  Unterstützung 
der  Diagnose  auch  die  funktionellen  Untersuchungsmethoden  mit  heranziehen. 

Rumpel  (24b)  empfiehlt  bei  Durchleuchtung  mit  Röntgenstrahlen  hä 
Verdacht  auf  Nieren-  und  Harnleiter  steine  immer  zuerst  eine  Orientiernngs- 
platte  anzufertigen  und  die  steinverdächtigen  Schatten  dann  auf  einer  zweiten 
Platte  genauer  einzustellen.  Auch  andere  Nierenerkrankungen  kann  man  aof 
diese  Weise  sehen,  z.  B.  Hydronephrose,  Tuberkulose,  Karzinom. 

Rumpel  (24c)  berichtet  von  einer  doppelseitigen  Steinniere,  mit  abnorm 
grossen  Steinen,  die  sehr  schön  im  Röntgenphotogramm  sichtbar  waren;  die 
Funktionsbestimmung  beider  Nieren  wurde  vor  und  nach  der  Nephrotomie 
gemacht. 

Sachs  (25)  empfiehlt  die  heisse  Luft  zur  Anwendung  bei  Nierenstein- 
koliken  mittelst  eines  von  ihm  konstruierten  Apparates,  der  die  Niere  mög- 
lichst allein  und  rasch  trifft. 

Souques  und  Morel  (26)  berichten  von  einem  jungen  Mann,  der  an 
Lithiasis  mit  Eiterung  litt  und  vorübergehend  die  Symptome  eines  peri* 
nephritischen  Abszesses  geboten  hatte;  er  bekam  anscheinend  infolge  von 
Intoxikation  plötzlich  eine  totale  Lähmung  aller  vier  Extremitäten  mit  Schwäcbe 
des  Rumpfes  bei  normaler  Sensibilität.     Rascher  Tod. 

Nach  Treplin  (27)  sind  sämtliche  Nierensteine,  ohne  Rücksicht  auf 
Grösse  und  chemische  Zusammensetzung,  nachweisbar  mittelst  des  Röntgen- 
Verfahrens. 

10.  Anurie. 

1.  Apolant,  Ober  Anurie.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  29. 

2.  Ascoli,  Vorlesungen  Aber  Urämie.   Jena  1908.  Fischer.    Ref.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1904.  Nr.  12. 

3.  Bevan,  The  surgical  treatment  of  anuria.    Annais  of  sargeiy  1908.  April. 

4.  Bickel,  Zar  Lehre  von   der  elektrischen   Leitfähigkeit  des  menschlichen  Blutsemia 
bei  Urämie.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1902.  Nr.  28. 

4a.—  Zu  dem  Aufsätze  des  Herrn  Dr.  Engelmann:  Die  Bestimmung  elektrischer  Leit- 

fähigkeit  von  KOrperflQssigkeiten.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  44. 
4b.  —  Zur  Lehre  von  der  Urämie.    St.  Petersburger  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  24. 

5.  Ca  bot,  Calculous  anuria:  its  diagnosis  and  treatment.    Annais  of  surgery.  1903.  Oct 

6.  Gimino,  Anuria  calcolare  e  suo  trattamente  mediante  il  cateterismo  ureterale  a  per 
manenza.    II  Policlinico  sez  pratica  1903.  Fase.  22. 

7.  Jaerisch,  Der  Aderlass  bei  Urämie.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  13. 

8.  Joung,  Über   einen    Fall    von    doppelten  Nierenbecken    und    Ureter   bifidus.     Monats- 
bericht  für  Urologie.    Ref.  Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  52. 

9.  Ereps,   Zur  Behandlung  der  sog.  Anuria  calculosa.    Busski  Wratsoh  1903.    Nr.  18. 
Peterburger  med.  Zeit.  1903.  Nr.  52. 

10.  Ute  au,  De  Tanurie  au  cours  des  n^oplasmes  pelviens.    Dissert  Paris  1903. 

11.  Zaaijer,  Anurie  infolge  doppelseitiger  Nierennekrose,  verursacht  durch  Druckerb.  in 
den  Nieren.    Grenzgebiete  der  Medizin  1903.  Bd.  XII.  Heft  5. 

Apolant  (1)  bespricht  die  verschiedenen  Ursachen  der  Anurie. 

As  coli   (2j   behandelt  in   ausführlicher  Weise  die  Urämie,  zuerst  die 


Ziegler,  Verletzangen  and  Chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       801 

klinischen  Symptome  derselben,  die  Bewegungsstörungen,  die  Störungen  des 
Geistes  und  der  Sinne,  die  viszerale  Urämie,  die  geschichtliche  Entwicklung, 
die  Anurie,  die  funktionelle  Nierenuntersuchung  mit  zahlreichen  Kranken- 
geschichten und  grosser  Literaturangabe. 

Bevan  (3)  berichtet  über  einen  Fall  von  Anurie  der  mit  doppelseitiger 
Nephrotomie  erfolgreich  behandelt  wurde.  Auf  der  einen  Seite  bestand  aus- 
gedehnte Hydronephrose  mit  kaum  funktionsfähiger  Nierensubstanz.  Auf  der 
anderen  Seite  Stauung  im  Nierenbecken  des  funktionsfähigen  Organes.  Die 
Ursache  der  Stauung  wurde  nicht  gefunden.  Di^  erstere  Niere  wurde  später 
exstirpiert  und  die  letztere  funktionierte  wieder  in  normaler  Weise  ohne  dass 
ein  Eingriff  an  den  Hamwegen,  abgesehen  von  Sondierung,  gemacht  wurde. 
Des  weiteren  wird  die  Anurie  und  ihre  Behandlung  als  obstruktive  Reflex- 
und  nicht  obstruktive-nephritische  Anurie  besprochen.  In  den  beiden  ersten 
Arten  soll  früh  (dritter  Tag)  Nephrotomie  auf  der  Seite  des  Schmerzes,  der 
Druckempfindlichkeit  und  Muskelrigidität  gemacht  werden.  Wenn  erfolglos, 
ist  sogleich  oder  in  24  Stunden  auch  die  andere  Niere  zu  öffnen.  Wenn  in 
der  nicht  obstruktiven-nephritischen  Form  medizinische  Eingriffe  erfolglos 
bleiben,  kann  auch  hier  Nephrotomie  versucht  werden,  um  Entspannung  zu 
bewirken  und  dadurch  dauernde  Schädigung  des  Epithels  zu  verhüten.  Es 
ist  mit  Lokalanästhesie  oder  mit  Lachgasnekrose  zu  operieren.  Alle  grösseren 
Eingriffe  sind  zu  verschieben  und  nur  Nephrotomie  zu  machen  (keine  Ex- 
stirpation  oder  Plastik)  Spaltung  der  Niere  ist  leichter  ausführbar  und  zweck- 
entsprechender als  der  Nierenbeckenschnitt.  Maas  (New- York). 

Bickel  (4)  teilt  einen  Fall  mit  von  durch  chronische  Nephritis  be- 
dingter, tödlich  verlaufener  Urämie,  der  völlig  seinen  Tierversuchen  mit 
Nierenexstirpation  betreffs  elektrischer  Leitfähigkeit  des  Blutserums  entspricht. 
Bickel  (4)  wahrt  Engel  mann  gegenüber  die  Priorität  der  von  ihm 
experimentell  festgestellten  Tatsache,  dass  bei  der  Urämie  in  der  Hauptsache 
nicht  die  Retention  von  Elektrolyten,  sondern  nur  eine  solche  von  Nicht- 
elektrolyten  die  molekulare  Konzentration  des  Serums  bedingt. 

Bickel  (4)  schliesst  aus  seinen  Untersuchungen  des  elektrischen  Leit- 
vermögens von  Blutserum  nierenexstirpierter  Tiere,  dass  die  Erhöhung  der 
molekularen  Konzentration  des  Blutes  bei  der  Urämie  durch  Moleküle  organi- 
scher Körper,  resp.  Stoffwechselabbauprodukte  erzeugt  wird. 

Cabot  (5)  operierte  zwei  Patienten  wegen  plötzlich  aufgetretener  Anurie. 
Beide  Kranke  hatten  nur  je  eine  funktionsfähige  Niere,  bei  einem  war  die 
funktionslose  bei  dem  anderen  die  funktionsfähige  Niere  vergrössert,  wie 
durch  Laparotomie  festgestellt  wurde.  Bei  dem  in  beiden  Fällen  vergeblichen 
Suchen  nach  einem  Stein  wurden  die  Ureteren  in  ihrem  ganzen  Verlaufe 
genau  abgetastet.  Gleich  nach  der  Operation  stellte  sich  die  Hamsekretion 
wieder  ein.  Cabot  glaubt,  dass  er  durch  die  Manipulationen  kleine  Steine 
herausgedrängt,  obwohl  auch  später  im  Harn  nichts  gefunden  wurde. 

Maas  (New-York). 
Bei  einer  46jährigen  Frau,  die  seit  15  Jahren  an  die  Bildung  und 
Ausstossung  von  Nierensand  und  Nierensteinen  gewöhnt  war  und  bei  welcher 
infolge  eines  grösseren  nicht  entfernbaren  Steines  die  tägliche  Hammenge  bis 
zur  vollständigen  Anurie  abgenommen  hatte,  erzielte  Cimino  (6)  durch  per- 
manenten Hamleiterkatheterismus  Heilung.  An  die  kurze  Beschreibung  des 
Falles  knüpft  Verf.  einige  Bemerkungen.  Die  verminderte  und  zuletzt  auf- 
gehobene Harnsekretion  tue  dar,   dass  auch  bei  einseitiger  Verstopfung  der 

Jahresbericht  fOr  Ghirorgi«  1903.  51 


802  JabreBbericlit  f&r  Chinirgie.    11.  Teil. 

reno-renale  Reflex  Anurie  hervorzurufen  vermag.  Der  permanent  im  Harn* 
leiter  gelassene  Katheter  müsse  eine  Erweiterung  des  Hamleiterlumens  be- 
wirken; daher  ein  Reflex,  der  gleichzeitig  auf  die  Nierensekretion  wirkt  nnd 
den  inhibitorischen  reno-renalen  überwindet,  ganz  abgesehen  davon,  dass 
durch  die  Erweiterung  des  Harnleiters,  ausser  Wiederherstellung  der  Nieren- 
funktion,  die  Ausstossung  des  Steines,  wie  es  im  vorliegenden  Falle  geschah, 
bewirkt  werden  kann. 

Der  permanente  Hamleiterkatheterismus  könne  also,  nach  Verf.,  in  der 
Therapie  der  durch  Nierensteine  hervorgerufenen  Anurie  ein  bisher  nicht  ver- 
mutetes wirklich  wirksames  Mittel  bilden.  R.  GianL 

Jaerisch  (7)  berichtet  über  die  gute  Wirkung  eines  Aderlasses,  zuerst 
500  ccm,  am  nächsten  300  ccm  Blut  bei  akuter  Urämie  mit  darauffolgendem 
Salzwasserklystier. 

Joung  (8)  berichtet  von  einer  tödlich  verlaufenen  Anurie  nach  Nephr- 
ektomie wegen  Lithiasis,  an  der  anderen  gesund  befundenen  Niere  befanden 
sich  zwei  Nierenbecken,  von  denen  das  obere  von  einem  seinen  Harnleiter 
völlig  verstopfenden  Steine  ausgefüllt  war. 

Kreps  (9)  kommt,  auf  Grund  von  zwei  mit  Erfolg  behandelten  FäUen 
von  Anuria  calculosa  zu  folgenden  Schlüssen:  1.  In  allen  Fällen  von  Anurie, 
wo  man  als  Grund  derselben  einen  Calculus  annimmt,  muss  sofort  der  Ureterea- 
katheterismus  ausgeführt  und  der  Versuch  gemacht  werden,  den  Stein  im 
Nierenbecken  zu  schieben.  In  den  Ureter  eingespritztes  heisses  Öl  oder 
Glyzerin  erleichtern  die  Aufgabe.  2.  Findet  man  den  Stein  in  dem  eisen 
Ureter  nicht,  so  muss  sofort  der  andere  abgesucht  werden.  3.  Ist  der  Stein 
gefunden  und  zurückgeschoben  und  kommt  doch  kein  Urin,  so  ist  sofort  dö: 
andere  Ureter  zu  sondieren,  da  a)  die  Verstopfung  beiderseits  erfolgen  könnte 
und  b)  es  möglich  ist,  dass  in  dem  einen  Ureter  eine  alte  Verstopfmig 
bestand,  die  bei  ihrem  Entstehen  keine  Anurie  hervorrief,  dieselbe  aber  verur- 
sachte als  der  andere  Ureter  durch  einen  Stein  verstopft  wurde.  4.  Eoih 
statiert  man  beim  geringsten  Verdacht  auf  Nierensteine  beim  Ureteren- 
katheterismus  eine  Striktur,  so  muss  nun  dieselbe  rechtzeitig  erweitert  werden. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

U  teau  (10)  bespricht  unter  Anführung  von  40  Fällen  aus  der  Literatur 
die  Anurie  im  Anschlüsse  an  Beckengeschwülste,  vor  allem  des  Uterus;  zur 
Behandlung  ist  die  Nephrostomie  vorzunehmen. 

Zaaijer  (11)  berichtet  von  einer  ausgedehnten  Rindeimekrose  an  den 
Nieren  einer  Puerpera,  welche  von  der  Geburt  ab  fast  völlige  Anurie  hatte 
und  nach  neun  Tagen  starb.  Vorher  hatte  irgend  eine  Schädlichkeit  auf  die 
Niere  stattgefunden,  wodurch  eine  Druckerhöhung  in  den  Nieren  statthatte. 

11.  Funktionelle  Nierendiagnostik. 

1.  Barth,  Über  funktionelle  Nierendiagnostik.  32.  Eongress  der  Deutschen  Geseilsch.  flr 
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IIa.  —  Die  Bestimmung  der  elektrisehen  LeitfUugkeit  von  KOrperfittsaigkeiten.  Mflnchener 
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20a.—  Ober  die  Leistangsffthigkeit  der  Phloridziumethode.  MitteQ.  aus  den  Grenzgeb. 
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51* 


804  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IT.  Teil. 

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Naturhisi  Verein  in  Heidelberg  1.  XIL  1903. 

48.  Zangenmeister,  Ober  Verwertung  der  Gefrierpunktserniedr.  des  Harnes  zur  Bemi 
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Barth  (1)  bespricht  die  neuere  Nierendiagnostik  nach  seiner  Erfahmng, 
nach  der  bei  einseitigen  Nierenerkrankungen  der  üreterenkatheterismus  doch 
nicht  zu  umgehen  ist.  Zum  Nachweis  der  Nierensteine  hat  er  nicht  die  gleiche 
Sicherheit  wie  Kümmel.  Mit  Hilfe  der  funktionellen  Nierendiagnostik  hofft 
er  unnötige  Nierenspaltungen  zu  vermeiden,  was  allein  schon  ein  Gewinn  wäre. 

Bickel  (2)  machte  experimentelle  Untersuchungen  über  den  Einflass 
doppelseitiger  Nierenexstirpation  auf  die  elektrische  Leitfähigkeit  des  Blutes. 
Er  bediente  sich  der  Kohlrauschschen  Methode.  Man  misst  dabei  des 
Widerstand,  den  eine  Lösung  bei  bestimmter  Temperatur  dem  elektrischen 
Strom  darbietet.  Die  Leitfähigkeit  eines  Körpers  ist  dann  gleich  dem  rea- 
proken  Werte  seines  Widerstandes.  Als  Einheit  der  Leitfähigkeit  wird  die 
Leitfähigkeit  eines  Körpers  angenommen,  von  dem  eine  Säule  von  1  cm  Länge 
und  1  qcm  Querschnitt  den  Widerstand  von  1  cm  besitzt.  Das  Leitvermögen, 
in  dieser  Einheit  ausgedrückt,  bezeichnet  man  als  „k^. 


Ziegler,  Yerletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       805 

Ans  seinen  Versuchen  geht  herror,  dass  die  nach  der  Nierenausschal- 
ttmg  sich  einstellende  Erhöhung  der  molekularen  Konzentration  des  Blutes 
vornehmlich  auf  Kosten  von  Nicht-Elektrolyten  statthat,  d.  i.  organische  Sub- 
staDzen,  während  Salzsäure  und  Basengehalt  nur  wenig  alteriert  werden  und 
gerade  diese  bedingen  den  elektrischen  Widerstand. 

Blanck  (3)  stellte  Untersuchungen  an  Kaninchen  über  den  Gefrierpunkt 
der  Niere  an,  derselbe  ist  im  Mittel  —1,03^0,  annähernd  am  gesunden  Tier 
gleich.  Reichliche  Durchspülung  der  Niere  mit  Wasser  verändert  den  Gefrier- 
punkt minimal,  die  mit  alkalischen  Wässern  stärker.  Erheblich  wirkt  die 
Anregung  der  sekretorischen  Tätigkeit  durch  Diuretin  und  Agurin.  Phloridzin 
ist  wirkungslos,  ebenso  Hamstauung  und  Kali  Chromat. 

Blanck  (3)  gibt  eine  Zusammenstellung  der  wichtigsten  kryoskopischen 
Arbeiten  und  beschreibt  auch  die  dafür  angegebenen  Apparate. 

Casper  (4)  behauptet  gegenüber  Israel  auf  Grund  von  Krankheits- 
berichten, dass  die  moderne  Methodik  der  Nierenüntersuchung  eine  präzise 
Diagnose  des  Sitzes  der  Nierenerkrankung  gestattet,  dass  sie  uns  über  die 
Beschaffenheit  und  Funktionskraft  der  zweiten,  nicht  zu  operierenden  Niere 
Aufscbluss  gibt,  wie  er  ehedem  nicht  zu  erbringen  war,  dass  sie  es  dadurch 
ermöglicht,  Nierentode  zu  verhüten  und  somit  die  Sterblichkeit  bei  Nieren- 
operationen herabzusetzen  geeignet  ist. 

Casper  und  Richter  (5)  betonen  Israel  gegenüber,  dass  sie  von  88 
nach  ihrer  Diagnose  operierten  Fällen  keinen  einzigen  Nierentod  zu  ver- 
zeichnen hatten.  Fehlen  der  Zuckerausscheidung  nach  Phloridzin  beweist 
einen  erhebUchen  Grad  von  Nierenstörung;  je  mehr  funktionsfähiges  Nieren- 
parenchym vorhanden  ist,  um  so  grösser  ist  die  Phloridzin-Glykosurie. 
Cathelin  (6)  hat  sein  Instrument  mehrfach  verbessert. 
Cathelin  (6)  gibt  technische  Vorschriften  über  die  Anwendung  des  nach 
verschiedenen  Richtungen  hin  verbesserten  Urinseparators. 

Cohn  (7)  bestreitet  auf  Grund  seiner  Untersuchungen,  dass  der  Blut- 
gefrierpunkt als  Massstab  für  die  allgemeinen  Nierentätigkeit  betrachtet 
werden  darf,  eine  Vermehrung  der  Blutmoleküle  ist  z.B.  abhängig  von  der 
Tätigkeit  anderer  Organe  und  von  Infektion,  Ernährung. 

Cohn  (7)  kommt  auf  Grund  der  Prüfung  der  bisher  angegebenen  vier 
Hamsegregatoren  zum  Schlüsse,  dass  sie  alle  mit  dem  Hamleiterkatheterismus 
nicht  konkurrieren  können,  weil  ihre  Anwendung  schmerzhaft  und  ungenau  sei. 
Demetrian  (8)  empfiehlt  zur  Feststellung  des  funktionellen  Wertes  der 
Nieren  den  Cathelin  sehen  Segregator  in  Verbindung  mit  der  Methylen- 
blauprobe. 

de  Dominicis  (9)  glaubt  nach  den  bisher  ermittelten  Versuchsresul- 
taten über  Phloridzindiabetes  und  Nierenpermeabilität,  dass  Phloridzin  nicht 
direkt,  sondern  wie  alle  Gifte  durch  Vermittelung  des  Nervensystems  auf  die 
lebenden  Gewebe  einwirkt. 

Engelmann  (11)  zeigt  einen  Apparat  zur  Bestimmung  der  elektrischen 
Leitfähigkeit  von  Körperflüssigkeiten,  speziell  von  Blutserum  und  Urin  zur 
Ergänzung  des  Beck  mann  sehen  Gefrierapparates.  Der  Apparat  arbeitet 
genau,  erfordert  nur  wenig  Flüssigkeit  und  dient  zur  Kontrolle  für  unsere 
Gefrierpunktsbestimmungen.  Konzentration  und  Leitfähigkeit  der  durch  den 
Ureterenkatheterismus  aufgefangenen  Urine  verhalten  sich  vollkommen  gleich- 
massig  und  verändern  sich  in  paralleler  Weise.   Ist  z.  B.  die  eine  Niere  krank, 


806  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  Teil 

SO  bekommt  man  entsprechend  der  niedrigen  Zahl  für  den  Gefrierpunkt  aoch 
einen  geringen  Wert  für  die  Leitfähigkeit. 

Engelmann  (11)  liefert  Beiträge  zur  Lehre  von  dem  osmotischen  Druck 
nnd  der  elektrischen  Leitfähigkeit  der  Körperflüssigkeiten.  Die  Zunahme  der 
Blutkonzentration  über  die  Norm  ( — 0,55  bis  — 0,58  mit  Tagesschwankmigen) 
spricht  für  beginnende  Niereninsuffizienz,  d.h.  für  eine  Erkrankung  beider 
Nieren,  falls  nicht  eine  andere,  mit  schweren  Zirkulationsstörungen  verbundene 
Erkrankung  oder  eine  vorgeschrittene  Krebserkrankung  vorliegt.  Sonstige 
Erkrankungen  oder  einseitige  Nierenaffektionen  verändern  den  Gefrierpimkt 
des  Blutes  nicht.  Grosse  Bauchgeschwülste  haben  in  der  Regel  keinen  'Bat- 
fluss  auf  die  Blutkonzentration.  Die  Niereninsuffizienz  bedingt  keine  Er- 
höhung der  elektrischen  Leitfähigkeit  des  Blutserums.  Bei  der  Urämie  findet 
man  stets,  bei  chronischer  Urämie  immer  eine  meist  beträchtliche  Erhöhnog 
der  Blutkonzentration,  während  die  Werte  für  die  elektrische  Leitfahigkät 
die  Norm  nicht  überschreiten.  Bei  Erkrankung  einer  Niere  finden  sich,  and 
schon  im  Beginne,  wenn  andere  klinische  Erscheinungen  fehlen,  Konzen- 
trationsunterschiede des  getrennt  aufgefangenen  Urins.  Auch  die  Elektroljt- 
konzentration  zeigt  entsprechende  Veränderungen,  die  den  Gefrierpunkt-swerten 
parallel  gehen. 

Fiori  (12)  führte  an  Kaninchen  einige  experimentelle  Untersuchnngei 
aus,  um  die  einerseits  nach  einseitiger  Nephrektomie,  andererseits  nach  Li- 
gatur eines  Harnleiters  auftretenden  histologischen  und  funktionellen  Ver- 
änderungen nebeneinander  zu  studieren.  Er  erforschte  deshalb  bei  den  ope- 
rierten Tieren,  während  des  Zeitraums  von  etwa  einem  Monat,  die  eventaeUeo 
Störungen  in  der  Nierenfunktion,  indem  er  die  Albumin-  und  bei  einigen  aadi 
die  Harnstoff-  und  Chlormenge  bestimmte;  ferner  verfolgte  er  verschieden 
lange  Zeit  nach  dem  Eingriff  die  histologischen  Veränderungen  der  gesnndoi 
Niere. 

Aus  seinen  Untersuchungen  geht  hervor,  dass  die  einseitige  Nephrektomie 
und  Hamleiterstenose  Nieren-  und  Allgemeinerscheinungen  hervorrufen.  Die 
efsteren  kommen  in  klinischen  Manifestationen  (Oligurie,  seltener  Annrie, 
Albaminurie,  Hämaturie  und  Verminderung  in  der  Aussonderung  von  Harn- 
stoff und  Kalksalzen)  sovrie  in  histologischen  Erscheinungen  (Kongestionen, 
Hämorrhagien,  Degeneration  des  Epithels,  besonders  der  gewundenen  Kanälchenj 
zum  Ausdruck ;  die  letzteren  bestehen  in  bisweilen  hochgradiger  Abmagerung 
des  Tieres. 

Die  Störungen  in  der  Harnausscheidung  sind  zumeist  nur  vorübeigehend, 
können  aber  auch  längere  Zeit  anhalten  oder  nach  einiger  Zeit  von  Denem 
auftreten. 

Bei  der  Harnleiterstenose  ist  die  nach  einiger  Zeit  auftretende  Ver- 
änderung des  allgemeinen  Zustandes  das  deutlichste  Merkmal  und  sie  ver- 
dankt ihre  Entstehung  zum  grossen  Teile  in  den  Kreislauf  tretenden  ab- 
normen Produkten  des  operierten  Gebietes.  Bei  der  Nephrektomie  sind  da- 
gegen die  Veränderungen  im  Allgemeinzustand  weniger  ausgeprägt,  verschwinden 
gewöhnlich  ziemlich  schnell  und  bleiben  seltener  längere  Zeit  bestehen. 

Besonders  bei  der  Hamleiterstenose  wirken  noch  andere  Faktoren  znr 
Veränderung  des  Allgemeinzustandes  mit;  so  zweifellos  funktionelle  Insuffi- 
zienzen und  molekulare  Läsionen  der  hochdifferenzierten  Gewebselemente. 

Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  die  zurückgebliebene  Niere  den  Aus- 
gangspunkt abnormer  Elaborations-  oder  Zellenzerfallsprodukte  bilden  kaDn* 


Ziegler,  Yerletzungen  und  chiniig.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       807 

—  DafiB  die  innere  Sekretion  ungenügend  wird,  wenn  man  eine  Niere  unter- 
drückt oder  verändert,  ist  nicht  unwahrscheinlich ;  und  während  bei  Nephrek- 
tomien der  Ersatz  ziemlich  rasch  und,  man  kann  sagen,  vollständig  erfolgt, 
wird  bei  der  Harnleiterstenose  die  Funktion  wahrscheinlich  durch  die  grössere 
Menge  zirkulierender  Gifte  neutralisiert.  R.  Giani. 

Göbell  (13)  hat  zur  Entscheidung  des  Streites  zwischen  Israel-Kümmel 
über  den  Wert  der  Prüfung  der  funktionellen  Nierendiagnostik  eigene  Unter- 
suchnngen  angestellt  und  ist  zu  dem  Resultat  gekommen,  dass  uns  die  funk- 
tionelle Nierendiagnostik  einen  Einblick  in  die  Funktion  der  Niere  gewährt 
unter   Anwendung  gewisser  Yorsichtsmassregeln,  dass  man  den  Nierenkranken 
vor    der  Untersuchung  mehrere  Tage  eine  allgemein  verabredete  Probediät 
gebe,    dass  man  zu  einer  bestimmten  Zeit  nach   der  Nahrungsaufnahme  den 
Urin  beider  Nieren  mittelst  Uretherkatheter  aufnehme,  dass  man  2 — 3  Standen 
den  Katheter  liegen  lasse  und  den  Urin  von  verschiedenen  aufeinander  fol- 
genden Zeiträumen  untersuche,  dass  man  die  Urinmenge  in  den  verschiedenen 
Perioden  messe  und  die  Molenzahl  bestimme,  die  funktionelle  Nierendiagnostik 
eruiert  aber  nicht,  wieviel  funktionierendes  Nierenparenchym  von  einer  Niere 
vorhanden  ist,  sie  kann  häufig,  aber  nicht  immer  angeben,  dass  eine  Nieren- 
insuffizienz  besteht,  aber  nicht,  ob  eine  solche  nach  einer  Nephrektomie  auf- 
treten wird. 

Hansen  und  Gröndahl  (14)  glauben  in  der  Variablilität  des  Harns 
einen  Ausdruck  für  die  Funktionsfähigkeit  der  Nieren  gefunden  zu  haben. 
Sie  verabreichen  dem  Patienten  zuerst  drei  Tage  „Trockenkost^,  d.h.  eine 
gemischte  Kost  aus  Brot,  Fleisch  und  Fisch  und  4~-600g  Milch  mit  einem 
gesanaten  Kalorienwert  von  1800—2000.  Alsdann  erhalten  die  Pat.  3000  g 
Milch,  welche  ungefähr  den  gleichen  Kalorienwert  hat.  Der  Pat.  muss  die 
ganze  Zeit  das  Bett  hüten.  Dieses  Verfahren  hat  sich  als  zweckmässig  er- 
wiesen, eine  hinreichend  grosse  Variation  des  Harns  bei  Gesunden  hervorzu- 
bringen. In  der  Trockenkostperiode  ist  die  Diurese  geringer,  J  oder  spez. 
Gewicht  hoch,  in  der  Milchperiode  ist  die  Diurese  grösser,  J  oder  spez.  Ge- 
wicht zeigt  eine  niedrigere  Zahl.  Bei  Nierenkranken  fehlt  diese  Variabilität, 
oder  sie  ist  herabgesetzt. 

Hartmann  und  Luys  (15)  empfehlen  auf  Grund  ihrer  Erfahrung  die 
Anwendung  des  Apparates  von  Luys  zur  intravesikalen  Trennung  des  Urins 
beider  Nieren,  die  Anwendung  ist  gefahrlos,  leicht  und  möglich  auch  bei 
kleiner  Blase. 

Nach  einer  Darstellung  der  Historik  der  Ureterenkatheterisation  und 
der  verschiedenen  Indikationen  für  dieselbe  sowie  der  Gefahren  besonders 
seitens  der  Infektion,  die  mit  der  Katheterisation  verbunden  sein  kann,  stellt 
Hellström  (16)  folgende  Indikationen  auf: 

I.  Deutet  alles  auf  eine  einseitige  Nierenaffektion  und  ist  der  Gefrier- 
punkt des  Blutes  normal,  so  ist  uns  eine  Katheterisation  der  kranken  Seite 
angezeigt. 

n.  Ist  die  Lokalisation  der  Nierenaffektion  zweifelhaft  und  ist  der 
Gefrierpunkt  des  Blutes  normal,  so  wird  nur  die  verdächtige  Niere  katheteri- 
siert,  sofern  die  Blase  von  pathologischen  Veränderungen  frei  ist. 

in.  Sollte  dies  nicht  der  Fall  sein  und  ist  vor  allem  die  Gefrierpunkt- 
berabsetzung  des  Blutes  grösser  als  normal,  muss  es  als  angezeigt  erachtet 
werden,  eine  doppelseitige  Katheterisation  auszuführen,  so  auch  in  den  Fällen, 


806  Jahresbericht  fttr  Ohirargie.    II.  Teil. 

WO  bei  einer  bilateralen  Affektion  ein  operativer  Eingriff  wünschenswert  er- 
scheinen kann.  Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Herescu  (17)  berichtet  über  einen  Fall,  wo  die  Palpation  eher  eine 
Erkrankung  der  rechten  Niere  annehmen  Hess,  die  Sondierung  der  Ureteren 
in  Verbindung  mit  gleichzeitiger  subkutaner  Einspritzung  von  0,05  Methylen- 
blau zeigte,  dass  dieselbe  vollkommen  gesund  war,  hingegen  Tuberkulose 
der  linken  Niere  bestand.    Operation  verweigert. 

Herescu  und  Eremia  (18)  finden  neben  den  Vorzügen  des  Cathelin- 
schen  Instrumentes  bei  seiner  Anwendung  auch  Nachteile.  Das  Einfuhren 
und  Einstellen  desselben  ist  sehr  schmerzhaft,  die  Teilung  nur  für  kurze  Zeit 
durchzuführen.  Seitlich  an  der  Blasenwand  sitzende,  leicht  blutende  Ge- 
schwülste können  den  Harn  jener  Seite  blutig  färben  und  so  zu  falschen 
Schlüssen  führen.    Dem  üretherenkatheterismus  geben  sie  den  Vorzug. 

Hock  (19)  hat  wegen  der  Nachteile  aller  Instrumente,  um  den  H&m 
beider  Nieren  gesondert  aufzufangen,  der  zu  grossen  Dicke,  ein  eigenes  hi- 
strument  konstruieren  lassen.  Es  besteht  aus  einem  Blasenteil,  einem  dünnen 
Metallkatheter  mit  Merci erscher  Krümmung  und  einem  Mastdarm-  resp. 
Scheidenteil,  bei  dem  mittelst  einer  Vorrichtung  eine  Scheidewand  durch  Auf- 
schrauben hergestellt,  durch  Zurückschrauben  wieder  aufgehoben  werden  kann. 
Der  Katheter  wird  in  die  Blase  eingeführt,  die  Blase  ausgespült,  bis  der 
Inhalt  klar  zurückfiiesst  und  dieselbe  ganz  entleert  ist.  Hierauf  wird  der 
Katheter  nach  der  einen  Seite  gewendet  und  nun  vom  Rectum  aus  dordi 
Aufschrauben  des  Mastdarmteiles  die  Scheidewand  errichtet,  so  dass  man 
den  Urin  auf  der  einen  Seite  auffangt.  Nach  Entfernung  der  Scheidewand 
wird  der  Vorgang  auf  der  anderen  Seite  wiederholt. 

Israel  (20)  findet  die  Kryoskopie  des  Blutes  unzuverlässig.  Einerseits 
werde  eine  abnorm  starke  Gefrierpunktserniedrigung  auch  durch  andere  Leiden, 
namentlich  Tumoren,  herbeigeführt,  andererseits  könne  eine  vermehrte  mole- 
kulare Konzentration  des  Blutes  durch  gleichzeitig  bestehende  Hydrämie  kom- 
pensiert werden.  Auch  die  Phloridzinmethode  schaffe  keine  genügende  Unter- 
lage für  die  Entscheidung  über  die  Zulässigkeit  einer  Nephrektomie,  weil  sie 
nichts  über  die  absolute  Grösse  und  die  Kompensationsfähigkeit  der  zurück- 
bleibenden Niere  auszusagen  vermag. 

Israel  (20)  schätzt  den  Wert  der  Phloridzinprobe  niedriger  wie  Casper 
und  Richter  und  glaubt,  dass  nach  der  Phloridzinprobe  mancher  unoperiert 
bleibt,  der  gerettet  werden  könnte. 

Kapsammer  (21)  spricht  über  den  Ureterenkatheterismus  und  die 
funktionelle  Nierendiagnostik.  Während  er  die  Einwürfe  gegen  den  Ureteren- 
katheterismus zu  entkräften  sucht,  verdammt  er  die  Hamsegregatoren.  Anf 
Grund  von  Versuchen  am  Menschen  und  Hund  scheiden  entgegen  den  Ver- 
suchen Caspers  und  Richters  beide  Nieren  in  derselben  Zeit  ungleidie 
Mengen  eines  ungleichen  Sekretes  aus.  Die  Filtrations-  und  Eliminations- 
fähigkeit gehen  nicht  Hand  in  Hand. 

Keydel  (22)  empfiehlt  auf  Grund  eigener  Untersuchungen  zur  getrennten 
Aufsaugung  des  Urins  aus  beiden  Nieren  die  Apparate  von  Luys  und  Cathelin, 
die ,  da  der  Urin  in  der  Blase^  getrennt  aufgefangen  wird ,  die  Nachteile  des 
Ureterenkatheterismus  nicht  haben. 

K oll  mann  (23)  demonstrierte  ein  neues  Uretercystoskop,  eine  Verbin- 
dung des  Güter  bock  sehen  Spülcystoskops  mit  dem  AI  bar  r  ansehen  Ureter- 


Ziegler,  Yerleizongen  und  cbimrg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       809 

cystoskop.    Die  Bewegung  der  elastischen  Katheterspitze  erfolgt  durch  einen 
kleinen  Hebel.    Es  ist  auskochbar. 

Koziezkowsky  (24)  bestimmte  die  Ausscheidung  von  NaCl,   P2O5   und 
H2SO4    bei  gleichbleibender  Diät.     Dieser  wurde  an  bestimmten  Tagen  eine 
Zulage  von  Kochsalz,  phosphorsaurem  und  schwefelsaurem  Natron  zugefügt. 
Bei  drei  yöllig  nierengesnnden  Personen  trat  darnach  eine  deutliche  Steige- 
rung des  prozentualen  und  des  Gesamtwertes  für  Kochsalz,   Phosphate  und 
Snlfate  im  Harn  ein;   bei  einem  Kranken,   der  kurz  vorher  eine  Bleiintoxi- 
kation gehabt  hatte,  war  die  Kochsalzausscheidung  nach  der  Zulage  verzögert, 
die    Phosphatansscheidung   vermindert.      Bei    einem   Kranken   mit   schwerer 
Anämie  war  während  der  ersten  Zeit  die  Kochsalzausscheidung  verzögert,  die 
Phosphatausscheidung  vermindert,  während  später  die  Ausscheidung  des  Koch- 
salzes, der  Phosphate  und  Sulfate  in  die  Höhe  ging.     Von  drei  Kranken  mit 
chronisch  interstitieller  Nephritis  zeigte  der  eine  ein  Verhalten  wie  ein  Nieren- 
gesunder;   bei  dem  zweiten  war  der  prozentuale  Gehalt  an  den  Salzen  sehr 
gleichmässig  trotz  der  SalzzuFuhr,   das  Urinquantum   sank  nach  der  Salzzu- 
lage;   bei  dem  dritten  mit  starken  Ödemen   sank  der  prozentuale  Gehalt  des 
Harnes  an  Kochsalz,   wenn  die  Ödeme  zunahmen,  und  umgekehrt,   während 
die   Phosphate  das  entgegengesetzte   Verhalten   zeigten.     Bei    zwei    anderen 
Nephritiden  war  das  Verhalten  ein  ähnliches. 

Lambert  (25)  empfiehlt  zur  Prüfung  der  Funktion  beider  Nieren 
behufs  Trennung  des  Urins  beider  Nieren  auf  Grund  von  70  Fällen  ver- 
schiedener Nierenerkrankungen  (30  Männer,  40  Frauen)  den  Apparat  von 
Luys  gegenüber  dem  umständlicheren  und  manchmal  nicht  anzuwendenden 
Uretherenkatheterismus. 

Lambotte  (26)  führt  unter  Anführung  der  einschlägigen  Literatur  sein 
neues  Modell  1902  für  getrennte  Aufsaugung  des  Urins  beider  Nieren  durch 
eine  Scheidewand  in  der  Blase  vor.  Es  besteht  aus  einem  Katheter  aus 
Kautschuk  oder  Metall  ä  double  courant,  dessen  Scheidewand  kanalartig  von 
vorne  nach  hinten  durchbohrt  ist.  Eine  Sonde  geht  durch  den  Kanal  in  die 
Blase  hinein  und  steht  dort  ca  8  cm  vor.  Zieht  man  sie  langsam  zurück,  so 
entfaltet  sich  eine  Kantschukmembran,  welche  sich,  in  der  Medianebene  dicht 
schliessend,  dem  Boden  der  Blase  anlegt. 

Lewis  (27)  'beschreibt  nach  Besprechung  des  Ureterenkatheterismus, 
der  für  Diagnose  und  Therapie  sehr  wichtig  und  dessen  Vornahme  ohne  ernste 
Folgen  ist,  sein  Modell  eines  Ureterencystoskopes,  welches  bei  grösserem  Ge- 
sichtsfeld auch  gestattet,  auch  über  die  Ecke  zu  sehen,  so  dass  auch  seitlich 
liegende  Teile  übersehen  werden  können. 

Lichtenstern  (28)  empfiehlt,  um  den  Harn  beider  Nieren  getrennt 
aufzufangen,  für  Frauen  den  Lu ys sehen  Segregator,  dessen  Anwendung  ohne 
besondere  Vorbereitung,  ohne  Beschwerden,  ohne  Gefahr  einer  Infektion 
möglich  ist. 

Löwenhardt  (29)  erwähnt  seine  im  Vorjahre  berichtete  Methode  der 
elektrischen  Leitungsfähigkeit  als  wertvolles  ergänzendes  nierendiagnostisches 
Hilfsverfahren. 

Löwenhardt  (29)  berichtet  zur  funktionellen  Diagnostik  der  Wander- 
niere und  Hydronephrose.  Er  fand  bei  dislozierter  Niere  schon  frühe  eine 
Herabsetzung  der  Konzentration  des  Urins  im  Vergleich  zur  normalen  Seite. 
Auch  bei  Hydronephrose  erlaubt  die  Leitfähigkeit  Schlüsse  auf  die  Funktion 


810  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    II.  TeiL 

der  Testierenden  Niere  zu  ziehen.  Bei  Diabetes  hat  er  eine  so  geringe  Leit- 
fähigkeit wie  bei  keinem  anderen  Urin  gefunden. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Löwi  (30)  tritt  gleichzeitig  mit  der 
durch  Phloridzin  bewirkten  Glykosurie  eine  Steigerung  der  Diurese  ein.  Das 
Phloridzin  ist  kein  direktes  Diuretikum,  sondern  der  durch  das  Phoridzm  in 
den  Epithelien  freigemachte  und  ins  Kanälchenlumen  sezernierte  Zucker  hält 
vermöge  seines  Wasseranziehungsvermögens  und  seiner  Schwerresorbierbarkeü 
das  in  normaler  Menge  durch  den  Glomerulus  filtrierte  Wasser  fest  und 
hindert  es  an  der  Bückresorption. 

Lower  (31)  bespricht  die  verschiedenen  Methoden,  die  Fonktions&hig- 
keit  der  Nieren  zu  erweisen,  für  die  beste  hält  er  den  ureteralen  Kathe- 
terismus. 

Luys  (32)  hat  seinen  Urinseparator  auch  für  das  kindliche  Alter  an- 
gepasst,  das  Kaliber  beträgt  nur  Na  15  Charriere,  die  Krümmung  des  Bla^n- 
teils  ist  verringert. 

Mohr  (35)  bestimmte  in  seinen  Ausscheidungsversuchen  bei  Nephritiden, 
dass  es  bei  Nierenkranken  zu  Retention  aller  einzelnen  Hambestandt^ik 
kommen  kann,  dass  aber  insofeme  Unterschiede  bestehen,  als  die  einen  Sub- 
stanzen von  der  kranken  Niere  williger  als  andere  ausgeschieden  werden. 
Woran  dies  liegt,  ist  zur  Zeit  noch  nicht  zu  entscheiden. 

De  M e i s  und  Parascandolo  (33)  führten  folgende  Experimente  ans: 
Sie  bestimmten  den  Gefrierpunkt  des  Harns  und  die  ausgeschiedene  Süd- 
stoffmenge,  den  Mechanismus  der  Methylenblauausscheidnng  und  die  nad 
Fluoreszin-Injektionen  ausgeschiedene  Zuckermenge,  um  den  Grad  der  Fnnk- 
tionstüchtigkeit  der  Nieren  bei  experimentell  hervorgerufenen  chirurgischen  | 
Affektionen  festzustellen.  Die  erste  Experimentreihe  betrifft  die  KryoskopJe. 
Zuerst  experimentierten  sie  an  10  gesunden  Hündinnen,   denen  sie  mehrm 

Tage  lang  das  gleiche  Futter  verabreichten.  Sie  konstatierten,  dass  der  — p— 

j\/  Y 
-Wert   immer   höher    ist    als    der  — p Wert   und   dass   das   Verhättnis 

-=-  sich  immer  in  einem  gegebenen  Werte  erhalt;  die  Einführung  von  Naö 

gibt  jedoch  die  normalen  übersteigende  Werte,  so  dass  es  scheint,  als  liege 
ungenügende  Funktionsfähigkeit  der  Nieren  vor.     Diesen  Fall  ausgenonusai, 

zeigt  das  Steigen  von  -j-  über  eine  gewisse  Grenze  hinaus  Insaffizieoz  des 

Nierenepithels  an;  denn  bei  fünf  Hündinnen,  bei  denen  sie  Hydronephrose 
und  Pyelonephritis  hervorgerufen  hatten  und  bei  denen  sie  den  Harn  ms 
jedem  Harnleiter  apart  auffingen,  konnten  sie  dieses  Steigen  wahmehmeD, 
sobald  die  Epithelien  mit  dem  Vorschreiten  des  Prozesses  lädiert  wurdeo. 
Man  spricht  von  Insuffizienz  der  Nieren,  wenn  der  ij/-Wert  unter  — 0,9  sinkt. 
Betreffs  der  Hamstoffausscheidung  schwanken  die  normalen  Werte  swischcn 
25  und  40  g;  besteht  Insuffizienz  der  Nieren,  dann  sinken  die  Werte  unter 
10  ^/oo.  Bei  fünf  Hündinnen  hatten  sie  Hydronephrose  auf  einer  Seite  ker- 
vorgerufen  und  dann  den  Gefrierpunkt  des  Harns  der  anderen  Niere  be- 
stimmt, worauf  sie  die  Nephrektomie  der  kranken  Niere  vornahmen.  Die 
Tiere,  bei  denen  die  gesunde  Niere  sich  als  funktionstüchtig  erwiesen  hatte, 
bUeben  am  Leben;  die  anderen,  bei  denen  die  gesunde  Niere  Insuffizieoz  uSr 


Ziegler,  Verletznogen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  and  HAmleiter.       811 

gewiesen  hatte  —  was  sich  dadurch  zu  erkennen  gab,  dass  der  Gefrierpunkt 
des  Harns  unter  —  0,90  sank  —  gingen  zugrunde.  —  Weitere  an  sechs  Hün- 
dinnen vorgenommene  Experimente  taten  dar,  dass  bei  Tieren  mit  gesunden 
Nieren  der  Wert  der  osmotischen  Druckdifferenz  zwischen  Blut  und  Harn 
J —  d  nie  unter  —  0,56  sinkt,  während  er  bei  Tieren  mit  renaler  Insuffizienz, 
wegen  der  grösseren  molekularen  Konzentration  des  Blutes,  auf  einen  Minimal- 
wert sinkt. 

Bei  einer  zweiten  Experimentreihe  studierten  sie  die  Methylenblauaus* 
Scheidung  von  Seiten  der  Nieren,  und  zwar  zuerst  an  fünf  gesunden  Hün- 
dinnen, dann  an  zehn  weiteren,  bei  denen  sie,  nachdem  sie  Hydronephrose 
und  Pyonephrose  hervorgerufen  hatten,  den  Harn  der  beiden  Nieren  gesondert 
auffingen.  Sie  achteten  hierbei  auch  auf  den  Rhythmus  in  der  Ausscheidung 
sowie  auf  den  Zeitpunkt,  in  welchem  die  ersten  Methylenblauspuren  im  Harn 
auftraten;  die  mit  dem  Harn  ausgeschiedene  Methylenbiaumenge  bestimmten 
sie  nach  der  Methode  von  Achard  und  Clerc,  die  mit  dem  Kot  ausge- 
schiedene nach  der  Eisner  sehen  Methode.  Die  Nicht- Durchgängigkeit  der 
Niere  zeigt  funktionelle  Insuffizienz  an ,  d.  h.  die  Unfähigkeit  des  Nieren- 
epithelfi,  den  im  Blute  als  Leukoprodukt  (Chromogen)  zirkulierenden  Farbstoff 
zu  reduzieren. 

Bei  einer  letzten  Experimentreihe  studierten  sie  die  Glykoseausschei- 
dung  nach  Einführung  von  Fluoreszein,  und  zwar  zuerst  an  fünf  gesunden, 
dann  an  zehn  kranken  Hündinnen.  Bei  den  gesunden  Tieren  trat  Zucker 
20 — 30  Minuten  nach  der  Injektion  im  Harn  auf;  bei  den  nierenkranken 
entweder  gar  nicht  oder  mit  grosser  Verzögerung. 

Die  Verff.  konstatierten  durch  ihre  Experimente  kurz  und  gut  folgendes : 
Bei  gesunden  Nieren  weist  der  aus  jedem  Harnleiter  apart  aufgefangene  Harn 
die  fixen  Elemente  in  den  gleichen  Proportionen  auf;  bei  einseitigen  Nieren- 
affektionen  dagegen  sind  die  Harnstoffmenge,  die  molekulare  Konzentration, 
die  Methylenblau-  und  Glykoseausscheidung ,  der  gesunden  Niere  gegenüber 
um  so  geringer,  je  kleiner  die  funktionierende  Nierenfläche  ist.  Waren  in 
ihren  Fällen  die  Werte  auf  beiden  Seiten  insuffizient,  dann  hatte  die  Ex- 
stirpation  einer  Niere  den  Tod  zur  Folge;  daher  der  Wert  dieser  diagnosti- 
schen Untersuchungen  für  die  Nierenchirurgie.  R.  Giani. 

Mir  coli  (34)  hat  zur  Prüfung  des  ersten  Auftretens  der  Funktions- 
insuffizienz der  Nieren  bei  der  Mangelhaftigkeit  der  bisherigen  Methoden  ver- 
sucht, durch  methodische  Untersuchungen  des  Wassergehaltes  des  bei  regel- 
mässigem Leben  gelassenen  Urins  und  aller  im  Wasser  gelösten  Stoffe  die 
beginnende  Niereninsuffizienz  zu  erforschen.  Die  beiden  Linien,  welche,  so 
oft  in  regelmässigen  Zwischenräumen  bei  normaler  Lebensweise  Urin  gelassen 
wird,  aufgenommen  werden  und  von  welchen  die  eine  Quantität  oder  das 
Volumen  des  Urins,  die  andere  die  Dichtigkeit  darstelUt,  verlaufen  normaler- 
weise parallel,  wenn  sich  dieselben  kreuzen,  so  ist  dies  ein  Zeichen  einer 
Nierenstörung  und  charakteristisch  für  parenchymatöse  Nephritis.  Bei  ge- 
mischten und  interstitiellen  Formen  sind  die  Kurven  ungeordnet,  was  Höhe 
und  Weite  der  Schwankungen  anbelangt,  aber  bis  zu  einem  gewissen  Grad 
bleibt  der  Parallelismus.  Nur  der  negative  Befund  berechtigt  zu  Schlüssen 
auf  eine  Läsion  der  Nieren. 

Preciado  y  Nadal  (36)  hat  mit  den  Apparaten  von  Cathelin  und 
Luys  in  13  Fällen  verschiedener  Nierenerkrankungen  den  Urin  jeder  Niere 
für  sich  aufgefangen  und  untersucht.     Bei  den  meisten  Fällen,  besonders  bei 


812  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    JI.  Teil. 

den  cbronischen  Nephritiden,  waren  die  pathologischen  Veränderungen  immer 
auf  beiden  Seiten  gleich  stark  ausgeprägt. 

Rafin  (37)  teilt  seine  Beobachtungen  mit  den  verschiedenen  Hamsegre- 
gatoren  mit,  wagt  noch  kein  bestimmtes  Urteil,  glaubt  aber,  dass  diese  Me- 
thoden den  Harnleiterkatheterismus  in  vielen  Fällen  ersetzen  werden. 

Röchet  (38)  hat  ein  Instrument  zur  Trennung  des  Urins  beider  Nieren 
angegeben.  An  eine  Sonde  wird  ein  Ballon  befestigt,  den  man  aufblähfio 
kann,  durch  eine  seitliche  Bewegung  wird  die  Mündung  des  Ureters  kom- 
primiert.   Anwendung  beim  Weibe  leicht,  beim  Manne  schwerer.  ^ 

Rosemann  (39)  spricht  über  den  Gefrierpunkt  des  Blutes,  der  bei 
allen  Säugetieren  inkl.  Mensch  der  gleiche  ist  —0,56^  mit  Schwankungen 
—  0,54^  bis  — 0.58®;  grössere  Schwankungen  beim  Kaninchen.  Er  ist  wegen 
allfalsiger  Verunreinigung  gegen  Entnahme  des  Blutes  mittelst  Schröpfkopf. 

Roux  (40)  empfiehlt  den  von  Cathelin  im  Mai  1902  eingereichten 
graduierten  Blasendivisor  zur  Trennung  des  Urins  beider  Nieren,  in  gleiclier 
Weise  bei  Mann  und  Frau  anzuwenden,  bei  grossen  und  kleinen  Blasen,  bei 
schmerzhaften  und  unempfindlichen  Blasen,  einfach,  leicht  sterilisierbar,  hä 
verschiedenen  Nierenkrankheiten  bereits  bewährt. 

Rumpel  (41)  berichtet  über  die  Erfahrungen,  die  Kümmel  über  die 
praktische  Anwendung  der  Gefrierpunktsbestimmungen  von  Blut  und  H&rn 
bei  Nierenerkrankungen  innerhalb  drei  Jahre  gemacht  hat.  Die  Bestimmung 
des  Blutgefrierpunktes  geschieht  im  Beck  mann  sehen  Apparate.  Bei  der 
Blutuntersuchung  werden  aus  der  gestauten  Vene  mittelst  Einstossen  ein^ 
scharfen  Kanüle  15 — 20  ccm  Blut  entnommen,  dasselbe  in  dem  zur  Gefnenn« 
benutzten  Glaszylinder  aufgefangen  und  mit  dem  Platinring  defibriniert) 
woran  sich  unmittelbar  die  Gefrierung  anschliesst.  In  einem  zweiten  Glas- 
zylinder wird  jedesmal  der  Gefrierpunkt  des  destillierten  Wassers  bestimmt. 
Zur  Harnuntersuchung  benützen  sie  mit  Vorliebe  das  von  Heidenhain  an- 
gegebene Instrument  mit  dem  festgelegten  Nullpunkt.  Der  fein  eingeteilte 
Thermometer  muss  ganz  in  die  zu  untersuchende  Flüssigkeit  eintauchen,  ohne 
auf  den  Boden  des  Glaszylinders  aufzustossen,  femer  muss  die  Flüssigkeit  in 
stetiger  Bewegung  mittelst  des  Platinrührers  gehalten  und  wenn  sie  im  Er- 
starren ist  und  die  Quecksilbersäule  hochgeschnellt  ist,  so  lange  fortbewegt 
werden,  bis  das  Quecksilber  anfängt,  wieder  zu  fallen;  der  höchste  erreichte 
Punkt  des  Quecksilbers  ist  der  Gefrierpunkt.  Bei  125  Patienten  ohne  Er- 
scheinung von  Nierenerkrankung  zeigte  sich  eine  fast  konstante  Blutkonzen- 
tration,  die  einem  Gefrierpunkt  =d  =  — 0,56  entspricht  mit  geringen  Schwan- 
kungen — 0,57 — 0,53.  Auch  tritt  bei  anderen  Erkrankungen,  wo  die  Nieren 
intakt  bleiben,  keine  Erhöhung  der  molekularen  Konzentration  des  Blutes 
ein.  Grössere  Schwankungen  zeigt  die  Konzentration  des  Urins  J  =  —0,9  bis 
2,3  je  nach  der  zugeführten  Flüssigkeit  und  ihrer  Ausscheidung. 

Femer  wurden  77  Patienten  mit  bestehender  Nierenerkrankung  (chro- 
nische Nephritis,  Pyelonephritis)  untersucht  mit  Störung  der  Gesamtnieren- 
funktion;  die  Blutkonzentration  zeigte  sich  in  allen  Fällen  erhöht,  was  durch 
das  Tiefertreten  des  Gefrierpunktes  unter  — 0,58  sich  dokumentierte.  Mit  der 
Konzentrationserhöhung  des  Blutes  war  fast  in  allen  Fällen  eine  VermiDde- 
rung  der  molekularen  Konzentration  des  Urins  nachzuweisen.  Die  meisten 
Werte  bewegen  sich  unter  —0,9 — 0,2.  Bei  einseitiger  Nierenerkrankung,  83 
Fälle ,  finden  wir  immer  normale  Blutkonzentration ,  der  Gefrierpunkt  blieb 
innerhalb  normaler  Grenzen  — 0,55—0,57.  Dass  es  sich  in  diesen  Fällen  wirklich 


Z  legi  er,  VerletzuDgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       81B 

um  einseitige  Nierenerkrankung  bandelte,  bewies  meist  die  Operation.  Während 
bei  normaler  Nierenfunktion  die  molekulare  Konzentration  der  Sekrete  beider 
Nieren  beinabe  absolut  gleich  ist,  tritt  bei  einer  Erkrankung,  die  das  Becken 
oder  auch  die  Substanz  einer  einzelnen  Niere  trifft,  sofort  eine  ganz  erheb- 
liche Störung  der  Funktion  dieser  Niere  auf,  diese  einseitige  Funktionsstörung 
wird  nachgewiesen  durch  die  verminderte  molekulare  Konzentration  des  Urins, 
Hand  in  Hand  gehend  mit  einer  verminderten  Harnstoffscheidung,  während 
die  andere  Niere  keine  Störung  der  Funktion  zeigt.  Bei  normaler  Konzen- 
tration des  Blutes  besteht  wenigstens  in  den  meisten  Fällen  keine  doppel- 
seitige Nierenerkrankung,  während  Konzentrationserhöhung  in  allen  Fällen 
anf  solche  schliessen  lässt.  Die  Wichtigkeit  für  Diagnose  und  den  zu  wählen- 
den Eingriff  veranschaulicht  er  an  mehreren  Beispielen. 

Nach  Rydygier  (42)  ergaben  Gefrierpunktsbestimmungen,  dass  die 
Chloroformnarkose  auf  gesunde  Nieren  keinen  nachteiligen  Einfluss  ausübt. 
Pruszinski  hält  Untersuchungen  mit  dem  Beckmannschen  Apparate 
in  diesen  Fällen  nicht  für  genügend  zuverlässig,  möchte  vielmehr  die  Methylen- 
blanprobe  empfehlen. 

Scheel  (43)  glaubt  in  der  funktionellen  Nierendiagnostik  betreffs  Me- 
thylenblauprobe auf  Grund  der  Literatur  und  eigener  Untersuchungen,  dass 
eine  Ausscheidung,  die  über  dreimal  24  Stunden  dauert  in  Verbindung  mit 
weniger  als  30°/o  die  ersten  24  Stunden,  bei  normaler  oder  reichlicher  Diurese 
das  Vorhandensein  einer  interstitiellen  Nephritis  anzeigt.  Je  stärker  ent- 
wickelt die  Nephritis  ist,  desto  länger  dauert  die  Ausscheidung  und  eine  desto 
kleinere  Menge  wird  in  den  ersten  24  Stunden  ausgeschieden.  Bei  Nephritis 
wird  eine  schnellere  Ausscheidung  die  ersten  24  Stunden  in  Verbindung  mit 
normaler  oder  reichlicher  Ausscheidung  für  einen  überwiegend  parenchyma- 
tösen Charakter  der  Nephritis  sprechen.  Der  Phloridzinprobe  wird  hoher 
Wert  zugesprochen,  während  der  Kryoskopie  des  Harnes  und  Blutes  nur  be- 
schränkter. 

Schonte  (44)  gibt  kritische  Bemerkungen  über  die  zur  Untersuchung 
der  funktionellen  Nierenleistung  vorhandenen  Methoden. 

Nebst  der  Gefrierpunktsbestimmung  von  Blut  und  Harn  kamen  auch 
die  Hämatokritmethode  und  die  Prüfung  des  elektrischen  Leitungsvermögens 
des  Blutserums  zur  Anwendung. 

Im  Gegensatz  zu  Kümmel  ist  Verf.  der  Meinung,  dass  die  Gefrier- 
punktsbestimmung grosse  Übung  erfordert,  will  man  einigermassen  zuver- 
lässige Resultate  bekommen. 

Es  wurden  in  50  Fällen  Gefrierpunktsbestimmungen  des  Blutes  vorge- 
genommen;  das  Blut  wurde  jedesmal  um  10  Uhr  morgens  einer  Armvene 
mittelst  Aderlass  entnommen. 

I.  Gruppe,  36  Fälle.  Die  Kranken  bekamen  am  Tage  vor  der  Unter- 
suchung nur  Milch  und  Eier  und  blieben  zu  Bett. 

n.  Gruppe,  9  Fälle.  Ohne  irgend  welche  Vorbereitung  fand  die  Unter- 
suchung statt. 

ni.  Gruppe,  5  Fälle.  Die  Kranken  wurden  nicht  vorbereitet,  nur  be- 
kamen sie  1 — 2^/2  Stunden  vor  der  Venaesektion  Mittagessen. 

Aus  diesen  Versuchen  geht  hervor,  dass  bei  der  ersten  Gruppe  die  os- 
motische Konzentration  des  Blutes  am  meisten  konstant  ist,  mit  Ausnahme 
der  Fälle,  wo  chronische  Nephritis  sich  vorfand. 

Die  zweite  Gruppe  betraf  Kranke,  welche  —  von  ihrer  lokalen  Krank- 


814  JafarMbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

heit  abgesehen  —  durchweg  gesund  waren;  die  Untersuchung  ergab  in  den 
Fällen  grosse  Schwankungen  des  Gefrierpunktes  (0,572 — 0,597). 

Bei  der  dritten  Gruppe  zeigte  sich  die  molekulare  Konzentration  des 
Blutes  schwankend  von  0,585—0,598.  Die  Hämatokritmethode  ergab  gani 
unzuverlässige  Befunde ;  die  Prüfung  des  elektrischen  Leitungsvermög^is  z^gte 
sich  nur  bei  stark  ausgesprochenen  Störungen  brauchbar. 

Das  Resultat  der  Befunde  wird  schliesslich  in  folgenden  Schlüssen  zu- 
sammengefasst. 

1.  Die  osmotische  Konzentration  des  Blutes  lässt  sich  am  siebenten 
durch  die  Gefrierpunktsbestimmung  feststellen. 

2.  Zur  Gefrierpunktsbestimmung  soll: 

a)  jedesmal  Einstellung  des  Thermometers  aufs  neue  stattfinden,  wosa 
man  destilliertes  Wasser  gefrieren  lässt, 

b)  die  Kältemischung  muss  stets  eine  Temperatur  von  — 4°  C  oder 
—  ö^G  erhalten, 

c)  das  Gefrieren  muss  spontan  eintreten;  das  sc^en.  „Impfen^  ist  zu 
unterlassen, 

d)  das  Rühren  muss  sehr  gleichmässig  stattfinden. 

3.  Die  Gefrierpunktsemiedrigung  des  Blutes  beträgt  — 0,56  °C — 0,58'C 
bei  gesunden  und  kranken  Menschen,  soweit  kein  Nierenleiden  vor- 
liegt. 

4.  Die  sub  3  genannten  Werte  gelten  nur  dann,  wenn: 

a)  der  Kranke  tags  zuvor  zu  Bett  geblieben  ist, 

b)  die  Diät  aus  nur  Milch  und  Eier  bestand, 

c)  das  Blut  am  nächsten  Morgen  nüchtern  entnommen  wurde. 

Goedhuis. 

St  raus  s  (45)  suchte  bei  seinen  kryoskopischen  Studien  festzustelko, 
wie  man  es  erreicht,  dass  der  nüchtern  gelassene  Urin  möglichst  wenig  voo 
der  am  Tag  vorher  eingeführten  Nahrung  beeinflusst  wird.  Er  fand  es  m 
besten,  um  6  Uhr  abends  einen  halben  Liter  einer  nicht  gesalzenen  Milch- 
suppe zu  verabreichen,  und  die  Versuchspersonen  anzuhalten,  abends  um  10  Ulir 
und  morgens  um  5  Uhr  Urin  zu  lassen.  Für  die  Nahrungsstoffe  zeigte  &A 
bei  anatomischen  Nierenerkrankungen  zwar  eine  gewisse,  aber  keineswegs  eine 
konstante  Beziehung. 

Tuffier  und  Maute  (46)  glauben  gegenüber  der  Ungenügendheit  der 
Untersuchungsmethoden  über  die  Funktion  der  beiden  Nieren,  dass  die  intr»- 
vesikale  Trennung  des  Urins  beider  Nieren  in  Verbindung  mit  'der  Kryo- 
skopie  uns  über  die  genügende  Funktion  der  kranken  Niere  und  ihre  Be- 
ziehung zur  Funktion  der  anderen  genügend  aufklären  könne. 

Völcker  und  Joseph  (47)  gingen  von  der  Idee  aus,  dem  Körper 
Farbstoff  einzuverleiben  und  deren  Ausscheidung  aus  dem  Ureterlumen  cjsto- 
skopisch  zu  beobachten  und  daraus  zu  sehen,  wie  sich  die  Nieren  in  die 
Erledigimg  der  Ausscheidungsarbeit  teilen.  Da  das  bisher  angewandte  Methylen- 
blau unzuverlässig,  schwankend  war,  wandten  die  Verfasser  nach  verschiedeneB 
Versuchen  das  Indigkarmin  in  Dosen  von  0,05  an,  das  dem  Urin  eine  deutlich 
blaue  Farbe  verleiht,  während  es  die  anderen  Se-  und  Exkrete  nicht  färbt» 
schwer  löslich,  ungiftig,  beständig  und  sterilisationsfähig  ist,  sich  regehuiss^ 
ausscheidet,  das  Maximum  der  Ausscheidung  findet  nach  30  Minuten  statt} 
die  Hauptmenge  ist  nach  zwei  Stunden  ausgeschieden,  nach  zehn  Stunden  ist 
kaum   noch  etwas    zu  ^bemerken.    Es  ist   gänzlich   ungefährlich   und  nickt 


Ziegler,  Verletznngen  und  chinirg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       815 

reizend  für  die  Nieren,  wie  Üntersuchongen  an  Hunden,  denen  künstlich  eine 
Blasenektopie  angelegt  wurde,  zeigten.  Gewöhnlich  benützen  sie  4  ccm  einer 
4^/oigen  physiologischen  Kochsalzlösung,  die  sie  in  die  Glatäalmnskeln  ein- 
spritzen. An  einigen  Beispielen  erläutern  sie  den  Wert  der  Methode.  Dilrch 
die  sichere  und  ausweichende  Färbung  des  Urinstrahles  kann  man  die  Orien- 
tierung im  Blasenboden  erleichtem,  die  Uretermündungen  leicht  finden,  über 
das  Vorhandensein  oder  das  Fehlen  einer  funktionierenden  Niere  leicht  ur- 
teilen. In  der  Diskussion  erscheint  es  Jordan  zweifelhaft,  ob  das  Verfahren 
in  Fällen  von  Nierenerkrankungen,  bei  denen  die  Entscheidung  der  Funktions- 
kraft der  anderen  Niere  auf  Schwierigkeit  stösst,  die  funktionelle  Diagnostik 
aus  dem  Felde  schlägt,  wofür  er  ein  Beispiel  gibt.  Auch  bei  Blutungen  aus 
der  Niere  scheint  ihm  die  Methode  nicht  ausreichend  zu  sein  zur  Feststellung"* 
der  Herkunft  des  Blutes. 

Zangemeister  (48)  bespricht  die  Schwierigkeit  und  Fehlerquellen  bei 
der  Gefrierpunktsbestimmung  des  Harnes  und  rät,  den  Harn  mit  dem  5—15- 
iachen  Volumen  destillierten  Wassers  zu  verdünnen,  um  auf  diese  Weise  ver- 
gleichbare Zahlen  zu  erhalten. 

12.  NiereBbltttung. 

1.  Chetwoot,  The  facta  in  a  case  of  baematuria.    Medical  News  1908.    Febr.  7. 

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bis  26.  Sept. 

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Atti  della  Academia  dei  Fisiocritici  a  Siena  1908.  Nr.  9—10. 

6.  Wulff,  Zur  Kasuistik  der  essentiellen  Nierenblutung.  MüDch.  med.  Wochenschr.  1908. 
Nr.  29. 

Chetwood  (1)  berichtet  von  einem  jungen  Manne,  der  seit  4  Jahren 
an  Hämaturie  litt  ohne  greifbare  Ursache,  auch  mikroskopisch  ohne  gröbere 
Veränderungen  an  der  Niere,  wo  die  Hämaturie  nach  Freilegung  der  Niere 
und  Eapselspaltung  aufhörte. 

E  ahn  er  (2)  beobachtete  eine  einseitige  Nierenblutung  mit  rezidivieren- 
den Schmerzparozysmen  ohne  jede  Kachexie.  Nach  dem  Versagen  der  in- 
ternen Therapie  chirurgischer  EingriflF,  wobei  man  Niere  und  Nierenbecken 
intakt  fand,  Schmerzen  und  Blutung  sistierten.  Er  fand  aus  der  Literatur 
48  analoge  Fälle,  wobei  das  weibliche  Geschlecht  und  das  3.  und  4.  Lebens- 
dezennium  überwiegt.  Immer  war  die  Diagnose  unrichtig.  In  keinem  Falle 
bestand  Hämophilie  oder  ein  angioneurotischer  Zustand.  Sämtliche  Fälle 
wurden  operiert,  in  40  FäQen  Heilung,  in  sechs  tödlicher  Ausgang,  beim  Rest 
Wiederholung  der  Blutung.  Der  Eingriff  bestand  teils  in  einfacher  Freilegung 
der  Niere,  Nephropexie,  Nephrotomie  oder  Nephrektomie.  Die  gute  Wirkung 
der  Operation  ist  noch  rätselhaft. 

Ransohoff(3)  machte  Probeinzision  bei  einem  Knaben,  welcher  typische 
Nierensteinsymptome  zeigte.  Regelmässig  Blut  in  dem  klaren  Harn  durch 
Zentrifuge  und  Mikroskop  nachweisbar.  Heftige  einseitige  Nierenkoliken  mit 
häufigem  schmerzlosen  Harnlassen.  Die  nach  Stielumschnürung  gespaltene 
Niere  erschien  makroskopisch  normal,  enthielt  keinen  Stein  und  hatte  frei 


816  Jahresbericht  für  Chimrgie.    II.  Teil. 

dorchgängigen  Harnleiter.  An  einem  exzidierten  Stücke  worde  mikroskopisch 
stellenweise  Glomerulonephritis  nachgewiesen.  Nach  der  Operation  schwanden 
alle  oben  erwähnten  Symptome  danemd.  Beobachtangsdauer  ein  Jahr  nach 
der  Operation.  Maas  (New-York). 

Rehn  (4)  hat  einmal  wegen  Hämaturie  operiert,  die  Patientin  hit 
weiter  geblutet  und  ist  gestorben,  er  rät  zu  grosser  Vorsicht  in  der  AusiraU 
der  Fälle. 

Wulff  (6)  fügt  den  bisher  bekannten  sechs  Schede  sehen  Fällen  Ton 
einseitiger  Nierenblutung  auf  nervöser  Basis,  d.  h.  ohne  Befund  einen  weiteren 
Fall  an,  der  zuerst  mit  Nephrotomie,  dann  wegen  erneuter  Blutung  mit 
Nephrektomie  behandelt  wurde  und  zur  Genesung  gelangte,  ohne  dass  sich  weder 
makroskopisch  noch  mikroskopisch  an  dem  entfernten  Organ  eine  Verände- 
rung finden  liess.  Wiesinger  bemängelt  das  Unterlassen  der  kryoskopischen 
Untersuchung.  Simmonds  berichtet  über  einen  ähnlichen  Fall  von  plötzlich 
auftretenden  und  rasch  wieder  verschwindenden  Blutungen  bei  normaJem  Be- 
fund der  Niere,  wie  sich  später  bei  der  Sektion  herausstellte. 

13.   Geschwülste  und  Cysten  der  Niere. 

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rigen Einde.    Jahrbuch  fQr  Einderheilkunde.    Bd.  58.  Heft  1. 

40.  Röchet,   R^ultat  eloignö  d'une   nephrectomie  pour  Cancer  du  rein.    Soc.  de  chir. 
Lyon.  m4d.  1908.  Nr.  32. 

41.  Ross,  A  case  of  renal  sai-coma-nephrectomy.    Medical  Press  1903.  Febr.  11. 

42.  Rutgers  u.  Josselin  de  Jong,  Een  gewal  van  Carcinoma  papilläre  van  het  nier- 
bekken.   Wekblad  van  het  Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.    Nr.  20.  p.  1154. 

43.  Schmid,  Echinococcus  der  Niere.    Med.  Eorrespond.-Bl.  des  wOrttemberg.  ftrztlichen 
Landesver.    Bd.  73.  Nr.  12—13. 

44.  Seitz,  Beitrag  zur  Cystennierenezst    Münoh.  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  12. 

45.  Stegmann,  Über  einen  Fall  von  primftrem  Nierenkarzinom  mit  pyämieartigem Fieber- 
verlauf und  Geschwulstthrombose.    Dissert.  Freiburg  1902. 

46.  Thorndike  u.  Cunningham,  Hypemephroma.   Boston,  med.  and  sarg.  Journal  1903. 
Zentralbl.  ffir  Chir.  1904.  Nr.  15. 

47.  Türk,   Cystenleber  und  Cystennieren.     Ges.  f.  innere  Med.   in  Wien.   26.   IL   1903. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1903  Nr.  32. 

48.  üllmann,  Eine  seltene  Art  von  Cystenbildung  in  der  Niere.    Archiv,  intemat.  1903. 
Vol.  L  Fase.  1. 

49.  YegesyCranwell,  Los  quistos  hidaticos  en  la  republica  Argentina.   Buenos- Ayres 
1901.    Zentralbl.  für  Chir.  1904.  Nr.  3. 

50.  Vincent,   Cyste  abdominal  prär^nal  probablement  hydatique  simulant  nne  hydro- 
nephrose.    Lyon  möd.  1903.  Nr.  11. 

Albarran  (1)  berichtet  von  glücklicher  Entfemimg  einer  ein  Kilo 
schweren,  mit  der  Leber  nach  oben  innig  verwachsenen,  neben  der  ab- 
geplatteten Niere  liegenden  Geschwulst  eines  10  Monate  alten  Kindes.  Nach 
der  subkapsulären  Ausschälnng  der  Geschwulst  mit  Entfernung  der  Niere 
zeigte  sich  die  scharf  abgekapselte  Geschwulst  als  aus  einer  Menge  Cysten 
mit  kubischem  Epithel  und  soliden  Epithelzapfen  bestehend,  die  er  auf  ver- 
irrte Reste  des  Wol  ff  sehen  Körpers  zurückführen  will. 

Jabresberieht  fOr  Chirurgie  1908.  52 


818  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Albarran  und  Imbert  (2)  besprechen  zuerst  1.  380  Geschwülste  der 
Niere  bei  Erwachsenen,  bei  54 ^/o  derselben  war  die  Hämaturie  das  erste 
Symptom.  Zur  Bestimmung  einer  Rezidivfreiheit  schlägt  er  vor,  4  Jahre  an- 
zunehmen, darnach  wären  bei  ihm  rezidivfrei  26.  Er  bevorzugt  die  lumbale 
Nephrektomie,  obwohl  die  transperitoneale  nach  den  Berechnungen  der  letzten 
Jahre  nicht  gefahrlicher  ist  als  die  extraperitoneale.  2.  155  Geschwülste  der 
Niere  bei  Kindern,  bei  denen  es  sich  meist  um  gemischte  Geschwüre  handelt 
Das  erste  nachweisbare  Symptom  bei  Kindern  ist  die  Geschwulstbildung, 
Hämaturie  nur  in  16  ®/o.  Die  operative  Mortalität  beträgt  noch  imm^  25 
bis  30  ^/o.  Radikale  Heilungen  (3 — 11  Jahre,  frei  befinden  sich  7).  3.  PrimÄPß 
Neubildungen  des  Nierenbeckens  und  des  Harnleiters  65  Fälle.  Hämaturie 
häufig.  Wichtig  für  die  Diagnose  sind  neben  einer  Nierengeschwulst  be- 
stehende Hydro-  oder  Hämatonephrose,  Geschwulstzellen  im  Urin,  cystoskopisch 
papilläre  Wucherungen  in  der  Blase  oder  an  den  Uretermündungen.  Stets 
Nephrektomie,  womöglich  mit  Ureterektomie.  4.  84  Nierencysten.  5.  72  pan- 
nephritische  Geschwülste,  Exstirpation,  womöglich  mit  Erhaltung  der  Ni«e. 

Allwood  (3)  entfernte  bei  einem  jungen  Neger  durch  Laparotomie  ein 
fast  10  Pfd.  schweres  Fibrosarkom  der  Niere.     Heilung. 

Bär  (4)  berichtet  von  einem  Fall  von  bei  der  Sektion  gefundenen  doppel- 
seitigen Gystennieren  eines  60jährigen  Mannes,  wo  auf  dem  Durchschnitt  die 
vergrösserten  Nieren  fast  ganz  aus  Stecknadelkopf-  bis  kirsch-  bis  apfelgross^ 
Cysten  bestand,  daneben  fanden  sich  auch  an  der  Oberfläche  der  Leber  zahl- 
reiche Cystchen. 

Bohl  er  (5)  erörtert  die  Diagnose  der  Nierentumoren,  speziell  der  Hyper- 
nephrome.  Im  Beginne  der  Nierengeschwülste  beherrschen  oft  Neuralgien  das 
klinische  Bild;  oft  werden  Metastasen  für  die  primäre  Erkrankung  gehalten. 
Die  Entwickelung  ist  sehr  langsam.  Unter  Anführung  zahlreicher  Kranken- 
geschichten kommt  er  zu  dem  Schlüsse,  dass  man  eine  spezielle  Diagnose  ütor 
die  Art  der  Geschwulst  nicht  stellen  kann. 

Boinet  (6)  bringt  unter  Zugrundelegung  der  gesamten  Literatur  und 
eines  von  ihm  selbst  beobachteten  Falles  eine  Zusammenstellung,  nach  der  es 
wahrscheinlich  erscheint,  dass  es  mehrere  Typen  von  angeborenen  Nier^icysten 
gibt,  so  scheinen  die  kleinen,  kongenitalen  Gystennieren  atrophischer  Art 
syphilitischen  Ursprunges  zu  sein,  die  grossen  vielcystischen  Nieren  mit  einer 
Beihe  von  Missbildungen  des  Urogenitalapparates  in  Zusammenhang  zu  stehen. 

Bossowski  (7)  berichtet  über  zwei  transperitoneale  Nephrektomien 
wegen  Sarkom  bei  Kindern  im  Alter  von  27*  und  IVt  Jahren,  ein  Todesfall, 
eine  Heilung  seit  7  Monaten. 

Nach  Borelius  (8)  befriedigt  für  die  Entstehung  der  polycystischen 
Degeneration  der  Nieren  weder  die  Annahme  einer  Betention  noch  einer  Neo- 
bildung  nach  einer  Missbildung,  sowohl  nach  seiner  Erfahrung,  die  er  mit 
Beispielen  belegt,  als  nach  der  Literatur  muss  man  hereditäre  Disposition  an- 
nehmen. Das  häufige  Vorkommen  in  Verbindung  mit  angeborenen  MisslÄ- 
dungen  ist  auffallig.  Er  nimmt  als  Grundursache  der  Affektion  eine  embryo- 
nale Hemmung  an.  Am  Schlüsse  erörtert  er  die  klinischen  Erscheinungen 
der  polycystischen  Degeneration. 

Chauning  und  Knowlton  (9)  berichten  von  einer  Nephrektomie 
wegen  Nierensarkom,  wo  2  Monate  später  Lähmung  und  Tod  auftrat  Bö 
der  Sektion  fanden  sich  zwei  Geschwülste  im  Frontallappen  des  Gehirns. 

Clairmont  (10)  berichtet  über  einen  Fall  von  Hypernephrom  in  den 


Ziegler,  VerletzaDgen  und  chirorg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       819 

Bronchiallymphdrüsen.  Vor  10  Jahren  wegen  Hypemephrom  der  Niere  mit 
Eröffnung  der  Pleurahöhle  eröffnet. 

Eis  er  t  (11)  stellte  genaue  mikroskopische  Untersuchungen  an  über  ein 
Nieren-  und  Nebennierenkarzinom  mit  verschiedenen  Met^^tasen. 

Guyon  (12)  berichtet  von  einem  Tumor  der  linken  Niere,  deren  Träger 
keine  Symptome  vorher  geboten  hatte  als  Bluthamen ;  er  war  von  gutem  Aus- 
sehen und  hatte  keine  Beschwerden. 

Halbron  (13)  berichtet  von  dem  zufälligen  Befund  bei  der  Sektion 
eines  alten,  an  Pleuritis  verstorbenen  Mannes  von  zahlreichen  kleinen  Cysten 
in  der  Mucosa  beider  Nierenbecken. 

Hartmann  und  Lecene  (14)  berichten  von  einer  transperitonealen 
Nephrektomie  wegen  eines  10  Kilo  schweren  Lipomyxosarkoms  der  Fettkapsel 
der  rechten  Niere.  Die  Nierengefässe  waren  durch  die  Geschwulst  vonein- 
ander getrennt,  was  schon  oft  bei  der  Operation  verhängnisvoll  geworden  ist. 
Die  Niere  selbst  konnte  wie  gewöhnlich  nicht  erhalten  werden.  Nach  einem 
Jahr  Rezidiv.  Derartige  Geschwülste  kommen  gern  bei  ganz  kleinen  Kindern  vor. 

Hartmann  (15)  berichtet  von  einer  von  Souligoux  ausgeführten, 
erfolgreichen,  abdominalen  Entfernung  eines  über  9  Kilo  schweren  Myxo-> 
Lipo-Sarkoms  der  Fettkapsel  der  linken  Niere  eines  56  jährigen  Mannes,  der 
vorher  an  keiner  Störung  ausser  durch  die  Grösse  der  Geschwulst  litt. 

Hartwig  (16)  berichtet  von  einem  Liposarkom  der  Niere,  das  wahr- 
scheinlich von  einem  Lipomknoten  der  Rinde  seinen  Ausgang  genommen  hatte; 
dasselbe  wurde  durch  Laparotomie  entfernt.     Tod. 

Hornborg  (17)  möchte  an  der  Hand  von  zwei  operierten,  geheilten 
Hypemephromen  die  Frage  aufwerfen,  ob  man  in  solchen,  scharf  abgegrenzten 
Fällen  sich  nicht  mit  der  Enukleation  oder  Resektion  begnügen  könne,  besonders 
in  Hinblick  auf  einen  vor  5  Jahren,  mit  Ausschälung  behandelten  P'all,  der 
bis  jetzt  gesund  geblieben  ist. 

Jedliöka  (18)  berichtet  von  einer  Nephrektomie  wegen  Sarkom  der 
Niere,  wo  wegen  Verwachsung  das  ganze  Colon  asc.  mit  weggenommen  werden 
musste.    Ko  mpensation. 

Imbert  (19)  bespricht  zuerst  die  Symptome  der  Nierentumoren  bei  Er- 
wachsenen und  Eändem. 

1.  Bei  Erwachsenen  ist  die  Blutung  am  häufigsten,  das  erste  Symptom 
in  54  ^/o,  bei  Kindern  nur  in  16®/o,  leider  kann  die  Blutung  auch  erst  spät 
auftreten. 

2.  Der  Tumor  ist  bei  Erwachsenen  unter  257  Fällen  in  20%  das  erste 
Symptom,  bei  Kindern  in  98  Fällen  in  71*^/o. 

3.  Schmerz  als  erstes  Symptom  bei  Erwachsenen  weniger  konstant  in 
35%,  bei  Kindern  häufiger. 

4.  Beschaffenheit  des  Urins  von  geringerer  Bedeutung. 

5.  Kompressionserscheinungen:  Varikocele  häufig  bei  Erwachsenen,  fehlt 
bei  Kindern,  erscheint  spät,  bei  Kindern  häufig  Zirkulationsstörungen,  Ödem, 
selbst  des  Gesichtes,  Stauung  der  Bauchwand. 

6.  Atembeschwerden,  Ikterus,  Anasarka,  Metrorrhagien,  bei  Kindern 
eher  stärker. 

7.  Allgemeine  Erscheinungen,  leichtes  Fieber  bei  Erwachsenen,  bei  Kin- 
dern höher. 

Der  Verlauf  ist  bei  Kindern  viel  rapider  als  bei  Erwachsenen.  Diffe- 
rentialdiagnose. 

52« 


820  Jahresbericht  für  Chirurgie,    n.  TeiL 

Unter  175  lumbalen  Nephrektomien  23%  Mortalität  bei  Erwachsenen, 
bei  123  transperitonealen  Nephrektomien  21  Vo.  Von  324  Erwachsenen,  seit 
1890  Operierten  von  184  Nachrichten.  57  weniger  als  2  Jahre,  23  mehr  als 
2  Jahre  ohne  Rezidive  wieder  gesehen,  26  geheilt  länger  als  4  Jahre. 

20%  Todesfälle  durch  die  Operation    i 

50 — 60°/o  Rezidive  /  bei  Erwachsenen, 

20—30%  definitive  Heilung  ) 

unter  122  Nephrektomien  bei  Kindern 

25%  Todesfälle  durch  die  Operation    J 

80%  Rezidive  |  bei  Kindern. 

7  Fälle  länger  als  3  Jahre  gut  ' 

Joseph  (20)  berichtet  über  einen  Mischtumor  der  Niere  bei  einem 
IV« jährigen  Kinde,  der  1V>  Jahre  nach  der  Ezstirpation  der  Niere  noch 
rezidivfrei  war. 

Kaufmann  (21)  berichtet  über  87  Nierentumoren  von  Stecknadel-  bis 
Bohnengrösse,  welche  er  bei  1035  Sektionen  fand,  es  sind  Adenome,  ver- 
sprengte Nebennierenkeime,  Fibrome  und  Kombinationen  dieser. 

Ali  Krogius  (22)  berichtet  über  die  mit  dem  Nierenbecken  konununi- 
zierenden  pararenelen  Cysten. 

Ein  24  jähriger  Mann  seit  seiner  Kindheit  an  Nierenkoliken  gelitten,  während  vreidien 
er  einen  schmerzenden  Tumor  im  rechten  Hypochodrium  bemerkt  nnd  blutigen  Haxn  ge- 
lassen hat  Die  Cystoskopie  ergab,  dass  eine  rötliche  Flfissigkeit  aas  dem  rechten  Ureter 
au^osa.  Krogius  nahm  an,  dass  der  grosse  cystGse  Tumor  auf  einer  Erweiterung  des 
Nierenbeckens  beruhe,  fand  aber  bei  der  Operation  eine  kolossale  pararenale  Cyste,  die 
mit  dem  obersten  Teil  der  Nierenkavitftt  kommunizierte,  welche  ihrerseits  durch  eiMB 
schmalen  Spalt  mit  dem  erweiterten  Nierenbecken  zusammenhing.  Da  eine  einfache  RxMAk- 
pation  der  Cyste  nicht  zur  Heilung  führte,  wurde  eine  Nephrectomie  ausgefOhrt. 

Krogius  hat  aus  der  Literatur  neun  ähnliche  Fälle  zusammengesteUi 
Für  die  Ursache  ihrer  Entstehung  hält  er  einen  kongenitalen  Bildongsfehler, 
eine  Ausstülpung  des  Nierenbeckens  oder  einzelner  Calices;  die  Cysten  ent- 
wickeln sich  allmählich,  so  dass  sie  in  einem  relativ  späteren  Alter  zur  Be- 
obachtung kommen.  Durch  eine  Ventilschliessung  wird  die  Kommunikation 
mit  dem  Nierenbecken  abgebrochen ;  da  werden  die  Symptome  prägnant.  Die 
Diagnose  muss  sich  auf  den  Unterschied  zwischen  der  durch  eine  Punktion 
der  Cyste  und  der  durch  eine  Ureterkatheterisation  gewonnenen  Flüssigkeit, 
zum  Unterschied  von  den  gewöhnlichen  Hydronephrose,  und  auf  den  Wechsel 
ihrer  Grösse  zum  Unterschied  von  den  sogen,  solitären  Cysten  gründen.  Die 
Heilung  kann  nur  durch  eine  sorgfältige  Ezstirpation  zustande  gebracht 
werden.  Vom  klinischen  Gesichtspunkt  bilden  diese  Cysten  eine  wohlcharaktori- 
sierte  Krankheitsgruppe  für  sich.  Hj.  v.  Bonsdorff. 

Lance  (23)  berichtet  von  einem  Echinococcus,  der  die  Niere  in  mehreren 
Blasen  ergriffen  hatte.    Lumbale  Nephrektomie,  Heilung. 

Lejars  (25)  demonstrierte  eine  mittelst  lumbo- abdominellen  Schräg- 
schnitt  entfernte,  linke  Niere  wegen  Krebs  bei  einer  38jährigen  Frau  nach 
vorheriger  zufriedenstellender  Anwendung  des  Apparates  von  Cathelin  zur 
Trennung  beider  Nierensekrete.     Heilung,  gute  Erholung. 

Loumeau  (27)  bespricht  eine  erfolgreiche  lumbale  Nephrektomie  mit 
XJterektomie  bei  einer  55jährigen  Frau  wegen  eines  anscheinend  tuberkulösen 
Tumors,  der  erst  nachträglich  durch  die  mikroskopische  Untersuchung  als 
ein  Nierenkrebs  sich  erwies. 


Ziegler,  Verletzangen  und  chimrg.  Krankheiten  der  Nieren  nnd  Harnleiter.       821 

Moffit  (30)  bespricht  die  Symptome  der  Grawitz sehen  Geschwülste. 
Das  Hauptsymptom  ist  die  in  etwa  90  Vo  der  Fälle  vorhandene  Hämaturie, 
die  jahrelang  vor  dem  Bemerkbarwerden  der  Geschwulst  auftreten  kann, 
ferner  Schmerz  und  Parästhesien,  femer  Geschwulst,  die  ihren  Sitz  häufig  im 
oberen  Nierenpol  hat  und  sehr  blutreich  ist,  kann  lange  gutartig  bleiben, 
langsam  wachsen  und  das  Allgemeinbefinden  wenig  stören.  Die  Metastasen- 
bildung erfolgt  gewöhnlich  durch  die  Blutbahn  und  bevorzugt  Knochen,  Ge* 
""liim  und  Lungen.  Sowohl  die  primäre  Geschwulst  wie  die  Metastasen  zeigen 
bisv^eilen  Pulsation. 

Matsuoka  (28)  berichtet  von  zwei  Fällen  von  multiplem  Papillom  des 
l^Tierenbeckens,  wo  die  Wucherungen  sich  bis  in  das  Nierengewebe  fortsetzten. 
Der  eine  Patient  durch  Nephrektomie  geheilt. 

Milian(29)  berichtet  über  ein  vonTuffier  entferntes  verkalktes  Epi- 
theliom der  Niere;  die  Ealklager  sind  im  Epithel  entwickelt  und  nicht  im 
Bindegewebe  des  Tumors. 

Mull  er  (31)  berichtet  von  einer  paraperitonealen  Nephrektomie  der 
linken  Niere  wegen  Krebs  ohne  Eröffnung  des  Peritoneums.  Heilung.  'Nach 
2  Jahren  ein  kleines  Knötchen  in  der  Narbe,  sonst  kein  Rezidiv. 

Newmann  (32)  erwähnt  ein  Alveolarkarzinom  der  rechten  Niere,  wo 
er  mit  Erfolg  die  lumbale  Nephrektomie  gemacht  hatte. 

Oelsnitz  und  Bouchard  (33)  berichtet  von  einem  bei  der  Sektion 
Aufgefundenen  beiderseitigen  Sarkom  bei  einem  2jährigen  Kinde,  das  im 
Leben  keine  Symptome  gemacht  hatte. 

Paterson  (34)  berichtet  über  eine  vordere,  seitliche,  extraperitoneale 
Nephrektomie  wegen  Karzinom  der  Niere  und  rühmt  dabei  die  grosse  Zu- 
gänglichkeit des  Schnittes,  insbesondere  gegen  den  Ureter  hin,  femer  dass 
keine  Eingeweide  vorfallen  durch  Vermeidung  der  Eröffnung  der  Peritoneal- 
höhle und  dass  dadurch  der  Shock  ausbleibt,  andererseits  kann  man  allerdings 
kein  sicheres  Urteil  über  die  andere  Niere  gewinnen. 

Pels-Leusden  (35)  berichtet  über  die  schon  auf  dem  31.  deutschen 
Ghirurgenkongress  erwähnten  seltenen  Fälle  von  Zottengeschwülste  des  Nieren- 
beokens,  die  sich  auch  pathologisch-anatomisch  durch  das  Mikroskop  als  bös- 
artig erweisen  und  für  die  er  den  Namen  des  Carc.  papilläre  vorschlagen 
möchte;  die  eine  Patientin  ist  auch  an  Metastasen  zugrunde  gegangen.  Der- 
artige Zottengeschwülste  können  leicht  übersehen  und  die  häufigen  Blutungen 
missdeutet  werden. 

Pfreimter  (36)  berichtet  von  einem  IV« jährigen  Knaben,  der  wegen 
Adeno-Angio-Myo- Sarkom  mit  Metastasen  in  Leber  und  Mesenterialdrüsen  zur 
Sektion  gelangte. 

Pusateri  (37)  berichtet  über  einen  Fall  von  Nierengeschwulst,  den  er 
in  der  Klinik  des  Professor  Carle  in  Turin  bei  einem  60jährigen  Manne 
beobachtete.  Diese  Geschwulst,  die  sich  im  wesentlichen  durch  Hämaturie 
und  Schmerzen  in  der  linken  Nierengegend  kund  gegeben  hatte,  wurde  mittelst 
Nephrektomie  abgetragen;  sie  wog  400  g,  nahm  den  Hilus  und  ein  Drittel 
der  Nierensubstanz  ein.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  erschien  die 
Struktur  der  Nebennierenrindensubstanz  ähnlich.  5  Monate  nach  der  Ope- 
ration wurde  Patient  wegen  Rezidivs  und  Metastasen  von  neuem  operiert. 

Auch  dieser  Fall  zeigt,  dass,  wenn  operative  Heilungen  häufig,  dauernde 
bei  aus  abgesprengten  Nebennierenkeimen  entstandenen  Nierengeschwülsten 
doch  sehr  selten  sind.    Die  Krankheit  beginnt  fast  immer  schleichend;  die 


822  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  TeiL 

charakteristischen,  fast  konstanten  Symptome  sind  Schmerz  und  intermittierende 
HämatTurie.  Letztere  tritt  bisweilen  erst  anf,  wenn  die  Geschwulst  schon  fühl- 
bar ist.  —  Verf.  meint,  dass,  wenn  die  Hämaturie  schon  seit  längerer  Zat 
besteht  und  von  gewissem  Belang  ist,  die  Prognose  trotz  der  Nephrektomie 
stets  eine  ungünstige  sei.  Die  Nephrektomie  müsse  so  frühzeitig  wie  mö^ch 
vorgenommen  werden  und  dann  sei  auch  die  an  Lymphgefassen  reiche  Fett- 
kapsel der  Niere  mit  abzutragen.  R.  Giani. 

Bafin  (38)  bemerkt,  dass  Guyon  schon  1881  darauf  aufmerksam  ge- 
macht hat  auf  die  Häufigkeit  der  Varikocele  bei  Nierentumoren,  die  entweder 
durch  Druck  des  grossen  Tumors  auf  die  Y.  sperm.  oder  durch  die  Drüsen 
entsteht.  Legueu  behauptet  nun,  jedesmal  wenn  Varikocele  da  ist,  sind 
auch  geschwellte  Drüsen  da.  Die  Meinungen  sind  geteilt  Rafin  bringt  dm 
Mitteilungen,  die  für  Legueu  sprechen. 

Reinach  (39)  berichtet  von  einem  orangegrossen  Myxolipofibrom  der 
rechten  Niere,  an  dem  ein  47«  Jahre  altes  Kind  zugrunde  gegangen  ist 

Röchet  (40)  stellt  einen  gesunden  50jährigen  Mann  vor,  den  er  auf 
paraperitonealem  Wege  vor  2  Jahren  nephrektomiert  hatte.  Er  betont  bei 
Nierenkrebs  bei  Erwachsenen  den  langsamen  Verlauf  gegenüber  Eindero. 

Ross  (41)  entfernte  mit  Erfolg  bei  einem  5jährigen  Knaben  die  Xiere 
wegen  Sarkom. 

Rutgers  und  Josselin  de  Jong  (42)  fanden  bei  einer  41  jahrigen 
Frau,  die  seit  einem  Monate  fortwährend  an  Hämaturie  litt,  im  rechten  Nieren- 
becken ein  Carcinom  papilläre,  das  das  Nierenbecken  grossenteils  ausfällte 
und  ins  Nierenparenchym  gewuchert  war.  Goedhuis. 

Schmid  (43)  berichtet  von  einem  Echinococcus  des  oberen  Pols  der 
Niere  bei  einer  31jährigen  Frau.    Resektion.    Drainage.    Heilung. 

Seitz  (44)  berichtet  über  eine  erfolgreiche,  transperitoneale  Nephrektomie 
einer  Cystenniere  bei  einer  55jährigen  Frau. 

Stegmann  (45)  berichtet  von  einem  Gare.  ren.  sin.  bei  einem  57 jährigeo 
Mann.  Lumbale  Nephrektomie.  Nach  fast  4  Wochen  Tod  unter  hohem  Fieber, 
für  das  keine  Ursache  zu  finden  ist.  Hohes  Fieber  ist  immer  ein  schlechtes 
prognostisches  Zeichen,  wie  er  aus  der  Literatur  mit  Beispielen  belegt. 

Thorndike  und  Cunningham  (46)  besprechen  unter  Mitteilnng  ros 
drei  Fällen  die  Diagnose  der  Hypemephrome.  Für  dieselben  ist  die  häufig 
wiederkehrende  Blutung  charakteristisch,  zeitweise  Verminderung  der  ürin- 
menge  mit  gleichzeitigem  Auftreten  von  Nierenschmerzen  und  Aufhören  der 
Hämaturie ;  das  gleichzeitige  Auftreten  der  Schmerzen  mit  Aufhören  der  Bln- 
tung  spricht  gegen  Stein.  Eine  erkrankte  Niere  mit  Nebennierengeschwulsl 
zeigt  im  allgemeinen  ihre  gewöhnliche  Form  mit  knotiger  Oberfläche,  die  Ge- 
schwulst ist  entweder  im  Nierengewebe  eingekapselt  oder  liegt  dicht  unter 
der  Nierenkapsel.  Auf  dem  Durchschnitt  ist  die  Geschwulst  gelblich,  sie  bat 
ein  festes,  deutlich  abgesetztes  Struma,  welches  der  Geschwulst  ein  knotiges 
Aussehen  verleiht.  Das  Nierengewebe  ist  entweder  zerstört  oder  stark  dnrcli 
die  Geschwulst  zusammengedrückt. 

Türk  (47)  zeigt  ein  17 jähriges  Mädchen  mit  wahrscheinlich  angeborener 
Cystenleber  und  beiderseitiger  Cystenniere,  das  seit  langem  über  Magenbe- 
schwerden klagt ;  Nieren  beiderseits  vergrössert  zu  fühlen,  Ödeme  der  unteren 
Extremitäten,  im  Harn  Eiweiss. 

Vegas  y  Cranwell  (49)  berichtet,  dass  unter  970 Fällen  von Ediino- 
coccuscysten  20  die  Nieren  betrafen;  die  Ausschälung  zieht  er  vor. 


Ziegler,  Yerleizimgen  und  chirorg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       823 

Vincent  (50)  teilt  einen  Fall  einer  55jährigen  Dame  mit,  die  eine 
grosse  Cyste  vor  der  Niere,  wahrscheinlich  eine  Echinococcuscyste  hatte.  Ex- 
stirpation.    Heilung. 

14.  Operationen. 

1.  I>elannay,De  Fincision  transversale  dans  les  Operations  sur  le  rein.  XIY.  intern. 
Kongress  zn  Madrid  1903. 

2.  Serescn,  Die  Nephrectomie.  Spitalul  Nr.  2.  Revista  des  Chirurgie  Nr.  2.  Ref. 
Münch.  med.  Wochenschr.  Nr.  18.    MUnch.  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  21. 

3.  Jonesou,  Die  Nephrectomie.  Revista  de  Chirurgie  1908.  Nr.  5.  ZentralbL  fOr  Chir. 
1903.  Nr.  41. 

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med.  Wochenschr.  Nr.  45—48,  50. 

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der  Gynftk.  und  Chir.  Russki  Wratsch  1903.  Nr.  3.  Nach  Zentralbl.  für  Chir.  1903. 
Nr.  2. 

6.  Langemak,  Über  die  Wirkung  der  Nephrotomie  nach  Nephrectomie.  Deutsche  Zeit- 
schrift f&r  Chir.  1903.  Bd.  66.  Heft  3  u.  4. 

7.  Maragliano,  Über  chir.  Eingriffe  bei  Nierenaffektiohen.  Gazetta  degli  osp.  1908. 
Nr.  50.    Ref.  Mflnch.  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  31. 

8.  Melzeru.  Salant,  Über  das  Verhalten  der  Resorption  nach  Nephrektomie.  Zentralbl. 
fAr  allgem.  Path.  und  path.  Anatomie.  XIY.  Bd.  Nr.  2.  Ref.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  16. 

9.  Simmonds,  Über  Nierenentzfindungen  nach  Nephrotomie.  Biolog.  Abt  des  Arztl» 
Ver.  Hamburg.    MOnch.  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  6. 

10.  Ritter  v.  Stejskal  u.  Axisa,  Über  Veränderungen  der  Magensaftsekretion  nach 
Nierenezstirpation.    Zentralbl.  fllr  innere  Medizin  1908.  Nr.  38. 

11.  Theoharidi,  Die  transperitoneale  Nephrektomie.    Dissert.  Bukarest  1903. 

12.  Verhoogen,  De  la  nephrectomie.    Joum.  m^d.  de  Bruxelles.  Nr.  5. 

Delaunay  (1)  hebt  die  Vorzüge  seiner  transversalen  Schnittfühmng 
bei  Nierenoperationen  hervor. 

Nach  Herescu  (2)  ist  auf  Grund  seiner  Erfahrung  bei  Nierentuber- 
knlose  die  Nephrektomie  indiziert  bei  Einseitigkeit  des  Leidens  und  leidlichem 
Allgemeinzustand.  Bei  Pyonephrosis  calculosa  ist  meist  die  Nephrolithotomia 
indiziert,  doch  eventuell  auch  die  Nephrektomie,  bei  sebr  vielen  Steinen,  bei 
sehr  schwer  zu  entfernenden  Steinen,  bei  sehr  verminderter  Nierensubstanz 
und  funktionstüchtiger  anderer  Niere.  Ureterenkatheterismus  und  subkutane 
Anwendung  von  Methylenblau  können  die  Gesundheit  der  anderen  Niere 
erweisen. 

Jonescu  (3)  berichtet  über  seine  Erfahrungen  bei  Nephrektomie,  die 
er  seit  1897  17  mal  ausgeführt  hat  mit  nur  3  Todesfallen.  Er  zieht  den 
transperitonealen  Weg  vor,  mit  dem  er  die  geringste  Mortalität  hatte.  Bei 
Benützung  des  lumbalen  Schnittes  muss  fast  immer  drainiert  werden.  Bei 
Benützung  der  lumbalen  Methode  macht  er  einen  langen  Schnitt  parallel  der 
12.  Rippe  oder,  wenn  diese  zu  kurz  ist,  längs  der  11.  Rippe.  Er  gibt  ein 
besseres  Licht  als  alle  anderen  vertikalen  und  schiefen  Schnitte.  Zur  Aus- 
führung der  paraperitonealen  Nephrektomie,  die  besonders  in  Fällen  von 
Hamleiterfistel  angezeigt  ist,  führt  man  den  Schnitt  vom  Ende  der  12.  Rippe 
bis  zur  Mitte  des  Poupartschen  Bandes.  Man  löst  vorsichtig  das  Bauchfell 
ab  und  gelangt  in  die  Darmbeingrube  und  an  den  Harnleiter.  Ist  eine  lokale 
Wiederherstellung  des  Harnleiters  unmöglich,  so  wird  derselbe  nach  oben  hin 
verfolgt  und  samt  der  Niere  entfernt.  Bei  transperitonealer  Nephrektomie 
wird  der  Schnitt  je  nach  der  Notwendigkeit  des  Falles  und  der  Grösse  der 


824  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

zu  entfernenden  Geschwulst  median,  halb  unter,  halb  über  dem  Nabel,  oder 
lateral ,  längs  dem  äusseren  Rande  des  Rektus  ausgeführt.  Um  einen  Ab- 
schluss  des  Operationsfeldes  von  der  Peritonealhöhle  zu  erzielen,  wird  nach 
Durchtrennung  des  Peritoneum  laterocolicum  das  Kolon  von  der  vorderen 
Fläche  der  Niere  abgelöst,  wodurch  das  Bauchfell  der  hinteren  Bauchwand 
auf  eine  grosse  Ausdehnung,  gegen  die  Wirbelsäule  hin,  freigemacht  wird. 
Dieses  peritoneale  Stück,  das  Kolon  und  dessen  Gefässe  enthaltend,  ^rird 
gegen  die  abdominale  Öffnung  gehoben  und  hier  mit  Klemmzangen  gehalten. 
Auf  dieselbe  Weise  wird  der  laterale  Teil  des  parietalen  Bauchfelles  abgelöst 
und  so  ein  zweiter  peritonealer  Lappen  gebildet,  welcher  ebenfalls  in  die 
Bauchwunde  gezogen  und  hier  mit  Zangen  gehalten  wird  Auf  diese  Weise 
kann  ein  Ergiessen  eventuell  vorhandenen  Eiters  aus  der  Niere  in  die  Bandi- 
höhle  verhütet  werden. 

Klesk  (4)  erörtert  die  Bedingungen  zu  operativen  Eingriffen. 

Koslensko  (5)  berichtet,  dass  Snegirew  bei  Pyelitis  mittelst  der 
Dampfsäge  die  Niere  vollständig  ohne  Blutverlust  gespalten  habe. 

Langemak  (6)  berichtet  über  Versuche  an  Kaninchen,  denen  die 
rechte  Niere  exstirpiert  wurde,  während  die  linke  gespalten  und  wieder  ver- 
tiäht  wurde.  Es  ergab  sich  hohe  SterbUchkeit,  häufige  Steinbildung  und  zwar 
durchschnittlich  nach  10^/t  Tagen,  regelmässig  Infarktbildung.  Die  Heilung 
erfolgte  stets  unter  partieller  Nekrose,  Einbusse  von  Nierenparenchym  mit 
nachfolgender  Narbenbildung.  Nephrotomie  und  dann  Nephrektomie  wird 
besser  vertragen  als  umgekehrt.  Die  Nephrotomie  ist  durchaus  kein  harm- 
loser Eingriff. 

Maragliano  (7)  gibt  eine  Kasuistik  der  gesamten  Fälle  von  Nephro- 
tomie zur  Beseitigung  von  Nierenschinerzen  mit  Blutungen,  von  Nierenent- 
zündung akuter  und  chronischer  Art  und  in  Fällen  von  Anurie. 

Melzer  und  Sa  laut  (8)  berichten,  dass  nach  der  Nephrektomie  ein 
erhöhter  osmotischer  Druck  sich  einstellt  und  infolgedessen  eine  erhöht« 
Resorption,  was  mindestens  24  Stunden  andauert;  daher  kommt  es  nach 
Nephrektomien  oder  nach  Anurie  nie  zu  Ödemen. 

Simmonds  (9)  zeigt  eine  vor  zwei  Jahren  nephrotomierte  Niere,  wo 
die  Narbe  ganz  auf  die  Schnittfläche  beschränkt  geblieben  ist  und  keine 
nennenswerten  Parenchymveränderungen  verursacht  worden  waren. 

Ritter  v.  Stejskal  und  Axida  (10)  berichten  von  Untersuchungen 
am  Hunde,  wonach  bei  einseitiger  Nierenexstirpation  bis  zum  4.  Tage  eine 
stetige  Verminderung  der  Salzsäure  im  Magensaft  eintritt,  bis  sie  am  4.  Ts^e 
ganz  fehlt,  um  dann  allmählich  wieder  zuzunehmen.  Am  10.  Tage  ist  der 
Befund  wieder  normal. 

Nach  Theoharidi  (11)  ist  der  günstigste  Weg  zur  Entfernung  der 
Niere  der  transperitoneale,  namentlich  bei  voluminösen  Tumoren,  bei  Ad- 
härenzen mit  den  Nachbarorganen,  bei  unsicherer  Diagnose  oder  bei  Unsicher- 
heit über  den  Zustand  der  anderen  Niere,  bei  Hufeisenniere  oder  bei  abnormer 
Entwickelung  der  üreteren;  er  führt  am  schnellsten  zum  Hilus,  ermöglicht 
am  besten  ein  exaktes  Präparieren,  gestattet  am  besten  die  Entfernung  ey. 
geschwellter  Drüsen. 

Verhoogen  (12)  berichtet  über  38  Nephrektomien  nebst  Bemerkungen 
über  das  Operationsverfahren. 


Ziegler,  Verleizimgen  nnd  chirorg.  Erankheiien  der  Nieren  und  Harnleiter.       825 

15.   Akute  und  chronische  Entzündung  der  Niere. 

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2.  Asaknra,  Experimentelle  Üniersachangen  über  die  Decapsalatio  renom.  Mitteil,  aas 
den  Grenzgeb.  der  Med.  o.  Ghir.  1903.  XII.  Bd.  Heft  5. 

3.  Bancz-Osmolowaky,  Einige  untersuch ongsergebnisse  über  die Yeränderongen  der 
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22.  Luxardo,  DelV  intervento  chirurgico  in  alcune  forme  di  nefrite.  Gazetta  degli 
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23.  Maragliano,  L'intervento  chirurgico  nelle  nefxite  mediche.  Gazzetti  degli  spedali 
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826  Jabresbericht  fDr  Chirurgie.    IL  TeiL 

29.  RovBing,  Wann  mausen  die  chronischen  Nephritiden  operiert  werden?  MüteiL  ass 
den  Grenzgeb.  der  Med.  u.  Ghir.    Bd.  X.  Heft  8  u.  4. 

80.  Rumpier,  Oskar,  Der  gegenwärtige  Stand  der  Lehre  der  chir.  Behandlung  der 
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81.  Soetbeer,  Die  Sekretionsarbeit  der  kranken  Niere.  Zeitschr.  für  physikalische  CbetsieL 
Bd.  85.  p.  85. 

82.  Stern,  Beitrag  zur  chirurg.  Behandlung  chron.  Nephritis.  75.  Vers,  deutscher  Natur 
forscher  und  Ärzte  zu  Kassel.  Zentralbl.  f&r  Ghir.  1908.  Nr.  49.  ZentralbL  t  Krank- 
heiten der  Haro-  und  Sezualorgane.    Bd.  16.  Heft  1. 

88.  Stnrsberg,  Experimentelle  Untersuchungen  ttber  die  zur  Heilung  chron.  Nephritidea 
von  Edebohls  vorgeschlagene  Nierenentkapselung.  Grenzgebiete  der  Medizin  19(^ 
Bd.  12.  Heft  5. 

34.  Tielicke,  Nierenreiznog  durch  Phloridzin.  Zentralblatt  fOr  die  Krankh.  der  Hsm- 
und  Sexualorgane.    XIU.  Bd.  Heft  10. 

85.  Tyson,  Edebohls  Operation  of  decapsulation  of  the  kidney  for  the  eure  of  chronk 
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86.  Tyson  and  Fr a zier,  Report  ofa  case  decapsulation  of  the  kidney  for  chronic  pa- 
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37.   Walker,  The  surgical  treatment  of  nephritis.    The  Practitioner  1908.  Jnne. 
88.   Whitacre,   Suppression  of   urine.    The  joum.   of  the  Americ.  med.   Assoc.  1993L 
Nr.  21. 

Nach  Besprechung  der  Grundprinzipien,  die  die  Chirurgen  bei  Ausfüh- 
rung der  Nierenentkapselung  in  der  Klinik  leiteten,  berichtet  Anzilotti  (Ij 
über  die  bezüglich  dieser  Operation  und  ibres  Einflusses  auf  die  Nierenzirkc- 
lation  ausgeführten  Experimente.  Er  nahm  drei  Reihen  Experimente  tot. 
Bei  einer  ersten  Experimentreihe  liess  er  die  Niere  nach  ausgeführter  Eni- 
kapselung  entweder  entblösst  in  situ  oder  brachte  sie  in  einen  kroentes 
Muskelsack,  der  so  beschaffen  war,  dass  keine  Zerrung  des  Nierenstiels  statt- 
finden konnte.  Bei  den  anderen  beiden  Experimentreihen,  die  den  Zweck 
hatten,  festzustellen,  bis  zu  welchem  Punkte  die  zirkulatorische  Kompensation 
durch  die  neugebildeten  Gefasse  gelange,  nahm  er  an  Nieren,  die  schon  sat 
längerer  Zeit  entkapselt  waren  oder  die  er  eben  erst  entkapselt  hatte,  bald 
die  Unterbindung  der  Arterie,  bald  die  Unterbindung  oder  Stenosiemi^  d^ 
Vene  vor.  Als  Experim'enttiere  dienten  Kaninchen  und  Hunde,  die  er  nuk 
der  Operation  24  Stunden  bis  158  Tage  lang  am  Leben  liess. 

Verf.  berichtet  ausführlich  über  die  physikalisch-chemischen  Verazide* 
rungen,  die  der  Harn  aufweist,  sowie  über  den  an  den  verschiedenen  Nieren 
gemachten  histologischen  Befund.  Er  konstatierte,  dass  die  Nierenkapsel  sich 
nach  Verlauf  von  ungefähr  30  Tagen  wieder  bildet  und  dass  ausgedehnte  und 
feste  Adhärenzen  mit  den  umliegenden  Geweben  zu  stände  kommen.  Er 
komimt  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Nephrolyse  bei  akuten  degenerativen  Nephri- 
tiden zwar  keine  Indikation  finde,  aber  bei  allen  akuten  Kongestionszustandea 
der  Niere,  bei  denen  der  intrarcnale  Druck  eine  bedeutende  Steigerung  er- 
fahren  hat  und  die  stets  durch  Kreislaufstörungen  bedingt  sind,  Besserung  zu 
bewirken  vermag,  indem  die  Kreislaufstörungen  durch  die  Befreiung  der  Ni»e 
von  der  sie  zusammendrückenden  Kapsel  und  durch  die  Bildung  von  neuen, 
kompensatorisch  wirkenden  Kollateralwegen  günstig  beeinflusst  werden.  Bei 
chronischen  Formen  sei  sie  angezeigt,  wenn  wiederholt  Kongestionserschs- 
nungen  auftreten;  dieselben  werden  durch  die  zirkulatorische  Kompensation 
von  Seiten  des  in  der  Kapsel  neu  entstandenen  Gefässsystems  zum  Aufhöroi 
gebracht.    Auch  findet  durch  die  arteriellen  Gefasse  eine  bessere  Emihnisg 


Ziegier,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  ELamleiter.       827 

der  Gewebe  statt,  infolgedessen  die  Niere  fonktionstiichtiger  wird.  Dennoch  seien 
weitere  klinische  Beobachtungen  erforderlich,  welche  die  schon  bekannten  be- 
stätigen und  über  manche  Punkte  der  Frage  Licht  breiten,  welche  durch 
die  Experimente  an  Tieren  sicherlich  nicht  geklärt  werden  können. 

Eine  wirksame  Anwendung  der  Nierenentkapselung,  bemerkt  Verf.,  haben 
wir  bei  Behandlung  der  Wandemiere,  wo  auf  diese  Weise  ein  viel  festeres 
und  wirksameres  Fixationsgewebe  geschaffen  wird,  wie  dies  Biondo  schon  im 
Jahre  1900  nachgewiesen  hat.  K.  Giani. 

Asakura  (2)  fand  bei  Exstirpation  der  Capsula  propria  der  Niere  an 
Hunden  und  Kaninchen,  welcher  Eingriff  gut  vertragen  wurde,  neue  binde- 
gewebige Hüllen  um  die  entkapselten  Nieren,  sowie  neue  Gefässe  in  der  neuen 
Kapsel  und  auf  der  Nierenoberfläche.  Bei  Tieren  mit  Niereneiterung  hatte 
die  Dekapsulation  keinen  Erfolg,  dagegen  verlief  dieselbe  Infektion  bei  Tieren 
mit  dekapsulierten  Nieren  günstiger  als  bei  den  Kontrolltieren. 

Bancz-Osmolowsky  (3)  untersuchte  bei  Kaninchen  die  bei  der  Ent- 
kapselung  der  Niere  sich  einstellenden  pathologischen  Vorgänge.  Drei  Tage 
nach  der  Entkapselung  der  Niere  hat  die  Anzahl  der  Kerne  in  den  Zellen 
des  auf  der  Niere  verbliebenen  Kapselrestes  um  das  Mehrfache  zugenommen. 
Stellenweise  liegen  je  3 — 6  längliche  Kerne  von  verschiedener  Grösse  und 
Form.  Neben  diesen  Erscheinungen  hyperplaptischer  Natur  kommen  auch 
atrophische  Vorgänge  in  den  Zellen  zur  Beobachtung.  Sechs  Tage  nach  Ent- 
fernung der  Kapsel  findet  man  in  ihrem  auf  der  Niere  verbliebenen  Reste 
eine  hochgradige  Wucherung  der  Bindegewebszellen,  deren  Kerne  sich  aus 
stäbchenförmigen  in  ovale  verwandeln.  Die  Bindegewebszellen  der  Kapsel- 
reste  beginnen  auch  um  die  Hamkanälchen  zu  wuchern.  Hier  sind  auch  An* 
häxifungen  von  weissen  Blutkörperchen  zu  finden.  In  den  oberflächlichen 
Hamkanälchen  macht  sich  stellenweise  ein  Zerfall  des  Epithelprotoplasmas 
in  kleinen,  mit  Eosin  färbbaren  Kömchen  geltend.  An  ihrer  Oberfläche  ist 
die  Niere  mit  einem  sehr  zarten,  durchsichtigen,  weisslichen,  narbenartigen 
Belage  bedeckt.  12  Tage  nach  der  Entfernung  der  Kapsel  wird  die  narbige 
Trübung  der  operierten  Niere  deutlicher,  mikroskopisch  ist  oberflächlich  eine 
mächtige  Bindegewebsentwickelung  zu  bemerken.  Die  oberflächlich  gelegenen 
Hamkanälchen  und  Malpighischen  Knäuel  werden  durch  die  von  der  Aussen- 
Schicht  der  Niere  heranrückenden,  bindegewebigen  Elemente  mechanisch  kom- 
primiert. Die  Zellen  der  Hamkanälchen  und  Glomeruli  erheblich  verändert. 
Stellenweise  Leukocyten  zwischen  den  der  Atrophie  anheimgefallenen  Zellen. 
Keine  Neubildung  von  Blutgefässen,  wie  man  angenommen  hat. 

Bassan  (4)  bespricht  die  chirurgische  Behandlung  der  Nephritiden  und 
kommt  zu  folgendem  Kesum6: 

1.  Die  bewegliche  Niere  prädisponiert  zur  Entwickelung  einer  Nephritis. 

2.  Die  Capsula  fibrosa  spielt  eine  wichtige  Rolle  bei  den  schmerzhaften 
und  kongestiven  Zuständen  der  Nierenkrankheiten. 

3.  Diese  Zustände  kann  man  durch  Nephrolyse,  Inzision  der  Kapsel, 
Punktion  der  Niere,  Dekapsulation  und  Nephrotomie  bekämpfen. 

Die  heutzutage  unbestrittene  Einseitigkeit  gewisser  Nephritiden  spricht 
zu  gunsten  einer  chirurgischen  Intervention,  die  auch  Erfolge  hat. 

5.  Die  Doppelseitigkeit  der  Nierenerkrankung  hindert  nicht  die  Ope- 
ration. 

6.  Die  Urämie  hindert  nicht  die  Operation,  sondern  urämische  Sym- 
ptome werden  geradezu  chirurgisch  behandelt. 


828  Jahresbericbt  ffir  Chirurgie.    IL  Teil. 

7.  Die  Nephrektomie  ist  selbst  bei  Funktionsstörungen  der  anderen 
Niere  mit  Erfolg  ausgeführt  worden  bei  der  Brightischen  Krankheit  oder  bei 
polycystischer  Entartung  der  Niere. 

8.  Bei  Solitämiere  können  alle  Eingriffe  ausser  der  Nephrektomie  mit 
Erfolg  ausgeführt  werden. 

9.  Für  schwere  akute  Nephritiden  ist  die  Mortalität  bei  chimrgischeD 
Eingriffen  21,7  ^/o,  für  chronische  Nephritiden  12,5  ^/o. 

Bernard  (5)  fand  erhebliche  Unterschiede  in  der  Durchgängigkeit  der 
Nieren  zwischen  chronischer  interstitieller  und  epithelialer  Nephritis;  bei 
letzterer  sind  die  Nieren  durchgängig,  bei  ersterer  besteht  frühzeitig  Imper- 
meabilität,  lange  durch  Polyurie  kompensiert. 

Blake  (6)  berichtet,  dass  er  in  fünf  Fällen  chronischer  Nierenentzmh 
dung  von  der  Lende  aus  die  vollständige  Entkapselung  vorgenonimen  hat 
Bei  zwei  bedeutende  Besserung,  zwei  starben  einen  Monat  nach  der  Operation 

Cava! Hon  (8)  berichtet  von  einer  Heilung  einer  chronischen  einseitigen 
Nephritis.  Durch  Nephrokapsulektomie,  Eiweiss  ganz  verschwunden,  Urm- 
menge  bedeutend  gestiegen. 

Edebohls  (10)  hat  jetzt  51  Fälle  von  Morbus  Brightii  mit  Entkapselimg 
behandelt;  davon  wurden  22  wesentlich  gebessert  (die  Zeit  ist  zu  kurz,  am 
von  Heilung  sprechen  zu  köimen),  neun  Heilungen  mit  eiweissfreiem  ünn 
Mortalität  13*/8^/o,  direkte  Mortalität  nach  der  Operation  unter  73  Fällen  1. 

Fabris  (11)  rief  bei  Kaninchen  mittelst  Kantharidin  Nephritis  herror 
und  nahm  dann  die  Nephrotomie  an  ihnen  vor.  Auf  Grund  seiner  Expeih 
mente  meint  er,  dass  man  die  Nephrotomie  nur  als  extrema  ratio  vor- 
nehmen dürfe,  vorher  sei  bei  Nephritis  eine  interne  Behandlung  zu  versuchen 

R.  Giani. 

Nach  kurzer  Darlegung  der  beiden  Grundanschauungen,  die  in  dem 
Satze  gipfeln,  dass  bei  Nephritis  mit  Kapselausschneidung  und  Nephropexie 
einzugreifen  sei,  berichtet  Ferranini  (12)  über  die  von  ihm  ausgführten  Unter- 
suchungen. Zunächst  erforschte  er,  welche  unmittelbaren  und  Nachwirkungen 
die  Kapselabtragung  hat  an  einer  normalen  Niere  vorgenommen.  Er  ope- 
rierte an  Kaninchen,  und  zwar  auf  dem  lumbalen  Wege,  machte  einen  Ein- 
schnitt in  die  Kapsel  und  trug  sie  entweder  vollständig  ab  oder  Uess  das 
obere  Blatt  zurück,  das  er  daim  mittelst  Catgutnaht  an  die  untere  Fläche 
der  Fascia  transversa  heftete.  Er  konstatierte  folgendes:  a)  die  Abtragung 
der  Kapsel  ruft  weder  eine  anatomische  Läsion  noch  eine  Funktionsstömng 
in  der  Niere  hervor;  b)  die  Abtragung  der  Kapsel  hat  einen  perirenalen  Ent- 
zündungsprozess  zur  Folge,  der  Adhärenzen  zwischen  der  Drüse  und  den  sie 
umgebenden  Geweben  bewirkt  und  sie  mit  ein^  bindegewebigen  Scheide  um- 
hüllt, die  allmählich  an  Dicke  zunimmt  und  schliesslich  so  kompakt  wird, 
dass  sie  die  fehlende  Kapsel  vollständig  ersetzt;  c)  durch  die  neugebildeten 
Adhärenzen  hindurch  dringen  von  den  umliegenden  Organen  neue  Gefasse  in 
die  Niere,  die  sich  mit  den  sternförmigen  Venen,  mit  den  geradlinigen  Venen 
in  Kommunikation  setzen  und  zuletzt  gegen  den  medullären  TeU  des  Organs 
vorrücken,  sich  zum  kleinen  Teile  um  die  gewundenen  Kanälchen  herum  ver- 
teilend, ohne  jedoch  je  in  die  Glomeruli  zu  treten;  d)  die  neugebildeten  Ge- 
fasse sind  an  den  Muskeln,  am  Omentum,  Pankreas,  Darm,  die  mittelst  lockeren 
Bindegewebes  an  der  Niere  adhärieren,  am  stärksten  an  der  mittelst  kom- 
pakten Bindegewebes  adhärierenden  Milz  am  geringsten  entwickelt;  e)  die 
Adhärenzen  kommen  nach  dem  perirenalen  Entzündungsprozess  sehr  rasch  za 


Ziegler,  Verletzungen  nnd  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  and  Harnleiter.       829 

Stande,  so  dass  schon  nach  48 — 60  Stunden  solche  bestehen;  am  stärksten 
entwickelt  sind  sie  nach  20 — 30  Tagen,  dann  werden  sie  lockerer,  so  dass  die 
Niere  nach  60—70  Tagen  eine  gewisse  Beweglichkeit  wiedererlangt. 

Nachdem  Verf.  obiges  konstatiert  hatte,  ging  er  daran,  den  Einfluss  zu 
erforschen,  den  die  Abtragung  der  Kapsel  bei  entweder  durch  Gifte  (Kan- 
tharidin)  oder  durch  Toxine  (Diphtherietoxin)  hervorgerufenen  Entzündungs- 
zuständen  auf  das  Organ  hat.    Er  nahm  drei  Reihen  Experimente  vor: 

Bei  der  ersten  Experimentreihe  nahm  er  an  Kaninchen  an  der  linken 
Niere  die  Kapselabtragung  und  Nephropexie  vor  und  rief  nach  einem  Monat 
bei  einigen  Tieren  eine  akute,  bei  anderen  eine  chronische  Vergiftung  hervor. 
Bei  der  zweiten  Experimentreihe  rief  er  eine  akute  oder  chronische  Ver- 
giftung gleich  nach  ausgeführter  Kapselabtragung  und  Nephropexie  hervor. 
Bei  der  dritten  Experimentreihe  bewirkte  er  zuerst  die  Vergiftung  und 
nahm  dann  nach  fünf  Tagen  an  der  linken  Niere  die  Kapselabtragung  und 
Nephropexie  vor. 

Bei  allen  diesen  Experimenten  waren  die  stets  sehr  schweren  und  sehr 
ausgedehnten  Nierenläsionen  sowohl  hinsichtlich  der  mikroskopischen  Merk- 
male als  der  Ausdehnung  rechter-  und  linkerseits  konstant  die  gleichen.  Verf. 
schliesst  deshalb,  dass  beim  Kaninchen  die  Kapselabtragung  imd  Nephropexie, 
obgleich  sie  die  Bildung  von  sehr  zahlreichen,  neuen  Gefässverbindungen  ver- 
anlassen, der  Niere  selbst,  was  die  Resistenz  ihrer  Elemente  gegen  die  toxi- 
schen Infektionserreger  anbetrifft,  in  keiner  Weise  zum  Vorteil  gereichen. 

Angesichts  der  Tatsache  nun,  dass  die  Kapselabtragung  die  Nephritis 
nicht  zu  bessern  und  noch  weniger  zu  heilen  vermag  und  dass  die  Anurie 
(ein  Symptom,  das  nach  einigen  Autoren  ebenfalls  nach  der  Kapselabtragung 
aufhören  soll)  selten  durch  den  Druck  der  vermeintlich  unausdehnbaren  Kapsel 
auf  die  Niere  verursacht  wird  (nach  seinen  an  Kaninchen  und  am  Leichnam 
vorgenommenen  Untersuchungen  und  auch  einigen  klinischen  Daten  aber  sei 
die  Kapsel  stark  ausdehnbar),  schliesst  Verf.  endlich,  dass  bei  akuter  und 
chronischer  Nephritis  der  chirurgische  Eingriff  nicht  genügend  gerechtfertigt  sei. 

R.  Giani. 
Fontanie,  Joseph  (13)  bespricht  die  Hämaturie  bei  Nephritiden  der 
Kinder.  Sie  kommt  im  (xefolge  der  verschiedenen  Infektionskrankheiten  vor, 
bei  akuten  und  chronischen,  bei  schweren  und  leichten  Fällen  von  Nephritis. 
Sie  kann  Veranlassung  geben  zu  verschiedenen  Irrtümern  (Stein,  Tuberkulose, 
Neubildung).  '  Zur  Behandlung  werden  Medikamente  empfohlen,  unter  anderen 
auch  der  Nebennierenextrakt. 

Ferguson  (14)  berichtet,  dass  er  in  16  Fällen  von  parenchymatöser 
und  interstitieller  Nephritis  teils  wesentliche  Besserung,  teils  völlige  Heilung 
erzielt  bat.  Auffällig  war  in  allen  Fällen  das  sofortige  Nachlassen  der  Nieren- 
schmerzen und  die  bleibende  Vermehrung  der  Urinmenge,  wie  er  meint,  infolge 
der  Entspannung  der  Niere  und  dem  Ausfliessen  pathologischer  Flüssigkeiten 
durch  die  Wunde  sowie  der  Bildung  neuer  Gefässbahnen  aus  der  Umgebung. 
Er  macht  einen  T-förmigen  Schnitt,  wobei  der  wagrechte  Balken  fingerbreit 
unter  die  12.  Rippe  kommt,  ihr  parallel,  senkrechter  am  Aussenrand  des 
Quadrat,  lumb.  bis  zur  Crista  ilei.  Die  Fettkapsel  der  Nieren  muss  sehr  vor- 
sichtig bebandelt  werden,  ist  nur  mit  Instrumenten  anzufassen.  Auch  die 
Befreiung  der  Niere  von  der  Fettkapsel  soll  recht  schonend  vorgenommen, 
das  Fett  nicht  zerrissen  werden.  Wenn  leicht  möglich,  kann  die  Niere  aus 
der  Wunde  hervorgezogen  werden.    Die  fibröse  Kapsel  wird  durch  Sektions- 


830  Jahreslraricht  fOr  Chimigie.    IL  Teil. 

schnitt  über  '/s  der  Niere  gespalten,  mit  Messerstiel  oder  Finger  al^lögt  bis 
zum  Hilns,  von  den  Polen  abgeschoben.  Danach  bildet  sie  einen  halsband- 
artigen Wulst  um  die  Gefässe.  Liegt  Wandemiere  vor,  so  wird  dieser  Wulst 
angenäht,  so  dass  die  entkapselte  Niere  mit  der  Muskulatur  in  Beruhrang 
steht,  weil  von  dieser  aus  sich  am  leichtesten  Gefasse  bilden,  während  die 
Fettkapsel  ganz  ungeeignet  ist.  Sie  wird  im  Zusammenhang  unter  den  nntereu 
Nierenpol  gelagert.  Bei  den  meisten  Fällen  wird  zuletzt  noch  an  zahlreiche 
Stellen  der  Niere  eingestochen  zur  Entlastung  des  Organs  von  Blut  und  patho- 
logischen Stoffen.  Die  Wunde  wird  stets  drainiert,  und  zwar  mit  einem 
dünnen  Bohr  und  reichlicher  Mullpackung.  In  der  Diskussion  meint  Jepson, 
dass  die  Entkapselung  die  besten  Resultate  bei  interstitieller  Nephritis  gibt, 
besonders  dann,  wenn  Blutergüsse  unter  der  Kapsel  liegen.  Nach  Mc  Laren 
genügt  die  Spaltung  der  Kapsel  allein,  um  Druck  zu  erleichtem.  Gibbons 
hat  bei  Brightischer  Krankheit  die  Entkapselung  mehrmals  mit  bestem  &• 
folge  vorgenommen.  Mc  Arthur  berichtet  ebenfalls  von  guten  Besoltaten, 
vermisst  aber  genaue  Indikation  zur  Operation.  Whitacre,  der  ebenfalls  von 
der  Operation  gute  Resultate  sieht,  möchte  aber  die  weisse  Niere  von  der 
Operation  ausschliessen. 

Ferguson  (14)  berichtet  17  Fälle  von  Nephritis,  die  er  mit  Nieren- 
dekapsulation  erfolgreich  behandelte.  Es  handelte  sich  bei  allen  Krank^i  um 
interstitielle  Nephritis,  nur  zweimal  lag  parenchymatöse  Nephritis  vor.  Fer* 
guson  verlangt  die  Priorität,  als  erster  bewusst  diese  Operation  bei  Nephritis 
angewandt  zu  haben,  gegenüber  Edebohls,  dem  er  sonst  grosse  Verdienste 
um  die  richtige  Anwendung  des  Verfahrens  zuerkennt.  Bei  der  Operation 
wurden  Stücke  aus  der  Niere  entfernt  und  mikroskopisch  die  Nephritis  fest- 
gestellt.   Es  handelte  sich  meist  um  bewegliche  Nieren. 

Frazier  (15)  berichtet  von  einem  Kinde  mit  schwerer  parenchyoiatoser 
Nephritis,  durch  Dekapsulation  eklatante  Besserung  (cf.  Tyson). 

Gayet  und  Bassan  (16)  bestätigen  durch  Injektionsversuche  und  mikro- 
skopische Untersuchung  die  Ansicht  Edebohls  über  Regeneration  der  Zirinb 
lation  der  Niere  nach  der  Dekapsulation. 

Guitöras  (17)  berichtet  auf  Grund  einer  Sammelforschung  von  120  von 
anderen  operierten  Fällen  von  chronischer  Brightischer  Krankheit:  der  strenge 
pathologische  Begriff  der  chronischen  Nierenentzündung  ist  hänfig  nicht  ge- 
nügend präzisiert,  oft  auf  Grund  einzelner  Symptome.  Die  makroskopische 
Diagnose  ist  sehr  schwierig,  Exzision  eines  Stüdkchens  zur  mikroskopisches 
Untersuchung  wird  angeraten.  Die  konservative  innere  Behandl9ng  ist  so- 
lange indiziert,  als  das  Allgemeinbefinden  günstig  ist;  macht  die  Krankheit 
schnelle  Fortschritte  und  ist  Herzübermüdung  zu  befürchten,  soll  opmeit 
werden.  Die  besten  Resultate  gibt  die  Dekapsulation  und  die  Fixation  be- 
weglicher Nieren.  Er  berechnet  aus  den  120  Fällen  16®/o  Heilungen,  40  *> 
Besserungen,  11  ^/o  keine  Besserung,  33  ^/o  Tod.  Sterblichkeit  bei  chronischer 
interstitieller  Nephritis  26°/o,  bei  chronischer  parenchymatöser  25®/o,  bei  chro- 
nischer diffuser  57®/o. 

Henry  (18)  berichtet  über  eine  Entkapselung  beider  Nieren  bei  doppel- 
seitiger chronischer  Nephritis.  Tod  durch  Urämie  am  achten  Tage.  Die  Kapsel 
hatte  sich  wieder  angelegt,  keine  Gefassneubildung. 

Jaboulay(19)  teilt  einen  Fall  mit,  wo  bei  einer  41  jährigen  Frau  durch 
Enthülsung  der  rechten  Niere  lange  Zeit  dauernde  Albuminurie  beseitigt  wurde. 
Urinmenge  und  Harnstoffgehalt   stiegen  in  wenigen  Tagen  bedeutend.    £r 


Ziegler,  Verletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       831 

denkt  in  Anbetracht  des  schnellen  Erfolges  an  Vermittelung  durch  die  Vaso- 
motoren des  Sympathikus. 

Jewett  (20)  gibt  einen  Überblick  über  die  bisherigen  Erfolge  der 
chirurgischen  Behandlung  der  chronischen  Nephritis  und  teilt  zwei  Fälle  mit, 
einen  mit  tödlichem  Ausgang  nach  anfänglichem  Erfolg,  einen  mit  Besserung. 
In  dem  tödlichen  Falle  fanden  sich  in  der  Kapsel  nur  spärliche  Blutgefässe. 

Johnson  (21)  hat  an  15  Hunden  die  Resultate  der  Dekapsulation  der 
Niere  studiert.  Es  bildete  sich  aus  den  Resten  der  alten  und  dem  Exsudat 
immer  eine  neue  abziehbare  Kapsel,  welche  meist  dicker  war  als  die  ursprüng- 
liche. Eine  Schädigung  der  Niere  und  des  Allgemeinbefindens  der  Tiere 
wurde  nicht  beobachtet.  Anastomosenbildung  der  Nierengefässe  mit  der  Um- 
gebung Ton  irgendwelcher  Bedeutung  fand  nicht  statt.  Die  Theorie  von 
Edebohls,  welcher  seine  operativen  Erfolge  bei  Nephritis  auf  eine  durch 
Anastomosenbildung  bedingte  reichlichere  Blutzufuhr  erklären  will,  findet  dem- 
nach in  den  ausgeführten  Experimenten  keine  Stütze. 

Maass  (New- York). 

Luxardo  (22)  berichtet  über  16  Fälle,  in  denen  Giordano  wegen 
schmerzhafter,  hämorrhagischer  oder  dystrophischer  Nephritis  eingriff;  die 
Mortalität  war  hier  keine  hohe,  wenn  mcm  in  Betracht  zieht,  dass  einige  der 
Patienten  beim  Operationsakt  sich  in  sehr  schwerem  Zustande  befanden 
(62,5  ^/o  Heilungen).  Verf.  empfiehlt  auf  Grund  dieser  Fälle  die  Nephrotomie 
bei  dystrophischer  Nephritis,  bei  akuten  nicht  in  Eiterung  übergegangenen 
Formen  (weil  die  Nephrotomie  der  Eiterung  vorbeugen  kann)  und  bei  Urämie. 
Die  Entkapselung  biete  nicht  nur  die  Vorteile  der  Nephrotomie,  sondern  helfe 
auch  einer  ungenügenden  Blutberieselung  ab.  Aus  seiner  Abteilung  erwähnt 
er  drei  Beobachtungen,  die  zeigen,  dass  ein  Einschnitt  ins  Parenchym  auch 
in  Fällen,  in  denen  beide  Nieren  affiziert  sind,  gemacht  werden  kann. 

R.  Giani. 

Maragliano  (23)  gibt  eine  gedrängte  kritische  Übersicht  über  alles, 
was  von  den  Autoren  der  verschiedenen  Länder  über  die  chirurgische  Be- 
handlung der  Nierenschmerzen,  Hämaturien,  der  akuten  und  chronischen 
Nierenentzündungen  und  der  Anurie  veröffentlicht  worden  ist.    R.  Giani. 

Preciado  y  Nadal  (24)  warnt  auf  Gnmd  von  13 Beobachtungen  vor 
chirurgischen  Eingriffen  an  den  Nieren  bei  den  sogenannten  L^sions  renales 
medicales  wegen  der  Doppelseitigkeit,  besonders  bei  der  chronischen  Nephritis. 

Le  Nouene  (25)  rät  in  Betreff  der  chirurgischen  Behandlung  der 
Nephritis  Auf  Grund  von  62  Beobachtungen: 

1.  Bei  akuter  Nephritis  mit  miliaren  Abszessen  Inzision  der  Niere. 

2.  Bei  akuter,  nicht  eitriger  Nephritis  kann  Inzision  der  Niere  der 
Eiterung  zuvorkommen  und  eine  Heilung  ad  integrum  gestatten. 

3.  Bei  chronischer  Nephritis  Dekapsulation  der  Niere. 

4.  Bei  chronischer  Nephritis  und  bestehender  Urämie  Nephrotomie. 
Patel  und  Gavaillon  (26)  berichten  von  einer  44jährigen  Kranken 

mit  chronischer  einseitiger  Nephritis  mit  schweren  Nephralgien  und  Albumin- 
urie. Lumbale  Freilegung  ergab  fibröse  Entartung  des  perirenalen  Fettgewebes, 
Verdickung  der  fibrösen  Kapsel,  gefässhaltige  Verwachsungen  zwischen  beiden 
Kapseln,  Vergrössenmg  der  Niere  mit  unregelmässiger  und  narbiger  Ober- 
fläche. Nephrolyse.  Verschwinden  des  Eiweisses,  der  Schmerzen.  Am 
günstigsten  zum  Eingriffe  ist  die  Zeit,  wenn  die  Nephritis  in  ein  Stadium 
vorübergehender  Besserung  eingetreten  ist,  die  Albuminurie  noch  fortbesteht. 


832  Jabreabericht  fOr  Chirargie.    IL  Teil. 

Planer  (27)  berichtet,  dass  er  einen  durch  Nephritis  bedingten  Ascites 
durch  Laparotomie  znr  Heilang  gebracht  habe,  nachdem  Punktionen  erfolgte 
gewesen  waren. 

Pousson  (28)  bespricht  unter  Anführung  von  14  Erankheitsgeschidit«! 
von  Nephritiden  und  Beiziehung  der  bezüglichen  Literatur  die  Berechtigang 
eines  operativen  Eingriffes,  seine  Wahl  und  Art  bei  den  Nephritiden.  k  des 
akuten  Fällen  wurde  zweimal  Heilung  erzielt  durch  Nephrotomie,  in  den 
chronischen  Fällen  wurde  sechsmal  operiert,  davon  vier  gebessert.  Instruktiv 
Abbildungen  und  Kurven. 

Rovsing  (29)  teilt  die  chronischen  Nephritiden  in  aseptische  xmim- 
fektiöse  ein.  Von  den  ersteren  hat  er  neun  Fälle  operiert,  meist  wegen 
Schmerz  und  hier  war  immer  Spannung  der  Membrana  propria.  Die  Los- 
lösung  der  Niere  aus  den  Adhärenzen  war  sehr  wertvoll  zur  Beseitigong  des 
Schmerzes ,  während  der  günstige  Einfluss  einer  Spaltung  der  Niere  für  ib 
nicht  erwiesen  ist.  Von  den  chronischen  infektiösen  Nephritiden  hat  er  acht 
Fälle  operiert  mit  sehr  günstigem  Erfolge.  Seine  Untersuchungen  zeigten, 
dass  es  einseitige  infektiöse  chronische  Nephritis  gibt,  die  auf  verschiedeo 
grosse  Teile  der  Niere  beschränkt  sein  kann;  es  gibt  doppelseitige  infektiös 
partielle  Nephritiden.  Bei  Abszedierung  und  Entzündung  ist  die  Nierah 
Spaltung  indiziert,  bei  Blutung  ist  ihre  Wirkung  fraglich.  Resektion  ist  unter 
Umständen  gestattet,  Nephrektomie  bei  einseitiger  totaler  Nephritis  lebo»- 
rettend. 

Rumpier  (30)  bespricht  den  gegenwärtigen,  sehr  verschieden  lautenden 
Stand  der  Lehre  der  chirurgischen  Behandlung  der  Nierenentzündung.  Jeden- 
falls kann  man  durch  operatives  Vorgehen  manche  Symptome  zum  VerschwiudeB 
bringen,  abgesehen  von  dem  günstigen  Einfluss  der  Durchtrennung  bei  Ver- 
wachsungen.   Sicher  ist  der  gute  Einfluss  der  Nierenspaltung  bei  Anurie. 

Soetbeer  (31)  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  zu  folgendai 
Ergebnissen:  Die  Gesamtmasse  der  geleisteten  täglichen  Arbeit  ist  bei  der 
akuten  Nephritis  und  amyloiden  Degeneration  bedeutend  kleiner  als  bei  der 
gesunden  Niere.  Bei  der  interstitiellen  Nephritis  entspricht  sie  periodenweise, 
abgesehen  von  der  Harnsäure,  der  normalen  Niere.  Bei  akuter  Nephritis 
und  amyloider  Degeneration  zeigt  sich  eine  Unregelmässigkeit  in  der  Aus- 
scheidung aller  Mineralbestandteile,  deren  Grösse  von  Tag  zu  Tag  wechselt, 
während  die  Ausscheidung  der  N-haltigen  Bestandteile  ein  mehr  konstantefi 
Verhalten  zeigt.  Nur  bei  der  amyloiden  Degeneration  sind  Anzeichen  grosserer 
Mengen  von  oi^anischen  Säuren  vorhanden  und  bei  der  interstitiellen  Nephritis 
werden  abnorm  viel  saure  Äquivalente  sezemiert. 

Stern  (32)  schliesst  sich  den  Israe Ischen  Anschauungen  an  in  der 
Frage  der  chirurgischen  Behandlung  der  chronischen  Nephritis,  dass  es  in 
den  Fällen  von  Blutungen  aus  anscheinend  gesunden  Nieren  sich  meist  um 
nephritische  Veränderungen  handelt  und  dass  die  Nephrotomie  in  diesen 
Fällen  günstig  auf  das  Leiden  einwirken  könne ,  wie  er  selbst  erfahren  hat 
Er  empfiehlt  bei  Massenblutung  bei  chronischer  interstitieller  Nephritis,  dann 
bei  durch  innere  Mittel  nicht  zu  bekämpfender  Anurie  bei  chronischer  Ne- 
phritis einen  Eingriff. 

Stern  (32  a)  hat  7  mal  bei  chronischer  Nephritis  operativ  eingegriffen, 
teils  Kapsel-,  teils  Nierenspaltung,  teils  Dekapsulation  unternommen;  von 
diesen  7  Fällen  sind  2  gestorben,  2  vorübergehend  gebessert,  1  bis  auf  eii» 
Fistel,  2  vollständig  geheilt. 


Ziegler,  Verletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        833 

Stursberg  (33)  zeigte  an  Tierversuchen,  dass  die  Dekapsulation  eine 
Neubildung  von  Gefässverbindungen  zwischen  der  Nierensubstanz  und  den 
angrenzenden  Geweben  anregt. 

Tyson  (35)  berichtet  von  einem  9jährigen  Mädchen,  das  nach  Schar- 
lach schwere  Nierenentzündimg  mit  allgemeinem  Ödem,  reichlich  Eiweiss  und 
Zellengehalt  im  Urin  und  grosse  Schwäche  hatte.  Dekapsulation  der  rechten 
Niere,  darnach  rasch  sich  steigernde  Urinmenge,  Verschwinden  des  Ödems; 
zwei  Monate  später  Dekapsulation  der  linken  Niere.  Völlige  Heilung;  auch 
noch  nach  einem  halben  Jahre. 

Tyson  und  Frazier  (36)  berichten  über  das  Kind,  das  wegen  paren- 
chymatöser Nephritis  mit  Entkapselung  der  rechten  Niere  behandelt  wurde. 
Nach  anfanglicher  Besserung  Verschlimmerung;  daher  Entkapselung  auch  der 
linken  Niere;  anfänglich  auch  hier  Besserung,  dann  Verschlimmerung. 

Walker  (37)  fasst  die  Literatur  zusammen  über  die  chirurgische  Be- 
handlung der  eitrigen,  akuten  und  chronischen  Nephritis. 

Whitacre  (38)  berichtet  über  einen  Fall  von  8 tägiger  Urinverhaltung, 
der  durch  eine  Ansschälung  der  Nieren  aus  der  Kapsel  geheilt  wurde. 

16.    Kasuistik  und  LehrbUcher. 

1.  Fairohild,  Snrgery  of  the  kidney.  Chicago  surg.  soc.  Annais  of  surgery  1908. 
Jone. 

2.  Gheorghieff,  3  Nephrektomief&lle.  Letopissi  va  Cetarskija  sajour  v.  Bnlgaria  1908. 
Nr.  8—9.  p.  430.  (balgarisch.) 

3.  Here8cu,Die  Nephrektomie.  Revista  de  Ghirorgie  1903.  Nr.  2.  Spitalul  1908.  Nr.  2. 
(Rumftnisch.) 

4.  Jonnescu,  Die  Nephrektomie.    Revista  de  Chirurgie  1908.  Nr.  5. 

5.  Eflmmel,  Die  neueren  üntereuchnngsmethoden  and  die  operativen  Erfolge  bei  Nieren- 
krankbeiten.  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  72.  Heft  1.  82.  Kongress  der 
Deatachen  Ges.  für  Chir.  1903. 

6.  Kllmmel  a.  Rumpel,  Chir.  Erf.  bei  Nierenkrankheiten  unter  Anwendung  der 
neueren  ünter8.-Methoden.    v.  Bru nasche  Beiträge  1903.  37.  Bd.  Heft  3. 

7.  Maansell,  Two  unusual  cases  of  nephrectomy.    Medical  Press  1903.    Jan.  14. 

8.  *Pofiner,  Therapie  der  Hamkrankheiten.    3.  Aufl.  1903.   Hirsch wald. 

9.  Rydy gl  er.  Beitrag  für  Nierenchirurgie.  Przegl.  lekarsky.  Nr.  51.  Ref.  Deutsche  med. 
Wochenachr.  1904.  Nr.  3. 

10.  deRouYille,  Gonsultations  sar  les  maladies  des  voies  orinaires  ä  Tusage  des  prati- 
ciens.    Paris  1903.    Baülidre  et  fils. 

11.  Senator,  Die  Diagnostik  der  Krankheiten  und  die  LeistungsfiLhigkeit  der  Nieren. 
Hufelandsche  Ges.    Berliner  kün.  Wochenachr.  1908.  Nr.  45. 

12.  y.  Stock  um,  Over  nephrectomie  or  nephrotomie,  Ned.  Yereen.  vor  Heelk.  Nederl. 
T.  y.  Geneeskunde  I.  p.  188. 

13  Tansini,  Contributo  di  chirargia  renale.  Memorie  chir.  pubbl.  in  onore  di  Bottini. 
Palermo  1908. 

Fairchild  (1)  behandelt  die  Chirurgie  der  Niere,  vorzugsweise  die 
Nierenkontusion,  die  suppurative  Nephritis  und  die  chronischen  entzündlichen 
Zustände  der  Niere. 

Gheorghieff  (9)  wandte  die  Nephrektomie  in  folgenden  drei  Fällen  an: 

1.  14 jähriger  Bursche  mit  Calculus  des  linken  Ureters,  lumbare  Nephro- 
tomie-Genesung. 

2.  28  jährige  Frau  mit  Koliken  in  der  rechten  beweglichen  Niere.  Trans- 
peritoneale Nepbjrektomie.    Genesung. 

3.  55jähriger  Armenier  mit  Nephrolithiasis  et  ren.  mobilis  sinister. 
Transperitoneale  Nephrektomie.    Genesung.  Stoianoff  (Plevna). 

JahrMbericht  fOr  Chirurgie  1908.  58 


834  Jahresbericht  für  Ghirargie.    IL  Teil. 

Herescn  (3)  studiert  diese  Frage  der  Nephrektomie,  gibt  dem  Inm- 
baren  Weg  den  Vorteil.  Herescu  führte  zehn  Nephrektomien  aus:  drei 
wegen  Pyonephrosis  calculosa,  zwei  wegen  Geschwülste,  fünf  wegen  Tuber- 
kulose. Es  starben  zwei:  einer  mit  Tuberkulose  der  Niere  und  der  Lungen 
mit  Pyonephrose,  der  zweite  mit  Krebs  des  Nierenbeckens  mit  erkranktoi 
Drüsen  längs  der  Aorta  und  Vena  cava,  mit  Ulzeration  eines  Granglions 
in  der  Vena  cava  und  todbringendem  Thrombus.         Stoianoff  (Plevna). 

Th.  Jonne8Cu(4)  beschreibt  alle  seine  Fälle  vom  Jahre  1897  bis  heute, 
d.  h.  17  Fälle  mit  14  Genesungen  und  3  Sterbefällen.  Es  waren  3  Geschwülste, 
1  Tuberkulose,  2  Hydronephrosen,  10  Pyelonephritiden.  10 mal  exstirpierte 
er  die  rechte  Niere,  7  mal  die  linke,  2  Fälle  Hufeisenniere.  4  wurden  Iximbir, 
4  paraperitoneal,  9  transperitoneal  ausgeführt  mit  1  Sterbefall  für  jeden  Weg. 
Jonnescu  stimmt  für  den  transperitonealen  Weg.      Stoianoff  (Plevna). 

Kümmel  (5)  hält  jeden  Nierenstein  jetzt  mit  dem  Röni^nverfabreD 
für  nachweisbar.  Dann  bespricht  er  den  Wert  des  Ureterenkatheterismits,  da 
er  selbst  bei  Blasentuberkulose  für  ungefährlich  hält  und  den  hohen  Wert 
der  Eryoskopie.  Bei  weiterem  Ausbau  der  Gefrierpunktsmethoden  hält  er 
einen  Nierentod  für  yermeidbar.  Bei  bösartigen  Geschwülsten  mit  bereits 
allgemeiner  Kachexie  konnte  auch  er  Erniedrigung  des  Gefrierpunkte 
erweisen. 

Kümmel  und  Rumpel  (6)  berichten  über  ihre  reichen  Erfahrungen 
jiber  Nierenkrankheiten  unter  Anwendung  der  neueren  Untersuchungsmethoden. 
Betreffs  Hamleitersondierung  wird  peinlichste  Asepsis  betont;  die  seidenen 
flamleitersonden  werden  in  gesättigter  Ammoniumsulfatlösung  gekocht  und 
trocken  aufbewahrt.  Betreffs  Röntgenverfahren  glauben  sie,  dass  jeder  Nieren- 
stein auf  einer  guten  Röntgenplatte  sichtbar  wird.  Die  Mortalität  der  Nephrek- 
tomie beträgt  jetzt  6,4 ^/o  (gegenüber  Schmieden  früher  26,9 ^/o),  währeod 
die  Gesamtmortalität  bei  allen  Nierenkrankheiten  14,7  ^/o  beträgt. 

Maunsell  (7)  erwähnt  zwei  Nephrektomien,  die  eine  wegen  cystischer 
Degeneration,  die  andere  wegen  Pyonephrose  nach  Uterusentfemung  wegoi 
Karzinom. 

Rydygier  (9)  teilt  drei  interessante  Fälle  mit:  1.  Extraperitoneale 
Freilegung  des  ganzen  Harnleiters  und  Entfernxmg  der  Steine.  2.  Die  Haare 
eines  bei  einer  plastischen  Operation  verwendeten  Lappens  wurden  als  Stein- 
keme  gefunden.    3.  ein  Grawitz  scher  Tumor. 

Senator  (11)  bespricht  kritisch  die  alten  und  neuen  Methoden,  die 
bei  Nierenerkrankungen  angewendet  werden. 

V.  Stockum  (12)  berichtet  über  24  Fälle  von  Nephrektomie  mit  einem 
Todesfall  und  15  Fällen  von  Nephrotomie  mit  einer  Mortalität  von  26  ^/o. 

Zur  Prüfung  der  funktionellen  Leistungsfähigkeit  der  zweiten  Niere 
wurde  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  der  Urin  mittelst  Ureterenkatheterismns 
untersucht,  die  kryoskopische  Untersuchung  kam  dann  und  wann  ebenfalls  zur 
Anwendung. 

Zweimal  wurde  bei  malignen  Tumoren  nephrektomiert ;  einmal  wurde  die 
primäre  Nephrektomie  mit  gutem  Erfolge  ausgeführt  und  in  einem  Falle  von 
querer  subkutaner  Durch trennung  der  Niere,  wobei  das  Becken  intakt  war 
und  ein  grosses  retroperitoneales  Blutextravasat  bestand. 

Eine  atrophische  Wandemiere  gab  einmal  zur  Exstirpation  Veran- 
lassung. 

In  einem  Falle  von  dystopischer  Niere   wurde   vor  der  Operation  die 


Ziegler,  Yerletzongen  and  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  and  Harnleiter.       835 

Diagnose  gestellt,  nachdem  eine  yorgängige  Laparotomie  diese  Yerlagemng 
schon  vermuten  liess.  Durch  die  yon  Hochenegg  zuerst  empfohlene  Son- 
dierung des  Ureters  wurde  der  Sachverhalt  zur  Klarheit  gebracht.  Die  Niere, 
die  in  der  Nähe  des  Promontoriums  lag,  wurde  subskapulär  mit  Erfolg  ex- 
stirpiert  durch  den  von  Israel  angegebenen  extraperitonealen  Schnitt. 

Bei  einer  70jährigen  Dame  mit  einer  grossen  Pyonephrose,  entstanden 
durch  Knickung  des  Ureters,  wurde  Heilung  erzielt  durch  eine  Bauchbinde 
mit  Pelotte,  die  freien  Abfluss  in  der  Blase  ermöglichte. 

Den  Standpunkt  prinzipiell  bei  Pyonephrosen  zu  nephrotomieren  hält 
auch  V.  Stockum  in  Übereinstimmung  mit  Israel  für  unhaltbar.  Die  von 
ihm  operierten  Fälle  sprechen  zu  Gunsten  der  primären  Nephrektomie.  Die 
Infektionsgefahr  des  Ureterkatheterismus  zur  Prüfung  der  Funktion  der  zweiten 
Niere  will  er  nicht  zu  hoch  angeschlagen  wissen,  wenn  für  genügende  Des- 
infektion der  Blase  Sorge  getragen  wird. 

Ein  interessantes  Krankheitsbild  lieferte  eine  Patientin  mit  polycystischer 
Nierendegeneration  und  rechtsseitiger  Pyelonephritis.  Die  Diagnose  war  auf 
malignen,  retroperitonealen  Tumor  gestellt  worden;  die  linke  Niere  war  nicht 
vergrössert,  die  rechte  nicht  palpabeL 

Durch  cystoskopische  Untersuchung  wurde  nachgewiesen,  dass  beide 
Ureteren  Urin  lieferten;  der  Harn  enthielt  massige  Eiweissmengen  und  wenig 
Leukocyten  und  hyaline  Zylinder.  Ausserdem  waren  Symptome  von  Darm- 
stenose anwesend.  Bei  der  Operation  wurde  die  Geschwulst  als  eine  ver- 
grösserte  Niere  erkannt.  Die  Niere  wurde  exstirpiert  mitsamt  der  stenosierten 
Partie  des  Colon  ascendens.  Glatte  Heilung.  Nach  der  Operation  rasche 
Vergrösserung  der  linken  Niere.  In  einem  Falle  von  kongenitalem  Defekt 
der  rechten  Niere  und  linksseitiger  Pyelonephritis  wurde  die  linke  Niere 
nephrotomiert.  Der  Prozess  wurde  mit  Wahrscheinlichkeit  als  eine  Nieren- 
tuberkulose aufgefasst. 

Bei  cystoskopischer  Untersuchung  stellte  sich  das  Fehlen  der  rechten 
Ureterpapille  heraus  und  trichterförmiges  Ofifenstehen  der  linken  Ureter- 
öffnung. 

Letztgenannte  DifFormität  wurde  als  die  Ursache  der  Pyelonephritis  auf- 
gefasst. Nach  der  Nephrotomie  erfreut  sich  Patientin  ausgezeichneten  Wohl- 
befindens, nur  dass  die  Fistel  fortwährend  sezemieren  bleibt.  Bei  einer 
Patientin  mit  verkleinerter  tuberkulösen  rechten  Niere  wurde  in  einer  ersten 
Sitzung  die  Nephrektomie  ausgeführt  und  nachher  eine  Hamblasenplastik 
gemacht,  mit  dem  Zweck,  die  sehr  empfindliche,  verkleinerte  Blase  zu  ver- 
grösssem.  Nach  dem  Vorbilde  von  Rutkowski  und  Mikulicz  wurde  zur 
Blasenplastik  eine  Dünndarmschlinge  herbeigeholt.  Die  neue  Blase  kann 
150  cc  enthalten  und  entleert  sich  alle  zwei  Stunden.  Das  Verhalten  ist 
seitdem  unverändert  gut.  Goedhuis  (Dev enter). 

Nachdem  er  die  verschiedenen  Nierenoperationen  besprochen,  teilt 
Tansini  (13)  die  Fälle  von  Nierenchirurgie  aus  seiner  eigenen  Praxis  mit, 
die  folgende  sind: 

10  Nephropexien  mit  8  geheilten  und  2  nicht  geheilten  Fällen. 
Nephrotomien  wegen  verschiedener  Affektionen:  13  wegen  durch  Nieren- 
steine hervorgerufener  Pyonephrose,  5  wegen  einfacher  und  blennorrhagischer, 
1  wegen  tuberkulöser  Pyonephrose,  1  wegen  Nierenechinococcus  =  im  ganzen 
20  Fälle  mit  6  geheilten,  8  nicht  geheilten,  6  in  Tod  ausgegangenen  Fällen. 
Bei  der  Nephrotomie  hatte  er  indessen  nur  eine  Mortalität  von  30  ^/o,  während 

53* 


836  Jahresbericht  für  Chirargie.    ü.  TeiL 

andere  Chirurgen  eine  höhere   hatten  (Traffier  447o,    Giordano  41% 
Israel  40o/o). 

Nephrektomien  wegen  verschiedener  Affektionen :  18  wegen  Pyelonephritis 
calcolosa  suppurativa,  5  wegen  einfacher  und  blennorr hagischer  eiteriger 
Pyelonephritis,  3  wegen  tuberkulöser  Pyelonephritis,  1  wegen  Lithiasis,  3  wegen 
Tumoren,  1  wegen  Echinococcus  =  im  ganzen  31  Fälle  mit  28  geheiltai 
und  3  Todesfallen  (darunter  2  tardiven).  Bei  der  Nephrektomie  erhielt  er 
also  Resultate,  die  noch  von  niemandem  erreicht  worden  sind,  denn  er 
hatte  eine  operative  Mortalität  von  3^''o,  und  unter  Hinzurechnung  der 
tardiven  Todesfälle  von  9*^/6,  während  die  Statistik  von  Traffier  eise 
Mortalität  von   16 ^/o  und  die  von  Giordano  eine  solche  von  20®/o  angibt 

R.  Giani. 
17.   Ghirur§^e  der  Nebenniere. 

1.  Bauer,  NebennierentaberkuloBe.  Biolog.  Abt.  des  ftrztl.  VereixiB  Hamburg.  3.  n.l9(& 
Manch,  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  10.  p.  440. 

2.  Croftan,  A  note  on  the  eleminal  diagnosia  of  hypemephromas  of  the  Kidney.  II« 
joom.  of  Americ  Med.  Aaaoc.  10.  Jan.  1903. 

3.  Franz,  Nebennierentamor.  Yer.  d.  Ärzte  in  Halle.  6.  V.  1903.  MflncL  med.  Woek» 
Bohr.  1903.  Nr.  34. 

4.  Linser,  Ober  die  Beziehungen  zwischen  Nebennieren  und  KörperwachstonL  Beikip 
zur  klin.  Chir.  Bd.  37.  Heft  1  u.  2. 

5.  Marchand,  Atrophie  der  Nebennieren.  Med.  Ges.  zu  Leipzig.  20.  L  1903.  MöncL 
med.  Wochenachr.  1903.  Nr.  8. 

5a.  —  Verkaafce  Nebennieren.  Med.  Ges.  zu  Leipzig.  7.  IlL  1903.  Mfinch.  med.  Woeh» 
achrift  1903.  Nr.  35. 

6.  Marchetti,  Über  eine  Degenerationacyste  der  Nebenniere  mitkompena.  HTpertropfak 
Virchows  Archiv.  172.  Bd.  3.  Heft. 

7.  Oppenheim  u.  Löper,  Syndrome  snrrenal  chronic  ezpörimental.  Arch.  gintk.  k 
m6ä.  1903.  Nr.  21. 

8.  Schmieden,  Erfolge  ezperim.  Verlag,  von  Nebennierengewebe,  ein  Beitrag  zur  Lei» 
von  der  Struma  auprarenalea  aberrat.  Deutsche  Zeitschrift  fOr  Chirurgie  1908.  Bd.  TU 
Heft  5-6. 

9.  Sick,  Eonrad,  Flimmerepithelcysten  in  der  NebennterenkapseL  Virchows  iid 
Bd.  172.  Heft  3. 

9a. Sick,  Über  Lymphangiome.    Virchows  Archiv.    Bd.  152.  p.  445. 

10.  Simmonds,  Über  Nebennierenschrumpfung  .bei  morbus  Addison.  Virchows  ArcL 
Bd.  172.  Heft  3. 

11.  Spillmann  u.  Hoche,  ün  cas  de  maladie  d' Addison  ä  denouement  rapide.  Aid. 
g^nör.  de  m^.  1903.  Nr.  38. 

12.  *Srdinko,  Beitrag  zur  vergL'i  Anatomie  und  Embryologie  der  Nebennieren.  Ciso|» 
lökaru  deskf  ch  Nr.  28.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  32. 

13.  *Wolley,    Ein  primärer,  karzinomatOser  Tumor  der  Nebennieren   mit   sarkomatSsa 

Metastasen.    Virchows  Arch.    Bd.  172.  Heft  2. 

14.  Wooliey,  Adrenal  tumors.    Americ.  joum.  of  the  med.  scienc.  1903.  Jan. 

Bauer  (1)  berichtet  über  einen  akut  tödlich  verlaufenen  Fall  vonXebefi- 
nierentuberkulose,  die  unter  dem  Bilde  einer  Meningitis,  unter  Fieber,  Kopf- 
schmerz, Tremor,  unter  Schmerzhaftigkeit  und  Steifheit  des  Nackens  ohne 
Bronzefarbung  der  Haut  verlief.    Tod  unter  dem  Zeichen  der  Herzschwäche. 

Crof  tan  (2)  schlägt  vor,  die  Eigenschaft  des  Nebennierensaftes,  Gljko- 
surie  zu  erzeugen.  Stärke  in  Dextrose  und  Maltose  zu  verwandeln  und  durch 
Jod  gefärbte  Stärkelösung  zu  entfärben,  zu  benutzen,  um  die  Differentialdia- 
gnose  zwischen  Nieren-  und  Nebennierentumoren  zu  machen. 

Franz  (3)  demonstriert  einen  grossen  Nebennierentumor,  der  eineai 
48jährigen  Fräulein  entstammte.  Ausser  vorübergehender  PulsbeschleunigoBj; 
keine  Störung  des  Heilverlaufes.    Heilung. 


Ziegler,  Verletznogen  und  chirorg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       837 

Linser  (4)  berichtet  von  einem  grossen  Adenom  der  linken  Nebenniere, 
welches  in  die  Vena  cava  hineingewuchert  war,  bei  einem  5  Jahre  7  Monate 
Uten  Knaben,  welcher  die  Symptome  des  Riesenwuchses  zeigte  und  das  Aus- 
gehen eines  15jährigen  bot.  Die  Operation  verlief  tödlich.  Beim  Riesenwuchs 
Koninien  meist  Geschwülste  der  Thyreoidea,  Hypophysis,  Thymus,  Genital- 
Drgane,  Nebennieren  vor,  während  der  Zwergwuchs  gewöhnlich  von  Hypo- 
plasien dieser  Organe  begleitet  zu  sein  scheint. 

Marchand  (5)  berichtet  über  einen  tödlich  verlaufenen  Fall  von 
Atrophie  der  Nebennieren  bei  einem  41jährigen  Manne.  Im  Leben  keine 
Bronzeverfärbung  der  Haut,  hauptsächlich  Muskelschmerzen,  Abmagerung  und 
allgemeine  Schwäche,  sowie  gänzliche  Appetitlosigkeit  vorherrschend.  Ein 
zweiter  Fall  von  Atrophie  der  Nebennieren  bei  einer  40jährigen  Frau,  der 
unter  dem  typischen  Bild  der  Addison  sehen  Bürankheit  verlief,  kam  eben- 
falls zur  Sektion.  In  beiden  Fällen  betraf  die  Atrophie  hauptsächlich  die 
Hinde. 

Marc  band  (5  a)  demonstriert  die  total  verkästen,  vergrösserten  Neben- 
nieren eines  Falles  von  Morbus  Addisonii  bei  einem  Knaben  von  14  Jahren. 
Selten  ist  das  jugendliche  Alter  des  Patienten ,  bei  dem  sich  kein  weiterer 
tubeiTKulöser  Herd  bei  der  Sektion  im  Körper  fand.  Im  Leben  war  massige 
Bronzefärbung  der  Haut,  des  Gesichtes  und  Halses  vorhanden. 

Marchetti  (6)  berichtet  von  einer  bei  einer  Autopsie  einer  60jährigen 
Frau  gefundenen  grossen  Degenerationscyste  der  rechten  Nebenniere  bei  mäch- 
tiger Hypertrophie  der  linken. 

Oppenheim  und  Loeper  (7)  injizierten,  um  eine  langsame  Destruk- 
tion der  Nebennierensubstanz  zu  erzielen,  in  die  Nebennieren  der  Meer- 
schweinchen die  toxischen  StofFwechselprodukte  des  Tuberkelbacillus.  Sie 
verwandten  einen  ätherischen  und  einen  Chloroformauszug,  welch  ersterer  eine 
verkäsende ,  letzterer  eine  sklerosierende  Eigenschaft  hat.  Intraperitoneal 
eingespritzt,  waren  sie  ungiftig.  Es  entstand  Yerkäsung  und  Sklerosierung, 
die  ersten  Tage  nach  der  Injektion  verliefen  symptomlos,  gegen  den  8. — 10. 
Tag  hin  trat  Gewichtsabnahme  mit  ausgesprochener  Schwäche  ein,  später 
Durchfalle  und  Temperaturemiedrigung.  Zeichen  von  Pigmentation  traten 
nie  auf.  Tiere  mit  zerstörter  Nebennierensubstanz  scheinen  gegen  Gifte 
(Phosphoröl)  weniger  resistent  zu  sein. 

Schmieden  (8)  machte  ausgedehnte  Versuche  über  die  Verpflanzung 
von  Nebennierengewebe  in  Nierengewebe  an  Kaninchen.  Dabei  zeigte  sich 
einseitige  totale  Exstirpation  der  Nebenniere  absolut  ohne  Einfluss,  während 
doppelseitige  tödlich  verläuft.  Nebennierengewebe  lässt  sich  unter  Entstehung 
gewisser  Rückbildungsvorgänge  experimentell  beim  Kaninchen  verpflanzen, 
dabei  resultiert  ein  Gewebe,  das  in  auffallend  ähnlicher  Weise  bei  den  Neben- 
nierenstrumen wiederkehrt,  diese  Verlagerungsversuche  lassen  sich  in  gleicher 
Weise  durchführen  bei  Verlagerung  in  ein  und  demselben  Tierkörper  wie 
auch  von  Tier  zu  Tier.  Ein  Jahr  dürfte  die  Grenze  der  LebensfäUgkeit  der 
am  günstigsten  eingeheilten  Keime  sein. 

Simmonds  (10)  veröffentlicht  zwei  Fälle  von  Nebennierenschrumpfung 
mit  Morbus  Addisonii  und  fügt  dem  24  Fälle  aus  der  Literatur  an. 

Sick  (9)  erwähnt  Flimmerepithelcysten  an  den  äusseren  Schichten  der 
Kapsel  der  rechten  Nebenniere,  von  etwas  Fettgewebe  bedeckt. 

Sick  (9a)  erwähnt  ein  Lymphangiom  der  rechten  Nebenniere  als  zu- 
fälligen Sektionsbefund  bei  einer  44jährigen  Frau. 


838  Jahresbericht  für  Chirargie.    II.  Teil. 

Spillmann  und  Hoche  (11)  berichten  von  einer  jungen  Frau,  die 
mit  den  Anzeichen  eines  Morb.  Addison,  unter  typhösen  Erscheinungen  14  Tage 
nach  dem  ersten  Auftreten  der  Melanodermie  zugrunde  ging,  dass  bei  der 
Autopsie  sich  Verkäsung  bei  der  Nebennierenkapseln  und  ausgedehnte,  tuber- 
kulöse Pelvioperitonitis  fand,  keine  sonstige  Tuberkulose.  Die  Anstecknug 
ging  von  dem  an  ^^bazillärer^  Orchitis  leidenden  Manne  aus. 

Wolley  (13)  berichtet  von  einem  primären  Karzinom  der  NebeuniereE 
mit  sarkomatösen  Metastasen  in  Lunge,  Gehirn  und  Lymphdrüsen  bei  einem 
43  jährigen  Mann,  der  unter  den  Erscheinungen  einer  Meningitis  oder  eines 
Gehirntumors  endete.  Für  solche  Geschwülste  mesodermalen  Ursprunges 
schlägt  er  den  Namen  ;, Mesotheliom'^  vor;  sie  sind  selten  und  er  hat  nur 
21  Fälle  aus  der  Literatur  gefunden. 

Wolley  (14)  bespricht  die  Geschwülste  in  der  Nebenniere.  In  der- 
selben kommen  vor  Fibrome,  die  meist  Fibroadenome  sind,  Lipome,  die  ge- 
wöhnlich fettig  entartete  Adenome  sind,  Gliome,  Neurome,  meist  Fibrome, 
Häm-  und  Lymphangiome;  die  häufigsten  sind  Adenome,  oft  doppelseitig, 
Angiome  sind  selten.  Von  den  bösartigen  Geschwülsten  kommen  Tor  Eir- 
zinome,  von  denen  er  22  primäre  zusammenstellt,  sie  metastasieren  gerne  in 
der  Leber  und  in  den  Lungen,  Sarkome,  Endo-  und  Peritheliome,  letzten 
sind  sehr  selten. 

18«  Chirurgie  der  Harnleiter. 

1.  Bauer,  Über  Cysten  und  DivertikelbUdong  der  ableitenden  Hamwege.  DisserLWf» 
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3.  ^Bransford,  Lewis,  Ureter- Katbeterism.  Its  proposes  and  praeticability  wiüi  tke 
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4.  Cavaillon,  Besection  d'ane  fragment  d'nretöre.  Soc  des  scienc.  mM.  LjonmM 
1908.  Nr.  18. 

4a.  —  Ezclosion  da  rein.    Soc.  des  scienc  m^  13.  V.  1903.    Lyon  medical  1903.  Nr.  2i 

5.  Cohn,  Über  cystenartige  Erweiterung  des  Harnleiters  innerb.  der  Harnblase,  v.  Bnnar 
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Deutsche  med.  Wochenschr.  Nr.  81. 

6.  Ebersbaoh,  Hugo,  Über  ein  Ureterdivertikel.    Dissert.  Leipzig  1902. 

7.  Enderlen  u.  Walbanm,  £2in  Beitrag  zur  Einpflanzung  der  Ureteren  in  dem  Dvn- 
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8.  Franz,  Uretereinpflanzung  in  die  Blase.  Zeitscbr.  für  Gebnrtsh.  und  GynäkoL  1901 
Bd.  50.  Heft  8.  10.  Eongr.  der  deutschen  Gesellscb.  f&r  GynäkoL  190S.  Ret  MödcIl 
med.  Wochenschr.  1908.  Nr.  28. 

9.  Hermann,  Zur  Frage  der  Ureterunterbindung.    Nonriog  lekarskie  1903.  Nr.  5. 

10.  V.  Hibler,  Vorfall  eines  cystisch  erweiterten  Ureters  durch  Harnblase  und  Uretkn  is 
die  Vulva  bei  eioem  6  Wochen  alten  Mädchen.  Wiener  klin.  Wochenschr.  1903.  Nr.  VI. 

11.  Hildebrand,  Ober  einen  Fall  von  Ureterriss.    v.  Brunssche  Beiträge  1908.  Bd.  S7. 
Heft  8. 

12.  *Iregianni,  Gateterismo  dell  uretero  in  an  caso  di  genicolatura  di  questo  cendttU 
e  ritenzione  renale.    Bolletino  della  R.  Accademia  di  med.  di  Genova  1903.  Nr.  2. 

13.  Israel,  EflnsÜ.   Ureteren.     Berliner  med.   Gesellsch.   25.  ü.  1903.    Deutsche  meda 
Wochenschr.  1908,  Nr.  1  u.  12. 

14.  Eatz,  Abouchement  des  deux  uret^res  dans  le  S  iliaque  pour  extrophie  de  la  tbo». 
Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anatom.  de  Paris  1908.  Nr.  8. 

15.  Leguerne,  Une  Observation  d' uretero  -  neo  -  cystostomie.  Gaz.  des  hdpitaaz  2901 
Nr.  147. 

16.  Muzio,  Un  caso  di  papillomi  multipli  primitivi  dell'  uretero.  Giomale dell' Accadenii 
di  med.  di  Torino  1908. 


Ziegler,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       839 

1*7.  l^icolaysen,  Joh.,  Vier  FftUe  von  Hamretention  in  der  Niere  infolge  yon  Ureter- 
Stenose.    Norsk  Magazin  for  Laegevidenskaben  1903.  Nr.  12.  p.  1297. 

18.  Onufrowitsch,  Zur  Frage  von  der  Behandlung  der  zufälügen  Durchtrennung  des 
Harnleiters  bei  Operationen.  Practischeski  Wratsch  1903.  Nr.  22—25.  ^Bef.  Zentralbl. 
fOr  Chir.  1908.  Nr.  41. 

19.  Robinson,  Paraffin  easts  of  ureteral  calyces,  pelves  and  Ureters.  Annales  of  snr- 
«ery  1903.  Sept 

20.  Ry  djgier  jun.,   Beitrag  zur  Hamleiterplastik.    Przeglad  lekarsk.  Nr.  18.   (polnisch). 

21.  Steyrer,  Eatheterisierung  der  üreteren.  Qesells.  der  Gharitöärzte  in  Berlin.  8.  XII.  1908. 
Manch,  med.  Wocbenschr.  1903.  Nr.  50. 

22.  StOckel,  Über  üreterimplantation  in  die  Blase.  10.  Eongr.  der  deutsch.  Oesellsch« 
für  Gyn.  1903.    MOnch.  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  28. 

23.  Taddei,  L'uretero-uretero  anatomosi  con  uno  speciale  tubo  di  magnesio.  Riforma 
medica  1903.  Nr.  26. 

24.  ^Welz,  Über  Atresie  der  Üreteren.    Dissert  München  1903. 

25.  ^9^  ieck,  Implantation  der  üreteren  in  die  Flexura  coli  sigm.  wegen  Blasenspalte.  Freie 
Chir.- Verein.    Zentralbl.  für  Chir.  1903.  Nr.  7. 

26.  Toung,  The  surgerj  of  the  lower  Ureter.    AnnaLs  of  surgery  1903.  May. 

27.  Z  o nde k ,  Zur  Anatomie  der  üreteren  in  ihrer  Bedeutung  f.  die  Nierenchirurgie.  82.  Chir.- 
Kongr.  1903.  Berlin. 

Bauer  (1)  bespricht  die  Cysten,  insbesondere  des  Ureters  und  Diver- 
tikel der  ableitenden  Harnwege  und  führt  einen  zwei  mannsfaustgrossen 
Divertikel  der  Harnblase  mit  2 — 3  mm  dicker  Wandung  bei  einem  68 jährigen 
Manne  vor.  Der  Divertikel  umfasste  alle  Schichten  der  Blase  und  stand  mit 
der  Blase  durch  ein  rundes,  1  cm  im  Durchmesser  haltendes  Loch  in  Ver- 
bindung. Mit  Ausnahme  einer  leichten  Prostatitis  bestand  kein  Hindernis 
for  die  Harnentleerung. 

Bertram  (2)  teilt  drei  erfolgreiche  Einpflanzungen  des  bei  Operationen 
verletzten  Ureters  in  die  Blase  mit. 

Cavaillon  (4)  resezierte  ein  Stück  vom  Ureter,  nachdem  er  früher 
mit  Erfolg  eine  Ureteroplastik  gemacht  hatte,  und  nähte  das  Nierenbecken 
in  die  Wunde,  in  der  HofiEnung,  die  Niere  zur  Atrophie  zu  bringen. 

Cavaillon  (4  a)  berichtet  über  eine  Ligatur  und  Resektion  eines  5  cm 
langen  Stückes  des  Ureters  wegen  Nierentuberkulose,  in  der  Hoffnung,  die 
Niere  dadurch  zur  Atrophie  zu  bringen,  damit  das  Sekret  der  kranken  Niere 
nicht  in  die  Blase  gelange  und  von  da  aus  die  andere,  noch  gesunde  Niere 
infiziere.  (Exciusion  du  rein)  Tierversuche  über  den  Einfluss  der  Ligatur  auf 
die  Nieren. 

Cobn  (5)  berichtet,  dass  bei  einem  20jährigen  Fabrikarbeiter,  der  von 
Jugend  auf  an  zeitweiliger  Harnverhaltung  und  Harndrang  gelitten  hatte,  durch 
Sectio  alta  partieU  eine  in  der  Blase  sichtbare,  angeborene  Cyste  am  Blasen- 
ende eines  überzähligen  Ureters  glücklich  entfernt  wurde. 

Ebersbach  (6)  berichtet  von  einem  Stein  im  Ureter  rechts,  der  durch 
Inzision  und  darauf  folgender  Naht  entfernt  wurde  und  einem  Divertikel  im 
unteren  linken  Ureter,  der  bei  der  Urinentleerung  in  der  Blase  sich  vorstülpte 
und  zu  sehen  war,  nachher  verschwand. 

E  n  d  e  r  1  e  n  und  W  a  1  b  a  u  e  r  (7)  gelangen  auf  Grund  ausgedehnter  Studien 
und  Versuche  über  die  Einpflanzung  der  Üreteren  in  den  Darm  zu  folgenden 
Ergebnissen:  1.  Das  Einpflanzen  der  Harnleiter  ohne  ein  Stück  der  anliegen- 
den Blasenwand  in  den  Darm  ist  am  besten  zu  unterlassen  (mit  einem  Stück 
der  benachbarten  Blasenwand  May  dl  =  22  Vo  Mortalität,  ohne  =  55^0. 
2.  Hat  man  nur  die  Harnleiter  zur  Verfügung,  so  verdient  die  Ausschaltung 


840  Jahresbericht  fOr  Ghinurgie.    11.  Teil. 

des  Rektums  nach  Gersnnys  Vorgang,  den  Vorzug.  3.  Bei  Gersnnjs 
Operation  ist  mehr  Aussicht ,  eine  Niereninfektion  zu  vermeiden  als  bei  d» 
Maydlschen  Methode.  4.  Der  von  Subbotin  angegebene  Operationsmodiiä 
dürfte  wenig  zu  empfehlen  sein.  5.  Die  Einpflanzung  der  Sbimleiter  mit 
Blasenham  in  eine  partieU  ausgeschaltete  Darmschlinge  bat  absolut  kerne 
Vorzüge  vor  Maydls  Verfahren.  Vollkommen  zu  verwerfen  ist  die  ImpUn- 
tation  in  den  Processus  vermiformis.  6.  Das  Blasenepithel  bleibt  einerseita 
erhalten,  wandert  aber  anderseits  nicht  auf  die  Rektalmukosa,  deren  Epithel 
yerdrängepd,  weiter.  7.  Die  Rektalschleimhaut  erleidet  keine  tief  ergehenden 
Veränderungen.  8.  Die  Nieren  können  auch  bei  längerem  Bestehen  einer 
Hamleiterdarmanastomose  völlig  intakt  bleiben. 

Franz  (8)  empfiehlt  den  Ureter  folgendermassen  in  die  Blase  ein- 
zupflanzen, was  er  erfolgreich  an  Hunden  erprobt  hat:  Er  fixierte  in  eineia 
Falle  von  Ureterfistel  die  Blase  seitlich  an  die  Beckenwand,  schnitt  ein  Loch 
in  die  Blase,  fasste  den  Ureter  mit  einem  Fadenzügel  und  armierte  dessen 
beide  Enden  mit  Nadeln.  Dann  führte  er  diese  am  Lochrande  bis  unter  die 
Blasenschleimhaut  durch,  stach  nach  aussen  und  zog  durch  Knüpf ung  der 
Enden  de^  Ureter  bis  unter  die  Mukosa  in  die  Blasenwand.  Darüber  Raffung 
der  Blasenwand  durch  einzelne  Fäden.    Tod  an  Lungengangrän. 

Franz  (8a)  hat  bei  fünf  Fällen  von  Ureterverletzungen  und  eine  Ureter- 
fistel den  Ureter  in  die  Blase  implantiert,  welcher  Methode  er  den  \oTsag 
gibt.    Tierversuche. 

Hermans  (9)  u.  a.  Experimenten  gemäss,  birgt  der  Vorschlag  von 
Guyon,  bei  Verletzungen  und  Resektionen  des  Ureters  den  renalen  Abschnitt 
desselben  einfach  zu  unterbinden,  die  Gefahr  einer  Hydro-  resp.  Pyonephrose 
und  Atrophie  der  zugehörigen  Niere,  in  sich.  Es  empfiehlt  sich  daher,  in 
Fällen,  wo  ein  Zusammennähen  der  beiden  Enden  oder  eine  Uretercystotomie 
nicht  ausführbar  und  eine  primäre  Nephrektomie  kontraindiziert  erscheint, 
den  oberen  Ureterabschnitt  in  die  Hautwunde  zu  leiten,  dort  zu  fixieren,  abo 
eine  Ureter-Bauchdeckenfistel  anzulegen  und  die  Niere  sekundär  zu  entfernt. 

Urbanik  (Krakau). 

V.  Hibler  (10)  berichtet  von  einem  Vorfall  eines  cystisch  erweiterten 
Ureters  durch  Harnblase  und  Urethra  in  die  Vulva  bei  einem  6  Wochöi 
alten  Mädchen ;  der  Ureter  war  atrophisch  abgeschlossen,  während  ein  zweiter 
auf  derselben  Seite  offen  in  die  Blase  mündete. 

Hildebrand  (11)  berichtet  über  einen  Riss  des  Ureters  kurz  vor  seineoi 
Blaseneintritt  bei  einem  44jährigen  Manne  durch  Überfahren  neben  anderen 
schweren  Verletzungen. 

Israel  (13)  stellt  einen  Mann  vor,  der  kongenital  nur  eine  in  der 
Mittellinie  befindliche  Niere  besitzt.  Diese  Niere  wurde  hydronephrotisch  und 
im  September  1900  in  einem  Hospital  inzidiert.  Es  bildete  sich  eine  Fistel 
und  seit  8  Monaten  floss  säinmtlicher  Urin  durch  diese  Fistel  ab  mit  des 
belästigenden  Folgen.  Da  der  undurchgängige  Ureter  nicht  durchgängig  za 
machen  war,  so  ersann  Israel  einen  künstlichen  Ureter,  indem  er  den  Hohl- 
raum des  Nierenbeckens  mit  dem  der  Blase  durch  ein  Röhrensystem  mit  den 
den  Abfluss  des  Harnes  regulierenden  Ventilen  in  Verbindung  setzte.  Seit 
6  Monaten  ist  keine  Störung  in  der  Funktionierung  des  Apparates  eingetreten, 
der  Patient  ist  stets  trocken  durch  den  Ventilverschluss ,  arbeitsfähig,  der 
Harn  klar. 

Eatz  (14)  berichtet  von  der  Sektion  eines  11jährigen  Ejmben,  bei  dem 


Ziegler,  Yerletznngen  und  ohirarg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       841 

er  wegen  Ekstrophie  der  Blase  nach  May  dl  die  Ureteren  in  den  Darm  ein- 
gepflanzt hatte.  Tod  durch  doppelseitige  Pyelonephritis.  Die  Sektion  wies 
aocbi  andere  Biidnngsfehler  auf. 

Legueres  (15)  berichtet  von  einer  Hamleiterdurchtrennung  bei  einer 
gynäkologischen  Operation  wnd  zugleich  Eröffnung  der  Blase,  er  pflanzte  das 
zentrale  Hamleiterende  in  die  Blase  ein  und  schloss  letztere.     Heilung. 

Muzio  (16)  berichtet  über  einen  Fall  von  primären  multiplen  Papillomen 
des  Harnleiters,  in  welchen  alle  klinischen  Erscheinungen  auf  eine  Hydro- 
nephrose  hindeuteten.  Er  nahm  die  subkapsuläre  Nephrektomie  vor,  weil  die 
Niere  in  einem  enormen  Sack  verwandelt  war,  der  eine  zum  grössten  Teile 
schon  purulente  Flüssigkeit  enthielt.  Patient  starb  2V2  Tage  nach  der  Ope- 
ration. —  Bei  der  Autopsie  wies  der  linke  Harnleiter  in  seiner  unteren  Hälfte 
eine  grosse  Menge  kleiner,  dicht  aneinander  gelagerter  Zotten  auf.  —  Verf. 
beschreibt  den  hist.ologischen  Befund,  sowohl  hinsichtlich  der  villösen  Pro- 
duktionen im  Harnleiter  als  hinsichtlich  der  Hydronephrose  und  prüft  dann 
den  klinischen  Fall  vom  pathologisch-anatomischen  Gesichtspunkte,  dabei  die 
einschlägige  Literatur  berücksichtigend.  Er  spricht  sich  dahin  aus,  dass  die 
Papillome  durchaus  keine  entzündlichen  Produktionen  seien,  sondern  echte 
Neoplasien,  die  die  ausgesprochene  Neigung  haben,  in  maligne  neoplastische 
Formen  zu  degenerieren.  R.  Giani. 

Nicolaysen  (17)  beschreibt  folgende  vier  Fälle:  1.  Striktur  des  Ureters  bei  seinem 
Eintritt  in  die  Blase  nach  einer  vorher  ansgefOhrten  üreierimplantation.  Heftige  inter- 
mitterende  Schmerzanfftlle.  Nach  vergebliehen  Yersachen  die  Striktur  zu  dUatieren,  Nephrek- 
tomie. Die  Niere  nm  die  Hftlfte  ihres  Yolamens  verringert,  das  Becken  unbedeutend 
erweitert. 

2.  Betentionspyelonephrit.  mit  miliaren  Nierenabszessen  (Bac  coli)  und  sekundärer 
Steinbildnng  im  Becken.  Eine  inflammatorische  Striktur  auf  der  Grenze  zwischen  dem 
Nierenbecken,  welches  massig  dilatiert  war  und  dem  Ureter,  dessen  Lumen  vollständig 
geschlossen  war.    Nephrotomie,  Dilatation  der  Striktur  während  vier  Wochen.    Genesung. 

3.  Rechtsseitige  Hydronephrose  mit  intermittierender  Entwickelung  und  sekundärer 
Nephritis  in  der  zweiten  Niere  durch  Nephrotoxine  hervorgerufen.  Der  Ureter  in  seinem 
obersten  Teil  vollständig  geschlossen.    Uretero-pyelo-neostomie  (Küster). 

4.  Intermittierende  Hydronephrose;  ringförmige  Striktur  zwischen  dem  Nierenbecken 
und  dem  Ureter.    Uretero-pyelo-plastik.    Genesung. 

iJicolaysen  widmet  der  Frage  von  der  Hamretension  in  der  Niere 
auf  diese  Fälle  gestützt  ein  eingehendes  Studium,  wobei  er  besonders  die 
Pathogenese  und  konservative  Behandlung  dieser  Krankheit  ins  Auge  fasst. 

Hj.  von  Bonsdorff. 

Onufrowitsch  (18)  berichtet  von  einem  Fall  eines  bei  einer  Operation 
zufallig  durchtrennten  Harnleiters,  dessen  zentrales  Ende  er  in  die  Bauch- 
wunde einheilte.  Nach  anfänglichem  Erbrechen  und  Eiterung  im  Operations- 
gebiet in  der  Bauchhöhle  und  vorübergehender  Rückenmarkserkrankung  Hei- 
lung.   Wegen  Herzverfettung  Nierenexstirpation  unterlassen. 

Robinson  (19)  gibt  die  Abbildungen  von  Paraffinabgüssen  von  10  Ure- 
teren, an  denen  deutlich  die  Erweiterungen,  die  verengten  Stellen  und  die 
spiralförmige  Drehung  von  rechts  nach  links  zu  sehen  sind. 

Rydygier  jun.  (20)  schlägt  vor,  zum  Ersatz  von  Ureterdefekten  in 
geeigneten  Fällen  (rechterseits),  den  am  Mesenteriolum  gestielten,  resezierten 
Wurmfortsatz  zu  verwenden.  Urbanik  (Krakau). 

Steyrer  (21)  berichtet  über  einen  Fall,  bei  dem  während  der  Eatheteri- 
sierung  der  Ureteren  auf  die  Einführung  des  Katheters  in  die  eine  Seite  plötz- 


842  Jahresbericht  fOr  Chirnrgie.    11.  TeiL 

lieh  ans  dem  anderen  Ureter  reichliche  Entleerang  sehr  dünnen  Urins  Tornber- 
gehend  anftrat. 

Stöckel  (22)  empfiehlt  nach  Besprechung  der  yerschiedenen  Methoden 
der  Ureterimplantation  den  intraperitonealen  Weg  als  den  besten. 

Taddei  (23)  hat  aus  Magnesium  eine  1  cm  lange,  1 — 3  nun  weite,  dmm- 
wandige  zylindrische  Bohre  mit  klarinettenschnabelartig  abgestumpften  Enden 
herstellen  lassen.  Dieselbe  hat  vier  Löcher ,  je  zwei  vertikal  zueinander  ge- 
richtete auf  jeder  Seite,  durch  welche  man  einen  doppelten  KatgutfadeoNr.O 
hindurchziehen  kann.  Durch  Kochen  in  Xylol  wird  sie  sterilisiert.  —  Mit 
vier  die  vier  Fadenenden  tragenden  und  in  die  Löcher  eingeführten  Nadeb 
durchsticht  er  den  Harnleiter,  in  der  Entfernung  von  2—4  mm  von  der 
Schnittfläche,  von  innen  nach  aussen,  entfädelt  sie  und  zieht  dann  unter  Bei- 
hilfe des  Assistenten  die  vier  Fadenenden  gleichzeitig  an ;  so  erzielt  er  zaerst 
die  Einführung  der  Magnesiumröhre  und  darauf  die  Livagination  des  reiulea 
Hamleiterstumpfes  in  den  vesikalen.  —  Bei  den  an  Meerschweinchen  vor- 
genommenen Experimenten  hat  sich  diese  Röhre  bewährt.  Li  einer  weiteren 
Arbeit  gedenkt  Verf.  über  die  definitiven  Resultate  zu  berichten  und  aos 
denselben  die  allgemeinen  Schlüsse  zu  ziehen.  R.  GianL 

Wels  (24)  behandelt  unter  Anführung  eines  eigenen  Falles,  eines 2 Vt Mo- 
nate alten  Kindes,  bei  dem  der  rechte  Ureter  an  der  Mündung  in  dieBlisi 
obliteriert  war  und  beide  Ureteren  erweitert  waren ,  und  28  Falle  ans  der 
Literatur  die  Atresie  der  Ureteren,  die  eingeteilt  wird  in  angeborene,  die  ge 
wöhnUch  bei  Kindern  in  frühem  Lebensalter  vorkommt  und  erworbene,  &t 
in  jedem  Lebensalter  vorkommt  und  mit  Hydronephrose,  unregelmässiger  Hanh 
entleenmg  beziehungsweise  Anurie,  urämischen  Erscheinungen  und  Hyper- 
trophie des  linken  Ventrikels,  sogenannter  renaler  Herzhypertrophie  einher]^ 

Young  (26)  gibt  eine  Beschreibung  des  Verlaufs  der  Ureteren  im  Beckoi 
und  die  hier  vorkommenden  pathologischen  Zustände  des  Harnleiters.  Im 
Anhang  zu  dieser  Arbeit  finden  sich  sieben  ausführliche  Krankengeschidit^ 
sechsmal  Uretersteine  und  einmal  einen  Blasentumor  betreffend.  Die  im  Becken- 
teil  des  Ureters  liegenden  Steine  wurden  auf  cystoskopischem  Wege,  mit 
Ureterkatheter  und  durch  X-Strahlen-Photographie  diagnostiziert.  Die  EDt- 
fernung  wurde  extraperitoneal  von  einem  Inguinalschnitt  aus  bewirkt.  Die 
Steine  liessen  sich  gut  von  ihrer  tiefen  Lage  nach  oben  schieben.  Die  in 
allen  Fällen  gleichzeitig  bestehenden  Ureterstrikturen  wurden  teils  vom  Ureter- 
schnitt  aus  mit  Sonden  erweitert  oder  wenn  im  Bereich  der  Blase  und  nicht 
erweiterungsfähig  nach  seitlicher  Eröffnung  dieser  letzteren  vom  Blaseninmes 
aus  inzidiert.  Die  Heilung  war  in  allen  Fällen  eine  vollständige.  Die  Ureter- 
nähte  wxurden  immer  vor  Lizision  in  den  durch  den  Stein  gespannten  Teil 
des  Harnleiters  angelegt. 

Wieck  (25)  berichtet  von  einer  erfolgreichen  Implantation  der  Ureteren 
in  die  Flexur  wegen  angeborener  Blasenspalte  bei  einem  2 Va  jährigen  Einit 

Zondeck  (27)  zeigt  an  Präparaten  die  Anomalien  des  Ureters  und 
Nierenbeckens  in  Beziehung  zu  event«  Eingriffen. 

19.  Adrenalin. 

(Soweit  68  Beziehang  zur  Chirurgie  hat) 

1.   ^Belawenz,    Über  die   Wirkung   des  Adrenalins    auf  den    tierischen  OigaoisB"^ 
Busski  Wratsch  1903.  Nr.  7. 


Ziegler,  Yerletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Nieren  und  Harnleiter.        843 

2.    Srann,    Zur    Anwendung  des    Adrenalins  bei    anftsthesierenden  Gewebsinjektionen. 

Zentralbl.  für  Ghir.  1903.  Nr.  38. 
2a.  —  Die  Bedeutung  des  Adrenalins  für  die  Chirurgie.  Dentsehe  med.  Wochenschr.  1903. 

Nr.   13. 
8.    Bnkofzer,  Die  Reaktion  der  Rachen-  und  Eehlkopfschleimhaut  auf  Nebenniereneztrakt. 

Deutsche  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  4. 

4.  Mac  Callan,  Adrenalin  und  Drucksteigerung,  liünch.  med.  Wochenbl.  1903.  Nr.  4. 
Ensl.  ophthalm.  Ges.  6.  Y.  1903. 

5.  Cartellier,  Contribution  k  T^tude  de  Tadrenaüne.    Dissert.  Lyon  1903. 

O.  Gastaneda,  Del  empleo  del  clor  hidra  tode  adrenaline  en  el  tnbage  laringes.  Revista 
de  med.  y  cir.  pract.  de  Madrid  1903.  Nr.  794.  Ref.  Zentralblatt  für  Chirurgie  1904. 
Nr.  4. 

7.  Dollard,  L'adrenaline  et  ses  applioations  therap.    Dissert.  Toulouse  1902. 

8.  Gidney,  Adrenalin  in  general  surgery.  Indiana  med.  gaz.  1903.  Oct.  Ref.  Zentralbl. 
für  Chirurgie  1904.  Nr.  7. 

9.  Grfiser,  Adrenalin  gegen  Darmblutung  bei  Typhus.  Münch.  med.  Wochenschr.  1903. 
Nr.  30. 

10.  Joteyko,  Inflnence  de  Tadrenaline  et  de  quelques  autres  produits  glandulaires  sur  la 
contraction  musculaire.    Jörn.  m4d.  de  Bruzelles  Nr.  27—29. 

11.  Kirch,  Über  Adrenalin  und  seine  Anwendung  bei  schweren  Blutungen.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  48. 

12.  Klapp,  Experimentelle  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Wirkung  der  Nebennierenprftparate. 
Deutsche  Zeitsch.  für  Chir.  1903.  Bd.  71.  Heft  3—4. 

18.  Lange,  Über  die  Anwendung  des  Adrenalin  als  Hftmostatikum  in  Fällen  verzweifelter 
Blutung.    Munch.  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  2. 

14.  Moresco,  L'opoterapia  soprarenale  nel  trattamento  dell*  atonia  clinicale.  Gazzetta 
degli  osp.  e  delle  diu.  1903.  Nr.  98.    Deutsche  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  36. 

15.  Mausset,  Les  principes  actifs  des  oapsules  surrönales.    Dissert.  Paris  1903. 

16.  Neugebauer,  Eine  Grefahr  des  Adrenalis.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.    Nr.  51. 

17.  Pinelli,  Laurent,  L'adrenaline  et  ses  applications  en  chir.    Diss.  Montpellier  1903. 

18.  K^gerat,  Charles,  De  Femploi  de  Fadrenaline  en  Chirurgie  urinaire.  Dissert. 
Paris  1903. 

19.  Rosenberg,  Urticaria  nach  endonasaler  Anwendung  von  Nebennierenextrakt.  Berl. 
klin.  Wochenschr.  1903.  Nr.  41. 

20.  Simanowitsch,  Über  die  Adrenalinwirkung.  Russki  Wratsoh  Nr.  27.  Ref.  Deutsehe 
med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  38. 

Braun  (2) berichtet  über  die  Bedeutung  des  Adrenalins  in  der  Chirurgie. 
Von  Takamine  1901  rein  dargestellt  bringt  es  die  glatte  Muskulatur,  auch 
des  Herzens  zur  Kontraktion  aaf  die  Dauer  von  Stunden,  vielleicht  ist  es  zu 
benutzen  bei  Narkosetodesfällen.  Auf  die  Gefässe  wirkt  es  adstringierend 
und  blutstillend,  sogar  bei  Hämophilie  ist  es  zu  gebrauchen.  Es  wirkt  auf 
die  Schleimhaut  abschwellend  und  daher  in  der  Urologie  zu  gebrauchen  bei 
Strikturen  u.  s.  w.  Durch  die  verlangsamte  Resorption  infolge  der  Gefäss- 
verengerung  ist  z.  B.  Kokain  in  grösserer  Menge  benutzbar. 

Bukofzer  (3)  erzielte  durch  Bepinseln  der  Nasenschleimhaut  mit 
Adrenalinlösung  Erweiterung  des  Nasenlumens  verminderte  Blutung  und  leich- 
teren Sekretabfluss. 

Mac  Call  an  (4)  hat  bei  Adrenalinanwendung  in  Glaukomfällen  er- 
hebliche Steigerung  des  intraokulären  Druckes  beobachtet,  in  einigen  Fällen 
auch  Netzhautblutungen. 

Cartellier  Charles  (5)  empfiehlt  das  Adrenalin  wegen  seiner  blut- 
stillenden, dekongestionierenden,  in  Verbindung  mit  Kokain  die  Anästhesie 
befördernden  Wirkung. 

Gastafieda  (6)  empfiehlt  das  Adrenalin  in  Verbindung  mit  Kokain 
bei  allen  akuten  Prozessen  des  Kehlkopfes  mit  Ausnahme  der  rein  diphtheri- 


844  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

sehen,  nur  einige  Tropfen  der  Lösung  werden  mit  einer  Eehlkopfspritze  ein- 
geführt. 

Dollard  (7)  bespricht  die  Eigenschaften  des  Adrenalins  als  Stimulans 
für  das  Herz,  zur  Erzeugung  von  Ischämie  in  den  Geweben  und  seine  An- 
wendung in  der  Ophthalmologie  und  in  der  Oto-Rhino-Laryngologie.  Am 
Schlüsse  gibt  er  eine  grosse,  grösstenteils  französische  Literaturübersicht. 

Nach  Gidney  (8)  bewährte  sich  Adrenalin  in  Lösung  von  1,0:1000,0 
zur  Blutstillung,  so  bei  Verletzung  eines  grösseren  Astes  der  A.  menig.  med.; 
bei  starken  Hämorrhoidal-,  Nasen-,  und  Zahnblutungen,  bei  Thiersch sehen 
Transplantationen,  bei  Operationen  an  den  Augenlidern  und  Bindehaut;  bei 
Entzündungen  der  letzteren  wirkt  Adrenalin  1,0  und  2,0 :  5000,0  stark  anti- 
phlogistisch. 

Gräser  (9)  berichtet  von  der  günstigen  Wirkung  des  Adrenalins  bei 
Darmblutung  bei  Typhus  (30  Tropfen  Sstdl.  10  :  1000,0. 

Joteyko  (10)  bespricht  in  einer  ausgedehnten  physiologischen  Arbät 
die  Wirkung  des  Adrenalins  und  andere  Drüsenkörper  auf  die  Muskeb, 
wobei  er  die  anämisierende  Wirkung  des  Adrenalins  auf  die  Kontraktion  der 
Gefassmnskeln  zurückführt;  aber  auch  der  Herzmuskel  und  der  quergestreifte 
Extremitätenmuskel  arbeitet  durch  das  Adrenalin  viel  energischer. 

Kirch  (11)  berichtet  über  günstigen  Erfolg  der  Anwendung  einer 
VioVo  salzsauren  Adrenalinlösung  bei  schwerem  Nasenbluten,  bei  Blasen-  und 
Lungenblutung. 

Klapp  (12)  bespricht  die  Wirkung  der  Nebennierenpräparate,  denen 
er  neben  der  anämisierenden  auch  eine  resorptionshenmiende  zuerteilt,  wie 
Verf.  an  Hunden  nachweisen  konnte,  denen  er  Milchzucker  und  gleichzeitig 
Adrenalin  einspritzte,  wodurch  eine  Verlangsamung  der  Zuckerausscheidung 
bewirkt  wurde. 

Lange  (13)  hat  von  der  Anwendung  der  solut.  Adren.  hydrochlor.  in 
mehreren  Fällen  schwerer  Blutung  raschen  Erfolg  gesehen;  ebenso  bei  äusseren 
Blutungen,  wo  mit  Gaze  austamponiert  wurde,  die  mit  der  Lösung  befeuchtet 
wurde,  selbst  bei  einem  Bluten. 

Nach  Morecso  (14)  entfaltet  das  Adrenalin  bei  Blasenatonie  über- 
raschend gute  Erfolge. 

Mousset  (15)  bespricht  an  Fällen  die  erfolgreiche  Verwendung  des 
Adrenalins  in  der  Oto-Rhino-Laryngologie ,  in  der  Ophthalmologie,  bei  ien 
Zähnen,  an  den  Hamwegen,  bei  anderen  Blutungen,  in  der  Phototherapie ;  die 
Toxizität  des  Adrenalins,  dessen  Natur  noch  nicht  genügend  bekannt  ist, 
wechselt,  kann  um  1 — 4  fache  schwanken,  die  auf  die  Injektion  folgende  Ge- 
fässzusanmienziehung  ist  von  kurzer  Dauer  und  ist  gefolgt  von  einer  Gefass^ 
erweiterung.    Literaturverzeichnis. 

N  enge  bau  er  (16)  betont  die  Gefahr  der  Gangränbildung  der  Haut 
bei  Anwendung  des  Adrenalin  bei  Erzeugung  lokaler  Anästhesie. 

Pinelli  Laurent  (17)  empfiehlt  das  salzsaure  A.drenalin  für  alle  Arten 
von  Blutungen  bei  den  verschiedensten  Affektionen. 

R^gerat  (18)  berichtet  über  die  Anwendung  des  salzsauren  Adrenalins 
in  1^00  iger  Lösung  in  der  Chirurgie  der  Hamwege.  Man  kann  es  per  os 
xmd  als  subkutane  Injektion  geben.  Es  dient,  um  die  Blutung,  Kongestion 
und  den  Krampf  zu  heben.  In  der  Urethra  dient  es  zur  Beseitigung  von 
Verengerungen,  zur  Exstirpation  von  Urethraltumoren,  an  der  Prostata  er- 
leichtert es  den  Katheterismus  und  lindert  die  Blutungen,  in  der  Blase  erlaubt 


Ziegler,  Verletznngen  und  chimrg.  Erankbeiten  der  Nieren  und  Harnleiter.       845 

es  die  Kystoskopie  imd  vermindert  die  Blutung,  die  auf  verschiedene  Ein- 
griffe erfolgt,  an  der  Niere  stillt  es  bei  einem  Einschnitt  die  Blutung  im 
Gewebe. 

Rosenberg  (19)  berichtet,  dass  auf  Einführung  eines  mit  wenigen 
Tropfen  von  Nebenmerenextrakt  getränkten  Wattetampons  in  die  Nase  ein 
juckender  Quaddelausschlag  am  Körper  auftrat. 

20.  Nierensyphilis. 

1.  Halbron,  Gomme  du  rein.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1903.  Nr.  8. 

2.  Kaisaku.Eoknbo,   Über  kongenitale  Syphilis   der  Nebennieren.    Zentralblatt  f&r 
allgem-  Path.  n.  path.  Anat  Bd.  XIY.  Heft  15—17. 

3.  Maixner,  Nieren  und  Syphilis.    Öasapis  l^karu  Öesk/ch.  Nr.  44.    Ref.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1903.  Nr,  47. 

4.  Mantoux,  Nephrite  chez  un  syphilitique.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1908. 
Nr.  6. 

5.  ▼.  Marguli j es,  Über  die  Beziehungen  der  Syphilis  zur  Nierenchirurgie.    Deutsche 
med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  45.    Zentralbl.  für  Chir.  1903.  Nr.  46. 

6.  Mühlig,  Ein  Fall  von  Nephritis  parench.  syphil.    Mflnch.  med.  Wochenschrift  1908. 
Nr.  12. 

7.  Popoff,  Michael,  Nephrites  syphilitiqnes  tardives.    Dissert.  Montpellier  1903. 

8.  Schlechtendahl,  Über  Nierenentzündung  im  Frühstadium  der  Syphilis  und  deren 
Behandlung.    Wiener  klin.  Rundschau  1908.  Nr.  83. 

9.  TeVrien,  Alfred,  Gontribution  ä  Ntude  de  la  Syphilis  renale  et  au  particulier  du 
syphilo-brightism.    Dissert  Paris  1903. 

10.   Tommasoli,  Nephrectomia  in  un  caso  di  lesione  rara  can  sintomatologia  strana  e 
rara.    II  Policlinico  1903.    Sez.  prat.  Fase.  41. 

Halbron  (1)  berichtet,  dass  er  bei  der  Sektion  eines  Tabikers  neben 
mehreren  kleinen  ein  mandarinengrosses ,  höckeriges  Gumma,  auf  dem 
Durchschnitt  eine  weiche,  weisse,  käsige  Masse  in  der  rechten  Niere  ge- 
funden habe. 

Kaisaku  Kokubo  (2)  berichtet  über  zwei  Fälle  diffuser  inter- 
stitieller Entzündung  sypilitischen  Charakters. 

Maixner  (3)  berichtet  von  schwerer,  hämorrhagischer  Nephritis  im 
tertiären  Stadium  der  Syphilis. 

Mantoux  (4)  berichtet  von  einer  24jährigen  Frau,  die,  von  frischer 
Syphilis  befallen,  während  der  Schwangerschaft  eine  parenchymatöse  und 
interstitielle  Nephritis  mit  hohem  Eiweissgehalt  akquirierte,  von  Urämie 
befallen  längere  Zeit  nach  der  Geburt  eines  lebenden  Kindes,  weicheis  aber 
bald  starb,  starb  sie  unter  eklamptischen  Erscheinungen. 

Margulijes  (5)  berichtet  von  einer  26  Jahre  alten  Frau,  die  ohne 
Bluthamen  mit  Bildung  einer  höckerigen  Geschwulst  in  der  Bauchhöhle  mit 
Fieber  und  wenig  Eiweiss  im  Urin  erkrankte,  wo  in  der  Annahme  einer, 
malignen  Geschwulst  der  Niere  eine  Freilegung  der  Geschwulst  mit  Lenden- 
schnitt vorgenommen  wurde,  starke  Sklerosierung  der  Niereu-  und  Neben- 
nierenkapsel, ein  wenig  eiterähnliche  Masse  nach  Einschnitt  in  die  Kapsel, 
mikroskopisch  Nierensyphilis  bestätigt.  Durch  kräftige  Innunktionskur  in 
Verbindung  mit  Jodkali  wurde  völlige  Heilung  erzielt. 

Mühlig  (6)  berichtet  von  einer  akuten  Nephritis,  14  Tage  nach  dem 
Primäraffekt  und  6  Wochen  vor  den  ersten  Sekundärerscheinungen,  die  schnell 
ausheilte  nach  Einleitung  einer  spezifischen  Kur. 

Pop  off  (7)  bespricht  die  Spätnierenentzündungen  auf  syphilitischer 
Basis,   die   sich   noch    sehr   spät   nach    syphilitischer  Infektion   entwickeln 


846  Jahresbericht  fQr  Ghiniigie.    IL  TeiL 

können,  sehr  verschiedene  Erscheinungen  machen,  ein  oder  doppelseitig,  sehr 
häufig  mit  Erkrankung  anderer  Organe  verbunden,  aber  sehr  zugänglich  für 
die  Behandlung  sind. 

Nach  Schlechtendahl  (8)  kann  die  Syphilis  in  einzelnen  Fällen  hei 
ganz  gesunden  Nieren  eine  akute  Nephritis  hervorrufen;  meist  bleibt  es  bei 
einer  leichten  Schädigung  des  Nierenepithels.  Nur  diese  geschädigten  ZeUen 
werden  bei  der  Quecksilberbehandlung  zerstört  und  zur  Ausscheidung  ge- 
bracht, während  im  übrigen  Hg  als  spezifisches  Heilmittel  auch  hier  zu 
gelten  hat. 

Terrien  (9)  rät  angesichts  von  24  Fällen  bei  einer  akuten  Nephritis  an 
Syphilis  zu  denken  und  bei  einem  frischen  Syphilitiker  vor  Verkältungen  za 
warnen,  Milchkost  anzuraten  und  zeitweilig  den  Urin  zu  untersuchen. 

Tommasoli  (10)  berichtet  über  einen  Fall,  in  welchem,  bei  einer  37- 
jährigen  Frau,  die  seit  drei  Jahren  an  intermittierender  Nierenkolik  (der 
rechten  Niere)  litt,  die  man  auf  eine  Steinkrankheit  zurückführte,  die  Neph- 
rektomie vorgenommen  wurde.  Zwei  Jahre  vorher  war  Patientin,  dieser 
Anschauung  zufolge,  und  ohne  Erfolg  einer  Nephrotomie  unterworfen  wordoL 
Im  Harn  bemerkte  man  nur  einen  Satz  von  Oxalatkristallen.  —  Die  Nephrek- 
tomie führte  zur  Heilung,  die  seit  fünf  Jahren  anhält.  Die  Niere  erschien 
von  geringerem  Volumen  als  normalerweise,  auf  dem  Schnitt,  besonders  im 
Zentrum,  konsistent;  die  mikroskopische  Untersuchung  wurde  nicht  vorge- 
nommen. 

Verf.  erörtert  die  Ätiologie  und  die  Natur  der  Krankheit.  Die  Neph- 
ralgie, die  Nierentuberkulose  ausschliessend ,  meint  er,  dass  es  sich  hier  um 
Nierensyphilis  gehandelt  habe.  In  solchen  Fällen  sei  ein  radikaler  Eingriff 
angebracht.  R.  GianL 

21.  Varia. 

1.  Broadbent,  Über  posturale  Albuminurie.    Brit  xnecl.  joum.  Nr.  2244. 

2.  Gastaigne,  Nierenschwäche.  Soc.  m^d.  des  bdp.  1903.  Ddc  Dentscke  med. 
Wochenschrift  1908.  Nr-  6. 

3.  Fahr,  Theodor,  Über  totale  Nekrose  beider  Nieren  nach  Thrombose  der  NiareiiTeafln. 
Dissert.  Giessen  1903.    (Noch  nicht  erbältlich.) 

4.  Guthrie,  Fat  necrosis  of  the  kidney.    The  joum.  of  the  Americ.  Med.  Assoc.  Nr.  L 

5.  Löwenhardt,  Nierensequester.    32.  Chirugen-Kongress  Berlin  1903. 

6.  M ellin,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Bakteriurie  bei  Kindern.  Finaka LäkaresäUskapet 
Handlingar.  44.  pag.  160.  (Schwedisch.) 

7.  Merkel,  H..  Ein  Fall  von  chronischem  MagengeschwOr  mittötlicher  Blutung  aas  d« 
arrod.  liiücen  Nierenvene.    Yirchows  Archiv  1903.  Bd.  173.  Heft  1. 

8.  Nicolaysen,  Hämatoporphinurie  nach  Chloroformnarkose.  Norsk  Mag.  for  Lagesid 
1903.  p.  28.    Zentralbl.  fttr  Chir.  1908.  Nr.  24. 

9.  Pollatschek,  Über  Zylinderurie  und  Albuminurie  bei  Erysipel.  ZentralbL  ffir  ümen 
Medizin  1908.  Nr.  20. 

'10.   Reese,  Zur  Symptomatologie  der  Nierenvenenthrombose.    Archiv  für  klin.  Med.  1903. 
Bd.  78.  Heft  5  u.  6. 

11.  Strauss,  Zur  Behandlung  und  Yerhfitung  der  Nieren  Wassersucht.  Die  Therapie  der 
Gegenwart.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  26. 

12.  V.  111  y  6s,  G.,  Mit  Ureterkatheterismus  kombinierte  radiographische  Aufnahmen.  Ghimig. 
Sektion  des  Budapester  kgL  Ärzte-Vereins,  Sitzung  vom  12.  HJ.  1903.  Orvosi  Hetil^ 
1903.  Nr.  26. 

Broadbent  (1)  schlägt  für  die  geringe  Eiweissausscheidung,  die  bei 
neuropathischen  Individuen  nach  Muskelanstrengung  und  bei  bestimmter  Be- 
köstigung auftritt,  den  Ausdruck  ^^posturale  Albuminurie^  Tor.  Es  gibt  keine 
physiologische  Albuminurie. 


Ziegler,  Verletzangen  und  chirorg.  Krankheiten  der  Nieren  and  Harnleiter.       847 

Castaigne  (2)  schlug  den  Namen  ^jNierenscliwäche''  vor,  wo  die 
Nieren  allen  Infektionen  und  Intoxikationen  einen  verminderten  Widerstand 
entgegensetzen  und  bei  geringfügigen  Veranlassungen  Eiweiss  mit  dem  Urin 
hindnrchiiltrieren  lassen.  Bei  400  Chloroformierten  konnte  er  bei  13  ^/o  eine 
vorübergehende  Albuminurie  feststellen.  Wahrscheinlich  spielt  dabei  die 
Erblichkeit  eine  grosse  Bolle.  Sie  verliert  sich  kaum  im  späteren  Leben, 
im  Gegenteil  kann  sie  zu  dauernder  Albuminurie  oder  zu  echter  Nephritis 
übergehen. 

Guthrie  (4)  bespricht  im  Anschluss  an  einen  Fall  von  Nierenfettnekrose 
Natur  und  Pathogenese  derselben. 

Löwenhardt  (5)  zeigt  ein  Präparat  eines  Nierensequesters,  der  auf 
natürlichem  Wege  ausgestossen  wurde.  Die  Patientin  litt  an  Influenza,  im 
Urin  wurden  Pneumokokken  gefimden,  an  .der  Niere  kein  Tumor.  Er  hält 
den  Sequester  für  entstanden  durch  die  Pneumokokken. 

Meli  in  (6)  hat  in  der  Literatur  nur  11  Fälle  von  Bakteriurie  bei 
Kindern,  dagegen  dieselbe  10 mal  in  einem  Jahr  gefunden.  In  8  Fällen 
konnte  Bact.  coli  comm.,  2  mal  Staphylococcus  albus  in  Reinkultur  im  Harn 
nachgewiesen  werden.  Zur  Behandlung  wurde  3%  ige  Borsäurelösung  oder 
^!a — ^/2^/oige  Lysollösung  angewandt,  daneben  Vichywasser  und  Salol  0,25 
3 — 4  mal  täglich. 

H.  Merkel  (7)  berichtet  von  einem  chronischen  Magengeschwür,  das 
die  linke  Nierenvene  arrodiert  und  bei  dem  40  jährigen  Fräulein  eine  tödliche 
Blutung  veranlasst  hatte. 

Nicolaysen  (8)  berichtet  von  akuter  Hämatoporphinurie  nach  einer 
Chloroformnarkose  mit  40  g  Verbrauch  unter  vier  Tage  währender  Pulsfre- 
quenz, mehrtägiger  Cyanose  und  Zylindrurie.    Nach  einem  Monat  gesund. 

Nach  den  Untersuchungen  von  PoUatschek  (9)  treten  bei  Erysipel 
in  38  ^/o  der  Fälle  Zeichen  einer  Nierenschädigung  auf,  die  meist  transitorischer 
Natur  ist. 

Reese  (10)  belichtet  von  einem  19jährigen  chlorotischen  Mädchen,  dass 
nach  doppelseitiger  Thrombose  der  Saphena  plötzlich  eine  Thrombose  der 
rechten  Nierenvene  eintrat  mit  plötzlichem  Schmerz  in  der  rechten  Nieren- 
gegend, Temperatursteigerung,  Albuminurie  ohne  Zylinder,  Verminderung  der 
Hammenge  und  Vergrösserung  der  Niere. 

Strauss  (11)  bespricht  das  Zustandekommen  und  die  Behandlung  der 
Nierenwassersucht. 

Uly  6s  (12)  berichtet  über  drei  Fälle,  wo  er  den  Ureterenkatheterismus 
mit  Radiographie  kombiniert  zu  diagnostischen  Zwecken  benützte :  das  Röntgo- 
gramm  eines  mit  Bleimandrin  montierten  Ureterkatheters  gibt  positiven  Aus- 
schlag, ob  ein  strittiger  Tumor  der  Bauchhöhle  die  Niere  sei  oder  nicht. 

In  zwei  seiner  Fälle  liess  der  diesbezügliche  Befund  die  Diagnose  eines 
Nierentumors  fallen;  im  dritten  Falle  ergab  das  betreffende  Röntgogramm 
nach  Verschiebung  des  Tumors  auf  die  linke  Beckenschaufel  einen  dahin  ver- 
laufenden rechtsseitigen  Ureter,  d.  i.  eine  Wandemiere. 


848  JahreeUricht  fOr  Chinugie.    IL  Teil. 


XVII. 

Die  Verletzungen  und  die  chirurgischen  Krankheiten 

der  Blase. 


Referent:  G.  Sultan,  Rixdorf-Berlin. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

L  Anatomie  und  Physiologie  der  Blase. 

1.  Friedmann,  Zar  Kenntnis  der  zerebralen  BlasenstOrongen  nnd  namentlich  des  Bindei- 
zentroms  für  die  Innervation  der  Harnblase.  Münchener  mediz.  Wochensehrift.  1903. 
Nr.  87. 

2.  Hirt,  Kasuistischer  and  kritischer  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Fanktion  der  Blase  \ai 
des  Mastdarms.    Münchener  mediz.  Wochenschrift.   1903.  Nr.  87. 

8.  Wassilief  f,  De  Finfluence  de  la  rteection  du  canal  d^f^rent  sur  le  tonus  du  sphiocUr 
T^cal.    Annales  des  maladies  des  organes  g^nito-urinaires.   1098.   Nr.  5. 

Einen  sehr  interessanten  Fall,  der  unsere  Kenntnis  der  zerebralen  Blasen- 
stöningen,  namentlich  im  Bereich  der  Hirnrinde,  wesentlich  zu  fördern  p- 
eignet  ist,  teilt  Friedmann  (1)  mit.  Ein  gesunder  7 jähriger  Knabe  w^ 
von  einem  Ziegelstein  auf  die  linke  Kopfseite  getroffen,  wodurch  der  SchideL 
links  in  der  Mitte,  zwischen  Scheitel  und  sagittaler  Mittellinie  eingedröckt 
und  gesplittert  wird.  Die  Wunde  heilt  glatt.  Unmittelbar  nach  der  Ver- 
letzung stellt  sich  ein  tonischer  Krampf  in  der  rechten  Hand  ein  und  eisige 
Zeit  danach  noch  eine  gewisse  Schwierigkeit  beim  Schreiben.  Als  hauptsädi- 
liches  Herdsymptom  aber  besteht  von  dem  Unfall  an  eine  Erschwerung  des 
Harnlassens,  die  nach  neun  Wochen  in  eine  fast  völlige  Incontinentia  uriiitt  | 
übergeht.  Diese  dauert  über  ein  Jahr  an  und  verschwindet  im  Laufe  des 
zweiten  Jahres.  Auf  Grund  dieser  Beobachtung  verlegt  Briedmann  dss 
Blasenzentrum  der  Hirnrinde  an  die  Grenze  des  oberen  Drittels  der  hinterei 
Zentralwindung,  direkt  anstossend  an  das  obere  Scheitelläppchen. 

Ausgehend  von  der  Erkenntnis,  dass  in  gewissen  Fällen  von  Prostati- 
hypertrophie mit  Hamretention  die  Resektion  der  Yasa  deferentia  einen  Eis- 
fluss  auf  die  Harnentleerung  ausübt,  suchte  Wassilieff  (3)  durch  das  Ex- 
periment festzustellen ,  ob  der  Tonus  des  Muse,  sphincter  vesicae  durch  die 
Resektion  des  Vas  deferens  beeinflusst  wird.  Die  Versuche  wurden  an  Hunden 
in  folgender  Art  angestellt:  In  Morphium-Narkose  wurde  das  Abdomen  io 
der  Mittellinie  eröffnet,  dann  wurde  von  einem  inzidierten  Ureter  aas  die 
Blase  mit  Flüssigkeit  von  Körpertemperatur  angefüllt;  am  Scheitel  der  Blase 
wurde  behufs  manometrischer  Messung  eine  Punktion  gemacht,  und  nun  wnide 
die  Blase  mit  den  Fingern  komprimiert,  bis  die  ersten  Flüssigkeitstxopfen 
aus  der  Urethra  traten.  Der  hierzu  notwendige  Druck  wurde  gemessen,  und 
das  gleiche  Experiment  nach  Durchtrennimg  des  Vas  deferens  wiederholt 
In  einer  zweiten  Versuchsreihe  wurde  die  AnfüUung  der  Blase  nicht  von  einem 
Ureter  aus,  sondern  durch  Punktion  der  seitlichen  Blasenwand  gemacht  oder. 


Salt  an,  Verletzangeii  und  chirargische  Krankheiten  der  Blase.  849 

falls  genügend  Harn  in  der  Blase  vorhanden  war,  nur  das  Manometer 
eingeführt.  Unter  17  so  angestellten  Versuchen  war  12  mal  ein  deutlicher 
Einfluss  auf  den  Tonus  des  Muse,  sphincter  vesicae  erkennbar,  indem  nach 
der  Vasektomie  ein  wesentlich  geringerer  Druck  zur  Überwindung  des  Sphink- 
ters genügte.  Hierauf  glaubt  daher  Wassilieff  die  Besserungen  bei  Prosta- 
tikern, denen  die  Vasektomie  gemacht  worden  ist,  beziehen  zu  können. 

An  der  Hand  eines  genau  beobachteten  klinischen  Falles  erläutert  Hirt  (2) 
die  Richtigkeit  der  Müll  ersehen  Auffassung,  dass  die  Entleerung  des  Urins 
und  Stuhles  und  die  Ergiessung  des  Samens  in  die  Harnröhre  nicht  im  Rücken- 
mark zur  Auslösung  gelangen,  dass  man  hierbei  vielmehr  an  sympathische 
Einflüsse  zu  denken  habe. 

U.  Allgemeines  fiber  Blasenchirurgie. 

4.  AlbarranetCottet,  Le  r6le  des  microbes  ana^robies  dans  Tinfection  urinaire.  La 
Presse  m^dicale  1903.   Nr.  6. 

5.  Barth  et  Michaux,  Lea  infections  v^sicales  et  le  bacUle  pyocyaniqne.  La  Presse 
mödicale  1908.   Nr.  43. 

6.  B^clöre,  La  radiographie  st^r^scopique  des  calcnls  urinaires.  La  Presse  m^dicale 
1903.   Nr.  13. 

7.  ^Bernard,  Valeur  cliniqae  de  Texaroen  cytoscopique  des  urines.  La  Presse  mödicale 
1903.   Nr.  22. 

8.  Burgess^A  case  of  simple  solitary  ulcer  of  the  bladder.   Tbe  Lancet  1903.  Sept.  12. 

9.  Gassanello  R.,  Valore  e  limiti  della  cistoscopia.  Clinica  modema,  1908.  N.  del 
2.  Dicembre. 

10.  *Cathelin,  Le  cloisonnement  väsical  et  la  division  des  urines.  Paris  1908.  Bailliäre 
et  fils. 

11.  Gathelin,  Details  de  techniqne  dans  Tapplication  du  divisear  gradn^.  Interpretation 
des  resultats.    Annales  des  maladies  des  organes  gdnito-urinaires  1903.   Nr.  12. 

12.  —  Des  perfectionnements  r^cents  apport^s  au  diyiseur  v^sical  gradnö.  Annales  des 
maladies  des  organes  g^nito-urinaires  1903.  Nr.  2. 

18.  —  Un  proc^e  rapide  d'aretdro-cysto-n^ostomie  chez  le  cbien.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc. 
anat.  de  Paris  1903.  Nr.  3. 

14.  Clark,  Bladder  showing  sacculation  and  abscess-formation,  from  a  case  of  enlarged 
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Glasgow  medic.  Journal  1903.  Sept 

15.  Gnopf,  Infektiöse  Erkrankungen  der  Hamwerkzeuge  bei  Kindern.  Ärztlicher  Verein 
in  Nfimberg.    Mfinchener  mediz.  Wochenschrift  1903.   Nr.  22. 

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17.  *Cohn,  Kann  der  Hamleiterkatheterismus  durch  Hamsegregatoren  ersetzt  werden? 
Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  16. 

18.  Gordero  e  Amadoni,  Ricerche  sperimentali  e  diniche  sulla  sutura  della  vescica. 
Glinica  moderna  1903.  N.  del  3  Giugno. 

19.  Dobrotworski,  Über  eine  neue  Modifikation  des  Hamrezipienten  bei  permanenten 
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20.  Englisch,  Über  einige  seltene  Formen  von  Isohurie.  Allgemeine  Wiener  med.  Zeitung 
1903.   Nr.  14,  23,  24,  40  und  41. 

21.  —  Über  die  Beziehung  der  Blasendivertikel  zur  Perforationsperitonitis.  Allgemeine 
Wiener  med.  Zeitung  1908.   Nr.  44. 

22.  Eynard,  Des  interventions  intra-vteicales  avec  le  C3*8toscope  op^ratoire  du  Prf.  Nitze. 
Annales  des  maladies  des  organes  g^nito-urinaires  1903.   Nr.  16. 

23.  Ferguson,  Hemia  of  the  bladder  as  a  complication  of  inguinal  hernia.  British  med. 
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24.  Fol] 7,  Traitement  de  la  cystite  blennorrhagique ,  ä  forme  h^morrhagique.  Journal 
de  m^decine  pratique  1903.  Gab.  20. 

25.  Forcart,  Ein  Beitrag  zur  Frage  des  Antagonismus  zwischen  Bacterium  coli  und  den 
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Jahresberieht  fQr  Chirurgie  1903.  54 


850  Jahreabericht  fOr  Chirurgie.     IL  Teil. 

26.  De  Fr  an  Chi  s  6.,  Epidstotomia  nelle  ritenzioni  gravi  da  reatringimenti  nretxiH.  6n- 
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27.  Frank,  Ein  neuer  Blaaenschnitt  (Gystotomia  perinealia).  Archiv  f.  klin.  Chlmg^ 
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28.  '*'Frendenberg,  Über  Desinfektion  seidener  Katheter.  Verhandlungen  der Deutadni 
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29.  Goebel,  Erfahrungen  über  die  chirurgische  Behandlung  der  Cysütis  und  der  Blno- 
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Heft  3  und  4. 

30.  Greene  and  Brooks,  A  contribution  to  the  pathoiogy  and  prognosis  of  the  diseases 
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31.  Gnisy,  Eztraction  d'un  foetus  d'environ  trois  mois  de  la  cavit^  väsicale  d'nne  feauDei 
Annales  des  maladies  des  organes  g^nito-urinaires  1903.   Nr.  12. 

32.  *Hebtwig,  Über  Hamblasendivertikel  mit  besonderer  Berficksichtigiuig  ihrer  Eot- 
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33.  Hepner,  Operativ  geheilter  Fall  von  Blasendickdarmfistel.  Beiträge  zur  klin.  Ckn 
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34.  Heusner,  Über  die  Sterilisation  der  lackierten  seidenen  Katheter,  yerhandlnoga 
der  Deutschen  Gesellschaft  für  Chirurgie.  Berlin  1903. 

35.  *Heuss,  Über  Helmitol,  ein  neues  Hamdesinfizienz.  Monatsschrift  f&r  praktisdie  Der 
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36.  Hock,  Ein  Fall  von  hartnäckiger  Incontinentia  urinae  durch  Paraffininjektion  geheit 
Prager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  6. 

37.  *~  Über  einen  neuen  Hamsegregator.  Verhandlungen  der  Deutschen  Geaellachaft  fli 
Chirurgie  1903.  Berlin. 

38.  '^'Imbert,  Notes  sur  Täclairage  endoseopique.  Annales  des  maladies  des  orgsaa 
g^nito-urinaires  1903.  Nr.  11. 

39.  *Ingianni,  Stenlizzatore  a  vapore  per  cateteri  elastici.  BoUettino  della  R.  Accadenii 
di  medicina  di  Genova  1903.  Nr.  2.  (Beschreibung  eines  neuen  Steriiisationaappante^ 

40.  M.  Kriukoff,  Zur  Lehre  von  den  kruralen  Blasenhemien.  Russisches  Ardiiv  ftr 
Chirurgie  1903.  Heft  I. 

41.  *Kutner,  Kasuistische  Beiträge  zur  Urologie.  Verhandlungen  der  Deutschen  Gesell- 
schaft fOr  Chirurgie  1903.  Berlin. 

42.  Legrain,  Un  cas  de  vomique  d'origine  rötro-ydsicale.  Annales  des  maUdies  d«8  or 
ganes  gönito-urinaires  1903.  Nr.  11. 

43.  Lichtenstern,  Über  Hamsegregatoren.    Wiener  med.  Presse  1903.  Nr.  13. 

44.  '*'Luys,  Die  Sonderung  des  Urins  der  beiden  Nieren.  Zentralblatt  fOr  die  KranUidta 
der  Harn-  und  Sexualorgane.  Bd.  XIIL  Heft  10. 

45.  Marcus,  Experimentelle  Untersuchungen  ttber  das  RQckströmen  von  Hamblaseninbit 
Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  25. 

46.  MotzetArrese,  Note  sur  les  vessies  des  «prostatiques  sans  prostate'.  Annalee  d« 
maladies  des  organes  g^nito-urinaires  1903.  Nr.  24. 

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Chirurgie  1903.  Bd.  38.  Heft  2. 

48.  *Nancrede  and  Hutchings,  Boiling  as  a  method  of  sterilizing  catheters.  Medial 
News  1903.  Jan.  10. 

49.  Neudörfer,  Ein  Fall  von  Incontinentia  urinae.  Wiener  klin.  Wochenschrift  1903. 
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50.  Nordenhoft,  Ulcus 'simplex  vesicae.  Hospitalstidende  R.  lY.  B.  XL  pag. 605.  1901 
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51.  Pardoe,  Necessiiy  for  a  more  frequent  use  of  the  cystoskope  in  the  diagnoais  ef 
diseases  of  the  urinary  system.    The  Lancet  1903.  Mareh  28. 

52.  Penzo  R.,  Sulla  cura  della  fistola  vescico  vaginale  1903.  Padova. 

53.  Rafin,  La  Separation  de  Turine  des  deux  reins.    Lyon  mödical  1903.  Nr.  10. 

54.  Rosanow  W.,  .Zur  Frage  der  Blasennaht'  (24  Fälle  von  Sectio  alta).  Russki  Wntedi 
1903.  Nr.  26. 

55.  Roth  A.,  Rilievi  clinici  sopra  240  osservazioni  personali  di  cistotomia  soprapabica  per 
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57.  —  Cystoscope  retrograde  universel.    Annales  des  maladies  des  organes  g^nito-orifiaireS' 


Saltao  ,  Verletzongen  and  chirurgische  Krankheiten  der  Blase.  851 

1908.   Nr.  18.    (Ist  bereits  1901  im  Zentralblatt  für  die   Krankheiten  der  Harn-  und 
Sexnalorgane  besehrieben). 

58.  Stevens,  A  case  of  traomatic  uraemia ;  suprapubic  cystotomy;  recovery.  The  Lancet 
1908.  Aug.  29. 

59.  Wathen,  Report  of  cases  with  exhibition  of  specimens  diagnosed  by  the  cystoscope. 
Medical  News  1908.  Dez.  12. 

€0.  ^'Wenzel,  Die  suprapubische  Gy stostomie  nach  Witz el  und  ihre  jetzige  vereinfachte 
Technik.    Mttnchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  14. 

61.  Westermann,  Over  klepvormige  a&luiting  van  de  blaas.  Ned.  Tijdschr.  Geneest.  IL 
pag.  1099. 

62.  Wallstein,  Über  die  Herstellung  und  den  Wert  natflrlicher  Phantome  des  Urogenital- 
apparates.  Verein  der  Ärzte  in  Halle  a.  S.  Mttnchener  med.  Wochenschrift  1908. 
Nr.  20. 

Um  über  die  Häufigkeit  und  die  Art  der  Mitbeteiligung  der  Blase  bei 
allen  möglichen  Krankheiten  eine  Übersiebt  zu  bekommen,  haben  Green e 
und   Brooks  (30)  bei  500  Autopsien  die  Blase  einer  eingehenden  Unter- 
suchung unterworfen.    Unter  diesen  500  Fällen  fanden  sie  107  mal  deutliche 
Blasenverändenmgen.    Am  häufigsten  waren  es  starke  Dilatationen  der  Blase, 
und  zwar  64  mal  so  stark,   dass  die  Blase  über  ein  Liter  Inhalt  fasste;  es 
handelte  sich  um  Besinnungslose  infolge  von  Alkoholismus,   Nephritis,   sep- 
tischer Meningitis,  allgemeiner  Sepsis  etc.    Die  Schlussfolgerungen  der  Verff. 
sind:  1.  Die  häufigsten  Ursachen  der  Blasenmitbeteiligung  sind  Erkrankungen 
des  Zentral-Nervensystems,  septische  Prozesse  verschiedener  Art  und  Prostata- 
hypertrophie.   2.  In  allen  Fällen,  in  denen  Rückenmark  oder  Zentralnerven- 
system erkrankt  sind,  soll  die  Blase  häufig  und  frühzeitig  durch  Katheteris- 
mua  entleert  werden,  um  Überdehnungen  und  eventuell  Blasenrupturen  zu 
verhüten.    3.  Der  Zustand  der  Blase  muss  in  hohem  Grade  die  Prognose  bei 
operativem  Vorgehen  beeinflussen,  wenn  Hindernisse  der  Harnentleerung  be- 
seitigt werden  sollen.    Cystoskopie  und  die  anderen  Untersuchungsmethoden 
sind  daher  von  grösster  Wichtigkeit.    4.   Die  Hypertrophie  der  Blasenwand 
kann  durch  vier  verschiedene  Prozesse,  einzeln  oder  kombiniert,  bedingt  sein: 
durch  entzündliche  Infiltration,   durch  Bindegewebszunahme,  durch  Muskel- 
hypertrophie oder  durch  Geschwulstbildung. 

Goebel  (29)  hat  im  Diakonissenhospital  in  Alexandrien  reichlich  Ge- 
legenheit gehabt,  die  Bilharziakrankheit  mit  den  durch  sie  hervorgerufenen 
Blasentumoren  und  Cystitis  zu  beobachten,  und  teilt  seine  Erfahrungen  über 
die  chirurgische  Behandlung  der  Krankheit  mit.  Die  früher  vielfach,  und 
auch  von  ihm  selbst  anfangs  ausgeführte  Sectio  mediana  hat  Goebel  ¥rieder 
verlassen  und  formuliert  jetzt  folgende  Schlüsse :  1 .  Bei  schweren  Formen  der 
Bilharziacystitis  ist  die  Sectio  alta  und  Auskratzung  der  Blase  ein  palliatives 
Heilmittel,  das  die  Kranken  von  ihren  quälenden  Symptomen  befreit  und 
wieder  arbeitsfähig  macht.  2.  Bei  den  Bilharziatumoren  ist  die  Sectio  alta 
stets  indiziert,  da  sie  die  Kranken  ohne  weiteres  von  ihren  hochgradigen 
Beschwerden  befreit  und  der  Schaden  einer  bleibenden  Fistel  gegenüber  den 
Qualen  des  Kranken  gering  anzuschlagen  ist. 

Der  wichtigste  Teil  des  von  Dobrotworski  (19)  angegebenen  Harn- 
rezipienten  ist  ein  am  Rande  einer  flachen  Aluminiumschale  befestigter,  dünn- 
wandiger Gummireifen,  der  bis  zu  jedem  beliebigen  Elastizitätsgrade  aufge- 
blasen werden  kann.  Die  Schale  wird  an  der  Bauchwand  durch  elastischen 
Druck  festgehalten,  der  einmal  durch  den  pneumatischen  Reifen,  dann  durch 
einen  elastischen  Leibgürtel  hervorgerufen  wird.    Zwei  um  die  Oberschenkel 

54* 


852  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  TeiL 

geschlungene  Träger  verhindern  den  Apparat,  sich  nach  oben  zu  yerscluebeiL 
Von  der  Schale  aus,  die  als  Reservoir  dient,  führt  ein  Abflussrohr  in  den  am 
Oberschenkel  befestigten  Gummirezipienten. 

Die  experimentellen  Untersuchungen,  welche  Marcus  (45)  an  Eanindieo 
und  Hunden  über  das  Rückströmen  von  Harnblaseninhalt  anstellte,  führten 
zu  folgenden  Ergebnissen: 

1.  Ein  Aufsteigen  von  Blaseninhalt  ins  Nierenbecken  konnte  häufig  fest- 
gestellt werden;  dies  geschah  entweder  durch  antiperistaltische  üreterbeire- 
gungen  oder  durch  Blasenkontraktion  bei  überdehntem  und  gelähmtem  Ureter. 

2.  Wurde  im  Nierenbecken  kein  Trauma  gesetzt,  so  verteilte  sich  der 
Farbstoff  bloss  in  den  Buchten  und  stieg  gelegentlich  in  den  Sammelröhren 
an  der  Papillenspitze  auf,  war  aber  sonst  nirgends  in  der  Nierensnbstanz 
anzutreffen. 

3.  Jene  Versuche,  in  denen  ein  Eintritt  von  Farbstoff  in  die  Voten 
beobachtet  wurde,  sowie  die  Luftembolieversuche  verliefen  in  genau  derselbei 
Weise,  wie  sie  Lewin  beschrieben  hat.  Es  zeigte  sich  jedoch  bei  der  mikith 
skopischen  Untersuchung,  dass  in  allen  diesen  Versuchen  ein  Trauma  des 
Nierenbeckens  stattgefunden  hatte. 

4.  Auffällig  war  der  geringe  Druck  (selbst  bei  grossen  HundemereDi, 
durch  den  bereits  derartige  Traumen  der  Niere  zustande  kamen. 

5.  Auch  in  diesen  Versuchen  konnten  korpuskulare  Elemente  in  ait- 
femten  Organen  und  dem  Herzblute  nachgewiesen  werden,  doch  verliert  dieser 
Befund,  wie  sich  aus  dem  vorhergehenden  ergibt,  jede  Bedeutung. 

6.  Ein  Eindringen  korpuskularer  Elemente  durch  die  Sammelkanalcheii 
in  die  gewundenen  Kanälchen  oder  gar  in  die  Bowm ansehen  Kapseln  wurde 
niemals  beobachtet  und  ist  auch  nach  den  vorhandenen  Literaturangaben 
völlig  unwahrscheinlich. 

7.  Die  Versuche  mit  Bakterien  lieferten  genau  dieselben  Resultate  lie 
die  mit  Farbstoffaufschwemmungen  angestellten  Experimente. 

8.  Die  Schnelligkeit  einer  postmortalen  Einwanderung  von  beweglichen 
Bakterien  aus  dem  Nierenbecken  in  die  Nierensubstanz  scheint  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  von  der  verwendeten  Bakterienart  abzuhängen  und  erfolgt 
auf  dem  Lymph-  oder  Blutwege,  nicht  durch  die  Hamkanälchen. 

Beclere  (6)  hat  in  mehreren  Fällen  wohlgelungene  stereoskopisck 
Röntgenaufnahmen  von  Nierensteinen  machen  können  und  bringt  eine  gute 
Reproduktion  des  einen  Bildes. 

H  e  u  s  n  e  r  (34)  empfiehlt,  lackierte  seidene  Katheter  in  ParafGnöl  ^/i  Stnnle 
lang  zu  kochen.  Sie  sind  dann,  wie  bakteriologische  Untersuchungen  ergeben 
haben,  sicher  steril  und  erleiden  keinen  Schaden.  Überdies  können  sie  direkt 
verwendet  werden,  ohne  dass  man  sie  in  Wasser  auswaschen  muss,  wie  es  bei 
Verwendung  von  Salzlösungen  notwendig  ist. 

Gathelin  (13)  hat  am  Hunde  mit  gutem  Erfolge  den  durchschnittenen 
Ureter  auf  folgende  Weise  in  die  Blase  implantiert:  Nachdem  der  Ureter 
oberhalb  der  Durchschneidungsstelle  provisorisch  abgeklemmt  worden  war. 
wurde  sein  freies,  abgeschnittenes  Ende  mit  vier  kreuzweise  durchgelegten 
Nähten  armiert.  Dann  wurde  in  die  Blasenwand  ein  Schrägschnitt  bis  auf 
die  Mukosa  geführt,  der  in  seinem  vorderen  Ende  bis  in  die  Blase  hinein 
vertieft  wurde.  Mit  den  vorher  durch  das  Ureterende  gelegten  vier  Nähten 
wurde  hier  jetzt  der  Ureter  eingenäht  und  der  übrige  Schrägschnitt  in  der 
Blasenwandung  über  dem  Ureter  durch  Knopfnähte  derart  vereinigt,  dass  die 


Saltan,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blase.  853 

einzelnen  Nähte  die  üreterwand  mitfassten.  Dass  diese  Einnähung  sicher 
fiixiktionierte ,  zeigte  sich  am  besten  darin,  dass  nach  Exstirpation  der  ent- 
gegengesetzten Niere  eine  Störung  im  Befinden  des  Hundes  nicht  eintrat. 

Frank  (27)  empfiehlt  als  Ersatz  für  den  hohen  Steinschnitt  die  breite 
£r Öffnung  der  Blase  vom  Damm  aus,  ähnlich  wie  esO.  Zuckerkandl  schon 
getan  hat.  Frank  macht  einen  queren  perinealen  Schnitt,  löst  stumpf  den 
Mastdarm  soweit  ab,  bis  die  hintere  Blasenwand,  die  Samenbläschen  und  end- 
lich die  Douglassche  Falte  blossliegen.  Nachdem  die  Douglas  sehe  Falte 
mit  den  Fingern  noch  ein  Stück  weit  von  der  Blase  abgelöst  und  abgeschoben 
ist,  lässt  sich  mit  Spateln  ein  genügend  breiter,  peritoneumfreier  Teil  der 
ßlasenwand  freilegen.  Frank  hat  seine  Methode  3  mal  am  Menschen  aus- 
geführt, 2  mal  wegen  Blasensteins,  Imal  wegen  Papilloms.  Ein  Steinkranker 
starb  7  Stunden  nach  der  Operation;  bei  der  Obduktion  fand  man  eine  hoch- 
gradige fettige  Degeneration  des  Herzmuskels,  Arteriosklerose  und  Schrumpf- 
niere,  so  dass  der  Tod  nicht  der  Operationsmethode  zur  Last  fallt. 

In  einem  Falle  von  Hamröhrenverengerung  nahm  De  Franchis  (26) 
die  Epicystotomie  Tor.  Er  tut  dar,  dass  dieser  Operationsakt  der  Blasen- 
punktur  und  der  Urethrotomie,  besonders  in  Fällen  von  mit  Infektion  kom- 
plizierter Hamröhrenstenose,  vorzuziehen  sei.  B.  Giani. 

Gordero  und  Amadoni  (18)  nahmen  experimentelle  Untersuchungen 
▼or,  um  zu  beweisen,  dass  die  Catgutnaht  der  Blasenschleimhaut  rationell  und 
gefahrlos  sei.  Bei  ihren  an  9  Hunden  ausgeführten  Experimenten  erhielten 
sie  stets  Heilung  per  primam ,  ohne  dass  Tröpfelung  aus  den  Wunden  statt- 
fand. Sie  stellten  folgendes  fest:  Die  Naht  unmittelbar  nach  dem  Unter- 
banchschnitt  anzulegen,  muss  das  Desideratum  sein;  am  besten  vernäht  man 
die  Blase,  wenn  man  zuerst  nur  die  Schleimhaut  mittelst  unterbrochener  oder 
überwendlicher  Catgutnaht  verschliesst,  dann  in  einer  zweiten  Ebene  eine  die 
Muscularis  und  Serosa  fassende,  ebenfalls  unterbrochene  oder  überwendliche 
Seidennaht  anlegt  und,  wenn  man  es  für  nötig  hält,  in  einer  dritten  Ebene 
mit  einer  Seidennaht  die  Serosa  allein  fasst ;  das  Gatgut  hält  an  der  Schleim- 
haut bis  zur  Vernarbung  vor  und  ist  am  6.  oder  7.  Tage  vollständig  resor- 
biert; zu  Stein-  oder  Erustenbildung  hat  es  nie  Anlass  gegeben;  die  auf  be- 
sagte Weise  angelegte  Naht  verschliesst  die  Blase  hermetisch  und  nie  kommt 
es  zu  Haminfiltration;  die  Bauch  wunde  kann  gänzlich  verschlossen  werden. 
—  Auf  den  Einwand,  dass  beim  Hunde  die  Blase  überall  mit  Serosa  be- 
kleidet ist,  erwidern  sie,  dass  sie  besonders  die  Schleimhaut  in  Berücksich- 
tigung zogen,  auf  deren  Vemarbungsprozesse  die  Anwesenheit  der  Serosa  keinen 
Einfluss  haben  kann.  —  Bei  4  Experimenten  injizierten  sie  Kulturen  von 
pyogenen  Kokken  in  die  Blase,  um  festzustellen,  ob  die  Schleimhautnaht  gegen 
Infektion  schützt;  eine  Infektion  hat  nie  stattgefunden.  —  Diese  Methode 
wendeten  die  Yerff.  mit  Erfolg  auch  beim  Menschen  an.  Ihre  Experimente 
bestätigen  ausserdem  die  Behauptung  Albarrans,  dass  nämlich  die  Blasen- 
infektion nar  dann  eine  Kontraindikation  der  Naht  bilde,  wenn  die  Blasen- 
wand in  ihrer  ganzen  Dicke  in  Mitleidenschaft  gezogen  ist.  Als  Kontraindi- 
kationen sehen  sie,  ausser  tiefen  Veränderungen  der  Blasenwand,  ausgedehnte 
Kontusionen  der  Ränder  und  intravesikale  Blutungen  an.  B.  Giani. 

In  dem  von  Cadivilla  (16)  beschriebenen  Falle  wurde  vor  5  Jahren 
die  Plastik  des  Blasenhalses  vorgenommen.  Als  diese  Operation  ausgeführt 
wurde,  war  Patient  16  Jahre  alt  und  litt  seit  9  Jahren  an  unwillkürlichem 
Harnabgang  infolge  einer  mittelst  der  perinealen  Gystotomie  bewirkten  Blasen- 


854  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.     IL  Teil 

sieinexstirpation.  Die  Diagnose  lautete  auf  Insuffizienz  im  Schliessniigs- 
mechanismus  der  Blase  wegen  Läsion  des  Blasenhalses  und  folglich  auch  des 
Schliessmnskels.  Cystotomia  suprapubica.  Man  fand  eine  Narbe  in  der  hin- 
teren Blasenhaisregion,  die  quer  über  den  Hals  verlief;  die  Hamleitermündnng 
war  weit  geöffnet.  Exstirpation  der  Narbe  mittelst  zweier  eine  Ellipse  ba- 
denden und  tief  in  die  Fasern  des  Schliessmnskels  dringenden  Schnitte.  Zvei 
weitere  seitwärts  gerichtete  Schnitte,  die,  von  der  Medianlinie  der  ersteren 
abgehend,  längs  den  Schliessmuskelfasem  bis  zur  Mitte  des  Halses  verliefen. 
Die  von  den  Schnitten  gezeichnete  Figur  war,  nach  Auswärtsziehung  der  tob 
der  Vereinigung  der  Schnitte  gebildeten  Winkel,  annähernd  die  eines  Rhombus. 
YerschUessung  der  Scharte  mit  5  Gatgutnähten.  Vollständige  Heilung.  5  Jahie 
nach  der  Operation  unveränderter  Zustand. 

Nach  Verf.  empfehle  sich  dieses  Verfahren  in  manchen  Fällen  von  Enu- 
resis, in  denen  in  der  Pubertätsperiode  noch  keine  Heilung  erfolgt  ist  und 
in  denen  elektrische  und  andere  Behandlungsmethoden  erfolglos  geblieben  sind. 

B.  Giani. 

Das  Thema  der  Blasenscheidenfistelbehandlung  hat  stets  die  Aufmerk- 
samkeit der  Gynäkologen  in  Anspruch  genommen,  weil  die  Fistel  leicht  rea- 
diviert.  P  e  n  z  o  (52)  bespricht  zunächst  die  verschiedenen  Behandlungsmethoden 
und  beschreibt  dann  die  von  ihm  befolgte.  Er  isoliert  die  Fistelränder  mit 
grösster  Sorgfalt  und  frischt  sie  an,  sich  hierbei  eines  besondem  langen  Messer- 
chens bedienend,  das  so  konstruiert  ist,  dass  die  Klinge  nach  verschiedena 
Richtungen  gebeugt  werden  kann;  hierauf  legt  er  Zapfeimähte  an.  —  Acht 
von  ihm  nach  seiner  Methode  behandelte  Fälle  sind  vollständig  geheilt 

R.  Giani. 

Rosanow  (54)  spricht  sich  auf  Grund  von  24  Fällen  von  hohem  Steio- 
schnitt  für  die  Blasennaht  aus.  Er  sah  in  94,1  ^/o  seiner  Fälle  prima  intentio 
eintreten.  Er  legt  die  Naht  in  zwei  Etagen  an,  die  tiefere  mit  resorbier 
barem  Material.    Den  Katheter  ä  demeure  bei  der  Nachbehandlung  verwirft  er. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Roth  (55)  hat  in  240  Fällen  die  Cystotomia  suprapubica  ausgefährt, 
und  zwar  in  3  wegen  rückläufigen  Katheterismus,  in  2  wegen  hartnäckige 
Hamröhrenfisteln,  in  224  wegen  Blasensteinen,  in  5  wegen  Blasentuberknlose, 
in  4  wegen  Blasentumoren  (1  Krebs,  3  Papillome),  in  2  wegen  partieller  Pro- 
statektomie. Jn  jeder  Gruppe  gibt  Verf.  klinische  Erläuterungen.     R.  Giani. 

Die  Brauchbarkeit  der  Yaselininjektion  bei  Incontinentia  urinae  beweist 
auch  ein  von  Neudörfer  (49)  mitgeteilter  Fall,  dessen  Entstehungsgeschichte 
interessant  ist.  Ein  Arzt  hatte  der  im  3.  Monat  schwangeren  Patientin  an- 
geblich wegen  enger  Öffnung  ihres  Hymen  und  Rigidität  die  ganze  Harnröbre 
der  Länge  nach  gespalten.  Durch  Naht  Hess  sich  die  Urethra  über  einen 
Katheter  vereinigen  und  durch  Vaselininjektion  nach  Gersuny  die  Inkonti- 
nenz beseitigen. 

Bei  einer  Patientin,  bei  der  ein  um  eine  Haarnadel  gebildeter  St^ 
per  urethram  entfernt  worden  war,  hatte  sich,  wie  Hock  (36)  mitteilt,  eine 
hartnäckige  Incontinentia  urinae  eingestellt.  Verschiedene  Operationen,  darunter 
zweimal  Drehungen  der  Urethra  nach  Gersuny  hatten  das  Leiden  nicht  zn 
heilen  vermocht.  Dagegen  konnte  die  Kranke  durch  vier  Paraffininjektionen 
fast  vollständig  geheilt  werden,  nur  zeitweise  kommt  es  noch  zu  geringem 
Hamträufeln,  das  die  Patientin  nicht  sonderlich  belästigt,  so  dass  sie  eine 
weitere  Behandlung  für  unnötig  hält. 


Salt  an,  Verletzimgen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blase.  855 

Nach  Motz  und  Arrese  (46)  kann  man  nicht  so  ganz  selten  Fälle 
beobachten,  bei  denen  die  bei  Prostatikern  üblichen  Blasenbeschwerden  mit 
Hamretention  etc.  vorhanden  waren,  bei  denen  aber  jede  Prostatahypertrophie 
fehlte,  ja  bei  denen  zuweilen  eine  ausgesprochene  Atrophie  der  Prostata  nach- 
weisbar war.  Die  Verff.  haben  15  Blasen  an  Leichen  Ton  Kranken  untersucht, 
welche  klinisch  die  Diagnose  Prostatahypertrophie  darboten,  bei  denen  aber 
die  Drüse  nicht  vergrössert  gefunden  wurde.  In  5  Fällen  konnte  chronische 
Prostatitis,  in  4  Fällen  ein  Adenom,  in  6  Fällen  ein  adenoides  Epitheliom  als 
Ursache  gefunden  werden.  Die  Blasenuntersuchungen  in  diesen  Fällen  er- 
gaben 11  mal  das  Vorhandensein  normaler  Gefasse,  12  mal  Hypertrophie  der 
Muscnlaris,  2  mal  eine  bemerkenswerte  sekundäre  Sklerose  der  Muscularis, 
1  mal  eine  geringe  primäre  Muskelatrophie.  Die  Verff.  schliessen  daraus,  dass 
die  Blasenatonie  weder  durch  Arteriosklerose,  noch  durch  primäre  Muskel- 
atrophie bedingt  sein  kann. 

Die  Entstehung  einer  Blasendickdarmfistel  bei  einer  64jährigen  Frau 
führt  Hepner  (33)  auf  den  Durchbruch  eines  mit  der  Blase  verlöteten  Dick- 
darmdiyertikels  zurück.  Durch  eine  im  Breslauer  Allerheiligen-Hospital  von 
Riegner  ausgeführte  Laparotomie  wurde  die  Verbindung  zwischen  Darm 
und  Blase  durchtrennt  und  die  beiden  Stümpfe  durch  doppelte  Nahtreihen 
an  Blase  und  Darm  übemäht.  Ein  geringer  Grad  von  Gystitis  besteht  zwar 
immer  noch,  sonst  aber  ist  die  Patientin  vollkommen  geheilt. 

Pardoe  (51)  weist  auf  die  Notwendigkeit  hin,  bei  Harnleiden  öfter  als 
es  bisher  geschieht,  die  Gystokopie  zu  Hilfe  zu  ziehen  und  teilt  sechs  Fälle 
mit,  in  denen  er  mit  Erfolg  cystoskopische  Untersuchungen  voi^enommen  hat. 
An  der  Hand  von  fünf  Fällen  demonstriert  Wathen  (59)  den  hohen 
Wert  der  Gystoskopie  und  rät  zu  äeissiger  Ausübung  derselben.  Die  Fälle 
sind:  Blasenstein  um  eine  Haarnadel,  Blasentumor,  einseitige  Pyonephrose, 
Silkligatur  in  der  Blase  nach  vorangegangener  Ovariektomie ,  und  Becken- 
abszess. 

Eynard  (22)  hat  mit  dem  N  itze sehen  Operationscystoskop  einen  Fall 
von  Blasenpapillom  und  einen  mit  einfachem,  chronischen  Blasenulcus,  das 
hartnäckig  allen  anderen  Behandlungsmethoden  getrotzt  hatte,  durch  Ab- 
tragung mit  der  Schlinge  bezw.  durch  Kauterisation  geheilt.  Eynard  rühmt 
die  Vorzüge  des  Nitzeschen  Instrumentes  für  intravesikale  Operationen, 
welche  in  Frankreich  noch  nicht  entsprechend  gewürdigt  werden. 

Gathelin  (12)  hat  an  seinem  Urinseparator  (s.  diesen  Jahresbericht 
1902  Seite  984)  einige  Verbesserungen  angebracht.  Das  Kaliber  ist  kleiner 
geworden,  das  ganze  Instrument  leichter,  die  Handhabxmg  der  Entleerungs- 
katheter ist  eine  sichere  und  bequemere  geworden,  die  engen  Seidenkatheter 
sind  durch  solche  aus  Metall  ersetzt  und  die  Form  der  Membran  ist  ver- 
bessert worden. 

Gathelin  (11)  beschreibt  nochmals  genau  die  Anwendung  seines  Ham- 
segregators  und  führt  eine  grosse  Zahl  der  verschiedensten  Fälle  an,  bei 
denen  die  Anwendung  seines  Instrumentes  von  grossem  Nutzen  gewesen  ist. 
Rafin  (53)  rühmt  die  Vorzüge  des  Gathelinschen  Hamsegregators, 
den  er  bei  12  Kranken  16  mal  anwandte  und  ist  davon  überzeugt,  dass  diese 
Methode  neben  der  Gystoskopie  und  dem  Hamleiterkatheterismus  sich  einen 
dauernden  Platz  in  der  Urologie  erwerben  wird. 

Lichtenstern  (43)  empfiehlt  sehr  warm  den  Luys sehen  Hamsegre- 
gator,  der  aus  zwei  beniqueartig  gebogenen  Metallkathetem  besteht,  die  fest 


856  Jahresbericht  für  Chimrgie.    IL  TeiL 

miteinander  verbunden  sind  und  zwischen  deren  EonkaTität  eine  Gummi- 
Scheidewand  durch  eine  Kette  mit  Trieb  sich  aufspannen  lasst.  Bei  Franen 
hat  sich  das  Instrument  sehr  gut  bewährt,  es  ist  leicht  einzuführen  und  ge- 
stattet ohne  irgend  welche  technische  Schwierigkeiten  auch  dem  nicht  Ge- 
übten, den  Harn  jeder  Niere  gesondert  aufzufangen. 

Um  darzutun,  welchen  Wert  die  cystoskopische  Diagnose  haben  kamt, 
beschreibt  Gassanello  (9)  einen  Fall,  in  welchem  die  WahrscheinUchkeits- 
diagnose  auf  Nephrolithiasis  gestellt  worden  war  und  in  welchem  er,  die 
Gystoskopie  anwendend,  im  Trigonum  vesicae  drei  kleine  Papillome  erkennen 
konnte,  die  er  mittelst  der  Gystotomia  suprapubica  exstirpierte.  Bei  Er- 
krankung der  Hamwege  erhält  man  durch  die  gewöhnlichen  Untersuchnngs- 
methoden  keinen  sicheren  Aufschluss,  wohingegen  die  Gystoskopie  jeder  Frage 
ein  Ende  macht.  In  Fällen  von  chronischer  Pyurie  z.  B.  hatten  manche  die 
Diagnose  auf  eitrige  Gystitis,  andere  auf  eitrige  Pyelonephritis  gestellt  Das 
Gystoskop  dient  nicht  nur  zur  Differentialdiagnose  zwischen  einer  Blasen-  wi 
einer  Nierenläsion ,  sondern  auch  zur  Differentialdiagnose  zwischen  den  ver- 
schiedenen Blasenläsionen;  gewisse  durch  pyogene  Kokken  hervoi^rafene 
chronische  Gystitiden  mit  Hämaturien  könnten  Neoplasma  oder  tuberinfee 
Läsionen  vermuten  lassen.  Ein  anderer  Vorzug,  den  die  Gystoskopie  besitzt, 
ist  der,  dass  sie  den  genauen  Sitz  der  Blasentumoren  und  deren  Natnr  er- 
kennen lässt.  Verf.  teilt  mit  Bezug  hierauf  zwei  von  ihm  gemachte  Beob- 
achtungen mit.  Bezüghch  der  Schwierigkeiten,  die  den  Gebrauch  des  Cjsto- 
skops  beschränken  sollen,  bemerkt  er,  dass  man  in  Fällen  von  Harnröhren- 
Verengerung  die  Gystoskopie  nach  erfolgter  allmählicher  Dilatation  der  Hanh 
röhre  anwenden  kann.  Andere  Hindernisse  bieten  die  Entzündungszustande 
der  Blasenwandung  durch  die  Schmerzhaftigkeit  und  Umfangsvermindenrng 
der  Blase  dar;  in  solchen  Fällen  warte  man,  bis  die  akute  Periode  yorober 
ist,  dann  lässt  sich  die  Gystoskopie  auch  bei  reduzierter  Blasenweite  und  aa 
schmerzhaften  Teilen  vornehmen.  Die  Gystoskopie  wurde  selbst  bei  Blasen, 
die  nur  60  ccm  Flüssigkeit  fassten,  vorgenonmien.  Ist  Eiter  im  Harn  T0^ 
banden,  dann  kann  man  die  Flüssigkeit  durch  wiederholte  Blasenausspülnngea 
aufhellen;  ist  mit  dem  Eiter  Blut  vermischt,  dann  nehme  man  reichliche 
Irrigationen  vor  oder  wende  das  Nitzesche  Gystoskop  an.         R.  Gianl 

Wul Istein  (62)  gelang  es,  Phantome  zum  Zwecke  der  Gystoskopie  nnd 
des  Ureterenkatheterismus  herzustellen,  welche  in  der  Tat  durch  ihre  Natur- 
treue alle  bisher  dafür  angefertigten  Apparate  weit  übertreffen.  Er  hat  seine 
Phantome  direkt  der  Leiche  entnommen,  nachdem  er  möglichst  bald  nach 
dem  Tode  150— 200  ccm  Kaiserlingscher  Flüssigkeit  in  die  vorher  sauber 
gespülte  Blase  gefüllt  hat.  Im  Zusammenhang  wurden  dann  bei  der  Sektion 
die  Becken,  Beckenorgane  nebst  Harnröhre,  Ureteren,  Nieren,  Aorta,  Vena 
Cava  inferior  und  die  Nierengefässe  herausgenommen,  exakt  präpariert  nnd 
ebenfalls  in  Kaiserlingscher  Flüssigkeit  gehärtet.  Nach  der  Härtoog 
wurden  die  Präparate  in  Alkoholglyzerin  (1,7  Liter  50  ^/o  Alkohol  und  300  g 
Glyzerin)  aufgehoben.  So  war  Wul  Istein  in  der  Lage,  normale  Blasen 
nebst  solchen  mit  Prostatahypertrophie,  Papillomen,  Tuberkulose  u.  a.  in 
vollster  Naturtreue  cystoskopisch  zu  demonstrieren. 

Albarran  und  Gottet  (4)  geben  eine  kurze  Übersicht  über  die  Rolle, 
welche  anaerobe  Bakterien  bei  den  Infektionen  der  Hamwege  spielen.  Bei 
den  renalen  und  perirenalen  Eiterungen  kommen  aerobe  wie  anaerobe 
Bakterien  einzeln  oder  gemischt  vor ,  ebenso  wie  bei  den  sekundären  Infek* 


Salt  an,  Verleizimgen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blase.  857 

tionen  der  Nierentuberknlose.    Die  gleiche  Beteiligung  beider  Bakterienaxten 
trifft  für  die  Infektionen  der  Blase  und  Prostata  zu. 

Unter  25  Fällen  von  periurethraler  Harninfiltration  wurden 
siebenmal  anaerobe  Bakterien  allein,  sechsmal  zusammen  mit  aeroben  Bak- 
terien gefunden,  während  sie  nur  in  zwei  Fällen  vermisst  wurden.  Die  von 
ihnen  isolierten  anaeroben  Bakterien  betrafen: 

Micrococcus  foetidus  (Yeillon)  11  mal 

Diplococcus  reniformis  (C  Ott  et)  10   ^ 

Bacillus  fragilis  (Veillon  et  Zuber)  7    ;, 

Bacillus  funduliformis  (HalU)  4   „ 

Staphylococcus  parvulus  (Veillon  et  Zuber)       4  „ 
Bacillus  nebulosus  (Ha  11 6)  2   ;, 

Bacillus  bifidus  (Tissier)  1    ;, 

Bacillus  perfringens  (Veillon  et  Zuber)  1    „ 

Bacillus  ramosus  (Veillon  et  Zuber)  1    ^ 

Bacillus  fusiformis  (Veillon  et  Zuber)  1    ^* 

Die  Dissertation  von  Forcart  (25)  behandelt  die  Frage  des  Antago- 
nismus zwischen  Bacterium  coli  und  den  HamstoJBF  zersetzenden  Bakterien 
auf  Grund  der  von  Suter  ausgeführten  bakteriologischen  Untersuchungen. 
Die  erzielten  Resultate  stimmen  nur  teilweise  mit  den  bekannten  Unter- 
sacbnngsergebnissen  Rovsings  überein,  denn  Forcart  kommt  zu  dem 
Schluss,  dass  zwischen  Bacterium  coli  und  den  Staphylokokken  ein  Antago- 
nismus nicht  besteht,  dass  hingegen  zwischen  Bacterium  coli  und  den  Strepto- 
kokken zu  gunsten  des  ersteren,  und  zwischen  Bacterium  coli  und  Proteus 
vulgaris  Hauser  zu  gunsten  des  letzteren  ein  Antagonismus  vorhanden  ist. 
Gelegentlich  eines  Vortrages  über  infektiöse  Erkrankungen  der  Ham- 
werkzeuge  bei  Kindern  kommt  Cnopf  (15)  zu  dem  Schluss,  »dass  es  Infek- 
tionen der  Harnblase  gebe,  die,  ohne  die  Blasenwände  erheblich  zu  reizen, 
durch  toxische  Wirkung  Allgemeinerscheinungen  hervorrufen  können,  die  sich 
durch  lebhafte  Fieberbewegungen  aussprechen,  mit  denen  jedoch  die  subjek- 
tiven Empfindungen  nicht  immer  harmonieren.  Um  deshalb  Täuschungen  zu 
entgehen,  ist  es  notwendig,  den  Urin  nicht  nur  nach  seiner  chemischen,  son- 
dern auch  nach  seiner  bakteriologischen  Seite  hin  zu  untersuchen,  weil  uns 
das  Resultat  der  Untersuchung  nicht  nur  eine  klare  Anschauung  über  die 
Natur  der  Erkrankung,  sondern  auch  die  Möglichkeit  eines  wirksamen  thera- 
peutischen Eingreifens  gewährt*'. 

Barth  und  Micha  uz  (5)  teilen  einen  neuen  Fall  von  Cystitis  mit,  als 
deren  alleinigen  Erreger  sie  den  Bacillus  pyocyaneus  gezüchtet  haben.  Sie 
glauben,  dass  in  den  meisten  Fällen  dieser  Bacillus  erst  durch  Katheterismus 
in  die  Blase  gebracht  wird ;  nur  in  einem  geringen  Teil  der  bisher  publizierten 
Fälle  hat  ein  Katheterismus  vorher  nicht  stattgefunden. 

Bei  einem  25jährigen  Manne,  der  an  Blasenbeschwerden  und  sehr 
heftigen  Blasenblutungen  litt,  fand  Burgess  (8)  bei  dem  von  ihm  vorgenom- 
menen suprapubischen  Blasenschnitt  ein  rundes,  '/4  Zoll  im  Durchmesser  be- 
tragendes, einfaches,  nicht  tuberkulöses  Geschwür  an  der  Hinterwand  der 
Blase.  Nach  Abschabung  des  Geschwürs  und  Betupfen  des  Grundes  mit  5^/o 
Earbollösung  wurde  für  3  Wochen  noch  die  Blase  drainiert,  wonach  voll- 
ständige Ausheilung  eintrat. 

Folly  (27)  sieht  in  zweimal  täglich  anzuwendender  Injektion  von  folgen- 
der Lösung: 


858  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    IL  Teil. 

20  g  Antipyrin 
1000  g  gekochtes  Wasser 
5 — 10  g  Laudanum 
ein  sehr  gutes  Mittel,  pm  die  bei  Gonorrhöe  zuweilen  mit  heftigsten  Schmerzen 
auftretenden  Blasenblutungen  zum  Stillstand  zu  bringen  und  die  Schmerzen 
zu  mildem.    Er  fügt  drei  Krankengeschichten  hinzu,  die  über  günstige  Er- 
folge berichten. 

Ferguson  (23)  fand  bei  Operation  einer  grossen,  verwachsenen  Ingui- 
nalhemie,  nachdem  er  den  Bruchinhalt  reponiert  und  den  Bruchsackhals  tct- 
näht  hatte,  dicht  neben  dem  Samenstrang  eine  durchschimmernde  Cyste  mit 
extrem  zarter  Wandung,  die  er  für  eine  Hydrocele  fnniculi  spermatici  hielt 
Nach  Inzision  derselben  erkannte  er  erst,  dass  er  eine  extraperitoneale  Blas^i- 
hemie  vor  sich  hatte.    Blasennaht.    Heilung. 

Erinkoff  (40)  operierte  eine  86  Jahre  alte  Frau  wegen  eines  links- 
seitigen Schenkelbruches,  welcher  seit  4  Tagen  eingeklemmt  war.  Beim  Iso- 
lieren des  Bruchsackes  wurde  eine  Verdickung  seiner  medialen  Wand  kon- 
statiert und  hierselbst  beim  Abpräparieren  des  Sackes  die  Blase  in  eina:  Ai^ 
dehnung  von  5  cm  eröffnet.  Die  Blase  war  fest  mit  dem  Bruchsack  verwadiseo. 
Naht  der  Blasenwunde.  In  den  Schenkelkanal  wird  ein  Tampon  eingefuhrL 
Glatte  Heilung.  Im  Anschluss  an  diesen  Fall  stellt  Krinkoff  46  Falle  ans 
der  Literatur  zusammen.  Es  handelte  sich  32  mal,  darunter  der  Fall  Erin- 
koffs,  um  eine  Cystocele  paraperitonealis ,  11  mal  um  eine  extraperitoneafe 
eine  intraperitoneale,  eine  artefizielle  und  zwei  unbestimmte  Fälle.  Eise 
Lipocele  wurde  bei  der  Gyst.  paraperiton.  in  41  ^/o,  bei  der  Cyst.  extraperiton. 
in  64®/o  der  Fälle  beobachtet.  Krinkoff  tritt  der  Meinung  Brunners 
über  die  Häufigkeit  der  ^operativen^  Blasenhemie  entgegen.  Er  glaubt,  das 
in  den  meisten  Fällen,  namentlich  bei  den  extraperitonealen  Blasenhemien  « 
sich  nicht  um  Kunstprodukte  handeln  kann,  dagegen  sprechen  bei  den  para- 
peritonealen die  feste  Verwachsung  der  Blase  mit  dem  Bruchsack,  bei  den 
extraperitonealen  das  häufige  Fehlen  eines  Bruchsackes  und  sogar  einer  lipo- 
cele. —  Von  den  Symptomen  sind  die  Blasenbeschwerden  das  Charakteristischste, 
doch  bestehen  dieselben  nur  in  23%  der  Fälle.  Eine  richtige  Diagnose  vor 
der  Operation  wurde  in  15%  der  Fälle  gestellt.  Während  der  Operation 
wurde  die  Diagnose  31  mal  (66%)  und  nach  der  Operation  9  mal  (19  ^/o)  ge- 
stellt. —  Von  46  Operierten  starben  vier,  zwei  infolge  der  Operation  (Sepsis 
und  Peritonitis  nach  der  Blasenverletzung).  Verletzung  der  Blase  bei  der 
Operation  kam  bei  31  Fällen  (67  %)  vor.  21  mal  wurde  die  Verletzung  während 
der  Operation  bemerkt,  dabei  die  Blasenwunde  nur  18 mal  vernäht.  Nadi 
der  Operation  wurde  die  Verletzung  in  9  Fällen  konstatiert,  siebenmal  ent- 
standen Hamfisteln.  In  einem  Fall  ergab  erst  die  Sektion  die  Blasenverletzung. 

Hohlbeck  (St.  Retersburg). 

Dass  durch  eine  traumatische  Blasenblutung  beide  Uretermündung^i  so 
fest  verlegt  sein  können,  dass  eine  Urämie  dadurch  entsteht,  lehrt  ein  Fall 
Stevens^  (58).  Ein  16 jähriger  Bursche  war  zwischen  zwei  Eisenbahnpuff^ 
geraten  und  hatte  dadurch  eine  Blasenblutung  mit  anschliessender  schwerer 
Urämie  davongetragen.  Nachdem  3  Tage  nach  der  Verletzung  die  Blase  er- 
öffnet und  die  Blutgerinnsel  entfernt  worden  waren,  schwanden  die  urämischen 
Symptome  und  Patient  genas. 

Clark  (14)  berichtet  über  einen  50jährigen  Kranken,  der  unter  den 
Symptomen  von  Urämie   und  Peritonitis  zugrunde  gegangen  war.     Bei  der 


Sultan,  Verletzungen  und  cliinirgische  Erankkeiten  der  Blase.  859 

Sektion  fand  sich  als  Ursache  hierfür  eine  mit  der  Blase  kommunizierende 
grosse  alte  Abszesshöhle,  welche  augenscheinlich  schon  lange  als  Blasenrecepta- 
culum  gedient  hatte,  da  die  eigentliche  Blase  selbst  bis  auf  Orangengrösse 
kontrahiert  war.  Die  erwähnte  grosse  Harn  und  Eiter  enthaltende  Höhle 
war  in  die  Bauchhöhle  perforiert.  Als  Ursache  des  ganzen  Leidens  musste 
die  vorhandene  starke  Prostatahypertrophie  angesehen  werden,  während  die 
Entstehung  der  Abszesshöhle  entweder  auf  ein  sekundäres  Blaseugeschwür 
oder  auf  eine  Verletzung  beim  Katheterismus  bezogen  werden  musste. 

Einen  merkwürdigen  Fall,  bei  dem  ein  retrovesikaler  Abszess  zum  Durch- 
bruch in  einen  Bronchus  führte,  teilt  Legrain  (42)  mit.  Es  handelte  sich 
um  einen  14jährigen  Ejiaben,  der  Jahre  hindurch  alle  5 — 6  Monate  unter 
heftigen  Schmerzen  reinen  Eiter  mit  dem  Harn  entleerte  und  bei  dem  man 
während  dieser  Attacke  vom  Mastdarm  her  einen  kindskopfgrossen,  retro- 
vesikai  gelegenen  Tumor  fühlte.  Nach  dem  Anfall  war  der  Tumor  verschwun- 
den und  der  Harn  wurde  wieder  vollkommen  klar.  Innerhalb  eines  solchen 
Anfalles  erfolgte  plötzlich  ein  Durchbruch  in  einen  Bronchus,  der  Kranke 
expektorierte  einen  Liter  des  gleichen  Eiters,  der  keine  Tuberkelbazillen, 
sondern  nur  Eiterkokken  enthielt.  Unter  septikämischen  Erscheinungen  starb 
der  Kranke.  Leider  musste  die  Autopsie  unterbleiben,  so  dass  über  die  Art, 
wie  diese  Eiterkommunikation  stattgefunden  hatte,  etwas  Sicheres  nicht  fest- 
gestellt werden  konnte. 

West  er  man  (61).  Bei  einem  2  jährigen  Kinde,  das  schon  ein  halbes  Jahr  leidend 
war,  wurde  die  Blase  bis  zu  einer  Eapazitftt  von  2  L.  ausgedehnt  gefanden.  Ein  Metall- 
katheter konnte  leicht  eingeführt  werden.  Der  Urin  enthielt  viel  putriden  Eiter.  Nach 
Sectio  alta  anfangs  Besserung  des  Zustandes.  Später  entwickelte  eich  ein  grosser  gas- 
haltiger AbszesB,  der  vom  rechten  Darmbein  bis  in  das  kleine  Becken  hinein  sieh  erstreckte. 
Nachdem  zwei  Wochen  später  sich  in  der  Gegend  der  rechten  Niere  eine  zweite  retroperi- 
toneale  Abssesshöhle  entwickelt  hatte,  trat  Exitus  ein. 

Die  Obduktion  lieferte  folgenden  Befund: 

Hinter  dem  Peritoneum  eine  Abszesshöhle  vop  der  rechten  Niere  bis  ins  kleine  Becken. 
Beiderseitige  parenchymatöse  Nephritis;  Nierenbecken  links  und  rechts  ausgedehnt.  Beide 
Ureteren  münden  an  normaler  Stelle  in  der  Blase  ein.  Parallel  dem  rechten  Ureter  eine 
retroperitoneal  gelegene  daumendicke  Röhre  in  der  Nähe  des  oberen  Nierenpols  blind  endigend. 
Diese  Röhre  läuft  bis  zur  Linea  innominata  vor  dem  Ureter,  biegt  dann  nach  der 
Medianlinie  um,  läuft  seitlich  den  Uterus  entlang  bis  zur  Blase  und  bildet  innerhalb  der  Blasen- 
wandung eine  cystische  Erweiterung.  Die  Blasenschleimhaut  ist  intakt,  nur  an  der  Spitze 
des  Sackes  ist  eine  kleine  öffiiung  Torhaaden.  Der  Inhalt  des  Sackes  besteht  aus  schlei- 
migem Eiter.  Die  Wand  wird  von  Bindegewebe  und  glatten  Muskelfasern  gebildet;  das 
Epithel  ist  zugrunde  gegangen. 

Die  Schwierigkeiten  bei  der  Entleerung  der  Blase  wurden  durch  diesen 
Obduktionsbefund  aufgeklärt ;  sobald  das  Kind  zu  urinieren  anfing,  legte  sich 
die  Cyste  vor  die  innere  Hamröhrenmündung. 

Westerman  hält  diese  Missbildung  für  eine  Verdoppelung  des  Ureters, 
entstanden  durch  doppelte  Ausstülpung  des  Wolff sehen  Ganges;  die  Ent- 
Wickelung  der  zu  diesem  überzähligem  Ureter  gehörenden  Nierensubstanz  ist 
wahrscheinlich  schon  im  intrauterinen  Leben  gehemmt  worden. 

Goedhuis  (Deventer). 

Guisy  (31)  extrahierte  bei  einer  36jährigen  Frau  einen  etwa  drei  Monate 
alten  Fötus  aus  der  Harnblase.  Die  Patientin  kam  mit  vollständiger  Ham- 
retention,  die  seit  22  Stunden  bestand,  in  seine  Behandlung.  Sie  hatte  einige 
Jahre  vorher  im  Anschluss  an  einen  Abort  eine  Pelviperitonitis  durchgemacht 
und  in  den  letzten  Monaten  an  jauchiger  Cystitis  gelitten.  Bei  Untersuchung  der 
Harnröhre  zeigte  es  sich,  dass  sie  durch  einen  Fremdkörper  vollständig  ver- 


860  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

legt  war;  nach  starker  Dilatation  der  Urethra  wurde  dieser  extrahiert  und 
erwies  sich  als  ein  etwa  drei  Monate  alter  Fötns.  Guisy  nimmt  an,  das« 
es  sich  nm  eine  rechtsseitige  Tubargravidität  gehandelt  hat,  dass  es  infolge 
des  Torangegangenen  Aborts  und  der  Pelviperitonitis  zu  einer  Yerlötong 
zwischen  Blase  und  Tube  gekommen  war  und  dass  es  nach  und  nach  zu 
einem  Durchbruch  in  die  Blase  gekommen  ist.  Die  Patientin  konnte  nsuch 
Einführung  eines  Dauerkatheters  und  nach  mehrwöchentlicher  Behandlung 
mit  antiseptischen  Blasenspülungen  geheilt  entlassen  werden. 

Englisch  (21)  gibt  ein  knappes  Autoreferat  über  einen  in  der  Wiener 
Gesellschaft  der  Ärzte  gehaltenen  Vortrag  über  die  Beziehung  der  BlasendiTer- 
tikel  zur  Perforationsperitonitis.  Nach  seiner  Zusammenstellung  ist  es  auf- 
fallend, dass  die  Entzündung  der  Säcke  bis  zum  Durchbruche  bei  Divertikel- 
steinen  seltener  ist,  als  bei  der  Entzündung  allein,  denn  bei  den  Divertikel' 
steinen  fand  er  12  Todesfalle  an  Peritonitis,  während  die  Entzündung  der 
Divertikel  in  250  Fällen  zum  Tode  führte,  darunter  neun  Perforationen.  „Die 
Todesursache  bei  entzündeten  Taschen  lag  teilweise  im  Fortschreiten  der  Er- 
krankungen der  höher  gelegenen  Organe,  vorzüglich  der  Niere  (Urämie  16  Fälle), 
teils  in  fortschreitendem  Marasmus  (2  Fälle),  in  Peritonitis  (11  Fälle),  ohne 
Perforation  (5  Fälle),  mit  Perforation  (9  Fälle),  in  septischen  Proze^en 
(5  Fälle);  dazu  kommen  noch  6  Todesfalle  infolge  septischer  Vorgänge  vom 
Divertikel  ausgehend.  In  Summa  bei  39  Blasendivertikeln  5  Heilungen  und 
39  Todesfälle.*' 

Englisch  (20)  macht  unter  Anführung  einschlägiger  Fälle  darauf  auf- 
merksam, dass  gar  nicht  so  selten  eine  vorhandene  Ischurie  reflektorisch 
durch  Erkrankungen  des  Mastdarms  (Fissuren,  Geschwüren,  Neubildungen) 
oder  der  weiblichen  Genitalien  (Entzündungen  und  vor  allem  auch  Uten»- 
Karzinome  im  Beginn)  ausgelöst  wird.  Zuweilen  liegt  auch  die  Ursache  in 
einer  Krankheit  des  Gehirns  (alter  apoplektischer  Herd)  oder  Rückenmaris 
(Tabes)  zu  einer  Zeit,  in  der  die  Grundkrankheit  kaum  Erscheinungen  madit. 
Wenn  es  gelingt,  das  primäre  Leiden  zu  beseitigen,  dann  verschwindet  die 
Ischurie  schnell  von  selbst.  In  gleicher  Weise  trifft  das  Gesagte  auf  die 
Bleiintoxikation  und  auf  chemische  Alteration  zu,  wie  sie  als  Gewerbeerkrankung 
oder  durch  medikamentöse  Einflüsse  bedingt  sein  können. 

Nordenhoft  (50).  Der  Fall  (Ulcus  simplex  vesicae)  kam  bei  einer  SOjfthiigen  Frai 
vor.  Die  Krankheit  begann  wfthrend  einer  Gravidität  vor  zwei  Jahren  mit  cystitiacfaea 
Symptomen.  Als  sie  in  Behandlung  kam,  war  der  Harn  alkalisch,  eiter-  und  blathaltig. 
Bei  Exploration  war  eine  bedeatende  Verdickung  dem  Trigonum  entsprechend  vorhandeo. 
Gystoskopisch  war  eine  grosse,  blumenkohl&hnliche  Intumeszenz  zu  sehen,  stark  inkmstieii 
das  Trigonum  und  die  Partie  um  die  Uretermündungen  einnehmend.  Durch  eine  Sectio 
alta  wird  die  Intumeszenz  mit  scharfem  Löffel  entfernt,  danach  Kauterisation.  Der  Prozes 
war  nicht  tiefgreifend.  Genesung.  Zwei  Jahre  nach  der  Operation  war  an  der  Stelle  eine 
weissliche  Narbe  zu  sehen.  Mikroskopisch  bestanden  die  entfernten  Stflcke  ans  einem 
Granulationsgewebe,  das  grösstenteils  nekrotisch  und  inkrustiert  war.  Weder  Tuberkel 
noch  cancerähnliche  Zellen  waren  vorhanden. 

Verf.  fasst  den  Fall  als  ein  Ulcus  mit  luxurierenden,  inkrustierten  Granulationen  sat 

Schaldemose, 

ni.  Ektopie,  Missbildungen,  Divertikel  der  Blase. 

68.   Arcoleo,  T.,  Sul  trattamento  chirurgico  deU*  estrofia  della  vescica.  11  Morgagni  1903. 

Nr.  7. 
64.   B 1  a  u  e  1 ,  Zur  Kasuistik  der  Bauchblasengenitalspalten.  Beiträge  zur  klin.  Chirurgie  190i 

Bd.  89.  Heft  1. 


Sultan,  Verletzungen  und  chirorgische  Krankheiten  der  Blase.  861 

65.  Bockenfaeimer,  Zur  Ätiologie  der  BauchblasengenitalBpalte.  Archiv  fttr  klinische 
Chirargie  1903.  Bd.  69.  Heft  3. 

66.  Borelias,  Eine  neue  Modifikation  der  Mayd Ischen  Operationsmethode  bei  ange- 
borener Blasenektopie.    Zentralblatt  fttr  Chirargie  1908.  Nr.  29. 

67.  —  Zar  Modifikation  der  Maydl  sehen  Operation  bei  angeborener  Blasenektopie.  Zentral- 
blatt fttr  Chirurgie  1903.  Nr.  87. 

68.  '^'Casati,  Innesto  del  trigono  vescicale  nel  retto  in  an  caso  di  esirofia  della  vescica. 
Atti  della  R.  Accademla  delle  scienze  mediche  e  naturali.  Ferrara  1903.  Fase.  4. 

69.  CathelinetSemp^,  La  vessie  double.  Annales  des  maladies  des  organes  g^nito- 
nrinaires  1903.  Nr.  5. 

70.  Enderlen,  Zur  Ätiologie  der  Blasenektopie.  Archiv  fttr  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  71. 
Heft  2. 

71.  ^Hartje,  Ein  seltener  Fall  von  Bauchblasengenitalspalte.  Inaug.- Dissertation.  Göt- 
tingen 1902. 

72.  Hartlej,  Ezstirpation  of  the  urinary  bladder.  Medical  News  1908.  Aug.  29.  Siehe 
unter  Nr.  112  bei  Tuberkulose  der  Harnblase. 

73.  H.  J  a  c  o  b  B  0  n ,  A  case  of  uretero-trigono- intestinal  auastomosis  for  the  relief  of  exstrophy 
of  the  bladder.    The  journ.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903.  Jan.  3. 

74.  *K aiser ling,  Über  Ectopia  vesicae.    Inaug.-Di8sertat.    Halle  a/S.  1908. 

75.  Q.  Eolossow,  Ein  Fall  von  Verdoppelung  der  Harnblase  und  eines  Uretero;  Ent- 
stehung und  praktische  Bedeutung  dieser  Anomalien.  Russisches  Archiv  fttr  Chirurgie 
1903.  Heft  3. 

76.  '^Mejer,  Ein  Fall  von  kongenitaler  Ectopia  vesicae  urinariae.  Inaug.  -  Dissertation. 
Kiel  1903. 

77.  Mttller,  Abänderung  der  Borel  ins  sehen  Modifikation  der  May  dl  sehen  Operations- 
methode bei  kongenitaler  Blasenektopie.    Zentralblatt  fttr  Chimrgie  1903.  Nr.  33. 

78.  L.  Rydjgier,  Ein  Vorochlag  zur  C^eration  der  Blaseuspalte.  Gazeta  lekarska  1903. 
Nr.  50. 

79.  Senn,  Rectovesical  auastomosis  for  exstrophy  of  the  bladder.  Chicago  surgical  society. 
Annais  of  eurgery  1903.  Febr. 

80.  Stangl,  Ein  Fall  von  ürachusfistel  bei  einem  Erwachsenen.  Wiener  klin.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  40. 

81.  ^Stiles,  A  case  of  extrovereion  of  the  bladder.    Medical  Press  1903.  Jan.  28. 

82.  *Weydling,  Ein  Fall  von  Banchblasendarm-  und  Genitalspalte  mit  Myelocystocele. 
Inaug.-Dissertation.    Leipzig  1903. 

En  von  B 1  au  el  (64)  publizierter  Fall  von  Bauchblasengenitalspalte  weicht 
von  dem  gewöhnlichen  Typus  ab  durch  die  rudimentäre  Ausbildung  der  Harn- 
blase, durch  das  Vorhandensein  einer  nicht  gespaltenen,  von  einer  normalen 
Urethra  durchbohrten  Eichel  bei  Spaltung  des  Präputiums  und  durch  die 
Kommunikation  des  Dünndarmes  mit  dem  Blaseninnem  in  Gestalt  einer  seit- 
lichen Fistel  bei  fast  vollständig  entwickeltem  Dickdarm.  Blauel  schliesst 
sich  in  bezug  auf  die  Ätiologie  seines  Falles  den  Deduktionen  Reicheis  an. 
Der  Widerspruch,  der  in  der  Spaltung  des  Präputiums  bei  der  gleichzeitig  vor- 
handenen, von  normaler  Urethra  durchbohrten  Eichel  gegenüber  der  Reich  ei- 
schen Auffassung  vorzuliegen  scheint,  sei  aber  nur  scheinbar.  Denn  wenn  un- 
mittelbar hinter  dem  Eichelteil  des  Genitalhöckers  die  Bildung  des  Primitiv- 
streifens ausbleibt,  so  muss  auch  das  Präputium  gespalten  sein,  während  sich 
die  Glans  normal  entwickeln  kann. 

Bei  einem  3  Tage  alten  Kinde  fand  Bockenheimer  (65)  unterhalb 
eines  Nabelschnurbruches  eine  Bauchblasendarmgenitalspalte.  Auffallend  war 
in  dem  Fall  die  normale  Entwickelung  des  übrigen  Organismus,  die  hohe,  voll- 
ständige Entwickelung  des  Darmkanales,  femer  der  Umstand,  dass  das 
Skrotum  nicht  gespalten  war.  Dieser  Befund  stand  also  nicht  mit  der  Auf- 
fassung Refchels  in  Übereinstimmung,  der  solche  Missbildungen  als  Hem- 
mungsbildungen auffasst,    welche    etwa   auf   die  4.  Embryonalwoche   zurück- 


862  JahreBbericht  fOr  Chinirgie.    IL  Teil. 

ZQföIiren  sind.  Da  das  normal  entwickelte  Skrotum  stark  gegen  das  Perineum 
gedrängt  und  platt  gedrückt  hier  fixiert  war,  da  weiterhin  der  linke  Fuse 
hochgradig  deformiert  war,  so  nimmt  Bockenheimer  an,  dass  änsaere 
Ursachen  auf  die  vorher  normale  und  bereits  vollendete  Anlage  eingewirkt 
haben,  vielleicht  durch  Enge  des  Amnion,  Mangel  an  Fruchtwasser  oder  Blut- 
ergüsse oder  Myome  der  Uteruswand. 

Auf  Grund  anatomischer  Untersuchungen  junger  Embryonen  kommt 
Enderlen  (70)  zu  dem  Schluss,  dass  die  Entstehung  der  Blasenspalte  noch 
in  einem  späteren  Stadium  als  dem  des  Primitivstreifens  (Reiche!)  ihren 
Anfang  nehmen  kann.  Von  grösster  Wichtigkeit  für  die  Entstehung  der 
Blasenektopie  sei  das  Verhalten  der  Kloakenmembran,  deren  Lage  und  Aus- 
dehnung Enderlen  an  verschiedenen  Embryonen  demonstriert.  Wenn  das 
Zurückweichen  dieser  Kloakenmembran  abnormer  Weise  ausbleibt,  dann  seiea 
die  Bedingungen  für  die  Entstehung  von  Epi-  und  Hypospadie,  von  Eröffnniig 
des  Sinus  urogenitalis  und  Bauchblasenspalte  gegeben.  Eine  ausfohrlicbe 
Publikation  soll  in  der  „Bibliotheca  medica^'  erfolgen. 

Ein  Fall  von  Blasenektopie,  in  welchem  er  das  May  dl  sehe  Ver- 
fahren anwendete  (dessen  er  sich  schon  in  25  Fällen  bedient  hatte),  gibt 
Arcoleo  (63)  Gelegenheit,  sich  über  alle  Methoden  zu  verbreiten,  die  sei 
Buxtorf  (1773)  bis  heute  zur  Behandlung  der  Blasenektopie  angewendet 
worden  sind.  B.  GianL 

Das  von  Rydygier  (78)  empfohlene  Verfahren  bei  Blasenektopie 
besteht  im  wesentlichen  in  der  Lospräparierung  der  Blasenwände  mit  Eröff- 
nung des  Peritoneums  und  Vemähung  der  Blase  mittelst  (fortlaufender)  doppel- 
reihiger Naht  nach  Czerny. 

Danach  entweder  Annähung  des  Peritoneums  an  die  Blase  im  Umkreise 
der  Nahtstelle  und  sekundäre  Vereinigung  der  Laparotomiewunde  oder  sofor- 
tiger Schluss  der  Bauchdecken  über  der  versenkten  Blase,  nach  vorheriger 
Mobilisierung  der  Rekti  durch  Schnitte  am  Aussenrande  derselben  und  Ab- 
meisselung  ihrer  Ansatzstellen  am  Os  pubis.  (Rydygier-Sch lange.) 

Urbanik  (Exakau). 

Einen  Fall  von  Blasenektopie  operierte  Senn  (79)  vor  zwei  Jahren  ii 
der  Art,  dass  er  zunächst  eine  Anastomose  z¥rischen  Blase  und  Rektum  anlegte. 
Er  eröffnete  das  Abdomen  in  der  Linea  alba  am  Blasengrunde,  zog  das  Bektim 
bezw.  den  unteren  Teil  der  Flexura  sigmoidea  hervor  und  nahte  den  Dam 
an  die  Blasenwand  an.  Nach  drei  Tagen  inzidierte  er  bis  in  den  Darm  IiiiH 
ein  und  vernähte  zirkulär  die  Blasenschleimhaut  mit  der  des  Rektums.  Dam 
schritt  er  zur  plastischen  Deckung  des  Defektes,  indem  er  zuerst  das  sebr 
lange  Präputium  dazu  benützte,  eine  Knopfloch-Inzision  in  die  Vorhaut  machte, 
die  Glans  penis  durchsteckte  und  die  Vorhaut  auf  den  unteren  Teil  der  Blase 
und  die  Penisoberfläche  nach  Anfrischung  aufnähte.  Den  noch  übrig  bleiben- 
den Defekt  versuchte  er  anfangs  vergeblich  dadurch  zu  schliessen,  dass  er 
die  Haut  von  der  Mittellinie  her  mit  dem  Rand  der  Vorhaut  vernähte,  doch 
war  die  Spannung  zu  gross.  Später  bildete  er  jederseits  von  dem  Defekt  je 
einen  dreieckigen  Hautlappen  und  nähte  sie  beide  darüber;  da  jedoch  die 
Lappenspitzen  nekrotisch  wurden,  so  gelang  auch  dieser  Versuch  nicht  voll- 
kommen. Nach  einem  Monat  war  der  Defekt  so  geschrumpft,  dass  er  nun- 
mehr glaubt,  ihn  durch  direkte  Naht  der  Hautränder  schliessen^  zu  könnea 
An  die  Mitteilung  dieses  in  der  „Chicago  surgical  society"  vorgetragenen 
Falles  schliesst  sich  noch  eine  längere  Diskussion  an. 


Sultan,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blase.  8G3 

Borelius  (66,  67)  versuchte  in  einem  Fall  die  Gefahr  der  aufsteigen- 
den Kiereneiterung  nach  der  Operation  der  Blasenektopie  dadurch  zu  yer- 
ringem,  dass  er  zwischen  den  Fusspunkten  der  Flexnra  sigmoidea  eine  breite 
Anastomose  anl^e  und  das  die  Ureterenenden  enthaltende  Blasenstück  in 
die  Kuppe  der  Flexur  einnähte.  Der  Verlauf  nach  der  Operation  war  ein 
glatter,  doch  ist  zur  Beurteilung  des  Dauererfolges  die  Zeit  noch  zu  kurz. 
Mit  Bezug  auf  diesen  Vorschlag  empfiehlt  Müller  (77)  statt  der  einfachen 
Anastomose  die  unilaterale  Darmansschaltung. 

Ca t heiin  und  Sempe  (69)  sind  imstande,  32  Fälle  von  doppelter 
Blase  zusammenzustellen,  von  denen  sie  15,  einschliesslich  eines  neu  beob- 
achteten Falles,  als  sicher  und  einwandsfrei  bezeichnen,  während  die  anderen 
17  sich  auf  alte  und  teilweise  zweifelhafte  Beobachtungen  stützen.  Um  mit 
Siclierheit  das  Vorhandensein  einer  doppelten  Blase  anzunehmen,  muss  der 
Nachweis  erbracht  werden,  dass  die  zweite  Blase  eine  Muskularis  und  eine 
Ureteren-Öffnnng  besitzt,  im  Gegensatz  zur  Divertikelbildung. 

St  an  gl  (80)  berichtet  über  einen  von  v.  Eiseisberg  operierten  Fall 
Ton  Urachusfistel  bei  einem  21jährigen  Manne.  Für  die  Entstehung  der 
Fistel  schien  eine  gleichzeitig  vorhandene  weite  Diastase  der  M.  recti  von 
Wichtigkeit  gewesen  zu  sein.  In  dem  nach  beiden  Seiten  obliterierten  Kanal 
sammelte  sich  von  Zeit  zu  Zeit  eitriges  Sekret  an,  bis  mit  zimehmender  Span- 
nung in  dem  so  gefüllten  Sacke  ein  Durchbruch  entweder  in  die  Blase  oder 
nach  anssen  durch  den  Nabel  erfolgte.  Dann  hatte  der  Kranke  Buhe»  bis 
nach  einiger  Zeit  das  Spiel  sich  von  neuem  wiederholte.  Durch  Laparotomie 
wurde  der  ganze,  entzündlich  veränderte  Urachus  exstirpiert  und  durch  die 
nach  Spaltung  der  Muskelscheide  vorgenommene  Naht  der  M.  recti  die 
Diastase  beseitigt.    Es  trat  vollständige  Heilung  ein. 

Kolossow  (75).  Ein  40  jähriger  Patient  leidet  seit  sieben  Jahren  an 
Hambeschwerden.  Seit  zwei  Jahren  ab  und  zu  Blut  im  Hum,  letzterer 
wurde  allmählig  eitrig.  Beim  Eintritt  in  die  Klinik  bestand  Fieber,  eitriger 
Harn,  Schmerzen  in  der  Prostata.  Die  Diagnose  wurde  auf  Pyelocystitis  tuber- 
culosa  (?)  descendens  gestellt.  Nach  13  Tagen  Tod  an  zunehmender  Schwäche. 
Die  Sektion  ergab:  Hydronephrose  der  linken  Niere.  Die  rechte  Niere  in 
eine  Cyste  verwandelt.  Sie  besitzt  zwei  Becken  mit  je  einem  Ureter.  Die 
Harnblase  ist  durch  eine  Scheidewand  in  eine  obere-vordere  und  eine  hintere- 
untere Abteilung  getrennt.  Auf  Grund  einer  mikroskopischen  Untersuchung 
hält  Kolossow  die  Anomalie  der  Harnblase  für  angeboren.  Die  Scheide- 
wand wies  alle  Schichten  (ausser  der  Serosa  natürlich)  der  Blasenwand   auf. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

lY.  Yerletzungen  der  Blase. 

83.  Blech  er,  Zur  Diagnose  der  Blasenruptur,  insbesondere  der  intraperitooealen.  Deutsche 
Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  66.  Heft  5  und  6. 

84.  *Blumer,  Intraperitoueal  rupture  of  the  bladder:  Operation  two  dajs  after:  recovery. 
British  medic.  Journal  1903.  April  4. 

85.  Bolton,  Intraperitoneal  rupture  of  the  bladder.  New  York  surgical  society.  Annais 
of  surgery  1903.  March. 

86.  Brewer,  Extraperitoneal  rupture  of  the  bladder,  complicating  fracture  of  the  pelvis. 
New  York  surgic.  boc.    Annais  of  surgery  1903.  Jan. 

87.  Daily  §nd  Harrison,  Gase  of  intraperitoneal  rupture  of  the  bladder,  treated  by 
laparotomy  and  suture  of  the  bladder  aixty-fonr  hours  after  rupture;  recovery  after 
unusual  complication.    British  med.  Journal  1903.  Jan.  10. 


864  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  TeiL 

88.  Daniel  Fiske  Jones,  Intraperiioneal  raptnre  of  the  bladder.  Annals  of  soxgBry 
1903.  Febmar. 

89.  *Eichwald,  Über  die  Entstehung  der  Hamblasenperforation.  Inang.-DiaaataiioiL 
Mönchen  1903. 

90.  Goodman,  Gase  of  bullet  wound  of  bladder  and  both  hips:  operaiioo:  recovay. 
British  medic.  Journal  1903.  Jan.  17. 

91.  Hildebränd,  Über  die  extraabdominale  Versorgung  intraabdominaler  BlasenriaBe. 
Beiirftge  zur  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  37.  Heft  3. 

92.  Johannsen,  Über  praperitoneale  Flflssigkeitsansammlungen  bei  Rupturen  der  Harn- 
wege,    Zentralblatt  fOr  Chirurgie  1903.  Nr.  26. 

93.  Lafourgade,  Double  fracture  verticale  du  bassin.  Bupture  intra-pöritontele  de  li 
▼essie.  Laparotomie  cinquante-six  heures  aprös  Taccident.  Gu^rison.  BulL  ei  mte. 
de  la  soc.  de  chir.  1903.  Nr.  30. 

94.  *Lawrie,  Case  of  ruptured  urinary  bladder,  Operation  and  recoYery.  British  medic 
Journal  1903.  Febr.  28. 

95.  Monod,  Blessure  de  la  vessie  au  cours  d'une  eure  radicale  de  hemie  inguinale; 
listule  urinaire  consöcutiye;  calcul  Yösical  döveloppe  autour  d'un  fil  de  aoie;  taSlc 
hypogastrique  et  ablatiou  du  calcul;  guörison  de  la  fistule.  Bull,  et  m^m.  de  la  sec 
de  chir.  1903.  Nr.  17.    (Der  Titel  besagt  das  Wesentliche.) 

96.  Nobe,  Über  Blasenruptur.    Inaug.-Dissertation.    Breslau  1903. 

97.  ^Pachmayr,  Über  subkutane  Blasenruptnren  und  deren  Behandlung.  Inang.-DisBert. 
Manchen  1903. 

98.  Petit,  Rupture  de  la  vessie  cons^utive  ä  Tobstruction  de  l'ur^thre  par  des  ealcaüs 
chez  le  chiea.    Bull,  et  mto.  de  la  soc.  anatom.  1903.  Nr.  6. 

99.  J.  Seldo witsch,  Über  intraperitoneale  Blasenrupturen.  Russki  Wratsch  VM. 
Nr.  41  und  42. 

100.  Stolper,  Zur  Diagnose  der  subkutanen  Hamblasenrupturen.  ÄrztL  SachTerstindiga- 
Zeitung  1903.  Nr.  6. 

Die  Art,  wie  Hildebrand  (91)  einen  intraabdominalen  Blasenriss  zu 
einem  extraabdominalen  machte,  wird  sicherlich  in  Zukunft  öfter  zur  An- 
wendung gelangen.  In  dem  von  ihm  operierten  Fall  war  die  Blase  darch 
einen  grossen,  median  gelegenen  Riss  fast  in  zwei  Hälften  gespalten;  Hilde- 
brand vernähte  nun  das  Peritoneum  parietale  der  Bauch  wand  so  mit  der 
Serosa  der  oberen  und  hinteren  Blasenwand,  dass  der  ganze  Riss  in  der 
Blase  extraperitoneal  zu  liegen  kam.  Dann  erst  wurde  die  Blasenwnnde  in 
üblicher  Weise  vernäht. 

'Wie  schwierig  die  Diagnose  einer  Harnblasenruptur  sein  kann,  zeigen 
zwei  von  Stolper  (100)  beobachtete  Fälle.  Im  ersten  Fall  musste  besonders 
auffallen,  dass  dem  Patienten  am  zweiten  Tage  nach  dem  erlittenen  Unfall 
—  Fusstritt  vor  den  Leib  —  mittelst  Nelaton-Katheters  etwa  1  Liter  völlig 
klaren  Harnes  abgelassen  werden  konnten.  Auch  gab  der  Verletzte  an,  dass 
er  am  ersten  Tage  spontan,  wenn  auch  mit  Mühe,  habe  Urin  lassen  können, 
und  zwar  ohne  Blutbeimengung.  Am  darauffolgenden  Tage  hatte  sich  der 
Zustand  des  Kranken  sehr  schnell  verschlimmert,  und  abends  bereits  trat 
unter  peritonitischen  Erscheinungen  der  Tod  ein.  Die  Sektion  wies  einen 
intraperitonealen,  37^  cm  langen  Blasenriss  auf. 

Den  zweiten  Patienten,  der  von  einem  leeren  Wagen  überfahren  worden 
war,  sah  Stolper  52  Stunden  nach  der  Verletzung.  Auch  dieser  Kranke 
konnte  im  Stehen,  absatzweise  ^/a  Liter  Urin  entleeren.  Mikroskopisch  fandai 
sich  im  Harn  viele  weisse,  einzelne  rote  Blutkörperchen,  hyaline  und  gekörnte 
Zylinder.  Die  24 stündige  Harnmenge,  SV»  Tage  nach  der  Verletzung  vom 
Kranken  spontan  gelassen,  betrug  900  ccm.  Fieber  ist  nicht  vorhanden,  und 
ausser  Singtdtus  kein  ausgesprochenes  peritonitisches  Zeichen.  Am  sechsten 
Tage  nach  der  Verletzung  plötzlicher  Tod.     Bei  der  Sektion  wird  ein  2  cm 


Saltaiii  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blase.  865 

langer,  intraperitonealer  Blasenriss  gefunden.  Die  Nieren  erwiesen  sich 
makro-  und  mikroskopisch  normal.  Für  den  Befund  von  Zylindern  im  Harn 
hat  Stolper  bei  der  Intaktheit  der  Nieren  keine  sichere  Erklärung;  viel- 
leicht sind  es  vom  Blut  herstammende  Gerinnungen  gewesen,  welche  nur  in 
ihrer  Form  zufällig  mit  Nierenzylindern  täuschend  übereinstimmten. 

Blecher  (83)  berichtet  über  einen  durch  Laparotomie  und  Naht  ge- 
heilten Fall  von  intraperitonealer  Blasenruptur,  bei  dem  es  von  besonderem 
Interesse  war,  dass  der  betrunkene  Kranke  von  einem  erlittenen  Trauma 
keine  Angaben  machte,  besonders  da  durch  Katheterismus  2  Liter  blutigen 
Harns  entleert  werden  konnten  und  der  Kranke  zunächst  seine  Beschwerden 
verlor.  Bald  aber  nahmen  die  peritonealen  Reizerscheinungen  wieder  zu  und 
nun  gab  der  Kranke  an,  dass  er  in  der  Trunkenheit  aus  dem  Bett  gefallen 
sei.  Blecher  bespricht  zum  Schluss  unter  Heranziehung  der  Literatur  ein- 
gehend die  diagnostischen  Schwierigkeiten,  die  sich  in  solchen  Fällen  ergeben 
können. 

Bei  einem  25jährigen  Manne,  der  eine  schwere  Beckenfraktur  erlitten 
hatte  und  die  Symptome  einer  Blasenruptur  darbot,  eröffnete  Brewer  (86) 
zunächst  die  Bauchhöhle,  überzeugte  sich  dabei,  dass  der  Blasenriss  extra- 
peritoneal und  vorne  lag,  und  fand,  nachdem  die  Peritonealhöhle  wieder 
geschlossen  und  der  prävesikale  Raum  eröffnet  war,  einen  Bruch  des  hori- 
zontalen Schambeinastes,  dessen  eines  Fragment  die  Blase  bis  in  die  Urethra 
hinein  perforiert  hatte  und  in  die  Blasenhöhle  hineinragte.  Das  Fragment 
wurde  in  richtiger  Stellung  fixiert  und  die  Blasenwunde  so  gut  es  ging  durch 
einige  Catgutnähte  geschlossen.  Trotz  des  starken  Shocks  und  der  grossen 
Schwäche,  trotzdem  sich  eine  suprapubische  Blasenfistel  bildete  und  ferner 
sowohl  eine  ürethrotomia  externa  wie  eine  rechtsseitige  Nephrotomie  wegen 
Pyonephrose  gemacht  werden  mussten,  ist  der  Verletzte  doch  schliesslich 
gesund  geworden. 

Über  einen  merkwürdigen  und  nicht  ganz  aufgeklärten  Fall  von  intra- 
peritonealer Blasenruptur  berichtet  Bolton  (85).  Die  Ruptur  war  bei  einem 
45  jährigen  Manne  entstanden,  ohne  dass  ein  Trauma  oder  eine  instrumentelle 
Untersuchung  vorhergegangen  war,  auch  soll,  wie  sich  bei  der  erfolgreichen 
Operation  ergab,  kein  ulzerativer  Prozess  in  der  Blase  nachweisbar  ge- 
wesen sein. 

Eine  Blasenruptur  ohne  vorangegangenes  Trauma  trat  auch .  in  einem 
von  Daily  und  Harrison  (87)  mitgeteilten  Falle  auf.  Es  handelte  sich  um 
einen  36jährigen  Mann,  der  plötzlich  unter  Leibschmerzen  erkrankte  und, 
ohne  dass  Blut  aus  der  Blase  sich  entleeren  liess,  ddch  in  den  nächsten 
Tagen  den  Verdacht  auf  eine  intraperitoneale  Blasenruptur  erregte.  64  Stunden 
nach  der  Einlieferung  in  das  Krankenhaus  wurde  die  Laparotomie  gemacht 
und  ein  ^U  Zoll  langer  Blasenriss  gefunden.  Leider  fehlen  Angaben  über  die 
Beschaffenheit  der  Blase,  welche  zur  Aufklärung  der  Ätiologie  des  Risses 
hätten  beitragen  können.  Die  Blase  wurde  vernäht  und  heilte  aus ;  allerdings 
wurde  die  Rekonvaleszenz  dadurch  kompliziert,  dass  Patient  urämische  Sym- 
ptome bekam  und  in  einem  solchen  Delirium  sich  die  Laparotomiewunde  auf- 
riss,  so  dass  ein  Teil  der  Därme  prolabierte.  Nach  Reinigung  und  Reposition 
der  Därme  trat  schliesslich  vollständige  Heilung  ein. 

Über  Spontanruptur  der  Blase  beim  Hunde  berichtet  Petit  (98).  Sie 
war  dadurch  entstanden,  dass  ein  Blasenstein  sich  in  die  Urethra  eingekeilt 

Jahresbericht  fOr  Chirurgie  1903.  55 


866  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

hatte,  und  nun  die  schon  durch  Cystitis  geschädigte  Blasenwand  dem  IkmäL 
der  angestauten  Hammenge  nicht  standhalten  konnte. 

Goodman  (90)  berichtet  über  eine  Blasenyerletzung  infolge  eines  merk- 
würdig verlaufenden  Schusses,  den  sein  Patient  im  südafrikanischen  Krieg 
bekommen  hatte.  Die  Kugel  war  2  cm  oberhalb  des  rechten  grossen  Tro- 
chanter  eingedrungen  und  in  der  Gegend  der  linken  Articulatio  sacro-iliaca 
ausgetreten.  Die  Einschussöffnung  heilte  schnell,  während  sich  an  der  Stdle 
des  Austritts  der  Kugel  unter  starker  Eiterung  eine  Blasenfist^l  etablierte. 
Die  Heilung  erfolgte  glatt  nach  Ausführung  einer  Urethrotomia  externa  und 
nach  Ableitung  des  ganzen  Harnes  für  eine  gewisse  Zeit  nach  dem  Perineum  za. 

Johannsen  (92)  glaubt  die  Beobachtung  gemacht  zu  haben,  dass  bä 
Flüssigkeitsansammlungen  im  Cavum  Retzii  das  Peritoneum  stets  in  einer 
nach  oben  konvexen  Linie  abgehoben  wird,  deren  Scheitel  in  der  Linea  alba 
sich  befindet,  während  die  Schenkel  beiderseits  sich  bis  zum  Poupart sehen 
Bande  verfolgen  lassen.  Dementsprechend  soll  daher  auch  die  Dämpfung^- 
linie  dieselbe  nach  oben  konvexe  Biegung  aufweisen.  Die  zur  Stütze  di«^ 
Annahme  ausgeführten  Leichenexperimente,  bei  denen  Johannsen  die  Blase 
einige  Zentimeter  von  der  Bauchwand  ablöste,  scheinen  dem  Ref.  nicht  sehr 
beweiskräftig  zu  sein. 

Daniel  Fiske  Jones  (88).  Die  seit  1892  veröffentlichten  Fälle  von 
intraperitonealer  Blasenruptur  geben  eine  Verringerung  der  Mortalität  von 
63,5  auf  27,5  ®/o ,  obwohl  die  verstrichene  Zeit  zwischen  Verletzung  und 
Operation  nach  1892  durchschnittlich  4  Stunden  länger  war  als  vorher.  In 
der  ersten  Periode  wurde  in  31  ®/o,  in  der  zweiten  in  18  ^/o  bei  der  Operation 
Peritonitis  angetroffen.  Die  Ursache  hierfür  kann  nur  in  der  sorgfältigeren 
Asepsis  bei  Anwendung  des  Katheters  und  der  Injektionsprobe  zum  Zweck 
der  Diagnose  gesucht  werden.  Das  geeignetste  Material  zur  Naht  ist  Seide. 
Nach  Anlegung  der  Naht  soll  die  Abdominalhöhle  mit  Gaze  drainiert  werden. 
Ob  permanente  Blasendrainage  einen  Vorteil  hat,  lässt  sich  aus  dem  bisherigen 
Beobachtungsmaterial  nicht  ersehen.  Maass  (New- York). 

Seldowitsch  (99)  fand  in  der  russischen  Literatur  26  Fälle  von  sub- 
kutanen intraperitonealen  Blasenrupturen,  diesen  fügt  er  sechs  Beobachtungen 
aus  der  Zeidlerschen  Abteilung  am  weiblichen  Obuchow-Hospital  in  Peters- 
burg hinzu.  Von  den  32  Kranken  starben  28,  4  wurden  gesund.  Sämtliche 
Nichtoperierten  (15)  starben ;  von  17  Operierten  genasen  4.  —  Differential- 
diagnostisch kann  die  Entleerung  grosser  Harnmengen  per  Katheter  von  Be- 
deutung sein,  dieselbe  spricht  für  einen  grossen  intraperitonealen  Riss  der 
Blasenwand,  durch  welchen  der  Katheter  in  die  freie  Bauchhöhle  gelangt- 
Seldowitsch  macht  auf  die  Möglichkeit  der  Verwechselung  einer  Blasen- 
ruptur beim  Weibe  mit  rupturierter  Extrauteringravidität  aufmerksam. 

Hohlbeck  (St.  Petersbui^). 

Lafourgade  (93)  hatte  Gelegenheit,  bei  einem  32jährigen  Manne,  der 
durch  Verschüttung  einen  Beckenbruch  mit  intraperitonealer  Blasenruptur 
erlitten  hatte,  56  Stunden  nach  der  Verletzung  die  Laparotomie  zu  machen. 
Das  Loch  sass  in  der  Mitte  des  Blasenscheitels  und  war  6  cm  lang.  Ver- 
nähung der  Blase,  Verweilkatheter  per  urethram,  Heilung. 

Die  Dissertation  von  N  o  b  e  (96)  bringt  eine  Zusammenstellung  der  seit 
dem  Jahre  1900  publizierten  Fälle  von  Blasenruptur,  im  ganzen  32,  denen  er 
zwei  in  der  Breslauer  chirurgischen  Klinik  und  einen  im  Barackenlazarett 
Hagenau  operierte  Fälle  hinzufügt. 


Sultan,  Yerletzaogen  und  chirurgiBche  Krankheiten  der  Blase.  867 

V.   Cystitis. 

101.  Baisch,  Die  Prophylaxe  der  postoperativen  Gystitis.  Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  38. 

102. '  ^Goldherg,  Zur  Ätiologie  der  Gystitis.  Allgemeiner  ärztlicher  Verein  zu  Köln. 
Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  34. 

103.  * —  Beitrag  zur  Ätiologie  der  Gystitis.    Monatshefte  für  Dermatologie.  Bd.  35.  Nr.  1. 

104.  Motz  et  Denis,  Anatomie  pathologiquq  des  cystites  aigues.  Annales  des  maladies 
des  organes  g^nito-urinaires  1903.  Nr.  12. 

105.  —  etMontfort,  Quelques  remarques  sur  les  cystites  chroniques.  Annales  des  mala- 
dies des  organes  g^nito-urinaires  1903.  Nr.  16. 

106.  *Zuckerkandl,  Über  die  sogen.  Gystitis  cystica  und  fiber  einen  Fall  von  cystischem 
Papillom  der  Harnblase.    Monatsberichte  für  Urologie.  Bd.  YII.  Heft  9. 

Bei  der  mikro.skopischen  Blasenuntersuchung  von  14  Fällen  von  akuter 
Gystitis  kommen  Motz  und  Denis  (104)  zu  folgenden  Schlussfolgerungen: 
Das  Epithel  ist  dabei  nicht  verändert;  die  kleinzelligen  Infiltrationen  durch- 
setzen entweder  gleichmässig  alle  subepithelialen  Schichten,  oder  sind  durch 
Bindegewebszüge  von  einander  getrennt  oder  sind  zu  kleinen  Abszessen  ge- 
formt. Die  entzündlichen  Veränderungen  erstrecken  sich  niemals  auf  die 
Muscularis;  die  Gefässe  sind  anfangs  stark  erweitert  und  eriahren  in  der 
Folge  eine  erhebliche  Vermehrung.  Hat  die  Gystitis  eine  Zeit  lang  bestanden, 
dann  tritt  eine  Hypertrophie  der  Muskulatur  hinzu. 

Motz  und  Montiert  (105)  erläutern  die  Ätiologie  der  chronischen 
Gystitis,  deren  Ursachen  paravesikal  und  intravesikal  gelegen  sein  können. 
Zu  den  paravesikalen Ursachen  gehören:  1.  Erkrankungen  des  Intestinaltraktus, 
hartnäckige  Obstipation  oder  Blasendarmfisteln;  2.  Genitalerkrankungen,  und 
zwar  abnorme  Lagerungen  und  Tumoren  von  Uterus  und  Ovarien,  Blasen- 
scheidenfisteln,  Perimetritis  und  Perisalpingitis,  schliesslich  Entzündungen  von 
Samenblase  und  Prostata ;  3.  Infektion  der  benachbarten  Hamwege,  Urethritis 
posterior  und  Harnleiterentzündungen.  Zu  den  intravesikalen  Ursachen  rechnen 
sie:  1.  Neoplasmen,  Steine,  Fremdkörper,  2.  Blasendivertikel,  doppelte  Blase, 
Balkenblase,  3.  unvollständige  Blasenentleerung  und  4.  schwere  Erkrankungen 
der  Blasenwandung.  Durch  einige  makroskopische  und  mikroskopische  Ab- 
bildungen werden  die  Angaben  illustriert. 

Die  im  Anschluss  an,  besonders  gynäkologische,  Operationen  sich  ent- 
wickelnde Gystitis  lässt  sich,  wie  Bai  seh  (101)  aus  der  Tübinger  Frauen- 
klinik mitteilt,  durch  prophylaktische  Massnahmen  wesentlich  einschränken. 
Die  postoperative  Gystitis  ist,  wie  wir  wissen,  eine  bakterielle  Entzündung  in 
der  durch  die  vorangegangene  Operation  lädierten  Blase,  wobei  die  Bakterien 
in  den  meisten  Fällen  durch  den  postoperativen  Katheterismus  in  die  Blase 
gebracht  werden.  Bai  seh  empfiehlt  daher  folgendes:  1.  Wenn  irgend  mög- 
lich, Vermeidung  des  Katheter ismus;  2.  in  Fällen  der  Unmöglichkeit  der 
Urinentleerung  eine  Anregung  dazu  durch  Injektion  von  Borglyzerin  (20  ccm 
2prozentigen  sterilisierten  Borglyzerins);  3.  ist  trotzdem  der  Katheterismus 
unvermeidlich,  dann  soll  eine  desinfizierende  Blasenspülung  angeschlossen 
werden. 

VI.   Fremdkörper  in  der  Harnblase. 

107.  BuUock,  An  unusual  foreign  body  in  the  female  bladder  with  a  simple  method  of 
expalsioD.    The  Lancet  1903.  May  9. 

108.  Hirsch,  M.,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Fremdkörpern  der  männlichen  Harnblase. 
DeutBche  Zeitschrift  für  Ghiinirgie  1903.  Bd.  70. 

55* 


868  Jahreebericht  fOr  Chirargie.    II.  Teil 

109.  Hirsch,  Ein  seltener  Fall  von  Fremdkörper  in  der  Harnblase.  Ärztl.  Zentnl-Zcitong. 
Wien  1903.  Nr.  14. 

110.  Legueu,  La  taille  sons-symphysaire  chez  la  femme  poor  Teztraction  de  certuni 
Corps  ätrangers  de  la  vessie.  Annales  des  maladies  des  organes  g^nito-arinaires  190i 
Nr.  24. 

Seine  schon  im  Jahre  1897  empfohlene  Methode  der  Urethrotomia  ex- 
terna beim  Weibe  unterhalb  der  Symphyse  bringt  Leguen  (110)  von  neaem 
ins  Gedächtnis  und  erläutert  sie  nochmals  an  der  Hand  eines  Falles  von 
Fremdkörpern  der  weiblichen  Harnblase.  Dieser  Eingriff  erscheint  ihm  Tiel 
geringer  als  die  Dilatation  der  Harnröhre  und  empfehlenswert  zur  Entfemmig 
von  Fremdkörpern  aus  der  Blase,  welche  sich  durch  die  nicht  diktierte  Harn- 
röhre nicht  extrahieren  lassen. 

Einen  seltenen  Fremdkörper  fand  Hirsch  (109)  in  der  Harnblase«  näm- 
lich Pflanzenfasern,  Tracheiden  und  Markstrahlzellen,  wie  sie  in  der  Form  nur 
den  Koniferen,  namentlich  Fichte  und  Tanne  zukommen.  Diese  Elemente 
lagen  ganz  isoliert  und  zerstreut  im  Präparat  und  machten  den  Eindruck  ton 
Mazeration.  Da  der  Patient  lange  Zeit  wegen  Gonorrhöe  in  Behandlung  g^ 
wesen  war,  hält  Hirsch  es  für  möglich,  dass  unter  dem Einfluss  von Enpfer- 
sulfat-  oder  Lapislösungen  vielleicht  Teile  eines  Papiermache-  oder  Ficfateo- 
holzkatheters  sich  losgelöst  haben,  in  der  Blase  zurückgeblieben  sind  und  sich 
schliesslich  inkrustiert  haben. 

Einen  Beitrag  zu  dem  vielbesprochenen  Kapitel  der  Fremdkörper  in  der 
männlichen  Harnblase  liefert  Hirsch  (108),  indem  er  versucht,  alle  seit  des 
Jahre  1856  publizierten  Fälle  zu  sammeln  und  nebst  8  neuen  Fällen  der  Ab- 
teilung v.  Mosetigs  zu  einem  Gesamtbilde  zu  vereinigen.  Insgesamt  liegen 
dieser  (allerdings  nicht  ganz  vollständigen  —  Ref )  Zusammenstellung  111  FäUe 
zugrunde,  die  durch  die  Vielgestaltigkeit  der  in  die  Blase  geratenen  Fremd- 
körper, sowie  durch  die  Rolle,  welche  Cystoskopie  und  Röntgenphotographie 
für  ihre  Erkennung  spielen,  nicht  ohne  Interesse  ist. 

Einer  50jährigen  Frau  war  ein  abgebrochenes  Stück  eines  Glaskatheters 
in  die  Blase  geraten,  dessen  Entfernung  Bull ock  (107)  so  vornahm,  dass  er 
mittelst  eines  Katheters  die  Blase  ad  maximum  füllte,  dann  mit  einem  Rektom- 
dilatator  die  Urethra  stark  erweiterte  und  nun  plötzlich  die  Flüssigkeit  dorch 
die  nunmehr  breite  Öffnung  herausstürzen  liess.  Hierbei  wurde  mit  grosser 
Gewalt  das  Glasstück  mit  herausgeschleudert. 

TU.  Tuberkulose  der  Harnblase. 

111.  Bandler,  Über  Blasentuberkulose.    Prager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  21. 

112.  Hartley,  Ezatirpation  of  the  urinary  bladder.    Medical  News  1903.  Aug.  29. 

113.  *H eiler,  Über  den  Schwand  der  Harnblase  durch  tuberkulöse  Geachwüre.  Inang- 
Dissertation.  Greifswald  1903. 

114.  Motz,  Gnrabilit^  de  la  tuberculose  YÖsicale.  Annalea  des  maladies  des  organes  g^oito- 
urinaires  1903.  Nr.  14. 

115.  Sc  herb,  Beitrag  zur  Pathologie  und  Therapie  der  Cystitis  tubercalosa.  loaug.-Dissef' 
tation.  Basel  1903. 

Die  Heilbarkeit  der  Blasentuberkulose  zeigt  Motz  (114)  an  der  Hand 
von  acht  neuen  Beobachtungen.  Bei  sechs  von  diesen  Kranken  heilte  die 
Blasentuberkulose  ohne  jede  lokale  Behandlung  aus,  eine  Kranke  wurde 
kurettiert  und  mit  Instillationen  von  Guajaköl  behandelt,  ein  anderer  Kranker 
erhielt  eine  Reihe  von  Sublimatinstallitionen  1 :  5000.    Bei  den  erwähnten  sechs 


Sultao,  Verletzungen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blase.  869 

Kranken  trat  Heilung  ein,  nachdem  der  primäre  Krankheitsherd,  Niere  bezw. 
Ureter,  entfernt  worden  war. 

Ein  Fall  von  schwerer  Blasentuberkulose,  den  Band  1er  (111)  mitteilt, 
wurde  durch  die  suprapubische  Blasendrainage  ganz  wesentlich  gebessert.  Der 
Kranke  hatte  Schüttelfröste  mit  hohem  Fieber  und  litt  so  stark  an  intensiven 
Schmerzen,  dass  er  unter  dauernder  Morphiumwirkung  gehalten  werden  musste. 
Alle  diese  Erscheinungen  gingen  nach  einfacher  Sectio  alta  und  Blasendrainage 
Tollständig  zurück,  so  dass  der  Patient  jetzt  nach  3  Jahren  im  Vollbesitz 
seiner  Kräfte  und  Arbeitsfähigkeit  ist.  Allerdings  ruft  jeder  Versuch,  die 
Blasendrainage  aufzuheben,  die  alten  Symptome  wieder  hervor,  der  Kranke 
mnss  daher  dauernd  einen  Hamrezipienten  tragen. 

Hartley(112)  hat  dreimal  die  Blasenexstirpation  auszuführen  Gelegen- 
heit gehabt.  Einmal  machte  er  sie  wegen  einer  sehr  ausgedehnten  Blasen- 
tuberkulose eines  18jährigen  Mädchens,  nachdem  durch  Anlegung  einer  Vesiko- 
vaginalfistel  und  später  durch  eine  suprapubische  Blasenfistel  vergebliche  Hei- 
lungsversuche gemacht  worden  waren.  Hartley  exstirpierte  schliesslich  die 
Blase  und  nähte  den  die  Ureteren  enthaltenden  Teil  nach  May  dl  in  die 
Flexur  ein.  ^U  Jahr  später  befand  sich  die  Patientin  wohl  und  entleerte  den 
Harn  bei  Tag  drei-  bis  viermal,  bei  Nacht  ein-  bis  zweimal.  In  den  beiden 
anderen  Fällen  handelte  es  sich  um  Blasenektopie,  welche  Hartley  ebenfalls 
nachMaydl  mit  Erfolg  operierte.  Das  eine  3  Jahre  alte  Kind  starb  IV«  Jahre 
nach  der  Operation,  nachdem  es  sich  ganz  gut  befunden  hatte  und  nur  etwa 
alle  4  Stunden  seinen  Harn  entleerte,  an  Enteritis.  Eine  Sektion  ist  nicht 
gemacht  worden. 

Die  Dissertation  von  Seh  erb  (115)  enthält  neben  einem  allgemeinen 
Überblick  über  die  Klinik  der  Blasentuberkulose  Mitteilungen  über  die  von 
Burckhard-Basel  behandelten  Fälle.  Auch  hieraus  geht  zur  Genüge  die 
Schwierigkeit  in  der  Behandlung  der  Blasentuberkulose  hervor;  besonders  mag 
erwähnt  werden,  dass  von  12  chirurgisch  behandelten  Fällen  —  einmal  mittelst 
Urethrotomia  externa  und  Auskratzen  der  im  Blasenhalse  sitzenden  Ulzera- 
tionen,  11  mal  mittelst  Cystotomie  —  eigentlich  nur  ein  Fall  geheilt  worden 
ist,  während  einige  andere  vorübergehende  Besserungen  aufwiesen. 

Yin.  Blasensteine. 

116.  Brongersma,   Gevallen  uit  de  arologische  praktijk  Ned.  Vereeniging  voor  Heel- 
kande.    Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  IL  pag.  607. 

117.  DsirDB,  Bericht  über  292  Blasensteinoperationen.    Archiv  f.  klin.  Chirurgie.   Bd.  70. 
1903.  Heft  1. 

118.  Englisch,  Über  eingesackte  Harnsteine.    Wiener  med.  Wochenschrift.  Nr.  25—46. 

119.  De  Franchis,  G.,   Calcolosi  vescicale  da  corpi  estranei.   II  Morgagni  1903.  Nr.  11. 

120.  Gontsoharow,  G.,  .Statistik  der  Steinschnitte  im  Gouvernements- Landschaftshospital 
von  Woronesch".    Russisches  Archiv  für  Chirurgie  1908.  H.  2. 

121.  *Görl,   Spontanzertrttmmerung  eines  Blasensteines.    MQnchener  med.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  14. 

122.  Greco,  D.,  Contribuzione  alla  cura  di  calcoli  vescicali.  Archivio  internaz.  di  medicina 
e  chii-urgia  1908.  fasc.  16. 

128.    Guyon,  F.,  Die  Technik  der  Lithotripsie.    Mit  Ermächtigung   des  Autors  übersetzt 
und  bearbeitet  von  G.  Berg.    Wiesbaden  1908.   J.  F.  Bergmann. 

124.  Herbert,  Note  on  an  unusual  form  of  vesical  calculus.    The  Lancet  1908.  March  7. 

125.  Kapsammer,  Über  Spontanfraktur  der  Blasensteine.    Wiener  klin.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  18. 

126.  Kapsamma.  Spontaneous  fracture  of  a  vesical  calculus.    Medical  Press  1908.  Oct.  7. 


870  Jahresbericht  (Ür  Chirurgie.    II.  Teil. 

127.  Krüger,  Bemerkungen  zur  «Blasensteinzertrümmerung  mit  nachfolgender  Aspiration.' 
Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chirurgie  1903.   Bd.  68.   Heft  3  und  4. 

128.  Monod,  Calcul  vösical  dövelopp^  antonr  d'un  fil  de  soie.  Taille  hypogastrique.  BaÜ. 
et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1903.  Nr.  7. 

129.  Nico  lieh,  Meine  Erfahrungen  Aber  Lithiasis  der  Hamwege.    Archiy  fOr  klin.  Chi- 
rurgie 1903.  Bd.  69.  Heft  i. 

130.  Nossal,  Ein  an  einer  Bassininaht  fixierter  Blasenstein.   Wiener  med.  Wochenachrift 
1903.  Nr.  31. 

131.  *Pingel,  Ein  Beitrag  zum  Kapitel  der  Blasensteine.  Inaug.-Dis8ertation.  Leipzig  19(iS. 

132.  Rafin,  Forme  exceptionelle  de  lithiase  vösicale;    incrustation  de  la  muqneose  par 
l'acide  urique.    Lyon  mödical  1903.   Nr.  24. 

133.  Thierfeld,  Über  Lithiasis  bei  Kindern.    Prager  med.  Wochenschrift  1903.   Nr.  35. 

134.  Wieting  und  Effendi,  Resultate  des  hohen  Steinschnittes.    ArciuT  ffir  klin.  Chi- 
rurgie 1903.   Bd.  70.  Heft  2. 

Unter  den  von  Nico  lieh  (129)  wegen  Lithiasis  der  Hamwege  be- 
handelten Kranken  befanden  sich  152  mit  Blasensteinen.  Von  diesen  wurden 
85  mit  Lithotripsie,  67  mit  Cystotomie  operiert.  Die  Lithotripsie  ergab  mit 
drei  Todesfällen  eine  Mortalität  von  3,5  ®/o,  die  Cystotomie  mit  fünf  Todes- 
fällen eine  Mortalität  von  7,45^0.  Einige  interessante  Krankengeschichteii 
werden  ausführlicher  mitgeteilt.  Gleichzeitig  erstattet  Nico  lieh  kurzen  Be- 
richt über  die  Erfahrungen,  die  er  bei  Nieren-,  Prostata-  und  Hamröhreih 
steinen  gemacht  hat. 

Gontscharow  (120).  Im  Laufe  von  5  Jahren  wurden  142  Steinschnittt 
gemacht.  94  mal  wurde  die  Sectio  alta,  48  mal  die  Sectio  mediana  angewandt, 
letztere  nur  bei  ganz  kleinen  Steinen.  Unter  142  Kranken  waren  nur  drei 
weibliche.  In  84,5%  der  Fälle  handelte  es  sich  um  Kinder.  —  In  einem 
Falle  von  Sectio  alta  riss  die  Blase  beim  Füllen  mit  Borlösung,  was  aber  kerne 
üblen  Folgen  hatte.  Das  Peritoneum  wurde  in  acht  Fällen  verletzt,  Gont- 
scharow hält  diese  Komplikation  für  belanglos,  falls  die  Öffnung  rechtzeitig 
vernäht  wird.  Die  Blasennaht  wurde  nach  Bornhaupt  angelegt,  wobei  in 
87%  der  Fälle  prima  intentio  eintrat.  An  die  Blasennaht  legt  Gontscharow 
für  5—7  Tage  ein  Drain.  Ein  Verweilkatheter  ist  unnötig.  In  95,7%  der 
Fälle  trat  Heilung  ein,  4,3  ^'o  wiesen  ein  schlechtes  Resultat  auf  (zwei  Todes- 
fälle [bei  sehr  dekrepiden  Kranken]  und  zwei  Fisteln).  In  40%  der  Fälle 
war  der  Verlauf  fieberfrei.  —  Von  48  Patienten,  denen  eine  Sectio  alta  ge- 
macht wurde,  starb  einer  (alter  Mann  von  63  Jahren  mit  chronischer  Cystitisi, 
drei  wurden  mit  Fisteln  entlassen,  36  =  75%  wurden  völlig  geheilt  entlassen. 
Gontscharow  kommt  zum  Schluss,  dass,  obgleich  die  Sectio  mediana  die 
leichter  ausführbare  Operation  sei,  sie  jedoch  schlechtere  Resultate  als  die 
Sectio  alta  gebe.  Er  hatte  unvollständige  Heilungen  und  Todesfalle  bei  der 
Sectio  mediana  25%,  bei  der  Sectio  alta  4,3%. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Krüger  (127)  teilt  seine  Erfahrungen  über  Litholapaxie  mit,  die  bei 
dem  ihm  zur  Verfügung  stehenden  reichen  Krankenmaterial  in  Wildungen 
nicht  ohne  Interesse  sind.  Im  Gegensatz  zu  der  verbreiteten  Anschauung, 
dass  zur  Ausübung  der  Litholapaxie  ein  hoher  Grad  von  technischer  Fertig- 
keit und  langjährige  spezialistische  Übung  nötig  ist,  hält  Krüger  diese 
Schwierigkeiten  nicht  für  so  gross,  für  einen  Chirurgen  nicht  grösser,  als 
wenn  der  chirurgische  Assistent  zum  erstenmal  selbständig  eine  Sectio  alta 
ausführt.  Die  an  105  Blasensteinkranken  gewonnenen  Beobachtungen  ent- 
halten speziell  für  die  Technik  der  Aspiration  und  ihre  Gefahren,  wie  für 
die  Nachbehandlung  wichtige  Hinweise. 


Sultan,  Yerleizungen  und  cbirurgische  Krankheiten  der  Blase.  871 

Mit  Guyons  ;. Technik  der  Lithotripsie",  übersetzt  und  bearbeitet  von 
Berg  (123)  liegt  nunmehr  der  Schluss  von  Guyons  Werken  über  die  Er- 
krankungen der  Hamorgane  vor.  In  klarer  Darstellung  werden  wir  bis  inß 
allerkleinste  Detail  mit  der  Technik  vertraut  gemacht,  die  in  der  Meisterhand 
Guyons  so  grosse  Erfolge  erzielt  hat.  Eine  grosse  Anzahl  guter  Abbildungen 
erläutert  die  Ausführungen  näher,  so  dass  auch  dieses  Werk  Guyons  dem 
Anfänger  ebenso  wie  dem  erfahrenen  Urologen  wertvolle  Dienste  erweisen  wird. 
Bei  292  Blasensteinoperationen,  welche  Dsirne(117)  in  Samara  (Russ- 
land) in  den  Jahren  1895  bis  1902  ausgeführt  hat,  ergab  sich  eine  Mortalität 
bei  186  Fällen  von  Sectio  mediana  von  5,37  7»,  bei  71  Fällen  von  Sectio  alta 
mit  primärer  Blasennaht  von  1,47  7o,  bei  34  Fällen  von  Sectio  alta  mit  offener 
Wundbehandlung  von  2,94%,  wozu  dann  noch  ein  günstig  verlaufener  Fall 
Yon  Lithotomia  vaginalis  kam.  Dsirne  bespricht  eingehend  die  Indikationen 
für  die  verschiedenen  Operationen  nebst  ihren  Gefahren  und  erklärt  sich  für 
einen  prinzipiellen  Gegner  der  Lithotripsie. 

Wegen  Lithiasis  bei  Kindern  ist  nach  Thierfeld  (133)  im  Kaiser  Franz 
Josef-Spital  in  Prag  vom  Jahre  1888—1902  in  30  Fällen  18  mal  die  Sectio 
alta^  2 mal  Sectio  mediana  und  alta,  2 mal  die  Lithotripsie,  6 mal  die  Ex- 
traktion durch  die  Harnröhre  ausgeführt  worden,  während  2 mal  der  Stein 
spontan  abging. 

Nach  der  Mitteilung  von  Wieting  und  Effendi  (134)  wurden  im 
Kaiserl.  ottomanischen  Hospital  Gülhane  zu  Konstantinopel  in  den  letzten 
4  Jahren  an  44  Steinkranken  47  Operationen  vollzogen  und  zwar  45  mal  die 
Sectio  alta,  2 mal  die  Sectio  mediana;  in  42  Fällen  wurde  die  Blase  primär 
durch  die  Naht  geschlossen,  dreimal  offen  gelassen.  Wenn  man  bedenkt,  dass 
ein  Teil  dieser  Operationen  von  Schülern  des  Instituts  ausgeführt  wurde,  so 
mnss  das  Resultat  —  im  ganzen  zwei  Todesfälle,  34  primäre  Heilungen  der 
Blasennaht  —  als  ein  sehr  günstiges  bezeichnet  werden. 

Brongersma  (116)  entfernte  bei  einem  64jährigen  Manne  einen  nuss- 
grossen  Blasenstein,  der  durch  spastische  Kontraktion  der  Blasenmuskulatur 
festgehalten  wurde  gegen  die  Vorderwand  der  Blase,  zwischen  dieser  und 
der  vergrösserten  Prostata.  Der  Fall  war  auch  insofern  interessant,  als  die 
Hämaturie  den  Charakter  einer  renalen  Blutung  zeigte. 

Der  zweite  Fall  betraf  eine  59  jährige  Frau,  die  seit  einigen  Monaten 
an  Hämaturie  litt.  Durch  cystoskopische  Untersuchung  und  Ureterenkathe- 
terismus  wurde  festgestellt,  dass  nur  der  Urin  der  rechten  Niere  pathologische 
Bestandteile  enthielt.  Im  Sediment  fand  man  ausser  Blut-  und  Eiterkörper- 
chen  sowie  Zylindern  eine  grosse  Menge  kleiner  polymorpher  platter  Epithel- 
zellen. Auf  Grund  von  diesem  letzteren  Befund  wurde  die  Diagnose  auf 
Epitheliom  des  Nierenbeckens  gestellt.  Die  Operation  bestätigte  die  Diagnose: 
im  Nierenbecken,  dasselbe  zur  Hälfte  ausfüllend,  ein  alveoläres  Karzinom. 

Eine  26jährige  Dame  litt  während  ihrer  Schwangerschaften  stets  an 
Hämaturie  ohne  Schmerzen;  einige  Wochen  nach  der  Entbindung  war  der 
Harn  immer  wieder  ganz  frei  von  Blut.  In  der  letzten  Zeit  Schmerzen  in 
der  linken  Seite.  Bei  dem  üreterenkatheterismus  lieferte  der  linke  Ureter 
nach  der  Palpation  der  linken  Niere  bluthaltigen  Urin.  Tuberkelbazillen 
wurden  nicht  gefunden,  auch  keine  Geschwulstzellen.  Der  Fall  war  früher  als 
eine  Schwangerschaftshämaturie  aufgefasst  worden.  Bei  der  Operation  wurde 
die   atrophische   linke  Niere  exstirpiert,   in  deren  Becken  sich  zwei  grosse 


872  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Korallensteine  vorfanden.  Hervorzuheben  ist  in  diesem  Falle  das  Symptom  Ton 
Wyss,  die  Blutung  nach  Palpation  der  Niere. 

Bei  einer  52  jährigen  Frau  wurde  durch  cystoskopische  Untersudiung 
eine  cystische,  nussgrosse  Geschwulst  in  der  Nähe  der  linken  üretermündniig 
festgestellt.  Die  Diagnose  schwankte  zwischen  Cyste  und  cystös  degeneriertem 
Myom.  Die  durch  Sectio  alta  entfernte  solitäre  Cyste  war  mit  normaler  Blasen- 
schleimhaut  bedeckt;  die  Cystenwand  zeigte  auf  dem  Durchschnitt  alle  Ele- 
mente der  Blasenwand;  die  Innenwand  war  von  einschichtigem  Plattenepithel 
bekleidet.  Bei  der  Besprechung  der  Entstehungsweise  dieser  Cysten  erwähnt 
Brongersma  die  Theorien  von  Limbeck  (Verwachsung  von  Schleimhaut- 
falten und  lokalisierte  Wucherung  von  Blasenepithel),  die  er  nur  für  die  auf 
dem  Boden  von  Cystitis  entstandenen  Cysten  gelten  lassen  will.  Am  meisten 
plausibel  scheint  ihm  die  Meinung  Ciados,  die  diese  solidären  Cysten  ab 
als  Retentionscysten  betrachtet,  hervorgegangen  aus  rudimentären  tubulosöi 
Drüsen.  Goedhuis  (Deventer). 

De  Franchis  (119)  teilt  einen  klinischen  Fall  mit,  in  welchem  mittelst 
der  Cystotomia  suprapubica  zwei  Steine  herausgezogen  wurden,  die  sich  ia 
der  Blase  um  Reste  einer  während  einer  Katheterisation  entzweigegangeDeo 
Nela  ton  sehen  Sonde  herum  gebildet  hatten.  R.  Giani. 

Einen  Fall  von  Cystolithiasis  bei  einem  herzkranken  Manne  behandelte 
Greco  (122)  mittelst  Lithotripsie.     Heilung.  R.  Giani. 

Ein  von  Monod  (128)  mitgeteilter  Fall  von  Blasenstein,  der  sich  um 
einen  Seidenfaden  —  nach  vorangegangener  Operation  eines  Leistenbruches  — 
gebildet  hatte,  ist  insofern  von  Interesse,  als  er  zeigt,  in  wie  schneller  Zeit 
sich  umfangreiche  Steine  zu  bilden  vermögen.  Vierzehn  Monate  nach  der 
Bruchoperation  wurde  der  Stein  entfernt  und  wies  bereits  eine  Grösse  tod 
5  cm  Länge  und  3^'2  cm  Breite  auf. 

Bei  einem  7jährigen  idiotischen  Knaben  diagnostizierte  Herbert  (124) 
einen  Blasenstein,  und  wollte  ihn  durch  einen  lateralen  Perinealschnitt  ent- 
fernen. Hierbei  fand  er  den  Stein  nicht  und  entschloss  sich,  in  der  An- 
nahme, dass  ein  Divertikelstein  am  Blasenfundus  vorliegen  könnte,  zur  Sectio 
alta.  Dabei  fand  er  zwar  kein  Divertikel,  aber  einen  Stein,  der  von  10—12 
Lagen  eines  geschichteten  Blutkuchens  umhüllt  war.  Der  Kern  wurde  von 
einem  bohnengrossen,  aus  Uraten  und  Phosphaten  gemischten  Stein  gebildet 
Glatter  Heilungsverlauf. 

Kapsamma  (125,  126)  fand  bei  einem  74jährigen,  an  Prostatahyper- 
trophie leidenden  Manne,  der  ausserdem  Blasenstein-Symptome  aufwies,  bei 
dem  von  ihm  ausgeführten  hohen  Blasenschnitt  49  Steine,  welche  durch 
Spontanfraktur  entstanden  waren  und  sich  zu  zehn  Steinen  wieder  zusammen- 
fügen Hessen.  Kapsamma  glaubt,  dass  diese  Spontanfrakturen  allein  durch 
Blasenspasmen  entstanden  seien,  unter  denen  Patient  sehr  heftig  zu  leiden 
gehabt  hatte.  Obgleich  diese  Art  der  Frakturbildung  schon  vor  langer  Zeit 
von  Crosse,  Benno  Schmidt  u.  a.  erwähnt  worden  war,  suche  man  in 
der  deutschen  Literatur  merkwürdigerweise  jetzt  solche  Angaben  vergebens. 

Über  eine  sehr  merkwürdige  Inkrustation  der  Blasenwand  mit  üraten 
berichtet  Rafin  (132).  Bei  einer  21jährigen  Frau,  welche  seit  20  Monaten 
an  heftigen  cystitischen  Beschwerden  litt,  konnte  er  im  cystoskopischen  Bilde 
an  multiplen  Stellen  der  hinteren  Blasenwand  graugelbe,  kristallglänzende 
Flecken  sehen,  die  sich  bei  der  von  ihm  ausgeführten  Sectio  alta  als  Schleim- 
haut-Inkrustationen darstellten.     Teilweise  sassen  die  Salze  der  Schleimhaut 


Sultan,  VerletzuDgen  und  chirurgiBche  Krankheiten  der  Blase.  878 

0  fest  auf,  dass  sie  nur  mit  dem  scharfen  Löffel  sieb  entfernen  Hessen. 
)ie  dadurch  bedingten  kleinen  Blutungen  wurden  mit  dem  Thermokauter 
estillt.  Bei  der  chemischen  Untersuchung  erwiesen  sich  die  Salze  haupt- 
ächlich  als  Urate.  Eine  Erklärung  für  das  Zustandekommen  der  Inkrusta- 
ionen  ist  zunächst  nicht  möglich. 

Englisch  (118)  unterscheidet  in  seiner  Arbeit  über  eingesackte  Harn- 
teine  drei  voneinander  verschiedene  Formen:  1.  Festsitzende  Steine, 
welche  von  der  Blasenwand,  sei  es  durch  Veränderung  der  Wandung,  sei  es 
lurch  die  Form  des  Steines,  festgehalten  werden.  2.  Eingelagerte  Steine, 
leren  Lagerstätte  enger  oder  wenigstens  nicht  weiter  ist  als  die  Öffnung, 
lurch  welche  sie  mit  der  Blase  oder  Urethra  kommunizieren.  3.  Einge- 
kapselte Steine,  deren  Lagerstätte  grösser  ist,  als  die  Kommunikations- 
iffhung  mit  der  Blase. 

Zunächst  bespricht  Englisch  die  in  das  untere  Ende  eines  Harn- 
eiters eingekapselten  Steine,  ihre  Anatomie  und  die  bisher  vorliegenden  Er- 
"ahningen.  Im  ganzen  sind  55  derartige  Fälle  publiziert  worden,  von  denen  38 
jeheilt,  17  gestorben  sind.  Der  empfehlenswerteste  Operations  weg  sei  die  Sectio 
dta.  Weiterhin  werden  die  zwischen  die  Schichten  der  Blasenwand  einge- 
lagerten und  die  in  der  Umgebung  des  mittleren  Prostatalappens  gelegenen 
äteine,  femer  die  hinter  dem  Ligamentum  interuretericum  liegenden,  dann 
iie  sogenannten  abgeschnürten  Steine  und  schliesslich  die  am  häufigsten  vor- 
kommenden Divertikelsteine  abgehandelt.  Durch  eine  tabellarische  Übersicht 
werden  die  wegen  Divertikelsteinen  vorgenommenen  Operationen  und  ihre 
Erfolge  eingehend  dargestellt.  Den  Schluss  der  erschöpfenden  und  übersicht- 
lichen Arbeit  bilden  Mitteilungen  über  Steine  am  Blasenhalse  und  am  oberen 
Teil  der  Pars  prostatica  urethrae  und  über  Steine  im  oberen  Teil  der  pro- 
statischen Harnröhre. 

IX«  Blasengeschwülste. 

135.  Arcoleo,  £.,  La  cistectomia  parziale  nel  trattamento  dei  tomori  vescicali.  Riforma 
medica  1903.  Nr.  50. 

136.  Cohn,  Theodor,  Über  cystenartige  Erweiterung  des  Harnleiters  innerhalb  der  Harn- 
blase.   Beitrftge  zur  klin.  Chirurgie.   Tübingen  1903. 

137.  ^Cassanello,  Gontribution  anatomo-pathologique  et  clinique  k  Tätude  des  tumeurs 
a  fibres  musculaires  lisses  de  la  vessie.  Annales  des  maladies  des  organes  g^nito- 
urinaires  1903.  Nr.  19. 

138.  ^Englisch,  Über  das  infiltrierte  Karzinom  der  Blase.  Zeutralblatt  für  die  Krank- 
heiten der  Harn-  und  Sexnalorgane.    Bd.  XII.   Heft  8. 

139.  Fedorow,  S.,  .Über  die  operative  Behandhing  von  Blasentumoren".  Russisches 
Archiv  für  Chirurgie  1903.   H.  5. 

140.  F  engl  er,  Die  Tumoren  der  Harnblase.    Inaug.-Dissertation.    Breslau  1903. 

Ul.  Frank,  Papillom  der  Blase.  Wiener  Gesellschaft  der  Ärzte.  Münchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.   Nr.  22. 

142.  Frey  er,  On  tumours  of  the  bladder.  The  Lancet  1903.  Jan.  24.  Ein  klinischer 
Vortrag  über  primäre  und  sekundäre  Blasentumoren,  ihre  Diagnose  und  Behandlung 
nebst  einigen  Bemerkungen  über  Cystoskopie. 

143.  Herring,  The  treatment  of  vesical  papilloma  by  injections.  British  medic.  Journal 
1903.  Nov.  28. 

144.  Kolosse w,  H.,  .Zur  Lehre  von  den  Blasentumoren,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Karzinome''.    Russisches  Archiv  für  Chirurgie  1903.  H.  5. 

145.  *Latarjet,  Nöoplasme  väsicale;  pyonephrose  double.  Sociötö  de  Chirurgie  de  Lyon. 
Lyon  mödical  1903.  Nr.  33. 

146.  Montfort,  Contribution  ä  T^tude  du  role  de  la  prostate  dans  les  tumeurs  Epitheliales 
infiitr^s  de  la  vessie.    Annales  des  maladies  des  organes  g^nito-urinaires  1903.  Nr.  11. 


874  Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

147.  New  man.  Gase  of  papilloma  of  the  bladder  removed  by  enprapnbic  cjsiotomy:  kae- 
mataria  and  pain  in  the  bladder.  Glasgow  medico-chirargical  societj.  Glasgow  meüeil 
jom-nal  1903.  Nov. 

148.  Woolsey,  Carcinoma  of  tho  bladder;  complete  exetirpaiion  of  the  bladder;  redil 
implantation  of  one  Ureter.   New-York  surgical  society.    Annals  of  surgery  1903.  S«pt 

149.  *Z immermann,  Ein  Fall  von  Blasenpapillom  mit  Prolaps  durch  die  Hamröbe. 
Inaug.-Dis&ertation.   Tabingen  1903. 

F  e  d  o  r  o  w  (139)  berichtet  über  26  Fälle  von  operativ  behandelten  Blasen- 
tumoren. 9  mal  handelte  es  sich  um  gutartige  und  17  mal  um  bösartige  Ge- 
schwülste. Die  Sectio  alta  wurde  17  mal  angewandt,  die  anderen  Fälle  wurdea 
endovesikal  operiert.  Fedorow  meint,  dass  nur  absolut  gutartige,  gestielte 
Geschwülste  mit  Hilfe  des  02)erationscystoskops  operiert  werden  sollten.  Das 
Endoskop  von  Kelly  verwirft  er  ganz.  Die  Sectio  alta  ist  die  idealste 
Methode.  Von  17  operierten  Kranken  starb  nur  einer  infolge  der  Operation. 
Von  12  Kranken,  denen  der  hohe  Blasenschnitt  zur  radikalen  Entfernm^ 
eines  Karzinoms  gemacht  wurde,  sind  4  im  Laufe  von  1 — 3  Jahren  rezidiv- 
frei  geblieben.  Der  grösste  Teil  der  Tumoren  sass  am  Blasengrunde  oder  in 
der  Umgebung  der  üreterenmündung.  Die  Exstirpation  des  Tumors  und  die 
nachträgliche  Versorgung  der  Blasenwunde  wird  nach  Fedorows  Angaben 
durch  von  ihm  ersonnene  Klemmzangen  bedeutend  erleichtert.  Zur  Naht  g^ 
braucht  Fedorow  Catgut,  d.  h.  für  die  in  der  Blase  angelegten  Nähte.  Die 
äussere  Blasenwunde,  sowie  die  Bauchwand  wird  mit  Seide  vernäht.  Fedoroir 
warnt  dringend  vor  dem  Abreissen  oder  Ausschaben  nicht  nur  der  bösartige 
Tumoren,  sondern  auch  der  gutartigen  Papillome.  Entweder  entferne  man 
die  Geschwulst  weit  im  Gesunden,  oder  unterlasse  die  Operation. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg}. 

Den  Ausgangspunkt  für  die  Arbeit  C  o  hns  (136)  bildet  folgende  interessante 
Krankengeschichte : 

Ein  20  jfthriger  Mann  leidet  seit  der  Geburt  an  StOrnngen  der  Hamentleerong,  iate 
entweder  Inkontinenz,  oder  zu  andrer  Zeit  stundenlang  andauernde  Retentition  des  Hmes 
auftrat.  Später  schwand  die  Inkontinenz,  dagegen  trat  in  Zwischenräumen  von  einips 
Tagen  bis  mehreren  Wochen  Harnverhaltung  auf,  welche  V*  bis  Vjt  Tage  anhielt  Bti 
cystoskopischer  Untersuchung  sah  man  einen  länglichen,  von  glatter  Schleinahant  äkr- 
zogenen  Tumor,  dessen  Längsachse  einer  Verlängerung  des  rechten  üreterenwnlstes  «d- 
sprach.  Durch  Sectio  alta  (Garrd)  wurde  der  cystenartige  Tumor  freigelegt  and  &eiv 
vordere  Wand  abgetragen,  worauf  man  einen  wallnussgrossen,  mit  blasser  Schleimhaat  an- 
gekleideten Hohlraum  vor  sich  hatte.  Die  Blutung  wurde  mit  dem  PaqueJin  gestillt,  äi 
Blasenwunde  geschlossen.    Heilung. 

Aus  der  Literatur  führt  Cohn  noch  40  weitere  analoge  BeobachtnngeQ 
an,  denen  trotz  einzelner  anatomischer  Verschiedenheiten  das  gemeinsam  ist 
dass  sie  durch  ein  Hindernis  bedingt  sind,  welches  distalwärts  von  derCy^ 
die  Harnleiterlichtung  verengt.  Eine  genaue  Analyse  der  bisher  bekannt» 
Fälle,  eine  Darstellung  der  entwickelungsgeschichtlich  wichtigen  Momente  md 
ein  ausführliches  Literaturverzeichnis  beschliesst  die  Arbeit. 

Die  Dissertation  von  F  engl  er  (140)  enthält  neben  einer  allgemeine 
Übersicht  über  die  Tumoren  der  Harnblase  den  Bericht  über  30  in  der  Bre- 
lauer  chirurgischen  Klinik  vom  Jahre  1891  bis  1901  beobachteten  Falk 
Darunter  befanden  sich  von  selteneren  Geschwülsten  ein  Angiom,  ein  Mpa 
und  ein  Rundzellensarkom.  Bei  gutartigen  Tumoren  wurde  die  Sectio  aha 
9 mal,  bei  bösartigen  7 mal  ausgeführt;  in  ersterem  Falle  7 mal  mit  Erfok. 
2 mal  ohne  solchen;  bei  den  bösartigen  Geschwülsten  war  das  Resultat  2mi 
ein  gutes,  5  mal  ein  schlechtes. 


Sultan,  Yerletznngen  und  chirurgische  Krankheiten  der  Blase.  875 

Montfort  (146)  hat  84  Tumoren  der  Blase  einer  genauen  makro- 
skopischen und  mikroskopischen  Untersuchung  unterzogen,  um  über  die  Be- 
ziehungen, welche  zwischen  den  epithelialen,  infiltrierenden  Blasentumoren  und 
der  Prostata  bestehen,  Klarheit  zu  erhalten.  Er  bestätigt  die  Untersuchungen 
von  Motz,  der  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  die  gleichzeitige  Beteiligung  der 
Prostata  festgestellt  hat;  das  primäre  Blasenkarzinom  ist,  wenn  es  überhaupt 
vorkommt,  sehr  selten. 

Bei  einer  Zahl  von  1753  Sektionen  fand  Kolossow  (144)  17 mal  Blasen- 
tumoren. In  9  Fällen  handelte  es  sich  um  ein  primäres  Blasenkarzinom,  in 
den  übrigen  um  Metastasen.  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  in 
4  Fällen  Plattenzellenkrebs ,  Imal  Carcinoma  medulläre  (Metastase),  Imal 
Myxo-cysto-adeno-carcinoma  (Metastase),  bei  den  übrigen  fehlen  nähere  An- 
gaben. 3  mal  handelte  es  sich  um  gestielte  Geschwülste.  Dass  das  Trigon. 
Lieutaudii  als  Prädilektionsstelle  für  den  Sitz  von  Blasentumoren  anzusehen 
ist,  konnte  Kolossow  nicht  bestätigen.  Hohlbeck  (St.  Peterburg). 

In  dem  von  Arcoleo  (136)  beschriebenen  Falle  hatte  sich  ein  Klein- 
zellensarkom  der  Schleimhautschicht  an  der  rechten  anterolateralen  Fläche 
und  der  Spitze  der  Harnblase  entwickelt.  Verf.  nahm  die  partielle  Resektion 
der  Blase  vor,  rekonstruierte  diese  in  einer  zweiten  Zeit  und  legte  einen 
permanenten  Katheter  ein.  Es  können  nun  70  ccm  Wasser  in  die  Blase  inji- 
ziert werden,  ohne  dass  Patient  Schmerzen  oder  Unbehagen  verspürt. 

R.  Giani. 

Frank  (141)  hat  ein  Blasenpapillom  durch  den  perinealen  Blasenschnitt 
nach  Zuckerkandl  sich  sehr  gut  freilegen  und  mit  dem  Paquelin  abtragen 
können.  In  die  Blasenwunde  wurde  ein  Drain  eingeführt,  die  Wunde  mit 
Jodoformgaze  tamponiert,  femer  von  vorne  her  ein  Verweilkatheter  eingelegt. 
Glatte  Heilung. 

Newman  (147)  hatte  bei  einer  64 jährigen  Frau  wegen  Blasenpapilloms 
den  hohen  Blasenschnitt  gemacht  und  den  Tumor  entfernt.  Bei  dieser  Ope- 
ration hatte  er  Gelegenheit,  einen  auffallenden  Befund  zu  erheben :  Er  hatte, 
während  er  mit  seinem  Finger  die  Inzisionsöffnung  der  Blase  verschloss, 
mittelst  eines  Katheters  Borlösung  in  die  Blase  laufen  lassen  und  nahm  nun 
wahr,  dass  während  der  Ausdehnung  der  Blase  die  Ränder  der  Inzisions- 
wunde  sich  um  seinen  Finger  kontrahierten.  Er  meint,  dass  infolge  dieser 
Neigung,  die  Wundränder  einander  nahe  zu  halten,  die  Blasenwunden  häufig 
8o  auffallend  schnell  heilen  (?  Ref.). 

Wegen  eines  Karzinoms,  welches  die  ganze  Blase  eines  37  jährigen  Mannes 
anfüllte,  machte  Woolsey  (148)  die  Totalexstirpation  der  Blase,  und  zwar 
anter  Loslösung  vom  Peritoneum,  ohne  dieses  zu  eröflFnen.  Beide  Ureteren 
worden  abgetrennt;  in  den  rechten,  welcher  erweitert  war  und  Eiter  ent- 
hielt, wurde  ein  Katheter  eingeführt,  welcher  mit  einer  Naht  an  den  Ureter 
befestigt  und  in  ein  Gefäss  nach  aussen  geleitet  wurde;  der  linke  Ureter 
wurde  in  das  Rektum  eingenäht.  Im  weiteren  Verlauf  wurde  der  von  der 
rechten  Seite  gelieferte  Harn  bald  eiterfrei  und  klar,  und  nach  2 — 3  Wochen 
konnte  der  vom  linken  Ureter  in  das  Rektum  geleitete  Harn  mehrere  Stun- 
den zurückgehalten  werden.  3V2  Monate  nach  der  Operation  starb  der 
Patient  und  die  Obduktion  ergab  das  Vorhandensein  einer  doppelseitigen 
Pyelonephritis. 

Schon  im  Jahre  1899  (s.  Jahresb.  1899,  p.  769)  berichtete  Herring  (143) 
über   die  Erfolge,   welche   er   bei  Blasenpapillomen   durch  Injektionen   einer 


876  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Argentum  nitricum-Lösung  von  1,0  :  2000,0  erzielt  hatte.  Er  fügt  3  neue 
Fälle  hinzu,  in  denen  diese  Injektionen  gute  Dienste  geleistet  haben,  in  einem 
Fall,  nachdem  post  Operationen!  ein  Rezidiv  aufgetreten  war. 


XVIII. 


Die  Verletzungen  und  ehirurgisehen  Krankheiten  der 
männlichen  GenitalieiL 


Referent:  Ernst  Kirchhoff,  Berlin- 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Allgemeines.     Penis.    Skrotum. 

1.  *AbadieetBrandei8,  Tuberculose  nodulaire  da  pr^pace.  Journal  de  m6d,  ddfitr- 
deaax  1903.  Nr.  13. 

2.  "'Bardenheuer,  Operative  BebandluDg  der  Hypospadie.  AUgem.  ftrztl.  Verein  E^ 
Münch.  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  18. 

3.  *Bantsch,  Zur  Behandlung  der  Phimose.    Diss.  München  1903. 

4.  Bockenheimer,  Zur  Ätiologie  der  Baachblasengenitalspalte,  v.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  3. 

4a.  *Burmei8ter,  Über  einen  merkwürdigen  Fall  von  Perforation  des  Präputium.  Zeninl- 
blatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  44. 

5.  Colmers,  Über  Sarkome  und  Endotheliome  des  Penis;  im  Anschluss  an  die  Beob- 
achtung eines  Blutgefässendothelioms  der  Corpora  cavernosa.  Zieglers  Beiträge  19Gt 
Bd.  XXXIV.  Heft  3. 

6.  *Demars,  Hermaphrodlsme.  Ectopie  testiculaire  double.  Bull,  et  m^m.  de  la  sot 
anat.  de  Paris.  1903.  Nr.  4. 

6a. ^Englisch,  Über  Präputialsteine.    Wiener  med.  Presse  1904.  Nr.  48. 

7.  *D'Hoenens,  Les  complications  g^nitourinaires  de  la  grippe  chez  Thomme.  Le  Pn^ 
m^dical  1903.  Nr.  10. 

8.  El  bogen,  Plastischer  Ersatz  der  ganzen  Penishaut.  Wiener  med.  Wochenschrift  1933. 
Nr.  12. 

9.  Englisch,  Über  Präputialsteine.    Wiener  med.  Presse  1903.  Nr.  47.  48. 

10.  —  Das  Peniskarzinom.     Wiener  med.  Wochenschrift  Nr.  1,  2,  3. 

11.  *Guinard,   El^phantias  du  scrotum  et  du  fourneau  de  la  verge.    Operation.   Bii 
et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  38. 

IIa.  *Hop mann,  Über  Penisamputation.    Zentraiblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  22. 
IIb.  *Hueter,  Über  Ausbreitung   der  Tuberkulose  im  männlichen  Urogenitalsystem.   Bei- 
träge zur  pathol.  Anatomie  1903.  Bd.  35- 

12.  *Elein  Wächter,  Ein  bisher  noch  nicht  beobachteter  Defekt  im  Genitalsystem.  Wiener 
med.  Presse  1903.  Nr.  52. 

12a.  —  Abnorme  Entwickelung  der  Sezualorgane  bei  einem  Knaben.    Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  21. 

13.  *  Key  es,  The  surgical  diseases  of  tbe  genitourinary  organs.     Appleton  1903. 

14.  Kraemer,  Über  die  Ausbreitung  und   Entstehnngs weise  der  männlichen  ürogeniUi- 
tuberkulöse,    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  69.  Heft  2—4. 


Kirchhoff,  Verletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.     877 

15.  ^Lomer,   Zur  Kasuistik  der  Urethralfremdkdrper   und   der  Strangulation   des  Penis. 
I>ias.   Leipzig  1903. 

16.  Matzenauer,  Phimosendilatator.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  21. 

17.  *Marion,  De  la  eure  de  Thypospadias.    Archives  g^n^rales  1903.  Nr.  15. 

18.  *Morti,   Die  Erkrankungen  der   Harn- und  Geschlechtsorgane   bei  Kindern.    Wiener 
Klinik  1903.  Heft  2,  3,  11,  12.    Urban  u.  Schwarzenberg. 

19.  "^Morestin,   Deuz  cas  de  Cancer  du  p^nis.    Bull,  et  m^tn.  de  la  soc.  anat  de  Paris. 
1903.  Nr.  4. 

20.  *Nov4- Josserand,   Hypospadias  pörin^al  opärö  par  la  roäthode  de  la  greffe  auto- 
plastique.    Soc.  de  ehir.     Lyon  medical  1903.  Nr.  7. 

21.  "^Pedersen,  Recent  advances  in  genito-urinary  surgery.    Medical  News  1903.  Oct.  10. 

22.  ^Pellanda,   Epithelioma  de  la  verge;  ^masculation  totale.    Soc.  des  sciences  möd. 
Lyon  mödical  1903.  Nr.  5. 

22a. '^Petenkin,  Chorda  venerea.    Medical  News  1903.  Dec.  26. 

23.  "^Ratimoff  et  Vainisch-Slanogenusky,   Affections    chirurgicales    des   organes 
fc^n.-ur.    Annales  des  maladies  des  organes  gen.-ur.  1903.  Nr.  15. 

24.  *S  chulz,  Zwei  Fälle  von  primärem  Erysipelas  gangraenosum  penis  et  scroti.    Diss. 
Berlin  1903. 

25.  '^Wallant,  Über  einen  Fall  von  Lupus  des  Skrotum  und  Penis.    Archiv  f.  Dorm.  u. 
Syph.  1903.  66. 

26.  Woodgatt,  The  treatment  of  congenital  phimosis.    The  Lancet  1903.  Aug.  15. 

KIeiiiwächter(12)  demonstrierte  in  der  Wiener  Gesellschaft  der  Ärzte 
einen  2  Jahre  10  Monate  alten  Knaben  mit  abnorm  mächtiger  Entwickelung 
der  Sexualorgane.  Der  Penis  war  im  schlaffen  Zustand  7  cm  lang  und  hatte 
einen  Umfang  von  8,5  cm.  Er  war  erektionsfähig.  Die  beiden  Hoden  hatten 
eine  Länge  von  3,5  cm  und  einen  sagittalen  Durchmesser  von  IVs  cm.  Die 
Prostata  war  infundiert.  • 

Bockenheimer  (4)  beschreibt  einen  typischen  Fall  einer  Bauch- 
blasendarmgenitalspalte  (Fissnra  vesico- abdominalis).  Ausgezeichnete 
Abbildungen  illustrieren  den  Text. 

Kraemer  (14)  beweist  durch  Experimente  die  Gesetzmässigkeit  der 
Ausbreitung  der  Urogenitaltuberkulose  aus  dem  natürlichen  Sekretstrom  beim 
Tiere  nnd  schliesst  daraus,  dass  auch  beim  Menschen,  wenigstens  beim  Manne, 
die  Urogenital  tuberkulöse  unter  diesem  Gesetz  stehe. 

Die  Nieren-  und  Hodentuberkulose  kann  auf  dem  Blutwege  oder  durch 
kongenitale  Infektion  stattfinden. 

Bei  der  Hodentuberkulose  können  auch  die  Lymphbahnen  in  Frage 
kommen. 

Die  Latenz  der  Tuberkulose  spielt  besonders  bei  der  Hodentuberkulose 
eine  viel  grössere  Rolle,  als  man  bisher  annahm. 

Kraemer  nimmt  bestimmt  eine  Ausscheidungstuberkulose  durch  die 
Niere  an. 

Die  Fortleitung  seiner  von  aussen  (Koitus)  akquirierten  Tuberkulose  auf  dem 
Schleimhautwege  zu  Nieren  und  Hoden  erledigt  sich  mit  dem  Wegfall  der 
Ausbreitung  gegen  den  Sekretstrom. 

In  welcher  Weise  sich  der  Gang  der  tuberkulösen  Erkrankung  nach 
Kraemer  in  den  einzelnen  Organen  des  Harn-  und  Geschlechtsapparates  ge- 
gestaltet, wird  ausführlich  auseinandergesetzt. 

Woodgat  (26)  empfiehlt  bei  angeborener  Phimose  an  Stelle  der  Livium- 
inzision  folgende  Operation:  Die  Vorhaut  wird  soweit  als  möglich  zurück- 
gezogen, darauf  wird  am  Dorsum  eine  Längsinzision  gemacht,  durch  welche 
die  quere  Richtung  erreicht  wird. 


878  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  TeiL 

Matzenauer  (19)  beschreibt  einen  nenen  Phimosendilatator.  Derselbe 
besteht  aus  vier  in  Gelenken  beweglichen  Lamellen,  welche  durch  eine  Schraube 
auseinandergetrieben  werden.  Der  Dilatator  wird  mit  zusanunengel^en 
Branchen  eingeführt  und  nur  soweit  geöffnet,  dass  er  ohne  weitere  Fix^im 
von  selbst  an  dem  gespannten  Vorhautrand  hält,  der  sich  in  die  S-foimig 
nach  aussen  abgebogenen  Lamellen  des  Instrumentes  hineinlegt. 

£1  bogen  (8)  hat  bei  einem  Soldaten,  bei  dem  im  Anschloss  an  &b& 
geringfügige  Verletzung  die  ganze  Penishaut  gangränös  geworden  war,  in 
folgender  Weise  einen  plastischen  Ersatz  geschaffen.  Das  erhalten  gebliebene 
Vorhautblatt  wurde  gespalten  und  damit  ein  Teil  des  Defektes  gedeckt.  Zur 
Deckung  des  Restes  wird  ein  doppelt  gestielter  Lappen  aus  der  Skrotalhant 
gebildet  und  an  die  unteren  und  die  beiden  Seitenflächen  des  Penis  t^- 
schoben. 

Das  Resultat  befriedigt  in  jeder  Beziehung. 

Von  einem  Versuch,  den  Defekt  durch  Thierschsche  TransplantatioB 
zu  schliessen,  war  Abstand  genommen  worden,  da  die  Erektionen  die  Heilung 
wohl  sicher  verhindert  hätten. 

Englischs  (9)  umfangreiche  Monographie  stützt  sich  auf  540  FÜIe 
von  Peniskarzinomen,  die  teils  selbst  beobachtet,  teils  aus  der  Literatur  n- 
sammengestellt  sind. 

In  328  Fällen  liessen  sich  Angaben  über  den  Ausgangspunkt  erhalten: 
95  mal  ging  der  Krebs  von  der  Vorhaut  aus,  20  mal  von  der  äusseren  Hänh 
röhrenmündung,  160  mal  von  der  Eichel,  42  mal  von  der  Haut  oder  den  SchweO- 
körpem  des  Gliedes  aus. 

Das  Peniskarzinom  kam  am  häufigsten  zwischen  dem  50.  und  60.  Lebens- 
jahre vor. 

Was  diej  Krebsform  betrifft,  so  handelte  es  sich  49  mal  um  Epitheliom, 
6  mal  um  Scirrhus,  34  mal  um  Carcinoma  medulläre. 

Therapeutisch  ist  die  Entfernung  mit  dem  Messer  jeder  anderen  Me- 
thode vorzuziehen.     Die  Resultate  sind  günstig. 

Colmers  (5)  hat  Untersuchungen  über  Sarkome  und  Endo theliome  des 
Penis  angestellt. 

Am  seltensten  und  gleichzeitig  am  bösartigsten  sind  die  Blutgefiss- 
endotheliome  des  Penis.  Ihre  Diagnose  ist  sehr  schwierig.  Trotz  eingehendste 
Untersuchungen  ist  häufig  nur  eine  Wahrscheinlichkeitsdiagnose  zu  stellen. 


2.  Hüllen  des  Hodens  und  Samenstranges. 

1.  *  Barjon  et  Gade,  A  propos  des  hydroc^Ies,  Cytologie,  Inocalations,  r^soJtats.  Lyaa 
mödical  1903.  Nr.  27  und  Archives  g^n^rales  1903.  Nr.  85. 

2.  *Bowen,  Hematocele.    Medical  News  1903.  Jan.  3. 

3.  Faug^re,   Traitement   de   ThydrocMe  par  le  procöd^   de  Doyen  modifiä.    La  Pnam 
mödicale  1903.  Nr.  17. 

4.  *Klaussner,   Über  die  Winkelmannsche  Hydrocelenoperation.    v.  Langenbeeki 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  u.  2.    v.  Esmarch- Festschrift 

5.  *LoQgaet,  Nature  et  pathogenie   des  hy drocMes  vaginales  chroniqnes.    Le  Progns 
medical  1903.  Nr.  18. 

6.  Madden,  Some  points  in    the    etiology  and    treatment  of  hydrocele  of  the  iuBia 
vaginalis.    Edinburgh  medical  Journal  1903.  March. 

7.  *  Martin,  Sur  trois  cas  d'hydrocMe  en  bissac.    Archives  provinciales  1903.  Nr.  9. 

8.  ^Poncet,  Note  sur  les  hydrocMes  essentielles  d'origine  tubercnleuse.    BolL  et  mi& 
de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  6. 


Eircbhoff,  Yerletzuugen  und  chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.     879 

9.    ^Skironig,   The  treatment  of  hydrocele  by  the  method  of  Seton.    British  medical 
joarnal  1903.  July  25. 
10.    ''Taffier,  HydrocMes  dites  simples  contenant  des  bacilles  de  la  tuberculose  (d^c^l^s 
par  la  m^thode  de  Jousset).    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1903.  Nr.  4. 

Madden  (6)  schiebt  das  häufigere  Vorkommen  der  Hydrocele  in  tropi- 
schen Ländern  auf  zwei  Umstände:  1.  Auf  die  mangelnde  Stütze  des  Hoden- 
sackes infolge  der  mangelhaften  Bekleidung  im  Gegensatz  zu  den  eng  an- 
schliessenden Beinkleidern  der  Europäer  und  2.  auf  die  Neigung  der  Orien- 
talen zu  sexuellen  Exzessen. 

Beides  führt  eine  Hyperämie  des  Hodens  und  seiner  Adnexe  herbei  und 
begünstigt  so  das  Zustandekommen  eines  serösen  Ergusses. 

Die  Filaria,  der  von  anderen  Autoren  eine  grosse  ätiologische  Bedeutung 
zugesprochen  wird,  ist  von  Madden  niemals  in  der  Hydrocelenflüssigkeit 
gefunden  worden. 

Was  die  Therapie  betrifft,  so  kommt  die  Punktion  und  die  Punktion 
mit  nachfolgender  Injektion  einer  reizenden  Flüssigkeit  nur  bei  den  früheren 
Stadien  in  Betracht,  da  die  Wände  des  Hydrocelensackes  später  zu  dick  und 
induriert  sind.  Diese  länger  bestehenden  Fälle  sind  durch  die  Inzision, 
häufig  auch  durch  die  Exzision  eines  grossen  Teiles  der  Tunica  vaginalis, 
zu  heilen. 

Faugeres  (3)  Modifikation  der  Doyen  sehen  Hydrocelenoperation  be- 
steht darin,  dass  die  nach  diesem  Verfahren  umgestülpte  Tunica  vaginalis 
fest  mit  der  Nachbarschaft  des  Nebenhodens  durch  eine  Naht  vereinigt  und 
dadurch  die  Bildung  eines  toten  Raumes  verhindert  wird. 

3.  Hoden,  Nebenhoden,  Samenstrang. 

1.  AndryetDalos,  L^sions  hisiologiques  de  Töpidymite  blennorhagique.  AnnaleB  de 
Dermatol.  et  de  Syphil.  1903.  Nr.  3. 

2.  "^Ba  ermann,  über  die  Pathogenese  der  gonorrhoischen  Epididymitis  und  über  Ver- 
suche, dieselbe  durch  Punktion  zu  behandeln.  Deutsche  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  40. 

3.  *Bazy,  £ctopie  testiculaire  double  trait^e  par  l'orchidopexie.  Bull,  et  m4m.  de  la 
soc.  de  chir.  1903.  Nr.  15. 

4.  Benenati,  Über  einen  Fall  von  Rhabdomyom  in  einem  verlagerten  Hoden.  Vi r  c h o w s 
Archiv  1903.  Bd.  171.  Heft  3. 

5.  Bogoljuboff,  Experimentelle  Untersuchung  Aber  die  Anastomosenbildung  an  den 
ableitenden  Samenwegen  bei  der  Nebenhodenresektion.  Archiv  für  klin.  Chirurg.  1903. 
Bd.  70.  Heft  3. 

6.  Calot,  Le  traitement  de  la  tuberculose  de  r^pidid3rme  et  du  testicule.  Journal  de 
m^.  de  Paris  1903.  Nr.  6. 

7.  *Goby,  Malignant  tumors  of  the  testin.    Medical  News  1903.  July  25. 

8.  *£berth,  Hodendescensus.  Verein  der  Ärzte  in  Halle.  MOnchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  39. 

9.  ^Quinard,  Teratome  intra  testiculaire.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chirurgie  1903. 
Nr.  20. 

10.  * —  Inclusion  de  deux   masses  de  paraffine  dans  les  bourses,   dans  un  cas  de  crypt- 
orchid^  double.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  33. 

11.  ^Jordan'  Über  die  Hodentuberkulose  und  ihre  Behandlung.     Nat.  med.  Verein  Heidel- 
berg.   Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  39. 

IIa.  *Jordan,  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  Hodentnberkulose.    Beitrftge  zur  Klinik 
der  Tuberkulose.  Bd.  I.  p.  207. 

12.  ^Loeper  etEsmonet,  La  graisse  dans  le  testicule.    Archives  g^n^rales  1903.  Nr. 4. 
12a.  "^Longard,  Zur  Operation   der  Retentio  testis  inguinalis.     Zentralblatt  fQr  Chirurgie 

1903.  Nr.  8. 


880  Jahresbericht  fQr  Chirurgie,    ü.  TeiL 

13.  *Maat^  et  Aubourg,  Un  cas  de  torsion  dn  cordon  Bpermatiqae.  Archives  g^nMee 
1903.  Nr.  29. 

14.  *  Marcel,  Bas  säet,  Orchite  par  cath^törisme  chez  an  prostatiqne.  GastratioD.  Ar«- 
tomie  pathologique  des  l^ions  ^pididymo-testiculaires.  BulL  et  m^m.  de  la  soc  aott 
de  Paris  1903.  Nr.  3. 

15.  *  Porter,  Operation  for  varicocele,  Slonghing  of  the  testis  dnnng  conyaleseenee  froa 
enteric  fever.    British  medical  joarnal  1903.  Jaly  18. 

16.  *Biche]ot,  Kyste  de  l'^pididyme  ä  pädicule  tordu.  BuUet.  et  m^m.  de  la  soc  ie 
Chir.  1903.  Nr.  34. 

17.  Riedel,  Über  die  Behandlung  des  Erjptorchismus.  v.  Langenbecks  Archiv  1963. 
Bd.  71.  Heft  2. 

18.  *  Schön,  Maligne  Hodengeschwülste  in  den  beiden  ersten  Lebensdezennien.  Dissst 
Leipzig  1903. 

19.  *  Trebs,  Die  Veränderungen  des  Hodens  nach  experimentellem  Verschluss  des  Samen- 
leiters.   Diss.  Marburg  1903. 

20.  "^Walther,  Ectopie  testicnlaire  abdominale.  Orchidopexie.  Bull,  et  mto.  de  U  soc. 
de  Chir.  1903.  Nr.  10. 

21.  * —  Ectopie  testiculaire  inguinale.  Orchidopexie.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  dir. 
1903.  Nr.  12. 

22.  Wassiljew,  Über  den  Einfluss  der  Resektion  des  Vas  deferens  auf  den  Tonnst 
Harnblasensphinkters.    Allgem.  med.  Zentralzeitung  1903.  Nr.  46. 

Riedel  (17)  bespricht  die  verschiedenen  Methoden,  welche  in  neuerer 
Zeit  angegeben  worden  sind,  um  den  Leisteuhoden  im  Hodensack  zu  fixieren. 

Das  Wichtigste  bei  der  Operation  des  Kryptorchismus  ist  das  Ver- 
schiebbarmachen des  Hodens.  Der  Hoden  lässt  sich  nicht  eher  hinreichenl 
verschiebbar  machen,  als  bis  die  Vasa  spermatica  vom  Samenstrang  getrenot. 
hoch  oben  retroperitoneal  bis  in  die  Beckenschaufel  verfolgt  und  dort  m 
den  umgebenden  Geweben  gelöst  sind,  so  dass  sie  gedehnt  werden  können 
Durch  die  Anspannung  des  Samenstranges  wird  der  Hoden  nicht  festgehalten. 
sondern  lediglich  durch  die  ünnachgiebigkeit  der  Vasa  spermatica. 

Diese  ausgiebige  Freilegung  der  Vasa  spermatica  ist  demnach,  wenigstem 
für  die  meisten  Fälle,  das  dringende  Erfordernis,  um  den  Hoden  ganz  abwärts 
verschieben  zu  können. 

Calot  (6)  empfiehlt  rein  möglichst  konservative  Behandlung  der  tuber- 
kulösen Hoden-  und  Nebenhodenentzündung.  Er  behauptet,  seit  10  Jahren 
in  20  Fällen  von  Erkrankung  der  Hoden  lediglich  durch  Injektionen  tob 
Kampfernaphthol  mit  Seeaufenthalt  Heilung  erzielt  zu  haben. 

Benenatis  (4)  Fall  betrifft  einen  49jährigen  Patienten,  der  seit 
frühester  Jugend  nur  einen  rechtsseitigen  Hoden  hatte.  Vor  3  Jahren  be- 
merkte er  im  linken  Hypochondrium  eine  hühnereigrosse  Geschwulst,  die 
rapid  wuchs  und  unter  Inanitionserscheinungen  zum  Ende  führte.  Bei  der 
Sektion  zeigte  es  sich,  dass  die  Geschwulst  aus  dem  Ligamentum  colico-lienale 
hervorkam,  mannskopfgross  war  und  aus  Knoten  mit  fibrösen  Septen  und 
Cysten  bestand.     Das  Ganze  umhüllt  eine  fibröse  Kapsel. 

Es  handelte  sich  um  ein  Myosarcoma  stricellullare.  Und  wenn 
auch  kein  Hodengewebe  mehr  in  dem  Tumor  nachzuweisen  war,  so  dürfte  dieser 
doch  mit  ziemlicher  Sicherheit  für  die  beiden  verlagerten  Hoden  angesehen 
werden.  Die  Muskelfasern  stellten  versprengte  embryonal  angelegte  Keime  yot. 

Bogoljuboff  (5)  konnte  durch  Tierexperimente  nachweisen,  dass  sich 
die  durch  Nebenhodenresektion  unterbrochene  Kontinuität  der  ableitenden 
Sanienwege  mit  Hilfe  einer  Anastomosenbildung  wiederherstellen  liess.  Es 
wurde  zweierlei  Operation  gemacht. 


Kirchhoffi  Yerletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Grenitalien.     881 

Typus  I:  Totale  Resektion  des  Nebenhodens  mit  darauffolgendem  Ein- 
nähen des  Vas  deferens  in  den  Hoden. 

Typus  11:  Resektion  der  unteren  Nebenhodenhälfte  und  Einnähen  des 
Yas  deferens  in  die  Substanz  der  oberen  Nebenhodenpartie. 

Die  Operation  wurde  von  den  Tieren  meist  gut  überstanden  und  verlief 
auch  günstig.  Das  eingenähte  Vas  deferens  verwächst  unbehindert  mit  dem 
Hoden  und  Nebenhoden.  An  der  Verwachsungsstelle  bildet  sich  eine  An- 
astomose durch  Vermittelung  eines  intermediären  Hohlraumes,  in  welchem 
einerseits  das  Vas  deferens,  andererseits  die  Kanälchen  des  Hodens,  resp.  des 
Nebenhodens,  münden. 

Andry  und  Dalons  (1)  haben  bei  einer  gonorrhoischen  Epididymitis 
wegen  Verdacht  auf  Tuberkulose  ein  Stückchen  des  Nebenhodens  exstirpiert  und 
auseinander  geschnitten.  Sie  kamen  zu  dem  Resultat,  dass  die  gonorrhoische 
Epididymitis  eine  erosive  und  zugleich  proliferierende  Epithelentzündung  mit 
sekundärer  phlegmonöser  Lymphangitis  sei. 

Wassiljew  (22)  ist  der  Ansicht,  dass  der  funktionelle  Erfolg  der  sog. 
sexuellen  Operationen  bei  Prostatahypertrophie  auf  eine  Verminderung  des 
Tonus  des  Blasensphinkters  infolge  von  Reilexwirkung  zurückzuführen  sei. 
Er  nimmt  an,  dass  bei  der  Prostatahypertrophie  neben  dem  mechanischen 
Hindernis  der  vergrösserten  Prostata  und  der  verminderten  Form  der  Harn- 
röhre auch  die  Erhöhung  des  Sphinktertonus  eine  Rolle  spiele,  dass  derselbe 
unter  Umständen  bis  zum  Spasmus  gesteigert  werden  und  dann  wahrschein- 
lich zur  akuten  Retention  führen  könne. 

Dementsprechend  ergab  auch  in  Fällen  mit  akuter  Retention  die  sexuelle 
Operation  die  besten  Resultate. 

Durch  die  Wassiljew  sehe  Anschauung  würde  sich  auch  erklären, 
warum  die  Operation  zu  einem  so  schnellen  Erfolg,  oft  noch  an  demselben 
Tage,  nach  wenigen  Stunden  führen  kann. 

Später  vermag  dann  die  Beseitigung  des  Sphinktertonus  die  Zirkulations- 
verhältnisse der  Blase  günstig  zu  beeinflussen  und  damit  eine  dauernde 
Besserung  herbeizuführen. 

4.  Cowpersche  Drüsen,  Samenblasen,  Prostata. 

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56* 


884  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    11.  Teil. 

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Krüger  (36)  stellte  bei  2  Patienten,  die  an  chronischer  Prostatitis 
nach  Gonorrhöe  litten,  durch  die  Prostataraassage  vorübergehende  Albu- 
minurie fest. 

Bonn  (7)  konnte  bei  einer  Urethritis  anterior  niemals  Prostatitis  nach- 
weisen, hält  vielmehr  das  Vorhandensein  einer  Prostatitis  immer  für  ein  An- 
zeichen einer  Urethritis  posterior. 

Wiederholt  fand  BonnProstatitis  beim  Fehlen  einer  nachweisbaren 
Prostatavergrösserang.  Diese  und  der  örtlichen  Druckscbmerzhaftigkeit  legt 
er  bei  der  Diagnosestellung  nur  geringen  Wert  bei.  Für  ihn  ist  wichtiger 
eine  ungleichmässige  Konsistenz,  speziell  die  Tastbarkeit  follikulärer  Knötchen, 
doch  stellt  er  die  Diagnose  Prostatitis  nur  aus  dem  mikroskopischen  'Sach- 
weis  gehäufter  Leukocytose  im  exprimierten  Prostatasekret  oder  in  Fadtn 
der  nach  der  Massage  gelassenen  Harnpartien.  Bei  reichlicher  Spermabei- 
mengung  ist  stets  an  die  Möglichkeit  einer  Spermatocystitis  zu  denken.  Eine 
gewisse  Garantie,  dass  die  Leukocyten  aus  der  Prostata  stammen,  geben  die 
spezifischen  kleinen  Prostataepithelien  mit  grossem,  fast  den  ganzen  Zellkib 
ausfüllenden  Kern,   die  oft  in  ein  netzartiges  Stroma  eingelagert   erscheineL 

Femer  betont  Bonn  das  häufige  häkchen-  und  kommaartige  Aussehen 
der  Prostatafäden. 

Gonokokken  fand  Bonn  in  6^'o  der  Fälle. 

Therapeutisch  wendet  er  in  erster  Linie  die  digitale  Massage  an,  ferner 
Ichthyol-  und  Jodkalisuppositorien,  Oidtmannsche  Ichthyolklysmen,  Sondeo- 
behandlung,  Instillation  und  Spülungen  der  Urethra  posterior. 

Waelsch  (64)  konstatierte  bei  200  chronischen  Gonorrhöen  162  (81  ^ 
chronische  Prostatitiden.  Nur  in  3  Fällen  fehlt  eine  Urethritis  posterior.  Bä 
den  meisten  Fällen  waren  die  Symptome  sehr  geringfügig.  Prostatorrhoe 
fehlte  meist.  In  6  Fällen  waren  die  charakteristischen  nervösen  Beschwerden 
vorhanden. 

Bezüglich  der  Heilbarkeit  ist  Waelsch  der  Ansicht,  dass  durch  die 
üblichen  Behandlungsmethoden  wohl  ein  Teil  der  Fälle  definitiv  geheilt  werdet 
kann,  dass  aber  in  zahlreichen,  besonders  veralteten  Fällen,  Heilung  oder 
dauernde  Besserung  nicht  erzielt  werden  kann. 

Durch  energische  Therapie  kann  oft  eine  Verschlimmerung  herbeigefnW 
werden. 

Montfort  (43)  hat  an  84  epithelialen  Blasentumoren  Untersuchungen 
angestellt,  um  die  Frage  zu  entscheiden,  welche  Bolle  die  Prostata  bei  dieser 
Erkrankung  spielt. 

Bisher  gingen  die  Ansichten  der  Autoren  hierüber  sehr  auseinander. 

Die  Resultate  Montforts  lassen  zwei  Gruppen  unterscheiden:  I.  Tn- 
moren,  welche  sich  vom  Blasenepithel  ableiten  lassen,  IL  Tumoren,  die  iii« 
anderes  Epithel  aufweisen. 

Die  Tumoren  der  ersten  Gruppe  können  lang  auf  die  Blase  beschrinb 
bleiben,  wobei  es  gleichgültig  ist,  ob  sie  eine  typische  oder  atypische  Form 
zeigen,  ob  sie  die  Blasenwand  infiltrieren  oder  nicht. 

Die  Tumoren  der  zweiten  Gruppe  haben  ihren  primären  Sitz  in  einem 
andern  Organ.     Die  Infiltration  der  Blasenwand  ist  bei  ihnen  konstant,  ifl* 


Kirchhoff,  Verletzungen  and  chirorg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.     885 

folge  eines  direkten  Übergreifens  von  der  Nachbarschaft  her  oder  von  Meta- 
stasen. In  der  Mehrzahl  dieser  Fälle  geht  der  Tumor  von  der  Prostata  aus, 
vor  allem,  wenn  es  sich  um  ein  echtes  Karzinom  handelt.  Doch  ist  dies  nicht 
iaiiner  durch  die  makroskopische  Untersuchung  allein  festzustellen,  oft  muss 
das  Mikroskop  mit  herangezogen  werden,  um  den  Nachweis  der  karzinoma- 
tösen  Entartung  der  Prostata  zu  bringen. 

Kapsammer  (35)  beschreibt  einen  Fall  von  Sarcoma  enchondromatodes 
der  Prostata,  welcher  auch  durch  seine  Krankengeschichte  von  Interesse  ist. 
Der  40  jährige  Patient  hatte  seit  einigen  Monaten  zunehmende  ürinbesch wer- 
den. Die  Prostata  erwies  sich  trotzdem  nachher  normal;  erst  nach  4  Wochen 
liess  sich  eine  zunehmende  Vergrösserung  konstatieren.  6  Monate  nach  Be- 
ginn der  Erkrankung  wurde  per  urethram  ein  Gewebsfetzen  entleert,  der  sich 
mikroskopisch  als  Sarkom  erwies.  Eine  Operation  wurde  verweigert.  Die 
Prostata  vergrösserte  sich  zunächst  fortwährend,  doch  gingen  allmählich  immer 
mehr  Tumorstücke  ab,  so  dass  die  Prostata  nach  2  Monaten  wieder  kleiner 
war.  Dann  traten  heftige  Kreuzschmerzen  und  Fieber  auf,  es  kam  zu  einer 
Parese  der  rechten  unteren  Extremität  und  8  Monate  nach  Beginn  der  Er- 
krankung trat  der  Exitus  letalis  ein. 

Levys  (38)  Fall  betrifft  einen  4jährigen  Knaben,  der  wegen  Harnver- 
haltung in  das  Krankenhaus  gebracht  worden  war.  Am  Darm  befand  sich 
eine  halbkugelige,  pseudofluktuierende,  gänseeigrosse  Geschwulst,  von  unver- 
änderter Haut  bedeckt,  vom  Mastdarm  aus  palpierbar.  Es  wird  zunächst  der 
hohe,  dann,  14  Tage  später,  der  breite  Blasenschnitt  gemacht.  Die  Geschwulst 
wuchert  in  rapider  Weise  weiter,  so  dass  3  Wochen  nach  der  Aufnahme  die 
ganze  Gegend  vom  Skrotum  bis  über  den  Anusfundus  von  einem  blumenkohl- 
artig bis  zur  Höhe  von  3  cm  über  die  Umgebung  sich  erhebenden  Tumor 
eingenommen  war.  Das  Kind  ging  bald  zugrunde.  Die  Sektion  ergab ,  dass 
der  Tumor,  im  wesentlichen  ein  Myxosarkom,  von  der  Prostata  seinen  Aus- 
gang genommen  hatte  und  dass  diese  vollständig  in  der  Geschwulst  auf- 
gegangen war. 

0 raison  (48)  führt  2  Fälle  von  zirkumskriptem  Prostatakarzinom  an, 
bei  denen  die  radikale  Operation  günstige  Erfolge  hatte.  Im  Anfangsstadium 
ist  es  freilich  schwierig,  die  Diagnose  zu  stellen,  indessen  ist  in  allen  zweifel- 
haften Fällen,  in  denen  bei  vergrösserter  Prostata  der  Verdacht  auf  Karzinom 
vorliegt,  die  Operation  indiziert.  Desgleichen  in  allen  zweifelhaften  Fällen, 
in  denen  das  Karzinom  nur  auf  die  Drüsen  beschränkt  ist. 

Am  meisten  empfiehlt  sich  das  Albarr  ansehe  Verfahren  der  Prostata- 
tomie.  Ist  die  Urethra  prostatica  mitergriffen,  so  ist  die  totale  Prostatatomie 
mit  Perforation  der  Urethra  prostatica  auszuführen.  Ist  das  Karzinom  be- 
reits über  die  Grenze  der  Prostata  hinausgewuchert,  so  ist  am  besten  jedes 
operative  Eingreifen  zu  unterlassen. 

Doerfler  (15)  beschreibt  ein  Prostatakarzinom  bei  einem  62jährigen 
Manne,  welcher  fast  gar  keine  lokalen  Symptome,  vor  allem  keinerlei  Störung 
in  der  Urinentleerung  bewirkt  hatte. 

Bei  der  grossen  Schwierigkeit  der  Frühdiagnose  des  Prostatakrebses  ist 
die  ausführ Uch  mitgeteilte  Krankengeschichte  von  besonderem  Interesse. 

Rothschild  (53)  hat  30  Vorsteherdrüsen  von  Männern,  die  im  Alter 
von  30 — 50  Jahren  gestorben  waren,  untersucht.  Ausgeschlossen  von  der 
Untersuchung  waren  die  Drüsen   von  Individuen,   die   an  akuten  Infektions- 


886  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

krankheiten,  Lues  oder  irgendwelchen  Entzündungen  der  Hamwege  gelitte 
hatten. 

In  27  Fällen  (90*^/o)  fanden  sich  pathologische  Veränderungen  in  der 
Drüsensubstanz  und  im  interstitiellen  Zwischengewebe.  In  24  Fällen  waren 
Eiterzellen  im  Drüseninhalt,  teils  als  geringe  Beimengung,  teils  denselben  toU- 
ständig  erfüllend.  In  20  Fällen  Hess  das  Epithel  charakteristische  Verändeningeii 
erkennen. 

Die  am  meisten  veränderten  Drüsen  stammten  von  Männern  zwischen 
40  und  45  Jahren. 

In  7  Fällen  bestand  eine  mit  dem  blossen  Auge  sichtbare  Hypertrophie; 
doch  ging  das   Gewicht  der  betreffenden  Drüsen  nicht  über  die  als  normal   . 
bezeichnete  Grenze  hinaus.  I 

Clarke  (11)  weist  darauf  hin,  dass  die  Prostata,  um  Störungen  her- 
vorzurufen, nicht  immer  vergrössert  zu  sein  braucht. 

Wenn  es  sich  um  fibromatöse,  und  nicht  um  adenomatöse  Bildung  in 
der  Drüse  handelt,  ist  die  Prostata  kleiner  als  normal. 

Auch  hier  ist  therapeutisch  die  Enukleation  der  ganzen  Drüse  oder  einer 
Hälfte  derselben  angezeigt. 

Bei  gestielten  Mittellappen  empfiehlt  Clarke  die  Resektion. 

Sind  Gefässveränderungen  vorhanden,  so  ist  die  Kauterisation  vor- 
zunehmen. 

Bar  tri  na  (3)  ist  der  Ansicht,  dass  bei  den  meisten  Fällen  von  Prostata- 
hypertrophie (infolge  der  Hypertrophie  der  Seitenlappen)  eine  seitliche  Ab- 
plattung der  Harnröhre  bestehe,  wodurch  die  bekannte  Verkrümmung  der 
Harnröhre  kompliziert  wird.  Er  hat  daher  einen  seitlich  abgeplatteten 
Katheter  mit  M er cier scher  Krümmung  konstruiert,  mit  dem  der  Kathete 
rismus  in  schwierigen  Fällen  leicht  gelingen  soll.  Die  Breite  des  abgeplattetao 
Katheters  beträgt  etwas  mehr  als  die  Hälfte  der  Höhe. 

Thomson  bevorzugt  bei  der  Behandlung  der  Prostatahypertrophie  die 
Frey  ersehe  Enukleationsmethode  und  macht  auf  folgende  Punkte  auf- 
merksam : 

I.  In  den  meisten  Fällen  bilden  die  Seitenlappen  das  Hindernis  far  die 
Urinentleerung. 

U.  Aus  dem  bei  der  Rektaluntersuchung  gewonnenen  Befund  lässt  sick 
kein  Schluss  auf  die  Grösse  des  intravesikalen  Tumors  ziehen. 

III.  Zwischen  der  Grösse  der  Prostata  und  dem  Grade  der  ürin- 
beschwerden  braucht  kein  Zusammenhang  zu  bestehen.  Je  kleiner  die  Ge- 
schwulst, desto  schwieriger  ist  die  Enukleation. 

Southam  (57)  hält,  ebenso  wie  Thomson,  die  Frey  er  sehe  Methode 
für  die  leistungsfähigste  von  allen  angegebenen  Operationsmethoden. 

Nur  bei  massiger  fibromyomatöser  Vergrösserung  ist  sie  nicht  anwend- 
bar. Dann  kommt  die  partielle  Prostatektomie  oder  die  Cystotomie  und 
Blasendrainage  zur  Anwendung. 

Zuweilen  empfiehlt  es  sich,  statt  nach  Frey  er  die  einzelnen  Adenom- 
knoten  extrakapsulär,  dieselben  intrakapsulär  zu  enukleieren. 

Vogel  (62)  berichtet  über  die  in  der  Bonner  chirurgischen  Klinik  g^ 
machten  Erfahrungen.  I 

Er  macht  vor  allem  darauf  aufmerksam,  wie  gefahrlich  es  ist,  bei  leerer    \ 
Blase  zu  operieren.     Die  leere  Blase  legt  sich  in  Falten  zusammen,  und  da    | 


Kirchhoff,  Verletzungen  and  Chirurg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.     887 

kann  es  leicht  passieren,  dass  man  bei  Drehnng  des  Instrumentes  nach  der 
Prostata  hin  eine  dieser  Falten  verletzt. 

Einige  Chirurgen  füllen  die  Blase  bei  Ausführung  der  Bottini sehen 
Operation  mit  Luft. 

Zuckerkandl  (67)  beschreibt  ausführlich  die  beiden  Verfahren,  welche 
heutzutage  fast  ausschliesslich  zur  Vornahme  der  Totalexstirpation  der  Pro- 
stata in  Betracht  kommen:  Die  perineale  und  die  suprapubische  Prostata- 
tomie. 

Frey  er  (22)  bespricht  zunächst  die  anatomische  Struktur  der  Prostata. 
Die  Drüse  stellt  nicht,  wie  vielfach  angenommen  wird,  ein  einheitliches  Organ 
dar,  sondern  sie  besteht  aus  zwei  getrennten  Lappen,  von  denen  jeder  von 
einer  Kapsel  umgeben  ist.  Ausserdem  ist  aber  das  ganze  Organ  noch  von 
einer  gemeinsamen  Kapsel  eingeschlossen. 

Auf  dieser  anatomischen  Struktur  beruht  das  Operationsverfahren 
Freyers.  Er  enukleiert  bei  Adenombildung  in  der  Prostata,  um  die  es  sich 
ja  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  von  Prostatahypertrophie  handelt,  nur  die  ein- 
zelnen Prostatalappen  mit  ihrer  Capsula  propria,  lässt  aber  die  gemeinsame 
Kapsel  intakt.  Hierdurch  wird  ein  Schutz  gegen  Urininfiltration  gewährt. 
Sobald  die  Blase  eröffnet  ist,  wird  nur  noch  stumpf  operiert. 

Über  seine  Operationen  selbst  hat  Frey  er  zu  wiederholten  Malen  ein- 
gehenden Bericht  erstattet. 

Elsworth  (18)  beschreibt  einen  nach  Freyers  Methode  operierten 
Fall,  der  sich  durch  eine  besonders  grosse  Prostata  auszeichnete.  Der  Erfolg 
war  sehr  günstig.  Am  Ende  der  dritten  Woche  ging  die  Urinentleerung 
spontan  von  statten. 

Durand  (16)  tritt  für  die  Prostatatomia  perinealis  ein. 
Harri  so  n   (28)   hält   den   Prostatakrebs   für   eine   viel   häufiger  vor- 
kommende Erkrankung  als  gewöhnlich  angenommen  wird. 

Die  Frühdiagnose  ist  stets  schwer.  Häufig  vorkommende  Begleit- 
erscheinungen sind  Lumbago  und  Ischias.  Später  schwellen  die  Inguinal- 
drüsen.  Die  Drüse  selbst  fühlt  sich  auffallend  hart  an.  Zeitweise  kommt  es 
zu  leichten  Blutungen.  Allmählich  werden  die  Patienten  kachektisch.  Cysto- 
skopisch  lässt  sich  nichts  nachweisen,  da  der  Tumor  meist  nur  wenig  in  die 
Blase  vorspringt.  Die  Prostatektomie  gibt  bei  Krebs  der  Prostata  schlechte 
Resultate,  dahingegen  ist  die  Anlegung  einer  suprapubischen  Fistel  emp- 
fehlenswert. 

Nico  lieh  (46)  zieht  die  totale  perineale  Prostatatomie  dem  Bottini- 
schen  Operationsverfahren  vor.  Er  hält  sie  für  ungefährlich  und  spricht  ihr 
besten  Erfolg  zu. 

Die  Technik  der  Operation  wird  ausführlich  geschildert. 


Nachtrag. 

Ausländische  Referate. 

1.  Bakö,  A.,  Prostatektomie  bei  Prostatahypertrophie.  XXXII.  Wanderversammlang 
ungarischer  Ärzte  und  Naturforscher.  Sitzung  der  chirurg.  Sektion  vom  7.  Sept.  1903. 
Orvosi  Hetilap.  1908.  Nr.  44. 

2.  Vermey,  Prostaalhypertrophie.  Nederl.  Vereeniging  v.  Heelkunde.  Nederl.  T.  ▼. 
Geneesk.  H.  1163. 


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4.  A.   Giechomski,    Zur   Behandlang    der  Prostataabszesse.     Gazeta  lekarska   19(ß. 
Nr.  18  n.  19. 

5.  F.  Weber,   Über  die  teratoiden  Geschwülste  (Embryome)  des  Hodens.     Bassisebes 
Archiy  für  Chirurgie  1903.  H.  2. 

6.  M.  Wassiljew,   Ober  den  Einfluss  der  Resektion  des  Vas  deferens  auf  den  Tonus 
des  Sphinkters  der  Harnblase.    Russisches  Archiy  für  Chirurgie  1903.  H.  1. 

7.  Herescu,    Zwölf  Prostatectomie-Fälle.    Reyista   de  Chirurgie  1903.   Nr.  4.  pag.  14d 
(rumänisch). 

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Venen  behandelt.    Reyista  de  Chirurgie  1908.  Nr.  4.  pag.  188  (rumänisch). 

9.  Stefanesou-Galatz,    Partielle    Urethrektomie    wegen    traumatischer   Penisniptar. 
Reyista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  6.  p.  278  (rumänisch). 

10.  ^Jonathan  M.  Wainwrigbt,  Contribution  to  the  snbject  of  perineal  prostatectooij. 
Annais  of  surgery  1903.  May. 

11.  Carl  Wettergren,  Hydrocele  funiculi  bilocularis  extra-et  intraabdominalis.  Nordisks 
medicinskt  Arkiy  1903.  Afd.  I.  Kirurgi  H.  3.  Nr.  11. 

12.  Key,  Ein  Fall  yon  pigmentiertem  Penissarkom  (aus  der  chirurgischen  Klinik  des  Soa- 
finenkrankoDhauses  zu  Stockholm).    Hygiea  1903.  L.  6.  p.  589. 

13.  G.  Bäärnhielm,  Ein  Fall  yon  perinealer  Prostatektomie.    Hygiea  1903.  L.  9.  p.  219. 

14.  E.  V.  Nyberg,  Ein  Fall  yon  Total exstirpation  der  Prostata  bei  Prostatahypertropfai». 
Finska  läkaresäUskapets  Handlingen  1903.  Bd.  XLV.  H.  1.  p.  20. 

15.  *Roysing,  Urinrörets  yy  Prostatas  kirurgiske  Sygdomme.  (Die  chirurgischen  Krank- 
heiten der  Harnröhre  und  der  Prostata).    Kopenhagen  1903. 

16.  George  Waller  Howley,  The  surgical  Problem  in  prostatic  hypertrophy.  Annali 
of  surgery  1903.  Noy. 

17.  *Aiello,  A.,  Adenoma  cistico  della  prostata.  Ricerche  anatomo-patologiche.  Memorie 
chirurgiche  pubbl.  in  onnore  di  E.  Bottini.    Palermo  1903. 

18.  *Cemezzi,  A.,  Sulla  fine  struttura  del  testicolo  ectopico.  Gazzetta  medica  lorobarda 
1903.  Nr.  9. 

19.  Viscardi,  G.,  Contributo  alla  cura  dell'  idrocele  con  la  esterio-rizzazione  del  testicolo 
alla  Lorgnet.  Gazzetta  degli  ospedali  1903.  Nr.  80.  (Ein  nach  der  Lorgnetsckeo 
Methode  behandelter  klinischer  Fall.) 

20.  Spangaro,  S.,  Nel  testicolo  senile  condure  la  legatura  del  dotto  deferente  all*  atrofia 
deir  Organe?    Lo  Sperimentale  1903. 

21.  Stori,  Voluminöse  lipoma  del  cordone  spermatico  sinistro.  Atti  dell' Accademia  mei* 
fisica  fiorentina  1903.  Gennais. 

22.  Casati,  T.,  Tre  casi  di  cura  chirurgica  dell'  impotenza  yirile.  Atti  dell'  Accademia 
di  sc.  meda  e  naturali  di  Napoli  1908.  fasc.  3. 

23.  Gardini,  A.,  Sulla  ritenzione  testicolare  inguinale  in  rapporto  con  Temia.  Atti  deff 
Accad.  d.  sc.  med.  e  naturali  di  Ferrara  1903.  Nr.  1. 

24.  Carta,  F.,  Nuoyo  metodo  di  sospensione  nella  cura  radicale  del  yariocele.  Giomak 
medico  del  R.  Esercito  1903.  fasc.  12. 

25.  Vir  da,  A. ,  II  yariocele  e  sua  cura  chirurgica  moderna.  Riforma  medica  19(^ 
Nr.  43—44. 

26.  L  a  8  i  o ,  G. ,  Nuoyi  studi  sulF  ipertrofia  della  prostata.  La  clinica  chirurgica  1908. 
Nr.  6-7. 

27.  Delli  Santi  M.,  SuH' epididimite  tubercolare  primaria,    Riforma  medica  1908.  Nr.  34. 

28.  De  Francesco,  D.,  Contributo  alla  cura  della  tuberculosi  orchioepididimaria.  RiyisU 
yeneta  di  sc.  med.  1903.  fasc.  Novbre. 

29.  Moresco,  G.,  Contributo  al  trattamento  chirurgico  deir  idrocele  della  yaginale  del 
testicolo.     Clinica  moderna  1908.  N.  del  23  Settbre. 

30.  Marri,  E.,  Un  caso  di  idrocele  comunicante  con  testicolo  atrofico  ed  ectopico.  Clinica 
moderna  1908.  N.  del  15  April. 

81.  Pepere,  A.,  Sui  teratomi  testicolori.    Clinica  moderna  1903.  N.  del  25  Noy. 

82.  Salyolini,  U.,  Un  caso  di  idrocele  curato  colla  trapiantazione  extrasierosa  del  testi- 
colo.   II  Policlinico,  Sez.  pratica  1903.  fasc.  14. 

88.  Gatti,  G.,  Sinorcbidia  e  anastomosi  intertesticolare  nelle  operazioni  consenratrici  del 
testicolo.    II  Policlinico,  Sez.  pratica  1903.  fasc.  45. 


Kirchhoff,  Verletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  männlichen  Genitalien.     889 

34.  Gatti,  Sezione  del  dotto  deferante  ed  anastomosi  intertestioolare.    U  Policlinico  1908. 
Tol.  X-c,  fasc.  4. 

35.  Gangitano,   F.,  Deir  ectopia  del  testicolo  e  del  sao  trattemenio  con  an  nuoYo  pro- 
cesso  operatorio.    II  Policlinico  1903.  vol.  X-c.  fasc.  6 — 7. 

36.  Tornaselli,  6.,  Solle  alterazioni  delle  tuniche  seröse  nel  proceso  varicoso.  Gazzetta 
degli  ospedali  1903.  Nr.  149. 

37.  Viscontini,  G.,  Naovo  contributo  alla  cora  radicale  del  varicocele.    Gazzetta  degli 
ospedali  1903.  Nr.  107. 

38.  Gasparini,   G.,   Contributo  alla  cura  deir  ectopia  inguinale  del  testicolo  coli'  orchi- 
dopessia.    Gazzetta  degli  ospidali  1903.  Nr.  137. 

Bako  (1)  macht  Mitteilung  über  fünf  Fälle  perinealer  Prostatektomie 
bei  Hypertrophien  der  Prostata.  Ein  Fall  endete  tödlich,  vier  wurden  ge- 
heilt; zwei  von  letzteren  urinieren  ohne  Residualharn,  bei  den  zwei  anderen 
betrug  die  Menge  desselben  nach  der  Operation  zwischen  25 — 80  g. 

Bako  hält  diese  Operation  für  indiziert:  1.  bei  inkompletter  Retention, 
im  Falle  eine  hartnäckige  Blasenentzündung  besteht;  2.  bei  kompletter  Re- 
tention —  wenn  eine  gewissenhafte,  systematische  Katheterisierung  nicht 
durchführbar  ist,  oder  es  bestehen  häufige  Blutungen  oder  ebenfalls  eine  hart- 
näckige Cystitis.  J.  Dollinger  (Budapest). 

Vermey  (2)  empfiehlt  in  diesem  Vortrag  zur  Behandlung  der  Prostata- 
hypertrophie die  Kastration,  wenn  die  Katheterbehandlung  nicht  zum  Ziele 
geführt  hat  und  der  Allgemeinzustand  die  Prostatektomie  nicht  gestattet.  Er 
hat  in  mehreren  Fällen  die  Kastration  gemacht  und  vorzügliche  Resultate 
damit  erreicht.  Psychische  Störungen  hat  er  niemals  beobachtet.  Von  der 
Vasektomie  hat  er  meistens  nicht  die  geringste  Besserung  der  Beschwerden 
gesehen.  Bei  einem  49  jährigen  Manne,  bei  dem  er  die  Prostatektomie  aus- 
führte, wurde  das  Rektum  verletzt  und  entstand  eine  Urethralfistel.  Durch 
eine  Nachoperation  wurde  diese  Fistel  und  die  Incontinentia  aivi  zur  Heilung 
gebracht.  Das  Endresultat  war  ausgezeichnet.  Der  Urin  wird  6 — 7  Stunden 
aufgehalten.  Kein  Residualurin.  Ein  Jahr  p.  op.  war  von  Hodenatrophie 
noch  nichts  zu  verspüren.  Er  hält  die  Prostatektomie  für  eine  eingreifende 
Operation,  die  nicht  bei  kachektischen  Individuen  auszuführen  sei. 

Bei  der  Diskussion  bemerkt  Brongersma,  dass,  seiner  Meinung  nach, 
der  Katheterismus  und  Prostatamassage  die  Hauptbehandlung  der  senilen 
Dysurie  sein  müssen,  und  dass  diese  Behandlung  in  den  meisten  Fällen  zum 
Ziele  führen  wird.  Lässt  sie  sich  nicht  durchführen,  dann  proponiert  er  die 
Prostatektomie. 

Schoemaker  tritt  warm  für  die  Freyer-Fenwicksche Methode  ein. 

Benssen  hat  mit  Vesikopexie  nach  Goldmann  gute  Resultate  be- 
kommen. 

van  Stockum  wendet  in  seiner  Klinik  die  Bottinische  Methode, 
nach  sorgfältiger  cystoskopischer  Diagnose,  als  Normalmethode  an. 

G  0  e  d  h  u  i  s. 

Van  der  Hoeven  (3)  demonstriert  ein  Sarkom  der  Prostata  bei 
einem  einjährigen  Kinde.  Nachdem  zuerst  die  bestehende  Urinretention 
durch  Urethrotomia  interna  aufgehoben  war  (das  Einführen  eines  Katheters 
war  nicht  möglich),  musste  eine  suprapubische  Blasenfistel  angelegt  werden, 
weil  der  Katheter  fortwährend  durch  die  Perinealfistel  herausgetrieben  wurde. 

Nach  einigen  Monaten  wuchs  der  Tumor  durch  die  suprapubische  Fistel 
nach  aussen.  Das  Sarkom  hatte  Kindskopfgrösse  und  durchwucherte  die 
hintere  Blasenwand.  Goedhuis. 


890  Jahresbericht  für  Chirargie.    ü.  TeU. 

Die  Therapie  der  Prostataabszesse  besprechend,  warnt  Ciechomski  {4« 
eindringlich  vor  der  Spaltung  derselben  vom  Mastdarm  aus  und  empfiehlt 
den  perinealen  Weg.  Urbanik  (Rrakaa). 

Weber  (5)  kommt  auf  Grund  eines  von  ihm  operierten  nnd  genau 
untersuchten  teratoiden  Tumors  des  Hodens  zu  folgenden  Schlüssen ;  Die  sog. 
Dermoide  des  Hodens  sind  komplizierte  Geschwülste,  die  aus  Abkömmlingen 
aller  drei  Keimblätter  bestehen,  daher  sind  sie  richtiger  als  Embryome  zu 
bezeichnen.  Die  teratoiden  Geschwülste  des  Hodens  und  des  Ovarimns  sind 
analoge  Bildungen.  Die  Entstehung  der  Embryome  des  Hodens  wird  am 
besten  durch  die  Theorie  von  Bonnet-Marchand  erklärt.  Vom  patho- 
logisch-anatomischen Standpunkt  sind  die  Embryome  gutartige  Geschwülste. 
Im  klinischen  Verlauf  können  sie  bösartigen  Neubildungen  gleichen. 

Höh Ib eck  (St.  Petersbuj^). 

Um  über  den  Einfluss  der  Resektion  des  Vas  deferens  auf  die  Harn- 
entleerung bei  Prostatahypertrophie  Aufschluss  zu  erlangen,  experimentierte 
Wassiljew  (6)  an  Hunden.  Es  gelang  ihm  in  12  von  17  Fällen,  einen 
Einfluss  der  Resektion  des  Vas  deferens  auf  den  Sphinktertonus  festzustellen. 
Die  Versuche  wurden  derart  angestellt,  dass  unter  Morphium  die  Tiere  laparo- 
tomiert  wurden.  Die  Blase  wurde  vom  Ureter  aus  oder  direkt  durch  Punk- 
tion mit  Wasser  gefüllt  (war  die  Blase  mit  Harn  gefüllt,  so  fiel  das  wegi. 
Durch  den  Blasenfundus  wurde  ein  Manometer  eingeführt,  dann  die  Blase 
gedrückt  und  nun  beim  Erscheinen  des  ersten  Tropfens  aus  der  Harnröhre 
am  Manometer  vor  und  nach  Resektion  des  Vas  deferens  abgelesen.  In  zwSd 
Fällen  wurde  ein  Unterschied  von  100—400  mm  konstatiert.  Wassiljew 
kommt  zu  dem  Schluss,  dass  die  Resektion  des  Vas  deferens  den  Tonus  des 
Blasensphinkters  herabsetzt.  Hieraus  erklärt  sich  auch  der  Einfluss  der 
Vasektomie  bei  der  Harnretention  der  Prostatiker. 

Hohl b eck  (St.  Petersburg). 

Herescu  (7)  wandte  neunmal  die  perineale  subtotale  Prostatektomie 
und  dreimal  die  suprapubische  nur  mit  einem  Todesfalle  an.  Genesung  in 
allen  anderen.  Er  machte  den  Hufeisenschnitt  und  meistens  das  Morcellement 
der  Drüse  mit  Öffnung  und  dann  Naht  der  Urethra,  Drainage. 

Stoianoff  (Plevnaj. 

Im  Fall  Stefan escu-Gal atz  (9)  handelte  es  sich  um  traumatische 
Striktur  der  Urethra  in  der  Regio  penis,  für  eine  Bougie  filiforme  durch- 
gängig. Resektion  eines  1  cm  langen  Stückes,  dann  Naht  auf  einer  Sonde 
Nr.  17.     Nachträgliche  Dilatation.     Genesung.  Stoianoff  (Plevna). 

Carl  Wettergren(ll):  Bei  einem  55 jährigen  Manne  hatte  sich,  nach 
einer  heftigen  Anstrengung  während  des  Verlaufes  von  25  Jahren  allraählidi 
eine  bilokulare  Hydrocele  funiculi  entwickelt,  deren  skrotaler  Teil  mannskopf- 
gross  war  und  deren  ungefähr  gleich  grosser  abdominaler  Teil  in  der  Mittel- 
linie zwischen  dem  Nabel  und  der  Symphyse  lag.  Die  Säcke  enthielten  4,51 
Flüssigkeit.  Durch  Exstirpation  des  Sackes  wurde  eine  radikale  Heilung  er- 
zielt Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Von  den  seltenen  primären  pigmentierten  Sarkomen  am  Penis  teilt 
Key  (12)  einen  Fall  mit.  Früher  sind  nie  Fälle  bekannt  gemacht  worden. 
Es  handelt  sich  um  einen  74jährigen  Mann^  der  vor  4  Jahren  eine  „Wunde** 
am  Penis  gehabt  hatte,  welche  exzidiert  wurde.  Nach  einem  halben  Jahr  er- 
folgte ein  Rückfall,  der  zum  Gegenstand  einer  erneuten  Operation  wurde.  Jetzt 
bemerkt  man  am  Frenulum  einen  nussgrossen  pigmentierten   Tumor,  soi^ie 


Kirchhoff,  Yerletzmigexi  und  chirurg.  Krankheiten  der  mftnnlichen  Genitalien.     891 

zwei  kleinere  ähnliche  Geschwülste  in  der  Umgebung,  die  alle  durch  Am- 
putatio  penis  entfernt  wurden.  Key  referiert  Untersuchungen  aus  den  letzten 
Jahren  über  die  Natur  und  den  Ursprung  der  Geschwulstzellen  der  pigmen- 
tierten bösartigen  Neubildungen  sowie  die  Bildung  des  Pigments  und  dessen 
chemische  Zusammensetzung.  Er  spricht  sich  für  die  Ansicht  aus,  dass  die 
Naevuszellen  in  der  Regel  epithelialer  Natur  seien,  wenn  sie  auch  in  ver- 
schiedenen Fällen  verschiedenen  Ursprungs  sein  können.  Auf  Grund  einer 
mikroskopischen  Untersuchung  hält  er  die  Geschwulst  für  ein  hämor- 
rhagisch-pigmentiertes  Sarkom,  was  auch  die  gute  Prognose  an- 
gesichts des  Rezidivs  erklären  kann.      Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingsfors). 

Da  der  73jährige  Mann  oft  an  totaler  Retention  litt,  die  ihn  zwang, 
sich  in  Krankenhauspflege  zu  begeben,  erachtete  Bäärnhielm  (13)  eine 
Prostatektomie  indiziert.  Hufeisenförmiger  Schnitt  vor  dem  Anus,  mit  der 
Konvexität  nach  vorn.  Beide  Lappen  wurden  enukleiert.  Eine  2  cm  lange 
Kuptur  entstand  in  der  Urethra.  Ein  halbes  Jahr  nach  der  Operation  war 
das  Resultat  gut.  Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Nyberg  (14)  führte  Totalexstirpation  der  Prostata  auf  perinealem 
Wege  aus  bei  einem  72  Jahre  alten  Manne,  der  an  totaler  Hamretention  litt. 
Die  lateralen  Loben  wurden  exstirpiert.  2^/2  Monate  nach  der  Operation  war 
das  Resultat  gut,  indem  der  urethrale  Sphinkter  gut  funktionierte,  der  Mann 
urinierte  mit  vierstündigen  Intervallen;  Residualham  150  ccm. 

Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Howley  (16)  hat  an  drei  Leichen  mit  Prostatahypertrophie  mich 
Zucker  kandis  Perinealschnitt  den  Rectourethral -  Muskel  vom  Bulbus 
nrethrae  abgetrennt,  den  Levator  ani  auf  beiden  Seiten  durchschnitten,  die 
Kapsel  der  Prostata  gespalten  und  Teile  der  Drüse  entfernt,  ohne  Harnröhre 
und  Blase  zu  öffnen.  Schon  nach  Durchtrennung  der  Muskeln  und  Kapsel 
sinkt  die  Prostata  bedeutend  herab  und  nach  Exzision  der  Stücke  aus  der 
Drüse  selbst  verstrich  die  hintere  Tasse  der  Blase  ganz  und  wurde  der  Aus- 
fluss  vollständig  frei.  Howley  empfiehlt  dies  Verfahren  als  Frühoperation. 
Am  Lebenden  hat  er  es  nicht  ausgeführt.  Maass  (New- York). 

Nachdem  er  die  Anschauungen  der  verschiedenen  Autoren  über  den 
Gegenstand  angeführt,  berichtet  Spangaro  (20)  über  die  von  ihm  ausgeführte 
histologische  Untersuchung  der  Hoden  von  drei  Individuen,  bei  denen  (beim 
ersten  12  Tage,  beim  zweiten  6  Monate,  beim  dritten  2  Jahre  vorher)  zwecks 
Behandlung  einer  Prostatahypertrophie,  die  Resektion  des  Ductus  deferens 
vorgenommen  worden  war.  —  Nach  seinen  Beobachtungen  bemerkt  Verf.,  be- 
stätige sich  die  allgemeine  Meinung,  die  Ligatur  des  Ductus  deferens  führe 
zur  Hodenatrophie  durchaus  nicht,  ja  er  neige  zur  Annahme,  dass  die  am 
Hoden  eines  alten  Individuums  ausgeführte  Ligatur  des  Samenleiters  entweder 
keine  Hodenatrophie  bewirke  oder,  wenn  sie  solche  nach  sich  zieht,  dieselbe 
erst  nach  ziemlich  langer  Zeit  und  vielleicht  unter  besonderen  Verhältnissen, 
wie  infolge  von  Gebrauch  des  Organs,  zustandekomme.  R.  Giani. 

Stori  (21)  berichtet  über  einen  Fall  von  Lipom  des  Samenstranges; 
das  Lipom,  das  von  ihm  abgetragen  wurde,  wog  8900  g.  Verf.  meint,  dass 
es  sich  aus  dem  Fette  des  Samenstranges  entwickelt  und  mit  dem  subperito- 
nealen Fettgewebe  und  dem  der  inneren  Darmgrube  in  keiner  Beziehung  ge- 
standen habe.  Er  hält  es  deshalb  für  ein  primäres  Samenstranglipom.  —  Er 
führt  auch  die  bisher  bekannt  gewordenen  Fälle  an.  R.  Giani. 

Casati  (22)  teilt  drei  Fälle  mit,  in  denen  die  Impotenz  durch  enorme 


802  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    II.  Teil. 

Anschwellung  der  dorsalen  Penisvenen  bedingt  war  und  in  denen  er  die  tief- 
gelegene dorsale   Vene  unterband,  wonach  die  Erektion  wieder  zustandekam. 

R.  GianL 

Über  die  Hodenretention  und  ihre  Beziehungen  zur  Hernie  sich  ver- 
breitend, meint  Gardini  (23),  dass  man  die  Hernie  radikal  behandeln  und 
den  Hoden  im  Skrotum  fixieren  müsse;  nur  in  extremen  Fällen,  in  denen  der 
Samenstrang  übermässig  kurz  ist,  sei  eine  Abtragung  des  Organs  angebracht. 

R.  Giani. 

Carta  (24)  beschreibt  eine  neue  Methode  zur  Behandlung  der  Varicoc^. 
Nachdem  er  von  den  varikösen  Venen  des  vorderen  Bündels  so  wenig  wie 
möglich  reseziert  hat,  suspendiert  er  den  Hoden,  indem  er  die  vom  Kremaster 
und  der  T.  vaginalis  communis  gebildete  Muskelfaserschicht,  die  er  vorher 
wie  einen  Handschuhfinger  vom  Samenstrang  isoliert  hat,  an  den  äusseren 
Leistenring  näht.  Nach  dieser  Methode  hat  er  22  Fälle  operiert;  in  keinem 
stellte  sich  Rezidiv  ein.  R.  Giani. 

V  i  r  d  i  a  (25)  behandelt  die  Ätiologie  und  die  klinischen  Formeo 
der  Varicocele,  sowie  die  zu  ihrer  Behandlung  angewendeten  Methoden. 
Er  zieht  die  Phlebektomie  und  die  Phleboorchiektomie  der  Orchiektomie  und 
dem  Paro naschen  Verfahren  vor,  die  nach  ihm  bei  nicht  sehr  voluminösen 
Varicocelen  und  bei  solchen  mit  einfach  ektatischen  Venen  indiziert  seien.  Er 
hat  12  Fälle  operiert,  davon  vier  mittelst  Ligatur  der  hochgradig  varikösen 
Venen  (zwei  von  diesen  auch  mittelst  lateraler  Skrotalwandabtragung) ,  fünf 
mittelst  Ligatur  und  Abtragung  der  Venen  und  Suspension  des  Hodens  (Ver- 
fahren von  Jacobsen-Bennet),  drei  nach  kombinierten  Methoden.  In 
allen  Fällen  erhielt  er  ein  ausgezeichnetes  Resultat,  das  nach  mehreren  Monaten 
noch  unverändert  fortbestand.  R.  Giani. 

Nach  ausführlicher  Darlegung  der  Anatomie  und  Physiologie  der  Pro-* 
stata  und  des  pathologisch  -  anatomischen  Bildes,  das,  was.  man  gewöhn- 
lich als  Prostatahypertrophie  bezeichnet,  berichtet  Lasio  (26)  über 
die  an  Hunden  von  ihm  ausgeführten  Experimente.  Er  studierte  näm- 
lich das  Verhalten  der  Prostata  nach  thermogalvanischen  Einschnitten  und 
konstatierte,  dass  dieses  wesentlich  darin  besteht,  dass  die  mit  dem  Thermo- 
kauter  zerstörte  Prostataportion  nicht  durch  neugebildetes  Gewebe  ersetzt 
wird,  sondern  eine  mit  Epithel  sich  auskleidende  Höhlung  zurücklässt.  Hierauf 
behandelt  er  die  Technik  der  Prosta tatomie  und  die  hauptsächlichsten  bei 
der  Prostatahypertrophie  angewendeten  Behandlungsmethoden  und  kommt  auf 
Grund  von  zahlreichen  Experiifienten  zu  dem  Schlüsse,  dass  bei  Prostata- 
hypertrophie der  radikale  chirurgische  Eingriff  häufiger  und  einen  grösseren 
Erfolg  hat,  wenn  er  im  ersten  oder  zweiten  Stadium  der  Krankheit  unter- 
nommen wird.  —  Schliesst  man  alle  auf  dem  Wege  der  Geschlechtsteile  aus- 
geführte Operationsmethoden,  die  mediane,  urethrale  Prostatektomie  u.  s.  w. 
aus,  dann  bleiben  zur  Radikalbehandlung  der  Prostatahypertrophie  nur  die 
Bottinißche  elektrogalvanische  Prostatektomie,  die  Prostatectomia  perinealis 
und  die  Prostatectomia  suprapubiana.  Ein  einfaches,  zuverlässiges,  der  patho- 
logisch-anatomischen Natur  der  Krankheit  entsprechendes  therapeutisches  Ver- 
fahren besitzen  wir  bis  jetzt  nicht.  Dieses  Problem  zu  lösen  bleibt  der  Zu- 
kunft vorbehalten.  R.  Giani. 

Delle  Sarti  (27)  führte  an  vier  Meerschweinchen  Experimente  aus, 
um  festzustellen,  ob  der  Tuberkelbacillus,  wenn  er  in  die  Harnröhre  eingeführt, 
in  den  Nebenhoden  und  Hoden  gelangt.     Er  konstatierte,   dass  der  Bacillus 


Kirchhoff,  VerletzuDgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  m&nnlichen  Genitalien.     893 

bis  zu  45  Tagen  in  der  Harnröhre  verbleibt,  ohne  Infektion  hervorzurufen 
und  erst  Wurzel  fasst,  wenn  besondere  Ursachen  hinzutreten;  eine  dieser 
Ursachen  ist  die  durch  Ligatur  der  Samenstranggefässe  bewirkte  venöse  Stase. 
Im  Nebenhodenkanal  wird  alsdann  der  primäre  Tuberkel  angetroffen.  Beim 
Koitus  sei  demnach  direkte  Ansteckung  durch  Virus  aus  infizierten  weiblichen 
Genitalien  möglich.  R.  Giani. 

De  Francesco  (28)  beschreibt  zunächst  das  pathologisch-anatomische 
Bild  der  tuberkulösen  Infektionen  der  Geschlechtswege  und  erörtert  dann 
deren  Pathogenese,  bezugnehmend  auf  die  bisher  aufgestellten  Hypothesen: 
direkte  Infektion  vom  Blute  aus,  Infektion  von  den  Nieren  aus,  Infektion 
durch  Koitus,  Infektion  durch  Kontiguität  des  durchgängigen  Proc.  peritonealis 
mit  dem  Samenstrang  (bei  Kindern).  Er  meint,  dass  die  Läsion  selten  eine 
primäre  Hodenläsion  sei ;  meistens  entstehe  sie  in  der  Prostata  und  den  Samen- 
bläschen, entweder  durch  Lokalisation  von  aus  der  Niere  kommenden  Keimen 
in  diesen  oder,  was  weniger  wahrscheinlich,  durch  Infektion  nach  Koitus  auf 
dem  Wege  der  Harnröhre.  —  Was  die  Behandlung  anbetrifft,  meint  er,  sei, 
wenn  die  Infektion  auf  dem  Wege  des  Blutes  erfolgt  ist  und  kein  weiterer 
Herd  im  Organismus,  der  erkrankte  Teil  auszuschneiden,  und  zwar  möglichst 
nur  dieser.  Ist  die  Läsion  von  den  Nieren  aus  erfolgt,  dann  sei  eine  All- 
gemeinbehandlung erforderlich,  anstatt  der  Kastration  nehme  man  lieber  eine 
Resektion  des  Ductus  deferens  vor.  Er  berichtet  über  18  von  Giordano 
operierte  Fälle,  in  denen  sich  kein  Rezidiv  in  situ  einstellte,  in  vier  traten 
nur  Erscheinungen  auf  der  anderen  Seite  auf.  Er  rät  an,  die  Kastration, 
wenn  nur  irgend  möglich,  zu  unterlassen,  schon  der  Illusion  wegen  und  auch 
um  psychische  Schäden  beim  Patienten  zu  vermeiden.  R.  Giani. 

Moresco  (29)  empfiehlt  ein  neues  Verfahren  zur  chirurgischen  Behand- 
lung der  Hydrocele  der  Vaginalis;  dasselbe  ist  eine  Kombination  des  Tuillard- 
K  och  ersehen  und  des  Volkmann  sehen  Verfahrens  und  hat  diesen  beiden 
Verfahren  gegenüber  den  Vorzug,  dass  es  eine  dauernde  Heilung  per  primam 
bewirkt.  Er  schneidet  die  Vaginalis  ein,  lässt  die  Flüssigkeit  austreten,  rese- 
ziert ein  grosses  Stück  Serosa  und  näht  die  Ränder  der  durchschnittenen  Vaginalis 
an  die  Bänder  der  von  der  Kutis  losgetrennten  T.  dartos ;  hierauf  legt  er  an 
den  Wundrändem  einige  Seidennähte,  die  er  nicht  knotet  und  tamponiert,  die 
Vaginalishöhle  mit  Jodoformgaze.  Nach  Verlauf  von  48  Stunden  zieht  er  die 
Tampons  zurück  und  knotet  die  Seidennähte;  die  Heilung  erfolgt  so  per 
primam.  —  Nach  dieser  Methode  behandelte  er  12  Fälle  von  Hydrocele;  alle 
kamen  nach  9 — 12  Tagen  zur  Heilung.  Rezidive  haben  bis  jetzt  nicht  statt- 
gefunden. R.  Giani. 

In  einem  Falle  von  Hydrocele,  in  welchem  diese  mit  einem  atrophischen, 
ektopischen  Hoden  kommunizierte,  nahm  Marri  (30)  die  Orchiektomie  vor. 
Verf.  schritt  zu  dieser  Operation,  weil  die  Ektopie  dem  Patienten  solche 
Schmerzen  verursachte,  dass  er  seinen  Beschäftigungen  nicht  nachgehen  konnte, 
weil  zahlreiche  Adhäsionen  den  Hoden  in  seinen  Bewegungen  behinderten  und 
ein  Eingriff  am  Sacke  nicht  möglich  war  und  endlich  wegen  der  Nutzlosigkeit 
eines  ektopischen  Hodens.  Er  erklärt  jedoch,  dass  in  seinem  Falle  das  Vor- 
handensein von  Spermatozoen  durch  die  histologische  Untersuchung  klar  und 
deutlich  festgestellt  wurde.  R.  Giani. 

Pepere  (31)  beschreibt  in  pathologisch -anatomischer  Hinsicht  eine 
Hodengeschwulst,  die  er  bei  einem  66  jährigen  Manne  abgetragen  hatte.  Die- 
selbe stellte  eines  der  vollständigsten  Teratome  dar,  weil  in  demselben  Ge- 


894  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

webe  und  Organe  ans  allen  drei  Embryonalplatten  gewachsen  waren.  Verf. 
findet  keine  hinlänglichen  Unterschiede,  um  zwischen  Teratomen  undEmbryomen 
der  Geschlechtsdrüsen  streng  zu  unterscheiden,  denn  die  Beihenfolge  im  Wachs- 
tum der  Gewebe  ist  nach  ihm,  der  bei  beiden  Tumoren  gleichen  G^iese 
gegenüber,  von  nebensächlicher  Bedeutung. 

Er  neigt  zur  Anschauung,  dass  die  Teratome  der  Geschlechtsdrüsen,  die 
wahre  rudimentäre  Parasiten  sind,  keine  besondere  Klasse  unter  den  Miss- 
bildungen darstellen,  sondern  den  fötalen  und  den  echten  parasitären  Ein- 
schlüssen, die  eine  Reihe  von  verhältnismässig  vollkommeneren  Phasen  durch- 
laufen haben,  gleichwertig  seien.  R.  Giani. 

Nachdem  er  die  verschieden,  zur  Eadikalbehandlung  der  Hydrocele  er- 
sonnenen  Methoden  kurz  besprochen,  berichtet  Salvolini  (32)  über  em&i 
mittelst  der  Lorgnet sehen  Methode  glücklich  von  ihm  operierten  FaU. 
Lorgnet  nimmt  auch,  wie  Royen,  die  extraseröse  Transplantation  des 
Hodens  vor,  befolgt  dabei  jedoch  eine  etwas  einfachere  Technik  (nach  einem 
Einschnitt  in  die  darüber  gelegenen  Schichten  legt  man  eine  Öffnung  in  die 
Tunica  vaginalis,  durch  welche  man  den  Hoden  hinausschiebt,  den  man  dann 
in  eine  mit  dem  Finger  im  Skrotum  geschaffene  Höhle  bringt). 

R.  Giani. 

In  einem  kurzen  Artikel  bemerkt  Gatti  (33),  dass  die  von  ihm  und 
Pascal e  ausgeführte  Anastomosis  intertesticularis  nicht  mit  der  Synorchidie 
zu  verwechseln  sei.  Dieses  letztere,  von  Mauclaire  empfohlene  Verfahren 
ist  eine  einfache  Aneinanderheftung  der  beiden  Hoden,  d.  h.  eine  Pexie,  wo- 
hingegen die  von  ihm  und  Pascal e  geübten  Verfahren  eine  wirkliche  Anar 
stomose  zwischen  den  Samengängen  herzustellen  bezwecken,  mag  nun  zur 
Anastomose  die  Innenseite  (die  vorzuziehen)  oder  die  Durchschneidung  des 
Nebenhodens  an  den  Ausführungsgängen  (Gatti),  oder  das  Corpus  Higbmori 
(Pa Scale)  gewählt  werden.  Dieser  letztere  Weg  verbürge  nicht  die  Erhal- 
tung des  Hodennervenapparats.  R.  Giani. 

Da  frühere  Autoren  die  Wiederherstellung  der  Samenabfühmngswege 
nach  Läsion  des  Ductus  deferens,  sei  es  durch  die  Anastomosis  termino-ter- 
minalis  (Poggi-Ingianni,  Arpini-Alessandri  u.  a.),  sei  es  durch  die 
Anastomosis  termino-lateralis  (van  Hook)  oder  die  Anastom.  latero-lateraUs 
(D'ürso  und  Trocello)  des  Ductus  deferens  selbst,  oder  endlich  durch  die 
Anastomose  des  Ductus  deferens  mit  dem  Corpus  Highmori  (Bardenhener, 
Scaduts)  schon  versucht  hatten,  nahm  sich  Gatti  (34)  vor,  den  Hoden, 
dessen  Abführungswege  durch  operative  oder  traumatische  Läsion  des  Ductus 
deferens  unterbrochen  waren,  mit  dem  anderen,  unversehrte  Abführungswege 
besitzenden  Hoden  direkt  zu  anastomosieren.  Der  Hoden  mit  durchschnittenem 
Samengang  musste  sich  also  die  erforderlichen  Samenabführungswege  dorch 
die  Samenkanälchen,  das  Rete  testis  Halleri,  den  Nebenhoden  und  den  Samen- 
gang des  anderen  Hoden  hindurch  schaffen,  denn  die  beiden  Hoden  vmrden 
durch  Adhäsion  ihrer  Innenflächen  an  einer  der  T.  vaginalis  propria  beraubten 
Stelle  aneinandergeheftet. 

Die  Experimente  führte  Verf.  unter  Beihilfe  von  Ferrari  aus.  Nach 
einem  Einschnitt  ins  Septum  wurde  die  Anastomose  mittelst  eines,  mit  dem 
Bistouri  von  der  Innenfläche  der  Didymis  ausgeschnittenen,  Vk  cm  langen, 
8  mm  breiten  und  tiefen  Drüsengewebskeils  hergestellt.  9  Hunde  wurden  so 
operiert  und  bei  den  2  letzten  wurde  nur  ein  Ellipsoidlappen  aus  der  T.  vagi- 
nalis ausgeschnitten.    Die  Resultate  der  Experimente  waren  folgende: 


Kirchhoff,  YerletzuDgen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  mAnnlichen  Genitalien.     895 

Auf  das  durch  die  Anastomose  hervorgerufene  Trauma  reagieren  die 
beiden  Hoden  immer  mit  Degenerationserscheinungen ;  diese  stehen  in  direktem 
Verhältnis  zur  Intensität  des  operativen  Traumas  und  sind  bei  sehr  zartem 
Traxima  ganz  leichte.  In  diesem  Falle  treten  die  Degenerationserscheinungen 
in  kleinen  Kanälchenzonen,  mehr  oder  weniger  nahe  der  Anastomosenlinie, 
anf,  viele  Zonen  normalen  Gewebes  zwischen  ihnen  lassend,  wobei  aber  das 
Volumen  des  Organs  vollkommen  normal  bleibt.  Auf  die  Degenerations- 
erscheinungen, wenn  sie  nicht  zu  schwere  sind,  reagiert  der  Hoden  mit  Rege- 
nerationserscheinungen, bei  welchen  alle  Gewebe  der  beiden  Organe: 
das  Bindegewebe,  die  Gefässe,  die  Nerven,  das  Epithel,  beteiligt  sind.  Das 
Epithel  sucht  durch  den  Regenerationsprozess  nicht  nur  das  Drüsengewebe  in 
der  Hodenmasse  wiederherzustellen,  sondern  auch  eine  tubuläre  Anastomose 
zwischen  den  Drüsensubstanzen  der  beiden  aneinandergehefteten  Hoden  zu 
schaffen.  Die  Regeneration  des  Epithels  wird  eingeleitet  und  begleitet  von 
einer  aktiven  Regeneration  der  Gefässe  und  Nerven,  die  durch  die  Anasto- 
mosenlinie hindurch  die  Gefäss-  und  Nervennetze  der  beiden  Hoden  in  direkte 
Kommunikation  miteinander  setzt.  An  der  Anastomosenlinie  entwickelt  sich 
Bindegewebe,  das  in  den  am  besten  gelungenen  Fällen  sich  in  einen  ganz 
feinen  Streifen  reduziert,  der  an  einigen  Punkten  auch  fast  fehlen  kann;  es 
wird  wahrscheinlich  auch  von  der  T.  vaginalis  propria  produziert.  —  In  den 
Fällen,  in  denen  das  operative  Trauma  weniger  schwer  war,  blieb  zum  Teile 
auch  die  Spermatogenese  bestehen.  —  Verf.  gedenkt  das  Studium  des  Gegen- 
standes fortzusetzen.  R.  Giani. 

Nach  einem  geschichtlichen  Überblick  über  die  Frage  der  Hodenherab- 
steigung bespricht  Gangitano  (35)  die  Hodenektopie ,  d.  h.  die  abnormen 
Positionen,  die  der  Hode  bei  setner  Herabsteigung  einnehmen  kann.  Die 
Hodenektopien  lassen  sich  in  drei  Gruppen  teilen:  Die  durch  Migrations- 
hemmung entstandenen  (E.  abdominalis  renalis,  E.  pelvi-pubica,  E.  inguinalis, 
E.  cruro-scrotalis),  die  durch  Migrationsfehler  bedingten  (E.  cruralis,  E.  peri- 
nealis)  und  die  von  Hernie  begleiteten.  Verf.  berührt  die  noch  streitige  Ätio- 
logie der  Hodenektopie  und  handelt  dann  von  der  pathologischen  Anatomie 
des  (in  seiner  spermatogenen  Form  gewöhnlich  gehemmten)  ektopischen  Hodens 
und  den  infolge  der  Ektopie  auftretenden  zufälligen  Erscheinungen.  Was  die 
Behandlung  anbetrifft,  sind  die  Fälle,  in  denen  die  Ektopie  von  Hernie  be- 
gleitet ist,  zu  unterscheiden,  denn  in  diesen  muss  ein  blutiger  Eingriff  vor- 
genommen werden;  in  den  anderen  könne  man  noch  eine  tardive  spontane 
Evolution  abwarten.  In  den  mit  Hernie  komplizierten  Fällen  sei,  wegen  der 
drohenden  Gefahr  einer  Einklemmung,  wegen  der  Schwierigkeit,  Kontertiv- 
apparate  anzuwenden  und  wegen  des  möglichen  Auftretens  von  Nervenerschei- 
nungen, Entzündungen,  neoplastischen  oder  Regressiverscheinungen,  ein  früh- 
zeitiger Eingriff  angezeigt. 

Das  vom  Verf.  empfohlene  und  in  5  Fällen  von  ihm  angewendete  Ver- 
fahren ist  folgendes :  I.  Einschnitt  in  die  Haut,  das  Subkutangewebe  und  die 
Aponeurose  des  M.  obliquus  extemus  bis  zur  Freilegung  des  ektopischen 
Hodens.  IL  Man  legt  einen  Schnitt  in  den  den  Hoden  umgebenden  Processus 
vaginalis  und  reseziert  ihn  so  weit,  dass  nur  noch  so  viel  übrig  bleibt,  um 
der  Drüse  ihre  Serosabekleidung  wiedergeben  zu  können.  Man  befreit  den 
Processus  vaginalis  von  den  Elementen  des  Samenstranges  bis  zur  Höhe  der 
inneren  Öffnung  des  Leistenkanals,  unterbindet  ihn,  wenn  er  durchgängig  ist, 
so  weit  oben  wie  möglich,  schneidet  den  daruntergelegenen  Abschnitt  ab  und 


896  Jahresbericht  fftr  Chirurgie.    II.  Teil. 

versenkt  den  Stiel  in  die  Bauchhöhle.  Hierauf  isoliert  man  den  Samenstning 
dem  ganzen  Verlauf  des  Leistenkanals  entlang  und  oben  bis  zur  Freilegnng 
der  Oberbauchgefässe.  III.  Rekonstitution  der  T.  vaginalis  mittelst  fortlaöfen- 
der  Catgutnaht,  Rezision  der  Oberbaucharterie  und  -Vene  zwischen  zwei  Liga- 
turen und  Dilazeration  des  daruntergelegenen  Abschnittes  der  Fascia  tram- 
versa  bis  zum  Schambein.  Zieht  man  nun  den  Samenstrang  nach  unten,  so 
kommt  dieser  mehr  in  die  Mitte  zu  liegen  und  der  Hoden  gelangt  leicht  ins 
Skrotum.  IV.  Man  fixiert  den  Hoden  am  Grunde  des  Skrotum  mittelst  einer 
Catgutnaht,  die  den  unteren  Drüsenpol  in  seiner  ganzen  Dicke  fasst  nnd  tod 
aussen  nach  innen  durch  das  Skrotum  hindurchgeht.  V.  Anlegung  einer  Tabaks- 
beutelnaht am  Zellengewebe  der  inneren  Hodensackfläche.  VI.  Vemähung  der 
dreifachen  Schicht  am  hinteren  Rande  des  Poupart sehen  Bogens,  oberhalb 
des  straff  angezogenen  Samenstranges.  VH.  Vemähung  der  Aponeurose  desM. 
obliquus  extemus  und  der  Tegumente. 

In  den  so  operierten  Fällen  waren  die  Samendrüsen  nach  einigen  Monaten 
an  Ort  und  Stelle. 

Auch  auf  Grund  eines  histologischen  Befundes,  nach  welchem  bei  eineiB 
ektopischen  Hoden  eines  62jährigen  Mannes  auch  die  Interstitialzellen  tod 
Atrophieprozess  in  Mitleidenschaft  gezogen  waren,  ohne  dass  atypische  Woche- 
rungen  konstatiert  werden  konnten,  hält  Verf.  bei  Hodenektopie  die  Orchido- 
pexie für  die  rationellste  Behandlungsmethode.  R.  GianL 

Nachdem  er  die  Anschauungen  der  Autoren  über  diese  Frage  angefahrt, 
berichtet  Tornaselli  (36)  über  die  mikroskopische  Untersuchung,  die  er  ao 
varikösen  Venen  der  unteren  Extremitäten  und  des  Samengeflechts  ausgefabrt 
hat;  er  gelangte  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  vom  varikösen  Prozess  befallenen  Venen  weisen  zunächst  eine 
passive  Erweiterung  auf,  welcher  eine  Hypertrophie  der  Muskelelemente  der 
T.  medica  nachfolgt. 

2.  Dass  die  Endophlebitis  stets  absolut  die  erste  Veränderung  sei,  die 
in  den  varikösen  Venen  angetroffen  wird,  wie  Janni  behauptet,  lasst  sid 
nicht  annehmen.  Diese  Bindegewebsneubildung  hat  in  der  ersten  Zeit  aus- 
schliesslich in  der  titima  ihren  Sitz  und  tritt  meistens  unter  der  Form  von 
ein  ganz  feines  Netzwerk  von  neugebildeten  elastischen  Fasern  aufweisenden 
Knoten  auf. 

3.  An  diesen  bindegewebigen  Knoten  zerfasert  sich  die  innere  elastische 
Lamelle  in  ganz  dünne  Bündelchen,  die,  sich  zerteilend,  das  Netzwerk  zu  einem 
dichteren  machen. 

4.  Mit  dem  Vorschreiten  der  Affektion  kommt  an  den  erwähnten  Stellen 
eine  Mesophlebitis  zustande,  die  in  bedeutender  Zunahme  des  Bindegewebes 
besteht. 

5.  In  weit  vorgeschrittenen  Stadien  beobachtet  man  trophische  Störungen 
der  Muskelfaserzellen  und  schliesslich  deren  Schwund. 

6.  Die  elastischen  Elemente  sind  nicht  mehr  gleichmässig  verteilt  und 
fehlen  im  äusseren  Teile  der  T.  media;  diese  unregelmässige  Verteilung  im 
Verein  mit  der  Bindegewebshyperplasie  erklärt  die  Tortuosität  der  varikösen 
Venen. 

7.  Die  oben  beschriebenen  Veränderungen  treten  viel  deutlicher  an  den 
Venen  der  unteren  Extremität  als  an  denen  des  Samenstranges  auf. 

R.  Giani. 


Neck,  Yerletznngen  and  chinirg.  Eranklieiten  der  oberen  Extremität.  897 

Viscontini  (37)  machte  unter  der  Leitung  Paronas  Studien  über 
die  Klappen  der  Samenadem  und  kam  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Variocele 
nicht,  wie  DallaVechova  behauptete  (Policlinico  1899,  Nr.),  infolge  von 
angeborenem  Defekt  der  Klappen  entsteht,  da  dieser  immer,  auch  in  der 
linken  Samenader  vorhanden  sind,  sondern  infolge  davon,  dass  sie  entweder 
mit  dem  Vorrücken  des  Alters  oder  durch  Anstrengung  erlahmen.  Nach 
Darlegung  seiner  Studien  verbreitet  er  sich  über  die  Behandlungsmethoden 
(R^clus,  Volkmann,  Navatti  undParona)  und  meint,  auf  Grund  einer 
Statistik  von  39  Operierten,  dass  die  wirkliche  Radikalbehandlung  nur  durch 
die  Paronasche  Methode  (Policlinico  1899)  möglich  sei.  Dieselbe  besteht  in 
der  Suspension  des  Hodens  mit  Einklemmung  des  varikösen  Plexus  in  die 
umgekehrte  VaginaUs.  Mikroskopische  Untersuchungen  taten  dar,  dass  trotz 
der  Veränderungen,  die  zuerst  das  Kanälchenepithel  befallen,  nach  einer  ge- 
wissen Zeit  die  normale  Funktion  des  Hodens  sich  wieder  herstellt. 

R.  Giani. 

Über  einen  Fall  von  Ectopia  testis  inguinaUs  berichtend,  weist  Gas- 
parini  (38)  auf  die  Gefahren  hin,  denen  ein  mit  dieser  Anomalie  Behafteter 
ausgesetzt  ist  und  tut  dar,  dass  die  Orchidopexie  den  Patienten  von  seinem 
Leiden  befreit  und  die  Gefahren  beseitigt;  und  da  sie  eine  sehr  einfache 
Operation  ist,  sollte  sie  in  jedem  Falle  ausgeführt  werden.  R.  Giani. 


XIX. 


Verletzungen  und  ehirurgfische  Krankheiten  der 
oberen  Extremität. 


Referent:  C.  Neck,  Chemnitz. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Angeborene  Krankheiten,  Missbildungen,  Entwickelungshemmungen  etc. 

1.  Am  rein,  Ein  Fall  von  hereditärer  Hezadaktylie   nebst    sechs  weiteren  Fällen  von 
Polydaktylie.    Bisa.    Basel  1903. 

2.  Bender,  Zur  Ätiologie  des  Schnlterblatthochstandes.    Münchener  med.  Wochenschrift 
1903.  Nr.  7. 

3.  *B  lenke,  £in   Beitrag  zur  sogenannten  Klumphand.    Zeitschrift  fflr  Orthopäd.  Chi- 
rurgie 1903.  Bd.  XU.  Heft  3. 

4.  Blnmenthal,  Über  hereditäre  angeborene  doppelseitige  Supinationsstörnng  des  Ell- 
bogengelenkes.   Zeitschrift  für  Orthopädie  1903.  Bd.  12.  Heft  1  und  2. 

5.  *Bonsqnet,  ün  cas  de  malformation  de  ]a  main,  pince  de  bomard  et  syndactilie  Le 
Progrfes  M6dical  1903.  Nr.  7. 

6.  Collet  et  Bentter,  Oed^me  cong^nital  du  membre  sup^rienr.    Lyon  m^dical  1903. 
Nr.  U. 

JahrMberieht  Ar  Chirurgie  1903.  57 


898  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

7.  Cntnston,  Un  cas  de  lozation  cong^nitale  de  F^panle.  Archives  provindalea  1903. 
Nr.  4. 

8.  *Gurti8,  A  case  of  congenital  parsteal  sarcoma  in  an  infant,  ariaing  in  connezkio 
with  tbe  acromion  procesa  of  ihe  left  scapula;  removal;  recovery.  The  Laaoet  1908. 
Aprü  11. 

9.  *Drenkhahn,  Ein  Fall  von  seltener  Missbildang  der  Vorderarme.  Zeitschrift  tb 
Orthopftdie  1903.  Bd.  XL  Heft  3. 

10.  Dnn,  Deformities  of  the  hands  and  feet    Glasgow  med.  Journal  1903.  Sept 

11.  *6altier,  De  quelques  difFormitte  cong^nitales  des  doigta.  Journal  de  m^  de  Bor- 
deaux 1903.  Nr.  48. 

12.  —  De  quelques  difformit^s  cong^nitales  des  doigts.  Journal  de  möd.  de  Bordeaux  190S. 
Nr.  49. 

13.  *Gousel,  Absence  congönitale  des  musdes  pectoraux  du  c6te  droit.  Revue  d'ortiuK 
p^ie  1903.  Nr.  4. 

14.  Gross,  Über  angeborenen  Mangel  der  Schlttsselbeine.  MOnchener  medizin.  Wocbea- 
schrift  1903.  Nr.  27. 

15.  Helbing,  Ein  Fall  von  symmetrischer  Vorbildung  des  Daumens.  Berliner  med.  Gesell- 
Schaft    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  10. 

16.  *Hirscb,  Über  einen  Fall  von  doppelseitigem,  angeborenem  Hochstand  der  Schnlto^ 
blfttter.    Zeitschrift  für  Orthopädie  1903.  Bd.  12.  Heft  1  und  2. 

17.  *K.  Jazuta,  Zwei  Fftlle  von  Mangel  der  Epitrochlea  humeri,  mit  Sesambeinen  in  den 
Bändern  des  Ellenbogengelenks  in  einem  Falle.  Russisches  Archiv  f&r  Chirurgie  19(^ 
Heft  3. 

18.  *Jeney,  Über  einen  eigenartigen  Fall  von  Kombination  einer  Polydaktylie  mit  Sj^ 
daktyÜe,  nebst  daraus  resultierenden  Bemerkungen  zur  Lehre  der  Polydaktylie.  Wiens 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  50. 

19.  Katzenstein,  Neues  Verfahren  zur  Operation  der  Syndaktylie.  Berliner  med.  Gesell- 
scbaft    Berliner  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  45. 

20.  Kays  er,  Über  Hochstand  des  Schulterblattes  mit  kongenitalen  Hals-  und  Schulter- 
muskeldefekten.    Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  3  und  4. 

21.  *Kiefer,  Congenital  dislocation  of  both  ulnae  at  the  wrists.  Phil.  aead.  of  surgery. 
Annais  of  surgery  1903.  July. 

22.  Kienböck,  Über  Varietäten  des  Ellbogengelenkes.  Patella  cubiti  und  Processns  aogiü 
olecrani.    Wiener  med.  Presse  1903.  Nr.  28,  29,  30. 

23.  *Kiwall,  Kongenitale  Difformität  an  der  oberen  Extremität.  Fortschritte  auf  dem  Ge- 
biete der  Röntgenstrahlen  1903.  Bd.  VI.  Heft  4. 

24.  Manasse,  Erworbener  Hocbstand  des  Schulterblattes.  Berliner  klin.  Wochenschiift. 
Nr.  51.    Diskussion:  Med.  Gesellschaft.  Nr.  45. 

25.  *Mathien,  Die  rachitischen  Deformitäteu  des  Vorderarmes  im  Röntgenbilde.  Dias. 
Leipzig  1903. 

26.  *Martiren^,  Absence  cong^nitale  des  muscles  pecloraux.  Revue  d'orthop^e  19(^ 
Nr.  3. 

27.  *Michelsohn,  Ein  Fall  von  toUlemDefekt  des  Radius.  Zeitschrift  f.  Orthopädie  ]903l 
Bd.  XII.  Heft  3. 

28.  *Mohr,  Zur  Kasuistik  des  beiderseitigen  angeborenen  Schulterblattbochstandes.  Zdt- 
schrift  fOr  Orthopäd.  Chirurgie.  Bd.  XI.  Heft  2. 

29.  Monchat,  La  sur^l^vation  cong^nitale  de  l'omoplate.  Gazette  des  höpitanx  1903. 
Nr.  99. 

30.  *Nordhof,  Ein  Fall  von  Polydaktylie.    Mfincbener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  45. 

31.  Preleitner,  Zwei  Fälle  von  angeborenem  partiellem  Klavikulardefekt.  Wiener  klio. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  3. 

32.  *Picquä,  Considörations  anatoroo - pathologiques,  pathogeniques  et  Operations  sur  U 
syndactylie.    Revue  d'orthop^die  1903.  Nr.  1. 

83.  Redard,  Du  traitement  chirurgieal  de  la  main  böte  cong^nitale.  Revue  d'oitbop^« 
1903.  Nr.  3. 

34.  i'Reval,  Syndactylie.    Soc.  de  m^d.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  31. 

35.  ^Robertson,  A  case  of  supemumerary  and  webbed  fingers.  The  Edinburgh  mei 
Journal  1903.  December. 

36.  *Rothschild  und  Brunn  er,  Angeborene  Makrodaktylie.  Revue  d'hygitoe  et  de 
med.  infant.  1903.  Nr.  3. 

37.  Schmidt,  Fehlerhafte  Keimanlage  als   Entstehungsnrsache  angeborener  Fuss-,  Haad- 


Neck,  Verletzungen  nnd  chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  899 

und  Schädelverbildangen,  insbeeondere  des  Klampfasses  und  des  Schrägkopfes.    Zeli- 
sebrift  fttr  Orthopäd.  Obimrgie  1903.  Bd.  XII.  Heft  3. 

38.  *Soubeyran  et  N^marin,  Elephantiasis  congönital  du  membre  snp^rieur.  Bull,  et 
möm.  de  la  sociötä  anatomique  de  Paris  1903.  Nr.  4 

39.  ^Vogel,  Spalthand  und  Spaltfuss.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen. 
Bd.  VL  Heft  1. 

40.  *Wittkower,  Über  Hyperphalangie  am  Daumen  mit  Valgusstellung  der  Endphalanx. 
Dias.    Berlin  1908. 

41.  Wolff,  Ist  das  Os  naviculare  carpi  bipartitnm  und  tripartitumG rubere  das  Produkt 
einer  Fraktur?  Nebst  Mitteilung  eines  Falles  angeborener  beiderseitiger  Teilung  des 
Naviculare  carpi.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  3—4. 

Bei  dem  12jährigen  Mädchen,  über  welches  Gross  (14)  berichtet,  setzten 
sich  an  das  Mannbrium  Stemi  beiderseits  2  cm  lange,  frei  endigende  Stümpfe 
der  Schlüsselbeine  an.  Die  Arme  waren  trotz  des  Defektes  der  Schlüsselbeine 
YöUig  gebrauchsfähig.  Neben  dem  Defekt  der  Schlüsselbeine  bestanden  bei 
dem  Kind  noch  anderweitige  Verbildungen.  Der  Brustkorb  sah  einer  rachi- 
chitischen  Hühnerbrust  ähnlich,  aber  ohne  fühlbaren  Rosenkranz.  Die  Kopf- 
form war  quadratisch,  die  Stirn-  und  Scheitelbeinhöcker  prominierten  stark. 
Die  Stirnnaht  war  erhalten.  Daneben  fanden  sich  „mangelhaftes  Längen- 
wachstum, Störungen  der  Zahnentwickelung  und  Anomalien  am  Gaumen^. 

Gross  nimmt  an,  dass  es  sich  bei  dem  Schlüsselbeinmangel  um  eine 
wahre  Hemmungsmissbildung  handelt. 

Bei  einem  12jährigen  Knaben  und  dessen  Sjähriger  Schwester  stellte 
Preleitner  (31)  —  bei  völliger  Entwickelung  der  Länge  und  Dicke  nach  — 
in  jeder  Clavikel  eine  symmetrisch  gelegene  Trennungslinie  fest. 

Bei  dem  Knaben  waren  die  akromialen  Fragmente  beiderseits  3  cm, 
die  stemalen  beiderseits  6  cm  lang.  Die  nach  dem  Akromion  zu  gelegenen 
Stücke  hatten  bei  dem  Mädchen  eine  Länge  von  3  cm,  die  stemalen  Teile 
von  5  cm. 

Nach  der  erhobenen  Anamnese  und  dem  symmetrischen  Sitz  der  Defekte 
muss  der  Defekt  bereits  bei  der  Geburt  vorhanden  gewesen  sein. 

Durch  Geradehalter  wurde  die  etwas  beeinträchtigte  Atmung  freier. 

Funktionelle  Störungen  der  Arme  bestanden  nicht. 

Bender  (2)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Schulterblatthochstand.  Ein- 
mal war  der  Hochstand  angeboren,  das  andere  Mal  erworben.  Bender  unter- 
suchte die  Kranken  im  speziellen  darauf,  ob  angeborene  Muskeldefekte,  nament- 
lich des  CucuUaris,  vorhanden  seien  (Kau seh).  Nur  am  Gucullaris  bestand 
eine  geringe  Atrophie  in  dessen  mittlerem  und  unterem  Abschnitte.  Diese 
Atrophie  ist  nach  Ansicht  des  Verfassers  erst  sekundär  entstanden  und  kann 
nicht  die  Ursache  des  Hochstandes  bilden.  Bei  beiden  Kindern  ;,zeigten  die 
Scapulae  am  Process.  coracoid.  oberen  inneren  Winkel  und  Spina  annähernd 
gleiche,  bei  der  erworbenen  Deformität  zweifellos,  bei  der  kongenitalen  wahr- 
scheinlich rachitische  Veränderungen,  durch  welche  sie  mehr  oder  weniger 
fixiert  waren.  Das  Punctum  mobile  des  CucuUaris  war  in  ein  Punctum  fixum 
verwandelt.''  Dadurch  ist  nach  Ansicht  des  Verfassers  der  Muskel  der  Atrophie 
verfallen.  Bender  meint:  Wenn  sich  weiterhin  ergeben  sollte,  dass  für  den 
angeborenen  und  erworbenen  Schulterblatthochstand  gleiche  Ursachen  bestehen, 
z.  B.  Rachitis,  so  wären  die  beiden  Formen  nicht  in  so  strenger  Weise  von- 
einander zu  scheiden. 

Schliesslich  teilt  Bender  die  Krankengeschichte  eines  10jährigen  Knaben 
mit,  bei  welchem  sich  ein  Schulterblatthochstand  im  Anschluss  an  eine  Anky- 

57* 


900  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

lose  des  Schultergelenkes  entwickelt  hatte,  was  dafür  spricht,  dass  auch  beim 
erworbenen  Schulterblatthochstand  sehr  verschiedenartige  Prozesse  zugrunde 
liegen  können. 

Kay 8 er  (20)  teilt  eine  Beobachtung  von  linksseitigem  Schulterblatt- 
hochstand und  Defekten  der  cervico-dorsa-skapularen  Muskulatur  mit.  Es 
handelte  sich  um  einen  19jährigen  Arbeiter  ohne  Zeichen  überstandener 
Rachitis.  Die  Bewegungen  im  linken  Schultergelenk  waren  nur  wenig  ge- 
stört. Der  linke  Muscul.  stemocleidomast.  fehlte  völlig,  der  Muscul.  trapezios 
teilweise. 

Das  rechte  Schulterblatt  war  bei  der  19jährigen  Patientin  Manasses 
(24)  7  cm  in  die  Höhe  gerückt  und  zwar  infolge  eines  tonischen  Krampfes 
des  Muscul.  rhomboideus  und  Muscul.  levator  angul.  scapul.  Sekundär  warea 
die  gedehnten  antagonistischen  Partien  im  Muscul.  cucuUaris  und  MuscuL 
serrat.  antic.  major  geschwächt. 

Da  eine  interne  Behandlung  nicht  zur  Beseitigung  des  Leidens  führte, 
wurde  die  Duxchschneidung  bezw.  Resektion  und  Exstirpation  der  vom  Krampf 
befallenen  Muskeln  vorgenommen  und  so  schUesslich  nach  dreimaligem  opera- 
tiven Vorgehen  ein  gutes  Resultat  erzielt. 

Bei  den  durch  reine  Muskelkontraktur  bedingten  Fällen  von  Schulter- 
blatthochstand soll  vor  dem  operativen  Eingriff  immer  erst  der  Versuch  ge- 
macht werden,  das  Leiden  durch  anderweitige  Mittel  zu  beseitigen. 

Cumston  (7)  bekam  den  mit  der  Scbulterluxation  behafteten  Jungen 
in  seinem  fünften  Lebensjahre  zur  Behandlung.  In  der  Familie  des  Jungen 
waren  keine  Missbildungen  beobachtet  worden. 

Die  Geburt  des  Kindes  war  ohne  Kunsthilfe  leicht  erfolgt. 

Zwei  oder  drei  Tage  nach  der  Geburt  bemerkte  die  Mutter  bei  dem 
Kinde  eine  fehlerhafte  Haltung  des  rechten  Armes.  Er  war  nach  innen  ge- 
dreht. Wenn  man  den  Arm  in  die  Höhe  hob  und  ihn  dann  los  Hess,  fiel  er 
sofort  wieder  herunter.  Aktive  Bewegungen  konnten  nicht  ausgeführt  werden. 
Schmerzen  hatte  das  Kind  nicht.  Allmählich  besserten  sich  die  Bewegungen 
des  Vorderarms,  des  Handgelenkes  und  der  Finger.  Als  Verfasser  das  Kind 
untersuchte,  konnte  es  den  rechten  Arm  nicht  zur  entgegengesetzten  Schulter 
erheben  oder  die  Hand  an  den  Mund  führen. 

Der  linke  Arm  war  gut  entwickelt.  An  der  rechten  Schulter  fehlte  die 
normale  Rundung  völlig,  die  Schulter  erschien  weniger  breit.  Unterhalb  des 
Akromions  war  ein  Absatz  vorhanden.  Der  Oberarm  stand  abduziert  und 
nach  innen  rotiert.  Das  Akromion  war  sehr  gut  abtastbar.  Unterhalb  und 
nach  vom  vom  Akromion  war  ein  Knochenvorsprung  zu  fühlen,  welcher  nach 
seiner  Form  dem  Process.  coracoideus  zu  entsprechen  schien.  Unterhalb  des 
Process.  coracoid.  fühlte  man  einen  zweiten  kugeligen  Vorsprung,  der  sich 
bei  Bewegungen  des  rechten  Oberarmes  mitbewegte  und  der  nach  allem  dem 
Humeruskopf  entsprach.  Auf  dem  Röntgenbild  wurde  die  Diagnose  bestätigt 
Eine  Sensibilitätsstörung  war  nicht  vorhanden. 

Die  Muskeln  reagierten  auf  beide  Stromarten  bei  der  elektrischen  Unter- 
suchung. 

Bei  der  Operation  fand  sich  die  Cavit.  glenoidal.,  ebenso  der  Humerus- 
kopf gut  ausgebildet,  wenn  auch  nicht  völlig  normal.  Der  Kopf  wurde  an 
die  richtige  Stelle  gebracht,  und  nachdem  ein  3  cm  breites  Stück  aus  der 
Gelenkkapsel  exzidiert  war,  wurde  die  Wunde  geschlossen  (Kapselnaht,  Haut- 
naht).    Glatte  Heilung.     Später  wurde  noch  massiert  und  elektrisiert. 


Neck,  Yerletzangen  und  chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Ezhremitftt.  901 

14  Monate  nach  der  Operation  konnte  das  Kind  mit  der  rechten  Hand 
an  die  Nase  und  das  Kinn  gelangen  und  bequem  essen.  Mit  einiger  Mühe 
kam  es  auch  auf  den  behaarten  Kopf.  Auch  nach  hinten  konnte  der  Arm 
nnnmehr  geführt  werden. 

Einen  seltenen  Befund  bot  ein  31  jähriger  Bäckergehilfe,  bei  welchem 
Kienböck  (22)  durch  klinische  und  radiographische  Untersuchung  an  der 
Streckseite  beider  Ellenbogengelenke  ein  überzähliges  Skelettstück  feststellte, 
das  viel  Ähnlichkeit  mit  einer  Kniescheibe  zeigte. 

Es  hatte  scheibenförmige  Gestalt  und  war  nach  dem  Oberarmknochen 
zn  mit  Knorpel  überzogen  und  durch  eine  Facette  in  zwei  Hälften  geschieden. 
Die  Knochenscheibe  lag  in  der  Tricepssehne  oberhalb  des  Oberarmes  links, 
etwas  höher  als  rechts.  Links  befand  sie  sich  in  Kantenstellung  und  war  an 
ihrer  ünterfläche  zerklüftet,  was  auf  ein  hier  erlittenes  Trauma  zurückgeführt 
wird.  In  den  Ellenbogengelenken  bestanden  nur  geringe  funktionelle  Störungen. 
So  erfolgte  die  Streckung  nicht  völlig.  Supination  und  Pronation  waren  gleich- 
falls etwas  behindert.  Vier  ähnliche  Fälle  wurden  früher  von  Chenal, 
Tillesen,  Pfitzner  und  Virchow  beobachtet. 

Schliesslich  teilt  der  Verf.  zwei  Fälle  mit,  bei  welchen  sich  scheiben- 
förmige Knochenfortsätze  an  der  hinteren  Grenze  der  Tuberositas  olecrani 
vorfanden.    Auch  hierbei  handelt  es  sich  um  kongenitale  Anomalien. 

Von  praktischer  Bedeutung  wird  die  Kenntnis  dieser  Anomalien  bei  Be- 
gutachtung Unfallverletzter,  worauf  der  Verf.  besonders  hinweist. 

Blumenthal  (2)  stellte  als  Ursache  für  die  Supinationsstörung  bei  dem 
3 Vs  jährigen  Knaben  links  eine  Art  Subluxationsstellnng  des  Badiusköpfchens 
nach  oben  und  rechts  eine  Luxation  nach  hinten  fest.  In  diesen  veränderten 
Stellungen  war  eine  feste  Verbindung  zwischen  Badius  und  Ulna  eingetreten. 
Rechterseits  bestand  eine  Verbiegung  von  Ulna  und  Radius,  was  wahrschein- 
lich damit  zusammenhängt,  dass  die  Verwachsung  der  Knochen  schon  früh- 
zeitig eintrat  und  das  spätere  Längenwachsum  des  Knochens  nur  unter  Aus- 
bildung der  Verbiegung  stattfinden  konnte.  Links  bestand  eine  geringere  Ab- 
biegung  der  Ulna  und  des  Radius. 

Beugung  im  Ellbogengelenk  gelang  sogar  besser  als  gewöhnlich,  Streckung 
war  nur  rechterseits  nicht  vollständig  auszuführen. 

Bemerkenswert  ist  noch  das  Fehlen  anderer  Verbildungen  und  die  Ver- 
erblichkeit  der  Deformität  in  der  Familie  (Schwester,  Vater,  sowie  Gross- 
mutter väterlicherseits  hatten  dieselbe  Verbildung). 

Redard  (33)  hat  nach  Versagen  aller  anderen  Massnahmen  chirurgisch 
eingegriffen,  um  die  Klumphandstellung  zu  beseitigen.  Zuerst  wurde  eine  starke 
Verbiegung  der  Ulna  in  deren  Mitte  subkutan  durchtrennt,  darnach  wurde 
in  einer  zweiten  Sitzung  am  unteren  Ende  der  Ulna  ein  Stück  reseziert,  um. 
die  starke  Neigung  der  Hand  radialwärts  abzuweichen,  zu  beseitigen.  Seit 
2  Jahren  ist  die  Deformität  beseitigt  geblieben;  das  funktionelle  Resultat  war 
nach  der  Heilung  ein  sehr  gutes. 

Auf  Grund  seiner  Literaturstudien  kam  Wolf  (41)  bereits  früher  schon 
zu  der  Ansicht,  dass  das  Naviculare  bipartitum  und  tripartitum  von  Grub  er 
und  Pfitzner  als  Bildungsanomalie  beschrieben,  häufig  mit  alten  Frakturen 
des  Os  naviculare  verwechselt  worden  ist.  ;,Es  sind  diejenigen  Fälle,  bei 
denen  die  Stücke  des  Naviculare  sich  mit  knöchernen  vom  Charakter  ver- 
dichteter Spongiosaflächen  oder  von  Schliffflächen  berührten;  die  ersteren 
waren  zuweilen  durch  spärliches  Bindegewebe  verbunden,  gewöhnlich  bestand 


902  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    II.  TeiL 

gar  keine  Verbindung  dnrch  Zwischengewebe ;  die  Stücke  standea  in  mmittd- 
barem  Kontakt^.  Er  lässt  nur  solche  Fälle  als  Naviculare  bipartitam  gdtai, 
bei  denen  die  sich  berührenden  Flächen  einen  Knorpelüberzug  tragen. 

Das  Vorkommen  des  Naviculare  carpi  bipartitum  ist  sehr  viel  sdteDcr 
als  man  bisher  annahm  (P fitzner  V^Vo). 

Wolf  hat  selbst  bei  einem  34jährigen  Mann  durch  Böntgenbild  beider- 
seitig neun  Handwurzelknochen  gefunden  und  er  glaubt,  dass  es  sich  in  diesem 
Fall  um  ein  wahres  Naviculare  bipartitum  handelt. 

Der  Bericht  Amreins  (1)  über  eine  Kranke  mit  Hexadaktylie  ist  da- 
durch interessant,  dass  sieben  Geschwister  und  der  Vater  ebenfalls  mit  Poly- 
daktylie behaftet  waren. 

Einen  Beitrag  zur  Kasuistik  der  doppelseitigen  Hexadaktylie  liefert 
Schmidt  («S7)  in  seiner  Arbeit.  Er  glaubt,  dass  es  sich  hier  um  eine  primäre 
abweichende  Keimanlage  handelt  und  stützt  diese  Ansicht  darauf,  dass  sieb 
diese  Missbildung  in  gleicher  Weise  bei  11  Familienangehörigen  vorfand  und 
dass  sie  sowohl  an  männlichen  wie  weiblichen  Familienmitgliedern  weiter  Ter- 
erbt  wurde. 

Celle t  und  Beutter  (6)  machen  Mitteilung  über  einen  Fall  von  kon- 
genitalem Ödem  des  linken  Armes.  Das  kongenitale  Ödem  erstreckte  sidi 
über  die  untere  Oberarmhälfte  linkerseits  über  den  ganzen  Unterarm,  die 
Hand  und  die  Finger.  In  dem  vom  Ödem  befallenen  Abschnitte  betrug  der 
Oberarmumfang  6  cm  mehr  als  rechterseits,  der  Unterarmumfang  14  cm  mehr 
als  rechts  an  derselben  Stelle  gemessen,  der  Handumfang  8  cm  mehr  als 
rechts. 

Eine  Verkürzung  des  von  dem  Ödem   befallenen  Armes  bestand  nicht 

Anderweitige  krankhafte  Störungen  wurden  bei  der  27  jährigen  Fraa 
nicht  gefunden. 

Die  Verff.  glauben,  dass  für  das  Zustandekommen  des  Ödems  eine  & 
krankung  des  Rückenmarkes  verantwortlich  zu  machen  ist  Zu  dieser  An- 
nahme veranlasst  sie  vor  allem  die  segmentäre  Lokalisation  des  Ödems. 

Bei  dem  3  jährigen  Mädchen  mit  symmetrischer  Verbildung  der  Daumen, 
welche  Hei  hing  (15)  darstellte,  bestand  beiderseits  eine  seitliche  Abbiegang 
des  Nagelgliedes  mit  ulnarwärts  offenem  Winkel,  der  links  90^,  rechts  ca.  130^ 
betrug.  Diese  abnorme  Stellung  der  Endglieder  war  durch  Einfügung  einer 
keilförmig  gestalteten  mittleren  Phalanx  bedingt.  Dieses  Zusanunentreffen  tod 
Hyperphalangie  des  Daumens  und  seitlicher  Abbiegung  der  Endphalanx  ist 
sehr  selten.  Von  Joachimsthal  wurde  im  Jahre  1900  ein  gleicher  Fall 
mitgeteilt.    Weitere  derartige  Beobachtungen  konnten  nicht  gefunden  werden. 

Hei  hing  hat  links  die  überzählige  Phalanx  entfernt  und  rechts  eine 
Keilexzision  vorgenommen  und  so  die  hochgradige  Missgestaltung  der  Daumen 
völlig  beseitigt. 

Schlechte  Erfahrungen  (Narbenkontraktur,  Nekrose  der  Haut),  welche  er 
mit  anderen  Methoden  machte,  gaben  Katzenstein  (19)  Veranlassung,  bei 
einem  5  Monate  alten  Kinde  mit  Syndaktylie  zwischen  Ring-  und  Mittelfinger 
nach  Trennung  der  Syndaktylie  einen  dreieckigen  Hautlappen  in  den  Defekt 
am  Ringfinger  einzupflanzen,  während  der  Defekt  am  Mittelfinger  durch  Naht 
geschlossen  wurde.  Die  Spitze  des  Lappens,  lag  am  Metakarpophalangeal- 
gelenk  IV.  Die  Längsschnitte  des  Lappens  wurden  über  das  Handgelenk  hinans 
in  divergierender  Richtung  verlängert,  etwa  um  die  Länge  des  abgelösten 
Hautlappens.  Die  nun  folgende  Naht  dieser  Schnitte  wurde  so  vorgenommen, 


Neck,  Verletzungen  UDd  chirarg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  90B 

dass  eine  beliebige  Stelle  vom  Iimei\};eil  (der  distalwärts  verschoben  werden 
sollte)  einer  distalwärts  gelegenen  der  Aussenseite  gegenüber  lag.  Es  wurde 
so  jeder  Punkt  des  Innenteils  um  seine  eigene  Verschiebbarkeit  plus  der 
Verschiebbarkeit  der  weiter  zentralwärts  gelegenen  Stellen  disloziert^  und 
dabei  die  Haut  des  Unterarmes  und  Handrückens  so  weit  nach  vorn  ver- 
schoben, dass  sich  der  Ebiutlappen  bequem  in  den  Defekt  am  Ringfinger 
hineinlegte. 

Das  Endresultat  war  gut. 

2.  Krankheiten  der  Haut. 

1.  Härtens,  Gescbwnlst  der  Hand.    Berliner  med.  Gesellschaft.  Berliner  klin.  Wochen- 
schrift 1908.  Nr.  10. 

2.  Sicard,  Actinomycose  cntann^  du  doigi    La  Fresse  m^icale  1908.  Nr.  65. 

3.  Talke,  Über  Hydradenids  axillaris.    ▼.  Em ns sehe  Beitrftge  1908.  Bd.  88.  Heft  1. 

Talke  (3)  hat  die  exzidierte  Haut  eines  mit  Hydradenitis  axillaris  be- 
hafteten Mannes  mikroskopisch  untersucht  und  gefunden,  dass  nach  Ablauf 
der  akuten  Entzündung,  vorausgesetzt,  dass  es  nicht  zur  Abszessbildung  kommt, 
in  den  grossen  Schweissdrüsen  Schrumpfung  und  Atrophie  der  Drüsenläppchen 
auftritt.  Dadurch  wird  wahrscheinlich  die  Selbstheilung  eingeleitet,  indem  so 
die  Funktion  des  Parenchyms  völlig  aufgehoben  wird. 

Bei  frischeren  Stadien  der  Entzündung  fand  sich  vor  allem  massenhafte 
Dnrchsetzimg  des  Drüsenepithels  mit  polynukleären  Leukocyten,  Proliferations- 
Yorgängen  am  Epithel  (Mehrschichtigkeit)  und  im  Bindegewebe. 

An  Stelle  der  kleinen  Enäueldrüsen  fand  sich  schliesslich  nur  noch  zellig 
infiltriertes,  schrumpfendes  Narbengewebe. 

Für  die  grossen  Knäueldrüsen  konnte  der  Verf.  dieses  Schlussstadium 
in  seinen  Präparaten  nicht  nachweisen. 

Innerhalb  6  Wochen  war  bei  der  12jährigen  Patientin  M arte ns(l)  die 
maulbeerartige,  gestielte,  klein walnussgrosse,  leicht  blutende  Geschwulst  ent- 
standen. Dem  Aussehen  nach  konnte  es  sich  um  eine  Botryomykose  handeln. 
Die  nach  Exzision  der  Geschwulst  vorgenommene  histologische  Untersuchung 
ergab  aber  ein  Angiosarkom  der  Haut 

Si Cards  (2)  39jährige  Kranke  hatte  sich  beim  Zusammenlegen  von 
Getreidebündeki  an  einer  Ähre  auf  der  Beogeseite  des  linken  Zeigefinger- 
grundgliedes gerissen. 

Die  oberflächliche  Wunde  wurde  von  der  Kranken  nicht  weiter  beachtet 
und  heilte  zu.  Acht  Tage  später  bemerkte  die  Frau  eine  schmerzhafte  Span- 
nung am  linken  Zeigefinger.  Gleichzeitig  schwoll  der  Finger  und  Handrücken 
stark  an.  In  den  nächsten  48  Stunden  steigerten  sich  die  Schmerzen  stark. 
Im  Bereich  der  kleinen  Narbe  traten  einige  Bläschen  auf.  Die  Haut  wurde 
hier  rot  und.  fühlte  sich  heiss  an.  Eine  Lymphangitis  oder  Lymphadenitis 
bestand  nicht. 

Es  bildeten  sich  mehrere  kleine  Hautabszesse;  von  solchen  wurde  auch 
allmählich  die  Haut  auf  der  Beugeseite  des  U.  Zeigefingergliedes  befallen. 
Als  die  Kranke  in  Behandlung  des  Verfs.  kam,  bestanden  auf  der  Beugeseite 
des  Zeigefingers  Ulzerationen.  Der  aktinomykotische  Prozess  hatte  bis  auf 
den  Knochen  übergegriffen.  Unter  äusserlicher  und  innerlicher  Anwendung 
von  Jodpräparaten  heilte  der  Prozess  völlig  ab. 


904 


Jahresbericht  far  Chlrargie.    IL  TeiL 


8«  Erkrankang^n  der  LjrmphgefSsse  und  Lymphdrüsen. 

1.  Eatholicky,  Lyropbangioma  cavernosum  der  oberen  Extremität.  Wiener klin-Wodieii- 
Bchrift  1903.  Nr.  10.  (Aus  der  k.  k.  Gesellschaft  der  Ärzte  in  Wien.  27.  Februar  1903.) 

2.  *Macnanghton-Jones,  Reports  on  a  dact  canoer  in  isolated  axillare  gland  aod 
other-cases.    Medical  Press  1903.  Dec.  23. 

In  der  K.  K.  Gesellschaft  stellte  Katbolicky  (1)  einen  14jährigen 
Patienten  vor,  der  ein  seltenes  Lymphangioma  cavernosum  der  oberen  Ex- 
tremität darbot.  Von  dem  Angiom  waren  die  Finger,  Hand  und  der  Vorder- 
arm befallen.  An  der  Ulna  war  bei  der  Betastung  ein  grosser  Defekt  des 
unteren  Drittels  vorhanden,  ausserdem  war  auf  dem  Röntgenbild  zu  sehen, 
dass  die  Phalangen  sämtlicher  Finger  nur  noch  in  minimalen  Rest-en  vor- 
handen waren.  Die  Metakarpalknochen  waren  ganz  geschwunden,  die  Hand- 
wurzelknochen nur  angedeutet.  Weiter  bestand  eine  deutliche  Atrophie  der 
Vorderarmknochen.  Da  der  zerstörende  Prozess  einen  progredienten  Charakter 
hatte,  wurde  die  Amputation  der  Extremität  vorgenommen. 

4.   Erkrankungen  und  Verletzungen  der  GefSsse. 

1.  *Delanglade,  Sutnre  circa! aire  des  arteres  radiale  et  cubitale.   BolL  et  möm.  de  la 
soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  14. 

2.  De  Gaetano,  L.,  Anenrisma  tranmatico  dell'  omerale.    Asportazione  e  sntura  deO* 
arteria.    Giornale  internaz.  di  sc.  med.  1903.  Fase.  12. 

3.  Gödecke,  Spontane  Gangrän  an  den  vier  Extremitäten.    Freie  Ghirorg.-Vereinigius. 
Zentralblatt  fOr  Gbirargie  1903.  Nr.  50. 

4.  *Gunkel,  Debonstration  eines  Falles  von  Gangrän  der  Fingerspitzen  der  linken  Hand. 
Berliner  med.  Gesellschaft.    Berliner  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  25. 

5.  Jakobsthal,  Beiträge  zur  Statistik  der  operativ  behandelten  Aneoiysmen.     IL  Das 
Aneurysma  der  Arter.  subclaviae.    Deutsche  Zeitschr.  f.  Chirurgie.  Bd.  68.  p.  239. 

6.  *Läwen,    Ober    die    genuine    diffuse  Phlebarteriektasie   an    der    oberen   Eztrenütit 
Deutsche  Zeitschrift  fUr  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  3  und  4. 

7.  *Lilienfeld,  Ein  Fall  von  kavernösem  Angiom  der  Finger,  durch  AlkoholinjektioBea 
geheilt,    v.  Brunssche  Beiträge  1903.  Bd.  38.  Heft  2. 

8.  Pelagatti,  M.,  Sulla  patogenesi  della  elefantiasi.  Studio  istologico  e  critico.    Glxniea 
cbirurgica  1903.  Nr.  11. 

9.  Santoro»  G.»  Un  raro  caso  d'  aneurisma  falso  tranmatico  alla  piega  del  gonüto  destre. 
II  Foliclinico.  Sez.  pratica  1903.  Fase.  32. 

10.  Tavernier,  Dilatation  d'une  veine  profonde  de  Tavant-bras.    Soc.  des  sciences  m^ 
Lyon  medical  1903.  Nr.  5. 

11.  Taylor,  Traumatic  aneurysm  of  the  left  subdaviar  artery  produced  by   fracture  of 
the  claviclo.    Dubb'n  Journal  1903.  September. 

Im  Anschluss  an  einen  mit  peripherer  Ligatur  behandelten  und  seit  zwei 
Jahren  geheilt  gebliebenen  Fall  von  Aneurysma  der  rechten  Arteria  subclavia 
bei  einem  51  jährigen  Mann  bespricht  Jakob sthal  (5)  die  bisher  bei  den 
in  Frage  stehenden  Aneurysmen  erzielten  operativen  Erfolge. 

Er  trennt  die  vor  dem  Jahre  1890  ausgeführten  Operationen  von  den 
darnach  gemachten  und  fand  folgendes: 


Bis  1890  operiert 


Seit  1890  operiert 


Mortalität  der  Operation  .    . 
Gflnstige  Erfolge  überhaupt 

, Heilungen  • 

davon  definitive  Heilungen  . 


73  0/0  (55  von  75) 
22,7  >  (17  von  75) 
9,3<»/o  (7  von  75) 
1,30/0  (1  von  75) 


le^/o  (4  von  25) 

70.80/0  (17  von  24) 

500/0  (12  von  24) 

20,80/0  (5  [Exstirpationen 
von  24)] 


Neck,  Yerletzungen  und  chirarg.  fijrankheiten  der  oberen  Extremität.  905 

Die  für  die  Zeit  von  1890  ab  erzielten  besseren  Resaltate  fuhrt  der 
Verf.  auf  die  Verbesserung  der  Aseptik  und  die  vervollkommnete  Technik 
zurück. 

Für  die  Behandlung  der  Subklavia-Aneurysmen  zieht  der  Verf.  aus  seinen 
Studien  folgende  Schlüsse: 

Als  Idealmethode  kann  ohne  Zweifel  die  Exstirpation  gelten.  Abgesehen 
davon,  dass  sie  bei  ihrem  Gelingen  eine  Radikalheilung  garantiert,  beseitigt 
sie  auch  die  Störungen,  die  auch  nach  vollständiger  Thrombosierung  des  Aneu- 
rysma in  Form  von  Schmerzen  zurückbleiben  können.  Leider  ist  sie  aber 
nur  für  einen  Teil  der  Fälle  verwendbar.  Ist  das  Aneurysma  nicht  throm- 
bosiert,  sondern  mehr  oder  weniger  dünnwandig  und  pulsierend,  so  kann  zur 
Exstirpation  nur  geraten  werden,  wenn  dasselbe  wenig  voluminös  ist  und 
keine  stärkeren  Verwachsungen  zeigt.  Wichtig  ist  die  breite  Freilegung  des 
Operationsterrains  mit  Resektion  (am  besten  temporärer)  der  Clavicula.  Ist 
das  Aneurysma  gross,  so  kann  diese  Operation  auch  noch  mit  Erfolg  durch- 
geführt werden,  wenn  der  Sackinhalt  grösstenteils  thrombosiert  ist,  bei  Ver- 
wachsungen mit  Clavicula  und  Vena  subclavia,  sind  die  davon  betroffenen 
Teile  gleichzeitig  mitzuentfemen. 

Ist  die  Exstirpation  nicht  ausführbar,  so  ist,  wenn  möglich,  die  proxi- 
male Ligatur  auszuführen.  Jedoch  ist  daran  festzuhalten,  dass  der  Ligatur 
der  Anonyma  auch  heute  noch  trotz  sicherer  Aseptik  Gefahren  anhaften,  die 
in  der  Ligaturmethode  als  solcher  begründet  liegen. 

Breite  Freilegung  mit  Resektion  der  Clavicula  und  des  Manubrium  stemi 
{Bardenheuer)  ist  erforderlich.  Tritt  nach  zentraler  Ligatur  eine  Konso- 
lidierung des  Sackinhaltes  nicht  ein,   so  ist  die  distale  Ligatur  hinzuzufügen. 

In  den  Fällen,  bei  welchen  nur  die  distale  Ligatur  ausgeführt  werden 
kann,  muss  die  Aussicht  auf  eine  Dauerheilung  als  zweifelhaft  betrachtet 
werden. 

In  einem  Falle,  in  welchem  die  Oberarmarterie  in  der  Quere  auf  drei 
Viertel  ihres  Umfanges  durchschnitten  war,  vernähte  De  Gaetano  (2)  die 
Wunde  und  schnitt  ein  traumatisches  Aneurysma  spurium  ein,  das  sich  ge- 
bildet hatte.  Patient  genas  vollständig.  —  Verf.  führt  nach  Beschreibung 
dieses  Falles  29  Fälle  von  Arteriennaht  an  mit  20  Heilungen,  2  Gangränen, 
1  Todesfall  und  1  unbekannten  Ausgang.  In  keinem  dieser  Fälle  war  in 
zweiter  Zeit  ein  Aneurysma  entstanden,  was  mit  den  Resultaten  übereinstimmt, 
die  Verf.  bei  seinen  Experimenten  über  die  Regeneration  der  Arterien  er- 
halten hatte.  R.  Giani. 

Delanglade(2)  hat  bei  einem  22jährigen  Mann,  bei  welchem  durch 
eine  Verletzung  die  Arteria  radialis  und  cubitalis  dicht  unterhalb  des  Ellen- 
bogengelenks durchtrennt  waren,  und  zwar  an  einer  Stelle,  an  der  die  Vorder- 
armarterien noch  keine  KoUateraläste  abgegeben  hatten,  die  Naht  der  durch- 
trennten Gefässe  ausgeführt. 

Die  Arterienstümpfe  wurden  durch  je  6  Nähte,  welche  Adventia  und 
Media  mitfassten,  wieder  vereinigt.  Die  Naht  hielt  dicht.  Die  Pulsation 
war  am  oberen  Ende  deutlich  fühlbar,  am  unteren  Ende  aber  nicht. 

Die  Zirkulation  stellte  sich  aber  dennoch  am  ganzen  Vorderarm  so- 
fort her. 

In  dem  von  Santoro  (9)  berichteten  Falle  bestand  ein  traumatisches 
Aneurysma  spurium  an  der  Beuge  des  rechten  Ellbogens.  Die  Wunde  war 
13  Tage  vorher  durch  ein  Federmesser  hervorgerufen  worden,  das  von  oben 


906  Jahresbericht  für  Chirargie.    II.  Teil. 

nach  unten  und  von  aussen  nach  innen  mitten  in  die  Ellbogenbeuge  einge- 
drungen war.  Gleich  nach  dem  Trauma  hatte  ein  Arzt  die  Wunde  freigelegt» 
ohne  jedoch  die  Ursache  der  Blutung  zu  finden,  —  die  indessen  immer  mdr 
abnahm,  —  und  hatte  die  Wunde  vernäht.  Am  5.  Tage  trat  eine  pulsierende 
Schwellung  auf,  die  immer  mehr  zunahm ,  bis  Patient  ins  Krankenhaus  «ii- 
genommen  wurde.  Ein  Blutträufeln  aus  der  Wunde  hatte  indessen  inuner 
fortbestanden  und  am  13.  Tage  fand  plötzlich,  ohne  Ursache,  eine  bedeutende 
Blutung  statt.  Nachdem  man  eine  Ligatur  am  mittleren  Drittel  des  Obe^ 
arms  angelegt  hatte,  hörte  die  Geschwulst  zu  pulsieren  auf;  doch  gleich  danof 
fand  eine  ziemlich  starke  Arterienblutung  statt,  die  erheischte,  dass  man  das 
Gefäss  unterhalb  der  Geschwulst  unterband.  Da  hierbei  die  Oberarmfasde 
freigelegt  und  ein  darunter  gelegenes  Gerinnsel  entfernt  wurde,  fand  man  zwei 
3  mm  lange  Löcher,  eines  in  der  Speichen-  und  eines  in  der  Enibogenaiterie, 
die  in  longitudinaler  Richtung  die  vordere  Arterienwand  durchsetzten;  hier 
hatte  die  Blutung  ihren  Ursprung.  Ligatur  beider  Arterien  ober-  und  unt^h&ib 
der  Kontinuitätstrennung,  Vernähung  der  Weich  teile;  Heilung  per  primam. 

Das  Hunt  er  sehe  Verfahren  hatte  sich  also  in  diesem  Falle  von  Aneu- 
rysma spurium  als  unzulänglich  erwiesen.  R.  GianL 

Anlass  zur  vorliegenden  Arbeit  gab  Pelagatti  (8)  ein  Fall  von  Be- 
phantiasis  der  linken  oberen  Extremität,  in  welchem  er  das  erkrankte  Gli^ 
amputierte. 

Patient  litt  an  Malaria  and  hatte  viele  Jahre  vorher  ein  Phlegmon  ao  der  linbe 
Hand  gehabt,  das  vollstftndig  geheilt  war.  Ohne  scheinbare  Ursache  entstand  ein  abtes 
Phlegmon,  das  die  axillären  Lymphdrüsen  und  das  sie  umgebende  Gewebe  interessiot«: 
bald  darauf  ham  es  zu  reichlicher  Eiterung.  Nach  Ausleerung  des  Eiters  blieben  noch  laagi 
Zeit  Fistelgftnge  bestehen.  Wenige  Monate  darauf  begann  der  elephantiastische  ZnstiBi 
der  zuerst  nur  auf  den  oberen  Teil  des  Armes  beschrftnkt  blieb,  sich  aber  nach  und  nid 
auf  das  ganze  Glied  verbreitete  und  weder  von  Ljmphangitis  noch  von  Fieber  begiotel 
war.  Der  amputierte  Arm  gab  bei  der  anatomischen  Untersuchung  folgenden  Befmd: 
Hypertrophie  der  Wand  der  Oberarmarterie  mit  sehr  unregelmässigem,  engem  Lamen,  Ob- 
struktion der  Ellbogenarterie,  Thrombosierung  der  Venen ;  um  die  Gefässe  herum  eine  Maaaa 
von  kompaktem  fibrösem  Gewebe,  Muskelfasern  degeneriert  und  durch  Bindegewebe  tob* 
einander  getrennt,  fibromatOse  Haut;  Hypersarkosis  am  ausgeprägtesten  in  den  ikhn^ 
Hautschichten.  Diese  Veränderungen  waren  am  stärksten  am  Oberarm,  weniger  ao^ 
sprechen  am  Vorderarm,  fast  ohne  Belang  an  der  Hand.  Die  Lymphgefäsae  und  -Rlm« 
wiesen  als  einzige  Veränderung  eine  Dilatation  auf. 

Nach  Verf.  sei  iu  diesem  Falle  die  Elephantiasis  durch  chronische  Ent- 
Zündung  der  Blutgefässe  hervorgerufen  worden.  Er  bespricht  dann  die  beida 
zur  Erklärung  der  Elephantiasis  aufgestellten  Theorien  und  kommt  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  Krankheit  ein  persistierender,  fortschreitender  chroniscber 
Entzündungsprozess  sei,  der  sich  primär  in  den  venösen  Gefässen  entfalte 
und  sich  in  gegebenen  Fällen  sekundär  auch  auf  die  Lymphge&sse  Ter* 
breite  und  der  sehr  verschiedene  Ursachen  habe  (Dermatosen,  Lifektion,  Ett* 
sipel,  Phlegmon,  eitrige  Drüsenerkrankungen,  Geschwüre  u   s.  w.). 

K  Giani. 

Tavernier  (10)  fand  bei  einem  25 jährigen  Mann  auf  der  Bengeseite 
des  Unterarms  etwas  abwärts  von  der  Ellenbeuge  einen  reichlich  walniss- 
grossen  Tumor,  der  Flüssigkeit  enthielt  und  bei  Druck  völlig  versdiwaiid, 
beim  Nachlassen  des  Druckes  aber  sofort  wieder  zum  Vorschein  kam. 

Der  Kranke  bemerkte  die  Geschwulst,  die  ihm  bei  schwerer  Arbeit 
Schmerzen  verursachte,  seit  5  Jahren  und  gab  an,  dass  er  sie  eines  Tages 
nach  dem  Handdreschen  entdeckt  habe. 

Die  Geschwxdst  (Varix)  wurde  entfernt. 


Neck,  VerletzoDgen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  907 

Als  Ursache  der  im  Anschluss  an  eine  Peritonitis  nach  Pyosalpinx- 
Operation  aufgetretenen  Gangräne  an  den  vier  Extremitäten  fand  Gö decke  (3) 
nur  Verstopfungen  der  Haut-  und  Muskelgefässe  dicht  oberhalb  der  Gangrän- 
grenze. Ausser  der  bestehenden  Sepsis  schuldigt  der  Verf.  eine  luetische  In- 
fektion, welche  die  Kranke  durchgemacht  hatte,  für  das  Zustandekommen 
dieser  Verstopfungen  an. 

Taylors  (11)  62jähriger  Patient  fiel  auf  die  linke  Schulter  und  brach 
das  Schlüsselbein.  Er  kam  nach  48  Stunden  in  Behandlung  mit  starker 
Schulterschwellung,  14  Tage  später  wurde  Pulsation  und  ein  lautes  Geräusch 
bemerkt.  Der  Tumor  füllte  den  unteren  Teil  des  hinteren  Halsdreieckes  aus, 
reichte  nach  vorn  bis  unter  den  Stemocleidomast.,  nach  unten  unter  die 
Clavicula.  An  der  Frakturstelle  bestand  grösste  Prominenz  und  Fluktuation. 
Es  bestanden  ferner  Schmerzen  und  Parästhesien  im  Arm  und  der  Hand. 
Der  Badialpuls  war  links  kleiner  als  rechts.  Das  Röntgenbild  zeigte  einen 
rechtwinklig  vom  inneren  Ende  des  äusseren  Fragments  nach  unten  ragenden 
Knochensplitter,  durch  den  die  Entstehung  des  Aneurysmas  verursacht  wurde. 

Zunächst  wurde  Ruhe  und  Jodkali  angewendet.  Wegen  drohender  Per- 
foration machte  sich  dann  die  Operation  nötig.  Nach  Anlegung  eines  Winkel- 
schnitts am  äusseren  Rande  des  Stemocleido  und  oberen  Rande  der  Clavicula 
wurden  2  Zoll  vom  inneren  Fragment  mit  Drahtsäge  reseziert.  Alsdann  Ver- 
such temporärer  Ligatur  der  A.  subclavia  zentral  vom  Aneurysma.  Wegen 
starker  Blutung  aus  einer  Halsvene  musste  dieser  Versuch  aufgegeben  werden. 
Damach  Spaltung  des  Sackes  und  Ausräumung  der  Blutgerinnsel  unter  digi- 
taler Kompression  erst  von  der  Wunde  aus,  dann  proximal  vom  Aneurysma. 
In  der  oberen  und  vorderen  Arterienwand  fand  sich  eine  für  eine  dicke  Strick- 
nadel durchgängige  Öffnung.  Beim  Versuch,  die  Arterie  mit  der  Aneurysmen- 
nadel  zu  umgehen,  zeigte  sich  die  Vene  stark  adhärent.  Um  Verletzung  der- 
selben zu  vermeiden,  wurde  die  Öffnung  in  der  Arteria  mit  Klemmen  geschlossen. 
Tamponade.  Die  Klemmen  wurden  nach  12  Tagen  entfernt.  Die  Heilung 
erfolgte  dann  ohne  weitere  Störung. 

5.  Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Nerven. 

1.  Allesandrini»  Trattamento  chirurgico  ortopedia  della  paralisi  del  radiale.  Archivio 
di  ortopedia  1908.  Faac.  1. 

la.B lenke,  Über  Lftbmungen  des  Nervös  radialis  nach  Oberarmfraktar  und  Über  die 
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2.  *Coob,  Report  of  a  case  of  recurrent  dislocation  of  the  ulnar  nerve  cured  by  ope* 
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3.  *—  Ein  Fall  von  tranmatiacher  Lähmung  des  Nervus  radialis  durch  Operation  gebessert 
Ärztliche  Sachverst&ndigen-Zeitung  1903.  Nr.  7. 

4.  ^Ehrich,  Amputationsneurom  des  Plexus  brachialis.  Stammnenrome.  Rankennenrome. 
Rostoeker  Ärzte-Verein.    Müncbener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  20. 

5.  Galeazzi,  Gontribnto  clinico  e  sperimentale  allo  studio  delle  lesioni  del  plesso  brachiale 
d'origine  traumatica.    Archivio  di  ortopedia,  1903.  fasc.  1. 

6.  *6uibal,  Fribrome  du  nerf  cubital  du  bras  gauche.  Extirpation.  Bull,  et  m^m.  de 
la  aoc.  anat.  de  Paris  1908.  Nr.  10. 

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8.  Kennedy,  Suture  of  the  brachial  plexus  in  4birth  paralysis  of  the  oppon  extremitj. 
Britisch  medical  jonmal  1903.  Febr.  7. 

9.  Kissinger,  Luxation  des  Nervus  ulnaris.  Monatsschrift  ftti*  Unfallheilkunde  1903. 
Nr.  6. 


906  Jahresbericht  fttr  Ghintrgie.    ü.  Teil. 

10.  ^LannoisetLejarB,  lUsaltats  des  Operations  liböratrices  da  neuf  radial  a  la  snte 
des  fractQres  de  rhum^ms.    Revae  de  Chirurgie  1903.  Nr.  5. 

11.  Mombarg,  Die  Luxation  des  Nervus  ulnaris.  v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  70. 
Heft  1. 

12.  Nannatti,  A.,  Peritelioma  primitive  del  nervs  mediane.  Glinica  modenia,  K.  dd 
15.  Aprile  1903. 

13.  *  Peru  et.  Die  operative  Behandlung  von  Nervendefekten  an  der  oberen  Extmiitil 
mit  Eontinuit&tsresektion  des  Knochens  nach  L5bker.     Dies.    Bonu  1903. 

14.  "^Reisinger,  Kasuistischer  Beitrag  zur  Nervenlösung  bei  Radialialfihmung  nach  Ober- 
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15.  Savariand,  Les  complications  nerveuses  des  fractures  de  Feztr^mite  infärieore  de 
rhnmörus  chez  les  enfants.    Archives  gön^rales  de  mödecine  1903.  Nr.  2  a.  S. 

16.  Scheffler,  Ein  Fall  von  traumatischer  Radialislfthmung  durch  SebnenfiberpflanziiDf 
geheilt    Monatsschrift  für  Unfallheilkunde  1903.  Nr.  1. 

17.  ^Schwartz,  Luxation  incompl^te  et  habituelle  du  nerf  cubital.  Maintien  da  nerf 
dans  la  Gouttiöre  ^pitrochl^o-ol^cranienne  ä  Taide  d'un  lambeau  aponevrotique  e» 
pronnt^  ä  I'aponövrose  epitrochl^enne.  R^ultat  fructionell  tr^s  hon.  BulL  et  mesL  de 
la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  1. 

18.  *  Simon:  Brachial  neuralgia.    British  medical  Journal  1903.  Julj  11. 

19.  *Tubby,  On  a  method  of  treatmjr  by  Operation  paralysis  of  the  upper  root  of  tke 
brachial  plexus.    British  medical  Journal  1903.  Oct.  17. 

20.  Yialle,  Luxation  compl^te  en  arriöre  du  coude,  sans  fracture  du  condyle  extene 
conpliquöe  imm^iatement  de  paralysie  radicale.  Soc  de  Chir.  Lyon  mädical  1901 
Nr.  16. 

Nannotti  (12)  operierte  mit  Erfolg  einen  Fall  von  Gesch¥mlst  d^ 
Nervus  medianus.  Da  die  Enukleation  der  Geschwulst  nicht  möglich  war, 
schritt  Verf.  zur  Resektion  des  N.  medianus  und  brachte  die  Enden  mitteisl 
Catgutschlingen  aneinander;  nach  dieser  Operation  trat  Gefühls-  und  Moti- 
litätsparalyse  in  dem  vom  N.  medianus  innervierten  Gebiete  auf.  Da  nacb 
einer  hastigen  Bewegung  des  Patienten  die  Buptur  und  Lösung  der  Schhng^ 
stattgefunden  zu  haben  schien,  nahm  Verf.  eine  Neuroplastik  vor,  indem  er 
zwischen  die  beiden  Stümpfe  des  N.  medianus  den  mittleren  Hautnerven  an- 
pflanzte, der  stark  entwickelt  erschien.  Nach  einem  Monat  kehrte  die 
Sensibilität  zurück,  später,  am  Ende  des  dritten  Monats,  waren  auch  die  Be- 
wegungen wieder  vollkommen.  Bei  der  histologischen  Untersuchung  fand  nun 
eine  mit  reichlichen  Gefässen  versehene  Geschwulst  von  alveolärem  Bau,  mit 
Erscheinungen  von  hyaliner  Degeneration;  die  Degeneration  war  jedoch  nur 
eine  partielle  und  auf  einige  Stellen  der  Gefasswände  an  der  Peripherie  der 
Geschwulst  beschränkt.  In  ihrem  zentralen  Teile  hatte  sie  das  Bindegewebs- 
stroma  und  die  neugebildeten  Gefässe  befallen;  Wucherung  der  Zellen  der 
T.  adventitia  bei  den  grösseren  Gefässen;  ausserordentUche  Wucherung  des 
Perithels  bei  den  neugebildeten  Gefässen.  Auf  Grund  dieser  Merkmale  wurde 
auf  Uämangioperitheliom  erkannt.  R.  Giani. 

Galeazzi  (5)  berichtet  über  einige  Fälle  von  traumatischer  Läsion 
des  Armgeflechts,  die  er  in  der  Carl  eschen  Klinik  in  Turin  zu  beobachte 
Gelegenheit  hatte. 

Im  ersten  Falle  deuteten  die  Symptome  auf  eine  Läsion  der  YIII.  Hals- 
nervenwurzel  hin;  ein  Schusterkneif  war  zwischen  zwei  Querfortsätzen,  wahr- 
scheinlich zwischen  dem  YII.  cervikalen  und  dem  I.  dorsalen,  eingedrungen 
und  schien  oberhalb  der  Abgangsstelle  der  mit  dem  Halssympathikus  kommuni- 
zierenden Zweige,  die  VIII.  Halsnervenwurzel  durchschnitten  zu  haben,  wie 
dies  aus  dem  vom  Patienten  aufgewiesenen  Dejerine-Klumpk eschen 
Symptomenkomplex  zu  folgern  war. 


Neck,  Verletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  909« 

Im  zweiten  Falle  waren  durch  einen  Schuss  der  Vagus  und  das  Arm- 
nervengeflecht  der  linken  Seite  verletzt  worden.  Welches  die  Natur  und 
Schwere  der  Vagusläsion  war,  gestatteten  die  Symptome,  die  Patient  im 
Augenblicke  der  Untersuchung  aufwies,  nicht  festzustellen.  Dagegen  konnte 
der  Sitz  der  Armgeflechtsläsion  genau  festgestellt  werden.  Da  yollständige 
Paralyse  der  kleinen  Handmuskeln  und  eine  Parästhesie  längs  dem  Kubital- 
rande  des  Vorderarmes  und  der  Hand  bestanden,  schloss  man,  dass  die  Läsion 
in  der  von  Grenet  als  III.  Segment  bezeichneten  Armgeflechtsportion  ihren 
Sitz  haben  musste.  Die  Radiographie  tat  dar,  dass  die  Kugel  sich  in  einer 
in  der  Höhe  der  II.  Hippe  gelegenen  Horizontalebene  des  Thorax  befand. 
Da  nun  Verf.  durch  Untersuchungen  am  Leichnam  festgestellt  hatte,  dass  der 
in  Frage  kommende  untere  sekundäre  Ast  des  Geflechtes  beim  Erwachsenen 
eine  mittlere  Länge  von  2 — 2,5  cm  hat,  hinter  der  A.  subclavia  gelegen  ist 
and  der  I.  Rippe  aufliegt,  schloss  er,  dass  die  Kugel  unter  dem  Nervenast 
ihren  Weg  genommen  hatte  und  ihn  also  nicht  verletzt  haben  könnte.  Für 
den  Augenblick  war  deshalb  deren  Entfernung  zwecklos. 

Zum  Schlüsse  berichtet  Verf.  über  eine  durch  Rotation  nach  links  er- 
folgte Luxation  des  V.  Halswirbels  mit  erhöhter  Lage  des  Gelenkfortsatzes 
und  mit  Paralyse  des  Armgeflechts,  sowie  über  eine  durch  Rotation  nach 
rechts  hervorgerufene  Luxation  des  HI.  Halswirbels  mit  Verschiebung  des 
Gelenkfortsatzes  und  mit  Kompressions-Parästhesie  der  IV.  Halsnervenwurzel. 

R.  Giani. 

Duchenne  beschrieb  1872  vier  Fälle  von  Paralyse  der  oberen 
Extremität,  welche  während  der  Geburt  entstanden  waren.  Die  Symptome 
sind  identisch  mit  den  Fällen  von  Paralyse  bei  Erwachsenen,  die  Erb  1874 
beschrieben  hat.  Der  Erb  sehe  Punkt  ist  der  Ort  der  Läsion,  d.  h.  die 
Teilungsstelle  des  4.  und  5.  Cervikalverven.  Über  die  Art  der  Läsion  gehen 
die  Ansichten  auseinander. 

Der  Hauptfaktor  bei  der  Entstehung  der  in  Frage  stehende  Lähmung 
bei  der  Geburt  ist  nach  Kennedy  (8)  starkes  Herabziehen  der  Schulter, 
wälirend  der  Kopf  stark  nach  der  entgegengesetzten  Seite  gebogen  und  gleich- 
zeitig rotiert'  ist. 

Den  gebräuchlichen  Behandlungsmethoden:  Massage,  Elektrizität  und 
passive  Bewegungen  schreibt  der  Verfasser  keinen  Wert  zu.  Fälle  mit  leichterer 
Läsion  (Zerreissung  von  Nervenfibrillen  oder  Fasern)  stellen  sich  von  selbst 
wieder  her,  bei  schwerer  Läsion  (Zerreissung  von  Nervenstämmen)  tritt  trotz 
dieser  Behandlung  kein  Erfolg  ein. 

Die  Spontanheilung  wird  verhindert  durch  narbige  Umwandlung  der 
umgebenden  Gewebe,  besonders  bei  Zerreissung  des  Stemocleido  mast. 
(Torticollis). 

Kennedy  empfiehlt  Behandlung  wie  bei  Läsion  anderer 
peripherer  Nerven.  Zuerst  2 — 3  Monate  exspektatives  Verfahren: 
können  dann  mit  farad.  Elektrizität  Zuckungen  in  den  gelähmten  Muskeln 
erzeugt  werden,  so  ist  Aussicht  auf  Spontanheilung  (Verfasser  hat  einen  Fall 
derart  beobachtet).     Anderenfalls  rät  er  zur  Operation. 

Operationsmethode.  Schnitt  vom  äusseren  Rande  des  Stemocleido 
an  der  Grenze  zwischen  unterem  und  mittlerem  Drittel  nach  unten  aussen 
zur  Grenze  zwischen  äusserem  und  mittlerem  Drittel  der  Clavicula.  Von  diesem 
Schnitt  aus  Blosslegung  des  Plexus  und  sorgfältige  Befreiung  von  Adhäsionen. 
In  allen  Fällen  Kennedys  waren  die  Nerven  narbig  verdickt:  Resektion  der 


910  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  TeiL 

narbigen  Partien,  im  Gesunden  unter  Umständen  nach  Erweiterung  der  Wunde. 
Vereinigung  der  Nervenstümpfe  durch  je  eine  Chromsäurecatgutnaht  dnrdi 
die  ganze  Dicke  des  Nerven.    Hautnaht. 

Eenned  j  hat  bisher  8  Fftlle  operiert,  von  denen  aber  nur  einer  gentigend  lange 
beobachtet  ist. 

Fall  I.  Zangengeburt  6  Wochen  nach  der  Gebart  nntersncht  Paralyse  des  reekiea 
Arms.  4  Wochen  später:  Moskulatur  ftlr  galvanische  StrOme  erregbar,  nicht  f&r  faradisdw. 
Operation.  2'/«  Monat  darnach  leichte  Bewegungen  des  Armes.  9  Monate  daraadi  bat 
normale  Bewegungsfähigkeit.    Leichte  Behinderung  der  Supination. 

Im  IL  Falle  [14 jähriges  Mädchen  (in  Steisslage  geboren)  nach  starken  rechtaeitiga 
TorticoUis]  waren  5  Monate  nach  der  Operation  erst  faradische  Zuckungen,  DeÜoidai« 
nachweisbar,  keine  aktive  Bewegung. 

III.  Fall :  Querlage,  Wendung,  Armfraktur.    6  Monate  post  partum  Operation.  3  Mo- 
nate darnach  faradische  Zuckungen.   Beltoides  und  Biceps.  Verschwinden  der  InnenrotaüiNL 
Blencke  (la)  stellte  68  Fälle  zusammen,  bei  welchen  wegen  Badiafis- 
lähmung  nach  Oberarmbrächen  operiert  wurde,  und  fügt  eine  eigene  Beob- 
achtung hinzu. 

Ein  junger  Mann  hatte  sich  durch  Sturz  einen  Oberarmbruch  zugezogen.  Vi»  Mo- 
nate später  stellte  Blencke  eine  typische  Badialislähmung  fest  Durch  operativea  Dt- 
griff  wird  der  Nerv  aus  dem  ihn  umgebenden  Nervengewebe  befreit  und  der  kantige  Enoda 
geglättet,  y Schon  am  Tage  nach  der  Operation  war  der  Patient  imstande,  die  Finger  n 
strecken."  unter  Anwendung  von  Massage,  Elektrizität  und  Gymnastik  war  die  LikmiB$ 
nach  40  Tagen  fast  vOllig  beseitigt 

Unter  den  68  operierten  Fällen  konnte  festgestellt  werden,  dass  es  skl 
20  mal  um  eine  primäre,  35  mal  um  eine  sekundäre  Lähmung  handelte.  12iiuJ 
war  der  Nerv  völlig  durchtrennt,  4  mal  interponiert,  4  mal  war  er  durch  dk 
Fragmente  alteriert. 

In  41  Fällen  wurde  eine  völlige  Heilung  der  Lähmung  erzielt,  in  6  eias 
^fast  vollständige'',  in  8  eine  ;,erhebliche  Besserung^  und  in  3  eine  gerinn 
Besserung. 

Li  einigen  Fällen  musste  wegen  Rezidiv  der  Lähmung  eine  zweite,  &it 
mal  sogar  eine  dritte  Operation  ausgeführt  werden. 

8  mal  stellte  sich  bereits  nach  wenigen  Tagen  eine  Besserung  ein.  Mdst 
aber  vergingen  mehrere  Wochen  und  Monate,  bis  eine  Besserung  eintrat.  Die 
früh  vorgenommene  Operation  gibt  bessere  Aussichten,  als  die  später  aas- 
geführte. In  einem  Fall  wurde  erst  3V«  Jahre  nach  dem  Unfall  mit  Erfolg 
operiert. 

Lannois  und  Lejars  (10)  operierten  einen  Mann  wegen  Radialislfthmnng,  die  m 
Ansehlttss  an  eine  Humerusfraktnr  aufgetreten  war.  Die  Operation  wurde  4  Monate  Bvk 
dem  Unfall  aasgeführt.  Es  zeigte  sich,  dass  der  Nerv  in  einem  Kanal  lag,  dessen  Wal- 
dung aus  neugebildetem  Knochen  bestand.  Befreiung  des  Nerven.  Nach  8  Monataa  «v 
völlige  Heilung  der  Lfthmung  eingetreten. 

Bei  Brüchen  am  unteren  Humerusende  mit  transversal  oberhalb  is 
Kondylen  verlaufender  Bruchlinie  fand  Savariand  (15)  viermal  böi  KindffD 
Lähmungen  im  Gebiet  des  Nervus  ulnaris,  medianus  oder  radialis.  Bei  zw«i 
operierten  Kindern  zeigten  sich  die  vorliegenden  Nerven  (Radialis  und  Mediasos) 
durch  das  nach  unten  und  vom  verschobene  obere  Fragment  in  die  H5be 
gehoben  und  gedrückt.  Das  eine  dieser  Kinder  wurde  nach  20  Tagen  operiert 
und  rasch  wiederhergestellt,  das  zweite  Kind  vier  Monate  nach  dem  statt- 
gehabten Trauma  ohne  Erfolg  operativ  behandelt. 

Einmal  trat  Heilung  der  Lähmung  ohne  Operation  nach  einem  Jab 
auf.  Das  vierte  der  Kinder  zeigte  das  Bild  einer  Medianusalt«ration  äS 
der  Bruchstelle,  der  hier  freigelegte  Nerv  bot  aber  keine  sichtbare  V«^ 
änderungen.    Nach  der  Operation  trat  eine  Besserung  nicht  ein. 


Neck,  Verletzangen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremitftt.  911 

Nach  den  Erfahrungen  Savariands  scheinen  diejenigen  Fälle  von 
frühzeitig  auftretenden  Lähmungen,  welche  mit  Retraktion  von  Muskeln  ein- 
hergehen, und  bei  denen  alle  drei  Nerven  an  der  Lähmung  beteiligt  sind,  jeder 
therapeutischen  Massnahme  zu  trotzen. 

Vialle  (19):  Bei  Ellbogenluxationen  kommen  am  ehesten  Medianus- 
lähmungen, an  zweiter  Stelle  Ulnarisläbmungen  vor.  Selten  sind  Radialis- 
Ehmungen  im  Gefolge  der  Luxation  verzeichnet.  Im  vorliegenden  Fall  scheint 
die  Lähmung  durch  Zerrung  des  Nervs  veranlasst  worden  zu  sein. 

Es  trat  völlige  Entartung  des  Radialis  ein.  Trotz  angewandter  Massage 
und  Elektrizität  blieb  die  Lähmung  bestehen. 

Kissinger  (9)  teilt  zwei  Fälle  von  Luxation  des  Nervus  ulnaris  mit. 

Bei  einem  öOjährigen  Bergmann  war  die  Luxation  im  Anschluss  an 
einen  Stoss  gegen  den  Ellbogen  bei  gebeugter  Stellung  des  Armes  aufgetreten. 
Bei  extremer  Beugung  luxierte  der  Nerv  nach  vom,  bei  Streckung  glitt 
er  vrieder  in  seine  Rinne.  Eine  Operation  schlug  der  Mann  ab,  andere  Be- 
handlung hatte  keinen  Erfolg. 

Im  zweiten  Fall  hatte  ein  20  jähriger  Mann  einen  Oberarmbruch  am 
Übergang  vom  unteren  zum  mittleren  Drittel  erlitten. 

Nach  einiger  Zeit  bekam  der  Verletzte  ^ziehende  Schmerzen  in  dem 
verletzten  Arm^.  Bei  der  Untersuchung  wurde  die  Luxation  der  Ellennerven 
entdeckt,  die  jedesmal  bei  Beugung  im  Ellbogengelenk  auftrat. 

Momburg  (11)  hat  bei  einem  Soldaten,  der  beim  Turnen  am  Quer- 
banm  —  in  Stützstellung  Armbeugen  —  plötzlich  im  rechten  Ellbogengelenk 
Schmerzen  bekam,  eine  Luxation  des  Nervus  ulnaris  festgestellt.  Durch 
Operati(H)  —  Bildung  eines  Sehnen-Muskellappens  aus  dem  Muscul.  triceps 
brach.,  der  unter  dem  Nerv  durchgeführt  und  mit  seinem  freien  Ende  wieder 
am  Triceps  angenäht  wurde  —  wurde  der  Mann  geheilt. 

Gelegentlich  dieses  Falles  untersuchte  der  Verfasser  116  Soldaten  und 
fand  in  23  Fällen  Luxationen  des  Nervus  ulnaris,  ohne  dass  die  Betre£fenden 
irgendwelche  Beschwerden  hatten. 

Meist  war  der  Sulcus  und  innere  Condylus  abgeflacht. 

Verfasser  kommt  auf  Grund  seiner  Feststellungen  zu  folgenden  Schlüssen : 

1.  Die  Luxation  des  Nerv,  ulnar,  ist  häufig. 

2.  Dass  die  Luxation  bisher  so  selten  beobachtet  worden  ist,  beruht 
anf  dem  seltenen  Auftreten  einer  Entzündung  der  Nerven,  durch  welche  die 
Luxation  erst  beschwerlich  wird. 

3.  Es  gibt  zwei  Arten  von  Luxatio  nerv,  ulnar.,  die  kongenitale,  die 
sehr  häufig,  und  die  rein  traumatische,  die  sehr  selten  ist. 

4.  Zwischen  beiden  stehen  die  Subluxationen,  bei  denen  häufig  durch 
eine  heftige  Kontraktion  des  M.  triceps  eine  Luxation  entsteht. 

5.  Die  Therapie  richtet  sich  nach  der  Nervenentzündung.  Die  Luxation 
an  und  für  sich  ist  belanglos,  erst  die  hinzutretende  Entzündung  des  Nerven 
macht  eine  Therapie  notwendig. 

Bei  einem  Mädchen,  das  als  Ausgang  einer  Poliomyelitis  anterior 
acuta  eine  Paralyse  des  rechten  Radialnerven  aufwies,  implantierte  Alessan- 
drini  (1)  den  M.  palmaris  longus  in  den  M.  digitorum  communis  extensor 
und  in  den  M.  pollicis  abductor  longus ;  er  erhielt  ein  ausgezeichnetes  funktio- 
nelles Resultat.  R.  Giani. 

Schefflers  (15)  Kranker  hatte  durch  einen  1,5  cm  über  dem  Condyl. 
extern,  eindringenden  Stahlsplitter  eine  Verletzung  des  Nerv.  radiaUs  erlitten. 


912  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    II.  TeiL 

Bald  nach  dei^  Verletzung  wurde  anderwärts  der  beinahe  Töllig  durchü^nnte 
Nerv,  radial,  profundus  genäht.  Nach  Heilung  der  Wunde  wurde  täglich 
elektrisiert.  Etwa  vier  Monate  nach  der  ersten  Operation  wurde  der  Xerr 
noch  einmal  freigelegt,  weil  noch  keine  Besserung  der  Lähmung  eingetretea 
war.  Nach  abermals  eingetretener  Wundheilung  Verwendung  von  Massage 
und  Elektrizität.  Nach  einem  Jahr  konnte  „die  Hand  ein  klein  wenig  und 
nur  für  kurze  Zeit  gestreckt  werden^.    Fingerstrecken  war  unmöglich. 

Jetzt  wurde  der  Elex.  carp.  radialis  auf  den  Extensor  überpflanzt  So 
wurde  die  Hand  dorsal-  und  radialwärts  gestellt.  Der  periphere  Stumpf  des 
Elex.  carp.  radial,  wurde  in  den  Palmar,  longus  eingenaJit 

Bei  dieser  Behandlung  erhielt  Scheffler  folgendes  Resultat  (Befund 
nach  6  Wochen):  ;,Die  Hand  steht  im  Handgelenk  in  Mittelstellung  zwischen 
Beugung  und  Streckung,  zwischen  Abduktion  und  Adduktion;  sie  kann  im 
Handgelenk  in  normalen  Grenzen  dorsal  und  volar  flektiert  werden.  Die 
Einger  können  vollkommen  einzeln  gestreckt,  gespreizt  und  gebeugt  werden. 
Der  Daumen  wird  normal  abduziert,  adduziert  und  opponiert.  Nicht  ais- 
führbar  sind:  a)  Überstreckung  der  Einger  in  den  Metakarpo-Phalangeal- 
gelenken;  b)  Abduktion  und  Adduktion  der  Hand  im  Handgelenk.  Die  Supi- 
nation  des  Vorderarmes  kann  nur  mit  geringer  Kraft  ausgeführt  werden.  Der 
Händedruck  ist  zur  Zeit  noch  schwach. 

Die  galvanische  Prüfung  ergibt:  Der  N.  radialis  ist  vollkommen  reaktioitf- 
los.  Sämtliche  Streckmuskeln  zeigen  noch  quantitativ  starke  Herabsetzung 
der  Erregbarkeit,  jedoch  keine  Entartungsreaktion,  besonders  der  ExieDS. 
digit.  communis  und  der  Extens.  carp.  ulnar. 

Der  überpflanzte  M.  flex.  carp.  radial,  reagiert  auf  elektrischen  Beb 
nicht  isoliert,  sondern  nur  zugleich  mit  den  Elexoren. 

Das  Resultat  hat  sich  in  den  folgenden  Wochen  dauernd  gebessert,  in- 
sofern,  als  die  Kraft  der  Bewegungen  immer  höher  wurde.^ 

6.  Erkrankungen  und  Verletzungen  der  Muskeln,  Sehnen,  SehnenseheideB 

and  Fascien« 

1.  *Barnard,  Fonr  cases  of  snap  or  triggerfinger.    The  Practitioner  1908.  Febrnary. 

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3.  *Beucher  et  Daniel,  Uncasde  cylindrome  de  rayant-bras.    BoIL  et  mdm.  de  h 

80C.  anat.  de  Paris  1903.  Nr.  10. 

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5.  *Ferrand,  üne  Observation  de  botryomycose  du  doigt    Gazette  des  höpitanx  1903. 
Nr.  138. 

6.  F^r^  et  Demanche,   Note  snr  un  cas  de  r^traction  de  raponövrose  palmaire  eoa- 
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7.  Franz,    Über  Ganglien   in   der  Hohlhand.    Archiy  für  klin.  Ghirorgie   1903.  Bd.  id 
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8.  Hempell,   Ein  Fall  von  Lazation  der  Sehne  des  Extensor  digit  Y.    Diss.  Kjel  190& 
8a.  ^William  et  Hopkins,   Ezcision  of  the  scapola  for  progressive  chronic  Interstitial 

myositis  associated  with  obliterating  endarteritis.    Annais  of  soigery  1908.  Jone. 

9.  Lenzemann,  Unblutige  Behandlung  der  Bupuy trenschen  Fingerkontraktar.  Deotecfac 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  28. 

10.  *  Marion,  D'une  affection  fr^nente  presque  toujours  m^connue.    La  synovite  de  U 
gaine  du  long  abducteur  du  ponce.    Archives  g^n^rales  1908.  Nr.  81. 

11.  *Mähter,    Die  Resultate   der  Sehnennaht  ans   der  königl.  chinurg.  Klinik  zu  KieL 
1899-1902.    Diss.  Kiel  1908. 


Neck,  YerletKangen  und  chirurg,  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  913 

12.  Neutra,  Zwei  Fälle  von  Dnpnytrenscher  Fingerkon traktor  bei  Tabes  reap.  Tabes  mit 
mnltipler  Sklerose.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  2. 

13.  '^Patel  etViannaj,   Be  la  rötraction  iaoU^e  des  mnscles  pl^chissenrs  des  doigts. 
Gazette  des  h6pitaaz  1908.  Nr.  55  n.  58- 

14w    Payr,  Zur  Ätiologie  des  schnellenden  Fingers.    Wiener  klinische  Wochenschrift;  1903. 
Nr.  25. 

15.  Perassi,  Dita  a  martello.    Patogenesi.    Cnra  operativa.    Annali  di  medicina  navale, 
1908.  vol  I.  p.  100. 

16.  Th^venot,  R^traction  de  l'apon^vrose  palmaire  d'origine  tabereulense.    Soc.  nai  de 
m^.    Lyon  m^dical  1908.  Nr.  51. 

17.  ^Wilms,  Schnellender  Finger.    Med.  Gesellschaft  Leipzig.    Mflnchener  med.  Wochen- 
Schrift  1908.  Nr.  48. 

18.  ZOppritz,  Über  die   Resultate   der  Exstirpation   des  tuberkntösen  Sehnenscheiden- 
hygroms  der  Hand.    y.  Br  uns  sehe  Beiträge  1908.  Bd.  89.  Heft  8. 

Fer6  et  Demanche  (6).  Die  Kontraktur  der  Palmarfascie  hatte  sich 
bei  dem  nenropathisch  belasteten  Mann  im  Anschlnss  an  einen  typischen 
Radinsbrach  rasch  entwickelt.  Die  Verff.  nehmen  an,  dass  bei  der  Verletzung 
eine  Kompression  des  Ulnaris  stattgefunden  habe.  Die  Schädigung  des  Nervs 
führte  die  Kontraktur  herbei.  Die  vom  Ulnaris  versorgten  Muskeln  waren 
atrophisch  und  in  dem  vom  Ulnaris  versorgten  Gebiet  der  Hand  war  eine 
Herabsetzung  des  Gefühlssinnes  vorhanden. 

Perassi  (15)  meint,  dass  hammerförmige  Finger  durch  eine  paralytische 
Kontraktur  in  Beugestellung  bedingt  seien.  Als  Radikaloperation  sei  die 
keilförmige  Resektion  der  Phalangen,  aber  mit  einer  Sehnenanastomose  ver- 
banden, ausgezeichnet.  R.  Giani. 

Neutra  (12)  sah  die  Dupuytrensche  Kontraktur  einmal  bei  gleich- 
zeitig vorhandener  Tabes  dorsalis  und  multipler  Sklerose  und  in  einem  zweiten 
Fall  im  Verlaufe  einer  Tabes  auftreten.  Verf.  hält  es  für  wahrscheinlich, 
dass  in  diesen  beiden  Fällen  ;,  infolge  der  Unterbrechung  der  Reflexbahn  im 
Rückenmark  die  Ernährungsregulation  der  Palmaraponeurose^  ausblieb  ;,und 
zur  Proliferation  und  Schrumpfung  des  Gewebes^  führte. 

Therendts  (16)  51  jähriger  Kranke  hatte  linkerseits  eine  ausgesprochene 
Kontraktur  der  letzten  drei  Finger.  Der  Daumen  zeigte  Andeutung  von  Beuge* 
kontraktur.  An  der  rechten  Hand  waren  nur  die  beiden  letzten  Finger  von 
der  Kontraktur  befallen. 

Gleichzeitig  hatte  bei  dem  Kranken  mit  der  Erkrankung  der  Hände 
eine  Lungentuberkulose  eingesetzt  und  Verf.  glaubt,  dass  die  Dupuytrensche 
Kontraktur  auf  tuberkulöser  Basis  (Toxinwirkung)  entstanden  sei. 

Lengemann  (9)  hat  bei  der  Behandlung  der  Dupuytrenschen  Kon- 
traktur die  Erfahrung  verwertet,  dass  Thiosinamin  subkutan  verabreicht  derbe 
Narben  erweicht  und  verschieblich  macht. 

Li  einem  leichten  Fall  von  Fingerkontraktur  wurde  ^^eine  fast  völlige 
Restitutio  ad  integrum  erreicht^  und  in  einem  mittelschweren  Fall  ;,ein  voU- 
auf  befriedigendes  Resultat.  Ob  nicht  Rezidive  eintreten,  ist  nicht  sicher  zu 
sagen,  ebenso  wenig,  ob  nicht  ein  Teil  der  Fälle  dieser  Behandlung  trotzt^. 

Es  wurde  täglich  in  die  Umgebung  der  erkrankten  Stelle  1  ccm  folgen- 
der Lösung  injiziert:  Thiosinamin  2,0,  Glyzerin  4,0,  Aq.  destillat.  14,0. 

Zöppritz  (18)  standen  35  operierte  Fälle  von  Sehnenscheidenhygrom 
zur  Verfügung.  Li  vier  Fällen  war  seit  der  Operation  ein  Jahr  vergangen, 
in  7  Fällen  lagen  2 — 3  Jahre,  8  mal  4  —  6  Jahre,  6  mal  7  — 12  Jahre  und 
10  mal  13 — 15  Jahre  zwischen  Operation  und  Nachuntersuchung.  Von  31  Fällen 
teilt  er  das  Endresultat  mit.    Li  fünf  Fällen  war  nach  einem  Jahr,  bei  6  Fällen 

Jahresbericht  fOr  Chirturgie  1908.  58 


914  Jahreebericht  für  Chirurgie.    IL  Teü. 

nach  3  Jahren,  bei  8  Fällen  nach  4—6  Jahren,  bei  3  Fällen  nach  7 — 12  Jahres, 
bei  3  Fällen  nach  3— 15  Jahren  kein  Rezidiv  vorhanden.  9  mal  traten  Rezi- 
dive auf. 

Durch  eine  zweite  Operation  wurden  —  abgesehen  von  zwei  Kranken, 
die  sich  nicht  mehr  operieren  Hessen  —  alle  übrigen  geheilt. 

Funktionelle  Störungen  der  Hand  waren  nach  der  Operation  1 1  mal  überhaupt 
nicht  vorhanden.  In  13  weiteren  Fällen  bestand  nur  geringe  Funktionsstörung, 
hauptsächlich  Herabsetzung  der  Kraft.  Einmal  war  nach  der  Operation  völlige 
Steifheit  von  drei  Fingern  zurückgeblieben. 

Franz  (7)  beschreibt  sieben  FäUe  von  Ganglien  in  der  Gegend  de 
Metakarpophalangealgelenkes.  Sechsmal  sassen  die  erbsengrossen  Geschwülste 
seitlich  von  der  Mitte,  einmal  in  der  Mitte.  Diese  zuletzt  genannte  Ge- 
schwulst gehörte  der  Sehne  selbst  an,  während  die  übrigen  mit  der  Sehnen- 
scheide in  Verbindung  standen. 

Bei  Druck  oder  Bewegnngen  hatten  die  Kranken  starke  Beschwerdeo. 
Sechsmal  konnten  für  die  Entstehung  der  Ganglien  Traumen  —  akute  oder 
chronische  —  festgestellt  werden.  Auf  Grund  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung von  vier  Ganglien,  die  durch  Exstirpation  gewonnen  worden  waren, 
kommt  der  Verf.  zu  dem  Resultate,  dass  es  sich  um  traumatische  Degene- 
rationscysten  im  paratendinösen  bezw.  tendinösen  Gewebe  handelte  und  zwar 
war  nicht  nur  schleimige,  sondern  auch  hydropische  Degeneration  vorhanden« 

Payer  (17)  entfernte  bei  einer  Frau  fünf  Monate  nach  dem  erlittenen 
Unfall  ein  Stück  einer  Häckelnadel,  welches  der  ersten  Phalange  des  Zeige- 
fingers auf  der  Beugeseite  dicht  anlag.  Es  lag  grösstenteils  im  Periost  zwischen 
Sehnenscheide  und  Knochen  und  nur  ein  kurzes  Stück  mit  dem  Häckchen 
der  Nadel  ragte  in  die  Scheide  hinein.  Verf.  erklärt  sich  die  Erscheinung 
des  ^Schnellens^  dadurch,  dass  beim  Beugen  des  Fingers  die  Beugesehne  über 
den  stumpfen  Teil  des  Fingers  glitt,  dass  sie  sich  aber  beim  Strecken  an  dem 
zentralwärts  stehenden  spitzen  Hakenende  einspiesste  und  dass  eine  weitere 
Streckung  erst  nach  einer  weiteren  Kraftanstrengung  plötzlich  erfolgte.  Nach 
Entfernung  der  Nadel  war  die  Funktion  des  Fingers  wieder  eine  normale. 

Becker  (2)  hat  dreimal  Luxation  von  Extensorensehnen  beobachtet. 
Einmal  war  die  Luxation  nach  starkem  Spreitzen  der  Finger  entstanden. 
Dabei  war  das  Zwischensehuenband  zwischen  Zeige-  und  Mittelfingerstredi- 
sehne unmittelbar  an  letzterer  abgerissen.  Die  Sehne  des  Mittelfingers  konnte 
darnach  leicht  durch  den  Zug  des  nach  dem  vierten  Finger  laufenden  Zwischen- 
sehnenbandes luxiert  werden.  Nach  Durchtrennung  dieses  Zwischenseimen- 
bandes  —  ein  Vorschlag,  der  ursprünglich  von  Bahr  gemacht  worden  — 
wurde  aus  dem  die  luxierte  Strecksehne  umgebenden  Gewebe  eine  Art  Sehn^h 
scheide  gebildet.     Der  Enderfolg  war  gut. 

In  den  beiden  anderen  Fällen  war  die  Luxation  der  Strecksebnen  des 
Mittelfingers  einmal  im  Anschluss  an  einen  Hufschlag  auf  den  Handrücken 
entstanden,  einmal  traf  ein  schweres  Brett  den  Handrücken  des  Verletzten. 
Mit  einem  operativen  Eingriff  waren  diese  beiden  Kranken  nicht  einverstan- 
den.  Bei  jeder  Flexion  der  Finger  rutschten  die  Sehnen  über  das  Capitnl. 
metacarpi  und  lagen  darnach  im  Spat,  interosseum.  Das  Abrutschen  der 
Sehnen  erfolgte  unter  Schmerzen. 

Die  Luxation  der  Sehne  des  Extensor  digit.  V.  proprius  war  bei  dem 
19 jährigen  Verletzten  Hempells  (8)  wahrscheinlich  durch  eine  forcierte 
Dorsalflexion  der  Hand  entstanden  und  wurde  erst  bei  der  Operation  ent- 


Neck,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität  915 

deckt.  Bei  den  Bewegungen  der  Hand  und  bei  Betastung  entstanden  Schmerzen 
in  der  Gegend  des  rechten  Uhiarköpfchens,  weiter  bestanden  Beschwerden  bei 
der  Faustbildung,  als  der  Kranke  etwa  7  Monate  nach  dem  Unfall  in  die 
Kieler  chirurgische  Klinik  kam.  Das  dorsalwärts  subluxierte  Ulnarköpfchen 
wurde  freigelegt.  Dabei  zeigte  sich,  dass  die  genannte  Sehne  nach  der  Volar- 
seite  der  Ulna  verlagert  war.  Nach  Reposition  der  Sehne  wurde  sie  durch 
einen  Periostknochenlappen  in  ihrer  Lage  fixiert. 

Der  Verletzte  konnte  schliesslich  gebessert  das  Krankenhaus  verlassen. 


7.  Erkrankungpen  der  Knochen  und  Gelenke. 

1.  *Arron,  R^seotion  äconomique  ponr  une  pseudo-tameor  blanche  de  Töpaole.  Bull,  et 
möm.  de  la  soc.  de  Gbir.  1903.  Nr.  10. 

2.  *Beeckman,  Escision  of  the  clavide.    Annals  of  surgery  1903.  Janaary. 

3.  *Brln,  Rapport  snr  nne  obseryation  d'amputation  interacapolo-thoraciqae,  pratiqu^e 
ponr  nn  enchondrome  de  Thnmöms.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  15. 

4.  *ß6rard,  Sor  la  rösection  orthop^diqae  du  conde.  Soc.  de  Chir.  Lyon  m^ical  1903. 
Nr.  30. 

5.  Berg  er,  B^ection  ortliop^diqne  ost^oplastique  du  conde  avec  interposition  rnuaculaire, 
ponr  rem^dier  ä  une  ankylose  fibrense  dne  Ü  nne  arthrite,  plaatique  et  compliqn^e  d'nne 
pandysie  du  nerf  cubitaL    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Ckir.  1903.  Nr.  33. 

6.  V.  Bergmann,  Bericht  Ober  einen  geheilten,  frflher  vorgestellten  Fall  von  Sarcoma 
humeri.    Berliner  med.  Gesellschaft.    Berliner  klin.  Wocbenschrift  1903.  Nr.  50. 

7.  *Borchard,  Demonstration  eines  Oateochondrosarkoms  der  Epiphyse  des  Humerua. 
Berliner  med.  Gesellsch.    Berliner  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  25. 

8.  *Bornemann,  Mures  articuL  cubiti.  Hospitalstidende  R.  IV,  B.  XI.  p.  789.  Gopen- 
bagen  1903. 

9.  *Broca,  La  pronation  douloureuse  des  jeunes  enfants.  Gazette  des  höpitaux  1903. 
Nr.  56. 

10.  Burci,  T.,  Delle  operazioni  economiche  neUa  cura  dei  tumori  roaligni  della  scapola. 
Glinica  cbirurgica  1903.  Nr.  1—^2. 

11.  BQdingei,  Der  Spongiosaban  der  oberen  EztremitAt.  Münch.  med.  Wochensohrift 
1903.  Nr.  15. 

12.  *  Group  el,  Los  dangers  de  la  priqnöt  de  main.  Journal  de  möd.  de  Bordeaux  1903. 
Nr.  52. 

18.  '^Glandot:  R^flezions  snr  la  rtoection  ortbopödique  du  conde.  Soo.  de  Ghir.  Lyon 
m^ioal  190S.  Nr.  30. 

14.  *Delang]ade,  Substitution  de  la  clavicule  ä  la  moiti^  sopärieure  de  Thum^rus  sup- 
prim^  par  resection  extrap^riostique  pour^'ost^o-sarcome.  Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de 
Ghir.  de  Paris.  1902.  Nr.  21.  Tome  29. 

15.  *Delatour,  Excision  of  the  clavicle.    Annais  of  surgery  1903.  January. 

16.  *Edington,  Volkmanns  Gontracture.    Glasgow  medical  Journal  1903.  June. 

17.  Ehrhardt,  Über  die  Mflliersche  Operation  bei. Spina  ventosa.  MOnch.  med. Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  39. 

18.  *Galtier,  Osteo-periostite  tuberculeuse  de  Fhumörns,  fracture  spontane.  *  Journal  de 
ro^d.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  37. 

19.  E.  Henkln g,  «Zur  Therapie  des  paralytischen  Schlottergelenkes  (Schulter)  durch  Ar- 
throdese*.   Russki  Wratsch.  1903.  Nr.  45. 

20.  Mac  Gillavry,  Exstirpatie  van  het  Schouderblat  Genootschap  ter  befordering  der 
Natuur-,  Genees-  en  Heelkunde.    Ned.  Tijdsch.  v.  Geneesk.  II.  pag.  633. 

21.  *Gunkel,  Über  Totalexstirpation  der  Skapula.  (Sitzungsbericht  der  freien  Vereini- 
gung der  Ghirurgen  Berlins  9.  März  1903.    Zentralblatt  für  Ghir.  37.  p.  1012). 

21a.  Habere rn,  J.  P.,  Operierter  und  geheilter  Fall  von  Radius •  Sarkom.  Ärzte-Verein 
der  Kommunalspitftler,  Sitzung  vom  20.  V.  1903.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  30. 

22.  *Herbet  et  Gaudy,  Osteome  du  brachial  antärienr.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc  anat 
1903.  Nr.  10. 

28.  *  Jon  es,  Amputation  of  the  upper  arm  and  scapula  in  a  woman  aet.  57  for  endo- 
thelioroa  of  the  Shoulder  Joint.    Medical  Press  April  15. 

58* 


916  Jahresbericht  fQr  Cbirargie.    IL  Teil. 

24.  *Eirmi880ii:  H^mirteection  du  conde  droit.  Ball,  et  m4m.  de  la  soc  deChir.  19(ß. 
Nr.  12. 

25.  *Latarjet,  Gas  d'ost^omy^lite  aigii€  de  T^pine  de  Tomoplate.  Ljod  in6dicall9(ä 
Nr.  9. 

26.  *Lennander,  Exatirpation  dee  rechten  Schulterblattes  wegen  chronischer  Myelitis; 
Fixation  des  Oberarmes  am  SchlQsselbein  durch  einen  Metalldraht  und  doreh  Mvbl- 
piastik.    V.  Langenbecks  Archiy  1903.  Bd.  71.  Heft  2. 

27.  *Lilienthal,  Sarcoma  of  the  scapula.  New  York  sorg.  soc.  Anoals  of  8111597 
1908.  Jaly. 

28.  *Lipp,  Ein  Beitrag  zur  akuten  Osteomyelitis  scapulae.    Biss.  Königsberg  1903. 

29.  *  Lorenz,  Zur  Kasuistik  der  erworbenen  Ellbogengelenksdeformitftten.  Wiener  kfio. 
Wochenschrift  1908.  Nr.  18. 

80.  Mari  an  i,  C,  üna  modificazione  neUa  tunica  delle  operazioni  articolari  nel  gonk 
11  Policlinico  1908.  Sez.  pratica  Nr.  58. 

81.  *Meyer  Willy,  Tuberculosis  of  the  wrist- Joint  treated  by  Biers  method.  NewToik 
surg.  soc.    Annais  of  surgery  1903.  Jnly. 

32.   *Mo restin,  Sarcome  de  l'humörus.    BulL  et  möm.  de  la  soc.  anat  1903.  Nr.  8. 
83.   *Mfiller,  Ober  Versteifungen   des  Schultergelenks.    Ärztl.  Sachverst-Zeitong  1901 

Nr.  28. 
34.  K.  Nedselsky,    ,Über  die  sogenannte  Amputatio  interscapulo  thoracica,  flm  Ui- 

kationen,  Methoden  und  Resultate. *     (Eine  klinische  Studie.)    Russisches  Arehir  ftr 

Chirurgie  1903.  Heft  6. 
85.   Pa  Scale,  G.,  Neartrosi  a  sostengni  metallici.    Riforma  medica  1903.  Nr.  48;  50, 51 
36.   *Patel,   Chondrome  de  la  partie  inf^rieure  de  Tomoplate;  r^section  de  la  moitiä» 

f^rieure  de  Tomoplate ;  rtoultat  fonctionel  parfait.    Soc.  des  sdenoes  m^.   Lyon  aä 

1903.  Nr.  47. 
87.   *Potherat,  Chynome  du  membre  sup^rieur  et  radiographie.    BnlL  et  m^m.  de U  hc 

de  Chir.  1903.  Nr.  24. 

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Nr.  38. 

39.  Qn^nu  et  Kenon,  Be  T^tat  fonctionnel  du  membre  superieur  apres  la  r^section  totak 
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40.  *Ricard,  R^section  du  conde.  Biscussion.  BulL  et  m^m.  de  la  soc  de  Chir.  1901. 
Nr.  32. 

41.  *Ritschel,  Zur  Mobilisierung  des  Schultergelenkskontrakturen.  Archiv  f&r  Ortiie- 
pftdie  1908.  Bd.  1.  Heft  2. 

42.  K.  Serapin,  Zur  Frage  der  Amputatio  interscapulo-thoracica  bei  maligner  Neabüdmif 
des  Schulterblattes.     Russisches  Archiv  fQr  Chirurgie  1903.  Heft  6. 

43.  *  Staffel,  Einige  Bemerkungen  über  das  Brisement  forc^  und  seine  Nachbehaodlvg. 
insbesondere  bei  Ankylosen  des  Ellbogens,  der  Hand  und  der  Finger.  Archiv  f.  Ort!» 
pädie  etc.  Bd.  L  Heft  1. 

44.  *Stierlin,  Humerussarkom  und  Humemsfraktur.  KorrespondenzbUtt  fttr  Schwütf 
Ärzte  1903.  Nr.  10. 

45.  *Tixier,  R^ection  orthop^iqne  du  conde.  Soc.  de  Chirurgie.  Lyon  m^dical.  1903. 
Nr.  31. 

46.  Yiscontini,  C,  Un  caso  di  disartioolazione  interscapolo-toracica.  Gazzetta  ^ 
ospedali  1903.  Nr.  83. 

47.  Vogel,  Ein  Fall  von  Ersatz  der  ganzen  Radiusdiaphyse  durch  einen  ElfienbeioBÜft. 
Deutsche  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  46. 

48.  Yulpius,  Über  die  Arthrodese  des  paralytischen  Schlottergelenkes  der  SdniUtf- 
v.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  69.  Heft  1  und  2  und  v.  E8march-Fe8t8cbi& 

Büdinger  (11)  kommt  in  seiner  Arbeit  über  den  Spongiosabau  der 
oberen  Extremität  zu  folgendem  Resultat: 

I.  In  technischer  Beziehung: 

Es  genügt  nicht,  die  Knochen  nur  in  einer  oder  den  Hauptrichtungöi 
zu  zerlegen,  sondern  es  ist  für  ein  genaues  Studium  notwendig,  Schnittein 
den  verschiedensten  Richtungen  zu  untersuchen. 


Neck,  YerletzoDgeD  und  chimrg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität  917 

IL  Bezüglich  der  Anordnung  der  Spongiosa: 

1.  Unsere  Betrachtungen  über  die  Gesamtarchitektur  ganzer  Knochen 
oder  grösserer  Abschnitte  von  Knochen  können  gegenwärtig  nur  in  Vermutungen 
bestehen,  welche  sich  nicht  nach  Prinzipien  der  technischen  Wissenschaften 
konstruieren  lassen. 

2.  Als  feststehende  Tatsache  ist  die  funktionelle  Anordnung  der  Spon- 
giosa in  räumlich  enger  begrenzten  Knochenabschnitten  zu  betrachten,  welche 
den  einzelnen  Beanspruchungen  genügt.     Diese  sind: 

a)  Strukturen,  welche  der  direkten  Beanspruchung  durch  die  Muskeln 
entsprechen ; 

b)  Strukturen,  welche  den  Beanspruchungen  der  Gelenke   entsprechen; 

c)  Strukturen,  welche  speziellen  Beanspruchungen  relativ  schwächerer 
Knochenteile  entsprechen. 

Hucking  (19)  operierte  einen  12  jährigen  Patienten  wegen  paralytischen 
Scblottergelenkes  der  Schulter  infolge  von  Kindeslähmung.  Die  vollständig 
nnbrauchbare  Extremität  wurde  nach  der  Arthrodese  und  fünfmonatlicher 
Behandlung  mit  Massage  und  Gymnastik  so  weit  gebrauchsfähig,  dass  Patient 
sich  selbst  ankleiden  und  schwere  Gegenstände  heben  konnte. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Vulpius  (48)  hat  die  Arthrodese  des  Schultergelenks  bei  isolierter  Mono- 
plegie der  Schulter  nach  Kinderlähmung  sechsmal  ausgeführt.  Bei  vier  der 
Operierten  sind  bereits  zwei  Jahre  seit  der  Operation  verstrichen.  Nur  weim 
die  Hand  und  Finger  frei  beweglich  sind  und  auch  im  Ellenbogengelenk  eine 
gewisse  Beweglichkeit  vorhanden  ist,  ist  der  operative  Eingri£f  angezeigt. 

Vulpius  empfiehlt  nach  Eintritt  der  Lähmung  zunächst  ein  Jahr  zu 
warten,  dies  in  der  Absicht,  unter  entsprechender  Behandlung  die  etwaige 
Wiederkehr  aktiver  Bewegungen  abzuwarten.  Ist  nach  Ablauf  dieser  Frist 
keine  Besserung  eingetreten,  so  tritt  die  Arthrodese  in  ihr  Recht.  Bei  der 
Freilegung  des  Gelenkes  bevorzugt  der  Verf.  den  Längsschnitt. 

Der  Knorpel  des  Oberarmkopfes  und  der  Pfanne  wird  entfernt.  Damach 
werden  zwei  im  Kopf  sich  kreuzende  Silberdrahtnähte  durch  das  Akromion 
bezw.  Cavitas  glenoidalis  oder  das  Os  coracoideum  gelegt. 

Nach  der  Operation  wird  der  Arm  durch  Gipsverband  drei  Monate 
lang  ruhig  gestellt.  Nach  Abnahme  des  Gipsverbandes  wird  auf  weitere  drei 
Monate  bis  zur  sicheren  Ankylosierung  des  Schultergelenkes  ein  Hülsenapparat 
angelegt.  Durch  die  Verödung  des  Gelenkes  wurde  eine  knöcherne  Ankylose 
erzeugt. 

Das  funktionelle  Resultat  war  in  günstigen  Fällen  ein  sehr  gutes:  Der 
vor  der  Operation  schlaff  herabhängende  Arm  wurde  wieder  gebrauchsfähig 
und  dem  Willen  des  Kranken  unterworfen.  Eine  Verkürzung  des  Armes  hat 
Vulpius  nach  seinen  Arthrodesen  nicht  beobachtet. 

Ausser  der  Ankylose  des  Ellbogengelenks  bestand  bei  dem  Kranken 
Bergers(5)  eine  Radialislähmung,  die  auf  eine  Einbettung  des  Nervs  in  die 
im  Bereich  des  ankylosierten  Ellbogengelenkes  vorhandenen  Schwielen  bedingt 
wurde.  Nach  Lösung  des  Nervs  trat  bald  funktionelle  Besserung  ein.  Auch 
die  Gelenkfunktion  wurde  zufriedenstellend. 

Die  von  Mari  an  i  (30)  empfohlene  Modifikation  besteht  darin,  dass  man 
die  Sehne  des  M.  triceps  wie  gewöhnlich  Z-förmig  einschneidet  und  sie  gleich 
nach  vollzogener  Gelenkoperation  ausgezogen  vernäht.  R.  Giani. 


918  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil 

Vogel  (47)  hat  bei  einem  Sjabrigen  Mädchen  die  durch  Nekrose  infolge 
Osteomyelitis  yerloren  gegangene  Diaphyse  des  Radius  durch  einen  Elfenbeb 
Stift  ersetzt.  Abgesehen  von  geringer  Behinderung  bei  aktiver  Pronation  imd 
Supination  sind  keine  funktionellen  Störungen  an  dem  erkrankt  gewesenoi 
Arm  vorhanden.  Nach  einem  Jahre  zeigte  sich,  dass  sowohl  an  den  erhaltenen 
Epiphysen  Ejiochenneubildung  zu  sehen  war,  als  auch  im  Bereich  der  Db- 
physe  in  Form  „einzelner  Schalen  und  Spangen'^  (Röntgenbild). 

Ehrhardt  (17)  berichtet  über  6  Fälle,  bei  welchen  die  MüUerEcb 
Operation  ausgeführt  wurde.  Es  handelte  sich  um  Erkrankungen  der  HetA- 
karpalknochen.  Nur  einmal  war  die  Grundphalanx  eines  Fingers  gleichzeitig 
miterkrankt.  In  diesem  FaUe  wurde  ein  Periostknochenlappen  aus  derTibi& 
überpflanzt,  in  den  übrigen  Fällen  aus  der  Ulna. 

Die  Operierten,  welche  nachuntersucht  wurden,  sind  rezidivfrei  geblieben 
Die  Finger  wurden  beweglich  und  nicht  deformiert. 

Bei  einem  17  jährigen  Jungen,  über  welchen  von  Quenu  und  Renon{39i 
berichtet  wird,  wurde  wegen  Schulterblattsarkom  das  ganze  Schulterblatt  ent- 
fernt. Das  Oberarmende  wurde  an  das  Schlüsselbein  durch  Naht  befestigt 
ausserdem  wurden  sorgfaltig  die  einzelnen  Muskeln  genäht. 

Das  funktionelle  Resultat  war  nach  Abschluss  des  Heilverfahrens  gut 

Der  Kranke  konnte  den  Arm  nach  vom  und  der  Seite  bis  zur  Hori- 
zontalen erheben.  Nach  der  Entlassung  aus  dem  Krankenhause  nahm  der 
Kranke  seine  frühere  Beschäftigung  als  Telegraphist  in  vollem  Umfange 
wieder  auf. 

Die  Verf.  sammelten  aus  der  Literatur  noch  38  Fälle  von  totaler  Re- 
sektion des  Schulterblattes  wegen  maligner  Geschwülste. 

10  mal  war  neben  dem  Schulterblatt  ein  Teil  des  Schlüsselbeins  foit- 
genommen  worden.  5  mal  blieb  dasAkromion  erhalten  und  24  mal  wurde  das 
Schulterblatt  allein  entfernt. 

Unter  den  39  Beobachtungen  ist  in  25  FäUen  ein  befriedigendes  Re- 
sultat erzielt  worden.  Bei  diesen  25  Fällen  wurde  jedesmal  der  Hamems 
durch  Naht  fixiert. 

Die  Verf.  legen  grosses  Gewicht  darauf^  dass  der  Humerus  durch  Naht 
fixiert  wird  und  dass  die  Muskulatur  sorgfiütig  genäht  wird,  weil  nur  ein 
derartiges  Vorgehen  ein  zufriedenstellendes  funktionelles  Resultat  sichert. 

Burci  (10)  hat  51  Fälle  aus  der  Literatur  zusammengestellt,  in  äeim 
wegen  maligner  Tumoren  das  Schulterblatt  reseziert  wurde;  die  hierbei  er- 
haltenen Resultate  mit  den  durch  totale  Skapulektomie  erhaltenen  vergleichend, 
tut  er  dar,  dass  nach  der  erstgenannten  Operation  die  Funktion  besser  ran 
statten  gehe,  als  nach  der  letztgenannten,  nur  müsse  man  den  Knochen  in 
einer  gewissen  Entfernung  vom  Sitze  der  Geschwulst  in  seiner  ganzen  Dicke 
durchschneiden.  Lässt  sich  jedoch  die  Gelenkportion  des  Schulterblattes  nicht 
erhalten,  dann  sei  eine  schonende  Operation  ganz  nutzlos;  denn  man  gehe 
der  funktionellen  Vorteile  verlustig,  die  eine  solche  Operation  rechtfertigen. 
—  Bevor  man  jedoch  zur  Operation  schreitet,  sei  es  von  Nutzen,  die  Natur, 
die  Struktur  und  die  genetischen  Beziehungen  der  Neoplasie  zu  kennen  und 
nehme  man  eventuell  eine  Explorativoperation  vor;  denn  bei  Neoplasierormen, 
die  deutliche  Merkmale  von  Bösartigkeit  aufweisen,  müsse  man  auf  den  Vor- 
teil eines  guten  funktionellen  Resultats  verzichten  und  nur  die  vollständige 
Exstirpation  ins  Auge  fassen.  Heilung  könne  auch  bei  voluminösen  Sarkomen 
periostalen  Ursprungs  erfolgen,  welcher  Charakter  sich  durch  die  üntersuchong 


Neck,  Yerletznngen  und  chirarg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  919 

eines  der  Geschwulst  entnommenen  Partikelchens  erkennen  lasse  (wie  dies  auch 
Verf.  tat),  und  zwar  durch  die  Enochenbildungen,  die  in  der  Geschwulst  vorhanden 
sein  können.  Jedenfalls  sei  eine  schonende  Operation  frühzeitig  vorzunehmen ; 
aber  auch  wenn  Axillardrüsen  bestehen,  die  abgetragen  werden  müssen,  seien 
die  mit  der  Geschwulstkapsel  in  Beziehung  stehenden  Muskeln  systematisch 
zu  opfern  (wie  dies  auch  Verf.  tat).  —  Was  die  Operationstechnik  anbetrifft, 
vermeide  man  gefahrliche  Blutungen;  zu  diesem  Zwecke  unterbinde  man  vor 
der  Resektion  und  Abtragung  der  Geschwulst  die  suprakapsulären  Ge^se.  — 
Rezidiv  könne  auch  nach  2—3  Jahren  auftreten ;  deshalb  überwache  man  den 
Operierten  längere  Zeit. 

In  seinem  Falle,  in  welchem  es  sich  um  ein  gewöhnliches  Spindelzellen- 
sarkom handelte,  das  seit  3  Monaten  bestand,  erhielt  Verf.  vollständige  Heilung, 
und  diese  Heilung  dauert  nun  schon  seit  7  Jahren;  und  auch  das  funktionelle 
Resultat  ist  hier  ein  ausgezeichnetes,  indem  der  Operierte  5  Kilo  Gewicht 
mit  gestrecktem  Arm  ohne  grosse  Anstrengung  zu  heben  vermag. 

R.  Giani. 

Serapin  (42)  teilt  einen  von  Prof.  Weljaminow  operierten  Fall  von 
Tumor  des  rechten  Schulterblattes  mit.  Die  Operation  bestand  in  einer 
Amputatio  interscapulo  thoracica.  Nach  sechs  Monaten  war  Fat.  rezidivfrei. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  ein  Chondroma  mjxomatodes.  Die 
Neubildung  war  in  raschem  Wachstum  begriffen  und  ging  vomAkromion  aus. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Kindskopfgrosses  Myxofibrom,  entfernt  durch  totale  Skapulektomie  nadti 
Picque  und  Dartegues  (20). 

Das  Herabsinken  des  Armes  wurde  dadurch  einigermassen  verhütet,  dass 
der  Deltoideus  um  den  Humeruskopf  herum  sackförmig  vernäht  wurde;  nun 
mit  Stützapparat  leidliche  Gebrauchsfähigkeit. 

5  Monate  später  ohne  Rezidiv.  Goedhuis. 

Nedselzky  (34)  konnte  aus  der  Literatur  127  Fälle  von  Amputatio 
interscapulo-thoracica  zusammenstellen.  Wegen  bösartiger  Neubildungen  wurde 
105  mal,  wegen  Verletzungen  17  mal  und  wegen  kariöser  Prozesse  4  mal  operiert. 
Diesen  Fällen  fügt  Nedselzky  einen  von  Prof.  Kuznezow  (Warschau) 
wegen  Sarkoms  mit  Erfolg  operierten  Fall  (nach  10  Monaten  rezidivfrei)  hinzu. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

In  dem  von  Viscontini  (46)  beschriebenen  Falle  von  Sarkom  der 
Schulter  nahm  Paronadie  Exartikulation  der  Articulatio  interscapulo-thoracica 
nach  dem  Berg  er  sehen  Verfahren  vor.  Patient  genas  und  ist  jetzt,  1  Jahr 
nach  der  Operation,  noch  am  lieben.  Nach  der  Statistik  ist  diese  Operation 
in  262  Fällen  (in  Italien  in  21)  ausgeführt  worden  und  zwar  fast  immer  wegen 
maligner  Tumoren.  Angesichts  der  guten  Resultate,  die  durch  diese  Operation 
erzielt  werden,  empfiehlt  Verf.  einen  unmittelbaren  ergiebigen  Eingriff  bei 
solchen  Erkrankungen  des  Humeruskopfes.  R.  Giani. 

In  einem  Falle  von  Sarkom  des  Humeruskopfes  musste  Pascale  (35) 
diesen  resezieren;  er  stellte  dann  eine  Nearthrose  mit  Silberfaden  her.  Die 
Funktion  des  Gliedes  ist  wieder  hergestellt,  die  Projektionsbewegungen  nach 
vom  und  die  Flexion,  sowie  die  Projektion  nach  hinten  und  die  Extension 
sind  vollkommen,  die  Adduktions-  und  Elevationsbewegungen  dagegen  sind 
stark  beeinträchtigt.  —  Verf.  berichtet  dann  über  einen  anderen  Fall,  in 
welchem  er  den  Femurkopf  wegen  Subluxation  und  Fraktur  des  schlecht  kon- 
solidierten Femurhalses  resezieren  musste  und  die  Nearthrose  mit  Metallfäden 


920  Jahresbericht  für  Ohirargie.    IL  Teil. 

herstellte.  Das  Glied  hat  eine  korrekte  Stellung  beim  Aafrechtstehen,  Patient 
stützt  sich  nur  auf  ein  Glied,  kann  sich  aber  ohne  Stütze  setzen  und  er- 
heben; nur  die  Flexion  des  Oberschenkels  ist  keine  sehr  ausgeprägte. 

R.  GianL 

V.  Bergmann  (6)  erstattet  Bericht  über  ein  9  Monate  vorher  wegen 
zentralen  Sarkoms  im  oberen  Abschnitt  des  Humerus  operiertes  Kind. 

Es  wurde  die  Ausschälung  der  Geschwulst  vorgenommen.  Ein  RezidiT 
war  nicht  aufgetreten.  Die  Bewegungen  des  um  einige  Zentimeter  Terkänten 
Armes  erfolgten  nach  der  Heilung  vöUig  frei. 

Haberern  (21a)  hatte  vor  2  Jahren  einen  48  jährigen  Matrosen  wegen 
eines  zentralen,  myelogenen  Osteosarkom  des  Radius  operiert;  es  gelang  be 
Exstirpation  des  unteren  Dritteiles  des  Radius  die  Amputation  zu  umgeheL 

Nun  kommt  der  Kranke  mit  einem  etwa  bohnengrossen  Rezidiv.  Nach- 
dem die  Radiographie  den  Knochen  unverändert  zeigt,  betrachtet  Haberern 
nach  Exstirpation  des  Knotens  den  Kranken  wieder  als  gesund  und  arbeits- 
fähig. Dollinger  (Budapest). 

8.  Frakturen. 

1.  ^Bennetts  Fraeiare  of  the  thumb.  Edinburgh  med.  Ghir.  101.  The  Lancet  M 
Dec.  12. 

2.  Brackel,  Fraktur  des  rechten  Homems  durch  Muakelzug.  Zeutralblatt  für  Chixiirpe 
1908.  Nr.  19. 

3.  *Bnrghard,  Onthe  modern  treatment  of  fractures  of  the  clavicle  wrist  and  «üik; 
Dialocation  of  the  Shoulder,  elbow  and  the  sernüanar  cantilages  of  the  pull  joiit 
The  Lancet  1903.  Dec.  19. 

4.  *Dantigues,  Fractures  des  m^tacausticus.  Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anal  1901 
Nr.  7. 

5.  *Delbet,  Appareil  ä  extension  continue  pour  les  fractures  de  Thumönia.  BolLetn^ 
de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  1. 

6.  *Destot,  Des  fractures  de  la  tübe  du  radius.  Soc.  de  Ghir.  Lyon  m^cal  19(& 
Nr.  50. 

7.  ^Dreyfus,  Fractures  anomales  et  identiques  de  Tun  et  Tautre  poigoets,  a  vingtrsix 
clus  d'intervalle,  sur  le  mdme  sujet.    Bull,  et  ro^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903. 

8.  *Glamann,  Verband  der  dislozierten  Phalangealfraktur.  Deutsche  med.Woekeo- 
Schrift  1908.  Nr.  4. 

8a.  Ghudowsky,  M.,  Beiträge  zur  Behandlung  der  OberarmbrUche.  Onrosok  Lapjal90ä. 
Nr.  1. 

9.  *GrftS8ner,  Die  Behandlung  der Fractura  supracondjlica  humeri  mittelst  der B a r den- 
heu  ersehen  Extension.    Zentralblatt  fUr  Ghirurgie  1903.  Nr.  44. 

10.  *Henothorne,  Fractured  clavicle  with  ossific  nnion  in  utero.  The  Lancet  19di 
Aug.  1. 

11.  Hilgenreiner,  Zur  suprakondylären  Fraktur  des  Oberarmes.  Beitrüge  z.  klio. dir- 
Bd.  39.  H.  2.  1903. 

12.  *Jacob,  De  la  fracture  parcellaire  de  la  grosse  tub^rositö  de  Thum^rus  dans  les  pi^ 
tendues  contusions  de  F^paule  compliqu^s  de  p^iiarthrite  traumatique.  Gazette  des 
höpitaux  1903.  Nr.  12. 

13.  *Latarjet  et  Gaget,  Gontribution  ä  T^tude  des  fractures  de  Textr^mitä  sapeneoc 
du  radius  ohez  Tadulte.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  37. 

14.  *L^o,  Fracture  double  du  col  chirurgical  et  du  col  anatomique  de  rhum^rus;  rotatioB 
antörieure  et  n^arthrose  pr^gl^noldienne  de  la  tdte.  BuU.  et  mäm.  de  la  soc.  aoatoB. 
de  Paris.  Nr.  3.  1903. 

15.  Lilienfeld,  Der  isolierte  subkutane  Bruch  des  Os  scaphoideum  der  Handworsel,  «> 
typischer  Bruch,    v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  H.  4. 

15a.  Mann  in  g  er,  W.,  Brüche  der  Ellenbogengegend.  Ghirurg.  Sektion  des  Budapester  kgl 
Arzte-Vereins,  Sitzung  vom  26.  IL  1993.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  25. 

16.  *Mychent,  Die  Behandlung  der  nicht  komplizierten  Frakturen  am  oberen  Ende  des 
Humerus.    Dissert.  1908.  Leipzig. 


Neck,  Yerletzangen  und  chirorg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  d21 

17.  Man  8,  Elaviknlarfraktnren  Neugeborener  bei  Gebnrt  in  Schftdellage.  Zentralblatt  fOr 
Gynäkologie  1903.  Nr.  28. 

18.  Nion,  Über  Handwnrzelknochenbrüche.  Dentsche  militärärztliche  Zeitschrift  1903. 
Heft  4. 

19.  Pagenstecher,  Die  Fraktur  des  Os  scaphoideum  und  ihr  Ausgang  in  Pseudarthrose. 
Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  44. 

20.  *Richon,  Fracture  du  scapholde,  luzation  en  avant  du  fragment  interne  de  cet  os  et 
du  semilunaire.  Ankylose  du  poignet.  Extirpation  des  Os  luz^.  Restauration  fonc- 
tionelle  partielle.    Arch.  de  möd.  et  de  pharm,  militaires  1903.  Nr.  3. 

21.  Schlemmer,  Über  die  Behandlung  von  SchaftbrQchen  des  Oberarmes  ohne  Verband. 
Dissert  Greifswald  1903 

22.  Ingenins  Sörensen,  Tilfaede  of  fractura  hnmeri  ved  indirekte  Yold  (Muskeltrak?). 
(Fall  von  Fractura  humeri  darch  indirekte  Gewalt  [Muskelzug?]).  Hospitalstidende 
R.  lY.  B.  XI.  p.  915.  Copenhagen  1903. 

23.  *Tuffier,  Fracture  du  col  chirurgical  de  Fhum^ras;  öcheo  de  Fagrafage  m^tallique; 
immobilisation  du  bras  dans  Tadduotion  ä  angle  droit;  reduction  et  consolidation  avec 
ötat  fonctionell  parfait.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1903.  Nr.  20. 

24.  Wendt,  Die  Frakturen  am  unteren  Humerusende  im  Röntgenbilde.  Fortschritte  auf 
dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen.  Bd.  VI.  1903. 

25.  Wittek,  Zwei  seltene  Verletzungen  im  Bereiche  der  Handwurzel.  Archiv  fOr  Ortho- 
pädie 1903.  Bd.  1.  H.  1. 

26.  Wolff,  Die  Frakturen  des  Os  naviculare  carpi  nach  anatomischen  Präparaten.  Deutsche 
Zeitschrift  fOr  Chirurgie  1903.  Bd.  69.  H.  5-6. 

27.  —  Die  Erfahrungen  über  Handwurzelverletzungen  verglichen  mit  den  Ergebnissen  der 
Varietätenstatistik  an  den  Knochen  der  Handwurzel.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chir.  1903. 
Bd.  70.  H.  3-4. 

Muns  (17)  bat  unter  1200  Kindern  der  Eopenhagener  Gebäranstalt  und 
unter  500  Kindern  der  Filialen  18  bezw.  4  Klaviknlarfraktnren  gefunden. 
Eine  doppelseitige  Fraktur  wurde  nicht  beobachtet.  Zweimal  so  häufig  fanden 
sich  die  Frakturen  bei  Kindern  von  Mehrgebärenden. 

Bezüglich  der  Geburtslagen  wurden  bei  den  18  Kindern,  welche  in  der 
Gebäranstalt  mit  Klavikularfrakturen  geboren  wurden,  genaue  Aufzeichnungen 
gemacht.  Dabei  stellte  sich  heraus,  dass  das  bei  der  Geburt  nach  vom  ge- 
richtete Schlüsselbein  15  mal,  das  nach  hinten  liegende  3  mal  gebrochen  war. 

Fünfmal  wurde  die  Fraktur  nach  Anlage  der  Zange  beobachtet.  In  vier 
Fällen  fanden  sich  Klavikularbrüche,  ;,  trotzdem  die  Schultern  ganz  spontan, 
ohne  jede  Hilfe  von  Seiten  der  Hebamme,  geboren  sind^.  Die  Frakturen 
Sassen  immer  im  mittleren  Drittel  des  Schlüsselbeines.  Sie  heilten  in  1—2 
Wochen. 

Da  Klavikularfrakturen  demnach  auch  bei  völlig  spontanen  Geburten 
entstehen,  neigt  der  Verf.  zur  Ansicht,  „dass  die  Fraktur  sicher  während  der 
Passage  der  Schultern  durch  das  Becken  entsteht,  und  dass  sie  allein  durch 
die  WehentHtigkeit  verursacht  werden  kann.  Man  könnte  sich  die  Sache  so 
vorstellen,  dass  die  Wehen  die  vordere  Schulter  gegen  die  Hinterfläche  der 
Symphyse  pressen,  und  dass  dadurch  häufig  die  Fraktur  der  vorderen  Klavi- 
ktüa  entsteht;  die  seltenere  Fraktur  des  hinteren' Schlüsselbeines  könnte  dann 
durch  die  Passage  am  Promontorium  vorüber  hervorgerufen  werden.^ 

Eine  durch  Muskelzug  beim  sogen.  ;,Armbiegen^  entstandene  Fraktur 
des  rechten  Oberarmes  unterhalb  der  Mitte  beschreibt  Bracke  1  (2). 

Diese  Kraftprobe  wird  bei  rechtwinkelig  gebeugtem  Unterarm  ausgefahrt  Die  beiden 
Gegner  sitzen  sich  an  einem  festen  Tisch  gegenüber.  Die  rechten  Ellbogen  werden  fest 
auf  den  Tisch  aufgestemmt.  Die  beiden  mit  den  Yolarflftchen  zugewandten  Hftnde  werden 
so  ineinander  gelegt,  dass  der  Daumenballen  der  einen  in  die  Hohlhand  der  anderen  zu 
liegen  kommt.  Es  kommt  nun  darauf  an,  aus  dieser  Fixationsstellnng  heraus  den  Unter- 
arm des  Gegners  nach  aussen  hinUberzudrUcken,  bis  die  Dorsalseite  des  Unterarmes  und 


922  Jahresbericht  fOr  Chinirgie.    IL  Teil. 

der  Handrfieken  die  Tischplatte  berflhren.  Hierbei  entfaltet  nach  Brackelder  Bnduilis 
internus  die  grösste  Eraftanstrengung  und  dnrcb  seine  Kontraktar  wird  der  zwiaebeii  dan 
Schaltergelenk  einerseits  und  dem  auf  der  Tischplatte  angestemmten  EUenbogragelak 
anderseits  fest  fixierte  Oberarmknochen  Aber  seine  Elastizitfttsgrenze  nach  innen  geboga 
and  gebrochen. 

Sörensen  (22).  Die  Fraktur,  eine  4—10  cm  über  dem  ElleDbogen- 
gelenk  sitzende  Torsionsfraktur,  entstand  bei  einer  bestimmten  Kraftprobe, 
;,Armbiegen^  bei  einem  22jährigen  Manne.  Zwei  yerö£fentlichte ,  bei  der 
gleichen  Kraftprobe  entstandene  Fälle  werden  besprochen. 

Schaldemose. 

Wen  dt  (24)  schickt  seiner  Besprechung  der  Frakturen  am  imtera 
Humerusende  im  Röntgenbilde,  eine  Anzahl  Radiogramme  zur  Darstelhmg  da 
Knochenkeme  des  kindlichen  Ellenbogens  voraus.  Die  Kenntnis  dieser  Kene 
ist  zur  Vermeidung  diagnostischer  Fehler  im  Röntgenbild  ja  von  grosser  Be 
deutung. 

Bei  diesen  Untersuchungen  fand  Wen  dt  neben  bereits  Bekannte 
einiges ,  was  von  den  bisherigen  Mitteilungen  abweicht.  So  erhält  sich  der 
Knochenkem  im  Epicondylus  extemus  viel  länger,  als  gewöhnlich  angenommeB 
wird.    Verf.  fand  ihn  bis  zum  18.  Jahre  noch  nicht  völlig  verschmolzen. 

Der  gewöhnlich  im  7. — 8.  Jahre  im  Röntgenbild  nachweisbare  Knodjeih 
kern  im  Condylus  extemus  konnte  der  Verf.  noch  bis  zum  19.  LebensjaltR 
nachweisen. 

Von  134  Brüchen  am  unteren  Humerusende,  die  verwertet  wurden,  wira 
51  suprakondyläre  Frakturen.  Bei  der  Extensionsfraktur  steOte  Wen  dt  in 
der  überwiegenden  Mehrzahl  seiner  Fälle  fest,  dass  die  Bmchlinie  von  bintei 
innen  oben  nach  vom  aussen  unten  verUef. 

Hervorgehoben  muss  noch  werden,  dass  der  Verf.  bei  einer  veraltet» 
Luxation  nach  hinten  und  aussen  mit  Fraktur  des  Epicond.  intern,  gleidh 
zeitig  eine  solche  des  Epicondylus  extemus  beschreibt. 

In  gutgelungenen  Röntgenbildern  werden  die  verschiedenen  bekanntea 
Bruchformen  —  ausgenommen  Brach  des  Condylus  internus,  der  nicht  zur 
Beobachtung  kam  —  zur  Darstellung  gebracht. 

Die  suprakondyläre  Fraktur  des  Oberarmes  bespricht  Hil genreiner  (lU 
Dieser  Bruch  wurde  an  der  Wölfl  er  sehen  Klinik  in  den  letzten  4  Jatea 
unter  110  Oberarmbrüchen  21  mal  beobachtet.  Jedesmal  wurden  Böntpa* 
bilder  angefertigt,  eine  Anzahl  solcher  gut  gelungener  Bilder  ist  der  AiM 
beigegeben. 

Bei  der  Extensionsfraktur  empfiehlt  der  Verf.  zur  Beseitigung  der  Dis- 
lokation der  Bruchstücke  den  Arm  im  Ellenbogengeienk  in  Beugestellung  eto- 
zugipsen  und  zwar  je  nach  dem  Grad  der  Dislokation  eine  mehr  oder  wen^ 
starke  Beugung  zu  wählen.  Bei  der  Flexionsfraktur  soll  der  Arm  in  Sfcred- 
Stellung  fixiert  werden.  Zur  Vermeidung  eines  Cubitus  varus  oder  vaig«  ist 
entsprechende  Kontrolle  durch  Verbandwechsel  erforderlich. 

In  sechs  Fällen,  in  denen  so  in  Verbindung  mit  einer  entsprecheodeo 
Nachbehandlung  vorgegangen  wurde,  betrug  die  Heiiungsdauer  „bis  zur  nor- 
malen Funktionstüchtigkeit  11,  7,  13,  8,  8  und  3  Wochen^,  womit  der  Vct 
eine  bedeutende  Besserung  gegenüber  älteren  anders  behandelten  Fällen  fest- 
stellte, da  dieselben  ausnahmslos  eine  mehrere  Monate  lange  Behandlung  be- 
anspruchten. Den  Wert  dieses  Erfolges  schlägt  Hilgenreiner  um  so  höher 
an^  „als  es  sich  in  '/s  dieser  Fälle  um  vollständige  Verlagerung  des  Bnic^ 
Stückes  nach  hinten  handelte.'^ 


Neck,  Verletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  923 

Manninger  (15  a)  gibt  vor  allem  eine  systematische  Darstellnng  der 
Brüche  der  Ellenbogengegend,  wobei  er  die  Nomenklatur  Kochers  akzeptiert. 
Die  Gründnngsprinzipien  der  Therapie  bilden  eine  exakte  Adaptation  rnid 
eine  je  früher  einsetzende  orthopädische  Nachbehandlung ;  durch  erstere  wird 
auch  jede  überflüssige  Eallusbildung  vermieden. 

Im  zweiten  Teile  seines  Vortrages  bespricht  Mannin  ger  jene  Frakturen, 
welche  die  EUenbogenluxation  komplizieren  und  stellt  selbst  drei  operierte  und 
geheilte  Fälle  vor.  Beim  ersten  war  die  Luxation  mit  dem  Bruche  des  Radius- 
kopfes kombiniert;  beim  zweiten  mit  dem  des  Epicondylus  extemus;  beim 
dritten  wieder  war  die  Luxation  von  der  Absprengung  der  ganzen  kubitalen 
Epiphyse  der  UIna  gefolgt.  In  sämtlichen  Fällen  erzielte  Mann  in  ger  ein 
ToUkommenes  funktionelles  Resultat. 

In  der  anschliessenden  Diskussion  teilt  Do  11  in  ger  auch  seine  Prin- 
zipien in  der  Behandlung  dieser  Epiphysenbrüche  mit.  Sind  nach  ihm  die 
Brachenden  mittelst  einfacher  Distraktion  reponierbar  und  ist  so  ihre  Fixation 
möglich,  dann  verwendet  Delling  er  zur  Adaptation  seinen  distrahierenden 
Gipsschienenverband;  wenn  nicht,  so  wird  operativ  vorgegangen  und  unter 
genauer  Adaptation  die  Knochennaht  bewerkstelligt.  D  o  1 1  i  n  g  e  r  führte  letztere 
sehr  häufig  aus,  hält  sie  in  geübter  Hand  auch  nicht  für  gefährlich. 

Chudovszky  (8a)  weist  auf  die  Notwendigkeit  hin  in  der  Behandlung 
von  Oberarmbrüchen  nicht  nach  traditionellen,  sondern  nach  rationellen  Mass- 
regeln vorzugehen.    Es  soll  nach  ihm 

1.  vor  allem  der  Charakter  des  Bruches,  wenn  nur  möglich  auch  mittelst 
Radiographie  festgestellt  werden. 

2.  Eine  rationelle  Behandlung  schmiegt  sich  der  genauen  Diagnose  des 
Bruches  wie  seiner  Komplikationen  an. 

3.  Im  Falle  eines  unkomplizierten  Bruches  ist  Chudovszky  Gegner 
des  blutigen  Eingriffes. 

4.  Auf  eine  frühzeitige  orthopädische  Nachbehandlung  legt  er  grosses 
Gewicht.  Do  Hing  er  (Budapest). 

Im  Verlauf  von  P/a  Jahren  kamen  Lilienfeld  (15)  7  isolierte  Brüche 
des  Os  scaphoideum  zu  Gesicht.  Sämtliche  Brüche  waren  dadurch  entstanden, 
dass  die  Gewalt  bei  dorsalflektierter  Hand  senkrecht  in  der  Richtung  der 
Achse  des  Vorderarmes  wirkte.  Der  Bruch  entsteht  nach  Ansicht  des  Verf. 
dadurch,  dass  das  Os  scaphoideum  bei  der  genannten  Stellung  der  Hand 
zwischen  Os  capitat.  und  Radius  zusammengepresst  wird.  Von  Wichtigkeit 
ist  hierbei  noch  die  Radikalabduktion  der  Hand. 

Der  Verf.  hat  auch  durch  Leichenversuche  auf  diese  Art  Brüche  des 
Os  scaphoideum  erzeugt.    Die  Bänder  und  Gelenkkapseln  zeigten  sich  erhalten. 

Nion  (18)  hat  10 mal  Brüche  des  Kahnbeins  gesehen,  welche  alle  durch 
Fall  auf  die  Hohlhand  bei  vorgestrecktem  Arm  entstanden  waren.  Die  Brüche 
Sassen  sämtlich  in  der  Mitte  des  Kahnbeins.  Einmal  fand  Nion  einen  Bruch 
des  Mondbeins. 

Erst  das  Röntgenbild  gab  Aufschluss  über  die  Verletzungen;  wodurch 
auch  zeitig  die  richtige  Behandlxmg  ermöglicht  wurde.  Nur  zweimal  trat  In- 
validität ein. 

Pagenstecher  (19)  beobachtete  bei  einem  30  Jahre  alten  Maime  eine 
einige  Zeit  vorher  durch  Sturz  auf  die  seitlich  ausgestreckte  rechte  Hand  ent- 
standene Fraktur  des  Os  naviculare: 


924  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  TeiL 

Bei  Druck  war  die  Gegend  des  Os  naviculare  empfindlich,  bei  passifen 
Bewegungen  fühlte  man  feines  Krachen.  Das  Röntgenbild  ergab  einen  Qücr- 
bruch  des  Eahnbeins.  Die  Muskulatur  des  rechten  Armes  war  stark  abge- 
magert. 

Der  Verletzte  wurde  mehrmals  behandelt  wegen  seiner  Schmerzen  imd 
Schwäche  in  der  Hand,  bis  das  Röntgenbild  Aufschluss  gab  über  die  Ursache 
der  Beschwerden. 

Es  wurde  zur  Operation  geschritten.  Dabei  wurde  festgestellt,  das 
„eine  klaffende  Spalte,  intrakapsulär,  aber  dicht  am  Kapselansatz  gelegen^ 
den  Knochen  in  zwei  Stücke  trennte,  „welche  aber  nach  der  volaren  und 
ulnaren  Seite  noch  durch  Kapsel-  und  Bandmassen  aneinander  hafteten.  Die 
beiden  Bruchflächen  leicht  sattelartig,  konkav  resp.  konvex^  waren  j,geg«h 
einander  abgeschliffen,  knorpelig  glatt^.  Verfasser  glaubt,  dass  die  Pseudarthrose 
dadurch  zustande  kam,  dass  infolge  mangelnder  Ernährung  der  Bnichstüdce 
die  Kallusbildung  ausblieb.  Er  erinnert  dabei  an  die  Verhältnisse  beim  intra- 
kapsulären  Schenkelhalsbruch.  Er  vermutet,  dass  in  den  Fällen,  in  welches 
Konsolidation  eintrat,  die  Bruchiinie  peripher  von  jener  SteUe  verlief,  aa 
welcher  die  Handgelenkkapsel  ansetzt. 

Verfasser  empfiehlt  nur  die  Entfernung  des  Gelenkteiles  des  gebrocbenen 
Kahnbeines  vorzunehmen,  weil  nach  totaler  Exstirpation  die  Hand  Neigimg 
zu  radialer  Abduktion  hat  und  weil  bei  der  Entfernung  des  peripheren  Teiles 
des  Knochens  ^unnötige  Weichteilquetschungen^  verursacht  werden.  Das  funk- 
tionelle Resultat  ist  bei  dem  vom  Verfasser  operierten  Verletzten  „ein  toII- 
kommenes^  geworden. 

Wolff  (26)  kommt  anf  Grund  des  Studiums  an  sechs  Präparaten  n 
folgendem  Schlussresultat : 

An  den  sechs  Navicnlaria,  zwei  rechtsseitigen  und  vier  linksseitigen,  l>g 
eine  alte,  nicht  zur  knöchernen  Vereinigung  gelangte  Fraktur  vor,  weiche  den 
Knochen  in  ein  ulnares  (proximales)  und  ein  radiales  (distales)  Fragment  ge- 
spalten hat.  Einmal  war  zugleich  von  dem  dorsalen  Rand  der  Gelenkflädie 
zum  Gapitatum  ein  kleines  Knochenstück  ausgesprengt,  das  nicht  wieder  ein- 
geheilt ist. 

Die  Kallusproduktion  war  sehr  geringfügig  gewesen  und  reichte  besten 
Falls  aus,  die  geöffneten  spongiösen  Markräume  abzuschliessen. 

Es  war  bei  drei  Fällen  nicht  einmal  eine  bindegewebige  Vereinigung 
erfolgt;  ob  sie  bei  den  anderen  vorlag,  konnte  nicht  mehr  festgestellt  werden. 

Dreimal  lag  eine  Fraktur  mit  Kompression  an  der  radialen  Seite  for; 
einmal  war  eine  eingekeilte  Fraktur  vorhanden,  es  war  noch  die  Einkeiinng 
des  ulnaren  in  das  radiale  Fragment  zu  erkennen. 

Von  Veränderungen  der  Knochen  im  Anschluss  an  die  Fraktur  worden 
bemerkt: 

a)  solche  atrophischer  Art:  partielle  Rarefaktion  der  Spongiosa  und 
mechanische  Abschleifung  der  Bruchflächen; 

b)  solche  entzündlich  deformierender  Art:  Chondromalacie,  Ebumeation. 
Exostosen  mit  entzündlicher  Beteiligung  der  Knochen,  Kapseln  und  Bänder 
des  ganzen  Handgelenkes. 

Bei  zwei  Fällen  hatte  sich  zwischen  den  Bruchstücken  ein  Pseudo- 
Intemavikulargelenk  von  dem  Typus  einer  gekehlten  Rolle  entwickelt,  so  d&ss 
die  Bruchstücke  zwei  selbständigen  durch  Artikulation  verbundenen  Knochen 
ähnlich  waren. 


Neck,  Verletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität  925 

Der  Bruch  verlief  bei  allen  Präparaten  ;,in  fast  derselben  Weise^.  Er 
begann  jedesmal  in  dem  radialsten  Abschnitt  der  Gelenkfläche  zum  Radius 
und  endete  in  der  Pfanne  zum  Capitatum,  hier  entweder  an  ihrer  proximalen 
Umrandung,  oder  in  ihrer  Mitte,  oder  in  ihrer  distalen  Hälfte.  Die  Spaltung 
näherte  sich  im  ersten  Fall  der  queren  Achse  durch  das  Handgelenk,  in  den 
anderen  Fällen  lag  sie  schräg  zu  ihr  bis  etwa  zu  einem  Winkel  von  45^  hin 
von  radial  proximal  nach  ulnar  distal. 

Bei  den  vielfach  beschriebenen  akzessorischen  Skelettstücken  der  Hand- 
wurzel nimmt  "Wolff  (27)  an,  dass  es  sich  häufig  um  Frakturen  gehandelt 
habe.  Dabei  blieben  die  Bruchstücke  unvereinigt,  wie  aus  operativen  Befunden 
hervorgeht. 

Die  Beschaffenheit  der  namentlich  von  Pfitzner  beschriebenen  akzesso- 
rischen Knochen  der  Handwurzel  zeigten  vielfach  derartige  pathologisch- 
anatomische Veränderungen,  dass  sie  durch  Verletzungen  entstanden  sein 
konnten. 

„Demnach  ist  bei  Untersuchungen  auf  Varietäten  am  Handskelett  die 
Erwägung,  ob  solche  auch  durch  Frakturen  und  Absprengungen  erzeugt  werden, 
mehr  in  Rechnung  zu  ziehen,  als  es  früher  nötig  erschien,  wo  man  derartige 
Verletzungen  nicht  kannte.^ 

Bei  einem  23  jährigen  Postkondukteur  sah  Witt  eck  (25)  durch  Fall 
anf  die  vorgestreckte  Handfläche  eine  Fraktur  des  volaren  Gelenkrandes  des 
Radius  und  des  Processus  styloideus  rad.  et  ulnae  zustande  kommen.  Eine 
Reposition  der  Bruchstücke  gelang  trotz  aller  Bemühungen  nicht.  Schliesslich 
stand  die  Hand  in  Subluxationsstellung  (volar)  und  radial  abduziert.  Bezüg- 
lich der  Entstehung  der  Fraktur  nimmt  Verfasser  an,  dass  es  sich  bei  der 
Radiusfraktur  um  eine  „Stauch-  oder  Kompressionsfraktur ^  handle.  Der 
Process.  styloid.  ulnae  wurde  nach  eingetretener  Radiusfraktur  abgerissen. 

Bei  einem  zweiten  Verletzten  war  durch  Sturz  auf  die  dorsalflektierte 
Hand  eine  Fraktur  des  Os  triquetrum  und  eine  Abrissfraktur  des  Process. 
styloid.  ulnae  entstanden,  wie  einige  Wochen  nach  dem  Unfall  durch  das 
Röntgenbild  festgestellt  wurde. 

„Die  Funktion  der  Hand  war  nach  einem  halben  Jahre  nach  der  Ver- 
letzung keine  normale  geworden.  Dabei  bestand  immer  eine  leichte  Schwellung 
und  Schmerzhaftigkeit  des  Handgelenkes  vor  dem  Proc.  styl,  uln.^ 

9.  Luxationen. 

1.  Abadie,  De  la  luzation  prof^esslve  du  poignet  chez  l'adolescent.    Revue  d'orthop^die 
1903.  Nr.  6. 

2.  *Apelt,  Zar  Kasuistik  der  Luxation   des  Os  lunatnm  carpi.    Monatsschrift  f.  Unfall- 
heilkunde 1903.  Nr.  7 

8.  *Cavaillon,  Luxation  intra-coracol  eilende  de  Töpaule,  datant  de  siz  mois;  r^duction 
non  sanglante;  guörison.    Soc.  de  möd.    Lyon  m^ical  1903.  Nr.  34. 

4.  *Blum,   Über  die  blutige  Reposition  von  traumatischen  Ellenbogenluzationen.    Diss. 
Leipzig  1903. 

5.  G  n  0  p  f ,  Über  Madelungs  spontane  Subluxation  des  Handgelenks  nach  vorne.   G  ö  s  c  h  e  1- 
Festschrift.    Tübingen,  Laupp  1902. 

6.  *Delbet,  Luxation  r^cidivantes  de  Täpaule.    Disoussion.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc. 
de  Chir.  1903.  Nr.  1. 

7.  Desto d,  Luxation  du  scaphoide  du  poignet  gauche  sans  däplacement  apparent.    Soo. 
nationale  de  m^d.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  35. 

8.  Delling  er,  Das  anatomische  Hindernis  der  Reposition  bei  veralteten  subcorakoidealen 


926  JahrMbericbt  fQr  Chirurgie.    IL  TeiL 

Schnltenrerrenkimgeii  and  mebe  Methode  zar  blntigen  Reposition  dieser  Yerraikiii^ 

Deutsche  Zeitschrift  fOr  Chirurgie  1903.  Bd.  66.  Heft  3  u.  4. 
8a.  D ollin ger,  J.,  Neuere  Erfahrungen  bei  der  Reposition  veralteter  SchulterloxatioBfL 

Chirurg.  Sektion  des  Budapester  kgl.  Ärzte-Vereins,  Sitzung  vom  7.  XIL  19QS. 
9.  *£ltzner,  Über  voilständige,  rein  seitliche  Verrenkungen  des  Vorderarmes.    Diaiai 

Leipzig  1903. 

10.  Ely,  Dislocation  of  the  carpal  scaphoid.    Annais  of  surgery  1903.  July. 

11.  *^Erdmann,  Operative  reduction  of  irredocibie  dislocation  of  Shoulder.  New  Iod[ 
surgical  soc.    Annais  of  surgeiy  1903.  September. 

12.  Gross,  Der  Mechanismus  der  Luxatio  ossis  lunati,  nebst  Bemerkungen  Ober  die  &t- 
stehnng  der  Fraktur  desselben  Knochens.  (Zur  Klinik  der  Carpus-Verletzungen.)  Aickxr 
far  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  3. 

18.  Grossmann,  Ein  Fall  Yon  Luxatio  clayiculae  supraspinata.  Monatsachrift  f. Unfall- 
heilkunde 1903.  Nr.  11. 

14.  Heuert,  Dislocation  of  individual  carpal  bonos,  witb  report  of  a  case  of  Inzatioi  ^ 
the  scaphoid  and  semilunar.    Annais  of  surgery  1903.  MarcK 

15.  Hand,  Kasuistischer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  isolierten  Luxation  der  Ulna  nad 
hinten.    Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  41. 

16.  B.  Jakimiac,  Ein  Fall  von  beiderseitiger  Luxatio  humeri  iufracoracoidea.  Medyejift 
1903.  Nr.  7. 

17.  *Jonas,  Contribution  to  the  literature  of  old  irreducible  dialocations  of  the  shoeUer 
Joint    Annale  of  surgery  1903.  May. 

18.  Katzen  stein.  Ober  eine  durch  ein  chronisch  wirkendes  Trauma  allmählich  eatsteheide 
Luxatio  sternoclavicularis.    v.   Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  4. 

19.  Kuh,  über  Kapselverengerung  bei  habitueller  Schul tergelensluxation.  Prager  mei 
Wochenschrift  1903.  Nr.  46. 

20.  *Launay,  Luxation  complöte  du  coude  en  dehors.  R^ection.  BulL  et  m6m.  deh 
soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  9. 

21.  Marshall,  Ein  Fall  von  Luxatio  carpi  ad  volam.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  ds 
Röntgenstrahlen  Bd.  VI.  Heft  4. 

22.  S.  Nalbaudow,  Zur  l<Vage  von  den  Schulterverrenknngen  bei  Syringomyelie.  Bosaki 
Wratsch  1903.  Nr.  25. 

28.  *Peyan,  Dislocation  of  the  individual  carpal  bonos.  New  York  surgical  soc.  Amah 
of  surgery  1903.  February. 

24.  *Riese,  Demonstration  eines  Falles  Yon  blutiger  Reposition  einer  reralteten  Luxalia 
radii  nach  vom.    82.  Chirnrgen-Kongress  1908.  Berlin. 

25.  *Piequö,  A  propos  de  la  luxation  du  coude.  BulL  et  mäm.  de  la  soc.  de  Chir.  19dl 
Nr.  12. 

26.  *Ruotte,  Luxation  ancienne  de  T^paule  compliqu^e  de  fracture;  lUsection.  Soc  & 
Chir.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  18. 

27.  *Schwartz,  Luxation  sus-acromiale*  complöte  de  Täxtr^mitö  externe  de  la  ciariciik> 
Suture  aci-omio-claviculaire  par  Tagrafe  de  Sacofil.  Bull,  et  m4m.  de  la  aoe.  de  CÜr 
de  Paris  1903.  Nr.  28. 

28.  *S beiden,  Dislocation  of  the  outer  end  of  the  clavide.  Annais  of  surgeiy  1903. 
September. 

29.  *Urban,  Ein  Fall  von  isolierter  Luxation  des  Mondbeines.  Wiener  med.  WocIim* 
schritt  1903.  Nr.  8. 

30.  D'Urso,  6.,  Resezioue  cubito  radicale  siipica  per  lussazzione  inyeterata  del  gomito. 
Memorie  chirurgiche  in  onore  di  T.  Bottini.    Palermo  1903. 

31.  ^Yanghan,  The  treatment  of  anterio  dislocation  of  the  Shoulder,  with  report  ofa 
case  in  which  reduction  was  prevented  by  the  detached  queaten  tuberosity.  Me&al 
News  1903.  Dec.  5. 

32.  *  Wolff.  Über  das  Röntgenbild  der  Handwurzel  in  Hinsicht  auf  die  Luxationen  du 
Os  lunatum  carpi.    Monatsschrift  f.  Unfallheilkunde  1903.  Nr.  7. 

33.  —  Ober  die  Luxationen   des  Handgelenkes.    Monatsschrift  fdr  Unfallheilkunde  19(IS> 
.   Nr.  8. 

Gross  mann  (13)  hatte  Gelegenheit,  die  seltene  Luxatio  ciaTicuhe 
supraspinata  bei  einem  53  jährigen  Manne  zu  beobachten.  Der  Verletzte  wurde 
von  einem  schweren  umstürzenden  Kessel  gegen  die  linke  Schulter  getroffen. 


Neck,  Verletzungen  and  ohirurg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  927 

Bei  der  Betastung  der  linken  Schulter  fand  sich  das  Schlüsselbein  im  Akromial- 
gelenk  luziert.  Das  seitliche  Ende  des  linken  Schlüsselbeins  war  unter  dem 
Musculus  trapezius  dicht  über  der  Spina  scapulae  zu  fühlen. 

Das  laterale  Ende  des  Schlüsselbeins  wurde  vom  Trapezius  umschlungen 
und  es  gelang  die  Reposition  erst  in  Narkose.  Zur  Reluxation  bestand  keine 
Neigung,  was  Verf.  darauf  zurückführt,  dass  Teile  der  Bänder  zwischen  Glavi- 
cula  und  Process.  coracoideus  erhalten  waren. 

Unter  Heftpflasterbänden  trat  völlige  Heilung  ohne  funktionelle  Stö- 
rung ein. 

Katzen  stein  (18)  berichtet  über  einen  17  jährigen  Buchdruckerlehr- 
ling,  welcher  eine  Maschine  zu  bedienen  hatte.  Hierbei  wurde  namentlich 
das  rechte  Stemoklavikulargelenk  stark  in  Anspruch  genommen  und  es  kam 
hier  zur  Verrenkung.  Später  bekam  der  Junge  Beschwerden  und  wurde  operiert. 
Das  Schlüsselbein  wurde  nach  Eröffnung  der  Kapsel  durch  eine  Drahtnaht  in 
seiner  richtigen  Lage  fixiert.  Nach  einiger  Zeit  wurde  der  Draht  entfernt. 
Bald  darnach  war  auch  die  Luxation  des  Schlüsselbeins  wieder  aufgetreten.  Da 
sich  auch  wieder  starke  Schmerzen  einstellten,  wurde  durch  eine  zweite  Ope- 
ration eine  Ankylosierung  des  Gelenkes  erstrebt  und  erreicht.  Nach  dieser 
zweiten  Operation  trat  die  Luxation  nicht  mehr  auf,  die  Beschwerden  waren 
beseitigt.     Verf.  kommt  auf  Grund  seiner  Studien  zu  folgenden  Schlüssen: 

Es  gibt  eine  auf  Grund  eines  chronisch  wirkenden  Traumas  allmählich 
entstehende  Luxation  des  stemalen  Endes  der  Klavikula. 

Sie  ist  bisher  im  ganzen  5  mal  und  zwar  nur  bei  jugendlichen  Individuen 
beschrieben  worden,  einmal  nach  hinten  (Co oper- Davis),  viermal  nach  vorn 
und  oben  (Lotzbeck,  Cazin,  Farden,  Katzenstein). 

Primäre  Symptome  im  Gelenke  sind  entweder  sehr  gering  oder  können 
ganz  fehlen.  Sekundäre  Symptome  sind  bedingt  durch  Druck  der  verlagerten 
Klavikula  auf  benachbarte  Organe:  Ösophagus  (Cooper-Davis)  und  Plexus 
brachialis  (Katzenstein). 

Die  Therapie  ist  eine  abwartende  in  den  Fällen,  in  welchen  sekundäre 
Beschwerden  fehlen,  und  bezweckt  beim  Vorhandensein  von  Folgeerschei- 
nangen  eine  operative  Ankylosierung  des  Stemoklavikulargelenkes. 

Do  Hing  er  (8)  fand  bei  sieben  veralteten  subkorakoidealen  Schulterver- 
renkungen als  Hindernis  der  Reposition  nicht,  ;,wie  es  bisher  angenommen 
wurde,  neugebildete  Bindegewebsschwarten  oder  Verwachsungen  im  Bereiche 
des  alten  Kapselrisses,  zwischen  dem  Pfannenrande  und  dem  anatomischen 
Halse^,  sondern  den  retrahierten  und  sklerosierten  Musculus  subscapularis, 
^uBter  welchem  Muskel  bei  dieser  Luxationsform  der  Gelenkkopf  zu  liegen 
kommt  und  dessen  Insertionspunkte  einander  genähert  werden.^  Es  wurde 
durch  Athrotomie  die  Sehne  des  Subscapularis  freigelegt.  Nach  Durchtrennung 
der  Sehne  am  Humeruskopf  gelang  die  Reposition  ohne  Schwierigkeiten. 
Dollinger  hält  es  deshalb  für  angezeigt,  ;,nach  Misslingen  eines  kunst- 
gerechten Repositionsversuches  zur  Tenotomie  zu  schreiten. 

Verf.  macht  zur  Zeit  auch  noch  Versuche,  die  dahin  gehen  sollen,  durch 
elastischen  Zug  den  geschrumpften  Muskel  zu  dehnen,  so  dass  er  die  Repo- 
sition nicht  mehr  hindert. 

In  Fällen  veralteter  Schulterluxationen ,  die  auf  unblutige  Weise  nicht 
reponibel  sind,  durchschneidet  Dollinger  (6a)  den  Sehnenansatz  desM.  sub- 
scapularis, worauf  die  Reposition  meist  leicht  gelingt ;  schon  des  öfteren  wies 


928  Jahresbericht  fOr  Ghirorgie.    II.  Teil. 

er  darauf  hin,  dass  das  häufigste  Hindernis  der  Reposition  eben  die  Retraktion 
dieses  Muskels  sei.     Seine  neueren  Erfahrungen  diesbezüglich  sind  folgende: 

1.  Die  Verkürzung  des  Muskels  durch  kontinuierliche  Aussenrotation  in 
einem  fixierenden  Verbände  zu  bekämpfen,  misslang. 

2.  Während  der  unblutigen  Repositionsyersuche  wird  der  PfanneDnud 
oft  verletzt,  die  sich  spannende  Gelenkkapsel  verwächst  daselbst  und  nnsB 
bei  der  blutigen  Reposition,  nach  Durchtrennung  des  M.  subscapularis,  eigens 
vom  Rande  der  Fossa  glenoidalis  abpräpariert  werden. 

3.  In  einem  Falle  wieder  war  durch  brüske  Repositionsyersuche  der 
vordere  Rand  der  Fossa  glenoidalis  tief  in  den  Kopf  des  Humems  eingekeiH 
Hier  gelang  die  Reposition  neben  Durchschneidung  des  M.  subscapularis  erst 
nach  Ablösung  der  Insertion  des  M.  deltoideus.     Heilung  per  primam. 

Dollinger  (Budapest). 

An  dem  Falle  Jakimiaks  (16)  ist  bemerkenswert,  dass  die  beiderseitige 
Luxatio  humeri  subcoracoidea  bei  einem  35  jährigen,  sehr  muskulösen  —  da- 
mals bettlägerigen  —  Manne  während  eines  Brechanfalles,  durch  die  heitip 
Muskelaktion  allein,  entstanden  sein  soll.  Einen  Monat  nachher  wurde  die 
Verrenkung  als  solche  erkannt  und  in  Narkose  reponiert. 

Urbanik  (Erakan). 

Kuhn  (19)  berichtet  über  eiuen  Mann  mit  habitueller  Schultergelenk- 
verrenkung, bei  welchem  unter  Verwertung  des  Lange nbeck sehen  ReseküoDi' 
Schnittes  ein  elliptisches  Stück  der  Kapsel  exzidiert  wurde.  Die  beiden  Kapsel- 
ränder wurden  übereinander  verschoben  und  in  dieser  Lage  durch  Gatgatniüite 
erhalten.  Funktionell  wurde  ein  sehr  gutes  Resultat  erzielt.  Ein  Bezidii 
trat  nicht  auf. 

Bei  eiuem  Patienten  mit  typischer  Syringomyelie,  multiplen  GelenkTe^ 
änderungen  u.  s.  w.  fand  Nalbaudow  (22)  eine  habituelle  Schulterverrenknng 
linkerseits.  Da,  wie  bekannt,  bei  der  Syringomyelie  leicht  spontan  Fraktara 
auftreten,  so  rät  Nalbaudow  bei  der  Einrenkung  solcher  Fälle  zur  Vorsicht 

Hohl b eck  (St.  Petersburg). 

Der  21jährige  Verletzte  Hands  (lö)  war  vom  Rad  gestürzt  und  httte 
sich  dabei  nach  Ansicht  des  Verfs.,  dadurch  die  Luxation  der  Elle  zogezogeD, 
dass  er  auf  die  Kleinfingerseite  der  Hand  bei  gestrecktem  Arm  auftraf.  ,,Der 
Druck  des  Bodens  wirkte  in  der  Achse  der  Ulna,  das  Körpergewicht  als 
Gegendruck  auf  den  Humems  und  drängte  letzteren  gegen  die  vordere  innere 
Kapselpartie,  so  dass  die  Trochlea  die  Gelenkkapsel  durchriss  und  heraustrat, 
die  Uhia  sich  hierbei  nach  hinten  und  oben  verschob.*'  Die  Reposition  ging 
leicht  von  statten.  Bei  entsprechender  Nachbehandlung  wurde  der  Arm  wieder 
völlig  gebrauchsfähig. 

In  einem  Falle  von  alter  hinterer  EUenbogenluxation  musste  D'ürso(30), 
da  alle  blutigen  Repositionsversuche  fehlgeschlagen  hatten,  die  Resektion  Tor- 
nehmen.  Er  zog  eine  partielle  Resektion  vor  und  an  der  Palmarfläche  der 
Ulna  und  zum  Teil  auch  jener  der  Speiche,  unter  der  Gelenkkontur,  eine 
ausgedehnte  knorpelig  aussehende  Fläche  bestand,  gegen  welche  die  Trochlea 
des  Humems  gestemmt  war,  verwertete  er  diese  und  nahm  eine  atypische 
kubito-radiale  Hemiresektion  vor.  Dieselbe  schien  ihm  den  Charakter  einer 
modellierenden  Resektion  zu  haben,  insofern  als  sie  Nearthrosen  in  den  nor- 
malen am  meisten  sich  nähernde  morphologische  und  dynamische  Verbfiltnisse 
versetzt  und  ausserdem  den  Vorteil  bietet,  dass  die  Erhaltung  der  ausgedehnten 
normalen  und  neugebildeten  Knorpelflächen  gegen  die  Gefahr  einer  Ankylose 


Neck,  Verletzaogen  und  chirurg.  Erankheiien  der  oberen  Extremität.  929 

schützen  kann.  Natürlich  kann  Verf.  kein  endgültiges  Urteil  über  das  funkti- 
nelle  Resultat  fällen,  da  die  Funktionalität  des  Ellbogens  keinen  Charakter 
Yon  Stabilität  erlangt  hat;  aber  in  morphologischer  und  statischer  Hinsicht 
meint  er,  verdiene  in  besonderen  Fällen  diese  atypische  partielle  Resektion 
in  Erwägung  gezogen  zu  werden.  R.  Giani. 

Abadie  (1)  hat  die  progressive  Luxation  des  Handgelenke  bei  einem  28  jährigen 
£och  beobachtet.  Der  Mann  war  in  seinem  8.  oder  9.  Lebensjahr  von  einem  Baum  ge- 
atürzt  und  hatte  sich  dabei  eine  Verletzung  des  Anns  unbekannter  Art  zugezogen.  Der 
linke  Arm  blieb  kürzer  als  der  rechte.  In  seinem  14.  Jahre  bemerkte  der  Kranke,  dass 
sich  bei  der  Arbeit  die  linke  Hand  immer  mehr  verschob.  Schmerzen  oder  Störungen  bei 
der  Bewegung  im  Handgelenk  waren  dabei  nicht  vorhanden ,  auch  bestand  keine  Herab- 
setzung der  groben  Kraft. 

Verfasser  stellte  bei  dem  Manne  eine  Verrenkung  des  Handgelenkes  nach  der  Beuge- 
Seite  zu  fest,  weiter  eine  radiale  Abduktion  und  Verschiebung  der  Hand  und  eine  starke 
Verkürzung  des  linken  Vorderarmes.  Am  unteren  Ende  des  Radius  bestand  eine  Ver- 
biegang  und  ebenso  in  seinem  mittleren  Drittel.  Weiter  fand  sich  am  unteren  Radius* 
ende  auf  dessen  Ulnarseite  eine  Exostose.  Die  funktionellen  Störungen  im  linken  Hand- 
gelenk waren  geringgradig. 

Abadie  nimmt  an,  dass  durch  den  Fall  auf  die  linke  Hand  oder  den  Vorderarm 
eine  Epiphysenlösung  am  unteren  Radiusende  zu  stände  kam.  Durch  Wachstum sstOrungen 
im  Bereich  der  Epiphyse  wurde  die  Exostose  erzeugt  und  durch  Wirkung  der  Beugemusku- 
latur  des  Vorderarms  die  Verbiegung  des  Radius. 

Verfasser  hat  75  Fälle  von  Subluxation  des  Handgelenkes  in  der  Lite- 
ratur verzeichnet  gefunden.  Von  besonderem  Interesse  ist  Gu6pins  Be- 
obachtung, der  die  Luxation  bei  einer  grösseren  Anzahl  (12)  von  Familien- 
gliedem  fand. 

Soweit  dies  erwähnt  war,  waren  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  Frauen 
befallen,  seltener  Männer.  Etwas  häufiger  fand  sich  die  Erkrankung  doppel- 
seitig, seltener  einseitig. 

Traumen  waren  unter  38  daraufhin  gefragten  Kranken  7  mal  als  vorher- 
gegangen angegeben  worden. 

Verfasser  ist  geneigt,  für  die  Entstehurg  der  grösseren  Mehrzahl  der 
Fälle  eine  Spätracbitis  anzunehmen. 

Cnopf  (5).  Bei  einem  14  Vs  Jahre  alten  Mftdcben  wurde  seit  2Vs  Jahren  ein  ab- 
normes Vorspringen  des  Handgelenkendes  der  rechten  Ulna  beobachtet  Ohne  Besehwerden 
und  ohne  belftstigende  Störungen  in  den  Bewegungen  nahm  die  Subluxationsstellung  der 
Hand  zu. 

Auf  dem  Röntgenbild  wurde  festgestellt,  dass  die  Ulna  am  oberen  Ende  eine  ErOm- 
mong  in  zwei  Ebenen  gegen  den  Radius  zu  konvex  und  dorsalkonvez  und  am  unteren  Ende 
eine  Achaendrehung  von  90^  hatte.  Der  Radius  zeigte  im  oberen  Drittel  eine  kürzere» 
dorsal  konkave  Krümmung.  Über  die  unteren  zwei  Drittel  desselben  erstreckte  sich  eine 
mftssige,  volarkonkave  Ausbiegung.  Am  unteren  Ende  nahe  der  Gelenkfifiche  bestand  eine 
Art  volarer  Knickung  (volarwftrts  und  in  leichterem  Qrade  ulnarwftrts),  so  dass  die  Gelenk- 
flftche  des  Radios  stark  nach  der  Vola  und  schräg  gegen  die  Ulna  sah  und  der  volare  An- 
teil des  Gelenkflächenrandes  des  Radius  als  leicht  palpable  Leiste  an  der  Volarseite  des 
Handgelenkes  zu  fahlen  war.  Auf  der  Ulnarseite  bestand  Luxation  des  Os  pyramidale 
▼olarwärts  und  aufwärts,  auf  der  Radialseite  war  eine  Luxation  zwischen  Carpus  und 
Radius  nicht  vorhanden. 

Hier  handelt  es  sich  also  nur  um  eine  Verbiegung  des  Radius  bei  der 
Entstehung  der  sogenannten  spontanen  Luxation  des  Handgelenkes,  wie 
Delbet  und  Duplay,  im  Gegensatz  zu  Madelung,  für  alle  derartige 
Fälle  anzunehmen  geneigt  sind. 

Wolff  (33)  bespricht  auf  Grund  des  hierüber  zusammengestellten  Mate- 
rials die  Handgelenksluxationen. 

Er  hebt  insbesondere  hervor,  dass  eine  reine  Luxation,  deren  Vorkommen 
früher  an  der  Hand  anatomischer  Präparate  ja  sichergestellt  wurde,   durch 

Jahresbericht  fllr  Chirurgie  1908.  59 


930  Jahresbericht  Air  Chirurgie.    II.  Teil. 

Böntgenbilder  noch  nicht  zur  Anschauung  gebracht  worden  ist.  Meist  sind 
bei  den  Luxationen  der  Hand  noch  anderweitige  Verletzungen  im  Carpns 
vorhanden. 

Sechsmal  fand  Verfasser  reine  Luxationen  im  Interkarpalgelenk  in  der 
Literatur  verzeichnet. 

Bei  Luxationen  im  Interkarpalgelenk  mit  gleichzeitiger  Fraktar  der 
randständigen  Knochen,  namentlich  des  Navikulare,  hält  der  Verfasser  die 
Luxation  für  das  Sekundäre. 

Marshalls  (21)  Verletzter  hatte  neben  der  Luxation  des  Handgelenke! 
eine  Radiusfraktur. 

Elg  (10)  berichtet  über  eine  partielle  Verrenkung  des  Kahnbeins  nach 
dem  Handrücken  zu.  Gleichzeitig  bestand  ein  Bruch  des  Processus  stjIoTdens 
der  ülna. 

Nach  Abschluss  des  Heilverfahrens  waren  durch  die  Verletzung  keine 
funktionellen  Störungen  zurückgeblieben. 

Des  tot  (7)  sah  bei  einem  42  jährigen  Mann,  der  zwei  Stock  hoch  her- 
untergefallen war,  neben  einem  Bruch  des  Processus  styloideus  radii  eine 
Drehung  des  Os  scaphoideum  derart,  dass  es  vertikal  stand  und  an  die  Stelle 
des  nach  aussen  verschobenen  Process.  styloid.  rad.  zu  liegen  kam. 

Einen  operativen  Eingriff  gestattet«  der  Verletzte  nicht.  Es  bestand 
bei  der  Entlassung  eine  hochgradige  Versteifung  des  Handgelenkes  und  der 
Finger. 

Die  Luxationen  der  Handgelenkknochen  sind  häufiger,  wie  es  nach  den 
Angaben  in  der  Literatur  scheint.  Die  Verletzung  wird  oft  nicht  erkannt 
und  mit  Radiusbrüchen  verwechselt.  Hessert  (14)  berichtet  einen  Fall,  in 
dem  obige  Verletzung  durch  Fall  aus  grosser  Höhe  bei  einem  Erwachsoien 
entstand.  Die  Hand  war  vier  Wochen  nach  der  Verletzung  absolut  unbrancb- 
bar  und  musste  daher  das  auf  dem  Pronator  quadratus  nach  vorn  dislozierte 
Os  scaphoi'd.  und  Lunatum  entfernt  werden.  Nach  der  Operation  trat  wesent- 
liche Besserung  in  der  Gebrauchsfähigkeit  der  Hand  ein. 

Maass  (New- York). 

Gross  (12)  teilt  den  Operationsbefund  von  zwei  Fällen  von  Luxation 
bezw.  Subluxation  des  Mondbeines  mit.  Für  den  ersten  Fall  nimmt  er  an, 
dass  hierbei  die  Verrenkung  des  Mondbeines  durch  Druck  des  Radius  ent- 
standen sei  und  zwar  in  folgender  Weise:  Die  Hand  geriet  in  Extension 
(Dorsalflexion)  und  ülnarflexion.  In  Konsequenz  der  letzteren  forcierten  Be- 
wegung zerriss  das  Ligament,  radiale  later.  Der  Radius  entfernte  sich  von 
dem  Naviculare,  da  dieses  bei  eintretender  Supination  der  Hand  mit  letzterer 
nach  dem  Dorsum  entwich.  Die  ulnare  Seitenkante  des  Radius  suchte  an 
dem  Os  lunatum  eine  feste  Stützfläche  und  erhielt  sie,  bis  dessen  dorsale 
Befestigungsbänder  nachgaben  und  zerrissen.  Im  selben  Moment  fahr  der 
Radius  nach  der  Vola  zu  aus  und  riss  das  Lunatum  mit  sich. 

Die  volaren  an  der  radialen  Seite  gelegenen  Bandmassen  werden  zaerst 
gedehnt,  vielleicht  partiell  zerrissen,  halten  aber  Stand,  bis  das  Lunatum  mit 
seiner  volaren  Spitze  am  Carpus  einen  Fixationspunkt  gewinnt ;  um  ihn  er- 
folgt die  Drehung  des  Mondbeins,  um  seine  transversale  Achse  in  tote  also 
um  270^ 

Im  zweiten  Fall  hat  sich  nach  Annahme  des  Verfassers  im  Radiokarpal- 
gelenk  eine  brüske  Bewegung  vollzogen  im  Sinne  der  Ulnar-  und  Dorsalflexioa 
Der  Radius  geriet  zum  Lunatum  in  volles  Kontaktverhältnis,  drängte  zugleici 


Neck,  Verletzungen  und  jDhirnrg.  Krankheiten  der  oberen  Extremität.  931 

gegen  die  hintere  Konvexität  des  Lunatum  und  riss  dieses  durch  seinen  nach 
der  Vola  zu  gerichteten  Verstoss  (Dorsalflexion  des  Carpus)  rücklings  vom 
Garpus  ab. 

Schliesslich  teilt  Gross  noch  drei  Fälle  von  Fraktur  des  Mondbeines 
mit.  In  einem  von  diesen  war  nur  das  Mondbein  gebrochen,  in  den  beiden 
anderen  gleichzeitig  auch  der  Radius.  Auch  für  die  Entstehung  dieser  Frakturen 
nimmt  der  Verfasser  einen  der  Luxation  analogen  Mechanismus  an. 

10.  Verschiedenes. 

1.  Bardellini,  Contributo  allo  studio  dei  traumi  gravi  della  mano.  Un  caso  di  aspor- 
tazione  completa  della  cute  della  mano  destra.    Clinica  chimrgica  1903.  Nr.  6. 

2.  "^Bougnand,  Ecrasement  de  la  main  par  engrenage.  Traitement  conservateur.  Re- 
sultat.   Journal  de  möd.  de  Bordeaux  1908.  Nr.  28. 

S.  Borchard,  Über  traumatisches  ödem  des  Handrückens.  Monatsschrift  f.  Unfallheil- 
kunde 1903.  Nr.  2. 

4.  V.  Brunn,  Über  den  primären  Krebs  der  Extremitäten,  v.  Bruns sehe  Beiträge  1903. 
Bd.  87.  Heft  1  u.  2.    v.  Esmarch- Festschrift. 

5.  Oheinisse,  L'oedöme  dur  traumatiqne  du  dos  de  la  main.  La  semain  mMicale  1903. 
Nr.  10. 

6.  Hahn,  Beitrag  zur  Statistik  der  Panaritien  und  zu  deren  Behandlung  unter  Eontrolle 
der  Röntgenstrahlen.    Deutsche  militfträrztliche  Zeitschrift  1903.  Nr.  5. 

7.  Luksch,  Über  Daumenplastik.    32.  Ghirurgen-Eongress  1903. 

8.  *Mauclaire,  Cbacune  de  cheval  ayant  n^cesit^  la  d^sarticulation  de  l'^paule.  Injection 
präventive  de  s^rum  antit^tanique.  T^tanos  attönue,  traitä  par  le  chlorai  et  les  saignees. 
Goörison.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  1903.  Nr.  14. 

9.  *Morestin,  Volumineux  lipome  de  Taisselle  chez  une  artog^naire.  Ball,  et  m4m.  de 
la  soc.  anat.  de  Paris  1903.  Nr.  4. 

10.  Nicoladon i,  Weitere  Erfahrungen  Aber  Daumenplastik,  v.  Langenbecks  Archiv 
1903.  Bd.  69.  Heft  8. 

11.  Panzaochi,  Lo  spazio  interrosseo  nelle  varie  posizioni  deir  avambraccio.  Archivio 
di  ortopedia  1903.  fasc.  5. 

12.  Seor6tan,  Greffe  de  Textr^mit^  amputöe  d'un  doigt,  une  heure  et  demie  apr^s  l'acci- 
dent.    Revue  mddicale  1903.  Nr.  6. 

18.  *  Schulz,  Eine  seltene  Fingerverletzung.  Monatsschrift  für  Unfallheilkuunde  1903. 
Nr.  9. 

14.  *Th^bault,  De  Tintervention  pr^coce  dans  les  phlegmous  de  la  main  chez  les  aoci- 
•  dentis  du  travail  et  des   soins  consöcutifs  ä  cette  intervention.    Le  progr^s  mädical 

1903.  Nr.  89. 

15.  *~  Amputation  traumatique  des  doigts.    Le  Progr^s  mödical  1903.  Nr.  80. 

Seit  der  im  Jahre  1890  erschienenen  Arbeit  Volkmanns  sind  145  neue 
Fälle  von  primärem  Krebs  der  Extremitäten  veröif entlicht  worden,  v.  B  r  u  n  n  (4) 
stellte  in  seiner  Zusammenstellung  fest,  dass  häufiger  die  untere  Extremität 
vom  Karzinom  befallen  war,  seltener  die  obere. 

Bei  Frauen  sass  die  Erkrankung  überwiegend  an  der  oberen  Ex- 
tremität. 

Meist  entstanden  die  Krebse  im  Anschluss  an  chronische  Entzündungen, 
nur  vereinzelt  nach  einmaligem  Trauma. 

Die  karzinomatöse  Erkrankung  der  Lymphdrüsen  erfolgt  spät. 

Ein  Drittel  der  Operierten  blieb  dauernd  geheilt. 

Panzacchi  (11)  hat  an  10  Leichen  den  Zwischenknochenraum  des 
Vorderarms  gemessen.  Aus  den  mittleren  Werten  seiner  Messungen  schliesst 
er,  dass  die  beiden  Knochen  des  Vorderarms  am  weitesten  auseinanderstehen, 
wenn  die  Hand  sich  in  der  Mittelstellung  zwischen  Pronation  und  Supination 
befindet.    Es  sei  deshalb  angezeigt,  diese  Stellung  zu  wählen,   wenn  man  bei 

59* 


932  Jahreebericht  fttr  Ghinugie.    II.  Teil. 

Fraktur  des  Vorderarmes  die  beiden  Knochen  recht  weit  voneinander  entfernt 
halten  möchte.  B-  GianL 

Bericht  über  einen  zweiten  Kranken,  welchem  Nicola doni  (10)  aa 
Stelle  eines  völlig  verloren  gegangenen  Daumens  die  zweite  Zehe  aufpflanzte. 
Die  Zehe  blieb  frei  von  jeder  Nekrose.  Beweglich  wurde  sie  nicht.  Die  Sen- 
sibilität ist  an  der  überpflanzten  Zehe  sowohl  in  diesem  wie  in  einem  frülier 
veröffentlichten  Fall  wiedergekehrt. 

Der  Hauptwert  des  neuen  Daumens  besteht  darin,  dass  sich  die  übrigen 
Finger  gegen  ihn  anstemmen  können. 

Auf  einen  ^h  cm  langen  Daumenstumpf  pflanzte  Luksch  (7)  einen  Ter- 
steiften,  aus  Grund-  und  Mittelphalanx  bestehenden  Zeigefinger  über,  derart, 
dass  er  eine  volare  Emährungsbrücke  bildete,  die  nach  3  Wochen  durchtrennt 
wurde.  Knochen,  Beuge-  und  Strecksehnen  wurden  sofort  genäht.  Der  Mann 
erhielt  so  einen  zum  Arbeiten  brauchbaren  Daumen. 

In  dem  von  Bardellini  (I)  mitgeteilten  Falle  war  die  rechte  Hand 
eines  Individuums  zwischen  zwei  glatte,  in  umgekehrter  Kichtung  rotierende 
Zylinder  geraten  und  hatte  sich  infolge  einer  am  unteren  Ende  des  Vorder- 
arms auf  der  Radialseite  erfolgten  Spaltung  die  Haut  der  ganzen  Hand  nnd 
der  Finger  handschuhartig  umgekehrt.  Verf.  nahm  die  Amputation  des  Vorder- 
arms an  dessen  unterem  Drittel  vor.  R.  Giani. 

S6crätan  (12)  hat  bei  dem  Verletzten  die  darch  eine  Masckiiie  al>getreBnte  peri- 
phere Hälfte  des  Endgliedes  des  Mittelfingers  mehrere  Standen  nachher  wieder  mit  volkm 
Erfolg  angenäht.  Der  Begleiter  des  Verletzten  hatte  den  abgetrennten  Fingerteil  in  «ia 
Zeitnngspapier  eingepackt  dem  Arzt  übergeben. 

Über  traumatisches  Ödem  des  Handrückens  berichtet  Borchard  (S). 
Bei  einem  41jährigen  Mann,  der  auf  die  rechte  Hand  gefallen  war,  schwoD 
diese  unter  Schmerzen  stark  an.  Eine  Entzündung  bestand  nicht,  eben- 
sowenig ein  Knochenbruch.  Die  Schwellung  begann  allmählich  oberhalb 
des  Handgelenks  und  erreichte  ihre  Höhe  auf  der  Mitte  des  Handrückens. 
Auf  die  Hohlhand  griff  sie  nur  wenig  über.  Die  Finger  waren  deutlich 
gleichmässig  geschwollen.  Spätere  Überanstrengungen  und  Verletzungen 
führten  immer  wieder  eine  Verschlimmerung  herbei  und  langsam  stellte  sich 
eine  erhebliche  Gestaltsveränderung  und  Funktionsstörung  der  Hand  ein.  Die 
Schwellung  hatte  grosse  Härte  und  derbe  Konsistenz  und  war  nicht  mit  Ödem 
zu  verwechseln.  Dieser  Befund  ist  besonders  charakteristisch  für  die  bereite 
mehrfach  beschriebene  Erkrankung.  Auf  dem  Köntgenbild  war  eine  entzuod- 
liche  Atrophie  der  Knochen  (Sud eck)  vorhanden. 

Der  Erkrankung  soll  nach  Ansicht  des  Verf.  eine  starke  Quetschung  der 
kleineren  Gefässe  und  der  Lymphbahnen  zugrunde  liegen,  wodurch  es  zu 
Flüssigkeitsaustritt  in  die  Gewebe  kommt.  Hierdurch  würde  wiederum  die 
Zirkulation  auch  in  den  peripheren  Abschnitten  gestört.  Eine  Quellung  imd 
Verdickung  des  Bindegewebes  bedingt  wahrscheinlich  schliesslich  die  harte 
Konsistenz. 

Bei  einem  zweiten  vonBorchardt  beobachteten  Fall  war  der  Erkran- 
kung ein  Sturz  vom  Pferde  auf  den  Handrücken  vorausgegangen.  Auch  hier 
zeigte  das  Röntgenbild  Veränderungen ,  welche  mit  der  akuten  entzündlichen 
Knochenatrophie  übereinstimmten. 

Die  Behandlung  leistet  nicht  viel.  Am  meisten  Erfolg  hat  Borchardt 
von  der  Anwendung  heisser  Luftbäder  (Temperatur  50 — 60^)  gesehen.  Es 
kommt  darauf  an,  dass  die  Kranken  von  vornherein  solange  in  Behandlung 
bleiben,  bis  jede  Schwellung  und  alle  Schmerzen  verschwunden  sind. 


Schnitze,  Verletznngen  und  chimrg.  Krankheiten  der  nnteren  Extremität       933 

Über  die  gleiche  Erkrankung  macht  anch  Gheinise  (5)  Mitteilung. 

Zur  frühzeitigen  Feststellung  von  Erkrankung  des  Knochens  beim  Pa- 
naritium  empfiehlt  Hahn  (6)  die  Anfertigung  von  Röntgenbildern. 

Bei  einer  Daumenphlegmone  mit  Sequesterbildung  der  Grundphalanx 
stellten  sich  unter  konservativer  Behandlung  —  die  Verf.  in  allen  geeigneten 
Fallen  empfiehlt  —  an  der  stark  veränderten  Grundphalanx  schliesslich  —  wie 
das  Röntgenbild  zeigte  —  fast  normale  Verhältnisse  der  Knochenkonfiguration 
her.    Auch  funktionell  wurde  ein  leidliches  Resultat  erzielt. 


XX. 

Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  der 

unteren  Extremität 


Referenten:  F.  Schnitze,  Dnisburg,  A.  Borchard,  Posen,  F.  Snter, 

Basel. 


Die  mit  *  yeraehenen  Arbeiten  sind  referiert  worden. 

Angeborene  Missbildnngen  nnd  Difformitäten  der  unteren  Extremität. 

Referent:  F.  Schnitze,  Dnisbnrg. 

1.  Kongenitale  Luxation  des  Hüftgelenkes. 

.1.   Canbet,  Lnzation  cong^nitale  de  la  hauche  chez  une  yieille  femme. 

2.  Clarke,  Lorenz 's  Method  of  treating  congenitai  dislocation  of  the  hip. 

3.  Cohn,  Dreimonatlicher  Sftugling  mit  angeborener  HQftgelenksloxation.  Berliner  klin. 
Wochenschr.  1908.  Nr.  84. 

4.  *6ayot,  Lnzation  cong^nitale  double  des  hanches,  reduotion  parfaite  du  cdt^  ganche ; 
complet  du  cöt^  droit.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  47. 

5.  *Le  Demanty,  La  lnzation  congönitale  de  la  hauche.  Reputations  des  theories, 
pathog^niqnes.  Discussion  des  traitements  actuels.  Etüde  cotique  et  exp^rimentale, 
Revue  de  Chirurgie  1908.  Nr.  12. 

6.  Discussion  on  congenital  dislocation  of  the  hip.     British  med.  joum.  1903.  Aug.  29. 

7.  Fröhlich,  Deuz  observations  de  lnzation  congönitale  double  de  la  bauche  trait^es 
par  Tost^otomie  sous-trochantärienne.  Operat.  de  Eirmisson.  Revue  d'orthop.  V. 
1903. 

8.  Guyot,  Du  ressant  cotyloidien  spontan^  ou  signe  de  gerdy  pourle  diagnostic  präcoce 
de  la  lnzation  cong^nitaJe  de  la  hauche.    Archiv,  provinc.  de  chir.  Nr.  11.  1908. 

8a.  Horväth,  M.,  Erfahrungen  in  der  Behandlung  der  kongenitalen  Haftgelenksluzation. 
Chimrg.  Sektion  des  Budapester  kgl.  Ärzte -Vereins.  Sitzung  vom  12.  XI.  1903.  Buda- 
pest! Orvosi  Ujsäg.  1903.  Nr.  87. 

9.  Heusner,  Über  Hilfsapparate  bei  der  Behandlung  der  angeborenen  HUftluzation. 
Zeitschr.  f.  orthopftd.  Chir.  Bd.  XII. 

10.  Eirmission,  Des  rteultats  formis  par  la  m^thode  non  sanglante  dans  le  traitement 
des  luzations  congönitales  de  la  hauche.    Rev.  d'orthop.  Nr.  8.  1903. 

10a.  W.  Zapinski,  über  die  unblutige  Reposition  der  angeborenen  HQftgelenks Verrenkung. 
Gazeta  lekarska  1903.  Nr.  43  u.  44. 


934 


Jahresbericht  für  Chinxrgie.    IL  Teil. 


11.  Menciöre,  Lerier  special  poar  faciliter  la  r^action  non  sanglaDte  extempoimte  de 
la  laxatlon  congönitale  de  la  hauche.    Arch.  proY.  de  chir.  1903.  Nr.  5. 

IIa.  M Ott a,  Lo  State  attuale  della  qaestione  della  cora  deUa  lassazione  congenita  delT 
anca  e  la  mia  esperienza  personale  dal  1884  in  poi.  Archivio  di  ortopedia  1908. 
Fase.  3. 

12.  Müller,  Über  die  obere  Altersgrenze  für  die  Behandlung  der  angeborenen  Hüftra^ 
renkung.    Therapie  der  Gegenwart  Nr.  2.  1903. 

12a.Narath,  Onbloedige  bebandeling  der  congenitale  heuplozaties.  Nederl.  Yereenig.  tmt 
Heelkunde.    Nederl.  Tijdschr.  voor  G^eneesk.  I.  p,  654. 

13.  Schultze,  Zur  Behandlung  der  kongenitalen  Hüftluxation.  Deutsche  Zeitschzill  filr 
Orthopftdie.  Bd.  XII.  1903. 

14.  *  Smith,  Congenital  displacement  of  tbe  hip.    The  Lancet  1903.  May  2. 
14a.Slomann,  Behandlingen  of  den  nudfödte  Hofteluxation.    (Ober  die  Behandlung  der 

angeborenen  Hüftgelenkluxation.).    Nordisk  Tidsskrift  for  Terapie.    Copenhagen  19<& 

p.  205. 

Um  breit,  Ein  Beitrag  zur  Behandlung  der  kongenitalen  Hüftgelenksluxation.   Disscri 

Freiburg  1903. 

Walter,  Beitrag  zur  Behandlung  der  kongenitalen  Hüftgelenksluxation.    DissertFtci- 

bürg  1903. 


15 


16. 


Narath  (12a).  Im  ganzen  wurden  150  Fälle  behandelt,  68  einseitige 
82  beiderseitige  Luxationen. 

Bei  21  Gelenken  war  Reposition  nicht  möglich;  es  handelte  sich  m 
diesen  Fällen  um  ältere  Kinder.  Wirkliche  Reposition  gelang  in  126  Fällen 
(62  unilaterale,  64  bilaterale);  18  Kinder  befanden  sich  zur  Zeit  der  Mit- 
teilung noch  im  GipsYerband,  bei  8  Kindern  konnte  die  Untersuchung  nicht 
stattfinden.  Es  bleiben  also  zur  Beurteilung  der  Resultate  100  Fälle  übrig 
(52  unilaterale,  48  bilaterale). 

Anatomische  Resultate: 

Wirkliche  Reposition  gelang  in  86^0  der  Fälle,  bei  73  ^/o  war  es  eine 
Repositio  concentrica,  bei  13  Vo  eine  Repositio  excentrica  (26  7o  der  uni- 
lateralen, 4^0  der  bilateralen  Gelenke). 

Subluxation  nach  oben-vorn  wurde  in  7^/o  der  Fälle  konstatiert,  Be- 
luxation  nach  oben-vorn  kam  in  6^/o  vor.  Diese  Verschiebungen  des  Kopfes 
wurden  bei  unilateralen  Luxationen  öfter  beobachtet  als  bei  bilateraleu.  Be- 
luxation  nach  hinten-oben  kam  nur  einmal  vor  bei  einseitiger  Luxation. 

Für  die  Beurteilung  der  funktionellen  Resultate  können  nur  jene  Falle 
in  Betracht  gezogen  werden,  die  schon  ein  Jahr  ohne  Gipsverband  sind;  das 
sind  im  ganzen  85  Fälle. 


Anatomisches  Resultat 


Funktionelles  Resultat 


Beschaffenheit  des  Gelenkes 


Zahl  der 
Gelenke 


Ideal 


sehr  gut        gut 


mfissig   '  schledit 


Repositio  concentrica  .    .    . 

.  excentrica  .  .  . 
Snhluxation  nach  oben  vom 
Reluzation  nach  oben  vom 

a  nach  oben  hinten 

Total 


59 

12 

7 

6 

1 


34 


U 

4 


34 
40<'/o 


21 

24,1^0 


64,7«/o 
91,70/0 


28 

2Vlo 


3,5'/o 


4,7»^ 


Schaltze,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        935 

Narath  ist  im  Gegensatz  zu  Loren'z  der  Meinung,  dass  nicht  die 
funktionelle  Belastung,  sondern  die  mögliebst  feste  Fixation  des  reponierten 
Gelenkes  den  Schwerpunkt  bildet  bei  der  Behandlung  der  kongenitalen  Hüft- 
gelenkluxation.  Am  zweckmässigsten  ist  es  dabei,  in  den  Gipsverband  auch 
noch  das  gesunde  Gelenk  und  das  Kniegelenk  der  kranken  Seite  mit  hinein- 
zunehmen. Bei  doppelseitigen  Luxationen  werden  beide  Gelenke  gleichzeitig 
reponiert  und  reicht  der  Gipsverband  bis  zur  Mitte  beider  Unterschenkel. 
Überstreckung  ist  dabei  nicht  nötig.  Die  Abduktion  wird  niemals  kleiner 
als  90^  genommen;  die  Aussenrotation  beträgt  ebenfalls  immer  90^.  Unter 
116  reponierten  Gelenken  hat  er  bei  +  90°  Abduktion  0*^/o  Verschiebungen 
des  Kopfes  beobachtet,  bei  90^  Abduktion  2Va  *^/o  und  bei  —  90^  Abduktion 
20®/o  Verschiebungen. 

Bei  Innenrotation  trat  in  mehreren  Fällen  Reluxation  auf.  Bei  den 
folgenden  Verbänden  wird  die  Abduktion  kleiner  genommen. 

Der  erste  Verband  bleibt  3  Monate  liegen,  die  folgenden  Verbände  6 
bis  8  Wochen. 

Die  ganze  Fixationszeit  dauert  mindestens  8  Monate.       Goedhuis. 

Nach  Zapinski  (10a)  gehört  die  Zukunft  in  der  Behandlung  der  an- 
geborenen Hüftluxation  der  unblutigen  Reposition.  Diese  Methode  liefert 
regelmässig  ein  funktionell  ausgezeichnetes  Behandlungsresultat  und  vielfach 
auch  eine  anatomische  Restitution.  Eine  frühzeitige  Behandlung  hat  hier 
grosse  Vorzüge.  Als  niedrigste  Altersgrenze  soll  die  zweite  Hälfte  des  zweiten 
Lebensjahres  gelten.  Von  einer  übermässigen  Forcierung  schwieriger  Ein- 
renkungen ist  abzusehen;  es  empfiehlt  sich,  in  solchen  Fällen  zweiseitig  zu 
arbeiten.  Besonders  ungünstige  anatomische  Verhältnisse  lassen  manchmal 
—  namentlich  bei  älteren  Kindern  —  eine  gleichzeitige  Osteotomie  erforder- 
lich erscheinen. 

Die  Röntgenaufnahmen  sind  in  aufrechter  Stellung  vorzunehmen. 

Urbanik  (Krakau). 
'  Aus  152  von  ihm  studierten  Fällen  (192  Luxationen)  kommt  Motta  (IIa) 

zu  folgenden  Schlüssen:  Vor  dem  zweiten  Jahre  seien  die  Luxationen  mit 
Manipulationen,  Massage,  Abduktion  und  Aussenrotation,  Gewichtsextension, 
Kontentivapparaten  zu  behandeln.  Dadurch  werde  eine  Verschlimmerung  der 
Deformität  verhindert  und  manchmal  auch  Heilung  erzielt.  2.  Nach  dem 
zweiten  Jahre  sei  die  unblutige  Einrenkung  angezeigt.  Verf.  erkennt  die 
Vorzüge  der  Lorenz  sehen  Methode  an,  erhielt  aber  auch  mittelst  der  nicht 
modifizierten  Paci sehen  Methode  gute  Resultate.  3.  Die  einzige  empfehlens- 
werte blutige  Behandlungsmethode  in  hartnäckigen  oder  irreponiblen  Fällen 
sei  die  Decapitatio  femoris  nach  Margary-Heusner.  R.  Giani. 

Horväths  (8a)  Erfahrungen  erstrecken  sich  auf  57  Kranke  mit  ins- 
gesamt 80  Luxationen.    Seine  Mitteilungen  sind  folgende. 

Die  Prognose  der  Reposition  fand  er  bei  einer  Verkürzung  von  3 — 4^/2  cm 
am  besten;  bei  einer  Verkürzung  von  5 — 77»  cm  muss  wegen  der  Gefahr 
einer  event.  Zirkulationsstörung  oder  Nervenverletzung  Patient  noch  einige 
Tage  sorgfältigst  überwacht  werden;  8cm  Verkürzung  oder  gar  darüber  schliesst 
die  Reposition  schon  aus.  Ausserdem  betrachtet  Horväth  eine  übermässig 
leichte  Reposition  gleichbedeutend  mit  einer  unsicheren  Retention. 

Bei  der  Reposition  selbst  lässt  Horväth  die  präliminare  Distraktion 
weg.  Den  Fuss  fixiert  er  ohne  Ausnahme  in  90*^iger  Abduktion,  Hyperex- 
tension  und  maximaler  Aussenrotation.    Tritt  Reluxation  ein,  dann  wiederholt 


^dß  Jahresbericht  fOr  Chirurgie,    n.  TeiL 

er  die  Reposition  erst  spät^  nach  Monaten,  bis  sich  die  Weichteile  etwas  Ter- 
kürzt ;  eine  gewisse  Spannung  von  seiten  der  letzteren  ist  für  ein  soffizientes 
Gelenk  unbedingt  erforderlich. 

Ähnlich  anderen  Orthopäden  versuchte  auch  Horväth  die  Behandlangs- 
zeit  zu  verkürzen,  —  bislang  jedoch  ohne  endgültigem  Resultate. 

Dollinger  (Budapest). 

Kirmisson  (10)  berichtet  über  27  Luxationsfalle  aus  den  letzten  fönf 
Jahren  im  Alter  von  2V2 — 13V«. 

Von  drei  normal  Reponierten  wurde  einer  im  dritten  Jahr  nach  der 
Behandlung  mit  einer  Verschiebung  nach  oben  vorgefunden.  Die  anderen 
beiden  wurden  nicht  lange  genug  beobachtet.  Zehnmal  stellte  sich  der  Kopf 
in  Höhe  der  Spin.  ant.  inf.  und  hat  sich  dort  gehalten.  Im  allgemeinea 
waren  die  Resultate  gut.  In  fünf  Fällen  war  die  Verkürzung  beseitigt,  die 
übrigen  hatten  eine  mehr  oder  weniger  grosse  Verkürzung.  Gang  war  gat, 
nur  nicht  bei  den  alten  Fällen. 

Einmal  wurde  die  Epiphyse  abgerissen. 

Unter  27  doppelseitigen  Fällen  wurden  21  unblutig  reponiert.  In  den 
meisten  Fällen  hat  man  eine  mehr  oder  weniger  zufriedenstellende  Trans- 
position  nach  vorn  erreicht. 

In  einigen  Fällen  stellte  sich  der  Kopf  fast  normal  ein;  viermal  Re- 
lu3cation,  dreimal  auf  einer,  einmal  auf  beiden  Seiten.  In  zwei  FäUen  var 
uns  eine  einseitige  Reposition  möglich. 

Bei  zehn  doppelseitigen  und  sechs  einseitigen  hat  eine  Einrenkung  nickt 
stattgefunden. 

Bei  Beurteilung  der  Enderfolge  muss  man  rechnen  mit  der  Verkürzong, 
femer  mit  der  Art  der  Feststellung  des  Kopfes,  sowie  mit  der  Stellung  der 
Extremität.  Radikale  Heilung  ist  selten.  Meist  erreicht  man  eine  Trans- 
position,  aber  gute  Funktion. 

Nach  Kirmisson  ist  die  Zeit  bis  zum  siebenten  Lebensjahr  für  die 
Einrenkung  am  günstigsten. 

Kirmisson  macht  die  Einrenkung  durch  Flexion,  Abduktion  und  Kreis- 
bewegungen, Gipsverband.  Nach  zwei  Monaten  Verminderung  der  Abduktion 
in  Narkose,  dann  nach  zwei  Monaten  ein  dritter  Verband.  Die  Behandlaog 
dauert  sechs  Monate. 

Müller  (12)  gelang  die  Einrenkung  bei  einer  15 Va  Jahre  alten  Patientin 
Älteren  Patienten  von  28  und  49  Jahren  wurde  durch  Apparate-Behandlung 
wesentlich  genützt.  Er  schliesst,  dass  jenseits  der  allgemein  angenommenen 
Altersgrenze  eine  Reposition  mögUch  ist,  dass  femer  die  älteren  Patienten 
durch  portative  Apparate  eine  erhebliche  Linderung  ihrer  Beschwerden  er- 
fahren können. 

Fröhlich  (7)  beobachtete  zwei  Fälle  von  doppelseitiger  kongenitaler 
Luxation  im  Alter  von  7  bezw.  9  Jahren  mit  Hochstand  der  Köpfe  von  3  bis 
7  cm.  Die  Adduktion  war  hochgradig,  so  dass  die  Knie  sich  kreuzten,  Ad- 
duktion  aufgehoben,  sehr  starke  Lordose.  Daraus  resultierte  eine  fast  völlige 
Gebrauchsunfähigkeit  des  Hüftgelenks.  Es  wurde  die  Osteotomie  nach  Kir- 
misson ausgeführt,  und  zwar  auf  der  Seite,  wo  der  Kopf  sehr  hoch  stand 
in  schräger,  wo  derselbe  tief  stand  in  querer  Richtung,  nach  vorheriger  Ten- 
otomie  resp.  Zerreissung  der  Adduktion  und  auf  einer  auch  der  des  Sartorius 
und  des  Tensor  fasc.  lat.  Der  Erfolg  war  ein  ausgezeichneter,  nach  einigen 
Monaten  funktionell  und  kosmetisch  gutes  Resultat. 


Schultze,  VerletzuDgen  und  chirorg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        937 

Clarke  (2)  berichtet  über  fünf  Fälle,  welche  nach  Lorenz  behandelt 
wurden. 

Cohn  (3)  demonstriert  einen  dreimonatlichen  Säugling  mit  linksseitiger 
LiLxation.  Als  Symptom  bestand  Flexion  des  Femur  und  Unterschenkels,  so 
dass  letzterer  dem  Femur  anlag. 

Ein  trocknes  Knacken  verbunden  mit  einer  sprungartigen  Bewegung  des 
Kopfes  im  Hüftgelenk  bei  aktiver  Extension  und  Flexion,  soll  als  ein  von 
Gerdy  aufgefundenes  Symptom  die  Diagnose  Luxation  bei  kleinen  Kindern 
erleichtem.  Guyot  (8)  ist  der  Ansicht,  dsss  dies  Geräusch  dadurch  zustande 
kommt,  dass  der  total  luxierte  Schenkelkopf  über  eine  Unebenheit  des  Hüft- 
knochens  gleitet.  Im  vierten  Monat  ist  es  zu  konstatieren,  es  verschwindet, 
sobald  die  Kinder  gehen. 

Caubet  (1)  hat  an  einer  50jährigen  Frau  durch  Sektionsbefund  die 
Veränderungen  des  luxierten  Hüftgelenkes  studiert.  Er  betont  die  Unregel- 
mässigkeit der  Kopfkonfiguration,  dann  die  der  alten  Pfanne,  welche  sehr 
radimentär,  1  Frankstückgross. 

Walter  (16)  beschreibt  einen  nach  Kraske  operierten  Fall  von  Lux. 
congenitalis  der  rechten  Hüfte.  Dreimal  war  der  Versuch  gemacht  worden, 
die  Hüfte  unblutig  einzurenken.  Kraske  reponierte  dann  blutig  den  Kopf, 
die  überhängende  Gelenkkapsel  wurde  reseziert,  und  ein  gebildeter  Periost^ 
läppen  mit  dem  Kapselrest  vernäht.  Ein  festes  Widerlager  für  den  Kopf 
wurde  erreicht.  Die  von  Kraske  gewährte  Methode  ist  eine  Modifikation 
des  von  König  angegebenen  Verfahrens. 

Umbreit  (15).  Bei  altem  kongenitalen  Luxationen  der  Hüfte  emp- 
fiehlt Kraske  die  Osteotomia  subtrochanterica  cuneiformis.  Bei  einem 
11jährigen  Mädchen  wurde  durch  diese  Operation  das  Hinken  beseitigt. 

Heusner  (9)  benutzt  zur  Nachbehandlung  der  kongenitalen  Luxation 
einen  Schienenhülsenapparat,  verbunden  mit  Korsett.  Die  Abduktion  und 
Rotation  nach  innen  soll  dadurch  unterhalten  werden.  Die  Rotation  nach 
innen  wird  durch  Drahtspiralen  besorgt. 

Als  zweiten  Apparat  empfiehlt  Heusner  seinen  Osteoklasten  zur  Ein- 
renkung von  Luxationen.  Das  Becken  wird  im  Osteoklasten  fixiert  und  dann 
die  Einrenkung  vorgenommen. 

Men eiere  (11)  demonstrierte  auf  dem  internationalen  Kongress  zu 
Madrid  einen  Hebel  zum  Einrenken  der  Lux.  congeoitalis,  selbst  wenn  die 
manuelle  Methode  im  Stich  lässt. 

Es  ist  ein  zweiarmiger  Hebel,  welcher  auf  einem  an  der  unteren  Tisch- 
ecke befindlichen  Stempel  balanciert.  Zentral  trägt  derselbe  eine  Pelotte, 
welche  auf  den  Trochanter  wirkt  und  etwas  peripher  einen  Riemen,  welcher 
ca.  die  Mitte  des  Oberschenkels  umfassen  soll. 

Schnitze  (13)  demonstriert  einen  Lagerungsapparat  zur  Behandlung 
der  kongenitalen  Hi^tluxation,  welcher  den  Gipsverband  entbehrlich  macht. 
Die  Konstruktion  und  Lagerung  lässt  eine  Relnxation  nicht  zu.  Vorzüge  sind 
die  stete  Kontrolle  des  Gelenkes,  femer  die  freie  Beweglichkeit  des  Ober- 
körpers. Der  Transport  mit  dem  Brett  lässt  sich  leicht  ausführen.  Die  Dauer 
der  Lagerung  deckt  sich  mit  dem  Tragen  eines  festen  Verbandes,  meist  drei 
bis  vier  Monate,  alsdann  bleiben  die  Patienten  ihrem  Schicksal  überlassen 
und  bringen  durch  Übung  ihr  Bein  allmählich  in  die  normale  Stellung. 


938  Jahr68l>eriebt  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

2.  Coxa  yara. 

1.  Aithoff,  Nenn  F&lle  von  Coxa  vara.    Inaug.Diss.  Kiel  1903. 

2.  Blum,  Die  Coxa  vara  als  BelastungsdeformitAt.   v.  Langenbeeka  Archiv  Bd. LXTI. 
Heft  4. 

3.  Borchard,  Zar  Ätiologie  der  Coxa  vara.    Archiv  für  Orthopädie  Bd.  I. 

4.  Codivilla,  Behandlung  der  Coxa  vara.    (II.  Eongreas  der  deutschen  Geaellaehaftftr 
orthopädische  Chirurgie.) 

4a.  —  Malata  di  coxa  vara  operata  di  osteotomia.     Bnlletino  delle  sciense  medid»  i 
Bologna  1903.  fasc.  10. 

5.  Cohn,    Zur  Coxa  vara  infolge  FrührhachiÜs.     Jahrbuch  fdr  Kinderheilkunde  1901 
Bd.  38.  Heft  3. 

6.  CoTÜle,   Decollement  ^piphysaire  du  col  de  f^mur  simulant  une  coxa  vara  de  IW 
lescence.    Revue  d'orthop.  1903.  Nr.  2. 

7.  *Evans,  A  case  of  coxa  vara  in  a  youth.    Medical  Press  1903.  May  6. 

8.  Froelich,   Beitrag  zur  Ätiologie  der    nicht   symtomatischen  Coxa   vara.    Zeitsdnift 
f.  Orthopädie  1903.  Bd.  12.  132. 

9.  Joachimsthal,  Coxa  vara.    Kongress  der  deutschen  Gesellschaft  f&r  ortbopidii^ 
Chirurgie  1903. 

10.  *Petri,  Über  Coxa  vara.    Diss.    Manchen  1903. 

11.  Reiner,  Über  die  Beziehungen  von  kongenitaler  Coxa  vara  und  kongenitalem F6iw> 
defekt.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1908.  Nr.  27. 

12.  Schanz,  Coxa  vara  —  die  statische  Belastungsdeformität  des  Schenkelhalset.  Zdtr 
Schrift  f.  Orthop.  Bd.  XU. 

13.  *Schoenewald,  Zur  Kasuistik  der  Coxa  vara.    Diss.  Leipzig  1908. 

14.  *Schwartz,   Pr^entation  d'on  malade  atteint  de  coxa  vara  gauche.    BnlL  et  imb. 
de  la  soc.  de  chir.  1903.  Nr.  35. 

15.  *  Verhandlungen  über  Coxa  vara.    Orthop.  Kongress  1903.    Zentralblatt  fUr  Chinnigii 
1903.  Nr.  33. 

An  der  Hand  von  Röntgenbildernpräparaten  und  Krankheitsfalls  be- 
spricht Joachimsthal  (9)  die  Coxa  vara.  Er  unterscheidet  die  kcnigem- 
talen,  die  rachitischen,  die  statischen  Schenkelbalsverbiegangen.  Eongenitak 
Coxa  vara  beobachtete  Joachimsthal  an  einem  5jährigen  Mädchen  nsi 
einem  11jährigen  Knaben.  Das  Röntgenbild  zeigte  einen  langgezogenen,  wsbefi- 
förmig  gestalteten  Kopf,  fast  ohne  Hals.  Als  eine  weniger  typische  Form  be 
zeichnet  er  die  mit  angeborenem  Oberschenkeldefekt  in  Beziehung  steh^ 
Form  der  Coxa  vara  congenita.  Bei  einem  4  jährigen  Knaben  konstatieiU 
Joachimsthal  eine  hochgradige  Coxa  vara,  die  nicht  allein  den  HiiSr 
sondern  auch  das  obere  Femorende  betraf.  Anch  bei  sogen,  intranterina 
Frakturen  beobachtete  Joachimsthal  die  in  dem  letzten  konstatierte V«" 
zögerang  der  Ossifikation  in  dem  abgebogenen  Teil  des  Oberschenkels.  Dk 
rachitischen  Coxa  vara  zeigen  sich  in  einer  Verkleinerung  des  ScbenkeDu^ 
winkeis  oder  in  dem  Herabgleiten  des  Kopfes  in  der  Epiphysenlinie  nnd  nt- 
anlasst  zur  Annahme  einer  Erweichung  in  der  Ossifikationsgrenze. 

Die  statische  Form  der  Coxa  vara  ist  ätiologisch  noch  völlig  dankd. 
Spätrachitis,  Osteomalacie^  Überanspruchung  des  Collum  femoris  werden  als 
Erklärung  angeführt. 

Zum Schluss  bespricht  Joachimsthal  noch  die  bei Osteomalacie,  Osteo- 
myelitis, Ostitis  fibrosa  und  Arthritis  deformans  auftretenden  Verbiegnsga 
des  Schenkelhalses. 

Cohn  (5)  stand  das  Material  des  pathologischen  Museums  zur  Verffigm^ 
Aus  seiner  Untersuchung  zieht  er  den  Schluss,  dass  pathologische  Zustindt 
welche  die  klinische  Erscheinungen  der  Coxa  vara  hervorgerufen  hatten,  seites 
zu  konstatieren    waren.    Messimgen  ergaben  das  seltenere  Vorkommen  ra 


Schnitze,  Yerletzoogen  and  chimrg.  Krankheiten  der  nnteren  ExtremitAt.        939 

höheren  Graden  von  Schenkelhalsverbiegmigen ,  so  von  Yerbiegung  der  Epi- 
zur  Diaphyse.  Jedoch  wurden  leichtere  Abbiegungen  des  Schenkelhalses  nach 
unten,  geringer  Hochstand  des  Troch.  maj.  häufiger  vorgefunden.  Anschliessend 
teilt  Cohn  einen  Fall  mit  dem  typischen  Symptomenkomplex  der  Coxa  vara 
mit  und  zwar  links,  rechts  bestand  eine  einfache  Abwäxtsbiegung  des  Schenkel- 
halses bis  98  Grad. 

ßlum  (2)  konnte  bei  einem  9jährigen  Kinde  durch  Röntgenbild,  Tro- 
chanterhochstand  und  Innenrotation  die  Coxa  vara  auf  eine  übermässige  Be- 
lastung zurückführen,  da  an  der  anderen  Hüfte  eine  tuberkulöse  Coxitis  be- 
bestand. Einer  früher  überstandenen  Rachitis  legt  Blum  keine  Bedeutung 
bei,  sondern  nur  der  durch  die  Coxitis  bedingten  einseitigen  Belastung  der 
Hüfte.  An  vielen  Skeletten  konnte  Blum  denselben  Befund  erheben.  Blum 
hält  die  Coxa  vara  für  eine  statische  Knochenveränderung,  welche  ihre  be- 
günstigenden Entstehungsmomente  findet  in  der  Rachitis,  Ostitis  fibrosa, 
Osteomalacie,  Tuberkulose,  dann  in  der  Wachstumsperiode. 

Borchard  (3)  publiziert  einen  Fall  von  Coxa  vara  nach  Schenkelhals- 
bruch bei  einem  17  jährigen  Mädchen.  Nach  seiner  Ansicht  repräsentieren 
die  Coxa  vara  kein  Krankheitsbild,  sondern  einen  Symptomenkomplex,  be- 
dingt durch  die  verschiedensten  Abweichungen  von  der  normalen  Gestalt. 
Coxa  vara  auf  rachitischer  Basis  glaubt  er  nur  bei  Vorhandensein  von  rachi- 
tischen Symptomen  konstatieren  zu  dürfen.  Alle  im  Bezirk  der  Pars  trochan- 
terica  und  Gelenkpfanne  vorkommenden  Störungen  der  Festigkeit  des  Knochen- 
gefüges  sind  imstande  unter  Einfluss  von  Belastung  das  Bild  der  Coxa  vara 
zu  erzeugen.  Borchard  empfiehlt  konservative  Behandlung  und  nur  in  ex- 
tremen Fällen  bei  hochgradigen  Funktionsstörungen  den  operativen  Eingriff. 

Froehlich  (8)  teilt  die  Coxa  vara  in  zwei  Gruppen,  symptomatische 
und  essentielle. 

Bei  den  symptomatischen  Coxa  vara  zeigt  sich  eine  Knickung  nahe  dem 
Trochanter,  hingegen  bei  den  essentiellen  nahe  am  Kopf.  Somit  unterscheidet 
Froehlich  Coxa  vara  trochanterica  und  Coxa  vara  cervicalis.  In  zwei  Fällen 
konnte  Froehlich  bakteriologisch  Staphylococcus  albus  nachweisen.  Er  ist 
der  Ansicht,  dass  ätiologisch  die  Osteomyelitis  in  Frage  kommt  und  glaubt, 
dass  diese  als  schleichende  Form  auch  bei  Genu  valgum,  bei  Paralyse,  bei 
Skoliose  eine  Rolle  spielen  kann. 

Reiner  (11),  welcher  die  Beziehungen  zwischen  kongenitaler  Coxa  vara 
und  kongenitalem  Femurdefekt  beleuchtet,  weist  darauf  hin,  dass  im  frühen 
Entwickelungsstadium  sogenannte  schwache  Stellen  vorhanden  sind.  Diese 
letzteren  geben,  je  nach  der  Läsion,  Veranlassung  zur  Ausbildung  von  Coxa 
vara,  Femurdefekt  oder  zu  Zwischenstadien.  An  einem  sechsmonatlichen 
Skelett  zeigt  er  eine  Kontinuitätstrennung  mit  Prendarthrosionbildung  der 
Regio  subtrochanterica. 

Schanz  (12)  spricht  über  die  Coxa  vara  als  statische  Belastungsdefor- 
mität des  Schenkelhalses. 

Coville  (6)  beobachtete  bei  einem  12 V« jährigen  Knaben  Coxa  vara. 
Das  Leiden  wird  auf  einen  Unfall  —  Rückstoss  eines  Wagens  —  zurück- 
geführt. Nach  3Vs  Jahren  hatte  sich  Coxa  vara  herausgebildet,  welche  durch 
Böntgenbild  bestätigt. 

Althoff  (1)  teilt  neun  Fälle  mit,  welche  meist  konservativ,  Streckung 
in  Narkose  mit  nachfolgendem  Extensionsverband  und  Thomas  scher  Schiene 
behandelt  wurden,  nur  einer  wurde  osteotomiert.    In  einem  Falle  fand  sich 


940  Jahresbericht  für  Ghimrgie.    II.  Teil 

auf  der  anderen  Seite  ein  Schenkelhalsbmch,  in  einem  weiteren  auf  derselben 
Seite  eine  Tuberknlose  des  Ejiiegelenks,  ein  dritter  Fall  war  kompliziert  mit 
Ischias. 

Codivilla  (4)  bringt  eine  nene  Osteotomie  zur  Behandlung  der  Coia 
Tara.  In  der  Regio  intertrochanterica  zwischen  Kapsel  und  Maskelansatz  iriid 
durchtrennt  und  zwar  mit  krummen  Meissel,  so  dass  eine  bogenförmige  linie 
resultiert,  deren  Konkavität  medianwärts  gelegen  ist. 

Codivilla  zieht  leichte  Abduktion  vor,  sowie  starke  Extension,  er  warnt 
vor  starker  Abduktion. 

Der  Osteotomie  und  des  Traktionsverfahrens  hat  sich  Codivilla  (4ä) 
auch  in  diesem  Falle  von  Coxa  vara  bedient.  Das  Mädchen  wurde  der  Ver- 
sammlung 20  Tage  nach  der  Operation  vorgeführt;  der  Nagel  stak  noch  im 
Fersenbein,  ohne  dass  Patientin  durch  denselben  irgendwie  behelligt  wurde. 
Die  erzielte  Verlängerung  von  3Vt  cm  hat  keinerlei  Beschwerde  hervorgemfen. 

B.  Giani. 

3.  Genu  valgum. 

1.  *v.  Brann,  Über  die  snprakondjUre  Osteotomie  des  Femnr  bei  Genu  valgom  mit 
besonderer  Berttcksichtigang  der  definitiven  Enocheuformen.  v.  Brnnssche  Beitrafe 
1903.  Bd.  40. 

la.  van.  Bessern,  Over  de  behandeling  yon  het  genu  valgum.  Mededeelingen  nit  de 
chirurgische  kliniek  van  Prof.  Narath.    Ned.  Tijdsch.  v.  Geneesk.  I.  pag.  1443. 

2.  *Bucher,  Über  Genu  valgum  und  seine  Behandlung.    Diss.  Heidelberg  1903. 

2a.  Bernabeo,  G.,  Nuovo  proceaso  operativo  per  la  cura  del  ginocchio  valgo.  AUi  delli 
R.  Accad.  med.-chir.  di  Napoli  1903.  Nr.  2. 

3.  *Kirmisson,  Des  causes  de  disparition  de  la  difformit^  constitnant  le  genu  nlfim 
pendant  la  flexi on  du  genou.    Revue  d*orthop.  1903.  Nr.  2. 

4.  Milo,  Eine  Behandlungsmethode  des  doppelseitigen  Genu  valgnm  adolescentiaB. 
D.  Zeitschr.  f.  Orthop.  1903. 

5.  Ombr^danne,  Le  genu  valgum  k  Evolution  d'Ongston.  Revue  d*orthopedie  19(4 
Nr.  2. 

6.  Reiner,  Über  die  unblutige  operative  Epiphysiolysis  zur  Behandlung  des  (jenn  raigan 
adolescentium.    Zeitschrift  für  orthop.  Chirurgie  Bd.  11.  Heft  2. 

7.  Scheffczyk,  Erfolge  der  Osteotomie  bei  Genu  valgum.    Dias.  Breslau  1903. 

Mi  Ig  (4)  gibt  einen  Schraubenapparat  an,  unter  dessen  Einwirkung  bei 
Streckstellung  und  Einwärtsrotation  der  Beine  die  Korrektur  der  X-Beine  er- 
reicht werden  soll.     Das  Resultat  wird  durch  Gipsverband  erhalten. 

Ombredanne  (5)  weist  auf  die  Genua  valga  hin,  welche  osteomyeliti- 
schen Ursprungs  und  dementsprechend  ihre  Vorgeschichte  haben.  Es  soliei 
gerade  bei  diesen  Fällen  hochgradige  Deviationen  vorkommen,  welche  er  oacii 
Ogston  operiert  wissen  will.  Er  kompliziert  die  letztere  Methode  noch 
durch  Entfernung  einer  1  cm  breiten  Knochenplatte. 

Reiner  (6)  empfiehlt  die  unblutige  Epiphjsiolyse  als  prinzipiell  richtig 
Verfahren  für  die  Korrektur  des  Genu  valgum  adolescentium.  Die  lisioD 
der  Epiphyse  heilt  gerade  so  gut,  als  wie  jede  Fraktur,  gute  Repositionen 
vorausgesetzt.  Nach  Reiner  findet  eine  Wachstumsstörung  nur  für  kme 
Zeit  statt.  Mittelst  eines  abgerundeten  Keiles,  welcher  an  die  Epiphysenlini« 
gelegt  wird,  sowie  unter  Gurtfixation,  wird  durch  den  Druck  der  stetig  nnd 
langsam  redressierenden  Hand  die  Trennung  bewirkt.  Bei  den  jüngeren 
Patienten  findet  die  Trennung  an  der  Knorpelgrenze  statt,  bei  den  älteren 
innerhalb  der  Knochenschicht.  Nachbehandlung  bezieht  sich  auf  5 — 7  Wochen 
Fixation,  dann  Massage  etc.  Die  untere  Altersgrenze  ist  8,  die  obere  17  Jahra 


Schultze,  Verletzungen  und  chirnig.  Krankheiten  der  unteren  ExtremitAt        941 

Scheffczyk  (7)  berichtet  über  47  Fälle  von  Genu  valgum  aus  den 
letzten  10  Jahren  der  Breslaner  Klinik.  Behandelt  wurden  76  Genu  valga  mit 
85  Osteotomien. 

van  Bessem  (la)  berichtet  über  87  Fällen  von  Genu  valgum,  die  in 
der  Klinik  zur  Behandlung  kamen.  13  mal  wurde  das  langsame  Redressement 
angewendet,  mittlere  Behandlungsdauer  26  Wochen ;  bei  12  Fällen  wurde  die 
Methode  Mikulicz-Gersuny  geübt;  nach  ungefähr  15  Wochen  waren  die 
Kranken  wieder  arbeitsfähig.  Die  Methode  kam  nur  bei  geringen  Graden 
von  Genu  valgum  zur  Anwendung,  in  zwei  Fällen  wurde  Rezidiv  beobachtet 
(17  Vo). 

Redressement  force  wurde  in  acht  Fällen  vorgenommen. 

Behandlungszeit  ca.  12  Wochen.    Rezidiv  O^/o. 

Die  Verbiegung  war  in  diesen  Fällen  gering. 

Die  Mac  Even  sehe  Osteotomie  wurde  in  49  Fällen  in  Anwendung  ge- 
zogen. Rezidiv  O^/o.  Behandlungsdauer  ca.  11  Wochen.  Zumeist  waren  es 
schwerere  Fälle.  Nur  zweimal  wurde  geringe  Gelenksteifheit  beobachtet. 
Die  Vorteile  dieses  Verfahrens  sind: 

1.  Rezidiv  ist  fast  ganz  ausgeschlossen. 

2.  Die  kurze  Behandlungszeit. 

3.  Die  Einfachheit  des  Operationsverfahrens. 

4.  Die  günstigen  Resultate.  Goedhuis. 
Bernabeo  (2a)  führt  in  der  Höhe  des  Gelenkhöckers  des  Adductor 

femoris  magnus  einen  zugespitzten  Haken,  dicht  am  Femur  vorbei,  durch  die 
ganzen  Weichteile  des  Oberschenkels  hindurch;  auf  der  anderen  Seite  des 
Schenkels  angelangt,  befestigt  er  eine  Gillische  Säge  am  Haken,  zieht  diese 
durch  den  Stichkanal  und  durchsägt  den  ganzen  Knochen.  Mit  der  Säge 
unter  der  Sehne  des  M.  quadriceps  angelangt,  zieht  er  sie  heraus  und  bringt 
das  Glied  in  die  richtige  Stellung.  R.  Giani. 

4.  Genu  recurvatum. 

1.  Delanglade,  Genu  recurvatum  cong^nital.   Anatomie  pathologique.   Deductions  thera- 
peatiques.    Rev.  d'orthop.  1903.  Nr.  3. 

2.  Derocque,   A  propos  d'un  cas  de  genu  recurvatum  congönital.    Rev.  d'orthop.  1903. 
Nr.  1. 

8.   Kirmisson,  Le  genu  recurvatum  cong^nital,  su  pathogenie,  son  traitement.    Revue 
d'orthop.  1908.  Nr.  5. 

Delanglade  (1)  fand  bei  einem  mit  8  Monaten  geborenen  Mädchen 
doppelseitiges  Genu  recurvatum  neben  anderen  Missbildungen,  doppelseitigen 
Klumpfuss,  Hydrocephalus,  Spina  bifida  lumbalis,  durch  deren  Ruptur  das 
Kind  10  Stunden  später  starb.  Die  Tibiaflächen  waren  nach  vom  geschoben. 
Patella  stand  oberhalb  des  unteren  Femürrandes.  Delanglade  fasst  diese 
Fälle  als  inkomplette  Luxationen  des  Knies  auf.  Die  veränderte  Spannung 
der  Extensoren,  der  Flexoren  dient  zur  Unterhaltung  der  Luxation.  Therapie 
besteht  in  Reduktion,  Fixation. 

Derocque  (2)  behandelte  ein  öVa  Monate  altes  Kind  mit  beiderseitigem 
Genu  recurvatum,  welche  seit  der  Geburt  bestanden,  bedingt  durch  eine 
Luxation  des  Unterschenkels  nach  hinten.  Durch  Flexion  und  Extension  er- 
folgte das  Redressement.  Rechts  wurde  normal  anatomisches  Resultat  er- 
reicht, links  wurde  der  Fall  durch  eine  Kondylenfraktur  kompliziert. 


942  Jahresbericht  fOr  Chirurgie,    n.  Teil. 

Kirmisson  (3)  beobachtete  Patellardefekte  bei  einem  beiderseitigBn 
Genu  recairatum.  Die  Entstehung  führt  er,  wie  beim  Klnmpfass,  auf  die 
Verändemngen  der  Form  und  Lage  der  Knochen,  sowie  der  Muskulatur  zorod. 
Therapie  Redression,  Massage. 

5.  Angeborene  Verrenkung  des  Fussgelenks. 

I.  Freiberg,  Congenital  luxation  of  the  ankle.    Annals  of  sorgery  1903.  Octob. 

Freiberg  (1)  beobachtete  bei  einem  2jährigen  Kinde  eine  Verrenkung 
des  Fusses  nach  aussen.  Fibula  war  vorhanden  und  im  unteren  Drittel  sebr 
stark  nach  einwärts  gebogen,  entstanden  durch  amniotischen  Druck.  Ope- 
ration, supramalleoläre  Osteotomie  wurde  abgelehnt. 

Tl.  Plattfuss. 

1.  Engels,   über  den  normalen  Fiua  and  Plattfoas.    Zeitschrift  für  Orthopäd.  Chkm^ 

Bd.  xn. 

2.  Herbold,  Der  funktionelle  Plattfass  mit  besonderer  Berficksichtigung  aeinea  Entsinke» 
dnrch  Trauma.    Deutsche  Zeitschrift  fQr  Chirurgie  Bd.  66.  pag.  336. 

8.  Heusner,  Beitrag  zur  Pathologie  und  Therapie  des  Plattfasses.  Archiv  fttr  Ortb- 
pftdie  etc.  Bd.  I.  Heft  1. 

3a. Heyes i,  £.,  Neue  Methode  der  Behandlung  des  statischen  und  rachitischen  Pbii- 
fusses  mittelst  Sehnenoperationen.  XXXII.  Wanderversammlung  ungarischer  Ärzte  i^ 
Naturforscher.  Sitzung  der  chirurgischen  Sektion  vom  9.  IX.  1903.  Orvoai  HetiUp  ISOI 
Nr.  47. 

8b.  —  Neue  Operationsmethode  des  angeborenen  Klumpfasses  mit  Hilfe  von  Sdmsr 
Verschiebung.  XXXII.  Wand  er -Versammlung  uogarischer  Ärzte  und  Natorforse^ 
Sitzung  der  chirurgischen  Sektion  vom  9.  IX.  1903.  Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  48. 

4.  Hofmann,  Zur  Anatomie  und  Mechanik  des  Platt-  und  Hackenfusses.  Deutsche Z@^ 
Schrift  fttr  Chirurgie  Bd.  67. 

5.  V.  Hovorka,  Supinationsschwäche  bei  Plattfass  und  ihre  Behandlang.  Zeiiaefanft  fe 
orthop.  Chirurgie  Bd.  12. 

6.  Kirmisson  et  Bize,  Contribution  ä  Fanatomie  pathologique  du  pied  plat  Talge 
douloureus. 

7.  Lange,  Neue  Plattfasseinlagen  aus  Zellnloid-Stahldraht  Mttnchener  med.  Wocba- 
schrift  1903.  Nr.  7. 

8.  MQller,  Sehnentransplantation  und  Verhalten  der  Sehnen  beim  Plattfosse.  ZeatnI- 
blatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  2. 

9.  Petersen,  Zum  Mechanismus  des  Plattfasses,    v.  Langenbecks  Archiv  Bd.  6S. 
10.   Spitzy,  Der  Pes  planus.    Orthopftd.  Kongress  1903. 

II.  Vogel,  Einige  neue  Apparate  zur  gewaltsamen  Redresbion  von  FossdefonnitiBeB. 
Zeitschrift  für  orthop.  Chirurgie  Bd.  XII. 

Engels  (1)  hat  in  bestimmter  Anordnung  eine  grosse  Serie  von  Dnrtt- 
leuchtnngen  des  Fusses  und  seiner  einzelnen  Knochen  ansgefohrt,  um  n 
studieren,  was  die  Spongiosastruktur  über  den  Aufbau  des  Fusses  lehren  kasfi. 

Die  Anordnung  der  Spongiosa  im  Fussskelett  zeigt  uns,  dass  das  Foss- 
skelett  ein  kompliziertes  System  geradliniger  Streben  darstellt,  welche  dwck 
Muskel  und  Bänder  der  Fusssohle  in  ihrer  gegenseitigen  Lage  erhalten  werdei. 

Wir  unterscheiden  Haupt-  und  Nebensysteme,  welche  sich  ergänzen.  D» 
vordere  Verstrebung  läuft  in  das  Metatarsusköpfchen  aus,  die  hintere  in  d^ 
Tub.  calcanei. 

Die  vordere  Hauptstrebe  ist  durchweg  geradlinig  und  setzt  sich  ä« 
den  ersten  drei  Metatarsen,  den  Keilbeinen,  Schififbein,  Taluskopf  und  B^ 
zusammen. 


Schultze,  Verletzaugen  und  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremit&t.        943 

Die  vordere  Nebenstrebe  besteht  aus  Metatarsus  IV  und  V,  Würfelbein 
und  Fersenbein  bis  zur  hinteren  Gebfläche. 

Vordere  Haupt-  und  Nebenstrebe  vereint  sind  als  Hohlrinne  angeordnet, 
die  durch  Muskelzug  und  die  konzentrierte  Wirkung  der  Belastung  selbst  zu- 
sammengehalten wird. 

Die  hintere  Strebe  reicht  von  der  Talusrolle  bis  zum  Tub.  calcanei. 
Dieselbe  trifft  mit  der  vorderen  Hauptstrebe  in  der  Talusrolle  zusammen,  mit 
der  Nebenstrebe  direkt  unterhalb  des  hinteren  Galcaneusgelenkes. 

Weiterhin  bespricht  Verf.  den  Aufbau  des  Fusses  durch  das  Ineinander- 
arbeiten  aller  Elemente,  der  Knochen,  Bänder  und  Muskeln.  Zum  Schluss 
beschreibt  Engels  noch  seinen  Apparat,  welcher  zur  gleichmässigen  Auf- 
nahme von  Böntgenbildem  des  Fusses  dienen  soll. 

Hoff  mann  (4)  berichtet  über  die  Knochen  und  Gelenke,  sowie  über 
die  Muskelverhältnisse  beim  Platt-  und  Hakenfuss  und  zwar  auf  Grund  eines 
diesbezüglichen  Sektionsmaterials,  welches  ihm  in  der  Nicoladon  i  sehen  Klinik 
zur  Verfügung  stand. 

Im  Verhalten  der  Muskulatur  zeigt  sich  bei  den  beiden  Fusstypen  ein 
wesentlicher  Unterschied,  am  meisten  in  der  oberflächlichen  Wadenmuskulatur 
und  in  der  Sohlenmuskulatur.  Letztere  ist  histologisch  normal  beim  Haken- 
fuss, hingegen  fettig  degeneriert  beim  hochgradig  ausgebildeten  Plattfuss.  Nico- 
lad oni  hat  die  Wichtigkeit  der  Sohlenmuskulatur  für  die  Erhaltung  des  Fuss- 
gewölbes  betont.  Durch  Lähmung  der  oberen  und  tieferen  Wadenmuskeln 
entsteht  ein  Hohlfuss;  durch  Lähmung  der  Sohlenmuskulatur  und  Erhaltung 
des  Triceps  surae  kommt  es  zum  Einsinken  des  Fussgewölbes. 

Nicoladoni  (Bd.  67  d.  Zeitschr.  f.  Chirurg.)  legte  dem  M.  tibial.  post. 
als  Gewölbe  spannenden  Muskel  eine  grosse  Bedeutung  bei,  konstruierte  seinen 
Operationsplan  in  der  Weise,  dass  er  durch  Spaltung  des  Triceps  surae  dessen 
halbe  Kraft  auf  den  Tibialis  posticus  übertrug.  Diesen  Plan  hat  Nicoladoni 
zugunsten  der  Sohlenmuskulatur  verlassen  und  die  Bedeutung  des  Tibial. 
post.  als  Sohlenspanner  in  .\brede  gestellt. 

Nach  Untersuchung  des  M.  tib.  post.  und  seines  Antagonisten  des  Muse, 
peronaeus  longus  kommt  Ho  ff  mann  zu  dem  Schluss,  dass  eine  Neigung  zur 
Plattfussbildung  durch  Inferiorität  des  Tibial.  postic.  nicht  erhöht  wird. 
^Weiterhin  hat  er  durch  seine  Untersuchungen  bewiesen,  dass  die  Insertion 
der  Sehne  des  Tib.  post.  am  Oscuneiform  UI  und  Metatarsus  III  eine  An- 
einanderpressung  der  Mittelfussknochen  vermittelt,  welche  ein  Einsinken  der 
Fusswölbung  in  transversaler  Richtung  verhindern  muss. 

Die  tiefe  mediale  Längsfurche  sieht  Nicoladoni  als  einen  Ausdruck 
der  gut  funktionierenden  Sohlenmuskulatur  an. 

Herbold  (2)  bespricht  den  funktionellen,  d.  h.  den  erst  beim  Stehen 
oder  beim  belasteten  Stehen  erkennbaren  Valgusfuss.  Er  unterscheidet  zwei 
Gruppen.  Die  erste  umfasst  solche  Fälle,  welche  bei  belastetem  Fusse  neben 
der  Valgität  ein  Einsinken  des  Fussgewölbes  durch  den  Abdruck  erkennen 
lassen;  die  zweite  Gruppe  weist  nur  die  funktionelle  Valgität  auf,  ohne  Ein- 
sinken des  Fussgewölbes.  Durch  einzelne  Krankengeschichten  wird  dann  der 
der  Beweis  geführt,  dass  diese  Zustände  unter  dem  Einfluss  eines  Traumas 
erhebliche  Störungen,  Plattfussbeschwerden  verursachen  können. 

Kirmisson  (6),  welcher  bei  einem  15jährigen  Knaben  mit  doppel- 
seitigem Plattfuss  nach  Ogston  operierte,  konnte  an  dem  gewonnenen  Material 
folgendes   feststellen.    Nur   eine   mit   der   entsprechenden    Gelenkfläche   des 


d44  Jahresbericht  fttr  Ohirargie.    11.  Teil. 

Kahnbeins  artikulierende  Taluspartie  war  verändert,  rötliche  Verfärbung,  An- 
deutung von  Fazettierung.  Mikroskopisch  finden  sich  die  Plattenzell^  der 
oberflächlichen  Knorpelschicht  vermehrt,  starker  abgeplattet,  geschichtet.  Ebenso 
ist  die  Zwischensubstanz  geschichtet  und  abnorm  fibriilär  beschaffen.  Ke 
Rundschicht  ist  vermehrt,  die  Interzellularsubstanz  vermindert,  der  Knochea 
ist  an  den  am  meist  erkrankten  Stellen  rarefiziert  und  das  Mark  injiziert 
Die  Erscheinungen  decken  sich  mit  dem  Bilde  jeder  chronischen  Gelcookeiii- 
Zündung. 

An  der  Hand  von  zahlreichen  Zeichnungen  bespricht  Petersen  (9)  des 
Mechanismus  des  Plattfusses.  Der  Plattfuss  ist  eine  Stellung  des  Fnsses  in 
äusserster  physiologischer  Stellung.  Unter  diesem  Einfluss  kommt  es  zu  ab- 
normen Druck  der  einzelnen  Knochen  aufeinander.  Eine  starke  Fiexionastel- 
lung  im  Talokruralgelenk  kann  durch  Druck  des  hinteren  Schienbeinrandes 
auf  die  hintere  Talusrolle  bis  zur  Knochenwucherung  reizen.  Die  Pes  Flexas- 
Stellung  entwickelt  sich  dadurch,  dass  das  Fersenbein  mit  seinem  vorder» 
Fortsatz  sich  dem  Boden  nähert  und  die  vordere  Fläche  des  Sprungbeiih 
kopfes  mehr  nach  unten  als  nach  vom  sich  wendet.  Durch  Drehung  um  seine 
Längsachse  nähert  sich  die  äussere  Fläche  des  Galcaneus  dem  Malleol.  extern. 
es  bildet  sich  der  Pes  pronatus.  Durch  Überstreckung  im  GhopartscheA 
Gelenk  entsteht  der  Pes  reflexus;  aus  der  Abweichung  des  vorderen  Teiles 
des  Fusses  nach  aussen  entsteht  der  Pes  abductus.  Petersen  bringt  daim 
die  pathologischen  Veränderungen  der  Knochen  und  Bänder  zur  Spradie. 
Dehnung  der  Bänder,  Schwund  oder  Verlängerung  der  Knochen  durch  Drock 
bezw.  Zug.  Die  klinischen  Erscheinungen,  welche  aus  den  anatomischen  Ver- 
änderungen resultieren,  sind  am  intensivsten  da  wo  die  Spitze  des  äusseres 
Knöchels  auf  die  Peroneussehnen  drückt.     Reflexkontraktur. 

In  seiner  Arbeit,  welcher  eine  Summe  klinischer  Beobachtungen,  sowie 
Messungen  von  300  Säuglingsfüssen  und  Gefrierschnitten  von  Neugeboreoee 
und  Erwachsenen  zugrunde  liegt,  stellt  Spitzy  (10)  die  Existenz  des  Pes 
planus  in  Abrede.  Seine  Untersuchungen  haben  ergeben,  dass  zwischen  dsm 
Fusse  des  Neugeboren  und  dem  des  Erwachsenen  ein  arcbitekturischer  Unter- 
schied im  Knochenbau  nicht  besteht.  Spitzy  plaidiert  für  Beseitigung  de 
Nomenklatur  Pes  planus. 

Müller  (8)  pflanzt  zur  Korrektur  des  Plattfusses  die  Sehne  des  Mose 
tib.  ant.  in  einen  Kanal  des  Os  naviculare  und  fixiert  das  nach  oben  vm- 
geschlagene  Ende  der  Sehne  mittelst  Drahtnähte.  Vor  dieser  Operation  macbt 
Müller  die  Tenotomie  der  Achillessehne ;  nach  4 wöchentlichem  Gipsverband 
werden  Gehübungen  etc.  vorgenommen. 

Vogel  (11)  beschreibt  drei  Apparate  zur  Korrektur  des  Pes  vams, 
valgus  und  excavatus.  Mittelst  Schraubenpelotten  erfolgt  das  Redressement, 
während  der  Fuss  in  einfacher  Weise  fixiert  wird. 

V.  Hovorka  (5)  hat  ein  Supinationsbrett  —  zwei  unter  einem  Winkel 
von  160 — 165®  festgefügte  Bretter  —  angegeben,  auf  welchem  die  Patientoi 
ihre  täglichen  Gehübungen  ausführen. 

Heusner  (3)  empfiehlt  für  die  Behandlung  des  kontrakten  Plattfusses 
seine  Spiralschiene,  wodurch  die  Füsse  einwärts  gedreht  und  in  Supinations- 
stellung  gebracht  werden.  In  die  Tagesschuhe  werden  Plattfusseinlagen  aus 
Aluminium  gelegt. 

Lange  (7)  empfiehlt  eine  neue  Plattfusseinlage.  Die  nach  dem  Gips- 
abguss  gearbeitete  Einlage  muss  leicht,  haltbar  und  billig  sein.   Da  bei  zirka 


Schnitze,  Yerletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        945 

20^/0  der  Patienten  die  Einlage  nicht  passt,  so  müssen  sich  am  Gewölbeteil 
Änderungen  yomehmen  lassen,  sei  es,  dass  erhöht  oder  erniedrigt  wird.  An 
der  Aussenseite  ist  die  Einlage  etwas  umgebogen  und  hat  eine  schiefe  Ebene 
von  innen  nach  aussen  zur  Bekämpfung  der  Yalgusstellung.  Die  Einlage  ist 
aus  Quer-  und  Längsgurten,  Zelluloid  und  Stahldraht  angefertigt.  Bei  1500 
Patienten  konnte  nur  2°/o  Misserfolg  konstatiert  werden. 

Hevesi  (3  a)  operiert  bei  schweren  Plattfüssen  folgendermassen. 
Nach  gewaltsamer  Bedression  des  Fusses  wird  in  einer  Sitzung  die 
Achillessehne  plastisch  verlängert,  zugleich  der  M.  tibialis  posticus  stark  ver- 
kürzt; letzterer  wird  noch  durch  einen  abgespaltenen  Teil  der  Soleussehne 
verstärkt.  Im  zweiten  Abschnitte  der  Operation  wird  die  Sehne  des  Muse, 
tibialis  anticus  transostal  nach  E.  Müller  auf  die  Plantarseite  des  Os  navi- 
cnlare  verlagert,  nebstbei  diese  Sehne  durch  Verpflanzung  des  M.  extensor 
hallncis  longus  verstärkt;  den  peripheren  Sehnenabschnitt  des  letzteren  im- 
plantiert Hevesi  in  den  M.  extensor  digitorum  communis. 

Hevesis  Methode  beruht  auf  der  Ausschaltung  schädlich  wirkender 
Muskelfunktionen  und  bestmöglichsten  Ausnützung  der  zweckentsprechenden; 
er  erprobte  sie  in  vier  Fällen  schwersten  Plattfusses  und  erreichte  in  2— 3 
Monaten  stets  ein  sehr  gutes  Besultat.  Dollinger  (Budapest). 

Hevesi  (3b)  erreicht  die  Korrektur  des  angeborenen  Klumpfusses  da- 
durch, dass  er  den  M.  peronaeus  brevis  vor  den  äusseren  Knöchel  luxiert,' 
ihn  dann  verkürzt,  event.  noch  durch  den  M.  peronaeus  longus  verstärkt. 

Als  Vorteile  seiner  Methode  betont  Hevesi  die  kurze,  kaum  zwei  Mo- 
nate in  Anspruch  nehmende  Dauer  der  Behandlung  und  den  Wegfall  jedweder 
orthopädischen  Nachbehandlung;  auch  Rezidive  sollen  nicht  vorkommen. 

Dollinger  (Budapest). 

TII.  Klumpfoss,  Hohlfuss,  Spitcfuss. 

1.  Frommhols,  Zur  Oeschichte  der  Taraektomie  beim  Elompfass.  Diasert  Würz- 
borg  1908. 

2.  Keller,  Zar  Ätiologie  angebomer  Klampfftsse  und  Gtolenkkontraktaren.  Archiv  fOr 
Gynäkol.  Bd.  67.  Heft  2. 

3.  Wolff,  Über  die  Ursachen,  das  Wesen  nnd  die  Behandlnng  des  Klompfnsses.  Berlin 
1903.    A.  Uirschwald. 

4.  EirmisBon,  D^viations  des  pieds  en  varas,  avec  chevanchement  des  orteils  et  ulc^- 
rations  tropbiqnes,  consöcntives  k  un  traumatisme  ancien  du  rachis.  Revue  de  ortho- 
pMie  1908.  Nr.  6. 

5.  Mayer,  E.,  Zar  Redression  des  angeborenen  Klompfusses  bei  Erwachsenen.  Zeit- 
schrift f.  orthop.  Chir.  Bd.  XIL 

6.  *ye8lin,  Pied  bot  varus  ^qain  cong^nital  chez  ane  fillette  de  7  ans.  Rev.  d.  orthop. 
1903.  Nr.  3. 

7.  Broca,  Indications  gän^rales  du  tractement  dans  le  pied  bot  vams-^qain  cong^nital. 
Gazette  des  höpitaax  1903.  Nr.  49. 

8.  Valpias,  Die  Behandlang  des  Elampfasses.    Archiv  f.  Orthop.  Bd.  I. 

9.  Heusner,  Demonstration  neuer  Apparate  zar  Behandlang  des  Klampfasses.  Zeit- 
schrift f.  orthop.  Chir.  Bd.  XII. 

10.  Gerson,  Apparat  zar  Mobilisierung  des  Hüftgelenkes  and  zur  Behandlang  vonKlump- 
und  Plattffissen.    Deutsche  Zeitschrift  fttr  orüiop.  Chir.  Bd.  XII.  8. 

10a.  Ghillini,  C,  Trattamento  del  piede  torto.  BoUettino  delie  sc.  med.  di  Bologna  1908. 
fasc.  10. 

11.  V.  Oettingen,  Zur  Yerbandstechnik  der  KlumpfOsse  Neugeborener.  32.  Chirurgen- 
Eongress  1903.  Beriin. 

12.  Ghillini,  Die  Behandlung  des  Elumpfusses.  Deutsche  Zeitschrift  f.  orthop.  Chirargie 
Bd.  XII.  3. 

Jahresbericht  fQr  Ghimrgio  1903.  60 


94G  JAhresbericbt  fAr  Chirurgie.    11.  Teil. 

13.  Laaensteip,  Za  Ogstons  Operation  des  rebellischen  Klampfdsses.  ZentrmlbUtt  fiOr 
Chirurgie  Nr.  89. 

14.  y.  Fried lä oder,  Beitrag  zur  operatiyen  Behandlung  des  Elunipfasses  und  des  Flatt- 
fnsses.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1908.  Nr.  40. 

15.  *Little,  Fhelps  Operation  for  Clnmbfoot.    British  medical  Journal  1903.  Oct.  17. 

16.  Lucas-Championnidre,  Double  pied  bot  congenital  chez  un  homme  de  TingtUt 
ans,  parablation  de  tour  les  os  du  tarsi.  Deformation  extreme  en  Tams.  Marcbe  ex- 
cellente.    Moules  et  radiographies.    Importance  de  Fablation  parielle  du  caicaneonu 

17.  Guyot,  Pied-bot  congdnital  trait4  sans  rösoltat  par  taraodasie ;  deform aüon  de  rastn- 
gale  et  du  scaphoide.    Journal  de  m^.  de  Bordeaux  1908.  Nr.  40. 

18.  —  Pied-bot  ^quin  par  hömiphl^gie  spasmodique;  tenotomie  et  redreasement  sous  thlon- 
forme;  rteuitat  functionnel  persistant    Journal  de  möd.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  40. 

19.  Heusner,  Über  die  Entstehung  und  Behandlung  des  Hohlfassea.  Archiv  f&r  klii. 
Chirurgie  Bd.  69. 

20.  *Herbold,  Hysterischer  Spitzfuss  nach  Trauma.  Monatsschrift  für  Unfallheüknade 
1903.  Nr.  5. 

21.  ^Teayne,  Ober  Pes  calcaneus.    Diss.  Berlin  1903. 

Broca  (7)  nimmt  in  der  Klumpfasstherapie  einen  etwas  abweichendai 
Standpunkt  ein.  Verfasser  empfiehlt  die  Behandlung  des  Neugeborenen  t<»i 
ersten  Tage  an,  in  mindestens  drei  Sitzungen  pro  Woche.  Zuerst  Redressement 
der  Adduktion,  Fixation  durch  Wickelung  mit  Flanellbinden;  nach  einigen 
Wochen  offene  Tenotomie  der  Achillessehne.  Führt  diese  Methode  nicht  zxm 
Ziel,  so  verwendet  er  bis  zum  3.  Lebensjahr  das  modellierende  Redressement 
nach  Lorenz.  Später  macht  er  die  Tarsektomie  oder  Resektion  der  Gelesk- 
köpfe  des  Talus  und  Calcaneus.  Phelps  Methode  verwirft  er  als  ungenügend, 
er  zieht  die  erwähnten  Methoden  dem  unblutigen  Verfahren  vor,  weil  er  damit 
schneller  zum  Ziele  zu  kommen  glaubt. 

Frommholz  (1)  gibt  eine  geschichtliche  Darstellung  der  Tarsektomie 
und  schildert  im  Anschluss  daran  seine  Leidensgeschichte  als  doppelseitiger 
Klumpfusspatient.  Im  ersten  Lebensjahr  von  Langenbeck  mit  Achillo- 
tenotomie  Redressement  und  Gipsverband  behandelt.  Ln  7^/2  Lebensjahr  — 
Rezidiv,  bedingt  durch  nicht  zweckmässig  angefertigte  Schuhe  —  wurde  durch 
Schönborn  links  mittelst  Heftpilasterverband,  Massage  imd  redressierende 
Übungen  Besserung  erzielt,  rechts  Keilosteotomie  ohne  Erfolg,  weshalb  Talns- 
exstirpation  und  Resektion  der  Spitze  des  Mall.  ext.  angeschlossen  wurde. 
Hierdurch  wurde  rechts  Heilung  erzielt,  hingegen  musste  links  im  Alter  von 
22  Jahren  durch  Wolff  eine  subkutane  Trennung  der  Achillessehne  jwA 
Plantarfaszie  vorgenommen  werden.  Links  gutes  Resultat,  rechts  Verkürzmig 
des  Fusses,  beim  Gehen  auffallend. 

Heusner  (19)  nimmt  für  die  Entstehung  des  Hohlfusses  auch  die  von 
ihm  aufgestellte  Theorie  über  die  Entstehung  des  Klumpfusses  an.  Einen 
hartnäckigen  Hohlfuss  konnte  Heusner  durch  die  von  ihm  angegebenen 
Ringhebel  korrigieren.  Zur  Nachbehandlung  benutzte  er  einen  Redressions- 
apparat,  bestehend  aus  b;*eitem  Lederriemen  und  Eisenplatte,  welch  ersterer 
über  den  Spann  laufend,  die  Korrektur  besorgte.  Fussform  war  in  einigen 
Wochen  normal. 

Keller  (2)  beschreibt  einen  Fall  von  angeborenen  Klumpfüssen  mit 
Ankylosen  beider  Hüftgelenke,  welchen  er  als  intrauterine  Belastungsdeformität 
deutet  und  auf  abnormen  Fruchtwassermangel  zurückführt 

Kirmisson  (4)  beobachtete  bei  einer  54jährigen  Frau,  im  Anschlug 
an  ein  vor  17  Jahren  passiertes  Trauma  der  Wirbelsäule  —  Sturz  auf  ein 
Eisengitter  aus  beträchtlicher  Höhe  — ,  trophische  Störungen  und  Ulzerationen 


Sehaltze,  Verletzungeo  und  ohirarg.  Krankheifen  der  unteren  Extremitftt.         947 

n  den  Füssen,  doppelseitige  Klumpfassstellung  sowie  Deviationen  der  Zehen 
is  zur  Luxation.  Diese  erwähnten  pathologischen  Zustände  entwickelten  sich 
rst  10  Jahre  nach  dem  Unfall. 

Wolff  (3)  bespricht  in  den  ersten  drei  Abschnitten  seiner  durch 
oachimsthal  publizierten  Arbeit  die  funktionelle  Pathogenese  der  De- 
ormitaten  auf  Grund  des  Transformationsgesetzes.  Der  vierte  Abschnitt 
wandelt  von  der  funktionellen  Orthopädie  des  Klumpfusses.  Verfasser  wider- 
egt  andere  Autoren  (Kocher,  Volkmann,  Lorenz,  Hoffa)  und  be- 
Echreibt  seine  Methode  des  Etappenredressement. 

In  der  Arbeit  bringt  Vulpius  (8)  ein  Referat  vom  Madrider  inter- 
lationalen  Kongress.  Der  Verf.  behandelt  sowohl  den  angeborenen  als  para- 
ytisclien  Klumpfnss.  Der  angeborene  Klumpfuss  soll  im  zweiten  Lebensmonat 
3ebaiidelt  werden  und  mit  täglichem  Redressement ,  sowie  redressierender 
Planellbinde;  im  vierten  Monat  vollendet  das  Lorenz  sehe  Redressement  die 
B[orrektur.  Nur  wenn  letzteres  Verfahren  versagt,  ist  ein  operativer  Eingriff 
indiziert.    Der  primäre  blutige  Eingriff  ist  ein  Kunstfehler. 

Beim  paralytischen  EJumpfuss  handelt  es  sich  1.  um  Behandlung  der 
Deformität,  2.  um  Behandlung  der  Lähmung.  Die  Deformität  wird  durch  das 
modellierende  Redressement  beseitigt,  die  Lähmung  wird  durch  Transplantation 
bekämpft  und  zwar  erreicht  man  dadurch  eine  günstige  Mittelstellung  — 
tendinöse  Fixation  —  oder  auch  eine  aktive  Beweglichkeit.  Da  wo  sämtliche 
Muskeln  gelähmt  sind,  ist  die  Athrodese  indiziert. 

Schienenhülsenapparate  werden  in  den  Fällen,  welche  eine  andere  Be- 
handlung nicht  gestatten,  appliziert. 

Mayer  (5)  hat  einen  50  jährigen  Patienten  mit  linksseitigem  Klumpfuss 
mit  Erfolg  korrigiert,  teils  manuell,  teils  mit  dem  Osteoklasten  und  mittelst 
Tenotomien. 

Lauenstein  (13)  hat  in  drei  Fällen  : —  im  Alter  von  6  Monaten, 
1  Jahre  und  2^2  Jahren  —  nach  Ogston  operiert  durch  Entfernung  der 
Knochenkeme  aus  den  einzelnen  Fusswurzelknochen.  Lauenstein  betont 
die  aus  dieser  Operation  resultierende  leichte  Modellierfähigkeit  des  Fusses. 
Lucas-Championniere  (16)  korrigierte  einen  doppelseitigen  hoch- 
gradigen Klumpfuss  durch  Resektion  des  Tarsus. 

Guyot  (17),  welcher  bei  einem  6  jährigen  Kinde  V/2  Jahre  lang  blutiges 
Redressement  mit  ca.  12  Sitzungen  erfolglos  ausführte,  korrigierte  dann  blutig 
durch  Ezstirpation  des  Talus  und  Os  scaphoideum. 

Guyot  (18)  korrigierte  bei  einem  12jährigen  Knaben  mit  paralytischem 
Klumpfuss  mittelst  Achillotenotomie  und  Redressement. 

Ghillini  (12)  ist  radikaler  Anhänger  der  Phelpssahen  Methode.  Er 
beginnt  kurz  nach  der  Geburt  mit  redressierenden  Manipulationen.  Kommt 
er  nicht  zum  Ziel,  so  operiert  er  schon  im  ersten  Lebensjahr  nach  Phelps. 
Operationen  am  Knochen  weist  er  in  engste  Grenzen  zurück.  Die  unblutige 
Methode  wird  von  Ghillini  nicht  geschätzt.  Er  nimmt  einen  sehr  ein- 
seitigen Standpunkt  ein,  welcher  seinen  eigenen  Worten  zu  entnehmen:  ;,Ich 
gestehe,  dass  ich  Osteoklasten  noch  nie  angewandt,  da  ich  den  Gebrauch  der 
Hände  vorziehe  und  im  negativen  Falle  die  blutige  Methode  anwende.*^ 
(Ghillini  wird  sicherlich  ein  Anhänger  des  Osteoklasten,  sobald  er  gelernt 
hat  mit  demselben  zu  arbeiten.  Zweifellos  wird  sein  gegenwärtiger  Stand- 
punkt in  Fachkreisen  berechtigterweise  eine  scharfe  Kritik  erfahren.    Ref.) 

60* 


948  Jahresbericht  ftlr  Chimrgie.    II.  Teil. 

von  Friedländer  (14)  hat  einen  hartnäckigen  Elumpfoss 
operiert.  Mittelst  Bogenschnitt  legt  er  das  Talocalcaneusgelenk  frei,  meissek 
den  Talnskonvex,  den  Calcaneus  konkav  aus,  so  dass  ein  Kugelgelenk  m 
grossem  Badius  entsteht.  Durchschneidung  sämtlicher  Bänder  am  Chopart- 
sehen  Gelenk  unterstützt  die  Korrektur.  Dies  Verfahren  auch  auf  scbrert 
Plattfussformen  anzuwenden,  schlägt  Verf.  vor. 

Im  Anschluss  an  die  Besprechung  der  Mechanik  des  angeborenen  Elonp- 
fusses  weist  von  Öttingen  (11)  auf  die  Innenrotation  hin,  welche  im  Knie- 
gelenk zu  suchen  ist.  Da  die  Rotation  im  Kniegelenk  nur  in  FlexionssteDmig 
ausgeführt  werden  kann,  verlangt  von  Öttingen  Redressement  und  Fixatk 
in  rechtwinkeliger  Stellung  des  Kniegelenkes.  Zu  diesem  benutzt  er  die 
Heusnermasse  mit  einer  haarigen  Köperbinde.  Bei  rechtwinkeliger  Stdhni; 
des  Kniegelenkes  wird  der  Vorderfuss  durch  Bindenzügel  in  der  AbduktioD 
überkorrigiert.     Gips,  Apparate,  Tenotomie  kommen  in  Wegfall. 

Heusner  (9)  demonstriert  verschiedene  Hebel,  welche  für  die  EorrebGr 
des  Klumpfusses  von  grossem  Werte  sind.  Es  sind  lange  Hebel  mit  Ösen 
für  Einstellung  des  Fusses,  welche  starke  Gewalt  auszuüben  gestatten. 

Gerson  (10)  beschreibt  einen  einfachen  nach  Zander schem  Pnmip 
konstruierten  Widerstandsapparat.  Die  für  den  Fuss  bestimmte  Tretfläde 
kann  für  Platt-  und  Klumpfüsse  in  Adduktion  resp.  Abduktion  geet^ 
werden. 

In  dieser  Arbeit,  die  Ghillini  (10a)  auf  dem  XIV.  int-emat.  medim 
Kongress  in  Madrid  verlas,  bespricht  er  die  verschiedenen  bei  Klumpfass  u- 
gewendeten  Behandlungsmethoden.  R.  GianL 

8.  Hallux  valgus. 

1.  A  i  e  V  o  l  i ,  R.,  Nota  complementare  bvl  la  patogenesi  statico-meccaiiica  deli'  Hallux  Talgis. 
Archivio  di  ortopedia  1902—08. 

2.  *Balace8ca,   Ein  Fall  von  symmetrischer  Hallux  valgaa.    In  Bevista  de  chinii|ieL 
Nr.  8.  p.  128  (mit  2  Photographien  und  1  Radiographie)  1903  (rumänisch). 

3.  *Gotterill,  The  pathology  of  Hailax  rigidus.    Brit.  med.  Joum.  Nr.  28. 

4.  Röpke,  Über  Hallux  valgus.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie.  Bd.  71.  1903. 

5.  Thomas,  The  treaünent  of  Hallux  valgus,  or  hammertoe.   Med.  Presse  1903.  Mas.i 

6.  *Tubby,  The  pathology  and  treatment  of  Hallux  rigidus,  Hallux  flexus  aod  Haliix 
extensus.    Brit.  med.  joum.  1903.  Oct.  17. 

Röpke  (4)  schildert  die  pathologisch-anatomischen  Veränderangente 
Gelenkes,  die  mediane  Abweichung  des  Metatarsus  I  und  Rotation  der  gro^a 
Zehe  und  des  zugehörigen  Metatarsen  nach  aussen.  Therapie  besteht  in  Be- 
sektion  des  prominierenden  Eopfteils  in  der  Längsrichtung  und  keilförmiger 
Resektion  des  Metatarsus  mit  medialer  Basis. 

Während  Thomas  (5)  den  Hallux  valgus  mit  der  keilförmigen  Exzion 
des  Metatarsus  behandelt,  empfiehlt  er  für  die  Hammersche  seinen  ^Tonuto 
Splint^  aus  Aluminium,  Zelluloid  oder  anderem  Material  gefertigt. 

Schon  im  Jahre  1895  hat  Aievoli  (1)  diese  Läsion  vom  patbog^^^ 
tischen  Gesichtspunkte  aus  studiert  und  die  vielfältigen  Daten  gesanmielt,  die 
ihn  zu  der  Behauptung  veranlassten:  der  Hallux  valgus  habe  eine 
statisch-mechanische  Pathogenese.  Drei  Jahre  später  konnte  & 
durch  neue  Studien  diese  Deutung  bestätigen  und  sah  dann  den  G^enstand 
in  durchaus  autonomischer  Weise  von  He  üb  ach,  aus  der  Roseschen  Schale, 
behandelt.  —  Gelegentlich  einer  neuen  Publikation  von  Griffith  über  die 


Schnitze,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  unteren  Eztremitftt.        949 

normale  Stellung  des  Hallux  nahm  er  nun  seine  Studien  wieder  auf.  Die 
anatomischen  Untersuchungen  Griffiths  führen,  obgleich  auf  anderem  Wege, 
zur  klaren  Bestätigung  der  statisch-mechanischen  Verhältnisse,  auf  denen  die 
Valgusstellung  der  ersten  Zehe  beruht.  Verf.  besteht  deshalb  auf  seiner  An- 
schauung, dass  die  Valgusstellung,  je  nach  den  individuellen 
statischen  Verhältnissen  und  der  Art  und  Weise,  wie  sich  der 
Fuss  und  die  untere  Extremität  überhaupt  den  Belastungs- 
gesetzen mechanisch  anpasst,  statischen  Anforderungen  und 
der  Muskelmechanik  entspricht.  Diese  neue  Anschauung  finde  immer 
mehr  Anklang.  So  stellt  Mauclaier  sie  unter  die  jetzt  vorherrschenden, 
und  Sheldon  bringt  neue  Beweise  herbei,  auf  Grund  deren  er  die  arthri tische 
Pathogenese  des  Halhis  valgus  verwirft  und  die  mechanische  gelten  lässt. 

R.  Giani. 
8.  Rachitische  Deformitfiten, 

1.  Eoelliker,  Osteotomie  und  Osteoklase  bei  rachitischen  Deformit&ten  der  unteren 
Extremitftt.    Aroh.  f.  klin.  Ghir.  Bd.  69. 

2.  Ssemenow,  ,,Zar  Frage  von  der  Behandlung  der  Gleuna  valga  und  vara  mit  Hilfe 
der  J.  Wo  Iff sehen  Etappenverbftnde."    Russki  Wratsch.  Nr.  20  u.  21.  1903. 

Koelliker  (1)  führte  60  Operationen  an  der  unteren  Extremität  aus, 
47  Osteotomien,  13  Osteoklasten.  Bei  rachitischen  Kurvaturen  der  Tibia  im 
unteren  Drittel  mit  vorderer  Konvexität  wird  stets  die  Keilosteotomie  gewählt. 
Bei  Kindern  werden  einfachere  Behandlungsmethoden  vorausgeschickt,  die  Ope- 
ration bildet  die  Ausnahme,  und  zwar  meist  nie  vor  dem  fünften  Lebensjahr. 
Bei  Osteotomie  des  Oberschenkels  benutzt  Koelliker  die  von  ihm  angege- 
benen Schutzhebel,  welche  sich  nicht  ins  Fleisch  hineinbohren,  bei  Osteotomie 
des  Unterschenkels  macht  er  Querschnitt  ins  Periost.  Die  Osteoklase,  welche 
stets  versucht,  wird  entweder  manuell  oder  mittelst  des  Osteoklasten  ausgeführt. 

Ssemenow  (2).  Im  Laufe  von  acht  Jahren  (1894 — 1902)  wurden  im 
Petersburger  Obuchow-Hospital  38  Fälle  von  Verkrümmungen  der  unteren 
Extremitäten,  darunter  25  Genua  valga,  6  Genua  vara  und  7  Fälle  von  ver- 
schiedenen Difformitäten,  mit  Etappenverbänden  behandelt.  Die  Patienten 
standen  im  Alter  von  13 — 18  Jahren.  Die  Erfolge  waren  nach  Ssemenow 
sehr  gute.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

9.  Kongenitale  Defekte. 

L  *  Engel,  Ober  kongenitale  Anlcylosen  an  den  Gelenken  der  Hände  und  Ffisse.   Bissert. 

Berlin  1902. 
2.   *F  o  s  t  e  r ,  Zur  Kenntnis  der  Hemmangsmissbildungen  der  unteren  Körperhftlfte.    Dissert. 

Freiburg  1908.  ' 

8.  Haberer,  Ein  Fall  von  Polydaktylie  des  Fasses.    Wiener  klinische  Wochenschrift. 

Nr.  20.  1903. 

4.  Hain,  Über  angeborenen  Mangel  der  Fibula.    Archiv  f.  Orthop.  etc.  1903.  Bd.  1. 

5.  Joachimsthal,  Angeborener  Oberschenkeldefekt  und  Coxa  vara.  Freie  chirurgische 
Yereinigung.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  9. 

6.  Most,  Ein  Fall  von  kongenitalen  Bildungsanomalien :  Intrauterine  Belastungsdeformi- 
tftteo  der  unteren  Extremitftt.  Anonychia  und  Onycha  trophia  congenita.  Allgemeine 
Zentralzeitung  1903.  Nr.  8. 

7.  *Nolte,  Ein  Fall  von  kongenitalem  totalen  Tibiadefekt    Dissert.  Leipzig  1903. 

8.  *  Schmidt,  Fehlerhafte  Eeimanlage  als  Entstehungsursache  angeborener  Fuss-,  Hand- 
und  Schftdelmissbildungen,  insbesondere  des  Klnmpfusses  und  des  Schr&gkopfes.  Zeit- 
schrift f.  Orthop.  1903.  Bd.  XU. 

9.  *Wanner,  Amputation  cong^nitale  par  le  cordon  et  enroulement  du  cordon.  Revue 
m^icale  de  la  Suisse  romande  1903.  Nr.  8. 


950  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

Most  (6)  demonstriert  ein  neun  Wochen  altes  Kind  mit  linksseitigem 
Klnmpfuss,  dessen  Unterschenkel  stark  nach  innen  rotiert  ist  und  im  Knie- 
gelenk und  Hüftgelenk  kontrahiert  ist.  Patella  fehlt.  Rechts  besteht  Pcs 
calcaneus  valgns  mit  einem  um  90^  nach  aussen  rotierten  Unterschenkel,  Eoih 
traktur  des  Knie-  und  Hüftgelenks,  Defekt  der  Patella.  An  den  Fässeo 
normale  Nägel,  hingegen  an  den  Händen  Anonychie  und  OnychatropUe. 
Letztere  Anomalien  bestanden  bei  den  4  Greschwistem,  ebenso  beim  Vater 
des  Kindes,  dessen  5  Brüder  und  Mutter. 

Hab  er  er  (3)  demonstriert  an  einem  17  jährigen  Menschen  einen  Fas 
mit  8  Zehen.  Die  4  äusseren  Zehen  waren  normal,  die  nächste  hatte  einen 
gemeinschaftlichen  Metatarsus  mit  2  vollständig  ausgebildeten  Zehen. 

Die  letzte  median  gelegene  Zehe  trägt  eine  Endphalanz  mit  zwei  toU- 
ständig  getrennten  Nägeln. 

Joachimsthal  (5)  zeigt  ein  Kind  mit  hochgradiger  Verkürzung  da 
Oberschenkels,  welcher  anfangs  als  Oberschenkeldefekt  diagnostiziert  wurde. 
Die  wiederholten  Kontrolluntersuchungen  durch  Röntgenstrahlen  ergeben,  das 
eine  fortschreitende  Ossifikation  der  Diaphyse  eingetreten  war,  welche  in 
Sinne  der  Coza  vara  verkrümmt  war. 

Haim  (4)  beschreibt  einen  Fall  mit  Totaldefekt  der  Fibula  und  Defekt 
des  vorderen  Anteils  vom  Calcaneus,  femer  das  Os  cuboides,  das  Os  cand- 
forme  HI  und  die  ganze  5.  Zehe.  Ätiologisch  führt  Verfasser  den  Defd:t 
auf  mangelhafte  Keimanlage  zurück. 

10.  Essentielle  Paralyse  (Sehnenplastiken). 

1.  *Biera8t,  Zar  Kasuistik  der  Sehnentransplantation  bei  Einderl&hmangen  und  Üb- 
mungsdeformit&ten.    Dissert.  Berlin  1908. 

2.  CodiTÜla,  Meine  £rfahnmgen  über  Sehnen  Verpflanzungen.   Zeitachr,  f.  Orthop.  IMl 

Bd.  xn. 

8.  Jones,  Certain  Frindples  and  methodes  in  the  snrgeiy  of  the  Paralysea  of  chfldnL 
The  Lancet  14.  Febr.  1908. 

4.  *  —  The  treatment  of  infantile  spastic  paralysis.    Annais  of  sorgery  1908.  MaicL 

5.  Tubby,  Advances  in  the  treatment  of  paralytie  Deformities.    The  Lancet  Manch  2Sl 
1908. 

Tubby  (5)  behandelt  in  einem  kurzen  Aufsatz  die  Fortschritte  in  der 
Behandlung  der  paralytischen  Deformitäten,  die  Sehnen-Muskelplastik,  die 
Athrodese,  sowie  die  Nervenplastik. 

Codivilla  (2)  hat  260  Operationen  an  160  Fällen  vorgenommen.  Xad 
üblicher  Prüfung  der  Funktionen  wird  erst  die  Beseitigung  der  Deformitit 
ajX  unblutigem  Wege  ausgeführt,  später  folgt  die  Sehnenplantation.  Codi- 
yilla  weist  auf  die  Änderungen  der  Muskelfunktion  hin,  welche  durch  Ab- 
lenkung des  normalen  Sehnenverlaufs  erreicht  werden  kann.  Sehnenrerlänge- 
rungen  sucht  er  auf  funktionellem  Wege  zu  erstreben,  Verkürzungen  erreicht 
er  durch  schiefe  Trennung  und  Naht. 

Jones  (3)  bespricht  die  Sehnenplastik  und  Athrodese  bei  der  akutea 
infantilen  Paralyse  und  im  Anschluss  daran  die  spastische  Cerebralparalrse 
mit  ihren  einzelnen  Typen  sowie  deren  operative  Behandlung,  verbunden  mit 
mechanischen  Übungen  und  Massage. 


Borchard,  Verletzimgen  und  chimrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremit&t.        d51 

Yerletznngen  der  Knochen  nnd  Gelenke  der  nnteren  Extremität. 

Referent:  A.  Borchard,  Posen. 
!•  AUgememes  über  Frakturen  und  Luxationen   der  unteren  Extremität. 

1.  Blecher,  Satteltaschenschienen  für  Oher-  und  Unterschenkelbrüche.  Deutsche  militAr- 
ärztliche  Zeitschrift  1903.  Heft  8. 

2.  Codi  Villa,  Come  si  possa  rendere  efficases  follerata  una  forte  trazione  applicata  all' 
arte  inferiore.    Memorie  Chirurg,  publ.  in  onore  di  Bottini.  Palermo  1903. 

3     Bollinger,  Die  Behandlung  der  Oberschenkel-  und  Oberarmfrakturen  Neugeborener 
und  kleiner  Kinder.    Deutsche  Zeitschrift  fttr  Chirurgie.  Bd.  65. 

4.  Lossen,  Ein  einfacher  Gehstfltzapparat.  Mflncbener  medizinische  Wochenschrift  1903. 
Nr.  35. 

5.  Rossi,  La  cura  de  amhulatoria  delle  fratture  delP  arto  inferiore.    La  clinica  chirurg. 
Nr.  7.  1903. 

6.  Rotgans»  Fractuurbehandeling.    Oenootschap  ter  bevorderiog  der  Natuur-Genees-  en 
Heelkunde.    Nederl.  Tijdschr.  voor  Geneesk.  I.  p.  1263. 

Blecher  (1)  hat  sich  zwei  Aussenschienen  von  etwas  leichterer  Aus- 
führung wie  eine  Binde  aufrollen  lassen.  Die  eine  Bolle  ist  8  cm  hoch,  hat 
einen  Umfang  von  23  cm  und  wiegt  200  g.  Die  andere  hat  eine  Höhe  von 
10  cm,  einen  Umfang  von  26  cm  und  ein  Gewicht  von  250  g.  Beide  Schienen 
lassen  sich  bequem  in  einer  Satteltasche  unterbringen.  Die  erste  Schiene  ist 
85  cm,  die  andere  130  cm  lang.  Die  Schienen  können  3— 4mal  gebraucht 
werden.     Der  Preis  der  Schiene  beläuft  sich  auf  60—45  Pfennig. 

Die  gewöhnlichen  Traktionsapparate,  darunter  die  Gewichtstraktion, 
sind  unzweckmässig,  weil  bei  ihnen  viel  von  der  angewendeten  Kraft  verloren 
geht.  Codivilla  (2)  wendet  eine  Methode  an,  die  sehr  zweckmässig  ist  und 
die  ihm  schon  in  mehreren  Fällen  von  deformem  Femurkallus  gute  Resultate 
gegeben  hat.  Um  den  Druck  zu  verhüten,  den  ein  Gipsapparat  auf  den  Fuss 
ausüben  kann,  lässt  er  diesen  frei  und  überträgt  die  Kraft  mittelst  eines 
durch  das  Fersenbein  hindurchgeführten  Nagels  direkt  auf  das  Fussskelett. 
Die  Hüftgegend  schützt  er  durch  eine  ausgepolsterte  halbmondförmige  Platte, 
die  er  in  passendster  Weise  am  Gipsapparat  anbringt  und  in  diesem  ein- 
schliesst.  Nachdem  der  Patient  auf  einen  S  che  de-Eschba um  sehen  Tisch 
gelegt  worden  ist,  wenden  die  gewünschten  Traktionen  auf  den  Nagel  aus- 
geübt. In  dieser  Lagerung  wird  der  Gipsverband  angelegt,  der  sich  vom 
Becken  bis  zur  Hälfte  oder  zum  unteren  Drittel  des  Unterschenkels  erstreckt ; 
an  denselben  werden  auf  der  Aussen-  und  Innenseite  des  Unterschenkels  zwei 
bis  zum  Nagel  reichende  eiserne  Stäbe  befestigt.  Das  untere  Ende  dieser 
Stäbe  wird  am  Nagel  eingehakt,  um  das  Fersenbein  fern  zu  halten.  Der 
Patient  bleibt  auf  dem  Tische  bis  der  Gips  fest  geworden  ist.  —  Die  Trak- 
tionen können  von  20 — 25  Kilo  bis  zu  70 — 80  Kilo  Gewicht  gesteigert  werden. 
Mitunter  sind  jedoch  unangenehme  Manifestationen  von  seiten  des  Zentral- 
nervensystems dazwischen  getreten,  die  zu  massiger  Traktion  rieten.  Zur  Ver- 
hütung solcher  empfiehlt  Verf.,  zuerst  massige  Traktionen  auszuüben,  nach 
einigen  Tagen  den  Gipsverband  mittelst  einer  G ig  li  sehen  Säge  zirkulär  zu 
durchschneiden  und  dann  neue  stärkere  Traktionen  vorzunehmen.  Der  Ver- 
band wird  durch  neuen  Gips  wieder  vervollständigt.  —  Verf.  hat  die  Methode 
bisher  nur  in  Fällen  von  deformem  Femurkallus  angewendet ;  er  meint  jedoch. 


952  Jahreabericbt  fOr  Chinirgie«    II.  TeU. 

sie  lasse  sich  auch  nach  schräger  Osteotomie  zwecks  Verlängerung  des  onierai 
Gliedes,  bei  Goxa  vara  und  vielleicht  auch  in  frischen  Fällen  von  Femur- 
fraktur  mit  Erfolg  anwenden.  R.  Giani. 

Dollinger  (3)  bespricht  die  Nachteile,  die  alle  den  bisher  ablieben 
Verbänden  bei  Oberschenkel-  und  Oberarmbrüchen  kleiner  Kinder  und  Neo- 
geborener  anhaften ,  zumal  dieselben  nur  in  unvollkommener  Weise  auf  die 
Beseitigung  der  Verkürzung  und  Abknickung  Rücksicht  nehmen  können.  Er 
wendet  deshalb  Gipsschalen  an,  die  beim  Oberschenkel  in  einer  FlexioDsstel- 
lung  von  100—110^  im  Hüftgelenk  exakt  angelegt  werden,  während  das  Bein 
genügend  eztendiert  wird.  Die  Schienen,  eine  für  die  hintere,  die  andere 
für  die  vordere  Hälfte  des  Beines,  reichen  vom  Fuss  bis  zum  Nabel.  Nach 
Polsterung  mit  Watte  werden  sie  angelegt  und  täglich  nachgesehen.  Es  sind 
für  die  Heilung  mehrere  derartiger  Schienen  nötig,  da  sie  leicht  durch  den 
Urin  etc.  unbrauchbar  werden.  Die  Oberarmschiene  wird  in  ähnlicher  Weise 
gemacht,  der  Arm  bis  zu  einem  Winkel  von  130®  abduziert,  der  Vorderarn 
bis  zum  rechten  Winkel  gebeugt  und  supiniert.  In  dieser  Stellung  wird  als 
Stützpunkt  einesteils  die  Seitenfläche  des  Brustkorbes,  um  den  der  Verband 
an  der  entsprechenden  Stelle  breit  fasst,  anderenteils  die  Längsfläche  des 
Vorderarmes  benutzt. 

Lossen  (4)  hat  einen  Gehstützapparat  kombiniert,  der  sowohl  Krücken 
als  Stöcke  hat.  Beide  sind  abnehmbar  in  beliebiger  Höhe  zu  verstellen  — 
die  Krücken  auch  in  der  Breite.  Die  Krücken  ruhen  auf  Federn,  sind  elastisdi 
und  um  ihre  Längsachse  drehbar.  Der  Apparat  ist  in  zwei  Grössen  zu  18 
und  25  Mark  bei  Heldmann  und  Bender  in  Bensheim  zu  kaufen. 

Botgans  (6)  wendet  in  den  letzten  Jahren  die  ambulante  Behandlung 
der  ünterschenkelfrakturen  vielfach  an.  Im  ganzen  ist  er  mit  den  Resultaten 
zufrieden,  hat  dennoch  auch  dann  und  wann  verlangsamte  Kallusbildung  bei 
sekundärer  Verschiebung  der  Fragmente  beobachtet.  Bei  leicht  zu  reponierenden 
Frakturen,  bei  denen  die  reponierte  Stellung  auch  leicht  zu  erhalten  und  die 
Dislokation  gering  ist,  kann  mit  dieser  Methode  gleich  angefangen  werden 
und  kann  sie  vorzügliches  leisten. 

Ist  starke  Dislokation  vorhanden,  so  ist  14tägige  Bettlage  anzuraten, 
ausgenommen  bei  älteren  Leuten.  Botgans  demonstriert  einen  82 jährigen 
Patienten,  der  vor  9  Wochen  mit  einer  komplizierten  Fraktur  des  Unter- 
schenkels zur  Behandlung  kam.  Nach  Reposition  wurde  ein  aseptischer  Ver- 
band angelegt  und  das  Bein  eingegipst.  Nach  zwei  Tagen  konnte  der  Ver- 
letzte umhergehen.  Jetzt  ist  fast  vollkommene  Konsolidation  vorhanden;  die 
Zirkulation  ist  ungestört  geblieben.  Goedhuis. 

In  weiteren  100  Fällen  von  Fraktur  der  unteren  Extremität:  23  von 
Femur-  und  77  von  Unterschenkelfraktur,  nahmRossi(5)  die  ambulatorische 
Behandlung  vor  mittelst  eines  Apparates,  den  er  abbildet  und  den  er  bereits 
in  einem  früheren  Artikel  (Archivio  di  ortopedia  1902)  beschrieben  hat  Er 
erzielte  gute  Resultate,  sowohl  was  die  Länge  des  frakturierten  Gliedes  (in 
der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  fand  fast  gar  keine,  in  sehr  wenigen  nur  eine 
Verkürzung  um  1  cm  statt),  als  was  die  Bewegung,  besonders  des  Knies  und 
der  Fussbiege,  anbetrifft.  R.  Giani. 


Borch«rd,  Verletzungen  und  chirnrg.  Krankheiten  der  anteren  Extremit&t.        })53 

2.  Frakturen  und  LuxaUonen  im  Bereich  des  Beckens. 

1.  Donth,  Ein  Fall  von  Beckenfraktnr.    Prager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  25. 

2.  Feldmann-Fiacher,  Ein  Fall  von  Pffthlungsverletzang  des  weiblichen  Beckens. 
Prager  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  49. 

3.  Lafourrade,  Double  fractnre  verticale  du  bassin.  Rupture  intra*pöriton6ale  de  la 
vessie.  Laparotomie  cinquaute-siz  henres  aprds  Taccident.  Guärison.  Bull,  et  m^m. 
1903.  Nr.  30. 

4.  Riedinger,  Totalluzation  einer  BeckenhAlfte.    Archiv  f.  Orthopädie  etc.  1.  Bd.  H.  3. 
4a.    —  Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  34. 

5.  ^Thövenot,  Fractures  multiples  du  bassin.  Soc.  des  sciences  med.  Lyon  mäd.  1903. 
Nr.  15. 

Riedinger  (4)  beobachtete  die  Totallnxation  einer  Beckenhälfte,  d.  h. 
eine  derartige  Verschiebung,  dass  beide  Hälften  des  Beckens  vollständig  ausser 
Kontakt  geraten  sind,  bei  einem  2  Jahre  alten  moribunden  Knaben.  Die 
Verletzung  war  durch  Überfahren  zustande  gekommen. 

Ein  32jähriger  Mann  zog  sich  durch  Yerschüttung  einen  doppelten 
vertikalen  Beckenbruch  und  intraperitoneale  Zerreissung  der  Blase  zu.  Erst 
48  Stunden  nach  dem  Unfall  wurde  die  Erlaubnis  zur  Operation  gegeben. 
Der  6  cm  lange  Blasenriss  ging  vom  Gipfel  der  Blase  nach  hinten  und  unten 
(Lefourrade  [3]). 

Der  Fall  von  Donth  (1),  in  welchem  es  sich  um  eine  Beckenfraktur 
handelte,  ging  mit  Quetschung  der  Harnröhre  einher:  Urethrotomie  wurde 
nicht  gemacht.  Nach  langem  Fieber  und  Eiterung  im  prävesikalen  Raum 
kam  Patient  nach  5  Monaten  zur  Entlassung. 

Feldmann-Fischer  (2)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pfählungsver- 
letzimg  des  weiblichen  Beckens,  bei  dem  es  sich  um  eine  Perforation  des 
Rektum  mit  gleichzeitiger  Verletzung  des  Peritoneums  (Peritonitis)  handelte. 
Da  erst  nach  Ablauf  der  ersten  zwei  Erkrankungstage  die  Behandlung  ein- 
setzte, so  wurde  der  abgekapselte  Herd  im  Peritoneum  von  der  Wunde  aus 
drainiert  und  Heilung  erzielt. 

8.  Luxationen  im  Hüftgelenk. 

1.  Borchard,  Ein  Beitrag  zu  der  Luxatio  suprapubica,  kompliziert  durch  Fraktur  des 
Trochanter  major  und  eine  üernia  praevascularis.  Denteche  Zeitschr.  f.  Chirurgie  1903. 
Bd.  66.  Heft  5  n.  6. 

2.  *Deni8,  A  propos  du  traiteraent  des  luxations  traumatiques  et  irr^dnctibles  de  1« 
hauche;  variöt^  poat^rieure.    Revue  d'orthopödie  1908.  Nr.  2. 

8.  Elgart,  Eine  neue  Repositionsmethode  für  hintere  üttftgelenksverrenkungen.  Zentral- 
blatt für  Chirurgie.  1903.  Nr.  34. 

4.  Haedke,  Blutige  Reposition  einer  irreponiblen  Hüftluxation.  Deutsche  Zeitschrift  für 
Chirurgie  1903.  Bd.  66.  Heft  8  u.  4. 

5.  Salaguier,  Luxation  traumatique  de  la  hauche  gauche  chez  un  enfant  de  dix  ans. 
R^uction  apr^s  yingt  deux  jours.    Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  Chir.  1908.  Nr.  29. 

6.  Mouchet,  Luxation  paralytique  de  la  hauche  (vari^t^  iliaque).  Bull,  et  m^m.  de  la 
soc.  anat.  1908.  Nr.  6. 

7.  Schoenmaker,  0 ver  de  behandeling  van  yerouderde  heuplnxaties.  Nederl.  Yereenig. 
voor  Heelkunde.    Nederl.  Tijdschr.  v.  Geneesk.  I.  p.  155. 

Borchard  (1)  teilt  einen  Fall  von  Luxatio  suprapubica  mit,  der  wegen 
anderweitiger  schwerer  Verletzungen  ad  exitum  kam  und  bei  der  Obduktion 
äusserst  interessante  Nebenbefunde  bot.  Die  grossen  Gefässe  waren  durch 
den  Schenkelkopf  zur  Seite  gedrängt  und  verliefen  stark  gespannt  über  dem- 
selben.    Die  Weichteile,  besonders  die  Adduktorenmuskulatur  war  vom  hori- 


954  Jahresbericht  fQr  Ghirargie.    II.  Teil. 

zontalen  Schambeinast  abgescheert  und  durch  diese  Brücke  hatte  sich  unter- 
halb der  Lig.  Poup.  eine  hemienartige  Bauchfelltasche  gebildet,  die  anch  be- 
züglich ihrer  Lage  alle  Erscheinungen  der  von  Narrath  beschriebenen  Henüa 
praevascnlaris  bot.  Ausserdem  bestand  eine  Abreissung  des  Trochant  major 
(Rissfraktur).  Die  übrigen  Symptome  der  Luxation  waren  Streckung,  massige 
Abduktion  und  starke  Rotation  nach  aussen. 

Traumatische  Hüftgelenksluxationen  bei  Kindern  sind  selten.  Sala- 
guier  (5)  sah  eine  Luxatio  iliaca,  bei  einem  10jährigen  Knaben  durch  Fil 
entstanden.    Die  Reposition  gelang  nach  22  Tagen  noch  leicht. 

Im  Falle  Mouchets  (6)  handelte  es  sich  um  eine  Luxatio  iliaca  iih 
folge  essentieller  Kinderlähmung.  Ausserdem  bestand  Klumpfuss.  DasRöo^en- 
bild  ergab  eine  Atrophie  des  Femurkopfes,  Verkleinerung  des  Schenkelhalsei 
und  Vergrösserung  des  Winkels,  den  der  Hals  mit  dem  Schaft  bildet,  so  dia 
ersterer  fast  in  der  Verlängerung  des  letzteren  stand.  Mouchet  weist  asf 
die  Seltenheit  dieser  Luxationsform   bei  der  essentiellen  Kinderlähmung  im. 

Elgart  (3)  sah  in  einem  frischen  Falle  von  Luxatio  ischiadica,  bd 
deren  Reposition  ihn  die  Kochersche,  Middeldorpfsche  Methode,  vm 
das  alte  Traktionsverfahren  im  Stich  gelassen  hatte,  von  folgendem  Vorgeki 
guten  Erfolg.  Das  im  Kniegelenk  rechtwinklig  gebeugte  Bein  wurde  über  das 
Knie  des  Operateurs  gelegt,  durch  Druck  auf  das  unterste  Ende  des  Unter- 
schenkels, somit  ein  kräftiger,  aber  dosierbarer  Zug  am  Oberschenkel  ansgeük 
Gleichzeitig  wurde  der  Unterschenkel  nach  auswärts  gedrückt,  wodurch  mt 
Innenrotation  am  Femur  ausgeübt  wurde  und  durch  direkten  Druck  anf  da 
Femurkopf  nach  aussen  die  Passage  desselben  über  den  Limbus  cartilagineos 
erleichtert.  Durch  die  Flexion  wird  der  luxierte  Kopf  dem  Kapselriss  g^go- 
über  gestellt,  durch  die  Innenrotation  des  Lig.  ileofemorale  entspannt,  dmd 
die  Hebelung  wird  ein  Zug  in  der  Richtung  der  ursprünglichen  traum&tisdieD 
Kraft  ausgeübt. 

Haedke  (4)  teilt  einen  Fall  von  10  Wochen  alter  Luxatio  iliaca  mit, 
welche  auf  blutigem  Wege  reponiert  wurde.  Als  Repositionshindemis  enries 
sich  bei  der  Operation  die  Ausfüllung  der  Pfanne  mit  neugebildetem  Gewebe. 
sowie  die  straffe  Verkürzung  der  Weichteile.  Das  Gelenk  wurde  durch  da 
Kocherschen  Schnitt  freigelegt,  die  Weichteile  vom  Trochanter  abgdösi 
die  Pfanne  gesäubert.  Die  Reposition  gelang  durch  Flexion,  Aussenrotatioi 
und  direkten  Druck  von  hinten  her.  Das  funktionelle  Resultat  war  ein  sehr  gnUs. 

Schoenmaker  (7)  reponierte  mit  gutem  Erfolg  eine  veraltete  Haft- 
luxation  (Luxatio  iliaca),  die  schon  13  Jahre  bestand« 

Die  Nachbehandlung  bestand  darin,  dass  die  Extremität  in  Abdoktions- 
stellung  in  einem  Gipsverband  fixiert  wurde.  Goedhuis. 

4.  Frakturen  des  Schenkelhalses. 

1.  Alt  hoff,  9  Fälle  von  Coza  vara.    Inaag.-Dissert.  Kiel  1908. 

2.  Bender,  Demonstration  eines  Apparates  für  Schenkelhalabruch.  Cliirorg.-KoDsr.  1901 
8.   Bertelsmann,   Über  Schenkelbalefraktaren  im   jagendlichen  Alter.    NatorforselMr 

Yersammlang.    Münchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  89. 

4.  —  Über  einen  eigenartig  yerlanfeDOD  Fall  von  Schenkelhalsfraktnr  bei  einem  15jilir. 
Jungen  mit  Ausgang  in  Coza-vara-StellaDg.  Arztlicher  Verein  Hamburg.  MtachoKr 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  9. 

5.  Hoffa,  Über  Schenkelb aisbrache  im  kindlichen  und  jugendlichen  Alter.  Zeitschiift 
fttr  Orthopädie  1908.  Bd.  IX.  Heft  8. 

5a.     —    Zentralblatt  f&r  Chirurgie  1908.  Nr.  9. 


Borchard,  Verletznngeii  und  chimrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        9d5 

6.  Sulliard,  Ober  die  isolierte  Abrissfraktar  des  Trochanter  minor,   y.  Langenbecks 
Archiv  1908.  Bd.  72.  Heft  1. 

7.  Lieblein,  Zar  Easaistik  der  Goza  yara  infantum.    Prager  med.  WochenschrifC  1908. 
Nr.  43. 

8.  Mayer,  Ein  Fall  yon  traumatischer  Fraktur  des  Oberschenkelhalses  bei  einem  yier- 
j&hrigen  Kinde.    Inaug.-Dissert.  Kiel  1908. 

9.  Neck,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  isolierten  Frakturen  des  Trochanter  major.    Monats- 
schrift für  Unfallheilkunde  1908.  Nr.  8. 

10.    Thomson,  Treatment  of  fracture  of  the  neck  of  the  femur.   The  joum.  of  theAmer. 
Med.  Assoc.  Jan.  8.  1903. 

Hoffa  (5)  teilt  11  von  ihm  beobachtete  Fälle  von  Schenkelshalsbrüchen 
im  kindlichen  und  jugendlichen  Alter  unter  Demonstration  von  Röntgenbildern 
mit.  In  7  älteren  Fallen  musste  wegen  schlechter  Stellung  oder  Schmerzen 
die  Resektion  oder  Osteotomie  subtrochanterica  mit  gutem  Resultat  gemacht 
werden. 

Es  handelt  sich  meist  um  traumatische  Epiphysenlösungen,  seltener  um 
Brüche  im  Schenkelhals  selbst.  Es  kommen  vollständige,  unvollständige  Brüche 
sowie  Epiphysenlösungen  mit  mehr  oder  minder  ausgedehnter  Zerreissung  des 
Periosts  vor.  Im  ersteren  Falle  wird  der  stumpfe  Schenkelhalswinkel  in  einen 
mehr  rechten  yerwandelt,  im  letzteren  stellt  sich  die  Epiphysenebene  oft 
nahezu  vertikal.  Oft  lag  bereits  eine  krankhafte  Veränderung  (Coxa  vara) 
vor.  Die  Diagnose  wurde  im  Anfang  selten  gestellt  Die  Prognose  ist  nicht 
sehr  günstig.  Es  ist  zweckmässig,  noch  ein  Jahr  lang  hindurch  einen  Schienen- 
hülsenapparat  mit  Beckengürtel  und  Abduktionsvorrichtung  tragen  zu  lassen. 
Die  erste  Behandlung  besteht  in  Extension. 

Bertelsmann  (3)  zeigt  die  Röntgenbilder  yon  Schenkelhalsfrakturen 
bei  einem  15  jährigen  Jungen  und  13  jährigen  Mädchen.  Beide  zeigten  deut- 
liche Varusstellung. 

Mayer  (8)  teilt  in  seiner  Dissertation  die  Krankengeschichte  eines  vier- 
jährigen Kindes  mit,  welches  drei  Wochen  vor  der  Aufnahme  aus  dem  Fenster 
gestürzt  war  und  anfangs  nur  über  das  Knie  geklagt  hatte.  Später  fand  sich 
an  der  Hüfte  eine  Flexationskontraktur  von  35^  Adduktionskontraktur  von 
20^,  Innenrotation  15^.  Der  Trochanter  stand  2^h — 3  cm  höher  als  der 
linke.  Die  Hüftgelenksgegend  ist  leicht  geschwollen.  Die  Röntgendurch- 
leuchtung ergab  einen  Schrägbruch  des  Collum  femoris  im  mittleren  Drittel, 
Epiphysenlösung  massigen  Grades  zwischen  Caput  und  Collum  femoris. 

Unter  Extensionsbehandlung  wurde  ein  gutes  Resultat  erzielt.  Mayer 
glaubt,  dass  das  anfänglich  gute  Resultat  sich  in  vielen  Fällen  durch  Yer- 
biegung  des  Schenkelhalses  späterhin  verschlechtere. 

Der  82jährige  Patient  Julliards  (6)  zog  sich  durch  Fall  eine  Ver- 
letzung der  Hüfte  zu.  Es  zeigte  sich  eine  starke  Ekchymose  daselbst,  voll- 
ständige Aussenrotation,  keine  Längendififerenz.  Die  Diagnose  auf  Schenkel- 
halsfraktur wurde  durch  die  Autopsie  nicht  bestätigt.  Vielmehr  fand  sich 
eine  Abreissung  des  Trochanter  minor  (durch  den  Muscul.  ileo  psoas)  vom 
Femur,  mit  dem  er  nur  durch  einen  Periostfetzen  zusammenhing.  Julliard 
geht  des  Genaueren  auf  die  anatomischen  Verhältnisse  der  Trochantergegend 
ein,  bespricht  die  Ätiologie,  den  Mechanismus  sowie  die  klinischen  Symptome 
dieser  bis  dahin  noch  nicht  beobachteten  Fraktur. 

Bender  (2)  demonstriert  eine  Schiene  zur  Behandlung  von  Schenkel- 
halsfrakturen, der  eine  Vereinfachung  der  komplizierten  H ess in g sehen 
Schienenhülsenapparate  darstellt  und  in  wenig  Stunden  angefertigt  werden 


956  Jahresberiobt  für  Chirurgie.    II.  TeiL 

kann.  Die  Schiene,  die  das  Bein  an  Länge  übertrifft,  wird  in  Abduktion  an- 
gelegt ;  die  Extension  geschieht  gegen  eine  stählerne  Sohle.  Gleichzeitig  wird 
die  Aussenrotation  korrigiert.  Der  Apparat  ist  auch  als  Gehschiene  zu  be- 
nützen. 

Die  schlechten  Heilungsresultate  von  Schenkelhalsfrakturen  alter  Leute 
sind  nach  Thomson  (10)  durch  unzweckmässige  Behandlung  bedingt.  Der 
Extensionsverband  ist  nicht  leistungsfähig,  die  Fraktur  muss  in  Narkose  durch 
Zug  und  Abduktion  reponiert  werden  und  dieser  Stellung  durch  einen  das 
Bein  und  den  Rumpf  bis  unter  die  Arme  umfassenden  Gipsverband  fixien 
werden.  In  einem  derartigen  Verband  kann  durch  Lage  Wechsel  Pneumonie 
und  Decubitus  verhütet  werden.  Belastung  des  Beines  darf  nicht  vor  Ablauf 
von  drei  Monaten  stattfinden.  Wenn  diese  Behandlung  fehl  schlägt,  ist  Ope- 
ration indiziert.  Maass  (New-York). 

Althoff  (1)  berichtet  über  9  Fälle  von  Coxa  vara,  von  denen  in  einem 
Falle  die  Osteotomie  des  Schenkelhalses  ausgeführt  wurde  mit  gutem  Resultat 

Li  den  übrigen  Fällen  wurde  durch  eine  durchschnittlich  3 — 4  Wochen 
dauernde  völlige  Bettruhe  in  Verbindung  mit  einem  Streckverband  bei  leichter 
Abduktionsstellung  die  Schmerzhaftigkeit  beseitigt  nnd  mehrmals  die  Ab- 
duktionsfähigkeit  gesteigert.  Die  Patienten  wurden  mit  Thomasschiei^ 
entlassen. 

Lieble  in  (7)  berichtet  aus  der  Klinik  Wolf  1er  über  4  Fälle  von 
Coxa  vara  infantum,  von  denen  in  2  zweifellos  Rachitis  die  Ursache  der 
Schenkelhalsverkrümmung  war.  Bei  dem  ersten  9jährigen  Kinde  ergab  das 
Röntgenbild,  dass  der  Schenkelhalswinkel  ersetzt  war  durch  den  Schenkelhals- 
bogen,  der  seine  Konvexität  nach  aussen  und  oben  kehrt  und  direkt  über- 
geht in  die  rachitische  bogenförmige  Verkrümmung  der  Oberschenkeldiaphjse. 
Es  war  also  eine  ;, bogenförmige^  Coxa  vara.  Im  zweiten  Falle  war  der  Be- 
fund ein  ähnlicher,  nur  war  der  Schenkelhals  sehr  stark  verdickt.  Die  beiden 
anderen  Fälle  boten  wesentlich  andere  Bilder,  in  dem  die  Abknicknng  ledig- 
lich am  Schenkelkopf  oder  im  Schenkelhals  sass.  Auch  in  diesen  Fällen  kann 
Lieb  lein  nicht  anders  als  eine  gewisse  pathologische  Nachgiebigkeit  d^ 
Knochens  annehmen,  da  jedes  wenigstens  einigermassen  erhebliche  Traum» 
in  der  Anamnese  fehlt. 

Neck  (9)  berichtet  über  einen  Fall  von  isolierter  Fraktur  des  Trocbant» 
major,  der  einen  24  jährigen  Arbeiter  betraf.  Der  Bruch  war  ohne  Einwirkung 
einer  direkten  Gewalt  zustande  gekommen  und  hatte  in  Abreissnng  ein^ 
kleinen  Knochenscheibe  auf  der  Aussenseite  bestanden,  hervorgerufen  durch 
eine  forcierte  Aussendrehung  bei  fixiertem  Beine.  Die  Störungen  waren 
relativ  gering,  so  dass  Patient  zum  Teil  weiter  gearbeitet  hat.  Die  Wichtig- 
keit der  Mitteilung  liegt  darin,  dass  einmal  Brüche  der  Troch.  major  über- 
haupt selten  sind,  zweitens  aber  solche  durch  reinen  Muskelzug  bis  dahin 
kaum  beobachtet  waren. 

5.  Frakturen  des  Oberschenkels. 

1.  Codivilla,  Solla  correzione  delle  defonnata  da  frattu'a  del  femoro.  Ball,  delle  sciene. 
med.  di  Bologna  1903.  Fase.  5. 

la.   Delbet,   A  propos  de  l'appareil  de  marche  dans  les  fractures  de  ooisse.    Ball,  et 
m^m.  de  la  soc.  de  Ghü-.  1903.  Nr.  26. 

2.  Hennesqain,  A  propos  des  fractures  de  cuisse.   Ball,  et  möm.  de  la  boc.  de  Chir.  1903. 
Nr.  25. 


Borchard,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        957 

3.  Hue,   Fracture  sons-trochant^rienne  spontan^e  du  femur  par  contraction  musculaire 
chez  un  adulte;  radiograpbie.    Bull,  et  m^m.  de  la  boo.  de  Chir.  1908.  Nr.  37. 

4.  Jonnescn,  Juxta  epiphysftre  Auslösung  des  unteren  Endes  des  Femur.   In:  Bevista 
de  Chirurgie.  Nr.  11.  34.  1903  (rumänisch). 

5.  Klapp,   Ein   Beitrag   zur   Behandlung   der   Oberschenkelbrttche.    ▼.  Langenbecks 
Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  u.  2. 

6.  Metz,  De  behandeling  der  schnine  dybeen  breneken.   Geneesknndige  Bladen  10a.  Beeks. 
Nr.  8. 

7.  Bossi,  Ün  nnovo  metodo  di  cura  delle  fratture  diafisarie  del  fernere  nel  neonate.  Arch. 
di  ortopedia  1902.  Fase.  6. 

Die  Oberschenkelbrüche  sind  diejenigen,  bei  welchen  eine  frühzeitige 
Bewegung  der  Gelenke  noch  während  der  Konsolidation  selbst  beim  Extensions« 
verbände  auf  Schwierigkeiten  gestossen  hat.  Klapp  (5)  ist  diesem  Übelstande 
in  erfolgreicher  Weise  dadurch  entgegengetreten,  dass  er  den  Heftpflaster-« 
verband  nur  bis  zum  Ejiie  reichen  liess  und  das  Bein  in  die  von  ihm  schon 
früher  beschriebene  (Dt.  Zeitschr.  für  Chir.  Bd.  61)  Schwebe  von  Trikot- 
schlauch lagerte.  Da  einfache  Längsstreifen  von  Heftpflaster  für  die  starke 
Extension  nicht  genügen,  so  werden  2—3  breite  Streifen  von  der  Aussen-  und 
Innenseite  spiralig  um  den  Oberschenkel  angelegt  und  an  ihrem  peripheren 
Binde  mit  eisernen  Klammern,  in  die  die  Eztensionsketten  kommen,  versehen. 
Während  der  Behandlung  können  nun  die  Gelenke  bewegt  werden  und  es 
wird  auch  auf  diese  Weise  das  Schlottergelenk  im  Ejiie  vermieden.  Bei 
Frakturen  des  unteren  Oberschenkeldrittels  ist  der  Verband  nicht  zu  ver- 
wenden. 

Hennesquin  (2)  bespricht  einen  Fall  von  Bruch  des  Oberschenkels, 
den  Delbet  in  einem  immobilisierenden  Gipsverbande  hatte  umhergehen 
lassen.  Später  hatte  er  ihn  als  Zeichen  der  günstigen  Erfolge,  welche  mit 
den  Gehverbänden  erzielt  werden,  vorgestellt.  Hennesquin  ist  dieser  An- 
sicht nicht,  da  er  durch  Nachuntersuchung  des  Patienten  feststellen  konnte, 
dass  eine  Verkürzung  des  Beines  von  5  cm  bestand. 

Delbet  (la)  tritt  entgegen  Hennesquin  für  die  Brauchbarkeit  des 
Apparates  für  die  ambulante  Behandlung  der  Oberschenkelfrakturen  ein. 

Metz  (6)  gibt  in  diesem  lesenswerten  Aufsatz  eine  neue  Extensions- 
methode  an  zur  Behandlung  schräger  Oberschenkelfrakturen.  Die  genaue  Be- 
schreibung der  Methode  eignet  sich  nicht  zu  einem  Referat  und  ist  im  Ori- 
ginal nachzulesen.  Das  Wesentlichste  des  Verbandes  ist  die  Extension  des 
Beines  in  einer  Richtung  nach  unten,  unter  einen  Winkel  von  20^  und  die 
Suspension  der  Extremität,  wobei  man  bestrebt  ist,  auch  die  Dislocatio  ad 
peripheriam  auszugleichen. 

24  Fälle  wurden  nach  dieser  Methode  behandelt.  5  Schenkelhals- 
frakturen, 8  Frakturen  unterhalb  des  Trochanters,  7  Frakturen  in  der  Mitte, 
4  in  der  unteren  Femurhälfte. 

Die  Resultate  sind  wie  folgt: 

Von  den  4  Schenkelhalsfrakturen  1  Todesfall,  1  nicht  konsolidiert,  2  mal 
keine  Verkürzung,  Imal  */2  cm  Verlängerung. 

Von  den  8  Frakturen  unterhalb  des  Trochanters  Imal  1  cm  Ver- 
kürzung, 4mal  keine  Verkürzung,  1  mal  ^/s  cm  Verlängerung,  2mal  1  cm 
Verlängerung. 

7  Frakturen  in  der  Mitte  der  Diaphyse: 

Imal  P/2  cm  Verkürzung,  Imal  keine  Verkürzung,  Imal  */2  cm  Ver- 
längerung, 2  mal  1  cm  Verlängerung. 


958  Jahreebericht  fOr  Chlnii^e.    II.  Teil. 

4  Frakturen  in  der  unteren  Hälfte: 

Imal  2  cm  Verkürzung,  Imal  Vh  cm  Verkürzung,  Imal  S'i  an  Ver- 
längerung, Imal  IVt  cm  Verlängerung. 

Verf.  rühmt  seinem  Verfahren  folgende  Vorzüge  nach:  Die  Rrankea 
können  im  Bette  sitzen,  sich  selbst  heben  etc.,  durch  die  Beugung  im  Hüft- 
gelenk wird  das  obere  Bruchstück  in  der  Richtung  des  unteren  gebracht 

Die  Rotation  nach  aussen  wird  durch  die  Suspension  an  Riugen,  ik 
an  der  Aussenseite  des  Beines  befestigt  sind,  vollkommen  ausgeglichen. 

Die  Methode  erlaube  eine  sehr   bedeutende  Belastung  ohne  Sdunerzen. 

Das  Kniegelenk  kann  während  der  ganzen  Behandlung  bewegt  werden, 
die  Steifigkeit  ist  äusserst  gering.  Goedhnis. 

Bei  einem  Neugeborenen,  das  sich  in  einer  unvollständigen  Becken- 
endlage  präsentiert  hatte,  war  durch  Ausgleiten  der  an  die  Hinterbacken  ajh 
gelegten  Geburtszange  der  linke  Femur  an  seinem  oberen  Drittel  frakturiert 
worden.  Rossi  (7),  der  das  Kind  8  Tage  nach  der  Geburt  behandelte,  in- 
mobilisierte das  frakturierte  Bein,  wobei  er  dasselbe  in  die  gleiche  StelliiDg 
brachte,  in  welcher  es  sich  bei  der  unvollständigen  Beckenendlage  gefunden 
hatte.  Er  wurde  hierzu  durch  die  Beobachtung  veranlasst,  dass  das  Kind 
dem  gesunden  Bein  die  fötale  Stellung  zu  geben  suchte.  Jeden  Tag  nahm 
er,  zwecks  Massage  des  Gliedes,  den  Verband  ab.  Die  Behandlung  danerte 
ungefähr  20  Tage.  Glatte  Heilung,  ohne  Verkürzung  des  Beines;  wie  die 
Radiographie  dartat,  auch  keine  winkelige  Abweichung.  R.  GianL 

Codivilla  (1).  Die  Methode,  die  Verf.  zur  Reparation  der  DeformitAten 
anwendet,  ist  in  dem  Referat  über  seine  Arbeit  ^Come  si  possa  rendere 
efficace  e  tollerante  una  forte  trazione  applicata  all^  arto  inferiore^  angegeben 
(s.  diesen  Jahresbericht).  R.  Giani. 

Hue  (3)  berichtet  über  eine  Fractura  subtrochanterica,  die  bei  einem 
44  jährigen  Manne  durch  Muskelzug  beim  Tragen  schwerer  Säcke  entstanden 
und  mit  sehr  starker  Kallusbildung  geheilt  war. 

Die  Untersuchung  des  Patienten  ergab  keine  Anhaltspunkte  for  eine 
eventuelle  Brüchigkeit  der  Knochen. 

Der  Fall  Jonnescus  (4)  soll  sehr  selten  sein.  Es  handelte  sich  um 
einen  17  jährigen  Knaben,  dessen  Fuss  in  den  Speichen  eines  Rades  gefangen 
wurde.  Enorme  Wunde  des  Oberschenkels,  Auslösung  des  unteren  Endes  des 
Femurs  mit  gewisser  Luxation  nach  hinten,  die  reduziert  und  geheilt  wird. 
Am  3.  Tage  plötzlicher  Tod.  Die  Autopsie  zeigte  eine  Thrombose  der  Vena 
Poplitea.  Stoianoff  (Plevna). 

6.  Knie. 

1.  Fischer,  Ein  Fall  von  doppelseitiger  Luzatio  tibiae  anter.  compL 

2.  Giron,  Luxation  laterale  externe  compUte  du  genou  droit.  Redoction,  guörison.   Bali 
et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  30. 

3.  *Le  Clerc,  Luxation  du  genou  en  dehors.    Bull,  et  möm.  de  1a  soc.  de  Chir.  190i 
Nr.  19. 

4.  Pöraire,  Luxation  paralytique  complöte  du  genou.    BulL  et  möm.  de  la  soc  uut 
1903.  Nr.  7. 

5.  Roinitz,    Kasuistischer  Beitrag  zur  Verrenkung  des  Kniegelenkes.    Luxat  tibiae  ant, 
Deutsche  Zeitschrift  fClr  Chirurgie  1903.  Bd.  70.  Heft  1  u.  2. 

6.  Rossi,   Gontributo  alia  cura  omenta  delle  lusaazione  del  ginocchio.    Arch.  di  ortopei 
1903.  Fase.  1 

7.  Stori,  Sopra  2  casi  di  Inssazione  traumatica  anteriore  del  ginocchio.    Fireoxe  19QS. 

8.  John,  H.  n.  Sheldon,  M.  D.,  Posterior  dislocation  of  the  head  of  the  tibia.   AnnaU 
of  surgery  January  1903.. 


Borcbard,  YerletzuDgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        959 

Fischer  (1)  beobachtete  die  äusserst  seltene  Verrenkung  beider  Unter- 
schenkel nach  Tom,  die  bei  einem  sonst  gesunden  Manne  dadurch  zustande 
gekommen  war,  dass  ihm  beim  Durchgehen  der  Pferde  vor  einer  Sähmaschine 
die  eiserne  Yerbindungsstange  in  die  Kniekehle  getroffen  hatte.  Die  Repo- 
sition gelang  unter  Zug  und  massigem  Druck  ausserordentlich  leicht,  das 
funktionelle  Resultat  war  sehr  gut.  Ein  beigegebenes  Röntgenbild  veranschau- 
licht die  Verletzung.  Zirkulationsstörungen  bestanden  nicht.  Dass  die  Festig- 
keit des  Gelenkes  nach  der  Reposition  eine  so  gute  war,  glaubt  Fischer 
auf  das  Erhaltensein  der  Seitenbänder  zurückführen  zu  müssen. 

Die  Mitteilung  von  Reinitz  (5)  betrifft  einen  36  Jahre  alten  Mann, 
der  durch  Ausgleiten  beim  Tragen  einer  zwei  Zentner  schweren  Last  eine 
Verrenkung  des  Sjiiegelenkes  (Luxatio  tibiae  anterior)  erlitten  hatte.  Es  be- 
stand bei  dem  typischen  Bilde  keine  nennenswerte  Dislocatio  ad  axin.  Auf- 
fallend war  an  der  Vorderseite  des  Kniegelenkes  ein  Wulst  von  Weichteilen, 
der  sich  durch  eine  tiefe  Einziehung  gegen  den  Oberschenkel  abhob.  Letzteres 
war  wohl  bedingt  durch  den  Umstand,  dass  die  Patella  infolge  ihrer  Verbin- 
dung mit  der  Gelenkkapsel  verhindert  war,  dem  Zuge  des  Quadriceps  zu 
folgen.  Die  Reposition  gelang  leicht  durch  Überstreckung  mit  nachfolgender 
Beugung.  Das  funktionelle  Resultat  war  bei  geringer  seitlicher  Beweglichkeit 
ein  gutes. 

Stör  i  (7)  teilt  zwei  Fälle  von  traumatischer  vorderer  Kniegelenksluxation 
mit.  In  einem  derselben  nahm  er  die  Amputation  des  Oberschenkels  nach 
Gritti  vor,  weil  infolge  von  Thrombose  der  Arteria  poplitea,  der  A.  tibialis 
antica  und  der  A.  tibialis  postica  Gangräne  am  Fusse  und  Unterschenkel  auf- 
getreten war.  Im  zweiten  Falle  reponierte  er  die  Luxation  mit  vollständigem 
Erfolg  und  stabiler  Heilung.  —  Er  bespricht  sodann  die  einschlägige  Literatur, 
in  welcher  er  70  ähnliche  Fälle  beschrieben  fand;  zum  Schlüsse  verbreitet 
er  sich  über  die  Ursachen  dieser  Luxation  und  die  verschiedenen  Behand- 
lungsmethoden. R.  Giani. 

In  einem  Falle  von  lateraler  Aussenluxation  des  Kniegelenkes,  die  sich 
sekundär  in  eine  hintere  verwandelt  hatte,  musste  Rossi  (8),  da  die  Kapsel 
sich  gürtelartig  um  den  Condylus  internus  geschlungen  hatte  und  dadurch  die 
Einrenkung  verhinderte,  einen  blutigen  Eingriff  vornehmen.  Vollkommenes 
funktionelles  Resultat.  Verf.  hat  auch  Experimente  am  Leichnam  ausgeführt, 
um  den  Mechanismus  der  Läsion  zu  studieren,  jedoch  ohne  Erfolg. 

R.  Giani. 
Durch  Fall  eines  schweren  Gegenstandes  (Girpn  [2])  auf  die  Aussen- 
lläche  des  Oberschenkels  bei  fixiertem  Unterschenkel  entstand  eine  vollständige 
äussere  Luxation  des  Knies.  Die  Reposition  gelang  leicht  durch  Zug,  Drehung 
um  die  Längsachse  und  halbkreisförmige  Bewegung  des  Unterschenkels.  Im 
Anschluss  hieran  berichtet  der  Referent  B  a  z  y  noch  über  eine  unvoll- 
ständige äussere  Luxation  des  Knies. 

Bei  der  Patientin  P6raires  (5),  die  noch  andere  Erscheinungen  der 
essentiellen  Kinderlähmung  bot,  Hess  sich  am  linken  Knie  folgender  Befund 
erheben.  Das  Femur  sass  nach  vorn  luxiert,  das  Glied  ist  halb  gebeugt  im 
rechten  Winkel.  Eine  Reduktion  ist  wegen  Kontraktur  der  Weichteile  nicht 
möglich.  Flexion  ist  möglich.  Die  Vorderfläche  der  Patella  sieht  direkt 
nach  unten. 


960  Jahresbericht  fttr  Ghirargie.    IL  TeU. 

7.  Luxation  der  Patella. 

1.  *B ade,  Die  habitaelle  Luxation  der  Patella.   Zeitschrift  fflr  OrÜiop&die.  190S.  Bi  XL 
Heft  3. 

2.  "^Labanowski,  Contribntiun  ä  T^tude  des  lazations  pathologiques  diies »»habitiieUH*' 
de  la  rotule.    Arch.  de  möd.  et  de  pharm,  militaires.  Mai  1903. 

3.  Lanz,  Loxatio  pateLlae.    Genootschap  ter  bevorderiDg  der  Natnnr-Genees-  en  BbA- 
knode.    Nederl.  Tijdschr.  ▼.  Geneesk.  11.  pag*  636. 

4.  So  1  i e r  i,  Sopra  3  casi  di  lossazione  della  rotala.   R.  Acoad.  dei  fisiscatici  in  8iem  UQl 
Fase  3-4. 

Der  Fall  Yon  Lanz  (3)  betrifft  eine  beiderseitige  habituelle  Luxatio 
patellae  nach  aussen.  Am  linken  Beine  wurde  die  Sehnenüberpflanzung  des 
Musculus  gracilis  gemacht  mit  ausgezeichnetem  Erfolg.  Goedhuis. 

Drei  von  ihm  behandelte  Fälle  von  lateraler  Aussenluxation  der  Knie- 
scheibe mitteilend,  erörtert  Solieri  (4)  die  Ätiologie,  Symptomatologie  und 
Behandlung  dieser  Läsion;  die  verschiedenen  empfohlenen  Behandlnngsme- 
thoden  beschreibt  er  ausführlich.  R.  Giani. 

8.  8treckapparat  des  Knies. 

1.  Bftrlocher,  Zar  Behandlnog  des  Kniescheiben bruches.  Korrespondenzblatt  f.  Schweixs 
Ärzte  1903.  Nr.  4. 

la. *Bandoin,  Traitement  des  fractores  de  la  rotale;  fractore  ancienne  dataot  de  ax 
mois.  Arthrotomie  soiyie  d'evidemoDt  des  fragments,  sntiire  et  Cerclage.  Qaenwa. 
Arch.  de  m^d.  et  de  pharm,  militaire  1903.  Nr.  4. 

2.  Bazy,  A  propos  de  la  sntnre  ponr  fracture  de  la  rotule.  Bull,  et  m^m.  de  la  socd» 
Ghir.  1908.  Nr.  10. 

3.  Chaput,  Traitement  des  fractures  de  la  rotnle  et  de  Tolöcrftne  par  la  m^lfcode  m 
sanglante.    La  Presse  m^cale  1903.  Nr.  93. 

4.  —  Fractures  de  rotule  et  d'ol^crftne  traiteäs  par  la  ponetion  et  la  compreaaion.  BoIL 
et  mäm.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  29. 

5.  Diskussion,  Traitement  des  fractures  de  la  rotale.  Bull,  et  mem.  de  la  soe.  di 
Ghir.  1903.  Nr.  8. 

5a.  Delling  er,  J.,  Naht  der  Patella  nach  Sehnenverlängemng  amM.  quadricepa.  düroig. 
Sektion  des  Budapester  kgl.  Ärzte-Vereins,  Sitzung  vom  7.  XIL  1903. 

6.  Fowler,  The  operative  treatraent  of  fracture  of  the  patella.  Medical  News  19(@l 
March  28. 

7.  Heinlein,  Über  EniescheibeDbrttche.  Nürnberger  med.  Gesellschaft.  MOnchener  md. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  21. 

8.  L^jars,  Fracture  de  la  rotule;  hämicerclage  mobilisation  rapide.  Bull,  et  m^m.  de  Ii 
soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  13. 

9.  *Lucas-Ghampionniöre,  La  snture  de  la  rotale,  6tude  pratiqae  sur  le  traiteBieiit 
de  la  fracture  de  rotule  par  la  suture.  Archives  internst,  de  Ghirargie  1903b  Vol.  L 
Fase.  I. 

10.  ^Maison,  Rupture  compl^te  du  ligament,  rotulien  trait^e  par  la  suture  mötalliqQe, 
gu^rison  et  restauration  fonctionelle.    Arch.  de  möd.  et  de  pharm.  1903.  August. 

11.  *Mandelli,  Gontributo  allo  studio  delle  fratture  longitudinali  della  rotala.  Gazettt 
medica  lombarda  1903.  Nr.  16. 

12.  Quänu,  Fracture  de  la  rotule:  De  la  suture  transversale  de  la  rotule  et  de  l'h^mi- 
cerclage.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  7. 

13.  Ricard,  Pourquoi  dans  la  pratique  couraute  la  fracture  de  la  rotule  ne  doit  pasft^ 
traitöe  par  les  m^thodes  sanglantes,  mais  reste  encore  soumise  aus  andens  mojeis 
thörapeutiques.    Gazette  des  höpitaux  1903.  Nr.  36. 

14.  '^Roberts,  The  treatment  of  transverse  fracture  of  the  patella  by  subcutaneans  pm^ 
Bestring  satures.    The  Journal  of  the  Amer.  Med.  Assoc.  Jan.  13.  1903. 

15.  Scarrone,  La  sutura  orrea  nella  frattura  della  rotula.  Gazetta  degU  espedali  1903^ 
Nr.  98. 


Borohard,  Verletzangen  and  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        961 

16.  Schanz,  Eine  neue  Operation  zur  Behandlung  veralteter  Kniescheibenbrüche.  Mflnchener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  80. 

17.  —  82.  Chirurgen-Kongress  1908. 

18.  Schmidt,  Entstehung  und  Behandlung  der  Kniescheibenbrüche  bei  HeeresangehOrigen. 
Deutsche  militär.  Zeitschrift.  Nr.  6.  1908. 

19.  —    Über  die  Entstehung  und  Behandlung  der  Kniescheibenbrüche  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung  der  Dauererfolge,    v.  Br  uns  sehe  Beitrftge  1903.  Bd.  89.  Heft  3. 

20.  ^Schwoener,  Über  subkutane  Verletzungen  des  Kniestreckapparates.    Dissert.  Frei- 
bürg  1908. 

21.  Stevens,  A  case  of  fractured  patella.    The  Lancet.  April  18.  1908. 

22.  Sträler,   Zur  operativen  Behandlung  der  veralteten  Fateliarfraktur.    Zentralblatt  für 
Chirurgie  1903.  Nr.  5. 

23.  —    Operatieve  behandeling  der  veronderde  Patelfractuur.   Nederl.  Yereenig.  voor  Heel- 
künde.    Nederl.  Tijdschr.  voor  GeneesL  I.  p.  659. 

24.  Wesselowsorow,  Zur  Frage  von  der  operativen  Behandlung  der Kniescheibenbrttche 
Busski  Wratech  Nr.  84.  1908. 

25.  '^'Wharton,  Simultaneus  ruptnre  of  both  quadriceps  eztenson  femoris  tendones.    An- 
nais of  surg.  1908.  Marcb. 

Von  den  28  Patellarfrakturen ,  die  Bär  loch  er  (1)  seinem  Bericht  zu- 
grunde legen  konnte,  war  eine  einzige  sicher  als  indirekte  zu  bezeichnen. 
Alle  übrigen  Brüche  scheinen  durch  direkte  Gewalt  zustande  gekommen  zu 
sein,  wenn  auch  ein  Muskelzug  mit  Sicherheit  nicht  überall  auszuschliessen 
ist.  Einmal  wurde  eine  Längsfraktur  beobachtet,  die,  weil  sie  offen  war,  ge- 
näht wurde.  Die  Operation  wurde  fast  in  allen  Fällen  um  ein  oder  zwei 
Tage  nach  dem  Spitaleintritt  vorgenommen  und  zwar  mittelst  Längsschnitt. 
Nach  Entfernung  der  Blutgerinnsel  durch  Auftupfen,  Beseitigung  des  inter- 
ponierten  Periostfetzens  wurde  durch  starke  Seidennaht  der  Kapselriss  beider- 
seits von  der  Patella  und  dann  die  Patellarfragmente  durch  zwei  oder  drei 
parostale  Seidennähte  vereinigt,  welche  Periost  und  inneres  Blatt  der  Bursa 
praepatellaris  umfassten.  Waren  an  einem  Hauptfragmente  noch  weitere  Ab- 
sprengungen,  so  wurden  sie  nur  genäht,  wenn  das  zur  Erhaltung  der  Konti- 
nuität des  Streckapparates  notwendig  war.  Die  Extremität  wurde  durch- 
schnittlich 4  Wochen  immobilisiert  und  dann  mit  der  Massage,  Faradisation, 
besonders  aber  aktiven  Bewegungen  begonnen.  Von  den  28  Fällen  hatten  20 
einen  durchaus  normalen  Verlauf.  Li  5  Fällen  traten  kleinere  Störungen  ein, 
bei  den  drei  übrigen  auch  Störungen  in  der  Asepsis,  Delirium,  schwere  Kom- 
plikationen. In  20  zur  Nachuntersuchung  gebrachten  Fällen  ist  das  funktio- 
nelle Resultat  ein  vollkommenes,  in  zwei  weiteren  Fällen  besteht  eine  geringe 
Beschränkung  der  Beugefähigkeit,  nur  zwei  haben  Beschwerden  beim  Treppen- 
hinuntergehen ,  bei  ihnen  besteht  ligamentöse  Vereinigung.  Li  einem  dieser 
Fälle  handelt  es  sich  um  die  Operation  einer  Refraktur,  die  zum  erstenmal 
nicht  knöchern  geheilt  in  der  ligamentösen  Vereinigung  durchrissen  war.  Es 
wurde  eine  einfache  Naht  ohne  Anfriscbung  vorgenommen.  Verf.  empfiehlt 
die  operative  Behandlung  der  Kniescheibenbrüche  mit  parapatellarer  Naht 
auf  das  Wärmste. 

He  in  lein  (7)  berichtet  über  die  vier  letzten  Fälle  von  frischen  Knie- 
scheibenbrüchen, nachdem  er  zuvor  die  Struktur-  und  Bruchverhältnisse,  sowie 
die  Behandlungsmethoden  besprochen  hat,  bei  denen  er  nach  Punktion  des 
Blutergusses  eine  Testudo  inversa  mit  Wattepolsterung  oberhalb  der  Basis 
der  Kniescheibe  anlegte.  Die  Bruchstücke  kamen  bis  zur  Berührung  ihrer 
Flächen  in  Annäherung.  Während  der  ersten  10  Tage  wurde  die  ganze  Ex- 
tremität durch  Pappschienen  richtig  gestellt.     Dann  wurden  Gehversuche  im 

Jahnsbericht  für  Ghirargie  190S.  61 


962  Jahreebericbt  f&r  Ghirargie.    IL  TeiL 

Verbände  bis  zur  Mitte  der  dritten  Woche  gemacht.  Wenn  der  Verband  sich 
auch  nur  etwas  gelockert  hatte,  wurde  er  erneuert.  Um  die  Mitte  der  drittel 
Woche  wurde  der  Verband  entfernt  und  das  Resultat  durch  Anl^ung  einfö 
Koch  ersehen  Elammerapparates  gesichert.  Daneben  3 mal  täglich  Massage. 
Die  erzielten  Resultate  waren  bei  inniger  Berührung  der  Bruchflächen  seir 
gute.  Eine  Lockerung  der  Verbindungen  zwischen  den  Bruchflachen  trat 
nicht  ein. 

Schmidt  (18)  bespricht  die  verschiedenen  Behandlun^arten  der  Knie- 
Scheibenbrüche  bei  den  Heeresangehörigen.  Er  vertritt  den  vermittelndeii 
Standpunkt,  bei  Stossfrakturen  mit  Übungen,  Massage,  bei  Rissfrakturen  ope- 
rativ zu  behandeln.  Erstere  überwiegen  bei  weitem  in  der  Armee.  Von  38 
Fällen,  in  denen  die  Behandlung  genau  angegeben  war,  wurden  sieben  wieder 
dienstfähig.     Von  diesen  waren  vier  funktionell,  drei  operativ  behandelt. 

Schmidt  (19)  berichtet  über  52  Einzelßllle  von  Patellarfraktnren  bri 
51  Patienten,  über  welche  bis  auf  drei  v.  Mikulicz  bereits  im  Brit.  m«L 
jour.  1902  berichtet  hat.  (cf.  Fortschritte  der  Chirurgie  1903).  Vier  ver- 
altete Frakturen  kamen  nur  zur  Begutachtung,  unter  den  48  behanddteii 
Patellarfrakturen  wurde  bei  31  Patienten  32  mal  die  Knochennaht  ausgef&krt 
während  bei  17  lediglich  Massage  und  medicomechanische  Therapie  Anwen- 
dung fand.  Die  auf  Grund  strenger  Auswahl  der  einzelnen  Fälle  durch  die 
entsprechende  Behandlung  erzielten  Erfolge  waren  sehr  gute.  (Über  die  Prio- 
zipien  der  Unterscheidung  der  Riss-  und  Stossfraktur,  die  Kombination  beider 
Formen,  die  Operations-  und  Behandlungsmethode  ist  das  leicht  zugängliche 
Original  nachzusehen). 

Bazy  (2)  stellt  einen  58jährigen  Patienten  vor,  der  in  seinem  17  Lebens- 
jahr einen  Bruch  der  Patella  erlitten  hatte.  Trotz  einer  Diastase  von  12  cm 
war  die  Funktion  eine  gute,  was  hauptsächlich  auf  den  Umstand  zurückgefalirt 
werden  muss,  dass  der  Pat.  die  Fraktur  in  einem  sehr  jugendlichen  Alter  er- 
litten hatte,  sich  also  an  den  Zustand  gewöhnen  konnte  und  dass  ein  Teil 
der  Seitenligamente  sich  bei  der  Extension  straflF  anspannte.  Ungeacht^ 
dieses  vorzüglichen  funktionellen  Resultates  geht  doch  die  Meinung  in  der 
Diskussion  dahin,  dass  die  Operj^,tion  die  Methode  der  Wahl  selbst  bei  hohem 
Alter  der  Patienten  sei. 

Chaput  (3)  berichtet  über  eine  Querfraktur  der  Pat^lla  bei  einem 
28  jährigen  Diabetiker.  Die  Diastase  der  Fragmente  betrug  3  cm.  Es  wurde 
die  Punktion  und  Kompression  gemacht.  Das  funktionelle  Resultat  war  ein 
ausgezeichnetes.  Der  feste  fibröse  Kallus  betrug  1  cm.  An  derselben  Patella 
hatte  der  Patient  schon  eine  Fraktur  gehabt,  die  operativ  behandelt  wurde. 
Die  Beweglichkeit  des  Beines  war  nach  der  Refraktur  mit  der  angegebenen 
Behandlung  eine  bessere  wie  vorher.  In  ähnlicher  Weise  hatte  Chaput  eine 
Olekranonfraktur  behandelt  und  dieselbe  mit  knöchernem  Kallus  zur  Heilung 
gebracht.     (Der  Pat.  war  Nephritiker). 

Ein  48  jähriger  Mann  war  wegen  einer  Fraktur  und  Refraktur  der  rechten 
Patella  zweimal  mit  gutem  Erfolg  operiert  worden.  Dann  erlitt  er  einen 
Bruch  der  linken  Kniescheibe  durch  Ausgleiten.  Zwei  Tage  später  wurde  von 
Lejars  (8)  die  Operation  mit  nach  unten  konvexem  Bogenschnitt  vorge- 
nommen. Die  Blutkoagula  wurden  entfernt.  Es  fanden  sich  zwei  Fragmente: 
ein  oberes  kleineres  von  1  cm  Länge.  Deshalb  wurde  durch  das  untere  Frag- 
ment 1  cm  vom  Frakturrande  entfernt  und  oben  durch  die  Dicke  der  Sehne 
ein  Aluminiumbronzedraht  geführt.    Die  Kapsel  und  fibrösen  Teile  wurden  mit 


Borch«rd,  Verletzongen  und  ohirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremitftt.        963 

>atgat  yereinigt.    Hantnaht.    Am  12.  Tage  stand   der  Patient  auf.    Er  hält 
lie   frühen  Bewegungen  für  das  Wichtigste  bei.  der  ganzen  Behandlung. 

Einen  Fall  von  Kniescheibenfraktur  behandelte  Scarrone  (15)  mittelst 
^Cnochennaht.  Verf.  prüft  dieMalgaigne  sehe  Methode  der  Behandlung  mittelst 
.\.pparate  und  die  Tillmannsche,  die  in  frühzeitigen  Bewegungen  und  Massage 
gesteht  und  erklärt,  dass  er  die  Yemähung  der  Bruchstücke  vorziehe,  weil 
1er  fibröse  Eallus  die  Funktionsfähigkeit  immer  beeinträchtigt  und  Kompli- 
kationen bedingen  kann.  Die  Statistiken  tun  dar,  dass  der  Erfolg  ein  aus- 
gezeichneter ist  (Lucas-Championniere  behandelte  so  68  Fälle,  die  alle 
heilten),  wenn  man  strengste  Asepsis  befolgt.  Der  Verband  wird  nach  12  Tagen 
entfernt  und  dann  beginnt  man  mit  Bewegungen  und  Massage.    R.  Giani. 

Quönu  (12)  empfiehlt  bei  der  Naht  der  frakturierten  Patella  den  Silber- 
draht transversal  durch  die  Fragmente  resp.  durch  das  eine  Fragment  und 
die  Sehne  des  Quadriceps  zu  ersetzen.  Lucas-Championniere  kann  sich 
dem  Vorschlage  nicht  anschliessen ,  sondern  hält  die  gewöhnliche  Naht  für 
das  bessere.     Er  legt  deshalb  ihr  einen  grossen  Wert  bei,   weil  sie  technisch 
eiafacher  ist  und  die  vorläufige  Fixation  der  Fragmente  bei  möglichst  baldiger 
Bewegung  am  meisten  gewährleistet.   Li  der  Diskussion  (5)  sprechen  Lejars, 
Berger,   Schwartz,   Reynier,   Roulier,   Simier  für  die  gewöhnliche 
Naht   oder  für  die  parostale  Naht  der  Patella  aus,   teilweise  unter  Hinweis 
auf  die  grossen  Gefahren,  welche  ein  Fehlschlagen  der  Asepsis  mit  sich  bringt. 
Lifolgedessen  sind  die  nichtoperativen  Methoden  diejenigen,  welche  als  Mittel 
der  praktischen  Ärzte  nicht  ausser  Acht  gelassen   werden   dürfen.     Im  all- 
gemeinen wird  dem  Verfahren  der  Cerclage  der  Vorzug  gegenüber  der  gewöhn- 
lichen Patellamaht  gegeben.   Zum  Schluss  teilt  Championniere  noch  ein- 
mal  seine   auf  Grund  reicher  Erfahrungen  (über  60  Fälle)  gewonnene  Ope- 
rationsmethode  mit.     Die  Diskussion  gibt  ein   sehr  anschauliches  Bild  über 
die  in  Frankreich  üblichen  Methoden  der  Patellarnaht. 

Ricard  (13)  nimmt  Stellung  gegenüber  der  Ansicht,  die  zum  Schluss 
der  Sitzung  der  Societe  de  la  Chirurgie  von  den  Anwesenden  dahin  präzisiert 
wurde,  dass  die  operative  Behandlung  der  Kniescheibenbrüche  die  Methode 
der  Wahl  sei.  Bei  den  hohen  Anforderungen  an  die  Antisepsis  und  Asepsis 
könne  diese  Behandlungsmethode  niemals  Eigentum  des  praktischen  Arztes 
werden.  Letzterer  müsse  die  alten  konservativen  Behandlungsmethoden,  Kom- 
pression, Ruhigstellung,  Massage  weiter  pflegen  und  kann  damit  ausgezeichnete 
Resultate  erzielen. 

Die  Patella  war  in  dem  Falle  Stevens  (21)  quer  durchbrochen.  Die 
Bruchenden  standen  1  Zoll  voneinander.  Nach  24  Stunden  wurden  die  Bruch- 
enden durch  Längsschnitt  freigelegt,  die  Fragmente  durch  zwei  Silbernähte, 
die  aber  die  hintere  Gelenkfläche  der  Patella  intakt  Hessen,  vereinigt.  Naht 
der  übrigen  Gewebe  und  der  Haut.  Am  8.  Tage  wurde  mit  passiven  Be- 
wegungen begonnen,  am  Ende  der  dritten  Woche  ging  Patient  umher. 

Wesselowsorow  (24)  spricht  sich  für  die  operative  Behandlung  der 
Kniescheibenbrüche  aus.  Im  Laufe  von  10  Jahren  wurden  am  Obuchow- 
Hospital  in  St.  Petersburg  (Trojanow)  an  11  Patienten  12 mal  die  Knie- 
scheibennaht ausgeführt.  Die  Resultate  waren  befriedigende.  Eine  syste- 
matische Nachbehandlung  wird  besonders  betont.  Ein  Fall  vereiterte  und 
ging  an  einer  Pneumonie  zugrunde.  —  Den  Hautschnitt  legt  Trojanow  bogen- 
förmig unterhalb  der  Kniescheibe  an  (Textor). 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 
61* 


964  Jahresbericht  f&r  Ghirursie.    IL  Teil. 

Fowl er  (6)  betrachtet  als  Kontraindikationen  gegen  ein  operatives  Vor- 
gehen bei  Patellarfrakturen  schlechten  Allgemeinzustand  des  Patienten,  so  dass 
anch  andere  Operationen  nicht  ausgeführt  werden  würden,  Längsfrakturen  der 
Kniescheibe,  einige  Fälle  von  Kommunitivbrüchen,  in  denen  eine  Umfahmi)^ 
naht  gemacht  werden  konnte,  Querfrakturen,  bei  denen  der  übrige  Banl- 
apparat  des  Knies  mehr  oder  weniger  intakt  ist.  Die  funktionellen  fiesoltale 
nach  sekundärer  Naht  der  Patella  sind  bei  weitem  nicht  so  gut,  wie  die  bei 
primärer.  Letztere  soll  ö — 14  Tage  nach  dem  Unfall  vorgenommen  weiden. 
Den  Bericht  schliesst  die  Mitteilung  von  9  operativ  behandelten  Fällen. 

Schanz  (16)  glaubt,  dass  bei  Diastasen  der  Patellarfragmente  über  6  cm 
durch  knöcherne  Vereinigung  keine  völlige  Funktion  des  Gelenkes  zu  erzielen 
sei ,  da  die  Beugefähigkeit  immer  behindert  bliebe.  Es  müssen  deshalb  die 
Methoden,  welche  auch  bei  grösserer  Diastase  die  Möglichkeit  einer  Fnnktions- 
herstellung  bieten,  Wert  besitzen.  Bei  einem  25  jähr.  Maime,  der  vor  5  Jaken 
einen  Bruch  der  rechten  Kniescheibe  erlitten  hatte,  bestand  bei  Streckstelling 
eine  Diastase  von  12  cm.  Die  Fragmente  Hessen  sich  nur  auf  10  cm  aa- 
einander  bringen.  Der  Reservestreckapparat  war  fast  völlig  zerrissen,  nur  an 
der  Aussenseite  liess  sich  ein  stärkerer  Strang,  des  Faszienstrang  des  Tensor 
fasciae  latae  nachweisen.  Bei  der  Operation  wurde  ein  Schnitt  von  dem  An- 
satzpunkt des  Sartorius  an  der  Patella  vorbei  bis  zur  Mitte  des  Oberschenkels 
geführt ,  der  Sartorius  aus  seinem  Bett  gehoben ,  die  Haut  bis  jenseits  der 
Bruchstücke  der  Patella  abpräpariert.  Zwischen  beiden  Bruchstücken  fuid 
sich  ein  dünner  fibröser  Kallus.  Von  den  Bruchstücken  wurden  etwa  die 
vorderen  */»  abgemeisselt  und  so  eine  Hohlrinde  gebildet,  in  welche  der  Sar- 
torius gelagert  und  durch  Drahtnähte  am  Knochen  fixiert  wurde,  während  das 
obere  Bruchstück  stark  nach  abwärts  gezogen  wurde.  Ebenso  wurde  der 
Muskel  mit  dem  fibrösen  Kallus  durch  Nähte  vereinigt.  Hautnaht.  6ips?«r- 
band  in  Streckstellung.  Ende  der  dritten  Woche  stand  der  Patient  mit  &n« 
kleinen  Schiene  auf.  Die  Funktion  des  Sartorius  stellte  sich  in  kurzer  Zeit 
her.  Auch  die  Reste  des  Quadriceps  begannen  wieder  zu  funktionieren.  Secfcs 
Wochen  p.  o.  war  Streckfähigkeit  des  Beines  eingetreten.  Pat.  ist  imstande. 
Treppen  zu  steigen  und  auf  abschüssigem  Terrain  zu  gehen.  Die  Vorzüge 
der  Methode  bestehen  darin,  dass  sie  selbst  bei  den  grössten  Diastasen  an- 
gewandt werden  kann  und  dass  eine  Eröffnung  des  Gelenkes  nicht  nötig  ist 
so  bald  es  zur  Ausbildung  eines  dünnen  fibrösen  Kallus  gekommen  ist. 

S träter  (22)  nahm  jjei  einem  Falle  von  alter  Patellarfraktur,  bei  dem 
die  Fragmente  sich  nicht  aneinander  bringen  Hessen,  eine  Z förmige  Einkff- 
bung  der  Quadricepssehne  vor.  Da  auch  hiemach  noch  eine  Diastase  tod 
]  cm  zurückblieb,  so  musste  die  Abmeisselung  der  Tuber.  tibiae  yorgenonuneo 
werden.  Trotz  oberflächlicher  Wundinfektion  war  das  Resultat  gut.  Beuguug 
im  Knie  bis  zu  160®. 

Denselben  Fall  hat  St  rät  er  in  der  Nederl.  T.  v.  Geneeskunde  be- 
schrieben. 

Der  37jährige  Kranke  Dollingers  (5a)  erlitt  vor  IV2  Jahren  einen 
direkten,  subkutanen  Querbruch  der  Kniescheibe;  die  Bruchstücke  waren  auf 
7  cm  Entfernung  verschoben. 

D  o  1 1  i  n  g  e  r  beschloss  die  sekundäre  Knochennaht.  Nachdem  jedoci 
trotz  stärksten  Zuges  an  den  angelegten  Silbersuturen,  trotz  Abpräparierung 
der  Verwachsungen  des  Ligamentum  patellae  die  Bruchstücke  nicht  genügeD^l 


ßorohard,  Verletzungen  nnd  ehirtnrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremiiftt.        965 

Aneinander  zu  bringen  waren,  verlängerte  er  durch  Tendoplastik  die  Sehne 
des  Qnadriceps  und  dadurch  gelang  die  Adaption. 

Nach  5  Wochen  waren  die  Bruchstücke  (durch  Muskelzug!)  wieder  auf 
1  cm  disloziert;  Dollinger  vereinigte  sie  von  neuem  und  erzielte  nun,  wie 
Auch  das  Radiogramm  zeigt,  einen  vollkommenen  Erfolg.  Die  Funktion  des 
Knies  ist  sehr  zufriedenstellend.  Dollinger  (Budapest). 

9.  Verletzungen  der  Semilanarknorpel,  Kreuzb&nder  etc. 

1.  Bovin,  Über  traumatische  Meniskusstörungen  im  Kniegelenk,    üpsal.  lekare  foreninga 
Förhandlingen.  Neue  Folge.  Bd.  YUL  1903.  Heft  8  u.  4. 

2.  *Delbet,  Luxation  de  semilunaire.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  7. 

3.  *Manter,  Über  Verletzungen  des  Eniegelenkapparates  durch  MantelgeschosBe.  Dissert. 
Berlin  1908. 

4.  Pagenstecher,  Die  isolierte  Zerreissung  der  Kreuzbänder  des  Knies.   Deutsche  med. 
Wochenschrift  1908.  Nr.  47. 

5.  Robson,  Ruptured  cmcial  ligaments  and  heir  reparation  by  Operation.  Annais  of  snrg. 
May  1903. 

6.  Schnitze,  Die  Luxation  der  Semilunarknorpel  des  Kniegelenkes.    Archiy  für  Ortho- 
pädie 1908.  Bd.  1.  Heft  1. 

Bovin  (1)  behandelt  ausführlich  die  Anatomie  und  Physiologie  der 
Kniegelenkmenisken.  Er  stützt  sich  auf  eigene  Untersuchungen  an  15  un- 
gehärteten Gelenken  und  36  Gelenken,  die  mit  Formalin  nach  H.  Virchow 
gehärtet  und  in  verschiedenen  Stellungen  fixiert  wurden.  Pangats  Dar- 
stellung der  ;,ligaments  menisceux  antörieurs^  wird  als  schematisch  und  zum 
Teil  unrichtig  bezeichnet.  Von  den  verschiedenen  Ansichten  über  die  Be- 
deutung der  Menisken  für  die  Funktionen  des  Kniegelenks  wird  die  Ansicht 
Yirchows  als  die  richtigste  bezeichnet.  Die  klinische  Darstellung  stützt 
sich  auf  ca.  200  in  der  Literatur  vorkommende  operierte  Fälle  und  femer 
auf  10  ausführlich  beschriebene  Operationsfälle  aus  Krankenhäusern  in  Stock- 
holm und  Upsala.  Bei  Operationen  hat  man  den  medialen  Meniskus  6 — 7  mal 
öfter  lädiert  gefunden  als  den  lateralen.  Die  dabei  beobachtete  Lokalisation 
und  Richtung  der  Meniskusabreissungen  wird  in  folgender  Tabelle  dargestellt: 

1.  Vordere  Inserteni 

2.  Hintere    ;, 

3.  Kapselinserteni  ganz  (isolie 

4.  ^  nach  vorne         ;. 

5.  „  nach  hinten        „ 

6.  In  der  Substanz  der  Länge  nach 

7.  ;,     ;,  ;,         quer 
Abnorm  beweglicher  Meniskus  ohne 

Rupturen       22     „  4     ^ 

Bemerkenswert  ist  die  grosse  Frequenz  isolierter  Kapselinsertions- 
rupturen.  Bei  frischen  Meniskusverletzungen  soll  das  Gelenk  für  drei  bis 
vier  Wochen  immobilisiert  werden.  Bei  den  inveterierten  Schäden  hat  man 
zwischen  Bandagebehandlung  und  Operation  zu  wählen.  Bei  letztgenannter 
erhält  man  im  allgemeinen  ein  normal  funktionierendes  Gelenk,  wie  die  Zahlen 
des  Verfassers  beweisen.  Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Schnitze  (6)  vervollständigt  die  Br  uns  sehe  Zusammenstellung  über 
die  Luxation  der  Semilunarknorpel   des   Kniegelenkes   und   fügt   ausserdem 


Medialer  Meniakas: 

Lateraler  Meniskus 

59  Fälle 

8  Fälle 

9 

V 

4 

n 

ert)     20 

n 

2 

7) 

14 

ff 

0 

n 

4 

n 

1 

n 

16 

n 

1 

n 

10 

» 

0 

n 

966  Jafareabericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

noch  2  eigene  Beobachtungen  hinzn,  in  denen  es  sich  um  Lnx&tian  des 
Meniscus  internus  handelt.  Beidemal  wurde  durch  Exstirpation  des  abge- 
sprengten Stückes  Heilung  mit  gutem  funktionellen  Resultat  erzielt. 

Pagenstecher  (4)  entwirft  auf  Grund  von  drei  selbst  beobaditeteo 
und  operierten  Fällen  sowie  gestützt  auf  Leichenexperimente  ein  Bild  toq 
der  isolierten  Zerreissung  der  Kreuzbänder  des  Knies.  Er  glaubt,  dass  diese 
Verletzungen  nicht  allzuselten  vorkommen,  dass  sie  aber  wegen  ihrer  Ter- 
steckten  Lage  mehr  geahnt  als  diagnostiziert  werden.  Zerrung,  Einrisse, 
Ausreissung  aus  der  Insertion  mit  oder  ohne  Knochenknorpelstück  ist  als 
innere  Distorsion  im  Gegensatz  zum  Därangement  interne  zu  bezeicben 
Rotation,  Hyperflexion,  Hyperextension  können  die  Verletzung  herromifen. 
Im  klinischen  Bilde  herrschen  Hämarthros,  Schmerzhaftigkeit  vor.  Sur  bei 
sehr  starker  Gewalteinwirkung  und  bei  Beteiligung  des  übrigen  Bandapparates 
kommt  es  zur  abnormen  Beweglichkeit.  Die  Heilungsbedingungen  sind  Bidt 
sehr  günstig. 

Therapeutisch  empfiehlt  Pagenstecher  ein  operatives  Vorgehen,  wem 
nach  Ablauf  der  entzündlichen  Erscheinungen  ein  stärkerer  Bluterguss  oder 
Beschwerden  zurückbleiben,  um  etwaige  abgesprengte  Knochenstücke  zn  ent- 
fernen oder  bei  Schlottergelenk  die  Zerreissung  des  Kreuzbandes  zu  näheL 

Er  selbst  hat  dies  Verfahren  mit  gutem  Erfolg  angewandt.  Das  SyiB- 
ptom  des  ^^schnellenden  Knies^  (Thiem)  boten  die  Patienten  Pagen- 
stechers nicht. 

Robson  (5)  berichtet  über  die  Naht  der  Ligam.  cruciata  d^  Knie- 
gelenks 2^'2  Monate  nach  der  Verletzung.  Das  Gelenk  wurde  durch  vorderei 
Querschnitt  geöffnet  und  beide  Lig.  cruc.  mit  Gatgut  genäht.  Das  vordere 
an  die  Synovialmembran  und  Gewebsreste  an  die  Innenseite  des  äasseien 
Kondylus,  das  hintere  nach  Verlängerung  durch  Spaltung  an  die  SjnoTial- 
membran  und  dem  Knorpel  an  der  Aussenseite  des  inneren  Knöchels.  Das 
Schlottergelenk  wurde  dadurch  vollständig  beseitigt  und  blieb  so.  Veröffent- 
licht 7  Jahre  nach  der  Operation.  In  der  Literatur  hat  Robson  nur  eisea 
gleichen  Fall  gefunden.  Maass  (New-York). 

10.  Unterschenkel. 

1.  Bayer,  Über  Spiralbrache  des  Unterschenkels.  Deutsche  Zeitschrift  für  Chir.  1981 
Bd.  69.  Heft  5—6. 

2.  Des  tot  I  De  la  fracture  sus-mall^olaire.    Soc.  de  Gbir.  Lyon  m^dic.  1903.  Nr.  17. 

3.  —  Sar  diff^rentes  variät^s  de  fractnres  de  jambes.  Soc.  de  Gbir.  Lyon  m^  \^ 
Nr.  18. 

4.  Franke,  Eine  Absprengungsfraktur  des  anteren  Torderen  Tibiarandes  in  frontaler  Itee. 
y.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  72.  Heft  1. 

5.  Goldammer,  Zur  isolierten  Verletzung  der  Tibia.  Deutsche  milit  Zeitschrift  Nr. 9. 
1903. 

6.  Guitard,  De  la  m^thode  ambulatoire  dans  les  traumatismes  osseuses  du  membreis- 
förieur.    Paris  1903. 

7.  ArbuthmotLane,  Onthe  methode  of  production  of  fractures  of  the  lower  extn- 
mity  by  indirect  violence.    The  Practitioner.  March  1903. 

8.  Mehnert,  Ein  seltener  Fall  von  Splitterfraktur  der  oberen  Tibiaepiphyse  mit  Zer- 
reissung der  Arteria  popIitea  und  nachfolgender  Gangrän  des  Unterschenkels  bei  eioa 
Tabiker.    Inaug.-Dissert.  Eie]  1902. 

9.  Patel,  Fracture  de  Teztremit^  införieure  du  tibia  (fracture  juxta  epiphysaire)  öelste- 
ment  de  la  moitiö  post^rieure.     Soc.  des  scienc.  mäd.  Lyon  m^d.  1903.  Nr.  7. 

10.   Rebentisch,   Freie  autoplastische  Deckung  eines  nach    komplizierter  Fraktar  eot- 
standenen  Schienbeindefektes.    Monatschrift  fOr  Unfallheilkunde  1903.  Mr.  29. 


Borchard,  Verletzongen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        967 

11.  *Scherpe,  Über  Frakturen  der  Tibia  am  oberen  Ende.    Diasert.  Leipzig  1903. 

12.  Sender,  Einige  praktische  Winke  für  die  Behandlung  der  Frakturen  der  unteren  Ez- 
tremit&ten.    Rusb.  Arch.  f.  Chirurgie.  Heft  8.  1903. 

18.  —  Ein  Fall  von  beiderseitiger  Fraktur  des  FibulakOpfchena.  Russki  Wratsch.  Nr.  8. 
1903. 

14.  Smirnow,  Ein  Fall  von  Embolie  der  Lungenarterie  bei  Fraktur  beider  Extremitäten. 
Russ.  Archiv  f.  Chirurgie.  Heft  1.  1903. 

15.  Sator,  Diagnostische  Irrtümer  bei  Durchleuchtung  mit  Röntgenstrahlen  nebst  Bei- 
trag zur  Kenntnis  der  Fibulafrakturen,  v.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  72. 
Heft  1. 

16.  Tachetti,  ün  caso  di  embolia  grassosa  pulmonale  segoita  a  trauma.  Annali  di  med. 
navale  1903.  Vol.  H.  p.  532. 

17.  *Tridon,  Fracture  du  p^ron^,  hasse,  isol^e  ä  trait  longitudinal  et  sans  d^placement. 
Revue  d'orthop^die  1903.  Nr.  8. 

18.  Weber,  A  propos  de  la  d^couvertä  de  la  vraie  nature  d'une  l^sion  du  genou  (fissure 
osseuse)  möconnue  jusqu'ä  pr^ent.    Revue  m^.  de  la  Soisse  romande  1903.  Nr.  11* 

Sender  (12)  macht  auf  die  Häufigkeit  und  Wichtigkeit  der  Dislocatio 
ad  peripheriam  bei  Frakturen  der  unteren  Extremitäten  aufmerksam.  Beim 
lebenden  Menschen  und  beim  Kadaver,  welche  in  Rückenlage  liegen,  haben 
die  Oberschenkel  die  Tendenz  zur  Aussenrotation,  so  dass  die  Längsachsen 
der  Füsse  einen  rechten  Winkel  bilden.  Um  die  Dislocatio  ad  peripheriam 
zu  vermeiden,  muss  das  Bein  in  dieser  leichten  Aussenrotationsstellung  fixiert 
werden,  um  die  Funktion  des  Fussgelenkes  zu  sichern,  muss  der  Fuss  mit 
dem  Unterschenkel  einen  rechten  Winkel  bilden. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Im  Kölner  Bürgerhospital  (Bayer  [1])  kamen  in  3V*  Jahren  2332  Frak- 
turen zur  Behandlung.  Darunter  waren  496  subkutane  Unterschenkelbrüche 
und  unter  diesen  75  Spiralfrakturen.  18  Spiralbrüche  betrafen  Kinder  von 
1 — 14  Jahren.  Unter  den  57  Erwachsenen  waren  47  Männer  und  10  Frauen. 
30  mal  handelte  es  sich  um  isoUerte  Tibiaspiralfrakturen  und  zwar  überwog 
hierbei  der  Prozentsatz  der  Kinder  bei  weitem.  Beim  Spiralbruch  der  Tibia 
bricht  auch  die  Fibula  mit  Vorliebe  hoch  oben.  Die  Behandlung  bestand  in 
Extension,  die  auch  an  den  Unterschenkel  quer  ober-  und  unterhalb  angreift 
und  so  die  Fragmente  einander  entgegenbringt. 

Weber  (18)  teilt  eine  Beobachtung  der  zuerst  von  Schlatter  in  den 
Beiträgen  zur  Chirurgie  Bd.  38  beschriebenen  Längsfissur  des  oberen  Endes 
der  Tibia  am  Ansatz  des  Lig.  patell.  mit  und  gibt  eine  schematische  Ab- 
bildung. Die  Beschwerden  treten  bei  dem  14jährigen  Patienten  ohne  bemerkte 
Veranlassung  beim  Laufen,  nach  längerem  Gehen,  bei  starker  Anspannung 
des  Quadriceps  ein  und  waren  genau  auf  die  Vorderfiäche  der  oberen  Tibia- 
epiphyse  lokalisiert  entsprechend  der  Tuberositas  tibiae.  Die  Heilung  erfolgte 
bei  fixierendem  Verbände. 

Goldammer  (5)  berichtet  über  zwei  seltene  Fälle  von  isolierter  Tibia- 
verletzung  auf  Grund  von  Röntgenaufnahmen,  von  denen  der  eine  Bruch  zu 
deuten  ist  als  Biegungsbruch.  Im  anderen  Falle  war  ein  keilförmiges  Stück 
auf  der  einwirkenden  Gewalt  gegenüberliegenden  Seite  herausgesprengt. 

Mehnert  (8)  berichtet  über  eine  Splitterfraktur  des  oberen  Endes  der 
Tibia  bei  einem  48jährigen  Tabiker,  die  dadurch  zustande  gekommen  war, 
dass  Patient  auf  der  Strasse  stolperte  und  auf  einen  Stein  fiel.  Es  war  das 
Lig.  patellae  am  Ansatz  an  der  Tibia  abgerissen  und  hierdurch  ist  es  nach 
der  Annahme  von  Mehnert  erklärlich,  dass  die  ganze  Gewalt  des  Sturzes 
sich  auf  das  nach  hinten  subluxierte  obere  Gelenkende  der  Tibia  fort.    Da 


968  Jabresbericht  für  Ghimrgie.    IL  TeiL 

hierzu  noch  der  Fall  anf  den  Stein  kam,  so  ist  der  Brach  demgemäss  als 
kombiniert  aus  Eompressions-  mid  Abknickungsbruch  aufzafassen.  Darcli  das 
nach  hinten  vorragende  Bruchende  war  die  Arter.  popt.  durchrissen,  während 
die  Vena  stark  komprimiert  war.  Wegen  Gangrän  des  Beines  wurde  die 
Amputation  nötig. 

Sender  (13)  beschreibt  einen  Fall  von  beiderseitiger  Fraktur  der  Fibula- 
köpfchen  infolge  von  Hyperextension  der  Kniegelenke. 

Patient  28  a.  a.  wurde  von  einem  Treibriemen  erfasst  and  zweimal  heramgesefawakt 
wobei  er  zweimal  mit  den  Hacken  anf  dem  Boden  aafschlag.  Beide  Fibalaköpfchen  wuea 
abgerissen,  das  linke  in  drei  Stücke  gebrochen.  Beiderseits  waren  die  Nn.  peronei  dsicb- 
rissen.  Es  bestanden  pedes  eqaino-vari.  Der  Versucb»  den  Peroneus  links  zu  näben,  mvt- 
lang,  da  die  Nervenenden  nidit  aufgefunden  werden  konnten.  Naht  der  KnoehenendcD, 
welche  aber  spater  auseinanderging.  Hohlbeck  (St  Petersburgi 

Sator  (15)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Fibulafrakturen,  bei  deoeo 
eine  Durchleuchtung  von  vorn  nach  hinten  ein  negatives  Resultat  ergeben 
hatte,  während  die  seitliche  Durchleuchtung  die  angenommene  Fraktur  deut- 
lich zeigte.  Es  handelte  sich  beide  Male  um  eine  Fraktur  im  untersten 
Teile  des  Wadenbeines,  die  mit  beinahe  frontaler  Querachse  von  hinten  oben 
nach  vom  unten  verlief.  Es  war  gar  keine  laterale  Verschiebung  der  Frag- 
mente vorhanden.  Dieselben  deckten  sich  in  sagittaler  Richtung  in  voll- 
kommener Weise.  Sator  glaubt,  dass  die  Frakturen  dadurch  zustande 
kommen,  dass  bei  extremer  Plantarflezion  auch  zu  gleicher  Zeit  eine  gewalt- 
same Adduktion  des  Fusses  vorhanden  war,  welche  einen  Druck  von  innen 
nach  aussen  bewirkt  und  so  den  postero-anterioren  Druck  des  Calcaneus  direkt 
auf  das  Fibulaende  erst  recht  ermöglicht. 

Patel  (9)  demonstriert  das  Röntgogramm  einer  isolierten  Fraktur  der 
unteren  Hälfte  der  Tibia.  Es  war  die  Lösung  neben  der  Epiphysenlinie  er- 
folgt und  hatte  nur  die  vordere  Hälfte  des  Knochens  betroflfen.  Von  hier 
aus  ging  der  Bruch  schräg  nach  oben  und  hinten,  so  dass  ein  hinteres  drei- 
eckiges Stück  der  Tibia  gewissermassen  abgetrennt  war.  Der  Fuss  stand 
nach  hinten,  so  dass  auf  den  ersten  Anblick  eine  Verrenkung  im  Tibiataisal- 
Gelenk  nach  hinten  vorgetäuscht  wurde.     Die  Reduktion  ging  leicht. 

Unter  Beifügung  sehr  schöner  Röntgenbilder  bespricht  Laue  (7)  die 
Pott  sehe  Fraktur  des  Unterschenkels,  sowie  die  Spiralfraktur  des  Unter 
und  Oberschenkels^  mit  deren  operativer  Behandlung  er  ausgezeichnete  Re- 
sultate erzielt  hat. 

Franke  (4)  bringt  einen  weiteren  Beitrag  zu  der  von  Volkmann  und 
Lauenstein  beschriebenen  Absprengungsfraktur  des  unteren  vorderen  Tib«- 
randes  in  frontaler  Ebene,  der  deshalb  so  bemerkenswert  ist,  weil  weitere 
Nebenverletzungen  nicht  bestanden  und  der  Mechanismus  der  Verletzung  klar 
lag.  Ein  Dragoner  sprang,  um  nicht  zu  fallen,  von  einer  Treppe  7  Stufen 
hoch  herunter.  Er  blieb  nach  dem  Sprung  aufrecht  stehen,  verspürte  aber 
gleich  heftige  Schmerzen  im  Fuss.  Das  Röntgenbild  zeigt,  dass  von  dem 
vorderen  unteren  Tibiaende  in  frontaler  Ebene  ein  glattes  Knochenstück  ab- 
gesprengt war,  dessen  Breite  an  der  Basis  etwa  2  cm  betrug  und  welches, 
nach  oben  sich  verjüngend,  mit  einer  schmalen  Brücke  von  7  mm  Breite 
dem  Knochen  anhaftete.  Der  hierdurch  entstandene  Spalt  im  imteren  Gelent- 
ende  der  Tibia  betrug  an  der  Basis  2  cm  und  ragte  4  cm  tief  in  den  Knochen 
hinein.  Die  Heilung  erfolgte  bei  Wiederherstellung  der  Dienstfähigkeit.  Die 
Verletzung  ist  also  bei  stark  dorsal  flektiertem  Fuss  erfolgt  und  es  wurde 
durch  den  Sprung  der  vordere  Abschnitt  der  Talusrolle  in  senkrechter  Richtung 


Borchsrd,  Verletzungen  nnd  ohirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        969 

gegen  die  vordere  untere  Schienbeinkante  mit  grosser  Gewalt  gepresst.  Da- 
durch, dass  der  Verletzte  nicht  zu  Fall  kam,  wurden  andere  Verletzungen 
Terhütet. 

Im  Anschluss  an  die  Vorstellung  einer  Kranken  mit  einer  im  Verlauf 
von  2  Monaten  nicht  geheilten  Unterschenkelfraktur  bespricht  Destol  (3), 
nachdem  er  in  der  Sitzung  vorher  sich  schon  über  das  Thema  geäussert  hatte, 
eine  Art  der  supramalleolaren  Frakturen,  die  sich  von  den  übrigen  Bruch- 
arten der  unteren  Extremität  wesentlich  unterscheiden.  Sie  entstehen  durch 
indirekte  Gewalt  und  gewöhnlich  durch  einen  Fall  auf  den  Fuss  aus  geringer 
Höhe.  Man  kann  2  Typen  unterscheiden,  deren  einer  einen  Schrägbruch  von 
oben  und  vom  nach  unten  und  hinten,  deren  anderer  einen  solchen  von  unten 
vorn  nach  oben  hinten  darstellt.  Die  Reposition  und  Retention  dieser  Brüche 
ist  sehr  schwer.  Ferner  zeigt  er  zwei  Malleolenfrakturen  mit  einem  dritten 
hinteren  Fragment  und  bei  einem  Patienten  den  Bruch  des  Calcaneus  in 
verschiedene  Stücke,  einen  Bruch  des  Talus,  der  Malleolen  und  eine  doppelte 
Längsfissur  der  Tibia.  Eine  Fraktur  des  Wadenbeines  schien  sich  in  ihrem 
schrägen  Verlauf  auf  die  Tibia  fortzusetzen.  Zum  Schluss  demonstriert  der- 
selbe Autor  eine  Fract.  intracondylica  des  oberen  Endes  der  Tibia  bei  einer 
60  jährigen  Frau. 

Ein  39 jähriger  Patient  Smirnows  (14)  zog  sich  einen  doppelseitigen 
Unterschenkelbruch  zu.  Rechts  war  derselbe  kompliziert.  Gipsverbände.  Vom 
16.  Tage  an  vorsichtige  Massage.  Drei  Wochen  nach  der  Verletzung  wurde, 
um  die  Stellung  der  Bruchenden  zu  korrigieren,  links  ein  neuer  Gipsverband 
angelegt.  Va  Stunde  danach  Tod  unter  dyspnoischen  Erscheinungen.  Die 
Sektion  ergab  einen  verzweigten  Embolus  in  der  linken  Art*  pulmon.  An 
beiden  Beinen  waren  die  Venae  tibial.  ant.  und  post.  thrombosirt.  —  Auf 
Grund  einer  Statistik  von  37  aus  der  Literatur  gesammelten  einschlägigen 
Fällen  kommt  Smirnow  zum  Schluss,  dass  die  Diagnose  der  Thrombose 
nicht  sicher  zu  stellen  ist,  man  soll  daher  stets  an  die  Möglichkeit  derselben 
denken  und  danach  die  therapeutischen  Massnahmen  einrichten. 

Hohlbeck  (St.  Petersberg). 

Tacchetti  (16)  beschreibt  einen  Fall  von  geschlossener  vollständiger 
Fraktur  des  rechten  Unterschenkels  mit  raschem  letalen  Ausgang;  Ursache 
des  Todes  war  eine  Fettembolie,  die  sich  über  den  grössten  Teil  der  Lungen- 
fläche verbreitet  hatte,  aber  nicht  in  den  grossen  Kreislauf  gedrungen  war. 

R.  Giani. 

Bei  einem  Falle  von  komplizierter  Unterschenkelfraktur  hatte  das  obere 
Bruchende  die  Haut  durchbohrt  in  einer  Länge  von  4  cm  (Rebentisch  [10]). 
Da  erst  24  Stunden  nach  der  Verletzung  die  Reposition  vorgenommen  wurde, 
so  fiel  dies  Stück  der  Trockennekrose  anheim,  so  dass  schliesslich  eine  wal- 
nusgrosse  Wundhöhle  an  der  Stelle  des  Schienbeines  neben  dem  völligen 
Fehlen  jeder  KaUusbildung  enstand.  Es  wurde  der  Knochendefekt  durch  freie 
Autoplastik  aus  derselben  Tibia  gedeckt.    Das  Resultat  war  ein  sehr  gutes. 

11.  Luxationen  im  Bereich  des  Fusses. 

1.  Bannes,   Ober   Lnxstionen  im  Lis  fr  an  eschen   Gelenke.    Deutsche  Zeitschrift   für 
Chirurgie.  Bd.  69.  2—4. 

2.  *Bardellini,  La   lussazione   dell*  alluce  in    basso    complicata  irriducibile.     Clinica 
Chirurg.  1908.  Nr.  10. 


970  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    II.  Teil. 

3.  BerteUmann,  Ein  Fall  von  Loxation  des  Foeses  sab  talo  nach  innen  ud  lünta. 
Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  9. 

8a.  Deutsche  Zeitschrift  fttr  Chirurgie.  Bd.  69.  Heft  2—4. 

4.  *Cottard,  Subluxation  du  pied  en  arridre  en  dedans  aree  fracture  des  os  de  jaak 
Prtoentation  de  radiographies  arec  fracture  des  oa  de  jambe.  Ball,  et  m^m  de  U  ne. 
anat.  1903.  Nr.'9. 

5.  Engelhardt,  Eine  seltene  Hftftgelenksluxation.  Deutsche  Zeitschrift  f&r  Chirurgie. 
Bd.  69.  Heft  5>6. 

6.  Müller»  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Fnssgelenksluxationen  nach  hinten.  Disseii  Beifii 
1902. 

7.  Remedi,  ün  caso  di  Inssazione  antica  completa  interna  della  linea  di  Chopari  GuefcU 
degli  ospedali  1903.  Nr.  20. 

8.  Vaccari,  La  lacerazione  del  legamento  astragalo-culcaneare.  La  clinica  chirorgia 
1903.  Nr.  11. 

Bertelsmann  (3  n.  4)  teilt  eine  Beobachtung  von  Loxat  pedis  sub 
talo  mit,  die  entstanden  war  durch  eine  heftige  Plantarflexion,  verbnnden 
mit  einem  kräftigen  Schub  nach  hinten  und  einem  Supinationsimpnls.  An^er 
der  Verschiebung  nach  hinten  bestand  auch  eine  solche  nach  innen.  Der 
Talus  hatte  seine  Gelenkflächen  am  Calcaneus  und  Os  naviculare  yerbtss^i, 
während  seine  Verbindung  mit  der  Gabel  des  Fussgelenkes  ganz  intakt  war. 
Verletzungen  des  Knochens  waren  nicht  vorhanden.  Die  Reposition  gding 
in  tiefer  Narkose  durch  Verstärkung  der  Plantarflexion  und  kräftigen  Zug  ii 
der  Richtung  der  Unterschenkelachse. 

Eine  sehr  seltene  Fussgeienksluxation  beschreibt  Engel  bar  dt  (5. 
Über  den  Hergang  der  Verletzung  ist  genaueres  nicht  zu  ermitteln  gewföa 
Ausser  anderen  Beschädigungen  am  übrigen  Körper  bestand  am  rechten  Fose 
eine  Luxation  des  Fusses  mit  der  Fibula  nach  hinten.  Sonst  war  das  Wadeih 
bein  intakt,  nur  am  Malleolus  internus  findet  sich  eine  kleine  Abrissfraktor. 
Die  Einrichtung  in  Chloroformnarkose  durch  Plantarbeugung,  Extension  imil 
spätere  Dorsalflexipn  gelang  nur  schwer.  Das  funktionelle  Resultat  war  dordi 
Vereiterung  eines  Blutergusses  kein  gutes. 

Aus  einem  Falle  von  Fuss Verstauchung  mit  Lazeration  des  Ligamentai 
astragalo-calcaneum,  den  er  behandelte,  zieht  Vaccari  (8)  folgende  ScUässe; 
a)  eine  solche  Distorsion  erfolgt  bei  mit  Extension  verbundener  Adduköons- 
bewegung  des  Fusses;  b)  sie  unterscheidet  sich  von  dem  typischen  Sympi» 
durch  ein  Gleitegeräusch,  das  man  bei  Seitwärtsbewegungen  des  Fersenbäss 
unter  dem  Sprungbein  vernimmt;  c)  bei  dieser  schweren  Affektion  mnss  der 
Fuss  auf  längere  Zeit  immobilisiert  werden;  d)  sie  ist  als  eine  reduzierte  Sab- 
astragalusluxation  zu  betrachten.  R.  Giani. 

Bannes  (1)  sah  bei  einem  19jährigen  Manne  eine  Luxation  des  Hittei- 
fussknochens  nach  der  medialen  Seite  hin,  die  dadurch  zustande  gekomiea 
war,  dass  dem  mit  gespreizten  Beinen  stehenden  Patienten  ein  schwerer 
Gegenstand  von  innen  und  hinten  an  den  betreffenden  Fuss  traf.  Die  B^ 
sition  gelang  unter  Spinalanästhesie  leicht  durch  Zug  am  Yorderfnss  uoi 
direkten  Druck  auf  das  luxierte  Knochenende.  Das  funktionelle  Resultat  nr 
insofern  kein  gutes,  als  der  Patient  noch  lange  Zeit  Schmerzen  in  dem  Fosse 
empfand. 

Im  Anschluss  an  diese  Mitteilung  stellt  Bannes  32  Fälle  von  TotÄl- 
luxation  und  33  von  isolierten  Luxationen  im  Lisfrancschen  Gelenk  as 
der  Literatur  zusammen. 


Borchard,  Verleizangen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.        971 

Remedi  (7)  berichtet  über  einen  Fall  von  vollständiger  innerer  Luxa- 
tion des  rechtsseitigen  Mediotarsalgelenkes ;  dieselbe  war  durch  Sturz  vom 
Pferde  hervorgerufen  worden.  Die  in  der  Literatur  beschriebenen  Fälle  heran- 
ziehend, kommt  er  zu  dem  Schlüsse,  dass  es  zwei  Varietäten  gebe:  die  laterale 
äussere  Luxation  und  die  innere ;  diese  letztere  könne,  je  nachdem  das  Fersen- 
bein seine  Beziehungen  mit  dem  Würfelbein  verliert  oder  bewahrt,  eine  voll- 
ständige oder  unvollständige  sein.  Was  den  Mechanismus  derartiger  Luxationen 
anbetrifft,  bemerkt  er,  dass  zur  Hervormfung  der  vollständigen  inneren  Lu- 
xation die  Durchschneidung  des  Ligamentum  calcaneo-cuboidum  plantare  und 
die  Durchtrennung  der  beiden  Sehnen  der  Wadenmuskeln  erforderlich  seien. 

R.  Giani. 

12.  Frakturen  im  Bereich  des  Talus  und  Galcaneus. 

1.  Bahr,  Zar  Easuistik  der  Fersenbeinhrüche.    Archiv  fQr  Orthopädie  etc.  1903.  Bd.  1. 
Heft  1. 

2.  ^Lehmann,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Fersenbeinbrache.    Monatsschrift  für  Uu- 
fallheilkunde  1908.  Nr.  10. 

Bahr  (1)  weist  nochmals  auf  eine  Beobachtung  Malgaignes  hin,  der 
bei  einem  Präparat  den  Calcaneus  von  Frakturlinien  durchsetzt  fand,  ohne 
dass  äusserlich  am  Calcaneus  viel  nachzuweisen  gewesen  wäre  und  teilt  im 
Anschluss  daran  eine  Beobachtung  mit,  bei  dem  das  Röntgenbild  ca.  ^/a  Jahr 
nach  der  Verletzung  nur  die  Absprengung  eines  kleinen  Stückes  aus  der  Corti- 
calis  ergab,  während  die  Abtastung  des  Calcaneus  während  der  Operation  an 
der  äusseren  und  unteren  Fläche  Rauhigkeiten  ergab,  die  sich  nur  durch 
kleinere  Knochenverletzungen  an  diesen  Stellen  erkennen  Hessen. 

Der  Patient  hatte  bis  zur  Untersuchung  immer  über  Schmerzen  in  der 
Ferse  geklagt. 

13.  Frakturen  im  Bereich  des  Mittel-  und  Yorderfusses. 

1.  Blecher,  Entstehung  der  Fussgeschwulst.    Deutsche  militärftrztiiche  Zeitschrift  1903. 
Heft  1. 

2.  *Caccia,  Le  frattnre  dei  metatarsi  in  segaito  a  marcie.   Giomale  medico  del  R.  Ezer- 
cito  1903.  Vol.  51.  Fase.  4. 

3.  II  Policlinice  1903.  Vol.  I.  C.  Fase.  1. 

4.  Dupray,  Les  fractures  du  mötatarse  par  cause  ibdirecte  (pied  forc^,  Fussgeschwulst 
des  soldats).    Revue  möd.  de  la  Suisse  romande  1903.  Nr.  7. 

5.  Hoffa,  Zur  Prognose  der  kleinen  Fusswurzelknochen-  und  der  Metatarsalbrüche.   Ärztl. 
SachyerstäDdigen-Zeitung  1903.  1  n.  2. 

6.  '''Jacobs,  Ober  indirekte  Frakturen  der  Metatarsalia.    Dissert.  Zürich  1993. 

7.  N  i  0  n ,  Zur  Statistik  der  Mittelf uBsknochenbrüche.   Deutsche  uilitfträrztl.  Zeitschr.  1903. 
Heft  4. 

8.  Tobold,   Zur  Kasuistik   der   Mittelf ussknochenbrüche.    Deutsche   militarztliche   Zeit- 
schrift 1903.  Heft  9. 

9.  Vergely,  A  propos  des  fractures  des  mätatarsiens  par  choc   direct.    Journ.  de  möd 
de  Bordeaux  1903.  Nr.  34  u.  folg. 

Hof  fa  (5)  teilt  eine  Anzahl  von  Röntgenbildern  bei  Verletzungen  der 
Mittelfassknochen  und  der  kleineren  Fusswurzelknochen  mit,  die  zumeist 
längere  Zeit  nach  der  Verletzung  aufgenommen  wurden ,  durch  ihren  Befund 
a.ber  geeignet  waren,  die  angeblichen  Beschwerden  der  Patienten  zu  erklären. 
So  zeigte  sich,  dass  der  Knochenkallus  noch  lange  nach  der  Fraktur  von  yer- 
bältnismässiger  Mächtigkeit  ist    und  dass    femer  Dislokationen  der  Bruch- 


972  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

enden  sehr  häufig  sind.  Da  nun  besonders  die  Metatarsalknochen  Yon  einas 
dichten  Nervengeflecht  umsponnen  sind ,  so  können  durch  diesen  Druck  er- 
hebliche Beschwerden  entstehen.  Bei  yoUständigem  Ausbleiben  der  knöchernen 
Vereinigung  bohren  sich  die  Bruchenden  bei  jeder  Belastung  in  die  Weichteik 
des  Fusses  ein.  Bestehen  nun  derartige  Beschwerden  längere  Zeit,  so  bildes 
sich  durch  das  Bestreben  der  Patienten,  die  schmerzhaften  Bewegungen  n 
vermeiden,  Haltungsanomalien  des  Fusses  aus.  Es  entstehen  Klmnpfosse, 
Plattfüsse ,  Knickfüsse  mit  erhobenem  äusseren  Fussrande ,  Hackenfüsse  ek. 
Es  können  sich  schwere  pathologische  Veränderungen  der  Gelenke  einsteDen 
Hoffa  stellt  die  Prognose  obiger  Frakturen  ziemlich  ungünstig  qnoad  fDn^ 
tionem.  Eine  Besserung  liesse  sich  vielleicht  erzielen,  wenn  der  Fnss  eist 
nach  vollständiger  Erhärtung  des  EaUus  belastet  würde. 

Vergely  (9)  teilt  4  Beobachtungen  mit,  in  denen  es  durch  direkte  Ge- 
walt, Auffallen  eines  schweren  Gegenstandes  auf  den  Vorderfuss,  zu  Braclieo 
einmal  des  2.  und  3.,  dann  des  2.,  ferner  des  4.  und  des  2.  Mittfussknochens 
gekommen  war.  Seiner  Meinung  nach  sind  diese  Knochenbriiche  durch  direkte 
Gewalt  viel  häufiger  als  man  gewöhnlich  annimmt.  Vielfach  werden  sie  nick 
diagnostiziert.  Am  meisten  sind  der  2.,  3.,  4.  Metatarsalknochen  betroffeL 
Als  sekundäre  Erscheinungen  stellen  sich  Veränderungen  in  den  Fussgelenkes, 
schmerzhafte  Plattfüsse  ein.  Man  muss  hierauf  beinahe  mehr  das  Augenmerk 
während  der  Behandlung  richten  als  auf  die  Fraktur  selbst. 

Im  allgemeinen  muss  man  2  Monate  Behandlujigszeit  bis  zur  Wieder- 
aufnahme der  Arbeit  annehmen. 

Die  Brüche  der  Metatarsalknochen  durch  indirekte  Gewalt  kommen  da- 
durch zustande,  dass  ein  Teil  des  Knochens  direkt  oder  indirekt  fixiert  ist, 
während  auf  den  anderen  Teil  eine  starke  Gewalt  einwirkt.  So  können  dnrck 
forcierte  Beugung  Rissi'rakturen  entstehen  und  Distorsionsfrakturen  dorcli 
forcierte  Supination.  Dupray  (4)  teilt  eine  Beobachtung  mit,  nach  derdurck 
indirekte  Gewalt  ein  Bruch  des  2.,  3.,  4.  Metatarsalknochens  an  der  Basis 
zustande  gekommen  war. 

Blech  er  (1)  nimmt  an,  dass  Bruch  und  Knochenbau  tentzündung  der 
Mittelfussknochen  nur  als  gradweise  verschiedene  Befunde  bei  der  Fnss- 
geschwulst  aufzufassen  sind  und  nur  bedingt  sind  durch  die  Verschiedenheit 
der  Stärke  der  Gewalteinwirkung  und  der  Festigkeit  der  Knochen.  Die  Fuss- 
geschwulst  entsteht  durch  eine  abnorme  Belastung  des  mittleren,  normaler- 
weise nicht  belasteten  Mittelfussknochen,  sie  tritt  entweder  durch  eine  plötz- 
liche Einwirkung  äusserer  Umstände,  wobei  eine  bestimmte  zeitlich  ran- 
schriebene  äussere  Veranlassung  angegeben  wird  oder  infolge  Einsinkens  des 
Mittel fussknochengewölbes  bei  starker  Erniedrigung  ein.  Im  letzteren  Falle 
wird  keine  Ursache  oder  die  Marschanstrengung  im  allgemeinen  angegeben. 
Die  Fussgeschwulst  ist  eine  Krankheit  des  Soldaten,  weil  dieser  durch  die  Ver- 
hältnisse des  Dienstes  öfter  gezwungen  wird,  in  ermüdetem  Zustande  weiter 
zu  marschieren. 

Auf  Grund  von  12  von  ihm  beobachteten  Fällen  und  der  sehr  spärlicien. 
die  er  in  der  Literatur  beschrieben  fand,  entwirft  Caccia  (3)  ein  Bild  der 
durch  Märsche  hervorgerufenen  Metatarsalknochenfrakturen.  Die  Fälle  be- 
treffen Soldaten.  —  Die  Metatarsalknochenfraktur  ist  ziemlich  häufig  und  die 
Diagnose  ist  meistens  ohne  Radiographie  möglich,  weil  man  den  Mechanismiis 
der  Fraktur  kennt.    Die  Fraktur  erfolgt  am  häufigsten  an  der  Grenze  zwisciien 


Borchard,  YerleizungOD  und  chirnrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.         973 

dem  vorderen  nnd  mittleren  Drittel  der  Diaphyse  und  beim  ü.  Metatarsal- 
knochen  ist  sie  an  der  Basis  möglich.  Nach  einer  Überanstrengung  der  Fuss- 
mnskeln  ist  es  nie  geraten,  einen  Dauerlauf  ausführen  zu  lassen,  weil  dann 
das  in  Rede  stehende  Trauma  leicht  stattfindet.  Die  Diagnose  ist  auch  vom 
gerichtsärztlichen  Gesichtspunkt  sehr  wichtig  und  wird  sich  auf  eine  ring- 
förmige Verdickung  stützen,  die  dort  besteht,  wo  im  Augenblicke  des  Unfalls 
sich  der  Schmerz  lokalisiert  hatte.  Die  Ekchymosis,  das  Knistern,  die  ab- 
norme Beweglichkeit  werden  sich  leicht  feststellen  lassen.  —  Die  Prognose 
ist  eine  günstige.  —  Die  Behandlung  besteht  darin,  dass  man  den  Patienten 
ruhen  lässt  und  Massage  und  Mobilisation  vornimmt;  Brucheinrichtung  ist 
nie  notwendig.  R.  Giani. 

Während  des  2  jährigen  Bestehens  sind  auf  der  Bxintgenstation  in  Berlin 
nach  Nion(7)  im  ganzen  575  Fälle  von  schmerzhafter  Schwellung  des  Mittel- 
fasses zur  Beobachtung  gekommen  beim  Fehlen  jeder  vorhergegangenen  direkten 
Gewalteinwirkung.  Bei  330  der  photographisch  untersuchten  Fälle  konnte  eine 
Veränderung  an  den  Mittelfussknochen  festgestellt  werden,  bei  245  wurde  eine 
Beteiligung  derselben  nicht  gefunden.  118 mal  war  der  linke,  115 mal  der 
rechte  Fuss  betroffen.  112  mal  der  zweite,  98  mal  der  dritte,  17  mal  der  vierte, 
6  mal  der  fünfte  Mittelfussknochen  gebrochen.  4  mal  war  an  demselben  Fuss 
zweiter  und  dritter,  Imal  zweiter  und  vierter  Mittelfussknochen  gebrochen; 
in  4  Fällen  an  beiden  Füssen  je  ein  Knochen,  und  zwar  2 mal  beide  zweite,. 
1  mal  beide  dritte,  1  mal  zweiter  und  dritter  Mittelfussknochen.  Stärkere  Ver- 
schiebungen der  Bruchenden  wurden  nur  selten  gesehen.  Nur  74  mal  wurde 
eine  bestimmte  Angabe  über  die  Ursache  der  Verletzung  gemacht.  In  97  Fällen 
liess  sich  nur  eine  Verbreiterung  des  Knochenschattens,  keine  eigentliche  Bruch- 
linie entdecken.  Bei  30  Patienten  waren  niemals  Beschwerden  vorhanden  ge- 
wesen. Die  Verletzung  wurde  zufallig  entdeckt.  Die  geschilderten  Verletzungen 
wurden  fast  ausschliesslich  bei  Rekruten  beobachtet.  In  der  ganzen  Zahl 
fanden  sich  nur  3  Unteroffiziere. 

Tobald  (8)  legt  seiner  Arbeit  das  stattliche  Material  von  1500  in 
5  Jahren  beobachteten  Fällen  von  Fussgeschwulst  zugrunde.  Unter  diesen 
fanden  sich  in  67,3  ^/o  krankhafte  Veränderungen  an  den  Mittelfussknochen, 
und  zwar  frische  Brüche  in  49,7  Vo,  Knochenhautentzündungen  in  11,9  ®/o, 
alte  Brüche  in  5,7  ®/o.  In  32,7  ®/o  war  der  Befund  negativ.  Der  linke  Fuss 
wurde  in  26,3  Vo,  der  rechte  in  22,5  7o  der  Fälle  betroffen.  Am  häufigsten 
war  der  zweite  linke  Mittelfussknochen  (13,2  ^/o),  dann  der  zweite  rechte 
(10,8  Vo),  dann  der  dritte  linke  (10,3  <>/o),  der  rechte  (8,7  ^/o)  betroffen.  Erheb- 
lich geringer  waren  die  Brüche  des  ersten,  vierten  und  fünften  Mittelfuss- 
knochens.  Am  seltensten  waren  die  Frakturen  des  ersten  Metatarsus.  Ge- 
legentlich kamen  mehrere  frische  Brüche  an  einem  Fusse  zur  Beobachtung. 
In  einer  grösseren  Anzahl  von  Fällen  wurde  die  Erfahnmg  gemacht,  dass  bei 
wiederholten  Knochenbrüchen  an  einem  Fuss  der  dem  verheilten  Knochen- 
bruch benachbarte  Metatarsus  mit  Vorliebe  zu  brechen  scheint.  In  der  über- 
wiegenden Mehrzahl  sass  der  Bruch  in  der  vorderen  Hälfte  der  Mittelfuss- 
knochen. 


974  Jahresbericht  far  Chirurgie.    IL  Teil. 


Die  Erkrankimgen  der  unteren  Extremität  mit  Aasschluss  der  u- 
geborenen  Missbildnngen,  der  DiiTormitaten,  Frakturen  and  Lnxationei. 

Referent:  F.  Suter,  Basel. 
Die  mit  *  bezeichneten  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

A.  Lehrbücher.    Anatomie.    AUgemeiiies.    Operationsmethoden.    A^pparile. 

1.  Aldrich,  Amputation  of  the  leg  ander  hjrpnotisnL     The  Lancet  1903.  Aug.  22. 

2.  Amberger,  Zar  Easaistik  der  tragfähigen  UnterschenkelstQmpfiB.  Mündhener  mtL 
Wochenschrift  1908.  Nr.  22. 

3.  Athabegian,  Über  die  Lage  der  Achillessehne  bei  verschiedenen  FussstelliiDgen  md 
bei  Kontraktion  der  Wadenmuskulatar.    Archiv  f&r  Orthopädie  1903.  Bd.  1.  Heft  2. 

4.  Balacesca,  Die  osteoplastischen,  in  der  Höhe  des  Knies  aosgeffthrten  AmpatayoBes. 
Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  11  a.  12. 

5.  V.  Bergmann,  A..  Zar  Freilegung  des  Hüftgelenks  durch  den  Larghischen  Ho^s- 
schnitt.  V.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  und  2.  v.  Esmarck- 
Festschrift. 

6.  ßussi^re,  Amputations  ostäoplastiques  f^moro-rotaliennes.  Revue  deChirargie  19(S. 
Nr.  8. 

7.  CorniletMorestin,  Amincissement  progressif,  par  ostdite  rai^ante  de  rextröoite 
des  moignons  d'amputation  chez  les  enfants  et  les  adolescents.  Ball,  et  m^m.  de  b 
soc.  anat.  1903.  Nr.  10. 

8.  Deutschlftnder,  Zur  operativen  Behandlung  der  Peroneuslähmung.  ZeniralVlatt  fa 
Chirurgie  1903.  Nr.  16. 

9.  Frommer,  Zur  Technik  der  osteoplastischen  Amputation,  v.  Langenbecks  Arc^ 
1903.  Bd.  70.  Heft  2. 

10.  GalloisetPinatelli,  Un  cas  d'anastomose artdrio-veineuse  longitudinale  poor  aiterxte 
oblit^rante.    Revue  de  Chirurgie  XXIIL  Nr.  2. 

11.  Ghillini  C.  eS.  Cannevazzi,  Sülle  condizioni  statiche  dell'  osso  del  piede.  Memoiü 
chirurgiche  publ.  in  onore  di  T.  Bottini.    Palermo  1903. 

12.  Gibbon,  J.,  Report  of  a  case  of  pain-less  ampatation  of  the  leg  after  the  intrmiieiinl 
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13.  *Has8elwemder,  Untersuchungen  über  die  Ossifikation  des  menschlichen  FassskeMs. 
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15.  *  Hesse,  Über  Osteoplastik  am  Unterschenkel.    Diss.  Freiburg  1903. 

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75.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  zu  Cassel.  Sekt.  f.  Cbir.  Be£er. 
Zentralblatt  f.  Chir.  1903.  p.  1347. 

17.  Jones,  Robert,  The  treatment  of  infantile  spastic  paralysis.  Annals  of  swcmstj 
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18.  Jonnescu,  Unterschenkelamputation  oder  Locus  electionis  nach  der  osteoplaatisd» 
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19.  Köhler,  Lederhülse  für  das  Kniegelenk.  Monatsschrift  für  Unfallheükande  l^^ 
Nr.  2. 

20.  Kropäc,  Ein  Beitrag  zur  weiteren  Differenzierung  der  gangr^ne  foudroyante.  t.  Langee- 
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21.  Ludloff,  Über  Wachstum  und  Architektur  der  unteren  Femarepiphyse  and  obena 
Tibiaepiphyse.  Ein  Beitrag  zur  Röntgendiagnostik,  v.  B  ran s sehe  Beiträge  190L 
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teilung  aus  der  cbirurg.  Abteilung  des  Neuen  St.  Johannes-Spitales  —  Direktor  Jk. 
£.  Ludvik  —  zu  Budapest.    Budapesti  Orvosi  Ujsäg.  1903.  Nr.  38. 

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anat.  de  Paris  1903.  LXXVIL  Ann.  6.  s^r.  Nr.  8. 

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28.  Nion,  Über  das  Vorkommen  des  Intermedium  tarsi  beim  Menschen.  Deutsche  militär- 
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29.  Farona,  J.,  Sopra  una  rarissima  anomalia  al  poplite  destro.  II  Policlinico  1903. 
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30.  Qu^nu,  Amputation  de  jambe  ost^oplastique  k  lambeau  postörieur.  Bull,  et  m^m.  de 
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31.  QuönuetDesmarest,  Däsarticulation  de  la  hanche  pour  sarcome  du  fämur.  Revue 
de  Chirurgie  1903.  Nr.  5. 

32.  Ritschi,  Über  abnehmbare  Geh  verbände  und  die  Kombination  von  Gips  und  Cellu- 
loid  in  der  Verbandtechnik.    Archiv  fUr  Orthopädie  1903.  Bd.  1.  Heft  2. 

33.  Rose,  Hüftexartikulation  oder  Zehschuh?  Freie  Vereinigung  der  Chirurgen  Berlins. 
9.  Febr.  1903.    Ref.  Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  p.  420. 

34.  RouxdeBrignoles,  Amputation  ost^o-plastique  f^moro-rotulienne  de Gritti.  Archives 
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35.  Samter,  Ezarticnlatio  pedis  mittelst  Zirkelschnittes.  32.  Chirurgen-Kongress.  Ber- 
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36.  Schmidt,  Ernst,  Über  die  Verkürzung  der  unteren  Extremitäten  und  ihre  Messungs- 
methoden.   Unfallheilkunde  1903.  Nr.  4. 

37.  Schmidt,  Die  anatomische  Gestaltung  des  Kniestreckapparates  beim  Menschen.  Archiv 
für  Anatomie  und  Physiologie  1903.  Nr.  39. 

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sonderer Berücksichtigung  der  Todesfälle.    Diss.  Bonn  1903. 

39.  "^Schulte,  Zur  Frage  der  konischen  Amputationsstümpfe.    Dissert.    Greifswald  1903. 

40.  *Spitzy,  Ober  Bau  und  Entwickelung  des  kindlichen  Fusses.  Jahrbuch  fQr  Kinder- 
heilkunde 1903.  Bd.  57.  Heft  6. 

41.  Stiassny,  Ein  Beitrag  zur  Quadricepsplastik.  Münchener  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  39. 

42.  Stori,  T.,  Le  resezioni  del  piede.  Studie  ricercbe  con  tavole  illustrative.  Firenze 
1903. 

43.  Vollbrecht,  Über  das  Vorkommen  des  Intermedium  tarsi  beim  Menschen.  Deutsche 
militärärztliche  Zeitschrift  1903.  Heft  8. 

44.  Vulpius,  Die  Sehnenüberpflanzung  am  Oberschenkel.  Wiener  klinische  Rundschau 
1903.  Nr.  15. 

45.  Wieling,  J.,  Zur  Verwertbarkeit  der  Mikuliczschen  Fussplastik.  Zeitschrift  für 
orthopädische  Chirurgie  1903.  Bd.  XI.  Heft  3. 

46.  Wittek,  Die  Bedeutung  der  Sebnentransplantation  für  die  Behandlung  choreatischer 
Formen  der  infantilen  Cerebrallähmung   Grenzgebiete  der  Medizin  1903.  Bd.  12.  Heft  4. 

47.  Zoppi,  Nuove  esperimenze  suir  innesto  della  cartilagine  interepifisaria  negli  animali 
adulti  a  sviluppo  scheletrico  completo.    Arch.  di  ortopedia  1903.  Nr.  1. 

48.  —  Primo  tentativo  di  trapianto  auto  •  plastico  di  cartilagina  epifisaria  eseguito  nell' 
uomo.    Arch.  di  ortopedia  1902.  Nr.  5  u.  6. 

Um  das  Wachstum  der  unteren  Femur-  und  der  oberen 
Tibiaepiphyse  zu  studieren,  hat  Ludloff  (21)  eine  möglichst  voll- 
ständige Reihe  von  Radiographien  des  Kniegelenkes  gesammelt,  die  vom  ersten 
Lebensjahre  bis  ins  Greisenalter  reichen.  Er  hoffte  damit  eher  dazuzukommen, 
die  Frühdiagnose  der  tuberkulösen  Erkrankungen  der  Kniegelenkgegend  stellen 
zu  können.     Aus  seinen  Untersuchungen  kann  er  folgende  Schlüsse  ziehen: 


976  Jahresbericht  fQr  Ghirargie.    II.  Teil. 

1.  Die  Epiphysenfnge  an  beiden  Knochen  persistiert  bis  zum  15.  Jahre. 
Von  2^/4 — 8  Jahren  ist  hier  ganz  besonders  lebhafte  Enochenprodukticm.  Von 
7 — 16  Jahren  entwickelt  sich  rasch  die  Tuberositas  tibiae. 

2.  Der  Condylus  medialis  wächst  besonders  rasch  von  2 — 3^/«  Jahren, 
der  C.  lateralis  dangegen  im  4.  Lebensjahre;  von  da  an  geht  das  Wachsbim 
gleichmässig. 

3.  Der  C.  medialis  ist  in  der  Radiographie  grösser  und  von  weniger 
dichter  Spongiosa  gebildet  als  der  C.  lateralis;  der  letztere  zeigt  speziell  eine 
stärkere  und  dickere  Entwickelung  von  Längsknochenbälkchen. 

4.  Vom  in  den  Kondylen  bleibt  ein  querer  Raum  ohne  Knochenlängs- 
bälkchen. 

5.  Vom  2.  Jahre  entwickeln  sich  auffallend  starke  Querbalkenzäge  in 
beiden  Knochen. 

6.  Sobald  die  Kondylen  sich  knöchern  voneinander  differenzieren,  treten 
in  der  Incisura  intercondyloidea  Quer-  und  Schrägbalkenzüge  auf. 

7.  Vom  25.  Jahre  ab  treten  in  der  Femurepiphyse  Merkmale  t<ä 
Knochenatrophie  auf. 

In  ihrer  Publikation  handeln  Ghillini  und  Ganevazzi  (11)  vb 
neuem  von  den  statischen  Verhältnissen  des  Femurs,  um  zweiUn- 
genauigkeiten  in  einem  von  Bahr  über  denselben  Gegenstand  veröffentlichta 
Artikel  (Zeitschr.  f.  Orthopäd.  Chirurgie  Bd.  VE)  zu  rektifizieren.  Bahr  gibt 
zwar  zu,  dass  die  Muskeln  einen  Zug  auf  das  obere  Ende  des  Knochens  aie- 
üben,  lässt  sie  jedoch,  wo  er  von  den  statischen  Verhältnissen  des  Femnrs 
spricht,  unberücksichtigt,  sich  so  in  eine  Lage  versetzend,  die  dem  wirklicha 
Tatsachenbestand  ganz  und  gar  nicht  entspricht;  daher  die  Ungenauigkeita 
in  seiner  Auffassung.  Femer  behauptet  er,  dass  die  Eul ersehe  Formel  zor 
Bestimmung  der  Last,  die  der  Femur  zu  tragen  vermag,  sich  nicht  auf  diesen 
Fall  anwenden  lasse,  da  der  Knochen  eine  doppelte  Flexion  und  in  der  Mitte 
keine  Krümmung  hat,  wobei  er  übersieht,  dass  die  in  Rede  stehende  Theorie 
nicht  nur  den  Fall  eines  Gliedes  mit  frei  rotierbaren  Enden  in  Erwign^ 
zieht,  sondern  auch  den,  in  welchem  die  besagten  Enden  wirklich  vinknlist 
sind  oder  auch  längs  der  Achse  an  intermediären  Stellen  Muskeln  existiercL 
(Siehe  auch  Jahresbericht  1902  p.  1153  und  ff.)  R.  Giani. 

Die  von  Parona  (29)  beschriebene  seltene  Anomalie  besteht  darin 
dass  der  innere  Kopf  des  zweiköpfigen  Wadenmuskels  oben,  statt  wie  gewdlm- 
lich,  sich  an  dem  hinteren  oberen  Teile  des  Condylus  internus  des  Femur  aa- 
zuheften,  sich  gänzlich  longitudinal  auf  der  unteren  hinteren  Medianlinie 
des  Femur  inserierte  und  so  eine  mediane  Scheidewand  zwischen  Kniekehlea- 
ader  und  -Arterie  bildete.  Die  Vene  war  infolgedessen  mehr  nach  ausses. 
mehr  gegen  die  Oberfläche  gelagert  und  beschrieb  eine  krumme,  nach  inneo 
konkave  Linie,  wohingegen  die  Arterie,  nach  innen  in  einer  Sehnenhautscbeide 
verlaufend,  den  Condylus  internus  des  Femur  in  krummer,  nach  aussen  kon- 
kaver Linie  streifte.  —  Verf.  führt  die  in  der  Literatur  beschriebenen  dein 
seinigen  ähnlichen  Fälle  an.  R.  GianL 

Über  die  Verkürzungen  der  unteren  Extremitäten  und  ihre  Messunp- 
methoden  berichtet  Schmidt  (36)  in  allgemeiner  Weise;  er  unterscheidet 
neben  den  allgemein  geläufigen  reellen  und  scheinbaren  Verkürzungen  die 
Adduktionsverkürzung,  bedingt  durch  Verschiebung  der  beiden  Beckenhälften 
zueinander  und  die  Schrittverkürzung,   welche   zustande  kommt  durch  Eom- 


Suter,  Yerletsuiigeii  and  chirnrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  977 

bination  der  Addaktionsyerkürzung  mit  der  oben  genannten.  Seine  Messnngs- 
methoden  differieren  nicht  an  dem  allgemein  Bekannten. 

Havemann  (14)  beschreibt  ein  2  kg  schweres  Holzbein,  das  mit 
einer  Holzhülse  den  Stumpf  umschliesst  nnd  eine  nene  Art  von  Metall- 
schamieren  besitzt,  die  sich  bei  der  grössten  Belastung  weder  sperren  noch 
verbiegen.  Ein  billiges  nnd  fiir  die  Massenpraxis  sich  eignendes  Stelzbein, 
das  ans  Metall  gearbeitet  ist,  aber  nicht  schwerer  sein  soll  als  ein  Holzbein, 
beschreibt  y.  Hoyorka(16).  Dasselbe  besteht  aus  einer  Drahthülse,  die  mit 
Factis  (in  der  Gummifabrikation  verwendet)  gepolstert  ist,  aus  einer  Stelze 
aus  einem  Stahlrohr  und  einem  drehbaren  Ansatz  mit  Gummipuffer.  Er  emp- 
fiehlt femer  warm,  die  Amputation  nach  Rücksprache  mit  dem  Orthopäden 
so  zu  machen,  dass  überhaupt  eine  gute  Prothese  angelegt  werden  kann ;  denn 
der  Stumpf  soll  sich  nach  der  Protheee  richten.  Femer  verlangt  er  eine 
zielbewnsste  Nachbehandlung  nach  Amputationen,  die  in  Massage  und  Gym- 
nastik des  Stumpfes  zu  bestehen  hat.  —  Eine  Lederhülse  für  das  Knie- 
gelenk beschreibt  Köhler  (19).  Dieselbe  ist  kurz,  trägt  seitliche  Stahl- 
schienchen,  die  durch  Nietenschamiere  yerbunden  sind,  über  das  Knie  ein 
Stück  Gummistoff  und  hinten  Sämisleder.  —  Abnehmbare  Gehyerbände  aus  Gips 
mit  Zelluloid  überstrichen  empfiehlt  Ritschi  (32);  er  beschreibt  die  Technik 
dieser  Verbände  eingehend.  Sie  empfehlen  sich  ganz  besonders  bei  Verletzungen 
der  unteren  Extremität,  die  eine  frühe  Mobilisation  der  Gelenke  und  Be- 
handlung der  Muskeln  yerlangen.  Die  Methode  passt  aber  für  alle  Arten  yon 
abnehmbaren  Verbänden. 

Die  Möglichkeit  der  Transplantation  des  Epiphysenknorpels 
yon  einem  Knochen  auf  den  anderen  hat  Zoppi  (47,  48)  durch  Tierexperimente 
(wie  früher  schon  andere)  nachgewiesen,  und  die  Operation  auch  am  Menschen, 
wie  er  glaubt,  mit  Erfolg  ausgeführt.  Bei  einem  12  jähr.  Mädchen,  bei  welchem 
durch  Osteomyelitis  die  Tibia  hinter  der  Fibula  im  Wachstum  zurückgeblieben 
war,  weil  der  Epiphysenknorpel  im  zentralen  Teile  zerstört  war,  wodurch  eine 
Varusstellung  des  Fusses  erfolgte,  machte  Zoppi  eine  keilförmige  Osteotomie 
der  Fibula  und  entnahm  ihr  mit  dem  Knochenkeil  einen  Teil  des  Epiphysen- 
knorpels. Die  Tibia  osteotomierte  er  linear  und  pflanzte  an  die  Stelle,  wo 
deren  Epiphysenfuge  sich  im  Radiogramm  zerstört  zeigte,  den  der  Fibula  ent- 
nommenen Keil  ein.  Der  Keil  mit  dem  Epiphysenknorpel  heilte  ein  und  war 
2  Monate  später  radiographisch  nachweisbar.  Zoppi  hofft,  dass  der  Knorpel 
auch  funktionieren,  d.  h.  wachsen  werde,  weil  er  bei  Tieren  nachgewiesen 
hat,  dass  bei  erwachsenen  Tieren,  bei  denen  der  Epiphysenknorpel  seine 
Tätigkeit  aufgegeben  hat,  auch  ein  transplantierter  Epiphysenknorpel  rasch 
der  Atrophie  anheimfällt  und  nach  15 — 20  Tagen  nur  noch  in  Resten  yor- 
handen  ist. 

Bei  291  skiagraphischen  Fussaufnahmen  hat  Nion  (28)  13 mal,  d.  h.  in 
4,4%  das  yon  Bardenheuer  beschriebene  Os  trigonum  angetroffen,  das 
dem  Os  lunatum  der  Hand  entspricht.  Dasselbe  liegt  an  der  hinteren  Sprung- 
beinfläche und  stellt  eine  10 — 17  mm  grosse  Knochenscheibe  dar,  das  fälsch- 
licherweise oft  für  ein  yom  Sprungbein  abgesprengtes  Knochenstück  gehalten 
wurde.  Über  einen  solchen  Fall,  bei  dem  das  Os  trigonum  anfänglich  falsch 
gedeutet  wurde,  berichtet  Mosel ey  (26). 

Voll  brecht  (43)  betont  speziell  Keim  gegenüber  und  auf  2  yon  ihm 
pubUzierte  Fälle  yon  isolierter  Talusfraktur  hinweisend  (Fortschritie  auf  dem 
Gebiete  der  Röntgenstrahlen  Bd.  m),    dass    praktisch  die   Frage,    ob   ein 

Jahresberiehfc  fOr  Chirargie  1903.  62 


978  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    II.  TeiL 

abgebrochenes  Tuberculum  taii  posticum  oder  ein  in  seiner  Bandfizabon  Ter- 
letztes  Os  trigonum  vorliege,  ganz  irrelevant  sei,  wenn  eine  Störung  der 
Funktion  des  Sprunggelenkes  und  ein  zirkumskripter  Dmckponkt  des  Kuocheu 
zu  konstatieren  sei.  Es  liegt  dann  eben  eine  Verletzung  des  Bandappanies 
an  der  Rückseite  des  Sprunggelenkes  vor. 

Schmidt  (37)  präparierte  an  Leichen  den  Streckapparat  des 
Kniegelenkes  und  stellte  anatomisch  das  fest,  was  klinisch  aus  derPatko- 
logie  der  Patellarbrüche  allgemein  bekannt  ist,  dass  die  Patella  und  dasUg. 
patellare  nicht  die  einzige  Fortsetzung  der  Extensoren  sind,  sondern  dass  oock 
ein  seitlicher  Hilfsstreckapparat  besteht.  Zur  Bildung  dieses  letzteren  ver- 
flechten  sich  die  Fasern  der  allgemeinen  Körperfaszie  entsprechend  dem  lig. 
intermusculare  extemum  und  intemum,  die  Fascia  lata,  endlich  die  Sehneai 
des  gesammten  Muskelapparates.  Dieser  Reservestreckapparat  erklärt  ^ 
dass  bei  Patellarfrakturen  die  Streckfunktion  trotz  des  Bruches  eriiattes 
sein  kann. 

Die  Lage  der  Achillessehne  bei  verschiedenen  Fussstellungen  und  bei 
Kontraktion  der  Wadenmuskulatur  hat  Athahegian  (3)  durch  exakte 
Messungen  und  Berechnungen  zu  bestimmen  versucht.  Es  resultiert  aus  dies» 
Beobachtungen,  dass  die  Krümmung  der  Achillessehne,  welche  eine  nach  jcm 
konvexe  Linie  darstellt,  bei  gestrecktem  Knie  und  Erhebung  auf  die  Zehei 
grösser  ist  als  bei  gebeugtem  Knie  und  Sohlenstand  des  Fusses. 

Die  Frage,  ob  man  die  Muskeln  der  Aussen-  und  Innenseite  des  Ober- 
schenkels an  die  Kniescheibe  annähen  könne  und  für  die  Streckfunktion 
ein  Resultat  erziele,  hat  Stiassny(41)  experimentell  an  Kaninchen  geprüft 
Er  unternahm  die  Prüfung  in  der  Absicht,  zu  untersuchen,  ob  sich  die  Me- 
thode für  veraltete  Patellarfrakturen  eignet.  In  seinen  Versuchen  hat  er  tob 
einem  Längsschnitt  aus  den  Quadriceps  quer  durchschnitten,  dicht  an  der 
Patella,  und  die  nächstgelegenen  Muskelgruppen  nach  Ablösung  von  ihm 
Insertionspunkten  von  der  Aussen-  und  Innenseite  des  Oberschenkels  mit  im 
oberen  Kniescheibenrande  vernäht  und  den  retrahierten  Quadriceps  mit  ünm 
verbunden.  Die  funktionellen  Resultate  waren  gut,  nach  4  Wochen  branchtai 
die  Tiere  ihr  Bein  in  der  altgewohnten  Weise.  Auch  aliatomisch  zeigte  sick 
bei  der  Autopsie  Erhaltung  des  operativ  erzielten  Resultates.  Vulpius(44) 
hat  ähnliche  Sehnenüberpflanzungen  am  Oberschenkel  an  20  Kranken  zur 
Vermeidung  der  sekundären  Beugekontraktur  mit  gutem  Erfolge  ausgefilirt 
(nach  Heusner).  Er  näht  die  von  zwei  hinteren  Schnitten  aus  abgetrenntai 
Muskeln  vom  an  den  oberen  Elniescheibenrand  an.  Er  zieht  das  Verfabroi 
der  Sehnenverlängerung  durch  Seidenzöpfe  (nach  Lange)  vor. 

Zur  operativen  Behandlung  der  Per  oneus-Lähmu  ng  macht  Deutsch- 
land er  (8)  einen  Vorschlag.  Er  hat  in  2  Fällen  eine  Methode  gebraucht 
die  er  für  allgemein  brauchbar  hält  und  deshalb  empfiehlt.  Zuerst  wird  durch 
die  Bayer  sehe  Plastik  die  Achillessehne  verlängert,  um  den  Fuss  bequem 
in  Dorsalflexion  bringen  zu  können.  Dann  wird  der  periphere  Sehnenstuopf 
des  Tibialis  anticus  lateral  um  den  Knöchel  gezogen*  und  in  die  Achillessehne 
eingepflanzt.  Das  periphere  Sehnenende  des  Extensor  dig.  communis  wird  ia 
die  Sehne  der  Flexur  dig.  communis  vernäht.  Die  Muskelstümpfe  des  M. 
tibialis  ant.  und  Extensor  dig.  communis  werden  mit  der  Kreuzungsstelle  ihrer 
verlagerten  Sehnen  vernäht  und  der  Fuss  nach  Naht  der  Hautwunden  ü 
starker  Dorsalflexion  eingegipst.  Die  Vorteile,  die  Deutschland  er  diesen 
seinem  Verfahren  nachrechnet,  sind  alle  theoretischer  Natur ;  die  2  operieriefl 


Snter,  Verletzongeii  nnd  ckimrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  979 

F&Ile  haben  noch  keine  fertigen  Erfolge  aufzuweisen.  —  Witt  eck  (46)  ver- 
breitet sich  über  die  Sehnentransplantation  für  die  choreatischen  Formen 
infantiler  Kinderlähmung.  Er  hat  in  einem  Falle,  der  hauptsächlich  die  unteren 
Extremitäten  betraf,  eine  ganze  Reihe  von  Sehnendurchtrennungen  am  Ober- 
schenkel vorgenommen  und  Beugemuskeln  an  die  Patella  genäht  und  Spasmen 
xmd  choreatische  Bewegungen  zum  Teil  ganz  verschwinden  gesehen;  auch 
wurde  eine  ganze  Reihe  willkürlicher  Bewegungen  möglich.  Als  Ursache  der 
Besserung  vermutet  Witt  eck  die  Einschaltung  neuer  zentripetaler  Reize  durch 
die  Sehnentransplantation.  —  Moullin  (27)  hat  wegen  einer  hartnäckigen 
Bengekontraktur  im  Kniegelenk  infolge  rheumatischer  Arthritis  die  Sehne  des 
Biceps  auf  den  Streckapparat  transplantiert. 

Jones  (17)  hat  839  Fälle  von  spastischer  Paralyse  bei  Kindern 
gesammelt,  wovon  510  hemiplegisch,  30  monoplegisch,  142  paraplegisch  und 
157  diplegisch  waren.  Die  Behandlung  der  infantilen  Hemiplegie  ist  viel 
weniger  aussichtsvoll  als  die  der  Diplegie.  Die  wirksamen  Mittel  bei  allen 
spastischen  Zuständen  sind  monatelange  Lagerung  in  der  den  spastischen 
Muskeln  entgegengesetzten  Stellung,  Tenotomie  und  Sehnenüberpilanzung.  Doch 
wird  mit  all  diesen  Mitteln  sehr  wenig  an  Dauerresultaten  erreicht,  wenn 
nicht  eine  lange  sorgfältige  Nachbehandlung  folgt,  bei  der  man  dem  Kinde 
Interesse  an  seinen  Übungen  einflössen  muss  und  es  vor  allem  nicht  durch 
Ungeduld  und  Tadel  entmutigen  darf.  Maass  (New- York). 

Jaboulay  hat  ohne  Erfolg  die  Anastomose  von  Arterie  und 
Vene  versucht  in  der  Hoffnung,  in  Fällen  von  Arteritis  obliterans  der  unteren 
Extremität,  die  zur  Gangrän  des  Beins  führt,  die  drohende  Gangrän  vermeiden 
zu  können.  Über  den  Fall  berichten  Gallois  und  Pinatelli  (10).  Dem 
betreffenden  Kranken  war  schon  die  eine  Extremität  amputiert  worden,  die 
andere  zeigte  auch  Anfänge  von  Gangrän.  Es  wurde,  um  dem  Unterschenkel 
arterielles  Blut  zuzuführen,  eine  seitliche  Anastomose  zwischen  Vene  und 
Arteria  femoralis  gemacht.  Ein  Erfolg  wurde  aber  nicht  erzielt.  Aus  den 
anatomischen  Verhältnissen,  aus  Tierversuchen  von  anderen  Beobachtern  erklärt 
sich  der  Misserfolg  so,  dass  die  Venenklappen  dem  arteriellen  Blut  ein  un- 
überwindliches Hindernis  sind. 

Die  Gangrene  foudroyante  teilt  Kropäö  (20)  folgendermassen  ein: 

1.  Gangrene  foudroyante  Fraenkel  s.  Scierosis  emphysematosa  Fraenkel, 
durch  Infektion  mit  dem  B.  emphysematosus  Fraenkel.  Charakterisiert  durch 
primäre  Gasentwickelung  mit  fortschreitender  Sklerose,  die  oft  in  Gangrän 
übergeht  und  ohne  alle  Entzündung  verläuft. 

2.  Phlegmone  emphysematosa.  Phlegmone  mit  gemischter  Infektion,  pri- 
märer Bildung  von  Eiter,  sekundärer  von  Gas  und  häufig  von  Gangrän. 

3.  Oedema  malignum  gehört  nicht  zu  den  gasbildenden  Affektionen; 
ist  eine  selbständige  Infektionskrankheit,  charakterisiert  durch  Ödem  und  In- 
filtration und  nebensächlicher  Gasentwickelung. 

Krop&ö  beschreibt  in  seiner  Arbeit  einen  Fall  der  ersteren  Art,  eine 
Scierosis  emphysematosa,  die  nach  einer  Schussverletzung  aufgetreten  und 
durch  den  spezifischen  Bacillus  hervorgerufen  war. 

Zur  Freilegung  des  Hüftgelenkes  empfiehlt  v.  Bergmann  (5) 
den  Larghischen  Bogenschnitt.  Derselbe  folgt  von  der  Spina  ant.  zur  Spina 
post.  der  Crista  ilei.  Der  Musculus  glutaeus  maximus  medius  und  minimus 
werden  von  ihren  Ansatzstellen  losgelöst.  Das  Periost  wird  bis  zur  Incisura 
ischiadica  geschont  und  erst  von  hier  ab  mit  dem  Weitteillappen  abgelöst. 

62* 


980  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil 

Dadurch  wird  die  Art.  glutaealis  sup.  geschont  y.  Bergmann  hat  sich  bei 
50  Operationen  von  partiellen  und  totalen  Darmbeinresektionen  zum  Teil  mit 
Hüftgelenksresektionen  überzeugen  können,  dass  der  Schnitt  das  Hüftgelenk 
übersichtlich  und  schonend  frei  legt  und  dass  die  funktionellen  Resultate  git 
sind.  Auch  bei  veralteten  traumatischen  und  angeborenen  Hüftluxationen  ist 
der  Schnitt  zu  empfehlen.  Bei  einem  22jährigen  Mädchen,  mit  angebcffener 
Hüftverrenkung  hat  sich  der  Schnitt  so  bewährt  und  sich  trotz  seiner  Gras 
als  so  schonend  erwiesen,  dass  v.  Bergmann  glaubt,  denselben  auch  für 
Hüftgelenksreduktionen  jüngerer  Individuen  empfehlen  zu  dürfen. 

Die  Exarticulatio  interileo-abdominalis  hat  Morestin  (24 
und  25)  bei  einer  jungen  Frau  mit  Beckensarkom  gemacht.  Die  Fran  starb 
und  Morestin  will  sich  für  Beckensarkome  nicht  mehr  zu  dieser  Openitioi 
entschliessen.  Bei  schweren  fistulösen  Koxitiden  mit  Erkrankung  des  Dano- 
beins  rät  er,  die  Operation  zweizeitig  zu  machen.  In  der  ersten  Sitzong 
wird  der  Oberschenkel  exartikuliert  und  in  einer  späteren  das  DarmbeiD 
ausgeschält. 

Über  die  Erfolge,  welche  man  durch  die  Hüftexartikulation  be 
Sarkomen  des  Femur  erzielt,  verbreiten  sich  Qu^nu  und  Desmares  (311 
Sie  sind  überrascht,  wie  wenig  gute  Dauererfolge  trotz  guter  Technik  m^ 
guter  operativer  Erfolge  erzielt  worden  sind.  Von  60  aus  der  Literatur  g^ 
sammelten  Fällen  überlebte  1  das  zweite,  1  das  dritte,  2  das  fünfte,  2  das 
sechste  und  1  das  siebente  Jahr.  Da  von  verschiedenen  Seiten  auf  das  frühzeitig» 
Eindringen  der  Femursarkome  in  die  Weichteile  hir^ewiesen  wird,  spesiell 
in  die  Adduktoren,  machen  Verfif.  Vorschläge  zur  Änderung  der  Methode, 
um  die  Erfolge  womöglich  zu  bessern.  Sie  verlangen  Abtragung  der  Beckeih 
muskulatur  und  der  Adduktoren  hart  an  ihren  Ursprüngen.  Sie  bilden  evm 
inneren  Lappen  und  unterbinden  zuerst  die  Schenkeigefasse,  dann  werden  dk 
am  Os  pub.  und  isch.  entspringenden  Muskeln  an  ihren  Ansatzstellen  am 
Knochen  abgetragen  und  zur  Deckung  der  Beckenfläche  nach  Elxartiknlatioii 
des  Femur  nur  der  M.  glutaeus  max.  erhalten.  —  Sie  operierten  nach  dies« 
Methode  am  1.  Dezember  1899  eine  Frau  mit  Sarkom  oberhalb  des  Knies 
und  dieselbe  befand  sich  im  März  1903  noch  ganz  wohl. 

Die  Frage,  ob  man  einen  Kranken  besser  helfe,  wenn  man  ihn  in  der 
Hüfte  exartikuliere  oder  wenn  man  ihm  ein  stark  verkürztes  Bein  erhalte,  hat 
Rose  (33)  dahin  beantwortet,  der  Zehschuh  sei  vorzuziehen.  Er  hat  einer 
Patientin  mit  Hüftluxation  rechts,  Synostose  der  linken  Hüfte  in  schlechter 
Stellung,  winkliger  Knickung  des  linken  Oberschenkels,  linkem  Schlotterknie, 
die  rechte  Hüfte  reponiert,  die  linke  Hüfte  und  das  Knie  reseziert,  den  linkei 
Oberschenkel  osteotomiert,  ein  18  cm  zu  kurzes  Bein  erzielt  und  die  Kranke 
mit  einem  Zehschuh  statt  mit  einem  exartikuliertem  Bein  und  ganzer  Bein- 
prothese  zum  Gehen  gebracht. 

Marion  (22)  beschreibt  die  Resektion  des  Knies  ohne  Eröff- 
nung der  Kapsel,  die  er  als  neue  von  ihm  inaugurierte  und  an  9  Kranken 
mit  gutem  Erfolg  in  Anwendung  gebrachte  Methode  beschreibt,  eine  Methode, 
die  von  Kocher  und  anderen  schon  längst  im  Prinzipe  Verwendung  findet 
Marion  macht  einen  vorderen  Lappenschnitt,  präpariert  die  vordere  Gelenk- 
fläche, schält  den  oberen  Rezess  aus,  durchsägt  den  Femur,  isoliert  die  hintere 
Gelenkkapsel  und  durchsägt  die  Tibia.  Die  Patella  bleibt  an  der  Kapsel; 
sie  wird  vom  Quadriceps  abgetrennt;  Marion  entfernt  nach  gemachter  Be- 
Sektion  die  E s mar ch sehe  Binde,   um  eine  exakte  Blutstillung  zu  machen. 


Snter,  Verletzungen  und  ohirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  981 

Das  Ligamentum  pat^llare  wird  mit  der  Quadricepssebne  vereinigt,  die  Wunde 
bis  auf  zwei  Drainstellen  geschlossen.  Von  den  9  so  operierten  Fällen  ver- 
liefen 7  gut,  einer  wurde  infiziert  und  später  amputiert.  Bei  ^inem  gelang 
die  völlige  Exstirpation  alles  Kranken  nicht,  da  die  Tuberkulose  die  Kapsel 
überschritten  hatte  und  der  Kranke  erlag  der  Fisteleiterung  und  fortschreiten- 
der Tuberkulose.  In  einem  weiteren  Falle  ist  der  Erfolg  nicht  absolut  gut, 
da  die  Konsolidation  keine  völlige  geworden  ist.  —  Der  Nachteil  der  Methode 
besteht  darin,  dass  man  von  vorneherein  6 — 7  cm  Knochen  opfert,  ohne 
sicher  zu  wissen,  ob  eine  so  ausgedehnte  Resektion  wirklich  nötig  ist,  dafür 
hat  man  aber  den  Vorteil,  nach  einer  guten,  kurzen  und  eleganten  Methode 
zu  operieren  und  sicher  keine  sekundären  Impfungen  mit  tuberkulösem  Material 
zu  machen.  Die  Methode  ist  deshalb  in  allen  Fällen  angezeigt,  die  klinisch 
als  primäre  Knochentuberkulose  imponieren. 

Ein  warmer  Verteidiger  der  osteoplastischen  Amputation  nach 
Gritti  ist  Balacescu  (4).  Nur  sie  allein  gibt  sicher  tragfähige  Stümpfe: 
Die  Methode  von  Sabanejeff,  die  ein  gesundes,  oberes  Ende  der  Tibia 
verlangt,  ist  weniger  sicher  und  weniger  allgemeiner  Anwendung  fähig.  Bala- 
cescu hat  111  nach  Gritti  operierte  Fälle  zusammengestellt,  die  103  Hei- 
lungen und  8  Todesfälle  gaben,  also  eine  Mortalität  von  7®/o.  Aucjh  Bus- 
siöre  (6)  empfiehlt  die  Grittische  Methode  aufs  wärmste  und  wünscht  der- 
selben speziell  in  Frankreich  mehr  Verbreitung,  wo  immer  noch  die  Knie- 
exartikulation  mit  Entfernung  der  Patella  gemacht  wird.  Auch  gegenüber 
der  suprakondylären  Amputation  hat  die  Grit  tische  Methode  Vorzüge,  die 
in  der  grösseren  Länge  des  Stumpfes,  in  einer  geringeren  Atrophie  des  Quadri- 
ceps  und  in  dem  Umstände  bestehen,  dass  die  Endfläche  des  Stumpfes  in 
gleiche  Höhe  mit  der  Gelenklinie  des  anderen  Beines  fällt.  Bussifere  hat 
mit  einigen  Modifikationen  an  der  klassischen  Methode  vier  Kranke  operiert 
und  ist  mit  den  Resultaten  sehr  zufrieden.  So  sägt  er  die  Patella  und  den 
Femur  schräg  ab  und  fixiert  die  erstere  mit  Silberdraht.  Ferner  näht  er  die 
Oberschenkelsehnenstümpfe  an  den  Seiten  wänden  der  Patella  fest.  —  Roux  de 
Brignoles  (34)  empfiehlt  ebenfalls  aufs  wärmste  die  Grittische  Operation, 
da  sie  ihm  in  drei  Fällen  ausgezeichnet  leistungsfähige  Stümpfe  geliefert  hat. 
Über  den  einen  der  Fälle  berichtet  er  einlässlich.  Meriel  (23)  teilt  einen  Fall 
Grit  tischer  Operation  mit,  den  er  3  Jahre  nach  der  Amputation  untersuchen 
konnte.  Der  Unterschenkel  war  bei  dem  38  jährigen  Manne  wegen  eines 
Sarkoms  der  Tibiaepiphyse  entfernt  worden.  Der  Dauererfolg  war  ein  vor- 
züglicher und  Meriel  empfiehlt  die  Methode  als  weitaus  die  beste  aller  Ober- 
schenkelamputationen. 

DieosteoplastischenUnterschenkelamputationen  der  Rehn- 
schen  Abteilung  stellt  Amb erger  (2)  zusammen  und  vergleicht  besonders  die 
Resultate  der  Bier  sehen  Operation  mit  der  viel  einfacheren  Methode  der 
Markauskratzung  nach  Bunge.  Unter  15  nach  Bier  operierten  Fällen  kamen 
3  operative  Misserfolge  vor;  nach  3—4  Wochen  musste  der  Knochendeckel 
entfernt  werden,  da  er  nekrotisch  wurde.  In  einem  weiteren  Falle  trat  diese 
Lösung  nach  einigen  Monaten  ein  und  machte  den  Stumpf  schmerzhaft  und 
unbrauchbar,  während  in  den  3  anderen  Fällen  das  Resultat  auch  ein  gutes 
war.  Die  nach  Bunge  operierten  Patienten  (Nachauskratzung  und  Periost- 
lappenbildung)  zeigten  bei  späterer  Radiographie  weder  Mark  noch  Periost- 
kallus  und  hatten  alle  sehr  gut  funktionierende  Stümpfe.  Für  alle  Fälle,  für 
die  nicht  eine  sichere  Primärheilung  zu  erwarten  ist,  wäre  also  das  Bunge  sehe 


982  JahreBberioht  fOr  Ghirargie.    IL  Teil. 

Verfahren  von  vorneherein  das  bessere.  —  Auch  die  Mitteilungen  von  F  rommer|9) 
beweisen,  dass  die  Bier  sehe  Methode  häufig  Nekrosen  mit  schlechtem  Eol- 
resultate  gibt.  Als  Ursache  dieser  Nekrosen  des  Enochendeckels  sieht  Frommer 
die  Loslösujfg  desselben  von  Hautmuskeln  an.  Seine  Verbesserung  bestellt 
darin,  dass  er  einen  Hautperiostknochenlappen  bildet,  nach  einer  g^um  be- 
schriebenen Methode.  30  Fälle  hat  er  so  operiert  und  bei  keinem  kam  es 
zur  Knochennekrose,  es  heilten  fast  alle  primär.  Schon  nach  wenigen  Tagm 
war  der  Stumpf  gegen  starken  Druck  unempfindlich.  Das  Verfahren  ist  for 
Frommer  das  Normalverfahren  bei  Amputationen  in  der  Diaphyse  desObei- 
oder  Unterschenkels.  Es  hat  den  Nachteil,  dass  es  technisch  etwas  schwierig 
ist  und  deshalb  in  Fällen,  wo  sich  eine  sehr  rasche  Amputation  empfiehlt, 
nicht  zur  Anwendung  kommen  kann. 

Manninger  (21a)  empfiehlt  als  einfachstes  Verfahren,  um  braachbve 
Amputationsstümpfe  für  unmittelbare  Belastung  zu  erreichen,  angelegentlicbi 
die  Bunge  sehe  Methode  (Bunge,  Deutsche  medizin.  Wochenschrift  1899. 
Br.  22—23). 

Die  Vorteile  derselben  gegenüber  den  anderen  Methoden  sind  folgende: 

1.  Die  Bildung  des  Stumpfes  verlangt  die  einfachste  Technik. 

2.  Nach  aseptischer  Heilung  ist  der  Stumpf  für  unmittelbare  Belastang 
geeignet. 

3.  Ein  weiterer  Vorteil  des  B ungesehen  Stumpfes  gegenüber  den  (»teo- 
plastischen  Stümpfen  ist  der,  dass  er  um  4 — 5  cm  noch  länger  ist  als  jene 
(wir  ersparen  das  zur  Osteoplastik  nötige  Knochenstück  der  Tibia!). 

4.  Unmittelbar  nach  der  Wundheilung  können  wir  die  provisorisclie 
Gipsprothese  anwenden,  wodurch  die  Nachbehandlung  sich  sehr  verkürzt 

5.  Die  definitive  Prothese  selbst  ist  höchst  einfach,  verlangt  keinen  ge- 
übten Mechaniker,  wie  ansonsten;  dabei  ist  sie  billig  und  macht  denKrankeD 
vollkommen  arbeitsfähig. 

Manninger  begründet  seine  Erfahrungen  nach  einer  vergleichesdeD 
Durchführung  der  osteoplastischen  Methode  von  Pirogoff-Lefort  mrf 
Gleich,  der  langwierigen  Methode  von  Hirsch  und  der  geschilderten  B  unge- 
sehen Methode,  —  im  ganzen  bei  11  Fällen  des  letzten  Jahres. 

Quenu  (30)  hat  nach  Bier  in  einem  Falle  ein  vorzügliches  Besaltit 
erzielt.  Er  hatte  bei  einem  22  jährigen  Manne  wegen  traumatischer  Gangiio 
des  Fasses  wegen  des  septischen  Zustandes  erst  eine  einzeitige  Ampnt&tioii 
über  dem  Fusse  gemacht  und  später  sekundär  mit  dem  Bier  sehen  Verfahreo 
den  Unterschenkel  amputiert.  Er  hat  nur  die  Tibia  gedeckt,  die  Fibnla  5  an 
weiter  oben  als  die  Tibia  durchsägt. 

Jonnescu  (18)  operierte  3 mal  nach  einer  Methode,  die  sehr  ähfilidi 
der  Bier  sehen  Operation  aussieht  und  welche  in  der  Bevue  de  Chirurgie  in 
Jahre  1897  vom  Verf.  beschrieben  wurde.  Stoianoff  (Pleyna). 

Cornil  und  Morestin  (7)  suchen  sich  die  Tatsache  zu  erklären,  dass 
bei  Kindern  nach  Amputation  eines  langen  Röhrenknochens  (Femur,  Hamens) 
eine  progressive  Verdünnerung  und  Zuspitzung  des  Knochens  vor  sich  gd»t, 
so  dass  sieb  spitz-konische  Amputationsstümpfe  bilden.  Sie  berichten  über 
einschlägige  Beobachtungen  und  histologische  Untersuchungen.  Histologisch 
handelt  es  sich  in  solchen  Fällen  um  eine  Osteitis  rareficans  des  Knochen- 
stumpfes,  die  zur  Ausfaserung  und  Zuspitzung  des  Knochens  fuhrt.  Hencr- 
gerufen  ist  sie  durch  das  Wachstum  des  Knochens,  der  rascher  als  die  Weick- 


Sater»  Verletsungen  and  chirarg.  Krankheiten  der  anteren  EztremitAt.  963 

teile  wächst.  Der  Dmck  der  Weichteile  irritiert  dann  den  Knochen  und  führt 
zur  rarefizierenden  Entzündung. 

Auf  Grund  von  zahlreichen,  in  der  chirurgischen  Klinik  in  Florenz  von 
ihm  ausgeführten  Fussrektionen  veröffentlicht  Stori  (42)  eine  vollständige 
mit  vielen  Illustrationen  versehene  Monographie  über  den  Gegenstand.  Verf. 
beschreibt  zunächst  11  Fälle  von  Sprunggelenkresektion  bei  3  —  40  jährigen 
Individuen.  Er  bediente  sich  stets  des  von  Colzi  seit  1886  in  der  Floren- 
tiner Klinik  angewendeten  Verfahrens ,  das  folgendes  ist:  S-förmiger  Schnitt 
auf  der  Aussenseite  des  Tibiotarsalgelenks ;  derselbe  beginnt  6  cm  oberhalb 
des  äusseren  Knöchels,  zieht  nach  unten  bis  hinter  das  Wadenbein,  umkreist 
den  Knöchel,  verläuft  nach  vom  bis  gegen  die  Sehne  des  vorderen  Waden- 
mnskels  und  dann  wieder  nach  unten,  eine  Strecke  weit  der  genannten  Sehne 
folgend.  Den  Schnitt  vertiefend,  durchschneidet  und  verlagert  man  die  Sehnen 
der  Mm.  peronei,  hebt  die  Sehnen  der  Streckmuskeln  samt  dem  Nerven  und 
den  vorderen  Schienbeingefassen  in  die  Höhe  und  legt  so  den  ganzen  vorderen 
Teil  der  Sprungbeingelenkkapsel,  den  vorderen  äusseren  Teil  des  Sprungbeins 
mid  die  Articulatio  astragalo-scaphoidea  frei,  welche  letztere  man  eröffnet. 
In  die  Fusswurzel  eindringend,  durchtrennt  man  die  Verbindungen  zwischen 
Sprungbein  und  Fersenbein,  durchschneidet  das  Lig.  calcaneo-peroneum  und 
das  Lig.  peroneo-astragalicum  ant.,  jede  Verletzung  der  Sehnen  der  Mm.  peronei 
vermeidend,  schneidet  den  vorderen  Teil  der  Gelenkkapsel  ein  dort,  wo  sie 
sich  am  Schienbein  inseriert  und  drängt  dann  durch  eine  Adduktionsbewegung 
des  Fusses  das  Sprungbein  aus  der  Wunde  heraus;  das  Sprungbein,  das  man 
mit  der  Hand  oder  mit  einer  Pinzette  fasst,  lässt  sich  nach  Durchtrennung 
des  Lig.  deltoides,  des  Lig.  astragalo-peroneum  und  des  Lig.  astragalo-cal- 
caneum  post.  leicht  entfernen.  Von  der  Wunde  aus  kann  man,  durch  einen 
den  hinteren  Teil  des  Schien-  und  des  Wadenbeins  streifenden  Schnitt,  das 
Schienbein-Wadenbeinende  leicht  luxieren  und  resezieren.  Man  kann  dann 
das  Sprungbeingelenk  in  allen  seinen  Winkeln  gut  übersehen  und  die  erkrankte 
Synovialmembran  vollständig  abtragen. 

Der  postoperative  Verlauf  war  in  allen  Fällen  ein  ausgezeichneter,  so 
dass  der  erste  Verband  nach  ungefähr  einem  Monat  entfernt  werden  konnte. 
Die  endgültigen  Resultate  waren  sowohl  in  orthopädischer  als  in  funktioneller 
Hinsicht  gute.  In  allen  Fällen  fand  unmittelbare  Vereinigung  statt;  nur  in 
2  Fällen  traten  nach  einem  Jahre  zirkumskripte  Manifestationen  der  Krank- 
heit auf,  die  nach  Eröffnung  des  Abszesses,  der  sich  gebildet  hatte,  heilten; 
auch  in  diesen  Fällen  war  das  endgültige  Resultat  ein  gutes. 

Hatte  die  Tuberkulose  im  vorderen  Tarsus  ihren  Sitz,  dann  operierte 
Verf.  nach  dem  Obalinsky sehen  Verfahren;  hatte  sich  die  Affektion  auch 
auf  den  hinteren  Tarsus  erstreckt,  dann  trug  er  gleichzeitig  auch  das  Sprung- 
bein ab.  Auch  in  diesen  (6)  Fällen  erhielt  Verf.  befriedigende  orthopädische 
und  funktionelle  Resultate. 

In  14  Fällen  von  Eingriffen  am  Fersenbein  hatte  Verf.  11  Heilungen 
und  3  Rezidive.  —  In  4  Fällen  von  zirkumskripter  Resektion  des  Tarsus  hatte 
er  keine  guten  orthopädischen  Resultate:  Fes  valgus  in  1  und  Pes  varus  in 
2  Fällen.  —  In  Fällen  von  angeborenem  Klumpfuss  (11  Operationen)  wurde, 
je  nach  der  Art  der  Verunstaltung,  die  Astragalektomie  nach  dem  Colzi- 
schen  Verfahren  oder  die  keilförmige  Tarsektomie  vorgenommen;  die  ortho- 
pädischen und  funktionellen  Resultate  waren  sehr  gute. 


d84  JahreBbericht  Ar  Cbinirgie.    II.  Teil. 

In  Fällen  von  paralytischem  Elampfnss  (7  Operationen)  wurde  die  Ar- 
throdesis  vorgenommen  mit  gutem  orthopädischen  Resultat.         B.  GianL 

Die  osteoplastische  Resektion  des  Fasses  nach  Mikulicz 
findet  inWieting  (45)  einen  warmen  Befürworter.  Da,  wo  nicht  die  Mög- 
lichkeit, eine  gute  Prothese  zu  bescha£fen,  besteht,  ist  eine  plastische  Open- 
tion  von  gewaltigem  Vorteil.  Wieting  erläutert  an  5  Beispielen  aus  seiiier 
operativen  Tätigkeit  die  vielseitige  Verwendbarkeit  der  Methode,  die  bei  der 
Entfernung  einzelner  Teile  und  fast  des  ganzen  Fusses  sich  gleichmassig  bewährt 

Schon  in  einer  früheren  Arbeit  (s.  diesen  Jahresbericht  1902,  p.  1162) 
hat  Samt  er  (35)  über  8  Fussexartikulationen,  die  mit  dem  Zirkelschoitt 
operiert  wurden,  berichtet ;  die  Zahl  der  Operierten  beträgt  jetzt  12.  Wo  die 
Pirogoffsche  oder  Symesche  Operation  nicht  mehr  möglich  sind,  bietet 
diese  Methode  den  Vorteil  des  langen  tragfahigen  Stumpfes ;  hauptsachlich  lut 
die  Operation  bei  der  arterio-sklerotischen  Gangrän  ihre  Bedeutung,  denn  sie 
ist  in  kürzester  Zeit  ausführbar  und  macht  die  Konstriktion  des  Ghedes  nicht 
nötig,  verlangt  nur  eine  kleine  Hautbedeckung,  die  gute  Emährungsverhilt- 
nisse  hat,  so  dass  die  Stümpfe  in  allen  Fällen  belastungsfähig  wurden.  Wem 
Sa mter  seine  22  Fälle  arteriosklerotischer  Gangrän  mit  40  Fällen  der  Jenenser 
Klinik  vergleicht,  wo  die  Amputatio  femoris  gemacht  wird,  so  ergibt  sich  fol- 
gendes Mortalitätsverhältnis :  Einfache  Fälle  arteriosklerotischer  Gangrän  ge1)en 
in  Jena  47,8  ®/o,  bei  Samt  er  8,3  °/o  resp.  mit  2  nicht  operierten  Fällen  21,4  V 
Mortalität.  Diabetische  Gangrän  in  Jena  78  Vo,  bei  Samt  er  25°/o,  resp.  nrit 
2  nicht  operierten  Fällen  50  ^/o  Mortalität. 

Gibbon  (12)  hat  bei  einem  50jährigen  Manne  wegen  schwerer  Fn» 
gelenkstuberkulose  die  Unterschenkelamputation  machen  müssen  und  ist  dabei 
mit  lokaler  Anästhesierung  der  Nerven  durch  Kokain  ausgekommen 
Er  legte  unter  Infiltrationsanästhesie  mit  Schi  eich  scher  Lösung  denNenus 
ischiadicus  und  femoralis  frei  und  injizierte  in  die  Nervenstämme  1 7o  Kokam- 
lösung.  Nach  8  Minuten  trat  Anästhesie  ein,  die  für  die  Unterschenkel- 
amputation eine  vollkommene  war.  —  Alderich(l)  berichtet  über  eine  hol» 
Unterschenkelamputation,  die  bei  einer  38  jährigen  Frau  wegen  Tibianekrose 
und  Hautulzerationen  unter  Hypnotismus  ohne  Schmerzen  für  die  Patientin 
vorgenommen  wurde. 

B.  Erkrankung^en  und  Yerletsungen  der  Weiehteile. 

a)  Haut  und  Anhangsgebilde. 

1.  Die  hl,  ünterschenkelgeschwfire.    Priessnitz,  Aderlass,  Lichtbehandlang.    Zeitsdinfi 
fOr  diätetische  und  phyBikalische  Therapie  1903.  Bd.  YII.  Heft  7. 

2.  Hardouin,  Kyste  söreax  cozigönital  de  la  jambe  avee  öpithölinm  k  cils  vilmtSei- 
Arohiires  provinciales  1903.  Nr.  4. 

3.  Markowicz,  Das  Protargol  in  der  Therapie  der  ünterschenkelgeschwttre.  Medidmflekf 
Blätter  1903.  Nr.  13. 

4.  Ohmann-DnmeBnil,  A  good  method  of  treating  chronic  olcos  croris.    Si  Lods 
med.  ant.  sorg.  joom.  1903.  December. 

5.  Riese,  £in  Fall  von  Schindung  des  Beines.    Freie  Vereinigung  der  duralen  Berlin 
13.  Juli  1903.    Ref.  Zentralblatt  far  Chirurgie  1903  Nr.  50.  p.  1376. 

6.  Tonsey,  An  Operation  for  paronychia,  or  "run-round".    Medical News  1903.  Aprflll 

7.  Vladir,  M.  F.,  Atheroma  praepatellare.    Orvod  Hetilap.  1902.  Nr.  43. 

Zur  Behandlang  des  Ulcus  cruris  empfiehlt  Ohmann-Dumesnil  (4) 
Auskratzen  derselben  und  Abtragen  der  aitfgeworfenen  Bänder;  die  Bluton; 


Sater,  YerletzuDgen  udd  chinirg.  Eranklieiteii  der  unteren  Extremität.  965 

wird  durch  Kompression  gestillt  und  die  Nachbehandlung  mit  Borinin-Kom- 
pressen  gemacht.  Die  Überhäutung  und  Heilung  wird  so  rasch  erzielt.  — 
Markowicz(3)  empfiehlt  zur  Behandlung  des  Ulcus  10 ^/o  Protargolglyzerin- 
lösung,  oder  eine  Protargolpaste  und  hat  gutes  von  dieser  Therapie  gesehen. 
—  Diehl  (1)  empfiehlt  für  einfache  Fälle  Priesnitzüberschläge  und  elastische 
Kompression,  bei  Infiltration  in  der  Umgebung  Blutentziehungen,  bei  Schwierig- 
keiten der  Epidermisierung  blaues  elektrisches  Bogenlicht,  bei  atrophischen 
Zuständen  mit  glänzender  Haut  Massage,  heisse  Duschen  und  Bestrahlung  mit 
rotem  elektrischen  Licht. 

Über  einen  Fall  von  Schindung  des  Ober-  und  Unterschenkels  be- 
richtet Riese  (ö).  Die  vorgeschls^ene  Exartikulation  wurde  von  dem  16 jäh- 
rigen Kranken  verweigert.  Derselbe  machte  einen  Tetanus  durch  und  ¥nirde 
dann  in  3  Sitzungen  durch  Transplantationen  hergestellt.  Beim  zweiten  und 
drittenmal  musste  die  Haut  von  den  vorher  schon  verwendeten  Stellen  ent- 
nommen werden. 

Zur  Operation  der  Paronychia  empfiehlt  Tonsey  (6),  nicht  die 
Haut  zu  durchschneiden,  sondern  dieselbe  vom  !NlgeI  mit  einem  Messer  zu 
trennen,  damit  der  Eiter  Abfluss  habe  und  die  Höhle  sich  desinfizieren  lasse. 

Eine  angeborene  Cyste,  die  von  Flimmerepithel  ausgekleidet  war 
und  Apfelgrösse  hatte,  hat  Hardouin  (2)  vom  Unterschenkel  einer  25jährigen 
Patientin  entfernt.  Dieselbe  lag  subkutan  und  wurde  ausgeschält.  Er  konnte 
in  der  Literatur  2  analoge  Fälle  finden. 

Vladär  (7)  beobachtete  ein  hühnereigrosses  Atherom  der  Begio  prae- 
patellaris,  welches  teils  seiner  Lokalisation,  teils  seinen  klinischen  Erschei- 
nimgen  nach  zu  einer  Verwechslung  mit  einem  Hygroma  praepatellare  geführt 
hatte. 

b)  Der  Blutgefässe. 

7.  d'Antona,  Caso  di  aneurisma  bilaterale  omonimo  del]e  dne  ischiatiche.  Legatara 
delle  dae  ipogastriche.  Gaarigione.  Archives  internationales  de  Chirurgie  1908.  Vol.  I. 
Fase.  1. 

8.  Bobbio,  Sopra  an  caso  di  aneurisma  spontanea  dell'  arteria  tibiale  posteriore.  Giom. 
di  B.  accad.  di  med.  di  Torino.  1902.  Nr.  9. 

9.  Becker,  Die  operative  Behandlang  der  Varicen  an  den  unteren  Extremitäten.  Eorre- 
spondenzblatt  d.  allgem.  Mecklenb.  Ärzte-Vereins  1903.  Nr.  231. 

10.  Brault,  Gontribuüon  au  tribnnal  chirurgical  des  ulcäres  variqueux  de  la  jambe.   Bull, 
et  möm.  de  la  soc.  de  Ghir.  de  Paris  1903.  Tom.  29.  Nr.  21. 

11.  Campbell,   A  contribution  to  the  surgery  of  the  internal  saphenous  yeni.    Medical 
News  1903.  Febr.  21. 

12.  Grawford,   Extraperitoneal  ligation  of  extemal  lliac  for  femoral  aneurism.    Medical 
News  1903.  May  9. 

18.    Gropper,  A  case  of  traumatic  aneurysm  of  the  femoral  artery  in  Hunt^ri  canaL   The 
Lancet  1903.  Dec.  12. 

14.  Dair  Aequa  U.,   Sulla  cura  delle  varioi  ed  ulcere  da  varid.    Riforma  medica  1908. 

15.  Dreist,  Über  Ligatur  und  Kompression  der  Arteria  iliaca  communis.    Deutsche  Zeit- 
schrift för  Chirurgie  1903.  Bd.  71.  Heft  1—2. 

16.  Ferguson,  A  case  of  end-to-end  anastomosis  of  the  popliteal  artery  for  gunshot  in- 
jury.    Annais  of  surgery  1903.  May. 

17.  Fraenckel,  F.,  Über  die  Behandlung  der  Varicen  der  unteren  Extremität  durch  Aus- 
sch&lung  nach  Madelung.    Beiträge  z.  klin.  Chirurgie  Bd.  36.  Heft  3. 

18.  Franz,  Zur  Unterbindung  der  Vena  femoralis  am  Lig.  Poupartii.  Deutsche  militär- 
ärztliche Zeitschrift  1903.  Heft  9. 

19.  Halberstädter,  Die  Folgen   der  Unterbindung   der  Vena   femoralis  unterhalb  des 


966  Jahresbericht  für  Chirurgie.    11.  Teil. 

Ligementnin  Poaptriii.    Dieseri.    Breslau  1908  nnd  BeiMge  zur  klin.  durugie  191^ 
Bd.  88.  Heft  2. 

20.  Kaiser,  Br.,  Über  die  Behandlang  der  Yarioes.    In-.Diss.  Jena  1903. 

21.  Kennedy,  A  series  of  twenty  siz  cases  of  excision  of  yaricose  venia  of  tiie  lowv 
extremities.     Glasgow  eastem  med.  soc.    Glasgow  medical  joamal  1903^  ICay. 

22.  Ledderhose,  Über  Regeneration  der  nnterbnndenen  Vena  saphena.  75.  Veisarai- 
long  deutscher  Naturforscher  und  Ärste  in  Kassel  Ref.  Zentralblatt  L  Ghinigie  1901 
p.  1846. 

28.  Madelung,  Über  intraperitoneale  Digitalkompression  von Beckenblutgefftssen.  Deatscfe 
Zeitechrift  fOr  Chirurgie  1908.  Bd.  71.  Heft  1—2. 

24.  Martin,  Tranmatic  aneurism  in  left  groin;  ligatnre  of  left  common  iliae  a&tecy.  Be- 
covery.    British  medical  jonmal  1908.  Jan.  10. 

25.  *Massimi,  Allacdatura  dell'  arteria  poplitea  per  aneorisma  falso  dell'  arfceria  tiUila 
nel  8o  superiore  della  gamba  sinistra.    Guarigione.    Gazetta  medica  di  Roma  1903. 

26.  *Mayer,  Beitrag  zur  Unterbindung  der  grossen  Schenkelgeftsse  am  Ligamentom  Pds> 
partii.    Biss.  Freiburg  1908. 

27.  Monzardo,  G.,  Cnra  ambulatoria  delle  ulcere  davarici.  Gazetta  degli  oapedali  1901 
Nr.  68. 

28.  Morris,  Notes  on  a  case  of  fusiform  anenrysm  treated  by  Matas!  method.    Antli 

of  Borgery  1903.  October.* 

29.  Orecchia,  G.,  Su  la  legatura  simultanea  dell'  arteria  e  vena  femorale.  Gassetta^ 
ospedali  1903.  Nr.  104. 

30.  SohOnwerth,  Über  die  Naht  der  Schenkelvene  am  Leistenbande  and  ihre  Indikatkaa. 
Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  9. 

81.  Shepherd,  The  treatment  of  aneurism  of  the  extemal  iliao  artery,  by  digital  cm- 
pression.    Annais  of  surgery  1903.  October. 

32.  Sorbi,  G.,  Sui  resultati  tardiyi  della  cura  radicale  delle  varici  et  olcere  Taricofle  dflgb 
arti  inferiori.    Memorie  chirurgiche  pubbl.  in  onore  di  T.  Bottini.    Palermo  1903^ 

33.  Stein,  Beitrag  zur  Frage  der  modernen  Yaricenoperationen  an  den  unteren  Extre» 
tftten.    Dtss.  Rostock  1908. 

34.  Tentschinski,  Über  die  radikale  Behandlung  der  varikösen  Yeneneoerweiiemig  m 
den  unteren  Extremitäten  nach  Tro  j  an  ow-Trend  eleu  barg.  Rasski  Wratadi  196S. 
Nr.  30,  88,  34. 

35.  Walter,  Rupture  spontanes  de  Tartdre  f^m orale.    Gaz.  des  h6pitaux  1903.  Nr.  77. 

Die  spontane  Ruptur  der  Arteria  femoralis  beobachtete  Wal t er |3&i 
bei  einem  65  jährigen  Manne,  der  plötzlich  ein  lebhaftes  Stechen  in  der  Mitte 
des  Oberschenkels  fühlte.  Es  bildete  sich  an  der  Stelle  eine  Schwelluiig,  isit 
der  Patient  8  Tage  herumging,  bis  er  sich  zur  Operation  stellte.  Bei  der 
Operation  wurden  8  cm  des  atheromatösen  Arterienrohres  reseziert. 

Ferguson  (16)  berichtet  über  eine  mit  schlechtem  Erfolg  aosgefobtie 
end-to-end- Anastomose  der  durchschossenen  Popliteal-Arterie.  Es  be- 
stand bei  dem  38  jährigen  Patienten  bei  der  Aufnahme  eine  starke  pnlsieroi^ 
Schwellung  der  rechten  Poplitealgegend  und  fehlende  Pulsation,  Sensibilität  ifl^ 
Mobilität  am  Unterschenkel.  Bei  der  Operation  zeigte  sich  die  Poplitealarterie 
völlig  zerrissen;  es  wurde  das  verletzte  Stück  reseziert,  das  zentrale  Rohris 
das  periphere  ca.  V«  Zoll  weit  eingeführt  und  durch  4  Fixationsnähte  vsd 
eine  zirkuläre  ITaht  mit  Seide  fixiert.  Sofort  nach  der  Operation  flo6s  dtf 
Blut  durch  das  neugebildete  Rohr.  Ein  Muskellappen  vom  M.  semimembranosss 
wurde  dazu  benutzt,  das  neugebildete  Arterienrohr  einzuwickeln.  Die  Wandt 
wurde  geschlossen,  aber  drainiert.  Das  Bein  wurde  im  stumpfen  Winkd  « 
einem  Gipsverbande  fixiert.  41  Stunden  nach  der  Operation  trat  unter  fH^ 
lichem  Schmerz  Unterbruch  der  Zirkulation,  die  bis  dahin  gut  gegangen  w, 
ein  und  es  bildete  sich  in  der  Folgezeit  Gangrän  des  Vorderfusses,  weldi^ 
die  Amputation  benötigte. 


Sater,  Verletsungen  und  chinirg.  Krankheiten  der  unteren  Extremitftt.  d87 

Über  die  Folgen  der  Unterbindnng  der  Vena  femoralis  am 
Lig.  Pouparti  bringt  Franz  (18)  eine  neue  Zusammenstellung  von  54  Fällen 
der  Literatur.  Nur  in  zweien  trat  Gangrän  des  Beines  ein  und  zwar  war 
in  einem  Falle  der  Grund  eine  ausgedehnte  Verdickung  und  Thrombose  der 
unterbundenen  Vene.  Verf.  selbst  unterband  in  einem  Falle  bei  Exstirpation 
vereiterter  Inguinaldrüsen  die  linke  V.  iliaca  und  sah,  dass  sich  nach  14  Tagen 
in  dem  betreffenden  Beine  die  Zirkulation  wieder  herstellte.  Er  glaubt,  dass 
die  Ligatur  der  V.  femoralis  gefahrlos  sei,  wenn  sie  nicht  durch  die  seitliche 
Venennaht  umgangen  werden  kann.  —  Demgegenüber  betont  Halber- 
staedter  (19),  dass  die  Ligatur  der  Vena  femoralis  unterhalb  des  Lig* 
Pouparti  durchaus  kein  harmloser  Eingriff  sei.  In  der  Königsberger  Klinik 
war  einer  solchen  Unterbindung  Gangrän  der  Extremität  und  Tod  gefolgt. 
Wenn  ja  auch  weitere  Komplikationen  zur  Herbeiführung  eines  solchen 
schlechten  Ausganges  nötig  sind,  so  sind  dieselben  doch  nicht  zu  vermeiden. 
Deshalb  ist,  wenn  immer  angänglich,  die  Venennaht  vorzunehmen.  Ist  die 
Besektion  nicht  zu  vermeiden,  so  soll  möglichst  wenig  reseziert  werden.  Die 
Unterbindung  der  Arterie  muss  unter  allen  Umständen  vermieden  werden. 
Sorgfältige  Blutstillung,  Elevation  und  Suspension  der  Extremität  sind  unter 
allen  Umständen  nötig. 

Drei  Fälle  von  Schoenwerth  (30)  sprechen  sehr  zugunsten  der  Venen- 
naht. In  allen  drei  handelt  es  sich  um  Verletzung  bei  Operation  vereiterter 
Leistendrüsen.  In  allen  drei  Fällen  blieb  die  Naht  der  Gefässwand  dicht, 
es  bildeten  sich  keine  Ödeme,  keine  Thrombosen,  keine  Nachblutung,  trotzdem 
es  sich  um  eiternde  Wunden  handelte.  Die  Naht  ist  also  nicht  nur  in  Fällen, 
in  denen  primäre  Heilung  erwartet  werden  darf,  am  Platze,  sondern  auch  in 
allen  anderen. 

Der  Ligatur  und  Kompression  der  Arteria  iliaca  communis 
widmete  Dreist  (15)  eine  Studie,  die  angeregt  wurde  durch  eine  Ligatur 
dieser  Arterie  wegen  Verletzung  der  Femoralis  durch  Christel  in  Metz.  Die 
Literatur  schliesst  sich  an  die  Zusammenstellung  von  Keimeil,  die  bis  ins 
Jahr  1884  reicht,  an,  und  berücksichtigt  ein  reiches  Material  auch  von  noch 
nicht  publizierten  Fällen.  Der  Unterbindung  von  Christel  folgte  eine 
Gangrän  des  Unterschenkels,  die  eine  Amputation  in  der  Höhe  der  Tuberositas 
tibiae  erfordete.  Eine  Vereiterung  des  Hämatoms  am  Oberschenkel  kom- 
plizierte den  Fall.  Von  13  Fällen,  die  zusammengestellt  werden,  bei  denen 
die  Ligatur  der  Art.  iliaca  wegen  Blutung,  Aneurysma  und  zur  Vorberei- 
tung von  Eingriffen  am  Becken  gemacht  wurde,  starben  10.  Die  Mortalität 
(inklusive  Fall  Christel)  beträgt  also  66**/o.  79  Fälle  der  vorantisep- 
tischen  Zeit  dagegen  gaben  eine  Mortalität  von  78%.  Das  Resultat  der  intra- 
peritonealen Ligatur  ist  in  beiden  Serien  schlechter  als  das  der  extra- 
peritonealen. Von  den  46  Todesfällen  der  vorantiseptischen  Zeit  fallen  27 
direkt  den  Folgen  der  Unterbindung,  die  anderen  akzidentellen  Wundkrank- 
heiten zur  Last.  Von  6  Fällen  der  antiseptischen  Reihe  mit  Beingangrän 
starben  nur  2.  Durch  die  Antisepsis  sind  demnach  die  Resultate  besser  ge- 
worden. —  Da  die  Ligatur  immerhin  ein  recht  schwerer  Eingriff  ist,  so  ver- 
snobte man  sie,  wo  angänglich  durch  temporäre  Ligatur  oder  Kompression 
zu  ersetzen.  Die  Kompression  wird  entweder  durch  ein  Gummiband  oder 
durch  ein  Kompressorium  gemacht  (Travers,  Schönborn,  Faure)  oder 
durch  extraperitoneale  (H.  Braun)  oder  intraperitoneale  Digitalkompression 
(Mac   Burney,   Madelung)    oder  durch  instrumenteile  Kompression  mit 


988  Jahreebericht  ftr  Ghtrnrgie.    ü.  Teil. 

einem  intrarektal  applizierten  Instrument  (Davy).  Alle  diese  Methoden  haben 
gates  geleistet,  aber  Dreist  reicht  der  intraperitonealen  Kompression  die 
Palme,  die  unter  strenger  Asepsis  ausgeführt  sicher  und  ungefährlich  ist.  Eia 
von  Madelung  in  der  Art  erledigter  Fall  wird  genau  mitgeteilt.  Über  dies« 
letzteren  Fall  berichtet  Madelung  (23)  selbst.  Der  betreifende  Mann  war 
3  Wochen  vor  der  Spitalbehandlung  oberhalb  des  Poupart  sehen  Bandes 
durch  einen  Messerstich  verletzt  worden.  Es  entwickelte  sich  rasch  ein  retro- 
peritoneales  arterielles  Hämatom,  dem  Madelung  folgendermassen  zu  kam. 
Es  schien  die  Arteria  iliaca  ext.  dext.  verletzt.  Bei  der  Operation  wurde 
in  Beckenhochlagerung  die  rechte  untere  Extremität  blutleer  gemadii, 
das  Peritoneum  wie  zur  Appendixoperation  eröffnet.  Die  Hand  eines  Assi- 
stenten komprimierte  nun  intraperitoneal  die  Iliakalgefässe,  sie  gegen  da 
Beckenrand  drückend.  Nun  wurde  das  Aneurysma  freigelegt  und  konstatiert, 
dass  die  Art.  iliaca  ext.  und  die  Epigastrica  int.  verlezt  waren.  Beide  wurdai 
ohne  Blutverlust  ligiert.  Der  Kranke  genass.  Madelung  empfiehlt  iu 
Verfahren,  das,  wie  aus  obigem  ersichtlich,  von  Mac  Burney  1897  ud 
Battle  1898  angewandt  worden  war,  sehr  warm.  In  Deutschland  hat  Made- 
lung dasselbe  zum  ersten  Male  verwendet 

Orecchia  (29)  berichtet  über  einen  Fall  von.  Verletzung  des  Ober- 
schenkels mit  Läsion  der  Schenkelarteria  und  -Vene,  in  welchem  er  dkst 
Gefasse  und  die  Saphena  magna  unterbinden  musste.  Patient  starb  mtk 
einigen  Tagen  infolge  von  Gangräne  des  Gliedes,  die  eine  Exartiknlation  des 
Hüftgelenkes  erforderlich  gemacht  hatte.  Verf.  studierte  die  einschlägig 
Literatur  und  da  er  fand,  dass  in  einigen  Fällen  von  Unterbindung  der 
Schenkelarterie  und  -Vene  Gangrän  aufgetreten  war,  in  anderen  nicht,  nabn 
er  Experimente  an  8  Hunden  vor,  dafür  sorgend,  dass  alle  nur  mögUcheft 
Bedingungen  zum  Zustandekommen  der  Gangrän  gegeben  wären;  in  keroem 
Falle  jedoch  erzielte  er  eine  solche.  Er  nimmt  deshalb  an,  dass  beim  Mensdia 
entweder  die  Gewebe  zartere  seien,  infolgedessen  sie  unterliegen,  ehe  sich  der 
Kollateralkreislauf  hergestellt  hat,  oder  die  Gefasse  eine  grössere  Neignng  zoi 
Erkrankung  besitzen.  R.  Giani. 

Mit  gutem  Erfolge  hat  Shepherd  (31)  die  digitale  Kompression  eiM 
Aneurysmas  der  Art.  iliaca  externa  angewandt.  Es  handelte  sich  um  ein 
fusiformes  Aneurysma  der  rechten  Leistengegend,  für  das  die  Operation,  — 
die  Art.  iliaca  communis  hätte  müssen  unterbunden  werden  —  verweigert 
wurde.  24  Stunden  lang  wurde  nun  die  Digitalkompression  ausgeführt  dnitt 
12  Studenten,  die  abwechselnd  5  Minuten  komprimierten.  Die  Kompressioc 
war  sehr  schmerzhaft,  die  Pulsation  hörte  aber  nach  12  Stunden  auf.  In  der 
Folgezeit  wurde  das  Aneurysma  dann  kleiner  und  härter  und  6  Monate  später 
war  nur  noch  der  harte  Arterienstrang,  keine  Pulsation  mehr  zu  fühlen.  - 
D'Antona  (7)  hat  in  einem  Falle  beide  Diacae  intemae  unterbanden  lud 
zwar  mit  gutem  Erfolg,  obschon  25  vom  Verf.  aus  der  Literatur  gesammelte 
Fälle  eine  Mortalität  von  40  7o  ergaben.  Es  handelte  sich  um  Aneurysma 
der  Art.  hypogastrica  an  gleicher  Stelle;  die  Operation  wurde  in  einen 
Intervalle  von  4  Jahren  ausgeführt.  Als  krankhafte  Folgezustände  der  Unter- 
bindungen traten  vorübergehende  leichte  Paresen  auf  und  ein  massiges  Öden 
des  Beins,  das  noch  nach  7  Monaten  bestand.  Morris  (28)  berichtet  über 
eine  Operation  nach  der  Methode  von  Matas  bei  ziemUch  grossem  spindel- 
förmigen Aneurysma  der  Kniekehle.  Die  Methode  ist  die  folgende:  Es  wird 
durch  Umschnürung  des  Oberschenkels  Anämie  erzeugt  und  dann  der  Anen- 


Sater,  Verletzangen  und  chirorg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  d88 

rysmensack  gespalten  und  die  Blutgerinnsel  ausgeräumt.  Hierauf  werden  mit 
feinem  Gatgut  die  tie&ten  Teile  der  Wand  in  einer  Ausdehnung  von  3  Zoll 
so  zusammengenäht,  dass  ein  neues  Arterienrohr  entsteht,  das  das  Kaliber  der 
normalen  Arterie  besitzt.  Über  diese  Naht  wird  eine  zweite  Nahtreihe  ge- 
legt, welche  die  Wand  des  Sackes  noch  einmal  vereinigt.  Nach  Abnahme 
der  Binde  erwies  sich  das  Rohr  suffizient  und  pulsierte  gut  und  die  Wunde 
^«irurde  geschlossen.    Der  Erfolg  der  Operation  war  ein  vollständiger. 

Für  ein  femorales  Aneurysma  hat  Crawford  (12)  die  Iliaca  externa 
extraperitoneal  unterbunden.  Das  Aneurysma  war  durch  einfache  Kontusion 
bei  einem  38  jährigen  syphilitischen  Alkoholiker  entstanden  und  hatte  sich  am 
3.  Tage  nach  dem  Trauma  entwickelt.  Die  ansehnliche  Geschwulst  ging  nach 
der  Ligatur  auf  ein  Drittel  ihrer  Grösse  zurück  und  der  Mann  wurde  wieder 
arbeitsfähig.  —  Cropper  (13)  berichtet  über  einen  Fall  von  traumatischem 
Femoralaneurysma  im  Hunt  er  sehen  Kanäle,  das  durch  eine  Stichverletzung 
entstanden  war.  Die  Arterie  und  die  Vene  (die  bei  der  Operation  verletzt 
-wurde)  wurde  unterbunden,  der  Sack  exstirpiert  und  der  Kranke  geheilt.  — 
Martin  (24)  hat  ein  durch  Schussverletzung  entstandenes  Aneurysma  der 
Iliaca  externa  durch  Ligatur  der  Iliaca  communis  zur  Heilung  gebracht.  Die 
Ligatur  wurde  intraperitoneal  ausgeführt,  das  Aneurysma  nicht  entfernt. 

Der  von  Bobbio  (8)  mitgeteilte  Fall  von  spontanem  Aneurysma  der 
hinteren  Schienbeinarterie  betrifft  einen  36jährigen  Mann,  der  erblich  nicht 
belastet  und  auch  frei  von  Syphilis  war,  der  nur  vor  langer  Zeit  einen  Typhus 
durchgemacht  und  einige  leichte  rheumatische  Anfälle  gehabt  hatte. 

Die  Affektion  hatte  6  Monate  vor  Eintritt  dea  Patienten  ins  Krankenhaus  mit  neoi^ 
al^^iachen  Schmerzen  am  rechten  Unterschenkel  begonnen,  die  darch  lokale  Mittel  nicht 
beschwichtigt  werden  konnten;  objektive  Erscheinungen  hatten  nicht  bestanden.  2  Monate 
später  war  der  ganze  Unterschenkel  angeschwollen  und  in  der  Nähe  der  Kniekehle  hatte 
sich  ein  dentlieher  harter,  nicht  pulsierender  Knoten  gebildet.  Einige  Tage  darauf  waren 
nach  einem  längeren  Marehe  die  Schmerzen  heftiger  geworden ;  der  Unterschenkel  schwoll 
immer  mehr  an,  gleichzeitig  traten  Fieber  und  Appetitlosigkeit  auf.  12  Tage  vor  Eintritt 
des  Patienten  ins  Krankenhaus  hatte  der  behandelnde  Arzt  zwei  Einschnitte  in  die  Schwellung 
gemacht,  doch  war  nur  Blut  ausgetreten. 

Bei  der  Untersuchung  im  Krankenhaus  hielt  man  wegen  der  enormen 
Anschwellung  des  rechten  Unterschenkels,  wegen  des  schlechten,  von  Fieber 
begleiteten  Allgemeinzustandes,  wegen  der  in  der  rechten  Schenkelgrube  vor- 
handenen Drüsenschwellung  und  mit  Rücksicht  auf  die  Anamnese  das  Bestehen 
einer  vom  Knochen  ausgegangenen  malignen  Geschwulst  für  wahrscheinlich,  um 
so  mehr  als  die  Tibia  verlagert  erschien  und  schmerzte.  Vor  Ausführung  der 
Amputation  beschloss  man,  die  Diagnose  zu  sichern,  und  man  erkannte  nun, 
dass  die  Geschwulst  von  einem  enormen,  zum  grössten  Teile  geronnenes  Blut 
enthaltenden  Sack  gegeben  war  und  dass  diese  Blutansammlung  aus  einem 
geborstenen  Aneurysma  der  hinteren  Schienbeinarterie  herrührte.  Ligatur  der 
hinteren  Schienbeinarterie  oberhalb  des  Aneurysmas,  Ausräumung  der  ganzen 
Höhle,  Ausschneidung  fast  des  ganzen  Sackes,  Tamponade.  Der  postoperative 
Verlauf  war  ein  guter;  nach  zwei  Monaten  verliess  Patient  geheilt  das 
Krankenhaus. 

Verf.  hält  den  Fall  für  interessant,  sowohl  wegen  der  relativen  Selten- 
heit eines  spontanen  Aneurysmas  der  hinteren  Schienbeinarterie  als  auch  wegen 
der  von  ihm  aufgewiesenen  klinischen  Merkmale.  R.  Giani. 

Becker  (9)  und  Stein  (33)  berichten  über  die  von  Müller  in  Aachen 
und  Rostok  ausgeführten  Varicenoperationen.   Von  den  138  Operationen 


900  Jahresbericht  fQr  Chinirgie.    IL  Teil. 

wurden  117  in  allgemeiner  Narkose,  die  anderen  unter  Schi  eich  scher  Lokal- 
anäfithesie  ausgeführt.  20  mal  wurde  die  Operation  wegen  Thrombophlebi& 
gemacht,  wobei  der  noch  nicht  thrombosierte  Yenenstamm  unterbunden  und 
reseziert  und  dann  die  thrombosiert^e  Vene  ausgeräumt  wurde.  38  mal  wmde 
die  Saphena  unterbunden  und  durchschnitten,  69  mal  wurde  ein  Teil  der  Vene 
entfernt,  40 mal  die  Totalezsürpation  nach  Madelung  gemacht.  Einmtl 
der  Ober-,  einmal  der  Unterschenkel  amputiert.  —  52  Patienten  konnten  laAr 
untersucht  werden;  von  den  nach  Trendelenburg  Operierten  hatten  50^)« 
ein  gutes  Resultat,  von  den  nach  Madelung  Operierten  86 ^/o.  Ein  wirk- 
licher Dauererfolg  darf  also  nur  von  letzterer  Methode  erwartet  werden.  In 
der  Dissertation  von  Stein  wird  ein  Auszug  samtlicher  Erankengeschicbtsi 
gegeben.  Zweimal  wurde  die  Entwickelung  eines  Karzinoms  auf  Ulcus  be- 
obachtet. —  Trendelenburgs  Methode  ist  eine  Mitteilung  von  Tentschinski 
(34)  gewidmet,  die  dieser  die  Methode  von  Trojanow-Trendelenbnrp 
möchte  getauft  wissen,  da  ersterer  in  Russland  1888  die  Methode  nnabhäog^ 
schon  gemacht  hat.  Trendelenburg  selbst  bat  die  Operation  21  mal  ge- 
macht mit  67  Vo  guten  Erfolgen.  Misserfolge  sind  dadurch  zu  erklaren,  dass  die 
Vene  sich  oft  schon  sehr  hoch  oben  teilt  und  dass  dann  einzelne  Äste  unimter- 
bunden  bleiben.  Trendelenburg  empfiehlt  deshalb  einen  bogenfoimigeD 
Schnitt  über  der  Einmtindungsstelle  der  Saphena  zu  machen,  von  dem  aus  ancb 
die  obersten  Abzweigungen  unterbunden  werden  können.  —  Über  30  Patientai 
aus  dem  Krankenhaus  in  Nürnberg,  die  nach  Madelung  operiert  wnidea 
berichtet  Fraenkel  (17).  Es  wurden  35  Operationen  gemacht,  der  operstire 
Erfolg  war  immer  gut.  21  Fälle  konnten  nachuntersacht  werden,  in  drei 
Fällen  davon  war  der  Erfolg  nicht  befriedigend,  in  zwei  Fällen  war  der  Er- 
folg nur  ein  teilweiser,  in  16  Fällen  war  er  gut.  Die  oft  60  —  70  cm  lan^ 
Narben  führten  nie  zur  Beeinträchtigung  der  Bewegung.  Ebenfalls  zu  Un- 
gunsten der  Trendelenburgschen  Methode  sprechen  zwei  Beobachtungen 
von  Ledderhese  (22).  Derselbe  sah  in  den  beiden  Fällen  nach  Unterbin- 
dung und  Durchschneidung  der  Vena  saphena  nach  Jahren  Regeneration  des 
Gefässes,  indem  die  abgeschnürten  Enden  wieder  wegsam  wurden  und  durdi 
einen  neugebildeten  varikösen  Blutraum  der  zentrale  und  periphere  Tal  des 
Saphenastammes  wieder  in  Verbindung  traten.  —  Lobend  über  die  Erfo^ 
der  Saphena -Unterbindung  spricht  sich  im  Gegensatz  zum  obigen  Camp- 
bell (11)  aus.  Es  muss  die  Vene  eben  ganz  hoch  oben  unterbunden  werde«. 
Um  diesen  Ort  aufzufinden,  gibt  Campbell  einige  Anhaltspunkte  an.  £a 
ist  eine  vorläufige  Unterbindung  zu  machen  und  wenn  diese  nicht  genügt,  die 
noch  fehlenden  Äste  auch  zu  unterbinden.  Campbell  ist  mit  den  Erfolgen 
in  50  Fällen  zufrieden ,  gibt  aber  keine  Mitteilungen  über  seine  Erfolge  in 
speziellen.  —  Über  26  Fälle  von  Exzision  von  varikösen  Venen  referiert 
Kennedy  (21);  nach  seiner  Ansicht  handele  es  sich  um  eine  kongenital 
Disposition.  Er  hat  die  ganze  Saphena  mit  allen  Varikositäten  exzidiert  bei 
13  Patienten,  von  denen  keiner  nach  IV« — 3^/2  Jahren  ein  Rezidiv  bekomzaei 
hat.  In  den  übrigen  Fällen  hat  er  sich  mit  partiellen  Exzisionen  und  mit 
der  Operation  von  Trendelenburg  begnügt,  aber  keine  befriedigenden 
Resultate  erzielt,  so  dass  er  als  allein  sicheres  Verfahren  die  totale  ExzisioD 
der  erkrankten  Saphena  empfiehlt  —  Kaiser  (20)  berichtet  über  die  vi® 
Riedel  operierten  Fälle  von  Varicen.  Es  sind  61  Fälle  aus  Jena  und  10  Filfe 
aus  der  früheren  Tätigkeit  Riedels.  Nachuntersuchungen  über  den  Erfdg 
fehlen.    62  Fälle  sind  nach  Madelung,  9  nach  Trendelenburg  operiert 


Snter,  YerletaEangen  und  ehirnrg.  Erankheiten  der  unteren  Extremität  991 


worden.  —  Riedel  ist  demnach  auch  ein  Anhänger  der  ersten  Methode,  die 
er  übrigens  schon  vor  Madelungs  Mitteilungen  praktiziert  hat. 

Sorbi  (32)  behauptet,  dass  die  Behandlung  der  Varicen  mittelst  der 
yerschiedenen  heutzutage  üblichen  Methoden  fast  immer  gute  und  oft  auch 
dauernde  Resultate  gebe,  besonders  wenn  die  ganze  Saphena  entfernt  wird. 
Anzuraten  sei  sie  in  Fällen  von  Varicen  mit  deutlicher  Klappeninsuffizienz, 
in  denen  keine  Ulzerationen  und  keine  schwere  trophische  Störungen  bestehen, 
d.  h.  in  Fällen,  in  denen  die  Erscheinungen  von  verändertem  Kreislaufmechanis- 
mus vorherrschen.  Ganz  nutzlos  sei  sie  dagegen  dort,  wo  ohne  schwere  Ver- 
änderung der  Kreislaufsmechanik  hartnäckige,  rezidivierende  Ulzerationen  und 
andere  Manifestationen  trophischen  Ursprungs  bestehen.  In  diesen  letzteren 
FäUen  hält  es  Verf.  für  passender,  die  Ausdehnung  oder  die  Dissoziation  des 
Nerven,  der  das  Gebiet  des  Geschwürs  durchkreuzt,  vorzunehmen,  mit  oder 
ohne  nachfolgende  kruente  Behandlung,  nach  dem  von  Delbet  und  Chipault 
geübten  Verfahrens.  Wo  gleichzeitig  schwere  Nerven-  und  schwere  Zirku- 
lationsstörungen bestehen,  sei  es  ratsam,  beide  Operationen  vorzunehmen,  zu- 
mal da  sie  keine  grossen  Gefahren  darbieten.  R.  Giani. 

Brault  (10)  ist  nach  Misserfolgen  mit  verschiedenen  Verfahren  zur 
Heilung  derUlcera  varicosa,  zu  folgender  Methode  gekommen.  Er  macht 
einen  Zirkelschnitt  durch  Haut  und  Faszie  am  Unterschenkel,  der  aber  die 
Haut  vorne  von  der  inneren  Tibiakante  bis  zum  Wadenbein  schont,  also  nur 
ca.  '/4  der  Peripherie  trifft.  Es  werden  die  Gefässe  unterbunden  und  dann 
genäht.  Die  Heilung  der  Geschwüre  nimmt  dann  2 — 3  Wochen  in  Anspruch 
und  die  Varicen  werden  ober-  und  unterhalb  des  Schnittes  kleiner.  Der  Haut- 
bezirk vorne  wird  geschont,  weil  er  schlechte  Heilungschancen  bietet  und  weil 
er  wenig  Varicen  enthält. 

In  acht  Fällen  von  Varicen  des  Unterschenkels  bediente  D  a  11 '  A  c  q  u  a  (14) 
sich  des  Moreschi sehen  Operationsverfahrens,  das  in  ober-  und  unterhalb 
der  varikösen  Geschwüre  geführten  zirkulären  Inzisionen  besteht.  Bei  fünf 
von  den  Operierten  stellte  sich  Rezidiv  ein,  bei  zwei  fand  leichte  Besserung 
statt,  die  jedoch,  wie  Verf.  meint,  nicht  lange  anhalten  werde,  von  einem 
liegen  keine  Nachrichten  vor.  —  Verf.  führte  auch  Experimente  an  Hunden 
aus,  aus  denen  hervorgeht,  dass  durch  das  Moreschi  sehe  Verfahren  die 
Kommunikation  zwischen  dem  oberflächlichen  und  dem  tiefen  Blutstrom  nicht 
unterbrochen  werde  und  sich  auch  die  Diffusion  des  Thrombus  nicht  be- 
wirken und  die  Bildung  neuer  Wege  zwischen  den  beiden  Abschnitten  der 
durchschnittenen  Venen  nicht  verhindern  lässt.  R.  Giani. 

Um  den  an  varikösen  Geschwüren  Leidenden  das  Unbehagen  einer  ge- 
zwungenen Ruhe  zu  ersparen,  nimmt  Monzardo  (27)  eine  ambulatorische 
Behandlung  nach  folgender  Methode  vor:  ist  das  Geschwür  nur  klein  und 
nicht  stark  eiternd,  so  legt  er,  nachdem  er  es  mit  resorbierenden  Pulvern  be- 
streut und  mit  Mull  abgetupft  hat,  vom  Fusse  bis  zum  Knie  einen  definitiven, 
weder  zu  schlaffen  noch  zu  stark  komprimierenden  Kleisterverband  an;  ist 
das  Geschwür  ausgedehnt,  so  lässt  er  vor  Anlegung  des  Verbandes  den 
Patienten  erst  8 — 10  Tage  ruhen,  das  Bein  täglich  behandelnd ;  den  Kleister- 
verband erneuert  er  alle  8 — 10  Tage  bis  zur  Heilung.  R.  Giani. 


« 


992  JAhresbericbt  f&r  Chirmgie.    IL  Teil. 

c)  Der  Nerven. 

86.  Barth,  W.  E.,  Ein  Fall  aufsteigender  Neoritis  nach  Tiaama.  NezreDdehuiuig.  Bm 
Archiv  f.  Chirurgie  1908. 

87.  Donati,  M.,  Paralisi  del  nervo  isehiatico  poplites  estemo  consecntiTa  a  hiaiiii» 
anteriore  della  gamha.    Qiomale  medico  del  R.  £sereito  1908.  fasc.  10. 

88.  Bann,  Sature  of  the  great  sciatie  nerve.  Journ.  of  the  Americ  Med.  Abboc  ISQl 
Mai  16. 

89.  Hartmann,  Ein  Beitrag  zur  Behandlang  der  Ischiaa.  Archiv  für  Orthopädie  lIKß. 
Bd.  1.  Heft  8. 

40.  Hofmann,  Die  Geftssverhältnisse  des  Nervös  isehiadicns  nnd  ihre  Bemking  a 
DehnungslShmung.    v.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  3. 

41.  NeisserE.  n.  Pollack,  Beitrag  zar  Kenntnis  der  Roth  -  Bemhardtschen  ]£era]gii 
and  ihrer  operativen  Behandlang.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der  Median  lai 
Chirurgie  1903.  Bd.  X.  Heft  3  u.  4. 

42.  Vialle,  Entorse  du  genou.    Soc.  de  Chir.    Lyon  mädical  1903.  Nr.  12. 

In  einem  von  Donati  (37)  beschriebenen  Falle  handelte  es  sich  m 
eine  Nervenläsion,  die  durch  eine  vordere  Kniegelenkslnxation  henor* 
gerufen  worden  war;  der  Fall  ist  interessant  und  scheint  in  der  Litentar 
seinesgleichen  nur  in  einem  von  Kaarsberg  unvollständig  beschrieb^e 
Falle  zu  haben  (siehe  weiter  unten).  Er  betrifft  einen  Soldaten,  der  7  V«  MoDSti 
vorher  bei  einem  Sprunge  eine  vordere  Luxation  des  rechten  Unterschenkeb 
erlitten  hatte,  eine  Luxation,  die  durch  den  von  Malgaigne  angegebena 
Mechanismus  zustande  gekommen  war  und  die  andere  für  eine  aussergewöb- 
liehe  hielten.  Die  Einrenkung  war  sofort  vorgenommen  worden;  aber  unmittel- 
bar nach  dem  Trauma  war  Paralyse  der  Muskeln  an  der  vorderen  äi^sem 
Unterschenkelseite  aufgetreten.  Bei  der  Untersuchung  konstatierte  man  Para- 
lyse des  N.  ischiadico-popliteus  extemus,  mit  degenerativer  Atrophie  der  m 
seinen  Ästen  innervierten  Muskeln  und  multiplen  Sensibilitätsstönmgen  der 
darüber  gelegenen  Haut.  Verf.  beschreibt  diese  sehr  interessanten  Stönmget 
ausführlich  und  meint,  es  handle  sich  um  eine  Einklemmung  des  Nerren,  die 
dadurch  bewirkt  wurde,  dass  der  Kerv  bei  Zustandekommen  der  Luxitioo 
eine  ausserordentliche  gewaltsame  Dehnung  erfuhr. 

Das  Nichtbes.tehen  von  Erscheinungen  einer  aufsteigenden  Neuritis  be- 
stätige die  Theorie ,  nach  welcher  die  traumatische  Läsion  eines  Nerren  far 
sich  allein  keine  aufsteigende  Neuritis  hervorzurufen  vermag,  sondern  das 
diese  immer  durch  eine  hinzugetretene  Infektion  oder  Litoxikation  bedingt  sei 

R.  Giani 

Ein  ganz  analoger  Fall  ist  der  folgende: 

Nach  einer  nicht  schweren  Distorsion  des  Kniegelenks  ohne  Verletnag 
des  Knochens  beobachtete  Vialle  (42)  direkt  im  Anschluss  an  das  Traun^ 
bei  einem  Soldaten  motorische  und  sensible  Lähmung  des  Nervus  peroness. 
Er  glaubt,  es  handelte  sich  um  eine  Überdehnung  dieses  Nerven  im  Momeat 
der  Distorsion. 

Einen  Fall  aufsteigender  Neuritis  nach  Trauma  teilt  Barth(36) 
mit.  Ein  23  jähriger  Soldat  bekam  einen  Stoss  gegen  den  Unterschenkel,  iß- 
folgedessen  eine  nicht  heilen  wollende  Ulzeration  entstand,  dazu  bestanden 
Schmerzen  neuritischer  Natur  in  den  medialen  Teilen  des  ganzen  Beines.  D» 
in  3  Monaten  keine  Besserung  mit  den  gewöhnlichen  Behandlungsmethoden 
zu  erzielen  war,  wurde  das  Geschwür  exzidiert  und  so  langsam  zur  Heilung 
gebracht.  Da  damit  aber  die  Schmerzen  nicht  schwanden,  wurde  derNerros 
ischiadicus  gedehnt,  aber  damit  kein  Erfolg  erzielt,  —  Über  Dehnungs- 


Sater,  Yerletzangen  und  ohimrg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  993 

lähm u Hg  des  Nervus  ischiadicns  nnd  deren  Beziehung  zu  den  Gefässverhalt- 
nissen  des  Nerven  schreibt  Hof  mann  (40).  Es  ist  bekannt,  dass  der  Nervus 
peronaeus  häufig  Schädigungen  ausgesetzt  wird  und  die  Muskeln  seines  Ge- 
bietes häufig  gelähmt  werden,  nicht  nur  durch  direkte  Traumen,  sondern  auch 
bei  Überd^nungen,  wie  z.  B.  bei  der  unblutigen  Hüftluxation-Reposition. 
Hierbei  ist  nun  der  Ischiadicus  und  Peroneus  der  gleichen  Schädlichkeit  ausge- 
setzt, und  doch  ist  der  letztere  häufiger  affiziert.  Diese  Tatsache  erklärt  nun 
nach  Hofmann  die  Gefäss Versorgung,  denn  der  Tibialis  erhalt  doppelt  so 
viel  arteriellen  Zufluss  als  der  Peroneus,  und  zwar  ist  die  getrennte  Gefass- 
yersorgung  bis  zum  Oberschenkel  hinauf  vorhanden,  da  im  Stamme  des  N. 
ischiadicus  die  beiden  Nerven  schon  getrennt  vorhanden  sind.  Durch  Über- 
dehnung  des  N.  ischiadicus  wird  so  der  peroneale  Teil  viel  mehr  geschädigt 
als  der  tibiale.  Auch  die  Geburtslähmungen  des  Peroneus  sind  so  zu  erklären 
nnd  nicht  durch  anatomische  Anordnung  der  austretenden  Wurzeln.  Die  Tat- 
sache, dass  bei  den  Peroneuslähmungen  die  sensiblen  Fasern  meist  intakt 
sind,  lässt  sich  allerdings  nach  der  obigen  Weise  nicht  erklären.  Verf.  sucht 
die  Erklärung  in  den  reichlich  vorhandenen  peripheren  Anastomosen. 

Einen  Fall  von  Roth-Bernhardtscher  Meralgie  im  Gebiete  des 
Nervus  femoralis  berichten  Neisser  und  Pollack  (41).  Es  bestand  im  Ge- 
biete des  Nerven  Parästhesie  und  bei  allen  Bewegungen  Schmerzhaftigkeit. 
auch  war  der  Nerv  druckdolent.  Derselbe  wurde  freigelegt,  er  fand  sich  unter 
dem  Ligamentum  ileo-inguinale  durch  den  scharfen  Ligamentrand  gedrückt. 
Das  Ligament  wurde  eingekerbt,  der  Kranke  geheilt. 

Hartmann  (39)  empfiehlt  zur  unblutigen  Dehnung  des  Nervus 
ischiadicus  nicht  die  Flexion  des  gestreckten  Beines  zu  machen,  sondern  bei 
gestreckten  und  fixierten  Beinen  den  Oberkörper  des  Kranken  zu  erheben 
und  derartig  den  Beinen  zu  nähern,  dass  der  Oberkörper  eine  kleine  Neigung 
nach  der  kranken  Seite  erfahrt.  Die  Wirkung  auf  den  Nerven  soll  so  aus- 
giebiger sein,  da  der  Tonus  der  Muskulatur  an  der  Rückseite  des  Ober- 
schenkels so  geringer  ist  und  der  Wirkung  auf  den  Nerv  weniger  Widerstand 
entgegensetzt. 

Die  Naht  des  Nervus  ischiadicus  hat  Dünn  (38)  gemacht.  Es 
handelte  sich  um  eine  Sensenverletzung  des  Oberschenkels  mit  fast  völliger 
Trennung  der  Muskulatur  und  Trennung  des  Nerven  bei  einem  19  jähr.  Farmer. 
Die  Naht  wurde  48  Stunden  nach  der  Verletzung  mit  Catgut  gemacht  bei 
beginnender  Eiterung  der  Wunde,  die  stark  drainiert  werden  musste.  Nach 
4  Wochen  waren  die  Wunden  geschlossen ,  nach  6  Wochen  kehrte  die  Sensi- 
bilität wieder,  nach  10  Monaten  konnte  der  Mann  seine  Landarbeit  wieder 
machen,  nach  4Vs  Jahren  bestand  noch  geringfügige  Parese  und  Atrophie  im 
Gebiete  der  vorderen  Wadenbeinmuskeln  und  verminderte  Sensibilität  im  Ge- 
biete des  N.  saphenus  major  und  plantaris  extemus,  geringe  Steigerung  des 
Kniereflexes  und  Ulcus  perforans  pedis  an  der  Ferse. 

d)  Der  Sehnen,    Sehnenscheiden,  Fascien,  Muskeln,  Schleim- 
beutel, Lymphgefässe  und  Lymphdrüsen. 

43.  *Adam,  Die  Behandlong  der  LeiBtenbubonen.    Bisa.    Berlin  1903. 

44.  Aronheim,  Beitrag  zur  Behandlang  der  subkutanen  Raptnr  des  Muse,  extensor  cruris 
quadriceps.    MonatHSchrift  fflr  Unfallheilkunde  1903.  Nr.  10. 

45.  Bokor,  Ein  Fall  von  Luxation  der  Peroneussehne.    Zentralblatt  fdr  Chirurgie  1908. 
Nr.  80. 

JthrMbOTiebi  für  Obirnrgie  1908.  68 


9d4  JahFeeberieht  fOr  Chirargie.    IL  Teil. 

46.  fiorchard,  A.,  Zar  Behandlang  der  aabkntanen  Yerleizangen  des  KniestreckappaalHL 
Ref.  im  Zentralbl.  fOr  Chirargie  1904.  pag.  487  aas  «FeBtschrift  zam  25 jftktigen  Jibi- 
läam  des  Ärztevereins*  1903. 

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Chirargie  1908.  Bd.  X.  Heft  5. 

48.  Cahier,  Quelques  remarques  sur  les  myoc^les,  particoli^rement  bot  la  fa^nie  fa 
musde  jambier  anterienr.    Arch.  de  mM.  et  de  pharm,  militaire.  1903.  Nr.  1. 

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Wochenschrift  1908.  Nr.  23. 

51.  Delbanco,  Ein  Fall  von  spontan  vereiterten  Echinococcos  der  Oberschenkelmashulabw. 
Eine  f&rberische  Eigenschaft  der  Echinococcusmembran.  Deutsche  Zeitechr.  t  Qiini^ 
1903.  Bd.  70.  Heft  1  u.  2. 

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wounds.    Annais  of  surgery  1903.  May. 

58.  Friend,  Hygroma  and  fibroma  of  the  tnber  ischü  bursa.  Annais  of  snzgery.  1901 
March. 

54.  De  Gaetano,  L.,  Di  un  limfangioma  enorme  della  coscia.  Giomale  intemaz.  di  k. 
mediche  1903.  fasc.  17. 

55.  Haga  u.  Fujimura,  Über  Myositis  os^ificans  traumatica  (Reit-  und  Exen ieiknochesl. 
V.  Langenbecks  Archiv  1908.  Bd.  72.  Heft  1. 

56.  Han  et  Lata rj et,  Hygroma  suppur^  a  pneumocoques  m^tapneumoniqae.  Soc  aÜ 
des  höpitaux.    Lyon  mödical  1903.  Nr.  5. 

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m^m.  de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  10. 

58.  Jacobsthal,  Über  Geschwfllste  des  Musculus  psoas  und  Mosculos  iliaeoa  intm« 
Deutsche  Zeitschrift  fflr  Chirurgie  1908.  Bd.  68.  Heft  1  u.  2. 

59.  Joachimsthal,  Isolierte  Lähmung  des  linken  Qlataeus  medios  und  minimos  alaUt 
fallsfolge.    Monatschrift  für  Unfallheilkunde  und  Invalidenwesen  1908.  Nr.  5. 

60.  Eakoris,  Zur  Kenntnis  der  Glutealabszesse.  Wiener  klinische  Wochenschrift  ldi33. 
Nr.  42. 

61.  Lacoutnre,  Sarcome  de  la  fesse.  Soc.  d'anat  Journal  de  m^.  de  Bordeaux  1903. 
Nr.  10. 

62.  Lipffert,  Über  das  Hygrom  der  Bursa  trochanterica  profunda.  Diss.  Tübingen  190S 
und  V.  BrunsBche  Beiträge  1903.  Bd.  10.  Heft  2. 

63.  Marcus,  Ein  Fall  von  teiiweisem  Abriss  des  Eniegelenkstreekapparates.  Monatssck. 
fOr  Unfallheilkunde  1903.  Nr.  8. 

64.  Morestin,  Fibro-sarcome  de  la  partie  sup^rieure  de  la  jambe.  Ball,  et  m^m.  de  k 
soc.  anat.  1903.  Nr.  9. 

65.  Nobl,  G.,  Über  den  Fersenschmerz  der  Blennorhoekranken  (Bursitis  achillea  profan^; 
Zeitschrift  fQr  Heilkunde  1903.  Bd.  XXIV. 

66.  Norrie,  Rupture  of  the  quadrieeps  extensor  tendon.  Univ.  of  Pennsylvania  «i 
bull.  1908.  Dec. 

67.  Fatol  et  Yiannay,  Deux  cas  de  Eystes  de  la  r^gion  du  genoo.  Revue  d*Oithopi& 
1903.  Nr.  4.  Juli  1. 

68.  Poncet,  Actinomycose  fessi^re  d*origine  rectale,  vaste  phlegmon  actinomycosiqae  ^ 
la  fesse  et  de  la  partie  post^ro-exteme  de  la  cuisse  gauche.  Gaxette  des  li6pitanz  19IB. 
Nr.  88. 

69.  Pousson,  Note  sur  Textirpation  des  adenites  v4n4riennes  Sapporo  de  l'aine.  Aanbi 
des  maladies  des  organes  gön,  ur.  1908.  Nr.  6. 

70.  Scaduto,  Contribution  &  T^tude  du  traitement  chirurgical  du  bubon.  Annake  du 
maladies  des  organes  g^n.  ur.  1908.  Nr.  4. 

71.  Schindler,  Ein  Fall  von  Lymphextravasat  nach  subkutaner  Koniosion  des  (^ 
schenkeis.    Deutsche  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  6. 

72.  Schirren,  C,  Ein  Beitrag  zur  Achilo-dynia  syphilitica.  Deutsche  Zeitschrift  f.  Cüz. 
1903.  Bd.  67.  p.  132. 

73.  Teale,  On  suppuration  of  the  bursa  over  the  trochanter  major  and  its  oecaaietfl 
imitation  of  hip  disease.    The  Lancet  1908.  Nr.  14. 

74.  Tuffier,  Tuberculose  de  la  fesse  probablement  cons^cutive  k  une  injection  de  tnk^ 
culine.    Bull,  et  m6m.  de  la  soc.  de  Chir.  1908.  Nr.  17. 


Snter,  Yeiietznogen  nnd  Chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  9^ 

75.  Tuffier,  Yaricea  lymphatiqnes  an  cours  de  la  grossesse.    Revue  de  Chirurgie  1908. 

Nr.  5. 

76.  V^not,   Sarcome  r^cidiv^  de  la  fesse.    Soo.  d'anat.  et  de  phys.    Joum.  de  mäd.  de 
Bordeaux  1908.  Nr.  42. 

Bokor  (45)  berichtet  über  einen  Fall  von  Luxation  der  Peroneus- 
sehne.  der  bei  rascher  Drehung  um  den  einen  am  Boden  fixierten Fuss  zu- 
stande gekommen  war.  Die  Reposition  gelang  leicht  und  die  Reluxation 
ebenso  leicht.  Bokor  legte  einen  Heftpflasterverband  an  und  darüber  für 
5  Wochen  einen  Gipsverband.     Die  Heilung  war  dann  eine  vollkommene. 

Norris  (66)  hat  303  Fälle  von  operativ  behandelten  Fällen  von  Ruptur 
der  Quadricepssehne  gesammelt  und  zieht  daraus  den  Schluss,  dass  das 
funktionelle  Resultat  dieser  Methode  meist  ein  gutes  und  die  Heilungsdauer 
eine  kurze  ist.  Er  selbst  hat  einen  Kranken  2^1 2  Monate  nach  der  Verletzung 
operiert  und  ein  vollkommenes  funktionelles  Resultat  erzielt.  —  Aron- 
heim  (44)  hat  einen  gleichen  Fall  frisch  in  Behandlung  bekommen  und  mit 
Eisbeutel  und  frühzeitiger  Massage  behandelt.  Er  empfiehlt  für  partielle  Rup- 
turen diese  Therapie,  da  sie  ihm  einen  guten  Erfolg  gegeben  hat.  —  Bor- 
chard  (46)  hat  ebenfalls  18  Fälle  von  Ruptur  der  Quadricepssehne  beobachtet 
und  operiert.  Ein  Kranker  (Diabetiker)  starb  an  Lungenembolie.  Eine  Ruptur 
des  Lig.  patellare  hat  er  durch  Naht  in  2  Monaten  wieder  vollkommen  her- 
gestellt. Er  berichtet  weiter  über  5  Fälle  von  Kniescheibenfrakturen,  die  er 
operiert  hat.  3  frische  Fälle  gaben  eine  ideale  Heilung,  2  veraltete  Fälle 
Besserung  der  Funktion.  Marcus  (63)  berichtet  über  einen  Fall  von  teil- 
weiser Zerreissung  des  Kniegelenkstreckapparates.  Solche  Fälle  können  ohne 
operativen  Eingriff  durch  frühzeitige  mechanische  Behandlung  hergestellt 
werden. 

Die  wenigen  Falle  von  Entzündung  und  Fibrombildung  des  Schleim- 
bentelsüber  dem  Tuber  ischii  hat  Friend  (53)  aus  der  Literatur  ge- 
sammelt. Es  wurden  Hämatome,  fibröse,  fibrinöse,  tuberkulöse  und  seröse 
Entzündungen  beobachtet,  Reiskörperchen,  papilläre  Wucherungen,  freie  Körper. 
Friend  entfernte  bei  einem  Reiter  beide  Schleimbeutel,  die  chronisch  ent- 
zündet waren  und  Reiskörper  enthielten.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
ergab,  dass  es  sich  um  chronische  Entzündung  der  Wand  handle. 

Teale  (73)  bespricht  die  Eiterung  des  Schleimbeutels  über  dem 
Trochanter  und  weist  darauf  hin,  dass  die  Möglichkeit  einer  Verwechslung 
mit  Coxitis  bei  oberflächlicher  Untersuchung  vorliegt  und  dass  diese  Ver- 
wechslung häufig  ist.  Der  Entzündung  des  Trochanterschleimbeutels  fehlt  der 
Coxitis  gegenüber  die  muskuläre  Rigidität  und  die  Fixation  des  Gelenkes, 
die  wenigstens  in  Narkose  nie  besteht.  Es  fehlt  die  Dolenz  des  Gelenkes. 
Anamnestisch  spielt  häufig  ein  Fall  auf  den  Trochanter  eine  Rolle.  Bei  der 
operativen  Behandlung  ist  vor  allem  die  straffe  breite  Sehne  des  Glutaeus 
maximus  zu  berücksichtigen,  da  dieselbe  oft  der  Grund  der  schlechten  Heilung 
ist.    Dieselbe  ist  zu  durchschneiden. 

Nobl  (65)  unterzieht  die  Bursitis  achillea  profunda  einer  Be- 
sprechung, die  bei  Gonorrhöekranken  nicht  sehr  selten  ist  und  den  sogen. 
Fersenschmerz  bedingt.  Er  hat  die  Affektion  bei  5  Kranken  doppelseitig  be- 
obachten können;  dieselben  waren  gleichzeitig  an  anderen  blenorrhoischen 
Metastasen  erkrankt.  Die  Affektion  äussert  sich  in  Form  eines  Tumors  ober- 
halb des  Fersenhöckers  und  ist  durch  Entzündung  eines  Schleimbeutels  pro- 
voziert.   Die  Affektion  tritt  plötzlich  auf  und  ist  sehr  schmerzhaft.    In  einem 

63* 


d96  Jahresbericht  fOr  Chirurgie,    ü.  Teil. 

Falle  konnte  N ob  1  Gonokokken  nachweisen.  —  Lipffert  (62)  berichtet  über 
3  Fälle  von  Hygrom  der  Bnrsa  trochanterica  profunda  ans  der  Tübing^ 
Klinik.  Er  bespricht  die  Topographie  der  Trochantergegend  und  gibt  eine 
zusammenhängende  Beschreibung  der  Affektion  unter  Benützung  der  Falle  der 
Literatur. 

Über  einen  Fall  YonAchillodynia  syphilitica  berichtet  Schirren  (72). 
Es  bildete  sich  bei  dem  Kranken,  der  noch  andere  Symptome  tertiärer  Syphilii 
aufwies,  beiderseits  neben  der  Achillessehne  eine  dolente  Geschymlst,  die  einer 
Schmierkur  wich. 

Über  2  Schleimbeutelcysten  in  der  Gegend  des  Kni^elenks  be- 
richten Patel  und  Viannay  (67).  In  einem  Falle  handelte  es  sich  ran  den 
Schleimbeutel  des  Semimembranosus  und  Biceps,  im  anderen  um  ernen 
Scbleimbeutel  in  der  Höhe  der  Tuberositas  interna  tibiae  zwischen  der  tiefcB 
und  oberflächlichen  Faszienlage,  der  nicht  konstant  vorkommt  und  sich  viermal 
bei  15  untersuchten  Leichen  fand. 

Hau  und  Latarjel  (56)  haben  im  Verlaufe  einer  tödlich  endenda 
Pneumonie  die  Vereiterung  eines  präpatellaren  Hygroms  beobachtet  und  in 
Eiter  Pneumokokken  nachgewiesen. 

Einen  Fall  von  Lymphangiom  an  der  hinteren  inneren  Seite  des 
rechten  Oberschenkels  beobachtete  De  Qaetano  (54)  bei  einem  31  jährigen 
Manne.  Der  Tumor  wurde  abgetragen,  aber  nach  2  Jahren  traten  nahe  der 
Narbe  neue  Geschwulstmassen  und  zahlreiche  Hautbläschen  auf,  welche  letz- 
teren sich  über  das  ganze  Bein  verbreiteten  und  beim  Bersten  eine  enorms 
Menge  einer  milchartigen  Flüssigkeit  (bis  zu  20  Litern  innerhalb  24  Stondei) 
aussonderten.  Die  histologische  Untersuchung  tat  dar,  dass  es  sich  um  ein 
kavernöses  Lymphangiom  handelte.  Die  Flüssigkeit  enthielt  zahlreiche,  fet% 
entartete  Lymphocyten  und  erwies  sich  bei  der  chemischen  Untersnchnng  als 
aus  Albumin,  Fibrin,  Kohlenhydraten  und  vielem  Fett  bestehend. 

R.  GianL 

Tuffier  (75)  berichtet  über  die  Lymphgefässvaricen  bei  der 
Gravidität.  In  seinem  Falle  entwickelte  sich  die  Geschwulst  im  zweiten  iianai 
der  Gravidität  in  kurzer  Zeit  zu  Zweifaustgrösse.  Es  war  eine  weiche  höckerig 
Geschwulst  mit  kleinen  Bläschen  in  der  Haut,  die  sich  durch  Druck  entleer« 
Hess.  Die  Geschwulst  wurde  exstirpiert.  Bei  der  Operation  wurden  Lympi- 
gefässe  von  klein  Fingerdicke  eröffnet.  Schindler  (71)  beschreibt  ein« 
Fall  von  Lymphextravasat  nach  subkutaner  Kontusion  des  Oberschenkel 

9  Fälle  von  tuberkulösen  Leisten- und  Krural-Lymphdrüsentumorei 
hat  Dowd  (52)  zu  behandeln  Gelegenheit  gehabt.  In  7  Fällen  —  bei  barfuss- 
gehenden  Kindern  —  konnten  als  Ort  der  Infektion  Wunden  der  Fü3se  nack- 
gewiesen  werden.  Die  Prognose  ist  gut,  wenn  die  Lymphdrüsen  entfemik 
werden.  Die  Operation  erheischt  Vorsicht,  da  die  Drüsen  oft  bis  an  die  Liaa 
externa  oder  communis  reichen. 

Zur  Behandlung  der  venerischen  Inguinalbubonen  empfiehlt 
Scaduto  (70)  einen  horizontalen  einfachen  Schnitt  bei  oberflächlichen  BuboneE. 
Handelt  es  sich  um  Affektion  der  tiefen  Drüsen,  so  müssen  dieselben,  me 
eine  rasche  Heilung  zu  erzielen,  radikal  exzidiert  werden.  Von  einem  hori- 
zontalen Schnitte  aus,  unter  lokaler  Anästhesie,  werden  die  Drüsen  mit  den 
Finger  stumpf  entfernt.  Die  Stelle  wird  dann  tamponiert  und  heilt  per 
secundam.  —  Pousson  (69)  empfiehlt  ein  viel  energischeres  Vorgehen:  Ex- 


Suter,  YerletzaDgen  und  chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  997 

stirpation  der  Drüsen  und  der  infiltrierten  Gewebe  und  dann  Hantnaht,  nm 
eine  Primärhefinng  zn  erzielen. 

Eakoris  (60)  hat  bei  einem  45jährigen  Manne  in  der  Tiefe  der  Hinter- 
backe einen  Abszess  inzidiert,  der  Torher  von  verschiedener  Seite  für  einen 
inoperablen  Tnmor  gehalten  wnrde  und  völlige  Heilung  erzielt.  Der  Ausgangs- 
ort der  Infektion  blieb  unbekannt. 

Tuffier  (74)  beobachtete  bei  einem  Manne  nach  Tuberkulininjektion 
Tuberkulose  der  Nates,  die  zu  jahrelang  dauernder  FistelbiJdung  und 
Eiterung  führten. 

Ein  Fibrosarkom,  das  von  der ünterschenkelfascie  ausging  und  den 
Nervus  peroneus  und  das  Wadenbeinköpfchen  bedeckte,  operierte  M  or  e  s  t  i  n  (64) 
bei  einer  30jährigen  Frau. 

V6not  (76)  berichtet  über  einen  Fall  von  rezidivierendem  Sarkom  der 
Nates,  bei  dem  sich  Metastasen  im  Gehirn  (Facialislähmung)  und  den  Lungen 
nachweisen  lassen.  —  Lacouture  (61)  berichtet  über  einen  Fall,  bei  dem  noch 
keine  Metastasen  nachweisbar  waren  und  bei  dem  die  Geschwulst  von  den 
Muskeln  der  Nates  auszugehen  schien.  Der  Kranke  ist  59  Jahre  alt  — 
Poncet  (68)  beschreibt  einen  Fall  von  Aktinomykose  der  Nates,  unter 
dem  Bilde  einer  ausgedehnten  Phlegmone  dieser  Gegend  mit  Beteiligung  der 
äusseren  hinteren  Partien  des  linken  Oberschenkels.  Sein  Patient  ist  ein 
57 jähriger  Bauer;  als  Eintrittspforte  wird  das  Rektum  angenommen. 

Über  einen  Fall  von  spontan  vereitertem  PiChinococcus  der  Ober- 
schenkelmuskulatnr  berichtet  Delbanco  (51).  Es  handelt  sich  um  ein  zwölf- 
jähriges Mädchen  mit  kleinapfelgrosser  derber,  diagnostisch  unklarer  Ge- 
schwulst, die  spontan  vereiterte  und  eine  Echinokokkencyste  entleerte.  Del- 
banca  beschäftigt  sich  nun  eingehend  mit  den  histologischen  und  tinktoriellen 
Eigentümlichkeiten  dieser  Membran,  die  sich  hauptsächlich  durch  ihre  Säure- 
festigkeit nach  Färbung  mit  Karbolfuchsin  auszeichnete.  Histologisch  fanden 
sich  zwischen  den  Schichten  des  Balges  Eiterzellen  und  Streptokokken.  — 
Zwei  Fälle  von  Geschwulst  des  Musculus  Psoas  und  zwei  von  Ge- 
schwulst des  Musculus  iliacus  teilt  Jacobsthal  (58)  mit.  Analoge  Beob- 
achtungen sind  in  der  Literatur  kaum  vorhanden.  Die  Psoasgeschwülste  stellen 
sich  für  Untersuchung  und  Operation  wie  Hernien,  die  Iliacus  -  Geschwülste 
wie  Beckentumoren  dar.  Ein  gutartiges  Myxofibrom  des  Psoas  betraf  einen 
26jährigen  Mann;  der  betreffende  war  ein  Jahr  nach  der  Operation  noch  am 
Leben.  Auch  eine  Iliacus-Geschwulst  war  mikroskopisch  gutartiger  fibro- 
matöser  Natur,  die  47  jährige  Kranke  starb  aber  einige  Monate  nach  der 
Operation.  Die  beiden  anderen  Kranken  litten  an  Sarkomen  und  erlagen 
denselben;  ein  37 jähriger  Mann  mit  Spindelzellensarkom  des  M.  iliacus  und 
eine  31jährige  Frau  mit  einer  Spindelzellengeschwulst  des  Psoas.  Die  zwei 
Psoastumoren  waren  mit  Nierentumoren  verwechselt  worden.  —  In  einem 
Falle  von  Czerny  (50),  unter  dem  Titel  ;, Tumoren  und  Pseudotumoren  der 
Adduktorengegend^  kam  man  bei  der  Inzision  auf  eine  Geschwulst  in  der 
Hüftgelenksgegend,  nicht  auf  eine  bösartige  Geschwulst  oder  eine  entzünd- 
lich veränderte  Hüftgelenkskapsel,  wie  man  vermutete,  sondern  auf  einen 
tuberkulösen  Abszess  an  der  unteren  Kante  des  horizontalen  Schambeinastes, 
der  einen  Knochenseguester  enthielt. 

Über  Muskelhernien  verbreitet  sich  Cahier  (48).  Bei  der  wahren 
Muskelhernie  tritt  der  unverletzte  Muskel  in  erschlafftem  Zustande  durch 
einen  Faszienriss  und  die  Verwölbung  verschwindet  bei  der  Kontraktion.  Bei 


996  Jahresbericht  für  Ghirargie.    IL  TeiL 

der  falschen  Muskelhernie  ist  der  Mnskel  anch  zerrissen  und  die  Vonrölbimf 
bildet  sich  bei  der  Kontraktion  oberhalb  des  Faszienrisses.  Wie  für  die 
Unterleibsbrüche,  so  besteht  auch  für  die  Muskelbrüche  eine  PrädispositioD 
und  unter  dem  Einfiuss  starker  Muskeltätigkeit  entsteht  die  wahre  Hnskel- 
hemie.  Ca  hier  hat  einen  Fall  lelzterer  Art  beobachtet,  der  bei  einem 
Soldaten  nach  einem  starken  Schlag  mit  dem  Messerstiel  gegen  den  Unter- 
schenkel entstanden  war.  Cahier  operierte;  er  resezierte  die  vorspringende 
ca.  V«  Orangengrosse  Muskelmasse  und  yemähte  den  Riss  so  gut  es  gins, 
indem  er  die  Bänder  einander  näherte  und  ein  Seidenfadennetzwerk  dazwischen 
bildete. 

Isolierte  Lähmung  des  linken  Glutaeus  medius  und  minimus  sah 
Joachimsthal  (59)  bei  einem  43jährigen  Patienten  als  Folge  eines  Hnf- 
schlages  gegen  den  grossen  Trochanter  entstehen.  Der  Gang  war  ähnlidi 
wie  bei  der  angeborenen  Hüftverrenkung,  diese  war  aber  auszuschliessen.  Der 
Kranke  konnte  nicht  auf  dem  kranken  Beine  stehen,  da  das  Becken  beim 
Versuche,  das  zu  tun  stark  nach  abwärts  sank.  Beim  Gehen  zeigte  sich  das 
Trendelenburgsche  Symptom  und  durch  Ausschluss  anderer  Möglichkeitai 
(Coxa  vara)  kommt  Joachimsthal  zu  der  obigen  Diagnose. 

Die  Myositis  ossificans  traumatica  haben  Haga  und  Fnji- 
mura  (55)  an  Hand  von  drei  Fällen  von  Bajonettierknochen,  einem  von  Reit- 
knochen und  einem  von  Schusterknochen  einem  genauen  Studium  unterzogeL 
Ätiologisch  kommt  ein  einmaliges  oder  ein  wiederholtes  Trauma  in  Frage. 
Der  Muskel  reagiert  auf  dasselbe  mit  Entzündung  und  verknöchert  als  Folge 
davon.  Der  Prozess  hat  nichts  mit  dem  Periost  zu  tun  und  ist  rein  myogCEer 
Natur  und  die  Hypothesen  von  abgesprengten  Periostteilchen  beruhen  nickt 
auf  Beobachtung.  Mikroskopisch  beobachtet  man  in  frischen  Fällen,  dass 
das  Bindegewebe  in  und  zwischen  den  Muskelbündeln  stark  wuchert  und  mit 
Rundzellen  infiltriert  wird.  Die  Muskelfaser  selbst  schwillt  an,  verharrt  in 
Kontraktur  und  geht  zugrunde.  An  deren  Stelle  tritt  junges  zellenreidiK 
Keimgewebe,  entstanden  durch  Wucherung  des  intramuskulären  Bindegewebes, 
das  die  Tendenz  hat,  sich  in  Knorpel  und  Knochengewebe  umzuwandeb.  Die 
Yerff.  haben  den  Prozess  auch  experimentell  erzeugen  können ;  bei  KaninckB 
brauchte  es  dazu  starke  Gewalteinwirkung.  Die  Fälle  progressiver  Fora 
hatten  sie  in  Japan  nicht  Gelegenheit  zu  studieren. 

Einen  merkwürdigen  Fall  von  Perimysitis  und  Tendovaginitis 
crepitans  schildert  Brauer  (47).  Die  AflFektion  entwickelte  sich  am  rechte 
Bein  bei  einem  sonst  gesunden  Manne,  der  den  linken  Knöchel  gebrocben 
hatte.  Es  kam  zur  Bildung  einer  krepitierenden  Gonitis  und  Tendovaginitis 
in  der  Umgebung  des  Knies  und  dann  zu  einer  Erkrankung  der  Oberschenkel- 
muskulatur,  die  sich  dadurch  äusserte,  dass  bei  allen  Bewegungen  heftiger 
Schmerz  und  Krepitation  auftrat.  Das  Geräusch  liess  sich  zwischen  Muskeh 
und  Faszie  lokalisieren.  Durch  lange  Behandlung  wurde  zwar  der  Schiaen 
vermindert,  die  Krepitation  aber  nicht  beseitigt.  Histologisch  muss  es  sick 
um  einen  entzündlichen,  zu  fibrinösen  Auflagerungen  führenden  Prozess  handeh- 
der  einerseits  das  Perimysium,  andererseits  die  Innenseite  der  Faszien  befillt- 
Nur  zwei  analoge  Fälle  kennt  die  Literatur. 

Herb  et  (57)  beobachtete  als  einzige  Lokalisation  von  Osteom- 
Bildung  solche  im  Musculus  obturator  internus  und  pyramidalis  bei  einer 
ca.  50  jährigen  Frau,  die  auf  der  Anatomie  seziert  wurde.    Die  Osteome  waren 


Suter,  Verletzungen  und  chinirg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  999 

absolut  unabhängig  vom  Periost  und  also  nach  Annahme  Herbets  das  Produkt 
einer  ossifizierenden  Myositis. 

e)  Varia. 

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nouvelles  en  möd.,  en  chir.  en  biologie  Nr.  83).    Paris,  Massoo.  Cie.  1908. 

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Kinderheilkunde  1903.  Bd.  58.  Heft  2. 

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1908.  Bd.  47. 

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cipally  and  at  fli'st  only  of  the  lower  limbs.    Glasgow  med  Journal  1903.  Dec. 

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Deutsche  Zeitschrift  f.  Chirurgie  1908.  Bd.  70.  Heft  8—4. 

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97.  Sattler,  Zwei  Fälle  von  Mal.  perforant  du  pied  nach  Durchtrennung  des  Nervus 
ischiadicus  als  Spätfolge  dieser  Verletzung.    Wiener  klin.  Rundschau  1903.  Nr.  13. 

98.  Schaeffer,  Über  Unterschenkelgangrän  im  primär  afebrilen  Wochenbette.  Münch. 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  45. 

99.  —  Nachtrag  zu  meinem  Aufsatz  .Über  Unterschenkelgangrän  im  primär  afebrilen 
Wochenbette.    Mttnchener  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  49. 

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102.  Taylor,  A  case  of  double  amputation.    The  Lancet  1903.  Sept.  26. 

103.  Titschak,  Zur  Kasuistik  des  Mal  perforant  du  pied.    Inaug.-Diss.  Kiel  1902. 

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1908.  June  18. 

105.  Wahlmann,  Ad.,  Zur  Kasuistik  der  diabetischen  Gangrän  nach  Erfahrungen  in  der 
chirwrgisohan  Klinik  zu  Kiel.  1908. 


1000  Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IL  Teil. 

Ein  Zweisoustück,  das  33  Jahre  im  menschlichen  Körper  verweilt  hatte, 
exzidierten  Snyers  und  Coulon  (101).  Der  betreffende  Kranke  hatte  in 
Krieg  von  1870  einen  Schnss  dnrch  den  Geldbeutel  ins  Bein  erhaltoi.  Ans 
der  Wimde  wnrde  das  Geschoss  und  ein  Geldstück  entfernt.  Die  Wunde 
heilte  langsam  und  2  Jahre  später  entwickelte  sich  in  der  Kniekehle  eb» 
kleine  Geschwulst,  die  auf  Faustgrösse  wuchs,  lange  stationär  blieb,  und  die 
erst  seit  2  Jahren  wieder  wächst  und  schmerzhaft  wird.  Bei  der  OperatioD 
fand  sich  eine  wohl  eingekapselte  Höhle,  die  graue  zähe  Massen  und  eii 
verbogenes  Geldstück  enthielt.  Heilung  nach  Exzision  der  Abszessmemfarui 
—  Gibbs  (87)  hat  eine  Kugel  aus  einem  Bein  exzidiert,  die  2Vt  Jahre  is 
demselben  lag.  Dieselbe  verursachte  Schmerzen  und  Schwäche  des  CHiedes 
und  beunruhigte  den  Kranken,  indem  sie  auf  die  Femoralvene  drückte  und 
Stauung  verursachte.  —  Über  einen  Fall  von  Schussverletznng  des  Unter- 
schenkels, der  amputiert  werden  musste,  berichtet  Campbell-Horsfall(W„ 
aus  dem  Grunde,  weil  im  Anschluss  an  die  Operation  (der  Urin  war  Torker 
nicht  untersucht  worden)  Albumosurie  auftrat ;  dieselbe  dauerte  einige  Tage. 

Chipault  (82)  hat,  ermutigt  durch  die  Erfolge  der  Nervendehnung 
bei  Neuralgien  seit  1894  die  Nervendehnung  auch  bei  Ulcus  cruris  und 
Mal  perforant  ausgeführt  und  berichtet  in  einer  Monographie  über  seine 
und  anderer  Autoren  (37  Autoren,  67  Arbeiten)  Erfahrungen  mit  dieser  M^ 
thode  in  137  Operationen.  Wie  die  Nervendehnung  wirkt,  ist  einstweiko 
nicht  zu  entscheiden;  experimentell  wirkt  sie  auf  Wunden  bei  KanincheD 
günstig  ein.  Chipault  glaubt,  dass  durch  den  Eingriff  durch  Vermitteimf 
des  sympathischen  Nervensystems  die  trophische  Energie  der  Gewebe  erhöht 
werde. 

Die  Behandlung  der  Ulcera  simpl.  und  perforant.  zerfallt  in  2  Etappen, 
in  die  der  Reinigung  des  Geschwürs  und  die  dier  Nervendehnung  und  lolden 
Behandlimg  des  Geschwürs.  (Exkochleation,  Abtragen  der  Hautränder,  Eoi- 
fernen  von  nekrotischem  Gewebe,  event.  Exzision  und  Naht.)  Je  nach  Lage 
des  Falles  wird  gedehnt  beim  Mal  perforant  entweder  der  N.  tibialis,  wo 
der  Plantais  lateralis  abgeht,  oder  der  N.  peroneus  superficialis,  oder  der 
N.  cutaneus  dorsalis  pedis  lateralis.  Die  Plantarzweige  des  Tibialis  findet 
man  hinter  dem  Malleol.  int.  in  der  Gefassscheide  meist  über,  seltener  unter 
den  Gefässen.  Die  Zweige  des  N.  peroneus  superficialis  sind  4  Finger  breit 
vor  der  äusseren  Knöchelspitze  auf  dem  Fussrücken  direkt  unter  der  Hant 
zu  finden.  Der  N.  cutan.  dorsal,  ped.  lat.  ist  in  der  Längsrichtung  des  Unter- 
schenkels neben  und  hinter  der  Spitze  des  Malleolus  lateralis  neben  der  Van 
saphena   ext.   zu   erreichen.  —  Für  das  Ulcus  cruris  kommen   in  BetracU 

1.  der  N.  saphenus  major,  der  unter  dem  Sartorius  etwas  unterhalb  des 
Schenkelkanals  auf  der  breiten  Sehne  des  M.  adductor  magnus  gefunden  wird. 

2.  Der  N.  peroneus  communis,  der  entweder  oberhalb  der  Kniekehle  an 
Innenrande  des  Muse.  Biceps,  oder  hinter  dem  Wadenbeinköpfchen,  oder 
unterhalb  des  Wadenbeinköpfchens  gefunden  und  gedehnt  wird-  3.  Der  S. 
cutaneus  dorsal,  pedis.  lat.,  der  weiter  oben  aufgesucht  wird,  als  für  das  Mal 
perforant.  Bei  der  Operation  zieht  Chipault  Ghloroformanästhesie  der 
lokalen  vor.  Die  Nerven  werden  peripherwärts  ohne  allzugrosse  Kraßao- 
wendung  gedehnt. 

Chipault  glaubt  seine  Methode,  da  sie  leicht,  unschädlich  und  erfolg- 
reich ist  und  bei  Aflfektionen  Anwendung  findet,  die  bis  jetzt  fast  für  unheil- 
bar gehalten  wurden,  empfehlen  zu  dürfen,  da  sie  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 


Suter,  Verletzangen  und  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  1001 

primäre  oder  sekundäre  Heilung  gibt.  Es  ist  nur  zu  beachten:  1.  dass  das 
Greschwür  im  Bereiche  des  gedehnten  Nerven  liegt,  2.  dass  die  Operations- 
stelle  die  richtige  Distanz  vom  Geschwüre  habe,  dass  die  Dehnung  von  einer 
ßeschwürsbehandlung  begleitet  sei.  —  Auf  2  Fälle,  in  denen  das  Mal  per- 
forant  als  Folge  einer  Ischiadikusverletzung  aufgetreten  ist,  weist  Sattler 
'97)  hin.  Es  handelt  sich  um  eine  Schuss-  und  um  eine  Stichverletzung  des 
N^erven  mit  mehr  oder  weniger  Lähmung  und  Regeneration.  In  beiden 
Fällen  ist  das  erst  spät  auftretende,  hartnäckige  Mal  perforant  als  Folge  der 
Anästhesie  aufzufassen.  (Siehe  auch  unter  ;,Erkrankung  der  Nerven^  den 
Pall  von  Sutur  des  Nervus  ischiadicus  von  Dann.) 

Aus  6  Fällen  von  Mal  perforant,  die  Titschack  (103)  mitteilt,  geht 
abereinstimmend  die  Bedeutung  der  Heredität  hervor,  in  dem  in  allen  Fällen 
las  Leiden  sich  als  ein  familiäres  erwies. 

Zur  Bekämpfung  der  heftigen  Schmerzen  bei  einer  chirurgischen  Gystitis 
and  um  zugleich  einen  Pruritus  vaginalis  zu  beseitigen,  hat  Albert  in  (77) 
ainer  Frau  die  Nervi  pudendi  interni  reseziert  und  ein  sehr  gutes 
Elesnltat  erzielt  (siehe  Tavel  1902  und  Röchet  1903). 

14  Fälle  von  intermittierendem  Hinken  beobachte  Idelsohn 
[90).  In  allen  Fällen  fand  sich  Fehlen  oder  Abschwächung  des  Pulses  in  den 
Pnssarterien.  Dreimal  endete  das  Leiden  &it  Gangrän.  Die  Kranken  standen 
im  Alter  von  27 — 60  Jahren;  gerade  bei  den  jüngsten  fanden  sich  sonstige 
Zeichen  von  Arteriosklerose.  —  Bei  den  14  Fällen  bestand  8  mal  Plattfuss. 
[delsohn  nimmt  an,  dass  beim  Plattfuss  die  Art.  dorsaUs  pedis  beim  Durch- 
tritt zwischen  Metatarsus  I  und  U  gedrückt  und  so  zur  Sklerose  disponiert 
werde.  Bei  Juden,  und  das  weist  auch  auf  den  Zusammenhang  der  beiden 
Leiden  hin,  ist  der  Plattfuss  und  das  intermittierende  Hinken  häufig. 

Über  einen  Fall  von  Sklerodermie,  der  einen  37jährigen  Arbeiter 
betraf,  berichtet  Monro  (93).  Der  Fall  ist  dadurch  auffallig,  dass  die 
Affektion  zuerst  an  den  Beinen  begann  und  diese  hauptsächlich  erkrankten. 
Durch  äusserliche  AppUkation  von  Lebertran  und  innere  Medikation  mit 
lemselben  Medikament  und  mit  Arsanik  wurde  eine  wesentliche  Besserung 
erzielt.  —  Über  einen  Fall  von  Elephantiasis  der  unteren  Extremitäten, 
1er  durch  leichte  Diät,  Bettruhe,  Massage,  Elektrisieren  und  heisse  Bäder 
bedentend  gebessert,  ja  fast  geheilt  wurde,  berichten  El  der  und  Matthew 
[84).  Symmetrische  Gangrän  der  Haut  und  der  Unterhautgebilde  an 
leii  Knöcheln  und  den  Unterschenkeln  bei  einer  sonst  gesunden  Frau  beob- 
äichtete  Bronson  (79).  Die  Gangrän  entwickelte  sich  langsam  an  Stellen, 
lie  viele  Jahre  lang  hyperästhetisch  und  entzündlich  verändert  waren.  Die 
Ätiologie  des  Leidens  ist  unbekannt.  Heilung  erfolgte  nach  Exzision  der 
iLranken  Stellen  und  Transplantation.     Die  Affektion  rezidivierte  aber. 

Angeborene  Hypertrophie  der  zweiten  Zehe,  kombiniert  mit  Lipom 
3er  Planta  pedis  beschreibt  Gaubet  (81)  bei  einem  4jährigen  Knaben.  Wie 
lie  anatomische  Untersuchung  der  exartikulierten  7 — 8  mal  zu  grossen  Zehe 
srgab,  handelte  es  sich  um  eine  allgemeine  Hypertrophie  des  Knochens,  des 
Qnterhautzell-  und  Fettgewebes  und  der  Haut. 

Schwere  Gangrän  des  Unterschenkels  sah  Bernard  (78)  sich  infolge 
3iiier  Angina,  die  mit  Phlebitis  kompliziert  war,  entwickeln.  Ein  sonst  ge- 
mnder  Soldat  kam  mit  Angina  und  leichter  Influenza  zur  Aufnahme.  Unter 
schweren  Shockerscheinungen,  Erbrechen,  Kollaps  trat  dann  plötzlich  unter 
deftigen  Schmerzen  in  der  rechten  Fossa  iliaca  eine  Schwellung  des  betreffenden 


1002  Jahresbericht  f&r  Chirargie.    IL  Teil 

Beines  auf,  ähnlich  einer  Phlegmasia  dolens  alba.  Es  entwickelte  sich  GangräD 
des  Unterschenkels,  welche  eine  Amputation  erforderte.  Gibson  (88)  beob- 
achtete in  3  Fällen  Gangrän  des  Unterschenkels  im  Anschluss  an  croupliie 
Pneumonie.  Die  Gangrän  trat  am  15.,  11.  und  12.  Tage  nach  der  Entfiebenog 
ein  und  war  embolischer  Natur.  Der  Embolus  sass  zweimal  in  der  Arteria 
Poplitea,  einmal  in  der  Tibialis.  Die  Erscheinungen  treten  akut  m  oni 
Gibson  nimmt  an,  dass  die  Gerinnsel  aus  der  kranken  Lui^e  stammten, 
da  ein  anderer  Abstammungsort  sich  nicht  nachweisen  liess.  Bei  den  drei 
Kranken,  die  33,  61  und  67  Jahre  alt  waren,  wurde  das  gangränöse  ßlied 
amputiert.  —  Einen  weiteren  Fall  von  Gangrän  im  primär  afebrilen  Wochö- 
bett  teilt  Schaeffer  (98)  mit.  Die  Gangrän  setzte  am  19.  Tage  ein  ud 
betraf  die  von  peripheren  Ästen  der  Art.  tibialis  versorgten  Hautpartien  n 
Fuss  und  Muskeln  am  Unterschenkel.  Zur  Erklärung  des  Zastandekommen 
dieser  Gangrän  führt  Schaeffer  Gonorrhöe,  schlechte  Ernährung,  CUoroee. 
Phlebektasien  am  Unterschenkel  und  plötzlichen  Einschub  einer  grösBeia 
Menge  wenig  virulenter  Kokken  in  die  Blutbahn  an,  und  in  einer  spato« 
Mitteilung  (99)  weist  er  darauf  hin,  dass  auch  Ergotin  eine  Rolle  spieba 
könne.  —  Loeb  (92)  bat  eine  Unterschenkelgangrän  durch  Thrombose  der 
Arteria  femoralis,  wahrscheinlich  grippaler  Natur,  bei  einem  Diabetiker  he 
obachtet.  Mühsam  (94)  berichtet  über  einen  Fall,  in  dem  beide  Ober- 
schenkel amputiert  werden  mussten  wegen  Gangrän  der  Unterschenkel.  Die 
Gangrän  war  allem  nach  embolischer  Natur  und  die  Folge  einer  Inflnenzi. 
Der  Kranke  war  septisch,  als  er  zur  Operation  kam,  überstand  aber  die 
beiden  an  zwei  aufeinander  folgenden  Tagen  vorgenommenen  Operations  goL 
Ein  anderer  nicht  operierter  Fall  von  Gangrän  beider  Beine  ging  septkcb 
zugrunde.  Hier  stammte  die  Embolie  aus  einem  Aneurysma  des  fiidni 
Ventrikels  und  sass  auf  der  einen  Seite  in  der  Art.  iliaca,  auf  der  anderai 
in  der  Art.  hypogastrica.  —  Auch  Taylor  (102)  berichtet  über  einen  FsH 
von  doppelter  Amputation.  Turner  (104)  hat  einem  35jährigen  Manne  vega 
Eisenbahnverletzung  zu  gleicher  Zeit  beide  Beine  amputiert  und  den  Man 
davongebracht.  Elsworth  (85)  amputierte  einem  Mädchen,  das  1  Jib 
9  Monate  alt  war,  beide  Beine  unter  dem  Knie  wegen  Gangrän  beider  Unttf- 
schenkel.  Die  Gangrän  schien  durch  akute  Epiphysitis  entstanden  za  seil. 
Murray  (95)  amputierte  einem  82jährigen  Greise  einen  Oberschenkel  ^tg^ 
Fussgangrän  und  erzielte  Heilung.  Fish  er  (86)  amputiert  ein^a  ältea 
Manüe  wegen  diabetischer  Gangrän  2  Zehen,  und  zwar  symmetrische  Zeka 
an  jedem  Fusse ;  an  einem  war  trockene,  am  anderen  Fusse  feuchte  Gsngrü- 
Eine  Unterschenkelgangrän  im  Verlaufe  eines  leichten  Typhus  beok- 
achtete  Dodds  (83)  bei  einem  22  jährigen  sonst  gesunden  Manne.  Es  witi 
amputiert,  der  Kranke  erlag  aber  weiteren  Embolien  in  die  Lunge.  - 
Schuster  und  Kern  (100)  stellen  eine  ganze  Reihe  von  GbwgranfaU^ is 
Verlaufe  von  Typhus  zusammen,  die  in  der  deutschen  Armee  beobAcbt^ 
wurden.  Sie  selbst  haben  eine  teilweise  Gangrän  des  Fusses  im  Veriaifc 
eines  leichten  Typhus  beobachtet;  sie  nehmen  an,  es  habe  sich  um  eoe 
Embolie  gehandelt.  Sie  raten  sehr  zu  einer  abwartenden  Behandlung,  das) 
nichts  Unnötiges  operativ  geopfert  wird.  —  Nammack  (96)  hat  bei  ein^ 
29  Jahre  alten  Manne  im  Verlaufe  eines  Typhus  mit  letalem  Ausgang  Gangitf 
beider  Beine  beobachtet.  Die  Gangrän  setzte  in  der  dritten  Krankheitswodi 
ein  und  wird  auf  autochthone  Thrombose  der  Bifurkationsstelle  der  Aoiti 
bezogen. 


Suter,  YerletzuDgen  and  chinirg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.  1003 

Weitere  8  Fälle  von  Grangrän  bei  Diabetischen  referiert  Wahlmann 
(105)  aus  der  chirurgischen  Klinik  in  Kiel.  In  3  Fällen  erzielte  man  durch 
Zehenexartikulation  Heilung,  in  4  Fällen  war  die  hohe  Amputation  nötig  und 
diese  Fälle  gingen  zugrunde,  in  einem  Fall  wurde  keine  Operation  mehr  ge- 
wagt und  der  Kranke  erlag  unoperiert.  2  Fälle  von  Hirschfeld  (89),  die 
'  beide  Gangrän  der  unteren  Extremität  bei  diabetischen  Nephritikem  betrafen 
und  in  denen  der  Gangrän  ein  bedeutendes  Trauma  vorherging  und  auch 
Arteriosklerose  bestand,  geben  Veranlassung,  die  Schwierigkeiten  zu  besprechen, 
welche  der  Begutachtung  in  solchen  Fällen  im  Wege  stehen  bei  Entscheidung 
der  Frage,  ob  zwischen  Gangrän  und  Trauma  ein  ursächlicher  Zusammenhang 
besteht. 

G.  Yerletzung^en  und  Erkrankungpen  der  Knochen. 

a)   Des   Beckens. 

1.  Aievoli,  E.,  Exostosi  Bolitaria  epifisiforme  del  pnbe  e  dell'  ischio.  Archivio  di  orto- 
pedia  1903.  Nr.  5. 

2.  Gross,  Die  Lokalisation  der  Osteomyelitis  in  den  Seitenteilen  des  Os  sacrum  nnd  ihre 
Beziehung  zu  den  Wachstamsvorgängen.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Chirurgie  1903.  Bd.  68. 
Heft  1  und  2. 

8.    *Krflger,  Über  das  Sarkom  der  DarmbelnschaufeL    Bisa.    Greifswald  1903. 

4.  Lorenz,  Ein  riesiges  Osteoidohondrom  des  Beckens.  Wiener  med.  G^sellsch.  Münch. 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  24. 

5.  Picqu^,  Präsentation  d'un  Osteome  de  la  cuisse.  Bull,  et  mdm.  de  la  soc.  de  Chir. 
1903.  Nr.  13.       ^ 

6.  S]gnorelli,A.,  Echinococco  delF  anca  simulante  una  coxite  tubercolare.  II  Poli- 
clinico.  Sez.  pratica  1903.  Fase.  51. 

7.  Stamm,  M.,  Resectioif  of  the  left  pelvis  for  osteosarcoma.  Medical  News  1903. 
August  8. 

8.  Viannay,  Ostäite  tuberculeuse  du  pubis  avec  envahissement  de  la  Symphyse  pubienne. 
Soc.  des  Sciences  m4d.    Lyon  mädical  1903.  Nr.  49. 

Die  von  Aievoli  (1)  vom  klinischen,  operativen  und  pathologisch-ana- 
tomischen Gesichtspunkt  beschriebene  Epiphysenexostose  hatte  am  Scham- 
und  Sitzbein  auf  der  rechten  Seite  ihren  Sitz.  Der  Fall  betrifft  ein  17  jähr. 
Mädchen,  das  erblich  nicht  belastet  war  und  vorher  keine  krankhaften  Zu- 
stände aufgewiesen  hatte.  Die  abgetragene  KUochengeschwulstmass  7  V4X'^^/s  cm. 
Sie  bestand  aus  spongiösem  Knochengewebe  und  war  von  einer  knornaligen 
Hülle  umgeben,  so  dass  sie  einer  Epiphyse  glich.  ^ 

Verf.  hat  die  einschlägige  Literatur  durchgesehen  und .  sich  überzeugt, 
dass  dem  seinigen  ähnliche  Fälle  sehr  selten  sind.  Sich  besonders  über  die 
Pathogenese  verbreitend,  tut  er  durch  Zitate  dar,  dass  die  Anschauung  bezüg- 
lich dieser  seit  CuUevier  einen  grossen  Umschwung  erfahren  hat;  er  weist 
anf  Weber,  Virchow,  Soulier,  Volkmann,  Bessel-Hagen,  Poncet 
u.  a.  hin.  —  Da  er  in  seinem  Falle  eine  auf  Störungen  in  der  Knochenent- 
wickelung zurückführbare  embryonale  Entstehung  annehmen  zu  müssen  glaubt, 
erörtert  er  die  von  Gegenbaur,  Rosenberg  und  Petersen  über  die 
embryogene  Entwickelung  des  Scham-  und  Sitzbeins  ausgeführten  Studien, 
sich  zum  Schlüsse  dahin  aussprechend,  dass  bei  Erklärungsversuchen  so  dunkler 
und  doch  so  wichtiger  Prozesse  die  Studien  Roux'  über  die  Entwickelungs- 
mechanik  der  Organismen  nicht  übersehen  werden  dürfen.  R.  Giani. 

Lorenz  (4)  beschreibt  ein  Präparat  von  riesigem  Osteoid  Chondrom 
des  Beckens.    Die  Geschwulst  bestand  22  Jahre  und  hatte  sich  bald  nach 


1004  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teü. 

ihrer  Entstehung  zur  definitiven  Grösse  entwickelt.  Anfänglich  war  sie  ireick 
und  wurde  für  ein  Sarkom  gehalten,  später  wurde  sie  hart  und  als  Enchon- 
drom  gedeutet.  Ihre  Vereiterung  führte  den  Tod  des  47  jährigen  Mannes 
herbei. 

Wegen  Osteosarcoma  hat  Stamm  (7)  einem  25jährigen  Mannedi« 
eine  Beckenhälfte  reseziert  (siehe  auch  unter  „Allgemeines^);  der  Betreffoide 
starb  aber  5  Stunden  nach  der  Operation.  Stamm  glaubt,  dass  hauptsäch- 
lich das  Durchmeisseln  der  Knochen  starken  Shock  provoziert  habe  und  würds 
in  einem  anderen  Falle  eine  elektromotorische  Säge  verwenden. 

Picque  (5)  beschreibt  ein  Osteom,  das  er  aus  den  Adduktoren  eines 
Irrsinnigen  entfernt  hatte ;  dasselbe  sass  mit  seiner  Basis  am  Schambein  fest 
und  reichte  pyramidenförmig  nach  unten,  von  den  Muskelfasern  bedeckt. 

Yiannay  (8)  demonstriert  das  Becken  eines  Mannes,  das  eine  tuber- 
kulöse Osteomyelitis  mit  Beteiligung  der  Symphyse  aufweist.  Charakte- 
ristisch für  den  letzteren  Prozess  ist  eine  grosse  Schmerzhaftigkeit  der  Sym- 
physe bei  allen  Erschütterungen,  die  den  Körper  treffen.  Der  betreffcäde 
Kranke  war  kachektisch  zugrunde  gegangen. 

Gross  (2)  verbreitet  sich  an  Hand  von  sechs  Beobachtungen  über  die 
Osteomyelitis  in  den  Seitenteilen  des  Os  sacrum,  eine  Affektion,  die  von  d^ 
Osteomyelitis  der  Wirbelteile  des  Sakrums  zu  trennen  ist,  da  die  Seitenteüe 
den  Rippen  entsprechen.  Diese  Massae  laterales  sind  nun  ganz  besonders  häofi; 
von  Osteomyelitis  betroffen  und  Gross  glaubt,  dass  das  auf  die  Form-  mi 
Wachstumsverhältnisse  und  die  Wichtigkeit  der  Ossifikation  dieser  Teile  zurück- 
zuführen sei.  Gross  hat  neben  seinen  Fällen  noch  10  aus  der  Literatur  ge- 
sammelt. Von  diesen  16  sind  10  gestorben.  Von  7  schweren  Fällen  sind 
alle  gestorben,  von  8  leichteren  3.  Die  Behandlung  ist  eine  operative  und 
hat  dem  Abszesseiter  Abfluss  zu  verschaffen ,  was  durch  Besektion  der  Sym- 
physis sacroiliaca  zu  geschehen  ])at,  da  sonst  Psoasabszesse  entstehen. 

Bei  einem  Individuum,  das  an  Urämie  infolge  von  Nephritis  gestorb® 
war  und  bei  welchem  gleichzeitig  eine  Echinokokkencyste  der  Leber  und  Sym- 
ptome von  Coxitis  linkerseits,  mit  vollständiger  Atrophie  der  Muskehnassci 
bestanden  hatten,  fand  Signorelli  (6)  bei  der  Autopsie  in  der  innerai 
Darmgrube  eine  alte  degenerierte  Echinokokkencyste  mit  Usur  des  Dana- 
beins,  der  Pfannengrube  und  des  Femurkopfes,  die  das  symptomatische  B31 
einer  tuberkulösen  Coxitis  realisiert  hatte.  R  Giani. 

b)  Des  Oberschenkels. 

9.   Börard,  Ostäomy^lite  prolong^e  du  fämur.    Soc.  de  Cbir.  Lyon  m^dicai  1903.  Nr.  äS. 

10.  Borcbard,    Zur   Resektion    der    Oberschenkel  -  Diaphyse    bei    malignen    Tmnorei. 
V.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  3. 

11.  Coley,  W.  B.,  Sarooma  of  the  femur.  New  York  surgical  society.  Annala  of  soigerr. 
January  1903.  p.  98. 

12.  *Döpievoi8,  Sarcome  ä  my^loplaxes  d^veloppö  aus  d^pens  da  condyle  interne  di 
fömur.    Journal  de  m6d.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  27. 

13.  Griffiths,  Gase  of  sarcoma   of  tbe  feraur  with   description  of  a  recent  method  rf 
amputation  at  the  hip-joint.    British  med.  Journal  1903.  Deo.  19. 

14.  H erbet,  Ezostoses  du  f^mur  et  ossification  partielle  du  muscle  croraL  Ball,  etmoa 
de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  10. 

15.  *Hoffmeyer,  Ein  Fall  von  beweglichem  parostalen  Osteom  des  rechten  Oberscbenkek 
Diss.    Erlangen. 

16.  Marcarini,  G.,  Un  caso  di  adeno-carcinoma  osteoplastico  metastatico  del  femore.  U 
Clinica  chirurgica  1903.  Nr.  10. 


Suter,  Verletzungen  nnd  chirurg.  Krankheiten  der  unteren  ExtremitAt  1005 

17.  Mouchet  et  Dreyfus,  Inflexion  de  T^piphyse  inf^rieure  du  fömur  Simulant  la 
Inxation  en  arrldre  du  tibia  dans  une  ost^o-arthrite  tuberculeuse  du  genou.  Revue 
d'ortbop^e  1908.  Nr.  5. 

18.  Biethus,0.,  Exostosis  bursata  bei  freien  Knorpelkörpern.  Beiträge  zur  klin.  Chirurgie. 
Bd.  37.  Heft  3. 

19.  Robinson,  Separation  of  the  acetabular  epiphysis  of  the  femur.  British  medical 
Journal  1908.  Oct.  10. 

20.  Rogers,  Sarcoma  of  the  hip-joint.  New  York  surgical  soc.  Annais  of  surgery  1908. 
Jan. 

21.  Soubeyran  et  Martin,  Ost^osarcome  ä  grandes  cellules  de  Textrömit^  införieure 
da  f^mur.    Archiyes  proyinciales  1908.  Nr.  10. 

22.  Tixier,  P^riostite  albnmineuse  du  f^mnr  d'origine  probablement  syphilitique.  Soc.  de 
Ghir.    Lyon  mödical  1908.  Nr.  15. 

28.  Wagon,  Ost^osarcome  de  T^xtr^mit^  införieure  du  f^mur  ayant  simulö  une  arthro- 
pathie.    Bull,  et  m4m.  de  la  soci^t4  anatomique  de  Paris  1903.  Nr.  3. 

Eine  merkwürdige  Stellungsveränderung  der  Oberschenkelepiphyse 
bei  Kniegelenkstuberkulose  beschreiben  Mouchet  und  Dreyfus  (17).  Bei 
der  32jährigen  Patientin,  bei  der  die  Gelenktuberkulose  11  Jahre  dauerte, 
fand  sich  bei  der  Resektion  eine  Umkrümmung  der  Femurepiphyse  nach 
hinten,  so  dass  die  Gelenkfläche  nach  hinten-unten  sah.  Verflf.  nehmen  an, 
es  handle  sich  um  eine  trophische  Störung,  die  unter  dem  Reize  der  chroni- 
schen tuberkulösen  Entzündung  sich  entwickelte;  ähnliche  Störungen  wurden 
noch  nicht  am  Femur,  dagegen  häufig  an  der  Tibia  gefunden. 

Eine  ausgedehnte  Eontinuitätsresektion  des  Oberschenkels  hat  Bor- 
chard  (10)  bei  einer  Frau  mit  Oberschenkelsarkom  gemacht,  bei  der 
sich  die  Geschwulst  langsam  entwickelte  und  zur  Spontanfraktur  des  Knochens 
führte.  Es  Hess  sich  die  Geschwulst  leicht  ausschälen  (myelogenes  Sarkom), 
es  musste  aber  ein  26  cm  langes  Stück  des  Knochens  entfernt  werden.  Die 
Knochenenden  wurden  dann  vereinigt  und  im  Laufe  von  Monaten  bildete  sich 
eine  knöcherne  Vereinigung  und  ein  gut  funktionierendes  Bein,  da  die  an- 
fänglich viel  zu  langen  Muskeln  sich  verkürzten  und  ihre  Funktion  wieder 
aufnahmen.  Mit  hohem  Schuh  geht  die  Patientin  gut.  Borchard  hofft, 
eine  Dauerheilung  erzielt  zu  haben  und  glaubt,  dass  wenn  nicht  die  Spontan- 
fraktur dagewesen  wäre,  auch  die  Exkochleation  der  Geschwulst  genügt  hätte. 
Im  Anschluss  an  diese  auf  dem  Chirurgenkongress  gemachte  Mitteilung  be- 
richtet Goldmann  über  drei  Fälle  von  malignem  Tumor  der  Tibia;  in  zwei 
Fällen  war  auch  die  Kontinuitätsresektion  nötig.  In  einem  Falle  hat  er  zur 
Herstellung  der  Kontinuität  eine  Resektion  der  Fibula  mit  Knochennaht  der 
Tibia  gemacht,  im  anderen  durch  Implantation  der  Fibula  in  den  zentralen 
Tibiastumpf.  In  beiden  Fällen  wurde  das  Resultat  sehr  gut  und  die  Fat. 
blieben  fast  3  Jahre  rezidivfrei.  Auch  Körte  hat  ähnliche  Operationen  ge- 
macht, in  einem  Falle  21  cm  des  Femur  reseziert  wegen  periostalen  Spindel- 
zellensarkoms. Der  Operierte  ist  jetzt  3Vs  Jahre  nach  der  Operation  gesund. 
In  einem  anderen  ähnlichen  Falle  hat  er  später  wegen  Verdachts  axif  Rezidiv 
reseziert. 

Ein  periostales  Rundzellensarkom  des  Oberschenkels  bei  einem 
10jährigen  Manne,  der  jede  Operation  verweigerte,  hat  Coley  (11)  neun 
Stunden  lang  mit  Röntgenstrahlen  beleuchten  lassen  mit  dem  Erfolge,  dass 
die  Geschwulst  fast  völlig  verschwand.  Die  Diagnose  war  durch  Probeinzision 
gestellt  worden.  —  Einen  diagnostisch  ungemein  schwierigen  Fall,  in  dem  es 
sich  scheinbar  auch  um  die  Heilung  eines  histologisch  diagnostizierten  Spindel- 
zellensarkoms des  Oberschenkels  in  der  Hüftgelenkgegend  handelt,  publiziert 


1006  Jahreebericht  ffir  Chirargie.    II.  Teil. 

Rogers  (20).  Eine  26jährige  Fran  brach  zweimal  spontan  den  Schenkelhals 
imd  zeigte  einen  Tumor  der  Gegend.  Sie  wurde  als  inoperabel  mit  Strepto- 
kokkenserum  behandelt  und  heilte  dann  im  Laufe  der  Jahre.  Später  ent- 
wickelten sich  bei  ihr  typische  syphilitische  ülzerationen  der  Nase,  so  dass 
das  histologisch  sichergestellte  Sarkom  des  Oberschenkels  vielleicht  ein  Produkt 
ihrer  Syphilis  war.  —  Ebenfalls  diagnostische  Schwierigkeiten  verarsachte  der 
Fall  von  Wagon  (23),  der  eine  38jährige  Frau  betraf.  Es  handelte  sidi  um 
ein  Osteosarkom  des  unteren  Femurendes,  man  glaubte  aber  eine  Gel@ik- 
syphilis  vor  sich  zu  haben.  Da  eine  Schmierkur  eine  Yerschlimmernng  der 
Sachlage  zur  Folge  hatte,  wurde  amputiert  unter  der  richtigen  Diagnose.  — 
Auch  Griff  iths  (13)  berichtet  über  ein  Oberschenkelsarkom,  für  das  er  na(4 
einer  im  Original  beschriebenen  neuen  Methode  die  Exartikulation  gemacht 
hat.  —  Soubeyran  und  Martin  (21)  beschreiben  ein  grosszelliges  Osteo- 
sarkom des  unteren  Endes  des  Femur. 

Marcarini  (16)  beschreibt  einen  Fall  von  metastatischem  osteo- 
plastischen Adenokarzinom  des  Femur  bei  einer  Frau,  die  Navaro 
mittelst  Exartikulation  des  Femur  operierte.  Fünf  Jahre  vorher  war  der 
Patientin  eine  Mamma  amputiert  worden  wegen  einer  Geschwulst,  die  nidit 
histologisch  untersucht  wurde,  aber  die  wahrscheinlich  eine  maligne  war.  De* 
nicht  deutliche  histologische  Befund  gibt  dem  Verf.  Gelegenheit,  den  geseo- 
wärtigen  Stand  unserer  Kenntnisse  über  die  Endotheliome  zu  präzisiereiL 
denen  die  von  ihm  beobachtete  Geschwulst  sich  sehr  nähert,  und  er  komist 
zu  dem  Schlüsse,  dass  die  histologische  Untersuchung  allein  zu  einer  Diagnose 
nicht  genüge;  diese  müsse  aus  der  Gesamtheit  aller  klinischen  sowohl  ak 
anatomischen  Merkmale  erhellen.  R.  Giani. 

Die  Exostosis  bursata  ist  selten  und  Fälle  mit  Bildung  tmec 
Knorpelkörper  sind  erst  drei  beschrieben.  Riethus(18)  teilt  den  vierten  mit 
Ein  16  jähr.  Mann  mit  multiplen  Exostosen  stiess  sich  gegen  eine  solche  a& 
Knie  und  es  bildete  sich  eine  Geschwulst  hier.  Bei  der  Operation  ze^ 
sich  eine  um  die  Exostose  fest  aufsitzende  Cyste,  die  200  Knorpelkörp^cbfc 
und  einen  serösen  Inhalt  enthielt.  Gegenüber  der  Spitze  der  Exosto^  hui 
sich  in  der  Gystenwand  das  oben  abgehobene  Ende  der  Exostose  und  die 
Bildung  der  Knorpelkörperchen  ist  so  zu  denken,  dass  das  an  der  Bmchflidie 
freiliegende  Knorpelgewebe  wucherte  und  die  Wucherungen  dann  durdi  im- 
chanische  Insulte  abgebrochen  und  frei  wurden. 

Herb  et  (14)  demonstriert  die  Femora  einer  Anatomieleiche  mit  grosa 
Exostosen,  die  am  Femur  breit  aufsitzend  in  den  Kruralmnskd  eisg^ 
wachsen  waren  und  hier  als  Fortsetzung  mit  der  femoralen  Exostose  nicki 
mehr  zusammenhängende  Osteome  aufwiesen.  Die  Affektion  fand  sich  be 
einem  60jährigen  Manne,  sie  war  doppelseitig,  rechts  mehr  entwick&H 
als  links. 

Tixier  (22)  hat  eine  Periostitis  albun^inosa  operiert,  die  einei 
Erguss  von  200  ccm  gelber  Flüssigkeit  enthielt.  Die  bakteriologische  Unter- 
suchung ergab  die  Anwesenheit  von  Staphylokokken  im  Inhalt  Die  histe- 
logische  Untersuchung  der  Wand  glaubt  ein  syphilitisches  Gumma  annehma 
zu  dürfen.  Obschon  eine  Schmierkur  auf  die  Heilung  keinerlei  Kinflns«  hatte« 
glaubt  Tixier  doch  eine  seltene  Form  syphilitischer  Periostitis  vor  sich  m 
haben.  Berard  (9)  berichtet  über  eine  chronisch  verlaufende  Osteomyelitis 
des  Oberschenkels. 


Sater,  Verletzangen  and  chimrg.  Krankheiten  der  anteren  ExtremitAt.  1007 

Über  Lösimg  der  Pfaimenepiphyse  des  Femur,  die  zwischen  dem  1.  und 
20.  Lebensjahre  auftreten  kann,  verbreitet  sich  Robinson  (19).  Sie  führt 
zu  Veränderungen,  die  denjenigen  der  Coxa  vara  gleichen  und  es  empfiehlt 
sich,  die  gelöste  Epiphyse  zu  entfernen. 

c)  Des  Unterschenkels. 

24.  Back,  M.,  Exostosis  cartilaginea  tibiae.    In.-Dissertation.    Kiel  1902. 

25.  Bayer,  Zur  Behandlang  der  EnochenhGhlen  in  der  Tibia  and  im  Galcaneos.  Zentral- 
blatt fOr  Cfairargie  1903.  Nr.  19. 

26^  Bloodgood,  J.  C,  Giant  cell  sarcoma  of  bone.  Johns  Hopkins  Hospital.  Jale  1908. 
p.  146. 

27.  Gas  teil  vi,  C,  Origen  heredosifilitico  de  la  Osteitis  deformante  o  enfermed  ad  de  Paget. 
Reyista  de  med.  y  cir.  pract.  de  Madrid  1903.  Nr.  791  a  796. 

28.  Jambon,  Ost^omyelite  bibolaire  da  tibia  droit  avec  arthrites  sappar^es  secondaires 
de  Tarticnlation  tibio-tarsienne  et  de  l'articalation  da  genou  correspondante.  Soc.  des 
m^d.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  49. 

89.  *Jiana,  J.,  Verkürznng  der  Tibia,  Fehlen  derFibala,  Pes  Taras  eqainos.  Spitalal  1903. 
Nr.  16.  p.  588.  (Ramftnisch.) 

80.  Jones,  Resection  of  two  tiiirds  of  the  fibnla  for  central  sarcoma.  Medical Press  1903. 
April  15. 

81.  Kirmisson,  Deformation  consid^rable  da  membre  inf^riear  gaache,  cons^cutive  k  ane 
ostäomyelite  andenne  avee  psendarthroae  da  tibia  et  hypertrophie  compensatrioe  du 
p^on^.    Revne  d'orthop^die  1903.  Nr.  5. 

32.  —  Des  rögles  qai  doivent  prüder  h  Fintenrention  op^ratoire  dans  les  incanrationa 
rachitiquea  da  tibia.    Revae  d'orthop^die  1903.  Nr.  2. 

33.  ^Eleinschmidt,  Über  einen  Fall  von  zentralem  verknöcherten  Enchondrom  der  Tibia 
Diss.    Freibarg  1903. 

34.  Laconnt,  Ebomation  tubercaleose  da  tibia.    Le  Progrös  medical  1908.  Nr.  9. 

35.  V.  Mangoldt,  Zar  Behandlang  der  Knochenhohlen  in  der  Tibia.  Archiv  fOr  klin. 
Chirargie  1903.  Bd.  69.  Heft  1  u.  2.  Gesellschaft  fQr  Natur-  a.  Heilkande  zu  Dresden. 
Mfinchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  4. 

86.   Monod  etMacaigne,  Sarcome  da  tibia  trait^  par  ^videment ;  ga^rison.  Ball,  et  m4m. 

de  la  soc.  anat  1902.  Nr.  9  et  Soc.  de  chir.  1903.  T.  XXIX.  p.  5. 
37.   Mar r eil,  A  case  of  osteo-myelitis  of  tibia,  simolating  acute  rheomatism.    Medical 

Press  1903.  Jaly  1. 

88.  *Beinhard,  Zwei  Fälle  von  sehr  anfCallender  DifTormitftt  nach  Osteomyelitis  tibiae. 
Diss.    Erlangen  1903. 

89.  Riegner,  Aasgedehnte  Kontinaitätsresektion  an  der  anteren  Extremität.  Beiträge  zar 
klin.  Chirargie  1903.  Bd.  XXXYIII.  Heft  3. 

40.  Schmieden,  V.,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Osteomalacia  chronica  deformans  hyper- 
trophica  (Paget).    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie.  Bd.  LXX.  p.  207. 

41.  Soubeyran,  Myxome  sous-p^riostique  du  tibia.  Ablation.  Evidement  osseux.  Gu^rison. 
Bull,  et  m4m.  de  la  soc.  anat.  1903.  Nr.  9. 

42.  Winters,  Über  einen  Fall  von  Exostosis  tibiae.    Diss.    Kiel  1903. 

43.  Wortmann,  J.,  Ein  FaU  von  Enchondrom  der  Tibia.    In.-Di88ertat.    Kiel  1902. 

Nach  V.  Mangoldt  (35)  handelt  es  sich  bei  der  Behandlung  der  Knochen- 
höhlen der  Tibia  hauptsächlich  darum,  sich  zuerst  skiagraphisch  über  deren 
Sitz  und  Grösse  zu  orientieren,  um  einen  exakten  Operationsplan  machen  zu 
können.  Nach  seiner  Ansicht  ist  von  Plombierungen  und  osteoplastischen 
Fällungen  nicht  viel  Gutes  zu  erwarten,  hingegen  glaubt  er,  die  Transplan- 
tation als  ein  rasch  und  sicher  wirkendes  Mittel  empfehlen  zu  müssen,  wenigstens 
für  die  Diaphyse.  Für  Höhlen  in  der  Epiphyse  scheint  ihm  das  beste  die 
Hautperiostlappeneinstülpung  entweder  zungenförmig  oder  viereckig.  Die  nach 
letzterem  Verfahren  bebandelten  Höhlen  füllen  sich  im  Laufe  der  Zeit  aus, 
während  die  transplantierten  Höhlen  bestehen  bleiben.   Durch  eine  Reihe  von 


1006  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    TL  Teil. 

Krankengeschichten  einschlägiger  Fälle,  die  mitgeteilt  werden,  illnstrieit 
T.  Mango! dt  seine  Ansfühmngen. 

Bayer  (25)  hat  nach  folgenden  Verfahren  in  kurzer  Zeit  ansgedehntfl, 
breite,  rinnenförmige  Höhlen  nach  Nekrotomien  zor  Überhäntung  gebndri 
Die  Höhle  wird  erst  gesäubert  und  ansgeglättet,  die  seitlichen  Enochenradff 
werden  nach  Znrückpräparieren  der  Weichteile  abgetragen  und  die  Höhle  » 
abgeflacht.  Hierauf  werden  die  Weichteillappen  einfach  auf  den  Knochen  p- 
klappt ;  es  kommt  darauf  eine  Jodoformgazerolle ,  die  die  Höhle  ausfallt  und 
durch  Nähte,  die  beiderseits  seitlich  fassen  und  über  der  Rolle  geknüpft 
werden,  wird  die  Rolle  fest  auf  die  Haut  und  damit  diese  fest  auf  den 
Knochen  gepresst.  Auch  für  Höhlen  im  Calcaneus  eignet  sich  das  Vs- 
fahren. 

Monod  (36)  berichtet  über  die  Heilung  eines  Riesenzellensarkoms  da 
Tibiakopfes  bei  einer  41jährigen  Frau  durch  Auskratzen.  Die  Diagnose  wir 
skiagraphisch  gestellt  worden ;  der  Knochen  bildete  um  den  Tumor  nur  ei» 
ganz  dünne  Schicht.  Heilung  mit  Ankylose  des  Knies,  das  bei  derOpentki 
nicht  eröffnet  wurde.  —  Einen  ganz  analogenFall  teiltBloodgood  (26)fflit 
Es  wurde  der  Tibiakopf,  der  ein  zentrales  Riesenzellensarkom  enthielt,  atlig^ 
meisselt,  zum  Teil  reseziert  und  ausgekratzt.  Im  Anschluss  an  diese  Mit- 
teilung berichtet  Bloodgood  über  42  Fälle  von  Extremitätensarkom  üsd 
hebt  hervor,  dass  auch  bei  periostalen  Sarkomen  die  Resektion  gelegentM 
gute  Erfolge  gibt.  —  Ein  subperiostales  Myxom  der  Tibia,  der  inneren  Flid» 
derselben  in  der  Mitte  aufsitzend,  beobachtete  Soubeyran  (41).  Die  Ge- 
schwulst wurde  samt  dem  darunter  liegenden  hypertrophierten  Knochen  eot- 
femt,  rezidivierte  nach  2  Monaten  und  wurde  in  gleicher  Weise  operiert. 
Mikroskopisch  handelte  es  sich  um  ein  periostales  Myxom,  das  in  den  Kn<x:ba 
den  Ha V er 8 sehen  Kanälchen  folgend,  hineinwuchs.  Soubeyran  hat  seck 
Fälle  von  Myxom  des  Periost  aus  der  Literatur  finden  können.  —  Ein  zen- 
trales Sarkom  der  Fibula  hat  Jones  (30)  beobachtet  und  zwei  Drittel  des 
Knochens  reseziert. 

Winters  (42)  beschreibt  in  seiner  Dissertation  eine  Exostose  der  oberei 
Epiphyse  der  Tibia,  die  gegen  die  Kniekehle  gewachsen  war  und  aus  spongiöaer 
Knochensubstanz  mit  Resten  hyalinen  Knorpels  an  der  Oberfläche  bestaod. 
Die  Geschwulst  war  nach  einem  Trauma  rascher  gewachsen.  —  Über  weitoc 
Fälle  von  Tibiaexostosen  berichten  Bach  (24)  und  Wortmann  (43).  Ii 
Bachs  Fall  handelte  es  sich  um  eine  28jährige  Frau,  deren  Tumor  billari- 
kugelgross  von  der  oberen  Tibiaepiphyse  ausging  und  in  der  Kniekehle  unter 
den  Wadenmuskehi  sass.  Im  Falle  Wortmanns  sass  die  Geschwulst  bei 
einem  20  jährigen  Manne  an  der  unteren  Epiphyse  des  linken  Unterschenkels» 
zerfiel  in  zwei  Teile  und  war  mehr  knorpeliger  Natur. 

Kirmisson  (34)  formuliert  die  Gesichtspunkte,  die  massgebend  seis 
sollen  zur  Beantwortung  der  Frage ,  wann  in  Fällen  von  Verkrümmung  der 
Tibia  eine  Operation  nötig  ist.  Er  empfiehlt  diese  nur  dann,  wenn  die 
Belastungslinie  des  Beines,  die  als  Senkrechte  vom  Hüftgelenk  normalerweise 
die  zweite  Zehe  trifft,  nicht  den  normalen  Unterstützungspunkt  trifft  Aih4 
in  Fällen  hochgradiger  Verkrümmung  kann  man  bei  wachsenden  Kindern  ab- 
warten, falls  diese  Bedingung  erfüllt  ist. 

Eine  äusserst  interessante  kompensatorische  Hypertrophie  des  Wadoi- 
beins  bei  bedeutender  Diflformität  des  Beins  mit  guter  Funktion  bei  Tibia- 
pseudarthrose    infolge   alter  Osteomyelitis  beschreibt   an   Hand  eines  Falle 


Sater,  Yerletzangen  and  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität.         1009 

Kirmisson  (31).  An  der  Tibia,  die  erkrankt  gewesen  war,  fehlte  jede  kom- 
pensatorische Enochenneubildung ,  hingegen  hypertrophierte  das  Wadenbein 
bedeutend,  krümmte  sich  hackenförmig  und  übernahm  als  Stütze  die  Funktion 
der  Tibia. 

Riegner  (39)  berichtet  über  eine  ausgedehnte  Resektion  von  Femur 
und  Tibia,  die  bei  einem  16jährigen  Manne  gemacht  wurde,  um  einen  alten 
osteomyelitischen  Prozess  zur  definitiven  Heilung  zu  bringen.  Das  resezierte 
Stück  des  Knochen  war  16  cm  lang,  die  Enochenenden  wurden  mittelst  Elfen- 
beinstiftes zusammengenagelt  und  völlige  Konsolidation  erzielt,  so  dass  eine 
Prothese  angelegt  werden  konnte. 

Murr  eil  (37)  berichtet  über  einen  Fall  von  Osteomyelitis  tibiae,  der 
unter  dem  Bilde  eines  akuten  Gelenkrheumatismus  verlief,  aber  pyämisch  zu- 
grunde ging,  obschon  erst  die  Osteotomie  und  dann  die  Amputation  gemacht 
wurde.  Bei  der  Autopsie  fanden  sich  alle  inneren  Organe  von  embolischen 
Abszessen  durchsetzt.  Eine  Injektion  von  Antistaphylokokkenserum  blieb  ohne 
Erfolg. 

Eine  progrediente  Eiterung  von  einer  Verletzung  der  Planta  pedis  aus- 
gehend und  sich  medullär  und  subperiostal  bis  zum  oberen  Ende  der  Tibia 
und  ins  Fussgelenk  und  Kniegelenk  fortsetzend,  beschreibt  Jambon  (28). 
Bei  dem  Kinde,  das  so  betroffen  war,  wurde  ein  Oberschenkel  amputiert  und 
Heilung  erzielt. 

Die  Pagetsche  Krankheit  führt  Castellvi  (27)  wie  Lannelongue 
auf  hereditäre  Syphilis  zurück;  er  stützt  sich  dabei  auf  3  Fälle,  bei  denen 
sich  sowohl  andere  Symptome  fanden,  als  auch  ex  juvantibus  sich  auf  die 
Natur  der  Krankheit  schliessen  liess.  Schnieden  (40)  im  Gegenteil  be- 
schreibt'den  Fall  einer  58  jährigen  Frau  mit  der  gleichen  Affektion  (Osteo- 
malacia  chronica  deformans  hypertrophica),  der  sicher  keine  syphilitische  Ver- 
gangenheit hatte.  Es  entwickelte  sich  bei  der  Frau  langsam  ein  Riesenwuchs 
des  rechten  Schienbeins  unter  Schmerzen  und  Versteifung  des  Kniegelenkes. 
In  3  Jahren  wurde  die  Tibia  bogenförmig  verkrümmt,  ihre  Grista  abgerundet, 
die  Unterschenkelhaut  auffallend  glatt  und  zart  und  zeigte  braune  Pigmentflecke. 
Bei  der  Frau  wurde  erst  die  Keilosteotomie  im  Tibiakopfe  zur  Korrektur  der 
Stellung  gemacht,  dann  die  Knieresektion  wegen  arthritischer  Beschwerden 
und  endlich  die  Oberschenkelamputation  wegen  endloser  Fistelbildung  und  so 
konnte  Schnieden  das  Bein  histologisch  untersuchen  und  konstatieren,  dass 
der  Knochen  und  das  Gelenk  alle  Eigentümlichkeiten  der  Pag  et  sehen  Krank- 
heit zeigten. 

d)  Knochen  des  Fusses. 

44.  Abadie,  ün  cas  de  sarcome  du  calcanöns.    Archives  provinciales  1903.  Nr.  12. 

45.  Blecher,  Entstehnng  der  FussgeschwoLst.    Deutsche  milit&rftrztliche  Zeitschrift  1903. 
Heft  1  u.  3. 

46.  Bollinger,  Über  primftre  Aktinomykose  der  Fasswurzelknocben.    Münchener  med. 
Wochenschrift  1908.  Nr.  1. 

47.  Qoiat- Wellen  barg,  Calcanensexostose.    Dias.    Kiel  1903. 

48.  Nion,  Zur  Statistik  der  Mittelfuss-KDochenbrOche.    Deutsche  militärftrztliche  Zeit- 
schrift 1903.  Heft  4. 

49.  Scheiber,  Über  einen  Fall  von  Arthropathia   tabidornm  (Pied   tab^tiqne).    Wiener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  24  u.  25. 

50.  Schramm,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Tuberkulose  der  Knochen  und  Gelenke  am  kind- 
lichen Fusse.    Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  16—19. 

Jahresberieht  fllr  Ghinirgie  1003.  64 


1010  Jahrasbericht  Ar  Oiiniigie.    II.  TaiL 

51.  Schwarti,  Tarul^ie  da  piad  droit  tans  pied  plat^  rebella  aa  traüement  iumi  naffuL 
Tarseetomie  cundiforme.  Agrafe  de  JacolL  Bull,  at  m^nL  de  la  soe.  de  Ghk.  19(KL 
Nr.  20. 

52.  Tobold,  Znr  Kasuistik  der  MitteUassknoehenlirlldie.  Deutsche  mflitiiinüidn  lA 
Schrift.  Sept  1908.  Heft  9. 

Über  200  Fälle  von  Tuberkulose  des  kindlichen  Fusses  be- 
richtet Schramm  (50).  Unter  den  Fällen  handelt  es  sich  62 mal  umTaber- 
kulose  der  Zehen  und  Mittelfuasknoch^a,  23  mal  um  Tuberkulose  der  Keil- 
beine, Würfel-  und  Kahnbeine,  17  mal  um  Tuberkulose  des  Fersenbeins,  98otti 
um  Tuberkulose  des  Fussgelenks  mit  74  nachgewiesenen  primären  KuodieD- 
herden  und  mit  5  mal  nachweisbaren  primären  STnovialiserkrankungmi.  Für 
die  anderen  Fälle  war  der  Ausgangspunkt  nicht  nachzuweisen.  Der  Behaod- 
lungserfolg  für  die  verschiedenen  oben  angefahrten  Lokalisationsgruppes  ist 
der  folgende: 

1.  Zehen  und  Mittelfussknochen:  von  62  Fällen  82®/o  geheilt,  davon  31 
nachuntersucht  und  64  Vo  geheilt  gefunden. 

2.  Vordere  Fusswurzelknochen:  von  23  Fällen  65  ^/o  bei  der  Enthtssu^ 
geheilt;  12  wurden  nachuntersucht  und  bei  58 ^/o  Heilung  konstatiert 

3.  Fersenbein:  17  Fälle  gaben  82 ^/o  Heilung  beim  Austritte;  es  wnrfa 
8  nachuntersucht  und  87,5  ^/o  geheilt  gefunden. 

4.  Von  98  Fällen  mit  Sprunggelenkserkrankung  sind  70%  unmitteibir 
geheilt  und  von  den  48*^/o  Nachuntersuchten  58,3  ®/o.  —  An  Tuberkulose  stari» 
während  der  Behandlung  8,  nach  derselben  8,  an  anderen  unbestimmten  Knok- 
heiten  starben  10. 

Einen  Fall  von  Aktinomykose  der  Fusswurzelknochen  beschrak 
Bollinger  (46).  Die  Lokalisation  ist  selten  und  entspricht  dem  in  da 
Tropen  beobachteten  Madurafusse.  In  dem  Falle  ist  von  speziellem  Interew 
die  lange  Dauer  der  Inkubation.  Der  betr.  64  jährige  Kranke  hatte  sich  ik 
11  jähriger  Junge  mit  einer  Hacke  am  Fuss  verletzt.  Er  war  dann  sbiok 
gesund,  bis  im  Alter  von  48  Jahren  im  Anschluss  an  eine  Überanstreogmi 
der  Fuss  erkrankte  und  nicht  mehr  heilte ;  unbrauchbar  war  der  Fuss  aDo^ 
dings  erst  als  der  Kranke  61  jährig  war.  Der  Fuss  wurde  amputiert  and  der 
Kranke  geheilt    Die  klinische  Diagnose  war  Tubwkulose. 

Blecher  (45)  präzisiert  von  neuem  (siehe  letztjährigen  Jahresb.)  mbi 
Ansichten  über  die  Fussgeschwulst;  nach  ihm  handelt  es  sich  dabei eit* 
weder  um  Knochenbruch  oder  um  Periostitis.  Klinisch  lassen  sich  die  beides 
Formen  nicht  unterscheiden.  Unter  87  Fällen  handelte  es  sich  30 mal  ob 
Knochenbriiche.  Gebrochen  ist  am  häufigsten  der  2.  Mittelfussknochen,  u  | 
seltensten  der  4.  Der  1.  und  5.  brechen  nie.  Der  Bruch  sitzt  in  der  Mitte  | 
oder  im  distalen  Teile  des  Knochens.  Ursache  ist  fast  nie  ein  FeUtnti, 
sondern  der  Marsch.  Der  jüngste  Jahrgang  der  Soldaten  ist  deshalb  ancb  mit 
85,2%  vertreten.  Nach  der  Ansicht  Blechers  entsteht  die  Verletzmig duiri 
Einsinken  des  Fussgewölbes  infolge  der  Muskelermüdung  b^m  langen  Ma^ 
schieren,  wobei  dann  auch  die  mittleren  Mittelfussknochen,  die  für  gewokii- 
lieh  den  Boden  nicht  berühren,  auf  denselben  aufkommen.  Durch  das  Tniutt 
entsteht  dann  entweder  die  Periostitis  oder  wenn  dasselbe  starker  wirkt,  die 
Fraktur. 

In  1500  Fällen  von  Fussgeschwulst,  die  nach  Tobold  (52)  radiograpliiscl 
untersucht  wurden,  fanden  sich  in  49,7  ®/o  frische  Brüche,  Periostitis  in  11,9 "> 
alte  Brüche  in  5,7%.    In  32,7  %  war  der  radiographische  Befund  negstiV. 


Sater,  Yerleizungen  und  chinirg.  Krankheiten  der  anteren  ExtremitAt.         lOll 

ft  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  (ca.  50®/o)  war  die  AflFektion  beim  Mar- 
chieren entstanden.  —  Nion  (48)  berichtet  über  die  radiographischen  Be- 
linde  bei  575  Fällen  von  Fussgeschwulst.  In  245  Fällen  war  der  Befund  ein 
egativer.  In  330  Fällen  war  eine  Veränderung  der  Mittelfussknochen  da. 
33  mal  fand  sich  ein  Bruch,  74  mal  eine  Verdickung  des  Knochens,  die  wohl 
•eriostaler  Natur  war. 

V.  Gulat-Wellenburg  (47)  berichtet  über  eine  gänseeigrosse,  solitäre 
norplige  Exostose,  die  bei  einem  14  jährigen  Knaben  breit  von  der  Aussen- 
md  Unterfläche  des  Fersenbeins  ausging,  v.  Gulat-Wellenburg  nimmt 
ji,  es  handle  sich  um  Wucherung  des  Epiphysenknorpels  infolge  von  trau- 
aatischer  Beizung. 

Scheiber  (49)  beschreibt  einen  radiographisch  untersuchten  Fall  von 
Irthropathia  tabetica  vom  Typus  der  hypertrophischen  Form  mit  gut- 
krtigem  Charakter.  Die  Affektion  ist  allein  auf  das  proximale  Ende  des 
»raten  Mittelfussknochens  beschränkt.  Die  Affektion  ist  ü'ophischen  und  nicht 
raumatischen  Ursprungs. 

Über  ein  Osteosarkom  des  Calcaneus  bei  einer  40 jährigen  Frau,  die 
m  Knie  exartikuliert  wurde,  berichtet  Abadie  (44)  einlässlich.  Der  Cal- 
saneus  war  aufgetrieben,  enthielt  unter  einer  dünnen  kortikalen  Knochen- 
Schicht  eine  von  Sarkomgewebe  ausgefüllte  Höhle. 

Schwartz  (51)  hat  bei  einem  20jährigen  Manne  mit  Tarsalgie  des 
rechten  Fusses,  die  immer  rezidivierte,  aber  keine  Plattfussstellung  bedingte 
and  sich  durch  Behandlung  mit  Gipsverbänden  nicht  bessern  liess,  die  keil- 
förmige Tarsektomie  gemacht  und  nachher  die  Knochen  mit  Erfolg  mit  einer 
Jacoi Ischen  Agraffe  vereinigt. 

D.  Erkrankungen  der  Gelenke. 

a)  Des  Hüftgelenkes. 

1.  ^Berger,  Das  Haftweh.    2.  vermehrte  Aufl.    Berlin  1903.  H.  Steinitz. 

2.  Bertelsmans,  Ein  Fall  von  Spontanluxation  des  linken  Haftgelenkes  im  Verlauf 
eines  schweren  Scharlach.    Orth- Festschrift  1903.    A.  Hirschwald. 

3.  *Borri8,  Zur  Behandlung  der  knöchernen  Haftgelenksankylosen.  Dissert.  Königs- 
berg 1903. 

4.  Burci,  Gontributo  di  casuistica  clim'ca.    Lo  Sperimentale  1903.  fasc.  5. 

5.  Engelmann,  Zur  Kasuistik  der  Spontanluxationen  des  Haftgelenkes.  Freie  Ghir.- 
Vereinig.    Zentralblatt  fOr  Chirurgie  1903.  Nr.  9. 

6.  Garavini,  Sopra  nn  caso  di  lussazione  paralitica  volontaria  dell'  anca.  Archivio  di 
ortopedia  1903.  fasc.  6. 

7.  *GOckeritz,  Über  Arthritis  deformans  coxae.    Diss.    Leipzig  1903. 

8.  Guyot,  Coxalgie  suppur^e  de  la  hanche  droite;  immobilisation  prolong^e  et  ponction; 
gu^rison  locale;  möningite  mortelle.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  40. 

9.  Hall,  A  case  of  dislocation  of  the  hip  in  acute  rheumatism.  Annais  of  surgery.  1903. 
April. 

10.  Hei  hing,  Die  Behandlung  koxitischer  Kontrakturen  mittelst  der  Osteotomie.  Freie 
Vereinigung  der  Chirurg.  Berlins  1903.  14.  Dez.  Ref.  Zentralblatt  far  Chirurgie  1904. 
p.  138. 

11.  Honssel,  Weiterer  Beitrag  zur  akuten  Osteomyelitis  im  Gebiete  des  Haftgelenkes. 
V.  Br  uns  sehe  Beitr&ge  1903.  Bd.  39.  Heft  3. 

12.  König,   F.,   Die  tuberkulöse   Coxitis   wesentlich   des  Kindesalters.    Deutsche  Klinik 


12a.  Mannin g er,  W.,  Über  die  operative  Behandlung  der  Coxitis  tuberculosa.  Mitteilung 
aus  der  chirurgischen  Klinik  —  Direktor  Prof.  Kocher  —  in  Bern.  Orvorsi  Hetilap. 
1908.  Nr.  10-13.  (Ist  im  Jahresbericht  fttr  1902  p.  1193  referiert.) 

64* 


1012  Jahresbericht  fDr  Chirurgie.    IL  Teil. 

13.  Meriel,  Ossification  partielle  de  la  capsole  coxo-f^morale.    Bnll.  et  möm.  deUeot 
anat  1903.  Nr.  7. 

14.  *Cherzweiler,  Über  die  Yerbreitong  koxitischer  Abszesse.    Dias.  Freiboig  19(^1 

15.  Eessina,  6.,  Resezione  deir  anca  per  cozite  tubercolare  suppnrata  eon  seni  fistft]«j 
e  CDU  distacco  della  testa  del  fernere.    Grazzetta  degli  ospedali  1903.  Nr.  83. 

16.  Morestin,  D^sarticalation  de  la  hanehe  poor  coxalgie  andeime  multifistiileiiae.  M 
et  m4m.  de  la  soc.  anat.  de  Paris  1903.  Nr.  3. 

17.  Poncet,  Rheamatisme  tobercoleux,  morbus  coxae  senilis  d'origine  tabercnleose.  6<i^ 
des  höpitaux  1903.  Nr.  136. 

18.  *  Schlick,   Die  operative  Behandlung  der  tuberkulösen  Coxitis  und  ihre  Efiderfd^ 
Dias.    Bonn  1903. 

19.  SchQssler,  Eine  intrakapsulftre  Meiselresektion  des HUftgelenks.  Heilung,  v. L taget- 
becks  Archiv  1908.  Bd.  69.    v.  Esmarch-Festschrift  Heft  1  n.  2. 

20.  *Tubby,  Die  Tuberkulose  des  HOftgelenks.    Clinical  Journal  1903.  June  10. 

21 .  Vincent,  Osteotomie  et  Ostectomie  fdmorale  dans  les^ankyloses  videnses  de  la  baoek 
Lyon  m^dicale  1903.  Nr.  14. 

22.  Zoppi,  Della  cosidett«  pseudoartrosi  flottante  dell'  anca  consecutiva  ad  ont  msüi 
osteomielitica.    Archivio  di  ortopedia  1903.  &sc.  5. 

König  (12)  widmet  der  tuberkulösen  Coxitis  der  Kinder  eiDeBe- 
sprechang  nnd  geht  hauptsächlich  auf  die  konservative  Behandlung:  Extensiia, 
Gipsverband,  Jodoforminjektion  und  deren  Erfolge  ein.  294  Fälle  hat  erksh 
servativ  behandelt  Über  92  von  diesen  Fällen  fehlen  die  Nachrichten.  Tob 
den  anderen  202  sind  140  geheilt;  114  davon  gehen  frei,  55  sind  gestoita 
7  sind  ungeheilt.  Die  konservative  Behandlung  gibt  also  gute  Resultate  ni 
ist  in  jedem  Falle  zu  versuchen,  für  eine  Reihe  von  Fällen  ist  aber  dieOp^ 
ration*  nicht  zu  umgehen.  Abszesse  sind  keine  Indikation  zur  Reseküon;  m 
sollen  erst  mit  Punktion  und  Jodoforminjektion,  dann  mit  Inzision  bebanddl 
werden  und  erst,  wenn  das  nicht  zum  Ziele  führt,  mit  Besektion.  Es  bleibE 
also  für  Resektion  Fälle  mit  schwerer  destruktiver  Knochenaffektion;  Yik 
mit  Fisteln,  mit  Fieber,  mit  Luxation,  oder  solche,  die  mit  der  konsenatiTe: 
Methode  nicht  bessern  wollen,  ohne  Abszesse  oder  Fisteln  aufzuweiseD.  Je 
jünger  das  Individuum,  um  so  eher  kann  man  die  Resektion  umgehen.  Hin- 
gegen sei  bemerkt,  dass  die  Verkürzung  dieselbe  ist,  ob  reseziert  wird  ote 
nicht,  wenn  langdauemde  Eiterung  und  schwere  Veränderungen  am  Gelenk: 
bestehen.  —  Bei  Erwachsenen  gibt  die  Coxitis  ohne  Operation  absolut  schleitc 
Prognose;  von  29  Operierten  zwischen  20  und  60  Jahren  sind  8  geheSt 
14  starben  bald,  4  erst  später  und  3  gehen  schlecht.  Die  wenig  günstig 
Prognose  der  Operation  ist  im  Vergleich  mit  der  Prognose  der  Krankbel 
noch  eine  gute. 

Hei  hing  (10)  präzisiert  den  Standpunkt,  nach  dem  an  der  Universitäis- 
poliklinik  für  orthopädische  Chirurgie  in  Berlin  koxi tische  Kontrak- 
turen behandelt  werden.  Da  die  rein  mechanischen  Behandlungen  uicti 
ganz  ungefährlich  sind  und  nicht  vor  Rezidiven  schützen,  so  wird  nur  & 
subtrochantere  subkutane  Osteotomie  gemacht  mit  Tenotomie  der  Adduktom 
und  des  Tensor  fasciae.  Durch  Extension  wird  dann  die  Kontrakturatellitt? 
beseitigt  und  eine  reelle  Verlängerung  des  Beines  erzielt.  Für  6  Wochen  vW 
ein  Gipsverband  angelegt ;  eine  weitere  Nachbehandlung  ist  nicht  nötig.  - 
In  seiner  Mitteilung  macht  Helbing  auf  eine  sekundäre  kompensatorisck 
Belastungsdifformität  als  Folge  der  Adduktion  aufmerksam,  auf  das  Gew 
valgura,  das  sich  bei  stärkeren  Adduktionskontrakturen  häufig  findet  und  eiS 
nach  Beseitigung  der  Hüftkontrakturen  auffällig  wird.  Es  ist  unschwer  duri 
einen  redressierenden  Gipsverband  zu  beseitigen.  —  Einen  ähnlichen  StAD^ 


Suter,  Verletzangen  und  chirorg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität  1013 

»unkt  nimmt  Vincent  (21)  ein.  Nur  wo  bei  spitzwinkligen  Kontrakturen 
[er  Prozess  im  Hüftgelenk  noch  nicht  abgelaufen  ist,  kommt  ein  Eingriff  an 
[er  Hüfte,  nnd  zwar  die  Resektion  in  Frage.  Wo  aber  der  Prozess  fertig 
3t,  soll  man  die  Stellnngsahomalie  am  Oberschenkel  korrigieren.  Er  empfiehlt 
»ei  spitzwinkliger  Flexionsankylose,  den  Femur  unterhalb  der  Trochanteren 
reizulegen  und  den  peripheren  Knochen  in  eine  in  der  Rückseite  des  zen- 
ralen  auszuhöhlende  Vertiefung  zu  implantieren;  der  Knochen  wird  dadurch 
erlängert  und  sicher  fixiert.  In  einem  Fall  doppelseitiger  (adduzierter)  Au- 
slose hat  Vincent  auf  der  einen  Seite  reseziert,  auf  der  anderen  eine  Keil- 
Lektion  unterhalb  des  Trochanter  gemacht.  Beides  mit  gutem  Erfolge.  In 
linem  weiteren  Falle  von  starker  Verkürzung  des  Knochens  nach  Fraktur  hat 
o:  die  Knochen  gelöst,  treppenförmig  angefrischt  und  mit  der  Loren zschen 
>chraube  die  Distension  erzielt. 

Guyot  (8)  hat  eine  eitrige  Coxitis  der  rechten  Hüfte  beobachtet, 
lie  unter  Punktion  und  Immobilisation  ausheilte.  Eine  Meningitis  führte  aber 
mm  Tode. 

Morestin  (16)  hat  bei  einem  21jährigen  Manne,  der  von  Jugend  an 
)in6  multifistuläreCoxitis  hatte,  das  Bein  exartikuliert.  Er  glaubt  für 
K)lche  Fälle  den  schweren  Eingriff  gerechtfertigt,  wo  die  Resektion  und  alles 
Mögliche  nicht  zu  einem  Erfolg  geführt  haben.  In  solchen  Fällen  sind  natür- 
lich auch  die  kranken  Teile  des  Beckenknochens  zu  resezieren  und  vor  allem 
äuch  die  kranken  Weichteile  aufs  exakteste. 

Poncet  (17)  empfiehlt  in  einem  klinischen  Vortrage  auch  in  Fällen 
scheinbar  einwandsfreier  seniler  Coxalgie  an  Tuberkulose  zu  denken,  um 
nicht  gelegentUch  durch  therapeutisches  Fiasko  und  unerwarteten  Verlauf  der 
Krankheit  überrascht  zu  werden. 

Schüssler  (19)  hat  in  einem  Falle  veralteter  Schenkelbalsfraktur  die 
intrakapsuläre  Meisselresektion  gemacht  und  berichtet  über  diese 
Methode. 

In  einem  Falle  von  tuberkulöser  Coxitis,  kompliziert  mit  intra- 
und  extraartikulären  Abszessen  und  Lostrennung  des  Femurkopfes,  erzielte 
Messina  (16)  durch  Resektion  des  Hüftgelenkes  Heilung  per  primam.  Es 
handelte  sich  um  einen  Knaben,  und  Verf.  schreibt  seinen  Erfolg  dem  von 
ihm  angewendeten  Giordanoschen  Verfahren  (beschrieben  in  Clinica  chirur- 
gica  1898)  zu,  das  uns  durch  weite  Freilegung  des  Gelenkes  in  den  Stand 
setzt,  eine  sorgfaltige  Toilette  in  der  Region  auszuführen.  R.  Giani. 

Bussi  (4)  berichtet  über  drei  an  demselben  Individuum  wegen 
Gelenktuberkulose  ausgeführte  Resektionen  grosser  Gelenke 
der  unteren  Extremitäten  mit  gutem  Endresultat. 

Verf.  ist  der  Meinung,  dass,  wenn  die  Affektion  keine  übermässig  aus- 
gedehnte Resektion  erheischt  und  wenn  keine  zu  schweren  Läsionen  bestehen 
und  das  Alter  und  der  Allgemeinzustand  die  Reparation  gestatten,  mit  einer 
chirurgischen  Operation  einzugreifen  sei,  durch  welche  die  erkrankten  Teile 
entfernt  werden  und  das  Glied  zu  einer  ausreichenden,  wenn  auch  mehr  oder 
weniger  unvoUkonunenen  Funktion  erbalten  bleibt.  Dies  beweist  ein  von  ihm 
beschriebener  klinischer  Fall,  in  welchem  er  drei  Resektionen  nacheinander 
vornahm,  nämlich:  die  Resektion  des  linken  Hüftgelenkes,  2  Jahre  darauf 
die  Resektion  des  rechten  Knies  und  1  Jahr  nach  dieser  die  Resektion  des 
rechten  Hüftgelenkes.    Vollständige  Heilung.  R.  Giani. 


1014  Jahresbericht  fOr  Chirargie.    IL  TeiL 

Spontane  Hüftgelenksluxation  im  Verlaufe  eines  aknten Gehok- 
rheumatismus  beobachtete  Hall  (9)  bei  einem  10 jährigen  Enaben.  Die 
Luxation  trat  nach  6  Wochen  langem  Bestehen  der  Krankheit  auf,  nadidn 
längere  Zeit  ein  Erguss  im  Hüftgelenke  bestand.  Die  Reposition  gelang  kadit, 
hingegen  trat  der  Kopf  wegen  der  Fliissigkeitsansammlung  im  Gelenk  nidit 
normal  tief  in  die  Pfanne  ein.  Es  wurde  drei  Wochen  lang  extendiert,  dan 
machte  der  Kranke  mit  grossen  Bewegungsstörungen  GehTersnche  und  nadi 
einigen  Monaten  blieb  nur  ein  leichtes  Hinken  zurück.  Einen  analogen  FiS 
beobachtete  Bertelsmann  (2)  bei  einem  8jährigen  Mädchen,  das  eineB 
schweren  Scharlach  durchmachte  mit  vielfachen  GelenksschwellnngeiL  Die 
Luxatio  iliaca  erfolgte  ohne  nachweisbares  Trauma  und  ohne  grobanatomixk 
Knochenveränderungen  (Radiographie).  Bei  einem  Repositionsversnch  brad 
der  Oberschenkel  unterhalb  des  Trochanters.  Das  Bein  wurde  in  AbduktioiB- 
Stellung  eingegipst.  Als  das  Kind  aufstand,  erfolgte  3  Monate  nach  di^er 
Fraktur  eine  Spontanfraktur  des  anderen  Oberschenkels.  Die  Fraktur  wir 
eine  eingekeilte,  so  dass  das  Kind  noch  auftreten  konnte;  die  Knochen  wua 
ineinander  hineinverschoben  (Intubationsfraktur).  Der  Ausgang  war  ein 
günstiger.  —  Eine  Spontanluxation  während  eines  Typhus  bei  einem  lOjäk- 
rigen  Mädchen  beobachtete  Engelmann  (5).  Es  trat  erst  eine  typlü» 
Coxitis  ein ,  der  die  Luxatio  iliaca  folgte,  ohne  dass  Patientin  dieselbe  wahr- 
nahm. Wie  bei  einer  kongenitalen  Luxation  wurde  die  unblutige  Repositi» 
vorgenommen,  die  nach  manueller  Extension  leicht  gelang.  Vor  derselb« 
war  der  Trochanter  4 Vi  cm  über,  der  Roser-Nelaton sehen  Lim'e  ge- 
standen. Während  drei  Wochen  lag  ein  Gipsverband.  Es  wurde  välip 
Heilung  erzielt. 

Z  0  p  p  i  (22)  beschreibt  drei  Fälle  der  wenig  bekannten  Form  toe 
Pseudoarthrose  des  Hüftgelenks,  die  einer  osteomyelitischen  Coxitis 
folgt.  Die  Diagnose  sei  oft  schwierig;  denn  die  Anamnese,  die  allein  da 
Weg  weisen  könnte,  ist  gewöhnlich  negativ  und  die  Symptome  simnlieree 
diejenigen  der  angeborenen  Hüftgelenksverrenkung.  Nur  die  Radiographie 
ermögliche  eine  sichere  Diagnose,  dadurch,  dass  sie  das  Fehlen  des  Femur- 
köpf  es  nachweist.  R.  GianL 

Die  Arbeit  Garavinis  (6)  über  willkürliche  Luxation  der 
Hüfte  ist  von  grosser  Wichtigkeit,  denn  in  der  Literatur  findet  sich  nur 
ein  dem  seinigen  ähnlicher  Fall  (von  Appel)  beschrieben.  Die  Ursache  dieser 
willkürlichen  Luxationen  sei,  nach  Verf.,  die  vollständige  Lähmung  der  Musket 
wobei  w^enigstens  bei  einem  Teile  der  Muskeln  die  Lähmung  zurücktretö 
kann;  wohingegen  bei  den  stabilen  spontanen  paralytischen  Luxationen  meistens 
nur  eine  Muskelgruppe  von  der  Paralyse  betroffen  ist.  Der  Bildungsmecb- 
nismus  dieser  Luxationen  werde  im  wesentUchen  durch  die  mechaniscbe 
Theorie  von  Hüter  und  Volkmann  erklärt.  —  Codivilla,  der  den  Pati- 
enten operierte,  schnitt  das  Ligamentum  rotundum  aus,  durchschnitt  die 
übergrosse  Gelenkkapsel,  nachdem  er  sie  losgetrennt,  hoch  oben,  löste  in 
Periost  und  die  Kapsel  bis  zum  Pfannenrande  los  und  rekonstruierte  d« 
Pfannendach.  Codivilla  meint,  dass  es  in  gewissen  Fällen  angezeigt  sei 
das  Ligamentum  rotundum,  nachdem  man  Sein  oberes  Ende  durch  einen  is 
den  Femurkopf  gegrabenen  Gang  gezogen  hat,  an  den  Femurhals  zu  fixierei 
die  Pfanne  auszuhöhlen  und  eventuell  Sehnenplastik  vorzunehmen. 

ß.  Giani. 

Über   Osteomyelitis   des  Hüftgelenkes   bringt  Honsell  (11)  eine 


Soter,  yerletzongen  und  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität  1015 

Mitteilung  an  Hand  von  16  Fällen,  eine  Fortsetzung  einer  Publikation  von 
Honseil  mit  von  BrnnSy  in  der  vor  4  Jahren  über  106  solche  Fälle  aus 
der  Tübinger  chirurgischen  Klinik  war  berichtet  worden.  Pathologisch- 
anatomifidi  handelte  es  sich  immer  um  primäre  Erkrankung  des  Schenkel* 
halses,  die,  wie  Skiagramm  und  Autopsie  zeigten,  zu  schweren  Veränderungen 
des  Gelenkes,  Epiphysenlösungen,  Schenkelhalsverbiegungen,  Aufrichtung  des 
Schenkelhalses  führten.  Meist  bilden  sich  Abszesse,  die  zu  schweren  Weich- 
teilerkrankungen führen  können.  Prognostiflch  günstig  sind  die  FaUe  in 
frühester  Kindheit,  ungünstig  verlaufen  multiple  Herde,  Rezidive,  Komplika- 
tionen mit  inneren  Erkrankungen.  Von  den  insgesamt  121  Fällen  heilten 
89 ;  davon  38  mit  Gelenkversteifung,  mit  Spontanluxation  29,  mit  Epiphy sen- 
lösaug  21.  Es  wurden  19  reseziert;  von  diesen  starben  3.  ExartikuUert 
wurden  3  mit  2  Todesfällen.  Gestorben  sind  12  (ohne  Operation).  Ein- 
greifende Operationen  waren  also  nur  in  17  ^/o  der  FäUe  nötig. 

Meriel  (13)  beschreibt  ein  anatomisches  Präparat  von  Ossifikation 
der  vorderen  Teile  der  Hüftgelenkkapsel,  im  speziellen  des  Lig.  Bertini,  die 
einseitig  bei  einer  Anatomie-Leiche  gefunden  wurde. 

b)  Des  Kniegelenkes. 

28.  Abbot,  Hypertroph/  of  the  synovial  fringes  of  tbe  knee  joini  Joom.  of  the  Amer. 
med.  assoc.  1903.  April  25.  ^ 

24.  Bade,  Peter,  Bdntgenographisch- diagnostische  Beiträge  zor  Pathologie  dee  Knie- 
gelenks. 75.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Arzte  zu  Cassel.  Sektion  f&r 
Chirurgie.    Ref.  Zentralblatt  far  Chir.  1903.  p.  1347. 

25.  Barnard,  The  drainage  of  the  knee  Joint  in  acute  suppurative  arthritis.  The  Lancet 

1903.  April  25. 

26.  Besta,  Un  caso  di  penetrazione  traumatica  d'  aria  nelF  articnlazione  del  giuocohio, 
Gazz.  med.  italiana  1903.  Nr.  17. 

27.  B5cker,  Über  einen  Fall  von  Osteochondritis  dissecans  genn.  Freie  Vereinigung  der 
Chirarg.  Berlins.  14.  XII.  1908.    Aef.  Zentralbl.  f.  Chir.  1904.  p.  135. 

28.  Bornemann,  Lipoma  intraarticolare  geans.  Hoapitalstidende  R.  IV.  B.  XI.  pag.  828. 
Copeohagen  1908. 

29.  —  Sarooma  intraarticulare  genas.  Hospitalstidende  Bd.  XI.  p.  828.  Copenhagen  1903. 
SO.  Broea,  A.,  Syphilis  artiealaire  da  genoa  chez  Tenfant.  Concoars  mäd.  1903.  Jali  25. 
31.   C  od  man,    The  Formation  of   loose  oartilages  in  the  knee  Joint.    Boston  med.  and 

sorg,  joara.  1908.  October  15. 
82.   Damianos,   Beiträge  zur  operativen  Radikalbehandlung  der  Kniegelenkstuberkulose 

mit  besonderer  Berflcksichtigang  der  Anwendung  der  Jodoformplombe  nach  y.  Mose t ig. 

Deutsche  Zeitschrift  f.  Chinurgie  1908.  Bd.  68.  Heft  1  u.  2. 
38.   Delbet,  F.,  Corps  ätranger  artioulaire  d'origine  traumatique.    Bull,  et  mte.  de  la  soc; 

de  Chir.  de  Paris.    T.  XXIX.  p.  413. 
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85.  Gerstsr  (New  York),  The  modern  treatment  of  acute  supurations  of  the  knee- Joint. 
Medical  News.  1903.  Sept  19. 

86.  Hoffa,  Ober  die  Bedeatang  des  Fettgewebes  für  die  Pathologie  des  Kniegelenkes. 
Freie  Vereinigang  der  Chirurgen  Beriins  14.  XIL  1908.    Ref.  Zentralblatt  f.  Chirurgie 

1904.  p,  135. 

37.  —  Zar  Pathologie  «nd  Therapie  einiger  Kniegelenkserkrankungen.  Therapie  d.  Gegen- 
wart 1903.  Nr.  1. 

38.  Hofmeister,  Über  Verkrümmungen  des  Beins  nach  Eniegelenksresektion  im  Eindes- 
alter,   y.  Brunsscbe  Beiträge  1903.  Bd.  87.  Heft  1  u.  2.    Festschrift  y.  Esmarch. 

89.  van   Huellen,   Ober  das  Vorkommen  freien  Knorpels  in  den   Schleimbeuteln  dar 

Kniekehle.    Ziegler  sehe  Beitrftge  1903.  Bd.  32.  Heft  3. 
40.  Johnsohn,   Dialocated  semilanar  cartilage  of  knee.    New  York  surg.  soc.    Annais 

of  smrgery.    1908.  Maj. 


1016  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  TeiL 

41.  König,  EniegelenkBtaberkiiloBe.  Abwartende  Behandlung  oder  Operation?  Mm 
klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  10. 

42.  —  Zur  Oeschichte  der  Gelenksnenrosen.  Deutsche  Zeitschrift  fOr  ChinirgieL  Bd.  67. 
pag.  1. 

43.  *Krflger,  Zur  Anatomie  nnd  Klinik  der  primAren  Sarkome  im  Bezeioh  der  h» 
gelenkskapseL    Diss.    Leipzig  1903. 

44.  Lucas-Cbarpionni^re,  Une  op^r^  de  rösection  du  genon  depnis  dix  bnit  ui 
Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  chir.  1903.  13. 

45.  —  Pi^es  provenant  d'une  rösection  du  genou  poor  arthrite  d^formante.  etc.  BiLet 
m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  23. 

46.  Mahr,  Über  Yerkrflmmungen  des  Beins  nach  Resektion  des  Kniegelenks  im  £iid» 
alter.    Diss.  Kiel  1903. 

47.  Merci^re,  Ce  que  doit  fttre  le  traitement  moderne  de  la  tuberculose  articnkirect 
particulidrement  de  la  tnroeur  blanche  du  genou  et  de  Tarthrite  tnbercoleoBe  de  la 
hauche  on  cozalgie.    Gazette  m^dicale  de  Paris  1908.  Nr.  6,  7, 

48.  Monsarrat,  Some  points  in  the  operative  treatment  of  tnbercolous  disease  of  ftt 
knee  Joint    The  Lancet  1903.  Nr.  7. 

49.  Müller,  W.,  Zur  Frage  der  Osteochondritis  dissecans.  YerhandL  d.  deutadwD  Gs. 
fOr  Chirurgie.  XXXII.  Congress  1903. 

50.  Nota,  Della  ridnzione  delle  anchilosi  angolari  del  ginocchio.  Archiyio  di  oitope& 
1903.  fasc.  4. 

51.  Painter  and  Erving,  Lipoma  arborescens.  Boston  med.  and  snrg.  joun.  1663. 
Mai  19. 

52.  Rigal,  Note  sur  l'extraction  de  corps  ^trangers  articnlaires ;  arthrophjtee  da  geora. 
Soc.  de  chir.    Lyon  m^dical  1903.  Nr.  14. 

53.  Robson,  Rnptured  crucial  ligaments  and  their  repair  bj  Operation.  Annals  of  acf. 
1903.  May.  % 

54.  *Rohde,  Ein  Fall  von  Hydrops  genu  intermittens.    Diss.  Greifiswald  1903. 

55.  Schmidt,  Zur  Behandlung  des  Kniegelenksergnsses.  Deutsche  militftr&rzÜ.  Zeftsck. 
1903.  Heft  7. 

56.  Scholz,  Zur  Behandlung  des  Kniegelenksergusses.  Deutsche  militftrfirztl.  ZeüaehS 
1903.  Heft  10. 

57.  Schnitze,  Die  Luxation  der  Semilnnarknorpel  des  Ejiiegelenks.  Archiv  f. Qrtiiopii 
Mechanotherap.  u.  Unfallchirurgie  1903.  Bd.  I.  Heft  1. 

58.  Sprengel,  Zur  Kasuistik  der  GelenkkGrper  des  Kniegelenks.    Diss.  Kiel  1903. 

59.  Taylor,  Osteoma  of  the  knee-joint.    Annais  of  snrgery.  1903.  Janoaiy. 

60.  Thövenot,  Ankylose  osseuse  angulaire  du  genou  ganche,  oonsteotive  ä  uoe  aiÜiitt 
pnrulente  d'origine  puerperale.  Arthroclasie;  redressement  lent.  ReToe  d'OithopedK 
1903.  Nr.  4.  JuU  1. 

61.  Thirian,  Die  Sanerstoffmethode  in  den  chir.  sept  FAllen,  besonders  in  der  Knieii- 
lenkseiterung.    Bull,  de  TAcad.  royale  de  m^.  de  Belgique  1908.  Join  27. 

62.  *Yon essen.  Über  Kontrakturen  und  Ankylosen  des  Kniegelenks.  Dissert  HtUaS. 
1903. 

63.  Vogel,  Zwei  Fälle  von  seltener  Kniegelenksverletzung,  behandelt  durch  einoD  nemi 
orthopädischen  Apparat.    Zeitschrift  f.  Orthopädie  1903.  Bd.  XIL  Heft  3. 

64.  Wiesinger,  Hydrops  intermittens ;  Heilung  durch  Jodoformglyzerininjektion.  Benfack 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  35. 

65.  Wilson,  Removal  of  a  large  loose  piece  of  hone  from  the  knee-joint,  ooe  yearaftv 
being  run  over  by  a  freight-car;  functional  recovery.  PhiL  acad.  of  surgeiy.  AoBih 
of  surgery  1903.  July. 

66.  Wrig  h  t  G.  A.  und  Haslaur  W.  T.,  Discnssion  on  the  treatment  of  advanoed  taben» 
lous  disease  of  the  knee-joint  71.  Jahresyersammlung  der  British  med.  assodationn 
Swansea  28.— 31.  Juli  1903.    British  medical  joum.  1903.  Oct  10.  17. 

67.  Zimmermann,  A.,  Ober  die  Verrenkung  der  Semilnnarknorpel  des  KniegeieDki. 
Wiener  med.  Wochenschrift  1902.  Nr.  49. 

Eingehend  behandelt  Bade  (24)  die  Bedeutung  der  Radiograpbie 
für  die  Diagnose  der  Erkrankungen  des  Kniegelenkes.  Er  demonstriert  auf 
seinen  Bildern  die  Entwickelung  des  Gelenkes.  Tuberkulose  gibt  im  frühai 
Stadium  nichts  Typisches.   Knochenherde  im  Beginn  der  Krankheit  sind  Dicht 


Suter,  Verletzungen  nnd  chinirg.  Krankheiten  der  unteren  EztremitAt.  1017 

ZU  erkennen.  Eine  verwaschene  Struktur  der  Aufhellung  im  Schatten  der 
Kondylenepiphyse  setzt  schon  eine  weitgehendere  Zerstörung  voraus.  Die 
späteren  Knochenveränderungen  und  die  Ausgänge  nach  Operation  stellen  sich 
auf  der  Platte  gut  dar.  —  Rachitis  zeigt  immer  erhaltene  aber  verwaschene 
und  zackig  gestreifte  Epiphysenlinien,  aufgetriebene  und  verbreiterte  Kondylen 
und  Epikondylen.  Die  fötale  Rachitis,  Chondrodystrophia  hyperplastica  cha- 
rakterisiert sich  durch  Mangel  des  Epiphysenspaltes.  Die  epiphysären  Enden 
sind  kolbig  aufgetrieben,  die  Enorpelenden  mit  Höckern  und  Ausbuchtungen 
▼ersehen.  Die  Diaphysen  sind  schmal  und  dünn.  Bei  kongenitaler  Lues 
finden  sich  die  Epiphysenlinien  und  die  Knorpelenden  gezackt.  —  Bei 
Wachstumsschmerzen  in  der  Kniegelenksgegend  zeigt  die  Röntgenplatte  oft 
nnregehnässig  gestaltete  Knochenkeme  oberhalb  der  Tuberositas,  die  den  Ein- 
druck einer  Epiphysenlockerung  machen.  Für  traumatische  Veränderungen 
ist  der  Wert  der  Radiographie  allgemein  bekannt.  Bade  zeigt  einige  inter- 
essante Radiographien.  Für  Gelenkmäuse  und  verschiedene  andere  Affek- 
tionen, die  von  der  Radiographie  klinisch  nicht  zu  diagnostizieren  waren,  gilt 
das  gleiche. 

Die  britische  medizinische  Gesellschaft  hat  die  Frage  der  Behandlung 
der  vorgeschrittenen  Kniegelenkstuberkulose  nach  einem  Referate 
von  Wright  und  Haslam  (66)  der  Diskussion  unterzogen.  Die  Referenten 
vertreten  den  Standpunkt,  die  Operation  sei  indiziert,  wenn  eine  3  Monate 
dauernde  konservative  Behandlung  kein  Resultat  gebe,  oder  wenn  Zeichen 
käsigen  Zerfalles  da  sind.  Bei  zu  weit  gehender  Erkrankung  oder  bei  sehr 
schlechtem  Allgemeinbefinden  ist  die  Arthrektomie  kontraindiziert.  Die  Reff, 
sind  nicht  für  typische  Operationen,  sondern  für  die  Arthrektomie,  die  alles 
Kranke  entfernt.  Die  Kniescheibe  wird  dabei  durchsägt  und  nachher  wieder 
genäht.  Künstliche  Blutleere  ist  meist  anzuwenden.  Drainage  ist  nur  bei 
septischer  Erkrankung  indiziert.  Zwei  Jahre  lang  ist  nach  der  Operation  eine 
Schiene  zu  tragen  zur  Vermeidung  des  Zustandekommens  einer  Kontraktur- 
steUung.  Auf  Beweglichkeit  wird  verzichtet.  Bei  Kindern  wird  die  Resektion 
nie  ausgeführt  und  auch  bei  Erwachsenen  womöglich  nicht.  Die  Kniescheibe 
wird^  wenn  immer  möglich,  gelassen.  Wright  glaubt,  dass  die  Tuberkulose 
meist  primär  in  der  Gelenkkapsel  entstehe  und  selten  von  latenten  Knochen- 
herden  ausgehe.  Die  Ansichten,  die  zu  diesen  Äusserungen  sich  hören  liessen, 
lassen  eigentlich  nur  in  nebensächlichen  Punkten  Differenzen  erkennen.  So 
empfiehlt  Ward  Cousins  bei  jungen  Individuen  die  Arthrektomie,  bei  älteren 
möglichst  Knochen  sparende  Resektion  und  bei  schweren  Fällen  die  Ampu- 
tation. Keetley  will  diese  Unterschiede  nicht  machen;  überall  ist  alles 
Krankhafte  zu  entfernen.  Monsarrat  empfiehlt  einen  Längsschnitt  durch 
die  Patella,  um  den  Streckapparat  des  Unterschenkels  nicht  zu  zerschneiden 
und  Kontrakturstellung  zu  vermeiden.  Er  operiert  ohne  künstliche  Blutleere, 
macht  aber  genaue  Blutstillung.  Tubby  durchtrennt  die  Patella  quer  und 
näht  nachher  mit  Draht.  White  rät  zur  Frühoperation,  da  die  konservative 
Behandlung  keine  Vorteile  bietet.  Sie  gibt  ein  schwaches,  kaum  bewegliches 
Gelenk  mit  Gefahr  des  Rezidivs,  während  die  Resektion  ein  starkes  steifes 
Bein  gibt,  bei  dem  Rezidive  nicht  zu  fürchten  sind.  Unter  31  Resektionen 
hat  er  28  mal  knöcherne  und  3  mal  derbe  fibröse  Vereinigung  erzielt.  Auch 
Robinson  plädiert  für  die  Frühoperation,  spez.  bei  Erwachsenen,  er  wendet 
die  künstliche  Blutleere  nicht  an.  Auch  Mitchell  ist  Anhänger  der  Früh- 
operation.    Salimer  zieht  die  Resektion  der  Arthrektomie   vor   und  wird 


1018  Jahresberichi  für  Cbimrgie.    IL  Teil. 

hierin  von  Ferguson  unterstützt,  der  nach  derselben  Femur  und  Tibia doich 
eine  Drahtnaht  vereinigt.  Lloyd  hat  nach  Resektion  bei  Kindern  oft  Kon- 
trakturen gesehen,  dagegen  bei  jüngeren  Erwachsenen  gute  Resultate.  —  Eunig 
Owen  sieht  in  der  Resektion  nicht  das  allein  Richtige;  er  ist  der  Änflidft, 
dass  manchem  Kranken  mit  der  Amputation  ein  besserer  Dienst  gdeistet 
werde  als  mit  der  Resektion.  Dieser  letzteren  Behauptung  widerspricht  Whright, 
der  im  übrigen  vor  zu  raschem  Operieren  warnt.  Er  hält  die  Operation  in 
etwa  10  Vo  der  Fälle  für  erforderlich. 

Auch  König  ^41)  bespricht  die  Frage,  wieweit  bei  der  Kni^knb- 
tuberkulöse  eine  konservative  Behandlung,  wann  die  Operation  anzorateD  sd 
Für  Kinder  hat  sich  im  allgemeinen  die  Ansicht  eingebürgert,  es  sei  eil 
möglichst  konservatives  Verfahren  einzuschlagen.  Für  die  Erwachsenen  hemtki 
noch  keine  Einigkeit.  König  stellt  nun  fest,  dass  die  konservative  Behand- 
lung  beim  Erwachsenen  2 — 3  Jahre  dauere  und  dass  sie  ein  gut-es  Resulttt 
auch  nicht  einigermassen  garantiere.  Häufig  wird  die  Resektion,  nicht  selten, 
wenn  der  Prozess  schon  zu  weit  gediehen  ist,  die  Amputation  nötig.  Beoer 
sind  die  Chancen  der  Operation,  die  auf  ein  bewegliches  Knie,  das  die  kon- 
servative Methode  auch  nicht  garantiert,  verzichtet,  dafür  aber  mit  ziemlicher 
Sicherheit  in  absehbarer  Zeit  Heilung  garantiert.  Wie  König,  so  tritt  ud 
Damianos  (32)  für  die  operative  Behandlung  der  Kniegelenktuberkukn 
ein;  er  basiert  dabei  auf  die  Fälle  der  Abteilung  von  v.  Mos  et  ig.  Die 
Resektionsmethode  ist  die  allgemeine,  hingegen  bringt  die  Arbeit  von  Da- 
mianos  als  Neues  Mitteilungen  über  die  Anwendung  der  Jodofonnplomb» 
bei  diesen  Operationen.  Er  berichtet  über  22  Kniegelenkresektionen,  ba 
denen  die  Jodoformplombe  zur  Anwendung  kam.  In  9  Fällen  konnte  m 
Nachuntersuchung  in  späterer  Zeit  gemacht  werden,  wobei  6  mal  dauernde 
Ausheilung  konstatiert  ist.  Interessant  ist  das  Verhalten  der  Plomben,  nacb- 
dem  sie  einmal  in  die  vorher  mit  heisser  Luft  ausgetrockneten  Höhlen  eis- 
gegossen  sind.  Dieses  Verhalten  kann  radiographisch  studiert  werden.  Die 
Plombe  erstarrt  eine  Minute  nach  dem  Eingiessen.  Späterhin  wird  sie  kleiw 
und  kleiner,  um  endlich  ganz  zu  verschwinden.  Die  Granulationen  zehra 
sie  Allmählich  auf  und  schliesslich  wird  sie  durch  Narben  oder  Knocheoge 
webe  ersetzt. 

Eine  moderne  Methode,  die  Gelenkstuberkulose,  im  speziellen  die  Täte- 
kulose  des  Kniegelenks  und  auch  die  der  Hüfte,  zu  behandeln,  besdireibt 
Men  eiere  (47).  Er  empfiehlt  am  Anfang  interstitielle  und  intraostale  md 
intraartikuläre  Injektionen  mit  Jodoformäther  zu  machen  und  ganz  speziell 
die  ;,Ph6no-poncture^.  Unter  Phenopunktur  versteht  Men  eiere  Injektion« 
von  reiner  Karbolsäure  (nach  Phelps)  in  die  Knochen  hinein  und  in  die 
kranken  Weichteile.  Er  hat  spezielle  Instrumente  zur  Ausführung  dieser 
Methode  erfunden.  Er  macht  die  Injektion  perkutan  und  ä  ciel  ouvert  osii 
empfiehlt  besonders  die  letztere  Methode.  Sie  wird  an  mehreren  Stellen  n- 
gleich  in  einer  Sitzung  gemacht  und  dann  während  einiger  Monate  mehmMis 
ordentlich  die  Jodoforminjektionen.  Das  gilt  für  die  Fälle  im  Beginn.  Für 
ältere  Fälle  wird  entweder  die  Arthrektomie  oder  die  Resektion  gemacht,  je 
nach  Lage  des  Falles,    gefolgt  von  der  Phelp sehen  Karbolapplikation. 

Monsarrat  (48)  hat  in  den  letzten  Jahren  15  Fälle  von  Kniegeleuksinber- 
kulose  operativ  behandelt  und  11  in  ihrem  Verlaufe  weiter  verfolgen  könneD. 
Sechs  von  diesen  Fällen  waren  primäre  Synovial-,  fünf  primäre  KnocheD- 
tuberkulösen.    Von  diesen  11  Fällen  wurden  10  durch  die  Operation  geheilt 


Suter,  Verletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  unteren  Extremität  1019 

einer  kam  wegen  Rezidiv  und  Sepsis  zur  Operation.  In  fünf  Fällen  heilten 
die  Knochen  fibrös  zusammen  und  zwei  zeigten  keine  Tendenz  von  Flexions- 
kontrakturbildung,  bei  den  anderen  drei  dagegen  musste  eine  Flexion  korri- 
giert werden;  bei  den  übrigen  vier  Fällen  kam  keine  Kontraktur  zustande. 
Nach  Monsarrat  entsteht  die  Tendenz  zur  Flexionsbildung,  wenn  der  Streck- 
apparat lädiert  wird  und  ist  also  durch  Naht  desselben  nach  der  Operation 
zu  vermeiden.  Um  die  Durchtrennung  überhaupt  zu  vermeiden,  empfiehlt 
Monsarrat  den  schon  weiter  oben  erwähnten  Längsschnitt,  der  die  Quadri- 
cepssehne,  die  Patella  und  das  Lig.  patellare  der  Länge  nach  teilt  und  nach 
Monsarrats  Erfahrungen  ausgezeichneten  Zutritt  zum  Gelenk  gibt.  Wenn 
eine  Bedression  wegen  Flexionskontraktur  nötig  ist,  so  macht  sie  Monsarrat 
nur,  wenn  er  sich  durch  Tuberkulininjektion  davon  überzeugt  hat,  dass  kein 
Kezidiv  da  ist.  Für  die  Indikationen  zur  Operation  hat  Monsarrat  folgen- 
den Standpunkt :  Fälle  von  Synovialtuberkulose  werden  operiert,  wenn  inner- 
halb 3  Monaten  konservativer  Behandlung  keine  Besserung  eintritt,  die  anderen 
Fälle  sind  zu  operieren. 

Lucas-Championniere  (44)  demonstriert  vor  der  Soci^tö  de  Chirurgie 
in  Paris  eine  Patientin,  der  er  vor  18  Jahren  das  Kniegelenk  reseziert  hat 
und  die  seitdem  arbeitsfähig  gewesen  ist.  Von  120  Operierten  hat  er  keinen 
Fall  an  den  Folgen  der  Operation  verloren. 

Den  Verkrümmungen  des  Beines  nach  Kniegelenksresektion  im 
Kindesalter  widmet  Hofmeister  (38)  eine  eingehende  Arbeit,  die  das  Mate- 
rial der  Tübinger  Klinik  verwertet.  Bei  Patienten,  die  zur  Zeit  der  Operation 
das  14.  Altersjahr  überschritten  haben,  kommen  diese  Flexionskontrakturen 
nicht  mehr  vor,  sind  dagegen  im  Kindesalter  nach  Resektion  und  Arthrektomie 
häufig  und  um  so  häufiger,  je  jünger  das  Kind  zur  Zeit  der  Operation  war. 
Hofmeister  stehen  107  Fälle  zur  Verfügung,  die  im  Alter  von  3—13  Jahren 
operiert  wurden  und  über  die  1 — 17  Jahre  nach  der  Operation  Nachricht  zu 
erhalten  war.  Von  diesen  sind  27,1  ^/o  gerade  geheilt,  massige  Verkrümmung 
(140—160^),  weisen  28  >,  starke  Verkrümmung  (130<>  und  weniger),  45^/0 
auf.  Die  Krümmung  ist  hervorgerufen  entweder  durch  winkelige  Knickung 
an  der  Resektionsstelle,  oder  bogenförmige  Krümmung  des  unteren  Femur- 
endes.  Die  Ursache  für  die  Knickung  an  der  Resektionsstelle  sucht  Hof- 
meister in  mangelhafter  Konsolidation  durch  Bindegewebe  oder  Knorpel- 
bildung des  resezierten  Gelenkes.  Die  Verkrümmung  des  Femur  sucht  Hof- 
meister durch  eine  abnorme  Beanspruchung  der  physiologischerweise  weniger 
resistenten  Epiphysenlinienbezirke  zu  erklären.  Die  Beugemuskulatur  bringt 
die  Verkrümmung  oder  Einknickung  zustande. 

Therapeutisch  kommt  bei  knöcherner  Winkelankylose  an  der  Resektions- 
stelle und  bei  der  Verkrümmung  des  Femur  nur  die  blutige  Operation  in 
Betracht.  Für  diejenigen  Fälle,  in  denen  die  Flexion  noch  auf  die  Epiphysen- 
gegend  lokalisiert  ist  und  wo  das  Röntgenbild  und  das  Alter  des  Patienten 
noch  eine  knorpelige  Epiphysenlinie  erwarten  lassen,  schlägt  Hofmeister 
vor,  durch  forcierte  Flexion  eine  Epiphysenlösung  hervorzurufen,  die  Beuge- 
muskulatur zu  durchtrennen  und  zu  redressieren.  Für  das  Wichtigste  hält 
aber  Hofmeister  schon  prophylaktisch  die  Wirkung  der  Flexoren  auszu- 
schalten und  zwar  durch  Verlagerung  der  Flexoreninsertionen  an  den  Ober- 
schenkel. Für  Kinder  unter  8  Jahren  sollte  diese  Operation  prinzipiell  an 
die  Resektion  angeschlossen  werden.  Bei  älteren  Kindern  empfiehlt  Hof- 
meister abzuwarten. 


1020  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Mohr  (46)  kommt  in  bezng  auf  die  Häufigkeit  der  Verkrammnugei 
nach  Knieresektion  zum  gleichen  Resultat  wie  Hofmeister.  Bei  Kindern 
unter  13  Jahren  treten  gewöhnlich  Verkrümmungen  ein.  Er  teilt  einen  Fall 
mit,  bei  dem  im  4.  Lebensjahre  reseziert  wurde;  erst  im  10.  Jahre,  nachdem 
die  Stützschiene  weggelassen  wurde,  bildete  sich  die  schlechte  Stellung.  Der 
Unterschenkel  kam  in  eine  Flexionsstellung  nach  hinten  und  innen  und  zu- 
gleich drehte  er  sich  nach  innen.  Radiographisch  zeigte  der  Intennediär- 
knorpel  eine  Wucherung  nach  yome  und  unten  und  das  untere  Oberschenkel- 
ende eine  Verkrümmung  nach  hinten. 

Bei  fibrösen  oder  teilweise  knochigen  Anchylosen  des  Knies,  bei  desen 
dieses  gegen  den  Oberschenkel  flexiert  ist,  injiziert  Nota  (50),  um  die  Re- 
position leichter  bewerkstelligen  zu  können,  ungefähr  45  ccm  einer  physio- 
logischen Lösung  in  die  Gelenkhöhle.  Die  Repositionshindemisse  werde» 
dadurch  beseitigt  und  die  Deformität  lässt  sich  dann  ganz  leicht  korrigieren. 
Er  berichtet  über  5  Fälle,  in  denen  er  durch  diese  Behandlung  ein  ausge- 
zeichnetes Resultat  erhielt.  R.  Giani. 

König  (42)  macht  in  einer  historischen  Skizze,  die  Esmarch  g^ 
widmet  ist,  der  1872  die  Gelenkneurosen  beschrieb,  darauf  aufmerksam,  däss 
durch  die  Eröffnung  des  Kniegelenkes  und  durch  die  Untersuchung  mit 
Röntgenstrahlen  Fälle  von  Gelenkneurosen  selten  geworden  sind,  und  diss 
man  in  den  meisten  Fällen  anatomische  Substrate,  kleine  freie  Gelenkkörper, 
kleine  Geschwülste,  Zerreissungen  von  Menisken  usw.  als  Grund  für  die 
Schmerzen  aufdecken  kann.  König  illustriert  das  an  einigen  Fällen  und  empfiehlt 
zur  Vermeidung  von  Infektionen,  ganz  speziell  am  Kniegelenk,  das  Operieren 
ohne  den  direkten  Gebrauch  der  Finger.  —  Über  3  sich  sehr  in  ihren  Symptomen 
gleichende  Kniegelenksleiden  berichtet  Hof  f  a  (37).  1.  Die  arthritische  Muskel- 
atrophie,  die  reflektorisch  durch  Reizung  der  Gelenknerven  bedingt  ist  naci 
vorhergegangener  Kniegelenkaffektion.  Der  erschlaffte  Quadriceps  spannt 
die  Kniegelenkkapsel  nicht  richtig,  so  dass  sich  Falten  derselben  im  Gdeok 
einklenmien  können  und  so  die  Beschwerden  hervorrufen.  Die  Therapie  be- 
steht in  Massage  der  Muskeln.  2.  Dörangement  interne  als  Folge  von  M^ 
niskusloslösung;  meist  reisst  die  vordere  Insertion  des  inneren  Meniskus  ab. 
Die  Symptome  sind  leichte  Flexion  im  Knie  und  Rotation  des  Cnterschenkeis 
nach  der  dem  Meniskus  entgegengesetzten  Seite.  Die  Therapie  ist  operatir 
(Entfernen  des  Meniskus).  3.  Lipome  im  Kniegelenk,  klinisch  erkennbar  ao 
einer  Schwellung  dicht  unterhalb  und  nach  innen  von  der  Patella,  pseudo- 
fluktuierend,  das  Lig.  patellae  in  die  Höhe  hebend.    Die  Therapie  ist  operatir. 

Taylor  (59)  hat  bei  einem  19jährigen  Mädchen  ein  Osteom  Yon 
Nussgrösse  aus  dem  Kniegelenk  entfernt.  Dasselbe  war  in  Verbindung  mit 
der  Unterseite  der  Patella  und  ging  von  der  Plica  patellae  synovialis  überklödet 
zwischen  die  2  Kondylen.  Es  machte  schwere  Störungen  der  Kniegelenk- 
funktion und  wurde  radiographisch  vor  der  Operation  nachgewiesen.  Der  Er- 
folg der  Operation  war  ein  vollkommener.  —  Wilson  (65)  berichtet  über 
einen  ähnlichen  Fall.  Ebenfalls  nach  einem  schweren  Trauma  blieb  eine 
Versteifung  des  Knies  (bei  einem  36  jährigen  Mann),  welche,  wie  Radiographie 
und  Operation  ergab,  durch  die  Anwesenheit  eines  zum  Teil  mit  Knorpel 
überzogenen  Knochenstückes,  das  mit  der  Tibia  in  fibrösem  und  vaskuläröD 
Zusammenhang  war  und  von  deren  Oberfläche  schien  abgesprengt  zu  sein. 
Das  Knochenstück  war  2  Zoll  lang,  V»  Zoll  dick  und  1— V«  Zoll  breit;  nach 
der   Ansicht  Wilsons    ist   der  Knochen  nach  seiner  Loslösung  gewadisen. 


Suier,  Verletzangen  und  chirarg.  ErankheiteD  der  anteren  Extremität.         1021 

Auch  hier  war  die  Funktion  des  Knies  nach  der  Operation  eine  gute.  Rigal 
(52)  hat  bei  5  Soldaten  freie  Gelenkkörper  entfernt.  In  allen  Fällen 
ging  kein  schweres  Trauma  voran  und  Rigal  nimmt  die  Entstehung  der 
Körper  durch  Arthritis  sicca  an.  Es  entstehen  erst  gestielte  Körper  und  ein 
leichtes  Trauma  genügt  dann,  den  Stiel  abzureissen  und  den  Körper  frei- 
zumachen. —  Sprengel  (58)  teilt  in  seiner  Dissertation  einen  weiteren  Fall 
mit^  der  kein  spezielles  Interesse  bietet.  Als  zufalligen  Obduktionsbefund 
fand  Hu  eilen  (39)  im  Schleimbeutel  des  M.  gastrocnemius  der  einen  Seite 
zwei,  in  dem  des  M.  semimembranosus  ein  freies  Knorpelstück.  Da  eine 
Verbindung  dieser  Schleimbeutel  mit  dem  Gelenk  zur  Zeit  der  Autopsie  nicht 
bestand,  war  über  die  Herkunft  der  freien  Knorpel  kein  sicheres  Urteil  zu 
gewinnen. 

Eine  Gelenkmaus,  die  wohl  auch  infolge  von  Osteochondritis 
dissecans  durch  Absprengung  eines  Knorpel-Knochenstückes  entstanden  und 
ziemlich  gross  war  (21  mm  zu  18  mm  zu  6  mm),  entfernte  Delbet  (33) 
kurz  nach  dem  Trauma  aus  dem  Kniegelenk  eines  jungen  Mannes.  Die 
Knochenstelle,  an  der  die  Maus  herausgebrochen  war,  kam  bei  der  Operation 
nicht  zur  Sicht,  hingegen  stammte  die  Maus  der  Form  nach  von  einem  Con- 
dylus  femoris.  Die  Absprengung  war  nicht  durch  einen  direkten  Stoss,  sondern 
durch  eine  Torsion  zustande  gekommen.  Der  Gelenkerguss  war  nicht  blutig, 
sondern  bestand  in  leicht  blutiger  Synoyialflüssigkeit. 

Über  weitere  freie  Gelenkkörper,  die  wohl  auch  teilweise  Produkte  der 
Osteochondritis  dissecans  Königs  sind,  berichtet  Godman  (31).  Wenn  ein 
Trauma  den  inneren  von  der  Kniescheibe  nicht  geschützten  Condylus  trifft, 
werden  nach  Godman  leicht  Knorpelstücke  samt  dem  darunter  liegenden 
Knochen  abgesprengt.  Sie  können  event.  noch  liegen  bleiben  und  erst  durch 
ein  späteres  Trauma  frei  werden.  Godman  hat  aus  einem  Knie  4  Mäuse 
entfernt ;  eine  hing  noch  wie  an  einem  Scharnier  am  Knochen.  Diese  Gelenk- 
körper, da  sie  immer  Knochen  enthalten,  sind  radiographisch  nachweisbar 
und  in  dem  erwähnten  Falle  waren  die  Mäuse  schon  vor  der  Operation  radio- 
graphisch nachgewiesen.  Auch  Gelenkmäuse,  die  äusserlich  betrachtet  nur 
aus  Knorpel  bestehen,  enthalten  im  Innern  Knochenbälkchen,  wie  Godman 
radiographisch  nachgewiesen  hat.  Die  Stellen,  von  denen  die  Mäuse  stammen, 
stellen  sich  noch  lange  Zeit  nach  der  Lossprengung  als  strahlige  Narben  im 
Knochen  dar  und  sind  von  Godman  bei  der  Operation  oft  gesehen  worden. 
Ein  an  der  Leiche  gewonnenes  Präparat  von  Osteochondritis  dissecans 
demonstriert  auf  dem  Ghirurgenkongress  W.  Müller  (49).  Symptome  hatten 
intra  vitam  keine  bestanden  bei  dem  46jährigen  Manne.  Im  Gondylus  medialis 
femoris  findet  sich  ein  länglich  rundes  Knorpel -Knochensegment  in  beweg- 
licher Verbindung  mit  der  Umgebung.  Am  Bande  des  beweglichen  Körpers, 
wie  am  Knorpelrand  des  Bettes  sind  kleine  Knorpelwucherungen  zu  beobachten. 
Keine  Zeichen  von  Arthritis  deformans.  Im  Gelenk  besteht  etwas  blutiger 
Hydrops.  Dieser,  einige  Ekchymosen  und  eine  feine  Fissur  am  Bande  des 
beweglichen  Körpers  sprechen  für  traumatische  Entstehung  der  Aflfektion. 

Dem  Lipoma  arborescens  widmen  Painter  und  Ervin g  (51)  eine  Ab- 
handlung, die  sieben  genau  beobachtete  Fälle  wiedergibt.  Sie  kommen  zu 
den  Schlüssen,  dass  das  Lipoma  arborescens  sehr  häufig  sei,  dass  es  keine 
Neubildung,  sondern  eine  Hypertrophie  vorhandenen  Fettgewebes  sei,  durch 
chronische  Entzündungen  veranlasst  sei  und  histologisch  sich  als  chronisch 
entzündliches  Gewebe  darstelle,  das  durch  Hyperplasie  und  fettige  Entartung 


1022  Jahresbericht  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

der  Synovialzotten  entstanden  ist.  Die  Diagnose  ist  klinisch  nnsicher,  die 
Prognose  ohne  operativen  Eingriff  schlecht  Die  Behandlung  hat  in  Arthrek- 
tomie  zu  bestehen. 

Über  zwei  Fälle  von  intraartiknlären  Lipomen  des  Kniegelenks,  beide 
von  der  äusseren  seitlichen  Kapselwand  ausgehend,  berichtet  Bornemann  (281 
In  beiden  Fällen  war  das  lipoma  zwischen  Patella  und  Condyl.  ext.  femoris 
eingeklenunt  und  hatte  Schmerzen  und  Exsudation  im  Gelenke  verursacht. 

Schaldemose. 

Auch  Hoffa  (36)  weist  auf  die  Bedeutung  der  pathologischen  Yerände- 
rung  des  Fettgewebes  im  Kniegelenk,  das  besonders  in  Form  entzündhdi 
fibröser  Hyperplasie  erkrankt  und  da  es  sich  als  Plicae  alariae  und  Plicae 
synov.  med.  patell  uüter  dem  Lig.  patellae,  und  unter  die  Patella  und  seitiiek 
und  nach  hinten  ins  Gelenk  erstreckt,  leicht  zu  funktionellen  Störungen  im 
Knie  führt.  Die  Veränderungen  folgen  meist  einem  Trauma  mit  Erguss,  ver- 
ursachen Schmerzen  und  Einklemmungserscheinungen  und  weichen  auch  eins* 
Verbandbehandlung  nicht.  Diagnostisch  bezw.  differentialdiagnostisch  vonMenisr 
kusluxation,  die  die  gleichen  Veränderungen  hervorruft,  ist  charakteristiscli 
die  Vortreibung  zu  beiden  Seiten  des  Ligamentes  durch  die  Fettmassen.  Die 
Therapie  hat  in  der  Exzision  des  entarteten  Fettes  zu  bestehen,  das  derb, 
gelb-hämorrhagisch ,  zottig  und  fibrös  ist.  Alle  Fälle  von  Hoffa  wurden 
durch  die  Operation  geheilt,  nur  ein  Fall  machte  eine  Ausnahme,  da  hier  die 
Wunde  längere  Zeit  musste  offen  gehalten  werden.  Die  Diagnose  wurde  in 
allen  bis  auf  einen  Fall  gestellt. 

Böcker  (27)  berichtet  über  einen  Fall  von  freien  Gelenkskörpem  in  beiden 
Kniegelenken  mit  doppelseitiger  habitueller  Luxation  der  Kniescheibe  nach 
aussen  (Osteochondritis  dissecans  nach  König)  bei  einem  32 jähr.  Manne.  Seit 
20  Jahren  hatte  der  Betreffende  in  beiden  Knien  Einklemmungserscheinungen  und 
freie  bewegliche  Körper;  seit  10  Jahren  bestehen  die  Luxationen.  Anatomisck 
fand  sich  bei  der  Operation  in  beiden  Knieen  am  Condylus  int.  ein  unregelmässiger 
Defekt  von  4  cm  Durchmesser,  dessen  Grund  bereits  verknorpelt  war  und  der 
dazu  gehörige  freie  Gelenkkörper.  Daneben  fanden  sich  in  beiden  Knieen  noch 
andere  Gelenkkörper.  Zur  Beseitigung  der  habituellen  Luxation  der  Patella,  die 
durch  Schlaffheit  des  Muse.  Quadriceps  bedingt  war,  wurde  der  Muse  semi- 
membranosus  mit  dem  inneren  Rande  der  Patella  vernäht,  um  für  den  Quadri- 
ceps ein  Gegengewicht  herzustellen.  Resultat  gut.  —  An  der  Hand  von  12 
Ejrankengeschichten  schildert  Abbot(23)  einlässlich  die  Bedeutung  der  Wudie- 
Hingen  der  Synovialzotten  für  die  Erkrankungen  des  Kniegelenkes.  Ursache 
für  die  Wucherungen  ist  oft  ein  Trauma,  in  anderen  Fällen  eine  Dehnung  der 
Gelenkkapsel  und  der  Gelenkbänder,  die  nach  Abbot  häufig  als  Folge  des 
Plattfusses  vorkommt.  Pathologisch-anatomisch  handelt  es  sich  um  Vergrösse- 
rung  der  Oberfläche  der  Synovialmembran ,  die  sich  dann  in  Zotten  abhebt 
Die  Beschwerden  werden  durch  Einklemmung  der  Zotten  zwischen  die  Ge- 
lenkenden provoziert  und  bestehen  in  plötzlichem  heftigen  Schmerz  mit  Un- 
möglichkeit der  Bewegung.  Oft  folgt  solchen  Einklemmungen  ein  Erguss.  Die 
Behandlung  besteht  vor  allem  in  Beseitigung  der  Ursachen  (Plattfuss),  und 
dann,  wenn  der  Fall  frühzeitig  zur  Behandlung  kommt,  in  Applikation  heisser 
Luft  und  Konstriktionsbinden.  Bei  grossen  Wucherungen,  die  von  aussen  za 
fühlen  sind,  soll  man  operieren.  Das  Gelenk  wird  von  zwei  seitlichen  In- 
zisionen  aus  eröffnet,  die  Zotten  entfernt  und  ein  Gipsverband  angelegt,  zwei 
Wochen  nach  der  Operation  beginnt  Massage  und  Bewegungstherapie. 


Suter,  Verletzang«!!  and  chirarg.  Krankheiten  der  unteren  Extrem! tftt.         1023 

Eine  Geschwnlst,  die  mit  einem  breiten  Stiele  von  der  äusseren  Kapsel- 
wand  ausging,  beschreibt  Bornemann  (29).  Sie  hatte  einen  sarkomatösen 
Bau  mit  Riesenzellen ,  Spindelzellen  und  Rundzellen,  der  an  den  Bau  einer 
Epulis  erinnert.  Sie  kam  bei  einem  46  jährigen  Mann  vor  und  hatte  zu  an- 
fallsweifl  auftretenden  Schmerzen  Anlass  gegeben.  Schaldemos e. 

Das  Eindringen  von  Luft  ins  Kniegelenk  nach  Trauma  beobachtete 
Be8ta(26).  Durch  einen  Hufschlag  war  der  obere  Kniegelenksrezess  eröffnet 
worden.  Luft  war  ins  Gelenk  getreten  und  durch  Verschiebung  der  Haut 
hatte  sich  die  Öffnung  geschlossen.  Das  Gelenk  war  aufgetrieben,  gab  tym- 
panitischen  Schall  und  feine  Krepitation  wie  bei  Hämarthros.  Die  Therapie 
bestand  in  einem  einfachen  komprimierenden  Verbände. 

Die  Behandlung  des  Kniegelenksergusses  macht  Schmidt  (55)  nach 
folgenden  Grundsätzen:  Jeder  akut  entstandene  traumatische  Erguss  soll 
punktiert  werden,  da  die  Heilung  rascher  vor  sich  geht,  als  wenn  nicht  punk- 
tiert wird.  Es  soll  spätestens  am  3.  Tage  nach  der  Verletzung  punktiert 
werden,  eine  Spülung  ist  nicht  nötig.  Bei  den  mehr  chronisch  entstandenen 
oder  rtickfälligen  oder  nach  früherer  Gonorrhöe  aufgetretenen  Ergüssen  soll 
nicht  punktiert  werden.  Dieser  Standpunkt  lässt  sich  nach  Ansicht  des  Ref. 
wohl  kaum  rechtfertigen.  Wie  günstig  bei  einem  chronischen  rezidivierenden 
Hydrops  die  Punktion  wirken  kann,  beweist  ein  Fall  Ton  Wiesinger  (64). 
Seine  40jährige  Patientin  litt  an  intermittierendem  Hydrops,  der  alle  10  Ta^e 
für  einen  Tag  erschien,  um  für  die  Qeun  folgenden  Tage  wieder  zu  verschwin- 
den. Wiesinger  entleerte  während  des  Anfalls  durch  Punktion  ein  klares 
gelbes  Serum  und  injizierte  10  ccm  Jodoformglyzerin.  Die  Patientin  wurde 
geheilt.  Nach  Wiesingers  Ansicht  handelte  es  sich  bei  intermittierendem 
Hydrops  im  wesentlichen  um  ein  örtliches  Leiden,  wobei  der  Hydrops  als 
Symptom  verschiedener  Krankheitszustände  aufzufassen  ist.  —  Scholz  (56) 
bemerkt  zu  der  oben  referierten  Mitteilung  Schmidts,  der  die  Entleerung 
des  Blutes  bei  Hämarthresie  durch  einen  mittleren  Troikart  und  mit  Hilfe  von 
Kneten  und  Drücken  empfiehlt,  dass  er  dieser  letzteren  Manipulation  die 
Aspiration  mit  einer  Spritze  vorziehe. 

Fälle  von  Luxation  des  Semilunarknorpels  beschreiben  Schulze  (57) 
und  Zimmermann  (67).  Schulze  hat  zwei  Fälle  beobachtet;  einmal  in- 
folge von  Fall  auf  die  Füsse  mit  gestreckten  Beinen,  das  andere  Mal  nach  Fall 
auf  das  linke  gebeugte  Knie.  Die  Operation  ergab  beide  Male  ein  abgesprengtes 
Stück  des  inneren  Meniskus,  der  einmal  mit  einem  torquierten  Stiele  noch  fest- 
haftete. Im  Falle  Zimmermanns  war  die  Verletzung  beim  Weitspringen 
bei  einem  Soldaten  entstanden.  Derselbe  glitt  beim  Aufspringen  nach  dem 
Sprung  mit  dem  rechten  Fusse  aus  und  das  linke  Knie  wurde  bei  nach  aussen 
gedrehtem  Unterschenkel  stark  gebeugt.  Es  entstand  heftiger  Schmerz  und 
'A  Jahr  lang  wurde  er  von  Zeit  zu  Zeit  behandelt  und  dann  operiert,  weil 
man  den  vorstehenden  inneren  Meniskus  fühlen  konnte.  Derselbe  zeigte  sich 
zerrissen  und  wurde  entfernt.  Die  funktionelle  Herstellung  erfolgte  erst  nach 
längerer  Zeit.  —  Über  einen  weiteren  Einzelfall  berichtet  Johnsohn  (40). 
Er  hat  den  abgerissenen  inneren  Meniskus,  der  sich  von  Zeit  zu  Zeit  bei 
seinem  Patienten  einklemmte  und  einen  Erguss  provozierte,  entfernt  und 
völlige  Heilung  erzielt.  Der  Mann  hat  nur  einen  elastischen  Kniestrumpf  zu 
tragen. 

Vogel  (63)  berichtet  über  zwei  Männer  (36  und  48 jährig),   bei  denen 
er  infolge   von  Verletzung  des   Kniegelenks  (wahrscheinlich  Zerreissung   der 


1024  JahroBbericht  fOr  Ghirargie.    II.  Teil. 

Kreuzbänder)  zu  Sabluzation  der  Tibia  nach  hinten  gekommen  war,  die  in 
einem  Falle  habituell  war.  Er  steckte  in  den  zwei  Fällen  das  Bein  in  eina 
Hülsenapparat,  der  nur  Flexion  und  Extension  und  keine  seitliche  oderSnb- 
luxationsbewegung  gestattete.  Robson  (53)  behandelte  eine  Zerreissung  der 
Ligg.  cruciata  operativ.  Bei  einem  Manne  war  infolge  von  Verschüttung  eine 
grosse  Schwäche  des  rechten  Kniegelenks  zurückgeblieben  und  zwar  so,  dass 
bei  Erschlaffung  der  Oberschenkelmuskulatur  die  Tibia  nach  hinten  ratschte 
bis  sie  durch  das  Lig.  patellae  aufgehalten  wurde.  Bei  der  Operation  fandeo 
sich  beide  Kreuzbänder  zerrissen.  Mit  Gatgut  wurde  das  vordere  Band  a 
die  Innenseite  des  äusseren  Condylus,  das  hintere  Band  an  der  Aussenseite 
des  inneren  Condylus  an  der  Synovialmembran  fixiert.  Der  Erfolg  war  «ii 
guter,  denn  8  Monate  später  war  das  Bein  kräftig  und  nur  die  Beugung  etwas 
beschränkt. 

Die  Kniegelenkssyphilis  beim  Kinde  bespricht  Broca  (30)  speziell  in 
differentialdiagnostischer  Beziehung.  Sie  wird  häufig  mit  Tuberkulose  Ter- 
wechselt,  unterscheidet  sich  aber  von  dieser  häuptsächlich  durch  die  Schmen- 
losigkeit.  Das  Kind  hinkt,  es  ist  ein  leichter  Erguss  und  Verdickung  der 
Synovialis  und  des  unteren  Femurendes  vorhanden.  Muskelatrophie  und  Be 
wegungsbeschränkung  entwickeln  sich  lange  nicht  so  rasch  wie  bei  Syphilk 
In  dem  speziellen  Falle,  der  Anlass  zu  der  Mitteilung  wurde,  bestanden  Hoden- 
syphilis und  spezifische  Hautveränderungen.  Anatomisch  handelte  es  sich  mi 
eine  diffuse  gummöse  Epiphysenosteomyelitis;  ob  es  sich  dabei  um  hereditäre 
oder  um  tertiäre  Erscheinungen  einer  im  frühen  Kindesalter  erworbam 
Syphilis  handelt,  lässt  Broca  dahingestellt.  Therapeutisch  genügt  Bettrabe 
neben  der  spezifischen  Behandlung. 

Zur  Behandlung  der  septischen  Kniegelenksaffektionen  empfiehlt  Thiriar 
(61)  die  Sauerstoffmethode,  die  er  seit  mehreren  Jahren  nicht  nur  hier,  sod- 
dem  auch  bei  allen  anderen  Phlegmonen,  bei  Erysipel,  bei  Gelenkvereiternngen, 
komplizierten  Frakturen,  Anthrax,  Furunkeln,  Infektionen  der  serösen  Hinte 
verwendet.  Es  wird  einerseits  Sauerstoffwasser  gebraucht,  das  zum  Irrigiereü 
dient,  und  andererseits  das  Gas,  das  beständig  mit  Hilfe  von  Schläuchen  ifi 
die  Wunde,  die  Körperhöble  und  in  den  Verband  geleitet  wird.  Es  handelt 
sich  also  um  eine  konstante  Ventilation  der  Wunden  mit  Sauerstoff.  Die  B^ 
sultate  scheinen  beachtenswert;  besonders  bei  Vereiterung  des  Kniegelenks 
gelang  es,  die  Asepsis  herzustellen  und  konservativ  zu  behandeln,  wo  ohne 
die  Sauerstoffbehandlung  zweifellos  hätte  amputiert  werden  müssen. 

Gerster  (35)  empfiehlt^  um  eine  gehörige  Drainage  des  Kni^eleob 
bei  schweren  septischen  Prozessen  zu  erzielen,  die  Mayosche  Schnittföhronf 
zur  Eröffnung  des  Gelenkes:  das  ist  ein  transversaler  Schnitt  von  Kondylus 
zu  Kondylus  oberhalb  der  Patella.  Noch  übersichtlicher  klafft  das  Gelenke. 
wenn  man  nach  Ollier  auch  die  Ligamenta  cruciata  entfernt.  Solange  die 
Sekretion  stark  ist,  soll  das  Bein  zur  Erzielung  eines  guten  Abflusses  des  ge- 
bildeten Eiters  in  einer  Beugestellung  von  45°  gehalten  werden.  Barnard(?5 
illustriert  durch  die  Mitteilung  von  9  Krankengeschichten  sein  Verhalten  der 
eitrigen  Gonitis  gegenüber.  Alle  schweren  und  akuten  Fälle,  ganz  speziell 
traumatischer  Natur,  behandelt  er  mit  einer  vorderen  und  einer  hinteren  b- 
zision.  Wenn  die  Infektion  weniger  heftig  und  nicht  traumatischer  Katar, 
genügen  oft  zwei  seitliche  Inzisionen  mit  Auswaschung  und  Drainage  des  Ge- 
lenkes. Dabei  ist  aber  das  Gelenk  wie  ein  aseptisches  zu  behandehi  und  m 
verbinden,   um  jede   sekundäre  Infektion   zu   vermeiden.     Genügen  aber  die 


Hoffa,  VerletKimgen  and  chirarg.  Krankheiten  der  Wirbelsäule  etc.  1025 

zwei  seitlichen  Inzisionen  nicht,  am  in  1 — 2  Tagen  die  Temperatur  zur  Norm 
SU  bringen,  so  müssen  auch  die  hinteren  Rezesse  des  Gelenkes  breit  eröffnet 
cmd  drainiert  werden. 

c)  Des  Fussgelenkes. 

BS.   Hasebroek,  Über  Mittel-Vorderfossbesch werden  nnd  deren  Behandlang.    Zeitschrift 
f.  orthopftd.  Chir.  190a.  Bd.  11.  Heft  2. 

Mittel -Vorderfussbeschwerden,  die  als  besonderes  Krankheitsbild  ohne 
Plattfuss  bestehen  können,  sind  nach  Hasebroek  (68)  auf  eine  chronisch- 
entzündliche  Affektion  des  Chopart sehen  oder  Lisfr  an  eschen  Gelenkes 
srarückznführen  und  entstehen  meist  auf  rheumatischer  oder  gichtischer  Basis. 
Dabei  sind  Druckpunkte  an  den  Gelenken  vorhanden  und  die  Pronation  und 
Snpination  ist  behindert.  Die  Therapie  hat  in  Massage-Gymnastik  desFusses 
zu  bestehen  und  in  Unterstützung  des  Fusses  durch  speziell  in  Celluloid  ge- 
formte Einlagen. 


XXI. 


Die  Verletzungen  und  chirurgfischen  Krankheiten  der 
Wirbelsäule  und  des  Rüekenmarks. 


Referent:  A.  Hoffa,  Berlin. 


Die  mit  *  yenehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Frakturen,  Liixatfoneii  und  sonstige  Yerletsungen  der  Wirbelsäule. 

1.  Ab  dl,  Über  einen  FaU  von  chronisoher  ArtbritiB  ankylopoetica  der  Wirbelsäule,  Fraktur 
der  Wirbelsäule  und  Quetschung  der  Cauda  equina.    Dias.    Bonn  1908. 

2.  Fasquelle,  Dela  diminution  de  la  distance  stemo-cricoidienne  comme  signe  d'affaisse- 
ment  de  la  coionne  cenricale.    Bevue  de  Chir.  1908.  Nr.  6. 

3.  Federmann,  Fall  von  Schussverletzung  der  Brustwirbelsäule  und  Hämatom jelie. 
Freie  Chirurgenvereim'gung.    Zentralblatt  fOr  Chirurgie  1903.  Nr.  50. 

4.  Ffirnrohr,  Wirbelsäulen-  und  RUckenmarksyerletzungen.  Deutsehe  Zeitschrift  fttr 
Nenrenheilknnde  1908.  Bd.  24  Heft  1  und  2. 

5.  Gondesen»  Beobachtungen  Aber  den  Heilungsverlauf  der  seit  dem  Jahre  1900  in  der 
Kieler  chirurgischen  ElinU^  behandelten  Fälle  von  Wirbelbrachen.    Dies.    Kiel  1903. 

6.  MouchetetCläment,  Luxation  de  la  6«  vertdbre  cenricale  surla?«  avec  fracture 
des  deux  apophyses  articulaires  sup^rieures  et  des  deux  apophyses  transverses  de 
la  7«.  Bull.  S0&  anat  Paris  1908.  Nr.  8. 

7.  Oliver»  The  qoestion  of  anrgical  intenrention  in  cases  of  iignries  to  the  spine.  Annala 
of  sorgery  1908.  February. 

8.  Owens,  Fractures  of  the  vertebrae.    Annais  of  surgery  1903.  Sept. 

9.  *Patel,  Deux  cas  de  luxation  de  la  coionne  cenricale.  Qazette  des  höpitaux  1908. 
Nr.  90. 

JahroslMrielit  fOr  Chinirgie  1903.  65 


1006  Jahxesbericht  fOr  Caünirgie.    IL  T«L 

10.  Pestemalzogia,  Diastasis  d«a  vwlÄliraBu    Th^se  de  Paris  1902.  StttiiheiL 

11.  Riedinger,  Ober  einen  Fall  von  Rotationaliixation  der  LendenwiibelaSale.  Fhjaikil- 
med.  GresellBcbaft  zu  Wflrzbnrg.    MOnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  34. 

12.  —  Über  Rotationslozation  der  LendenwirbelsAnle.  Archiv  fOr  Orthopfldie  1908.  Bd.  H 
Heft  1. 

18.   *Spier,  Easaistischer  Beitrag  zar  Lehre  der  Wirbelverletznngen.    Dias.    Kiel  1903. 

14.  Sud  eck,  Die  DaisteUang  der  WurbelsftaleneiAuttakmigen  dorch  die  BGa  ige  nach« 
Strahlen.    Archiv  für  Orthopfldie  1903.  Bd.  1.  Heft  2. 

15.  ^inley,  Fractnre  of  the  fifth  cervical  vertebra.    The  Lancet  1908.  Not.  28. 

16.  Williams,  Fraetore  of  the  spine.  Three  caaes.    Medioal  News  1903.  Maj  23u 

Federmann  (3)  berichtet  über  eine  Schussverletznng  der  Wirbekanle. 
bei  der  erstere  Störungen  seitens  des  rechten  Anges,  des  rechten  Annes 
und  in  einer  typischen  Brown-Söquardschen  Halbseitenläsion  bestand. 
Die  Augen-  und  Armstörungen  waren  direkt  Schussverletznng,  während  £e 
Halbseitenläsion  durch  eine  Hämatom; elie  im  7.  und  8.  Dorsalsegment  erklirt 
werden  kann. 

Fürnrohr  (4)  bespricht  die  verschiedenen  Arten  der  Wirbel-  und 
Rückenmarksverletzungen  und  gibt  die  Krankengeschichten  von  sechs  Fälki 
mit  Beteiligung  des  Lumbal-  und  Sakralmarks  wieder,  bei  denen  genauere 
Niveaudiagnosen  versucht  wurden.  Für  die  einzelnen  Muskelgmppen  As 
unteren  Extremität  gibt  Verf.  Angaben  über  die  Lokalisation  der  Vord^iioni- 
kemgebiete.  Die  Zentren  für  die  Funktion  der  Blase ,  des  Mastdarms  und 
der  Genitalapparate  nimmt  Verf.  als  im  sympathischen  Nervensystem  ge- 
legen an. 

Riedinger  (11,  12)  bespricht  einen  Fall  von  Rotationsloxation  des 
4.  Lendenwirbels  nach  rechts,  der  durch  einen  Fall  von  einer  Scheune  zustande 
gekommen  war.  Nach  vier  Wochen  langer  Lähmung  des  rechten  Beines  kennte 
Pat.  das  Bett  verlassen.  Es  bestanden  bei  der  Untersuobung,  ^/t  Jahr  nach 
der  Verletzung,  Knickung  der  Lendenwirbelsäule  nach  links,  sekundäre,  linb 
konvexe  Dorsalskoliose,  Hochstand  des  linken  Beckens  und  Drehung  desselben 
um  die  Längsachse  des  Körpers  nach  vom,  scheinbare  Verlängerung  des  rechten 
Beins,  Diastase  zwischen  4.  und  5.  Lendenwirbel,  Seitenabweichung  des  Dora- 
fortsatzes  des  4.  Lendenwirbels  nach  rechts,  Bewegungsbeschränkung  der  Len- 
denwirhelsäule.  Durch  starke  Anteflexion  und  nachträgüclie  Retroflexion  der 
Wirbelsäule  trat  Selbstreduktion  ein. 

Mouchet  und  Clement  (6)  legten  der  Soc.  anat.  de  Paris  ein  Pii- 
parat  vor,  das  sie  durch  Sektion  eines  Mannes  gewannen,  der  sich  durch  einee 
Sturz  aus  einer  Höhe  von  3  m  eine  Verletzung  der  Halswirbelsaule  zuxog. 
Die  oberen  und  die  unteren  Extremitäten  waren  gelähmt,  ebenso  die  Sphiok- 
teren  von  Blase  und  Darm.  Man  hatte  nach  dem  Unfall  die  Diagnose  auf 
Fraktur  des  6.  Halswirbels  gestellt;  der  Verletzte  starb  nach  zwei  Tagen 
und  man  fand  bei  der  Autopsie  die  in  der  Überschrift  erwähnten  Verletzungai 

Abdi  (1)  beschreibt  einen  Fall  von  Arthritis  ankylopoetica  der  Wirb^ 
Säule,  die  durch  eine  artefiziell  entstandene  Wirbelfraktnr  kompHzi«rt  wtft 
eine  Fraktur,  die  durch  den  Versuch,  die  ankylosierten  Hüftgelenke  bew^di 
zu  machen  resp.  eine  bessere  Stellung  derselb^i  zu  erzielen,  hervorgerufsi 
worden  war.  Durch  den  einige  Monate  später  erfolgt^i  Tod  des  PatieDta 
wurde  Abdi  in  die  Lage  versetzt,  die  pathologisch-anatomischen  Yeraiide- 
rungen  an  der  Wirbelsäule  und  den  grossen  Gelenken  und  namentlich  ae 
der  Frakturstelle  selbst  zu  studieren.  Diese  Veränderungen  waren  so  hodh 
gradig,  wie  sie  nur  wenig  in  der  Literatur  veröffentlichte  Fälle  darbietes. 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Wirbelsäule  etc.  1027 

Tegen  der  Fraktur  war  die  Laminektomie  des  1.  und  2.  Lendenwirbels  vor- 
änommen.  Patient  war  aber  kurze  Zeit  danach  infolge  ausgedehnter  Deku- 
italgeschwüre  gestorben.  Beide  Hüftgelenke  waren  zur  Zeit  der  ersten  Auf- 
ahme in  rechtwinkliger  Stellung  ankylotisch;  das  rechte  wurde  später  durch 
risement  forc6  ausserhalb  des  Krankenhauses  beweglich  gemacht  und  bot 
BS  Bild  eines  Schlottergelenkes  dar.  Verf.  warnt  vor  dem  von  anderer  Seite 
upfohlenen  Brisement  der  yersteiften  Hüftgelenke;  auch  von  der  Resektion 
erselben  verspricht  er  sich  nicht  viel. 

Für  beginnende  Fälle  empfiehlt  Ab di,  um  einer  abnormen  Stellung, der 
iTirbelsäule  und  des  Kopfes  Einhalt  zu  tun,  die  frühzeitige  Anwendung  von 
tützapparaten  mit  Kopfhalter. 

Gondesen  (5)  berichtet  über  die  seit  Januar  1900  in  der  Kieler  Klinik 
eobachteten  43  Fälle  von  Wirbelbrüchen,  über  deren  Sitz  und  Ausdehnung 
erf .  in  Form  einer  Tabelle  berichtet,  aus  der  hervorgeht,  dass  die  Abschnitte 
er  Wirbelsäule,  in  denen  die  Beuge-  und  Streckbewegungen  hauptsächlich 
DB  statten  gehen,  nämlich  die  Strecke  von  den  mittleren  Halswirbeln  bis 
um  1.  Brustwirbel  und  dann  der  Übergangsteil  von  Brust-  und  Lenden- 
rirbelsäule,  die  Lieblingsstelle  der  Wirbelbrüche  sind,  insbesondere  derjenigen 
^irbelbrüche ,  die  durch  indirekte  Gewalt  entstanden  sind.  Von  diesen  43 
V^irbelbrüchen  waren  17  mit  ausgesprochenen  Markverletzungen  verbunden; 
0  TOD  diesen  17  Fällen  endeten  nach  kurzer  oder  längerer  Zeit  mit  dem 
Tode,  während  die  übrigen  7  Patienten  am  Leben  geblieben  sind,  aber  meistens 
(kit  grossen  Beschwerden  zu  kämpfen  hatten.  Verf.  gibt  zunächst  die  26 
[rankengeschichten  kurz  wieder  und  kommt  auf  Grund  der  Nachuntersuchung 
tieser  zu  dem  Resultat,  dass  man  sich  bezüglich  wirklich  dauernder  Heilung 
:einen  grossen  Illusionen  hingeben  darf.  Von  den  20  Patienten,  über  deren 
emeres  Schicksal  sichere  Erhebungen  angestellt  werden  konnten,  ist  nur  ein 
inziger  beschwerdefrei  geblieben.  Die  anderen  Verletzten  sind  alle  später 
rieder  mit  geringeren  oder  grösseren  Beschwerden  behaftet  vorgefunden  worden, 
md  zwar  der  Regel  nach  in  um  so  höherem  Masse,  je  mehr  Zeit  nach  der 
Verletzung  vergangen  war.  Im  2.  Teil  seiner  Arbeit  bringt  dann  Gondesen 
lie  übrigen  17  Fälle  mit  Markverletzungen,  an  deren  Hand  er  dann  die  ver- 
ichiedenen  Symptome  bei  verschiedenem  Sitz  der  Verletzung,  die  Prognose 
md  Therapie  dieser  Erkrankungen  bespricht. 

Sudeck  (14)  zeigt  in  dieser  Arbeit,  dass  die  Röntgenuntersuchung  bei 
ffirbelsäulenerkrankungen  den  klinischen  Befund  häufig  zu  sichern,  manchmal 
iuch  durch  Torher  nicht  erkennbare  Befunde  eine  bestimmte  Diagnose  wohl 
SU  ermöglichen  vermag,  so  besonders  bei  Verletzungen  in  der  Unfallpraxis. 
fedoch  ist  es  nicht  immer  möglich,  eine  bestehende  anatomische  Verände- 
rung nachzuweisen,  selbst  nicht  bezüglich  der  Knochenteile.  Nach  einigen 
^chnischen  Winken  und  allgemeinen  Ratschlägen  für  die  Betrachtung  von 
Wirbelsäulenbildem  bespricht  der  Verf.  19  in  mechanischer  Reproduktion 
triedergegebene  einschlägige  Röntgenbilder,  hauptsächlich  Spondylitiden  und 
Frakturen  der  Wirbelkörper  und  Fortsätze. 

Pestemalzogin  (10)  beobachtete  einen  Fall  von  tödlicher  Diastase 
der  Halswirbelsäule  nach  Sturz  auf  den  Nacken  beim  Reckturnen.  Es  bestand 
eine  totale  Zerreissung  der  Bänder  vom  Lig.  nuchae  bis  an  das  Lig.  longi- 
tudinale  ant.  und  Lösung  der  Bandscheibe  zwischen  5.  und  6.  Halswirbel. 
Die  Rückenmarkshäute  sind  unversehrt,  das  Rückenmark  selbst  zerfällt  bei 
der  Herausnahme  an  der  Stelle  der  Wirbelverletzung.     Verf.  hat  ausserdem 

65* 


1028  JahreBbericht  für  Chirurgie.    II.  TeiL 

28  Fälle  von  ähnlichen  Verletzungen  aus  der  französischen  Literatur  zusammen- 
gestellt. 

Die  Entscheidung  der  Frage,  ob  bei  Wirbelverletzungen  chimrj^sch  fk- 
gegriffen  werden  soll,  hängt  nach  Oliver  (7)  davon  ab,  ob  das  Röckenmaik 
vollständig  zerstört  ist  oder  nicht.  Es  scheint,  dass  entgegen  bisherigen  Aih 
nahmen  die  Abwesenheit  von  Bewegung,  Gefühl  und  Patellarreflex  nidit  eise 
vollständige  Durchtrennung  mit  Sicherheit  anzeigt.  Nur  wenn  obiger  ZnsUod 
permanent  bleibt,  bedeutet  er  Zerstörung  des  Rückenmarks.  Um  operative 
Misserfolge  zu  vermeiden,  ist  es  daher  zweckmässig,  einige  Tage  nacli  dir 
Verletzung  zu  warten.  Da  Kompression  durch  Blut  meist  rasch  vorübergekt 
und  Kompression  durch  Knochenstücke  meist  keine  dauernde  Schadigoog 
des  Rückenmarks  bedingt,  stehen  demAbwarten  keine  ernsten  Bedenken  ent- 
gegen. 

Oliver  begründet  seine  Schlüsse  aus  der  Literatur  und  durch 57 M 
von  Wirbel  Verletzungen  aus  dem  Cincinnati-Hospital.  Für  diese  letzteren  stdl 
sich  die  Mortalität  der  Halswirbelbrüche  bei  operativer  und  nichtoperatirer 
Behandlung  gleich  etwa  95  ^/o.  Bei  nichtoperierten  Rückenwirbeln  gleich  ein 
73®/o,  Lumbalwirbeln  =:56®/o  und  Dorsolumbalbrüchen  =öO^/o.  Eine  wkeb- 
liehe  Besserung  dieser  Mortalität  ist  durch  operative  Behandlung  nur  bei  dei 
Rückenwirbeln  erzielt  worden.  Maass  (New-Yorkii 

Fasquelle  (2)  hat  im  Anschluss  an  einen  Fall  von  Kümmelsdier 
Krankheit  —  Steifigkeit  des  Halses,  Schmerzen  bei  Drehbewegungen,  erschweiK 
Atmung  durch  die  Nase  und  allmählich  sich  ausbildende  Halskyphose  n^ 
Fall  eines  Bündels  Heu  auf  den  Kopf  —  systematische  Messungen  von  is 
Mitte  der  Cartilago  cricoidea  bis  zur  Incisura  sterni  angestellt,  die  ^  bä 
100  Fällen  40—45  mm  gross  fand.  In  dem  angeführten  Falle,  sowie  is 
einem  zweiten  von  Kümmel  scher  Erkrankung  betrug  der  Abstand  15  re^ 
25  mm. 

Williams  (16)  führte  zweimal,  bei  Fraktur  des  5.  Brustvrirbelbogtt! 
und  bei  Fraktur  des  Processus  spinosus  des  12.  Brustwirbels  und  des  B<^ 
des  ] .  Lendenwirbels,  wegen  der  durch  die  bedeutende  Rückenmarksquetschoi; 
bedingten  nervösen  Erscheinungen  die  Laminektomie  aus,  jedoch  beide  Mak 
ohne  Erfolg.  Im  ersten  Fall  trat  nach  86  Tagen,  ohne  dass  sich  der  Nen» 
zustand  gebessert  hatte,  der  Tod  ein;  im  zweiten  Falle  kam  es  zu  einer !>• 
fektion  der  Wunde  durch  Urin  und  septischen  Meningitis. 

Owens  (8)  empfiehlt  bei  Wirbelfrakturen ,  wenn  das  Rückenmark  le- 
letzt  ist,  oder  wenn  Blutgerinnsel  im  Wirbelkanal  vorhanden  sind,  die  Laaii- 
ektomie  zu  machen,  die  der  Reduktion  ohne  Operation  entschieden  vorzuziäa 
ist.  Bei  Luxationen  der  Halswirbel  ohne  Fraktur  kann  die  Reposition  g* 
Erfolge  geben. 

Osteomyelitis,  traumatische  Erkrankungen  und  ehronisehe  Entsfindui« 

der  WirbelsSule. 

1.  Arapow,  «Über  typhöse  Spondylitis*.    Rassisches  Archiv  fOr  Chirurgie  1908.  Heft  & 

2.  Barg,  Über  masknlftre  Rflckenversteifung  mit  besonderer  Berficksichtignng  des  tat 
matischen  Urspnings.    Dias.    Berlin  1903. 

3.  Bettmann,  über  die  lokalisierte  traumatische  Wirbelsäalen- Ankylose  an  der  Hui 
eines  Falles  von  Ankylose  der  Lendenwirbelsäule.  Archiv  fQr  Orthopftdie  190S.  Bii 
Heft  1  und  2. 

4.  Brauer,  Die  chronisch- ankylosierende  Entzündung  der  Wirbelsfiule.  YereiDsblaU^ 
Pf&lzischen  Ärete  1903.  April. 


Hoffa,  Verleizuigen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Wirbelsäule  etc.  1029 

5.  Brehmer,  Über  die  sogen.  Spondylitis  traumatioa.    Diss.    Greifswald  1903. 

6.  Brodnitz,  Die  Kflmmelsche  Wirbelerkrankung.  Zeitschrift  für  Orthopädie  1903. 
Bd.  12.  Heft  1  u.  2. 

7.  Gheinisse,  La  spondylite  infectieuse.    La  semaine  mödicale  1903.  Nr.  45. 

8.  Fiehtner,  Über  Spondylitis  typhosa.  Deatsche  militärftrztliche  Zeitschrift  1903.  Nr.  2. 

9.  Focken,  Über  chronische  ankylosierende  Entzflndong  der  Wirbelsäule.  Mitteilungen 
aas  den  Grenzgebieten  1903.  Bd.  11.  Heft  5. 

0.  —  Über  chronisch  ankylosierende  Entzündung  der  Wirbelsäule.   Diss.   Heidelberg  1903. 

1.  Fränkel,  Über  Erkrankungen  des  roten  Knochenmarks,  besonders  der  Wirbel  bei 
Abdominaltyphus.    Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  1903.  Bd.  11.  Heft  1. 

.2.  —  Über  chronisch  ankylosierende  Wirbelsäulenversteifung.  Fortschritte  aus  dem  Ge- 
biete der  Röntgenstrahlen.  Bd.  YIL  Heft  2. 

.3.  Grisel,  De  l'ostöomy eilte  vert^brale  aiguQ  primitive  des  vertebres.  Revue  d'oi'tho' 
p6die  1903.  Nr.  6. 

14.  Gr&tzer,  Tabische  Osteoarthropathie  der  Wirbelsäule.  II.  Kongress  für  orthopädische 
Gliinirgie  1903. 

[5.  Henking,  Über  primäre  akute  Osteomyelitis  des  Kreuzbeins.  Russisches  Archiv  für 
Chirurgie  1903.  Heft  6. 

16.  "^KrGner,  Über  die  chronische  ankylosierende  Entzündung  der  Wirbelsäule  (Spondylosis 
rbizomelica).    Diss.    Leipzig  1903. 

L7.  Milner,  Beitrag  znr  chirurgischen  Bedeutung  der  Influenza;  akute  chronisch  rezidi- 
vierende Spondylitis  mit  Schwielenbildung ,  Kompressionslähmung  und  Purpura  nach 
Influenza.    Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  1903.  Bd.  11.  Heft  3. 

18.  Müller,  Ein  Fall  von  chronisch  -  ankylosierender  Entzündung  der  Wirbelsäule  auf 
traumatischer  Grundlage.    Monatsschrift  für  Unfallheilkunde  1903.  Nr.  7. 

19.  *Pic  et  Bombes  de  Yilliens,  Spondylose  rhizomölique  et  tuberculose.  Lyon 
mödical  1908.  Nr.  40. 

20.  *Poncet,  Discussion:  Trois  cas  de  Spondylose  rhizom^lique  d'origine  probablement 
tuberculeuse.    Soc  de  m6d.    Lyon  mödical  1908.  Nr.  35. 

21.  Quincke,  Über  Spondylitis  infectiosa.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  1903. 
Bd.  11.  Heft  5. 

22.  *Romme,  Spondylose  rhizomölique  et  tuberculose.    La  Presse  mödicale  1903.  Nr.  85. 

23.  *Siven,  Zur  Kenntnis  der  sogen,  ankylosierenden  Entzündung  der  Wirbelsäule.  Zeit- 
schrift für  klin.  Med.  1903.  Bd.  49.  Heft  1-4. 

24.  Viernstein,  Über  einen  Fall  von  Arthritis  deformans  mit  Pierre-Marieschem 
Symptomenkomplez.    Diss.    München  1903. 

25.  Weber,  Über  die  akute  primäre  Osteomyelitis  der  Wirbelsäule.  Deutsche  medizin. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  19. 

Weber  (25)  bespricht  im  Anschluss  an  eine  genau  mitgeteilte  Kranken- 
geschichte eines  von  ihm  operativ  geheilten  Falles  von  Osteomyelitis  der 
Lendenwirbelsäule  Diagnose,  Therapie  und  Prognose  dieser  Erkrankung,  die 
er  mit  Recht  als  eine  sehr  seltene  bezeichnet.  Ausser  schweren  Allgemein- 
erscheinungen, wie  sie  auch  sonst  bei  Osteomyelitis  auftreten,  berechtigten 
ausserordentlich  heftige,  im  Rücken,  in  der  Gegend  einer  teigigen,  später 
fluktuierenden  Anschwellung  lokalisierte,  nach  vom  ausstrahlende  Schmerzen 
zu  der  Diagnose,  die  durch  die  Operation  bestätigt  wurde.  Der  in  der  Mittel- 
linie vom  10.  Brustwirbel  bis  zum  Kreuz  herabgeführte  Schnitt  eröffnete  eine 
grosse  Abszesshöhle,  der  Domfortsatz  des  2.  Lendenwirbels  war  rauh,  nach 
Entfernung  der  Dornfortsätze  des  1. — 3.  Lendenwirbels  mit  Meissel  und 
Knochenschere  fand  sich  auch  der  zugehörige  rechte  Querfortsatz  und  Bogen 
erkrankt.  Nach  ihrer  Resektion  ergoss  sich  aus  dem  Wirbelkanal  zwischen 
Knochen  und  Dura  hervor  dicker,  staphylokokkenhaltiger  Eiter.  Der  15  jäh- 
rige Kranke  genas,  nachdem  noch  ein  durch  das  Foramen  ischiadicum  maj. 
nach  aussen  vordringender,  heisser  Senkungsabszess  geöffnet  war,  in  zwei 
Monaten.  Die  Prognose  ist  keine  gute,  nach  der  Zusammenstellung  von 
Hahn  (41  Fälle)  starben  60 >. 


1030  JahreBberioht  für  Ghinirgie.    ü.  Teil. 

Henking  (15)  operierte  mit  Erfolg  einen  Fall  von  akuter  Osteomye- 
litis des  Kreuzbeins. 

Bei  einem  15  jährigen  Jungen  entwickelten  sicli  im  Anschluss  an  einei 
Fall  Schmerzen  im  Kreuzbein,  Fieber,  Schüttelfrost,  allgemeines  UnwollseiB. 
Am  5.  Tage  konstatierte  Henking  starke  Schmerzen  in  der  Ereuz-Std» 
beingegend,  die  in  das  rechte  Bein  ausstrahlten.  Temperatur  39,7,  Pub  130. 
Verstopfung.  Rechte  untere  Extremität  wird  flektiert  gebalten.  Hüfigeleiike 
frei.  Weichteile  über  dem  Kreuz  hin  unverändert.  Das  Kreuzbein  st^ts 
druckempfindlich.  Per  rectum  in  der  Höhe  der  Steissbeinbasis  ein  glatter, 
elastischer,  halbkugelförmiger  Tumor,  der  sehr  druckempfindlich  zu  fohlen  iiL 
Der  Tumor  liegt  auf  der  vorderen  Fläche  des  Kreuzbeins.  Um  an  den  Bl«r- 
herd  heran  zu  können,  wählte  Henking  den  Weg  durch  das  Foramen  ischiadi- 
cum  majus.  Es  entleerte  sich  eine  Menge  Eiter  und  während  der  Nad- 
behandlung  mehrere  kleine  Knochensequester.    Heilung. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg;'. 

Grisel  (13)  bespricht  an  der  Hand  von  zwei  Wirbelosteomyelitis,  die 
nach  einfacher  Spaltung  heilten,  eingehendst  die  in  der  Literatur  nieder- 
gelegten Fälle  und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  therapeutisch  die  einlack 
Inzision  und  Sorge  für  den  leichten  Abfluss  des  Eiters  in  den  meisten  Fak 
genügt.  Wo  diese  von  keinem  Erfolg  begleitet  ist,  haben  auch  die  eiDgröib- 
den  Operationen  nichts  mehr  genützt. 

Brehmer  (5)  beschäftigt  sich  in  seiner  Arbeit  mit  den  Yerletxanga 
der  Wirbelsäule,  speziell  mit  der  von  Kuemell  als  ^traumatische  Spondj- 
litis^  charakterisierten  traumatischen  Veränderung  derselben.  Er  ist  der 
Ansicht,  dass  bei  dieser  bei  einem  schweren  Trauma,  und  wenn  es  sich  u 
einen  nach  verhältnismässig  kurzer  Zeit  auftretenden  Gribbus  handelt,  Fnt- 
turen  und  Fissuren  vorgelegen  haben,  in  den  Fällen  dagegen,  in  denen  ei 
sich  um  ein  geringfügiges  Trauma  handelte,  Knochenquetschungen.  Er  er 
klärt  sich  den  Prozess  folgendermassen:  die  Knochenquetschung  hat  zahlrejciic 
minimale  Brüche  der  Knochenbälkchen  und  Knochenlamellen,  sowie  ei» 
grössere  oder  geringere  Zerreissung  der  Blutgefässe  in  den  Haversiscbea 
Kanälen  und  jener  des  Knochenmarks  zur  unmittelbaren  Folge.  Der  Knocb 
ist  bezüglich  seiner  Festigkeit  und  Widerstandskraft  geschädigt.  Es  komm 
normalerweise  zur  Gallusbildung  und  Resorption.  Da  die  für  die  Verböcbe- 
rung  des  Callus  notwendige  Bedingung,  Immobilisierung  der  lädierten  EnodMi, 
durch  zu  frühzeitige  Bewegung  und  Belastung  der  Wirbelsäule  nicht  erfuft 
wird,  so  entwickelt  sich  aus  der  durch  den  traumatischen  Reiz  henorge 
rufenen,  zur  Gallusbildung  notwendigen  Entzündung  eine  chronische  hsr 
Zündung,  eine  Ostitis  traumatica,  die  ihrerseits  die  Bildung  eines  gefässreichc 
Granulationsgewebes  in  den  Knochenkanälen  zur  Folge  hat.  Dieses  bewirkt 
eine  Einschmelzung  der  Knochenbälkchen  und  Resorption  der  Kochsalze,  so 
dass  schliesslich  der  Wirbelkörper  durch  die  Last  der  auf  ihm  mhendeD 
Wirbelsäule  einsinkt.  Dieser  Prozess  wird  noch  durch  die  geschwächte 
Widerstandskraft,  durch  die  geringere  Festigkeit  des  lädierten  Knochenä 
unterstützt. 

Die  zuweilen  auftretenden  Störungen  von  Seiten  des  Nervensystems  lassen 
sich  durch  die  Annahme  einer  Erschütterung  des  Rückenmarks  erklären. 

Als  weiteren  kasuistischen  Beitrag  führt  Verf.  vier  diesbezügliche  Filk 
an  und  bringt  deren  Knochengeschichten. 


Uoffa,  VerletBoxigen  und  ohirnrg.  Erankbeiten  der  Wirbelsäale  etc.  1031 

Brodnitz  (6)  beschreibt  einen  Fall  von  reiner  traumatischer  Wirbel- 
Erkrankung  im  Sinne  Kümells,  bei  dem  ein  kurz  nach  der  Verletzung  und 
8  Wochen  später  aufgenommenes  Bontgenbild  normale  Verhältnisse  der  Wirbel- 
säule ergab,  während  sich  4  Monate  nach  der  Verletzung  ein  Gibbus  des  1. 
lind  2.  Lendenwirbels  zeigte.  Das  jetzt  angefertigte  Röntgenbild  zeigte  schwere 
IKnochenveränderungen.  Es  handelte  sich  mithin  nicht  etwa  um  eine  Eom- 
pressionsfraktur  oder  Fissur,  bei  der  eine  zu  frühe  Belastung  den  Gallus  zur 
^Erweichung  und  Einschmelzung  hätte  bringen  können,  sondern  um  eine  reine 
S  ü  m  e  1 1  sehe  Wirbelerkrankung. 

Bettmann  (3)  yeröffentlicht  die  Krankengeschichte  eines  Falles  von 
traumatischer  Ankylose  der  Lendenwirbelsäule,  die  im  Anschluss  an  eine 
Stauchung  des  Rückgrates  durch  Fall  auf  das  Gesäss  entstanden  war.  Die 
Lendenwirbelsäule  war  hier  im  Gegensatz  zu  den  bisher  beschriebenen  Fällen 
der  sog.  K  um  eil  sehen  Spondylitis  in  lordotischer  Haltung  fixiert.  Li  seinem 
über  den  Fall  abgegebenen  Gutachten,  dem  das  zuständige  Schiedsgericht  zu- 
gestimmt hat,  erklärt  Bettmann  die  Erkrankung,  die  sich  nachweislich  erst 
nach  dem  Unfall  entwickelt  hatte,  als  Unfallfolge  und  den  Patienten  als  renten- 
bedürftig.  Den  Prozess  selbst  hält  er  für  stationär,  da  er  seit  zwei  Jahren 
keine  Fortschritte  gemacht  hat;  eine  Besserung  sei  aber  nicht  zu  erwarten. 
Betreffs  der  Ätiologie  ist  der  Verf.  der  Ansicht,  dass  es  sich  im  vorliegenden 
Falle  wahrscheinlich  nicht  um  einen  Bruch  oder  eine  Fissur  eines  Wirbels  ge- 
handelt hat,  sondern  ;,dass  die  ganze  Reihe  der  Lendenwirbel  hauptsächlich 
an  der  Stelle  ihrer  Gelenkverbindungen,  an  den  Free,  articulares  und  den 
Bandscheiben,  von  dem  heftigen  traumatischen  Reiz  im  Sinne  einer  Quetschung 
getroffen  worden  sind,  wobei  zugleich  auch  die  Gelenkbänder  eine  Zerrung 
and  teilweise  Zerreissung  erfahren  haben.  Dieser  traumatische  Reizzustand 
bat  schliesslich  zu  Veränderungen  geführt,  die  den  Ausgang  in  Ankylose  be- 
wirkten.^ Die  anatomische  Grundlage  der  Erkrankung  sieht  Bettmann  in 
einer  Verwachsung  der  Wirkelkörper  miteinander  unter  kompletter  Verknöche- 
mng  der  Bandscheiben  und  Gelenke.  Bettmann  rät  unter  Hinweis  auf 
diesen  Fall  zur  Vorsicht  mit  der  Annahme  der  Simulation  oder  Übertreibung 
in  .der  Beurteilung  von  Fällen  von  Rückgratverstauchung  und  Quetschung. 

Barg  (2)  bringt  die  Krankengeschichte  eines  Falles  von  muskulöser 
Rückenyersteifung  (Rigiditas  dorsalis  myopathica  Senator),  die  bei  einem  bis- 
her gesunden  Arbeiter  im  unmittelbaren  Anschluss  an  einen  Fall  auf  den 
Rücken  und  Kopf  entstanden  war.  Der  Patient,  der  erst  6  Monate  nach 
dem  Unfall  zur  Beobachtung  kam,  wies  eine  totale  Versteifung  der  ganzen 
Wirbelsäule  auf,  zerebrale  und  spinale  Erscheinungen  fehlten,  die  Rücken- 
muskulatur  war  atrophisch,  ihre  mechanische  Erregbarkeit  war  erhöht,  ihr 
Verhalten  dem  elektrischen  Strom  gegenüber  völlig  normal.  Ein  gutes  Röntgen- 
bild ergab  einen  völlig  normalen  Zustand  der  gesamten  Wirbelsäule.  Die 
Diagnose  einer  rein  myogenen  Versteifung,  die  schon  auf  Grund  dieses  Röntgen- 
bildes gestellt  wurde,  konnte  durch  eine  Narkotisierung  des  Patienten  be- 
stätigt werden,  da  nach  Erschlaffung  der  Muskeln  eine  absolute  Beweglichkeit 
der  Wirbelsäule  eintrat.  Verf.  schloss  nun  nach  Analogie  mit  anderen  Fällen 
auf  einen  Bluterguss  in  den  Snbarachnoidealraum  der  Rückenmarkshäute,  der, 
wie  schon  Hoffa  hervorgehoben  hat,  auf  reflektorischem  Wege  zu  Muskel- 
kontrakturen führte.  Dass  die  Lumbalpunktion  im  vorliegenden  Falle  negativ 
verlief,  spricht  nicht  gegen  diese  Auffassung,  da  in  den  6  Monaten,  die  nach 
dem  Unfälle  verstrichen  waren,  der  Bluterguss  längst  Zeit  gehabt  hatte  zu 


1082  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  TeiL 

gerinnen  und  sich  zu  organisieren.  Sofort  nach  der  Narkose  trat  eine  sidit- 
liche  Besserung  der  Symptome  ein,  die  unter  weiterer  Behandlung  mit  Ein- 
reibungen,  Massage,  warmen  Bädern  und  Gymnastik,  sowie  unter  Darradnmg 
von  Jod  und  Brom  ää  fortschritt.  —  In  seiner  kritischen  Betrachtung  dieses 
Falles  sowie  der  in  der  bisherigen  Literatur  über  myogene  Rückenveisteifinf 
aufgefundenen  Fälle  erklärt  Barg  die  Versteifung  ohne  Eyphosenbildimg  für 
ein  charakteristisches  Symptom  des  Leidens  im  G^ensatz  zu  den  der  Beck- 
t  er  ewschen  Form  angehörenden  Fällen,  bei  denen  fast  immer  das  Yorhandefi- 
sein  einer  kyphotischen  Verkrümmung  ang^eben  wird.  Als  Hilfsmittel  ftr 
die  Differentialdiagnose  empfiehlt  Barg  die  Durchleuchtung  mit  Röntgen- 
strahlen sowie  die  Untersuchung  in  der  Narkose.  Femer  schlägt  er  Yor,  die 
alte  Einteilung  in  eine  Bechterewsche  und  eine  Marie-Strümpellsche 
Form  aufzugeben  zugunsten  der  Einteilung  in  eine  myogene  und  eine  osteo- 
arthrogene,  ^wobei  man  sich  stets  vor  Augen  zu  halten  hätte,  dass  die  enteie 
Form  der  Therapie  zugänglich  ist,  die  letztere  nicht^. 

M  ü  1 1  e  r  (18)  yeröffentlicht  die  Krankengeschichte  eines  Falles  yon  chromacli- 
ankylosierender  Wirbelsäulenentzündung,  die  darum  besonderes  Interesse  Ter 
dient,  weil  die  Krankheit  nachweislich  direkt  im  Anschluss  an  ein  Tnnmi 
(Fall  auf  das  Gesäss)  aufgetreten  war.  Die  Versteifung  der  Wirbelsäule  hatte 
sich  binnen  vier  Jahren  von  der  Lendenwirbelsäule  aufsteigend  entwickelt 
und  auch  die  Halswirbelgelenke  ergriffen.  Affiziert  waren  ausserdem  die 
Hüft-  und  Schultergelenke,  sowie  das  rechte  Ellenbogengelenk.  Der  Patient 
der  bis  zum  Tage  des  Unfalls  schwere  Arbeit  verrichtete,  war  bis  dahin  immer 
gesund  und  hat  nie  rheumatische  Beschwerden  gehabt. 

Brauer  (4)  beschreibt  zwei  Fälle  von  beinahe  völliger  Versteifung  der 
Wirbelsäule,  bei  denen  auf  dem  Röntgenbild  nichts  Abnormes  zu  sehen  war. 
Fränkel  (12)  beobachtete  vier  Fälle  von  ankylosierender  WirbelsauleD- 
versteifung,  die  sich  weder  in  den  Bechterewschen  noch  den  Harie- 
Strümp  eil  sehen  Typus  einreihen  lassen.  Die  Erkrankung  beginnt  mit  euer 
Ankylosierung  der  Gelenkverbindung  der  Proc.  artic.,  während  die  Spangen- 
bildung  zwischen  den  Wirbelkörpem  und  Wirbelbögen  sekundärer  Natur  und 
eine  Folge  der  veränderten  Statik  sind.  Verf.  rechnet  die  EbrkrankuQg.  zs 
der  Gruppe  der  Arthritis  chronica  ankylopostica  im  Gegensatz  zu  der  Spos- 
dylitis  deformans  der  Wirbelsäule,  bei  der  es  sich  hauptsächlich  um  eine 
Deformierung  der  Wirbelkörper  handelt.  Fränkel  führt  diese  Fälle  ak 
einen  weiteren  Beweis  der  Ansicht  neuerer  Forscher  aus,  dass  eine  strenge 
Trennung  der  beiden  Erankheitstypen  des  Bechterewschen  und  desMarit- 
Strümp eil  sehen  —  sich  nicht  durchführen  lässt. 

Li  der  Arbeit  von  Vi  ernstein  (24)  handelt  es  sich  um  einen  44  jahrigen 
Mann,  bei  dem  sämtliche  Extremitätengelenke  von  einer  Arthritis  defoimu» 
befallen  waren.  Ausserdem  waren  sämtliche  Halswirbel  bis  zum  ersten  Bmstr 
wirbel  beim  Beklopfen  sehr  schmerzempfindlich.  Von  den  BewQgangen  des 
Kopfes,  der  leicht  gegen  das  Stemum  zu  nach  vorne  geneigt  ist»  war  keine 
einzige  ausführbar. 

Besonders  bemerkenswert  erscheint  dem  Verf.  der  Umstand,  dass  der 
Patient  mit  ungemeiner  Präzision  auf  Witterungs-  und  Temperaturwechsel 
reagierte.  Nach  Vi  ernste  ins  Ansicht  handelte  es  sich  im  vorliegenden 
Falle  um  eine  allgemeine,  und  zwar  aus  chronischem  Gelenkrheumatismus 
hervorgegangene  Arthritis  deformans  mit  Anwesenheit  des  Pierre-Marie- 
schen Symptomenkomplexes,  um  eine  Kombination  zweier  für  gewöhnUcb  nicht 


Hoffa,  Verletzangen  und  ohirnrg.  Erankheiten  der  Wirbelsäale  eto.  1033 

auf  ein  und  dasselbe  Individuum  zusammenfallender  Krankheitstypen:  der 
Wirbelsäulensteifigkeit  und  der  deformierenden  Entzündung  der  peripheren 
£xtremitätengelenke,  um  eine  Kombination,  die  sehr  selten  ist. 

Focken  (9)  beschreibt  vier  Fälle  von  chronisch  ankylosierender  Ent- 
zündung der  Wirbelsäule,  bei  denen  in  einem  Fall  die  Erkrankung  wohl  auf 
Gonorrhöe,  in  einem  anderen  auf  rheumatische  Afifektionen  zurückzuführen 
ist.  Er  zählt  sie  zu  der  grossen  Gruppe  der  Spondylitis  deformans,  ohne  in 
ihnen  ein  besonderes  Krankheitsbild  zu  sehen. 

Grätzer  (14)  berichtet  über  einen  Fall  von  Osteoarthropathie  der 
Wirbelsäule  bei  Tabes,  in  dem  es  bei  gleichzeitiger  Osteophysenbildung  zur 
Fraktur  des  3.  und  4.  Lendenwirbels  und  zur  Subluxation  derselben  gegen 
den  2.  und  ö.  Lendenwirbel,  sowie  zur  seitlichen  Luxation  des  2.  gegen  den 
1.  Lendenwirbel  gekommen  war. 

Quincke  (21)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Spondylitis  im  Anschluss 
an  Pneumonie  resp.  Pleuraempyem  und  fasst  diese  als  Pneumokokken  resp. 
Streptokokkenosteomyelitis  auf.  Er  hält  sie  der  Spondylitis  typhosa  gleich- 
wertig und  fasst  alle  diese  Wirbelerkrankungen  als  Spondylitis  infectiosa  zu- 
sammen. Aus  seinen  wie  aus  den  Beobachtungen  Fränkels  (11)  zieht  er 
den  SchlusS;  dass  das  Knochenmark  der  Wirbel  bei  Infektionskrankheiten 
dieselbe  Rolle  spiele  wie  die  Milz. 

Milner  (17)  berichtet  über  Influenzaspondylitis  des  10.  bis  12.  Brust- 
wirbels mit  teilweiser  Kompressionslähmung,  die  bis  auf  eine  Steifigkeit  des 
linken  Beines  zurückging.  Eine  grosse  Ähnlichkeit  hat  diese  Erkrankung 
mit  der  Spondylitis  im  Anschluss  an  Typhus  abdominalis. 

Fichtner  (8)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Spondylitis  typhosa,  die 
12  Tage  resp.  4.  Wochen  nach  der  Entfieberung  aufgetreten  war.  Der  eine 
verlief  mit  ataktischen  Störungen  und  Fehlen  der  Patellarreflexe,  bei  dem 
anderen  traten  keine  Rückenmarkserscheinungen  auf.  Beide  heilten  mit  Ver- 
steifung der  Lendenwirbelsäule  aus,  der  eine  mit  Gibbusbildung. 

Fränkel  (11)  hat  bei  13  an  Typhus  gestorbenen  die  unteren  Brust- 
und  die  oberen  Lendenwirbel  untersucht,  10  auch  bakteriologisch,  und  in 
allen  10  Fällen  im  Wirbelmark  Typhusbazillen  durch  Kulturverfahren  nach- 
weisen können.  Mikroskopisch  fand  Fränkel  neben  anderen,  gewöhnUch 
bei  Infektionskrankheiten  vorkommenden  Veränderungen  noch  Netze  feinster 
Fibrinfasem,  in  deren  Maschen  nekrotische  Zellen  oder  deren  Trümmer  liegen. 

Da  dieser  Befund  auch  erhoben  werden  konnte,  wenn  auch  intra  vitam 
keine  Typhusbazillen  im  Blut  nachgewiesen  werden  konnten,  so  ist  das  ein 
Beweis  dafür,  dass  das  Knochenmark  bei  Infektionskrankheiten  eine  grosse 
Rolle  spielt.  Andererseits  gibt  es  auch  Andeutungen  über  die  Entstehungen 
von  Knochenerkrankungen  bei  Typhus. 

Arapow  (1)  beschreibt  zwei  Fälle  von  typhöser  Spondylitis. 

I.  Bei  einem  26  jährigen  Bauer  traten  die  Erscheinungen  ca.  einen  Monat 
nach  Beginn  der  Krankheit  langsam  auf.  Bei  der  Einlieferung  bestanden 
starke  Schmerzen  im  Bereich  des  I.  und  11.  Lendenwirbels,  Harnverhaltung, 
Temperatur  abends  39,4.  Die  Bewegungen  der  Wirbelsäule  sind  stark  einge- 
schränkt, die  normalen  Krümmungen  verstrichen.  Positiver  Vidal.  Bei  der 
gewöhnlichen  Typhustherapie,  ruhiger  Lagerung  des  Kranken  auf  eine  Wasser- 
matratze gingen  die  Erscheinungen  zurück. 

II.  Ein  löjähriges  Mädchen  erkrankte  am  15.  Dezember  1901  an 
schwerem  Typhus  abdominalis.     Am  2.  Februar  1902   bereits  in  der  Rekon- 


1034  Jahresberieht  fftr  Chinirgie.    11.  TeiL 

yaleszenz,  traten  plötzlich  starke  Schmerzen  im  Lendenteil  der  Wirbelsäak 
auf.  Temp.  subfebril.  Vidal  positiv.  Kyphose  der  Lendenwirbel.  Jede  Bewegaog 
der  Wirbelsäule  wird  vermieden.  Nach  Anlegung  eines  Gipskorsetts  sdurandeo 
die  Schmerzen.    Heilung.  Hohlbeck  St.  Petersburg. 

Spondylitis  tuberculosa. 

1.  Bäärnhielm,  Spondylitis  dorsalis,  paraplegia  spinalis.  Laminektomie.  6eDeiiiQg.AB 
dem  Krankenhauae  asu  Borgholm  (Schweden).    Hygioa  1903.  Heft  1.  p.  71. 

2.  Bartels,  Über  Erkrankung  der  Ganda  equina  im  Gefolge  von  Taberkulose  der  Syn- 
physis  sacroiliaca  und  der  angrenzenden  Beckenknochen.  Mitteilongen  ans  den  Gmn- 
gebieten  1908.  Bd.  XL  Heft  3. 

3.  *Bayer,  Schedes  Redressement  nnd  Eopfstfltze.  Ein  Beitrag  zur  Behandlnog  ia 
Spondylitis.    Diss.    Bonn  1908. 

5.  *Glarke,  The  treatment  of  paraplegia  in  tabercnlosis  of  the  spine.  Some  soggeatioBB 
and  a  review  of  recent  work.    The  Practitioner  19.3.  September. 

6.  ^Desfosses  et  Dacroquet,  Les  gouttiöres  moulöes  dans  le  tnitement  damals 
Pott.    La  Presse  m^dicale  1908.  Nr.  101. 

7.  Duroqaet,  Les  appareils  dans  le  traitement  da  mal  de  Pott  au  d^boi  Sevii« Hy- 
giene et  de  m^decine  infantiles  1903.  Nr.  3. 

8.  *£ttinger,  Ein  Fall  von  Morbus  Pottii  dorsalis  mit  Paraplegie,  sjrrittgaByelitiBekr 
Dissoziation  und  Malum  perforans  der  unteren  Extremitäten  mit  progreeairer  mab- 
lärer  Atrophie  nach  Aran-Duchenne  und  Atrophie  der  oberen  Extremit&ten.  SpitaiEl 
1903.  Nr.  9.  p.  857  mit  4  Figuren  und  Nr.  10.  p.  401. 

9.  Gilette,  Paraplegia  from  Potts  disease.    Intern.  Med.  Magaz.  1902.  July. 

10.  Gourdon,  Du  redressement  progressif  des  gibbosit^  et  des  d^viations  laterales di 
rachis  d'origine  pottique.    Journal  de  m^d.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  29. 

11.  Heinecke,  Zur  pathologischen  Anatomie  und  Klinik  der  Kompression  des  RSekei- 
niarks  bei  Karies  der  Wirbelsäule.    Diss.    Erlangen  1903. 

12.  Hügels hof er,  Über  Spondylitis.    Berlin.  S.  Karger. 

18.  Joachimsthal,  Ein  Fall  von  geheilter  spondylitischer  Lähmung.  Deutsdw  nd 
Wochenschrift  1908.  Nr.  19. 

14.  Joseph,  Einige  Bemerkungen  zu  dem  Vortrage  von  Ynlpiua  «Dauerresoltate  da 
Redressements  des  spondylitiachen  Gibbus*.  Zeitschrift  fSr  Orthopädie  1903.  Bi  IL 
Heft  3. 

15.  Kirmisson,  Enorme  gibbosit^  dorsale  chez  un  jeune  gar^on  ayant  subi,  cioq» 
auparavant,  un  redressement  forcö  avec  r^section  etendue  des  apophyses  ^ineusasptv 
un  mal  de  Pott.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  chir.  de  Paris  XXYU. 

16.  *Krauss,  Die  pathologische  Anatomie  der  sogen.  KompressionamyelitiB  in  ihrer  hat 
Entwicklung.    Diss.    München  1903. 

17.  ^Martin  et  M a c h a r d ,  Traitement  du  mal  de  Pott  et  de  la  coxalgie  k  l'asile  de Rk^ 
Revue  m^dicale  1903.  Nr.  9. 

18.  Melhorn,  Die  in  der  KgL  chirurg.  Klinik  zu  Kiel  in  den  Jahren  1899  bisLJoIüSfi 
behandelten  Fälle  von  Spondylitis  tuberculosa  mit  besonderer  Berficksichtigii^  ^ 
Endergebnisse.    Diss.    Kiel  1903. 

19.  Nonne,  Karies  der  Halswirbelsäule  mit  Senkungsabszeas.  BioL  AbieiL  des  iislSda 
Vereins  Hamburg.    Müncbener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  3. 

20.  Taylor,  Endresultate  nach  der  mechanischen  Behandlung  der  Pottachen  £rhaiika( 
Zeitschrift  für  Orthopädie  1903.  Bd.  XL  Heft  8. 

21.  Tillmanns,  Über  die  Entstehung  und  Behandlang  der  spondylitischen  LÜubu^ 
y.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  1  und  2.  v.  Esmarch  FestachrifL 

22.  ^Welsch,  Über  Spondylitis  und  ihre  moderne  Behandlung  nebat  einer  Ststoft^ 
1892-1901.    Diss.    München  1903. 

1  23.   Wietnig,  Ein  Fall  von  ischämischer  Rückenmarksaffektion  bei  taberknlteer  Sp«<r 

[  litis.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1908.  Bd.  70.  Heft  1  n.  2. 

24.   —  Über  die  Tuberkulose  der  Wirbelsäule,  besonders  ihrer  hinteren  AbechdtU,  a* 
I  über  die  Entstehung  retropharyngealer  Abszesse,    v.  Langenbecks  ArebiT  19(11 

Bd.  71.  Heft  2. 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Wirbelsftule  etc.  1035 

Joachimstlial  (13)  stellte  in  der  S^zung  des  Vereins  für  innere 
Medizin  in  Berlin  am  6.  April  1903  einen  Patienten  vor,  dessen  interessante 
Krankengeschichte  kurz  folgende  ist: 

Ein  jetzt  9jähriger  Knabe  erkrankte  an  Spondylitis  dorsalis,  weswegen 
er  mit  Extension,  später  Korsetts  behandelt  wnrde.  Ein  Jahr  nach  Beginn 
der  Spondylitis  bildeten  sich  spastische  Lähmnngen  der  unteren  Extremitäten 
mit  Incontinentia  nrinae  aus.  Ein  Versuch  mit  Calotschem  Redressement 
scheiterte.  Diesen  Zustand  fand  Verf.  vor,  als  er  den  Patienten  in  Be- 
handlung nahm.  Es  wurde  ein  Gipsbett  nach  Lorenz  angelegt.  Nun  bildete 
sich  ein  Kongestionsabszess,  welcher  unterhalb  des  M.  stemocleidomastoideus 
zutage  trat  Wegen  der  Nähe  der  grossen  Gefässe  wurde  auf  Punktion  ver- 
zichtet, dafür  aber  der  Abszess  breit  eröffnet;  es  entleerte  sich  ca.  ^/s  Liter 
Eiter.  Dies  geschah  etwa  ^/s  Jahr  nach  Beginn  der  Lähmungserscheinungen. 
Schon  am  Nachmittage  des  Operationstages  hatten  die  Spasmen  nachgelassen ; 
die  Inkontinenz  verschwand  am  nächsten  Tage  und  die  Beweglichkeit  der 
unteren  Extremitäten  kehrte  ebenso  rasch  zurück.  In  3  Wochen  konnte  der 
Knabe  ohne  Stütze  umherlaufen.  Die  zurückbleibende  Fistel  sezemierte  lange, 
ist  aber  jetzt  seit  Monaten  geschlossen.  Der  ungewöhnliche  Weg,  welchen 
der  Senkungsabszess  genommen  hat,  ist  wohl  auf  die  dauernde  horizontale 
Lagerung  des  Patienten  zurückzuführen.  Das  schnelle  Verschwinden  der 
Lähmungserscheinungen  ist  aus  der  Aufhebung  des  durch  den  Druck  des 
Abszesses  hervorgerufenen  Ödems  (infolge  Behinderung  des  venösen  Abflusses 
aus  den  Duravenen)  zu  erklären. 

Bevor  Melhorn(18)  in  die  Besprechung  der  einzelnen  Fälle  näher  ein- 
tritt, gibt  er  in  Kürze  ein  Bild  der  Spondylitis  tuberculosa  und  bringt  dann 
71  Krankengeschichten  von  Patienten,  die  in  der  Kieler  Klinik  nach  den 
üblichen  Grundsätzen  der  Therapie  behandelt  wurden.  Ohne  Kompressions- 
erscheinungen wurden  54  entlassen,  mit  solchen  9 ;  ohne  Kompressionserschei- 
nungen starben  4,  mit  solchen  auch  4.  Nachuntersucht  wurden  35  ®/o;  Nach- 
richt erhielt  Verf.  ausserdem  noch  von  weiteren  37  7o.  Die  Laminektomie 
wurde  8 mal  ausgeführt;  von  diesen  8  Patienten  wurde  1  völlig  geheilt,  2  ge- 
bessert entlassen,  1  ungeheilt  und  4  starben.  Ohne  Gibbus  waren  5,  mit 
Senkungsabszessen  23.  Dem  Verf.  fiel  es  auf,  dass  die  Fälle  mit  Kompression 
nie  mit  Senkungsabszessen  verbunden  waren,  obgleich  4  Sektionen  Eitersäcke 
neben  dem  Wirbelherde  feststellten.  Es  ergibt  sich  nach  Meiboms  Ansicht 
daraus  die  Möglichkeit,  dass  die  Kompression  nicht  durch  die  Abknickung  der 
Wirbelsäule,  sondern  durch  den  Druck  des  am  Abfluss  gehinderten  Eiters 
entsteht.  2 mal  war  der  Halsteil  betroffen;  1  mal  Hals-  und  Brustteil,  43 mal 
Brustteil,  3  mal  Brust-  und  Lendenteil,  23  mal  Lendenteil.  Die  Dauer  der 
Krankheit  war  bis  zu  vorläufigem  Stillstand  oder  völligem  Abschluss  bis  1  Jahr 
bei  16  (4  f),  bis  2  Jahr  bei  8  (4  f),  bis  3  Jahr  bei  4  (1  f),  bis  5  Jahr  bei 
1  (t),  bis  10  Jahr  bei  1  (f) ;  unbestimmt  bei  9  (f).  Noch  nicht  abgeschlossen 
bei  16.  Dauererfolge  sind  in  13  Fällen  zu  verzeichnen,  wovon  8  ganz  ge- 
sund, 5  ohne  oder  trotz  Fistein  arbeitsfähig  sind. 

Bartels  (2)  beobachtete  zwei  Fälle  von  Tuberkulose  der  Symphysis 
sacroiliaca,  bei  denen  sich  durch  Fortschreiten  der  Entzündung  vom  Knochen 
auf  die  Dura  eine  Pachymeningitis  caseosa  entwickelt  hatte,  die  auf  die  Nerven 
der  Gauda  equina  drückte. 

Bäärnhielm  (1)  berichtet  über  einen  46jährigen  Mann.  Spondylitis 
seit  5  Jahren,  Lähmung  seit  ^h  Jahr.     Gibbus  den  7. — 11.  Dorsalwirbel  um- 


1036  Jahresbericht  fftr  Chirurgie.    11.  Teil 

fassend.     Der  Fall  ist  interessant  in  der  Beziehung,   dass  die  Lähmung  un- 
mittelbar nach  der  Laminektomie  absolut  und  beständig  zurückging. 

Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors). 

Heineke  (11)  bringt  die  Krankengeschichten  dreier  Fälle  von  Kom- 
pression der  Medulla  bei  Wirbelkaries  mit  ganz  verschiedenem  Verlauf,  aus 
denen  hervorgeht,  dass  die  Krankheitsbilder  der  Karies  der  Wirbelsäule  mit 
Kompression  des  Rückenmarks  in  den  einzelnen  Fällen  ganz  ausserordentlich 
voneinander  abweichen  können.  Auch  die  kavernösen  Symptome  sind  oft 
durch  den  Umstand  stark  variiert,  dass  der  Kompression  nicht  eine  einheit- 
liche Schädigung  zugrunde  liegt,  sondern  eine  Reihe  von  pathologischen  Pro- 
zessen in  verschiedener  Kombination  und  Intensität.  Weiterhin  ist  auch  der 
Sitz  und  die  Grösse  für  die  wechselnde  Ausdehnung  und  Schwere  der  Er- 
krankung von  grosser  Bedeutung. 

Näher  auf  die  einzelnen  Krankengeschichten,  die  in  der  ausführlichsten 
Weise  wiedergegeben  sind,  und  auf  den  genauen  Sektionsbefund,  der  dem 
1.  Falle  beigegeben  ist,  einzugehen,  würde  mich  hier  zu  weit  führen.  Sie 
müssen  schon  im  Original  nachgelesen  werden. 

Hügels hof er  (12)  hat  215  Fälle  von  tuberkulöser  Spondylitis,  die  in 
einem  Zeitraum  von  20  Jahren  im  Kinderhospital  zu  Basel  zur  Behandlung 
gekommen  sind,  zusammengestellt  und  kritisch  beleuchtet;  68  dieser  Fälle 
konnten  nachuntersucht  werden.  Nach  diesen  statistischen  Untersuchungen 
kam  die  Spondylitis  häufiger  beim  männlichen  Geschlechte  vor,  und  zwar  war 
das  frühe  Kindesalter,  speziell  das  dritte  Lebensjahr,'  besonders  bevorzugt 
Der  Prädilektionssitz  der  Erkrankung  fand  sich  im  ersten  Lendenwirbel.  In 
'/5  aller  Fälle  wurden  Senkungsabszesse  beobachtet,  am  häufigsten  Psoas- 
abszesse.  10 ^/o  der  Fälle  waren  mit  Lähmungen  kompliziert,  von  diesen 
endeten  ^/s  letal.  Amyloide  Degeneration  wurde  in  etwas  mehr  als  ^/lo,  sonstige 
tuberkulöse  Erkrankungen  in  */5  aller  Fälle  konstatiert.  Die  Prognose  ist 
recht  zweifelhaft,  da  die  Mortalität  57,6 ®/o  beträgt;  vollständige  Heilung  tot 
nur  in  31,3  ^/o  der  Fälle  ein.  Die  definitiven  Heilungsresultate  des  Baseler 
Spitals  bezeichnet  Hugelshofer  in  kosmetischer  Beziehung  als  mangelhaft 
was  aber  die  spätere  Bewegungsfähigkeit  und  Erwerbsfähigkeit  anbetrifft,  ak 
befriedigend.  Der  Gang  der  Therapie  unterscheidet  sich  in  nichts  Wesentr 
lichem  von  der  heutzutage  allgemein  üblichen. 

Nach  Xillmanns  (21)  entstehen  die  spondylitischen  Lähmungen  fast 
stets  durch  Druck  auf  das  Rückenmark ;  nur  in  seltenen  Fällen  sind  sie  dorcb 
tuberkulöse  Erkrankung  des  Markes,  eine  Myelitis  tuberculosa,  bedingt.  Ein 
Druck  durch  Knochen  ist  gleichfalls  selten,  er  kann  durch  vorspringende 
Knochenkanten  bei  gleichzeitigen  Adhäsionen  des  Markes  und  durch  Knochen- 
Sequester  entstehen,  die  in  dem  Wirbelkanal  disloziert  sind.  Femer  kann  auch 
durch  kallusartige,  regenerative  Knochenneubildungen  und  durch  epidurak 
Bindegewebswucherungen  das  Lumen  des  Wirbelkanals  so  verengert  werden, 
dass  eine  Kompressionslähmung  des  Rückenmarkes  zustande  kommt.  Am 
häufigsten  entstehen  die  spondylitischen  Lähmungen  durch  epidurale  Exsudate, 
Abszesse,  käsige  Zerfallsprodukte  und  durch  peripachymenitische  Granu- 
lationen, also  durch  Weichteilkompression.  Dieser  Druck  ruft  Zirkulations- 
hemmungen und  damit  Ernährungsstörungen  des  Rückenmarks  hervor,  wo- 
durch die  betrefi'enden  Ganglienzellen  und  Nervenfasern  eventuell  für  immer 
zugrunde  gehen.     Eine  Regeneration  findet  nicht  mehr  statt,   sobald  die  auf- 


Hoffa,  Verletzuiigen  and  Chirurg.  Krankheiten  der  Wirbelsftule  etc.  1(B7 

und  absteigende  Degeneration  der  Nervenbahnen  mit  sekundärer  Bindegewebs- 
proliferation  eingetreten  ist.  Im  allgemeinen  ist  die  Daner  des  Druckes 
weniger  schädlich  als  die  Intensität.  Besteht  ausser  der  motorischen  eine 
sensible  Lähmung  und  ist  gleichzeitig  die  Funktion  der  Blase  und  des  Mast- 
darmes gestört,  dann  ist  eine  intensivere  Druckwirkung  vorhanden,  als  wenn 
eine  motorische  Druckwirkung  allein  beobachtet  wird.  Bei  jeder  spondyliti- 
sehen  Lähmung  ist  zunächst  die  unblutige  (orthopädische)  Behandlung  durch 
Extension,  durch  allmählich  redressierende  und  fixierende  Lagerungs-  und 
Stützapparate  anzuwenden.  Nach  T  i  1 1  m  a  n  n  s  Erfahrungen  und  den  ihm  zu- 
gänglichen Statistiken  sind  die  Gasamtresultate  dieser  unblutigen  Behandlungs- 
weise  nicht  günstig.  Führt  diese  Therapie  nicht  bald  zum  Ziele,  so  wendet 
Tillmanns  ^in  geeigneten  Fällen^  die  Frühoperation  an.  Er  führt  dann 
eine  seitliche  Freilegnng  der  Wirbelkorper  aus  mit  möglichster  Ausräumung 
der  tuberkulösen  Herde  und  sucht  durch  Entleerung  der  Exsudate  teils  direkt, 
teils  indirekt  den  auf  dem  Rückenmark  lastenden  Druck  zu  verringern  oder 
zu  beseitigen.  Die  Resektion  der  Wirbelbogen,  die  Laminektomie ,  ist  bei 
Karies  im  Bereiche  der  Wirbelbogen  indiziert,  bei  noch  bestehender  Karies 
der  Wirbelkörper  ist  sie  nicht  ausreichend.  Die  Wahl  des  passenden  Ein- 
gri£Fs  hängt  also  ab  von  einer  exakten  Diagnosenstellung.  Die  Erfolge  der 
operativen  Behandlung  der  spondylitischen  Lähmungen  sind  bisher  noch  nicht 
befriedigend,  so  dass  Tillmanns  zu  dem  Schlüsse  kommt,  dass  sich  allge- 
mein gültige  Regeln  für  die  Behandlung  spondylitischer  Lähmungen  noch  nicht 
aufstellen  lassen.  Jedenfalls  soll  die  unblutige  Behandlung,  falls  keine  wesent- 
liche Bessenmg  eintritt,  nicht  zu  lange  fortgesetzt  werden,  damit  die  Heilungs- 
aussichten sich  nicht  verschlechtem,  sondern  man  soll  baldigst  operativ  vor- 
gehen. Den  Schluss  der  Arbeit  bildet  eine  tabellarische  Übersicht  über  11 
operativ  behandelte  Fälle. 

Wieting  (23)  beobachtete  einen  Fall  von  spondylitischer  Lähmung, 
deren  Ursache  mit  ziemlicher  Sicherheit  festgestellt  werden  konnte.  Die  Läh- 
mung war  bei  einem  11jährigen  Knaben  gleichzeitig  mit  Ödemen  der  unteren 
Extremitäten  ziemlich  plötzlich  eingetreten  etwa  im  zweiten  Jahre  der  Er- 
krankung. Da  grosse  Senkungsabszesse  bestanden  mit  hohem  intermittieren- 
den Fieber,  entschloss  sich  Wieting  zur  Operation;  er  fand  eine  Abszess- 
höhle, die  noch  bis  zum  Halse,  nach  unten  bis  in  die  Nierengegend  reichte, 
ein  anderer  kommunizierender  Abszess  führte  ins  kleine  Becken.  Exitus  eine 
Stunde  nach  der  Operation  unter  Depressionserscheimmgen.  Die  Sektion  er- 
gab eine  Tuberkulose  sämtlicher  Brustwirbelkörper.  Das  Wichtigste  war  eine 
fast  rechtwinklige  Knickung  der  Aorta,  deren  Lumen  erheblich  verengert  war, 
so  dass  nur  eine  bleistiftdicke  Passage  freiblieb.  Aus  der  10.  Interkostal- 
arterie ragte  ein  kleinfingergliedgrosser  gereifter  Thrombus,  der  sich  von  unten 
hinten  her  in  die  Passage  hineinlegte.  In  beiden  Yenae  iliacae  sitzen  noch 
Reste  frischer  Thromben,  beide  Lungenarterien  sind  durch  einen  grossen, 
frischen  reitenden  Thrombus  verlegt.  Der  in  die  Aorta  hineinwachsende 
Thrombus  hatte  in  kurzer  Zeit  den  arteriellen  Blutzufluss  in  die  unteren 
Körperregionen  beschränkt,  es  handelte  sich  also  um  ein  ischämisches  Odem. 
Die  Ischämie,  die  ihren  Grund  in  der  Knickung  und  Thrombenbildung  in  der 
Aorta  findet,  hatte  auch,  wie  die  histologische  Untersuchung  des  Markes  er- 
gab, die  Parese  der  Beine  verschuldet.  So  erklärt  sich  auch  die  Koinzidenz 
der  medullären  Symptome  mit  dem  Ödem  der  Beine.  Der  Fall  ist  deshalb 
von  besonderem  Literesse,  weil  dieser  Modus  der  Rückenmarksaffektion  bei 


1038  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    ]I.  Teil. 

Spondylitis  ausser  in  dem  Hof  faschen  Lehrbuch  nirgends  erwähnt  wird,  abo 
bisher  wenig  Beachtung  gefunden  zu  haben  scheint. 

Wieting  (24)  beobachtete  unter  20  Wirbeltuberkulosen  9  Fälle,  indenes 
die  Bogen,  Dorn-  und  Querfortsätze  befallen  waren.  Difierentialdiagnostiscli 
ist  diese  Lokalisation  der  Karies  in  den  hinteren  Partien  der  Wirbel  ?on  (kr 
gewöhnlichen  meistens  dadurch  abzugrenzen,  dass  bei  der  Spondylitis  posterior 
nur  direkte  Druckschmerzen  auftreten,  während  die  Belastungsschmelzen 
fehlen.  Auch  bei  Bewegung  der  Wirbelsäule  braucht  sie  nicht  vorhanden  zu 
sein.  Abszesse  treten  fast  stets  in  und  an  der  Dornfortsatzlinie  auf,  breiten , 
sich  nach  Durchbruch  der  Fascie  unter  der  Haut  aus,  haben  aber  wenig 
Neigung  zum  Wandern.  £in  Gibbus  fehlt,  Rückenmarksaffektionen  sind  häufig, 
hervorgerufen  durch  tuberkulöse  Granulationen  im  Wirbelkanal.  Die  Be- 
handlung sollte  stets  operativ  sein,  muss  aber  energisch  ausgeführt  werden. 

Wieting  beschreibt  alsdann  zwei  Retropharyngealabszesse,  die  von 
tuberkulösen  retropharyngealen  Lymphdrüsen  und  nicht  von  einer  Affekiion 
der  Halswirbelsäule  ihren  Ausgang  genommen  hatten. 

Duroquet  (7)  lässt  sich  bei  der  Behandlung  der  beginnenden  Spondy- 
litis von  den  allgemein  anerkannten  Grundsätzen  leiten:  Immobilisation  und 
Entlastung  der  erkrankten  Teile,  Fürsorge  für  das  Allgemeinbefinden  des  Kranken. 
Er  verwendet  je  nach  dem  Sitz  der  Erkrankung  permanente  Extension,  Re- 
klination und  eventuell  Kopfstützen.  An  seinen  Gipskorsetts  lässt  er  Bn^ 
und  Bauch  möglichst  frei,  es  bleibt  nur  ein  schmales  Band  oberhalb  der 
Symphyse  stehen,  eine  Halskravatte  eventuell  mit  Kopfstütze  und  zwei  vorn 
über  die  Schultern  nach  den  Seitenteilen  laufende  Verbindungen. 

Gilette  (9)  gibt  an,  dass  die  beste  Behandlung  der  Paralyse  der  Pott- 
schen  Krankheit  (Spondylitis)  absolute  Immobilisation  der  Wirbelsäule  ist, 
welche  am  besten  so  vorgenommen  wird,  dass  der  Patient  auf  einem  harten 
Lager  ruht  mit  Extension  und  Kontraextension  oder  auf  dem  Bradford- 
sehen  Bett,  einem  mit  Segeltuch  überzogenem  Stahlrahmen,  welcher  herum- 
getragen werden  kann  und  auf  welchem  auch  Extension  und  Kontraextension 
angewandt  werden  kaim. 

Taylor  (20)  hat  mit  seinem  Apparat  bis  1863  100  und  seitdem  noch 
500  Fälle  von  Kyphose  nach  Spondylitis  behandelt,  von  denen  150  Fälle 
5  Jahre  und  länger  in  Beobachtung  waren.  Von  diesen  konnten  40  Patienten 
10 — 37  Jahre  lang  beobachtet  werden.  Nach  den  Beobachtungen  des  Verfi 
sind  die  Resultate  bei  der  Behandlung  der  letzten  40  Fälle  folgende: 

1.  Sofortiges  Aufhören  aller  Schmerzen,  aller  akuten  Erscheinungen,  so- 
wie Besserung  des  Allgemeinbefindens  bei   der  Anwendung  der  Rtickenstüt». 

2.  Heilung  in  33  Fällen  mit  gutem  Allgemeinbefinden,  guter  Figur  und 
Funktion. 

3.  In  der  Hälfte  der  Fälle  war  das  Resultat  in  bezug  auf  die  Deformität 
ein  gutes.  In  13  Fällen  konnte  eine  Vergrösserung  verhindert  werden  oder 
es  war  eine  Verminderung  erzielt. 

4.  In  bezug  auf  das  Endresultat  waren  am  günstigsten  die  Halsspond;- 
litiden,  dann  kam  die  Lendenwirbelsäule  und  am  wenigsten  günstig  war  die 
Dorsalspondylitis. 

5.  Die  Rückenstütze  muss  meistens  noch  lange  nach  erfolgter  Heünng 
getragen  werden,  da  die  Wirbelsäule  aus  statischen  Gründen  die  Neigung  hat, 
sich  noch  mehr  zu  verbiegen. 


Hoffa,  Verletzimgen  und  cMroig.  Krankheiten  der  Wirbelsftule  etc.  1039 

6.  Die  Ankylose  tritt  später  und  seltener  anf  als  man  annimmt  und  ist 
weniger  umfangreich  nnd  schwächer. 

Kirmisson  (15)  berichtet  über  einen  Fall,  bei  dem  im  Alter  von 
6  Jahren  die  Wirbelsäule  bei  Pott  scher  Kyphose  nach  Resektion  mehrerer 
Domfortsätze  redressiert  wurde.  Trotz  langer  Nachbehandlung  entstand  doch 
ein  hochgradiges  Rezidiv. 

Joseph  (14)  berichtigt  eine  falsche  Auffassung  seines  seinerzeit  in 
der  Berliner  med.  Gesellschaft  gehaltenen  Vortrags  durch  Vulpius.  Er  will 
nicht  die  Heilung  des  spondylitischen  Gibbus  durch  ^Einkeilung  der  erweichten 
Wirbelkörper^  zustande  bringen,  sondern  betont,  dass  durch  die  Streckstellung 
die  erkrankten  Wirbelkörper  nicht  eingekeilt,  vielmehr  aus  ihrem  eingekeilten 
Zustande  befreit  werden  und  viele  Monate  voneinander  getrennt  bleiben.  Erst 
später  tritt  eine  Kontaktsynostose  der  gesund  gebliebenen  Teile  der  Wirbel- 
körper ein. 

Nonne  (19)  demonstrierte  einen  Fall,  bei  dem  die  klinische  Diagnose 
auf  Cervikalspondylitis  mit  Senkungsabszess  lautete,  während  das  Röntgen- 
bild einen  derben  Schatten  zu  beiden  Seiten  der  mittleren  und  unteren  Hals- 
wirbel zeigte.  Die  Operation  ergab  ein  Sarkom.  Das  Umgekehrte  war  in 
einem  weiteren  Fall  vorhanden,  wo  ein  Tumor  angenommen  war,  während  sich 
bei  der  Operation  eine  tuberkulöse  Karies  herausstellte. 

Ausser  der  Demonstration  von  Röntgenbildern,  die  Eompressionsfrakturen 
der  unteren  Brustwirbel  erkennen  liessen,  ist  noch  von  Interesse,  dass  in  einer 
Wirbelaufnahme  bei  Poliomyelitis  im  Röntgenbild  die  Wirbelkörper  das  Bild 
der  Sudeckschen  Atrophie  deutlich  erkennen  lassen. 

Skoliose. 

1.  Arnd,  Experimentelle  Beiträge  zar  Lehre  der  Skoliose.  Der  Einflnss  des  Mnscalus 
erector  tmnei  anf  die  Wirbels&ule  des  KaninchenB.  Archiv  für  Orthopäd.  Chirargie. 
Bd.  I.  Heft  1  n.  2. 

2.  Arnold,  Ober  Scoliosis  ischiadics.    Dias.  Erlangen  1903. 

3.  Athanaasow,  Über  kongenitale  Skoliose.    Diss.  Wiesbaden  1908. 

4.  —  Über  kongenitole  Skoliose.    Archiv  für  Orthopädie  1903.  Bd.  I.  Heft  8, 

5.  Bade,  Znr  Skoliosenbehandlangsfrage.    Zeitschrift  fttr  orthopädische  ijhimrgie  Bd.  XI. 

Heft  8. 

6.  —  Rippenreeektion  bei  schwerer  Skoliose.    Zentralblatt  fOr  Chirurgie  1903.  Nr.  38. 

7.  —  Erfahrangen  über  den  Wert  des  orthopädischen  Korsetts.  'Zeitschrift  f.  Orthopädie 
1903.  Bd.  12.  Heft  1  u.  2. 

8.  Becher,  Zar  pathologischen  Anatomie  der  Skoliose.  Sonderabdruck  aus  der  Orth- 
Festschrift 

9.  —  Über  den  Zusammenhang  zwischen  Thorazdeformitäten ,  Skoliosen  nnd  adenoiden 
Vegetationen  des  Nasenrachenraums.    Zentralbl.  f.  Chirurgie  1903.  Nr.  9. 

10.  Beck  er,  Die  anatomische  und  klinische  Grundlage  des  orthopädischen  Korsetts.  Archiv 
für  Orthopädie  1903.  Bd.  I.  Heft  1. 

11.  Bender,  Wandemiere  und  Skoliose.    Zentralbl.  f.  Chir.  1903.  Nr.  2. 

12.  Borchard,  Die  Yerbiegung  der  Wirbelsäule  bei  der  Syringomyelie.  Qrenzgebiete  der 
Medizin  1903.  Bd.  12.  Heft  4. 

13.  Busch,  Über  Skoliosenbehandlnng  in  der  chirurgischen  Üniversitäts-Poliklinik  Bonn. 
Mfinchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  15. 

14.  Fenn  er,  An  apparatus  to  fadUtate  the  application  of  plaster  jackets  during  spinal 
by  pen  eztension.    Annais  of  surg.  1903.  January. 

15.  Fiat  au.  Ein  Fall  von  Scoliosis  hysterica  nach  Trauma.  Ärztliche  Saohverständigen- 
seitung  1904.  Nr.  5. 

16.  *Fothergill,  Seme  remarks  on  oorsets.    Medical  Press  1903.  Jnly  8  th. 

17.  Pro  eh  lieh,  Scoliose  cong^nitale  avec  pied-bot  varns-equin.  Bullet  de  la  soci^tö  de 
Pädiatrie  de  Paris  1903.  Nr.  7. 


1040  Jahiesberioht  fOr  Chinirgie.    11.  TeiL 

18.  Geraon,  Zur  Redression  von  Backgratsverkrflmmangen.  Zeitschrift  f&r  OrtliopidM 
1903.  Bd.  Xn.  Heft  a. 

19.  Qoldthwaith,  A  consideration  of  "round  Shoulder"  or  stoop  Shoulder  in  chiUiiood, 
with  especial,  reference  to  the  proper  adjnstement  of  the  clothing  in  preventiiig  ani 
treating  such  conditions.    Amer.  jonm.  of  orth.  surg.  1903.  August. 

20.  *Qouber,  Über  paralytische  Skoliosen  imAnschlnss  an  spinale  EinderiihmiiBg.  Dia. 
Würzburg  1903. 

21.  Hag  eis  tarn,  Ober  die  Bedeutung  der  Diffonnitftten  der  Wirbelsäule  und  des  finst- 
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22.  Hase  brock,  Zur  Ehrenrettung  des  Hessingkorsetts.  Zeitschrift  f.  orthopftd.  Chinugk 
Bd.  XI.  Heft  4. 

23.  Hei  hing,  Beziehungen  zwischen  Halsrippen  und  Skoliose.  Zeitschrift  f.  Ortfaopidift. 
1903.  Bd.  12.  Heft  1  u.  2. 

24.  Hoffa,  Über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Lehre  der  Skoliose. 

25.  —  Über  die  Entstehung  der  seitlichen  RttckgratsverkrOmmungen  während  der  Sdnl- 
zeit.    Gesunde  Jugend,  Zeitschr.  f.  Gesundheitspflege  IH.  Jahrg.  Heft  1  u.  2. 

26.  Hoke,  A  study  of  a  case  of  lateral  currature  of  the  spine:  Areport  on  an  opentin 
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27.  Huhn,  Ein  neuer  Apparat  fOr  Messung  von  Kyphosen.  Russki  Wratsch  1S03. 
Nr.  49. 

28.  Jawin,  Die  Lage  der  Speiseröhre  bei  yerschiedenen  Verkrilmmungen  der  WiilielsinkL 
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29.  Loyett,  The  mechanism  of  lateral  curvatnre  as  applied  to  the  treatment  of  aem 
casas.  Nachschrift:  Schulthess.  Zeitschrift  für  orthopädische  Chirurgie.  Bd.  XL 
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80.  —  The  Clement  of  torsion  in  lateral  curvature  of  the  spine:  its  place  in  the  cum 
and  treatment.    Boston  med.  and  surgical  Journal  1903.  Aug:  6. 

81.  —  A  contribution  to  the  study  of  the  mechanics  of  the  spine.  American  Joninil  ff 
Anatomy  1903.  October  1. 

32.   Lubinus,  Gummiluftpelotten  zur  Behandlung  der  schweren  Skoliose  und  derKjrpIioM' 

Zeitschrift  f.  Orthopäd.  1903.  Bd.  XIL  Heft  8. 
83.  Maass,  Ein  Fall  von  angeborener  Skoliose.    Zeitschrift  f.  Orthopäd.  Chirurgie  Bd. II 

Heft  Z 

34.  Marcuse,  Die  Bedeutung  des  Etappenverbandes  in  der  Behandlung  der  seitlieba 
RAckgratsverkrümmungen,  besonders  der  habituellen  Skoliose.  Deutsche  Zeitsehrift  fir 
Chirurgie.  Bd.  71.  Heft  3—4. 

35.  Modlinsky,  Zur  Korrektur  der  Rückgratsverkrammungen.  Zeitschrift  für  Ortiiopli 
1903.  Bd.  XI.  Heft  3. 

36.  Nicoladoni,  Anatomie  und  Mechanismus  der  Skoliose.  Bibliotheca  medica.  AbteiL t 
Heft  5. 

37.  Ottendorf,  Ein  Beitrag  zur  Tierskoliose.  Zeitschrift  fOr  Orthopäd.  Chirurgie.  Bd. II. 
Heft  4. 

38.  Port,  Gedanken  zur  Theorie  und  Behandlung  der  Skoliose.  Zeitschrift  f.  Oitbopi^i 
1908.  Bd.  XU.  Heft  3. 

89.   Ranzi,  Zur  Kasuistik  der  Halsrippen.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  10. 

40.  Raymond,  Deformation  du  rachis  par  contracture  hyst^rique.  Joum.  de  m^  etie 
chir.  pratiques.  1902.  Nr.  19. 

41.  Redard,  Les  döformations  de  la  colonne  yert^brale  et  du  thorax  au  point  de  vne  to 
assurances  sur  la  vie.    Rev.  d'orthop.  1908.  Nr.  5. 

42.  Roth,  Über  Bades  «Prinzipielles  in  der  Skoliosenfrage*,  Bades  Erwiderong  ]ua«a£ 
Zeitschrift  f.  Orthopäd.  1903.  Bd.  XL  Heft  3. 

43.  Schanz,  Das  Redressement  schwerer  habitueller  Skoliosen  und  Kyphosen,  öesellsek. 
f.  Naturheilk.    Manchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  1. 

44.  Scheffler,  Ein  Skoliosen-Redressionsapparat.  y.  Langenbecks  Archiv  1 908.  Bd. 69 
Heft  3. 

45.  Scholder,  Die  Schulskoliose  und  deren  Behandlung.  Archiv  f.  Orthopädie  etc.  190S. 
Bd.  1.  Heft  3. 

46.  Stephan,  Ober  einen  Fall  von  hochgradiger  angeborener  Rfickgratsverkrümmiiog  l^i 
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47.  Teschner,  The  present  status  of  the  treatment  of  lateral  curvature.  MedicalB«^ 
1903.  Nr.  26. 


Hoffa,  Verletzungen  and  chirarg.  Krankheiten  der  WirbeJsäule  etc.  1041 

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49.  —  Traitement  äoonomiqne  de  la  scoliose.    Thdse,  Lille  1908. 

50.  Yie weger,  Zur  Easoistik  der  Syringomyelie.    Dies.  Leipzig  1908. 

51.  Vogel,   Ein  Fall   Yon   angebomer  SkoUose,   zugleich  mit  angebomer  Hüftluxation. 
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52.  Vulpins,  RflckgratsYerkrflmmung  und  ihre  Behandlung.   Deutsche  Klinik  1903. 

53.  Wahl,  Letzte  Neuerung  in  der  Skoliosenbehandlung.   ÄrzM.  Verein  Mfinchen.   Münch. 
med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  24. 

54.  Weissenstein,  Zur  klinischen  Bedeutung  der  Halsrippen.    Wiener  klin.  Rundschau. 
17.  Jahrg.  Nr.  21  u.  22. 

55.  Wohrizek,  .Korrektor*,  Apparat  für  korsettfreie  Behandlung  der  Rflckgratsdeformi- 
tAten.    Areh.  f.  Qrthop.,  Mechanotherap.  und  Unfallschir.  Bd.  L  Heft  2. 

Ottendorf  (37)  beschreibt  11  Präparate  yon  skoliotischen  Wirbelsäulen 
und  Wirbelsänlenteilen  vom  Pferd,  Rind,  Kalb,  Schwein  und  einigen  nicht 
mehr  bestimmbaren  Zweihufern  ans  der  Sammlung  der  Tierarzneischule  in 
Hannover. 

Arnd  (1)  spricht  über  die  Bolle,  die  nach  Anschauung  der  verschie- 
denen Autoren  den  Rückenmuskehi  in  der  Ätiologie  der  Skoliose  zukommt. 
Die  Ansichten  divergieren  auch  darüber,  ob  und  in  welcher  Weise  sich  nach 
Liähmung  der  Rückenmuskeln  eine  Skoliose  entwickele.  Messner-Kirmisson 
vertreten  den  Standpunkt,  dass  bei  paralytischer  Skoliose  die  Konvexität  auf 
der  gesunden  Seite  des  Rumpfes  liege,  während  sich  die  gelähmten  resp.  pare- 
tischen  Muskeln  auf  der  Konkavseite  finden,  eine  Anschauung,  die  im  wesent- 
lichen von  H off  a,  Lorenz  und  Schul t he ss  geteilt  wird.  Andere  Autoren 
bestreiten  dies  Verhalten  oder  fassen  die  z.  B.  bei  Kinderlähmung  auftretende 
Skoliose  als  eine  statische  Deformität  i.  e.  S.,  als  Folge  der  Missbildung  der 
Beine  auf. 

Arnd  studierte  die  Frage  der  Bedeutung  der  Rückenmuskulatur  für  die 
Ausbildung  der  Skoliose  experimentell  an  jungen  Kaninchen.  Unter  den  er- 
forderlichen Kautelen  (Vermeidung  von  Nebenverletzungen,  von  retrahierender 
Narbenbildung  etc.)  exzidierte  er  ein  mehr  oder  minder  grosses  Stück  des 
M.  erector  trunci.  In  den  ersten  Wochen  veranlasste  der  Defekt  des  einen 
Elrector  trunci  scheinbar  ein  Überwiegen  der  Aktion  des  anderen,  indem  die 
Tiere  beim  Hüpfen  zunächst  eine  laterale  Deviation  der  Wirbelsäule  mit  Kon- 
vexität nach  der  operierten  Seite  darboten.  Bald  aber  änderte  sich  das  Bild ; 
aus  der  Konvexität  wurde  eine  Konkavität  und  aus  der  anfänglich  leicht 
korrigierten  Haltungsanomalie  eine  Skoliose  zweiten  oder  dritten  Grades. 

Bei  den  anatomischen  Untersuchungen  fand  Verf.  stets  eine  laterale 
Deviation  der  Wirbelsäule  mit  der  Konvexität  der  Krümmung  nach  der  der  Ope- 
ration entgegengesetzten  Seite.  An  den  Wirbeln  Hessen  sich  durch  mühsamu 
Messungen  Asymmetrien  und  Formveränderungen  (analog  den  Keil-  und  Schräg- 
wirbeln bei  menschlicher  Skoliose)  feststellen.  Die  Processus  spinosi  und  die 
übrigen  Fortsätze  waren  nach  der  jeweiligen  Konkavität  der  Krümmung  ge- 
richtet. Eine  Deviation  in  sagittaler  Richtung  (im  Sinne  einer  Kyphose)  liess 
sich  in  keinem  Falle  nachweisen.  —  Eine  Anzahl  yon  Abbildungen  illustriert 
die  Befunde. 

Bei  der  Entstehung  der  Skoliose  bei  Quadrupeden  kann  die  Belastung 
keinen  grossen  Einfluss  haben,  wenn  auch  ein  Druck  durch  Muskelzug  aus- 
geübt wird. 

Arnd  zieht  aus  dem  Umstände,  dass  die  geschwächte  Muskulatur  in 
der  Konkavität  der  Krümmung  lag,  den  Schluss,  dass  man  bei  Behandlung 

JahreBbericlit  für  Chirnrgie  1908.  66 


1042  JfthreBlMricbt  Ar  Ghinugie.    IL  Teil. 

der  habitaellen  Skoliose  besonders  die  konkavseitige  Mnsknlatiir  zur  EnUrid»- 
lang  zu  bringen  sich  bemühen  solle. 

In  der  vorliegenden  Veröffentlichnng  hat  Nicoladoni  (36)  denScUo» 
stein  zn  einer  Reihe  von  Arbeiten  über  die  Skoliose  gelegt,  die  ihn  seit  mk 
als  zwei  Jahrzehnten  beschäftigt  hatten.  Er  hat  darin  nach  gründlicher  Dnrck- 
sicht  der  bisher  festgestellten  anatomischen  Tatsachen  und  der  daraus  ge- 
folgerten Theorien  folgende  Anschannngen  zweifellos  sicherstellen  können: 

^Die  Skoliose  ist  eine  Deformität,  hervorgerufen  dorch  abnorme  ex- 
zentrische Belastung  der  Wirbelsäule,  bei  der  es,  abgesehen  von  der  seitliehen 
Abweichung,  zu  einer  Torsion  kommt,  welche  einesteils  den  Einzelwirbel  be- 
trifft, dessen  Körper  dabei  durch  Rotationsbewegung  der  Konvexität  aick  ss- 
wendet, hauptsächlich  aber  die  Relationen  der  einzelnen  Wirbelabschnitte  n- 
einander  in  horizontaler,  frontaler  und  sagittaler  Projektion  tief  stört  Der 
in  diesen  Bewegungen  ruhigste  Teil  ist  das  Segmentum  interarticulare  posterioE.* 

Um  zu  diesen  Resultaten  zu  kommen,  hat  Nicoladoni  zunächst  du 
Skelett  der  Skoliose  Erwachsener  studiert  und  die  Topographie  der  Eingewede, 
die  Veränderungen  der  inneren  Organe  und  die  Anatomie  dnzelner  skolioti- 
scher  Wirbel,  sowie  das  Verhalten  der  Bänder  und  des  Zwerchfells  in  über- 
sichtlicher Weise  dargestellt.  Ein  weiterer  Abschnitt  seiner  Arbeit  behaodek 
die  Architektur  der  kindlichen,  habituellen  und  rachitischen  Skoliose.  Er  leigt 
hier  an  Horizontal-  Vertikal-  und  Frootalschnitten  die  entschiedene  Anpaonng 
des  Knochengefüges  an  neue  statische  Anforderungen.  Aus  dem  reidien  In- 
halte des  Kapitels  über  den  Mechanismus  der  Skoliose  sei  hervorgehobei, 
dass  die  Torsion  der  Wirbelsäule  stets  dort  vollständig  fehlte ,  wo  die  ein- 
seitige Reklination  ausblieb ;  ^^sie  ist  daher  kein  Attribut  der  einfachen  seit- 
lichen Neigung  der  Wirbelsäule,  kein  Attribut  der  reinen  SkoUose^.  Dm 
Skoliose  des  Lendensegmentes  hat  eine  gesonderte  Betrachtung  gefanden.  Hier 
konnte  Nicoladoni  feststellen,  dass  auch  eine  beträchtliche  LendenskoBo» 
nie  stark  torquiert  ist.  Die  Skoliose  des  Lendensegmentes  bezeugt  aufs  neue, 
wie  es  der  durch  einseitige  Belastung  ungleich  verteilte  Markdruck  ist,  welcber 
in  seinem  stetigen  Wirken  von  innen  her  die  gleichmässige  EjiochenstniUsr 
stört  und  dadurch  die  äussere  Gestalt  des  Wirbels  asymmetrisch  nmfoiiBi 
Eine  Besprechung  der  neueren  Arbeiten  über  den  Mechanismus  der  Skoliose 
und  die  aus  ihnen  zu  ziehenden  Sdüussfolgerungen  bilden  den  Schloss  der 
ebenso  gründlichen  wie  interessanten  Arbeit 

Die  dem  Werke  beig^ebenen  instruktiven  Abbildungen  stellen  zumeist 
Präparate  dar,  welche  Nicoladoni  selbst  angefertigt  und  zum  grössten  Teil 
auch  gezeichnet  hat;  ein  kleiner  Teil  ist  nach  Photogriqphien  wiederg^beo. 

Becher  (8)  beginnt  zunächst  mit  der  Beschreibung  der  skoliotischen 
Wirbelsäule  und  ihrer  einzelnen  Segmente  an  der  Hand  eines  Präparates  tob 
einer  schön  ausgebildeten  rechtskonvexen  Dorsalskoliose,  die  dem  lordoüaches 
Typus  angehört.  Er  gibt  eine  eingehende  Schilderung  des  Keilwirbels,  gekt 
dann  nach  oben  und  unten  fortschreitend  die  übrigen  Wirbel  der  Reibe  niA 
durch ,  wobei  er  sich  als  Vergleichsobjekt  der  entsprechenden  Wirbel  einer 
normalen  Wirbelsäule  bedient,  und  fasst  am  Schlüsse  des  besseren  Überblieb 
wegen  noch  einmal  den  anatomischen  Befund  in  seiner  Gesamtheit  znsamm^. 
N^er  auf  die  einzelnen  Details  einzugeben,  würde  den  Rahmen  eines  knna 
Referates  weit  überschreiten  und  aus  diesem  Grunde  muss  ich  schon  dw«a 
verzichten  und  kann  nur  dringend  auf  das  Original  verweisen.  Es  bietet  eine 
Fülle  von  neuen  Gesichtspunkten  und  eine  Fülle  von  Anregungen  für  i^ 


Hoffa,  Yerletzaiigen  und  chirnrg.  Krankheiteo  der  Wirbelsäule  etc.  1043 

er  sich  mit  dieser  Materie  näher  beschäftigen  will.  Zahlreiche  Abbildungen 
md  Tabellen  tragen  zur  Yeranschanlichung  dieses  Bildes  wesentlich  bei.  Im 
weiten  Teile  sucht  dann  Becher  zu  eruieren,  welcher  Art  die  geschilderten 
Sracteinungen  sind  und  auf  welche  Art  und  Weise  sie  zustande  kommen, 
Lucli  hierbei  kann  ich  mich  nur  auf  kurze  Andeutungen  beschränken.  Nach 
techers  Ansicht  wird  durch  irgend  ein  Missverhältnis  zwischen  Belastung 
md  Tragfähigkeit  der  Wirbelsäule  letztere  auf  Biegung  und  Knickung  bean- 
prucht;  die  Biegung  vollzieht  sich  analog  dem  physiologischen  Verhalten 
mter  Drehung  des  auf  der  Scheitelhöhe  befindlichen  Wirbels  nach  der  Seite 
ler  Konvexität  zu.  Infolge  der  engen  Verbindung  müssen  die  Nachbarwirbel 
lie  Drehung  in  entsprechend  geringerem  Grade  mitmachen.  Infolge  Fort- 
bestehens des  die  erste  Biegung  veranlassenden  Moments  bleibt  auch  die 
Elotationsstellung  der  abgewichenen  Wirbel  bestehen  und  erfahrt  noch  eine 
V^erstärkung  durch  die  Belastung.  Der  nicht  mehr  vertikal  wirkende  Druck 
steigert  die  Drehung  immer  mehr,  indem  er  den  Scheitelwirbel  weiter  seitlich 
tiinansdrängt,  derselbe  rotiert  hierbei  um  eine  freie  Achse.  Die  enormen  Form- 
ireränderungen  der  skoliotischen  Wirbel  sind  lediglich  Erscheinungen  des  Druckes, 
lessen  veränderter  Einwirkung  die  Wirbel  durch  Änderung  ihrer  Form  ge- 
recht werden.  Nicht  nur  der  knöcherne  Teil  der  Wirbelsäule,  sondern  auch 
das  gesamte  Bumpfskelett  mit  Bändern,  Muskulatur  und  den  inneren  Organen 
der  Brust-  und  Bauchhöhle  wird  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Das  sind  die 
Hauptsätze  der  Becher  sehen  Ausführungen  im  zweiten  Teil  der  äusserst 
interessanten  und  lehrreichen  Arbeit,  die  sich  würdig  den  Albert  sehen, 
Riedingerschen  und  Schulthessschen  Abhandlungen  über  dieses  Thema 
anreiht  und  einen  weiteren  schätzenswerten  Beitrag  liefert  zu  einem  der 
schwierigsten  Kapitel  der  Orthopädie. 

Im  Verein  für  Schulgesundheitspflege  zu  Berlin  hielt  Hoffa  (25)  einen 
Vortrag  über  die  Entstehung  der  Skoliose  als  Schulkrankheit.  Hoffa  spricht 
sich  energisch  für  die  Notwendigkeit  aus,  mehr  als  bisher  bei  der  Erziehung 
der  Jugend  neben  dem  Pädagogen  dem  Arzt  Sitz  und  Stimme  einzuräumen, 
und  zwar  durch  Anstellung  besonderer  Schulärzte,  da  nur  hierdurch  das  er- 
strebenswerte Ziel  der  Erziehung  ;,mens  sana  in  corpore  sano^  gewährleistet 
werden  könne. 

In  der  klinischen  Vorlesung  bespricht  Hoffa  (24)  die  Ätiologie,  Sym- 
ptome, Diagnose  und  Therapie  der  Skoliose. 

Vulpius  (52)  behandelt  in  der  von  Leyden  und  Klemperer  heraus- 
gegebenen ;,Deutschen  Klinik '^  das  Kapitel  der  Rückgratsverkrümmungen, 
sowohl  der  Kyphosen,  einschliessUch  der  Spondylitis,  wie  der  seitlichen  Ab- 
weichungen. Knappe  und  präzise  Ausdrucksweise,  sowie  genaue  Besprechung 
der  therapeutischen  Massnahmen  zeichnen  seine  Darstellung  aus. 

Becher  (9)  hat  in  ca.  ß^h  der  Skoliosen  bei  Kindern  zwischen  6  und 
12  Jahren  den  von  Bedard  zuerst  angegebenen  Zusammenhang  von  adenoiden 
Vegetationen  im  Nasen-Rachenraum  mit  Thoraxverkrümmungen  und  Skoliosen 
beobachtet,  die  nach  Entfernung  der  adenoiden  Wucherungen  unter  Gymnastik 
und  Massage  zurückgingen. 

Veras  (49)  bespricht  zuerst  die  Ursachen  anatomischer  Verhältnisse 
und  Formen  der  Skoliose.  Von  den  zur  Erklärung  der  Entstehung  der  Skoliose 
gegebenen  Theorien  erwähnt  er  die  muskuläre,  ligamentäre  und  ossäre  Theorie, 
welch  letztere  die  Skoliose  als  Folge  einer  Art  Spätrachitis  auffasst.    Es  folgen 

66* 


1044  Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    IL  Teil. 

Angaben  über  Skoliosen-Messungen  und  über  die  znr  Kontrolle  der  erbaltenei 
therapeutischen  Resultate  dienenden  Tafeln. 

Die  Prognose  ist  nach  Verf.  um  so  ernster  zu  stellen^  je  firüher  die 
Skoliose  auftritt. 

Die  Behandlung  der  ausgebildeten  Skoliosen  soll  zwei  Indikationeii  er- 
füllen: 1.  sie  soll  die  Deformation  so  gut  wie  möglich  redressiereo,  2.  den 
Organismus  und  die  Wirbelsäule  unter  solche  Bedingungen  bringen,  dass  die 
Reduktion  definitiv  bleibt.  Verf.  empfiehlt  horizontale  Lagerung  mit  Ex- 
tension, Suspension,  methodisch-orthopädische  Übungen  (täglich  1  Stande)  und 
ein  passend  gearbeitetes  Korsett.  Von  Apparaten  erwähnt  er  den  Sayre- 
schen  Suspensionsapparat  und  den  Lorenz  sehen  Wohn. 

Das  nicht  abnehmbare  Gipskorsett  verwirft  Verf.,  weil  es  die  MnskuUtor 
schwäche,  die  Atembewegungen  beeinträchtige  und  eine  Gymnastik  hinda^ 
Er  zieht  das  abnehmbare  Korsett  vor.  Das  leichtere  Filzkorsett  stützt  naek 
Veras  den  oberen  Teil  der  Wirbelsäule  nicht  genügend. 

Dass  die  abnehmbaren  Gipskorsetts  eine  bessere  Fixierung  bewiiktai 
als  aus  leichterem  Material  hergestellte  Korsetts,  ist  nicht  richtig.  Abgeaehee 
vom  Filzkorsett  haben  wir  vor  allem  in  den  zuerst  von  He s sing  konstmierteii 
Stoffkorsetts  (mit  Stahlschienen  und  -bügeln),  die  bei  hochsitzenden  Deviationeü 
mit  Kopfstütze  versehen  werden  können,  geradezu  ideale  Stützapparate.  — 
Der  Wert  der  nicht  abnehmbaren  Gipskorsetts  liegt  darin,  dass  sie  eine  for- 
cierte Redression  schwerer  Skoliosen  in  Etappen  ermöglichen;  die  unter  don 
Korsett  erfolgte  Abmagerung  der  Muskulatur  muss  man  durch  nachfolgend 
Massage  und  fieissige  Gymnastik  bekämpfen. 

Lovett(29 — 31)  sucht  in  der  zweiten  experimentellen  Arbeit  denBeweb 
für  die  gleichzeitige  Rotation  der  Wirbelsäule  bei  Seitwärtsverbiegong  «f 
rein  mechanischer  Basis  zu  erbringen.  Auf  folgenden  allgemeinen  Gesetaei 
basieren  die  Experimente  des  Verfassers:  ein  gerader  biegsamer  Stab  kam 
in  einer  Ebene  ohne  Drehung  gebeugt  werden,  doch  dann  kann  er  nicii: 
gleichzeitig  ohne  Verdrehung  in  einer  zweiten  gebeugt  werden;  ein  gerader 
biegsamer  Stab  kann  ohne  Seitwärtsbiegung  gedreht  werden,  ist  ein  soldifr 
aber  bereits  in  einer  Ebene  gebogen,  so  kann  er  nicht  mehr  ohne  eine  Seit- 
wärtsbiegung gedreht  werden.  Die  vom  Verfasser  für  die  Wirbelsäulenve^ 
hältnisse  aus  der  Arbeit  gezogenen  Schlüsse  sind :  1.  Die  Processus  articnlans 
bewirken  nicht  die  Torsion  der  Wirbelsäule  bei  Skoliose;  2.  die  Torsion  der 
Wirbelsäule  bei  Skoliose  wird  nicht  dadurch  verursacht,  dass  die  Wirbeisank 
aus  zwei  Komponenten  aufgebaut  ist,  der  Säule  der  Körper  und  der  Saufe 
der  Bögen  (Meyer);  3.  die  Wirbelkörpersäule  ist  der  ausschlaggebende  Faktixr 
bei  der  Bewegungsassoziation;  4.  die  Wirbelkörper säule  allein  und  die  ganze 
intakte  Wirbelsäule  verhalten  sich  gleich  und  zwar  so  wie  ein  biegsamer  Sub 
von  derselben  Form,  Länge  und  Elastizität.  Quoad  Behandlung  hält  Verf. 
in  der  ersteren  Arbeit  für  eine  Reihe  von  Fällen  Drehbewegungen  und  passiTe 
Drehungen  für  von  therapeutischem  Werte. 

S  Chol  der  (45)  hat  durch  Untersuchungen  einer  grossen  Anzahl  toi 
Schulkindern  beiderlei  Geschlechts  nachgewiesen,  dass  der  Unterschied  in  dff 
Frequenz  der  Skoliose  bei  beiden  Geschlechtem  bei  weitem  nicht  so  gross  ist 
als  es  die  meisten  Orthopäden  angeben.  Danach  kommt  die  Schulskolio» 
sowohl  bei  Knaben  als  bei  Mädchen  ungefähr  in  gleichem  Verhältnis  vor,  aaf 
23  7o  skoliotischer  Knaben  kommen  26,7  ®/o  skoliotischer  Mädchen.  Dafür, 
dass  die  Schule  als  determinierende  Ursache  der  Skoliose  angesehen  werden 


Hoffa,  YerletzaDgen  und  chirarg.  Krankheiten  der  Wirbelsäule  etc.  1045 

üUBSy  spricht  das  unglaubliche  Vorwiegen  der  linksseitigen  Totalskoliosen; 
iron  diesen  Skoliosen  waren  79®/o  rein  habituell.  Die  Progression  der  Skoliosen- 
sähl  nahm  standig  von  einer  Klasse  zur  nächst  höheren  zu.  Mit  dieser  Zahl 
äer  Skoliotischen  hielt  die  der  Myopien  Schritt,  d.  h.  sie  nahm  ebenfalls  von 
Erlasse  zu  Klasse  zu.  —  Für  den  wichtigsten  Teil  der  Skoliosentherapie  er- 
klärt Scholder  mit  Recht  die  Prophylaxe.  Um  sie  zur  Anwendung  zu 
wringen,  fordert  Scholder  die  Elimination  folgender  schädlicher  Momente, 
Beelche  die  Schule  mit  sich  bringen  kann:  1.  Ungenügende  Beleuchtung  der 
Eüassenzimmer ;  2.  die  prolongierte  sitzende  Haltung  der  Schulkinder ;  3.  Schul- 
bänke, die  der  Grösse  der  Kinder  nicht  angepasst  sind;  4.  fehlerhafte  Heft- 
iage ;  5.  die  Schrägschrift.  Im  Anschluss  hieran  definiert  er  die  hygienischen 
Forderungen,  die  unbedingt  erfüllt  werden  müssen,  um  den  Schreibakt  zu 
einem  möglichst  unschädUchen  zu  machen,  und  geht  kurz  auf  die  Therapie 
der  ausgebildeten  Skoliose  ein,  die  er  sehr  pessimistisch  beurteilt.  Den  meisten 
Elrfolg  gewährleistet  hierbei  noch  die  Behandlung  in  einem  orthopädischen 
Institut,  das  von  einem  wissenschaftlich  gebildeten  Arzte  geleitet  ist.  Im 
allgemeinen  ist  er  ein  Gegner  des  Korsetts,  hält  es  aber  doch  in  gewissen 
Fällen  für  indiziert,  so  bei  schmerzhaften  Skoliosen  und  femer  bei  hoch- 
gradigen, mit  Respirationsstörungen  verbundenen  Skoliosen.  Dagegen  lassen 
sich  in  den  übrigen  Fällen  durch  Bedressionsgymnastik  verhältnismässig  gute 
Resultate  erzielen. 

Athanassow  (3,  4)  hatte  in  dem  Institut  von  Schulthess  Gelegen- 
heit, eine  angeborene  Skoliose  bei  einem  8  jährigen  Mädchen  zu  beobachten. 
Es  handelte  sich  hier  um  ein  Fehlen  oder  eine  rudimentäre  Entwickelung 
einer  Wirbelhälfte  des  3.  Lendenwirbels  und  eine  abnorme  Gestaltung  des 
4.  und  in  geringerem  Grade  des  2.  Lendenwirbels.  Gleichzeitig  bestand  eine 
Spina  bifida  lumbalis.  Im  Anschluss  an  diesen  Fall  bespricht  und  klassifiziert 
Verf.  31  in  der  Literatur  beschriebene  einschlägige  Fälle.  Davon  waren  17 
einfache  und  14  komplizierte  angeborene  Skoliosen,  und  zwar  bestand  die 
Komplikation  3  mal  in  Spina  bifida,  im  übrigen  in  anderweitigen  Deformitäten. 
In  28  Fällen  waren  BildungsanomaUen  wie  Wirbelkörper  angegeben,  grössten- 
teils Fehlen  oder  mangelhafte  Ausbildung  einer  Wirbelkörperhälfte  und  der 
Intervertebralscheiben.  Bezüglich  der  ursächlichen  Momente  konnte  auch 
Athanassow  nichts  Positives  ermitteln.  Sicher  ist  nur,  dass  die  SkoUose 
einige  Zeit  braucht,  bis  sie  manifest  wird.  Für  die  frühzeitige  Erkennung 
leichterer  Fälle  ist  in  der  Radiographie  ein  neues  Mittel  gegeben,  das  eine 
sichere  Diagnose  gestattet. 

Maass  (33)  berichtet  über  einen  Fall  von  angeborener  linkskonvexen 
Totalskoliose  bei  einem  3  Monate  alten  Mädchen,  die,  wie  er  annimmt,  bei 
dem  Fehlen  aller  übrigen  in  Betracht  zu  ziehenden  Momente  als  durch  intra- 
uterine Belastungsdeformität  zustande  gekommen  ist. 

Vogel  (51)  beobachtete  ein  1^/*  Jahre  altes  Mädchen,  das  ausser  einer 
kongenitalen  Hüftluxation  eine  angeborene  starke,  kurzabgebogene,  rechts- 
konvexe Skoliose  des  untersten  Kreuz-  resp.  Steissbeins,  mit  umgekehrter  Ver- 
biegung  im  Lumbaiteil  aufwies.  Da  das  Kind  nur  wenige  Wochen,  bevor  es  in 
Behandlung  kam,  gelaufen  war,  ist  eine  statische  Skoliose  wohl  auszuschliessen. 
Zeichen  von  Bachitis  sind  nicht  vorhanden.  Die  ganze  linke  Beckenhälfte 
steht  um  mehrere  Zentimeter  höher  als  die  rechte,  weswegen  das  reponierte 
Bein  zu  kurz  erscheint. 


1046  Jahrmbericht  fOr  Ohinugie.    11.  Teil. 

Fr ö lieh  (17)  berichtet  über  die  Kombination  von  angeb(Nrener SkolioK 
mit  Klumpfuss.  Beide  Deformitäten  wurden  sofort  nach  der  Entbindung  be- 
merkt. Es  soll  wenig  Fruchtwasser  vorhanden  gewesen  sein.  Im  übrig« 
keinerlei  Deformitäten  in  der  Familie. 

Der  zur  Zeit  3  jährige  Knabe  weist  keinerlei  Spuren  von  Rachitis  auf. 
Es  besteht  eine  starke  rechtskonvexe  Lumbodorsalskoliose  mit  starker  Torsios. 
Kompensatorische  linkskonvexe  Skoliose  im  oberen  Dorsalteil.  Das  ganze  Ab- 
domen und  der  Thorax  erscheinen  nach  rechts  verschoben.  Die  rechte  Becken- 
hälfte  ist  gesenkt.  Der  ganze  Rücken  ist  entlang  den  Domfortsätzen  stad 
behaart ,  namentlich  im  Bereiche  eines  knöchernen  Vorsprungs ,  der  auf  isx 
Seite  der  Konvexität  der  Lumbalwirbelsäule  gelegen  ist.  Das  Rontgenlnld 
lässt  erkennen,  dass  die  Wirbelkörper  des  Lumbaiteils  miteinander  verschmobeo 
sind.  Die  Lendenwirbelsäule  scheint  aus  zwei  Knochenmassen  zusammeDgesetzi 
zu  sein ,  die  Wirbelkörper  erscheinen  voluminöser  als  normal  und  nur  dnrck 
einen  hellen  Zwischenraum  getrennt.  An  der  Brustwirbelsäule  kann  man  die 
12  einzelnen  Wirbel  deutlich  erkennen.  Ein  überzähliger  Wirbel  ist  nickt 
vorhanden.  Das  Becken  erscheint  asymmetrisch.  Zwei  Abbildungen  sind  der 
Arbeit  beigegeben, 

Arnold  (2)  bespricht  die  bisher  bekannten  Formen  der  ScoUosis  isdiia- 
dica  und  bringt  ausführlich  eine  eigene  Krankengeschichte  dieser  Affektion 
Es  handelt  sich  um  eine  heterologe  Skoliose  mit  leichter  Kyphose  im  Leah- 
und  geringer  Lordose  im  oberen  Brustteile.  Die  Nervenaffektion  ist  auch  a£ 
den  Plexus  sacrolumbalis  übergegangen,  und  zwar  auf  die  hinteren  Äste  dem- 
selben. Verf.  bespricht  dann  die  mannigfachen  Theorien,  welche  das  Zustande- 
kommen der  verschiedenen  Formen  der  Scoliosis  ischiadica  zu  erklären  socb 
und  glaubt,  für  seinen  Fall  die  heterologe  Skoliose  teils  mit  einer  Entlastongsr 
haltung ,  teils  durch  die  Insuffizienz  der  Muskulatur  der  kranken  Seite  Dsd 
besonders  durch  den  krampfartigen  Kontraktionszustand  der  gesundes  Ant- 
agonisten erklären  zu  können. 

Der  Ansicht  Schüdels,  Higiers,  Fischer-Schönwalds,  Sacks', 
Vulpius',  welche  eine  skoliotische  Verkrümmung  der  Wirbelsäule  mit  seit- 
licher Verschiebung  des  Rumpfes  nur  bei  Übergreifen  des  EntzündungsproMses 
auf  höher  gelegene  Nervenbahnen,  besonders  auf  den  Plexus  lumbosacralis  fr 
möglich  halten ,  räumt  Verf.  auch  auf  Grund  seines  Falles  ausgedehnte  Be- 
deutung ein. 

Ranzi  (39)  veröffentlicht  zwei  Fälle  von  Halsrippen,  die  wegen  der  Be- 
schwerden, die  sie  verursacht  hatten,  zur  Operation  kamen.  Es  handelte  sii 
beide  Male  ausschliesslich  um  nervöse  Erscheinungen;  Parästhesien,  Kälte- 
gefühl im  Arm,  Abnahme  der  Kraft  und  Atrophien.  Bei  dem  einen  Fall  b^ 
stand  auch  eine  leichte  Skoliose  der  unteren  Halswirbelsäule.  Entfernt  wurdei 
die  Halsrippen  von  einem  Schnitt  aus,  der  vom  hinteren  Rand  des  Muscote 
stemocleidomastoideus  bis  zum  vorderen  Rand  des  Musculus  cucullaris  reickte. 
Sie  wurden  mit  Periost  entfernt;  eine  Verletzung  der  Pleura  fand  nicht  statt 

Hei  hing  (23)  hat  13  Fälle  von  Halsrippen  beobachtet,  in  denen  es 
sich  um  Rippenrudimente  handelte,  die  nur  wenig  über  die  Querfortsatae  des 
VH.  Halswirbels  hinausragen  und  mit  einer  Spitze  frei  endigen.  Klinisch  ij* 
Halsrippenskoliose  —  die  ungefähr  2  Vo  aller  Skoliosen  beträgt  —  durch  ihrei 
hohen  Sitz,  ihre  Starrheit  und  die  dem  TorticoUis  ähnliche  Haltung  des  Kopfes 
charakterisiert.     Es  handelt  sich  nach  dem  Verf.  bei  der  Kürze  der  Hak- 


Hoffa,  Yerleizimgen  und  diirarg.  KrankheHen  der  Wirbelsäule  eio.  1047 

rippen  nicht  um  ein  mechanisches  Hindernis,  sondern  um  eine  reflektorische 
Skoliose,  ähnlich  wie  bei  der  Scoliosis  ischiadica. 

Weissenstein  (54)  publiziert  einen  Fall  von  linksseitiger  Halsrippe, 
der  sich  durch  vollständiges  Symptomenbild  auszeichnet.  Es  handelt  sich  um 
eine  23  jährige  Phthisika,  die  seit  ihrem  11.  Lebensjahre  über  Störungen  im 
linken  Arm  zu  klagen  hatte.  Diese  Störungen,  bestehend  in  Taubsein,  Kälte- 
gefühl, Unfähigkeit  zu  feineren  Arbeiten,  resultierten  aus  dem  Vorhandensein 
einer  vollständig  ausgebildeten  winkligen  Halsrippe,  über  die  die  Subclavia 
stark  gespannt  hinwegzog.  Geringe  Bewegungen  des  Armes  wie  des  Kopfes 
genügten,  um  den  Puls  durch  die  entstehende  Kompression  zum  Verschwinden 
zu  bringen.  Ausserdem  zeigte  Patientin  im  linken  Arm  und  der  Hand  aus- 
gebreitete Atrophien,  Paresen  und  Störungen  der  Sensibilität.  Nach  Exstir- 
pation  der  Rippe  verschwanden  die  Erscheinungen. 

Bender  (11)  beobachtete  als  eine  seltene  Ursache  seitlicher  Wirbel- 
sänlenverkrümmung  eine  Wandemiere.  Die  bei  der  22jährigen  Patientin  vor- 
handene Neigung  der  Lendenwirbelsäule  nach  der  kranken  Seite  hin  erklärt 
sich  aus  dem  unwillkürlichen  Bestreben,  die  schmerzhafte  Lendenpartie  zu 
entspannen,  die  Nerven  daselbst  von  Druck  und  Zug  zu  entlasten.  In  Bücken- 
lage hörten  die  Schmerzen,  die  sich  bei  der  Patientin  zu  Paroxysmen  steigerten, 
auf.  Die  Skoliose,  die  in  Extension  noch  völlig  ausgleichbar  war,  wurde  nach 
den  üblichen Begeln  behandelt;  ausserdem  wurde,  da  die  vorgeschlagene Nephro- 
raphie  verweigert  wurde,  eine  grosse  Pelotte  nach  Art  eines  Bruchbandes  an- 
gefertigt, ^welche  die  Niere  nach  hinten  und  oben  halten  soll.^ 

Veras  (48)  beschreibt  in  seiner  Arbeit  zwei  Fälle  von  mit  Gibbus  ein- 
hergehender Goxitis,  bei  welcher  sich  gleichzeitig  eine  Skoliose  ausbildete.  Im 
ersten  Falle  war  es  eine  rechtskonvexe  Brustskoliose,  im  zweiten  Falle  links- 
konvexe Dorsolumbalskoliose. 

Was  die  Erklärung  betrifft,  so  glaubt  Verf.  nicht,  dass  die  Skoliose 
etwa  auf  reflektorischen  Muskelkrampf,  wie  bei  schmerzhaften  Arthritiden 
zurückzuführen  sei,  da  keine  Rückenschmerzen  vorhanden  waren  (Fall  1),  resp. 
die  Skoliose  erst  nach  dem  schmerzhaften  Stadium  sich  entwickelte  (Fall  2). 

Eine  statische  Skoliose  ist  ausgeschlossen  deswegen,  weil  die  Konvexität 
nach  dem  gesunden  Bein  zu  liegt.  Erklären  kann  Verf.  sich  das  Entstehen 
nur  durch  die  Lage,  die  Pat.  im  Bette  einzunehmen  pflegten,  wobei  man 
allerdings  annehmen  musste,  dass  unterhalb  des  Pott  sehen  Buckels,  in  dessen 
Bereich  die  Wirbelsäule  schon  ankylosiert  war,  dieselbe  noch  flexibel  ge- 
wesen wäre. 

Eine  andere  Erklärung  wäre  die,  dass  schon  auf  seiten  des  kranken 
Gliedes  eine  primäre  Lumbaiskoliose  bestand,  dass  die  Dorsalskoliose  nur  kom- 
pensatorisch sei.  Die  Totalskoliosen  können  unter  dem  Einfluss  der  Ruhe 
sich  entwickelt  haben. 

Auch  könnte  man  schliesslich  noch  die  halbsitzende  Stellung  der  Kox- 
algiker  im  Bette  verantwortlich  machen,  bei  welcher  sie  bei  ankylotischem 
Hüftgelenk  nur  Bewegungen  in  der  Wirbelsäule  machen  können.  Die  Kranken 
beugten  sich  wohl  dabei  mehr  nach  der  Seite  der  Konkavität  wie  der  Kon- 
vexität. In  der  umgekehrten  Richtung  waren  Torsion  und  Bewegungen  im 
Rücken  nützlich. 

Borchard  (12)  beobachtete  unter  18  Fällen  von  Syringomyelie  mit 
Knochen-  und  Gelenkaffektionen  17  mal  eine  begleitende  Wirbelsäulenverkrüm- 
mung, die  er  durch  gewisse  trophische  Störungen  erklärt.    Die  Erkrankung 


1048  J»hre»berioht  Iftr  Ghirargie.    11.  Teil. 

beginnt  meistens  bei  einzelnen  Wirbeb,  besonders  den  unteren  Hals-  und 
oberen  Brostwirbebi  und  kann  in  jedem  Stadium  stillstehen.  Es  handelt  sich 
dabei  meistens  um  eine  Kyphoskoliose  mit  Torsion. 

Vi e  weger  (50)  führt  zunächst  die  hauptsächlichsten  Theorien  über  die 
Pathogenese  der  Syringomyelie  an,  schildert  das  klinische  Bild  in  anschau- 
licher Weise,  wobei  er  besonders  auf  die  drei  Kardinalsymptome  aufmerksam 
macht,  auf  die  Muskelatrophie,  die  dissoziierte  Empfindungslähmung  und  die 
trophischen  Störungen,  zu  denen  er  auch  die  Gelenkerkrankungen,  die  Spon> 
tanfrakturen  und  die  Verkrümmungen  der  Wirbelsäule  zählt,  die  so  häu% 
sind,  dass  sie  einen  gewissen  diagnostischen  Wert  haben.  Nach  einigen  knrzeD 
Bemerkungen  über  die  Ätiologie  bringt  View  eger  sieben  Krankengeschichten 
aus  der  Herrenabteilung  der  Leipziger  medizinischen  Poliklinik,  von  denen 
die  ersten  sechs  Fälle  im  wesentlichen  den  typischen  Verlauf  der  Syringomyehe 
zeigen.  Nur  der  7.  Fall  zeigt  ein  atypisches  Verhalten,  da  anfangs  keines  der 
drei  Hauptsymptome  vorbanden  war.  In  drei  Fällen  waren  Wirbelsänlenrei^ 
krümmungen  vorhanden.  Alle  sieben  Fälle  betrafen  Männer;  in  keinem  war 
Heredität  nachweisbar. 

Hagelstam  (21)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Syringomyelie  und  be- 
tont das  häufige  Vorkommen  von  Rückgrats-  und  Thoraxverkrünmumgen  \m 
Syringomyelie.  Am  häufigsten  sind  Skoliosen,  seltener  Kyphoskoliosen  und 
Lordosen  beobachtet  worden. 

Jawin  (28)  hat  an  Leichen  die  Lage  der  Speiseröhre,  der  Luftröhre  und 
der  Aorta  bei  verschiedenen  Verkrümmungen  der  Wirbelsäule  untersacht  und 
dabei  gefunden,  dass  die  Aorta  und  andere  Gefässe,  die  sich  mit  ihreii 
Zweigen  an  der  Wirbelsäule  festhalten,  den  Krümmungen  derselben  folgen. 
Ebenso  ist  dies  der  Fall  mit  der  Trachea,  welche  auch  mit  der  Wirbelsäule 
ziemlich  fest  verbunden  ist.  Die  Speiseröhre  bildet  dort,  wo  sie  hinter  der 
Trachea  und  der  Aorta  liegt,  ebenfalls  Krümmungen,  sowohl  in  der  sagittalen 
wie  in  der  frontalen  Ebene.  Unterhalb  der  Bifurkation  entfernt  sie  sich  von 
der  Wirbelsäule  und  nimmt  ihre  Richtung  als  Sehne  oder  Bogen  von  grösseren 
Radius  über  die  Wirbelsäulenkrümmung  hinweg.  Nur  wenn  das  hint^-  ihr 
liegende  lockere  Zellgewebe  durch  pathologische  Prozesse,  wie  z.  B.  durcii 
Lungen-  oder  Mediastinaldrüsentuberkulose,  unnachgiebig  geworden  oder  ge- 
schrumpft ist,  folgt  auch  die  Speiseröhre  den  Verkrümmungen  der  Wirbelsänk 

Raymond  (70)  beschreibt  eine  hysterische  Wirbelsäulenverkronuming 
bei  einem  Manne,  die  sich  ganz  plötzlich  nach  vierstündiger  Bewnsstlosigkeü 
und  zwar  sofort  in  ihrer  ganzen  Vollständigkeit  eingestellt  hatte.  Diese  Ver- 
krümmung war  merkwürdigerweise  eine  totale  Lordose  der  Wirbelsäule,  deren 
Scheitel  in  der  Lendengegend  lag.  An  einem  von  Raymond  nicht  näher 
angegebenen  Punkte  der  Wirbelsäule  liess  sich  ein  Druckpunkt  nachweiseo, 
der  so  empfindlich  war,  dass  ein  länger  fortgesetzter  Druck  unfehlbar  eine 
Attacke  herbeigeführt  „hätte^.  Die  Rückenstrecker  waren  stark  kontrahiert 
Hysterische  Stigmata  waren  zwar  nicht  nachweisbar,  doch  kommt  in  diesem 
Falle  für  die  Diagnose  nur  Hysterie  in  Betracht.  Angaben  über  den  Verlauf 
der  Erkrankung  fehlen  leider. 

Fla  tau  (15)  beobachtete  einen  Fall  von  hysterischer  Skoliose,  die  bei 
einem  Arbeiter  infolge  Tragens  einer  schweren  Last  entstanden  sein  soll.  Die 
Verbiegung  der  Wirbelsäule,  bei  der  keine  Torsion  vorhanden  war,  glich  sidi 
in  Bauchlage  vollkommen  aus.  Sie  war  durch  eine  Kontraktur  des  rechts- 
seitigen   Erector    trunci    entstanden.      Gleichzeitig    bestanden    anderweitige 


Hoffa,  Verletzangen  und  ohinurg.  &aiikheiten  der  Wirbelsäale  eto.  1049 

nervöse  Störungen,  so  dass  die  hysterische  Natnr  des  Leidens  als  sicher- 
gestellt gelten  kann.  Darch  Anlegung  eines  Stützkorsetts  konnte  der  Patient 
geheilt  werden. 

Stephan  (46)  berichtet  über  einen  Fall  von  hochgradigster  Kypho- 
skoliose. Die  Atmungsbreite  beträgt  nur  1  cm,  doch  finden  Herz  und  Lunge 
in  der  stark  vorspringenden  Hühnerbrust  Platz  zum  Entwickeln.  Dadurch 
und  durch  die  gute  Ausdehnungsfähigkeit  des  Brustkorbes  nach  oben  erklärt 
es  sich  auch,  dass  der  Patient  trotz  seiner  schweren  Deformität  imstande 
war,  seinen  überaus  anstrengenden  Dienst  als  Segelschiffmatrose  zu  versehen, 
ohne  Atembeschwerden  zu  leiden. 

In  dem  Bericht  vom  3.  internationalen  Eongress  von  Ärzten  der  Ver- 
sicherungsgesellschaften, der  in  Paris  vom  26.  bis  28.  Mai  stattfand,  bespricht 
Redard  (41)  die  Hauptpunkte,  die  ein  Arzt  bei  der  Beurteilung  eines 
Kranken  mit  Verkrümmungen  der  Wirbelsäule  oder  des  Thorax  in  bezug 
anf  eine  Lebensversicherung  beobachten  muss. 

Dieser  Bericht  enthält  eine  genaue  Analyse  der  allgemeinen  und  für 
jeden  Fall  besonderen  Ursachen,  die  die  Prognose  beeinflussen,  und  richtet 
das  Augenmerk  besonders  auf  die  Komplikationen  von  Seiten  der  Brustorgane, 
die  einen  vorzeitigen  oder  plötzlichen  Tod  hervorrufen  können. 

Port  (38)  sieht  die  Ursache  der  habituellen  Skoliosen  in  einer  Er- 
müdung der  Bückenmuskel,  besonders  der  langen  Rückenstrecker,  wobei  die 
Knochendeformität  sekundiären  Ursprungs  und  als  Folge  des  ungleichen 
Wachstums  anzusehen  ist.  Nach  dieser  Theorie  greift  er  daher  die  Behand- 
lung der  Skoliose  auch  an  der  Muskulatur  an  und  legt  das  Hauptgewicht  auf 
die  Stärkung  und  Kräftigung  der  konvexseitigen,  gedehnten  und  daher  ge- 
schwächten Muskulatur.  Er  hat  einen  portativen  Apparat  konstruiert,  der 
eine  Extension  zwischen  einem  Beckenteil  und  Kopfteil  gestattet,  jedoch  auch 
gymnastische  Übuugen  in  Extension  zulässt. 

Busch  (13)  berichtet  über  112  Skoliosen,  die  in  der  Zeit  vom  I.April 
1898  bis  1.  April  1902  auf  ca.  25000  poliklinische  Patienten  kamen.  Von  diesen 
112  kamen  aber  nur  70  in  Behandlung,  und  während  von  diesen  wieder  20 
früher  oder  später  aus  verschiedenen  Gründen  die  Behandlung  unterbrachen, 
haben  nur  50  eine  regelrechte  Behandlung  erfahren.  Diese  50  dienen  dem 
Verfasser  als  Grundlage  für  seine  Arbeit,  in  der  er  zunächst  einige  statistische 
Angaben  bringt,  die  wohl  wegen  der  geringen  Zahl  nicht  von  Interesse  sein 
dürften.  Bezüglich  der  Ätiologie  sei  hier  der  eine  Fall  erwähnt.  Es  hatte 
eine  Fraktur  eines  Dorsalwirbels  bestanden,  und  zwar  war  dieselbe  durch 
einen  Fall  aus  dem  Bett  verursacht  worden,  war  aber  symptomenloe  ver- 
laufen. Als  das  Kind  sich  nun  nach  sechs  Jahren  wegen  Skoliose  in  der 
Poliklinik  vorstellte,  fiel  der  eigentümlich  hohe  Sitz  derselben  sowie  die  Ver- 
schiebung der  Schulterblätter  auf.  Auf  der  Böntgenplatte  war  die  Fraktur 
deutlich  nachweisbar.  —  Verf.,  hält  es  mit  Schede  für  durchaus  wichtig, 
eine  korrigierte  Stellung  des  Körpers  durch  ein  abnehmbares,  aber  unnach- 
giebiges Korsett  festzuhalten,  und  diese  Forderung  wird  für  ambulatorische 
Behandlung  erst  recht  ihre  Geltung  finden  müssen.  Vor  der  Anlegung  eines 
Korsetts  muss  eine  möglichst  vollständige  Mobilisation  erstrebt  werden  durch 
Turnen,  Übungen  etc.,  die  einzeln  aufgeführt  werden.  Verf.  hält  die  Alu- 
miniumbronzekorsetts für  die  besten,  die  alle  Vorteile,  die  an  ein  solches 
Korsett  zu  stellen  sind,  vereinen.  Der  Preis  ist  allerdings  70 — 100  Mark. 
Busch  will  es  angewendet  wissen  bei  ganz    schweren  Kyphoskoliosen,    bei 


1050  Jahresbericht  fttr  Chirurgie,    ü.  Teil. 

Fällen  schwerer  oder  redressierbarer  Skoliose  ond  bei  leichten  überhängenda 
Skoliosen.  Von  den  50  Patienten  wurden  3  nur  mit  Turnen  behandelt,  9  be- 
kamen ein  leichtes  Korsett  mit  eingenähten  Stahlspangen,  38  bekamen  m 
festes  Korsett,  28  ein  Gips-  und  10  ein  Aluminiumbronzekorsett  Dk 
Krankengeschichten  der  letzteren  bringt  er  mit  Photographien.  HinsichtKeh 
des  Erfolges  drückt  sich  Verf.  insofern  etwas  vorsichtig  aus,  als  er  sagt,  das 
in  keinem  Falle  die  Anwendung  des  Korsetts  von  einem  direkten  Misserfolg 
begleitet  war.  In  vier  Fällen  war  das  Resultat  ein  gutes.  Den  Bemerknnga 
über  die  Korsetts  mit  Zelluloid  und  Leder  betreffs  der  Haltbarkeit  ete. 
kann  Ref.  nicht  zustimmen;  nach  seinen  Erfahrungen  stehen  nameDtfick 
erstere  den  Aluminiumskorsetts  in  keiner  Weise  nach,  haben  aber  noch  da 
Vorteil,  dass  sie  billiger  sind. 

Schanz  (43)  empfiehlt  das  etappenweise  Redressement  für  dieBekasJ- 
lung  der  meisten  habituellen  Skoliosen.  Das  Gipskorsett  reicht  von  denTith 
chanteren  bis  über  den  Hals,  wobei  kurz  vor  deren  Erstarren  eine  manneDe 
Korrektion  vorgenommen  wird.  Nach  mehreren  derartigen  in  kurzen  hUs- 
Valien  angelegten  Gipsverbänden  wird  ein  Gipskorsett  mit  Kopfhalter  & 
6 — 12  Wochen  in  der  jetzt  erreichten  Stellung  angelegt.  Das  Resultat  wirf 
durch  Massage,  Gymnastik  und  ein  abnehmbares  Korsett  bewahrt. 

Goldthwait  (19)  hat,  um  die  durch  die  Kleiderlast  verursachten  runden 
Schultern  zu  verhindern,  eine  Taille  konstruiert,  die  hoch  an  den  Hak  hiuMf- 
reicht  und  die  durch  zwei  Riemen  gestützt  wird,  welche  nahe  am  Halse  11^ 
und  sich  unmittelbar  hinter  dem  Nacken  kreuzen.  An  diesen  werden  dui 
die  Röcke  und  die  Strumpfbänder  befestigt.  Dieser  bringt  die  Last  aii(dei 
hinteren  und  inneren  Teil  der  Schultern  und  hat  eher  die  Tendenz,  sie  röd* 
wärts  als  vorwärts  zu  ziehen. 

Teschner  (47)  empfiehlt  bei  der  Behandlung  der  Skoliose  seine  scha 
früher  ausgesprochene  Methode  der  Übungen  und  verwirft  jede  Immobilisatio 
des  Rückens.  Seine  Übungen  haben  sich  in  hunderten,  auch  in  sehr  schwers 
Fällen  gut  bewährt.  Er  fordert  strikte,  dass  jedoch  nur  der  Arzt  die  Üboogs 
vornimmt  und  überwacht,  und  dass  die  Kinder  nicht  Masseusen  oder  schw«fr 
sehen  Gymnasten  überlassen  werden.  Diesem  Übelstande  schreibt  er  eioas 
Teil  der  ungünstigen  Resultate  zu ,  den  die  amerikanischen  Orthopäden  zna 
Teil  mit  seiner  Übungsmethode  gehabt  haben. 

Das  von  Marcuse  (34)  geschilderte  Verfahren  zur  Beseitigung  der  seit- 
lichen Rückgratsverkrümmungen  weicht  in  keinem  wesentlichen  Punkte  ^ 
dem  jetzt  überall  üblichen  ab.  Der  Verf.  präzisiert  die  bekannten  Au%ate 
der  Therapie  folgendermassen :  Vor  allem  sind  richtige  statische  Verhate« 
zu  schaffen,  d.  h.  die  Wirbelsäule  soll  gestreckt  und  detorquiert  werden  \d 
ihre  seitliche  Verschiebung  muss  beseitigt  werden ;  sofort  und  gleichzeitig  Ö 
für  eine  möglichst  ungestörte  Funktion  (soweit  dies  eben  erreichbar  ist)  xa 
sorgen.  Dieses  Ziel  sucht  Marcuse  durch  portative,  oft  zu  wechselnde  Gips- 
verbände zu  erreichen,  die  er  im  Beelyschen  Rahmen  anlegt.  Zum  Redres- 
sement bedient  er  sich  ausser  der  Extension  nur  der  Händekrafb ;  er  verackte* 
auf  jede  Polsterung ,  was  doch  bedenkUch  erscheint.  Noch  bedenklicher  isi 
der  Umstand,  dass  seine  Gipskorsetts  nur  bis  zur  Achselhohle  reichen,  t^ 
eine  im  oberen  Dorsalteil  sitzende  Skoliose  kaum  beeinflussen  werden.  De@ 
Muskelschwunde  sucht  er  schon  imEtappenverbande  dadurch  entgegenziiarbeit». 
dass  er  durch  Fenster  die  Muskulatur  des  Rückens  und  der  Brust  elektrisi^ 
Ist  die  denkbar  feste  Korrektion  in  Etappenverbänden  erreicht,  so  gibt  «^ 


Hoffa,  Verletzangen  and  chimrg.  Krankheiten  der  Wirbelsänle  etc.  1051 

abnehmbare  Stützkorsetts  (Hessing)  und  kräftigt  die  Mosknlatnr  energisch 
diu*ch  Massage,  Faradisation  und  gymnastische  Übungen. 

Scheffler  (44)  beschreibt  den  in  der  Schanz  sehen  Anstalt  gebrauchten 
Skoliosenredressionsapparat ,  der  eine  wesentliche  Vereinfachung  des  Spiral- 
detorsionsapparates  von  Lorenz  darstellt.  Er  besteht  aus  einem  Beely- 
schen  Stehrahmen,  dessen  vertikale  Balken  zwei  C-f5rmige,  150  cm  lange  Eisen- 
schienen tragen ;  die  eine  dieser  Schienen  springt  nach  vom,  die  andere  nach 
hinten  vor.  An  ihrem  senkrechten  Schenkel  sind  ringetragende,  leicht  ver- 
stellbare Eisenklötzchen  angebracht.  An  diesen  Bingen  wird  das  Spiralband 
befestigt  und  auf  diese  Weise  der  Spiralzug  in  der  gewünschten  Bichtung  aus- 
geübt. Das  Becken  des  Patienten  wird  natürlich  vorher  an  einem  in  zweck- 
entsprechender Höhe  eingestellten  Querholz  mittelst  eines  Gurtes  fixiert.  Um 
auch  die  obersten  Teile  der  Wirbelsäule  beeinflussen  zu  können ,  trägt  das 
oberste  Querholz  eine  Beihe  von  Haken,  die  es  gestattet,  den  Kopf  nach  der 
einen  oder  anderen  Seite  der  Mittellinie  schräg  einzustellen. 

Wahl  (53)  demonstriert  einen  Bedressionsapparat,  der  die  Anlegung 
von  Gipskorsetten  in  sitzender  Stellung  mit  Beckenschiefstellung  ermöglicht. 

Wohriczek  (55)  geht  von  dem  Grundsatze  aus,  dass  das  Korsett  in 
der  Skoliosentherapie  nicht  das  leistet,  was  man  von  ihm  erwartet.  Es  ist 
kein  Mittel  von  aktiv  umgestaltender  Wirkung,  sondern  ein  Prohibitivmittel. 
Aber  auch  das  nicht  ganz.  Die  Kraftleistung  des  Korsetts  ist  nicht  gross 
genug,  um  eine  skoliotische  Wirbelsäule  zu  entlasten  und  der  Torsion  Wider- 
stand zu  leisten.  Ausserdem  überwiegen  die  Schädlichkeiten  infolge  der  Im- 
mobilisation  der  Muskulatur  weitaus  den  Nutzen  der  Korsetts.  Hiervon  aus- 
gehend hat  er  einen  Apparat  ;, Korrektor^  konstruiert,  durch  den  er  die 
redressierende  Wirkung  beliebig  lange  Zeit  an  dem  skoliotischen  Wirbelsäulen- 
abschnitt anwenden  kann.  Der  Apparat  besteht  in  der  Hauptsache  aus  ver- 
stellbaren Pelotten,  die  auf  die  Bippenbuckel  eingestellt  werden.  Eine  kleine 
Abänderung  gestattet,  den  Apparat  auch  für  Kyphosen  zu  gebrauchen,  indem 
eine  Pelotte  auf  die  Mitte  des  runden  Bückens  drückt,  während  durch  Biemen 
die  Schultern  und,  bei  Dorso-Gervikalskoliosen,  auch  der  Kopf  zurückgehalten 
werden.  Eine  Kombination  ermöglicht  es,  die  Kinder  beliebig  lange  im 
^  Korrektor^  zu  halten  und  sie  während  der  Zeit  mit  Lesen  etc.  zu  be- 
schäftigen. 

Becker  (10)  bespricht  die  anatomische  und  klinische  Grundlage  des 
orthopädischen  Korsetts,  dessen  Zweck  die  Fixation,  die  Stützung  bezw.  Ent- 
lastung, die  Extension  und  die  Bedression  der  Wirbelsäule  sein  soll.  Er  führt 
im  einzehien  aus,  wie  diesen  vier  Indikationen  am  zweckmässigsten  zu  ge- 
nügen ist  und  zieht  die  Nutzanwendung  auf  spezielle  klinische  Fälle,  die  eine 
Korsetttherapie  erfordern  können.  Es  sind  dies  4  Gruppen  von  Wirbelsäulen- 
deformitäten:  1.  die  neurogenen,  2.  die  rachitischen,  3.  die  spondylitischen 
und  4.  die  habituellen.  Bezüglich  der  Konstruktion  des  Korsetts  verwirft 
Becker  alle  Korsetts,  „die  ihr  Heil  in  einer  stützenden  Armkrücke  suchen: 
das  sind  in  allererster  Linie  die  Hessingschen  Korsetts'^  Ein  solches 
Korsett  kann  nur  dann  einen  gewissen  Halt  gewähren,  wenn  es  ausserordent- 
licb  fest  geschnürt  wird;  dass  es  dann  aber  grossen  Schaden  anrichtet,  ist 
klar.  Becker  selbst  benützt  Lederkorsetts,  die  durch  aufgenietete  Stahl- 
Schienen  verstärkt  werden;  den  Gipsabguss  dazu  nimmt  er  in  Suspension. 
Unmittelbar  unter  der  am  stärksten  prominierenden  Partie  wird  eine  Polste- 
rung  auf   das   Gipsmodell    aufgenagelt.     Achselkrücken,    die    höchstens    die 


1Ü52  Jahrasberidit  fQr  Chirargie.    IL  Teil. 

Schultern  zurückhalten  können,  Pelotten,  Gurte  oder  elastische  Züge  Ter- 
wendet  er  so  gut  wie  nie.  Das  Roth  sehe  Detorsionskorsett  hält  Becker 
für  unzulänglich,  während  er  das  Wullst einsehe  Verfahren  für  anatomisch 
einwandfrei  und  für  den  grössten  Fortschritt  in  der  Skoliosentherapie  erklart. 
Hier  sei  das  Skoliosenkorsett  das,  was  es  stets  bleiben  wird,  nämlich  nur  ein 
Glied  in  der  grossen  therapeutischen  Kette.  Bedenken  gegen  diese  Methode 
erweckt  allein  ihre  lange  Dauer  und  der  dadurch  erwachsende  Kostenaufwand. 
Daher  lässt  sich  diese  Behandlung  für  die  minderbemittelten  Klassen  nur  dann 
durchführen,  wenn  sich  die  grösseren  Städte  zur  Errichtung  orthopädischer 
Institute  entschlössen,  die  sich  namentlich  der  Skoliosenbehandlung  zu  widmen 
hätten. 

Im  Gegensatz  zu  Becker  zieht  Hasebrock  (22)  das  Hessingsche 
Stoffstahlkorsett  den  starren  Korsetts  vor.  Einige  Krankengeschichten  er- 
läutern die  Vorzüge  desselben. 

Bade  (5)  berichtet  auf  dem  H.  Kongress  für  orthopädische  Chirurgie 
über  seine  Erfahrungen  bei  der  Behandlung  von  187  Skoliosen  aus  einem 
Zeitraum  von  3  Jahren.  Von  diesen  wurden  117  allein  heilgymnastisch,  47 
allein  mit  Korsett  behandelt,  während  23  forciert-redressiert  wurden  und  zur 
Nachbehandlung  einen  Stützapparat  bekamen. 

Er  benutzte  Hessingkorsetts,  Leder-,  Aluminium-,  Gummiluftpelottoh 
korsetts  sowie  einen  neuen  von  ihm  hergestellten  Redressionsapparat.  Bade 
kommt  bei  seinem  Material  zu  dem  Schluss,  dass  am  wirksamsten  in  der  Be- 
handlung schwerer  Skoliosen  das  forcierte  Redressement  ist,  dass  das  dadurch 
erreichte  Resultat  durch  die  gebräuchlichen  Portativapparate  in  den  meisten 
Fällen  nicht  völlig  erhalten  bleibt,  dass  die  Portativapparate  aber  bisweilen 
den  positiven  Nutzen  haben,  indem  sie  in  vereinzelten  Fällen  sehr  minimal 
korrigierend  auf  Torsion  und  Deviation  einwirken,  das  Überhängen  jedoch  in 
leichten  Fällen  beseitigen,  in  schweren  mildern. 

Bade  hat,  da  das  definitive  Resultat  bei  den  forciert  redressierten  am 
besten  war,  zwei  neue  Portativapparate  konstruiert,  das  Gummilaftpelotten- 
korsett  und  seinen  Redressionsapparat,  die  das  durch  die  Redression  erzielte 
Resultat  besser  bewahren  wie  die  gebräuchlichen  und  verbessern.  Das  Gummi- 
luftpelottenkorsett  hat  sich  nicht  bewährt,  weil  der  Gummi  auf  die  Dauer 
nicht  dicht  hält,  wogegen  Bade  mit  seinem  Redressionsapparat  sehr  za- 
frieden  ist. 

Roth  (42)  wendet  sich  gegen  Bade,  dessen  Ausfuhrungen  er  nicht  bei- 
stimmen kann.  Er  beschreibt  einige  Verbesserungen  an  seinem  Korsett,  wo- 
gegen Bade  (7)  bei  seiner  Auffassung  über  das  forcierte  Redressement,  Ex- 
tension und  Eingipsung  von  Pelotten  bei  der  Behandlung  von  Skoliosen  bleibt 

Lovett  (29)  wählt,  wie  aus  der  von  Schulthess  übersetzten  Ab- 
handlung zu  ersehen  ist,  die  horizontale  Bauchlage  für  das  Anlegen  eines 
Gipskorsetts,  wobei  er  die  Beine  senkrecht  herabhängen  lässt.  'Er  glaubi 
dass  die  Wirbelsäule,  die  in  horizontaler  Lage  nicht  so  extendiert  ist,  dadurch 
leichter  einer  seitlichen  Korrektur  zugänglich  ist.  Seine  Methode,  die  er 
durch  Kadaverexperimente  erprobt  hat,  hat  er  in  einigen  Fällen  zur  Zufrieden- 
heit angewandt. 

Lubinus  (32)  benutzt  zur  Redression  des  Rippenbuckels  anstatt  der 
gewöhnlichen  starren  Pelotten  Gummiluf tpelotten ,  die  miteingegipst  werdai 
und  von  aussen  durch  das  Korsett  hindurch  durch  ein  Ventil  mit  einer  Luft- 
pumpe  aufgeblasen   werden.     Verf.    benutzt   für   seine  Thoraxverbände    den 


Hoffa,  Verletzungen  and  ehirarg.  Krankheiten  der  Wirbelsäule  etc.  1053 

Eoffaschen  Sitzrahmen,  an  dem  er  eine  veränderte  Sitzvorrichtung  ange- 
bracht hat,  die  das  Herstellen  einer  schiefen  Ebene,  das  Höherstellen  einer 
Beckenhälfte  und  Rotation  des  Beckens  gestattet.  Auch  für  in  horizontaler 
Lage  hergestellte  Verbände  hat  er  durch  eine  sinnreiche,  einfache  Vorrichtung 
den  Rahmen  modifiziert. 

Gerson  (18)  beschreibt  einen  durch  eine  Pelotte  hergestellten  „Re- 
dressionsbügel";  der  sich  leicht  an  der  Massagebank  anbringen  lässt,  und 
eine  gleichfalls  an  der  Massagebank  anzubringende  Kombination  von  Redression 
und  Extension. 

Fenn  er  (14)  empfiehlt  den  von  Bloom  angegebenen  Lagerungsapparat, 
der  aus  je  einer  Schulterstütze  und  einer  Beckenstütze  besteht.  Dazwischen 
befindet  sich  eine  Netzschraube,  die  unter  den  Buckel  gebracht  werden  kann, 
durch  deren  Anziehen  der  Gibbus  leicht  gehoben  und  eine  Extension  der 
Wirbelsäule  erzielt  wird. 

Modlinsky  (36)  hat  für  die  Behandlung  von  Rückgratsverkrümmungen 
einen  Apparat  konstruiert,  der  sich  für  alle  Arten  anwenden  lässt.  Es  handelt 
sich  um  eine  abnehmbare  Prothese,  bei  der  durch  Extension  zwischen  Becken 
und  Kopf  der  Rumpf  gestreckt  und  immobilisiert  wurde.  Zwischen  Becken- 
und  Kopfteil  können  Pelotten  angebracht  werden,  um  einen  genau  regulier- 
baren Druck  auf  irgend  eine  Stelle  der  Verkrümmung  auszuüben. 

Der  von  Huhn  (27)  angegebene  Apparat  beruht  auf  dem  Prinzip  des 
Tantographs.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Bade  (6)  führte  bei  einem  33jährigen  Patienten  mit  hochgradiger 
rechtskonvexer  Kyphoskoliose  eine  Rippensektion  aus.  Die  Absicht  bei  der 
Operation  war  nicht,  den  Rippenbuckel  zu  verkleinern,  sondern  die  Schmerzen 
zu  beseitigen,  die  dadurch  entstanden,  dass  das  vordere  Ende  der  7.  linken 
Rippe  nicht  am  Stamm  fixiert  war  und  nun  bei  jeder  Atembewegung  das 
Individuum  reizte.     Die  Operation  hatte  den  gewünschten  Erfolg. 

Hoke  (26)  beschreibt  in  einer  Abhandlung  eine  Reihe  von  Operationen, 
die  er  zwecks  Redressement  einer  starken  veralteten  Skoliose  bei  einer  Pati- 
entin vorgenommen  hat.  Wenn  auch  so  leicht  niemand  in  Deutschland  den 
Mut  haben  wird,  derartig  tiefgreifende  Operationen  nachzumachen,  so  ist  es 
doch  zum  Verständnis  der  ganzen  Prozedur  notwendig,  etwas  ausführlich 
darauf  einzugehen. 

Es  handelt  sich  um  eine  16  jährige  Patientin  mit  stark  rechtskonvexer 
Dorsalskoliose.  Verkrümmung  zuerst  mit  9  Jahren  bemerkt.  Vom  10.  Jahre 
ab  behandelt  mit  Massage,  Gymnastik,  Gradhalter.  Der  Zustand  verschlimmerte 
sich  immer  mehr.  Mit  16  Jahren  kam  Patientin  in  die  Behandlung  des  Ver- 
fassers. Nach  langer  Übung  wurde  durch  Korrekturstellung  und  Muskel- 
anstrengung eine  ziemliche  Geradehaltung  bewirkt,  die  Patientin  für  einige 
Minuten  innehalten  konnte,  doch  konnte  dieselbe  wegen  der  knöchernen  Thorax- 
deformität und  Wirbelkörperdrehung  nicht  eingehalten  werden.  Deshalb  ent- 
Bchloss  sich  Verfasser  zur  Operation.  Um  eine  brauchbare  Operationsmethode 
zn  finden,  machte  er  zunächst  Versuche  am  Kadaver.  Er  fand  hier  erst  ein- 
mal, dass  durch  Durchschneidung  der  kortovertebralen  Bänder  eine  bedeutend 
grössere  Beweglichkeit  der  Rippensektoren  bewirkt  wurde,  doch  genügte  diese 
nicht,  um  den  Rippenbuckel  zu  beseitigen.  An  einem  Thoraxsegment  eines 
Hammelkadavers  nahm  er  nun  Durchschneidungen  der  Rippen  der  einen  Seite 
an  drei  Punkten  vor  und  erhielt  so  eine  starke  Modellierfähigkeit  des  Thorax. 
Diese  Erfahrungen  übertrug  er  auf  Tierexperimente.    An  6  Hunden  machte 


1054  JahreBberiefat  für  Chiroigie.    II.  Teil. 

er  Yersuchsoperationen.  Dabei  fand  er  die  grösste  Schwierigkeit  in  der  Aos- 
lösnng  des  zu  resezierenden  Rippenstückes  ans  seinem  Periost,  ohne  die  Pleura 
oder  grössere  Nerven  nnd  Oefässe  zu  verletzen.  Er  konstruierte  ach  dum 
6  Instrumente :  Ein  Kostotom,  eine  Lochzange  nnd  4  verschiedene  gebogene 
Elevatorien  resp.  Kaspatorien.  Mit  seinen  so  gemachten  Erfahrungen  und 
neuen  Instrumenten  ausgerüstet,  ging  er  am  6.  Dezember  1902  an  die  erste 
Operation  bei  obiger  Patientin.     Dieselbe  gestaltete  sich  wie  folgt 

Äthernarkose.  Pat  liegt  auf  dem  Bauch.  Hautschnitt  vom  5.  Wirbel 
nach  aussen  etwas  ausserhalb  des  Ang.  inf.  scapulae.  Zweiter  Schnitt  reicfate 
Yom  Ang.  inf.  scapulae  bis  zum  12.  Rückenwirbel  Dieses  so  gebildete  Drei- 
eck wurde  blossgelegt.  Mit  den  Fingern  wurde  M.  dorsi  und  trapezius  sepi- 
riert.  Lange  Klemmen  an  den  Trapezius  senkrecht  zu  seinem  Faserv^laof 
gelegt  und  zwischen  denselben  2  Zoll  weit  auseinander  gezogen.  Der  Bbom- 
boid.  maj.  wurde  durchschnitten.  Durch  Zurückziehen  der  Haat  und  Mndceh 
und  durch  nach  vom  und  aufwärts-Ziehen  der  oberen  Extremität  wurde  das 
Thoraxskelett  freigelegt.  Die  5.,  6.,  7.  und  8.  Rippe  wurden  zur  Operati(Hi 
ausgewählt,  weil  dieselben  am  meisten  abgeflacht  waren  und  sich  am  meistea 
der  Gegenrotation  wiedersetzten.  Das  Periost  wurde  H-förmig  eingeschnitta 
und  mit  den  Elevatorien  abgehoben.  Unter  die  vom  Periost  entblösstai 
Rippenteile  Gazestreifen  gezogen,  die  Rippen  durch  das  Kostotom  durchtremit 
und  schmale  Stücke,  nach  oben  und  unten  kleiner  werdend,  reseziert  Die 
Rippenstümpfe  wurden  durchlocht.  Ein  Assistent  drückte  von  der  reditea 
Seite  auf  die  Rippenbuckel,  bis  sich  die  Fragmente  übereinander  l^ten.  So 
reitend  werden  sie  durch  Silbemabt  vereinigt.  Das  Periost  wurde  darüber 
genäht.  Matratzennaht  mit  Seide  durch  die  Muskeln.  Hautnaht.  Gipsverbanl. 
Dauer  der  Operation  3  Stunden  30  Minuten.  Shock.  Pat.  erholt  sieb  bis 
zum  Abend.  Weiterbehandlung  mit  Gipsverbänden.  Resultat  kein  genügendes, 
deshalb 

20.  Februar  1903  zweite  Operation.  Äthemarkose.  Pat.  liegt  auf  der 
linken  Seite.  Es  war  geplant,  je  zwei  Rippendurchtrennnngen  zu  maeha 
Yon  der  5.  bis  zur  10.  Rippe  einschliesslich.  Hautschnitt  ähnlich  wie  bei  der 
ersten  Operation,  nur  länger.  Der  M.  latis.  dorsi  wurde  5  Zoll,  der  M.  tn- 
pezius  IV»  Zoll  quer  durchschnitten.  Vor  der  Operation  wurde  ein  Gips- 
abguss  vom  Rücken  in  vorgebeugter  Haltung  genommen.  Davon  wurde  «b 
Positivabdruck  genommen  und  über  diesen  nach  Anfüllen  der  eingefallene 
Seite  und  Modellierung  des  Rippenbuckels  ein  Gipsbett  gemacht.  In  diesem 
Gipsbett  wurde  Pat.  nach  vollendeter  Operation  mit  12  RippendurchtremmDgcD 
hineingelegt  und  mit  demselben  eingegipst.  Dauer  der  Operation  2  StaodeD 
und  20  Minuten.  Auch  durch  diese  Operation  war  der  Buckel  nicht  gim- 
lich  beseitigt,  noch  die  linke  Seite  ganz  ausgefüllt.     Deshalb 

26.  Juni  1903  dritte  Operation.  Äthemarkose.  Patientin  li^  auf  d^ 
rechten  Seite.  Die  Technik,  die  Rippen  freizulegen,  war  dieselbe  wie  in  d® 
vorigen  Operationen.  In  dieser  dritten  Operation  wurde  die  12.  Rippe  ein- 
mal, die  11.  zweimal,  die  10.  dreimal,  die  9.  dreimal,  die  8.  dreimal,  die  T. 
zweimal,  letztere  beiden  nach  aussen  von  der  Resektionsstelle  bei  der  errt« 
Operation  geknickt  resp.  durchschnitten.  Die  Pleura  war  dabei  an  einer 
Stelle  durchstochen.  Dauer  der  Operation  1  Stunde  40  Minuten.  D&r  6ip^ 
verband  wurde  dann  auf  einem  dazu  konstruierten  Rahmen  angelegt,  aof  dea 
mittelst  Druck  durch  drei  Schrauben  zwei  hinten  rechts,  eine  vom  Imks  de» 
Thorax,  der  jetzt  leicht  zu  modellieren  war,  hinten  flach  und  vom  symmetriscli 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirnrg.  Erankheitan  der  Wirbelsftule  etc.  1055 

gebogen  wurde.  Anghffspimkie  der  Kraft  seitlich  in  Rotationsdruckrichtung. 
10  Tage  nach  der  Operation  Verbandwechsel.  Knöcherne  Verheilting,  Pat. 
kann  sich  nach  allen  Seiten  gleichmässig  biegen.  Nachbehandlung:  Gips- 
korsett in  vierwöchentlichem  Wechsel.  Später  abnehmbare  Korsetts.  Massage. 
Resultat  August  1903.  Die  Wirbelsäule  ist  nicht  gerade,  jedoch  gerader 
Yiie  vorher  und  die  Körperumrisse  sind  mehr  symmetrisch.  Wenn  die  Pat. 
auf  dem  Bauche  gestreckt  liegt,  ist  die  Wirbelsäule  gerade.  Der  Körper  ist 
noch  sehr  biegsam,  schon  durch  ganz  leichte  Kleidung  fällt  er  etwas  zusammen. 
Verfasser  hält  es  für  unmöglich,  solch  schwer  deformierte  Brustkörbe  voll- 
ständig symmetrisch  zu  machen.  Trotzdem  will  er  fortfahren  mit  blutigen 
Operationen  bei  Skoliose  und  denkt  die  Skoliosentherapie  in  Zukunft  folgender- 
massen  zu  gestalten: 

1.  Massage  und  Gymnastik  mit  dem  einzigen  Ziel  Beweglichkeit  der 
Wirbelsäule. 

2.  Blutige  Operation,  wodurch  die  abgeflachte  Seite  soviel  wie  möglich 
ZOT  normalen  gestaltet  wird  und  jeder  erhebliche  Widerstand  gegen  die  Drehung 
der  Wirbelkörper  aufgehoben  wird. 

3.  Eine  Reihe  von  Gipsverbänden,  wobei  der  Rippenbuckel  als  Angriffs- 
punkt eines  Druckes  zur  Erhaltung  einer  Gegenrotation  benutzt  wird  bis  zur 
knöchernen  Konsolidierung  der  durchtrennten  Rippen. 

4.  Die  Krümmungen  an  den  Rippen  der  prominenten  Seite  müssen  durch 
blutige  Operation  soviel  wie  möglich  abgeflacht  werden. 

5.  Eine  Reihe  Korrektivgipsverbände  muss  angelegt  werden,  bis  die 
bestmögliche  Korrektion  und  knöcherne  Vereinigung  der  Rippen  erreicht  ist. 

6.  Abnehmbares  Korsett  und  tägliche  Übimgen. 
Verf.  will  über  weitere  Operationen  später  berichten. 

Tumoren  der  Wirbels&ule,  des  Biiekenmarks  und  seiner  HSate. 
Spina  bifida.    Missbildungen. 

1.  '^Bouchot,  Kyste  hydatiqne  da  canal  sacr^  formant  tameur  dans  le  petit  baasin. 
Bull,  et  mto.  de  la  soc.  anat.  1908.  Nr.  7. 

2.  *Boz,  A  Gase  of  Invasion  of  the  canda  eqaina  by  tnmoar  with  demancation  of  all 
the  sensoxy  root  aneas  of  the  lowen  limbs.    Tbe  Lancet  1903.  Dec.  5. 

3.  *Breinl,  Über  einen  Fall  von  in  die  Bauchhöhle  hinausgewachsenem  Sarkom  des 
Wirbelkanals  bei  einem  sechs  Monate  alten  Fötus.  Prager  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  42. 

4.  *Bergmann  imd  Steinhans,  Lymphosarkom  des  MittelfeUs  mit  Übergang  in  den 
Rückgratskanal.    Yirchows  Archiv  Bd.  172.  Heft  3. 

5.  ^Cumston,  A  report  of  acase  of  spina  bifida;  Operation;  death.  Medical  News  1903. 
Joly  18  th. 

6.  Exner,  Ein  Fall  von  Exostose  der  Wirbelsfinle.  Beitr.  z.  Gebnrtsh.  n.  Gynokol., 
Festschrift  ffir  Ghrobak. 

7.  ^Gnyot,  Spina  bifida  lateral  ganche  de  la  region  sacr^.  Joum.  de  m^d.  de  Bordeaux 
1903.  Nr.  47. 

8.  * —  Spina  bifida  occulta  de  Rechlinghausen  avec  troubles  trophiques  importants  des 
denx  membres  infärieures;  abscence  congönital  des  tibias;  pied  bots  varus  doubles. 
Soc.  d'anat  et  de  phys.    Journal  de  möd.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  42. 

9.  Ha  dl  ich,  Ein  Fall  von  Tumor  cavernosus  des  Bückenmarks  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  neuen  Theorie  über  die  Grenese  des  Eavemoms.  Yirchows  Archiv. 
Bd.  172.  Heft  3. 

iO.     Hensehen,   Kann  eine  Rückenmarksgeschwulst  spontan  zurückgehen?    Mitteilungen 
aus  den  Grenzgebieten  1903.  Bd.  XI.  Heft  3. 


1056  Jahresbericht  fQr  Chirurgie,    ü.  Teil. 

11.  Hoppe,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  angeborenen  KrenzsteisabeingeBchwfilsteo.  Disa^ 
Brealan  1908. 

12.  —  Beitrag  znr  Lehre  von  den  angeborenen  EreuzsieissbeingeBchwölsten.  Deotock 
Zeitschrift  f&r  Chimrgie  1908.  Bd.  66.  Heft  5  a.  6. 

18.   Joppich,   Über  einen  Fall  von  primArem  Angiosarkom  des  RflckenmarkB.   Diascrt 

Greifewald  1908. 
14«  J.  Israel,  BackenmarkslAhmang  dorch  ein  Chondrosarkom  des  VL  BmstwirbelkStpen, 

Operation.    Heilung.    Berliner  klin.  Wochenschrift  1908.  Nr.  22. 

15.  *Laban^aun,  Eyste  hydatique  de  la  colonne  vertäbrale  Simulant  le  mal  de  Pitt. 
Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat  1902.  Nr.  9. 

16.  *L aengen  er.  Die  angeborenen  Geschwülste  der  Steissbeingegend  und  des  Beck» 
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Diss.    Berlin  1902. 

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18.  Muthmann,  über  einen  seltenen  Fall  von  Gefiftssgeschwulst  der  Wirbelsäule.  Tir- 
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19.  Port,  Ein  Fall  von  angeborenem  prftsakralen  C/stenfibrom.  Ärztl.  Verein  Nfinib«|. 
Manchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  8. 

20.  Preindlsberger,  Zwei  Fftlle  von  Teratom  in  der  Sakralgegend.  Zeittchrift  1  Hai- 
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22.  *Robinson,  A  case  of  spina  bifida  (meningo-myelocele).  Medical  Press.  1903^ 
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28.  Sachtleben,  Die  in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Breslau  beobachteten  FiUe  m 
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24.  Schnitze,  Zur  Diagnostik  und  operativen  Behandlung  der  RfickenmarkshautgeschTülie. 
Mitteil,  ans  den  Grenzgebieten  1908.  Bd.  XII.  Heft  1. 

25.  Sei  borg,  Beiträge  zur  Bfickenmarkschirurgie.  Freie  chirurg.  Vereinigung.  Zesfaii- 
blatt  für  Chimrgie  1908.  Nr.  2. 

26.  Sonnenburg,  Geheilter  Fall  von  Rackenmarkstumor.  Freie  chirurg.  Vereimgog. 
Zentralbl.  f.  Chirurgie  1908.  Nr.  50. 

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and  recovery.    Univ.  of  Pennsylvania  med.  bull.  1908.  March. 

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29.  Voelcker,  Spina  bifida  occulta.  Nat.  med.  Verein  Heidelberg.  Mfinchener  mai 
Wochenschrift  1908.  Nr.  41. 

80.  Wi  eck.  Ein  Beitrag  zur  Eenntnis  der  angeborenen  Qescbwfllste  der  Kreuz- und  Stei» 
beingegend.    Diss.  Eiel  1908. 

81.  Willard,  Spina  bifida.  Philadelphia  acad.  of  surgery.  Annala  of  snrgery.  1901 
March. 

Exner  (6)  beobachtete  einen  22  jährigen  Patienten,  bei  dem  sich  ssi 
■/*  Jahren  eine  Geschwulst  der  linken  Lendengegend  entwickelt  hatte,  die  foi 
ein  von  der  Muskulatur  ausgehendes  Sarkom  gehalten  wurde.  Bei  der  Ope- 
ration stellte  sie  sich  als  eine  Exostose  heraus,  die  als  platter  Knochenfori- 
satz  der  Seitenfläche  des  4.  Lendenwirbels  aufsass.     Resektion.     Heilang. 

J.  Israel  (14)  bespricht  einen  Fall,  bei  dem  er  ein  Chondrosarkom  ai 
der  rechten  Hälfte  des  VL  Brustwirbelkörpers  entfernt  hat.  Die  klinischen 
Erscheinungen  waren  zuerst  Schmerzen  in  der  rechten  Oberbauchgegend,  dMB 
Schwäche  im  rechten,  später  auch  im  linken  Bein,  bis  3  Monate  spater  eine 
vollständige  Parese  beider  Beine  und  Blasenstörungen  auftraten.  Nach  der 
Operation  von  den  Zehen  nach  oben  zu  wiederkehrende  Motilität  und  Sensi- 
bilität, so  dass  die  Pat.  nach  3  Monaten  die  ersten  Gehversuche  machen 
konnte.  Anzeichen  eines  Rezidivs  sind  8  Monate  nach  der  Operation  noci 
nicht  vorhanden. 


Hoffa,  Verletzangen  and  chinirg.  Krankheiten  der  Wirbelsäule  etc.  1057 

Port  (19)  beschreibt  einen  präsakralen  Tumor  bei  einem  neugeborenen 
Mädchen,  der  zwischen  Steissbein  und  After  etwa  8  cm  herabhing.  Die  Ope- 
ration bestätigt  die  Diagnose  präsakrales  Gystofibrom. 

Hoppe  (11)  beschreibt  einen  Fall  von  angeborener  Kreuzsteissbein- 
geschwnlst  bei  einem  männlichen,  reifen,  totgeborenen  Kinde.  Mikroskopisch 
fanden  sich  Anhäufungen  kleiner  Drüsenkanälchen,  ähnlich  dem  Nierengewebe, 
Nervengewebe  von  himgyrusahnlichem  Bau  und  osteoides  Gewebe.  Es  ist 
mithin  der  Tumor  aus  Bestandteilen  sämtlicher  Kemblätter  zusammengesetzt. 
Verf.  sieht  darin  einen  sicheren  Beweis  für  die  von  Stolper  und  Calbet 
aufgestellte  Theorie,  dass  alle  Geschwülste  der  Kreuzsteissbeingegend,  beson- 
ders die  an  der  Rückseite  des  unteren  Wirbelsäulenendes  bigermalen  Ur- 
sprunges sind. 

Muthmann  (18)  berichtet  von  einem  kavernösen  Angiom  im  6.  Brust- 
wirbelkörper, welches  das  Rückenmark  komprimiert  hatte.  Intra  vitam  be- 
stand bei  der  61  Jahre  alten  Patientin  eine  Kyphose  der  Brustwirbelsäule, 
die  schmerzhaft  war,  eine  Paraplegie  der  unteren  Extremitäten. 

Preindlsberger  (20)  gibt  die  Krankengeschichte  von  zwei  Teratomen 
der  Sakralgegend  wieder. 

Hen sehen  (10)  berichtet  von  einem  Rückenmarkstumor,  der  spontan 
zurückgegangen  ist.  Es  handelte  sich  um  einen  Patienten,  der  im  Alter  von 
26  Jahren  an  multiplen  Geschwülsten  litt,  von  denen  einige,  die  exstirpiert 
wurden,  als  Pseudoneurome  diagnostiziert  werden  konnten.  13  Jahre  später 
stellten  sich  nervöse  Erscheinungen  ein,  die  auf  einen  Tumor  in  der  rechten 
Seite  des  Gervikalmarkes  hindeuteten,  die  sich  allmäMich  besserten,  ohne 
irgendwelche  Störungen  zu  hinterlassen.  Henschen  glaubt,  dass  es  sich 
dabei  ebenfalls  um  ein  Pseudoneurom  gehandelt  habe,  das  infolge  seines 
lockeren,  fettreichen  Gewebes  besonders  leicht  resorbiert  werden  kann. 

Schnitze  (24)  beobachtet  10  Fälle  von  extramedullären  Tumoren,  bei 
denen  in  9  Fällen  durch  die  Operation  oder  Obduktion  die  Diagnose  bestätigt 
wurde.  7  wurden  operiert,  von  diesen  wurden  «S  geheilt,  1  dauernd  ge5essert, 
während  3  starben.  Die  Tumoren  waren  meistens  Fibrome  und  Sarkome. 
Differentialdiagnostisch  kommen  in  Betracht:  multiple  Sklerose,  die  unter 
dem  Bilde  der  Myelitis  transversa  verlaufen  kann,  chronische  Pachy-  und 
Leptomeningitis,  intramedullarer  Tumor  und  Wirbelkaries. 

Muskens  (17)  berichtet  über  3  Fälle  von  Rückenmarkstumoren.  In 
einem  Fall  wurde  die  Niveaudiagnose  genau  gestellt  und  ein  extradurales 
Sarkom  im  Y.  Dorsalsegment  mit  Erfolg  exstirpiert.  Die  heftigen  Schmerzen 
und  Störungen  der  Blasenentleerung  besserten  sich  sehr  rasch.  4  Monate 
später  Tod  an  Sarkom  des  Darmes. 

Der  zweite  Fall  betrifft  einen  45jährigen  Maim;  hier  wurde  bei  der 
ersten  Operation  das  U.  Cervikalsegment  blossgelegt,  der  Tumor  aber  nicht 
gefunden.  Bei  der  zweiten  Operation  wurde  in  der  Höhe  des  dritten  Hals- 
wirbels ein  extradurales  Fibrom  entfernt.  Exitus  einige  Tage  später.  Bei 
der  Autopsie  wurde  etwas  höher  ein  zweiter  grösserer  Tumor  freigelegt,  der 
das  Hahunark  komprimierte. 

Der  dritte  Fall  wurde  in  der  Klinik  von  Gow-ers  beobachtet  und  be- 
trifft eine  36  jährige  Frau.  Der  Tumor  wurde  höher  gefunden,  als  man  nach 
den  Symptomen  vermutet  hatte  und  wurde  bei  einer  zweiten  Operation  ent- 
fernt in  der  Höhe  des  5.  Dorsalwirbelbogens ;  der  Tumor,   ein  Myxom,  lag 

JahrMberioht  fOr  Oblnirgie  1908.  67 


1068  JahreBberichfc  f&r  Chirurgie.    II.  Teil. 

extradoral.  Alle  Symptome  yerschwanden  mit  der  Zeit^  3  Jahre  spater  ht- 
findet  sich  die  Patientin  ganz  wohl.  Goedhius. 

Putnam,  Kranss  und  Park  (21)  berichten  über  einen  Fall  toi 
Rückenmarkstomor,  der  mittelst  Laminektomie  entfernt  wurde.  Es  handehe 
sich  um  einen  45  jährigen  Mann  mit  Yollständiger  Anästhesie  Ton  den 
Schlüsselbeinen  abwärts,  Verlust  der  Motibilität  des  linken  Armes  und  Beins, 
beinahe  YÖllige  Lähmung  der  rechten  Extremitäten,  Erhöhung  der  Reflexe, 
Blasen-  und  Mastdarmstörungen.  Die  klinische  Diagnose  lautete:  Tumor  de 
III.  Cervikalsegments.  Bei  der  Operation  —  Laminektomie  des  3.  und  4.  Hals- 
wirbelbogens  —  fand  sich  ein  bleistiftdickes  intradurales  BundzeUeDsaikoa 
Besserung. 

Sonnenburg  (26)  hat  ein  intradurales  Fibrom  nach  Resektion  der 
Wirbelbogen  und  des  Dornfortsatzes  des  8.  und  9.  Brustwirbels  entfernt  Er 
empfiehlt  keine  temporäre  Resektion  der  Wirbelbögen  zu  machen,  da  die 
nicht  wieder  einheilenden  Enochenstücke  einen  Reiz  auf  die  Meningen  aus- 
üben. Im  vorliegenden  Falle  ist  die  Narbe  so  fest,  dass  sich  wahrscheiolkk 
wieder  eine  knöcherne  Brücke  yon  dem  Periost  aus  gebildet  hat. 

Hadlich  (9)  bespricht  einen  erbsengrossen,  kavemösen  Tumor,  der  ohne 
scharfe  Abgrenzung  im  Lendenteil  des  Rückenmarks  lag. 

In  dem  Falle  Yon  Joppich  (13)  handelte  es  sich  um  ein  lljahrips 
Mädchen,  das  2  Jahre  lang  in  der  Greifswalder  Kinderklinik  behandelt  wurde, 
bis  endlich  der  Exitus  eintrat.  Die  Krankengeschichte  ist  in  der  ausfuhr- 
liebsten  Weise  wiedergegeben.  Die  Sektion  ergab,  dass  es  sich  nm  eb 
Angiosarkom  des  Rückenmarks  handelte.  Verf.  bringt  eine  genaue  Besdir«* 
bung  des  gehärteten  makroskopischen  Präparates,  sowie  des  mikroskopischai 
Befundes  des  Tumors  sowohl  wie  auch  des  Rückenmarks.  Die  Geschinilst 
sass  im  Wirbelkanal  vom  12.  Brustwirbel  an  abwärts  bis  zum  4.  Lendeih 
Wirbel  herabreichend,  intradural.  Sie  war  weich,  glasig,  markig  und  batU 
das  Rückenmark  zum  Teil  von  aussen  umwuchert.  Der  Druck  des  Tomois 
hatte  einmal  das  Rückenmark  stark  abgeplattet  und  femer  durch  Atrc^bie 
der  Substanz  der  Wirbelkörper  zu  einem  Gibbus  der  Wirbelsäule  geführt 
£ine  Kompressionsmyelitis  in  Höhe  des  unteren  Teiles  der  Lendenanschwelluiif 
erklärte  die  aufsteigende  Degeneration  der  beiden  Rückenmarkshälften,  in 
einigen  Stellen  war  die  Marksubstanz  von  Tumorgewebe  infiltriert  Yoi 
therapeutischen  Standpunkt  aus  musste  der  Fall  als  unbedingt  hofinangsl» 
gelten. 

Die  klinische  Diagnose  einer  Spondylitis  tuberculosa  schien  gesichert 
als  der  spitzwinkelige  Gibbus  sich  zeigte,  ein  ungewöhnliches  Yorkonunob 
bei  intravertebralen  Tumoren.  Verf.  konnte  bei  Durchsicht  der  Literatur 
der  Rückenmarkstumoren  keinen  Fall  finden,  bei  dem  im  Anschluss  an  eine 
intrayert^bral  gelegene  Geschwulst  ein  deutlicher  Gibbus  entstanden  wäre. 
Selbst  bei  den  umfangreichsten  Tumoren  ist  wohl  ein  Verstreichen  der  dot* 
malen  Krümmung  der  Wirbelsäule  beobachtet,  aber  nie  ist  von  einem  aos- 
gesprochenen  Gibbus  die  Rede. 

Spiller,  Musser  und  Martin  (27)  berichten  über  einen  Fall,  indem 
bei  der  Operation  in  der  Höhe  zwischen  1.  und  3.  Lendenwirbel  eine  2^/tcffl 
lange  dünnwandige  Cyste  gefunden  wurde.  Die  klinischen  Erscheinungen  der 
schon  3  Jahre  bestehenden  Erkrankung  waren  Schmerzen  in  der  Krenzbem* 
gegend ,  später  in  der  Lendengegend ,  die  in  das  linke  Bein  ausstrahlt«D  mit 
Erhöhung  der  Reflexe.     Im  weiteren  Verlauf  stellte  sich  Taubheitsgefuhl  i» 


Hoffa,  Yerletzungen  und  Chirurg.  Krankheiten  der  Wirbelsftale  etc.  1059 

linken  Fusse,  motorische  Schwäche  des  linken  Beines  mit  Herabsetzung  der 
Reflexe,  sowie  Schwäche  nnd  schliesslich  Paralyse  des  rechten  Beines  ein. 
Nach  der  Operation  fast  völlige  Heilung.  Sodann  geben  die  Verff.  11  Fälle 
von  Markgeschwulst  wieder,  die  nicht  operiert  wurden  und  von  denen  auch 
nur  drei  für  eine  event.  Operation  geeignet  waren. 

Seiberg  (25)  bespricht  vier  von  Krause  operierte  Fälle.  Bei  dem 
ersten  handelte  es  sich  um  eine  Spina  bifida  mit  intraduralem  Lipom,  bei  dem 
zweiten  um  eine  Arachnitis  tuberculosa,  bei  dem  dritten  Fall  war  ein  inope- 
rables Angiosarkom  der  Pia  mater  des  12.  Dorsal-  und  1.  Sakralwirbels 
vorhanden.  Im  letzten  Falle  war  wegen  Spondylitis  tuberculosa  operiert 
worden. 

Sachtleben  (23)  zählt  zunächst  alle  Arten  der  Spina  bifida  auf, 
schildert  die  normale  Entwickelung  der  in  Frage  kommenden  Teile,  um  dann 
zur  Besprechung  der  einzelnen  Formen  überzugehen,  der  Entstehung  dieser, 
ihrer  Prognose  und  Therapie.  Heutzutage  wird  wohl  fast  ausschliesslich  nur 
noch  die  Radikaloperation  angewandt.  Verf.  will  alle  jene  Fälle  von  der 
Operation  ausgeschlossen  wissen,  die  mit  irreparablen,  ein  längeres  Leben  mit 
Sicherheit  ausschliessenden  Missbildungen  oder  mit  schweren  Lähmungen  kom- 
pliziert sind.  Der  Zeitpunkt  der  Operation  soll  möglichst  früh  sein.  Sacht- 
leben konnte  aus  der  Breslauer  Königl.  Universitätsklinik  30  Falle  aus  den 
Jahren  1891 — 1903  zusammenstellen,  bei  denen  der  Sitz  des  Leidens  28 mal 
die  Lenden-  bezw.  Kreuzbeingegend,  2  mal  an  der  Halswirbelsäule  war.  18  mal 
wurde  die  Radikaloperation  ausgeführt,  Imal  die  Injektionsmethode;  11  mal 
wurde  aus  oben  angeführten  Gründen  von  einer  Operation  abgesehen.  Von 
den  18  Operierten  starben  sechs  an  den  Folgen  der  Operation,  12  wurden 
als  lokal  geheilt  entlassen.  Die  Todesfalle  sind  nach  Sachtlebens  Ansicht 
darauf  zurückzuführen,  dass  früher  nicht  streng  genug  bei  der  Indikations- 
stellung zur  Operation  verfahren  wurde;  denn  von  den  12  nach  1896  zur 
Operation  gekommenen  Patienten  ist  nur  einer  gestorben.  Von  den  12  ge- 
heilten waren  gesund  5,  nur  lokal  geheilt  7,  es  starben  bis  1  Jahr  nach  dem 
Eingriff  6,  die  alle  vorher  paraplegisch  waren.  Zwei  völlig  geheilte  starben 
an  interkurrenten  Krankheiten.  Es  leben  demnach  noch  6,  von  denen  4  voll- 
ständig gesund  sind,  einer  ist  bis  auf  eine  Blasenlähmung  gesund,  der  andere 
hat  ein  lokales  Rezidiv  und  befindet  sich  in  einem  traurigen  Zustande.  Die 
guten  Dauerresultate  sind  durch  atypische  Vemähung  der  Sackwand  resp.  der 
Haut  ohne  Muskel-  oder  gar  Knochenplastik  erzielt.  Am  Schlüsse  der  Arbeit 
finden  wir  eine  ausführliche  Tabelle,  auf  der  die  Einzelheiten  der  erwähnten 
30  Fälle  zusammengestellt  sind. 

Völker  (29)  veröffentlicht  einen  Fall  von  Spina  bifida  occulta  bei  einem 
23  jährigen  Patienten,  deren  Komplikationen  Elephantiasis  des  rechten  Unter- 
schenkels, motorische  Schwäche  der  linken  Peroneusgruppe  mit  beginnender 
Klumpfussbildung,  Schmerzen  im  linken  Hüftgelenk  und  Hyperästhesie  und 
Analgesie  in  einer  25  cm  hohen  ringförmigen  Zone  am  linken  Unterschenkel 
waren.  Bei  der  Operation  fand  sich,  dass  der  Wirbelkanal  durch  eine  un- 
regelmässige Wirbelplatte,  die  die  Stelle  der  Dornfortsätze  des  HI.  und 
IV.  Lendenwirbels  vertrat,  sowie  durch  einen  davon  ausgehenden  exostosen- 
artigen  Vorsprung  verengt  wurde.  Dieser,  sowie  ein  fibröser  Strang,  der  die 
Dura  umspannte,  wurden  entfernt. 


1060  Jahresbericht  für  Chinirgie.    IL  Teil. 


Traumatische  Bfickemnarkserkraiiknngeii. 

1.  Bernstein,  Zar  Diagnose  and  Prognose  der  BückenmarksTerletKongen.  Ein  M 
▼on  Lazation  mit  Fraktar  des  Epistropheos.  Deatsche  Zeitschrift  fDr  Ghirorgie.  1906. 
Bd.  70.  Heft  1  a.  2. 

2.  Fttrnrohr,  Ein  Fall  von  Brown-S^qaardscher  Halbseitenlfislon  nach  Sticfaverietziig 
des  Rflckentnarks.    Deatsche  Zeitschrift  fttr  Nerrenheilkande.  1902.  XXII. 

3.  Guillain,  La  forme  spasmodique  de  la  syringomylie.  La  n^vrite  asoendante  ai li 
traamatisme  dans  T^tiologie  de  la  syringomy^lie.    Thdse  de  Paris.  Steinheil  1902. 

4.  Krön,  Experimentelle  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Hemmnng  der  Reflexe  nach  haS^ 
seitiger  Darchschneidong  des  Rückenmarks.    Deatsche  Zeitschrift  f.  NervenheilknidL 

1902.  XXIL 

5.  V.  L e y  d  e n  and  Granmach,  Die  Röntgenstrahlen  im  Dienste  der  Rdckenmarksknik- 
heiten.    Archiv  f.  Psychiatrie.  Bd.  37.  Heft  1. 

6.  Laxenbarger,  Experimentelle  Stadien  über  Rückenmarksverletzongen.    Wieabada 

1903.  I.  F.  Bergmann. 

7.  Mathyas,  Beitrag  zur  Lehre  yon  den  Rückenmarksveränderangen  nach  Extremititei- 
veriast.    Zeitschrift  f.  Heilkunde.  1903.  Bd.  IV.  Heft  1. 

8.  Mixte r  and  Walton,  A  case  of  laminectomy  for  broken  Neck.  Boston  med.  asi 
sarg.  joum.  1903.  April. 

9.  *Nonburg,  Spinal  cord  injury.  So  called  concnssion  of  the  cord.  Medieal  Nevi 
1903.  April. 

10.  Pilcher  and  Onuf,  Perforating  gnnshot  wound  of  the  cervical  portion  of  Üie  spinl 
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11.  Schlittenhelm,  über  einen  Fall  yon  Stichverletznng  des  Rückenmarks  (Bnvi- 
Söquardsche  Lähmung)  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  LokalisationsvecmögEia. 
Deutsche  Zeitschrift  f.  Nervenheilkunde  1902.  XXII. 

12.  S  toi  per,  Die  Beziehungen  der  Rückenmarksverletzungen  zu  den  chronischen  Bflck» 
markskrankheiten  vom  gerichtlich-  und  versicherungsrechtlich  medizinisdi»!  Sind- 
punkte.    Zeitschr.  f.  Medizinalbeamte  1903.  Heft  22. 

13.  *We7,  Ober  Laminektomie.    Dias.  Zürich  1903. 

14.  Windscheid,  Tabes  und  Trauma.    Münchener  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  26. 

Luxenburger  (6)  hat  eine  Reihe  von  experimentellen  üntersuchnngeB 
über  Rückenmarksverletzungen  angestellt,  nm  ein  mögliebst  genaues  Bild  tod 
den  Rückenmarksläsionen,  besonders  der  sogen.  „Rückenmarkserschüttenmg' 
zu  bekommen.  In  drei  Versuchsreihen  beobachtete  er  am  Kaninchen  im  Be- 
reich der  Brust -Lendenwirbel  —  im  Halsteil,  wo  diese  Verletzungen  beim 
Menschen  vorzugsweise  sitzen,  liessen  sich  die  Experimente  nicht  machen—* 
Distorsionen,  direkte  Quetschung  des  Rückenmarks,  wozu  er  das  Rückenmark 
bis  auf  die  Pia  freilegte,  und  Zerrung  des  Marks,  wobei  er  durch  einen  Stun 
der  Tiere  die  Körperachse  plötzlich  dehnte. 

Das  Resultat  dieser  Versuche  ist,  dass  die  Nervenfasern  leichter  ge- 
schädigt werden  als  die  Gefässe,  dass  daher  intramedulläre  Blutungen  nur  bä 
sehr  schweren  Quetschungen  in  Betracht  kommen,  extramedulläre  Blutungen 
nicht  die  Bedeutung  haben,  wie  sie  ihnen  früher  beigelegt  wurden.  Bei  der 
Beurteilung  der  Quetschungen  unterscheidet  er  leichte  und  schwere,  langsame 
und  schnelle.  Die  schwersten  Markverletzungen  beobachtete  er,  wenn  sie  schneli 
vor  sich  gehen,  wogegen  langsame  Quetschungen  selbst  schwerer  Natur  nnr  ge- 
ringe Substanzverschiebungen  und  häufig  gar  keine  Blutung  hervorriefen.  Bei 
den  Zerrungen  fand  Luxenburger  meist  nur  geringe  Blutungen  in  der 
Gegend  der  grösseren  Gefässöffnungen. 

Mithin  ist  die  hauptsächlichste  Schädigung  bei  Distorsionen  eine  Quet- 
schung des  Rückenmarks,  während  eine  reine  traumatische  Hämatomyelie  ohne 
gleichzeitige  Quetschung  nicht  vorkomme. 


Hoffa,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  der  Wirbelsäule  etc.  1061 

'Wenn  wesentliche  Blutergüsse  fehlen,  ist  die  Differentialdiagnose  zwischen 
Zerrung  und  Rückenmarkserschütterung  zu  stellen.  Auch  letztere  erklärt 
Luxenburger  als  eine  durch  Druckscb wankungen  der  Cerebrospinalflüssig- 
keit  entstandene  Zerrung  der  Nervenfasern. 

Krön  (4)  hat  bei  seinen  experimentellen  Untersuchungen  der  Reflexe  bei 
partieller  Rückenmarksdurchtrennung  gefunden,  dass  nach  Durcbschneidung  des 
Rückenmarks  eine  Hemmung  der  Reflexe  auftritt,  dass  aber  die  Annahme  von 
Reflexhemmungsbahnen  unrichtig  ist.  So  tritt  bei  halbseitiger  Durchschneidung 
des  Cervikalmarks  in  dem  Stillstand  der  Atmung  keine  Hemmung  in  Kraft, 
da  die  Atmung  nach  Durchtrennung  des  Phrenikus  der  anderen  Seite  wieder 
einsetzt. 

Matth7as(7)  kommt  nach  den  Untersuchungen  von  zwei  Fällen,  in  denen 
der  linke  Unterschenkel  2  Jahre  Yor  dem  Tode  resp.  der  linke  Unterschenkel 
3  Monate  und  der  linke  Vorderarm  3  Jahre  vor  dem  Tode  amputiert  waren, 
zn  dem  Ergebnis,  dass  die  Durchtrennung  eines  Nerven  die  zugehörigen  Gan- 
glienzellen in  ihrer  Ernährung  und  Funktion  beeinträchtigt,  und  dass  die 
Ganglienzellen  sich  nicht  in  ihrer  Konstitution  halten  können,  wenn  die  funk- 
tionierende Tätigkeit  fehlt. 

Schlittenhelm  (11)  bespricht  an  der  Hand  eines  genau  beschriebenen 
Falles  von  Rückenmarksverletzung  das  Lokalisationsvermögen.  Es  handelte 
sich  nm  eine  Stichverletzung  zwischen  5.  und  6.  Halswirbel,  bei  der  unmittel- 
bar nach  der  Verletzung  totale  Lähmung  des  rechten  Armes  und  Beines, 
sowie  Blasen-  und  Mastdarmstörungen  vorhanden  waren.  Die  Lähmung  ist 
jetzt,  nachdem  9  Jahre  vergangen  sind,  fast  ganz  geschwunden  bis  auf  Spas- 
men im  Bein  und  Atrophie  der  rechtsseitigen  Muskulatur  und  Schwäche 
einzelner  Muskelgruppen.  Die  Sensibilitätsprüfung  ergab  auf  der  rechten  Seite 
eine  Hyperästhesie  für  Schmerz  und  Temperatur,  auf  der  linkeu  Seite  eine 
Thermanästhesie  und  Analgesie  (Brown-S6qu ardscher  Typus).  Bei  der 
Prüfung  des  Lokalisationsvermögens  kommt  Verf.  zu  dem  Ergebnis,  dass  das- 
selbe um  so  mehr  gestört  ist,  je  grösser  die  Störungen  in  der  Motilität  imd 
Sensibilität  ist  und  dass  die  Lokalisation  bei  Behinderung  beider  Funktionen 
mehr  geschädigt  ist,  als  wenn  nur  eine  von  beiden  in  Mitleidenschaft  ge- 
zogen ist. 

Pilcher  und  0 n u f  (10)  beobachteten  eine  Schussverletzung,  bei  der  die 
Kugel  radiographisch  in  der  Mittellinie  zwischen  5.  und  6.  Halswirbel  fest- 
gestellt werden  konnte.  Die  Einschussöffnung  lag  dicht  oberhalb  des  Manu- 
brium  stemi.  Sofort  nach  der  Verletzung  traten  Lähmungen  aller  Extremi- 
täten, Blasen-  und  Mastdarmlähmung  auf,  von  denen  innerhalb  3  Wochen  die 
letzteren  verschwanden.  Da  Verff.  annahmen,  dass  Knochensplitter  auf  das 
Halsmark  drückten ,  machten  sie  die  Laminektomie ,  ohne  jedoch  nach  Ent- 
fernung der  rechten  Bogenhälften  der  3. — 6.  Halswirbel  das  Geschoss  oder 
Knochensplitter  zu  finden.  Es  bestand  auch  keine  Verletzung  des  Halsmarkes 
an  der  Stelle.  Nach  dem  nach  einem  Jahre  aufgenommenen  klinischen  Be- 
funde musste  es  sich  um  eine  Verletzung  des  8.  Gervikalsegmentes  gehandelt 
haben. 

In  dem  Falle  von  Fürnrohr  (2)  handelte  es  sich  um  eine  typische 
Halbseitenlähmung  infolge  Verletzimg  des  oberen  Brustmarkes  (Messerstich  in 
der  Höhe  des  H.  Brustwirbels). 

Bernstein  (1)  teilt  3  interessante  Fälle  von  Rückenmarksaffektionen 
mit,  die  auf  verschiedene  Ursachen  zurückzuführen  waren.    Im  ersten  waren 


1062  Jahresbericht  fflr  Chirurgie,    n.  Teil. 

im  Anschluss  an  einen  Fall  beim  Ringen  symmetrische  Lähmnngserscheinnsgen 
beider  Radialneryen  aufgetreten,  die  schon  am  Morgen  nach  dem  Traina 
zurückgingen,  um  rasch  gänzlich  zu  yersch winden.  Es  handelte  sidi  hier 
höchst  wahrscheinlich  nicht  um  eine  Erschütterung,  sondern  mn  eine  Bluhmg 
in  die  Substanz  des  Rückenmarks,  die  rasch  resorbiert  wurde.  Aus  anatomi- 
schen Gründen  muss  es  sich  um  eine  Verletzung  einer  Arteria  fissurae  imterioiis 
an  der  Stelle  ihres  Eintritts  in  die  graue  Substanz  eines  der  drei  untersten 
Cervikalsegmente  des  Rückenmarks  gehandelt  haben.  Nur  von  hier  ans  konnte 
sich  das  Blut  aus  einer  Rissstelle  in  beide  Vorderhömer,  teilweise  audinoch 
in  beide  Hinterhömer  ergiessen  und  dort  so  lange  die  Funktion  der  Mea 
der  Radialiswurzeln  durch  Druck  aufheben,  bis  es  zur  Resorption  gelangt  war. 
Gleichfalls  eine  Blutung,  aber  in  das  Lendenmark  und  die  Cauda  equina  war 
auch  im  zweiten  Falle  erfolgt,  wie  hauptsächlich  aus  dem  raschen  Rückgang 
der  Symptome  geschlossen  werden  konnte.  Hier  war  die  Bengemuskukto 
des  rechten  Beines  paretisch,  die  Sensibilität  des  rechten  Oberschenkels  herab- 
gesetzt, die  des  Unterschenkels  und  Fusses  aufgehoben ;  lanzinierende  Schmerzen 
längs  der  Beugeseite  des  rechten  Beines,  Reflexe  erloschen.  Erst  aus  dem 
überraschend  günstigen  Verlauf  wurde  auf  eine  Blutung  als  Ursache  der  ner- 
vösen Störungen  geschlossen.  —  Die  dritte  Verletzung  bestand  in  einer  LuxatioD 
des  Epistropheus ,  die  erst  4  Wochen  nach  der  Verletzung  zur  Behandlung 
kam;  von  einer  Reposition  wurde  daher  abgesehen.  Lähmungserscheinnngei 
irgendwelcher  Art  bestanden  nicht.  Erst  am  72.  Tage  zeigten  sich  nervöse 
Erscheinungen,  die  in  eine  spastische  Paraplegie  übergingen;  schliesslich  stellte 
sich  Phrenikuslähmung  und  Decubitus  ein.  Exitus  am  101.  Tage  nach  dem 
Unfall.  Die  Sektion  ergab  eine  Drehungsluxation  im  Atlanto-Epistrophem- 
gelenk  und  einen  Eallus  an  der  Innenfläche  des  Epistropheusdomfortsatzes, 
der  offenbar  durch  sein  Wachstum  allmählich  stärker  auf  das  Rückenmark 
gedrückt  hatte.  Die  histologische  Untersuchung  des  Rückenmarks  steht  nod 
aus.  In  der  Literatur  sind  nur  zwei  ähnliche  Fälle  bekannt,  die  das  TöUige 
Fehlen  medullärer  Erscheinungen  während  eines  so  langen  Zeitraumes  nad 
der  Verletzung  aufweisen  und  das  allmählich  erfolgende  Einsetzen  derselben 

Mixt  er  und  Wal  ton  (8)  berichten  über  einen  Fall,  bei  dem  sie  die 
Laminektomie  wegen  totaler  Lähmung  von  den  Brustwarzen  abwärts  und  teS- 
weiser  Lähmung  der  Arme  infolge  Halswirbelbruchs  ausgeführt  haben.  Der 
Erfolg  war  ein  guter,  es  blieben  nur  eine  motorische  Lähmung  des  linken 
Beines  und  Erhöhung  der  Reflexe  zurück. 

Stolper  (12)  ist  der  Meinung,  dass  ein  Zusammenhang  zwischen  Räcken- 
marksverletzungen  und  chronischen  progredienten  RückenmarkserkrankungeB, 
wie  Syringomyelie ,  Tabes,  multipler  Sklerose,  progressiver  Muskelatrophie, 
spastischer  Spinalparalyse  nicht  bestehe,  wenigstens  ist  bisher  kein  einwands- 
freier  Fall  bekannt.  Die  Rückenmarksverletzungen  haben  meistens  bis  m 
einem  gewissen  Grade  die  Neigung  zu  heilen,  vor  allem  aber  nicht  fortzo- 
schreiten.  Ebensowenig  bewiesen  ist  das  Vorkommen  der  sogen.  ^Rücken- 
markserschütterung^. 

Guillain  (3)  bespricht  in  dem  ersten  Teil  seiner  Arbeit  5  Kranken- 
geschichten der  spastischen  Form  der  Syringomyelie  und  geht  dann  in  dem 
zweiten  Falle  auf  die  Erörterung  der  Ätiologie,  soweit  sie  die  Neuritis  Äsceo- 
dens  und  das  Trauma  betreffen,  über.  Zwei  Krankenjournale  führt  er  fSr 
die  Neuritis  ascendens  an.  Li  dem  ersten  Falle  entwickelte  sich  bei  einem 
ca.  30jährigen  Manne  im  Anschluss  an  eine  Phlegmone  der  Hand  eine  fort- 


Hoffa,  Yerletznogen  and  chirurg.  Krankheiten  der  Wirbelsäule  etc.  1063 

schreitende  Muskelatrophie,  Yon  der  aus  sich  allmählich  alle  Symptome  der 
Syringomyelie  herausbildeten.  Bei  dem  zweiten  Falle  kam  es  nach  einer 
Fingerinfektion  mit  Achseldrüsenvereiterung  zu  Gefühlsstörungen,  die  Verf.  für 
erstes  Anzeichen  der  Syringomyelie  hält. 

Was  das  Trauma  als  ätiologisches  Moment  anbelangt,  so  ist  Verf.  über- 
zeugt, dass  ein  solches  gegen  die  Wirbelsäule  von  grosser  Bedeutung  ist.  Als 
Beweis  dienen  zwei  von  den  angeführten  Krankengeschichten.  In  dem  ersten 
Fall  entwickelte  sich  die  Syringomyelie  drei  Jahre  nach  einem  Unfälle  — 
Sturz  auf  den  Kopf  aus  3 — 4  Meter  Höhe,  bei  dem  zweiten  lagen  einige  Jahre 
vor  Feststellung  der  Syringomyelie  zwei  Unfälle  vor,  Hufschlag  gegen  die  Stirn 
und  Sturz  von  der  Treppe.  Zum  Schluss  deutet  Verf.  auf  die  Wichtigkeit  des 
Zusammenhangs  der  Syringomyelie  und  Trauma  in  forensischer  Beziehung. 

Windscheid  (14)  bespricht  den  Zusammenhang  zwischen  Tabes  und 
Trauma  und  will  einen  derartigen  Konnex  nur  dann  annehmen,  wenn  jeder 
andere  ätiologische  Faktor  direkt  sicher  ausgeschlossen  werden  kann.  Dieses 
ist,  besonders  bei  der  Syphilis,  äusserst  schwierig.  Bei  der  Beurteilung  der- 
artiger Fälle  ist  ausserdem  noch  wichtig,  ob  nicht  schon  vor  dem  Trauma 
die  ersten  Anzeichen  der  Tabes  bestanden  haben.  Eine  Verschlimmerung  der 
Tabes  durch  Unfälle  ist  wohl  möglich. 

An  der  Hand  von  19  genau  untersuchten  Fällen  von  Rückenmarks- 
erkrankung, von  denen  10  primäre  Erkrankungen  der  Wirbelsäule  mit  sekun- 
därer Beteiligung  des  Markes,  die  übrigen  9  Fälle  primäre  Erkrankungen  des 
Rückenmarkes  und  seiner  Häute  darstellen,  weisen  v.  Leyden  und  G run- 
in ach  (ö)  die  Bedeutung  der  Röntgenuntersuchung  auch  auf  diesem,  bisher 
noch  wenig  beobachteten  Gebiete  nach.  Besonders  interessant  sind  die  bei 
einigermassen  umfangreichen  Myelitiden,  Meningitiden  und  Perimyelitiden  nicht 
nur  in  der  Wirbelsäule,  sondern  auch  in  dem  unterhalb  der  Läsionsstelle  im 
Rückenmark  gelegenen  Knochensystem  röntgographisch  nachgewiesenen  osteo- 
porotischen  Veränderungen.  Besonders  stark  ist  die  Knochenatrophie  in  fort- 
geschrittenen Fällen  von  Tabes  dorsalis,  bei  welcher  nach  den  chemischen 
Untersuchungen  Reynards  der  Kalkgehalt  von  48  Vo  bis  auf  1 1 7o  sinken  kann. 

Anhang.    Italienische  Literatur. 

1.  Aievoli,   Spina  bifida.    Studio  sulla  morfologia  e  topografia  dello   strato   granuloso 
dell'  ectoderma.    II  Morgagni  1903.  Nr.  11. 

2.  *Ferlito,  ün  caso  die  meningocela  della  regione  cenricale.    Glinica  chirargica  1903. 
Nr.  11.  (klinischer  Fall). 

3.  Giani,  Contributo  allo  studio  dei  teratonii  sacrali.   La  Glinica  chirurgica  1903.  Nr.  11. 

4.  *Motta,    Nuovo  contributo  alla   cnva  della  scoliosi.     Archi^no   di  orthopedia   1903. 
fasc.  6. 

5.  *Negri,   Le  fratture  della  colonna  yertebrale  in  rapporto  agli  acoidenti  del  lavoro. 
Cliniea  chirurgica  1903.  Nr.  6.  (synthetische  Bundschau). 

6.  Pellicelli,  Sulla  cura  della  spina  bifida.    Bendiconti  dell'  Associaz.  medicho-chir.  di 
Parma  1903.  fasc.  7. 

7.  Penze,   Sulla  dassificazioni  dei  tumori  congeniti  della  regione  sacrale.    Archivio  per 
le  scienze  medicale  1903.  Nr.  3. 

Penze  (7)  führt  zunächst  die  von  den  verschiedenen  Autoren  aufge- 
stellten Klassifikationen  der  sakralen  Teratome  an,  und  nachdem  er  dargetan, 
dass  Fälle  vorkommen,  die  sich  sehr  schwer  klassifizieren  lassen,  besonders 
solche,    bei  denen  man  im  Unklaren  ist,  ob  eine  Mischgeschwulst  oder  ein 


10G4  Jahresberieht  für  Chirurgie.    II.  Teil 

fötaler  Einschluss  vorliege,   schlägt  er  vor,   die  angeborenen  AffektiooeD  i& 
Kreuz-Steissbeingegend  wie  folgt  zu  unterscheiden: 

1.  Produktionen,  die  durch  Bildungsanomalien  (am  häufigsten  durch  Eni- 
wickelungshemmung)  in  besagter  Gegend  bedingt  erscheinen. 

2.  Produktionen,  die  bedingt  sind  durch  abnorme  Entwickelimg  ein« 
zweiten  Fötus,  der  als  Parasit  auf  Kosten  des  gewöhnlich  gut  entwickehen 
und  wohlgestalteten  Autositen  lebt. 

3.  Gewöhnliche  Tumoren,  die,  wie  bei  Erwachsenen,  wenn  auch  sdten 
bei  Neugeborenen  .entstehen  können. 

Verf.  teilt  dann  die  klinische  Geschichte  eines  in  der  Bassinischen 
Klinik  von  ihm  beobachteten  Falles  mit  und  berichtet  auch  über  die  von  ik 
vorgenommene  histologische  Untersuchung  desselben.  Der  Tumor  sass  hier 
am  vorderen  Steissbeinrande  und  Hess  zahlreiche  Bildungen  erkennen,  die  auf 
aus  embryonalen  Resten  des  postanalen  Darms  hervorgegangene  Darmstrecken- 
rudimente hindeuteten,  sowie  ein  rudimentales  Augensubstrat,  d.  h.  eine  Cjste 
mit  pigmentierter,  gänzlich  mit  Epithel  bekleideter  Wandung,  welches  Epithel 
eine  einfache,  ununterbrochene  Lage  bildete  und  identisch  war  mit  dem  der 
pigmentierten  menschlichen  Retina.  Dieses  Teratom  gehörte  nach  Verf.  einem 
parasitären  Monstrum  an.  R.  GianL 

Nach  gedrängter  Zusammenfassung  der  zur  Erklärung  der  sakr&IeD 
Teratome  aufgestellten  Theorien  gibtGiani(3)  eine  ausführliche  makro- und 
mikroskopisch  pathologisch-anatomische  Beschreibung  von  4  in  der  chimr^sch- 
pädiaü-ischen  Klinik  in  Florenz  von  ihm  beobachteten  Fällen. 

Im  1.  Falle  wurde  in  der  abgetragenen  grossen  Geschwulst  der  ümriss 
einer  unteren  Extremität  erkannt,  sowie  ein  Komplex  von  Geweben,  der  den 
hohen  Schlundröhrenabschnitt  darzustellen  schien. 

Im  2.  Falle  bestand  der  Tumor  zum  grössten  Teil  aus  Fett,  in  welchem 
ein  Fleischknoten  eingebettet  lag,  der  sich  bei  der  mikroskopischeo  Unter- 
suchung als  der  Umriss  eines  wirklichen  fötalen  Kohlkopfes  erwies. 

Im  3.  Falle  erkannte  man  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  eisen 
wirklichen  Pankreas  neben  Lebergewebe  und  tubulären  Höhlen,  die  alle  Merk- 
male%des  Darms  besasseu. 

Im  4.  Falle  lag  ein  Gystensack  Yor,  der  mit  einer  keine  besondere 
Struktur  aufweisenden  Flüssigkeit  angefüllt  war. 

Verf.  erklärt  alle  4  Fälle  durch  die  Calbet-Stolpersche  bigerminak 
Theorie.  R.  Giani. 

Aievoli  (1)  veröffentlicht  eine  wesentlich  histographische  Arbeit,  die 
jedoch,  in  Anbetracht  der  Provenienz  des  von  ihm  studierten  Materials  und 
wegen  der  Schlüsse,  die  hinsichtlich  der  chirurgischen  Pathologie  sich  affi 
denselben  ziehen  lassen,  auch  für  Chirurgen  von  einigem  Interesse  sein  dürfte, 
Verf.  beschreibt,  auf  Grund  von  Präparaten,  die  er  selbst  anfertigte,  und 
unter  Berücksichtigung  der  diesbezüglichen  Literatur  das  Stratum  granu- 
losum  von  normalen  Organen,  von  Narbengewebe,  von  tuberkidösen  Kon- 
dylomen, verschiedenen  (ekto-  und  endodermalen)  Neoplasmen  und  Dennoid- 
Cysten  und  lenkt  seine  besondere  Aufmerksamkeit  auf  die  Tegumente  einer 
von  ihm  operierten  Spina  bifida  (Varietät:  Meningocele  lumbosacralis).  In 
einer  beigegebenen  Tafel  stellt  er  dar,  was  er  beobachtete,  und  aus  dieser 
lässt  sich  ersehen,  welch  grosser  Unterschied  besteht  zwischen  den  Elementen, 
wie  sie  gewöhnlich  beschrieben  werden  und  den  von  ihm  im  Stratum  grano" 
losum  angetroffenen,  die  gross,  polygonal,  mit  grossem  bläschenförmigen  Kern 


Schönstadt,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Pankreas.  1065 

und  sehr  zahlreichen  Eleidinkörnchen  versehen  und  so  nebeneinander  gelagert 
sind,  dass  sie  eine  ununterbrochene  Lage  bilden.  Verf.  tut  auch  die  Unter- 
schiede dar,  die  zwischen  diesen  Elementen  und  jenen  der  darunter  gelegenen 
Malpighi  sehen  Schichte  bestehen.  Eine  einleuchtende  histogenetische  Er- 
klärung vermag  er  nicht  zu  geben,  aber  er  vermutet,  dass  es  sich  um 
epitrichiale  Reste  handle,  die  vielleicht  ebenso  durch  eine, 
gestörte  embryonale  Entwickelung  bedingt  sind,  wie  man  es 
von  der  Spina  bifida  selbst  annimmt,  über  deren  Genese  man 
noch  nicht  im  klaren  ist.  R.  Giani. 

Pellicelli  (6)  berichtet  über  3  Fälle  von  Spina  bifida,  die  er  durch 
die  Majo-Rovisonsche  Behandlungsmethode  und  die  Osteoplastik  nach 
Döllinger  zur  vollständigen  Heilung  brachte.  R.  Giani. 


xxn. 


Die  Verletzungen  und  chirurgischen  Krankheiten  des 

Pankreas. 


Referent:  A.  Schönstadt,  Berlin. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Allen,  Chronic  intralobular  pancreatitia.    Annais  of  snrgery  1903.  May. 

2.  Barling,   Gase  of  chronic  Pancreatitis  with  an  acconnt  of  the  post  mortem  Exami- 
nation.    The  British  med.  Journal  1903.  April  ^. 

3.  Buka,  Zur  Kasuistik  der  intraabdominellen  Fettgewebsneurose.   Wiener  med.  Wochen- 
schrift Nr  14. 

4.  Brat,  Fall  von  gutartiger  hftmorrhagischer  Pankreascyste.    Berliner  med.  Gesellschaft 
1903.  11.  Nov. 

5.  Brown,   Gangrenous  pancreatitis  with  extensive  retroperitoneal  necrosis.    Annais  of 
surg.  June.    New  York  surg.  soc.  1903.  Febr.  25. 

6.  Bunge,  Zur  Pathogenese  und  Therapie  der  akuten  Pankreasbämorrhagie  und  abdomi- 
nalen Fettgewebsnekrose.    Archiv  fflr  klin.  Chirurgie  Bd.  71.  Heft  3. 

7.  Chiari,   Über  Beziehungen   zwischen  Autodigestion   des  Pankreas   und   Fettgewebs- 
nekrose.   Verhandlungen  der  deutschen  patbol.  Gesellsch.  1903. 

8.  CorniletChevassu,  Epithelioma  de  l'ampoule  de  Vater.    Bull,  et  möm.  de  la  soc. 
de  Paris  1903.  Nr.  2. 

9.  Cumston,   A  case  of  pancreatic  cyst  with  remarks  on  the  pathology  and  snrgical 
treatment    Annales  of  surgery  1903.  Febr. 

9a.—  ün  cas  de  kyste  du  Pancreas.    Revue  de  Chirurgie  1903   Nr.  6. 

10.  Ehler,   Über   einen  Fall   von  Pancreatitis   indurativa.    Wiener  klin.  Wochenschrift. 
Nr.  51. 

11.  Ehrlich,  Ein  Beitrag  zur  Kasuistik  der  Pankreasgeschwübte.    Mttnchener  medizin. 
Wochenschrift  Nr.  9. 

12.  Fabozzi,  Salvatore,    Über  die  Histogenese  des  primären  Krebses  des  Pankreas. 
Beiträge  zur  pathol.  Anatomie  etc.  1903.  Bd.  34.  Heft  2. 


1066  Jahresbericht  fdr  Chirargie.    II.  Teil. 

18.  Franke,  Beitrag  zur  Kenntnis  der  abdominalen  Fettgewebanekrose.  In.-Diss.  Roetod 
1903. 

14.  Hart,  A  review  of  some  recent  investigations  relating  to  the  pancreaa.  MedicalNeti 
1903.  October. 

15.  Herzberger,  Ober  kongenitale  cystische  Entartung  des  Pankreas.  InaQg.-DiMflil 
Giessen. 

16.  Hess,  Experimenteller  Beitrag  zur  Ätiologie  des  Pankreas  und  FettgewebsDekn» 
Manchen  er  med.  Woohenschr.  Nr.  44. 

17.  Hochhans,  H.,  Pankreasentzdndung  mit  Blutung  und  Nekrose.  Mfinchener  wd. 
Woohenschr.  1903.  Nr.  2. 

18.  Hoffmann,  Rudolf,  Ober  das  allmähliche  Verschwinden  eines  Tumors  der  olm 
Bauchgegend.    (Chron.  interstitielle  Pancreatitis.)    Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  51 

19.  Hoyarth  andMoyniham,  A  case  of  acute  pancreatitis.  The  practitioner  19(ß.  Äpii 

20.  S.  Jasinski,  Ober  Pankreascysten.    Przeglad  lekarski.  Nr.  8—12. 

21.  Kirste,  Pancreatitis  haemorrhagica.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  190S.  Nr.  8. 

22.  Körte,  Ober  Operationen  am  Choledochus  etc.  etc.  nebst  Bemerkungen  Über  doiiiiIh 
Pankreassekret.    Archiv  f.  klin.  Chirurgie  Bd.  71.  Heft  4. 

23.  Klippel  und  Lefas,  Le  pancr^s  dans  les  cirrhoses  veineuses  du  foie.  BerMii 
mäd.  1903.  Janvrier. 

24.  Krone,  Ober  einen  Fall  von  Pancreatitis  mit  Fettnekrose  und  Durchbrach  Dsch 4r 
linken  Pleurahöhle.    In.-Diss.  Leipzig  1903. 

25.  Lange,  Karl,  Pankreascyste.  Operation.  Grenesung.  (Ans  dem  LoenskrankeBhaofic ■ 
Gotland).     Hygiea  1903.  Heft  4.  p.  384. 

26.  Lardy,  Kyste  du  Pancr^as.    Revue  mödicale  de  la  Suisse  romande. 

27.  Lilien  thal,  The  diagnosis  and  treatment  of  acute  pancreatitis.  New  York  soii; nc 
Annais  of  surgery  1903   October. 

28.  *Lissmann,  Zur  Ätiologie  der  Pankreasfettnekrose  nebst  einem  neuen  Fall  ar 
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29.  Lotheisen,  Pankreastumor  mit  Duodenalstenose  und  schwerem  Ikterus.  Wvtm 
klin.  Wochenschrift  Nr.  14. 

30.  Mariani,  C,  Adenoma  cistico  del  pancreas.  Asportazione  parziale.  Marsupimii  ieä 
restante  parte.    Guarigione.    La  Gliuica  chirurgica  1903.  Nr.  9. 

31.  Martin,  Cancer  du  pancröas.    Söance  du  4  fövrier  1903.    Sociöt^  m^dieale  deGee^ 

32.  Miculicz,  Ober  den  heutigen  Stand  der  Chirurgie  des  Pankreas  mit  besonderer  B&ck- 
sieht  auf  die  Verletzungen  und  Entzündungen  der  Organe.  Mitteil,  aus  den  Grusb^ 
der  Medizin  u.  Chirurgie  Bd.  12.  Heft  1. 

33.  —  Surgery  of  the  Pancreas.    Annais  of  surgery  1903.  July. 

84.   Monprofit  et  Morel,   Kyste  r^trop^riton^iü  parapancr^atique:   ablation  du  kvk 

ablation  partielle  du  pancreas,  ablation  totale  de  la  rate. 
35.   Moyniham,  The  present  portion  of  our  knowledge  of  diseases  of  tiie  panoreas.  Ai 

practitioner  1903.  Aug. 
86.   —  A  case  of  typhoid  pancreatitis.    Lancet  1903.  June. 

37.  Noll,  Ober  Pankreasnekrose.    In.-Diss.  Marburg  1903. 

38.  *Opie,  Disease  of  the  Pancreas,  its  cause  and  nature.    Lippincott  1903. 

39.  Pels'Leusden,  Beitrag  zur  Pathologie  und  Therapie  der  akuten  Pankreas^fa» 
kungen  nebst  Mitteilung  zweier  durch  Laparotomie  geheilter  Fälle.  Deatsebe  Zeüetk 
f.  Chirurgie  Bd.  70.  Heft  1  u.  2. 

40.  Pich  1er,  Ein  Fall  von  traumatischer  Pankreascyste.  Wiener  klin.  Wodiensdir.  196L 
Nr.  52. 

41.  Pirone  Raffaele,  Chronische  Entzündung  des  Pankreas  und  Cirrhose  der  I^ 
Wiener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  22  u.  23. 

42.  ^Ponfick,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Fettgewebsnekrose.  Bibliotbeca  medica  1901 
Nr.  112.    Stuttgart  E.  Nägele. 

43.  *Schüler,  Ober  Pankreasapoplexie  mit  Ausgang  in  Cystenbildung  nebst  Bemerbigs 
über  Pankreas-  und  Fettgewebsnekrose.    Dies.  München  1903. 

44.  Steiner,  Demonstration  eines  Falles  von  Pankreascyste.  Berliner  med.  GcteUseb^ 
1903.  4.  Nov. 

45.  Haie  White,   On  the  desirability  of  operating  for,  and  the  mortality  from  • 
pancreatitis.    British  medical  Journal  1903.  July  18. 

46.  Woolsey,  The  diagnosis  and  treatment  of  acute  Pancreatitis.  Annala  ottmSBJ- 
1903.  Nov. 


SchGnstadt,  Verletzungen  und  chirurg.  Krankheiten  des  Pankreas.  1067 

Bei  einer  wegen  narbiger  Striktur  des  Ductus  choledochus  vorgenom- 
menen Operation  drainierte  Körte  (22)  den  Ductus  pancreaticus. 

Er  konnte  dann  feststellen,  dass  die  täglich  abgesonderte  Menge  von 
Pankreassaft  ca.  700  ccm  bis  1  Liter  betrug.  Die  Absonderung  war  im 
nüchternen  Zustand  gering  und  stieg  bis  zur  fünften  Stunde  nach  der  Ver- 
dauung an. 

Als  besonders  wichtig  ist  die  Beobachtung  Kört  es  zu  bezeichnen,  dass 
in  dem  Pankreassekret  Fett  und  stärkespaltendes  Ferment  nachgewiesen  werden 
konnte,  dass  dagegen  in  dem  ohne  Berührung  mit  dem  Darmsaft  aufgefangenen 
Sekret  ein  eiweissspaltendes  Ferment  fehlte. 

Erst  nach  Zusatz  menschlichen  Darmsaftes  zeigte  sich  Eiweissspaltung. 
Das  Pankreassekret  enthält  demnach  nur  ein  Proferment  des  Trypsins,  das 
durch  Berührung  mit  Darmsaft  aktiv  wird. 

Körte  schliesst  daraus,  dass  der  Darmsaft  eine  sehr  bedeutende  Ein- 
wirkung auf  das  Yerdauungsgescbäft  hat  und  die  Wirkung  des  Pankreassaftes 
bedeutend  verstärkt. 

In  übersichtlicher  Weise  gibt  uns  Hart  (14)  ein  Sammelreferat  der  in 
den  letzten  Jahren  erschienenen  Arbeiten  über  Physiologie,  Anatomie,  patho- 
logische Anatomie,  Symptomatologie  und  Therapie  der  Pankreaserkrankungen. 

Ebenso  bespricht  Moynihan  (35)  in  knapper,  für  den  Praktiker  leicht 
lesbaren  Form  die  Symptomatologie  und  Therapie  der  Pankreaserkrankungen. 

Mikulicz  (32)  begründet  die  langsame  Entwickelung  der  Chirurgie  des 
Pankreas  erstens  mit  den  topographischen  Verhältnissen,  zweitens  mit  den 
Schwierigkeiten  der  Diagnose,  drittens  mit  der  Gefährlichkeit  der  Operation 
am  Pankreas  selbst,  dieselbe  wird  bedingt 

a)  durch  den  Reichtum  an  Blutgefässen  und  der  Schwierigkeit  der  Blut- 
stillung, 

b)  durch  das  Ausfliessen  von  Pankreassekret  und  die  hierdurch  bedingte 
Fettnekrose. 

Er  kommt  auf  Grund  statistischer  Zusammenstellung  zu  dem  Schluss, 
dass  nach  allen  Operationen,  in  welchen  das  Pankreasgewebe  in  erheblichem 
Umfange  blossgelegt  wird,  die  Bauchhöhle  an  der  entsprechenden  Stelle  zu 
tamponieren  resp.  zu  drainieren  ist. 

Hierauf  bespricht  er  die  Verletzungen  des  Pankreas.  Er  beweist,  dass 
die  Prognose  derselben  —  sich  selbst  überlassen  —  fast  ausnahmslos  infaust 
ist,  und  dass  wir  bei  den  heutigen  schon  erfreulichen  operativen  Erfolgen  die 
Pflicht  haben,  in  jedem  Falle,  in  dem  eine  schwere  Pankreasverletzung  in 
Frage  kommt,  die  Laparotomie  möglichst  bald  auszuführen. 

Alsdann  wendet  er  sich  der  akuten  Pankreatitis  zu.  Er  fasst  dieselbe 
als  eine  im  Pankreas  verlaufende  akute  Phlegmone  auf  und  er  folgert  daraus, 
dass  wie  bei  der  gewöhnlichen  Phlegmone  es  auch  bei  der  Pankreasphlegmone 
nur  eine  rationelle  Therapie  geben  kann:  die  Eröffnung  des  Infektionsherdes 
mit  dem  Messer;  die  Entleerung  und  Drainage  des  toxischen  und  infektiösen 
Exsudates. 

Mikulicz  scheint  nach  seinen  Ausführungen  sich  mehr  der  Ansicht 
der  Autoren  zuzuneigen,  die  das  Organ  direkt  in  den  Kreis  ihrer  operativen 
Tätigkeit  gezogen  wissen  wollen,  wenn  er  auch  den  von  Hahn  empfohlenen 
kleinen  Eingriff  mit  Durchsuchung  der  Bauchhöhle  nicht  für  völlig  zweck- 
los hält. 


1068  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  Teil. 

In  den  Fällen  von  chronischer  Pankreatitis  weist  er  noch  einmal  auf 
die  engen  Beziehungen  zn  der  Cholelithiasis  hin.  Er  spricht  sich  für  die  Ope- 
ration aus  und  rät^  entweder  eine  Gallenblasenfistel  anzulegen  oder  die  Choie- 
cystenterostomie  mit  anschliessender  Enteroanastomose  zu  machen. 

Mit  wenigen  Worten  weist  er  noch  auf  den  1902  im  Lancet  Teröffent- 
lichten  Fall  Yon  Moynihan  hin,  der  einen  Pankreasstein  diagnostizierte  und 
glücklich  entfernte. 

Zum  Schluss  stellt  er  die  31  Fälle  von  Pankreasoperationen  zusamn^ 
die  in  den  letzten  12  Jahren  in  der  Breslauer  Klinik  ausgeführt  wurden. 

Bei  dem  Studium  experimentell  Diabetes  insipidus  zu  erzeugen,  injizierte 
Hess  (16)  Fett  in  die  Ausführungsgänge  des  Pankreas  und  erzielte  hierdard 
Totalnekrose  des  Pankreas,  Blutung,  Fettgewebsnekrose  und  schnellen  Tod  der 
Tiere,  ein  durchaus  der  Pankreasapoplexie  klinisch  wie  pathologisch-anatomi^^h 
analoges  Krankheitsbild. 

Hess  versuchte  diesen  ;,Pankreasfetttod^  beim  Tiere  vom  Darmtraktos 
aus  hervorzurufen  und  hier  ein  Analogen  event.  zu  der  Pankreasapoplexie  da 
Menschen  zu  finden. 

Seine  Versuche  hatten  kein  positives  Ergebnis. 

Zum  Schluss  stellt  er  noch  die  Hypothese  auf,  ob  nicht  der  schneDe  Tod 
bei  der  Pankreasapoplexie  durch  eine  ^Seifenvergiftung*^  zu  erklaren  sei. 

Bunge  (6)  beobachtete  einen  Fall  von  Pankreasapoplexie  mit  Fe%- 
websnekrose,  der  unter  der  Diagnose  eines  hochsitzenden  Darmverschlosse 
zur  Operation  kam. 

Durch  eine  durch  die  Nekrose  entstandene  Öffnung  im  Lig.  gastrocolicnni 
drainierte  er  die  Bursa  omentalis  und  führt  ein  zweites  Drain  unter  das  em- 
porgehobene Kolon  und  Netz. 

Die  Kranke  genas  und  Bunge  glaubt  auf  Grund  dieses  Falles  die  La- 
parotomie mit  anschliessender  Tamponade  der  Bursa  etc.  empfehlen  zn  könneiL 
Seine  Experimente ,  die  er  im  Anschluss  an  diese  Beobachtung  machte  üDd 
deren  Ergebnis  er  in  Kürze  mitteilt,  verdienen  besondere  Erwähnung  deshalb, 
weil  es  ihm  gelang,  durch  Abbinden  der  Arterien  und  Ölinjektion  in  die  ab- 
gebundenen Adern  bei  Tieren  das  getreue  Bild  der  Pankreasapoplexie  uri 
Fettgewebsnekrose  zu  erzeugen. 

Franke  (13)  beschreibt  einen  Fall  von  Fettgewebsnekrose,  der  iiD 
pathologischen  Institut  in  Rostock  zur  Sektion  kam,  bei  dem  Fettnekiosen 
gefunden  wurden,  ohne  wesentliche  Verletzimg  des  Pankreas. 

An  der  Hand  dieses  Falles  sucht  er  Truhart  zu  widerlegen,  der  & 
die  Entstehung  der  Fettnekrosen ,  durch  die  Wirkung  des  Pankreassafte, 
eintritt. 

Franke  stellt  die  Theorie  auf,  dass  das  Fettgewebe  schlechter  ernährt 
sei  als  die  übrigen  Gewebe  des  Organismus  und  fasst  die  Nekrose  als  ein- 
fache Ernährungsstörung  auf  und  der  besondere  Charakter  der  Fettspaltoi^ 
sei  der  das  Ferment  enthaltenden  Blutflüssigkeit  zuzuschreiben. 

Alsdann  bespricht  er  die  experimentellen  Studien  von  Langerhans, 
Hildebrand,  Flexner  und  fasst  sein  Urteil  dahin  zusammen,  dass  in  der 
Tat  derartige  starke  Eingriffe  Nekrose  und  vielleicht  vermöge  der  Anwesen- 
heit von  Pankreasferment  einen  besonderen  Charakter  derselben,  nämlick 
Fettspaltung,  bewirken  können.  Einen  Wert  dieser  Versuche  für  das  Ver- 
ständnis der  menschlichen  Fettnekrose  lehnt  er  ab. 


SchOnstadt,  Yerletzangen  und  cfairorg.  Krankheiten  des  Pankreas.  1069 

Alsdann  bespricht  er  von  seinem  Standpunkt  aus  die  bekannten  Fälle 
von  Simmonds,  Schmidt  und  Peiser. 

Er  führt  die  Fettnekrose  des  abdominalen  Fettgewebes  darauf  zurück, 
dass  durch  irgendwelche  toxische  oder  andere  Einflüsse  eine  Anämie  des  Fett- 
gewebes eintritt  und  dem  Ferment  des  Blutes  die  Spaltung  des  Fettgewebes 
ermöglicht  wird. 

Brown  (5)  berichtet  von  einer  34jährigen  Frau,  die  2  Jahre  vor  ihrer 
schweren  Erkrankung  ein  relativ  leichtes  Trauma  der  Oberbauchgegend  er- 
hielt. Sie  erkrankte  plötzlich  mit  den  Erscheinungen  von  Urinverhaltung  und 
Schüttelfrost. 

Als  sie  zwei  Monate  nach  ihrer  akuten  Erkrankung  ins  Hospital  kam, 
fand  Brown  einen  Tumor,  der  sich  vom  Epigastrium  bis  ins  kleine  Becken 
erstreckte. 

Bei  der  Probelaparotomie  ergoss  sich  nun  beim  Anheben  des  Terwachsenen 
Mesokolons  sofort  Eiter  in  die  Bauchhöhle.  ^ 

Brown  machte  nun  eine  Lumbalinzision  auf  der  linken  Seite  und  er- 
öffnete eine  grosse  mit  Detritus  angefüllte  Höhle. 

Nekrotische  Massen,  die  sich  aus  derselben  ausstiessen,  erwiesen  sich 
mikroskopisch  als  Pankreasgewebe. 

Nachdem  noch  auf  der  rechten  Seite  ein  gleicher  Abszess  eröffnet  war, 
trat  Genesung  ein. 

Im  Anschluss  hieran  spricht  sich  Brown  für  die  lumbale  retroperi- 
toneale  hizision  aus  im  Gegensatz  zu  der  transperitonealen. 

Woolsey,  der  den  Fall  auch  sah,  äussert  sich  dahin,  dass  das  Krank- 
heitsbild in  keiner  Weise  auf  eine  Pankreaserkrankung ,  sondern  ganz  und 
gar  auf  eine  Nierenaffektion  hinwies. 

Buka  (3)  beobachtete  zwei  Fälle  von  Fettgewebsnekrose,  der  erste  be- 
traf einen  42jährigen  Mann,  der  lange  Alkoholiker  war  und  plötzlich  unter 
Ileuserscheinungen  erkrankte  und  schnell  zugrunde  ging.  Bei  der  Autopsie 
fand  sich  das  Pankreas  von  Fett  durchwuchert  mit  reichlichen  Fettnekrosen. 
Im  anderen  Falle  begann  die  Erkrankung  am  rechten  Samenstrang  und  spielte 
sich  der  Prozess  hauptsächlich  im  pro-  und  retroperitonealen  Fettgewebe  ab. 
Das  Pankreas  war  mikroskopisch  normal.  Über  mikroskopischen  Befund  wird 
nichts  berichtet. 

An  der  Hand  von  vier  Fällen  beweist  Chiari  (7),  dass  die  Zerstörung 
des  Pankreasgewebes  und  die  frischen  Fettgewebsnekrosen  im  Bereiche  des 
Pankreas  durch  die  Wirkung  des  Pankreassaftes  hervorgerufen  werden.  Er 
glaubt,  dass  der  Pankreassaft  durch  sein  Trypsin  das  Pankreasgewebe  selbst 
angreife  und  zerstöre,  gleichzeitig  gelange  das  Fettferment  in  das  zwischen 
den  Pankreasläppchen  gelegene  Fettgewebe  und  bedinge  die  Fettgewebsnekrosen. 

Chiari  glaubt,  dass  alle  Momente,  die  zur  intravitalen  Selbstverdauung 
des  Pankreas  führen,  sekundär  die  multiple  Fettgewebsnekrose  hervorbringen. 
Als  ätiologische  Momente  für  die  Selbstverdauung  des  Pankreas  führt  er  an 

1.  das  Trauma,  2.  Zirkulationsstörungen,  3.  Stauung  des  Pankreas- 
sekretes. 

Für  den  letzteren  Fall  misst  er  der  Cholelithiasis  keine  geringe  Bedeu- 
tung zu;  dass  Magensaft,  der  in  den  Ductus  Wirsungianus  nach  Hlavas 
Theorie  eindringt,  Ursache  der  Selbstverdauung  des  Pankreas  werden  könnte, 
hält  er  für  den  Menschen  für  ausgeschlossen.  Zum  Schluss  weist  er  noch  auf 
drei  Punkte  hin,  die  der  ferneren  Lösung  harren. 


1070  Jahresbericht  für  Chirurgie.    II.  Teil. 

1.  Ob  das  Fettferment  des  Pankreas  allein  die  Fettnekrosen  herrorrnft 
oder  ob  auch  dem  Trypsin  hierbei  eine  Rolle  zufalle. 

2.  Wie  die  entfernt  Tom  Pankreas  entstehenden  Fettgewebsnekrosen  za 
erklären  seien. 

3.  Wie  die  alten  abgekapselten  Fettgewebsnekrosen  zu  deuten  seim. 
Zum  Schluss   schliesst  er   sich  yoll  und  ganz  der  Hilde b r an dschei 

Theorie  an,  dass  Pankreasnekrose  und  Fettgewebsnekrose  zusammengehören 
und  auf  die  schädigende  Wirkung  des  Pankreassaftes  zu  beziehen  seien. 

Hochhaus  (17)  berichtet  von  drei  Fällen  von  Pankreaserkranknng, 
die  er  beobachtet  hat;  in  den  beiden  ersten  wurde  die  Diagnose  durch  dk 
Autopsie  gesichert,  während  im  dritten,  in  dem  es  sich  um  ein  anamisck^ 
junges  Mädchen  handelte,  die  Sektion  nicht  gemacht  ist. 

Bemerkenswert  war  im  Fall  H  das  Vorhandensein  einer  reicUichen 
Zuckermenge  im  Urin,  ebenso  im  Fall  HI  Spuren  von  Zucker. 

In  der  Therapie  rät  Hochhaus,  nur  symptomatisch  vorzugehen,  vor 
allem  weist  er  den  chirurgischen  Eingriff  im  akuten  Stadium  zurück. 

Hoyarth  (19)  beobachtete  einen  75jährigen  Mann,  der  nach  einer 
reichlichen  Mahlzeit  unter  Symptomen  erkrankte,  die  an  einen  Darmversdilass 
oder  Magenperforation  denken  Hessen.  Unter  wechselnden  Symptomen  «^ 
sich  die  Krankheit  ca.  20  Tage  hin.  Alsdann  bildete  sich  in  der  Oberbauck- 
gegend  ein  Tumor,  den  Hoyarth  und  Moynihan  für  die  vergrösseite 
Gallenblase  oder  für  einen  Erguss  in  die  Bursa  omentalis  deuteten.  Bei  der 
Operation  wurde  die  Bursa  omentalis  eröffnet,  dieselbe  enthielt  Blut  and 
Detritus,  in  ihrem  Grunde  lag  das  nekrotische  Pankreas. 

Bei  der  Autopsie  fand  man  einen  grossen  Gallenstein,  Fettnekrosen  und 
Nekrose  des  Pankreas  bis  auf  einen  kleinen  Teil  des  Kopfes. 

Moynihan  (36)  beobachtete  einen  13  jährigen  Jungen,  der  ein  Jahr,  nadh 
dem  er  einen  Typhus  durchgemacht  hatte,  unter  Erscheinungen  von  GaUeih 
steinkoliken  erkrankte.  In  der  Annahme,  dass  es  sich  um  eine  steinhaltige, 
durch  Typhusbacillus  infizierte  Gallenblase  handle,  eröffnete  Moynihan  die 
Gallenblase. 

Die  Gallenblase  enthielt  keine  Steine,  ebensowenig  die  Gallengange,  da- 
gegen war  das  Pankreas  auf  das  Doppelte  vergrössert  und  steinhart  Ein- 
nähen und  Drainage  der  Gallenblase.  Die  steril  aufgefangene  Galle  enthielt 
Typhusbazillen. 

Moynihan  führt  die  Vergrösserung  des  Pankreas  auf  Inf ektion  mit 
Typhusbazillen  zurück. 

Kirste  (21)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pancreatitis  haemorrhagica. 
der  innerhalb  24  Stunden  tödlich  verlief.  Im  Pankreas  grosse  Infarkte.  Von 
Fettnekrosen  ist  nichts  berichtet;  dies  spricht  auch  nach  Ansicht  des  Ret 
dafür,  dass  das  Pankreassekret  eine  gewisse  Zeit  gebraucht,  um  seine  deletäre 
Wirkung  auf  das  Fettgewebe  auszuüben. 

Krone  (24)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pankreatitis,  den  Ref.  selbst 
in  vivo  gesehen  und  als  solchen  diagnostiziert  hat.  Hinzuzufügen  zu  den  Aus- 
führungen des  Autors  wäre  wohl  nur,  dass  jedes  linksseitige  subphrenische 
Exsudat  unseren  Verdacht  auf  eine  eventuelle  Pankreaserkranknng  lenken  soD. 

Mikulicz  (33)  gibt  hier  im  wesentlichen  das,  was  wir  in  seiner  Ver- 
öffentlichung in  den  Grenzgebieten  finden.  Zum  Schluss  fügt  er  noch  einen 
Fall  von  akuter  Pankreatitis  an. 


SchöDstadt,  Verletzungen  und  cbirurg.  Krankheiten  des  Pankreas.  1071 

Derselbe  war  unter  der  Diagnose  innerer  Abschnürung  durch  Adhäsionen, 
die  von  der  Gallenblase  ausgingen,  laparotomiert  worden. 

Bei  der  Operation  fanden  sich  Fettnekrosen ;  deshalb  wurde  das  Pan- 
kreas freigelegt,  dasselbe  vergrössert  und  dunkelrot  gefunden;  das  peripankrea- 
tische  Gewebe  wurde  inzidiert  und  drainiert. 

Patient  überstand  die  Operation. 

Als  nach  einiger  Zeit  sich  wieder  Schmerzen  einstellten,  wurde  eine 
zweite  Laparotomie  gemacht.  Hierbei  wurde  das  Pankreas  gesund  gefunden 
bis  auf  eine  kleine   mit  Detritusmassen  angefüllte  Höhle  im  Kopf  desselben. 

Es  erfolgte  Heilung. 

Noll  (37)  untersuchte  einen  Fall  von  Pankreasnekrose  mit  multipler 
Fettnekrose  genau  mikroskopisch  und  kommt  zu  dem  Schluss: 

1.  Dass  die  Lange rh aussehen  Inseln  mit  der  Erkrankung  in  keinerlei 
ursächlichem  Zusammenhang  stehen,   da  sie  keinerlei  Veränderungen  zeigen. 

2.  Dass  femer  die  Fettgewebsnekrose  nicht  durch  bakteriellen  Einfluss 
entstehe. 

3.  Dass  sie  vielmehr  auf  den  Austritt  und  Diffusion  des  Pankreassaftes, 
im  speziellen  durch  die  Einwirkung  des  Steapsins  zurückzuführen  sei. 

4.  Dass  femer  die  Nekrose  des  Pankreasgewebes  eine  direkte  Folge  der 
Fettgewebsnekrose  sei,  und  dass  femer  —  im  Gegensatz  zu  Langerhans  — 
die  Zerlegung  des  Fettes  an  der  Peripherie  der  Fettläppchen  beginne  und  von 
hier  allmählich  in  das  Innere  vorwärts  schreite. 

Pels-Leusden  (39)  fügt  seinem  schon  in  den  Charite-Annalen  von 
1902  beschriebenen  Fall  von  akuter  eitriger  Pankreasentzündung  einen  zweiten 
zu.  In  diesem  handelt  es  sich  um  eine  53  jährige,  an  Alkoholgenuss  gewöhnte 
Frau,  die  plötzlich  unter  heftigen  Schmerzen  in  der  Bauchhöhle  an  Erbrechen 
erkrankte.  Bei  der  Laparotomie,  die  10  Tage  nach  Beginn  der  Erkrankung 
gemacht  wurde ,  fand  Verf.  den  Darm  kollabiert ,  aber  überall  massenhafte 
Fettnekrosen.  Tamponade  der  Bauchhöhle  durch  einen  auf  das  Foramen 
Winslowii  gelegten  Jodoformstreifen  und  Naht  der  Operationswunde. 

Gleich  nach  der  Operation  Hess  das  Erbrechen  nach  und  das  Allgemein- 
befinden besserte  sich.    Patientin  genas. 

Von  den  Schlussfolgerungen,  die  Pels-Leusden  aus  semen Fällen  zieht, 
ist  hervorzuheben,  dass  er  warm  für  ein  chirurgisches  Vorgehen  eintritt,  schon 
deshalb,  weil  die  subjektiven  Beschwerden  des  Kranken  hierdurch  auf  das 
beste  beeinflusst  werden. 

Woolsey  (46)  beobachtete  drei  Fälle  von  akuter  Pankreatitis,  die  er 
operierte  und  die  sämtlich  durchkamen.  Im  Anschluss  an  die  Kranken- 
geschichten bespricht  er  die  Diagnose  und  Therapie.  Er  glaubt,  dass  man 
aus  dem  Symptomenkomplex  die  Diagnose  stellen  kann,  dass  die  Diagnose  der 
akuten  Pankreatitis  leichter  ist  als  die  der  subakuten  Formen. 

Eine  Fehldiagnose  ist  nur  möglich  mit  solchen  Krankheiten,  die  gleich- 
falls eine  sofortige  Operation  verlangen. 

Die  Behandlung  soll  in  frühzeitiger  Operation,  Entleerung  der  Bauch- 
höhle und  Drainage  unter  Lokalanästhesie  bestehen. 

Jede  eingreifende  Operation  hat  zu  unterbleiben. 

Im  Anschluss  an  den  Vortrag  in  der  New  York  surgical  society  berichten 
noch  Lilienthal  (27)  über  einen  Fall  von  akuter  Pankreatitis,  der  in  hoff- 
nungslosem Zustand  ins  Hospital  kam  und  nach  Operation  heilte. 


1072  Jaliresbericht  fOr  Ghirargie.    11.  Teü. 

Femer  Erdmann  über  einen  tödlich  verlaufenen  Fall,  der  mit  ChoW 
lithiasis  kompliziert  war  and  Hotchkiss  aber  einen  nach  Operation  ge- 
heilten. 

Allen  (1)  gibt  uns  die  Krankengeschichte  einer  SOjährigeo  Frau,  die 
lange  Jahre  an  Schmerzen  in  der  Oberbanchgegend  litt.  Da  im  Urm  Eiter 
war,  wurde  die  Diagnose  zwischen  tuberkulöser  Erkrankung  der  Niere  und 
einer  Affektion  am  Intestinaltraktus,  Magen,  Pankreas  offen  gelassen. 

Bei  der  Operation  fand  man  zwei  Cysten  des  Pankreas,  die  eingenilit 
und  drainiert  wurden.     In  der  einen  Cyste  fanden  sich  zwei  Pankreassteine. 

Die  Patientin  ging  zugrunde  und  die  Autopsie  zeigte  multiple  Abszese 
der  rechten  Niere,  während  die  linke  Niere  gesund  war.  Im  Pankreas  fand 
sich  noch  eine   dritte  Cyste,   ausserdem  ein  Stein  im  Ductus  Wirsnngiunii. 

Die  Schmerzen,  die  die  Patientin  nach  der  linken  Seite  lokalisierte  nsd 
die  auch  deshalb  den  Anschein  erweckten,  dass  die  linke  Niere  erkrankt  sä, 
glaubt  Allen  als  differentialdiagnostisches  Moment  für  Pankreassteine  gega 
Choledochussteine  verwerten  zu  können. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte  eine  Pancreatitis  interlobolvk 
chronica. 

Barling  (2)  berichtet  über  den  weiteren  Verlauf  eines  Falles  m 
chronischer  Pankreatitis,  über  den  er  im  Jahre  1900  schon  Näheres  mitgeteik 
hat.  Da  sich  die  Schmerzen  wieder  einstellten,  machte  er  4  Jahre  nach  der 
ersten  Operation  die  Cholecystotomie.  Er  fand  Gallensteine  und  nähte  dk 
Gallenblase  ein.  So  lange  die  Gallenfistel  bestand,  waren  die  Schmerzen  ?er- 
schwunden,  stellten  sich  aber  sofort  ein,  sobald  sich  die  Fistel  schloss. 

Er  beschloss  nun,  um  den  Patienten  von  seiner  Gallenfistel  zu  befreia 
die  Gholecystenterostomie  zu  machen.  Die  Operation  war  durch  alte  Ver- 
wachsungen äusserst  erschwert.  Er  machte  dann  mittelst  Murphyknopfs  m 
Anastomose  zwischen  Gallenblase  und  Kolon. 

Patient  überstand  den  Eingriff  ausgezeichnet,  ging  dann  14  Tage  spater 
an  einer  profusen  Blutung  zugrunde. 

Bei  der  Obduktion  fand  man  eine  Ulceration  in  der  Gallenblase  oto* 
halb  der  ajiastomosierten  Stelle.  Der  Pankreas  erwies  sich  als  chronisdi 
interstitiell  verändert. 

Klippel  und  Lefas  (23)  imtersuchten  die  Beziehungen  der  hyper- 
trophischen Lebercirrhose  zu  Erkrankungen  des  Pankreas  an  der  Hand  toi 
8  Fällen.  Sie  fanden,  dass  bei  der  hypertrophischen  Lebercirrhose  das  Pan- 
kreas häufig  besonders  in  dem  drüsigen  Teil  verändert  ist,  und  dass  derselbe 
pathologische  Prozess  in  beiden  Organen  auftritt.  Die  Autoren  glauben  ato 
nicht,  dass  die  Veränderungen  des  Pankreas  die  Folgen  der  Verändernngeii 
in  der  Leber  sind.  Sie  weisen  darauf  hin,  dass  die  Veränderungen  der  Lebe 
nur  ein  Teil  der  Gesamterkrankung  darstellt,  die  alle  drüsigen  Organe  i& 
Leibes,  Milz,  Pankreas  angreift. 

Ehler  (10)  berichtet  von  einer  56jährigen  Patientin,  die  unter  den 
Erscheinungen  eines  schweren  Ikterus  in  Behandlung  kam,  man  fand  in  der 
Mamillarlinie  unterhalb  des  rechten  Rippenbogens  eine  elastische  Geschwnl^ 
und  operierte  unter  der  Annahme,  dass  es  sich  entweder  um  ein  KarzinoBi 
der  Gallengänge  oder  um  eine  Obturation  derselben  durch  einen  Stein  bandele. 

Bei  der  Operation  fand  man  die  Gallenblase  ausgedehnt,  aber  weder 
in  ihr  noch  im  Ductus  einen  Stein.  Dagegen  fand  man  in  der  Tiefe  eine 
höckerige   Geschwulst,    die    man  als  ein   Karzinom  des  Pankreaskopfes  an- 


SchOnatadt,  VerletKiiDg«ii  and  chirorg.  Krankheiten  des  Pankreas.  1073 

sprach  und  deshalb  nach  Exstirpation  der  yergröeserten  Gallenblase  die 
Bauchhöhle  schloss. 

Die  Autopsie  lehrte,  dass  es  sich  um  eine  chronische  interstitielle 
Pankreatitis  mit  Cystenbildung  gehandelt  habe. 

Als  ätiologisdies  Moment  kommt  nach  Ansicht  des  Verfassers  in  diesem 
Falle  eine  hochgradige  Arteriosklerosis  in  Betracht. 

Alsdann  weist  Ehler  darauf  hin,  dass  das  Bard-Picsche  Syndron 
für  diesen  Fall  genau  gepasst  habe,  also  für  Pankreaskarzinom  nicht  in  jeder 
Beziehung  charakteristisch  wäre. 

Er  empfiehlt  diese  Fälle  zu  operieren  und  nach  dem  Vorschlage  von 
Mikulicz  die  Cholecystenterostomie  zu  machen. 

White  (45)  beobachtete  einen  Fall  von  chronischer  Pankreatitis,  der 
sich  nach  Probelaparotomie  ohne  Einnähen  der  Gallenblase  bald  völlig  erholte. 

Er  schliesst  daraus,  dass  es  bei  der  chronischen  Pankreatitis  nicht  not- 
wendig sei,  die  Galle  durch  eine  Gallenfistel  abzuleiten. 

Ausserdem  weist  er  auf  die  ausserordentliche  Seltenheit  der  Fälle  von 
chronischer  Pankreatitis  hin,  indem  unter  19000  Obduktionen  des  Guys- 
Hospital  nur  ein  bis  zwei  Fälle  existieren,  in  denen  man  die  chronische 
Pankreatitis  als  Todesursache  annehmen  kann. 

Schon  aus  diesem  Grunde  glaubt  er,  dass  die  Frage  der  Operation  bei 
chronischer  Pankreatitis  äusserst  eingeschränkt  werden  muss. 

Hoff  mann  (18)  gibt  zuerst  einen  Überblick  über  die  Tumoren  der 
Oberbauchgegend.  Zu  diesen  gehört  auch  der  Tumor,  der  durch  eine  chro- 
nische interstitielle  Entzündung  des  Pankreaskopfes  entsteht.  Als  ursäch- 
liche Momente  erwähnt  er  die  Sekretverhaltung,  sei  es  nun  durch  Entzün- 
dangSYorgänge  im  Ausführungsgang,  sei  es  durch  Konkremente  herrorgerufen, 
diese  können  sowohl  Gallen-  wie  Pankreassteine  sein.  Als  weiteres  Moment 
gibt  er  Syphilis  und  Alkoholismus  an;  zum  Schluss  verweist  er  auf  die  Be- 
deutung der  Cholelithiasis  for  die  Pankreaserkrankung. 

Alsdann  erwähnt  er  fünf  Fälle,  die  er  als  chronische  Pankreatitis 
deutet  und  kommt  alsdann  zur  Symptomatologie  und  Differentialdiagnose 
gegen  Pankreaskarzinom. 

Der  letzte  Abschnitt  ist  der  Therapie  gewidmet,  und  er  bezeichnet  den 
operatiTon  Eingriff  für  das  ^^souveräne  Mittel^  bei  der  chronischen  Pankreatitis. 

Auf  Grund  zweier  Fälle  von  Lebercirrhose ,  die  Pirone  (41)  mikro- 
skopisch zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte,  kommt  er  zu  dem  Schluss,  dass 
sich  beim  Prozesse  der  Lebercirrhose  das  Pankreas  analog  wie  die  anderen 
Abdominalorgane  in  einem  chronisch  entzündlichen  Zustande  befindet;  dass 
feiner  die  Intensität  der  Veränderungen  in  der  Bauchspeicheldrüse  parallel 
ist  den  Vorgängen  in  den  anderen  Organen. 

Brat  (4)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pankreascyste,  dieselbe  war, 
wie  es  häufiger  vorkommt,  schon  einmal  völlig  verschwunden,  dann  später 
nach  einer  Punktion  schnell  bis  Mannskopfgrösse  gewachsen.  Die  Cyste 
wurde  später  von  Sonnenburg  zweizeitig  operiert  und  der  Kranke  geheilt 
entlassen. 

C  ums  ton  (9)  gibt  die  Krankengeschichte  einer  26  jährigen  Frau,  bei 
der  sich  im  Anschluss  an  ein  Trauma  in  der  Oberbauchgegend  Beschwerden 
einstellten,  die  man  als  Gallensteinkoliken  deutete.  Bei  der  Operation  fand 
man  einen  hinter  dem  Magen  gelegenen  cystischen  Tumor.  Derselbe  wurde 
in  die  Bauchwunde  eingenäht,  inzidiert  und  drainiert.    Heilung  nach  6  Monaten. 

Jahresberieht  fOr  Chirargie  1903.  68 


1074  Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    IL  TeiL 

Im  Anschlnss  hieran  bespricht  Verfasser  die  pathologische  Anatomie, 
Ätiologie  und  Therapie  der  Pankreascysten. 

Herzberger  (15)  gibt  uns  die  genaue  Beschreibung  eines  Falles  Ton 
cystischer  Entartung  des  Pankreas.  Es  handelte  sich  um  eine  au^etn^mie 
Frucht,  deren  Geburt  so  schwierig  war,  dass  sie  erst  nach  Zerstückelung  des 
Fötus  gelang. 

Man  fand  bei  der  genauen  Untersuchung  ausser  einer  hocfagradigai 
cystischen  Degeneration  der  Nieren  eine  Cyste,  die  retroperitoneal  lag  und 
sich  als  eine  Pankreascyste  erwies. 

Jasinski  (20)  gibt  eine  monographische  Darstellung  des  pathologischen 
und  klinischen  Bildes  sowie  der  Therapie  der  Pankreascysten,  stellt  die 
neuere  Kasuistik  (seit  Körtes  Publikation  38  Fälle)  zusammen  und  fugt 
derselben  einen  in  Rydygiers  Klinik  mit  Einnähung  des  Sackes  in  die 
Bauchwunde,  Eröffnung  und  Drainage  der  Cystenhöhle  erfolgreich  behandeken 
FaU  zu.  Urbanik  (Erakau). 

Bei  einem  26  jährigen  Manne  bildete  sich  nach  heftigen  HostenanfaUeo 
innerhalb  weniger  Tage  eine  grosse  Cyste  der  Oberbauchgegend,  dieselbe 
wurde  von  Lardy  (26)  als  Pankreascyste  diagnostiziert,  die  Cyste  eröffiiet 
und  in  die  Bauchwunde  eingenäht.  Es  trat  Heilung  nach  einigen  Monatm 
ein.  Das  sich  aus  der  Fistel  ergiessende  Sekret  zeigte  die  Abwesenheit  aller 
Fermente. 

Lardy  deutet  seinen  Fall  als  Pseudocyste  des  Pankreas.  Hierfür 
spricht  auch  das  Fehlen  der  epithelialen  Elemente  in  der  Cystenflüssi^eit 
femer  die  schnelle  Rückbildung  der  Cyste  nach  ihrer  Eröffnung. 

Lange  (25)  beobachtete  einen  Patienten,  bei  dem  sich  nach  ein^o 
schweren  Trauma  im  Epigastrium  ein  grosser  Tumor  entwickelte,  von  dem 
der  Mann  an  Digestionsbeschwerden  zu  leiden  anfing.  Bei  der  Operation 
wurde  eine  Cyste  in  dem  Pankreas  angetroffen,  welche  an  das  Peritoneoii 
parietale  fixiert,  inzidiert  und  drainiert  wurde.  1770  com  gelbe,  trübe,  duiuie 
Flüssigkeit  ging  ab.  Hj.  y.  Bonsdorff  ^elsingfors). 

Mariani  (30)  berichtet  über  einen  Fall  Ton  cystischem  Pankreasadenom. 
Bei  einer  65jährigen  Frau  hatte  sich  in  der  Oberbauchgegend  langsam  eise 
Geschwulst  entwickelt,  die  bedeutende  Dyspepsie  und  kolikartige  SchmeizeD 
hervorrief.  Weder  Trauma  noch  sonst  eine  Krankheit  waren  vorausgegangen,  Di« 
Diagnose  schwankte  zwischen  cystischem  Lebertumor  und  cystischer  Geschwulst 
der  rechten  Niere.  Hammenge  500 — 700  g  innerhalb  24  Stunden;  weder 
Zucker  noch  Lidikan,  noch  Eiweiss  im  Harn;  Stuhl  normal.  —  Unter  sub- 
kutaner Eokainanästhesie  wurde  die  Operation  vorgenommen.  Man  kon- 
statierte eine  multilokulare  Geschwulst  des  Pankreaskörpers  und  -Schweifes, 
die  sich  im  Netzbeutel  eingeschlossen  fand,  der  Magen  war  nach  oben,  der 
rechte  Grimmdarmwinkel  nach  unten  verlagert,  die  Cyste  stand  mit  der  Leber 
und  der  rechten  Darmgrube  in  Kontakt  und  komprimierte  den  Harnleiter. 
Verf.  resezierte  einen  grossen  Teil  des  Cystensackes  mit  Marsupialisation  des 
Restes.  2  Jahre  und  3  Monate  nach  der  Operation  war  Patientin  vollständig 
geheilt;  sie  verträgt  jetzt  auch  die  gewöhnliche  Kost.  Die  Fistel  blieb 
1V>  Jahre  lang  offen,  verursachte  jedoch  nur  ganz  geringe  Beschwerden. 
Mikroskopische  Untersuchung;  cystisches  Pankreasadenom ;  die  in  der  Cyste 
enthaltene  Flüssigkeit  hatte  alle  Merkmale  des  Pankreassaftes. 

Verf.  bemerkt,  dass  nur  wenige  Fälle  von  gutartigen  cystischen  Pankreas- 
tumoren  bekannt  sind;  denn  gewöhnlich  werden  solche  Cysten  mit  Retention»- 


Schonstadt,  Verletzungen  and  chirurg.  Krankheiten  des  Pankreas.  1075 

csysten  und  malignen  Cystomen  des  Pankreas  verwechselt.  Bei  cystischen 
f  ankreastumoren  sei  die  Diagnose  im  allgemeinen  schwierig;  bei  den  in  der 
Xiiteratur  zerstreuten  Fällen  war  die  Diagnose  nur  dann  leicht,  wenn  sich 
cleutlich  konstatieren  Hess,  dass  der  Tnmor  im  Netzbeutel  sich  befand.  Er 
erörtert  sodann  die  Indikationen  zu  den  verschiedenen  Operationsverfahren; 
in  seinem  Falle  operierte  er  auf  dem  transepiploischen  Wege.  Betreffs  des 
Wölffl ersehen  Vorschlages,  in  Fällen  von  Fistel  den  zurückgebliebenen 
Cystenteil  in  zweiter  Zeit  zu  resezieren,  meint  er,  dass  dieser  Eingriff  in 
keinem  Verhältnis  stehe  zu  den  geringen  Beschwerden,  die  die  Pankreasiistel 
verursacht.  R.  Giani. 

Monprofit  und  Morel  (34)  geben  die  Krankengeschichte  einer 
43  jährigen  Frau,  die  seit  7  Jahren  einen  ca.  apfelgrossen  Tumor  in  der  Höhe 
der  linken  Spina  anterior  superior  beobachtet  hatte.  Derselbe  vergrösserte 
sich  plötzlich  so  erheblich,  dass  der  Umfang  des  Leibes  der  Frau  einer 
Schwangerschaft  im  7.  Monat  entsprach.  Man  glaubte  einen  Ovarialtumor 
Tor  sich  zu  haben,  trotzdem  ein  Zusammenhang  mit  den  Organen  des  kleinen 
Beckens  nicht  festge8tell|b  werden  konnte.  Bei  der  Operation  wurde  der 
Tumor  zuerst  punktiert  und  5  Liter  Flüssigkeit  entleert.  Es  zeigte  sich  nun, 
dass  er  seinen  Ursprung  aus  der  oberen  Bauchhälfte  nahm.  Er  war  mit  dem 
Papkreas  und  der  Müz  fest  verwachsen  und  in  seiner  Wand  verlief  die  Ar- 
teria splenica.  Resektion  eines  Stückes  des  Pankreas,  an  dem  der  Tumor 
feststeht,  femer  Entfernung  der  Milz. 
Die  Kranke  genas. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  die  Cyste  mit  Zylinder- 
epithel ausgekleidet  war,  ebenso  die  kleinen  Erhabenheiten,  die  sich  auf  der 
Cystenwand  fanden. 

Pich  1er  (40)  gibt  uns  die  Krankengeschichte  eines  Mannes,  der  einen 
Hnfschlag  gegen  die  Oberbauchgegend  erhielt  und  bei  dem  sich  eine  Geschwulst 
in  der  Oberbauchgegend  entwickelte.  Dieselbe  wurde  mehrfach  punktiert  und 
dann  inzidiert  und  in  die  Bauchwunde  eingenäht. 

Erwähnenswert  ist  der  Fall  deshalb,  weil  sich  im  Verlauf  der  Heilung 
ein  Diabetes  einstellte,  der  aber  mit  fortschreitender  Heilung  wieder  ver- 
schwand. P ichler  glaubt  auf  Grund  dieser  Erscheinung  sich  gegen  die 
D ö de rl  einsehe  Ansicht  aussprechen  zu  können,  dass  Inzision  und  Drainage 
der  Pankreascyste  gegen  Diabetes  schütze. 

Femer  fand  P ichler  in  seinem  Falle,  das  von  Naunyn  als  für  Pan- 
creas  diabetes  als  charakteristisch  angegebene  Symptom,  dass  die  Salizyl- 
reaktion  im  Harn  nach  Saloleinfuhr  verspätet  eintrat. 

Steiner  (44)  demonstrierte  eine  Kranke  mit  einem  Tumor,  den  er 
wegen  seiner  geringen  respiratorischen  und  palpatorischen  Verschieblichkeit 
als  einen  retroperitonealen  vom  Pankreas  ausgehenden  ansprach.  Die  Operation 
bewies  die  Richtigkeit  seiner  Diagnose.  Die  Kranke  wurde  nach  Gussenbauer 
operiert.     Der  Tumor  war  eine  maligne  Neubildung  mit  Cystenbildung. 

Cornil  und  Chevassu  (8)  berichten  über  einen  Fall  von  schwerem 
Ikterus,  der  nach  einer  Cholecystenterostomie  zugrunde  ging.  Bei  der  Autopsie 
fand  man,  dass  der  Ductus  choledochus  durch  ein  Neoplasma  verlegt  war, 
das  sich  auch  bis  zum  Ductus  Wirsungianus  erstreckte.  Das  Pankreas  selbst 
war  unverändert. 

Ehrlich  (11)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  malignem  Tumor  des  Pan- 
kreas, die  beide  unter  der  Diagnose  Pankreascyste  zur  Operation  kamen.  Im 

68* 


1076  Jahresbericht  fttr  ChiniTgie.    IL  Teil. 

ersten  handelte  es  sich  um  ein  Endotheliom,  im  zweiten  um  ein  Sarkom. 
Beide  Geschwülste  hatten  eine  zentral  gelegene  gleichmässig  gebaute  Höbk, 
die  mit  Flüssigkeit  gefüllt  war.  Für  den  zweiten  Fall  nimmt  Ehrlich  eine 
primäre  Pankreascyste  mit  sarkomatöser  Degeneration  der  Cystenwand  an. 

Er  kommt  zum  Schlass  seiner  Ausführungen  zu  dem  Ergebnis,  das 
man  bei  der  Diagnose  grosser  Pankreascysten,  die  nicht  traumatischen  Ur- 
sprunges sind  und  bei  Leuten  in  yorgeschrittenem  Alter  auftreten,  stets  die 
Möglichkeit  im  Auge  behalten  muss,  bei  der  Operation  eine  bösartige  Noh 
bildung  vorzufinden  oder  eine  solche  im  Laufe  der  Nachbehandlung  entsteh« 
zu  sehen. 

Ehrlich  widerrät  die  Probepunktion  vorzunehmen,  da  sie  einerseits 
kein  einwandfreies  Resultat  gibt,  andererseits  aber  eine  Infektion  der  Banclh 
höhle  durch  den  Inhalt -des  malignen  Tumors  stattfinden  kann. 

Auf  Grund  von  5  genau  untersuchten  Fällen  von  primärem  Karzinom 
des  Pankreaskopfes  glaubt  sich  Fabozzi  (12)  zu  der  Annahme  bereditigt, 
dass  die  Genese  des  primären  Krebses  des  Pankreas  fast  stets  in  den  EpitM- 
Zellen  der  Lang  erb  ans  sehen  Inselchen  zu  suchen  ist. 

Lotheisen  (29)  berichtet  über  einen  Fall  von  Pankreastumor,  dern 
einer  Duodenalstenose  geführt  hat. 

Die  Patientin  wurde  operiert  und  eine  Gastroenterostomie,  sowie  eine 
Cholecystenterostomie  gemacht. 

Interessant  ist  aus  der  Krankengeschichte,  dass  10  Tage  post  operationec 
eine  Nekrose  des  Unterhautzellgewebes  eintrat.  Lotheisen  bespricht  at 
dann  die  Erscheinungen  des  Dnodenalverschlusses  durch  Tumoren  des  Pan- 
kreas, die  Differentialdiagnose  zwischen  Pancreatitis  chronica  und  Karzinon 
und  wendet  sich  alsdann  der  Therapie  zu. 

Er  weist  die  Exstirpation  des  Pankreaskopfes,  wie  sie  beim  Kaninoei 
nötig  wäre,  zurück  und  spricht  sich  für  die  Cholecystenterostomie,  bei  gleicb- 
zeitigem  Duodenal  verschluss  für  die  Kombination  mit  der  Gastroentero- 
stomie aus. 

Er  verwirft  die  Anschauung  Robsons,  beim  Karzinom  des  Pankreas- 
kopfes von  jeder  Operation  Abstand  zu  nehmen  und  tritt  warm  fär  die 
Palliativoperation  ein,  die  zwar  den  Kranken  nicht  retten,  aber  sein  traoriges 
Los  erleichtern  kann. 

Martin  (31)  beobachtete  einen  72jährigen  Mann,  der  mit  schweren 
Ikterus  erkrankte.  Vergrösserung  der  Gallenblase.  Abendliche  Temperatoren. 
Man  eröffnete  die  Gallenblase.  Die  Gallengänge  für  Sonden  undurchgäi^ 
Tod  8  Tage  nach  der  Operation.  Bei  der  Obduktion  fand  man  ein  Kiu^inoo 
des  Pankreaskopfes,  das  die  Gallengänge  völlig  komprimierte. 

In  der  sich  anschliessenden  Diskussion  berichtet  Bard  über  diti  Fälle 
von  Pankreaskarzinom.    Er  teilt  dieselben  in  zwei  Gruppen: 

1.  solche,  in  denen  der  Tumor  vom  Drnsengewebe  des  Pankreas  ausgeht, 

2.  solche,  in  denen  der  Tumor  von  den  Epithelien  der  Gallengänge  oder 
des  Gholedochus  entsteht. 

Im  ersten  Fall  entwickelt  sich  der  Tumor  enorm  schnell,  jede  Therapie 
ist  vergebens. 

Im  zweiten  ist  das  Wachstum  langsam  und  kommt  die  Cholecystentero- 
stomie in  Betracht. 


Bennecke,  Verletsangen  and  ohirarg.  Krankheiten  des  Herzens  etc.  1077 


XXIII. 


Die  Verletzungen  und  ehirurgfisehen  Krankheiten  des 
Herzens  und  Herzbeutels,  der  Gefässe  der  Brusthöhle, 

des  Mediastinums. 


Referent:  E.  Beimecke,  Berlin*). 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  referiert  worden. 

1.  *Ohr.  Adjaroff,  Über  die  Perikardium-Operationen  (mit  zwei  eigenen  Fällen).  Leto- 
pissi  na  lekarskija  sajouz  v.  Bnlgaria  1903.  Nr.  10—11.  p.  490  (bulgarisch). 

2.  D'Arcj  Power,  Aneurysm  of  Üie  abdominal  aorta.  Royal  med.  and  chir.  soc.  The 
Lancet  1908.  Jane  27. 

8.  Bandoain,  Les  bijoux  en  forme  d'organes  humains.  Le  coeur  yend^en.  Gazette  m4di- 
cale  de  Paris  1908.  Nr.  36,  36,  37. 

4.  Brauer,  Die  Eardiolysis  und  ihre  Indikationen,    v.  Laugenbecks  Archiv.  Heft  1. 

5.  Clemens,  Ein  mit  Tai  mascher  Operation  behandelter  Fall  von  Synechia  pericardii. 
Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  22. 

6.  *Colombino,  Un  caso  fortunato  di  sutura  del  cüore  per  ferita  penetrante  del  ventri 
colo  destro.    Giomale  della  R.  Accademia  di  medicina  di  Torino  1903. 

7.  Cornillon,  Plaies  du  coeur;  röparation  spontan^.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  anat. 
1903.  Nr.  7. 

8.  Coutts,  A  case  of  purulent  pericarditis  of  unusual  duration  in  a  child.  British  medical 
Journal  1903.  Aug.  15. 

9.  Dangschat,  Beiträge  zur  Genese,  Pathologie  nnd  Diagnose  der  Dermoidcysten  und 
Teratome  im  Mediastinum  anticnm.  Beiträge  zur  klin.  Chirurgie  1903.  Bd.  XXXVIIJ. 
Heft  3. 

10.  V.  Eiseisberg,  Zur  Therapie  der  Dermoide  des  Mediastinum  anticum.  v.  Langen- 
becks  Archiv  1903.  Bd.  71.  Heft  8. 

11.  Faure,  Sur  un  cas  de  plaie  du  canal  thoracique.  Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir 
1908.  Nr.  38. 

12.  Fei  dt,  Zur  Diagnose  maligner  Brusthöhlengeschwülste  intra  vitam.  Deutsche  med. 
Wochenschiift  1903.  Nr.  28. 

18.  *Giordani,  E.,  Due  suture  del  ventricolo  sinistro  per  ferite  da  punta  e  taglio.  Gior- 
naie  intemaz.  di  so.  mediche  1908.  Fase.  1. 

14.  "Giordano,  T.,  Due  suture  del  ventricolo  sinistro  per  ferite  da  punta  e  da  taglio. 
Gazzetta  degli  ospedali  1903.  Nr.  49. 

15.  Hess,  Ergänzende  Bemerkung  zu  dem  Vortrage  von  Dr.  Clemens:  Ein  mit  Tal  ma- 
scher Operation  behandelter  Fall  von  Synechia  pericardii.  MQnchener  med.  Wochen- 
schrift 1903.  Nr.  24. 

16.  Joannidös,  Über  Perikarditis  mit  Berücksichtigung  der  chir.  Behandlung  der  eitrigen 
Perikarditis.    Diss.    Berlin  1902. 

17.  Msnardi,  L.,  ün  caso  fortunato  di  sutura  del  cuore  per  ferita.  Clinica  chirurgica  1903. 
Nr.  6. 

18.  Kaplan,  Bemerkungen  zur  normalen  und  pathologischen  Anatomie  der  Thymus  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  plötzlichen  Todesfälle  bei  Thymus-Hypertrophie.  Diss. 
Berlin  1903. 


*)  Prof.  Bennecke,  unser  treuer  Mitarbeiter,  wurde  uns  durch  den  Tod  genommen. 
Das  Referat  blieb  deshalb  unfertig.  Hildebrand. 


1078  Jahreabericht  fOr  Chirurgie.    II.  Teil. 

19.  Kelynsck,  Lectnre  on  primary  maligDant  intra-thoracic  iamoora.  Medical  Pre«  1901 
Sept.  28. 

20.  Kienböck,  Ein  Fall  von  SchassYerleiznng  des  Herzens  mit  Einhellnng  des  Projektils 
im  Herzen  und  Mitralinsaffizienz.    Wiener  med.  Presse  1903.  Nr.  5. 

21.  Lein  er,  Mediastinales  Emphysem  bei  tracheotomierten  Eandem.  Jahrbach  ftrEJods- 
heilknnde  1903.  Bd.  58.  Heft  2. 

22.  Lncksch,  Ein  Fall  von  multipler  chron.  Intimatuberkulose  der  Aorta.  Prager  lui 
Wochenschrift  1903.  Nr.  89. 

23.  Madelung,  Über  Exstirpation  eines  Dermoid  des  Mediastinum  anticum.  t.  Brom- 
sehe  Beitrage  1903.  Bd.  41.  Heft  1. 

24.  *Mancini- Janari,  C,  Ferita  da  pnnta  e  taglio  delle  base  del  ventricolo  suistndel 
cuore.    n  Policlinico  1908.  Vol.  X— C.  Fase.  5. 

25.  Marique,  Recherches  sur  les  corps  ötrangers  du  coeur  et  des  gros  ▼aisseaux.  BroMl 
Lambertin  1901. 

26.  Morestin,  Plaie  du  coeur.    Archives  gön^rales  1903.  Nr.  38. 

27.  Niemann,  Über  Druckstauung  (Perthes)  oder  Stauungsblutnngen  nach  Bompftgo- 
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28.  Noll,  Penetrierende  Schussyerletzung  des  Herzens.  Herznaht  32.  Cfairarg.-Koiigre& 
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29.  Owen,  Gase  of  Perforation  of  the  aorta  by  a  pin  accidentally  swallowed.  Biitisk 
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30.  Petersand,  Rudolf,  A  case  of  purulent  pericarditis  complicated  by  empyeui 
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31.  Petitjean,  Coropression  de  la  veine  caye  sup^rieure.  Soc.  de  m^d.  Lyon  m^callDQl 
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32.  Poirier,  Sur  Tanatomie  et  la  physiologie  du  pöricarde.  Bull,  et  m^m.  de  la  socie 
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34.  Rautenberg,  Beitrftge  zur  Kenntnis  der  Dermocysten  im  Mediastinum  aoticaE 
Diss.    Königsberg  1902. 

35.  *Reven8torff,  Über  traumatische  Rupturen  des  Herzens  mit  besonderer  ßertd- 
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36.  Reynier,  Lejars,  Tuffier,  Sur  la  morbidit^  du  pöricarde.  Ball,  et  mto.  de li 
soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  35. 

37.  Reynier,  A  propos  de  la  mobilit^  du  päricarde.  Bull,  et  mäm.  de  la  soc.  de  CÜk 
1903.  Nr.  33. 

38.  Romme,  L'op^ration  de  Talma  dans  la  Symphyse  du  p^carde.  La  Presse  mödiob 
1903.  Nr.  53. 

39.  Salomon,  M^diastinitö  suppur^e  consöcutiTe  k  nn  abcte  latöro-phaiyngien.  Bd 
et  möm.  de  la  soc.  anat.  1902.  Nr.  9. 

40.  Schloff  er,  Über  embolische  Verschleppung  von  Projektilen  nebst  Bemerkongeo  fib« 
die  Schussverletzungen  des  Herzens  und  der  grossen  Ge&sse.  y.  Br  aussehe  Beitiigi 
1903.  Bd.  37.  Heft  3.    v.  Esmarch-Fesischrift. 

41.  Schwerin,  Operative  Behandlung  einer  Stich  Verletzung  des  rechten  Vorhofe&  S2.  Gii- 
rurgen-Kongress  1903.  Berlin. 

42.  Senni,  G.,  Un  nuovo  caso  di  sutura  del  cuore.  La  Glinica  chirorgica  1903.  Nr.  H 
(Klinischer  Fall.) 

43.  Thomson,  Remarkable  transposition  of  the  viscera.    The  Lancet  1903.  Nov.  28. 

44.  Tfirk,  Ein  Dermoid  des  vorderen  Mediastinums.  Wiener  med.  Gesellschaft.  MflocbeKi 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  19. 

45.  Tuffier,  Eztraction  d'une  balle  implant^  dans  la  paroi  de  l'oreillette  gaacke  ^ 
coeur.    Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Ghir.  1903.  Nr.  32. 

46.  Villa r,  Interventions  chirurgicales  sur  le  m^diastin  postörieur  (historique  et  techniq« 
op^ratoire).    Jonmal  de  med.  de  Bordeaux  1903.  Nr.  26. 

47.  Wolff,  Über  drei  Fälle  von  Herznaht  wegen  Herzverletzung.  Deutsche  Zeitschrift  fir 
Chirurgie  1903.  Bd.  69.  Heft  1. 

Isn^rdi  (17)  hat  mit  glücklichem  Erfolg  eine  Herzwunde  yernäht  Di^ 
Wunde  bestand  an  der  Vorderwand  der  rechten  Herzkammer,  nahe  der  Spiti«, 


BeDDecke,  Yerletzangen  und  chimrg.  Krankheiten  des  Herzens  etc.  1079 

UBd  war  IV«  cm  lang.  Bevor  er  zur  Operation  schritt,  bewirkte  er  eine 
Kongestion  in  den  Gliedern  dadurch,  dass  er  an  der  Wurzel  eines  jeden  eine 
nur  die  Venen  verschliessende  elastische  Binde  anlegte.  Hierauf  legte  er 
eine  Bresche  in  den  Thorax,  die  von  der  mittleren  Brustbeinlinie  bis  6  cm 
von  der  Insertion  der  IV.  und  V.  Rippe  am  Brustbein  reichte  (diese  zwei 
Bippen  resezierte  er) ;  mit  den  Fingern  die  Blutung  stillend,  vernähte  er  nun 
mit  Metallfäden  die  Herzwunde,  heftete  das  Perikardium  an  die  Bänder  der 
äusseren  Wunde  und  legte  einen  Drain  in  diese.  Da  sich  zufälligerweise  die 
linke  Pleura  geöffnet  hatte,  trat  Pyothorax  und  Pyokardium  auf,  über  welche 
Verf.  dadurch  Herr  wurde,  dass  er  für  eine  ergiebigere  Drainage  sorgte,  die 
Eostotomie  in  der  vorderen  Axillarlinie  vornahm  und  in  der  Paravertebral- 
linie  eine  Gegenöffnung  schuf.  Trotz  ausgedehnter  Adhärenzen  mit  dem  Peri- 
kardium befindet  Patient  sich  wohl  und  kann  wieder  arbeiten  wier  zuvor.  — 
Verf.  meint,  dass  er  den  Erfolg  der  weiten  Thoraxeröffnung  und  der  ergiebigen 
Drainage  zu  verdanken  habe.  B.  Giani. 

Der  von  Mancini-Janari  (24)  mitgeteilte  Fall  betrifft  ein  20 jähriges 
Individuum,  das  an  der  Basis  der  linken  Herzkammer  eine  Stich-  und  Schnitt- 
wunde erlitten  hatte.  Nach  Eröffnung  des  Thorax  mit  vierseitigem  Lappen 
nach  Bracchini  vernähte  Verf.  die  Wunde;  nachdem  er  auch  das  Perikard 
in  fast  seiner  Totalität  vernäht  hatte,  verschloss  er  den  Thorax.  74  Stunden 
darauf  starb  der  Verletzte.  —  Es  wäre  dies  der  43.  chirurgisch  behandelte 
Fall  von  Herzverletzung  in  der  Literatur ;  zählt  man  auch  die  neun  Fälle  von 
alleiniger  Perikardverletzung  hinzu,  so  liegen  51  Fälle  vor  mit  19  Heilungen. 
—  Verf.  bespricht  die  verschiedenen  vorgeschlagenen  Thorakotomieverfahren 
und  meint,  dass  das  von  Bracchini  empfohlene  mit  bezüglich  der  Weite 
modifiziertem  Bott ersehen  Lappen  (d.  h.  die  beiden  Horizontabschnitte 
werden  in  der  Höhe  des  oberen  Bandes  der  U.  und  des  unteren  Bandes  der 
V.  Rippe  geführt  und  der  Vertikalschnitt  2  cm  nach  aussen  von  der  Mamma- 
papille) allen  Anforderungen  am  besten  entspreche.  Es  lässt  sich  schnell  aus- 
führen, gestattet  ohne  Gefahr  für  das  Perikard  die  Knochenschere  in  den 
Thorax  einzuführen  und  schafft  eine  sehr  weite  Bresche. 

Die  Thorakotomie  müsse  man  unbekümmert  um  die  Lage  der  Aussen- 
wunde  und  die  Unversehrtheit  oder  Verletzung  der  Pleura  vornehmen.  Nach 
Besichtigung  der  Pleurahöhle  und  der  Lunge  schneidet  man  mit  der  in  den 
Thorax  eingeführten  Schere  das  Perikard  in  der  ganzen  Höhe  ein,  fasst  das 
Herz  mit  der  linken  Hand,  schliesst  die  Wunde  mit  den  Fingern  und  vernäht 
mit  der  rechten  das  Myokard,  mit  stark  gekrümmter  Nadel  Einzelnahte  aus 
mitteldicker  Seide  anlegend.  Hierauf  vernäht  man  mittelst  überwendlicher 
Naht  das  Perikard  und  verschliesst  den  Thorax,  in  dem  unteren  äusseren 
Winkel  einen  ausreichenden  Drain  zurücklassend.  B.  Giani. 

Giordano  (14)  behandelte  zwei  Fälle  von  Herzverletzung ;  in  einem 
derselben  legte  er  die  Naht  an  der  Area  nuda  des  Herzens  an,  die  Pleuren 
unversehrt  lassend  und  derselbe  kam  zur  Heilung.  B.  Giani. 

Giordani  (13)  beschreibt  zwei  Fälle,  indem  er  eine  Herznaht  anlegte: 
in  eiaem  Falle  bestand  am  freien  Bande  der  linken  Herzkammer,  nahe  der 
Spitze,  eine  Wunde ;  wenige  Stunden  nach  der  Vernähung  trat  wegen  Anämie 
der  Tod  ein;  im  anderen  Falle  bestand  die  Wunde  an  der  Vorderwand  der 
linken  Herzkammer  und  in  diesem  erfolgte  Heilung.  Die  Thorakotomie  nahm 
Verf.  im  ersten  Falle  nach  der  Ninnischen  Methode  (transpleurale  Methode) 


1080  Jshresberieht  ffir  Ghirargie.    IL  Teil. 

vor,  die  er  znr  Freilegang  des  Herzens  für  die  beste  hält ;  im  zweiten  Falb 
bediente  er  sich  der  extrapleuralen  Methode,  weil  die  Waffe  in  die  im 
media  des  Herzens  gedrungen  war.  Nach  seiner  Meinong  bewiiJLe  der  doitk 
das  Perikardium  geführte  Faden,  wenn  er  sonst  aseptisch  ist,  keinen  tbd- 
stand,  denn  der  ^ch  bildende  Thrombus  wird  durch  Narbengewebe  sabstitoieri, 
das  sich  nachher  mit  Endothel  bekleidet.  R.  GianL 

Revenstorff  (35)  hat  an  der  Hand  eigenen  anatomischen  Matoriak 
unter  Berücksichtigung  der  einschlägigen  Literatur  Studien  über  tranmatisdie 
Rupturen  des  Herzens  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Mechanismus  ihrer 
Entstehung  angestellt  und  fasst  die  Ex^ebnisse  derselben  folgenderweise  n- 
sammen,  wobei  direkte  Verletzungen  durch  spitze  Enochenfragmente  vng^ 
schlössen  sind. 

1.  Eine  Herzruptur  kann  durch  direkte  Quetschung  zustande  komma. 
Eine  direkte  Quetschung  findet  in  jedem  Falle  von  Herzruptur  statt;  sie  ist 
aber  nur  dann  für  das  Zustandekommen  der  Ruptur  Terantwortlich  zu  machen, 
wenn  die  Rupturstelle  besondere  Charakteristika  besitzt:  Sugillationen  nnd 
Zusammenhangstrennungen  der  Aussen-  und  Innenwände  des  Herzens  an  eii- 
ander  entsprechenden  Stellen  und  in  gleicher  Höhe,  Zerfetzung  und  Zermal- 
mung der  Muskulatur  oder  der  Gefässhäute.  Die  Diagnose  der  Quetschonp- 
ruptur  wird  aber  erschwert  dadurch,  dass  auch  die  anderen  Entstehungaartei 
von  Herzrupturen  eine  direkte  Quetschung  schwächeren  oder  stärkeren  Grades 
zur  Voraussetzung  haben.  Trotzdem  muss  zur  Hauptsache  daran  festgekakei 
werden,  dass  in  allen  Fällen,  in  denen  sich  die  genannten  Befunde  nicht  hia- 
reichend  deutlich  ergeben,  die  direkte  Quetschung  nur  als  begleitender,  erefi- 
tuell  die  Herzruptur  begünstigender  Umstand  betrachtet  werden  kann. 

In  Adjaroff8(l)  ersten  Fall  handelte  es  sich  um  ein  14 jährigea Mad- 
chen mit  Pericarditis  exsudativa  rheumatischer  Natur,  bei  welchen  qnaa 
in  Agonia  zwei  Punktionen  mit  Potainschem  Aspirator  mit  Erfolg  aus- 
geführt wurden.  Da  die  Asphyxie  und  Dyspnoe  gleich  zurückkehrte,  ffihite 
Adjaroff  unter  Lokalanästhesie  nach  Schleich,  eine  Perikardotomie  naeh 
Olli  er  aus,  es  entleerte  sich  1  Liter  wässerige,  eitrige  Flüssigkeit.  Drainage. 
Genesung  nach  zwei  Monaten,  die  noch  nach  6  Monaten  andauerte. 

Im  zweiten  Falle  handelte  es  sich  um  einen  20jährigen  Artilleriesoldata), 
bei  welchem  sich  nach  einer  Phlegmone  des  Unterschenkels,  aus  weicher 
man  nur  wenig  Blut  entleerte,  ein  atypisches  Fieber  mit  Hypertrophia  iieniS; 
Parotitis,  Pleuritis  sicca  und  schliesslich  auch  eine  Pericarditis  suppuratin 
entwickelte.  Zwei  Punktionen  erfolglos.  Perikardotomie  nach  Olli  er  mit 
glatter  Genesung,  dann  Tod  an  Peritonitis  7  Tage  nach  der  Operation.  Die 
Autopsie  bestätigte  alle  diese  Diagnosen.  Stoianoff  (PlevDa). 


Pels-Leusden,  Verl^izangen  und  chinirg.  Krankheiten  der  Urethra.  1061 


XXIV. 

Verletzungen  und  ehirurgisehe  Krankheiten  der 

Urethra, 


Referent:  F.  Pels-Leusden,  Berlin. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  A  n  d  r  4 ,  Du  traitement  des  r^tröcissements  de  Tnrötre  par  T^lectrolyse  Unfaire.  Aonalea 
des  mal.  des  org.  gtoito-urin.  1903.  Nr.  6. 

2.  Asakura,  Über  das  Vorkommen  von  Streptokokken  in  der  normalen  Harnröhre  des 
Mannes.  Zentralblatt  fttr  die  Krankheiten  der  Harn-  und  Sexuale rgane.  1903.  Bd.  14. 
Heft  3. 

3.  ^AshtonBerg,  üretroplasty.  Remarks  on  the  repair  of  defects  of  the  male  Urethra, 
with  report  of  two  cases.    Annais  of  surg.  1903.  April,  p.  486. 

4.  Bakaleinik,  Dilatateur  ä  ean  dans  le  traitement  des  retr^cissements  de  Turdtre,  de 
Toesophage,  de  l'anns.  Dilatation  du  col  utörin.  La  Presse  mödicale  1903.  Nr.  91.  p.  791. 

5.  Bartrina,  Traitement  des  r^tröcissements  de  Turäthre  par  le  massage.  Annales  des 
mal.  des  org.  g^nito-urin.  1903.  Bd.  21.  p.  721. 

6.  Bazy,  R^tröcissement  congenital  de  Tur^tre  chez  Thomme.  La  presse  m^icale  1903. 
Nr.  19.  p.  215. 

7.  Bazy  et  Decloux,  Du  r^öcissement  blennorrhagique  de  la  portion  membraneuse 
de  Turdtre.    Annales  des  mal.  des  org.  gönito-urin.  1903   Bd.  21.  p.  241. 

&   Bobbioy  Sopra  un  caso  di  epitelioma  deir  nretra  maschile.    II  Policlinioo  1908.   Se- 

zione  chirurgioa,  fasc.  8.  v.  Giornale  della  B.  Accad.  di  medicina  die  Torino.   1903. 

Giugno. 
9.   Bonnet,  Oblit^ation  de  Tnr^tre  par  une  valvule  cong6nitale  en  forme  de  diaphragme: 

R^ection.    Guörison.    Rapport  par  monsieur  Bazy.    Bull,  et  m6m.  de  la  soo.  de  chir. 

de  Paris.  1908.  Bd.  29.  p.  32. 

10.  Boisson,  Die  Pathogenese  der  periurethritischen  Abszesse.  AUgem.  Wiener  med. 
Zeitung  1908.  Nr.  37—39.  (Ausfuhrliches  Referat  von  Spitzer,  Ober  die  im  Journal 
de  Chirurgie  et  annales  de  la  sociöt^  beige  de  Chirurgie  1903.  Nr.  3  von  Boisson 
veröffentlichte  Arbeit. 

11.  Galzolari,  A.,  Intomo  ad  un  caso  di  rottura  dell'  uretra  perineale.  Riforma  medica 
1903.  Nr.  47. 

12.  Christen,  Beiträge  zur  Pathologie  imd  Therapie  der  Hamröhrenstrikturen  auf  Grund 
einer  Reihe  von  400  F&Ilen.  Zentralblatt  fQr  die  Krankheiten  der  Harn-  und  Sexual- 
organe. 1908.  Bd.  14.  p.  523.  (Eine  sehr  ausführliche  Arbeit  mit  ausgedehntem,  syste- 
matisch geordnetem  Litteraturverzeichnis.  Der  Begriff,  die  Ätiologie,  Diagnose,  Sym- 
ptomatologie, Art  der  Behandlung  und  der  Resultate,  die  Komplikationen  der  Behandlung, 
Alles  das  wird  im  Einzelnen  genauer  besprochen.    Im  Original  nachzusehen.) 

13.  D.  Cristea,  Ein  Fall  von  Tuberkulose  der  Urethra  posterior.  Spitalul  1903.  Nr.  17. 
p.  634  (rumänisch). 

14.  Desnos,  De  la  dilatation  ölectrolytique  de  Tur^tre.  Annales  des  mal.  des  org.  g^nito- 
nrin.  1908,  Bd.  21.  p.  1386. 

15.  —  R^ultats  durables  du  traitement  des  röträcissements  de  Turötre.  La  Presse  m^i- 
cale  1908.  Nr.  46.  p.  433. 

16.  Engelbreth,  Technique  des  injeotions  ur^rales.  La  oapacit^  de  Turdtre  ant^rienr 
et  la  tonicitö  du  sphincter  dans  la  construction  d'une  nouvelle  siringue  pour  Gonorrhö. 
Annales  des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  1903.  Bd.  21.  p.  1479  und  Monatsschr.  f.  prakt 
Dermatologie.  Bd.  87.  Nr.  1. 


1082  Jahresbericht  f&r  Cbirurgie.    IL  Teil. 

17.  Forgue,  La  döcouverie  pröprostatiqne  du  beut  post^riear  de  Tardtre  dans  rar^trotoBK 
externe  sans  coodactenr.    La  Presae  mediale  1903.  Nr.  84.  p.  733. 

18.  Frendl,  Fremdkörper  in  der  Urethra.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  p.  961. 

19.  S.  Firstenberg,  Über  die  Indikationen  zur  Urethrotomia  interna  bei  Striktnien  dv 
Harnröhre.    Russisches  Archiv  f&r  Chirurgie  1903.  Heft  1. 

20.  Gallia,  C,  Un  caso  di  ascesso  perinretrale  da  gonococco.  Gazsetta  degli  omdifi 
1903.  Nr.  110. 

21.  Gibson,  A  new  method  of  performing  perinealseotion  without  a  guido.  Annab  rf 
surgery.  1903.  October.  p.  618. 

22.  flamel,  Über  Harnröhrenstrikturen.    In.-Diss.  Kiel  1902. 

23.  *Jacob,  A  new  obtarator  for  the  urethroscope.  New  York  medical  jonmal.  19(i. 
Juli  18. 

24.  Langton  Gibson,  A  new  method  of  performing  perineal  seetion  wiihont  a  gnidc 
Annais  of  surgery  1903.  Nr.  21.  Oct. 

25.  Leguen  et  DutsI,  L'ablation  de  Turöthre  ant^rienre  chez  la  femme  ayec  ardüut- 
tomie  vaginale.    Annales  des  mal.  des  org.  g^to-urin.  1903.  Bd.  21.  p.  1201. 

26.  Lipman-Wulf,  Über  Harnröhrenfistel  und  Krebs.  Berliner  klin.  Wochenacfar.  19(3. 
Nr.  3.  cf.  Jahresber.  1902 

27.  Lookwood,  A  demonstration  of  the  Operation  of  internal  urethrotomj  and  of  a  er»- 
throtome.    British  med.  Journal  1903.  Jan.  17.  p.  123. 

28.  Min  et,  Expörience  sur  l'^lectrolyse  circulaire  de  Turdtre.  Association  fran^aiae  d'nr»' 
logie.  VII.  Session.  1903.  Anoales  des  malad,  des  org.  g^nito-nrin.  1903.  Band.  21 
p.  1661. 

29.  Mo  ran,  De  la  valeur  de  Tölectrolyse  lin^aire  dans  le  traitement  des  r^tr^dssemeBii 
de  Fur^tre.    Annales  des  mal.  des  org.  g4n.-nr.  1903.  Bd.  21.  p.  84. 

SO.   Motz   et  Bartrina,   Contribntion  k  l'ötude   des   abcds  p6rin6anz  et  des  phlegEMK 

diffus   d'origine   urethrale.    Annales  des  malad,  des   org.  g^to-nrin.    1902.   BaadÜ 

p.  1661. 
31.    *Motz,  Traitement  des  uräthrites  chroniques.    Annales  des  maL  des  org.  g^oito-inL 

1903.  Bd.  21.  p.  419. 
82.   Nov^-Josserand,   Hypospadias   p^rin^al  opör^  par  la  methode  de   la  greffe  aiU> 

plastiqne.    Annales  des  mal.  des  org.  gönito-urin.  1903.  Bd.  21.  p.  1355. 
33.   *Paege,  Zwei  Beiträge  zur  Harnröhrenchirurgie.    Dissert  inaug.  Heidelberg  19(^ 

84.  Pfeiffer,  Über  Bakterienbefunde  in  der  normalen  nüUmlichen  Crethra  ond  ^ 
„Syphilisbacillus"  Max  Josephs.  Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  26.  p.  78. 
(F.  hält  den  Bacillus  Joseph  für  einen  ganz  harmlosen,  in  der  Urethra  normalerm* 
zu  findenden  Pseudodiphtheriebacillns.) 

85.  Plummer,  A  case  of  foreign  body  in  the  Urethra.  Lancet  1903.  Oct  84.  p.  11& 
Durch  Sectio  mediana  aus  dem  hinteren  Teil  der  Urethra  entfernte  Hainade). 

36.  Preindlsberger,  Über  Urethrotomia  interna.  Wiener  med.  Presse.  1908.  Nr.  4Sk 
p.  2113. 

37.  Rafin,  Observations  cliniques  sur  la  valeur  de  l'ölectrolyse  lin^aire  dans  le  traiteiwä 
des  rötr^cissements  de  Turötre.    Lyon  m^cal.  1903.  Bd.  35.  p.  441. 

38.  Reboul,  Retrteissement  congönital  de  Turdtre.  Assoc.  frao^aise  d'nrologie  VH  Sessin. 
1908.    Annales  des  mal.  des  org.  g^nito-urin.  1903.  Bd.  21.  p.  1662. 

39.  —  Rötr^issement  de  Fur^tre  produit  par  Tintroduction  d*un  corps  ötranger.  JBbtuk 
p.  1662. 

40.  Rosenstein,  Impermeable  Hamröhrenstriktur.  Berliner  klin.  Wochenschrift  l^^ 
Nr.  51.  p.  1203.  cf.  Jahresber.  1902. 

41.  Rotgans,  Epispadie.  Need.  Yereeniging  voor  Heelkunde.  Ned.  Tijdsch.  v.  Geatot 
II.  p.  700. 

42.  Ry ebner,  Traitement  de  l'ur^trite  totale  blennorrbagiqne  par  Tichtharigan.  Aasiks 
des  mal.  des  org.  gönito-urin.  1903.  Bd.  21.  p.  1281. 

48.  S  a  r  d ,  Qn  cas  de  papillome  de  l'urdtre  chez  Thomme.  Assoc.  fran^.  d'nrologie  TU 
Session  1908.  Annales  des  mal.  des  org.  gänito-urin.  1908.  Bd.  21.  p.  166S.  (Gnfcart^M 
Papillom  der  Harnröhre,  37'  cm  von  der  äusseren  Hamröhrenmündong,  entfernt  ivA 
Spaltung  der  Urethra  und  Abtragung,  Heilung.) 

44.  Savariaud,  Mobilisation  des  deux  bouts  de  Turdtre  pour  rem^ier  a  noe  perii^ 
substance  de  ce  conduit.    La  presse  mödicale  1903.  Nr.  14.  p.  177. 

45.  Sorrentino,   F.,   Contribnto  alla  cura  della  rottura  dell*  uretra.    Bi&unsa 
1903.  Nr.  41. 


Pels-Leusdeo,  Verletzungen  and  chirurg.  Krankheiten  der  Urethra.  1083 

46.  Sonheyran,  L*^pith41ioma  primitif  de  Tur^tre  chez  Fhomme.  Gazette  des  höpitaox 
1903.  Jhg.  76.  p.  1181. 

47.  Satton,  L'asage  interne  da  hlea  de  m^thjUne  comme  moyen  de  faciliter  le  diagnostic 
des  fistnles  urötro-p^rin^ales.  La  aemaine  niädicale  1903.  Nr.  87.  p.  304.  Empfehlang 
des  innern  Qebranchs  von  Methylenblau,  am  za  konstatieren,  ob  Fisteln  am  Perineam 
mit  der  Urethra  kommunizieren. 

48.  Timm  er,  Hypospadie.  Genootschap  ter  bevordering  der  Natuur-  u.  Genees-en  Heel- 
kunde.    Ned.  Tijdsch.  v.  Geneesk.  IL  p.  1225. 

.49.  Ty  rmos,  Zar  Heilung  von  Defekten  der  Harnröhre  mittelst  Implantation  von  Schleim- 
haut.   Rass.  chir.  Archiv.  1902.  Heft  5.  cf.  Zentralbl.  f.  Ghir.  1903.  p.  324. 

50.  deVlaccos,  Contribution  k  Tätude  des  ruptures  de  Tur^tre  male  anrtout  au  point  de 
vne  de  leor  traitement    Revae  de  chir.  1903.  Bd.  28.  p.  83. 

51.  Whiteford,  Gase  of  extemal  orethrotomy  treated  by  continaous  retention  of  a  rubber 
catheter  held  in  position  by  a  perineal  stop.  British  medical  joamal.  1903.  Nov.  28. 
p.  1399. 

Noy6-Josserand  (32)  stellt  einen  6  Jahre  alten  Knaben  vor,  dem  er 
nach  seiner  Methode  (cf.  diesen  Jahresbericht  1897  S.  849  und  1898  S.  898) 
wegen  perinealer  Hypospadie  operiert  hat.  Der  stark  durch  eine  frenulum- 
artige  Schleimbautfalte  nach  unten  gekrümmte  Penis  wurde  zunächst  nach 
querer  Inzision  der  Falte  und  des  Faszienüberzuges  der  Corpora  cavernosa 
und  Vereinigung  der  Wunde  in  der  Längsrichtung  redressiert  und  dann  die 
damals  genauer  beschriebene  Operation  Yorgenommen  mit  gutem  Resultate. 
Auch  in  zwei  älteren  Fällen  hat  Nove-Josserand  ein  sehr  gutes  Dauer- 
resultat erzielt. 

Timm  er  (48)  operierte  12  Fälle  mit  Glanshypospadie  und  zwei  mit 
Penishypospadie.  Die  letzten  10  Patienten  wurden  alle  operiert  nach  der 
Methode  von  Beck.  Er  demonstriert  fünf  Knaben,  die  alle  mit  kräftigem, 
normalem  Strahle  urinieren.  Goedhuis. 

Rotgans  (41)  operierte  einen  5jährigen  Knaben  mit  totaler  Epispadie 
nach  der  Methode  Höftmanns,  nur  modifizierte  er  diese  Methode  in  der 
Weise,  dass  die  Corpora  cavernosa  penis  in  ihrer  ganzen  Länge  mit  einem 
Troikart  durchstochen  wurden.  Durch  diesen  Kanal  leitete  er  die  neue  Urethra 
heraus. 

Das  Resultat  war: 

1.  Fast  vollkommene  Kontinenz; 

2.  die  Herstellung  einer  Urethra  von  der  Länge  des  Penis,  die  es  er- 
möglicht, den  Urinstrahl  beliebig  zu  richten. 

3.  Geraderichtung  des  Penis.  Goedhuis. 
De  Vlaccos  (50)  unterscheidet  zwischen  unvollständigen  (Kontinuität 

des  Kanals  zum  Teil  erhalten)  und  vollständigen  Rupturen  der  Urethra.  Die 
vom  Verf.  operierten  vier  Fälle  sind  solche  von  unvollständiger  Durchtren- 
nung durch  Fall  auf  das  Perineum  und  von  vollständiger  durch  Beckenbruch. 
In  allen  Fällen  wurde  Heilung  erzielt,  im  ersten  durch  Boutonniere  und  exakte 
Vemähung  auf  einem  Yerweilkatheter ,  im  zweiten  durch  Boutonniere  und 
partielle  Vemähung,  im  dritten  (vollständige)  durch  Boutonniere,  Einlegen 
eines  Verweilkatheters  und  Zusammenbringen  der  Hamröhrenstümpfe  mittelst 
zweier  Seidennähte  ohne  exakte  Naht,  im  vierten  durch  Boutonniere,  Auf- 
suchen des  zentralen  Hamröhrenendes  mittelst  Katheterismus  posterior  und 
möglichst  exakte  Naht  auf  einen  Verweilkatheter. 

In  dem  von  Calzolari  (11)  beschriebenen  Falle  hatte  durch  Fall  auf 
ein  Eisengitter  Ruptur  der  membranösen  Harnröhre  stattgefunden;  die  Stümpfe 


1064  Jahresbericht  fOr  Chirurgie.    IL  Teil. 

standen  3  cm  auseinander.     Verf.  Hess  die  Yemarbung  per  secandam  er- 
folgen, indem  er  eine  permanente  Sonde  nnd  Tampon  znrückiiess. 

R.  GianL 

In  den  YonSorrentino  (45)  beschriebenen  zwei  Fällen  war  durch  8tQ65 
gegen  die  untere  Fläche  der  Schambeinfuge  Ruptur  der  Harnröhre  herrorp- 
rufen  worden.  Verf.  legte  eine,  die  Mukosa  nicht  mit  fassende  Catgntnalit  ao^ 
legte  hinten  einen  Tampon  ein  und  führte  einen  elastischen  Katheter  in  die 
Blase  ein,  den  er  20  Tage  lang  an  Ort  und  Stelle  Hess.  —  Unter  Trocken- 
haltung  des  Wundbodens  suchte  er  den  zentralen  Hamröhrenstumpf  anf  md 
drang  durch  ihn  mit  einem  Katheter  in  die  Blase  ein.  K.  GianL 

Asakura  (2)  hat  in  einer  ziemlich  grossen  Anzahl  von  Fällen,  sorolil 
in  den  GenitaUen  der  gesunden  Frau,  wie  auch  der  Harnröhre  des  Mamns, 
Streptokokken  saprophytisch  wachsend  gefunden.  Man  muss  daher  in  ik 
Anschuldigung  von  Streptokokken  als  Erreger  von  Krankheiten  der  Harnröhre 
Torsichtig  sein. 

Ry ebner  (42)  gebraucht  zur  Behandlung  der  Gonorrhöe  in  allen  Stadkt 
des  Ichthargan  und  zwar  in  V« — Va^/oo  Lösungen  zu  Waschungen  and  la- 
jektionen,  in  2  ^o  zu  Instillationen.  Am  besten  bewährten  sich  die  Waschimge), 
welche  aber  nicht  poliklinisch  ausgeführt  werden  können.  Anf  Grund  sms 
Erfahrungen  (22  Krankengeschichten  werden  mitgeteilt)  glaubt  Rychner  das 
Ichthargan  in  der  Praxis  warm  empfehlen  zu  können. 

Engelbreth  (16)  hat  die  Kapazität  der  vorderen  Harnröhre  and  dk 
Spannung  des  Sphincter  vesicae  exakt  bestimmt,  um  einen  genauen  Massstal 
dafür  zu  haben ,  wieviel  Flüssigkeit  und  unter  welchem  Druck  man  sie  ab- 
spritzen soll.  Er  ist  zu  dem  Resultat  gekommen ,  dass  die  Spritz  25  oa 
fassen  muss  und  der  bei  der  Einspritzung  angewandte  Druck  Vio  Atmosphirf 
nicht  übersteigen  darf.  Die  von  ihm  angegebene  Spritze,  welche  leicht  sterit 
sierbar  ist,  besteht  aus  einem  Behälter  für  die  einzuspritzende  Flüssigkeit  und 
einem  Kautschukballon,  um  den  nötigen  Druck  herzustellen.  Zwischen  beidec 
ist,  wenn  Ref.  es  recht  versteht,  eine  Art  Sicherheitsventil  eing^chahet 
welches  zu  starken  Druck  verhindern  soll.  Die  genaue  Beschreibung  der  a&- 
scheinend  recht  praktischen  Injektionsspritze  ist  im  Original ,  welches  anck 
mehrere  Abbildungen  enthält,  nachzusehen. 

Motz  und  Bartrina(30)  geben  zunächst  einen  kurzen  Überblick  ob» 
das,  was  man  unter  Urinfiltration  versteht,  wobei  sie  denen  beistimmen,  weide 
die  Urinverhaltung  als  eine  diffuse  Phlegmone  ohne  Mitwirkung  von  in  die 
Gewebe  ergossenem  Urin  ansehen.  Genaue  pathologisch -anatomische  ÜDte^ 
suchungen  darüber  haben  sie  dann  dahin  geführt,  die  Rolle  zu  studierai, 
welche  die  verschiedenen  in  der  Nachbarschaft  des  bulbären  Teiles,  der  Har»- 
röhre  gelegenen  Drüsen,  die  Samenblasen,  Prostata,  Littr eschen  und  Co«* 
per  sehen  Drüsen  und  die  intrabulbären  spielen.  Sie  sind  zu  dem  Besnltate 
gekommen,  dass  von  allen  diesen  Drüsen  ohne  Verengerung  der  Hamrobe 
perineale  Abszesse,  diffuse  Phlegmonen,  Urinabszesse  u.  s.  w.  ausgehen  köiuiea 
und  zuweilen  ausgehen.  Die  Entzündungen  dieser  Drüsen  treten  in  die  & 
scheinung  1.  als  versteckte  Eiterungen,  welche  nur  bei  der  Autopsie  gefnodei 
werden,  2.  in  Gestalt  perinealer,  umschriebener  Eiterherde  mit  schwereB 
klinischen  Symptomen,  3.  in  Form  von  diffusen,  der  Regio  perinealis  über- 
schreitenden  Phlegmonen.  Diese  Eiterungen  können  sekundär  die  WazidaDg 
der  Urethra  durchbrechen  und  von  dieser  Perforationsöffnung  aus  kann  dann 
Urin  in  die  Eiterhöhlen  und  benachbarten  Gewebe  ergossen,  die  Entzösdna; 


Pels-Leusden»  Verletzungen  and  ohinirg.  Krankheiten  der  Urethra.  1085 

Terschlimmert  nud  weiter  yerbreitet  werden.  Klinisch  soll  man  daher  in  allen 
Fällen  diese  verschiedenen  Drüsen  kombiniert  vom  Rektum  und  Perineum  aus 
untersuchen. 

In  dem  von  Gailia  (20)  referierten  Falle  von  Periurethralabszess  hatte 
sich  der  Prozess  nicht  auf  die  Harnröhre  verbreitet  und  wurde  durch  die 
Kulturen  die  Anwesenheit  des  alleinigen  Gonococcus  dargetan.  Solche  Abszesse, 
deren  charakteristisches  Symptom  das  Austreten  von  mit  Blut  vermischtem 
Eiter  ist,  heilen  schneller  als  die  von  anderen  Krankheitserregern  hervoi^- 
rnfenen.  R.  Giani. 

Der  FaU  Cristeas  (13)  soll  ein  recht  seltener  sein:  Bei  einem  17jähr. 
Knaben,  welchem  eine  Fistel  nach  einer  Sectio  perineal  is  wegen  Stein  zurück- 
blieb, fand  man  eine  tuberkulöse  Ulzeration  und  mikroskopisch  sah  man  eine 
Infiltration  von  Rundzellen  mit  Follikeln  von  epithelioiden  Zellen,  ringsherum 
einiger  Riesenzellen.     Keine  Kochbazillen  nachweisbar. 

Stoianoff  (Plevna). 

Bazy  und  Decloux  (7)  suchen  an  der  Hand  eines  mikroskopisch  ge- 
nau untersuchten  Falles  nachzuweisen,  dass  die  Strikturen  der  Pars  mem- 
branacea  nicht  ausschliesslich  traumatischen  Ursprunges  seien,  sondern  dass 
daselbst  auch  gonorrhoische  vorkommen,  welche  sich  dann  aber  immer  von 
der  Pars  bnibosa  aus  bis  hierher  fortsetzen. 

Hamel  (22)  veröffentlicht  die  in  der  Helfer  ich  sehen  Klinik  in  Kiel 
in  den  Jahren  1899 — 1901  behandelten  Fälle  von  Hamröhrenstrikturen.  Die 
angewandten  Methoden  waren  Dilatation  und  Urethrotomia  externa.  Mit 
letzterer  wurden  behandelt  die  elastischen  Strikturen,  die  rasch  nach  Dilatation 
rezidivierenden,  solche  bei  sehr  reizbaren,  empfindlichen  Individuen,  die  mit 
schweren  Cystitiden  komplizierten  und  die  sogen,  impermeablen.  Nur  einmal 
ist  die  Resektion  der  Harnröhre  mit  nachfolgender  Naht,  einmal  ohne  letztere, 
sonst  die  einfache  Urethrotomia  externa  ausgeführt  worden.  In  letzteren 
Fällen  wurde  prinzipiell  für  4 — 10  Tage  ein  Verweilkatheter  eingelegt.  Nach- 
behandlung mit  Bougieren.  Die  erzielten  Resultate,  soweit  Nachrichten  über 
die  Patienten  zu  erhalten  waren,  sind  gute  gewesen.  Aus  der  Arbeit  ist  noch 
hervorzuheben,  dass  bei  der  Dilatationsbehandlung  durch  strenge  Asepsis  und 
nachfolgende  Blasenspülungen  mit  Borlösung  das  Auftreten  von  sog.  Katheter- 
fieber fast  ganz  vermieden  werden  konnte. 

Min  et  (28)  hält  die  zirkuläre  Elektrolyse  bei  Behandlung  von  Strikturen 
für  gefahrlos,  wenn  man  einen  Strom  von  4  Milliampere  ungefähr  8  Minuten 
oder  einen  solchen  von  6  Milliampere  6V>  Minuten  einwirken  lasse.  Zu  diesem 
Resultat  ist  er  auf  Grund  von  Untersuchungen  an  der  Hundeurethra  ge- 
kommen. 

Bei  einem  jungen  Soldaten,  welcher  stets  schwer  urinieren  konnte  und 
bei  dem  sich  im  18.  Lebensjahre  mehrmals  unter  heftigem  Pressen  Gries  ent- 
leert hatte,  fand  sich  in  der  Pars  bulbosa  ein  Hindernis,  welches  bei  der 
Sondierung  unüberwindlich  war.  Da  die  Harnröhre  sonst  vollkommen  gesund 
war  und  die  Vorgeschichte  nichts  Ätiologisches  ergab,  so  nahm  Bonnet  (10) 
eine  kongenitale  Striktur  der  Urethra  durch  Klappenbildung  an.  Diese  Diagnose 
wurde  bei  der  Operation  bestätigt.  Die  Klappe,  welche  zwei  enge  Öffnungen 
besass,  wurde  abgetragen  und  der  Längsschnitt  in  der  Urethra  auf  einen 
Yerweilkatheter  exakt  vernäht.  Nach  anfangs  mangelhafter  Kontinenz  —  das 
zentrale  Hamröhrenende  war  sehr  stark  erweitert  gewesen  —  trat  völlige 
Heilung  ein.     Derartige  Klappenverscblüsse  an  der  Mündung  der  Harnröhre 


1086  Jahresbericht  fOr  Chimrgic.    IL  Teil. 

nnd  in  der  Fossa  navicularis  sind  schon  lange  bekannt,  während  die  kongeni- 
talen Verengerungen  in  der  Pars  bulbosa  noch  nicht  beschrieben  sind. 

Bazy  glaubt,  dass  diese  Klappenbüdung  auf  eine  entwickelungsgeschicfat- 
liche  Störung  zurückzuführen  sei,  indem  sie  sich  an  derjenigen  SteUe  finde^ 
an  welcher  sich  das  Urogenitalrohr  mit  der  Urogenitalrinne  vereinige.  In 
einem  besonderen  Aufsatz  setzt  er  (6)  diese  seine  Ansicht  an  der  Hand  tod 
vier  schematischen  Zeichnungen  noch  etwas  spezieller  auseinander.  Die  Ekppe 
soll  danach  eine  persistierende  Membrana  urogenitalis  sein.  In  einigen  FilleD 
hat  Bazy  an  dieser  Stelle,  also  nach  Torn  von  der  Pars  membranacea  in 
der  Pars  bulbosa  ein  deutliches  Hindernis  gespürt.  Er  glaubt  danach  drei 
Arten  von  Strikturen,  kongenitale,  pathologische  und  traumatische  unterschei- 
den zu  müssen.  Endlich  will  Bazy  durch  eine  solche  rudimentäre  Klappe 
bildung  gewisse  Fälle  von  Enuresis  nocturna  erklären,  auch  rasch  nach  einer 
Gonorrhöe  entstandene  Strikturen  damit  in  Verbindung  bringen.  Für  beide 
Möglichkeiten  werden  kurze  Krankengeschichten  angeführt. 

Reboul  (38)  berichtet  über  eine  11  cm  von  der  äusseren  Hamrohrsh 
mündung  entfernt  sitzende,  angeblich  kongenitale  Elappenstriktur  der  Harn- 
röhre, welche  er  mittelst  Urethrotomia  interna  erweiterte  und  durch  syste- 
matische Dilatation  weit  erhielt. 

Bar  tri  na  (5)  fügt  zu  der  alten  Dilatationsbehandlung  die  oüt  Massage 
hinzu,  erstens  um  die  so  häufig  bei  Strikturen  vorhandene  chronische  Ure- 
thritis zu  beseitigen,  zweitens  um  die  Infiltrate  zur  Verteilung  und  Resorpti« 
zu  bringen  und  die  narbige  Bückbildung  derselben  zu  vermeiden.  Zu  dem 
Zweck  massiert  er  in  jeder  Sitzung,  in  welcher  er  2 — 3  aufeinanderfolgende 
Bougienummem  einführt,  von  denen  die  erste  der  stärksten  Nummer  da 
letzten  Sitzung  entspricht,  wenigstens  5  Minuten  lang  auf  dem  Bougie  der 
Harnröhre  und  Prostata.  Unter  diesen  Umständen  kam  er  mit  der  Dilatati(ffl 
rascher  und  sicherer  voran,  der  Ausfluss  verminderte  sich  schneller  und  ver- 
schwand schliesslich  ganz.  In  14  so  behandelten  Fällen  hatte  Bartrinanä 
einer  einzigen  Ausnahme  —  es  handelte  sich  um  eine  sehr  empfindliche  Urethra 
—  ausgezeichnete  Resultate  erzielt,  was  durch  die  mitgeteilten  Krankenge- 
schichten erhärtet  wird. 

Der  von  Bakaleinik  (4)  angegebene  hydraulische  Dilatator  scheini 
Ref.  an  dem  Mangel  zu  leiden,  dass  man  nur  Strikturen,  welche  leicht  zs 
sondieren  sind,  damit  angreifen  kann,  da  ja  der  ziemlich  dicke  Dilatator  docä 
erst  in  die  strikturierte  Stelle  eingeführt  werden  muss,  ehe  man  ihn  wiita 
lassen  kann.  Wenn  das,  wie  Verf.  schreibt,  nur  unter  Leitung  des  Uredtro- 
skops  geht,  so  ist  die  Methode  viel  zu  umständlich  und  durch  ältere  nni 
leichter  ausführbare  längst  übertroffen. 

Mo  ran  (29)  hat,  trotzdem  er  mit  Misstrauen  an  der  Erprobung  der 
Methode  herangegangen  ist,  20  lineare  Elektrolysen  ohne  den  geringste 
Zwischenfall  weder  während  noch  nach  der  Operation  gemacht.  Dabei  legte 
er  sich  folgende  Fragen  vor.  1.  Welche  sind  die  für  die  lineare  Elektroijse 
geeigneten  Fälle?  2.  Welche  die  Kontraindikationen?  3.  Wie  ist  die  M^ 
thode  anzuwenden?  4.  Welche  Resultate  kann  man  dem  Kranken  in  Aussidt 
stellen  und  welche  Massnahmen  soll  man  ihm  nach  der  Operation  empfehkn'' 
Nicht  geeignet  für  die  Elektrolyse  sind  vor  allem  die  traumatischen  Striktsres 
und  die  sehr  harten  und  engen.  Für  diese  wird  Urethrotomia  interna  eis^ 
fohlen.  Verf.  hat  aber  in  schweren  Fällen  durch  langsame  Dilatation  w(t 
filiformen  Bougies   und  Liegenlassen   derselben  während  einiger  Stunden  es 


Pels-Lensden,  Yerletenngen  und  chirorg.  Krankheiten  der  Urethra.  1067 

stets  erreicht,  dass  die  Einführung  des  elektrolytischen  Instrumentes  leicht 
gelang,  also  ohne  dass  dadurch  Schaden  getan  wurde  und  dass  mit  Strömen 
geringer  Stärke  (5—6  Milliampere)  das  gewünschte  Resultat  erreicht  werden 
konnte.  Um  die  lineare  Elektrolyse  anwenden  zu  können,  muss  die  Striktur 
für  ein  Instrument  von  10  Charriere  durchgängig  sein,  unter  Umständen  vorher 
soweit  vorsichtig  dilatiert  werden,  sorgfaltig  gereinigt  und  womöglich  mit  1 7o 
Kokainlösung  anästhesiert  sein.  Stärkere  Ströme  wie  10  Milliampere  sind 
nicht  anzuwenden  und  zwar  für  die  Dauer  von  einigen  Sekunden  bis  höchstens 
drei  Minuten.  Beim  Herausziehen  des  Instrumentes  soll  man  das  Blatt  des 
Elektrolysators  auf  der  entgegengesetzten  Wand  zurückführen,  auf  der  es  ein- 
geführt worden  ist,  um  die  Wirkung  zu  vergrössern.  Den  Patienten  ist  zu- 
nächst zu  eröffnen,  dass  es  ein  Radikalheilmittel  für  Strikturen  nicht  gebe, 
also  auch  die  Elektrolyse  ein  solches  nicht  sei,  und  dass  sie  sich  hinterher 
in  bestimmten  Zeitabschnitten  einer  Bougiebehandlung  unterziehen  müssten. 
Mitteilung  von  20  genauen  Krankengeschichten. 

Auf  Grund  von  neun  genauer  mitgeteilten  Krankengeschichten  kommt 
Bafin  (37)  zu  dem  Schluss,  dass  die  lineare  Elektrolyse  kein  Radikalmittel 
für  Strikturen  sei,  dass  sie  vielleicht  weniger  Gefahr  bringe,  wie  die  Urethro- 
tomia  interna,  zuweilen  nicht  gelinge,  während  gerade  in  diesen  Fällen  die 
Urethrotomia  interna  leicht  ausführbar  war,  dass  sie  nicht  bei  allen  Strikturen, 
besonders  nicht  bei  den  mit  Veränderungen  im  Nachbargewebe  einhergehen- 
den angewendet  werden  dürfe,  und  dass  man  in  allen  Fällen,  auch  wenn  sie 
ohne  besondere  Schwierigkeiten  gelinge,  nicht  einer  Dilatationsnachbehand- 
lung  entraten  könne. 

Andre  (26)  ist  im  wesentlichen  derselben  Ansicht.  Auch  er  rät,  nur 
schwache  Ströme  bis  10  Milliampere  und  nur  für  1 — 2  Minuten  anzuwenden. 
So  sei  die  lineare  Elektrolyse  gefahrlos.  Am  geeignetsten  dafür  seien  die 
nicht  zu  engen,  nicht  zu  zahlreichen  und  nicht  zu  langen  Strikturen.  Für 
solche  eigne  sich  die  Urethrotomia  interna  besser.  Ohne  nachfolgende  Bougier- 
knr  sei  die  lineare  Elektrolyse  wertlos.    Mitteilung  von  23  Fällen. 

Desnos  (14)  hält  die  lineare  Elektrolyse  nur  für  anwendbar  bei  leicht 
dehnbaren  Strikturen.  Er  selbst  bedient  sich  der  Methode  von  New  man 
(cf.  Jahresbericht  1902)  der  zirkulären  Elektrolyse  unter  Anwendung  von 
5 — ^6  Milliampere  während  10 — 15  Minuten.  Momentan  sei  die  Wirkung 
gleich  Null,  zeige  sich  aber  im  Laufe  von  einer  bis  mehreren  Wochen.  Die 
Methode  gebe  gute  und  dauernde  Resultate,  sei  aber  eine  langwierige  und 
stelle  an  die  Geduld  von  Arzt  und  Patienten  hohe  Anforderungen.  In  Fällen, 
in  welchen  andere  Heilbestrebungen  versagt  haben,  geht  Desnos  daher  jetzt 
etwas  anders  vor,  um  schneller  zum  Ziel  zu  kommen.  Er  benutzt  bei  diesem 
Verfahren,  welches  er  elektrolytische  Dilatation  nennt,  entweder  gewöhnliche 
B^niquesche  Metallsonden,  eventuell  zum  Aufschrauben  eines  filiformen 
Leitbougies  eingerichtet,  oder  Sonden,  welche  zum  Teil  mit  einem  Firnis  be- 
deckt sind,  so  dass  der  Strom  nicht  auf  die  ganze  Harnröhre,  sondern  nur 
auf  die  strikturierte  Stelle  einwirkt,  ersteres  besonders  dann,  wenn  es  sich 
um  multiple  periurethrale  Infiltrationen  handelt.  Ein  solches  Bougie  wird 
so  weit  eingeführt,  dass  es  von  der  Striktur  deutlich  festgehalten  wird,  so- 
dann die  negative  Elektrode  einer  kleinen  Trockenbatterie  mit  der  Sonde 
▼erbnnden,  die  positive  auf  den  Oberschenkel  oder  das  Epigastrium  aufgesetzt 
und  bei  grösstenteils  äberfimissten  Sonden  ein  Strom  von  3 — 4  Milliampere, 
bei  nichtüberfimissten  ein  solcher  von  höchstens  6 — 8  Milliampere  für  5—12 


lOeB  JalireBberiebt  für  Cbinirgie.    IL  Teil. 

Minuten  hindarchgeleitet.  Wesentliche  Beschwerden  sollen  die  Pati^itaii 
weder  während  noch  nach  der  Operation,  welche  etwa  alle  8  Tage  zn  wieder- 
holen ist,  haben.  In  den  mitgeteilten  25  Fällen,  bei  denen  die  Methode  m 
3  mal  versagte,  nnd  von  denen  4  über  10  Jahre  geheilt  geblieben  sind,  wirea 
im  Durchschnitt  11  Sitzungen  notwendig. 

In  einer  kurzen  Besprechung  der  Strikturendiagnose  und  Behaaidlinig 
empfiehlt  Desnos  (15)  nochmals  die  oben  genauer  geschilderte  elektrolytiack 
Dilatation. 

Lookwood  (27)  demonstriert  die  Ausführung  einer  Urethrotomii 
interna  in  allen  ihren  Einzelheiten  mit  einem  Instnmient,  welches  dem  alta 
MeisonneuTOSchen  im  wesentlichen  nachgebildet  ist. 

Preindlsberger  (36)  verwendet,  nachdem  er  sich  in  der  Klink 
Guyon  von  dem  hohen  Wert  der  Methode  überzeugt  hat,  die  Urethrotonii 
interna  bei  jenen  hochgradigen  Strikturen,  bei  welchen  es  sich  um  eine  ndi 
zu  ermöglichende  Ei^tleerung  der  Blase,  also  bei  hochgradiger  Cystitis,  handelt, 
femer,  wenn  die  Kur  abgekürzt  werden  muss  und  endlich,  wenn  die  Dik- 
tationsbehandlung  nicht  zum  Ziele  führt.  Nur  Hamabszess  und  UriniiiiS- 
tration  gebe  in  solchen  Fällen  eine  Kontraindikation  ab.  Die  Operation  viinle 
mit  dem  in  der  Klinik  Guyon  gebräuchlichen,  nicht  näher  bezeidmeteo  In- 
strumente ausgeführt.  Sie  schliesst  eine  nachfolgende  Dilatationsbehuidlaii 
nicht  aus.  In  10  Fällen  hat  Verf.  gute  Erfolge  mit  der  Methode  gehabt,  ei 
Patient  starb,  jedoch  konnte  der  Tod  nicht  in  Zusammenhang  mit  der  Ope- 
ration gebracht  werden,  da  es  sich  um  schwere  aufsteigende  Yeränderuoge 
in  Blase  und  Nieren  handelte. 

Firstenberg  (19)  tritt  für  ausgiebigere  Anwendung  der  Urethrotook 
interna  ein.  Die  allmähliche  Dehnung  der  Striktur  sollte  häufiger,  als  6 
geschieht,  durch  die  Urethrotomia  interna  unterstützt  werden.  Der  äos^en 
Hamröhrenschnitt  soll  nur  bei  Fällen  von  impermeabler  oder  kallöser  Striktir 
mit  Fistelbildung  angewandt  werden.  Hob Ib eck  (St.  Petersbnii^ 

Savariaud  (44)  verwendet  die  Beck-Hackersche  Hamröhrenmobili- 
sierung  auch  bei  schweren  Substanzverlusten  der  Harnröhre  nach  Zerreissoo; 
derselben  und  bei  ausgedehnten  meist  im  Anschluss  an  Traumen  beobachtetea 
Narbenstrikturen.  In  einem  Fall  der  letzten  Art  führt  Savariaud  die  Ope- 
ration aus.  Die  Isolierung  der  Urethra  nach  Resektion  einer  2,2  cm  hopi 
strikturierten  Stelle  gelang  nach  beiden  Seiten  hin  leicht  (einige  Abbildmipi 
illustrieren  das  Vorgehen  von  Savariaud).  Die  Vereinigung  der  Endo 
geschah  mit  Catgutnähten  über  einem  Verweilkatheter.  Nach  einigen  nnaqg^ 
nehmen  Zwischenfällen  wurde  ein  gutes  Resultat  erzielt,  jedoch  konnte  t« 
einem  Dauerresultat  bei  Veröffentlichung  des  Falles  noch  keine  Rede  m 
Ref.  bemerkt  dazu,  dass  in  der  Königschen  Klinik  die  Mobilisierong  der 
Hamröhrenstümpfe  nach  Resektion  schon  seit  vielen  Jahren  in  zahlreicbei 
Fällen  mit  gutem  Erfolge  geübt  worden  ist. 

Tyrmos  (49)  deckte  einmal  einen  10  cm  langen  Defekt  der  Harnrote 
mit  einem  der  Schleimhaut  der  Unterlippe  entnommenen  Lappen,  ein  andfl" 
mal  einen  8  cm  langen  Defekt  durch  einen  Schleimhautlappen,  welcher  deo 
wegen  Blasen-Mastdarmfistel  resezierten  unteren  Mastdarmende  entnommeo 
war.     In  beiden  Fällen  wurde  schliesslich  Heilung  erzielt. 

Gibson  (24,  21)  hat  sich  das  Auf  finden  des  zentralen  Endes  derHam 
röhre  bei  narbigen  Strikturen  dadurch  sehr  erieicfatert,  dass  er  vom  JW* 
darm  aus  die  Prostata  anhackte  und  an  dieser  einen  Zug  nach  hinten  aos- 


Pels-Lensden,  Verietzangen  und  chirorg.  Eianklieiten  der  Urethra.  1069 

ibte.  Durch  diesen  Zag  spannte  sich  die  Harnröhre  und  kann  im  Grunde 
les  Perinealabschnittes  leicht  gefühlt  werden.  Gibson  ist  auf  diese  Weise 
n  allen  schwierigen  Fällen  immer  leicht  zum  Ziel  gekommen. 

Maass  (New-York). 
Zu  vorstehendem  Referat  bemerkt  Ref.,  dass  Gibson  die  Methode  mehr 
wie  zwanzigmal  geübt  und  keinen  unangenehmen  Zwischenfall  erlebt  hat.  Da 
iber  immerhin  die  Gefahr  der  Vereiterung  der  Prostata  beim  Anhaken  vom 
äektum  aus  bestehe,  so  will  Gibson  die  Methode  nur  für  besonders  schwie- 
rige Fälle  bei  geschwächten  Individuen  mit  kranken  Nieren,  im  septischen 
Zustande  bei  Urininfiltration  angewandt  wissen. 

Forgue  (17)  weist  zunächst  auf  die  Schwierigkeiten  hin,  in  einzelnen 
ß'äilen  von  alten  blennorrhoischen  Strikturen  mit  Fistelbildung  das  zentrale 
Ebide  der  Harnröhre  bei  der  Urethrotomia  externa  zu  finden,  und  auf  die 
[Jnannehmlichkeiten,  welche  die  dazu  gemachte  Sectio  alta  mit  nachfolgen- 
lem  Katheterismus  posterior  macht.  Zu  diesen  Unannehmlichkeiten  rechnet 
er  die  nur  mangelhaft  durchzuführende  Asepsis,  die  Unmöglichkeit,  die  Blase 
genügend  anzufüllen  und  die  Gefahr  der  Fistelbildung  über  der  Symphyse. 
Elr  schlägt  daher  vor,  in  solchen  Fällen  das  zentrale  Hamröhrenende  nicht 
von  der  Blase,  sondern  von  der,  auch  bei  abnormen,  durch  chronische  Ent- 
zündungen bedingten  Verhältnissen,  leicht  nach  anatomischen  Prinzipien  auf- 
findbaren Austrittsstelle  der  Urethra  aus  der  Prostata  aus  zu  suchen.  8  in- 
struktive Zeichnungen  erläutern  das  Vorgehen  Forgues.  Es  wurden  bei 
dieser  Operation  dieselben  Regeln  wie  bei  der  Prostatektomie  verfolgt.  Zur 
Ausfuhnmg  der  Operation  wird  der  Patient  in  Steinschnittlage  mit  stark  er- 
hobenem Perineum  gebracht,  ein  auf  der  linken  Seite  des  zu  Operierenden 
stehender  Assistent  hält  die  bis  zur  impermeablen  Stelle  der  Striktur  ein- 
geführte Sonde  genau  in  der  Mittellinie  fest  und  zieht  zu  gleicher  Zeit  mit 
einer  Pinzette  das  Skrotum  nach  oben.  Ein  halbmondförmiger  Schnitt,  zwei 
Querfinger  breit  vor  dem  Anus,  nach  vom  konvex  von  einem  Sitzknorren 
zum  anderen,  durohtrennt  Haut  und  subkutanes  Fettgewebe.  Dann  wird  zu- 
nächst der  Bulbus  freigelegt,  und  es  werden  durch  quere  Schnitte  die  Raphe, 
die  nach  vom  ausstrahlenden  Fasern  des  Musculus  sphincjber  ani  externus 
durohtrennt,  wodurch  der  Bulbus  isoliert  wird  und  mit  einer  Museuxschen 
Zange  nach  oben  gezogen  werden  kann.  Nach  Durchschneidung  der  tiefen 
Muskelfasern,  welche  vom  Sphincter  ani  nach  vorn  ausstrahlen,  kann  man 
nunmehr  stumpf  mit  den  gekrümmten  Zeigefingern  in  den  Raum  zwischen 
Rektum  und  Prostata  eindringen.  Man  isoliere  nur  soweit,  dass  man  eben 
deutlich  die  hintere  Prostatafläche  sieht.  Durch  starkes  Zurückziehen  der 
hinteren  Wundfläche  mit  einem  flachen,  breiten  Haken  macht  man  sich  das 
Gesichtsfeld  noch  freier  und  kann  nun  leicht  die  Austrittsstelle  der  Urethra 
aus  der  Prostata  finden.  Sie  wird  hier  in  der  Längsrichtung  eingeschnitten 
und  jeder  Wundrand  mit  einer  Koch  er  sehen  Klemme  gefasst.  Danach  ge- 
lingt dann  der  retrograde  Eatheterismus  leicht. 

Whiteford    (51)    rät  zur  sicheren  Fixierung   eines  Verweilkatheters 
von  der  perinealen  Wunde  aus   eine  mit  einer  Art  Widerhaken  versehene 
.  Arretierung  in  das  Lumen  des  Katheters  einzuführen,  der  nunmehr  weder 
vor-  noch  zurückgezogen  werden  könne. 

Legueu  und  Duval  (25)  beschreiben  eine  Methode,  den  vorderen  Teil 
der  weiblichen  Urethra  abzutragen  und  den  Stumpf  in  die  Scheide  einzu- 
pflanzen.  Sie  lösen  zunächst  mit  einem  nach  der  lüitoris  zu  konvexen  Schnitt 

Jabresberieht  fQr  Chirurgie  1903.  69 


1090  Jahresbericht  f&r  Ghinirgie.    IL  TeiL 

die  Urethra  yod  der  Symphyse  ab,  umschneiden  dann  die  äussere  ürethni- 
mündung  bogenförmig  und  fügen  einen  Längschnitt  soweit  wie  nötig  dnrdi 
die  vordere  Vaginalwand  auf  die  Urethra  hinzu.  Dadurch  wird  letzter«,  so- 
weit es  notwendig  erscheint,  von  der  Scheide  isoliert  und  sodann  womöglidi 
vom  von  dem  Sphincter  vesicae  abgetragen,  nachdem  man  sich  den  hinterei 
Stumpf  durch  zwei  provisorische  Nähte  fixiert  hat.  Die  Abtragmig  gescbieh 
in  Flötenschnabelform,  so  dass  also  von  der  oberen  Urethralwand  etwas  melir 
stehen  bleibt.  Sollte  die  Öffnung  noch  zu  eng  sein,  so  wird  die  unten 
Urethralwand  mit  einem  kleinen  Längsschnitt  gespalten  und  nunmehr  der 
Stumpf  im  obersten  Teil  des  vaginalen  Längsschnittes  fixiert,  die  Wunde  im 
übrigen  vernäht.  Die  von  anderen  mit  der  Methode  erzielten  Rotste 
wären  in  funktioneller  Beziehung  mangelhaft,  indem  die  Kontinenz  riel  a 
wünschen  übrig  Hess.  Verff.  haben  in  der  oben  beschriebenen  Weise  emi 
operiert  bei  einer  Frau,  bei  der  die  Diagnose  auf  ein  Epitheliom  des  vordereD 
Teiles  der  Harnröhre  gestellt  worden  war,  die  mikroskopische  Untersadnog 
aber  eine  Tuberkulose  der  Harnröhre  nachwies. 

Soubeyran  (46)  veröffentlicht  eine  Zusammenstellung  von  24  in  der 
Literatur  beschriebenen  Karzinomen  der  männlichen  Harnröhre.  Erörtenuig^ 
über  Ätiologie,  pathologische  Anatomie,  Symptomatologie,  Diagnose,  Progno« 
und  Behandlang.  Diese  Karzinome  entwickeln  sich  zuweilen  auf  dem  Boden 
einer  Striktur,  sind  ausserordentlich  bösartig,  müssen  daher  sehr  gröndlick 
entfernt  werden,  und  in  allen  Fällen  sind  die  regionären  Lymphdrüsen  mit 
fortzunehmen. 

In  dem  von  Bobbio  (8)  beschriebenen  Falle  handelte  es  sich  xmm 
Epitheliom  des  perinaeo-bulbären  Hamröhrenabschnittes,  das  am  Sitze  einer 
alten,  von  periurethralen  Abszessen  und  Fisteln  begleiteten  Hamröhrenstenose 
entstanden  war.  Der  Fall  betraf  einen  59  jährigen  Mann,  der  ?orher  lasp 
an  Stenose,  die  durch  vorgeschrittene  Blennorrhagie  hervorgerufen  worden 
war,  gelitten  hatte  und  deshalb,  aber  ohne  Erfolg,  mehreren  OperatiossD 
unterworfen  worden  war  (Dilatation,  innere  und  äussere  Urethrotomie,  dies 
letztere  2mal  mit  Urethroplastik).  Patient  wies,  als  er  am  10.  Januar  19(6 
wieder  in  die  Klinik  aufgenommen  wurde,  eine  Geschwulst  am  Damme  ad, 
aus  welcher  nach  vorgenommener  Spaltung  etwas  Eiter  austrat.  Ein  der 
Geschwulst  entnommenes  Partikelchen  liess  •—  wie  dies  auch  später  wSirend 
des  Lebens  und  nach  dem  Tode  ausgeschnittene  Partikelchen  taten  —  bei 
der  histologischen  Untersuchung  erkennen,  dass  es  sich  um  eine  maligos 
Epithelialgeschwulst  handelte.  Vollständige  unbezwingbare  Stenose.  DieG^ 
schwulst  nahm  rasch  an  Volumen  zu  und  infiltrierte  den  ganzen  Damm  und 
beide  Glutäakegionen ;  in  ihrem  Zentrum  kam  es  zu  ausgedehnter  Geschwürs- 
bildung,  und  aus  diesem  Krater  trat  aller  Harn  aus.  —  Keine  Radikal- 
behandlung;  auch  mit  Chinininjektionen  ?nirden  Versuche  gemacht,  aber 
ohne  Erfolg.  Patient  starb  8  Monate  nach  seinem  Eintritt  in  die  Klinik  tf 
schwerer  Krebskachexie.  Bei  der  Autopsie  konstatierte  man  ausgesprochen 
Anämie  der  inneren  Organe;  keine  Erscheinung  von  Viszeralmetastase.  Du 
Geschwulst  war  3  mal  so  gross  wie  die  Faust  eines  Erwachsenen  nnd  hatte 
den  ganzen  perinaeo-bulhären  Hamröhrenabschnitt,  den  Damm  und  zum  Tel 
auch  die  Corpora  cavemosa  zerstört.  Beim  Schnitt  erschien  sie  von  weiss- 
lieber  Färbung  und  wie  morsch,  nicht  sehr  saftreich.  •  Die  an  allen  SteDea 
der  Geschwulst  vorgenommene  mikroskopische  Untersuchung  tat  dar,  das  «s 
sich  um  ein  tubulärgelapptes  Epitheliom  handelte  mit  reichlichen  perlformigeB 


Pels-Lensden,  Verletznogen  ond  chirarg.  Krankheiten  der  Urethra.  1091 

Bildimgen  und  mit  diffaser  schleimiger  Degeneration  in  vielen  Zonen,  besonders 
in  den  ältesten.  —  Die  mikroskopische  Untersuchung  schliesst  aus,  dass  die 
Geschwulst  von  der  Cutis  ausgegangen  sei ;  zwei  Erscheinungen  sprechen  da- 
gegen für  einen  urethralen  Ursprung:  die  eine,  dass  auf  den  Schnitten  von 
Stellen,  wo  vom  perinaeo-bulbären  Hamröhrenabschnitt  mit  blossem  Auge  keine 
Spuren  mehr  wahrzunehmen  sind,  eine  mit  Epithel  umsäumte  Spalte  ange- 
troffen wird,  die  an  das  unregelmässige  Lumen  einer  durch  chronische  Pro- 
zesse entzündeten  Urethra  erinnert,  die  andere,  dass,  je  weiter  von  der  Peri- 
pherie und  je  näher  dem  Zentrum  die  Nekrose,  die  schleimige  Degeneration, 
die  Verhomung  sich  immer  mehr  ausdehnen,  so  mit  fast  absoluter  Gewiss- 
heit bezeugend,  dass  die  ältesten,  die  primären  Teile  der  Geschwulst  in  der 
Tiefe  lagen.  Der  klinische  Verlauf  scheint  mir  diese  Hypothese  zu  stützen; 
aber  weder  dieser  noch  die  mikroskopische  Untersuchung  lassen  absolut  aus- 
schliessen,  dass  die  Geschwulst  aus  einem  alten  periurethralen  Fistelgang 
hervorgegangen  sei. 

Verf.  bespricht  zum  Schlüsse  die  in  der  Literatur  zerstreuten  Fälle  (die 
sich  auf  etwa  40  belaufen)  und  erörtert  auf  Grund  dieser  die  Pathogenese, 
Symptomatologie  und  Behandlung  der  in  Rede  stehenden  Affektion. 

B.  Giani. 

Frendl  (18)  teilt  mit,  dass  ein  Sanitätssoldat  zu  Bougierungszwecken 
sich  eine  12  cm  lange  und  5  mm  im  Durchschnitt  haltende  Zeitungspapier- 
rolle in  die  Urethra  gesteckt  hatte,  welche  nicht  wieder  entfernt  werden 
konnte.  Patient  bekam  ö  Glas  Wasser  zu  trinken,  nach  einer  halben  Stunde 
wurde  unter  leichtem  Druck  mit  einer  Tripperspritze  Oleum  olivarum  in  die 
Harnröhre  injiziert  und  der  Patient  angewiesen,  kräftig  zu  pressen.  Dabei 
wurde  der  Fremdkörper  mit  grosser  Vehemenz  hinausgeschleudert. 

Ein  Patient  Bebouls  (39)  hatte  sich  durch  einen  zu  masturba torischen 
Zwecken  eingeführten  Federhalter  eine  Verletzung  der  Harnröhre,  5 — 6  cm 
von  der  äusseren  Urethralmündung  entfernt,  zugefügt,  welche  ohne  Gonorrhöe 
zur  langsamen  Ausbildung  einer  engen  Striktur  führte.  Heilung  mittelst 
Urethrotomia  interna  und  Dilatation. 


69* 


1092  Jahresbericbt  ftlr  Gbirargie.    11.  Tefl. 


XXV. 


Die  Verletzungen  und  chirurgfisehen  Krankheiten  der 

Milz. 


Referent;  F.  Hofmeister,  Stuttgart 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

Anatomie. 

1.   Roch  er,  Les  rates  surnumendres  chez  Tenfant    Joomal  de  mMecine  de  BoHmol 

Nr.  51. 

Roch  er  (1)  fand  bei  Sektionen  von  Kindern  auffallend  häufig  Nebec- 
milzen  (statistische  Aufzeichnungen  hat  er  aus  Mangel  an  Material  nicht  g^ 
macht).  Die  relative  Häufigkeit  der  Nebenmilzen  bei  Kindern  erklärt  er  mit 
Picou  durch  die  Annahme,  dass  diese  Gebilde  später  schwinden,  wofür  er 
auch  durch  histologische  Untersuchung  Beweise  erhalten  hat.  Am  häufigste 
fand  Rocher  zwei  bis  sieben  Nebenmilzen,  sie  sassen  im  Stiel  der  Milz,  k 
Lig.  gastrosplen. ,  im  Lig.  pancreatico-splen.  und  im  grossen  Netz.  Diege- 
setzmässige  Anordnung  hängt  zusammen  mit  der  embryologischen  Entwick«- 
lung  im  dorsalen  Mesenterium. 

Verletzungen. 

1.  Bell,  A  case  of  roptured  spieen,  Operation,  recovery.    The  Lancet.  Sept  26. 

2.  Brennfleck,  Bericht  flher  eine  durch  Schassverletziing  bedingte  Splenektomia.  Mb- 
chener  med.  Wochenschrift  Nr.  14. 

8.   Gaudiani,   Un  caso   di  splenectomia  per  rottora  della  milza.     U  Poh'elinico,  Sat 
pratica.  fasc.  26.  R.  6ia>L 

4.  Monchet,    Gontasion  abdominale  par  coap  de  pied    de  cheval,  mptore  de  la  itt^ 
spl^nectomie  ä  la  huitidme  heure,  gu^rison.    Ball,  de  l'acad.  de  mM.  Nr.  24. 

5.  Schrira,  Über  die  sabkutane  Milzraptor.    In.-Diss.  Berlin  1902. 

M  euch  et  (4)  gibt  die  detaillierte  Beschreibung  eines  durch  Splenektoioie 
(8  Stunden  post  trauma)  geheilten  Falles  von  Milzruptur  durch  Hnfschhf 
Die  Exstirpation  war  erschwert  durch  Adhäsion  der  Milz  am  ZwerchfeD.  Nsk 
ohne  Drainage.  Primärheilung;  der  in  den  ersten  Tagen  bedrohliche  Allgemeiii' 
zustand  wurde  durch  tägliche  Kochsalzinfusionen  bekämpft.  Die  exstirpierte 
Milz  wies  eine  grössere  Zahl  von  Rissen  auf,  deren  Details  im  Original  uacli- 
zusehen  sind.  Zahl  der  roten  Blutkörperchen  noch  nach  2  Monaten  vermindert 
(2900000),  Verhältnis  zu  den  weissen  1 :  268;  anfänglich  1 :  104;  kemhaltip 
rote  Blutkörperchen  wurden  nicht  gefunden.    DrüsenschweUungen  fehlten. 

Bell  (1)  berichtet  über  die  erfolgreiche  Exstirpation  einer  durch  einen 
Schlag  rupturierten  2 V«  fach  vergrösserten  Malariamilz  bei  einem  Chinesen. 
Die  Heilung  wurde  durch  einen  am  6.  Tag  einsetzenden  Malariaanfall  (Parasitea 
im  Blut  nachgewiesen)  kompliziert.    Auf  Chinin  Abfiebenmg  in  24  Stunden. 


Hofmeister,  Verletzungen  nnd  obinirg.  Krankheiten  der  Milz.  1093 

Bei  dem  von  Brennfleck  (2)  beschriebenen  Fall  ergab  die  Laparo- 
tomie 1V>  Stunden  nach  der  stattgehabten  Schnssverletziing  eine  vollständige 
Zweiteilung  der  Milz  und  zwei  Löcher  im  Zwerchfell.  Splenektomie,  Naht  und 
Tamponade  der  Zwerchfellwunde.  Heilung  durch  ein  Streptokokkenempyem 
der  Pleura  kompliziert,  das  nach  Aspiration  von  1  Liter  Eiter  zurückgeht. 
Die  während  5  Monaten  fortgesetzten  Blutuntersuchungen  ergaben  konstant 
normale  Werte. 

Ln  Anschluss  an  einen  von  König  (Berlin)  durch  Splenektomie  ge- 
heilten Fall  Yon  Milzruptur,  der  genauer  beschrieben  wird,  bespricht  Sehr ira (5) 
das  klinische  Bild  der  subkutanen  Milzruptur.  Die  Statistik  von  Lewerenz 
(1900)  vermehrt  er  um  23  Beobachtungen,  von  denen  aber  nur  einige  Kranken- 
geschichten als  Paradigmata  in  die  klinische  Besprechung  eingeflochten  sind. 
Gaudiani  (3)  beschreibt  einen  Fall  von  Milzruptur  bei  einem  50 jähr. 
Manne,  der  (durch  Umsturz  eines  Karrens)  in  der  rechten  Lendengegend  ver- 
letzt worden  war.  Das  Auftreten  der  Peritonealsymptome  war  schleichend, 
mid  erst  30  Stunden  nach  dem  Unfall  gaben  sich  Zeichen  von  schwerer  innerer 
Blutung  kund,  die  jedoch  immer  noch  weniger  deutlich  waren  als  die  S3rm- 
ptome  von  schwerer  Peritoneum-  und  Zwerchfellreizung  (Erbrechen,  Schluchzen, 
Husten,  Bauchschmerz  und  -Spannung).  Bei  der  Laparotomie  konstatierte 
man  eine  enorme  Milz  (1960  g)  und  eine  Blutung  am  Hilus,  die  sich  auf  keine 
Weise  stillen  Hess,  weshalb  man  zur  Abtragung  des  Organs  schritt.  7  Stunden 
darauf  trat  der  Tod  ein. 

Verf.  erörtert  die  Symptomatologie  des  Falles  und  legt  nach  Baratier 
auf  die  in  der  Lendenregion  und  am  Bauche  lokalisierten  ekchymotischen 
Flecken  grosses  Gewicht,  die  jedoch  erst  einige  Stunden  nach  dem  Trauma 
aufgetreten  und  nicht  genügend  beachtet  worden  waren.  —  Auf  die  statisti- 
schen Daten  sich  stützend,  hält  er  die  Prognose  der  Milzruptur  für  sehr  un- 
günstig. —  Was  die  Symptome  anbetrifft,  misst  er  namentlich  dem  von 
Baratier  beschriebenen  eine  grosse  Bedeutung  bei.  Bezüglich  der  Behand- 
lung gelangt  er  zu  dem  Schlüsse,  dass  frühzeitig  die  explorative  Laparotomie 
vorgenommen  werden  müsse  und  eventuell  die  Splenektomie,  die  um  so  un- 
schädlicher sein  werde,  je  früher  man  die  Diagnose  stellt  und  eingreift. 

R.  Giani. 

Milzabszess. 

1.  Es  au,  Ein  Fall  von  Milzabszess  nach  Typhus  abdomlDalis  nebst  Bemerkungen  über 
über  Müzabszesse  überhaupt.    In.-Diss.  Greifswald  1908. 

2.  Stavely,  Sylenic  infections.    Annais  of  surgery.  June. 

Esau  (1)  beschreibt  einen  an  der  Moritzschen  Klinik  beobachteten, 
von  Bier  mit  Erfolg  inzidierten  Milzabszess,  der  Typhusbazillen  in  Reinkultur 
lieferte.  Daran  anknüpfend  teilt  er  die  Krankengeschichten  von  16  ein- 
schlägigen Fällen  aus  der  Literatur  mit.  Den  zweiten  Teil  der  Arbeit  bildet 
eine  fleissige  Besprechung  der  Ätiologie  und  Pathogenese  der  Milzabszesse 
überhaupt. 

Nach  einigen  einleitenden  Bemerkungen  über  die  Entstehung  von  Milz- 
abszessen referiert  Stavely  (2)  eine  Beobachtung  von  Co  11  ins,  die  er  als 
Milzabszess  mit  Perforation  in  die  Niere  und  Entleerung  von  Eiter  per 
urethram  deutet.  Durch  lumbale  Inzision  des  Abszesses,  in  dessen  Tiefe  die 
Niere  gefühlt  wurde,  wurde  Besserung  erzielt;  eine  Fistel  blieb  zurück  (der 
Beweis,    dass  es  sich  um  einen  Milzabszess  gehandelt,  scheint  mir  in  der 


1094  Jahresbericht  für  Chinirgie.    TL.  TeiL 

Krankengeschichte  nicht  erbracht  zu  sein.  Ref.).  Stavely  selbst ezstirpieiie 
bei  einer  32  jährigen  Frau  eine  Malariamilz,  welche  von  einem  grossen  peii- 
splenitischen  Abszess  umgeben  war  und  deren  Stielgefässe  sämtlich  tbrombosiert 
waren,  mit  glücklichem  Erfolg.  Blutbefund  vor  der  Operation  E.  =  3584000, 
L.  =  20— 25600;  schon  am  vierten  Tag  nach  der  Operation  E.  =  4580000; 
L.=  11916.     Die  ganze  Milz  war  infarziert,  die  Stielgefässe  thrombosieri 

Schliesslich  referiert  Stavely  noch  einen  Fall  von  Colli  nsWarrei 
von  Exstirpation  einer  rupturierten  und  infarzierten  Milz  mit  tödlichem  Aus- 
gang am  4.  Tage.  Die  Sektion  ergab  Thrombose  der  Pfortader  und  Veu 
lienalis. 

Wandermilz. 

1.  Badinger,  Ober  Stieldrehong  der  Milz  und  Ätiologie  der  Wandermilz.  Wiener Ua. 
Wochenschr.  Nr.  10. 

2.  Qrandi,  Contribato  clinico  alla  cnra  conservativa  della  milza.  II  nuovo  BaocogliUR. 
fasc.  1.  B.  GiaAL 

3.  Hall,  Splenopexy  for  wanderiog  spieen.    Annale  of  snrgery.  April. 

4.  Mariani.  Splenopeesia  per  milza  mobile  ipertrofica  malariea.  Gazetta  degli  ospedit 
Nr.  58.  R.  Giiol 

5.  Pozzi,  Ectopie  de  la  rate  avec  älongation  snccessive  ou  torsion  ancienne  et  ni^ 
de  p^dicule  k  la  saite  d'one  megaloepl^oie  paladique.  Spl^nectomie,  ga^risoo.  M, 
et  m^m.  de  la  soc.  de  chir.  Nr.  29. 

6.  Walther,  Rate  hypertrophi^e  adh^rente  k  Fatäms,  simolant  nn  fibrome  nterin.  fiaL 
et  möm.  de  la  boc.  de  chir.  de  Paris.  Nr.  28. 

Büdinger  (1)  hat  bei  einer  Splenektomie  wegen  aknter  Süeltorsias 
festgestellt,  dass  die  Milz  nicht  nur  nm  die  Querachse,  sondern  auch  um  die 
Längsachse  um  180^  gedreht  war  und  dass  eine  grössere  Dislokation  im 
übrigen  fehlte.  Diese  beiden  letzteren  Eigentümlichkeiten  unterscheiden  da 
Fall  von  den  übrigen  in  der  Literatur  bekannt  gegebenen  Beobachtungen  m 
Stieltorsion  der  Milz. 

Für  die  Entstehung  der  Wandermilz  macht  Büdinger,  gestützt  aif 
anatomische  Ausführungen  Zuckerkandeis,  ein  Ausbleiben  der  normaia 
Anheftung  der  Milz  durch  Hemmung  der  embryonalen  Entwickelung  (DeUik 
siehe  im  Original)  verantwortlich.  Dem  Trauma  kann  er  eine  entscheidende 
Bolle  in  der  Ätiologie  der  Wandermilz  nicht  zuerkennen,  wohl  aber  bei  dem 
Zustandekommen  einer  Stieldrehung. 

Als  Indikation  für  die  operative  Behandlung  der  Wandermilz  gelten  ihm 
zeitweise  oder  dauernd  vorhandene  Beschwerden;  die  Furcht  vor  einer  evcB* 
tuellen  Stieldrehung  genügt  ihm  für  sich  allein  nicht  zur  Splenektomie. 

In  der  Diskussion  zu  Pozzis  (5)  Mitteilung,  deren  wesentlicher  Inhak 
in  der  Überschrift  enthalten  ist,  erwähnt  Lejars  einen  Fall,  wo  er  iuit£r 
der  Annahme  eines  malignen  Tumors  des  Netzes  oder  Mesenteriums  die  La- 
parotomie machte,  und  eine  grosse  harte,  mit  Netz  und  Därmen  verwachseoe 
Milz  mit  zweimal  gedrehtem  Stiel  vorfand  und  exstirpierte.  Die  Pai  erla^ 
dem  EingrifiF. 

Walther  (6)  demonstriert  eine  516  g  schwere  Milz,  die  er  bei  einer 
30  jährigen  Frau  unter  der  Diagnose  üterusfibrom  exstirpiert  hat  Der  Tumor 
war  mit  dem  Uterus  verwachsen  und  wurde  zusammen  mit  den  erkrankten 
rechtsseitigen  Adnexen  entfernt.  In  der  obigen  Diskussion  (5)  ergänzt  er 
seine  Mitteilung  dahin,  dass  es  der  Pat.  gut  geht  und  dass  sie  in  ihrer  Jugend 
schwere  Malaria  durchgemacht  hat. 


Hofmeister,  Yerletzongeii  und  ehirurg.  Krankheiten  der  Milz.  1095 

Hall  (9)  fand  bei  der  Laparotomie,  die  er  bei  einer  30jährigen  Frau 
wegen  einer,  starke  Beschwerden  yemrsachenden,  Wandermilz  vornahm,  eine 
förmliche  Isthmusbildung  durch  eine  tiefe  Inzisur  zwischen  dem  imteren  Milz- 
pol und  dem  übrigen  Organ.  Er  benutzte  dieses  anatomische  Euriosum  zur 
Fixation  der  Milz  in  der  Art,  dass  der  untere  Pol  extraperitoneal  gelagert 
und  Peritoneum  und  Fascie  um  den  Isthmus  herum  fest  zusammengenäht 
wurde.  Glatte  Heilung,  die  Milz  blieb  fest  fixiert;  Pat.  war  ein  Jahr  nach 
der  Operation  vollkommen  beschwerdefrei. 

In  einem  Falle  von  hypertrophischer  Wandermilz  nahm  Mariani  (4) 
mit  gutem  Erfolg  die  Splenopexie  vor.  Er  empfiehlt  bei  gesunder  ektopischer 
Milz,  die  ein  gefahrliches  Inkognito  darstellt,  sowie  bei  einer  Milz  mit  leichten 
pathologischen  Veränderungen,  wenn  sie  nur  funktionsfähig  ist,  stets  so  ein- 
zugreifen, dass  sie,  wenn  möglich,  erhalten  bleibt.  Er  zitiert  14  Fälle  von 
Splenopexie  (Parona,  Giordano,  Margarucci),  bei  denen  in  sieben  die 
Heilung  und  die  korrekte  Lagerung  des  Organs  eine  bestimmte  Zeit  lang  an- 
hielten. Auch  die  postoperativen  Ausgänge  sprechen  zu  gunsten  der  Milz- 
erhaltung.  Zum  Schlüsse  führt  er  die  Meinungen  der  Autoren  für  und  gegen 
die  Splenoplexie  an  und  beschreibt  die  Parona  sehe  Operationsmethode  als 
die  geeignetste.  R.  Giani. 

Grand i  (2)  berichtet  über  drei  Fälle  von  ektopischer,  hypertrophischer 
Malariamilz,  in  denen  er  die  Splenopexie  vornahm.  In  einem  vierten  Falle 
nahm  er  ausser  der  Splenopexie  auch  eine  partielle  Milzresektion  vor;  es 
handelte  sich  hier  um  Milzechinococcus.  R.  Giani. 

Hypertrophie,  Tumoren,  Cysten. 

1.  Finkelstein,   Ein  Fall  von  Splenektomie  and  Talmascher  Operation  bei  Malaria- 
ascites.    Rasski  Wratsoh.  Nr.  22.  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

2.  Qoinard,  Spltoeotomie  ponr  m^alospUnie  palndique.    Archives  provinciales  Nr.  7. 
8.    *Heinrioin8,  Über  die  Cysten   der  Müz  nnd  Aber  ihre  Behandlung  speziell  durch 

Splenektomie.    Archiv  fOr  klln.  Chirurgie.  Bd.  72.  Heft  1. 

4.  Levison,  Splenectomy  for  Banti's  disease.    Annais  of  snrg.  Nov. 

5.  Monnier,  Zur  Kasuistik  der  Milzcysten.    Beiträge  zur  klin.  Chirurgie.  Bd.  41.  I. 

6.  Qu^nu  et  Duval,   De  la  spltoectomie  dans  la  spl^nomägalie  avec  h^patopathie  cir- 
rhotique.    Rev.  de  chir.  Nr.  10. 

7.  Roger,  La  splänectomie  dans  la  maladie  de  Banti.    La  Presse  mädic  Nr.  59. 

8.  RouzdeBrignolles,    Quelques  remarques  au  siget  d'un  cas  de  spltoomägalie  pa- 
lustre,  trait^  avec  suoote  par  la  spl^nectomie.    Arohiv.  provino.  Nr.  2. 

9.  *Sal8ia,   ün  caso  di  pseudoleuoemia  splenica  infantile  curata  con  la  splenectomia. 
Giomale  dell'  Associaz.  napolit.  di  medici  e  naturalistL  fasc.  2.  Giani. 

10.  S  e  a  g  e  r ,  Note  on  a  case  of  hydatid  cyst  of  the  spieen.  The  Lancet.  March  7. 

11.  V.  Stark,  Über  die  Bantische  Krankheit.    Med.  Qes.  zu  Kiel.    Münch.  med.  Wochen- 
schrift Nr.  86. 

12.  Villar,  Du  choiz  de  la  m^hode  d'intervention  dans  le  traitement  des  l^stes  hydati- 
ques  de  la  rate  et  du  pancr^as.    Joum.  de  m4d.  de  Bordeaux.  Nr.  10,  11. 

13.  Von  der  Weyde  und  van  Yzeren,   Chronische  Tumor  der  milt  als  gevolg  van 
Thrombose  der  Yen.  Portae.    Nederl.  Tijdsch.  v.  Geneesk.  L  p.  32.         Goedhnis. 

14.  *Petit,  Deux  oas  de  sarcome  tdlangieotasique  de  la  rate  et  de  Täpiploon  chez  le 
chien.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  anat  1903.  Nr.  10. 

Mit  Bantis  Krankheit  beschäftigen  sich  mehrere  Arbeiten.  Qu^nu 
und  Duval  (6)  berichten  nach  einer  einleitenden  Besprechung  der  Geschichte 
und  der  Festlegung  des  Begriffes  der  Maladie  de  Banti  über  einen  Fall 
(21  jähriges  Mädchen),  wo  sie  die  Splenektomie  mit  ausgezeichnetem,  unmittel- 
barem und  dauerndem  Erfolg  ausgeführt  haben.    Patientin  ist  4  Jahre  nach 


1096  Jafareabericht  fttr  Ghinirgie.    H  Teil. 

der  Operation  beobachtet,   hat   sich  verheiratet   und  ist  Mntter  zweier  ge- 
sunder Kinder. 

In  der  Indikationsstellung  gehen  die  beiden  französischen  Autoren  nidit 
so  weit,  wie  Bessel-Hagen,  für  den  die  Diagnose  Bantische  Krankheit 
zu  jeder  Zeit  die  strikte  Indikation  zur  Splenektomie  liefert,  sie  wollen  die 
Operation  vielmehr  abhängig  machen  von  der  Grösse  des  Milztumors  re^ 
den  dadurch  bedingten  Beschwerden,  stehen  übrigens  auch  auf  dem  Stand- 
punkte, dass  eine  Heilung  ohne  Splenektomie  nicht  vorkomme. 

Mit  ebensogutem  Erfolg  splenektomierte  Levison  (4)  einen  27jährigeB 
Mann,  der  an  sehr  schwerem  Morbus  Banti  erkrankt  und  schon  mehrere 
bedrohliche  Magenblutungen  durchgemacht  hatte.  Roger  (7)  berichtet  über 
zwei  gleichfalls  erfolgreiche  Splenektomien,  die  er  in  Ägypten,  wo  nach  seiner 
Ansicht  das  Leiden  häufiger  vorkommen  soll ,  ausgeführt  hat  (50 jähr,  und 
35jähr.  £ingeborenenfrau).  Die  sämtlichen  vier  Beobachtungen  sind  dnrcli 
ausführliche  Krankengeschichten,  mit  mikroskopischem  Befund  und  Blntante^ 
suchung  (bei  Qu6nu  und  Levison  auch  noch  längere  Zeit  post  op.)  für  die 
wissenschaftliche  Beurteilung  wertvoll. 

Einen  unglücklichen  Fall  hat  v.  Starck  (11)  erlebt.  Der  Operierte 
(63  jähriger  Mann)  ging  in  der  ersten  Nacht  an  Nachblutung  zu  gnmde. 

Roux  de  Brignolles  (8)  hat  bei  einer  27jährigen  Frau  eine  1700g 
schwere  Malariamilz  mit  gutem  Erfolg  exstirpiert.  Die  Blutuntersuchimg  e^ 
gab  am  dritten  Tskg  eine  Leukocytose  von  95000,  die  aber  in  wenigen  Tagen 
zur  Norm  (7200)  absank,  während  die  Erythrocyten  nach  vorübergehaMkoi 
leichtem  Abfall  in  der  dritten  Woche  die  Norm  wieder  erreicht  hatten. 

Mit  gleich  gutem  Erfolg  entfernte  Groinard  (2)  in  Algier  bei  einem 
16jährigen  Mädchen  die  2600  g  schwere  Malariamilz.  Die  Malariaanfalk 
kehrten  später  trotz  der  Milzexstirpation  wieder,  worauf  Goinard  aoBdröd- 
lieh  hinweist. 

Aus  Krönleins  Klinik  berichtet  Monnier  (5)  über  eine  Milzcjsle 
unbekannter  Provenienz  bei  einem  21jährigen  Mädchen;  durch  Splenektomie 
wurde  Heilung  erzielt ;  eine  seröse  Pleuritis,  die  eine  Woche  post  op.  zur  M 
Wickelung  kam,  heilte  auf  Aspiration  von  700  cc  Exsudat.  Die  Resaitafe 
der  sorgfältigen  Blutuntersuchungen  sind  im  Original  nachzusehen,  ihre  Deih 
tung  ist  durch  die  interkurrente  Pleuritis  erschwert.  Monnier  f and  nod 
13  Fälle  von  grossen  Milzcysten  in  der  Literatur,  die  sämtlich  zur  Heihiqg 
kamen. 

Villar  (12)  exstirpierte  bei  einem  Patienten,  den  er  1900  wegen  Leber- 
echinococcus  operiert  hatte,  im  Juli  1902  zunächst  12  Cysten,  welche  im 
Netz  und  Mesenterium  sassen,  zwei  weitere  fanden  sich  in  der  Milz;  daTOD 
wurde  eine  nebst  dem  grössten  Teil  der  Milz  exstirpiert,  ein  Rest  der  zweiteo 
zurückgelassen  und  in  die  Bauchwand  eingenäht,  schliesslich  noch  eine  Ueioe 
Cyste  im  Pankreas  mit  Capitonnage  nach  Delbet  behandelt,  da  dieExstir- 
pation  nicht  möglich  war.    Heilung. 

Daran  anknüpfend  liefert  er  eine  kritische  Besprechung  der  Operatioos- 
methoden  mit  folgendem  Resultat:  Punktion  und  Injektion  sind  zu  verwerfen; 
Exstirpation  der  Cyste  und  Capitonnage  nach  Delbet  sind  vorzügliche  Ver- 
fahren, aber  nur  ausnahmsweise  möglich;  die  Splenektomie  ist  die  Methode 
der  Wahl  bei  fehlenden  oder  leicht  lösbaren  Adhäsionen;  an  ihre  Stelle  toitt 
als  Notbehelf  die  Marsupialisation  bei  schweren  Verwachsungen.  DieEchiDo* 
coccuscysten  des  Pankreas  sind,  wenn  möglich,   mit  Exstirpation  oder  Capi- 


Hofmeister,  VerletzuDgen  nod  duriiTg.  Erankbeiten  der  Milz.  1097 

.onnage  zn  behandeln;  wo  diese  nicht  ansföhrfoar  (Yereitenmg ,  Verkalkung 
1er  ^and),  ist  die  Marsupialisation  angezeigt.  In  letzterem  Falle  empfiehlt 
i^illar  eine  lumbale  Gegenöffnung  hinzuzufügen;  diese  wird  unbedingt  nötig» 
¥enn  die  Cyste  so  klein  ist,  dass  sie  nicht  mit  der  vorderen  Bauchwand  yer- 
läht  werden  kann. 

Seager  (10)  fand  bei  einem  11  jährigen  Knaben  eine  kleinorangengrosse 
Ekjliinokokkencyste  der  Milz.  Der  freigelegte  Tumor  wurde  punktiert,  eine 
licke  Gysteqwand  ausgeschält,  die  Höhle  mit  der  Haut  vernäht  und  drainiert, 
platte  Heilung.     Die  Cyste  enthielt  keine  Tochterblasen. 

Bei  einer  35jährigen  Patientin,  die  seit  12  Jahren  an  hartnäckiger 
Malaria  litt,  entfernte  F in ke Istein  (1)  die  1800  g  schwere,  30  cm  lange, 
20  cm  breite  Milz  und  machte  die  Talma  sehe  Operation.    Heilung. 

Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Bei  einer  44jährigen  Frau,  deren  einzige  Klage  in  einem  ungemein 
stark  ausgesprochenen  Ermattungsgefühl  bestand,  waren  Erscheinungen  von 
Cyanose  zugegen  und  konstatierte  manHyperglobulie  (7600,000  in  einem  cbmm), 
leichte  polynukleäre  Leukocytose  und  als  Hauptsymptom  einen  kolossalen 
harten  Milztumor.  Drei  Wochen  nach  der  von  Prof.  Narath  (13)  ausge- 
führten Splenektomie  folgte  Exitus  letalis. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Milz  konstatierte  man  den 
Schwund  der  Malp  ig hischen  Körperchen  und  starke  Wucherung  des  Binde- 
gewebes. 

Die  Obduktion  lieferte  folgenden  Befund: 

Starke  Dilatation  der  Gefässe  im  Gebiete  der  Y.  portae,  grosse  kol* 
laterale  Yenae  von  der  Milz  zum  Diaphragma,  akute  und  chronische  Throm- 
bose der  V.  portae,  Yerdickung  infolge  chronischer  Entzündung  des  Liga- 
mentum hepato-duodenale.  Leukämie,  Malaria,  Syphilis,  B  an  tische  Krankheit 
und  anderweitige  Ursachen  waren  auszuschliessen.  Für  chronische  Stauungs- 
milz war  kein  ätiologisches  Moment  zugegen.  Die  Lidikation  zur  Splenektomie 
wurde  gegeben  durch  das  fortwährende  Wachstum  des  Milztumors,  während 
die  Blutuntersuchuug  keine  starke  Abweichung  von  dem  normalen  Befund 
zeigte. 

Die  Todesursache  war  in  diesem  Falle  die  Thrombose  der  Y.  portae; 
sie  war  die  Folge  einer  Schädigung  der  Wand  der  Yen.  portae  (Yerdickung 
und  Yerengung).  Die  Sklerose  der  Milz  ist  zweifellos  dieser  Yerengerung  zu- 
zuschreiben. Der  Yerengerung  der  Yenae  portae  ist  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  Yerdickung  des  Lig.  hepato-duodenale  aus  unbekannter  Ursache 
vorangegangen.  G  o  e  d  h  u  i  s. 

Milzexstirpation. 

1.  CetDarowsky,  Zwei  weitere  Fülle  von  Milzexstirpation.    Przeglad  lekarski.  Nr.  19. 

2.  Jordan,  Die  Ezstirpation  der  Milz,  ibre  Indikationen  und  Resultate  (an  der  Hand 
von  sechs  erfolgreichen  Splenektomieu).  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten.  Bd.  11. 
Hefts. 

3.  *  —  Die  Indikationen  zur  Exstirpation  der  Milz.    Berliner  klin.  Wochenschr.  Nr.  52. 
A.  *—  Die  Exstirpation  der  Milz,  ihre  Indikationen  und  Resultate.   Nat.  med.Yer.  Heidel- 
berg.   Münchener  med.  Wochenschrift  Nr.  9. 

5.  *—  Indikationen  der  Splenektomie.  51.  Yers.  mittelrhein.  Ärzte.  Münchener  med. 
Wochenschr.  Nr.  25. 

6.  *—  Beiträge  zur  Milzchirurgie.    Verb.  d.  d.  Ges.  f.  Ghir.  Berlin. 

7.  Latarjet,  Deux  cas  de  spdnectomie.    Lyon  möd.  Nr.  51. 


1096  Jahresbericht  fttr  Chirurgie.    IL  Teil. 

8.  Rantenberg,  Beobachtnog  von  Blatverftodeningeii  nach  Milzexstirpation.    Mflocii. 
med.  Wochenschrift  Nr.  16. 

9.  Rieppi,  Dae  splenectomie  esegnite.    Riyista  veneta  di  sei.  med.,  31  Maggie. 

10.  Stryoharsky,  Drei  Fälle  von  Milzexstirpation.    Wiener  med.  Wochenschrift  Nr.  6. 

11.  Vanverts,  Des  voies  d*acc^s  snr  la  rate.  Utility  de  la  r^section  extrapleorsle  da 
rebord  costal  poar  faciliter^  dans  certains  cas,  la  d^couverte  de  cet  organe.  Diacai» 
sion.    Ball,  et  möm.  de  la  soc.  de  Chir.  de  Paris.  Nr.  27. 

12.  *  Webster  and  Tilken,  A  case  of  saccessfal  removal  of  an  enlarged  spieen.  Tli 
joom.  of  the  Amer.  med.  Assoc.  April  11. 

Gestützt  auf  6  eigene  Fälle  von  erfolgreicher  Milzexstirpation  (snbkataoe 
Ruptur,  Blutcyste,  Echinococcus,  Sarkom,  idiopathische  Hypertrophie  etc.)  und 
unter  eingehender  Berücksichtigung  der  grossen  Literatur  gibt  Jordan^) 
ein  wohl  abgerundetes  Bild  von  dem  heutigen  Stand  der  Splenektomiefrage. 
Seine  Schlussfolgerungen  harmonieren  durchaus  mit  den  heute  Ton  den  deut- 
schen Chirurgen  wohl  allgemein  akzeptierten  Anschauungen.  Das  Studium 
des  an  interessanten  physiologischen  und  klinischen  Details  reichen,  tob 
wissenschaftlich  kritischem  Geiste  durchwehten  Originals  sei  hiermit  wärm- 
stens  empfohlen. 

Vanverts  (11)  empfiehlt  als  Zugang  zur  normal  gelagerten  Milz  oiDeo 
Schnitt  entlang  dem  Rippenbogen  von  der  Mitte  zwischen  Mammillar-  und 
Medianlinie  bis  zur  mittleren  Axillarlinie.  Genügt  das  Emporheben  des 
Rippenbogens  nicht,  so  reseziert  er  die  Knorpel  der  8.,  9.  und  10.  ffippe. 
Am  Lebenden  hat  er  sein  Verfahren  noch  nicht  geprüft. 

Rautenberg  (8)  hat  in  dem  von  Simon  (siehe  letztjährigen  Bericht) 
beschriebenen  Fall  von  Splenektomie  wegen  Milzsarkom  (Klinik  Garr^}  die 
Blutuntersuchungen  bis  zu  10  Monaten  post  op.  fortgeführt. 

Aus  Trzebickys  Klinik  beschreibt  Strycharski  (10)  ausführlich  drei 
Fälle  von  Milzextirpation : 

1.  46jährige  Frau,  Milztumor  2600  g.  Tod  am  2.  post  op.  an  Hen- 
schwäche,  Endokarditis,  Mitralinsufif. 

2.  46  jährige  Frau,  Milztumor  1800  g.  Heilung  kompliziert  durdi  Heix- 
schwäche,  Pneumonie,  Bauchdeckeneiterung. 

3.  Frau;  Malariamilz,  3690  g  schwer;  Heilung;  in  der  Rekonvatesoiz 
mehrere  typische  Malariaanfalle.  Als  Kuriosum  sei  erwähnt,  dass  die  Milz  in 
diesem  Falle  retroperitoneal  lag. 

In  den  beiden  ersten  Fällen  wird  die  Natur  des  Tumors  vom  Verf.  io 
suspenso  gelassen  (keine  Leukämie). 

Latarjet  (7)  referiert  über  zwei  von  Delore  in  derselben  Woche 
ausgeführte  Splenektomieen.  Die  erste  betraf  eine  25jährige  Frau  mit  einer 
1100  g  schweren  Echinokokkencyste  der  Milz;  ausserdem  zwei  EdiinokokkeB- 
cysten  des  Netzes  gleichzeitig  entfernt;  im  anderen  Falle  handelt  es  sich  bei 
einem  18  jährigen  Mädchen  um  Splenomegalie  unbekannter  Provenienz.  Beide 
Kranke  sind  auf  dem  Wege  der  Genesung  (3  Tage  post  op.). 

Rieppi  (9)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  Splenektomie:  Im  ersten  be- 
stand Perisplenitis  und  die  Milz  war  mit  dem  Magen  und  dem  Zwerchfdl 
verwachsen;  die  AfiFektion  verursachte  der  Patientin  Gastralgie  und  unerträg- 
liche Schmerzen  im  Unterbauch.  Die  Operation  hatte  einen  glücklichen  Aus- 
gang, denn  alle  Schmerzen  hörten  auf.  Im  zweiten  Falle  bestand  primäre 
Splenomegalie  mit  Anämie ;  Patientin  erfuhr  durch  die  Operation  bedeutende 
Besserung.  Der  an  der  Milz  gemachte  histologische  Befund  war  dem  ▼<» 
Banti  beschriebenen  ähnlich.  —  Verf.  führt  noch  einen  im  Jahre  1881  tob 


Pertz,  Die  Anwendnng  der  Röntgensirahlen  in  der  Ghimrgie.  1099 

Pennati  operierten  Fall  von  Ban tischer  Krankheit  an;  der  Operierte  lebt 
noch  und  erfreut  sich  der  besten  Gesundheit,  was  beweist,  dass  durch  die 
chirurgische  Behandlung  die  Krankheit  zum  Stillstand  gebracht  und  das  Leben 
verlängert  werden  kann.  R.  Giani. 

Anschliessend  an  den  Bericht  Strycharskis  über  Splenektomien  aus 
der  Abteilung  Trzebickys  teilt  Cetnarowski  (1)  zwei  weitere  Fälle  aus 
demselben  Material  mit. 

1.  40  jfthrige  Frau.  Myelogene  Leukämie.  50000  Leakocyten  (neutrophile  47  ^/o, 
Hyelocyten  82  7o»  Mastzellen  5*^/o);  Verhältnis  der  weissen  za  den  roten  Blutkörperchen 
1:68;  Hb-Gehalt  55%  (Gowers).  Exstirpation  der  volumiDösen  (5000  g)  Milz.  Keine 
Tamponade  der  Milzgegend.    Tod  nach  48  Stunden  durch  parenchymatöse  Blutung. 

2.  20 jähriger  Mann  mit  Malariahypertrophie.  Blutbefund:  Erythrocyten  2,506000, 
Leukocyten  2600;  Verhältnis  1:963,8;  Bb  39  ^^.'o;  Normoblasten ;  keine  Plasmodien.  Spien- 
ektomie.  Bei  Lösung  der  Adhäsionen  heftige  Blutung  aus  der  eingerissenen  V.  splenica. 
Gewicht  der  Milz  3700  g.  Im  Anschluss  an  die  Operation  neutrophile  Leukocytose,  geringe 
Steigerung  der  Erythrocytenzahl  und  des  Hämoglobinprozentsatzes.  Allgemeinbefinden  gut. 
In  der  4.  Woche  fanden  sich  im  Blute  Plasmodien  (pigmentierte  und  unpigmentierte  Quoti- 
dianaformen)  vor.  Kein  ]<1eber.  Ghininbehandlung  ohne  Einfluss  auf  den  Plasmodienbefund. 
Nach  zwei  Monaten  Entlassung  des  völlig  beschwerdefreien  Patienten.  Blutbefund  jetzt: 
Plasmodien  weniger  zahlreich,  keine  Halbmonde;  Verhältnis  der  Blutkörperchen  1:462; 
fib  49 >  G.  ürbanik  (Erakau). 


XXVI. 

Die  Anwendung  der  Röntgenstrahlen  in  der  Chirurgie. 


Referent:  A.  Pertz,  Freiburg  i./Br. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Albers-Schönberg,   Schntzvorkehrungen   fQr   Patienten,   Ärzte  und  Fabrikanten 
gegen  Schädigungen  durch  Röntgenstrahlen.    Zentralblatt  far  Chirurgie  1908.  Nr.  24. 

2.  —  Die  Röntgentechnik.    Hamburg  1903.  Gräfe  &  Sillem. 

3.  * —  Nachweis  von  Jedipin  innerhalb  der  Muskulatur.   Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der 
Röntgenstrahlen.  Bd.  VI.  p.  233. 

4.  Tan  Allen,  The  eure  of  cancer  by  the  nse  of  the  X-ray.    Boston  med.  and  snrg. 
Joum.  1903.  June. 

5.  —  The  X-rays  in  Cancer  and  skin  diseases.    Ibidem  1903. 

6.  * —  The  radiotherapy  in  the  treatment  of  cutaneous   cancer.    Journal    of  cutaneous 
diseases  1903.  Febr. 

7.  y.  Angerer,  Über  die  Extraktion  von  Kugeln  aus  der  Schädelhöhle.    MtLnchener 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  1. 

8.  Bade,  Betrug  durch  röntgen ographische  Untersuchung  festgestellt.    Fortschritte  auf 
dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen.  Bd.  VII.  p.  98. 

9.  Baldwin,  Enife-blade  removed  from  lung.    Annais  of  surgery  1903.  Nr.  3. 

10.  Bayon,  Erneute  Versuche  über  den  Einfluss  des  Schilddrfisenverlustes  und  der 
SchilddrüsenfUttening  auf  die  Heilung  von  Knochenbrücfaen.  Verhandlungen  der  physik. 
Ges.  WQrzburg.  N.  F.  Bd.  35. 


1100  Jahresbericht  Ar  Chirurgie.    U.  Teil. 

11.  *Beek,  The  principles  of  protection  against  Roentgen-lig^t  New  Toik  med.  reeori 
1903.  Jan. 

12.  —  Über  echte  Cysten  der  langen  Röhrenknochen.  Archiv  fttr  klin.  Cbinupe  1^18^ 
Bd.  70.  Heft  4. 

13.  B6cläre,La  radiographie  stör^oscopiqae  des  calcols  urinaires,  La  presse  m^icab 
1903.  Nr.  18. 

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231.  Wertheim-Salomonaon,  Über  eine  radiographiach  naohweiabare  Verlademc 
der  proximalen  Enochenfragmente  bei  Frakturen.  Fortachritte  auf  dem  Gebiete  ^ 
Röntgenstrahlen.  Bd.  VI.  p.  192. 

232.  Wich  mann,  Gaumenplatte  im  Ösophagus.    Altonaer  ärzÜ.  Yerein.  1908.  16.  Dei- 
238.    Wieting  und  Raif,   Zar  Frage  der  Geschossextraktion  aua  dem  Gehirn  bei  pflM- 

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237.  *  Win  ekler.  In  welcher  Weise  kann  bei  eitrigen  Erkrankungen  der  oberen  nasalen 
Nebenräume  das  Röntgenbild  des  Gesichtsschädels  den  Operationsplan,  diese  Hohl- 
räume durch  äussere  Eingriffe  freizulegen,  modifizieren?  Fortschr.  a.  d.  Gebiete  der 
Röntgenstrahlen.  Bd.  VI.  p.  79  u.  folgde. 

238.  Wittek,  Zur  Technik  der  Röntgenphotographie  (Lendenwirbel,  Blasensteine).  Fort- 
schritte a.  d.  Geb.  d.  ROntgenstr.  Bd.  YII.  p.  26. 

239.  Wolff,  Über  Frakturen  des  Os  naviculare  carpi.  Freie  Vereinigung  der  Chirurgen 
Berlins.  1903.  13.  Juli. 

240.  —  Ist  das  Os  naviculare  bipartitum  und  tripartitum  Grubers  das  Produkt  einer  Frak- 
tur? Nebst  Mitteilung  eines  Falles  angebomer  beiderseitiger  Teilung  des  Naviculare 
carpi.    Deutsche  Zeitschrift  f.  Chir.  Bd.  LXX.  p.  254. 

241.  —  Über  das  Röntgenbild  der  Handwurzel  in  Hinsicht  auf  die  Luxationsstellungen  des 
Handgelenkes.    Monatsschr.  f.  ünfallheilk.  1903.  7. 

242.  *Zeisler,  Radiotherapeutio  observations.  The  Journal  of  the  Americ.  medic.  Assoc. 
1908.  Febr.  21. 

Die  Vorteile,  welche  die  praktische  Chirurgie  aus  der  Anwendung  der 
Röntgen-Strahlen  gezogen  hat,  sind  in  dem  Berichtsjahre  1903  sehr  erheb- 
liche gewesen. 

Dieser  Fortschritt  liegt  sowohl  auf  diagnostischem,  wie  therapeutischem 
Gebiete.  Auf  jenem  Gebiete  wurden  zweifelhafte  Ansichten  sichergestellt, 
wie  der  Nachweis  von  Nierensteinen,  oder  neue  Gebiete  der  radiologischen 
Diagnostik  erschlossen.  Man  lernte  auch  einfache  Knochenentzündungen  und 
solche  spezifischer  Natur  im  Anfange  erkennen.  Auf  dem  therapeutischen 
Gebiete  begann  eine  gänzlich  neue  Ära,  darf  man  wohl  ohne  Übertreibung 
sagen.  Vor  allem  vrurde  die  Röntgentherapie  aus  tastenden  Versuchen  zu 
festen  Normen  geführt  und  ihr  der  Nimbus  eines  Allheilmittels  genommen, 
so  dass  auch  der  Skeptiker  sie  unter  die  Zahl  der  brauchbaren  Heilfaktoren 
hat  aufnehmen  müssen.  Dass  sich  dabei  das  Verwendungsgebiet  verkleinerte, 
ist  nicht  zu  beklagen,  im  Gegenteil,  dadurch  wurde  dem  praktischen  Rönt- 
genologen  ein  grosser  Ballast  an  vergeblicher  Arbeit  und  verschwendeter  Zeit 
abgenommen.  Dafür  hatte  er  das  Bewusstsein  mit  Aussicht  auf  Erfolg  in 
der  Mehrzahl  der  Fälle  beginnen  zu  können.  Auch  auf  literarischem  Gebiete 
war  das  Jahr  1903  ein  gesegnetes.  Wie  bei  jedem  neuen  Schritt  vorwärts 
in  der  Medizin,  gab  es  auch  auf  radiologischem  Gebiete  viele  Mitarbeiter. 
Dass  nicht  alle  dazu  berufen  waren,  die  Feder  zu  ergreifen,  um  unser  Sonder- 
gebiet zu  fördern,  werden  die  folgenden  Seiten  lehren:  es  ist  eben  hier  noch 
notwendiger,  wie  bei  Besprechung  der  Literatur  anderer  Zweige  der  Chirurgie, 
die  Spreu  von  dem  Weizen  zu  sondern.  Man  braucht  ja  nur  das  vorange- 
stellte Literaturverzeichnis  durchzublättern,  um  bei  den  aufgeführten  242 
Nummern  zu  entdecken,  was  alles  veröffentlicht  wird.  Die  Zusammenstellung 
dieser  Literatur  ist  zur  Zeit  nicht  gerade  eine  sehr  leichte  Aufgabe.  Die 
einzelnen  Artikel  stehen  sehr  zerstreut,  man  kann  nicht  von  vornherein  er- 
kennen, ob  die  betreffende  Abhandlung  von  Interesse  für  den  Chirurgen  ist, 
und  so  mag  es  kommen,  dass  die  eine  oder  andere  Arbeit  fortgelassen  wurde, 
trotzdem  sie  auf  berechtigte  Beachtung  zu  rechnen  gehabt  hätte.  Grössere 
und  wichtige  Artikel  oder  gar  Monographieen  sind  aber  dem  Referenten  wohl 
kaum  entgangen.    Unterstützung  fand  Referent   von   seiten  der  betreffenden 

70* 


1106  Jabresbericht  fOr  Ghinugie.    IL  Teil 

Autoren  nur  in  einem  Falle,  von  Seiten  der  Verleger  iraren  wenigstens  drei 
in  liebenswürdiger  Weise  bereit,  durch  Übersendung  von  Referat-Exenqilare& 
den  Jahresbericht  zu  fördern. 

Der  Besprechung  voranstellen  möchte  Referent  einige  BemerkangeiL 
welche  Holzknecht  (99)  gelegentlich  eines  Aufsatzes  macht,  in  dem  er  aaf 
die  Schädigung  hinweist,  welche  die  chirurgische  Diagnostik  durch  das 
Röntgenverfahren  erlitten  hat.  Er  verlangt  mit  Recht,  dass  sich  besonders 
der  angehende  Chirurg  nicht  auf  das  Röntgen-Verfahren  verlassen  solle,  io- 
sofern  er  dadurch  die  eingehende  Untersuchung  des  Falles  einschrankt  fid- 
mehr  habe  die  Stellung  der  Diagnose  einmal  auf  Grund  der  üblichen  Unter- 
suchung und  zweitens  auf  Grund  der  Röntgen-Untersuchung  zu  erfolgen.  A« 
dem  Ergebnis  beider  wird  schon  der  richtige  Endschluss  gezogen  werdeo. 
Besonders  warnt  er  vor  OberÜächlichkeit,  schon  aus  dem  praktischen  Grande, 
weil  ein  Röntgenbild  eines  komplizierten  Falles  nicht  leicht  zu  deuten  isl 
Um  gute  Röntgen-Aufnahmen  zu  erhalten,  schlägt  er  vor,  die  racUologisdie 
Untersuchung  der  klinischen  vorangehen  zu  lassen,  damit  der  Patient  nidd 
erst  durch  letztere  aufgeregt  ¥rird  und  die  für  die  Aufnahme  notweodige 
ruhige  Lage  vermissen  lässt. 

Wir  wenden  uns  jetzt  zur  Besprechung  der  neu  erschienenen  Lehr-  wi 
Handbücher.  In  zweiter  Auflage  erschien  in  vortrefflicher  Ausstattung  in 
Druck,  Papier  und  Illustration  das  wohl  jedem  Röntgenologen  bekannte  Hud- 
buch der  Röntgen-Lehre  von  Gocht  (69).  Dasselbe  stellt  einen  wesentlicL 
dickeren  Band  dar,  als  wie  vor  8  Jahren.  Die  Fortschritte  der  Tedmit 
sind  vor  allem  berücksichtigt  worden,  wie  die  neuen  Induktionsapparate  mj 
Unterbrecher.  Neu  hinzugekommen  ist  die  Blendentechnik  und  das  Kapitei 
über  die  Stereoskop-Aufnahmen.  Der  so  wohltuende  einfache  Stil  ist  beibe- 
halten,  ohne  dass  die  knappe  Fassung  das  Verständnis  beeinträchtigte.  M« 
merkt  beim  Durchlesen  sofort,  dass  man  es  mit  einem  Röntgenologen  zu  xm 
hat.  dem  alle  Einzelheiten  auf  das  beste  geläufig  sind.  Von  nicht  zu  unter 
schätzender  Bedeutung  ist  das  dem  Buche  beigegebene  Literaturverzeichius 
welches  allein  80  Seiten  engsten  Druckes  einnimmt  und  nahezu  yollstiDd^ 
genannt  werden  darf. 

In  ebenfalls  zweiter  Auflage  erschien  Donath  (47),  die  EinrichtoDg» 
zur  Erzeugung  der  Röntgenstrahlen,  welches  sich  hauptsächlich  mit  der  teck- 
nischen  Seite  des  Verfahrens  beschäftigt  und  ein  treffliches  Lehrmittel  bildet 
Gegenüber  dem  oben  besprochenen  Buche  betont  es  mehr  entsprechrad  den 
Berufe  seines  Verfassers  die  physikalischen  Grundlagen  in  einer  ausserordent- 
lich klaren  und  prägnanten  Weise. 

Ein  weiteres  Buch  gab  Steche w  (200)  heraus.  Dasselbe  beschäftigt 
sich  hauptsächlich  mit  der  Einrichtung  einer  Röntgenstation ,  wie  sie  bei 
Militärlazaretten  anzuraten  ist.  Die  sehr  praktischen  und  meist  einfacba 
Hilfsapparate,  zum  Teil  vom  Verfasser  selbst  erdacht,  werden  mit  Vorliebe 
benutzt  und  ihre  Anwendung  in  weiteren  Kreisen  empfohlen.  Eline  eingehende 
Besprechung  findet  dann  noch  die,  die  Militärärzte  begreiflicherweise  so  sekr 
interessierende  Fussgeschwulst.  Eine  gute  historische  Einleitung  macht  das 
Buch  noch  besonders  für  Nichtmilitär-Chirurgen  wertvoll. 

Anschliessend  hieran  soll  eine  Arbeit  von  Thöle  (209)  erwähnt  werdsD. 
weil  dieselbe  sich  gleichfalls  mit  der  Verwendung  dw  Röntgenuntersnchmf 
beim  Militär  und  besonders  im  Kriege  beschäftigt.  Verf.  kommt  zu  dem  fr 
gebni^;,  dass  der  Röntgenapparat  notwendig  für  das  Feldlazarett  sei,  um  dei 


Pertz,  Die  Anwendaag  der  Röntgenstrahlen  in  der  Chirurgie.  1109 

Nachweis  yon  (xescliossen ,  die  wegen  irgend  welcher  Störungen  zu  entfernen 
sind,  zu  erbringen.  Die  in  der  Zeit  der  chinesischen  Wirren  gemachten  Er* 
fahrungen  hat  Haga  (78)  in  einer  Arbeit  zusammengestellt,  welche  sich  mit 
den  Schussverletzungen  beschäftigt,  die  im  Reservelazarett  zu  Hiroshima  be- 
handelt wurden.  Entsprechend  früheren  Autoren  kommt  er  zu  dem  Ergebnis, 
dass  das  Mantelgeschoss  wegen  seiner  Härte,  geringeren  Deformierbarkeit  und 
grösseren  Geschwindigkeit  weniger  hochgradige  Knochenverletzungen  wie  das 
Bleigeschoss  hervorruft.  Eine  Reihe  gelungener  Bilder  lässt  den  Leser  selbst 
den  Vergleich  ziehen. 

Ein  Sammelwerk  stellt  das  Buch  von  Dessauer  und  Wiesner  (46) 
dar.  Entsprechend  dem  extremen  Standpunkte  des  Physikers  bietet  die  Dar- 
stellung des  physikalischen  Teiles  einen  etwas  einseitig  zugeschnittenen  Leit- 
faden, der  bei  dem  knappen  Räume  zwar  bemerkenswert  eingehend  gehalten 
ist,  aber  doch  auch  noch  sehr  stark  angezweifelte  Behauptungen  enthält,  so 
dass  eine  Orientierung  über  die  einschlägigen  Verhältnisse  nur  einem  schon 
in  physikalischen  Dingen  beschlagenen  Chirurgen  gelingen  dürfte.  Der  chirur- 
gische Teil  des  Leitfadens  ist  von  Hoffa  (92)  verfasst  und  gibt  kurz  die 
Leistungen  bei  dem  heutigen  Stande  der  Technik  wieder  ohne  wesentlich  Neues 
zu  bringen.  Eine  ähnliche  kurze  Zusammenfassung  gibt  Fraenkel  (60). 
Hervorzuheben  ist,  dass  Verf.  keine  einzige  Röntgenverbrennung  sah.  Ferner 
hält  er  bei  der  Lokalisation  von  Fremdkörpern  alle  erfundenen  Apparate  für 
überflüssig  und  behauptet,  stets  mit  zwei  Hilfsmitteln  ausgekommen  zu  sein, 
nämlich  1.  Durchleuchtung  resp.  Aufnahmen  in  verschiedenen  Richtungen; 
2.  Bestimmung  der  Exkursionsgrösse  event.  unter  Zuhilfenahme  eines  fakul- 
tativen Fremdkörpers.  Dazu  möchte  Ref.  nur  bemerken,  dass  der  Verf.  zu 
beneiden  ist,  bisher  immer  solches  Glück  gehabt  zu  haben!  Unbekanntes 
bringt  die  Arbeit  sonst  nicht.  Eine  ähnliche  Zusammenstellung  ist  eine  Arbeit 
von  Delphey  (45),  welcher  bei  Aufzählung  der  notwendigen  Apparate  mit 
Vorliebe  der  Influenzmaschine  gedenkt,  die  bei  uns  in  Deutschland  gänzlich 
ausser  Betracht  bleibt.  Damit  sind  wir  zur  Besprechung  der  neuen  techni- 
schen Hilfsmittel  gekommen,  die  im  Jahre  1903  erfunden  wurden.  Es  ist  als 
eingehendstes  Werk  das  von  Albers-Schönberg  (2)  verfasste  Buch  her- 
vorzuheben. Es  ist  dem  röntgenographierenden  Chirurgen  auf  das  dringendste 
anzuraten,  die  hier  aufgestellten  Grundsätze  zur  Erzielung  bestmöglichster 
Aufnahmen  sich  einzuprägen.  Wenn  man  auch  sagen  muss,  dass  Verf.  der  von 
ihm  eingeführten  Kompressionsblende  einen  reichlich  weiten  Raum  gewidmet 
hat,  so  gibt  er  doch  für  alle  möglichen  Körpergegenden  die  eingehendsten 
Vorschriften  in  bezug  auf  Lagerung  und  technische  Anordnung  des  Aufnahme- 
apparates. Diese  spezielle  Technik  dürfte  das  Wertvollste  an  dem  Buche  sein. 
In  einer  zweiten  Arbeit  beschreibt  Albers-Schönberg  (1)  die  Schutz  Vor- 
kehrungen, welche  für  den  Patienten,  Arzt  und  Fabrikanten  zu  treffen  sind. 
Die  Maximalbestrahlungsdauer  soll  im  einzelnen  Falle  4  Minuten  nicht  über- 
steigen bei  einem  Abstände  von  30  cm.  Die  Untersuchung  soll  höchstens 
3 mal  an  demselben  Tage  vorgenommen  werden,  wobei  man  anamnestisch  zu 
erheben  hat,  ob  der  Patient  nicht  schon  von  anderer  Seite  untersucht  wurde. 
Zum  Schutze  der  nicht  zu  bestrahlenden  Körperpartien  dient  eine  Bleiplatte, 
welche  unter  der  Röhre  als  Blende  angebracht  ist.  Auch  die  Augen  des  Pat. 
sind  während  der  Anordnung  der  Röhrenstellung  durch  ein  Tuch  gegen  Ver- 
wundungen durch  herumfliegende  Glasscherben  zerberstender  Röhren  zu 
schützen!   Er  empfiehlt  dann  noch  eine  Erdleitung   an  die  Metallteile  der 


1110  Jahresbericht  fllr  Chirurgie.    II.  TeiL 

Blenden  u.  s.  w.  anzulegen,  um  keine  Stromübergänge  auf  den  Patienten  za 
erleben. 

Der  Arzt  soll  vor  allem  seine  Hände  durch  Benutzung  der  verschiedeDeii 
Härtegradmesser  schützen  und  femer  soll  der  ganze  Körper  durch  Hineia- 
treten  in  ein  Bleihäuschen  vor  dem  Auftreffen  von  Röntgenstrahlen  bewabrt 
werden.  Ref.  möchte  empfehlen,  diesen  Blei-Panzerturm  auch  noch  drehbar 
zu  machen,  damit  man  völlig  den  Eindruck  erhält,  man  befände  sich  an  Bord 
eines  Kriegsschiffes! 

Um  ein  besseres  Material  als  das  bisher  gebräuchliche  Walzblei  zu  Sehnt 
tafeln  verwenden  zu  können,  empfiehlt  Holzknecht  (100),  solches  Walzblei 
von  2,5  mm  Dicke  mit  dünnem  Kautschuk  beiderseitig  zu  überziehen,  to- 
durch  die  Modellierbarkeit  nicht  leidet  und  das  lästige  Abfärben  vermiedeii 
wird.  Während  die  meisten  Röntgenologen  heute  auf  dem  Standpunkt  stehen, 
dass  durch  die  Abbiendung  der  Sekundärstrahlung  die  erhebliche  Besserniig 
in  der  Schärfe  der  Bilder  erzielt  werde,  misst  Witte k  (238)  auch  nocheineiB 
anderen  Verfahren  einen  grossen  Wert  bei.  Er  bemerkte  gelegentlich  einer 
Röntgenuntersuchung  des  Magens,  welcher  mit  Luft  aufgebläht  war,  dasB  & 
hinter  demselben  gelegenen  Lendenwirbel  sehr  detailreich  herauskamen.  Y«'- 
suche  bestätigten  ihm  die  Tatsache,  dass  durch  Luftaufblähung  eine  leichte 
Darstellbarkeit  eines  Blasensteines  erzielt  wurde. 

Stegmann  (203)  erhofft  von  seiner  ;,neuen''  Methode  der  Injektion  einer 
Wismutlösung  in  die  Gangsysteme  des  Körpers  wichtige  Aufschlüsse  über  &t 
Grösse  und  Ausbreitung  pathologischer  Prozesse. 

In  ähnlicher  Weise  bringt  Weil  (228)  die  Stirn-  und  Kieferhöhlen  zur 
Darstellung,  indem  er  schwefelsaures  Blei  eingiesst.  Wismut-Kartoffelhra 
wandte  Brun  (23)  an  bei  einem  Divertikel  des  Ösophagus.  Das  Radiograom 
Hess  deutlich  das  Divertikel  als  zarten  Schatten  erkennen.  Eine  zylindrische 
Erweiterung  des  Ösophagus  konnte  auf  gleiche  Weise  Loeb(132)  bei  schrapr 
Durchleuchtung  diagnostizieren. 

Vorläufig  weist  Bened[ikt  (16)  darauf  hin,  dass  häufig  direkt  untei 
der  Kontur  des  Schädelknochens  eine  zweite  gleichlaufende  Kontur  zu  seheo 
sei,  welche  dem  von  vom  nach  hinten  verlaufenden  Sinus  falciformis  ent- 
spricht und  besonders  scharf  hervortritt,  wenn  der  Sinus  mit  Aufiagernngsi 
bedeckt  oder  ganz  prall  gefüllt  ist,  in  einer  anderen  Gruppe  von  Filla. 
„wenn  durch  eine  meningeale  seröse  Schwellung  eine  besonders  durchlasse 
Schicht  zwischen  dem  Knochen  und  dem  Gehirn  vorhanden  ist." 

Wir  wenden  uns  nun  der  Besprechung  jenes  Teiles  der  Röntgenunter- 
suchung zu,  welchem  seit  der  Entdeckung  dieser  Strahlen  von  jeher  der  LöweB- 
anteil  am  Erfolg  zufiel,  den  Fremdkörpern.  Wenn  man  jetzt  auch  allgemeii 
davon  zurückgekommen  ist,  jeden  Fall,  bei  dem  der  Nachweis  eines  Fremd- 
körpers in  dem  menschlichen  Körper  gelungen  ist,  zu  veröffentlichen,  so  ge- 
währt es  doch  noch  Interesse ,  solche  Fälle  der  Allgemeinheit  zugänglich  a 
machen ,  die  entweder  durch  ihren  Sitz  besondere  Schwierigkeiten  für  dee 
Röntgennachweis  boten,  oder  bei  denen  die  Folgeerscheinungen  interessant 
sind  oder  schliesslich  trotz  langen  Verweilens  des  Gastes  im  Körper  an  ge- 
fährlicher Stelle  die  nur  geringen  Unannehmlichkeiten  des  Wirtes  erstaTinlict 
erscheinen.  Levy-Dorn  und  Jacobsohn  (129)  teilen  die  interessante  Tat- 
sache mit,  dass  auch  innerhalb  des  menschlichen  Körpers  noch  Zertrümmemif 
eines  eingeheilten  Nadelstückes  vorkommen  könne.  Der  Nachweis  Ton  Zahn- 
prothesen   im    Ösophagus    gelang    Wichraann    (232)    und    Bergonie  et 


Ports,  Die  Anwendung  der  BOntgensiralilen  in  der  Ghinirgie.  1111 

Du no gier  (19),  welch'  letztere  eine  kleine  experimentelle  Studie  über  die 
Durchlässigkeit  der  bei  Anfertigung  von  Zahnprothesen  gebräuchlichen  Mate- 
rialien anfügen  und  zu  dem  Schlüsse  kommen,  dass  bei  guter  Technik  alle 
Zahnprothesen  nachweisbar  sind.  Umso  bemerkenswerter  ist  ein  von  Du  ne- 
gier (49)  veröffentlichter  Fall,  bei  dem  der  Nachweis  einer  ausYulkanit  mit 
goldhinterlegten  Z&hnen  und  Goldhäkchen  bestehenden  Prothese  nicht  gelang, 
obwohl  dieselbe  vorhanden  sein  musste,  wie  ihr  Abgang  auf  natürlichem  Wege 
nach  mehreren  Tagen  bewies.  Eine  Messerklinge  aus  der  Lunge  entfernte 
Baldwin  (9),  sowie  Tuffier  (217)  eine  Kugel  an  der  linken  Vorkammer 
des  Herzens.  Die  interessante  Beobachtung  eines  Geschosses  an  der  hinteren 
Herzwand  erwähnt  Kienböck  (110);  er  sah  Bewegungen  der  Kugel  synchron 
mit  den  Herzkontraktionen  und  konnte  ihren  Sitz  durch  Durchleuchtung  in 
verschiedener  Richtung  feststellen.  Eine  eigentümliche  Ursache  für  das  Phä- 
nomen des  schnellenden  Fingers  erbrachte  Payr  (171),  indem  die  Röntgen- 
untersuchung zeigte,  dass  bei  jedesmaligem  Streckversuche  sich  das  Häkchen 
einer  zwischen  Sehnenscheide  und  Knochen  zum  grössten  Teil  fest  ins  Periost 
eingebetteten  Häkelnadel  in  die  vorübergleitende  Sehne  fest  verhakte.  Wie 
vorsichtig  man  aber  mit  der  Deutung  von  Röntgenbefunden  sein  sollte,  zeigt 
die  Veröffentlichung  von  Mittler  (150).  Ein  schwer  luetischer  Patient  wurde 
an  den  Oberschenkeln  einer  Röntgenuntersuchung  unterzogen,  wobei  man  eine 
Platte  erhielt,  die  unregelmässig  verteilte,  zahlreiche,  tropfenartige  Gebilde 
zur  Darstellung  brachte,  welche  für  Röntgenstrahlen  im  höchsten  Grade  un- 
durchlässig sein  mussten.  Verf.  spricht  dieselben  als  Verkalkungsherde  an,  die 
sich  in  der  Umgebungsstelle  von  multiplen  Jodipininjektionen  bildeten.  Die 
an  diese  Demonstration  sich  anschliessende  Diskussion  zeitigte  auch  einen 
Namen  für  die  neuentdeckte  Krankheit,  indem  man  sie  als  Perimyositis  ossi- 
ficans  bezeichnete  und  annahm,  dass  es  Verknöcherungen  im  Bindegewebe 
seien  infolge  von  Überanstrengung.  Ob  das  Jodipin  schuld  sei  oder  nicht, 
blieb  dahingestellt.  Unmittelbar  darauf  veröffentlichte  Stegmann  (202)  Be- 
obachtungen, die  einfach  ergaben,  dass  es  sich  um  nichts  weiteres  als  Resi- 
duen der  Jodipininjektionen  handelt.  In  gleichem  Sinne  äusserte  sich  Lan- 
dow  (121),  welcher  ähnliche  Befunde  erhalten  hat. 

Über  die  Extraktion  im  Körper  stecken  gebliebener  Fremdkörper  exi- 
stieren wieder  mehrere  Arbeiten,  die  sich  hauptsächlich  mit  der  Extraktion 
von  Kugeln  aus  der  Schädelhöhle  beschäftigen,  v.  Anger  er  (7)  wandte  in 
einem  Falle  das  Verfahren  nach  Stamm  (Zentralbl.  für  Ghir.  1902  Nr.  12) 
an  und  fand  die  Kugel.  Das  Lob,  welches  infolge  dieses  Erfolges  dem  Stamm- 
schen  Verfahren  gezollt  wird,  ist  unverdient,  denn  im  Falle  ,v.  Anger  er  s 
wurde  die  Kugel  nur  gefunden,  weil  sie  dicht  an  dem  verwandten  Blechstreifen 
lag.  In  ähnlicher  Weise  versuchten  auch  Wieting  und  Raif  (233)  den  Sitz 
einer  Kugel  im  Schädelinneren  zu  bestimmen.  Sie  machen  eine  Röntgenauf- 
nahme von  vom  und  eine  von  der  Seite,  während  zwei  kreuzweise  aufeinander 
befestigte,  gebogene  und  federnde  Stahlbandstreifen  in  sagittaler  und  trans- 
versaler Richtung  den  Kopf  umgreifen.  Die  Lage  dieser  Streifen  wird  genau 
durch  Höllenstein  auf  dem  Kopfe  markiert.  Sie  hatten  Erfolg  1  Dieses  Ver- 
fahren ist  noch  schlechter  als  das  von  Stamm.  Auffallend  ist  dennoch  die 
von  den  Verff.  verlangte  Exaktheit  bis  auf  ^/s  mm,  da  das  Gehirn  bei  Lage- 
änderungen des  Kopfes  auch  seine  Lage  ändere.  Sie  schreiben  Jeder  hält 
die  von  ihm  geübte  Methode  für  die  geeignetste.''  Hoffentlich  ^jübt''  der  Verf. 
diese  Methode  nicht  weiter,  denn  es  dürfte  doch  wohl  ungerechtfertigt  sein, 


1112  Jaäratltori«ht  für  düratgi«.    IL  TaiL 

im  Gehirn  nach  einem  Geschoss  zu  suchen,  wenn  mati  sich  Torfaer 
kann ,  dass  die  angewandte  Ortsbestimmung  nicht  mathematisch  genau  mi 
kann,  zamal  uns  heute  Methoden  zur  Verfügung  stehen,  die  absolut  eukte 
Resultate  auch  ohne  komplizierte  Apparate  geben.  Allerdings  muss  man  äck 
die  Mühe  nehmen,  dieselben  kennen  zu  lernen.  Es  ist  auch  heute  eben  nodi 
immer  der  Satz  gültig,  ein  Punkt  im  Baume  wird  durch  drei  sich  scfanetdeode 
gerade  Linien  bestimmt,  nicht  nur  durch  zwei!  Dieser  Grundfordenug  ge- 
nügt der  von  Bermbach  (20)  erfundene  Appajrat,  welcher  nicht  onhandlkk 
zu  sein  scheint.  Zur  vorläufigen  Orientierung,  ob  ein  Fremdkörper  sich  diesseiti 
oder  jenseits  vom  Knochen  befindet,  benutzt  Macewen  (138)  die  Umkeiiniif 
des  bisher  gebräuchlichen  Verfahrens,  den  Bariumschirm  ruhig  zu  halten  laA 
die  Extremität  zu  bewegen,  indem  er  die  letztere  ruhig  hält  und  den  Schin 
mit  ihr  auf  und  ab  bewegt.  Wenn  der  Fremdkörper  sidi  auf  der  Röhies- 
seite  des  Knochens  befindet,  wird  sein  Schatten  sich  im  Sinne  der  Scbint- 
bewegung  mitbewegen,  die  Knochenschatten  als  Fixationspunkt  genommen, 
sonst  umgekehrt.  Bewegt  sich  der  Schatten  nicht  gegen  den  KnochenschaUea, 
so  muss  der  Fremdkörper  dem  Knochen  sehr  nahe  an-,  oder  in  demaalbeD 
liegen.  Wie  weit  anerkannte  Autoritäten  des  Bdntg^ifaches  in  der  abaprecfaea- 
den  Beurteilung  des  Lokalisationsrerfahrens  gehen,  zeigt  die  Arbeit  von  Hol> 
knecht  (97),  welcher  behauptet,  dass  alle  bisher  bekannten  Methoden  da 
Hirnlokalisation  ungenau  und  unbrauchbar  seien,  wenn  es  sich  um  tiefaitie&de 
Fremdkörper  handle.  Die  von  ihm  selbst  angegebene  Methode  (Dnrdilenchtiiog 
während  der  Operation  von  zwei  verschiedenen  Lichtquellen  aus)  ist  ans  des 
oben  angeführten  Grunde  mindestens  ebenso  ungenau  wie  unverständlidL  Es 
dürfte  nicht  dem  Geschmack  des  modernen  Chirurgen  entsprechen,  bei  eioer 
solchen  Operation  das  Instrumentarium  noch  durch  Einfugen  des  ganzen 
Bontgenapparates  zu  komplizieren. 

Der  Böntgenuntersuchung  bei  Grosshimerkrankungen  widmet  Pancoast 
(169)  eine  Arbeit.  Er  verfügt  über  8  Fälle  von  Hirntumoren,  Epilepsie  n.  a.  i. 
und  fand  in  allen  Fällen  zirkumskripte  Schatten.  In  einem  Falle  toi 
Tumor  cerebri  entsprach  dem  Sdiatten  eine  Flüssigkeitsansammlung  dickt 
unter  der  Dura.  Bei  einem  Falle  von  Jacksonscher  Epilepsie  fand  man  bei 
der  Operation  eine  chronische  Meningitis  und  Verwachsung  der  Dura  mit  im 
Gehirn  und  Knochen.  Im  Böntgenbilde  war  von  dieser  Stelle  ein  ganz  schwadff 
Schatten  zu  sehen  (?).  Von  grosser  Bedeutung  ist  die  VeröffentlichuDg  tob 
Fittig  (56).  Die  Verhältnisse  lagen  hier  deshalb  günstig,  weil  der  Tunor 
verkalkt  und  der  Kranke  noch  jung  war.  Die  ungefähre  Lokalisation  gelai^g 
und  war  deshalb  besonders  wichtig,  weil  die  klinischen  Symptome  za  einer 
falschen  Lokalisation  geführt  hatten.  Die  beigefügten  Böntgenbilder  lasse» 
in  der  Tat  den  Tumor  sehr  gut  erkennen.  Die  auf  Grund  dieser  Bilder  a«- 
geführte  Operation  ergab  richtig  als  Sitz  des  Tumors  die  rechte  Seite.  Die 
Schatten  der  Böntgenbilder  rührten  von  drei  etwa  haselnussgrossen  flöUei 
her,  deren  Wände  verkalkt  waren.  Böntgenaufnahmen  des  exstirpi^ten 
Tumors  ergaben  auch  Bilder  der  verkalkten  Partien,  welche  in  ihren  FonneB 
dem  Schatten  auf  den  Schädelbildem  entsprachen. 

Einen  interessanten  Beitrag  zum  Beweise  der  Nützlichkeit  des  Böntgen- 
verfahrens  bei  der  Untersuchung  der  Blase  auf  Fremdkörper  bringt  Hirsch  (90). 
Er  bezeichnet  diese  Art  des  Nachweises  als  das  schonendste  diagnostisch« 
Verfahren  und  unter  Umständen  als  die  einzige  innerlich  anwendbare  Unter- 
suchung.  Zahl,  Grösse  und  Lage  der  Fremdkörper  werden  gut  zur  AnschauoiC 


Pertz,  Die  Anwendang  der  ROnigeiMtnihleo  in  der  Chirurgie.  1113 

gebracht.  Zwecks  Orientiernng ,  wie  die  am  häufigsten  in  der  Blase  gefun- 
denen Gegenstände  sich  auf  dem  Röntgennegative  darstellen,  machte  Verf. 
eine  Aufoahme  von  den  verschiedensten  Eatheterarten  und  Bougies,  ferner 
eines  Wachskerzchens,  Haarnadel  und  Bleistiftes.  Er  kommt  zu  dem  Resul- 
tate, dass  Wachskerze,  Bleistifte  xmd  französische  Katheter  unter  der  Grenze 
der  Nachweisbarkeit  stehen,  während  Glas,  englische  Katheter  —  und  zwar 
diese  wegen  der  Bleibeschwerung  der  angewandten  Seide  — ,  Metallkatheter, 
Bleibougies  und  metallische  Fremdkörper  nachzuweisen  sind. 

Über  den  Nachweis  von  Blasensteinen  schreibt  B 6c lere  (13,  15).  Die 
Schwierigkeit  der  Darstellung  hängt  ab  von  der  Grösse  des  Steines,  seiner 
cbemischen  Zusammensetzung  und  der  Dicke  des  untersuchten  Abdomens. 
Zufällige  Flecke  auf  der  Platte  können  oft  täuschen.  Man  schützt  sich  da- 
gegen am  besten  durch  eine  stereoskopische  Aufnahme,  weil  auf  beiden  Platten 
der  Abstand  des  Steinschattens  von  der  Plattenebene  grösser  sein  muss  als 
die  Transversalfortsätze  der  Wirbel.  Dabei  betont  er  noch,  dass  die  Radio- 
akopie  nur  ausnahmsweise  zum  Ziele  führt. 

Der  Diagnose  des  Nierensteines  widmet  Rumpel  (184)  eine  grössere, 
ausgezeichnete  Monographie.  Gleich  im  Anfang  gibt  er  der  Überzeugung  Aus- 
druck, dass  ;, jeder  Stein,  mag  er  im  Nierenbecken,  in  den  Kelchen  oder  im 
Harnleiter  sitzen,  mag  er  aus  Oxalsäure  oder  aus  Harnsäure,  aus  phosphor- 
saarem  Kalk  oder  Gystin  bestehen,  mag  er  die  Grösse  einer  Erbse  oder  die 
eines  korallenartigen  Ausgusses  des  Nierenbeckens  und  der  Kelche  haben,  mag 
er  endlich  von  einem  schlanken  oder  auch  korpulenten  Menschen  beherbergt 
werden,  dass  jeder  Stein  — sagen  wir  —  auf  der  photographischen 
Platte  mittelst  Röntgenstrahlen  dargestellt  werden  kann,  unter 
der  Voraussetzung  einer  gut  durchgeführten  Technik.^  ^^Ein  negativer 
Röntgenbefund  schliesst  die  Steinannahme  aus^.  Es  standen  ihm 
21  Fälle  zur  Verfügung,  welche  sämtlich  durch  die  Operation  kontrolliert 
wurden.  Theoretische  und  praktische  Versuche  stellten  fest,  dass  die  chemische 
Zusammensetzung  der  Steine  bei  weitem  keine  so  bedeutende  Rolle  spielt, 
wie  gemeiniglich  angenommen  wird.  Vielmehr  beanspruchen  technische  Mass- 
nahmen hauptsächlich  Berücksichtigung.  Der  Arbeit,  deren  Studium  auf  das 
wärmste  zu  empfehlen  ist,  sind  prachtvolle  Abbildungen  beigefügt,  die  be- 
sonders durch  die  Gegenüberstellung  des  Steinschattens  vor  und  nach  der 
Operation  instruktiv  wirken. 

Mit  Hilfe  eines  etwas  anderen  technischen  Hilfsmittels  gelang  es  Ep- 
pinger  (54)  Nierensteine  zur  Darstellung  zu  bringen.  Er  blähte  das  Kolon 
mit  Luft  auf  nach  der  Methode  Witteks,  die  oben  beschrieben  wurde  und 
vrandte  keine  Bleiblenden  an.  Die  Operation  bestätigte  seinen  Befund.  Da- 
gegen liegt  es  mit  der  Diagnose  von  Gallensteinen  noch  recht  im  argen. 
Treplin  (215)  gelang  es,  einige  Male  Cystikus-  und  Gholedochusteine  dar- 
zustellen. 

Über  eine  radiographisch  nachweisbare  Veränderung  der  proximalen 
Knochenfragmente  bei  Frakturen  berichtet  Wertheim-Jalomonson  (231) 
kurz  folgendes:  der  proximale  Teil  des  frakturierten  Knochens  erschien  auf- 
fällig wenig  lichtdurchlässig.  Die  beigefügten  zwei  Abbildungen  zeigen  dieses 
Phänomen  in  der  Tat  sehr  ausgeprägt.  Die  Erscheinung  versucht  Verf.  zu 
erklären  und  vermutet,  dass  es  sich  um  einen  Abschluss  der  arteriellen  Blut- 
versorgung  des  proximalen  Fragmentes  (Läsion  der  Art.  nutritia)  handelt.  In- 
folgedessen stelle  sich  eine  venöse  Hyperämie  ein,   die  während  der  ersten 


1114  Jahresberiehi  für  Chirurgie.    IL  Teil. 

Zeit  wenigstens  mit  einer  Kalkablagerung  einhergehe.  Eine  Bestätigung  dieser 
Mitteilung  hat  Ref.  nicht  gefunden.  An  dieser  Stelle  sei  auf  eine  Arbeit  tob 
Bayon  (10)  hingewiesen,  in  welcher  der  Verf.  sich  experimentell  unter  aus- 
gedehnter Benützung  des  Röntgenverfahrens  mit  dem  Einflnss  des  Schild- 
drüsenverlustes  und  der  Schilddrüsenfütterung  auf  die  Heilung  von  Knochen- 
brüchen  beschäftigt.  An  einer  anderen  Stelle  dieses  Jahresberichtes  dürfite 
sich  eine  Besprechung  der  Arbeit  vorfinden.  Hall-Edwards  (85)  fand  bei 
schweren  Distorsionen  der  Gelenke  häufiger  Längsfissuren  der  Knocheneudeai 
durch  die  Röntgenuntersuchung,  wie  z.  B.  am  Radius,  an  der  Tibia  und  an 
den  Phalangen.  Dass  es  sich  bei  schweren  Gelenkdistorsionen  nicht  inuner 
um  solche  Fissuren  handelt,  zeigt  ein  von  Bade  (8)  veröffentlichter  Fall 
Der  Fat.  war  11  Wochen  lang  wegen  einer  Gelenkquetschung  des  Knies  be- 
handelt worden,  ehe  man  durch  das  Röntgenbild  aufdeckte,  dass  es  sich  nm 
einen  Schuss  in  den  Oberschenkel  mit  steckengebliebener  Engel  handdte. 
Eine  recht  seltene  Komplikation  einer  Klavikularfiraktur  nach  einfachem  Fall 
teilt  Taylor  (208)  mit.  Wie  die  Röntgenuntersuchung  ergab,  war  ein  spitze 
Knochensplitter,  welcher  senkrecht  vom  medialen  Bruchende  nach  abwärts 
nach  der  Art.  subclavia  ging,  in  letzteres  Gefass  eingedrungen  und  hatte  die 
Entstehung  eines  traumatischen  Aneurysmas  veranlasst. 

Ähnlich  der  vor  einigen  Jahren  erschienenen  Monographie  von  Oberst 
über  die  Frakturen  und  Luxationen  der  Hand  und  der  VorderarmknocheD 
behandelt  sein  Assistent  Wen  dt  (230)  die  Frakturen  am  unteren  Humems- 
ende.  Der  Arbeit  sind  vier  Tafeln  ausgezeichneter  Reproduktionen  ein- 
schlägiger  Fälle  beigegeben,  die  fast  sämtliche  Frakturen  dieser  Region  in 
mehreren  Altersstadien  vorführen.  Besonders  hebt  Verf.  hervor,  wie  not- 
wendig es  ist,  die  normalen  Verhältnisse  am  Ellenbogen  des  Kindes  zu  kennou 
um  nicht  durch  Epiphysenlinien  irregeführt  zu  werden.  Dementsprechend 
bildet  er  kindliche  Ellenbogen  in  verschiedenen  Entwickelungsstufen  ab  und 
erklärt  die  etwas  komplizierten  Verhältnisse.  Die  einzelnen  Frakturfomm 
werden  dann  eingehend  besprochen  und  manche  bisher  herrschende  Ansicbt 
über  Entstehung,  Verlauf  der  Bruchlinie  und  Dislokation  der  Fragm^ite  be- 
richtigt. Zum  Schluss  warnt  Verf.  vor  allzu  eifrigem  operativen  Voi^ehen, 
indem  er  auf  Grund  seiner  Bilder  anführt,  dass  es  eine  Reihe  geringfügiger 
Deformitäten  gibt,  die  das  funktionelle  Resultat  absolut  nicht  beeinträchlj^ 
Auf  einem  ähnlichen  Standpunkte  steht  Graessner  (73),  welcher  an  der 
Hand  von  mehreren  Röntgenbildern  die  Wirkimg  der  Bardenheuer sdi^ 
Extensionsbehandlung  bei  der  Fractura  supracondylica  humeri  zeigt  Eines 
Beitrag  zu  dem  Kapitel  der  abnormen  Sesambeine  liefert  Kienbock  (112). 
Er  beschreibt  ein  grosses,  kniescheibenförmiges  Sesambein  dicht  über  dem 
Olekranon,  welches  beiderseitig  vorhanden  war.  Ein  sehr  seltenes  Vorkomm- 
nis, das  natürlich  leicht  eine  Olekranonfraktnr  vortäuschen  kann.  Die  Hand- 
gelenksverstauchungen  sollen  nach  Nion  (166)  in  15%  mit  Brüchen  der 
Hand  Wurzelknochen  einhergehen.  Unter  seinen  11  Fällen  war  10  mal  dtf 
Kahnbein,  1  mal  das  Mondbein  gebrochen.  Die  Bruchlinie  bei  ersterem  ler- 
läuft  stets  in  der  Mitte  dort,  wo  es  einen  Winkel  bildet  Eine  Dislokation 
wurde  nicht  beobachtet.  Bei  diesen  Handgelenksverletzungen  gibt  die  Röntgen- 
untersuchung die  einzige  Möglichkeit,  die  Diagnose  zu  stellen.  Dieses  betont 
auch  Dartigues  (42)  und  Pagenstecher  (168),  welcher  noch  weitere 
Einzelheiten  über  den  Kahnbeinbruch  hinzufügt,  die  an  anderer  Stelle  nach- 
gelesen werden  mögen.    Eingehend  beschäftigt  sich  auch  Wolff  (241)  mit 


Perts,  Die  Anwendung  der  Röntgenstrahlen  in  der  Chirargie.  1115 

den  Brüchen  des  Kahnbeines.  Er  führt  sechs  Fälle  an,  bei  denen  eine  Kon- 
solidation ausgeblieben  ist,  trotzdem  die  Dislokation  der  Fragmente  nur  eine 
sehr  nnbedeutende  war.  In  einer  weiteren  Arbeit  begründet  Wolff  (239, 
240)  eingehend  die  Ansicht,  dass  das  Os  bipartitnm  und  tripartitum  navicu- 
]are  der  Anatomen  im  allgemeinen  nicht  als  wahre  Varietät,  sondern  als 
Folge  einer  Fraktur  anzusehen  sei.  Vor  allem  verlangt  er  den  Nachweis  von 
den  Anatomen,  dass  die  Berührungsflächen  beider  Schififbeinteile  vom  Knorpel 
überzogen  sind,  um  sie  als  selbständige  Knöchelchen  ansprechen  zu  können. 
Er  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Teilung  des  Os  naviculare  extrem  selten 
sei.  Ein  Fall  ist  von  ihm  sichergestellt,  in  dem  beiderseits  neun  Handwurzel- 
knochen vorhanden  waren.  Bevor  wir  uns  zu  den  Frakturen  der  unteren 
Extremität  wenden,  erwähne  ich  noch  die  Abhandlung  Sudecks  (206)  über 
die  Darstellung  der  Wirbelsäulenerkrankung.  Dieselbe  bringt  zum  ersten 
Male  eine  systematische  Zusammenstellung  von  Röntgenaufnahmen  der  Wirbel- 
säule und  zwar  finden  wir  wiedergegeben  die  normale  Wirbelsäule,  3  Kom- 
pressionsfrakturen der  Lendenwirbelsäule,  2  Brüche  des  siebenten  Halswirbels, 
1  Bruch  des  Domfortsatzes,  des  fünften  Lendenwirbels,  1  multiple  myelogene 
Sarkomatose,  7  Tuberkulosen,  3  ankylosierende  Spondylitiden. 

Goldammer  (70)  teilt  zwei  Krankengeschichten  mit,  die  beim  Militär 
durch  Hufschlag   entstandene  Tibiafrakturen  beschreiben.      Bei   dem    einen 
Soldaten   handelte  es  sich  um  eine  Aussprengung  eines  keilförmigen  7  cm 
langen  Knochenstückes  an  der  Grenze  des  oberen    und   mittleren  Drittels. 
Die  Basis  des  Keils  entspricht  der  hinteren  Tibiafläche.    Bei  dem  zweiten 
Patienten  ergab  die  Röntgen-Untersuchung  einen  Spalt  von  der  Hinterfläche 
her,   der  die  vordere  Kortikalis  nicht  mitbetraf.     Einen  Erklärungsversuch 
schliesst  Verf.  an  und  rät  dringend,   auch  seitliche  Aufnahmen  zu   machen. 
Vier  leider  recht  schlechte  Holzschnitte    dienen  zur  Illustration.    Eine  Zu- 
sammenstellung von  32  Spiralfrakturen  des  Unterschenkels,   welche  sämtlich 
geröntgt   wurden,    bringt   Lauen  stein  (123),   der   anrät,    genügend   grosse 
Platten  zu  nehmen,  da  bekanntlich  die  Fibula  hoch  bricht.    Dass  durch  einen 
Druck   der  Talusrolle  von  unten  her  gegen   die  Tibiagelenkfläche  eine  Ab- 
sprengung  oder  Abquetschung  des  vorderen  Tibiarandes  entstehen  kann,   be- 
weist die  Mitteilung  Frankes  (62).    Suter  (207)  glaubt  sich  vor  diagnosti- 
schen Irrtümern  bei  der  Beurteilung  der  Röntgenbilder  von  Frakturen  durch 
seitliche  Aufnahmen  ausser  solchen  von  vom  her  schützen  zu  sollen  und  führt 
als  Beweis  zwei  FäUe  an,  bei   denen  die  Bruchlinie  der  Fibula  von  hinten 
oben  nach  unten  vom  ohne  seitliche  Dislokation  verlief.   In  einem  Falle  war 
eine  Abrissfraktur  des  inneren  Malleolus  dabei.    Ref.  glaubt,  dass  eine  gute, 
detailreiche  Platte,   welche  Strukturzeichnung  der  Knochen  aufweist,   auch 
solche  Brachlinien  erkennen  lässt   bei  der  Aufnahme  von  vom.     Allerdings 
muss  als  nicht  gering  anzuschlagendes  Hilfsmittel  eine  vorzügliche   Beleuch- 
tung des  Negativs  während  der  Mustemng  stattfinden.     Leichter  führen  zu 
Täuschungen  Abnormitäten  an  den  Fusswurzelknochen.     So  teilt  Nion  (165) 
9  Fälle  mit  von  Vorhandensein  des  Os  trigonum  tarsi.    Alle  waren  wegen 
Quetschung  oder  Verstauchung  des  Fussgelenks  mit  Röntgenstrahlen  unter- 
sucht.    In  allen  Fällen  sah  man   bei  seitlicher  Aufnahme  ein  etwa  bohnen- 
^osses'  Knochenstück  dicht  am  hinteren  Ende  des  Talus.     In  4  Fallen  kam 
es  beiderseitig,  in  3  Fällen  einseitig  vor,   dann  war  aber  auf  der  gesunden 
Seite  der  Proc.  posticus  tali  sehr  stark  entwickelt.     Durch  Palpation  ist  es 
nicht  nachweisbar.     Sein  Vorkommen  beträgt  4,4  ^/o.     Auch  über  die  Brüche 


1116  Jabresb«rieht  fOr  Ghinngie.    IL  T«iL 

der  Mittelf ussknocben  bringt  Nion  (164)  eine  Statistik.  Es  handelt  sidi  un 
575  Fälle.  330  zeigten  Veränderungen  an  den  Knochen.  233  mal  konnte 
eine  dentliche  Bruchlinie  nachgewiesen  werden.  Die  rechte  und  linke  Seite 
weisen  keinen  Unterschied  in  der  Häufigkeit  auf.  Über  noch  grösseres 
Material  yerfügte  Tobold  (210)  bei  der  Abfassung  seiner  Statistik.  Unter 
1500  Fällen  von  ^Fussgeschwulst^  stellte  er  in  67,3  Vo  Yerändenmgen  ao 
den  Mittelfnssknochen  fest,  bei  49,7  ^/o  Brüche  und  Einbrüche,  bei  ll,9*/i 
Knochenhautentzündung,  bei  5,7  ^/o  alte  Brüche  und  bei  12,7^)0  hatte  er  ein 
negatives  Ergebnis.  Wie  sorgfältig  Tobold  seine  Negative  durdunostert, 
zeigt  sein  dabei  angewandtes  Verfahren.  Mit  einem  Dermatographen  be- 
zeichnet er  sich  auf  dem  Fussrücken  den  Punkt,  an  welchem  der  Patient 
Schmerz  empfindet  bei  einem  senkrecht  zum  Mittelfnssknochen  ausgeübtes 
Drucke.  Der  Abstand  zwischen  diesem  Schmerzpunkt  und  der  entsprecheih 
den  Zehenspitze  wird  mit  dem  Zentimetermass  gemessen.  Diese  Entfernung 
wird  auf  der  Negativplatte  abgetragen  und  bietet  einen  Anhaltspunkt  fir 
das  Auffinden  feinster  Knochenveränderungen.  Tobold  führt  auch  einen 
Fall  an  von  Bruch  des  inneren  Sesambeins  des  ersten  rechten  Mittelfos»- 
knochens.  Referent  glaubt,  dass  es  sich  hier  doch  wohl  um  eine  aj^eborene 
Zweiteilung  des  betreffenden  Sesambeines  handelt,  wie  sie  von  Pfitznerin 
seiner  leider  in  Röntgenfachkreisen  so  wenig  bekannten  Abhandlung  ^Die 
Sesambeine  des  menschlichen  Körpers^  auf  Seite  608  beschrieben  und  auf 
Tafel  XXVI  abgebildet  ist.  Erwälmenswert  ist  noch  von  prophylaktischen 
Vorschlägen  des  Verfassers,  den  Parademarsch  vor  einer  Übung,  zu  welcher 
Zeit  sich  die  Muskulatur  noch  in  frischem,  leistungsfähigem  Zustande  befindet, 
auszuführen,  wodurch  seiner  Ansicht  nach  der  Truppe  manch  ein  Mittelfoss- 
knochenbruch  erspart  würde. 

Die  Veröffentlichungen  über  Luxationen,  bei  denen  durch  die  Röntgeo- 
strahlen  beachtenswerte  Fortschritte  erzielt  wurden,  sind  naturgemäss  weniger 
zahlreich  erfolgt.  So  berichtet  Delbet  (44)  über  einen  Fall,  bei  dem  die  Doreii- 
leuchtung  eine  ausgedehnte  Geschwulst  des  oberen  Humerusendes  mit  dfinner 
Enochenschale  zeigte.  Die  Diagnose  lautete  demnach  auf  Sarkom.  Nacb 
einigen  Monaten  trat  eine  Fraktur  ein,  die  gut  heilte.  Es  stellte  sich  heraos, 
dass  der  7  jährige  Knabe  schon  häufiig  seine  Schulter  verrenkt  hatte,  nsd 
dass  es  sich  also  um  einen  stark  hypertrophischen  Kallus  handeln  musste. 
Mit  der  Technik  der  Aufnahmen  des  Handgelenkes  bei  vermuteten  Ver- 
renkungen in  demselben  beschäftigen  sich  zwei  Arbeiten.  Lilienfeld  (131) 
demonstrierte  4  Aufnahmen,  welche  eine  Luxation  des  Mondbeines  nach  der 
Volarseite  betreffen.  Er  warnt  davor,  bei  solchen  Verletzungen  allein  nack 
einer  Durchleuchtung  weder  bei  positivem  noch  negativem  Ergebnis  eine 
sichere  Diagnose  zu  stellen.  Um  in  solchen  Fällen  eine  einheitliche  Projektion 
der  einzelnen  Gelenkteile  zu  erhalten,  gibt  Wolff  (241)  Vorschriften  über 
die  technische  Anordnung  der  Röhre,  des  Objektes  und  der  Platte  zu  einander, 
deren  Einzelheiten  im  Original  nachgelesen  werden  mögen. 

Um  auch  die  Röntgenuntersuchung  für  die  Diagnose  entzündlicher  Ver- 
änderungen der  Knochen  verwertbar  zu  machen,  hat  Ludloff  (135)  die  nor- 
malen Veränderungen  in  dem  Bau  und  der  Struktur  der  unteren  Femar- 
epiphyse  untersucht  und  bringt  viele  wertvolle  Ergebnisse.  Lexer  (130) 
untersuchte  die  Beziehungen  der  Knochenarterien  zu  den  Entzündungsherden 
und  stellt  die  Veröffentlichung  einer  Zusammenstellung  seiner  Bilder  in  Aus- 
sicht.   Aber  schon  der  jetzt  vorliegende  Anfangsteil  der  Arbeit  bietet  so  yid 


Pertz,  Die  Anwendung  der  Röntgenstrahlen  in  der  Chirurgie.  1117 

des  Interessanten  und  Wissenswerten,  dass  das  Studium  desselben  nur 
dringend  empfohlen  werden  kann.  Eine  eingehendere  Würdigung  wird  indes 
erst  nach  Abschluss  der  Untersuchungen  möglich  sein.  Haim  (83)  berichtet 
über  die  bei  akutem  Gelenkrheumatismus  auftretenden  Enochenveränderungen. 
Elr  sah  schon  in  den  ersten  Tagen  eine  diffuse  Aufhellung  der  Knochen,  Ver- 
wischung der  Struktur-  und  Konturzeichnung  der  spongiösen  Gelenkenden. 
Hieraus  muss  auf  ein  Übergreifen  des  entzündlichen  Prozesses  schon  in  den 
ersten  Tagen  der  Erkrankung  auf  die  Gelenkenden  geschlossen  werden.  Die 
radiographischen  Veränderungen  sind  die  Folgen  von  einer  akuten  Erweichung, 
Hyperämie  und  Schwellung  der  Gelenkenden:  Ostitis  der  Epiphysen,  Ähn- 
liche Bilder  erhielt  Kienböck  (113)  bei  gonorrhoischer  Arthritis  und  be- 
zeichnet sie  als  ;,  akute  Knochenatrophie  ^.  Es  kommt  zu  einer  Aufhellung 
des  Schattens  und  Verschwommenheit  der  Kontur-  und  Strukturzeicbnung,  die 
zuerst  herdweise,  unregelmässig,  später  diffus  auftritt.  Es  handelt  sich  um 
bedeutende  Resorption  der  Kalksalze.  Eine  eingehende  Beschreibung  eines 
Präparates  von  Kniegelenkstuberkulose  bringt  Ludloff  (134).  Die  Röntgeno- 
graphie  ergab  einen  bobnengrossen  Herd  an  der  Knochenknorpelgrenze  des 
Condylus  medialis.  In  diesem  Herd  waren  sämtliche  Bälkchen  gleichsam  aus- 
radiert. An  dieser  Stelle  konnte  man  nicht  nur  die  degenerativen,  sondern 
auch  regenerative  Veränderungen  studieren.  Zu  berücksichtigen  ist  hierbei, 
dass  an  dieser  Stelle  gerade  die  Vasa  nutritia  in  den  Knochen  eintreten.  Als 
cbarakteristische  Merkmale  der  Knietuberkulose  bei  Kindern  von  3 — 7  Jahren 
sind  folgende  Angaben  wertvoll:  1.  Verminderung  oder  Vernichtung  der  Pro- 
tnberanzen  an  der  Knocbenknorpelgrenze,  besonders  des  Condylus  internus, 
Auftreten    von    Rauhigkeiten    an    der   Knochenknorpelgrenze   im    7.    Jahre; 

2.  zapfenförmige    Knochenneubildung    an    der    Unterfläche    der    Kondylen; 

3.  Vergrösserung  der  knöchernen  oder  verknöcherten  Teile  der  Kondylen,  der 
Patella,  der  Tibia  und  des  Fibularköpfchens,  welche  wie  aufgeblasen  er- 
scheinen ;  4.  Vergrösserung  des  Epiphysenfleckes  und  grössere  Durchlässigkeit 
für  Röntgenstrahlen. 

An  der  Hand  von  vier  Fällen  bespricht  Köhler  (118)  die  Differential- 
diagnose zwischen  Lues,  Tuberkulose  und  Arteriosklerose.  Die  aus  früheren 
Arbeiten  bekannten  ossifizierende  und  rarefizierende  Periostitis  und  gummös- 
osteomyelitischen Prozesse  fand  er  auch  bei  seinem  ersten  Falle.  Die  übrigen 
Fälle  boten  radiologisch  nicht  so  typische  Befunde,  um  die  sichere  Diagnose 
Lfues  stellen  zu  können.  Während  bei  zweien  die  sonstigen  Befunde  datür 
sprachen,  lässt  Verf.  bei  dem  dritten  Falle  die  Diagnose  zwischen  Arterio- 
sklerose oder  Lues  offen.  In  einer  weiteren  Arbeit  desselben  Verfs.  (117)  be- 
schreibt er  die  Röntgenbefunde,  welche  bei  Osteoarthritis  deformans  zu  finden 
sind.  Er  weist  besonders  auf  die  charakteristischen  Veränderungen  des  Proc. 
styloideus  ulnae  hin,  der  an  seinem  Ende  eine  breite,  durch  eine  dem  Tri- 
quetrum  parallele  Linie  begrenzte  Fläche  darstellt,  offenbar  eine  Abschleifung 
der  beiden  Knochen  gegeneinander.  Ferner  ist  eine  Deformation  des  Radius- 
köpfchens im  Sinne  der  Hypertrophie  vorhanden,  wobei  häufig  auch  eine  Nach- 
giebigkeit gegenüber  der  Eminentia  capitata  des  Hamerus  auftritt. 

Folgezustände  einer  ausgeheilten  Kniegelenkstuberkulose  bildet  Eijk- 
man  (51)  ab,  ohne  etwas  Neues  mitteilen  zu  können,  während  Hofmeister  (93) 
über  dieselbe  Erkrankung  an  der  Hand  zahlreicher  Röntgenaufnahmen  inter- 
essante Beobachtungen  über  die  Verkrümmungen  des  operierten  Beines  an- 
stellte.   Eine  Besprechung  der  Diagnose   der  Hüftgelenkserkrankungen  gibt 


1118  Jalireeb6richt  ffir  Ghimrgie.    n.  TeiL 

Immelmann  (104),  wobei  er  der  Ansicht  Ausdruck  verleiht,  dass  dieV«- 
biegung  des  Schenkelhalses  auf  rachitischer  Erkrankung  beruhe,  ab^  nidit 
auf  einer  Schenkelhalsfraktur.  Mit  den  entzündlichen  Erkrankungen  der  Wirbel- 
säule beschäftigten  sich  Graetzer  (74)  und  Müller  (161);  es  gelang  letz- 
terem nicht,  bei  einem  220  Pfund  schweren  Patienten  ein  positives  Resultat 
zu  erzielen. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zu  den  Geschwülsten  der  Knochen,  so  haben  drei 
Autoren  Arbeiten  über  die  kartilaginären  Exostosen  geliefert  Grünfeld  (76) 
konnte  durch  das  Röntgenbild  eine  grössere  Anzahl  palpatorisch  nicht  feststeD- 
barer  Exostosen  nachweisen.  Kienböck(lll,  115)  beschreibt  eingehend  seine 
Ergebnisse  bei  Untersuchung  von  neun  Fällen  mit  multiplen,  kartilaginären 
Exostosen.  Die  Spongiosa  geht  in  die  Spongiosa  der  Diaphyse  über;  sie  ist 
bedeckt  von  einer  dichten,  unregelmässig  verdickten  Compacta,  die  wiederum 
durch  eine  helle  Zone,  den  hyalinen  Knorpelüberzug,  von  der  Umgebung  ge- 
trennt ist.  Ihr  Sitz  ist  regelmässig  in  der  Nähe  der  Epiphysenlinie  und  zwar 
in  dem  Teil,  welcher  das  stärkste  Wachstum  zeigt.  So  sitzen  sie  am  Vorder- 
arm und  am  Oberschenkel  im  distalen  Epiphysenabschnitte,  am  Unterschenkd 
und  am  Oberarm  im  proximalen.  Daneben  finden  sich  bedeutende  Verkürzungen, 
besonders  der  Phalangen  und  Metakarpen  resp.  Metatarsen  oder  bei  den  langoi 
Röhrenknochen  charakteristische  Verkrümmungen  und  Verbiegungen  der  Ge- 
lenke. Die  betroffenen  Skeletteile  selbst  zeigen  hochgradige  Veränderungen  in 
ihrer  Struktur.  Das  ganze  Ende  der  Diaphyse  ist  spindlig  verdickt  und  diffus 
aufgetrieben  bis  zur  Gelenkfläche ;  letztere  ist  meistens  nicht  deformiert.  Da- 
bei ist  die  Kortikalis  verdünnt,  die  Spongiosa  weitmaschiger.  Verf.  schlagt  für 
diese,  das  ganze  Skelett  betreffende  chondrale  Dysplasie  den  Namen  „Exostosen- 
dysplasie^'  vor.  In  gleich  ausführlicher  Weise  bespricht  Kienböck  (114)  die 
radiographische  Anatomie  des  traumatischen  intramuskulären  Osteoms  an  der 
Hand  von  8  neuen  Fällen. 

Beck  (12)  bespricht  die  Differentialdiagnose  zwischen  Cyste  und  Tumor 
der  Röhrenknochen.  Er  verlangt  bei  einer  Cyste :  Regelmässigkeit  der  dünnoi 
Kortikalis ;  die  Höhle  selbst  soll  absolut  durchsichtig  sein ;  die  Konturen  der 
Höhle  müssen  regelmässig  sein  und  parallel  zur  Corticalis  stehen,  y.  Berg- 
mann (18)  weist  auf  die  Möglichkeit  der  Verwechslung  der  epiphysaren  Ge- 
schwülste mit  Tumor  albus  hin,  während  zentrale  Sarkome  mit  Osteomyelitis 
verwechselt  werden  können.  Für  Cysten  ist  charakteristisch,  dass  sie  an  der 
Epiphyse  Halt  machen,  Tumoren  tun  dies  nicht;  solche  Cysten  sind  teilweise 
von  einem  riesenzellenhaltigen  Geschwulstgewebe  umgeben,  teilweise  ohne  solche 
Begrenzung,  sie  liegen  dicht  an  der  Epiphyse,  erreichen  aber  den  Epiphysen- 
knorpel  nicht.  Auf  dem  Röntgenbilde  sieht  man  hellere  und  dunklere  Kreise 
Bei  in  der  Diaphyse  sitzenden  Tumoren  bringt  die  Röntgenuntersuchang  keine 
Entscheidung.  Zwecks  Unterscheidung  der  scharf  gegen  die  Umgebung  ab- 
gegrenzten oder  der  diffusen  Riesenzellensarkome  ist  das  Röntgenbild  Yon  Vor- 
teil, "wie  L  es  sing  (125)  mitteilt.  Auch  Tumoren  der  Stirnhöhlen  sind  nach- 
weisbar durch  die  Röntgenstrahlen. 

Birch-Hirschfeld  (22)  berichtet  über  ein  Osteom  dieser  Gegend.  Es 
zeigte  sich  ein  scharfbegrenzter  Schatten,  welcher  der  Stirnhöhle  angehörte, 
aber  von  der  vorderen  Wand  derselben  durch  einen  schmalen  Spalt  geschieden 
war.  Derselbe  reichte  bis  über  die  Medianlinie  nach  der  anderen  Seite  und 
sandte  einen  Fortsatz  in  die  Orbita,  wodurch  der  Bulbus  nach  aussei  ge- 
drängt wurde.    Dieser  Befund  Hess  den,  wie  die  Operation  ergab,  berechtigtes 


Pertz»  Die  Anwendang  der  Röntgenstrahlen  in  der  Chirurgie.  1119 

Schluss  zu,  dass  ein  Hantknochenlappen  aus  dem  Stirnbein  freien  Zugang 
schaffen  würde.  In  ähnlicher  Weise  können  vor  einer  Operation  auch  wich- 
tige Beziehungen  zwischen  Stirnhöhle  und  Siebbein  festgestellt  werden,  die 
von  entscheidendem  Einflüsse  auf  die  Operationsmethode  sind.  Auch  retro- 
bulbäre Erkrankungen  geben  charakteristische  Bilder,  wie  Franke  (61)  an 
einem  Falle  nachweist. 

Besonders  wertvoll  ist  die  Röntgenuntersuchung  bei  Mediastinaltumoren 
nach  einer  Arbeit  de  la  Camps  (28),  wenn  in  verschiedenen  Durchmessern 
die  Strahlen  einfallen.  Es  ist  dabei  auf  Pulsation  zu  achten,  die  sicher  zu 
erkennen  nicht  so  leicht  ist.  Für  den  Ausgangspunkt  hat  die  Röntgenunter- 
suchung keine  Bedeutung. 

Über  die  Darstellbarkeit  der  Weichteile  liegt  eine  Arbeit  von  Lynn 
Thomas  (137)  vor.  Es  wird  hier  eine  Photographie  publiziert  eines  Fusses 
nach  Tenotomie  der  Achillessehne,  auf  der  man  die  auseinandergewichenen 
Sehnenstümpfe  sehr  gut  sieht.  Kleinere  Sehnen  dürften  aber  doch  nach  An- 
sicht des  Ref.  keinen  so  intensiven  Schatten  werfen,  um  eine  eventuelle  Kon- 
tinuitätstrennung zu  sehen.  Die  grösseren  Sehnen,  wie  Quadriceps,  Triceps- 
sehne  und  das  Lig.  patellare  inferior  sind  sichtbar. 

Ein  dankbares  Feld  bieten  für  die  Röntgenuntersuchung  die  Deformitäten. 
Banzi  (177)  beschreibt  zwei  Fälle  mit  Halsrippen,  bei  denen  eine  Verbindung 
der  Halsrippe  mit  der  ersten  Rippe  durch  einen  rechtwinklig  ansetzenden, 
*/i  cm  langen  Knochenfortsatz  bestand.  Haberer  (77)  fand  bei  einer  Polydak- 
tylie auch  eine  Verdoppelung  des  Os  cuneiforme  ausser  der  Verdoppelung  aller 
Phalangen  und  des  Metatarsalknochens.  Wagner  (224)  liefert  einen  Beitrag 
zur  Kenntnis  der  Brachydaktylie.  Kiwull  (116)  beschreibt  einen  Patienten 
mit  einer  mangelhaften  Entwickelung  des  Humerus  nebst  fester  knöcherner 
Yerwachsung  desselben  mit  dem  Vorderarme.  An  Stelle  des  Radius  und  der 
TJIna  findet  sich  eine  Knochenplatte,  die  als  Verschmelzung  eines  rudimentären 
Radius  mit  einer  rudimentären  Ulna  anzusehen  ist.  Die  rechte  Hand  zeigt 
normale  Knochenverhältnisse,  abgesehen  von  einer  abnormen  Kleinheit.  Charak- 
teristische Röntgenbilder  von  kongenitalen  Hüftgelenksluxationen  bringt  die 
Ufonographie  von  Narath  (162).  Joachimsthal  (105)  fand  bei  der  Röntgen- 
stafnahme  eines  Kindes  eine  so  hochgradige  Verkürzung  des  Oberschenkels, 
lass  ein  angeborener  Defekt  angenommen  wurde.  Bei  späteren  Aufnahmen 
^rgab  sich  jedoch  ein  viel  grösserer  Teil  des  Oberschenkels  als  vorhanden  in- 
folge der  verspätet  eingetretenen  Ossifikation.  In  einer  ausführlichen  Studie 
iber  den  anatomischen  und  statischen  Bau  des  normalen  Fusses  und  des  Platt- 
'nsses  hat  Engels  (53)  sich  hauptsächlich  des  Röntgenverfahrens  bedient: 
L .  zur  Darstellung  der  Spongiosazüge  und  2.  zur  Bestimmung  der  gegenseitigen 
^jagerungsverhältnisse  der  Fussknochen  bei  unbelastetem  und  belastetem  Fusse. 
Zwecks  Gleichmässigkeit  der  Resultate  gibt  er  zwei  Apparate  an,  die  es  er- 
gaben, den  belasteten  Fuss  von  oben  immer  in  genau  derselben  Stellung  zu 
öntgenographieren  und  auch  seitliche  Aufnahmen  des  belasteten  Fusses  eben- 
alls  in  völlig  übereinstimmender  Stellung  bei  verschiedenen  Individuen  her- 
ostellen.  In  einem  Anhange  werden  diese  beiden  Apparate  genau  durch 
kizzen  erläutert.  Sie  sind  in  der  Tat  einfach  und  zweckmässig,  besonders 
ärfte  sich  die  seitliche  Aufnahme  mit  genannter  Vorrichtung  als  Grundlage 
är  weitere  Vergleichsaufnahmen  empfehlen. 

£s  erübrigt  noch  die  Veröffentlichungen  zu  besprechen,  welche  sich  mit 
er    therapeutischen  Anwendung   der  Röntgenstrahlen  beschäftigen.     Es  ist 


1120  Jabresberidit  fttr  Ghinurgie.    IL  Tefl. 

DAtürlich,  dass  eine  fast  unübersehbare  Zahl  solcher  Mitteilungen  erschiciia 
ist.  Dieselben  haben  bis  auf  wenige  nur  einen  kasuistischen  Wert,  inden 
Einzelfalle  veröffentlicht  werden,  bei  denen  die  Röntgenstrahlen  günstig  oder 
ungünstig  gewirkt  haben.  Solche  kein  weiteres  Interesse  bietende  Arbeita 
sind  nicht  eingehend  referiert  worden,  weil  num  zum  grössten  Teü  sdioi 
allein  aus  dem  Titel  das  wesentliche  des  Inhalts  erfahrt.  Ebenso  sind  Im 
auf  das  von  auswärts  eingesandte  Referat  einer  Mitteilung  über  die  Wirbog 
der  Becquerelstrahlen  sämtliche  über  dieses  Thema  erschienenen  Abhandlmipi 
nicht  berücksichtigt  worden  aus  dem  Grunde,  weil  einmal  diese  Th^apie  ski 
noch  im  Stadium  des  Experimentes  bewegt,  weil  zweitens  von  einer  Illg^ 
meineren  Anwendung  infolge  der  Schwierigkeit  der  Beschaffung  des  Ebui> 
tionskörpers  noch  nicht  die  Rede  sein  kann  und  weil  schliesslidi  drittens 
irgendwelche  nennenswerte  Fortschritte  für  die  Chirurgie  bisher  nicht  errekh 
wurden.  Aus  ähnlichen  Gründen  glaubte  Ref.  auch  die  sonst  therapeutisA 
ai^ewandten  Methoden,  wie  die  Hochfrequenzströme,  das  gewöbnlicke  ind 
konzentrierte  Sonnenlicht,  das  Glühlicht,  das  gewöhnliche  und  konzentrierte 
Bogenlicht,  das  Funkenlicht,  das  Glimmlicht,  die  fluoreszierenden  und  ph» 
phoreszierenden  Substanzen  und  schliesslich  die  Ghromotherapie  ausser  uk 
lassen  zu  dürfen,  denn  entweder  ist  diese  Therapie  nur  auf  ein  spezielles  Ge- 
biet anwendbar,  welches  der  Chirurgie  femer  steht,  wie  die  FinsenbehandluBg 
des  Lupus,  oder  sie  wird  erst  seit  so  kurzer  Zeit  wissenschaftlich  verwertet 
dass  hervorragende  Erfolge  bis  jetzt  noch  nicht  'erreicht  werden  konnteo. 

Drei  Arbeiten  beschäftigen  sich  mit  einer  Zusammenstellung  der  Ait 
der  Anwendung  und  der  Erfolge  der  therapeutischen  Verwertung  der  Röntg» 
strahlen.  Die  techniche  Seite  bespricht  Schürmayer  (193)  m  einer  il(t» 
graphie.  Seine  Ausführungen  sind  besonders  für  angehende  Radiotherapent« 
verwertbar,  dürften  jedoch  durch  eines  der  eingangs  erwähnten  Lehrbickr 
überholt  worden  sein.  Scholz  (192)  und  Schmidt  (189)  geben  kurze  Zi- 
sammenfassungen  über  den  heutigen  Stand  der  Radiotherapie  ohne  weseotiid 
Neues  zu  bringen.  Das  grösste  und  eingehendste  Werk  hat  Freund  (63)  er- 
scheinen lassen.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  bei  einem  so  jusgoi 
Gebiet  die  in  dem  Grundriss  aufgestellten  Regeln  nicht  unumstösslich  sind, 
doch  haben  sie  den  Vorteil,  dass  einem  mit  der  Radiotherapie  nicht  Veitraatei 
eine  sichere  Handhabe  geboten  wird,  seine  Versuche  zu  beginnen,  ohne  Ge- 
fahr zu  laufen,  mit  Verschwendung  von  Zeit  und  Geld  od^r  gar  mit  SchiA- 
gung  der  Gesundheit  seiner  Patienten  rechnen  zu  müssen.  Freund  beginnt 
mit  den  einfachsten  Regehi  der  Elektrizitätalehre ,  bespricht  dann  die  not- 
wendigen Apparate,  wobei  die  neuesten  Konstruktionen  der  Indnktoriet  oni 
Unterbrecher  beriicksichtigt  sind  und  wendet  sich  zunächst  zur  BehandlBog 
mit  Hochfrequenzströmen,  welches  Kapitel  Ref.  hier  ebenso  wie  die  spitara 
Kapitel  über  die  Becquerelstrahlen  und  die  Phototherapie  aus  den  oben  » 
geführten  Gründen  ausser  Bereich  der  Betrachtung  lässt.  Als  dritter  Ab- 
schnitt, welcher  auch  äusserlich  den  grössten  Raum  einnimmt,  folgt  die  Be- 
handlung mit  X-Strahlen.  Zuerst  berichtet  Freund  über  die  EDtstebug 
und  Eigenschaften  der  Kathoden-  und  Röntgenstrahlen,  um  nach  EikUffBOg 
der  verschiedenen  Röhrentypen  praktische  Ratschläge  für  eine  passende  In- 
stallation zwecks  therapeutischer  Verwendung  anzuschliessen.  Der  Entvicb- 
lung  dieser  therapeutischen  Anwendung  ist  das  folgende  Kapitel  gewidioet 
welches  vor  allem  zum  ersten  Male  in  erschöpfender  Zusammensteliong  ukI 
bester  ÜbersichtUchkeit  die  ersten  Versuche  und  Entdeckungen  Mögt   Mit 


Pertz»  Die  Anwdndnng  der  Röntgenstrahlen  in  der  Ghirargie.  1121 

Recht  betont  Verf.,  dass  eine  Wirkung  anch  ohne  nennenswerte  Reaktion  der 
bestrahlten  Partie  eintreten  kann.  Die  Methode  der  Anwendung  der  Strahlen 
schildert  Verf.  eingehend  und  befürwortet,  mit  einer  weichen  Röhre  bei  IV« 
bis  3  Ampere  Stromstärke  in  einer  Entfernung  von  ca.  10  cm  5  Minuten 
lang  zu  belichten,  so  lange,  bis  der  therapeutische  Erfolg,  d.  i.  die  ersten 
Zeichen  der  Reaktion  (Turgeszenz  der  Haut,  Änderungen  in  der  Pigmentation 
der  Hautgebilde,  Erythem,  Haarlockerungen  und  subjektive  Symptome),  sich 
einstellt.  Dabei  empfiehlt  er  eine  kurze  Probebestrahlung  bei  jedem  neu  ein- 
tretenden Falle,  um  eine  eventuelle  grössere  Empfindlichkeit  zu  erkennen. 
Eine  Beschreibung  seiner  Schutzvorrichtungen  für  den  Patienten  schliesst 
diesen  Teil  ab,  indem  er  zuletzt  noch  betont,  dass  Schutzmassregeln  für  den 
Radiotherapeuten  selbst  überflüssig  sind.  Unter  den  Indikationen  ist  für  den 
Chirurgen  interessant  ausser  den  Hautkrankheiten  im  engeren  Sinne  das  Ulcus 
rodens  angeführt  zu  finden.  Über  den  Lupus  berichtet  Freund  von  mehreren 
Dauerheilungen,  gibt  aber  doch  der  Finsenbehandlung  den  Vorzug.  Das 
Ulcus  rodens  soll  nur  dann  mit  Röntgenstrahlen  behandelt  werden,  wenn  noch 
keine  Infiltration  der  regionären  Lymphdrüsen  vorhanden  ist.  Als  wirksames 
Agens  dieser  Therapie  fasst  Freund  die  X-Strahlen  selbst,  sowie  die  Ent- 
ladungen der  an  der  Röhrenoberfläche  angesammelten  Spannungselektrizität 
auf.  Dieselben  könnten,  wie  Verf.  als  möglich  hinstellt,  sich  in  fluoreszenz- 
fahigen  Bestandteilen  der  Gewebe  in  Fluoreszenzlicht  umsetzen,  wodurch  erst 
die  chemischen  Veränderungen  in  den  Geweben  hervorgebracht  würden.  In 
dieser  Beziehung  schienen  ihm  die  leim  gebendenden  Gewebe  eine  Verwandt- 
schaft mit  der  Bromsilberg elat ine  zu  besitzen I  Den  Schluss  der  Abhand- 
lung macht  ein  Kapitel  über  die  Röntgenstrahlendermatitis ,  deren  klinische 
Erscheinungen  besprochen  und  dann  histologische  Untersuchungen  angeschlossen 
werden,  ohne  dass  hier  neue  Tatsachen  vorgebracht  werden  könnten.  Bei  der 
Behandlung  der  schweren  Rontgenulzera  redet  Freund  derjenigen  mittelst 
strahlender  Wärme  durch  100  kerzige  Glühlampen  das  Wort,  wodurch  sowo'hl 
das  lästige  Jucken  beseitigt,  wie  auch  die  Überhäutung  ganz  auffallend  schnell 
in  Gang  gebracht  wurde.  Hartnäckige  Ulzera  sollen  dagegen  recht  tief  und 
gründUch  exzidiert  und  die  Defekte  plastisch  gedeckt  werden.  In  einem  kleinen 
Nachtrag  wird  noch  das  Chromoradiometer  von  Holzknecht  erwähnt. 

Dasselbe  Kapitel  behandelt  auch  Stre bei  (205)  in  kurz  gefasster  Form. 
Er  beginnt  mit  einer  ausführlicheren  Besprechung  des  Nutzens  und  der 
praktischen  Verwertung  des  Chromoradiometers ,  welches  er  für  äusserst 
praktisch  erklärt.  Die  Wirkungen  der  Röntgenstrahlen  teilt  er  ebenfalls  in 
vier  Stadien  ein,  betont  dabei  aber  besonders,  dass  man  auf  viele  Abweichungen 
der  Dermatitis  von  der  Regel  gefasst  sein  muss.  Eine  Probebestrahlung  hält 
er  für  ^antiquiert^,  da  das  Chromoradiometer  alle  Sicherheit  bietet'.  Es  folgt 
eine  Besprechung  der  verschiedenen  Dosierungsmethoden.  Die  Methoden  von 
Kienböck  (vier  verschiedene  Arten),  von  Freund^  Scholtz,  Lion  und 
Quelin  sind  beschrieben  und  es  wird  eine  Methode  von  Stre  bei  noch  hinzu- 
gefügt. Weiches  Rohr  auf  25  cm  Abstand  10  Min.  lang,  um  sich  möglichst 
rasch  der  Reaktion  zu  nähern,  die  weiteren  Sitzungen  geschehen  entweder  mit 
hartem  Rohr  10 — 15  Min.  lang  auf  gleiche  Distanz,  täglich  bis  zweitäglich 
unter  Kontrolle  des  Chromoradiometers  so  lange,  bis  die  gewünschte  Verfär- 
bung der  Reagenzkörper  erreicht  ist  oder  mit  massig  weichem  Rohr  auf  etwa 
50  cm  Entfernung  unter  gleichen  Bedingungen.  Dann  wird  ausgesetzt,  um 
eventuelle  Reaktion  abzuwarten.    Tritt  diese  nicht  ein,  wird  mit  hartem  Rohr 

JahreAberieht  fQr  Chirurgie  1903.  71 


1122  Jabrosbericht  fOr  Chimrfia.    IL  TeQ. 

auf  25  cm,  mit  weichem  Rohr  auf  60  cm  weiierbestraUt.  Sehr  wichtig  ist 
der  ausgedehnteste  Bleischutz.  Von  der  nun  folgenden  Besprechung  der  mit 
X-Strahlen  zu  behandelnden  einzelnen  Affektionen  interessiert  hier  am  meistefi 
die  Behandlung  des  Karzinoms. 

Verf.  vertritt  den  Standpunkt,  dass  es  heute  nicht  mehr  als  nnwistea- 
schaftlich  gelten  darf,  wenn  man  die  Behandlung  eines  Karzinoms  oder  Sa^ 
koms  mit  Röntgenstrahlen  unternimmt,  besonders  in  Fällen,  wo  das 
Messer  des  Chirurgen  bereits  versagt  hat. 

Holzknecht  (95)  teilt  mit,  dass  in  einzelnen  Fällen  sdir  bald  sack 
Bestrahlung  mit  harten  Röhren  eine  Vorreaktion  eintrete,  wie  Rötung,  leicht« 
Brennen  und  Hyperästhesie.  Sie  dient  zur  Verstärkung  der  viel  spater 
einsetzenden  Reaktion.  Holzknecht  vermutet,  dass  es  sich  um  Wirkoag 
von  bis  jetzt  unbekannten  Strahlen  handelt.  Femer  teilt  derselbe  Autor  (96) 
vier  Fälle  mit,  bei  denen  er  nach  der  eingetretenen  Röntgendermatitis  gm 
Allgemeinerkrankung  mit  hohem  Fieber  auftreten  sah,  das  abends  remittierte; 
zuweilen  zeigte  sich  auch  ein  papulöses  Exanthem  mit  Desquam^ttiou.  Er  glaiilit 
an  einen  toxämischen  Ursprung.  Leviseur  (126)  beschreibt  als  Folgen  einer 
länger  dauernden  Bestrahlung  der  Mägel  mit  Röntgenstrahlen  BraunfarboBg, 
Rauhigkeiten,  Längs-  und  Querfurchung  derselben,  an  welche  Erscheinusp 
sich  sekundäre  Paronychien  anschliessen  können.  Wird  das  schädliche  Ago» 
entfernt ,  so  zeigt  sich  Heilungstendenz.  Über  die  Röntgendermatitis  wurde 
eine  Inauguraldissertation  von  Hu  hm  an  n  (101)  veröffentlicht,  welche  zvei 
neue  Fälle  den  bisher  bekannten  hinzufügt.  Beide  zeigen  recht  schwere  Ulzen- 
tionen,  welche  zur  Heilung  lange  Zeit  erforderten.  Der  Grund  fiir  die  6«- 
schwürsbildung  lag  beide  Male  in  zu  häufiger  diagnostischer  AnwendoDg  der 
X-Strahlen.  Die  kleine  Arbeit  führt  noch  die  verschiedenen  Theorien  über 
die  Ursache  der  Einwirkung,  die  Art  derselben  und  die  Therapie  in  solcbee 
Fällen  an.  Wie  hartnäckig  solche  Dermaütiden  sein  können ,  zeigt  m  Fal 
von  Matzenauer  (143),  der  einen  Knaben  mit  Psoriasis  vulgaris  demon- 
strieren konnte,  bei  dem  seit  IV»  Jahren  eine  ausgedehnte  Dermatitis  des 
ganzen  Kopfes  besteht.  Am  Rücken  sind  Residuen  einer  solchen  in  Gestalt 
von  ausgedehnten,  hellroten  Gefassektasien  mit  dazwischen  liegenden,  nvhig 
atrophischen  Stellen  zu  sehen.  Noch  unglücklichere  Folgen  beschreibt  Ti o- 
Edged  Sword  (219).  Es  entwickelte  sich  auf  einer  Röntgenverbramuogs- 
narbe  ein  Karzinom  und  ein  Röntenulcus  am  Unterschenkel  zeigte  TeDdoi 
zur  Malignität,  so  dass  amputiert  werden  musste.  Bei  einem  Arbeiter,  welcbei 
mit  Anfertigung  von  Röntgenröhren  beschäftigt  war,  sah  Sick  (197)  sä 
langem  bestehende  starke  Veränderungen  der  Haut,  wie  Rauhigkeiten,  Bisse, 
Pigmentierungen  an  den  Armen,  am  Hals  und  Gesicht  und  starken  Haaraos- 
fall.  Auf  dem  rechten  Handrücken  bestand  seit  Jahren  ein  Ulcus,  das  tiotz 
Behandlung  nicht  heilte.  Die  Grösse  betrug  3  Quadratzentimeter,  es  war  übsr 
das  Niveau  erhaben,  pilzförmig,  die  Kubitaldrüsen  frei.  Exzision,  Naht,  Hei- 
lung. Der  mikroskopische  Befund  ergab  ein  Kankroid  der  Haut  out  kleioeo 
Krebsknoten  in  der  Cutis.  Über  die  pathologisch-histologischen  Yeräadenis^ 
der  Gewebe  bei  diesen  Nekrosen  berichtet  EUis  (52)  an  der  Hand  yod  w 
Fällen.  Es  fanden  sich  Nekrose  des  Parenchyms  und  Stromas,  Vermehraflg 
des  elastischen  Gewebes,  homogene  Ablagerungen  in  den  Blutgefässen,  aber 
keine  kleinzellige  Infiltration. 

Über  den  therapeutischen  Wert  der  ^Röntgenstrahlen  bei  den  äoselnei 
Affektionen   be8t.ehen  eine  grosse  Zahl  von  Veröffentlichungen  von  Einzdbe- 


Pertz,  Die  Anwendung  der  RSotgenstrahlen  in  der  Chirurgie.  1123 

obachtnngen,  von  deBen  die  wichtigsten  folgen  mögen.  Keinen  günstigen  Ein- 
flnss  der  X- Strahlen  sah  Gamlen  (66)  bei  einem  Epitheliom  der  Zmige. 
Geheilt  wurde  von  Riehl  (178)  ein  Fall  von  Mycosis  fungoides,  von  Fittig  (58) 
ein  solcher  mit  Rhinosklerom.  Bei  Rhinophyma  wandte  Strebel  (204)  eine 
sehr  energische  Bestrahlung  an,  so  dass  eine  ausgedehnte  Dermatitis  entstand. 
Nach  Abheilung  derselben  war  das  Resultat  ein  ausgezeichnetes.  Bei  der 
seltenen  Afifektion  Acne  follicularis  necroticans  der  Oberlippe  erzielte  Schiff 
(187)  nach  20  Sitzungen  Heilung.  Uli  mann  (220)  sah  bei  einer  Ganities 
praematura,  dass  dunkel  gefärbte  Haare  nachwuchsen.  Morton  (168)  be- 
strahlte einen  Karbunkel  mit  dem  Erfolg,  dass  die  Erweichung  rascher  ein- 
getreten sein  soll,  so  dass  der  Durchbruch  spontan  erfolgte.  Ref.  glaubt 
trotzdem,  dass  sich  die  Inzision  mehr  empfiehlt  Sehr  viele  Sitzungen  wandte 
Nobel  (167)  bei  Lupus  erythematodes  an.  Er  belichtete  je  5 — 10  Minuten 
lang,  im  ganzen  113  mal.  Die  lupösen  Stellen  verschwanden  zwar,  dafür  gab 
es  tiefe  Narbenbildung  und  Ulzerationen.  Er  hält  die  Röntgenbehandlung 
bei  dieser  Affektion  nicht  für  angebracht,  weil  die  X-Strahlen  eine  entzünd- 
liche Oefässreizung  hervorrufen  und  bei  obiger  Krankheit  ebenfalls  eine  ent- 
zündliche Gefässveränderung  besteht.  Die  glänzendsten  Erfolge  will  Childs  (30) 
haben.  Ein  Epitheliom  des  Nasenflügels  wurde  geheilt  einmal  in  42,  das 
andere  Mal  in  30  Sitzungen,  Lupus  erythematodes  an  Nase  und  Oberlippe  in 
26  Sitzungen,  chronisches  Ekzem  in  8  Sitzungen;  tuberkulöse  Halsdrüsen 
wurden  unter  Röntgenlicht  gegen  den  Sommer  besser!  Das  geschieht  hier  in 
Freiburg  auch  ohne  Röntgenlicht  t  Lungentuberkulose  beider  Spitzen  mit  Tuberkel- 
bazillen im  Sputum  wird  von  Childs  geheilt  mit  76  Sitzungen;  Hodgkin  sehe 
Krankheit  bessert  sich  unter  Röntgenbehandlung.     Relata  refero  I 

Die  so  ausserordentlich  wichtige  Frage  können  wir  durch  die  Röntgen- 
strahlen das  Wachstum  maligner  Tumoren  verhindern,  beschäftigte  naturgemäss 
in  ausgedehntestem  Masse  die  Chirurgen.  Eine  Klärung  ist  noch  nicht  er- 
reicht, wie  ein  Blick  auf  die  Literatur  zeigt,  wo  „völlige  Heilungen^  neben 
gänzlichen  Misserfolgen  mitgeteilt  werden.  In  einer  statistischen  Zusammen- 
stellung rechnet  Allen  (5)  50 7o  Heilungen  der  Karzinome  und  25®/o  Besse- 
rungen heraus.  Allerdings  umfasst  sein  Material  nur  47  Fälle,  von  denen 
denonach  etwa  23  geheilt  und  12  gebessert  wären.  Dagegen  beurteilt  Hol- 
ding (94)  die  Röntgentherapie  bedeutend  weniger  günstig,  indem  er  nur  von 
einem  „verhältnismässigen  Erfolge^  bei  mehreren  Karzinomen  spricht  und  das 
„völlig  geheilt*'  der  anderen  Autoren  sehr  skeptisch  aufiFasst.  Was  die  Art 
der  Applikation  der  Strahlen  anbelangt,  so  schlägt  Morton  (160)  vor,  3—4  mal 
wöchentlich  15 — 20  Minuten  lang  zu  belichten  unter  Schutz  nur  für  Haare 
und  Augen.  Für  wesentlich  erklärt  er  es  in  verschiedenen  Strahlenrichtungen 
einzuwirken,  also  z.  B.  von  vom  nach  hinten  und  dann  umgekehrt.  Im  Gegen- 
satz zu  anderen  fürchtet  er  die  Bildung  eines  Geschwüres.  Cleaves  (32) 
nähert  die  Röhre  möglichst  der  zu  bestrahlenden  Partie  und  hat  sich  deshalb 
Röhren  anfertigen  lassen,  welche  in  die  natürlichen  KörperöflFnungen,  wie  Mast- 
darm, Scheide,  Blase,  Uterus  eingeführt  werden.  Auf  diese  Weise  heilte  er 
ein  Uteruskarzinom  bei  vaginaler  Applikation.  Ausser  der  Strahlenwirkung 
möchte  Massey  (142)  der  Behandlung  noch  die  Kataphorese  hinzugefügt 
wissen.  Lassar  (122)  rät  grosse  Vorsicht  bei  der  Behandlung  an,  nicht 
mehr  wie  2 — 2,5  Ampere  und  15  Minuten  Dauer.  Er  ist  sehr  skeptisch  in 
bezug  auf  den  Erfolg,  da  er  auch  Verschlimmerungen  eintreten  sah.  In  der 
sich  anschliessenden  Diskussion  betonte  v.  Bergmann:  1.  Die  Operation 

71* 


1124  Jahreebericht  fUr  Caurargie.    11.  TeiL 

ist  die  eigentliche  Behandlung   für  Kankroide.    2.  Bei  der  Ope- 
ration können  die  Drüsen  mitentfemt  werden. 

Dieser  Standpunkt  dürfte  wohl  für  den  praktischen  Chirurgen  auch  jetzt 
noch  der  einzig  richtige  sein.  Bei  einer  Erkrankung  so  ernsten  Charakters, 
wie  sie  das  Karzinom  darstellt,  ist  es  nicht  angängig,  erst  noch  Yersuche  und 
Experimente  anzustellen,  um  womöglich  die  beste  Zeit  unbenutzt  verstreichen 
zu  lassen.  Dieselbe  Ansicht  findet  sich  fast  in  allen  Arbeiten  wieder  ausge- 
sprochen ,  welche  von  Fachchirurgen  verfasst  sind.  Die  von  anderer  Seite. 
Dermatologen  hauptsächlich,  veröffentlichten  Erfahrungen  bringen  leider  häufig 
diesen  Standpunkt  nicht  genügend  zur  Geltung  und  huldigen  der  Verschlep- 
pungstherapie ,  was  die  Behandlung  mit  X-Strahlen  bei  operablen  Tumorai 
auch  jetzt  noch  immer  ist.  Durchaus  nicht  richtig  ist  es,  zu  behaupten,  vie 
Coley  (35)  tut,  dass  die  Röntgenstrahlen  auf  alle  Arten  maligner  Tumorai 
einen  hemmenden  Einfluss  ausübten;  glückUcherweise  will  er  die  Behandlung 
nur  bei  inoperablen  Geschwülsten  angewandt  wissen.  Eine  schmerzstilleDde 
Wirkung  scheint  man  jedoch  im  allgemeinen  erwarten  zu  dürfen.  BesondeR 
hebt  dies  Newcomet  (163)  hervor,  ohne  dass  sonst  Nebenwirkungen  aoai- 
genehmer  Art  auftraten,  während  van  Allen  (4)  Fieber  beobachtete.  And 
Schrumpfung  und  Nekrose  haben  die  meisten  Autoren  bei  ulzerierten  qbiI 
nicht  ulzerierten  malignen  Tumoren  gesehen.  Scully  (194)  sah  solcbe 
Schrumpfung  eines  Karzinoms  schon  nach  wenigen  Sitzungen  eintreten,  voruf 
bald  ein  schalenartiges  Abstossen  der  nekrotischen  Partie  und  Heilung  erfolgte. 
In  einem  anderen  Falle  trat  Yemarbung  ohne  Nekrose  ein.  „Geheilt"  bat 
Hyle  (103)  einen  Scirrhus  der  Brust,  sah  bei  rasch  wachsenden  Krebsen  aber 
keine  Besserung.  Dieses  sequesterähnliche  Abstossen  beschreibt  auch  Exner  (55^ 
Es  handelte  sich  um  3  inoperable  Mammakarzinome  und  ein  Melanosarkon 
mit  Metastasen.  Durch  eine  Sitzung  mit  einer  mittelweichen  Röhre  konnte 
er  eine  Beschränkung  der  Jauch ung  erreichen,  worauf  sich  eine  rein  gnm- 
lierende  Fläche  bildete  nach  Abstossung  eines  faustgrossen  Tumors.  Die  meta- 
statischen Melanosarkomknoten  verschwanden  zum  Teil. 

Hyde,  Montgomery  und  Ormsby  (102)  schreiben:  Da  eine  Idio- 
synkrasie gegen  X-Strahlen  offenbar  besteht,  muss  der  Beginn  der  Be- 
handlung mit  den  Strahlen  sehr  vorsichtig  ausgeführt  werden  und  sofort 
eine  Pause  eintreten,  sobald  sich  Bötung  oder  Pigmentation  zeigt.  Die  Effekte 
der  X-Strahlen  weichen  in  verschiedenen  Punkten  von  denen  des  Lidit« 
ab.  Bei  der  X-Strahlenbehandlung  erscheinen  die  Effekte  langsamer  in  ein, 
bis  zwei  oder  mehr  Wochen  nach  Behandlung ,  sie  dringen  tiefer  in  die  Ge- 
webe ein,  die  Haut  wird  durch  vorausgegangene  entzündliche  Reaktionen 
empfindlicher  gegen  die  Bestrahlung,  während  die  Belichtung  den  umgekehrtei 
Effekt  hat.  Die  Effekte  der  X-Strahlen  können  sich  über  Monate  ausdehne 
während  bei  der  Belichtung  die  definitiven  Resultate  sich  gewöhnlich  in  koner 
Zeit  zeigen.  Die  X-Strahlenbehandlung  oberflächlicher  Hautk&rzinome  hat 
immer  gute  Resultate  gegeben,  was  bei  tiefergreifenden  nicht  der  Fall  w»r. 
Die  harten  Ränder  der  Karzinome  werden  am  besten  mit  dem  scharf en  Löffel 
entfernt.  Wenn  tiefergreifende  Geschwülste  durch  die  Bestrahlung  nur  unToll- 
kommen  zerstört  werden  und  die  Umgebung  dabei  entzündlich  gereizt  wir4 
so  scheint  ein  rascheres  Wachstum  und  grössere  Neigung  zu  Metastasen  ein- 
zutreten. Bei  Lupus  gaben  Licht-  und  X-Strahlenbehandlung  gleich  guteResultatft 
Psoriasis  wird  durch  X-Strahlen  sehr  günstig  beeinflusst,  neigt  nach  Heihag 
aber  zu  Rezidiven,   die  dann  meist  leichter  der  Behandlung  weichen  als  die 


Pertz,  Die  Anwendung  der  Röntgenstrahlen  in  der  Chirurgie.  1125 

Eklten  primären  Affektionen.  Ansserdem  wurden  mit  X-Strahlen  erfolgreich 
behandelt  Hypertrichosis,  Akne,  Sykosis,  Keloide,  Ekzem  nnd  Intertrigo,  Blasto- 
DQycosis  cutanea  und  Mycosis  fungoides.  Auf  Ringwurm  der  Kopfhaut  hat 
die  Behandlung  keinen  Einfluss.  Alopecia  areata,  rosacea  und  Teleangi- 
ektasien wurden  erfolgreich  mit  Licht  behandelt.  Bei  umschriebenen  Haut- 
karzinomen ziehen  die  Verff.  die  operative  Behandlung  der  Bestrahlung  vor. 
Die  Gefahren  der  X- Strahlenbehandlung  der  Karzinome  werden  nicht  ge- 
nügend beachtet.  Maass  (New  York). 

Am  ausführlichsten  beschrieben  Mikulicz  und  Fittig(149)  einen  Er- 
folg mit  der  Radiotherapie.    Es  handelte  sich  um  ein  gänseeigrosses  Ulcus 
in  der  Gegend  der  linken  Mammilla  bei  einem  Manne  mit  Metastasen  in  beiden 
Achseldrüsen.    Diese  kranken  Lymphdrüsen  wurden  exstirpiert  und  eine  Probe- 
inzision in  der  Randzone  des  Ulcus  vorgenommen.    Mikroskopisch  erwies  sich 
die  Erkrankung  als  ein  Carcinoma  simplex.     Im  ganzen  wurden  6  Bestrah- 
lungen gegeben.   Die  ersten  5  folgten  unmittelbar  aufeinander  (weiche  Röhre, 
4  cm  Funkenlänge,   Abstand  12—15  cm,   7  Ampfere  Intensität,   2 — 3  Unter- 
brechungen pro  Sekunde,  Expositionszeit  zuerst  5,   dann  dreimal  10  und  zu- 
letzt 25  Minuten).     Es  trat   eine  Rötung  auf,    weswegen  ausgesetzt  wurde. 
3  Monate  nach  Beginn  der  Behandlung  war  völlige  Vemarbung  eingetreten. 
Die  VerflF.  glauben  an  eine  elektive  Wirkung  der  Strahlen  auf  die  Epithelien; 
dadurch  werden  die  lokalen  Heilungsvorgänge,  wie  Schrumpfung,  unterstützt. 
Deshalb  sei  diese  Therapie  nur  aussichtsvoll  bei  oberflächlich  liegenden  und 
langsam  wachsenden  Tumoren,  sonst  soll  das  Messer  angewandt  werden.   Der 
interessanten  Frage  über  die  Art   der  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen   auf 
die  Gewebe  tritt  Perthes  (172)  näher.  Er  betont  die  verschiedene  Empfind- 
lichkeit der  einzelnen  Personen.   Weiche  Röhren  sollen  deshalb  besser  M'irken, 
weil  von  ihrer  Strahlung  in  einer  wenig  tiefen  Oberflächenschicht  relativ  viel 
absorbiert  werde.   Er  konnte  an  17  Fällen  von  Warzen  mit  15  Rückbildungen 
genaue  histologische  Untersuchungen  anstellen  und  fand  überall  degenerative 
Erscheinungen  an  den  epithelialen  Zellen.     Dieselben  Veränderungen  zeigten 
sich  auch  bei  Karzinomen.    Versuche  ergaben  einen  hemmenden  Einfluss  der 
Strahlen  auf  in  Zellteilung  begriffene  Epithelien,  ein  Zurückbleiben  der  Über- 
häutung und  eine  Behinderung  des  Wachstums  eines  Hühnchenflügels.  Weniger 
günstige  Erfolge  hatte  Hahn  (81).     Er   behandelte   11  Fälle  von  bösartigen 
Neubildungen  und  zwar :  4  Mammakarzinomrezidive,  ein  Magenkarzinomrezidiv 
in  der  Bauchhaut,  ein  Schilddrüsenkarzinom,   ein  Ösophaguskarzinom  und  je 
ein  Ulcus  rodens  des  Kopfes,  der  Stirn  und  des  Handrückens  und  ein  Sarkom 
der  Axillargegend.    Die  Schmerzen  sistierten  bei  allen  Fällen,   sonst  konnte 
aber  nur  bei  einem  Mammakarzinom  ein  Zurückgehen  der  Knoten  konstatiert 
werden,  in  zwei  Fällen  von  Hautkarzinom  nur   eine  Wehdung  zum  Besseren 
ohne  definitive  Heilung.    Die  Sarkomknoten  der  Haut  verschwanden  zwar,  da- 
für traten  aber  in  den  nicht  bestrahlten  Partien  neue  Herde  auf.     Die  Wir- 
kung der  X-Strahlen  tritt  nach  Hahn  nur  dann  ein,   wenn  die  Erkrankung 
in  der  Haut  liegt,  bei  tiefer  liegenden  Tumoren  ist  nichts  zu  erwarten.    Des- 
halb sind  nur  solche  Fälle  zu   behandeln,   welche   der  Chirurg 
für  inoperabel  erklärt  hat.     In   einer  Übersicht  über  die  Anwendung 
der  Röntgenstrahlen  für  den  Praktiker,   welche  Lowe  (133)  veröffentlichte 
sind  für  die  Chirurgen  interessant  die  ausserordentlich  günstigen  Erfolge  bei 
Mammakarzinom,  Magenkarzinom,  Karzinom  des  Larynx,  Mediastinalsarkom ; 
ja  sogar  ein  unter  chirurgischer  Behandlung  nicht  zur  Heilung  zu  bringender 


1126  Jahresbericht  för  Chirurgie.    II.  Teil. 

Wespenstich  im  Glutaeus  vernarbte  glatt!  Ob  die  chirurgische  Behandlung  Ib 
letzterem  Falle  wohl  die  richtige  war?  Arbeiten,  welche  mehr  kasnistifidier 
Art  sind,  wurden  von  Delavan  (43)  über  die  Resultate  der  Röntgentherapie 
bei  Larynxkarzinom  gemacht.  Er  beobachtete  einen  günstigen  Einfloss  uf 
einen  inoperablen  Kehlkopfkrebs,  doch  starb  der  Kranke  während  cl6rB^ 
handlang!  Sequeira  (195)  verfügte  über  100  Fälle  von  mit  RöntgenstraUeB 
behandelten  Ulcera  rodentia.  Er  sah  Heilungen  bis  zu  2  Jahren  8  Monato, 
obgleich  es  sich  um  lauter  inoperable  Fälle  handelte. 

y  arney  (222)  berichtet  über  50  mit  Röntgenstrahlen  behandelte  maHgoi 
Tumoren.  Von  13  Brustkrebsen  wurden  5  geheilt.  Die  pathologisch  gleidiei 
Formen  reagierten  nicht  gleichmässig  auf  die  Bestrahlung.  Die  Schmen- 
haftigkeit  schwand  fast  in  allen  Fällen.  Manchmal  stellten  sich  Ersch»- 
nungen  von  Toxämie  ein,  Kopfschmerz,  Kältegefühl  und  leichtes  Fieber.  Yqq 
13  Sarkomen  wurde  nur  ein  Fall  geheilt  Es  stellte  sich  bei  diesem  ab«r 
schon  nach  4  Monaten  ein  rasch  zum  Tode  führendes  Rezidiv  ein.  Voi 
37  Epitheliomen  wurden  12  geheilt.  Die  indurierten  Ränder  wurden  m»st 
mit  der  Curette  entfernt,  da  sie  durch  die  Bestrahlung  wenig  beeinfliiest 
werden.  Auch  gleichzeitige  Anwendung  einer  schwachen  Arsenikpast«  iit 
empfehlenswert.  Von  12  Lupusfällen  wurden  10  geheilt.  Ausserdem  wuidsi 
verschiedene  Hautkrankheiten  der  Bestrahlung  unterworfen.  Zwei  so  be- 
handelte tuberkulöse  Gelenke  heilten  ebenfalls.  Maass  (New-Yorkl 

Kronfeld  (120)  erlebte  eine  ^^dauemde^  Heilung  bei  einem  inoperabl» 
Mammakarzinom  mit  Metastasen  in  der  Haut.  Die  Oberfläche  war  zerfaUen. 
Schon  nach  der  3.  Bestrahlung  liessen  die  lanzinierenden  Schmerzen  nack 
und  im  Verlaufe  von  4  Monaten  bildete  sich  eine  glatte  Narbe  aus.  Bei 
einem  inoperablen  Fall  von  Pag  et  scher  Krankheit  mit  ausgedehnter  kanir 
nomatöser  Infiltration  bis  in  die  Achselhöhle  sah  Holzknecht  (98)  schon 
beim  Auftreten  der  ersten  Reaktion  einen  Beginn  der  Überhäutung.  And 
Meck  (146)  beobachtete  bei  derselben  Erkrankung  einen  Erfolg.  Dag^ 
konnte  ein  rasches  Wachstum  eines  schon  mehrmals  erfolglos  operierten 
Melanosarkoms  am  Rücken,  wie  Marsh  (140)  mitteilt,  nicht  gehemmt  werden 
Nach  jeder  Bestrahlung  wurden  Blutkörperchenzählungen  vorgenommen,  wobei 
sich  eine  Abnahme  der  Leukocyten  ergab.  Zum  Schlüsse  mögen  noch  zvei 
Veröffentlichungen  referiert  werden,  welche  über  die  erfolgreiche  Behandlpg 
zweier  inoperablen  Sarkome  berichten.  Bei  Chrysospathes  (31)  handelte 
es  sich  um  ein  Rundzellensarkom  von  Kindskopfgrösse,  das  mit  dem  Dann 
fest  verwachsen  war  und  vom  rechten  Ovarium  wahrscheinlich  ausging.  Dan 
bestanden  flache  sarkomatöse  Geschwüre  um  eine  früher  gesetzte  Jh^obeh^aro- 
tomienarbe  mit  einer  Dünndarmfistel.  Bestrahlt  wurde  mit  mittelweicher 
Röhre  jeden  2.  oder  3.  Tag  2 — 3  Minuten  lang  in  einer  Entfernung  toi 
30  cm  mit  3,5  Ampere.  Später  Erhöhung  auf  4—5  Ampere  5—10  Minuten 
lang  in  15—  20  cm  Entfernung;  zuletzt  nur  noch  2  oder  eine  Sitzung  wöcheni- 
lieh.  Zuerst  liessen  die  Schmerzen  nach,  dann  schloss  sich  allmählich  die 
Fistel,  die  Geschwüre  überhäuteten  sich,  es  trat  subjektives  und  objektives 
Wohlbefinden  ein.  Der  Tumor  blieb  aber  5  Wochen  gleich  gross,  seitdem 
verkleinerte  er  sich,  schliesslich  war  er  verschwunden.  Anschliessend  erwähst 
Verf.  noch  kurz  einen  Fall  von  inoperablem  kleinzelligem  Rundzellensarkoü 
des  Halses,  bei  dem  erst  nach  Spaltung  der  bedeckenden  Haut  sich  eine  Ein- 
wirkung der  Röntgenstrahlen  zeigte.  Er  rät  deshalb,  eventuell  die  Hast, 
welche  die  in  der  Tiefe  hegenden  Geschwülste  bedeckt,  zu  beseitigen. 


Pertz,  Die  AnwenduDg  der  Röntgendtrahlen  in  der  Chirurgie.  1127 

Der  zweite  äusserst  interessante  Fall  wnrde  von  Krogius  (119)  mit- 
geteilt. Ein  Tom  Periost  ausgehendes  Randzellensarkom  der  Regio  occipitalis 
von  14  cm  Länge,  8  cm  Breite  und  ca.  6  cm  Dicke  ist  von  normaler  Haut 
mit  Haaren  bedeckt.  Metastatische  Tumoren  finden  sich  an  der  Stirn.  Schon 
zweimal  wurde  früher  erfolglos  eine  Exstirpation  versucht.  Die  Röntgen* 
Behandlung  begann  täglich  10  Minuten  lang  in  einer  Entfernung  von  15 — 20  cm 
mit  harten,  mitunter  auch  weichen  Röhren.  Zuerst  erstreckte  sich  die  Therapie 
auf  die  Stirntumoren.  Nach  8  Tagen  waren  sie  in  auffälligem  Grade  ver- 
kleinert, 14  Tage  nach  Beginn  der  Behandlung  völlig  geschwunden.  Jetzt 
ging  es  an  den  Hinterhauptstumor.  Von  Tag  zu  Tag  wurde  er  weicher  und 
kleiner.  Bei  der  Entlassung  des  Patienten  nach  10  Wochen  waren  sämtliche 
Tumoren  verschwunden.  Der  Haarwuchs  war  nahezu  gänzlich  an  den  be- 
strahlten Partien  verloren  gegangen.  4  Monate  nach  der  Entlassung  war 
Patient  noch  rezidivfrei  und  an  den  kahlen  Stellen  hatte  sich  dichter  Haar- 
wuchs wieder  eingestellt. 

Verf.  betont  ausdrücklich,  dass  keinerlei  entzündliche  Reaktion  während 
des  Yerschwindens  der  Tumoren  auftrat;  ohne  vorhergehende  Schwellung  oder 
Schmerzhaftigkeit  begannen  die  Geschwülste  unter  dem  Einfluss  der  Röntgen- 
behandlung ganz  einfach  ihr  Volumen  zu  vermindern,  während  ihre  härteren 
peripheren  Teile  weicher  wurden ;  die  Resorption  schritt  sodann  gleichmässig 
und  sicher  fort,  bis  von  den  Tumoren  nichts  mehr  zu  fühlen  war.  Sie  schmolzen 
zusammen  ,,wie  Schnee  vor  der  Sonne^. 

Im  Gegensatz  zu  Mikulicz  und  Pitt  ig  (s.  o.)  glaubt  Verf.  die  prompte 
Wirkung  in  solchen  Fällen  darauf  zurückzuführen,  dass  die  Geschwulst  an 
und  für  sich  ein  dankbares  Objekt  für  die  Röntgenbehandlung  darbieten  muss, 
nicht,  dass  es  darauf  ankommt,  ob  normale  Haut  die  Penetrationskraft  der 
Strahlen  hemmt  oder  nicht.  Wir  vermögen  aber  jetzt  nicht  im  voraus  zu 
sagen,  welche  Geschwülste  für  die  Behandlung  geeignet  sind  und  welche  nicht. 
Deshalb  sind  operable  Fälle  unbedingt  zu  operieren.  Erst  wenn 
die  Operation  aus  diesem  oder  jenem  Grunde  kontraindiziert  ist,  soll  Röntgen- 
behandlung versucht  werden.  Als  geeignet  schlägt  Verf.  vor  vor  allem  die 
Schädelsarkome,  die  Sarkome  der  langen  Röhrenknochen,  sowie  die  Hals- 
sarkome. Unter  den  Karzinomen  in  erster  Linie  die  flachen,  ulzerierenden 
Krebse.  Bei  tiefer  gelegenen  soll  zuerst  mit  dem  Messer  so  gründlich  als 
möglich  der  primäre  Tumor  entfernt  werden.  Zum  Schluss  erhofft  Verf.  auch 
Erfolg  bei  Pagets  disease  of  the  nipple. 

Gegen  die  Röntgenverbrennung  und  Ekzeme  empfiehlt  er  das  Bepinseln 
der  betroffenen  Stellen  mit  Thiolum  liquidum.  Da  es  für  Röntgenstrahlen 
ziemlich  undurchlässig  ist,  kann  es  vielleicht  auch  in  prophylaktischem  Sinne 
zum  Schutze  der  nicht  zu  behandelnden  umgebenden  Hautpartie  gebraucht 
werden. 

Goldberg  (71)  behandelte  einen  Fall  von  Ulcus  rodens  nasi  und  einen 
Fall  von  Ulcus  rodens  regionis  zygomaticae  durch  Bestrahlung  mit  Rhadium- 
bromid  (Buchler).  Im  ersten  Falle  betrug  die  Gesamtbestrahlung  7  Stunden 
in  27«  Monaten.  Die  erste  Sitzung,  75  mg  Rhadiumbromid,  dauerte  Vh  Stunden, 
die  späteren  V>  Stunde  mit  Pausen  von  einer  Woche.  Im  zweiten  Fall:  erste 
Sitzung  75  mg,  2  Stunden;  zweite  Sitzung  nach  20  Tagen,  30  mg,  1  Stunde; 
dritte  Sitzung  30  mg,  1  Stunde.  Glatte  Heilung  in  beiden  Fällen.  Ohne 
Schmerzen,  unter  teilweiser  Nekrotisierung  des  Geschwürsgrundes,  ging  die 
Epidermisierung  vor  sich.  Hohl b eck  (St.  Petersburg). 


1128  Jahresberioht  f&r  Cbinirgie.    II.  Teil. 


xxvn. 


Die  Lehre  von  den  Instrumenten,  Apparaten  und 

Prothesen. 


Referent:  0.  Hildebrand,  Basel 


1.  Bavoni,  Q.,  Di  ana  nnova  siringa  a  doppia  cörrente.    (Hzzetta  degli  oepedali  1908. 
Nr.  95.    (Verf.  beschreibt  eine  von  ihm  eraoDDene  Spritze.) 

2.  Beale,  A  new  film  dressing  for  wounds.    The  Lancet  1903.  Jan.  17. 

3.  Becker,  .Diatomea*,  ein  Heizmittel  für  den  Paquel  in  sehen  Thermokaater.  Zentnl- 
blatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  48. 

4.  Bofinger,  Tasohenbesteck  und  Taschen-Sterilisier- Apparat,    ^rztl.  Pol ytechnik  1901 
Februar. 

5.  Borchardt,  Eine  einfache  Beckenstfitze.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1903.  Nr.  46. 

6.  Bouvier,   Sur  des  bandages  herniaires  pr^aent^  ä  la  säance  du  mercredi  13  niL 
Bull,  et  möm.  de  la  soc.  de  Cbir.  1903.  Nr.  22. 

7.  Crile,  A  bot  water  bed  for  the  operating  table.    Annala  of  surgery  1903.  June. 

8.  Connell,  A  suction  apparatus  for  continuous  drainage.  Annais  of  surgery  1903.  im. 

9.  Depaugher,  Über  ein  zweckmftssiges  Instrument  zur  Entfernung  adenoider  Y^^ 
tationen.    Wiener  klin.  Rundscbau  1903.  Nr.  47. 

10.  Dollar,  A  surgeiy  operating  table.  Reissue.    Gay  and  Bird  1903. 

11.  Dunham,  New  Instruments  for  the  treatment  of  oesophageal  strictare.    Anmüs  of 
surgery  1903.  Marcb. 

12.  Fenner,  An  Apparatus  to  facilitate  the  application  of  plaster  jackets  dniing  spiial 
hyperextension.    Annals  of  surgery  1903.  January. 

13.  Gerson,  Massierbank  mit  Extensionsvorrichtung  und  Redressionsbflgel.  Zeiiachiift  fib 
Orthopädie  1903.  Bd.  XII.  Heft  3. 

14.  Grant,  Bridge  for  treatment  of  nasal  fractures  an  deformities.  Annais  of  surgeiy  19031 
September. 

15.  Hahn,  Die  modifizierte  0*Dwyersche  Mundsperre.    Mfincbener  med.  WoehenaeliEift 
1903.  Nr.  22. 

16.  Hase  brock.  Zur  Ehrenrettung  des  Hessingkorsetts.    Zeitschrift  fttr  orthopSdischi 
Chirurgie  1903.  Bd.  XI.  Heft  4. 

17.  Herbold,  Beitrag  zur  Behandlung  mit  Aluminiumschienen.   Deutsche  militXrSritliebf 
Zeitschrift  1903.  Nr.  5. 

18.  Herzog,  Über  Papiermache- Verbände  zu  chirurgisch-orthop&dischen  Zwecken.  ArcliiT 
für  Orthopädie  1903. 

19.  —  Über  Papiermache -Yerbände  zu  chirurgisch  •  orthopädischen  Zwecken.    Archir  fir 
Orthopädie  1903.  Bd.  1.  Heft  1  u.  2. 

20.  Hölscher,  OperationstQcher.    Deutsche  Otologen -Versammlung.    Mttnchener  medmiL 
Wochenschrift  1903.  Nr.  26. 

21.  Hopkins,  A  new  osteoplastic  trephine.    Annals  of  surgery  1903.  May. 

22.  Jacobi,  Demonstration  des  F  i  n  s  e  n  •  Apparates.  Verein  Fieiburger  Ärzte.  MfinefaeDcr 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  27. 

23.  Kelly,  Instruments  for  use  through  cylindrical  rectal  specula  with  the  patient  in  tfafl 
knee-cbest  posture.    Annals  of  surgery  1903.  June. 

24.  König,  Fritz,  Hebevorrichtung  zur  Erleichterung  von  Operationen  und  Verbfindeo. 
V.  Langenbecks  Archiv  1903.  Bd.  69.  Heft  3. 

25.  Kollmann,  Remarques  sur  les  dilatations  ä  quatre  branches  de   constructioB  pe^ 
fectionnäe.    Annales  des  maladies  g4n.-ur.  1903.  Nr.  15. 

26.  Kuhn,  Ein  Infilatorium.    Zentralblatt  für  Chirurgie  1908.  Nr.  7. 

27.  —  Eine  Irrigatorspritze.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  31. 


Seydel»  Eriegscfairargie.  1129 

28.  Loamean,  Plan  op^ratoire  portatif  ä  yolume  r^nit  (rempla9ant  les  tables  ä  Ope- 
rations.   Annales  des  maladies  g^n.-nr.  1903.  Nr.  15. 

29.  Frank  Lydston,  A  Prostatic  tractor  for  perineal  Prostatectomy.  Annais  of  snr- 
geiy  1903.  September. 

30.  Martina,  Eine  Modifikation  des  Oooperschen  Kissens.  Mflnchener  med.  Wochen- 
Bohrift  1908.  Nr.  41. 

31.  Mereiöre,  Osteotome  revolvant  destinä  ä  scnlpter  les  extr^mit^s  osseases  et  les  snr- 
faces  articnlaires  k  pratiquer  l'^videment,  la  Perforation,  la  tr^panation  et  la  section. 
Arehives  provinciales  1903.  Nr.  1. 

32.  Mortons,  Eine  nene  Sftge.    Zentralblatt  fflr  Chirurgie  1903.  Nr.  20. 

83.   Montprofit,  La  Barette  chirorgical.    Arehives  provinciales  1903.  Nr.  10. 

34.  Ochsner,  An  aspirating  trocar.    Annais  of  snrgery  1903.  May. 

35.  Pantaloni,  üne  noavelle  table  d'op^ration.    Arehives  provinciales  1903.  Nr.  11. 

36.  —  NouveUe  table  d'op^rations.    Gazette  m^dicale  1903.  Nr.  45. 

37.  Payr,  Über  ein  Instroment  zur  bequemen  Ffihrung  der  G  i  gl i  sehen  Drahtsäge.  Deutsche 
Zeitschrift  fOr  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  1  n.  2. 

38.  Pierre,  Note  sur  un  appareil  ä  extension  continue.    Revue  d'orthop^die  1903.  Nr.  1. 

39.  Rev erdin,  Aiguille  palatbe.    Bull,  et  mto.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  32. 

40.  Ricard,  Ecarteur  abdominal.    Bull,  et  m^m.  de  la  soc.  de  Chir.  1903.  Nr.  32. 

41.  Ritschi,  Zur  Technik  der  Etappenverbande.  Archiv  fflr  Orthopädie  1903.  Bd.  I. 
Heft  2. 

42.  Frederic  C.  Schaefer,  Instrument  to  protect  the  brain  while  doing  craniotomy 
with  Gigli  saw.    Annais  of  surgery  1903.  April. 

43.  Stein,  Ein  neuer  Operations-  und  Eztensionstisch.  Zentralblatt  für  Chirurgie  1903. 
Nr.  40. 

44.  Yulpius,  Die  Heidelberger  Verbandschiene.    Wiener  med.  Presse  1908.  Nr.  50. 

45.  —  Die  Heidelberger  Verbandschiene,  eine  neue  Schienenvorrichtung.  Mflnchener  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  42. 

46.  Henry  Wireman  Cook,  Blood  pressure  determination  in  general  praotice,  intro- 
dncing  a  practical  instrument  for  routine  use.  The  joam.  of  the  Amer.  Med.  Ass.  1903. 
May  2. 

47.  1.  The  ideal  inhaler.  2.  A  modification  of  Roughton's  splint  for  Pott's  fracture.  The 
Lancet  1903.  Aug.  1. 


xxvm. 
Kriegschirurgie- 


Referent:  K.  Seydel,  München. 


Die  mit  *  versehenen  Arbeiten  sind  nicht  referiert  worden. 

1.  Azhausen,  Antiseptik  oder  Aseptik  im  Felde.    Diss.    Berlin  1902. 

2.  Bima,  M.,  Conseguenze  non  comuni  d'  una  ferita  d'  arma  da  fuoco.  Giomale  medico 
del  R.  Esercito  1908.  Fase.  4. 

3.  Brunner,  Die  Verwundeten  in  den  Kriegen  der  alten  Kidgenossenschaft.  Geschichte 
des  Heeressanitätswesens  und  der  Eriegschirurgie  in  schweizerischen  Landen  vom 
Anfang  der  Eidgenossenschaft  bis  zum  17.  Jahrhundert,   v.  Brunssche  Beiträge  1903. 

4.  Delleman  und  Varges,  Die  Verwendbarkeit  des  Gebrauchsschwammes  in  der 
Eriegschirurgie.    Deutsche  med.  Zeitschrift  1903.  Heft  7. 

5.  *Fleraton,  £tude  des  l^sions  osteo - articulaires  prodnites  par  la  balle  de  revolver 
cnirass^  de  petit  calibre  (Module  1892).   Arehives  provinciales  de  Chirurgie  1903.  Nr.  8. 


1190  Jahresbericht  fttr  Ghirargie.    II.  Teil. 

6.  *Haga,  Quelques  reflözioos  sor  les  bleesnres  par  baDes  de  petii  ealibre. 

7.  Her  man,  Über  Schussverletzangen.    Nowiny  lefcarakie  1903.  Nr.  1. 

8.  Hildebrandt,  Zur  ErUämng  der  Explosionsschfisee.    Mfincfaener  medizin.  Wocho- 
schrift  1903.  Nr.  25. 

9.  Hohlbeck,  Kriegachimrgische  Erftihningen.    BnsaiBcfaes  Archiv  für  Chtmigie  1901 
Heft  1. 

10.   *Imbriaco,  P.,  Sali'  axione  degli  attuali  facili  da  gaerra.    Giomale  medieo  dcl  B. 

Esercito  1908.  Fase.  3,  4,  5. 
11    La  Garde,  Poisoned  wounds  hj  the  implements  of  warfare.   The  jonni.  of  the  Amer. 

Med.  Ass.  1908.  April  11  and  18. 
12.   Mollers,  Über  die  Bedeutang  von  Morel -Layall^es  D^ollement  tnuamatiqne  in  dar 

Friedens-  und  Kriegschirurgie.    Diss.    Berlin  1902. 
18.   Perassi,  Appunti  di  chirurgia  appHcabile  sul  campo  di  battaglia.     Giomale  raedin 

del  R.  Ksercito  1903.  Fase.  7. 

14.  ^  Tiro  sperimentale  contro  tubi  elastici.    n  Policlinico.  Sez.  pratica  1903.  Fase  29. 

15.  Perthes,  Gebrauchsffthige,  aseptische  Verbandstoffe  für  die  Kriegsehirurgie  und  & 
die  Chirurg.  T&tigkeit  des  prakt.  Arztes.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903. 

16.  *Pierrot,  La  ehirargie  de  guerre  pendant  la  Campagne  da  Touat  1899— 1900L 

17.  *Randall,  On  the  disposal  of  the  wonnded  in  naval  warfare.    The  Lancet  190S. 

18.  Reinecke,  Kritische  Beiträge  zur  Behandlung  Verwundeter   und  Kranker  im  Fdd- 
lazarett.   Inaug.'Diss.    Berlin  1902. 

19.  Remedi,  Gontributo  alle  lesioni  prodotte  dal  fiingo  vaggiate.    Lo  dperimentole  1901 
Fase  1. 

20.  *Smith-Moeler,  Ballet  wounds  and  moderne  treatment.    Chimchelle  1908. 

21.  Westerman,  Over  de  behandeling  von  de  geschoten  wounds.    NederL  Tijdsdir.  t. 
Geneesk.  L  p.  619. 

22.  Zielinski,  Über  Schrotschusaverletzunges.    Przeglad  lekarski  1903.  Nr.  36-38. 

Auf  Grund  eingehenden  Studiums  der  Literatur  kommt  Axhausen  (ll 
zu  folgenden  Schlussfolgerungen: 

1.  Der  Gehalt  einer  Wunde  an  Keimen  sdbst  pathogener  Art  ist  as 
sich  noch  nicht  für  die  Infektion  der  Wunde  beweisend. 

2.  Die  Infektiosität  einer  Wunde  hängt  von  der  Virulenz  der  pathogenen 
Keime  und  von  den  anatomischen  Wundverhältnissen  ab. 

3.  Es  hat  als  fast  ausnahmslose  Regel  zu  gelten,  dass  Eriegssckusi- 
wunden  als  nicht  primär  infiziert  anzusehen  sind. 

4.  Infizierte  Wunden  können  durch  chemische  Antiseptika  nicht  desinfi- 
ziert werden;  die  primäre  Desinfektion  frischer  Wunden  ist  dahern 
unterlassen. 

5.  Der  einfache  trockene  antiseptische  Okklusivverband  ist  in  soner 
Wirksamkeit  ein  aseptischer  Verband;  die  antiseptische  Imprägnatios 
ist  als  zwecklose  und  zuweilen  peinliche  Reminiszenz  der  antiseptisch^ 
Ära  zu  unterlassen. 

6.  Auf  den  Verbandplätzen  sind  die  aseptischen  Anforderungen  des  eisten 
Verbandes  und  der  Notoperation  erfüllbar. 

7.  In  den  Feldlazaretten  sind  die  Anforderungen  einer  strengen  Aseptik 
erfüllbar. 

8.  In  den  Feldlazaretten  hat  nach  Möglichkeit  eine  Trennung  der  sep- 
tischen und  aseptischen  Wunden  nach  Raum,  Behandlang  und  Pflege 
stattzufinden. 

In  dem  von  Bima  (2)  beschriebenen  Falle  hatte  sich  nach  Schassve^ 
letzung  der  Arteria  tibialis  postica  an  der  betreffenden  Stelle  ein  falsches 
Aneurysma  gebildet,  infolgedessen  der  Fuss  in  Gangrän  übergegangen  war. 
Amputation  des  Oberschenkels  an  dessen  unterem  Drittel;  Heilung. 

R.  GiafiL 


Seydel,  KriegBchinu^ie.  1131 

Reinecke  (18)  schildert  anf  Grund  der  im  Burenkriege  gesammelten 
Erfahrungen  die  Tätigkeit  der  Ärzte  in  einem  Feldlazarett,  die  Lokalanästhesie, 
Antiseptik  und  Asepsis,  des  weiteren  die  Art  und  Weise,  wie  die  Schädel- 
ßchüsse,  die  Brust-  und  Bauchschüsse,  sowie  die  komplizierten  Frakturen  im 
südafrikanischen  Kriege  behandelt  wurden. 

Seine  Erfahrungen  decken  sich  vollkommen  mit  denen  von  Prof.  Dr. 
Küttner,  Dr.  Matthiolius  und  Dr.  Hildebrandt. 

Brunner  (3).  Die  vorliegende  Arbeit  liefert  ein  genaues  Bild  der 
Kriegschirurgie  des  14.  bis  18.  Jahrhunderts  in  den  Schweizer  Heeren,  gleich- 
zeitig aber  auch  ein  schönes  Bild  der  gesamten  Verwundeten-  und  Kranken- 
pflege der  damaligen  Zeit.  Wir  sehen,  dass  die  Truppen  der  Eidgenossen- 
schaft stets  von  Chirurgen,  Feldscheren  genannt,  begleitet  wurden.  Aus  der 
Zahl  derselben  gingen  Männer  hervor,  wie  Pfalspeundt,  Brunschwig, 
Gerssdorff,  Wirtz,  deren  Namen  mit  der  Geschichte  der  Kriegschirurgie 
innig  verknüpft  sind. 

Wenn  das  Buch  auch  nur  geschichtlichen  Wert  hat,  so  werden  speziell 
in  dieser  Hinsicht  unsere  Kenntnisse  wesentlich  erweitert  und  hat  sich  Ver- 
fasser durch  seine  archivalischen  Studien  sicher  grosse  Verdienste  erworben. 

Delleman  und  V arges  (4).  Das  Gesamtergebnis  dieser  Arbeit  lässt 
sich  in  folgenden  Punkten  zusammenfassen: 

1.  Das  in  der  Neuzeit  ziemlich  allgemein  verbreitete  Vorurteil  gegen 
den  Gebrauch  der  Schwämme  in  der  Chirurgie  erscheint  nicht  ganz 
berechtigt,  da  sich  sowohl  neue,  als  bei  Operationen  gebrauchte 
Schwämme  bei  geeigneter  Behandlungsweise  in  verhältnismässig  kurzer 
Zeit  sicher  sterilisieren  lassen. 

2.  Die  Mitverwendung  der  immer  von  neuem  verv?endbaren  Schwämme 
bedeutet  im  Kriege  eine  bedeutende  Ersparnis  an  aseptischem  Material. 

3.  Anstatt  der  in  der  Kriegssanitätsordnung  angegebenen  Verpackungsart 
der  Schwämme  in  leinenen  Beuteln  erscheint  die  Aufbewahrung  in 
steriler  Pergamenthülle  in  komprimiertem  Zustande  zweckmässig. 

4.  Die  nach  der  Kriegssanitätsordnung  vorschriftsmässige  5^/oo  Sublimat- 
lösung wurde  von  den  von  uns  nachgeprüften  Desinfektionsmitteln 
zur  Schwammsterilisation  für  den  Kriegsgebrauch  als  die  geeignetste 
befunden. 

5.  Nach  vorheriger  Entfernung  der  dem  Schwammgewebe  mit  dem  Blut 
und  Eiter  anhaftenden  Eiweissstoffen  wird  unter  ungünstigen  Verhält- 
nissen durch  eine  zweistündige  Einwirkung  der  genannten  Sublimat- 
lösung vollkommene  Keimfreiheit  gewährleistet. 

Her  man  (7).  In  diesem  am  XII.  pobischen  Chirurgenkongress  er- 
statteten Referat  werden  kurz  die  in  den  Feldzügen  der  letzten  Jahre  ge- 
wonnenen Erfahrungen  skizziert.  Urbanik  (Krakau). 

Hildebrandt  (8)  kommt  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  zu  nachfolgen- 
den Schlüssen  in  betreff  der  Entstehung  der  Explosionsschüsse. 

1.  Die  Explosionsschüsse  sind  zurückzuführen  auf  die  Wirkung  in  Be- 
wegung gesetzter  Teile  des  flüssigen  Mediums,  nicht  auf  die  Über- 
tragung einer  Druckspannung. 

2.  Die  Bewegungen,  welche  ein  fliegendes  Geschoss  in  einer  Flüssigkeit 
hervorruft,  sind  genau  dieselben,  und  gehen  mit  derselben  Regel- 
mässigkeit vor  sich,  wie  die  Widerstandsströmungen  um  einen  mit 


1132  Jahresbericht  fOr  Chinirgie,    II.  Teil. 

geringer  GeBchwindigkeit   vorwärts  bewegten   Körper    von   derselben 
Gestalt. 

3.  Die  rückwirkende  Kraft  des  Projektils,  d.  h.  die  Bewegung  von  Teilen 
des  Mediums  in  der  Riebtang  auf  den  Schützen  zu,  erklärt  sich  daraas^ 
dass  die  gedrängte  Flüssigkeit  an  der  Vorderseite  des  Geschosses, 
welche  unter  hohem  Drucke  steht,  nach  dem  Gebiete  des  Minder- 
druckes  auf  der  Rückseite  strömen  muss. 

4.  Da  das  absolute  Druckmaximum  mitten  vor  dem  Geschosse,  das  ab- 
solute Druckminimum  hinter  demselben  liegt  (in  der  Botationsach&e 
des  Wirbelringes),  die  Druckhöhe  nach  der  Seite  hin  ab-  resp.  zi^ 
nimmt,  so  verringert  sich  auch  die  Geschwindigkeit  der  rückläufigeii 
Strömung  in  der  Flüssigkeit  nach  der  Seite  zu,  d.  h.  die  räckförkende 
Kraft  ist  in  der  Richtung  auf  den  Einschuss  zu  am  grössten. 

5.  Durch  das  Projektil  werden  im  flüssigen  Medium  femer  in  der  SchusB- 
richtung  Wellen-  und  Wirbelbewegungen  hervorgerufen,  durch  wdche 
der  Stoss  des  Geschosses  einmal  auf  ein  breiteres  Feld  und  zweiteie 
auf  einen  grösseren  Zeitraum  verteilt  wird,  während  das  Projekt]] 
selbst  wie  eine  Stanze  wirkt. 

6.  Da  die  Geschwindigkeit  der  Wellen  vor  resp.  hinter  dem  Geschosse 
am  grössten  ist,  um  in  den  schrägliegenden  Seitenästen  abzunehmen, 
so  ist  auch  die  Wirkung  des  Projektils  nach  vorne  in  der  Richtung 
auf  das  Ziel  am  intensivsten  und  verringert  sich  nach  der  Seite  at 

7.  Die  Seiten  Wirkung  ist  abhängig  von  der  Kohäsionskraft  der  Moleküle 
des  Mediums ;  je  grösser  letztere,  desto  kleiner  erstere ;  es  ist  dieselbe 
daher  im  Leben  kleiner  als  nach  dem  Tode,  wenn  die  Zellen  ais 
ihrem  Zusammenhange  gelöst  sind. 

8.  Die  Sprengung  des  Schädels  bei  Schüssen  aus  naher  Distanz  erklärt 
sich  durch  den  Angriff  der  Gewalt  nur  in  der  nächsten  Umgebui^ 
der  Schussöffnungen ;  die  zirkulären  Spaltungen  stellen  Biegungsbröcbe 
dar,  die  radiären  sind  die  Folgen  der  Keil  Wirkung  der  Kraft. 

9.  Sämtliche  Teile  des  Mediums,  welche  durch  das  Projektil  in  Bewe- 
gung gesetzt  werden,  nehmen  ihren  Lauf  einmal  entlang  dem  Schosa- 
kanale  und  zweitens  in  der  Richtung  des  geringsten  Widerstandes; 
hierauf  gründet  sich  die  Erklärung  der  Krön  lein  sehen  Schädel- 
schüsse. 

Hohlbeck  (9)  teilt  die  Erfahrungen  der  Ambulanz  des  Russischen  Roten 
Kreuzes  während  des  südafrikanischen  Krieges  mit.  Von  1 1 1  Verletzten  han- 
delte es  sich  in  82  Fällen  um  Schussverletzungen  durch  Mantelgeschosse. 
Der  grösste  Teil  der  Verletzten  kam  erst  am  2.-3.  Tage  nach  der  Schladit 
ins  Lazarett,  oft  in  sehr  verwahrlostem  Zustande.  Nichtsdestoweniger  vct- 
eiterten  von  38  Mantelgeschoss -Weichteilschüssen  nur  vier,  dagegen  von  32 
Weichteilknochenschüssen  12.  Unter  6  Fällen  von  Weichteilknochensdiüsseii 
durch  Artilleriegeschütze  trat  fünfmal  Eiterung  auf,  von  18  Weichteilver- 
letzungen vereiterten  neun.  —  Eine  Verletzung  grösserer  BlutgeÄsse  durch 
Mantelgeschoss  wurde  dreimal  beobachtet:  1  Art.  femor.  im  unteren  Drittel 
mit  Bildung  eines  Aneurysma  spurium,  2.  Art.  tib.  post,  Amputation  wegen 
schwerer  septischer  Phlegmone  des  Unterschenkels,  nach  vergeblichem  Versuch 
konservativer  Behandlung,  3.  Art.  maxill.  interna  bei  einem  Unterkieferschuss, 
Nachblutung  am  9.  und  11.  Tage.  —  Von  vier  Schädelschüssen,  die  alle  am 
dritten  Tag  nach  der  Verletzung  infiziert  ins  Lazarett  kamen,  starben  drei; 


Seydel,  Kriegschirargie.  1133 

zwei  von  den  letzteren  wurden  am  vierten  resp.  sechsten  Tage  nach  der  Ver- 
letzung wegen  Zunahme  der  Hirnsymptome  trepaniert.  Im  geheilten  Falle 
handelte  es  sich  um  einen  Schuss  durch  den  linken  Stimlappen.  Alle  acht 
beobachteten  Lungenschüsse  verliefen  günstig.  Hämothorax  bestand  in  allen 
Fällen,  Bluthusten  fehlte  zweimal.  Emphysem  wurde  in  zwei,  Pneumothorax 
in  einem  Falle  beobachtet.  In  einem  Fall  von  Shrapnellschussverletzung  der 
linken  Lunge,  des  Zwerchfells  und  der  Leber  bildete  sich  ein  Empyem,  welches 
operativ  mit  günstigem  Ausgang  behandelt  wurde.  —  Sechsmal  handelte  es 
sich  um  Bauchschüsse,  darunter  zweimal  um  intraperitoneale  Blasenschüsse. 
Alle  sechs  Fälle  wurden  Umstände  halber  exspektativ  behandelt.  In  fünf 
Fällen  war  der  Verlauf  ein  günstiger,  der  sechste  Fall  entzog  sich  der  Beob- 
achtung. Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

Nach  einer  historischen  Einleittmg  über  Pfeilgifte  bespricht  La  Garde  (11) 
die  Möglichkeit  der  Wundresektion  durch  moderne  Geschosse.  Durch  die  Hitze 
der  Explosion  wird  weder  das  Pulver  noch  der  Pfropfen  oder  das  Geschoss 
sterilisiert.  Auch  die  modernen  Geschosse  mit  hoher  Geschwindigkeit  können 
infektiöses  Material  beim  Durchschlagen  durch  Kleidungsstücke  etc.  aufnehmen 
oder  Teile  der  letzteren  mit  in  die  Wunde  reissen.  Tetanus-Bazillen  haften 
sehr  wahrscheinlich  ursprünglich  nicht  den  Patronenteilen  an,  sondern  stam- 
men aus  dem  Lauf,  der  Kleidung  oder  Haut.  Maass  (New- York). 

Möllers  (12).  Nach  der  übereinstimmenden  Ansicht  sämtlicher  Autoren 
verdient  im  Hinblicke  auf  die  verhältnismässig  geringe  Anzahl  der  über  diese 
Verletzungsform  veröffentlichten  Arbeiten  und  kasuistischen  Mitteilungen  das 
Decollement  der  Haut  und  der  darunterliegenden  Schichten  eine  weit  grössere 
Beachtung,  als  ihm  im  allgemeinen  bisher  zuteil  geworden  ist.  Schon  vom 
rein  wissenschaftlichen  Standpunkte  aus  müssen  wir  ihm  unser  vollstes  Inter- 
esse zuwenden,  da  es,  sowohl  durch  seine  Ätiologie  und  seine  klinischen  und 
anatomischen  Erscheinungen,  wie  auch  besonders  durch  seine  Therapie  sich 
von  allen  übrigen  Verletzungen  wesentlich  unterscheidet  und  mit  Recht  als 
eine  selbständige  Verletzungsform  hingestellt  werden  muss.  Möllers  bespricht 
eingehend  die  traumatische  Loslösung  der  Haut  durch  Friedensgewalten,  sowie 
das  kriegschirurgische  Decollement. 

Perassi  (13)  bemerkt,  dass  auf  dem  Schlachtfelde  die  Tätigkeit  des 
Chirurgen  bei  der  ersten  Hilfe  sich  auf  einen  antiseptischen  Verband  und 
eine  möglichst  konservative  Behandlung  beschränken  müsse.         R.  Giani. 

Über  die  Frage  bezüglich  der  Natur  und  Frequenz  der  direkt  durch 
die  modernen  langen  und  dünnen,  mit  Metallhülle  versehenen  Projektile  oder 
indirekt  durch  die  Verschiebung  von  Knochensplittern  hervorgerufenen  Ge- 
fässverletzungen  herrscht  noch  keine  völlige  Übereinstimmung.  Perassi  (14) 
nahm  nun  Versuche  vor,  um  die  physikalische  Erscheinung  der  Verschiebbar- 
keit und  Ausdehnbarkeit,  die  von  solchen  Projektilen  getroffene  elastische 
Körper  aufweisen,  experimentell  zu  reproduzieren.  Zu  diesem  Zwecke  be- 
festigte er  an  einem  rechtwinkeligen  Rahmen,  in  vertikaler  Richtung,  meh- 
rere annähernd  das  Kaliber  der  Schenkel-  oder  Speichenarterie  besitzende, 
mit  0,75^/oiger  Chlornatriumlösung  angefüllte  Drainröhren.  An  einem  an- 
deren Rahmen  Hess  er  die  Röhren  hinten  an  Bretter  von  weichem  Holz  sich 
anlehnen,  damit  sie  sich  nicht  so  leicht  von  vorn  nach  hinten  verschieben 
konnten.  Ein  mit  viereckigen  Feldern  versehener  Pappdeckel  machte  hinten 
den  Durchgang  der  Projektile  durch  den  Rahmen  kenntlich.  Aus  einer  Ent- 
fernung  von    100  m  wurden    mit   einem   Gewehr   (Modell   vom   Jahre    1891) 


1134  Jahresbericht  fOr  Cfaimrgie.     II.  Teil. 

288  Schüsse  auf  die  Rahmen  abgefeuert.  Einige  Röhren  wurden  tob  den 
Projektilen  gestreift  und  erfuhren  einfache,  mehr  oder  weniger  zirkumskripte 
Einkerbungen  oder  parietale  Kontinuitätstrennungen ;  andere  wurden  diametral 
perforiert  mit  einem  etwas  erweiterten  Eintritts-  und  einem  liniaren,  spalt- 
förmigen  Austrittsloch;  noch  andere,  von  3  mm  Durchmesser,  wurden  tob 
6^/t  mm  dicken  Projektilen  in  der  Achse  perforiert.  Keine  Röhre  erschien 
vollständig  durchschnitten.  Die  Bretter  an  der  Hinterwand  des  einen  Rahmens 
bewirkten  keine  bemerkenswerten  Änderungen  in  den  Resultaten.  —  Bei  einem 
anderen  Versuch  umgab  er  die  Röhren  mit  in  besonderen  Kästchen  einge- 
schlossener Fleischgelatine;  hier  wurden  einige  Rohren  durchschnitten,  während 
andere  vorzugsweise  am  Eintritts-  und  Austrittsloch  eine  qnergerichtete  Tren- 
nung aufwiesen.  Diese  Experimente  reproduzierten  die  im  menschlicbea 
Körper  von  den  Gefäss-  und  Nervenästen  und  bis  zu  einer  gewissen  Greiize 
auch  vom  Dünndarm  dargebotenen  Verhältnisse  treuer  als  es  die  der  froheren 
Autoren  (Kocher,  Imbriaco  u.  a.)  taten.  Es  lässt  sich  nämlich  aus  ihnen 
erkennen,  dass  die  Gefassverletzungen  durch  Schüsse  beim  Lebenden  vid 
weniger  schwer  sein  müssen,  als  sie  es  beim  Leichnam  sind,  dessen  leere 
tote  Arterien  sich  nicht  mehr  im  Zustande  der  Rhythmik  befinden  und  keiner 
mehr  oder  weniger  kräftigen  aktiven  Kontraktion  fähig  sind.       R.  Giani. 

Perthes  (15)  hat  die  Firma  Max  Arnold  in  Chemnitz  zur  Herstdbif 
gebrauchsfertiger  Verbandstoffe  veranlasst.  Dabei  wurden  folgende  Punkte 
berücksichtigt: 

1.  Die  einzelnen  Verbandpakete  enthalten  nur  das  für  den  einzrinen 
Zweck  notwendige  (Einzel verband  nach  Dührssens). 

2.  Die  Sterilisation  geschieht  erst  nach  vollständig  beendeter  Ver- 
packung. 

3.  Wenn  die  Pakete  zum  Gebrauch  durch  Abreissen  des  verschliessendoi 
Streifens  eröffnet  sind,  so  erscheint  die  innere  FiltrierpapierhüUe  ns 
die  Verbandstoffe.  Ein  eingelegter  Pergamentstreifen  gibt  die  Möglidi' 
keit,  diese  FiltrierpapierhüUe  in  eine  aseptische  Unterlage  zu  T«r- 
wandeln,  auf  der  die  Verbandstoffe  —  von  der  Hand  gänzlidi  unbe- 
rührt —  freigelegt  sind.  Damit  ist  die  Möglichkeit  gegeben,  audi 
mit  nicht  desinfizierten  Händen  den  Verband  aseptisch  fertig  za 
stellen. 

Remedi  (19)  berichtet  über  zwei  Fälle  von  durch  den  Strahlexq^ib 
hervorgerufenen  Läsionen;  beide  hatten  einen  hyperplastischen  Verlauf.  In 
einem  Falle  war  das  Neoplasma  in  der  rechten  Tonsille  lokalisiert  und  wurd« 
mit  einem  Lymphosarkom  verwechselt;  aber  sowohl  das  Resultat  der  Jodbe- 
handiung  als  die  mikroskopische  Untersuchung  taten  dar,  dass  es  sich  ma 
Aktinomykose  handelte.  Im  anderen  Falle  war  die  Affektion  unter  der  Fora 
eines  Holzphlegmons  in  der  hinteren  Halsgegend  aufgetreten;  die  Jodbehand- 
lung  und  die  vorgenommene  Operation  waren  ohne  Erfolg.  Verf.  unterwtff 
den  Eiter,  der  aus  zwei  Fistelgängen  austrat,  sowie  Stücke  vom  Neofdasau 
einer  mikroskopischen  Untersuchung  und  nahm  femer  mit  dem  Eiter  Kultor- 
versuche,  mit  den  Gewebsstücken  Impfversuche  an  Meerschweinchen  vbA 
Kaninchen  vor.  Aus  den  Resultaten  glaubt  er  folgern  zu  können,  dass  der 
Strahlenpilz  der  pathogene  Erreger  war.  Die  Affektion  war  vom  Schlundkopf 
ausgegangen  und  der  therapeutische  Misserfolg  war  wahrscheinlich  durch  die 
pyogenen  Kokken  bedingt,  die  mit  dem  Aktinomyces  v^gesellschaftet  warea 
und  dessen  Virulenz  wohl  gesteigert  hatten.  R.  Giani. 


Nachiarag:  Auslftnclische  Referate.  1135 

Nach  einer  geschichtliohen  Einleitung  über  die  Behandlung  von  Schnss- 
verletzimgen  beschreibt  Westerman  (21)  den  Fall  eines  Schrotschusses  in 
der  Ellenbogengegend.  Der  Fall  kam  nach  sebr  starker  Eiterung  zur  Heilung, 
dennoch  waren  eine  grosse  Zahl  Schrotkugeln  ohne  Reaktion  eingeheüt. 

Die  Eigenschaft  der  meisten  Metalle,  eine  hemmende  Wirkung  auf  die 
Entwickelung  der  Bakterien  auszuüben,  erklärt  das  Einheilen  der  Geschosse 
selbst  in  entzündetem  Gewebe.  Sehr  eigentümlich  ist  es,  dass  Gold  in  der 
Form  Yon  Münzen  und  wie  es  von  Zahnärzten  angewendet  wird,  das  Wachs- 
tum hemmt,  während  ausgeglühtes  Gold  diese  Eigenschaft  verliert. 

Goedhuis. 

Zielinski  (22).  Erfahrungsgemäss  treten  bei  Schrotschussverletzungen 
auffallend  oft  schwere  lokale  und  allgemeine  Infektionen  auf.  Dasselbe  gilt 
Ton  den  Platzpatronen  wunden,  denen  sich  häufig  Tetanus  anschliesst.  Die 
Ursache  ist  einerseits  in  den  durch  den  anatomischen  Charakter  dieser  Läsionen 
bedingten  ungünstigen  Wundverhältnissen,  andererseits  in  dem  Umstände,  dass 
in  diese  Wunden  so  häufig  Teile  der  Pfropfen  mit  hineingerissen  werden,  zu 
suchen.  Für  die  Annahme  einer  Infektionsmöglichkeit  durch  eingedrungene 
Pfropfenteile  sucht  Verf.  strikte  Beweise  zu  erbringen.  Er  hat  die  verschie- 
lensten  Sorten  von  Filz-  und  Fliesspappepfropfen  einer  bakteriologischen 
Jntersuchung  unterzogen.  Das  Resultat  der  Züchtungsversuche  war  —  wie 
vorauszusehen  —  durchweg  positiv.  Es  fanden  sich  zahlreiche  Arten  sporen- 
)ildender  Saprophyten  vor,  also  widerstandsfähige  Mikroorganismen,  welche 
rotz  thermischer  und  chemischer  Einflüsse  bei  der  Umarbeitung  des  Roh- 
toffes  der  Vernichtung  entgangen  sind.  Wiewohl  pathogene  Mikroorganismen 
nsbesondere  Tetanusbazillen  nicht  nachgewiesen  wurden,  liegt  es  jedoch  nahe 
nznnehmen^  dass  solche  sehr  leicht  in  die  aus  Hadern  und  Lumpen  berge* 
teilten  Pfropfen  hineingeraten  können.  Die  praktische  Konsequenz  dieser 
'^oraussetzungen  ist,  dass  Schrotschussverletzungen  aus  nächster  Nähe  als 
ifizierte  Wunden  zu  betrachten  und  demgemäss  —  abweichend  von  dem 
>nst  den  Schussverletzungen  gegenüber  akzeptierten  Grundsatz  des  primären 
septischen  Okklusivverbandes  —  mit  breiter  Spaltung,  Aufsuchung  und  Ent- 
unung  der  Pfropfenteile  und  Schrotkömer  und  Drainage  zu  behandeln  sind. 

Urbanik  (Krakau). 


Nachtrag 

zu  den  Verletzungen  und  Krankheiten  der  oberen  Extremität. 

BoltoD»  Percival  R.,  Sabcataneous  injury  of  the  brachial  plexus.    AnnalB  of  sur- 

gery  1902.  May. 

—  Contribation  to  the  pathology  of  aupraacromial  dislocation  of  the  clavicle  and  ob- 

durator  dislocation  of  the  hip.    Annais  of  anrgery  1902.  Octobre. 

Bristow,  Avalsion  of  the  brachial  plexus  with  a  report  of  three  cases.    Annais  of 

surgery  1902.  September. 

Le   Conte,  A  further  note  on  interscapulo  -  thoracic  ampatations.    Annais  of  surgery 

1902.  October. 

Cotton,  Frederio  J.,  Elbow  fractares  in  children.  Annais  of  sargery  1902.  January, 

February  and  Mareh. 

Delaup,  Sidney  P.,  Total  ezcision  of  the  scapnla  with  preservation  of  the  apper 

extremity.    Annais  of  surgery  1902.  October. 


1136  Jahresberieht  f&r  Chinu^e.    IL  Teil. 

7.  Griffith,  Frederic,  A  caee  of  trigger  fingers.  AnnalB  of  sorgeiy  1902.  OdoW. 

8.  Jonnesco,  Desarticnlatio  interscapulo-thoracica  wegen Osteoearkom  der  linken  Sdratt«. 
Heilung.    Revista  de  Chimrgie  1902.  Nr.  6.  p.  272  (mmfinisch). 

9.  Lennander,  Exatirpation  vom  rechten  Schalfcerblatte  wegen  chronischer Osteomyelitii; 
Fixiemng  des  Oberarms  an  das  Schlüsselbein  durch  einen  Metalldraht  und  dirok 
Mnskelplastik.  (Ans  der  chimig.  Klinik  zu  üpsala.)  Upsala  iftkarefftrenings  Föthaiii- 
lingar.  N.  F.  1902.  Bd.  VUI.  Heft  2.  p.  135. 

10.  Matas,Badolph,  Traiunatic  arterio •  venons  anenrysms  of  the  snbclavian  Temk 
The  jonm.  of  Amer.  Med.  Ass.  1902.  Jan.  11,  18,  25;  Febr.  1. 

11.  Moore,  James  £. ,  Treatment   of  dislocation  of  the  cla viele  throogh  open  wooni 
Annais  of  snrgery  1902.  Maj. 

12.  Mynter,  Herman,  Snbacromial  dislocation  from  mnscnlar  spasm.    Annak  of  B^ 
gery  1902.  July. 

13.  Piperkoff  und  Tantiloff,  Fall  yon  Squirrhus  der  Hand.    Spissanie  na  Sofiiskoto 
Med.  Drujestwo  1902.  Nr.  7-8.  p.  301  (bulgarisch). 

14.  Saya,  Atheroma  regionis  palmaris.    Spitalul  1902.  Nr.  8.  p.  219  (ramftnisch). 

15.  Seyereanu,  Traumatische  linke  Monoplegia  brachialis.    Reyista  de  Chiroigie  ISOS. 
Nr.  4.  p.  169  (mmftnisch). 

16.  —  Arthrotomie  wegen  Fraktur  des  Hnmeruskopfes.  Revista  de  Chimrgie  1902.  Kr.  6L 
p.  279  (rumänisch). 

17.  Shepherd,  Francis  J.,  Rupture  of  the  axillary  yein  in  reducing  on  old  dislocatim 
of  the  Shoulder.    Annais  of  snrgery  1902.  May. 

18.  Stimson,  Lewis  A.,  Fracture  of  the  carpai  scaphoid  with  dislocation  forwardoftb 
central  fragment.    Annais  of  snrgery  1902.  May. 

19.  Vasilin,  C,  Hy datische  Cysten  der  linken  Skapula.  Spitalul  1902.  Nr.  16—17.  p.60S 
(rumänisch). 

20.  Westerman,  Aangeboren  afwijkingen.  Genootschap  ter  beyordering  der  ^tbm-, 
Genees-  en  Heelkunde.    N.  Tijdschr.  y.  (^neesk.  L  p.  863. 

Westerman  (20)  demonstriert  einen  3  monatlichen  Fötus  mit  Tollstäs* 
digem  Mangel  aller  Finger  der  rechten  Hand  und  aller  Zehen  des  rechten 
Fusses;  am  linken  Fasse  ist  nur  die  grosse  Zehe  vorhanden.  Die  Ursadie 
dieser  Deformität  war  hier  wahrscheinlich  auf  einen  amniotischen  Stxaßg 
zurückzuführen. 

An  der  Hand  dieses  Falles  bespricht  Westerman  die  Theorien  lur 
Erklärung  des  Entstehens  dieser  Entwickelungsanomalie.  Auch  die  HaseD- 
scharten  entstehen  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  vielen  Fällen  nicht  durch 
Defekte  in  der  Keimanlage,  sondern  durch  äussere  Einwirkungen  (amniotische 
Stränge  u.  s.  w.).  Die  in  diesen  Fällen  vielfach  bestehende  Hereditat  mnffi 
wahrscheinlich  so  erklärt  werden,  dass  nicht  die  Hasenscharte  als  solche  eii)- 
lich  ist,  sondern  die  veranlassende  Ursache  des  Defektes  wird  vererbt.  Zur 
Stütze  dieser  Meinung  wird  über  eine  Familie  berichtet,  bei  welcher  Vater 
und  Mutter  eine  rechtsseitige  Hasenscharte  zeigten ;  beim  Kinde  war  die  Spalte 
linksseitig.  Diese  Vererbung  wird  schwerlich  auf  Defekte  in  der  Keimao- 
läge  zurückzuführen  sein.  Goedhuis. 

Bei  einem  Eisenbahnbeamten  mit  Fractura  capitis  humeri  sinistri  öffnete 
Severeanu  (16)  die  Artikulatio,  reponierte  die  schlecht  geheilten  beidäi 
Fragmente ,  glich  sie  aus  und  nähte  mit  Silberdraht ,  sowie  auch  die  zwei 
Akromionstücke.     Heilung. 

Cotton  (5).  Ein  sehr  grosser  Prozentsatz  der  Ellbogenverletzungen  der 
Kinder  sind  Epiphysenlösungen  mit  nur  geringer  Beteiligung  der  Diaphyse. 
Die  Ellenbogenverletzungen  der  Kinder  und  Erwachsenen  werden  in  den  Lehr- 
büchern irrtümlich  meist  noch  als  identisch  behandelt.  Für  praktische  Zwecke 
genügt  es  zu  untersuchen  a)  Frakturen  des  äusseren  Kondylus,  b)  suprakondy- 
läre  und  kondyläre  Frakturen  einschliesslich  der  Lösung  der  ganzen  Epiphjse« 
c)  Frakturen  des  inneren  Epikondylus. 


Nachtrag:  Anslftndiflche  Referate.  1137 

Die  wichtigsten  Lageverändenrngen  bei  Frakturen  des  äusseren  Eondylus 
entstehen  durch  Rotation.  Reine  Epiphysenlösnngen  ohne  Beteiligung  der  Dia- 
physe  scheinen  sehr  selten   zu  sein.    Bei  den  Epiphysentrennungen  mit  Be- 
teiligung der  Diaphyse  fallt  grosse  Häufigkeit  der  Komplikationsfrakturen  auf. 
Warum  Epiphysentrennungen  im  ersten  Lebensjahr  so  selten  sind,  ist  bei  der 
Leichtigkeit  diese  Verletzung  an  der  Leiche  zu  machen  schwer  verständlich. 
Bei  suprakondylären  Frakturen  ist  das  untere  Fragment  fast  durchgehends 
nach  hinten  verschoben.   T-  und  Y  förmige  Frakturen  scheinen  Kindern  ausser- 
ordentlich selten  zu  sein.     Die  Frakturen  des  inneren  Kondylus,   welche   bei 
JEIrwachsenen  anscheinend  nicht  ungewöhnlich  sind,  kommen  bei  Kindern  offen- 
bar   sehr  selten  vor.     Entsprechend  den  anatomischen  Verhältnissen  scheint 
bei  Kindern  die  Fraktur  des  internen  Epikondylus  das  Gelenk  in  Mitleiden- 
schaft zu  ziehen.    Isolierte  Trochleafraktur  ist   bei  Kindern  mit   Sicherheit 
nicht  beobachtet.  Kapitullumfraktur  bei  Kindern  ist  einmal  beschrieben.    Von 
Frakturen  des  äusseren  Epikondylus  sind  sichere  Beispiele  auch  nur  bei  Er- 
wachsenen gefunden.    Der  Häufigkeit  nach  ordnen  sich  die  EUenbogenver- 
letzungen  bei  Kindern  so,  wie  sie  oben  unter  a,   b  und  c  angegeben  sind. 
Rasche  Wiederherstellung  der  Beweglichkeit  scheint  in  erster  Linie  vom  Alter 
abzuhängen,  je  jünger  je  früher.    Massage  vor  der  vierten  Woche  schadet 
offenbar  eben  so  viel  wie  sie  nützt.  Pro-  und  Supination  kehren  zuerst  wieder 
und   sind  fast  nie   dauernd  geschädigt.    Die  funktionellen  Endresultate  sind 
meist  sehr  zufriedenstellend,  auch  wenn  der  Zustand  in  den  ersten  Monaten 
nach  der  Verletzung  wenig  versprechend  aussieht.   Varusstellung  als  dauernde 
Deformität  fand  üotton  nur,   wenn  die  Fraktur  oberhalb  des  Gelenks  lag, 
niemals  nach  Fraktur  eines  der  beiden   Kondylen.     Dauernder  Knochenvor- 
spnwg  an  der  Frakturstelle  war  unter  Gottons  Fällen  nur  bei  Frakturen 
vorhanden,  die  den  Condylus  extemus  ausschliesslich  betrafen.    Auf  Grund 
von  wiederholten  X- Strahlenuntersuchungen  glaubt  Cot  ton,  dass  diese  De- 
formität auf  dem  Wachstum  kleiner  mit  dem  Periost  abgerissenen  Stückchen 
beruht.    ÄhnUche   Deformitäten   finden   sich   bei  Nichtverheilung   des   abge- 
brochenen Condylus  extemus.  Auf  den  Grad  der  schliesslichen  Beweglichkeit 
scheint  die  Art  der  Verletzung  keinen  Einfluss  zu  haben,  doch  war  die  Art 
der  Beschränkung  verschieden  je  nach  dem  Sitz  des  Bruches.   Bei  Frakturen 
des  äusseren  Kondylus   konstatierte    Gotton   nur  Streckbeschränkung,    bei 
suprakondylären  Brüchen  bestand  teils  Streck-,  teils  Beugebescbränkung.   Bei 
einem  Falle  starker  Beugebeschränkung  stand  das  obere  Fragment  stark  nach 
vorn  vor.    VaJgusstellung  kann  nach  jeder  Verletzung  eintreten,  ist  aber  viel 
seltener  als  Varusstellung.    Die  Annahme,  dass  derartige  Formyeränderungen 
durch  Wachstumsstörungen  im  Epiphysengebiet  entstehen,  ist  wahrscheinlich 
irrtümlich  und  schlechte  Beposition  wohl  meist  verantwortlich  dafür.    Frühe 
Mobilisationsversuche  kürzen  die  Behandlung  ab,  gefährden  aber  die  Konsoli- 
dation.   Bei  Frakturen  des  äusseren  Kondylus  empfiehlt  Gotton  Verband 
unter  spitzem  Winkel.     Bei  suprakondylären  Frakturen  wird   unter  rechtem 
Winkel  auf  einer  Schiene  der  Arm  so  mit  Heftpflaster  zu  fixieren  gestattet, 
dass  keine  Bückverschiebung  des  unteren  Fragmentes  möglich  ist.   Nach  etwa 
14  Tagen  Streckung  bis  ca.  135®,  um  eventuelle  Valgusstellung  zu  beseitigen. 
Bei  epitrochlearen  Frakturen  ist  die  starke  Flexionsstellung  am  besten  even- 
tuell früher  Massage  und  Bewegung.     Die  Arbeit   ist   reich  illustriert   mit 
.Röntgenbildern,  Photographien  und  Umrisszeichnungen. 

Maass  (New  York). 

Jahresbericht  für  Chirurgie  1903.  72 


1138  JahreBberieht  für  Chirurgie,    ü.  Teil 

Matas  (10)  operierte  ein  arteriell-venöses  Aneurysma  des  zwischen Skak&is 
gelegenen  Abschnittes  der  Arteria  und  Vena  subclavia,  welches  durch  Schoa- 
verletzung  entstanden  war,  am  9.  Tage  nach  der  Verletzung.  Es  folgte  Gan- 
grän mehrerer  Finger,  des  grösseren  Teiles  der  Ulna  und  der  Vorderaim- 
muskeln.  Die  bleibenden  Finger  wurden  steif  und  der  ganze  Vordenn 
dauernd  gefühllos.  Matas  schiebt  dieses  Resultat  zum  Teil  auf  dieDrebong 
des  zentralen  Arterienendes  vor  der  Unterbindung,  die  er  behufs  grössererSidwr- 
heit  gegen  Nachblutung  anwandte  und  wodurch  die  Ausbildung  kollateralen  Kreis- 
laufes erschwert  wurde.  Es  folgt  eine  Besprechung  von  15  ans  derLiteiatv 
gesammelten  einschlägigen  Fällen,  von  denen  nur  vier  zur  Operation  bma 
Von  diesen  letzteren  starb  einer.  Bei  11  nicht  operierten  kam  es  einmal  a 
Gangrän,  bei  den  4  operierten  ebenfalls  einmal.  Ein  Vergleich  der  einfachen 
Arterienverletzung  mit  der  zweiseitigen  Arterienvenen  Verletzung  ergibt,  das 
es  von  ersterer  Gruppe  1,7— 3Va®/o  Gangräne  und  von  der  zweiten  13^' « 
Gangräne  ergab.  Bei  frischen  derartigen  Verletzungen  soll  durch  Kompresskn 
und  Tamponade  zunächst  die  Blutstillung  besorgt  werden.  Hat  der  Kranke 
sich  erholt,  soll  zur  Unterbindung  in  der  Wunde  geschritten  werden,  wem 
der  Blutverlust  gross  und  die  Blutstillung  schwierig  und  wenn  weitere  groeseR 
Blutungen  drohen,  wie  es  kleinere  Blutungen  andeuten.  Wohl  entwickelte 
arteriell-venöse  Aneurysmen  soll  man  nur  dann  angreifen,  wenn  sie  schwere 
Zirkulationsstörungen  im  Arm  machten.  Maass  (New- York). 

Bplton  (1)  berichtet  über  2  Fälle  von  subkutaner  Zerreissung  des  Hein 
brachialis.  Bei  der  Operation  fanden  sich  die  zerrissenen  Nerven  im  Gram- 
lations-  und  Bindegewebe  derartig  eingebettet,  dass  Beilegung  und  Vereinigmif 
der  Nervenenden  unmöglich  war.  Maass  (New- York). 

Brist ow  (3)  berichtet  über  drei  Fälle  subkutaner  Zerreissnng  de» 
Plexus  brachialis.  Ein  Fall  wurde  nicht  operiert.  Bei  einem  zweiten  gelaif 
es  bei  der  Operation  nicht,  die  Enden  zusammenzubringen  und  wurden  Cat- 
gutfaden  zur  Überbrückung  benutzt.  Der  Arm  blieb  lahm.  Bei  einem  drittea 
Fall  gelang  die  Vereinigung  und  hatte  sich,  als  der  Fall  veröffentlicht  wank, 
das  Gefühl  der  Oberarmhaut  wiederhergestellt,  keine  Beweglichkeit.  Ausser 
den  Gefühls-  und  Bewegungsstörungen  waren  Zeichen  von  Sympathikl]m^ 
letzung  (enge  Pupille  etc.)  vorhanden.  Der  Fall  ist  genau  beschrieben  vsA 
eingehend  besprochen.  Maass  (New-York). 

Severeanu  (15).  Es  handelte  sich  um  einen  23jährigen  Mann,  weicte 
Holzschläge  am  ganzen  Körper  von  einem  Kameraden  bekam.  EkchymoGCG 
am  linken  Akromion,  Spina  scapulae  und  auf  der  rechten  Sutura  fronto-pam- 
talis,  unter  welcher  eine  grabenähnliche,  schmerzliche  Einbuchtung  (enfonce- 
ment)  sich  fand.  Die  linke  obere  Extremität  unbeweglich ,  Sensibilität  er- 
halten. Severeanu  nimmt  eine  zentrale  Ursache  der  Paralyse  an.  Er- 
holung nach  Elektrotherapie.  Stoianoff  (Plewna). 

Sava  (14).  Bei  einem  23jährigen  Soldaten  entwickelte  sich  seit  einen 
Jahre  eine  kleine  Geschwulst  der  rechten  Palmae  manus.  Die  nussgrosse 
Geschwulst  hinderte  die  Bewegung  der  letzten  zwei  Finger.  Die  Hant  un- 
verändert. Exstirpation  der  Geschwulst,  salbenartige  graue  Masse,  Cbole- 
stearin,  Eiter  Fett  etc.  enthaltend.     Genesung. 

Ref.  hatte  einen  ähnlichen  Fall,  aber  an  der  linken  Hand  eines  Mannes. 

Stoianoff  (Plewna). 

Vasilin  (19).  43 jähriger  Petrolverkäufer,  bei  welchem  an  der  linken 
Schulter,  auf  welcher  er  seine  Ware  trug,   seit  mehreren  Monaten  fistulöse 


Nachtrag:  Auslftndisohe  Referate.  1139 

Trajekte  sich  entwickelten.  Die  Sonde  geht  direkt  auf  die  Scapula.  Aus 
den  Fisteln  Eiter  und  eine  Menge  kleine  Hydatiden.  Inzision,  Ausschälung, 
antiseptische  Auswaschung.    Patient  noch  in  Behandlung. 

Stoianof  f  (Plewna). 
Bei  einem  Fall  von  chronischer  Osteomyelitis  in  Scapula  war  Len- 
nander  (9)  gezwungen,  nicht  nur  die  ganze  Scapula  (ausser  Spina  scapula  und 
Akromion),  sondern  auch  die  degenerierten  Mm.  infra-  und  supraspinat.,  Sub- 
scapular-  und  die  Gelenkkapsel  zwischen  Scapula  und  Humerus  zu  exstirpieren. 
Da  hierdurch  der  Arm  unbrauchbar  wurde,  wurde  folgende  Operation  aus- 
geführt. Der  Humeruskopf  wurde  mit  einem  starken  Bronzealuminiumdraht 
an  Clavicula  und  Akromion  fixiert,  durch  eine  Muskelplastik  wurde  eine  feste 
Mnskelwand  an  der  medialen  vorderen  und  lateralen  hinteren  Seite  des  neuen 
Gelenkes  gebildet.  Der  gelöste  Musculus  deltoideus  wurde  an  Clavicula  und 
Musculus  trapezius  festgenäht.  Hj.  v.  Bonsdorf f  (Helsingfors). 


Ungarische  Literatur  vom  Jahre  1908. 

Referent:  J.  Dollinger,  Budapest. 

1.  Baron,  J.,  Fremdkörper  im  Stirnbeine.  Bndapester  kgl.  Ärzte -Verein,  Sitzong  vom 
14.  II.  1903.    Onrosi  Hetilap  1903.  Nr.  11. 

2.  Dollinger,  Aufgaben  des  nngarischen Erebekomitees.  Eröffnungsrede,  gehalten  am 
17.  IV.  1903.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  17. 

8.  — -  Die  Bubkatane  Entfemang  tuberkulöser  Lymphdrüsen  in  der  Gegend  des  Halses, 
des  Nackens,  vor  dem  Ohre  und  unter  dem  Kiefer.  Dollinger,  Chirurg.  Methoden. 
II.  Bd.    Orvosi  Hetüap  1903.  Nr.  50-52. 

4.  V.  Herczel,  E.,  Pyämie  mit  Abszessen  in  der  Leber,  unter  dem  Zwerchfell  und  in 
der  Prostata ;  Operation,  Heilung.  Bndapester  kgl.  Ärzte- Verein,  Sitzung  vom  31. 1.  1903. 
OrYOsi  Hetilap  1903.  Nr.  6.    Magyar  Orvosok  Lapja  1903.  Beilage  zu  Nr.  10. 

5.  Hevesi,  E.,  Über  die  Sehnentransplantation  und  Sehnenplastik  bei  Muskellähmungen 
und  Kontrakturen.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  31—37. 

6.  V.  Navratil,  E.,  Über  die  operative  Behandlung  der  traumatischen  Jackson  sehen 
Epilepsie.  Chirurg.  Sektion  des  Bndapester  kgL  Ärzte-Vereins,  Sitzung  vom  19.  II.  1903. 
Orvosi  HetUap  1903.  Nr.  12,  13  u.  14. 

7.  Onodi,  A.,  Operierter  Fall  einer  Struma  accessoria  am  Zungengrnnde.  Orvosi  Hetilap 
1903.  Nr.  5. 

8.  Pannz,  M.,  Über  den  rhinogenen  Gebirnabszess.    Orvosi  Hetilap  1903.  Nr.  7,  8  u.  9. 

9.  Winternitz,A.,  Retrograde Zurttckschiebung  steckengebliebener,  glatter  Fremdkörper 
des  Ösophagus  in  den  Mundrachenraum,  vom  freigelegten  Ösophagus  aus.  Orvosi 
Hetilap  1908.  Beilage  zu  Nr.  35. 

10.  Zimmermann,  E.,  Fall  von  Staphylomykose.  XXXIL  Wanderversammlung  ungar. 
Ärzte  und  Naturforscher.  Sitzung  der  chirurgischen  Sektion  vom  7.  IX.  1903.  Orvosi 
Hetilap  1903.  Nr.  44. 

Baron  (1)  entfernte  aus  der  linken  Stirnhöhle  eine  8  cm  lange  und 
2  cm  breite  Messerklinge,  die  der  Kranke  9  Jahre  in  sich  herumtrug.  An 
die  damals  stattgehabte  Verletzung  erinnert  sich  Patient  nur  dunkel ;  das  mit- 
verletzte rechte  Auge  wurde  vor  ungefähr  7  Jahren  enukleiert. 

Dollinger  (2)  empfiehlt,  abweichend  von  den  üblichen  statistischen 
Schemen,  zur  Eruierung  der  Verbreitung  des  Krebses  in  Ungarn  folgende 
Modifikationen. 

In  den  Fragebögen,  auszustellen  am  15.  Oktober  1903,  forschen  spezielle 
Punkte  nach  Krebserkrankungen  bei  Haustieren. 

72* 


1140  Jahresbericht  fttr  Ghinugie.    II.  TeiL 

Die  Frage  nach  postoperativen  Rezidiven,  der  Art  und  Lokalisation  der- 
selben, wurde  präzis  formuliert. 

Eigene  statistische  Bögen  (weisse)  sind  für  die  Daten  derjenigen  Kranken 
bestimmt,  die  am  Tage  der  Zusammenschreibung  in  Behandlung  des  betreffen- 
den Arztes  stehen;  während  andere  wieder  (gelbe)  die  Angaben  über  j^ie 
Kranken  enthalten,  die  am  selbigen  Tage  zwar  nicht  in  Behandlung  sich  be- 
finden, doch  nach  Wissen  des  Arztes  noch  am  Leben  sind.  Über  letztere  wird 
nachträglich  geforscht. 

Zur  technischen  Durchführung  dieser  Statistik  gelang  es  den  Bemühungrai 
Dollingers  mit  Bewilligung  des  Handelsministers  das  KgL  ung.  statistische 
Zentral- Amt  zu  gewinnen,  welches  durch  seinen  gesetzlichen  Wirkung^eis 
die  besten  Chancen  einer  getreuen  Statistik  liefert.  Ist  einmal  eine  solche 
geschaffen,  dann  erhält  erst  das  Erebskomitee  die  Basis  einer  zielbewussteo 
Arbeit. 

Schon  seit  11  Jahren  bemüht  sich  Dollinger  (3)  tuberkulöse  Lymph- 
drüsen des  Halses  so  zu  entfernen,  dass  die  zurückbleibende,  oft  entstellende 
Narbe  verdeckt  bleibe.  Dollinger  bedient  sich  dazu  eines  Schnittes,  welcher 
hinter  dem  Ohre,  der  Höhe  des  äusseren  Gehörganges  entsprechend,  in  der 
zwecks  gründlicher  Desinfektion  rasierten  behaarten  Kopfhaut,  etwa  1  cm 
weit  von  deren  Rande  beginnt  und  stets  in  gleicher  Entfernung  vom  Haar- 
saume, ungefähr  6  cm  lang  nach  abwärts  und  hinten  verläuft. 

Die  Ausschälung  der  Lymphdrüsen  geschieht  stumpf  mit  Hilfe  des  Ele- 
vators oder  Fingers;  demgemäss  ist  die  Blutung  meist  minimal. 

An  der  Hand  veranschaulichender  Abbildungen  folgt  die  Besprechung 
der  allgemeinen  Begeln  dieses  Operations -Verfahrens,  des  weiteren  die  spezielle 
Anwendungsweise  bei  den  Lymphdrüsen  der  verschiedenen  Halsregionen ;  letzten 
beruht  auf  den  sorgfältigsten  anatomischen  Studien. 

Bisher  wandte  Dollinger  dieses  sein  Verfahren  in  128  Fällen  an;  da- 
von heilten  p.  p.  107,.  in  21  Fällen  wurde  die  beginnende  Eiterung  durd 
Drainage  baldigst  kupiert. 

Die  Methode  verlangt  grosse  Übung,  genaueste  anatomische  Kenntnisse 
und  zuweilen  sehr  viel  Geduld,  —  Gründe,  welche  eine  allgemeine  Verbreitung 
dieses  Verfahrens  im  voraus  ausschliessen;  auch  sind  nur  solche  Lymphdrüsen 
geeignet,  welche  noch  beweglich  und  nicht  entzündet  sind.  Halten  wir  m& 
streng  an  diese  Indikationen,  so  ist  in  dem  gewählten  Falle  das  Resultat 
ein  glänzendes. 

Der  Kranke  Her cz eis  (4)  verletzte  sich  vor  3  Monaten  an  toten  Fischeo. 
Nach  Heilung  eines  lokalen  Karbunkels  bekam  der  Kranke  6  Wochen  vor 
seiner  Aufnahme  ])lötzlich  Schüttelfröste  und  es  entstand  im  rechten  H3rpo- 
chondrium,  wie  die  Operation  es  erwies  in  der  Leber,  ein  faustgrosser  Ab- 
szess;  10  Tage  hierauf  wurde  ein  rechtsseitiger  subphrenischer  Abszess  er 
öffnet  und  nach  weiteren  3  Wochen  ein  gewaltiger  Prostata-Abszess. 

Weitere  Metastasen  traten  nicht  auf;  die  Heilung  verlief  ungestört 

Hevesi  (5)  bespricht  —  nach  einem  geschichtlichen  Rückblick  auf  die 
Entwickelung  der  Sehnenoperationen  —  die  Indikationen  der  Sehnentrans- 
plantation.  Eine  solche  wäre  nach  Hevesi  erheischt:  bei  Sehnendefekten. 
wenn  eine  Plastik  unmöglich;  bei  gewissen  peripheren  und  zentralen  Läk- 
mungen;  bei  verschiedentlichen  entzündlichen  Kontrakturen.  Relativ  am  gün- 
stigsten lägen  die  Verhältnisse  bei  der  spinalen  Kinderlähmung.  Alle  Sehnen- 
transplantationen  sollen  planmässig  bewerkstelligt  werden;  eine  gewissenhafte 


Nachtrag:  AoBländische  Referate.  1141 

Untersuchung  und  Bestimmung  der  Muskelfunktionen  muss  der  Operation 
vorausgehen. 

Es  folgt  nun  eine  übersichtliche,  doch  kritische  Darstellung  der  ver- 
schiedenen Arten  von  Sehnentransplantation,  Sehnenverteilungen  und  der 
neueren  Methoden  zur  Funktionsübertragung  der  Muskeln;  die  stufenförmige 
Transplantation  von  Vulpius,  die  indirekte  Methode  von  Mainzer,  die 
Sehnenverschiebung  von  Hevesi;  die  Transplantation  (eventuell  mit  Hilfe  von 
Seidenfaden,  sog.  künstl.  Sehne)  auf  das  Periost  von  Lange,  auf  den  Knochen 
von  Wolf f  und  durch  den  Knochen  von  E.  Müller;  schliesslich  die  minder 
empfehlenswerte  Muskeltransplantation.  Jede  dieser  Methoden  hat  ihre  Vor- 
teile wie  Nachteile ;  ist  man  nicht  voreingenommen,  so  kann  man  bei  ein  und 
demselben  Falle  auch  verschiedene  Methoden  kombinieren,  um  die  Verletzung 
auf  ein  Minimalstes  zu  beschränken.  In  letzterem  Falle  nämlich  haben  wir 
den  besten  funktionellen  Erfolg  in  Aussicht. 

Den  Schluss  der  Arbeit  bildet  eine  nach  Körperregionen  systematisch 
geordnete  Übersicht  derjenigen  Lähmungen  und  Kontrakturen,  die  bisher  durch 
Sehnenoperationen  in  Angriff  genommen  wurden;  der  mit  grossem  Fleisse 
zusammengestellten  Kasuistik  fügt  Hevesi  noch  reichlich  eigene  Beobach- 
tungen zu. 

In  seinem  Vortrage  wie  in  seiner  Abhandlung  befasst  sich  Navratil  (6) 
mit  den  Erfahrungen,  die  er  während  der  Zeit  von  fast  ^/4  Jahrhundert  in 
der  Gehirnchirurgie  gesammelt  hat.  Zur  Erläuterung  dienen  die  Kranken- 
geschichten von  8  Fällen  typischer  Jackson  scher  Epilepsie. 

Navratil  empfiehlt  die  Frühoperation  derselben,  möglichst  noch  im 
ersten  Jahre.  Kontraindikation  bilden  nach  ihm  Alkoholismus,  organische 
Erkrankungen,  Neurasthenie,  desgleichen  Kombination  mit  genuiner  Epilepsie ; 
auch  bei  langem  Bestehen  der  Jacksonschen  Epilepsie,  wenn  die  Krämpfe 
sozusagen  schon  habituell  wurden,  operiert  Navratil  nicht. 

Onodi  (7)  berichtet  über  eine  26jährige  Kranke,  bei  der  sich  seit 
9  Monaten  an  der  linken  Seite  der  Zungenwurzel  eine  Geschwulst  entwickelte ; 
unter  Lokalanästhesie^  wurde  selbe  entfernt  und  erwies  sich  histologisch  als 
aus  Strumagewebe  bestehend.     Glatte  Heilung. 

Es  folgt  ein  Rückblick  auf  die  diesbezügliche  Literatur:  Ghamisso 
publizierte  15 Fälle,  v.  Eiseisberg  2,  Semon  3;  dazu  gesellt  sich  Onodis 
Beobachtung.     Sämtliche  Fälle  bezogen  sich  auf  Frauen. 

Paunz  (8)  reiht  den  in  der  Literatur  mitgeteilten  ca.  30  diesbezüg- 
lichen Fällen  einen  sehr  sorgfältig  beobachteten  neueren  zu. 

Bei  einem  16  jährigen  Mädchen  traten  2  Wochen  nach  Akquisition  eines 
starken  Schnupfens  die  Symptome  eines  Gehimabszesses  «auf;  es  wurde  trepa- 
niert und  aus  einem  Abszesse  des  linken  Stirnlappens  ungefähr  80  ccm  Eiter 
entleert.  Vorübergehende  Besserung ;  5  Monate  nachher  erlag  die  Kranke  einer 
eitrigen  Meningitis.  Bei  der  Autopsie  fanden  sich  noch  multiple  Eiterherde 
des  Gehirns  und  eine  eitrige  Ethmoiditis;  letztere  bildete  somit  durch  Ver- 
mittlung der  Lamina  cribosa  die  Ursache  des  verhängnisvollen  zerebralen 
Prozesses.  Die  bakteriologische  Untersuchung  des  Falles  ergab  Diplo-Strepto- 
kokken  in  reiner  Kultur. 

Seinem  Falle  anschliessend  bespricht  Paunz  eingehend  die  Symptomato- 
logie, Diagnose  und  Therapie  der  von  den  Nasenhöhlen  ausgehenden  Gehirn- 
eiterungen. 


1142  JahreBbericht  fttr  Ghirargi«.    IL  TeiL 

Nach  Winter nitz  (9)  sind,  wenn  man  die  moderne  Ösophagoskopie  in 
Betracht  zieht,  heutzutage  Fremdkörper  der  Speiseröhre  anf  blutigem  Wege 
nur  dann  zu  entfernen,  wenn  1.  die  Extraktion  des  Fremdkörpers  wegen  seiner 
Beschaffenheit  (spitz,  scharf  etc.)  zu  einer  Verletzung  des  Ösophagus  fohrai 
würde ;  2.  der  Fremdkörper  zwar  glatt,  doch  wegen  seiner  Grösse  oder  L^e 
zu  einer  Mobilisierung  (sei  es  nach  unten  oder  oben)  nicht  geeignet  ist. 

Aber  auch  in  letzterem  Falle  soll,  wenn  uns  nicht  ein  Kon8titatioD8fdd& 
(Kyphosis,  Struma,  Caput  obstipum  etc.)  hindernd  entgegentritt,  der  Operation 
stete  die  Ösophagoskopie  vorausgesandt  werden:  so  nur  können  eingekeSte 
Fremdkörper  schonend  durch  die  Wunde  der  Ösophagotomie  entfernt  werda 

Im  mitgeteilten  Falle  hatte  das  zweijährige  Kind  ein  10  g  Messio;- 
gewicht  geschluckt;  alle  Versuche,  den  Fremdkörper  abwärts  zu  stossen  ok 
ihn  eventuell  mit  Hilfe  des  Ösophagoskopes  zu  extrahieren,  waren  vergeblicL 
Winternitz  legte  den  Ösophagus  mit  einem  seitlichen  Halsschnitte  links, 
wobei  er  am  hinteren  Rande  des  M.  stemocleido-mastoideus  vordrang,  bequem 
frei  und  es  gelang  ihm,  den  Fremdkörper,  ohne  Eröffnung  der  Speise- 
röhre, nach  einer  einfachen  Umgreifung  der  letzteren,  zu  mobilisieren;  an- 
schliessende Effleuragebewegungen  beforderten  dann  das  verschluckte  Messing- 
gewicht in  den  Rachen.  Winternitz  empfiehlt  diesen  Handgriff  in  F&Uei 
eingekeilter  glatter  Fremdkörper  vor  der  Eröffnung  des  Ösophagus  selbst  stets 
noch  zu  versuchen. 

Zimmermann  (10)  berichtet  über  eine  19jährige  Kranke,  die  seit 
Vh  Jahren  an  Prof.  DoUingers  Klinik  in  Behandlung  steht. 

Die  Kranke  kam  damals  mit  einem  Furunkel  des  Unterarmes  anf  die 
Ambulanz;  es  entwickelte  sich  eine  langsam  fortschreitende,  zu  Eitemag 
führende  Entzündung  des  subkutanen  Fettgewebes.  Der  Prozess  wanderte 
über  beide  oberen  Extremitäten,  den  Rücken  und  die  Brust  hin  und  sclireitä 
nun  allen  möglichen  Eingriffen  (Inzisionen,  Umschneidung,  Pacquelin  a.  s.  w.i 
und  Medikationen  (Inunktionskur,  Dunstverbände,  Jodoform-Glyzerin;  inner- 
lich Furunkulin,  Jodkalium,  Arsen  u.  s.  w.)  zum  Trotze  ruhig  nach  «k- 
wärts  fort. 

Der  Urinbefund  ist  normal ;  die  Blutuntersuchung  weist  nur  eine  ge- 
ringe Anämie  auf;  das  Nervensystem  zeigt  keine  pathologische  Verändenu)^ 
Aus  dem  Eiter  wurde  Staphylococcus  pyogenes  aureus  rein  gezüchtet. 


IIL  Teil. 


Historisches;  Lehrbücher;  Berichte. 
Aufsätze  allgemeinen  Inhalts.*) 


*)  Za  meinem  Bedauern  war  ich  nicht  in  der  Lage,  das  Referat  in  der  erwünschten 
Weise  auszuführen.    Es  wird  im  nftchsten  Jahre  nachgeholt  werden.  Hildehrand. 


I. 
Geschichte  der  Chirurgie. 


Referent:  0,  Hildebrand,  Basel 


1.  Bandonin,  Noaveanx  docmnents  Bur  mie  femme  m^dedoe  da  IL  siMe  et  d'origine  gre- 
qae:  Antiochis  (de  Plos).    Gazette  m^dicale  1908.  Nr.  8. 

2.  Branner,   Die  Yerwondeten  in   den  Kriegen   der  alten   Eidgenossenschaft  —  1798. 
Tübingen  1903.  H.  Lanp. 

3.  Gzerny,  Über  die  Entwickelnng  der  Chimrgie  wfthrend  des  19.  Jahrhanderts  und  ihre 
Beziehang  zam  Unterricht    Leipzig  1903.  Th.  Thomas. 

4.  —  M.  J.  ▼.  Chelias,  G.  0.  Weber,  G.  Simon.    Heidelberg  1903.  C.  Winters  Univ.-Bach- 
handlang. 

5.  Desfosses,  Chirargiens  d'antrefois.    La  Presse  m^dicale  1903.  Nr.  55. 

6.  Gaatier,  Coap  d'oeil  sar  la  chirorgie  ä  Genöre  pendant  la  seconde  moitiö  da  XYL 
si^cle.    Revae  m^dicale  de  la  Suisse  romande  1908.  Nr.  11. 

7.  Holunder,  Die  Medizin  in  der  klassischen  Malerei    Stuttgart  1903.  Enke. 

8.  Jayle,  Les  chirargiens  soas  Henri  IL    La  Presse  mödicale  1903.  Nr.  56. 

9.  Matignon,   Le  servioe  de  santö  pendant  le  si^e  de  la  ligation  de  France  ä  P^kin. 
Axch.  de  mäd.  et  de  pharm  militaire  1901.  März. 

10.  Meige,  Documents  noaTeaux  sar  les  pödicaree  dans  l'art   Arohives  proven^alea  1908. 
Nr.  33. 

11.  —  La  mödecine  aa  mos^  de  Prado.    La  Presse  m^dical  1903.  Nr.  56. 

12.  Oefele,   Rechtliche  Stellang  der  Chirurgen  zu  Abrahams  Zeit,  1250  v.  Chr.    Zentral- 
blatt f&r  Chimrgie  1903.  Nr.  15. 

Nekrologe. 

13.  Galli,  Enrico  Bottini  f-    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  22. 

14.  Wolf  1er,  Gassenhauer.    Prager  med.  Wochenschrift.  1903.  Nr.  29. 

15.  V.  Eiseisberg,  Gassenbauer  f.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  31,  32. 

16.  Hahn  t    Deutsche  Zeitochrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  3  u.  4 

17.  Payr,  Nicoladoni  \.    Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  1  u.  2. 

18.  Nicoladoni  als  Förderer  der  Orthopftdie.  1903.  Bd.  XL  Heft  3. 

19.  M.  Schede  t.    Zeitschrift  f.  Orthop&die  1903.  Bd.  XL  Heft  3. 

20.  —  Schede,  Max  t*    Denteche  Zeitschrift  f.  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  5  a.  6. 

21.  Schede  f.    Zentralblatt  f.  Chirurgie  1903.  Nr.  4. 


I. 
Geschichte  der  Chirurgie. 


Referent:  0,  Hildebrand,  Basel 


1.  Baudoain,  Noaveanx  doenments  aar  une  femme  mödecioe  da  II.  aiMe  et  d'origine  gre- 
qne:  Antiochia  (de  Plos).    Gazette  m^dicale  1908.  Nr.  8. 

2.  Brauner,    Die  Yerwandetea  in  den  Kriegen   der  alten   Eidgenoaaenschaft  —  1798. 
Tübingen  1903.  H.  Laap. 

8.   Czerny,  Über  die  Entwickelang  der  Chirorgie  während  des  19.  Jahrhanderta  und  ihre 
Beziehang  zam  Unterricht    Leipzig  1903.  Th.  Thomaa. 

4.  —  M.  J.  ▼.  Chelias,  G.  0.  Weber,  G.  Simon.    Heidelberg  1903.  G.  Winters  Uniy.-Bach- 
handlang. 

5.  Desfosses,  Ghirargiens  d'aatrefois.    La  Presse  mödicale  1903.  Nr.  55. 

6.  Gaatier,   Goap  d'oeil  aar  la  Chirurgie  k  Gen^re  pendant  la  seconde  moitiö  da  XYI. 
siäcle.    Bevae  mödicale  de  la  Baisse  romande  1908.  Nr.  11. 

7.  Holunder,  Die  Medizin  in  der  klassischen  Malerei.    Stuttgart  1903.  Enke. 

8.  Jayle,  Les  chirargiens  sous  Henri  ü.    La  Presse  m^dicale  1908.  Nr.  56. 

9.  Matignon,   Le  servioe  de  santö  pendant  le  si^e  de  la  ligation  de  France  ä  P^in. 
Arch.  de  m^.  et  de  pharm  militaire  1901.  März. 

10.  Meige,  Docaments  nouTeauz  sur  les  pädicures  dans  Tart  Archives  proven^alea  1903. 
Nr.  83. 

11.  —  La  mödecine  an  masöe  de  Prado.    La  Presse  m^dical  1903.  Nr.  56. 

12.  Oefele,   Rechtliche  SteUung  der  Ghir argen  zu  Abrahams  Zeit,  1250  ▼.  Ghr.    Zentral- 
blatt fttr  Ghimrgie  1908.  Nr.  15. 

Nekrologe. 

13.  Galli,  Enrico  Bottini  f*    Münchener  med.  Wochenschrift  1908.  Nr.  22. 

14.  Wolf  1er,  Gassenhauer.    Prager  med.  Wochenschrift.  1903.  Nr.  29. 

15.  V.  Eiseisberg,  Gassenhauer  f.    Wiener  klin.  Wochenschrift  1903.  Nr.  31,  82. 

16.  Hahn  f-    Deutsche  Zeitschrift  für  Ghirnrgie  1908.  Bd.  68.  Heft  8  u.  4. 

17.  Payr,  Nicoladoni  f-    Deutsche  Zeitschrift  für  Ghirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  1  u.  2. 

18.  Nicoladoni  als  Förderer  der  Orthopädie.  1903.  Bd.  XL  Heft  3. 

19.  M.  Schede  t.    Zeitschrift  f.  Orthopädie  1903.  Bd.  XL  Heft  8. 

20.  ^  Schede,  Max  t-    Deutsche  Zeitschrift  f.  Chirurgie  1903.  Bd.  68.  Heft  5  a.  6. 

21.  Schede  f.    Zentralblatt  f.  Chirurgie  1903.  Nr.  4. 


1148  JihrMberieht  fttr  Ghirurgi«.    m.  TeiL 

Zehn  seiner  Schüler  teilten  die  Anfarbeitnng  des  so  reichen,  kasuisti- 
schen StoflFes  für  den  speziellen  Teil  —  nach  obigen  Prinzipien. 

In  Kurzem  ein  vollständiges  Bild  aller  erwähnten  Operationstypen  wieder- 
zugeben, wäre  unmöglich;  und  wenn  wir  nun  im  folgenden  einzelne  Opera- 
tionsmethoden hervorheben,  sind  es  weniger  klinische  Liebhabereien,  sondern 
Verfahren,  die  —  ohne  dabei  andere  zu  schmalem  —  durch  ihre  Vorzöge 
dem  Verfasser  sich  bewährt  haben. 

Bei  den  chirurgischen  Krankheiten  des  Kopfes  (von  Dr.  Eugen  Polya) 
ist  besonders  der  Exstirpationen  des  Ganglion  Gasseri  zu  erwähnen,  welche 
Do  Hing  er  unter  9  Fällen  achtmal  mit  Erfolg  angewandt  (1  Fall,  bei  einem 
Endoarteritiker,  endete  wegen  sich  zugesellender  Phlegmone  und  Sinosthrom- 
bose  letal).  Dollinger  zieht  bei  der  Ausrottung  den  temporalen  Weg  H&r  tlej- 
K  raus  es  dem  sphenoidalen  Wege  Roses  vor;  die  Art.  mening.  media  unter- 
bindet er  jedoch  nicht,  wobei  keine  beträchtliche  arterielle  Blutung  entsteht 
die  Operationsdauer  hingegen  auf  20  Minuten  reduziert  wird.  Eän  entspre- 
chender Zelluloid-Augenschutz  verhütete  in  sämtlichen  Fällen  eine  neoroparar 
lytische  Entzündung  der  Hornhaut. 

Der  Abschnitt  über  Erkrankungen  des  Rückgrates  zeigt  sich  haupt- 
sächlich in  seiner  Abhandlung  über  Skoliose  und  SpondyUtis  sehr  aasfahiüdi 
und  gab  seinem  Verfasser  (Dr.  Eugen  Kopits),  der  zugleich  Leiter  der 
eigens  konstituierten  orthopädischen  Ambulanz  der  Klinik  war,  Gelegenheit 
zur  Besprechung  der  verschiedentlichsten  Do  Hing  ersehen  Fixation»- Apparate 
für  die  Wirbelsäule.  Redressements  nach  Galot  werden  nicht  geübt;  Dol- 
linger ist  ein  Freund  vorsichtiger,  langsamer,  temporärer  Redressierung. 

Im  folgenden  Abschnitt«,  über  chirurgische  Krankheiten  des  Halses 
(von  Dr.  M.  Arnold  Winternitz),  findet  sich  eine  nähere  Bearbeitung  der 
subkutanen  Exstirpation  hyperplastischer  Lymphome  nach  Dollinger  —  mit 
Hautschnitt  am  behaarten  Nackenrande  und  stumpfer  Exstirpation  der  Hals- 
lymphdrüsen  somit  von  oben. 

Den  Gegenstand  des  nächsten  Abschnittes  bilden  die  chirargiacben  Er- 
krankungen des  Thorax  (von  Dr.  Josef  Pfann).  Prof.  Dollinger  zeigt 
sich  als  ein  Freund  der  Kocher  sehen  Radikaloperation  beim  Broslicrebs; — 
bei  purulenten,  pleuritischen  Exsudaten  wurde  die  Dollingersche  Thoraco- 
punktion  mit  Einführen  eines  konstanten  Drainrohres  durch  die  Troikax-Scheide 
erfolgreich  ausgeführt. 

In  der  Abhandlung  über  die  Erkrankungen  der  Bauchwände  (ron  Dr. 
Wilhelm  Manninger  zusammengestellt)  sind  besonders  die  vorzüglichen 
Erfolge  von  83  nach  Bassini  und  von  6  nach  May  dl  operierten  Inguinal- 
resp.  Umbilikal-  und  Abdominal-Hemien  zu  erwähnen. 

Die  chirurgischen  Krankheiten  der  Bauchhöhle  (von  den  Assistenten 
Dr.  Johann  Kaczvinsky  und  Dr.  Karl  Zimmermann),  dann  die  Er- 
krankungen der  E[am-  und  Geschlechtsorgane  (vom  Assistenten  Dr.  Geza 
von  Uly 6s)  bilden  die  zwei  nächsten  Abschnitte.  Am  ersteren  finden  wir 
Eingriffe  auf  fast  jedes  Organ  des  Abdomens  mit  gebührender  Ausführlich- 
keit verzeichnet,  darunter  20  Gastroenteroanastomosen  (antecol.  ant.),  21  Epi- 
typhlitis-Operationen  (zumeist  nach  Sonnenburgs  Methode),  wie  anch  21 
chirurgische  Eingriffe  an  den  Gallenwegen;  -~  der  letzterwähnte  Abschnitt 
wieder  enthielt  als  Einleitung  eine  ausführliche  Abhandlung  über  die  an 
der  Klinik  viel  geübten  cystoskopischen  und  kryoskopischen  Untersuchnngs- 
methoden. 


Hildebrand,  Lehrbücher  der  chirurgischen  Diagnostik  etc.  1149 

Als  letzte  Abschnitte  des  Buches  folgen  nun  die  Erkrankungen  der 
oberen,  dann  der  unteren  Extremitäten  (gemeinsam  von  den  Herren  Dr.  Eugen 
Holzwarth,  Dr.  Eugen  Kopits  und  Dr.  Stefan  Räcz  bearbeitet).  Bei 
den  verschiedenen  Brüchen  und  Luxationen  finden  wir  eine  stattliche  Beihe 
durch  Delling  er  teils  verbesserter,  teils  geschaflfener  orthopädischer  Appa- 
rate; des  weiteren  zu  gedenken  einer  intensiveren  Abhandlung  über  den 
Do  Hing  er  sehen  Redressions-  und  Fixationsverband  zur  abulanten  Behand- 
lung der  Koxitis  —  sowie  eines  mit  trefflichen  Abbildungen  illustrierten 
Abdruckes  seiner  im  Jahre  18D8  erschienenen  Publikation  über  die  ^^ambu- 
lante  Behandlung  der  Knochenbrüche  an  den  unteren  Extremitäten^,  —  des 
sogenannten  Dollinger sehen  Gips-Gehverbandes. 

Alles  in  allem:  das  vorliegende,  klar  und  anziehend  geschriebene  Werk 
ist  etwas  Eigenes  seiner  Art ;  durch  seine  zweckmässige  Gliederung  ist  es  die 
tatsächlich  höchst  belehrende  Sammlung  des  dreijährigen  klinischen  Materials, 
—  durch  die  übersichtliche  und  streng  wissenschaftliche  Verarbeitung  des  ge- 
waltigen Stoffes  ein  ausführlicher  Batgeber  über  diagnostische  Merkmale  so- 
wohl, wie  über  therapeutische  Methoden. 

Nicht  unerwähnt  sei  noch,  dass  Wiederholungen  und  Widersprüche,  die 
beim  Zusammenarbeiten  mehrerer  oft  unvermeidlich  scheinen,  merkwürdiger- 
weise so  gut  xie  gar  nicht  vorkommen.  Bef.  Gergö. 

Dollinger  (12)  publiziert  seine  pädagogische  Methode,  nach  welcher 
er  an  seiner  Klinik  den  Unterricht  systematisierte. 

Die  Studierenden  betreffend  ist  sein  Prinzip,  sie  mögen  den  Kranken 
nicht  nur  in  einem  Stadium,  im  Bahmen  eines  einzigen  glänzenden  rhetori- 
schen Vortrages  sehen,  sondern  sie  mögen  ihn  bis  zum  Schlüsse  seiner  Be^ 
handlung,  in  jeder  wichtigeren  Phase  seiner  Erkrankung  beobachten.  Es 
betritt  bei  ihm  jeder  Kranke  die  Klinik  förmlich  durch  den  Hörsaal  und 
verlässt  sie  auch  vor  den  Hörern. 

Und  so  wird  während  der  zweistündigen  Vortragszeit  zunächst  über  die 
tags  vorher  operierten  Kranken,  mit  event.  Demonstration  von  Präparaten, 
berichtet;  die  nötigen  Hauptverbandwechsel  werden  vor  der  Hörerschaft  vor- 
genommen; dann  folgt  die  gruppenweise  Vorstellung  jener  Kranken,  welche 
die  Klinik  verlassen  oder  in  Abwesenheit  der  Hörer  operiert  werden  und 
zum  Schlüsse  wird  über  einen  wichtigen  Fall  eingehender  vorgetragen  und 
dann  derselbe  in  Anwesenheit  der  Hörer  operiert.  Dieses  Programm  erleidet 
nur  insoferne  eine  Änderung,  als  zeitweise  auch  die  ambulanten  Kranken,  so 
wie  sie  kommen,  Thema  des  Vortrages  bilden,  oder  im  Falle  einer  Sektion 
die  Hörer  an  dieser  teilnehmen. 

Die  sogen,  kleine  Chirurgie  lernen  die  Hörer  am  reichhaltigen  Material 
der  Ambulanz  kennen;  letztere  teilte  Dollinger  teils  ihrer  Frequenz  wegen 
(im  Durchschnitte  täglich  bei  200  Kranke!),  teils  aus  didaktischen  Gründen 
auf  drei  Sektionen:  die  eine  befasst  sich  mit  den  orthopädischen  Erkran- 
kungen, die  andere  mit  den  urologischen,  während  die  letzte  und  grösste 
Gruppe  die  übrigen  chirurgischen  Erkrankungen  in  Behandlung  nimmt.  An 
jeder  dieser  Abteilungen,  die  unter  Führung  eines  älteren  Hilfsarztes  der 
Klinik  steht,  nehmen  die  Mediziner  gruppenweise  teil. 

Die  Einübung  grösserer  operativer  Eingriffe  geschieht  an  konservierten 
Leichen  während  der  im  Wintersemester  gehaltenen  Operationskurse. 

Im  folgenden  bespricht  Dollinger  das  Arbeitsprogramm  der  Operations- 
zöglinge ;  ihre  Ausbildungszeit  wurde  auf  sein  Bemühen  wieder  auf  die  frühere 


A      I 


1150  Jahrmbericht  fOr  Chimrgie.    III.  Teil 

Dauer  von  zwei  Jahren  erhöht.  Die  Operations-Zöglinge  beteiligen  sidi  zum 
Teil  auch  an  der  Verfassung  des  klinischen  Jahrbuches,  welches  an  Stelle  der 
bisherigen  dreijährigen  Ausweise  tritt.  Es  sind  sowohl  Gründe  der  Didaktik, 
als  auch  das  wissenschaftliche  Ziel,  welche  eine  baldige  kritische  Zusammen- 
stellung der  klinischen  Arbeit  erheischen. 

Dollinger  (13).  Das  518  Seiten  umfassende  Werk,  an  dessen  Zu- 
sammenstellung  neben  Dollinger  und  gemäss  seiner  Weisung  nodi  sechs 
seiner  Schüler  mitgewirkt,  bildet  die  Folge  des  vor  drei  Jahren  erschienenen 
ersten  Bandes. 

Ähnlich  diesem  bilden  die  Grundlage  auch  der  neuen  Folge  Auszüge  d^ 
Krankengeschichten  der  letzten  drei  Jahre:  vom  Universitatsjahre  1900/1901 
bis  inkl.  1902/1903. 

Das  äusserst  reichhaltige  Material  liess  Dollinger  nach  der  Einteilung 
des  Handbuches  der  praktischen  Chirurgie  (v.  Bergmann,  t.  Bruns, 
T.  Mikulicz)  systematisch  ordnen  und  bildet  die  Einleitung  zn  jedem  Ab- 
schnitte teils  eine  statistische  Übersicht,  teils  eine  eingehende  Schüdenmg 
der  angewandten  Methoden  und  ihrer  Erfolge.  Wo  seit  dem  Erscheinen  des 
ersten  Bandes  keine  neueren  Operationsverfahren  eingeführt  wurden,  wiid 
auf  die  entsprechende  Stelle  des  I.  Bandes  verwiesen. 

Auf  alle  Einzelheiten  des  Werkes  kann  nicht  eingegangen  werden;  es 
bilde,  wie  Dollinger  im  Vorworte  betont,  für  den  jungen  Operationszö^ing 
der  Klinik  den  sichersten  Führer,  für  den  Praktiker  ein  kritisches  Sacb- 
schlagebuch  und  für  den  gewesenen  Hörer  zugleich  eine  nützliche  Erinnemiig 
an  bekannte  Fälle  seiner  klinischen  Studienzeit.  Grössere  Abschnitte  mopD 
eine  gesonderte  Besprechung  finden. 


ra. 
Jahresberichte  von  Krankenhäusern  etc. 


Referent:  0.  Hildebrand,  Basel. 


Die  mit  *  yeraelienen  Arbeiten  sind  referiert  worden. 

1.  Baudonin,  La  cliniqne  de  chir.  Orthopäd,  de  Merciäre  de  (Reims).  Gaxette  m<£eilt 
1903.  Nr.  28. 

2.  —  La  cliniqae  de  Chir.  da  D.  Pantaloni  ä  Marseille.  Gazette  m^ieale  de  Paris  1901 
Nr.  5. 

3.  *N.  Bnrghele,  Resnm^  des  wissenschaftlichen  Rapportes  fftr  das  Jahr  1902.  SpitaU 
1903.  Nr.  U— 15.  p.  548  (mmftnisch). 

4.  —  Statistik  der  Operationen  (des  Spitales  in  Yidra).  Revista  de  Chirorgie  1903.  Nr.  t 
p.  59  (rumftnisch).  119  kleinere  and  mittlere  Operationen;  29  mit  Chloroform,  45  vä 
Kokain,  45  ohne  Anästhesie.  Stolanoff  (Plerna). 

5.  Chlnmsky,  Über  Bau  and  innere  Einrichtang  einer  chirnrgischen  Klinik.  Deniscke 
Zeitschrift  f.  Chirorgie  1908.  Bd.  68.  Heft  8  a.  4. 


Hildebrand,  Jahreeberiohte  von  Erankenhftusern  etc.  1151 

6.  *CodiTilla,  11  materiale  dinico  deir  Istituto  dei  rachitici  di  Milano.    Arcbivio  di 
ortopedia  1902.  fasc.  6. 

7.  Dela^öni^re,  Statistiqne  des  opärations  pratiquöes  aa  Mans  du  1  Janvier  au  31  D6- 
cembre  1902.    Archives  provinciales  1903.  Nr.  9. 

8.  Fanre,  Statistiqae  du  aervice  de  clinique  chir.  de  Thötel-Dieu.    Gazette  des  hdpitaux 
1908.  Nr.  70. 

9.  Favre,   Operazioni  chimrgiche  eseguite  negli  stabilimenti  sanitari  militari  del  regno. 
Dati  statistici  del  1902.    Giomale  medico  del  R.  Esercito  1903.  Nr.  9. 

10.  FoDtoynout,  Statistiqne  des  Operations  pratiqnäes  &  Tanarive  sur  les  Malgaches, 
d'avril  1898  ä  jnillet  1908.    Arohives  provinciales  1908.  Nr.  12. 

11.  *Here8cu  und  Stefanescn- Galatz,  Operative  Tätigkeit  des  Spitales  Filantropia 
„Abteilung  der  Hamorgan-Erankheiten*'  fQr  das  Jabr  1902.  Spitalul  1908.  Nr.  6.  p.  205 
(mmftnisch). 

12.  Jabresbericbt  der  Heidelberger  Klinik  fOr  1902.  Beiträge  zur  klin.  Chir.  1908.  Bd.  39. 
Supplement-Heft, 

18.  Elaussner,  Bericht  über  die  kgl.  chirurg.  Üniversitäts-Poliklinik  zu  München  1902. 
Münch.  med.  Wochenschr.  1903.  Nr.  7. 

14.  König  (Fritz),  Das  neue  Operationshaus  zu  Altena,  eine  moderne  chirurgische  Ar- 
beitsstätte.   Archiv  f.  klin.  Chir.  1908.  Bd.  10.  Heft  4. 

15.  Krön  lein,  Die  aseptischen  Operationsräume  der  Züricher  chir.  Klinik  und  ihre  Be- 
deutung für  den  chirurgisch-klinischen  Unterricht,  v.  Brunssche  Beiträge  1908.  Bd.  37. 
Heft  3.    V.  Esmarch -Festschrift 

16.  Legrand,  Organisation  du  service  chirurgical  et  gyn^cologique  ä  Fhöpital  europ^en 
d'Alexandrie.    Archives  provinciales  1903.  Nr.  12. 

17.  Maass,  Bericht  über  die  chirurg.  und  Orthopäd.  Erkrankungen  in  der  Neumann- 
schen  Kinder -Poliklinik  1896-1902.  Deutsche  Zeitschrift  für  Chirurgie  1903.  Bd.  68. 
Heft  5  u.  6. 

18.  Pantaloni,  La  clinique  de  Chirurgie  de  Marseille.  Archives  provinciales  1908.  Nr.  1. 

19.  AI.  Popescu,  Bericht  über  die  im  Jahre  1902  ausgeführten  chirurgischen  Operationen 
im  Bezirks-Spitale  zu  Garacal.  Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  2.  p.  65  (rumänisch). 
54  verscbiedene,  auch  grössere  Operationen.  Stolanoff  (Plevna). 

20.  *A.  Raisz,  E.  Kurzbacher,  H.  Unterberg  und  D.  Balas,  Krankenbewegung  an 
der  n.  chirurg.  Klinik  —  Direktor  Ftof.  Em  er  ich  von  R^czey  -—  der  kgl.  ung.  Uni- 
versität zu  Budapest  in  der  Zeit  vom  1.  Jänner  1899  bis  inkl.  80.  Juni  1902.  Orvosi 
Hetilap.  1903.  Beilagen  zu  Nr.  27—80. 

21.  Roths  Jahresbericht.    Berlin  1903.  Jahrg.  XXVin.  Mittler  u.  Sohn. 

22.  Ronx  de  Brignoles,  Contribution  ä  Tötude  clinique  de  quelqes  affections  chirurgi- 
cales.    Statistique  de  nos  Operations  en  1902.    Archives  provinciales  1903.  Nr.  10. 

23.  M.  J.  Serbanescn,  Bericht  über  die  Jahre  1902  im  Spitale  Filantropia  ausgeführten 
Operationen.  Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  6.  p.  256  mit  6  Figuren  (rumänisch). 
855  fast  alle  gynäkologische  Operationen.  Stolanoff  (Plevna). 

24«  Sorel,  Statistique  des  Operations  pratiqu^es  en  1902.  Archives  provinciales  1903. 
Nr.  3. 

25.  0.  Yasilin,  Bericht  über  die  im  Ploiester  Stadtspitale  im  Jahre  1902  ausgeführten 
Operationen.  Revista  de  Chirurgie  1903.  Nr.  6.  p.  267  (rumänisch).  186  mehr  kleine 
Operationen.  Stolanoff  (Plevna). 

Godivilla  (6)  veröffentlicht  einen  statistischen  Bericht  über  die  Fälle, 
die  in  der  Mailänder  Anstalt  für  Rachitische  in  einem  Zeitraum  von  sechs 
Monaten  zur  Behandlang  kamen.  R.  Giani. 

Herescn  und  Stefanescu-Galatz  (11).  Von  den  273  Operationen 
seien  erwähnt:  57  Urethrotomiae  intemae,  20  extemae,  13  Prostatotomien, 
13  perineale  Prostatektomien,  3  vesikale  (eine  der  Prostata  wog  286  Gramm!), 
10  Sectiones  altae,  3  Nephropexien,  2  Nephrolithotomien,  5  Nephrektomien 
und  dazu  noch  113  verschiedene  rein  allgemeine  chirurgische  Operationen. 

S  toi  an  off  (Plevna). 

Burghele  (3).  Von  den  1462  Kranken,  die  im  Spitale  Vidra  (Putna) 
behandelt  waren,  wurden  852  geheilt,  413  gebessert,  119  blieben  ungebessert, 
33  Sterbefälle  und  43  blieben  noch  in  weiterer  Behandlung. 


1A52  JahroBberieht  fQr  Chirurgie,    m.  Tefl. 

Es  waren  sehr  viele  chirurgische  Fälle  nnd  wurden  119  Operationen 
ausgeführt.  Stoianoff  (Plevna). 

Raisz  (20).  Innerhalb  von  37«  Jahren  wurden  auf  der  Klinik  5752 
Kranke  gepflegt,  an  denselben  im  ganzen  3722  Operationen  vollzogen.  Wäh- 
rend dieser  Zeit  besuchten  die  Ambulanz  34698  Kranke;  hier  belänft  sich 
die  Zahl  der  chirurgischen  Eingriffe  auf  16468. 

Der  Bericht  schliesst  mit  einem  Rückblick  auf  die  Statistik  der  letzten 
10  Jahre,  d.  i.  der  Zeit,  wo  Prof.  v.  R6czey  an  der  Spitze  der  Klinik  steht 
Innerhalb  dieses  Lustrums  waren  auf  der  Klinik  13613  Kranke  g^egt 
worden,  ambulatorisch  wurden  79516  Personen  behandelt;  die  Gesamtzahl 
der  chirurgischen  Eingriffe  beläuft  sich  auf  43  955 ,  darunter  1 147  in 
Narkose. 


IV. 

Aufsätze  allgemeinen  chirurgischen  Inhalts. 


Referent:  0.  Hildebrand,  Basel. 


Die  mit  *  yersehenen  Arbeiten  sind  referiert  worden. 

1.  AlberB-Schönberg,  Röntgentechnik.    Zentralblatt  für  Cbimrgie  1903.  Nr.  96. 

2.  Mc.  Arthnr,  Blood  ezaminations  in  tbeir  relations  to  sorgiGal  procednres.  Aonab 
of  snrgery  1908.  Sept. 

3.  Aach,  Über  die  Ausscheidnng  der  in  die  arterielle  Blatbahn  injizierten  Bakterien  dmA 
die  Nieren.  Zentral blatt  für  die  Krankheiten  der  Harn-  nnd  Sexualorgane.  Bd.  XDL 
Heft  12. 

4.  Beck,  On  last  years  progress  in  snrgery.    Medical  News.  1003.  Oot  10. 

5.  Behr,  Über  Schnellbftrtung  nnd  SchneÜeinbettnng.  Mflnchener  med.  Woeheneekrifi 
1903.  Nr.  51. 

6.  Below,  Das  Wesentliche  und  unwesentliche  der  Lichttherapie.  AUgem.  med.  Zentral- 
Zeitnng  1903.  Nr.  25. 

7.  Ben  nett,  Some  reflectionsi  mainly  ethical  on  the  present  position  of  operaHona  in  Um 
practice  of  snrgery.    The  Lancet  1908.  May  2g. 

8.  Berthod,  Des  ezcös  de  la  mode  chirurgicale  actnelle.  Jonmal  de  m^  de  Paria. 
1903.  Nr.  21. 

9.  Bezan^on,  Yalenr  diagnostique  des  lencocytoses.  Gazette  des  hOpitaux.  1901 
Nr.  55. 

10.  Bier,  Hyperämie  als  Heilmittel.    Leipzig  1903.  F.  C.Vogel. 

11.  Bishop,  Un  some  points  in  abdominal  snrgical  diseases.    The  Lancet.  1903.  Sept.  12. 

12.  Hjörkst^n,  Die  Ülinwirkung  einiger  Bakterien  nnd  ihrer  Toxine  anf  die  Leber.  Jeu 
1902.  Gnst.  Fischer. 

13.  —  Die  Einwirkung  der  Staphylokokken  nnd  ihrer  Toxine  anf  die  Muskeln.  Jena  1901 
Gnst.  Fischer. 

14.  BrOer,  Kleine  Mitteilungen.  Beitrage  zur  klinischen  Chinirgie.  1903.  Bd.  XXXYHL 
Heft  3. 

15.  Burton-Fanning,  The  comparative  value  of  the  month,  the  rectum,  the  nrine,  iiie 
axilla  and  the  groin  for  the  Observation  of  the  temperature;  especially  in  regard  U 
tubercnlosis  and  to  the  offects  of  exercise  and  other  conditions.  The  Lanoet.  1901 
March  28. 


Hildebrand,  Anfs&tze  allgemeinen  chirargischen  Inhalts.  1153 

16.  Ma  Gaw,  Adenoida  in  relation  to  aadition  and  oerebration.  Medical  News.  190S. 
August  15. 

17.  Mc  Clellan,  A  well  proportioned  anatomical  model.  FhiL  aoad.  of  sorgery.  Annais 
of  sorgery  1908.  Joly. 

18.  Ghrysospathes,  Orthopftdie  oder  OrthopMie.  Zeitschrift  f.Orthopftdie  1903.  Bd.  XI. 
Heft  8. 

19.  Clarkson,  Surgical  emergencies  in  general  practice.    The  Lancet  1903.  May  16. 

20.  O'Conor,  The  surgical  ti'eatment  of  rhenmatic  fever.    The  Lancet  1908.  Jan.  24. 

21.  Cossmann,  Aeetonvergiftung  nach  Anlegung  eines  Celluloid-Mullverbandes.  Mttnch. 
med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  86. 

22.  Gramer,  KrQppel  und  Krfippelheime.    Archiv  f.  Orthopftdie  1903.  ßd.  1.  Heft  8. 

23.  G  r  a  m  p  e ,  Einige  Bemerkungen  zur  Technik  der  Etappenverbände  nach  Ptof.  R  i  t  s  c  h  1. 
Archiv  fOr  Orthopftdie  1908.  Bd.  I.  Heft  8. 

24.  G  r  a  m  p  e ,  Einige  Bemerkungen  zur  Technik  der  Etappenverb&nde  nach  Prof.  R  i  t  s  c  h  1. 
Ritschi:  Bemerkung  zu  vorstehendem  Artikel.  Arohiv  far  Orhopftdie  1903.  Bd.  1. 
Heft  3. 

25.  Dal  ton,  ündulant  Fever.    The  Practitioner  1908.  April. 

26.  De  lange,  Malformations  traumatiques  trait^es  par  Tindusion  proth^tique  de  la  paraf- 
fine;  application  des  moules  en  vulcanite  pour  maintenir  ce  modelage  jnsqu'ä  restau- 
ration  complöte.    BulL  et  m^m.  de  la  soc  de  Ghir.  1903.  Nr.  14. 

27.  Desfosses  et  Martinet,  Le  lavement.    La  Presse  m^dicale  1903.  Nr.  81. 

28.  —  La  m^decine  et  l'art  en  Normandie.    La  Presse  mödicale  1903.  Nr.  20. 

29.  Discussion,  Sur  la  communication  de  Richelot.  BulL  et  m^m.  de  la  soc.  de  Ghir. 
1908.  Nr.  83. 

30.  Eckstein,  Therapeutische  Erfolge  durch  Hartparaffininjektionen  aus  dem  Gesamt- 
gebiet der  Ghirurgie.    Berliner  klin.  Wochenschr.  1908.  Nr.  12  u.  13. 

31.  Ehrenroth,  Trauma  als  beförderndes  Moment  bei  den  durch  einige  Bakterien  (resp. 
ihre  Toadne)  hervorgerufenen  Veränderungen.    Jena  1902.  Gust.  Fischer. 

82.  Faune,  Prindpes  de  Chirurgie.    La  Presse  m^dicale  1903.  Nr.  5. 
88.  Fellner,  Über  Vererbung  akuter  Infektionskrankheiten.    Wiener  med.  Wochenschr. 
1903.  Nr.  30. 

34.  Folet,  Metallische  Fremdkörper  in  den  Geweben  und  Körperhöhlen.  Allg.  Wiener 
med.  Zeitung  1903.  Nr.  9  u.  10. 

35.  Franke,  Zur  Lehre  von  der  Leukocytose  bei  akuten  Krankheiten.  GeseUschaft  fOr 
Natur-  und  Heilkunde  Dresden.    Mflnchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  8. 

86.  —  Zur  Technik  der  Paraffinprothesen.    Zentralblatt  für  Ghirurgie  1903.  Nr.  28. 

37.  Fuchsberger,  Über  einen  Fall  von  angeborener  Misbildung  sämtlicher  Extremitftten. 
Diss.    München  1903. 

38.  *Fumaioli,  G.,  La  rioerca  coi  raggi  Röntgen  in  chimrgia.  Gazzetta  degli  ospedali 
1903.  Nr.  113. 

39.  Gersuny,  Harte  und  weiche  Paraffinprothesen.  Zentralblatt  für  Ghirurgie  1903. 
Nr.  1. 

40.  Godlee,  On  continuous  looal  infection.    The  Lancet  1903.  Dec.  5. 

41.  Griffit,  Aseptic  surgery  on  the  Niger     Medical  News  1903.  Febr.  28. 

42.  Grisel,  Amputations  congenitales  et  sillons  cong^nitaux.  Revue  d'orthop^die  1903. 
Nr.  1  u.  2. 

48.  Gross,  Die  Drüsenkrankheit  von  Barbadoes.  t.  Langen becks  Archiv  1903.  Bd.  71. 
Heft  2. 

44.  Gruber  und  Pirquet,  Toxin  und  Antitoxin.  Münchener  med.  Wochenschrift  1903. 
Nr.  29. 

45.  Grub  er,  Toxin  und  Antitoxin.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  42. 

46.  Guitard,  Methode  ambulatoire.  Appareils  de  Mr.  Rob.  SoreL  La  Presse  m^icale 
1903.  Nr.  88. 

47.  Haag,  Aus  der  Rechtsprechung.    Archiv  für  Orthopädie  1903.  Bd.  1.  Heft  3. 

48.  Habs,  Über  die  Bi ersehe  Stauung.    Münchener  med.  Wochenschrift  1903.  Nr.  22. 

49.  Haga,  Beobachtungen  an  Röntgenbildern  von  Schnss verletz angen  aus  der  Zeit  der 
chinesischen  Wirren.  Fortschritte  auf  d.  Gebiete  der  Röntgenstrahlen  1903.  Bd.  VI. 
Heft  5. 

50.  Hartmann,  Travaux  de  Chirurgie  anatomo  cliniques.    Paris  1903.  G.  Steinheil. 

51.  —  Travaux  de  Chirurgie  anatomo  clinique.  Annales  des  malad,  des  org.  gän.-ur. 
1903.  Nr.  11. 

JAhregberieht  fCbr  Ghirurgie  1908.  73 


1154  JahreBbericht  fttr  Chirurgie.    UI.  Teil. 

.52.   Uellmaier,   Die   eDtsfindeie   Gaomenmandel  aU  Aasgangapnnkt  Ton   InfektioaeiL 
Dis8.  München  1903. 

53.  He B sing  and  Haaslaner,  OrfchopftdiBche  Therapie.    Wien  1903.  lirban  n.  Schvar- 
zenberg. 

54.  Hirachfeld,  Über  den  diagnoBÜBchen  and  prognoBÜsdien  Wert  tod  Lenkoeytea- 
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55.  Hoeftmann,  Einige  Mitteilang.  aaa  der  Praxis  (Prothesen),  v. Langenbeeka  Ardnr 
1903.  Bd.  69.  Heft  1  a.  2.    v.  Esmarch-FeBtschrift. 

56.  Holzknecht,  Die  forensische  Bearteilang  der  sogen.  Röntgenstrahlen.  Foitadnitte 
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57.  Hom^n,  Die  Wirkung  einiger  Bakterien  und  ihrer  Toxine  auf  periphere  Nerren, 
Spinalganglien  and  das  Rttckenmaric.    Jena  1902.    Gast.  Fiacher. 

58.  H  0  p  k  i  n ,  Gases  illnstrating  fracture  in  the  lower  animals.  Phil.  acad.  of  soi^  1903. 
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59.  Hanter,  Gase  of  acromegaly.    British  medical  joomal  1908.  Nr.  21. 

60.  L'institat  de  Chir.  de  Madrid.    Arcfaives  provindales  1903.  Nr.  6  a.  7. 

61.  Jacobs,  De  Thennitine  en  chimrgie.    Le  Progrte  m^ical  1903.  Nr.  2. 

62.  JayleetGottschalk,  Tisite  aax  masöes  d'Italte.  ImpreBsionB  m^icales.  La  PreBae 
medicale  1908.  Nr.  20. 

63.  Eafemann,  Rhlno-pharyngoL  Operationslehre  mit  Einschlass  der  Elektrolyse  ftr 
Ärzte  and  Stadierende.    2.  Aofl.    Halle  1903.    G.  Mariiold. 

64.  Eantorowicz,  Eine  neae  Paraf&nspritze.  MOnchener  med.  Wochenaclirift  190S. 
Nr,  16. 

65.  *L.  Earwacki,  Die  Üntersachang  des  Blutes  vom  Standpunkte  der  ehinurgiBeheB 
Diagnostik.    Przeglad  chirorgiczny  Bd.  Y.  Heft  2. 

66.  Eatzenstein,  Beiträge  zar  konservatiTen  Ghimrgie.  Berliner  med.  WocheBaehiilk 
1903.  Nr.  6. 

67.  *Einnaman,  An  experimental  research  into  the  temperatore  relationahip  existing  ia 
shock.    Annais  of  surgery  1903.  Dec. 

68.  Eon  ig,  Operation  ohne  direkten  GkbrauGh  der  Finger.  Berliner  klin.  Wochenadiiift 
1903.  Nr.  1. 

69.  Eörner,  Untersuchungen  and  Erfahrungen  Ober  den  Einfluss  von  Oparationen  aaf 
den  Verlauf  und  Ausgang  des  Diabetes  mellitas.  Qrenzgebiete  der  Medism  1903. 
Bd.  12.  Heft  5. 

70.  Eofmann,  Einiges  über  die  subkutanen  Ptoihesen  nadi  Gersuny.  Zentralblatt  ffir 
Chir.  1903.  Nr.  10. 

71.  Eompe,  Easuistische  Beiträge  zur  Lehre  yon  den  Missbildungen.  Mflnchen^r  med. 
Wochenschrift  1903.  Nr.  4. 

72.  *Eorteweg,  Guriosa  uit  de  heelkondige  kliniek  te  Leiden.  Ned.  T^dachr.  ▼.  €e- 
neesk.  IL  pag.  10. 

73.  M.  Eoslenk  o,  Der  gegenwftrtige  Stand  der  Frage  von  der  Anwendang  des  Darapfes 
in  der  Gynfikologie  und  Ghimrgie.  Russki  Wratsch  1903.  Nr.  3.  (E.  empfiehlt  die 
Dampfsäge  Snegirews.)  Hohlbeck  (St.  Petersburg). 

74.  Eraske,  Über  Beckenhochlagerung  und  ihre  Gefahren,  v.  Langenbecks  Arcfai?. 
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75.  Erukenberg,  Ober  Erflppelanstalten.    Archiv  f.  Orthopädie  1908.  Bd.  1.  Heft  3. 

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158.  [Jne  clinique   ohirurgicale  ne  peut  etre  lögalement  considär^e  en  France  comme  un 
Etablissement  insalubre.    Archives  provinciales  1903.  Nr.  4. 

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Wilson  (151).  Die  Leukocytose  ist  entweder  absolut,  indem  die  Ge- 
samtzahl der  Leukocyten  vermehrt  ist,  oder  relativ,  indem  die  Gesamtzahl 
nicht,  sondern  nur  die  Prozentzahl  einer  bestimmten  Zellform  (die  polymorpho- 
nnkleären)  vermehrt  ist.  Ein  hoher  Prozentgehalt  (80—85^0)  der  Polymorpho- 
nukleären  bei  Abwesenheit  von  absoluter  Leukocytose  deutet  auf  Eiter  oder 
schwer  entzündlichen  Prozess  und  gleichzeitige  geringe  Vitalität  hin.  Die 
Zählungen  müssen  bei  demselben  Kranken  wiederholt  und  regelmässig  vor- 
genommen werden.  Einmalige  Zählungen  haben  keinen  Wert.  Die  Leuko- 
cytose hat  diagnostischen  Wert  nur,  wenn  sie  im  Verein  mit  anderen  Sym- 
ptomen beurteilt  wird.  Sie  hat  niemals  eine  solche  Bedeutung,  dass  auf  sie 
allein  die  Diagnose  basiert  werden  kann.  Dem  Aufsatze  sind  7  Kranken- 
geschichten beigefügt  Maass  (New- York). 

Kinn  am  an  (67)  hat  Versuche  darüber  angestellt,  welchen  Einfluss  die 
Temperatur  bei  der  Entstehung  des  Shocks  hat.  Er  kommt  dabei  zu  dem 
Schluss,  dass  die  Temperatur  der  Hauptfaktor  sowohl  in  der  Ursache  des 
Shocks  ist,  als  auch  das  wichtigste  Mittel,  um  ihn  in  Schranken  zu  halten 
ind  zn  mildem.  Maass  (New-York). 

V.  Willebrandt  (149).  Nach  einer  verhältnismässig  kurzen  Behand- 
ungszeit  wurden  bei  den  meisten  Fällen  ganz  bemerkenswerte  Resultate  er- 
lalten.  Die  Verbesserung  betraf  meistens  solche  Gelenkaflfektionen,  bei  wel- 
chen eine  sehr  energische  Badbehandlung  fast  ganz  erfolglos  geblieben  war. 
lerf.  erörtert  die  Frage,  wie  so  hohe  Wärmegrade  von  der  menschlichen 
laut  ohne  Nachteil  ertragen  werden  können,  und  gelangt  zu  denf  Schlüsse, 
iass  sowohl  die  starke  Schweissabsonderung  als  auch  die  lebhafte  Blutströ- 
Qung  den  Organismus  gegen  die  exzessive  Hitze  schützen.  Das  wesentliche 
>Bi  dieser  Methode  sei  die  dadurch  hervorgerufene  Hyperämie,  durch  welche 
1er  lokale  Stoffwechsel  gesteigert  und  die  Flüssigkeitsströmung  lebhafter  wird. 
Herbei  zerfallen  in  erster  Linie  die  Krankheitsprodukte  und  werden  resor- 
iert.  Hj.  von  Bonsdorff  (Helsingfors.) 

Den  diagnostischen  Wert  der  Blutuntersuchungen  besprechend,  geht 
[arwacki  (65)  zunächst  auf  das  Leukocytenphänomen  ein.  Seiner  Ansicht 
ach  bedeutet  die  Verwertung  der  Leukocytenzählung  einen  grossen  Fort- 
[^hritt  unseres  diagnostischen  Könnens.  Es  gilt  dies  insbesondere  für  die 
.ppendix-Eiterungen.  Aber  auch  bei  andersartigen  akut  infektiösen  Pro- 
dssen  werden  durch  sie  sichere  Anhaltspunkte  für  die  Diagnose  und  Prognose 
Bwonnen.  Selbstverständlich  ist  dabei  Vorsicht  und  Berücksichtigung  des 
y-mptomenkomplexes  geboten.  Unbrauchbar  erweist  sich  diese  Methode  bei 
Dsartigen  Geschwülsten,  da  sie  hier  sehr  wechselnde  Resultate  gibt. 


1158  Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    III.  Teil. 

Im  weiteren  bespricht  Earwacki  seine  Beobachtungen  über  die  Seio- 
diagnostik  chirurgischer  Infektionskrankheiten.  Es  wurden  Agghttination- 
proben  bei  Tuberkulose,  Strepto-  und  Staphylomykosen  und  kolibazillären  t 
fektionen  ausgeführt.  Unter  zehn  klinisch  sicheren  Tuberkulosen  wurde  ii 
7  Fällen  die  agglutinierende  Wirkung  sowohl  des  reinen  als  auch  des  m- 
dünnten  (bis  auf  V&o)  Serums  auf  das  Koch  sehe  Keagens  konstatiert  Der 
Grund  für  den  negativen  Ausfall  der  Reaktion  in  den  übrigen  Fällen  dürfte 
in  einer  Erschöpfung  des  Organismus  an  Keaktionskraft  liegen.  Die  Strepto- 
und  Staphylokokkenerkrankungen  lieferten  ebenfalls  positive  Reaktionen,  je- 
doch nur  bei  einer  Allgemeininfektion.  Bei  Pyämie  war  die  Reaktion  sogar 
bei  Verwednng  eines  auf  ^/eo  verdünnten  Serums  positiv.  Bei  örtlich  be- 
schränkten Affektionen  blieb  die  Reaktion  stets  aus.  In  den  Fällen  tos  In- 
fektion mit  Bacterium  coli  (Appendicitis,  subphrenischer  Abszess)  aggintinierte 
das  Serum  in  einem  Mischungsverhältnis  von  ^/so — Veo  allemal,  in  einem  Falle 
sogar  in  einer  Verdünnung  bis  auf  ^/aoo. 

Allgemeine  Schlüsse  zieht  Verf.  aus  seinen  Beobachtungen  nicht. 

Urbanik  (Krakaa). 

Mazzini-Volpe  (96)  berichtet  über  einen  Fall,  in  welchem  dn  Neu- 
geborenes folgende  Anomalien  aufwies:  Atresia  ani,  zwei  Hodensäcke,  zvei 
Ruten  und  zwei  mit  zwei  Harnblasen  konmiunizierende  Harnröhren,  zni 
dicke  in  die  Blasen  mündende  und  mit  zwei  Deocökalklappen  versekiK 
Därme;  ferner  nur  eine  Niere  mit  einem  Harnleiter  und  einem  Hoden.  As 
diesen  Fall  anknüpfend  erörtert  Verf.  vom  embryologischen  Gesichtspunkt« 
die  Anomalie  der  Doppelrute.  Nach  ihrn  kommen  drei  Arten  von  in  Über- 
zahl der  Rute  bestehenden  Anomalien  vor:  die  Hasta  bifida,  die  Hasti 
omni-septa,  die  Hasta  duplex.  Embryogenetisch  betrachtet  Bei  die 
Hasta  duplex,  da  sie  aus  2  Keimen  hervorgeht,  von  der  Hasta  bifidi 
und  der  Hasta  omni-septa,  die  auf  Entwickelungshemmung  eines  einzigen 
Keimes  hindeuten,  zu  unterscheiden.  Die  Hasta  duplex  setzt  das  Vor- 
handensein eines  doppelten  Enddarmes  und  einer  doppelten  Blase  voraus, 
wohingegen  bei  der  Hasta  omni-septa  und  der  Hasta  bifida  jene  Or- 
gane entweder  normal  oder  mehr  oder  weniger  vollständig  in  zwei  geteiS 
sein  können.  Die  Hasta  duplex  sei  eine  viel  seltenere  Anomalie,  als  man 
bisher  geübte,  sei  seltener  als  die  Hasta  bifida  und  die  Hasta  omni- 
septa.  R.  GianL 

Fumaioli  (38)  verbreitet  sich  über  die  Vorzüge,  die  die  Röntgen- 
strahlen, sei  es  beim  Aufsuchen  von  Fremdkörpern,  sei  es  bei  gewaltsame 
Verletzungen  und  Knochenkrankheiten,  darbieten.  R.  Giani. 

Masnata  (93)  hebt  die  ungeheuren  Schwierigkeiten  hervor,  die  bei 
den  am  Lebenden  vorgenommenen  Operationen,  zum  Unterschied  von  da 
am  Leichnam  ausgeführten,  wegen  der  Blutungen  bestehen  und  meint,  dass 
der  am  Leichnam  erteilte  Unterricht  in  der  Operationslehre  von  keinen 
grossen  Nutzen  sei.  Er  empfiehlt  deshalb,  die  Studenten  VivisektionsübungeD 
an  Tieren  vornehmen  zu  lassen,  zumal  da  fast  alle  Bauchoperationen  eben- 
sogut an  Tieren  als  am  Menschen  ausgeführt  werden  können.  Der  Leichnam 
sollte  bei  den  Operationsübungen  nur  zum  Vergleich  dienen.  Die  Studaiten 
wiirden  sich  dann  auch  in  allen  zu  einer  Operation  erforderlichen  Manuali- 
täten  (Sterilisierung  der  Hände,  der  Gaze,  der  Fäden  und  Instrumente.  Rei- 
nigung der  zu  operierenden  Teile  usw.)   und  in  der  Anwendung  der  Nark(»e 


Hildebrand,  AafsAtze  allgemeinen  chirurgischen  Inhalts.  1159 

üben  können,  Vorbereitnngen,  die  sie  in  den  Kliniken  nicht  gehörig  kennen 
lernen.  6.  Giani. 

Korteweg  (72).  1.  Erschwertes  Döcanulement  nach  Tracheotomie. 
Bei  einem  2  jährigen  Knaben  mit  polipoiden  Wucherangen,  entstanden  nach 
Tracheotomie  inferior,  führte  die  Intubation  nicht  zum  Ziele. 

Es  wurden  nun  durch  die  erweiterte  Tracheotomie  die  Granulationen 
exstirpiert  und  ein  mit  einem  Faden  durchstochenes  Kautschukdrain  in  die 
Trachea  und  Larynx  hineingeschoben  (retrograde  Intubation). 

Die  Röhre  wurde  mittelst  des  Fadens  an  einem  auf  die  Wunde  gelegten 
Tampon  festgehalten. 

Eine  Woche  später  konnte  der  Drain  fortgelassen  werden;  3  Wochen 
post  op.  geheilt  entlassen.  Die  beste  Prophylaxe  der  Granulationsstenose  ist 
das  frühzeitige  D^canulement. 

2.  Aneurysma  traumaticum  der  Arteria  yertebralis.  Ein  13  jähriger 
Knabe  bekam  nach  einem  Messerstich  hinter  dem  linken  Ohre  ein  Aneurysma 
der  Art.  yertebralis.  Der  Ausgangspunkt  des  Aneurysmas  war  der  Teil  der 
Arterie,  der  zwischen  Proc.  transv.  epistrophei  und  atlant.  gelegen  ist. 

Nach  querer  Durchtrennung  des  M.  stemocleidomast.  gleich  unter  dem 
Proc.  mastoideus  und  der  M.  M.  trapez.,  splenius  und  semispinalis  capitis 
wird  das  Aneurysma  blossgelegt.  Der  proximale  Gefassabschnitt  wird  erst 
gefunden,  nachdem  der  grösste  Teil  des  Sackes  exstirpiert  und  der  Boden 
eingeschnitten  wurde  in  einer  den  Faserverlauf  des  Obliq.  inf.  kreuzenden 
Richtung;  er  wird  isoliert  und  abgebunden. 

Der  zerebrale  Gefassabschnitt  kann  nicht  isoliert  werden,  dennoch  ge- 
lingt es,  die  Einmündungsöffnung  in  den  Sack  durch  vier  Doyen  sehe  Ar- 
terienpinzetten zu  verschliessen.  Die  Wunde  wurde  tamponiert.  Am  «zweiten 
Tag  nach  der  Operation  wurden  die  Pinzetten  entfernt  und  am  folgenden 
Tage  die  Wunde  unter  lokaler  Anästhesie  geschlossen.  Drei  Wochen  später 
geheilt  entlassen.    Die  Beweglichkeit  des  Kopfes  ganz  normal. 

Die  Art.  yertebralis  gibt  zwar  keine  grösseren  Äste  in  ihrem  Halsteil 
ab,  sondern  mehrere  kleine.  Die  Ligatur  des  proximalen  Gefässabschnittes 
allein  genügt  also  nicht,  das  Aneurysma  zur  Heilung  zu  bringen. 


Autoren-Register. 


Abadie  183,  287,  346,  374,  460, 

925,  1009,  1025. 
~  et  Brandeis  876. 
Abbamondi  141. 
Abbe  271,  336.      , 
Abbot  277,  1045. 

—  and  Sbatiock  174,  360. 
Abel  704. 

Abelsdorff  287. 
AbikoBoif  282. 
Ackermann  622. 
Ball'  Acqua  985. 
Adam  625,  993. 
AdamkiewicK  232,  233. 
Addicks  196. 
Adenot  343,  655. 

—  et  Gadet  426. 

—  et  Thövenot  133. 
Ader  70. 
Adjaroflf  1077. 
Adrian  218,  223. 
Adolph  141. 
Agricola  141. 
AhlBtröm  287. 
Aiello  888. 

Aievoli  743,  948,   1003,  1063. 
Alapy  575. 
Albanas  482. 
Albarran  700,  816. 

—  u.  Imbert  816. 

—  et  Cottet  849. 
Albers-Schönberg  1099,  1152 
Albertin  999. 
Aldeich-Blake  691. 
Aldrich  974. 

Alesandrini  907. 
Aleasandri  224,  680. 
Alexandre  139,  213,  311,  743. 
Allaria  402. 
van  Allen  1099. 
Allingham  1146. 
Allingham  and  Bridges  616. 
AUbut  70. 
AUen  233. 
Allport  287. 
Allwood  816. 
Alt  287. 
Altenburg  169. 


Alter  790. 

Althoff  988,  954. 

AJthorp  662. 

Alvarez  662. 

Amberg  158. 

Amberger  974. 

T.  Anunon  287. 

Amrein  897. 

Anastasi  749. 

Anderson  615. 

Andr^  1081. 

Andrew  811,  453,  728. 

Andrewes  52. 

Andrews  537. 

y.  Angerer  262,  655,  1099. 

D'Anna  224. 

Anschfltz  628,  736. 

d'Antona  985. 

Antonelli  566. 

Anzilotti  825. 

—  et  Fattini  788. 
Anzoletti  195. 
Apelt  925. 
Apert  570. 
Apolant  800. 

—  u.  Embden  224. 
Arapow  1028. 
Arcoleo  860,  873. 
D*Arcy-Power  238,  622,  662, 

1077. 
Mc.  Ardle  756. 
Ardooin  767. 
Arenzio  166. 
Arkwright  42. 
Arloing  881. 
Armour  171,  562. 
Arad  1039. 
Arnold  609,  1039. 
Amsperger  482. 
Aronheim  262,  993. 
Aronson  426. 
Arron  915. 

Mc.  Arthur  120,  796,  1152. 
Asakura  825,  1081. 
Ascoli  800. 
Asch  76,  792,  1162. 
Aschauser  1128. 
Ashe  566,  662. 
Ashton  Berg  1081. 
Atbabegian  974. 


Athanassow  1039. 
Athe  691. 
Athenton  728. 
Anbertin  259. 
Audrj  230. 
—  et  Daloe  879. 
Anlhom  743. 
d'Auria  197. 
Austin  174. 
Aavray  748. 
Avanzmo  655. 
Avellis  382. 
Axenfeld  287. 


Baach  421. 
Baas  287. 
Bacaglia  277. 
Bach  402,  1007. 
Bachiali  852,  545. 
Bade  960,  1015,  1039,  1099. 
Bftftmhielm  888,  1089. 
Bahr  183,  971. 
B&hler  816. 
Bär  287,  749,  816. 
B&rlsdier  960. 
Baermann  879. 
Baginsky  131. 
Baäoff  704,  758. 
Baikow  656. 
Bailey  262. 
Baillet  570. 
Bainbridge  562. 
Baisch  867. 
Bakabinik  1081. 
Baker  321,  704. 
Bakö  887. 

Balacescu  616,  704,  736,  948, 
974. 

—  o.  Cohn  426. 
Balatre  790. 
Balao  Ventora  262. 
Baldanza  7ia 
Baldassari  469. 

—  e  Finotti  637. 

—  e  Gardini  756. 
Baldnzzi  570. 


Autoren-Register. 


1161 


BAldwin  1099. 

Balfonr  741. 

Salger  et  Fonquet  821. 

3f^700. 

3allaban  287. 

^aUance  172,  281. 

-  and  Stewart  172,  386. 

3allin  570,  748,  751. 

Bamberg  52. 

iamberger  52. 

SancY-Osmolowsky  825. 

iaDdler  868. 

Bang  1028. 

iannes  969. 

Baotrina  881,  1081. 

jantach  876. 

r.  Baracz  104,  109. 

)aradat  70. 

Barbarin  811. 

3ard  280,  557. 

)ardellini  981,  969. 

iardenheaer   172,    188,    410, 

741,  783.  876. 
iardescu  178,  262,  680. 
Bars  141. 

)anon  et  Cade  878. 
iarker  8,  570,  622. 
iarling  570,  1065. 
iarnard  912,  1015. 
iaron  374,  1189. 
Jaroni  886. 
)arr  756. 
kirraja  3. 
Bartels  259. 

Bartb  178,  195,  570,  802,  992. 
Barth  et  Michaux  849. 
Bartha  u.  Onodi  821. 
Bartholomäos  288. 
Bartel  1084. 
Barwell  402. 
le  Barj  259. 
Basbford  224. 
Basile  748. 
Bassan  82'>. 
Bastianelli  687. 
Baudouin  960,  1145,  1150. 
Baaer  780,  886,  888. 
Baum  158.  582. 
Bftumler  570. 
BaToni  1128. 
Bavon  188,  402,  1099. 
Bayer  966,  1007,  1084. 
Bayet  881. 
Baxv  482.  788,  792,  796,  879, 

881,  960,  1081. 
Beale  52,  1128. 
Beard  280. 
Beateon  469. 

Beaussent  et  Bender  288. 
je  Bec  et  Malier  778. 
Becher  460,  912,  984,  1089. 

1128. 
Becbtold  780. 
Beck  188,  166,  195.  197,  460, 

570,  773,  1100,  1152. 
r.  Beck  188. 
Becker  8,  141,  169,  570. 
Becker,    Hermann,    ErOnlein 


Beckmann  52,  188. 

B4cldre  828,  458,  849,  1100. 

Beduschi  e  Boasi  410. 

Beeckmann  915. 

Beer  570,  778. 

B^ouin  570,  718. 

Behm  882. 

Behr  1152. 

Behrens  460. 

T.  Behring  65,  70. 

Belawenz  842. 

Belbege  283. 

Bell  469,  1092. 

Below  1152. 

B^uard  687. 

Bencher  et  Daniel  912. 

Bender   280,   288,   783,   897, 

954,  1089. 
Bendix  288. 
Benedikt  1100. 
Benenati  879. 
Beoiamin  718. 
Benker  773. 
Bennecke  1146. 
Benneta  920. 
Beoson  and  Symes  288. 
Bentier  259. 
Bentz  70. 
Bönard   288.   379,   557,   570, 

756.  915,  1004. 

—  et  Tavel  615. 

—  et  Thövenot  748. 
Berchonz  622. 
Berdey  1100. 
Berend  453. 
Bereut  218. 

Berg  562.  756,  767. 
Bergö  288. 

Berger  154,  767.  915,  1011. 
Bergheimer  426. 
y.  Bergmann  164, 174, 196, 915, 
974,  1100. 

—  Y.  Bmna,  ▼.  Mikulicz  1146. 
— ,  Gerhard,  Liebreich,  Martin 

1146. 

—  u.  Rochs  1146. 
Bergmann  u.  Steinhaus  1055. 
Bergner  288. 

Bergonier  et  Dunogier  1100. 

Berlin  288. 

Berlizheimer  u.  Meyer  65. 

Bemabeo  940. 

Bemard  825,  849. 

Bemays  570. 

Bembach  1100. 

Bemdt  8. 

Bernhard  811,  999. 

Bernkopf  197. 

Bemond  790. 

Bernstein  1060. 

Bertelsmann  954,  970,  1011. 

Berthod  1152. 

Beirtram  288,  888. 

van  Bessern  941. 

Besta  1095. 

Betti  288. 

Bettmaon  137,  1028. 

de  Beurmnnn  et  Ramend  137. 

Beutter  410. 


Bevan  800. 

Bezancon  1152. 

Bezold  811. 

Biagi  257. 

BiChat  570. 

Bickel  482,  800,  802. 

BidweU  756. 

Biehl  259. 

Bielsky  288. 

Bier  1152. 

Bieraat  950. 

Biggs  1100. 

Bilfinger  692. 

Bima  1129. 

Binaghi  622. 

Bindi  88. 

Bing  141,  280. 

Binnie  141. 

Björkst^n  1152. 

Birch-Hirschfeld  288,  1100. 

Bishop  587,  1152. 

Bishopp  and  Fripp  616. 

Blake  402,  582,  562,  662,  790, 

825. 
Blaker  475. 
Blanc  et  Caubet  625. 
Bland-Sutton  582. 
Blank  802. 
De  Blasi  792. 
Blau  811. 

Blauel  259,  882,  860. 
Blecher  259,    868,   951,   971, 

1009. 
Blenck  174. 
Blenke  897,  907. 
Bloch  178,  871,  458. 
Bloodgood  609,  1007. 
Blum  188,  925,  988. 
Blumefeld  8. 
Blumenthal  288,  897. 
Blumen  868. 
Boari  780. 
Boas  288,  555. 
Bobbio  811,  656,  718,  984, 

1081. 
Bockenheimer  861,  876. 
Bodo  58. 
Boeckel  545. 
Becker  105. 
Boege  269. 
Böhm  122. 
Boerma  788. 
B5mer  183. 
Boemer  218. 
Böshagen  259. 
Böttcher  628. 
Boettiger  277. 
Bofinger  1128. 
Bogdanovici  8. 
Bogoljuboff  879. 
Bogovad  482. 
Boguaat  460. 
Boinet  69,  775,  816. 
—  et  Stephan  197. 
Boisson  1081. 
Bokor  998. 
Bollinger  224,  1009. 
Bolton  656.  863.  1185. 
de  Boncard  352. 


1162 


Jahresbericht  ftir  Chirurgie.    III.  Teil. 


BoDcart  3. 

Bong  52. 

Bonie  475. 

ßooD  881. 

Bonnamonr  570. 

Bonnet  1081. 

Bonnikoll  402. 

y.  BoDsdorff  680,  691. 

Borberger  402. 

Borchard  120,   141,  188,  262, 

915,  981, 938,  958,  993, 1004, 

1039. 
Borchardt  352,  1128. 
BorelioB  557,  816,  861. 
Boniemann  915,  1015. 
Bomhaupt  570. 
Borris  löU. 
Borst  141. 

y.  Borszöky  460,  475. 
y.  Borsz^ky  a.  y.  Genenich 

628. 
Bosanquet  790. 
Böse  1055. 
Bosg  et  Abadie  104. 
Bossowski  545,  816. 
Bonchot  1055. 
Bouerag«  379. 
Bouglä  et  Marie  570. 
Boasnaud  931. 
Boulay  et  Gasue  458. 
Bouma  169. 
BoasQoet  897. 
Boatillier  570. 
Bonrget  796. 
Bouyeyron  70. 
Boayier  1128. 
Boyöe  783. 
Boyin  965. 
Boyis  33. 
Boyo  704. 
fiowen  288,  878. 
Bowken  122. 
Bowlby  562,  609. 
Box  and  Wallace  570. 
Braatz  155. 
Bracchi  262. 
Brackel  920. 
Bradford,  Dench  311. 
y.  Bramann  133. 
Brand  224. 

Brandt  530,  629,  659. 
Bransford  838. 
Brat  1065. 

Brauer  70,  993,  1028,  1077. 
Brault  109,  985. 
Braumttller  749. 
Braun  3,  117,  852,  545,  609, 

622.  843. 
Brechet  881. 
Brehm  616. 
Brehmer  1029. 
Breiger  122. 
Breinl  1055. 
Brenet  277. 
Brenn  233. 
Brenner  662. 
Brennfleck  1092. 
Brenske  277. 
Brentano  662. 


Brewer  737.  780. 

Brescendorff  131. 

Brewer  863. 

Bneger  281. 

O'Brien  123. 

Bnn  915. 

Brindei  374. 

Brinkman  475. 

Brion  u.  Bayser  737. 

Brissaud  218. 

Bristow  1135. 

Broadbent  846. 

Broca  46,  915,  945,  1015. 

—  et  Tridon  195. 
Brock  426. 
Brodnits  663,  1029. 
Br5er  1152. 
Bröse  469. 
Broesike  1146. 
Bronner  821. 
Bronowski  825. 
Bronstein  467. 
Brougersma  869. 
Brottson  137,  999. 

Brown  562, 704, 780, 783, 1065. 

Browne  288. 

Bruaudet  230. 

Bruce  173. 

Brflhann  109. 

Branef  233. 

Bmhns  137. 

Brau  262. 

y.  Brunn  166,  352,  482,  931, 

940,  1100. 
Bmoner  421,  426»  663,  1129, 

1145. 
Bmns  382. 

y.  Bruns  321,  410,  .446. 
Brunne  224. 
Buchanan  1100. 
Bucher  940. 
Bück  663. 

Bfldinger  915,  1094. 
y.  Bftngner  737. 
Bttschenhoff  288. 
Boka  1065. 
Bnkofzen  843. 
Bull  288. 
Bolloch  867. 
Bum  1100. 
Bundschuh  704. 
Bunge  257,  1065. 
Bunke  718. 
Burci  915,  1011. 

—  e  Anzilotti  195. 
Borckhardt  3,  70,  374. 
Burgens  158.  446,  562. 
Burgen  849. 
Burghard  920. 

—  u.  Blumenthal  402. 
Bnrghele  1150. 

Burk  321. 
Bunneister  876. 
Bums  1100. 
Burrows  562. 
Burton-Fanning  1152. 
Busacchi  559. 
Busalla  453. 
Busch  1039. 


Buschke  101. 
Bnsk  53. 
Bussi^re  974. 
Butlin  359,  426. 
Bntters  571. 
Butzon  321. 


C. 

Gabot  68,  800. 

Caceia  971. 

y.  Cackoyic  537,  566. 

Cador^  773. 

Caher  780. 

Cahier  566,  571,  609,  »i 

Gaird  557,  700. 

—  and  Cathcard  1146. 
Calabi  und  Giardoni  609. 
Calderaro  288. 
CaUari  680. 

BCac  Callar  402,  843. 
Calot  879. 
Calzolari  1081. 
Camaggio  410. 
Camelot  571. 
Cameron  571. 
Caminiti  467,  753. 
— Vinci  566. 
de  la  Camp  1100. 
Campbell  537,  984. 
— HorsfaU  999. 
yan  Campen  410. 
Cannon  537. 
Canta  888. 
Cantas  571. 
Ganter  410. 
Gapaldi  35. 
Mc.  Cardie  5. 
Garini  402. 
Carless  359,  421,  663. 
Garo  3. 

GarteUier  843. 
Garwardine  537. 
Gasati  33,  571,  861,  88& 
Gasper  808,  881,  1146. 

—  und  Richter  803. 
Gassac-Marquia  38,  78S. 
Cassanello  352.  410,  849.  S31 
Castaigne  846. 

—  et  Ratbery  777. 
Castoneda  848. 
Du  Castel  359. 
GasteUyi  1007. 
Gastresana  288. 
Gathälin  773,  803,  849. 

—  et  Semp«  861. 
Gatterina  269,  537. 
Gattle  196. 

Caubet  718,  933,  994,  999. 
Cayaillon  230,  260,  421,  4«l 

482,  537,  663,691,767,795. 

825,  838,  925. 
Gayazzani  238,  609.  704,  IM 

724,  825. 
Mc.  Gaw  1153. 
Gazeneuye  321. 
Gazin  ei  Gros  571. 
Ceccherelli  637. 


Autoren-Register. 


1163 


Gernezzi  729. 

Cetnarowsky  1097. 

Chalade  402. 

Chalmers  de  Costa  283. 

Ghaiiii|ioiinidre  46,  224. 

ChaDDing  and  KDowlton  816. 

Chanoz  1100. 

Chapnt  557,  562,  688,  960. 

Ghaqnet  141. 

ChamauK  753,  773. 

ChaufEard  59. 

Ghaavel  571. 

Chavannaz  262,  718. 

—  et  MoDgoor  615. 

Chermont  469. 

Cheinisse  661,  931,  1029. 

Gbetwood  815. 

Ghdrie-Ligniöre  159. 

Gherzweiler  1012. 

Ghevalleran  et  Ghaillons  288. 

Watson  Cheyne  701. 

Gheyne  46. 

Ghiari  545,  1065. 

Gbetwood  882. 

Ghilds  1100. 

Chipault  178,  999. 

Gblumsky  1150. 

Cbolini^  281. 

Gbompret  382. 

Chopat  691. 

Chormshitzky  446. 

Ghristen  1081. 

Cbristian  183,  571. 

CbryROspathes  238, 1100, 1158. 

Chudowsky  920. 

Giechowski  888. 

Gimino  421,  800. 

GirineioDe  288. 

—  und  Calderaro  288. 

GipoUina  70. 

Glairmont  609,  816. 

Glamann  920. 

Glandot  475,  915. 

Glark  849. 

Glarke  46,   233,   882,   983, 

1034. 
Glandias  50. 
Glaosen  288. 
Glayton  3. 
Gleaves  1100. 
Glelard  382. 
Mc.  Clellan  1153. 
OlemeDs  1077. 
Glementi  382. 
Gleram  767. 
Glenezzi  888. 
Le  Giere  958. 
de  Clomesnil  288. 
Cnopf  849,  925. 
Cobb  172. 
Coby  879,  1004. 
GodiviUa  849,  938,  950,  951, 

956,  1151. 
Godman  105,  1100. 
Goenen  321. 
Gohen  281,  482. 
Gohn  53,  137,  743.  803,  888, 

849,  873,  986,  938. 
Gole  8. 


Coley  233,  704,  1100. 

Collet  et  Beatter  260,  897. 

Colley  262. 

Gollina  271,  410,  729,  882. 

Gollomb  288. 

Colmers  876. 

Golombino  1077. 

Comby  196. 

Concetti  197. 

Gondamin  537,  550. 

Del  Conte  609,  767. 

Connal  821. 

Connel  8,  562. 

Gonnell  1128. 

ConnoD  70. 

O'GoDDor  484,  622. 

O'Conor  550,  1153. 

Consentino  173. 

Le  Gonte  1135. 

de  Gontos  446. 

Contra  109. 

Corte  65. 

De  Cortes  828. 

Coob  907. 

Cook  65,  172,  336,  753,  1129. 


Corando  446. 

Cordes  155. 

Cordero  e  Amadoni  849. 

Cordoa  628. 

Corner  609. 

Comil  469. 

—  et  Ghevassn  1065. 

—  et  Morestin  974. 
Comillon  1077. 
Corsini  783. 
Cosma  109. 

Gosse  288. 

Cossmann  1158. 

Costa  796,  1100. 

Da  Costa  1146. 

Goste  548,  659. 

Cottam  257. 

Gottard  970. 

Götter  und  Aller  174. 

Gotteril  948. 

Gotton  1185. 

Coulbon  346. 

Courmont  et  Andrö  482. 

Conrt  8. 

Courtade  3. 

Conrtin  et  Galtier  571. 

Courvoisier  756. 

Coutts  453,  1077. 

Coville  938. 

Mc  Coy  272. 

Graik  213. 

Gramer  197,  1153. 

Crampe  537,  1153. 

Crawfoi-d  984. 

Credo  53.  122. 

V.  Criegern  482. 

Crile  421.  482,  562,  1128. 

Gripps  753. 

Crisp-English  609. 

D.  Cristea  1081. 

Groftan  796,  886. 

Croner  224. 

Cropf  183. 


Cropp  792. 

Cropper  985. 

Croslard  262. 

Cronpel  915. 

Camston  729,  743,  898,  1055, 

1065. 
Gunöo   et   Francois  -  Daivoille 

410. 

—  et  Vear  846. 
Cunliffe  280. 
Cnno  446. 
Carl  218. 
Curti  65. 

Cnrtis  262,  402,  718,  898. 
Cnshing  172,  836. 
Cutler  288. 

—  u.  Gibson  173. 

Czemy  70,  698.  756,  994, 1145. 

—  u.  Völker  882. 


D. 

Dacconto  4. 

Daconto  4. 

Daeschler  912. 

Dablynen  628,  663. 

Daily  and  Harrison  863. 

Dalimann  530. 

Daily  359. 

Dalton  1158. 

Dalziel  828. 

Damboin  et  Delaonay  668. 

—  et  Papin  562. 

Damianos  197,  270,  426,  628, 

1015,  1160. 
Dandridge  566,  571. 
Dangscbatt  1077. 
Daniel  371,  571,  1100. 
Dansauer  88. 
Dartigues  920,  110. 
Darico  230. 
Davis  756. 
Dawbam  555,  571. 
Deanesly  70,  410,  704. 
Deaver  402,  756. 
Debaat-Memoir  233. 
Deetz  70. 
Degay  874,  446. 
Deumann  224. 
Delagönidre  829,  767,  1151. 
Delamare  et  Conor  260. 
Delange  1153. 
Delanglade  904,  915,  941. 
Delatour  915. 
Delaunay  823. 
Delaup  1135. 
Delavan  1101. 
Delay  550,  668. 
Delbanco  133,  288,  994. 
Delbet  218,  482,  780,  882,  920, 

925,  956,  1015,  1101. 
Dolore  70,  168,  402,  680. 
Delpbey  1101. 
Demans  876. 
Le  Demanty  938. 
Demetrian  803. 
Demmler  482. 
Demosthen  704. 


1164 


Jahresbericht  fttr  Chirurgie,    m.  Teil. 


Demonlin  469. 
Dempsey  446. 
Dencker  311,  692. 
Dencks  58. 
Denis  958. 
Dennis  257. 
Le  Dentu  852. 
Depangher  1128. 
D^pioovis  1004. 
Depoaia«  359. 
Derocqne  172,  410,  941. 
Dertinger  283. 
Desfosses  1145. 

—  et  Dacroqaet  1084. 

—  et  Martinet  1153. 
Desnos  1081. 
Desonrteaux  288. 
Dessauer  a.  Wiesner  1101. 
Destot  475,  920,  925,  966. 
Deubler  402. 
Deatschl&nder  974. 

D6v6  737,  749. 

Devle  et  Gallavardin  238. 

Dhont  288. 

Diddens  571. 

Diehl  410,  984. 

Diel  410. 

Dieterich  687. 

Dietericbs  114. 

Dietrich  729. 

Diliberü  537. 

Dien  421. 

Dieulafoy  59,  571. 

Dimmer  288. 

Dine  70. 

Dittmer  628. 

Djimil-Pacha  120,  453. 

Doberaaer  196. 

Dobromysslow  426. 

Dobrotworski  849. 

y.  Dobry^niecki  382. 

Dobson  625. 

Dodd  288. 

—  and  de  Mallen  260. 
Dodds  999. 
Doebbelin  482. 
Dölger  311. 

DGnitz  4. 

Doepke  104. 

Doerller  882. 

Dollar  1128. 

Dollard  843. 

Dollinger  410,  446,  475,  575, 

925,   926,    951,   960,    1139, 

1146. 
De  Domenicis  803. 
Donath  272,  402,  537,  1101. 
Donat  e  Martini  197. 
Donati  174,  992. 

—  et  Micheli  233. 
Donog4ny  321. 
Dood  411. 

Dor  104.  196,  214,  402. 

Doagall  571. 

Douglas  535. 

Doumer  u.  Memoire  1101. 

Douth  953. 

Dowd  680,  994. 

Downie  321. 


Doyen  687. 

Dragomiroff  277. 

Drave  233. 

Dreher  359. 

Dreisler  122. 

Dreist  985. 

Dremo  122,  137. 

Drenkhan  898. 

Dreyfus  104,  122,  283,  920. 

Dsime  869. 

Dubar  et  Potel  1146. 

Dubreoilh  321. 

—  et  Morin  117. 

Duchenne  803. 

Duclaux  571. 

Ducroqnet  et  Bezancon  183. 

Dudley  561. 

Dnelos  288. 

y.  Döring  101. 

Dnjon  660. 

Dunbar  4. 

Dunham  426,  1128. 

Dunlop  166. 

Dünn  172,  537. 

Dnnogier  1101. 

Dupont  426. 

Dupuy-Dutemps  288. 

Durand  453,   692,   700,    756, 

882 
Durante  174,  230,  663 
Duret  174. 
Duroquet  1034. 
Duroux  122,  321. 
Dutoit  289. 

Dutt  and  Sowson  277. 
Dnyal  561. 
van  Duyse  289. 
Dworezky  53. 


£astham  4. 

Eastmen  882. 

Ebbinghans  467. 

EberU  289. 

Ebersbach  838. 

Eberth  879. 

Eccles  571.  663. 

Eckel  196. 

Eckstein  329.  705,  1153. 

Edebohls  825. 

Edington  915. 

Edward  792. 

Ehrhardt  446.  915. 

Ehrenroth  1153. 

Ehler  1065. 

Ehret  756. 

Ehrich  907. 

—  174,  230. 

Ehrlich  1065. 

Ehrmann  371. 

Eichert  289. 

Eicbholz  460. 

Eichwald  ^64. 

y.  Eicken  453. 

Eijkman  1101. 

Einhorn  426. 

V.  Eiseisberg  622,  1077,  1145. 


Eisendrath  571,  749, 
Ekehom  616. 
Elbogen  876. 
Eider  663. 

-  and  Mathew  999. 
Elgart  622,  953. 
Eliot  411,  469. 
Ellis  469,  1101. 
Elmgren  783. 
Elsässer  59. 
Eisberg  562. 
Elschmg  289. 
Eisner  663. 
Elsworih  882,  999. 
Elter  214. 

Elting  550,  571. 

Elwortly  65. 

Ely  926. 

Emden  741. 

Enderlen  687,  741,  861. 

-  und  Walbanm  838. 
Engel  780,  942.  948. 
Engels  1101. 
Engelbrecht  692.  1081. 
Engelmann  156,  803,  1011. 
Engelhardt  970. 

English  663,  849, 869, 873, 876. 
Engström  77a 
Ensor  289. 
Eppinger  796.  HOL 
Erdm^n  262,  663,  751,  756, 

882,  926. 
Esau  1093. 
Eschmauer  289. 
Eschenbogen  482. 
Escher  411.  562. 
Escherich  726. 
Escomel  374. 
Esbner  815. 
D'Este  172,  330. 
Estor  705. 
Esquerra  790. 
Ettinger  1034. 
Ettlinger  426. 
Eulenstein  281,  311. 
Eyans  663,  938. 
Eve  218,  811,  571,  756. 
Eyers  535. 
Eyersbusch  329. 
Ewald  426,  550. 
Ewart  262. 
Ewing  289. 

Exner  158, 195, 233, 1055, 1101. 
Eynard  849. 

F. 

Faber  571. 
Fabian  281. 
Fabozzi  1065. 
Fabris  174,  852,  825. 
Fage  289. 

Fahr  469.  780.  846. 
Fahrenholtz  289. 
Fairchild  833. 
Falkenburg  532. 
Fantino  o.  Valan  197. 
Farina  411. 


Autoren-Regisier. 


1165 


Farland  59. 

La  Fftsoade  788. 

Fasqnelle  1025. 

Faag^  878. 

Paure  289,  886,  411,  426, 427, 

537,  692.  1077,  1151,  1158. 
Favre  1151. 
Pawitzky  790. 
Pajrsse  233,  882. 
Pedermann  482,  571,  1025. 
Federachmidt  109. 
Pedorow  411,  637,  873. 
Peichl  277. 
Pej6r  289. 
Peilcheofeld  4. 
Peinberg  224,  225. 
Peldmann  283,  637. 

Fischer  953. 

Peldt  1077. 

FelgDer  882. 

Felu  821,  482. 

Felki  262. 

Fengler  873. 

Fenlito  1063. 

Feoner  1039,  1128. 

För^  et  Demanche  912. 

—  et  Papin  262. 

Ferguson  758,  825,  849,  985. 

Ferrand  912. 

Ferranini  825. 

Ferrari  729. 

Ferrata  777. 

Ferraton  141. 

Ferner  571. 

Fichtner  1029. 

Fickennann  550. 

Fiedler  70,  571.  680. 

FiÜmowski  571. 

Finger  101. 

FuSi  756,  768. 

Pinkelstein  262,  1095. 

Pinsen  122.' 

Piomenich  1075. 

Piori  402,  803. 

Piorani  469. 

Pirstenberg  1082. 

Fischer  33,  288.  277,  311,  427, 

656,  958,  999. 
Pisk  359. 

Pittig  277,  321,  1101. 
Pix  562. 

Plataa  4,  289,  1039. 
Pleck  756. 
Pleischl  811. 
Pleischmann  173. 
Fleming  262. 
Pleraton  1129. 
Plesch  141. 
Pliess  281. 
Florange  692. 
Floren  622. 
Plorence  359. 
Plöns  749. 
Pocker  1029. 
Poederl  124. 
Poderl  821.  637. 
Foisy  4,  729. 
Polet  1153. 
PoUy  849. 


Fontani4  825. 
Fontoynont  1151. 
Forbescue-Briekdale  58. 
Forcart  849. 
Pordyce  141. 
Forgae  1082. 

—  et  Isanbran  656. 
Fomardi  668. 
Fomet  53. 
Forssell  71. 
Forster  550. 
Fossataro  262. 
Fester  949. 
Fothergill  1039. 

—  and  Preeble  790. 
Foarnier  et  Beaafom^  71. 
Fowler  571,  960. 

Fox  122,  1101. 

Fracanini  234. 

Fraenkel  195.  559,  985,  1101. 

Frftnkel  1029. 

De  Francesco  888. 

De  Franclin  850. 

Francis  874. 

De  Francis  860. 

Frank  133,  537,  705,  850,  878. 

Franke  289,    460,   698,    741, 

966.  1066.  1101.  1158. 
Franz  886.  838,  912,  985. 
Fräser  633. 
Frates  729. 
Fratti  4. 
Frattini  550. 
Frazier  825. 

—  u.  Spiller  172. 
Fredet  637. 

—  et  Ghevassi  411. 
Freiberff  942. 
Freidank  382. 
Frendl  1082. 
Fröndenberg  850,  882. 
Freudentbai  71. 
Freund  661,  1101. 
Preyer  796.  873,  882. 
Freytag  311. 
Friedel  59. 
Friedenberg  289. 

y.  Friedläoder  270,  946. 
Friedman  71,  284.  848. 
Friedrich  811.  729. 
Friend  994. 
Fries  796. 
Frieser  53. 
Fripp  u.  Swan  359. 
Fritz  141. 
Frizzoni  346. 
Fröhlich  933,  938,  1039- 
Frohwein  550. 
Frommholz  945. 
Frommer  974. 
Frotscher  65. 
Fuchs  4.  195. 
Fuchsberger  1153. 
Fuchsig  321,  545.  659. 

—  u.  Haim  705. 
Fürbringer  780. 
FQmrobr  1025,  1060. 
Fütb  48. 

FunaioU  257,  1153. 


Funke  792. 
Fummi  411. 
Funkenstein  402. 
FurlkrOger  234. 


De  Gaetano  158,  234.  780,  904. 

994. 
Gaertner  4,  756. 
Galazzi  907. 
Galerin  262. 

Gallavardine  et  Savy  411. 
Galleazzi  174. 
Gallemaerts  289. 
Gallerani  777. 
Galletta  411. 
Galli  1145. 
Gallia  1082. 
Galli-Yalerio  53. 
Gallina  280. 

Gallois  et  Pinatelli  159,  974. 
Galtier  262,  698.  898,  915. 
Gamler  122,  1101. 
Gangitano  4,  889. 
Gandiani  4. 
Garavini  1011. 
Garcher  359. 
Garchery  609. 
U  Garde  1130. 
Gardiani  1092. 
Gardini  888. 
Gardner  4,  661. 
Garrö  und  Quincke  482. 
Gasparini  889. 
Gatti  796,  888,  889. 
Gatzweiler  329. 
Gaukel  915. 
Gaudin  572. 
Ganthier  637. 
Gautier  1145. 
Gavin  374,  705. 
Gayet  262,  277,  587,  637,  882. 

—  et  Bassan  825. 
Gaylord  166. 
Gebauer  262,  482.  609. 
Gebele  109. 
Geeriinff  131. 

van  Gebuchten  173. 
V.  Genersich  537,  629. 
G4n^yaier  214. 
Genth  289. 
Georgi  566. 
G^rand  113. 

—  et  Miquot  460. 
Görard  811.  537. 
Gerber  65.  289.  311. 
Gerling  und  Uueber  446. 
Gerngross  572. 

Gerota  56. 
Gershuny  131. 
Gerson  945.  1046.  1128. 
Gerster  1015. 
Gersuny  311,  1153. 
Ghillini  945. 

—  e  Cannevazzi  974. 
Gheorghieff  833. 
Giari  1063. 


1166 


Jahresbericht  fiUr  Chirnigie.    III.  Teil. 


Giacomelli  115,  681. 

Giani  196. 

Giannettasio  788. 

Gibieon  566,  974. 

Gibbs  999. 

Gibert  821. 

Gibson  469,  692,  768,  882,  999, 

1082. 
Gidnez  848. 
Gigas  262. 

Gilbert  und  Lippmann  737. 
Gilchriat  and  Stokes  122. 
Gilette  1034. 
Gill  68. 

Mac  Gillarez  915. 
Gillet  796. 
GJDsberg  289. 
Giordano  562,  788,  1077. 
Girard  263. 
Girardi  724. 
Giron  958. 
Glas  421. 
Glaser  65,  756. 
Glenard  587,  637. 
Gley  154. 

Glack  212,  421,  446. 
Glück  109. 
Gnisjr  856. 
Gobulow  482. 
Gocht  1101. 
Godlee  1153. 
Goebel  850. 
Göbell  803. 
Göckeritz  1011. 
Goedlain  550,  559. 
G&decke  904. 
Goelck  218. 
Goelet  783. 
Goellner  113. 
Goemans  749. 
Goepel  48. 
Goering  166,  289. 
Görl  869. 
GOschel  537. 
Goetjes  572. 
Goette  530. 
G«tzl  792. 
Goinard  1095. 
Goldammer  966,  1101. 
Goldberg  867,  1101. 
Goldenberg  234. 
Goldmann  114,  557. 
Goldthwaith  1040. 
Goldzieher  289. 
GoUinger  773. 
Golowin  289. 
Goodfellow  751. 
Goodman  864. 
Gordon  271,  783. 
Gore  Gillon  535. 
Goris  446. 
Y.  Gosen  169. 
GoBsner  212. 
Gottheil  1101. 
Gouber  1040. 
Goubermann  56. 
Gouchsen  1025. 
Gonilliard  692. 
Gould  38,  774. 


Goollioad  559,  687. 

Gonsel  898. 

Goatscharow  869. 

Goardon  1034. 

Goyot  359. 

de  Graag  35,  402. 

Gradle  374. 

Graef  109. 

Graepel  557 

Gräser  843. 

Graessner  1101. 

Grässner  920. 

Graetzer  1101. 

Grätzer  1029. 

Graf  230,  268,  572. 

Grandi  1094. 

Graham  572. 

Grashoff  681. 

Mc.  Grath  1146. 

Granl  550. 

Graut  321,  112a 

Green  und  Gannay  1102. 

Greene  and  Brooks  850. 

Gregor  622. 

Grekow  289.  566. 

Greoier  de  Cardenal  etBourde> 

ron  729. 
Grevsen  4. 
Griffith  46,  469,  1004,  1136, 

1153. 
Griffon  et  Nattan-Larrier  557. 
Grigorescu  und  Galacescu  109. 
Grimaldi  289. 
Grisel  460,  1029,  1158. 
Grisson  780. 
Groh^  687. 
Gross  137,  427,  681,  729,  898, 

926,  1003,  1153. 
Grosse  52. 
Grosskopf  33. 
Grossmann  411,  926. 
Grove  663. 
Grube  610. 
Grnber  1153. 

—  und  Pirquet  1153. 
Grünbaum  120. 
Grüneberg  141. 
Gi-ünfeld  197,  1102. 
Grunert  811,  705,  754. 

—  und  Schulze  311. 
Guörin  53. 

Guermonprez  705,  718. 
Guibal  169,  780,  907. 

—  et  Roland  572. 
Guillain  1060. 

Guinard  234,    359,   867,  879. 

Guilard  966,  1158. 

Guisez  269,  427. 

Guit^ras  825. 

GulatrWellenburg  1009. 

Gullard  and  Wallace  572,  610. 

Gunkel  904. 

Guth  und  Rosenfeld  131. 

Guthrie  846. 

Guyon  777,  796.  816,  869. 

Guyot700, 933,  946, 1011,1055. 


Haag  1158. 

Haan  71. 

de  Haan  754. 

Haasler  610. 

Haberer  705,  949. 

Haberlen  289.  270,  312,  628. 

915,  1102. 
Habs  115a 

Hackenbrach  172,  336. 
V.  Hacker  257,  427,  537,  5». 

637. 
Hadlicb  1055. 
Häberiein  757. 
Haeckel  289,  352. 
Haedke  953. 
Haenel  71& 
Hähnle  183,  289. 
H&nkel  754. 
Haya  1102,  1130,  1153. 

—  u.  Fiqimiira  994. 
Hagelstamm  1040. 
Hagemann  183. 
Hagen  289. 
Haylund  1102. 

Hahn  4,  741,  931,  1102, 114i. 
Hain  949,  1102. 
Halasz  312,  371. 
Halberstftdter  985. 
Halbron  402.  816,  845. 
Hall  194,  637,  1011. 

—  -Edwards  1102. 
Halm  1128. 
Halshead  446,  7ia 
Hamilton  71,  1102. 
Hamm  321. 

Hammer  402.  446,  659. 
Hammond  886. 
Hammes  4. 
Hammesfahr  48y  637. 
Han  et  Latarjet  994. 
Hannequin  1&. 
Hannsa  115. 

y.  Hansemann  71,  446,  571 
Hansen  280,  792. 

—  u.  GandaU  808. 
Hausmann  52. 
Hard  926. 
Hardonin  984. 
EEarcourt  4. 

Harff  427. 
Harm  131. 
Harmer  379. 
Harrihausen  460. 
Harrison  882. 
Haralöf  610. 
Haut  1066. 
Harle  562. 
Hartje  861. 
HarÜey  861,  86a 
Hartleib  164. 

Hartmann  141,  173,  321,  5ia 
572, 700, 757,  882, 992,  IIA 

—  et  Lecdne  681.  816. 

—  u.  Luys  803. 

—  -Souligoux  816. 
Hartog  4. 

Hartwig  290,  791,  816. 


Aatoren-Begisier. 


1167 


Hasebrock  411,   1025,   1040, 

1128. 
Hasselwender  974. 
H&nter  260. 
Hanffe  187. 
Hang  812. 
Hauptmann  610. 
Haasberg  281. 
Haaser  280. 
Haasy  482. 
Hawemann  974. 
Uawkes  882. 
Hawley  882. 
Hayew  668. 
Hayentown  289. 
Heaton  281. 
Heany  42. 
Hebel  482. 
Hebing  898. 
Hebtwig  850. 
Hechinger  225. 
Hechold  277. 
Heeve  1102. 
Hegetschweiler  812. 
HeUer  868. 
Heidenhain  787. 
Ueidsieds  749. 
Heilbronn  774. 
Heüe  58,  196. 
Heimann  482. 
Hein  729. 
Heinatz  234. 
Heine  812. 
Heineke  197,  1084. 
Heinemann  749. 
Heinlein  408,  460,  475,  960. 
Heinrich  188,  195,  1102. 
Heinrichsdorff  548. 
Heinricins  585,  1095. 
Heinzelmann  104. 
Heitz  482. 
Heitzmann  71. 
Helbing  1011,  1040. 
Heldt  284. 
Helferich  188,  1146. 
HeUendaU  421. 
Heller  48,  408,  469. 

—  -Wagener  557. 
HeUmaier  1154. 
Hellström  808. 
Hempell  912. 

Hening  n.  Hasslauer  1154. 

Henke  196. 

Henking  915,  1029. 

Henn  38. 

Henneqnin  956. 

Henrici  446. 

^  o.  Eikuchi  281. 

Henricson  4. 

Henriksen  171. 

Henry  825. 

Henschen  1055. 

HenÜe  281. 

Hepner  850. 

Herber  411. 

Herbet  610,  994,  1004. 

—  et  Gardy  915. 
Herbert  869. 
Herbig  681. 


Herbold  946,  1128. 

T.  Herczel  575,  687,  788, 1189. 

Häresco  788. 

Heresca  808,  828,  888,  888. 

—  et  Stefanesca-Galatz  1151. 
Herbold  705. 

Herman  and  Bradbarne  268. 

Hermann  281,  668,  681,  888. 

Hermes  572. 

Hemheimer  488. 

Herring  878. 

Herrmann  65,  812. 

HeHiel  290. 

Herter  757. 

Hertz  421. 

Herz  156. 

Herzberger  1066. 

Herzog  1128. 

Hess  196,  748,  1066,  1Ö77. 

Heue  588,  718,  974. 

Henbner  197. 

Hener  774. 

Heaert  926. 

Hearteux  281. 

Heasner  850,  988,  942,  945, 

946. 
Heuss  850. 
Hensthorne  920. 
HenstrGm  729. 
Hevesi  942,  1189. 
Hewetson  408. 
Hewitt  4. 
V.  Hibler  888. 
Hildebrand  172,  178,  271,  886, 

757,  888,  864,  1180. 
Hilgenreiner  566,  728,  920. 
Hinsberg  269,  446. 
y.  Hippel  50,  101,  215. 
Hirsch  867,  868,  898,  1102. 
Hirschberg  290. 
Hirschfeld  284,  729,  999, 1154. 
Hirt  848. 
Hobbs  71. 
Hobensack  1102. 
Hoch  882. 
Hoche  681. 
Hochhaas  788,  1066. 
Hocbsinger  408. 
Hock  808,  850. 
Hodgson  724. 
HGdImoser  427. 
Hoeftmann  1154. 
Höbeher  109,  812,  1128. 
d'Hoenens  876. 
Höpfner  159. 

van  der  Hoeven  843,  718,  888. 
Hofbaner  408. 
Hoflfa  141,  214,  954,  971, 1015, 

1040,  1102,  1146. 
Hoffmann  122,  181,  580,  572, 

628,  659,  1060. 

—  u.  Salkowski  122. 
Hofmann  4,  174,  615,  942.  992. 
Hoftneister  427,  622,  628, 1015, 

1102. 
Hofimeyer  1004. 
Hogart  n.  Moynihan  1066. 
Hohenkirch  749. 
Hohlbeck  59,  1180. 


Hoke  1040. 
Holding  1102. 
Holunder  791,  1145. 
Hollis  668. 
Holmes  290,  562. 
Holub  65. 

Holzknecht  1102,  1154. 
-  u.  Grünfeld  1102. 
Holzow  559. 
Homön  1154. 
Honda  225. 
Honigmann  4. 
y.  Honoszkiewicz  403. 
Honssel  1011. 
Hopff  628. 
Hopkin  1154. 
Hopkins  183,  112a 
Hopmann  874,  460,  467,  876. 
Hoppe  281,  1056. 
Hoppeler  754. 
Horand  469,  888,  580,  625. 
Homberg  816. 
Hombarger  610. 
d'Hoone  446. 
Horsath  988. 
Horsley  460,  538. 
Hotchkin  263,  483. 
Hotchkiss  281,  705. 
D'Hötel  et  Gueiliot  131. 
Hotz  290. 
Hoosell  729. 
Houszel  168,  427. 
Houzel  700. 
y.  Hovorka  942,  974. 
Howe  257. 
Howley  888. 
Hrach  821. 
Hrasch  42. 
Hober  71. 
Hubmann  1102. 
Hue  957. 

yan  Huellen  1045. 
Hueter  876. 
Hatwohl  408. 
Hugelshofer  1034. 
Hoggard  4. 
Hnguenin  668,  754. 
Huhn  1040. 
Hunter  1154. 
Huntington  408. 
Hutchinson  846. 
Huth  272. 
Hyde,Montgomery  and  Onnsby 

1102. 
Hyle  1102. 
Hynitsch  627. 


Ibrahim  661. 

Idelsohn  999. 

Ibrig  46. 

111  792. 

Hott  852. 

y.  Ilyös  629,  846. 

Imbert  816,  850. 

—  et  Gagniöre  188,  195. 

Imbriaco  1130. 


1168 


Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    IIL  TeiL 


Imhof  329. 

ImmelmaDn  1102. 

y.  InuMy  668. 

IndemanB  272. 

Ingals  446. 

Ingianni  850. 

Ir^anni  888. 

Ucooeeco  792. 

Uidori  122. 

Unudl  588,  1077. 

Israel  225,  622,  808,  888, 1056. 

Ito  71. 

—  u.  Sinnaka  141. 

ItEerott  142. 

Iwanoff  46,  718. 


Jabonlay  225,  825. 
Jacob  920. 
Jacobelli  427. 
Jacoboyici  724. 
Jacobs  971,  1154. 
Jacobson  859,  572,  861. 
Jacobsihal  904,  994. 
Jacoel  188. 
Jacqaes  821. 

—  n.  Durand  269. 
Jaenicke  58. 
Jaerisch  800. 
Jaff«  572,  610. 
Jahr  859. 
Jakimiac  926. 
Jalaffnier  882,  572,  958. 
Jamben  1007. 

James  171. 
Janet  555. 
Jankan  290. 
Janssen  215,  411. 
Janowsky  788. 
Jarin  et  Fronst  882. 
Jasinski  1066. 
Jastreboif  882. 
Jawin  1040. 
Jayle  1145. 

—  et  Gottschalk  1154. 
Jaznta  898. 

Jeannel  729. 

Jean-Roger  572. 

Jeney  89a 

Jedliöka  816. 

Jefferiss  852. 

Jensen  159,  225. 

Jesionek  137. 

Jeasett  610. 

Jewett  825. 

Jiann  1007. 

Joachimsthal    934,    949,   994. 

1024.  1108. 
Joannid^  1077. 
Johannsen  864. 
Johnson  188,  284,    754,  757, 

792,  825,  1015,  1103. 
Johnston  133,  882. 
Jonas  225,  926. 
Jones  796,  864,  915,  950,  957, 

974,  1007. 
Jonnescn  178.  272,  403,  566. 

749,  823,  833,  888,  1136. 


Joaon  188. 

Joppich  1056. 

Jopson  268. 

Jordan  71,  101,  188,  572,  879, 

1097. 
Jore  d'Aroes  1108. 
Joseph  821,  816,  1034. 
Josephson  483. 
Nove-Josserand  877. 
Joteyko  843. 
Joung  800. 
Jowers  263. 
Julien  et  Tellier  42. 
Jnlliard  548,  628,  955. 
Jongblut  427. 
Jnngnickel  427. 
Juvara  271. 


Kabler  447. 

Kachel  214. 

Kaeppelin  et  Morel  751. 

Kaestel  774. 

Kafemann  1154. 

Kahane  173. 

Kaisake  845. 

Kaiser  169,  986. 

Kaiserling  861. 

Kakoris  994. 

Kallionzis  u.  Tsahona  427. 

Kammener  663. 

Kander  458. 

Kankahe  773. 

Kantorowica  1154. 

Kapkn  408.  1077. 

Kaposi  1146. 

Kapper  59. 

Käppis  260. 

Kapsammer  808,  869,  882. 

Karewski  475,  483,  1103. 

Karg  117,  263. 

Karlinski  109. 

Karlow  572. 

Karaitzki  290. 

Karschulin  741. 

Karwacki  1154. 

Käst  234. 

Katbolicki  183,  904. 

Katz  427,  535,  681,  838. 

Katzenstein  898,  926,  1154. 

Kattowitz  101. 

Kaufmann  681,  816. 

Kaosch  588. 

Kayser  268,  548,  898. 

Kaz  359. 

Kaznma  Kakn  122. 

Keays  663. 

Keen  u.  Spiller  907. 

—  and  Swet  1103. 

Kehr  737,  754,  757,  768. 

Keith  659. 

Keller  754,  945. 

Kelling  225,  681. 

Kelly  234,  572,  1128. 

Kelynack  1078. 

Kempe  615. 

Kennedy  172,  411,  907,  986. 

Kent^by  616. 


Mc.  Kennon  312. 

Kenel  290. 

Kessina  1011. 

Key  888. 

Keydei  803. 

Keyes  876. 

Kiak  284. 

Kiefer  898. 

Kienböck  142,   195,  197,  215. 

898,  1678,  1103. 
KiessUng  447. 
Kilian  532. 
Kiliani  277,  718. 
Killian  453,  483. 
Kimmel  999. 
Kindt  290. 
King  212. 
Kinnaman  1154. 
Kipp  290. 
Kirch  848. 
Kirchner  6a 
Kirkpatrik  4. 
Kirmisson  411,  916,  983,  Ml 

941,  945,  1007,  1034. 
~  et  Bize  942. 

—  et  Hubert  787. 

—  et  Rieffei  545. 
Kissinger  137,  172,  907. 
Kirshe  1066. 

KiwaU  898,  1108. 

Klapps  843,  957. 

Klanssner  878,  1151. 

Klein  290. 

Kleinschmidt  1007. 

Kleinwftchter  876. 

Klempener  757. 

Klesk  823. 

Klieneberger  663. 

Klingmflller  71. 

Kliper  281. 

Klippel  a.  Lefas  1066. 

Knaggs  281. 

Knappe  290,  681. 

Knoop  726. 

Knotz  290,  637. 

Kohlhaas  610. 

Koch  559,  572,  668,  6S1, 7^1, 

792. 
Kocher  638. 

Köhler  195,  705,  974,  HOS. 
Koelliker  949. 
Königin,  290,488,572.1011, 

1016,  1128,  1151,  115i 
— ,  Pntz  411. 
Königshöfer  n.  Lepmaon  298. 
Koeppe  777. 
Kofmann  411,  1154. 
Kohl  359. 

KoUmann  803,  1128. 
Kolossow  774,  861,  873. 
Komoto  290. 
Kompe  1154. 
Konopka  52. 
Körber  777. 
Koerber  290. 
Koeff  4. 

Kömer  312,  1154.  ^ 

Körte  172,  386,  668,  757, 76a 

1066. 


Aatoren-Register. 


1169 


Eorsch  170. 

Korteweg  234,  1154. 

Koslenko  1154. 

Koslowaki'  748. 

Kossei  71." 

Kozieczkowsky  803. 

Eräbermann  263. 

Eraemer  71,  876. 

Krafft  572. 

Kraft  156.  550,  638. 

Eramm  751. 

Kraske  1154. 

Kraus  137,  382. 

Krause  272,277,278,  312,638. 

—  u.  Hartog  403. 

Krauss  5,  1034. 

Erawkow  5. 

Krebs  321,  379. 

Kredel  453,  616,  622. 

Kreflft  270. 

Krentz  164,  290. 

Kreps  800. 

Krepuska  382. 

Erenker  610,  616. 

Kriiikoff  850. 

KristinuB  705. 

Kroemer  5. 

KrOner  1029. 

KrOnig  5. 

Erogiaa5,  260,  550,  816,  1103. 

Erompecher  231. 

Krön  1066 

Kronacher  371. 

Erone  1066. 

EroneDberg  447. 

Eronfeld  469,  1103. 

Erop4c  974. 

Eropak  38. 

▼.  Krüdener  290. 

Krüger    173,    271,    870,    882, 

1003,  1016. 
Kmkenberg  757,  1151,  1154. 
Krjmow  5. 
Eühn  5,  1159. 
EOmmel  321,  792,  833. 
~  u.  Rumpel  833. 
Efimnel  312. 
Eüttner  156,  329,  572. 
Kuh  929. 
gCuhlo  882. 

Jahn  5,  538,  757,  1128. 
{ulescha  225. 
iCuliga  545. 
^alm  616. 
^ampf  538. 
^unow  71. 
Carpjuweit  681. 
Cntner  850. 
Catz  411. 


laban^anu  1056. 
labanowski  960. 
labarre  821. 
.abbö  469. 
Ic.  Lach]  an  585. 
•acoant  1007. 
.acootane  994. 

Johrosbericht  fQr  Chirurj^ie  1903. 


Ladisch  196. 
LÄgel  757. 
Lftmmerhirt  447. 
Laenzerer  1056. 
Lftwen  904. 
Lafoarcade  953. 
Lafoarzade  864. 
Laguenniire  698. 
Lagoutte  768. 
Lagrange  290. 
Laigael-Lavastine  133, 530,535, 

557,  754. 
V.  Lallich  359. 
Lamb  5. 
Lambeii;  803. 
Lambotte  803. 
Lambrecht  475. 
Lance  572,  817. 
Landau  532. 
Landow  1103. 
Landsberger  475. 
Landström  5. 
Lane  610,  966. 
Lange  142,  290,  483,  663,  823, 

843,  942,  1066. 
Langemaak  142,  218,  228,  346, 

828. 
Langer  610,  628. 
Langblin  791. 
Lannay  530.  555. 
Lannois  et  Lejars  173,  908. 

—  et   Le   March'hadonr   312. 
Lanz  403,  572,  960,  1154. 
Lapar  101. 

Lapersonne  290. 

—  et  Rochor-Duoiqueand  290. 
Lardz  10,  66,  1154. 
Larrabee  783. 

Lashowaki  888. 

Lasio  817,  888. 

Lassar  71,  284,  1108. 

Labarjet  681,  873,  916,  1097. 

Latax;)et  et  Gazet  920. 

Lathon  und  Pendieburg   411. 

Latz  260. 

Lanenstein  5,  142,  946,  1103. 

Launaj  926. 

y.  Lavandel  700. 

Lawril  864. 

Lea  788. 

Ledere  352,  768. 

—  et  Tavernier  751. 
Le  Clerk  6,  72. 
Ledderhose  986. 
Ledermann  812. 
Lediard  741. 

Lee  312. 
Leech  728. 
Leefhelm  882. 
Leewelyn  403,  622. 
L^g^  290,  291. 
Legilloii  291. 
Legrand  411,  1151. 
Leguen  882,  868. 

—  et  Dusal  1082. 
Legueme  888. 
Lehmann  196,  971. 
Lejars  668,  741, 817,  960. 1146. 

I  Leichthom  109. 


Leimer  812,  1078. 

Lejars  159, 183,  234,  483,  572. 

Lemoine  1154. 

Lengemann  912. 

Lenhartz  42,  1154. 

Mac  Lennan  822,  538. 

Lennander  916,  1136. 

Lenoble  et  Quelm^  783. 

L^o  920. 

Leonard  1103. 

Leone  65. 

Leonhardt  196,  257. 

Leotta  780. 

Leredde  142. 

Leriche  793,  796. 

Lermoyez  et  Guisez  453. 

Leschnew  548. 

Lesuö  et  Riebet  777. 

Lesuiowski  555. 

Lesser  122. 

Letarjet  538. 

Letouz  545. 

Lettan  572. 

Letulle  573. 

Leven  et  Fron  757. 

Levesque  234. 

Levisenr  1103. 

Levison  1095. 

Levy  573,  729,  888. 

Levy-Dom  1103. 

—  und  Jacobsohn  1103. 
Lewerenz  741. 

Lewis  284,  263,  312,  699,  793, 

808. 
Lewisohn  705. 
Lexer  56,  196,  1108. 
y.  Leyden  225. 

—  und  Grunmach  1060. 
Libman  35. 

Lichtenstein  796,  803,  850. 
Lichtwitz  278. 
Liebermann  700. 
Lieblein  757,  955,  1154. 
Liek  1155. 

van  Lier  5. 

Ligorio  312. 

Lib'eufeld  173,  904,  926,  1103. 

Lilienthal  411,  460,  555,  573, 

916,  1066. 
Lindner  427,  538. 
Lininger  705. 

Linossien  et  Lemoine  777. 
Linsen  196,  836. 
Linz  196. 
Lipffert  994. 
Lipman-Wulf  1082. 
Lipp  916. 
Lippay  291. 
Lippert  197. 
Lissauer  322. 
Lissmann  1066. 
Littaur  411. 
Little  946. 
Littlewood  550,  663. 
Lloyd  5. 
Lochwood  744. 
Lockwood  427,  1155. 
Lodi  610. 
Loeb  225,  999,  1103. 

74 


1170 


Jahresbericht  f&r  Chirurgie.    III.  Teil. 


Löffler  231. 

Loeper  et  Esmonet  879. 

Löwe  322. 

Loewenhardt  804,  846. 

Löwi  804. 

Loewi  777. 

Loewy  343. 

—  and  Müller  5. 
Lombardi  705. 
Lomer  234,  877. 
Long  453. 
Longard  5,  879. 
Longnet  878. 
Loock  663. 
Lookwood  1082. 
Lorentowicz  817. 

Lorenz    183,    663,    788,    916, 

1003,  1155. 
Lorenzo  793. 
Lorrain  754. 
Lorraine  530. 
Loesen  281,  427,  951. 
Lotheisaen  5,  427,  557,  705, 

1060. 
Lothrop  270,  322. 
Lotin  ^1. 

Loumeaa  796,  817,  1136. 
Lonis  559. 
Lovett  1040. 
Low  573. 
Lowe  1103. 
Lower  804. 
LowBon  bSS. 
Labinus  1040. 
Lnblinski  403. 
Lucas  796. 

—  -Ghampionni^e  46,  53,  71, 
263,  278,  573,  726,  783,  946, 
960,  1016. 

Lnciani  65. 

Lnckett  65. 

Lucksch  225,  681,  729,  1078. 

Ludloff  214,  974,  1103. 

Luke  5. 

Loksch  931. 

Lamniczer  663. 

Land  566. 

Landnack  427. 

y.  Luniewski  291. 

Lann  729. 

Lnrz  883. 

Lascardo  825. 

Lastgarten  329. 

Latord  1155. 

Luxenbarger  1060. 

Luy  804. 

Lays  850. 

Lydston  883. 

Lyle  469,  1104. 

Lyon  573. 

Lyot  550. 


Maag  1155. 

Maass  104,  545,  1046,  1151. 

Maasland  705. 

Macacci  638. 

Macewen  1104. 


Macfadyen  71. 

Machaiski  573. 

Macintjme  234. 

Mack  411. 

Mackenzie  573. 

Maclennan  343. 

Macnaaghton-Jones  904. 

Madden  403,  878. 

Madelung  5,  113,  986,  1078. 

Madsen  559. 

Maethber  142. 

Mfthter  912. 

Magenaa  774. 

Magnani  5. 

Magnanini  30,  1155. 

Magin  291. 

Magnas  681. 

Mahr  234,  1016. 

MaiUard  71. 

Maillefert  718. 

Maison  960. 

Makara  322. 

Malapert  530. 

Malantrez  609. 

Maldanescu  40. 

Malgaigue  et  Sonligoaz  663. 

Malme  705. 

Mally  et  Richon  212. 

Maly  71. 

Mambrini  718. 

Manasse  403,  538,  898,  1104. 

Manco  705. 

Mandelberg  427. 

Mancini-Janai  1038. 

Manger  749. 

Manninger  920,  974,  1011. 

Mandelli  960. 

y.  Mangoldt  1007. 

Mansell  663. 

Mant^  et  Aabomy  880. 

Manti  573. 

Mantle  754. 

Maragliano  71,  638,  757,  823, 

825. 
Marcarini  1004. 
Marcel  880. 

Marchand  263,  836,  1155. 
Marchetti  336,  467,  656,  836. 
Marcos  850,  994. 
Marcnse  101,  791,  1040. 
Margarini  555. 
V.  Margulijes  845. 
Mariani  50,  530,  916,  1066, 

1095. 
Marie  573. 

Marion  272,  681, 877, 912, 974. 
Mariotti  724,  757. 
Mariqae  1078. 
Markowicz  984. 
Marley  184. 
Marath  1104. 
Marri  888. 
Marsh  1104. 
Marshall  926,  1104. 
Martell  71. 
Martens  475,  903. 
Martin  184.  530,  573,  878,  986, 

1066. 
—  et  Machard  1034. 


Martina  50,  453,  705, 1129. 

Martinen^  460,  898. 

Marvi  312. 

Manro  197. 

Marwood  705. 

Maser  371. 

Masnata  718,  737,  1155. 

Masse  322. 

Masselin  71. 

Massez  1104. 

Massini  986. 

Mastresimore  359. 

Masti  71. 

Masüglo  196. 

Matas  1136. 

Matgen  66,  403. 

Mathiea  898. 

—  et  Roox  663,  737. 
Mathio  et  Broaquezlo  278. 
Mathyas  1060. 
Matignon  1145. 

Matos  164. 
Matsnoka  184,  817. 
Matzenauer  101,  877,  llOi 
Maaclaire  329,  469,  532.  566. 
931,  1155. 

—  et  Beanoy  1155. 
Maansell  833. 
Maony  1155. 
Maosset  843. 
Maximow  117. 
Mayda  291. 
Maydl  538. 

Mayer  945,  955,  986,  llOi. 
Mayo  638. 
Mayen  1104. 
Mazzini-Volpe  1155. 
Meek  1104. 
Mehnert  966. 
Meige  1145. 
Meinel  663. 

De  Meis  o.  Parascandolo  8(M. 
Melaskey  and  Porter  281. 
Meibom  1034. 
Meilin  846. 
Melzer  u.  Salant  823. 
Mendelsson  142. 
Mendes  749. 

Menetrier  et  Gaackler  6$L 
Menge  726. 
Mengen  41. 
Mercad^  483. 
Mänard  et  Gaillaame  i60. 
Mercidre  934,  1016.  1129. 
M^riel  550,  768,  975,  1011. 
Merkel  1146. 
Mertens  1129. 
Metschnikoff  o.  Koox  101. 
Metz  957. 
Metzger  566. 

Meyer  35,  40.  71,  184,8». 
427,  610,  730,  774,  861. 

—  a.  Remsau  59. 

—  Geo  225. 

—  Jul.  122. 

—  Willi  5.  573.  916,  888. 
Michael  291. 
Michalski  573. 

Michel  196. 


Aatoren-Regiater. 


1171 


Michel  et  Gross  578. 
»Aichelson  1104. 
hüchelBohD  142,  898. 
tfichor  883. 
MEicIesen  562. 
StficaliczI1066. 
Middeldorpf  573. 
lAignon  263,  382. 
Mignow  718. 
Ifiklaschewsky  411. 
IT.  Mikulicz  427,  550.  628. 

—  u.  Fitüg  469,  1104. 
Milde  343. 

Miliar  817,  1029. 

Milligan  1155. 

Milo  940. 

Bfiltor  38. 

lAinelli  550. 

MiDet]1082. 

Afinici  705. 

Rünkowski  272. 

bfintz  427. 

Miodowski  681. 

Mircoli  804. 

Bürror  573. 

Mitchell  663,  700,  1155. 

Mittler  1104. 

Mitulescu  71. 

Mizter  and  Walten  1060. 

Modlinskv  1040. 

MoeUer  874,  469. 

MOUers  1180. 

MOnckeberg  475. 

Mofitt  817. 

Mobr  234,  804,  898. 

Moissonier  291. 

MoU  154. 

Mollica  453. 

Moltrecht  453. 

Momborg  172,  460,  968. 

Monaiquand  71. 

Mondam  1104. 

Moneiquand  403. 

Monks  538. 

Monod  411,  483, 864. 870, 1104. 

—  et  Macaiqae  1007. 
Monprofit  638,  681. 
Monro  999. 

—  and  Laren  681. 
Monsarrat  1016. 
Montagne  and  Lake  322. 
Montfort  873,  883. 
Montgomery  109,  1155. 
Montprofit  1129. 

—  et  Morel  1066. 
Monzardo  718,  986. 
Moore  754,  1136. 
Mooris  263. 
Moran  1082. 
Morano  783. 
Idorax  et  Mair  59. 
Morel  483. 
MoreU  213. 

Moresco  663,  843,  888. 
Morestin  138,  231,  234,  312, 

322,  329,  346,  347,  352,  382, 
467,  469,  550,  718,  877,  916, 
931,  975,  994,  1011,  1078, 
1155. 


Morgan  622,  1104. 
Mori  578. 

—  a.  Rlkiyi  Yamamoto  291. 
Moriban-Beanchant  et  Besson- 

net  737. 
Morisani  783. 
Morison  743. 
Morris  164,  986. 

—  u.  Dore  123,  1104. 
Morrow  101. 

Morti  877. 

Morton  535,  1104. 

Moschcowitz  550,  573. 

Moseley  975. 

Moser  225,  681. 

y.  Mosetig-Moorhof  727. 

Most  137,  949. 

Moszkowicz  566,  1155. 

MoUir  291. 

Motto  934,  1063. 

Motz  475,  573.  700,  868, 1082. 

—  et  Arvese  850. 

—  et  Bantrina  1082. 

—  et  Denis  867. 

—  et  Montfort  867. 
Mouchet  622,  898,  953,  1092. 

—  et  Clement  1025. 

—  et  Dreifiis  1005. 
Moullin  573,  882,  883,  975. 
Monnier  656,  1065. 
Mounin  225. 
Mouniqnaro  382. 

Moore  447. 

Moariqaard  322,  562. 

Monsannat  225.- 

Mowat  66. 

Moyen  573. 

Moynihan  616,  627,  638,  661, 

664,  757,  773,  1066. 
Mracek  101. 
y.  Zur  Mühlen  412. 
MOhlig  845. 
Mühsam  573,  999. 
Müller  42,  115,  184,  212,  218, 

234,  322,  353,  861.  916,  934, 

942,  970,  1016,  1029,  1104, 

1155. 

—  Emil  573. 

—  Friedrich  312. 

—  Jos.  291. 
Maeller  698. 
Mair  58. 
Muller  817. 
Mummery  213,  475. 
Muns  921. 
Munteann  681. 

Murphy  562,  638,  663,  757. 
Murray  343,  538,  561,  999. 
MurreÜ  1007,  1155. 
Mnrich  475. 
Musheus  1056. 
Muthmann  1056. 

—  u.  Sauerbach  278. 
Muyio  838. 

Myles  883. 
Mynber  578. 
Mychent  920. 
'  Mynber  1186. 


N. 

Preciado  y  Nadal  825. 

Nadoleczny  312. 

Nagano  538,  850. 

Nalbandow  926. 

Nammads  999. 

Nancrede  and  Hutcbings  850. 

Nannoti  174,  908. 

Narath  117,  638,  728,  934. 

Narsholm  225. 

Nash  234. 

Nasi  548.  783. 

Natanson  774. 

Nathan  475. 

—  -Lannier  71. 

Nattan-Larrier  557. 

Nau  730. 

Nann  698. 

Naumann-Lennanders  692. 

V.  Nayratil  822,  1139. 

Neayen  291. 

Nebelthau  71,  557. 

Neck  955. 

Zur  Nedden  291. 

Nedselsky  916. 

NefiF  291. 

Nögre  792. 

Negri  5,  68.  469,  1063. 

Nehrkom  555. 

Neisser  n.  Pollak  178,  992. 

Netter  et  Salomon  58. 

Neuber  46. 

Neudörfer  757,  850. 

Neufeld  822,  421,  447. 

Neugebauer  5,  768,  843. 

Neuhaus  573. 

Neukirch  104. 

Neumann  59,  101,  123,  749. 

Neutra  913. 

Neuweiler  628,  638. 

Newbolt  610,  737. 

Newcomet  1104. 

Newman  383.  817,  874. 

Nicoladoni  931,  1040,  1145. 

Nicolaysen  839,  846. 

Nicolich  870,  888,  1078. 

NicoU  172,  263,  578,  888. 

Niculescu  5,  383. 

Niedhammer  154. 

Niehues  453. 

Niemann  1078. 

y.  Niessen  101. 

Ninni  548. 

Nion  921,  971,  975,  1009,  1104. 

Nishiyama  751. 

Nobel  1104. 

Nobl  215,  864,  994. 

Nötzel  777,  1155. 

Nösske  374. 

Noethe  142. 

Noetzel  56. 

NoU  1066,  1078. 

Nolte  949. 

Noltenius  879. 

Nonbury  1060. 

Nonne  1084. 

Nordenhoft  850. 

74* 


1172 


Jahresbericht  fQr  Chirurgie,    m.  Teil. 


Nordhof  898. 
Nordmann  582. 
Norrie  994. 
Nosaal  870. 
Nota  1016. 
Nothnagel  573. 
Le  Nontoe  825. 
Noaese  312. 

NoYöJosserand  5,  1082. 
Nuthal  and  Emann  681. 
Nyberg  888. 


Obemdorfer  780. 

Oberthttr  483. 

Ochsner  427,  573,  638,  1186. 

Oefele  1145. 

Oehler  71,  196. 

Oelnitz  n.  Banchard  817. 

Oemsby  ^34. 

Oentgen  218. 

örtgen  184. 

y.  Oeltingen  945. 

Oettinger  681. 

Offeryeld  1155. 

Ohmann-Dumesnil  984. 

Olinto  de  Oliveira  751. 

Oliyer  383,  1025. 

Oioff  475. 

Olssen  273. 

Ombr^danne  329,  940. 

—  et  Martin  551. 

Onodi  379,  1139. 

Opie  1066. 

Oppe  573. 

Oppel  573. 

Oppenheim  o.  Löper  836. 

Oppenheimer  281,  312,  470. 

Oraison  883. 

Orecchia  986. 

Orlandini  291. 

Orlow  383,  421. 

Orth  71. 

Ortner  538,  629. 

Ossig  263,  829. 

Osterroht  291. 

Ostmann  312. 

Ott^  403. 

Ottendorf  1040. 

Ounfrowitech  839. 

Oaston  312. 

Owen  343,  1078. 

Owens  1025. 


Pacchioni  197. 

Pachmajr  864. 

Padnla  688.  768. 

Paege  1082. 

Pagenstecher  965,  921,   1104. 

Paget  263,  322,  566,  1155. 

Painter  and  £rving  214,  1016. 

Pal  483 

Palitzsch  659. 

Paltaaf  1155. 

Panas  291. 

Pancoast  1104,  1105. 


Pandelesca  743. 
Paniohi  829. 
Pank  566. 
Pankow  174,  610. 
Pansa  610. 
Panse  318. 
Pantaleone  1155. 
Pantaloni  1129,  1151. 
Panzacchi  931. 
Papon  71. 
Pappenheim  1125. 
Pardol  850. 

Parhon  und  Goldstein  196. 
Pannentier  313,  322. 
Parona  743,  975. 
Parry  158. 
Parsons  291,  322. 
Pascale  257,  916. 
Pasher  260. 
Pasmanik  322. 

Patel  263,  557  574,  681,  754, 
916,  966,  1025. 

—  et  Cavaillon  550,  825. 

Viannay  913,  994. 

Paterson  574,  817. 
Patschkowsky  483. 
Parchet  625,  705. 

Paul  538. 

Paulus  131. 

Paunz  269,  1139. 

Payne  403. 

Payr  188,  159,  234.  403,  574, 

913,  1105.  1129,  1145. 
Pearson  475,  483. 
Pech  470,  538. 
PecheU  5. 
Peching  225. 
Peck  829,  574. 
Pedersen  877. 
Peiser  574. 
Pelagatti  183,  904. 
Pellanda  877. 
Pellicelli  1063. 

Pels-Leusden  527,  817,  1066. 
Pelzl  1155. 
Pendieburg  574. 
Penso  725. 
Penze  1068. 
Penzo  850. 
Pepere  888. 
P6raire  142, 359,  411,  768,  958. 

—  et  Bender  574. 
Perassi  72,  913,  1130. 
Perez  42,  50. 
Pemet  172. 
Perrolini  184. 

Perthes  115,  234,  1105,  1130. 

—  und  Klier  1105. 
Peru  475. 

Pes,  Orlando  291. 

Pescatone  616. 

Peschel  291. 

Pestemalzogin  1026. 

Petenkin  877. 

Peters  548. 

Petersand  1078. 

Petersen  269,  638,  788,  942. 

Petersen  38,  488. 

Petit  291,  427,  864,  1095. 


Petitjean  1078. 

Petri  934. 

Petrilli  214. 

Petroff  681. 

Petrulis  718. 

y.  Pettenkofer  408. 

Pettit  777. 

Pevar  926. 

Peyton  53. 

Pfaff  und  Oyn-Tyrode  777. 

Pfahler  1105. 

Pfannenstiel  5. 

Pfaundler  197. 

Pfeiffer  174,  214,  1082L 

Friedbeiger  1105. 

Pfisterer  483. 
Pfleiderer  1155. 
Pfreimter  817. 
PhiUp  790. 
Philipowicz  616. 
Philippson  123. 
Philips  774. 
Philipsthal  483. 
PhiUips  7a3. 

Pie  et  Bombes  de  yillieDsl029. 
Pichler  754,  1066. 
Pichs  234,  235. 
Picqu«  104,318,574,898.926^ 
1008. 

—  et  Bender  574. 

—  et  Joubert  353. 
Pieniazek  453. 
Piem  1129. 
Pierrot  1130. 
Pietiizikowsky  72. 
Pilcher  453,  470. 

—  and  Onuf  1060. 
Pinem848. 
Pingel  870. 
Pinkuas  551. 

Piperkoff  und  Tantiloff  1136. 

Pipping  454. 

Pirone  1066. 

Planer  825. 

Plesch  184. 

Plicque  72. 

Plücker  780. 

Plummer  1082. 

Poenarr  566. 

Poirier  386,  581,  107a 

Polard  551. 

Politzer  313. 

PoUack  628. 

Pollard  681. 

Pollatschek  41,  846. 

PoUock  668. 

Polya  629. 

—  et  Nayratil  574. 
Pomara  705. 

Poncet  72, 878, 994. 1011, 1029. 

—  et  Maillard  214. 

—  et  Thövenot  104. 
Ponfick  1066,  1146. 
Popesco  1151. 
Popoff  845. 
Porcil©  718. 

Port  1040,  1056. 
Porter  796,  880. 
Posoer  883. 


Aatoren-Register. 


1173 


Possek  291. 

Post  285. 

Potherat  371.  454,  483,  768. 

916. 
Pott  705. 

PoQsson  566,  798,   825,   994. 
PoQzol  291. 
Powell  285. 
Power  225,  662. 

—  d*Arcy  530. 
Powers  171,  411. 
Pozzi  688,  1094. 
Prat  427. 

Preciado  y  Nadal  804. 
PreiDdlsberger  5,195,231,1056, 

1082. 
Price-Jones  72. 
y  Prio  796. 
Prior  S.,  5. 
Pritchard  68. 
Ftoca  109. 
PrSbstinfc  291. 
Pro«  27a 
Proust  883. 
Prowazek  225. 
PrflsinaDn  530. 
PmszYDski  757. 
Prntz  538.  754. 
Psaltoff  551. 
Pngnat  822.  371. 
Pnlleitner  898. 
Papovac  403. 
Pnrrin  883. 
PuTves  48. 
Pnsateri  551,  817. 
Pusez  291. 
Pust  408. 

Potaann.  Krauss,  Park  1056. 
Patyuriana  476. 
Pysey  1105. 

Q. 

ijaeoen  285. 

Juänu  421,    532,    574.    725, 
749,  768,  916.  960.  975. 

—  et  Desmarest  975. 

—  et  Daval  1095. 

—  et  Kenon  916. 
juercioli  278. 

ie  Qaervain  225,  628,  768. 
^ttinke  1029. 


flabö  et  Filbouland  751. 
[Übel  313. 
Elab^ne  1078. 
iachoodaskj  699. 
ttaciDe  Q.  BruDS  59. 
ftacoyiceanu-Pitesti  5. 874, 408, 

567. 
Safin  757,  791,  793,  796,  804, 

817,  850,  870,  1082. 
[Ijahow  788. 
iUin  59. 
iaisz.  Borzbacher,  Ünterberg 

u.  Balas  1151. 


Ralag^ropnlos  428. 
Ramoni  705. 
Ramondde  271. 
Ramsay-Maitlard  291. 
Ramson  and  Willis  476. 
Randall  1130. 
Randell  281. 
Ranke  757. 
y.  Ranke  38. 
Rankin  164. 
Ransperger  476. 
Rausoboff  257,  815. 
Ranzi  41),  1040.  1105. 
Rapp  291,  777. 
Rasnmowski  557. 
Ratimoff    et    Vainisch-Slano- 

gennsky  877. 
Rantenberg  359.  1078.  1098. 
Ravenna  133,  231. 
Raw  72.  483. 
Raymond  263,  1040. 
Re  292. 
Reale  88. 
Rebaud  705. 
Rebentisch  625.  966. 
Reboul  574.  1082. 
Recloa  235,  359.  411.  530. 
—  et  Ghevassu  411. 
Redard  898.  1040,  1147. 
Reerink  883. 
Reese  846. 
Reeye  460. 
R^gnanlt  88.  196. 
Regnier  538. 
Rebn  574,  815. 
Reinach  817. 
Reinbach  700. 
Reicbard  142. 
Reichardt  751. 
Reiche!  184.  467. 
Reinecke  1130. 
Reiner  142.  934.  940. 
Reinhard  822.  1007. 
Reinig  796. 
Reinitz  958. 
Reinking  56. 
Reinsholm  159. 
Reis  292. 

Reisin;<er  173.  555.  908. 
Reissig  6. 
Reitmann  428. 
Reitzenstein  610. 
Remedi  59,  705.  970,  1130. 
Remlinger  751. 
Renton  173. 
de  Renzi  u.  Boeri  532. 
Rebel  774. 
R^thi  879. 
Renas  235. 
Renssen  538. 
Reval  898. 
Revenstorflf  1078. 
Reverdin  871,  403,  1129. 
Reynier  574,  1078. 
— ,  Lejars.  Tuffier  1078. 
Ribbert  574. 

Ricard  531.  916.  960.  1129. 
Richardson  757. 
Ricbelot  6,  235,  880. 


Rieben  921. 

Richter   174,   822,  859,   379. 

754. 
Ricketts  483. 
Riddell  285.  622. 
Ridont  757. 
Riebold  428. 
Riedel  218.403.  411.  555.  57i 

787,  880,  883. 
Rieder  123.  1155. 
Riedinger  142,  953,  1026. 
Riegner  736,  1007. 
Riehl  1105. 
Rienhoff  470. 
Rieppi  610.  1098. 
Riese  117.  780,  926,  984. 
Riethus  197,  1005. 
Rigal  411.  1016. 
Rigby  622. 
Rimini  313. 
y.  Rindfleisch  215. 
Ringel  460.  681. 
Ringleb  412. 
Risel  109. 
Ritcher  412. 
Ritschi  184,  916,    975.  1129. 

1153. 
Ritzhaupt  748. 
Rive  388. 
Riyero  292. 

RiyiÄre  428,  757.  888.  1115. 
Robb  46. 
Roberts  960. 
Robertson  225,  898. 
Robin  663.  682. 
Robinson  751.  839. 1005, 1056, 

1105. 

—  and  Fletscher  213. 
Robson   538.   688.   682.   692. 

737,  965.  1016.  1155. 
Rocher  196.  270,  313.  1092. 
Röchet  699.  817. 
Rocket  804. 
Roe  883. 

Römer  235.  574.  682. 
ROpche  308,  813,  454.  948. 
Rössler  58. 
Roger  1095. 

-  et  Garnier  218. 
Rogers  225,  751.  1005. 
Rohde  1016. 

Rolleston  and  Treyon  488. 

Rollet  292. 

RoUins  1105. 

Romme  574.  883,  1029.  1078. 

Rommel  545. 

Roos  196.    , 

Roque  et  Baacel  403. 

Daila  Rosa  50. 

Rosanow  850. 

Rose  195.  975. 

Roselli  292. 

Roaemann  891. 

Rosenbach  72. 

Rosenbaam  428. 

Rosenberg  421.  447.  848. 

Rosenberger  470. 

Rosenfeld  663. 

Rosenstein  1082. 


1174 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    III.  Teil. 


Rosenthal  628. 

Ross  548,  768,  817. 

Rosset  682. 

Rossi  951,  957,  958. 

Rossini  718. 

Rost  622. 

Rostowski  142. 

Rostowzew  574. 

Rotgans   158,  383,  730,   951, 

Roth  6,  139,  850,  1040,  1151. 

Rother  701. 

Rothniann  235. 

Rotschild  883. 

Rothschild  u.  Brunner  898. 

Rotondo  347. 

Rotter  551. 

Roaghtor  347. 

Roussel  699. 

Roath  235. 

Roatier  538,  718,  768. 

de  Rouyille  833. 

Le  Ronx  268. 

Ronz  804. 

—  de    Brignoles   975,    1095, 
1151,  1155. 

Rovsing  668,  826,  888. 

Rowley  476. 

Roy  383,  1156. 

Le  Roy  des  Barnes  561. 

—  Melardy  388. 
Rubesch  174,  412. 
Rudanz  757. 
Rudis- Jicinsky  1105. 
Rudioff  281,  322. 
Rudolf  532. 
Rudolph  114. 
Rüdinger  1156. 
Rüge  532,  535. 
Ruggi  783. 

Rumpel  777,  796,  804,  1105. 

Rumpier  826. 

Runge  72. 

Ruotte  926. 

Rnppel  551. 

Rutgers  638. 

—  u.  Joss.  de  Jong  817. 
De  Ruyter  225. 
Rycbner  1082. 

Rydygier  574.  638,  701,  804, 

833,  839.  861. 
Rygge  383. 


Sachanskv  313. 
Sachs  796. 
Sacbtleben  1056. 
Sack  120. 
Sainsbury  42. 
Sakata  428. 
Salinari  737. 
Salmanoff  701. 
Salomoni  159,  421,  467. 
Salsia  1095. 
Saltzkow  142. 
Salus  793. 
Salvja  754. 


Salvolini  888. 

Salzer  548. 

Salzmann  292. 

Samberger  142. 

Samochozki  705. 

Samter  975. 

Sandlos  625. 

Santi  705. 

Delii  Santi  888. 

Santlus  531. 

Santoro  904. 

Santucci  411,  555. 

Sard  1082. 

Sargnor  447. 

Sasse  692. 

Sassone  159. 

Sato  692. 

Sator  967. 

Sattler  114,  171,  411,  999. 

Sauerbroch  574,  656. 

Saunders  66. 

Sauplier  225. 

Sauricki  322. 

Sautier  1156. 

Sava  1136. 

Savai  318. 

Savariaud  545,  968,  1082. 

Scaduto  995. 

Scarrone  960. 

Schaaf  292. 

Schablowski  214. 

Schäfer  6,  548. 

Schaefer  1129. 

Schaeffer  999. 

y.  Scbaldemose  235. 

SchaUer  548. 

Schamberg  1105. 

Schanz    72,    142,    934.    961, 

1040. 
Schauerte  774. 
Schanpenach  699. 
Scheck  1145. 
Scheel  804. 
Scheffler  908,  1040. 
Scheffczyk  940. 
Scheibe  313. 
Scheiber  1009. 
Scheidemandel  754. 
Scheidl  184. 
Scheidtmann  235. 
Schein  460. 
Schemel  184. 
Scherb:868. 
Scbeuhl  174. 
Schenpe  966. 
Schiassi  725,  743. 
Schiff  1105. 
Schilling  428.  757. 
Schillinger  292. 
Schindler  72,  994. 
Schink  1156. 
Schinnen  994. 
Schlager  751. 
Schlagintweit  850. 
Schlechtendahl  845. 
Schlemmer  921. 
Schlesinger  559,  1156. 
Schley  470.*' 
Sohliok  1011. 


Schlittenhelm  1060. 
Schloffer  329.  551,  559.  1078, 

1156. 
y.  Schmarda  705. 
Schmieder     195,    836,    ICm. 

1105. 
Schmidt  53,   115.    137.  2S1. 

383,  411,  470,  692,  730.  780. 

793,  898. 949,  961,  975,  IICÜ^ 

1156. 

—  n.  Marknse  123. 

—  -Rimpler  292. 
Schmitz  159,  783. 
Schmorl  38. 
Schneider  403,  1156. 
Schneiderlein  6,  627. 
Schnelle  281. 
Schnitzlein  545. 
Schnitzler  638»  663,  730,  757. 
Schoeffer  257. 

Schon  880. 

Schöne  610. 

Schoenewald  934. 

SchSnfeld  774. 

Schönholzer  682. 

Schoeomaker  953. 

SchOnwerth  575,  780,  986. 

SchOtz  730. 

Scholder  1040. 

Scholz  72.  115,  1016,  1105. 

Schenke  804. 

Schopf  730. 

Schott  757. 

Schottelins  72. 

Schramm  532.  1009. 

Schrammer  975. 

Schreiber  692,  883. 

Schridde  353,  622. 

Schrisa  1092. 

Schroeder  38. 

y.  Schrötter  403,  476. 

y.  Schuckmann  66. 

Schüler  123.  1066. 

Schüller  225. 

SchOrmayer  1105. 

SchQssler  428,  1011. 

Schütz  72. 

Schütze  59. 

Schüz  292. 

Schuhmacher  774. 

Schulhof  627. 

Schulte  975. 

Schultes  575. 

Schultz  931. 

Schultze  218,  682.   934.  96d. 

1016,  1050. 
Schulz  6,  174,  877. 
Schulze  292. 

—  -Berge  273. 
Schumann  66. 
Schumbnrg  48. 
Schur  170. 

Schuster  u.  Klau  999. 

Schwab  551. 

Schwartz  172.  388,  628,  90a 

926,  934,  1010. 
Schwarz  263. 
Schwerin  1078. 
Schwienhorat  8$9. 


Aatoren-Regiater. 


1175 


Schwiening  718. 

Schwoener  961. 

Scott  292. 

ScDlIy  1105. 

Scystiowski  483. 

Sczypiorski  114. 

Seager  1095. 

Söbileau  822,  829,  871,  879, 
353,888.411,428,454,1156. 

Secrötan  120,  981. 

Seegers  257. 

SeefiginaDn  285. 

Sega!  192. 

Seggel  292. 

Segond  235. 

Seibold  411. 

Seiffarth  428. 

Seige  72. 

Seitz  817. 

Seiberg  1056. 

Seldowitsch  428,  864. 

Sempd  et  Villard  292. 

Semon  822.    • 

Sempert  174. 

Senator  838. 

Sender  966. 

Senn  50,  582,  861. 

Senni  1078. 

Sequeira  188,  285,  1105. 

Serafini  408. 

Serapin  872,  916. 

Serbanescu  1151. 

Serenin  58,  54. 

Semis  214. 

Severeana  196,  563,  1136. 

Severi  292. 

Shaw  58. 

Shearen  575. 

Sheev  748. 

Sheldon  926,  958. 

Sheno  1156. 

Shepherd  568,  986,  1186. 

Shleen  1105. 

Shoemaker  195,  688. 

Shötz  421. 

Shnyers  et  Coulon  999. 

Sicard  908. 

Sick  285,  575,  706.  836,  1105. 

Sidler-Hoffuenin  292. 

Siebert  470. 

Sigal  292. 

Signorelli  1008. 

V.  Siklosay  292. 

Silbermark  197. 

—  u.  Hirsch  730. 

Silberstein  197. 

Süberschmidt  292. 

äilhol  1156. 

Simanowitsch  848. 

^iznmoDds  828,  836. 

3iinon  85,  52,  859,  908. 

Simonis  154. 

Jimonaohn  661. 

Jinding  Larsen  58. 

Unger  488 

JiiiDbaber  688. 

Hippel  447. 

(iutenis  1156. 

Uver  1029. 


Skels  460. 
Slomann  934. 
Smirnow  967. 

Smith    568,   622,    768,   934, 
1146. 

—  .Moeler  1180. 

—  Pye  278. 
Snell  196,  292. 
Snow  470,  1105. 
Sobemheim  292. 
Sobotta  1146. 
Sölmgen  888. 
Sörensen  921. 
Soerensen  551. 
Soetheer  826. 
Solieri  285,  960. 

—  und  Zanellissi  815. 
Solomon  1078. 
Soltykow  281. 
Sommerfeld  41. 
Sonnenbnrg  582,  610,  1056. 
Sorbi  986. 

Sorel  1151. 

Soret  1105. 

Sorger  72. 

Sorrentino  780,  1082. 

de  la  Sotra  y  Lastra  447. 

Soubeyran  104,  1007,  1088. 

—  et  Martin  1005. 

Nömami  898. 

Souligoux  476. 
Sonqnes  et  Morel  797. 
Somrdille  292. 
Southam  575,  888. 
Sonthworth  411. 
Spandri  412. 
Spangaro  888. 
Speiser  567. 
Spencer  428. 
Spengler  488. 
Sperling  184. 
Spicker  663. 

Spiegel  6,  1196. 

Spier  1026. 

Spiller  Masser  and  Martin  1056. 

Spillmann  und  Hoche  836. 

Spinlas  225. 

Spira  313. 

Spishamy  273. 

Spitzig  142. 

Spitzy  214.  942,  975. 

Sporberg  476. 

Sprengel  588,  688,  1016. 

Springer  142,  260.  476. 

Srdinko  836. 

Ssaweljew  748. 

Ssemenenow  949. 

Stadelmann  263. 

Stadler  575. 

Staffel  916. 

Stahr  231. 

Stamm  1003. 

Stamston  562. 

Stangl  133,  861. 

Stanischew  181. 

Starck  428. 

y.  Starck  748,  1095. 

y.  Statzer  115. 

Stayely  1093. 


Stechow  1105. 

Stedman  1105. 

Stedmann  1156. 

Stefanescn-Galatz  888. 

Steffelaar  6. 

Steffen  170. 

Steger  638,  682. 

Stegmann  817,  1105. 

Stein  6,  260,  986,  1129. 

Steindorff  292. 

Steiner  178,  292,  555,  1066. 

Steinhaner  627. 

Steinhaus  72. 

y.  Styskal  n.  Azisa  828. 

Stemmler  718. 

Stenger  263,  281. 

y.  Stenitzer  476. 

Stephan  1040. 

Stephenson  292. 

Stern  142,  826. 

Stemberg  225,  1156. 

Steyens  196,  851,  961. 

Steyner  798,  889. 

Stiassny  975. 

Stich  638. 

Stieda  822,  698. 

Sticulin  916. 

Stiles  861. 

Stimson  1136. 

Stirying  879. 

Stock  292. 

y.  Stockum  833. 

Stöckel  793.  889. 

Stoenesco  115. 

Stoeltzner  197. 

Stolanoff  538. 

Stoker  329. 

Stolper  864.  1060,  812. 

Stolz  6,  260. 

Stoney  131. 

Stori  196,  888,  958,  975. 

Strada  682. 

Sträler  961. 

Strauss  804.  864. 

Strebe]  1105,  1106,  1156. 

Streit  281,  313,  322. 

Streng  777,  1156. 

Strominger  567. 

y.  Strümpell  235. 

Stmthers  6. 

Strycharsky  1098. 

StObinger  285. 

Stukky  538. 

Stnnemann  72. 

Stursberg  826. 

Snber  793. 

Suckstorff  313. 

—  u.  Henrici  281. 
Sadeck  6,  1026,  1106. 
Snel  6. 

Sugar  318. 
Suker  292. 
Sukiennikow  454. 
Suiten  706,  1106. 

—  n.  Schreiber  1146. 
Sulzberger  728. 
Sundholm  447 
Sutcliffe  412,  575. 
Suter  1106. 


1176 


Jahresbericht  für  Chirurgie.    IIL  Teil. 


Sutheriand  783. 
Sutton  1083. 
Swain  551. 
Syers  749. 
Synmann  758. 
Syme  281. 
Symonds  603. 
SzendrO  166 
Szleifatein  1156. 

T. 

V.  Tabora  749. 
Tachetti  967. 
Taddei  35,  839. 
Tailliens  5,  45. 
Takabatake  313,  1156. 
Talke  532,  903. 
Tansioi  833. 

Tappeiner  u.  Jesionek  123. 
Tapie  403. 
Taptaa  6. 
Tarantino  235. 
Taruffi  706. 
Tashiro  196,  213. 
Tasso  38. 
Taube  454. 

Tavel  41,  154,  156,  454,   610. 
Taveraier  904. 

Taylor  133,  142,  610,  625.  904, 
999,  1016,  1034,  1106. 

—  Rassel  etc,  663. 
Teacher  548. 
Teale  994. 
Teayne  946. 
Tödeuot  et  Delbet  883. 
Teller  263. 

Tellier  347,  383. 
Tempelhof  293. 
Templemann  225. 
Tentschinski  986. 
Terescheukow  33. 

—  u.  Fedorow  730. 
Terrier  104,  845. 

—  et  Morax  293. 
Terrile  e  Rolando  173. 
Teschner  1040. 
Tessier  66. 

Thaon  et  Le  Ronz  359. 

Thöbault  460,  931. 

Theoharidi  823. 

Theisen  322. 

Th^venot  104,  412,  329,  383, 

913,  953,  1016. 
Thiemann  263. 
Thierfeld  876. 
Thierry  293. 
Thies  730. 
Thillier  293. 
Thirian^lOie. 
Thöle  1106. 
Thomas  622,  883,  948. 
Thompson  754. 

—  Stratton  83. 

Thomson  447,758,883,955,1078. 

Thorburn  706. 

Thorndike  andCunningham817. 

Tielicke  826. 

Tietmeyer  235. 


Tietze  575. 

Tilmann  142,  383. 

Tillis  38. 

Tillmanns  1034,  1156. 

TUton  663. 

Timmer  1083. 

Tinley  1026. 

Titschals  999. 

Tittel  131. 

Tixier  329,  916,  1005. 

Tobold  971,  1010,  1106. 

Törnquist  758. 

Török  1106. 

Tokujiro  Suzuki  123. 

Tol^ano  700. 

Tollers  372. 

Tomaselli  159,  889. 

Tomasczewki  1106. 

Tommasoii  845. 

Toms  706. 

Tonarelli  353. 

Tonkew  774. 

Topolaoki  293. 

Topp  269. 

Tomatola  293. 

Toubent  428. 

Tousey  984,  1106. 

Townsend  1106. 

Trabold  257. 

Trampp  447. 

Trebs  880. 

Treitel  383. 

Tr^moli^res  532. 

Trendel  638. 

Trendelenburg  173. 

Treplin  797,  1106. 

Treupel  483. 

Treves  1146. 

Tridon  967,  1106. 

Trier  774. 

Tripier  et  Paviot  737. 

Trischler  270. 

Trömer  174. 

Troje  72. 

Truc  293 

Tubby  72,  172,  908,  948,  950, 
1011. 

Türck  768,  817,  1078. 

Tuffier  46,  235,  278,  428,  538, 
663,  692,  754,  758,  879,  921, 
994,  995,  1078,  1106. 

—  et  Maut6  804. 
Turner  999,  1106. 
Turk  6,  538. 
Tumball  751. 
Turner  42,  322,  383. 
Turton  741. 
Twinböver  174. 
Tymann  313. 
Tyrmos  1083. 
Tyson  826. 

—  and  Frazier  826. 

Tytler  and  Wüliamson  1056. 


üffenrode  421. 

Uhi  774. 

ÜUmann  548,  743,  817,  1106. 


ümbreit  934. 

Urban  926. 

Urwin  and  Boyd  360. 

Urbantschitach  313,  1156. 

D'ürso  926. 

üteau  800. 


Vaccari  551,  749,  970. 

Vachel  and  Stevens  754. 

Vacher  293. 

Vagedes  196. 

Valan  e  Fantino  197. 

Valentin  313. 

Valeriani  38. 

Valerio  483. 

Valettas  749. 

Vallaa  470,  531,  551.  6^  656. 

Valle  412. 

Valude  293. 

Vanverts  538,   1098. 

Vaquez  et  Laabry  1157. 

Varatees  293.   ' 

Varenhorst  11^6. 

Variot  661. 

Vamey  1106. 

Vasilin  1136,  1151. 

Vaughan  622,  926. 

Vauenborst  1106. 

Vautrin  538. 

Veges  y  Cr  an  well  817. 

Vegrassat  et  Arabian  412. 

V6not  995. 

Vens^  231. 

V^ras  1041. 

Vergely  971. 

Verhosgen  823. 

Vermes  293. 

Vermey  887. 

Vermoyen  622. 

Veslin 

Vialle  263,  908,  992. 

Viana  218. 

Viannay  730,  737,  768,  lOÄ 

Viedeny  263. 

Viemstein  1029. 

Vieweger  1041. 

Vignard  322. 

—  et  Ginardeau  532. 
Vigonnoux  etCharpentierVeioi 

700   719 
Villar  470,'  1078.  1095. 
Villard  263,  293,  758. 

—  et  Gilibert  758. 

—  u.  Rox  293. 
Villemin  197. 
Vincent  758,  817,  Uli. 
VioUet  313. 

Viquard  et  Gallavardin  ^35. 

Virda  888. 

Viscardi  888. 

Viscontini  889,  916. 

Vitey  281. 

de  Vlaccos  1083. 

Vlad6r^984. 

Voelker  883,  1056. 

—  u.  Joseph  804. 

Vogel  198,  235,  476,  916, 91^, 
942,  1016,  1041. 


Autoren-Register. 


1177 


Yogi  883. 

Yomn  et  Nathan  1156. 
Yoitnriez  1156. 
YoUbrecht  975,  1106. 
Yonenen  1016. 
Yonschalte  404. 
Yorhastner  278. 
Yo83  72,  282,  329. 
Yulpias   142,  916,  945,  975, 
1041,  1129. 

W. 

Wabler  575. 

Waelsch  888. 

Wagner  46,    118,    1005,  1106. 

Wahl  1041. 

Wahlam  999. 

Wahlmann  166. 

Wainwright  884,  888. 

Waitz  322. 

Wallant  877. 

Wald  737. 

Walker  638,  826,  1156. 

Wallace  575. 

Waller  6. 

Wallis  622. 

Walnewens  46. 

Walsham  323,  551,  1106. 

Walther    66,   484,    548,    567, 

575.  880,  1094. 
Walter  293,  934,  986. 
Walters  575. 
Wandel  616. 

—  u.  Höhne  48. 
Wanner  949. 
Warhasse  171. 
Warhurg  195. 
Wassermann  575. 
Wassilieff  848,  880,  883,  888. 
Wathen  851. 

Watowski  484. 
Watson  780. 

Weher  6,   72,  214,  235.   706. 
743,  889,  967,  1029,  1106. 

—  u.  Miohels  166. 

—  et  Kohler  1156. 
Webster  and  Tilken  1098. 
Weege  616,  628. 
Wegert  174. 

Wehner  706. 
Weichert  131. 
Weight  235. 
Weil  1106 
Weiller  627. 
Weinberger  379. 
Weingärtner  476. 
Weise  235. 
Weiss  293,  1106. 
WeissensteiD  412.  1041. 
Weljaminow  101. 
Weller  551. 

—  van  Hook  460. 
Wel8chll034. 
Welz  839. 
Wende  133. 
Wendel  184,  1156. 
Wenden  313. 
Wendt  921,  1106. 


Wennerström  264. 

Wentscher  118. 

Wenzel  692,  851. 

Werkmeister  688. 

Werner  123,  293. 

Wernicke  293. 

Wemitz  42. 

Wersin  293. 

Wertheim  184. 

— Salomonson  1106. 

Werther  123. 

Wemley  1156. 

Wesselowsarow  961. 

Westenhoeffer  72. 

Westenmann  428,  851,   1130, 

1136. 
Wettergner  888. 
Wey  1060. 
Van  der  Weyde  u.  van  Yzern 

1095. 
Weydiing  861. 
Weyert  33. 
Weyprecht  706. 
Wharton  270,  961. 
Whipbam  428. 
Whipple  725. 
Whitacre  412.  826. 
White  285,  313,  744. 

-  Haie  1066. 
Whitefield  174. 
VYhiteford  50,  1083. 
Whitehead  360. 
Whitelock  195. 
Wichmann  1106. 
Widenmeyer  196. 
Wieck  839.  1056. 
Wieling  975. 
Wiemer  72,  788. 
Wiesinger  113,  214,  260,  447, 

788.  1016. 
W^ieting  1034. 

-  und  Effendi  260,  264,  870. 
Wild  6,  264,  1106. 
Wildiero  48. 

Wilharm  706. 

Willard  1056.  1107. 

William  et  Hopkins  912. 

Williams  183,  470,  1026,  1107. 

Williamson  1157. 

Willebrandt  1157. 

Williger  383. 

Willis  313. 

Wills  123. 

Wilms  264.  616.  171,  913. 

-  und  Sick  195. 
Wilson  741.  1016. 
Winckler  328,  1107. 
Windrath  6. 
Windscheid  1060. 

V.  Winkel  6. 

Winkler  379. 

Winter  699,  774. 

Winternitz  460,  793,  1139. 

Winters  1007. 

Wirsaladze  66. 

Witkowsky  777. 
'  Wittek  921.  975,  1107. 
'  V.  Wittemberski  293. 
I  Wittmaack  323. 


Wittkower  899. 

Witzel  692. 

Wohrizek  1041. 

Wölfflin  293. 

Wölfler  404.  1145. 

Wolf  428,  780. 

Carl  thor  Straten  Wolf  470. 

WolfiF  235.  617,  899,  921,  926, 

945.  1078.  1107. 
Wolffheim  270. 
Wolley  836. 
Wooleay  1066.1 
Woolsey  879. 
Wollstein  412. 
Wood  575. 
Woodburg  888. 
Woodgatt  877. 
Woodward  328. 
Woolcombe  551. 
WooUey  281. 
Woolsey  278,  358. 
Workmann  872. 
Worth  298. 
Wortmann  1007. 
Wostressenskv  379. 
Wright  and  Haslaur  1016. 
Wulflf  815. 
Wullstein  412,  851. 
Wurmb  198. 
Wyeth  166. 

Y. 

Yonge  823.  447. 
Young  839. 

Z. 

Zaaijer  800. 

Zaalberg  282,  313. 

Zabludowski  1147. 

Zarofirescn  35. 

Zangenmeister  804. 

Zapinski  983. 

Zatti  688,  719. 

Zaufal  813. 

Zawadzki  278. 

Zeisler  1107. 

Zeller  142.  575. 

Zesas  6,  214. 

Zia  298. 

Ziegler  257. 

Ziegner  1157. 

Zielinski  1130. 

ZiUichens  285. 

Zimdans  774. 

Zimmer  886. 

Zimmermann  476,  878,   1016, 

1189. 
Zintsmaster  860. 
Zöppritz  918. 
Zolk  874. 
Zondek  777.  839. 
Zoppi  197,  975,  IQll. 
Zuckerkandel  867,  884. 
Zum  Busch  622,  626. 
Zuppinger  428. 
Zurhorst  758. 
Zutanski  404. 
Zwillinger  264. 


Sach-Register. 


Es  sind  hierin  nur  die  referierten  Arbeiten  beräckstchtigt,  nicht  die  Titel  der  Lätentnr- 

Verzeichnisse. 


A. 

Abdominalpanktions- 
flflssigkeit,     chemische 
üntersnchaDg  529. 

Abszess  der  Glnt&algegend 
997. 

—  Retropharyngeal-  1038. 

—  retrovesical  859. 

—  tuberkulöser  d.Addiiktoreii- 
gegend  997. 

Abszesse,  perineale  1084. 

—  sabpbrenische  521. 
Absorption  oder  Transsn- 

dation  bei  Transfusion  158. 
Achillessehne,  Lage   der 

978. 
Achillodynia    syphilitica 

996. 
Achsendrehungen    des 

Darmes  617. 
A  den  0  f  i  br  o  ma  sudoriparum 

107. 
Adenoide  Vegetationen, 

Entfernung  375. 
Adenokarzinom  mammae 

240. 
Adenoma    congenitale 

nmbilicale  689. 
Adenome  sebac^  circon- 

scrit.  232. 
Adenom    mit    Zysten     der 

Mamma  251. 
Adrenalin  25—28,  31,  842 

-845. 

—  Dosierung  26,  27. 

—  Hautgangrän  27. 
--Spülungen    bei    Krebs 
..  247. 

Äther- Chloroformnar- 
kose 16-17. 
»  mitBraunschem  Apparat  16. 

—  Beginn  mit  Lachgas  16. 

—  nach  Witzel  16,  17. 
Athermasken  von  Sudeck 

15. 

—  vonWaguer-Longard  14, 15. 


Äthermasken    von    Wsn- 

scher-Grossmann  14. 
Äthernarkose  18—16. 

—  Einflnss  auf  Stoffausschei- 
dung 15. 

—  mit  Morphium-Skopolamin- 
iniektionen  15. 

—  Tropfmethode  nach  Witzel 
7,  14. 

—  bei  Typhnsperforation  564, 
.  565. 

Ätherransch  16. 
Äthylchloridnarkose, 
Apparat  von  Ormsby  17. 

—  Gio verscher  Apparat  19. 

—  zur  Einleitung  anderer  Nar- 
kosen 17,  18. 

—  Julliardsche  Maske  18. 
Akne  rosacea  323. 

A  k  o  i  n  in  der  Ophthalmologie 

31. 
Akromegalie  196,  204. 

—  Radiodiagnostik  bei  —  835. 
Aktinobazillose  106,  107. 
Aktino  mykose    104—107, 

1134 

—  Ätiologie  105,  106. 

—  des  Bauches  528. 

—  Behandlung  106. 

—  des  Darmes  557,  559. 

—  Diagnose  104. 

—  der    Fusswurzelknochen 
1010. 

~  der  Haut  130,  903. 

—  Kasuistik  105,  106. 

—  d.  Nates  997. 

—  pathol.  Anatomie  105. 

—  Sitz  der  106. 

—  Therapie  105. 

—  Verbreitung   n.  H&nfigkeit 
106. 

Albuminurie,      pfaysiolog. 

177,  846. 
Albumosurie     nach     Ope- 

rat  1000. . 
Alkohol-Äther-Chloro- 

formmiztur  8. 


Alkoholmi8  8brauch,Ne& 
ritis  bei  181. 

AlnminiambroDzedraht 
bei  Sehnenoperatiooen  152. 

Amputatio     intencapolo 
thoracica  919. 

Amputation,  Bierecbe  Me- 
thode 982. 

—  Bungesche    Methode    9^, 
982. 

—  der  Oberschenkel,  doppelte 
1002. 

—  osteoplastische  981,  982. 

—  des  Untersehenkels  1C02. 
Anftsthesin,  Dosierung  SQ. 

—  in  der  LaryDgoIogie  29, 30. 
Anästhesie,   regiooftre  23. 

29. 

mit  K  okain- AdrenaliB2!i 

Nervendegenention  bei 

29. 
Anastomose,    arteriell-ve- 
nöse 162. 

—  der  Art.  poplitea  986. 
Anastomosen  des  Darmes. 

laterale  681. 
Anastomosis  intertesti- 
cularis  894,  895. 

—  Tierezperiment  894. 
A  nesthol  20. 

A  n  e  u  r  y  8  m  a ,  arteriell- veads. 
nach  Schussverletzong  164. 

—  einer  Art.  intercoatalis  191. 

—  der  Art  vertebralis   1159. 

—  Gelatineinjektion   bei   165. 

—  Naht  von  165. 

A  n  e  u  r  y  s  m  e  n ,  intrakraniafe 
164  f.,  418,  904—907,  1138. 

—  der  Art.  iÜaca  ext.,  Digi- 
talkompression  988. 

—  Operationstaüfitik  904, 90d, 
906.  907. 

—  Thrombosierang  durch  Sü- 
berdraht  531. 

—  der     unteren     Extremität» 
Behandlung  989. 


Sach-Regisier. 


1179 


Aneurysmen  der  anteren 
£xtremitftt,   Kasuistik   989. 

Angina,  exsudative  ulzeröse 
374, 

—  Ludovici  413. 

—  des  Wurmfortsatzes  604. 
Angioma  cavernosum,  abge- 
kapseltes 167 

—  racemosum  135. 

—  der  SyDovialis,  der  Muskeln 
220. 

—  Heilung  durch  Elektrolyse 
167. 

An^iorraphie  163. 

—  Histologie  des  Reparations- 
prozesses 163. 

—  Vereinigung  des  Endotheb 
163. 

Angiosarkom  der  Haut  903. 

Angiosklerose  der  Darm- 
arterien  630. 

Anonychia  congen.  950. 

Antiseptika  52—56. 

Antistreptokokken- 
serum  41,  42. 

Anoria  calculo8a801,802. 

Anurie  900  ff. 

Anns  vulvaris  698. 

Aorta,  Instrument  zur  Kom- 
pression 501. 

—  traumatische  Ruptur  513. 
Apolymphome  227. 
Apparate  1128,  1129. 
Apparat  für  steriles  Wasser 

Appendicitis  569,  570. 

—  Ätiologie  575. 

—  ä  chaud-Operation  581, 586. 

—  chronische,  mit  postope- 
rativem  Ikterus  34. 

—  und  Darmperforation   565. 

—  Disposition  576. 

—  Drainierung  584. 

—  Fehlen  des  Schmerzes  bei 
596. 

—  in  der  französischen  Armee 
607. 

—  Frahoperation580,582,584, 
585. 

—  mit    Gallenblasenerkran- 
kung 602,  603. 

—  Gelegenheitsursachen  577. 

—  Geschichte  der  —  in  Eng- 
land und  Frankreich  608. 

—  granulosa  in  den  Tropen 
582 

—  Heredität  bei  577. 

—  hemiäre  suppurative   569. 

—  in  Hernien  597,  598,  599. 

—  Leukozytose  bei  579,  583, 
584,  588,  589,  590,  591. 

—  linksseitige  Beschwerden 
606. 

—  Indikation  zur  Operation 
579,  580,  581,  584,  585,  586, 
608,  609. 

—  interne  Behandlung  605. 

—  obliterans  577. 

—  Operation  587. 


Appendicitis,  Operations- 
technik 579,  580. 

—  Opium  bei  586.  605. 

—  Pathogenese  577. 

—  Puls  bei  579,  585. 

—  Rezidiv  577. 

—  Ruhigstellung  des  Darms 
586. 

—  Schnittfahrung  581,  583. 

—  in  der  Schwangerschaft  592. 

—  bei  Situs  in  versus  des  Kolon 
630. 

—  spontane  bei  Tieren  608. 

—  Symptome  bei  586,  587. 

—  Temperatur  bei  679. 

—  tubercnlosa  588. 

—  Tvphussymptome  bei  605, 

—  Zunahme  in  den  letzten 
Jahren  578. 

Appendix,  Anatomie  der 
578. 

—  im  Bruchsack  592. 

—  Eingeweidewürmer  in  der 
601. 

—  kongenitaler  Defekt  601. 

—  Mekonium  im  578. 
Appendixkarzinom,    pri- 
märes 599,  600. 

Anpendixoperation, 
Schnittfahrung  bei  602. 

Appendixstumpf,  Versor- 
gung des  601. 

Arachnitis  tubercnlosa 
1059. 

Arteria  femoralis,  Spontan- 
ruptur 986. 

Unterbindung  988. 

—  hepatica,  Aneurysma  755, 
756. 

propria,    Unterbindung 

755. 

—  hypogastrica,  Ligatur  503. 

—  iliaca  communis,  Ligatur 
und  Kompression  500,  987, 
988. 

int.,  Unterbindung  988. 

—  thyreoid.  sup.,  Anomalie 
419. 

inf.,  Aneurysma  d.  419. 

Arteriennaht  905. 

—  mittelst    Magnesiumpro- 
these 160. 

—  quere  160. 

—  zirkuläre  159. 
Arthritis    chronica    adhae- 

siva  215. 

amylopoetica  der  Rinder 

215. 

—  deformans  1117. 

mit  Affektion  der  Hals- 
wirbel 1032. 
Operation  bei  216. 

—  gonorrhoica  1117. 
Nervenveränderungen 

bei  217. 

—  bei  Influenza  214. 

—  bei  Masern  213. 
Arthrodese  146. 


Arthrodese    bei    Paralyse 

950. 
Arthropathie,    hämophile 

158. 

—  bei  Tabes  199,  219,   1011. 
Arthropathia    psoriatica 

218. 
Arthrotomie  191. 

—  Bewegungsübungen  nach 

—  192. 

—  Kontraindikation  gegen  192. 
Ascites  529. 

—  chyliformis  bei  Rundzellen- 
sarkom 530. 

—  Lecithin  im  529. 

—  bei  Pankreaskarzinom  530. 

—  tuberkulöser,  Heilung  nach 
Operation  527. 

Ascitespunktion,  Verlet- 
zung epigastrischer  Gefässe 
bei  506. 

Aspiration,    Magensonde 
mit  Gummiballons  gegen  543. 

Aspirations  verfahren, 
Perthessches  481. 

Atherom  der  Palma  manus 
1138. 

—  der  Regio  praepatellaris 
985. 

Atropin  und  Ileus  635. 
Auge,   Chirurg.  Krankheiten 
des  äusseren  287  ff. 

—  Fremdkörper  267. 

—  Lokalanästhesie  b.  äusseren 
Operationen  310. 

—  Veränderungen  n.  Schädel- 
trauma 295. 

—  Verletzungen  des  äusseren 
287  ff..  293,  294,  295,  310, 
330,  331. 

Augenmuskeln,  Verlet- 
zungen der  294. 

Autointoxikation    bei 
Ileus  629. 


B. 

B  a  c  i  1 1  e  septique  aörobic.  593. 

Bacillus  perfringens  39. 

Bacteriaemia  staphylo- ' 
coccica  45. 

Bacterium  coli  und  Harn- 
stoff zersetzende  Bakterien 
857. 

B  an  tische  Krankheit  1095, 
1096. 

B  a se  d  o wache  Krankheit  407 
-409. 

Atemstörun^en  bei  407. 

Blutdruck -Verhältnisse 

407,  408. 

Forme  fruste  409. 

Kausalkonnex  zu  ande- 
ren schweren  Erkrankungen 
408. 

—  —  Sympathikusresektion 
bei  409. 

Bauchaktinomykoae  559. 


1180 


Jahresbericht  ftlr  Chirurgie.    III.  Teil. 


Bauchascites  528. 

—binden  502. 

— blaeengenitalspalten       861, 

862. 
— bruch  nach  Appendicitisope- 

ration  602. 
— bmcb    nach  Laparotomie, 

Verhütung  507. 
— brüche  509. 

—  nach  Operationen  605. 

—  Therapie  754-776. 

—  und  Unfall  712. 

— fellentzflndung,  Entstehung 

519,  520. 
— felltuberkulose  526. 

—  Dauerheilungen  durch  ope- 
rative  Behandlung  525. 

—  experimentelle,  Laparoto- 
mie bei  524. 

— geschw&lste,  Diagnostik  der 
531. 

— höhlenyerunreinignng,  Spü- 
lungen bei  632. 

— kontosion,  stumpfe  512,  513. 

->  muskeldefekte,  kongenitale 
506. 

— naht,  Achtertour  bei  502. 

—  ohne  Bauebbruchgefahr  507. 
— schÜHSe,   operative  Behand- 
lung 514. 

—  Schussverletzung,  penetrie- 
rende 465. 

—schusswunden,  Anus  praeter- 
naturalis bei  514. 

—  Stich-  und  Schusswunden 
513. 

-Stichwunde  mit  Hernie  des 

Magens  514. 
— Verletzungen  512. 
—wand,  Chirurgie  497. 

—  Erkrankungen  der  504. 
—wunden,  penetrierende  514. 
Becken  abszessdrainage 

durchs  Foraroen  ischiadicum 

500. 
— blutgefttsse,  intraperitoneale 

Digitalkompression  500. 
— bruch,  Netz  im  534. 

—  Epiphysenezostose  1003. 

»  —  Frakturen  und  Luxationen 
953. 

—  Osteoidchondrom  1003, 1004. 

—  Resektion  1004. 

—  Tumoren  1004. 

Bil  harziakrankheit  851. 
BindenzÜgelgipsver- 

band  188. 
Blase,  anatomisches  846  ff. 

—  cerebrale  Störungen  848. 

—  Chirurg.  Krankheiten  848  ff. 

—  Physiologisches  848  ff. 

—  Verletzungen  848  ff. 

—  weiteres  s.  Harnblase. 
Blasenatonie  855. 

— dickdarmfistel  855. 

—  divertikel,  Beziehung  zur 
Perforationsperitonitis    860. 

— ektopie,     Behandlung     862, 


Blasenhemie  858. 

krurale  858. 

—steine,  eingesackte  873. 

—  Kasuistik  871,  872,  873. 

—  869-873. 

—  Operationsstatistik  870, 871. 

—  Spontanfraktur  872. 
Blastomyceten    bei    ma- 
lignen Tumoren  228,  229. 

Blastomycetische  Septi- 

kftmie  140. 
Blastomykose  140. 

—  im  Bauch  528. 

—  Hefetherapie  140. 
Blattern,   Behandlung  mit 

rotem  Lichte  131. 
B 1  e  i  k  o  1  i  k  nach  Appendicitis 

594. 
Blepharoplastik  308. 
Blut  brechen  bei  Peritonitis 

519. 
— ersatz,  künstlicher  157. 
— gefAsse,   Verletzungen   und 

Chirurg.  Krankheiten  154. 

—  köiperchen,  Zahlung  590. 
— yerluste,  schwere,  Sanerstoff 

im  Blute  bei  157. 
Botriomykose  107,  108. 

—  Erreger  107. 

—  Patholog.  Anatomie  107, 
108. 

Boutonnidre  1013. 

Branchiogene  Cysten  414, 
415. 

Brand  Schorfe  in  der  Bauch- 
höhle 501. 

Braunscher  Apparat  16,  17. 

—  Kombination  mit  Bennets 
Inhalation  16. 

Brightsche  Krankheit 

828,  830. 
BromAthylnarkose  7,20. 
Bronchiale  Lymphdrüsen 

topographisch  454,  455. 
Bronchialf  ist  ein,  Empyem 

nach  478,  479. 
Bronohiektasie  489. 
Bronchus  455  ff. 

—  Fremdkörperoperation  456, 
457,  458. 

—  Fremdkörperentfernung 
454,  491,  492,  495. 

Bruch  anläge  bei  der  Deut- 
schen Armee  722—724. 

— einklemm ungen  ,  Statisti- 
sches 710. 

—  des  Wurmfortsatzes  730, 
731. 

—sack,  Processus  vermiformis 
im  726. 

—  Tuberkulose  711,  712. 
Brustdrüse,      Adenombil- 
dung der  versprengten  470. 

—  Amputation,ästhetische473. 

—  angeborene  Störungen  467  ff. 

—  entzündliche    Störungen 
467  ff. 

—  Exstirpation  bei  gutartigen 
Geschwülsten  472. 


Brustdrüse,  GeackwtÜUte 
468.  469  ff. 

—  Hypertrophie  470. 

—  Syphilis,  gunimöse470, 471. 

—  Tuberkulose,  primäre  470l 

—  überzählige  470. 
BrustschussverletEung,  peae- 

trierende  465. 
—wand,  NeubilduBg  479,  480. 

—  Tumoren  der  464. 
Bubo  ingninalis,  Operatim 

996. 
Bulbus,  Carcinom   dee  3<^. 

—  Doppelte  Perforation  durch 
Fremdkörper  295. 

—  Ezenteratio  30& 

—  Protrusio  301. 
— ruptur  294. 

—  Siderosis  295. 

Bursa  trochanterica,  Hygroc 
996. 

Bursitis  achillea  bei  Go- 
norrhöe 995. 


C. 

Calcaneus, Behandlung  der 
Knocheohöhlen  lOOa 

—  Osteosarkom  1011. 
Calciumchloridlöanng 

bei  Hämophilie  158. 

Caput  obstipnm,  nea^  Ope- 
rationsverfahren  417. 

Carcinoma  recti  702. 

Abdomino-pertneale  Ex- 
stirpation 695,  696. 

Behandlung  mit  Kankroio 

694. 

Sacro -perineale  Exstir- 
pation 694,  695. 

Carcinoma  yentriculi  682— 
688. 

Behandlung  mit  Röntgea- 

strahlen  687,  688. 

Diagnose  682,  683,  684. 

Gastroenterostomie  6S4. 

Kasuistik  684—688. 

Operationsresultate  683£ 

Prophylaxe  682. 

Verhalten    der    Leoko- 

cyten  682. 

Carotis,  Unterbindung  dop- 
pelseitige 418,  419. 

—  Unterbindung  nach  Hemi- 
plegie 418. 

Catgut-Steriliaation50 
-52. 

—  mit  Jod  50,  51. 

—  mit  Jod-Jodkalium  51. 

—  nach  Claudius. 

—  mit  Silberfluomr  51. 
Cava  inferior,  Naht  der  50ä. 
Cephalohydrocele    tna- 

matica  270. 
Cheiloplastik  349.  350. 
Chinin  bei  Krebs  247,  248. 
Chinosol  56. 
Chirurgie,    spezielle  255 £ 


Sach-Register. 


IJBl 


Chirurgische  Methoden 

von  Prof.  DoUinger  1147— 

1150. 
Cblorftihylanästhesie 

mit  Kokain  25. 
~  bei  Zahnoperationen  25. 
Chloroform-  Äthemarkose, 

8.  Äther- Chloroformnarkose. 
— narkose  11—13. 

—  Dosierung  11. 

—  in  der  Gynäkologie  7. 

—  TodesfÄlle  11. 
—Nasenmaske  11. 

— Sauerstoffoarkose  11—13. 

—  Apparate  zur  12,  13. 
Chlorom  317. 

Chole  cysto  ktomie-Indi- 

kationen  762,  765. 
Cholecystenterostomie 

766,  1073.  1076. 
Cholecystitis  acuta  in- 

fectiosa  763. 
Cholecystitis  u.  Appen- 

dicitis  603. 

—  gravidarum  764. 
Cholecystogastrostomie 

766. 
Gholecystotomie  766. 
—Indikationen  762. 
Choledochotomie  765,766, 

770,  771. 

—  retroduodenale  769,  770. 
Choledochus,   Ascaris  im 

772. 
— Durchmesser  768. 
— erkrankungen  767. 
— maDdungs-Anomalie768,769. 
—Narbenstenose  771,  772. 
—Spulwurm  772. 
— steine ,   Differentialdiagnose 

762. 
—verschluss  771. 

—  chron.  772. 
Cholelithiasis  740,   1069. 

—  und  Appendicitis  603. 

—  Behandlung  764,  765. 

—  gravidarum  766,  767. 

—  Indikation     zum    chirurg. 
Eingriff  760. 

Chondrodystrophia 

hyperplastica  205. 
Chorioidea,  Adenocarcinom 

metastatisches  305. 
Ghromoradiometer  1121. 
Cinnamon-Solution    bei 

Krebs  247. 
Ci  real  US  vitiosus,  Anatomie 

651. 
nach  Gastroenterostomie 

643. 
Cökumperforation  bei 

Dickdarmstenose  553. 
Cökumtuberkulose    und 

Appendicitis  594. 
Colitis  555. 

—  chronica  ulcerosa  556. 

—  luetica  605. 

—  polyposa  556. 
Collessches  Gesetz  102. 


Conjunctiva,    Cyste    306. 

—  Enithelioro  der  305. 
—Molluscum  contagiosum  306. 
Cornea,  Angiom  d.  Limbus 

306. 

—  Plattenepithelcarcinom   d. 
305. 

—  Sarkom  der  305. 
Cruralhernien  724  ff. 

—  Operationsverfahren    725, 
726. 

—  Radikalbehandlung  725. 

C  0  X  a  vara  938—940, 950, 952, 
956. 

—  Ätiologie  939. 

—  durch  Belastung  939. 

—  Beziehungen    zu    Femur- 
defekt  939. 

—  Osteotomie  nach  Codivilla 
940. 

Coxalgie,  senile  1013. 
Coxitis,  eitrige  1013. 

—  multifistulftre  1013. 

—  tuberculosa  1012—1013. 
Cyste  in  der  Appendix  600. 

—  falsche  232. 

—  des  Ileum  531. 

—  lateral-retroperitoneal  536. 

—  des  Unterschenkels  985. 
Cysten  der  langen  Röhren- 
knochen, multiple  210,  211. 

Cystenartige  Gebilde  im 

Subkutangewebe  138. 
Cy8.titis  867,  1001. 

—  Ätiologie  der  chron.  867. 

—  durch  Bac.  pyocyaneus  857. 

—  Prophylaxe  postoperativer 
867. 

Cystocele  714. 

—  cruralis  725. 
Cystolithiasis,  s.  Blasen- 
steine. 

Cysto  skopie  56^  855. 
Cysto tomia  perinealis  853. 

—  suprapubica  854. 


D. 

Dakryoadenitis  307. 
Dakryocystitis,  Therapie 

der  296,  297. 
Dakryops  306. 
Darm  abbindung,  aber  629. 
— ausschaltung,  bilaterale  540, 

549. 

—  unilaterale  540,  549. 

— blasenfistel  durch  die  Ap- 
pendix 602. 

— divertikel  und  Tumor  552. 

— erkrankungen,maligne,Früh- 
diagnose  von  552. 

— fibrom  551. 

—fisteln,  Darmausscheidung 
bei  540. 

—  multiple  nach  gangränösem 
Nabelbruch  569. 

—  Radikaloperation  568. 

—  Resektion  bei  541. 


Darm,  Fremdkörper  im  548. 

—gifte  bei  Ileus  612. 

-inkarzeration,  retrograde 
611. 

— invagination,  Pathogenese 
623. 

— kanal,  kongenitale  Durch- 
trennung 547. 

— karzinom,  klin,  Verlauf  552. 

— klemme ,  hufeisenförmige 
544. 

— ^knopf,  resorbierbarer  542. 

— kompression  an  der  Duo- 
denojejunalgrenze  durch  die 
Mesenterialwurzel  635. 

—  kongenitale  Störungen  545. 
-krebs  und  Darmperforations- 

geschwülste  566. 
— motilitfit,  Störungen  der  631. 
—naht,  neue  Methode  der  545. 

—  Okklusion  durch  Eindringen 
in  die  Blase  612,  613. 

—  nach  Streckung  der  Flex. 
coli  sin.  615. 

—  durch  Meckelsches  Diver- 
tikel 626. 

—  ohne  Perforation,  Todes- 
ursache bei  611. 

— paralyse,Atropinbehandlung 

-Perforation  562,  715. 

—  nach  Bauch  kontusion  549. 

—  nach  in  Bauchhöhle  zurück- 
gelassener Kompresse  549. 

—  Blutdruck  bei  563. 

—  Diagnose  563,  565,  674. 

—  durch  Fremdkörper  565. 

—  durch  Hufschlag  513. 

—  Therapie  563. 

—  durch  Trauma  565. 

—  bei  Typhus,  Operation  bei 
633,  634: 

—  nach  TyphusgeschwUr  563, 
564. 

— resektion  706,  707. 

—  Murphyknopf  bei  542. 

—  Resorption  bei  541. 
— Ruptur  657. 
—Sarkom,  Kachexie  bei  552. 
— Stenose  durch  Tänien  627. 

—  einfache  entzündliche  559. 

—  multiple,  Diagnose  560. 

—  SülitÄre  560. 

— Strangulation,  Mechanismus 

617,  61>5. 
— tumoren  550. 

—  der  Regio  iliaca  sinistra  553. 
— Verengerung,      kongenitale 

546. 
—verschluss  609.] 

—  nach  Appendicitis  606. 

—  durch  Aäcariden  627.; 

—  nach  Bauchkontusion  549. 

—  funktioneller  612. 

—  innerer  angeborener  546. 

—  Lokaldiagnose  bei  611. 

—  multipler  547. 

—  Operation  bei  611. 

—  Pathogenese  610. 


1182 


Jahresbericht  fOr  Chirurgie,    m.  Teil. 


Darmyerschlnss  bei  Schwan- 
gerschaft 614. 
— verletzangen  548. 

—  und  Chirurg.  Krankheiten 
5:57  f. 

— yerstopfangen,    Klinik    der 
Daumen,  symmetrische  Yer- 

bildung  902. 
Daumenplastik  982. 
Däcolleraent    traumatique 

1183. 
Decubitus,  Vermeidung  des 

158. 
Dehnungsgangrftn  bei  Ab- 

knickung  des  Oökum  620. 

—  des  Gökum  bei  Achsen- 
dreh nng  der  Flexur  620. 

Dermatolysis  od.  Mollus- 
cum elephantiasticum  132. 

DermoiacYSte,  retroperi- 
toneale  585. 

Dermolampe  125. 

Desinfektion  derHände49. 

—  der  Handschuhe  49. 

—  der  Instrumente  mit  Seifen- 
spiritus 49. 

— smittel,  Seifenzusatz  bei  48, 

49. 
Diabetes  1075. 

—  insipidus  1068. 

—  Intestinalkarzinom  bei  258. 
Diagnostizierung  von 

Frakturen  durch  Auskultat. 
und  Perkuss.  187. 

Diaphragma  laryngis,  an- 
geborenes 448. 

Dickdarm,  inoperabler  Tu- 
mor. 

Anastomosenbildung 

696. 

— ausschaltuDg,  partielle  632. 

— resektion  555. 

—  mehrzeitige  542. 
Differentialdiagnose  bei 

Appendicitis  594. 
Dilatation     des     Darmes, 
idiopathische  561. 

—  kongenitale  des  Kolons  577. 
Diphtherie  555. 

—  nach  Laparotomie  556. 

D  i  u  r  e  s  e  bei  Transfusion  158. 

Divertikel  des  Darmes  566. 

Darmverschluss   bei 

567. 

erworbene  567. 

und  Karzinom  568. 

und  Perityphlitis  568. 

Divertikel  in  karzeration 
in  einer  Hernie  650. 

Divertikulitis  511. 

Dolores  noctnmae  bei  luet. 
Gelenkaffektion  108. 

Drainage,  kapilläre  bei  pe- 
netrierenden bauchwunoen 
549. 

—  nach  Laparotomie  501. 
Ductus  choledochus,  Tumor 

1075. 


Ductus  cysticus ,  Erkran- 
kungen 756  ff. 

—  hepaticus,  Erkrankungen 
756  ff. 

—  laryngo-trachealis,  primäre 
Heilung  einer  Wunde  447. 

—  omphalo-entericns,  persi- 
stierender 511. 

—  pancreaticus,  Drainage  1067. 

—  thoracicus,  Implantation  in 
die  Jngularis  mtema  419, 
420. 

—  thyreoglossus  418,  414. 
Dünndarm atresien  545. 
— aosschaltung  540. 

— divertikel  und  Appendicitis 

601. 
— erOffnung  bei  Peritonitis  569. 
— invagination,  Resektion  bei 

685. 
— -resektionen ,      ausgedehnte 

542. 
— riss    bei    Rektumkarzinom 

555. 
— Stenosen  546. 

—  multiple  560. 

—  tuberkulöse  558. 

— striktur,  narbige  560. 

—  solitäre,  Histologie  bei  688. 

—  tuberkulöse  559. 
Dünn-   und  Dickdarmvorfall 

bei  Krebsoperation  569. 
Duodenalgeschwür,  ein- 
seitige   Duodenumausschal- 
tung  bei  566. 

—  Perforation  566. 
Duodenalstenose,  Gastro- 
enterostomie bei  688. 

Duodenum,  einseitige  Aus- 
schaltung 540. 
—fisteln  568. 

—  kompression  durch  Dflnn- 
darmmesenterium  684. 

Dupuytrensche  Kontrak- 
tur, Behandlung  mit  Thio- 
sinamin  913. 

bei  Tuberkulose  913. 

Dura,  Spindelzellensarkom 
280. 

Dysenterie  555. 

—  chronisch-eitrige  556. 

—  follikulär-chronische  556. 
Dysmenorrhoe  bei  Appen- 
dicitis larvata  582. 


K. 

Echinokokkencysten, 
Einnähen  von  Netz  in  532. 

Echinococcus    im    Becken 
118,  1004. 

—  Fälle  von  582. 

—  intrakranieller  113. 

—  in  Netzhemie  581. 

—  der  Oberschenkelmusknla- 
tur  997. 

—  postoperative  Pfropfung  von 
118. 


Echinococcus  in  Si^oa- 
bürgen  581. 

—  Verbreitnag    in  Elttas- 
Lothringen  118. 

Eierschalenreste  ii  der 
freien  Bauchhöhle  naeh  Ap- 
pendicitis 607. 

EingeweideproUpse  b 
den  Thorax  nach  Diiphni- 
maverletzungen  515. 

Ektropinm,  Narben^tropi- 
um  808. 

—  Snellensche  Suturen  ^7. 
EktropiumoperatioD307. 
Elephantiasis  des  Araea 

906. 

—  des  Hodensackes  131. 

—  des  Oberschenkels  132. 

—  der  unteren  ExtremitSt» 
1001,  1059. 

Ellbogengelenk,  Supiot- 
tionsstörung  901. 

—  Varietäten  im  901. 
Embolie  und  BlinddtrmcDt- 

zfindung  608. 

—  der  Lungenarterie  bei  Frak- 
tur 909. 

—  nach  perityphlitischem  Ab- 
szesse 603. 

Emphysem,   Ätiologie  I3i 
Empyem,    Berieselon^  der 
Pleura  bei  605. 

—  chron.  480,  481. 

—  nicht  tuberkulös  481. 

—  tuberkulöses  481,  482. 

—  veraltetes  463,  464. 
Encephalocelen  269,  270. 
Enchondromatose  der 

Gelenkkapsel  221. 
Endocarditis  septica  44. 
Endometritis  septica  nad 

Appendicitis  590. 
E  n  d  0 1  h  e  1  i  o  m  mnltiplee23^- 
Enophthalmus,  tnuiDiü- 

scher  299. 
Enteroanaatomose  5ld. 

—  bei  Darmstenose  560. 
Enterokvstom,   einfaches 

551 
Enteroptosen  642.  G60. 
Enteroptose,     Patholegie 

und  Therapie  540. 
EntzOndangen  des  Dana« 

555. 
Enukleation  bei Paoopkw 

mie  809. 

—  Paraffininiektion  oaek  SÄ 
810. 

Eosinophile  Zellen  m  ssb- 

lingualem  Tumor  34& 
Epicvstostomie  853. 
Epididymitis   gonorrfceie» 

Epiglottis,  Punktioneidtf 

Epilepsie  272. 

—  Bravais-JacksoDscke  ?^ 

—  genuine  Sympatkicnsresek 
tion  bei  Iw. 


SachRegister. 


1183 


Epilepsie,  Jackson  276. 

—  Jackson  nicht  traumatisch 
273-277.  280. 

—  Eraniektomie  bei  273—275. 

—  trauniatische  276. 
Epiphjsenknorpel,  Trans- 
plantation 977. 

Epipbysenlösung,     trau- 
matische 190. 
Epiphysis  femoris  975,  976. 

—  tibiae  975,  976. 
Epispadie,  Operation  1083. 
Epitheliom  238,  239,   240, 

241,  242. 
Epithelioma  der  Haut  136. 
Epitfaelwucherung,      ex- 
perimentelle 231. 
Erblichkeit  des  Karzinoms 

247,  250. 
Erbrechen,  schwarzes  und 

Appendicitis  604. 
Erfrierungen,  Behandlung 

mit  heisser  Luft  115. 
Erstickungstod  bei  Ileus- 

und     Peritonitisoperationen 

502. 
Erysipel,  Albuminurie  und 

^lindurie  bei  41. 

—  Erebsheilung  bei  250. 
Eukain  29. 

—  B  mit  Adrenalin  25,  27,  28. 
Exarticulatio,      interileo- 

abdom.  980. 
Exophthalmus    298,    299, 
302,  303. 

—  pulsans  165,  261. 
traumaticas  299,  300. 

—  trauma' ischer    intermittie- 
render 299. 

Exostosis  bursata210, 1006. 
Exostose  d.  Calcaneus  1011. 
Exostosen  des  Femur  1006. 

—  der  Tibia  1008. 
Extraduralabszesse  285, 

286,  318. 
Extremität,  obere  1135  bis 

1139. 
Bildungsanomalien  1186. 

—  untere,  Fremdkörper  1000. 
kongenitale  Defekte  949 

bis  950.  ' 

Prothesen  977. 

Schindung  der  985. 

Verkürzung  976. 

Extremitfttenkarzinom 

251. 
Extensionsapparat     bei 

unter-    und    ODerschenkel- 

fraktur  188. 


F, 

Facialis,  Verlauf  im  Felsen- 
bein 282. 

Facialislähmung  341. 

—  Nervenpfropf nng   bei  177. 

Fadeneiterung,  tenporäre 
Drainage  158. 


Fascienquerschnitt, 
suprasymphysäre  499. 

Femur,  Lösung  der  Pfannen- 
epiphvse  1007. 

—  Statische  Verhältnisse  976. 
Femurkopf,  Resektion  und 

Nearthrose  919,  920. 

Fettnekrosen,  abdominale 
69,  70,  71,  1068. 

Fibrogenvermehrung 
nach  Fleischnahrung  155. 

Fibrome  der  Bauchdecken, 
Zusammenhang  mit  d.  Liga- 
mentum rotundum  508,  509. 

Fibrosarkom,  s.  Unter- 
schenkelfascie  997. 

Fibula,   Hypertrophie  1009. 

Fieber  bei  Garcinomheilung 
248. 

Finger,  hammerförmige,  Op. 
913. 

Finsenbehandlung  116, 
123-128. 

—  Lampe  nach  Finsen  Reyn 
124. 

—  Lampe  nach  Lortet-Genoud 
12ß 

—  StatisUk  123,  124. 

—  Veränderungen  der  Haut 
126. 

—  Versuche  am  Kaninchen 
124. 

Fistelbildung  nach  Inzision 
perityphlitiscber     Abszesse 

Fisteln  des  Darms  566. 

nach  Trauma  568. 

Perforation  568. 

Symptome  568. 

—  nach  Appendicitis  602. 
Fistula  gastrocolica  677. 

—  vesico-vaginalis  854. 
Fissura  ani,  Behandlung 699. 

—  vesico-abdominalis  877. 
Fleischnahrung,    Haupt- 

ursache  fOr  Appendicitis  606, 

607. 
Formalinbehandlung  d. 

Krebses  247. 
Fr  aktur  der  Fibula  908,  909. 

—  des  Fibulaköpfchens   908. 

—  des  Humerus  ourch  Muskel- 
zug 921,  922. 

—  des  Humeruskopfes  1136. 

—  desMittelfussknochens971, 
973. 

bei  Märschen   972. 

—  des  Mondbeins  931. 

—  der  Tibia  968,  969,  1115. 
Frakturen,  Abrtss  d.  Tro- 

chanter  major  956. 
d.  Trochanterium  955. 

—  Behandlung  der  188. 

—  d.  Calcaneus  971. 

—  Einfluss  des  Schilddrfisen- 
verlustes  und  der  Schild- 
drüsenfütterong  1114. 

—  des  Ellbogens  1136,  1137. 

—  der  Ellbogengegend  923. 


Frakturen  bei  Ellbogen- 
luxation  923. 

—  der  Handwurzelknochen 
1114,  1115. 

—  des  Humerus,  Behandlung 
923,  1114. 

Röntgenbilder   922. 

~  des  Mittelfttssknochen  1116. 

—  der  ob.  Extremität  920—925. 

—  des  Oberschenkels  956— 
958. 

Ambulante  Behand- 
lung 957. 

Extension  nach  Metz 

957. 

—  —  —  beim  Neugebomen 
953. 

—  des  Os  scapboideum  923, 
924. 

Operat.  Behand- 
lung 924. 
Pseudarthose  924. 

—  der  Patella  961-965. 
Behandlung  961— 

965. 
—  Kasuistik  962,  964. 

—  des  Proc.  styloid.  d.  Radius 
u.  der  ülna  925. 

—  des  Schenkelhalses  954— 
956,  1006. 

Behandlung  955,  956. 

—  snprakondyläre  d.  Humerus 
922. 

—  tibiae  intracondylica  969. 

—  der  unt.  Extrem.,  Schienen 
951,  952. 

Traktionsapparat 

951. 

—  des  Unterschenkels,  Ambu- 
lante Behandlung  952. 

—  der  Wirbelsäule  1026,  1027, 
1028. 

Furunkel,  Behandlung  mit 

Eisenlicht  125. 
Furunkulosis,  Behandlung 

der  137. 
Fuss,  Exartikulation  984. 

—  osteoplast  Resektion  984. 
Fussgelenk,  Angeborene 

Verrenkung  942. 

—  chronisch-entztlndliche  Af- 
fektion 1025. 

—  Resektion  983. 
Fussgeschwulst  972,  973, 

1010,  1011,  1116. 


G. 

Qalaktocele  467,  468. 
Galle,    Konkrementbildung 

759. 
Q  allen  blase,    Anomalien 

738. 

—  Behandlung  v.  Perforation 
und  Zerreissungen  742. 

—  Karzinom  756. 

—  Chirurg.  Krankheiten  786  ff. 

—  Empyem  766. 


1184 


Jahresbericht  fflr  Chirurgie.    III.  Teil. 


G  a  1 1  e  n  b  1  as  e ,  Erkrankungen 
756  ff. 

—  Fiatel  767. 

—  Gangrän  ieS. 

—  Infiltration  mit  Pneumo- 
kokken 740,  741. 

—  Inhalt,   bakteriologischer 
758,  759. 

—  Koliken  741. 

—  Koliken  ohne  Steine  764. 

—  Nekrose  763. 

—  Operation  741, 762, 763, 764. 

—  Ruptur  767. 

—  Tumoren  758. 

—  Verletzungen  741  ff. 

G  allen- Bronch  US  f  ist  el 

495. 
Gallen  gang,  operativ.  729. 

—  Tumoren  753. 
Gallensteine,  Chirurgisches 

740. 

—  Grenze  zwischen  balneolog. 
und  Chirurg.  Behandlung 759. 

—  grosse  Beweglichkeit  766. 

—  Ileus  627,  793. 

—  Operation,  Komplikationen 

Technisches  760. 

—  Rezidiv  .echtes*  761. 

—  Spülungen  760. 
Gallensteinkolik  766. 
G  alle  n  stein  kr  an  kh  ei t 

761,  762. 
Gallenwege,  Anatomisches 
740. 

—  Chirurgie  741. 

—  subkutane,  Rupturen  trau- 
matische 742. 

Gallertkrebs  des  Kolon 
630. 

Galvanokaustik,  intra- 
okulare 310. 

Ganglien  der  Hofalhand  914. 

—  nach  Trauma  150,  151. 
Ganglion  und  Uygrom  154. 

—  Gasseri,  Ezstirpation  271, 
272. 

Gangrän  des  Kolon  und  Ue- 
um  606. 

—  des  Darmes  566. 

—  bei  Diabetes  1003. 

—  der  Karbolsäure  40. 

—  spontane  an  den  4  Extre- 
mitäten 907. 

—  symmetrische  am  Unter- 
schenkel 1001. 

—  bei  Typhus  1002. 

—  des  Unterschenkels  1001. 
1002. 

Gangräne  foudroyante  979. 

durch  Gasbac.  Fraenkel 

38. 
Gasphlegmonen  38,  39. 

—  Einteilung  39. 
Gastritis  nhlegmonosa  677. 

—  nach  Salpetersäurevergif- 
tung 677. 

Gastroduodenostomie 
649. 


Gastroenteroplastiknach 
vorausgegangener  Gastroto- 
mie  653. 

Gastroenterostomia  an- 
terior anticolica  ypsiliformis 
652. 

—  posterior  647. 

—  retrocolica  641. 
Gastroenterostomie  646. 

—  aseptischer  Mageninhalt  bei 
641. 

—  bei  gutartige^  Magenaffek- 
tionen  640. 

—  bei  Stenosen  640. 

—  Indikation  642. 

—  mit  folgender  Enteroanasto- 
mose  64i3. 

—  mit  Gastrostomie  651. 

—  neues  aseptisches  Verfah- 
ren 651. 

Gastrojejunostomia  po- 
sterior snpracolica  652. 

Gastrojejunostomie  645. 

Gastrophor,  ein  Assistenz- 
ersparer  650. 

Gastroptose  659. 

—  Therapie  659. 
Gastrostomie  408, 658, 687, 

698. 

—  nach  Gastroenterostomie 
655. 

—  bei  Ulcus  tubae  des  Gau- 
mens 691. 

Gaumen,  epithelialer  Tumor 
des  harten  373. 

—  Erkrankungen  des  371  ff. 

—  hoher  372. 

—  Mischgeschwulst  des  373, 
374. 

—  Schussverletzung  des  372. 
373. 

—  vollständige  Verwachsung 
des  weichen  —  nach  Lues 
373. 

Gaumenfortsatz,  Peri- 
ostalabszess  391,  392. 

Gaumenmandel,  Knorpel 
in  der  323. 

Gaumennaht,  frOhzeitige 
372. 

Gaumen  Operationen, 
Rosesche  Lage  bei  344. 

Ganmenplastik  325. 

Gaumenschleimhautpla- 
stik 335. 

Gaumenspalte  343,  344, 
345,  346. 

Gaumentonsillen,  Tuber- 
kulose der  421,  422. 

Gazekompressen  zur  Zu- 
rückhaltung der  Därme  501. 

Gefässanastomose  979. 

Gefässerkrankungenmit 
nachfolgender  Gangrän  166. 

—  nach  mechan.  Verletzungen 
166. 

—  nach  nervösen  Störungen 
166. 


Gefässgeschwfllste   166. 
Gefässnaht  158. 
Gefässresektion,  Hetiie- 

den  der  168. 
GefässtransplaniatioB 

159,  160. 
Gefässsntnr  161  f. 

—  Prothesen  zur  161. 

—  Thrombosen  bei  161. 
Gehörgang,  Entfernung vob 

Fremdkörpern  320.  321. 
Geh  Organ  gs  zerr  ei  ssoog 

315. 
GehstQtzapparai  ▼.  Loseea 

952. 
Geh  verbände,  abnehmbare, 

Verstärkung  durch  Zellnloio 

189. 
Gelatine  bei  Blutung  154. 

—  Injektion  155. 

—  per  OS  155. 

—  kalciumchlorid  in  155. 
Gelenkaffektionen      hä 

Sarkomen  250. 

Gelenkaffektion,    häm»- 
phile  221. 

Gelenkentzündungen, 
Histologie  der  eitrigen  21 S. 

Gelenke,  Frakturen  und  Ver- 
letzungen 183. 

—  intrauterine  Fraktur  1S4. 

—  rheumatische   Kraokfaeiin 
213. 

—  Sublimatinjektionen  in  212L 
Gelenk  er  krank  ungen. 

Allgemeines  Über  212. 

—  bei  akuter  Infektion  213. 

—  chronische  214. 
der  Rinder  215. 

—  hereditär-syphilitische  217. 

—  Mobilisation  und  Maasa^ 
212. 

—  septische  nach  geringen  Id- 
fektionsherden  214. 

—  tuberkulöse,  Diagnostik216. 
Enorpelveräoderong  Wi 

216. 

svnoviale  217. 

Gelenkkapselen  Chon- 
drome 221. 

Gelenkkörper  222. 

—  traumatischen      Urspnmgs 
222. 

Gelenk  mause  193,  194. 
Gelenkneurosen  1020. 
Gelenkrheumatismus  90, 
91. 

—  akuter,    Knochenverände- 
rungen 1117. 

—  tuberkulöser  92,  93. 

Genitalerkrankungeo, 
weibliche    und   Appendidtis 
592.  593. 

Genu  recurvatum  941,  942. 

—  valgum  940—9«. 

Osteotomie  940,  911. 

Schranbenapparat    zar 

Korrektur  940. 


Sach-Register. 


1185 


Genu  valgnm,  unblutige  Be- 

handlDDg  940,  941. 
Geschichte   der    Chirargie 

1145. 
Geschwülste,  Histologie  d. 

230. 

—  maligne,  Beziehung  des 
adenoiden  Gewebes  zu  226. 

—  Statistik  und  Ätiologie  224, 
227. 

Geschwulstlehre,  allge- 
meine 224. 

Geschwüre  deeDarmes555. 

Gesicht,  Aktinomykose  des 
832. 

—  angeborene  Missbildungen 
343  ff. 

—  Erkrankungen  des  328. 

—  sarkomatöse  Geschwülste 
831. 

Gesichtskankroid  236,237. 
239. 

Gesichtslupus,  Röntgen- 
strahlen bei  332. 

Gesichtsnerven,  Erkran- 
kungen der  336. 

Gosichtsneuralgie,  Rx- 
stirpation  des  oberen  Hals- 
ganglion bei  342,  343. 

Gesichts  Operationen, 
Narkose  bei  334. 

Gesichtsskelett,  Freile- 
gung des  335. 

G  i  b  b  u  s ,  spondy  litischer  1039, 
1047. 

Gleitbeutel  153. 

Glühhitze  bei  inoperabeln 
Karzinomen  296. 

Glutaalmuskulatur,  Pa- 
rese der  146. 

Glyzerininjektionen  in 
oen  Bauch,  Ausscheidung  bei 
999. 

Gonorrhöe,  Behandl  nngl084. 

Granulationsgewebe, 
Durchtritt  bakterieller  Stoffe 
36. 

Granulome  135. 

Grawitsche  Geschwüre  821. 

Gummi-  n.  Zwirahandschuhe 
50. 


H. 

Hämangiom,  kavernöses, in 

Muskeln  146. 
Hftmangioendothelioma, 

intravasculare,   des  Corpus 

uteri  232. 
Hämangioperitheliom 

182. 

—  des  N.  medianus  908. 
Hämatom,  extradurales  267? 

—  subdarales  268. 

Trepanation  bei  267. 

Hämatome,  Vermeidung  d. 

Gelatine  155. 
Hämatotympanon  815. 

Jahresbericht  für  Chimrgle  1903. 


Hämaturie  815,  816. 

—  bei  Nephritis  829. 
Hämatoporphinurie  nach 

Chloroformnarkose  847. 
Hämolytisch  eWirkung  von 

Tnmor-Extrakten  235. 
Hämophilie  158. 
Hämorrhoiden  702—704. 

—  Behandlung  703,  704. 
Hämostase  154. 
Hämostatika  154. 

Ha  11  uz  valgus  948,  949. 
Hals,  Aktinomykosi8412, 413. 

—  Bläbhals  418. 

■*-  chirurgische  Krankheiten 
402  ff. 

—  Dermoid  cysto  461. 

—  entzündliche  Prozesse  412, 
413. 

—  Fistula  congenita  415. 

—  Gefässe  des  418. 

—  Hygrome  416. 

—  Kavernöses  Angiom  416. 

—  Nerven  420. 

—  Subkutane  Exstirpation  d. 
Lymphdrüsen  412. 

—  tuberkulöse  Drüsen,  Ope- 
rationsverfahren V.  Dollinger 
1140. 

—  Tumoren  415,  416. 

—  Verletzungen  402  ff. 
Halsrippen  413,  1046,  1047. 

—  Symptomatik  1047. 
Hand,  Maschinenverletzungen 

932. 

Handgelenk,  Subluxation 
929. 

Hand  Skelett,  Varietäten 
925. 

Harn,  Gefrierpunktsbestim- 
mung 812—824. 

Harnapparat,  weibl.,  Tu- 
berkulose 794,  795. 

Harnblase,  Allgemeines 
851. 

—  alter  Abszess  859. 

—  Blutungen  bei  Gonorrhoe 
857,  858. 

—  Cvste  der  872,  874. 

—  Dämpfungslinie  bei  Er- 
güssen ins  Cavum  Retzii. 

—  Dilatation  851. 

—  Durchbruch  eines  Fötus  860. 

—  Exstirpation  869. 

—  Fremdkörper  in  der  868. 

—  Geschwülste  873—876. 
Kasuistik  874,  875. 

—  Infektion  bei  Kindern  857. 

—  Karzinom  875. 

—  Naht  853,  854. 

—  Papillome  875,  876. 

—  —  Behandlung  mit  Arg. 
nitric.  875,  876. 

—  Plastik  des  Blasenhalses 
853,  854. 

—  Ruptur,  Diagnose  864,  865. 
extraabdom.  Versorgung 

864. 


Harnblase,  Ruptur  864  bis 

866. 
Kasuistik  864—866. 

—  Schussverletzung  866. 

—  Spontanruptur  865. 

—  Tuberkulo8ed.857,868,869. 
Therapie  868,  869. 

—  Ulcus  Simplex  860. 

—  Urämie  nach  Blutung  858. 

—  Verletzungen  863—866. 

—  Verdoppelung  863. 

Harnentleerung  und  Re- 
sektion d.  Vas  deferens  848, 
849. 

Harnleiter  838  ff. 

—  angeborene  Missbildungen 
773  ff. 

-•bruch  725. 

—  Chirurg.  Krankheiten  773  ff. 

—  Verdoppelung  775. 

—  Verletzungen  773  ff. 
Harnkryoskopie  bei  dop- 

pelseitigerNierenerkrankung 

814. 
Harnretention  841. 
Harnrezipienten  851,  852. 
Harnsegregator  805,  855, 

856. 
Harnwege,  Infektion  durch 

anaörobe  Bakterien  856, 857. 

—  Tuberkulose  793. 
Hasenscharte  343. 

—  amniogene  344,  345. 

—  erbliche  344,  345. 
Haut,  Angiom  bei  Krebs  249. 

—  Atrophie,  allgemeine  138. 
idiopathische  137. 

—  —  nach  Röntgenbestrah- 
lung 137. 

—  epitheliale  Anhangsgebilde 
139. 

—  Ernährungsstörungen  131  f. 

—  Fibrom  149. 

—  Gangrän,  artifizielle  138. 
durch  Schmierseife  138 

—  —  neurotische  138. 
symmetrische  138. 

—  Hypertrophie  131. 

—  Kankroid,  Röntgenstrahlen 
gegen  185. 

—  Krankheiten,  Behandlung 
mit  Eosinlösung  128. 

parasitäre  140. 

simulierte  138. 

—  Plastiken  118-120. 
bei  Fingerverbrennung 

119. 

—  Spezifische  Entzündungen 
12§  ff. 

—  Stratum  granulosum  1064 
1065. 

—  Tumoren  180,  135. 

—  Ulcera  am  Unterschenkel 
durch  Gefäss-  und  Nerven- 
veränderungen 117. 

—  Verletzungen  und  chirurg. 
Krankheiten  115  ff. 

—  Zirkulationsstöi-ungen  120 
—122. 

75 


1186 


Jahresbericht  far  Ghirnrgie.    III.  Teil. 


H  6  d  0  n  al  •  GhloroformnarkoBe 

12. 
Heisa  luftbe  handlang, 

lokale  1157. 
Hepatektomie  744. 
Hepaticasdrainage   769. 
—steine  771. 
Hepatoptose  744. 
Hernia  barsae  omentalis  728. 

—  craralis  enterica  726. 

—  —    Kadikaioperation    707, 
708. 

—  diaphragmatica  731,  734. 

—  duodeno-jejunalis  729. 

—  epigastrica  508,  730,  731. 

—  inguinalis  706. 
ovarii  722. 

—  ingaino-cruralis  784. 

—  lumbalis  732,  733. 
doppelseitige  736. 

—  obtoratoria  731. 
ovarii  735. 

—  ovarialÜB,  torquierte  785. 

—  traumatica  IW. 
Hernien,  Ätiologie  709,  720. 

—  des  Cökam  736. 

—  Koinzidenz  mit  Hydrocele 

714,  715. 

—  Cystocele  bei  721. 

—  des  Dickdarms  par  glisse- 
ment  731. 

—  eingeklemmte,    operatives 
717. 

707. 

Statistik  707. 

—  Entschädigung  bei   Unfall 
713. 

—  Folgen  forzierter  Taxis  711. 

—  der  FoBsa  duodeno-jejuna- 
lis 728. 

—  innere  728,  729. 

—  Irrtum  in  der  Diagnose  716. 

—  der  Linea  alba,  Operation 
507,  508. 

—  MiliUrstatistik  709. 

—  Netz  in  533. 

—  Netzbruch  des  Zwerchfells 
nach  Stichverletzung  734. 

—  operatives   709,   712,   713, 

715,  716. 

—  nach    operiertem   Typhus- 
geschwar  563,  565. 

—  Peritonitis  520. 

—  primftre  Darmresektion  713, 
714. 

—  Prothesen  709. 

—  Radikaloperation  von  721. 
ohne  eingesenkte  Nähte 

722,  724. 
Prognose  714. 

—  Eecidive  70& 

—  Reduktion  en  masse  722. 

—  retroperitoneale  728. 

—  seltene  729  ff. 

—  des  Skrotums  706. 

—  und  Trauma  716. 

—  des  Uterus  734. 

—  des  Wurmfortsatzes  730. 


Hernien  d.  Wurmfortsatzes, 
Komplikation  733. 

—  des  Zwerchfells,  erworbene 
738,  734. 

traumatische  734. 

Herniotomie  722. 

—  bei  Kindern  710,  711. 

—  Yorbereitungskur  bei  fetten 
Leuten  714. 

—  beim  Weibe  721,  722. 
Herzmassage    bei    freige- 
legtem Herzen  9. 

—  durch  das  Zwerchfell  9. 
Herz,  traumat.  Ruptur  1080. 

—  Verletzungen  1078.  1079. 

Naht  1078,  1079. 

Highmorshöhle,  Eröffnung 

der  380. 
Hinken,    intermittierendes 

1001. 
Hirn,  Abszess  262,  280,281, 

285. 

otitischer  286. 

rhinogener  1141. 

traumatischer  269. 

—  Angiom  279. 

^  Blutung    aus     arrodlerten 

Blntleitern  285,  286. 
—Chirurgie,  allgemeine  257. 

—  Cysten  des  277. 

—  Cysticercus  racemosus  279. 

—  cystisches  Fibrom  280. 
—druck  258. 

—  Echinococcus  279. 

—  Otitische  Sinusthrombose 
282-284. 

—  Pyämie  281. 

—  Sarkom  279. 

—  SchussverletzuDgen  262. 

—  Solitärtuberkel  280. 

—  Trepanation,  allgemeines 
über  257. 

—  Tuberkulose  280. 

—  Tumoren  277,  279,  280. 
— Verletzungen  262. 
HirschsprungscheK  rank- 
heit 561. 

Hoden,  Dermoide  890. 

— ektopie  895,  897. 

mit  Hernie  kompliziert 

893,  895. 
Operationsverfahren  895, 

896. 
— entzOndung,  tuberkuL  880. 

Therapie  880. 

— retention  892. 
— teratom  893,  894. 
Hohlfuss  946. 
Holzspäne    bei   Verbänden 

von  Knochenbrüchen  190. 
Hüftgelenk  1011-1015. 

—  kongenitale   Luxation  933 

Alter  für  die  Behand- 
lung 935,  936. 

Apparate  zur  Reposi- 
tion 937. 

Behandlung  nach  Lorenz 

935,  937. 


Hüftgelenk,  kongeoitalK, 
Blutige  Reposition  937. 

Kasuistik  935—937 

Nachbehaodlang  937. 

Osteotomie  nach  Kir- 

misson  936. 

Resultate  der  unbluti- 
gen Behandlung  934-937. 

Sektionsbefund  937. 

—  Ezartikulation  980,  1006. 

—  Freilegung  979  f. 

—  intrakapsuläre  MeisBcb' 
Sektion  1013. 

—kapsei,  Ossifikation  1015. 

—  Pseudarthrose  1014. 
~  Resektion  1012,  1013. 

—  Tuberkulose  101& 

— luxation  nach  eiüriger  Coli- 
tis 190,  191. 

Humeruskopf,  Resektiu 
und  Nearthrose  919. 

Humerussarkom  920. 

Hydradenitis  axillaris 903L 

Hydrocele,  Ätiologie  879. 

—  bilocularia  890. 

—  Operationsverfahren  ^ 

von  Moresco  893. 

von  Lorgnet  894. 

—  Therapie  879. 
Hydrocephalus  269. 

—  bei  Kompression  u.  Throa- 
bose  der  Himvenen  270. 

Hydronephrose  775,788. 

—  akute  rekurrierende  790. 

—  Diagnostisches  790. 

—  intermittierende   789,  79Q. 

—  traumatische  781,  790. 

—  und  kongenitale  NiereBUO- 
malien  789,  790. 

—  Üretero-Pyelostomie  790. 
Hydrops  intermittens,  Jo^o- 

formgiyzerininjektion  216. 
Hygroma  praepatelL  996. 
Hygrome,  Entstehung  153, 

223. 
Hyperästhesie  bei  Afp«- 

dicitis  597. 
Hypernephrom  818,  819. 

—  Diagnose  812. 
Hypnotismus  984 
Hypoplasia  ilei  congenit» 

Hypospadie  der  Glans  1C€3. 

—  perineale  1083. 


I.  (J). 

Jaboulayknopf  654. 
J  a  cks  on  seh  e  Epilepsie.ope- 

rat.  Behandlung  1141. 
Jahresberichtev.Krtnkea- 

häusem  etc.  1150-1152- 
Ikterus,  Ätiologie  34. 

—  nach  Appendicitis  84. 

^  nachChioroformnarkoseäi 

—  postoperativer  34. 
Jejunostomie  542. 


Saeh-Register. 


1187 


IleocOkaltumor,  tuberku- 
j         löser  633. 
^      —  Operation  bei  638. 
^      IleoKoloninTagination , 
Darmresektion  bei  635. 
Ileokolostomie  bei  Darm- 

okklasion  541. 
Ileus  bei  Darmkarzinom  636. 

—  durch  Darm verknotung  618, 
619. 

—  durch  Fremdkörper  627. 

—  durch   Leinwaualäppchen 
628. 

—  durch  Meckelsches  Diver- 
tikel 625. 

—  dni'ch  peritonitische  Adhä- 
sionen 636. 

—  nach  EntzflnduDg  eines 
Meckelschen  Divertikels  626. 

—  Lokal-Diagnostik  629. 

—  nach  Thrombose  der  Ven. 
mesent.  615. 

—  postoperativus  614. 

—  spastischer  612. 

—  subkutane  Strychnininjek- 
tionen  bei  615. 

Implantation  von  Arterien 
in  Venen  159. 

Incontinentia  alvi,  Ope- 
rationsmethoden 698. 

—  urinae,  Behandlung  854. 
Indikanurie  bei  Heus  629. 
Infektionen,    örtliche   Be- 
handlung von  57. 

Infiltrationsanftsthesie 
mit  Akoin  30,  31. 

Influenza  und  Appendicitis 
604. 

Inframaxillaris,  Resek- 
tion von  180. 

Infusionen  von  Kochsalz 
155. 

—  Apparat  zu  156.  • 
Inguinalhernien  718ff. 

—  Operatives  719,  720,  721. 
— •  beim  Weibe  715. 
Inhalationsnarkosen  7. 
Injektionsspritze      nach 

Spiegel  23. 

Inkarzeration  d.  Meckel- 
sches Divertikel  626. 

Instrumente  1128,  1129. 

Intrakranielle  Eiterung 
286. 

IntusBusceptioD,  Darm- 
atresie  aus  546. 

—  des  Warzenfortsatzes  609. 
Invaginatio       ileocoecalis 

durch  invaginiertes  Meckel- 
sches Divertikel  625. 
Invagination  622. 

—  akute,  Operation  bei  623, 
625. 

—  Behandlung  durch  hydro- 
statischen Druck  624. 

—  der  Magenwand  in  den 
Ösophagus  643. 

—  eines  Meckelschen  Diver- 
tikels 626. 


Invagination  mit  Ileuser- 
scheinungen ,  Laparotomie 
bei  624. 

Jodoform  Wirkung  53—54. 

—  bei  Tuberkulose  54. 
Ischias,    Einspritzung    von 

Luft  bei  180. 

—  unblutige,  Dehnung  bei  180. 
Ischurie  860. 
Jugularisthrombose284. 


Kankroide  231. 

Kankroin  248. 

K  a  n  ft  1  e  fQr  Witzeische 
Schrftgfisteln  655. 

Karfunkel,  Behandlung  mit 
Kollodium  137. 

KardiaverschlnsB,   mus- 
kulärer 642.  .. 

Karzinom,    Ätiologie    253. 

—  und  Alkoholismus  228. 
— behandlung  232. 

—  durch  X-Strahlen  236. 

— bildung  und  Entzündung  228. 
— branchiogene  251. 

—  Charakter  des  248. 

—  des  Dickdarms,   Diagnose 
554. 

Operatives  Verfahren 

554. 
—Entwicklung  231. 

—  HeUbarkeit  246. 

— heilung,  spontane  247. 

—  und  Immunität  229. 

—  Kasuistik  248. 

—  des  Magens  und  des  Darmes 
638,  639. 

—  bei  Mäusen  228. 
—Nachbehandlung  durch  Rönt- 
genstrahlen 244. 

—  bei  Paraffinarbeitem  253. 

—  primäres  des  Appendix  552, 
553. 

der  Extremitäten  931. 

—  tief  liegende  244,  246. 

—  und  Trauma  228. 

—  des  Wurmes  592. 

—  Zunahme    der   Häufigkeit 
der  Tiere  226,  240. 

Katheter,  abgeplatteter  bei 
Prostatahypertrophie  886. 

—  Sterilisation  852. 
Kehlkopf  446  if. 

—  Lupus  des  449,  450. 

—  Pachydermie  des  448. 

—  Tuberkulose  des  450. 

—  Übergang    gutartiger   Ge- 
schwülste in  bösartige  451. 

—  weisse  Geschwfilste  448. 
Kehlkopfe  xstirpation 

451. 

—  halbseitig  447. 
Keilbeinhöhlenkaries, 

latent  327. 

—  latente,  mit  Abducensläh- 
mung  379,  380. 


Keratitis    parenchymatosa 

luetica  217. 
Kiefer,    Erkrankungen    der 

382  ff. 

—  Fibrome,  zentrale  395,  396. 

—  Leontiasis  ossea  der  344. 

—  Neoplasmen  durch  Zahn- 
reizung 400. 

—Cysten  391,  392,  393. 
Kiefergelenksankylose, 
Gondylusresektion  bei  386. 

—  traumatische  389—391. 
Kieferhöhle- Empyem, 

Radikaloperation  379. 

—  Erkrankungen   der  379  ff. 

—  Fibrochondrom  der  380, 381. 

—  Tuberkulose  der  381. 
Kiemengangsfisteln  414. 
Kinnplastik  332,  333. 
Klavikularfrakturen  bei 

Neagebomen  921. 
Kleinhirn,  Freilegung  278, 
319,  320. 

—  otitischer  Abszess  286,  287. 

—  Tumor  des  280, 

K 1  i  n  i  k  der  Geschwülste  232  f. 
Klumpfuss  945-948. 

—  Behandlung  und  Operations- 
methodeo  946,  947,  948. 

—  Kasuistik  946. 

—  Mechanik  des  948. 
—Operation  152. 

—  paralytischer  947. 
Arthrodese  bei  984. 

—  nach  Unfall  946,  947. 

—  Therapeutische  Resultate 
946,  947. 

Klump  band,  chirurg.  Be- 
handlung 901. 

Kl^^stiere  539. 

Knickung  des  Darmes  615. 

Kniegelenk  958-966,  1015 
-1025. 

—  Ankylosen  1020. 

— arthrit.  Muskelatrophie  1020'. 

—  Derangement  interne  1020. 

—  Erguss,  Behandlung  1023. 

—  Gelenkkörper  1021,    1022. 

—  Hypertrophie  der  Synovial- 
Zotten  1022. 

—  intraartikuläre  Lipome  1022. 

—  Lipoma  1020. 

—  Lipoma  arborescens  1021, 
1022. 

— menisken  965. 

—  Osteochondritis  dissecans 
1021. 

—  Osteon  1020. 

—  pathol.  Veränderungen  des 
Fettgewebes  1022. 

—  Radiographie   1016,   1017. 
•-  Resektion  980,  981. 

operat.  Resultat  1019. 

Verkrümmung  d.  Beines 

1019,  1020. 

—  Sarcoma  intraarticulare 
1023. 

—  septische  Affektionen  1024, 
1025. 

75* 


1188 


Jahresbericht  fOr  Ghirargie.    üf.  Teil. 


Kniegelenk,  Sireckapparat 
960  ff.,  978. 

—  Syphilis  1024. 
—Tuberkulose  1017,1019,1117. 
operat,  Behandlung  1017 

-1019. 

—  Verletzungen  1023. 

— ZerreissuDg  der  Kreuzbänder 

966. 
Kniescheibenbruch   152. 
Knochen,  Einfluss  d.  Muskeln 

auf  die  198. 

—  Geschwülste  1118. 

—  kongenitale  Eni  Wickelungs- 
hemmungen  201. 

—  bei  Typhus  196,  199,  203. 

—  abszess,  osteo-myelitischer 
203. 

— aktinomykose  196,  203. 

—  unter  Krankheitsbild  der 
Osteomyelitis  204. 

— amputation,  Bungesche  Me- 
thode, Modifikat.  von  Casati 
34. 

— aneurysma  867. 

— atrophie  195,  200. 

—  akute  nach  entzündlichen 
Prozessen  200. 

—  bei  gonorrhoischer  Arthritis 
200. 

—  Heilbarkeit  201. 

—  nach  Trauma  200. 

—  Unfallgesetzgebung  bei  200. 
—deformitäten, Entstehung  der 

199. 
— erkrankungen.   Allgemeines 
über  195  f.,  198. 

—  ersatz  durch  Zelluloid  197, 
205,  208. 

—  exostosen,  multiple  209. 

kattilaginftre  209,  210. 

— herde  entzündliche,   Be- 
ziehung zur  Arterienverzwei- 
gung  i:02. 

Entstehung  202. 

— infarkte  196,  203. 
—klammer  190. 

—  naht,  intraorale  384. 
— neubildung  197,  205. 

—  nach  Knorpelimplantation 
207. 

—  in  Nieren  nach  Implantation 
von  toten  Knochen  206. 

-plastik  185. 

—  funktionelle  Anpassung  bei 
213. 

-plomben  1018. 

—  von  kalziniertem  Knochen 
207. 

—plombierung  197,  205. 
—bei  akuter  Osteomyelitis  207. 

—  Desinfektion  vor  der  208. 

—  Jodoformknochenplombe 
207,  208. 

— reproduktion ,    heteroplasti- 
sche 206. 
—tuberkulöse  196,  203. 

—  vom  chemischen  Stand- 
punkte aus  204. 


Knochentumören  mit  Kalk- 
metastasen 231. 

— wachstumsstdrungen    195, 
201. 

—mark  bei  Staphylokokken- 
infektion  37. 

Knorpel,  kflnstl.  Lftsionen 
der  198. 

— bildung  bei  Frakturheilung 
185. 

— neubildung  198. 

—  suppurative  Phlogose  bei 
199. 

Knotenbildung  des  Darmes, 
Mechanismus  der  617. 

Kochsalz  infusion  bei  dif- 
fuser eitrige;*  Peritonitis  519. 

— lösung.  physiologische  156. 

K  0  k  a  i  n  in  der  Ophthalmologie 

-Adrenalin  32,  33. 

—  bei  akut  entzündl.  Prozessen 
27. 

—  bei  Zahneztraktioneu   26. 
— anästhesie  24—26,  28. 

—  Diskussion  darüber  24. 

—  Lokale  Störungen  24. 

—  örtliche  Wirkung  25. 

—  bei  septischen  Laparotomien 
539. 

Kollargoliniektionen 
intravenöse    bei   septischen 
Erkrankungen  54—56. 

Wirkung  55. 

Kolonkarzinom  553. 

—  transversum,  Implantation 
in  das  Rektum  633. 

Kolotomie  701. 

Kontrakturen,  kozitische 
1012. 

Kontusionen  120. 

K  0  p  f  ,Scbussverletzungen  330. 

— nicker,  Hftmatom  417. 

— tetanus  64,  65. 

Körper  flfissigkeiten,  Bestim- 
mung der  elektrischen  Leit- 
fähigkeit 805,  806. 

—Säfte,  hämolytischeWirkung 
232. 

Kot  ekzem,  permanentes  Stad. 
gegen  542. 

— nsteln,operative  Behandlung 
634. 

—  Verschluss  541. 

Krebs  erkrankungen    in    der 

Schweiz  244. 
— komitee  in  Ungarn  1 139,1140. 
—Parasitismus  228  f. 

—  und  Verdauungsvakuolen 
229. 

—  Rezidive  bei  252. 
Kreuz  band  er,  Ruptur  1023, 

1024. 
Kriegschirurgie     1129 
-1135. 

—  Antiseptik  n.  Aseptik  1130. 

—  Behandlung  im  Feldlazarett 
1131. 

—  —  auf  dem  Schlachtfeld 
1133. 


Kriegschirnrgie,  Ktfab- 
rungen  im  SfidafrikaDHcbea 
Kriege  1132,  1133. 

—  EzpiosionsschQBse  llHl 
1132. 

—  in  der  alten  Eidgenossen- 
schaft 1131. 

—  Seh  Usaverletzungen  lloL 
1135. 

—  Verbandstoffe    find.   llSi 

—  Verwendbark,  von  Schvia- 
men  1131. 

Kropffisteln  404.  405. 
Kryo skopie  des  Blutes 8(^. 
Kryptorchismas,  Tberape 

Kryptoskioakop  zur  Prü- 
fung des  Hftrtegrades  der 
Röntgenröhren  117. 

Kümmel  sehe  Krankheit  lOS^. 
1031. 

Knnstfehler  bei  Frakturen 
187. 

Künstliche  Atmung  caek 
Schäfer  9. 

Kyphoskoliose  1048.1049. 

Kyphose,  Behandlang  10^. 
1039. 


Labyrinthoperationen 

320. 
Lachgasnarkoae  19—20. 

—  Apparat  von  Hewitt  20l 
Lähmung  des  Armes  dord 

Geburtstrauma  909. 

—  Behandlung  909,  910. 

—  des  Armes,  traamatascke 
1138. 

—  isolierte  des  Mose.  GLutwos 
med.  n.  min.  998. 

—  d.  Nerv,  ischiadicos  derDefa* 
nunff  993. 

—  d.  N.  Peronaeua,  operatiTe 
I     Behandlung  978. 

nach  Trauma  992. 

'—  d€S  Nervus  radialis  911,912. 

Behandl.  durch  Moakel- 

transplantation  911,  912. 

bei  Ankylose  des  Ell- 
bogengelenkes 917. 

bei  Oberarmf raktar  91Q. 

operat  Behandlnng  910. 

—  spondvlitische  1035— 10o8. 

—  des  Unterarms  bei  Frak- 
turen am  unteren  Humens- 
ende  910. 

Lähmungen    bei    Kllbogei- 

luzation  911. 
Laminektom  i  je  1058, 10^ 
Laparocele,   Ätiologie  507. 
Laparotomie   bei  Appeodi- 

citis  605. 

—  Thrombose  a.  Embolie  nac& 
488,  489. 

—  und  Ventralhemien  508. 
Laparotomien  503,  504. 


Sach-Register. 


1189 


Laparotomien  nach  pene- 
trierenden Wanden  548. 
Laryngektomie  424,  425. 
L  a  r  y  n  X ,  Amy  loidbildang  449. 

—  Comu  laryngeara  449. 

—  Intubation  bei  Stenosen  451 
bia  458. 

—  Papillome  multiple  448. 
—Stenose  455. 

nach  Tracheotomie  459. 

Leber  abszess  751  ff. 

—  —  Differentialdiagnose  mit 
infektiöser  Hepatitis  751. 

tropischer  751—758. 

tuberkulöser  747,  748. 

—  Adenom  754,  755. 

—  Aktinomykose  743-748. 
— anomalien  740. 

— atropbie,  akute  gelbe  747. 

nach  Appendektomie 

753 

nach  Operation  603. 

— karzinom  755. 

—  Chirurg.  Krankheiten  786  ff. 
— cirrhose  743  ff. 

alkoholische  Frühascites 

529. 

ascitische  744—747. 

operative  744,  745. 

—  Deformierung  738. 

—  Echinococcus  749  ff. 

—  Hämangiom  754. 

—  Hämostase  743. 

bei  Resektion  738,  739. 

—  Kystom  750. 

—  Neoplasmen  755. 

—  operative  741,  744. 

—  Resektion  737,  738. 

—  Schussverletznngen  743. 

—  Syphilis  743—74«. 

—  Taimasche  Operation  745, 
bis  747. 

—  Tuberkulose  743  ff. 

—  Tumoren  753  ff. 

—  Untersuchung  738. 

—  Verletzungen  741  ff. 

—  Wiederherstellung  d.  Blut- 
kreislaufs nach  Operationen 
745,  746. 

Leichentuberkel  73. 

Leistenhernie  721. 

direkte  beim  Weibe  721. 

— kanal,  Fetthemie  im  719. 

Leitungsanästhesie  nach 
Braun  28,  29. 

Lepra  109-110. 

— -  Y  erbreit ungs weise  110. 

— bazillen,  Kultur  109,  110. 

Leptomeningitis,otogene 
320. 

Leukämie,  myelogene  1099. 

Leukocytenzahl  bei  Ty- 
phus 563,  564. 

Leukocvtose  1157. 

Leukoplasie  231. 

Lidemphysem,  traumati- 
sches 296. 

Lider,  Karzinom  806. 

—  Cysten,  durchsichtige  306. 


Lider,  Gangrän  bei    Neuge- 
borenen 306. 

—  Pseudoleukämische    Lym- 
phome 305. 

—  Sarkom  306. 
Ligaturen,    Ansstossung 

nicht  resorbierbarer  52. 
Lipom,   grosses,   eines  Ap- 
pendix epiploicus  531. 

—  retroneritoneal,    rezidivie- 
rend 586. 

—  d.  Planta  pedis  1001. 

—  symmetrisches  253. 
Lipome,  tiefsitzende  253. 
Lipomyxomder  Achselhöhle 

251. 
Lippenkarzinom  883. 
— plastik  883.  384. 
Litholapaxie  870. 
Lithotripsie  871. 
Lokalanästhesie  6.23-31. 

—  durch  Kokain  984. 
Luft  eintritt  in  Venen  168. 
Punktion   des   Herzens 

bei  168. 
— embolie,  Vermeiddng  v.  156. 
—röhre  453  ff. 
Lunge  482 ff. 

—  Abszesse  486, 490,  491, 494. 

—  Karzinom  494. 

—  Delormesche  Dekortikation 
481. 

—  Echinococcus  495,  496. 

—  Gangrän  490. 

—  Hernie,  traumatische  485, 
486. 

—  Neuritis    im    Gefolge    von 
Karzinom  494,  495. 

—  Schüsse,  penetrierende  487. 

—  Tuberkulose,  Cinnamon-So- 
lution  bei  247. 

traumatische  484,  485. 

—  Tumor  492,  498. 

—  Chirurgie  496. 

Grundriss  der  493,  494. 

—  Gallengangfistel  772,   773. 
Lupus  129. 

—  Behandlung  nach  Credo  126. 

—  Ferrum  candens  bei  129. 

—  Lichtbehandlung  126— 128; 
s.  Finsenbehandlung. 

—  Lichtbehandlung,  mit  Eisen- 
licht  124. 

—  Mischiofektion  bei  130. 

—  primärer  u.  sekundärer  128. 

—  rote  Salzsäure  bei  129. 

—  Röntgenstrahlen  bei  129. 

—  Röntgenbestrahlung     mit 
chir.  Behandlung  116. 

—  Tuberkulin  bei  129. 

L  u  X  a  t  i  0 ,   cla vicnlae   supra- 
spinata  926.  927. 

—  numeri    infracoracoidea 
durch  Mnskelzug  928. 

subcoracoidalis  927. 

Reposition  927,  928. 

—  iliaca   bei    Kinderlähmung 
954. 

—  ossis  scaphoid.  et  lanati930. 


L  u  X  a  t  i  0  sternodavicularis 
durch  chronisch  wirkendes 
Trauma  927. 

—  suprapubica,  Sektionsbefund 
953,  954. 

—  ulnae  nach  hinten  928. 

Resektion  928,  929. 

Luxation  des  Ellbogens,  Läh- 
mungen bei  911. 

—  des  Epistropheus  1062. 

—  der  Extensorensehnen  der 
Finger  914,  915. 

—  des  Fusses  970. 

—  habitnelle  durch  Knochen- 
defekte 191. 

—  des  Handgelenkes,  progres- 
sive 198. 

spontane  929,  930. 

—  im  Höftgelenk  953,  954. 

spontane  1014. 

willkürliche  1014. 

—  des  Knies  959,  1023,  1024. 

—  der  Patella  960. 

—  progressive  d.  Handgelenks 

—  der  Schulter,  habituelle  928. 

operative  Methode. 

bei  Svringomyelie  928. 

—  des  Semilunarknorpels  965, 
966,  1028. 

—  der  Wirbelsäule  1026, 1027. 
Lymphangiom,  diffuses  134. 

—  des  Vorderarms  183. 
Lymphangioma    caverno- 

sum  904,  996. 
L  y  m  p  h  bahnen   perforierende 

des  Zwerchfelles  505,  506. 
— drüsen  170. 

Ausräumung  170. 

— extravasat  nach  Trauma  996. 
-gefässe  der  Appendix   607, 

608. 
— gefässerkranknngen  170. 

—  gefftssvaricen  bei  Gravidität 
996. 

—Sarkome  des  Darmes  551. 
Lysoform  56. 


Magen,  akute  Dilatation  600. 

—  Affektionen,  gutartige,  Ope- 
ration bei  647. 

— blutungen  648. 

diffuse,  septische  600. 

—Chirurgie  639. 

—  Dilatation  667,  679. 

—  —  Behandlung  d.  Gastro- 
plikation  660. 

— exstirpation,  totale  654,  655. 

—  Fremdkörper  655,  658. 
— geschwür,  rundes  645. 
s.  Ulcus  ventric. 

—  gutartige  Stenosen,  opera- 
tive Behandlung  665,  666, 
667. 

—karzinom  243. 

Operationsindikation  647  ^ 


1190 


Jahresbericht  für  Ghirorgie.    III.  Teil. 


Magen, Injektion  von SSnren 
und  Laugen  658. 

—  luet.  Geschwür  104. 

—  Operationen ,     Vorberei- 
tungen 666,  667. 

—Perforation  und  Magenperi- 

tonitis  516. 
—Peritonitis,    Ätiologie    und 

Chirurgie  516,  517. 

—  resektion  698. 

—  Schleimpolypen  690. 
—Bchuss wunden  656. 

—  traumatische  Ruptur  657, 
658, 

—  Tumoren,  ausser  Karzinom 
(s.  d.)  688,  689,  690. 

—  Ulcus  carcinoroatosum  687. 

—  und  Darmbewegungen  589. 
Abhängigkeit  vom  Gross- 
hirn 539. 

—  Verletzungen  655. 

—  Verletzungen  und  chirur- 
gische Krankheiten  637. 

—  Volvulus  660. 
Magnesiumpfeile  bei  ka- 
vernösen Tumoren  251. 

Makroglossie  364,  865. 
Mal  perforant  1000,  1001. 

—  Röntgenstrahlen  bei  238. 
Malaria,  Milz  1094—1099. 
Maligne  Tumoren  257. 
Malpighische   Körper, 

zweigeteilte  774. 
Mamma,    Abszess,    chroni- 
scher 467. 

—  Adeuo-Fibro-Myxo-Sarkom 
473. 

—  Amputation  wegen  Karzi- 
nom 471,  472. 

— karzinom  237,  238,  243,  471 
bis  474. 

—  Röntgenbehandlung    bei 
Karzinom  474,  475. 

—  Tuberkulose  468. 

—  unblutige  Behandlung  cysti- 
scher Tumoren  474. 

Mandel,  Epithelialcyste  der 
377. 

—  Erkrankungen  374  ff. 

—  Verhalten  bei  Tuberkulö.<3en 
375,  376. 

Massage  bei  Frakturen  189. 

Mastdarm,  Prolaps  699. 

—Vorfall  nach  Krebsoperation 
569. 

Mastoiditis  317. 

Mastitis  puerperalis,  Opera- 
tionsverfahren nach  Harden- 
heuer  468. 

M  a  X  i  1 1  a  sup  ,  Fibrosar k  om 
393,  894. 

Meckelsches  Divertikel 
in  einem  Bruch  sack  721. 

evaginiertes  547. 

Ileus  durch  625. 

offenes  547. 

mit  Vorfall  der  Darm- 
schleimhaut 548. 


M  e  d u  1 1  a   oblongata,    Gliom 

der  280. 
Megakolon  561. 
Melanosarkom  136. 

—  alveoläres  des  Afters  551. 

—  des  Unterschenkels  245. 
Meningitis  269,  271. 

—  traumatica  262. 
Meningocelen  269. 
Mesenterialgefässe, 

Thrombose  und  Embolie  534. 
Mesenterialge'fftssvenen- 

abszess  535. 
Mesenterialcyste  531,536. 
Mesokolonkrebs,     Meta- 
stase eines  Mammakrebses 

555. 
Mesothelioma    malignum 

carcinomatodes  232. 
Meteorismus,   lokaler  des 

Gökum  612. 
Miliartuberkulose   mit 

Sepsis  87-88. 
Milz  1092—1099. 

—  Abszess  1093,  1094. 

—  Anatomie  1092. 

—  Echinococcus-Cysten  1096, 
1097,  1098. 

—  Exstirpation  1093,  1095, 
1096,  1097-1099. 

— nekrose  nach  Appendicitis 
603. 

—  Stieldrehung  1094. 

—  Tumor  1096,  1097. 

—  Verletzungen  1092,  1093. 
Milzbrand  111. 

—  Ätiologie  111. 

—  Erkrankung  des  Zungen- 
grundes und  der  seitlichen 
Pharynxwand  111. 

—  Operative  Behandlung  111. 

—  Pustula  maligna  111. 
Mittelohreiterung    315, 

316,  317. 
Mobilisierung  der  Gelenke 
bei  Extensionsverbändenl89. 
Morphium- 8k opolamin- 

narkose  21—23. 
—  Anwendung  in  der  Gynä- 
kologie 22,  23. 

—  Todesfälle  bei  22,  28. 
Mund,     Schwierigkeit     der 

Krebsdiagnose  850,  351. 
— boden,    Dermoidcysten    des 

348. 
—boden ,    Plattenepithelkrebs 

349,  350. 

—  Schleimhaut,  Erkrankungen 
der  346  ff. 

Murphy  knöpf  646,653,654. 

—  bei  Gastroenterostomie  649. 

—  in  der  Magen-Darmcbirur- 
gie  631. 

—  und  Modifikationen  543, 
544,  545. 

Muskel  abszess  146. 
'  —defekte,  angeborene  143. 
<  —  dislokation  153. 
I  — elastizität  145. 


Muskel  erkrankong     nach 

gonorrhoischer  Infektion  146. 
— hämatom  142. 
-hemien  997,  998. 
— kavemom  146. 
— kontraktionBYerhftltnisse 

145. 
— lähmung,  iscbftoiisdie  191. 
— flberpflanzoDg,  totale  152. 
— Veränderungen ,    entx&ndL, 

Histologie  der  149. 
Muskeln,  Erkrjuakimgen der 

141  f. 
Mycosis  fnngoides  112L 
Myelom  231. 

—  multiples  bei  Albnmosurie 
252. 

Myositis  infeetioaa  147. 

—  ossificans  144, 146, 147, 14& 

nach  Amputation  148. 

progressiva  151. 

traumatica  146, 998, 9%. 

—  progressiva  147. 

—  syphilitica  149. 

—  traumatica  146,  14& 
Myxolipom  des  Mesokoloa 

531. 

—  retroperitoneal  536. 


Nabel,  Erkrankungen  des  509. 

— adenom  510. 

— fistel  desNeogeboronen  durch 

Appendix  602. 
— geschwfllste     durch    prola- 
bierte Meckelsche  Divertikd 

510. 

embryonale  510,  511. 

— hemie  bei  Erwachsenen  und 

Kindern  727. 

Paraf&nprotlie8e726,727. 

Radikaloperation    726, 

728. 
— sehnenbmch  510,  727. 
Nachkrankheiten     verletfr 

ter    Knochen   und    Gelenkr 

191. 
Nacken,   Keloid  nach  Akne 

416. 
Nagel  in  der  Appendix  607. 
Nähnadel,    Enttemang  ia 

Dünndarm  629. 
Nährklystiere  692,  693. 
Naht,  versenkte,  entfembaR 

nach  Milton  34. 
Narbengewebe,   elastische 

Fasern  in  36. 
—platzung  nach  Laparotomie 

507. 
Narbige  Furche  durch  Dmck 

des  Nabelstranges    bei   der 

Geburt  508. 
N  arko  se,  allgemeine  bei  Ileus 

543. 
—  bei  akuten  und  chronis^eB 

Krankheiten  6  ff.,  8. 


Sach-Register. 


1191 


Narkose,  Beginn  darch  Co- 
dein phospboric.  14. 

Herniae  12. 

Moiphin  14. 

—  bei  Fettleibigkeit  8. 

—  Frttbnarkose  und  Halbnar- 
kose  7. 

—  in  der  Gynäkologie  14. 

—  bei  Magendarmoperationen 
639,  648. 

—  bei  maskelstarken  und  mus- 
kelscbwacben  Individuen  7. 

—  bei  nervösen  und  erregten 
Personen  8,  12. 

—  pulmonale  10. 

—  bei  Rauchern  8. 

—  Vorbereitung  d.  Fat.  7. 
Behandlung  des  Magens 

15. 

—  —  durch  Tinet.  Strophanti 
etc.  12. 

—  Wirkung  auf  Lunge  8. 

—  Lähmungen  84. 
Narkotika, Idiosynkrasie  etc. 

8. 
Narkotil  20-21. 
Nase,  Karzinom  824,  828. 

—  Chirurg.  Krankheiten  321  ff. 

—  Cbromatgeschwüre  825. 

—  Kongenitale    Missbildung 
823. 

*  Spaltbildung  344. 

—  llVemdkörper  in  der  825. 

—  Knochencysten  in  den  pneu- 
matischen Zellen  der  826. 

—  nach  operative  Behandlung 
826. 

—  Schleimhautlupus  326. 

—  Spindelzellensarkom  826. 

—  Talgdi-Üsenkarzinom  324. 

—  Tuberkulose  825,  826. 

—  Verletzungen  321  ff. 
— Chirurgie  826. 

— deformität,  Paraffininjektion 

bei  447. 
— muschel,  Angiosarkom  326. 
— nebenhöhlen,    Kasuistisches 

zur  Pathologie  der  827. 

empyem  327. 

— polypen,  Operationsmethode 

325. 
— rttcken,   Dermoidcyste  des 

323. 
— scheiden wandabszess  325. 
—stein  325. 

—Stenose,  Operation  326. 
—Synechie  328. 
— Wurzel,  Basalzellenkrebs  327. 

328. 
Nasopharyngealf  ihrem 

424. 
Naviculare  bipartitum  901, 

902. 
Nebenhoden,  Resektion  880, 

881. 
Nebenniere  886 ff. 

—  Adenom  887. 

—  Atrophie  837. 

—  Karzinom  838. 


Nebenniere,  Degeneration 
837. 

—  Flimmerepithelcyste  837. 

—  Lymphangiom  887. 

—  Morbus  Addison  837. 

—  Tuberkulose  836,  838. 

—  Tumor  836. 

—  Geschwülste  838. 

—  Gewebe  837. 

—  Saft  836. 

—  Substanz  und  Tuberkulose 
837. 

Nebenschilddrüse  405. 
Necrosis  empbysematosa 

Fraenkel  39. 
Nekrose  durch  Verbanddruck 

261,  262. 
Nephrektomie 823,  824,833 

bis  835. 

—  extraperitoneale  821. 

—  lumbale  820. 

—  paraperitoneale  821. 

—  transperitoneale  818,  819. 

—  und  Nephropexie  785. 

—  Wirkung  von  NaCl  auf 
Autointoxikation  778. 

Nephritis  acuta  825 ff. 

—  Behandlung  832. 

chirurgische  827—838. 

—  chronica  825  ff. 

—  posttraumatica  782. 

—  Salzstoffwechsel  809. 

—  traumatica  781. 
Nephrolithiasis  796 ff. 

—  Diagnose  798,  799,  800. 

—  Differentialdiagnose  799. 

—  Operatives  797,  798. 

-—  u.  Lebensversicherung  798. 
Nephropexie  783—788. 

—  bei  Nephritis  828,  829. 
Nenhrorrhaphie  781,  782, 

—  bei  Hydronephrosis  784. 
Nephrektomie  824. 

—  bei  Nephritis  828. 
Nervenanastomosen  178. 
— dehnung  173. 

Folgen  der  178. 

—  —  bei  Mal  perforant,  va- 
rikösen, neurotischen  Ge- 
schwüren 178. 

bei  Neuralgien  1000. 

bei  Ulcus  cruris  u.  Mal 

Serforant  1000. 
urchschneidung  171,  175. 
-gesch  Wülste  174. 
des   Plexus   bracbialis 

nach  Amputation  182. 
plexiform    kongenitale 

182. 
— läsion   bei   Kniegelenkluxa- 

tion  992. 
— lösung  173. 

bei  Ischias  179. 

bei  Radialislähmung  178. 

— luxation  172.  175,  176. 
des  Ulnaris,  habituelle 

176. 


Nerven  luxation  des  Ulnaris, 
kongenitale  176. 

traumatische  176. 

-naht  172,  175,  176. 

—  periphere,  Verletzung  und 
Chirurg.  Erkrankung  171. 

-pfroDfung  172,  176,  177. 
bei  Gesichtslähmung  886 

bis  389. 
— regeneration  171,  174. 
— resektion  172. 

des  Ganglion  Gasseri  179. 

des  Ischiadicus  180. 

des  Sympathicus  179. 

— Verletzungen  171. 
Nervus  ischiadicus,  Naht  d. 

998. 
unblutige  Dehnung  993. 

—  pudendus    int.,    Resektion 
1001. 

--  ulnaris,  Luxation  911. 

operative  Behandl.  911. 

Netz,  Dehnung  von  Intesti- 

naldefekten  durch  533. 
— einlagerung  zur  Stillung  von 

Blutungen  501. 

—  schützende    Tätigkeit    des 
532 

—  Torsion  des  538,  584. 
und  Atrophie  53 i. 

— tumor  aus  erweiterten  Venen 
581. 

—  Verwendung  in  der  Bauch- 
chirurgie 501. 

—  cystische  Degeneration  538. 
Neuralgie  178. 
Neuritis  ascendens  nach 

Trauma  173,  181,  992. 

—  des  Medianus  181, 

N  e  u  r  0  m  a  spurium  des  Nerv. 

suborbitalis  339,  840. 
Neuro me,  Ranken  182. 

—  Stamm  182. 
Neurosen  des  Kolon  589. 
Niere,  Adeno-,  Angio-,  Myo- 

sarkom  821. 

—  Alveolarkarzinom  821. 

—  Anatomisches  777  ff.,  780. 

—  angeborene  Missbildungen 
778  ff. 

—  Anomalie  776,  776. 

—  Aplasie  776. 

—  Ausscheidung  v.  Bakterien 
778. 

—  Bestimmung  der  Funktions- 
unffthigkeit  807. 

—  Karzinom  819,  822. 

—  ehem.   Differentialdiagnose 
778. 

—  Chirurgie  883, 884, 835. 836. 

—  chirurgische  Krankh.  773  ff. 

—  kongenitale  Anomalien  774, 
775. 

—  Cysten  816  ff. 

niere  822. 

kongenitale  774. 

— doppelseitig  818. 

—  Durchblutung  isolierter  779. 

—  Dystopie  775. 


1192 


Jahresbericht  fftr  Cbirargie.    III.  Teil. 


Niere,  eingeklemmte,  £nt- 
wickelang  774. 

—  Einwirkung  von  Bakterien 
und  ihrer  Toxine  779,  780. 

—  Entwickeluagshemmung 
775.  776. 

—  Fibrosarkom  818. 

—  fötale  Riesenniere  776. 

—  Funktionsinsuffizienz  811. 

—  Gefrierpunkt  805. 

—  Geschwülste  816  ff. 
Statistisches  818. 

—  Hämochromatose  779. 

—  fiufeisenniere  775,  776. 

—  Kasuistik  833  ff. 

—  Knorpel  in  der  776. 

—  Kuchenniere  775. 

—  Lehrbücher  833  ff. 

—  Lipo-myxo-earkom  819. 
•—  Liposarkom  819. 

—  Mxyolipofibrom  822. 

—  experimentelle  Pathologie 
806. 

—  Physiologie  777  ff. 

—  polycystische  Degeneration 
818. 

—  Rindennekrose  bei  Puerpera 
802. 

—  Sarkom  818. 

—  Verletzungen  773  ff. 

—  Wirkung  des  Chloroforms 
778. 

—  Wirkung  des  Sublimats  778. 
— abszesse  790. 

—  arterie,  Tuberkelbazillenin- 
jektion 793. 

— ausschaltung  und  elektrische 
Leitfähigkeit  des  Blutes  804, 
805. 

— bakteriurie  847. 

— becken,  Karzinom  871. 

—  —  Lithiasis  771. 

~  —  multiples  Papillom  821. 

—  —  Zottengesch Wülste  821. 

—  —furchung  782. 
-blasen tuberkulöse  795. 
— blutung  815  ff. 

—Cyste  bei  SoUt&rniere  777. 

—  Cysten  818. 

—  —stein  797. 

— diagnostik,  Experimentelles 
810,  811. 

—  •—  funktionelle  802  ff. 

—  —  ohne  Ureterenkatheter 
814,  815. 

—  —  und  Ureterenkatheteris- 
mus  807. 

— dystopie  776. 

— echinococcus  820,  822,  823. 

_entkapselung,  experimen- 
teUes  826,  827. 

-^  —  bei  Nephritis  828,  829, 
830,  831—833. 

— epithel,  Wirkung  von  Koch- 
salzlösung 778. 

— epitheldegeneration  nach  In- 
jektion von  Aalserum  779. 

— epitheliom  821. 

— exstirpation  791. 


Nierenfettnekrose  847. 
— funktion,  zur  778.  779. 

—  funktion  und  Blutgefrier- 
punkt 805. 

—funktion  und  Gefrierpunkts- 

erniedrigong  des  Barnes  815. 
— geschwulst,   bestehend  aus 

abgesprengten  Nierensteinen 

821,  822. 
-g;ewebe  837. 
— krankheiten,  Bedeutung  der 

Knroskopie  805. 
— inuurkt,  traumatischer  782. 

—  Operationen  823  ff. 

— permeabilitAt  u.  Phloridzin- 
diabetes  805. 

—  quetschnng  781. 

—  ruptnr  durch  Hofschlag  513. 
— ruptur,  subkutane  781. 

— sarkom  821. 

—Schädigung  bei  Erysipel. 

-schw&che  847. 

—Sekretion,  Einfluss  defibri- 
nierten  Blutes  auf  die  779. 

—Sekretion,  Einfluss  d.  Körper- 
haltung 778. 

-Sequester  847. 

—stein,  diagnostischer  797, 
834,  835. 

— stein ,  Differentialdiagnose 
mit  Gallenstein  797. 

—stein,  Therapie  797. 

—  Steinkoliken,  l'herapie  800. 
—Syphilis  845  ff. 
—Syphilis  und  Nephritis  845, 

846. 

— tätigkeit,  physikalische  Dia- 
gnostik 778. 

— topogranhie  780. 

—tuberkulöse  792  ff. 

Chirurgisches  795. 

chronische  794. 

—  —  zur  Diagnose  793. 
Diagnose  u.  Behandlung 

795. 

und  Nierenarterien  793. 

und  Tierversuche  795. 

— tumoren,  Diagnose  818. 

Symptome  819,  820. 

Varikocele  bei  812. 

-Untersuchung,  Wert  der  mo- 
dernen Methodik  805. 

— Venenthrombose  847. 

—Verletzungen  780  ff. 

Behandlung  781. 

subkutane  782. 

—Wassersucht  847. 

Noma  40. 


O. 


bei 


Oberkiefer,     Nekrose 
Lues  385,  386. 

—  Nekrose  bei  Tabes  385. 

—  Resektion  399. 
Oberschenkel,    Resektion 

1005. 


Oberschenkel,  Stelluags^ 
Veränderung  der  Epipb^se 
b.  Kniegelenks- Abszess  lOGS». 

—  Tumoren  1005,  1006. 
Obstruktion,  chronische, d. 

Cökum  u.  Colon  ascendens 
613. 
ödem,  kongenitftlee,  d.  Am« 
902. 

—  StauungB-  121,  122. 

—  traumatisches  120,  121. 

Behandlung  121. 

Barefikat4ond.KnochaB 

121. 
des   Handrückens  932, 

933. 
0  e  d  e  m  a  malignom  39,  979. 
ösophag,    chimrg.  Erkru- 

kangen  426  ff.,  427,  428. 
-  diffuse  Erweitenmg441,442, 

443. 

—  idiopathische  443,  444. 

—  Dilatation  nach  Pyloiii- 
Stenose  648. 

—  Fremdkörper    433-436, 
1142. 

—  Lymphgef&sse  430. 

—  maligne  ErkrmnkangeB44ä: 

—  narbigeVerfinderungeniSi 

—  Perforation  437. 

—  Physiologie  429,  430. 

—  Resektion  434,  444,  445. 

—  Schussverletzungen  41^ 

—  Sondierung  431. 
ohne  ßide  437,  43S. 

—  Spritze  431. 

—  Strikturen  658. 

—  Ulcus  436,  437. 

--  Widerstandsfähigkeit  413. 
Ösophagoskopie  430, 431, 

433,  434,  485,  436, 
Ösophagotomie  433,  431, 

435,  436. 

—  bei  Manzenextraktion  43^ 
433. 

ösophagusblutongen  431. 
— divertikel  440,  441. 
— karzinom  444,  445. 

—  Operationen  444,  445. 

— ruptur,  traumatische  43L 
432. 

—  Stenose  4S8,  439. 

— striktur  438,  439,  440. 
Ohr,  Adenokarzinom  315. 

—  Angiosarkom  315. 

—  Chirurg.  Erkrankungen  des 
äusseren  31 1  ff. 

—  Cholesteatom  315. 

—  Fibrolipom  315. 

—  Missbüdung  des  finfisersn 
314. 

—  Verletzung  des  finsseren 
311  ff 

Ohrläppchen,  Tuherkulose 

315. 
Ohrmuschel,    Anteveisioiu 

operative  314. 

—  Fibrom  315. 

—  Gangrän  315. 


Sach-Register. 


1193 


Ohrmascbel,   Keloide  315. 

—  Pyocyaneus  nach  operierter 
Perichoodritis  317. 

—  Rankenangiom  315. 
Oidium  mykosis  140. 
Olli  ersehe    Dekortikafcion 

323. 
ODychatrophia    congen. 

950. 
Onychogryphosis  139. 
Operation  scystoskop     von 

Nitze  855. 
— Übungen  an  Tieren  1158. 

—  vorbereitnngen  bei  Magen- 
darrochirargie  647. 

Opticas,  Evulsio  nervi  opt. 
296. 

—  Verhältnis  zu  den  Keil-  u. 
Siebbeinzellen  381,  382. 

—  Verletzungen  295. 
Opticusscheide,    Fibro- 

endotheliom  302,  303. 
Orbita,  Dermoid  cysto  804. 

—  Echinococcus  304. 
~  Epitheliom  802. 

—  Fremdkörper  in  der  320. 

—  kavernöses  Angiom  3l4. 

—  Erönleinsche    Operation 
301-303. 

—  Lymphadenom  304. 

—  Myxosarkom  303. 

—  Osteom  303. 

—  Paraffinprothesen  310. 

—  Plattenepithelkarzinom  302. 

—  Rundzeliensarkom  303. 

—  Teleangiektasie  304. 

—  Wanderabszess  297. 
Orbital  a£fektionen,  entzünd- 
liche, Behandlung  300. 

— fraktur  296. 

— Phlegmone  301. 

— plastik  308. 

— rand,  Fetttransplantation  bei 

adhftrenten  Narben  307. 
— tumoren  801,  302,  304. 

symmetrische  303. 

— wandcysten,  para-  u.  intra- 

sinusäre  804. 
Orchidopexie  894,896,897. 
Os  bipartitum  1115. 

—  trigonum  977,  978,  1115. 
Ossifikation,      beteropla- 

stiscbe  206. 

Osteitis  rareficans  nach  Am- 
putation 982. 

Osteoarthritis  deformans 
199,  200. 

Osteoarthropathie,  meta- 
traumatische 220. 

—  nervöse,  pulmonäre  220. 
Osteochondritis  dissecans 

194,  222. 
Osteogenesis     imperfecta 

201. 
Osteom  im  Muse,  obturator. 

ini  998. 

—  intramuskuläres  151. 
radiograph.  Differential- 
diagnose 151. 


Osteom  alacia     deformans 

hypertrophica  1009. 
Osteomalacie  196,  204. 

—  Häofigkeitsabnahme  204. 

—  Histolog.  Untersuchung  der 
204. 

Osteomyelitis  196,  202. 

—  der  Epiphysen  203. 

~  des  Hüftgelenkes  1014, 1015. 

—  Lymnbocyten  bei  202. 

—  bei  Neugeborenen  203. 

—  Seltene  Komplikation  bei 
203. 

—  tibiae  1009. 

—  tuberkul.  des  Beckeos  1004. 

—  typhöse  204. 
Osteopsathyrosis  202. 
Ostitis  deformans  200. 

—  der  Epiphysen  1117. 

—  gummöse  der  Patella  103. 
0 1  i  t  i  d  e  n ,    eitrige ,     Leuko- 

cjrten werte  bei  315. 
Otitische  Erkrankungen 281. 

—  Pyämie  318,  319. 

0 1 0  e  e  n  e  intrakranielle  Kom- 
plikationen 317,  318,  319, 
320. 


P. 

Pachymeningitis  1035. 

—  externa  285. 
Pagetsche   Krankheit   1009. 
Palmarfascie,  Kontraktur 

d.  913. 
Panaritium,    Knochenei^ 

krankung  933. 
Pankreas  1065-1076. 

—  Apoplexie  1068. 
operative  1068. 

—  Chinirgie  1067. 

—  Cysten  1072,   1078,   1074, 

—  cvstisches  Adenom   1074. 

—  Echinococcuscysten  1096, 
1097. 

—  Erkrankungen  1067.   1070. 

—  —  Beziehung  zur  hyper- 
trophischen Lebercirrhose 
1072,  1073. 

—  Nekrose  1070,  1071. 

—  normales  Sekret  1067. 

—  PseudoCyste  1074. 

—  Steine  1068,  1072. 

—  Tumoren  1072,  1073,  1075, 
1076. 

—  Verletzungen  1067. 
Pankreatitis   acuta   1067, 

1070,  1071,  1072. 

—  chronica  1068,  1072,  1073. 

—  gangränosa  1069. 

—  hämorrhagica  1070. 

—  Tumor  vortäuschend   531. 

—  typhosa  1070. 
Paracentese,      frühzeitige 

314. 
Paralyse,    essentielle  950. 

—  periphere  174. 


Paralyse,  spastische,  bei 
Kindern  979. 

Paralytisches  Knochenge- 
lenk, Arthrodese  917. 

Paranephritis  792. 

Paranephritische  Cysten 
781. 

Para  renale  Cysten  820. 

Par Onychia,  Operation  985. 

Parotitis,  nach  Operationen 
am  weiblichen  Genitale  354, 
355. 

—  otogene  356. 

—  Sympathische  bei  einge- 
klemmter Nabelhernie  354. 

— nach  Wnrmfortsatzoperation 
604. 

Parotis,  cystische  Erkran- 
kungen 357. 

—  Endotheliom  357. 

—  Epithelialkrebs   358,    359. 

—  Tuberkulose  355,  356. 
— neonlasien  356,  357. 

P  a  t  e  1 1  a ,  habituelle  Luxation 
1022. 

Pectoralisdefekt,  kon- 
genitaler 461. 

u.  Haarentwickelung  in 

der  Axilla  461. 

Pellagra  111,  112. 

—  Blutuntersuchung  112. 

—  Serumbehandlung  111. 

—  SUtistik  112. 
Pelveoperitonitis   und 

Appendicitis  593. 
Penis,  Impotenz  durch  An- 
schwellung    der     dorsalen 
Venen  892. 

—  pigmentiertes  Sarkom  890. 
~  maligne  Tumoren  878. 

— Verletzung  mit  Hautgangrän 

878. 
Perforation    des    Darmes 

555. 
Peribulbäres Karzinom  304. 

—  Epitheliom  306. 
Pericarditis    exsudativa 

1080. 

— >  suppurativa  1080. 

Periepiglottische  Phleg- 
mone 360. 

Periherniöse  Phlegmone 
709,  710. 

Perikardotomie  1080. 

Perimyositis  998. 

Perinephritis  712. 

P  e  r  i  o  8 1  i  t  i  8  albuminosa  1006. 

—  mastoidea  syphilitica  261. 
Perisinuöser  Abszess  285. 
Peritheliome  der  Haut  136. 
Peritoneum,  Chirurgie 497. 

—  parietale  Substanzverluste 
501,  502. 

Peritonisation  501. 
Peritonitis,  akute  515. 

—  chronische  525. 

—  diffuse  Behandlung  519. 

—  diffus -eitrige  seltene  Ein- 
gangswege für  519. 


1194 


Jahresbericht  für  Chimrgie.    IIL  Teil. 


Peritonits,     diffus -eitrige, 
bei    Wurmfortsatzgangrän 
604. 

—  fibrinös-eitrige  nach  Appen- 
dixperforation 520. 

—  gonorrhoische  521. 
—nach  Magenperforation  669ff. 

—  septische  Ertrinken  in 
fäkalem  Erbrochenen  bei 
der  Operation  539. 

—  sero-fibrinöse  nach  akuter 
Enteritis  520. 

—  Spülungen  bei  583. 

—  tuberkulöse  522. 

—  tuberculosa  nach  Bauch- 
typhus 527. 

Heilung  der  524. 

interne  Behandlung  526. 

Heilung  durch  Jod- Jod- 
injektionen 527. 

Pathologie  und  Therapie 

523,  524. 

Resultate  nach  Operation 

526. 

Spontanheilung  526.  527. 

traumatica  mit  Ileus  527. 

—  und  Vagus  517,  518. 
Periurethralabszess  1085. 
Perlmutter  Osteomye- 
litis 200. 

Peronftusparalyse     181. 

—  nach  schweren  Geburten 
182. 

Perthes  scher     Symptomen- 
komplex 462. 
Pes  calcaneus  paralyiicus  152. 

—  equino-varus  151. 

—  planus  paralyticus  152. 
Pfählungen  515. 
Pfortaderkreislauf, 

Deviation  746,  747. 
Pharyngealabszess,  seitl. 

423. 
Pharyngitis,  phlegmonosa 

372 
Pharyngotomie  425,  426. 

—  transhyoide  425. 
Pharyngolaryngektomie 

451. 
Pharynx,  Karzinom  424. 

—  Tuberkulose  422,  423. 
— prothesen  425. 
Phenopunktur  1018. 
Phimose,  Dilatator  878. 

—  Operation  877. 
Phlegmone  emphysematosa 

39,  '979. 

—  durch  den  Fränkelschen 
Diplococcus  40. 

—  gloBso-epiglottica  361,  362. 
Phonationsprothesen 

425. 
Placentarsyphilis  102. 
Plastik  des  Quadriceps  978. 
Plattfuss  1001,  1022. 

—  Anatomie  und  Mechanik 
942-945. 

—  Apparate  zur  Behandlung 
944. 


Plattfuss,    funktioneller 
943. 

—  Operation  nach  Hevesi  945. 

—  öperationsyerfahren    948. 

—  Sennentransplantation  944. 
Pleura  475  ff. 
Pleuritis,     appendikulftre 

476,  477. 

—  diaphragmatica  (Frühdia- 
gnose) 477. 

Pleuritische  Erscheinungen 

bei  Operationen  34. 
Plexus  brachiaIid,Lähmuogen 

des  176,  181. 
traumatische  Lftsionen 

908,  909. 

Verletzungen  1138. 

— lähmung.  doppelseitige  nach 

Trauma  182. 
Pneumoooccus,      Lokali- 

sation  des  38. 

—  Pyogene  Wirkung  des  37. 
Pneumokokken  arthritis 

214. 

—  eiterungen  in  Gelenken  und 
Knochen  487. 

-Peritonitis  488,  520,  521. 
Pneumonie,    Fremdkörper- 
pneumonie  496,  497. 

—  postoperative,  croupöse  34. 
— traumatischeSpätpneuroooie 

487. 
Pneumothorax  478. 

—  während  Chloroformnarkose 
479,  480. 

Poliomyelitis  1039. 

Polydaktylie  902. 

^  des  Fusses  950. 

Probe  gastrotomie  bei  Magen- 
krebs 644. 

— punktion  bei  Appendicitis 
583. 

Proktostomose  glutfiale 
697. 

Prolaps  des  Darmes  566. 

Proliferationsstörungen 
des  Knorpels  210. 

Prostataabszesse,  Therapie 
890. 

—  bei  Blasentumoren  885. 

—  Hypertrophie  beginnende 
886. 

Kastration  889. 

Kauterisation  892. 

Resektion  des  Vas  de- 

ferens  890,  891. 

—  -  sexuelle  Operationen  88 1 . 

massage  884,  889. 

—tumoren  885,  887,  889. 

—  enukleation  bei  Hypertrophie 
886. 

nach  Freyer  887. 

Prostatektomie  886,  887, 
889-891. 

Prostatiker  ohne  Prostata- 
hypertrophie 855. 

Prostatitis  chronic,  Dia- 
gnose und  Therapie  884. 

bei  Gonorrhöe  884. 


Prothesen  1128.  1129. 
Pruritus  Taginalia  1001. 
Pseudartbrose  nach  intra- 

uteriner  Fraktur  185. 
Pseudo- Aktinomykoae  107. 

—  appendicitis  594/ 5d5. 
— neurom  1057. 
Psoriasis  219. 

Ptosis  congenita,  Bebani- 
lung  308. 

—Operation  308,  309. 

Pufskontrolleur  Ton Gift- 
ner 10. 

Purpura  hfimorrhagica  bei 
MesenterialgefässtliTombeae 
534. 

Pustula  maügna  111. 

Pyftmie  1140. 

Pyelitis  acuta  790ff: 

primäre  der   San^iage 

791. 

—  catarrhalis  791. 

—  gonorrhoica  791. 
Pyelonephritisd.  Scfawaa- 

geren  791. 

Pylephlebitia  derWnmh 
"(der  Vena  portae  und  septi- 
sche Peritonitis  521. 

Pyloroplastiken  645. 

P  y  1 0  r  n  8 ,  kongeDÜale  Stenose 
661,  662. 

— resektion  654. 

—Spasmus  645. 

—  Striktur  658,  667. 
Pyogene     AllgemeinerkraB- 

kungen  42 — 45. 
Pyonephrose  790  ff. 

—  traumatische  782. 


Q  ueck  Silber  derma  titis 

171. 
QuerkolonresektioB  $54. 


Rachen,    chirurg.     Erkraa- 

kungen  421  ff. 
-krebs  238,  241,  242. 
— mandel,  Schwell ong  377. 
RadialisläkmuDg  wk 

Äthertnjektion  182. 
Radiotherapie  122  ff^  lUd 

-1127. 

—  aln  EntfaaamngRinittd  116. 

—  bei   HantkrankheiteB    115, 
116,  1121,  1123,  1125. 

—  bei    Hodgk  inscher   Sjraak- 
heit  1123. 

—  bei  Karzinom  115,  IISl 

—  bei  LungentuberkoIooellSl 

—  bei  Lupus   127,  123.  1121. 

—  bei  malignen  Tumoieo  1^, 
128.  1122—1127, 

—  Technik  1120.  1121. 


Sach-Register. 


1193 


Ohrmascbel,   Keloide  315. 

—  Py ocyaneus  nach  operierter 
PerichoDdritis  317. 

—  RankeDangiom  315. 
Oidium  mykosis  140. 
Olli  ersehe     Dekortikation 

323. 
Onychatrophia    congen. 

950. 
Onychogryphosis  139. 
OperatioDScyatoskop    von 

Nltze  855. 
—Übungen  an  Tieren  1158. 

—  Yorbereitangen  bei  Magen- 
darmchirurgie 647. 

Optio aSy  Evnisio  nervi  opt. 

—  Verhältnis  zu  den  Keil-  n. 
Siebbeinzellen  381,  382. 

:       —  Verletzungen  295. 

Opticusscheide,    Fibro- 
endotheliom  802,  303. 
[      Orbita,  Dermoidcyste  304. 

—  Echinococcus  804. 

—  Epitheliom  802. 

—  Fremdkörper  in  der  320. 

—  kavernöses  Angiom  3l4. 
[       —  Erönleinsche    Operation 

301-303. 

—  Lymphadenom  304. 

—  Myzosarkom  303. 

—  Osteom  303. 

,       —  Paraffinprothesen  310. 

—  Plattenepithelkarzinom  302. 

—  Rundzellensarkom  303. 

—  Teleangiektasie  304. 

—  Wanderabszess  297. 
Orbital  afifektionen,  entzünd- 
liche, Behandlung  300. 

-fraktur  296. 

—Phlegmone  301. 

— plastlk  308. 

— rand,  Fetttransplantation  bei 

adhftrenten  Narben  307. 
-tumoren  301,  302,  304. 

symmetrische  303. 

— wandcysten,  para-  u.  intra- 

sinusäre  3U4. 
Orchidopexie  894,896,897. 
Os  bipartitum  1115. 

—  trigonum  977,  978,  1115. 
Ossifikation,      heteropla- 
stische 206. 

Osteitis  rareficans  nach  Am- 
putation 982. 

Osteoarthritis  deformans 
199,  200. 

Osteoarthropathie,  meta- 
traumatische 220. 

—  nervöse,  pulmonftre  220. 
Osteochondritis  dissecans 

194,  222. 
Osteogenesis     imperfecta 

201. 
Osteom  im  Mose,  obturator. 

int.  998. 

—  intramuskuläres  151. 
radiograph.  Differential- 

diagnose  151. 


Osteom  alacia     deformans 

hypertrophica  1009. 
Osteomalacie  196,  204. 

—  Häafigkeitsabnahme  204. 

—  Histolog.  Untersuchung  der 
204. 

06teom)relitis  196,  202. 

—  der  Epiphysen  203. 

—  des  Hüftgelenkes  1014, 1015. 

—  Lymnbocyten  bei  202. 

—  bei  Neugeborenen  203. 

—  Seltene  Komplikation  bei 
203. 

—  tibiae  1009. 

—  tuberkul.  des  Beckens  1004. 

—  typhöse  204. 
Osteopsathyrosis  202. 
Ostitis  deformans  200. 

—  der  Epiphysen  1117. 

—  gummöse  der  Patella  103. 
0 1  i  t  i  d  e  n ,    eitrige ,     Leuko- 

c^ten werte  bei  315. 
Otitische  Erkrankungen '^81. 

—  Pyämie  318,  319. 

0 1  o  g  e  n  e  intrakranielle  Kom- 
plikationen 317,  318,  319, 
820. 


Pachymeningitis  1035. 

—  externa  285. 
Pagetsche  Krankheit   1009. 
Palmarfascie,  Kontraktur 

d.  913. 
Panaritium,    Knochener^ 

krankung  983. 
Pankreas  1065-1076. 

—  Apoplexie  1068. 
operative  1068. 

—  Chirurgie  1067. 

—  Cysten  1072,  1073,  1074, 
1075. 

—  cvstisches  Adenom   1074. 

—  Echinococcuscysten  1096, 
1097. 

—  Erkrankungen  1067,   1070. 

—  —  Beziehung  zur  hyper- 
trophischen Lebercirrhose 
1072,  1073. 

—  Nekrose  1070,  1071. 

—  normales  Sekret  1067. 

—  PseudoCyste  1074. 

—  Steine  1068,  1072. 

—  Tumoren  1072,  1073,  1075, 
1076. 

—  Verletzungen  1067. 
Pankreatitis   acuta   1067, 

1070,  1071,  1072. 

—  chronica  1068,  1072,  1073. 

—  gangränosa  1069. 

—  hämorrhagica  1070. 

— .  Tumor  vortäuschend    531. 

—  typhosa  1070. 
Paracentese,      frühzeitige 

314. 
Paralyse,    essentielle  950. 

—  periphere  174. 


Paralyse,  spastische,  bei 
Kindern  979. 

Paralytisches  Knochenge- 
lenk, Arthrodese  917. 

Paranephritis  792. 

Paranephritische  Cysten 
781. 

Para  renale  Cysten  820. 

Par Onychia,  Operation  985. 

Parotitis,  nach  Operationen 
am  weiblichen  Genitale  354, 
355. 

—  otogene  356. 

—  Sympathische  bei  einge- 
klemmter Nabelhernie  354. 

—  nach  Wurmfortsatzoperation 
604. 

Parotis,  cystische  Erkran- 
kungen 857. 

—  Endotheliom  357. 

—  Epithelialkrebs   358,    359. 

—  Tuberkulose  355,  356. 
— neonlasien  356,  357. 

P  a  t  e  1 1  a ,  habituelle  Luxation 
1022. 

Pectoralisdefekt,  kon- 
genitaler 461. 

u.  Haarentwickelung  in 

der  Axilla  461. 

Pellagra  111,  112. 

—  Blutuntersucbung  112. 

—  Serumbehandlung  111. 

—  SUtistik  112. 
Pelveoperitonitis   und 

Appendicitis  593. 
Penis,  Impotenz  durch  An- 
schwellung    der     dorsalen 
Venen  892. 

—  pigmentiertes  Sarkom  890. 

—  maligne  Tumoren  878. 
—Verletzung  mit  Hautgangrän 

878. 
Perforation    des    Darmes 

555. 
Peribulbäres Karzinom  304. 

—  Epitheliom  306. 
Pericarditis    exsudativa 

1080. 

—  suppurativa  1080. 
Periepiglottische  Phleg- 
mone 360. 

Periherniöse     Phlegmone 

709,  710. 
Perikardotomie  1080. 
Perimyositis  998. 
Perinephritis  712. 
Periostitis  albuminosa  1006. 

—  mastoidea  syphilitica  261. 
Perisinuöser  Abszess  285. 
Peritheliome  der  Haut  186. 
Peritoneum,  Chirurgie 497. 

—  parietale  Substanzverluste 
501,  502. 

Peritonisatlon  501. 
Peritonitis,  akute  515. 

—  chronische  525. 

—  di£fuse  Behandlung  519. 

—  diffus -eitrige  seltene  Ein- 
gangswege für  519. 


1196 


Jahresbericht  fQr  Chirurgie.    III.  Teil. 


Säureverletzungen    deB 

Magens  542. 
Schädel,  Erkrankangen  des 

knöchernen  259. 

—  Erkrankangen   der  Weich 
teile  259. 

—  Psychische  Störungen  bei 
Verletzungen  264,  265. 

—  Röntgenbehandlung  bei  Sar- 
kom 260. 

—  Schnssverletzangen  262, 
267,  268. 

>-  Tamoren  des  knöchernen 
259. 

—  Tumoren  d.  Weichteile  259 

—  Verletzungen  262,  264. 
— basisfraktur  264. 

—  —    AccessoriusUbmung 
nach  265. 

Albuminurie  nach  265. 

Glykosurie  nach  265. 

—  —  Ketinalhämorrhagieen 
bei  265. 

Symptomenkomplex  bei 

267. 

Venesektion  bei  267. 

Zylindrurie  nach  265. 

— dach,  Echinococcus  261. 
—defekte  258,  259. 
Ersatz  258. 

—  di£formität,  kongenitale  260. 
— fraktnr,  intrauterine  267. 

— knochen,  Epidermoide  261, 
286. 

—  —    Regeneration    nach 
Transplantation  266. 

—  -  Tuberkulose  261. 
— plastik  266. 

— resektion,  Schicksal  der  wie- 
der eingepflanzten  Knochen- 
scheibe 257,  258. 

—Schüsse  269. 

penetrierende  Geschoss- 
extraktion 267,  268. 

Headsche  Zonen  bei  268. 

Scharlach,  traumatischer, 
nach  Appendicektomie  606. 

Scheitelbeinfraktur  267. 

Scheitelgegend,  Osteosar- 
kom der  260,  261. 

Schenkelbruch,  Pseudo- 
divertikel in  einem  715. 

Schilddrüse,  Adenocarci- 
nom  406,  407. 

—  Chirurg.  Krankheiten  402  ff. 

—  kongenitales  Cystadenom 
406. 

—  Cystadenoma  papilliforme 
406. 

—  Fibrom  406. 

—  Osteochondrosarkom  407. 

—  Tuberkulose  404. 
Schläfe,  Epitheliom  332. 
Czerny  -  Trunececksche 

Methode  332. 

Schläfen  ab  sze  SS  330. 
Schleichsche  Lösung  mit 
Adrenalin  26. 


Schleicbsches  Narkosen- 
gemisch 20. 
Schleimbeutelcysten  996.1 

—  Erkrankungen  der  223.       I 

—  der  Kniekehle,  freie  Knor- 
pelstücke 1021. 

—  Neubildungen  ans  223. 

—  über  den  Tro  eh  anter,  Eite- 
rung 995. 

—  über  den  Tuber  ischii,  Ent- 
zündung und  Fibrombildung 
995. 

Schlüsselbein,  angeborene 
Defekte  899. 

Schwellende  Finger  914. 

Schnürfurchen,  gangrä- 
nöse Übernähung  von  513. 

Schnürleber  743  ff. 

Schrotschussverlet- 
zungen 1131^. 

Schulterblatt,  Oochstand, 
Ätiologie  899,  900. 

Therapie  900. 

—  Resektionen  918,  919. 
funktionelles    Resultat 

918,  919. 

Schulterluxation,  kon- 
genitale 900,  901. 

Schussverletzung  von 
Arterien  1130. 

—  der  Gefässe  1133,  1134. 
Schusswunden,    penetrie- 
rende, Laparotomie  bei  514. 

Sclerosis  emphysematosa 

979. 
Sehnen  defektverschluss  152. 

—  Erkrankung  der  141  f. 
.  —  künstliche  151,  152. 

—  luxation  995. 

Reposition  durch  Sehnen- 

I      bindung  147. 

traumatische,    unkom- 

{      pli  zierte  150. 

-naht  149. 
I  —  Perlmutterglanz  der  144. 

-plastik  143,  147,  153. 

—  —  Heilungsvorgänge  nach 
:      149,  150. 

\  —   —    bei    Lähmungen    und 
I      Kontrakturen  1140,  1141. 
I bei  Paralyse  950. 

— runturen  149,  995. 

— scneiden,    Erkrankung   der 
I      141  f. 

— scheidenhygrom,    operative 
;      Resultate  913,  914. 
,  — scbeidentuberkulose  145. 

—  Seidenfäden  bei  Naht  144. 
— transplantation  144, 146, 149. 

I bei  Arthritis  979. 

I bei  Kinderlähmung  979. 

I  —Überpflanzung  152. 
I  —Verkürzung  152. 
—Verlängerung  152. 

-vernähung,  periostale  153. 

-Verpflanzung     nach    Little- 

scher  Krankheit  150. 

-Zellen  144. 


Seidennaht,  fortlaufende, 
zur  Vereinigung  von  Barm- 
enden 544. 

Semilunarknorpel  965. 

Sensibilit  fit  sst  drangen 
bei  Appendicitis  597. 

Sepsis  bei  Appendicitis  586. 

—  und  akuter  Rheumatismus 
44,  45. 

Septikämie,   bukkale  347. 

348. 
Septische  Erkrankungen 

Behandlung    mit    KoUarro! 

54-56. 
Serodiagnostik  lldf^. 
Sero-Serosanaht   bei  Ec- 

teroanaatomose  633. 
Serum    Trumeczek   bei 

Neurasthenie,  Pellagra,  Ab- 

ämie  111. 
Sesambeine,  abnorme  1114. 
Sexualorgane,    mfinnUdbe 

876-897. 
abnorme   Entwickelong 

877. 
S  h  o  c  k ,     Temperatar     beion 

1157. 

—  und  Shocktod  512. 
Sialolithiasis  851,  352. 
Siebbein,  Schleimcyste  des 

326. 

^Zellen,  Mukooele  der  2^ 
326. 

Silber  dr  ahtn  et  ze  b.  Baoch- 
muskulaturdefekten  509. 

Sinus  cavernosus,  Thrombo- 
phlebitis pnrulent«  271. 

—  lateralis,  Thrombophlebitiä 
284. 

—  longitudinalis,  Schuasver- 
letzung  268.  269. 

—  sigmoideus  282. 

—  Phlebitis  285. 

— thrombose  281,  284. 

— thrombosen,    otitische    31^, 

319. 

septische  319. 

— verbinaungen,   Varianten  d. 

occipitalen  282. 
Sinusitis  frontalis  298. 
Skapula,  hydatische  Cvatea 

1138,  1139. 

—  Osteomyelitis  1139. 
Skirrhus  mammae  241. 
Skleralruptur  294. 
Sklerodermie  132,  1001. 
Skoliose  1089-1055. 

—  Ätiologie  1041,  1043,  1049. 

—  anatomischer  Befund  1012, 
1043. 

—  Behandlung  1044,  104S, 
1050—1055. 

—  Behandlung  mit  Korsett 
1051,  1052. 

—  bei  Coxitis  1047. 

—  durch  Halsrippen  1046. 

—  kongeniUle  1045,  1046. 
-  Mechanismus   der   10^ 

1043,  1044. 


Sach- Register. 


1197 


Skoliose,  operative  Behand- 
lung 1053—1055. 

—  Prophylaye  1045. 

~  Redressement  1050,  1051, 
1052,   1053. 

—  Rackenmaskeln  1041. 

—  als  Schalkrankheit  1043, 
1044. 

—  bei  Tieren  1041. 

—  durch  Wanderniere  1047. 

—  Zusammenhang  mit  adenoi- 
den Wucherungen  im  Nasen- 
Hacbenraum  1043. 

Skoliosis  hysterica  1048, 
1049. 

—  ischiadica  1046. 
Skopolamin-  Morphinmnar- 

kose  s.  Morphium  21,  23. 
Somn  oformnarkose  19. 
Spannung     überpflan  zter 

Muskeln  153. 
Spätapoplexie,    posttrau- 

matische  266. 
Speichel  drüse,    Erkran  kun- 

gen  352  ff. 

—  —  zur  symmetrischen  Er- 
krankung 353,  354. 

Cyste  358. 

tumorenjHistogenetisches 

357,  358. 
— stein  im  ductus  Warthonia- 

nus  354. 
Spina  bifida  1059,  1065. 

—  ventosa,  Müllersche  Ope- 
ration 918. 

Spindelzellensarkom  249. 

Spin  ofaciale,  Anastomosen 
337,  338. 

Spiralbrache  188. 

Splanchino]^ tose  540. 

Splenektomie  s.  Milzex- 
stirp.  1093. 

Spondylitis  bei  Infektions- 
krankheiten 1033,  1034. 

—  traumatica  1030. 

--  tuberculosa  1034-1039. 

Behandlung  1038. 

Kasuistik  1035-1038. 

Spongiosabau  der  oberen 

Extremit.  916,  917. 
Staitinoderma  132. 
Staphylokokkeninfektion, 

Verhalten  d.  Knochenmarks 

37. 
Staphylococcus  aureus  als 

Erreger   der   Botryomykose 

107. 
Staphylomykose  1142. 
Steine    im    Wurmfortsatz 

594. 
— niere  799. 

Stenosen  des  Darmes  559. 
Sterkoraltyphlitis  595. 
Sterilisation    der    Ffiden 

50-52. 

—  des  Verbandsmaterials,  der 
Instrumente  und  Schwämme 
52. 


Stichverletzung  des  Ma- 
gens, der  Gallenblase  und 
des  Duodenum  656. 

Stimmband,  Karzinom  450, 
451. 

Stirnhohle,  Erkrankungen 
269. 

—  Fremdkörper  in  d.  1139. 
— empyem  269,  328. 

— wand ,  kosmetische  Resul- 
tate nach  Resektion  269. 

Prothese  334. 

Strangulation  des  Darmes 
615. 

— ileus,  zweisitzige  616. 

Streptococcus-Prodigio- 
snssterilisation  238. 

Streptokokken,  Gifte  der 
37. 

Strictura  intestinalis  syphi- 
litica 690,  691. 

Strikturen  des  Darmes 555. 

Struma  404,  405,  406. 

—  accessoria  1141. 

—  kongenitale  406. 

—  endothorakischer   Riesen- 
kropf 461,  462. 

—  intrabracheale  449. 

S trumektomie,  Kokainan- 
ästhesie  408. 

—  Vago-pneumonitis  nach  405. 
Subkutin  Ritserts  30. 
Subluxation    des  Handge- 
lenkes 192. 

Submaxillar drase,  Lymph- 
knoten 854. 

entzQnd liehe   Tumoren 

374,  375. 

— gegend,  Chondrom  der  357. 

Subphrenischer  Abszess 
605,  749,  750,  751. 

S  übst  an  z  Verlust  deckun- 
g  e  n  bei  Magendarmwunden 
653. 

Sudecksche  Atrophie  186. 

Symblepharon  309. 

Sympathicusresektion 
173. 

Symphysis  sacroiliaca,  Re- 
sektion 1004. 

Tuberkulose  d.  1035. 

Symptomentstehung  bei 
Darmerkrankungen  569. 

Syndaktylie,  Operations- 
verfahren von  Katzenstein 
902,  903. 

Synovialmetastasen, 
blenorrhoische. 

Syphilis  101—104. 

—  im  Altertum  130. 

—  des  Darmes  557. 

—  Exzision  des  Primäraffektes 
130. 

—  experimentelle  an  Anthro- 
poiden 103. 

—  Frühstadium  103. 

—  GelenkaiFektionen  103. 

—  hereditaria  1009. 
tarda  103. 


Syphilis,  Infektion  102. 

—  tertiäre  102,  103. 

—  Vererbung  101,  102. 
Syringomyelie,  Gelenker- 
krank, bei  219. 

—  Kasuistik  1048. 

—  und  Myositis  ossificans  148. 


Tabaksbeutelnaht   bei 

Darmlumenverschluss    540. 
Tabes  1033. 

Talma  sehe    Operation    529. 
Tarsektomie  1011. 
Technik  bei  Operation  von 

Tumoren  251. 
Temperaturmaximum  bei 

Apnendicitis  606. 
Tenaovaginitis  crepitans 

998. 
Tenodese  146. 

—  eine  Form  partieller  Arthro- 
dese 151. 

Tetanus  59  ff. 

—  Antitoxinbehandlnng  66. 

—  nach  Gelatineinjektionen  63. 

—  Injektion  von  Uimemulsion 
68. 

Karbolsäure  68. 

—  Kasuistik  66,  67. 

—  kryptogenetischer  62,   63. 

—  Pattiogenese  59,  60. 

—  Therapie  63—68. 

—  Wirkung  des  Tetanusgiftes 
60-62. 

— antitoxin,  Wirkung  auf  in- 
fizierte Wunden  62. 
Thorakoplastik  461. 

—  nach  Schede  481. 
-tomie  1079,  1080. 
Thorax,     chirurgische    Er- 
krankungen 460  ff. 

—  Per f oratio  duplex  465. 

—  Resektion  464,  465. 

—  Stich-  u.  Schussverletzungen 
466,  467,  477.  478. 

—  Verletzungen  460  ff. 

— deform itfiten  im  Zusammen- 
hang zu  Skoliose  und  ade- 
noiden Vegetationen  462. 

Th  r  ä  n  e  n  drQse,  Angiosarkom 
307. 

— sackfistel  306. 

— sackgegeod,  Karzinom  der 
306. 

Thrombose  nach  Appendi- 
citisoperation  581,  5o2. 

—  der  Mesenterialarterien  534. 
Thymus  409,  410. 

—  Ausschaltung  409. 

—  Status  thymicus  410. 

—  Stridor  congenit.  410. 
Thyreoidea  404 ff. 

—  Tierversuche  an  404. 
Thyreoidektomie  405. 

—  Frakturheilung  bei  186. 


1198 


Jahresbericht  ffir  Chirurgie.    III.  Teil 


ThyreoidismuB   nach 

Thyreoidektomie  408. 
Thyreoiditis  acuta  404. 

—  bei  Typhus  404. 

T  i  b  i  a ,  Absprengungsfraktur 
des  Tibiarandes. 

—  Behandlung  der  Knochen- 
höhlen  1007,  1008. 

—  Längsfissur  d.  oberen  Tibia- 
endes  967. 

—  Pseudartbrose  1008,   1009. 

—  Sarkom,  Auskratzung  1008. 

—  Splitterfraktur  967. 
—Verletzung  967. 
Tonsille,  Abszesse  876. 

—  Fibrolipom  378. 

—  Enochenbildung  in  d.  378. 

—  Knorpel  bildung  378. 

—  Tonsilla  pendula  377,  378. 
Tonsillotom  875. 
Tonsillotomie  376,  377. 
Tophi  arthritici  218. 

Tor ti colli 8  177,  417,  418. 

—  congenita  417. 

—  mentalis  417. 

—  spasticus  417,  418. 
Totalexstirpation  des 

Magens  bei  Hunden  655. 
Toxämie  und  Pyämie  44. 
Trachea,  multiple  Ekchon- 

drosen  455. 

—  Resektion  455,  456. 

T  r  a  c  h  e  a  1  defekt,  Mangoldt- 
sches  Verfahren  455. 

— doppelkanOle  v.  Tavel  455. 

Tracheotomie,  Arrosions- 
blutung  durch  Eanalendecu- 
bitus  459. 

—  Decaoulement  1159. 

—  Decanulementsschwierig- 
keiten  459. 

—  SpätstOrungen    nach    456. 

—  tödliche  Blutung  nach  459. 
Transfusion  mit  Salzwasser 

und  Zuckerlösung  157. 
Transplantation  118-120. 

—  eingetrockneter  Epidermis- 
läppchen  118. 

—  Krausesche  Lappenplastik 
118,  119. 

—  nach  Thiersch  119,  120. 

am  Schädel  264. 

Transport  von  Appendicitis- 

kranken  580. 
Tr  an  ssudations  vor  gange 

am  Bauchfell  498.    • 
Trepanation,      Todesfälle 

nach  259. 
Tri  ge  minus  äste,  Neurezai- 

rese  der  179. 
— neuralgie  271,  341. 
— resektion  173. 

am  II.  Ast  341,  342. 

am  III.  Ast  271,  272, 

342. 
Guttaperchaeinlage  bei 

340. 
Tropakokain  25,   28,   31, 

32. 


Tubentuberkulose  und 
tuberkulöse  Peritonitis  525. 

Tuberculum  maxillare  des 
Keilbeines  178. 

Tuberkelbazillen,  Nach- 
weis im  Harn  89. 

in  pathol.  Ergüssen  89. 

durch  Tierversuche  und 

Inoskopie  89,  90. 

—  Virulenz  bei  Menschen  und 
Rindern  80. 

—  Wirkung  abgetöteter  nnd 
ihrer  Toxine  96,  97. 

Tuberkulin  96. 
Tuberkulose  70-101. 

—  Ätiologie  74,  76.  87. 

—  die  besondere  Disposition 
74.  75,  86.  87. 

—  des  Darmes  557. 

—  Stenosen  bei  558. 

—  Eigenartige  Formen  93,  94. 
^  Einteilung  d.  93. 

—  experimentelle  76,  86. 

—  dos  Fusses  beim  Kind  1010. 

—  Fütterungstnberkulose  an 
Affen  80. 

—  der  Gaumen  und  Rachen- 
tonsillen  88. 

—  der  Gefässe  in  bezug  zur 
Miliartuberkulose  88. 

~  Häufigkeit  74. 

—  Hodentuberkulose  90. 

—  der  Hühner  77. 

—  Immunisierung  94—96. 
von  Rindern  77. 

—  Impftuberkulose  72,  73,  85. 

—  Infektion  vom  Darm  aus 
83,  84,  85,  557. 

—  Inhalationstuberkulose  73. 

—  Kasuistik  zur  Frage  der 
Übertragbarkeit  der  Rinder- 
tuberkulose auf  d.  Menschen 
79,  85. 

—  Leichentuberkulose  72,  73. 

—  der  Leistendrüsen  996. 

— -  Menschen-  und  Rindertuber^ 
kulose  73,  74,  76-80. 

—  Menschen-  und  Schweine- 
tuberkulose 83« 

—  Nachweis  latenter  90. 

—  der  Nates  nach  Tuberkulin- 
injektion  997. 

—  der  Placenta  88. 

—  primäre  der  quergestreiften 
Muskeln  153. 

—  Prophylaxe  82. 

—  Therapie  96—101. 

Chirurg.  Behandlung  98. 

Elektrisches  Licht  100. 

Jodoforminjektion  99. 

Jodolinjektion  99,   lüO. 

Kalomel  bei  Frühtuber- 
kulose 100,  101. 

klimatische  98.  99. 

Prinzip  der  Dauerheilung 

100. 

Tuberkulioinjektion  96. 

—  Traumatische  Lokaltuber- 
kulose 87. 


Tuberkulose,  Übertmgbar- 
keit  durch  Eahmilch  79,  ^. 

— Sperma  86. 

auf  verschiedeoe  Tier- 
arten 81—83. 

—  verrucosa  cotia  85.  86. 

—  Versuche  an  Bindern  raü 
T.  B.  verschiedener  Herkunft 
78.  79. 

—  bei  Zigarrenarbett^m. 
Tumoren    der   Knochen 

197,  209. 

Diagnose  darch  BSot- 

genbild  209. 

—  maligne  Genese    der  290. 

—  des  Muse,  psoas  and  Muse: 
iliacns  997. 

—  rapides  Wachsen  531. 

—  retroperitoneale  536. 

—  tuberkulöse  des  Blinddarmes 
588. 

Typhlitis,  akute  556. 

—  primäre  akute  595. 

—  reine  566,  584. 

—  stercoralis  579. 
Typhusgeschwür,     Chirorg. 

Behandlung  bei  Perforatioo 
563,  554. 

—  periostitischer  Abszess  bei 
203. 


ülera  varicoaa  991. 
Ulcus  cruris  984»  1000,  lÜOL 
Karzinom  nach  2d3. 

—  duodeni  667,  668. 

—  pepticum  677,  678. 

—  rodens  236,  237.  238,  m 
240,  241,  242,  246. 

Behandlung   mit  Köat- 

genstrahlen  127,  139. 

—  typhosum,    Operation  564. 

—  ventriculi  665—677. 
Blutungen  608. 

—  —  operative  Behandlosg 
665-676. 

Operation  bei  Blntoneai 

667,  668. 

operat  Behdlg.,  Durch- 
schneiden des  8.  Interkostal- 
nerven  677. 

Perforation,  Kasoi&iik  a. 

operative  Behandlung  der- 
selben 668,  669—677. 

Perigastritis  bei  666. 

träum aticus  655. 

Umbilikalhernien  726  iL 

Umbilikalvene,  Phlebitis 
und  Thrombophlebitis  ö& 
Pfortader  511. 

Unterbindung  der  Ycbj 
Cava  inf.  168. 

—  der  Venen  168. 
Unterkiefer,  Aktisomyko» 

384. 
_  —  centrale  385. 

—  Epitheliom  394,  395. 


Sach-Register. 


1199 


ünterkieferankylose  386 
bis  389. 

-fraktur  383. 

—köpf,  nekrotischer  in  der 
Paukenhöhle  386. 

-laxation  384. 

— Prothesen  398,  399. 

— resektion  397—399. 

— tumoren  396,  397. 

Unterleibsbrüche,  Begut- 
achtung 716. 

—  zur  Kasuistik  715. 
Unternierenzitter- 

drflckung  540. 
Unterschenkel,  Frakturen, 
Dislocatio    ad    peripheriam 
967. 

—  osteoplast.  Amputation  981. 

—  Pottsche  Fraktur  968. 

—  Schussverletzung  1000. 

—  Spiralbrücke  967,  968. 

—  supramalleolare  Frakturen 
969. 

—  Tumoren  1008. 
Urachusfistel  863. 

—  tuberkulöse  511. 
Urämie  800,  801,  802. 
Ureter,  multiple  Papillome 

841. 

—  Parafünabgüsse  841. 

—  Verdoppelung  859,  863. 
Ureteratresie  842. 
—Cysten  839. 

— cystoskop  808,  809. 

— divertikel  839. 

— Implantation   in   der  Blase 

aS9,  840,  841,  842. 
in  den  Darm  839,  840, 

841. 
— Prolaps  840. 
— prothese  840,  842. 
—resektion  839,  840. 
—verlauf  842. 
Ureterenanomalie  842. 
— kathetei-iamus  804,  805,  807, 

808. 
mit  Radiographie  in  der 

Diagnostik  847. 
— plastik  839,  841. 
— riss  840. 
—stein  797,  839. 
Urethra  1081—1091. 

—  Defekte,  Implantation  1088. 
Mobilisierung  1088. 

—  Fremdkörper  1091. 

—  Injektionen  in  die  1084. 

—  Resektion  bei  Striktur  890. 

—  Rupturen  1083,  1084. 

—  Streptokokken  in  der  1084. 

—  ätrikturen ,    Behandlung 
1055,  1086-1089. 

—  -  kongenitale  1085— 1089. 

—  Tuberkulose  1085-1090. 

—  Tumoren  1090,  1091. 
Urethrocystotomie    852, 

853. 
Urethrotomia    vaginalis 
1089,  1090. 


Urethrotomia  ext.,  Auf- 
finden des  genitalen  Harn- 
röhrenendes 1088,  1089. 

—  int.  1088. 

Urin,  Rückströmen  des  852. 

—  Separieren  808,  809,  810. 
— abszesse  1084. 
—Infiltration  1084. 
-Separator  805,  855. 
Uroeenitalsystero,    Ano- 
malien 1158. 

—tuberkulöse  877,  893. 

Behandlung  893. 

experimentelle  893. 

Oronepnrose  790. 
Uterus  fibroide    und    Earzi- 

nome  252. 
— fibrome   und   Ovarialcysten 

251. 


V. 

Vagusreizung  175. 
Varicen  169,  896. 

—  Durchschneidung  des  Sa- 
phenastammes  169. 

—  Totalexstirpation  des  Sa- 
phenastammes  169. 

—  Operation  989-991. 
Varicocele  896,  897. 

—  Ätiologie  897. 

—  Therapie  892. 
Varix  am  Unterarm  906. 
Vena  angularis,  Unterbindung 

bei  Phlebitis  329. 

—  azygos,  Venengeräusche  an 
der  487,  488. 

—  femoralis,  Naht  987. 

Unterbindung  987,  988. 

Venen  169. 

—  entzündung  170. 
Effleurage  bei  170. 

—  sackförmige  Dilatation  170. 
Verbände,  Alkohol  58. 

—  austrocknende  58. 

—  trockene  und  feuchte  57. 
Verbrennungen  114. 

—  Behandlung  114. 
Vergiftungen,   Immunität 

gegen  Schlangengift  69. 

—  der  Brust-  und  Bauchhöhle 
514. 

Verödung  eines  Arterienge- 
bietes durch  Injektion  von 
kochendem  Wasser  167. 

Versteifungen  d.  Schulter- 
gelenks 193. 

Vesicopexie  889. 

Volvulus  616. 

—  des  Cökum  621. 

—  des  Dünndarms,  Entstehung 
617. 

—  der  Flexura  sigmoidea  636. 
und  Mesenterialschrump- 

fong  619. 

—  des  Kolon  pelvinum  621. 

—  im  Säuglingsalt^r  621. 

—  des  S  romanum  548. 


W. 

Wadenmuskel,  Anomalie 
976. 

Wanderleber  743 ff. 

— milz,  operative  Behandlung 
1064,  1059. 

— niere  783  ff. 

und  zyklische  Albumin- 
urie 788. 

Behandlung  788. 

Diagnose  784. 

hvdronephrotische  789. 

Massage  786. 

Operatives  785,  786. 

und  Diabetes  784. 

und  Skoliose  783. 

Wangen  atrophie,  Paraffin- 
injektion bei  335. 

— lymphdrüsen  331. 

—plastik  333. 

— schleimhautplastik  334,  335. 

Warzenfortsatz,    Karzi- 
nom des  315. 

—  Dermoidcyste  des  317. 

—  Verschluss  des  operierten 
317. 

Wirbelsäule  1025  ff. 

—  Ankylose  1032. 

—  Arthritis     ankylopoetica 
1026,  1027. 

—  chronische  ankylosierende 
Entzündung  1032,  1033. 

—  Zyste  1058,  1059. 

—  Erkrankungen,  Anwendung 
der*  Röntgenstrahlen  1115, 
1118. 

—  Exostose  1056. 

—  Osteoarthropathie  bei  Tabes 
1033. 

—  Osteomyelitis  acuta  1029, 
1030. 

—  Kasuistik  1029,  1030. 

—  sakrale  Teratome  1063,1064. 

—  Sarkom  1039. 

—  Schu  88  Verletzung  1026. 

—  traumatische  Anl^l  osel031 . 

—  Tumoren  1056,  1057. 

—  Verkrümmungen  1043. 

hysterische  1048. 

Lage  der   Speiseröhren 

1048. 
bei  Syringomyelie  1047, 

1048. 
—Verletzungen,  Indikation  zur 

Operation  102S. 
Wolf fs eher    Körper,    Rest 

des  —  als  polyzystische  Ge- 
schwulst 817. 
Wundbehandlung  46-50. 

aseptische  46—48. 

Geschichtliches   46, 

47. 
Bedingungen  der  Asep- 

tik  47. 

—  —  granulierende  Wunden 
47,  48. 

offene  120. 


1200 


Jahresbericht  för  Chirurgie.    III.  Teil. 


Wundheilang,  Störungen  der 
35 --45. 

— Infektion  durch  Geschosse 
1183. 

Wurmfortsatz,  Inkarzera- 
tion des  613. 

—  Obliteration  576. 

—  Pathologie  576. 

— gangrän,  Symptome  60>. 
—nabeifistel  511. 
Wut  68,  69. 

—  Ätiologie  69. 


Y. 

Yohimbin  31. 


Zähne,    Abschleif ung    bei 
chron.  Magengeschwür  401. 

—  Erkrankungen  882  £f. 

—  Extraktion  401. 

—  als  Ursache  von  Eiterungen 
400,  401. 

~  Lokalanästhesie  399,  400. 
Zahn  Cysten  390.  391. 
—fleisch,    Plattenepithelkrebs 

des  348,  349. 
Zehen,  Hypertrophie  lOOl. 
Zunge,  Adenom  366. 

—  Aktinomykose  863. 

—  halbseitige  Atronhie  360. 

—  Karzinom  367,  368,  369. 
Schwierigkeit  der  Dia- 
gnose 370,  371. 


Zunge,  EpitheUom  367.  368. 

—  firkrankangen  359  fi. 

—  Exstirpation  370,  37L 

—  Leukoplakie  362,  363. 

—  Lipom  458. 

—  Lues  103. 

—  mit    Pnlverbliser    km- 
nierter  Spatel  360. 

—  Sarkom  866,  367. 

—  Tuberkulose  363.  364. 

—  Verlaufsanomalie  der  Ali 
lingualis  360. 

ZwerchfellhGhe  499. 
— Verletzungen ,      Operätiaa 

515. 
Zylinderkrebs  des  Du« 

252. 


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